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Friedrich Rückert's

Poetiſche Werke

Siebenter Band.

Frankfurt a. M.

IJ. D. Sauerlander's Berlag IR. Sauerlander.)

1868,

ZI, 6, 39

Inhalt.

Erſte Abtheilung. Lyriſche Gedichte.

Schstes Bud:

„Pantheon“.

Erfies Brudkül. Aritik.

Seite Eatiäuidigung . 3 Us zoiere Erradıe 2. 4 Un die Dichter. 1—25 . 5 Zu Lelteren an die Jüngeren 12

. 3 em Yiebefänger. . 13 Die Sermittler . . 13 Die Muie an einen Titten 14 Beſcheid . . 14 Raturporiie_ . . 15 Leit in Zonen Hinzugleiten 15 Bogel fang u. Menſchengeſang 15

anzung und Uebervölte⸗ rung I—2. .

Kr:trif dar der "Bartburg . Zie Sprade und ihre Kehren Selehriamleit . .

Ur-@tomolosie . . Urtentonen.Uri prache Sanstrit⸗Emmologieen

Indiſcher u. griechiſcher Diyrbos Tie Götter Griechenland . Ter tritiihe Dreifuß . Spradiorihung . Die hebräifhen Accenie Rem und Entfaltung oberläde und Ziefe . ——ſ Urlicht in Reflexen Mevitge Bäder

ss 3 vr...

Seite Gefräßige Lin . . » . . . 90 Der erfte Stoß . . ». ... 989 Exegeſe. Pr) | Eiymolgie . . 2.2... 38 Die Beihihte . . .. 33 Des Schlechten Gutes .. 34 Witz und Gefühl . . ... 358 Der Iobjelige Kritiker 85 Nonum prematur in annum . 86 Dentiprüde 0.0.83 Tadel und Achtung .. 38 Zurfelenſtung ER vn. 8 Lob und Tadel . . . 39 Die Titel. 00000. 8 Zweideutiglt . . . 0... te Dupltte . . .. 40 Neuheit. Bariationen 1-3. 40 Die Gelehrten . . . . 4 Die chriſtliche Heritil . . 42 An einen Kunftjünger . 43 Die Ueberfegungen aus dem au deutihen . . 43° us au Klagen ec 4 as zugemadte Bu) . . .„ 4 ledermau . . 2... 4 De 45 An einen neberſe mängäen 45 Fo dt ri le .. 46 und ® . . 46 ſtoriſche Kritit . . oo. 46 bes ſtunſtwerks... 4

Inhalt.

Erſte Abteilung. Lyriſche Gedichte.

Sechstes Bud:

„Pantheon“.

Erfies Brudfiül. Aritik.

Seite

Gntihuldigung . 3 An unjere Sprache 4 An die Dichter. 1-25 5 Die Aelteren an die Jüngeren 12 Tidtertroft . 13 Dem Yiebefänger 13 Die Sermittler . 13 Tie Diuie an einen Dice 14 Beidheid . .. 14 Naturpoeiie . 15 Leit in Zönen hin zugleiten 15 —— ang u. Menſchengeſang 15

len und Meberoölte:

—]2,. . .. 16

Ph .. 17 Auf der Bartburg . 1R Tue Zprade und ihre Kehren 18 Selebriamleit . . 20 Ur&tymologie . . 20 Urteutonen-Uriprade . 20 Sanäfrıt« ‚Einmologien . . 22 Indiſcher v. ariedijcher Mythos 24 Tie Gotter Griechenlands . . 24 Ter kritiſche Treifuß . 26 Spradforigung . . 26 Tie bebräifchen, Accenie 27 kam und Entfaltung 27 Cberfläde und Tiefe . 2 Lie Biderr . . . 28 Bidiäreiber . . .. 29 Urlicht in Nefieren .. 29 Movie Bid . . . .

Gefräßige Leer . Der erfte Stoß . HR A mologie . . » Die Beidihte . - . Des Schichten Out . Wig und Gefühl . . Der lobjelige Kritiker . Nonum Baymatur Ir in annum . Dentiprüd . cr. Tadel und Achtung EN gütfeleiftung 0.0.

Bob und Tadel . 0. Die Titel . er 2. Smeideutigfeit rn. Hr Duplte 2 2 000 RNeuheit. Bariationen 1—3. Die Gelehrten . . . Die chriſtliche Kritit . An einen SKunftjünger . Die Anertehungen 4 auß dem “it deutihen .

weierlei lagen .

ad zugemachte Bub gie ledermau . x. 2...

An einen Ueberfwängfichen Nothwendi 8 zu lien . Test und Noten . .

iflorifhe Kritit . oo. bes Runfiweld . . .

IV +—

Seite

n die Phyſile47 om Büherlaufen . . . . 48 ritit und Politik .. 48 ur ein Fehler . 48 err Wachtel und Frau Bahtel 49 ivet extenso Proculejus aevo 49 Ötter, Heilige, Dichter ... 50

—B ... 8 ückkehr. 51

ansfritweife, Friamelformel . . 532 zendehals . . 52 tebie . . a \' ung bleiben wir . 58 in eritreit . . 58 ufn ame des vorhergeben- den Seite. -. -. 56 igurd unter den Bänien . 57 er Tichter der Ribelungen 58 n den Berfechter der inheit Homer's ... .. 58

Zweites Brudftüh. Selbſtſchau.

um Anfang . 2 02.0.08

ihterfelbfllob . - . » 2.76 ihrung 222. ie Nadıtigai ..... 78

ilder Eommerr . . .:...7% h der el. 80

1 die Mufen . . 2.2... 8 cderiellen - o 2 22020. 82 iel der Yieder . 2200. 2 eutiher Vlumengarten . . . 83 ntehr 22.2.8 a8 agiert oo... . 86 as fie mir nehmen wollen . 86 eine Stoffe . 86 innerung an Erlangen. 1-3 87 erneinung ren

eltpoeſie . . ER (7 | ie Schwanenlieder ‘7 | a8 Angemeflene . . ». + 95 izende Beilhränfunn . . . 95 er Spradgarten . . . . . 9 euer Muth . 8 roßes aus Kleinem . » - . 98 ie gejammelten Lieder . . . 99 Ibitadtung 22.9 ir ſelbſt zu Dant .. 100 eariien ju meinem von

C. Sarth geſtochenen Bilde.

1— . 100 st du endlich voch betohnet . WI

rerfennung . .. 108 n Liede wohnt ein Saft

ur Form geboren .

ie Siebe, die im Iren fiehi ‚rbft 1833 in Reuſeß . . 106 n Jugendtraum . . . . .

Seite

Galderon und feine Bearbeiter 59

Trinius . 5

Aeſchyloßs von veinrich Eh 60

Koßebue . . 61

Mattdiffon . . 62

Moore, Byron und 6 Sonforten 62

Körner, Schulze, Müller, bau 69

Ein Dort Neander's .

Berange ne. 68 n * 1-2 . 64 den Poefieen von Karl Barth 65

n den Gevatter Rupferficher "Barth . 66

An Cornelius . . 66

Schiller's Mufenalmanad 67

Lelfin . - 7

68

Goethe's (ef te8 Wort . 70

Goethe im Epimenides 71

Goethe und Zelter. 1—2 7

Geſund und Krank 106

Bis es klar iſt . 10%

Wie ie Tori ein Gein vum andern 0

. 107

Der ee enitte / .. 108

Der Seele Doppelleben 109

Die ausgehende Lyritßt.110

Der Schenlkwirth u. feine Bäjte 111

Beſitz des Dichters . . . . 112

Ausdrud der Empfindung 112

Ruhm und Shane . . 113

Die haußbadene Poeſie 113

Anordnung 114

Die Heinen Lieder . 114

Tie Stellung 115

Der alte Anfünger 116

Terjehlte Ziele . 116

Bedürfniß . . . . 117

Derbetene Ehre . . . 117

Gefahr des Kobes . . . . . 118

Nahempfindung bei trüberen

Gedichten >. 22.0. 118

An das euer 119

Der gute Freund 120

Unbefricdigung . . . 120

Tas Loos des Schönen 121

Die Poeſie beim Feſte 121

Tas Leben ein Gefang . 122

Die weggeräumten Lieder 122

Kine Anwandlung von Unmuth

und Kleinmuth .. 123

Memnon und Mamnıoın . . 124

Antwort auf eine Anfrage . . 124

Betedun . . . - . 125

Das GSelale . . . . 125

Unglüd des Verftandes . 125

vV

Seite Seite Un die fleinen Lieder..12328 u den Zeitgediten . . . 149 Altes ud Rue . . . . . 126 : Yu den vermiiähten Gedichten . 149

Stederichlen . -. ». .».....1% ee der gelammelten un die Ruin . . . . .„ „127 150 Tie Eltern . . 2020.18 u . Ronem and Suhrab. 14. 150

Birne und Hummel 20.20. 128 üdblit auf die beiten su: —— 2222.19 |; gendlieder . . . . 152 Yertaun .....2.2.1%9 4 den öftlidden Rofen . 158 Ein Flegel . . 129 w u den zahmen Xenien . . . 158 Was der Didier braud: . . 130 | otto um Rachlaß. 1-3 . . 14 Tab Yet . . ..313 Mein . 2.2 ..198 Tie Keinigteiten . 131 Ich und Sie Belt... . 155 Sa einem unterdrüdten Gediat. | Daſſelbe in anderer Urt. . 155 ... . 132 | Abfindung . 156 De Zagvogel 132 | Der Junge und der Alte . 186 Tes Titers Freude ain m Gedicht 132 jur Arbeit gebungen . . 156 Behranjung . . 133 | &ine befcheidene Tyrage 156 Tantbuarteit 20.0.1388 ı Spradartiges. 1—7 157 —— Rränze 2.39% i Gebredlichleiten . . 158 ...... 134 en . 158 —— een . 135 ! . 158 -....18 | a. Aufgabe . . 158 en u ingeiuchten "gieder . . 136 So kommt's . . .. 1359 Te» Sind des Tihters . 136Ungeſtörier Sang. . 159 Aregun . 2. .0.0.0.36 , Mußt du denn immer Vihten . 159 &rsinhung -. - -. .......9337 Reultate . . .. . 159 Te Alangaeifter . 137 Das gefungene dd. . 180 Su Ueberjegung der. Hamaia- Rachmann und Vormann 160 134 ı Ein Adler . . 160 T: j Geißler der Vier 00.14. Yyriih und Epijch 161 An die hinefifhen Yıeder . . 147 ° Mein Kreis . 161 Jem Deriri. . . . .197 ı Der moride Baum 161 Ran Sonett . .:..18 Zeifer und lauter 161

Abichied des Eonette: .I-2 .138 Drittes Rruchſtüct. Kirchenjahr.

Der Baum des Lebens162 Für die ſieben Tage. 1-2 178 Ter Werth der Jahre 20.163 Nenjabhrelieder. I—2 . . 179 Reifegebtt . . . . . . 164 Zum heiligen Treitönigätage . 188 Sräme dich nidi . ... 164 Bejang der heiligen drei sönige 184 Bethlehem und Bolgatha . . 166 Balmfonntag. 1-2 . . 187 Belebrungzeiter . . . . . 168 | Gründonnerstag. 187 Terittirdgann - . . . . 169 | Am Gharfreitag . 188 alte Andadt . . -. ». ..17%0 | Oſtern. 1-2... . . 189 Liebesevangelium . . . . . 170 Die fieben Woden . . . - . 1% Somntagsfeir . . . . . . 171 | Die Himmelfahrtswode . . 190 Men Sottesbaus . . . . . 172° Am Qimmelfahriötage . . . 191 Die Heilmweae . » » . ...173 | Der Kadtigall Afingfigefann . 192 Ter Bsttesader . .. . 174 | Martini Kirhweihe . . 198 Tai Ruttergotiesbild . 174Adventlied . 194 Tas Hau: der Onade . . . 155 Barbarazweige. 3. . 195 in gemeiner Ebrin . . 176 Zhomastag . . » . 198 Wätbiel aber feine Bedenten. Weipnadhtslied . 199

1-4 0.0. ..1% Des fremden Sinden _ Beitiger Cogite intrare . 20.2.1417 hit . . . . 202 * fur 202 02.0. 178 | Sylvelternadt . 205

vi 5-

Biertes Aruchſtüs. Mikrokosmos.

Seite . 207 . 258 . 262 . 271 . 278 . 275 . 276 . 278

Bau der Welt . Ende der Welt . chiſche Zagetheiten fterbende Blume . lingshymne .. Scheidungßbrüde . . . tanischer tyus. I—c r und erde . . . . Paradies 222.20 leben een 20.2.3282 Traum . . eo. .288 erva und Bultan. 00. 284 gefallenen Enge 0.286 hnu auf der Wiange . 286 nadten Wellen . . . . 287 rÄantung 2 0 0.» 288 Licht 0. . 288 rt und Wein . . 291 ter Sonne » 2 2 202. 292 mutter . 295

Blume der Grgebung . . 295 te und Rofe . . . x 296 Ä Satuffe . . . 299 und Himmel. 1-8 301 ie Göttin Morgenrölbe . 303 Stromes Liebe . . 304 lingsfeier . . . 306 Berge . 00.2.8308 llte Sehnſucht ... 309 Schmetterlinge . . 310 en Sturm nd . 310 ie Sterne . . . 311 Mutter Yatur . . 312 vier Wünide . . 912 Regenbogen . 318 Fphemeren . 314 . . 314 Midn⸗ Zeit . 815 Ewige . . 316 de und Gigenes . 317 lcd Diufagetes . 317 erlieder. 1—4 . 0.818 e und lange Weile 0. 321 ahung . . 20.823 influg .. . 322 Undentbare .. . 323 bi des Dafeins . . 823 in allen Finſterniſ en... 324 lung . .. . 325 bigung Er >) een. 826

yenuk nn 388 Tekten Gericht . . 332 hen ... . 832 » auf Erden . . . 333 hrift . . . . . 838

Reminisceng, 1-2. ...

Welt- und Nehrgebäude . .

Der Condor . -. . ...

Lebensmelodie . . . »

Unbelümmet . .

Weltglan . - . . .

Lebensflught en.

Vorwärts . . . . .

Eile mit Weile .

Der Vollmond 0. ilu Denn olde Irrung ie Spiegel . .

Seiferiener ..

ahme im Flu

Eins und Alles . 8 errnipiel . er Eonnenblid

Improvifirt 2. Juni 1897 wiſchen Erd’ und „Himmel ie verſchönte .

Die Ihöne Aus

Welt: und Walgenränge

Mein Rei . 0.

Die vierte Bitte

geilsen Welt und Sinfamteit

zerißiebene Bahnen . .

Spiel

Die Jahzeijeilenvermifung

Wide derruf . ..

Die Sonne und Ich

So lam ih durch die Welt .

gen, du haſt's beicheert . . ut’ rief mich der Kukutk an .

Blumen auf's Grab . .

Schön iſt's zu ſchlafen

Sing’ ein ed .

Bin ich's werth, daß mich die Sonn' befyeine .

z ne ireeeaeeetttttcetereereet

Die Welt und mein Vant ...8359 Alles ſchwand ..360 Ewigkeit. . 860 Mabsieben und Sänfeblume . 8361 Sertdum . . . 361 Kein Leichenſtein . 362 Wann fol ich erben ? . 362 Was lieber . . 363 Nachtwächter und Todtengräber 363 Die dürren Aeſte . 363 Tie Witterung, und 3. . 364 —R .. . 364 zu . 365 I einer. 1-86 . 365 Tanne und Birte . 367 Wächterruf . 367 Der fterbende Vogel 368

Eeite Ungereihte Perlen . . 369 Umgang 222.378 Ter gute Rath . . . 374 Gute uud flehte yet. . 374 Bulk . 374 Mitte und Frudt . 375 * eines Lagen. 1 8375 gung . 877 Beriehlung . . 377 Sermüt . . 378 Serföhnung. 1—3 . 878 Etadien. 1—2 . 879 beit und Ruhe . 880 ter . . 880 Die Rartenhäufer . 380 Arihtes und 381 Drei Bearc und Einer . 381 mit ver Belt . 881 und Gar en unerfällte nid

Serfiumnit und Hebereitung .

Rik und Geiſft "Sebenztunti . .

Tes Meer der Hoffnung. Tie gewonnene Finfidt . Sebessiämud

Siymeryliche Erfahrungen. 1- 1—

Shen und Ieben nen

ewigen Kräfte

Zbar und Ruhe

Uxbetimmte Dnal

Umverdaute Biſſen

Des Uebelö Grund

Real und Ideal .

einfit und Empfindung —A— Pen Stum .

Tas —— Beltauffehung . Der geicenbe e dürftige Bär’ ih ih ein‘ Beide . Eeltt . . . Surüdgepogenbeit . Berlehr . . . * und Anfidt von der Atfeite Bergleid .

Lernändigung GeRörter Benu Seleyrung

Zagmert Die GErauten ver Leiblichteit

Kleinftes und Größtes Kezer Yebensplan .

. 399 . 40

—$ VI 3— Fünfles Brugkük. Bahme Jenien.

Selte

Theilnabme . . . . . 401 east 8... . 401 nmaßung und belbenheit 408 Rath und That bei . 402 Lebenswüre . . . . . . 40% Das Wehtbun . . 408 Die Tolen . . 408 Nupen der Scibfibefenntnife . 404 De amp Hi, en Urfod . . 404 e verwicke achen . . 405 An die Leibgeber . . . . 108

Delehru . .. { —A " ..

der That

Denen ur Dandeln . . Troſt für's Unterlaffee .

uhrmannsbraud . .

Rute . . . Kleine Stüdden . aobilfe ... Bedenken SFreigebigfeit

Die et und ihre Plagen Begränzung . . .

ür die Reugierigen ..

ennuß. 1—2 . Die Berdammenden. Das Fundament . . . Die Schranken des Geiſtes Das Feld des Inftinttee Der dumme Streid. 1 Sefäligleit . . Das emadhte Martyribum. . . . Das Drodende. 1—2 Berjpäteter Schlag . Lied der Radrüdenden Alt und jung. 1—2 . Entweder Diver . . .. Die Geftalten des > Gutes . Stillftand . . . Reine Freude

Die Wahl . Die Vorfiht . . Alt und neue Welt . . Anfangen und Aufgören Der Bronnen . . . Der Uebergang . . . Die Le des Glaubens Der Borhbang . . . Das Pradtgewand Das ſchlafende Leid

ythia

gen Verarmung Die HH deB Beifes .

Dan . . Bra nstekume een

4

vm

u 22.70 Pr 40 [En EEE Er Sri I Sul | 3 in I Velo. 3 Birtun, us

der Aberipräne 444 * * Bolte . u der Weit.

eb’ und Glaube . teit. u

Seite Nur das Meh IR dauerhaft . 451 Ja trage allein. 1-9. . 458 Bier mein Gebe 1-2 >. . 458 Sonnenaufgang > : - + + + 48 Wiererfein . . . >. . 488 Andere find jhon in der Rüge 458 Ganz verbumpft 484 Die Hoffnung blelbl . . . . 484 Meine Vegnadung. . >. . 44 Das bittere Mu Be} Unbegreiflih . 0: + - 465 Ergieb Dh: : re Nhte Yerren . . Re} Das wahre Mitgeitid 26 Side 4 Dein Gebet . 22 —— Die Aranteit IN verfdpoben . 457 Zeopdem . : 458 Stein und Wirftidteit 2458, Wie is weiter treibe . . . 458 Unnüpe Vergeltung... . 450 Güd und Gin . 8 Vierbiäitriges Aierblatl. 1-3 . 480 Shlaj und Id 2... 10 Jumelft das Mehte ‚400 Ihte Weltanfhauung * Sonne und Wienfdenauge . . 401 Schäfer, Wolf und Tamm . . 461 Ob man wünfhen fol 4 Was inan davon bat... . 488 Wind eingeum ..........:468 Beides zugleih > 2 Mole Reiner beißt den Andern . . F88 Schlimmer Zaufh . . 408 Undemubt. 0. 2.2.2020. 484 Dertig mit der Belt... 464 Delle jo. - 44 Weinmung und infet . . 48 Gin friefiiden Sprüdwor >. Mb Warten und immer warten. 405 Barum one A Ungejeid DIDI Winde Auderlht 2 2 2 2. 16 Raturlbiel 222010 Meine Otofien ee?" Zühe arbeit. 0.0.4 oft und Menid. 1-3 |. . 465 gergehicheit de Alters * 8 ericiedene Deutung” TR Weltaeheimni 8 Jagen und Si "7 Ehluhede Zvrudartigen. um... . 870 erpilen. Gelee Dunder 9

Wunea Qundert . 507

£yrifche Gedichte

in 6 Büdern.

Sedhstes Bud: „Bantheon“.

Erſter Theil.

1. Aritit. 2. Selbſtſchau. 3. Kirhenjahr. 4. Mikrokosmus. 5. Zahme Xenien.

Erstes Bruchstück,

Entihuldigung.

Der Frühling läßt den innern Trieb nur walten, Der gegenwärtig wirft an jedem Ort; Die Farben ſprießen hier zugleich und dort, Des Teppichs Glanz muß fi von felbft entfalten. Der Dichter aber kann ſo frei nicht ſchalten, Der Geift muß haften an dem einzlen Wort, Bon Glied zu Gliede bildend rüdt er fort,

Den Leib des Liedes Tämpfend zu geftalten. Drum wenn ein lebend Glanzbild, wie entiprungen Dem Frühling ift, errungen wird vom Dichter,

So ift ihm Höh’res als dem Lenz gelungen. Und wenn des Frühlings Rofen aufgehn Lichter, Als Lieder aus der Seele Dämmerungen, So fordern dieje nachſichtsvolle Richter.

4 H—

An unfere Sprache.

Reine Yungfrau, ewig ſchoͤne, Beift’ge Mutter deiner Söhne, Mächtige von Zauberbann Du, in der ich leb' und brenne, Meine Brüder kenn’ und nenne, Und dich jelber preilen kann!

Da ih aus dem Schlaf erwachte, Noch nicht wußte, daß ich dachte, Gabeſt du mich jelber mir, Ließeſt mich die Welt erbeuten, Lehrteſt mich die Räthjel deuten, Und mid jpielen jelbft mit dir.

Spenderin aus reihem Horne, Schöpferin aus vollem Borne, Wohnerin im Sternenzelt!

Ale Höhn Haft du erflügelt, Alle Tiefen du entfiegelt, Und durchwandelt alle Welt.

Dur der Eichenwälvder Bogen Biſt du braufend Hingezogen, Bis der letzte Wipfel barft; Durch der Fürftenjchlöffer Prangen Bit du Hingend bergegangen, Und noch bift du, die du mwarft.

Stürme, rauſche, liſpl' und fäufle! Zimmre, glätte, hau’ und meiſle, Schafe fort mit Schöpfergeift! Dir läht gern der Stoff ſich zwingen, Und dir muß der Bau gelingen, Den fein Zeitftrom niederreißt.

Mach uns ſtark an Geifteshänden, Daß wir fie zum rechten wenden, Einzugreifen in die Reihn.

Biel Gejellen find gejeßet, Keiner wird gering geſchätzet, Und wer kann, foll Meifter fein.

5 +

Un bie Dister. \

1

Deutihe Dichter, im Gemüthe Hegt ihr oft gar ſchöne Fülle, Leider, daß nur aus der Hülle Meift verfrüppelt kommt die Bluthe. Dann ſpricht wohl des Leſers Güte: Dieſes war doch gut gemeint, Wenn es auch nicht rund erfcheint. Laßt vom Beifall fauler Richter, Schaffende, euch nicht bethören, Fluth zu ſprühn aus wilden Röhren, Glühn zu laffen wirre Lichter. Maaß, und Maaß nur, macht den Dichter; Grundſtein zwar iſt der Gehalt, Doch der Schlußſtein die Geſtalt. Gebet ihr aus euren Schachten Edelfteine mir und Gold, Wenn ihr’8 roh mir geben wollt, Werd’ ich's nur als Stoff betrachten. Gebt's in Form, jo werd’ ich's achten; Denn das muß ich gelten laffen, Was ih nicht kann beſſer faflen.

2.

O erniedrigt euch nicht ſelbſt, Poeten, Daß ihr euch zu Xiebesflöten dämpft! Gott hat euch gemadt zu Schladttrometen; Blajt der Schlacht vor, die für's Licht fich kämpft! Beifter find auf Gaſſen los und Straßen, Geifter ſchwärmend in poet'ſchem Dunft. Keine Kunſt ift, Geiſter los zu laflen; Kunftgererht fie binden iſt die Kunſt.

6

Die Stein’ harmonisch bat bewegt Amphion, Richt deren Sinn verwirret, die da bauten; Belänftigt dat die Meerdelphin’ Arion, Richt ſtürmiſch aufgeregt mit feinen Lauten. Nur das it Himmelskunft, die mich verjöähnt, Die mir die Welt, mich vor mir jelbft, verſchönt. Was trübt, verwirrt, zerreißt, wie ſtark es tönt, HM Lügenkunft, die böfem Zauber fröhnt. Der Dichter ſei ein Bildner, kein Traumbilderer, Fein Sinnverwirrer, Bhantafieveriwilderer, Ein Zähmer des Affekis, Gefühles Milderer, Selbſt in fi Mar, und aller Klarheit Schilderer. Künd’ ihnen (fpradh der Herr zu Mobammeden), Was ich dir aufgetragen; Und wenn fie nit annehmen deine Reben, So laß dich's dann nicht nagen.

8.

Was kann fühlen ein Menfch, das nicht der Menfchheit gehörte? Und was denfen, dad nicht Taufende vor ihm gedadıt ?

Aber wenn unbefangen er's ausipricht, wie er es fühlet; Eigenthümli und neu wird es erfreuen die Welt.

4.

Beift genug und Gefühl in hundert einzelnen Liedern Streu’ ih, wie Duft im Wind, oder wie Perlen im Gras.

Hätt’ ich in einem Gebild es vereinigen können, ich wär’ ein Ganzer Dichter, ih bin jeßt ein zeriplitterter nur.

5.

Willſt du der Lieblingsdichter der Zeit fein, ſchreibe, daß jeder Zwiſchen Wachen und Traum leſen dich kann und verftehn.

Muthe nicht auch Anftrengung auf eitele Reime dem Volke zu, Dem Unftrengung genug koftet fein tägliches Brot.

6.

Emige ziehen hinaus, die Grenzen des Reichs zu erweitern; Andere bleiben daheim, drehn fi behaglich im Kreis. Jenen genüg' es am Ruhme, der Zukunft Saaten zu freuen; Tiefe behaupten das Feld, Lieblingspoeten des Tags.

7.

Jreilich. es holpert noch ſehr auf dem Damm neu werdender Straßen; Unfere Karren find ſchwer, und das Geknarr euch verhaßt.

Sartet doch nur! wir fahren's euch ab, und künftig in euern Leichten Berlinen gemach rollet ihr Hinter und ber.

8.

Gieb, o Dichter, uns in deinen Liedern Stüde deines Herzens, Laß fie doch nicht blutig fcheinen, Dämpfe fanft den Laut des Schmerzens! Soviel Frudt- und Dornenftüde Bringeft du uns ftet3 von vorne, Doch die Wurzel bleibt zurüde, Immer treibend Frücht' und Dorne. Wie, dem Geier unverzehrbar, Immer wuchs Titanen⸗Leber; Wie, Enherien unverheerbar, In Walhalla Odins Eber. Alle, die in ſtiller Feier Lauſchen dir, find ſeel'ge Götter, Und dein nimmer fatter Geier Sei der Krittler und der Spötter.

9.

Ihr Hagt, die ihr euch Dichter nennt, Daß euch die Welt nicht anerlennt, Und wollet doch, die jo ſich nennen, Die andern jelbft nicht nnerlennen.

Hörſt du die Bosheit, die Schlange ziicht Und Beifall fchnattern die Enten! Ich hätte der Melt mich nicht aufgetiſcht Hätt' ich irgend fürjtlihe Renten.

1.

Ein Dichter will ſich ſelbſt objeltiviren ; Was Wunder, wenn fein arm Subjelt Muß nad und nad aus fidh verlieren, Was nun in feinen Verſen ftedt?

Zum Beſten gab er euch gedrudt fein Beſtes; Beieht’s im Spiegel des Gedichte! Behielt für fih das Schlechteſte des Neites, Und mündli hat er für euch nichts.

12,

Bere lafien fich noch fchreiben, Aber nicht mehr leſen; Si zur Unterhaltung treiben Dichter mır Nie Melon

—+ 9 +

Bis dahin, Romanenfchreiber, Mit den Halbgeftalten, Unterhaltet diefe Weiber, Und feid unterhalten!

13.

Wer nit mehr zu jagen weiß, Als er weiß zu jagen, Hat ein Saitenjpiel mit lei Niemals angeichlagen. Wenn es reiht erft angellungen, Zon in Ton fi fortgefchlungen, Redet's mehr mit feinen Zungen, Als der Spielmann hat im Sinn getragen.

14. Wenn fie gleich dir wollten fingen, Bliebe dir fein eigner Ton; Run fie jelbft ihr eignes bringen, BiR du nicht erbaut davon. Sei doch endlich zugegeben Dieſer Begenfeitsvertrag: Zafle jeder jeden leben, Wie er kann und wie er mag! Nicht vereint fi, nad) der Fabel, Fuchs und Stor in gleidem Braud; Jeder ißt nad jeinem Schnabel, Jeder fingt nad) feinem auch.

15. Eure großen Dichter find dahingegangen, Und die größern follen fommen. Web uns, die wir an die Reihe jet gelangen, Broftig find wir aufgenommen. Ihr habt genofien die Kirſchen, Und wartet nun auf die Pfirjchen ; Mir Sommerbirnen und Pflaumen Sind nicht für eueren Baumen.

—t 10 %-

Die ihr darum nur die Bebenden verbamnıet, Weil von euch ihr Recht fie fordern, An wohlfeiler Andadt für die Todten flammet, Weil fie anfpruchslos vermodern |

Wenn zu den Todten wir gehen,

Und andre eu auferftehen,

Werdet ihr uns auch preijen,

Und fie auf uns verweilen.

16.

Zwietracht ift und Kampf hienieden, In der PVoefle fei Frieden;

Darauf gründe fi ihr Reich, Worin alle Menjchen gleich,

Nicht wodurch fie find verſchieden.

17. Die Fluth der Poefle wirft an den Strand Biel bunte Steinchen, Kies und Sand, Darunter ächte Perlen liegen. Die Knaben Recenjenten fchrein: . Ein neuer Stein, ein neuer Edelftein ! Und von den Perlen wird geſchwiegen.

18.

Singvöglein frikt der Geier, Das ziemt dem großen Schreier, Sie müflen es ertragen,

Und dürfen drum nicht flagen. Do fie inzwifchen alle

Sind eins mit ihrem Schalle, Und wollen unterdeflen

Nicht ſelbſt einander frefien.

Ihr aber, Mujenvögel,

Befolgt nicht dieſe Regel. Wenn hergebradjtermaßen Euch Recenjenten fraßen,

1

Das iſt euch angemefien;

D wärt ihr Eins indeſſen! Ihr aber wollt, bejeflen Son Wuth, einander freflen.

19. Reilemappen der Touriften, Trödellram der Humoriften, Teufelsipuf der Pietiften, Und der Stall der Yournaliften, Den Herafles mög’ ausmiften! Der Flugſchriften lange Liſten, Der Romane jchwere Kiften Poefie, wo magft du niften In dem Plunder, den nun Chriften Leſen mäflen? nur mit Liſten Kannft du zwiſchendurch dich friften.

U. Was wirklich da iſt, Das ift proſaiſch, Und nur poetifch Iſt, was prophetiſch.

21. Weſſen ſich die Menſchheit hat zu ſchämen, Bringen's auch Geſchwornen⸗Gerichte Aus dem Dunkel jetzt zum Lichte, Aber im Roman und im Gedichte Wollen wir’s nicht auch vernehmen.

22. Wie Ihön, o Schwan, Auf deines See’3 Spiegelbahn, Wie Holz du ſchwimmſt in deinem Elemente, Doch wenn du gehn willft auf dem Plan, So wadelft du wie ein’ Ente.

12 +

23.

Die Welt im großen Ganzen faflen, Muß ich den andern überlaffen

In ihres Geiſtes Gewaltigkeit;

Mir genügt in mehr beſcheidnen Maßen Des Einen Vielgeſtaltigkeit,

Des Kleinen Mannigfaltigkeit.

24.

Daß ich e8 reiht jo gemacht, jagt mir daB Herz, doch es freut mid Sagt es mir auch ein Freund, daß ich es recht fo gemacht.

25.

Sang Alkaios von jeinen geſchlagenen Schlachten, gepußten Maffen, getruntenem Wein, oder was fonft ihn berührt, Was mich berührt, fing’ ih: fo find wir eins bis auf eine: Er war ein anderer Mann, ih bin ein andrer Menid.

Die Aeltern an die Jüngeren.

Freilih muß es weiter gehn, Ueber ung hinüber;

Daß wir kühn-voraus euch jehn, Machet uns nicht trüber.

Aber ftürmt ihr vorwärts jchon, Wie der Geift euch leitet; Tretet nicht auf die mit Hohn, Ueber die ihr fchreitet!

Sondern jpredt: „Mit Ehren find Sie im Kampf gefallen.“

Und ein voller Siegeswind Lafſ' eur’ Banner wallen!

13 +

Distertrafl.

Diefe Welt mit zwei Gefichtern, Die gar oft ihr ſchlimmes macht Frommen, und den Boſewichtern Mit dem andern freundlich lacht, Weil vor allen meift den Dichtern Aur das Erfte mit Bedacht;

Doch, umfpielt von Himmelslichtern, Geben fie darauf nicht Acht.

Dem Liebefänger.

Wenn du willft in Menfchenberzen Alle Saiten rühren an; Stimme du den Ton der Schmerzen, Nicht den Klang der Freuden an. Mancher ift wohl, der erfahren Hat auf Erden feine Luft; Keiner, der nicht fill bewahren Wird ein Weh in feiner Bruft.

Die Vermittler.

Diefe Hälbler, diefe Drittler Bon Poeten, ehre fie! Denn fie laufen als Vermittler Zwilden Welt und Poefie! Weil die Welt ja doch die ganze Poeſie im Himmelsglanze Faßt mit blödem Auge nie.

+ 4 +

Dapı dienen diefe Stammler, Zu verirdſchen Gimmelsflang; Dazu haben Halmichenſammler Sinter'm Göhnitter ihren Gang. Neinen Wein aus Mufenfähern Muſſen nüchtern fie verwäffern, Beil der Welt vor'm Raufch IR bang.

Meilen doch der Stadt Großhändler Grofchenweis nicht buntes Band. Auf, ihr Bandler, auf, ihr Tändier, Bauft durch'z Land mit dieſem Land! Geht inzwiſchen, wir pauficen, Friſch von Ort zu Ort haufiren Mit dem kleinen Wllerhand.

Die Mufe an einen Diäter.

Wie es manche Wörter giebt, Die ein Dichter nit karın jagen, Giebt e8 manche Ramen auch, Die nit kann ein Dichter tragen. Gerne nennt ich Dichter dich, Wär’ im Wege nicht dein Rame, Den im Munde führen mag Keine Muſe, keine Dame.

Beſcheid.

Lieber Geſell', es thut mir leid,

Daß fo hart iſt des Meiſterß Beſcheid: Die Verſe find wohl ein Meiſterſtück, Doch ſchick ich fie ungelefen zuräd:

Ich leſe feine Verſe mehr,

Und wenn Apollo der Dichter wär”.

Zwar mad)’ ich noch manchmal ſelbſt ein 4 Aber auch felbiges lef’ ich nicht.

1 +

Naturpsefie.

Das Schoͤnſte ward gedidhtet Bon keines Dichters Mund, Rein Dentmal ift errichtet, Kein Marmor thut e& fund. Es hat ſich jelbft geboren, Wie eine Blume ſprießt, Und wie aus Felſenthoren Ein Brunnquell ſich ergießt.

Leit in Tönen Binzugleiten. Lieber Sänger,

Müßiggänger,

Ging, o finge, finge mir, Sanft in's Innere dringe mir, Aber nicht Gemüthsaufregung, Keine ftürmifche Bewegung Bringe mir!

Andre mögen fi nit ſträuben, Bon Zufunftsmufit betäuben Im Theater fi zu lafien, Aber mir will's beſſer pafien, Ueber Räum’ und über Zeiten Xeiht in Tönen Hinzugleiten.

Bogelgeſang und Renſchengeſang. Die Amſel fingt dafjelbe Lied

Bei jedes Tags Erwachen,

Wie ihr es die Natur beſchied, Sie braucht es nicht zu machen. Du aber fühleſt keinen Tag

Dir wie den andern tagen,

Und mußt mit neuem Herzensichlag Stets neuen Ton anjdlagen.

——

0, sur vem Leſen zu jeken eiı Es fegen einmal dem Schreiben.

(fs wird doch Neues richt erdacht, Der Kern ſteckt ſchon im Alten. Und wird nur neu zur Meſſe ge In jüngeren Seftalten.

Nein Freund! Wie's mit den Bücher Iſt's mit den Menfchen auf Erde Iſt fo geweſen zu jeder Friſt, Und wird nicht anders werden.

Vorhanden iſt längſt der Menſchenken Seit mehr als tauſend Jahren; Wir könnten, thäten wir’g nicht ge Uns das Bermehren erfparen.

Doch weil wir ſehn, daß jung wird So Haben wir's übernommen,

Zu forgen, daß in andrer Geflalt Die Sterbenden wiederkommen. Es laßt ſich der ewig rauſchende Fluß Der Zeugung nicht verſtopfen; Und wie man Menſchen impfen mu

Mırk man -..2 mu.

—t 17

2.

Nur mit diejem Unterſchiede,

Daß die Bücher, wie die Menſchen, Dünner einft gefäet waren,

Daß fie unverfrüppelt beide,

Eines unterdrüdt vom andern, Rebeneinander konnten leben.

Dod, jeit überhand genommen

Die Bevöllerungstabellen

Und die Leipz’ger Büchermeflen,

Iſt es etwas unbequemer

In der engern Welt geworden; Weil, auf's Fleckchen, wo ſonſt einer Kam zu ſtehn mit einem Buche, Etwa jetzt ein Schock mag kommen, Jeder mit viel Schocken Bücher, Den Statiſtikern zur Freude,

Die das Heil der Staaten meſſen An dem Maßſtab der Bevölkrung, Meinend, zwanzig Krüppel zählten Mehr als zehn mit graden Bliedern.

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Kritik.

Dieſem fiebenköpf’gen Drachen

Der Kritik es recht zu machen, Dem verzweifelten Geſchäfte Unterliegen Zauberfräfte.

Wirſt du hier ein Haupt beflegen, Es in truntnen Taumel wiegen, Daß die Augen freundlich blinzen, Wird ein andre an dich grinzen. Doch euch es recht zu machen, ihr Herrn, Darauf verzichten wollt’ ich gern, Hält’ ich es nur jo weit gebradt, Daß ich mir jelbjt es recht gemacht.

Büderts Bere VL.

IS

—— 18

Auf der Mariburg. Auf der Wartburg ſah ih neulich

E Ä a i

Es war ein hohler Geſpenſtergraus.

3% ſprach: daß find dieſeiben Reden, Die uns jegt in Romanen erſchrecken. Die Panzer glänzen und raſſeln wohl, Aber die Männer find innen Hohl.

Sie ftehen ſteif und maden Parade, Sie haben fein Geſicht, das ift Schade. Und hätten fie Blut, Fleiſch und Bein, 6o mürden’g wirkliche Ritter fein.

Die Sprade und ihre Lehrer.

Die Sprache ging durch Vuſch und Gehege, Sie dahnie ſich ihre eigenen Wege. Und wenn fie einmal verirrt im Wald, Doch fand fie zurecht fid) wieder bald. Sie ging einmal den gebahnten Steg, Da trat ein Mann ihr in den Weg. Die Sprade ſprach: Wer bi du Dreifter, Er ſprach: Dein Lehrer und dein Meiſter. Die Sprache dacht' in ihrem Sinn: Bin id) nicht felber die Meifterin? Über fie ließ es fi gefallen, Ein Stredchen mit ihrem Meifter zu wallen. Der Meifter ſprach in einem fort, Er ließ die Sprache nicht lommen zum Wort.

19 +

Er hatt’ an ihr gar manches zu tadeln, Sie ſollte doch ihren Ausdruck adeln. Die Sprache lächelte lang’ in Huld, Endlich fam ihr die Ungebuld.

Da fing fie an, daB es ihn erfchredie, Zu ſprechen in einem Volksdialekte.

Und endlich ſprach fie gar in Zungen, Wie fie vor taujend Jahren gefungen. Sie konnt’ e& ihn am Maul anſehn, Daß er nicht mocht' ein Wort verflehn. Sie ſprach: Wie du mich fiehft vor dir, Gehört’ das alles doch au zu mir;

Das ſollteſt du doch erft lernen fein,

Eh’ du wollteſt mein Lehrer jein.

Drauf gingen fie noch ein Weildden fort, Und der Meifter führte wieder das Wort. Da kamen fie, wo fi die Wege theilten, Nach jeder Seit‘ auseinander eilten.

Die Sprade ſprach: Was räthft nun du ? Der Meifter ſprach: Nur gerade zu! Richt reits, und links nicht ausgeſchritten; Immer jo fort in der rechten Mitten! Die Sprache wollt’ einen Halten ſchlagen, Der Meifter padte fie beim Kragen:

Du rennft mein ganz Syſtem über'n Haufen, Wenn du jo willft in die Irre laufen. Die Sprade ſprach: Mein guter Mann, Mas geht denn dein Syſtem mid an? Du deuteft den Weg mir mit der Hand, Sch richte mi nad) der Sonne Stand; Und wenn die Stern’ am Himmel ftehn, So lafien auch die mich nicht irre gehn. Macht ihr nur feinen Dunſt mir vor, Daß ich jehn kann den ewigen Ehor. Tod dar ich jetzo mich links will ſchlagen, Davon kann ich den Grund dir jagen: Ich war heut’ früh rechts ausgewichen, Und fo wird's wieder ausgeglichen.

10

Gelehrſamleit.

Des BWiffens if, das du gewaunſt, Genug, um did) gelehrt zu ſchelten; Wenn du's nit weiter brauchen lannſt, So darfft du nicht für weile gelten.

Der Efel, der mit Bucherballen Beladen auf die Meſſe zieht;

IH nicht das Loos, das ihm gefallen, Dein 2008? bis auf den Unterjieb,

Daß er geduldig trägt die Burde,

Und freut fi, wenn man ab fie nahm, Es aber ſehr did, fränten würde, Bereit zu fein von deinem Kram.

\ uUr⸗Etymologie. WS die Welt warb auf Gottes Ruf, Da blies er feinen Athem Dem Menſchen ein, den er erſchuf, Davon er genannt ward Adam. Womit er drauf fi verführen ließ Bon Schlang’ und Weib zum Wbfall, Das war des Baumes Frucht, die hieß Davon auf ewig Apfel. Die Etymologie ift die Wiſſenſchaft Ueber die Wiſſenſchaften alle, Denn fie hat ihre Wurzelkraft In Schöpfung und Sündenfalle.

Urtentonen-Uriprage.

Habt ihr nicht vernommen, It euch nicht die Kunde zugelommen, Bon der Rationen

Urftamm, den urthumlichen Teutonen?

2 +

Deren Riefenfchriften

Manchem Riefenberg mit Riefenftiften Hoch find eingegraben,

Wo die Kenner fie geleſen haben,

Die an Wuchſe gleichen

Ihren Bätern und jo hochhin reichen

Sei's mit ihrem Wiße,

Oder fei’s mit ihrer Naſenſpitze.

Ein Boll, Eine Zunge

War die Welt teutonifh von Urfprunge, Und ein deutfdher Kaiſer

Herrichte durchaus firenger oder leifer, Dem im Staube triechen

Mußten fo die Römer wie die Griechen; Bis die Bärenhäut’fchen

Der Weltoberberrlichleit der Deutſchen

Den Gehorfam braden,

Und fih madten eigne Sitt’ und Spracden, Eigne Volksgeſchichte,

Eigne Bötter, Sagen und Gedichte, Deutſchen Grund verfäljchend,

Und geflifientfich ſich ſelbſt verwälſchend. Doch aus der Verwälſchtheit

Blickt hindurch von deutſcher Unverfälſchtheit Manches, was tollpätſchlich

So gewirrt ward, blieb auf deuiſch dollmeiſchlich; Und die Goͤtternamen

Zeigen Mar, wie fie von Deutſchen kamen. Bon der hehren Here

Schweig’ ih, und von dem Enherien-Heere; Nur den erften Heros,

Den fie ehren, will ic nennen, Eros,

Und der Heroinen

Herriſchſte, die Eris heißet ihnen;

Um nicht an Erinnen

Zu erinnern, welche nichts entrinnen

Lafſen ihren Biſſen,

Nämlich dem erinnernden Gewiſſen.

12 +

Eros aber waltet

Rirgend, wo zugleich nicht Eris ſchaltet; Eris, die entzünden

Kräfte muß, die Eros will verbinden;

Eris, die erregen

Kämpfe muß, die Eros bei will legen.

Eris auf die Scene

Wirft den Apfel, eh’ darauf Helene

Wird geführt von Eros;

Eris webt den Teppich des Homeros. Wenn, was Ero3 gattet,

Sich durchdrungen bat und ſich durchſattet; Fährt, es aufzufriſchen,

Neu zu miſchen, Eris Sturm dazwiſchen; Und die Windsbraut waltet

Gleichalt mit dem Bräut'gam, der nie altet. Koh woher hat Eros

Seinen Ramen nun? vom deutſchen Eh⸗Roß. Und woher hat Eris

Ihren Ramen? aud vom deutichen Eh⸗Riß. Alles Süd entflichet,

Wo nit am Ehmagen Eros ziehet!

Und den Eros miſſen

Muß die Eh’, wo Eris eingeriflen.

Sanstrit:Eiymologieen.

Makar heißt im Griech'ſchen Selig, Alle Götter heißen fo. Als ich forjchte, wo am Ganges Diefer Namen bin entflob, Hand ih dort in Erd’ und Himmel Seine Spuren nirgendwo.

Aber als ich weiter forjchte, Und nicht die Geduld verlor, Fand ih doch in Meerestiefe Makara, den Delphin, vor,

3 +

Den zum Bild in feiner Fahne Sid der Liebesgott erfor. Etieg nicht uns die Liebesgöttin Aus den Wellen auch empor, Im Tritonen-Rereiden-

Und Delphinen⸗Feierchor? Berner fand ich Malerande

Dort verftedt im Blumenflor, Das jetzt Blüthenneftar heißet; Aber daß es einft zuvor

Reltar allgemein gebeißen, Ueberzeugt mic, leidht mein Ohr. Und den Nektar rührten ind’fche Götter aus dem Meer hervor. Aber ſelbſt der griech’jche Nektar Hat den Ramen auch davon. Heikt doch ein Meerungeheuer Nakra mit höchſt gleihem Ton, Makara's, des Liebedelphing, Gleichſam ungerathner Sohn. Aber diejes meergebornen

Nakra's iſt zulegt ein Sproß Unſer Redar, der mit herbem Nektar lang durch Schwaben floß, Und in Deutichland hat verbreitet Seinen Anverwandten-Troß, Alle Necker oder Nider

Oder Niren Hein und groß, Ch fie in der Donau haben Dder in der Saal’ ihr Schloß; Alle ſtammen aus des fel’gen Liebemeeres Nettarſchooß.

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Aus der Rz uni Iier Giesen. Aphrodite, ri ver Acer

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Ihn von Ur. vr Beer. aber. Jene fünfzig 2:nner

Stiegen cu: Fe Tudarr Sebi.

Ganz; umbül: rer Braiegemamder.

Bon Yumwelern gar; zedemer. Aphrodite Nor) !n zater

Schönheit cuf ns U Zeum Millionen Aylareier,

Sammt und !caeri. inipeismızr

Mit dem Edeitenaeikmerie,

it dem Kleid von Sei?" > Samı

Heigt eu vor Fer Erer. Die üch

Aeigt in fih mit beider Eben!

Allo mürd' ih richrend fordern,

Wäre mein das Richteram.

Tie Götter Griegenland. „Ber erl.äret mir das, WiE Iorsekern :& Les Ir Bchetraziien Cobren? Tet zemäinze Ian Seller 8 ums Unefizlidter Mirco *

23

Tas erflär’ ih: Der Winter iſt herb, Gefroren die Möhren, die Rüben; Der ſchärffle Zahn wird fi zum Verderb Ya den unerbeißlichen üben.

.Zan, oder Zeuß, du Gott Tonnernder, triff den Spott ' Mit einem nicht kalten Schlage! Und ihr fpinnenden ſchwarzen Mören, lateiniſch Parzen, Spinnet ihm kurze Tage!“

Wettere, ſchmetiere deinen Fluch Auf einen anderen Spötter! Ras irren und wirren deutihen Spruch Kure griechiſchen Götter?

Ter Olympier 2005 fei gefanmt Bie des Omphalebuhles, Us er zu werden fi ſah verdammt Aus Herkules Herr Kules. Ftagt ihr, wie daS geweſen? dier iſt's gedrudt zu leſen:

Es lebt' in einer herzoglichen Reſidenz jüngft ein Männlein ſchwach, herr Kules genannt, der nie geglichen Dem, der den Nacken dem Löwen brach.

Aber es ward von dem herzoglichen Hofpoeten im hohen Flug Des Herzogs Stärke mit dem verglichen, Der die lernäiſche Hyder ſchlug.

Das hörte die Dame Hausverſtand, Und ungeduldigen Stuhles Rutſchte fie, bis eine Pauſe ſich fand, Zu fragen nach dem Herrn Kules.

Sie ſprach: Gar ſchön iſt das Gedicht, Doch garſtig das Thier des Pfuhles, Und das eine verſteh' ich nicht, Von dem ſtarken Herrn Kules.

ze ee

Indiſher und griegiiger Mythos.

Drei und fünfzig Millionen

Kiebehgdttinnen, benamt

Apfarafen, find im Mythos

Hindoftans dem Meer entflammt. Eine eing’ge Kiebesgöttin,

Aphrodite tönt ihr Ram’,

IR eb, die in griech ſcher Dichtung

Aus dem Meer ans Ufer ſchwamm. Aphrodite, Die den Ramen

So von Aphros, Schaum, belam,

Wie das Heer der Apfarajen

Ihn von Ap, dem Wafler, nahm. Jene fünfzig Millionen

Stiegen aus dem feuchten Schlamm,

Ganz umhilllt von Prachtgewanden,

Bon Juwelen ganz umflammt. Aphrodite fand in nadter

Schönheit auf des Ufers Damm. Millionen Apfarajen,

Sammt und fonders, insgefammt,

Mit dem Edelfteingefchmeide,

Mit dem Kleid von Seid’ und Sammt

Neigt euch vor der Einen, die fich

Neigt in fih mit Holder Scham!

Alſo würd’ ich richtend ſprechen,

Ware mein das Richteramt.

Die Götter Griechenlauds. „Wer ertläret mir das, Bas vorgeftern ich las In hoq⸗ nagiſchen Chören? Der gewaltige Zan Selber ift untertjan Unerbitilichen Mören.*

258

Tas erflär’ ih: Der Winter iR herb, Gefroren die Möhren, die Rüben; Der ſchärffle Zahn wird ſich zum Verderb An den unerbeißlichen üben. .Zan, oder Zeus, du Gott Tonnernder, triff den Spott Mit einem nit kalten Schlage! Und ihr jpinnenden ſchwarzen Mören, Iateinifch Parzen, Spinnet ihm kurze Tage!” Wettere, ſchmettere deinen Fluch Auf einen anderen Spötter! Was irren und wirren deutſchen Sprud Eure griechiſchen Götter?

Der Olympier Loos fei gefammt Wie des Omphalebuhles, Als er zu werden fi ſah verdammt Aus Herkules Herr Rules. tagt ihr, wie das geweſen? Hier ift’3 gedrudt zu leſen:

Es lebt’ in einer herzoglidhen Kefidenz jüngft ein Männlein ſchwach, Herr Rules genannt, der nie geglichen Dem, der den Naden dem Löwen bradı.

Aber es ward von dem herzoglichen Hofpoeten im hohen Flug Des Herzogs Stärke mit dem verglichen, Der die lernäifche Hyder ſchlug. Das hörte die Dame Hausverftand, Und ungebuldigen Stuhles Rutſchte fie, bis eine Paufe fih fand, Zu fragen nad) dem Herm Kules. Sie ſprach: Bar ſchön ift das Gedicht, Doch garftig das Thier des Pfuhles, Und da3 eine verfteh’ ich nicht, Bon dem ftarten Herrn Rules.

>

16

Herr Aules ift ein ſchwacher Mann, Der nie einen Drachen erſchlagen; Die das am beiten willen kann, Seine Frau wird’s euch Jagen.

. Der kritifge Dreifuß.

Alfo ergeht ein kritiſcher Sprud: Ganz gut im Ganzen ifl das Bud. Das ift gefagt mit Einem Wort, Dann geht es zu vielen Worten fort, Und in unaufhaltfamem Lauf Zahlt man die einzlen Gebrechen auf, Und bringt ſich die Ueberzeugung bei, Daß nichts Gutes am Ganzen jei.

Wen ſchelt' ich, daß er dergeftalt Den Geſichtspunkt verſchoben? Mich ſelber, der ich manchen ſchalt, Wenn ich ihn wollte loben.

Die Schuld liegt am kritiſchen Dreifuß, Sitz' Hinz darauf oder Hans; Man zauſ't ſolang am Beifuß, Daß drüber kalt wird die Gans.

Spradforihung.

Neulich im Blüthengefilde des Yrühlinges, einen gebüdten Schleichenden ſuchenden Dann ſah ih und wunderte mid), Wie er dem Boden der Flur heilkräftige Wurzeln entwühlend, Achtend nicht auf den Duft, no auf den farbigen Glanz, Trodenen Ernſtes in Schachteln den Schaf, den erbeuteten, einſchob

Und ſchon hatt’ ih den Mund offen, zu fagen: o Thor! Doch mid zupfte beim Ohr der Genius: Siehe, du jelber, Der du auf Blumen der Red’ chmals ein Schmetterling dich Miegeteft, wühlft mühjelig did ist, maulwürfiſcher Blindheit, Hin durch's Wurzelgeflecht ältefter Sprachen der Welt. Und was bleibt der Gewinn? die Pefriedigung eiteler Wißluſt; Wahrlich, der Menichheit Heil gräbft du, wie jener, nicht auf.

Die hebrũiſchen Actente.

Taß Gottes Geift hab’ eingegeben jedes Wort Der heil’gen Schrift, vermag ich wohl zu glauben ; Daß er die Leſezeichen auch an ihren Ort Geſetzt, muß ih zu zweifeln mir erlauben.

Sort wohl den Adam erſchaffen bat Pit den natürlichen Bliedern,

Aber nicht mit dem Tyeigenblatt, Bomit ihn die Maler umfiedern. Lem Einwand ift leicht zu erwidern: Erfies Buch Mofis, Kapitel drei, Bers einundzwanzig fiel dir nicht bei; Wo fleht geſchrieben Har und kurz, Ta Gott jelbft nad dem Sündenfturz Tem Menſchen gemacht hat von Fell einen Schurz ; Worauf jeitvem fi die Schneider Berufen von wegen der Kleider.

So läßt fih wirklich au dem Glauben

Bon Gottes Wort kein Leſezeichen rauben.

Reim und Entfaltuug.

Willſt du tiefen Sinn in's Wort Legen, lern nur tief empfinden; Und die Weisheit wird ſich dort, Wo du fühlft, von felber finden.

Doch empfinden di zu lehren, Braucht e3 Lofer Künfte nicht; Das Gefühl ift da, nur Lehren Darfſt du es hervor an's Licht.

Jede Menichenbruft wird hegen Ungefähren Gleichgehalt;

Aber um fi darzulegen, Fordert er die Wohlgeftalt.

8

Das Geheimnik der Geftaltung Hat voraus des Dichters Reim, Der für eu bringt zur Entfaltung, Was ihr jelber tragt im Keim. Habt ihr's euch nicht auch entfaltet? 3a, nur felbft euch ungejehn; Und nun feht ihr’s wohlgeftaltet Euch mit Luft vor Augen flehn. Dichtern geben’s ein die Rufen, Dichter geben euch es ein, Schlagen es auß eurem Buſen, Wie den Funken aus dem Stein. Selber dichtet ihr im Dichter, Der eu nur die Worte gab; Seid darım nicht firenge Richter, Brecht euch fjelber nicht den Stab!

Oberfläche und Ziefe.

Wenn du, was du fühleft, klar nicht haft gefehen, Wirſt du unverſtändlich; Aber, wenn du, was du fuhlſt, wirft ganz verftehn, Iſt's nicht mehr unendlich. Wenn du fannft Unendlichkeit Einen mit VBerftändlichkeit, Sind daftir die flachen wie die tiefen dir erfenntlich.

Die Büger.

Bücher, Über denen Stunden Oder Tage mir geſchwunden, Hab’ ich dreierlei befunden.

Eines, eine leichte Spende,

Lieft fih angenehm behende, Uber läßt mir nidhts am Ende.

219 +

Eins im Lefen mich beichiweret, Aber bin und her gefehret, Sat e8 mich zulegt belehret.

Eins if, das der Meifter jchreibet, Das von felbft fih einverleibet, Und mir ganz zu eigen bleibet.

Das, flatt müß’ger Unterhaltung, Statt mühjeliger Entfaltung, Bietet ruhige Seftaltung.

Bieligreiber.

Etwas thun mußt oder fehreiben, Um die Gunſt dir zu gewinnen; Dann fo fannft du's weiter treiben, Ohne neu ftet3 zu beginnen.

Der Gewogne wird es bleiben; Und wa3 nicht gefällt durch fich, Das gefällt nunmehr durch did. Ya, was ungerügt nicht bliebe, Wenn’s ein andrer thäte, jchriebe, Lobt man, liebt man dir zu Liebe.

Urfigt in Reflegen.

Geiſt⸗, gefühl⸗, gedankenreich Haſt du mir geprieſen Einen, und gemeint ſogleich Leſen ſollt' ich dieſen.

Um zu fühlen, um zu denken, Darf ih nur in mich mid jenten; Und nit viel muß in fih haben, Wen die Broden können laben,

+90 Gieb fatt ſchwimmender Bebanten, Die mich nicht behezen, Gieb mir Züge, die nicht ſchwanken, Farben, die nicht klexen, Eiiges in Bormenfäranten, Urlicht in Reflegen.

Nodiſche Büder.

Iqh Hab’ ein modiſches Bud) gelefen,

&8 mar wie ein mobiſch gepuftes Weib,

Ein magres Drittel eigner Leib,

Zwei Drittel Hulſ' und Umſchlagweſen. ; Über die Baufchen und die Watt

Halten nicht Stich auf der Lagerftatt,

Magen ein friſches Gerz nicht fatt.

Gefräßige Leſer.

Mancher Efer ißt unınäßig, Wird nicht gleihwohl fett davon. Wander Leſer lieft gefräßig, Und giebt von fi feinen Ton. Soll dic), was ihn freut, verdrießen? . Ex dog glaubet zu genießen; Ein Genuß ift diefes ſchon. Wohl ihin, wenn er's lann vertragen; Und verdirbt er ſich den Magen, So haft du fein Weh davon.

3 +

Der erfie Etsf.

Sieb der Dienft if ja nit jo groß Tem jungen Freunde das will er bloß Gieb ihm zum Lauf nur den erſten Stoß! Darüber ift er betroffen,

Daß fo viele Wege find offen,

Auf deren jeden zu rennen

Er Mark ih fühlt und Sennen,

Benn er ih erſt nur zu einem entſchloß.

Eregeſe.

Als aus Noa's Kaſten glitt Hingeſandt die Taube,

Dann im Schnabel kehrte mit Einem grünen Laube:

Ein Bedenken will mir faft Wehren, das zu glauben! Denn auf feinen grünen Aft Setzen fi die Tauben.

Wie die Schwalben au nicht thun, Die, wie alle Ehriften Wiſſen, gleih den Tauben nun Unterm Dade niften.

Schwalben leben aus der Luft, Schnappen Müddhen wader; Zauben piden aus der Gruft Körnerden vom Ader.

Nur zu Felde, nicht zu Holz Bliegen fie und ehren,

Sind mit ihrem Neſt zu ftolz Bäume zu beehren.

Doch vieleicht ein Fall der Noth Iſt hier anzunehmen;

Wer bequemt nicht dem Gebot Si der unbeguemen?

313 +

Wie beim Zug nad Afrika Sn dorflofem Raume Doch wohl auch die Schwalb’ eiwa Kuht auf einem Baume; Konnt’ auf einen ebenfalls Sich die Taube fegen, Bebend vor des Waſſerſchwalls Weitgeipannten Negen. Oder hat fie fich geicht, Weil fie noch entwöhnet Der Natur nicht war wie jekt, Seit fie Menſchen fröhnet. Anzunehmen bleibt mit Fug Dann aud) noch daS Letzte: Daß fie brad) das Blatt im Flug Und fi gar nicht fekte. Oder endfih war e8 gar Eine Zurteltaube, Der e8 nie verboten war Auszuruhn im Laube; Außer wann die Wittwenfhhaft Sie zur Trauer zwinget, Nur zu ruhn auf dürrem Schaft, Der kein Laub mehr bringet. Doch fie wußt', es lebte ja Sn der Ach’ ihr Täuber; Ihn verſehren durfte da Meder Yar noch Räuber.

Etymologie. Wenn du deinen Ausdrud willft beleben,

So daß er nie todtgeboren jei, Must auf Wortes Urfprung Achtung geben, Wie auch fern er ihm verloren ſei. Nur der Wurzel kann die Blüth’ entftreben ; Glaube nicht, daß die nur eben Für gelehrte Thoren ſei.

8

Heren fennft du; lennſt du auch Gehören ?

Und Hufhdren aud) gehört dazu. De war haben beide nit dem Hören Run zu ſchaffen? fragft du; forfche du! Forſche fein gehörig ohn Auffdren, Laß dich nicht im Forſchen Hören, Und zulckt Haft du's im Ru.

Mir gehört das Kind, das auf mich horet, Und der Knecht, der horchet meinem Auf. Doch wo Ungehorjam fi empöret, Bollsverfammlung tobt mit wilden Wuf; Wenn der auftritt, der den Sturm beſchwoͤret, Und man hört auf ihn, jo böret Auf der Lärm, der Unheil ſchuf.

Unaufhörlih magft du für beftändig Terner jagen, wie bis diejen Tag.

Sag’ e8 nur für alles, was unbändig Hört auf feinen Einiprud, feinen Schlag, Aber jag’ es dad wär unverfländig -- Richt Für etwas, das jelbftändig

Nur fich felbft gehören mag.

Auch gehörig magft du für gebührlih Sehen, wo dabei du ein Gebot Denten lannft, dem e3 nicht unnatürlich Giebt Gehör, wie lebend, wenn gleich todt. Sage nicht, das jei gejegt willkürlich; Sage nur: es ſteht figürlich!

Und das Hilft aus aller Roth.

Die Geſchichte.

Wie die Welt läuft immer weiter, Wird ſtets die Geſchichte breiter; Und uns wird je mehr je länger Nothig ein Zufammendränger.,

Rüßerts Werke M

4 +

Richt der aus dem Schutt der Zeiten Wühle mehr Erbärmlidleiten, Sondern der den PBlunder fichte, Und zum Bau die Steine jchichte.

Nicht das Einzle unterbrüdend,

Noch damit willkürlich ſchmückend, Sondern in des Einzlen Hülle Legend allgemeine Fülle.

Der gelefen Alles habe,

Und befige Dichtergabe,

Klar zu ſchildern mir das Weſen, Der ih nicht ein Wort geleen. Sagt mir nidts von NRefultaten! ° Denn die will ich felber ziehn. Laßt Begebenheiten, Thaten, Helden, raſch vorüberfliehn!

Und vor allem jpart die Roten; Zeiget eu nur wahr und treu, Und wird mir der Kern geboten, Frag’ id nicht, aus welcher Spreu.

Des Schlechten Gutes.

Ob ein Bud iſt gut, daß heißt, Ob e8 mit fi hin mid reikt, Dafür hab’ ich diefes Zeichen: Daß ih nit an's Leſen denle, In's Geleine mid verjente. Aber thut es nicht desgleichen, Kühl' ich anders meinen Muth, Veſ' aus ihm Gedankenkeime, Wörter, Wendungen und Reine; Dazu ift das fchiechifte gut.

35 +

Big und Gefühl.

Leuchtkugeln des Witzes, Des geiſtigen Blitzes Luſtflattergeflacker,

Das fiehſt du noch wacker, Und rühmſt dich geſchwind, Halbblindes Befind!

Doch ſäuſelndes kühles Gewog des Gefüuhles, Gewüuhles im Laub, Aufathmend im ind Antofenden Wind, Kelchtropfengezitter

Rah Früblingsgemitter, Erquidung im Staub; Dafur bift du blind, Dafür bift du taub, Blindtaubes Gefind!

Der Iobfelige Kritiker.

Treigebiger als Hatem, Der Araber von Tei, Freigebiger dein Athen Iſt mit Lobrednerei. Wie er traktirte jeden, Der ihm zum Hauſe kam, So du mit art'gen Reden Traktireft Blind und Lahm. Wie freu’ ih mih an jpatem Zobpreil’ aus deinen Mund! Du lobft in einem Athen Hundftern und Schäferhund.

38 +

Tadel und Achtung.

Tadel mußt du lernen tragen, Dir die Wahrheit Iafien jagen, Nicht darliber dich beklagen, Wenn es heilfam dich wird nagen. Aber wenn e8 Tolpel wagen Grob zu fein mit Wohlbehagen, Dir die Achtung zu verfagen, Die den Tadel follte tragen; Soft du nichts nach ihnen fragen, Oder fie in's Anilitz fchlagen.

Hũulfeleiſtung. Eilet nur, unangefleht, Wo ihr Fönnt, zu nüßen; Mo das Haus in Flammen fteht, Kommt von ſelbſt mit Sprigen; Und wen feine Krüd’ entgeht, Säumt nit ihn zu ftüßen! Singt nur, ohne daß man fpridt: Singet, Radtigallen ! Singet, mag e3 oder nicht Diefer Welt gefallen ; Singt nur, denn an Luft gebricht Es der Welt vor allen.

Un “x Du nimmft es ganz unfhuldig auf, Daß einer dih abgöttiſch Verehre; thut er andern drauf Das gleiche, fagft du ſpöttiſch, Daß er ein hünd'ſcher Schmeichler ſei; Daß er nit dir die Schmeidhelei Allein weiht, ift hundsfpdttiſch.

Lob und Tadel.

Und wer den Tadel an den Dann Nicht bringen kann,

In feinerlei Umfchreibung,

Der bringt ihn, wenn er fi befann, Zulegt als Uebertreibung

Des Lobes an.

Die Titel.

Ten Titel, iſt ein alter Spruch, Zu machen ift das ſchwerſt' am Buch. Zum Bud gehört ein Titel, Alswie ein Griff zum Knittel. Wie ſchwerer noch im Liederbuch JR zu betiteln jeder Spruch! Es nehmen ein die Titel Vom Buch ein Drittelsprittel. Doch ohne Titel geht es nicht, Solang man deutfd in Deutfchland ſpricht; Man jhägt nur nad dem Titel Den Mann und nah dem Slittel. Und wenn nur Klingt der Titel wohl, Und ift der Inhalt leer und hohl, So trogt, geihligt vom Titel, Die Leerheit dem Gefrittel. Erfreue dich am Titel fein, Und laß den Inhalt Inhalt fein! Wie mandem ward ein Titel Gegeben ohne Mittel!

Zueidentigfeit.

„Was dein heutiges Lied da ſpricht, Gold zweideutiges Lieb’ ich nicht.

„Bein eindeutiges Gieb, das ſchmeckt. Rein feindeutiges Scheinkonfekt.

Mir gilt Deutelei Keinen Deut; Weg Windbeutelei, Die nichts beut!“

Die Zweideutigkeit Laß doch mir! Die Freideutigkeit Bleibt ja dir.

Der erbeutete Schon Gewinn, Wer nur deutete Einen Sinn.

Die Duplette. Wer was doppeltes ſagt, muß auch was doppeltes ſagen: Anders in anderer Form ſpielt der gefällige Geiſt;

Doch aud eine der Formen vor anderen liebt er und ſucht er: Wohl ift dem Sinnſpruch nur, wo er das Diftihon fand.

Neuheit. Bariationen. 1. Was Ihon Einer gejagt, noch einmal darfft du es fagen, Wenn du daran nicht denkft, daß es fchon Einer gefagt.

4

2.

ion Einer geſagt, und fagft du es wieder, fo ſag's nur dab der Hörer vergißt, daß es ſchon Einer gejagt.

3.

es ſchon Einer gejagt, das hinderte Dich, es zu jagen? inft du denn, daß wir folang merken, was Einer gejagt ?

Die Gelehrten.

Was frag’ ih nad Gelehrten, Rad) ſtark und ſchwach Gelehrten? Rah träumenden und jeh'nden, Rah Schlaf: und Wachgelehrten? Nach geiftlichen, geiftreichen,

S chief oder flach Gelehrten?

Es ſchlagen fih mit Wörtern Herum die Sprachgelehrten;;

Kein Wort oft von der Sadıe Berftehn die Sachgelehrten,

Und außer ihrem Fade

Sind leer die Yachgelehrten. Einfaches nicht begreifen

Die taujendfach Gelehrten. Unwifjend find im Seller

Die auf dem Dad Gelehrten, Berlegen auf der Gaſſe

Die im Gemad Gelehrten,

Und auf dem angebauten

Gefild die Brachgelehrten.

Was jagen Frühlingslüfte

Und Sonn’. und Bach Gelehrten? Mich dauern nur die Dichter, Die Scherz und Lachgelehrten ; Sie möchten's Frohen fingen, Und jchreiben’s, ad, Gelehrten.

42

Die srifllige Kritit.

Du haſt im Traum recht greuliche

Gefichte,

Und machſt daraus abſcheuliche

Gedichte.

Wozu die Nachtumgrauungen,

Die Seelenleichenſchauungen?

Zu chriſtlichen Erbauungen!

Zu leiten durch die Finſterniß zum Lichte

Du ſprichſt: die chriſtliche Kritik darüber richte! Du ſchaffſt recht fledermaufige

Geftalten,

Und weißt fie recht in's Graufige

Zu balten.

Wozu die Giftbethauungen,

Verborbener Säfte Brauungen ?

Zu riftlichen Erbauungen,

Daß heilſam Höllengluth nicht mög’ erfalten ! Du ſprichſt: die hriftliche Seritit mag drüber walten ! Du weißt reiht fraß in's Gräßliche

Zu rennen,

Und recht mit Haß das Häßliche

Zu nennen.

Wozu die Geiftvertrauungen

Geftörter Veibsverdauungen ?

Zu Kriftliden Erbauungen!

Die chriſtliche Kritik mag’3 anerkennen:

Mer fo die Hölle heizt, verdient darin zu brennen.

4

Un einen unſtjũnger.

Sieh fehl, wenn ſchwindelnd alle drehn, Laß ihre Luft fie büßen!

Und wenn fie auf den Köpfen gehn, So geh auf deinen Füßen.

Ba wo fie graue Geiſter jehn,

Und Heil vom bittern Tod erflehn, Sollen dich Hell die ſüßen

Engel des Lebens grüßen.

Lie Ueberfegungen aus dem Altdeutſchen.

Rahdem wir Alles überjekt, So überſetzen wir zuletzt Uns jelber jett.

Sind Minnelieder, Nibelungen Uns denn gejungen In fremden Zungen?

Dem jüngften Griechen war Homer, Weil in der Schul’ er ihn vorher Gelernt, unüberjegt nicht ſchwer.

Und unferer, flatt in der Schule Zu fiten auf dem Lehrerftuhle, Sol fein des Leſefraunvolks Buhle?

Wer aber verneudeutiht Minnclofen, Bill überjegen Frühlingsroſen In Herbfizeitlofen.

Als wollt' ih mich dran ergeten, Run meine Augendliederfegen In Altersweiſen umzuſetzen.

Rur wie fie find, jo kann ich ſchaun Sn ihnen, was id war, und baun, Was jet noch wächſt auf meinen Yun.

—+ 4

Zweierlei alagen.

Der Eine klagt über Todtenſtille, Die im Feld der Literatur begann; Ein Andrer klagt, daß man im Geſchrille Sein eignes Wort nicht hören Tann. Wie läßt fih das vereinen?

So, will mir fcheinen:

Es iſt der Ehor der Todtengrille, Der die Oberhand gewann.

Das zugemachte Bud.

Wenn ein Glüd mir fommen fol, Komm’ e8 fein beizeiten, Eh’ erwartungstummervoll Zange Tage gleiten.

Wo das Teuer in der Bruft Mählich ausgegangen, Zu erneun die leide Kufl Hab’ ich fein Verlangen.

Um hab’ ih das Blatt gekehrt, Zu das Buch geichlagen ; Es ift nicht der Mühe werth, Reues einzutragen.

Die Fledermaus.

Die Eule fieht bei Nacht, der Adler ſchaut in’s Licht; Thun beide, Wiflenihaft und Andacht, Gleiches nicht? Bon denen jede hat ihr eigenes Gebiet, Das der geſchieden hat, der Tag und Nacht einft ſchied. Und wer vermiſchen will die zwei, was fommt heraus? Ein myſtiſch Mittelding, der Dämmrung Fledermaus.

———

Briel.

Lieber junger gelehrter Yreund! unmöglich, Kein unmöglid in diefen Maientagen

IR mir, was du begehreft, auszulegen

Dein dreizlingiges, wir in’3 Haus gefandtes, Morgenländifches Ungeheuer, Hebräiich

Sorn, arabiſch in jedes Berjes Mitte,

Und chaldaiſch am Ende. Jetzo reden

Vögel, Blumen und Lichter, Luft' und Quellen Baradiefifhes Deutſch mit mir, und laſſen

Mich kein anderes Wort verſteh'n. Doc willft du Barten bis zum November hin, wo wieder Meine Philologie der Poefie ob⸗

ftegt, wie Rebel dem Sonnenfdein, und neu ob» liegt der Dichter dem Ueberſetzerhandwerk;

Will ih dann mich verfuhen an dem Drachen, Ten dreifpradgigen NRäthjelmund ihm löſend Ob ih glei ſchon auf Einen Blick (denn mehr als Einen that ich nicht Hin) ſoviel erkannte,

Daß er ſchwerlich in jeinem Rachen führet

Ein gediegenes Gold, daB aus den Zähnen Ihm zu reißen die Mühe wird verlohnen.

Un einen Ueberſchwänglichen.

Das iſt Über meinem Horizonte; Junger Aar, Gott flärfe deinen Flug! In der Sphäre, wo id) längft mid) fonnte, Hab’ ih Raum und hab’ ich Licht genug. Nicht nad) unerhörten Wunderdingen Lüftet mich; doch, was du dort gewannft Goͤttliches, Hernieder magfi du's bringen, Wenn du's menſchlich nah mir bringen kannſt.

+ 4r

Zweierlei Alagen. Der Eine Magt über Todtenftille, Die im Feld der Literatur begann; Ein Andrer klagt, dag man im Geſchrille Sein eignes Wort nicht Hören kann. Wie läßt fid) das vereinen? So, will mir feinen: Es if der Chor der Tobtengrille, Der die Oberhand gewann.

Das ingemadte Bud. Wenn ein Glüd mir kommen fol, Komm’ es fein beizeiten, &h’ erwartungsfummervoll Zange Tage gleiten. Bo das feuer in der Bruft Mahlich ausgegangen, Zu erneun die leide Luſt Hab’ id} fein Berlangen. Um hab’ ich das Blatt gekehrt, Zu das Buch geſchlagen; &s if} nicht der Mühe werth, Neues einzutragen.

Die Fledermaus.

Die Eule fieht bei Nacht, der Adler ſchaut in's Licht; Thun beide, Wiſſenſchaft und Andacht, Gleiches nicht? Von denen jede hat ihr eigenes Gebiet, Das der gefßieden hat, der Tag und Radıt einft ſchied. Und wer vermifden will die zwei, was fommt heraus? Ein myſtiſch Mittelding, der Dammrung Fledermaus.

Briel.

Lieber junger gelehrter Freund! unmöglich, Rein unmöglich in diefen Maientagen

JR mir, was du begehreft, auszulegen

Dein dreizlüngiges, mir in’3 Haus gefandtes, Porgenländifches Ungeheuer, bebräifch

Som, arabiſch in jedes Verſes Mitte,

Und Haläiih am Ende. Jetzo reden

Bögel, Blumen und Lichter, Luft’ und Quellen Varadiefifches Deutſch mit mir, und lafien

Mi kein anderes Wort verſteh'n. Doch willft du Warten bis zum November hin, wo wieder Meine Philologie der Poeſie ob⸗

füegt, wie Rebel dem Sonnenjdein, und neu ob» liegt der Dichter dem Ueberjegerhandwerf;

Will ih dann mich verfuhen an dem Draden, Tem dreiipradjigen Räthjelmund ihm löoſend Ob ih glei Ihon auf Einen Blid (denn mehr als Ginen that ih nicht hin) ſoviel erkannte,

Daß er ſchwerlich in feinem Rachen führe

Ein gediegenes Gold, das aus den Zähnen Ihm zu reißen die Mühe wird verlohnen.

Un einen Ueberſchwänglichen.

Das iſt Über meinem Horizonte; Aunger Aar, Gott flärfe deinen Flug! In der Sphäre, wo ich längft mich fonnte, Hab’ ih Raum und hab’ ich Licht genug. Richt nach unerhörten Wunderdingen Luſtet mich; doch, was du dort gewannft Böttlicdes, Hernieder magft du's bringen, Wenn du’s menſchlich nah mir bringen kannſt.

46

Aber wenn in bimmlifcher Berfentung Dir der Sinn vergeht, wo blieb’ er mir? Laß mir meine finnlide Beſchränkung, Und das Schrankenloſe lafj’ ich dir.

Alle fuhen wir uns abzufinden Mit dem Höcften, das uns ferne ftebt; Doch nicht jeder will im Licht erblinden, Manchem gnügt’s, daß er im Lichte geht.

Gehn will ih in diefem Licht und wallen, Und mir folge, wen mein Gang gefällt! Schön find meiner Frühlingswälder Hallen, Erde grün vom Himmelsblau erhellt.

Rothwendig zu leſen.

Grade weil dir alle jagen,

Ganz nothwendig fei zu leſen

Diejes Büchlein, lies es nicht;

Und du fiehft nach vierzehn Tagen, Wie nothiwendig es geweſen,

Wann fein Menih davon mehr fpridt.

Tert und Roten.

Das Heer der Schrifterflärer

Macht Leichtes ſchwer und Schweres jchwerer, Halte dich an den einfachen Tert,

Richt was in den Noten wird geflert.

Hiſtoriſche Kritik.

Wo alle Zeugen ſtimmen ein, Iſt mir verdächtig der Verein; Und wo der eine widerfpricht, Da glaub’ ich allen beiden nicht.

41

Serth des Kunſtwerks.

Diamanten reifen

Nah der Mittagslinie nur,

Aber Krämer flreifen

Fern damit bis zum Arktur. Ziamantenträmer

Kommt mein Lied auß fremder Welt;

Wo id fänd’ Abnehmer,

Hält’ ih Waaren ausgeftellt. Doch ihr fragt: was nutzet

Uns der ungewohnte Blanz?

Aud gut! hier fo pußet

Euch mit diefem Rojenfranz. Flecht' ih Rojentränze

Doch jo gut wie einer, traun,

Und ich mag im Lenze

Sie nicht minder gerne ſchaun. Aber zu verkleinern

Eines Kunftwert3 Werth, ift Hein.

Spredt ihr, es ift fleinern ?

Breilidh, es ift Edelftein.

An die Phyſiker.

Ihr Phyfiter, die ihr zu Meiſtern der Ratur

Euch maden jolltet, ſeid die Lehrling’ immer nur, Schilten nicht einmal! ihr ſeht ihr bei den Werten

Stets zu, und wie ſie's madt, mwißt ihr nie abzumerfen. Schon eine Weil’ iſt's ber, daß ihr den Bligableiter

Gefunden habt, und geht nun eure Kunft nicht weiter! &bleiter müfjet ihr und noch für mande Sadıen,

Tie jede Here macht, für Froſt und Hagel madıen. Solang ihr unfrer Saat nit ſchafft fiir dieſes Rath,

Ift unütz in der That all euer Apparat.

Bom Büderkaufen.

Man lieft die Bücher, die man kauft, am menigiten. Drum, um e8 nicht zu leſen, kauft’ ich mandes Bud: Das Geld ift ausgegeben, doch die Zeit eripart.

Kritil und Politik.

Zwei find an der Ordnung jeßt, Ueber alle hoch gefekt, Kritik und Politik, Die ich ehemals auch geſchätzt, Aber abgethan zuletzt, Politik und Kritik. Darum bin ich nicht der Mann Dieſer Zeit, die lieb gewann Kritik und Politik. Meinethalb, thut mich in Bann, Weil ich euch nicht drein thun kann, Politik und Kritik!

Nur ein Fehler.

Großer Dialer, Idealer

Und realer! Hochgedanken Ohne Schranken, Neuerfindung, Feinempfindung, Der Gefühle Rampfgemwühle; Weltanſchauung, Formaufbauung,

9 +

En , DMagtenifaltung, Kunft vollkommen, Wer Tiefen Hieroglyphen

Kühn erſchwommen, Kühn erflommen Ale Höhn;

Eins, nur eines Fehlt, ein Heines: Bas du maleft, ift nicht fchön.

Herr Wachtel und Fran Wadtel.

Der Tenorift Herr Wachtel

Iſt mit zehntaufend Thalern Gehalt

In Berlin beftallt:

Ich Halte meine Frau Wachtel

Im Meizenfeld

Für weniger Gelb:

Sie nimmt von Körnern, fo viel fie begehrt, Doch find fie nicht jo viel Heller werth.

Viret extenso Proculejus aevo.

Heut ſah ih im wahen Traumgefichte

Die Unfterblickeit der Geſchichte.

Ein Rame flieg in mir empor,

Der von der Yugend mir fchlief im Ohr;

Der durch's Meer der Zeit fich gerettet,

Auf Horaziſchem Wohllaut gebettet:

„Proculejus, dem Ruhm geweiht,

Wird leben in einer fernen Zeit." Röders Berte VI.

Hat der Alte nicht Recht behalten ?

Der Ram’ ift jung und kann nicht alten, Stets friſch von der Jugend angehaucht, Die den Horaz in der Schule braucht. Aber als ich mich nun beſann:

Wer war er und was that der Mann? Wußt' ich davon nicht eine Spur;

Es war ein tönender Name nur. Proculejus, und ift nun dies

Alles, was dir Horaz verhieh?

Tröfte di, armer Proculejus!

Julius Cäſar und Eneus Pompejus Haben mehr nicht al3 du erreicht,

Weib ih auch mehr von ihnen vielleicht.

Götter, Heilige, Dichter.

Griechen und Römer hatten die Wahl Unter der Götter großen Zahl, Daß jeder fi einen erküre, Zu defien Fahnen er ſchwüre.

Aber nun denjelben Gebraud Haben die Katholiken aud, Unter den Heiligen allen Zu wählen nad Wohlgefallen.

Und wir anderen Ketzer auch Ueben denfelbigen Gebrauch: Von Dichtern groß und kleinen Erwählt ſich jeder ſeinen.

Die Götter waren oft ſonderlich, Und die Heiligen wunderlich; Und fo ift das Gelichter Auch unjerer Lieblingsdichter.

5

Abwartend.

Ich gönne jedem ſeinen Ruhm,

Den Heinen oder großen.

Doch Tühle mich nicht gedrungen darım Mit in die Trompete zu flogen.

Hoch auspojaunt,

Laut angeflaunt,

Hör’ ich's von weitem gut gelaunt,

Und laffe den Lärm verdoßen,

Bis der Verſtand dazwiſchen raunt.

Rüdtechr.

Ten eigenen Jammer zu vergeflen, Vollten wir alle Welt durchmeſſen, Doch nur geflörten Brabesfrieden Fanden wir bei den Pyramiden, Und in Arabiens Liederhaud) Empfanden wir den Samum aud), In Berfiens weichen Rojengärten och des verfiedten Dornes Härten. Bir haben auch Ramajana Durchforſcht und Mahabharata,

Ein üppig Didicht fanden wir

Und Heimweh bald empfanden wir . Zu lehren zum gewohnten Pfade Der Odyſſee und Iliade.

Bir laſſen Ganga's Fluthen brauſen Durch Wälder, wo Dämonen hauſen, Bo Bötter walten mißgeichaffen Und größte Helden find die Affen, Und balten Hier uns an die alten Goͤtier in menſchlichen Geftalten, Begnügt wie eh und mehr als je Am lauten Meer und fiillen See Der Alias und Odyfee.

++

Gaustritweife, Priamelfsrmel,

Man kann ſich unter Stöhnen Zuletzt an alles gewöhnen: Un kleine ſchreiende Kinder, An große blöfende Rinder, An einen Holpernden Wagen, An einen nurrenden Magen, Un weſtphaliſchen Schinten, Guns Efien und Trinten,

An unterbrodenen Schlummer, Ununterbrochenen dummer, Herzweh und Seitenftehen, Kopfweh und Kopfzerbrechen, An einen Kranz von Reſſel, Un einen harten Sefiel,

An Kachelofens Dampfen,

An der Waltmüple Stampfen, An der Thlirangel Knarren, Und an das Geihwäß von Karren.

Bendehals.

Wendehals!

Wenden deinen Hals

Und in allen Wendungen did} zeigen Magft du allenfalls;

Aber ftatt zu geigen

Mit der ſchlechten Stimme, die dir eigen, Wendehals,

Thateſt du zu ſchweigen

Beſſer jedenfalls.

Wendehals, und mas id) Dir gerathen, Mandem Rameraden

Mocht ich's rathen ebenfalls.

Krebſe.

Büchlein, glänzend im rothen Gewand wie geſottene Krebſe, Beuft euch jeder wie ich, geht ihr wie Krebſe retour.

ut

Yung bleiben wir.

Dein dent’ ih, der zuerft Du lauſchteſt meinem Bfalter, Du von der Bettenburg mein Alter!

Sen Roſen Deines Parks umwunden,

Geburtstag feierten wir zwei verbunden,

A voll Dein ſechsundſechszigſt Jahr,

Und mein die Halbicheid dreiundreißig war.

Tu ſtießeſt klingend an daB Glas mit mir

Und ſpracheſt laut mir vor, nach ſprach ich's leiſe Dir. Was wieder ich nachſpreche hier:

Yung find wir,

Jung waren wir, jung bleiben wir,

Zar ewigen Jugend erwachen wir!

Sängerftreit. 1816.

Sänger, ſprecht mir einen Sprud! Sagt mir, was ift mindre Noth: Der Geliebten Treuebruch,

Dder der Geliebten Tod ?

Aland:

Tie vom Schwur fi losgezählet, In der reihften Schönheit Schmud it fie doch ein Höllenfpuf,

Defien Anblid Shredt und quälet.

4 +

Neines Weib, das nie gefehlet, Lächelt noch im Leichentuch.

Denn fie fchied mit dem Verſuch, Sel’gen Liebestroft zu fagen: Drum ift minder Tod zu Tagen, As gebrochner Treuverfprud. Wenn Berrath, was Gott verbüte! Einen edeln Sänger trifft, Wandelt ſich fein Lied in Gift, Stirbt ihm aller Dichtung Blüthe. Wenn die Braut von reiner Güte, Hingerafft durch frühen Tod, Ihm entſchwebt in’s Morgenrotb: AL fein Blick iſt dann nad oben, Und in Heil’gem Sang enthoben Fühlt er fi der ird'ſchen Roth. Jene, die der Tod entnommen, Diefe, die im Unbeſtand Weltlichen Gewühls verſchwand, Keine wird dir wiederkommen. Wann der große Tag erglommen, Wo von Gottes Richterſpruch

Heil ergeht und ew'ger Fluch, Dann iſt jene neugeboren,

Dieſe bleibt auch dann verloren: Mehr als Tod iſt Treuebruch. Der du Kampf mir angeſonnen, Wie du ſonſt mich überfliegſt, Hoff’ nicht, daß du heute fiegſt! Wahrheit hat voraus gewonnen. Ob dem Sang, den du begonnen, Wird dir felbft die Wange roth, Und dein Ser), vor banger Roth An mein Lied berüber flüchtend, Ruft, des Truges di bezüchtend: Falſchheit Fräntet mehr denn Tod!

5 .

Mükert:

Geguer, doppelt überlegen, Ausgerüftet mit zwiefalter

Wal’ als Dichter und Sachwalter; Wenn ih dir mich tell’ entgegen, Renn’ ich's um jo mehr verwegen, Als wie du mir jelbft gedroht, Dir al Anwalt dar ſich bot

Gute Sach’, und mir die fchledhte; Daß mir bangt, wie ich verfechte Taljchheit gegen Treu’ im Tod. Dennoch ſprech' ich excipirend:

Wenn ein edles Herz es giebt, Das uneigennützig liebt,

Im Geliebten ſich verlierend; Dieſes, ſich mit Demuth zierend, Trägt Entſagung ohne Fluch, Wenn die Braut ſtatt Leichentuch Fremder Hochzeitsſchleier ſchmücket, Und es fühlt ſich ſelbſt beglücket, Wenn ſie's iſt durch Treuebruch. Ferner: Wenn's ein Herz kann geben Von ſo ſanfter Blumnatur,

Das aus liebem Antlitz nur

Wie aus Sonnen ſaugt ſein Leben; Wenn die Sonnen ihm entſchweben In die lange Nacht, den Tod, Leuchtet ihm fein Morgenroth; Doch ſo lang die Augen funkeln, Mag auch Untreu ſie verdunkeln, Leben kann es doch zur Noth.

Endlich, wer mit ſolchen Flammen

Liebt, wie ich zwar ſelber nicht,

Daß er denkt, was heut zerbricht,

Wächſt auf morgen neu zuſammen;

Der verſchmerzt des Treubruchs Schrammen

Die Aufnahme des

1886.

Wer zwei Väter hat, bat keinen; Und fo Tießen, liebes Kind,

Beide Väter ungelind

Di fo lang verlaflen weinen. Doch nun bift du unter meinen Bielen Kindern, wenn's gefällt, Mit in Reif’ und Glied geſtellt, Und mir fonft du angehören, Wärft du lieber au den Chbren Jenes Meifters zugelellt. Schwerlich wird er mir beneiden (Wird er doch nicht ärmer drum) Diejes Etüd von jeinem Ruhm, Das von meinem nicht zu fcheiden; Und did von einander ſchneiden Wäre doch ein arger Scherz

Für ein chriſtlich Dichterherz.

Du nun, ein dankbarer Beter, Fleh' für deine beiden Bäter, Waiſenkindchen, himmelmärts: Mögt ihr, daß ich nicht verwaiſe Rohmals, noch einmal fo lang, Als feit eurem Wettgefang, Blühn, dem Baterland zum Preiſe. Runmehr ift jo weit die Reife, Daß ihr bis zum Leichentuch

vorhergehenden Gebichtes.

57 +

Brauchet keinen Richterſpruch. Beide bring' euch nie in Noth Weder der Geliebten Tod, Roc der Liebe Treuebruch!

&igurd unter Den Gänfen.

Auf dem Tiſche lag der Schlangentödter Sigurd aufgeſchlagen, und ih dachte

Net bebaglich in dem warmen Zimmer Mir den nordiſchen Helden zu genießen. Da erhob fi vor dem Fenfter draußen

In dem Hof ein Schnattern von den Gänfen, Von den Gänſen, die mich längft geärgert, Die nun auch der heilige Martinus

Leider nicht geſchlachtet, wie ich hoffte. Hatten früh ſchon mid im Schlaf geftöret, Störten mi nun auch in meinem Sigurd. RNiß ih auf mit Ungeftüm das Fenſter, Und warf mitten unter fie den Sigurd. Sigurd, Schlangentödter, ein Baar Dupend Gänſe wirft du wohl im Falle tödten ! Doch er that’s mitnichten, tölpiſch fiel er In den Roth, und über ihn die Gänſe Vielen her wie jugendliche Leſer,

Dder wie ein Heer von Recenjenten.

Und dem Dinge jah ich zu ein Weilchen ; Aber bald ergriff mich Heilige Scheue, Rieder lief ih, und den armen Sigurd That ich feinen Leſern aus den Zähnen. Und da fand fi, als ih ihn durchſuchte, Nichts an ihm beichädigt, al3 auf einem Blatte nur, da waren auögefrefien

Zehn bis zwölf Alliterationen.

Der Digter Der Nibelungen.

Berühmt if das Lied der Nibelungen; Wer es erdacht,

Iſt ungenannt.

Berühmt iſt Heinrich von Ofterdingen; Was er gemacht,

Iſt unbekannt.

Drum iſt erklungen

Mein kritiſcher Spruch,

Um beides an⸗

Und unterzubringen,

Das Lied an den Mann,

Den Mann zum Buch:

Es hat das Lied der Nibelungen Gemacht der Heinrich von Ofterdingen. Und wenn ich's nicht beweiſen kann, Könnt ihr's doch auch nicht widerlegen; Was habt ihr zu ſagen dagegen?

O Zeiten, o Sitten!

Bei der Ilias ruhte man nicht,

Bis dem Homer ſie war abgeſtritten; Und unſer deutſches Heldengedicht

Hat man nicht herrenlos gelitten.

Wie man Kränze zerreißt und flicht! Wir müſſen uns beides verbitten.

An den Verfechter der Einheit Homer's.

Weil du in einem Athen den ganzen Homer überjegt haft, Meinft du, au einer allein hab’ ihn in einem gemacht.

Aber du könnteft in Stunden, Gewaltiger, wo du im Zug bift, Mehr überjegen, als Zehn machten ihr Leben hindurch.

59

Galbdersn uud feine Bearbeiter. Galderon mit feiner fteifen Sormenpradt kann ich begreifen, Auch an feinem immer neuen Farbenſchmelz mein Aug’ erfreuen, Sch Phantome feiner krafien Klofter-Hofluft gelten lafien.

Aber wer ihn Heut noch gelten

Machen will, den muß ich ſchelten. Bo er ftehn will auf den Brettern, Bird die Zeit herab ihn ſchmettern, Lie mit Fürftentneht und Pfaffen Künftig nichts mehr hat zu fchaffen.

Zrinins. Alte graue Nachtigall, Wie du dich im Scherze nannteit, Ward dir Heiler gar der Schall, Seit du di gen Norden bannteft? Einer, den du fonft wohl fannteft, Lauſchte gierig überall,

Ob du nie dein Saitenipiel mehr jpannteft?

Immer übft du Schöpferfraft An Ratur-Metamorphofen. Dank’ es dir die Wiſſenſchaft, Daß du fern an Newa's Tofen Dih mit Gräfern oder Moofen Gabeſt ab gewiſſenhaft, Und vergaßeſt, Nachtigall, der Roſen. Nun dir Coburgs Roſenau Wieder dient zum Lenzgemache; Nachtigall, nicht alt und grau, Sondern ewig jung, erwache! Steure bei mit plaſtiſchem Ache Aryſtalliſirten Frühlingsthau Zu Chamiſſo's Muſenalmanache?

Geläyies von deiarich Beh. (6. 216, 3. 6)

Genatisr Morifremb, einen Zweifel frit mir auf, " In welchen mid verwidelt bat

Des mir von bir geliehne, mic) erlaunende Biegen

—— von Heinrich Voß, dem Müngeren, Dem 1’ nit hatte zugetraui aRH foldiem Mnfand auf dem hohen tragtfhen Kothurn einherzutreten fe Und ſicher, ohne ſonderliche Stolperung, Der ſonſt doch gern in Socken ging. Ich fand das Abbild feinem Urbild Zug für Bug Meiſt glüdlih nachgeäßnliget, Der eingebrannten Farben lebhaft grellen Schrei, Und jeden ſcharfen Pinſelſtrich; Und wüßte nichts zu tadeln, als dem guten Sohn Und die Eniſchuldigung genugt Bom Bater angeftammte Luft an Steifigkeit In manden Bieblingswendungen; Ich meine jein laftträgeriiches „aufgeihaut!” Wofür wir jagen „blid empor!" Desgleichen ein auf Greul und Graus gehäuftes Grau Das er an alles bintenan Hängt oder vornan, als da ift: ein Todesgraun, Ein Schladt- und Nachtgraun, aber auch Graunkammern, Graunverhängniß, Graungefängnifke, Sraunjammerliberwältigung. Sonft rg’ ih gar nicht ſchroffer Rede Reugepräg, Und etwas linverfländlichkeit ; Rur, was Raflandra meinet, wüßt' ich gerne jeht, Die todtgeweihte Seherin, Als Agamemnon dort in’s negumftellte Bad Bon Feſtempfangs Bepräng gelodt,

6

Dem Mord entgegen ſchriti auf Purpurteppichen, Und jene ruft: ih habe flar

Tes alte Misthun diejer Königsburg geſehn; Ta if das Mifl-Huhn mir nit Mar.

Vie ſich's zu jenem Hühnervolf verhalten mag, Son dem am Schluß des Trauerfpiels

Der Chor noch redet, wenn er zum Aegiſthos jagt: Geh’, ſpreiz' Did, Hahn, der Henne nah!

DToch meil die Deutung zaubert, geht mir felber auf Ein Licht, und klaͤrlich ſeh' ich nun:

Tes alte Misthun ift die alte Mifiethat, Tas Rammvererbte Mordgeichid,

Bes jedermann von Atreus und Thyeſtes weiß, Und jener Kindermetelung.

Und lachen muß id) meines Mikverftänpnifies, Und lachen hör’ ich jelber dich,

Bein Heinrich Voß, wo nun in weiter Untermelt Mit deinem Bettenburger du

Dir nebenaus ein ſtilles Plätzchen ausgeſucht, Wo ihr das Friedenspfeifchen ſchmaucht,

Bie einſt behaglich auf der alten Bettenburg, Woſelbſt ich euer dritter war.

Seid mir gegrüßt, ihr die des Lebens Poſſenſpiel Habt ausgefpielt, und gönnet mir,

Bis ich euch einhol’ unten, bier noch Lacheſtoff Aus manchem Trauerjpiel zu ziehn.

Robebne.

63 if ein undantbares Geſchäft,

Den Leuten einen Spaß zu maden;

Wenn auch den Geihmad ihr des Publitums trefft Es if zu gefittet, es ſchämt ſich zu laden.

Sigen, fi tröften an Matihiffon ! Wären wir alle jo fledenrein! Stärler und tiefer dürften wir fein. Wie gleitet alles gemächlich

Uber einem genügfamen Sinn Mag noch alles gefallen darin.

Moore, Byren nud Gonfsrten.

Die ihre Nüchternheitsvereine Gründet, Rordamerilaner, Künftiger Gefundheitsreine Reuen Weges edle Bahner!

Haffer der gebrannten Waſſer, Weil die Yugend fie vergiften, Warum haltet ihr es laſſer Gegen die gebrannten Schriften ?

Was ihr ber von Englands Flur Einführt mit foviel Vergnügen Gierig ſchlurft in langen Zügen, IR gebranntes Wafler nur.

8 +

Moore und Byron und Konforten, Smangnatur im hödften Ton, Lauter Kolben und Retorten, Lauter Deftillation.

Richt des Frühlings Roſenduft, Noſendl iſt jede Zeile;

Trunken ift davon die Luft, Und wird’8 bleiben eine Weile.

Körner, Schulze, Müller, Hauff.

Ike: u Schulz und Müller und Hauff find unfterblich geworben, Beil fie den Sterblichen frübzeitiger Tod bat entrafft. Exiße, wer wünfchet wie fie Unfterblichfeit; aber es reizet

Wi Unferblichteit nicht, die ich erleben nicht foll.

Ein Wort Reander’s.

Ten ſchöpferiſchen, herrſchend über feine Zeit Ehabnen Beift, wie darfft du ihn aus feiner Zeit Erllären ? aus ihm jelbft erfläre jeine Zeit!

Beranger.

Um mid ber in weiten Bogen Sch’ ih einen Frei gezogen, Und im engern einen zweiten; Wohl befind’ ich mich im weiten, Und im engften doppelt wohl. Die Ratur ift jener weite,

Und der Haushalt ift der zweite; Aber zwiſchen Wett’ und Enge Fehlt der Mittellinien Menge, Und der Raum ift leer und hohl.

Ein Dieter ſprach: Wie taufend Lichtgedanlen, Eh’ fie fich rangen an des Tages Lick, At ihres Denkers Aſch' in Wie Tanken!

Wen rührt der Tod der Ungebornen nicht! : Es ſprach mein Sreund: Wer was von Bott empfangen, Giebl's von fi auch, es treibt ihn mit Gewalt; Und Reiner ift no aus der Welt gegangen

Mit eines geiſt'gen Schafes Borenthalt. Der Dichter war Jean Paul, der zweifelsohne Sich ausgeſchöpft, wie Wenigen es glüdt, Das wunde Herz methodiſch als Citrone Zum lekten herben Tropfen ausgebrädt. - Der Freund ift einer, welchen niemals juden Schreibfinger und Schriftftellereitelteit, Der nie fein Wiſſen ließ zum Buch ausdruden, Kaum zum Ausprüden nimmt er fi) die Zeit. Wie ſoll ich diefer beiden Streit vereinen? Annehmend Hier wie bort Selbſtironie, Die was fie if, und felbft was fie will fcheinen, Ob Demuth oder Hochmuth, weiß man’ nie.

2.

„Schlechter ift es noch gegangen Anderen als mir.“ Steiß erwäge das, und bangen Niemals laſſe dir!

65

Bie fih Richter mußte drücken, Eh’ er ward gebrudt; Wie ihn, drauf der Welt Entzüden, Erſt ihr Weh durchzuckt!

Seinen Duldmuth mag zum Lehrer Nehmen jeder Chriſt, Der auch nicht iſt fein Verehrer, Wie du's auch nicht biſt.

Su Den Poeſicen von Karl Barth, dem Seiner und Kupferſtecher, geordnet von Friedrich Nüdert.

Vorwort des Auorbuers.

Ws, ich weiß nit zum wievielften Male, Du mein ſchlechtes Antlitz zeichnen wollteft, Diesmal nit zu eigner Luft und Freude, Eondern es zur Schau zu fiellen, Eingangs Diefes Buchs, dem Richterblid des Leſers (Mög’ er nur es günftig gelten laflen,

Wie es Gott ſchuf, und du nad) es ſchufeſt! Es ergänzen ſich die beiden Bilder,

Das von dir, und das in meinen Xiebern) - Als ich regungsios nun dir genüber

Mußte figen, und die Uinterhaltung Ausgieng, gabft du zur Entlangemeilung, Daß fih nit entipannte Züge dehnten, Dir in Handſchrift die gefammten Werte Eines mir ganz unbelannten Dichters, Deine eignen; und ich laß, und ftaunte. Welche Haltung ſoll ih dir genüber

Run behaupten? Wo id) dir, dem Maler, Kühn die Stirn als Dichter bot, erkenn' ich, Zap du ſelbſt ein Meifter meiner Kunſt bift, Ich in deiner nicht einmal ein Yuſcher.

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67 +

deſwegen aber wird der Kunftfinn reifen, Dar er dein lichtes Wunder, das auf Erden Der Ruhm nun nennt, an Ort und Stell’ erblide; tagegen ich mid ſchon muß glüdlich preifen, Benn meine Schnörkel auch nur anjehn werden Zie Gönner, denen id in's Haus fie fchide.

Schiller's Anſenalmangch.

Schiller's Muſenalmanach

War ein deutſcher und er ſprach Alle Deutſchen an;

Ihm nun folgen mannichfach Schwäbiſch, Bairiſch andre nach: Iſt das wohlgethan?

Jenes war ein voller Bach, Dieſe Bächlein ſind ſo ſchwach, Sind jo flach,

Daß ein Käfer allgemach

Sie trocknen Fußes paffiren kann.

Reifing-

der Teutiche, wenn er Reffing nennen höret, fihle Stolz ; iz, der Bildung Baum zu pflanzen, außgereutet faules Holz. Zertihen Beiftes ſprödes Erz mit männlicher Begeiftrung ſchmolz, Un) wohin er immer zielte, ftet3 in's Schwarze ſchoß den Bolz. Ir an Denkmal zu errichten braucht es nicht, Er hat's gethan ; Aer wie wir ihm verpflichtet uns erfenmen, zeig’ es an: GT bat eingeidhlagen, die wir wollen gehn, der Forſchung Bahn, 42) zum Ziel der Wahrheit, daS wir juchen, ging er uns voran. 6: zuerit hat unſer Weſen fremder Feſſel frei gemacht, Und zu Ehren vor Europa's Augen unſer Volk gebracht: Trum, jolang in uns Gefühl der Ehre, Muth der Freiheit wacht, As Befreiers, Ehrenwächters, fei, o Leifing, dein gedacht.

Goethe.

1.

Bei dem Schein der Abendrothe Ging ih fil den Wald entlang; Welcher Daphnis blies die Flöte ? Welche Daphne war's, die fang, Was die Seele mir erhöhte,

Die der Erde fi entſchwang, Blei alsob fie frei geböte

Ueber Auf» und Untergang,

Nie des Lebens Luft und Nöthe Sie mehr könnten maden bang ! In der Taſche trug ich Goethe, Dem da8 Zauberjpiel gelang, Der mit weicher Liebesflöte

Dur das Herz der Schöpfung drang, Und mit fanfter Abenpröthe

Sich um alle Wipfel ſchlang.

2.

Bald läßt Natur die Sinn’ abfterben,

Den Leib binferben,

Um die Seele zu entfalten;

Bald läßt fie aud, wie Blüth’ in Scherben Den Geift verderben,

Um den Körper zu erhalten.

Ahr Liebling nur kann das gewinnen,

Am Gleichgewicht von außen und innen Zu bleiben, und zu gehn von binnen,

So friſch von Geift als ftark von Sinnen; Nur Goethe konnte das erwerben,

So mufterhaft zu alten,

Der Nachwelt dieſes Beifpiel zu vererben.

3.

Der eu das Kreuz Mit Rofen ummunden, Hat er vor euch Richt Gnäde gefunden ? Rein, ihr ſeid ſtolz, Am nadtn zu bangen. Laßt mir das Kreuz, Bon Rojen umfangen!

4.

Daß wir in den funfzig Yahren Solche Rieſenſchritte thaten, So auf höh’re Stufen traten, So gar himmelan gefahren, Wie wir uns zu rühmen pflegen, Eines, ſcheint mir, zeugt dagegen: Daß in Schriften unfre8 Goethe Den mit ihrem Eulenblid Unfre neufte Kunſtkritik Raum läßt als die Morgenröthe Gelten, ber vor'm Tag gejendet, Deſſen Vollſchein igt uns blendet - Daß in diejes Goethe Schriften, In dem bunteften Gemiſche, Blumen gleih auf Frühlingstriften, Alles noch bat jolde Friſche, Was nun müßte fein veraltet, Hätte Neues fich entfaltet.

5

leichwie ein Mann, der halb im Wachen träumet, Richt rechte Kunde von der Tagszeit habend, Aufſchaut zum Himmel, und, die Blide labend Un einem Roth, das dort die Wolfen jäumet,

0

Richt weiß, ob es ift Phöbus, welcher zäumlt Die Roffe, aus zu neuer Tagfahrt trabend, Oder ob Phöbus, der die Roff' anı Abend Entſchirret und der Radt den Rennplat räume:

So jchau' ich ſelbſt empor, verwirrt im Tunleln; Am Himmel unjrer Dichtkunit ieh ih Goethe, Ind frage zweitelnd, was es toll bedeuten,

Tp Abendroih, veriuntnen Tags Radfunteln, Od künftigen Tags Verkünderin Morgenrötrhe? Wir iR, als hör’ ih Abendaloden läuten.

0, «1S532.)

Um Krebiingsanteng in ein Neum oefahen, Terz urirer Vorer indbeir iden aubläse, Wir BiI$redr urirr MWiry’ erizesen glübte, Und uns Ina Mom Stone male, Tea ımmergrinze Yard Wıeisctır Brise Nangsst Ner Nur emihe un rm Werde Stuart om Yor om) Vpräne in Biımitimuepsiir sa nıtam Arie. Sein: m& Ne de an in Summe 00 Boaden, Tea Wo zus vr Wire Ni oım eier Urireun: #3 rien lu N, Sr :r8, 3 zn nm eu una Dem,

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1 +

Und jo Rand er jung im Streit: is in's Alter würdevoll,

Gegen Drachen⸗Nachtgeleite,

Tas aus allen Eden ſchwoll,

Das er bald mit Scherz beileite Schob, bald niederihlug mit Groll. Als er abtrat nun vom Streite, War das legte Wort, das quoll Yus der Bruft erhobner Weite: „Mehr Licht!" Run, o Borbang, roll Auf, daß er hinüber fchreite,

Bo mehr Licht ihm werden fol!

Goethe im Epimenides.

taehm war ic) ſchon längft und bequem: nun hab’ ich dequemt mid), vornehme Manier auch patriotiich zu fein.

Gsethe und Zelter. 1.

Woher Goethe, der alte Mann, Tas hat mich oft gewundert, Den immer jungen Muth gewann, Der ſtets am Ende neu begann, Erkannt hab’ ich's jekundert. Es wuchs nicht für den Markt fein Spelt, Es triefte jeine Kelter Nicht für die Kneipe diefer Welt; Er lebte jih in feinem Zelt Mit einem Freund wie Zelter. Was angelrittelt, angetobt, Bom Zweifler ward und Schelter, Er war verftanden, war gelobt, Eich jelbft im Wiederjchein erprobt, Im Wiederllang von Zelter.

—*

72

Dieſe beiden Bet ı und fallen Miteinander, will mir fcheinen,

Wort und Töne find metallen, Die im Meifterguß fich einen.

Gleih dem Könige von Thule, Thront,‘ein Wunder kunft'gen Tagen, Goethe's Geiſt vom Felſenſtuhle. Den die Wogen Zelter’s tragen.

ZLweites Sruchstück.

5elbſtſſcha u.

Zum Unfang.

Rebe deinem Meifter Ehre, o Geſelle, baue recht! Wie das Maaß er hat genominen, nimm die Kelle, baue recht! Kt um deine Ditgejellen jorge, wie fie mögen baun; Tofür la5 den Meifter forgen, deine Stelle baue recht! örage nicht, was mühſam heute deine Hand gefügt, wie bald Wohl im Sturm der Zeiten wieder e3 zerjchelle, baue recht! % richt deinen Unmuth fragen, wel’ Bewohners Ungeſchmack Eiitig die von dir gebaute Wand entftelle, baue recht! Mir, dem der Grund zum Mörtel, und zur Kell’ ein Spaten dient, Kir’ dich, und den Bau der Erde treu beftelle, baue recht! ds’ die Formen der Gewächje, gründe Pflanzen und vertilg’ Urfraut, dag in Weg dem Kraut es ſich nicht ftelle, baue recht! E:öne deine blühnden Staaten, freu’ dich der Bevölkerung. Sea und Pfad‘, und auch die Leitung jedem Quelle baue recht! Atiger, dem Das Meer zum Ader, und zum Pflug ein Nachen dient, Burde tief das Beet der Fluthen, deine Welle baue recht! Fleng, Welttheile zu verfnüpfen, Schiff, und laß den Handel blühn! Handel, deine Mei’ und Bude, Waag’ und Elle, baue redit! vaß som Recht und von der Liebe, König, dir den Thronfaal baun! Bau den Giebel frei und Iuftig, und die Schwelle baue recht! Bern die Eintracht Häuſer bauet, die die Zwietracht nieberreißt; Einnadt, komm, nimm unfrer Zwietracht Trümmerfälle, baue recht!

74 11

Skleinlih ift der Staaten Fachwerk vor dem ew’gen Bau ber Konım, Weltweisheit, Weltengeifles Baugefelle, baue reift - ı Die Vergangenheit der Schöpfung bau’ uns aus den Trü i Und die Zukunft der Geſchichte baue helle, baue recht! Löſe du die Sprachverwirrung, die den Bau in's Stoden Daß Idee den Plan des Meifters ber uns ftelle, baue Sichre, ſtille, ungeflörte Arditeltin, o Natur, Baue fort nad unbewußtem Kunftmodelle, baue recht! a Bau’ die flolzgemdlbte Kuppel deines Saals, Himmel, wo Mit Mufit ih ewig drehen Sphärenbälle, baue recht! Sonnenbahnen und Milchſtraßen, der Planeten Wohnungen, Die vier Käufer für des Mondes Wechſelſchnelle, baue a Baue die Korallenriffe und die ſtille Muſchelbank, Heil’ged Meer, und der kryſtallnen Grotten Helle baue red! O Baumeifter an den Flüffen, Biber, daß der Menſchenwitz Bon dir lerne, deine Bauten ohne Kelle baue reiht! Eure jchwebenden Paläfte baut, ihr Vögel, unterm Ai! - AM Ktünftlerbiene, die fechsed’ge Honigzelle baue reiht! Bau’ die Gruft nach rechtem Maaße für der Chryſalide Saat, . Raup’! und deine dunklen Flügel, o Xibelle, baue recht! Bau’ di Ho, o Königäkerze, brenn’ in Blüthen ſtill hinan! Lilie, deines Kronenleuchters Fußgeftelle bauc recht! Auf Gerüft der Blätter ſchwebend, Blume, bau’ dein Heiligthum, Duftverhüllter Liebespaare Brautfapelle baue recht! Bauet jelbft, ihr Balfamflauden, euch zum Opferbuftgefäß! Dich dem Moſchus zum Behältniß, o Gazelle, baue recht! Unbewußte Dichterfeele, Nachtigall, o baue dir Deine Kehle, daß fie lieblich Liebe gelle, baue recht! Liebe, bau’ dein Rohr der Flöten, daß es Sehnſucht athme; bau Andacht, deine Orgel, daß fie Himmel jchwelle, baue recht! Brühlingsprediger! Amphion der Ratur! dag Herz an Herz Der Gemeinde, Stein der Kir’ an Stein fi ftelle, baue rech Bau' die muſikal'ſche Leiter der Gedanken himmelan, Freimund! deiner Liederwogen Tongefälle baue recht!

(m

+ 5

Bet der Liebe, Weltenjeele, Vaterohr, das feine Etierme überböret der dich lobenden Gemeine! Er Reihe Dankgebetes, Lobgeſangs ein Faden,

Zucht ich Kin vom Zuft des Morgens zu des Abends Scheine.

Fine Reihe Lobgeſanges, Dankgebets ein Faden,

Sch Ah hin vom Duft des Abends zu des Morgens Scheine.

Fr: Scänur, woran geordnet dir zum Preije bangen er Himmel Sterne, jamt den Blüthen aller Haine. Are Schnur, woran das Meer die Perlen feiner Andadt, Und der Erdgrund reihet jeiner Ynbrunft Edelfteine. Sit, daß in das Lobgeweb', das neu die Schöpfung täglich Dir aus taufend Fäden wirft, ih mwirfen dürf' auch meine! Ter du gabeft, dich zu loben, eine Stimme jedem Zehen, von der lichten Sonne bis zum dunklen Steine! #35, das dieiſe Seele auch durch der Gebetesflammen S4ürung dir die innere Xebendigfeit befcheine! xı$ irre Bialmenjtrom der Schöpfung, in der Weltenmeere Srogen Hymnenmwogen mit hinſchwimmen diefe Kleine! © Ratur, mit deinem Hauche läutere die Seele, Tap fie widerhalle rein dein Glockenſpiel, das reine! Dieb, daß in den großen Einklang deiner Stimmen jedes Menichenherz harmoniſch ſchmelze, ob es jauchz', ob weine! Kıfeenobr! vor dem gejungen vom Beginn der Zeiten, Tie Jahrhunderte herab, viel Lichter im Vereine: rer Saiten Widerſpruch ift vor dir ausgeglichen; Ihre Hunderttaujend Stimmen böreft du als eine. Laß in deinem Abendwinde Roſen jäufeln über Gines jeden, der dir fang, nun ſchlummernde Gebeine! Laß den freien Dichtermund hier deinem Lobe dienen, Fıs in Engelzungen dort fich freier mijchet feine!

7%

Dichterſelbſilob.

Ich bin König eines ſtillen Bolls von Träumen, Herrſcher in der Phantafieen Himmelsräumen. Kaiferfron’ und Königskerze mir zu Füßen Blühen auf, mich ihren Oberherrn zu grüßen. Um die dunflen Xoden, farb’ge Wollenbogen Sind, ein buntgefteintes Diadem, gezogen. Ale Frühlingsblumen kommen, vorzutragen Meinen Ohren ihre ew’gen Liebesklagen. Alle Bronnen aus der Schöpfung Tiefen brechen, Bon Geheimniffen mit mir fi) zu beipreden. Un der Linken trag’ ih Salomonis Siegel, Mit der Rechten heb' ih Dſchemſchids Weltenipiegel. Alle Geifter find des Siegels Unterthanen, Und die Schöpfung ſchwört zu meinen Sonnenfahnen. Gegen Nacht und Tinfternig in Kampfesſchranken Führ' ih eine Schaar von leuchtenden Gedanten. Kommt, und helft den Himmel auf der Erde ftiften, Helft den Tod mir tödten und das Gift entgiften. Jeden Baum des Lebens joll mein Hauch beblättern, Und die Schlang’ am Stamme joll mein Arın zerjchmettern. Morgenwinde, gehet aus auf allen Pfaden, Mir zum neuen Paradies die Welt zu laden. Wer dem Drud der Tyrannei muß draußen weichen, Eine Freiftatt biet! ich ihm in meinen Reichen. Dort ift Mühſal, Drang, Verfolgung, Noth und Kummer; Hier ift Frieden, Eintracht, Stille, Ruh’ und Schlunmer. Ihr Bewohner Dſchinniſtans, Peris und Dſchinnen, Baut mir hier ein Wunderſchloß mit goldnen Zinnen. Bauet mir den Weltpalaſt mit vielen Zimmern, Wo vereint die Herrlichkeit der Welt ſoll ſchimmern. Bauet fo viel Zimmer mir als Nationen; Jede joll mit ihrer Luſt in einem wohnen. Bauet fo viel Dächer mir, als Himmelszonen; Jede fol mit ihrer Pracht auf einem thronen.

7 +

Ya der fieben Prunkgemächer Tepp'che wirken Sell man Wunderwerk' aus fieben Weltbezirken. Ralerei fol Frühlingsglanz an Wänden weben, In den NRiſchen follen Marmorbilder leben. Und Muſik joll mit den ew'gen Sphärentönen Ale Lebensfimmen der Ratur verjöhnen. E ihr Beifter, um das Zauberſchloß den Garten Pflanzt mit Bäumen und Gewächſen aller Xrten. Nachtigallen aller Zonen mit den Rofen Aer Himmel lafjet mir zujammen fojen.

O ihr Götter Hindoftans, die ihr in Blumen- Reldien wohnet, kommt zu euern Heiligthumen! Ihr, gewebt aus Mondesitrahlen, Sylph' und Effen, Sollet au mir meinen Park bevdlfern helfen.

C ihr dem Olymp entftürzten Griechengötter, Rettet her zu mir euch gegen eure Spötter. Bau’ die Mauern meines Gartens, o Amphion; Die Delphine meiner Fluthen zügl’, Arion! Zähme meines Haines Wild mit Saiten, Orpheus! Und die Schaaren meines Traumvolks führ’, o Morpheus!

Führung. Geſchrieben im vierzigftien Lebensjahre.

\ Srael, hat in der Wüfte Jehova wunderbar geflihrt,

hat di zum Verheißungslande durch Irren vierzig Jahr geführt. st dich wollen altern laſſen, damit verjlingt du zieheft ein;

hat, Da unterwegs du ftarbeft, dich heim als neue Schaar geführt. tt dich wollen durften laffen, um dir den Quell aus Felsgeftein lagen: er hat Tags im Donner, di Nachts in Bligen klar geführt. n dich lafſſen irre gehn, damit du kämſt an's rechte Ziel!

bat dic langiam, ſeltſam, aber er hat dich immerdar geführt.

als du zum verheißnen Lande nun Hingelangt mwarft, riefeft du:

bat mid wunderbar geleitet, doch mich zurecht fürwahr geführt! ufet Freimund, den durch Wüften der Herr im Donner und im Blif x Läutrungsfeuer hin zum Lichte, zum Liebeshochaltar geführt; ufet Freimund auch am Ziele, wo fi) die Irren aufgelöf't:

hat fürwahr mich recht geleitel, er hat mich wunderbar geführt.

RB +

Die Nachtigall.

Ih war in Nacht geboren

Als eine Radtigall; Es zwang die Kraft der Schmerzen Schon früh aus jungem Herzen Den liederreiden Schall.

Doch einfam, wo ich Iebte, Und düfter war der Hain. Kein Meifter, der mich lehrte, Kein Hörer, der mich ehrte; Ih fang für mi allein.

Ih träumte wohl, daß draußen Es gäbe Lebens viel, Ich hätt’ es mögen ſehen, Und dran vorüber gehen, Doh kam ich nie zun Biel.

Helähmet war mein Wittig Und ih in Einſamkeit; Nur Geifter, die mir raufchten, Und Buüſche, die mir laufchten ; Und tief in mir mein Reid.

Da kam ein Geift und führte Mid doch in's Yeben ein; Nun bin ih mitten drinnen, Und möchte nur entrinnen, Gin Käfig iſt's allein.

Warum erſt, wenn verloren, Erkennen wir das Glück? Mer bringt mid) aus dem Scheine Des falſchen Glücks in meine Waldeinſamkeit zurüd ?

Dort Echo, dem ich flagte, Hat niemals mid) verhöhnt ; Wem ſoll ich hier es jagen, Mo meinen Herzenstlagen Kein Herz entgegen tönt!

1

Bilder Sommer.

An dem Himmel Wollenmwogen, Bindesbraujen in dem Bald, Dabei bin ich auferzogen,

Dieſes ift mein Aufenthalt; Solchen Sommer liebt mein Sinn, Weil ich ſelbſt ein ſolcher bin.

Wenn die Sonne aus dem Blauen Ungedämpft hernieder blidt,

Kann ich frei nit aufwärts ſchauen, Weil der Glanz mich niederdrüdt. Fragend fieht das Licht mi an, Warum id) nur trauern fann?

Aber wenn in Waldesblättern Sturmes Ahnung flüfternd wacht, Sich der Himmel regt zu Wettern, Und der Vonner furdtbar lacht; Richt’ ich meines Auges Blitz Kühn nad dem aus Wolkenritz.

Tag für Tag ein Regenbogen Ueber meine Flur geipamnt! Komm ich drunter hergezogen, Träufelt’3 auf die Heike Hand; Und mein Auge labt das Licht, Das aus Himmelsthränen bridt.

Nicht auf regungslojen Feldern

Schäfer, der die Flöte ſpielt! In den lauten Eichenwäldern, Wo der Schüg nad Blute zielt, Wo der Yalt noch kreiſchen Tann, Flieg' ich meine Falkenbahn.

Darum bin ich dir gewogen,

Dir vor allen, Heimathland; Kühl im Wald mi auferzogen Haft du, nit im Sonnenbrand ; Was mid wiegen fann in Ruh, Sturm und Wolfen ſchenkeſt du.

890 +

Und in deinen deutſchen Eichen Lehrſt Du deine Sprache mid; Wie fie raufchen, jo desgleichen Raufchet fie gewaltiglich.

Nur in deutfcher Sprade Braus Stürmt das Herz von Grund heraus.

Ich der Felt.

Wie ein Felſen ftand ich, Furt und Zittern kannt’ ich Nur dem Namen nad). Was muß ist mich fällen? Keine Meeres Wellen, Ach, ein kleiner Bach.

Lang an meinem Kiefel Hüpfte fein Geriefel An in leichtem Spiel; Und ich ſchaute munter Auf das Spiel herunter, Achtet' es nicht viel.

Siehe da, es nagten Wellchen, die fih jagten, Reife hie und dar;

Nun da bis zum Herzen Dringen ſchon die Schmerzen, Merd’ ich's erft gewahr.

Jetzt will ih mich rüften, Jetzt will ich mich brüften, Jetzund will ich ftehn. Aber, immer nagend, Auft ihr, leife fragend: Wirft du lange ftehn?

8

Daß ich nicht lann fliehen, IR durch euch geſchehen, D fo nehmt mid nun; Und in eu verjentet, Tief aus euch geiränfet, Laßt mich in euch ruhn.

Un die Muſen.

Kommt Schweftern, helft mir reimen Bon meinen Lieblingsbäumen Son meiner Lieblingsflur!

Die Blümden in dem Garten Und alle Gräschen warten Auf euer Loblied nur.

Von einem zu dem andern Takt uns noch einmal wandern, Und jedes und befehn;

Was wir dabei gefühlet, Getändelt und geipielet, Sol flinf in Liedchen ftehn.

Die fol der Reiſewagen Mit uns von dannen tragen, ern, fern, in fremdes Land, Wie Bilder, die dem Helden Bon feinen Schlachten melden, Die er mit Glück beftand.

Und wenn fie gleich nicht reden Bon blutbeiprigten Fehden, Bon Riefen himmelhoch;

Bon purpurrothen Lippchen, Und von geſchlagnen Schnippchen Erzählen fie uns doch.

Und wenn auch nicht von Siegen, Die ich in meinen Kriegen Auf diefer Flur erſtritt

Rüderts Berk VL 5

Soll neu in ihren Tönen Bor mir vorlbergehn.

Rinnt dann wohl auch mitunter Die Wang’ ein Thränlein ’runter, Daß alles eitel iſt; &o wird doch wohl dazwiſchen, Sich auch ein Lächeln milden, Daß füh ſelbſt Gitles if.

Riederfeelen.

Biederjeelen, Papilione, Sarbenduftig anzufhauen,

Wenn fie flattern auf den Auen, Um des Lebens Blumenkrone. Kommt der Knabe Reim gegangen, Spannet feine groben Maſchen,

Um die zarten einzubafchen; D da ift der Duft zergangen.

O wie habt ihr heil gejchienen, Da ihr frei vor'm Geiſt gejchwebet, Hier auf Blättern aufgellebet, Müpt ihr zu Gerippen dienen.

Biel der Lieber.

Wenn fih die rohe Menge treibt Im wilden Weltwirrweien, Begreift man nit, warum man fdhreibt, Wenn die das find, die leſen.

8 +

Rocht' ihnen man in’s Angeſicht Mit Fäuften lieber ſchlagen, Beil das nur Hilft und andres nicht, Dat fie nach einem fragen.

Doch wenn im ftillen Kämmerlein Der Geiſt ih ausruht wieder, Stellt doch die alte Luſt fidh ein Und fordert neue Rieder.

Tie Lieder ſuchen ſehnſuchtsvoll Ihr Ziel in weiter Ferne, Und wenn's fein andres geben fol, So geben eind die Sterne.

Wohl hab’ ih body im Sternenfeld Ein Ziel der Lieder wohnen; Doch weiß ih auch auf Gottes Welt Dort fern ein andre thronen.

Nah diefem laff' ich meinen Sang Aus voller Seele wandern; Wenn fie ſich freut an jeinem Klang, Was frag’ ih nad euch andern!

Deuntſcher Blumengarien.

Alumengarten Einen ſchönen will ih hegen; Mander Arten Blumen, die ich gern mag pflegen, Bil ih an im Garten legen, Ihrer warten Schön im Blumengarten. Augentroft Iſt ein Kraut, das foll da ftehn. Wer getroft Es mit Augen an darf jehn, Dem muß Luſt zu Herzen gehn. Schad’, o Froft, Nie meinem Augentroft!

Rimmerleid, iR ein Geſproß, Wo das beflich,

Treibt e8 immer friſchen Schoß. Meiner Freuden Haupigenoß. Nie fein Dieb

Blumen find’s, die ich will hegen Im dem Garten,

Und fie je mit Siebe pflegen. Komm, o Some, Thau und Regen, Helft mir warten

Beinen Blumengarten !

Eintehr.

Ber durch's Lebensmeer geſucht, Und ein Gut gefunden, Flüchte ſich zur ſtillen Bucht, Beitrer Fahrt entbunden.

Eh’ erſchlafft die Segel find, Kann der Wind nicht raſten; Immer Iodt der Hoffnung Wind Unverfuchte Maften.

Dräben wo die goldne Frucht Reift der Heiperiden;

Eh' aud du das Land geſucht, Haſt du heim nicht Frieden.

Richt den Zaubergarten wirft Binden du, den fernen,

Aber ihm, indem du irrf, Zu entfagen lernen.

Gieb dem Herzen, was e3 will, Laß die Welt es lehren,

Daß kein Heil ihm bleibt, als fill In fi einzufehren.

Wer ein Leben hat gelebt,

Mag fih wohl verſchließen; Yus der Welt, die er begräbt, Wird fein Himmel ſprießen.

Doch, Freimund, höre, was jener ſpricht: Die deutſche Sprache verftehft du nicht. Stil, Herz, mit deinem Pochen!

Ch diefes deutich ift, was ich ſprach,

Ich weiß es nicht, ich ſprach nur nach, Was Engel zu mir geſprochen.

8 4—

Das Tagwert. daſſe ja dich, was du thuſt, Nicht in deinem Tagwerk irren! Und in deiner Ubendluft Bak wur auch di nicht verwirren. Lab du dir gu keiner WEiR Poeſie, o Herz. dir beides hie ie

Bet fe wir nehmen wellen.

Vihen mub der Dieb ven Math. Tier bechiedit Des Werken Raten.

Rier Bier. Nr ri TR or Marie Tut De er ur me, Rott ur eher Fe Fran meh rr u Tu mt noR müiee ugeuer Tor tie ie daud eur Welen,

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317

Erinnerung an Erlangen. 1827—1829.

1. He Harfe. Aufgehangen war die Harfe, Unbelohnt für treue Pflicht, Im gelehrten Hausbebarfe Dacht' ich ihrer weiter nicht. Manchmal war’s, als ob ein Klimpern Ihre Saiten überfuhr, Doch ich zudte nicht die Wimpern, Tiefgefentt auf Bücher nur. Endlih, wie aus Träumen munter, Ward ih ihrer eingedent, Und fie flieg zu mir herunter, Peiner Jugend Weihgeſchenk. Aber werd' ich neu gewöhnen Das verlernte Kinderſpiel? Wird ed mis wie damals tönen, Da es meiner Braut gefiel? Ad, den ſchönen Liebeseifer Hat das Leben abgekühlt, Und die Finger wurden fleifer, Seit fie nicht dich angefühlt. Soldnen Traumduft hat die fcharfe Luft des Tages weggehaucht; Doc ich feh, dir blieb, o Harfe, Die Begeiftrung unverraudt. Seelenvoller Klangbehälter, Ging die Zeit nicht dir auch Hin? Bit du nicht getworden älter, Wie ih alt geworden bin ? Keine Sait’ an ihr geiprungen, Keine Sait’ an ihr verftimmt! Und ein Ohr noch, das die Zungen Aller Böller Har vernimmt.

Run weiß ih, was mir bier

Die Freundin, die von Jugend auf Mir Hand in Hand gegangen, Die in des Lebens Irrelauf 3% feſthielt ohne Bangen;

Die Freundin, die den Frühling mir Bedeutet und verfläret,

Und mir des Winters isrevier Beblüthet und beähret;

Die freundli) aus dem Vaterland Mid dur die Fremde führte; Durch die ich, was ich jah, empfand, Beherrſchte, was mic) rührte;

Die jeden Schmerz und jeden Drang Mit einem Laut verjöhnte,

Und felber rauhen Waffentlang Zum Liede mir verfchönte;

Die mir des Lebens buntes Gpiel In allen Farben zeigte,

Und fi, jo oft ich ſtrauchelnd fiel, Mid aufzurichten, neigte

As dunkle Liebesahnung ſchwoll

Am jugendlichen Bufen,

9 +

Geſtend ich dir’s vertrauungsvoll, O freundlichſte der Muſen!

Und als nach ihrem Blumenſchein Ih haſchte wechſelſüchtig,

Ta ſaheſt du mit Lächeln drein Und wardſt nicht eiferſüchtig.

Tann aber löf’teft du gelind Berworrne Zauberkreiſe,

Und führteft das verlaufne Kind Zurüd zur Mutter leife.

Zu führteft mid), wo du die Braut Mir unbewußt geworben;

Da ſtimmteſt du zur Hochzeit laut Die Leiern und Theorben.

Du ließe di mit deinem Baar Im engen Häuschen nieder,

Und fangeft nach dem erften Jahr Ihm jeine Wiegenlieder.

Nicht ſtörte dih im Wohngemach Das wachſende Gewimmel;

Tu überwölbteft ſtill mein Dad Mit morgenländ’shem Hinmel.

Tie rothen Roſen ſchwankten hoch Vor meinen Fenſterſcheiben,

Und ließen nur das Licht mir noch, Um Hafis abzuſchreiben.

Wie ließ ih mich verlocken jetzt Aus meines Edens Räumen? Wer bat mir in den Kopf geſetzt Zu denten ftatt zu träumen ?

Es war der Ruf der Wiflenfchaft, Die mid zu ihren Hallen Berief, dag ih allda mit Kraft Mein Stimmlein ließ’ erjchallen.

Tie Armuth aber war das Ohr, Zu dem der Ruf gedrungen, Richt reichte mehr der Blumenflor Zum Futter meiner Jungen.

Wäpnt’ ich von dort mir angefammt,

+ Wie ward der Traum zumichte!

So fah ih zwiſchen Stepp’ und Sumpf Zwei Sommer bin mir wandern, Den einen ſchwul verwirrungspumpf, Und Erantheitsmatt den andern.

Mein Engel, wareft du bei mir,

Ich kommie jo nicht fallen; Und nehm’ ich nicht Die ſtraft von bir, Wie fol ich weiter wallen?

Du aber, Mufe, fräubteft dich Bor dieſer Stadt der Mufen,

Als bärgen bier im Winkel fi Berfleinernde Medufen.

O nein! du bift mir lange nad, Ich wußt' es nicht, gegangen,

Und ſonnteſt, bis die Rinde brach, Von Eis, die mich umfangen.

An meinen Pfaden hier und dort Hbri' ih im Buſch ein Rauſchen, Da ahnt' ich, daß mit mir ein Wort Du wieder wollteſt tauſchen.

Und als des Sommers Blätterfrang Bor’m Herbſtwind ſank zur Erde,

9 +

Tratft du hervor ınit Himmelsglanz Und göttlider Geberbe.

Du blidteft einen einz’gen Strahl, Da war mit goldnem Schimmer Belegt dies einft mir öde Thal, Mein jonft mir dunkles Zimmer.

Willkommen und willlommen mir, Willkommen neu aufs neue!

Run laff’ id fürder nicht von dir, Und du, du jchwörft mir Treue!

Mir Treue, bis mein Auge bricht, Wo du zum Himmel fteigeft,

Und di vor Gottes Angeficht Mit meinen Liedern neigeft.

Und Niemand fage, daß du mid Willſt in der Arbeit flören;

Auf dem Spaziergang find’ ich dich, Da laß mid Schönes hören!

Was da dein lieber Mund mir beut, Will ich bei Lichte fchreiben,

Wo mir der Augenarzt verbeut Arabifches zu treiben.

8. Mod eine Einladung.

Daß ıh mid doc nie dem Traum, Nie doch kann entichlagen, Daß für alle Welt mein Baum Müfe Früchte tragen! Der mit Schatten mid) erfrifchet, Dausbedarf mir aufgetifchet, Ad, daß in's Behagen

Immer ftörend fi die Sehnſucht miſchet.

Wie ih Frühlingsblumen nie Ohne Trauer pflüdte, Eh’ die Kiebe mir verlieh, Wen damit ich ſchmückte;

+ 9 +

Klo Können nun die Gaben Meines Herbſtes nicht mid laben, Wenn es mir nicht glückte,

Andre auch damit gelabt zu haben. Und, wie überfließt ein Bad, Wenn’s zuviel geregnet,

Alto iſt's ein Ungemach,

Allzu reich gefegnet.

Weil die Gotter mehr beſcheren, As ih einer kann verzehren, Muſſe, wer begegnet,

Si gefallen laſſen einzutehren! Wohl von deinen Wrabern

Haft du daB genoinmen,

Deren Feuer wie ein Stern,

Auf der Höh’ entglommen,

Eine Gnad' aus Allahs Gnaden, Um fi blidet, einzuladen

Alle, die beflommen

Irren auf der Wüfte nächt'gen Pfaden. Komm’ auf deines Wirthes Nuf, Später Saft, zum Zelte,

Wo ein Mahl, das Liebe jhuf, Dir die Bunft vergelte;

Zauter ländliche Gerichte,

Stets die nämliche Geſchichte,

Was von Belt zu Belte

Und von Wiüfl’ an Wüſte webt Gedichte.

Verneinung.

Selber mag ich mich verneinen Gegenüber dir, Natur!

Denn vor dir was könnt’ ich fcheinen, Da du alle felbft bift nur!

Deine Steine, Mooje, Pflanzen,

Bogel, Fiſch und Schmetterling,

Fühlen alle fih im Ganzen, Reines ift ein elgnes Ding. Turm m es mir bebäglich, mit ihmen umzugehn,

Aber wo die Menſchlein wollen Mich verneinen, ſag' ih Rein. Sei ih mur ein Stein, fie follen Stoßen ihren Fuß am Gtein!

Sa ih nur ein Dorn, fo ſtech' id Ihnen in die freche Hand;

Eine Welpe nur, fo räch' ih Am Beleid’ger meinen Stand.

Stachel, Schnabel, Horn und Klauen Gab Ratur mir nicht zum Hort; Do erfült mit Selbfivertrauen Das mid, das fie gab, das Wort.

Was aus euch Berlirnik ftammelt, Tönt von meiner Lippe frei,

Die zu Wohllaut hat verjammelt Eurer Leidenichaften Schrei.

Tie ihr nur Erfolge richtet,

Lächelt auf mein Feuer kühl, Weil nicht weit, was ich gedichtet, Drang durch's dumpfe Zeitgewühl.

Doch in jedem Athemzuge Bleib' ich meiner ſelbſt bewußt, Tühle, daß vor meinem Fluge, Blattrer, du verzagen mußt.

Ein wann Seel’ ımd Leib fih trennen, Sieht mein Auge noch, und bricht, Daß mein Boll es wird erfennen, Wen es hatt’ und wußt' es nicht.

4 +

Bas vor Jahrtauſenden gerauſch Im Bipfel ind’jher Palmn |, Wie wird es heut von bir erlauſcht Im Strohdach nord'ſcher Halmen!

Ein Palmenblatt, vom Sturm verweßt, MBard hergeführt von Schiffern, | Und jeinen heil’gen Schriftgug, ſeht, Yon lernt’ ich zu entgiffern.

Darein if ganz mein Geift verſenkt,

Der, ohne zu beachten, Was bier die Menſchen tbun, nur denkt, Was dort die Menſchen dachten. Und fo, wiewohl das Alte ftärkt, Das Neue zu verftehen, Wird doc viel Neues unbemerkt An mir vorlibergeben. Bemerken werden die es fchon, Die laut am Marlte walten, Bom Bolt beflaticht; ein fliler Lohn Iſt mir doch vorbehalten.

Daß über ihrer Bildung Gang Die Menfchheit ſich verftänd’ge,

Dazu wirkt jeder Irweltstlang, Den ich verdeutichenn bänd’ge.

Die Schwanenlieder.

Ich mag e8 euch nicht Tlagen, Wie oft mein Herz verſchied. Ich fang in diefen Tagen So manches Schwanenlied.

Stets dacht' ich, daß das lehte Es nun geweſen jei;

Doch, wie ich oft mich lehte, Das Web ift nie vorbei.

95 >

Bie feine Blätter fallen, Erbebt des Lebens Strauch, Und wie die neuen wallen, Erbebt er eben aud.

In Leid und Freude ringet Ein dunkler Lebensdrang, Bis er in's Licht ſich ſchwinget Erfterbend als Gefang.

Ob aud Gefühl die reine Entbindung nie erwirbt, Doch jedes Lied ift eine Empfindung, welche ftirbt.

Das Angemeflene.

Eoviel nun hab’ ich mir gemerkt, Was mir von Büchern frommt zu Iefen: Was mid in meiner Art beftärt, Nicht was mich ftört in meinem Weſen. Ein Andrer werden Tann ih nidt; Laßt, wa3 ich bin, mid freudig bleiben. Und wozu mir die Kraft gebricht, Das mögen andre Kräfte treiben.

Reizende Beſchrünkung.

Weiler, nie in endlos weiter Steppe ſchwinde dir die Spur; An der Schöpfung Stufenleiter Zähle fein die Sprofien nur.

Jede Staffel zu beftimmen Sei dein Möglichftes gethan, Die der Wurm hat zu erflimmen, Bis er langt beim Menſchen an.

96

Durch der Formen Scheinumwebung Schauf du in des Geins Gehalt, Würdigeft die höh’re Strebung In der niedrigern Geſtalt.

Obh'res bebt das Blatt am Mooſe, Als das Felshaupt trogt im Sturm; Höh'res fühlt, als blüht die Roſe, Der in fie begrabne Wurm.

Schau im Tod des Lebens Deutung, Zeige, was Zerftörung baut,

Und ertenn’ allein die Häutung Als den Zwed der bunten Haut!

Aber mir laß die Verſenkung In der Schönheit Farbenſpiel, Mir die reizende Beſchränkung Auf ein Dafein ohne Ziel.

Laß mid auf Kryſtallen feuern Feuchter Flächen, unerfchredt Bom geftaltlos ungebeuern,

Was des Lebens Abgrund deckt.

Was mein Auge nicht kann fehen, Was mein Mund nit fingen kann, Gomn' ich wohl dir zu verftehen, Doch es rührt mein Herz nicht an.

Blumen, Vögel, Schmetterlinge,

Aller Zonen Poefie, Haſch' ich, fang’ ich, ſamml' ich, bringe Meiner Lieb in Liedern fie.

Wohl gefällt mir, was auf niedrer Stufe felbft ein höchſtes bringt; Und es tft mir nichts zuwidrer, Als was formlos aufwärts ringt.

Lieber Matthiſoniſch bänglich Will ich drechſeln meinen Reim, Als verfrüppeln überſchwänglich Drängenden Gedankenkeim.

+ 97

Der Epraägarten.

Ich hab’ in meinem Garten

Ein Dugend Sprachen gebaut, Und Blüthen mander Arten

Hab’ ih von ihnen geſchaut; Doch mehr an Bottes Segen Und gutem Boden gelegen

Iſt's, al3 an meinem Warten, Benn alles nicht ſchoß in's Kraut.

Will recht ein Gärtner jorgen

Für feinen Blumenflor,

So muß er jeden Morgen Bedenfen den ganzen Ghor; Doch ich vertiefe mich immer Sin einer Blume Schimmer, Indeß mir andres verborgen Berlönmt oder kömmt empor.

Beiinn’ ih mid dann zu fehen

Nah meiner übrigen Schaar; So ſeh' ich'z befier ſtehen,

Als zu erwarten war.

Es iſt gewachſen von ſelber; Einiges doch iſt gelber

Und nah dran zu vergehen, Und manch's iſt vergangen gar.

Doch es ſcheint nur vergangen,

Die Wurzel im Grunde blieb. Begieß es, und erlangen

MWird'3 einen neuen Trieb.

Aber dunn bleib nicht Hoden

Bei diefem wieder, bis troden Die andern find, die nun prangen; Sie find dir doch alle lieb!

Was Hilft e8 zu begieken,

mis EBerf PIZ

Wenn e3 nicht regnet und thaut? Mag ed, wie Gott will, ſprießen, Ich hab’ es angebaut.

8

Nur ungebaut immer wieder Geh’ ih di, deutſches Lieder⸗ Untraut, in Samen [hießen Und überwucdhern mein Kraut.

| Neuer Muth. Kun ſollt ihre mich nicht unterkriegen, Ich ſchweb' empor. Ich Hätt’ euch können unterliegen Roc kurz zuvor, Als trübe glei dem Himmelsbogen Bon winterlidem Woltenflor War mein Gemüth umzogen.

Nun aber ift der Himmel heiter, Und ih ihm gleich! Ich fühle mich des Lichtes Streiter Am Frühlingsreid. Weg! Sorgen, Zweifel, Furcht und Zagen, Ich bin fo ſtark, mit Einem Streid Darnieder euch zu Ichlagen.

Und wollen mid die Menſchlein härmen, So thun ſie's nur! Ich flücht' aus Gaſſenfliegenſchwärmen Zu meiner Flur; Da kann ich, was mich kränkt, verſchmerzen An meiner Mutter, der Natur, Nicht mehr gefrornem Herzen.

Großes aus Kleinem.

Du ſageſt mir: O nicht zerſplittre In Lieder dich! web' ein Gedicht! Ich aber ſage dir: Verbittre Mir die unſchuld'ge Freude nicht! Sieh hin, wie auf der Aue Der Sonne Licht ſich bricht In jedem Tropfen Thaue!

9 +

Ban ih mid kann in Tropfen Spiegeln, Bas Toll ich Teiche legen an? Und Meere fürmiih aufzuwiegeln, Scheint vollends mir nicht wohlgethan. Mir gnügt'3 am leifen Klange, Den ih gewann zum Bann Jedwedem Herzensdrange.

Ein Teppich ſcheinet mir mein Leben, Und immer ftidet meine Hand; An melder Stell’ ih au mag weben, Am obern oder untern Rand; Zulekt, wo fo viel Kleinftes Ei fill verband, entfland Gin Großes Allgemmeinftes.

Die gefammelten Lieder.

Als ich meine Lieder ſammeln follte, Gut’ und ſchlechte ſcheiden mollte,

Dacht' ich unpartheiiſcher Geſellen

Zwen zu Richtern zu beſtellen.

Aber uneins wurden ſie im Amte;

Der erkor, was der verdammte.

Selber warf ich nun mich auf zu richten, Konnt' es auch nicht beſſer ſchlichten; Mas mir heut gefiel, mißfiel mir morgen. Run, jo mag der Himmel forgen

Und der Leſer. Hier empfängt er alle, Lei’ er aus, was ihn gejalle!

Selbſtachtung.

Sollte meinen Muth wohl beugen Dieſer Thoren Uebermuth? Ja, Verachtung will bezeugen Erdenqualm der Himmelsgluth!

10 >

Gelber muß ich jo mid achten, Daß ich den, der mich nicht ehrt, As unfähig muß betrachten Bu erkennen meinen Werth.

Mir ſelbſt zu Dank.

Riemals hab’ ich was gelejen, Das nicht meine Luft gewejen; Niemals hab’ ich was gejchrieben, Daß mich nicht der Geiſt getrieben; Niemals hab’ ih was gedadht, Nichts geihan und nichts vollbradit, Wenn es nicht mir Spaß gemadit. Mochten andre dran fi laben, Waren's unfreimwill’ge Gaben,

Die fie nicht zu danken haben.

%a, e8 müßte mich beichweren, Wollten fie mit Dank mich ehren. Doch ich habe, Bott ſei Dant, Leicht zu tragen an dem Dant.

Unteriäriften zu meinem von C. Barth geflohen:

Bilde.

1. An Ir. v. Br. anftatt münblicher Tankſagung. Artige Gedanken Hab’ ih nur im Schreiben, Und e8 madt mir Kummer. Mündlih wollt’ ich danken, Und vor Augen bleiben Muß ih dir als Stummer.

101

42 8,8. zu dab neue Bin neben das Ältere zu hängen.

Laß neben dem grimmigen grämlichen Hangen den zarten gebrodinen! Raum Hältft du ihn für den nämlichen Bom nämlihen Meifter geftochnen. Aber das Näshiel Löft ſich gleich: Die Zeit macht harte Mifpeln weich.

8. Jem zömifen Freunde, Maler Hermann in Wresten, m Gegengabe für den Ktupferſtich eines von ihm gemalten Papſtes.

En faheft diefen Jugendwild

Im Spiegel der Dian’ und auf Neptun Gefild. Run kommt er zu dir altermild,

Und ftelt fi würdig deinem Papft entgegen. Tu gabft im Bilde mir den Segen,

Ich gebe dir den Friedenskuß im Bild.

Biſft Du endlich doch belohnet. Leg' es einmal dir zurecht,

Eh' du fruchtlos ganz verblüheſt,

Was dir ſein kann dies Geſchlecht,

Dem zu Liebe du dich müheſt. Tas, jo überſättigt ſchon,

Noch fo unerſättlich immer,

Schwelgend, wird nicht froh davon,

Schlingend, es verdauet nimmer. Durcheinander ſchlecht und gut,

Wie es mag der Zufall liefern,

Weiſt es ab mit Ekelmuth,

Oder malmt mit beiden Kiefern. Tu gejellft, und ſchämſt dich nicht,

Dich zu jeinen Eubellodern,

+ 10 -

Siehſt dein neueftes Gericht Bornehm aus den Zähnen ſtochern. Benn fie theilnahmlos und falt Blieben, war es dir verbrichlich, Ohne Rugen, wenn man ſchalt. Und das Loben unerſprießlich. Oder, was nicht für die Welt, WÜNR du's für dich felber bidhten? Bas die Bruft umnadtet Hält, Mußt du es nad außen lichten? Mußt du Blättern anveriraun Serzempfindungen, die feuen ? So im Spiegel did zu ſchaun, Könnt es nur did) felbft erfreuen! Über mas ein Himmelsfhein Unbegrenzt im Innern waltet, It fo blaß und ift fo klein, Wenn es außen ſich entfaltet. Und die arme Blum’ erfehridt, Die ein ſchmales Fleachen zieret, Wenn fie Fruhling rings erblidi, Und ſich in dem Glanz verlieret. Dennod zag', o Blume, nur Nicht fo ſehr und ftch” gebildet! Ohne did) wär’ auf der Flur Doch dies Fledchen ungeichmildet. Mage nicht, daß du geftellt BR in den Gemüfegarten, Als ein Beimerk zugeſellt Weltnugbaren Pflanzenarten. Wenn did aus als Unkraut rauft Meifler Gärtner, mußt du's leiden, Auf dem Markt did) niemand fauft Zu Salat, ertrag’s keſcheiden! Braucht des Gärtners jüngfles Kind, Das im Sommerhäushen wohnet, Dich zu einem Kranzgewind, Biſt du endlich doch belohnet.

18

Unerleunung.

einem Meiſter ahmt' ih nad), Ob es aud) der größte wäre; Eeinen Lauf hat jeder Badh, Jeder Etrom hat feine Sphäre; Über einen muß ich nennen, Ihn als Leitfiern anerfennen! Goethe! Wie auf eigner Bahn Ich durch's Meer mich umgetrieben, Immer if als Tramontan’ Gr im Auge mir geblieben; Und wenn er foll untergehn, Wird er mir im Herzen ftehn. Daß nit alt und junge Neider (Himmel, dies Gezüdht vereble!) Mich verſchrei'n als Hungerleider, Der um einen Brocken wedle; Lob' ich einen todten Mann, Der mir keinen geben kann. Stand ih je in feinem Schug? Hat er mi gelobt, genannt? Mich gehoben, anerfannt? Lob’ ich ihn aus Eigennug ? Dennoch ja! ich weiß und fehe, Daß ih mit ihm fall’ und ſtehe. Mird je der Beruf des Schönen, Buße predigen, ftatt.Ichildern, Und zerreißen, ftatt verjöhnen, Und verwildern, ftatt zu mildern, Etatt zu fingen, dumpf zu winjeln, Statt zu malen grell zu pinfeln; Siegt das Abenteuerliche Ueber das Gebührliche, Und das Ungeheuerliche Ueber das Natürliche: Dann wird Goethe nicht mehr fein, Und wir andern gehn mil drein

U m

194

Im Liede wohnt ein Gaſt.

Wenn du nicht den Glauben Haft, Daß im Liede wohnt ein Gaft, Der dir jelbft in deinen Worten . Aufihließt unbelannte Pforten;

Iſt es nicht der Mühe Lohn Anzuflimmen einen Ton.

Denn was du erſt eingefehen,

Wird die Welt von felbft verftehen; Und es frommt ihr das allein, Was nicht fie noch du ſiehſt ein.

Zur Form geboren.

Was fih läßt in Profa reiben, Sollt ihr nicht zum Berfe treiben : Laßt vergebne Mühe bleiben !

Die hiſtoriſche Romanze,

Einzeln oder gar im Kranze, Sit nit meine Lieblingspflanze.

Und wer bannt in Reimes Schranken Philoſophiſche Gedanken,

Dem werd’ ich's noch minder danken.

Doch, ich fürchte, meine Sprüde, Stammend aus derjelben Küche, Gehn ſomit auch in die Brüde.

Kein! fie find zur Form geboren: Mo fie nicht die Form erforen, Mär’ ihr Inhalt mit verloren.

Tarum muß der Reim fie tetten, Meil fie fonjt kein Wefen hätten, MWiürde nicht der Schein e3 retten.

Manch's erſcheint in Verſen eigen, Was man würd’ als Nichts verſchweig Sollte man's in Proſa zeigen.

105

Tie Liebe, Bie im Herzen lebt.

3 athme, Niemand gebt e3 an, Beil anders ih nicht leben Tann, Und alfo laßt mich fingen!

Ihr müßt nit horhen meinem Sang; Es müßte, folgt’ ic nicht dem Drang, Der Buſen mir zerjpringen.

Bie if die Welt jo groß und weit, Wie ift jo ſchrankenlos die Zeit, Die ift daB Leben "enge!

Und alles muß ich fallen doch, Und keines darf id) laſſen doc Son der bewegten Menge.

Geftalten, die vorübergehn, Eriheinungen, die ftill nicht ftehn, Ausjihten ohne Scranten; Vorftellungen fi jagende,

Gefühle fi verflagende Und fireitende Gedanken.

BU eines fommen bier zum Wort, Eo fällt darcin das andre dort, Und alles wird ein Schwirren; Wenn da fi Stellen will ein Bild, Dazwiſchen rennt ein andres wild, Und alles wird ein Wirren.

Bon taufend Blumen auf der Au Hat jede ihren Tropfen Thau Von einem einnen Glanze.

Still in die Mitte ftelle did; So reih'n die tauſend ſchnelle fich Um dich zu einem Kranze.

Auch auf der Erde kannſt du ſtehn Und ſehn, wie ſich die Sterne drehn Um dich zu Gottes Preiſe.

Tie Liebe, die im Herzen fteht, Iſt's, die durch alle Himmel geht Und ordnet ihre Kreije.

14

Im Liede wohnt ein Gaf.

Wenn bu nicht den Glauben Haft, Daß im Liede wohnt ein Gafl, Der dir felbft in deinen Worten Aufiglieht unbelannte Pforten; Mies nicht der Mühe Kohn Anzufiimmen einen Ton.

Denn was du erft eingefehen, Wird die Welt von felbft verfichen; Und es frommt ihr das allein, Was nicht fie noch du fiehft ein.

Zur Form geboren.

Was fih läßt in Profa ſchreiben, Solt ihr nicht zum Verſe treiben ; Laßt vergebne Mühe bleiben!

Die Hiftoriihe Romanze,

Einzeln oder gar im Kranze, At nicht meine Liehlingapflanze.

Und wer bannt in Reimes Schranfen Philoſophiſche Gedanten,

Dem werd’ ich's noch minder danken.

Doch, ic) fürdte, meine Sprüche, Stammend aus derjelben Küche, Gehn ſomit aud) in die Brüde.

Rein! fie find zur Form geboren: Mo fie nicht die Form erloren, Wär’ ihr Inhalt mit verloren.

Darum muß der Reim fie fetten, Weil fie font fein Wefen hätten, Würde night der Schein es retten.

Manch's erfheint in Verſen eigen, Was man würd’ als Nichts verſchweigen, Sollte man’s in Profa zeigen.

105

Die Liebe, die im Herzen ſteht.

Ich arme, Niemand geht es an, Bel anders ih nicht leben kann, Und aljo laßt mich fingen!

Ihr müßt nicht hohen meinem Sang; Es müßte, folgt’ ich nicht dem Drang, Der Buſen mir zerjpringen.

Wie if die Welt jo groß und weit, Wie iſt jo ſchrankenlos die Zeit, Wie ift das Leben “enge!

Und alles muß ich fallen doch, Und feines darf ih laſſen doch Bon der bewegten Menge.

Geltalten, die vorübergehn, Erſcheinungen, die ftill nicht ſtehn, Ausfihten ohne Schranten; Vorftellungen fi jagende,

Gerühle ſich verflagende Und jtreitende Gedanlen.

Will eines fommen hier zum Wort, So fällt darein das andre dort, Und alles wird ein Schwirren; Menn da fi ftellen will ein Bild, Dazwiſchen rennt ein andres wild, Und alles wird ein Wirren.

Bon taufend Blumen auf der Au Hat jede ihren Tropfen Thau Bor einem eignen Glanze.

Still in die Mitte Stelle dich; So reih'n die taufend ſchnelle fich Um dich zu einem Kranze.

Auch auf der Erde kannft du ftehn Und ſehn, wie fi) die Sterne drehn Um did zu Gottes Preiſe.

Die Liebe, die im Herzen fteht, Iſt's, die durch alle Himmel geht Und ordnet ihre Kreijſe.

106

Herb 1833 in Keufeh.

Wirklich, o Lefer, wifie, Empfind’ ih Gewiſſensbiſſe, Ob ih wieder vom Friſchen Mein Altes dir auf fol tifchen. Eonft nichts hab’ id) im Haufe, Und nöthige did niht zum Schmauſe; Lädſt du dich ſelbſt zu Gaſte, So mit mir oder fafte.

Ein Jugendtraum.

Einft fühlte fih in Mitte Der Melt mein Sinn, Und glitt in gleigdem Schritte Mit ihr dahin. Mas da ınir mod’ enttönen, Es war mit ihrem Schönen Die Welt von ſelbſt darin. Run Scheint von mir zu trennen Die Welt ein Raum; Bermag fie zu erkennen Von weitem faum; Und was in meinen Tönen Nadllingt von ihrem Schönen, Tas ift cin Jugendtraum.

Gefund und Kran.

Ich Hab’ c& andern nachgeſagt, Daß alles Dichten fei ein Kranken; Als wie ein Wurm die Roſe nagt, Zernagen den Genuß Gedanlen.

107

Und doch gelang ein Lied mir nie, Ro nicht ein höhres Sonnenleben Mir aufging in der Seele; wie Iſt dieſer Widerſpruch zu heben? Der Krankheit innerſtes Gefühl, Und ewiger Geſundheit Ahnung, In heiße Wunden Balſam kühl, Iſt Stimmung des Geſangs und Mahnung.

Bis es Kar if.

Wenn du fühleft, daß es wahr ift, Was du fühleft, ftell’ es dar, Kuhend eh’ nit, bis es klar if Außen, wie dir's innen war.

So nicht klar, daß du verſteheſt Dran zu ſondern Kern und Schein, Sondern beid' als eines ſeheſt Am durchficht'gen Edelſtein.

Bie ſpricht ein Geiſt zum andern Geiſi.

Du fragft. woher die Luft mir lommt, In Gleichniſſen und Bildern Verſchiednes, was ih mein’ e3 frommt, Wie halb verhält zu ſchildern.

Du meinſt, daß itzt die Zeit nicht ſei, Den Schleier um die Wahrheit Zu hängen, ſondern ſchleierfrei Zu zeigen ihre Klarheit.

Ich will auch gar gefliſſentlich Nicht umthun ihr den Schleier, Mit meinen Augen ſelbſt ſeh' ich Ihr Anilib nur nmicht freier.

wie ıy ven Schein erbeuten Fühl id) darin ein Wefer Und deut’ es ſelbſt nicht, Es Jeder ſich beim ejen.

108

Der Seele Doppelleben. Es muß ein heil'ges Doppelleben, Das auseinander hält ein Raum, Die Seele führen, nach und neben Einander, wachend und im Traum. Die Grenzen dürfen ſich vermiſchen Der beiden Reiche ftraflos nicht, Zoch mögen fie fih wohl erfriſchen Mit Wechſeltauſch von Duft und Lidt. Senn io wie heller oder trüber Der Traum mit Schatten oder Licht In's Wachen fireift, jo greift hinüber Das Machen auf) in's Traumgefict. Doch wird Vermiſchung aus dem Tauſche, So hat der Segen aufgehört; Ein waches Träumen wird zum Rauſche, Und der verftörte Schlaf verftört. Wie wechſelnd mit der obern Seite Und untern wacht und |chläft ein Blatt, Bleibt friſch das Herz vom Widerftreite, Und wird vom aufgehobnen matt. Dien' immer eines abzulöfen Das andre nur, mit leijem Zug, Ein ftiller Traum nad) Taggetöjen, Aus dDumpfem Tagwerk Geifterflug. Zum Frieden führt ein Traum den Streiter, Und den Friedfert'gen in den Kampf; Trüb’ eingefhlafen, wachſt du heiter, Wie Morgenjonn’ aus Nebeldampf. Oft' wenn ich taglang mich verjenfte In dunkler Forſchung öden Schadt, Stieg Phantaſie zu Schiff und lenkte Durch Phosphormeerglanz in der Nacht. Und wieder wenn zum höchſten Ziele Bon Früh» zu Spätroth Dichtermacht Serungen, trieb zum Widerfpiele Das Hirn Philologie bei Nacht.

110

Denn jeder Wechſel iſt Erholung, Auch Ernſt für Scherz, wie Scherz für Ernſt, Damit des Tagwerks Wiederholung Ertragen du, ja lieben lernſt.

Und all ſolang im gleichen Werke Fortfahren magſt du, ſtets erfriſcht, Solang in deinen Traum, das merke, Sich nicht des Wachens Arbeit miſcht.

Doch will im Schlaf ſich weiter ſpinnen Der Baden wire und fieberiſch,

Sogleich des Tags mußt du beginnen Was andre rein von Traumgemiſch.

So durft’ id treiben mein Sanskritiſch Biel Tag’ und Wochen ohne Fahr,

So lang mein Traum franzöjih, britiſch, Deuiſch oder weltpoctiih mar.

Doch als ih ſprach im Schlaf ſanskritiſch Mit Brahma von Myſterien,

Abbrach ich's plöklich bei fo kritiſch Gewordenen Friterien.

Und aljo darf ih Verſe machen Eolange, bis mein Traum erfinnt Was Ucherihönes, das beim Wachen In fragenhaften Dunft zerrinnt.

N

Die ausgehende Lyrik.

In dem Alter, wo die Lyrik bebet auszugehn,

Iſt es meine, welche neu anhebet auszugehn; Auszugehn, nicht gleich dem Strome, der im Sand verrinnt, Sondern wie ein Quell aus Felſen ſtrebet auszugehn; Auszugehn, nicht wie die Kerze liſcht im Morgenglanz, Sondern wie die Sonn’ in Strahlen webet auszugehn. Nicht als wie dem Falken gehet fein Gefieder aus;

Wie zur Beute fi der Leu erhebet auszugehn.

111 >

Kl wie in Verſummung laute Feſtluſt, fondern wie Kara \hönen Traum, ihr Götter, gebet auszugehn. Bhzz der Winter ausgegangen, fühlt von Frühlingshauch de geiangne Braut fi) neu belebet auszugehn.

Der Schenkwirth und feine Gäſte.

Sur Rede ward ich jüngft geftellt Bon meinem Freund dem alten, Verſprochen habe mehr der Welt Mein Dichten, als gehalten.

Den Vorwurf hab’ ih umgeftellt, Ermwidernd meinem Xlten:

Ich habe mehr mir von der Welt Berſprochen, als erhalten.

Beim Wirthe lag ein guter Wein Im Seller aufgehoben;

Und fpräden nun die Gäſte ein, So würden fie ihn loben.

Der Wein iſt gut, der Steller ſchützt Ihm wohl der Güte Dauer;

Doch wenn ihn gar kin Gaſt benügt, Wird er am Ende jauer.

Denn einer nun zulegt fpricht ein, Und muß was Herbes fchmeden, Wird cr den armen Wirth verſchrein An allen Straßeneden.

Der Wirth verliert nicht die Geduld, Eonft ſpräch' cr: Junge Laffen! Mer Hat, ihr oder ich, die Schuld, Daß ih nichts Neu’s kann ſchaffen?

Hätt’ Altes man mir mweggeidafft Mit Häufig zeit’gen Dargang,

So hätt! ih Vorrath nachgeſchafft Bom neuften beften Jahrgang.

193

Befig des Dichters.

Sp manches ſcheint zu fern zu ſtehn Dem Dichter, e3 zu zwingen, So mandyes dich nichts anzugehn, Und millft e8 doch befingen.

Und hat das Willen in Beſitz Die breite Welt genommen, Zu kurz nicht kommen will der Wir, Weil er zu jpät gelommen.

Und mas berührt fein Zauberftab, Verwandelt er in meines; Die Freuden des Beſitzes gab Statt Großen mir viel Kleines.

Ich hab's nicht für die Welt geſchmückt, Ich hab's der Welt entriffen, Und ihm mein Zeichen aufgedrüdt, Um nur e8 mein au willen.

Ausdrud der Empfindung.

Manches hab’ ich wohl empfunden, Als es lebend vor mir ftand, Do den rechten Sinn gefunden Erft’ als ih die Worte fand.

Darum auch iſt Weltverflärung, Moefie, dein Zauberftrahl,

Weil ich ohne dein’ Erklärung Nicht mich felbft verjtänd’ einmal.

18

Kulm und Schaude. Ich mag’ es kaum zu wagen, Die Augen aufzuſchlagen; Sofehr, wer Tann es deuten? Schäm' ih mich vor den Leuten, Daß im Borübergeben Ste mi darauf anjehen, Daß ich fo ſchlechte Sachen, Wie Berfe, möge madıen. Doß hier mi einer kennet, Und dort mich einer nennet, Die Schande drüdt mid nieder; Ich hebe nur mid wieder, Wenn gar mid feiner nennte, Und gar mid) feiner fennte, Oder, im andern Falle, Mich tennten, nennten alle; Denn ein Geſchrei im Lande Berfehrt in Ruhm die Schande.

Die hausbadene Pseſie.

Voefie, hausbadene, Liefert meinen Hausbedarf, Die fih dir, bausbadene, Freilich nicht vergleichen darf.

Sei du nur, bausbadene Kunſt, in allen Läden feil; Diele ſchlichthausbackene Bleibe mein beicheiden Theil.

Einft no zur bausbadenen Kehret ihr und ſeid gelabt, Wann von der bausbadenen Ihr verdorbne Mägen Habt.

Biere Brite VIL

114

Anordonung.

Wie geordnet nach Artikeln Des Kunſtgärtners Floren funkeln, Beetweis Nellen und Aurikeln, Hyacinthen und Ranunkeln;

Oder wie ein Sind im Büchschen Sondert Münzen widerjpännige, Hier die fupferrothen Füchschen, Dort die weißen Schimmelpfennige:

Alfo bietet euch ein Dichter Lieder- und Romanzenfäcer,

Und er wird ein weiſer Sichter Heißen bei dem Urtheilfprecher.

Aber wie der Frühling feine Füllen Hinftreut guter Dinge, Unbeforgt, in was für eine Ordnung fie der Sammler bringe;

Oder wie im Schadt die vielen Erze flechten ihre Adern,

In der Nacht einträdhtig fpielen, Die am Lichte feindlich hadern:

Alfo jeht ihr ohne Schaden Alles hier gehn durch einander, „Wie in einem Krämerladen Mäufedrek und Koriander.”

Und die Abfiht if: als gleiche Maſſ' euch alles darzuftellen,

Was aus weitem Frühlingsreiche Meine Biene trug in Zellen.

Die Heinen Lieder. Kleine Lieder find wie Heine eine Lederbijlen, Laſſen immer mid die reine Sättigung vermifien.

15

Immer find fie abgerifien, Wenn erft angeiponnen, Und der Geiſt bat neu befliffen Sein Geweb' begonnen.

Kur folang die Saiten Hingen, IA die Noth bezwungen, Die mid) wieder wird bezwingen, Wenn fie find verflungen.

Durch die Heinen Zwiſchenräume Meiner Tenfteripalten Tringt das Licht und flört die Träume, Die den Geift ummalten.

Mußt ein großes Lied beginnen, Di mit allem Denken Allen Sinnen einzujpinnen, Drinnen zu verjenfen.

Mußt ein großes Lied erfinnen Und es endlos weben, Ein Gewölk, das nur zerrinnen Darf mit diefent Leben.

Einſt wollt’ ih mit Saitenflängen Ruhm der Welt erjagen, Ten id) jet mir mit Gejängen Aus dem Sinn will fchlagen.

Die Stellung.

Wenn ih lebt in Wien am Prater, Wär’ ich Volksluſtſänger worden; Oder hätt’ ich ein Xheater,

Wollt’ ich trag'ſche Helden morden. Oder wär’ ih ein Franzoſe,

Wollt’ ich jegt den großen feiern, Den ich jelbft, der ahnungsloſe, Einft verſchrie mit andern Schreiern.

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Was den Dichtern macht? Gin frifches Daſein muß ihn rings berühren; Und hier weiß ich dichterifches In mir felbf nur aufzufpfren.

Der alte Anfänger.

Schon bin id an der Wende, Und näher Ion dem Ende, Und noch am Anfang immer, Das if wohl eine Qual.

Am Ende meines Lebens,

Am Anfang meines Strebens, Vollenden werd’ ih nimmer Des Angefangnen Zahl.

Wollt' ich die Welt befragen, So würde fie wohl fagen, Ich fei, das ift noch ſchlimmer, Am Anfang nicht einmal.

Verfehlte Ziele.

Länger fei dir's nicht verhehlet: Wieder haft Du dich verzählet, Wieder dih umjonft gequälet, Abermals das Ziel verfeblet.

Wird dich das nun niederfchlagen, Und did) lehren zu entfagen? Oder wirft du’8 wieder wagen, Bis die legten Kräft' erlagen?

Mache nur nicht viel Aufhebens Bon dem Schickſal deined Lebens; Freuſt du dich Doch jedes Strebens, Wenn's am End’ auch ift vergebens!

17

Bedurfuiß.

Laß nicht dieſen Halt dir rauben! Du mußt an dich ſelber glauben, Wenn du etwas leiften willft. Was du leifteft, ift das zweite, Erftes ift in diefem Gtreite,

Daß du dein Verlangen ſtillſt.

Scheltet mir nur nicht das Nichtige, Womit ich mich ſelbſt beſchwichtige; Mein Bedurfniß geht voran. Sollt' es mir nicht wichtig gelten ? Selber werd’ ich's nichtig fchelten Künftig, wenn ich's abgethan.

Berbetene Ehre.

Ich will auf euerm Leſetiſch Ber Shund und Wild Richt liegen; Ihr frefiet alles im Gemiſch, Wie Bänfe, wenn es nur ift friich, Und ſeid durdaus nicht wähleriſch Im Butter wie die Ziegen.

Ich will in eurem Rabinet Auf Farbenbrett Nicht prangen; Ihr laßt, iſt nur der Rahmen nett, Daſelbſt wie auf der Schäadelſtätt Zur Seite dem von Nazareth Den ärgſten Schädher bangen.

18 ——

Gefahr Des Lobes.

Du machſt fo für did) deine Sachen, Dhn’ andern grad es recht zu machen, Und ohne daß es dich anficht,

Wenn dich dafür ihr Tadel ſticht;

Er ſpornt di nur, er hemmt dich nicht, Du kommſt nit aus dem Bügel drob. Aber wenn einer Bravo ſpricht,

So ungewohnt ift dir daß Lob,

Daß es dir raubt das Bleichgewidt, Du verliereft die Fafſung gleich,

Und machſt vor Freud’ einen dummen Streich. Drum, fo gern ich dir fonft es gönnte, Muß ich entfernt dir halten das Lob, Weil es dir nur entreißen könnte

Die Kränze, die der Spott dir wob. Kronen zu tragen ift ehrenreich,

Seien es Dornentronen gleich.

Radempfindung bei früheren Gebidten.

Was man im Naufch gejagt, Vergißt man nüdtern; Mas ich einft fühn gewagt, Seh’ ich jett ſchüchtern.

Aus dem Zufammenhang Reißt man die Lieder, Und den Zufamntentlang Find ich nicht wieder.

Iſt es nicht zu barod, Zu unergöglid,, Wie's über Stod und Blod Springt ungeſezlich!

19

So ſeltſam nimmt fi aus Mancher der Sprüche, Wie einem fatt vom Schmaus Widert die Küche,

Doch die Berlegenheit, Die nun bereuet, Wird bei Gelegenheit Wieder erneuet.

Wieder erftanden ift Der Durſt, o Jammer, Wie überſtanden iſt Der Katzenjammer.

Und keine Rettung blieb In ſolchem Weſen, Als, was man trunken ſchrieb, Trunfen zu leſen.

An Das Feuer.

Zuftig prafielndes Teuer, nimm Hin zum Opfer die Lieder! Greif mit flammendem Liebesgrimm Zu, und brenge fie nieder!

Einmal laß fie noch leuchten auf Bon beieelenden Funken,

Dann beichließen den Lebenslauf, Still in Aſche verfunfen.

Mie fie einft mir die Bruft erhitzt, Als darin fie gegohren,

Heizen fie mir das Zimmer ißt, Richt vergeblich geboren.

Beifall kniſterſt du, das ift gut, Es gereicht mir zum Trofte, Daß fie erben in deiner Gluth, Statt an Anderer Froſte.

190 -

Sei du recht mir an Aller Statt Meiner Schäge Berweier, Unermattender Rimmerjatt,

Stets heißhungriger Leſer!

Der nicht flüchtig an Blättern naſcht, Ohn' in's Innre zu dringen,

Los nicht läßt, was er irgend haſcht, Ohn' e8 ganz zu bezwingen.

Und verſprichſt du mir, immer treu Mein Abnehmer zu bleiben,

So verſprech ich dir, immer nen, Was du braucheft, zu fchreiben.

Der gute Freund.

Der gute Freund ift faft zu warm, Doch das ift ein geringer Darm, Er muß die Wage halten Gegen die vielen zu kalten.

Der gute Freund giebt lauter Lob; Verlegen bin ich nicht darob; Den Tadel mi nicht miſſen Zu laffen, find andre beflifien.

Der gute Freund heißt alles gut, Zum Beſſermachen giebt das Muth; Denn nicht Schon gute Sachen Sind auch nit befier zu machen.

Unbefriedigung.

Wer fi behaglich fühlt zu Haus, Der rennt nit in die Welt hinaus; Meltungufriedenbeit beweifen

Die vielen Weltentvedungsreifen.

ı1

Die Lu an fremden Poefien

Beweif, daß ein’ ift uns verlichn; Und wer fo viele Xieder bringt, Beweiſt, daß keins ihm ganz gelingt. Wollt ihr den Heinen Schöpfer fhelten? Da felbft der große ſoviel Welten

Nur darum hat hervorgebracht,

Weil er ſich keine recht gemacht.

Das Zoos des Schänen.

Bas du gebildet Jahrelang,

Dann von dir gejandt mit Ehren, Es if nun gegangen feinen Bang, Und wird nicht wiederkehren.

Es ift geſchwommen den Strom hinab, Ein Ton mit anderen Tönen,

Und ift gefunfen in’8 große Grab Bon allem vergefinen Schönen.

Mo nun des Lebens Markiſchiff fährt, Kommt aus der Tief’ ein Klingen; Das achten fie nicht Hörens werth, Sie fahren nad andern Dingen.

nn

Die Poeſie beim Fee.

D Boefie, wie nebenaus DIR du geichoben! Ein altes Prunkgeräth im Haus Kaum aufgehoben; Der Becher nit und nit die Kanne, Der Schenktiſch nod die Ottomanne, Rod, irgend was wir lieben oder loben.

12

Ich war bei einem frohen Schmaus

Wohl aufgenommen,

Wo immer heller war in Braus

Die Luft gelommen;

Die Becher leerten fi und quollen,

fein Lied, kein Trinkſpruch war erfchollen,

Und keine Seele war darum beflommen. Man unterhielt auf's befte ſich,

Man jcherzte, Lachte,

Gluckwunſchte zu dem Feſte fich,

Und Niemand dadite,

Daß es entbehrte deines Kranzes;

Da traf ein Blick mich deines Glanzes;

Da fragte man, was mid verftummen ma

Dad Leben ein Gefang.

Daß mein LXeben ein Geſang, Sag’ ich's nur! geworden; Jeder Sturm und jeder Drang Dient ihm zu Akkorden.

Was mir nicht gejungen ift,

Iſt mir nicht gelebet; Was noch nicht bezwungen ift, Sei noch angeltrebet!

Bon der Welt, die mid umringt, MWüßt’ ic unbezwingbar MWen’ges nur; die Seele Klingt, Und die Welt ift fingbar.

Die weggeräumten Lieder.

Was du folange von dir weggejchoben, Es muß doch einmal fein gethan; Mas du jo oft vergeblih angehoben, Fang's endlih um zu enden an!

183 +

& war dir eine Luft, al3 du's begonnen, Sun it es eine Müh und Bein; Th deine Schuld ift jene Luft zeronnen, Zur habe diefe Müh allein!

Ist jei getroft! e8 kommt die Luft auch wieder, Sehald du nicht die Mühe fcheuft ! Sar jammle dich, und räume fihnell die Lieder himoeg, in die du dich zerfireuft.

Be, Lieder, deren Wuchern überdeckte Ten Ernſt der Arbeit, doch nicht fo, Zah nicht Die Mahnung zwiſchendurch mich ſchreckte, Und ich nicht ward des Spieles froh!

Tenn wer Erholung und Geſchäft vermifchet, Der bleibt von beiden ungelabt. Dog nun habt ihr zulegt mid ſelbſt erfrifchet Zu dem, was ihr verhindert Habt.

Eine Unwandlung von Unmuth nnd Kleinmuth.

Bas mich regt, rührt euch nicht an, Und mi drüdt nicht, was euch plagt; Ich Hab’ euch umfonft geflagt,

Ihr habt nichts für mich gethan.

Ich ein Gaſt in diefer Zeit,

Ob zu früh, zu ſpät gelommen,

Weiß ich nicht, doch weit, weit, weit

Bin ih meinem Plaß entnommen. Die mid hören und verftehn,

Sind entweder ſchon dahin,

Der warn fie einft erflehn,

Ad, da ih dann nit mehr bin.

in. em

Beuuen uns Mammen.

göttlifen Memnonsklang aus Diten

in geforntere Srheje jüngfl I. Deflelben freundin

mb {aß den Brief. Wie lab fie?

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jemnoniſcher lang in meiner Harfe? \ mammoniſcher wär’ im Haus mir Tieber, | aus Oſten er oder Weften käme,

89 85,

Untwert auf eine Anfrage. (Bebrur 1887.)

Es wunſchen jhöne rauen, J Um ſich an meinen Liedern zu erbauen, Sie wünfden ein getreues Konterfei, Wie meiner Haare Farb’ und meiner Mugen fei. Bas fol id fagen? Sqhlaget nad, Was mein Brahman in feiner Weisheit ſprach: 36 bin der Leib nicht, der euch vor den Augen ſteht, 3% bin des Liedes Ton, der euch zu Kerzen geht. Und wenn das Sieb ergreift und heiligt enern Gin, So dantet Bott dafür, daß ich's gemorden bin. "

Belegung.

3 halt’, o Freund, did für beftochen

Ja dem, was freundlich du geſprochen, Im zueinen Werth mir vorzubalten.

Und wünjdt’ il, dat du anders ſprächeſt? D nein! daß du mid ſelbſt beſtächeſt,

Für anbeſtochen did zu halten.

Das Gelee.

Wenn ich mir felbft gefalle, Gefallen die Lieder mir alle, Wie meiner Kinder Gelalle.

Wie meiner Kinder Gelalle Mißfallen die Lieder mir alle, Denn ih mir felbft mißfalle.

Unglüd des Verflandes.

Em Unglüd iſt's mit dem Berftand, Der nit am redhten Flecke ftand. Im Leben wär’ er mir zu gönnen, Da bat er niemals mich geplagt; Wie gut Hätt’ ich ihn braudyen fünnen ! Dafür nun bat er ungefragt

In meine Lieder fi) gewagt,

Wo, wie die liebe Freundin Llagt, Zonfeger ihn nicht brauchen lönnen.

ei

Un Die Heinen Rieder.

O ſchlagi nicht nieder So fügen die‘ Augen, treiet vor, Ir Yleiner Lieder Singt mit In Heiner Böglein Eur! Die Neinfe Blume ———

Zum helliathune⸗ u Geweißt der Sie, Reid und Blatt. \ J Wis nad Rent, Er Sagt mir nichts von alten Blumen, ke Neue blühen immer wieder, Er Nichts von alten Liederkrumen, Az Täglich ſchaff ich neue Lieder. C Auch die alten will ich ehren, \ In Erinnrung gu erneuen rn Stunden, die mie wieberfehren, Ya Dod) der neuen neu mid) freuen. | Liedertehlen. Aue Liedertehlen, Ale Siederfeelen |

Sind in meinem Mund Und im Herzensgrund, | Daß mir’s feine Stund'

An Geſang kann fehlen. |

Mit der Lerh am Morgen Gteig’ ih ohne Gorgen, | Mit der Wachtel Schlag | Lauſch' ih am Mittag 1 Brütend, wo id) mag, | Im Getreid’ verborgen.

197

Abends mit der Taube Girr' ih unter'm Laube Lei des Thaues Fall; Mit der Nachtigall Girrt mein füher Schall Nachts empor vom Gtaube.

Dronel, Fink und Meischen, Amiel, Stieglig, Zeischen, Grasmück' und der Gauch, Alle fingen aud Mit in meinem Straud, Jed's auf feinem Neischen.

Wie mit eignem Scalle Durdgeinander alle Ihre Melodein jlöten, piepen, ſchrein, Epredt, ob nur allein Mir der Lärm gefalle?

An die Rufen.

Richt aufregende Wild bewegende Leidenſchaft;

Ruhig glättende, Friedlich bettende Liebeskraft:

Sturmbemeiſternde Gottbegeiſternde Himmelsruh Haucht, ihr Gunſtigen, Euerm brünftigen Prieſter zu!

Auch am Niedlichen Habt ihr Friedlichen Freude gern;

Nur das Häßliche Und das Graßliche Dleidt euch fern.

129

Ruſterung.

Mur meiner Xieder Hort, Ich" an der Geberde: gewachien bier, das dort; er —* ich meine Heerde. J kommi dazwiſchen auch ein Wort, ich nicht weilen fann den Ort; g, G Wu nicht hier und wuchs nicht dort, wWuqhs es aus der Erde?

Vertrauen.

des Deilige, womit ſich lange Ein Herz getröſtet, wollen fie brauchen, mir zu machen bange; elingen mög’ es ihnen nie! Triffen wie jie find und waren, Sp jäh'n ſie jeden gern zerfetzt. laß fie auseinander fahren, Und bleib’ du jelber unzerjeßt! it Sittern laß die Knecht' und Zugen Sich frümmen vor des Herren Thron, Und wag's die Augen aufzujchlagen Zu deines Vaters Aug’, o Sohn!

Ein Flegel.

Ein Flegel ift mir in’s Haus gelommen, dat auf mein Sopha fi hingedehnt, Ei geredt und mich angegähnt,

Und ih hab’s ihm nicht übel genommen.

Ich freute mich jelbjt der werthen Belanntichaft Leim Abjchied, hergebrachter Weile;

Die wenig ic fühlte Herzverwandtſchaft, Ließ ich ihn auch nicht merken leife. ı Werte VL. 9

18 -

Bier das {pifige Eitel wigige Viebt ihr nicht; Doch das ſpielende Leiſe zielende Einngediät.

Die Eltern. Wie die Griechen das Gebädtnik Mutter ihrer Mufen nannten, So den Bater meiner Lieder Nenn’ ich Mangel an Gerägtniß, Und Bergebligteit die Mutter. Diefes Paar forglofer Eltern Zeuget eine Menge Kinder Jeden Tag, weil fie nicht denfen Der am Tag zuvor erzeugten. Wenn ihr, wie die eignen Eltern, Diefe Kinder auch behandelt, Und vergeht den ganzen Haufen, Rann id eu darum nicht tadeln. Ya, zu Statten wirb es fommen Diefen jüngften, wenn an ältte Ihnen ähnliche Geſchwiſter Nr euch nicht zu ſcharf erinnert.

Biene und Hummel, 35 faug’ hyblaiſche Seime Aus jedem Grüblingsfeime, Und fülle die Zellen ber Reime; Was hilft's, daß ich Mit Bienenfleiß mich tummel’? Ihr haltet mich Für eine müßige Hummel, Die echte Honigbereitung In Weltbebarfs Beſtreitung IR unfre gelehrte Zeitung.

19

* Muflerung.

3 muflre meiner Lieder Hort,

Und ſeh's an der Geberde:

Das ift gewachſen bier, das dort;

So kenn' id meine Heerde.

Doch kommt dazwiſchen aud ein Wort, Lem ih nicht weijen kann den Ort;

Das wuchs nicht hier und wuchs nicht dort, Bo wuchs e8 aus der Erde?

Vertrauen.

Das Heilige, womit fi) lange Mein Herz getröftet, wollen fie Gebrauden, mir zu machen bange; Gelingen mög’ es ihnen nie!

Zerriffen wie fie find und waren,

So jäh'n jie jeden gern zerfetzt. Ei, laß fie auseinander fahren, Und bieib’ du felber unzerſetzt!

Mit Zittern laß die Knecht’ und Zugen Sich frümmen vor des Herren Thron, Und wag's die Augen aufzujchlagen Zu deines Vaters Aug‘, o Sohn!

Ein Flegel.

Ein Flegel ift mir in's Haus gelommen, Hat auf mein Sopha fi hingedehnt, Sich geredt und mid angegähnt, Und ih hab’s ihm nicht übel genommen. Id freute mid) jelbit der werthen Belanntichaft Beim Abjchied, hergebrachter Weile; Wie wenig ih fühlte Herzverwandtſchaft, Lieb ich ihn auch nicht merken leiſe. Rüberts Werte VIL 9

10

Nun geht der Menſch, und ungeicheut Recenfirt er mich vornehm und ſcharf; Der reihte Kohn, den er mir beut, Darüber ich nicht klagen darf!

Über e& hat mich doch gereut, Daß ih ihn nicht von der Treppe warf.

Bas der Dichter braucht.

Was der Dichter brauchet, Rehm’ er aus dir nur, Ganz in dich getauchet, Shöpf er, o Natur! Du in fhöner Hülle Birgft die tiefe Fülle; Du bift das Gedicht, Dem kein Reiz gebridt.

Alles ift vollkommen, Schön an jeinem Ort, Hier die zarten frommen, Wildes berbes dort, Alles wohlverbunden MWird von dem empfunden, Dem’s zu jehn gelang Den Zulammenhang.

Einzle Blumen pflüd’ ich Da und dort heraus, ſtranzgewinde ſchmück' ich Oder einen Strauß.

Du biſt All und Eines, Groß iſt auch dein Kleines, Leib ein jedes Glied,

Und der Ton ein Lied.

—t 131

Das Lob.

Rein Tadel kränkt wie fold ein Lob,

Und jei er giftig, jei er grob,

Und ob er ſchnob und ob er ftob

Bie Sturm und Wetter, ob ich tob’

Im Augenblid ob dem, der ihn erhob; Rein ſcharfer Tadel kränkt, wie ih erprob’, Auf Dauer fo wie jold ein ınattes Lob, Das dir ein kühler Freund zufchob,

Und meint no, daß er Ehrenkronen wob, Und du ihm jchuldeft Dank darob.

Gott Lob!

Das ift der Dank für joldhes Lob!

Gott Lob,

Daß überftanden ift ein ſolches Lob !

Die Kleinigkeiten.

Bas mid) erfreut, und was mid quält, find Kleinigkeiten !

Was id) beiite, was mir fehlt, find Kleinigkeiten, Ir Erdengötter, prahlet nicht! die golpnen Kronen,

Ob ihr fie erbt, ob ihr fie ftehlt, find Stleinigkeiten. Tie Dinneipiele, die man jpielt mit der und jener,

25 man mit Einer fih vermählt, find Ktleinigkeiten. Tie täglihen Entdedungen der Wifjenjchaften

Das beite bleibt uns doch verhehlt) find Kleinigkeiten. Ras ihr mit jolder Wichtigkeit uns vom Katheder

Und von der Kanzel anempfehlt, find Kleinigkeiten. Biel Wunder denten kann ich mir, dagegen alle,

Tie uns die Weltgeſchicht' erzählt, find Kleinigkeiten. Mit großen Bingen ſchwanger geht mein Geift; indeflen

Tie Lieder, die er fi erwählt, find Kleinigkeiten.

132 % .

Zu einem unterbrädten Gediatqen Onſchlichſn.)

Verdruß und Aerger unterwühlt, Die beiden laß dich nie bemeiſtern! Ein raſcher Zorn mag dic) begeiftern, Der ſei in Berfen abgekühlt!

Du mußt nur nicht den Leuten zeigen, Was Unmuth über fie dir rieth! Du gabfi der Welt jo mandes Lied; Behalt auch eines für dich eigen!

Der Tagpsgel.

Oft hab’ ih eine Radıtigall Mich jelbft genannt, doch bin ich feine; Die Nachtigall fingt nächtig all, Ich aber fing’ am Tag alleine. Was ich nad) Sonnenuntergang Will fingen, wird ſogleich fi firafen; Im Traum verfolgt mich der Geſang, Und läßt mich gut die Nacht nicht ſchlafen. Ich bin die Lerch' im Himmelsſaal, Die Schwalbe unter meinem Dache, Verſtummend mit dem Abendftrahl, Daß ih im Morgenlicht erwache.

Des Digters Areude am Gedicht. |

Erſt hatte du deine Freude dran; Run haben fie andre Leute dran: Tas ift nun deine Freude dran.

13

Belrängung.

Ih ſchäme mid, mein Aller Mit Blumen, wie daS feine Anafreon, zu kränzen;

Doch ſchäm' ich vor den Augen Mich nur der klugen Leute, Ratur, und nicht vor deinen Nachſicht'gen liebevollen,

Und nicht vor meinen eignen. Ich kränze mich im Walde, Vor deinen Spiegelquellen,

In deinen Schattenhallen,

Mit deiner Blumen Fülle.

Und geh’ ih heim am Abend, So leg’ ih meine Kränze

Dir fchweigend Hin zum Opfer, Und deinen lieben Töchtern, Ten Rymphen, zum Gelächter. Ich hör’ im Buſch ihr Rauſchen, Ih hör’ im Buſch ihr Yauichen, Ihr leiſes Lachen hör’ ich,

Sie lachen aus den Dichter, Und er nimmt es nicht übel.

Dankbarkeit.

Wenn ich einmal vergeſſe,

Wie viel ich Dank dem Himmel Lin für mein Leben ſchuldig, Nehm’ ih nur meine Lieder, Und zähle fie, und fprede: Undantbarer, o fiehe,

So viel find deiner Freuden, As Sterne find am Himmel, Und Blunen auf der Wieſe, Und hier im Buche Lieder.

14 3—

Davon ift au) daS Fleinfte Ein Denfmal einer Stunde, Sin welcher du genofien

Das höcfte Blüd, das einem Geſchöpf der Schöpfer ſchenket: Im Großen oder Kleinen Sich ſchöpfriſch zu empfinden.

——

Verſchiedene Kränze.

Die Ehrentage feines Volls zu ſchmücken, Die Blumen der Erinnrungen zu pflüden, Auf’s Haupt der Gegenwart den Kranz zu drüden: Beglüdt der Dichter, dem mag joldhes glüden. Doc der auch nit das große Loos gewann, Nur harmlos feines Hauies Feſte kann Mit feinen Tönen ſchmücken dann und wann, Der Dichter auch ift ein beglüdter Mann.

Bitterfeit.

Bitter wär’ ih auch geworden In der Welt voll Bitterkeit, Doch mit lindernden Akkorden Mar die Mufe ftetö bereit. Sauer wär’ es mir geworden, An des Liedes vollen Borden Schöpft ih Süßes allezeit.

Nicht verbittert noch verjauert, Daß ich's nicht bin, dank’ ich dir. Mo ein jharfes Tröpfchen lauert, Wirf es aus dem Blute mir! Kannſt du's Tieblich nicht verfingen, Lak e8 aus in Unmuth Mingen, Eh’ es wurm’ im Herzen bier.

15

Berufsgefübl.

Yus der Seele mir geiprodhen AR’, und macht daS Herz mir pochen, Bas ein Mann, ic kenn' ihn nicht, Deut in einer Zeitung ſpricht:

Daß aus feiner Stärf’ und Schwäde Nicht ein Dichter dicht” und fpreche, Sondern daß er fein Gedicht Aus der Kraft des Volles ſpricht.

Sei's gelungen mir, zu fingen,

Oder mög’ es noch gelingen, Was allein zur Seele nidt, Was euch aus der Seele ſpricht;

Und dag fei ein Schönes, Großes, Edles, Starkes, Schwächenloſes, Das von eurem Innern nicht Geb’ unwürdigen Bericht!

Beifall.

Mic freut's um meiner Freunde willen, Wenn auch ein andrer lobt mein Lied, Ob ih mich felber freu im Stillen,

IH was ih Freunden nie verrieth.

Und über meine Kälte klagen

Hör’ einen ich, der nicht verrieth,

Ob ih aus Stolz, ob aus Berzagen Mich Höher, niedrer, angeſchlagen,

As er mir’3 zugewogen ficht.

136 3

Die ungeiudten Lieber.

Ihr meint, ich habe fie gefucht, Weil ihrer find fo viele, Sie fuchten mich, ih nahm die Fink; .. Doc floh ih nur zum Gpiele.

Dies jüngfte wollt’ ich von. der Hand Sm vollem Ernſte weifen, Das doch auf feinem Recht beftand, Den Schopfer auch zu preifen.

Im. PFEUTROE VRR THREE GE

“m.

Das Glüd des Dichters.

Kannft du deine Luſt nur fingen, O wie wenig du gewannft, Wenn du nicht vor allen Dingen Auch dein Weh verfingen kannſt. Heil dem Dichter! jedem Leben Iſt fein Antheil Web gegeben! Aber nur in deiner Bruft

Wird das Weh zur Himmelslufl.

Anregung.

Wenn man nicht die Saiten rührt, ann die Harfe tönen? Und de8 Neuen nichts geipürt Hab’ ich lang, des Schönen. Doch e8 gnügt ein Teiler Hauch Zart geftimmten Saiten, Und ein Lifpelblatt am Strauch Wedt ein Lied zu Zeiten.

—t 137

Bergleigung.

Eiaft als ih mit den Größten mich verglich, Fend ich natürlich, daß ich kleiner war. Zerauf mit fleinern auch verglich ich mich, Ard daß ich größer fei, ward ich gewahr. Eeitdem ich weiß, ih bin jo groß als ich, Lergleich ich mich mit keinem ganz und gar.

Die Klanggeifter.

Heute kamen die Klanggeifter Meiner perfiiden Sangmeifter, Tie mid hatten geflohn lange, Mie vor'm ernfteren Ton bange, Ccer nur mid beſucht Hatten, Aehnlich Ätreifenden Fluchtichatten Ueber jommernden Fruchtmatten. Aber heute nun Stand haltend Dich umſchwebten fie handfaltend, Mir zu dienen mit Kunſtchören, Menn ich wollte mit Gunft hören; Und ih mußte den Plan loben, Wie zu fingen fie anhoben, Und im Tanze die Bahn jtoben. Erftiih nun aus dem Chorreigen Sah ich einen hervorſteigen, Einen, Stolz wie auf Kriegsbühnen, Hochherichreitenden, fiegstühnen ; Und im raffelnden Schildflange, Ter mir und dem Gefild bange Macht', entihmwoll e& dem Wildfange: Die uf Feindeshaupt im Kampf die Klinge lang, Schlangen gleih um Nacken fih die Schlinge ſchlang! Bie der Stahl am Panzer donnernd flug den Schlag, Tag ein Blig hervor aus jedem Ringe rang!

188

Als ob ein Geweb er wobe, ſtob der Staub, P Und das Blut, als ob ein Sprinquell ſpringe, Wi Und der Nede redte ſich und fehlief den Schlaf, 7 Ueber den des Geiers Bier die Schwinge [weni Und beziwungen liegt, von hartem Zwang guwä Der fi rühmte, daß ihn nimmer pwinge Sa Als mın der mit dem Klingklange Bar vom kriegriſchen Singfange Ubgetreten, da blieb aber Hinter ihm aud ein Liebhaber Nicht zurüd, der mit ſchmerzreichen Tönen, fpielenden, fcherzreichen, So mir machte das Herz weichen: Baum der Lieb’, um den id mid) als Winde wand, :! Als der Lenz um’s Haupt die Blumenbinde band! - Meinem Garn entgangenes behendes Hind, Das wie Lengluft ſirich durd’s blumenfinde Land " Am Geſtade, wo des Lebens Melle wallt, Fand ich di die Perl’, und dein Gefinde Sand. ı Wie verrauſchte ſchnell der Rauſch, wie flüchtig flog Der Genuß, o wie dein Gruß gefchwinde ſchwand! Abgeblättert bat den Baum der herbe Herbſt, Und dein Ram’ allein blieb an der Rinde Rand. Rur in diefem Liebespfand empfind’ ih noch, Welches Süd ich, das ich nie mehr finde, fand. Als auch dieler im Zidzade Sich getrollt mit dem Schnickſchnacke, Kam noch, halb wie ein Einfiebler, Einer, halb wie ein Weinfiedler, Hob den Edelgefteinbecher, As Aufmunterungseinipreder, Mir, dem läffigen Weinzecher: Geben Wollen den Weinreben Thau, jo geben die Neben Wein. Leben kann nur der Wein geben; Lak für's Leben dir geben Wein! Belränze dich mit NRebenlaub, Denn der Tod finnt auf Lebenraub!

19 +

hebt, nicht raube die Weintraube,

Eh' ich raube der Traube Wein!

Kid umlaube die Weinlaube,

Der Prophet mir erlaube Wein!

Daß ich in's Blut der Trauben tunk',

IR beſſer als Eden's Taubentrunk.

Vekränze dich mit Rebenlaub,

Denn der Tod finnt auf Lebenraub! Ues andre find Scheinwonnen,

Kur in Tonnen it Wonnenſchein;

Mes andre find Scheinjonnen,

Bie im Bronnen der Sonnenſchein. Gieb nicht dein Herz dem Wonnentand, Lehne dich feit an die Zonnenwand! Daß ih in's Blut der Trauben tunk', FM beſſer als Eden's Taubentrunk. Vekränze dich mit Rebenlaub,

Denn der Tod ſinnt auf Lebenraub!

Zur Ueberſetzung der Hamaſa. 1828.

1.

Die Poefie in allen ihren Jungen JR dem Geweihten Eine Sprade nur, Tie Sprache, die im Paradies erflungen, Eh' fie verwildert auf der wilden Flur. Tod wo fie nun auch fer herborgedrungen, Bon ihrem Urfprung trägt fie noch die Spur; Und ob fie dumpf im MWüftengluthmwind ftöhne, Es find auch hier des Paradieſes Töne.

Tie Poeſie hat hier ein dürft'ges Leben, Lei durſt'gen Heerden im entbrannten Sand, Mit Bluthenſchmuck und Schattenduft umgeben, Mit Abendihau geldjcht den Mittagöbrand,

140 Hi

Verſchont, verfähnt ein leidenſchaftlich Streben *

Durch's Hochgefuhl von Sprad- und Stammwer

Und in das Schlachtgraun Liebe ſelbſt gewoben,

Die hier auch iſt, wie überall, von oben. Wer aber ſoll die nord'ſche Nacht erheitern A

Mit ſolchem Abglanz von des Südens Gut MW

Wer den Gefichtsfreis meines Volks eriveitern,

Daß jeinem Blick auf jene Welt fih thut?

Das enge Leben freilih geht zu jcheitern,

Jemehr bereinftrömt diefe Geifterfluth; '

Doc, ſoll der Oft einmal zum Weften dringen, %

Wer ift der Mann, ihn ganz heran zu bringen? 1 Darum nur muthvoll vorwärts, auszubeuten 1

Den Ipröden Schadt, den nicht erwühlt ein Scherg,

Da3 fremde Leben deinem Bolt zu deuten,

Das ohne did ihm bliebe taubes Erz.

Wann erit der Menſchheit Glieder, die zerftreuten,

Gejammelt find an's europäifche Herz,

Wird fein cin neues Paradies gewonnen,

Sp gut e3 blühn fann unterm Strahl der Sonnen. Und laß dich nit im edlen Tagwerk irren

Bon Schülern, die nur meiftern meiſterlich,

Die in des Morts zerrütteten Geſchirren

Den Geift verſchütten, aber trau auf mich,

Zu jammeln rein den Hauch arabijcder Myrrhen,

Geweiht zu meinem Priefter hab’ ich dich,

Komm, mir im deutihen Pantheon zu räudhern,

Und laß die trodne Spreu den trodnen ſteuchern!

Fa

2.

An eurer Wüſte Graufen, | Mo Löw' und Sclangenbrut, Und Nachtgeſpenſter haufen, Die durftig jchrein nad Blut; Wer foll den nadhtverirrten, Den Wanderer bewirtben, Ahr Araber, wenn ihr's nicht that?

141

Ihr aber thut es gerne,

Es fteht feit ält’fter Zeit

Erhöht glei einem Sterne

Ob eud die Gaftlichkeit,

Rah allen Seiten blidend,

Und belle Grüße ſchickend

Dem Obdachſucher zum Geleit. Ihr ſchürt für ihn das euer '

Auf Höhen, daß er fein

Wüftenihiffes Steuer

Mag lenken nad) dem Schein;

Und eure Hunde bellen,

Euch helfende Gefellen,

In ihrer Sprady’ ihn ladend ein. Es ift wie ihre Seele

Der Gaft auch ihnen lieb,

Tod euerem Kameele

Verhaßter als der Dieb;

Tenn dieles weiß, jein Leben

VRiuß es zum Schmaus ihm geben,

Wovon der Abfall jenen blich. Ihr grüßet: ſei willkommen!

Zu bringeft uns den Schmaus.

Willkommen! aufgenonmen!

Zu bift in deinem Haus:

Gebeut mit frobem Muthe

Ch meinem Gut und Blute,

Nur meine Weiber nehm’ ih aus. Ihr zieht das blanke Mefler,

Und Schrecken weckt den Stall;

Tie Schaar der Doppelfreſſer

Ahnt ihres Stolzes Yall,

Den Tod des ftärkften Blöders,

Der mit dem Fett des Höders

Ragt gleich getündtem Mauermall. Ihr führt nach dem Gelente

Te Beins ihm einen Streich,

Daß er auf’s Knie ſich ſenke,

Sehorfam tguf er’3 gleich.

Auf den ihr ſonſt geftiegen, —E

Die Wuſten zu durchfliegen, m

Den ſchlachtet ihr, nicht macht's euch weich Ahr, die erprobten Fechter j A

Dem ganzen Stamm voran,

Yet wie gelernte Schlächter

Stellt ihr mit Luft eu an;

Danı kommt ihr mit dein ZTopfe,

Gewohnt, dag man ihm pfropfe

Den Schlund, der weit ift aufgethan. Der rußige Geſelle,

Der ein Kameel verjchlang,

Steht auf der Feuerftelle,

Und Mmurmelt dumpf und lang,

Den Harrenden verkündend

Das Mahl, wovon entzündend

Geruches Vorkoſt fie durchdrang. Hat er nun ausgebrüllet,

So leert er ſeinen Bauch,

Den vollen, und erfüllet

Ten Gäften ihren auch.

Und das Kameel, zerfleiichet

Vom rüftgen Zahn, erheiſchet

Zum Trunk Kameelmilch drauf im Schlauch. Doch, find der Mäuler viele,

Und euer Borrath Hein,

So langt ihr nur zum Spiele

Mit in die Schüffel ein,

Und thut als ob ihr fauet;

Der Gaſt denkt, der es jchauet,

Ihr eſſet, doch ihr Hungert fein. Ihr zeiget heitre Mienen,

Wenn euch die Sorge drüdt,

Und euern Gajt zu dienen,

Fühlt ihr euch hochbeglückt;

Die Freien vom Geſchlechte,

Und nur des Gaſtes Knechte,

Das iſt, was euren Stammbaum ſchmückt.

ee

143

Was immer er euch biete,

Ihr nehmt es hin für gut;

Und was der Gtolz euch riethe,

Ihn Hält die Sitt’ in Hut.

Ihr dehnt ihm das Geſprache

(Ein Fehl, wo das gebräde!),

Bis fund bei ihm der Schlaf fi thut. So lauteten die Runden,

Die id von euch vernahm;

Und fo hab ich's gefunden,

Als ich nun jelber fam,

In euerm Thun und Weien

Zu forſchen und zu lefen,

Daß ich's gethan, bringt mir nit Gran. Ich hab’ euch bei der Heerde

Und bei dem Herd gejehn,

@elernt bis zur Geberde

Die Spradhe zu verftehn,

Bei euern wilden Fehden,

Bei euern flolzen Reden,

Dei euerm ſüßen Minneflehn. Ich hab’ in euern Thälern

Die Brunnen all eripürt,

Und bin von euern Fehlern

Und Schwächen jelbft gerührt;

Run kehr' ich heim nach Rorden,

Doch Brüder find wir worden,

Eud jei mein Feuer dort geſchürt! Wie ihr als Tiichgenofien

Mic liebreich Habt geipeift,

Wie ihr mir aufgeihloffen

Eu’r Herz und euern Geift;

So will ih nun euch laden

Zu meinen Gaftgeftaden,

Wenn ihr die Ehre mir erweift! Es ift mein Bolt, das große,

Das jendet täglich aus

Die Söhn’ aus jeinem Schooße,

14

Zu führen in fein Haus

Die Bölker aller Zungen,

Und wunderbar erflungen

HR da ein Weltgeipräh beim Schmaus. O kommt im ſchlichten Hemde

Zum buntgemifchten Mahl!

Ihr follt, und ſeid ihr fremde,

Nicht fremd bier fein zumal.

Ich bring’ euch als die meinen,

So möget ihr ericheinen

Am deutſchen Gaftverfammlungsjaal.

Die Geifler der Lieder. Vorſpiel zu Schi⸗King, dem finefiihen Liederbud. 1832.

„Wir eingefperrten in der Nacht,

Wir eingefangen armen Geifter!

Mer löſ't des ftarren Zaubers Macht, Und fprengt den Kerker, weldder Meifter? Wir, hell von Klang und Glanz umfloffen, Veſeelt aus Seelen einft ergoffen,

Nun ſtummes Erz im dumpfen Schadt, Der Luft, dem Licht verichloffen!

„Wie mander ift an diefem Ort

Unachtſam ſchon vorbeigegangen,

Und hat nicht den vergrabnen Hort Geahnet, der hier liegt gefangen.

Und wirſt auch du vorübergehen

Und nicht vernehmen unſer Flehen,

So werden wir noch lang' hinfort

Zum Leben nicht erſtehen.

„OD grabe doch und dring' herein,

Und laß nicht hart Geftein dich fchreden! Entgegen leuchtet dir ein Schein,

Und bald wirft du ein Kicht entdeden.

145

Entgegen tönet dir ein Klingen,

Tas wird did auf die Fährte bringen; O Hilf uns nur, wir ringen fein,

Hıf nur empor uns ringen!”

Ein jeltiam Xönen trifft mein Ohr,

Und will mid) in Berfudgung führen. An meiner Hand ein ſchwankes Rohr Zudt auch und jcheint Metall zu ſpüren. Soll ig mit halbergrauten Haaren Nochmals in neue Grube fahren,

Ta aus den alten faum berbor

IH kam jeit jo viel Jahren?

Rein: in der Sprachen Bergbau hab’

Ich ion vom Leben gnug verloren; Xebendig nod einmal in's Grab

Zu iteigen, ift von mir verſchworen. Menn ih wollt’ eure Schlöffer trennen, Müst ich erft taufend Schlüffel kennen: Run weiß ich, und das Hält mich ab, Selbit einen nicht zu nennen.

„Tu halt den Schlüffel, brauch’ ihn dreift, Und las die Taufend andern Mieiftern. Und traueit du nicht deinen Geiſt,

So traue doch nur uns, den Geiftern. O fühle, mit dir welde Feien

Aus Figennuß im Bunde feien;

Wir wollen, dab du uns befreift,

Drum wirft du uns befreien.

„So vieler Sprachen Geiſter, die

Als wohlbelannte did umringen, Einmal dir helfen mögen fie

Auch eine unbelannte zwingen.

Ihr Geiſter auf des Himmels Binnen, Des Frühlings Geifter und der Minnen, Helft unferem Befreier hie,

Daß wir Geftalt gewinnen!

.Triumph! der erfte Funke jprang,

Und in ihm liegt die ganze Flamme;

Anders Werte WU. 10

4

d =

. 16 +

=

Wie nur ein Blatt berbor fi vang, . Erwachſt es gleich —— zu Elamate. «| Du trauft nit deinem Aug' und Op Die Geifter treten aus dem Flore, Und wandeln hell nıit Gang und Bing Aus dem geiprengten Thore.”

Und bin ich's num, der end befreit? Ich flreite nicht, wenn ihr nicht ſtreitet. hr aber feib es, ohne Streit, Die mi von meinem Wahn befreitt, . Bom Wahne, das am gelben Fluſſe, \ Am blauen Strom, von wo mit Gruße - Herwandelt euer Chorgeleit, Nichts blühe zum Genuſſe.

Denn was in Schauipiel und Roman Mir tam vom Weſen der Chineſen, Das ſprach mi doch auch gar nicht an, Ich bab’s, aufrichtig, kaum gelefen. Und jetzo ſeh' ich's um mich walten, Sich glänzend einen Venz entfalten, Mir eine Neuwelt aufgethan Sin der urält’ften alten.

Ich fühle, daß der Geiſt des Herrn, Der redet in verſchiednen Zungen, Hat Böller, Zeiten, nah und fern, Durchhaucht, durchleuchtet und durchdrungen. Ob etwas herber oder reifer, Ob etwas weicher oder ſteifer: Ihr ſeid Gewächſ' aus einem Kern Für meinen Liebeseifer.

Nicht iſt der Liebe Morgenroth Bon Sina's Mauer ausgeichlofien; Auch dort liebt Liebe bis in Tod, Und treu bleibt Treue, jelbft verftoßen; Und alle ftarten Herzensbande Um Rinder, Eltern und Berwandte, Und Ahnen, body der Lebensnoth Entrüdt zum Götterftande,

3

—t 147

Ter Mutter, die uns alle trug,

Ter Erde pflegen fie und warten; Ter Raijer ſelber lenkt den Pflug, Und um ihn blüht des Reiches Garten. Tann Zandesnoth und Kriegedjammer, Berweinte Bräut’ in öder Kammer; Und Unmutd, der die Saiten fchlug, Heiligen Zorns Entflammer.

Toch was manch' Lied entwickelt, wie Eoft’ ich's auf einmal auf nun wiegeln? Tas Bud iſt vor euch offen hie,

Und wer hineinichaut, mag fich fpiegeln. Mög’ euch die ſchmeichelnde Gewöhnung Eefreunden auch mit fremder Tönung,

Taß ihr erfennt: Weltpoefie

Allein it Weltveriöhnung.

An Die dinefiigen Lieder. C meine mir geliebteften Chineien, Wie reut es mid, daß ich euch ausgelannt, Wo nur polif’jche Kritiker euch lejen, Zu jehn, mie ihr mit ihnen feid verwandt. Sie finden doch von euch fervil fehr viele, Und hätten lieber alle liberal. O Räft ihr noch in meinen Saitenipiele, Ich lieh’ euch fteden lieber allzumal.

Zum Hariri. Philolog und Poet ift in einer Perfon, wie ih Armer, um nichts befleres thun als überſetzen wie ich. Poefie und Philologie einander zu fördern zb zu ergänzen vermag, hat mein Hariri gezeigt. n dus nicht zu philologiſch, nicht überpoetiſch es anſiehſt, ird Dich belehrend erfreun, Leſer, das Ywittergebild. philologifch gefehlt ift, vergiebft du poetijcher Freiheit, ıD die voetiſche Eduld jhentft du der Philologie.

Mein Soneit. Wie wunderlich und wie verſchiedne Vahne AR mein Goneit geflogen, das ſich freier ; Zuerſt als Adler oder ſchwang als Geise:: Um mit gu kreiſchen in des Kriegs Ork Dann näher den ihm angeflanınten Bahnen: Hat’s mit gebämpfter oder dumpfer let Bernehmen laſſen Agnes Tobtenfeier, "; Gewiegt auf ivealer Fluth wie Scheanen Dann aber ift es plöglich abgeiprungen,. 1 Als es idylliſch dort in Waldeshallen Den Ramen Amaryllis lieh erſchallen. AN dies erfcheint mir jebo wie gefungen In fremden Zungen, denen nachzulallen Dir mandmal no im Scherze will gefallem.:

4

Abſchied des Sonettes.

1.

Sonett, mein Knabe, komm heran! wir wollen Abrechnen, deine Dienftzeit ift verftrichen ; Treu jpielteft du mit unveränderlidden Bemühungen veränderlidde Rollen:

Des Teindes Grollen und der Freundin Schmoll Den ritterliden Kampf und minniglichen,

Die Liebe, die erblüht, und die erblichen, Und was du fonft noch haft vollführen ſollen.

Gern geb’ ich, willft du andern Heren num diene Das Zeugnik dir: daß du bift wohl zu brauch Und mit Berftand zu jedem Zweck zu lenken.

Wohl geh’ e8 bir, alswie bei mir, bei ihnen | Und daß fie nie dir einen Fuß verflaudhen, Und nie die zarten Glieder dir verrenken!

149

2.

Bie, wer zu Grab geht oder wer auf Reifen, Grüst liebevoll nod einmal das Belannte, Ond alles zärtlich nennt, was fein er nannte, Sesor er tritt aus den gewohnten Rreifen;

Es fängt mich’3 noch, was irgend lebt, zu preifen In diefem Kreis, in den ich jelbft mich bannte, Roh einmal auf den Saiten, die ich fpannte, Zum Aſchied anzuftimmen alle Weiſen.

Tem aufzubrechen ſcheint es Zeit geworden,

Son hier, wohin? ich frage nicht, ich höre Gerufen mid von höheren Akkorden.

Tem Rufe will ich folgen, ich gehöre Zem Deren der Harmonien, der Didhterorden Hier einjegt, und dort anftellt Engeldyöre.

Zu Den Zeitgedichten. 18141817.

Tas Einzelne mögt ihr ſchelten, Tas Ganze laßt nur gelten,

Es ift ein Bild der Zeit,

Roh friſch nad) zwanzig Jahren, Und wird die Farbe bewahren Noch eine Strede weit.

Zu den vermiſchten Gedichten. 1815—1818. Mein Leben iſt noch nicht zu lang; Doch wie ich mady’ hindurch den Gang Turd all die Roth und all den Drang, Was mir gelang, und was mißlang,

Ich wollt‘ ich wär’ am Und fönnte tuhn

—t 151

Ahr ipredht: auf deutſchen Bühnen

Bas follen die fremden Hünen ?

35 hoffte, was ich jo menſchlich gemacht,

Solltet ihr finden nicht ungeichladit ;

Im aber ſprech' ich Fühner:

Eintt meiner fremden Hünen empfehl' ich euch deutſche Hühner, Ir lieben Entel von Freie,

& zum Giapopeia

hinlel, Bofel und Gafeleia! *)

2.

Das ift des alten Helvenlebens Geiſt,

Daß, wie du immer ihm entfremdet jeift,

Zu did ergriffen von der Herrlichkeit,

Eriäättert fühlft, erhoben und geweiht,

Zugleich erfenneft, daß, wie frifh und flart,

Es gleichwohl ſchadhaft jei im innern Mark, Darum dem Tod verfallen rettungslos,

Doch au im Untergang fo ſchon und groß,

Daß jo zu leben, auch um fo zu jterben,

Das fhönfte ſcheint, was fünn’ ein Menſch erwerben.

8.

‚sn Subrab hab’ ich dies gelernt: Beitalt, von Grübelgeift entfernt, Geftalt fo feft wie Erz und Stein, Durchſichtig doch kryſtallenrein. Run lem’ ich, die dort Alles galt, Hier auch verlernen die Geftalt, Da ih das Leben defien ſchreibe, Der höher lebet als im Leibe.

) Ein vortrefflihes Märchen von EL. Brentano, das allen Biebhabern der vomantifchen Poefie zu empfehlen if.

*

152 ) 4. Au Goethe.

Dies ift daB erfte Lied, das mir foweit gelungen,

Daß ich es hätte dir vieleiht zu Dank gefungen. Nun, wenn nicht dir zu Dank, zum Dante fing’ ich's |

Ein Zeugniß deß, was ih durch Di) ward, bring’ ich's.‘ Geworden wärft du uns Homer in befiern Zeiten;

O lebte mein Suhrab an deines Hermann Seiten!

Rüdblid auf die frühſten Ingendlieder. 1836.

Anmuth ift die Siegerlrone, Die am hohen Ziel zulet Zu des reinften Strebens Lohne Nur wird dem beglüdten Sohne Bon den Mufen aufgefekt. Dieje Krone wird errungen Schwer, das hab’ ich wohl gefühlt, Da nad allem, was gelungen, Sie dies Haupt no nit umſchlungen Sp, daß fie die Schläfe kühlt. Dennoch, wie den Blick ich neige Zu des Lebens frühften Grün; Seh' ich nicht ſchon dort die Zweige, Die ih mühſam hier erfteige, Friſch in Jugendliedern blühn? Ya jo iſt es, ſchon vollendet St am Anfang unjer Glück, Soviel uns ein Gott gejpendet, Und die ſpäte Bildung wendet Sich bewußt zu ſich zurüd.

153

Su Den äſtlichen Roſen.

1819—1820. Nenſeß im Spätſommer 1837.

de rl am Ichnöden Dienft der Zeit ging mir verloren, Sit Viefer Thörin wollt’ ic dienen mehr zum Thoren. M ind Die Kett' und nahm zum Morgenland die Flucht; It hab’ ich Aehnliches, als Goethe fand, gefucht.

3 Edira’s Noſenhain, umjäufelt von Cypreſſen,

beb’ ich bei Lieb’ und Wein in Gott die Zeit vergeflen.

Ir &iche führte mich an ihrer Rojenhand,

In) unverjehens fand ich mid im Baterland;

kr Seterlande, wo mein Liebesirühling blähte

25 Rojenfunten, die ich mitbradht’ im Gemüthe.

:5 mid ein Irrweg reun, der mich geführt zum Ziel?

Tem Liebesernfte jei verziehn fein Scherzporipiel!

Zu den zuhmen Zenien.

Zu titan’idem Himmelsflug Spornt fi das Geſchlecht. Bas wir fanden gut genug, Finden fie nur ſchlecht; Aechten mir in einem Zug, Was ich acht' als echt; Machen mir, wer Krone trug, Zum unnützen Knecht.

Sage nicht: ihr ſeid nicht klug! Meide das Gefecht!

Neue machen ſich mit Fug

Neu die Welt zurecht.

Bleibe du bei deinem Krug,

Ta du lang gezedt;

Und wenn ihn die Zeit zerichlug, Tente: fie hat Redt.

14

Motte zum Nedief. | 1. Meine kleinen Gedichte

Kommen wie Heine Blumen wir wer; .*

Lauter winzige Wichte, Aber zufammen doch ein Fler, Und bervor auß dem Ghor Bliden Bergigmeinnichte.

Soviel Blättchen im Winde wehen, Soviel Blumen in Blüthe flehen, Soviel Vögel ſich locken,

Soviel eilende Lüfte gehen,

Soviel Strahlen von Licht ſich drehen, Soviel Wöllchen fi floden;

Soviel Ioden ein Lieb hervor, Soviel weden den Viederchor,

Und wenn ich allen lieh’ ein Ohr, Sie würden zu taufend Schoden.

8.

Ich werde die Nachtigall nicht fein Unter der Singvögel Schaar. Weil ich nicht fing’ im Mai allein, Sondern da3 ganze Jahr.

Doch war ich einmal eine Nachtigall, Als für mid war ein Mai;

Und wenn ich dent’ an jmen Schall,

Mein’ ich, daß ich's noch fei.

155

Sein Leben.

Ich blid’ auf fiebenzig Jahre zurüd,

In wechſelndem Schatten von Leid und Glück Seh’ ich fie hingefloffen,

Durdlitten, durdgenoffen,

Und wuünſche mir feines von allen zurüd.

34 und bie Welt.

So ſchlecht vertragen fidh

Die Welt und id,

So ſchief find wir geftellt

Y und die Welt:

Wenn fie mich überläuft,

Mit Ehren überhäuft,

Yf fie mir unbequem;

Wenn fie zurüd fich zieht,

Und gar mich überfieht,

HM mir's doch auch nicht angenehm.

Dafielbe in anderer Art.

Des Denlens Arbeit hab’ ich nie Im Emft auf mid genommen, Nur mande Ihöne Phantafie

Iſt mir im Schlaf gelommen. Sie wechſelten in leichter Fahrt, Und fah ich, was fie brachten, So war's dafjelb’ in andrer Art, Was wache Denker dachten.

—t 156

Abfindung. Ich will hinfort in Friede leben, Mit euch nicht weiter flören meine Ruh, 3 hab’ euch all dem Teufel übergeben; Ob er euch holen mag, da ſeh' er felber zu.

Der Junge und der Alte.

Freimund Reimar der junge Trug daS Herz auf der Zunge; Freimund Weimar der alte

Trägt im Geficht die alte.

Zur Arbeit gedungen.

Ich komme mir vor wie ein unnlger Knecht, Der ftatt zu pflügen gefungen;

Der Herr verfagt ihm den Lohn mit Recht, Der ihn hatte zur Arbeit gedungen.

Eine beſcheidene Frage.

Schämſt Du Did nicht, einer

Großer oder fleiner

Der hunderttaufend Poeten zu fein? Shämft Du Di nidt, einer

Großer oder Heiner

Der taufend Millionen Menſchen zu fein?

—t 157

Spruchartiges.

1. nalen den Leuten mir niemals wollte gelingen, Wi an Ende den Muth mir zu gefallen allein.

2. Ber muß ich befennen: wie fhlimm mir manches ergangen, u bo befler erging’3, als ich es hatte gemacht.

8. wohl auch ein Stündchen verplauder’ ih; aber zu Stunden des Geplauder fich dehnt, zieh’ ich mich lieber zurück.

4. m Spaziergang kann zu lang fein, immer nur ein Buch ne Ratur, und mein barren viel andre daheim.

5. Verſe zu machen und künſtliche Verſ' ein Bedürfniß; mir ein eigenes Lied, ſo überſetz' ich mir eins.

6. von beiden erwählſt Du, die Schönheit oder die Wahrheit? nheit, die ſtets wahr iſt, doch unſchön oft iſt die Wahrheit.

7.

Tönen zu leben, in Tönen den Tag zu verdudeln,

en in Tönen allein, ift ein menſchunwürdiges Dafein.

ne Rechenmaſchine, die nichts als Zahlen im Kopf Hat, mit Gefaus und Bejäufel gefüllt ein melodiſcher Windſack.

158 en

Gebreqhlichteiten. Unferer Sprache Gebrechlichkeit Made gar oft mid ufen. Über nun mit Gemächlichtet x Sud’ ich fie eben zu nußen, Br Wie mit gebrechlichem Leibe Ich auch fo weiter e8 treibe.

—⸗ 1

Zweifel.

Vom antiten Geſeße dem metriſchen, hätt' ich Belehrung:

Manche zu geben, es fehlt aber an Zeit und Geduld. Dennoch, wollet ihr lernen, fo machet e8 nur, wie es Ihr mich ſeht; doch faft zweifel' ih, ob ihr es feht.

Troſt. Wenn meine Lieder Weniger zuſagen Componiſten, So kam mir jüngſt ein Troſtgrund ber Von einem guten Chriſten: Sie ſeien in ſich ſelbſt Muſik Und brauchten nicht das Tongequick; Der Troftgrund ſoll mid friften.

Meine Aufgabe. Der deutſchen Sprache Schaf zu mehren, Bon Yugend auf war mein Bemühn, Und diejer Trieb ſoll nie verblühn, So lang des Lebens Tage währen. Ein neuer Reim, ein neuer Sak Dunkt mi ein Zuwachs jenem Schatz; Ein andrer wir!’ in andern Sphären, Doch ih bin hier an meinem Plaß.

a 3

19 +-

&s fommt’s.

Sie thun ihr BVeſtes jetzt mich zu verlegen, Exb werden mir zuletzt ein Dentmal fehen.

UngeRörter Gang.

Bir ih als ob id) hätt’ in einem Wald gejungen, Be eine Nachtigall von keinem Ohr gehört;

Sen Berg und Fels iſt mir der Widerhafl erklungen, Kit Beifallsklatſchen hat die Welt mich nicht geftdrt.

Aubt Du denn immer Dichten ?

Sie jagen bei jedem neuen Lieb: Mußt du denn immer dichten? Ich Tage: denkt an euer Gebiet! Müßt ihr nit immer denten ? Sie fagen: e3 ift ein Unterſchied Zwiſchen denten und dishten. Ich ſage: für mi mit nichten: Ich denke nie ohne zu dichten, Und dichte nie ohne zu denfen.

Refultate.

Sid’ ih zurüd, was ich habe geftrebt, was ich babe geleiftet; Jenes wie war es fo groß, diefes wie ift es fo Hein: Raum hat, was mir die Muſ' eingab, die Gemüther berühret; Bas in Sprachen ich that, kaum die Gelehrten bewegt.

160

Das gefungene Lieb.

Wenn von Flügel und Eladier Meine Tiebften Lieder Mir erklingen, find fie mir Sonderbar zuwider.

D wie ander8 aus der Bruft Waren fie erflungen, Als ich fie in ftiller Luft Bor mid bingefungen !

Herzgefühle janft geweckt, Wogend auf und nieder; Bom Getöfe zugededt, Kenn’ ich fie nicht wieder.

Nachmann und Vormann. Eins hätt’ ich mir gern verbeten, Dap kein Nachmann mir follt’ auf die Ferſe tre Wie ich meinen Vormann un Berzeihung bat, Dem ich auf die Ferſe trat. Doch, was Bitte, Vorbitt’ und Abbitte? Zritte friegt man und giebt Tritte.

Ein Adler. Noch eh’ ich mich zum Flug geichidt, Waren die Schwingen nıir gefnidt. Ein Wunder ift in diefen Dingen, Fin Wunder Gottes immerhin, Wie ih mit den gefnidten Schwingen Nun do jo weit gefommen bin. Wo das mich nicht herabgezogen, So wär’ ich über'n Himmelsbogen Und zu der Sonn’ emporgeflogen.

161

eyriſch aud Epiſch.

Bein Schlaf iſt lyriſch, abgebrochene Stücke: 34 wollt! er kehrte zum epiſchen Fluß zurüde!

Hein Kreis. An über mich jelbft nicht hinausgelommen, Ze: fönnen die Weilen, das können die Frommen; Yan immer in mir felbft geblieben, heb' in mir ſelbſt mich berumgetrieben.

Der morſche Ban.

Mori bin ih, krank und alt, Und keine Wohlgeitalt

Stel’ ih in Garten dar;

Doch ſchone mid noch ein Yahr! Rod ift ein Zweiglein grün, Verſuchen will ich zu blühn, Verſuchen Früchte zu tragen, örüchte, daß du follft fagen: Trägt doch fein junges Reis Früchte wie dieſer Greis;

But, daß ich ihn noch nicht Hab’ umgefchlagen.

Reifer und lauter.

Rie der Vogel auf dem Baum, Ter ſich müd' am Tage fang, Kur no zwitichert leiſ' im Traum, Daß es in der Nacht verflang:

Alio werden meine Lieder Leijer gegen meine Nadt; Und die lautern fing’ ich wieder, Wenn mein neuer Tag erwadt.

U ul an dd Zt a0 2002

eng 1277 11

Brittes Bruchstück,

Kirdenjabr.

Der Baum des Lebens.

As Adam lag im Todestampfe ſchon, Schicktt ex zum Paradieje feinen Sohn; Zu Holen einen Zweig vom Lebensbaum, Und zu genefen Hofft’ er noch davon. Seth brach das Reis, und als er's hergebt Bar jhon des Vaters Lebenshauch entflohn. Da pflanzten fie das Reis auf Adam’s Grab; Und fortgepflanzt warb es von Sohn zu © Es wuchs, als in der Grube Joſeph lag, 7 Und Israel in der ägypt’fhen Frohn. J Des Baumes Blüthen gingen duftend auf, AS David harfend ſaß auf feinem Thron. - Dürr ward der Baum, als an dem Weg bes Ger Ir ward in feiner Weisheit Salomon. Doc die Geſchlechter hofften, daß ihm new Beleben follt’ ein andrer Davidsjohn. Das ſah im Geift der Glaube, da er ſaß Im Leid an Waflerflüfien Babylon.

Und als der ew’ge Blig vom Hinmel fam, Zerbarſt der Baum mit hellem Yubelton; Vegnadigt warb der durre Stamm von Gott,

Zu dienen zu dem Holz der Paſſion.

188 +

zimmerte die blinde Welt aus ihm Tes Kreuz, und ſchlug ihr Heil daran mit Hohn. Da ırug der Baum des Lebens blut'ge Frucht, Te}. wer fie Eofte, Leben ſei jein Lohn. Cdreimund, fieh! der Baum des Lebens wächt, Ssibreitend fich, jemehr ihm Stürme drohn. Se ganze Welt ruh' unter feinem Schirm! Sie halbe ruht in feinem Schatten ſchon.

Der Werth der Jahre.

Bag im Paradies, wo Seelen ihn umgaben,

eEeelen derer, die einft Leben werden haben.

fährte Gott der Herr vorbei dem Menſchenvater,

suf ihren Stirnen la3, was da war eingegraben.

Stirnen eingeprägt war von dem finger Gottes

R’ger Lebensjahre Zahl in leuchtenden Buchſtaben.

prah: Wer ift der Mann, der jegt fi naht? Er zeiget Baut ſchwebend auf der Lipp' und Seherblid erhaben.

: David, ſprach der Herr, dein Sohn, der fromme Skönig, erüftet mir zum Preis mit hohen Sängergaben.

x ſechzig Jahre find, ſprach Adam, ihm geichrieben?

bon meinen taujend ihn dazu noch vierzig haben !

x Herr willfahrete des Menjchenvaters Bitten,

ieb die vierzig Jahre zu Iſai's jüngftem Knaben. war vom Paradies zur Erde längit gekommen,

der Zodesengel kam, ihn endlich zu begraben.

Dan zürnete: Was willft du mir? es fehlen

jig meinem Taufend, laß nod vierzig Jahr mich graben! ver Todesengel ſprach: Vergaßeſt du die vierzig,

von deiner Lebensfrift wir ab für David gaben?

b doh im Paradies, ſprach Adam, da gemeien,

ı jo fann die Schenkung hier auf Erden Kraft nicht haben. Sreimund, Adams Sohn! im Schooß de3 Paradiefes % man nit, wie jehr ein Jahr im Erdenſtaub kann laben.

—t 164

Reifegebet.

Herr! der durch deinen Engel du Tobiä Sohn gen Rachel j An Meden, und zurüdgeführt zum Schatten feines Dachetl Der nad Aegypten du hinab, und dann herauf geleitet | Dur Meer und Wüften unverfehrt dein Häuflein haft, dein Du führteft mit dem Mofisftab fie durch des Meeres Als wie ein Hirt die Lämmer dur die Furten eines Du ſpeiſeteſt mit Manna fie, e8 ging am Tag die Wolle e Bor ihnen ber, und in der Nacht dein Feuerlicht, bein So mwolleft du den Wanderer auch jetzt, o Herr, mid leiten; Dein lichte Aug’ am Himmel dort, ob meinen Pfaden wohl Es mach’ auf meinem Morgenpfad, auf meinen Steig am Glänz' e8 herab, auf meinen Weg am Abend nieder lady’ di Erfriſche mi mit Morgenthau, und gieb mir Mittagsichatten] Mein Herz wenn e8 der Bürd’ erliegt, ein Hauch von dir entfach Führ’ meinen Fuß auf ebner Bahn, daß er nicht ſtrauchle, ri Sammt des Anftoßes Stein hinweg den Dorn des Ungemai Dem Durftigen zeig’ einen Quell, und den in Nacht Berirrtes Lad’ ein zur Rub das gaftliche Licht eines Hüttendaches. Und wenn du, Freimund, unbededt dein Haupt ſollſt niederle Sp diene Gottes Friede dir flatt andern Ruhgemaches!

Gräme dich nit!

Jakob! dein verlorener Sohn Kehret wieder, O gräme dich nicht! Die Erhörung von Gottes Thron Steigt hernieder, O gräme dich nicht!

Dieſes traurige Herz wird einſt au genießen,

O ſei nicht betrübt!

Jede Thräne, welche du weinft, Wird zerfließen, O gräme dich nicht!

165 +

Bann zur harrenden Erdenbraut Mit Liebtojen Der Frühling ehrt, Bird der Nachtigall Neft gebaut Unter Rofen, O gräme di nicht!

Wenn des Himmels freilendes Rad Dir zu Zeiten Richt geht nad Luft, Denk, nothwendig ein Kreislauf hat Ungleichheiten, O gräme di nicht!

Daß du der Sterne heimlicyes Thun Siehſt nicht freier, O hadre du nicht; Weltgeheimniſſe wollen ruhn Unterm Schleier, O gräme dich nicht!

Wenn der Strom des Verderbens brauft Ueber's Gemäuer Irdiſcher Luft, Zu, von der Arche des Herrn behauft, Zrau’ dem Steuer, D gräme did nid!

Zwar bedenklich ift unfer Gang, Mo wir uns wenden, Kein Ziel zu ſehn; Aber ein jeder Weg, mie lang, Muß einft enden, O gräme did nidt!

Wer die MWüfte durchpilgern will, Anzubeten Im Heiligthum, Schweigt, wenn Difteln ihn Stehen, ſtill; Born zu treten, O gräme did nicht!

Meine Armut, mein Wehgeihid, Was mi Tränlet,

16 +

Und was mich brängl,.- Miles ſchauet mit einem BUE Gott, der’s lenket O gräme dich nit!

Und fo lang’ in finſterer Ni 4 In Derwiigen- *

DO gräme did igt. >

Bethlehem uud Golgatha. - » Er if in Bethlehem geboren,

Der uns das Leben hat gebracht,

Und Bolgatha hat er erloren,

Durch's Kreuz zu breden Todes Macht. Ich fuhr vom abendlichen Strande Hinaus, hindurch die Morgenlande; Und Größeres id} nirgends ſah, » Als Bethlehem und Golgathe. Wie find die fieben Wunderwerke

Der alten Welt dahingerafft,

Wie ift der Troß der ird'ſchen Stärke &rlegen vor der Himmelskraft!

3% ſah fie, wo ih mochte wallen,

In ihre Trümmer bingefallen,

Und ftehn in ftiller Gloria

Nur Bethlehem und Golgatha.

Weg ihr ägypt'ſchen Pyramiden !

Sm denen nur die Finſterniß

Des Grabes, nicht des Todes Frieden Zu bauen fi der Menſch befliß.

Ihr Sphyne’ in kolloſſalen Größen, Ihr konntet nicht der Erde Idfen

Des Lebens Räthjel, wie's geſchah Dur Bethlehem und Golgatha.

167

Erdyeradies am Noknabade, Fur aller Rofen von Schiras! Und am gewürzten Meergeftabe Du Balmengarten India's! 35 ich’ auf euren lichten Fluren Roh gehn den Tod mit dunflen Spuren: Lit auf! Euch kommt das Leben va Son Bethlehem und GBolgatha. Tu Raabe, ſchwarzer Stein der Wüſte, An den der Fuß der halben Welt Sich jetzt noch ftößt, fteh’ nur und brüfte Ti, matt von deinem Mond erhellt! Ter Mond wird vor der Sonn’ erbleidhen, Und di zerfchmettern wird das Zeichen Tes Helden, dem Piltoria Auft Bethlehem und Bolgatha. © der du in der Hirten frippe Fin Rind geboren wollteſt fein, Und, leidend Bein am Kreuzgerippe, Ton uns genommen haft die Pein! Die Rrippe dünkt dem Stolze niedrig, 65 if das Kreuz dem Hochmuth widrig; Zu aber bift der Demuth nal) In Beihlehem und Golgatha. Tie Kon'ge iamen anzubeten In Hirtenftern, das Opferlamm, Und Bölfer haben angetreten tie Pilgerfahrt zum Kreuzesſtamm. 5 ging in Kampfes Ungewitter Tie Welt, doch nicht das Kreuz, in Epfitter, Us Of und Weſt fih tämpfen ſah Um Bethlehem und Golgatha. Olaßt ung nicht mit Lanzenknechten, Loft mit dem Geiſt uns ziehn in’s Feld, daßt uns das heil’ge Land erfechten, Wie Chriſtus ſich erfocht die Welt! Lichtſtrahlen Takt nach allen Seiten Hinaus, als wie Apoftel, jchreiten,

18 >

Bis alle Welt ihr Licht empfah’ Aus Bethlehem und Golgatha.

Mit Bilgerftab und Muſchelhute Nah Dften zog ich weit hinaus; Die Botſchaft bring’ ich euch, bie gute, Bon meiner Pilgerfahrt nah Haus: O zieht nicht aus mit Hut und Gtabe Nach Gottes Wieg’ und Gottes Brabei Kehrt ein in euch und findet da Sein Bethlehem und Golgatha.

D Herz, was hilft e8, daß du fnieeft An feiner Wieg’ im fremden Land? Was Hilft e8, dag du flaunend ſieheſt Das Grab, aus dem er längit erfand ? Daß er in dir geboren werde, Und daß du fterbeft diefer Erde, Und lebeft ihm, nur diefes ja Iſt Bethlehem und Golgatha.

Belchrungseifer.

Laß dir nicht das Herz verſchrumpfen Bon den Eiferern, den dumpfen, Die verdanımen, jelig ſprechen, Tugend ftempelnd und Berbreden.

Laß dir nit den Blidbeengen Bon den felbitberufnen ftrengen, Die nichts fremdes gelten lafien, Und vor lauter Liebe haſſen.

Alles über euern Leiften Wollt ihr Schlagen, was zur freiften Formenfüll' bat der entfaltet, Deſſen Amt ihr ſchlecht verwaltet.

Seid ihr ſo geſtrenge Rechter?

Laßt ihr alle Thiergeſchlechter Graſen doch nach ihrer Weiſe; Laßt dem Geiſt auch ſeine Speiſe!

u

Kalte Audacht.

Seerer Görfasl, leere Predigha? { SR ein Exbarmen; Kleine Heerd in einem weiten Sieh Kann nit erwarmen.

Wo fi eins am andern wärmen foll,

Sei es gebränge; Richt den Strom der Andacht machen vol Dünne Gefänge.

Liebeßepdangelium.

Liebe, meinen Geift, Der den deinen preif't, Leit’ auf einer Spur, Deiner, deiner nur! Nicht auf meinem Weg, Sondern deinen Steg, Nicht in meinem Rath, Sondern deinen Pfad! Daß ich ehre dich, O belehre mich, Wie ich leiden, Groll Ganz vermeiden ol. Alles abgethan Soll das Grab empfahn, Was nicht Lebensgluth Hat und Strebensmuth.

ın

In bie Ferne reicht,

An die Sterne freidt

Ringend Liebestraft

Aus des Triebes Haft. Doch das Höochſte nicht

M die nächfte Pflicht;

Treu mein Nächſtes thun

Sei mein Hödjftes nun. In dem fleinen Haus

Bil ih meinen Schmaus

Dir auftiſchen rein,

Gift nicht miſchen drein. Ber da nahen will,

Soll empfahen ſtill

Mit mir Speis und Tranf

Unter Preis und Dant.

Sonntagßfeier.

O mie lieblich loden Sonntagskirchenglocken Mich von weitem an, Rührender Gelindheit, Wie ſie's in der Kindheit Einſt mir angethan!

Soll ich näher gehen, Soll ich drinnen ſtehen In dem kalten Bau? Er vertreibt mich ſchüchtern, Haucht mich an ſo nüchtern, Sieht mich an ſo grau.

Meine Andacht lodert,

Richt wo Grabduft modert, Sondern Bergluft weht; Dennoch Fönnt’ ich neiden Jeden, der beicheiden

An die Kirche gebt.

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In die engen Stühle Drängt ein Bollsgewühle Sih mit Fuß und Hand, Eins mit feinem Putze, Eins mit feinem Schmuße, Jed's mit feinem Stand.

Meinen Tempel bauen Kann ih mir im Blauen Um den Felsaltar,

Wo da8 Opfer zündet Sonne, die verkündet, Was am Anfang war.

Hier fiel’ ich alleine Priefter und Gemeine Mit der Gottheit vor; Beſſer eint’ und trennte Slaubenselemente Dort der volle Ehor.

Mein Gotteshaus.

Ich möcht’ in die Kirche gehen, Ich hab’ aud ein Feſtgewand; Über wo ſoll ich denn ftehen? Ich hab’ feinen Kirchenſtand.

Die andern werden mid; weifen Aus ihren Ständen hinaus;

Ich will meinen Herrgott preiſen Im Feld und für mich zuhaus.

Auch das will mich verbrießen, Wenn die Predigt geht an,

Daß fie die Thüren ſchließen, Daß ich entrinnen nit kann.

36 hört’ im Orgelflange Mit Andacht den Haud des Herrn; Und aud ‘im Chorgejange;

Doch Reden hör’ ich nicht gern.

—t 173

Tann Hat mid noch mehr verdroſſen, Daß ih am Werleltag Die Kirche finde verſchloſſen, Juft wenn ich beten mag. Ich lobe die Katholiken, Bei denen fie offen bleibt, Daß jeder ſich mag erquiden, Bann ihn das Bedürfniß treibt. „Die Einfiht gab dir ein Pater, Aber fieh, wie fie fchielt!

Geht du denn in’s Theater, Benn man darin nit Ipielt ?” „Die Kirch ift ein Bau von Steine, Und einfam ein Todtengraus;

Tie verfanmelte Gemeine Rur macht fie zum Gotteshaus.“

Die Heilwege.

Um den Himmel zu erlangen,

Kann ein Chrift das Abendmahl (Toleranz läßt ihm die Wahl) Auf verſchiedne Art empfangen, Mit und ohne den Pokal.

Und er kann, um auszuhauchen, Statt der Allöopathie Run die Homdopathie,

Eder, wenn er will, auch brauden Waſſerkur und Sympathie.

Laßt die Wahl euch nicht verbrießen, Jung zu fterben! ich werd’ alt, Weil ich mich nicht kann entihlieken, Unter welcherlei Geftalt Ich ſoll meinen Tod genießen.

174

Der Gstteßader.

Einen Gottesader in der Wildniß Sah ih einfam an de8 Waldes Saum, Mauerlos, und wäre nicht ein Bildniß, Halbverwittert, ih erkannt’ ihn kaum. - Einen Dann erblidt' id, der im Schweiße Seines Angefichtes grub ein Grab, Und befragt’ ihn um den Grund mit Fleiße, Daß dem Ort man feine Mauern gab? Doch er lehnte fi auf feinen Spaten, Wiſchte fih die Tropfen vom Geficht, Und begann: Der Grund ift wohl zu rathen, Mauern braudte diefe Feſtung nicht. Feſte Mauern hat man aufzuführen, Daß nicht brech' in's Schatzgewölb' ein Dieb, Oder um Gefangne zu umſchnüren, Daß heraus nicht brech' ihr Freiheitstrieb. Aber denen, die hier ſind gefangen, Ging der Trieb hervorzubrechen aus, Und von außen keiner fühlt Verlangen Einzudringen in das ſtille Haus.

Das Muttergottesbild.

Es ſtand ein Muttergottesbild Im Sommerflurenſegen; Ich kam geſchritten durch's Gefild, Da ſtand's an meinen Wegen.

Es iſt wohl hier zu Lande gut Die Bilder zu begrüßen, Dacht' ich, und zog vor ihm den Hut Herab bis zu den Füßen.

Da lachten mich die Mähder aus, Die auf der Wieſe mähten. Und nannten's ſtockkathol'ſchen Graus, Den Bildſtock anzubeten.

—t 175

Diuf ging ich meine Straße fort, De Rand das Bildniß wieder; Gemerkt hatt’ ich mir jenes Wort, Und zog den Hut nicht nieder. Ta ſchimpften aus die Schnitter mich, Die auf dem Felde fchnitten: Richt grüßen, Gottgegrüßte, dich, O ketzeriſche Sitten! Da merkt’ ich, daß in einem Reich Ich jei, wo’3 ein Gemiſche Von Glauben geb', als wie im Teich Zuſammen Krebs und Fiſche. E ſprechen fi einander Hohn Die trabbeln und die ſchwimmen, Auch fingen nicht in Einen Ton Tie Fröſch- und Unfenjtimnten. Bie aber joll ein jremder Mann Dabei ſich recht verhalten, Der gern die Bräuch' ehrt, wie und warn Sie gelten oder galten ? Zu felbft, o liebes Bildniß, ſpäh Rah den mir unbelannten, Ch Ratholiten in der Näh’ Eind oder Proteftanten. Ih weiß nicht, fann man Hinmelsheil Durch deine Huld erwerben, Toh möcht’ ich's gern mit feinem Theil Auf diefer Welt verderben.

Tas Haus der Gnade.

Jum Haus der Gnade Führen den Menſchen taufend Pfade; Dinwen, hinaus Führt ein einziger Weg von Haus; Und wer ihn rennt, Iſt von der Gnad' nuf ewig getrennt.

Gin gemeiner Ch

Ich jehne mich, am Or Die Seele zu erfriſche In der Gemeinde Ch: Den eignen Hauch zu

Von allem eignen Wiſſen Will ich den Geiſt ent Eins im gemeinfgaftli Des Glaubens mid e

Gern will id) ein gemein Gezählt fein zu den Mit denen mir's beſch Den Weg zum Grab ;

t7—

Räthſel aber Feine Bei 1.

Das Evangelium vom una:

17 +

2.

Der Abendhimmel ift geheimnikvol

Gemüt aus Wollenſchichten, Sonnenftreifen; Bas es für Wetter morgen werden fol,

Las wird die Nacht in ihrem Schooße reifen, Kit aus den Zeichen können wir’3 begreifen.

8.

uihie an der Kerz’ ein Schmetterling verglimmen, Ge rpfchen möchteft Du im Ocean verſchwimmen; Bieten möchteſt Du die Mängel nur allein

fe Endlichkeit, doch drum ein Nichts im Al nicht fein.

4

Sit meiner Wurzel haft’ ich diefem Boden an,

Sen dem die Blüthe ſelbſt fi los nicht reißen Tann. Der Ylürhe Sehnſucht reißt fih los nur als ein Duft; 5 gehſt Du Hin, o Geiſt, aus Deines Leibes Gruft?

Cogite intrare !

Bas tft aus dir geworden, liebes Chriftenthum,

Und wa3 in Zufunft wird aus dir noch merden ?

Zu mwanoelteft vom Tamme did zum Löwen um,

Und Fuhreit, ftatt zu Fuß zu gehn, mit Pferden.

Dein hoher Muth ward Hochmuth und dein Salz ward dumm, Und flatt im Himmel biſt du reih auf Erden.

Ten Heiden predigſt du dein Evangelium,

Und füllſt den Stall mit neuen wilden Heerden,

3u werden gleich den alten räudig, lahm und krumm, Und anzunehmen zahme Thiergeberben.

Rüderts Werte V 13

Für Die fieben X l

Sprid, liebes Der, in deines T Tür fieben Wochentage fieben

Sum erfien Ta Laß deine So. Und Licht verleihn der Erd’ und

um zweiten Tag: laß nad) } Die Mond

wollſt mid In meiner Woch', in meines Ta Zum fünften Tag:

2. Preis Ahm . .

179

Sei Ya! Er thront in Mitte feiner Wonnen, In ein in Mitte feiner Klagen.

Srris Im! Wenn mit dem Donner des Bejches Er ſprechen will, fo muß der Menſch verzagen. Yes Zum! Er Hat mit Armen janft geſprochen, Hat frei gemacht, die da gefangen lagen.

Sreis IIm! SEs if fein Blid die Sonn’ am Abend, Die untergebt, um neu der Welt zu tagen.

Reunjahrslieder. 1

Mit eherner Zunge Da ruft e8, gebt Acht! Ein Jahr ift im Schwunge Zu Ende gebradt. Ihr freudigen Zecher, Hebt tönende Becher, Begrüßet daB junge, Das Jahr, das erwacht. In Duntel geboren, Im nädtigen Schooß, Da tritt’8 aus den Thoren Des Lebens wie groß! Was Führft du im Schilde? Was zeigft du im Bilde? Was rüften die Horen Fur mwechfelndes Loos? Blickt, Brüder, zum alten! Wie ſchwindet's jo Hein! Es kriecht in die Spalten Des Grabes hinein; Die hangenden Flore, Die ziehenden Chöre Der Schattengeftalten Wehn Hinter ihm drein.

Aehßt nummſt Du den < Tas KHönigswand, Legſt von dir, verleb Gebieter, das Pfand: Ter junge, nun mi Er faßt es jo bündig Der Stab, o wie fchn Ihm frei in der Har

Hal! neuer Gebieter Der barrenden Welt, Ein Jahrlang uns w Zum Amte beſtellt! Wir alle, die deinen, Wir kommen, erſchein Und beugen die Glie! Zu thun, was gefällt.

Hebt, Brüder, die Blicke Auf muthiger Bahn, Mit feitem Genide O ſchauet ihn an! Des Königes Mienen,

181

Die Schrift kann wohl Lügen, Doch rüfte dich, Muth! Vie ſchwer von Entwürfen! Bie ſchwanger von That! D daß wir nicht dürfen Entziffern den Rath! Der Rath wird ſchon reifen; Lernt Sicheln zu ſchleifen, Roc eh’ wir's bedürfen, Sonft ift es zu ſpat. O Fürft, auf dem Throne Des Zeitlauf3 erwacht! Du trägeft die Krone, Wir huld'gen in Nacht, Bereit, auf dein Winken Zu ftehn und zu finfen; Beh’, herrſche und Lohne, Geh’, führ' uns mit Macht! Laß Thaten gejchehen, Stell' uns auf den Plan, Laß Palmen uns wehen, Laß Wunden empfahn! Daß, wenn du einft wieder Bom Throne mußt nieder, Du fiehft, und wir jehen, Es ift was gethan. Schließt, Brüder, die Runde, Und fpredt zum Gedeihn: Stets laßt uns int Bunde Bereiniget fein! Dod, will e8 uns trennen, So foll man erkennen, Wie feit auf dem Grunde Gteht jeder allein.

182

2

Wir machen unſere ſtille Runde Das Dorf entlang,

Und thun zur mitternächt’gen Stunde Den Abgejang.

Ein altes Jahr entfchwebet,

Wie fi der Hammer bebet

Zum zwölften Klang;

Weg iſt's auf immerdar!

Run bringen wir ein neues Jahr, Ein beßres, als das alte war. Wo fih die Wohnung hat bereitet Zufriedenheit,

Und drinnen fi ihr Bett gebreitet Die Einigleit,

Wo fih von Tag zu Tage

Mit Arbeit ohne Klage

Giebt das Geleit

Ein treu verbundnes Baar,

Dem wünfden wir ein neueß Jahr, Ein gutes, wie das alte war.

Wo die gedrängte Scheuer füllt

Der Garben Schwall,

Und nidt aus Futtermangel brüllt Die Kuh im Stall,

Am Herde mweitgebaudet

Der Keſſel täglich rauchet,

Den derb und drall

Umlagert Kinderſchaar;

Da wünſchen wir ein neues Jahr, Ein gutes, wie das alte war.

Wo unverträglich mit der Angel Die Thüre narrt,

Wo fauler Müßiggang dem Mangel Entgegen bartt,

Wo am zerzauften Rocken

Die wunden Finger fioden,

183

Bon Froſt erftartt, Be Holz und Licht iſt rar; Da wünfden wir ein neueß Jahr, Ein beßres, als das alte war.

Die unbeſchränkten Wünjche dehnen us Nichts fi aus, Doc Ueberfluß von Kummerthränen Extränft ein Haus; Da iſt Genüg’ und Frieden, Wo Jedem ift beichieden Sein Theil zum Schmaus. Das werd’ auf Erden wahr! So wünſchen wir ein neues Jahr, Ein beßres, ala das alte war.

Zum heiligen Dreikönigstage.

Ale Könige ſollen leben! Ver König zuerft über Tod und Leben, Der König über Himmel und Erden, Ueber die Hirten und über die Heerden; Dann alle, die er bat angeftellt Rad Zeit und Raum, wie es ihm gefällt, Beifterfönige, Weltftatthalter, Menſchenkönige, feine Verwalter, Denen er giebt zur Verwaltung die Kraft, Und zieht fie dafür zur Rechenſchaft. (68 lebe der ftarle König der Thiere, Ter Löw’ in feinem Jagdreviere, Und fei bedankt, daß er nicht zum Jagen dei und feinen Sit hat aufgejchlagen. Er möge ferner fein Jagen treiben, Und von fern uns gewogen bleiben. Hoch lebe der geflügelten Schaar Edler König, der Adleraar, Der nad der höchſten Bent’ in’s VLicht Schaut, und Erblindung fürchtet nicht.

Sahres und Gutes wird ſ

Wenn ſich beide vermählen

Nun leben; die vor der Th

Laßt ſie herein, eh' ſie weit, Denn gekommen ſind fie ve Die heil’gen drei Könige Sie ftehen fragend vor den

Iſt allhier der König gebort Teilen Stern wir im OÖften Ten wir im Weften zu ſuch Gebt ihnen in Wahrheit der Geboren ift Hier der König. Oder geboren wird er eben, Dem Anbetung die Könige x Dem Anbetung die Weifen | Der felbft ſich gebärende Kör Und die ihn gebiert in unfer Liebe, die Himmelskönigin.

Gefang der heiligen Brei 5

186

Der mit Getdfen Schreckt immerbar.

Die Macht des Todes Beftegt dich nicht,

Und ein Herobes Bezwingt dein Licht; Du wirft die Deinen Zum Kampf vereinen, Bol Morgenrotheß Dein Angefidt.

Ich ſeh die treuen,

Die Kämpfer ſtehn, Für di fi freuen‘ In Tod zu gehn, Mit hellen Wunden Es zu befunden, Daß du zu Leuen Sie auserjehn.

Ihr heil’gen Streiter Im Gotißgefedht, Die ihr zu Scheiter Die Unbill bredit;

O ſtreitet muthig,

O ſtreitet blutig,

Bis ewig heiter

Licht herrſcht und Recht.

Die ihr dem füßen

Tod euch geweiht,

Die Engel müffen

Es jehn mit Neid! Mit Martyrkronen Wird man euch lohnen, Euch Heil’ge grüßen In Emigfeit.

197

DBalmfonntag. 1.

Unſennag Morgens ging ich durch den Wald, In Sriedenspalme ſchien mir jeder Baum,

&2 fanden fahl vom Winter, do umwallt

de Brühlingsmwölfchen wie von Blätterflaum. 34 laufchte, da ein leiſer Waldgefang

Bi von Serufalem herüberklang,

dem Herrn ein Hofianna zum Empfang.

2.

Ter Orgelton knarrie,

Tas Kirchenlied fchnarrte,

Do war ic erbaut und erhoben,

Us hört ich flatt Droſſel und Nachtigall Stoar und Meife mit heiferm Schall In Wald ihren Schöpfer loben.

Gründonnerdtag. 1.

Srändonmerstag, und nicht nur grün allein, Bomit, nach Winters halbvertobtem Wüthen, Senſt um die Zeit man mag zufrieden fein, Kein, bunt zugleich von Blumen und von Blüthen, (ie Ofterns heil’ge Rähe möge hüten,

Ddaß fie zur Pfingften unverlett gedeihen!) IM angelommen und e8 will beginnen

Ein Frühlingsleben au in meinen Sinnen, As ſollt' ich fie der Luft noch einmal weihn! Es wollen goldne Minnen

Zur grüne Flur mir rinnen,

Da ih gedacht auf ewig einzuichnein.

18 +

2. Am Grundonnerstag Ging ich durch die Fluren, ur Und am nadten Hag Sah ih feine Spuren a Bon ründonnerstag. \ Am Gründonnerstag Hört’ ich unterm duſtern Flore, der noch lag Auf der Flur, ein Ylüftern Bon Gründonnersiag. Die Saat am der hob ihr Haupt Aus Winterdeden leife: Wann wird vom Sommer mir erla Zu tragen Lebensſpeiſe? Daneben eine Thräne floß Der neubeichnittnen Rebe: Bor Freude kann ih weinen bloß, Bis ih Weinopfer gebe. Wir find gewürdigt, Wein und Brod Aus Erdenftaub zu tragen, Tas der heut feinen Jungern bot, Der ward an’ Kreuz gefchlagen ! Der aufgethan für alle Welt Den neuen Himmeldgarten, Den, die no ird'ſcher Wechſel hält, In Glaubensmuth erwarten.

Am Gharfreitag.

Am Charfreitag fuhr ein Schauer Winterſchnee durch's Venzgefild ; Billig fühlt die Schöpfung Trauer Bei des höchften Leidens Bild.

Aber Oſtern ſchien die Sonne Heiter, als ob nichts geichehn; Aljo muß zu Himmeldwonne Alles Erdweh auferftehn.

An Oftermorgen ſchwang die Lerche Sich auf aus irdiſchem Gebiet,

Und jichwebend über'm ſtillen Pferche Der Hirten, ſang ſie dieſes Lied: Erwacht! die Nacht entflieht,

Das Licht zerbricht

Tie Macht der Nacht;

Erwacht, ihr Lämmer all’, erwacht, Auf feuchten Rafen kniet!

& ward von einem Dfterlamme Gethan für alle Welt genug,

Tas blutend an dem Kreuzesſtamme Tie Eduld der ganzen Heerde trug. Des Sieges Stunde ſchlug!

Das Grab, e8 gab

Ten Raub von Staub

Jurüd; nun weidet grünes Laub, Hr Lämmer fromm und Hug!

Der Baum des Lebens, fluchbeladen, Stand abgeftorben, dürr und todt. Te Lammes Blut ihn mußte baden; Rım wird er blühen rojenroth. Bewendet ift die Noth!

O jebt, her geht

Ter Hirt, der wird Tie Heerde meiden unverirrt Im neuen Morgenroth.

2

is

Ren an, wo erft die Kunde ſcholl von Auferftehn, Hingften, find die jieben Wochen voll von Auferſtehn, em if ein Auferftehungshauc, der Todtes medt,

de Anofp’ am Blüthenftrauche ſchwoll von Auferftehn.

10

Aus Wollen acht des Geiſtes Blig, und ſchmelzt in Den Himmel bei des Donnertons Geroll von‘

In meiner Bruft von Auferſtehung quillt ein Benexih Wie jeder Bach der Schöpfung überquoll von Lufef

In mir ift auferfianden Bebensluft und Todesmuih, Und Lenzgeſang, der fiegreich tönen fol von Ufer

Die fieben Boden.

Run geht der Herr, der Oſtern auferſtand, Auf Erden fieben Wochen bis zu Pfingfien; Und fegnend wandeln kann ihn über Land Ein jeder jehn vom Brößten zum ®eringfien.

Maria Magdalena, komm und ſchau Den Särtner ftehn im flillen Yrühlingsgarten Er ift der Gärtner, er, auf defin Thau Des Herzens Blumen alle durflig warten.

D Thomas, der du der Ungläub’ge bift, Komm, deine Finger leg’ in feine Wunden, Und glaube! Jede Frühlingsroſe ift Als Liebeswund’ an feinem Leib erfunden.

Die Himmelfahrismede.

Die Woch' ift bei den Katholiten Genannt Bittwoche, weil Sie dann zum Himmel Bitten fchiden Tür ihrer Saaten Heil, Bei feierlichem Ylurbegängniß, Wo Chorgeſang erihallt, Um abzuwenden Froftverhängnik Bom Korn, das blühend wallt.

Die Woch' ift bei den Proteftanten Als Plärrwoch' im Berruf, Weil fie ſchon oft mit froftverbrannten Kornähren Unheil ſchuf;

191

Eie fagten mir, das Korn erfröre

Gerade durdh’s Geplärr,

Des nicht mit Wohlgefallen höre

3m Simmel Bott der Herr.

Bern wirklich nun das Korn erfroren,

So mögt ihr haben Nedt;

Nicht Gnade fand vor höhern Ohren

Das bittende Geſchlecht.

Und aber, wenn es nicht erfroren,

Gewonnen haben fie,

Und ihr dabei Habt nichts verloren,

VBenn eures mit gebieh.

Rar wenn's einmal Gott jo wird fchiden, Daß auf derjelben Flur

Richt trifft das Korn der Katholiken,

a3 eurem widerfuhr,

Es jei Gedeihn, es ſei Verſehren;

Tann wird die eine Schaar

Zur andern müſſen fi) befehren!

Inzwiſchen bleibt’s, wie's war.

Am Himmelfehrtötage.

Ler Frühling ift Oftern auferftanden, Aber nicht vierzig Tag umher HM er gegangen darauf in den Landen, Blei zum Himmel gefahren ift er, st ſchon gelommen abhanden, & ift ſchon Sommer ichmer. Tie Kiebe ift Oftern auferftanden, Aber nicht vierzig Tag’ iſt fie Umbergewandelt in den Landen, Sie fuhr zum Himmel und ift nod hie, Sie ift gekommen abhanden Aus meinem Herzen nie.

Tes Herrn iſt ar Die Himmelsjünger Sind von der ii Han Hört jie rev In wunderbaren Und da ift feine Kein Blatt ift da Es redet auch mi Als ſei's von ſuß O ihr Apoſtel gehet Und predigt allen Mit Sauſelluft ur Von dem, der iſt Legt aus ſein Evang Auf Früuͤhlingsaum Daß er uns lieben Wenn wir einande Sprecht von der Lieb, Sprecht von deg F Sprecht von den vi

nr selann M.ı...

18

35 hab‘ am heil'gen Pfingftentag, Indeß mein Weib gebrütet, Mit frodem Nachtigallenſchlag Mein frommes Reft gehütet.

Rartini Kirchweihe.

© Heiliger Martine,

Kommft du nun bald in’s Land

Som Himmel vollauf Regen,

Und Koth auf allen Wegen,

Tas ift für dich ein Wetter,

Ta bift du bei der Hand.

O heiliger Martine,

Die Gänſe ſchreien ſchon;

Sie ſchreien ſehr und klagen:

Es geht uns an den Kragen,

O jeht das lange Meſſer!

Es kommt der Kirchweihpatron.

Ü keiliger Martine,

Lie Braten find im Haus,

Tazu die warmen Kuchen;

Nah nur, das Gäſt' uns befuchen, Und fi nicht ſcheu'n vor'm Wetter, Tu madjt dir ja auch nichts daraus. E Heiliger Dartine,

Lab klingen die Geigen im Land! Lab tanzen, trinten und eſſen!

Auch deine Zeit ift gemeſſen;

Bald fommt die heil’ge Eathrine, Und hängt die Bein’ an die Wann.

14

Wnsentlich.

Dein König kommt in niedern Hüllen - - Ihn trägt der laftbar'n Eſ'lin Füllen, Empfang ihn froh, Jeruſalem!

Trag ihm entgegen Fyriedenspalmen, Beſtreu' den Pfad mit grünen Halmen! . So iſt's dem Herren angenehm.

O mächt'ger Herrſcher ohne Heere, Gewalt'ger Kämpfer ohne Speere,

O Friedensfürſt von großer Macht! Es wollen dir der Erde Herren

Den Weg zu deinem Throne ſperren, Doch du gewinnſt ihn ohne Schlacht.

Dein Reich iſt nicht von dieſer Erden, Doch aller Erde Reiche werden Dem, was du gründeſt, unterthan. Bewaffnet mit des Glaubens Worten, Zieht deine Schaar nach den vier Orten Der Welt hinaus, und macht dir Bahn.

Und wo du fommelt hergezogen,

Da ebnen fih des Meeres Wogen

Es ſchweigt der Sturm, von dir bedroht. Du kömmſt, auf den empörten Triften Des Lebens neuen Bund zu ftiften,

Und ſchlägſt in Feſſel Sünd’ und Top.

O Herr von großer Huld und Treue, O fomme du auch jest auf's neue Zu ung, die wir find fchwer verftört. Noth ift e8, daß du ſelbſt hienieden Kommſt zu erneuen deinen yrieden, Dagegen fich die Welt empört.

D laß dein Licht auf Erden fiegen, Die Macht der Finiterniß erliegen, Und löſch der Zwietracht Glimmen aus; Daß wir, die Völfer und die Thronen, Vereint ald Brüder wieder wohnen In deines großen Vaters Haus!

Berbaraziweige. 1. An die Heilige Barbara.

VRomediſche Martyrin, im großen

Über der Heiligen und der Heiliginnen keineswegs an Nuhm und Preis die letzte; Ciwohl unter fo vielen Namen deiner

da der jährigen Feite Reihenfolge

Eysten Bla hat gefunden. Denn du ſteheſt, Ichulich einer Berbannten, auf der Grenze mei unfreundlicher Monden, wo mit Schloffen Zar Rovdember den Hebergang zum Schneefturm Eben macht des Decembers. Aus der Mitte Teiner fürmenden Nachbarn, zarte Jungfrau, heb' ich finnig und fromm dich vor, und jlehe: heil'ge Barbara, du im Froſt des Winters (Sei die fränfifche alte Sitt’ in Ehren!) Einen grünenden Zweig im Zimmer hütend ; raß did nennen zu guter Borbedeutung Dieſer Bintergejänge Schußpatronin,

Tie in einſamer Ländlichkeit, der Welt fremd, dier ein fränkifcher junger Dichter finget.

2. Pie Sauct Bardara- Kapelle.

On Weiten, auf des janften Hügels Haupte dort,

Ion wo die Sonn’ im Untergang

25 Stadichens Mauern, die im Thal geröthet ftehn,

Nit ihrem legten Gruß beſtrahlt, Erhob fh einft ein ſchöngebautes Gotteshaus, Genannt zur heiligen Barbara,

Die als des Städtchens Schukpatronin ward verehrt,

Us Frömmigkeit im Land noch mar.

196

Jetzt liegt die Stätte, längſt vom Beter Ein buſchbewachſener Trümmerfall, Die Mauern vor des Wandrers Blick vom Verſteckt hindurch das ganze Jahr, Bis Herbſt die Blätter von den kahlen Zum et der heiligen Barbara Blickt dann die Kuppel aus dem lichten 1 Als mahnende Ruin’ in's Thal. u

8. Die Legende der Heiligen Rardara.

Es war die heil’ge Barbara Ein Kind in Nilomedia, Ihr' Eltern blinde Heiden; Allein des Mägdleins reine Brunft Bom Himmel fi erwarb die Gunſt, In Chrifti Licht zu weiden.

Sie bat den Vater: O erlaubt, Daß ih zu jeder Zeit um’3 Haupt Darf haben meinen Schleier, Und gebt mir aud ein Kämmerlein, Wo ih darf fein für mi allein. Dort hielt fie ihre Feier.

Ahr Bater war reich überaus, Da lich er einft ein Badehaus In feinem Hof fi bauen. Und als er eben war verreift, Da trieb die Jungfrau an der Geiſt, Das Badhaus zu beichauen.

Lie Werkleut' eben da fie fand, Die hatten in des Haujes Wand Gemacht der Fenſter zweie. Den Meifter rief fie gleich herbei, Und ſprach: Ihr macht der Fenſter drı Und jene machten dreie.

—t 197

Dane trat fie Hin, allıvo zu ſchaun Bar Ihön in Marmor ausgehaun Das große Wafferbeden.

Biel heidniſch Bildwerk rings am Rand, Sie rührt’ e8 an mit ihrer Hand, Die Leute ſahn's mit Schreden.

Wie writ der Hand fie drüber fuhr, Bar von dem Bildwerk keine Spur Seblieben an der Stätte;

Trauf grub fie in den harten Stein Ein Kreuz mit ihrem Finger ein, Als 0b’8 der Meißel thäte.

Tann ging fie hin, wo in dem Saal Etand der Hausgötter große Zahl, Und faflet einen Hammer,

Schlug auf die Bögen allzugleich, Bis fie zerbrachen von dem Streich, Und ging in ihre Kammer. As nun zurüd der Vater fam, Ten ſeltſamen Bericht vernahm, Ließ er die Tochter bringen Und ſprach: Steh’ Rede, wenn du fannft, Was du in tollem Sinn begannft, Was ſoll's mit diefen Dingen? Varum anftatt der Fenſter zwei Haft du beftellt zu machen drei? Barum des Kreuzes Zeichen Haft du gegraben in den Stein? Barum haft du die Götter „mein Gefällt mit deinen Streichen ? Ta ſprach die Zungfrau unverzagt: Aljo hat mir der Geift geſagt Des Gottes, dem ich diene. Barum ich's that, verſchweig' ich nicht; O daß dadurd dir defien Licht, Durch den ich’3 that, erjchiene. Juerſt macht ich der Fenſter drei, Daß es ein Bild der Gottheit jei

—+ 18 +

In ihren drei Perſonen.

Die heilige Dreifaltigkeit,

Wo fie nicht Licht dem Haus verleit, . Wird es im Dunleln wohnen.

Sodann auf's Waflerbeden auch,

In das erhitt vom Sündenraud

Des Todes Quell gelaufen,

Macht’ ih das Kreuz, durch deſſen Krafl Das Wafler jehund Leben fchafft

Dem, der fi läſſet taufen.

Zulest, daß ich mit meiner Hand

Die fteinernen Götter überwand,

Soll den Beweis dir geben,

Daß fie nit Stein find, fondern Koth, Daß fte nicht leben, jondern tobt,

Und Chriſt nur iſt am Leben.

So hab’ ih nun, o Vater, hier

Gegeben offne Kunde dir Bon dem, was ich begonnen;

Tu fiehe zu, und jet bedacht,

Ob du mwillft bleiben in der Nacht,

Ob ſchaun das Licht der Sonnen!

Ich ſeh's an deinem Angefidt,

Aus dem der Zorn in Flammen bridt, Du wilft mi fahn und ſchnüren. Hier meinen Schleier nimm zur Schnr Zerriſſen ift er; eilt mi nur

Zur Baffion zu führen.

Thomastag.

Sagt, warum der Tag Sankt Thomas Wird gefeiert vor Weihnachten, Nicht vielmehr nach Oſtern eben, Wo ſie ihm die Kunde brachten, Die der Zweifler da nicht glaubte, Von dem Herrn dem auferwachten?

19

| | \ d den tlaren Frũhlingshimmel den trüben Schatten In die-Hefften Winternächte, de dem Zweifel gern ſich gatten. Dem ftwachglaubigften der Junger IF Amt das fümade Lift zu Statten, > Mn wir räumen ihm den Tag ein, Beil wir feinen fürzern hatten. Er dem Bidhtverzweiflungstage Belgl Die Bigigeburt Weihnachten, Wie er Frählingstobestrauer Gäu das Feft des auferwaqhten.

Beifnadislich.

Buffet ung neuen Einmes beweiſen; Laffet um freuen, Rinder zu heißen; Saft uns geberben, Daß wir es werben, Daß wir vermeinen Wirklid, wir fein’s! Seht der Weihnachten Goldenen Flinder! Bas fie uns braten! Freuet euch, Rinder! Englein vom Himmel an im Gewimmel Kommen, erieinen, Nahen mit eins.

Sehet der friſchen Tanne Geberde, Sawebend wie zwiſchen Simmel und Erbe!

“untintene Zuderne Sir Ale natürlid Trägt jie Gi; Edele Fichte, Wie Du did) Bleih dem Wunder beleb Blühenden S Zaubert ein f Sinn in dem Wintriger Rad Recht wie ein Lebens erſchein Alles im Rauı Schattens verei Grücdte und F Wachen zufam Blüten und Tauſchen die P Bei dem Gefunkel

Stehen die Schäfer, Grußten dich gerne, Himmfischer Schläfer; Aber fie ſchweigen Scheu vor dem Reigen Höherer Chöre. Sqhweiget nur au! Säweiget der Rrone Ewiger Liebe,

Daß vor dem Tone Sie nicht zerſtiebe; Säliehet die Pforte Leiblihem Worte, Doß fie nicht ſtdre Indifher Hand!

Licht, in der Mitten entzür Tas dem Ge Morgen verkü Mag es in Draußen fi Dur dich ve Irdiſche Bahn

Des fremden Kindes hei

Es lauft ein fremdes Am Übend vor W Dur eine Stadt Die Lichter zu betr Die angezündet fin!

Es ſteht vor jedem &

be 2. Ws 3 daheim e8 mir auch gebrarint; hier bin ich vergefien m dleſem fremden Band.

KR mich denn Niemand ein Und gönnt mir auch ein Fleckchen? In al den Häuferreiß’n IR denn für mich fein Eckchen, Uns wär’ es noch fo Klein?

pt mi denn Niemand ein? 3 will ja felbft nichts haben, 35 will ja nur am Schein Der fremden Weihnachtsgaben Mi laben ganz allein.“

Hopft an Thür und Thor, Un Fenſter und an Laden;

Doch Niemand tritt hervor, Das Kindlein einzuladen, Sie haben drin fein Ohr. Ein jeder Bater Ientt Den Sinn auf ſeine Kinder; Die Mutter fie beſchenkt, Denit ſonſt nichts mehr noch minder; Un’s Kindlein Niemand dent. „D, Lieber Heil’ger Chriſt! Kit Mutter und nicht Vater Hab’ ich, wenn du's nicht bift; D, ſei du mein Beratber, Weil man mich hier vergißt!“ Das Kindlein reiht die Hand, Sie if von Froſt erflarret; Es kriecht in fein Gewand, Und in dem Gäßlein harret, Den Blick hinaus gewandt. Da kommt mit einem Licht Durch's Gaäßlein hergewallet, Im weiten Sleide ſchlicht

Ver allen gleiche Ich biete meinen So gut hier auf Wie in den Sim Ich will dir deinen Fremd find, hie Auf diefem offnei So ſchön, daß d: So ſchon fein fol Da deutet mit der Chriftfindlein auf Und droben leuch Ein Baum voll ı Vieläftig ausgefpa So fern und doch Wie funlelten die Wie ward dem K Dem fremden, ſtil Das feinen Chriſtl Es ward ihm wie ei Da langten hergeb Englein herab von Zum Kindlein, das

Dina -un..- 4.

105 -

Sylveſternacht.

In der Neujahrsnacht Bin ih aufgewacht Mit dem Schlag der Stunde; Ob fie mir gebradt Freude, Trauerkunde, Hab’ ich nachgedacht.

In der Neujahrsnacht Hört’ ich, wie mit Macht Flintenſchüfſe knallten: Gilt, was da ſo kracht, Fragt' ich, einer alten Oder neuen Schlacht?

Sind es Schüß' in's Grab, Die man einem gab, Mit zu letzter Ehre, Dem der Tod nahm ab Seine Kriegerwehre Und den Feldherrnſtab?

Oder ob ſie ſind Frohes Angebind Königlicher Wiegen,

Wo das Hofgefind Sieht mit Ehrfurdht Liegen Das erhoffte Kind?

In der Neujahrsnacht Sah ich halberwacht Schweben mir vorüber Feierlich und ſacht Chöre zwei, von trüber Und von heller Pracht.

Einen Trauerchor Sah ich hinter'm Flor Der Vergangenheiten

206 +

Schwinden, und hervor Blänzend einen fchreiten Aus der Zufunft Thor. Falſches werde wahr, Zrübes werde Klar, Nicht'ges fei zerftoben! Und ein neues Jahr Sei uns angehoben, Wie kein altes war.

—+ 387 +-

diertes Bruchstück,

Aikrokosmos.

25

Der Bau der Welt. (Erſtes von drei Geſichten.

3 trat in der Yohannisnadt Aus meines Hüttleins Enge, Und jah rings auf den Höhn erwadt Andächt'ger Feuer Menge; Ta jah ich vor mir, lichterhellt, Em Traumgefiht vom Bau der Welt, Som Anbeginn der Zeiten Vs jekt, vorübergleiten.

Erit ſah ich, wie zum Paradies Bott jelber al3 Baumeifter Sih aus dem Himmel niederliek Mit Schaaren feiner Geifter, Und ließ durch feine Geifterihaar Ein Haus dem eriten Menjchenpaar Aus Glanz und Himmelsſcheine Baun ohne Kalk und Steine.

Der Himmel war des Haufes Dad, Und feine Farb’ azuren; Die Erde war das Wohngemach, Sein Eftrih grüne Fluren;

208 3

Die Berge waren Scheidewand, Und hoch als Gäulenreibe fand Der ſchlanke Wuchs der Palmen Mit ewig grünen Halmen. Darüber ſenkte ſichtbarlich In lichten Woltenjäumen Die Herrlichkeit des Höchiten ſich, Ausruhend auf den Bäumen; Und drunter hin ging Nacht und Teı Als Knecht und WMagd, einander nad Abwechſelnd mit der Leuchte Durch's Haus, das duftig feuchte. Trin fanden ordnend früh und fpät Zwei dienende Geſchwiſter, Der Lenz und Herbft, mit Pruntgerä Und heimlichem Gefliſter; Sie legten durch das Menſchenhaus Den Teppich bunter Blumen aus, Und hingen an die Gänge Der Säulen Fruchtgehänge. Ein Engel ſtand vor'm offnen Thor Mit einem Lilienſtengel; Der Menſch trat nicht daraus hervor, Beſuchend traten Engel Zum Meniden in fein Haus hinein, Und Thiere traten Hinterbrein; Die nannte, warn fie famen, Der Menſch bei ihrem Namen. So ſah ich ftehn das Menſchenhaus, Dann fah ich e8 verſchwinden, Und ſah hervor aus Schutt und Gra: Sid eine Schlange winden; Dann trat daS Menſchenpaar hervor, Und Hinter ihm ſchloß fi das Thor Es hielt ftatt Vilienftengel Ein bloßes Schwert der Engel,

20

Des ausgetriebne Menfchenpaar,

3 es zurüd zum Orte

Gab, wo fein erſtes Haus einfl war, Sah die verſchloßne Pforte ;

Ta wandt’, erfennend fein Geſchick,

Es vorwärts in die Welt den Blid, Um auf der Erde Auen

Sich jelbft fein Haus zu bauen.

In feines Angefichtes Schweiß

Baut’ es aus ird’fchen Stoffen,

Die erft dem Grund mit faurem Fleiß Es abgewann, dem jchroffen.

Zu feinem Dienfte ließ das Heer

Der Engel fih nidt finden mehr;

Der Erdgeilt hört’ im Grimme

Auch nicht auf jeine Stimme.

Scharf griff der Straudy mit feinen Dorn Zen Menihen an, den ſchwachen;

Ter Stier bedräut’ ihn mit dem Horn, Ter Löwe mit dem Rachen,

Rit Gift und Stachel, Schlang’ und Wurm; Und oben drüber fuhr der Sturm,

Ihm Ichadenfroh die Hütten

Gleich wieder zu zerrütten.

Vie mit des Elemente Madıt

Der Menſch jo mußte kämpfen,

Konnt’ in des Buſens eignem Schacht Die Gier er nicht mehr dämpfen;

Wie er das Thier ſich machte zahm, Ward wild er ſelbſt, und ſchrecklich kam Aus einer Mutter Nabel

Ein Kain zu jedem Abel.

Ich jah, wie auf des Herdes Brand Tas Blut des Thiers erft raudhte, Und dann der Bruder felbft die Hand In's Blut des Bruders tauchte ;

TB Werte VII 14

—t 210

Zu Brudermord auf ew'ge Zeit War hiermit das Geſchlecht geweißt,

. Sinfort die engen Hütten Mit Blut fi zu verfitten.

Und wie fi das Geſchlecht vermehrt’, Bermehrten ſich die Sünden; Es wollte jeder feinen Herb Nur auf ſich felber gründen. Man brach, zu bauen feine Wand, Die fremde, die daneben fland; In Zank und Streit mit Grauſen Begannen fie zu haufen.

Da flieg empor, ſtatt Lobgeſang, Das Hadern auf den Trümmern Zu Gott, um den der Menih im Du Sich nit mehr wollte fümmern , Da fahe Bott von oben drein, Und ſprach: Es wird das befte fein, Den ganzen Gräul mit raſchen Sündfluthen wegzuwaſchen.

Da thaten fi die Fenſter auf Des Himmels, Ströme regnend, Die Ströme nahmen ihren Lauf Auf Erden ſich begegnend; Die Fluth fand funfzehn Ellen hoch Ob Bergen, und ftieg höher noch, Bis unter ihr der Knäuel Lag aller Menſchengräuel.

Ich ſah das große Menſchenhaus, Die lebenvolle Erde, Verſunken in der Fluthen Graus, Sammt der Bewohner Herde; Der Menſchen und der Thiere Zunft Vergangen ohne Wiederkunft ; Und einfam in der Arche Schwomm nur der Patriarche.

21 3

Dei Nor, auf des Herren Ruf, Salt’ in der Arche Rahmen Bon allem, was der Herr einft ſchuf, Genommen auf den Samen; Ta waren, die fonft führten Streit, Run Menſch und Thier in Einigkeit, Und ruhten, bis die Fluthen Des Himmels wieder ruhten.

Und als ſich nun die Fluth verlief, Ta fühlten in dem Kaften Die, deren Bier befänftigt ſchlief, Son neu’m, daß fie fih haften. Ger Kaſten ftand an trodner Statt Auf dem Gebirge Ararat, Und mit dem grünen Laube Geflogen kam die Taube.

Und Roe that den Kaften auf, Ta ging daraus gerettet Hervor der Thiere wilder Hauf’, Bon Furt und Zwang enttettet; Scheu wieder flog, wie fonft, die Taub’, Und fürdhtete des Adlers Raub; Der Adler flog mit Kreiſchen Ihr nad, fie zu zerfleiichen. Und alfo nun aud aus dem Schiff Irat mit den Seinen Noe; Des Patriarhen Hand ergriff Ein Thier gleich, eh’ es flohe, Und bracht’, erwürgt mit feiner Hand, Tem Herrn e3 dar in Opferbrand: Gleich ward des Rajens Griine Zu biut’ger Opferbühne. Bott aber, als in Himmeln er Den Opferdufi gelogen, Epannt’ in den Wollen drüberher Aus feinen Regenbogen,

213 %*-

Und ſprach: Ich will mit meiner Blu

Richt fürder ob vergofinem Blut

Bertilgen von der Erde

Der Thier’ und Menfchen Heerde. Der Menſch ift 658 von Jugend auf,

Gewaltſam arg fein Dichten,

Doch ih will in der Zeiten Lauf

Ihn nie mehr ganz vernichten.

Hinfort, jolang die Berge ſtehn,

Soll Lenz und Winter nicht vergehn,

Und das Geſchlecht auch dauern

In Sonnenſchein und Schauern.

Und wann es fommt, daß Wellen ich Ueber die Erde führe, Soll drin mein Bogen zeigen fidh Den Menſchen, daß er ſpure, Daß ich hab’ einen Bund gemacht Mit ihm, und jest daran gedacht, Daß meine Fluth die Erde Nicht mehr heimjuchen werde.

So gebt und breitet nun euch aus, Mehrt eu, daB euer werde Bein viel, und ein bewohntes Haus Sei fünftighin die Erbe; Ein jeder made felber drin Sich jein Gemad nad) jeinem Sinn; Und bauet fo die Halle, Daß es auch mir gefalle.

Und Noe mit den Söhnen ging, Mit Sem und Ham und Japhet; Das Feld fih an zu bauen fing, Gewirft ward und geſchaffet; Aus Hütten flieg de3 Herdes Rauch, Sie pflanzten fi den Weinftod auch, Um mit der Erde Gaben Beraufhend fi) zu Iaben.

213 +-

Des Erdenrauſches Schwindel kam

I's menſchliche Gehirn ;

Ta fah ein Sohn des Vaters Scham, Und trug's mit ehrner Stirne.

Der Bruder zwar, von Scheu erwedt, Hat feinen Bater zugedeckt;

Doc jener blieb am Leben,

Und pflanzte fort die Reben.

Fortwuchs der Menſch nun glei) der Saat, Und Gilde kam zu Gilde,

Bis ich ein Boll zujammen that

Auf Sinear’s Gefilde.

Sie waren unter fi im Bund,

Und wollten glei auf irdiſchem Grund Baun einen Thurm, deß Spike

Reicht’ in des Himmels Sike.

Sie ſprachen: Biel ift unfer Zahl,

Und groß find wir geworben ;

Bir woll'n uns nicht zerfireun zumal Rah Süden, Weit und Rorden.

Bir wollen, unjere Kraft zu ſchaun, Hier eine Stadt und Thurm uns baun, Auf weldem man die Chöre

Der Engel fingen böre.

Da ſah ich, wie mit Werkgeräth

Sie famen aller Arten,

Und zu der Arbeit früh und ſpät

Sich keck zuſammenſchaarten.

Sie reichten ihren Mörtelſtein

Bis in die Wolken ſich hinein,

Auf Sprofien ihrer Leiter

Aufklimmend weiter weiter.

Aus einem Sinne dachten fie,

Und fpradhen eine Zungen;

Darum ihr Niefenbau gedieh,

Und wäre faft gelungen.

1

1

Und denken nicht Nicht glaub' ich, da Taß fie von dem an Was jie da unterno Wohlen! Sie ſprechen Und die will ih ver Ob fie dann haben In ihren Werlgeſchi In Lander will ich Daß fie die Bauten Mit ihrer einzien A. Sich fleiner baun di De fam von Gott auf Die Sprad- und Si Daß fie vom Thurm In ſchnellentſtandner Da keiner keinen mel Selbſt hinderten fich Und was die Einen | Die Andern untergru

215 3—

Da fangen hoch im Himmel wohl Die Engel laut in Chören, . Tod konnten im Getümmel hohl Die drunten e8 nicht hören;

Und hätten fie e8 auch gehört, Berflanden hätten, finnverftört, Die nicht des Himmels Hunden, Die felbft fich nicht verftunden.

Bir, wenn im Sturm zerbrigt ein Schiff, Ran greift nad) einzlen Scheitern, So ſah ich, wie hier jeder griff Nach Baugerüft und Leitern; Ein Jeder nahm das nächſte Stück, Das andre ließen fie zurüd, Und wie vom Sturm zerfchnoben Sie auseinander ftoben.

Der Eine trug ein Winkelmaaß, Ter Andre einen Hammer, Und was der Dritt’ als Schag beſaß, Bar irgend eine Klammer, Und irgend ein zerbrodhner Schaft, Und was in Eil’ er aufgerafft; So trugen fie die Pfänder‘ Zerftreut in alle Länder.

Nie eins mehr ward die Welt binfort, Seit Babeld Maſſen brachen,

Die Bölfer, jed's an feinem Ort, Getrennt nah Stamm und Spraden, Sie fingen an auf ihren Yun

Rad) eigner Art ihr Haus zu baun, Es mit geerbten Stüden

Des Weltbau’s aufzuſchmücken.

Und was von Kunſt und Wiſſenſchaft Sie mit ſich fortgetragen Von der Verein'gung ihrer Kraft, Eh' ſich ihr Bau zerſchlagen,

2318

Daß ſich am überbunten Flor Ins Einzelne der Blick verlor, Umirrend oft nicht wuhte,

Mo er fi finden mußte.

Sie ſahen bimmelab und auf Der Weſen Stufenleiter,

Und rangen jelber fih hinauf Zu heben weit- und weiter; Sie rangen mit Gewalt hinan, Und wollten, allem abgethan, Entzüdt in Läutrungsbußen, Kaum mehr auf Erden fırken.

Sie ſahn in allem Gottes Spur, Im Gras, im Halnı, im Laube, Und wollten fie nicht ſehen nur Am Bruder in dem Staube ; Den Höchſten wollten fie zumeift Abipiegeln nur im eignen Geift, Und hatten gottbejefien Die Menſchlichkeit vergefien.

Da wandt’ id mich von ihnen ab, Und jah Hinauf nad Norden, Und fah, beherrſcht vom Runenftab, Dort andre Bölferhorden ;

Die bauten unter Waffenſchall Sid eine Welt aus Eistryftall, Graunvolle Paradiefe,

Bewohnt von Zwerg und Rieſe.

Im Anfang war das Niefenbild, Aus Eis geſchmolzen, Ymer; Richt Himmel war no Erdgefild, Nicht Stern- noch Sonnenflimmer. Cr war allein und immerdar; Und mas noch nicht geichaffen war, Meer, Erd’ und Himmelsſcheibe, War Eins in feinem Xeibe.

—t 219

Um Odin mit den Brüdern kam, Sezeugt aus andrem Stamme ; Dem Riefen er das Leben nahm Mit ſeines Schwertes Flamme;

In Strömen floß des Rieſen Blut, Et ward daraus des Dieeres Fluth; & mußte ſelbſt zur Erden

Der Leib des Rieſen werden.

1 Himmel drüber ward gejekt

Des Riefen große Stirne,

Darunter auch verftreut zuleht

Us Wollen fein Gehirne.

Da wechſelten nun Tag und Nacht, Es Ieuchtete der Sonne Macht,

Der Mond an feiner Stelle,

Und aller Lichter Helle.

Ippiſchen nahm der Götter Hand Des Niefen Augenbraune, dog her fie um der Erde Rand Zu einem ſtarken Zaune; Der Garten, der ſich jo erſchuf, Hieß Midgard, den fie zum Behuf Des Menſchenſtamms umſchanzten, Den mitten⸗in fie pflanzten.

Run bauten Aſen auch geſammt Sich Aſgard, ihre Veſte; Drin jeder Gott bei ſeinem Amt, Und Odin Herr vom Feſte: Wenn dort er auf den Ehrenſitz Sich ſetzt mit ſeines Auges Blitz, Kann er den Blick verbreiten Durch aller Erde Weiten.

Gewärtig ſaßen feines Winks Auch) bei dem Mahl zwei Raben Auf feinen Schultern rechts und lints, Die ftets ihm Kundſchaft gaben ;

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Den Meih mit Odin trinken;

Es halt fih dunkle Zaubermacht

Un ehrnen Todesringen;

Gie hören in des Grabes Nacht

Des Vaters Waffen klingen;

Sie ziehen aus der Scheide Haus Blutſchwerter, die nit eh’r in’s Haus Zurdd fi) laſſen nötben,

Bis fie mit Blut ſich röthen.

Und thut nicht gnug des Arms Gewalt Mit Schwertern und mit Keulen; So fieht man fie in Wolfsgeftalt Auch durch die Wälder heulen;

Und wenn fie find zur Ruh gebracht, So reiten fie zu Mord und Schlacht, In ihres Roſſes Bügeln

Noch aus den Todtenhügeln.

231

Und werm zu kurz dem Heldendrang Des Leben von der Norne

Geiponnen war, fo muß mit Zwang Eie’s fpinnen ihm von vorne,

Des nohmals er die blut’ge Bahn Durchlänft, und, wie er erft gethan, Rochmals, in Blut geflürzet,

Die Bahn fi) wieder kürzet.

Und noch nicht gnügt ihm feine Bahn; E tritt zum dritten Male

Sie ungeboren wieder an,

Kit neugeichliffnem Stable;

dis an des Lebens drittem Schluß Er'z endlich doch nun laſſen muß, Und zu Walhalla wandern,

Ju ruhn dort mit den andern.

Tod ruht auch dort nicht Heldenftreit; Sie ftreiten, wie fie ftritten,

Rod miteinander allbereit

In grimmen Heldenfitten ;

Sie fchlagen täglich im Gefecht

Ei todt einander, bis man zecht: Zur Stunde figen wieder

Sie ganz, die Heldenglieder.

Es lebt fich's droben ewig jung

dort an den goldnen Tiſchen;

Doch ſchallt von Götterdämmerung Ein graujes Lied dazwiſchen;

Daß einftens, wann die Zeit ift voll, Die Heldenmwelt zertrümmern joll, Walhallas Glanz fi) neigen,

Und andre Sonne fteigen.

Ta ließ den Blid ich länger aud) Richt mehr im Norden meilen,

Ich lie ihn ſpähn dur Dampf und Raud Rah allen Himmelstheilen;

Und wie fi zu dem Himmel bob Des Dampfs vermiſchte Fülle, Scholl bald dazwiſchen helles Lob, Bald thieriſches Gebrülle;

Und all der Dampf und all der Duft Geftaltete fih in der Luft

Zu bunten ®ötterbildern,

Bald grauferen, bald mildern.

Und jedes Bolt der Erde lag

Bor denen in dem Staube,

Die eben im getrübten Tag

Sah über fi fein Glaube.

Die Götter führten in dem Dampf Mit ih um ihre Völfer Kampf; Es führten Kampf nicht minber Um fie die Menſchenkinder.

Und durch's verwirrie Truggeftrid Des Bdtterdunftgewimmels Drang flüchtig kaum ein heller Bid Vom wahren Gott des Himmels, Der über all den Göttern ſaß, Bor denen ihn die Welt vergaß; Noch wollt’ er nicht den Brodem Zerſtreun mit feinem Odem,

-4 23 +

& Beh dem blinden Menichenkind Das Spiel mit feinen Bildern, Die, auch wo fie ein Zerrbild find, Dech feine Erde ſchildern; &r ſchloh vor dem verwirrten Chor Der Gotternamen nit fein Ohr, Beil alle Ramensfchaaren Doch eins in feinem waren.

& ah mit Wohlgefallen auch, Bie ich die trüben Dünfte Des Tempeldienſts vom faniten Haud Erheiterten der Künfte; Und wie zulett im ſchönſten Sieg Ein Blanzbild aus dem Dunkeln ftieg, Soll Schönheit und voll Milde, Auf Griechenlands Gefilde.

Da war aus all dem Moderduft Berworrner Heidenthume Gewachſen auf in Himmelsluft Die allerihönfte Blume; Zwar Blume nur aus irdſchem Grund, Toh die des Höchſten Preis gab fund Mit ihrem blüh’nden Kerne, En laut als feine Sterne.

Us ausgetobt Titanenmwuth, Gedämpft vom Himmelöfeuer, Auf Erden auch Heroenmuth Letämpft die Ungeheuer; Tie Sphinx nicht mehr in Räthſeln jpradh, Und aus des Bluts vergoſſnem Bad Serfteinernder Medufen Entiprang das Rob der Mufen: Die Zeit, die ihre Kinder fraß, Die Zeugungsfraft verloren, Befiegt vom feften Zeitenmaak Im fihern Zanz der Horen;

u *

5

Den Drogen Prihon PER EEG Uns das qhaotiſche Gexell- -- Der Schlangen warb zun —— Um Stab des Bötterbeten: : Da warb ein ſchones ——* 5 Im Himmel und auf Erden, Die Menſchen götting, Die GEbtter an Geberden; Die Götter fliegen zu den Kun. Und zeugeten mit Erbenfraun » - Die Helden, die in Siegen - Zum Himmel wieber Biegen: ' - Auf Erden fand der Gotler Thron Olympus mit dem Fuße, Und neben ihm der Helikon Mit brüderlidem Gruße; Und wenn der Held auf feiner Bahn Zu jenem muthig flieg hinan, War der dem Dichter eigen, Um drauf empor zu fleigen. Und droben war der große Staat Gegründet aller Götter; Sie ſaßen, und in ihrem Rath Saß Momus ſelbſt, ihr Gpötter, Und neben ihm Hephäft, ihr Spott, In Mitten doch der Donnergott, Der mit der Braue Flittern Den Himmel mad’ erzittern. Und auf der Erde weiten Raum War noch ein zweiter Himmel, Da wohnt’ in Fels und Quell und Bau Ein göttliche Gewimmel; Und wenn zu Phöbus Zitherichleg Die droben ſchmaußen fah der Tag, Sah tanzen die zur Flöte Des Pan die Abendröthe.

193 +

Ezb noch ein andres Gbtterheer, Bertheilt in ſchͤne Rotten, Wehnt’ auch im unmohnbaren Meer, uf Muſcheln und in Grotten;

Bo mit dem BDreigad, den er trug, Reytun aus Telfen Rofie ſchlug, Und fich Delphine ſchwangen, Vann die Sirenen fangen.

Un) auch der Abgrund war nicht leer, Gleichiwie der Himmelsbogen; & war ein andres Bötterheer Ned in die Nacht gezogen; Ro Pluto jah im finftern Haus, Und, mildernd feines Reiches Graus, Die nie ganz eingewohnte Gemahlin bei ihm thronte.

Bohin der Menſch fi) wendete, Auf allen feinen Wegen, Da traten ausgeſendete Gottheiten ihm entgegen; Sie führten ihn zu Feld, zu Schlacht, Sie führten ihn felbft in die Nacht Des Todes, wie in's Leben, Daß er nicht durfte beben.

Da ward ein ringend Helvenfpiel Gewaltiger Alciden; Der eine rang nach goldnem Ziel Der Frucht der Heiperiden, Der andre nad) dem goldnen Vließ; Und alles, was nur Ruhm verhieß, Wettrangen fie zu bolen Von allen Himmelöpolen.

Bis um die Schönheit Helena Das Ringen ward entzlindet, Das der, deß Aug’ es felbft nicht ſah, Hell im Geſang verkündet;

2 Birk VZZ. 15

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Da war fie ſelbſt, um Die mameng‘ Im Kampf, die Schönheit, im | Der davon fi erſchwungen, Run für die Welt errungen. -- Uchilleus, der die ganze Welt Berfinnlicht trug im Schilde, ' # Ward von dem Dichter bingtuit- ©; Der Kunſt zum Muſterbilde, = Der Kunft, die drauf mit dem Gang 9 Neu um den Preis der Schöorheit van. In ihres Steines Maſſen \ - = Des Himmel! Hau zu faſſen . Da fah ih ihren Säulengang j Die heitren Tempel weben, Und als verfteinerten Geſang Sich in die Luft erheben, Und drinnen auch von Erz und Gtein, Und aud von Gold und (Elfenbein, Die göttlichen, doch Falten Kunſtbilder und Geftalten. Ein Leben kam in Stein und Erz, Und das fühllofe fühlte; Man konnte jehn, wie Luft und Schmerz In Marmoradern wählte. Die höchſte Kraft, die feinfte Zier, Sah man im Stein gefangen hier; In Steinen war zu fehen Ein Himmel von een. Und wie der Schönheit fefte Rorm Sie ihrem Stein aufdrücdten, So jah ich, wie fie ſelbſt zur Form Die eignen Leiber ſchmückten; Sie wurden felber, Shön und kalt, Bildfäulen edler Wohlgeftalt: Man konnte auf die Schwellen Der Tempel jelbft fie ftellen!

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Eo jah ih in Berfteinerung

Der Runft den Geift verfunfen, Is irdiſcher Verfeinerung

Extflohn des Himmels unten; Ta wandt’ ih von der Steinnatur Mich ab und ſuchte Gottes Spur, Und ſah auf andren Triften

Ihn feine Hütte ftiften.

Um zu des Lichtes fünft’gem Tag Die blinde Welt zu retten,

Die weit und breit gefeffelt lag In Bötterdienftes Ketten,

Kam er zu Thara's Hütt’ und nahm Daraus den Jüngling Abraham, Der Bößen ſchon ala Knabe Zerſchlug mit ſeinem Stabe.

Den ließ er in die Fremde ziehn Als einen frommen Hirten,

Und ſchaffte, daß die Völker ihn Auf ſeinem Weg nicht irrten;

Er führt' ihn von Verderben frei, Mit Weib und Heerden dort vorbei, Wo er mit ſeinem Odem

Verdarb Gomorr' und Sodem.

Er war der Schirmer ſeines Knechts, Und ihm Verheißung that er,

Daß eines großen Volksgeſchlechts Er werden ſollt' ein Vater.

Das, zahllos wie des Meeres Sand, Bewohnen dus gelobte Land

Sollt', und der Welt zum Frommen Aus ihm der Heiland fomnıen. Tod war er no ein Häuflein nur, Und nod fein großer Haufen,

As er fih mußt’ auf fremder Ylur Sein Erbbegräbniß laufen;

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Dem jener drauf t Und nun erwuchs Als er zugleich (ch Von Lea ward und Da Hatte fi) der eine Zertheilet in zmörf Bis don den Brüdı Geworfen ward der Und Gott ifn nad Wo er in Keufchhei Um dann mit Gege Die theure Zeit zu Die Kinder Yirael nu Mohnten im Lande Die Dornen pflädte: As fie gepflüct die Sie mußten brennen In Knechtſchaftsdien Dazu noch ſelbſt die Sich leſen aus dem Dis feines Volls der Und ihnen fam zu $

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MU fiel des Landes Erfigeburt, Ruft’ er fie ziehen laſſen; To an des rothen Meeres Furt Dat’ er fie noch zu faflen. MB Mofe drauf die Waſſer fchlug, Ging troden durd der Seinen Zug; Und Pharaonis Haufen Kam nach um zu erfaufen. Urauf ließ der Herr fie wunderbar Mit Manna täglich ſpeiſen, Und durch die Wüſte vierzig Yahr Rah feinem Willen reifen. Damit ein völlig neu Geſchlecht, Beweiht von Moſe, feinem Knecht, Nach ſtanaan fie kämen, Und dort ihr Land einnähmen. Da ward, als alle Sabung nun Ward ihnen vorgefchrieben, Was laſſen fie und follten thun, Zu nichts das Volk getrieben So jehr wie zu dem einen, daß Dem Götzendienſt es trüge Haß, Und nie follt’ in Gedanten Bom Gott des Lebens wanken.

Wo Moſe Gottes Tafeln trug

Herab von Höhn Sinai's,

Bis wo die Harf' auf Zion ſchlug Held David, Sohn Iſai's;

Der Richter Heldenreih' hindurch, Bis zur gebauten Königsburg,

Und von des Reichs Erweitern

Bis zu deſſelben Scheitern:

Als Simſon durch den glüh'nden Fuchs Philiſterſaat verbrannte,

Und drauf verlor der Haare Wuchs, Und drauf ſich neu ermannte;

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Bis in die Angftbebrängniffe Aſſyriſcher Gefängnifie

Zu fremder Ylüffe Borben Sie abgeführet worden:

War alles nur ein großer Lauf

Bon Gottes Yühr- und Leitung, Gegründet und gerichtet auf

Des Göðtzendienſts Beſtreitung;

Daß Iſrael, im Gegenſatz

Der ganzen Welt, den reinen Schaf Des Lichts dur) Schmach und Ketten Zur Nachwelt ſollte reiten.

Es war in taufend Wundern flar

Zu jeder Zeit erfchienen:

Solang’ ihr Herz beim Herren war, War auch der Herr mit ihnen;

Und wenn's verftodt vom Herren ab Sich wandt’ und fremden Göttern gab, Schlug e8 der Herr mit Schreden, Es neu fi zu erweden.

Berfehrtes Volk, daß, aljobald

Des Hoͤchſten Tonner ſchliefen

Ob ihrem Haupt, ohn’ Aufenthalt Sie nad) den Böen liefen;

Und eh’r nicht hörten feine Stimm’, Und eh’r nicht, als bis feinen Grimm Sie fühlten fih bejochen,

Zun Herren wieder krochen!

Bom Tag an, wo herabgejandt

Ward Mofe von den Stafeln

Des Sinat mit von der Hand

Des Herrn beſchriebnen Tafeln,

Die, als er ſah das goldne Kalb, Er zornig Hinwarf, daß deßhalb, Nach erfterer Verlufte,

Gott andre ſchreiben mußte:

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Bo der. Ahgötterei gefröhnt

Eelbu Aaron, Mofis Bruder;

5 zu dem Tage, wo gefrönt

Saß an des Staates Ruder

Der weile König Salomo,

Ter auch der Thorheit nicht entfloh, Mit Heidenthumes Gräulen Zu Ihänden Gottes Säulen. 63 war ein jchlecht verderbt Gefäß, Das fi der Herr erforen,

Und oft im Zorn gereut’ ihn deß, Bas er ihm zugeſchworen;

Doch, wenn er dacht' an feinen Ruhm, Reut' ihn die Reue wiederum, Daß er es nicht zerichlüge, Bis feine Frucht es trüge. Geleiten jah ich ihn darum Erſt jeine Bundeslade, Als ein beweglich Heiligtum, Auf der Erobrung Pfade; Dann, wie von Händen Salomons Er aus den Gedern Libanons, Der Zulunft zum Exempel, Erbauen ließ den Tempel. Wie in der Zeit der Drängnifie Gott jeine Seher weckte, Bor denen die Verhängniffe Der Zukunft er entdedte, Die oft, was fie ergründeten Dur Gottes Geift, verfündeten, Oft das aud künden mukten, Dep Sinn fie ſelbſt nit mußten. Ich ſah und hörte laut und hell, Wie ftets fie prophezeiten, Daß an des erften Tempels Stell Erbauen einen zweiten

7 ı - nd.

as Peiligthum fol Den Völkern alfen Die würden anzubet Zu feinen Stufen

Daß Gott würd’ einen

Mit feinem Volke fc Und aus der Wurze Ein Reis des Siege Vom Löwen kommen Zu heil’gen den verd Zu heilen ihn von 9 Und ſelbſt den Top ;

Und als die Zeit num

Das Licht die Nacht

Da lag vor'm Bid

Was Sehermund gefj Es lag in Lebens M Geboren jener, deſſen Zerbrach des Todes £ In Bethlehem'ſcher Q

Da blendet' erſt die We

Das ausging von den Dak fir ihn GIER

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Ted al mun auch ſogar von fern

Da war umher die weite Welt Son Ahnung ſchon des Lichts erhellt, Des die verfiodten nahen, Die Juden nur nicht fahen. Da war der neue Tempel doc) In Rripplein ſchon gegründet, Der werden follte höher noch, Us der Prophet gefündet; Und als Er von dem Oelberg flieg, Da war beichlofien doch der Sieg Tes Himmels ob dem Schwerte Der Bölter aller Erbe. Us auf dem Hügel Golgatha Der Eieg nun ward entſchieden, Bar doc) der Hügel höher ja Us alle Berg’ hienieden; Um drauf gepflanzten Kreuzesholz Zerſcheiterte der Erde Stolz, Und vor dem Dornentranze Berdorrte Blum’ und Pflanze. Die Wurzel Jeſſes hatt’ ihr Reis Des Sieges nun getragen, Das herrſchen follt’ im Erdenkreis, Wie Gott zuvor ließ fagen; Da jentte, die's Hervorgebradit, Die zähe Wurzel in die Nacht Sich tiefer, ſelbſt verſchloſſen Vor'm Heil, das ihr entſproſſen. Da ward das Erdgefäß, das Gott Zum Dienfte fih erkoren, In irdſcher Dunkelheit zum Spott Bor’m Licht, das er geboren:

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Aus dem geborfinen Rande Koh Das Lit in alle Welt, und bloß Selbſt die zeriprungnen Scherben Konnten davon nichts erben.

Ta ward zu einem Werkzeug nur Noch diefes Volt erleien, Daß heller würde Gottes Spur Dur deflen finftres Wefen: Um jenes Heil, das fie nicht ſahn, Bom Antritt bis zum Schluß der Bei Am Tode zwiſchen Mördern Zum Sieg empor zu fördern.

Ich fah die blinde Eiferung, Und die Zufammenrottung, Die Geißlung und Begetferung, Und ſchmähliche Verjpottung ; Ich ſah, erfüllt durch ihre That, Ohn’ ihren Willen, Gottes Rath, Bom Blutbad des Herodes Bis zu dem Kreuz des. Todes,

Ich Jah die erften Yünger auch Ehon um den Herrn fi fammeln, Erwedt von feines Mundes Haud, Das erfte Zeugniß flammeln; Bom Rufer in der Wüſte an,

Der ihm bereitete die Bahn, Bis zu des Namens zweiten, Der lag an feiner Seiten.

So fah ih aud die frommen Fraun, Die fih zufammen fanden,

Den Herrn in feinem Grab zu ſchaun, Als er daraus erſtanden;

Bei der, die eine Sündrin war,

Die Reine, die den Sohn gebar,

Bei deflen Todesſchmerzen

Ein Schwert ihr ftand im Herzen.

Sen andres Hpferblut ni X nur jem eignes netzie wo Geiſt der Heiligung

der m gorwetliehner Rede Shwund: Zom erſten zum geringſten

Aug allen Volkern ſollte ſein

236 %-

Und vor'm verbraudten Heiligthum, Dos in den Körben man herum Trug mit verichlofinen Dedeln, Begann ihn auch zu eleln. Das Fleiſch der Mutter Phantaſei War krank und ganz verdorben; Und eine Stimm' erſcholl: es ſei Der große Pan geſtorben.

Und an demſelben Tag, an dem Der Vorhang in Jeruſalem Zerriß vor'm Tabernakel, Verſtummien die Orakel.

Sie wollten auch den Fragenden Nicht fürder Antwort geben. Die Volker, die verzagenden, Sahn Berg’ und Länder beben: Die Tempel fanden auch nicht feſt; Durch ihre Hallen zog die Peſt; Und fi begraben mußten Städt’ unter Lavakruſten.

68 war der ganze Säulenbau Des Heidenthums zerrüttet, Und konnt’ im tiefften Riß genau Nie werden mehr verfittet: Der Fittich Pſyches dehnte fi Aus morſcher Hüll', und ſehnte ſich Nach einem andern Freier, Als dem in Bind' und Schleier.

Drum, als die frohe Botſchaft kam Aus der Apoſtel Munde, Vom neuen Himmelsbräutigam Und ſeinem Liebesbunde, Der ſich der Braut im ſel'gen Tod Zur ewigen Vermählung bot, Wenn ſie ihm treu im Herzen Bewahrt der Liebe Kerzen:

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de muhle wohl die Botichaft fein u Freuden aufgenommen, Dur die in's leere Herz hinein Bar fol ein Troſt gekommen; Drum überall entzündete, Vo Ehriftum man verkündete, En Ringen fi, ein Kämpfen, Tas nit mehr war zu dämpfen. U ſah man über'n Erdenkreis, Wit feinen welken Stränzen, hinaus, nach einem höhern Preis, Den ſah man droben glänzen: Das Leben Spreu, und Tod fein Stern! Sie machten froh zu Mariyrern Sich und zu Martyrinnen, ie Rrone zu gewinnen. Dort, mo der Thron der Herrlichkeit Ton Wolfen ftand umſchloſſen, jeglichem ein Stuhl bereit, er ſo ſein Blut vergoſſen; Du teihten, mit der Engel Chor Lereint, fie ih am Thron empor, Lorbitter und Vertreter Der rückgebliebnen Beter. rum wie, im Kampfe mit der Welt, del einer unter'm MWürger, Bar der Stadt Gottes nur gefellt Ein neu erworbner Bürger; Und wieder aus des Einen Blut Erwuchs für zehen Andre Muth, Ihm nach durch gleiches Sterben Um’s Bürgerrecht zu werben. So war vergeblich, frech und dreiſt, Des Erdengeiftes Hadern Mit dem erwachten Himmelägeift, Der ſchon aus feften Quadern

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Erbaut hatt' und erfüllt genung

Mit mächtiger Bevolkerung

Die Stadt, die unvernichtbar

Im Himmel ftand unfiätbar. Doch auf der Erde lagen noch

Die graufen Dämmerungen;

Da jah ich Hell im Himmel hoch

Gemacht Beranftaltungen,

Entworfen einen Plan, zu dem

Unfiätbaren Jeruſalem

Run auf der Erde Auen

Ein fihtbares zu bauen.

Und einen großen Mittelpunkt Sah ich dazu erkoren, Der mit dem höchſten Glanz geprui Des Erdreich, als geboren Das Himmelreih ward, ihm fo fer Daß er nit träumte, welchem HEr Einft all das dienen follte, Was jegt die Welt ihm zollte.

Ich ſah, wie an der Tiber Strom Auf feinen fieben Hügeln Rom lagerte, ein Schredphbantom, Mit weiten Riejenflügeln, Darreidend einen Taumelkelch Der ganzen Welt, nicht ahnend, wei Unfihtbaren Gewalten Sein Fall fei vorbehalten.

Ich ſah, wie erit das Brüderpaar Der wilde Kriegsgott zeugte, Die Feuerprieſtrin ſie gebar, Und ſie die Wölfin ſäugte, Und daraus ein Geſchlecht erwuchs, Ein räubriſches, deß Blick, ein Lucht Aus feiner fihern Stätte Die Welt nah Raub durchſpähte.

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ER faugt’ es feiner Nachbarn Mark, Ten Zahn am Kleinen wetzend; Dann, ald es worden groß und ftarf, Bing es die größten hetzend;

Bis es geworden gar jo groß,

Daß e8, ein eherner Koloß,

Mit ausgeipreizten Tritten

Beltiheile hielt befchritten.

Ta ſah ich, wie in Glorien

Es ſaß auf feinen Hügeln,

Und von ihm rings Biftorien

Eih ſchwangen aus auf Flügeln; Die ganze Welt durchflogen fie,

Und ſolches Taufches pflogen fie, Daß fie Hinaus Geſetze,

Heim mit ſich trugen Schätze.

Beil ihm ein König war zu flein, Vertrieb es jeinen letzten;

Ein Bolt von Kön’gen jollt’ es jein, Tie nun zu Rath ſich ſetzten;

Und wer ein Bürger war zu Haus, Jog mit dem Feldherrnſtab hinaus, Dem fih mit frummen Rüden Provinzen mußten büden.

Ih jahe bald wie im Triumph

Sie kehrten heim aus Schlachten, In Feſſeln den gebeugten Rumpf Der Bölfer mit fi brachten;

Wie langjam fie in langem Zug Zum Gapitol der Wagen trug,

An dem die Siegeszeichen

Ich jah aus allen Reichen.

Und aller Reihe Tempel ſah

Ich von des Weltreihs Gründern, Someit fie reichten, fern und nah Mit emj’gem Fleiße plündern;

Niel Beitrag mußt Und alle Welt; fie Auch nicht im alte Aegyptens Pyrami Da ſah ich, wie ein Zuletzt ſich draus Bon Göttern aller Von unten voll bit Und weit war aufı Zufammen ſah id Dorthin aus allen Religionen wimmel Und unter all den G Sie fih zufammen War aud der Gott Gelernt als Gott d Der, als er drauf ! Geworden war, zul Die andern alle Die Rom zufamme

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41

derm ließ Bott zum Haupt der Welt De Fürfiin Roma werden, Tab unter ihr Gebot geftellt Der ganze Kreis der Erden Bird’ als ein Leib, daß, wenn das Haupt ER ſelbſt zum Heren fich kehrt’ und glaubt’, sd willig beugen nieder Eid würden alle Glieder. Yrım ließ Gott der Herr geichehn, Tab ſich ein Boll erfrechte, Und aus fein Wille durfte gehn Den übrigen zum Nechte; daß Eine Eitt’ und Eine Sprach', 3 Ein Verderbniß, Eine Schmad, Und endlich aller Burde Eine Rettung würde. % als im Laufe nun der Zeit Rn & Riefenhaupt erfranfte, 66 durch den Körper weit und breit dr die Berwirrung ſchwankte, D* Glieder auch ſich rüttelten, Q fie das Haupt abſchüttelten; za ich daS Heil herſchreiten * Agleich von zweien Seiten. : Jah, wie her vom Orient yt Lichtſtrom kam gefloffen, XD wiederum vom Dccident in Machtſtrom hergeſchoſſen, Und wie in Eins der Doppelſtrom Juſammenſtrebte gegen Rom, Und dort im Mittelpunkte Zufammen bligt’ und funtte. Von Oſten kam mit ſtiller Macht Das Chriftenthum geſchritten; Doch aus der nord'ſchen Wälder Nacht VBoller mit ehrnen Tritten,

ſes

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Zu leihen friſchen Bee Dem abgeſtandnen Leibe . Der rom'ſchen Erdenſcheibe

Die an den Granzen lang getobt Mit dumpfem Wogenſchwalle, Und einzeln oft die Kraft erprobt An mandem äußern Walle;

Die brachen jest in Machiverein So über Zinn’ und Dad herein, Daß weiter fie zu hemmen Half kein Entgegenftemmen.

Bom Norden kamen, die das Blut Des jungen Lebens wargı,

Zum Süden, wo in fie die Gluth Des Geiftes follte fahren,

Des Geiftes, der vom Dften kam, Durch deilen Anhauch würde zahm Des Nordens Kraft, die wilde, Daß ſich der Weſten bilde.

Ich ſah die großen Lenkungen Beſchloffner Volkerrettung, Berechnete Verſchrenkungen Zukunft'ger Weltverkettung;

Wie, für einander gegenſeits Beſtimmt, ſich ſuchend alibereits, Sich fand Geiſt und Gefäße, Das ihn, der e&, bejäße.

248 3

6 faße, wie, ein Volkerſchwarm, Germanen, unfre Ahnen, Serfirömten, hoch mit rohem Arm Erhebend wilde Fahnen; Bis ihnen lam entgegen mild In Prieſterhand das Kreuzgebild, Dem ſie die Fahnen ſenkten, &5 ſelbſt darein verſchrenkten. Da hatte feinen ſchönen Schutz Gefunden gleich das Zeichen, Und ihren allerihönften Put Die Fahnen auch dekgleichen; 36 ſah, wie die vereinigten Run ihre Kraft befcheinigten : Es waren wilde Horden Zu Bölfern ſchon geworden. As erft der obre Schaumesgiſcht Som großen Bölferbrunnen Verrauſcht war, und die Spur verwiſcht Der ungeftümen Hunnen; Und aus dem Schacht die reine Fluth Aufiprudelte, Germanenblut, Und fih in klare Bäche Bertheilt’ auf alle Fläche: Eah ich, wie fie entgifteten Die gräuelvollen Fluren, Und neues Leben ftifteten Auf des vermeften Spuren; Sie nahmen aus dem Trümmergraus Den Stoff vom Schutt des Römerbaus, Und zogen Rahm und Reiite Umber nad ihrem Geilte. Sie bauten deutihes Wohngemad) Auf fremden Grundes Schwelle, Der Kirchen neue Wunderdach An alter Tempel Stelle;

rrmanertbum ur Die aeneinanderut Verbint im Zelte Tas ganze ac d Und zwiiden beiden Europa, in der W Ich ſah es, felig c Sich an die beider

Die ſchönſte der I Und als es eine Yu Geworden war, da Es jene beiben im

15 +

De ſeh ein andres Bild ich noch Sem felben Gegenftande: Ein Doppelprachtbau wunderhoch Ragt’ über alle Lande; Der war im Widerftreit gebaut Son jenen Werbern um die Braut, Die zu verjhiebnen Thliren Sie dachten drein zu führen. das eine war ein Herrſcherſchloß, Ein Gotteshaus das andre, So hoch war nichts zu fehn, jo groß, Wohin der Blid auch wandte, Dur alle Räume weit und breit, Ya durch den ganzen Raum der Zeit, Ws diefe zwei Gebäude, voll Leben, Krakt und Freude. 36 jahe vor der Kaiſerburg Und vor der Kirch’ in Schweigen Eich viel Jahrhunderte hindurch Den ganzen Erdkreis neigen; Er neigte fih unzweifelhaft Der hocherhabnen Doppelkraft, Und machte nicht unzeitig ‚ven Vorrang ihnen ſtreitig. & mar mit Recht die neue Welt Den beiden Mächten pflichtbar, In denen fih hatt’ Hingeftellt Das Unfihtbare fichtbar: Im europä'ſchen Weltſyſtem Der Doppelwendepunkt, von dem Gehalten die Planeten Sich um das Centrum drehten. Trum ſah id) vor dem Mittelpunkt, Tem alles Licht war eigen, Solang fein Doppelglanz geprunkt, Eid alles andre neigen;

- Und, mo er auf d 1 Sur Hölle reichten Und aus ncdh alle Tes Horizonts Me Und als ich, welch's Mit meinem Blick Da ſah ich, wie de Sich wunderbar ve Ich fahe, wie mit Der eine fan, der Und wie mit Gege Sie flürzten ih un Und in der Kräfte W Tem Gegenſatz des Daß diefer flieg, w Beſtand der Schwm Sie hielten, ringend Sich immer in der In jedem ſchien zu Ein Herr mit ander Im einen Hauſe faß e Mit einem goldnen Der hielt ncheimnmiin

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Dh den Bergemädern ſtand 2: Dienerkigaaren Orden,

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Gott wie im Spiegel.

anderen Palaſt,

domſcher Lorbeerreiſer

Schmuck, noch Jungling faft, deutſche Kaiſer.

Furſten alleſammt

je nach ihrem Amt;

ich Ritter ſchlagen,

Lehen tragen.

in dem Vorgemach

Bar lautes Ungewitter

Bon Roſſes Huftritt, Speeres Krach, Und Klirren ehrner Ritter; Dann angeſtoßner Becher Klang, Auch Harfenliſpel⸗Minneſang, Und janftes Liebesloſen Inmitten all dem Toſen.

Cie brachen Lanzen, bald zum Scherz, Und bald in ernfler Fehde; Sie hörten, pochend auf ihr Erz, Nicht drin des Kaiſers Rebe;

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Deid eingeſetzt von Und über jedem ſta Der Segen auf ihn Mit Glanz ihn übe: Ich ſah: Beim einen, Halbſchwebend, ſtand Der eine Sonnenbli Gefaßt am ſchlanken Er hielt der Blume Der Erd’ entgegen « Daß freudig vor de Sie blüht’ in allen Ein Herold bei dem a Und hielt die ſtarkſte Mit Kron’ und Wu Hinaus in alle Reid Es fiel ein Schatten! Erquidend in die W Der großen vom Se Gehaltnen Blumendo Ih ſah: Geſpannt um’ Halt’ einen Negenbog Und eine Taub⸗ Affe

19 4-

Eise Gewitterwolte fand Eiwarz zu des Junglings Häupten, Ein ſchwarzer Adler ausgeipannt Kit Flügeln, die fi firäubten; kt flug des Wolkenſaums Geroll In Zorn, daß draus ein Donner ſcholl, Und trug in ehrner Kralle Die Welt gleich einem Balle. Mjah: An einem Kreuzesſtamm Auf einem Krummſtab lehnte Ein Hirt’, und weidete ein Lamm, Das feine Bande dehnte; Das Lämmlein graf’t auf grünen Aun Ri Luſt Hinaus, bis an den Zaun, Im ihm des Bandes Schlingen Vehrien zu überſpringen. Und in dem Wald daneben ritt Auf einem Roß, das braufte, Ein gitter fo mit lautem Schritt, Dag Comm und Hirt oft graufte. © muthig bäumte ih das Roß,

Pa in der Hand das Wurfgeſchoß, Sn Wölfen und von NRäubern

De Lammes Gau zu fäubern.

Tah ich vor mir dargeftellt ie zwei, in mannichfalter

Veziehung, Gottes auf der Welt Verordnete Statthalter,

Wie beid' in den bezirketen Bebieten wechſelwirketen,

Bedingend fich, begränzend, Begegnend und ergänzend.

Ta jah ich noch einmal den Bau Der mächt'gen zwei Statthalter: Bom Haus des einen auf zum Blau Des Himmels jhollen Pſalter;

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Bom Schloß des andern Wnfuiliung Scholl ſchütternd all die Geh’ sallang: Boll ward das Weligebäunbe _ Bom Doppelial mit Preube-

Da fo in hellem Chor vereint Des Abendlandes Beben

3 ſahe, wie auf feinem Plaf Sich dort mit ehrnen Kloben Ein andrer Bau, im Gegenfag Des Kriftlichen, erhoben,

Wo gegen Ehriftum als Prophet Geftellt fih hatte Mahomed,

Dem Lichte Krieg verlündend, Ein Gegenweltreih gründend.

Ich fahe, wie im Gegenſatz Gott ließ das dunfle euer Entbrennen, daß der reine Schaf Des Lichte, Doppelt theuer, Geläutert werden ſollt' im Dampf, Und daß mit Mahomed im Kampf Als Eins die ungetrennte Melt Ehrifti fich ertennte.

Ich hörte, wie das heil'ge Land, Wo Gottes Fuß den Bodem Betreten, Wunder mit der Hand Gethan und mit dem Oben, Hervor aus eines Grabes Mund Zurief dem fernen Ehriftenbund, Zu lommen, es von fetten Des Heidenthums zu retten.

34 ſehe, wie durch Wogenichwall Des Meeres, das mit Grimme Deywifchen braufte, doch der Schall Serüber drang der Stimme da eines frommen Beters Ohr, Der lauſchend vom Gebet empor Ei richtet’, und zur Stunde Serhreitete die Kunde. 3 hörte, wie, als er erft rief, E nachrief bald in EChören, dis rings und ringsum, hoch und tief, Ein Auf nur war zu hören. Da Iamen Taube jelbit herbei, Und fragten, was die Kunde jei; Und Hell vom lauten Chore Vard's ſelbſt in ihrem Ohre. 39 ſahe, wie vom lauten Chor Die Weltburg widerhallte, Und bald aus ihrem Doppelthor Ein langer Kreuzzug mallte; Der, ich durch Länder wälzend fort, Ju wachlen ſchien von Ort zu Ort: & ſchienen jelbft die Wellen Ve Meeres ihn zu jchwellen. 34 fah: Erhoben war das Kreuz Als Zeichen hoch vor'm Zuge; Ih ſah: Gewoben war das Kreuz Ten Fahnen ein zum Fluge; sh jah, die Arme fromm in’s Kreuz Beilagen, ſich vor'm Kreuz, vor'm Kreuz, Zur Erde Schaaren bücken, Und mit dem Kreuz ſich ſchmücken. Ich ſahe, wie des Schwertes Griff Ward zur Geſtalt des Kreuzes; Ich ſah: Es ward als Maft auf's Schiff Gepflanzt der Stamm des Kreuzes:

Ta ſah id, wi Bereits mit fta Zufunft und 9

x Wie Leut' aus Die ſtumm die H Und nichts danı Was die vom t Trieb nad} dem JH wandte mid Und blidte nad) Das ſchon das | Mit ſtillem Lad, Da ſah ich her um Die hellen Krieg Der Ghriftenritten Mit tapfern Gar Erbitterung und Haß, Graufamteii Und hohen Sinn An Heiden felbft Auch Chriſtenfalſchhe Richt minder zu ı

33 +

Die Eennengluth des Orients

Ds Wehen Keime brütend,

Und Sunger bald und Peſtilenz

Dar) ihre Reihen wuthend;

Ted, Ellaverei und Ungemach,

Un Sieg und Schäße tauſendfach:

Geh ich zu lebensfriſchen

Gemälyen ſich vermiſchen.

ſeh, wie einen langen Tanz

Cie um Burg Zion tanzten,

Die Chriſten bald im Siegestranz

Darauf das Kreuz aufpflanzten;

Bald wieder das bekiimmerte

delz Heidenfpeer zertrlümmerte,

Bald wieder von den Streichen, Eid) fiegreich hob das Zeichen.

Und as fi nun gedämpft im Braus, Ir Drang, ihr ungeflümer, Die Chriſtenheit ihr Kreuz nad Haus Ing, und nur eine Trümmer Devon lieh ſtehn an Joppe's Strand, Und aber's Meer mit ſchwacher Hand & (Hirte kaum vor'm Spotte Der wilden Heidenrotte:

Seite ich einen Augenblid Im Baar im Hintergrunde, Und fragte Gottes Weltgeichid Pit meinem Menſchenmunde: Barum ein armes Bölterheer Getrieben wurde über’8 Meer, Daß es ein Grab fi grabe Im Streit um einem Grabe?

Da warb mir feine Antwort zwar, Yıs die ich jelber geben Mir konnte, daß, weil jo es war, Es gut jo fein mußt’ eben;

Die [lang um's Kreuz man w Dort unter Kampfes Tofen: Das Kreuz, das aus der Heimalh

Es fam der Vogel Phöniz auch, Ein goldenes Geſchirre Am Schnabel, vol von BValſamhauch, Bol Weihrauch und voll Myrrhe,

Boll duft'ger Würz’ und füßem Seim; Das bracht' er, eh’ das Heer zog heim, Es ihm zum Angedenken

Des Drients zu ſchenken.

Und andre Wundernögel mehr

Kamen heran im Fluge,

Und ſchloſſen jelbft mit ihrem Heer

Sih an des Heeres Zuge;

Ich ſah, wie mitten in der Schaar

Der Baradiejes-Bogel war,

Der mitzog, um zu niften

Hinfort im Land der Ehriften.

Und die in ſtillen Bergen bort

Gehauſt und tiefen Seen,

Ein Bolt kam au, und trat an Bord, Von Zauberern und fyeen,

Die, ohne zu entheiligen,

Sich zu der Schaar der Heiligen

Und Heil’ginnen gejellten

In chriſtlichen Gezelten.

955

Un) als durch’S alte Griechenland Saul ging des Rückzugs Straße, Samen im fliegenden Gewand Semieder vom Parnafle Die Mufen, die geworden wach, Die au dem Heere folgten nad), Und in der Kirche Staaten Sofort in Dienfte traten.

Ein Abglanz von dem Frühlingsfchein, In dem einft Hellas blüßte,

Mit allen Gluthen im Berein, Darin der Often glübte,

Ram an der Kreuzesträger Hand Seführet nun in's Abendland Und breiteten zu Lenzen

Sich aus durch alle Grenzen.

Da man's auf heimiſchem Gefild, aller Ströme Borden, ndm warm und frühlingsmild ds hoch hinauf zum Norden; Jar eignen Blüthe jchön gedieh ie Wunderblune Poeſie, M die der weitgereiſte Phantaſt'ſche Vogel kreiſte. der erh im Paradieſe ſaß Und Menſchen lehrte reden, Dann ſchweifend rings die Welt durchmaß, d einen Traum aus Eden Der Menjchheit brachte, wo er zog, Hielt ſchwebend jett die Schwing’, und jog Hier ein mit Wohlgefallen Der Frühlingspüfte Wallen. Gleichwie nach Gängen abgetheilt, Ein weit umzäunter Garten, Rah bunten Beeten abgezeilt, Boll Blumen aller Arten,

In Widerſtreit z Von Vogelſchall, Und Zephir, der Die Stimmen ſo Daß aller Streit So ſah und bört’ i Wie durch Europa Als Wald und 6 Sich Hören ließ ın Des Bluhns und !

In allen Farb’ um: Erbläßt und aud) Da fah ih auch das Das ich beſchrieben Wie Hall' und Pfon Des Lenzes Doppel; Das Bluhen zog His As Malerei He an

7

So in ich hier, wie ſchweigend ſtand Bar feiner Burg ein Raifer, Und Reilte ſelbſt mit feiner Hand lan Bogelreifer; \ Mk damit ben Kaiferaar Mengen hatte, 30 die Schaar Ber andern Böglein alle Dit Stall in feine Halle. a jah ic) hier, da ſah id) dort, Dar) Feld und Wald und Heide, Sa war zu ſehn am jedem Ort Aut eine Bogelweide; Du fangen alle Bögelein drfanımen, mittel, groß und Hein: zum Trog der Tadler, fon treiſcht, der Adler.

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Ya, zu der Schöpfung König Erhöhtem, machſt du fröhnig dich ſelbſt, und dienſtgewöhnig MM deiner Leben Schaar.

Tee Pflanze wächft der Bildung don Strande fort zu Strand, Der Sittung und Entwildung Sewinnend Land um Land; Ihr dient zur Lebensflamme Ter Glaube, Kunft zur Amme, Tie Wiffenfchnft zum Stamme, Tie Liebe zum Verband.

diuſchwebſt du ohne Störung Leicht tragend deine Wucht, Und zeitigft ohn’ Aufhörung Tie dir vertraute Frucht Ser Menichheit, deine Wonne, Am ew'gen Strahl der Sonne: Am ſchöpft aus deinem Bronne Anh meines Daſeins Flucht.

Und ſoll mit Stoß dich trummern Einmal ein fremd Gewicht? So follte mich befümmern Mein eignes Leben nicht, Roh daS der Millionen, Tie wohneten und mohnen In allen deinen Zonen, Shaun, und geſchaut das Licht.

fs ſollte mich nicht Himmern Jericheiterndes Gebein ;

Doch darf der Geift zertriimmern, Der ewig ſollte jein?

Mit feinen aus den Schranten Der Erd’ in taufend Ranken Getriebnen Lichtgedanken,

Der Menſchheit Edelſtein?

Ich bin von Des Stol; Wenn ihr Dit jeur'ge Die ihr Wer weiß Und, Welte Vom eigne

Zu nah bald, Der Sonn’ Habt im un Noch nicht 2 Ihr ungezüig Die erſt fig Könnt fon Rur Störun,

Zwar unfre Afl Die mit dem Auch eu an Die Bahnen Berechnen un In wieviel fa

261 3—

Bel befier, nie beginnen, 18 taufend Jahr gewinnen, Vas fruchtlos ſoll zerrinnen In einem Augenblick.

Too kann im Großen geben, Im Kleinen was geſchah, Daß ich der Aſch' entichmeben Schon einen Phönir Jah.

Rach Weltumtehrungspünften, Fanat’Ihen Bücherbrünften, Mt uns mit allen Künjten Roh Hellas Genius nah.

So bang’ ich vor dem Looſe Auch meiner Erde nicht,

Renn im Zufammenftope Erliſcht dein Gleichgewicht ; Du taumelft nicht in's Ferne Bor dem Bernichtungziterne, Tu wirft in ihm zum Sterne, An dem es ihm gebridt.

Bit allen Beifterfunten,

Seit Ewigkeit entfacht,

Son denen nicht geſunken

Ein Tröpflein in die Nacht,

Wirt du den Dunſt durchleuchten, Und feine Brunft durchfeuchten, Daß er ſich ſelbſt wird deuchten Zu ſchönerm Sein erwadt.

En, wenn in rohen Schaaren

Auf mein gefittet Land

Erob’'rung der Barbaren

Einſt ftürzt mit Raub und Brand; Sie werden's nicht verichlingen, Es wird fie jelbjt durchdringen, Der Geift die Majje zwingen, Bis höh're Form entitand.

Her von Jda's Klaget ein Gi Der die ſchön Daß der Lich

Einft auf Ida's Ein trojan'ſch Seines Baters Ging der blüß

Und Yurora, ihr Warf den dufl Liebend um de Hob zu fi ihı

Weihet ihm ihr ı Aber in der © Konnt’ er doch, Nicht entgeh’n

Weil fie ewig jur Mußt' er alter Und, vom Fru IR er welkend

Zur Eicad’ if er Und auf Ada’s

A 268 37

Seuigern zu Det Mutter Ohr. Chmerzen muß es \ Serünten muß es ihren Stolz, Da noch unter ihrem e Re der Stein in's Neben ſchmolz; ta, wie auſendmal die Inbrunſi Ihrer ade Th ergoß⸗ Ihres Nadeln guideriHein nur Ihn die talte Wang’ umflob-

Tod der Helle Gr Eines erften Bl Din nah dem Nach PBenciv's |

Und er denft verg Wo er, ird'ſcher Hier die Roff’ a Dort bei Hirten

Und er fießt vor a Nagen einen Lo Und er kennt in Die geliebte Da;

Daphne, die mit Vor des Gottes Und als feine Fl

Mar geblieben, i

Ihres Buſens rege

In die rauhe Rit

Ihre Fuße ließ z

Arme werden zun

Damals hat ihr un

Noch daB fpröde ı

+ 25 +

deh von feinem Strahlenwagen dicht der Gott fie an, und grollt, Lie ihm tobt nun angehöret, Ind es lebend nicht gewollt. Ch du gleich dich mir gefträubet, Bir dich ſträubeft immer nod), Bir ih damals did) geliebet, dich noch Lieb’ ich immer doch. Und folang mein ew'ger Wagen Ude: Grün der Schöpfung rollt, Bi id ſtets um's Haupt dir legen Reiner Strahlen ſchönſtes Gold. Erift &, und aus vollen Händen Eriner Lichter Glanzgeflock Streuet er auf des geliebten Laumes ſproſſendes Gelod. ob im Spiel der Morgenlüfte Blieh'n die ſchlanken Zweige jo Bor des Gottes lichten Küſſen, Bie vor ihm einft Daphne floh. Seinen helften Liebeslichtern Trott des Laubes dunkler Spott, Und von feinem ſpröden Liebling Bendet fi erzlirnt der Gott. Rt dem Athem der Entrüftung Gicht er feinen Roſſen Eporn, Und die feilern Himmelsbahnen Fährt er auf im hellen Zorn. To von eines Gartens Beete, Wo ein ganzer Blumenflor Zum entflammten Gott im Mittag Seelen fterbend haucht empor, Richten zwei befondre Blumen Auf ſich unter'm andern Chor, Tragen mit den letzten Düften Reife Liebesklagen vor.

Als Dein goldner Leer am leeren 4 Und du mit mir In Eurotas Flut

Wie anſtatt der St Dann um dich d Und anſtatt der Deine Hand den

Damials unter dein Hab’ ich jede Au: Und die Lernbegi Haft du nachſicht⸗

O wie hab’ id) mid Deiner Mienen d Und es thaten bei Was nicht meine

Aber wenn dein heil Ueberflog ein rafd Wie verfinftert wc Meiner Seele, 0 !

Doc ich denfe nun Wie mein jchöner

267 %-

Dh dem Wurf des Sonnengottes Unterlag der ird'ſche Stoff,

W von den zerquetichten Schläfen Kein verblutend Reben troff.

den dem Purpur meiner Jugend darbte roih fich der Eurot;

Tod dur feine Thränen lächelnd

Eah der Gott mi an in Tod. Und ih ging, ein Blumenfeben,

Ren an feinem Blick hervor,

Eo in ew’gem Tode fuchend,

Bas im Leben ich verlor.

Und wie dort des Gottes Liebe Meine Jugend einft entflort,

En nad} jedem Mittag fterb’ ich dom geliebten Strahl durchbohrt.

Emde mir aus deiner Hhe Eines Vlickes Glanzgeſchoß,

Senn in deinen Flammen wieder BL ich ſterben, Helios!

Und der Bott, im Zweifel ſchwebend Ob dem goldnen Magenjodh, Stine Blide halten wollend,

Sentt er fie zur Erde doch.

Aber, wie er will verüben Mit dem Blick den Liebesmord, Bird dagegen eiferjüchtig aut ein andres Blumenwort:

Ir nicht, fondern mir die Strahlen, Ihr nicht, jondern mir den Tod! Reine eiferfüht’gen Qualen Eich’, o glänzender Teſpot!

Rebenbuhlerinnen dulden

Lernt’ ich niemals, weißt du wohl, Wie du deine Liebeshulden Mir entzogeit, hoher Sol?

Und ich zürnte der Be Meines ſüßen Liebe: Wenn du deine hell Ließeſt Lieben andero

Und ich bebte, wenn a Du dein noldnes Ha Daß du mir entzieh Was du endlich mir

Weißt du, wie du mei Mit Leufothoe betrog Leben, daB aus dein Ich nur fog, aus ihı

Ad, was half es, daß Nebenbuhlin dich ent Wenn ich felb dadur Mid um deine Huld

Seit dem Tag mit feir Auf mid) nieder jah Wenn er über mir a Spornte feiner Roſſe

Schmadtend zur dir au Wenn du aus dem £

+ 29 +

Bir du ſliegeſt, wie du janteft, Bir du wieder neu dich hobft, Bir du deine Liebesfunfen Ueber all die Schöpfung flobit;

34, id jah, da& du nur meinem did mit Wolfen dich umwobft, Wie du fliegeft, wie du ſankeſt, Bir du wieder neu dich hobſt.

Run if Klytie verſchmachtet,

Und id blüh' als Heliotrop. Sürnft du deiner Sonnenwende, Da} zur Sonn’ ihr Haupt fie hob?

Die du Rets dich ab mir wendet, Ah dir wend' ich ftets mich doch: ic, eh du in's Meer dich ſenkeſt, Gich den legten Blick mir noch!

Und der Gott, der ftets ihr zürnet, Gab den letzten Blick ihr doch, Und in's Meer dann ließ er tauchen

Sriner Rofie Glanzgejoch.

lager nun, ihr fühlen Yluthen, Sl um dieje Flammenloh, Shlagt zuſammen um die Gluthen, Tenen unſer Gott entfloh.

Lielchqual und Liebeswonnen, diebesſehnjucht, Liebeshohn,

iſt der Gott entronnen, Der in euern Schooß geflohn.

Und mın athme tiefen Schlunmer In dem duft'gen Meeresichooß, Lis des Tagwerks Luft und Hummer Ren dih mwedet, Helios!

Aber, nun in feuchter Tiefe Ruht dein ſtrenger Bruder jo, Komm, nicht jeinen Lichtblick ſcheuend, Shwefter-Böttin, dämmerfroh!

"

[gi

—t 1790 %- . 57

Lunal im qzurnen Merre .3 Deften Rand der Horijont, X Schwimm herauf durch ——eſ ù Und dein Rachen ſei der NRond. 3

Tilge du die gluth’gen Spuren’ : Deines Bruders lind und hold; \ Sättige mit deinem Silber, ' Bas verſchmachten ließ fein Son. !

Sieh, ein fonnenbrandserleguer - ' Ri Gluthgeknickter Blumenflor .

Nichtet fich an deiner Strahlen Milden Stüten leif’ empor.

Und, ein Liebeduftneg webend, Ordnen fie im Kreis fich fchon Um ein Lager, wo auf Latmos Schlummert dein Endymion.

D du Sonnenbrand-entnommmer, Macher Lebensmüh' entflohn,

Ewig Schlummerduft⸗ umſchwommner, Seliger Endymion!

Wie der Tag auf Erden tojet,

Deinen Schlummer bricht fein Ton; Wie das Licht verräthrifch Tofet, Du erwaͤcheſt nicht davon.

Hoch auf himmelan enthobnem Kariſchem Gebirgesthron Hullt die Nacht mit ſterngewobnem Schleier ewig ihren Sohn.

Dur den Schleier nie gedrungen Iſt dein Gluthblick, Helios! Ihn zu heben ift gelungen Deiner keuſchen Schweiter blos.

Wenn aus Lüften Quna grüßet, Dedet ihren Schlummerjohn Auf die Nacht, und Luna küffet Deinen Traum, Endymion!

71 +

Sieme laufdyet! Lüfte jchweiget ! Und ihr Blumen, athmet blos! Denn die leuſche Göttin fteiget In des ew'gen Schläfers Schooß.

Laß den duft'gen Schleier wullen, Mutter Nacht! fie nahet jchon. Laß den duft’gen Schleier fallen Ueber fie und deinen Sohn.

Leiſe jet er feilgezogen Ter geheinnigvolle Flor;

Denn icon dort am Himmelsbogen Tritt Aurora neu hervor.

Die fierbende Blume.

Hofe! du erlebſt es noch,

Tab der Frühling wiederfehrt.

Hoffen alle Bäume doch,

Die des Herbftes Wind verheert,

Holen mit der ftillen Kraft

Shter Knoſpen winterlang,

%s fi wieder regt der Saft,

Und ein neues Grün entprang. -- Ab, ih bin fein ſtarter Bau,

ten Sommertaufend lebt,

Rad verträumten Wintertraum

Reue Lenzgedichte webt.

Ach ih bin die Blume nur,

Lie des Maies Kuß geweckt,

nd von der nicht bleibt die Spur,

Wie das weiße Grab fie deckt.“ Bern du dem die Blume bift,

dbeſcheidenes Gemüth,

Zröfte dich, beſchieden iſt

Samen allem, was da blüht.

m

Zah den Sturm des Todes bo: Deinen Lebensflaub verfireun,

Aus dem Staube wirft du no Dundertmal dich jelbft erneun.

„sa, es werden nach mir blühn Andre, die mir ähnlich find; Ewig #t das ganze Grün,

Nur das einzle weltt geſchwind. Aber, find fie, was ich war, Bin ich felber es nicht mehr; Yet nur bin ich ganz und gar, Nicht zuvor und nicht nachher.

„Wenn einft fie der Sonne Blid Wärmt, der jet noch mich durchflamm Lindert das nicht mein Geſchick,

Das mid nun zur Nacht verdammt. Sonne, ja du äugelft ſchon

Ihnen in die Yernen zu;

Warum no mit froft’gem Hohn Mir aus Wollen lächelft du?

„Weh' mir, daß ich dir vertraut, Als mich wach gefüßt dein Strahl; Daß in's Aug’ ich dir geichaut, Bis e8 mir das Leben flahl! Diefes Lebens armen Reft Deinem Mitleid zu entziehn, Schließen will ich krankhaft jeft Mich in mid, und dir entfliehn.

„Doch du fchmelzeft meine® Grimms Starres Eis in Thränen auf; Rimm mein fliehend Teben, nimm’s, Ewige, zu dir hinauf!

Ya, du jonneft noch den Bram Aus der Seele mir zulekt; Alles, wa3 von dir mir kam, Sterbend dankt’ ich dir es jekt:

173 +

„ie Lüfte Morgenzug,

Den id fommerlang gebebt,

Uer Schmetterlinge Flug,

Die um mich im Tanz geichwebt; Augen, die mein Glanz erfrifcht, deren, die mein Duft erfreut: Rie aus Duft und Glanz gemifcht Tu mich ſchufft, dir dank’ ich's Heut.

„Eine Zierde deiner Welt, Bern audy eine fleine nur, Lieheft du mich blühn im Feld, Bie die Stern’ auf höh'rer Flur. Einen Odem bauch’ ich noch, Und er foll fein Seufzer fein; Einen Plid zum Himmel hod), Und zur fhönen Welt hinein.

„Ew'ges Flammenherz der Welt, Laß verglimmen mich an dir! Himmel, ſpann' dein blaues Zelt, Mein vergrüntes finfet hier.

Seil, o Frühling, deinem Schein! Vorgenluft, Heil deinem Wehn! Ohne Kummer fchlaf’ ich ein, Ohne Hoffnung aufzuftehn.

Srühlingehymne.

Tienft der Liebe ftehend, fommt, dab ihr mit treuer von Kern der Erd’ uns fchmelzen helft im Sonnenfeuer! nt dem Glanzgemwaffen, Held, der um die Erde

durch zwölf Himmelszeichen zieht auf Abenteuer!

Sonnenhelden, Welterobererjeelen,

duch die Racht der Zeiten kämpft als Lichterneuer! den, Pehlewanen, ihr, in Irans Gartın

Unfraut niedertretend, tilgend Ungeheuer!

Berte VII. 18

42

*

Vonmasne nen enyaregnup u 0yay Leinwand cure Feuer ſchürend, Mufiler, die ihr im Traum des Ten das wache Inſtrument mc Dichter, Paradieſesvögel, Himme Auf des Lebens öde Steppen! Lilienbeet der Phantafie, der Sin Hauch der Schönheit, Blick der Gluth der Wangen, Brand der ! Uns in Liebesflammen ſchmelz Auf, ihr Herzen, ftile Blumen! Ringet auf in Lieb’, o ringet Kommt zum Liebesopferherd, o kr Und vom Licht zuriid in's Du Frühling, unſer Meifter, ſieget, 8 Setzt ſich an das Weltenſchiff ı Was er hat vor'm Jahr gewollt, Schmelzen Welt in Liebesgluth Heil dir, hoher Feuerkonig, Früh Unverbrennlich brennender im e Lenz, auf Purpurflügeln ſchwebenl Sterbend im Duftwürzebrand ı Phönir! wenn du bel im Oſten Vrenneft, alimmt im Meften

+ 5 +

! Die haldigung der Deinen nimm, und fegne, WA Veinem Dienſte weihn mit Sraft, vereinter, treuer! WE deines Liebehofes Dichter, Freimund, lange

"Mieten Gefangs Geſchmeide ſchmelz in deinem euer!

Die Sheidungsbrüde.

Bwiihen Zeit und Ewigfeit Steht die Scheidungsbrücke, Fülend mit dem Schredensglanz Die furchtbare Lüde.

Veißt du wohl, wie ſcharf und fein IR der Brücke Bogen ?

Bie ein Schwert ift fie gezüdt, Vie ein Haar gezogen.

Soll ein Fuß des Menſchen gehn Auf der ſchmalen Brüde,

Ro nicht aufzufugen hat Raum ein Fuß der Müde!

Ber nicht feit darüber Hin Eich zu jchreiten trauet,

Hoffe nicht, dag drüben ihm Edens Wonne thauet.

Benn der Frevler angelangt, Steht die Brück' und funtelt, Daß fih die Befinnung ganz Schwindelnd ihm verduntelt.

Ihn verwirrend, tritt heran Mit des Todes Schreden Das Gedächtniß feiner Schuld, Graun ihm zu ermweden.

Trunten gähnt der Abgrund auf, Und der Seele Beben Treibet ihn, dem eignen Sturz Selber zuzuſtreben.

Wird zu G Daß ſich ih Schmücke m Auf der VBrück Unter feiner Steht fie w Oder Eifeng Freimund! Hüllen dein Dich in Tr In den Sch Schwehend, wi Ucher Lilien ch’, an Auf die Bri

Tıbrtanii

Alt mat der Simer Sen Ye} zr>

17 +

Ge Teine Speif’ und keinen Trank;

Begchten mag der nichts, dem nichts gebridht.

—* Unterſchied war unbekannt;

"Ye wicht ſterben, brauchen auch zu zeugen nicht.

Bi von Dingen außer ihnen lebten fie, Esmbern von des innern Lebens Zuverfidt.

Web ſtorte nicht der Windhauch Leidenſchaft Herr Seelenliter Ruh’ im Gleichgewicht.

Zi und Monden ungezählt fie lebten; denn Bear und Sonne, fie zu zählen, waren nicht. We fe von der Erde Früchten koſteten, Unterlagen fie jofort dem Strafgericht.

Duxfel wurden fie davon, und trüb’ ihr Glanz; Die einft geiftig waren, wurden körperdicht.

Bub nun fliegen Sonn’ und Mond und Stern’ herauf, Herzuftellen das getrübte Erdenlicht.

Eieiten’3 doch jo rein nicht her, als erſt e8 war, Sa beftändig mit dem Licht die Naht nun ficht.

Freimund! wenn du leuchten willft mit Himmelsglanz, Must du leiften auf der Erde Frucht Verzicht.

Rahre dich von Gottes Strahl und glänzen wird, Somm’ und Mondes unbebürftig, dein Gedicht.

2.

Lie Erd’ allfruchtbar war im Anbeginn, Und allgenügfam war der Menſchen Sinn. Ein Blumengarten war die Welt, der Menid Die Roje der Zufriedenheit darin. Tie Rofe trintet Thau an jedem Tag, Und forgt nicht auf des nächſten Tags Gewinn. Eo nahm der Menich auch von der Erde Frucht An jedem Tag, foviel er brauchte, hin. Ter Teufel Geiz kam in die Welt, und nahnı An einem Tag das Theil für zwei dahin. Ter Funke war's, da wuchs das Feuer ſchnell; Vie Gier, entfefjelt, Hält nicht wieder inn.

Dog Freimund fpridt: die alle Mint Breigebiger, je gnügjamer id Bin.

Anler und 2erde.

Könnt’ ich Reigen,

Dem Adler gleich,

Der tonımenden Sonn’ entgeg Die Bruft getaucht

In Morgentoth,

Badend in Glanz des Aethers Beil in Tiefen

Die Rat no träumt,

Dem erwachenden

Auge der Welt

Den erſten Blick entfaugen! Oder fliegen,

Der Lerche gleich,

Nach, der ſcheidenden Sonne u Ueber der flillen Schöpfung, Angeglühet

Bom Ickten Straßl,

Die Seel’ im Liede verhaudke Berjchwebend,

Verſchwirrend

In Aeiherduft,

Niemehr wieder

Zur Erd' hernieder!

2m +

Aber ac! "Des Mbler, der Der Sonn’ in’s Angeſicht geſchaut, Senft den Fittig Us Himmelsglanz, Um in dunfeler Tiefe Rauch der Beute des Tags zu ſpahn, Und die Lerche Aus den Wirbeln Ihres Himmelsgefanges Einft ermattet um Boden wieber, Bo fie das Neft für die Nadıt gebaut. Sxum fein erbegeborner,

J

3

den ber niebren Mutter

£ an * f}

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EREgrR a .

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Geinen Höhen

&s in's Meer der Beihämung fant. Und es Magie.

Dog die Liebe

Sprach, die Schwing’ ihm erneuend: Aubre geb’ ich

Die, die ſchwache

Wer himmlijche

Freundin, nit.

Zwillingsbrud Tod dir einit.

Das Bar

Das Paradies muß Als jeder Ort auf Drum wünfcht mei Recht bald verfegt

Im Baradiefe muß ı Der ew’gen Liebe Und jede Sehnfud Sein eine Perle d

Im Baradiefe muß Der Schmerzentſtil Daß jeder Schmer Muß aufgelöft ver

Da fteht des Frieden Gepflanzt auf grin Und drunter muß Bon Ruh und Gli

Ein Cherub an der $

DB * ex hier mich ſach,

me pm Born,

vie * KR von mir inden. euden —*

Se in det "note hier wird ein Grü —2

| Dr wird, wa j Dir hii entgegeniceien ig als vold'ne deuchi.

Um mid m wohnen Die Jugend, die M . glügelicles Un mir vo Tan Ye Sie Liebe, die a auf einen 08 Mit Retter mid b berauſ chie Sir werden, Au te v und fügellod, Auf ewig min umfderien, DK Aalen dos Kind im Schooß, IR ideen * herzen nd jene Gottheit, d Auf mid von fernher Und deren Hared eg Angel t 8 nur in raum aus E Yoefie ale Geiſt de x De Bird heil ſich mit —* Bann hell ſich U" geimund Dem Chor der Stermenleiert.

deren I

g Kied gejellt

u

Tas wär’ ein Leben! Tannen zu wiegen und Weiter zu gaufeln, Seele den flüfternden

Das wär’ ein Leben! Echo, die ſchlummernde, Nymphen zu fchreden, Ueber die ſchaudernden Das wär’ ein Leben! Roſen mit Schmeicheln e Neltengluth fächeln, Duftige Lilienſchleier z Das wär’ ein Leben! Bräuten an ihrem Gemaı Locken zu Eräufeln, - Düfte von beiden als Das wär’ ein Leben! Myrrhen und Weihrauch Sel'ges Behagen, Heiligen Flammen den Das wär’ ein Leben! Schwellende Fülle zu ſchu Aehren au neiaen.

- 288 +

Bihl bei des Mittags verſengenden Gluthen Zen in Fluthen, Auen mit tränfelnder Schwinge befchweben, Des wär’ ein Leben!

Rıien, aus euern verjchloffenen Thüren Düfte entführen, Um fein Freimund's Lieder zu mweben, Das wär’ ein Leben!

Der Traum.

6 nahm auf feine Flügel Mich, als ih ſchlief, ein Traum, Und trug vom Erdenhügel Mid auf in Sphärenraum.

Ih ſchwebt' im Klang der Flöten Zum Abendftern hinan,

Und Morgen-Abendröthen Vegrenzten meine Bahn.

Sid thaten aller Orten Vor meines Traumes Lauf Die diamantnen Pforten Der Himmelsihlöfier auf.

Ich fah die Bronnen rauſchen Der Ewigkeit um mid,

Und hörte Sonnen taufchen Geſpräche unter fich.

Da trug vor allen Bronnen Vorbei auf duft’ger Spur, Borbei vor allen Sonnen, Der Traum mich höher nur.

Er trug mid), bis ich ftaunte An eines Lichtes Rand, Darin, wie er mir raunte, Verhüllt die Liebe ftand.

Vorüberjtreifen Erwadten jun Der Scyöpfun, Und wo der Blic Mit jeiner Ma Da ward ein ' Berzehrt in Sie Die Liebe lieh di Vom Angefichte Ein Schauer bi Der Schöpfung Die Himmel, Sch Sie flürzten in Doch meines Ti Geſchmolzen waı Da flog vom Ang Zurüd der Schl— Die Schöpfung Und ich zerflog |

Br

Yalos, ſchild⸗ und ſpeergewaffnet, Und die Welt gehört ihr ganz.

Jun aus Gewitterlüften Eieht das Zeugungswerk von fern, Keidilh, und der Tochter ftellte Eie den Sohn entgegen gern.

Kreilend hat fie ſich gemühet,

Und Qulfonus fommt hervor; Ihren Echwergebornen hebt fie Segen Zeus mit Stolz empor.

Doc) des Gottes leichter Odem Shleuderte den Hochmuthsſohn, Einen dumpfen Blig, zur Erde, Und Vulkan iſt lahm davon.

Lahm an beider Füße Sehnen,

Rräftig ift der Arme Mark; Und zur Kunft der Feuerarbeit Vodt ihn feine Mutter ſtark.

An de Aetna Flammenkeſſeln Son der Werkftatt Qualm umraudt, Sämiedet er das Erz zu Waffen, Die er jelber nicht gebraudit.

Un zum ftarfen Sohn der Juno Zeit Kronion's lichtes Kind, Lachelt fünftliher Gebilde,

Die ihm felber unnüg find.

Und ein Helm, der eben fertig Seine Meifters Hand entflohn, Hebt die Göttin an zu bitten: Soll ich hier vergeblich drohn ?

Nich gefertigt hat der Meifter, Seinem eignen Haupt zu ſchwer; Willſt du tragen mich auf deinem, Schlage Schreden Feindesheer!

Mio fpra zu mir die Laute:

Aus der Hand, die mich gebaut, Ram ich ftumm ; wenn du mich rührelt, Hört der Himmel meinen Laut.

eye TWLIULUU DV

Wo auf der Erde die bei Saß Anahid und bega Sich vom Belange die E— Zangen in irdiſcher Lic Und um der Liebe Gewäl Mit Anahid fie, der ſch Doch Anahidis, die Ihön’ Wollte von ihnen fih e Daß fie ihr fagten das 9 Dan fi zum Himmel Wie fie ſprachen das Wor Ihnen die tragenden Hi Doch Anahid mit dem W; Schwang fi, zum Him Und die gefallenen Engel Ihren Geſang aus den ı

Bilden auf nr a

287

Sin vor'm neuen Schlangenhaupte

Bohl dem Bott im Schlummer bange? Eine band fäht er fih wachſen,

Die ih legt auf's Haupt der Schlange ; In im Schlummer ruhig weiter

Bahr der Bott im Wogenklange. Sreimund! fich den Weltgeift herrfchen

Db des Weltleibs Ueberſchwange. Basien kann der Welt kein Haupt, das

Kit die Gotteshand erlange ; Basen kann der Stoff nicht, ohne

daß er Geiftes Joch empfange. Sreimund! ohne Gott zu tragen,

Bist kein Blatt an deinem Sange.

m

Die nackten Weiſen.

Us Alezander zu den nackten Weiſen Gelommen war auf ſeinen Siegesreiſen; Den nadten Weiſen, die nicht Sorge tragen, Wie fie ſich Heiden und wovon fie fpeilen ; Vefragt' er fie um ihrer Weisheit Willen, Und dieſe Antwort ward ihm von den Greijen: Zir tragen kein Gewand, weil nadt in's Leben Ter Menſch und nadt muß aus dem Leben reifen. Bir führen Krieg nicht, weil das Gold der Erde Kiht werth ift, roth zu färben drum das Gijen. Te Erd’ ift umfer Bett, und unfre Dede Ter Himmel, deffen Lichtgeftirne kreiſen. Um Alegander wollte, daß erbitten Son ihm fich follten ein Geſchenk die Weiſen. ©s wolleft du uns binden Tod und Alter, Tag wir nicht fterben und auch nicht ergreifen ! Er jprach: Nur das fteht nicht in meinen Kräften. Eie ſprachen: Hoher Herr, deß Macht zu preijen ! Bas wilft du denn uns andre Schätze bieten, Die, wie du fiehft, ung feinen Dienft erweifen ?

as 37

+

7

m 280 So

FAS Yaalle Blatt der Erle, in Tropfen Thaues glänzt,

Jede meerentftiegne Perle,

* nm duntle Loden frängt,

d der ſchimmernde Karfunkel, Pimmeisten im Erdendunkel, timmen an den Preisgeſang

* Lichte, das die Welt durchdrang. 2 BZ Der Menſch allein am das Licht verbüftern, aa er im eignen Schein u fich zu fonnen lüſtern,

* enn er, das Gott ihm gegeben, Ur auf ſich ſelbſt das Licht ur nicht auf die daneben,

Ir nd au zum Himmel nicht.

Des Menſchen Bruft

„ent der Welten Bölle,

Tegt des Himmels Luft

MD die Dual der Hölle.

Le Selbitfucht ift die Qual, >; Abgrund ift das Ich; „_B te Liebe ift der Strahl,

eriöhnend Gott und dich.

—_ Auert, o Liebe mich

Er Geheimniß ftill anbeten,

1e das Göttliche durch dich Sn die Sinnenmelt getreten; Dei in Bethlehem’icher Krippe oft’ als Kind geboren liegen, ieb, Daß auch auf meiner Lippe Nah das reine Wort darf wiegen.

QAyın ruf ih alle cure Steeiter,

D Lit, o Kiebe, die im Feid

euch geftanden ernft und heiter,

Zum Ende vom Beginn der Welt,

rg. VIL 19

Bernahmen nicht, was firafend ſprach der WEM Bortfegt’ er feinen Flug, um zu erblinden Um Glanz der Sonne zu des Lichtes Preiſe. Und fie um Kerz' und Rofe ſchmachtend, Karben .

Der Liebe Tod in Freimunds Liederweiſe.

Das Licht.

Bon der Mitteljonn’ im All,

Die nicht faſſen Raumes Schranken, Sondern nur Gedanken,

Bis hinaus zum fernften Ball,

Der, getrieben vom ew'gen Geiſt,

Um die Örenzen der Schöpfung kreiſt, Aus allen Höhn, zu allen Tiefen Seh’ ih die Strahlen des Lichtes triefen. Sieh! der Sonne Strahlen ringen

Mit des Mondes, der Sterne Glanz, Did, o Erde, zu umſchlingen

Mit dem wechſelnden Lichterfrang. Leuchtend unter'm Himmelsbogen RKuhn des Meeres Spiegelwogen;

Und den Kern der Erdennacht

Fullt das Licht mit ſtummer Pracht.

280

Jedes dunkle Blatt der Erle, Das in Tropfen Thuues glänzt, Jede meerentfiiegne Perle, Tie num dunkle Xoden kränzt, Und der ſchimmernde Karfuntel, Himmelsftern im Erdenduntel, Stimmen an den Preisgelang Som Lichte, das die Melt durchdrang. Aur der Menſch allein Kann das Licht verdbültern, Wenn er im eigen Schein IR fih zu ſonnen lüftern, Wenn er, das Bott ihm gegeben, Nur auf fich jelbit das Licht Kehrt, nit auf die daneben, Und aud zum Himmel nidt. In des Menichen Aruft Liegt der Melten Bölle, Yiegt des Himmels Luft Und die Qual der Hölle. Die Selbſtfucht iſt die Cual, Ter Abgrund iſt das Ich; Tie Liebe it der Strahl, Beriöhnend Gott und did). Laß zuerit, o Yiebe mid Dein Geheimniß ſtill anbeten, ie das Gönliche durch dich In die Sinnenwelt getreten; Tas in Bethlehem'ſcher Krippe Wollt’ als Kind geboren licgen, Bieb, das aud auf meiner Lippe Ih das reine Wort darf wiegen. Tann ruf’ ih alle eure Streiter, D Licht, o Liebe, Die im Feid Für euch geftanden ernit und heiter, Zum Ende vom Beginn der Mit.

t& Berle VIL 18

190

Die unter allen Rationen Und unter allen Himmeläjonen Für euch gefämpft, für euch gerungen, Fur euch gelehrt, für euch geſungen. Zions Flammen, die Propheten, Licht! Die dir den Weg gebahnt; Die helleniſchen Boeten, Die im Dunkel dich geahnt; Heilige Anachoreten, Dir auf dorn’gem Pfade nah’nd; Martyrer in Staub getreten, [ Blut’ge Siegeskränz' empfah'nd. Euch Alle, die gefochten, Ruft Einer hier, der ficht; Wem ward fein Kranz geflochten, Und wem man feinen flidt ; Ihr Herzen all, die pochten Und podyen Kampf für’s Licht, Ihr al’ gleih Flammendochten Durchleuchtet mein Gedicht ! Jeder jet mir gejegnet, Der brennt, mofür ich brenne, Jeder, der mir begegnet Auf der Bahn, wo ich renne: Yeder jei mir gejegnet, Der drifeht auf anderer Tenne, Jeder, der nie mir begegnet, Den ich lieb’ und nicht fenne.

D Liebe, laß mich jeden Stern Berehren, der zum Preis dir glüht! D laß aud jede Blume gern Mid achten, die zur Luſt dir blüht ! als Bunt’, als Flamm', als Strom, alg % Als Sturm, als Haud, fo ſtark als ſchn Wie du durdwandelft die Ratur, Verehren laß mich deine Spur.

—t 291 3—

Und mo als Weib du fihtbarlich

Geworden Leib mir zeigeft dich,

Ein Lebensbild, worin vereint

Mir Himmel mild und Erd’ erſcheint: Da gieb, o Liebe, daR dieſe Triebe,

Die ziehn zu dir, nicht fliehn von dir! Daß ih vom Sinne beftridt nicht jei; Mir jelbft entrinne, durch Schönheit frei.

Beer und Bein.

Gebt Ohren meinem Sprudhe, Bernehmt, und trintet nur, Ein Brudftüd aus dem Buche Der Weisheit der Natur.

Es fiel ein Strahl der Sonne Zugleich mit Adams Fall,

" Berluftig feiner Wonne, Und ward, eritarrt, Metall.

Es hing das Gold in Klüften, Wohin das Licht nicht drang, Und jehnte ſich, den Xüften Zu fünden Glanz und Klang.

Da kam, um zu erlöfen Den Bruder aus der Nadt, Gefahren mit Getöfen Der Bergmann in den Schadit.

Ta ward die Starrheit milde, Als in des Künftlers Hand Ein glänzendes Gebilde,

Ein tönendes, entitund.

Es war ein leer Gefäße,

Und gab nur hohlen Klang; Da fehlte der gemäße Gehalt der Form nicht lang.

Denn als im Somnenfirahle Das Mark der Rebe ſchmolz, Da ward die goldne Schale Auf goldnen Inhalt ſtolz.

Der Becher gab ein Tönen, - Der Wein begeiftert ſchwoll, Empfindend, daß verfühnen

. Des Lebens Streit er foll.

Es jpiegelte der Himmel Sid in der Haren Fluth Und irdiſches Gewimmel Trank heitern Lebensmuth.

Erhebt den Blick, ihr Becher, Und trinkt, dem Lichte Hold, Aus goldnem Sonnenbeder Geſchmolznes Sonnengold.

Mutter Sonne.

Die Mutter Sonne |pridt, Ihr Wort ein Strahl von Licht, Zu ihrer Kindlein Haufen: Wohin feid ihr entlaufen ? Wie riffet ihr euch los Mit Haft von meinem Schooß ? Es fann in eurem Schmeifen Mein Blid euch kaum ergreifen. Junker Merkurius, Geflügelter am Fuß, Du bift von meinen fieben Der nächte mir geblieben. Du taucheſt ganz did ein In meinen hellen Schein, Daß faum dich können fehen Die, fo fih ferner dreben.

20938

Vagfräulein Venus Hold, Dein Haar iſt fraufes Gold, Um Morgen und am Abend Die Welt mit Glanze labend. O ars und Yupiter, Du Held und du ein Herr, Wie herrlich ihr euch brüftet, In Glanz und Gluth gerüftet. A turnus, Uranus, Ihr machet mir Verdruß, Daß ihr ſeid meinem Bande Entflohn bis Hart zum Rande. Erde, meine Luft! Aus deiner flillen Bruft Kehrft du die fchönften Triebe Entgegen meiner Liebe. Bu nah nicht, noch zu fern, Der Diutter Augenftern! Den hellften Blick ich richte Nach deinem Angefichte. "Qu Strahlen, die ich bot, Webſt du dir Morgenroth; Wie Ichön fteht meinem Kinde Um’s Haupt die Purpurbinde! Du nimmft aus Woltenflor Den Silberfchleier vor, Und haft den Regenbogen Als Saum um’s Kleid gezogen. Ich fehe deinen Fleiß, Wie zu der Mutter Preis Du bunte Tepp’de ſtickeſt, Daß du mein Aug’ erquideft. Wie Hat dir allzumal Mein einfach goldner Strahl So viele Farben geben Gekonnt zu deinem Weben ?

4

AN deiner Blumen Sir, Smaragd, Rubin, Saphier, Anzündend meinen Strahlen Weihrauch auf Opferichalen.

Du machſt die Tropfen Thau Zu Spiegeln auf der Yu, An farbenreichem Prangen Mein Bildniß aufzufangen. Mit Augen taujendfad Bi du am Morgen mad, Und blidft nad) meinen Augen, Licht ihnen auszufaugen. Dann ftelft du in der Nacht Den Mond auf feine Wacht, Den du dir haft geboren, - Zum Wächter auserforen. Er wadet in den Höhn, Nach mir gewendet ſchön, Dir mit der Fahne winkend, Bon meinem Abglanz blintend. Dann ift dir ernfigefinnt Geboren noch ein Kind, Das dir im Schooße dentet, Den Blid zur Sonne Ientet. Wenn er di durchgedacht Mit feines Geiſtes Macht, Und mich hat auch durchdrungen, Dann wird es jein gelungen; Dann wirft du leuchten ganz Bon innerlidem Glanz, Ein Blig, ein Lichtgedanke, Entbunden dunkler Schrante. So denke du nun fort,

Und all ihr andern dort

Schwingt eud um mich mit Schale,

Daß es mir mohlgefalle!

+ 95

Ir fönnt mir nicht entgehn, Bir ihr euch möget drehn, End Hält mein goldner Faden Und wahret euch vor Schaden. Bern ihr vollendet habt, Boyu ihr fein begabt, degrab’ ich euch mit Lüften An meinen heißen Brüften.

Beltmutter.

Tie Liebe hielt die Welt im Arm; 2 lag das Kind fo fill und warm. 3 Rind entfloh der Mutter Bruft, ‚Sie jap ihm nach mit ftillem Harm. *indeseinfalt war fo reich, Cr ie Mannesflugheit ift jo arm. gu. ten ohne Königin, Ben le ein verflogner Bienenſchwarm. tmutter Liebe, komm herab, N deines Kindleins dich erbarm!

Die Blume der Ergebung.

N bin die Blum’ im Garten, Und muß in Stille warten, Wann und in welder Weile Du trittft in meine Kreiſe.

Dmmft du ein Strahl der Sonne, So werd’ ich deiner Wonne Den Bujen fill entfalten Und deinen Blid behalten.

Jh bin die Blun

"m. Und mus in < Wann umd in ! Tu trittſt in m

Sonne um!

Seht, wie die Liebe nun Zu feiern ihre Lenz⸗A Zerfloßner Sterne Ok Wo Sonne fteigt aus Lie Erde jelbft ein M Aus defien Fluthen taı Und Rof’ und Sonne Ein Doppelbild der Li

Tie Morgenlüfte blajen i In Gold und Scharlad Tie Sonne ift, die Ro Wo beide fämpfen, käı Sie kämpfen heut vor’ı Und Erb’ und Simmel

97

Die Sonne Überfluthet Berg und Thal

Mit Glanzgewog aus unerfhöpften Borne;

Tie Rofe würzt den Odem trunkner Lüfte,

Und bis zum Himmel fteigt der Brand der Düfte.

fie Sonne ſpricht, ihr Ruf ein zudend Licht:

Bie wagft du dort zu treten mir entgegen?

Eind meine Strahlen die Trophäen nicht

Son taufend Sternen, die mir find erlegen ?

Jr Wort ein duit’ger Haud, die Roſe fpridt:

Vie bergen jollt’ ich mich vor Dir Deswegen?

Cham hat mich nicht, mich Hat das Blut geröthet

Bon taufend Blumen, die mein Blick getödtet.

Die Sonne ſpricht: Ein ganzer Blumentranz Bon Sternen blüht zu meines Lichtes Preiſe, Die meinem Blick entborgen ihren Glanz Und jtil fi) ordnen um mein Haupt im Kreije. Tie Roie jpriht: Ein ganzer Sphärentanz Bon Blumen dreht um meinen Thron fi leife, Bon welhen fie die iprüh'nden Funken nehmen, Wit meines Lichts Abfällen fi verbrämen.

Tie Sonne ſpricht: Was ſchaut ein Blumendor Les Morgens, warn aus Pforten von Rubinen Rein Schimmer tritt, erwacht zu mir empor? Ir Leben hängt amı Lächeln meiner Mienen. die Roſe ſpricht: Was ſchaut ein Eternenilor Aus Lüften, und du Stolze felbft mit ihnen, Zar Erd‘ herab? die Erde zu beneiden,

Vie hunter fih darf als der Himmel leiden.

Tie Sonne ipriht: Wenn du im Morgenthau Erhebft, o Roſe, deine Augenlider,

Und meiner Pracht begegnet an der Au Te Himmels, jentit du fic verlegen wieder.

Tie Rofe ſpricht: Wenn du aus deinem Blau, C Sonne, blidjt zu mir in’ Grün hernieder, Verbirgft du hinter Woltenaugenbrauen Ten Strahl, beihämt, mich Strahlender zu ſchauen.

28 +

Die Sonne ſpricht: Wenn Sommerbraud uu’s Gem Ich auf des Mittags jhwülem Throne ie, Si Buſch und Baum vor meinem Blick * Erliegſt du nicht vor meinem Flammenblihhe : Die Roſe Sprit: Sein Muth ift ungeraubt ;' Dem Zephyr, meinem Diener, der mit Wige " Mir Kühlung gegen deinen Brand zu fücheln, Und dafür zu verdienen weiß mein Lächeln.

Die Some ſpricht: Mein Diener iſt der War, Deß edle Seele lebt von meinen Funken,

Der mir in’8 Auge ſchauet immerbar,

Bis er zu Boden taumelt blindheitstrunfem, Die Roſe Ipriht: Mein treufter Diener war Die Nachtigall; in meinen Duft verfunten,

Hat fie mir Lieb’ unausgejeht gelungen,

Bis von dem Singen ihr die Bruſt zeriprunge

Die Sonne fpridt: Wohl weiß id), was fie fang, Sie fang: Wie flüchtig ift die Pracht der Roſe, Die, wenn fie an des Frühlings Wehn entipran Liegt, von des Herbſtes Hauch verweht, im Moon] Die Roſe ſpricht: Wie ift ein Sommer lang, Verglichen, Sonne, deinem Lebenslooſe!

Denn was ein Herbit mir ift, ift dir ein Aben Mie jener mid), To diejer dich benrabend.

Die Sonne ſpricht: Verſink' ih in die Nacht,

Ob Tod mein Aug’, ob Schlaf e3 mag umflorei Wenn Schlaf, jo bin id Morgens neu erwacht, Wenn Tod, jo bin ih Morgens neu geboren. So ift, o Roſe, meiner lihten Macht

Des Himmels Herrihaft ewig unverloren: Solang’ auf Erden blühn will Blum’ und Pflanz Solange funteln muß ih dort im Glanze.

Die Rofe ipriht: Und wenn im Herbſteshauch Mir find die hellen Augen zugegangen,

So fommt der Lenz zurüd zum Rojenflraudh, Und wmwedet neu nein ewiges Verlangen.

19 3

Es darf, o Sonne, meine Schönheit auch

Kit vor den Stürmen der Vernichtung bangen; Und länger wirft du nicht um Himmel ſprühen, Ya ih im Kranz des Frühlings werde blühen. & fomm’, o Liebe, denn, mit deinen Thau

Ten heißen Kampf der Streiter zu verjühnen. Kir find zwei Blüthen deiner Blumenau,

ir find zwei Funken deiner Strahlenbühnen. Tie Sonn’ ift eine goldne Roj’ im Blau,

Tie Roi’ ift cine rothe Sonn’ im Grünen,

Tie Sonn' iſt eine Rof’, im Spätroth fterbend, Roi’ eine Sonn’, im Herbitduft fi) entfärbend. Tie taujend Liebesfunten im Azur

Eind in der Sonne TFeuerblid gefhwunden,

Und der zerjtreute Glanz der Blumenjlur

SM in der Rofe Strahlentranz verbunden.

Toh Eintracht üben Roj' und Sonne nur,

Beil ihrer beider Herren fie gefunden

Im Aid der Kiebiten, der, wo er erfunfelt,

Tie Roje hier, die Sonne dort, verduntelt.

Zum Sthlufſe.

Te Welt ift rauh und dumpf geworden, lie Stimm’ entfiel ihr nad) und nad), lie einft in tönenden Akkorden Jum offnen Chr des Menſchen ipradı.

Us, aus der Welten Mitte quellend,

Lon Gottes Thron, ein Chorgelang Ter Engel, durch die Räume jchiwellend, Lis an der Schöpfung Grenzen drang;

Us, feine Sternenfreije ſchwingend, Ter Himmel ſprach zur Erd’ hinab, Und fie entgegen leije klingend Aus ihren Blumen Antwort gab;

ven AIKUe ſjprach A Und lieblich we nd Der ſtarre Ste u Daß ew'ge Liel Und ungehindert, Sich Wog' auf

So war des W Die von der M

Die Bruft ein Sp Gefühl ein reine Geſang durch fei Der Dichter eine

O hätt' in jenen gi As frei des Mu: Die goldnen Sai Vor'm Ohr der ( Wie hätt’ er von Bon Lieb’, aus d. Gewollt in erdent Entfalten rein ein Nun haben der Rah Zu mwildem Kamp

MI. Mm...

0114 °

Der Elemente feindlich Hadern Raubt feine Stille dem Gefühl, Und zudend dur der Menjchheit Adern Geht leidenſchaftliches Gewühl. Sich machen unterm Himmelsbogen Die Stürme durch Zerſtörung Yahn, Und ſtürmiſch geht in hohlen Wogen Des Menſchenlebens Ozean. & regt ſich die Natur im Grimme, Weil gegen fie der Menih im Kampf; Zum Schrei wird ihr die janfte Stimme, Und die Geberde wird zum Krampf. Tie losgerifinen Erze dröhnen, Jerreißend ihrer Mutter Schooß, Sie wollen nicht mehr Liebe tönen, Verkjeuge der Zerftörung bloß. Ten Baum der Phantaſie entbildert Run des Verftandes falte Hand; Die Vlume des Gefühls verwildert, Ir Quell der Dichtung ſtockt im Sand. Un Freimund, wenn er klar will fingen, Bes er nur ahnt und Hlar nicht ficht, Ruß mit dem Mort um Ausdruck ringen, Und fimpfen mit der Sprach' um's Lied. Um wenn von Nachtigall und Mofen

Ein Frühlingshaud) jein Lied durchoringt, <o ſeufzt er, wie das laute Toſen

Tes Marktes jpurlos es verihlingt.

Welt und Himmel. 1. die Welt ift eine Lilie, eine blaue, Ein Inbegriff geheimnigvoller Dinge! Ihr Brautkelch ift die Sonn’, um die im Ringe Staubfäden-gleih Planeten ftehn zur Traue.

Fülli Tuft die Blun Ten trintt der Schmel

)

Der Himmel iſt, in Go Ein großer Brief von Der ſeine Farbe hielt Und bis an der Welt

In dieſem großen Briefe Geheimnißvolle Schrif Allein die Some iſt Glanzſiegel, das den!

Wenn nun die Nacht das Tann lij’t das Auge Nichts als nur Eine g

Gott ift die Xieb’, und | Nichts als dies Wort, Daß fein Berftand kar

303

Ich heiße auf und abgehn Mond’ und Sonnen, Ich lafi, ein Harem tanzen von Drpaden, Erren’ ihnen in den Schooß Juwel' und Perlen.

Tod eiferiüchtig halt‘ ich meine Wonnen Für mid allein; wo mir die Nymphen baden, Sehn blöde Augen Tropfen Thaus an Erlen.

An die Göttin Morgenröthe.

Schöne Göttin Morgenröthe, Teren Hauch die Wollen küßt, Tie der Schäfer mit der Flöte, Die der Hain mit Kaufen grüßt! Viebit du wie in alten Tagen Kod mit lieberglühter Bruſt Herzuigaun von seinem Wagen Rach der Erd' in jriicher Luſt? Raſche Jäger, die vor allen

Gehen auf dem irühen Pfad, Haben dir zumeiſt gefullen,

Wie man mir beridtet hat, Von dem Jäger Urione,

Von dem Jäger Wephalus,

Und zulegt von dem Tithone, Der noch inimer altern mu:. Tenn du warit ihm jo gewogen, Vom Geichid halı du's erflcht, Ta für ihn am Himmelsbogen Nie das Yeben untergeht:

Tu vergakeit cine Tugend, Schöne WBöltin, zu erflehn,

Daß ihm müſſe ew'ge Jugend Neben ew'gem Leben ſtehn.

An den Strahlen deiner nad. Iſt er altersinatt veritumpft: Und jie jagen, zur Cicade

Sei er gar nun cingelhrumpft.

: . zur I) IICLEIO Be Hell von deinen " Und Die Erde ji Göttliche, in dei (Ew'ges Yeben mir Sich’ ich weislic Doch fo lange n Währe auch die Nicht die äufre ı Um die inne fle Welche, Lieb' un‘ Schöne Göttin, j

nn

Des Strom

Sch ftürze meinen 8 Dur‘ graufe Fer Und meines Ban, Vernehmen alle 2 Daß ich ein wilde Und hege feinen | Tas mag ein jedı

n ua ar. 8

305

Den Selen, der in meiner Bahn Sid keck entgegen thürmet, ie ih mit ſtarken Armen an, Er wird hinabgefürmet;

Was Blämlein aber, das gebüidt

“uf meine Strudel niederblidt,

—AAarf ohne Scheu mich füffen. A W dämpfen wollt’ ich meinen Muth,

An ih ein Quellen fände,

—08 willig feine Mare Fluth

EU meinem Strom verbände:

Dh gäbe meinen wilden Sinn

Sehduldig ihr in Feſſeln hin,

Wind lernte fanft zu murmeln.

ÜCHE Denn du denn das Quellchen bift, Ulm wenn ich dir gefalle; So ſei mir froh als Braut gegrüßt, S; jeuh in meine Halle; ein Haus ift hochgewölbt und fühl, —X uns der Minne ſüßes Spiel Ray feinem Schatten jpielen. Wenn der wilde Schaum dich fchredt Ar meines Reiches Fläche ; Step nur herein, der Schaum bededt Rryflaline Waſſerbäche. Rein komm ich aus der Mutter Schooß, Und feine trübe Lache floß Wit meinem Strom zufammen. So Hmm und {aß mein Braujen dir, Wie ich dich liebe, jagen. omm, Braut, o fomm, und laß von mir In meinem Urn dich tragen, Ion meiner ftolzen Mannesfraft In hohem Lauf dahin gerafft zum Bett des Ozeanes.

Bidet Berte VI.

BL Und neugierg + 7) Auf die froh —8 Der du dich in Goldner Xen: Und mit vol Wie ein Kin Dir im Bed Wie dur u Frij vom | Shäumt voꝛ Jungen Lebe Kiebend nieder Senkſt du di Und der Ei Bräutlih de Haft mit Li Nicht geſchw Haft du mi Angehaucht Goldner Hi Brüder, wie d Dur die I

2

mit ſaomellerndem Getön Glas geipendet.

egggeie oh Hi Al:

Bi

f ich &

Strauch, der feinen Zweig

Nachbarzweige gattet;

Sraeqhen auf der Au,

it einem Schweſtergräschen

ein Trdpäfen Silberthau,

Gräschen auf der Au,

, dieſes Bläschen!

Bid voll ſtiller Gluth

aus holdem Auge ſtrahlet,

Regung, die mit Blut zarter Wange malet;

Quell der Himmelsluft,

Bruſt der Schönen, Guten,

leiert, unbemußt

der Frauen Bruft,

Vechers Fluthen

A

308 >

Kreife fort im Jubel, Simmelsjängling, Frühling, teauter! Lachle deinen Strahlenglang Auf uns nieder licht und Iauter! Trage deiner frohen Schaar Jauchzen durch der Erde Fernen Und auf goldnem Flugelpaar Trag' es auf zum Hochaltar Ueber Wolf’ und Sternen.

Daß das große Bateraug Liebe auf uns nieder ſchaue, Seines Segens ſchoͤnſter Hauch In die reine Bruft uns thaue! Wie in feinem Sonnenſchein Seine frohen Kinder wimmeln Lieb’ aus Himmeln mußt du fein! Denn aus Erde-MWüftenein Trägft du auf zu Himmeln.

Die Berge.

Wer bift du, Geift, der ungefehn, Do wohl von mir gefühlt, Dort Haufend hoch auf Bergeshöhn, Mit meinem Herzen fpielt?

Im Strome, der ſich niederreißt, Sprichſt du mich brauſend an, Und führſt im Sturm den trunknen Hoch aufwärts himmelan.

Im ſtolzen Fluge ſtrebt er fort, Und wie der Felſen ſteht, Wähnt er zu ſtehn am Hohen Ort In ftolger Majeftät.

39 -

Dam weht mich an ein andrer Ton, Ver ſchnell den Stolzen beugt, daß wie ein Knecht vor Königsthron & ſich zum Gtaube neigt. Hr Rieſen hebt in Himmels Reich Das ſtolze Angefiät, Die Woge bricht fi) wider euch, Und bricht euch ewig nicht. Ihr ſaht Geſchlechter auferftehn Und fpielen neben euch, Ihr faht fie drauf Hinuntergehn, Und flieht euch ewig gleich. Tas Lüften naht, das Lüftchen zieht, Rührt mit dent Odem mid: Die Blume fintt, die Fröhlich blüht, Und mit der Blum’ aud ich.

Geſtillte Sehnſucht.

m Molnen Abendſchein getauchet, u feierlich die Wälder ftehn! RT life Stimmen der Vöglein hauchet es Abendwindes leifes Wehn. 05 lispeln die Winde, die Vögelein? 35 ie lispeln die Welt in Schlunmer ein. T Wunſche, die ihr ftetd euch reget m Herzen fonder Raſt und Ruh! Sehnen, das die Bruft bemeget, Wann ruheft du, wann jchlummerft du? Beim Lispeln der Winde, der Vögelein, Ihr fehnenden Wünfche, wann ſchlaft ihr ein? 3 tommt gezogen auf Traumesflügeln ? Was weht mich an fo bang, jo hold? Es kommt gezogen von fernen Hügeln, Es lommt auf bebendem Sonnengold. Wohl lispeln die Winde, die Vogelein. Das Sehnen, das Sehnen, es ſchläft nit ein.

» D _" [1 vv WW

* Die Schmet Wie die bunten 5, Gaufelt dir auf

Mit der goldben Leichter Freuden Haſche, haſche, was Dir davon zu hi Und von ihrem | Sei dein Auge fi Aber laß fie weiter Eh’ die Schwing Und die matten, Zruurig dir im £

Un den Einı

Midtiger, der da die ! Vraufend non rom Wandle du küremı Reiß mir den flürme it dad Wemälle, dei

Jeutterlidh den Lächle mid) nod e Mutter, und enı Bette dich in ſü Schleuß die mitt Unter Schne’e | Schlummre fanft Wenn du dann mi Dig vom Schlu Wenn du aus de Biſt zum jungen Grußen meine Li Dich erſtandne wi Oder wenn das neu Dringt zu meinen Sanfte Mutter, m Du mir au im Dir, du wandellof Ruh' ich fill im ı

313

BEE ii doch das Brunnlein fein, Bpudelnd aus fühlen Grunde rein, Dehend durch grünes Ufergeſchicht,

Spig rinnen und raften nicht. EIER DU ich doch das Bäumlein fein, Die Wurzel geſtreckt in's Ufer hinein, Die Zweige wiegend im Himmelslicht, Sig blühen und welken nicht. MH ich doch das Böglein fein Urf den Zweigen im Sonnenſchein, DU Etimmlein tönend zum Himmel gericht, Enig tönen und ſchweigen nicht.

Der Regenbogen.

© der Regenbogen fteht, tet ein golden Schüſſelein; Der bi dort hinüber geht, —* es fiehen blank und rein. „m Shüßlein eingejchentet Stcht ein goldner Himmelswein ; daraus nach Luft fi träntet, hie un dann nimmer durftig fein. ** dorten früh und ſpät M ich nach dem Schein gegangen; . er auf der Erde fteht, Mer konnt’ ih bingelangen. * konm' ich hingelangen, Und fi ſchenkt der goldne Wein; * der Durſt in mir, noch lange XD er nicht geftillet fein.

814

Die Ephemeren.

Wir geflügelten Poeten, Zahlet nur nicht einzeln jeden, Nur im Dutzend gelten wir; Wir beſcheidnen Eintagsfliegen, Euch zu kurzer Luft gemacht, Morgens aus dem RNichts entfliegen, Und verſunken vor der Nacht.

O wie iſt's ein eitles Streben, Wie ein thörichtes Bemühn, Rah dem Tode fortzuleben, Ueber Gräbern fortzubläßn. (ng ift unſre Bahn gemeffen, Leicht verweht ift unire Spur, Morgen find wir ſchon vergeffen, Lobt uns Heut’ ein wenig nur!

Unjre Luft ift, euch zu dienen, Nehmt es nur nicht zu genau; Denn, was fern euch Bold gefchienen, Wird euch nah zu dunkelblau. Seht uns gaukeln, ſeht uns fächeln, Fleiß und Kunft wird nicht geichont ; Wollt nur wohlgefällig Lächeln, Und wir ſterben hochbelohnt.

Untens.

Der Nie)’, aus ird'ſchem Grund geboren, Dem, wie fein Fuß rührt erdenwärts, Neu wählt die Kraft, die er verloren, Der ungeheure Rieſ' if Schmerz: Heralles, wenn du ihn willſt zwingen, Bergeblich if, ihn niederringen.

315

Du mußt von feiner Mutter Hüfte, Deraus er flet8 nimmt neue Kraft, Ihn aufwärts heben in die Lüfte, Vo du erſtarkſt, und er erichlafft, Dort mit emporgewandten Bliden In Simmelsäther ihn erfliden.

Die goldne Zeit.

Die goldne Zeit ift nicht entſchwunden, enn fie ift ewig neu und jung; wird des Goldes gnug gefunden, x ihr dazu nur Luft genung. Mr Himmel ftehn die goldnen Sterne, nd tönen all die Nacht entlang, ft der Menſch von ihnen lerne goldnen Zitter goldnen Klang. ſchäumt aus voller Bruſt der Erde Der Wein auf, der euch golden winkt, Den ihr, damit er goldner werde, EN Veim Feſt aus goldnen Bechern trinft. sh zu dem goldenften der Bande Webt ih der Liebſten golones Haar, Und zwiſchen durch mit goldnem Brande Sluht ihrer Augen Sonnenpaar. So laßt das Weh, das euch betroffen, Und ſeid zu neuer Luſt bereit; Erbauet aus den goldnen Stoffen Sich jeder ſeine goldne Zeit!

86 > - Ah, wie ift der Menſch zerbrechlich,

AH, wie flüchtig unausipregliä

Eilt die Zeit, und nimmt ihn mit. Was einmal bat angefangen,

Muß auch gleich jein End’ erlangen, Und zum Ziel eilt jeder Schritt.

O du Triebrad morſcher Kräfte, Springwert ſchnell verraufchter Säfte, Worin findeft du Belland ? Ewigkeiten, Herz, durchmeſſen Willſt du, kannſt doch nicht vergeſſen, Daß dein Blut iſt Stundenſand.

Daß dich dieſer Troft erquicke,

Herz, daß es giebt Augenblicke, Wie vom Himmelsblitz erheitert, Zur Unendlichkeit erweitert,

Und das All fi ſenkt in dich.

Wie mit endlich krankem Leibe Das Geſchlecht in Mann und Weibe Sid zum Werk der Zeugung eint; Kann das Leben jelbft nicht währen, Kann es doch ſich neu gebären,

Daß unendlid es erideint:

So vom Himmel fält der Geifter Seugungsfunten, Xiebe beißt er, Zündend in der Seele Schooß;

Und aus ihrer engen Schrante Ringt ein Wunder, der Gedanke, Kind der Gmigfeit, ji) los.

317

drendes und Eigenes.

Kanu doch Alles ſelbſt nicht hören,

Ues ſelbſt doch ſehen nicht,

Wie die Welt in weiten Chören dich ſteht und zu dir ſpricht; was du hoͤreſt, ſeheſt,

daß du's recht verficheft. iwelt Kat viel taufend Augen,

die Borwelt noch viel mehr, vereint zu mandem taugen, Bas für zweie ift zu ſchwer.

Der wird flets das Befte miffen, Ber nicht borgt, was andre willen.

Mer Geifter Aug’ und Ohren

Sein Organe deinem Geiſt; ‚daß er nicht wird zum Thoren, der Wirbel ihn umkreiſt;

Sorge, daß die fremde Mafie Ibm die eigne Herrſchaft lafſe.

es gres

* Heratles Nuſageites.

Na Deraties Muſageies, Br’ die Stimme des Gebetes, ie aus deinem Dichter ruft: Tilge doch die Ungeheuer, ie hier noch in Qualm und Feuer x Wohnen in des Buſens Gruft. Ode ſiegreich die Ghimären, Die vom Herzensblut fi nähren, einige den Stall vom Mift! Scheuch Harpyen mit der Leier, Und triff des Titanen Geier, Der die ew'ge Reber frikt.

4: Und immer vormäı 1 Kam ich dem Schi Und ſah ihn imme Art einmal mie ! Muß ih danad m Tod blinkt mich's Wie bin ich denn ı Und bab’ es doch Es muß im Tram

2 Ter MWorgen- und ;

Zi Üchn am Bi Sodald der em’

®% immelsnaß.

nr mir gelannt ent u Namen hau! edeſt DU mid jchlau,

Unterlab-

di Blum am Unger ipriät: O erm

Und wobeft mir ein glä:

3 folgt’ in Zuverficht;

Und num zerteimmerft du

Die kurze Tauſchung, und mein Barum hat mid) in’ Leben

Berufen dein Gebot,

Wenn du dafür nur geben

Mir willſt den bittern Zob!

Rommt, laßt und Magen mit bereintem Ein Blatt, ein Menfehenherz, ein Bl Thau, Windesipiel, Lit, das vom Die ihr uns habt in ungetreuem Bund vernichtet in den Grund! Treu if allein dein Schooß.

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| 4.

Yang Rieg ich in mein eignes Gerz hinab, Und abgetheilt ic fand es in zwei Kammern, Die eine hell, die andre wie ein Grab,

In einer Luft und in der andern Jammern.

Bis auf der Welt mir lieb und theureß war, Saß in der einen Kammer dort Vereine; Und als ich überzähft die ganze Schaar, Sand ich viel weniger als ich gemeinet.

Rai lieb und theures je der Tod mir ftahl, Gap in der andern Kammer dort verbunden; Und als ich überjchägt auch dieſe Zahl,

Hat’ ih viel mehr, als ich gedacht, gefunden.

Und aus der Kammer der Lebendigen Hinſcheiden jah ich eines nad) dem andern

Jar Rammer der im Tod beftändigen, Und feines je zurück zu jener wandern. Ich irach: Wenn jo das Wandern dauern jſoll, itd jme Kammer bald ſich völlig leeren; Und wird deßwegen dieſe werben voll or all den eingezognen Schattenheeren?

Kurze und lange Weile.

Of Tannen die Stunden mir ſchnelle, Be im Bache die Welle,

Und mir ward feine Luſt zu Theil. ft jogen fie langſam leiſe

SIG wie im See die Kreiie,

Und ih fühlte nicht Langeweil':

Cs mar ein Vorgeſchmack der Emigfeit, In velcher Stille fteht die Zeit.

Mir Werte yıj, 2

323

der bald mit bald ohne Flügel Uer Stadt und Land mich lieh Fegen, bis ein Thurm, ein Hügel, %n den Zub mid; wedend ftieß. wie lönnt’ ein Traum erdichten, Bes nicht wär’ im Weltenraum? Nur Bergefines mir berichten Um das Rünft’ge kann der Traum. ich min im Traum geflogen, hoffen ſollt' ich nicht, 08 ich einft, dem Leib entzogen, er fliegen werd’ im Licht!

Das Undenkbare.

ri als denfen kann id) mir, ®. ein Frühling wieder grüne, St. N der Winter auf der Bühne Un, bt in feiner ftarren Zier. Daich denken kann ich mir, pn in Winter ſich erfühne Dukbrechen dieſe Grüne, Ar, © ih webt im Lenzrevier. ann der Menſch nicht denken ens Tod und Tods Belebung, O4 darin den Geift verjenken Y Erhebung und Ergebung.

Sr, Gefühl des Dafeins.

N dag man lebe, fondern wie,

ft Mannes würd’ges Streben.

Solang mir Leben Gott verlieh, Will ich’3 lebendig leben.

Tauſche dich kein nen Verſohnen! Denn ihm folgt ein neu Berhöohnen. Reinem je gebrocdhnen Schwur Trau’, als dem des Frühlings nur;

Der, wie oft er treulos flichet, Schöner gleich in's Gerz dir ziehet, Immer jung und immer neu, Simmer reizend ungetreu.

Roen, Lilien und Relten Siehft du blühen und vermwelfen ; Liebe nicht den Einzelglang, Sondern nur den ganzen Kranz!

Heil dir, wenn, der Lieb’ enihoben, Die dir Ketten einft gewoben,

Nur der Kranz dein Haupt umſchwel Den die Schöpfung ewig webt.

Iraumfing.

Daß ih einmal konnte fliegen, Eh’ ih ſank in diefen Raum, Davon hat wie könnt’ er triegen? - Mich belehret mancher Traum;

328

der bald mit bald ohne Flugel User Stadt und Land mic lieh Fliegen, bis ein Thurm, ein Hügel, In den Fuß mich wedend ſtieß. Im wie könnt’ ein Traum erbichten, Bas nicht wär’ im Weltenraum? Kar Bergefines mir berichten Und das Künft’ge kann der Traum. % ih nun im Traum geflogen, Barım hoffen ſollt' ich nicht, La} ih einft, dem Leib entzogen, Vieder fliegen werd’ im Licht!

Das Undenkbare.

Vena denken kann ich mir, a ein Frühling wieder grüne, Ann der Winter auf der Bühne

unt teht in feiner ſtarren Zier.

—* nicht denken kann ich mir, a Q ein Winter ſich erfühne I Ubregen diefe Grüne,

N Le fi webt im Lenzrevier.

D fann der Menſch nicht denken Veben⸗ Tod und Tods Belebung, oh darin den Geiſt verſenken ur Erhebung und ÜErgebung.

Gefühl des Daſeins.

Ni dab man lebe, fondern wie, IR Mannes mwürd’ges Streben. Solang mir Leben Gott verlieh, Will ich's lebendig leben.

4 m

hier in die Vergangenheit, rt in die Zufunjt ſchwärmen; Augenblid die Ewigkeit iehen ohne Härmen. du im Nichts dich tauchen ein, ;g deinen Durft es fühlen; ch jhmäßlich iſt es, da zu fein Id nicht fein Daſein fühlen.

licht in allen Finfterniffen.

les, was da ift, zu willen,

Und warum es if, dazu, r Licht in allen Finfterniffen, Erigfeit in jedem Ru * Zu erfpähn, diſt du befliffen, N} Be

Menftpengeift! wo endeft bu! Ihmer dehnt der Raum fid breiter, MWie fh aufthut Thor um Thor, Und die Grenzen rüden weiter, Wie du weiter rüdeft vor;

Neue Sprofien an'der Leiter - Wadjien, wo du klimmſt empor. u

ee rüthjelhafte Waffe,

Mar-verhüft wie ein Gedicht,

Liebet, daß fie fehen Iaffe

Iederm anderes Geſicht;

Eben weil ich fo fie faffe,

Kannſt du jo fie jaſſen nicht.

it der Formel magit du bannen,

Die du felber ausgedacht,

Aber die fie nicht erfannen,

Für die iR fie nicht gemadt;

Ind jowie du gehft vom dannen,

5ind wir wieder in der Nacht. P

Ich will auf der heitern wielen ſehn.

Dy Bewöltung- yon Wolfen wogt det Himmel, vch die Sonne prangt geigmüdt, EI, je dos Drängende Gewimmel —>y. it dem Stra ei Seite drüdt. ins nur ein bleicher Schatten,

er dent Qufttreis überläuft, odh das Kihtaug macht ermatten, seit er dicht davor ſich häuft. aut jchweren gümmernifien Dingt Id ipt der © ift hervor, jeg dann wird entrifien

xummerd Nebelflor.

336 4

Gott gebe mir eine fanfte Ruh Auf aM’ das vergebliche Regen, Daß die, Sinne fi ſchließen zu Und die Wünfche fich legen.

Gott gebe mir einen holden Traum Für unfrudtbares Wachen, Zu fehn des Paradiefes Baum - Ohn' umringelnden Drachen.

Auf Erden locket dich keine Frucht, Die nicht Gift hat im Kerne. Die Sonn’ am Tag iſt ſtets auf der j Und in der Nat die Sterne.

Der Himmel in ewigem Zauberbaum Dreht mit uns fh im Kreiſe, Und nur ein Wahn ung bringen fann An's Ende der endlojen Reife.

Mittler der beiden Welten, komm Auf Schlummermwogen gegangen, Traumpgott, löſe die Seele vom Hangen, Zangen und Bangen!

Glofie.

„Sci hochbeſeligt, oder leide;

Tas Herz bedarf ein zweites H Getbeilte Freud' IR Doppelt Fr Setheilter Schmerz iR halber

Erbalte mir den offnen Sinn, O Himmelsluft, dein Wehn zu |pü Die Welt zu fühlen, ift Gewinn, Mag fie dich fanft, di) rauh berül Mer fih in ſtolzer Ruh begräbt, Sein dumpfes Glück ich nicht bene Mein Herz, das mit der Schöpfun Sei hochbefeligt oder leide.

897 4

Der wird des Gelbgefühls entbehren, Ber Talt des Mitgefühls entbehrt; Bie ih ein Feuer muß verzehren, Des nicht das jpröde Holz verzehrt. Geh’, Schmetterling der Liebe, fauge Ins jeder Ylume ſüßen Schmerz! Das Uuge ſucht ein andres Auge, Das Herz bedarf ein zweites Herz. Die Halft’ empfindet nur fi) ganz, Die in der andern fi empfindet; Aswie in ihres Spiegel Glanz Die Schönheit erft fich jelber findet. Der Geiz hält feinen Schaf in Hut, Daß er ihn theilend nicht vergeube; Toh anders theilt fi) Herzensgut: Geipeilte Freud’ ift doppelt Freude. Geheimniß, das mit ihren Zahlen Richt faffen kann die Rechenkunſt, Das Liebe fiehet widerftrahlen Aus holder Blicke ſchöner Brunft! Sie theilt ihr Glüd, es wird nicht minder, Und ihren Scherz, es wächſt der Scherz; Sie tgeilt ihr Weh, und es wird linder: Betpeilter Schmerz ift halber Schmerz. Getheilier Echmerz ift halber nicht, Aufheben fich getheilte Cualen; Us wie fi) aufwiegt ein Gewidt, Tas man vertheilt in beide Schalen. Das Herz nur braucht ein zweites Herz, Alswie zween Eimer braucht ein Bronnen. Betheilter Schmerz ift nicht mehr Schmerz, Betheilte Monnen nur find Wonnen. em ift das tiefe Wort entllungen, Das auf und ab hier wiegt mein Reim? Hat er der Erde fih entſchwungen Und ift im Himmel ſchon daheim,

sas +

Und horcht aus ew'gem Wohngebäude Der Harmonie dem Liederiherg ?: Betheilte Freud' tft ganze Freude, Getheilter Schmerz gebeilter Schmerz. Und wenn nun längſt geheilt der Schmerz, Den mit der Welt ich ſelbſt getheilet, So ſei ein ſchmerzbewegtes Herz Von dieſem Nachklang noch geheilet; Hell ton' es fort von Bruſt gu Bruſt, Aus Erdennacht empor zur Sonne: Getheilter Schmerz if halbe Luft, Getheilte Luft ift ganze Wonne. Bon wo die Sonne fleigt empor, Bis wo fie finkt in’s Yluthenbette, Ging’ aller Erde Singerdhor Mit meinem Bruftton um die Wette: Das Herz bedarf ein zweites Herz, Sei hochbeſeligt oder leide, Setheilter Schmerz ift halber Schmerz, Getheilte Freud’ ift Doppelt Freude.

Nachgenuß.

Genieß am ſchönen Tage, Was noch der Herbſt dir ſchenkt! Schon ruht im Sarkophage Das Leben halb verſenkt.

Sieh, wie um blaſſe Mienen Noch ſpielt der Sonne Glanz! Wie duftet feucht auf ihnen Der rothe Blätterkranz.

Laß küſſen dich den warmen, Den heimlich kalten Hauch, Der Loft, und ohn' Erbarmen Die Blätter nimmt vom Strauch.

329 3 -—

In) wenn die Vögel alle Ehon find entflohn der Flur, So preile du mit Schalle Wein noch die Natur.

Sie gingen von den Fluren,

Sobald Genuß gebrad.

du aber gehſt den Spuren

Koch des Genofinen nad.

Ir Hatternden Genoſſen

Seid doch beſchämt von mir;

Wo Neues nicht will ſproſſen,

Vergeſſet Altes ihr.

Doch ich will unverdroſſen, Wo ich getrunken Wein, Moch ſchlürfen; denn genoſſen Will auch die Hefe ſein.

Fatır, dein voller Becher

Sat niemals bittern Tran;

Noch ſüßer ift, nur ſchwächer,

Was auf den Boden ſank.

S wird mich nicht berauſchen Wie Frühlingswonneſchaum; Und wenn ich ſollte tauſchen, So würd' ich tauſchen kaum,

SE um tauſchen diefe Wehmuth Des Herbftes in der Bruft Und die begnügte Demuth Mit unzufriepner Luft.

Ich hoffe nicht, noch bange, Und fanft bewegt mich's doch; Nicht wünſch' ich, noch verlange, Und Ruh nur fühl’ ich noch.

Mit heiterem Entfagen Seh' ich die Freuden gehn, In's Antlig ohne Zagen Will ich der lebten fehn.

380

Als mir am Himmelöäbogen Des Fruhlings Sonne flieg, Ging hoch mein Herz in Woger Und pochte folgen Sieg.

Und wie empor von Zeichen Zu Zeichen fie gelämpft,

War nie der Muth im Weiden, Und nie die Gluth gedämpft.

Und wie ein Brunnen quillet Und ſchwillt in vollem Drang, Quoll über ungeftillet Mein ſchwellender Belang.

IH wollte mit den Fluthen Befeuchten dürren Sand,

Mit den geihmolznen Bluthen Durchglühn gefrormes Land.

Mit Frühling und der Sonne Schloß ih den heilfgen Bund, Daß auf in liter Wonne Soll gehn das Erdenrund.

Mit jedem ftillen Triebe Der Knoſp' hab’ ich geſtrebt, Und jedes Web der Liebe Der Roſe durchgelebt;

Gebrütet mit den Tauben, Geihmwärmt im Bienenſchwarm, Gelodht mit Purpurtrauben, Vom Raujh der Sonne warm;

Gezittert im Gewitter Mit jedem ſchwanken Halm, Getriefet nit dem Schnitter Im fommerliden Qualm:

Bis bleihen oder bräunen Ich jah den Farbenglanz,

Und dreſchen in den Scheunen Des Jahres Aehrenkranz.

_. 331 37

gie wage werben NT er wird der Tag,

gi Scheunen immer matt, up {egrer eis ver dee

—t 389 4

Die Raupe hat neiponnen, Und mein Gemüth fich jehnt, Wie fih im Strahl der Gonnen Das Mottenfänchen dehnt.

Vom letzten Gerit.

Es figen die Böjen und die Frommen An einer Tafel, deren Licht

In Sonn’ und Mond ift angeglommen, Und deren Kränze der Frühling flicht. Bon Düften ift fie ganz umſchwommen, Und von aller Gerichte Gewicht

Hit jo die Tafel eingenommen,

Daß fie fi) biegt, und nur nicht bricht. Die ſchlechten Schwachen figen beklommen, Die guten Starken voll Zuverſicht;

Alle harren auf was da ſoll kommen, Was man ihnen zum Schluß verſpricht. Wer ſich am erſten Gericht übernommen, Dem iſt bange vor'm letzten Gericht, Das nur dem wird wohlbekommen,

Der fich noch ſatt gegeſſen nicht.

Ausfichten.

Die Menſchen immer dorthin ſchaun, Wo erſt ein Schlag gefallen, Und meinen, wenn fie nur dort vorbaur So fein fie ſicher vor allen ; Da wolkengleich doch wechſelt Gefahr, Wie die Gewitter in einen Yahr Richt eine Straße mwallen. -

8983 3—

Ihr Ihant beforgt nach dem Süden zu, Beil ſchwül es von dort euch geworben, Und feid vor'm Norden in guter Ruh, Doch blaſt es alt aus dem Norden.

&s if ein kühler erfriſchender Hauch. 3a, hüte dich, thorheitblühender Strauch, Tein kühler Freund wird dich morden.

Bleib anf Erden.

Weib auf Erden! Um dich zu wärmen Kommt hernieder der Sonnenftrahl;

Laß die andern in Lüften ſchwärmen, Eder Himmen auf Bergen fahl!

Sie nicht werden die Sonn’ erfliegen, Und je weiter fie aufwärts fliegen, Finden fies kälter allzumal.

Schauen und Glauben reicht in die Ferne; Wer's will greifen, begreift es nidt. Wenn du naheft dem hellen Sterne,

Eo verfchwindet fein Zauberlidt.

Selber die Sonn’ ift ſchwarz dem Weiſen, Und die himmliſchen Lichter kreiſen

Rur in göttlichen Traumgefidt.

Voridrift.

Ber fröhlich fein will die halbe Stunde, Halt’ eine brennende Bfeif’ im Munde. Ver fröhlich fein will den halben Tag, Grwart’ auf den Abend ein Trinkgelag. Ber fröhlich fein will die ganze Wochen, Lafl’ täglich fich feine Leibſpeiſe kochen.

Reminie 1.

Immer wollt id) Wann id font Und von jeden Muft' ich weit Wann es zug Mir juft eben

Alſo muß ih beb Daß es mit de Run zu Ende | Weil zum erfte bier im Jamm Mir's an zu ge

2 Wir iſt. nachdem ich As hab’ id) fon Einmal zuvor den Und Hätt” ig dran Ni an mir felbj

335

Belt: und Lehrgebäube.

6 Find die Dinge diefer Welt fr uniern Geiſt geſchaffen, Ein Etofj, der ewig wiederhält gar Stumpfung ſcharfer Waffen, Golz, das ſich ſteis zuſammenſtellt Ja dut und Zelt, Und fetg zerfällt, daß nie die Händ’ erſchlaffen. Die des Meifters Meiſterſchaft I Schemen und Syftemen kelt jedes Ding, fo muß der Haft ich jedes Ding bequemen. Pe Dinge haben auch die Kraft RN | d Eigenſchaft, N jeder Stellung gut ſich auszunehmen. Die zu feinem Hausverbrauch . fich'z zurecht geſchoben, Sp. Einer, daß jein Nachbar aud x 5. fol den Haushalt loben. Sn wärmt fen Teuer, doch den Raud I It Windeshauch Dr, TU andern zu, indeß die Gluth zerftoben. lobe jeder jeinen Yund, ıı Drein er fi) gefunden, I Un lafj’ es, daß ein andrer Bund > anders hat verbunden. alle ſtehn auf gleichem Grund: Te Welt iſt rund, Run, CD wird fi) jedem zum Gefidtsfreis runden. Io if die Welt; wie man fie ftellt, D wird die Kugel fteben. Lens auf den Beinen nicht gefällt, ag auf dem Kopfe gehen. 05 Unten fteigt, das Oben fällt, dem man's hält; und ift die Welt und läßt fi) rundum drehen.

D

Der Conder.

Ohne Ballaft mag das Schifflein rät wich Aber überlaftet wird es finken.

Alfo zum Bedarf des Geiftes ſollſt bu reg Wieviel effen muß der Leib und trinken. Selbft der Condor, Rieſencherub unter BB: Wenn er fi zu gierig

Sättigt, hebt fich Ichwierig

Auf den breiten Flügeln.

Alſo lerne die Begierde zägeln.

Lebensſsmelodie.

„Etwas wünſchen und verlangen,

Etwas hoffen muß da8 Herz;“

Aber ohne Zweifelsbangen,

Aber ohne Sehnſuchtſchmerz.

Ueber deine Lebenspfade

Trage dich ein Hauch der Gnade,

Dich enthebend allen Mühn,

Nicht den Freuden, die inzwildgen | Hinter Wochen, hinter Tagen,

Sollit du eine Hoffnung jehn,

Der du freudig, ohne Jagen,

Ruhig magft entgegen gehn.

lleber deine Lebenspfade

Trage di ein Hauch der Gnade,

Dich enthebend allen Mühn,

Nicht den Freuden, die inzwijchen bi Aus der Zeiten Hintergrunde

Leuchte dir ein folches Licht,

Das verfläre jede Stunde,

Aber fie verſchlinge nicht.

337

Über deine Lebenspfade Inge dich ein Hauch der Gnade, Dig enthebend allen Mühn, Kit den Freuden, die inzwiſchen blühn. dei des Baumes Früplingsblüthen Bunſche nicht des Herbſtes Frucht; Dog dir mag's die Frucht vergliten, Bern die Blüthe nahm die Flucht. Ueber deine Lebenspfade Trage dich ein Hauch der Gnade, wis enthebend allen Mühn, na den Freuden, die inzwiſchen blühn. Wir es als Knaben machten, Strige zeichnend an die Wand Fur die Tage vor Weihnachten; bi freut uns, der da ſchwand. oe deine Lebenspfade Tage dich ein Hauch der Gnade, Kr enthebend allen Mühn, de „ot den Freuden, die inzwiſchen blühn. NR Stridlein, das wir wiſchen, Dom uns nah den Hoffnungsftern; nn erfrifchen wir inzwilchen e an Birn' und Apfel gern. X deine Lebenspfade OR ge dich’ein Hauch der Gnade, aba) enthebend allen Miühn, er den Freuden, die inzwiſchen blühn.

Unbelümmert.

Viel zu lang um allerlei Hab’ ih mich bekümmert, Was mid nun läßt jorgenfrei, Ob es Hält, ob trümmert.

gay Baıte yız,

22

Weil ned bält vat es dir kre Wal neh Bu Pnude fi

Frage nicht, was Morgen will Unfer iR der Lab’ und den

39 +

SM genug hab’ ich gelogen, Wi war verliebt und jung, Acthuſtebmen lichte Wogen Lang’ noch in der Dämmerung; Ale leuchtet fort im Duntel Lichtgeſattigt ein Karfuntel. IM Hemeros Blind geweſen, Der die Welt jo klar geſchaut, Daß wir fehen, was wir leſen, Und ein Bild ift jeder Laut? Ja, weil er daS Licht verloren, nat er’s aus fidh jelbft geboren. * Glanzwelt ging in Splitter, 8 d du machſt fie nie mehr ganz? abi in jedem einzlen Flitter Pl, du auch der Krone Glanz. Ufxig war im großen Liede, Um Heinften Weltenfriede!

2 fe Lebensfiuät. ein Leben dieſes Leben der eine Todesqual? it den Tag des Scheidens eben Span net man zur Lebenszahl. var = m das Scheiden ift ein Sterben, Zope, wo das Leben ift? ES um Abichied nur zu werben, icht des armen Lebens Frifl. ER: du Hlideft in die Runde, Was dein Aug’ ergreifen mag, Jeder Tag ift, jede Stunde, Scheideſtund' und Abſchiedstag. gs im vorBbereilen, Du auch im vorübergehn, Was du bitteft zu verweilen, Ro du möhteht Hille ftehn.

30

Frühling, Sieh’ und Jugend ſchuchen, Und die Freuden flattern welt. Wilſſt nit einfam gehn, o Zeben, Halte nur mit ihnen Schriit!

Laß es fliegen, laß es rauſchen! Haſche jeden flucht'gen Gruß,

Den die Welt mit dir will taufdhen, Eh' fie dich verlaſſen muß.

Und erwiebre ſchoͤn ihr Grüßen, Laß fie ohne Trof nicht gehe! Emw’gen Abſchied zu verfühen, Sing von ew’gem Wiederfehn.

Berwärts.

Wie flug mein Herz entgegen Dem unbelannten Glüd!

Ich ſchaut' auf aflen Wegen Nur vorwärts, nie zurid. Tort vorwärts muß es Itegen, Wonach das Herz mid treibt: Ich will im Eturm erfliegen,

Ras mir dann ewig bleibt. Und wen ich an den Side Mich icgo laben will,

Sau‘ ich zuräde,

Un) der Grürmerumg, Tu Erger fe. die Excemem, Re frech iM war un» jume-

+ Sl

Wir engen Raum, wie weiten Die Scenen ſchlofſen ein! Des Raums Unendlichkeiten Emd mir dagegen Klein.

Wie lang, wie kurz ich ſaumte

Eile mit Weile.

Alle triebeft du zu ſchnelle And kamſt freilich von der Gtelle, 7 befier wär’s geblieben, 8 Ateen du's gemach getrieben. Ya en’ es endlich langſam treiben, La Arrgfam denten, langjam ſchreiben, 2, Slam efien, langfam trinten, vor allem langſam leben, 2. ıt den Schatten, die dir winlen, &iamer entgegenfchmweben !

a Der Bollmond.

x Vollmond ift die volle Schaale, te von den Göttern bei dem Mahle ird neltarleer getrunfen;

And iſt das goldne Naß entfeuchtet, Das die kryſtallne bat durchleuchtet, Er Scheint fie in Nacht verfunfen. Ann füllt die Götterſchenkin, Sonne, Almählig mit dem Lebensbronne Die dunkle Schaale wieder; Und wieder zecht ein durft’ger Orden Unfterblier an vollen Borden Beim Schall der Himmelßlieder.

Wenn ich den leere Abm neu zu füllen Nicht brauden vi⸗

25353752 Fe: BE lerkäfe IHR 7

34

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Nur fei ein Spiel Und Vorbereitung Auf andres Ziel;

Ob die Verbreitung Ein Zumads nur, Set Weiterſchreitung Auf Rebenfpur.

Dod brachte Wirrung

Mir diefes nie,

Denn holde Irrung I Voeſie.

Daß fie dir ihn h Tie fi ſelbſt nicht ı Müſſen recht unlet Tu erireue dich be Auch an deinem 1 Richt allein die Eigen Mag im Spiegel | Gern aud dringt i Selbſtbewußtſein m Temuth felber kann ı Sold ein eitles S Wenn es einem zei Die man gar zu g Und da jeder Menſch Augen jeine Seele Willſt du nicht die Sehn vom Gpiegel Fürchten mag, daß er Augen feine Seele Wer fein Auge vor Glas ſcheinheilig ni Nur die Froͤmmling' Schlagen in die Er

835 +

Se einſt Suwarow im Felde . Ch zerſchlagen ſolches Glas, Bal er ein fo frommer Helde, Und fo von Antlig was.

Die Geifterfeßer.

die Gehalt iſt fur's Auge gemadtt; Doch nicht geſehn bios, fie wird auch gedacht. ©’ ich ein Liedchen fchreibe, tt mir entgegen feine Geſtalt Rit Anmuthsgewalt. wie ich's an ſchönem Weibe Gefehn Hab’ oder an Blüthengerank, Dog chen fo jhwebend, leicht und ſchlank. nn vor'm Auge nun des Geiftes So berlörpert Stehen Lie dergeiſter jelbft, beweift es 3 cht für's Beifterjehen ? eder nach ſeiner Eigenſchaft, & feines Geiftes Schefraft Lebt Geiſter, befleidet oder nadte, “dr leibhaft oder geifterhait, N Abſtrakter fieht abſtrakte, an Abgeſchmackter abgeſchmackte, Vertrakter vertrakte.

Befitnahme im Flug.

Soniı Plägchen unterm Wandern Dab’ ich reigende gefehn, Einem ſchwerer als dem andern Ward es mir vorbeizugehn.

va IT

ich dei jedem jragen. I yier gun mißt wohnen jet? J te mit Behagen

nd ih de gti in mande Siede veb ich oufgerihtet, b aſaeberi.

47

Eins und Alles.

Jeder Venſch lann fi) als ganzen Ion, Dam —— men, un nzen Rus er nur allein ſich finden. Smoüfgen mehrern Gtanbesgleichen Bird die Herrſchaft fich zerſchlagen; DSodh ob allen Schoͤpfungsreichen nl In a Krone tragen. er mehreren zeriplittert, zweien jchon entzweit, Kron’ und unzerflittert Bra ai di nur die Einfamteit. , Selbſtſucht nenne fi zZ teies, was aus vielen fleinen Pe will ein großes Ich, Xe ein Meer aus Tropfen, einen. Fan fühleſt dieſes Ach, XR Hlſt du auch, daß du's nicht bift, an. in daS verlierft du did, Slches Eins und Alles ift.

* Herruſpiel.

Ma hab’ ich's an mir ſelbſt erfahren, rm die Fürften und die Herrn eriäwenden an dem Einen gern, N as fie am Andern paren. >) hab’ es an mir felbft erfahren, arum die Herrin aller Her, Des Blüdes Böttin, auch fo gern “a Verſchwenden mag wie jparen. Txıringt von ganzen Bettlerfchaaren, Halt’ ih fie mir vom Leibe fern, Und gebe viel und gebe gern Rur Einem, grau von Kaaren.

Geſchwindl die Sonne ſcheint vorm Thor, Geſchwind her aus den Mauern! Schon ſchiebt ſich dort die Wolfe vor, Es wird nicht lange dauern.

Wo bright ein Freudenblich hervor,

Da mußt du ihn erlauern;

Ver hier den Augenblid verlor,

Der wird im Gram verjauern.

Doch wer den Sonnenblid beſchwot, Im Herzen ihm zu dauern,

Wann ihn verſchlang der Woltenflor, Der werd ihn nicht betrauern.

Improvifirt 2. Juni 1837.

Von dem Himmel fällt ein Strahl, Der mein Herz entzindet, Und es ift nicht feine Wahl, Daß es dich verfitndet.

Dich verkünden im der Nacht Mond und Wandelfterne,

Und der Gonne Wlorgenpradt Wie that id’ nicht gerne?

349

derh die Flur ging Hand in Hand Liebe mit dem Lenze, Omen pflädt er ihr, fie wand Ns den Blumen Stränge. IR: Kränze gab fie mir, Kofen, Lilien, Nellen, Und das Lebenswaſſer hier Laßt fie nicht verwelfen. Ale Kränze theil’ ich aus, Einem jeden Grabe, Leder Wiege, jedem Haus, Jedem Wanderftabe. Eine fol des Baterlands Dohe Scheitel zieren; len Edlen ihren Kranz, Und der Menſchheit ihren! Se hab' ich ausgetheilt, Die von Erden ſtammen, Doch zum Himmel aufwärts eilt Einer in den Flammen. er dem flanımenden Altar, Der da ift mein Leben, Bring’ ich dir das Opfer dar, Bas du mir gegeben. Dy nicht ih, und du nicht du, Ich bin du geworden, Meine Seele deiner zu Strömt ſich in Alkorden.

Zwiſchen Erd’ und Himmel.

er Simmel ift fo blau, jo grün die Erde, So reizende Geberde

Seh' ich die beiden tragen,

Daß ich nicht weiß in dieſen ſchönen Tagen, Wo Gott erneut ſein ſchöpferiſches Werde, Ob nieder oder auf ich ſoll die Augen ſchlagen.

J

Die verſchön

Wie ſchön iſt me Und wird nur Die Quellkryſt Die grunfmaro Der dämmernd Das weite dufi Wie jhön iſt ı Ich wünichte fd

Und was id da ı Bei Fruͤh⸗ und Bon deiner Eu Den ſuß erneui Bergefl’ ih nin Und Lieder, & Rei) an Juwe Verſtreut' ich, n Im weiten duft

Und überall die Esh’ ih man MR

am gibt > ‚oft vom und wire Me Se Ga mi Zn Som, ud ig lehnen Beau

su Und hebe täglich Den ih nod nid Mein Reich ift eng, Es Hat, mit Luſt Bom Himmel, zu Bon innen fih a

Die vierte

Heut las id} ein tar Darin hat mir vor Die vierte Bitte gefı Die war gedolmeijſch Tägliches Butterbrot Ein wahrhaft Hnbfie Nicht übel thäten Auch mein Kindlein, | Tägliches Zuckerbroti Und iſt's nicht fo mi Wenn wir hintreten Und beten

A vos weite Richt au nah und nicht zu weil rin ig mic bene Ira Ya Eirofen lautem Drant Bin ic zu blöde, Abe ann Shwmt Hang ag is in der Dede.

—* ——— ——— mid zu tauden-

Berjätedent Bahuen- 38x

Die möggtet ger in allen Breiten Une Bet mit Gifen Hberbeit Als, sögnell Dehber Yin wu gleiten ein Säif auf erschien T aber mdchr in allen Weiten Sur Belt mit cheden ‚u \ämdden, Sn ne NS üerat nad Ruf zu piüden.

Spiel.

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Die Jahreszeit

Wenn, nad int Götter gehn Mifgen fich Alte ſonſi gei

Denn es jiemet Jeder ihre G Daß die bt Sid der Erd

Aud) bei uns if Sole Yahız Winterſturm Hagelt zur E

3M’5 ein deichen Auch auf Erd Run fo gehn Richt auf weis

Und nicht mit d Wollen fie fid

Daun ou

+ 35

Biserruf.

Beg mit euerm Heidenthume! Unfrs Herrn iſt Gras und Blume; Ihm u Ehren ſproß' und wall’ es, Ihm zu Ehren welt’ und fall’ es,

on zu Ehren war daS alles. e fe zum Frohnleichnamsfeſte Streifen ab den Schmud der Aefte, m ihn auf den Weg zu freuen; u off’ uns wohl das Grün gereuen, 0 MS nicht mehr da8 Opfer freuen ? m.us Heilige auf Erben Arzyelt, muß geopfert werben; > jemehr wir Opfer bringen, Zen » mehr wird Lenz entipringen, Ungn en fih dem Tod entringen. I nun, da’3 ausgejchauert, ex DVpelt blüht, was ausgebauert, uno die Wälder grünen wieder, SS SR die Vögel fingen Lieder; So.“ gleih ihnen ohne Groll, ‚vom Preiſe Gottes voll!

E03 Die Sonne und Ic. x Sonne blidt in's Fenſter mir, nd mahnt mid aufzuftehn; Du, liebe Sonn’, id} folge dir, EN run laß uns wandeln gehn. wandle deine Himmelsbahn, it Strahlen angethan ; IH wandle glanzlos angethan EN Auf meiner Erdenbahn. Ting’ deinen Gruß den Weltenaun Und einen auch von mir! IH will in meinem Garten ſchaun, Was neu erblüht an dir.

zog aud), was

War meift nur f Auch hab’ ih we Geſchafft auf ihre Und ihrer Compe Bar id nie zuge Dog) ſteis hat P Die Segel mir g Bein Schifflein Gelentt bis e8 ge So am, id; weiß So fam ich durch

dert, Du Baf’s Ich geb’ aus mei Mein Loos in Du mögef, Ha wit göttligen

Du weißt, was Was mir iſt m

357

Wenn du mir Unglüd ſendeſt, So nehm’ ich's an als Glück; Und wenn du Segen fpendeft, D nimm ihn nit zurück! hl fühlet mein Gemüthe, Veſchwert von feiner Schuld, Eid unwerth aller Güte, Unwärbig jeder Huld,

Lie du mir haft bewielen; Doch, Herr, du haſt's beicheert, Die Großmuth fei gepriefen, Der du mich fandeft werth.

ent’ rief mi der Kuknk an.

Zap) es fei in Buſch und Straud), wDp du Kukuf oder Gau Woeißeft oder Kolila,

Ddb es fern fei oder nah,

Se e8 lauter oder leifer,

Sei e8 klangvoll oder heiſer, Auf nur, daß ih jagen fann: Heut’ rief mid) der Kufuf an. Nicht, wie lang ich werde leben, Sollſt du ja Beſcheid mir geben, Eondern, daß ich lebe noch,

Lab mich fühlen, rufe doch!

Blumen auf's Grab.

Leget mir fein kaltes Erz,

einen ſchweren Stein auf’s Herz! Planzet Blumen auf mein Grab, Die fih richten himmelwaͤrts;

Schön it's Schön ift zu mac Wenn dir die Rojen di Ein freundlich Geficht di: Schön ift zu wadı Schön iſt zu traur Wenn dir, entruct zu I Die Woltenpforten mit ı Schön iſt zu traum Schön ift zu fülafe Ohne zu träumen von Bewuhilos zu ruhn in ! Schon if zu ſchlaft

ing ein Traurig bei dem teil Vlühen Blumen, bLül Schwalben wie bei S

Schminnen EL u

859

Bin ih’3 wert, daß mid die Eonu’ beicheine?

mlih da hatt’ ich fo meine Gedanken alleine,

ni es werth auch fei, daß mich die Sonne bejcheine. Beuige find’3; ob ich einer der wenigen bin?

Ir ih ſchlug die Gedanken mir ſchnell aus dem Sinn: Ba ich Die Sonne befreite von dunftigen Maflen,

ER’ ih hinaus um von ihr mich beſcheinen zu laſſen.

Die Welt und wein Dauk.

D Welt, wie manches Schöne Hab’ ich vor dir erſchaut, Und deiner Schmeicheltöne Erlauſcht jo manden Laut! Mie hab’ ich dir's vergolten ? Undankbar dich gejcholten.

Eimonides der Grieche Schalt einft auf Helena;

Ta ward jein Auge fieche, Daß e5 das Licht nicht ſah; Er widerrief und fchneffe Kehrt ihm des Auges Helle.

Haft du au für mein Schelten

Dich jo gerät an mir?

O befte Welt der Welten,

Ich widerrufe bier;

Magſt oder nicht vergeben, Dir danf’ ich doch das Leben.

u ICH Alles, was Sekt no Iſt verkl Wird ve Wie in Heimder Alles, was Und em| Iſt verſe Und ver Wie das Das em

Keine Zeit Rah Ya Ewigkeit,

+ 301

deh wer weiß, Ch nit alles täufchend prunft, Und der Kreis Infeng-endlos wird zum Punkt. CH der Geiſt, Ballen Zeit und Raumes Schranfen, Und er kreiſt Sei in ewigen Gedanken. daſ du num Dedurch einen Stand geivonnen, jurubn % dir ein Mittel ausgeſonnen? em, du bleibſt Feis dem Wirbel hingegeben, & “in du treibfit ® im Tode wie im Leben.

Ru Sliebchen und Gänſeblume.

deren Blättchen ich gezupft: t fie mid) wenig oder viel?

% Hleibft du mir unabgerupft, Ir, U auögefpielt ift jenes Spiel; Ss DAßliebchen einft in deinem Ruhme, bift du wieder Gänfeblume.

n Sieg,

Irrthum.

ken flogen über mein Dad, N fürchtete ſchon, e8 brenne; ann ſprach ih: Johannesfünkchen, adh, N ich nicht mehr euch kenne! % ſah eud fliegen in mander Nacht, Da ih noch leicht fing Feuer, Da Hab’ ich doch an andres gedacht, As jegt an Haus und Scheuer.

—t 360 +

Alles, was wir einft gefungen, * Jeht noch fingen, Iſt verflungen, Wird verflingen, Wie in fliller Racht verflang Heimchenſang.

Alles, was ein Herz empfunden Und empfindet, IR verſchwunden Und verſchwindet, Wie das Herze felber Ichwand, Das empfand.

Ewigkeit.

Keine Zeit

Nach Jahrtauſenden zu meſſen:

Ewigkeit,

Wo das Maß iſt ganz vergeſſen. Nicht ein Raum

Von ſoviel Millionen Meilen;

Schöpfungsbaum,

Deſſen Zweig' endlos ſich theilen Raum und Zeit

Unfre blöden Einbildungen,

Weithin weit

Bon Unendlichkeit umfchlungen.

361

Tod ner weiß, Tb nicht alles täufchend prunkt, Und ver Rreis

Infang:end[o8 wird zum Punkt. Schi der @eift,

dellen Zeit und Raumes Schranken,

Und er kreiſt

Ötei in ewigen Gedanken. daſt du nun

Dadunch einen Stand gewonnen, Kesyurußn —* ein Mittel ausgeſonnen?

e dir bleibſt

g,, em Wirbel hingegeben, Pan du treibft

Um Tode wie im Leben.

Den wliehen und Gänſeblume.

% fie, Deren Blättchen ich gezupft: ge t fie mid) wenig oder viel? m St bleibft du mir unabgerupft, SU ausgefpielt ift jenes Spiel; am ßliebchen einft in deinem Ruhme, bift du wieder Bänfeblume.

Irrthum.

ung flogen über mein Dad, & fürdtete ſchon, es brenne; Dann ſprach ih: Yohannesfüntchen, ad), Daß ich nicht mehr euch kenne! Ich ſah euch fliegen in mancher Nacht, Da ih noch leicht fing Feuer, Da hab’ ich doch an andres gedacht, As jetzt an Haus und Scheuer.

+ 38

Kein Leigenfkein.

Einer nad) dem andern gebt Alter Lufigenofien,

Und wie oft der Lenz erfteßt, Keine neuen ſproſſen.

Selber zieht e8 nun mid nad Den vorangegangnen, j Wenn ich den’ an’s Ruhgemach Der von Ruh’ umfangeen.

Soll ih wie der Leichenftein Stehn auf ihrem Grabe! Legt zu ihnen mich hinein, Daß ih Ruh’ auch habe.

Bann ſoll ih fierben ?

Sol ih am liebiten im Winter fterben, Wann weiß ift der Fluren Todtenkleid ? Über ich ſcheue den Froft den herben, Und ich verjchieb’ es auf andre Zeit.

Soll ich lieber im Frühling fcheiden,

In aller Blumen Grabgeleit?

Selbft möcht’ ich noch unter den Blumen w

Und ich verichieb’ es auf andre Zeit. Soll ich mitten im Sommer fterben, Wann jedem Halme die Sichel droht?

Bern ſäh' ich noch die Traube ſich färben,

Bis dahin verjdieb’ ich den Tod.

Sol ih im Herbft mit den Blättern verwehen

Die Schwalbe wandert frohen Muths, Scheidend ſingt fie: auf Wiederfehen !

Und wenn fie nicht wieder mich fieht, was th

In jeder Zeit ift gut zu fterben, Sterben ift übel in jeder Zeit;

Der Tod foll mir nicht das Leben verderben

Und wenn ich fol fterben, jo bin ich bereit.

+ 368 4

Buß lieber?

(5 Mad Sicher als taub, taub Lieber ich möcht’ als blind jein? Day mich ängftlih ein Traum, und ich erwiederte drauf: A laſſet mich werden und halbtaub, wenn es fo fein fol,

. Om solllommen doch nie hab’ ich gefehn und gehört. ie vo eiwas Heiner mein Theil an beiden Genüflen, Be ſei mir ganz feiner von beiden verfagt. : Wish Hören und Sehn wie Trank und Speife dem Geifte, I son beiden genügt wenig dem Mäßigen fchon; Dah keim Mangel des einen, was hilft dir die Fülle des andern ? 0 id verhungeren ſoll oder verburften, ift eins.

Nacthtwächter und Todtengräber.

am Tage die Eule fih dudt, dudt einer im Dorfe

4 am Tag und fchläft, wacht im Geſchäft in der Nacht;

a Rahtwädhter zugleich und Todtengräber des Dörfleins

R er beſtellt und betreibt alſo fein Doppelgeichäft

I in der Mitte von Todten und Schlafenden; diefen der Stunden incht verfündet er laut mit dem erwedenden Horn:

ucht dann zwiſchen der einen und anderen Stunde die Schaufel, Bann jein left Stündlein einem der Lebenden jchlug.

fh nächſt um die Kirche der Kirchhof dehnt, überhört er inter'm Schaufeln fo leicht feinen der Schläge der Uhr,

: zım andern Beruf ihn abruft, legt die Begräbniß-

Shaujel bebächtig zurüd, greift zum erwedlidhen Horn.

Die dürren Aeſie.

Vor'ges Jahr noch ſagt' ich meinem Gärtner: Putz mir jeden dürren Aſt vom Baume, Daß darunter auf der Bank ich ſitzend Ueber mir nur frische Jugend ſchaue.

Die Witterung und Ich.

Die Witterung

War leidlid bald, bald leidig: Ich jelbft war jung

Bald leidlich, bald unleidlid. Nun alt genung

Iſt mir fo leidlich leidlich.

Nachtigall.

Singefl du wieder in Nacht, o Nachtigall, einſam Du dein Hörer allein? denn alle die Hörenden ſi Und Harthörig find alle die Wachenden. Über Denn du mußt e8 und kannſt nichts anderes, haft vo Anderes, haft in dir nichts anderes als die Geſar Wenn du fie nicht ausliegeft in tönenden Wogen, Dir zerfprengen die Bruſt. Wie ſchwellen am B Mie im Schoofe der Erde vom Frühlingshauche Alfo ſchwellen in dir die Empfindungen; mas in Und in den Trieben der Erde fih ſtumm regt, d

365 +-

Zu bei. |

Wie die Vögel fingen, Die mir Kunde bringen Aus aller Welt, Blaub’ ich ihren Worten, Iſt es allerorten Gar wohl beftellt.

Doch fie fliegen eben In der Luft und jchweben Hoch himmelan; Und von oben ſchauen Sich die grünen Auen Gar lieblich an.

Doch ihr Luſtgefieder Wenn ſie ſenkten nieder In's Erdenthal, Wehe den verftörten, Was fie jähn und hörten Bon Menſchenqual.

Raturbilder. 1.

war e3 die Sonn’, an der ich fanft mich erwärmen e, wohin fie ſchien, aber der Schatten war kalt.

bt iſt es die Sonne, der Frühling ift es: von innen, die äußere Sonn’ hat er die Erde gewärmt.

2.

der richtige Garten, der ländliche hier, der bejcheidne,

je: Beet an Beet Küchengewächſe gereiht,

ven Tagen der Woche mit Wechſel den Tiſch zu bejorgen, är den Gonntagftrauß Blumen am Rande gepflanzt.

. “ze „m ‚AL . 1 1 2 1. a 4 1

Droben im hohen Gebirge da regnet es, aber die Dürften und ſehn mit Reid nur den geſchwollenen

Der vom Guſſe getrübt, doch nicht fich ſelber ergiehemb, Mit mißgünftiger Eil’ ihnen vorliber ſich mälgt.

4.

Was erichredt dich ein Donner, als ob er drohe Gefel Die im Blige gedroht, defien Erlbſhen er fagt? Aber warum fo laut auch fagt er e8, um zu erfchredien Nach der Gefahr, anftatt leife zu warnen vor ihr?

5.

Richt traf tödtlich die Blüthen der Froſt; was Hilft eg! Doch vom Tode gejchredt, traurig verleben den Zen

6.

Wenn flüd werden die Jungen, entheben fie fi dem 1 Wo fie der Mutterlieb’ ätender Schnabel genährt; Aber noch einmal lodet die Mutter fie, und fie verfam

Sich auf ſchwankendem Aft, ſperren die Schnäbeldgen Und fie jpeilet die Mutter noch einmal, eins nad) dem Bis in der Reihe zulegt fie zu dem jüngften gelangl Das am gelbften noch hat jein Schnäbelden; unter de Hodt’ es zu unterft im Net, wo es zulegt war gehe Und das darum nur mit den Übrigen wagte den Wulf Weil nit übrig allein bleiben im Neſt es gewolll. Und es beſchaut mitleidig die zärtliche Mutter des Klei Dünner gefiedertes Kleid, kürzer beflügelten Arm: Doppelt ätt fie ihr arm Neftpoderdhen; und da die an Leicht Hin fliegen davon, ſpricht fie und hält es guril Deine Geſchwiſter bevürfen, du ſiehſt's, nicht weiter ber Nicht mehr forgen für fie darf ich, fie jorgen für ſu

367

vu Sean noch die Mutter; ſobald dein tägliches Frutter ziht findet allein, piepe wie jonft du gepiept:

ij immer ich flieg’ und wo aud immer du flatterft, mein leifereß Ohr deinen bedürftigen Ruf.

Tanne nnd Birke.

Zwiſchen dunkeln Tannen Ringt ſich dann und wannen Eine Birk' hervor;

Daß die Erdenſtelle Ganz nicht ohne Helle Lieg' im Trauerflor.

Wenn an heitern Farben Deine Tage darben,

O verzweifle nicht ! Unverſehns dazwiſchen Wird ſich tröſtend miſchen Ein verſöhnend Licht.

Wächterruf.

e? rufet das Horn des Wächters drüben aus Oſten, aus Welten das Horn rufet dagegen: Sie ruhn!

n, zagendes Herz, die tröftenden Stimmen der Engel? » die Lampe getroft, Hülle in Frieden did) ein!

Fünftes Sruchstüch.

Badme Jenien.

Angereibte Berlen.

d vird durch Seufzerhauch getrübt ein Spiegel zwar; Do wird durch Seufzerhauch der Seele Spiegel klar. I Gett ift feine Flucht, als nur zu ihm. Nicht Trutz Bor Baters Strenge if, nur Liebe Kindes Schutz. der Bater ſtraft jein Kind, und fühlet felbft den Streich; Die Härt’ iſt ein Verdienſt, wo dir das Herz ift weich. . &e Bater fol zu Bott an jedem Tage beten: Gert, lehre mich, dein Amt beim Sinde recht vertreten. 0 Hide, wenn den Sinn dir will die Welt verwirren, Jam ew’gen Himmel auf, wo nie die Sterne irren. & weihen Sonn’ und Mond einander freundlich aus; Selbſt ihnen wäre fonft zu eng ihr weites Haus. Sem dir in Zornesgluth dein ſterblich Herz will wallen, Sag’ ihm: weißt du, wie bald du wirft in Staub zerfallen ? Sam Feinde fag’: Iſt Tod uns beiden nicht gemein? Ben Todesbruder! komm’ und laß uns Freunde fein. Sl licher mag die Lieb’, als an der Sonne Flecken, Ion Stern in dunkler Nacht, der etwa glänzt, entdeden. Du wirft nicht mufterhaft durch Jagd nad Andrer Fehlern, Und nie wirft du berühmt durch fremden Ruhmes Schmälern. ter Rame bleibt allein, wenn alles muß zerſtieben; D laß dem Todten das, was ihm allein geblieben! Rideris Werte VII. 24

Die widerſpenſt'ger wird, jemehr 1 Mer einem Fremdling nicht fich freu Ter war wohl Selber mie in fremd Weißt, wo es feinen Herrn und fein Wo eins den andern dient, weil ı Zur Liebe fommft du nicht, jo lang Du findeft mich nicht eh’r, bis du So lang dein eigner Werth für di Wie ſeh' ih, ob ih Werth in dein Kein Wunder, wenn in Lieb’ ein Li Ein Wunder, wie ein Sein vor di Was fagt, wer von dir fagt, mehr, Doch weh’ den Herzen, das von Sag’ id, du jeift in mir? fag’ id, Eu bift, was an mir iſt; waß id O Sonn’, id bin dein Strahl, o Ich bin dein Tropf’, o Meer, id Geheimniß, unerforſcht! Was nicht } Hier in dies enge Herz will es fir 3 bin ein Blatt des Baums, der ı Heil mir! e8 bleibt mein Stamm, Abtreten fannft du dann in Frieden Menn du in einem Sohn veriünc

wu cu un ange Spperinmen.

Staube blind Ameifenheere wimmeln,

wenig irr, als Sternengör’ an Himmeln. e nad) ſchwebt Lerche jubilirend,

tanzt im Strahl, fich jelber muficitend.

Mt, die Lerch’ entſchwirrt in Aetherduft,

At fie nicht, ihr Grab ift in der Luft.

licht erloſch, tritt Sternenglanz hervor;

lebt der Tag, die Nacht im höhern Chor.

: Gomme brädt den Geiſt zur Erde nieder,

Ienbuft Reigt er zum Simmel wieder. wiegte mic) die Nacht hindurch mein Traum; aufgewacht, fühlt" ih mich eng im Raum. Sonne ſucht ein Bild bir vorzumalen,

ı Gotieh Ruhm am Morgen fönne ſtrahlen.

jalen ſteht der Ftuhwein eingeläpentt,

Rönig Lenz fein Hofgefinde tränft.

ngen thut die Lilie fi fund,

iffuet ſchweigt der Roſe Knoſpenmund.

oollen dir ein Gottgeheimniß jagen, Erdenſiaub ann Himmelsklarheit tragen. Tulpenbeet, von eignem Glanze trunten:

emex brennt, wer zählet feine unten?

3723

Wer erfi fein Tagewerk gethan hat, kann dann rufe; O foͤrdre dich, geſchwind dein Tagewerk zu than. Bor Jedem ſteht ein Bild deß, was er werben ſoll: So lang’ er das nicht iſt, iſt nicht fein Friede voal. O bitt' um Leben noch! du fühlſt, mit deinen Mängeln, : Daß du noch wandeln fannft nicht unter Gottes Kann auf der Sonne Kraft ein irrer Stern entweallen? ' 8* Wie könnte denn ein Menſch aus Gottes Liebe fallen! ., Aus jedem Punkt im Kreis zur Mitte geht ein Stes. 5 Bom fernften Irrthum felbft zu Gott zurüd en Weg Wer jego mich verlennt, der jpornet nur mid an, \ Zu werden fo, daß man mid nit verfennen lann. Und wenn ich auf der Welt das Gute nirgends fünde, _ Ich glaubt’ an’s Gute doch, weil ich's in mir empfänke Welch Herz noch etwas liebt, das ift noch nicht verlaflen; Ein Fäſerchen genügt, Wurzel in Gott zu faflen. So ftarf iſt Liebeskraft, daR felber Bott Tiebeigen Dahin, wo er geliebt ſich fühlet, hin muß neigen. Gott fürchtet felbft fich nicht Durch Liebe zu erniedern; Wie ſollt' ich Liebe nicht, wo ich fie fänd’, erwidern ? Im jelben Maß du willft empfangen, mußt du geben; Willſt du ein ganzes Herz, jo gieb ein ganzes Xeben. Der Liebe Opfer zwingt dem Herzen Großmuth ab; Wer kann verachten, wa3 fich ihm aus Lieb' ergab? Der Prüfftein trügt dich nie: gut ift, was wohl dir thut, Und das ift ſchlimm, o Herz, wobei dir ſchlimm zu Muth. Zwielpältig ift Verftand, und kann oft mißverftehn ; Gefühl, das mit fi eins, kann niemals irre gehn. Wenn du die Richter auh mit Kunft für dich gewannfl, Was Hilft es, wenn du felbft nicht los dich ſprechen kannt ? Die Strafe macht dich frei von dem Gefühl der Schul; Drum ftraft dich, Kind, nicht Zorn des Vaters, jondern Huld. Wenn dich die Liebe ſoll beleben, werde Staub! Nicht hartem Felsgeftein entſproßt des Frühlings Laub. Daß fie die Perle trägt, das macht die Mufchel krank; Dem Himmel ſag' für Schmerz, der dich veredelt, Dauk. Die ſüßſte Frucht trägt nicht der Baum im vollfien Saft; Nicht eher reifet Geift, bis ſchwindet Körperkraft.

L

—X

373 %-

dr Liebeswehn verzehrt hat ihren Leib die Luft; Zrum wedt als Gotteshaud fie Leben aus der Gruft. ie Frühling iridt ein Netz aus Farben, Tönen, Düften; Reum, Herbſtwind, und befrei' den Geiſt aus Zaubergräften! Kein Baum war ſchattendicht; o Herbitwind, fomm und zeige, Indem du ihn entlaubft, den Himmel durch die Zweige! Vermeht find ohn' Ertrag der Blumen bunte Farben, In Scheuern eingeheimt die farbenlojen Garben. C Saum des Lebens, fieh, der Herbſtwind wühlt, er ſucht, Ch unter'm Blätterihmud du bergeft eine Frucht. 24 Serbftes mag ſich freun, was eine Frucht getragen, Da, was nur Blätter trug, vor feinem Hauch muß zagen. Te Ehwalbe läßt ihr Neft und fucht ein wärmer Land; D Eeele, ſchwing' dich auf! die Luſt der Erde ſchwand. Ion Frühling fucht mein Herz, dem droht fein Winterfturm, Tie Rofe, der kein Dorn das Herz nagt und fein Wurm. Den Garten Ienn’ ih wohl, wo alle Lenze wohnen, Die flüchtig auf Beſuch durchziehn der Erde Zonen. Den Garten kenn’ ih wohl, wo nie ein Keim verdarb, 2o alles Früchte trägt, was hier als Blüthe farb ? En Bruchſtück ift mein Lied, ein Bruchftüd daS der Erde, Tas auf ein Jenſeits hofft, daß es vollftändig werde. Tie Liebe, die zum Kranz am Himmel reiht Plejaden, Hält dieſe Perlen auch am unfichtbaren Faden.

Umgang.

Dahle zum Umgang dir den Verfländigen, wähle den Guten, Bihl' am liebften dir den, der jo verftändig als gut.

VDire der Beſt' auch nicht der Verftändigfte; laß du von feiner Güte dir geben, und gieb du ihm von deinem Perftand.

Er der Berftändige jelbft auch der Befte nicht; meide fein Schlimmes Geb ihn darum nicht auf, lerne ſoviel du vermagft.

Eis nur den Thoren vermeide, den räudigen Hammel der Heerde, Ter anfleden nur kann, jelber zu heilen nicht ift.

Gute und ſchle

Es war einmal gar Ich wollt’, fie kän Da hatt’ ich noch Und hatte feine L

Solang mein Mäpd Ant mir fein Lieb Seitdem daß Glü Hab’ ih davon

Buuſth

Nicht an allen $ Sprofien alle

375

Blüthe und Frust.

Frennd! von deinen reihen Aeften glühet Rings dir des Genuſſes Frucht entgegen; Und ein andrer Baum im Gärten ziehet Der noch fhönern Hoffnung Blüthenfegen.

Volle nicht, daß reif mit einem Male Ke al’ in deinen Schooß ſich leeret; Son des Tages überfüllter Schale Wird des Jahres Borrath aufgezehret.

Bolgenuß und Hoffnung kann fi gatten

Nur im Heſperidenreich der Dichtung; Neue Blüthe dringet ohn’ Ermatten Aus der Frucht, und nirgends keimt Vernichtung.

Aber Hat auf deinen Lebensbäumen

Ale Blüthen erſt der Herbft gereifet,

Wird der Winter aud nicht lange jäumen, Der das Laub vom dürren Zweige ftreifet.

Fünf Sprüde eined Tage. 1.

dem Menfchen für fein Leben Iſt ein Maß von Kraft gegeben, Das er nicht erweitern Tann; Aber nad den rechten Zielen Etet3 die Kräfte laſſen ſpielen Soll und kann ein rechter Mann. Gier die Arme laffen ruhen, Daß fie dort ein Uebrigs thuen, Die ein Heer fih ſtärkt zum Kampf; Richt fih in den Wind verlodern, Daß, wenn Gluth die Stunden fodern, Nichts im Herzen blieb al8 Dampf.

Jede Kraft iſt eine Jede fühlend ihre« Nicht vergebens,

Wenn, ſtatt eitlen 1 Still ſie fördern wi Schiff des Ewigweit

8. Auch gewiß für mei Ht ein Plag auf ei; Dort zu brauden n Und des Armes Du, mas ih mein Wenn ich dort den ' Mußt du erft dahin Und dann gieb, daß Hier hin ih an mei Und daneben mein (

4

Ich weiß nicht, ſoll ich Mich ganz der Luft

37 +-

5

Senn wie nichts gut's dich ſchilt ein Wicht, Und es ſoll dich nicht beißen, Po e8 dich auch kitzeln nicht, fie was rechts dich heißen. Unfketiaft ift's, willſt du das Lob As baare Münz’ einnehmen, Und dann zum Tadel kraus und grob _ Wit gleichfalls dich bequemen. Frrttweder beides oder eins Mußt du in Rechnung fchreiben, Wlnd immer wird daS Facit eins, Dein eigner Werth, dir bleiben.

Nötbigung. Stoffe dir felbft eine NRöthigung, u wirlen und zu erwerben. “Der einzle Mann hat zu leicht genung, Laht feine Kräfte verderben; Du wirft dir der deinen erft bewußt, Bern du für mehre fie brauchen mußt.

Berfehlung.

Oftmals, wenn ein ſchön Gefühl Mir die Bruft gewärmt, Und man ihm begegnet fühl, Hab’ ih mich gehärmt.

Oftmals, wenn mir felber Huld Ranı von außen ber,

36’8 verfah durch meine Schuld, Härmt’ ich mid) noch mehr.

38 +

Liebe, die fo felten iſt, Zu verfehlen noch; Das, o Welt, fo ſchlimm bu biß Iſt dein Schlimmſtes bod.

Verweis.

Traurigkeit ift immer Sünde, Immer Unrecht ift der Uebermutß, Undant gegen Gottes Güte, '

Ein Berleugnen feiner Huld.

Schäme dich der finflern Launen, Schäme deiner trüben Blide Di vor Gott und deiner LBiebften, Die es dir fo gut gemacht!

Beriöhnnng. 1.

Du findft in dir die Nuhe nid,

Den milden Hauch von Gottes Gnaden, Solang von deiner Schuld Gewidt

Du willft ein Theil auf andre laden. Nicht wenn du das, was dich gelenkt, Bon dem, wa3 du gethan haft, trenneft; Dir ift die Schuld nur ganz geichentt, Wenn du zur ganzen dich bekenneſt.

2.

Was du geiban, Haft du gethan, Du kannſt's in feinen fremden Bufen ſchiebe Wem immer du die Wirkung zugefchrieben, Ich ſchreibe doch das Werk dir an.

379 %-

Rer dir voranging auf den Pfaden,

Licht feine Schuld wird dich entladen; Wie viele auch an einem Werte fchafften, Ein jeder muß auf’S neue haften.

8.

Bo du immer dich vergangen,

Wunſch' auch glei) die Straf’ herbei;

Bon der Furcht, die dich gefangen,

Macht did) nur die Strafe frei. Befter, daß an deinem Blute

Eid die Rache ſchnell vollftredt,

As daß dich des Vaters Ruthe Immer Hinter'm Spiegel ſchreckt.

Studien. l.

Was id) auf erften Blid nicht gejehn, Konnt’ ich auch nie durch Nachdenken zwingen; Ich fühlte mir gleich die Sinne vergehn, Wenn id wollte mit Gewalt eindringen. Wie mir gleihwohl Manches ward helle? 44 wandte den Blick gelafien ab, Führt’ ihn dann friſch auf die dunkle Stelle, Und fand, daß fi alles von jelbft ergab.

2. Tas Feuer war in Aſche gelunten, Darunter ſchlief noch ein einziger Funken; Ich blies, und mit des Glückes Gunft Wedt ich wieder die volle Brunft. Ein Wiſſen hatt’ ich einft erworben, Das ſchien feit langer Zeit geftorben; Do ging ich dran, es zu ermweden, Da Ionnt’ ich glei, daß e& nur fchlief, entveden.

Urbeit uud Ruhe. -

Got 15 bie Mebe Min um mitruhe Oder ruhn, um die Ucheit zu ent Die Muße mir würzen mit den Werlen. Oder durch die Muße zum Bier mid Rürken” IR der Schweiß der Woche das Biel,

Die Beiertagsluft nur das Bioticgenipiel fl‘ Oder willſt du hindurch die Wodhenplege | Nur gelangen zum Feiertage? Schwerlich wirft du Die Frag’ entſcheiden. Welches du thuſt um welches von beiben: ; Mußt eben eins um’s andre tum, N Nuhn um zu thun, thun um zu ruhn.

Mitleid. Wenn ein Unglüd di hat betroffen, Darfft du von denen nit Mitleid Hoffen, Denen näher als deine Schmerzen Des Himmels Gerechtigkeit liegt am Herzen Sie werden forjhen, was du verbrodgen, Daß es der Himmel fo ſchwer geroden; Und von den tauſend Schuldentiteln Läßt einer fih wohl für di ausmitteln, Und können fie weiter nichis ergründen, ©o find e8 eben verborgne Sünden.

Die Kartenhänier. Hat dir ein Stoß von ungefähr Dein Kartenhaus zerrüttet; Gott fei gedankt, es war nicht ſchwer, Es hat dich nicht verſchuttet. Und fteht dir neu zu baun der Sinn? Da find die alten Karten; Es ſtecken noch viel Häufer drin, Die nur des Bauerß warten.

8831

Leichteß und Gäweres.

dei if dreierlei anzufangen,

Lg ſhwer zu Eines End zu gelangen.

Weißt iR anzufangen ein Krieg,

Ver Schwer ifl errungen der Sieg.

Leit iR gemadt ein Ri zum Haus,

Uber es baut ſich ſchwierig aus. Leit hat dir Gott ein Kind verliehn, ' Uber fchwer ift es zu erziehn.

Drei Paare uud Einer.

Du haft zwei Ohren und einen Mund; Willſt du's beflagen? Gar Bieles ſollſt du hören, und Wenig drauf ſagen.

Du haft zwei Augen und einen Mund; Mad) dir’ zu eigen! Gar Manches ſollſt du fehen, und Manches verſchweigen.

Du haſt zwei Hände und einen Mund; Lern' es ermeſſen! Zwei find da zur Arbeit, und Einer zum Efien.

Friede mit der Welt.

Lebe von der Welt geſchieden, Und du lebſt mit ihr in Frieden. Willft du dich mit ihr befaſſen, Höre, was, ‚dir widerfährt! Du mußt lieben oder haſſen; Reines ift der Mühe werth.

In des Gebers Der es gab dir Wird dir's nehn

Zwei fl

Zwei Wuünſche find es Daß jenſeits mir zu Die Ruhe werd’, ur Mein unterbrocänes

Dort Hoff’ ich, daß vom Durch Ewigkeiten fc Hier Zweig um Zw Auf Gottes ſchöner

O Doppelewigfeit der Wie fie berührt des Es lebt ihr Duft in Es bleibt ihr Sam’

I

u a88

Dine Luft und deine Wonne bt du an was immer jehn, Sol vergeblich Mond und Sonne Richt an dir vorübergehn. li dom unbegrenztem Sehnen Bie entfernt von träger Ruh, ffe fi mein Leben dehnen Vie ein Strom dem Meere zu.

Der unerfülte Bunfd.

But iſt S, einen Wunſch zu hegen IN Der Bruft geheimftem Schrein, Nit Dem Wahn, an ihm gelegen Sei Dan volles Glüd allein.

But ifE”S, daß der Himmel immer Dir verfgiebt die Wunfchgemähr; Denn beglüdt, du wärft c8 nimmer, Und Du poffteft es nicht mehr.

ai und Webereilnng.

ne Mit Bedacht und ſprich! Mater beladen Ye Werſäumtes nüten did, Nie du Retbaner Schaden. Baer ih ein Wort erfreut, En in Herz ergeßte, Wer Laie eines mid) gereut, 83 eins verlegte.

Naſſe nnd Geif.

Wenn du eines willſt erreichen, Mußt du Hundert andres Laffen; Alles wird in Dunft entweichen, Wenn du alles willſt umfaflen. Man erwirbt ja nit zum Praffen, Sondern nur um auszureichen; Und zur Weltumjpannung paffen Nicht zwei Arme deinesgleichen. Laß dir dieß zum Troſt gereichen: Weniger find werth die Maſſen, Als der Geiſt, der ohn’ Erblaffen Ihnen aufgedrüdt fein Zeichen.

Lebenskunſi.

Wenn du dich von jedem Tage Auf den nächſten freueſt, Dich bei keinem Glockenſchlage Bor dem lekten ſcheueſt;

Dich bequemeft jeder Lage, Und fein Ding bereueft, Ganz mit ähnlichem Behage Denteft oder Täueft:

Tann fo Haft du ohne Frage Auch die Kunft, wie ohne Plage, Und wo nidt, do ohne Klage, Du daS alte Leben jeden Augenblid ı

Das Neer Der Osffunng.

Pyfrng auf Hoffnung geht zu Scheiter, B; das Herz hofft immer weiter: e fich Wog' über Woge bricht, Vop Ri Das Meer erfchöpft ſich nicht. Da Pag Wogen fi ſenken und heben, Unp { eben des Meeres Leben; Das daß es Hoffe von Tag zu Tag, ie 2, iſt des Herzens Wogenſchlag. Ri Mr Himmel des Meeres Schäume, Unpen empor des Herzen: Träume; Ar; mer Traum aus Traum erfteht, ewig Schaum in Schaum zergeht.

Die gewennene Einfidt.

as N a, fo viel, doch nicht genug, US ich weg die Zweifel räumte ya TTD Die Tuntelheit zerſchlug. ce un mehr die vielgeprieine Infiht als der Tämmerflor? Skinder ſcheint das Larbewieine, ALs mir dunfel ſchwebte vor. Aren mag nur als unendlich), Deiien Ziel du nicht gefehn; Und was dir erft ward verftändlidh, Iſt nicht werth mehr zu verftehn.

ih ahnte, mas ich träumte,

9" hai m. 35

zeug vu zu il Wenn dein Schr Meil ihn andr’

Sämerzlige Er 1.

„Alle die Erfah Schmerzlicher Dienen zu B Künftiger Beſ

„Darum ohne Unterwirf, o ı Laß nur die | Bilden will d

Solde Schmerz Waren mir u Als zum Lufl Sie noch konr

As fie noch ein

Run FE

887

2. erfahren Hat ein Mann, In riqt ſelbſt gebrauchen Tann &, feinen wenig Ja gs leg! a denn, waß er gewann, S Schat für feine Kinder an; Do iſt für Kinder Sparen. 5 ſtdrt ihn die Erfahrung dann, PMiemand das gebrauden Tann, Ban X müßt jelber Hat erfahren. Be 5 Biest nım dem erfahrnen Mann, TUrE ihm auch diefer Troſt zerrann? Xyoft, daß er nım das auch hat erfahren.

8

2 eexur: die Baum' auch Wurzel ſchlagen, Ber den fe nicht Frucht dir tragen; DE au rusm noch in alten Tagen DE cu cH N du dir Beichwerden ? 2 <>ch Die Luft will nit verrauchen; PERDcAHL: mir ein Geiſt zuhauden, SB mon fann im Himmel brauden, M3a3 man lemt auf Erden!

eben und Ichen laſſen. Sebe

N Yaffen, um zu leben, —— laſſen, um zu gelten;

e; t, was bir nicht anfteht, fchelten, Diez, «8 andern anfteht eben: Eine Lehre laß dir geben;

befire gab man ſelten.

xap im bir die ew'g Wie im Gras dir Laß es blühn aus Alles lebt von Oh Dein die Blume f Und du thuft es I

That und

St Höchftes Glac d IR Höhres nad) ı Der Menſch mit Rann nie genug

Mag er den Ader 5 Sertrümmern Voi In dunlle Zukunf Und in des Buſen

Es fehlet. wo er haf Ihm bie Beruhigu Und wieder, wo Feblt ihm her Ta

889 3

Unbefimmte Qual.

Du HAAR nur, daß di etwas quält, ißt nit, wo es dir eigentlich fehlt,

255 da möchteft genefen.

De gebrauchſt du nun Mittel, die und das; wenn zuleßt dein Gerz genas,

Seitd du eben ſo wenig, was deilmitiel geweſen.

Unverdaute Biſſen.

du die Eingeweide beſchwereſt, au daß du dein Hirn verheereft. Nat micht, wie beide flehn im Bund? Bohr Bir doch die Erfahrung kund. & za dir ein Meſſer in's Herz, Aber nn der Geift befiegen den Schmerz; bat Sin unverdauter Biffen Sim Freien die Freiheit entriffen.

Weil Des Uebels Grund.

Bar’z Dix des Uebels Grund nicht verftehn, Bien right zu heben in diejer Friſt; 5 Da EB mit nun befier gehn? Aben nun gründlich eingejehn, Grund nicht zu heben ift.

Wenn dein Geift in Fehlt dem Bilde n

Einfigt und

Dem Gefühle mag Bo nicht zureich Braudft auf jen Wo bir diefer be Wandle nad des Bis er dir in Wi Dann, es ift dir XTappe fer an I Bo fi dir entziehi Da verläßt did ı Und zerreißen al Hält der Unter @

Do) was du nid

391 +-

Spaziergang im Sturm.

Q Eicht vor'm Mißgeſchic, nr PrrDexn lern’ ihm trugen, IB > xfich den Augenblid, Lern zZ dir muß nußen. Gen > u gegen Sturm und Wind Fed Ser vom Kleid umfaltet, 2 ein Stoß dir ungelind te WDeer Bruft es ſpaltet; Tun ey Bid, derſelbe Stoß, Das er dir die Glieder ũ gemacht vom Mantel bloß, welt ein fie wieder.

x per fühe Wahn. I>nuis ein füßer Wahn „in Nichts zerronnen. är’ ed nun genug daran, = mehr neu begonnen! u dur fageft: „Süßer Wahn,” Dafeſt du dich Lügen;

Serz, ich ſehe, nur daran WMagſt du dich vergnügen.

en Dad Erwaden.

Ian erwacht aus tiefem Traume, nn wa3 ich träumte, weiß ich nicht; au ich’ ich mich erftaunt im Raume, unt mid um im Sonnenlidt. Set im Fluge meiner Träume —3J— xchwandelt ſein ganz andern Raum; N

wurden fremd mir diefe Räume, Eich darein mich finde kaum.

Beltauffeflung.

Wie im Tropfen fi die Sonne Spiegelt, und die Welt im Auge; Alſo Weisheit lern’, und fauge Aus dem Heinften größte Wonne. Mer nicht großes fieht im Kleinen, Und erhabnes im gemeinen, Kommt nit aus in einer Welt, Die nur klein⸗gemein's enthält.

Abweiinng.

Daß es unzulänglich ift,

Was ich eben treibe,

Slaub’ ich Schon, wie ihr mir ſagt;

Aber unumgänglich ift,

Daß ih dabei bleibe,

Bis es mir nicht mehr behagt. Wenn die Unzulänglichleit

Fühlt in fi das Alte,

Brit das Neue draus hervor:

Zeichen der Vergänglichteit

Iſt der Mauer Spalte,

Aber auch der Freiheit Thor. Wartet nur, von jelber bricht

Schmetterling die Puppe,

Nicht zu früh und nicht zu jpat;

Helft ihm nur gewaltiam nicht,

Und es fällt die Schuppe

Mir vom Aug’ ohn’ euern Rath.

Der Beigasnirtiige

a:

Din, Dorn Erfälaflen Aug ‚Aufmaften, Dig, Den Beiften

Mug „Aufmridten, Burn Farir in Grommen Map x ufen fommen, Sax Hd wos ſehen Wir, Te geifehen, * anzuregen,

„€ u Tandsenegen,

au beſtimmen, ir Stugenglimmen,

ans SS äftern, Handen, id Tann brauchen,

Ir D Saidfalsloofe, u a Der oder Rofe, WS ober Nadel, oder Tadel.

ig ein deide.

NS ar I ein Seide NS. meinem Seide, IE 1 der Getonten X pfiätem Shwanten ; WIap ih ein Zeichen fir ließe reichen om Bögelfluge, Vom Woltenzuge, Son Stimm’ aus Lüften, Bon Traum aus Grüften,

Gewißh

Zwar in dieſen Fir Laßt fi ganz und Dennoch etwas mu Als Gewißheit vorz Weil ich ja mich ft Sagt’ ich euch, daß

Ce SHE, nur fit! d Ale nur fie jelöfl, Bater, Mutter, Thun es nicht, du Jeder fühlt mur u Wo ihn jelber dri Deiner Luft find ı

Und vor deinem £

Zn a « o a3 KD ezejogenheit.

{en ER =. IE Sn u) ich in meinem Be Su num entdeii: gie = R_ Giüßefted hab’ ich EN Drgen geſchmeckt. ner von Bolten ZI m Runmers bedeckt, EZ nr = von den Frohen en gewwedt; ax im Winkel Friedens verftedt, 7 Jonſt daraus ward ich x Störern genedt; örner, die zart id Ir igegen geſtreckt,

von unzarter XREriuhrung geſchreckt.

wo mich die Hand liebkoſen bezweckt, = a hat fie mid täppiſch I IS Ionieder geftredt. Am ſei, wie im Kelche er Roſ' ein Inſekt, cijenlt in dic ſelber, Wind bleib unbefledt!

Geſelliger Verkehr.

Em ur ich nur nicht Hören lagen, x v ich Frohes hören will! \ Yer hat ein Leid zu tragen,

od) der Kluge trägt es ftill.

—t 3896

Seder hat viel Leid zu jagen, Wenn er alles Jagen will. Daß wir dir nit unires lagen, Schweig auch du mit deinem ſtill. Wenn du Gutes haft zu jagen, Sag’s, wo nicht, jo fei nur ſtill! Nah dem Schlimmen werd’ ich fragı Wann ih Schlimmes hören will.

Einfiht und Mitgefühl.

Auf Augenblide kann dir's tagen, Wie Eines Sinn beichaffen tft,

Und wirft ihm Nachficht nicht verfagen Mit feiner Art, auf kurze Friſt; Doch auf die Dauer ihn ertragen Kannft du nicht ohne Mißbehagen, Menn du nicht gleihbeichaffen bift.

Anfiht von Der Lichtſeite.

Laſſet uns im Lichte wandeln, Laſſet uns wie Wade handeln, Laßt uns wie Gefunde leben,

Nicht als Geiſterſeher kranken,

In Nachtwandler-Mondſucht warnte: Nicht dem Teufel uns ergeben! Auf! mit freudigem Vertrauen Adlergleih in’s Licht zu ſchauen! Die Nachtſeite der Natur

Iſt für Eulenaugen nur.

Bergleid.

Di fepeft die Erſcheinung Us äußre wejenhafte Spur, e nad) des Gegners Meinung Ru deinem Hirne fißet nur, N 5 iſt der Zwietracht Einung? G, „25 Eins Gedant' ift und Natur. Cr an zweien Orten Im Bil gedoppelt ausgedrudt; Eng ug’ ift Hier, was dorten Bo zegen aus dem Spiegel gudt. Op>s eitet ihr mit Worten, Außen oder innen ſpukt?

u. Werfländignng.

u, foviel Räder drehn, run ZTriebfedern rollen, Tr xıen mwen’ge fich verftehn, Fur rn fie au es wollen. Sun Glüd iſt's anzufehn, A man fih darf gönnen, San fi) zwei einmal verftehn Bor Dllen, die e3 fönnen. Zr Herzaushändigung Sy. > ymmt nicht augenblidtich, Ir auch Verftändigung Anz Achtig iſt erquicklich. ʒ Riruten geht es nur u“ fh auszugleichen, ald wird wieder Uhr und Uhr DO uBeinander weichen.

Die ganz mit Wohllaut Ohn' einen Mißton, der Ganz rein ift feines Fruhi Ganz Duftglan feine n Ganz lautrer Spiegel ke Auch ganz ein Haus des Und wär’ e8, welde W Die & vor'm Eingang j

Belchrun

Ich war ſchon ziemlich Und wär’ eg noch n Doch mir verleidet Auf einmal der gan Ihr machte es mir zu Mit eurem qhriſtliche Dein Gerz iR noch

-t 399 +—

Zagwerk. gt m nad wohlbeftanpnem Tag du Gerz fih mag Fre mit beruhigtem Schlag, y, es den Mühen nicht erlag. G nach vohlgeſchlafener Radıt,

Prilch aufgewacht,

MM der Beift mit Freuden in Acht, Toon er ein gutes Werk vollbradjt. Syyr. % Rocptwert, Ruh oder Streit,

8 zur Zeit, Da * du thuſt mit Behaglichkeit, du gethan in Gottes Geleit.

Sgranken der Leiblichkeit.

ii Der frante Leib fih drüdet, Don, der Geiſt ſich ihm entrüdet, - t, menn jener muß erliegen, Steip; _B ven Himmel frei zu fliegen. x 37 eine üble Schranfe Io © m Geift der Leib, der kranke; Ver; ift einige Bekränktheit Meir EX noch als Unbeſchränktheit.

ya Ur weh thun deine Zehen,

Ya a th ohne Füße gehen;

Rn tel ſehen ohne Augen, viebe U Die zwei nicht viel mehr taugen.

Lein möcht' ih noch auf Stunden

ig halb und halb gefunden,

Bar h fol, ganz zu genefen,

3 Qufgeben dies mein Weien.

err

fig Mr I mußt.

901 >

nn üx mid zu grünen, Die Welt gebläht, Br kalten ben das Gemäth. ® „ch wiederlomme, SD; ’8 anders an; —— iſt am ſauren Tel Aumpf der Zahn.

Theilnahme.

Helf

Iedem Eearen dem Andern Reiner,

Uber NE sein 2008 beftimmt;

An den. nm nur Untheil Einer

Son es Andern herzlich nimmt, u nigereehnet werden,

ex geholfen habe;

Dat Der Seit hier auf Erden

Bas Freundſchaft Himmelsgabe:

ausdrüdft mit Geberden,

Rehm > n TH für empfangne Rabe. Sen: Doabei bleibt es.

Sei vqh nur hin, wie's immer u. zien auf der Welt!

312 ander8 wird es nimmer, En n's euch auch nicht gefällt. = ihr, da e3 auf Erden SS 22 anders geweſen jei:

anders müß' es werden, Et ihr, und bleibt dabei.

Wird dir's auch zu Wenn du nur dich 65 dem Großen zu

Reip und : dreunde zeigen fid Did) zu fpornen Aber wirft du Bleibt unwirkſa Nicht aus glänzen! Saugft du Art Mit Soldaten ı Nur die Kinder Was fein äußeres Sondern innerf Werben foll, fa Nur der Gott i

—+ 403 3-

* wem fie gar ſich ſchlagen,

* d fich aus dem Hauſe jagen, ot Der Gaſſe heulen, ſchrein, Cor rt du ſelbſi nicht ruhig fein.

I 1 neunde Lebensnoth

N6 Dir Muß aufs trodne Brod;

Bed üſt zu arg der Plad, Dergeht dir der Geſchmack.

as Behthun.

4

—— Die wohl dir wollten thun,

Sour erz oft dir wehe.

Da te 05 mi fränfen nun,

Dag cp ftündlich fehe,

An Tue ſelbſt fi wollen thun 81, und thun ſich wehe!

Die Zollen.

Ift Res Werth, des Maßes Schwert Ind Mare in allen Landen,

Ver Wer das Uebermaß begehrt, Higt Bepüät fich ſelbſt zu Schanden. Ni

Hr x kannft du wehren, als o Br Dehren diefen Tollen; Am © hen fie gewiß den Hals MR a, wohin fie wollen.

Ginmal, mit dem Was du nicht grat Tod aud dir nich Wie nichts den M

Beltt

Der Weltſchaup In zwei Hau Was der Ein Nennt der

Was der Ein’ ı Wird der An Und was den Jener fchnöp’

Die Geſchichte ü Danach ab Hr Und die Welt Durch dies B

„Da war's gut „.Da mar ı

daru muß aus altem Wuſt SUET ſtetz enifichen ; Seder möge feine Luft, Seine Unluſt jehen. Purze geht re sit ſchlecht; FE erlaub’, es drehe =, Das Rh damit fein Recht au Dem Freund geſchehe. * i der Vergangenheit Och nicht getroffen, 22 dog Fi goldne Zeit Ton er Zukunft Hoffen. * das Thor der Hoffnung kan —*28CD æx IS bexaits fo viel gewann,

er mag genießen.

DErvitelten Urſathen. wiS vi

F |] lecht befam, was gut, Su © Kl —8 he nd Gut r —8 ae fonfl man treibt und thut; te Dan du nad) dem Grund, Kerze pa wenn dir ber ift fund, D * ST "du künftig auch geſund; u Biei 8 ans iſt des Spähens Yun ? <ır’3, doch dieß dabei ; Da SI war e8 zweierlei, in Wu niemals zweifelfrei Ten

,was dir heilfam jei.

don 3

An Die Reibgeber.

einem Geiſt vom Leibe mehr, Als er lann begeiften!

Hierin, gleich als fei es ſchwer, Fehlen wohl die meiften.

Doch nichts andres ift fo leicht; Laß den Geift nur walten! Und fo weit er felber reicht, Wird er Leib entfalten.

Belehrung.

„Yon den höchften Dingen Mocht id auch was wifen, Rannft du Lit mir bringen In den Finfterniffen?

„Night, warum gefchaffen Oder wie find Welten. Menfehen find und Affen Da, und mögen gelten.

„ber ob es vorwäris,

Ob im Ring es ſchreitet; Ob’8 mit uns emporwärts Oder abwärts gleitet?

„Wie jo unharmoniſch Geht es mit Getdfen?

Und warum ift chroniſch

Krank die Welt am Böfen?“ Halt es dir vom Leibe,

Oder trag’s geduldig!

Fein unſchuldig bleibe,

Oder büße ſchuldig

ss

407 +

Strebe, handle, denle, amt Kreis durchwirke! Daß da weitfien lenke, em ihn denn umzirke! Dente, wenn’s Geſchwirre Die nicht will bebagen: Daryr y zum Gewirre DE) mit beigetragen!

Die Kigtfäunr.

>, 238 n ie Welt gemacht, —* Rüge nik ſelbſt hervorgebracht, Any Ride verliehn die Stärke nu en Riceiſchnur meiner Werke. B zen Korn und fol ih nur Ne texr die Kraft, von dort die Schnur, Der EwWas von den Sachen elt zuredht zu maden.

Der Geunß der That.

Der genießt, wer thut; Any das höchfte Gut Er n08 Gute tun. Mer gethan es hat, Der genoß die That, An genieht das Ruhn.

Sagen will; t Und der Zum: Der umjonf d

Troh fürs In

Für das Gute, das d Rannft du di mit d Butes bleibt zu Ahım Unter den vom Uebel Rein Berjäumtes Frau Saft du doch @elegen! Thuſs, und es wird d

409

2 Büfe da viel Geflügel?

05 eine braucht den Zügel,

a andre braucht den Prügel; Ne jedem jedes au!

n ann, du bift ein Gauch,

Verfkepft du nicht den Brauch.

Un Die Ruthe.

Bra eRändige zu verfländigen, Unp die Ruthel

Bra rbändige zu bändigen, Dige HB? die Ruthe!

—S Legen wird die hitzige;

Bra. regen wird die ſpitzige:

Ch» die Ruthe! brauch' die Ruthe!

Bon Seleine Stüdden. Sinn „nt zwei Heine Stüdden Uny Uleser dem Kind als ein großes, Dag epr als ein Schluck zwei Schlüdden ; Ein „It fein Spiel, fein bloßes, Sn Xd des menſchlichen Loofes; Ir Seb> auch mir das Glüd Unger ein kleines Stüd, In „air ein zweites zurüd

erTr alten feines Schooßes!

G Abbülfe. muben wir die Hälfte deſſen,

* wir, krank uns machend, eſſen, Sa, en, die macht Mangel krank; Umn "tten wir und fie gefunden, Se Les für die guten Stunden

sen; eilig jagen Dank.

Was der nächte Heut nicht braudjit Tem, der's brau Weißt du, ob ihr Beid' e8 brauchen

Orientalifge Frei Schönre Sprüde Kann die Welt n Als die fonft ung Mufelmanen erda Sind fie felber bi Dder reidder an 5 Ihre Milde zu fd Etwa wären fie zäh Doch es Liegen vi Ihnen gar, als 3 Der Freigebigkeit Wo fo leicht das Leichter noch das Giebt man ohne ' Hier ift in hirnerlid

41

* Borbilder. RS dc in meiner Art UNTien Hab’ erbreifte, Dat pir auf deiner Fahrt . „oriäub geleiftet.

Ripe daß du fahren follft

“r meinem Gleife, Sondern di wahren ſollſt Sa. Irr deiner Weile. che if erhebendes EB eiter auf Erden, SLL5 ein vorſchwebendes I eifpiel zu werben.

Die Welt und ihre Plagen.

Die Sie Ber; iſt da und ihre Plagen, Sinn Dt von ihr zu trennen find. x Du die Welt, jo mußt du tragen Und br. Plagen, Menſchenkind, Ent —— du ihnen dich entſchlagen,

Die Plage did der Welt geſchwind!

Die Welt ift da mit ihren Plagen, Der ch von ihr zu trennen find. Were, Süßen mußt du auch entjagen,

Nipt U Serbes dir ift ungelind; Ben Trac) der Herrin darfit du fragen, Un Fr Pie iſt läftig das Gefind, So 5 Werm dich nicht der Dorn ſoll nagen, Die % aud für die Roſe blind! Die nen it da mit ihren Plagen,

Kt von ihr zu trennen find.

Ufer begränz Spiegelnder Füllen ſich ei Friedenbeglär Heil, wer ſo Beſſer, geregelt: Bahn zu beſt Die enger kr Als unbeſegel Fluth zu dur Scheiterungsd

Für Die Neugi Wenn fie dich fragen, Sag’ ihnen nur: So So werden fie nichts Sie fehn dir's nicht o Und werden’s alfo wi Und brauchen's nicht

43

8 was dir taugt zu Gtüßen;

8 was es braucht zu ſtutzen!

Rp dem, der dir kann nüßen; * den, der dich will mugen!

Nr... 2. „Die Lieb’ iſt eigennuhig. Unger: drum nicht zeigen ftußig ! Lehe iebt Sein iſt Veſchwerde deb wie fie ſich geberde, Un; Daß fie geliebet werde, Au dir nicht uneigennußig. ME e Riep ih eigennußig. Ob d; darum nicht ſchweigen trutzig! Ar te Wiebe ſich vergeude Day Nliebendes, die Freude Ung “© Doc, daß fie vergeude, x nicht uneigennußig.

Bir Die Berdammenden.

wtie, ir jeden Feind des Lichts Sig, TU in die Flammen!

Li ip Dar

TSX ann er felbft dir nichts

am als did verdbammen.

an. Drad: Nicht rigtet, daß

>, "ri feid gerichtet;

E «3 wird von euerm Haß x x Ipruch vernichtet. u T = Haßt die Welt des Herrn, So S< t ihr ihn zu lieben ? = J* nahend, o wie fern "St MER, ihm geblieben ! an > find berabgefandt,

en den Höhen unverwandt ein Trieb uns allen,

Natur 4 finden,

It. im Spiegel nur, pen.

hunte funft,

nd harret; Mittelpunkt

wd ftarret, Kobgejang a”

eiſe

vollem Drang

im Kreiſe.

ment,

fundament e liegen! j'3 anerfennt, gen.

vollt hervor tunde;

er Bau empor m Grunde.

es Geiſtes.

eift nie kann Scidjals Bann

ihm zum Trug it,

ohne Nu

int.

415

te nicht: Belrankungen 6 ae Die Schrantken dad! Dar CR ohn' Umfcränfungen = Narr no? S Te Well’ am trägen Strand SD Den Kopf serhrit, zu m X. Dhne Gegenſtand = Fe ſelber nicht.

Dar 1 Pine gen ves Inſinktes. ERar: 24 folge nur une nm = Inftinkt; auf jeder Flur I F IE er mi) mit ſichrer Spur. huit ers, wie ihr feht, zn er um mit Dingen gebt, Zn a on er nicht viel verfleht. ZZ n feinem eignen Fach = SI int der führer ihm zu ſchwach, v ans rn Regeln gebt er nad). X u jei’s in jedem Fall! > Zee if nit überall =. mid wie in feinem Stall. A euer Handwerk regelrecht;

I ihr über Fremdes ſprecht, I [f euch der Inſtinkt zurecht!

Der Dumme Streich.

Rn . a Wi einen dummen Streich gemadit, en ſelbſt darüber dich ausgelacht;

a _ rauen did nun die Schwachen Aber nicht auszulachen.

wummen be nun den Ta ich ihm wende T Im Ceifl nad) allen Und wenn ich, was id, Darüber fon gelitte Run hab’ ich einen 9 Hab’ id) gemadjt den Und wenn id das unfa Das Blatichen nun y So wäre das der vie Fur dieſesmal der lei

Gefälligteit Bas du zum Gefalle Thu' es fein gefän Oder mir vergeht

Rinht in Karmann

Une Axıg jebt w en wir De aunde (ame Pe , 2 oiägfih,

an in ame, —* X 35 afıfn jener MEET Die ig mel Anoien bin ty Zrrie ie Den I —* midgt wolten glänzen, me eirugen grobe De die Hleinfen tragen.

k BR

+ 418

Dos Drohende, 1.

b e8 fern oder nah iſt,

ie Furt gönnt Ruhe nicht; ern daS Uebel nur da ift,

iehft du ihm in’s Gefiht;

Die das Gefiht auch ſchlimm iR, ft du ſchon andres geiehn;

enn ausgelafien fein Grimm if, id es vorübergehn.

2.

feiler kann der Himmel nicht Menfcen Dankbarkeit erfaufen, wenn er ſchiat ein Steafgericht,

läßt dann den Bedrohten laufen; rechnet gerne das, dem er entgangen, etwas an, daß er empfangen.

Verfpäteter Schlag.

lätt" es mich nur auch getroffen, Als eh ſchiug bei andern ein! Aber zwijchen Furcht und Hoffen Sollt' ich erft geſchaukelt fein. lätt es mich nur mit getroffen, As das Roos war allgemein, Nicht exft, da ich fonnte Hoffen, Ich folt’ übergangen fein!

it erſt litt id, was fie litlen, Ihre Noth war meine Bein; Nun in der Befreiten Mitten Leid’ id) noch einmal allein.

26

419

* der Radrüdenten.

Se td fan fi, Wr trete vor!

zz u. Gruft umhullt ſich x > ER mit Rafenflor.

FF ed in ihren Wiegen en, wo fie liegen! * wo fie ſtiegen, igen wir empor.

Alt und jung. um 1.

ie Welt war freudenjung, nd im Jugendfreudenſchwung, en ſelbſt die Alten

eng ımd frif erhalten.

die Welt iſt hohl und alt, I Jugendwohlgeſtalt, ind ſchon alt die Jungen, dem Neſt entſprungen. vwird ein ter nur —— durch Kunſt, nicht durch Natur, urch Erinnerungen

x. Bu der Zeit der jungen: WW his aus feiner Yugendzeit, Denn die lag der Jugend weit, Doch aus Bormweltstagen, Die ihr näher lagen.

2. | 58 Wuhme bin ich lange nachgelaufen, er einen Schritt voraus mir war;

\ Ddur ihn Lönnen an der Scheitel raufen,

er dort, alswie das Blüd, Tein Haar.

%

Zeit iR einufsen nun das Gänanfen, Es droht der angegriffuen Brut Gefahr Run renne nad dem Ruhm, vu jünger Hei Und laßt mid) gehn zur ausgedienten Schacu

Entweder Ober.

Wenn du mur in dieſer Welt,

Wo von dem, was es gewonnen, Nichts, auch nichts, das Herz behält, Willſt beflagen, waß zerronnen; Wenn du Alles nicht vergeffen Rannft, fowie dir’s iſt genommen, Oder fo an’s Herz es prefien,

Daß dir's geiftig bleibt befeflen, Herz, fo if nit außzulommen.

Die Geſtalten des Gutes.

Erft Haft du ein But

As Wunfh und Verlangen; Da ftrebet dein Muth

Es ſelbſt zu erlangen;

Dann fommt es, und ruht, Sobald du’s empfangen; Du glaubft e8 in Hut,

Da iſt es zergangen;

Du fiehſt's auf der Fluth Hintreiben mit Bangen; Und wiederum thut x Sich's fund als Verlangen.

Weine ðresde.

Eine Terran wirt y as mit Die mich gan eirnk a En ac Bet Aus Der But getrene O5 Eder de —— neigt tom’ Alb Mu Empern grade f , wem ih enterd fe erneut.

gie Ball. 25 Dane Buhl: Sue Der ie Bit zumal Br Ta i Er —S 8 yet ieſen arten MT a w

Bon deinen Kindern {emft du mehr, als fie von wer“ Sie lernen eine von dir, ih © Su lernſt v ihnen eine, DIE vd un

Du haft mit ah im Felso einen Bronnen; Den Strudel dammſt DU nicht mehr din, Her erſt dab Kit gewonnet-

4B8 -

Der Brouuen.

gu5 reinem © BR a wenn ein j 0) Und hat di mal ein Winterguß ihn (Ass Heingeit ihre Kraft geübt. Do * wiry vnreiner Grund gebären, 20° gaaher X tein geüfingionnidein tlören, um gmm# Ha wird feinen un nur nahren.

en,

Ser uebertaus "werde,

Gr ee daß es veſſer 8 ertragen viel Beſchwerde, x u nur vicht ift überlang, DR ein Webergand zum Guten, & Guigteit in qäuteungsgluthen HR in nicht mehr ein Urbergang-

424

Der Berhaug. | Ein Vorhang hängt vorm Heiligthume, Geftidt mit bunten Bildern . Bon Tpier und Mange, Etern und Bine BET" Die Gottes Erde ſchildern. , Die Andacht knieet anzubeten Bor diefen reihen Yalten, Ein Lichtſtrahl Hinter den Tapeten Berfläret die Geſtalten. Ich neige mi zum tieffien Saume, Und kuſſ' ihn nur mit Beben; Bir fält nicht ein im tühnflen- Eraum, 7 Den Borhang wegzubeben. Das Aunfigewirke deiner Hände Betracht’ ih mit Entzliden, Und darf mit meiner Opferfpende Beitragen, e8 zu ſchmücken.

Das Pradigewand. -

Wie eines Königs Prachtgewand Mit Gold und Purpurdeden Nicht Iindern kann den Wundenbrand; Was Hilft’s ihn zu verfteden ?

So kann auch Kunft und Wiſſenſchaft Dem Menſchen nit ertheilen Den Baljam, der allein hat Kraft Das kranke Herz zu heilen.

Br Zu

% Dun gajatende did. 4 iu niet Grunde Da ee vafn ein Reid Fe Tor um joe Stunde

in, hen an berät. Und wein ebſ gi made Son Bri mid on, Ve & An ein 208 mir Sommertad-

Mi: Um Yanimen beiden Hl, sis rn vB fangen, Dar Saiten e⸗ PANIC Dem, gm vie Augenlieder Ur nie wieder Si wiener fegt e nieder in der Seel in Ruh. und öde,

o N ee 3 jr 3 * *

wythie · ja {ab anf dem Dreiub ·

U

geben zempel Dit worhie es Dratelgaidt-

Gengattmendet [a

N) BER: * ag do N X Fr ag jünelenden Sb & 9 gApte gemölbt puftiges gimmeladutı KT eg Gottes, DE genttings, det Si naar ARE ig der manhiist Exom- * or

1.

Gegen Berarmung. Das Alte gebt von hinnen Und Reueß zu gewinnen Bin ich nicht jung gertug; Das Gerz wird drum nit Armen, Es ſchlagt für wen’ge wärmer, Als es für viele ſchlug.

Die Herrſchaſt des Geiſtes.

Nicht Geſondertes vermiſchen, Unterſcheidungen verwiſchen, Alles doch zuſammenfaſſen, Nichts vereinzelt ſtehen laſſen, Eins auf's andre ſteis beziehn Soll der Geiſt, das adelt ihn, So iſt Herrſchaft ihm verliehn.

Daukgefũhl.

Welchen Irren ich entkommen, Welchen Wirren bin entnommen, Den?’ ich, und mein Herz erſchrickt, Wie vom bangen Wintertraume Froh die Knofp’ erwacht am Baum, Die den Frühlingsglanz erblidk.

Schmüde did mit neuer Blüthe, Geh’ in Duft auf, mein Gemüthe, Blith’ und Duft ſei Dank und Breis; Sonne did am Blid der Gnade, Und im Thau des Himmels bade Wie das dunkle Maienreis!

=; > —— ger ai h 3% Eu allen dieſen vewgen

ae cin jaonrer Seitting kein.

—e— Beirahtuns- ee vie ſinſtre Nach, Bexa, DD pie Sonn’ am gimmel lacht Beraetien in der Winter au So ı exhen wormen grahfingshaud- Das eichi jpült aus der tranlen Br D 1a, Wit ein eimz oen rlen SM! Vie eblide Bergefienheit! . ® Une du zut Tedpten Zeit! in Reid dich wieder teilt, es Gilt;

R

wet Jauge geh mais miägt, wos Di Das Hol es in Erinnrung Ind 72) Tängft on NRur ante auf Immer eingeprägt, Und es nicht Immer ibt, Seiayer din ic best betrlbt.

Mit dem Theile, Alles Gute ift beichieden Diefer Welt auf eine Kleine Weile.

Weg und Biel.

Weil daB Ziel erfreulich iR, Hat mich's nicht gerähret, Daß der Weg abfcheulich if, Der zum Ziele führet.

Aber danken wollt’ ich dir, Gluck, wenn dir's gefiele, Gäbſt du ſchöͤne Wege mir Auch zum ſchoͤnen Zielel

Nener Ruth.

Ein Troͤpflein Himmelsfluth, Geträufelt in mein Blut, Belebte meinen Muth,

Ermedte meine Funken,

Und hob, von Wonne trunlen, Mein Haupt, das war geſunken.

49 37

Wie d Das er a Fenſterrand Und y; Laumennddäen Rand, Bell Hi tt nom Son and; Zur rigen feine Glieder Da WB urzel trönkt’ jch's nieder, Bong ſein Adpichen wieder.

Einmal Einb.

Wann ef Di ebrochen a. Racht ver ee Sonnenttrahl Warn et &, in hen Halb era und Thal; af pam fet = Lang dos ere Grün erſchloß⸗ Wenn erſt x Zain mehr nacu tein Zweig mehr tahl. Aeibi, VB Sn pie die Liebe Bag ergriſ Ha zu tn pr zu entziehn, Dir feine Wahl. So glaub x erſt ein eingig Wort geglaubt,

u

ar I pr Ein xx Sy jagen muß, wet A gelant, au End umfaßt die ganze Zahl.

Die Bahnubilder·

on Wahnbildern dreierlei ruft du dich befreien;

Um in Pobels vobgeſchrei Nie der Tadel ſchreien.

Zahlenfunde. erſte, dann das zweite, zum dritten, vierten ſchreite, um fünften dich bereite, es dich zum ſechſten leite, um fiebenten zur Seite, um achten im @eleite, 0 weiter in die Weite, t breiter in die Breite, immer weiter ſchreite, Ind Hundert nicht im Gtreite. ht eines überhupfen, das andre bir entſchlupfen, t wird das näcfte fehlen, u Tannft nit dreie zählen.

Bäume des Ruhmes.

in den Wald

Innichfalt

die Bäume des Ruhmes ſtehn, in zehn

Inzig Jahr,

lägt die Art eine ganze Schaar, ird fie verſchonen,

n ſtoiz ihre Kronen

melsblau,

[6 im Than

unter fi wechſeln den Hau,

zu Ehremvägtern

olgegefchlechtern,

wie fir die Emigfeit;

kommt auch ihre Zeit,

It das Beil fie, oder jern frißt der Moder.

433

Der tern des Lebens. = Böngel, Wahrheit, Güte: zer Veben hüte —— Dreiſtrahl⸗Stern! —— Taer iſt die Güte, = Hx heit iſt der Kern, a, Orrgeit ift die Blüthe; Ben möcht ih gern! Ser Yeit im Gemüthe Ur air nah und Güte, Via "Der Schönheit Blüthe —— em Auge fern! Ex keit, Wahrheit, Güte! Dr e; Leben hüte => r Dreiitrahl-Stern!

= u m Laß an: Dienfl Ber Poefie. A X Ri. Poeſie begleiten X des Lebens rauhem Weg! Da = alle Schwierigfeiten oe put fie dich Leicht hinweg. ST läßt fi) abgewinnen Seite, wo es glänzt; was kein Verſtand ausſinnen “Rum, hat Phantaſie ergänzt.

Gloſſe.

Sei es Wonne, ſei es Plage, Schiebt er's zu dem andern Tage. F Goethe, Fauſi II. gr die Freude, noch die Plage, Sgiebe du zum andern Tage, Sondern thu die beiden ab Friſch im Nu, wie Gott fie gab.

gt VI 28

*

fie willft verſchieben Freude dir zerftichen ;

ine ift nit mehr

ldre doppelt ſchwer.

eh fie derbluhet,

Ib, was dich bemühet, nicht weiter müht , peit Zuft entblüßt.

de, nod) die Plage, zum andern Tage,

u die beiden ab

Nu, wie Gott fie gab!

jorwürfe. der mir freundlich kam, auf unfreundlid nahm,

mic) hold erwies,

handhes wopt mitnehmen, hn ſich müßte ſchämen kaugehn.

ehn

handhe Blume piliiden, fid) nicht zu bilden,

h beſehn.

ehn

france Ausficht Toben, ärde nicht erproben illeſtehn.

ummer mid) und Scham.

PR; .r „SIE

In

0

= 485

Saar Borüpergehn Pe ſich mandes Bundniß ſchließen, = AZ uns würde bald verbrießen, Prr Zr ſiets beſtehn. Sp Prübergepn das Leben zu genießen; —— es minder ſchnell verfließen, Ir EcE nicht fo ſchon. ro xübergefi = Hi viel Gefcheites ſprechen, => Fey 3 verriethe feine Schwäden, Sırx Ber angefehn. => FEB no rübergehn Dar. ich diefes Wort gefprochen,

> ih diefen Strauß gebrochen; ie q aut es hin mir gehn!

> —rübergehn

—— fih manches wohl mitnehmen,

> ach man fih müßte ſchamen u = CI auszugehn.

Sn = Gaushalt der Belt.

gii iſt beftellt ZI Haushalt dieſer Welt, tr er von keinem Stoß leicht zuſammen fällt; a > viel fon hielt er auß, RX up er noch mehr aushält. Zr Sturm und fein Orkan Crftöret feine Bahn: DW vorüber brauf’t e8 nur, ıd reget rlüttelnd an; ud iſt das Leid vorbei, o ift e8 wohlgethan.

Und was Dich Und was Sin Wird fein Ofr Nicht ans Ser; Bie durd) blin Matte Sichter t Ber fih in dei Diefer Welt ge Bird darin au Bie der Bogel

Gegen Eigı

IM doch, was du Dein nur eine Und zum größ Dein zum Heiı Mußt du, was di Erſt dein eigen

Dir Und Kuft ind Herz zu hauen. hat vos Hei dir aufgeihant

Su freudigem Bertrauett- Rund Dit aufgethatt,

den

Die Furzgilos ohne Grauen

Mit Bid, die et dir aufgeihanı Zune zu erbauen.

Der awöntnn? Angt-

r EIS we zum Augeı g, Kinn il mit Kuh en Bart 6 und tauge i Hein zu achten.

ft nit umnadten \

exxachten;

Se er i wit un öptung Faust, u CH De Gier und Ayoeitelmuth ng vet = ung Auge

ve Sgfer mil mit quft |

ein Wert hexrachten ·

Der Quiturnerüßter- 2 Pe vich ſo gern in vie Natur a &umet, ſyrich, was ohne pie Kultuts \o gering DU adytet, wärft DU nur? 8 gen did aus der geba pet verihluß m und weil md Yngebaute trug, tonnteit weder Adern baun noch Pllus

48

Du könntet ſchmieden weder Urt noch Beil, Den Bogen weder ſchnißzen noch den Pfeil; Bas wäre dann an der Natur dein Theil?

Sie fordert eines ganzen Menſchen Kraft,

Und macht zu Schanden, was fi; büntelkeft Kennt fhöne Kunft und höh're Wiflenfcheft.

Die beiden find, wo mädtige Ratur Gebändigt if von flegender Kultur,

Des Lebens fchönfte, hochſte Blüte nur.

Lebensglüd. Sei unbethört und unverftört! Was zu des Lebens Glück gehört, Hat dir ein Bott gegeben !

Und was er dir nicht gab, gehört, O glaub’ es, nicht zum Leben. Was du nicht haft, daB iſt die Laſt, Die du nit aufgeladen haft;

Du haft die Luft am Leben. Sei unverftört und unbeihört! Was zu des Lebens Vuſt gehört, Das Hat dir Bott gegeben.

Der Stern der Hoffuung.

Ich dent’: iſt's Heut nicht gelommen, So kommt es morgen vielleicht, Sonn’ auf Sonn’ ift verglommen, Doch nicht der Stern erbleidt; Wog’ in Woge verihwomneen,

Doch nicht die Hoffnung entweidht; Ich dent’: iſt's heut nicht gekommen, So kommt es morgen vielleiät.

40

Gnad' und Daut.

Wen Sehen iR gewirtt aus lauter Gnaden, Und eifdhen ihnen fhlinge fi; mein Dant, sie ein Rofenkranz, an defien Faden Sil abgebetet Perl’ um Perle fant, Wie auf des Fruhlingshaines Blumenpfaben Ein Bandrer von mander Schattenbant, So ſeh id) überafl mid) eingeladen Zu Ruf und Ausficht, wo ih auf geraden Begen wandelt’ ohne Want: Rein Leben if gewirkt aus lauter Gnaden, Und wpriſchen ihnen ſchlinge fih mein Dank! Üe Hof die See ſich bricht an Gelogefladen, beit mit eines Schiffbrucs Trümmern ſchwant, In velchem durfiende Begier ertrant, And jager Muth, mit Ueberbruß beladen; Doch urglos auf den Fluthen ſchwimmend baden ES irggigwäne fi) mit daiſen ſtoig und ſchlant So fhnamm ich dur die Wogen ohne Schaden, Are jmifcen ihnen fing” ich meinen Dank: x @in Leben ift gewebt aus lauter Gnaden, ei@wie in Rofenkranz, an deſſen Faden TÜR abgebetet Perl’ um Perle fant.

Die Reifen.

US ic; mic auf Reifen umgelrieen, «uDar mein Herg daheim geilieen. ® id nußm wol’ in der Heimath gerne, Zen Hmfle mir der Geil, is Gere. ©, meber Geift noch Leib auf Reifen, Darf id erit mid, glüdlid, preifen.

ittert mir In's Herr Freudengewim Und Jubell Brautigam Und Erde Alles beſeelt | Bermäplt ſi Wäptt ſich Zu feiner 9 Eigene Flamu An jeder B Dein in zul Die ganze !

Der Geht Ein Feſttag fo Zu deines Werk

Daß du an dein Mithrinneh Fri

4

Frende am Leben.

dab’ eine Freud’ am Leben! Dab’ eine Freude dran, Den andern aud zu geben Freud' ober Freudenwahn. ann kann mit Freud’ erfchallen Dein Danklied in der Radıt, ann du jo froh mit allen aft deinen Tag vollbracht.

Du lernft er Lied und Gebet.

Das finger Lied, lernft ein Gebet auswendig,

Ein andr und fagft du wiederholt beftänbin. In jeder EX findet, wie der Geiſt ihm räth, Tie Lerche timmung neu, ein Lied und ein Gebet. Ihr Abeyı, el ih, die empor fi ſchwingt, Es ift do Due, ihr Morgenlied darbringt! as im alte, das fie die Natur gelehrt, Sr neu geboren wiederkehrt.

Vieldentig.

WDieldeutig ſind nicht nur Die Bilder der Natur, ud von vieldeut’gem Lichte "Die Bilder der Geſchichte;

Ein unerſchöpfter Hort Vieldeut’ges Räthfelwort, Das, wie man’s immer wendet, Stets neue Weisheit jpendet.

ar

Biel taufend Jahre fahr bes Sale - Die Schopfung auf und nieber, Und was im Anfang es gebar, Gebiert eu jührliäh. wieder: .

Richt eine Blum’ auf einer Flur Bluht anders als fie bluhte,

Und Wechſel iſt und Fortſchritt nur Im menſchlichen Gemithe.

Nicht ein Gedank' in einem Sum Erneut fi gleich dem alten Und auf das ewig gleiche Kin Erſtreckt ver Geiſt fein Walten:

Er madt, wo öde Wildnik war, Ein Wohngefilve laden;

Und nur ein Paradies nicht gar Kann er auf Erden maden.

Das mündlige Bert.

Des Mundes Wort Pflanzt Leben fort, Die Shrift ift tobt; Drum mündlich bot Sein Lebenshrot Der Herr der Schaar, Die mit ihm war, Sich's einzuprägen, Sich's auszulegen, So wie e& heut

Im Geiſt erneut Uns noch erfreut.

us

berſchiedene Wirkung. Reiner Himmel wollenlos lt die Wärme’ im Sommer groß, d den Ftoſt im Winter. 3 DS Gllides Sonnenfcein ID der Gute gut allein, Hecht ein Schlechtgefinnter.

Asleiqung der Widerfprüde. Ps ÄPR Wideriprüche finden, Wer eine Witz nicht allzu ſeicht; eins if nicht fo leicht:

Da; © Glieder zu verbinden, Und Die Wiverfprüde ſchwinden, Tech aus das Ganze gleicht.

Ein recht Das reihte Wunder. Rub dere Wunder, das für alle Zeiten gilt, ie au eigen Haben, dab in gleicher Art, Fe Fer der Wunderglauben, innerlich UV erunglaub’ e& ſich auch aneignen kann.

Sanpnsrt und Kryfalmert. Ein Bort ift Gold,

Dem feid ihr Hold,

Das feinen Werth

Halt unverfehtt,

Wie man's zertheilt,

Zerſchlagt, zerfeilt,

Schmelst um und ein, 1 Gold Bleibt e$ rein.

4

Eins iſt Kryſtall, Durchfichtig all, Das dem gefällt, Der ganz es hält; Doch wer’s zerbricht, Dem nußt es nit: E3 wird ein Staub, Des Windes Raub.

Seid ihr dem Bold So einzig hold, Daß gar nichts all Eud gilt Kryftall ? Laßt ihn nur ganz Sn feinem Glanz. Ein ſolch Gedicht Zerlegt mir nidt!

Sonne und Wolke.

Wenn Gottes Schöpfung wundervoll Yın Auge fich verklären fol,

Muß hier die Sonne jcheinen Und dort die Wolle weinen; Sieh, wie die junge Blüthe ſchwoll An allen Frühlingshainen !

Und wenn der Regenbogen joll Den Glanz entfalten farbenvoll, Muß bier die Wolfe weinen Und dort die Sonne fcheinen ;

O Himmelsihadt, der überquoll Bon Liebesedelfteinen !

Und wenn dein Herz von Wonne voll In Wehmuth überfließen joll, Muß hier die Sonne feinen Und dort die Wolle weinen;

Die Erde fordert ihren Zoll, Der Himmel fordert feinen.

Mir

Bis und Gut der Welt. © die Wett ift bof ob gut, Tas if die alte Frage. So if fi, wie dir's it zu Muth % gut und böfem Tage. Fa wenn fie dir gut erſcheint, AjTde fie nit [hlimmer; Rd meine, wenn fie'3 böfe meint, Sy gut mit ihr es immer. ÄR nicht HBP° und ift nicht gut, gut zugleich und böfe. tau' auf den, der Wunder thut, er den Zwieſpalt Löfe!

ug, Lieb’ und Glaube. nnie Blume fih ſehnt nach Thau, ie Die Santen nad Regen! Sig Sepnfugt drängt die Erdenau Die & Dem Himmel entgegen. Treig Dnludt nad dem Himmelsticht Den t in die Höh' die Bäume; Sein Wenſchen genügt die Erde nicht, Aber Herz fucht Höhere Räume. Zu RBSi Himmel tommft du nicht, & Ar muß der Himmel lommen; Uny Smmt hernieder in Sonnenlicht oa $, Woltenfirömen geihwommen. <h, 0 Her, wie Rnofpen auf, Bo Vir den Schaf nit rauben! UNE Gimmel die Perle Sieh’ erlauf Cdelſtein den Glauben.

46

Lebeustrenbigkeit.

Weg die Sorg’ um Erdennotf ! Die Zagheit it vom Bien. Bid’ empor in’3 Morgentoth, Laß dich von Furcht eridfen.

Lerne, wenn du Goites Gift, Gottfreudige Geberden!

Wer nicht hier ſchon felig ift, Wird dort nicht jelig werden.

Rene Hoffnung.

Sogleich, weil eines eingetroffen, Berftärkt auf’s zmeite fich dein Hoffen. Und follteft doch zufrieden fein,

Daß eines nur getroffen ein.

Tod) 100 ein Zweiglein ausgeſchlagen, Wie ſollt' ein andres da verfagen ? Vom obern bi3 zum untern Raum Iſt neuer Trieb im ganzen Baum.

Theilnahme.

Set nur ängftlich nicht befliffen, Ob, mas du thuft, alle wifien. Wenn fie rechte Kunde miſſen, Sei fie dir nur nicht entriffen. Wenn, was wir gepflanzt nad) Jahren Frucht trug, werdet ihr’8 erfahren; Und wenn's dürre Reifer waren, Könnt ihr Zeit und Mühe ſparen.

-—t 47 3

& Der Herr des Gartens. * son Unkraut iſt, jo voll von Ungeziefer La Sarten, ſprach der Herr, und feinem Gärtner rief er: Unpeyiefer tlg’ und rauf das Unkraut aus, & —* und unverſehrt mir bleib' ein Blumenſtrauß. —8 und ging, und überlegte tiefer, a* Kur ı und fam zurüd, und feinem Gärtner rief er: E —* Untrant ftehn, und gehn das Ungeziefer! Gag, iR, fein Unkraut ift im Garten, Sea, ii Manderfei, Geſchöpfe vieler Arten ; Te fügen aus, wer foll denn ihrer warten ?

Ausforderung.

Ta du nun foweit gegangen, S ſo geh' in deinem Groll Bien wie du’s angefangen, Aes Schidial mad’ es voll; 3 AL du tollen willft, fo toll'! Ss fan nun nit weiter bangen, ern nur zu ſehn verlangen, am Ende werden joll.

| Ermuthigung.

Lebens Widerwärtigkeiten, S er Unbeftand der Jahreszeiten SE Spa nicht, daß du dich betrübefl, SS DD, find fie, das in tapferm Streiten Ko ihnen deine Kraft du übeft. gegen Nachtfroſt ſchwache Streiter I zarte Blüthen gehn zu Scheiter, ei grünes Muthes, und verdiene, dir der Himmel lächelt” heiter, And dir des Glückes Sonne diene.

Dad Anstommen. 27* »Aq doch am Zijch geſeſſen D ema1s ohne fatt au eſſen; Br? in Geboſtue zu ehahhen,

—* Setangt au Taler; u ra mäfen nihierelt, ar id wollte ehn wazieren, DH payieren I ngen V u? ein giedchen einzufangen grex Muße, Speiſen, 8X ich Gott D für nit preilen?

anfte uud Austüntt HS Ten und Einkünfte find wohl einerlet, Tor Een fommt man © i ven und Austünft Ba dm n jelber auf; * mandjmal mancherlei,

Woh er praudt man 0 van em per nem Sehmaus.

PT

2)

1

- % Sefignatien,. .

Wenn mein außgefireuteß Born Sie nicht haben. wollen,

Sollte darum aud mein Born Mit den Böglein großen ? Haben anderswo ihr Mal Eben eingenommen,

Werden ſchon ein andermal

Zu mir wiederlonmen.

2.

MWohlauf und unverbrofien Dein Bündelein geichnärt ! Du Haft Dein Theil genofien Und mehr ald Dir gebührt! Und will man doch Dir reichen Noch eine Portion, So nimm's als Onadenzeihen Und fordr’ es nicht als Lohn!

Wie ih ſterben will.

Laß mid wandeln nit im Traum, Lak mit wachem Sinn Mich ergehn im Schöpfungsraum; Lebensherr, am Lebensbaum Gib mir den Gewinn!

Und nicht fterben kümmerlich, Rebensmüd und malt, Sondern jahr⸗ und freudenreich, Deinen Patriarchen gleich, Bebensfroh und jatt!

—+ 41 +

Un Die Feinen.

Sonn' ihnen das Bergnügen! Mn wollen Did) beirägen, Fa willen es jo fein Um Wenden und zu fügen, ® D ihnen fait nicht ein,

RP fir ſich ſelbſt betrügen, Weiz Hu wilft betrogen fein.

Der macht's verkehrt.

g mi

greut mig. wWas jchönes in der Naht geträumt,

Und war S den ganzen Tag, wie ſchön's geweſen;

Grwadenn > etwas jchlimmes, ungejäumt

Ba ne Tapl’ ih mich) davon genefen.

Bergibt un. was ihm ein guter Traum beicheert,

* Ad lang' an einem böſen zehrt, Arngelehrt wie ich, und macht's verkehrt.

Dur das Weh if Dauerhaft.

TR en der Rofe Glanz verblüht, Libt am Zweig des Dormes Schaft; unglüdliches Gemüth, Die zu quälen haft Du Kraft: Luft ift Schnell verblüht, Nur das Weh ift dauerhaft.

452 +

I6 trage allein. 1.

tlage ſtill,

jeit ich nicht will

ak man mich höre klagen; ch trag’ allein,

ie Laſt iſt mein,

ein andrer foll fie tragen.

2.

dern ſuche wohl zu thun, id Dein eignes Weh wird ruhn.

Lied mein Gebet, 1. E Zu

Gefühl iſtss don der Harmonie der Welt, „um 5 dem Vogel zum Geſang die Rehle ſchweilt,

das alterfleinfte Lied,

fas am Morgen Dir gerieth,

fat für Did) den ganzen Tag erheilt.

2.

Ein Liedchen, noch fo weltlich, noch fo außerlich, _i Sölieht immer ein Gebet in fi, ⸗* Weil es doch immer einen dunkeln Theil der Welt

Mit einem Gottesblid erhellt.

408

Sonnenaufgang.

"ße Beller Sonnenaufgang vermag

Gg zu verfünden hellen Tag,

ur der frühe Strahl Dog Rebel aus dem Thal.

np an fie geht in Wollen auf, Birp mänlid dann fi Märt im Lauf, Erztp fie am Mittag ganz Alten vollen Glanz.

Wiederidein.

> Sonnen-Untergang Uce, Dt noch eine Weile lang Day Ur Berg ein Lichtgebild, Aljo, „ms für die Sonne gilt; Diego ich lange ſchon Ihe XXX reife bin eniflohn, Den don mir ein Wiederfchein, X ſcheine ſelbſt zu fein.

Mie na

N ER find [hen in der Mühe.

Dar Verblühten Rofenftrauche Ir ih: werd’ ih noch einmal

Ip im neuen Frühlingshauche

SS. _ Gmüden jehen diefes Thal? Un wenn ich Dich wieder fähe, och und ſoll es nit geſchehn,

Andre ſind ſchon in der Nähe, Und Du bluhſt nicht ungeſehn.

8 >

Ganz verbumpft.

Blüfern aus den Lüften? aus Geniibes Fläfien T die Uuhenwelt verfummt, die innre gar verbumpft lenchtender Gebaufe, Rille Sehnfudisrante, auch ein leichter Sqhert: eiwas nur, o Gerz!

5

Richt

J

TH:

Die Hoffnung Bleibt.

Du hoffet Stund’ um Stunde Die Heilung Deiner Wunde, Mit jedem Glockenſchlag Ein Glück von Tag zu Tag.

So ſchwinden Tag und Stunden, Es bleiben PBlag’ und Wunden, Doch auch die Hoffnung bleibt, Die immer vorwärts treibt.

eine Begnabung.

Der Stein, die Pflanze wie das Thier, Sie wiflen’s nicht und dienen Dir, Sie wiflen’s nicht und tragen bei, Daß voll im Bang Dein Haushalt

Mi aber Herr begnadeft Du,

Das Wiflen gabft Du mir dazu, Daß ſelbſtbewußt und freudig Ri, Ich was id thun muß, thun auch wi

ut 2

Das bittere Ruß. Die Dinge find im Puh Und wir mit allen Dingen; de bringen und Genuß, r zeiden uns zu bringen, SR ein bittres Muß, AR Möffen es verfchlingen, R eine Harte Ruh, ir müfien fie bezwingen: Die Di, P ige find im Fluß, Und win mit allen Dingen.

%s Wubegreifliä. Erna ei6L mir undegreifid, ie ©. hs nod fo reiſtig Son Akemals wird das Mer <a ang’ und Welle leer, Das => yf nie von Gedanten, Sa Den von Wunfces Ranten, Bon Ute Lebensbum man Sum Blüthentraum: Es u. 8 nd fo reiſlich/ Sipt mir unbegreiflid.

Ergieb Dich! SS Du ie 26 Über Hof, Srgien, ergieb Dich

em zwingenden Verhängniß, Und trag als Kuft Deine Lat! Vemütperug im Gefängnik M eine leidliche Raſt.

46 -

Riäts Seereß!

Alle find Hingegangen,

Alle traute Geſellen, Neulinge, Fremdlinge draugen In die offenen Stellen.

Sol ich darüber Hagen,

Daß die Zeit fie vertrieb,

Und im Naume der Welten Giebt es kein Raumchen leer.

Das wahre Mißgeſchick. Das ift des Menſchen ſchwer Geſchick, Daß er in jedem Augenblick Kann ewwas gegen fein Gewiſſen Thun, von den Sinnen hingeriffen. Und thut er dann mit beff’rer Wahl Das gute rechte hundertmal, Richt fühlt er von dem einen fehle Dadurch entbunden feine Seele.

&iberblid.

Lachte wohl das blanke Silber jo did an, Wie des arnıen Mannes Anilig bat gethan, Als du ihm das Silber in die Hand gedrückt D mie fol ein Erz ein Menſchenherz beglückt Und nun Tommt er heim mit feinem Fund zur 9 Der fo glüdlich, wie er if, die feinen madt, Deren Hunger in der Naht ein Morgenroth Tagt mit Hoffnung auf des nächſten Tages Br

alat die Wet geichn

Sein und Wi

Bas fragft du nad Benn dir genügt ! Die ſchonſte Schon Aus morſchem tel

Nimm an vom freun⸗ Bas deinem Kerze Die Freundlichteit Ob fie vom Kerzen

Bie id’s wei Bie ich s trieb Will ich s weite

49 +

Nunüge Vergeltung.

Raupe frißt den Strauch von oben, A die andre frißt von unten auf; —* Mitte treffen fie zuſammen einander frefien fie ſich auf; Do iſt ihre Strafe: doch was Hilft das UT ppm ihnen aufgefrefinen Strauch?

Glüd und Glas.

Sad und Glas,

Wie leicht bricht das!

Mein Glas zeriprang,

As es am lauteften Fang,

Als ich es anftieß auf gutes Blüde, Sing es in Stüde.

Bierblättriged Klecblatt. 1.

Dludyprophezeiblatt,

Wierblatrig Dreiblatt,

Wem Suchenden find die Augen verbunden, Mur ungeſucht wirft du gefunden.

2.

Bom Klee das Dreiblatt,

Das durch ein Beiblatt

Bierblättrig ward,

Haft du als Glüdsblatt aufbewahrt; Was dentft du dabei?

Daß eine Naturfpielerei

Das Blüd, ein Auswuchs fe.

MM +

Cie} aus Teb.

Sqclaf, Holbfeliger Sqhlaf, angeblicher Brstige Du Gleicht dein Bruder dir auch unähnlide Briiber'

Und fo erquickt und erneut am Morgen mich lahe

Zumeiſt daß ehte.

Werfen fie mir vor, daß ich daB rech Ernſtlich nie vollbrächte,

Sondern was die Luſt mich hieß Und der Trieb mich treiben ließ: Nun, ich dächte,

Eben dies,

Was die Luft mid treiben lieh,

War zumeift das rechte.

4,

Rechte Weltanſchaunug.

Nicht zu peſfimiſtiſch

Mephiſtiſch,

Noch zu optimiſtiſch

Sophiſtiſch,

Mit göttlidem Selbſtvertrauen Sollſt du die Welt dir beſchauen, Deine Welt dir erbauen.

461 +

Gonne und Nenſchenange.

Bam in die Sonne ſchauen ein Mann, Die daß ihn blendet der Schein,

Des Auge muß ein blindes fein;

Oder auch der Sonne zerrann

Das Yugenlict im Winterbann,

Daß blind fie ſelbſt nicht bienden kann.

Schäfer, Wolf und Lamm.

Der Shafer ſcheucht den Wolf vom Lamm, Das y zu frefien dachte; Denkt dabei, daß er e3 am og zum Braten ſchlachte. are mag es ihm fagen Dant, = ag ihm jein Schuß doch wochenlang Ax Fy chub des Todes brachte.

Ob man wüuſchen ſoll?

—8 weiß nicht, was man wünſchen ſoll, Balı unverſehens geſchicht's, a8 3 man gewünjcht jo zutrauensvoll, 8 on finftern Angefidts; 50 Sohn und Groll Tprigt’s: m Bin dein Wunſch, fennft du mid) wohl? RT weiß nicht, was man wünſchen foll, ray wünſch' ich lieber nichts.

462 %-

Vas man Dasen bat.

Bögen kann man aus allem brediieln, Und mit Feliſchen kann man wein Bin auch eine Weile der Narr geweſen, Den fie ih zur Kurzweil erlefen.

Ob es Kurzweil ihnen gebracht, Mir hat es nur lange Weile gemacht.

Wind ringsum. D traue nur dem Winde nicht! Ich ging und hatt’ ihn im Geſicht: Magſt du einftweil mic pladen, Denn ehr’ ih um, was bald geſchicht, So hab’ ih dich im Naden. Wie täuſchte mich die Zuverficht! Umkehrt' ih, aber umkehrt' auch der Böfer Entgegen blies er mir mit vollen Baden; Er hatt’ es darauf eingericht, Alfeitig mich zu paden.

Beides zugleich.

Regnet's nicht,

Kann ich nicht meine Rüben pflanzen, Und regnet's dicht, So kann id nicht mein Heu einſchanzen; Der Landwirth ſpricht:

Könnt’ es begegnen

Zu regnen zugleih und nicht zu regnen, Das wäre das Belt’ im ganzen.

48 4

Gloffe.

Graiis ingenium, Graiis dedit ore rotundo Müss loqui.

Wenn e8 nur rund ift, Gefallt auch Kleines; Wenn e8 nur bunt ift, Auch unfeines;

Wenn es gefund iſt, Selbſt gemeines.

Keiner beißt den Andern.

Der Sperling beißt die Weipe nicht, ie Welpe ftiht den Sperling nicht; Sie beißen und fie ſtechen, \e ſpeiſen und fie zechen und adıig an der Traube, Db „Fragen nicht, ich es auch erlaube.

Schlimmer Tauſch.

Das iſt ein ſchlimmer Tauſch, —* andrer hat den Rauſch,

N Katzenjammer haben wir: Mitterregen fuhr

tDer pie Nachbarflur,

RD trüb und kali iſi's bei uns hier.

Fertig ı

Weil fih nun ehr durchfliege Fertig werden mit ihr, « Denn mit der Welt wird fi Will von der Welt; doch

Be IR die Wieſe WAR, vom ! Neues Gras g Als wenn auf Alte Halmchen Die den Rach

\ Gefiunung u Gefinnung path

wu N

45

GE in friefiiges Epriämert. 3 tran Te gern, Und gemxxg ift da, Doqh eb uf fern, \ Sprach BKle Sans, als fie in den Brunnen ſah.

EBerten und immer warten.

Ich wart” auf des Abends Verlauf:

Mein BLüd geht vielleicht mit dem Vollmond auf. Dann xD ar!' ih auf den Morgenfdein;

Mit S ormenaufgang wird es fein.

Mond aund Sonne kommen und gehn,

Aber nrein Glück hab’ ich nicht gefehn.

an

Barum?

rum muß es Winter werden, N ern fo fhöner Sommer war?

R Das Lehen denn auf Erden Par für die Todtenbahr? Dani dafür uns diejes tröften, —* der Frühling nach den Fröſten

en auch aus Tod gebar?

Ungeſchick.

En Feöpt dich immer nur an's Bein, Do um nit an den Kopf einmal, Dt hinein Bor Fahr’ ein Schein

N Vicht, wo nicht ein Strahl?

np

eru Eiern, du z0

46

Blinde Zuserfit. Ben es ñch eigret in einem Ga Min dumm Schlag. Knall oder { Teuter es eins To) voraus Um Ne im Hauie bören es all, Kur den's beiguter, hört es nicht =: kim it des Himmels Ger

So bin? des Menichen Zwerſich

Raturipiel.

Wenn eine Blure, die blühen fol Weii aufbiät: ser weißgeiprengt, Sell's ein Verzeichen ein, dab Ti Chr Srentheir Nr in verhängt: Aber du acht lüheln) vorbei, Welch artges Spiel Ier Natur es Ja freilich, Krartheit und Tod ıf Auch ein artiges Spiel der Ratur.

Reine Gloflen.

Ten Strom hinab gefloffen Jit viel, was mid) verdrofien Und) heute bin id dankbar ir Das, was ich genofien, Tu lieheit, wa3 du bieten An Freuden fannft, mir jpro © Leben! dennoch mad)’ ich Zu dir nun meine Gloffen: An beiten wäreft du doch Am Anfang gleich beichloflen.

467 +-

Eũße Arbeit.

Einge bei der Arbeit wie die Bienen, Und die Arbeit fei dir ſuß wie ihnen.

nn

Gstt und Nenid. 1. -

»Bozu Hab! ich erſchaffen die Welt, fie, o Menſch, dir nicht wohlgefält ? 9 Ichuf fie, daß vor allen Sie follte mir ſeibſt gefallen; ü fie mir aber gefallen ann, Sch’ ig mit deinen Augen fie an: Wollte du nun fie verfchlichen, das müßte mid verdrießen.“

2

u haft aus dir, o Menſchengeiſt, ein eignes Ideal geboren, Daß du Yon ihm gerichtet ſeiſt, n ihm gerettet, unverloren. enn es dich ſchlug zum Abgrund nieder, Gebt dih’3 geklärt zum Himmel wieder ; ſolchem Loos bift du erforen, Daß du dich felbft verftrideft, ſelbſt befreit.

3.

. din Strahl, o Sonn’, ich bin dein Hauch, o Wind. Bin dein Sohn, Bater, ich bin dein Sind.

VNeqhſ du das Geheimniß Har, " Dog in ſchwanken Schranfen, Wortes Ranten, Ghelt & dir fih bildlich dar.

Zagen und Osflen.

Mit zagem Finger klopf' ich an Un eine dunkle Pforte, Und wie fie mir wird aufgethan, Bin ih an feinem Orte.

D hält fein Bote fich bereit, Der mich des Weges führe, Daß ih in der Unendlichkeit Mich nicht in Nichts verliere?

Ich bin allein zu ſchwach zu gehn, Du mußt die Hand mir faflen, Und ſoll ich fröhlich auferftehn, Darfft du mich nicht verlaffen.

tt—

Schlußrede. nane, ſchäme dich, daß du zurück geglitien f MBege, die mit Slüd du hatteſt überſchritten. michern läfleft du Empfindung ungebunden, e die das feſte Maß der Weisheit war gefunden. Du der Thorenmelt nicht Weisheit bringen wieder, Bring’ ihr wenigftend aud) feine Thorenlieder!

*

Bergeblitelt des Alters.

Barum das Alter fo viel vergißl Bon Sachen und von Ramen? Weil mit ihnen das Kramen Ihm gleihgültig geworden if. . Was dir im Herzen gefeflen,- Wirk du niemals vergeffen.

Berhäriung.

Regt fi fein Mitleiden dir mit Beiden Deiner Brüder in des Buſens Mitten, Daß du ſagſt: ich habe ſelbſt gelitten Mehr no und gefunden kein Mitleiden ? Rein, dein Leiden hat nicht tief geſchnitten Dir in’s Herz, das noch erfüllt mit leiden Mißgefühlen, leer ift von Mitleiden.

Berſchiedene Deutung.

Die Selbſtſucht ſpricht: Ich felber bin mein Nächfte Die Liebe ſpricht: Mein Nächſter bin ich ſelbſt. Im Munde führen fie die gleichen Worte,

Doch legen fie verfchiedenen Sinn darein.

Weltgeheimmiß.

Weder Anfang bat die Welt noch Ende, Nicht im Raum noch in der Zeit; Ueberall ift Mittelpunft und Wende, Und im Ru die Ewigkeit.

De du Lesk von einem Ru zum andern, eines lebeſt du;

Ef Die Welt horüber ruhlos wandern,

Un Fley aus der Ruh’ ihr zu. Richt mig unzulängliden Gedanken

—* du das Geheimniß klar,

2 in ſchwanken Schranfen, Wortes Ranten, Stell es dir ſich bildlich dar.

Zagen und Hoffen. Mia jagem Finger klopf' ich an in eine dunkle Pforte, Und wie fie mir wird aufgethan, Lin ih an feinem Orte. OD bält fein Bote fich bereit, Der mich des Weges führe, Daß ih in der Unendlichkeit Mich nicht in Richts verliere ? Ic bin allein zu ſchwach zu gehn, Du mußt die Hand mir faflen, Und fol ih fröhlich auferftehn, Darfft du mich nicht verlafien.

Scälußrede.

grahmane, jhäme di, daß du zurüd geglitien Auf Wege, die mit Glüd du hHatteft überfchritien. Ye wuchern läfieft du Empfindung ungebunden, Für die das fefle Maß der Weisheit war gefunden. Villſt du der Thorenwelt nicht Weisheit bringen wieder, Eo bring’ ihr wenigftens aud feine Thorenlieder!

410

= d Eprugertiges

1.

ob ſei dem Wein, dem alten, Daß er ih hat gehalten; Und if er befler worden,

Berdient er einen Orden;

Do ift er abgefallen,

So geht's am End’ uns allen. 2

Du mußt ihn nur ſtreicheln,

Ein wenig ihm ſchmeicheln,

Iſt ihm auch kein Biſſen beichieden, Der Hund ift zufrieden.

3.

Weiſen ziemet ernfter Bart, Blatter Scherz ift Höflingsart.

4.

Wo mehr Fuchſ' als Trauben find, Ernte was du fannft geſchwind.

5.

Höchſter Genuß ein Augenblick, Leben ein ewiges Mißgeſchick.

6.

Jedem flüchtigen Freudenrauſch Beut Entnüchtrung fih zum Tauſch.

41

7. eb Jobald dir ein Wunſch if gewährt, iehft Du, er war nicht wünſchenswerth. 8.

ſch lieheſt du vor der Welt Dich zu, LAfFeR du ſelbſt dir feine Ruh.

Und So

9.

Wa

HM Do ifgen Erd’ und Himmel fi regt, ES pie fchwer aufs Herz gelegt.

10. 4 mo Art immer Geiſtiges ringt,

er abwärts Leibliches zwingt.

11. Mer Zune ein Doppelbann, Wr feine Seel’ entrinnen ann.

12,

ya Anders entrinnen du nicht ihm kannſt, Wenn du in ein Gedicht ihn bannfl.

13.

wit ſo ſpricht der Herr; der Diener ſpricht: ich ſoll. Yu d# Zugleich dir Herr und Diener bift, ſteht's wohl. 14.

Wo du nicht vermagft dich loszuſagen, Mut du lernen dich vertragen.

15.

Lerne di) mit ihnen Ichmäden.

16.

Bas man nit kann entbehren, Muß man halten in Ehren.

e >.

17.

Die Jugend folpert wohl über Steine, Das Ulter über die eigenen Beine.

18.

Ein Räthſel aller Räthſel ift, wie auf der Welt, Soviel in jeder Stunde falſches wird gethan, Am Ende do das Rechte ſtets geſchehen iR.

19.

Ein jedes Leben wartet auf des andern Tod; Denn eines lann nur leben, weil ein andres flarb, Und jelber ftirbt e8, daß ein andres leben kann.

20. Die Lieb’ allein ift lieblich, häßlich if der Haß. Der Jugend ſteht die Liebe chön, und ſchoͤn iſt der Haß, So ſchoͤn ift Jugend, fie verjhönt das Häßliche, Doch Liebe nur verfhönt des Alters Häßlichkeit.

21.

Gott danke jeder, dem die Macht zu ſchaden fehlt, Denn jelten hat fie einer und mißbraucht fie wicht.

22.

Süß wird vom Alter guter Wein, der ſchlechte nur Wird fauer; ei, mein Alter, fei kein fchlechter Bein!

473

28

ſollſt Geſinnung haben; aber ſage nicht du ſie habeſt, ſondern ſchweig und zeige fie.

24. Reun müſſen faſten, daß der zehnte ſpeiſe; Zehn müſſen darben, daS der eiljte praffe. Nicht eingerichtet ift auf ſolche Weile Lie Welt, daß zuviel Glückliche fie faſſe; Und nit wahrſcheinlich, daß fie je zum Breife Der Menſchheit anders fi einrichten Lafle.

Du Dei

25.

Ob Dich des Mannes grübelnder Berftand,

Des Kinderfinnes Glaube fucht zu faflen ; Menſchliche Rev’ ift eitel Bildertand:

Zu weißt, wir meinen dich, und wirft uns nicht verlafien.

26.

Die Welt if ſchön, if gut dem guten, ſchönen nur; Beieelt ift, wenn du Seel’ ihr Leiheft, die Natur.

27.

Jeder nad jeinem Sinn wählt jeiner Freuden Ort, Der NRojenläfer Hier und der Mifttäfer dort.

28. Wie mag das Licht fih im Inſektenauge brechen? Frage die Müden, die dort fingend ſich beiprechen. Wir tanzen Müden gleich, im Abendftrahle nun, Der Abenditrahl erliiht und unfre Tänze ruhn.

29. Verſchwenderiſch zugleih und geizig ift die Natur,

Schafft tauſendfach und giebt jedem die Nothdurft nur;

Berecjnet immer, wo zur Noth fi eins fann nähren, Ob nicht vom Abfall noch ein andres fünne zehren.

44

Und glei als ob kein Platz daneben offen bieckb, So rüdt fie eineß Hart dem andern auf bey deihh Schmarogerpflanzen ſchafft fie fo, Schmaroferiäieng] Daß fie vom Shöpfungsraum ja keinen Sc | Ein Gärtner, der wie fie den Garten wollte picken Das eine würd’ er durch das andre nur erſtickni Doc fie weiß immer Raum zu ſchaffen kalt uud Mi Daß jedes leben Tann, doch jedes fchlecht geung. :

30. Das rechte Wort,

Die rechte That, Am rechten Ort,

Schafft reiten Rath.

31.

Träufeln und träufeln Wird zu Traufen; Häufeln und häufeln Macht einen Haufen.

32. Feſt vorgeſetzt, ift durchgeſetzt; Wer etwas recht will, kriegt's zuletzi.

33.

Was dir der Himmel ſchidt, das nimm du dankbar an, Und ift es minder gut, fo iſt's doch fo gethan, Doß e8 ein guter Muth zum Beten wenden kann.

34.

US vom Hunde die Henne geſcheucht ward, wußte fie “a Befire Zuflucht als unter ein Dormgebitfch.

Vor'm zerfleifchenden Zahne gefchükt, ertrug fie den Dorf! Und kam übel zerjauft, doch mit dem Beben daven.

45

35.

mehr Schwalbengezwiticher erwedt vom Traum mid) am Morgen,

mit Seſang wiegt mid Nachtigall ein in der Rad: hat Schwalben vertrieben und Nachtigall: aber ein edles son Sperlingen trifft Morgens und Abends mid) an.

36.

Gin vortreffliches Licht! Nur eines ift übel, es leuchtet ch ſelber hinein, für die Umgebungen nidt.

37.

Bafinn ift der Erbauung am wenigften hinderlich; wo fie Bit ergründet den Sinn, legt fie den tiefften hinein.

38.

Bas Du thieriiches haft an dir, das magft du behalten Für dich ſelbſt, um Menſch unter den Menjchen zu jein.

39.

Eigentlich geht hier gar fein Weg, doch weil du nun einmal Eingeihlagen ihn haft, gehe nur immer ihn aus.

40.

Richt am Gaumen allein, man jehmedt auch die Kehle hinunter; Weniger hab’ ich's am Wein, als an den Pillen gemerft.

41.

ein ein köſtliches But, o Geſundheit für den Gefunden, Der fi deiner erfreut unwiſſentlich: aber für einen, Ber der Gejundheit wegen |paziergeht und der Geſundheit

Wegen den Bodiprung macht, der Geſundheit wegen die Lungen

Unfrengt, um im Felſen ein ſchlummerndes Echo zu weden: Dem, o Geſundheit, bift du, wie mir, ein läftiges Pflegfind.

416 -

42.

Wunderbar! Immer gelodert im Zeitlauf werben Vande, doch Ioderer nit, bindender fahit fie der

43,

Niefeln Hör’ ic die Wafler, die unterm ſinlenden GE Sch’ aus ſchmelzendem Schnee grünen die Gpigem: Trab macht Himmel und Erde des Weſtwinds _ Uber die Hoffnung lacht jonnig im Herzen: es |

44. Ueber die Tage hinüber ich rechn' auf eimas und Selbft auf was, jo gehn eben die Tage dahin. Sind fie darum vergangen umjonft? Ich habe fie Alle verbracht, doch halb träumend in alle dem

45.

Wer foll fterben zuerft, daß ihm nachweine der anbref Wer ſoll flerben zuleßt, daß ihn fein Yuge beweist: Wer da zulekt ſoll flerben und ob kein Aug' ihn Hat er felber genug nicht fi im andern beweint? 46. Mitten hindurch der Maſchinen Geächz und der Lolomotinen Geht im betäubenden Lärm einfam der finnende Gel. Sieht in die ewig vergangne Bergangenheit und in der J Ohne Getds und Dampf göttlich erneute Natur, Was jeht dröhnt, wird fingen, und was jet qualmt es Wann und wie, wer weiß? aber ich ſeh ſchon, es it.

47.

Wiederum biſt du erwacht, mein Geift, vom Idfenden Nichte wie Blumen im Thau, ſchwinge wie Lerchen Hauch in die Frühluft, fei ein Yauchzen es, fei es ein Sei’s ein Gebet, ein Gedicht: alle ift eins vor dem

417

48.

sche zu erſtreben und nichts iſt mehr zu erleben,

ring’ ich es nicht, als ich es babe gebracht.

fahren in Frieden! ih bin nicht mehr für hinieden;

a Geiſt in das Licht! nieder mein Staub in die Nacht!

49.

8 Habt ihr nicht alles gejehen, was habt ihr nicht, Ohren, hört, was Herz, haft du nicht alles gefühlt!

zubet euch aus, jeid dankbar für das genofine,

ant anderen auch fo zu genießen die Welt.

50.

it ihr, o Töne, die ahnenvde Seele des Hörers

Hin über das Grab, tragen zum Himmel empor?

ı Sottes unendlich kreiſende Welten?

hinein in’3 Herz, wo das Unendliche wohnt?

te Mitt’ und das End’ und der Anfang alles in allem, echklingenden Eins Löjet das Viele fi auf.

laßt mich empfinden, daß Ich bin, Ich bin in allem, R, alles in mir, Emiges ewig im Jetzt!

51.

nommen in einer unendlichen Reihe von Käufern,

mit Ramen genannt, engt und beängftigt mid).

m fremden Bebränge der wimmelnvden Dienge, wie einfam! unheimlich ſchon hier alles daB Neue mich an,

mehr, warn ich werde dem heimifhen Schooße der Erde vom Tode zu neuglänzenden Welten entrüdt,

oA ich mid) wenden und woran ſoll ih mich halten? vn, beruhige dich! ebenſo fommt in die Welt

eborene Kind und findet fi heim in der neuen,

es geliebt ſich fühlt, ch es ſich fein ift bewußt.

ı Rindesfatt wer wird aufnehmen da mid auch?

ben, du biſt ein Rind Gottes; genügt dir e3 nicht?

4B +

52.

as einſt Har mir fdhien, das mußt’ erſt dunkel wii Bis Ratt Klarheitsichein wirkliche Klarheit erſchlen.

58, Wer mit fi if qufrieden, iſt's auch mit der Well und ii Und mit dem, des Rath Wetter und Welt hat g

N 54

Migf, o Schmeder, im Munde den Wein umfchlärfen Mußt ihn ſchlingen zulekt und es ift eben vorbei.

55. .J

„Stil mit fing’ ich," entfchuldigft du dich; gut, aber weni Still mit fängen, wohin fäme der Kirchengeſang ?

56.

Krämerin Welt, die ſoviel ung begehrungswürdiges «i Do was dafür du begehrft, unjere Seel’, if zu viel

57.

Oftmals mad’ ich Gedanken darüber mir, ob „in Ge— Wirklich foviel fei als „ohne Gedanken” zu fein. Mas ich nicht kann löjen, daß haben die indiſchen Jo

Zange gelöft, die Bott ohne Gedanken gedacht.

58.

Hier dem Grabe zu Fuß hat finnige Liebe fich eine + Trauernde Weide, zu Haupt eine Cypreſſe gepflangh Daß wenn jene zu Boden die hangenden Zweige ik: Hingiekt, diefe getroft richte zur Höhe fh auf. .-;

—t 479

59.

zwar ift der Briehen Olymp von der Erde geſchwunden, se gefirnete Naht hält ihn am Himmel erhöht.

j wandeln die Götter, es fämpfen noch dort die Heroen, w Schlangengewind windet die Mythologie.

chriſtliches Kreuz und Friedrichs Ehre dazwiſchen,

a3 ganze Geweb’ ift von helleniihem Garn.

: mit irdiſchem Blid euch griechiſcher Form abwenden; um Simmel ihr auf, werdet ihr nimmer fie los.

60.

wachſende Mond am nächtlichen Himmel uns unter, mehmender gehſt unter im Glanze des Tags.

Hinter dem Rande des Weſtbergs jener geſchwunden, in’3 ewige Licht Icheinft du zu ſchwinden hinauf.

61.

ie flechende Eonne berührt dich, weder des Regens under Schlag, noch der Wind; ruhig am unteren Blatt ı behaglich ſchmauſend, du Raupengeſchmeiß! jo gefichert kein edleres Kind Mutter Natur an der Bruft.

62.

f Tgmaleren Raine des Felds unficher und ſchwankend einher, wo jo feft ich doch vor'm Jahre gejchritten ;

fo want mid) machen im einzigen Jahre das Alter ?

o heuer die Brache den ebenen Boden zu beiden

des Wegs tief unter mir zeigt, da hüben und drüben

vor'm Jahre die Mauer der wogenden Aehren gewadjien,

ie die Tiefe verhüllten und wie zu Säulen ſich boten;

mich fchwerlich geftügt, doch ſchienen fie ftüten zu wollen:

ı beicgägt dich glaubeft, da fühlft du dich fiher und biit cs.

Siehe, geboren es wird fein Kindlein, feines begraibe Roc fo gering ımd Klein, kein noch fo vergeflener M Wird zur Ruhe getragen: am Sonntag horts Die. Feierlich am Altare verfündigen: alfo vereinigt '

Sind die geborenen all und geftorbenen alle wit af Alle mit dir, wo du nur zur Kir’ auch gehet uns

. f

64. FtB

Wenn nicht firbt das Kbrnchen und wird im Neben

Bleibt es ein einzelnes Korn; viel Brut bringt nur 65.

Schlimm, 35j’, Uebel, die drei und dagegen das ein

66. Staub mit Füßen getreten erhebt auch über das Bau

—t 481 +-

Bierzeilen.

Erſtes Hundert.

1. Benn Jemand liebt, und im Bertrau'n Davon zu Andern jpridt er, Wird er die Hörer ſchlecht erbau’n, Oder er iſt ein Didter. \

2. hat fich genen Liebe die Vernunft ermannt, Und als Empörungsfahne Weisheit aufgeftedt. Die Liebe Hat zum Angriff einen Hauch gejandt, Und die Bernunft hat zitternd das Gewehr geftredt.

8. KXiebe, der flatternde Silphe, Nief: zu Hilfe zu Hilfe! Ta kam, daß er ihm helfe, Wein, der ſchwärmende Gife.

4. Hätte zu einem Traubenferne Mich nur doch der Himmel beſtimmt! Niemand kenn' ich nah und ferne, Der ſo ganz im Genuſſe ſchwimmit.

5. Mein Herz! o trinke nur immer Wein! Für arme wie du auf Erden,

Kann Rauſch das einzige Mittel jein Zum reihen Manne zu werden.

6. Zrinfe bei des Lebens Feſte Ein paarmal, und geh hinaus. Tas find unbeſcheidne Gäſte, Die bier fordern ew'gen Schmaußs.

7. Zwar die Welt hat ew'ges Leben Unter Rof- und Lilienblüthen. Doch was nüßt das uns, die eben

Eie nicht dürfen ewig hüten. Wäterts Werte YIL 3

10.

11.

1

1

4.

u

49

. Sieh’, der Schöpfung Rofenbeet

Wird nie von Gewächſen leer: Wenn von binnen eineß gebt, Kommt das andre friſch daher.

. Zürne nicht des Herbſtes Winde,

Der die Rofen raubet, Sondern Roſen geh’ geſchwinde Pflüden, eh’ er ſchnaubet.

Wehe dem, der zu flerben gebt, Und einem Liebe geſchenkt Hat; Den Becher, der zu Scherben geht, Und feinen Durſt'gen geträntt bat.

Im Frühling, im freundlichen Kreife, Aus Schöner Schentenhand

Das Glas zu nehmen, ift weile,

AM anders ift Unverftand.

. Weder Treue noch Dauer

Beripricht das Lächeln der Nofe. Stoff unendlider Trauer Für Nachtigallengekofe.

. Wer fih am Süßen der Liebe will laben,

Ohne das Bittre genofien zu haben, Will im Tempel zu Mekka ruhn, Ohne das Pilgerfleid anzuthun.

Das Herz, wenn es deine Schönheit fiehet, Zittert und flichet.

Wie follt’ es nicht vor der Macht erbeben, Die es will zwingen, fich jelbft aufzugeben ?

. Wa3 man nicht kann haffen,

Und noch weniger lafien, O Herz! da ift fein Mittel geblieben, As es von ganzer Seele zu lieben.

_ 483 37

16. Die Rofe Hand im Thau,

17.

18.

19.

20.

2 er du, ob Mm

—— Perlen grau · 3 Some fr beſchienen, ur den fie zu Rubinen.

Durch Schaden wird man klug, > gen vie Fugen Reute. ade Mit ich genug:

in Thor noch heute.

Doch Yin id M N)

2 er BDiäter iſt ein König. ein verbannter or Denen, Die hier in Puryur tleiden, rlannter;

zur: micht Tür ihreggleihen ane au {ol er ihre göfe meiden.

Der wen if ein Diäten, » 3 Bine plidet, bluhet Baum und Strauß); Kuh ein Splitterrihtet:

erührt jein Hauch

Die yüttlein welken, vie b auberet;

Die wpoge in meilih 8

X u ber det Poet AT Br Zauber, mehr ſelb pezaubert ei? = mas in Frage ſteht. m Traume!

chlafenden von ſeine

weilen Raume ihm tönntelt zeigen,

giebt eigen?

DI ec nicht den ©

u >) zum ® Säöne zum Criat ihm nun fein Traun

gr Die Wahrheit iM im Ben; Das pi: Mu: hat: In unjern Tagen u R einer herrunten fein, urn vLuſt zu Haben die Wahrheit zu lagen. » D Wahrheit, deinen edlen Mein Muft du mit Waher milden; Kern inf du ihn rein auftiigen, Sp nimmt et den Kopf den Bäften ein.

27.

29.

30.

31.

. Wie ihr möget die Karten mifchen,

En

44

. Sieht tu, Hör bu im Frahllagewind

Der Eiche Winterlaub ſchwirren gu Grab? Was ift es? Die jungen Triebe ſind | Erwadt, und floßen die alten ab.

. Man kann den Schmetterling in die Puppe

Zuruck nicht zwingen; Wir find beim Braten, wer will die Euppe Uns wieder bringen?

Ordnen und wägen, gebet At! Leife tritt ein Ereigniß dazwiſchen, Das eure Weisheit zu Schanden macht.

Wenn die Wäflerlein kämen zu Hauf,

Gäb' e8 wohl einen Fluß;

Weil jedes nimmt jeinen eigenen Lauf, Eins ohne das andre vertrodnen muß.

. Nullen, tretend Hinter ein Eins,

Würden Taujende zählen; Weil fie den Führer nicht wählen, Zählen fie alle zufanmen keins.

Wer oben ſteht, ſuch' oben ſich zu halten; Wer unten ift, der tracht' hinauf.

Ruh’ und Bewegung find die zwei Gewa Dur die die Welt ih halt im Lauf.

Sicht du nur für deine Rechte! Andre gehn dir ja nicht nah. Daß er für die feinen fechte, Dafür ift der andre da.

Mit Recht Hälft du dich felber Goch, Dein Käufer dingt herunter doch.

Für mas du aud dich fchlageft an, Man nimmt für mehr di nidt, al

485

32. Wer ſiets denfelben Weg in gleicher Richtung hält, Ter kommt im Kurzen um die Welt; Ber alle Windungen der Pfade will begleiten, Bird pie fein Weichbild überſchreiten..

33. Je hoher du wirft aufwäris gehn, Dein Bid wird immer allgemeiner; Stets einen größern Theil wirft du vom Ganzen fehn, od alles Einzle immer Heiner.

34. Wenn von dem Punkt, wo einer ftill geftanden,

Eir andrer könnte weiter gehn; © mär’ ein Ende bald der Wiſſenſchaft vorhanden,

Statt daß wir immer neu am Anfang ftehn.

35. Erfanren ward feit taufend Jahren, Doch du verfolgſt umſonſt die Spur; Dir paßt nicht, was für ſich ein Anderer erfuhr, Du mußt es wieder für dich ſelbſt erfahren.

36. Eh’ es ſich ründet in einen Kreis, Iſt rein Wiſſen vorhanden; Solang nicht Einer Alles weiß, ST Die Welt nicht verstanden. 35 Die Proſa bringt kein Werk hervor, Vie groß es fei, es wird ein Vruchfiuck bleiben; Die Poeſie kann nicht vier Zeilen fchreiben, Ce find ein Ganzes dir im Ohr. 33.8 iſt die Wiſſenſchaft der Tod der Poeſie, Die ſelbſt einft war die Lebensluſt der Erden. Tod ſucht ein höh'res Sein; jo ſucht Philofophie Zulett nur höh're Poefie zu werden.

39. Die Schönheit der Welt fteht groß und nah Bor des Menfchen natürlichen Augen da; Du brauchſt nicht, um fie zu ergreifen, dernrohr und Kleinſehglas zu ſchleifen.

40.

41.

42.

43.

44.

45.

46.

47.

46

Wie feinen Raub der Uler ſchach Giehft du ſaiel dein Gerz bedaf: Nebelftern und Räder , + Gehören nicht in bein Revier.

Die Welt, die dich gebildet Bat .. Du kannſt der Pflicht dich nicht entchla Der Nothigung, nun auch an deiner © Zu ihrer Bildung beizuiragen,

Sid im Spiegel zu beigaun, - Kann den Affen nur erbaun.

Wirkel nur in feinen Werten

Kann der Menſch fich ſelbſt bewerten.

Willſt du, daß mir mit hinein In das Haus dich bauen, Rab e8 dir gefallen, Stein, Daß wir dich behauen.

Willſt du herzen, trinten, laden, Sei von unferm Schmaus!

Wenn du ein Geficht will maden, Thu’s in deinem Haus.

Beute, welche müßig gehn,

Aergert es, daß andre ſchaffen. Wo fie einen Jagdhund fehn, Müflen Straßenhunde klaffen.

Die Rebe kann nicht im weiten Raum Suden den Stamm nad ihrem Behagı

Sie windet fih um den nähften Baum, Und läßt ihn ihre Trauben tragen.

Närriſches Kind!

Du jolft ja nur etwas, nicht alles, wer Wie kannſt du did denn fo erflaunt gel Zu ſehn, daß andre au etwas find.

_. 431 97

m det Wiſenſchoſt

ht tein Egoiſi nicht ſein Er Fuplt, ee ird nur d * gejammie Kraft und nit durch "ihn allein.

49. Jedem —* gejäahte Stehet vor ein eigner Gall, Der dem erde den holfreich weit em Fleißigen doppien end jene K Kräfte:

50 . Was vu wiltt kreiben, Must du jchagen en Abermichtin.

BWürdel ja es Werr dus ſahe

31. , en dir noch neu iſt, Fred dich auch reizen; Bere mie jchon Spreu M Dir nd) Weizen. x gebau

»2. 55 Kohl, den du dir ſelber *28 du nicht no em Mat xtwr ſchatzen; Die Kat ihn mit deinem m Schweiß perhaut, Spürze (Abt ſich DU durch nichts erſehzen.

. > 53. DER Aue det vhötigen Menjchengilde der Welt,

ar ie Urban N Dvd Du piiägeft de? Geis Gefilde, 8 ex dveſtelleſt das wie sr zw der Reicht rchum —F ne Sraft, Sa. qui wie Weisheit m N Stärte, Kup werden I icht x ehrenhait

\ Verxriendei zum M ge Ver Grundbeſitz in das edelſte Gut, in Gottes Händen ut;

—438

ug den dürren Wanderitab,

'äcelm nahm ihn die Fee mir ab,

fange ihm ein und gab ihm Thau, ;ard der grunendſte Baum der Au.

ie nad) Luft dein Feld, deinem Bedarf dein Haus, d fich auf die tolle Welt hagli zum Fenſter hinaus.

Ral' innen deine Zimmer aus, ab fid) daran dein Aug’ erquide;

Daß es nicht reize Feindesblicke.

Mache nur keinen großen Rauch, Wenn auf dem Herde du bein zeuer fire Efy2ö

Was ift es, ob die Radbarn auch u..= 65 wiſſen wenn du mır die Wärme fpüre >"

. Von der Welt, der unbequemen, Winft du feine Runde nehmen; Herzehen, jei aud night ergrimmt, Wenn fie vom dir feine nimmt.

i freundfich beflifien In deinem Haufe den Pilger zu laben,

Weil, ohn’ e& zu wiflen, - Schon mandhe jo Engel bemirthet haben. Pi

62. Geh", lieber Gafl, nicht von diefem Haus, Ohne dic) auszuruhen, = Daß du uns nicht trageft die Ruh’ hinaus Mit deinen ftaubigen Schuhen.

63. Das Uebel, dad auf der Menſchheit ruht, I eine gemeinfpaftlice Laft; Was du davon auf did genommen haft, ze Kommt als Erleiht'rung den andern zu gut.

489

64. Auf das, was dir nicht werden Tann, SoMR du den Bid nicht kehren; Über ja, fieh recht e8 an, So ſiehſt du gewiß, du kannſt's entbehren.

68. Fra nidyt heute: morgen will Diefes oder das ich thun.

Sch weige doch bis morgen ſtill,

Q@ge dann: das that ich nun!

66. Sefen dich einem Bellen zu, a5 mit ihm deine beffern Kräfte ringen. Ber ſelbſt nicht weiter ift als du, er kann dich auch nicht weiter bringen.

67. 38 Die Frucht, und gieb den Kern arfbar zurüd der Erde, 8 wieder ein Baum es werde, EXT imieder Früchte dir gebe gern.

" „enn das Leben des Staates zerfällt, 398* Den Einzlen umfangen hat, Ei Dt ihm des Gemüthes Welt,

Te Höher und freier iſt als der Staat.

61. 3* räumte mich als Vogel frank und frei; Eoam der Jäger, ſprach, mid) dürf’ er jchießen. a ) hi, daß es doch jo wünjchenswerth nicht Sei, edlen Bogelfreiheit zu genießen.

70. eo amiß der Nothwendigkeit des Menſchen Freiheit ſein. machte mir das den Kerker weit,

Ta ich jehe jeine Engen ein!

n. Dein Stein hat meinen Spiegel zertrümmert, Le sol ih dir es danken! WR Haft mir durch deine Weisheit verlümmert Ne Luft an meinen thörichten Gedanken.

71. Saft du Böfes g Daß nicht noch Tein Schlund 5 Er wird dein Ei

75. Wem du einmal Und tHuft du fa Du darfft dafür Daß er nicht ein

76. Der Sonne würd

Der Anblid al ?

. Benn nit ein 9 Sich gut müßten

77. Großer Menſchen Schlägt einen nie) Doch erhebt es ar Daß fo etwas du

78. Sid zu Großem Großes zu fi her Eins von beiden ı Dem eigne Größe

84

-

49

80. Das Vieh geht blindlings auf der Trift Die heilſamen Kräuter weiden. Über der Menfch lernt Heil und Gift Kur durch Erfahrung unterfcheiden.

1. Dir viene ſammelt dir nicht aus Fleiß, Und fie ftihht dich auch nicht aus Grimme; Menſch es nur anders zu nennen nicht weiß, Der alles muß theilen in's Gut' und Schlimme.

82 Der Gute und der Böfe fpricht: s iſt noch aller Tage Abend nicht. Sie gedenlen, bis fie müſſen ruhn, allerlei Gutes und Böſes zu thun.

j gets, Lab dich's nicht berücken,

9.8 nad Berdienft nicht wird gelohnt auf Erden. Tdiente Kronen jhmüden, unverdiente drüden, ie auch fich ihre Träger ftolz geberden.

wefte afte das Böſe fi auf der Stelle, —* Lohnte das Gute ſich gleich am Ort, Do ke hrie der Frevel wohl um von der Schwelle,

das Gute aud) fehritte nicht weiter fort.

85. W

Un

Frl vor dem Weine das Kopfweh käme, A billig davor in Acht fi nähme;

x fo fommt es bintendrein, wer dächte daran beim Wein?

86. Die

org’ um Künft’ges niemals frommt; Very Ä

Unia Ber

fühlt fein Uebel, bis es kommt. Wenn man's fühlt, jo hilft fein Rath: S Heit ift immer zu früh und zu fpat.

87. Ber das Glück zu weichlich tätjchelt,

zuletzt es bitter büßen; ERin du haft dein Kind verhäiſchelt,

Wa rit du's endlich ſchlagen müſſen.

Dann muß man dich lafſen rufe.

90. Bon wen man hoffet feine Guaden, Und von ihm furchtet feinen Schaden, "Den läht die Welt in Ruf’ und Frichen, Er ift ihr lebend abgeiieden.

91. Wenn ein Müplftein vom Berge rollt, Rannft ohne Schande du zur Geite Iprim Wenn dir ein Unvernünftiger grollt; Mit ihm zu ftreiten, fol dir’3 Ehre brin

92. Klage nit, daß dir im Leben Ward vereitelt manches Hoffen. Hat, was du gefürchtet eben,

Doch auch meiſt dich nicht betroffen.

93. Das ift zuviel von der Welt begehrt, Daß ihr das Gute allein ſei werth; Sie hat dem Guten ihr Recht gelben, Wenn fies nimmt zugleich mit dem Schlecht

94. Das ift des Guten Allmacht,

Daß es, wie auch an jedem Ort Das Schlechte lauten Schall macht, Stil im Getümmel fommt mit fort.

95. Nie war mir nod fo lieb ein Tag, StetS war darauf der Abend mir willkor Ob ih denn wohl nun klagen mag, Wenn meines Lebens Abend auch will kom

48 3—

%. A der Abend nur weinet Um das Sidht, das verlorene; Kuh er Morgen erſcheinet Beinnd um's neugeborene.

Ein Bindfioß fhüttelt des Lebens Baum, Jerrennen if Fruhlings · und Wintertraum.

MR. Hoffnung faht in fih der Zufunft Ewigkeit, Grig Hält Erinnrung die Vergangenfeit. Und ſo haſt du, wie die zwei dir ftehn zur Seiten, Her, in jedem Augenblid zwei Ewigteiten.

M. Rift das Schonſte auf der Welt Sol dir am meiften gefallen; dern was dir mohlgefält,

Sei Ye das Schönfte von allen.

100. Bern ir euch an manchen freuet, Das für euch der Dichter ſprach; Set ihm auch mandes nad,

Das nur für ihm felbft bedeutet.

1,

2.

Fweites Hundert.

Worte find ein Grjat; für's Thum, Wenn man's nicht weiter kann treiben.

Und für das Sprechen, foweit find wir. mam, NM ein Erfah das Schreiben.

Poeſie, die, Sprach’ ift ausgeftorben,

Wird gelernt wie Griechiſch und Latein. Mühlos wird die Mutterſprach erworben, Unfre Mutterſprach ift Prof’ allein.

unferm proſaiſchen Klima doch tauget uns feiner der

er Weft bringt Regen und Schnupfen, der Oftwind Ratarıh ee 4.

x

S-

Die pattiarchaliſche Wirthlichteit

Sf ſeit Einführung der Gaſtwirthshauſer verſchwunden? as

Und auch die idypllifche Hirtlichfeit Wird jeht am wenigften noch bei den Hirten gefund

. Ich pflanz’ im Garten wieder Liebe,

Wiewohl ich jelber hoffe kaum, Daß jemals mir aus diefem Triebe Erwachſen werd’ ein Freubenbaum.

. Geftern in meinem Haus auf meine Bitte

War verfammelt ein Sterngewimmel, Ale Schönen der Stadt, und in der Mitte Meine Liebfte, der Mond am Himmel.

. Sie ging heiter lachelnd wie die Sonne,

Sagend mit dem Bid: Auf Wiederjehn! Ging und benfend ihrer lichten Wonne, FUHL ich feucht mein Aug’ Im Rachnhau ſtehn.

Mm

*

10.

495 %-

. Rem! es if alles ewig mein,

Das id ithend einmal gehabt. Wie Folk mir das verloren fein, Was mid mit ewigen Schmerzen labt!

. 3% habe bis auf diefen Tag

Soviel getragen Schmerz und Bein; 3%) befe,.iwas da fommen mag, Es wird nun auch zu tragen fein.

Und wäre mir fein Freudenkranz erlaubt, So wohl’ ih mich anftatt des Kranzes ſchmücken Mit dem Gefühl, auf ein geliebtes Haupt Bit jonfter Hand den Kranz des Glucks zu drüden.

. 6 braude nur zu fühlen,

Bir ih begläd’ ein Herz, Un nimmermehr durchwühlen Kann meine Bruft um eignes Leid ein Schmerz.

. Leiner Kiebe fehlt Vertraun allein,

vn Vertraun zu mir und eins zu dir: Selbſwertraun, daß du genügeft mir, Und das Zutraun, daß ich treu kann fein.

- 36 hät? eg mir nimmer zugetraut,

Tab ich noch könnte jo glücklich werden, Bonad ih auf zum Himmel gejchaut, Tas hab' ih noch alles gefunden auf Erden.

- Bir haben geweint als Bräut'gam und Braut,

Im in der Ehe zu laden, Zap wir's ung hatten nicht zugetraut, Einonder fo glitellich zu machen.

>. Tu hattet fein Glück und id) hatte feins;

I nahmen einander, nun haben wir eins. sn haben wir es denn hergenommen ? 5A dom Himmel auf uns gefonmen.

16.

17,

18. D Herz! ermutb’ge dich, immer gu

19.

20.

Keinen Tag beflag’ id, der vergangen; : Denn vergangen iſt er ſtil in u, . . Und vom morgenden werd’ idh empfangen: Reue Luft an der Gelichten Veuſt.

Weißt du, wie lang’ id dich lichen wert So lang’ du DR, h Und Tiebenswürdig ift die —— So lang’ ihr Ausbrud Liebe if.

Ob uns aud Jugend und Schänkeit ' Sie find nicht entflohn, wo Lieb’ IM Denn nur die Liebe ift jung und ſchon.

Kann man durd Lieb’ auch läftig werben? Wahrlich, ja doch der Liebe nicht !

Sp wenig der wahren Lieb’ auf Erden,

Als der ewigen dort im Sicht.

Warum heikt ein Freier jo? Weil er fih zu frei geweſen, Und zu fanften Banden floh, Bon der Freiheit zu geneſen.

21. Siehft du ein Mädchen jeinem Kätzchen ſchmeiche

22.

23.

Denke: die möchte gern ein Schägchen fireide Siehft du ein Mädchen den Schooßhund qui Denke: die möchte gern einem Mann befehl

Der Hund ift ein geborner Knecht,

Des Herren Wille ift fein Red.

Aber die Kay’ ift ein freies Thier;

Du ſpielſt nicht mit ihr, fie ſpielt mit bir.

Was müflen da für Bäume ſtehn, Am Lande, wo die großen Elephanten darunter gehn,

Ohn' oben anzuftoßen.

—+ 47

A. &id deeht und Kummerniß dem Schadel De Nennes, der nad) Weltluft haſcht, Bir Fliegenklapp’ und Fliegenwedel Der fliege, die vom Zuder nafcht.

25. Bern dein Rob ift geidheiter Us du jelber, der Meiter, So laſe dem Roffe den Zügel, Und kalte dich nur im Bügel.

26. Elorpionen zerquetiche, So heili das Del den Stich. Midenfich Heilt fur fi; Gieb nicht Ant auf Beträtiche!

27. Berpebeng hüllft du in den Mantel Der Unſchuld dich; Er ſchan nicht gegen der Tarantel Verlaumdung Stich.

23. Sei nachſichtiger Gegen fremde Handlungen, als deine! enn gewichtiger mit Necht ein jeder Menſch das ſeine. 2. No fein, daß einer Dies that als ehrlicher Mann. Wäre feiner, ih es hätte gethan.

30. Bas irgend an dir vorbei gegangen, Bräfend lege daran den Stab: es nach ſich zurüd ein Verlangen ? Und feinen Werth danach miß ab.

31. Bas ih ſah und Hötte, Erlten fühlt’ ich, was e8 war, Selang der Eindruck die Beſinnung ſtörte, da der Erinnrung ward mir's tler.

38.

. Die Natur iſt Gottes

Toch ohne Gottes O Mihlingt daran der Den anftellt menſchli

. Beil ich ein Menſch

Alles, was menſchlich Weil ich lebe, bin id Zu lichen alles, waß

. Selbft auch Bott, de

WIN geliebt vom den Wahnſt du in deiner Dir zu genügen, 09

. Sälage nur mit der

Un die deiſen der $ Ein Sag in jedem Den ein Berfländigen

Gabeſt du doc Hier Dein gutes Geld am Was machſt du denn

Im ein nerachnet m

49

8. Sehe den Geiſt nie in Rubeftand! Ferjh' in des Lebens ewig rollenden Sphären! ser menjäliche Zuſtand Dient irgend ein Gottgeheimniß dir aufzuflären.

EU. Ber ein Kleines recht vollbringt, Öat den Troft, daß er mocht' etwas leiften. Wer nach etwas Großem ringt, Öot den Ruhm, daß er fich durfl’ erdreiſten.

du die Welt willſt ſehn, ad ihre Geſtalten faſſen,

* du drauf aus nicht gehn,

& ſelber nur ſehn zu laſſen.

Than», was jeder loben müßte, % Kun die ganze Welt es müßte; u ax 8, dab e8 Niemand weiß, nu gedoppelt ift fein Preis. 4 Berry . ukärt

& under thut, daß Wunder ſei geichrieen, Sn folgt nicht deſſen Beifpiel nad,

an zu dem Kranken, dem er Heil verliehen:

u ==’ hin und ſag' es Riemand!“ ſprach.

" 2 = %, Bann Gottes, dir, wenn du vor'm Mann der Welt —— Himmelsweisheit willſt entfalten. er fi vor dir für einen Thoren hält, wer dich für einen Thoren halten. 6.

E = ın das Gute würde vergolten, ur wär’ e3 feine Kunft, es zu thun. Der ein Berdienft ift es num, x ithun, wofür du wirft gefcholten.

A Die dankbarkeit ift eine ſchwere Laſt. du fie einem auf willft Iegen, So ws mit aller Milde, die du haft, er dir ja nicht werde gram deswegen.

Und du fuhlſt, fie muß

50. Sucht ihr nur das Wa Sucht ipe aud auf ant geit dem menfhlicen Finden wir's nicht, gut

51. Das find die Weilen, Die durch Iretfum au Die bei dem Yerifum Das find die Rarren.

52. Wie fann feomm derj Der das Schöne nicht Da Seömmigteit iR d Zum Shönften, wa

53. Du fluchteſ dich zu d Bor den Menſchen ve Du figft in jedem & Dog nur ein Bilb d

54. Tröflich ift ed, an v Angeftaunten Gelben, Amiichen igrem Gbtt

Hl +

56. Behthein if das leichteſte Spiel von allen. miele dich felber dar, UL du laufft nie Gefahr, Rus deiner Rolle zu fallen.

97. Es jan dem Gjel freilich ſchwer, Di, falſche Lowenhaut zu tragen. Alm es reizt ihn gar zu ſehr, S einsgleijen Ehrfurcht einzujagen.

ir us den balbehrlichen zuweilen, 18 ganzen magft du ihn behandeln; Wielleicht wird ihn das Zutraun heilen, Zum Ehrlichen der Ehrgeiz ihn verwandeln.

SD6 du in Bruderblut die Hände tauchieft, Dh du ein liebendes Bertraun mißbrauchteſt;

Bas ift der Unterfchied ? am Leib begingft du dort, Mier an der Seele einen Mord.

om Guten zum Böfen ift fein Sprung, Ber Uebergang ift unmerklich gemadit, Wie der Tag durch die Dämmerung Sich verliert in die Rad.

fl. eines Herzens Gute

Magſt du daran erproben, Sb du von ganzem Gemüthe Das Gute kannft an deinem Todfeind loben.

Ber die Hand, die firafend ſchlägt, In demfelbigen Moment

Herzlich lieben Tann, der trägt Liebe, die den Tod nicht Fennt.

62.

Der ift ein Satan von allen Seiten, Wie die Hoͤll' inwendig hohl,

Dem Undrer Bolllommenheiten - Veh machen, und ihre Fehler wohl.

502

64. Die Blinde Welt nur wahnt zu Haffem, Doc durch ihr Hafen liebet Gott, Und untermirfft du dich gelaffen,

So find die Feind' ihr eigner Spalt.

a en Te an nie das Hoffen eingeiteffen. Pipe eingebe erg ig’ DIN efreun, ein BIBE zu hoffen... 66. Lieb’ in bie Bi Wenn die Gegenwart dir nidts Kenit, » Und wenn die Bergangenhelt auch dich ül Xieb’ in die Zukunftl fe IR fo weit.

67. Auf das Künft’ge geht des Menſchen BIN Darauf richte deinen Rathl Was geſchehn if, das verehr' in Stille AUS ein Schiejal, Gottes That.

68. Der Erfolg ift offenbar, Die Abfidht aber ift niemals Mar. Drum wird man alle Menſchengeſchichten Ewig nad dem Erfolge richten.

69. Wenn ganz glei die Gewicht’ in jeder Der zwei Schalen der Wage liegen ; Xeg’ in die eine noch eine Weder,

Und fie wird überwiegen.

70. Wo du nidt will, da wirb fein Grund US Doch iſt nur wo deine Luft dabel, So wirft du leicht did überzeugen, Dah nöthig es und nüglid) ei.

TI. In Sachen, die man nicht verfteht, Soft man Kieber fih nicht mifchen; Dod fedt man einmal dazwifgen, Muß man fih helfen, fogut e& geht.

508 4

72. Bir verjuchen nur immermehr das Blüd, Jemehr ein Anderer Schaden nimmt. meinen, es fei der Gewinn noch zurüd, Und der ſei natürlich für uns beſtimmi.

73. Am Abend wird man flug Öär den vergangenen Tag, Dod niemals Hug genug Dr den, der kommen mag.

7A, Das Geyer {heut daS gebrannte Kind, Eolang' ihm die Brandflede fhmerzbaft find. die Nachwehn vergangen, 8 umfonft die Lehr’ empfangen.

7 B. Fo Krumme nimmt ein Yergernif dran, n Man fo gerade gehen fann, ad der Gerade ficht’S nicht ein,

Man kann jo verwachſen jein. 76, Der

Rei Bater lehrte feinen Sohn,

Der m König gebühr’ ein Thron.

Und Sohn nahm Lehr’ an in der Schule, Darf den Bater von feinem Stuhle.

ijedem Alotz, in jedem Stein

* Bötterbild verſteckht mag liegen;

Bin muß, wer e3 heraus will friegen, ſchniter oder Bildhauer fein.

”. Su das Ding auf feinen Kopf zu ftellen, Em in Gtodung find die Glieder. ſind der Sanduhr Wellen;

ehr? He um, fo Läuft fie wieder.

”. Fi rechter Baum, der feine guten Früchte trägt, er wunſcht nicht feine Ylüthen ſich zurüde. Und wem ein männlich Herz in feinem Bufen jchlägt, t nit mit Wehmuth nad der Kindheit Glücke.

® Fer ee [F

Wußt nicht Ejel fihelten, Bag fi dir giebt für Pferd. * du im Topfe Hof, * Rrein kannſt Du tauchen, a8 du im Kopfe haft, Day fonnft du immer brauchen.

%. In Sommertagen

N den Schlitten,

Un deinen Wagen n Winters Mitten.

9]

* Wer Reihe ſchont feinen Fuß,

Mer Arme feinen Schub,

Beil er ihn faufen muß,

And Hat Fein Geld dazu.

2%. Wemn du fafteft,

So thu's für di allein. Wenn du gafteft, So laß die Welt herein.

Dich beklag'- ich nicht, daß dich geführt der Tod Hin, wo du nun fchauft, was du geglaubet. Mich beklag' ih, dag mir an des Lebens Noth Ten Mittragenden das Schichſal raubet.

M_ Gin neuer Dichter fommt den Berg heraufgeklommen; Wie tönt die Saite, die du ſpannſt!

Bier figen wir und ſprechen: Bruder, ſei willlommen,

Und nimm den Platz ein, den du fannft.

95. Oſtern ift das Feſt, an dem der Herr erflanden;

Sieh, o Seele, wie die Schöpfung neu erfteht. Shüttle von dir ab des Schlaf, des Todes Banden, Geh’ aus deiner Gruft wie der von Nazareth!

rum Tan ich ze

M. Die Köchin macht m 34 will mir ihn fo IN er nun beffer? i Aber ich mach ihn

99. Nur auß der ferne Hbr' ich das Wogen Ein geborner Mulle Liebt ſich in der M

100. Manch art’ges Bd Zu dem der Leſer r Doch was nidt zwe Dos war nicht einn

1.

507 +

Prittes Auudert.

Ein Hert und Diener wohnt in jedes Menſchen Bruft; Wo jener mit befiehlt, gehorcht auch diefer nicht. Ber zu befehlen weiß, dem wird gehorcht mit Luft; D Schande, daß dir noch dein Diener widerfpricht!

2. Was fichet du vor dem dich feine Flucht kann reiten,

Und trogeht dem, vor dem dich ſchützt kein Widerftand ? Komm, du entlaufner Knecht, ch’ man dich bringt in Ketten, Und gieh dich ſelber frei in deines Herren Hand!

. Wenn Gottes Haud in dir nur findet einen Funden,

Anblaſen wird er dich zur heilen Feuersbrunſt. Dog bi du ganz und gar zu Aſchen eingefunfen, Hilft and fein Blaſen nicht, du troßeft Gottes Kunſt.

Wohl mir, daß ich nicht fteh’ in meiner Feinde Hand!

Wohl mir, daß in der nicht meiner Freund’ ic) ftehe; D hohl mir, daß ich nie in meiner eignen Stand:

Id fh’ in der des Herrn, fie wägt mein Wohl und Wehe.

5. In jedem Wort, wenn wir's erwägen, liegt ein ganzes Buch,

Und mannigfach iſt auszulegen der einfachſte Spruch. Biel Tann aus wenig Worten lernen, wem es iſt verliehn, Aldie du fannft aus Heinen Kernen große Bäume ziehn.

« Dan fogt, uns fehle Kunft, verglichen mit den Alten;

Vielmehr, es fehlt Natur uns nur. wußte Doch aus fih die Sprache zu entfalten, Doh borgen mußte fie Natur.

. Dort, wo die Sonnen binuntergehn,

Dort möcht’ ich mit gehn hinunter, Und Morgens nimmer auferftehn, Und nimmer werden munter.

10.

11.

Ob ich's erflieg, ob erreite, Ob ich's erfriech’, ob erfchreite, Ob erfireit’, ob erfpiel?, ° SR eins am Ziel.

Alles als Weisheit gu deuten.

Siehſt du num heut, Dah du geflern did über ein Milis gefte Ueber ein Richie? wie meint ihr das

Ich freute mi do! das war {dom maß

Es ift, bei Bott, nit wohlgethan, Am Schwanken diejer Zeiten

Um etwas, das dich fefleln Tann, Als um ein Gut zu ftreiten.

12. Sei frei, in jedem Augenblick

18,

14.

Dein Bündelein zu ſchnüren. Und dreh’ nicht jelber dir den Strick, Daran man di kann führen.

Deine Freuden, deine Beiden, Zähle nicht von Tag zu Tage. Woran willſt du's unterſcheiden, Was die Luft iſt, was die Plage?

Wenn als gut dir gilt das Leben, Iſt ein einzler Kummer Hein;

ft es dir als Laſt gegeben,

Was will einer Freude Schein?

. Wer fi unter vielen treibt,

Aergert, die er übertrifft; Und wo er dahinten bleibt, Saugt er felber Neides Gift.

509 4

16. Dante, dab dein gutes Glück Auf die Seite dich geichoben, Wo kein Bor und kein Zurüd, Wo fein Unten ift noch Oben.

17. In allem eben iſt ein Trieb Rad unten und nad) oben; Wer in der reiten Mitte blieb Bon beiden, tft zu loben.

18. In Hochmuth überheb’ dich nicht, Und laß den Muth nicht finlen! Mit deinem Wipfel reich’ in's Licht, Und laß die Wurzel trinken.

19, Wenn du etwas willſt erlangen, Mußt nicht an zu wählen fangen. Greif hinein, es geht vorbei,

Und ergreife, was es jei!

- . Mer fi) zweifelnd lang bedentt,

2]

Dem erftirbt das Wort im Munde, Und die Zunge klebt am Schlunde, Eh’ er voll den Becher ſchenkt.

- Wenn fo die Feder nicht mehr geht, Schreibe mit umgekehrter. Wer feinen Spieß nicht zu wenden verfteht, IR fein rechter Gelehrter.

Einen Borwurf, den man ſelbſt fi mache, SHört man leicht im beftgemeinten Wort. In dir felber iſt es angefachet,

Was du meinft, es brenne dort.

Die Roßkaftanie hat auf grünem Kandelaber Die Bläthen gelb und roth als Kerzen aufgeftedt ; Der Regen will fie löfchen, aber

gu höherm Glanz hat er fie aufgeweckt.

24.

27.

28.

29.

30.

3

pa‘

510 -

Manches mad’ ih auch wie ankee, . Manches macht' ein andrer Manz Beſſer, aber manches mach' ich, Was kein andrer machen lann.

Bon Unbedeutenden bedeutet VBedentendes nicht viel;

Biel von Bedeutenden bebeutet Ein unbedeutend Spiel,

. Wer Leidenichaften ſchildern will,

Muh drinnen fein zugleich und beauiee; In deinem Kerzen ſei's fein ſtill, Und hör’ um dich den Sturmwind breuſen

Wer nicht in Selbfigefühles guten Stunden Den beiten jelber gleihzulommen glaubt, Dem ift für böfe, wo er fih empfunden In feinen Schwächen, aller Troft geraubt.

Die Welt glaubt man zu bilden leicht, Und bat am Ende genug erreicht, Wenn man vom Rampfe mit der Welt Gebildet fich ſelbſt zurüd erhält.

Manches, was ich in der Yugend gang vera Halb veriteh’ ich jeht es kaum;

Und warum das? weil das blinde Zutraun fd Und den Zweifeln machte Raum.

Lerne bei der Welt als Schmeicheleien Kleine fehler anzuwenden!

Ihnen wird fie Beifall jpenden,

Und dafür die Tugenden verzeihen.

. Jede Woch’ bat ihren Tyeiertag,

Jeder Tag hat feinen Feierabend. Feire jeder, was er feiern mag!

Jedem fet fein Beierftündchen Iabend |

511

32. Gin Lehter wenn er nicht dein volles Zutraun hat, Bas kaunſt du von ihm lernen ? Ehlium iR es von des Wegeweiſers Rath Anj unbelanntem Wege fi entfernen. |

3. 34 leme nur mit Sicherheit, Be ih den Lehrer felber fiher ſehe; DE Führers Zuverfichtlichkeit Pod, daß ich zuverfichtlich gehe.

34. Ber ek die Sache mehr als Halb gelernt, Bag dann von Halbgelehrten weiter lernen; Denn wo dein Führer fi vom rechten Weg entfernt, Kasaf du vom Führer dich entfernen.

35. Bid Wiſenswerihes kannſt du dir aneignen Bon folgen auch, die dich verleugnen; aber, bei der Fächer Trennung, R Begenfeit’ge Anerkennung.

96. Bas hiltrs, wenn did) die Fernſien loben, Den Nühfter aber ift fiets bereit Unp Anyzuthun alles Herzeleid, Riemand hat's ihm verhoben! 7. Ps 5 auf dich etwas rechten Eindrud machen, Und wirfſt du ſchnell den rechten Ausdrud finden; & Konnft du nur den rechten Ausdrud finden, Wirkt dus ſchnell den rechten Eindrud machen.

38. weite that id) auch in Schachten, . 36 fein Bold entlernte, Ober mir den Nutzen brachten,

Dar ih arbeiten Iernte.

9 AR bat es dich verdroffen, uns du warft ausgeſchloſſen, willſt nun ſelbſt ausichlieken; Day ſollt' uns nicht verbrießen ?

vsbie 2

40. Die Andaqht überfliegt die Erde Im ihr verfinfet die Begier, -: Und reich an rühmlider Beſchwerde Die Thauigteit erliegt an ihr. j

41. Die Siebe buflt um ihre Slue⸗ 4 Ihr Heiligthum erjeplicht die Hunt,” Und dem Geheimniß im Geiniiihe Bermählt ſich Erd» und Himmelsgunt

42. Willtommen ift ein Gaft, der six WIN er nicht lommen, iſt mir s auch Denn eingerichtet ſo find meine Melle, Um auszufommen mit und ofme Gaſte

43, Ich bin, wenn du recht gut mir biſt, &8 dir auch minder nicht; Wenn das ein —— in. So iſt's doch fein Gedicht.

44. Guteh und BBfes proppegein Durdjeinander muß ein Prophet: Eins son beiden trifft immer ein, Daß er nie in Schanden befcht.

45. Etwas anzubeten doch IR dem Menfchen von Röthen: Den Teufel magft du licher noch Ws dich ſelbſt anbeten.

46. Wenn man, was man glauben fell, Nicht mehr glauben kann, It die Zeit eines Glaubens wol, Und geht ein neuer an.

47. Robheit am meiften mid; verbrieht, Die mehr verwuſtet als genickt, Kann feine Kirſche pfluden Ohne den AR zu Iniden,

—t 513

8. Um andre leichter zu ertragen, Mußl du dir fagen, Daß du jelbft nicht zu jeder Frift Undern leicht zu ertragen bift.

49. Leicht Hat die Wag' ihr Bleihgewicht gehalten, Benn man in jede Schale gleichviel legte; Du aber ſollſt dein Gleichgewicht behalten, Wenn das Geſchick Ungleiches dir auflegte.

&. Gigenfucht iſt's, wenn bei deinen Leiden Du die andern willft mitleiden laflen Rur verdienen wirft du ihr Mitleiden, Wenn du ſelbſt dich in Geduld kannft faffen.

' SL Du magft die Richtigkeit erfennen ird'ſchen Ruhms,

| Und die Unficherheit erworbnen Eigenthums;

Tu möchtet, blick in dich! doch einen Ruhm erwerben, Auf deine Kinder doch ein Eigenthum vererben.

52. Bald ſtaunt der Geift die Schöpfungswunder an, Und bald entſetzt er fih vor ihren Schreden, TAU aus dem einen in den andern Wahn Und kann des Rathſels Löſung nicht entdeden.

53. Tie Ehöpfung ſelbſt if graufam ; follte nicht a Menſch, der Schöpfung Krone, graufam fein? Entfogung üben, Schonung, Milde, Pflicht, Heitt von der Schöpfung Schranten fich befrein.

FA. Got jedes Ding nicht feine Schattenfeite ? Tu freue dich des Lichts umd leb' im Licht, Und fets empor zu höherm Lichte leite Dich deines Lichtbewußtſeins Zuverficht.

5. Die feine Muſchel lehre dich Genügſamkeit. Ein Tröpfhen ſaugt fie ein, das wird zur Perle; Da Wal ſchlucit Waſſer ein in feinen Raden weit

Und nichts als Thran ift in dem Kerle. Rüdertd Werte VI. |

33

57.

58.

99.

60.

61.

62,

63.

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. Ueber etwas mußt bu lagen;

Findeſt du an ein'gen Tagen - . - Nichts zu Hagen, Mag Du Fe: 1 + Daß du nichts zu Hagen Sal. : --:.:

Du gehft am Hande hart des Geabe. Noch aufrecht unbedurft des Giabeb:.:: Hinein nur mußt dw nicht bliden,

Sonft wird did Schwindel beſtria.

Fertig bin ich allenfalls vlr Mit der Welt nun bier auf Exrden,k« Und nichts bleibt mir übrig als. .: - Fertig mit mir jelbft gu werden. ..

Schön ift’3 in gelehrten Gilden Zieffinnig über das Schöne ſprechen, Aber ſchöner ift Schönes bilden Ohne den Kopf zu zerbrechen.

Die Jugend thut, wie fie will,

Und fragt nidt, wie’3 wird frommen; Stets fragt das Alter fill,

Wie e8 ihm wird befommen.

Das Alter gezwidt

Hat mid und gedrüdt,

Eins aber hat's nicht, mich gebengt, Wie mein aufrechter Bang bezeugt.

Keinen Spaß mehr zu machen,

Zum Gejet hatt’ ich das gemacht, Doch unter'm Gelege machen,

Hatt’ ich wieder einen Spaß gemacht.

Entweder Unrecht haben fie alle, Oder Unrecht Hab’ ich allein; 3 kann irren in feinem Falle, Sie alle müffen irre fein.

—t 515

64. Verſe wollen uns nicht behagen, Am liebften mögen wir fie vertragen, Henn die Mufif darliber geht, Daß man davon fein Wort verfteht.

65. Man ftört, wie Archimedes Streife, Meine gewohnten Gleife, Aber ich tröfte mich dabei, Daß die Störung nur Abwechslung ei.

6E- Alſo Hat der Zäger geſprochen, As fih der Fuchs im Bau verfrocden: Meint du, daß ih dein Narre bin? Wenn du nicht 'raus willit, jo laß ich dich drin.

K7_ Den Himmel lagen wir um Regen an, Da welt die Pflanzen hängten ihre Blätter, Erft fange warten mußten wir und dann Anftatt des Regens kam ein Hagelmetter.

68. Die junge Generation Verklagſt du wohl mit ihren Unmanieren, Doch ſelbſt in Tychter und in Sohn Daft du fie helfen generiren.

59. Die Wirklichkeit ift feine Frape, Sie ift nur ein verſchleiert Ideal; Zur Frage macht fie nur die ungeſchickte Tage, Die ihr den Schleier ftahl.

n. Weltordnung ift ein ſchönes Wort, Rah ihr ich ſuchte Hier und dort, Und wo ih nun geſucht genung, Da fand ih nur Weltunordnung.

N. Es ift fein Zweifel, Manches in der Welt macht der Teufel: Es wär’ ein böfer Spott, Zu jagen: das macht' ein guter Bott.

- ®

73. Ich will den Kinderglauben

74.

75.

76.

77.

78.

2. Fine von beiden

516

Klippen ift nicht gu vermeiden: Gnttweder Golt IR madhtlos Des Boſen, ober achtlos.

Mir doch nicht laſſen rauben: Der Vater ſchlaft, er wird erwachen. Und wird ſchon Ordnung maden.

Das find die lieben. Götter

Bon Epikur dem Epätter:

Sie figen froͤhlich im Himmelsgelt Und fragen nicht, ob die Be einfällt

Wie rühm’ id diefe beſte Melt don allen?

So ruhm' i fie, daß ſie erſchaffen fei

©o iäleät als möglich, ofne zw zerfallen;

Um ein Haar ſchlechter und fie ging entzwi. _—

Ein lieber Weg wird einem nicht lang, Gern geht man gewohnte Straßen; Das Leben iR eig folder Gang,

Man lebt es gewohntermaßen. Salanterie will allzumal

Berlommen in dieſen Tagen,

Der Herr trägt feinen eignen Shawl, Kann den der Dame nicht tragen.

Im dieſer Reftauration

Giebt’s aufgewärmte Spe iſen Schon der Geruch macht fatt davon, Sagen die Küdenweifen.

. Aus rothen Trauben lann man weißen Wein, „FA

Aus weißen aber rothen nicht bereiten. Ein Reiter lann and gut zu Buße fein, Tod) ein Gubgänger ohne Roß night reiten.

517

80. Das Wetter iſt ein Herzensdieb,

Wie ein wetterwendiſch Lieb: Sobald e3 dir madt ein freundlich Geficht, Denkſt du an all’ die finftern nicht.

8. Die mir ein finfter Gefiht machen,

Bas wollen fie mir abtrugen ? Die mid) fo freundlich anlachen, Wie wollen fie mi benutzen?

82. Zerbräche die Magd feine Töpfe, Was würd’ aus dem Töpferftand ? Ürbeiten doch Gottes Geichöpfe Einander geſchickt in die Hand!

8. Laß ihnen doch, jo lang es hält, Ihr bischen Freude an der Welt; Sie kommen ſchon von jelbft dahinter, Bon welchen Werth ift al’ der Flinter.

4. Eine Schul' ift das Xeben,

85.

Be

aT_

Die Ehul’ ift zum Lernen gegeben; Doc leider, wenn die Schul’ ift aus, Seht mander ungelernt nad Haus.

Die Erd’ ift dem ein Paradies,

Und dem ein Yanımerthal;

Sie war für mich bald das, bald dies, Bald beides auf einmal.

Weil mir geftern der Morgen gelogen, Der einen fhönen Tag verhieß, Sab' ich heute mich jelbft betrogen, Daß ih den ſchönſten verſtreichen ließ.

Du haft di, arme Motte, Berbrannt an meinem Kidt; Richt daß ich deiner ſpotte, Dog helfen kann ich dir nid.

8

*

80.

90.

9.

92.

S

93.

94.

95.

sas

Darauf gefaßt ſei morgen jo wie heute: Die Welt ift ſchlecht, und wenn es fchledt Geht muf der Welt, jo Hl/Srihr Naht; Gecht's einmal gut, jo nimm’s. für gute

Man muß dem Jahrlauf fi bequenten, Und wie er wachen läßt, e$ nehmen: Voruber ift die Zeit der Mofen,

Und eure Zeit iſt num, Zeitlofem!

Wie die Alten jungen, Zwitfchern aud) die Jungen. Ach, die Alten fangen Doc beſſer als wir Rangen,

Die gelben Blätter werben nicht mehr grün, Dod neue grüne wachſen ftatt der gelben: Wir jehen alternd unfre Jugend blühn, Und fühlen uns in andern neu diefelben.

Sympathien und Antipathien

Sind der Sprache dazu verliehn, Daß ſich vom Gebrauch der Vernunft Dispenfire die Menſchenzunft.

Du deutfcher Apfel bift von minderm Glanze Als jene welſche Pomeranze,

Bequemer zu verfpeifen dod dem Munde Und beſſer von Geſchmack im Grunde.

Was am Tag du ſchönes gedacht, Werde dir zum Traume der Nacht; Und was bei Nacht dir träumen mag, Werde dir zur Wahrheit am Tag.

In der Natur Bereich

Sieht nichts dem andern gleich ; Und fiehft du nahe bei,

It alles einerlei.

96.

97.

98.

99.

100.

—t 519 %-

Geiſt, vertrage dich mit deinem Leibe, Richt zu Hark und nicht zu ſchwach,

Wie ein Mann dem eigenfinn’gen Weibe, Sieb ihm ohne Schwäche nad).

Ich freue mich Abends zu Bett zu gehn, Und freue mid) Morgens aufzuftchn ; So mög’ ih froh zu Grabe gehn,

Und fröhli auferftehn.

Heute hab’ ich gelebt,

So werd’ ih aud morgen leben; Denn das, was in mir firebt, Strebt und wird ewig ftreben.

Die Blumen werf’ ih in den Fluß, Und Niemand filcht jie auf.

In's Weite ji’ ich einen Gruß, Wer giebt mir Antwort drauf?

Wiederjehn ift ein jchönes Wort, Iſt es nicht hier, fo ift es dort; Sei es nun dort oder bier,

Auf Wiederjehn jcheiden wir.

Trudi von Mablau Waldſchmidt In Frankfurt a, M.

mr

Jriedrich Ruckerl's

Poetiſche Werk

Iqhter Band.

Frankfurt a. M.

I». Sauerländer'd Berlag. (8. Zauerländer.)

1868.

Erfte Abtheilung. Lyriſche Gedichte.

Inhalt.

Sehstes Bud: „Pantheon“.

Zweiter Theil:

Weisheit des Prahmanen.

Ein Lehrgedicht.

Stufe Einkehr. 1 154

it e

Stimmung 1 - 157

Hampf. 1 127

Säule. 12373

Erben. 1—600 .

Prüfung. 1—400 . Erkenutniß. 1 226 Weltfeele. 1 207 Dänmerklarkeit. 1 135 Vom Eodtenhägel. 1—43 . Im Anfhanen Gottes. 1— 129 Frieden. 1— 14 .

. 1

LE:

. 3% . 926 . 396 . 481

3:

Fyriſche Gerichte in 6 Bädern.

Sechstes Bud: „Bantheon“.

Zweiter Theil.

Brisheit des Brohmanet.

astra Bete TIL

Weisheit des Brahmanen.

Bi nn LE

Erste Stufe.

Einkehr.

—1.

Ein indiſcher Brahman, geboren auf der Flur,

Der nichts gelejen als den Wera der Natur; Het viel gelehn, gedacht, noch mehr geahnt, gefühlt,

Und mit Betradtungen die Leidenichaft gefühlt; Spricht bald, was flar ihm ward, bald um ſich's flar zu machen,

Bon ihn angeh’nden halb, halb nicht angeh’uden Saden. , &r bat die Eigenheit, nur Einzelnes zu fehn,

Zoch alles Einzelne als Ganzes zu verltehn. | Boran er immer nur fieht ſchimmern einen Slanz,

Wird ein Betlügelden an feinem NRojentranz.

2

Die Flamme wäh vom Zug der Luft, und mehrt den Zug; So hält fih Leidenschaft durch Leidenſchaft im Flug. Tas Feuer jhürt der Wind, und löjcht das Feuer wieder; So fämpfet Leidenihaft die Leidenfchaft danicder. Bir Hi die Lampe brennt am windbeſchirmten Ort, Sp ein beruhigt Herz in Andadt fort und fort.

3.

Zei Spiegel find, worin ſich jelber ſchaut mit Wonne Die hohe Himmeld- und die höchſte Geifterfonne: Ein Spiegel ift das Meer, von feinem Sturm empört,

Ein andrer das Gemüth, von feinem Drang verftört.

Das Echo, das du wedft, reizt di, o Radtigall, Wie einen Dichter jpornt des Beifalls Widerhall. Was iſt der Widerhall? Biſt du es nicht allein? Gieb dir den Beifall jelbft, und la den tauben Gtein, Was Hilft’s! Es mächft die Kraft des Worts und feine Sußhy Wenn flatt aus deiner du es ſprichſt aus Wiler Bruf. *

6. A Ä

Ein rechter Mann hat zwei Geſichter, die er Hält Das eine auf fein Haus, das andre auf die Welt.

Das freundliche Beficht, das wendet er in's Haus, Das ernfte aber lehrt er in die Welt hinaus.

7.

Der Menſchenrede werth ift nicht was Menſchen thaten; Mit der Ratur und Gott ſoll ſich mein Geiſt berathen. Die Weisheit Indiens bat vergeflen der Geſchichte, Daß fie allein von Gott, Natur und Geiſt berichte. Und fo ihr Schüler ich hab’ auch, was ich beſeſſen, Geihan und thun geſehn, mit Bott in Bott vergeffen; Und weiß nur Eines noch, und weiß dies Eine ganz: Gott iſt die Beifterfonn’ und die Natur fein Blamg.

7

8.

Wie außer Uthen, wen der Kopf brennt, kommt gelaufen Unb um zu löfchen fi fürzt in den Waſſerhaufen; So komm’ ein Lernender, deß Hirn Weltwirbelgluth Umfeeoindelt, auch gerannt zum Brunnen kühler Fluth. Zum weifen Lehrer, der ihn tief in's Wiſſen taucht, Zur das auf ewig ihm der Brand der Welt verraudt. Der Meifter mitieidsvoll Hilft treu den Kampf ihm kämpfen, Denn fets beyierig ift das Wafler Gluth zu dämpfen.

9.

Ich habe nichts erdacht, nur manches ausgedeutet, Gegraben keinen Schacht, nur manchen ausgebeutet. Kaum ich, wo ich gelernt, auch nicht den Lehrer nennen, Ich Lernte dod, und muß als Schüler mich befennen.

Un» der es mich gelehrt, der wird gelernt es haben Bon feinem Lehrer, dem es andre Lehrer gaben. Tie Ueberliefrung if, wenn aud die Namen ſchwanden Der Ueberliefernden, vom Anfang ber vorhanden. Wer ſagt mir nun, woher der erfle ſelbſt es nahm, Bon dem aus Sand zu Hand zu mir herab es kam? So fommt der durft’ge Geiſt auf Wegen der Erfahrung Durch lieberliefrungswald zum Quell der Offenbarung.

10.

Wenn du der Außenwelt verſchließeſt deine Sinne, Wirft du in dir das Welt⸗ und Gotigeheimniß inne. Aimm von der Welt nit ein, was deinen Geiſt zerftreut, Aur foviel, dab daran dein Tenten fich erneut. Nur einen Schimmer läßt in’s dunkle Zimmer ftreifen, We in dem Gtrahle will das ganze Licht begreifen. Tanıı mad’ das iyenfter auf, damit du auch erlennſt, Das Lit iR mehr noch als fein farbiges Beipennft.

11.

Ich kam, ih weik nicht wie, zu dieſer Siebelei, N Bertrieben und eniflohn, genöthiget und frei.

Wenn ich nicht gerne fam, will ich doch gerne bleiben, Wil, bergetrieben, mid von hier nicht lafien treiben: '

Bin angewurzelt, angewachſen; reiht nicht aus

Die Pflanz' aus ihrem Grund, die Schned’ aus ihrem

12.

Nichts Beffres kann der Menſch hienieden tyun, als treten Aus fih und aus der Welt und auf zum Himmel beten. Es jollen ein Gebet die Worte nicht allein, Es jollen ein Gebet au die Gedanken fein.

Es jollen ein Gebet die Werle werden aud, Damit das Leben rein aufgeh’ in einen Hauch.

13.

Turd den allein ich mit der Welt zufammenhänge, Seitdem ich nebenaus mich jtellte vom Gedränge! Tu bringft, o Freund, die Welt mir her von Zeit zu Zeit, Ich merkte jonft fie nicht in meiner Einjamleit. Tu bringeft von der Welt die Kunden mir getreulich, Doch wenige: den Sinn, nichts dem Geniüth erfreulich. Nichts hör’ ich von der Welt, was mich verloden fann, Neu auf dus Meer zu gehn, da ich zum Port entrann. Ih fehe trüb’, und muß mir leider es geitehn: Das Alter iſt es nicht, was mid macht trübe jehn. Fin unzufriedenes Geſchlecht mit Zorngeberden Wil ändern jeine Welt, und felbft nicht andere werden. Wo nicht ein äußrer tobt, ein innerlider Kampf, Wird felbft des Lebens Nuftgeberd ein Todeskrampf. Den Wehen des Geſchicks ift Fehlgeburt entrungen, Vom Drang des Augenblids Ruh und Genuß verſchlungen. Ih weiß nicht, wo ſich wird die Wiſſenſchaft verkriechen, Die Voefie Doch wird unzweifelhaft verjiechen.

9

Bo ſich genüberſtehn Unglaub' und Ueberglauben, Bil vir die Seele der, und der die Sinne rauben.

He Einne raubt er nicht, doch hat er fie verbumpft; Die Seele raubt er nit, doch hat er fie verfumpft.

In diefem Sündenpfuhl, in dieſen YJammerfröften, Kann für die Welt mid nur ein neuer Glaube tröften ;

Der Slaube, DaB der Beift, der mit der Sonne blidt, Bon Zeit zu Zeit, wo Hülfe noth if, Helfer ſchickt;

And wenn das Unheil ſich unheilbar Menſchen zeigt, In menichlider Geftalt er jelbft Herniederfteigt.

Es mehr als einmal ſchon tft er herab geftiegen, Und jego denft er, wo er will geboren liegen.

14.

Warum gebft in der Welt du aus dir felbft hinaus? Um ftil in dich zurüd zu fehren aus dem Braus. Und warum aus dem Braus gehft du in dich zurüd ? Zu finnen für die Welt im Stillen Luſt und Glück. Eeglückt, wenn dir die Welt giebt, was du brauden fannit, Und brauden will die Welt, was du für fie erlannft.

15.

Ich hatte von der Zeit mich nebenaus gerettet, Bor ihren Stürmen in ein Ruhthal mich gebettet. Ta richtet’ ih mid ein, bequem für mich zu hauſen, Und ließ die tolle Zeit indeffen weiter braufen.

Ah dadıt, ich ſei zurüd, und weit jei mir die Zeit Boraus, da juh ich, das fie jelbft zurück fei meit. Has ift das hinter ihr, vor dem jie nimmt die Flucht: Und was das außer ihr, nach dem fie ewig fudht ?

16.

Zu fondre flolz und kalt dich nicht von der Gemeine Der Betenden, weil du jo gut es kannſt alleine.

10

Zwar Gott if überall, und nie wirb in der Schaar Ihn finden, wen er nicht bereits in Serjen wer.

Doch wo der Scheiter viel in einer Flamme breumen, Wird das Gefühl e8 an vermehrier Gluth erlenmen.

17.

Mo ſchroff ein Borgebirg in’s Meer die Stirne Tdhieht, Und am gehöhlten Fuß in Schaum die Brandung nk Hat feine Giedelei ein frommer Mann gebaut,

Bo feinen Horft zu baun der Adler nicht gefranl. _ Bom kahlen Baume, den der Fels mit Sittern trägt, Sieht er dem Abgrund zu, der Todeswogen fchlägl.

So oft er auf der Fluth gewahrt ein ſchwankes Bret Mit Menſchenleben, hebt die Händ’ er zum Gebet. Und eh’r nicht im Gebet läßt er die Hände finten, Bis fern das Schiff entflohn den Zaden und den Zink Selbft bat er einft erprobt, da8 nun um andre tobt, Das Meer des Sturms, da hat er dies Gelübd gelohl Richt ſchirmen kann er eu, nod warnen vor den Bilfen Doch beten, daß fie Gott euch gnädig lafi’ umſchiffen.

18.

Den heil’gen Weda menn du liefeft in der Nacht Beim Schein der Lampe, ſei der Lampe Schein beiwas Daß er nicht düſter brenn’ und daß er irr nicht flirre, Daß dir's nicht dunkel jei, und daß dein Sinn nicht ir Auch fei nad außen hin ein Schirm geftellt vor's Licht, Damit kein Lüftezug es ftör’ im Gleichgewicht, Auch nächt'ge Fliegen nicht und nächt'ge Schmetterlinge, Verlodt von deinen Licht, verjengen ihre Schwinge. Tenn weil du denleft den, der Leben bat gegeben Den Weſen allen, joll verlieren keins das Leben; Ind nie gereidhen joll geweihter Flamme Schürung Zu Ungeweihter Tod, zu Schwader Irreführung.

11

19.

den heil’gen Weda willft du leſen mit Erſprießen?

So jeder Störung must den Zugang du verichlieken : In einem reinen Ort ſollſt du den Sig aufichlagen,

®o fromme Blumen blühn und flille Bäume ragen; We Hare Waſſer gehn, doch die nicht wallend braufen,

Wo friſche Lüfte wehn, doch die nicht ſtürmend faufen. Keim greller Vogelſchall, Fein thieriiches Beftöhne,

Rein lauter Widerhall, kein menſchliches Getöne; Gsiang du Lefeft, jei die Luft im Gleichgewicht;

Hör’ auf zu leſen gleich, fobald der Donner ſpricht, Esbald der Regen raufcht, fobald der Sturm fich regt, Eobald das Licht, bei dem du wachſt, der Wind bewegt. Kur wo des Flämmchens unbewegte Spike brennt,

Da ift der Andacht, der Vertiefung Element. om feuchten Dochte kehrt der Lichtblid fih nad oben; So fühlt fih das Gemüth dem Irdiſchen enthoben. och wo Ratur für's Ohr laut Gottes Lob anftimmt, Da ſchweigt der Geiſt der Schrift, den nur der Geift verninmt.

20.

beil’gen Wera hat fein Wort Gott offenbart;

Doch fein Berfländnik nun, wo ift es aufbewahrt?

n Weda ſelber, der, in fich verftändlich Har, Zureidend fi) aus fi) erfläret immerbar.

oh! jo von Urſprung ar ift Gottes Wort entfaltet, Allein die Sprach, in der es jpricht, ift nun veraltet.

u, um fie zu verftehn, mußt erft fie Übertragen;

Und ob den reiten Sinn du trafit, wer fann dir’s jagen ? o ſcheint das Heil’ge Wort zu rechten Sinns Erbeutung Zu fordern fort und fort ein heil'ges Amt der Deutung. er aber fann und darf nun führen dieles Amt,

Da irdif nicht entweiht jei, was vom Himmel ftammt? a Ridtern wirft fi auf der Schriftgelehrten Zunft; Doch wir empfehlen dir Schiedsrichterin Vernunft.

nd wer unfähig mit Bernunft ift zu vernehmen,

Mag unvernünftiger Auslegung fi) bequemen.

1 +

21.

Begreif, o Sohn, der Menſch ift eine kleine Welt, Enthaltend alles, was die große nur enthält.

Doch wie am Spiegelbild fih Rechts und Links Sp gilt für Menſch und Welt Berjchiedenheit ber

Wenn Freundſchaft Einheit ift, wenn Feindſchaft iſt So hilft die Feindſchaft erſt dem Leben zur

Sie bricht, daß Vieles fei, das flarre Eins enizwei; u Verſchieden ift, was lebt, der Tod ift einerlei. 2

Du laß im Neih der Welt die hehre Zwietracht walten, Und lern’ in deinem Zeit ihr Gegenbild entfalten.

Laß aus der Kräfte Kampf des Lebens Fülle jprießen, Um Frieden ftill mit dir und Gott und Welt zu fchlichen;

22.

Beglückt der Weije, der ein kluges Weib gefunden, Die den genügenden Beruf darin empfunden,

Mit Sinnigkeit das Haupt des Sinnenden zu frängen, Den himmliſch Strebenden auch irdiſch zu ergänzen,

Der Sorge vorzuftehn des Haujes und der Zeit, Daß feine Sorge ſei nur Welt und (Ewigkeit.

23. Verftand ift vom Berftehn, Vernunft iſt vom Bernehmen ; Tie beiden brauchen fih nicht ihres Stamms zu ſchämen. Beritanden haben zwar it mehr als blos vernommen, Ein unverftandenes Vernommnes kann nit frommen. Tod kann der Menſch verftehn nur, was er recht vernahm, Was ihm von außen her, was ihm von oben kam.

24.

Du bift beglüdt, wenn dir gegeben ift, zufammen Mit Bielen wirtend, did mit ihnen zu entflammen. Dod wenn du ftehft allein, jo laß dich’s nicht verbrieken, Statt Menſchen mußt du nur der Menſchheit dich erjchlieken.

13 +-

Uus jeder Raumesweit’, aus allen Zeitenfernen,

Grußt den der Menſchheit Beift, der von ihm weiß zu Iernen. Gedanken fteigen aus vermorjähter Büchergruft,

Und andre jchwinden in der Luft wie Blüthenduft. Ro kein gedachter je ging Denkenden verloren,

Und ungeabnet wird fein neuer auch geboren. Drum tröften magſt du did, wenn aufging dir ein Licht,

heilt du's aud feinem mit, der Welt entgeht e8 nicht. Eie reiten, wer zuerſt dies habe vorgebradt;

Der Geift der Menſchheit hat's gemeinſchaftlich erdacht.

25.

Ya feinem eignen Kreis wer läßt ſich gerne ftören? Jerdweder hat ein Recht, fich ſelbſt anzugehören. Und alſo Haft aud du dein Recht, zurüdzumeiien,

Ber irgend oder was dich flört in deinen Streifen. Tod nur wie ſich's gehört, fein ftill und unempört!

Eonft hat nicht Fremdes dich, du Haft dich jelbft verftört. Gich lieber etwas preis, und zieh zurüd dich leiſe

In einen innern Kreis aus einem äußern Kreiſe; Wie ein Befehliger, der Feſtung Außenwerke

Aufgebend, fi verläßt auf feines Hauptwerks Stärke: Die äußern Linien mußt du zu weit nicht dehnen,

Sonft zu vertheidigen haft du zuviel an denen.

20. Ber nur beichäftigt ift, daß er ſich felber bilde, Beihämen mag ihn wohl die arbeitfame Gilde, Die nur beihäftigt ift zu bilden für die Welt, Und jeden Tag dafür den baaren Kohn erhält. Ya, ſchäme dich, die Hand zu legen in den Schooß; Der Kohn, den du dir felbft dafür giebft, iſt nicht groß. Und wie du vom Berfted der Abgeſchiedenheit Hervortritiſt, Ihmilzt der Traum der Selbftzufriedenheit. Bas hilft’s, daß du dir fagft, du bildeft dich der Welt? Die doch als Mufterbild dich nie vor Augen hält,

+ 14 +

27.

Nicht leicht ein Gchönes wird, ein Gutes fein, meuem Ich nicht gejagt ein Wort, gefungen einen Ton. Drum fann ih wohlgemuth gehn durch die Einfanfeiieh‘ Wo ſolche Chöre mid) von Benien begleiten. -

Aufiprofiet janft und mild mir hier und dort ein WR, Und ſchmuckt mit Frühlingstraum das winternde Gelb

28.

Daß in der Einſamkeit dir nicht der Reiz gebrädhe Der Unterhaltung, hälft du mit dir Selbſtgeſprüche. Du haft den Bortheil, dies Geſpräch allein zu leiten, Und läfieft, was du gern nicht höreft, leicht beijeiten. Einfeitig iſt darum doch nit die Unterhaltung, Es ift in dir ein ſteim unendlicher Entfaltung. Biel Unterredner find in dir, du mußt nur jeden, Bon dem du lernen willft, nicht hindern auszureden.

29.

Die Wiffenfhaft verlangt ein heiteres Gemüthe, Der innern Güte froh bewußt und Gottes Güte.

Ein Herz, dem unterging die Klarheit in der Trübung, Das heilt nit Wiflenichaft, das heilt allein Bußübun

80.

Wer fi in fi vertieft, lann nicht die Welt regieren;

Und wer fi) hin ihr giebt, der wird ſich ſelbſt verlieren Dich hinzugeben ihr und wieder dich zurüd

Bon ihr zu nehmen, das allein if Luft und EINE. Des Beiftes Ahern fol wie der des Mundes fein:

Du fendeft warm ihn aus, und zieheft frifch ihn ein.

15°

31.

Bellage dich nur nit, daß dir fo viel mißlang ; Sieh, wie dabei auch viel Griprießlicyes entiprang. Reich if an Körnern wie an Spreu die Ernte; fcheue Aur nicht die Müh’, und lies die Körner aus der Spreue.

32. E Hage nit mein Herz, daß dir zu ſpät nun kommen Der Liebe Zeihen, da die Jugend dir verglommen. | Ye. wär’ es Gold und Gut, und Würd’ und Wohlbehagen, So möcdteft du, daß nun zu fpät e8 komme, tlagen. Bein lafjen mühteft du. zurüd dies Hausgeräth; Doch was hinüber du mitnimmft, fommt nicht zu jpät.

33,

Bein Meiſter (in der Bruſt genannt mit Andacht jei er) Sprach aud: Melodiſch klingt die durchgeſpielte Leier. Er jprach es ſich zum Troſt und zur Beruhigung, Beil er jo jhön noch ſpielt und war ſchon alt genung. Wud mir erzittert, und er ſprach's auch mir zum Troft, Die Bruft von andern Schaur als von des Alters Froft. Der Beift, der mir dies Spiel bejaitet, laß es zittern Noch froh in jeinem Hauch, bis es daran wird fplittern.

34. Wie leicht mag Flur und Land dem Yünglingsblid gefallen, Mit Liebe Hand in Hand träumt er darin zu wallen.

Das Ichönfte Landſchaftsbild reizt Breifenaugen kaum, Eie ſuchen im Gefild nicht mehr der Liebe Traum.

35. Yıs Blüthenalter ift die Jugend wohl befannt, Mir aber fei hinfort das Alter jo genannt. Die junge Pflanz’ ift grün; wie lang muß fie fih mühn Durch Blatt und Zweig hindurch, bis ihr gelingt zu blähn!

16 %- .

Ahr letztes if das Blühn, nicht erftes, zweifelsohne: Dann ftirbt fie, wann fie aufgelegt die ——

Wie in der Jugend auch als Raupe kriegt, im * Die bluthengleiche Schwing’ entfaltet der

Doch fragft du, wo denn fet des Alters Schwing und So fag’ ih: außen nicht, doch innen im

Das ift die Blüte, die hier athmet Seelenduft, Dies Sylphenflügelpaar trägt über Welt und Gruft.

86.

Sieh, wie die Phantafle des Frühlings einen Raum Mit Blumen dort befät, bier ſchmückt den Bluthenb Worin ein ganzer Wald von Trieben iſt vereinigt, Doch hat er feine Kunft wie hier auch dort befcheinäg Wie dich ein Dichter freut, ob einzeln er verftreut Biel Schönes, ob er dir ein jchönes Ganzes beut.

37.

Du haft ein Saitenfpiel, ganz rein in allen Saiten Geftimmt, die Melodie des Herzens zu begleiten.

Nur eine Sait’ ift dran, die, wenn du ſcharf fie rührſt, Giebt einen Mißton an, den du im Herzen {pärft.

Was willſt du thun? du mußt, wenn du die ſchwachen Sei Richt ganz vermeiden kannſt, darüber lei’ hingleiten.

Du haft ein liebes Herz, auch rein dir gleichgeftimmt, In deflen Widerllang fid) deines ganz vernimmt.

Nur eine Sait’ ift dran, die, wenn du ſcharf fie rührſt, Giebt einen Mißton an, den du im Herzen ſpurſt.

Wilft du den Herzen wie dem Saitenfpiel nicht thumf Laß die verftimmende verftimnmte Saite ruhn.

38.

Wie, wer aus Finfternig auf einmal tritt in’s Licht, Geblendet ift und fieht vor lauter Sehen nid; Und wie binwiederum wer aus dem vollen Strahl Des Tages plößli tritt in völlig dunleln Saal:

17

: Des Yuge ftarrt, wie e8 dem Wechſel fi gewöhnt, Und wit der innern Welt die äußre fich verjöhnt; Bis dort das Auge lernt im Glanze fi zu meiden, Und Hier Die Gegenfländ’ im Dunkel unterſcheiden: So kaun ein Menfchenherz viel Glück und Unglüd faffen, Doch iſt's am glüdlichften in feiner Ruh gelaflen; Ber Glanz geblendet nicht, noch auch von Nacht umhüllt, Bon fanftgevämpftem Licht Aug’ und Gemüth erfüllt.

39.

glaube nicht, daß ich viel eignes Neues Lehre,

Roh durch mein Scherflein Wit den Schat der Weisheit mehre

Dach dent’ ich von der Müh wird zweierlei Gewinn: Einmal, daß ih nun ſelbſt an Einfiht weiter bin;

Sodann, dab do dadurd an manden Dann wird kommen Manches, wovon er jonft gar hätte nichts vernommen.

Und audy der dritte Grund fcheint werth nicht des Gelächters: Daß, wer dies Büchlein lieſt, derweil doch lieſt kein jchlechters.

40.

MR unfrer Handlungen Beweggrund, wie fie jagen, Stüädfeligleit allein, wie find wir zu beflagen ! Denn die Glüchkſeligkeit, wo ift fie zu erfragen ? Wo ift fie zu eripähn? wo ift fie zu erjagen? Diefe Slüdfeligkeit, die jeder will erreichen, Je näher er ihr fommt, fcheint weiter zu entweichen. Dieſe Glüdjeligkeit, die jeder wunſcht und fucht, Iſt einem Schatten gleich beftändig auf der Flucht. Bald Scheint der Schatten rechts, bald links an uns zu ftreifen, Run vor, nun hinter uns, und nirgend zu ergreifen. Tiefe Slüdfeligkeit, ein Trugbild mannigfalt, Lockt jeden anderen in anderer Geftalt. Der flieht fie an für dies, und der für's Gegentheil; Der nennt Berderben das, was jener nennt fein Heil. Darum kann nimmermehr dies Wechjellaunenipiel, Diefe Slüdieligleit, fein unjer Zwed und Ziel. Räderts Werte VOL 2

Otndfetigteit gerpflüd”, und jedem gieb ein Stüd, Die Seligteit gieb mir, und dem, wer will, da

al. Der Menſch im Weltverfehr lebt nur für ſich allei

Richt im Gedankentauſch, der nur verworzen iſt, Richt in der diebe Rauſch, der währt fo kurze {

Nur in der Einfamkeit fpinnt er ein Traumgeweb Daß in der Wenhchheit er, in ihm die Kenſcht

19 +

Und faum an cinem Baum habt ihr euch fatt gepflüdt, Als ſchon der folgende für euch die Tafel ſchmückt. Doch wenn beim erften ihr zu früh beginnt den Schmaus, Seid ihr dann überall der rechten Zeit voraus. Eu wird von einem Baum Pegier zum andern treiben, Und keinem wird die Zeit, die Frucht zu reifen, bleiben. Ihr habt das ganze Yahr zu effen herbe Frucht, Beil von dem erften Baum ihr habt zu früh verſucht.

44.

En Büßer, der im Wald bei firenger Buße büßte, Mit jüen Früchten nie den berben Gaumen jüßte, Der trocknen Lippe nie erlaubte kühles Naß, Nur laues Wafler trant, nur welke Wurzeln aß; Ward einft gefragt, warum er fi fo gar fafleie, Und ob zum Seelenheil die Pein nothiwendig jeie ? Er ſprach: Es ift allein für meine Seele nicht, 36 Halte jo zugleich die Welt im Gleichgewidt. Eoviele find, die nur nad ſüßen Früchten rennen, Sopiele, die allein nad kühler Labe brennen, Eoviele die wie Gift daS Herbe weichlich flichn, Daß aud daS Gegentheil einmal nothwendig ſchien. Eo übernahm id denn, was nicht durft’ unterbleiben, Und übertreibe hier, weil fie dort übertreiben.

45.

Bas fniftert neben mir und ftört mein einfam Denken, Bom Sinnen ab den Sinn aufs Sinnlide zu Ienten? Zn es die Schlange wohl, die fih im Graſe rührt, Die Schlange, die zuerft den Menfchen Hat verführt? Doch als ih um mich fah, war e8 ein grajend Lamm, Und ruhig dacht’ ich fort, gelehnt an meinen Stamm.

46.

In Waldeseinſamkeit, von Wurzeln und von Wafler Sich nährend, lebt ein Mann, und heißt ein Menſchenha

Den fragt’ ein Wandrer ein: Was trieb dich an uf Die Menſchen, und warum haft du die Welt Da ſprach er: Richt aus Hab verlaffen hab’ ih Pay: Aus Siebe that ih es, und will bir jagen, wie.- - In meinem Herzen wohnt ein innres Freudenlicht Do if kein Schein davon auf meinem Die Menſchen, die das Licht nicht fahn in meinem‘ Der Ernſt im Ungefit war Störung ihren Unglüdweifagend war der Ausdrud meiner Mienen, Wie Trauerboten, die beim Greubenfet ericgienen. Und um die Weltlichkeit nicht dort in ihrem GIAE er Zu hindern, zog ich mich mit meinem bier suräfl; 2 Ich fühle mir genug das Licht in meiner Bruſt Und wünſche, daß der Welt genüg' auch ihre Lu.

47. Keufeh, Herbſt 1886.

Mein Lieblingsaufenthalt, noch einmal recht zum Gepfe Lachſt du mich freundlich an, eh’ ich dich laſſen mu Gern thateft du es eh'r, das Wetter litt es nicht, Dod lächeln hilft dir nun Herbſtabendpurpurlicht. %a, lächeln helfe dir der Himmel und die Erdel Wer weiß, ob ih fo jhön noch einmal ſehn dich wei Iſt's doch, als wüßteft du's, daß nun fih muß entfchell Ob ih dich künftig noch bejuchen joll, ob meiden. So Ihmüdft du dich gefallbegierig meinen Bliden, Und von Gewohntem läßt fih gern mein Gerz beſtel Wo blühte mir ein Glüd, wie das dein Schooß mir Beſchrankt, mir ausſichtreich, Hein, eng, mir groß ge Unfprechend anſpruchslos, lieb, weil vorlieb ich nehme, Behaglich und bequem, weil ih mich ſtill bequeme: Freu di! noch manchen Herbſt jolft du mid wieber | Und Lieder, diefen gleich, auf deiner Flur entſtehn.

21 +

48,

Ein nachgeſjprochenes Gebet Tann etwa nügen, Ws Zauberjegen, dih mit Wunderkraft beſchützen. Ein nachgebetet Wort der Lehre nützet nicht, Bern in dir jelbft den vorgeſprochnen nichts entipricht. Der eingepflanzte Stab mag wohl die Pflanze tragen, Die Pflanze doch muß, um zu wurzeln, Wurzel fchlagen.

49.

DO ſchame dich, zurüd von einem Wandelgang Bu kommen duch den Wald, die Frühlingsflur entlang,

Und nicht in deiner Bruft ein Lied mit dir zu bringen, Mag es nun oder nicht hervor nad außen Flingen.

Das ſchönſte Lied ift ja nicht das man drudt und fehreibt, Bielmehr das wie die Perl’ in feiner Muſchel bleibt.

80.

Bir iR im Müßiggang ein Monat bingegangen, Mit neuer Arbeit fei ein neuer angefangen.

September war ein Blanz an Himmel und Gefild; Ottober flürme nun! di macht die Arbeit mild.

öl.

Einf wird die Poefie zur Kinderkrantheit werden, Und nur PHilofophie erwachſen ſich geberden.

Danm wird der Knab' abthun fein Luft und Traueripiel, Mit Mannesernft dann gehn Iufitrauerlos zum Ziel. Dann wird die Menjchheit fi zur höchſten Würd’ erheben,

Du aber freue dich die Zeit nicht zu erleben.

52.

In Berfiih und Sanskrit, in Griechiſch und Latein,

In Deutih und Slaviſch fiehft du Eine Sprach' allein. Wie weit die Gegenſätz' auch auseinander wichen,

Du haft fie innerlich zur Einheit ausgeglichen.

1

Warum nidt au, wie in den Spraden offenbart, Willſt du das Gleiche jehn in Dent- und Glaubensartt MWieweit die Gegenfäg’ auch auseinander weichen, Bermagft du nicht auch fie zur Einheit außzugleldjen? An Wahrheit noch nit fund warb bir der Menfäfelt £ Und Weisheit führeft du und Lieb’ umſonſt im Drunk, |

58, Gar mandes jagt nicht rein brahman'ſches der Brakmen;

Sei es rein menſchlich nur, fo nehmen wir an. Doch diefes, was auß gar fo fremden Augen fchaut, Hat ein europifcher Bekannter ihm vertraut.

54.

Erbauen läßt fi nicht, fo daß fie fleht und Kalt, Aus epikuriſchen Atomen eine Welt. Aus Sonnenſtäubchen iſt die Sonne nicht entflanden: Die Stäubchen find nur, weil die Sonne ſcheint, vorhanden. Viel eh’r gefallen mir Leibnitziſche Monaden, Die eine Urmonad’ unfihtbar hält am Faden; Ein Sphärenmwirbel von befeelten Eingelnheiten, Wie aus Bruchſtücken hier fih will ein Lieb bereiten.

55.

Dich rührt auch gar nichts an von all' den Herrlichkeiten, Um melde rühmen ſich Weltikinder oder ſtreiten. Sp wenig aber fie dich rühren, rühreft du Sie wieder, ihr gehört einander gar nicht zu. Die unverftandne Welt durchirrſt du unverftanden, Und bleibeft ftet3 allein, wo gleich und gleich fidh fanden. Woran fie ihren Theil von Lebensfreude haben, Das iſt dir abgethan, geftorben und begraben. Und was vor'm Auge dir fteht als ein ernftes Ziel, Gilt ihnen Eitelteit und müßig Thorenſpiel. Drum laß fie gehn des Wegs, und aus dem Weg geh’ ihnen; Warum zum Wergerniß wollt ihr einander bienen }

28

56.

In meiner Einſamkeit da kann ich ohne Schaden, Ben ich am liebſten will, bei mir zu Gaſte laden, Richt unverträgliche Geſellſchaft jo gemifcht, Wie freitende Gericht auf einmal aufgetiſcht, Richt jo unleidlicher Geſichter Schofel, Pafel, Bomit die Eßluſt mir benimmt die Gaftwirthstafel, Richt Hof⸗ und Staatölivreen, der Uniform Unformen, Bon meinem deal enorm abnorme Normen; Die Weiſen alter Zeit, die mir vom Ruhm genannten, Und die in Ländern weit geahnten, unbelannten ; Und alle Xieben mir und Abgeſchiedenen; Wie labt das Mienenfpiel mi der Zufriedenen ! Die Unterhaltung kreiſ't, die nit in Baufen ftodt, Wie ew’ger Frühlingshauch aus Blüthen Blüthen lockt. Sie reden nicht, was heut’ der Tag zu reden beut, Sie reden, was das Herz der Emwigfeit erfreut, Richt Spekulation und Altien-Eifenbahn, Feuerverſicherung, Stabticyuldentilgungsplan. Hoch über Dualm und Koth, irdiſchem Drang und Noth, Am Himmel geht ein Weg dur Morgenabendroth. Und wann id) zugelauſcht, und mit darein getauft Ein Wörtdhen, ſchweig' ich fatt von Duft und wohlberauſcht. Und wie ich wine, gehn beifeit die frommen Schäfchen, Und geben gerne Raum mir für ein Mittagichläfchen.

97.

Mag doch aus Neubegier und Luft am Wechſel reifen Die Zugend, treu bleibt gern das Alter feinen Kreijen. Nach fernem Schönen laß dich loden nicht das Sehnen; Zieh es im Geift heran, und ſchmücke deine Scenen. ann aber, wann di nah ein Unerträgliches Umdrängen will, ein wüſt und trüb Alttägliches; Dann eh’ den hellen Sinn der Trübfinn dir umgraut, Der Bahnfinn, auf und fort, foweit der Himmel blaut!

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Und ſchaue dich nad dem nicht um, dem du Du möchteſt fonfl dir nad a Richt Fille ſteh, bis du biſt weit genug davon, Dann fleh, und athme nur, und fühle dich entfielen: Bid um! wie hinter dir in blau Geduft die Werge Eid Hüllen, jo verhält die Berne Gruft' und Gürge Und kehrſt du wieder ein, jo ift der Dunfifreis rein, Und über'm Moder wird das Gras gewachſen fee.

3

58.

Du fafleft ſelbſt nur halb, was du im Herzen Tag; a Und wenn du in ein Wort es nun zu faſſen weg, Wird e8 nur wieder halb darin ſich faſſen laſſen; Wie fol der Hörer ganz dieß halbe Halbe faffen?. Er faßt foviel er mag, und madt es ganz in fidh, Faßt dies auch halb, und glaubt nun ganz zu faffen |

59.

Ich hang’ an einem Haar noch mit der Welt zufauımen,

Und unzerreißbar war den Stürmen e8, den Flamme An einem Haare zieht die Welt mich, die ich ziehe;

Ahr folg’ ich, die mich flieht, fie folgt mir, die ich fiel Mir folgt ihr Bildertanz, ihr folgt mein Liederchor,

Wir ziehn und ab und an, und ziehn uns beib’ emp Wo fie empor nicht zog, wär’ ih in mir verſunken;

Wo ih nicht ihr entflog, wär’ ich nicht liebetrunken. So hat der Liebe Hand da3 leife Band gemwebt,

Die Lieb’, an deren Band ewig das Ew'ge ſchwebt.

60.

Gleichgültig findet mich der Lenz zum erftenmal, . Alsob ich älter fei al Wald und Berg und Thal.

Da Wald und Berg und Thal, die alten, fi erneun, Wie ſollte fi nicht neu das alte Herz auch fremat

25

Gin Halb Jahrhundert lang freut’ ih mich Jahr um Jahr, Und wardſt du nun fo alt in diefem einz’gen gar?

Reim! fondern weil ein Bild des Frühlings in mir fleßt,

Bor welchem daB zu nichts, das draußen fleht, vergeht.

61.

Oft geh’ ih durch die Flur, mein Auge ſtill zu meiden, Aswie ein Hirt fein Lamm auf überblümten Heiden. Dann frag’ id) mid, was ich die Blumen fonft gefragt, Und fage mir, was fonft die Blumen mir gefagt. Ben der ich einen Gruß empfangen hab’ im Winde, Ihr Blumen jaget mir, wo ich die Liebe finde. Geh’ ſuche nur, fie ift wie Kindes Feſtbeſcherung Son Mutter auf der Flur verftedt in Blumenmwehrung. Rengierig ſchaut ih da in alle Blumenmwiegen, Und glaubte fie wie Thau in jedem Kelche Liegen. Und da, wo id fie fand, da ftellten fih im Sreife Die Blumenchdre auf, mit mir zu beten leiſe.

Die Blumen frag’ ich nun: wo ift fie hingelommen? Und leiſe jagen fie: den Strom hinabgeſchwommen. So ſchwimme nur den Strom aud du, o Thrän’, hinab,

Und wo du treidft an's Land, dort ift der Liebe Grab. Dort melde mid) der Lieb’ und fage: Bald wird kommen Die müde Sehnſucht au, und ſei hier aufgenommen. Und wo die Sehnſucht ruht, da ftellet euch im Kreiſe, Ihr Blumenchdre, auf, und betet ob ihr leiſe.

62.

Lie Leier immer hängt geftimmt in meiner Klaufe, Und wartet, wel’ ein Sturm dur ihre Saiten braufe. Bald iſt's des Himmels Sturm, der die Alkorde greift, Und bald des Dichters Geift, der fie im Fluge ftreift. Wenn du, o Sturm der Nacht, auffpieleft, Hör’ ich zu: Und bift du müd’, und ich will jpielen, höre du! Geheimnifle der Nacht haft du mir vorgefungen, Aun hör’ ein Lied aus Menfchenbujenspämmerungen.

. |] Wer mit gefäjicter Hand die Heil'ge Sqhrift abſchecti Kein Zweifel ift, daß er ein Fromm Geſchaft Deireiiil Denn an der Abſchrift kam ein Yrommer fi} .erbamm,: Sic freuen Gottes Wort fo Kar vor fich zu ſchaun. Doch wenn der Schreiber jelbft nichts weiter thut wer So wird, was andern frommt, ihm ſelbſt unfrucdkiäur Und alfo, wenn du madft dein eignes Gein und Lchen Zu einem jhönen Buch, um es der Welt zu geben;” Wenn e8 auch alle Welt mit Luft und Andacht fehaut; Was nüst es dich, wenn es dich jelber nicht erbaut

64.

Dies hat nicht von fich jelbft der Mann am Gangaftrauig Er hat's von feinem Freund im nordiſch rauhen Bank, |

Dem dort ein Leben ift, ein ärmliches beſchieden, | In dem er lebt jedoch fo rei und jo aufrieden,

Daß, als er wandern einft auf ein’ge Tage ging, Er id am erften glei heim an zu fehnen fing.

62.

Der Traum, darein man leicht bei träger Ruh verfinft, Darin man dichtet, denkt, fieht, hört, fpricht, it und tel Darin fpazieren geht im abgemefinen Raum; Darin man wat und ſchläft, und träumt im waden X Wenn gründlich du daraus erwachen willft, laß rütteln Vom Reiſewagen dich, von Reiſeſorgen fchütteln. Du mußt im fremden Land die Augen offen haben, Sonft flolperft du und fälft in jeden Straßengraben.

66.

Wer unter Weifen ift nicht von den Ueberweifen, Nur unterweilen will er dich, nicht überweiſen.

Bon dem, was über dem Bereich der Sinne liegt, Wohin der kühne Geift auf feinen Schlüffen fliegt,

17

Eagt er nur, was er meint, jagt er nur, was ihm fcheint, Wenn ex entichieden auch bejahet und verneint.

Sagt er auch nit dazu: fo mein’ ih und fo ſcheint es; Bon ſelbſt verfteht es fih: es jcheint ihm und er meint es.

- Aimm davon an, was fi mag deinem Sinn vereinen,

Und Hab’ im Uebrigen dein Scheinen felbft und Meinen.

67.

: Sicht gnug iſt's, jelber nicht zu haſſen noch zu neiden; Du mußt den Reid, den Hab von andern auch vermeiden. Des Haſſes Blick ift Froft, des Neides Blick ift Gluth; O Liebespflange, dir ift Gluth und Froft nicht gut. Gott geb’ ein Plägchen dir, wo rein du könnteft ſproſſen, Bon Liebesftrahl befonnt, von Freundichaftsthau begoflen; Wo dich fein Blick erreicht, wo dich kein Haud berührt, Bon dem nidht Geiſt gewedt, und Andacht wird geichürt.

68.

Las Land der Kindheit ließ ih hinterm Rüden liegen, Und vormärts wie der Schritt begann der Blick zu fliegen. Ich Hatte Muth und Trieb allein, bergan zw gehn, Und feine Luft noch Zeit, einmal zurüd zu ſehn. Danm als id umſchaun wollt’ auf halber Höhe droben, Da hatt’ ein Hügelland dazwiſchen ſich gefchoben. Doch als ih angelangt nun auf dem Gipfel war, Da lag das fhöne Thal in Fernen dämmerflar. Bas mir im Neijedrang verſchwunden war, vergeffen, Mit janfter Wehmuth nun erinnr’ ich all mich deſſen. Die Sehnſucht trüge gern zum ftillen Thal mich wieder, Allein mein Weg geht dort den andern Abhang nieder.

69.

So glüdlih war id und fo ſorglich es zu bleiben, So wunſchend nur mid im gewohnten Gleis zu treiben;

% a"

Daß ich nicht wagt’ im Säritt zu eilen, no u No irgend ein Geräth von feinem Pla zu ER Aus Furt, es möcht’ im Takt das Gluck Ve Und kleine Aenderung zu einer

70.

Biſt du gedankenlos, ſo geht mit offnen Mit offnen Augen dir der Sinn der

Die Sinne find dir voll, doch haft du nichts davon; Im Aug' erlifcht das Bild, im Ohre flirbt der Tom.

Biſt du gedankenvoll, fo geht es dir noch ſchlimmer, Du merffi nur dumpf un dich verworrnen lang und.

Den Einnen ſelbſt entgeht der Außenwelt Gewinnfl, Weil du im Inneren Gedankenfäden ſpinnſt.

Beglüdt nur, wenn du fo zu fpinnen lernft den Faden, Daß er den Dingen nicht, noch ihm die Dinge ſchaden;

Wenn offner Sinn ergreift und hält der Bilder Schwanfen,‘ Und das Gemüth daraus webt ewige Gedanken.

71.

Das Denten, das ſich treibt in ungemefinem Gleiſe,

Hat nirgend Ruh’, als wo ſich's ründet fill im Kreiſe. Ob enger ſolch ein Kreis, ob weiter jet, ift gleich;

Der Geift, im engften wohlverjhlofinen fühlt ſich reich. Doch fühlt er reich fi nur auf einen Augenblid,

In neue Kreiſe treibt ihn ewig fein Geſchick. Und volle Ruhe wird vom Denken nur gefunden,

Wo e8 in einen Frei vermag die Welt zu runden. So lange feinen wie Planeten irr zu gehn

Gedanken, bis bewußt fie eine Sonn’ umbrehn. Um eine Sonne drehn fih meine lange ſchon,

Die ihnen nur verhüftt ift auf dem Mitteltbron.

72.

D hätt’ ih Bäume doch vor fünfundzwanzig Jahren Gepflanzt, als rüftig noch dazu die Hände waren I

9 +

Sie hätten längft nun ſchon mit Schatten mich gelabt,

Mit goldner Früchte Lohn auch meinen Fleiß begabt. Ratt der Obſtbaumzucht erzog ich Liederkeime,

Mir trugen weder Frucht noch Schatten all’ die Reime.

73.

Du fagft: Die Roſe blüht, es fingt die Nachtigall; Doc ſiehſt du hundert blühn, hörſt hundertfachen Schall. Voch alle Rofen find in einer dir verjchlungen, Die Nachtigallen all’ in einer Kehl’ erflungen. Ge fühlt die Poeſie in fi ein Dichter ganz, Und alle Schönheit fieht die Lieb’ in Einem Glanz.

74.

Heuch Bottes, Poefie, o komm mid anzubauchen, In deinen Rofjenduft die kalte Welt zu tauchen.

Bas Du anlädelft, lacht, was du anblideft, glänzt; Die Eng’ erweitert fih, und Weites wird begränzt.

Durch dich ift ewig, was im Augenblid geſchwunden, Was ich gelebt, gedacht, genofien und empfunden.

75.

Im Guten nit allein, im Wahren aud) und Schönen Sprit eine Stimme laut, die nichts kann übertönen. Wie fie Dir faget, ob du etwas recht gethan, Richt abgewidhen bift von des Geſetzes Bahn; So fagt fie dir au, ob du etwas reiht erkannt, Richt im verihlungnen Pfad des Irrthums dich verrannt; Sie jagt dir aud, ob du der rechten Kunft gewaltet, Ein Gutes, Wahres Har in ſchöner Form geftaltet. Zen hödften Beifall, den du deinem Handeln, Willen Und Bilden felber giebft, nie mögeft du ihn miffen,

+90 +

76,

Poeten, lafjet uns treulich zufammen halten! Grfälten dürf’ uns nicht die Welt, noch jelbft Hauct aus eud mur die Gluth, die Gott in end) Und: bleibet wohlgemuth, wenn draußen fie Wer größer, Hleiner jei, das lafiet uns nicht reiten; © Uns richtet diefe Zeit, fie richten künft'ge Zeiten. F Gar viel, was heute glimmt, wird über Nacht ir Und was num oben jhwimmt, wird fort im Was dem das meifte gilt, wird der am meiften Und drum, was biejer ſchilt, wird jenem boppelb Gut Werk ift Dichterei, die feine wie die plumpe, Und nur Kunſtrichterei ift ein Geſchaft für Lumpe.

77.

Wer nichts Ehrwürd'ges lennt, mit Ehrfurcht keinen Hat feine Chr’ und bfeist von Ehren ftets getrennt. Ihr achtet fein Gejeh und chret feine Sitte, Junges Barbarenvolt in der Gefittung Mitte. AU’ eure Schreiberei, wie geitreich ihr fie Tchmtict, Doch ift der Barbarei Gepräg’ ihr aufgedrückt. Beh, wenn's gelingt, da ihr die Welt barbarifirt; Spott euch, wenn ihr umfonft euch habt proftitwirt.

78.

Die Wohlgeftalt ift jhön in jeglichem Gewande,

Am ſchonſten ift fie nadt, dod nur im Unſchuldſtande Das Alter kann zurüd zur Kindesunſchuld fehren,

Nur foweit nit, um auch des Kleides zu entbehren. Auch Rindeseinfalt des Gedanlens liebt Bekleidung,

Denn erft das Kleid giebt ihm anmuth’ge Unterjgeibung. Man Hält zum Werktagstleid fih an die Landesart,

Die Luſtverkleidung bleibt dem Feſtiag aufgelpart. Man mag Belanntes gern in fremder Hülle fehn,

Weil es zugleich fo fern und nahe ſcheint zu ſtehn.

31 +

Drum liebt der Schönheit Glanz viel wechjelnde Gewande, Beil keins allein ihn ganz zu faflen ift im Stande. Durch andres Kleid erhält der Leib auch andre Haltung,

Und jede neue Walt’ ift neuer Reiz’ Entfaltung. Fremde nur iſt ſchön, das Fremde nur gefällt, Das eigenthämlich dar nur Allgemeines ſtellt.

Wo dem Beſondern fehlt und Fremden diefe Spur, Des mein’ als fonderbar und als befremdlich nur.

79.

der Gedanke fehlt, die unverwandte Richtung Urt Hochgeftedtes Ziel, da ift ein Tand die Dichtung. Phantaſienſpiel der Kindermährchenlieder ZA mit der Kindheit Hin und Niemand bringt fie wieder. Ekett AUmmenfinderfrau ſei nun Erzieherin

Die Muſe dem Geſchlecht zu höherm Lebensfinn. Binfort genügt nicht mehr anmuthig Klingendes,

Rur Himmelringendes, Geſchickbezwingendes.

80.

Der Dichter, der nur ift ein Dichter, ift ein Kind Zn diefer Zeit, da wir gereift zu Männern find. Rind bleiben, ift nicht ſchlimm, nicht ſchlimm es wieder werden, Nur Ihlimm find kindiſche ftatt kindlicher Geberden. Was aber ſeid denn ihr, die ihr ſo männlich thut, So grämlich ernſt auf's Spiel herabzuſehn geruht? Ihr glaubet euch gereift, und ſeid doch nur verblüht, Bom Froſie nur bereift, anftatt vom Thau beſprüht. Bas wär’ ein rechter Mann? der mit dem Kern fich nährte Der ganzen Wiſſenſchaft, und den zu Kunft verflärte; Der machte ganz die Welt Bruchſtücke mein’ ih nicht Zu einem reizenden und lehrenden Gedicht.

81.

Un alter Boefie verblühten Blumenbeeten Die ſilbenſtechenden Ausleger der Poeten

1

Erweden mir Halb fühl im Bufen und Halb ſcwat Aus Stolz und Trauer ein gemifcjtes Stolz, dab ein leichtes Wort zu folgen Ehren iam Und Trauer, daf die Luft der Welt fol” Erbe Daß diefe Blumen, die mit Duft und Glanze new Einft Herzen labten, nun find folder Ochſen Auf, Lieder, laßt uns frifd der friſchen Welt Eh wir verdorrt zum Raub dem bürten Vieh

82.

Des Schrifterflärers Fluch iM les zu erklären, As ob am Himmel nicht aud; Rebelfterne —— An einem Blatt im Buch, der Raupe gleich, zu Statt wie der Schmetterling die Blüte zu Id aber rathe dir, dich nicht fo ſeht zu plagen, Und was du nicht verftehft, getroſt zu überjchlagen. Denn was dir Einzelnes geblieben unverſtändlich, y Aus dem Zujammenhang verftehft du dod es enblid. Noch befier, wen du gar nicht juchft Zufammenhang, Und dich auf jeden Schritt erfreut der Wandelgang. 7

83.

Beglädte Zeiten, wo ein einzig Anseſicht Die Welt dem Dieter zeigt, und ijm wird Ein Gedich In unfern Zeiten zeigt fie gar viel Angefichter, Und jedem anzuthun fein Recht vermag fein Dichter. Er wird, wenn er fih hält an eine Geit’, einfeitig, Und ſchwindlig, wenn er will auf alles ſehn gleidgeitige

1

84.

In Wahrheit lebenswerth war einmal nur das Beben, «us ſchone Menſchheit war bes Menſchen Höcfes Gtrehug

An Seel’ und Leib gefund find durchaus nur die Griechen Pagegen unfre Welt ein großes Haus der Siechen.

3 +

85.

8 iR nur Gitelfeit, wenn du dir vorgenommen,

Mein Freund, daß, was du jhreibft, jei alles ganz volllommen. die leichte Tändelei ift nicht der Mühe werth,

Und minder nod) die Welt, die jolden Schmud begehrt. Sag’ ihr, Der Reit, eh’ fie Vollkommenheit verlange

Bon ung, daß fie erft ſelbſt Vollkommenheit erlange!

86.

Eu MHagft, unmöoglich jei für's Boll zu dichten heut. Btarın aber hat des Boll die Dichtkunſt fich erfreut?

Bebft in Der Ichönften Zeit der Kunſt ward dargeboten Zoch ihre Babe nur Hellenen, nicht Heloten.

Run find verichmolzen zwar Heloten und Hellenen, Doch immer weiht die Kunjt nur dieſen fig, nicht jenen.

87. deflũchtet ift Die Kunſt zur irdiichen Geſchichte, Weil ihr das deal des Himmels ward zunidte.

Sorm Chaos der Geſchicht' empfände fie ein Grauen, Wenn jenes Ideal fie fönnte neu erbauen.

88.

Dem Dichter ift das Weib die liebfte Richterin, Veſonders wenn fie jelbft ift feine Dichterin.

Doch fei fie Dicht'rin aud, wenn fie Gefühl nur fingt Bemätigtes, das rein aus ihrer Bruft entipringt. Rod widriger als die den Schlei'r der Zucht zerreißt, ZA die ausſchweifender Empfindung fich befleißt.

89.

Die Kürze lieb’ ich ſehr, der Rede Bündigkeit, Wodurch ein Dichtermund zeigt feine Mündigkeit. Bielmortigfeit ift’3, die den Schüler nur verklagt, Daß er das eine Wort nicht traf, das Alles jagt. Audırıs Werte VILZ. 3

4

Doch wo der ringende Gedank' ift Überfchwänglicd, Iſt Wiederholung aud dem Meifter unumgänglis.

Wo du das Thema nicht vermagft hervorzutonen, Erſchöpfen mußt du e8 in Variationen.

9.

Ih will durchaus nidt ihun, was wollen die und Fiehen, Für die gefungen jegt, getanzt wird und gejchrieben. Nur hören wollen fie und fehn, ohn’ aufzuthun Ein innres Yug’ und Ohr, im Aeußern müßig rubn, Genießen, ſchwelgen nur, nicht denken noch ſich bilden; Mit ungezügelter Einbildungskraft verwilden. Dazu helf' ihnen treu Muſik und Bühnenkunſt, Du, edle Poefie, verſchmäh' die ſchnöde Brunft! Ob von den deinen auch fich ihnen beigefelle Mähren, Roman, Romanz’, Erzählung und Novelle; Doc, heil’ge Lyrik, du, von wo du bift, nad oben Deut! ihnen warnend eruft, ob fie ob nicht fie's loben.

91.

Noch lange nicht genug gejchrieben und gedichtet, Noch lange nicht genug gefichtet und gelichtet. Gebt nur die Ewigkeit von euerm Schreiben auf, Sonft Ichredt die Phantaſie maßloſer Bücherhauf. Denkt, daß ihr jchreibt nur ftatt zu denken und zu ſprechen Und fo iſt ohne Maß zu fchreiben kein Verbrechen. Denn alles, was ihr denkt und jpredht, verweht der Win Und immer muf; fih neu ausſprechen Mann und Kind

22.

Marum mit Reinen eud, und ſchweren Keimen, quälen? Wär’ es, ihr Dichter, nicht genug die Silben zählen?

Ten Örichen war's genug, warum wär’) uns nicht and Doch Silbenzählung ſelbſt ift zeitlicher Gebrauch:

Ter Plalter David's rauſcht noch ohne Silbenzahl; Und fo aus Zeit in Zeit wuchs mit der Stunjt die Que)

3 -

Und wuds mit der Genuß, dem Hörer nidt allein, Dem Dichter allermeift, der gern geplagt will fein. Ber will nun jeder Zeit beftimmen gleiches Maß, Da jede nach Bedarf ihr eignes ftet3 beſaß? Der Künftler aber jei gelobt, der fühlt und mwägt, Bas feine Zeit von Kunft bedarf und mas verträgt; . Der ibr nichts bietet, was fie nicht verträgt, nichts weigert, Bas fie bedarf, und nicht ihr falſch Berürfnig fteigert.

93.

Ein Unglüd ift es wohl, daß fi auf lange nit Erhält in dir das hergeftellte Gleichgewicht.

Doch ift e8 ſchon ein Glück, daR es nur ber fich flellt In jedem Augenblid, wenn's aud nit lange hält.

Wem dankſt du dieſes Glüd? dem Hauch der Poeſie; Das Unglüd aber ift, daß nur ein Hauch ift fie.

94.

' Ip meinem Innern ganz iſt dies Gedicht vorhanden,

| Bus in Brudftüden nur ift äußerlich entftanden.

An jedem Bruchſtück bricht ein Stückchen Glanz hervor Alswie vom Angefiht des Liebchens hinter'm Flor.

Ten?’ dir das Ganze, wenn ein Liebender du bift! Roh ſchöner magft du dir es denken, als ea ift.

9. Ich liebe mir ein Lied mehr als ein Trauerſpiel; Mich freut die Luft am Weg, und nicht die Eil’ an’s Biel. Rafch drängt das Trauerfipiel dich vorwärts wie die Zeit; Em Uugendblid nur macht das Lied zur Emigleit.

96.

Dann if, o Dichter, dir wahrhaft die Form gelungen, Wenn fo den Leer fie durchdringt, die dich durchdrungen, Daß er, von ihrem Maß mit Luft gewiegt, vergißt, Daß man aud auf der Welt den Bers noch anders mißt.

97 J

Baumeiſterin Natur kannſt du an ihrer Schwelle . d

Belauſchen wie den Fleiß der Bienen in ber Belle. , Du fieheft wie fie baun, nad fannft du's Doch nicht

Und merfeft nur daran: nit Einfiht macht bie San. Als Schöpfer- aber und Raturfraft wirkt zugleich .

Nur Aunftfinn, der vollbringt Kunftreiches einfichtreich. Der blinde Bildungstrieb, des Wiſſens ſcharfe Ylammen, »

Sind beide mangelhaft, volllommen nur zuſammen.

98.

Mo foviel Blumen blühn, wie jet auf unfrer Flur, Bleibt endlich der Gefammteindrud von allen nur. Zu ihmüden ihren Pla mag jede ſich bemühn, Doc feine wird jo leicht die andern niederblühn. Die fi) befonders müht, dak fie Beſondres bringe, Wird leicht zur Mißgeburt anftatt zum Wunderbinge. Blaß werde nit vor Sram, die überſehn fich fieht, Noch jene rot vor Scham, die alle Welt vorzieht; Noch gelb vor Neide, die jieht alle vorgezogen; Verſchiednen Blumen ift verſchiedner Sinn gewogen. Tie thun, alsob Gemüth fie nur bei jenem fänden, Sie liebten diefen auch, wenn fie den Geift verftänden.

99.

Der Irrthum ift nicht das, Einbildungen zu haben Unwahrer Dinge, die als wirkliche fi) gaben.

Der Irrthum ift nur das, vergefien bei den Bildern, ° Daß wirklich da nicht ift, was fie als ſolches fchifdern.

Wer diejes Bilderjpiel kann bringen frei hervor, Iſt ein Poet, wen unfrei e8 beherrſcht, ein Thor.

100.

Geehret jei das Wort! es ift des Geiftes Spiegel, Iſt des Gedankens, der gereift, Vollendungsfiegel.

37 +

Wo ihm da3 Siegel fehlt, gilt er ſich ſelber nicht; Und wo der Spiegel fehlt, gewahrt fih nicht das Licht. Doch wenn e3 Spiegel ift, jo ift es nur zum Gleichen, Und wenn es Siegel ift, fo ift es nur zum Zeichen. Rie dem Geipiegelten entipricht der Spiegelglanz, Rie dem Berfiegelten das äußre Siegel ganz. Ber in die Formeln will des Worts die Geifter bannen, Die Formeln bleiben ihm, die Geifter gehn vondannen. Du aber ſuche fein die Geifter zu belaufchen, Wie, wandelnd unfichtbar, fie Wortgemande taufchen.

101.

So thöriht ift der Menſch nur auf fein Weh beflifien, Laß er von feinem Wohl viel minder jcheint zu wiflen. Selbft feine Sprache zeigt entgegen einem Namen Für's Liebe meiftens drei, die auf das Leide kamen. Rur eines nennt er gut, o wär’ es gut nur immer, Drei übel, böf’ und ſchlimm; oft ift noch gutes ſchlimmer. Kur eines nennt er jüß, o möcht’ es rein ihm munden, Drei bitter, ſaur und herb, dem füßen oft verbunden. Nur eines nennt er ſchön; es ſchien ihm unerläßlid Dem beizugeben auch drei: garftig, wüſt' und häßlich.

102.

Iwei Arten giebt es, wie man Spraden lernen kann; Gleichgültig ift der Weg, wenn man das Ziel gewann. Der eine ihwere Weg führt durch Zergliedrung gründlich, Der andre leichtere durch Uebung ſchrift- und mündlid.

Und olſo lernet auch die Sprache der Natur Ratärlic einer und ein andrer fünftlih nur. Veglüctes Muttertind, von Qual der Schul’ entfernt, Tas mit der Muttermild) die Mutterfprache lernt!

103.

Vie lann im Gegenſatz der Werke der Natur U Menſchen ſchwache Kunft ihr Werk aufftellen nur!

88

Ihn jelber hat Natur ale Kunftwerk aufgeftellt, Abm Runftwerfbildungstrieb Iebendig eingefelit.

Und was durd) diefen Trieb die Kunft hervorgebracht, Iſt mittelbar, Natur, ein Werk nur deiner Mad. Was rühmet fi der Menſch, daß er dein Werkzeug iR, Wo du Werkmeifterin, Werkſtoff und Werfftatt bi!

104.

Mas Menfchenkunft gemacht, darf man zu nah nicht feie, Nicht vorm Vergrößrungsglas kann es die Probe ſtehn. Des Malers ſchonſtes Bild, des Dichters Ichönftes Wort, Zergliedr’ e8 und zerleg’s, fo ift der Zauber fort. Was Gottes Kunft gemacht, erjcheint nach vorgenommner Zergliederung, wenn auch nicht ſchöner, doch volllommmer. Nicht Ichöner, weil ih nur auf unjern Sinn bezieht Die Schönheit, und zugleich mit defien Täufdgung fickt. Vollkommner aber, weil der Geift viel mehr darin Entdedet, als vermag zu faflen Menjchenfinn.

105.

Jemehr die Liebe giebt, jemehr empfängt fie wieder; Darum verfiegen nie des echten Dichters Lieder.

Wie fi der Erdſchooß nie erfhöpft an Luft und Glück; Denn alles, was er giebt, fließt auch in ihn zurück.

106.

Was deine Secle denkt, was dein Gemüth empfindet, Wenn nun das rechte Mort dazu die Sprade findet; Wie ſchwankend ift das Mort, wie jehillerig vieldeutig Und eben dadurd auch wie reich und vielausbeutig! Das allereinfacgfte, in weldem nur Ein Sinn Ziegen zu können ſcheint, vielfachfter liegt darın. Das merkeft du zumeiit, wenn du dir zum Ergötzen In deine Sprade willſt aus fremder überjegen.

39 +

Ka ſpürſt du erſt des Meers Untief' und Klipp' und Riff, Worüber leichthin jonft geht dein Gedankenſchiff.

Ye, alles findeft du, die Qual iſt höchft ergötzlich, Jemehr du es verftehft, jeminder überſetzlich.

107.

Bas Ullerbefles je von Weiſen warb geiprochen, Wie ein lebend’ger Quell aus ihrer Bruft gebrochen, "Ber nie fo allgemein gemeint, alswie e3 fcheint, Ein ganz Beſonderes war ſtets damit vereint. To das Beſondre hat fi unſerm Blid entzogen, Die allgemeine Kraft ift nit damit entflogen. ; Gerade daß e3 auf befonderm Grunde ruht, Macht, daß es nun die allgemeine Wirkung tut. Us Herzbedarf für Herzbedarf war es geſprochen, Tas fühlt dein Herz heraus und muß Theilnahme pochen.

108.

Der Altgemöhnliches zum Ungewöhnlicheneuen

Turch's Wort verwandeln Tann, wird di durch's Mort erfreuen. Und wer durdy’3 Wort ein Unbelanntes zu verkehren

In ein Belanntes weiß, der weiß dich zu belehren.

109.

So breit geworden ift nun Runft und Wiſſenſchaft, Umfaſſen könnten fie nur Arme riefenhaft. Dan jollie fie der Welt in kurzen Auszug bringen; Doch in die Knoſpe wer kann Roſen wieder zwingen ? Um beften wenigſtens gäbft du, ftatt neuen Lenz, O Bidter, uns von dir ſogleich die Quintefienz. Tod nur die Zeit o zieh du deinen Flor indeflen -- Kann kochen Rofenöl und Rofenwafler prefien.

119. °

Um mit Bertraun ein Wort zu wagen, mußt du beffem,“ Was all des Schönen ſchon vorhanden ift, vergeffen.

Gar es zu kennen nidt, wird did noch mehr befrein; Doch wer kann, Schönes nicht zu kennen, ſich verzeihet

111.

Wenn du dein eigned Ich nur |piegelft, fol das mich Erbauen? jeder ſucht mit Recht im Spiegel fid. Du mußt der Welt verzeihn, wenn fie dir nie verzeiht Verjönlichkeit, die nicht jelbft wie die Welt ift weit.

112.

Schön ift Geringfies, das die rechte Form gefunden, Und wertlos Edelftes, von falfeher Form gebunden. Des Edelfteines Werth erhöht fie nicht allein, Die Fafſſung jelber macht hier erjt den Edelftein.

113.

Die Unvollkommenheit der Sprach' hab’ ich verachtet, Und nad volllommener, die ehmals war, geichmachtet. Das göttliche Sanskrit ift im Prakrit gebrochen; Demüthig ftanımelt dies, wo jenes fühn geiprochen. Doch dem Geihid der Sprady’ und Herzen dacht' ich nad, Und bin zufrieden nun, daß jener Stolz zerbrad. Nur Unvolllonmenes kann den Bolllommnern preifen; Demüthig laffet uns ihm ſtammeln unjre Weifen.

114.

Wie ein Botaniker nur von Brofeffion Bemerfet, was uneingeweihtem Blid entflohn, Der zarten Moofe frausgeäftetes Gewimmel, Bon andern überjehn als unſcheinbarer Schimmel;

41 +

Doch wer mit redhtem Blid und Kunſtſinn es gewahrt, Dem ift des Schöpferd Kunft auch darin offenbart, Nicht minder als im glanzentfalteten Gebäude Yunikroniger Zlumenpradt, jedermanns Augenfreude: Es im von Meifterhand entworfenen Gedicht Sind Neize, die fo leiht nicht fallen in's Geficht, In denen Doch ſich zeigt des Meifterd KHunft und Madıt Richt minder ald im Schmud erfindungsreichfter Pracht; Doch nur der Kenner und Liebhaber von Kleinheiten Eradgt ſich an derlei verborgenen Feinheiten.

115.

Wohl ift die Poefie ftet3 vor der Welt voraus; Bann kommt ihr dieje nad, wo fie ift längft zu Haus? Doch geht die Poefie der Welt aud) hinterbrein, Die ſtets voraus ihr rennt, nie holt fie jene ein. Benn bier die Poeſie ein Feld Hat angebaut, Hat ſchon das Leben fih nah andrem umgeſchaut. Vas aber joll fie, wo das Leben ift entflohn ? Ste ſträubt fi lang’, und muß am Ende doch davon; Und muß den Spuren nad, wo jekt daß Leben meilt: Da wohnt fie nun, indek daS Leben weiter eilt; Und ſchmückt die Spuren ſchön, jodaß fi) dran erquidt Das Leben, wenn's einmal ftillftehend um ſich blidt. Eo if die Poeſie hier ſtets Vergangenheit, Zoch ew’ge Zukunft dort für Zeitbefangenheit. Sie blidt dem eben nad, und leuchtet ihm voran, Wie Morgenabendrotd umfäunt des Tages Bahn.

116.

Refriedigung alswie im Heinften Sinngedidte Iſt nicht im weiteſten Gebiete der Geſchichte. Denn der Geihichte fehlt der Gegenwart Begränzung, Die ganze Zukunft ift gefordert als Ergänzung. Und im Gedichte nur, wenn es ift rechter Art, AR wie in der Natur volllommne Gegenwart.

42 +

117.

Wo hört die Heimath auf, und fängt die Fremde an Es liegt daran, wie weit daS Herz iR aufgeihen. Gin enges Herz, das fi verftodt im Wintel bat, Es findet fremdes Land drei Finger von der Etat; ' Ein weites aber bat das Fernſte jein genannt, Alswie vom Himmel wird die blühnde Welt umf

118.

Gar viel Perfonen find beifammen im Poeten,

Die auf die Bühne mit und nad) einander treten, Sic widerſprechen, fi ergänzen, ſich erflären,

Doch Eine find, und thun, alsob fie viele wären. Marum jo viele? das, wofern nicht allen alle,

Tod diefe dem von eud, und jenem die gefalle.

119.

Die Sprade wirft du bald unter- bald überjchägen, Jenach du willft in fie und aus ihr Überfegen. Denn jede bat in ſich etwas Unüberſetzbars, Das dann bei dem Verſuch dir fheinet ein Un Und wie dein Geift fi mit der Webertragung quält, Scheint feine Sprach' ihm arm, weil grade das ihr fehl: Tod überjeg’ aus ihr, fo findet du fie rei; So findeft du zulett die zwei ungleichſten gleich; Verſchiednen Blumen gleih, in ihrer Art vollommen, Daß nichts hinzugethan kann fein nody weggenommen. Es wäre doch, beim Lenz! ein jeltiames Ergögen, Rofen in Mohn und Mohn in Roſen überjegen. In fremder Sprade ficht befremdlich Alles aus, Wie alles ungewohnt im unbelannten Haus. Doch wilft du dir dafelbft gefallen als ein Gaſt, Mußt du vergefien, daß zu Haus du's anders haſt. Tann von dem fremden Schmud, joviel dir mag bebagen, Magft du in deinem Sinn mit dir nad) Haufe tragen,

48

ringen, was du dir haſt eingeprägt,

ſich mit Hausbequemiichkeit verträgt.

er Verlehr der Sprachen und Gedanken, rweitert, wenn ſchon auf nicht hebt, die Schranken. aur iſt arm, Beſchränkung aber rei;

fein will, kann nicht alles jein zugleich).

120,

Menſch die Spray’ erfunden, glaubt ihr lang, e mit und aus der Menjchheit jelbft entiprang. br, daß ein Menſch einmal erfand die Schrift, ı Zauber au Buchſtab' und Schreibeftift !

n Zauberer, ein Gott geweſen wäre, Bedanlen fo gerundet feine Sphäre.

Wunder nicht if, daß man ſchreibt, al ſpricht; Spiegeln bricht ſich gleich des Geiſtes Licht. iegel wirft da3 Bild dem andern zu,

lic wie dort dich hier erfenneft du.

ſt mit der Sprach' und wie fie jelbft entflanden, nur if ganz der Menichheit Bild vorhanden. 1 Unterfchied jei zwiſchen Schrift und Schale, ſprechen, doch nicht jchreiben können alle; Sprache wohl der Menjchheit ſelbſt entiprungen, Erfindfamen die Schreibefunft gelungen.

Das Denten hab’ ein Denker ausgedacht,

nicht jeder Menſch Gebrauch vom Denten macht!

121.

Sinnbild? Was der jhöne Name meint:

mit einem Bild auf’ innigfte vereint.

inn, der in ein fchönes Bild fi fentt,

8 Bild, bei dem ein tiefer Sinn fi) dent.

8 Bild und klar, tief jei der Sinn und wahr, inander ein untrennbar fei da3 Paar.

4

122.

Bann ift ein Gleichniß gut? Wenn man jomeit pri Als fein Vermögen reicht, und man die

Wenn es zu früh ftehn bleibt, erfcheint es ſchwach Und wenn zuweit man’s treibt, wird es

Die Nah' zerflört den Schein, von fern if alles In rechter Mitte nur ift es bezichungsreid.

128.

Mit Worten malt man aud; mal’ immer aus ben Der Phantafie, was fi nur läßt dur Worte

Sei e8 ein Herzgefühl, ein Sinnengegenftand; Je jchwieriger, je mehr zeigt er die Künftlerhand.

Doch ganz unkünftlerifh ift es, ein Wort an Sachen Berlieren, die nicht fann das Wort anſchaulich

124,

4

Das Wortſpiel ſchelten fie, doch ſcheint es angemeſſen J

Der Sprache, welche ganz hat ihre Bahn gemeſſen.

Daß fie vom Anbeginn, eh’ es ihr war bewußt, ı

Ein dunkles Wortjpiel war, wird ihr nun klar von Womit unwifjentlid jie allerorten jpielen,

Komm’ und gefliffentlih lag ung mit Worten wiele

125. Das Wortfpiel will ih auch wohl deiner Sprach' erlaul Wenn es nur Schmud ihr leiht, ohn’ ihr den Kern zu ur Der Prüfftein ift, wern fie, fremdländiich überjekt, Den eignen Shmud verliert, und aud noch nadt ergl

126. Zwei Dichter weiß ich, die zur höchſten Höhe flogen, Und bald Nahahmung bald Bewundrung nad) ſich auy

Doch 308 der eine meilt nad fi) die größre Schaar, Indeß des andern die gewählte kleinre war.

65

‚bes Ideal dem einen jchmwebte vor,

dem er underwandt fein Antlik hielt empor, kinen Flug; voch nie konnt’ es der Flug erreichen; ı Höher er ſich Hob, je höher mußt’ es weichen. Meale ſelbſt der andre flog gehoben;

k war Rets, wo e8 war, nie unten er, es oben.

s Ueußerliches war's, wonach er ringend ftrebte,

BB war fein Innres felbft, das was er war und lebte. ringe nad! Es kann mit rehter Kraftanwendung Menſch auf jeder Stuf’ erreichen die Vollendung.

127.

i dem Geſchlechte, dem der Zorn in’s Angeficht

Reigt, wenn Heiner Sinn Hohn großen Todten ſpricht.

Ranen glaubt ihr nicht, jonft würden fie euch mahnen;

Ked Ahnen ehrt ihr nicht, ſonſt würdet ihr dies ahnen.

Geiſt, der unter euch viel Geifter hat gezeugt,

Der Geiſt, der euern Geift laut vor der Welt bezeugt, jevem Hudler laßt ihr defien Namen hudeln,

Ben jedem Sudler frei) fein Ehrenmaal bejubeln.

Kamen, den ich nie ohn’ Ehrfurcht nenne, Göthe,

Beſchmitzt, und Riemand wehrt's, mit edlem Gift die Kröte, fi noch rühmt, weil fie den Lebenden beſchmitzt

Schon habe, dürfe fie'3 au thun am Todten ißt.

128.

du nicht lieben fannft, mußt du darum nicht haflen; Erklären wird es fi, entihuldigen ſich laſſen. ‚Bes Alter hat's gethan, der Jugend euer dämpfend;

Der äußre Stand, mit Zwang den innern Schwung befänpfend; Ein ihwacher Augenblid, Homers, des Alten, Niden.

Wie? biſt du ficher jelbft vor ſchwachen Augenbliden ? Si ſicher, daß nit Stand und Umſtand dich bedinge,

Auch dir des Alters Froſt an's innre Xeben dringe?

46 + or

Trum nicht Fehlloſer, halt! auch einen Fehl zu qui! Aus Eigenliebe thut's, wer nit aus Lieb’ es thut. Sich jelbit entwürdigt, wer Ehrwürdiges vernichtet, * Der Menſchheit Stolz und Luſt mit Luſt unmenſchlich ruhe... ĩ 7 129. Nennen Lob ihm, mit deifen Hülf’ auch das iſt abgethan! XII Sein Buch der Weisheit hat vollendet der Brahman. Nur dieſe Schnitzelchen hab' ich noch aufzuheben, Und eines fehlt nun euch und mir: das Buch zu leben! IE 130. . U Sum Prude. Ni r in Die Zeiten find vorbei, wo ein geflügeli Wort *

Aus Sängers Wunde ging von Mund zu Munde fo. m = Jetzt, um zu fliegen, muß es fih papierne Schwingen

Anbeiten, die es jchwer von Ort zu Orte bringen. Verwundert und beihämt jeh ich die Bücherballen,

Auf denen, wa3 ich ſchrieb, in alle Welt ſoll wallen. nz Wie leiblich maſſenhaft geworden ift der Geilt; ups ı

Sp breit jih in der Welt zu machen, o wie dreift: —— Doch, wenn ich denke, daß hier ſtehn verſammelt könnten 32

Wohl Tauſend, die ein aufmerlſames Chr mir gönnten Nun find die Taufend nicht vereint auf einem Plaf, na?

Doch vorenthalten fei drum ihnen nit der Schar. So ſend' ih tauſendfach gedrudte Bändchen aus,

Tag fein bejonder Theil jedwedem komm’ in’3 Haus, Gin Uebelftand tit nur bei fo vertheilten Grüßen:

Daß die Empfänger fie mit Geld bezahlen müſſen.

Strafe der Wißbegier! entbehren will ſie nicht in. Ein Wort, das einjam mit ſich jelbit ein Dichter ſpricht. 5 131. u

Tu fragelt, was du follft, was nicht, in Verſe bringen ? Mas dir in Proja nicht zu faffen will gelingen. Berloren ift die Runft, in Verſen vorzutrasen, Was du gefälliger in Proſa könnteſt fagen. 422

—t 41

132, Pen Kassardigtern.

efreit vom Förmlichen, das euch hielt eingebannt, Seid ihr in's Stofflice dafür nun eingerannt.

m Föormlichen war do noch eine fleife Bildung, Im formlos Stofjliden ift völlige Verwildung.

133. Aunfktändige BWefeitigung.

Das, der im Weg uns ftand, zur Seite fei gehoben Mit Anstand, jei er dort hoch auf's Geftell erhoben. an nieder in den Roth zu werfen, ift nicht noth; Er ſei geehrt, und wir nicht mehr von Zwang bebroßt.

134.

Ein Dichter ift ein Thor, der das der Welt zu zeigen Benüht ift, was ihr ſucht ein Weiler zu verſchweigen.

Bas ihm am Herzen liegt, und er gradaus den Leuten Richt Jagen darf, weiß er verhüllend anzudeuten.

Er Hofft, fie find nicht fein genug, es zu ergründen, Doch ärgern würd’ es ihn, wenn fie ihn nicht verjtünden.

135.

Ser Markt ift voll, die Welt will mit ſich jelbft verlehren; Sr Rord kann nit den Süd, der Welt den Oft entbehren. Laßt alles fommen, was die Fremde Fremde hat, Und fügt’3 zum Heimifchen! ihm ift das fein Verrath, Mur Holt von Nachbarn nicht, was wir erſt ihnen gaben, Und borgt nit, wa3 wir längft im Haufe beſſer haben!

136.

Ch wirffid ein Gefühl der Krankheit heimlich nagt, Ch nur Einbildung did mit Furcht der Krankheit plagt;

4

uk Verſuch's, um di dem Drud, dem bumpfen, zu Di mit dem Seibfigefäfl des Dichters zu So hälft du wenigftens den Geiſt vom Leibe frei; Vielleicht wird felhft der Geift dem Leib zur A

137.

Als du mid kamſt zu jehn, war ih zu Haufe nicht, Und du verloreft mein Geſpräch und mein Gefidt. An allen beiden haft du nicht zuviel verloren; Zum Spreden bin ich nit und nicht zum Sehn Ein dentendes Gefühl, ein innerlier Sang, Iſt alles, was ich bin, was mir zu fein gelang. Und fo, wa3 an mir ift, jend’ ih zum Gruß dir nie Das Echo meiner Bruft, den Spiegel meiner Lieder. "

138. Den 16. Mai 1837.

Die Freunde haben mir den Becher überjendet, Der, außen Silberſchmuck und innen Gold, mich bienbe Er ift nur viel zu groß, ih fann daraus nicht trinken, Die Arme würden mir mit dem gefüllten ſinken. Es tft ein ſchöner Schein, darum ward er gegeben Zum Kohn der Pocfie, die auch nicht ift für's Leben.

139. Den Leipziger Ireunden, den 21. Mai 1837.

Wofür belohnt ihr mid? Was Hab’ ich öffentlich, Belondres was gethan für dich, und dich, und Dich? Die Welt belohnt fonft nur die Dienite der Partei, Die Dienfte des Bedarfs, des Nutzens manderlei. Do ſolches Dienftes frei und ledig ift das Schöne; Darum verlang’ e3 nicht, dak ird'ſcher Kohn es kröne. Ter ftille Beifall fol, die Theilnahın’, ihm genügen; Ihr aber wollt dazu ein glänzend Zeichen fügen.

49 +

was fein König thut, habt ihr zu thun den Muth, Mit Ausdruck innren Werths zu ftempeln äußres Gut. "Des if ein höhrer Sinn, ein reicherer Gewinn, Und Rolz empfind’ ich mich, wie ſchön belohnt id) bin. Des Dichters Selbſtgefühl joll das zu Thaten treiben, Um würdig, wie ihr ihn befunden habt, zu bleiben.

140.

* Ser meine Nachbarn einft, nit meine Nachbarn mehr, Yus eurer Nachbarſchaft weht noch ein Duft mir her. Ein Duft der Herzlidleit, ein Duft der Lebenstreue; Das Alte wird nie alt, e8 wird nur alt das Neue. Wie jollt’ ich Bündniffe im Alter neue ſchließen, - Da id Die Jugend ſah in euerm Bund verfließen! F Zerfloſſen ift der Thau in ſcharfer Morgenluft, Und nur aus euerm Gau weht der Erinnrung Duft.

141.

In dieſen Tagen, da mir manch Gedicht gelungen, r Sat fich ein eigenes Gefühl mir aufgedrungen: Daß alles, was bisher ich machte, ſei ein Spiel,

Ein Boripiel, dem bevor noch fteh’ ein andres Ziel: Und alle Webung, die ich jpielend mir errang,

Sollt' angewendet fein auf diejen erniten Gang.

142.

QAur öfter jolltet ihr, flatt euch fo fremd zu bleiben, Einander fehn, wonidt, doch an einander ſchreiben,

Ahr Schreibenden! das würd’ im Federkrieg eud hindern, Und eurer feindlihen Belämpfung Schärfe Iindern; Zu Stotten käm' e3 euch, und euren Leſekindern.

Wie mander hat in’8 Aug den andern nur geftodhen, Weil er ihn nie gejehn, weil er ihn nie geiproden! Tas Lanzenbrechen hätt’ ein Wort, ein Blid gebroden.

Biel befier dent’ ich jelbft von manchem, den ich jah, Und wünſchte mehrern nur wär’ ich gekommen nah. Rüdertd Werte VII. 4

—t 50

Das gilt euch Beſſern, die ihr ſtehet jo allein; "

Die Schlechtern find ſchon lang’ im innigften Berein,. Und haben nur dadurd) ſich über euch gehoben,

Weil ihr einander ſchmäht, und fie einander loben. Das Loben laſſet nur, das ftellet ihnen frei,

Doch flieht nicht ihrem Bund dur eure Zwietracht

143. Sur Sammlung der Zugendgedichte. Wenn den Genlterten es freut, fidh felber jung Im Spiegel anzufhaun der Rüderinnerung;

So kann fi deinem Glück, o Dichter, keins vergleichen, Da deine Lieder dir jo helle Spiegel reichen. Nun fiehft du, daß du nit Haft Müh’ und Zeit

Und daß die Himmelstunft dir hielt, was fie gel Mie wenig aud die Welt von diejen Liedern hält, Berewigt haft du dich darin und deine Welt.

x

144.

Morin befteht die Luft, die eigne Luft, auf Fluren Des Alterthumes nachzugehn verfunfnen Spuren ? Hier aufzufriſchen, was der Hauch der Zeit verwilcht, Dort wegzuwiſchen, was fih Falſches dreingemijcht ? Mit Ihwahen Rahtliht Nacht der Räthſel zu beglänzen, Und mit VBermuthungen die Trümmer zu ergänzen?

Die Menſchheit iſt's in dir, die fih an ſich ergötzt. Gern aus dem Alter in die Yugend ſich verfckt;

Wie du im engern Kreis dich deines Bildes freueft, Wenn du des Tagebuchs erloſchne Schrift erneueft,

Wenn dein rüdahnender Gedanke glücklich Mmüpft Den Yaden, wo er dir vor Jahren ift entjchlüpft.

145. Mein Freund, laß uns nur nicht fo ſchnell bei Seite ſchieben Die alten Dichter, weil's die neuern höher trieben. Gar mandıer, den man jett fo vornehm übergudt, Die Achſel mitleidsvol bei feinem Namen zudt,

51

At, wenn du bringft die Zeit in Anſchlag, gar nicht Ihlecht, Und, wenn du abfiehft von der Zeit, nicht minder echt Als mandher, der da nun fo hoch die Saiten ftimmt, Beil er jo leicht wie Kork auf Beifallamogen ſchwimmt; Und farm jogar nod jett gefallen, wie wohl kaum Wird jener können, warn zergangen einft der Schaum. Hier iſt nichts, was entzüct, doch auch nichts, was verlett, Und, wenn du mäßig bift, genug was did) ergößt.

146.

Wieweit die Kräfte, die dir Gott gab, ſich erftreden, Das kannſt du nur, indem du fie gebraudjit, entdeden. Doch aud) dem flärfften Trieb des Baumes ift geftedt Ein Ziel, darüber ſich fein Wachsthum nicht erftredt. Und beffer mandes Reis, daS unentwidelt bleibt, As Schöpfertrieb, der fi erſchöpfend übertreibt.

147.

Wenn ihr vielleit vermißt in diefem Buch die Einheit,

Statt großes Ganzen jeht der Einzelheiten Kleinheit; Doch eine Einheit ift, und doppelte, darin:

Die Einheit in der Form, die Einheit au im Sinn. Yuf wieviel Stoff nun angewandt die Einheit fei,

Das Ientt der Zufall, und ift wirklich einerlei.

148.

Daß er dich rührt, gedeiht es ift nur eine Probe Bon deiner Rührbarteit dem Dichter nicht zum Lobe. Sein Herz ift wie das Kraut, ift es dir nicht bekannt? Das Fliegenklappe wird gemeinhin zubenannt, Des Blatt fo reizbar ift, daß feine lieg’ es jüdt Mit Krabbeln, ohne daß ſich's aljo fühlt entzüdt, Daß es zulammenklappt und das njelt ertappt; Sieb, weld ein kribblig Ding haft du nun auch erſchnappt!

52

149,

Verſteh' mich, liebes Kind! ſowenig als mir mm Mich jung zu machen ziemt, ziemt dir ſchon alt zul Doch reine Freude laß uns aneinander haben, " Du lieb’ an mir den Greis, ich lieb’ an dir dem Erbauen magft du di an meinen Weisheitiprud,, Doch mich erquiden foll dein frifcher Lenzgeruch. Und eher möchte mir ein Liebeslied entipringen Noch jetzt. als jetzt ſchon dir ein Lehrgedicht gelingen, O komm, damit ſich Herbſt und Frühling ſchön Mit Früchten lab' ich dich, du ſchmücke mich mit

150. Du hoͤrſt ein Bud als gut von guten Freunden preifen,. Und preifeft nun al3 aut es aud in Freundeskreiſen. Haft du's gelefen? Nein! Und hättet du's gelejen, Du müßteft auch nicht mehr, als daR e3 gut gemefen. Trum e8 zu lefen kannft du Zeit und Mühe fparen; Du haft genug davon zu deinem Zwed erfahren.

151. Wie ift die Autorfchaft ein dorniger Beruf Für einen, deffen Herz wie meines Gott erſchuf! Mag do ein anderer für Andre Rofen brechen, Dem aud die Rofen blühn, nicht blos die Dorne ſtechen Kaum freut mich, was dabei erfreulichs unterläuft, Und alle Kränkung ift auf'3 lranke Herz gehäuft.

‘152.

Die Freunde ſchweigen fill; kein Laut hat mir entdedi,

Wie, was ich Neuftes aufgetiicht Hab’, ihnen fchmedt. Nur Fremde hör’ ich, die dort auf dem Marfte fchelten,

Im Winkel loben dort; was kann mir beides gelten? Ih bin zu alt, um neu zu modeln meine Sadıen,

Und weder Tadel kann noch Lob mich befier machen. Berbitten will ih mir ganz alle Zeitungspoft,

Und jelbft zufrieden fein mit meiner Hausmannskoſt.

58 +

153.

m Xieber, die aus vollftem Herzen dringen,

»en nicht die Welt verwandeln und bezwingen;

rd allein der Kraft, der thätigen, gelingen.

ne zoll’ ich Preis, der das im engften Kreis beihätigen, wa3 ih zu träumen weiß.

154.

mich umganglo3 und ungefellig ſchelten!

ꝛx Hab’ ich denn, der mich al8 mich läßt gelten? ch ſelber muß verleugnen immerhin,

ich einfam, wo ih in Geſellſchaft bin.

Zweite Stufe.

Stimmung.

Da a U

1.

Alswie der Menſch, fo ift fein Gott, fo ift fein Glaube,

Aus geift’gem Aether bald, und bald aus Erdenſtaube. Doch doppelt ift der Gott, der Glaube doppelt aud),

Hier jelbftentglommner Trieb, dort überlommner Braud. : Das Eigenfte wird ganz nie jrei vom Angenommnen,

Doch übt die Eigenheit ihr Recht am Ueberfommnen. Man reiht das Haus nit ein, das Väter uns gebaut,

Dod richtet man ſich's ein, wie man’3 anı liebften ſchaut. Und räumt man nit hinweg ehrwürd’ge Ahnenbilder,

Dur Deutung madt man fie und durch Umgebung milder. Tes Glaubens Bilder find unendlich” umzudeuten,

Das macht jo braudbar fie bei jo verſchiednen Leuten.

2.

Wie Blajen in dem Strom auftauden und zergehn, So fah die Phantafie Götter aus Gott entftehn.

Die Kunft, das wirre Spiel der Phantafie zu mildern, Bezaubernd bannte fie den Geift in Marmorbildern.

Des Sinnbilds Mißgeftalt will nichts jein, nur bedeuten; Der Wohlgeftalt gebührt's, Anbetung zu erbeuten.

Doch ſoll der Allgeift nicyt im engen Haus verfiimmern, Muß mit dem falihen Schein die Schönheit ſelbſt zerträm

Wenn der verfühnte Geift frei mit unfchuld’gem Spiel Begöttert die Ratur, dann iſt die Kunft am Ziel.

Etrom, einmal getrübt, muß fließen eine Weile, Eh' aus der innern Füll' er feinen Schaden heile. Sturm erſchüttert, muß in Wolkendampf die Luft Ansgähren, bis fie fih verflärt in reinen Duft.

muß ein menjchliches Gemüth auch erft ausſchwanken, Benn e3 ein äußrer Stoß, ein innrer, macht' erkranfen. heilt die Wunde, die man deinem Leib geichlagen; Die jelbit dein Herz ſich ſchlug, wird ſpäte Narben tragen. wenn e5 graufam beikt, dem Freund die Wund’ aufreißen; Eich felber es zu thun, kann auch nicht menſchlich heißen. t lieber lindes Del geuß, daS du haft im Haus,

Yuf deine Schmerzen und auf alle fremden aus.

4.

"Sum Milden jprad) ein Freund: Du mußt die Mild’ ablegen, Die dich verarmen madt. Der Milde ſprach dagegen: Bar Milde hab’ id mic gewöhnt nad) Gottes Bilde, Und feine Milo’ hat fi) gewöhnt an meine Milde. *Ich fürchte, wenn ich nun ablegen follte meine Gewohnheit, möchte Gott ablegen mir die jeine.

5.

; Unglüdlicy biſt du nicht, wie unbeglückt du ſeiſt; Das Schichkſal nur beglüdt, doch glücklich macht der Geiſt. Dentft Du, wie jhön es wär’, ob du ein Gut gewannft; ent aud, noch ſchöner iſt's, daß du's entbehren kannſt. Ob auszutheilen du nicht Schätze haft im Haus, So theile, die du haſt, die goldnen Lieder aus. Ich gebe, was ich hab', und hab' um nur zu geben; Zu geben ſamml' ich ein, dies Sammeln iſt mein Leben. Den König wollt’ ich ſehn, der in Freigebigkeit Mit mir wetteiferie! wer, Fürſten, wagt den Streit? Dazu aus Dft und Weit erheb’ ich Geilteszehnten, N Zu Iohnen königlich al’ meinen Kronbelehnten. Eo zieht Die Sonne wohl das Wafjer auf mit Strahlen, Und giebt's der Welt zurüd in Regenbogenſchalen.

6.

Wer einen Fehltritt that, verzeih’ ihm, lieber Manni

Bedenk' au einen Fuß haft du, der firaudgeln Heil dem, der Demuth lernt nicht dur D

Der, ohne daß die Welt ihn zwang, fih Hat | Zen Niedern bläht Befig und Armuih macht ihn. gaben,

Den Even madt fie ſtolz, und Reichthum Ein ſchlechtes Schauspiel iſt's, wenn hoch die Rieder

Und ein erbärmliches, wenn fie zum Fall ſich Wer ohne fein Berdienft geftiegen ift, erhält

Durch's Steigen Achtung nicht, noch Mitleid, wenn er Der oberfte der Plätz' ift ſchwankender als alle,

Und jeder ftrebt hinauf, nur daß herab er falle. Wer feine Stellung fennt und dazu feine Kraft,

Und beiden wirft gemäß, der wirft untadelhaft. Zum Selbftgefäll’gen ſprich: Ich möchte licher Allen

Wie du dir felbit, al3 mir, wie ihnen du, gefallen. Tie Demuth ehre du und zu der Temuth Ehren

Sei gegen Stolze ftolz, um Demuth fie zu lehren.

{

7. Ich bin der Leib nicht, der eu vor den Augen ficht, Ih bin des Liedes Ton, der euch zu Herzen geht. Und wenn das Lied ergreift und heiligt euern Sinn, So danket Gott dafür, dab ich’3 geworden bin.

8. Nichts Haft du ſchlecht gemacht, aud) was du machteft ſchlecht, Es half dir, daß du nur was andres machteſt recht. Tu hätteft nur vielleicht dem Unverftand verſchweigen Das Eine follen und allein das Andre zeigen. Man ficht den Weg did) gehn, nicht blos am Ziel Dich ſtehn, Und immer lehrreich ift auch jenes anzufehn.

9.

Wer den kennt, der allein gewirkt hat und nedadht, Wird fih nicht rühmen, daß er jelbf ein Werk vollbraqht.

57

as du thuft, das thut in dir der Gute,

as Böfe kannft du thun aus eignem Muthe. daß bu nicht gedenk des Guten biſt; gedent du thuſt, muß gut fein, wie er ift.

10, m Undern ſchämt, fühlt fih vor ihm gelähmt; yefräftigt fühlt, wer vor ſich ſelbſt ſich ſchämt. ı Wilde leiht ein Maler Ichönern Schein, rich das Gefühl, daR du nicht jo kannt fein. n's Echönre dich dein innrer Maler malt, 5’8 zu firahlen ſelbſt, wie jet dein Bild nur ſtrahli.

11. 8 Menſchen denkt nur durd den Gegenfaf; der Gegenſatz im Dentgediht am Plag. ihlten Lied find tiefe Gegenfäge, überhüft vom fließenden Geſchwätze. ihles Fluth an Wellen jcharfgezadt nfchaft fich bricht, find’s Gegenſätze nadt.

12. t, 0 Freund, die Götter und verbanden, Weile fo, wie meine du, verftanden. ı deiner Art geübt, an fich zu denfen, Bedanten nur in Bilder zu verfenten. nach und nad) geholfen auß dem Traum, 3 auch zu Shaun alswie im äußern Raum. ), was ich fonft gethan, meil ich gemußt, mit Höheren GBenuffe nun bewußt.

13. doch die Welt nur feinem Einn anpaflen; ich faflen foll, muß ih in Berfe faflen.

n mandem Ber von mir du babeft nichts, Den bat für fi) der Meifter des Gedichts. ı Bers, an dem du nichts Haft, nicht gemacht,

auch die, woran du viel haft, nicht erdacht.

14

Aus jungen Augen ſieh die Welt ſtets nem Glaub’S deinen alten micht, fie jei mit bir Ein alter Vogel lernt nicht mehr; kommt her, Und fingen lernt von uns, doch nicht wie wir, Rein, immer beffer zu! denm Alles muß auf } Doch immer befjer, auch der Sang der Und macht ihr's beſſer nicht, fo denkt doch, ‚ib Wir haben eben das zu umfrer Zeit gebadik Bas ift die Wehnlichkeit, und was ber Unterjcjiedl Wir fangen, und ihr fingt, bas neufte jähönfte

15.

Die Jungen flaun’ ich an, die ſich ſo jung geberben, AUS fürdhteten fie nicht, noch hofften’s, alt zu t

Wir aber wurden alt, und werben es, und ſehn Mit Gott auch dies Gejhleht von Jungen noch

Was wollen fie, daß fi die einen jo titanifch Anſtellen, andere geberden gar jatanifch?

Die einen wollen vom geftürmten Himmel prallen, Die andern find der HöM’ in ihrer Bruft verfallen.

16.

Was ift die Weite denn des Lebens und die Enge? Weit machft du dir's allein, eng macht es dir die MM Ber aus den dunfeln Id noch nicht Hinaus gekommen Der fühlt fih eng in fh, dem mag die Weite fromindil Doch aus dem Aeußern wer gelangt zum hellen NG, Dem ift die Weite leer, der fühlt fi vol in fig. Did) treibt verworrner Drang in’s wirrende Gedränge; Die Einheit nur ift viel, und wenig if} die Menge. Die Einheit ift nicht viel, fie felber ift das UN; Die Meng’ ift wenig nicht, nichts iſt der ganze u Das UN und Eine hat ein Weiſer im Allein; Das Wgemeine felsft in ofne AN gemein,

4

| 59 I—

17.

du das dicke Bud durchblätterſt der Geſchichte, Du findeft wiederholt auf jenem Blatt Berichte widerwärt’gem Kampf und greulihem Berrath, jelbſt auf dunklem Grund fteht jede Lichte That. auch des Dichters Kunſt, die fi die freie nennt, knechtiſch Hinterdrein nur der Geſchichte rennt, auch nichts Belleres zu unjerem Ergötzen, nächtliche Geſchick und blutiges Entjegen. jei von Gottes Welt nur diejes vorzuzeigen, "Bas man eh’r follt’ aus ihr vertilgen durch Verſchweigen. jet in der Natur nur Froſt und Hagelfchlag, Und gift’ger Raupenfraß, fein blühnder Roſenhag; in des Menden Haus nur Srantenftubenjammer, Rein Kindertummelplag und feine Hochzeitlammer. Beichlichkeit ift ſchlecht, der Leichtſinn ift nicht gut, Do noth ift Heitrer Ernjt und froher Lebensmuth. Schatten kann im Bild entbehren nicht die Kunſt, Doch ift ihr Element das Licht, und nicht der Dunft. g die Geſchichte nicht des traur’gen Amts entbehren, Tat durch Unmenſchliches fie uns will Menichheit lehren; E Phantafie, wenn du die Blüthe willſt entfalten

Der Menſchheit, jollft du ihr kein Jammerbild vorhalten.

18.

Du bift beglüdt, wenn dir, was da ift, ganz gefällt,

Und deine Luft daran fo lang hält, als es hält, ' Und dann vergeht, wenn e8 zum Gehn aud) Anitalt macht; Dann if dir andre Luft an anderm zugedacht.

19.

Wenn du am redten Ort das rechte Wort zu jagen Haft unterlaflen, bleibt es immer zu beflagen.

Senn in Gedanken dann du’s ſageſt hinterher, Bird die Verſäumniß dir nur fühlbar um jo mehr.

Toch unterlaß nur nicht, und jage dir es fein; Bielleicht ein andermal wirft du dann Flüger fein.

or -

a. 34 gebe bir, mein Gofm, das mögeft bur rie haufen) Gebanten felber nicht, nur Keinie bon Gebanfen Nicht mehr zu denten find Gedanten, ſhon Bon Bluthen wird Kervor fen Blüthenbaum gehrad Dod ein Gedantenkeim, wohl im Gemülh behalten, | Wird ſich zu eigener Gedantenblüth' entalten. | 21. Die Tage fehen wir, die theuren, gerne chiminben, Um etwas Theureres herangereift zu finden, Gin feltenes Gewacht, das wir im Garten treiben, Ein Rind, daS wir erziehen, ein Büchlein, das wir jdire 22. Dein Wirten wirft du nach verſchieduen Gtund’ uud 3 Bald allzu niedrig, bald aud allzu hoch Dos find des Hochmuths und des Kleinmuths boſe Die laß nie fein in dir der reiten Demuth Melk Mit Höchftem Selbfigefühl verträgt die Demuth ſich: O Wertzeug Gottes, du nicht wirfft, er wirkt durch 23. Du frageft, wo und wie im Sand du wohnen falle, Wenn du des Menſchen Zwed und Glad erreichen me Bohn’ unter Himmeltiar auf felbfibegränter Flur, Nubend im Vollgenuß am Bufen der Ratur. Wohn’ auf bebautem Feld, wo, was mar pflanzte, fya Im Fülle, die fie ſchafft, die Arbeit ſich genieht. Wohn’ in belebter Stadt, wo eins das andre regh, Bil’ und laß bilden dich, bewegend und bewegt. Wohn’ in der Wuſte, wo Natur» und Menſchenweben Die) beides nicht beruhrt, um dir und Gott zu Ieha Bo du auch wohnen magft, da fannft du fein und SE Ein Menſch, und Menſchliches jo oder anders Breit

24.

Bon Ruhm und Ehre wird das Herz durchaus nv Ehr Hat e8 Ueberdruß, eh'r es @enüge hat.

—t 61

: Es Elingt dein Ohr, wenn fern dein Ruhm ertönt;

mache Dumpiheit ift’3, wenn es von jelber dröhnt. es weder fo no jo im Ohre gellen;

ne Gtille wohn’ in deined Herzens Zellen!

25. und Tadel hängt mitnidhten ab dein Adel, her als halbes Lob münfch’ ich dir ganzen Tadel. »l Ipornet did, den du gerecht erachteft, ıgeredhter krankt dich nicht, den du verachteſt. les Lob, wie zur Abfpeifung nur beftimmt, rocken if’s, womit vorlieb ein Bettler nimmt.

26. ı den Muth verlierfl, verliereft du die Kraft rfen, und dein Werl verfümmert Trüppelhaft. x geſunkne Muth auf einmal wieder fleigt, [den Ranlen ift alsbald der Trieb geneigt. te täglich Bott, daß er dich, ftreng wie gütig, uthlos lafie jein, noch werden übermüthig.

27.

a dich anders willſt als al’ die andern Heiden, at man, daß du dich auszeichneft unbejcheiden.

ſt du, daß du's nur thuft aus Bequemlichkeit,

iffe, daß man die nod minder dir verzeiht.

28. ’i in der Rat den Schlummer auf den Pfühlen, exft mein liebftes Kind mit Händen anzufühlen. nn ich ihm befühlt dic Hand und das Geficht Dunleln, iſt's genug, zu ſehen brauch' ich's nicht. veiß ich wohl, nichts wird ihm die Berührung nügen, a befite Mächte nicht die Nacht⸗durch es beſchützen. del’ ich mir ein, hätt’ ich es je verfäumt, hätte bdjer Macht den Spielraum eingeräunt. Kt’ es deshalb auch nicht minder wohl geruht, Hafen Hätt’ ich felbft darum dod minder gut.

, der für mich verjteht zu Ein Ganzes, das befteht aus taufend Heinen

jenn ihr mich ehren wollt, fo fei es ehrenme

31. Fem ↄderſ ave ider. Dich nehm’ ich heute nicht zum Tifcgenofien an Wenn du nicht deiner Pflicht erft Haft genugg Der wicht gen großen Pfict, die Federn mir zu Womit id) ewige Gedanlen will befleiden. Denn das ift dein Beruf, die Pfeile mir zu ſcha Und id} verſchiehe fie, mit oder ohne Gpigen. Was, fragt ein Leſer, der nad) Berjen Hunger U Schreibt Rüdert nidts? weil Kopp im kei

8

33. Der heil'ge Weda wird verglichen mit dem Euter Der Kuh, verglihen wird der Melter mit dem Deuter. Ban mellt heraus, jo viel man braudt, und das ift gut; Doch zuviel Melken mellt ftatt Mil am Ende Blut.

34.

Zum Fefſttiſch fol man Aufgewärmtes nicht auftiichen, Mit friiher Speife joll man friihe Saft’ erfriichen, Doch aufgewärmt ift nicht, was von der Vorzeit Tiſch Uns zukam; immer bleibt die Paradiesfrucht friſch.

35. Des Bechers ſchönſter Platz ift in des Trinkers Hand, Und nur ein ſchönrer noch an feiner Xippen Rand. O wäre jo mein Buch ein Becher jede Stunde, Bald in des Freundes Hand und bald in feinem Munde.

36. Der Menihheit Größtes möcht’ ih euch im Spiegel zeigen, Und ihr Geringftes auch im Bilde nicht verjchweigen. Senn Manche werden dur des Großen Vorbild frei, Und Mande tröften fi, daß ſchön auch Kleines jei.

37. Ein anſpruchvolles Buch will im Zufammenhang Geleſen fein, und madt euch ſchwer den langen Gang. Dies anſpruchloſe macht die furzen Gäng' euch leicht; Denn wo ihr ſtillſtehn wollt, habt ihr ein Ziel erreicht.

38. Em Brudftüd, welches auf fein Ganzes ſich beſinnt, Ergänzung immer ſucht, und nimmer fie gewinnt: So findet fi der Menſch, wie er wird fein bemußt; Und an den Menſchen Inüpft den Menfchen diefe Luft. Ein Ganzes werden nie Bruchftüde groß und Hein; Ergänzung findet doch die Welt in Gott allein.

4

3. „Dir fcheinet heute dies, und jeneß ſcheint bir morgen; Das Wahre, wie es fcheint, bleibt immer dir verborgeil O nein, bald feh’ ich den, bald feh’ ih jenen Glaz; 7 Das vielgetheilte Licht wird nur im Wechſel gan. 1

40.

Bon fo viel Lehrern fcheint mir jeder Recht zus Haben;

Als Manne geht es mir, wie e8 mir ging als $ | Dort war id Schal’ und Kern zu fondern nicht im Cie

Nun unterſcheid' ich gern die Wahrheit vom Gew |

41.

Gar Mancher hätte Recht, wenn man ihn recht verflände;

Und man verftänd’ ihn, wenn das rechte Wort er fänbg

Wir aber wollen, ftatt beim Wort ihn fireng zu faflen, Nachſehn, was Gutes fi dabei mag denken laffen.

42.

Dft dient ein Irrtum nur den andern wegzuräumen; Wir fehn der Wahrheit Spur, wo mag fie felber jäumen?t

Ein neues Voruriheil muß uns von alten heilen; Wer aber macht uns heil von neuen Borurtbeilen ?

43, Ein Doppelbüindelein hat jeder Mann empfangen, Das er halb vorn herab und halb läßt hinten bangen. Die Fehler trägt er vorn, die feinen Nächſten ſchmücken, Doch jeine eigenen find fchwer auf feinem Rüden. So fieht er immer die der andern, feine nie; Allein e3 gleicht fih aus: die andern ſehen fie.

44. Haft du den Wunſch erreicht, daß er nicht mehr entreicht, O jauchze nicht! ein Weh lauſcht hinter ihm vielleicht Denn ſiehſt du? ſticht der Dorn des Knaben Finger nit Berad im Augenblid, wo er die Roſe bricht?

45.

4 einer Serberg’ ift die Welt, in der am Abend

n Reiter kehret ein, am Morgen weiter trabend.

5 einer Blume if die Luft der Welt, die frühe bläbet, und nicht ahnt, daß fie vor Nacht verblüße.

46.

Diele Welt dir giebt, was dieſe Welt dir nahm; dt dir das eine Luft, madt dir da3 andre Gram? fie dir gab, davon mußt du einft Rechnung legen; ı8 fie dir nimmt, dein Lohn dafür ift Gottes Segen.

47.

anne ftebt es an, zu thun jo viel er kann;

ı3 zuthun mag das Glüd, das liegt nit an dem Dann. ı er Das Glüd befiegt, wird feinem Muth gehulpigt; d wenn er unterliegt, jo ift er wohl entſchuldigt.

48.

unterfcheidet Kunft von Wiffenihaft? Das Können; an muß der Borrang doch das ftolze Willen gönnen. [ weiß die Wiſſenſchaft, wie etwas follte fein,

och machen lann fie's nicht, das fannft du, Kunft, allein.

49.

laube nicht, daß du nicht ſeieſt mitgezählt;

te Weltzahl ift nit voll, wenn deine Ziffer fehlt. große Redinung zwar ift ohne dich gemacht, Mein du felber bift in Rechnung mit gebradt. mitgerechnet ift auf dich in aller Weife;

Dein Hleiner Ring greift ein in jene größern Kreiſe. m Guten, Schönen will von Mangelhaften, Böjen Die Belt exlöft fein, und du jollft fie miterlöfen. vu VBbſen mache dich, vom Dlangelhaften frei;

Sr Sir’ und Schöne fo der Welten trägft du bei. Alerts Werte VIIL 5

50, Den körperlofen Geiſt mit ſchͤnem Körperichein \ Belleiden, iſt von Kupft die eine Seit’ allein. Die andre Seite ift, den Leib zu Get verflären, Das Bild das finnlihe zum Sinnbild umgebären. Beim halben Dichter läßt fi) eins vom andern ſcheiden; Ein ganzer if, wer ungetrennt vereint die beiden.

51. Das Gold der Menſchheit wird beftändig umgeprägt, . Furſt aber if, wer Geld auf feinen Ranen fchlägl. : Im Neid) des Geiftes auch, nur daß er nicht fo ſcharf,

Wie jeder weltliche, Falſchmumzer frafen darf.

52. Wenn es nicht weiter geht, gelobt ſei Gottes Macht! Mandy Beſſerer als du hat's nicht ſoweit gebracht.

Und wenn es weiter noch foll gehn, in Gottes Ramen! Solang id vorwärts fol, läßt er mid) nicht erlahmer

53.

Mich freut’s am Abend nicht, daß mir mand Lied emi

Mich freut’ nur, wenn ich weiß, daß feines wir w

Was thut’s, wenn feins entiprang? doch wenn nur e Mit diefem muß ich dann mich plagen tagelang.

Ich kann ihm nicht entziehn das Leben, ihm verlichn

Das mißgeborene Kind, ih muß es Doch erziehn.

54.

Oft Hab’ ih umgeftimmt die Saiten meines Pfelte Im Wechfel meiner Zeit und meines Xebensalter Nun tönen fie voll Ernft, und wer da will, entid Sh Alter oder Zeit dran ſchuld ſei, oder beibef Die Zeit ift ernft fogar der jugendlidden Schaar, Wie mehr noch einem, dem mit ihr gebleidgt '

17 +

60.

, war mir trüb ummölft durch meine Schuld, mein Ulter nun heil ward, ift Gottes Hulp. ich gegen did mit meinen Gaben prahlen ? ich meine Schuld, nie deine Huld bezahlen.

96.

ex, ſuchſt du? Ruhm? „Wen reizt die Seifenblaje?" ner? „Hätt’ ih auch Luft am gefärbten Glaſe?“

; in der Zeit? „Ich bin nicht deren Sohn.“

ker Bildung? „Sie find überbildet ſchon.“

ucheft Du? dir felber zu genügen?

tt dem Schein, als thu’ ich etwas, zu betrügen.”

97.

ı euch ſoviel Sinnbildliches berichte? ein⸗Alltägliches nur jo wird zum Gedichte.

ild muß man es für etwas Größtes faflen; ‚Bes an fich jelbft darf man wie's ift nur laſſen.

58.

nander Iprad zu einem Schmetterlinge,

m Feuer ihn veriengen ſah die Schwinge:

u doch gewebt aus gar jo leichten Stoffen!

4 in diefer Gluth fein Unfall noch betroffen.

t mat um mid her die glühen Sohlen kühl, bt behaglich iſt mir’3 auf dem Roſenpfühl.

E nur daran und geheit auf in Flammen;

ımt dein Ungemah und mein Bemad zuſammen? und Leben jo von gleicher Weide ftammen? der Schmetterling zum Salamander fterbend: was den erquicdt, dem anderen verberbend. jyeneidet wer dich um dein zähes Leben,

be aber liebt das ihre aufzugeben.

4, vergleicheft du die beiden mit einander,

jſt den Schmetterling wohl vor dem Salamander.

8

59. Bezogen if ein Kreis, lang eh’ du tritifi darein, Worin der Tummelplak fol deiner Kräfte fein, Erweitern kannſt du ſelbſt ihn weder noch verengern, Richt deine Bahn darin verkürzen noch verlängern. Zufrieden kannſt du fein bei jedem Schritt darin, u Das, ftatt nach deiner Wahl, es gebt nad) Gottes &

60. | An der Literatur unendlichen Gebränge Lehr? ich ein Mittel dich, zu kürzen deine Gänge. Sieh darauf jeden Dann, dem du begegneft, an, Was er nad) feiner Art, und was nicht Ieiften tann.“ Haft du ihn jo geſchätzt im Ganzen, laß ihn machen Am Einzlen was er will, und made deine Sachen.

*

61. Ein Bücherkatalog fiel heut' in meine Hand, Schwer wie ein Rieſe wog der ſtarke dicke Band. O weh, Literatur, wie breit biſt du geworden, Wenn das die Titel nur ſind deiner Bücherhorden. Wer kann die Titel bloß, wer erſt die Bücher leſen? Der Zeiten Glüd war groß, al3 du noch Hein geweh Doch wir, die Wächterſchaar bei dem geihwollnen Drad Arbeiten immerdar, ihn dider noch zu machen.

62. Es wird mit Net geſagt Markt der Literatur; Denn fie vergleichet fi mit einem Markte nur.

Wie auf dem Markte ftehn zum Kaufe Waaren feil, Und jeder nad Bedarf nimmt davon einen Theil: Der eine wählt ſich dies, der andere da3 vom Haufen,

Doch keinem fällt es ein, den ganzen Markt zu laufe So aud wer könnte jett fih noch einfallen Iafien, Si mit Literatur der ganzen zu befaflen? Der greift fih hier ein Stüd, der eines dort heraus, Nah eigenem Geſchmack und zum Verbrauch im Haus

9 3

Der Zufall waltet, wo am Urteil es gebricht,

Und im Gewühl ift ganz unmöglich Ueberfict. Rumerflich unterm Glanz der ausgeftellten Güter . Wird an den Wann gebraht auch mander Ladenhüter. Deut’ bat den Zulauf der, den Andere heneiden,

Die morgen am Berfall fi feines Frames weiden. u Bietet kurzen' Ruhm mit ungewifiem Brode , Der überfüllte Markt mit wechjelhafter Mode.

| 63.

se fagen mir, id) glaub’s, allein ich fühl’ es nicht,

Daß nun mein Haupt ein Kranz von Dichterlaub umflidt. hilft, den andre jehn, der Kranz, den ich nicht fühle,

Richt fühle, daß er mir die heiken Schläfe fühle!

64.

Und Iodet wieder dih das Baufeljpiel der Welt, Was fie dir vorhält ftets, und ftets dir vorenthält! O nimm in deine Bruft nicht diefen harten Stein; Zwei Herzen lünnen nit in Einem Buſen fein. Er vrüdt daS Herz dir ab, das ſich daran will laben; O habe du daS Herz, dein Herz fiir dich zu haben! In dir bift Du gejund, und fühljt in ihr dich krank; Sieb, wa3 du Haft, der Welt, und nimm nicht ihren Dank!

62.

Bon deiner Eitelleit was fann did, Dichter, heilen? Und wollte dich die Welt vereinigt aburtbeilen;

Berufft Du gegen fie nur auf die Nachwelt dich, Und Hörft von der dich nie verurtheilt ſicherlich.

66. In meiner Wohnung bin ich wohnlich eingewohnt, Mit Ungewohnetem will ich da fein verſchont. Ts Ungewöhnlicye zu jehen geh’ ich aus, Doch zum Gewoͤhnlichen Fehr’ ich mit Luft nad Haus.

1 +

Gewohnheit, aber nur die üble, iſt zu fchelten, Gemöhnung befjere muß für das Beſte gelten.

Denn Gutes, zur Ratur geworden, haftet nur, Gewohnheit aber wird zur anderen Rater.,

67.

Du mußt die Grübelein der Forſchung nicht veradih Das ift dein Glück, daß fie dir nie zu ſchaffen u Doch giebt e8 andere, die ander aus nicht kommen Die Plag’, ihr einz’ger Troft, fei ihnen nicht gem

68. Die Kunft ift um den Stamm des Lebens nur bie Die ihn umringelt, daß er blühnden Schmud ihr Mit reihlidem Geweb laß fie den Stamm umfiride Do fo nicht, dag der Stamm müß’ unter'm &d

69.

Nur eine ſchöne Kunft ift nüglich in der That, Haushaltungstunft im Haus, im Leben und im

Haushaltungstunft, die jo der Künſte Schaugepränge Verwendet, daß fein Spiel den ernften Zweck bein

70.

Ein Buch, gelejenes, bringt dir die Welt in’ Gaus, Und ein geichriebnes bringt dich in die Welt hina Gefall' es wohl dem Glüd, und mög’ e8 dir geling Dir immer ſchön die Welt, dich ſchön der Welt zu b

71.

Richt für die Menjchheit nur und für den Geift der Du mußt aud für dich jelbft Geſchichte Laffen gell

Denn Gleiches ift in dir, wie in der Welt, die ſtreit Ein Streben, das durch Kampf beftändig vorwärts 1

Und wie die Geifter, die der Zeiten Teppich weben, Stets neues wirkend, doch des Alten Bild aufheben

71 +

nie vergeffen, wann fie fi zu höhern Stufen hoben, was mit Fleiß fie auf der niedern ſchufen: bu auch, wenn du ſcheinſt neufchaffend zu zerftören eſchaffnes, fühlſt es doch dir ewig angehören.

als Du Brinnen warft, war drin dein Thun befangen, an erft herausgelangt, fiehft du es unbefangen. ieh, daß mit im Strom zählt jede Einzelwelle, Ind auch das Größte gönnt dem Kleinften feine Stelle. k mifjen mödtel du auch das, was du verfehlteft, Wenn e3 dir half dazu, daß du ein Beffres mwählteft.

72. ww Hat ein hoher Wahn, ein Glaube mich gehoben: Ich mühe leben, weil ich viel noch müß’ erproben ; % mühe leben, weil ich viel noch mühe ſchaffen; Kan will der hohe Wahn, der Glaube, mir erichlaffen. % fühle, daß geprobt, geſchaffen ift genug; Und mterbleiben kann, was übrig ift, mit ug. m lann, ftatt der, die brad, mid nur die Stüße halten &ott, der gewaltet hat folang, mag ferner walten!

73. Was fuht der Geift? das was als Widerſpruch betiteln Die Sinne, fuchet er ergänzend zu ermitteln. Des Mmichen Höchſtes ift des Streitenden Verbindung, Mit der Erkenntniß Frucht die Blüthe der Empfindung. Us hohes Vorbild fei der Baum dir eingeprägt, Ter hier im Garten Frucht zugleich und Bluthe trägt.

74. Bas if hei diefem Spiel des Lebens zu gewinnen? Bes nicht verlieren will, der ſollt' e8 nicht beginnen. zum Berlieren nur ift ein Gewinn der Quft, in ju gewinnen ift nichts ficher als Berluft. ſchmerzt, was du verlorft, di), was du nicht gewannft, meiften ſchmerzt dich, was du noch verlieren fannft. Und alles haft du, wenn du haft den Muth gewonnen, Ö auszufpielen, weil e8 einmal ift begonnen.

+ Rn

Du fiehft, es wäre faft der Muth mir felbft abfanben Selommen, als einmal mir ſchlimm die Karten

Doch hab’ ich mich bedacht und dieſes Lieb erfonuen: Was auch verloren fei, die Lieder find amgormen. *

75.

Des Freundes denkend, wenn ich Glückliches erſtrebt, Sprech' ih: O hätteſt du doc dieſes miterlebt!

Dann feiner denkend, wenn mich drüdet eine Laſt, Sprech ih: O glüdlich, daß du’s miterlebt nicht Haft.

Iſt zu bedauern, ift zu preifen, wer geidieden ? Daß er hinging und du noch da bift, fei zufrieden!

76.

Wenn dir die Luft noch nicht vergangen ift, den Serben. Der Weltberühmtheiten auch beigezählt zu werden, Soll fie dir jeßt vergehn, wo zum berühmten Mann Ein Mörder, frech im Tod wie Leben, werden kann, Und eine Metze, weil fie feine Mete war, Als eine Schönheit fi darftellt, einäugig zwar.

77.

Du haft der Freunde viel, und geizeft nit um einen; Ich babe wenige, und nannte dich den meinen, Und muß im Herzen no den meinigen dich nennen, Und darf e3, wenn nicht dir, mir jelber wohl beirme=zı. Was dich entfremden fonnt’, hab’ ich nicht Luft zu frage m; Doch daß e8 möglich war, das hub’ ich zu beklagen.

18.

Mein Freund im fernen Gau! wie oft noch dent’ ich nad Dem Worte, das dein Mund einft unbefangen jprad : Daß dir's unleidlich jei, im Leben wem zu nahn, Ohn' ihm zu geben Lieb' und Liebe zu empfahn. Sag’, haft du warm bis jest den Anfpruch fortgejeht! So hat die kalte Welt gewiß dich oft verlegt.

+ 173

wc glädlidh wenn dir ward zum Stachel dies Berlegen, Dersbaft die Forderung des Herzens durchzujeßen.

a, Liebe läht nicht ruhn, den jo fie recht durchdrungen, Bis er von allem, was kann lieben, Lieb' errungen.

79. ser über Ungemad du fo did darfit beflagen, Must Höhrer Würdigleit Gefühl ala ich wohl tragen. Beit über mein Berdienft ift mir noch Heil beichieden, Und ſchämen mit’ ich mich, wollt’ ich nicht fein zufrieden.

80. Bein Gerz ift lauter Tant, indem ich rüdwärts blide, Aus welcher Trübe ſich gehellet mein Geſchicke, Wie dumpfem Ringen fi entrang der lichte Schwung ; Jung war ih fummeralt und alte freudenjung.

| 81. 34 ichmelz' in Dankbarkeit und Rührung, wenn ich dente, Taf ich durch deine Kraft nach deinen Zielen lenke Tie Eiritte, die folang, fo oft, jo tief, fo ſchwer Seftraupelt, und binfort, Hoff’ ich, nicht ſtraucheln mehr. Tab ig nit weiter fam dur meine Schuld, o Scham! d Gid, daß ich fo weit durch deine Gnade fan.

82. Bes du nie müde wirft zu fühlen, wirft du nie 8 ſagen müde, doch zu hören werden ſie, “ubgenommen, die wie du desgleichen fühlen, die aus Langeweil' in Neuigkeiten wählen. Ks dir am Herzen liegt, das jagft du nie genug, Und unermüdlich ift der Bauer hinter'm Pflug. mermüdlich bin ich meinen Pflug zu treiben, In ed mein beftes Storn in's Herz zu ſä'n durch Schreiben.

83. dene etwas Schönes für mich felbft und für die Welt mir geworden ift den Kämpfen zum Bergelt,

U

Die ih gelämpft, jo will ich gern gelämpft fie haben, Und mögen fi) mit mir am Schönen viele Ib

Doh manchmal went’ ich, ob nicht fei erlanft zu Heu Ein Bischen lautres Gold für ſoviel Läuizggggnfeser,

84.

Der Gärtner liefert mir zum Schmud in meinem im Blumen von Zeit zu Zeit, neu blühnde Blumen im Da ftehn fie denn folang, als fie in Bluthe flche, Und müflen abgeblüht zurüd zum Gärtner gehn. Ich babe den Genuß, der Gärtner hat die Mühen, Nur blühen ſeh' ich fie, er forget, daß fie blühen. Was mir der Gärtner ift, das ift der Dichter euch, Der Blüth’ und Blume zieht am kahlen Weligeſträn Ihr habt den Augenblid des Aufgehns zu genieken, Doch das ift feine Luft ſtets neue zu erſchließen.

8.

Bom niedern Hügel fah ic) auf mein Heimathsthal,

Und alle3 lag vor mir verllärt im Sonnenſtrahl. Ich ſah das Einzelite mit Liebesblid, das Lleinfte,

Und jeder Unterſchied ward mir vertraut, der feinfe. Ich ſah mich fatt daran, viel liebe lange Stunden ;

Dann ftieg ih höher an, als jene Luft geichwunden. Ich ſtieg auf einen erg, der fih vor mir erhoben:

Ind wieder auf mein Thal hau’ ich herab von obe Es ift dafjelbe noch, und ift ein andres doch,

Ih ſeh es ganz, und jeh dazu viel andres nod. Nun laben will ih mid) am neuen Blick mit Schweige

Und eine Stufe dann vielleicht noch höher Feigen.

86,

Weltweisheit lehr' ich dich, nicht Weisheit diefer Well, Doch Weisheit, die zu gut nicht für die Welt ſich Hi Weltweisheit, die die Welt in allen Lebensweiſen Dir zur Belehrung will, zur Unterhaltung weiſen;

| 35 BWBeltweisfeit, die nicht fich beweifen will der Welt, Rod in Beweilen vor der Welt ſich wohlgefällt;

Weltweiseit, in der Welt Wegweiſerdienſt erweiſend, BRD uniengeifend hier, dort fireng, wo's gilt, verweiſend.

87. Welt ausiprehen, welch ein Stüd der Welt es fei, Vef Der hoch, groß oder Mein, ift einerlei Dem Dittiigen Beruf; es iſt zu feinem Gluck Die ganze große Welt in jedem Heinen Stüd.

88. Die Welt Hat ſolche Schäß? im Innern aufgethan, daß fie der Dichtkunſt Form nun nicht mehr faſſen kann; Wie fonk die Dichtkunſt wohl, was ift und war, umfaßte, no ihr Maß mit dem der Welt zuſammen paßte. Dech nun begnügt fie ſich, was fie nicht auszubeuten 0g, mit flücht'gem Schlag der Wunſchruth' anzudeuten. Ban au den Bollgehalt die Form nicht in fich Halt, Doch im Bewußtfein ruht die Fülle diefer Welt.

80. In (ine Reiblichleit Gedanken eingebären, in Gedantenduft ein Leibliches verflären, R Beide Poeſie nad zwei verſchiednen Seiten; da mag auf diefer Bahn, und der auf jener fohreiten. hödfte doch gelingt, Vollkommenſtes entfpringt, % ganz, urfprünglich eins, ſich beides rein durchdringt.

9.

% hab' ein ſchlichtes Buch gelefen, unverziert,

werſchraubt, unverfäljcht, unverphilofophirt.

Rüdfichten, Abſichten waren nicht,

os Umficht aber ward Einfiht und Ueberſicht. Ran ſah, der Sache war gejehen auf den Grund; Des Kenners Kunde gab fih dem Unfenner fund. Das iſt Philofophie, doch andere als die

66 Hoch nun ftedt ihr Biel, daß fie’s erreichet nie.

Im Menicen, w An des nicht, was nur trennt, und ew'ge Tren mit heiligem Gift ı Was als das einzige Heil für bier des Ztaute:

Aufftellen und für dort will eines Glaubens Tab vor dem Heiligen unheiligen Kriege Fried

Und Glüd zu finden fei nicht droben noch h Von diefes Fiebers Froſt, von dieſes Fiebers 4

Erſtarrt der Menſchheit Gerz, verfiegt ihr Le In diefen Todesfroft bla’ einen warmen Haud

Und einen Märcnden in diejen dumpfen Rau Das reine Menjchlihe im Menſchen wend’ herv

Der ewigen Sonne zu den Liebesfrählingsfle Daß fih die Menſchheit einit fühl' Eins, wie e

Und wie fie noch ſich fühlt in jedem jungen Dies liebende Gefühl, auf's Neben ausgedehnt

Und auf die Welt erftredt, ift mas der Geifl Hinweg, was zwängt und engt! herbei, mas B

Und nur mit Liebesband Geift und Natur u

92. Die Welt ift Gottes unausdenklicher Gedanke,

WR Ei nn Maul a in he

17 4

Unglädid and nicht, wer zufrieden ſich behagt

Un dieer Welt, und nicht nach einer andern fragt. Ungladig if} nur, wer die Luft fich fieht geraubt

Ks Idiſchen, und nicht an Ueberird'ſches glaubt.

94. Bes that ihr denn, alSob ihr neu die Welt gemacht, Beltveile, wenn ihr neu in's Fachwerk fie gebracht ? Was iR, ift immer eins, eins auch, was ihr erkennt, Ver ganze Unterſchied ift, daß ihr’8 anders nennt.

9. Bier Aräfte nenn’ ich dir am Menſchen, mangelhaft Ju nennen find die vier vor einer fünften Kraft. Der Trieb im Menſchen, wenn er einen Gegenftand Ergreifen will, ſtrect er zuerft danach die Hand. Und if der Gegenſtand der Hand nicht zu erlangen,

&o ift anftatt der Hand der Fuß danach gegangen. Vo auf das Flieh'nde dort will deinem Fuß entweichen, Ta mag es noch dein Wort, dein Rufen e8 erreichen.

Did weiter ala dein Wort, al3 deine Stimme, dringt Tein Yuge, das dir nah heran das Fernfte bringt.

In dernen aber, die du mit des Blides Schweifen lannſt ermeiien, fannft du mit Gedanfen greifen.

Trum übe Hand und Fuß, und Red'⸗ und Sehefraft, dor allem übe doch dich in Denkwiſſenſchaft.

96. Th ÖR in Gottes Rathöverfammlung nicht gefeflen, Be den Plan der Welt nad jeinem Maß gemeffen; um thuſt du doch, als fei dir vorgelegt der Plan, Und deinen Maßſtab legſt du unbelümmert an. Rur zu! Es iſt darauf der Großplan angelegt, N jedes Heinfte Maß paßt, das man angelegt, SR jeder deutet ſich die Welt in feinem Sinn, Und jeder deutet recht; ſoviel ift Sinn darin.

8 97. Okenifer zugleich wer ift und Aftronom, achtet wechfelweis Erdflur und Himmelsdom.

BB

Und eines würd’ er oft beim andern gar verfäumen,

Brüthe zu gleicher Zeit fein Flor in beiden Räumen, - Do ihm zum Glücke gehn die Stern’ auf in der Reif

Und zu am Morgen, wann der Blumen Ung’ erwegßil Mir ift es nicht wie ihm geworden ganz fo gut,

Da wohl mein Doppelltam einander Eintrag thm: Poetiſche Blumenlef’ und hohes Spekuliren,

Bon einem muß id mid zum andern hin verlieren. Das eine würd’ ich denn verlieren Üüber'm andern,

Wenn ich von diefem weit zu jenem müßte wandern. Die Auskunft traf ih drum bier beides zu vereinen,

Bo Stern’ und Blumen durch einander blühn im Miekes

98. Wie wenig ift, wa8 die einander bier doch geben, Die in des Außern Weltverlehrs Berührung leben; Die fih erregen meift nur um ſich zu verwirren, Und fi begegnen um ſich gegenfeitS zu irren; Die jelten oder nie einander weiter bringen An großen Dingen, und ſich flreiten in geringen; Wie wenig gegen das, was ein Gemüth burchbebt, Das mit der Menichheit eins in höherm Ghore lebt! Die Menſchheit ftellt fih Mar nur in der Ganzheit dar, Und in der Einzelheit, doch niemals in der Schaar. Und von der Einzelheit ift Ganzheit nicht verjchieden; Der Ganzheit Träger ijt die Einzelheit hienieden. Das ift das Selbft, das jelbftjuchtlos der Weije ſucht, Das Selbft, vor dem der Thor ift immer auf der Fiud Er flieht zum Lärm der Welt fi felbjt zu übertäuben, In's Leer fein leeres Selbitbewußtjein zu zerftäuben. Du aber ſamml' in dir der Menſchheit Bluthenſtaub, Und gieb die Blüthe nicht dem Wind der Welt zum Maul Aufreg’ ein Liebeshauch in dir den Blüthenſtaub, Daß deine Blüthe nicht unfrudtbar fei und taub.

99.

Nun nachgerade bin ich dieſes Daſeins ſatt, Des engen, das den Geiſt ſolang umrungen hat,

+ 79

Und mid begeben möcht’ ich auf Entdeckungsreiſen,

Tod in Welttheilen nicht, noch aud in Sternentreijen. Ten Wellentheile find nur Theile diefer Welt,

Und auch nur Zeit und Raum umfpannt das Sternenzelt. In einer Welt, o Geiſt, worin die Zeit zum Ru, j Der Raum zum Punkte wird, zu kreiſen Lüfteft du.

In Gottes Beifterwelt zu kreiſen Lüfteft du,

In Gottes Geifterwelt zu reifen rüfteft du.

Was if die Rüftung denn dahin und Vorbereitung ?

Erharten in Geduld Fahrwind und Segelipreitung.

VBo if die Himmelaluft, vor deren Hauch erblüht

Das Segel, das gewelft umflattert mein Gemüth? Derſelben harre du, und ſammle kein Gewicht

Zur Reiſe ſammle dich! die Reif’ entgeht dir nicht. Gen) ſammle nur, mein Geift, dich in PVergeifterung!

Die Keil entgeht dir nicht, wann du bift Geiſt genung.

100.

Dit Andacht lies, und dich wird jedes Buch erbauen; Nit Andacht hau, und du wirft lauter Wunder ſchauen. Bi Andacht iprih nur, und ınan hört dir zu andädtig; Bit Andacht bift du ftark, und ohn' Andacht ohnmächtig.

101.

Un) Meineft du, daß dich die meiften hören werden, die ihres Weges gehn im Etaube wie die Heerden ? de hirie dieſer Welt führt fie zu Luſt und Leide, Schlachtbank führt er fie, zuvor zur Sinnenweide. Sa ihrer blinden Quft fie nachgehn, der zu ſchwach Sie find zu widerftehn, und geh’ nicht ihnen nad. Rod geh’ du jeder Spur, die nur daS Auge |pürt De Weiftes, wo der Geift je Geiftige geführt. An, eh'r am Boden, wo die leife Spur erliſcht, Eei fie von deinem Tritt nadeifernd angefriſcht. Tas wird zu Statten nicht nur dir, auch jenen fommen, Lie nach dir gleichen Wegs mit gleihem Sehnen fommen.

80

102. Singvögel find es nicht, die lernen Wörter ſprechen, Es find die jehreienden, die Rede radebrechen. Der Bapagei, dem man vorhängt die Spiegelwand, Die Elfter, wenn man ihr gelöft der Zunge Band. Doch die mit freier Kunft dichten die freien Strophen Im dichten freien Wald, find nit Schulphiloſophen.

108. . a. Surat Alforkan v. 34.

Und wenn ihr fragt, warum wir euch fein Ganzes geben? Wir geben euch es fo, wie wir's empfangen eben. Mir zur Erguidung gab in einzien Augenbliden Es Gott, und aljo mög’ es einzeln euch erquiden. b. v. 35. Auf alle Fragen, die ih thun mag, hört ein Geift, Der bald mich deutlicher, bald dunkler unterweift. Und auf die Fragen, die nun ihr mögt thun hinwieder, Antworten deutlicher und dunkler diefe Lieder. Und wenn die deutlichen Antworten euch erfreuten, Freun dunkle mehr noch euch, wenn ihr fie wißt zu deuten.

104.

Die Weisheit Ichr’ ich dich, die mich das Leben lehrte;

Denn Weisheit anderwärts gelernt ift nicht von Werthe. Deswegen aljo wird von Werth und von Gewicht

Für dich befonders auch nicht fein mein Unterricht. Allein ich will dir aud nit mein ©elernies geben,

Did lehren will id) nur, zu lernen jelbit von Leben. Denn, ob das Xeben wohl ift aller Xehre voll,

Erft muß man lernen, wie von ihn man lernen ſoll.

105. Tu thuft, beglüdter Freund, ein Büchlein leichter ab, Sobald fi dir der Gründ' Unhaltbarteit ergab. Ich habe länger mid damit herumzuſchlagen, MWeil mid) die Meinungen mehr als die Gründe plagen.

-t 83 %-

Die Meinungen, ob auf ob ohne Grund fie ftehn,

Hiehn oder ftoßen mich, dem kann ich nicht entgehn. JG frage nicht, warum, nur was und wie man's meint, Und wie dies Meinen dann mit meinem fich vereint. Und diefer Meinungsftreit ift ſchwerer mir zu fchlichten, Als fiegreih dir ein Heer von Grlinden zu vernichten.

106.

Um Reujahr Hatteft du, wie mir dein Büchlein jagt,

Gedanken, die mih auch um jene Zeit geplagt; ar mit dem Unterſchied: du haft daraus erfonnen

Ein Lehrgebäud' und ih nur Lieder draus geiponnen. Sun aber find’ id, daß bei dir gar wirr und fraus

Das auöfieht, was bei mir fi nimmt ganz menſchlich aus. Barum ? Du haft umfonft gefuht Zufammenhang

Des Sinns, wo mir genügt des Tons Zufammenklang.

107. Wie oft nicht Hab’ ih ſchon, von dunklem Drang getrieben, Das Gegentheil von dem, was ich gedacht, geichrieben. Yus Ungeſchickllichkeit, aus Faljchheit, nicht Doch! weil Das Denken immer juchht fein eignes Gegentheil.

108.

Zu nimmft die Gründe nad einander einzeln vor, Und freuft did, wie jo leicht jeder die Kraft verlor. Doch wenn ihr ganzes Heer dir in geſchloſſnen Gliedern

Entgegenrüdt, was kannſt du ihrem Stoß erwidern?

109. Dein Geil kann nit umhin, aus allem, was gelungen Zu jehn ihm iſt, jofort zu ziehn Schlußfolgerungen, Und fie auf alles Ungeſehne zu eritreden, Um, wenn er dies dann fieht, den Fehlſchluß zu entdeden. Xa$ did den Schluß zurüd zu nehmen nicht verbrießen, Um, was du neu gejehn, nun auch mit einzuſchließen! Rie falle iR, was dein Geift fi bei den Dingen denft; & gilt nur nicht, wie du wohl meinft, uneingefchräntt. Rüterts Werte VII. 6

832

110.

Der Dichter wär’ ein Gott und zu beglückt fein Zoos, | Der Heine Welten ſchafft, mie Gott jchuf Welten gro" Su glüdlih wär’ er, wenn das, was er ſchuf im Spide, Ihm auf die Dauer fo, wie Gott fein Wert, gefiele. f Am Abend meint er zwar, daß wohlgemacht es jet, i Doch die Yufriedenheit ijt Über Nacht vorbei. Tann wendet er fi ab den, was er abgelhan ;

Bott aber fieht fein Werk mit neuer Luft ſtets an, Und Neues fchaffend will er Altes nicht vergeflen, Nur feiner Liebesmacht Unmeßbarleit ermeſſen.

111. Meltweisheii iſt ein Wort, hat weder Sinn noch Kraft; Der Meisheit höchſter Hort ift Gotteswiſſenſchaft. Weltweisheit aber fol, damit fie Sinn erhält, Die Weisheit Gottes nur im Spiegel ſchaun der Welt.

112. Die Lehre, wenn fie dir von Herzen widerjtrebt, Wenn du nur fühleft, daR fie dein im Herzen lebt, Der dieje Lehre lehrt, must du ſie gelten laſſen, Und juchen, deinem Sinn fie irgend anzupafjen. Belebend Überall ijt der Begeiſtrung Hauch, Und mag begeijtern dich, wenn zu was anderm aud.

113. Ich wünſche, das dein Glüd ji jeden Tag erneue, Daß eine quite That dich jede Stund’ erfreue! Und wenn nicht eine That, fo doch ein gutes Wort, Das ſelbſt unfterblicy wirkt zu guten Thaten fort. Und wenn fein Wort, doch ein Gedanke Ihön und wahr, Der dir die Seele mad’ und rings die Schöpfung Har. Nichts anders Tann erfreun den Menſchen und erheben, Wie diefe Zeugniife von eignem höherm Leben. Und was das Glück von Kohn ihm zu von außen fpült, Erfreut ihn nur, wenn er ſich deilen würdig fühlt.

88

114.

Woher nimnmiſt du den Muih, von neuen vorzutragen, Was Längft jhon beijer ward gejagt in alien Tagen? Beil alles alte neu und immer neu muB werden, So trägt die Dichtung auch ſlets ihrer Zeit Geberden. Berwandeln muß fie fi, beharren kann fie nimmer; Richt beſſer wird fie lets, zuweilen wird fic ſchlimmer. Ein angeftummtes Recht hat jedes Zeitgeſchlecht, Der Zeiten Weisheit fih zu machen mundgeredt. Und Jeder Hat dies Recht für fi auch und fein Haus; Und er mudt es nicht Schlecht, wenn er damit fommt aus. Yur hat er nit daS Recht, es andern aufzudringen, Sein eigen Hausgemächt aud auf den Marft zu bringen. ring’ ich das Deine doch, fo bild’ ich wohl mir ein, Es fei für andre nod, und nit für mich allein.

115. Was ungelejen ih zu laffen mir erlaube?

Fin Büchlein, das mir will beweiſen, was ich glaube. Wie ſollt' ich, was id) glaub’ erjt mir beweiſen laſſen? Dermeilen fann ih mich mit Nützlicherm befajlen.

Ich dente, ſolches Buch ift nicht für mich geſchrieben, Es ijt für andre, Die bis jetzt ungläubig blieben. Allein aud) diefe wird es nicht zum Glauben treiben;

Drum ohne Schaden fonnt’ es ungeſchrieben bleiben.

116. Es ift nit immer noth, (der Meifter hat's geiprocdhen) Tat Wahres werd’ cin Keib, ein Leib mit Fleiſch und Knochen. Wenn geijtig in der Luft es jchwebt, genügt es jchon, Wie Herzen ftinnmend, janft und ernit, ein ©lodenton.

117. Ter Bücher find zu viel, um noch jo viel zu gelten; Denn wohlfeil ift die Meng’, und theuer nur was felten. Mit ihnen iſt's, wie mit den Dienichen felbft gethan; Den, der mit vielen lebt, gehn wenig näher an.

+ 4 4

Man fieht fie an, allein, wer kann fie alle nennen, Erfennen ihren Werth, wie fie vorüber rennen? Ich leb' in Heiner Stadt, fie iR mir faft zu groß; An’ feine Nachbarn liebt man auf dem Dorfe bich Dort hat man feine Wahl, man braucht die gange Be Hier flellt zumal die Qual fi ein mit Zahl uub M Ich aber ungequält hab’ einen freund gewählt, Der mir die Bücher wählt, daß mich die Zahl nicht gu

118, Gelegenheitsgebicht ift zu verachten nicht, Das der Gelegenheit Bedeutung recht ausſpricht. Genügt e8 nur dem Tag, fo ift es ſchon zu loben, Do für die Ewigkeit wird es nicht aufgehoben. Nur wenn es Emwiges im Zeitlihen enthält, Iſt heut’ es für das Feſt und morgen für die Bell

119. Manch’ falſches Willen auch follt ihr bei mir nicht mil Warum? damit ihr jeht: es kommt nicht an auf's Bi Ein Irrthum irret nicht den wahren Drang des Gireb So ſei mit Gott die Bud, und jo das eures Leben

120. Im Steigen ift die Zeit, auch mo fie jcheint im Sinker Das Biel, nad) dem fie fteigt, das hohe ſeh' ich wir Anhöhn und Tiefen find abwechjelnd auf der Bahn, Doch jede Senkung iſt Erhebung dort hinan: Zum Ziel geht jeder Schritt, der vorwärts wirb gell

121. Das Bißchen Dichterruhm, die ſpäte Spätherbftafter, Wär ein unnüßes Kraut und unwirkfames Pflaſter, Wenn eine eigne Kraft nicht jelber wohnte bei Der Poefie, zu jein des Herzens Arzenei. In großer Trübſal hab’ ich dies Hausmitt’l erprobt. Und wenig fümmert mid, ob e3 ein Krittler lobt.

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122. wel 34 fein Welttind bin, nicht Habe Weltverftand, De veähe Sinn mir fehlt für Weltbetrieb und Tand; Stheint deder auf der Welt berufen mit Behagen Ben Beltgut läftigem mir etwas abzujagen. Do ſuhlt fein Freund ſich aufgelegt, von unbequemen weltfichen mir auch was abzunehmen.

123. Rein Eaden kann dich je betreffen in der Nacht, Ten nit zu Rufen fi) gemeine Habgier madit. nur eine Lerch’ erwittern in dem Haufe, De fommeln alfogleich die Raben fih zum Schmaufe. ichtern wollen fie dir recht die Weltentfchlagung; doch den Brahmanen ziemt geinäßigte Entfagung: Ir die Begierden, nicht die Kleider auszuzichn, Beil ich noch nicht gereift zum nadten Büßer bin.

124. Du mit ju viel nur von den freunden nicht verlangen, Sie mögen gerne Dank für Weniges erlangen. A helfen wollen fie, doch wollen fie dir rathen; Lohn’ ihnen Gott, was fie um Wotteswillen thaten.

125. 3 unierhatte mid) jo oft in meinen Liedern Bteunden, die darauf jo wenig mir erwidern. U nicht jedes Lied, dem feinen Namen bei d ſchrieb, an jenen, dem's gefällt, gerichtet ſei. °% mit dem Dank darauf will feiner ſich befaflen, * bleibt dem Kritiker, wie billig, überlaſſen; wie ein Sekretär jchreibt in des Gönners Namen, B deine Opfer zur Behörde richtig famen.

126.

Ua WÄR du mit der Welt? Du kannſt fie nicht durchmeſſen, Un in dein enges Herz fie nicht zufammenprefien.

s66

Du Löfeft fie nicht auf, der Räthjel fing Mod) Ienteft ihren Lauf, fie rennt m Wohlauf, jo viel du fannit, mit. Sieb Und was du nicht begreiift, ahiır Wie Krämer ihre Maar’, auch beine Verjenden Sicbesgrüß, und ber Ich ſende diefen Oruh, und fage nick, Doc) wiffen möcht” ic, ob id) dort

127. In einem bift du mit dir uneins for Daß bald die Sade mehr dir gilt Bald ſcheint das Wort dir leer, die Und bald die Sache tobt, das Wort al Und nur wo Poefie ihr ſchͤnes Bild Des Dir vorhält, fühleft du, wie Wort und &o, worte und fachgelehrt, ein Dichterfpr Sei du vielfach gelehrt, und nicht ein |

128, Wie oft verirrteft du, tie oft berirrjl Di Und fommft zu einem Ziel mit allem Nicht ſei entjehuldiget dein Irregehn, gept Sei einzig Gottes Macht, die dich zure

129. Wie eine lange Nacht die Feldwacht auf Ausharret mit Geduld, bis roh es Wh So vierzehn Tage hab’ id) Harrend hingt Die alle waren mir nur eine lange Ra Nun if, ich danfe Gott, auch Diefe Nacht Doch reicht ihr Schatten weit noch im} Ach, daf gemienget find, wen follen wir So lange Nähte zu fo kutzen Lebenstt

130. Welch eine Sprady' ift ſchon, welch eine Verſchieden an Getön, im Sinn find 4

87 4

d jene Sprach’ entzücdt, erfreuet mid;

tfreut, entzüdt, das ift die Sprach’ an fid: ah” es giebt, die, was du fühlit und denkeſt, madıt, je mehr du dich in fie verfenkeft;

ach' es giebt, fraft deren du verkündet eheimen Sinn, fo weit du fie ergründeſt: ihönfte Sprach' und beite, die du nennit ſprache, weil du fie am beiten fennft.

131. da du doch gern hörſt das Walfer raufchen, Aftern und die Zweige Grüße taufchen ; ‚, da du gern die unveritandnen Lieder hörft, daß dir ijt diejes Lied zumider ? nd darin, betracht’ als Klang es nur, es eben auch als Stimme der Natur. -- die Natur in allen Stimmen reden, »den Ton, verjteh’ ich auch nicht jeden. ine Bein, was klingt wie Vögelein, nd Zweig, und will doch Menſchenſprache fein.

132. e zum Befondern zu geltalten, weinen auch Beſondres zu entfalten; anſt, dein Ich meltgültig auszuprägen, »halt der Welt dir richtig zuzumägen.

133. fen kannſt des Augenblides Stimmung, des Gefühls anhalten in der Schwimmung, ), was dich regt und übermannt, räftge Wort ausſprechen, das es bannt; u frohbewußt den Augenblid entlafen, Schmerz und Luſt dich jelber zu erfaſſen.

134. ten war die Poeſie im Frieden weil Gebiet war von Gebiet geichieden.

ss

Mit Kunſt und Weisheit wollt’ in ihren eignen Grenzen ' Sich jede rlinden, und mit eigner Schönheit glänzen. Ohn' etwaß von dem Gut der Radıbarin genommen Zu haben, jede hielt auf ihr’8 und war volllommen. Was bat fie nun bethört, den Haushalt fo verſtört, Daß keine recht mehr weiß, was recht ihr angehört? Anmaßend haben fie begonnen auszuficdhweifen, Und jede will in's Reich der andern übergreifen. Daraus entitanden ift Orenzitreitigleit und Irrung, Und draußen überhand und drinnen nimmt Was eignes feine mehr will feiner mehr erlauben; Wie eine was erwarb, wird ihr's die andre rauben. Daraus entblühn nun hie troftlofe Zwitter, wie Poetiſche Proſa und proſaiſche Poelie. Und der fie rügt, mein Ton, biſt du nicht auch ein Zwitter! Aus zweien nicht gemiſcht, einft du die zwei als dritter.

135. Zufrieden mit mir jelbft, mit Gott und mit der Welt, Hab’ ih das Gute nur zu thun, das mir gefällt. Nicht als fei Gutes mir durchaus zu thun beichieden; Doch wollt’ ich's gern nicht thun, wie wär’ ich denn zu

136. Umſonſt ereiferft du dich gegen etwas heftig, Das todt für did, doch für die Melt ift zauberfräftig. Ein Wirfliches ijt da, das Wirkungen verlünden, Nicht Täugnen magft du es, nur fuchen zu ergründen. Ob es ein weißer nun, ob ſchwarzer Zauber jei, Begreifen mußt du ihn, fo bift du zauberfrei.

137. Was wird nun diefer Tag, der heutige, dir bringen? Was wird er lafien dir gelingen und mislingen? Was wirft du Schönes fehn, was wirft du Wahres denler Wohin wird Beift und Sinn fi heben und fi fenten Was er au bringen mag, du fammle den Ertrag ! Ein jeder Tag ift für den Beift ein Erntetag.

89 +

138.

iefen Hat ein freund von Geifterfeherei,

jeder Dichter au ein Geifterjeher jei.

einen Dichter dab’ ih mich bisher gehalten,

ad wohl hab’ ih gejehn auch geiftige Geſtalten.

> Geiſter, was die Heren mit ihren Geiftern meinen, ie ſah ich einen Geiſt und will auch nie fehn einen. weder bin ich denn fein Dichter, jch ich ein,

der ein Dichter muß fein Geifterjeher fein.

139. eb, mit den Füßen flieht der Reis im Waflerbade, Daß auf dem Haupte nicht der Sonnenbrand ihm ſchade. kan du Befinnung fühl mit Gluthgefühl vereinft, Und reife Segensfrucht trägſt du vielleicht dereinft.

140. Es lange du nur denkſt, ohn’ es in dir zu fühlen, Wird ein Gedanke nur den andern weiter fpülen. Bd wahr it, was du denfft, nur was du fühlft, ift wahr Tuch’ Denken machſt du dir nur das Gefühlte Mar. Bas du Befühltes denkt, das wirft du auch behalten, Und im Gedächtniß wird dir's ewig nicht veralten, © feinen Namen zwar vom Denken hat empfangen, 20h nur Gefühltes bleibt im Angedenken hangen.

141. Kt ärgern follft du dic) an Fragen, die der Glaube fen Hat, daß er die Macht der Schönheit raube. 6 hof Bragen auch die ewige Natur; Eh du don ihnen weg, und auf ihr Schönes nur! In) Leben, Welt und Staat ift reich an Fratzenbildern, Daher die Pfuſcher au am liebften raten jchildern. Nr Dom Gebiet der Kunft hinweg, ihr Fragen, geht! der Kunſt, die Uber Welt, Natur und Glauben ſteht. wem fie jetzt nicht ſteht, hat fie doch einſt geſtanden; bis fie’s wieder thut, eh’r ift fie nicht vorhanden.

+0. -

142. Zu lernen halte nur dich nie zu all, umb Irre Bon denen, die von bir gelernt, num ileben Sie haben Manches wohl, was di Indeß eutſallen, feſt in ſtrafferen Gebildet Manches aus, was du mur angelegl, £ Zu Blath· und Frucht gebradt, was du nur une Rimmf du von ihnen mun, was fie von bir dm © Sat du fäßner bie) verjängt jucüd Blommn-)

. 148. | Denn dic) ein Webel trifft, fo dent’: es ift cin Me Das Opfer, das du bringt für Grofes il; Denn fo gemwoben ift der Welt Sufammenbang, 4 Geordnet fo des Tongewirrs Zufammenklang. Die Webe wächft nur, wo der Faden wird geidhlagnn Der volle Wohllaut ſchwillt, wo einzle Flöten Magen Heil, wenn ein Faden nur, ein lötenton du diſt Im großen Harmoniegeweb, v5 ewig if.

144. Wer führt durd) ein Gefild, ficht Hinter ſich verſtulen Ein reizend Landſchaftabiid, ein andres vormärts wel Nicht Halten fann er das, und dieſes feft nicht faffen, Vorüßergleiten muß er eins ums andre Iaffen. Im größern Mafitab nur und auf viel ernftre Welfe Erfährt dafjelbe, wer durch's Leben macht die Reife Du Haft es oft gehört; doch Haft du's je gefüßlt, Wie ſchmerzenreiche Luft hinweg das Leben put?

145. Vollkommen lieb’ id) nicht die Menſchen, ftreng und fi Sie wären unbequem und wären auch Iangweilig. Einfeitig lieb ic) fie, natürlich und beſchränkt, Nicht übertrieben, Trank, gebrechlich und verrenft. So Lieb’ ich fie, fid dar mir ftellend in der Welt, Und alfo forbr’ ich fie vom Dichter dargeftellt. 2 Wenn anders fie mir zeigt die Welt, muß ich's in Ms Ertragen, aber wenn das Buch, fo mach' ich's zu

9 *—

146.

iR vom Ding ein Zeichen, von Empfindung K war das Wort in erſter Spraderfindung. Beiden vom Begriff das Wort allein, mpfindung fügt ji nur nothdürftig drein. Leben bat fi aus den: Wort verloren, mpfindung zum Begriff ſich umgeboren. höherer Empfindung fich erhebt,

nit dem Begriff wieder das Wort belebt. jeichen ift, fein Bild vom Ting das Wort, Geiſt das Ting, des Geiſtes Zauberhort. Weſen ſelbſt ijt in das Wort gebannt;

if das Ding, fowie dad Mort genannt. wir durch's Wort das Weſen ſchaffen können, in Rhantafie Scheinbilderihöptung gönnen!

147. ih, Wanderer des Weges und des Lebens, g der Luft, und Luſt des Weiterſtrebens, blau und rein, die Lüfte gleichgewägt, Sonnenſchein, als nur dein Aug’ ertränt. egen nur, dag über Nacht erliicht ‚und Wald und ylur dir lächelt neu erirticht.

148. egen All' iſt Sinn der Wiſſenſchaft, ſein will, bleibt nothwendig mangelhaft. [die Welt mit ſeiner Spann’ ausſpannen, rormeln Zwang die Kräft' und Geijter bannen. neherr flugs den andern ſtößt vom Thron; m Bater that, erwartet er vom Sohn. alle, daß fic bis zum Ende drangen, Folgende nıuß an von vorne fangen. i wird umgerührt im neuen Topf; en Füßen jtand, das ſteht nun auf dem Kopf. haos una der Meinungen entfliehn, B beitere Gebiet der Kunſt ung ziehn.

N

Ihr Yrühlingsiäpferhand entfaltet Sumie 1 Die rund und ruh'nd in fi, einanbee I Blei) Blumen blühen fie, und wellen Me Uusiebend Blanz und Duft, und Rail Was hat ein Denfer denn ergräubet uf Das nicht ein Sehermund in Whuuug u Und welches Willen iſt nicht blaſengleich gm Das nicht in Kunſtkryſtal O Schoͤnheit, bring’ es doch der Schucher Daß ohne did ein Wild fie of’ Griieh

149.

Du hängt an Wurzeln, die du non Rakiez Bon denen du dich los nicht reihen ſo Die Wurzeln, deine Volks⸗ und deine Gla: Sind jede Hark für fi, und doppelt Raı Aus ihnen Nahrung haft du unbewußt gefı Sie halten did), wo du dich ihnen glanf Dich Halten jollen fie, doch nicht, daß bu u Und über fie hinaus in's Menſchliche da Des Menſchen Kron’ if, daß fih Renſhchhe * Zn ihm, troß feiner Volls⸗, trog feiner Tas an der Menſchheit dich, nicht fe an ti Nicht ihre Yormenfül’ in deine Rodel y Richt Fremdes deuteft um, verfälſchend fein Weil eigenfüdhtig du den eignen ſuchſt I Richt did in deiner Art verſtockeſt und vweri Lebendig nur als Glied im Ganzen dich Richt wähnend, daß um did als Mittelpen Der Welt Entwidlungen, die immer we

Hi

150.

Nicht in der Einfamteit bift du allein; es Dir Bogel, Bald und Strom, zwer we Dod kannt du, wie du willſt, nad) Deinem Nicht aber das Geipräd von widermärll

8

151.

Ein weit immer macht weit die Gedankenwelt, Ein fäines helles hat den Sinn verſchönt, erhellt.

' Da lam fein Vhiloſoph ein dumpf Syftem erbaun, Und kin Poei darin trübfel’ge Berfe braun.

152.

D meine Blume, die dereinft mein Grab fol zieren, Die zittert ih du warft mir nah dran zu erfrieren. Grkner Dank, der dich entriffen der Gefahr! Men wie iſt das Herz des Menſchen undankbar: Gerehte ſeh ich dich, doch num ſeh' ich dich ſerben; kel nie geſundes Roth die Wange mehr dir färben? Es fah ich beſſer dich mit einmal ſterben.

153.

Der Freund it immerfort vor meiner Seele Augen, Sean bie des Veibes ihn nicht zu ergreifen taugen. Nidt don dort mid an, wo auf die Sonne geht,

bit noch einmal her, wo fie im Sinfen ſteht.

En Die fie blicket bier, hat Abjchied er genommen ;

wie fie bliddet dort, jo wird er wieder fommen.

154.

% Möchte wiflen, mo der Freund zur Stunde weilt, welchem in die Welt hinaus mein Denen eilt. Im anfät Schweifenden hat's unftät nachzuſchweifen, nd weiß die Stätte nicht, wo es ihn foll ergreifen. auf der Länderkart' ich fähe nur den Ort; iR er, ſpräch' ich jet! und wär’ im Geifte dort.

155. FE weine Leſerin bift du als Braut geweſen; ioMteft du nicht gern dein ſchönes Brautlied leſen? Dichter zum Berluft, denn Manne zum Gewinn, du nun meine Frau, nicht meine Leſerin.

4 4

Und ich verdente dir e8 nicht; den. ganzen Mann

Befigeft du, was gehn dich feine Bruchſtück anf. Die Knaben nehm’ ich aus, die Gott und bat x

Die Hilf zu Männern auch, zu ganzen, mir ı [

156. a

Ein zierliches Beſteck, das drei Glimmſtengel Takt,

Der Taſche vor der Bruſt iſt es wie angepa. Wie wunderbar es doch ſich treffen mußl Drei, —*

Drei Mädchen haben es geſtickt für drei Slimmpg Das Dritt’ ift, daß ich drei auch grabe täglich Prag

Und jeder Stiderin zu Ehren einen raue. .., Ein Weihrauch zwar, der nicht für Frauen recht z

Doch haben fie mir's ja zu Anderm nicht geftickt.

157.

Ich babe kaum, und nun muß ih mid drum verkla— Die Rojen angejehn in diefen Sommertagen.

Was mir im Sinne lag, dab dieje mir geſchah ? Schön mußt’ es fein, weil id davor nicht Rofen |

Nun find die Rojen mit den Sommertagen bin, Und nicht geblieben iſt auch was mir lag im Ein

9

Britte Stufe.

Kampf.

1.

did in Reih und Glied, daS Ganze zu verflärken, Mag aud, wer's Ganze fieht, dich nicht darin bemerfen. Bag auch, wer’s Ganze fieht, dich nicht darın bemerken; Das Ganze wirkt, und du bift drin mit deinen Werten. Etell’ Di in Reih und lied, und ſchaare did) den Schanren; Und theilft du nicht den Ruhm, jo theilft du die Gefahren. Wird nicht der Mufterer den Einzelmann gewahren, Mit Luft doch wird er jehn vollzählig feine Schaaren. Samit im Xanzenmwald nicht fehlet eine Lanze, Heb Deine jein, und jet gefaßt auf jede Schanze. Gei nur ein Blatt im Stranz, ein King im Ringeltanze, Bühl’ dich im Ganzen ganz, und ewig wie daß Ganze!

4 j

2. Kein Auge kann die Welt trüb’ oder hell dir machen; Wie du fie anfiehft, wird fie meinen oder lachen. Dein üußres Auge kannſt du jchärfen jelbjt und üben; E büte di vielmehr, dein inneres zu trüben ! Benn rein dein innres ſchaut, das äußre mag erblinden, Tu wirft das helle Bild der Welt im Herzen finden.

8. Rommit du in fremde Welt, jo fiehft du fremden Baum, Fremd Antlig, fremd Gethier, dich jchredt der frenıde Raum. Tod fieh den Boden an, er ift vom felben Steine, Und fieh das Waſſer aud, es ift vom jelben Scheine.

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Drum laß ein Lächeln dir nit gwiel & Und aud ein Schmollen laß nicht gleich Juridl Dich

Ihr aber, Herzensherrn, fagt euern Dienern fein, - Daß fie nit euerm Sinn umhüllen falſchen Eien

Warum fol Freundlichkeit vergebens Hoffnung den, Und gar Unfreundfichleit zurüd die arme fchredien ?

Die mäden Hoffnungen, die oft fo irre gehn,

O konnten fie das Ziel glei recht am Cingang fen

- 5. Dein Beind if zweierlei, ein Feind der Böfes that - An dir, und einer der’s von dir erlitten hat. Mußt du um Hilf’ in Noth den einen von den beiden Unrufen, jei’s der that, nicht der es mußte leiden. Denn jenem fteht nun zu, daß gut er's wieder made, Doch diejer finnet nur auf des GErlittnen Rache. 6. | Des ganzen Menſchen und des einzelnen Geicdyiähle, * Zufammenfafien fannft du fie in drei Beriche: "-

97 +

Ir Neafh, mit der Natur im Frieden, war ein Kind; Las find die Glüdlichen, die es geblieben find.

der Renſch, mit der Ratur im Kampfe, ward ein Dann, benam verlor, gewann, verlor, gewann, gewann.

Der Nenſch mit der Ratur Beflegung wird ein Greis,

des neuen Friedens Kind; fo kreiſt in ſich der Kreis.

7. Der löger kehrt vom Grund das Unterfte nad) oben, Und feine Grundlichkeit wird einft die Ernte loben. du Obere verftoct in Trodniß, und das Untere Rdeuchtniß; rüttl' es um, daß eins das andr’ ermuntere. Kg’ ein Bermögen, Geift, ftets mit dem andern an, deß wechſelnd jedes fei filr jedes Gluth und Span,

8. Ga At, was ſuchſt du denn mit deiner Arbeit Sireben? 6 ſoll Befriedigung dir deiner Wünjche geben. Bes iR dein erſter Wunſch? wohl Gut und Eigenthum ? Und was dein anderer? vielleicht auch Chr’ und Ruhm ? aber Hat ein Menſch an Gut und Ruhm genung? Su beiden alfo ſuchſt du nicht Befriedigung. & ſucheſt du vielleicht dir felber zu genügen, Ein Wert nad} deinem Sinn und deiner Kunſt zu fügen! Bar aber thateft du dir jemals jelbit genug? Und die Befriedigung des Wunjches ift ein Trug. fine andre bleibt, als deine Lieb' und Stärke teihen treu dem dir von Gott vertrauten Werte. du ſoviel du kannſt, fo thuft du ihm genug, Und dies Gefühl allein genügt dir ohne Trug. fommen wohl von felbft die Güter auch und Ehren; Und wenn ſie bleiben aus, ſo kannſt du ſie entbehren.

9.

Ciep dort den Baum, der nie im Sonnenbrand ermattet,

8 er als Sonnenſchirm den eignen Fuß beſchattet. den Boden kühl und feucht worauf er ſteht,

NR raus der Wurzel Saft in alle Zweige gebt. Werte VIIL

WS

Die Wurzel iR bedacht, die Kraft zu wenden Dem Wipfel zu, von dem ihr Schutzdach

Der MBipfel uber Tingt Res biste TS mu Um friſch den Rabrungsquell der Wurzel

So iR ein Männerflamm, der wechſelnd So jeder einzle Mann, der feine Kräfte müßt. - ı

10. Laß nur den tollen Gpuf der Zeit vorüberfliereni 3 Ergbtzen kann er dich, er kann dich nicht Doch wenn dem Schwindel trotzt dein Geiſt mit fehler Bedenle daß es giebt auch jhwädhere Gehirne. FM Den Wirbel mehre nicht, worin fie trunken dreie; Zeig’ ihnen eh'r den Punkt, worauf mar feR kaun WR

11. Die Unvollkommenheit der Welt hat zu beflagen, Der fie geihaffen glaubt zur Luſt und zum Geſchaffen iſt ſie wohl zu anderem Bedarf, Wie der für gut befand, der fo den Plan entwerf, Zu feinem nit, und nicht zu unjerem Vergnügen, Zu unferm Heil gewiß; darein mußt du dich fügen.

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ii

12. An “.. Auf! Hinter'm Berge haft du lang genug gehalten, Auf nun und brih hervor mit deinen Streitgemwelten.

Die Feinde ftehn geſchaart; fchlag oder laß dich Tcplegen Damit wir wiflen, wer uns joll die Krone tragen.

13.

Woju begehrft du Gut, mehr als du haft, und Ghret Wie? daß es dir dein Glüd, dein innres Wohlfein meh But, Ehre, ſuch' ich nicht, damit ich ſchwelg' in ihnen, Als Mittel ſuch' ich fie, die meinem Zwecke dienen, Zu Ichärfen glängender des Selbftgefühles Waffen, Um Schönes, meine Luft, nachdrucklicher zu ſchafſen.

9 +

14.

Du ag, du tönneft dich nicht mit der Welt vertragen, Riht der Geſelligkeit Beſchränkungen ertragen. Jar Vildniß flieheft du, dem Menſchen zu entfliehn; Du trägft ihn mit an dir, und fannft ihn aus nicht ziehn. Bern aber du dich ſelbſt ertragen mußt und leiden; Ion deinem Gbenbild warum willſt du dich fcheiden? Du füpiR mit der Ratur dich mehr in Eintracht nur, Beil du nicht ihrem Gang vorzeichneft deine Spur; da Renſchen aber willft du deine Wege zeigen, daß, wie du, auch jeder iſt fein eigen. Theft du ohn' Ungeduld Froſt, Regen, Sturm und Wind? Kr Nenſchenunbeſtand ift dir zu ungelind? Der Bann, der vor dem Zwang des Lebens nimmt die Flucht, IM wie der Knabe, der entläuft der Eltern Zucht, Da fih bequemen will ch’r allem Unbequemen, Um Race, wie er meint, nur an der Zucht zu nehmen. De rechte Mann erkennt und ehrt des Lebens Schranfen, Und der Erkenntniß wird er feine Freiheit danken. Erin Junres iſt ſein Thun, das ſtrebt er zu vermehren; Son außen leidet er, das ſtrebt er abzuwehren. Um ſelbſt ſein Leiden weiß in Thun er zu verwandeln, Benn menschlich handelnd er lehrt Menfchen menſchlich handeln. Ten meins unter ſich macht Menſchen Leidenſchaft, Und nur in der Vernunft iſt ihrer Einheit Kraft. In Denfhen Aufgab’ ift Erziehung und Entwildung des menſchlichen Geſchlechts und eigne Menſchheitsbildung.

15.

Ci Geijiger, der mit Begier fein Gold beſchaut, am verborgnen Schat mit Andacht ſich erbaut; da arher m Anblick nichts von ſeinem Gut genießt, nur den Kaſten auf und zu den Kaſten ſchließt; 3 dog vernünftiger al3 manch vernünft’ger Mann, einen edlern Schaf als goldenen gewann, ein lebendig Gut befigt von Fleiſch und Blut, DE deſen Unblid er fi nichts zu Gute thut.

10

Ba Bee, JR 0 Di, Dh Gut ir Bien a Wenn ihnen du den Blick gleichgültig werke

denn vu —— Und fa nur, wann du willſt befehlen ober

16. Mir kam ein Freund, den ich nicht fah in * Der hatte nichts von mir, ich nichts von Nun ging er, ohne daß er viel von mir u) Ma en don hip ueın win Krb erfafem nom Ru We &s war ihm offenbar viel minder um mein Gehe —* Zu thun, als. Kunde mir vom ſeinigen zu geben: f So hat er denn von mir in Wahrheit nichts Ich babe, was von ihm zu brauchen war,

17. Ich weiß nicht, was geichehn ift in der Welt dermeilet Gewiß viel Wichtiges in dem und jenem Theile. Allein es bat mein Ohr, mein Auge nicht berührt, Und feine Ahnung auch hab’ ich davon geſpuürt. Und gleichwohl iſt e8 da, nur ohne daß ich's weiß, Und macht, au unbemerkt, ſchon kalt mir oder heiß Weil nichts den großen Leib der Menſchheit Tann berük Davon nit Mitgefühl die Glieder müßten Ipüren. Und könnt’ ich klar nur in des Herzens Spiegel ſehn, So fünd’ ich fchon darin, was in ber Welt gefdheie. Nun muß ich warten, bis zulegt Gerücht und Settung Zu mir gelangt mit des Geſchehenen Verbreitung; Daß mich mitfreue, mitbetrübe, was betraf Bon Wohl und Weh die Welt, derweil ih lag im Sqh

18.

An einem Garten find brei ungebetne Gaſte; Die Uepfel freflen fie und bredden noch die Wehe: Der Bärtner wehrlos ift gewachſen nicht den Drei’n, Doch Flug befinnt er fih die Eintracht zu entzwein. Mit Neigen naht er ih und grüßt: ic) wühte gem, Der find, die des Beſuchs mic würdigen, die Gesen

zi

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36 bin ein Mann vom Schwert. Ich bin des Rechts gelehrt. 34, jprach der dritte, bin ein Kaufmann ehrenmwerth. ‚En Ehurke bift du wohl, die beiden Herrn in Ehren, Die wir die Ehre thun im Garten einzufehren. Ser eine mit dem Schwert, der andre mit der Feder, deſchtzen Eigenthum und Recht, gleichtapfer jeder. Bem fe für ihren Schuß von meinen Xepfeln fpeifen, En wollen fie mir ganz bejondre Bunft ermweifen. Du ober, Haft du hier gehandelt und gefauft ? dehlt zum mindfien nicht; nun zahlſt du mir's gehauft.“ der Gartner rüftig faßt den Krämer an im Ru, Und wirft zu Boden ihn, die beiden fehen zu. bie ſchn unfchlüffig zu, wie er ihn tüchtig preßt, I Weidenftridden ihn geknebelt liegen läßt. Und als er ausgeſchnauft, wandt' er fi zu den beiden; ‚Run laßt uns ferner Recht und Unrecht unterjcheiden. Ver edle Kriegsmann ift gewohnt an Kriegesbeute; 6 freut mich, wenn er heut fih meiner Früchte freute. Un ober, welchen Anſpruch haft du oder Titel? Eäweht hier ein Rechtſireit ob, daß du dich ſchlägſt in's Mittel, Im nimmft im Voraus dir die Sporteln und Gebühren ? Laß ſehn, ob ich nicht ſelbſt kann meinen Rechtſtreit führen!" & padt ihn wader an, dent zweiten ift gethan Abwie dem erften, und der dritte ſieht's mit an. Tem kehrt er ausgeſchnauft zum dritten ſich zuleßt: Reinſt du, ein Räuber fei dem Krieger gleich geſetzt? du ein Krieger bift, ift hier denn Feindesland? Kun, wenn du diefes meinft, jo fühl auch Feindeshand!“ & geift ihn tapfer an, und thut ihm wie den beiden; die Rahbarn ruft er dann, den Handel zu entſcheiden. als die Schädiger den abgeſchätzten Schaden Sesütet, Täßt er fie aus ihrer Haft in Gnaden. fragft vielleicht, warum, wenn auch der Rechtögelehrte Eis ſchlecht gewehrt, ſich nicht der ſtriegsmann beffer wehrte? ha lbmte Schwert und Hand das Unrecht wohl allein, man zu fühlen muß fein Rechtsgelehrter fein.

Der Stufen ſich jein C Fuhlt, dap zur Ordnung Und die Vefonenpeit ı Wie ſich viel Knotensdurd Ein Strom fein Bette Zum Simmelfpiegel ift zu Und würz’gen Marktes

Der Fried’ ift ſprachverw Aus Blut des Freiheitsla Die Freiheit macht did fi Doch von der ew’gen mi Gar mit der Freiheit mic Nur du Gntzweiter Haft Nur du Berföhnter lannſt Wenn Freiheit und Rats

So ſprach der lluge Rare Die im geſchmucten Kie Wenn du für deinen Man

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Fan Bird uns in der Welt die Zeit nur übrig bleiben, ie dur Umtreiben dann im Raum wir auch vertreiben. | =o laßt uns über Zeit und Raum durch Dampf und Eifen Thosen, nun den Kreis der Ewigleit durchkreiſen.

23. Das Hife Bolt, das fonft im Fruh⸗ und Abendſtrahl feinen Bergen zu den Menſchen fam in's Thal, killen Feldarbeit zujah und half gewogen, Hat fi zurüd, wohin? man weiß es nicht, gezogen. rum? wovon ward hier das Huldenvolk verſcheucht, Bon dem verlafien nun die Arbeit ſchwerer feucht? inmal von wachſender Treulofigfeit der Böſen, Dann von zunehmenden Pochhammerwerkgetöſen. Eh'r die Treuloſigkeit ertrügen fie wohl noch, Doch hielten ſie nicht aus das täubende Gepoch. Eo wird das ſtille Volk der Muſen auch ausziehn, Bär’ ihnen nur ein Schlupf wie Zwergen auch verliehn! Anh vor den Böfen wär’ im Lande noch zu bleiben, Doch vor Getdſen nicht, die werden und vertreiben, Born erſt durch's ganze Land ſich Eifenbahnen Freuzen, Sich hörbar ſtundenweit Dampfwagen raſſelnd ſchneuzen. Tom wird die Himmelskunſt mit Schmach am Boden liegen, Bonn wolkenhoch der Dampf der irdifchen geftiegen.

24. due erihaffen jind die Zwerg’ im öden Grauen x Ehöpfung, um die Berg” und Grotten anzubauen. och fie bevrängten Würm’ und Draden, und um diejen Ju Reuern, wurden dann im Sturm erſchaffen Riefen. Lie Rieien ſchlugen mit dem Ger die Drachen todt, och brachten fie vielmehr die Zwerge felbft in Noth. Mm Schuß der Zwerge find die Menſchen dann erſchaffen, Vie Zwerge ſchmiedeten geſchwind den Helden Waffen. Cie ifmieden Waffen, die fie jelbft nicht können braudıen, Taf Menſchenhelden fie in's Blut der Rieſen tauchen. helden fhlugen num die Rieſen tobt, und blieben e Zwerge Freunde, bis fie endlich fie vertrieben.

ein wilder Tiger fam von Beſinnungsloſe Furcht tr Iqh ſah von obenher, wie Und feinen Grimm vor Es wedelte gejhmiegt alsw Und wandelie zurück zun 3 ftieg beſchamt herab, w Gin Obdach fuchten wir Da war's nah Mitternacht Den Meifter, daß er RBB Ein Tigerrachen ließ dich g Wie nun verwundet dich &r aber ſprach Das Her D glüdli, wenn es let Um Tage geftern war mein Es fand in Gottes, num

Bohl Hirten feid ihr all, ı Mir geben Kechenſchaft Du Rönig bift ein Hirt, de Und giedft mir Keghenſc· Du Richter diſt ein Hirt der

15 +

e biR ein Hirt im anvertrauten But,

MR mir Rechenſchaft von deiner Hirtenhut. FR ein Hirt, für Weib und Kind erlefen, M mir Rechenſchaft von deinem Hirtenweien. biſt ein Hirt für deines Herren Habe,

RM mir Rehenichaft von deinem Hirtenftabe. n feid ihr all, und wiſſet, jeder werde

m Rechenſchaft von fi und feiner Heerde.

27. ie Nachbarn hat, die ftet3 mit ihm zufrieden find, dem ift ein Play bei Bott beſchieden. icht Frieden fann mit feinen Nachbarn halteıt, mi man dort nicht auf, wo ew'ge Frieden walten. acht zwiſchen dir und deinem Nachbar ftiftet, ven euch den Brunn, den beid’ ihr trinkt, vergiftet. icht kränkt, ift drum fein guter Nachbar noch; ß, der, von dir gekränkt, es bleibet doch. efrung fagt: Wer finnet auf's Verderben ıbars, deſſen Haus läßt Gott den Nachbar erben. ch im Gebet: Bewahr’ uns Gott in Gnaden bars Aug’ und Ohr an Thor und enfterluden. durch die Wand bis in des Haujes Mitte, ı und eingehn fieht er deine Tritt’ und Schritte. das er fieht, daS macht das Herz ihm mund, er Boſes fieht, macht er den Leuten fund. Pachbar ift ein Leid, dem du nie flichft, er jeden Tag du durch dein Tyenfter fiehft. $, magft du Kraut in deinem Garten baun, e der Nachbar wirft fein Unkraut übern Zaun. faufeft du dein Haus? fragt man den Mann. den Nachbar nicht, ſprach er, verkaufen kann.

28. ergehrt ſich ſelbſt, ſollt' er nichts andres können; e Mißgunſt iſt, ſich ſelbſt nichts Gutes gönnen. ſind in Streit, wer könn’ am beſten neiden,

GStreitigkeit follt’ alſo ſich entſcheiden.

16

Der eine ſprach: Vernehmt, wie weit mein Reiden Ich gönn’ es keinem, daß ihm Traum im Geil Der andre ſprach: Du bift noch gar zu ſchuuch MM Ich gönn’ e8 feinem, daß ih Gutes dent" Ubi Der dritte ſprach: Ihr ſeid allbeide viel gu gut, "7% Ich gönn’ es keinem, daß er felbk mir Oules *

29. 4 Ein Reicher ſah den Dieb, der an der dand verhehlen Trug einen Ebdelftein, den jenem er geſtohlen. Abnehmen wollte er den Schatz ihm vor Gericht, Da jah dem armen Dieb er erft in's Ungefldit;-"M Und ſprach mitleidig fo, als hätt’ er ihn gefräutt: Richt wahr? ich habe dir den Edelſtein gefchenti = O Menſch, wo hätteſt du dein Leben hergenommen, Wenn du e8 nicht geichenkt hätteft von Gott befeim

30. Zum Flafchenkürbiffe ſprach ftolz ein Küchentopf: Wie biſt du gegen mich ein unerfahrner Tropf. Mich frommte Fleiß und Müh, dem Nupen bier zu di Du bift, ich weiß nicht wie, alswie aus nichts erſch Die Sonne wärmte dich, weil mid das Feuer Higte, - Im Schatten ruhteft du, weil id am Herde ſchuip⸗ Und jest bift du herein, fag’ an wozu, gelommen: Was nüteft du, nachdem man dic) vom Zweig gene Der Flaſchenkürbis ſprach: Was iſt's, worauf du pad Ich fühle das Getränk, wenn du die Speife kochſt. Bol kühlen Saftes wuchs ich einft, nun ift die Hößle Gefüllt mit friſcher Fluth, Wein, Honig, Milde und I Zwei von ungleihem Stamm, find wir an gleidher Wi Defielden Haushalts nur verſchiednes Kausgeräthe, Du ein Gefäß der Gluth, ich ein Gefäß der Hulb, Iſt unjer Schidfal doch weder Verdienſt noch Su

31.

Das Glück des Mannes kann nicht Etwas fein, o e⸗ Wo einer wenig hat und einer viel davon.

107

Des Gl muß etwas fein wie Luft und Licht und Leben, Das len allgemein, ift allen gleich gegeben.

Kl Reikthum kann e8 fein und Macht und folde Gaben, Boron den einen fehlt, ſoviel die andern haben.

Rt Weisheit lann e8 fein und Kunft, zu deren Stufen Die wen’gen kommen, die befonders find berufen.

Ir gut fein ohne Groll ift Höchftes But des Mann’s, Beil gut fein jeder fol, und wer es will, der kann's.

32. Das Bfe Hat nicht Macht, die Welt zu Grund zu richten, Dem nichtig iſt's in fi, und kann nur fi) vernichten. Doc feine Wirkung kann es mittelbar erftreden, Der böfen Seuche gleich, Gefundes anzufteden. Mittkeilen kann fein Gift den Hang der Selbftzerftörung; Kein Weiſer halte ſich gefihert vor Bethörung. Hier if} die Leidenfchaft, die felbft ihr Leiden ſchafft, Und dort der Zweifel, der hin zur Verzweiflung rafft. Das if die Doppelform der Selbitzerftörungsmuth ; Dagegen ift gering, was Welt und Seit dir thut.

33. Der Maler in der Nacht ſehnt fi) dem Tage zu, Term was er malen fol, läßt ihm nicht Raſt und Ruh. lam es in der Nacht bei Kerzenfchein nicht malen, Dem fein Gebilde fol von Lebensfarben ftrahlen. ihm den Tag aufgehn, und einen hellen Tag! Veil er am trüben auch nichts Helles malen mag.

34. Kin Goldſchmidt, in Geduld mußt du die Zeit erwarten; die Rnappen laß im Berg erft maden ihre Fahrten. m hüttendampfe laß Pochjungen wacker pochen, Und im Hochofen rein das Erz aus Schladen kochen. Gier gilt die derbe Fauft ftatt feiner Fingeripige, Ind vorarbeiten muß Handwerferfleig dem Wiße. Bo ihr Beruf erliicht, beginnet deine Sendung; ie liefern dir den Stoff, du giebft ihm die Vollendung.

Abhängig von der Welt mußt du dich nicht I m Doch auch nicht gegen beins bas Bleibt ber Melt ind Nicht du lebſt und die Welt iſt tobt, nicht lebt Die WU Und du bi tobt; ihr feib zwei —— Magſt du dich nun als Mann, fie ſich als u Mag weiblich dein Gemüth, der Weltgeift re Es ſei nun, daß in dir die Welt ſich eingeber, Es fei, daß du in ihr dich ſelber fiele dar; &o wirft du Hier ais Mann in's Weilgetriche greifen, ' Und dort in fliller Bruſt der Welt GeheiumiE x Drum fol einander Held und Dichter nicht Seneiben; | Denn nur verfäjieden ift die Belt verflärt in Weibe

36.

Vom Thurme wird erzählt, den einft die Menfchen bar Als fie auf eigne mehr dann Gottes Kraft vertraukn; Wie Bott, aufdaß er fie im kühnen Bauwerk irrte, Die Spraden wunderbar der Bauenden verwirrte; Sodak nah manchem Streit fie endlich räthlich fanden, Auseinander zu gehn, weil fie ſich nicht verftanden: | Da griff zu guter Letz jeder nad) feinem Sad, z} Und alle zogen fie nun ab mit Sad und Bad); Davon, wie vielfach nun gefproden und gefchrieben Die Sprachen jeien, ift in jeder Sad geblieben: Denn jeder hat, jo groß ift Eigennutzes Macht, a ALS alles er vergaß, an jenen Sad gedacht; Und feiner bat jeitvem in ſeines Lebens Plad Bergeffen den vom Thurm mit heim gebrachien Gat- > 37.

Die Eitelkeit der Welt erfennen, iſt nicht ſchwer,

Denn die Erkenntniß drängt von allen Seiten ke - Doch nur die befiere Erkenntniß macht dich frei:

Daß in der eitlen Welt dein Sein nicht eitel fei. Die Eitelteit der Welt mußt du an bir erfahren,

Um deine höhere Beſtimmung zu gewahren.

19 +

', wie du gnügfam feift, thut dir die Welt genug,

Bis von ihr nahm dein Geiſt zum Himmel feinen Flug. mm wirft Du gern der Welt die Eitelkeit vergeben,

Die dir ein Strebepunkt geworben zum Erheben.

38. ie wenig willen doch die Menſchen fi) zu jagen Des Sagenswerihen, die fi in Geſellſchaft plagen. Bob erträglicher dadurd die Langeweile Dem einen fei, daß er fie mit den andern theile. o Ungelehrte unerträglich thun gelehrt, Da thun Gelehrte nun gar Mäglich ungelehrt. we felten im Geſpräch entwiſcht ein guter Spruch, Weil jeder, was er weiß, ſpart lieber für ein Bud.

39. KR da die Welt für mich? bin ic da für die Welt? War Beute hielt ich fie, die mid für Beute hält. U ih zu meinem Raub zu machen fie gedachte, Ertannt’ ich, daß fie mich zu ihrem Raube machte. kann ich nicht, was ich von ihr genommen, Und nit rüdfordern, was fie hat von mir befommen. I worenthalt’ ich nichts, die nichts mir vorenthält; Tie Welt ift da für mich, ih bin da für die Welt.

40. Da Mageh: Was ich dort dem Dann hab’ angetragen, kr hat's nit zugelagt, und hat's nicht abgeichlagen. frageſt: Sol ich nun damit zufrieden fein? ih noch einmal, daß er Ja fag’ oder Nein? %, Denn das harte Wort du ohne Herzverdruß Bören, mach’ ihm den, daß er es fagen muß.

41. er gebahnten Weg im Unverſtand abirrt, h im Waldgeheg des Eigenſinns verwirrt, Ins Aagt, daß überall ſich Schwierigkeiten finden,

Memand weg fie räumt, der iſt wohl gleich dem Blinden,

Hier rennt an einen Baum, d Den Bflariger hier verwünfdt, u Und Hagt, die Welt fei ſchief und

42.

Du bleibt in deiner Mauf’ und geht nit as So blide manchmal doch zum Fenſter zur Und wenn gu deiner Würd’ auch das ſich nicht So laß die Welt zu dir mandmal durch's £ Dein Tenfter liegt fo hoch, nichts Niedres ſchaut heveim Am Tage nur die Sonn’ und Nachts der Sterne & Was nicht die Sonne ficht, daS werden Sterne ſehu; Und teilen fie dir's mit, jo wird bir nichts enigehei

43. Dir zeigt dies Sinnbild an den falſchen Trof der Mic) Ein Krokodill, das man für einen Nachen hält. Am Steome ſchwimmt ein Mann, und fürchtet zu ertris Do dem Berfinten nah, fieht er die Rettung winter Er rudert angeftrengt nach dem vermeinten Rachen, Das Krokodil empfängt ihn dort mit offnem Raches

44. He Stand in einem Buch dies Gleichniß, lieber Sohn: Die Welt if wie ein Wald, dein Thun iſt wie ein 3 Wie in den Wald du rufft, jo ruft er dir zuräd, Und alfo felber fhufft du in der Welt dein Win. Wenn in den Wald du fhiltft, wirft du heraus gefdeln Und wie du uns vergiltit, wird wieder dir vergeflen-

45

Das Sqhoyfrad ſchopft fi matt, und Athem fääpft ai Eich, feine Schöpfung ift die Grüne rings im Wayıı

111

Huf fine Ehöpfung wird das Schöpfrad ſtolz und eitel, U Eääpfer fühlt es ſich und hebet hoch die Scheitel.

Lob, anf die Saat ſich fatt, zieht man das Schöpfrad nieder; Im Simbe liegt fein Haupt, im Schmuße feine Glieder.

46.

Eu Eprähmort ſagt, darauf magft du dein Glücke bauen:

Dem Feinde ſoll man jelbft zur Flucht die Brücke bauen. Ju Feld des Krieges zwar ift mandes auch dawider;

Lab heut’ den Feiud entfliehn, fo kommt er morgen wieder; Waggen unbedingt gilt's in des Lebens Krieg:

Serfolge nicht zu weit den Feind und deinen Sieg.

47.

len in Geſchichten wir von Noth und Sammer leſen, Eo tröftet dieſes uns: dies alles ift geweſen. De Degen ruhen längft, die das erlitten haben, Um ihre Sünden find mit ihnen auch begraben.

ihre Lieb’ und Treu, ihr Glauben und ihr Muth, Eind die au Hin wie Schaum geſchwommen auf der Fluth ? Rieidten, diefe find am Leben uns geblieben, Dean wozu würde wohl Geſchichte ſonſt geichrieben ?

48. du Beben magft du wohl vergleichen einem Feſte, dog nit zur Freude find geladen afle Gäſte. der menden, Icheint es, Iud man nur, um die Beichwerde da Übertragen, daß die Luſt den andern werde. Im El Iud man einft zu einem Hochzeitſchmauſe, * les zu tragen Holz und Wafler gab im Haufe. dachte ftolz, geladen bin ich auch, Bol, beladen mit dem Tragreff und dem Schlaud.

49. 7 Beißpeit thöricht wird, ſucht fie den Stein der Weiſen, tzenei, die gleich für jedes Weh zu preiſen, » emeine Sprach’ und einen ew’gen Frieden, Mes, was nie war, und nie wird fein Hienieden.

50, Der Armen Anblid ift ein ſtummer Vorwurf OD Reicher, frage di: Wer gab den Torzur Der dir den Vorzug hat gegeben vor den Arn Gab er nicht auch für fie dir in die Geel' ( Und find fie dankbarer für ihre Blöße gar, Als du für deine Pracht, wie bift du unbaı Und wenn an freudigem Bertraun fie dich bet &o braudit zur Strafe dir Gott nidjt den 4 Er laſſe dir den Schatz, damit du wie die Sd Die jhägehütende, di fümmerft zag und 5 Daß es die Armuth ſeh' und nicht ſolch Sl

5l. Der Meni dem Leibe nad) wohnt in verſchie Und nach dem Geift in gar verſchiednen Re Richt if von Nordens Eis bis Südens Gonna Berſchiedner abgeftuft das äußre Vaterland, Als von der nchternften Betrachtung bis zum Der höͤchſten Andacht ift die innre Steigerm Nicht wohnen fann ein Menſch zugleich in alle

113

mh nur Hört von fremden Sitten ſagen

kungen, die nicht mit feinen fich vertragen:

nt es ſich andringender Gefahren

daß e8 mit Stolz die Fremden nennt Barbaren. lann nicht ang des ſtolzen Wahns Umſchildung, Binbildung ſchmilzt mit fortgeſchrittner Bildung. ein andrer Wahn mit näherer Gefahr:

er Menfchenwelt nichts ſei unmandelbar.

Ite bier, daS andre gelte dort,

ch Geltendes ſei drum an leinem Ort.

Geltendes des Guten, Schönen, Rechten;

er Kampf, den nun die Bildung durch muß fechten. ten, wer zuerft ihn angeregt,

eit, die die Welt vor Augen uns gelegt:

8, daß die Form des Guten mandherlei,

an einem Ort nur eins das Rechte jei.

3 Gipfel fei, an Fremden anerkennen

ide, doch ſich felbit nicht von fich felber trennen.

53.

At Hat umgeformt nad ihrem Brauch

beit alter Zeit, und jo thun wir es aud.

fie nur an, wie wir fie brauchen können,

ı muß fie fih, wo wir den Plat ihr gönnen. I minder aus im Haus, al3 einft im Zelte, 8 befier, daß fie jo, als gar nicht, gelte.

54. ragen ſich verſchiedne Menſchen jelten? gelten will, und feinen laſſen gelten. Adjieden ift nur darım Mann von Dann, jedem unbeſchadet, gelten fann. biedenbeit der Stellung und der Meinung dee Spaltung Grund, doc der auch der Vereinung.

99. len ſich, die nicht zufammenpafien; Geſellſchaft ift jedwedem freigelafien. % VII. 8

114

Zu Wen'gen paffen iR ein nicht geringes Lelden, Denn ſchwer iſt mit der Welt Berührung zu vehndk Doch gang unglüdlich if, wer allen Umgang Geil, Und, auf ſich ſelbſt beſchränkt, auch zu fi ſelin wil 56, 1 Wohl dient ein freier Mann in mehr als einem Weib, Er dient dem freund, dem Haus, a a m Die Dienfte manderlei weiß er, die fi) verfählingen, In weite und engerm Kreis, in Einklang auch Es tritt der fernfte Dienft dem nädften nicht zu Noch auch vor ihm zurüd, zur Stell’ iſt jeder da. Begluckt, wenn jeder Dienft fand, unter der ** Verdienſt, verdienten Lohn, verdiente Unerfenuung.”” Wenn er die nicht erdient, hab’ er fienur verdient; Zum Lohn dient dies Gefühl, und macht den frei, ;

Ms

57.

Die Kunft veredelt, was fie mit der Hand berührt, Darum der höchſte Rang ihr im Verkehr gebüßrt. Sie findet Holz und Stein, und braudt den Zauber Der ihnen Lebensſchein und Geiftesformen gab. Was Ungebildetes ihr in die Hand gelommen, Wie es hindurch ging, hat e8 Bildung angenemy Und aud das Handwerk hat in allen feinen Gilber Dies mit der Kunft gemein, den rohen Stoff zu Der Handel aber, der von Hand und Handeln te Den Namen, hat dem Stoff fein Zeichen aufge Gleihgültig Handelt er mit Allen; jein Behandel Statt zu veredeln, will e8 nur in Geld versas Nicht edler wird die Waar', indem fie durch Wie Des Kaufmanns geht und wird geführt von S Dod wird fie theuerer nach Maß, Gewicht und Indem er überall fie bringt zur rechten Stell Dies lern’ von ihm, ohn' ihn zu loben noch zw Mad’ Alles, was du haft, am rechten Orte

—t 115 %—-

8.

Benn du den lauten Streit vom Pöbel ftillen willft, JG fage dir, wie du am ficherften ihn ſtillſt. Er (af die Streitenden recht aneinander toben, Si fich zur Heiferkeit die Wuth bat ausgefchnoben. Können fie nicht mehr fohrein, dann werden fie dich hören, Dam ſchlage Frieden vor, fie werben ihn befchwören.

59. Sn dieſen Zeiten darffl du Achtung feiner Arten Ion Reinem, wie er tief ſteh' unter dir, erwarten, du nicht Außerlih Macht über ihn gewannft, Und im unmittelbar empfindlich ſchaden kannſt. Anfehn der Berfon, wie vorlängft keins bei Gotte olten, gilt nunmehr auch keins bei diejer Rotte. Mendig ift auch das, ſoll freies Volk erftehn, Doch mußt du freiem Volk hübſch aus dem Wege gehn.

60.

Anleidlicher iſt nichts, geeigneter zu Krämpfen, Di [5 zwei Syſteme, die als ſolche ſich bekämpfen. es tlappert hier, das dort, mit eigner Formeln Knarren, In wer dazwiſchen jteht und hört e8, wird zum Narren. er Inftrumenten gleich in zwei verſchiednen Tönen ey immt, wo eines will das andre niederbröhnen. wedes wär’, allein gehört, vielleicht erfreulich; Ihr Durdeinanderjchrein ift ganz und gar abſcheulich.

61.

Wohhifeiler kannſt du nicht den Fordernden abſpeiſen, Als ihm, daß er ſchon was er fordert hat, beweiſen. N Muh' genießeſt du den Ueberfluß der Gaben, en du uns glauben madjt, daß wir die Fülle haben. -- "Bas fehten Niedere der Höhern Vorrecht an? | Sein eigen Vorrecht hat auch der gemeine Mann. «Dat nit der Bettelmann den Vorzug vor dem Reichen? Er nimmt Wlmojen an, und diefer muß es reichen.

k

10H

Da det, mas ex dir gab, den Beiden hat die dabe geht fein Gerefcerfab vor deinen

Se At weil er ift Teer, fein Dieb ben Beitelfud; 7

ah trag’ ihn, und entbehr’ den fünieren

„Säwer Hält dem irb’fcen Eknn des Irdiicen Eutfülee Leicht faut der Hauptgewinn des Lebens dir, Cittfagume

Ein Iuf’ger Bettler mag fo teöften feinen Sohn,

Doqh in des Reihen Mund Mingt vieler Trofl mie Ms

62.

Bas riätet das Belek am menſchlichen Beginnen? '\

Was davon außen if, ober was davon innen? Ein Aeuheres allein iſt leerer Schein, der flieht;

Ein Inneres allein nur Gott ift, der es ficht. Das rihhtet das Gefeh, wo beides iſt vereint,

Ein Inneres, foweit im Aeußern es erfcheint; Kein völlig Inneres, das außen ſich verhehlt,

Noch ein bloß Aeußeres, wobel ein Innres fehlt.

63.

Ein eifernes Gefeg hat gleiche Strafe, Tod, Verſchiedenſten Bergehn, groß oder Mein, gedroht. Ein milbres aber raubt ihm jeine Kraft, und glaubt, Auch gegen Tddiung ſelbſt ſei Tödtung unerlaubt Bon beiden welch's hat Recht? hat Reqht vielleicht dab

Das zwifchen beiden Hält der Unterfeidung Mütet Recht haben beide. Tod verdienen all, die ſundigen; Doc wer ift ſundlos gnug, es ihnen anzufündigen?

64. Wenn auch von Race nicht das Recht ift jo benannt, Doch von der Seite find die Wurzeln angewandt. Zrittft du aus deines Rechts in meines Rechte Kreis, &o ift mein Wibderftand des Uebertretens Preis. Doc, tHatft du Unrecht mir, darf ich dir's wieder tum? Dann thuft du's wieder mir, und wo pird's endlich w Die Rach' ift ſchrankenlos, das Recht if nur in Scheanla Darum befgränke did in Wort, Werk und Gebanien,

117 +

Schenke dich, damit du feieft unbeſchränkt, Und känf’ nicht innen dich, wenn man dich außen kränkt. den if dein Recht, doc) dein ift nicht Gericht und Race, En allgemeines Recht vertritt die Einzelfache. du dein Thun gerecht und andre ungerecht, 69 Ink die Rache dem, der nichts läßt ungerädt.

65.

8 wunderbarer Trieb Ameijenmillionen Veſeeli, die einen Bau, den alle baun, bewohnen. Ordnung ohne Bruch, in Eintracht ohne Störung, Ohn' Obrigkeit und Spruch, ohn’ Aufruhr und Empörung; regte ganz den Staat gemeinfchaftliher Rath, Da ganz nur ihn bewegt gemeinjchaftliche That. Menſch hinter der Natur wie ſtehſt du weit zurück! Wann wirſt du aus dir ſelbſt entfalten ſolch ein Glück? an wie ein höherer Naturgeiſt dich durchdringt Die göttliche Vernunft, und Göttliches vollbringt; Taß, wie Ameiſen jegt, einft Menſchenmillionen, Bon gleihem Trieb bejeelt, beiſammen alfo wohnen. In Ordnung ohne Bruch, in Eintracht ohne Störung, Ohr Obrigkeit und Sprud, ohn’ Aufruhr noch Empörung.

66. dem Banzen offenbar gereicht es nicht zum Heil, es begünftiget vor andern einen Theil; Tod; auch dem Theile wird e3 nicht zum Heil gereichen, er fih begänftigt fieht vor allen jeinesgleichen. ar Unpegünftigte wird zwar an Mangel jterben, Dog der Begünftigte vor Ueberfluß verderben.

67. ._ Menſchen wenn der Menſch im Menſchen ſtets erkennte & d mande Schranke nicht von Menjhen Menſchen trennte; Dürde weniger Menich gegen Menſchen ftehn, a würde fich kein Menſch am Menſchlichen vergehn. & ofihet hoch vom Thron herab ein Wütheric) ? fieht Die Menſchen tief gleich Thieren unter ſich.

118

Was gilt dem Mufelmann für einen Hund der Cpeiiill Er fieht es ihm nicht an, daß er jein Bruder iR.

Was macht den Weißen hart dem Schwarzen gegenlibeul Der Menſchheit Züge find auf deſſen Untlig trier. -

Der Urme, Niedre, habt den Höheren, den Beidhen, Weil er jo wenig felbf fi fühlt als defien gleiche

Und wer ſich jedes Rechts von Andern fieht beraubt, Hält jedes Unrecht auch ſich gegen fie erlaubt.

Ahr Menſchenwächter, drum, wenn ihr wollt ruhig Ile Abhelfen müßt ihr dem, was ihr nur wollt beſtraſere

Macht, daß ein Menſch fih könn’ und müß’ als Reue So wird er nicht den Grund der Menfchheit unten

68.

Was heißt dich, wie dich jelbft, jepweden Menſchen achtte Das Menichenangeficht! du darfit es nur betrachten. Du fiehft dein eigen Bild, und Haft dich felbft entehrt, Wenn du die Achtung, die es fordert, ihm verwehrt. Aus jedem Angeſicht blickt menſchliche Vernunft, Das Gotteslicht, wie auch getrübt, gedämpft, verdun Wenn du es nicht erfennft, jo liegt die Schuld an bir: Du fehlt das Thier nur, weil du felbft nur ſiehſt al Des Thieres Sein ift Kampf, des Menſchen Geiſt ik F Sind wir erſt Menſchen ganz, fo ift der Kampf geld

69.

Wer feinen Willen hat, kann überhaupt nichts wollen,

Auch aljo diejes nicht, daß wir ihn achten follen. Du achteſt in dem Kind, das keinen Willen bat,

Den künftigen, den du erziehft mit Zucht und Rath. Im Wahnfinn acteft du und im Verbrechen was?

Den Willen, der ſich dort vergaß, hier fi) vermaß. Bär den, der ſich vergaß, Haft du die Pflicht zu denken,

Und den, der fi) vermaß, rehtmäßig zu beichränfen, Dem Kranken unterlegft du deine Willensmeife,

Und wehreſt, die er will, ihm die verbotne Speiſe. Die Schwaden find mit Recht dem Starken unterthan,

Der das für fie, wos fie nicht können, wollen kann.

119

70.

Ga KO Hat fein Recht, um fi in ih zu ründen;

Deqh was die Einzlen trennt, das fol fie auch verbinden. Tem wur auf den Beding ift dein, was dein dus nennft,

VDem du hinwider auch als mein das Mein’ erfennft. deqh nimmt du Meines mir, iſt's nicht genug, daß du

E wieder giebft, du mußt verlieren deind dazu. da iR die Strafe, die du ſelbſt dir zuerkannt;

Dein eignes Thun hat ſich auf dich zurück gewandt. Dad ganye Recht ift dies, dab du dem Andern nicht

Des thuſt, was du nicht willſt, daß dir von ihm gefchicht. !a diefem feid ihr gleich, und frei, wenn ihr verftändig

Des Rechtes Unterſchied erfennet als notwendig.

71.

d Bärtner, der du hier den Baum im Garten zieht, Mit ſtolzer Schöpferluft auf deine Schöpfung fiehft! M Wahrheit haft du doch den Samen nicht gemacht, Und Haft auch nicht daraus den Baum hervorgebradit. Dh dein ift das Verdienſt, daß du den Samen ftreuteft,

Und groß den Baum zu ziehn, nicht Müh' noch Sorgfalt ſcheuteſt.

72.

Ci eigner Zauber liegt im langgewohnten Alten; 05 au im Neuen ift ein eigner Reiz enthalten. Ufeft bald von dem, dich bald von dem verführen, Die eiwas dort dein Herz, hier deinen Sinn mag rühren.

Vie Vet in Zwielpalt hängt halb ab von PVorurtheilen,

Neuerungen nad, nicht hier, noch dort zu heilen.

Ger zwiſchen Neu und Alt fih in der Mitte hält

Ya

N daB, was gilt wie galt, vermittelt erft die Welt.

73. feiner Klauſe faß der Klaufner und vergaß

Das ebifde, dieweil er Himmliſches ermaß,.

Bing ein ſchönes Weib vorm offnen Eingang hin,

aus ihrem Auge ſchlug ein Blig in feinen Sinn.

190 %-

Er fühlte von dem Schlag des Funken Und fon hat er den Fuß zur Schwell Dad auf dem Balben Meg iur MBeE I Bom Geift zurüdgemahnt, und zieht > Er will ihn ziehn, und kaum ihn vißt vrBäuihen Und auf der Schwelle ſelbſt läßt fi ber Es fit der Oberleib zur Klauf’ hinein gelchet, Doch auf der Schwelle bleibt der Zub heraus Seit Jahren muß der Fuß heraus zur Schwelle Und alle ſahn ihn fo, die dort vorbeigegangen, 3 Halt’ deinen Fuß zurid von Weliluf, laß wit Iie-: . Boreilen, weil’s fo ſchwer if, ihn zurüdzugiche. ;:

74. Ein Bilderbüchelchen hat heut mich unterhalten Boll doppelgültiger zweideutiger Geftalten. Ein Bild, grad’ angejehn, gli einem ſchönen Schahe, Dann auf den Kopf geftellt, ward e& zu einer Frah⸗ Hier war ein Jud' im Bart, was dort ein Eber warb, Ein alter Kahltopf hier, dort eine Jungfrau zart. Hier ſchien ein Ejelsfopf, mas dort ein Weifer fühlen; Und fo war jedem Schein fein Gegenſchein verlichn. Ich dachte: Wem's gefällt, der fan die ganze Well Betrachten wie dies Buch, auf Fuß und Kopf gefiel Wie mandes ift darin zu fchelten und zu loben, Jenach man es beichaut von unten oder oben.

75.

Behalte, was ich hier dir nicht will vorenthalten,

Bier Lehren, die nicht find in jedem Ohr enthalten. Dir geben einen Halt, im Leben einen Stab,

Der Worte vier: Halt ein! Halt aus! Halt an! Kal Halt ein den Zorn, die Gier, und jede Leidenfchaft;

Halt aus, was dich betrifft, mit ftarfer Geelenkraft. Halt an zum Guten, wen und wo du Macht gewennfl;

Halt ab vom Böfen wen, von Uebel was du kanß. Behalt’ und halte dies, und ordne dein Berbalten

Danach, fo wirkt du di und wirft die Welt erfeiln

121

76.

Der Bald iR nicht fo fchlimm, als feine Thaten zeigen, Dem feine Thaten find zum kleinſten Theil ihm eigen. Smuft da die Zuthat weg von Zufall, Unverfland, it; was bleibt als That der freien Hand? Biſes überhaupt thut er vielleicht aus Trieb Sam Bien, fondern weil zu thun nichts andres blieb. Saft if dag Gute thun, gebt ihm zum Guten Raum; Un Böfeg dann zu tun, fällt ihm nicht ein im Traum.

77.

Se einander wir, o Freund, nicht Öfter dächten U ſchrieben, zweifelt’ ich an unjrer Liebe Mächten. —X zweifle nicht, ich weiß mit Zuverſicht: FR dibſt mir, wie ich dir, tagtäglichen Bericht. % empfang’ ihn aud, wie du empfängft den meinen; I unterreden und, wenn wir zu fchweigen feinen. h Beißt ja, wie ich war, drum weißt du, wie ich bin; d MD wie ich kannie dich, kenn' ich dich immerhin. 2 kenn man ohne Schrift das Innre kann gewahren, \ Son Zeit zu Zeit will man was Aeußres auch erfahren. nn unfre Freundicaft ift Gefühl in's Werne zwar, Vedog fein Ferngeſicht, wovor und Gott bemahr’ ! Fr geb’ ich Nachricht dir, daß du mir Nachricht gebeft, Wr, ob du mich noch Liebft, nur, ob du auch noch lebeſt. , Ich’ und freue mich noch jeder guten Stunde, Um von der böfen nehm’ ich lieber keine Kunde. SE minder gäb’ ich dir davon die Kunde gern, Ri bh Hliebe dir nur, was derweil mir fchon ift fern. Volt’ ih Dauer dem verleihn auf diefem Blatt, Was in der Wirklichkeit zum Glück nicht Dauer hat!

78.

u Preile laut die Stadt, die nicht zwar mich geboren, Und dog zum Bürger bat in Ehren mid) erforen,

Kt weit i& irgend mich verdient gemacht um fie Duch chivad Anders als durch meine Poeſie.

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In einem Irrthum ſeh' ich end Sefungen Alsob nichts fer mehr ſteh' und alles ruhle Wohl unaufhaltiam geht voran das Weltgeſch

Und etwas Neues bringt aud jeder Augenb Doch was der eine bringt, da8 nimmt der as Wie eine Blaf’ im Strom auffleigt und # Ahr Blafen auf dem Strom des Tages, bU Bläht euch und blaf’t nur auf die Baden Blaſ't, Blaſen, bis ihr plagt, und macht ei Denn noch von Blaſen liegt im Strom di Doch eine Mufchel ruht, gefällt mit Web Und bildet wie ein Herz die Perl! im i

An weldem das Gefühl von Erd’ und Hi In welden Ewiges iſt endlich⸗ſchon gel Dies Herz, wann es ſchon längſt hat aufı Giebt einſt, ihr gebt es nicht, ein Heu

Ihr aber, lernt einmal, ihr Leute der Daß ewig niemals ift des Augenbiid

8l.

An einem Stüde find mit euch wir eh Daß es nicht bleiben fol bei dem, Zu einem Neuen fol’s, und einem 8

Gern rennen ſehn wir euch, und I

183 +

Dod wa} den Weg betrifft, find wir nicht eurer Meinung, Be der Jerſtdrung er nur gehn ſoll und Verneinung. De fieden zon einmal Erbauung und Bejahung,

Un) halten Gutes werth, das Beflerm dient zur Nahrung.

| 82. Mes einen Dichter macht? das hohe Selbſtgefühl

Und frößlihe Vertraun im bunten Weltgemühl.

D Berand, mir aber kam allbeides faft abhanden,

Si dar, Unbilden, die ich reichlich felbft befanden; I$ einem widerfuhr, der größer ift als ich,

Und spne den ich ſelbſt nicht wäre, fränfet mid):

xj Gecihe werden darf mißhandelt ungerochen,

Ds dat mein Gelbftgefühl und Weltvertraun gebrochen.

83. Unit, wie Mofis Stab die andern Stäbe fraß, Yerit fi) gegen ihn die Gaukelei vermaß, uf nicht ein Prophet jegt auch die andern frikt, Damit ihr, welchem ihr zu glauben habet, wißt; werdet ihre im Lärm erblinden und ertauben, deß ihr am Ende nichts und alles werdet glauben.

84. er Lorbeerkranz iſt, wo er dir erſcheint, ein Zeichen des Leidens mehr als Glücks.“ Laß dir zum Trofte reichen, um e8 dich tröften kann, des alten Meifters Wort, Id Rrebe, wenn du mußt, nur nad) dem Kranze dort! mödte, wär’ e8 auch in meine Hand gegeben, dep eignen Kampfes nicht, o Freund, dich überheben. N mer, wie ich fie ging, mit Gott die Dornenbahn, Bern du zum Lohne willft die Dornenkron' empfahn. von dem Mariyrthum lag dir noch eines jagen: Kr Einer ward zum Heil der Welt an's Kreuz geichlagen: Reber, wenn man nun an’s kritiſche dich ſchlägt, Ei in, ob es der Welt, ob dir ein Heil es trägt!

85. 8 Lendes Grenz’ ift nicht geſchickt ein Fluß zu bilden, Va immer abnimmt bier, dort zujegt den Gefilden.

14

Es Lönnte fein zulegt dem einen Voll genommen Das ganze Land, und ganz dem andern ange Dod wenn daflelde Boll an beiden Ufern wohnt, Trifft es kein Schaden hier, der dort nicht iR be Wie wenn in einem Haus der Haushalt wird geräfi; Hier wird ein Eden leer, ein andre dort g

86.

Wo wareſt du? Ich ſchlief. So wird an Dir fig fe Was du verichlafen haft. Was hab’ ich denn verfä Biel große Dichter, die indeß verflungen find, Und Weile, die vom Urungrund verfählungen find, Weltneurungsblafen, die lautlos zerſprungen find, Und alte Größen, die verhöhnt von Jungen find. Bedauerft du es nicht? Ya wohl, ih armer Dann, Bedaure, daß ih nicht noch länger ſchlafen kann.

87.

Was ift unmandelbar als Wahrheit außgemadht ?

Bon Allem Nichts fürwahr, was Menſchenwig erbait Die Wunder der Natur, die Thaten der Geſchichte

Erſcheinen jeden Tag dem Geift in neuem Lichte. Wie dort Erſcheinungen und hier Ereignifie,

So wechſeln Meinungen und Ueberzeugnifie. Blaubensbelenntniffe und Wiflenichaftsgebäude,

Des ewig wandelnden Weltgeiftes Spiel und freude Du aber laß, was ihn erfreut, dich nicht betrüben!

Er ſpielt fein Spiel mit dir, um deine Kraft zu üben, Wo ihn dein Ningen hat mit geifl’ger Yorm gebunden,

Da haft du Wahrheit für den Augenblick gefunden.

88. Wer immer auf der Hut, fi) zu vertheidigen,

Nicht reizen darf den Feind und nicht beleidigen; Der hat wohl ſchlimmen Stand und üblen Feldwachreſch Wobei er wenig Ruh und füßen Schlaf wird koſtes

Er möchte wünjchen, wenn er dürfte, kurze Dauer Her Roampienääritung Astt der Ianggefpannten But

185

t des Menſchen Stand genüber dem Geſchich,

e Dem er fidher if nicht einen Augenblid.

en darf er nicht, und nicht zurüd fich ziehn,

x Reis gewärtig fein, dag an der Feind greif’ ihn.

89. Men Bonen hat geblüht und blüht nod jest a Ullgemeines, nur mit Dertlichem verjeßt. Mmenſchen find getbeilt in Bolls- und Blaubenszunft, ni ihre Gemeinſames ift menſchliche Vernunft. sehr vom Zwang der Zunft fi die Vernunft befreit, weiires Feld gewinnt die reine Menſchlichkeit. Wege aber find zur freiheit, gut und böje, er Daß man Formen brech', und dort daß man fie Löje. die Verſchiedenheit fol ausgeſtrichen jein, och des Verſchiednen Streit ſoll ausgeglichen fein.

90. % Da mich jeder ſchalt, und keiner faft mich lobte, b dachte Wunder wel ein Unglüd ich erprobte. jeder faft mid) lobt, und feiner mehr mich ſchilt; icht wenig foftet mid), was mir jo menig gilt. a wenn ich durfte fonft doch, die mich jchalten, fchelten, o muß ich jeto, die mich loben, laſſen gelten.

9.

Welt ohn’ Arbeit wär’ ein TFreudenaufenthalt, ab mit der Arbeit ift fie eine Strafanitalt. e wit dem Paradies die Freiheit ward verloren, 55 wird fie wieder mit dem Paradies geboren. ran ſelbſt die Element’ erft dienftbar fi bequemen, Dem freien Menſchen ganz die Arbeit abzunehmen, um iR, daß fie dem Wink des Zauberftabes dienen, Der Menfchengeift nur noch der Lenker der Mafchinen. Dewa ningt nur muthig loszulöthen eure Feſſel, Un aufjuffimmen zum verlornen Herrſchaftſeſſel; Bau er der Arbeit ihr zum eignen Heil entbehren ‚und zu Lentern taugt aus Sflaven der Baleeren.

14 +

Es könnte fein zulegt dem einen Voll genommen

Das ganze Land, und ganz dem andern angejhwomummmrT zaEi Doch wenn daflelde Bolt au beiden Ufern wohnt,

Trifft e8 fein Schaden Hier, der dort nicht iR Belsier mei. Wie wenn in einem Haus der Hauthali wirh gerkliz

Hier wird ein Eichen leer, ein anbres dori

86.

Wo ware du? Ich ſchlief. Go wird an dir fi Was du verihlafen Haft. Was hab’ ich denn Biel große Dichter, die indeß verflungen find, Und Weife, die vom Urungrund verfälungen find, Weltnenrungsblaſen, die lautlos zerfprungen find, Und alte Größen, die verhöhnt von Jungen find. Bedauerfi du es nicht? Ja wohl, ih armer Mann, Bebaure, daß ich nicht noch länger ſchlaſen kann.

87.

Was ift unmandelbar als Wahrheit ausgemacht?

Bon Allen Nichts fürwahr, was Menichenwi Die Wunder der Natur, die Thaten der Geſchichte

Erſcheinen jeden Tag dem Geift in neuem Lichte. Wie dort Ericheinungen und hier Ereignifie,

So wechſeln Meinungen und Ueberzeugniffe. Blaubensbelenntniffe und Wiſſenſchaftsgebäude,

Des ewig wandelnden Weltgeiftes Spiel und Freude. Du aber laß, was ihn erfreut, dich nicht betrüben!

Er fpielt fein Spiel mit dir, um deine Kraft zu Abe Wo ihn dein Ringen bat mit geifl’ger Form gebunden,

Da haft du Wahrheit für den Augenblid gefunben.

88. Wer immer auf der Hut, ſich zu vertheidigen, Nicht reizen darf den Feind und nicht beleidigen; Der bat wohl ſchlimmen Stand und üblen Yelbdwadiyg Wobei er wenig Ruh und füßen Schlaf wird kei Er moͤchte wünfchen, wenn er dürfte, kurze Dauer Der Rampieniridung Hott der langgefpauuien 9

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es Renſchen Stand genüber dem Gefchid,

me ſicher iR nicht einen Augenblid.

ıberf er nicht, und nicht zurück ſich ziehn, gewärtig ſein, daß an der Feind greif' ihn.

89. donen hat geblüht und blüht noch jetzt gemeines, nur mit Oertlichem verſett. Sen find getheilt in Volls⸗ und Glaubenszunft, e Gemeinfames ift menſchliche Vernunft. om Zwang der Zunft fi die Bernunft befreit, e8 Feld gewinnt die reine Menichlichkeit. : aber find zur freiheit, gut und böje, ; man Formen brech', und dort daß man fie Iöfe. zerſchiedenheit ſoll ausgeftrichen jein, Berſchiednen Streit joll ausgeglichen fein.

90. nich jeder ſchalt, und keiner faſt mich lobte, e Wunder welch ein Unglüd ich erprobte. fa mich lobt, und keiner mehr mich ſchilt; nig koſtet mid), was mir jo wenig gilt. ih durfte ſonſt doch, die mich Schalten, ſchelten, id) jego, die mich loben, laſſen gelten.

91.

ohn’ Arbeit wär’ ein fyreudenaufenthalt,

der Arbeit ift fie eine Strafanftalt.

um Paradies die Freiheit ward verloren,

fie wieder mit dem Paradies geboren.

t die Element’ erft dienftbar ſich bequemen, ien Menſchen ganz die Arbeit abzunehmen, daß fie dem Wink des Zauberftabes dienen, nihengeift nur noch der Lenker der Maſchinen. fd nur muthig loszulöthen eure Feſſel, milimmen zum verlornen Herrſchaftſeſſel;

der Urbeit ihr zum eignen Heil entbehren md zu Lenkern taugt aus Sklaven der Galeeren.

Sit jelon gefanen gar ın ven eninenien wu Und werden gleich dem Bild, in dem du Blick' ber, o Welt, ich will cin ſchönres Bi Und bift du ſelbſt es nicht, fo mad’ es d Sieh’, daß du heiter fein, daß du auch läd Und habe lieb das Bild, bie du did fiel Wir wollen diefes Bild von dir der Rad Und in Bergefienheit die Schrecherrbilder Wir mollen dieſes Bild von dir der Rad Daf ohne Shaudern fie mög’ ihrer Mpe 93. Nicht Pyramiden, die Yahrtaufenden getrotz Daran die Gegenwart wie Moos am Gh Bon Elephante nicht die Wunder noch Elle Und nit am Kaulaſus Alanen-Qunnent Noch eine Mauer, die ein Weltreich weit u Sprit fo vom Riejengeift, womit die U Alswie die Sprache, die auf einmal fie erfı Der nicht ein neues Wort der Geiſt zufe Der Thurm von Babel, den zum Himmel Bon defien Sinnen fie vernahmen Götter Der Thurm ift umgeftürzt, der Himmel un Danan hie Enrahen mn af& Frümmerk

—t 127

94. I dir, was er leicht von dir geſchenkt bekäme; ihm minder Luft, wenn er's nicht heimlich nähme. : da ihm die Luſt, die dir nicht ſchadet, ftören ? in eigner Thor und meinet dich zu thören. d, bat er nichts dir als den Dank geſtohlen; b beichentt, hätt’ er filh ohne Dank empfohlen.

95. hrebt, das Thier dem Menichen auszuziehn, az Menſchheit, die er auszog, führt fie ihn. VParadies führt fie den Nadten wieder, des Thieres Tell er zog um feine Glieder. ielang noch ?) ift nicht ihr Beruf erfüllt, tatt auszuziehn die Thierheit nur verhüllt.

96. Fechter find im ſtampf gefallen immer, ertrunken meift im Strom die beften Schwimmer. weil in den Strom fi nur ein Schwinmer wagt, : ein echter nicht vor'm Spiel der Waffen zagt. iR Gefahr, dag, wer nur halb fie kennt, ih in fie verliebt, und zu mit Luft ihr rennt; nicht fie Tennt, und nie fie hat verfucht, net und fi ihr entzieht mit feiger Flucht; ie Weijeften die rechte Mitt’ erzielen, Befahr zu ſcheun, noch mit Gefahr zu Spielen.

97. bt Bolfemundart von Frauenlippen fich ih hören, als von Männern widerlidh ? er Reinheit, ift der Schönheit alles ſchön; ft, auch wenn fie’s nicht ſpräch', ein Wohlgetön, ih iſt e8, die, alswie die Landestracht, ndeSart und Sprach' am Weib anmuthig mad. natürlich mag in der Natur verharren; an wird, wenn er’3 will, zum Tölpel oder Narren. e Anflug nur von Mundart fteht ihm gut, An Erdgeſchmack der Reben edlem Blut.

* uö-

98.

Die Gent if ſolch ein Ort, wo dir nike Nu mas suen einbau, Min bie Maus

„I

In eine ſolche trat ich neulich auf dem —— Und fand ihr Inneres in recht idylliſchem Staunn Ein Fenſter offen hier, en tn offen dert, *

Und Mahlzeit aufgetiſcht an ir Det. Zum einen enfter flieg herein m ander Gene Der Hahn, und pidte flolz F Körner von ber Zum andern flog herein paarweife Taub’ und Kiez Die Iafen das Befims von allen Krumchen Doch unter Fittigen der eingelaunen Großen - '* Lief mit manch Kleinere, vom Menſchen fon % Der Sperling und der Fink, die Ammer und die GE

Ein jedes haſchte flint auch einen Mundvoll Gpefle- Mag Hahn und Taube nun mit Kron’ und Haube pes Sie müſſen theu’r das Mahl mit ihrem Leben za Sie werden von dem Wirth wie jeder Gaſt gerupft, Und nur die Bettler find mit heiler Haut entfchlue J

99.

Im Garten ſah ih Bäum' auf eigne Art benukt, Die Seitenäfte ſammt dem Wipfel weggeftugt.

Berwundert fragt’ ih, was die Stümmlung fol bebew Und angegeben ward der Grund mir von den Leu]

Nach diefer Seite fiel das Obit dem Walbbad gm, Und oben fam allein des Vogels Flug dazu.

Was wird von Aeſten hier und droben weggenommez Auf andern Seiten wird e8 uns zu Statten kommen

Wir ziehn nicht unfern Baum zur Schönheit wilb mb Wir ziehn für ung das Obſt, wie fhief der Atwudii

100.

Ich ſah ein fdhönes Haus, rei von der Kunſt gefiel Der Bilder Farbengluth den Wänden aufgebrd. . Doch war die größte Kunfl, daß fi die Kunſt fo bech Richt machte drin, um auzzuſchließen welalutt

—t 129

Bu iſt die rechte Kunft, die, ohne Raum dem Leben

du nehmen, fih begnügt, ihm heitern Schmud zu geben.

Ba Bilft e8 dem, der ganz fein Haus ließ malen an, Wenn er vor lauter Glanz es nicht bewohnen Tann?

101.

dei Pfahle ſah ich ſtehn, der eine weiß und blau, andre gelb und jchwarz, unlieblih war die Schau. Die beiden fagen an, daß hier Tandgrenze fei; Und fagten fie e8 nicht, io fiel e8 mir nicht bei. unverändert ganz von Anfehn und Geberbe hüten und drüben ift der Himmel wie die Erde. De Berge Iaufen im ununterbrochnen Zug, Und feine Wellen ſchlug der Fluß, wie er fie fchlug. din übern Schlagbaum ziehn die Wolken nach Gefallen, Die Bögel dürfen aud nad) Luft darüber wallen; die hüben Refter baum, und drüben, wenn fie wollen, I Futter holen, ohn' e8 irgend zu verzollen. Ir Nenſchen trifft der Plad, daß fie nicht nad Geſchmack Einführen dürfen Wein von bier, von dort Tabad.

102.

Emil in eurer Art ift einfach, uranfänglid) ;

Serum? nur weil ihr jeid der Bildung unempfänglid. unempfänglich nicht, der Bildung doch nicht werth; ſeid jo wahr wenn roh, jo falſch wenn aufgeflärt.

ſcheinet ganz und gar verjagt die rechte Mitte,

Die Rohheit abzuthun ohn' abzuthun die Sitte,

103.

ki ſeht ein Fels am Weg, gehſt du an ihm vorbei, so fallt dir gar nicht ein, daß er was andreß jet; deh HR du nun vorbei, und wendeft dich zurüd,

Kigt ein menschliches Geficht das Felſenſtück.

9 mit manchen Herrn wie nit dem Felſen nicht? Er Haben mur von fern ein Menſchenangeſicht. Mies Werke VII.

10

104,

Ich ging, die Gegenden zu ſehn, die auch wid Doch mehr als ih gedacht, labt' ich mich an Die machtige Natur tritt in den Hintergrund Bi Bor den Bewohnern ſchon, treu, tüchtig, Terngefaub. Das Landſchaftbild ift nicht die hochſte Malerei; 34 weiß zum, da der Merk) Das Sunfiert Galle

di

105. un

„Du ſahſt die Leute nur, geftch’s, dom * en Cm

Der guten; fied genau, jo zeigt fih ba

Mag fein! doch war id froh, daß fie die *

Bon ſelber freilich iſt bei jedem Lichte Schatien.

Doch ſelber das beweiſt des Lichtes Gtärke ja, Daß ich vor ſeinem Glanz die Schatten Aberſah.

106. O Held, du biſt im Kampf für’s Vaterland gefalen, Drum fteht dein Bild mit Recht hier in des Tempels H— Berrathen hat man dich, geopfert dich im Geben; Zur Sühnung mußte man di jo im Tod erheben. Heil dir! wie hochgeehrt du könnteſt ftehn auf Erben, Zum Heil’gen konnteft du doc nur als Märtrer wei

hi

107. Lebt oder farb der Mann, der den Verrath beging, Wodurch des Feindes Macht den theuern Helden ing „Gr lebt.” Gelobt ſei Bott, daß er noch büßen Iamm, Was er am Baterland verbra und an dem Manz, Iſt er reich oder arm? „reich!“ ihm o defto Tchlimmer, Zur Reue wird er jpät gelangen oder nimmer. Doch hat er Kinder? „Nein!“ Nun gut, fo mag er Baf Ohn' auf Unſchuldige den Schuldfluch zu vererben.

108. Ein eigner Unblid iſt's, im ſommerlichen Thal Die nadten Schnitter fehn, gebräunt vom beißen Glas

+ 131 3%—

Und drůber hoch herein der Alpe Schneefeld hangen, —* nad, daß man es meint mit Händen zu erlangen. X nicht von der Gluth, und bleibt dort ewig kühl, och tahlt fein Anblick nicht, und macht hier doppelt ſchwül.

109. 36 ig nicht wohnen an der Waſſerfälle Braufen, D wohnen an der ſchneebedeckten Berge Grauſen. 23 Ales will ic) im Borübergehn beſehn, och meine Wohnung foll in ftillen Schatten ftehn. mohl die Seele ſchwellt Erhabenheit mit Schauer, och Anmuth nur gefällt und freut auf längre Dauer.

110. WoBHT Hat ein eigenes Berwußtfein jede Zeit u Des, was ihr widerſteht, und des, was ihr gedeiht. RD jeder Einzelne hat ein Berußtjein deſſen, Wie dem Bewußtſein er der Zeit ift angemeffen. Wenn ein Bewußtſein nicht, doch ein geheim Gefühl, Das bald behaglich wohl, bald macht unheimlich ſchwül. nit es feinem, wenn er tobt, doch iſt ſein Toben Umfonft, der von der Zeit fih fühlet aufgehoben.

111. O Für wieviel der Welt bift du zu Dank verpflichtet, Was fie für dich gelegt, geordnet, eingerichtet. Der Jahr' und Monate, der Tag’ und Stunden Lauf; ans Marktes Maß und Zahl, Gewicht, Vertrag und Kauf. W Braucht es nicht zu thun, es ift für dich gethan, —8 feinen Augenblick brauchſt du zu denken dran. & denke dran mit Dank in jedem Yugenblid, ag der Gewohnheit Drud berühret dein Genid. Drud ift Außerli, damit im Innern frei, om Leben unberührt, des Geiſtes Leben jei.

112. der Kräfte Triebrad muß, das blinde, fi) bequemen, Menſchen immer mehr die Arbeit abzunehmen;

198 +

Daß einft der freie Geiſt nicht mehr dem Sich Sich nur als Denker fühl’ und Lenker ber’

Nur Iakt, wenn Alles ſoll Mechanik fein auf‘ Des Geiſtes Denlgeſchaft nicht and meifei

118. Wie lange werden um den Unterſchied ber Zell Und ihren Vorzug nod die Säriftgelegrien "u Die alte Zeit iner jung, bie junge Zeit IR ei’ In diefer fiegt der Geift, in jener die GeRalk' Im Alter lannſt du nicht der Jugend Schent Do der Erinnerung, wer wehrt es bir? Erinnre di! fo if die Welt dir nen gebewem, Die Geifter der Geſchicht' um dich herauf Geil Und nichts, was groß je war und ſchön, IR u

114. Richt ſchöner ift es jekt, als einft es war, anf Noch befler; befier einft und ſchöner wird es u Bom Blumenbügel ift die Weltgefchicht’ entſtiege Mit Flügeln wird fie einft den Götterberg erfl Am Boden krieht fie jet; wann wird fie Fl

115. Warum ift Pfaffengeift jo eng und dumpf und I Weil geiſtlich vorzugsweiſ' er will ausfchliehfid Lebendig ift der Geiſt, wo er im Leib verharrt; Doch, wird er felbft ein Leib, ift er zum Tob Des Sauerteiges lannſt du nit im Brod enibef Doch magft du nicht allein von Sauerteig WI So ift am Kohlgericht au wohl das Salz erh Doch ohne Kohl ein Salzgemuſ' iſt ungentehft Denn ihr das Salz der Welt und Sauerteig So geht beſcheiden als Beftandiheil in fie em!

116. Es ift ein Doppelmeg im Blauben und im Hefk Dem Einzelnen ift der, und der dem Gangin

£2

133 +

Tem Einelnen fann nur Bollendung jenjeit werden, Und och wachſen ſoll das Heil des Ganzen hier auf Erden. | nit der Einzelne ſoll nur allein ſich Schwingen i —8 er ſoll auch hier die Menſchheit weiter bringen. Sohn, alt iſt der Wahn und allgemein verbreitet, Daß dieſe Welt durch vier Weltalter abwärts ſchreitet; Daß in Verſchlechterung fie immer tiefer ſinkt, Und rettungslos zuletzt den Kelch des Todes trinkt. Anſicht von der Welt muß werden umgedreht, Dap fie, auch nicht im Kreis, daß fie flet3 aufwärts geht; Daß nicht gewaltſam ſie zuletzt aus ihrem Kloben, Bielmehr verſöhnend aus der Zwieſpalt wird gehoben; ihr, nach endlicher der Gegenſätz' Ausgleichung, Ein Reich des Friedens blüht, wie fern aud) der Erreichung, mit erneutem Sinn die ganze Brüderichaar wie im Anbeginn das erfte Menjchenpaar. in Sohn, fomwenig als des eignen Heiles Glauben, Laß diefen dir an's allgemeine Weltheil rauben.

117. Be Rh ein Greis befinnt auf feine Jugend wieder, Auf feine Yugendipiel’, auf feine Jugendlieder; En wil ſich diefe Zeit der Weltgeſchicht' entfinnen, Und, als am Ende nun, den Anfang neu gewinnen; adtnd, wie in ſich ein abgeblühter Baum Berknten winterlid, nadträumt den Blüthentraum. ET erftorben ? nein! und wird auch nicht eriterben, ird Kraft durch Winterfhlaf zu neuem Lenz erwerben.

118.

ar Herrſcher der Natur ward einft der Menſch geboren,

—8 Stuhl der Herrſchaft hat er durch den Fall verloren. Ang als in ihm rein das Göttliche gebrannt,

De von der Botigemein’ er Herricher anerkannt. dieſen Talisman er in ſich ſelbſt zerſtört,

ee gegen ihn im Grimm fi bald jein Reich empört.

u ſeinem Fall hat er nun lang empor gerungen,

Nd wieder auf den Thron hat er fi) halb geſchwungen.

14

Mit Hülfe der Vernunft if er ein Herricher wierkei,. - Ein Herrſcher der Gewalt unwill’ger Sklave: Erſt, wann er menſchlich rein IR göttlich Wird er als derrjcher fein mit Freuden

119.

Die Eigentbümlicleit, des Menſchen jchänfte BER In feinem Thun und Sein, im Untlig und Wodurch der Einzelne zu einem Ganzen ward, .. m: Indeß ein Thier nichts hat voraus vor feiner 9 Doch unterſcheidet ſelbſt am Thiere, was ein träger: Blick unterſchiedlos fand, ein Hirte, Reuter, Yüge. Gezähmte Thiere find, wie Menſchen, wechſelreich, Halbwilde Menſchen am Gepräg, wie Thiere, gleit Wohl giebt's Familiengeſichter, Vollzgeſichter, Doch Menſchenangeſicht beſticht allein den Richter. Und Menſchenangeſichts höchſter VBerflärungsfiraßl, Der Eigenthumlichkeit Vollendung, Ideal; Wodurch Beſondres wird zurück zur Allgemeinheit Gebracht, und Menſchliches mit Gottlichem zur iu

120.

Erſt vom Bedürfniß gehn die Fünfte aus zumeiſt, Und werben Ueppigfeit alsdann, und endlih Geil. Bekleidung war zuerft Schub gegen Witterung, Dann fam Kunftweberei, Schönfärberei in Schw Run im Gewand der Mod’ ift Schönheit ſelbſt erſchi⸗ Daß ihr, der ewigen, die Formen wechfelnd biewersi Die Hütte ward ein Haus, das Haus ward ein Palsz Ein Tempel, wo die Kunft das Göttliche umfaßt. Seldmeffung war zuerft Erfindung geiz'ger Brüder, - Zu theilen unter fih ganz gleich des Baters Gäsew Die Meßſchnur ward auf ein erobert Land gezüdk, Und ftellte Grenzen her, wenn fie der Strom verräfl Zuletzt ward fie auf Erd’ und Himmel ausgedehnt, Wo Unermeßliches der Geiſt zu meſſen wähnt.

—t 135

121. Wiefenr auch er für's Weib Lieb’ und Verehrung hegt, Der Hann hat immer fi den Vorzug beigelegt. Ws Grfpefhaffner, als Alleingefchaffner hat Er ſich gefühlt, aus dem das Weib hervor nur trat. Er mußt’ in Staat und Rath den Vorrang zu gewinnen; Dog hatten Menſchen auch, wie Bienen, Königinnen. Und pienen fieheft du im flillen Reich der Pflanze Biel Männer einem Weib zu Liebeshof und Sranze. Doch viel Inſekten ſind geflügelt nur, wenn männlich, Und Bogelmännden an Geſang und Schmud erkennlich. Im niederften Gebiet der Tierwelt herrſcht ein dritter Stand über Mann und Weib, der zweigeſchlecht'ge Zwitter. Die Weibchen, in fich jelbft befruchtet, ntögen heden; Die Männden dienen nur, die Reime zu erweden. En Fön’ ein Menſchenweib gebären ohne Mann, Da aus ſich felbft nur Zeus die Tochter zeugen kann, Die geiftige Geburt iſt eignes Mannesrecht; Der Mann ift die Perfon, das Weib ift das Geſchlecht. Und die Perfönlichfeit, die an ſich ſelbſt ihm fehlt, Gexwinnt das Weib, indem fie fi dem Mann vermäßlt. 122, tie dreiheit ift im Kampf mit der Nothivendigfeit; N det nicht, doch Schon entſchieden ift der Streit. eAN nie wird die Natur mehr flärfer, als fie war, 8 ſtärker ward der Menſch und wird es immerdar. braucht wie ſonſt der Aar Klau, Schnabel, Flügelſchlag, —* och Waffen tauſcht der Menſch und wechſelt, wie er mag. ft des Löwen Kraft in Rachen, Taf’ und Schweif, Und och neue Wiſſenſchaft wird ſtets im Menſchen reif. ſo bleibt die Natur wie Adler ſelbſt und Leue nie alte, Do der Menſch der immer jung’ und neue. Immer mehr und mehr wird er Sieg abgewinnen Der Widerſacherin, die ihm nicht kann entrinnen. 123.

* vom Berge ſtrebt, und zwiſchen Wolken duftig Auwie auf Flügeln ſchwebt Gemäuer hoch und luftig.

136

Es herrſcht in's Land und ſchaut auf jedes Thal HE Und Hat am erſten und am letzten Sonnenſchein. Gewiß der Freiheit Schloß! O nein, mit Zellen du

Ein Klofter; auf die Hoh wie kommt hinauf der S⸗

124. Der Bauern Sprichwort jagt, mein Sohn: wenn auf ER Die Ernte gut geräth, ift Theuerung im Land. Warum? weil auf dem Sand der Segen nur beisusz Bon foviel Regen, als nicht befierm Boden fremmst Wir haben ſchlimmen Stand dahier auf unferm Gew Was wünfchen wir ung jelbft ? und was dem andern A Ein ſchlimmer Wunſch: Weh’ uns, daß andern wohl eb 6 Und noch ein ſchlimmerer: Uns wohl, und allen we

125. Wer Krieg hat mit der Welt, ſollt' er fih nicht erlaub Das Kriegsrecht gegen fie, zu plündern und zu Und wenn er ſchwächer ift, zu lügen und zu trägen, Und heimlid Schaden ihr ftatt offen zugufügen ! Doch wie er fie verlegt, fie bat die Macht zulegt, Die Recht behält; weh wer mit ihr in Krieg fi fei Doch doppelt weh, wer den in die Verzweiflung trieb Des Krieges mit der Welt, der gern im Frieden bi

126. Du fragft, warum die Welt uns jo gar ungleich hält, Daß alles ihr an dem, am andern nichts gefällt. Was Hilft es, junger Freund, dagegen fi) erbofen ? Ihr Kopf ift hart genug, dran unſern einzuftoßen. Die Welt auf ihre Art übt auch in ihren Saden Gerechtigkeit, du mußt dir nur gerecht fie machen. An wen fie einmal glaubt, dem wird fie viel vergeigm; Wo fie nod zweifelt, wird fie über alles fchrei’n. Drum lerne nur vorerft ihr Zutraun zu verdienen, Bis fie gehorchen dir, bequeme du dich ihnen.

—t 137

127. Aürkenfyiegel.

68 iR ein Heiner Furſt im Land, den groß ich preife, Der, weil er nicht will laut gelobt fein, lob' ich leife. &r hat die Furſtlichteit erfannt in ihrem Wefen,

Un will den Titelprunf nicht hören und nicht leſen. de Sqhranlen hat er weggehoben zwiſchen fich Und feinem Bolt, daß frei ihm nahn darf männiglich. 6 nil den Zugang nicht zu feinem Ohr vertheuert,

& Bil bemeifen, daß ein Fürft noch mit Vertraun Lam auf fein Bolt, ein Volt auf feinen Fürften ſchaun. d mög’ er den Beweis, der noth thut, glänzend führen, 30 diefer Zeit, wo fih des Mißtrauns Teuer ſchüren. FR größern, ſchaut auf ihn, und nehmt von ihm ein Zeichen! Bir müßt ihr wachſen noch, wenn ihr ihn wollt erreichen !

2 fr at in feinem Land das Glückſpiel unterjagt, Var das noch Niemand hat ein ernftlih Glück erjagt. & weit das wankle Glück von feinem Land zurüd, Beil ſelbſt er ohne Want will maden defien Glück.

2 dm ſqinſten Herbſt, mo Mar jo Mond als Sonne war,

2m über Sonn’ und Mond fah ich ein Sternenpaar dr Braderjünglingen, die, wenn fie Fürftenföhne ‚ft wären, edel doch ich nennt’ an Güt' und Schöne. RX Ten Bater preif’ ih nicht um feinen Fürftenhut,

ater preif’ ich ihm der Söhne ſchön und gut. wil euch prophezein, euch aber bitt’ ich fein lo zu machen, daß die Prophezie treff’ ein; SR werdet würdig fein des Ranges, weil, entfernt dom Furſtlichen, ihr erft habt Menſchliches gelernt.

Di furzfichtig ift Die Weisheit der Geſchichte, Ban der du glaubft, daß fie gerecht die Todten richte.

*1

1383

Zu wandeln Tieh’ ich nicht in —— Tu Wo, wie bier außen, nur gereiht ift —— Alsob nichts Großes ſei, das nicht auf Tr = Sich innrer Menſchenwerih an äußern Geh’ doch die Reihe durch der Einzigen, Wieviel find die man vom Throne follie - Daß Großes fie geihen mit großer Muck umb Maiht das auf ewig fie für Menfäen re Wo if, wenn du auch das will ziehen in Ein Funkchen Menfchenlieh’, ein Abrnchen

Die Dünnefingerharf’, an der von allen Gatten \ Nur eine ganz blieb als ein Radhhall Ichönrer:

Hab’ ih auf Schloß Ambras geſehn, indem ich ii Wie foviel Herrlichkeit die Zeit zu Schanden

Das Schloß, wo Ferdinand wohnte mit Philippinen Muß zur Kaferne jest welchen Soldaten diemen. .

. Hier fieht das Schlößlein noch, von defien Hodalten

Auf's Innthal niederfjah Held Marimilian.

Hier fteht der Steintiſch noch, wo er hielt in ber Hei Den Humpen, eh’ er ſich verftieg zur

Hier ift noch farbenhell zu jehn der Baldachin, Wo zu Gericht er ſaß; wo ift er felber Kin?

. Ich Liebe nicht, daß ihr des Himmels goldne Threnc⸗

Mit Königsnamen auch bejeht wie Erdenzonen. Die Mächt'gen machen fih auf Erden breit genug,

Den Himmel ihnen aud zu räumen ift nidyt Ming. Laßt dort nur ungeftört Chimären und Zentauern,

Unthier’ und Ungebeur, einmal verewigt, dauern. Und wenn ihr füllen wollt noch Ieer gebliehne Stteck

Schreibt deren Namen drein, die dort die Gterm’ ul Daß es der Erde jei ein Zeichen jede Nacht,

Daß droben höher gilt die Weisheit als die Maui

8. Sieh, wie unmädtig find, die num im Lande well,

Die neuen Fürften, wenn man fie vergleicht dem ae)

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F zu SR trat Haunend an des Rieſenbaues Rand, von alter Schrift geſchrieben dieſes fand: er darf einzureißen fich getraun,

de s, weil Leichter doch Einreißen if als Baun.“ Barchjorn Vieh der Furſt die Schreiber alle Poften,

Bob ihm der Nieſenbau möcht’ einzureißen koſten. Lob Beil die Loſten weit die Einkünft' überſtiegen,

SB er die Trummer ſtehn, bis ſie der Zeit erliegen.

De ghiten Furſten all, die auf des Nuhmes Bahnen ti Öindu'g wandelten und bei den Mufelmanen, ann Brauch, mit abgelegten Zeichen des Slandes unter'm Vol vermummt umberzufcleichen, Un m erfahren, was fie fonft nicht leicht erfuhren, 3 man von ihnen dent’ in Hütten und auf Fluren. 24 bieten fie dabei fireng ein Geſetz, den Leuten daB Berborgene verborgen anzubeuten, Rinder, in des Zorns und Ungeſtüms Entmwallen, 6 der Noll', in der fie aufgetreten, zu entfallen; ÄR, was Eriprießliches fie hörten, zu ermeflen, Uny was Berbriekliches, als Türften zu vergefien.

Kein Prinz! die Schmeidhler find gefährlicher als Naben, te pflegen Todten nur die Augen auszugraben, der Schmeichler fie dem Lebenden entwendet,

Mala, den Scharffihtigften mit falſchen Künften biendet. ET in der Jugend fo hat daS Geficht verloren,

Langt’3 nie mehr, und bleibt, als ſei er blind geboren.

% Ein wmädt’ger König ſprach: Mehr als im Ueberwinden Onnt’ ich erfi meine Macht ganz im Verzeihn empfinden. ter weile König ſprach: Scheu dich, den zu beleidigen, dꝛ Niemand gegen dich, als Gott nur, kann vertheidigen. Le Kränkung fremder Ehr’ ift deiner Würd’ Entweihung, Wem den Gefräntten mußt du bitten um Verzeihung. denn dich der Zorn befällt im Stehn, fo je’ dich nieder, Un wenn im Sitzen, ſtreck' auf's Lager aus die Glieder. fin, was du nicht Hörft! weil ſich's von ſelbſt verfteht, wer in’s Antlig lobt, auch Hinter'm Rüden ſchmaht.

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Ein unbefonnen Wort, wo du es Höref ſprechen, Thu algob du nicht Hörft, fo brauchft du’s nicht gu Derſelbe ſprach: Mein Reich Liegt in der Gimme Sie Ich richte nach der That, und nicht nach den (

ı2. Zum König jendet ein Erobrer die Geſandten. Die fordern zum Tribut ihn auf als Sch | Da wollt’ er feine Pracht recht ihnen laſſen (deinen, ' Und zeigte ih geihmüdt mit Perl’ und Edelſteinen. Entlafien wollt’ er fie von feinem Glanz geblenbe: | Trägt folden Schmud der Mann, der euch verwegen jew Sie ſprachen: Solchen nicht, doch andern, auch wohl fe Die Augen jprühen ihm, wie Edelfteine, euer; Und wenn am Tag der Schlacht ihm wird die Gtirme Umbdiademet ihn mit Perlentropfen Schweiß. Wer ſolchen Shmud trägt, ihm fällt leicht der andre Abfallend einem, der zur Schau ihn trägt wie du.

13. Der edle König kam an feinem Siegestag Zur prädt’gen Gruft, in der fein Widerfacher lag, Da ſprachen fie: Es ift nad unjres Königs Siege Nicht Recht, daß jo geehrt fein ärgſter Todfeind liege Ausgraben ſoll man ihn und nebenaus ihn legen. Der König aber ſprach: Es joll ihn Niemand regen. Im Todfeind gegen uns war Tod und Feind verbunden Run hat der Tod den Feind, den Tod der Feind gefunde® Laßt ihn nur liegen jo! Was könnt” ich befiers haben, - Als läge jeder Feind jo prädtig mir begraben !

14. Der König von Labor’, in feines Reiches Mitte, Hat aus Freigebigkeit erfunden eine Sitte. An jedem Monat läkt er fi einmal aufwägen. Mit Münzen groß und flein von eigenen Geprägen. In eine Wagſchal' ift er als Gewicht gethan, Und in die andre Geld, genau auf Unz' und Gran. Wenn einfach gnädig nur, iſt's Silber, wenn er bolb Belonders fein will, wird gemiſcht darunter Bold. Und foviel als er wog, joviel theilt er gewogen Den Armen aus, davon wird ihnen nichts entzogen.

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Beten, daß ihr Fürft auf feine Wage, Monat, doch fi jeh’ an jedem Tage. ihr Furſt fett werde, did und ſchwer, magrer wird und leichter immermehr. Bederdien des Furſten Leib aufwiegen, weder Gold noch Silber Arme Iriegen.

einmal, was die Unfterblichkeit,

ihr trachtet, ift, ihr Könige der Zeit!

le Riftet ihr, Bildwerke, Riefenmauern ;

achwelt Raunt fie an, und dankt nicht den Erbauern. m man fraget nad dem Namen, wird man jagen: kam zu Ehren Stein und Erz in deſſen Tagen.

& fo wohlgefugt des Landes Luft und Glück, Btein und Erz, jo ganz aus einem Guß und Städ? die Ewigkeit gefuht in Stein und Erzen,

nach dem Denkmal nicht gefragt in Menfchenherzen. auf ewig denn der Ramen eingeichrieben

Stein und Erz, anflatt in Herzen, welche lieben.

ganz ein Tyrann? Nicht, wer bat unterjocht freies Bolt mit Macht; er that, wa3 er vermodt. zer fich felber jagt: Weil e3 die Freiheit liebt,

es mich haſſen; doch ihm nicht die Freiheit giebt; t, daß ein Berein von Streng’ und Mild' erringe Biel zuleßt, daß aus Gewohnheit Lieb’ entipringe. ser, wenn ſich ihm der Naden jtlaviich beugt, Unterwirfigfeit ihm Hand und Mund bezeugt,

em wagt: Ich weiß, daß euch die Liebe fehle

nir, und dieſe Lieb' iſt's, die ich euch befehle;

ganz ein Tyrann, der nicht Gehorfam ftill

läßt genügen, und befehlen Liebe will.

men traten einft Gewalt und Macht und Stärke, einfchaftliche Hand anlegend einem Werke.

daffen die Gewalt, die Stärke mit dem Arm Het, und die Macht mit einem Dienerſchwarm. site nicht Hinzu getreten auch die Kraft,

P ihr gefammtes Werk geblieben ftümperhaft.

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18. Der Weife foltte fein ein König, und zum en Der Weisheit tragen ot’ er auf dem Haupt Ü Doc) foviel Weile giebt's, wir hoffen’, In Den De Daß Königftellen gnug dazu nidt find Auch Schade wär’ es um den Wellen, wenn aim Er oder König würd’, und bliebe nicht ein Do Soll’ ein König nur allein der Weife fekd, Der’s aud) als König Hlieb, das Königihum

19. Unkdniglicher doch if feine Eigenſchaft

Ks Mißgunſt, durch fie wird ein König betietfeft Ein Bettler nur mißgönnt dem andern ein Giäd Bu Weil feinem Sad enigeht, was jenem dar ih bei. Ein König aber braucht nichts einem zu mikgönuen, Weil er nicht jelber braucht, was andre branden I Dem König ftehet an und ziemet Gunſt vor allen, Und feine Ungunft mußt du laflen dir gefallen. Dog feine Mißgunſt ift ein Dämon jchadenfroß, Der felber ihm mißgönnt, zu werden gnadenfrof

20. Die Untern bilden fih nad ihrer Obern. Bilde,

Zu Dumpfheit oder Sinn, zu Herbheit oder MR Die Weifen haben dies zur unbebingten Huldigung

Der Fürften nicht gejagt, noch zu des Volks Eutchaldi Denn ſchlecht nicht müflen fein, die jchlechtes Mufer |

Doch doppelt jündigen, die böjes Beiſpiel gaben.

21. Wenn du die Deinen führft, bift du ihr Yürft gu m

Führft du zum Guten an, wer wird zum Schlechter vu Selbſtherrſcher ift, wer ſich beherricht, jein eigner DW Und wer fi Herzen bat erobert, ein Grobrer.

22. Ein Führer fräftigt fih am Anblid feiner Treuen,

Wie ihre Kräfte fih an feinem Blick erneuen. Sie geben ihm Bertraun, und er giebt ihnen Wulf, Sein But giebt er für fie, und fie für ihn ihr A

143 -

Cr fühlt in feinem Arm von taujenden die Macht,

ſauſend Sinn’ hat er auf einen Sinn gebradit. ® dl Herr und Heer ſich fühlet als ein Mann,

VDunder ift es, wenn der Wunder wirken kann. N Inder Staube wird ein Erdwall aufgeſchüttet; Eenf wehie weg ein Wind, was jetzt kein Sturm zerrüttet; ko eh and ſtark iſt, was der Eintracht Kitt verfittet.

de like Kunft für dich iſt, Furſt, geliebt zu werden;

Kar liebreich brauchſt du dich, nur menschlich zu geberden. del qauerer fällt es euch, daß ihr verhaßt euch macht; doeh in dieſer Kunſt habt ihr's fo weit gebracht.

Eu limmeß Treiben ift’s, bei dem es nicht kann bleiben, feiner bleiben will bei dem, was er foll treiben; a jeder treiben will das, was der andre treibt, Ritt Schafe treiben will, weil jener Böde treibt; t Mörtel reiben will, weil jener Farben reibt, Kiht Zahlen ſchreiben will, weil jener Verſe ſchreibt; dar höher treiben will, was jeder höher treibt, unten bfeiben will, wenn einer oben bleibt. Mlimmes Treiben iſt's, bei dem es nicht kann bleiben; Rein Bleiben ift im Land, wo fie es alfo treiben.

u Bar ein Königsichloß, darauf war eine Uhr, Die wies dem Slönige die eine Stunde nur, De eine Stund', in der fein Vorfahr einft erblich, zeigte ihm der Zeiger, der nie wid. weißt du, wann er ſich erft von der Stelle rührte? Vem er den naben Tod des neuen Königs ſpürte. Im ging er kurze Friſt, und wieder in den Frieden er zurüd, jobald der König auch verſchieden. Du frageſt: Könige, mit folder Uhr begabt, Die alſo ihren Tod vor Augen ftetö gehabt, allen find fie weil’ und mäßig wohl gewejen? Ban ſollie meinen, ja! Doch hab’ ich's nicht gelefen.

Fi & Iprad) zum Slönige, der mit den Leuten grollte, Gere nicht befierten, und ſich nicht befiern wollte,

145

Die Landen fktlern mir ihr Junges auß dem Kropf, Die Bienen füllen mir mit Fleiß den Honigtopf.

Be man vom Acker auch mir ſcheuchen will die Tauben, 6 meh man freien Klug den Bienen doch erlauben.

Und wen uns dann im Haus entgeht der fette Braten, © werden wir doch nie der Güßigfeit entrathen.

Der Ainig auf der Pirſch' Hat einen Hirſch erjagt; Kit Sitten ſteht der Hirih, der um fein Leben zagt.

Der Büdt den König an, und beugt vor ihm die Glieder, Geld eine Thräne rann von feinem Auge nieder.

Der Arig will gerührt dem Thier das Leben ſchenken, Und fiftet, wie's gebührt, davon ein Angedenken.

Ban legt um’3 Hirſchgeweih ein Reiflein Gold, da war Dem Königsnamen beigefehrieben Tag und Jahr.

Der hitſch enteilt mit Dank, und heim der König lehrt: Sal wird der König krank, der Hirſch lebt unverfehrt. Der König ftirbt, ihm folgt ein Sohn, und dem ein Sohn;

Der jagt im felben Wald, wo einft der Hirſch entflohn. Da frft der Hirſch fi dar, den Naden alterfteif,

Doch um die Stirne war noch heil der goldne Reif. Berwundert ſchauet ihn der junge König an,

dis dort ihm klar erfchien der Ruhm von feinem Ahn. Un als man Jahr und Tag zufammenzählte, war

Bon damals der Betrag bis heute hundert Jahr. Die hundert Jahre froh hat in dem Wald gewohnt

Ein Lehendes, weil jo ein König es gefchont. Groh if des Königs Glüd, der, menn man ihn begräbt,

Ein Denkmal läßt jurüd, daS hundert Jahre lebt.

- GR Für lieh feinem Sohn verfertigen ein Schild, Bier Felder von Azur, in jedem Feld ein Bild. ad jedem Sinnbild war ein Sinnſpruch beigegeben, deq rings um's Ganze ſtand: Nach dieſem ſollſt du leben.

de etſten Felde war ein Hirſch von Gold, dazu Ve Schrift von Tiamant: die Götter fürchte du. andern Tyeld ein Stord von Silber, und dazu

Ve Inſchrift von Rubin: die Eltern ehre du.

Berle VIIL 1

8.

16 +

Im dritten Feld, von Erz die Schildkröt’, und —s. Die Schrift von Karneol: dein Haus beftelle du u Im legten Feld, von Stahl ein Delphin, und du, IP Die Schrift von Perienfent: den Freunden be, Warum ift Gbiterfurcht vom Kirk gemeint? he, Im Walde, wenn ob ihm ber Oimmel Gehgeniiiirtt, Wodurch ift Elternlieb’ im Storch erflärt? Der it Trägt die gealterten mit feiner Flügel Gchwunge. Wie zeigt die Schildkröt’ Hausbeſtellung an? Gie ind Feſt auf dem Rüden eins, das ihr kein Stein gerfifliek Womit thut Freundetdienſt der Delphin iunb? Er ieh Den Sturm, und bleibt im Sturm den Schiffenden Es if ihm nicht genug, daB er geiwarnet hälfte; Er müht ſich auch, daß er umſonſt Gewarnte veile.

Die ihre, und zwar mit Ned, eu'r altes Recht ummeil, Den Reuter ſchreckt ihr: Ink! denn fo hat’s Geit genal> Der Reurer, wenn er dieß beftreiten will, if dumm; u

Wenn er geſcheit if, Tehrt er Ted die Waffen um. Ya, Gott Hat e8 gemadht, denn er macht alle Gadhen: Drum, weil er’s fo gemacht, kann er's auch anders meer. Ein Werkzeug feiner Hand ift auch der Andersmader, Ein Werkzeug ſtark und neu, an alter Ratt und Ichwadher.

Der erfte König iſt es dur Gewalt geworben, Und um zu fiegen fehlt ihm nicht der Muth zu morben Auf Blut gegründet, ließ er fterbend feinem Blut Die Herrſchaft und die Luft dazu, doch nicht den Wiuif. | Zulegt iſt fie herab gelangt an einen weidhen, Der ſehn fein rothes Blut kann ohne zu erbleichen. Er ſcheut fi in der Hand ein bloßes Schwert zu tragen, Aus Furcht deswegen kann er keine Ritter fchlagen. Sie aber [lagen fih für ihn nicht minder kühn, Bereit ihr Herzblut für den Blutfcheu’n zu verfpräie, So ob der Wirklichkeit ift fiegreich der Gedanken, Der Unumſchrankte jet dem Schrantenlofen Sirenen

147 +

‚© wirkt Gerechtigkeit, es wirkt die Lieb' ein Band; Rn ie wirken beide ſchön verbunden Hand in Hand! Tum Gerehtigfeit, warum trägt Liebe Binden Um Lug’? um für der Welt Ungleichheit zu erblinven. 3 die Gerechtigkeit hält äußerlich im Bund, aur, weil innerlich die Liebe legt den Grund. Bear pas Gereihtigteit verbindet, iſt verbindlich, Vo mar Verbindlichkeit der Lieb’ unüberwindlich. nicht Gerechtigkeit mit Liebe ſich verbände, Ber wäre fo gerecht, der im Gericht beftände? ia Gerechtigkeit und Liebe ſich verbindet, NM Menfhenichuld gefühnt, und ird'ſcher Sinn entſundet.

dir Rönigstöchter find auf einem rings von Wogen Umfpälten Lenzeiland von einer See erzogen. Und morgen follen fie zurüd zur Heimath giehn, Beil ihnen aller Schmud der Bildung ift verliehn. To jyrach die See: Ich bin mit jeder wohl zufrieden, Dech einer muß zuletzt der Vorzug fein beichieden. Run geht zur Ruh, und warn euch wet des Morgens Blanz, IR einer unter euch beſchert ein Perlenkranz. Dieſelbe findet ihn am Grund des Körbihens liegen; Ten fol die Finderin bewahren hold verſchwiegen. De bliften alle vier einander lächelnd an, Und jede dachte: die wird wohl den Preis empfahn. Riht eine dachte, daß fie ſelber fiegen ſollte, Rur, wie fie fi des Siegs der andern freuen mollte. So träumten fie die Nacht bis zu des Morgens Glanz, Und an des Körbchen Grund fand jede einen Kranz. Errdihend lichen fie den Kranz im Körbchen liegen, Und jede Hätte gern fich felbft den Fund verjchwiegen. Tod) als der Abſchied kam, verriet die holde Scham Bon jeder jeder wohl, was jede mit ſich nahm. Eie brauchten fich es nicht zu fragen, noch zu jagen, Und fühlten ſich beglüdt, all’ einen Kranz zu tragen.

3 ®

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—t 148

. Warum die Wahrheit wird jo ſchwer an Mann gebre

Weil fie den Menſchen vor fich jelbft zu Schanden =1 Die Selbſiſucht, die dir fließt vor unferm Reih dab Berſchließt auch jelb den Mund des Rathes ut S Wenn du zu ſpenden haft und zu verweigern Genau, Wie follten wir, um dir zu nlten, ſelbſt uns Tpalge Wir werden wenigftens die Witierleit der Saden Durch möglichft fühes Wort dir halb erträglich nadll Nur wenn von dir nichts if zu fürdten, noch zu Yalleı Erwarie, daß du Hörft die Wahrheit frei uw effink Drum {ft am weiteften von ihr ein Fürſt enifenui, ::-- Da leicht ein Bettler fie auch wider Willen lermliir

. Im fürftlihen Palaft des Teiles Schaugepränge,

Und auf dem Play davor des Volkes Echaugebeiing Beſcheiden nehmen fie und find damit zufrieben, ! Den Abfall von der Luft, der ihnen if beſchicden Den Glanz der Lichter, der durch Fenſter bricht heru⸗

Der Inſtrumente Klang, berauſchend Aug’ und Di Beſcheiden, wie nur jonft die Gläubigen hienieden,

Die mit dem Abglanz find der Seligfeit zufrieden; Und viel befcheidner noch, weil diefe wollen kommen

Zum Himmel, jene nicht bein Feſt fein aufgenomess

Die Jugend und die Macht berauſchen ſchon allein; Ein jugendlicher Fürſt vermeide nur den Wein. Schwer ift Beionnenheit in jener beiden Mitte; Wie erft, wenn ihnen ſich der Raufch gejellt, der Di

Ein edler König ſprach: des Fürften Schätze ruhen In feiner Bürger, nicht in feinen eignen Trauben. Er hat es jo gemeint, der größte Reichthum fei Des Fürften, defien Volk ift reich und forgenfrei. Allein der Fürſtenſohn bat jo es ausgelegt: Mein von Rechtswegen ift, was jeder Kaften Kegt.

Wikramaditia, Hinduftang Oberlönig, Dem fieben Könige, die mädhtigften find fröhnig, Nicht darauf ift er ftolz, ftolz ift er darauf bios, Daß fieben Dichter hat vereint fein Furſtenſchloß.

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In feiner Krone find fie ſieben Edelſteine, Die dadurch ewig ſtrahlt mit unverwelltem Scheine. I M Lrämmer hat die Zeit gelegt jein Königihum, Mein fein Name fleht mit Kalidaſas Ruhm; m Ds Kalidaſa, der Sakuntala gedichtet, Bon der im Abendland nun auch der Ruf berichtet. IM Woendlande, wo zu gleichem Preis und Lob, Wie Indiens größter Fürft, ein Heinfter ſich erhob: foviel ſtrahlende Geſtirn' um feinen Thron Beriemmelt, daß auch er auf ewig firahlt davon; IR Dein Fürftepfleg’ ein Furſt der Genien Ieonoren ſchuf und Iphigenien: Fürft verdiente, daB gerechnet, gleih der Aere Wikramaditias, nach ihm auch eine wäre;

Ter feine Stimme nicht Tieß mit im Chor erjchallen, od fill der Mittelpunkt war der Begeiftrung allen; T Fürft nicht, jondern Freund (den Ruhm fol ihm entreigen Sein andrer) ftolz darauf, und würdig, es zu heißen.

Tewma Fürſtenprunk und Eitelkeit der Hebel? Dagegen zeugen laut die Briefe gnug an Knebel.

Seit id die Ins, ſteht Hier im Heiligthum der Vruft

Ein Bild der Andacht mir, von Weimar Karl Augufl.

Ihr wollt doch überall etwas Apartes haben,

Unfterblichteit ſogar ſoll vorzugsweis euch laben.

8 denkenſtarke bald und bald als glaubenfefte

Sprecht ihr fie an für euch, und ſprecht fie ab dem Reſte. Gemein, Menſchen find mit Seelen nur begabt,

Thierſeelen gleich, indeß ihr Geiſter Geiſt nur habt. X fürchte, dieſer Geiſt des Dunkels ſprengt die Flaſche, nn out, verdunftet fo, daß Nichts ihm wieder haſche;

d meder drohen wird zum Lohn euch noch hienieden

Unfterhlichteit dafiir von Gott und Welt beichieden.

L a: Wie fig ein Hausherr freut zu jehn ein Kinderpaar, «Des Dafeins froh und froh auch die Geſindeſchaar; frent ſich, wenn fie treu ihr Tagwerk freudig thun, mehr noch, wenn vergnügt ſie vom gethanen ruhn;

48,

. Ein Rönig möcht ich fein, ein Herr der

Wie müßte ich er freun ein Für, der ebeufe, Im weitern Kreiſe nur, ſah' all die Seinen Wenn auch dem Lanbesherrn Gott wie dem Daß jeden Wunſch er jo zufrieden ſtellen Darum ift felig nur der hochſte Herr im Weil er beieligen kann alles Weltgewminmel.

Der fo zu geben als zu nehmen wär’ im Der keinen vor fih ließ erſcheinen ohne Gaben, Und feinen von ſich gehn, ohn' ihn beichenft zu Mer fein Beiden! empfängt, ben wird es nicht be Und felber ohne Scham Tann er Geſchenk Weil alles ihm gehört, mas Mengen freut und We So einzig zu ihm geht, wie einzig von ihm ker— Des Gabentaufches, wie ſollt' er fi) ſcheun und Da Gotter Segen ſtreun und Opferbuft annehmes21! Ein folder möcht' ich fein, um ohne Schen und BEE Geſchenke ſelbſt noch mehr zu geben als emnpfangez®- Daß Reihempfangenes nicht müßte mich erniebern Dur das Gefühl, ich fei zu arm es zu eriwiederi-

Der König zählt fein Heer, ihm geht ein Mann vorbei⸗ So haäßlich, daß ihm fcheint, daß er zu haßlich fei Erft blickt der König ab, dann redet er ihn an, Und Ungefüges ſpricht der ungefüge Mann. Der König denkt: Mir dient im Heere manderlei, Doch feiner diene, dem nicht wohnt ein Gutes bei. Wär’ ihm es äußerlich, jo wär's in jeinen Mienen, Wenn innerli, jo wär's in feiner Red' erichienen, Drum fol man diefen Mann aus meinen Reihen pe Denn weder gut noch ſchön dient weder Hein noch sol

. Der König Adler hat das weitfte Königreich,

Bon allen Königen if ihm fein andrer gleich.

Den weiten Himmelsraum mißt er mit feinen Und läßt aus feiner Höh den Blick zur Erde vringei®

Er Hat die Sonn’ im Aug’ und fieht die Erbe doch, Das tieffte fieht er klar, er ſchwebe no jo bed.

151 * am Erdengrund zur Beut' ihm mag gefallen, er faßt's und trägt's empor in feinen Krallen.

Kinn Baume figt der Weih und lauert fill, Yes m zum Raube da vorüber kommen will. Wer aber fliegt, es ſteht die Wahl ihm frei, Ride wos Horbei ibm kommt, er holt e8 felbft herbei. Cole iR die Nacht zur Jagdzeit angewieien, dſchein ift ihr freund, fie jagt nicht ohne Dielen. ſieht bei Nacht, doch gar nicht hell genung, im Zwielicht nur zweideut’ger Dämmerung. wenn der Mond nicht fcheint, kann fie bei Nacht nicht jagen, zwei Stündchen nur im Spätliät und vor'm Tagen. aber ſchwingt fi) mit der Sonnen auf, ſtellt auch feinen Flug nur ein mit ihrem Lauf. haut er droben fie, noch eh’ die Welt fie fah, ſchwand fie diejer Längft, ift nod) ihr Glanz ihm nah. ihren Glanz dann hinter'm fernften Forſt fenten, ſenlt er fih und juchet feinen Horft.

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2 HHHOHM

t figt fein Adlerweib und brütet nur zwei Eier, imd fie verflören darf fein Flatierer und Schreier. iur feine Nachbarſchaft von Vogel, Menſch und Thier der Adler, wo er hat jein Nachtquartier. eiß aus feiner Näh die Saft’ hinmwegzutreiben, Imd diefe Haben ſelbſt ſchon feine Luſt zu bleiben. wohnt er ungeflört in feiner Einjamteit,

von der Erde nichts und nur den Himmel weit. : Rröhe mit Gedoörn deckt oben ihr Gemach, Deqh nur der Himmel ift des Adlerneſtes Dad).

Upt den Sturm der Nacht an fi) vorliber braufen, Süurk wird fein firäubendes Gefieder von dem Graufen. B wenn der Sturm davon ihm eine Feder weht,

Min Jager findet fie, der früh zur Jagd ausgeht.

darf Die Federn nicht zu andern Federn legen,

Weil Wolerfedern ſelbſt den Trieb des Adlers hegen; Die der Aar Hintueg die Vögel wehrt und treibt, Und ihre Federn fein Gefieder zehrt und reibt.

Bom Wolerkraute heilt alsbald die Uplerwunde, I

Und in die Lüfte ſchwingt ſich wieder ber Und wenn er einen Kreis hat um : Go läßt er fi auf's Neſt herab Den beiden haut er ſcharf in’s Uuge bis in's

Präft ihre Krall' und Schwing’ Sie Halten ſich am Neft mit ſcharfen Krallen feR, :”

Doch ohne Schonung ftößt der Ulte fie vom We Denn fliegen lernt nur, wer zum fyliegen ift gegwust

Wenn er zum fliegen Kraft aud hat glei) Wlerj Ein Junges finkt hinab, alsob's kein Adler ſei,

Das wird ein Jagdgenoß für Eule dort und Weil Das andre ſchwebet nach dem Bater voll

Der reißt's mit ih empor und lehrt's die Sonne fi

Entraffe di dem Schlaf, er wirkte nichts als Traum Du bift berufen wad zu wirken durch die Räume. Der große König, der den Orient bezwungen, Hielt ſchlummernd mit der Hand die Kugel ſteis = Die Erde jelbfl, um die das Kriegfpiel er gefpielt, Stellt jene Kugel vor, die in der Hand er hielt. Und drunten unter Hand und Kugel fland ein Becken Das, wenn die Kugel fiel, mit Klang ihn mußte v Sie fällt, der Erzflang wedt, der König wacht und Fb Griäroden, wie im Traum die Welt der Hand and

46. Weil du der ganzen Welt nicht kannft als Herrſcher ws

Gieb ganz fie auf! ſchlimm ift von ihr ein Theil bei Im Tode mußt du es, thu's, weil du fannfl, im Bel

Gieb auf die falſche Welt, ch’ fie dich auf wird ge Statt der Demüthigung gezwungengr Entjagung

Set dein das Hochgefühl freiwilliger Entfchlegung.

183

DET anbelend, wer vorbeigeht, nieberfällt. KehiteT hat der Jurſt gefiellt fein eignes Bild, . DES Nina nun feinen Theil von dem, was jenem gilt. Deu® jeder wer nun fallt vorm Gottesbilde nieder,

Su beugen ſcheint er auch vorm Fürſten feine Glieder. x Bürften, wenn ihr wollt geehret euern Thron, * Verbinden müßt ihr euch mit der Religion.

I Grften, die ihr euch der Erde Götter nennt, Kid ihr, wenn ihr nicht der Menſchheit Würd’ erfennt? Gin indes Ungefähr, gleich rauher Stürme Wiüthen. Veh den in eure Hand gegebnen zarten Blüthen !

Bierte Stufe.

Säule.

l.

Ein rechter Lehrer ift, wer pilgernd alle Stätten Bon Gangas Duellenmund hat bis an’g Meer pen; An jedem heil’gen Strom, der in die Gange münde S⸗ Hat im Gebet gefniet, und fih im Bad entjündet? Und dann zur Einſamkeit den Duft zurüdgebradht Bon Gottes Gnadenfül’ und feiner Schöpfung Presk Und in der Einſamkeit das belle Bild entfaltet Bon Gottes Herrlichkeit, die durch die Schöpfung well. Auf feines Mundes Wort mag wohl ein Schüler laufhen, Vereinigt hört’ er dort die heil’gen Ströme raufden.

2.

Es iſt ein heil’ger Braudh, im reinen Gartenraum Bei deines Sohns Geburt zu pflanzen einen Baum. So ähnlich ift der Trieb des Menſchen und der Pflanze, Und fo verfhieden auch, wie Blatt und Blatt am Kranz. Das zarte Reis fann nur durd) Yahresgunft gedeiht, Und nur durch Himmelsgunft gedeiht ein Kind allein. Der Baum, gepflanzt, erwäcdlt dir ohne weitre Mühe: Nicht fonder Sorge wirft du ſehn den Sohn erblühn. Wenn du ihn biegen willft, jo biege fein den jungen; Das ift vom Baum ſowohl wie von dem Sohn gefungen. Der Baum zu feiner Zeit trägt feine Frucht für Did, Dein Sohn trägt feine Frucht, wenn er fie trägt, für Ri, Dod feine Frucht zu fehn, macht Freuden dich erfatten, Und einft zufrieden jchläfft du ein in feinem Schatten.

155

3.

Fon ficher Meiſterſchaft iſt Scherz ein ſichres Zeichen;

© ie fi die Kate laßt zum Scherz die Maus entweichen. ET Scherz iR eim Verſuch, Ungleichheit gleichzuftellen;

ſcherzen ungeſtraft nur unter ſich Geſellen.

& Sieinerm ſcherze nicht! er wird fich überheben;

N d nicht mit Größerem! er wird dir's nicht vergeben. ET Scherz ift fier, der den Ernſt hat an der Hand, In Schuß zu nehmen ihn vor blödem Mikverftand.

ET Scherz ift ſicher, nie die Achtung zu verſcherzen, r ein Bewußtſein trägt von höh'rer Würd’ im Herzen.

Sich wegzuwerfen mag ein Weilchen ſich nicht ſchäͤmen, Wer ſicher iſt, ſich ſelbſt gleich wieder anzunehmen.

Ver mit den Schmerzen ſcherzt, der bat fih Uberwunden Entweder, oder wird von ihnen nie gefunden. reimet Scherz auf Schmerz, und beides reimt auf Herz, ° Weil Dichterherzen ſtets verwandeln Schmerz in Scherz.

4. das Mehl zu fihhten, braucht man Siebe, groß und Heiner; Durch je mehr Sieb’ es geht, je feiner iſt's und reiner. Das if das gröbfte, was im erften Sieb ſich fing, Und das vorzüglichfle, was durch das feinfte ging. Perlen fihtet man in mehr als einem Sieb, Doch ift die befte, die im erften hangen blieb. Mlehter nur, jemehr durch Siebe fie gegangen, eisen die ſchlechteſten zulegt im feinften bangen. Sem du die Perle bift, ſei lieber groß als Klein; Do wenn du Mehl bift, kannſt du fein genug nicht fein. 5. des Ellen, wenn fh ihm des Feuers Kraft vereint, Reik glüht es, daß es wie ein Edelftein erjcheint. Der roth von felber ift, der feurige Rubin, Erfeint dagegen blaß, glüht man im euer ihn. 65 det des Menſchen Sinn, von Leidenfchaft beraufcht, Sein Eignes, auf den Schein, um Fremdes ausgetauſcht. Do, wenn erlaltet, wird daß Eifen wieder dunkel, Und wieder hell, wie er gemwejen, der Karfunkel.

Glüdfelig, wer fo rein ſich auf der Welt Und Abſchied alfo nimmt, dak Niemand

7. Beglüdt, wer alles nicht muß durch ſich felber we Sich nur anbilden darf vorbilbliche ;. Vereinen Bater hat, wer einen Lehrer ſiudel, Ein Mufter, daran ihn Sich’ und Racefuung Er rankt daran empor mit unbewußtem let, Und if} geworben gut und edel, eh’ er’g weiß, Und fühlt er dann, wozu Beruf und Pflicht ie Darf er bewußt, was unbewußt er warb, nur

8.

Du giebft dir viele Muh, Unarten abzuigun,

Doch ſchon zu deiner Art geworden find fie um Die Art nun, folder Art Unarten abzulegen,

Erſcheint als Unart felbft, drum laß fie untere Geartet bift du jo, daß du unartig ſcheinſt,

Brad wenn der Unart du dich zu enthalten m Geartet bift du jo, daß artig du erfcheineft

Nur durch Unarten, die jo artig du vereineſt.

9, Das Höchfte, was der Menſch erfireben fol und ' Erftreben kann und foll e8 doch nicht jedermann Die große Mafle läßt am Boden fi genügen, Und flaunt den Wen’gen nad auf ihren Gimu Wenn der Brahmane, der nichts Lebendes verfeie Und ſelbſt im Schäblihen den Odem Goties ei Allein im Lande wohnt’; es wäre längft inbeffen Bon Thieren groß und Hein, und er mit, anfı Drum wurzelt neben ihm fleifcheffende Gemeinhek Und der @emeinheit Bluth' ift des Brafımang

157

10.

Wach, daß ein Gott in deinem Leibe wohnt, Und ver Entweihung fei der Tempel ſtets verſchont. Da rinh den Gott in dir, wenn du den Lüften fröhneft, Usd mehr noch, wenn du in verkehrter Selbſiqual töhneft. Geht Rirg herab, die Welt zu ſchaun mit deinen Augen; Ihm foRR du Opferbuft mit reinen Sinnen faugen. ij der in dir ſchaut und fühlt und denkt und fpridht; Dem was du ſchauſt, fühlſt, denkſt und fprichft, fei göttlich Licht.

11.

Ein Tripfiien, das zuriid blieb in der Opferſchale; Ein Adındhen Neißes unverzehrt beim Opfermahle; Ein Staubchen Aſchen, aufbewahrt vom Opferfeuer ; Mie welle Blume, die gedient zur Opferfteuer: DER heher Andacht nimm, mit tiefer Ehrfurcht du Dergleiden, was dir giebt dein Lehrer, dein Guru. Rit unter ſchate du's, nein über den Geſchenken, Die ein Berliebter nimmt zu Liebesangedenten; Ja welden Liebe glaubt das Höchfte zu erbeuten, Dark) das nicht, was fie find, durch das, was fie bedeuten.

12.

Aennhafte Poeſie ift, was ich hier, o Sohn,

Bir bringe, denn du haft die Inabenhafte ſchon. Nannhafte Poeſie, die Grundſatz und Gedanken

Fährt gegen Phantafie und Traumwerk in die Schranken: Les Rindermärchen aus der Vorzeit Ummenftuben,

Bon Gängern, Königen, Rittern und Reutersbuben; Sorkder tanzte dir der bunte Spuf, worüber

Du einſt dich feeuteft, freu di nun, das ift vorüber. Nqt ſehen bleiben jollft du mir beim Knabenhaften;

Ber werben will ein Dann, darf nicht am Knaben haften.

13.

Barum oft glädlich ſtatt des Guten fei der Boſe? Die Frage frageft du, und willſt, daß ich fie ldſe.

L

—t 158 3%

Den Knoten 18j’ ich nicht, ich hau’ ihm fo entzwei Daß nie der Boſe ſtatt des Guten glücklich jei. Er iſt beglädt, wenn er ein ind weiß zu verdiem —3

Und billig wird ber Bohn dem —— gereiht. Es ift der Erde Lohn, der mit ihn wirb begraben; Der Gute nur wird den bes Himmels ewig habe

14."

Du fagft: „die Tugend darbt, indem das Lafer yaeffek” Haft du der Tugend Werth fo niedrig aufgefafell. IR Ueberfluß ihr Lohn? der Lohn ift überfläffig. Die Tugend aber darbt mit Redit, menn fie IR mil ı Den Lohn der Arbeit, Brot, verdient der Böfemilt, : Wenn er die Meerfluth pflügt, wenn er das Geh Willſt du ihn, frommer Dann, verbienen, reg’ DIE * Wo nicht, fo nimm fürlieb mit Duft vom

15.

Das Mittelmäßige nur ift des Guten Feind, Das Schlechte nicht, weil Schlecht und But fich mie veritb Das Schlechte läßt fih nie dem Guten ähnlich dredies, Sie jehn fi gar nicht gleich und find nicht zu Das Mittelmäßige dagegen, weil es zwiſchen Gutem und Schledhtem liegt, droht beides zu veriilf®-

16.

O Seele, glaub’ es nicht, was jene Denler fagen, Beim Denken müfle man fi) des Gefühle entſchlac

Gefühl ein Hinderniß fei auf des Denlers Sm, Und jelbft das Schöne ſteh' im Licht dem Wahren W

Streng fei vom reinen Thun des Geiſtes auszufchlicher Der Sinn; als ob fo Sinn und @eift fich trennen I

Ich weiß nicht, was fie fo rein denkend vorgebraqht, Ich aber habe ſtets gefühlt, was ich gedacht.

159 %-

17. lerne wos du kannſt, und frage nicht, wozu daß Gelernte dient, für jego lerne du. der Borzug, den die Jugend hat im Lernen, Ur das Was fteht nah, und das Wozu im fernen. ter nad und nad) muß diefer Muth verrauden, ohne Zwed, wozu es fei zu brauchen.

18.

ſeinen Vater hat das Kind nicht lernen wollen, in die Schule ſchickt' er es mit Liebesgrollen. tchie ſireng es an der Lehrer, der es lehrte,

Mah zu des Vaters Lehr’ es bald zurüd begehrte.

kine Lehre nahm der Vater es zurüd,

2 um gewißigt lernt e8 fleikig und mit Glück.

19. H jeder doch genug! foll er nun helfen tragen ra andern auch, und fi mit ihrer Plage plagen? MH du ihnen nicht, wenn du dich plagft mit ihnen, Kin mit beffrer Hülf’ und leichter kannſt du dienen: "isnm an dir felbft, daß nichts die Plage fei, RB, wenn fie wollen, fie davon wie du find frei.

20. m dich der Unmuth plagt in deiner Einſamkeit, Ag unter Menſchen ihn, und fei davon befreit. ſehn ſie ſind vergnügt, warum willſt du dich grämen? GEqhande, wenn fie di an Lebensmuth beſchämen. leiden und find ſtill, laß dir’3 zur Lehre dienen; R Hagen fie wie du, fo tröfte dich mit ihnen. hur von Starken fühlt der Schwache ſich geftärkt, t ſelber fuhlt ſich ſtark, wo er noh Schwächre merlt.

21. ſegen dir, nichts ſei wie Eigenlob zu haſſen: % ſoulſt du loben, und von uns dich loben laffen; wenn du fie nun lobft, daß fie dich wieder loben, id Re dich preifen, um von dir zu fein erhoben;

Fahr

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—t 160

Iſt diefer Figenruhm, weil er umftändlicder Geworden ift, darum ein minder ſchandlicher?

Ihr habet nur das Amt einander zugeſchoben, Einer den andern, flait jeder fih ſelbſt, gu loben.

22.

Das Uebel ift beftrebt ſich ſelbſt zu überwinden, 3

Denn nur das Uebel lehrt den Menſchen Künf’ Br Das aber ift der Zwed von Kunft und Wiſſenſchaſt,

Dem Uebel in der Welt zu brechen Spitz' und Aufl Aus der Nothwenvigkeit und des Raturzwangs Kellen

Den Menſchen in's Gebiet der Freiheit Hinzuretten. Durch Kunft und Wiſſenſchaft ift er ſoweit entronnen,

Hat durch fie der Ratur ſoviel Ion abgewonnen‘; Dur Uebung mehr und mehr wird er derfelben Be

Bis endlich wird fein Geiſt beherridhen ihre Weißer.

29. Das zu entwideln, was Gott in den Keim gelegt, Iſt des Erzieher Amt; wohl, wenn er’s recht erwägt! Du kannſt mit deinem Geift auf einen Geift einfliehen, Um, wie den Pflanzenkeim die Sonn’, ihn aufuiiet Das Licht entwidelt zwar nur, was im Heime lag, Doch ohne Licht wär’s nicht gefommen an den Tag. So kannſt du aud) in’s Herz, was drin nicht liegt, nicht gu Doch jenahdem du es anregeft, wird ſich's regen. Nur ift ein wirklicher, der unentwidelt blieb, Bei weiten vorzuziehn falfhangeregtem Trieb. Denn Unentmwideltes kann fpäter fich entfalten, Doch Falſchentwickeltes fteht feft in Mißgeftalten.

24,

Richt darum ſollſt du dich verbunden halten, Kind, Zu Handlungen, weil fie von Gott geboten find. Vielmehr als göttliches Gebot fei das empfunden Bon dir, wozu du dich fühlſt innerlich verbunden. Was ift der Unterfchied ? dort mußt du andern glauben, Hier glaube nur dir felbft, und nichts kann dich dir rauben

161

25.

U’ recht und ſchreibe dir nicht als Verdienft es an, Lem deine Schuldigkeit allein haft du gethan.

en gem! und wenn dir da3 nicht zum Verbienft gereicht, Gereicht dir's doch zur Luft, daß dir die Pflicht ward leicht.

26.

Geil, wenn daB Gute du aus freiem Triebe thufl, I Und das Gefeh erfülift, weil es ift deine Luſt. | Damm fühle du allein nicht des Geſetzes Zwang, Benz du’s verwandelt haft in deines Gerzens Drang.

27.

Ber Unmuth, Freundlichkeit, Gefälligfeit und Milde

Kit braucht in feinem Haus, doch draußen führt im Schilde, Dit dielen Tugenden ift er nicht reich bedacht,

Beil er zum Seierfleid und Feſttagſchmuck fie macht. ©: fnht nur vor der Welt mit feinem Flitterputze

du glänzen, und daheim geht er in feinem Schmutze.

28.

Beir Sohn, wenn du gelangft zum Umgang ſchöner Frauen, DU Andacht Ierne fie, mit Ehrerbietung ſchauen. Lehtferigleit verübt am Heiligften Berrath; Darf an die Mutter, Sohn, die dich geboren hat. Yu folder Würde iſt ein jedes Weib berufen; RÜR, kannſt du, darfſt du fie hinführen zu den Stufen ?

29. Eu Chiff vor Anker, doch die Segel aufgeipannt; Rein Sohn, dies Sinnbild ift der Widerfinn genannt. Kiht Widerfinn, mein Sohn, du darfft es Unfinn nennen: ÖeR unten wurzeln und in Lüften weiter rennen. Ben nicht das Segel reißt, fo reikt das Ankerſeil; Und flets gefährdet ift fo oder fo das Heil. Näderis Werte VIIL 11

—t 168 +

Vie Tagendmutter, Sohn, fie ehre, wie du ehrft Die eigne Mutter, der du nie den Rüden Ichrft. Eolange du fie haft vor Augen, lieber Sohn, BiR du unwürdigen Verſuchungen entflohn.

3.

Berlie, o Yüngling, nur Geduld und Hoffnung nicht;

Risl auf die Welt Bertraun, auf Gott die Zuverficht, Un Did die Forderung zu kämpfen als ein Dann,

Und freue di am Kampf, wenn dir der Sieg entrann. Benz er dir oft entrann, wird er nicht ftetS entrinnen ;

Rur wer noch nichts gewann, hat alles zu gewinnen. Mir ſelber ift, was mir gelang, gar fpät gelungen,

Doch mehr nun freut mich, daR ich rang, als was errungen.

wunſche nicht, daß fie jo gar lang hin did, halten, Tod gut iſt's, daß fie Zeit dir gönnen zum Entfalten.

35. Bas ift der Weg, mein Sohn, an dem du noch nicht bit, der gleich dem vor'gen lang, und doc viel fürzer ift ? Das iſt der Weg den Berg hinab, den ich nun jchreite, Gel langſamer kam ich herauf die andre Seite. Dort war ih rüftiger, Doch ward der Weg mir länger, ter wird er kürzer mir, dem doch ſchon müden Bänger.

36. Bohl ift das Gegentheil von der Gelegenheit Alter, denn es kommt zur ungelegnen Zeit. Gelegenheit ift kahl von hinten, vorn behaart, Tavon das Gegentheil ift meift des Alters Art. Gelegenbeit ift uns entflohn mit ſchnellem Schritt, das Aller aber geht gemach und nimmt uns mit.

37. def in der Mitte ſei die Wahrheit, iſt wohl wahr, Um, dag beim Aeußerſten zu irren fei Gefahr. nit wird Wahrheit durch zwei Aeußerſte verbunden, Koch durch Vermeidung auch der Aeußerſten gefunden.

14

Denn nichts ergeben fie, wenn man fie nur verneil, Und ſelbſt aufheben fie fi, äußerlich vereint. Nur wo lebendig zwei fi} einen, um das dritte Zu zeugen, findet fi die Wahrheit in der Mitte.

38.

Das Unglüd in der Welt fuch’, al du kannſt, zu Unders Soweit umher du reichft, zu milden und zu mindern. Warum? fehon weil e8 dich im eignen Glück wird Kinder

Doc reicheft du nicht weit mit deinem ſchwachen Trof; Vom Mund drei Spannen flirbt dein warmer Haud I

Was bleibt dir da zum Troft, als daß, was Unglüd ſcheb Bon dem, der Aller Glüd will, anders iſt gemeint;

Und wer die Gabe nur, wie fie gemeint ift, nimmt, Den fördert fie dazu, wozu fie mar beftimmt.

Nicht heben kann dein Blick den ſchwarzen Trauerfchleier, Darunter ſähſt du fonft das weiße Kleid der Feier.

39.

Ein alter Weiſer lehrt, daß Tugend vielerlei,

Doch ftet3 ein Mittleres von zweien Aeußern jet; Im Weſen felber eins, doch von verſchiednen Namen,

Wie viele Schößlinge aus einer Wurzel famen. Gerechtigkeit, entfernt von Zu⸗ und Gegenneigung,

Bon Borlieb’ und Mißlieb', Abgunſt und Gunftbezeigu Reutfeligfeit, entfernt von Schmeidhelei und Trug,

Wie MWohlanftändigfeit von Flitterpraht und Schmug Mannhaftigkeit, entfernt von Troßigfeit und Zagnik,

Und Tapferkeit, von Furcht und fibermüth’gen Wagr Treigebigfeit, gleichfern von Geiz und von Berichmendun

Beionnenheit, jo fern von Arglift als Verblendung. Der Blaube, gleich entfernt von Un⸗ und Ucherglauben,

Der nichts dir dringet auf, und nichts ſich läſſet raub Die Nüchternheit, entfernt von Schleinmerei und Faſten;

Die Rührigkeit, entfernt von Uebereil' und Raften. Demuth, gleihweit von Stolz und Niederträdhtigkeit,

Wie Leibesmohlgeftalt von Fett und Schmädtigfeit.

165

das Hittelmak, ift gut dem Alter wie der Yugend, Ar Mittelmäkigkeit allein ift keine Tugend.

Ja Mittelmaß vereint fi zweier Aeußern Kraft, Det Mittelmäßigkeit ift beider untheilbaft.

40.

Harz fogt, die Trägheit ward vom Unverftand geireit, Llmd ihrer Eh’ entſproß Armuth und Dürftigfeit. Zie Eliern legten nur die Hände in den Schoof, Mod ohne Unterhalt wurden die Kinder groß. j Die waren undankbar, und trieben aus dem Haus Die Eltern, und das Paar zog in die Welt hinaus. Ba war es wunderbar, fie ließen doch die Kinder Br Haus, ımd fanden nun fie da und dort nicht minder. BOLL Shrecken flohen fie und wollten ſich verfteden, Mod lets bedrohen fie die Kinder aus den Eden.

41.

Mein Rind, du bift ſchon lang der Mutter aus der Wiegen, Rn Hilf dir felbft; wie du dir betteft, wirft du Tiegen. Mein Kind, du bift ſchon lang der Mutter aus der Wiegen, Dir Flügel wuchſen dir, gebrauche fie zum liegen. Mein Kind, du bift ſchon lang der Mutter aus der Wiegen; Ter tommt nicht auf den Berg, wer nicht hinauf geftiegen. Kind, du biſt ſchon lang der Mutter aus der Wiegen; Sei an die Schwierigkeit, fo wirft du fie befiegen.

42.

6 iR ein alter Spruch: Reiß ein dein altes Haus, Es findet du den Schak, und bauft ein neues draus. Bes if damit gemeint? die ernftliche Belehrung: gründliche, vertehrten Sinns Umkehrung. In dt Haufälligem Gebäude hilft fein Flicken, dem morfchen Balken wird fein derber Stein fi) fchiden. d magft hier einen Klaff, dort einen Sprung verkleben, Gkts wird ob deinem Haupt der Einfturz drohend ſchwel

16

Drum faß ein ſtark Vertraun, laß dir vor'm Schull ng Und bau von Grund auf neu, was nit ift um

Der aber ift beglüdt, wer ftets, zur rechten Zeit Nachhelfend, hielt fein Haus im Stand der Bauliter⸗

43. Wer viele Diener hat, hat viele zu bedienen; Denn alle dienen ihm nur, weil er dienet ihnen. Bedienen muß er ſie mit Unterhalt und Lohn; Hält das ſie nicht im Dienſt, ſo laufen ſie davon. Sie dienen mit dem Leib, ihr Geiſt iſt ſorgenfrei, Sie laſſen ihrem Herrn der Sorgen Sflaverei.

44. Wozu ein großes Haus? es nüßt nicht voll noch leer. Zu einem großen Haus gehört ein großes Meer. Zu einem großen Heer gehört ein reicher Sold, Zum reihen Sold gehört ein einer Schacht von Golẽ Zum Schacht von Gold gehört viel Müh' wohl, ihn zu g Drum will ih auf der Welt ein Eleines Haus nur haben Tas größte Haus tft eng, das kleinſte Haus if weit, Wenn dort ijt ein Gedräng und bier Zufriedenheit.

45. Menn einer hat genug, joll er nad mehr nicht fireben; Allein das Schwere ift genug zu haben cben. Nie hat genug ein Munn an dem, was er gewann, So lang er dentt, das er noch mehr gewinnen lann. Kaum die Betrachtung henimt fein thörichtes Beginnen, Ta, wer viel hat, mehr kann verlieren als gewinnen.

40, Ter Kranke, wenn er Hagt um bitten Shmad im Mund Richt fühe Arzenei giebt ihm der Arzt zur Stunde; Er giebt ihm bittre, nicht dumit ihm bitter bleibe Der Mund, nein, Binerkeit die Bitterkein vertreibe. Der Kranke, wenn er ihm vertraut, geneit vom Grunde, Und ſchmeckt die Süße der Geſundheit neu im Munde.

—— [1

—t 167

47. Die Weiſen lehren dich, jo ſchwierig ala Entfagung Les Bünfhenswerthen fei des Widrigen Ertragung. Iqh aber darf es dir wohl im Vertrauen ſagen: In dem Einn hab’ ich nie entjagt und nie ertragen. Was ih gegeben hin, was ich auf mich genommen, 3 lan nicht fagen, ſchwer ſei es mir angelommen.

48, Zer Meifter Hat gejagt: Es ftänden unſre Sachen Siel beſer, könnte man nur alles zweimal machen. Im Minen magft du das am Ginzelnen probieren, 3m Großen geht e8 nicht, du wirft die Zeit verlieren. Ws hilft im Einzelnen des Zweimalmachens Qual? Das ganze Leben doch man lebt es nur einmal.

49. Bafland if} zweierlei: der ein’ ift angeboren, Dein BWiegeneingebind und Mahlſchatz unverloren. ER zu erwerben ift der andre, zu erfparen, Ta mit den Jahren wächft durch Lernen und Erfahren. Ta mei Berftände kann ein Mann entbehren keinen, Und erft ein ganzer wird's, wo beide fich vereinen.

50. Taf in denfelben Fluß du kannſt nicht zweimal fteigen, Beil jeden Augenblid ihm andre Fluth ift eigen, Und dp du felber auch, dir felber nicht getreuer, jeden Augenblick ein anderer und neuer; Der Weile, der dies ſprach, du meineft wohl, daß ſchwach & war und wandelbar, beweglich wie der Bach? unwandelbar war er, und blieb dabei, herrlich, fteif und flät, daß Alles unftät fei. unbeweglidh, ließ er alles fich bewegen, Und dachte nicht daran ſich ſelbſt zu widerlegen.

51. En Lehrer lehrt dich, daß es feine Wahrheit gebe, Un) geb’ es eine, fie doch unerkennbar ſchwebe,

Und wenn erfennbar, fei fle doch nicht writzuthellen. Was lann den Lehrling vom dreifachen Zweifel heist

Des Lehrers Lehre feldft, die er als wahr ausipridk; Denn, feiner Lehre nad, ift fie auch Wahrheit niit.

Run wenn nicht dies, jo ift das Gegentheil deun wahr, Doß eine Wahrheit jei, erfenn- und mittheilbar.

52.

Daß gar kein Wihbares, dag nidhts unwißbar fei,

SIR einerlei im Sinn, im Ausdrud zweierlei. Im Ausdrud theilten ji, im Endzweck einverfianden,

Scheinweile, die im Kampf mit wahren Weifen eubesı Scheinweife wifien, auf in gleiden Schein zu lölen

Wahrheit und Unterſchied des Guten und des Boſen. Doch Weije wiſſen feft den Unterjchied zu halten,

Die Wahrheit im Geweb des Irrthums zu entfalten: Daß etwas nicht gewußt, etwas gewußt kann werden,

Und dies ift noth uns juft, und jenes nicht, auf Erbe

53. Die Zukunft habet ihr, ihr habt das Vaterland, Ihr habt der Jugend Herz, Erzieher, in der Hand. Was ihr dem lodern Grund einpflanzt, wird Wurzel [GE Was ihr dem zarten Zweig einimpft, wird Früchte wa— Bedentt, daß fie zum Heil der Welt das werben follen, Was wir geworden nicht, und haben werden wollen.

54.

Mein Kind, o könnt’ ich dich, da du nun auf die Schwelle” Des Lebens eintrittft, gleich an's Ziel im Geifle ſteler Damit du, was gethan am Schluß einft deiner Bahn Du möchteft, thäteft jet, indem du fie trittft an. Mein Kind, auf diefem Weg bin ich vor dir gegangen; Was hilft's, vor Dornen did) zu warnen und vor Schlangs Mein Kind, mit deinem Bang heb’ ich neu meine Schwingen ; Was felbft mir nicht gelang, das möge dir gelingen. Was jelbft ich nicht errang, das mögeſt du erringen; Was unvollbradht ich ließ, Gott laſſ' es dich volibringen-

169

Wein Kind, ich zittre beim Gedanken ſchon, daß fallen Zu Bnneft, und allein muß ich dich laſſen wallen; Men, in Gottes Hut, allein mit deinem Muth; und bedent, daß man zurüd den Schritt nie thut.

55. Roch forgen andere, mein Kind, für dich und wachen; Bald es für di zu thun, mußt du dich fertig machen. And Hift dus für dich jelbft von Sorgen einft geborgen, Fur Andre haft du dann zu wachen und zu forgen. ber Menſch wird niemals frei von diefer Sorgenwacht, Die er bald Anderen und bald ſich felber macht.

96. Ber jeine Schwächen kennt, wird fremde nicht befchreien, Um wo er Rachficht felbft bedarf, auch gern verzeihen. Doch wird er überlaut auch Glänzendes nicht Loben, Weil menfchliches Verdienſt er kennt aus eignen Broben. ich von Bewunderern entfernet wie von Spöttern, Wird er fo wenig, als verdammen, auch vergättern.

57. Du Tonipiel fennen muß, wer’s brauchen will zum Spiele; Und jo die Menfchen, wer fie leiten will zum Ziele. Tem Riemand will allein und kann zum Ziele fchreiten, Ba nit zu gleichem Ziel der andern viele fchreiten. Ba iR das Ziel nur gut, fo ift nichts einzumenden, Dem du zu deinem Ziel weißt andre fein zu wenden. den leider ohne Ziel gehn in der Irre viel, Die 8 dir danken, wenn du ihnen zeigft ein Ziel.

58. ' Re Borbereiten hilft, das Rechte recht zu thun, Deanm anders dachteſt du, und anders thuft du nun. Ga andrer fühlſt du dich im Thun, als Du dich dachteft, Und findet andres vor, als du in Rechnung bradjteft. Im iR kein Rath, als did) im Ganzen redt zu faflen, Un) dann das Seinige dem Augenblid zu laffen.

60,

Der Menſch Tann, was er will, wenn er will, ı At wohl ein quter Spruch, doch gnügt er nid Ter Menſch lann, was er will, wenn er will, In, diefem ift das Maß der Mannestugend Das ift der Zauberbann, womit du alles ſtillf Bolle nur, was du foift, jo kannſt du, wa

6,

Gin gutes Werkzeug braucht zur Arbeit ein 4 Und gute Waffen auch zum Waffenftreit elı Du Streiter Gottes und Arbeiter, merl's, o 4 Daß deines eignen Leib du nicht unachtſar Das ift dein Arbeitszeug, das ift dein Streitg Das Halte wohl in Stand, zu freiten und O wie du dich bethörft, wenn du ben Leib zer Der dir fo angehört, wie du Gott angehör| Wie du Gott angehörft, gehört dein Leib dir Und ohne deinen Leib biſt du fein Bottehe

62. Sei mähia im Genuk. nit blok aemürater

171

63.

Ben Eehn, wenn du dich haft vergangen, büß' es gleich; dem deb Bergehens harrt früh oder ſpät der Streid. Sk aber büßeft du's? Dadurch, daß du bereueft, Ba Di des ficheren Gefühls der Beßrung freueft. Bein Sohn, fei überzeugt, es giebt noch Herzenslünder, Und Gott allein nicht fieht in's Innre jedem Sünpder. ‚a Zunre fiehet auch dir jeder, dem getrlibt Veh Geiſtes Sehkraft felbft nicht ift, noch ungeübt. In) velchem Blicke du begegneft, mußt du bangen, Veh er von Gott die Kraft, dich zu durchſchaun, empfangen. Ir keiner Stirne ſteht's, dort wird er es entdeden; Bigwiichen kannt du's nicht, du fannft es nicht verſtecken. Dre wenn dort Böſes fteht gejchrieben, jchreibe du IR leſerlicher Schrift die Beßrung aud dazu. Kb ungeichrieben zwar wird, was ift ausgeftrichen, Dech für den Rechnerblid die Rechnung ausgeglichen. Den Sohn, nicht darin fuch’ Hier Gottes Strafgericht, Tab jedem Sünder man die Strafe ſichtbar fpridt; Tarin, daß feiner hier gefündigt und verbrochen, Der nicht fich jelber hat jein Strafurtheil geſprochen. Era’ iR ihm das Gefühl, daß er ftrafmürdig fei, Und mehr noch Strafe dies, dab er von Straf’ ift frei. Dem denten muß er, wenn fie hier ihn nicht ereilt, Exigegen eil’ er ihr dort, wo fie ewig weilt. Und dies Geſchwür, das er doch pochen fühlt und kochen, Roch beſſer wär’ es aufgebrochen, aufgeftochen. 30 befer wär’ es dir, du heilteft hier dich aus, Und fämefl dort gefund in deines Vaters Haus,

| |

64.

En lange du noch kannſt erröthen und erblaffen, SH du don menjchlichen Gefühlen nicht verlafieı. Kr mögen menſchliche Gefühle dir entweichen Emweit, daß du nicht kannſt erröthen und erbleichen ! ichen macht dic, Furcht, erröthen macht did Scham, Fercht die vor'm Böfen lommt, und Scham, die nad ihm kam.

65. L

Die Unzufriedenheit mit deinem Thun, die Reut,

Hilft dazu, daß fi nicht das falſche Thum erwer

Allein zum rechten Thun Hilft fie dir wenig nur:

Die Reue reutet auß, doch wer beftellt die Fiun Um deines Herzens Flur gedeihlich zu beſtellen,

Muß Selbfivertraun, genährt von Gotwertrau

66. Einfacher Haushalt ift im Staate zu empfehlen: Den ſollſt du, wie im Haus, auf im Gemil Ob enger jei der Leib, ob weiter fei der Voge⸗ Geſchlofſen fei er nur, jo feſt als rein gegog Was Fremdes tritt herein, anweil’ ihm feine ' Und was nur flören Tann, abweif’ es ven Ein Mannigfaltiges, ein Bielgeftaltiges, Zufammen fei’s gefaßt durch ein Gewaltig Dur ein Gewaltiges, das in der Mitte Ref Als Sonn’, um die fi ein Planetenwirb Den Mittelpunkt des Lichts, den Mittelpumi Der Zieh⸗ und Schwerkraft, Haft, mußt 5 Verdunkle nur ihn nicht und bring ihn wid Durch thörichte Begier und eitele Geber

18

den Dingen Werth, und mußt dich ſelbſt verklagen, iu, was du enibehrt, zu hoch haft angefchlagen. u hält man Haus, mit Wen’gem kommt man aus; ont den Magen, wen genügt ein Ohrenſchmaus. uwas dir ſich beut, und thu, was du vermagft, iu, ohne daß du dich noch andre plagft.

67. be, lieber Sohn, ift Grundlag' allem Wiſſen; a fei zuerſt und ſei zulett beflifien ! zit allein und eine Vorbereitung fenſchaft iſt fie, und Mittel zur Beftreitung: nicht der Kraft, um fie geſchickt zu machen, ingen mit dem Wort, zum Kampfe mit den Sachen: Sache ſelbſt im weitften Wifjenstreife, ſſchluß über Geiſt und Menſchendenkungsweiſe. Inmlichen und zeitlichen Entfernung aſchen zu verſtehn, dient ſeiner Sprach' Erlernung. henkunde führt zur Weltverſtändigung; isme fpät und früh auf Sprachenbändigung!

68. Sprache mehr, die du erlernft, befreift n bisdaher in dir gebundnen Geift, Hätlg wird mit eigner Dentverbindung, ſchließt unbelannt geweine Weltempfindung, g, wie ein Volk fi in der Melt empfunden; ſe Menſchheitsform haft du in dir gefunden. Dichter, der nur dreier Spraden Gaben rühmte fi, der Seelen drei zu haben. 5 hätt’ in fih nur alle Menſchengeiſter M vereint, der recht wär’ aller Sprachen Meifter.

69.

dich, wenn du Iernft, und freuft dich, wenn du jpieleft, je noch, wenn zugleich allbeides du erzieleft.

eſt du dich fleis, wenn dir zu jeder Frift

el dein Sernen und dein Spiel rin Lernen if.

14

m * Aufmerljamleit, mein Sohn, if, was ich Bei dem, wobei dur biſt, zu fein mit- Wenn bu an andres denkſt, als was bei So Hörft du dies nur halb, und im Klar Du aber braudft zum Glück an andrei Und kannſt Aufmerffamteit mir ungelellk Das if der Borzug, den der Knabe kei gg Der eignen Denkens ſich nicht mehr ey Er hat bei allem, was er hört, joniel u: ie Daß er kein voll Gehör kann dem Geh

.71. -,

Das Gähnen, lieber Sohn, es ift zwar un Doch abgewöhnen mußt du dir’s als ung Ich habe nie geiehn, daß, wenn du auf den Was Gutes haft zu lau’n, dir fam dabei Auch würde dir dadurd des Kauens Kraft ı Und fallen möchte dir aus ofnem Mund Beim Lernen aber ijt das Gähnen gleich ern Ich jehe, daß es dir nicht wie das Eflen | Wenn gähnend fih der Mund aufthut, ſchüch So daß es ungehört des Lehrers Wort we Wenn gähnend fi) der Mund aufthut, gehn Daß fie des Buches Schrift nicht aufgufell Des Lernens Süßigfeit haft du noch nicht au Sonft wäre dir die Luft zu gähnen gemg ! Das Wiflen, wis o Sohn, ift auch ein guter Dem Seelengaumen wird durch's Gahnen Drum wenn beim Lernen dir ein Gahnen fa Entſchloſſen mit dem Schloß der Zähne m So hat es dir vorerft den Biſſen nicht geuse Und endlih wird ihm felbft die Luft verge

72. Muth ift die beſte Kraft, zu allem Guten nd Und willig hollſt du fein dazu nıit Zu ce

—t 175

de Bath iR aljo gut, und befier noch Gutwillig; Bie wird aus beiden denn das böfe Wort Muthwillig? % Ian daraus, o Kind, viel Gutes wird zuletzt Gin Bft, wenn man es verfehrt zuſammenſetzt. Gin mutb'ger Will' iſt gut, noch beifer will’ger Diuth, Dh Bilmuth und Muthwill’ ift eine böje Brut.

73. Bau du im Glüde ſchwimmſt, das Unglüd nur vernimmft Ser außen, iſt's nicht fein, dak du den Ton anftimmit Son Clides Nichtigkeit, Unglüds Unwichtigkeit; Dein thallos guter Rath ift ohne Richtigkeit. Kur nah du jelbft vermagft zu tragen, zu entbehren, Lamft du mit ein’gem Recht an andre auch begehren. Und felher da mußt du den Schwachen Nachſicht gönnen, Bern fie, was leicht dir wird, jo leicht nicht nehmen können.

74.

Bar fagt wohl, ein Erſatz, ein zeit’ger Lückenbüßer,

Kt jeder Forderung genügen ſoll' und müß' er. deh wenn er wirklichen Bedürfniß nicht genügt,

Hs beffer, dag man nicht den Wunſch mit ihm betrligt. Dez das Bedürfnig wirkt, jolang die Lid’ ift offen;

I fe zum Schein gefüllt, bleibt Beßrung nicht zu hoffen.

75.

Sera einen Henlel zum Anfaifen hat der Krug,

Bog bei dem Henkel ihn anfaflen, wer ift flug.

deh wenn der Henkel fehlt, jo greift, wer es verftcht,

Ind ohne Henkel an, und trinkt, fogut es geht.

muß Gelegenheit, wo fie fich zeigt, benugen, Und dor Verlegenheit, wo fie erfcheint, nicht ftugen. 76. 24 Ruh im Leben Hat, wer Schäg' hat in der Truhe; Und wer den Schaf vergräbt, hat auch im Tod nicht Ruhe. ge muß er gehn als Geift um jeden Platz,

Bo er den Schatz vergrub, bis jemand hob den Schah. ur ih, dag du kannſt Ruh im Tod und Leben haben,

Beil du haft keinen Schag verſchloſſen noch vergraben.

176

0 77.

Wie herzerquickend iſt erfüllter Pflicht Gefühl! Im Froſte macht es warm, und in der Hitze Uhl

Gleichwie des Wachſsthums Trieb durch Knoten an dem So treibt aus Hemmungen des Sieges Kraft emper.

Dod immer ift ein Kampf, wo wir zu fiegen haben; O felig, wer fein Herz in Frieden Hat begraben.

78. Ein Würfelfpieler, dem ſchlimm jeder Würfel fl, Der jedes Spiel verlor, doch nie die Luſt am Gyid, Hat keine Ruh, bis er auf’s Glück des Würfelfalles Setzt alles, was er hat, und hat verloren alles. Auf's Spiel hat er zulegt die Würfel jelbft geſetzt; Vielleicht gewinnt er Ruh, wenn er verlieret jeßt.

79.

Viel ſchneller als der Schall if, wie man weiß, das Ai Was aber fähneller als das Licht fei, weiß Man nid

Biel ſchneller als das Licht ift, denk’ ich, der Gedanke, Der jeden Augenblid berührt des Denkens Schranke.

Doch auch die Schnelligkeit des Denkens fcheint geringe Als ein gedanfenlos bewegter Schreibefinger.

Und übertroffen wird die Schnelligkeit im Schreiben Bon der des Lefers nur; wer kann's noch weiter treiben!

80.

Um eine Blum’ im Korn, von Knabenaug' erblickt, Um eine Blume wird wie mander Halm gefnidt! Dem Landmann wär’ e8 gut, wenn unter feinem Rogten Gar feine Blume wüchſ', um Knaben anzuloden. Dem Landınann wär’ es recht, wenn unter feinem Veije⸗ Gar feine Blüthe ſtünd', um Knabenluſt zu reizen. Recht wär’ es ihm und gut, wenn unter feinen Saaken Nicht wäre, weshalb fie die Knaben ihm zertratm. Die Blumen nennet er Unkraut mit Recht, fie find Das allerigäplictte für feiner Pflege Kind.

Mm

17

Toqhterchen ein ſtrenger Bater ſchalt

inheit, die bei ihm nur als Verführung galt; æ Bater nicht wie jener auch außraufen

fraut will noch darf, wonach die Knaben Laufen.

81. acht iſt nicht, nicht Theil an Andern nehmen; gu muß fi) doch, wer auch nicht will, bequemen. lichtige nimmt Theil an Glück und Leid; les macht ihm Luft, und jenes macht ihm Reid. acht IR nur, annehmen folden Schein ilnahmloſigkeit, als gält’ ihr alles Klein.

82. ie Lieb’ einmal zum Haß des Hafles hin, es gegen daB, deß Liebender ich bin. nein Haß, nicht weil er nicht Haßwürd'ges träfe, nt die Neſſel nit um reine Liebesichläfe. wer da will und beßres nicht vermag, und liebe du jung bi3 zum jüngften Tag.

83. xrth fich fühlt, will auch geehrt fich ſehn; n fieht er gern auch ſich fein Recht geſchehn. dentlih nimmt er Außres Ehrenzeichen a an, die ihm nicht andres können reichen. iet’ger Gruß, anftändige Verbeugung, Geehreten willtonnmene Bezeugung, Werthes, den er fühlt, des Werthes deren, tgeugen, daß fie Ehrenwerthes ehren.

84.

ein Leiden felbft in That verwandeln Tannft, sg du rühmen dich, daß freiheit du gewannſt. vegungen löſ' auf in dein Erfennen,

ft du, leideft nicht, und darfſt fo frei Dich nennen.

ste VIIL 12

1718

85. Du ſagſt: Begier ift böf’, es fei nun, daß fie ruhre Vom Böfen her, e8 fei, daß fie zum Böen führe. Ich aber fage dir: Begier begehret nur Ihr Gutes, und verabſcheut Böſes von Natur. Bielmehr: Was fie begehrt, wird darum gut fie nennen, Und mas fie fcheuet, da3 davon als Böſes trennen. Die Trennung bbſ' und gut bringft du nur in die indem du fagit, wie fie fih zur Begier verhält. Und hätte böf’ und gut der Menſch nicht unterfchieben, Wär’ er begiervelos, mit der Ratur im Frieden.

86.

Berrede nicht, zu thun, was du dir vorgenommen

Zu laffen ! Uebernacht kann e3 dir anders kommen. Und aud zu laſſen das verrede nicht, was du

Zu thun dir vorgelegt; viel ändert oft ein Ru. Schwach ift das Menſchenkind, ein Rohr bewegt vom Wind;

O tadle nit, daß du hift, wie die andern find. Nur mo gebeut die Pflicht, und wo fie widerſpricht,

Da thut und unterläßt ein Dann, und ändert nidt. Doch vieles kann geſchehn und kann auch unterbleiben,

In ſolchem darfft du di von außen laflen treiben.

87. Den Menſchen follft du dich inſoweit anbequemen, Um jeden in der Art, wie er ſich giebt, zu nehmen. Nur felber jedes Art und Unart anzunehmen, Inſoweit jolft du dich den Menſchen nicht bequemen.

88. Greigniffe find nicht das Michtigfte am Leben, Wenn, ohne dir bewußt zu werden, fie entfchiweben. Was innerlih nur ward, wie Hein es fei, ift wichtig: Mas äußerlich dir blieb, das Größte felbft if nichtig. Drum dränge nicht zuviel hinaus did in den Braus, Zaß aber unbemerkt vorbei nicht? deinem Haus.

179 x dh ein Ergebnis dir aus dem, was fi begab Srdeutendes, und frag’ ihm die Bedeutung ab. “ihm ein Tenfmal, da3 dir zeig’ in fünft’gen Stunden, Daß der geſchwundenen dir feine leer geſchwunden.

89. Oft mahnt em jäher Stoß den forgenlojen Gleiter Auf glatter Lebenzfluth an Trümmerung und Scheiter. Da dank’ ihm, daß er aus Gedankenloſigkeit Di wedt, zu danken Gott für gnädiges Geleit; Säür gnädiges Geleit zu danken und zu flehn, Taß meiter fanjt gewiegt dein Schifflein möge gehn.

90. Die Pfeile des Geſchicks fliegen nach allen Seiten, Und Menſchentugend iſt machtlos zum Gegenſtreiten. Kar eine Schutzwehr bleibt, ſich ohne Schuld bewahren, Um nicht zu äußerm Sturm auch innern zu erfahren. Denn zwar nicht ganz aufwiegt Unſchuld des Schidjals Laft, Doch leideit du nur halb, was du verdient nidt haft.

91. Unglücklich kann ein Menſch vor lauter Glüd fich fühlen; Ein eines Ungemach kann großen Schaden fühlen. Ich dent’ an einen Freund, der, weil bei Nacht und Schlaf Nie eine Feuersbrunſt, ein Diebftahl nie ihn traf, Ei mußte Naht für Naht vom Traume lajjen äffen, Jetzt endlich follte, was ihn noch nicht traf, betreffen. Wie glüdlih hätt‘ ein Dieb, ein Feuer ihn gemacht! Geruhig hätt’ er dann gejchlafen jede Nacht. 92. Im Anfang hofft ein Menſch mit glücklichem Erdreiſten, Was Unerhörtes, Unvergleichliches zu leiſten. Bald fieht er ſich enttäuſcht, von Schranken eingehemmt, Bergebens daß er noch die Kraft entgegenſtemmt. Er fühlt es wohl, und ſucht ſich's aus dem Sinn zu ſchlagen, Daß auf der Welt heraus nichts tommt mit jeinen Blagen. Doch zur Gewohnheit ward ihn feine Plage So, Nur Durch die Plage wird er noch des Lebens froh.

10

98.

O ſchwoͤre nicht, weil izt du hafſeſt, ſteis zu Erlaß den Hab dem Feind! der Schwur | Auch ſchwöre nicht, wenn izt du Ticheft, Reis Die Freundichaft kann vergehn, dann ift dei Treu fein dir felber nur und Gott und ber Auch diejes ſchwöre nicht, doch halt’ es of

94. Die Dankbarkeit ergeht nit in des Kandelr Die Dankbarkeit befteht, das Wort fagt’s, Mein Denken dankt, es ift mein Dank eu Wenn aud ihn weder Wort noch Werk bi Undankbar wär! ih jonft in einem wicht'gen Denn wem am meiften Dant ic ſchulde, Mit Worten kann ich mich bei ihnen nit b Doch fie begnügen fi mit danfenden Gel

9. Willſt du erquidenden traumloſen Schlaf ge: Laß wad did im Genuß nicht Mäßigkeit Und jo im Leben auch jei mäßig, wenn beg Du ruhn in Gott willft und nicht böfe T Sieh, melden Kohn der Seel’ hat Mäkigun Im Wachen und im Schlaf, im Tod und

96. Die Kropfgans ſchlingt den Fiſch hinein auf Es fehlt ihr der Geſchmack, fie fühlet nur Ein Schlemmer aber mag in Heinen Biflen Die Wärzchen des Geſchmacks andächtig 3 So wenig jene mir, gefällt mir dieſe Sitte; Ich rathe dir auch hier wie überall die 9

97.

Sonſt ward dem Zauberer in abergläubifcge Ein Vorderzahn des Munds ein obrer eiı

—t 181

da Edlange gleihfam jo der Giftzahn ausgebrochen, Top froftlos fei das Wort, undeutlich ausgeſprochen. Dad qlagtt du Zahn um Zahn dem Obrenbläfer ein, Eein Ohrenblaſen wird nicht minder giftig fein.

98.

Me da für dein Berdienft erwarteft reihen Kohn,

Ed’ dih um Stadt und Land verdient zu machen, Sohn Dez Wohlthat einzelnen, wie ſchön fie fei,. erwiefen,

Beieiden bleibt fie ſtill von einzelnen gepriefen. Bar vell Beleligung ein göttlih Hochgefühl

SR, ringsum danken fehn ein lautes Volksgefühl, Ws Untlig keinem ſchaun der Finder, Mütter, Väter,

Die’ in der Bruſt fich jelbft zu fühlen ihr Wohlthäter. Dagegen fommt nicht auf, wie groß es fei und echt,

Genf ein Berdienft um Welt und menjchliches Befchlecht, du geifligsfein und zart, von unfichtbarer Art,

Enisehret auf dem Markt lebend’ger Gegenwart.

99, Ki Eohn, das Ehrgefühl iſt eine Umgeftaltung ‚Im allgemeinen Trieb des Lebens, Selbfterhaltung. Bir fühlen unfer Sein gefteigert und gemehrt, Sem wir anerlannt uns fehen und geehrt, I) mögen billig dies von uns erworbne Leben Bertheidigen jo gut wie daS ung Gott gegeben.

100. ken kigen nennt der Menſch ein Gut uneigentlich; Def Gutes iſt von Gott, gefteht er ſchweigentlich. Sn, was deiner Art, was deinem Sinn kann eignen, 86 dir’g auf deiner Fahrt begegnet, dir aneignen. Üiguer diefer Welt das ift ein Geift, der eignet dauernd alles zu, was flüchtig fich ereignet. kigenthum ift nur ein äußerlich Geleit, Ver rechtes Eigenthum ift Eigenthümlichkeit. If dire Eigenblum’ Halt ohne Eigenruhm, laß dir rauben nie dein eigenft Eigenthum.

1123

Bleichfern von Eigenfucht alswie von Eigenfndk, -

In Eigenzucht gedeiht des Herzens Gigenfnih Dies fei mein eigner Sinn, zu fein ohn’ Kiga - Rein eigen bin ich nur, wenn ich dein eigen Be: " Ich bin in Luft und Schmerz liebeigen und leibeiges

Dir, welddem ftet3 mein Herz blieb eigen und Bei’

"n is

101.

Sohn, aufrecht jei dein Bang, und all dein Thum Aufrechter Bang ift für den Menſchen nicht Ä

Er iſt, von Gott gewährt, die erfte Hehrfte Gun, Und if, vom Kind gelernt, die erſte ſchwerſte Muef

Die, und die eng mit ihr verbundne Kunſt der Rede, Begründet und bedingt der andern fünfte jede.

Hoch halte fie, o Sohn, und mad’ Gebrauch davon; Steh’ aufrecht, wo du ftehft, nah oder fern dem X

Vor'm höchſten Throne felbft halt aufrecht die Gebe Men Gottes Gnade hält, den läffet fie nicht wanfı

Steh’ wie ein frommer Knecht vor deinem Herrn au Segürtet, mwinkbercit, zur Arbeit, zum Gefedt.

So geh’, aufrechten Haupts, ohn’ Hochmuth auf der Aufrichtig jei dein Sinn, dein Wort und die Geh

Halt aufrecht, wie dich felbft, daS Recht, wo du verm Richt auf Erliegende, und dich, jo du erlagfl.

Die Sterne winfen dir, zu ihnen aufzurichten Den Blid, und deinen Gang nach ihrem Kauf zu

102,

Die Sind’ ift innerlih; und innerlih für fi Sein wollen, eben das ijt Sünde wejentlich. Die Sünde fann gar aus dem Innern nit heraus, Und wie heraus fie tritt, wird Anderes daraus, Daraus wird eine That, die in die Reihe trat Der andern Thaten, die dort tragen gute Saat. In Gottes Ader ift von Nugen auch der Mif; Pfui aber über dich, wenn du nichts beſſers biſt.

188

103. zigebig? Wer, dies jagt das Wort, giebt frei, me daß er felbft dazu gezwungen ſei, ı weder durch Gewalt, noch Rückſicht auch, ihgewaltig ift, auf Ruhm, Stand oder Brauch. M, dem Wort wohnt diefer Sinn aud bei, n Unfreien giebt, den Schuldverbundnen, frei. iſt, wer frei dir giebt, daß, wie du magft, immft, was er giebt, Dank oder nicht ihm jagft. wer als Mann, als freier, fund fih giebt Beben, weil er Tann hingeben, was er liebt. au’ iM feines Guts, wer's nicht hingeben Tann; jun fih vom Beſitz nur der freigeb'ge Mann.

104.

faltt’s auf den Kopf, fteht wieder auf fogleich, Al jein Hin fo hart, nur weil es ift jo weich, um einem Drud fi ſchadlos zu bequemen, ihfam eine Form beliebig anzunehmen.

defien Hirn ſich nicht mehr jo kann jchmiegen, ven Kopf aufihlägt, bleibt er bewußtlos liegen. ucht der Dann auch nicht alswie ein Sind zu fallen; fen lernt das Find, der Mann bedächtig wallen.

105.

ag ift, was fich zuerft im finde regt,

m die ſchwache Hand, den zarten Mund bewegt. ne Buppe, wie es ſelbſt die Mutter trug,

ägt auf das Klavier, weil e3 der Bruder ſchlug. das Bud, woraus der Vater betend las; bandfaltend ſummt, aud ein Gebet ift daS. nicht befier ftreun in ihm des Guten Samen,

a du Gutes ftets ihm vorthuft, nachzuahmen.

106.

zu jeder Zeit, wahr in der Gegenwart, Vergangenheit, und auf die fünft’ge Fahrt.

Wahr in der Gegenwart, fo wie du bif, di zeigend Wahr für Vergangenheit, Gethanes nicht az

An Zukunft wahr, bereit, was du veriprichkt, zu YalksSa So biſt du wahrhaft wahr in allen Zeitgeftalten.

107.

Du fiehft, es wankt dein Kind, und, ſtatt ihm beizufpchagß! Siehft du mit Angft ihm zu, wie es ihm wird geine

Wird e8 im Gleichgewicht ſich halten, wird es fallen? Darüber läfjeft du die Zeit der Hülf’ entwallen.

Die Roll’ ift ungeſchickt, die du dabei geipielt; Gefallen wär’ e8, wenn es nicht fein (Engel hielt.

Doch tröfte dich, wer weiß, du hätteft, wohlbeflifien Eingreifend, es vielleicht erfi hin zum Sturz geriffen.

Es fiel nicht, danke Gott. Fiel es, jo machteft du Vorwürfe dir mit Recht; nun ift fein Grund dazu.

108.

Ein Mann zu werden, ift des Kindes Stolz, ein Manr—

Bedauert wohl, dak er fein Kind mehr werden lann. Wollt' er ein Kind fein, un fich kindiſch zu geberden }

O nein, als Kind möcht' er zu anderm Manne werden Ein Vater ift beglüdt, daß er ein andrer Mann,

Als er geworden ift, im Kinde werden fann. Mit aller Einfiht, die Erfahrung ihm verliehn,

Streb’ er fi jelbit im Kind zum Manne zu erziehn.

109. Das Gähnen, das, mein Sohn, beim Kernen dich beſchleich Ein Zeichen ift es, daß Aufmerkſamkeit entweidt. Es zu verbeißen Hilft auch gar nicht mit den Zähnen, Wenn du nicht innerlich bezwingen fannft das Gahnen. Ber aufgeiperrtem Mund ift jelbft das Ohr geſchloffen Das äußre, mehr noch ift das innre dann verbroffen. Nod einmal denn verjuch in muthiger Ermannung, Ob du erhalten kannſt den Geift in rechter Spannung; Wo nicht, fo laffen wir es lieber heute ruhn: Denn beſſer ift, als ichlecht, die Arbeit gar nicht then.

18 -

110. Baum sa du dich gefreut fehllofer Jugendblüthe a theuerften, mit dankbarem Gemuthe; En Sankt ein Unheil, und der Luſtglanz ift vorbei, Wach gefallen drein ein böjer Mehlthau ſei. Larf man fih loben nichts, aus Furcht e8 zu berufen? W2 aichts fich freuen, was zur Freude Götter ſchufen? Sein, Yanfe Gott, daß dir nicht laſtet auf’3 Genid Feindſelige Gottermacht und neidifches Geſchick. Rein, dante Gott, der dir die Freude gönnen wollte Un Schönen eben noch, ala es verblühen folite. Richt deine Freude hat den Schaden angebahnt, Du frenteft dich nur jo, vom droh’nden vorgemahnt.

111. Tas rechte Maß, wie man den Lehrling vorwärts treibt,

Sp daß er doch dabei in rechten Schranken bleibt,

ſt. einen Fortſchritt, den er that, ihn laſſen merken, _ „Un ju dem weitern, den er thun fol, ihn zu Rärten,

Richt daß er glaube, ſchon ein Großes jei gethan,

Dod fühle, daß er thun das Größte fol und kann;

| Zayiigen unvermerft, ihn nicht im Weiterjchreiten Ju flören, aus dem Weg zu räumen Schwierigleiten,

Tg ihm zu gönnen auch dabei von Zeit zu Zeit Du lohnende Gefühl befiegter Schwierigfeit. 112.

Mei Sohn, erwarte nicht, daß dich die Leute warnen

Ir Voſem, eh’ davon du läfſeſt dich umgarnen. “werden zuſehn, bis um dich es ſchlug zuſammen,

Um zu beflagen dann dich oder zu verdammen,

Um fh zu freuen, daß fie befier find als du, Be nicht, doch glüdlicher; drum ſieh beizeiten zu, m Sohn, die Welt fann di nur führen in Gefahren; dich hüten mußt du felbft, und Gott muß dich bewahren.

Bein Gohn, ich lehre dich, was ich an mir erfuhr: Die Welt nimmt Theil mit Luft an unferm Schaden nur,

186

113.

Hat die Unendlichkeit nicht Räume ungeheuer?

Doch überall ift Raum geipart, als fei er therer. Der Drang des Lebens, wenn er fi) wär’ überlafken,

Selbft die Unendlichleit vermöcht' ihn nicht zu foffen— Drum ift des Lebens Fun’ in's Engefte gezwängt,

Weil Überall ihr Trieb in’s Weitere fie drängt. Zur Raumerfparung hat Baumeifterin Natur

Tas Bienenvolf gelehrt jecdhsedig bauen nur, Daß Zell’ an Zelle paßt und aller Zellen Enge

Zur Roth bequem nur faßt die arbeitfel’ge Menge. Berfrüppelt zwitterhaft find drin die fleiß’gen Horden,

Bon denen jeder frei fonft wär’ ein Weifel worben. Sp würd’ ein Bauer, wenn ihn nicht von allen Geiten

Die Nahbarn zmängten, ſich als Patriarch ausbreiten. Mit raſcher Fruchtbarkeit hat er ein Land befekt,

Bis die Bevölkerung ſich jelber Schranken jet. Alswie im dichten Wald von taujend Samentörnern

Aur eines fi) empor arbeitet aus den Dörnern; Doch wird er ausgehaun, mag eine Tanne fireun

Tie Samen weit umber, und bald den Wald ernem. Der Baum des Lebens ift von Samen ganz erfüllt,

Und überall ein Trieb im andern eingehüllt. Die Knoſpe wartet nur auf Plag hervorzudringen,

Sobald die alte weicht, wird gleich die neu’ entfpringe Mie an der Eidechſ', ob du Fuß ihr oder Hand

Abhiebeft, Hand und Fuß am jelben Ort entfland; Alsob die Glieder ſchon verborgen fertig lauern,

Und können nur nicht vor, jo lang’ die alten dauern. Sp überquillend ift au Menjchenfähigfeit;

Gieb Spielraum ihr, fie tritt hervor zu rechter Zeit. Drum füge dich der Zeit, erfülle deinen Pla,

Und räum’ ihn auch getroft, es fehlt nit an Erſaß.

114.

Dem, der für Unglüd hält, was ihn ala ſolches grüßt, Wird bitter Io die Welt, daß nichts fie wieder füht

187

2 mußt, wenn du ihm willſt den herben Stachel brechen, Durchaus das Unglüd nit für eine Macht anſprechen.

I Ungläd, befier follft du als das Glüd nicht fein; Wenn es ein Schein nur ift, biſt du auch nur ein Schein.

115.

An Irrthum abgeihan ficht dich nicht weiter an, Du gehſt an ihm vorbei ohn’ Anſtoß deine Bahn.

And Wunder nimmt dich's faft, wie man in vorigen Tagen Sich mit fo ſchwachem Feind ernfihaft herumgeſchlagen. Och Hätten fie gefcherzt, fo wär’ ex nicht befiegt;

But ſcherzen haft du nun, da er zu Boden liegt. 116.

Wie manchen priefeft du, was er nicht war, beglüdt,

Beil er mit faljhem Schein den innern Fehl geſchmückt. b einer wirklich fei zu preifen, zu beflagen,

Sagt er ſich felber nur, dir braucht er's nicht zu fagen. ch aber fag’ e8 dir, wie du mich immerhin

Vedauerft, wiß daß ich beneidenswerth noch bin.

117. Wer einem Freunde klagt, erleichtert ſich das Herz, Und wer vor Gott ihn ſagt, verſöhnet ſeinen Schmerz. Doqh wer mit janftem Laut ihn dem Geſang vertraut, IR auch davon zugleich getröjtet und erbaut. Wunderbare Bild, o Kraft des Seelenlichts ! Du ficheft Herbes mild im Spiegel des Gedichts. Und wie fih in dem Schein erblidt die Schrederfcheinung, Wird felber fie zu Stein, die dir gedroht Verſteinung.

118. Les Geiftes Flitterſtaat, mein Sohn, ift Reubegierbe, Allein die Wißbegier ift feine wahre Zierde. Vie Reubegier ift auf's Beſondre gleich befliſſen, Vie Wißbegierde will erft daS Gemeinfte wiffen. e Neubegierde fpielt, die Wißbegierde zielt; Vie Wißbegierde fchaut, die Neubegierde ſchielt. des Etrebens Unterfchied, haupt» oder nebenfächlid, VNacht gründlich Wißbegier und Neugier oberflächlich.

188

119. Zwei Einverftandene haben fi nichts zu fagen; Die Antwort mwiffen fie zum voraus, eh’ fie fragen Wo aber zweie fi in feinem Punkt verftehn, Wird die Verftändigung in leeren Streit ausgehn. Was alfo fordert und ermöglit Menfdhenwort? Halb Mißverſtändniß, Halb Verſtändniß, Hier und Sork

120.

Wo Ueberlieferung ununterbrochen waltet,

Wird an der Bildung Stamm leicht Blatt aus Blatt eu Der Schüler nimmt getreu von feinem Lehrer an,

Was der von feinem, der von feinem bat empfahn. So bis zum legten läuft der Funken durd die Kette,

Alsob unmittelbar er ihn vom erften hätte. Iſt nun der gliedernde Zuſammenhang geiprengt,

Weiß keiner mehr, von went, was und wie er’8 empfän Zu feinen Lehrern hat ein Schüler diejer Zeit

Die ganze Gegenwart und die Vergangenheit.

121. Schon wieder hat der Baum der Hoffnung fehlgeiragen, Und abermal das Reis des Wunjches fehlgeichlagen. Was ift zu thun? geſchwind, bevor der Tag vergeht, Schlag auf das Tagebuch, worin foviel ſchon flebt. Trag ein den fFehlertrag, er fehle nicht darin; Und ſchlag dir dann das Tyehlgeihlagne aus dem En

122. Der Kämpe wappne fih, eh’ er zum Kampfe gebt; Es ift zu ſpät, wann er in Feindes Mitte ftebt. So mit Grundſätzen magft du wappnen dic) und ſchirmer Bor Leidenichaften, eh’ fie jelber dich beftürmen. Oft leider wird auch jo, was du bei altem Blut Dir nahmeft vor als Schild, zerigmelzen in der Olut.

123. Vier Zeichen Ichr’ ich dich, fie find wohl lernenswerth, Wer dich liebt, oder ſcheut, verachtet oder ehrt.

189

Dich fürdtet, wer von dir ſchlimm hinter'm Rüden ſpricht,

Am di verachtet, wer dich lobt in's Angeſicht.

Di ehrt, wer dich, mo du's verbienft, zu tadeln wagt, Un) ſiebt, wer lieber Gut⸗ als Boſes von dir fagt.

124. Lern zweierlei, mein Sohn, zu thun nach Ort und Zeiten: Stoff Heizufchaffen und den Stoff zu verarbeiten. Vald wird das eine, bald das andre mehr gelingen, Doc beide fuche ſtets in's Gleichgewicht zu bringen. 8 rechte ift, wenn eins jo glei dem andern läuft, Daß fort die Arbeit geht, indek der Gtoff ſich hauft.

125. Erwag' an jeder Frucht, was dient zu deinem Mahle? n einer ifl’8 der Stern, von anderer die Schale. Serftändig if, wer das genießet, was ihm taugt, . ‚Den mark'gen Kern aufknackt, das ſaft'ge Fleiſch anfau Ein Thor, wer diefes Fleiſch und jenes Mark wegichmeißt, Dafür hier harten Stein, dort herbe Rinde beißt.

126. Ein Feld ift das Gemüth, und du bift fein Veſteller; D Bauft du es gut, fo wählt darauf das Gute ſchneller. och nicht wählt Nichts darauf, weil du es nicht gebaut; u Das Unkraut ftellt von ſelbſt fi ein, wo fehlt da3 Kraut. MB auszuraufen aud das Unkraut, hilft dir nimmer, u Wenn feine Wurzeln doch läßt e8 im Boden immer. RO willſt du es im Grund entwurzeln ganz und gar, Zu untergraben mit das Kraut läufft du Gefahr. Bas alfo bleibt zu thun? das Unkraut niederhalten, Daß oben finde Raum daB Kraut, fi) zu entfalten. Und hat das Kraut fein Neg dicht übers Feld geftridt, Darunter ift zulegt das Unkraut jelbft erftict.

127.

Ein Kindchen, das zuerft auf feinen Füßchen fteht, Erſt zagend einen Schritt, dann wagend einen geht,

MN

10

Wie hat e8 mich gefreut, wie hat es mich geräßtt, Und die Borftellungen mir weit hinaus geführt,

In feine Zukunft, wann der Mann die Kraft gewann, . Die geiftig ftehn und gehn auf eignen Füßen ann.

128.

Laß gelten, lieber Sohn, was irgend gelten mag,

Für diefen jüngften, wenn nicht bis zum jüngften Tag ' Laß andre gelten, und dich laſſen andre gelten;

Das ift viel befier als einander nieberjchelten. Wil dir nicht alles auch, was gilt, gleich gültig fheimenze

Sieh's recht nur an! was gilt’3% dir wird's gleichgültig WI Gleichgültigkeit derart iſt göttlider Natur;

Gleichgültig nicht allein glaubt Götter Epikur; Gleichgültig glaub' ich ſelbſt auch Gott in diefem Gin,

Daß ih ihm gültig gleich wie alle Weſen bin.

129.

Biel wichtiger ala was du haft gelernt, mein Sohn, Iſt was du haft gethan, und mehr haft du davon. Was du gelernet, mußt du fürdten zu vergeſſen; Was du gethan, von jelbft erinnerit du dich deflen. Es mag dich nun erfreun, e8 mag di nun gereum, Ron Selber wird ſich die Erinnrung dir erneun. Einmal gefchrieben, iſt's nicht wieder auszuſtreichen, Und in des Lebens Buch fteht es als ewiges Zeichen. Drum was du jchreibeft, denk, ob du e8 immer fehn Bor Augen möchtet, nie e8 wünjchen ungeichehn. Einmal gejchrieben, iſt's nicht wieder umzuſchreiben; Und ftreicheft du's auch aus, jo wird der Strich doch bleibew Und kratzeſt du es aus, jo bleibet doch der Krag, Und Neues läßt fi) nie rein fchreiben an dem Plaß

130. Der Mond am Himmel ift der Sonne beigegeben, Damit fie beid’ ein Bild vorhalten unjerm Leben. Der Mond bedeutet, dak im Wechſel alles treibt; Die Sonne deutet, was im Wechſel gleich fich bleibt.

—t 191

Im Monde tröfte dich bei Glückes Unbeſtand,

Und um Beftändigkeit blid auf zum Sonnenrand.

Km ab und zu an Luft, dem Mond glei, in Geduld; Und wie die Sonne ſei unwandelbar voll Huld.

131.

Kr jelten oder nie begegnen auf der Fahrt

Öinieden zweie fi) von gleicher Sinnesart. Bas jenem wichtig jcheint, hält diefer für entbehrlich,

Und was der wichtig nennt, iſt jenem nur beſchwerlich. Taher ein Lehrender und Lernender fich nie

Im Grunde ganz verftehn, doch lehren, lernen fie.

3 aber wird von dem gelehrt, von dem gelernt?

Ein Mittleres, was fi von keinem weit entfernt?

ein, Kignes giebt man nur, nur Eignes wird genommen; Tie Anbequemung mag von feiner Seite frommen.

Lehrer, der fi) anbequemt, wirkt ſchwach und flad; D Der Schüler, der es thut, ſpricht Unverſtandnes nach.

ET Lehrer ſtrebe nur ſich ſelber zu entfalten,

er Schüler lerne nur fein Eignes zu geftalten.

enn jeder fo ſich nur beftärft in feinem Sinn, D So öleibt für beide Theil' Erregung der Gewinn.

urch Lehren lernen wir; das Sprichwort bleib’ in Ehren, Dodqh wahr iſt's auch, daß wir durch Lernen ſelbſt uns lehren.

di 132.

ET geh’ ich dir, mein Sohn, Glück möge fie dir ſchlagen, ie dein Großvater einſt, dein Vater dann getragen, te Uhr, nun trag du fie, und möge fie dein eigen —8 ſchönre Stunden dir als deinen Vätern zeigen!

ernſtbeſchäftigte, ob heiter aufgeräumte, ie zeige dir nur nie die Stunde, die verſäumte! enn niemals, ob die Uhr du ſtellen magſt zurück, ehrt die verſäumte Zeit und ein verträumtes Glüd. in Bild des Lebens ift’s, was dir dein Vater gab: —8 Leben wie die Uhr läuft unaufhaltſam ab. © abgelaufne Uhr läßt wieder auf ſich ziehn; Fur die des Lebens ift fein Schlüffel ung verliehn.

19%

133.

Wenn dir ein Schritt entihlüpft iſt ein unebener,

So ſorge, daB auch der jei fein vergebener. Nachſichtiger mad’ er dich für Unebenheiten

An fremden Haus- und Gtadt- und Weltbegebenpeittt Denn lerne, weil die Welt ift jo uneben nun,

Vorſichtiger den Schritt ein andermal zu thun. Sp bleibt der Fehltritt dir in jeder Hinficgt werth,

Weil er jo Vorficht hat als Nachficht dich gelehrt.

134. Den Krüppel ſchilt man nicht, daß er nicht wandeln kant: Und auch ein Krüppel ift der baltungslofe Dann. Wer nun kann heißen gehn den Krüppel und den Lahr Der fordre Haltung au von dem in Gottes Ramert. Wer aber das nicht kann, der möge fi bedenken, Ob er dem armen Mann nit müfle Nachficht ſchen fe-

135. Du haft ein gleich Gefühl nicht immer deiner Kräfte, Doch Ihaffen mußt du, was einmal if dein Geſchaff #- Wenn du bei deinem Berk nicht fühlft die Frifche Lu : Doc denle darum nicht, daß du nichts rechtes thuſt Bertrau dem guten Geift auch in der ſchlechten Stund Der, ohne daß du's weißt, do ift mit dir im Bu

136. Statt vieler gebe Gott dir Einen Freund, getreuen, In jeder Lage dich, und fi) mit dir, zu freuen; Der dein Gefährte fei zu Fahrt und zu Gefahr, Und dein Gefelle, wo du fiedelft, immerdar; Dann aber dein Geno in jeglidem Genuß, Und niemals fei der Troß der Welt dir zum Berrmsh

137.

Am Tag des Glückes wird ein kühner Sprung bir glbdee, Am Tag des Unglüds ſtürzt ein Fehltritt von der Beiden.

198 +

‚Damm webe jeder Friſt den Fehltritt! denn du biſt X fer, ob dein Unglucks⸗ oder Glückstag if. wirft du defto fichrer wallen, as am Glüuckſtag macht Borfihtigleit nicht fallen.

138, verehrſt du den? Weil ihn ſoviel verehren. Beifpiel iſt's, wodurch einander Thoren lehren. ehrt dich einer erft, und dort ein andrer dann, abi biſt du ein verehrungswürd'ger Dann. ? weiß feiner zwar, doch jeder glaubt gewiß, andre will’ e8 ſchon, und ihm genlige dies.

139. ken dich, mein Sohn, daß du in diefem Orden, den du ſtehſt, nunmehr der erfte bift geworden. Oprgel; Lob’ ich zwar, doch fein Bereich if} Hein, bier der erſte nicht noch letzte ſollſt du fein. Orden foll dein Ehrgeiz dich befiedern, Iekter höher fteht als du der erft’ im niedern.

140. eR, da du dir follft die Unart abgewöhnen, % ſollie dir entgehn das Schönſte von dem Schönen. ſhun fie dunke dir, doch gieb die Unart mir, Rd zum Erſatze geb’ ih meine Liebe dir. derz zufrieden? Gut! geichloffen ift der Kauf,

Ke Unart iR nun mein, du haft die Liebe drauf. Sandel freut mich ehr; mög’ er dich auch erfreun! diefes nur, und nie wird e3 dich reun:

R nähe doch die Welt die Unart nad) Gebühr dit ab und gäbe nichts als ihren Spott dafür.

141.

Deberfefung Kunſt, die höchſte, dahin geht, da überfegen recht, was man nicht recht veriteht. Yalem Lernen ift es ebenſo beitellt;

was man ganz verfteht, ift wenig auf der Welt. zu lerne zeitig nur zu lernen, wo du geht, Inh manches was du halb und auch nicht halb verftchft. Miziö Zerte VIIL 18

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14

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142. In was du bildend dich wirft ganzer Seefe tauchen, Das kannft du fetzenweis am wenigſten verbrauden. Was im Vorübergehn den Geift berührt und flreift, Das iſt's, wovon zum Schmud er dies und das ergreift, Nicht wo du Einzelnes aufzählit, das du gewannfl, - Das meifte lernft du da, wo du's nit zählen fanuf.

143. Du bift, mein Yüngling, nun in den Erobrungsjaßren, Wo man erwerben will, und no nicht muß bewahren. Erwirb joviel du fannft, wend’ an, was du gewanuft, Und freue dich, daß du ſtets mweitern Kreis, umfpanmfl Dann aber, um nicht in's Unendliche zu fliehen, Wirſt du genöthigt fein dich endlich abzujchlieken; Dann glüdlih, wenn du aus dem Weitern, das zerjcheiter, Den heitern Geift gewannft, der Enges dir erweitert

1441. Was giebt ed hier, um mas des Volks Gedräng ſich hist? Frag's oder warte, bis es wieder fich verläuft. Doch wenn du’s dann erfährft, haft du vielleicht erfahren, Daß du dein Tragen und dein Warten konnteſt |paret- Drum lieber geh’ mit mir vorüber dem Gefchrei, Und denf’ im Stillen, was es wohl geweſen ſei? Wir können mandherlei Anläffe dem Gefchrei Erdenten, feinen doch, der viel zu gut nicht fei.

145.

Vieleicht, doch nur vicheicht vollfommener vollendet

Wär’ eines, hättet du darauf mehr Zeit verwendet. Do kümmre dich nur nit! was etwa diefem fehlt,

Erſetzt ein andres, das dein Fleiß inzwiſchen wählt. * Der Dinge find ſoviel zu thun in dieſer Welt,

Daß gar zuviel verſäumt, wer lang bei'm einen Rath’ ich dir Sudelei drum und Eiffertigfeit ?

Nein, aber Eilfahrt! denn mit Eilfahrt führt die - Eilfertiger als je die Eilfuhr mit den Gäften,

Fährt meine Molfenpoft ftet3 zwiſchen Oft und Be

ı

—t 195

146.

jegriffen Haft du, doch damit ift’3 nicht gethan;

Run lern’ es aud, dann erfi gehört es ganz dir an. Es iR ein Unterſchied, begriffen und gelernt;

Beim erften Schritt ift man noch weit vom Ziel entfernt. Doch, if auf rechter Bahn der erfte Schritt gethan,

So kommt das Ziel von felbft, Halt nur den Schritt nicht an! Das recht Begriffene ift leicht zu lernen nun;

Doc lernen mußt du es, fonft lannft du es nicht thun.

147. Ih rathe dir, wenn eng ift deine Gartens Raum, Suerft zu pflanzen drin fruchttragend einen Baum; aber, wenn noch Raum daneben ift, daneben Zu pflanzen einen Baum, der au mag Schatten geben. Sei nur zufrieden, wenn der eine dir den Schatten, Der andre giebt die Frucht, fo wirft du nie ermatten. Bd) dann bift du beglüdt, wenn dir den engen Raum De Herzens füllet ein Zugleih-Fruht-Schatten-Baum.

148. I Wöpf' aus deinem Brunn und laß auch andre ſchöpfen! Ir fhöpfet ihn nicht aus mit Eimern, Kannen, Töpfen. Lg miß nicht feine Tief’, und laß auch andre nicht sm meflen, weil dadurch ihm die Quellader bricht. Dein gottgegebne8 But jei dein mit Luft beſeßnes, Ein dem Bedurfniß angemehnes, ungemeßnes.

149. Ben man gern anerkennt, der wird gern anerfennen; man das Seine gönnt, mag Undern Ihres gönnen, Venn ihr dagegen mir mein Recht nicht wollt zugeben, & leugn’ ich eures ab, und ftreit' euch ab das Leben. m dieſem Sinne bin ich felber zwar entfernt, Doch ihn begreifen Hab’ ich leider wohl gelernt.

die 150. dand, die dich begabt, ſieh an, nicht nur die Gaben; als Erworbnes gilt, wie wir's erworben haben.

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Wenn gute Götter dir geſchenkt und Geifter Hold

Staub oder dürres Laub, wird dir’s im VBufen u. Und von Unholden wenn mit Silber oder Golde

Du di bereichert glaubfl, wird's in der Hand as

151. Man ſchlagt die Kinder nicht mit ſchon gebrauchten Aus friſchen Zweigen muß man dazu Ruthen leſen Denn nit auf’s Ohngefähr gelibt wird Kinderzucht, Das Werkzeug fei dazu mit Sorgfalt ausgefudt. Vom Kinde, das fie fchlug, fol fie den Ramen tragen Und mit der Ruthe folft du dann kein Thier mehr hl⸗

152. Drüd manchmal zu ein Aug’! es ift nicht fchwer, der Der Wimper hängt daran, zieh ihn nur leife vor! Doc lerne jchließen aud, was jchwerer ift, das Ohr! Bon innen fchließ es! denn fein Schloß ift außen va Laß dich die Uebung in der Kunſt nur nicht verdrieß⸗ Zu rechter Zeit das Aug’ als wie das Ohr zu {GR Sonft Haft du feine Ruh’, weil, wie die Leute |precheumme An’ wiſſen Kopfweh macht, al’ hören Ohrenſtechen =

1583. Wie übel ihr vergleicht! des Einen Wirklichkeit, Des Andern deal, die Kluft ift freilich weit. Den Wuchs nicht wie er ift, doch jollt’ und könnte ſe⸗ Bringt ihr in Anſchlag hier, Auswüchſe dort allein Die Todtenajchen dort, und hier die Lebensflammen; = Da könnt ihr freilich leicht Hier preifen, dort verdarm Laßt jehn, ob nicht die Gluth ſich aud in Aſche Legt Und ob die Afche nicht noch einen Funken hegt!

154. Ich Ichre di, mein Sohn! Nie übe das, was über Das Maß ift! Ueberall vom Uebel ift das lieber. Ich überliefr' e8 dir, wie's mir ift übermadht: Richt gut ift Ueberiluß, nicht gut ift Uebermadt.

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Tem Hof du's überdacht, wie oft die Uebermacht Un Ueberpracht der Welt vergangen über Nacht? wie den Ueberfluß Uebergenuß verfchlingt, Und pie ver Ueberdruß aus Ueberfluß entipringt? Drang zu Ueberdrang, Schwung wird zu Ueberſchwang, Und ſchnell zum Böfen ift des Beften Webergang ? fumpf wird überfein, leicht thöricht überklug, Beil flets ein Gegentheil in’s andre überſchlug. Schon ſei nicht überſchön, und hold nicht überhoid! | Uebergoldung ift im Werth nicht über Gold. Um wirfli gut zu fein, fei ſelbſt nicht übergut; wenn der Muth ift dein, werd’ er nicht Uebermuth. Denn jeder Trieb verdirbt, wann er wird übertrieben: Auch überſchätzen follft du nichts noch überlieben. i Uleberlegung nur darfit du was über-legen; Denn Ueberlegenheit entipringt aus Ueberlegen. Die Ueberlegung doch iſt unnüß auch, worüber? Mein Söhnchen, über das, was einmal ift vorüber.

155. Zwei Bettler liefen rechts und links am Reifewagen, Und ein Almofen wollt’ ich ihnen nicht verfagen. Tem einen warf ich's zu im fehnellen Vorwärtseilen, Und rief: Ihr beiden theilt! Es war genug zum Theilen. Der aber nahm e3 ganz, dem’3 zugefallen war, Und leer vondannen gieng der andre ganz umd gar. hat mir wohl gefludht, und jener mid) gefegnet; So iſt mir denn geſchehn, was oft dem Glück begegnet, 8 feine Gaben auch uns Bettlern im Enteilen wirft, und denkt daß wir als Brüder ſollen theilen. en würden auch getheilt die Gaben allen; och ganz ſteckt jeder ein, was ihm ift zugefallen.

156. Penn die ein weiſes Wort zu denken und zu ſchreiben Ro > darbot heute, laß es nicht bis morgen bleiben. 2 minder aber wenn Gelegenheit zu thun

baft ein gutes Werk, laß es auf morgen ruhn.

O wiege dich night ein in träumenden Gefühlen, Fehihoffend Sturm und Brand mit goldnem Gerade wo den Feind dur wähneft überwunden, Im innerften Gemüth wirft du von ihm geb Denn heimlich mit der Luft im Bund ift die Im Kampfe mit der Welt nur ift Weltübern Drum leb' aus dir hinaus, und fteig in dich n Um autzzuruhn und neu hinaus zu leben wie Wie felbft den Athem Gott dir dazu hat verlie Ihn autzuathmen auch, nicht nur ihn einzugi So wechſelweiſe mag in ſich der Geift fi ſenken Um defto rüfiger ſich auf die Welt zu Ienten Nur wenn er glüdlich ſich erhält in diefer Schu Geht unbeftridt er durch ein doppelt Frrgeiwel

158. Verzage nicht, o Herz! die Luft entfpringt aus $ Dem Sonnenaufgang geht voraus ein Morge In diefem Schauer wird, was geftern blühte, ftı Was heute ſoll erblühn, wird davon Kraft ex Verzage nicht, wenn ab die welle Hoffnung fiel; Die neue fon erhebt fi jung auf friſchem

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&oh laß ſoweit du kannſt nur deine Liebe reichen, Rod) allen Seiten, Ungleihheiten auszugleichen ; Und in DT jelber dann gleich” aus den großen Keft, Geh im Bertraun auf Gott, auf ben die Welt fteht feft

160.

Tu lannf, wenn etwa dir ein Großes iſt gelungen, Die angeſtrengte Kraft ein Hohes hat erſchwungen, Dir nict deswegen nun nachgeben auszuruhn, Tir nachſehn gar dafür was Schlechteres zu thun. Bir auf legt jede Pflichterfüllung neues Joch, A lifien immer das, und immer mehr nur nod). _ Agenmächtig kannſt du dir den Freibrief fchreiben, =. d Gottes Knecht, du mußt in deiner Knechtichaft bleiben

161. ei ein Blüd, ganz unverhofft dir zugefallen; der Zufriedenfte wirft du wohl fein von allen. nein, es bat in dir den Wunjch nur aufgeregt, „een Samen der Begier dir in die Bruft gelegt. häliſt das Glück nur für ein Glückverheißungszeichen, Gl foviel ſei erreicht, ſei alles zu erreichen. act, daß übernacht es dir nicht komm' abhanden, Bei unjer Zeichen du haft ſchmählich mißverftanden.

N 162. An du gefällft der Welt, wird dir die Welt gefallen; &; och wer fi jelbft gefällt, das ift ein Glück vor allen: & zu gefallen, nicht wie fich ein Thor gefällt, EN in Eitler, der allein ſich dünkt die ganze Welt. ET Tchwahe Mahn geht wie ein Glas vom Stoß entzwei nd merkt, indem er bricht, daß außer ihm was fei.

ð OH du gefalle dir, weil dir die Welt gefällt,

z Weil du die Welt in dir und dich fühlft in der Welt. ya 163.

Berm dir ein Glüd will nahn, o nenne nicht das Glück Bei feinem Namen! ſcheu vor'm Namen weicht's zurück.

ö

Und droht ein Unglüd dir, fo nenn’ es nidgt beim EI Sonft fiehft du zwei, die auf des Einen Ram BB

So übel iſt's beftellt, mein Sohn, um diefe Belt, Daß Boſes bei dir zieht, was Gutes ab dir hull

Doch di nicht lehren will ich diejes, o mein Gem; Ich ſelber lernt’ e8 nur, du lerne nichts davon!

Ich wünſche, daß du nie fo eingefchüchtert werbeft, Frei immer, wie e8 dir um's Herz iR, did geberber

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Wer auß dem Haufe geht bei früher Morgenhellle

Zu wichtigem Geſchäft, und ſtößt fih an die Schack Verachten ſoll er nicht die Warnung, fondern lenken

Zurüd, um noch einmal den Ausgang zu bedenten. Wenn du haft recht bedacht, ſchlag das Bedenken niede

Geh’ aus und ftoße dich an feinen Anftoß wieder. Nur dazu find gefandt den Menfchen üble Zeichen,

Daß fie davor zurüd von üblen Pfaden weichen; Und günftige dazu, daß fie den guten Muth

Dir ftärken, wenn der Weg, auf dem du gehſt, iR Mit Vogelfluge winkt und mahnt mit Vogelſtimmen

Selbit die Natur dich an zum Guten, ab vom Schlim

165. Weltklugheit räth dir an: verachte feinen Mann! Du weißt nicht, wie er dir noch nügen, fchaden kam Die Liebe giebt dir ein: lieb’ alles groß und Hein! Der höchſten Liebe werth wirft du dadurch allein. O fieh, den Streit der Welt verjöhnt ein Gottenhaudh | Wer Himmelsliebe hat, der hat Weltklugheit auch.

166. Du fehlt am Strand, und fiehft noch ringen mit den W Sie, die ein gleicher Trieb nad diefem Strand gezt Erinnre dich, wie du einft felber deine Hand Geitredt aus Wogenkampf nad denen hoch am Gin Und wie es dich verbroß, wenn jene dich verliehen, Und, um allein zu Rein, dich in die Fluthen Richen.

En.

are Vexede der geftredten beine Hand;

In Etrande neben dir ift noch für viele Stand. Ver euigeftretien ſtred' entgegen deine; fiehe

In M, daß feine ſelbſt vom Strand di niederziehe! Bein, dee Borficht laß der Vorficht Hand ob dir!

Da ſichſ durch fie und fällſt, und fällſt niemals aus ihr.

167. © Grund der Bildung ift dir an» und eingeboren, da dem dur nichts gewannft, von dem du nichts verloren; a und durch⸗ und umzubilden du verjucht, Un) deines Anbaus Fleiß vermehrt des Grundes Frudt. du von ihm und fehrft zu ihm zurüd; Und dies erkennen ift dein höchftes legte Glück.

168. Die gute That befreit, die böje That beftridt; Reit fühlt fein Herz, wer die, und eng, wer die beididt. jedes Band, in das du noch dich fuhlſt geichlagen, ‚Koh du gewirkt, und mußt es zu entwirfen wagen. M des Wirkens Zeit, drum wir’ und ſei befreit; Ber frei von binnen gebt, der iſt's in Ewigfeit.

169. Und ſaheſt du auch Tod und Weh' im Leben nie, N if in deiner Sprach', in deiner Phantafle. u fiehſt es innerlich, und hörft es geiftig immer; Ten Schatten übertüncht fein Luft» und Lebensſchimmer. Cenppnpeit, dumpfe nur, madt dich vom Schredbild frei, Zu böreft es und fiehft, und denkeſt nichts dabei.

170.

Ta fOHIR, durch Irrihum nur fannft du zum Ziele fommen; * och nur ein Thor hat fich zu irren vorgenommen. fühle, erheben kannſt du dich, wo Du gefallen; To nur ein Toller wird dem Fall entgegen wallen. RR Mängeln kommt man zwar, doch nicht durch fie zum : Rise weil man fiel und irrt’, obgleih man Ir’ und N

N 202

171.

Ein Bruchſtück immer iſt des einzlen Mannes Wiſſen, Das er als Ganzes darzuſtellen iſt befliſſen; Zu loben, wenn er es von innen will ergänzen, Zu tadeln, wenn mit Schein der Ganzheit übergläwi In diefem Fall ift doch, wer lehren will und fol, Eh’ alle Fächer noch des Willens er weiß voll. Er darf dem Lernenden nicht zeigen feine Rüden, Mit mehr und minder Kunft muß er denn ſchlagen Brüg! Daß alles ſcheine nur zuſammen fein zu bangen, Dom einen End’ der Welt zum andern zu gelangen. Der arme Mann muß fih mit fremden Federn Imäd Weil er kein Lehrgedicht darf geben in Bruchftüden.

172.

O feliges Gefühl, zu fühlen daß du Iebeit,

(empfangeft Leben von der Welt und Leben gebeft; Ein Glied des Leibs zu fein, der taujendfach fi glieder”

Mo Herrſchen nicht erhöht und Dienen nicht ernieder Denn alles iſt Gefäß, das immer feiner feigert,

Wodurch fih Nahrungsfaft zum Nervengeifte fleigert. Die Stel’, an die du bift geftellt, beftelle du,

D Werkzeug im Gewerk des Lebens wirke zu! Und fühle, daß du nicht entäußernd dich verlierſt,

Daß du die Welt aus dir, di aus der Melt gebiec] Tu zieheft fie in di, um fie dir anzugleichen,

Und gehft in fie um aufzudrüden ihr dein Zeichen. Ein Punkichen und zugleih ein Mittelpuntt, ein Ich;

So unterordnne dir und unterordne did!

179. Aus Saadi’s Aeiſeſprüchen.

Geh’ auf die Reife, Freund! Der dir das Reifen preiſt

Der hat es aud) erprobt, der Saadi war gereifl. Nicht Eine Rofe giebt’s, nicht Einen grünen Baum!

Bol Bäume fteht die Welt, voll Rojen blüht der Ra— Was willſt du wie ein Huhn im Hofe Hörner Lauben,

Wenn du dich Ihwingen fannft frei in die Yuft wie Taule

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jeece reiſt bequem, fie reift mit ihrem Haus,

t Rebt fie nicht viel, und kommt nicht weit hinaus. n ſuch' ich mir, die etwas mit mir wagen,

einen Reifefreund, dei’ Bündel ich foll tragen.

le Kraft befteht im Trachten und Betrachten ;

hen ſollſt du viel, doch nicht nach allem trachten. t du alles ſchnell, jo wirft du vieles fehn;

Fine fiehſt bu recht, bleibft du bei'm Einen ftehn. x Bandersmann ruht aus am Scheidewege ;

5’ ich nicht umjonft, indeß ich überlege.

= aber iſt's auf gut Glück irre gehn,

8 zum lintergang der Sonn’ am Scheibweg flehn. viel geirrt, ich Hab’ auch viel getroffen

Irren, was nicht war auf gradem Weg zu hoffen. „daß ich gefehlt; was Hilft, daß es mich reute? zeſtern fraß der Fehl, ſoll freſſen Neu das Heute? ſogut du fannft; und haft du’s ſchlecht gemacht, sit in Demuth Gott, der Alles recht gemadt.

174.

en willſt du gehn? was willſt du jehn auf Reifen? r die Luft vergehn, die Luft zu gehn auf Reifen! t iR immer jung, du bift geworden alt,

serffi du weniger am alten Aufenthalt.

im fremden Raum dir jeder friiche Baum:

dena ift abgeblüht, und ausgeträumt dein Traum. ih’ ih dir, wenn Rath du millft annehmen: Reife, radaus wie der Wind, nur wie die Sonn’ im reife! Gedanken dich zu ihr empor, und ſchau

: die Erd’ ift grün, fomweit der Himmel blau.

175. m, die du jung dir von der Stirn mußt flreichen, lier fieheft du von felbft zurück fie weichen. des Denkens dort, verhangen fonft vom Schleier, time zeiget nun ſich offener und freier, D gelichtet, der die Ausficht einft verfchattet: Kiter nimmt bir nichts, was e8 dir nicht erflattet.

204 +

176. Was dir mit Einen Mund bewundert alle preifen, - Woran fih dir nichts will Bewundernswerthes weih Es muß doc etwas fein daran, wonach fie rennen. Du aber rafte nicht daſſelbe zu erfennen; Nicht, um es ſelber nun in gleihem Schein zw fehn, Nur die Bewundrung als vernünftig einzufchn.

177. Ä Wer hat es nit erlebt, daB etwas tief ihn Träukt, - Und fi den Augenblid fein Haupt in Unmuih ſch Doch oft nah einem Tag, oft ſchon nach einer Gill Belächelft du den Schmerz, und fühlſt nicht mehr die M Darum, zur Stunde, wo di etwas kränkt, o denke Der nächſten Stunde glei, damit dich's gar nicht fi Dog leichter ift gejagt dergleichen als gethan; Die Gegenwart rührt hart, die Zukunft leifer an. Da wo der Stoß did trifft, wird ihn der Sinn empfia Doch die Erſchüttrung hilft der Geift dir überwinden

178. Nicht jonderlices wird er lernen, der verftehn Will alles, was er lernt, und auf den Grund ihn fi Nur wenig fördert dich ein leicht Bezwingliches, Den Blid der Forſchung ſchärft nur Undurdbringid Dem Näthjelhaften, das vielfinnig ift zu deuten, _ Wirſt du mit Sinnigfeit den tiefften Sinn enibeuie®

179. Unjer Gedächtniß ift wie eines Wirthes Zimmer, Das doch, wie weit e8 fei, beſchränkt von Raum iſt i# Bon Gäften gehn darein nicht zuviel’auf einmal, Und von Borftellungen nur immer eine Zahl. Doch nad einander gehn der Bäfte viele drein, Und alle ſchreiben auch wohl ihre Ramen ein, Die in das Fremdenbuch, die auf die Fenſterſcheiben, Das ſind Erinneungen, die von den Gäften bleiben

10 +

m ſich der Wirth die Züge nad Belieben, umnlejerlich nicht einer hat geichrieben.

er Tief auch durch auf flüchtigem Beſuch,

= an die Band fi einſchrieb noch in's Bud. 8 du gelernt und ſchnell vergeflen haft, Gedachtniß hat verewigt ſich der Gaſt.

180. fühlſt du mehr als einem dich beichwert, dem Leben nur des Lebens Formen ehrt. Börmlicgkeit tritt er in deine Kreiſe, drin gebt ihm recht, weil nicht auf feine Weiſe. hafte Form verbedet ihm den Sinn; ich glaubft du felbft, e8 ſei kein Takt darin. us deinem Kreis und laß ihn weiter mallen, an deinem Sein dir ftört dein Wohlgefallen.

181. Yerthum bift du immer noch befangen, gelte hier was Eignes zu erlangen. te duch Unftreben, Kämpfen, Ringen, ı böhern Werth mit Macht empor zu dringen. ch! Hier ift nichts Höhers zu verlangen, Bemeinfamen Gemeinſchaft zu erlangen, as ein und groß den Menfchen ift gemein, ijch zu jein, das ift nicht groß und ift nicht Hein. Du Hommeft, bift du auf zu höherm Grade, biſt du nur empor auf fteilerm Pfade. der empor auf leichterem gelommen, ı iR und jelbft nicht weiß, daß er geflommen.

182. B nicht, ob fo fih allgemein verhält ujchliche Gemüth, wie meines ift beftellt, : Freude Ion das Ende fühlt der Luft, dere Trauer fi) des Troftes ift bewußt; Gegenjag von ungewiſſer Dauer men alswie Licht und Schatten, Luft und Trauer.

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183, Wei du, was Liebe ſei? Daß eine dir gefallen, Iſt's nicht, auch das nicht, daß fie dir gefiel nor Doch andere zu jehn, und fchöner fie zu finden, Geiftreiher auf, und doch nicht Luſt noch Reid Und fühlen, daß es nur zur Einen hin dich zieht; Die Lieb’ ift das, die fühlt, nicht denket ober fteht.

184. Mit Staunen eh’ ich, daß ihr zwei Gefichter macht, Ein grollende8 und eins, das nur gezwungen lad. Wer jhuldig, frag’ ich nicht, und wer unſchuldig fei; Zwei Liebende, entzweit, find ſchuldig alle zwei. Hab’ ih in gleihem Fall nicht auch gemacht Befichter? Deswegen bin ih nur ein gültigerer Richter. Mein Richterjprud ift, daß ihr diesmal euch verſöhnt, Und die Gefihter eu in Zukunft abgemöhnt.

185. Den Einzelheiten mußt du nie foviel erlauben, | Den fihern Grundbegriff des Ganzen dir zu rauben. Im Ganzen nimm die Welt, die groß’ und jebe fleine, Im Ganzen das Gemüth des Freundes, wie das deine Somie du Launen haft, fo bat die Welt fie audh, Und aud die Freundſchaft fhürt fein Tyeuer ohne Rand. Weh dir, wenn dich verſtimmt, mas auftaucht und verfcgoimmk, Und das Gefühl von dem, was dableibt, dir benimmt Du fühlft die heilge Gluth, Halt ihr den Rauch zu gul, Werd’ über Freund und Welt und dich nicht ungemuifl Du kannſt durch Liebeskraft einmal die Beiden Hären, Da fie ein andermal dir gleihen Dienft gewähren. Die Welt ift gut, der Freund ift gut, und gut bif da; Und wenn ihr böfe fheint, gieb es dem Schein nidt me.

186. In diefem Spiel des Glüds, in welchem feiner kann Gewinnen, ohne daß verlor ein Gegenmann;

97 +

Spiel des &lüds, in dem auch feiner Tann ohne was ein Gegenmann gewann;

Spiel des Glücks verliert an ruh’gen Sinnen fer, ob er mag verlieren, ob gewinnen;

winnt allein, wer als Zuſchauer fteht,

t, daß im Grund hier nichts verloren gebt; debens Tod des andern ift Belebung,

Sinken hier wird dort zu einer Hebung ; Schwanlen jelbft fih hält im Gleichgewicht:

Im Ganzen fühlt, der hängt am Einzlen nidt. 3 Gluͤck dich jelbft in jeine Wirbel ziehn,

bie ruhige Betrachtung nicht entfliehn:

jaß du verlierft, ein andrer hat einftweilen, was du gewannft, du kannſt mit andern theilen. ſt nur, wer fein Glück mit feinem theilt,

dem Unglüd bangt, noch eh’r es ihn ereilt.

187. fehr geneigt, andre nach dir zu richten, ı dein Gefühl im Bufen anzudichten. mneht du den einen hochbeglüdt, ı andern tief in Noth hinabgedrüdt. ur voraus, daß fie in ihren Lagen en müßten fo, wie du fie würdeft tragen. ver lebt in feinem Element, #, ob licht es jet, wie wer kein andres kennt. fühlen fie in angemeßner Lage beſondre Luft, noch als beſondre Plage. fühle ſollſt du fie durch deins nicht ftören, : das deinige durch Träumerei bethören.

188. nme läßt nicht gut ſich machen, aber immer durch Vernunft, und durch Unmeisheit ſchlimmer. iR, wer, jo gut e8 ging, zurecht fi) machte ‚in die er fi, in die das Glüd ihn brachte. das Gluck hinein, fo bring’ er ſich heraus; & er felber ſich hinein, jo halt’ er aus.

Zu Auf der Gedankenfahrt ſuchſt du ihm Und endlich glaubeft du, du habeſt Haft du die Bade dann begriffen

Saft du Begriffen, mie ber Sehrer fe gemahehi ° Bis dir begreiflih wird, daß, um fie zu gewahren . Auf deine Art, du ſelbſt ganz anders muht .

? z 4

190. Die Luſt der Welt iſt durch das chriſenthwa vei Wir alle find am Kreuz, an dem Er King, geſtece Und fol die Luft der Welt nie wieder fi gebärem! Ya, der fie überwand, der wird fie auch verflären. Reu wird die Rofe blühn am Ziel der Dornenbafe Erfüllt das Chriſtenthum! fo ift es abgethan. Einjegen werden dann das Fleiſch in feine Rechte Des Geiftes Freie, nicht, wie jept, der Sünde Ku

191.

Wir find in einem Streit, der nicht zu fchlichten TR,

Der neu erwacht, wann er gejchlummert eine Friß. Die Wunde, bricht fie auf, ift ſchlimmer als geweien;

Dem Tode find wir nah, und glaubten uns gemeje Sie eitert innen, wenn fie außen ſcheint geheilt,

Die Wunde, die uns tief in’ Mark des Lebens Ih An der, o Baterland, du Franfeft lang genug,

Die nicht des Feindes Schwert, die dir ber Glaube | Laßt endlih, um den Streit um’3 Wahre zu verfäße D laßt zum Guten uns vereinigen im Schönen!

Ein friedliches Gebiet ift groß genug verliehen; Laßt aus dem ftreitigen dahin zurüd uns gießen! Nicht was in Kirch’ und Staat heillos die Menſchheit B Wir Ichren Menſchliches, vom Böttlichen burdweill Damit zum Himmlifhen dag Ird'ſche fei entſelich

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192. wub glaubet euch vollfommen Herr im Haus, 8 äriRlichen Bewußtſeins Thatſach' aus. ih glaubet ihr von Bott und von Natur ngepflanzt, was ihr habt von der Mutter nur. Nnıme Mil Habt ihr es eingefogen,

ich, daß ihr dem euch ſollt und könnt entziehn; SRab fei es euch, gebraucht mit Maßen ihn! tigen nicht an dem, dem andrer ift verließn. x Händen hält das Richtmaß für die Welt, m das ihm Ungemefine zugeftellt.

193.

riſche Geiſt fühlt fi nicht in der Welt

t, wo er nicht ſich ſchöpferiſch verhält.

er drum entweder alle Frift,

beit eine Art von Schöpfung immer if;

lo träumen wird er, denken oder dichten, ıgen aus fich felbft vorrufen und vernichten. in Beitvertreib ift dieſes und ein Spiel, en höhrer Urt ift fein geftedtes Ziel,

ie Wirklichkeit einengend mid umringt, ıheitögefühl die Schöpferfraft bedingt.

er Schöpfer fein? Rein, aber dent Berein Bpfungsgeifter mitbejeligt mich anreihn. Weg dazu? In Demuth hin zu mallen, der Prüfung did ruft Gottes Wohlgefallen. ı wirle recht und bilde treu das Schöne,

n Höberes fi ſanft der Trieb gewöhne.

194. om Geel’ und Leib dich fühlſt im Gleichgewicht, dich fiehft die Welt im reinen Sonnenlidt; du einen Ruf, der aus dem Innern tönt: eſpalt von Ratur und Geift iſt ausgejöhnt. ete VII, 14

210 %-

4

Doch nur ein Augenblid! er iſt nicht feſt zu ee O halt ihn feit, und Ierm’ ihn ewig zu enthaltews J. 2 Bald hat die Sonnenruh’ der Schöpfung Und in dir ſelber fuhlſt du wieder dich in Du aber halt es feit: im dimmel und auf Erden, Und in bir felber fol einft ew’ger Sonnſchein *

195.

Dem Kinde magſt du ſchwer den Mond am HR Es ift, als lönne nicht fein Blid die Höh’ erfieigen., Den Bater felber, der herab vom Fenſter ſchaut, Enideckt e8 nicht, wiewohl es lennt der Stimme Ya Bom Anfang if der Blick der Erde zugekehrt, Und wird nur nad) und nad emporzufchaun gelefkt

196.

Laß tröften dich, mein Sohn, für eines Aug’s Beruf Bewahre doppelt rein den Sinn in deiner Bruf! So wird der Himmel vol dir durch Ein Auge ſtrahle

Und fanft auf Seelengrund das Bild der Welt ich m Das ift dir beſſer, ala wenn unverjehrt vom Leibe, Bon Leidenſchaft getrübt, du hätteft alle beide.

197. Als die Erfcheinungen dir allererft erfchienen, Sahſt du fie regellos, und fein Geſetz in ihnen. Mit Freude wurdeft du dann ein Gejeg gewahr, Und unterordnen willft du ihm nun Alles gar. Warum bedenfft du nicht: da wo du haft entbedit Der Regeln eine, find wohl andre noch verftedk.

198. (18 nutzt nicht, daß du rein und Mar wie Waffer ſeiſ, Wenn dic) dem Waſſer gleich treibt ein unruhiger | Du mußt von feinem Sturin aud laffen dich aufwith Wenn du den Himmel willft in glatter Fläche fpieg Das Wafler hat nicht Kraft dem Sturm zu widerſtech Du aber, wenn du willft, kannſt ruhig fein und ei

—t 211

199. dern Hab’ ich oft bewundert, wie in Bildern Bei den erfennen, den fie ſchildern. T gemaltes Pferd, ja gar ein nur in Strichen üneks, worin hat's einem Pferd geglichen ? W als Umfang fehlt, fo Leben als Bewegung; MR im Bilde denn zu des Begriffs Anregung ? ® muß innerlich voll fein von ſolchen Bildern, ann nad) ihrer Kunft die Künftler außen ſchildern. be Bilder find dem Kind ſchon eingeboren, erden ihm nicht erſt durch Bildung anerkoren. alich ſcheint das Kind, und ift ſchon geiltig ganz, ie Entwidlung freift nur Hüllen ab vom Glanz.

200. teben jet, o Sohn, ein innres Gutes frei when fo, daß e3 ein äußres Schönes ſei. ſoll gleißneriſch ein Schlechter fich bejtreben, uſchem Scheine fi) des Guten zu umgeben, er aber fi im Gegentheil befleiken, einen ſchlechter als er ift, um nicht zu gleißen ? fer Scheinen wird kein Schlechter beffer werden, ungeftraft kann fi fein Guter ſchlecht geberden. ı mit berbem Trotz dein Gutes eigenfinnig e verſchließen kannſt, jo ift es nicht recht innig. re voll jein Drang, jo bräch’ es aus der Hülle, a8 der Knoſpe bricht der Roſe Liebesfülle. Äpe aber, die fi dumpf verftodt, und wagt aufzugehn, ift wohl im Kern vom Wurm genagt. unn kein Wurm dich nagt des Hochmuths in der Bruft, 4b’ auf unverzagt, dir und der Welt zur Luft! Kig iſt der Schein, doch wichtig die Erſcheinung, mmen ift allein des Seins und Scheins Vereinung. aGedicht aus dir, das dann nur ift gelungen, aus dem Bollgehalt die Wohlgeftalt entjprungen.

201. Vie Erd’ entehrt, zu geben Bott die Ehre! leiten Zeugniß gebt ihr ſelber eurer Lehre,

Die jehn in Raphaels Verklärung Teufelsfrage Und, Bilder vom Scheol im Herzen, Liebe | Macht euch zur Luft nur Qual, und jhmelgt im Und nie licht’ eure Nacht ein Gottes Freude Die Lehre, die nicht rein das Herz wie Sonme Erfüt, erfreut, erhebt, kann nit vom Him

202.

Wer in den Spiegel fieht, und fieht ſich ſchön Der ſpreche: Made Bott mid, gut, wie ſcho Und wer den Spiegel fieht und fieht darin id Der denke, Güte fei ihm doppelt unerläßlid Die Höcfte Schönheit ift, die aus der Bit’ emi In der der Gegenfag von Gut’ und Gchöne Der Baum if’, der zugleich die Frucht trägt un Bo Schönheit auch die Frucht, und ſchon die BI Das Gute Hoffe nicht de8 Schönen zu entbehre Nur ſchon geihliffen lann der Spiegel Licht Des Guten Hoffe nicht das Schöne zu entbehr Aus reinem Grund nur fann fih rein der S Das Schöne gebe dir zum Guten Gott vereint Der gut im Guten ift, und jhön im Gdön

y.

Du d

213

Verwendiigaft kann, mein Sohn, der Liebe nicht mit Ehren, Ded der Verwandtſchaft Tann die Liebe wohl entbehren. fir mein Beftes fi mit Rath und That verwandt, Kur der Bermandte ift mir in der That verwandt. Ber für mein Beftes jelbft Hat Gut und Blut verwandt, ‚Br fremb er ei, der ik mir wahrhaft blutvermandt ; Ki der, jo lieber felbft fein letztes Blut verwendet, Da Blutverwandten er ihr letztes Gut entwendet. iR alswie ein Wolf, der nicht kann Blut entdecken Im wunden Bruder, ohn' e8 gierig jelbft zu Ieden. Br beffer jei zum Feind zu haben al3 zum Freunde? Der, ſcheulos vor dem Freund, fi nur vor'm Feinde ſcheu'nde. er dem Gewognen in den Weg tritt als Verwegner, aus dem Weg, wo ihm entgegen tritt ein Gegner. et kühn den Löwen fpielt in feinem Yagdreviere, Und ſchmeichleriſch den Fuchs im reis vornehmer Thiere. Starkſt' in gutem Rath, zu guter That der Schwächfte, Der, wenn fein Nachbar ruft, fagt: ich bin mir der Nächſte. Ruft er den Nachbar einft, vergelt’ ihm der die Lift, Und fage: Hilf dir felbft, weil du dein Nächfter bift.

204. Du ſchame dich vor Gott und dir in deinen Zellen, Wie in Geſellſchaft du dic fhämeft vor Gefellen. T Unverfgämte jagt: da Gott es fieht in mir, de deut ih dich mehr als ihn, um es zu bergen dir? och der Beihämte jagt: da Gott in mir es fchaut, Um e3 verzeiht, jei dir's auch zum Verzeihn vertraut.

205. u Unterjcheideft hier Vernunft und dort Verſtand, MD zwiſchen beiden denfft du eine Scheidewand. ohne Anftoß an den nur gedachten Schranken

&, und hinüber gehn die ſpielenden Gedanken.

Unterfcheideft du den Geift auch vom Gemüthe,

6. ie am Bafilitum vom duft'gen Blatt die Bluthe.

Unterjcheideft du die Seele von dem Leib, As jeien beide jo getrennt wie Mann und Weib.

214

Doch wie nicht Mann und Weib getrennt ind im Gel So Tann au Seel’ und Leib nicht die Erfenninik im Und das nur macht dein Ich, daß ungelrennt ie Juib Wie ungetrennt fi Mann und Weib erfeunt im 4 So unterfeideft du den Gott von der Rem, Und von den beiden di, und Eins bie brei Aub a Den Bater magft du ihn, und fie die Mutter neumem D Kind, do ungelrennt von beiden bich erfenmm. Sn deiner Liebe wirft du fie als Eins erfennen, Mit Liebesnamen unterſcheiden und nicht irenmem. . Nie laß dir dies Gefühl, es fei dein Keil’ger Glauben Bon Unterſchiedenem und Ungeſchiednem rauben.

206.

Du biſt ein Mutterſohn, und von der Mutterbruſt Noch nicht entwöhnt, fie iſt noch immer deine Luſt.

Du biſt ein Mutterſohn, doch an der Mutterbruf Haft du den Vater jelbft geahnt in fiiller Luſt.

Du bift ein Mutterfohn, doch aud des Vaters Rind, Der aud die Kinder liebt, die lieb der Mutter Anl

207.

Wer etwas lernen will, der muß dazu drei Gaben,

Bon obenher, aus fi, und aud von außen haben. Die Fähigkeit, die Luft und die Gelegenheit;

Die drei wo fehlen, kommt ein Lernender nicht we Zum Lernen Fähigkeit muß Gott dir felbft verleihen,

Weil in frudtbarem Grund Fruchtbäume nur gede Die Fähigkeit ift tobt, wo fie nicht wird zum Xriebe

Zum Lernen treiben muß did eigne Luft und Sieb Dann muß Gelegenheit von außen zum Beſuch

Dir kommen in Geftalt von Lehrer oder Bud. Fehlt in der Nähe dir Gelegenheit zu lernen,

Der Trieb zu lernen wird dich treiben in die Fer Und jede Fähigkeit ift jelbft ihr eigner Trieb;

Und alſo find fie Eins, die ich als drei beichrieb.

—t 215 %*-

208.

Der iR der ſchlechteſte des menfchlichen Geſchlechtes, Ber jeihft nichts rechtes weiß, noch lernen mill was rechtes. Ber it der befte? der hervor das Gute bringt In eigner Kraft, und nicht von außen es erringt. Log iR zu loben, wer, was er nicht jelbft vermag Fu fragen, das erwirbt von fremdem Fruchtertrag. 68 ſeht ein Baum im Wald und trägt die eigne Frucht, Die fo ihm gnügt, daß er nach feiner fremden fucht. Taneben ſteht ein Baum, der ift nicht eigenfrüchtig; Ver reihe Nachbar macht den armen eiferfüchtig. Sof er die Frucht von ihm zu fi) herüber nehmen? Bern er’s auch könnte, müßt’ er fi des Diebftahls ſchämen. Die Gut der Eiferſucht brennt ihm fein Innres Hol, Und defto minder trägt er aus fih Frucht nun wohl. wie zu nutzen er den Schaden felber weiß, | „MR lüt in feine Kluft des Bienenſchwarmes Fleiß. Innres räumet er zur Wohnung willig ihnen, Und freudig lohnen's ihm die arbeitfamen Bienen. tragen Honig her, und nicht vom Nachbar nur, Sie tragen rings ihn bei aus Berg und Wald und Flur. 5 goldnen Seimes voll wird jeder leere Raum, Und immer fruchtbar ift der unfruchtbare Baum.

209.

da Geben Größtes gern mag Großmuth ſich bequemen, denn ungern läßt fie fi) das Allerkleinfte nehmen.

Geber giebt man nur, vor'm Nehmer nimmt man's fort; Ran du ein Gut, ſo gieb dafür ein gutes Wort. * giebt ein gutes Wort, um etwas zu erlangen, dann ein zmeites noch als Dank, wenn man’3 empfangen. m, van für eine Gab’ ift felber eine Gabe,

Ulfommen dem, der reich ſchon ift an andrer Habe.

210. 5 Alte Hauswirth, in der Wirthſchaft wohl erfahren, at dich gelehrt, wo du, wo nicht du folleft Iparen.

Bol c‚opf aus vollem Faß, das Doch zwifchen voll und leer, da @ Bol [ERPF aus vollem Sah, und in der MEUief

Die Reige ſparen ift unnäg undanfbar,

Und ſchal am Ende wird dir mr Des daſſes Unbruch ſei ein Set, ein Feſt fein E Haustrunt iſt Mittleres, daS Weukre Götterfpel Der Anfang und das End’ iR unklar

HeP unten, klarer Wein iR in dem Mittefcken

211.

Du macheſt Manches mit, weil man dir's vorgem Und bringft es weiter fo, wie es iſt hergebundl Mit Meflern ſchneideſt du des Brotes weiche Min Und beißeft mit dem Zahn die Ruß, die ungel So ift’8 einmal dein Braud, doch brauchteſt du x Mid dünkt, den Zahn für’s Brot und für bie

212. Das größte Hinderniß ift oft dem Muthe feines, Den doch erliegen macht zulett ein winzig el Die Yelfenberge hätt’ ein Wandrer überfliegen, Hätt’ er ein Steinden nit in feinem Schuhe Wer wandern will mit Glück durch's Veben, ſehe Daß innen ihn nicht drüd’ ein Steinchen im de

213. .

Wer viele Bücher bat, und keines recht geleſen, Iſt wie ein Geiziger mit feinem Schaf geweſen Er nutet nicht fein But und vorenthält’s der Mi Denn nur im Umlauf nützt die Weisheit und Wie Mancher könnte fih vom Abfall defien mäfte Was fol’ ein Dlagrer hat in Seld- und BAM Do Weisheit ftatt vom Buch kann man vom Be Und Vebensweisheit gar vermißt nicht Goldes £

217

214.

Der nes quies ſchafft, der halt’ es nur für's Beſte, de Rd ganz darin beſtärke und befefte.

&r mag, was Gutes fonft, was Befires fei, vergefien, Und das auf's befte thun, was ihm iſt angemefien.

Dei gut i’5 auch, daß er's, erfenn’ als mangelhaft, Eafeiig, und beſchränkt nach feiner Eigenſchaft.

Hht qhellen wird er dann den Andern, der ihn ſchilt, Beil das nicht gelten kann der Welt, was dir nur gilt.

215.

Da lfeR billig dir dein eignes But gefallen, Dech nicht ruhmredig mußt du es anpreifen Allen. Eo Inh’ im Stillen dir dein Weib auch, das ift gut, Kit Andern! es iſt auch ein Stück von deinem Gut. En hauptſtück deines Guts, dein höchftes Gut mit Recht; Des freue dich als Mann, und bei's nicht an als Knecht!

216.

Bern du das Ziel nur kennſt, und bift auf rechten Wegen, Gleiviel iſt's, wie du rennft den Weg dem Ziel entgegen. Tu magſt zu Fuße gehn, du magft auch reiten, fahren, Dein Siel nur mußt du fehn, und deines Weges wahren. Rır vorwärts, nie zurüd! fein müßiges Bedenken! Des Einzle muß das Glüd, Gott muß das Ganze lenken. Sämal ift der rechte Weg, doc) ift er nicht fo ſchmal, daß reits und links zu gehn bir bliebe nicht die Wahl. And eben ift der Weg, doch ift er nicht fo eben, daß fortzukommen du den Fuß nicht müſſeſt heben. geh’ rechts oder links, wie’? in den Sinn dir fommt, Und hebe fo den Fuß im Takte, wie e8 frommt. In Wege magft du dich nad einer Blume büden, Kit hiegen aus dem Weg, um Blumen nur zu pflüden. Eten alen mußt du dich, doch nie dich Übereilen, Re weilen ohne Roth, doch gern, wo's Roth thut, weilen. Kr ifwärts, wie gefagt, nur vorwärts mußt du gehn, Und denken; doch erlaubt if dir ein Rüdwärtsfehn.

218

Zum Vorwärtskommen ſelbſt mag das die Kraft Yu Wie weit du vorwärts ſchon gelommen HiR, m: So fähreiteft du von Schritt zu Schritt mit fehler | Alswie ein Dichter rüdt vom Berje fort zum 8 Der auch nicht ſäumen darf im fleten Borwärken Und im Bewußtfein geht, ein Gott Ienf’ ihm de

217.

Der Erde danft man nit den Schaf, den man Dem Reihen nicht, was wir ihm abgemonnen | Man dankt aud nicht dem Meer die Berlenfaat am Noch der Freigebigkeit die Gab’ aus ihrer Ham Dort wird fih mit der Müh’ und Schwierigkeit nf Der Undant, leichter hier jelbft mit der Hulp bes I Dort rechnet zum Berdienft er ſich's, daß dir’s ni Hier gilt ihm menig, was er fieht, daß nichts db Drum rechne nie auf Dan, du magft nun deine Dem Meere gleich verftreun, der Erde gleich ver Doch freue dich, zu ſehn, daß fi der Finder freu Du habeſt aufgefpart nun oder ausgeftreut.

218. Zweideutig if, o Menſch, vernimm aud dieſe Le Dein Weſen, mie der Sinn von Leichtigkeit und Denn wo das Schwere fi macht gelten als das Erſcheint das Leichte nur dagegen als das Nicki Doch iſt das Leichte dann das Kimmelftrebende, So ift dad Schwere das am Boden Tlebende. Mo Schwerkraft fehlt, da iſt's ein Leichtes aufwäı Roh ſchwer iſt's ohne fie im Gleichgewicht ſich Doch wo die Schnellkraft fehlt, der Schwung der Lei Da ift zum Guten nidt, noch aud zum Böfen Das Gute felber ift ſchwer anfangs, leicht zulekt, Seit Götter Schwierigkeit der Tugend vorgefett. Wer fi das Leichte wählt, erreicht es leicht viellel Do ſchwerlich neidet ihn, wer Schweres ſchwer Wohl leichter fertig iſt nichts ala Leichtfertigkeit, Doch ſchwer ift Leichter Muth in Widerwärtigfei

—t 219

Kr gie Bett, daß nie bein Leichtes werde flüchtig, Ad dei ein Schweres ftetS gehaltig fei und tlichtig. er cher ſcheinen will ſchwerfällig noch Leichtfinnig, Ber zeige fich zugleich gefällig und herzinnig.

219. rales Gute liebt, wo er's nur aufgetrieben, Darf auch das Gute, das er an fich felbft fand, lieben; : einem Sinderfteund, dem Lieb die fremden find, Tlaubt if, daß ihm Lieb auch fei fein eignes Kind. I wie ein Bater fireng das Kind zieht, daS er liebt, © wie fein gutes Kom ein Hauswirth fleißig fiebt; t minder Lieb iſt ihm das Kindlein, das er züchtigt, icht minder werth das Korn, wenn er die Spreu verflüdhtigt: hebe Gutes nur an dir, um es zu befiern, # laß den ſchlechten Wein den ſchlechten Schentwirth wäflern.

220. wLöblich ift es, fi) mit Andern zu vergleichen, Reg es zum Vortheil, mag's zum Nachtheil dir gereidhen. du den Borzug haft, nie tracht’ ihn zu verlieren; a ſieh', was dir noch fehlt, um di damit zu zieren. b wie du deinen haft, hat feinen Vorzug Jeder; fit eigner ſchmücke dich, und nicht mit fremder Feder.

221. neb’einander gehn durch's Leben Menſchen hin, leiner weiß noch fragt, wie ich gefinnt ihm bin. il Mandher ift dein Feind, und will es nur nicht zeigen, Sohl Mancher auch dein Freund, und will es nur verſchweigen. Gweigen möchten fie die Feindſchaft, die fie hegen! I0& auch die Freundlichkeit verſchweigt ihr mir meswegen ?

222. neht du aus ihm nimmt, je größer wird der Graben; Freigebigleit, das ift ein Bild von deinen Gaben. u Alm Sinn ift fein geringes Bild zu Mein, FT macht es ſich zurecht, und legt fich felbft hinein.

20

Sei du der Schopfbrumn, der gern aflen Rachbarn beugk, Und vor Erihöpfung it am wenigften beiorgt. Er hat Rets friiche Füll', erhält man ihn im Zug; Ro nidt, jo überzieht ihn Schimmel bald genng. | Sei du das Lit im Haus, vom Scheitel unverdekt. Das glänzt, wenn an ihm wird ein andres angeledik. Es geht davon nicht aus, und feinen Widerichein Sieht es im Nahbarhaus, kein Stern glänzt gern all Wir alle find nur Etern’ in einer Erdennadht, Gehn aus wie Lampen gern, warn unjer Tag erwadil.

223.

Du fagfl, dir jei zu weit die dreißigſtünd'ge Reife,

Und drebeft jeden Tag dich ſtundenlang im Sreife. Tie Stunde dehneft du, alswie ein müß’ger Reiter,

Bom Haus zuräd zum Haus, und rüdit dabei nicht weiter. . Seg' einen Monat lang zuiammen nur die Stunden

In grader Linie zum Ziel, jo iſt's gefunden. Mit joldem Kunftftüd fommt die Schnede jelbft zum Zwecke,

Und ohne foldes aud) das Rennthier nit vom Flede.

224. Mer jeiner eigenen Bernunft gehorcht allein, Mit der gemeinen gar nichts haben will gemein, IR eben jo verfehrt wie wer, um Andern nur Es rechtzumachen, läßt die eigene Ratur. So wenig fann die Welt gebrauden jenen Mann, Als diefer in der Melt ſich jelber brauden Kann. Rur da ift etwas Recht's, ob Großes oder Kleines, Wo ein Bejondres ift und aud) ein Allgemeines.

225. Wer leer im Innern if, jet außen doch gefällig; Wer einſam müßig geht, thu lieber es geſellig. Doch dem erlafien wir die Meltgefälligleit, Wer für ein Gotteswerk braudt alle Kraft und Zeit. Der ift in menſchlicher Geſtalt ein Bott erſchienen; Ber kann in gleihem Maß Gott und den Dienfchen dienen?

m +

226. n Maß in dir von Kräften, die du ſpenden [& Iannft, ohne fie in's Innre zu verwenden. in Rreis um dich, ein größrer oder Heiner; Ie müfjen’s fein, nur einige, nur einer. m du giebt, je mehr nun giebft du ihnen, a es Mebreren zu geben weiter dienen.

227. r Säule du gelernt, iſt's wohl vergeben, gebrauchen es nicht kannſt im Lauf des Lebens? n Uder hat zum Anbau es entwildet, fentlicden hat's dich förmlich vorgebildet. ı Leben felbft, der großen Schule, du bat, bringſt du nicht umfonft dem Himmel zu. die irdiſchen Aufgaben recht nur treiben, g wird davon die Segenswirkung bleiben.

228. nicht" hab’ ich unbedenklich oft gejagt nde, das mich Unbeantwortlichs gefragt. es gelagt: du weißt auch gar nichts, Vater! Befinnung hat mic) das gebracht, zu fpater. nicht" folft du nie dem Kind auf jeine ragen, end ihm vielmehr dies oder jenes fagen. rich glaub’? ich mein’?" ei, Gott behüte, nein! ed’ Unmwiflenheit in andrer Wendung jein. n will ich's dir, du wirft es jchon erfahren, nur die Zeit, du kannſt dein Fragen ſparen.“

229. om glänzenden Beweijen nur nicht blenden, nit viel Geſchmack auf Abgeſchmacktes wenden. ein jeder glaubt, das kann er auch beweiſen; dafielbe glaubt, wird die Beweiſe preijen. was wirklich ift, muß möglid fein, und muß, his zufällig iſt, nothwendig jein zum Schluß. veilen fie, was irgend ward erfonnen, es Wirklichkeit in ihrem Sinn gewonnen.

192

230. Wenn du nad Ehre ſtrebſt, die dir die Welt IH So mußt du, ftatt dir felbft, ihr zu Gefallen ra Richt was du felber willft, was fie will, mußt der Wenn du nad Reichthum ftrebft, nad) welchem Alle Mußt du darım in Kampf mit Alles dich begeben Was Andre haben, mußt du dir verloren achten, Und was du haben mwillft, zu rauben ihnen trachten Und wenn du gar zugleich geehrt willft fein und reif, So mußt du fein der Welt ein Freund und Feind zul Mußt fehlen ihren Schab, und ftehlen ihre Gunſt; Das if die mißlichſte und undankbarſte Kunſt. Drum rath’ ih: Laß die Welt, wen fic will ehren, de Und ihren Gold, wer ihn begehren will, begehren. Sich ſelbſt in Ehren und ſich felber reich zu Halten, Hit Mannes Würd’ und Kraft, derfelben folk du wa

231. Wenn dir au einem Buch, das heilig du benennft, Und wenn aus einem Sprud, den du für weil’ erh Aus einem Lehrermund mehr Wahrheit dir wird kund Als offenbaret felbft dir ift im Herzensgrund; So magft du mit Vertraun auf die Belehrung baun, Und, eigner Einfiht blind, in die Erleuchtung ſchat Du bift entichuldigt, doch mußt du entſchuldigen Aud die dem Geift mehr als Buchſtaben huldigen.

232.

Den Sprud: Erkenne di! folljt du nicht übertreiben Laß immer unbefannt dir in dir etwas bleiben. Den Grund, aus welchem quillt dein Dafein, mußt du

Zerftören wirft du ihn, wenn du ihn auf wi wäl Die reine Duelle wird, frech aufgewühlt, ein Sumpf: Nicht wer fi nicht erkennt, wer fich nicht fühlt iR d 233. Wie kannſt du ungethan ein Fehlgethanes machen? Das ift die wichtigfte und fchwierigfte der Sachen.

fi

er:

13 +

Denn iu dir fagen darfft, daß, wenn du's wieder nun Du gewiß es anders würbeft thun; Bez fo da Willens Kraft du haft daran gemeflen, dam ki eg abgethan, und, wenn du lannft, vergefien.

234. Eh Rerfgen Schuldbuch ift fein eigenes Gewiſſen, Sara durchſtrichen wird kein Blatt, noch ausgerifien. da Sqrldner kann darin nicht tilgen feine Schuld, Sar danlen kann er, wenn fie tilgt des Schuldheren Huld. * en Schuldbuch kannt du tilgen, was dir iſt Ein endrer ſchuldig, nicht, was du ihm ſchuldig bift.

235. Die Ameiſ unterm Fuß der Leute wird zertreten, Und in dem Angeficht die lieg’ ift unerbeten. Die Imeif’ unter'm Fuß der Leute bift du nicht, Roh auch die Fliege, die fie fticht in's Angeficht. I danf’ es deinem Glüd, daß jo ift deine Lage, Bo dir die Welt nicht wird, noch du wirft ihr zur Plage.

236. ob bin ich, durch zu fein dur das Gedräng' im Leben, Und möchte nicht hinein mich noch einmal begeben. ch minder moͤcht' ich, nicht darin gewejen jein, Roc einen hinvern, der auch einmal mill hinein. b’ nur hinein, mein Sohn, hilf durch dir, wie du kannſt; Ind wenn du kommſt heraus, laß ſehn, was du gewannft.

237. mn du ein Unglüd ob dem Nächten fiebft verhangen, doffſt du, weil ihn es traf, jei dir's vorbei gegangen. d fuhlſt du menſchlicher, fo dauert dich der Mann; Barum ? weil was ihn traf, auch dich betreffen kann. 8 trägt e8 aus, ob warm du's aufnimmft oder kühl? 50 eigenjüchtig ift Gefühl wie Ungefühl.

Drum ftelle jo den Sprud, dann magſt ix Gieb was du kannſt, und laß was bu emp

40. Du möcteft fein wie der und jener, dod Auch bleiben, der du bift, alsoh das ' So möchteſt du im Herbft des Frühling Doch drum der Früchte nit entbehr Dazu find eben Wunſch' und Träume Um alles, was dir fehlt, in deinen

241.

Barum beneideft du, was andern if Und bift mit dem, was dir zu Xf Du fteheft dir zu nah, um recht dir Und Anderen zu fern, um Geheh Wie du die Erd’, auf der du Feb Und dir der Mond erjeint in Dog tröfte dich, e8 wird im Mor Der dunkel wird den Mond, u

1

242. * der Dumpfheit ſich die Wiſſenſchaft verbindet, td Unerfreuliches kunſtmäßig feſt gegründet. ‚&'r nit wieder wird der Zwingbau eingeriffen, 18 gegen Knechtiſches aufſteht ein freies Wiſſen. wähft der Freiheit Haus ſelbſt aus der Knechtichaft Trümmern Me, die zuvor im Kerler nicht verfümmern,

243.

Im Grund, auf welchem ruht dein Daſein, umzumwühlen, Kam dir nicht helfen um dich ſeiender zu fühlen. Imehr am feiendften haft du dich dann gefühlt, Bern du am menigften dich felber umgewühlt. $war nicht als rieth’ ich dir, gedankenlos zu ftarren, Doch fiher im Gefühl des Lebens zu verharten: Lu HR fo wie du bift, und freuft dich fo zu fein Und fo zu bleiben, weil du fein fannit fo allein.

244.

In beten ihuſt Du, ftill Lehrmeinungen zu hören, Ohn im Gedanfengang den Meinenden zu ftören. ie inn're Wahrheit macht dein Einwurf nur zunicht, Die iebe Lehre hat und jegliches Gedicht. Öüden hinderft du, lebendig fi zu ſchlingen, Sufemmenhangendes Geweb hervorzubringen. bildender für dich, als an fich ſelbſt die Meinung, IR de Zufammenhangs erfreuliche Erſcheinung.

245.

Ei, wenn du willft ein Bild von deiner Freiheit haben, Menſchenwillkür kann auf Erden bau'n und graben. baut ſohoch man will, man gräbt jotief man kann,

Der Erde Gleichgewicht nimmt feinen Schaden dran. BER du völlig frei in deinem Wirkungskreiſe, Undbringft den Gang der Welt Dadurch nicht aus dem Gleiſe. Känfiers große Kunft ift dies, daß fich ergebe Yang ſoviel Breiheit ein Nothwendigkeitsgewebe. Bere VIIL 15

u 1

246. Y

Es giebt nichts Einfaches, ein Kleinſtes Wenn ſcharf und fein genug Bedenf”. Nimmſt du viel Kleines no im einfad Allein was hilft es dir, zu ſpalten Dies metaphufiidie Geſchait Inf einer TRktIeg Erfreue di des Woris, und ſtich nicht & 247.

Begluckt iſt wer den Weg der Sünde gar wid . Bom eignen Trieb gelenkt, den Weg bei Doc auch beglädt, wer kennt den Abweg, M Um Andere davon zum Weg zurück zu pu

Das iſt das ſchwere Glück des, der für ih H Nicht fein will, fondern auch der Undern E

248. Du haft e8 einmal brav gemadt, und meinef Du könnt’ft ein andermal auch etwas mind Mitnicgten kauft man fi mit Pflichten los Du mußt, wa du einmal entridtet, Reis « MWer’s einmal gut gemacht, hat fürber keine 1 Als daß er befier noch es mach’ ein ander

249. Schon wieder haft du nicht, was ich gewollt, Schon wieder haft du, was du nicht gefoli „Bellindigt Hab’ ich wohl, allein vernimm bie Der Unterlaffung dort, bier der Begehungf Und Sünden meincft du mit Sünden abgetha Die Gründe gehn mid) nichts, mich gehn die Wer fih auf Gründe wollt’ einlafien aller & Auf einen [hönen Grund wär’ jede wohl g

250. Die Mutter, die dem Kind nicht felber Raben Beneide nur die Bruft der Amme, die eb t Die für den erftien Quell des Xebens, den fie Bom erften Lächeln auch des Dankeß wird

2327

So mag den Bater auch, der ſelbſt ſein Kind nicht zieht, Se; weden Eiferſucht, durch welchen es geſchieht; ihm ein geiftiges Gepräge drüdet ein, Das wichtiger doch iſt, als das von Fleiſch und Bein.

251. Rum’ einen Anſtoß weg, der einen Schritt könnt’ irren, Und jeven Irrihum, der könnt’ einen Sinn verwirren. Und je leſend aud in einem Buche nur, Den falſchgerathnen Zug, des Griffelfehltritts Spur, Tab eins Andern einft, der lejend nach dir fomme, Verftindnifie der weggeräumte Fehler fronıme.

252. der wird nicht wirken viel mit allen jeinen Werten, Ber gleich bei jedem Werf die Wirkung will bemerfen. de wirle fort und ſort in deinen Werkbezirken! Birk nit daS Kinzelne, doch wird das Ganze wirken. M Eines abgethan, fo fang’ ein Anders an, Und karte nicht, bis erit dein Erjtes Lohn empfahn; der Bitronenbaum zu neuer Blüthe greift, Con’ abzuwarten bis zur Frucht die alte reift. U Knabe ließ ich jo geitellte Dohnen bangen Und blieb nicht ſtehn dabei, bis etwas ſich gefangen. hat nad) anderm Ziel indeffen einen Gang 8 nd hob beim Heimweg aus den Dohnen meinen Fang. mußig lauernd ich mich hätt’ im Buſch verftedkt, bar ih mir ſelber nur die Vögel weggefchredt.

6; 253. a Danbeer, wenn er geht gejellt mit einem andern,

Bor 70 gut thun Schritt mit ihm zu Halten unter'm Wandern. x tits vergnüglicher geht es im gleichen Takt,

& % wenn entgegen ftets ein Schritt dem andern hadt. Sg wenn du ein Buch zum Leſen wirft entfalten,

Den d’ immer di mit ihm in gleihem Zug zu halten. 8 überein mit mir, ſolang du mich begleiteſt!

Om Lehrer lernit du nichts, wenn du mit ihm nur ftreiteft.

Br

e 254. Du fragft, ob jeder Menſch denn nicht zur Küchen Erf® ; Berufen jei, zu der ich ſelbſt empor dich rufe? Erkenniniß Gottes, Weltverfländnig, Harmonie Der Sphären alles Seins, gilt das nicht Allen bet Was aber fol ih dann zu jenem Schmiede jagen, Den auf den Amboß ich hör’ unharmoniſch Tchlagen? Er wirkt nicht für die Kumft, er fchafft für feinen Reg Er ſchmiedet Pflug und Echwert für Adermann und Kriege) Die beiden find der Welt Ernährer und Beſieger. Die Fülle Schaffen fie und ſchaffen dir den Frieden, Darin zu denken dir, zu dichten ift beſchieden. So dicht’ und dent’ und dank’, und laß den Schmied nur I

255.

O Hage nicht, mein Geift, im finftern Haufe hänglid, Die dir verliehene Vernunft ſei unzulänglid.

Des Haujes Mitte macht die Leuchte Hell genung, Und in die Winkel nur birgt fi die Dämmerung.

An welchem Winkel du was fehn will, o Geſell, Trag' bin die Leuchte jchnell, jo ift der Winkel heil,

256.

Kind! eine Tüchtigkeit, zu einem Zweck gewandt, Das iſt's, ein Weiler lehrt's, was; Tugend wird genanı Was immer tüchtig ift und taugend, das ift Tugend, Wenn ihm ein Zwed nicht fehlt, daS pfleg’ in deiner Yuger Richtung auf höchſten Zwed muß höchſte Tugend fein; Was iſt der höchfte Zweck des Menſchen? Gottverein.

257.

Ein fefter Standpunft jei in deinem Kreis dir eigen, Wo dir die Dinge fi in rechter Weite zeigen.

Rur da erblidit du fie vom wahren Licht erhellt, Wo um die Mitte fie im Kreiſe find geftellt.

Den Andern mußt du aud ihren Gefichtöfreis gönnen, In jeden fremden dich zugleich verfegen Können.

19 +

kun Deiner Augen mußt du können fehn mit ihren, Dein eignes Urteil nur deswegen nicht verlieren.

Eafeiligleit iſt Roth, die's tüchtig meint und ehrlich, Dog don Alfeitigleit ein Stück auch unentbehrlich.

258. Gleifwie das Hochſte nicht ift in der Kunft zu nennen bmung defien, was die Sinne Schön’s erkennen; So lam Nachahmung auch des Guten in der Zeit ih fein das oberfte Geſetz der Sittlichkeit. Es mb, gleichwie es ein Urſchönes giebt, fo geben Anch ein Urgutes, Kind! das mußt du jelber leben.

259. Ben allen Thieren hat den Menſchen Gott zuletzt Erſchaffen, und fo ift’3 noch in der Schöpfung jett. Bon allem wird der Menſch im Menſchen reif zuletzt, Rachdem er ſich aus dem in jenes umgejett. Ein Pflanzenleben ift der Menſch zuerft berufen Zu leben, dann lebt er durch’3 Thier in vielen Stufen. Bie Viele find, die auf den niedern Stufen bleiben, Bie Wenige, vie ganz empor zur höchſten treiben! Bir Manche, die zurüd zur Tiefe wieder finfen, Und zeigen und das Thier, wo wir dem Menfchen winten.

260. Biel Worte Haft du, Sohn, das Kind nur einen Schrei, Aut einen, der ihm muß ausdrüden vielerlei. Unluſt, Hunger, Durft, Begier nach Schlaf und Spiel; 6 hat beifammen, was dir auseinander fiel. Entfoltetes läßt fih nicht mehr zuſammenfalten; Zu lerne reicher ftets die Fülle zu geftalten. Ci Sprache dem Gefügl in jedem Ton, und fei o wahr in jedem, wie das Kind in feinem Schrei.

261. Urheiham willſt du ſein, doch nicht Erholung miſſen, Und Beides möchtet du recht auszugleichen willen.

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Laß dir empfehlen, was Erfahrung mir empfofln: Bon einer Arbeit dient die andre zum Erholen.

Die Ausruh’ befter Art ift Wechſelthätigkeit, Wo glei im Wechſel bleibt des Strebens Site

262. an dottqhen mit der Kinderheimath in Bildern und Liedern. Wen fchen! ich diefes Buch? Dir? Deinem Schue F⸗ Du bift dafür zu groß, es iſt dafiir zu klein.

Euch beiden ſchenk' ich e8, daß draus die Fleine lerne⸗ Was du, die größere, fie lehreſt leicht und germe. Die Kinderſchuhe zogſt du felbft aus noch nicht lange, Und fannft di ohne MüH bequemen ihrem Gange.

Und eurer Mutter ift fein jchönres Glück verliehn, Als wenn die Tochter hilft das Töchterchen erziehe.

263.

Du unbeſchriebnes Blatt, nun komm' und fei befchriehen Der Tochter meines Freunds, ich darf es nicht veriäh Ein unbejchriebnes Blatt ift jugendlicher Sinn; Biel Schönes, Gutes drauf zu fchreiben ift Gewinn. Ein fledenlofes Blatt iſt jungfräuliches Herz;

Nie furde drein die Schrift von Leidenſchaſt und Schreib fein bedächtig jo, daß nichts ſei auszuſtreichen; Ein auögeftrihnes Wort ift ein eniftellend Zeichen.

Ein Zug, der blaß erlifcht, wird leichter angefrifcht, Ein fehlgefchriebner wird nie gründlich weggewiſcht. Vom Meſſerchen, wie fein es fraßte, bleibt die Spur Und nie wird's glatt, ob man mit Bimäftein drüber Was neu darauf man jchreibt, das wird undeutlich flief Und immer drunter wird hervor das Alte fprieken. Beglüdt ift, wen ein Gott in’3 Buch des Lebens ſchriel Was neu ift lieb und hold, und alt bleibt Hold umb

264. Mein Sohn, es haben di die Meifter abgewieſen, Die als die erflen find in ihrer Kunſt geprieien.

31 %-

h zehnte Dig, daß du dir das zu Herzen nehmeft: Du biſt Beſchamt, wenn du fie ſelber nicht beſchämeſt. a af. Was in dir ift, entfalte deine Gaben, DITE au: Schande ſehn, wen fie verworfen haben.

265. Aun**

Zum NEN Schonen nicht vermagft du zu gelangen, Ze vom Phantaſtiſchen dein Geiſt noch ift gefangen. Allein DU Hift noch jung, der Schaden ſcheinet Hein, EM in dir felber wächſt die Kraft dich zu befrein. Doh Glimmer ift: ih ſeh' in dir aud nicht die Kraft, Die di befreien könnt' aus der Gefangenſchaft.

206.

Halt aufrecht, lieber Sohn, den Wuchs und deinen Geiſt,

Daß du von gradem Sinn und graden Glicdern ſeiſt. Tie falſche Demuth jenft, die Tücke ſenkt ihr Haupt;

Tem freien Muth hat Gott empor zu ſchaun erlaubt. Vedenle, weiien Sohn du bift, richt" auf im Adel

Te Selbſtgefühles dich, und fürchte keinen Tadel. Zen Tadel Haft du nur zu fürchten, wenn du weicht

Tem Bater einft am Werth, dem du am Bilde gleichft.

267. Wird doch nicht über's Kind der Vater ungeduldig, Tas in der Arbeit ihn ſtört durch ſein Spiel unſchuldig. Ez flinft die Thüren auf und zu, fommt um zu gehn, Geht um zu kommen, läht fein Ting am Flecke jtchn, kchiebt hier am Stuhl, zerrt da am Buch, ruckt dort am Tiſch, Und die Schreibfeder ſelbſt macht es zum Flederwiſch. Ter Pater, ftatt mit Macht zu wehren, drohi und ladt, Tie Etörung freut ihn, die ihm Unterhaltung madt. Tie Belt iſt auch ein Kind, und will ihr Spielwerk treiben; Bern fie dich ftörei, mukt du fein geduldig bleiben, Bas ihadet’s, läßt fie dich ein wenig wen'ger fehreiben!

12 +

268.

Durchblattern wollt’ ich aud für dich die Kinderſchriter⸗ Mein Kind, ob Förderung dadurd dir fer zu Fifkr- Nicht brauchen Fannıft du fie, wenn du fein Kind wink bleibe

Weil rechte Männer nie für bloße Kinder jchreiben. Was braucht es mehr Beweis? von hundert Dickteriinge?

Hörft du in diefem Buch die Finderflapper Flingen. Vom einen Dichter, der der eine ift vor allen,

Sft faum ein Fetzchen hier, das ihm im Schlaf entſal⸗ Du lernft daraus, wiefehr er andre übertrifft,

Weil nur fo wenig taugt von ihm zur Kinderfärift.

269.

Ei wie! an einem Tag verſchlingſt du alle Speile,

Womit ein Lebenlang den Geiſt genährt der Weile, Den du dir eben heut vornahmeft zu verdaun;

Die Unerjättlichkeit, erwedt fie dir fein Graun? Tu aber deuteft nur aus deiner innern Welt

Hin auf die Äußere, die ebenjo es hält;

Ta auch ein Prafier ja verpraßt an einen Tage Mehr als erkarget hat des Kargers Jahresplage. Nur ift der Unterſchied, dag hier jih von den Aehren Der arnıen Fleißigen die faulen Reihen nähren, Doch du ein Aermerer zehrft von den geiftig Reichen. Mög’ es zu deines Geifts Bereicherung gereichen!

270. Mit meinen Söhnen ging id wandernd über Land, Und es war wunderbar, wie ich mich da empfand. Sp reizend zweifelhaft war ces mir nie erjchienen, Ob ih ihr Führer fei, ob jelbft aeführt von ihnen. Sie mögen nun fo fort ftets unbedürft’ger fhreiten, Und fähiger, mich gern Bedürfenden zu leiten.

271. Wer ftill fteht, bleibt zurid, wenn Andre vorwärts gehn O Unglüd und o Glüd! nie darfſt du ftille ſtehn.

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: Bu hilft’, wonach du rennft, als Höchftes zu erkennen, du zugleich erfennft, es fei nicht zu errennen. der gende Weg ift nicht, nur immer gradaus gehn; Lu mußt did nad) dem Ziel, daS ſtets ſich wendet drehn. Bie gern beſchied' ich mic, ich fei noch nicht am Ende, Bern ich mich nur nicht ſtets am Anfang wieder fände!

272. Goßn, der Tabakrauch auch, wozu ich dich anleiten Kit will, der ſchlimme Brauch hat feine guten Seiten. Vie Leidenfhaftlichleit des Sprechens kann er dämpfen, Um hingerifien nicht zu fein von Meinungstämpfen: VDaß dir die Pfeife nicht ausgeh', die du vergaßeft, Rod du im Eifer mehr, als recht ift, Dampf ausblafeft.

273. Der Ehrgeiz giebt nicht Ruh noch Raſt dem, der ihn hegt; Bon ihm ift, wie vom Sturm die Fluth, das Herz bewegt. Bei einem Mann der That ift er vielleicht zu loben; Er fei davon gefpornt, getragen und gehoben! Da er den innen Sturm dur äußre Stürme dämpfe; Und wie ihn nagt fein Wurm, betäub’ er ihn durch Kämpfe ! kein bei Wiſſenſchaft und Kunft ift ganz ein Fluch Der Ehrgeiz, unftattHaft, ein innrer Widerfprud. Denn mit der Nuh kann nicht die Unruh ſich vertragen; Etr Beig, als Ehrgeiz, läht in Muße fi) ertragen.

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232

268.

Durchblattern wollt’ id) auch für Hrn ie ME’ Mein Kind, ob Förderung dadurch ir $ Nicht brauchen kannſt du fie, wenn du kim N Weil rechte Männer nie für bloße 7 1% Mas braucht es mehr Beweis? von u 64 j Hörft du in diefem Bud die Kir SS 4 e%

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Doch dur Afig leicht, nie Wein aus fe; Mög’ egt allein, der Rabe 3 braucht der Thor, und Einfamteit

. ‚du vom Freunde feinen Stand i 0, Mit nut y Aagft, jo ift kein Freund dir auf der Se Sthabnes, findet es erhabne Stimmung nicht, f . .. . . ® z Eriheinet lächerlich im Lchen, im Gedicht

es / R . ® ® jr 9. Wer edel lebt und flirbt, der iſt mir außerforen

f, Zum Edlen, ob er auch unedel ſei geboren.

10. Beſcheiden wollt ich fein, fäh' ich mich dollgeeket Stolz muß ich ein, folang ihr läugnet meinen I,

h , „aideln. 7 L An’s Haus, hinaus.

for dem Gott;

ein andres nur erklären; dir Mühfel nur gebären.

sicht in harten Stein fi drüden; Bes, ſoll Gottes Bild did, jhmüden. all, ber fuch' es auch zu fein;

BR der Gähein ein leerer Sein.

it nicht, doch macht er ſcharf das Meſſer; Baum wird oft ein guter beſſer.

haft wich Leid hervorgebracht;

nk, jobald man heftig lacht.

&rennd, bein Freund fann der nicht fein; ae iſt fein eigner Freund allein.

om,. unb erbt nicht fort geſchwind,

s Sohn, nod auf des Günftlings Kind. nicht l Bott weiſt bir an bein Roos;

4, wo ſich aufthat Mutterſchooß.

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Fünfte Stufe, Leben.

. Die Poeſie iſt Gold; ein weniges vom holden

Metall, mit Kunſt gedehnt, reiht Welten zu vergofden

. Wer unberedet wünjcht zu bleiben, der muß fchmeigen

Und wer jchief angejehn nicht fein will, ſich nicht zeigen

. Im Voraus freuen mag fi ſchon der guten That,

Mer nur dazu gefaßt den feſten Vorſatz bat.

. Ein Knabe lernt nur von geliebten Lehrern gerne;

Du aber fei ein Mann, auch von verhaßten Ierne!

. Der Mann, der erft ein Schelm geworden, wird nie I

Aus Wein wird Eifig leicht, nie Wein aus Ejfig wieder

Der Adler fliegt allein, der Rabe ſchaarenweiſe; Gejellihaft braucht der Thor, und Einſamkeit der Weile

. Wenn du vom Freunde feinen Stand nicht abzuzieh

Vermagſt, jo ift fein Freund dir auf der Melt verlichn

. Grhabnes, findet es erhabne Stimmung nicht,

Erſcheinet lächerlich im Lehen, im Gedicht.

. Mer edel lebt und ftirbt, der ift mir auserkoren

Zum Edlen, ob er auch unedel fei geboren.

.Beſcheiden wollt’ ich fein, ſäh' ich mich vollgeehrt

Stolz mut ich jein, jolang ihr läugnet meinen Werth

+ 35 +

ver Ruhm hat einen Grund; wenn dieſer Grund erft Liegt, Radt er, daß manches ſchwer, was an fich leicht ift, wiegt.

Ber fremde Fehler rügt, glaubt ſich der eignen quitt; nad wer entſchuldigt jen’, entjchuldigt fi) damit.

eh’ weg, o Sonne, denn der Mond will au nun fcheinen; ch hab’ genug gelacht, und möcht’ einmal auch weinen.

chon zu beneiden ift, wen Täujhung nur beglüdt, och mehr ein Slüdlicher, der nicht ſich ſelbſt berückt.

n den im Garten bunt gewordenen Aurideln

ieht man, wie durch Kultur fi Gegenſätz' entwideln.

er Hunger guckt dem Fleiß zumeilen wohl in's Haus, Hein die Thätigkeit wirft ihn zur Thür hinaus,

He Tempelratte hat nit Scheue vor dem Gott;

eligion ift des Religiofen Spott.

in Wunder läßt fi dur ein andres nur erllären;

Uhr’ es nicht an! e3 wird dir Mühſal nur gebären.

yer Eiegelring wird nidt in harten Stein ſich drüden; erz, werde weiches Wachs, ſoll Gottes Bild did ſchmücken. der eiwas feinen will, der ſuch' es auch zu fein;

yenn ohne Sein ift jelbft der Schein ein leerer Schein.

der Wepftein jchneidet nicht, Doch macht er ſcharf das Meſſer; durch einen fchlechten Mann wird oft ein guter beffer.

Jom Uebermaß der Luft wird Leid hervorgebracht; Das Auge felber weint, jobald man heftig lacht.

Ber nicht jein eigner Freund, dein Freund kann der nicht fein; luch der nicht, wer nur ift fein eigner Freund allein.

Bunft eignet der Perſon, und erbt nicht fort geſchwind, licht auf des Gönners Sohn, no auf des Sünftlings Kind.

) forg’ um Nahrung nicht! Gott weilt dir an dein Loos; Die Mutterbruft fließt, wo ſich aufthat Mutterſchooß.

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. Ueber das Ziel ein Schritt, zuviel ift ſtets vom Uebel,

. Den Räuber ſchilt der Dieb, weil meg am Tage nahm

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Der weiß die Schwanen madt und grün die Papagein, Und bunt die Pfauen, wird aud dir dein Kleid verleißn.

Mo es drei Heller thun, da wende vier nit an, Und nicht zwei Worte, wo's mit einem ift gethan.

Sei's über'n Durft ein Glas, ſei's über's Faß ein Kühe Mer zwingen will die Zeit, den wird fie felber zwingen; Mer fie gewähren läßt, dem wird jie Rofen bringen.

Nur wer Anſprüche macht, fühlt fi zuridgelegt; Wer nebenaus tritt, ift auerjt nicht noch zulegt.

Der Räuber, was der Dieb Nachts wenzunchmen fan.

2. Durch Widerfpruh wirft du den Dünkel nie belehren;

Du widerſpricht ihm doch, der Wahrheit nur zu Ehren!

. 3äh’ war ich, weich hat mich der Liebe Hauch gemacht,

Tod für die feine Welt bin ich ftets ungeichladt.

Wenn du den Muth nicht halt, die Guten felbft zu tadeln, Ein Mittel ſag' ih dir: du mußt die Schlechten adeln. Sch fühl' es leider num, im Leben glaubt’ ich's nie:

Die Welt ift mir nichts mehr, als Stoff der Poeſie.

Wenn er bei'm alten bat Cinjpredher und Ahnehmer, Wählt fein neu Aushängſchild der Gaſtwirth oder Krämer.

Oh es ftetS anderd nur, nie bejjer werd' auf Erden, Doch du, Stets anders, mußt aud) immer beſſer werden.

Die Zeit läßt fallen eins, um andres zu entfalten; Doch dich umbildend, mußt du ftets dich ſelbſt behalten.

Du mußt auf Freundes Lieb’ alswie auf Gottes trauen, Sie fühlen innerlich, wo fie nicht ift zu ſchauen.

Am beiten machſt du glei dein Ting im Anfang redt; Nachbeſſerung macht oft Halbgutes völlig ſchlecht.

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1. Des Mannes Zunge, dem Verſtand und Wit gebrechen, Nann zur Berrätherin nur dienen feiner Schwächen.

BR. Was dir am Mann gefällt, der ftillfehweigt, wird im Nu, Wo er den Mund aufthut, abnehmen oder zu.

Ein Thor klagt andre an, und ein Halbweifer fi; Sei ganz weil’ und du klagſt nicht andre an, noch dich!

Das Wahre milde mit dem Falſchen, wer den Schwachen Verdachtig Wahres will und Falſches glaubhaft machen.

*. keinen, was er nicht kann halten, dir verſprechen! Bas nüßt es dir, wenn du ihn zwingſt den Eid zu brechen?

Bas Hilft die Kundſchaft, die du ein von andern ziehft ? Das Ding flieht anders aus, ſobald du’3 felbft befiehft.

, Gar vieles lernt man, um e3 wieder zu vergefien; Um an dem Ziel zu ftehn, muß man die Bahn durchmefien.

Ein Irrthum mweggeräumt giebt einen wahren Saß; So durch Irrthümer felbft wächſt ftetS der Wahrheit Schatz.

Dan kann nidt immer was man will; der ift mein Dann, Der fich beſcheidet da3 zu wollen, was er fann.

Den Degen fol ein Mann nit ohne Urſach' ziehn, Und ohne Ehre dann auch nicht einfteden ihn.

Gott Hilft uns, liebes Find, nur nicht den Muth verloren! Sanft läßt er wehn den Wind, wenn man das Schaf geſchoren.

An einer guten Eh’ ift wohl das Haupt der Wann, Jedoch das Herz das Weib, daS er nicht miffen fann.

W, Son keinem Troft wird ein Betrübter mehr erquidt, Ws wenn er einen noch Betrübteren crblidt.

A In einer Stunde ftredt man einen Baum zur Erden, Der hundert Jahre hat gebraucht um groß zu werden.

5. Vie Rüffe giebt dir Gott, dazu die Zähn' im Baden; Tie Rüfie Inadt er dir nicht auf, du mußt fie knacken.

. Dich freut ein Name, den dem Nachbar Spötter gaben, . Die Nachtigall ift nicht zum Sehn, ift nur zum Hören; . Stets lebt ein Dichter im Bertheilen von Geſchenken;

. Die ſchönſte Gegend ift nicht Schön von allen Seiten,

. In diefer tiefen Furt will durchzuwaten hoffen

. Ihr freut am falfhen Glanz jo gut cud, als am echten;

288

Und weißt nicht, welchen ſie dir ſelbſt gegeben haben. Den Dichter kennen, wird nur im Gedicht dich ſtdren. Nichts Hat er, ohne glei der Welt es zuzudenken. Noch ſchön zu allen Tags⸗ und allen Jahreszeiten.

Der Ejel, wo vor ihn ift das Kameel erjoffen.

Wie ſollt' ich eure Freud’ aus Schadenfreud’ anfechten?

. Umfonft ijt jedes Werk, das du hervorgebracht, N

Wenn du dich jelber nicht zum Kunſliwerk haft gemadtt.

63. Mac’ immer nur Entwürf’! ob du fie nicht ausführeft, | Tod) haſt du den Genuß, daß du did Schöpfer jpürefl. - 64. As Roſ' ift nie jo Jon geworden, wie zu werden ( As Knoſpe mir verjprah ein Wunſch, ein Glück auf Erbes 69. Unjeliger ift nichts, als wenn dir's immer iſt, [| Tu jeieft nicht zu Haus, wo du zu Hauie bift. 65. Was ıft und was ift nicht poctiih? Alles, wie Die angemefine Form cs fand, ijt Poeſie. 67. Ter Wille fündigt, und der Will’ entjündigt wieder; Wie Wajjer Schmus erregt, und wäſcht beſchmutzte Glieder. 68, Schlecht iſt das Schlechte nicht, denn das verfennt man jelkaj

Tas Mittelmäß’ge ift’s, das leicht für gut fann gelten.

. Zu fommen zwingſt du did? Komm, oder nicht! du biR

Willommen, wenn du fommijt, ausbleibend, unvermikt.

. Zu denfen iſt wohl jchön, noch ſchöner ift gu Dichten,

Am ſchönſten beides mit einander zu verrichten.

139 +

ı von mir die haft, ob ich von dir, wer weiß ?

eier, nicht wer eh'r es machte, trägt den Preis.

dfes Bud iſt, das durchaus dir nicht gefällt,

leichwol etwas hat, womit es feit dich hält.

aft es oft erprobt; laß dieſes Volk nicht ein!

xt nicht, nur belobt, bewundert will cs jein.

zu gefallen geb’ ich Hoffnung auf und Luft; alles, was euch recht gefällt, mikfällt mir juſt.

5reunde bitte fein, zujehr nicht dich zu ehren!

: werden Feinde dir dafür den Strieg erflären.

ı Dich der Pöbel ehrt, befürdte, was dir droht! k bemwirft er dich mit Lorbern, dann mit Koth.

feinen Sohn verfäunt zum Freunde zu erziehn, mo er aufhört Kind zu jein, verloren ihn.

nit den Zugenden verwachſen ijt ein Fehler, bulden mußt du ihn, fonjt machſt du jene ſchmäler.

thut's, wenn man dich ſchilt, am weh’iten, armer Knecht, ı Du dir jagen mußt, das man dich ſchilt mit echt. Sittlicgleit allein erſeht den Glauben nit;

web’ dem Glauben, dem die Sittlichleit gebricht. Ende deiner Bahn iſt gut Zufriedenheit;

wer am Anfang ift zufrieden, kommt nicht weit. yattejt nicht die Kraft, dein gutes Glück zu tragen;

mm ift es jo jchnell in böjes umgeſchlagen.

auf den cignen Werth dir nur zuviel wicht ein!

vird ein mäß’ges Lob ſchon groß genug dir fein. Ehrgeiz ift gekränkt vom Kleinſten, das mißlingt,

nicht befriedigt's ihn, wo er das Größt' erringt. .

veh’ dem Durſte, der nach jedem Zröpfchen geizt, ı den ein Strom, ein Meer nur, ftatt zu ftillen, reizt!

a —t 240 Ma XF PAS y 85. Glaub’ immer! nur beweis mir's nicht! font we” 9 \ Es ift ein Widerſpruch: ſcharfſichtig und blind” Fin

N 7 —X 87. Vom Heiligen bewegt, ſei dein Gemitth im u > Mach’ ein Syftem daraus, jo wird es abgei <9 Zu 88. Beglüdt, von wen nit eh'r die Welt, daß er a? 7

\ Erfährt, als durch's Geläut’, bei dem man ihr bear” Fe

89. Mag’ night, wenn das Geſchid dir etwas ſchwer gemas” Die Freud’ ift doppelt groß, wenn du's haft doch volß? 90. Wer einen Fehler flieht, der Hüte ſich vor allen, PO, Bor dieſem auf der Flucht, in jenen nicht zu fallen. d 91. Die Krankheit ift dein Heil, wenn fie dich leiblich mad Daß Heilsbedürftigleit die kranke Seele ahnt. „ri si

92. Biel Gutes wird bewirkt auf diefer Welt vom Bin; * _s Bewogen ward dadurch Gott jelbft, uns zu erlöfen.

93. Warum vor Ungebuld dein Büchlein ich zuſchlug? Es forderte zuviel, und gab mir nicht genug.

94. Nicht Achtung kannſt du dem, der dich nicht achtet, ige! Oder du mußt jogleid von dir geringer denken.

95. Soviel du von der Gnad' Unedler wirft geipeift, _ Das nimmft du zu am Leib, und büßeſt's ein am Gen

96. Am Inhalt liegt mir viel, und wenig am Gefäße;: > Warum? ich habe ſelbſt Form jedem Stoff gemäke. _—

97. Ein Streben mag mit Luft den Strebenden betrügen, ‚> Doch das Erftrebte kann dem Geifte nie genligen.

08. Ein neugelauftes Bud, ein jelbftgebauted Haus, Bringt, wer's verkaufen will, um's halbe Geld nicht aus > 20

99. Was einer tragen kann an Leid und auch an Luſt, _ Das wird erft einem Mann, wann er’3 erfuhr, bemust. 27T 35

100. Nicht Allen alles, wenn nur Einem eins gefällt, Und Andern anderes, jo iſt e8 gut beitellt.

4 +

1. Die Ditung geht der Zeit voran und hinterbrein, Ir Der Bergangenheit zeigt fie der Zukunft Schein.

2. Ein gut Wort, gut gejagt, und auch gut aufgenommen, Dazu gut angewandt, mag uns zu Gute fommen.

3 Ber beide Hände voll bat und noch mehr will faflen, Birp das aud, was er bat in Händen, fallen laflen.

Die fremde Weisheit wird in deinem Kopf zum Thoren; zT nüht die Weisheit nur, die in dir wird geboren.

- Den Weiſen kannſt du an der Wahl der Zwed’ entdeden, Den Klugen an der Wahl der Mittel zu den Zwecken.

- Su Fafien den Entſchluß, muß Gottes Geift dich rühren;

4 überlegeft nur, wie er ſei auszuführen. - Die Veberlegung zeigt das Beſſere von zwei'n; Fur an fih Guten treibt ein inn’rer Trieb allein.

- Das Gute thuft du nicht, um zu empfinden Luft; te Luft empfindeft du, meil du das Gute thuft.

- Das Bute thun ift leicht, ſelbſt Schwachen eine Luft, Das Böfe meiden ſchwer, Kampf einer Heldenbruft.

- Das Münfchen thut e3 nicht, Anftrengung muß es machen; Dem ſchlafenden Löwen läuft das Wild nicht in den Rachen.

- Die heiße Kohle brennt, die kalte ſchwärzt die Hand; er um mil Böſen geht, hat immer üblen Stand.

2- Sei in drei Monaten, drei Jahren oder Tagen, Tamal wird Seine Frucht jo But als Böſes tragen.

Aus einem Feinde wird niemals ein Freund ein treuer, a5 Waſſer, auch gewärmt vom Feuer, löſcht das Teuer.

‚rt. Erliegen kann ein Mann, nicht ſich unmännlich halten, Lfhen kann ein Feu'r, doch nie kann es erfalten.

135 315. Am Walde hätte nicht die Art fo leichtes Spiel,

Dürr ihr der Wald nicht ſelbſt geliefert ihren Stiel. Meder Yierte VILL 16

ba

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Wenn fi der Jüngere zum böſen Wege neigt,

Trifft Schuld den Weltern, der es fieht und dazu ſchweigt. Ein treuer Spiegel ift nicht jedem angenehm,

Ein Menichentenner oft den Menſchen unbequem.

Der Fürften Unglüd ijt, daß jeder thun und fagen

Nur immer das will, was er ihnen fieht behagen.

Zwei Löwen einen Hirſch die Theilung wird mißrathen: Sie kämpfen; wer gewinnt, verzehrt allein den Braten,

Ein König, dem das Reid ein andrer abgewonnen, Daß beite für ihn tft, er fällt in einen Bronnen.

Der Baum legt niemals felbft die Art an feinen Fuß; Du bift der Thor, den fol ein Sinnbild warnen muß.

Der Rabe hat den Gang des Repphuhns nachgeahmt, Den eignen büßt er ein, und der geborgte lahmt.

Der alte Wolf vermag den Regen jchon zu leiden, Der einen Wolfspelz trägt, fein Mäntelden von Seiden.

. Thun was jchon ift gethan, dergleihen thun die Thoren;

An einer Perle fann man nicht zwei Löcher bohren.

. Laß dich's nicht ärgern, daß dir ein Stüd Wild entgangen:

Wenn du heut‘ alles fingit, was willit du morgen fangen?

‚. Ein Krämer liebt im Kram, was abgeht und gefällt;

Mit Ladenhütern ift der Laden ſchlecht beftellt.

. Wenn du für kleinre Gab’ undanlbar bift erſchienen,

Womit denn hoffeit du die größre zu verdienen ?

. Bitt' um Verzeihung nur dei, der fi) glaubt gefräntt;

Und kränkteſt du ihn nicht, genug daß er es denkt.

. Sonft mocht' ein Einzelmann in jeinem Bolt verſchwinden,

Jetzt in der Menichheit ſoll der Einz’le fi) empfinden.

. Wenn man das Böſe thut, fieht man für Mein es an;

Man fieht, wie groß es ift, erit wenn e3 ift gethan.

243

. Das Gute wiſſen, weit iſt noch das Thun davon; Das Böfe Tennen, ift des Böſen Anfang ſchon.

. Der tann wohl leiden, daß man ſeine Fehler rügt, Ber große Tugenden zu lleinen Fehlern fügt.

3. Ein Weiler überhebt fi) nicht, wenn Thoren fallen, Bon ihrem Beiipiel lernt er nur bedächt'ger wallen.

M. Wer Gutes thut joviel er fann, und feinen Lohn Dafür erwartet, bat den allerfihöniten ſchon.

Wer immer reicher nur will werden, ift nie reich; Wer befier werden will, ift und wird es zugleid.

- Des Weiſen flille Thrän’ ift mehr wohl als des Thoren Raute Gelächter werth, doch beides ift verloren.

187. Der Menſch, der finkt zum Thier, wird unter's Thier verſinken: Es ſchwimmt in der Natur, er wird darin ertrinfen. 138. Vetrübt dich's wohl, wie fi an Thorheit Thoren laben? Kein, freue dich, daß fie auch ihre Freude haben. 139. Lern Gutes um's zu thun, und Böfes um's zu meiden; ®enn du nicht beides kennſt, wie fannft du's unterfcheiden ? 140. Dem find am wenigiten die Mängel zu verzeihn, Ter, wenn er wollte nur, volllommen fönnte fein. 1. Slue iſt dein Schatten, der entfliehet, wo du ihn BR haſchen, und dir folgt, wo du ihm willſt entfliehn. 142. Rift viel find taufend Freund’, ein einz’ger Feind ift viel; Tem dieſem ift es Ernft, und jenen nur ein Spiel. 143. Ran fagt: der befte Freund des Diebes, der zum Schaf Im, das er fucht, verhilft, das ift des Hirten Schlaf. 144. ap dih auf dieſem Markt von falſchem Schein nit reizen; er hat Serit’ im Sad und zeigt zur Probe Weizen. 145. Bern die unzeife Frucht du fhütteln wit vom Aft, berdihſt du, daß du ſelbſt nicht deine Reife haft.

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MM

Die Feige herb und hart, weich klannſt du allenfals Sie drüden; fie nur, jo fragt fie dich im Halt.

Wer Dörner auf den Weg legt, wo er gehen muß, Der lage nicht, wenn fie ihn ftedhen in den Fuß.

Gern wird der Nachbar heut friſchbacknes Brot dir borgen, Wenn du mit Sauerteig ihm kannſt aushelfen morgen. Die Menſchen find zu klug, um irgendiwen zu loben, ' Eh’ von was Gutem fie an ihm gejehn die Proben.

Bon dem ich feinen Schub verlang’ und feinen Lohn, Wenn ich ihn ehre, fühl’ er ſich geehrt davon!

Iſt kein Arbeiter doch um feinen Lohn betrogen;

Der Lehrer lernt und der Erzieher wird erzogen.

Du ſchiltſt dich jelbft, wenn du dein Kind Tchiltft ungezoge Denn zogelt du's zuvor, jo wär’ es nun gezogen.

Die Schüler könnteſt du, und fie den Lehrer miſſen, Wenn du die lehren follit, die alles befier willen.

Schlimm, einem nicht vertraun, den man nicht kann entbehr Wie mander jchimpft den Arzt, und läßt ibn doc, gewähr

. Die Uebels thun, womit fie wollen Gutes ftiften,

Sind Nerzie, die, um uns zu retten, uns vergiften.

. Wer hat nit Eitelkeit! die Klugen wie die Gecken;

Doch diefe zeigen fie, weil jene fie verfteden.

. Vergnügen will man ſich in der Geſellſchaft nicht,

Vergnügt zu fcheinen nur hält man für feine Pflicht.

Das Gute liebt die Still’, es liebt nicht das Getöſe; Verbirg’s, wo du es thuft, wie man verbirgt das Böſe.

Gott giebt zur rechten Zeit ftets, was du brauchſt zum Leb Wenn du nur immer recht gebrauchſt, was er gegeben.

Wer fi begnügt zu thun das Gute niedrer Stufen, hut übel dran, wenn Gott zu höhern ihn berufen.

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61. Der Wahrheit Feierkleid, bekam es Lügenſtreifen, RNie wäſcheft du es rein mit Laugen und mit Seifen.

#2. Du Hagft, daß mander dir gelohnt mit Undank Hab’, Und bift du dankbar Gott für alles, was er gab?

8. Biel Lieber ift mir doch ein Thuer als ein Gager, Ein Antworigeber auch als ein vorlauter Frager.

4. Ich Lobe mir den Mann, der das, was er nicht kann, Nicht unternimmt, und das vollbringt, was er begann.

5. Ein Bild, ein Gleichniß macht der Sache Dunfles Har, Die Wahrheit glänzender, doch nie das Falſche wahr.

5. Die Flügel wadjen nur der Ameiſ' um zu fterben, Dem Riedrigen gereicht der Hochmuth zum Berberben.

7. Wenn du's nit brauchen Fannft, wozu Haft du's gewonnen ? Sm Hofe fehlet dir der Eimer an dem Bronnen.

z. Des Wolfs Heißhunger macht die Rechnung ohne Wirth, Der nur die Heerde ficht, und nit auch Hund und Hirt.

J. Die Saite, wenn man fie zu hoch will jpannen, reißt; Mur weile Mäßigung ift, was Erfolg verheißt.

,. em Manne fieht, o Sohn, Mannhaftigleit wohl an, Dem Menihen Menſchlichkeit; du werd’ ein Dieni und Mann!

Wenn außen Wärme treibt und Sauerteig von innen, ie follte das Gebäck nicht Luft zu gehn gewinnen!

>. Zufammen ift das Glas mit einem Stein getroffen, Es brad, und wundert fi, was konnt’ es andres hoffen?

3. Was hilit’s den Zweig, an dem fein Apfel ift, zu ſchütteln? Mar wedt den Schlafenden, am Todten hilft fein Rütteln.

1. Wer an Unwürdige verichwendet Ehrenzeichen, Wie kann er Würdigen fie nod mit Ehren reichen?

. Robt ihr das Schwert, wenn ihr's nennt ſchärfer als den Steden? Ahr jest den Dann herab, den ihr vergleicht mit Gecken.

g.

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. Wenn Alten ſchlecht anfteht, was Ihön an Jungen gilt,

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Standunterſchied eriheint vor Fürſtenthron geringer; Im Schad gilt ziemlich glei ein Läufer einem Eprimger.

Wie noch viel jchlechter, was man jelbfi an Yungen ſchill. Wo du nit der Gefahr kannſt aus dem Wege gehn, Da bleibt dir nichts als ihr mit Muth entgegen gehn. Was hab’ ich nun erfämpit, daß itumpf find meine Ich habe viel geichafft, und babe nichts geichaffen.

Sohn, fürchte Gott, damit dein Innres furchtlos jei; Denn Gottesfurdt nur madt von Menihenfurdt did frei. Hart wird zuleht die Haut, die viele Streich’ empfangen, Und Bart der Sinn, wen e3 hart in der Welt gegangen.

Ein Odem warn und kalt ıft in des Windes Rufen: Das Feuer mag er an«- und aus= die Kerze blaien.

Durch Wecjelbeiftand kann auch Roth die Noth vertreiben, Alswie einander warm zwei falte Hände reiben.

Mer feinem Freunde nit in's Auge chen kann, Kann’s au dem Feinde nidyt und ift ein ſchlechter Mann.

Wenn Gutes dir entweidht, jo ſuch' es zu erreichen;

Wenn Böfes dich erreicht, jo ſuch' ihm zu entweichen. Wenn did) Glückwechſel trifft, denk’, um dich nicht zu grämen: Abnehneen muß der Dlond, um wieder zujunehmen.

Gieb, was du geben millit, eh’ man darum did bat; 65 ift nur halb geſchenkt, was man erbeten hat.

Nie Unrecht hab’ am Freund, doc eine deiner Gaben Sei dieje, Unrecht gern, wo Recht du haft, zu haben. Sei auch beſcheiden g'nug, ein aufmertjumes Chr

Zu leihen mandem, was du beſſer weißt zuvor.

Des Freund's entbehren kann das Herz nicht, um zu leben; Gieb's einem ſchlechten, kannſt du's feinem guten geben.

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—t 247

191. Ein Strohſeil zieht jogut, wie eins aus Hanf geiponnen,

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Bis es verfault, dann fällt der Eimer in den Bronnen. Wo's theuren Gütern gilt, wehr' di, und fei fein Safe! er Gtier mit feinem Horn vertheidigt feine Nafe.

An GSitteniprühen hat der Arge jein Bergnügen,

Richt um danach zu thun, doch um damit zu trügen.

Thu Gute, wenn es auch vielleicht nicht rettet Dich, Doch wenn du Böſes thuft, verdirbt dich's ſicherlich.

Der Freund iſt näher dir, als du dir ſelber bift; O wie bift du fo fern ihm, der fo nah dir ifl.

Die Klugheit diefer Welt ift, jchleht von Menſchen denken; Wer aber Bott vertraut, kann Allen Zutraun ſchenken.

Der Thaler ift nichts werth, folang er bleibt zu Haus; Doch gebt er auf den Markt, jo bolt er dir den Schmaus,

Wenn ich vermödte von den Scladen zu befrein Mein Gold, es wäre werth, die Luſt der Welt zu fein.

Was er geworden ift, genüget nie dem Mann; D wohl ihm, wenn er ftets nur werden will und kann.

Beftändig ift fein Glüd im Unbeſtand des Lebens, Als nad) Beftändigem Beltändigfeit des Strebens.

. Men Geishen! Winterlang tft es uns ſchlecht ergangen;

Stirb nicht! der Frühling fommt, da grünen alle Rangen.

„Was liegt am ird'ſchen Gut?“ wirft du voll Großmuth jagen, Wenn's deinem Nachbar ward, nicht dir davongetragen.

Schir Shah und Selim Shah der Streit ift lang genug, I8er von den beiden einit den Bart am längften trug.

Zur Zeit der Roth nennt man wohl feinen Eſel Bruder, Und ift die Roth vorbei, fo heißt er faules Luder.

Wie du im Käfig auch ihn heaft und pflegeft fleißig, Zaß offen, und weg ift dein undanfbarer geifig.

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Sie nahm den jchlehten Mann, das war nicht recht bebadik, Und lief ihm dann davon, das war erft fchlecht gemacht.

So geht's in unferm Haus. Der Zuder ift geflohlen, Run haben wir gelegt ein Siegel auf die Kohlen.

Der Weber ſprach, ald ich das Tuch nicht wollte loben: Wie du's geſponnen haft, jo Hab’ ich es gewoben.

Wenn du der Sonne wagſt in’3 Angeſicht zu grinzen, Bieb Act, ob eh'r dein Aug’, ob ihres eh’r wird blingen! Winft du an Feindes Thor heut mit dem Finger podhen , So klopft er mit der Fauſt an deins in nächſter Wochen.

Du ſchläfſt mit Speer und Schild gerüftet, und im Schreien MWirfft du es beides weg, wenn dich die Feinde meden.

Yan glaubt die Wahrheit nicht, wenn jie ein Armer ſprich, Und felbft die Lüge glaubt man einem reichen Midht.

Du ſelbſt HeiratHejt nicht, Heirathen willſt du ftiften, Handelft mit Gift, doch magjt dich jelber nicht vergiften. Wir fcheiden uns nur nicht zu Aergernig- Vermeidung, Und leben lieber in beſtänd'ger Eheſcheidung.

Wenn Freund zu Freunde font, jtirbt des VBerläunders Mack, Und alle Reden hat ein Blick zunicht gemacht. !

Zwei Fehle ſchenk ich dir, den dritten Webertritt | Bezahlft du dreiiah mir, und alſo find wir quitt.

Bon unten jharfer Zahn, und ſcharfer Zahn von oben:

O weh den Billen, der dazwischen wird geichoben !

Laß gute Nachbarſchaft uns mit der Here halten,

So läßt fie ihre Kraft drei Häuſer weiter walten,

Das kleine Pfefferkorn fieh jür gering nicht an,

Verſuch' es nur, und ſieh, wie jcharf es beiken kann.

Pflanz' einen Mangobaum, pilanz’ eine Tamarinde, Und die ſüße Frucht, und ik die bittre Winde.

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Teufel hat die Welt verlafien, weil er weiß, Menſchen machen jelbft die Höll’ einander heiß.

: Sage, wenn fie ſich der Schonung will befleiken, werden fie alabald in's Ohr die Mäuſe beißen.

an du Den Betteljad einmal haft umgehangen, ı Rred’ Die Hand auch aus, die Gabe zu empfangen.

ie beide Theile ift der Handel wohl gerathen ; o weder ift verbrannt der Bratipieß noch der Braten.

ie Saramwane flagt, daß man ihr Alles nahm, d auch der Räuber Hagt, daß er nicht mehr beta.

m Urmen plündert man, nur um die Luft zu flillen, ke man den Reiher ſchießt, nur um der Feder millen.

enn Bott dich jchlagen will, jo braudt er nicht die Hand; : nimmt dir, daß du ſelbſt dich ſchlageſt, den Verſtand.

er feine Rettung weiß, wählt einen Zauberſpruch;

er ſich nicht helfen kann, Hilft fih mit einem lud).

5 kränkt dich nicht ſoſehr, was Leides dir geſchehn,

8 Daß Du mußt erfüllt den Wunjch des Feindes jehn.

weder wird da3 Schwert in meiner Hand mir weid, ver der Harte Kopf des Feindes fühlt den Streich).

re ganze Vogel ijt oft feinen Heller werth, x den als Nupferlohn ein Grojchen wird begehrt.

4 Unverträglichleit gedeiht fein Yeu’r in Haus, er eine bläft es an, der andre bläſt es aus.

b die Melone fiel aufs Meſſer, ob das Mefier

sf die Melon’, es geht in keinen Fall ihr befier.

st dem gefällig, der an dir Gefallen trägt,

id frage dem nicht nad, der jelbft nad dir nicht frägt.

an fieht das Geld nicht an, das Leben nur zu jparen, ıD fett das Leben dran, die Ehre zu bewahren.

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Ein Gottestaften ift des Armen leerer Bank, Und wer ihn füllt, erfüllt den Willen Gottes au.

Roth färbet mit der Schmink' ein Weib fidh das Und mit dem Ruhm ein Mann, der wider Feinde

Du fütterft ihn umſonſt mit Pomeranzenfernen, Dein alter Papagei wird nicht mehr ſprechen lernen, Wenn eine Jagd anftellt der Löw', ift's eine F Dem Schafal, und ein Weh den Neben auf der

Dem einen geht es Hin, den andern giebt man frei; Wenn es der dritte thut, zahlt er für alle drei.

Auf Künft’ges rechne nicht, und zähl’ nicht auf Flag’ um Berlornes nicht, und denf’ nicht an

Wozu jo lang der Schweif dem Pierde wuchs, dem M Damit die liegen es fich felber könne wedeln.

243. Das Bethaus fteht noch nicht gebaut mit feinen Pen

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Und ſchon zum Betteln nahm ein Lahmer dort den U

. Ein halbes Körnden und ein ganzes hat der Zropf,

Und jedes kochet er in einem eignen Topf.

. Der Mangel mag dem Fleiß einmal in's Tyenfter fe

Doch zu der Thür hinein darf er fi nicht getraun.

. Ein ſchlechter Kreuzer wird vielleicht einmal zum guten

Und gut cin Ichledhter Mann, doch iſt's nicht zu vern

. Wenn nicht das Rindlein jchreit, die Mutter es nicht 9

Tu mußt dich melden, wenn du etwas haben willt.

. Neun Tage dauert Neu’s, und it nicht neu mehr fe

Das Alte hundert Jahr, nur älter wird’s davon.

Mer friide Brunnen will an jeden Tage graben, Wird immer frifhen Trank und friiche Arbeit haben.

O brich den Faden nicht der Freundſchaft raſch entzwei Wird er auch neu gefnüpft, ein Knoten bleibt dabei.

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1. Mad’ in den Napf fein Loch, aus dem du haft gegeſſen; Und deilen Gaſt du warft, gedenf’ in Ehren defien. Wenn das nicht Unglüd ift, was ſoll denn Unglüd heißen ? Ich fig’ auf hohem Pferd, doch muß der Hund mid) beißen! O ®nade nun, Frau Katz', und frefiet mich nicht ganz! Das Mäpchen ift gerupft, doch lebt's auch ohne Schwanz. Wenn du zum Spiel ablegft dein Horn, der Kälber halb, Ein Etumpfhorn wirft du wohl, o Stier, doch nie ein Kalb. Far einen Müdenftih weißt du fein Mittel noch, Und ſteckeſt deine Hand ſchon in ein Weipenlodh ! Ein grauer Bart am Hals, und noch die Sinderfleden! Richts Lächerlicher als die Thorheit alter Gecken. Das ift gewiß! die Magd, wo fie wird Frau im Haus, Die ſchicket ihre Mägd’ im ärgften Regen aus. Berbrannt ift dir dein Haus. „Verbrannt ift nur das Holz.“ Bas haft du Stolzer draus gerettet? „Meinen Stolz.“

i. Mein Beftes bot ich auf, und ſchlecht ift es gerathen, Die Geiß geſchlachtet, und dem Gaſt ſchmeckt nicht der Braten.

Wenn ihr euch) helfen wollt, müßt ihr einander helfen; * Zufammen nur geftellt, wird Eins und Eins zu Elfen.

Bur Tränte dränget fih am Vorfteih Rind und Lamm; Die erften finden Fluth, die lekten finden Schlamm.

Geladen waren drei, und dreizehn find gelommen; Bieh Waſſer an die Supp’, und heiß fie all willlommen.

Be Ein Wunſch in deiner Bruft, in deinem Haus ein Gall, Drei Tage eine Luft, am vierten eine Laft.

MH. Der wird der Frau zu Haus in's Haar am erften fahren, Der draußen jelber fi läßt rupfen an den Haaren.

. Das wideripenftige Stameel wird doch beladen, Und hat mit feinen: Troß vericherzt des Treibers Gnaden.

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272. Kind! Mutter: Zärtlichkeit ift eigenes Gewächſe;

. Bon einer Milchkuh nimmt man einen Stoß nicht übel, . Bon hundert Schlägen, die der Goldſchmidt thut, trifft

. Geh’ nur zum Brunnen hin, daß er den Durft dir

13. Des dunfeln Haujes Lamp’ ein wohlgerathner Sohn,

. Bon weiten fennt ein Mann um Dad jein eignes Haus, 5. Tie Augen halte zu, und deinen Beutel offen;

. Der Krämer, der nichts hat zu thun im Kramgemach,

. Ka trinken, frommer Dann, die Durjt'gen, eh’ fie flehten

3. Zerbrochen oder nicht, das Töpfchen hört’ ich krachen;

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Nicht lauter Leben ift dies Durcheinanderlaufen, Auch immer Trauer giebt's in dem Ameiſenhaufen.

Ich hatte Zähne ſonſt, da hatt’ ih Broden nit; Den Broden hab’ ih nun, da mir der Zahn gebridt.

Das Fledihen an der Wang’ iſt eine Zier, das ſchwarze; Doch wenn zu groß e3 wird, fo ift es eine Marge.

Wenn nur darüber aus der Hand nicht fällt der Kübel Ein Hunderitheil jo ftark, als von dem Grobſchmied ei Ein Wunder wär’ es, wenn zu dir der Brunnen läme. | Mer zärtliher als fie dir thut, ift eine Hexe.

Der Bater altersblind wird jehend neu davon.

Yür andre nimmt es fi) wie jedes andre aus.

Ein folder Kund’ ift es, auf den die Kramer hoffen. Räumt aus dem einen aus, und ein in's andre ad. Milch ift e8, wenn gefchentt, und Waſſer, wenn erbeten.

Du bift in ſchlimmem Ruf, der jchwer ift gut gu machen.

Ä . Das Sperlingsweibhen trägt zu Neſt, das arme Shelmgeanl,

Sieh’, auseinander ſcharrt das Männchen ihm die Hälmden.

Ein Feind fchläft felber nicht, und läkt ung aud nicht ſchlaſen; Der Wolf ift wach, drum wacht der Schäfer bei den Schalen

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. Du zwiſchen Feinden, wie die Bunge zwiſchen Zähnen, Sei unverfehrt, wie fie von diefen, du von jenen!

2. Gelehrſamkeit fledt an. In unſres Kadhi Haus Lebt, ohne rechtsgelehrt zu werden, feine Maus.

S. Bon meinen Zähnen hab’ ich einige zum Klauen, Und einige für euch, die geb’ ich euch zu fchauen.

wu Die Beitiche hab’ ih ſchon, die Sporen auch, und werde, Hab’ ich den Sattel erft, aud fommen zu dem Pferbe.- Bropheten meinen oft, fie machen, was fie jagen.

Ja, krähte nicht der Hahn, jo würd’ es auch nicht tagen.

k Das Bethaus ift in Schutt gefallen, aber hoch Eteht noch der Hodaltar, und betet filr uns nod.

7. Wer kann die Linien in jeiner Hand verwiſchen? Die gottgefchriebne Schrift wird immer fich erfrifchen.

B. Weh dieſer Welt! fie giebt für heut uns Nahrungiorgen, Und des Berichtes Furcht giebt fie uns mit für morgen.

WB. Ich ſpreche Feuer, und es brennt mich nicht im Mund; Ich Tage Waller, und e3 wird nicht feucht mein Schlund.

o. Du haft am hellen Tag die Wachskerz' angefadht, Nun fehlet dir das Del für's Lämpchen in der Nacht.

N. Zum Spielplat läuft das Kind, man braucht's nicht Hinzutreiben ; Sur Schule führt man es, möcht’ es zu Haufe bleiben.

v2. Richt zähle, was im Brand des Haufes dir verbronnen; Zahl’, was gerettet ift, und rechn' es für gewonnen.

38. Wer hinten jchneidet ab, um vorn es anzuftoßen, Deckt feine Blöße bier, und ift nun dort im Bloßen.

4. Eoll der bedrohte Baum nicht drein mit Freude fchauen, Solzhauer, wenn du jelbft dich in den Fuß gehauen! 293. Der Räuber im Gebirg ift auch ein freier Füurſt, O Fürft, fo frei wie du, bi3 du ihn fangen wirft.

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Stets haft du Recht, wenn du beim Richter biſt allein; - Doch warte nur, ed fonımt dein Gegner Hinterdrein. '

Geh’ du in die Moſtlkee, ich geh' in die Pagode; Lab du mir meinen Brauch, dir laſſ' ich deine Mode.

Durch Weihgejchent’ erwirbt der Reihe Hi Was kann der Bettler thun? im heil’gen Strome

Richt viel zu leben, und nur leben in Benares! Was -Ieben? nur den Geiſt aufgeben in Benares!

Ob du nad Mekta magft, ob nad Benares wallen, Die befte Pilgerichaft ift Gottes Wohlgefallen.

Es wäſcht die eine Hand die andre, wie man ſpricht, Und beide waſchen dann zuſammen das Geficht.

Der leere Eimer fällt von jelbit im Bronnen nieder, Doch nicht der volle fteigt von felbit zur Höhe wieder. Der Urbeit Bürd’ iſt Leicht, und fchwer des Dantes Lef; Arbeite, daß du nur dir felbft zu danken Haft.

Beller ein altes Kleid mit eignem Drahte fliden, Als mit geborgtem Gold ein neues laſſen ftiden.

Das Wort des Mannes ijt von feiner Seel' ein Theil; Sowenig ift fein Wort als feine Seele feil.

Der Ferne, der mich grüßt, ift nah im Herzen mir; Der Nahe, der mich nicht beiucht, ift weit von bier.

Das ift kein Glüd, was ich mit Herzblut muß erlfanfen; 1 Gluck ift, was zu mir fommt, und läßt nad) ſich nicht lauf

Und wenn Gott jeden Wunſch den Menichen läßt So bleibt zulegt ihm nichts zu wünſchen als zu fterben.

Das Hehlen ift jo ſchlimm und ſchlimmer als das Gtehiei Denn ftehlen würde nicht, wer’s hoffte nicht zu hehlen.

Nod reden wird die Kuh in ihres Räubers Bauch; Der Pfau im Haus des Diebs verräth ihn jeiber auch.

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welier, wenn er den Edelftein will faſſen,

4 vom Glanze nicht die Augen blenden lafien. ver dich lobt, will nur dein Loöbliches ververben, w vich tadelt, ipornt di an nad) Lob zu werben. utthat fendet aus, wielang fie auf den Wegen leiben, endlich kehrt fie heim zu ihm mit Segen. seficht geht zu ſacht, die Zuverficht zu Ted,

t, mit YZuverficht vereint, gelangt zum Zweck.

iBig Tag und Nacht, und ſammle But in's Haus! len Stunden fommt’s, und geht in einer aus.

ir Beleidigung iſt niederer Gewinn,

ichen edler Muth, Berzeihen hoher Sinn.

horen Herz und Geld find nie recht einverftändig, sch einander fie mit Leichter ſtunſt abwendig.

sten Haus, dem Sarg, baft du nicht mehr Hausſorgen; er in dieler Burg ſich barg, der ift geborgen.

om des Schickſals Hand noch keinen Streich empfand, gar nicht, welche Streich’ austheilen Tann die Hand.

liegt an der Urt, die Gott dem Keim verliehn. was aud an der, wie du ihn wirft erziehn. Behfte iſt die Bunft, womit der Himmel jchaltet, üchfte ift die Kunft, womit der Gärtner waltet. tern Meeren zieht die Sonne ſüßes Waſſer,

9’ auch Liebe du aus Kerzen deiner Hafler. eners Leben ift, daß es Sich jelbft verzehrt; Ddiet es, wer ihm fich zu verzehren wehrt.

eben ift ein Feu'r, die Luft muß es erquiden; » die Luft ihm fehlt, wird es in fich erftiden. erw Uthemzug giebt Leben auf fein Leben, afichtbare Düft’ aus Blumenkelchen fchweben.

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Beflr Stadtthor fannft du wohl verfchltel U ‚og legen kannſt du nicht auf Feindes

ö. 9, y. "Das Repphuhn ikt ein Korn, dazu ein

Es frißt dir nicht die Ernt’, und nid

30%, 6. Der Schwanz der Nahbarmans if Tang,

Kurz deiner Natte Schwanz, die if dir

7. Mein Sohn, du wirft das Gut vom dei

Erbſt du nicht auch den Fleiß, jo wirft

338. Darf ih vom Feſt der Stadt mir nur

So hab’ ich's mitgemadt, und nicht me

330. Im Haus der Großmuth gehn foviele e

Daß feine Schwelle wird bald abgetreter

. 340. Der Jogi ift zu Haus ein armer Beltle

Und wird zum Heiligen auf einer fremi

Tft dein Vater, ſprich? err Hengit, was fragt ihr mi? richt, ob eh’r der Krug? genug. zur Mehr? ſchwer.

. war eben, .gm Gerfte geben.

.ır eine frumme Scheide; .u für einander beide.

yerz, das feine Großmuth fafiet, wloß, darin fein Echlüffel paſſet. „„wer von fern ſich weidet am Gefunkel, as Sprichwort jagt: Am Fuß der Lamp’ iſt's dunkel. .Feu'r if jemand jhon geworden warnı davon? Jon vdeinem Rauche blind ward manches Auge ſchon.

in die Wüfte flieht, den Böſen zu entwallen, dort in die Gewalt der böjen Geifter fallen.

; Weiten flieht ein Fuchs den Fuchs auf feinem Gange, "Iujammen fommen fie beim Kürſchner auf der Stange.

em über'3 Haupt einmal mir follen gehn die Wellen, Gilt es mir völlig gleich, ob ein’, ob hundert Ellen.

Mas iR ein Unfall zwar, doch der mir muß gefallen: Mein GStüdchen trodnes Brot ift in das Mus gefallen.

Ein jedes Xhier der Trift hat feine Nahrungsweiſe; Bas für das eine Gift, ift für das andre Speife.

Du triumphiteft, daß der Wolf ift hingeftredt, Doch weißt du, im Gebüſch was für ein Tiger ftedt?

5. Ich habe meinen Sinn, das Glück hat feinen Kopf, Und wer ihn durchſetzt, jchilt den andern einen Tropf. Hüderts Werte VIIL 17

329. Geziemend iſt der Schmud an Weihes $ And die geſchmnate ſon der Schmurt de

330, Ein reizendes Geficht ift franfer Augen Das fein gefällig ift und nicht zuſehr gi 331, Anfang und Ende ſind wohl unter ſich Doch ift der Anfang blind, das Ende 5 332, Laß dich auf das nicht ein, wo bir die Im dunteln Haufe find die Sehnden gl 338. Leicht lommt hinein der Dieb in's unbe Des Bettlers, doch beſchamt fommt er d 334. Ein Stadtthor lannſt dur wohl verſchlieh Doch legen kannſt du nicht auf Feindes 335. Das Repyhuhn ft ein Norm, dagu ein Es frißt dir nicht die Erd’, und nicht) 336. Der Schranz ber Nochbarmaus ft fang, | Kurz deiner Ratte Schwanz, die if bir 337. Mein Sohn, du wirft das Gut vom beit Etbſt du nicht auch den Weiß, fo wirft) 998, Darf id vom Feſt der Stabt mir nur

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ſel ward gefragt: Wer iſt dein Vater, ſprich?

Oheim, ſprach er, iſt Herr Hengſt, was fragt ihr mich? reiß, 0b eh'r das Glas zerbridht, ob eh'r der Krug? das ıf gewiß, zerbrechen bald genug.

mmei eine Laft das, was ihm dient zur Wehr?

men Öörner find dem Büffel nicht zu ſchwer.

Tel ungern lieh der Treiber, wo's war eben,

n den Bergfteig geht, will er ihm Gerfte geben.

t ein kumme Schwert in eine frumme Scheibe;

id einander werth, und für einander beide.

hen Mannes Herz, das feine Großmuth fafiet, verroftet Schloß, darin fein Schlüffel paffet.

nicht, wer von fern ſich weidet am Gefunfel,

dr das Sprichwort jagt: Am Fuß der Lamp' iſt's dunkel. jen'r iſt jemand ſchon geworden warnı davon? inem Raude blind ward manches Auge fchon.

die Wuſte flieht, den Böſen zu entmwallen,

ort in die Gewalt der böjen Geifter fallen.

keiten flieht ein Fuchs den Fuchs auf feinem Gange, nen fommen fie beim Stürjchner auf der Stange.

iber’3 Haupt einmal mir follen gehn die Wellen, mir völlig gleich, ob ein’, ob hundert Ellen.

ein Unfall zwar, Doch der mir muß gefallen: Studchen trodnes Brot if in das Mus gefallen.

es Thier der Trift hat feine Nahrungsmeife; e das eine Bift, iſt für das andre Speile. mmpbireft, daß der Wolf ift hingeftredt,

eißt du, im Gebüſch was für ein Tiger ftedt?

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. Der Feige, der gezeigt den Rücken in der Schlatt,

Kann nie fein Angeficht mehr zeigen unverlacht.

. Der Schäfer ließ fein Schaf die beften Kräuter eſen,

Zum Dant hat es das Brot ihm aus dem Gad gen

. Dan muß den Todten doch, wie lieb er fei, begraben

Das Leben kann den Tod bei fih im Haus nidt bei

509. Der Krüger felber trinkt aus einem alten Krug;

Denn jeden neuen, den er macht, verlauft er klug.

Wer fih an heißer Milch einmal verbrannt die Rah Wird au die Buttermilch, eh’ er fie trinlet, blafen.

Du fahft die Schlang’ einmal, und dein bejorgter % Eieht nun die Schlang’ am Weg in jedem alten ©i

. Man kann, was man geftand, nicht läugnen hinter

Die Nuß ift aus der Schal’, und geht hinein nit ı

Das Kätzchen budelt fi, und will Kameelchen fein; Wenn man’s beladen will, zicht es den Budel ein. „Herr Strauß, wenn ein Kameel du bift, jo trage u Ih bin ein Vogel. „Flieg!“ Ich bin ein Trampe Ih muß dem Lügenden in jeinem Hauſe glauben, Roh draußen muß er ſchon den Zweifel mir erlaub

MWirfft du nach einem Hund, der hungrig ifl, den S So jpringt er darauf zu, und dent es fei ein Bein.

Ein ſchlechter Jagdhund ift, der vorlaut bellend ſchen Tas Wild, und athemlos dann hinterdrein ihm kend

. Du haft die Spreu umjonft durchwühlt, wenn du nid

Tas einz’ge Korn, das du davon als Beute brachteſt.

Nimm die Gelegenheit vorn bei dem kurzen Baar, Sonft beut fie hinten dir den kahlen Naden dar.

Zu einem ftarfen Pfeil gehört ein ftarler Bogen, Und ohne ſtarken Arm wird diefer nicht gezogen.

;, willft du Gutes thun, und frage fein Oralel; edlen Mannes Herz ift Gottes Tabernafel.

Eſel ftolpert glei, wenn er geht unbeladen;

im belad’ ihn nur, daß er nicht nehme Schaden! Bettler bat zu Nacht im Haus fein beßres Licht Mondſchein beßres hat doch auch der Reiche nicht. te nicht den Staub, der dir den Weg verbedt;

t dus, in diefem Staub wa3 für ein Reuter fledi!

s über'm Raube fich entzwein der Diebe Schaaren, ı fommt der Ehrliche zu den geftohlnen Waaren.

Schlange, wenn der Tod für fie gejchrieben ftebt, nt auf den Weg heraus, wo Rok und Maulihier geht.

Schneiders Nadel, weiß fie nicht wo'naus vor Wiß, i fie ſich umgefehrt in ihres Meifters Sitz.

' fromme Stiftung mag dir frommen; doch ein Licht, du bedarffii im Haus, das ftift’ in’s Bethaus nicht. ann die Lampe nur im Licht der Lampe ſehn, auuft die heil'ge Schrift nur aus ihr felbft verftehn.

92.

307,

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260 3-

. Das ift des Habichts Amt, und der Beruf der Eule,

Daß er am Tage krächz', und in der Nacht fie heule.

. In diefem Garten hatt’ ih auch einmal mein Ref;

Ich bin beim Faften nun, die andern find beim Fell.

. Die Buhlin, wenn fie nun bat von den Buhlen Muke, :

Und nichts mehr auf der Welt zu thun weiß, thut fie Vf

, Des Schidjals Griffel wollt’ einmal ein Glüd mir *

Da brach die Spizß' ihm ab, ich ſoll beim Unglück

Ich Hab’ es felbft gefät, ih muß es jelbft auch ernten,

Mir Helfen nicht dazu die Nahen noch Gnifernten.

. Der König Aar fliegt hoch, Zaunlönig höher noch,

Der jenem, al3 er ftieg, unter die Flügel kroch.

Was foll ein Bater thun, wenn ihm ein Sohn mißrathen! Der Thäter bleibt ihm Lieb, wie leid ihm iind die Thates.

Solang’ die Thoren nicht aus diejer Welt verichwinden, Wird unter ihnen Stets fein Brot ein Mluger finden.

Von ferne hält die Hand ein kluger Mann an’s Feuer, Ein Thor ftedt fie darein, und kauft die Wärme theuer. Ein gutes Yahr geht früh mit gutem Frühjahr an;

Mer nichts als Knabe taugt, taugt fchwerlich viel als Mu Ein Reicher in der Fremd’ ift Überall zu Daus,

Und fremd ein armer Mann in feinem eignen Haus.

Im Blick des Bettlers tft die Bitte vorgetragen; Berftehft du nicht den Bid, was Toll der Mund dir fagen

. Der milde Mann, wie Gott zu Ipenten feine Gaben,

Will keinen Grund, er will nur einen Anlaß haben.

. Die berbe Traube thut, als jei fie ſchon Roſine;

Wie übel, junges Wut, ſteht dir die alte Mienc.

. Tie Hand des Milden juct, beitändig auszuipenden,

Wie die des Diebes zudt, ftets etwas zu entmwenden.

2361

I. Der Zapfre braudt jein Schwert, der Feige feine Zunge, Die alte Schön’ ihr Geld, und ihr Geficht die junge.

2. Wer eine Schlinge legt und keine Beere drein, Und Bögel fangen will, muß jelbft ein Gimpel fein.

B Bas tft ein Sinngediht? Wie Dann und Weib verbunden, Ein Zeilenpaar, das fi vereint im Reim empfunden.

M. Gewohntes wünjch’ ich mir, dod mad’ ich zum Bedinge, Daß aus Gewohnheit nie Gleichgültigfeit entipringe.

WS. Ich möchte mir die Bunft der Lilie gern erwerben, Doc ohne mit der Rof’ es darum zu verderben.

ww. Mad)’ di der Wünfche leer, und andre wunſchesvoll, O Herz, fo giebft du Gott und auch der Welt den Zoll.

rw. Die Sinne lügen nit, darauf mußt du vertraun; Doch fie find ſchwach, auf fie mußt du zuviel nicht baun.

MR. Zur em’gen Seligfeit kannſt du dich vorbereiten, Nur wenn du fteigerft ftet3 der Seele Thätigkeiten.

9. Bemiüth ift mehr als GBeift, denn das Gemüth befteht As Wurzel, wenn der Geift wie Vlüthenduft vergeht.

0. Zum Haufe Gottes fommt man nicht uneingeladen, Er ſchickt dir halben Wegs entgegen jeine Gnaden.

1. Des Schneiders Nadel, bald auf Seide, bald auf Zwillig Sie geht, wenn nicht gleichleicht, auf beiden doch gleichmwillig.

12. Der Wagen auf dem Schiff, das Schiff dann auf den Wagen, Eie mögen über Fluth und Land jich wechjelnd tragen.

13. Ich 308, um obendrauf zu thun den lebten Stein, Zen unterften hervor, da fiel der Plunder ein.

14. Ich brauche gute Waar’, es ift mir einerlei, Ans welcher Bude fie, von welchem Krämer fei.

15. Die Rofe lat im Thau, und denkt nicht an die Zähren Des Rofenwaflers, die fie wird in Gluth gebären.

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10 +

Das ift des Habichts Amt, und der pr 4 Daß er am Tage krächz', und in e 7 7 Sn dieſem Garten hatt’ ich auf, Ä # Ich bin beim Yaften nun, bie f 4 Die Buhlin, wenn fie we zz Und nichts mehr auf der H 1* Des Shidjals Griffel ih; Da brach die Spiß' ef Ar

Ich ee] f „chten nie ein Mir Helfen nicht Y .nigeß beriämmen. Der König nl ei iR fo gefüßrfig Di Der jenem, aly . Yägt, und dennoch glauf Was fol ein’ ſich frei, im Käfig aufgehang Der Thäter Meg er denkt, worin er lag gel

Solang’ ? m Mond herab, da kamen alle Bi: Wird W ger Höh’ mir vor, und eben alle Re

on die fünf Finger find nicht glei an eh

den ift ihr Dienſt, ihr Anſehn, Größ’

m: Müßiggänger fehlt es ſteis an Zeit zum Ir nie an einem Grund, warum er’s laffe ı

gen die Gewährung du nicht fieh am Yung Des, den du bitten willft, fo thu die Bitte n

# Ein Schatten im Gemith von einem deiner

Berflört die Heiterkeit vom ganzen Hochzeitſen

8. Mit unverdientem Lob kannt du vielleicht bei

Wen du nicht fonnteft mit verbientem Tadel

489. Die rechte Freundfchaft ift von hinten wie vs

Nicht Nof’ im Angeſicht, und hinter'm Rüden

430. Was Heil uns bringet, ift ein Unheil nicht p

Und jedes Unheil bringt uns Heil, wenn wir

263 J-

Er * thun, ſieh, wie's die Thoren treiben; > 2 nd laß das Andre bleiben. N A IS 5 dem Ehrenmann; I , - N van nit chren Tann. NE * in. Senftiele; "m 4% . I. 0, “de viele. ws Ga 7 ‚a dir auszureißen, t, ißen. Sg, > „ıenet, gehn zu heißen 4 wie groß iſt deren Zahl, \ 2 auch einmal nicht einmal! Se bift, und ich nichts ſeh' von dir,

‚äreſt fern, und ſchickteſt Grüße mir!

.o, der lang uns ließ auf feine Ankunft hoffen, .scht gleich wieder gehn, wenn er erft eingetroffen. pr. Sreund hat einen Strid gelegt um mein Genid, - Bahrt mich wohin er will, in jedem Augenblid. D. Scheu’ du nicht ein Geichäft, das dir kann Ruh’ erringen, Und ſcheu' aud eines nicht, das fie fann andern bringen.

B. Gebet führt halben Wegs zum Paradies, die Stärke Des Glaubens klopft an’s Thor, das aufthun Liebeswerke.

1. Sei du der Kerze gleich, die fih in Demuth putzt, Und um fo heller brenut, wenn man die Schnaup’ ihr ſtutzt.

2. Bergage nicht, mein Herz, das Ei kann federn friegen, Und aus der engen Schaal’ empor zum Himmel fliegen.

3. Wir bofften ſchon jahrein, nun laßt jahraus uns hoffen; Am Ende trifft es ein, was noch nicht eingetroffen.

4. Ich glaubte mich gelobt, dir danken wollt’ ich ſchon; Run lobſt du jeden Wicht, beichämt ſchleich' ich davon.

5. Grün wird vor Luft ein Blatt vom andern Blatt am Baume, Und eine Pflaum’ aus Scham roth vor der andern Pflaume.

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Mr

Dem armen Gerzen bringt das Tieiufle GEHE Plan Wie dem Ameiſenhaus ein Thautropf Ucherfäfeniunil Der Weihrauch duftet nur, wo ihn die Sich vgl Leid’ in Geduld, o Herz, fo bift du Gottes werif. : Herz, wundre did) nur nit, wenn bir bein Gab u Zerbricht; warum haft du's gebaut aus Glas allein Der Andacht Thräne ſol man nicht som Uuge Denn nichta ſoſchr wie fie lann defies Glanz erfeil Du mußt den erſten Play dem Lehten mie ebeilum Um Ungenehmes nie Noihwendiges verfünmen. «il Ride als die Sqhmeichelei iR fo gefüßrtulh bie; 1 Du weißt es, dab fie lügt, und benno glaub

Der Bogel fühlt fi frei, im Kafis aufgefangen, Wenn an das Reb er denkt, worin er lag gefangel

Ich ſah vom Mond herab, da kamen alle Bäume Bon gleiher Höh’ mir vor, und eben alle iäume Selbſt die fünf Finger find nicht gleich an einer Verſchieden iſt ihr Dienft, ihr Anſehn, Groß' umi Dem Müfiggänger fehlt es fiets an Zeit zum 8 Und nie an einem Grund, warum er’s laffe ruf

Wenn die Gewährung du nicht fiehft am Ungel Des, den du bitten wilift, fo thu die Witte nid Ein Schatten im Gemüth von einem deiner & Berftört die Heiterfeit vom ganzen Hochzeliſeſ Mit unverdientem Lob lannſt du vielleicht Bei Wen du nicht konnteſt mit verdienten Tadel Die rechte Freundſchaft ift von hinten wie v Nicht Rof’ im Angeficht, und hinter'm Stikdier Bas Heil uns bringet, ift ein Unheil nicht Und jedes Unheil bringt uns Keil, wenn w

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WM, Gich, was die Weiſen thun, ſieh, wie's die Thoren treiben; Usb ihn das Gine nad, und laß das Andre bleiben. m Kukt du verpflichtet fein, jo ſeiss dem Ehrenmann; denn ſchwer ift danken dem, den man nit ehren kann. WB. Der Berren bangen viel an einen Traubenftiele; HER du den einen Stiel, fo hältft du alle viele. IA Des Zahnwehs Heilung ift, den Zahn dir auszureißen, - Den Timer, welcher ſchlecht dir dienet, gehn zu heißen. B5. Man lebt nicht zweimal, und wie groß ift deren Zahl, Die leben auf der Welt auch einmal nicht einmal! 06. Wenn du mir nahe bift, und ich nichts ſeh' von dir, Bolt’ ich, du wäreſt fern, und fchidteft Grüße mir! 87. Der Freund, der lang uns ließ auf feine Anfunft Hoffen, Darf nicht gleich wieder gehn, wenn er erft eingetroffen. SL Der Freund bat einen Strid gelegt um mein Genid, mich wohin er will, in jedem Augenblid. 29. Shen’ du nicht ein Geihäft, das dir fann Ruh’ erringen, ſcheu' auch eines nicht, das fie fann andern bringen. 0. Geber führt halben Wegs zum Paradies, die Stärke es Glaubens Hopft an’s Thor, das aufthun Liebeswerke. I. Eei du der Kerze gleich, die fih in Temuth put, Nd um fo heller brennt, wenn man die Schnaup’ ihr flugt. Zerzage nicht, mein Herz, das Ei kann Federn kriegen, MD aus der engen Schaal' empor zum Himmel fliegen. Bir bofften ſchon jahrein, nun lakt jahraus uns hoffen; um Ende trifft e3 cin, was nod nicht eingetroffen. I glaubte mich gelobt, dir danken wollt' ich ſchon; Run lobft du jeden Wicht, bejchämt ſchleich' ich Davon.

3 Sri wird vor Zuft ein Blatt vom andern Blatt am Baume, Und eine Pflaum’ aus Scham roth vor der andern Pflaume.

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Wer weiß, wer's morgen nimmt? wer's he

Wenn morgen fommt, will ih dus Wert Gethan ift das von heut, nun laßt mid, £

Das Gold, fobald es Hat erfannt den Ede Eprt defien Höhern Glanz, und fait ihn 1

Der Traube Sußigkeit gieb denen, die nic Damit nicht bitter ganz ihr Gaumen fei 1

Von Freunden, dachten wir, jei Freundſch Run ſehn wir, dieſes Kraut wächt nicht t

Dein eignes Leben felbft ift länger nicht d Sobald dein Herz du fühljt zu einem and

Gieb nicht zu ſchnell dein Wort, jo brauchſt d Biel beſſer iſt eb, mehr zu halten als verſ

Wenn es das Gludnicht iſt, fo iſt es dod Ein Bettler ftedt wohl auch den falſchen @

Das Glüd und das Verdienft find von ur Ber das Berdienft hat, weint, und wer da

Trifft di des Schicals Schlag, jo mad

263 +- Kl. Wer Glück im Haufe hat, hat außer'm Hauie Xuft; Wohl ift dir's in der Welt, wenn wohl in deiner Bruft.

WR %o unter einem Dach beijammen zwei entgegen Gefechte Winde find, wird nie der Sturm fich legen.

WS. Warum thun Buße nicht, die Buße predigen? Beil fie fih ihrer Pflicht durch's Wort entledigen. HM. Haft du die irdiſchen Geſchäfte ſchon gethan, Taf du der himmlischen dich nimmft fo eifrig an? 5. Gewinnen muß, wer nicht verloren giebt daß Spiel; Berzage nicht! es trifft der letzte Pfeil das Ziel. 6. Sei mer, wo's irgendwas zu lernen giebt, gelehrig; CH findet fi, was man im Schranke ſucht, im Kehricht.

7. Ein Bammes, deſſen Schnitt nicht deiner Wamme paßt, Sebettelt haft du's, wo du's nicht geitohlen haft.

%. Ein Grashalm wächſt nicht teiht dem Balmbaum über'n Kopf; Dis ſich ein Tropf mit dir, miß dich nicht niit dem Tropf.

>. Sprigt Unvernunft, was Hilft’s, daß da Vernunft fi zeige?

unvernünftig nicht mitiprechen will, der ſchweige.

?- Berdiene dein Geſchick, jei dankbar und beſcheiden, MD fürchte nicht den Blid von denen, die's beneiden.

VWen das Verhängniß will in Schmach und Schande ſtürzen,

Den treibt es, Ehr' und Ruhm der Edlen zu verkürzen.

’. Su nab am feuer brennt, zu fern vom {Feuer friert; nah nicht noch zu fern lieb’ ich den, der regiert. Rur dem iſt Reihthum gut, der ihn mit gutem Fleiß tben bat, und ihn gut anzumenden wei.

L. RR Der Weisheit Lehren kann nur der Verftänd’ge deuten, Der Unverſtändige wird Irrihum draus erbeuten.

s. Wenn du willft deinen Feind demüth'gen, jei beflifjen Temüthiger zu jein als er, und mehr zu wiſſen.

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48),

AM.

246 +-

CH durch Nachſetzung wird ein Vorzug jelbit erbeutet, Wie Mira Schreiber vorn, und hinten Prinz bedeute⸗

Die Perle jelber wird durch's Alter Doch geringer, Und für den Ebdelftein allein ift fein Bezwinger.

Allein ift beſſer als mit Schlechten im Berein, Mit Guten im Berein ift befler als allein.

. Lüg' einfad, und ich glaub's; doch wenn hinzu du ee

Soviel Betheurungen, jo mer!’ ih, dag du lügſt.

Zur Unzeit rede nicht; denn jenem Hahne drehte

Man darum ab den Hals, weil er zur Unzeit krähte.

Laß deine Zunge gleich der Zunge jein der Wage;

Kind, wo fie ftille fteht, ift ihre befle Lage.

Der Taube fchreit alsob taub jeder Hörer jei;

Bon feiner Thorheit macht der Thor ein groß Geſchrei —— Laß du der Klerifei den geiftlich ſcharfen Geifer!

Dir ziemt der Glauben, Lai, und ihr der Blaubenseib ſe Kopfhänger, geh’ mir weg! wie fann den Weg mir je u Zum Licht, wer frei zum Licht nicht darf den Blick aufiiiifmmchle Die beite Heilart ift, vor Krankheit zu bewahren

Den Leib, und Arzenein durch Mäßigkeit zu iparen.

Zum Schuge gegen Gift reicht nicht gefunde Nahrung u, Im Gegengift allein ift Rettung und Verwahrung.

Tem Hungerleider gieb ein Feld, daß er fih nähre; Zum Dante giebt er dir vom Feld nicht eine Aehre.

Wo irgend Herr und Hund einander kamen fern; Eh'r als der Herr den Hund, ſpurt aus der Hund der —xn⸗

Der Vogel Leben iſt durch's Fenſter mir entſchlüpft, Und keine Ausſicht, daß herein er wieder hüpft.

Wenn Eines wirken ſoll, ſo laß das Andre ruhn; Ein Schütz, der treffen will, muß zu ein Auge thun. ==.

2367 I%-

FL. Tre Karma Erfahrung fieht joviel in einer Ziegel, u Unerfehrenheit des Kinds in einem Spiegel. Tb Gef) und Silber gleich nicht ift in jedem Schacht, Bir) Go und Silber doch nur aus dem Schacht gebracht. Geprägtes Silber zwar dient auf dem Markt zu Preifen, Dog es zu prägen dient ein Prägeftod von Eifen. Du fragft, wie auf den Baum der Apfel jei gelommen? Ein Yndrer bat indeß ihn ſchweigend abgenommen. 5. Berisic' nicht, was du heut’ beforgen follft, auf morgen, Dem morgen findet fi was Neues zu beforgen. 6. Dr pat das beſte Herz zum Aergſten fi verirrt, ie aus dem jüßften Wein der jchärffte Eifig wird.

A. Behülfen ſuch' ich, die ſich auch zu helfen miflen, SBetäifen, denen ich ſoll helfen, kann ic) miffen. BE. Mer el iffet wie der Diſtelfinke Diftel, Deswegen fingt er doch fo fein nicht durch die Fiftel. * Wir Wind im Käfige, wie Wafler in dem Siebe, IR guter Rath im Ohr der Thorheit und der Liebe.

BO. Ser um ein Wort hervor zu bringen, muß die Zunge

v Siz regen; willft du mas vollbringen, reg’ dich Junge! 1. So möcht ich leben, daß ich hätte, wenn id) ſcheide, = mir zur Luft, und Andern nicht zu Leide. gen’ auf die Augen thun, wenn nichts dir ſoll mißglüden; 2 Rd wenn dir was mißfällt, lern’ eines zuzudrücken. " Ioar iR Volltommenheit ein Ziel, das ftet3 entweicht, 4 och foll es auch erſtrebt nur werden, nicht erreicht. Bodi ein mit Sicherheit vorwärts gethaner Schritt 5 IR ihrer zweie werth, wobei man rüdwärts glitt. Er denkſt du nicht daran, wie weit es jet zum Ziel; Han ift es halb gethan, nun ift der Reſt ein Spiel.

507. 508. 508. 510, 511. 512. 513, 514. 515. 516. 517. 518. 519.

520.

. Wer ſucht, der finde. Ya! nur der wid,

+ mE 3

Un Orten ſucht, wo fi nicht das Gefuihle- Wo du den Weg nicht weißt, folg’ einem Do, ob der Fuhrer auch den Weg weiß, Sandalen drüden neu, bequem find fie Sobald dir etwas ganz gerecht it, wir ba’ Das Wort hat Zauberfraft, es bringt berber Drum büte dich, und nie ein Voſes nambaft Gieb Worte deinem Schmerz, fo iR er Bir Fenudil] Gieb Worte deiner Luft, fo iR fie dir mntlemunchänt

Wer allzueiferig bekräftigt fein Verfpreen, - u’ Beweiſet dir damit den Willen es zu bredien. =.

Wer einmal lügt, muß oft zu lügen fich gewbhaen; Denn ſieben Lügen braucht's um eine zu beichönem.: Im Stachel hat jein Gift der Skorpion, im Zahn Die Schlange, doch ein Menſch if giftig um und a Leicht mag, wer fieht die Frucht, des Baumes Ramı Ein Gärtner fieht am Baum, waß er für Frucht wi Was einem Menſchen du nicht frei in’s Angeſicht

Darfft jagen, jag’ ihm das auch hinter'm Rüden uw Ein Aergerniß ift nur, wo man es nimmt, gegeben Dir vorgeworfnes braudft du ja nicht aufzuheben,

O König, willft du mich in diejer nicht beſchützen, In jener Welt wird mir und dir dein Schuß wid

Das Hündlein wedelt, dir fein Futter abzuſchmeicheh Den edlen Hengft, damit er's annimmt, mußt a 9

Wo Bettelftolz ſich ſchämt zu fordern, jhämt gu nel Muß nicht Freigebigkeit fih auch zu geben Ichämen? Wer ſchlaft, den hungert nicht, geborgen ift der Min Weh' aber dem, der nidht vor Hunger jchlafen fams

ein großes Gut, begehre nicht noch Fleines;

t die Sonne jcheint, bedariſt du Kerzenicheines ? u es gewöhnt, das fordert bald dein Herz; nicht dein Kind an Böſes aud im Scherz.

g irrt nur, wer den rechten Weg nicht fennt,

: den Richtweg fieht und doc in's Dickicht remnt. sten immer wird fih in der Irre faflen,

R den rechten Weg muthmwillig hat verlafien.

fangner Sinn benußt die fremde Spur, Rbefangenen verwirrt die eigne nur.

. der Erde, die du baueft, die Geduld:

tg gerreißt ihr Herz, und fie vergilt’s mit Huld. iR eine Luft, die währt wohl einen Zag, kmuth ein Gefühl, das ewig freun dich mag. theit, ein Ehmud des Manns, fteht jedem fein, spelt jenem, der Grund hätte flolz zu fein.

t e8, daß du dir die fremden Weg’ einprägtefl ? fie doch nie mehr, wann du zurüd fie legteft.

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40.

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1

. Die Dual ift bei der Wahl; viel Wege breit und (dem

Gehn darfft du jeden, doch nur einen auf einmal. Selbſt deine Uhr geräth in Unorbnung auf Reifen; Sie fühlt ih, wie du ſelbſt, gerückt aus ihren ſereiſer Zwei Schlechte geben oft ein Gutes im Verein,

Ein leidliches Getränk ſchlecht Waſſer, ſchlechter Wein Wer fällt, ſteht wieder auf; deswegen nimmt im Weil Sich doch kein Kluger vor, um aufzuftehn, zu fallen.

. Weltweisbeit ift die Kunft, die ſchlecht fi auf Belle

Verſteht; Welttlugheit ift weit nüflicher zur Reife.

Was thut's, wenn dich die Welt um weltlih Gut bei

Wenn fie dir nur das Kleid des Gleichmuths nicht aw

2. Wer dich betrog, der wird dich obendrein ausladıen;

Doch nur getroft! du mußt dir auch aus dem nichte

3. Taheim, o Wandrer, magft du Allen Liebe tragen,

Doch in der Fremde gilt’s dich rüftig durchzuſchlagen

. Begnügfamfeit ift doch des Menſchen größtes Glück;

Wie freut den Armen ein geichenktes Grojchenftüd !

. Ganz in Bolllommenheit fiehft du fein Ding erglängg

Warum? damit dein Geift hab’ etwas zu ergänzen.

». Die Welt ift ungetreu, die Menſchen, die Natur,

Treu bin ich felbft mir nicht, getreu bift du mir num

. Bid’ in die Melt hinaus, und fieh’, viel andre Nik

Grhalten fie im Gang, als deine Schreibefeder.

. Nicht nur erkennen, wie gering du feift, mußt du;

Du mußt zufrieden auch und freudig fein dazu.

Wa3 man zum Guten wie zum Böſen deuten fann, Nimm, fei’s zum Böfen aud) gemeint, zum Guten a

Erfahren muß man ftets, Erfahrung wird nie enden Und endlich fehlt die Zeit, Erfahrnes anzuwenden.

Jellas wuchs die Kunſt, von Sinn des Volks gefordert, wachſen joll bei ung, vom Herrſcherwort beordert.

Fluß bleibt trüb, der nicht durch einen See gegangen, Herz unlauter, das nicht durch ein Weh’ gegangen.

Fluß nach Regenguß trüb gehn jehn, ift natürlich) ; gebt er immer trüb, jo find’ ich's ungebührlich.

ch To ſchoöner Fluß, darauf nit Schiffe gehn, je ein Wderfeld, wo feine Saaten ftehn.

lbaume wird man nicht im wilden Wald erwarten, ven ärgern mich Waldbäum’ im Küchengarten.

mm nicht efien, wenn ich Andre hungern ſehe; unden ärgert’3 mid, an Menſchen thut mir's wehe. wibe Wein ift Gold, der rothe Wein ift Blut; Golde bin ich Hold, dem Blute bin ich gut.

nit dem Eignen fi) der Eigner muß begnügen, mb ein Fremder aud fi in das Fremde fügen. anderer am Bad, geh’ nur dem Wafler nad,

ihret ficher dich zu Menſchendach und Fach.

211 +

566. Und wenn fie wie daß Korn did in den Boden treien,.

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568.

364,

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579.

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So gehſt du auf wie es, und wirft zu grünen Ganten

Die Vogelicheuche, die den jcheuen jcheudht, wird reigen Den fühnen Bogel, dem fie fagt, reif jei der Weizen. Zur Meggenofienichaft gehören deide Gaben,

Nicht blos ein gleiches Ziel, auch gleichen Schritt a 5 Die Ihwarze Wolfe trübt des Himmels reines Blau, Weil fie erfrifhen will das welte Grün der Au’.

Ter Hunger jchläft im Zahn, bis ihn die Speife wePil Verſuch' e3 und beik an, fo Ichmedft du, daß es Idmes

. Der Anter hält den Kahn, und läßt ihn nicht verfinler

Und hält an ihm fi an, um jelbit nicht zu ertrintem.

2, Tie Pirnen fallen hart vom hohen Zweig zur Erde;

Wenn du zu Fuße gehit, jo rällft du nicht vom Pferks

. Ein Bettler geht nie irr, er geht an jedem Ort

Seinem Geſchäfte nach, und bettelt hier und dort.

. Wen du arbeiten jichit, dem beut' du jelbit den Grußß

Nicht bieten kann er ihn, weil er arbeiten muß.

Die Blüthe trägt jich leicht, viel leichter als die Fruch O ſchlanker Frühlingsaſt, wie beuat did Herbftesmudyt

76. Wer hin die Hälfte gab, verliert das Ganze nidt:

Der Baunı wirft Aepfel ab, damit der At nicht bridp1

77. Tie Mailer rauchen hin wie Weltbegebenheiten,

Und ihres Rauihens Grund And Erdunebenheiten.

Ter hohe Thurm erfcheint am Fuß der Berge lein, Und ſtünd' er oben drauf, würd' er noch fleiner Yen. Leicht ichenkit du hin, mas ſchwer dir nidht ward zu gewi Die Wolke ſchöpft vom Meer. und läßt's zur Erde rim

Zu Hauſe bin ih nicht, wo meine Heimath iit: Ta ift die Deimatb mein. wo du zu Hauſe bil.

hs vor'm Pflug einher, und hinter'm Pflug der Bauer, nen wird es ſchwer, dem andern ſchwer und fauer. uer hat die Noth, der Ochje hat die Plage;

uer jchreit um's Brot, der Ochſ' Hat keine Klage. inger legt daS Fett auf einen magern Bifien,

' ein hartes Bett Yrau Müdigkeit das Kiffen.

fer liegt der Stein, und wird davon nicht weich; zw nimmt Weisheit an, und bleibt ſich felber gleich.

u das Taucherlein, wie flint es untertaudht? ım Grund des See's ift etwas, das ed braucht.

Bollshaufen ift, da ift von Staub die Wolle;

u im Staub nicht gehn, fo geh’ nicht mit dem Bolte. mer. Anſpruch macht auf das, was nicht beſchieden wb, ift mit der Welt beftändig unzufrieden.

nigen Bos und Guts Liegt nicht an Stand und Lage, nicht dadurch zu Stand, doch kommt's dadurch zu Tage. eiſethier ift müd' und weiter kann ich nicht; ih und mir lag die Herberg’ im Geficht.

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600.

Du mußt nicht auf den Leib zu nah den Bergen Sie find Im Duft der Fern’ am ſchönſten anzuiche.

Der Berg, von vorne fteil, wird hinten leicht at Nichts iſt jo ſchwer, es giebt Mittel ihm beigulommess- Nicht Großes nur ift groß, nicht Kleines nur iR Heim; Richt die Geſtalt iſt es, nur der Gedankt’ allein. Du fragft, was von der Reif’ ich dir mit heim gebreill⸗ Gedanken, die ih mir hab’ unterwegs gemacht. \ Bergefien wird, wie was man fießt, au) was man

Doch zum Undenten jei dies Büchlein dir geicdhenft.

\ 275 %+-

Kechste Stufe. Yrüfung.

———ñ—— ——

Ein König ward gefragt, mas ihm das Liebſte ſei

An der erlangten Macht? Er jagte: Zweierlei: Daß ih mit Wohlthat nun die, jo mein Wohl beriethen, Und meine Feinde fann mit Großmuth überbieten.

Den Thoren iſt's umfonft von einem Schaden heilen, Denn feine Thorheit wird fogleih zum andern eilen.

Bon einem Aeußerſten zum andern jpringt ein Thor; Bom reiten ſchiebt der Aff’ die Mütz' auf's linke Ohr.

L Wer in fidh trägt bewußt des Wiſſens höchſte Sphären,

Darf, was er nicht verfteht, für Unverſtand erflären.

Was eud für Tiefjinn gilt, weil feinen Grund ihr ſeht, Iſt Untief' über die des Unfinns Springfluth geht.

1. Dem Menſchen kann nicht leicht ein größrer Spott geſchehn, Als giebt ein Spiegel ihm, verzerrt ſich felbft zu fehn. Das iſt ein Bud, das dir in einem fremden Geift Den eigenen, entftellt zur Geiltesfrage, weiſt.

5. Ein ganzer Frühling wächſt mit einmal aus der Erben; Bas Menſchen wirken, kann nur Eins um's Andre werden. Doch wer beim Wirken feit hält einen Gotteshaud), . Det Einzles wird zulegt ein ganzer Frühling aud.

6. Der beſte Edelſtein ift der jelbft alle ſchneidet Die andern, und den Schnitt von keinem andern leidet. Das befte Menſchenherz iſt aber, daß da litte Selbft lieber jeden Schnitt, als daß es andre ſchnitte.

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12.

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14.

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.Des Mondes Geiſterlicht macht fremd auch das Wein,

Wenn fremde Schauer felbft ein Blick der Sonne br Drum fieh ein fremd Gefild im Licht der Sonne mm, Und lieblih fremd im Glanz des Monds die eigat Fa i

. Ein ſchönes Streben iſt's, den Guten ähnlich werden,

Die hier vom höchſten But Abbilder find auf Erden Doch immer wird das nur ein Bild vom Bilde fein; Du bilde deinem Geift dag Urbild felber ein.

. Run fliegt die Schwalbe weg, und nad) ihr fliegt der Ga

Iſt etwa noch zurüd ein ſchöner Herbft, jo komm' a! Daß wer noch feinen Theil von Yahrluft nicht genok, Genieße, bis das Bud der ftrenge Winter ſchloß

Ich will den Winter durch die Kränze laffen hangen, Die welten, bis im Lenz die Plüthen neu entiprangen,

Ein Zeihen nicht allein der Freuden, die verblüht, Auch fünft’ger Unterpfand dem hoffenden Gemüt.

Ci ſchäme dich, dag dir noch immer ganz der Zügel Nicht feſt ift in der Hand, noch jeft der Fuß im Bägd. Ei ſchäme did, dag dich im Sattel wantelhaft Noch immer wirft umber das Roß der Leidenſchaſt.

Mein Sohn, du ſollſt dich nur auf Straßen und auf Gehe Sehn mit ehrbaren, mit geehrien Leuten lafien.

Die halbe Ehr’ ift dein, menn man fi) neigt vor ihnen, Am Ende lerneft du die ganze ſelbſt verdienen.

Mit einem Neiviichen ijt Freundesumgang peinlich, Denn feine Freuden find mit deinen unvereinlid.

Du ſchämſt dich einer Luft, weil fie den Freund verkims Und eines Glüds aus Furcht, dag er es übel nimmt.

Was innig dich ergreift, dus laß fein langſam reifen; Was außen did nur ftreift, mußt du fogleich ergrafm:

Wo du's nicht gleich ergreifft, für immer iſt's verloren; Dod was du in dir reifft, wird ſchon einmal gebe

ı noch zu lernen, und begraben legt mich doch, ohn' ausgelernt zu haben.

3 Andre thun, nicht immer zu verftehn, m, was dir zu thun ift, vorzuftehn. x gereicht’ 8 zu Förderung und Luft, h ihr’s verftehft, indem bu deines thuſt.

r ein Freund! genug, um ihm zu danlen, m um das, was er nicht giebt, zu zanken. ade nicht, was du gebrauchteft eben,

», ſogut du kannſt, was er kann geben.

I du eh’r den Segen vom Geſchicke,

et fein, daß es dich nicht erquide. regenlos, o Pflanze, dich gehärmt,

e nicht näßt, und Sonnidein, der nicht wärmt.

anes freut, jo magft du fröhlich ruhn, 8 nicht, jo mußt du etwas Neues thun. w fehr dich ein Bethanes freuen,

rende doch nur ift im Thun vom Neuen. Kbrner durch die weggefegte Spreue

ar autry

24,

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27.

28.

30.

—t+ 278 3—

. Bielfeitigleit gefällt an zierlihen Kryſtallen,

Das Licht gebrochen ſpielt darin mit Wohlgefall en Doch auch Einfeitigkeit in rechter Art if gut; Die Luſt des Himmels if des Se'es Gpiegelfisiß-

Wo Jeder mißverfieht den Andern unwilllürlich, Und mißverftanden jelbft zu fein klagt ungebügelil:

Was bleibt da Lernenden zu lernen? Mißverſtand; Da lerne lieber nichts! Das ift gewiß Verſtaud.

Zu lehren glaubt’ ich oft, was ih an mir erfuhr, Und fah dann: ich umſchrieb ein altes Spridweorl mi Das eben ift die Art des Sprichworts: wir gewahrin Erft feinen Sinn, wenn wir ihn an uns felbft erfejee

Richt wachien ficheft du, wie aufmerfiam du bi, Das Gras, doch merkft du bald, daß es gewachſen f So tröfte did, mo gleich nicht das Gedeihn erſchien Bon jedem Werk, zulekt auf einmal iſt's gebiehn.

So wenig adteft du der Melt und ihres Guts, Daß, was du nicht bedarfft, du hingiebſt frofen Muth. Du mußt nur deinen Sinn den Weltlichen verhehlen, Sonft werden fie aud das, was du bedarfft, dir ſtehl

Wer immer fommt zur Welt, verbraudt von ihr ein EH Und doch wird fie davon nie minder, wel ein Glut

Warum wird fie davon nie minder? Weil, wer auf Sie mag verbrauden, ihr dient wieder zum VBerbreud

. Wann’s an zu dänmern fängt, fo ift der Tag nicht fm

Deß tröſt' ich mid, warn ich was Schwerbegriffnes lm Nur eines ift, woran mein Unmuth oft erlag: Daß nad) der Dämmerung kommt ein jo grauer Taf

Gar viel belohnt die Müh' nicht, es gelernt zu haben, Wenn wir zur eignen Quft uns nicht die Muhe gaber

Oft lohnet nit das Ziel des Wegs Zurlidelegung, Tod der Spaziergang dient zu unjerer Bewegmf

19 4

8 Rechtes if, Tann noch was Rechtes werben ; ztehrter wird ſich niemals recht geberden. fies dir auf faljche Bildung ein ;

jildeter, wirft du gebildet fein.

fen Geiſt treibt guter Nuch vondannen, jen lockt herbei der Dampf geweihter Pfannen. Uebelduft nur übelduft’gen Pflanzen, Nauchtabak nicht halten Stand die Wangen.

den hinweg, der dir war unbequem; wegbleibt, ift dir’3 doch unangenehm.

eht es jo, das einen drüdt und quält;

et, dag man’s braucht zum Leben, wann es fehlt.

zum Schein in Einer Welt zufammen, mmen gar verjchiedne Welten ſchwammen. vereint, und innerlid getrennt,

jeder eigne Geift im eignen Element.

Ratur tritt auf in allen Rollen

die täufchen ihn und ihn ergößen follen. ſich erlannt in jeder Maske fieht,

hamt zurüd, und alle Täufchung flieht.

Spruch von Sonnenſchein und Gnade

bet: Die zwei beitrahlen Erdenpfade.

» Sonne Wachs, doc Lehmen hart und troden; beſſert den, die jenen macht verftoden.

mn, der fih den Bart lang wachſen laffen, mm er’3 that? ſprach: Mich daran zu faflen, 1, daß ih fein Weib jei und kein Kind, nicht zu thun, die nur für beide find.

ammet ber vom Schonen, es ift zart, yandelt jein wie Blumen edler Art;

or dem Froft und rauher Stürme Drohen jonet fein, verfhont von allem Rohen.

41.

43.

44.

2380

Was du verficheft, reizt dich wenig; was du nidt Verſtehſt, jpricht dich nicht an; was will du vom Du wii mit Recht, es fei verſtändlich⸗ unwerſtandii⸗ Bollendet an Geftalt, doch an Gehalt unenblid.

. Ein Schlechtes ift, wenn kommt das Gute, leicht 7

Ein Leidliches nur wird vom Beſſern ſchwer be Denn Welt und Leben macht nicht Anſprüch unbeſhe Fe Solang es leidlich if, wie ſollten wir's nicht leider F

Das Sehn hat man umfonfl, wenn nit das Sprichwect IN Berluft ift beim Veſitz: wohl, dem das Sehn genigt!

Doch jagt ein andres Wort: Bom Sehn wird man nich Wohl dem, der Bieles fieht, und etwas Gignes fat!

. In jeder neuen Lag' ift freilich etwas fchlimmer

Als in der alten, doch auch etwas beffer immer. Soll dir die neue Tag’ erträglich jein, jo ichlag Das Beßre richtig an, das Schlimmre ftill ertrag-

Ten Körper mit dem Stein, das Lehen mit der Bilanze, Tie Seele mit dem Thier theilſt du, o Menſch, für's Gamf-

Bor Pflanze, Thier und Stein haſt du voraus den Geil, Daß du ein Ganzes jelbit, nicht nur für's Ganze ſeiß.

Daß unerreihbar hoch das Vorbild alles Guten

Und Schönen ob dir jteht, das jollte dich entmuthen! Ermuthen jollt‘ es dich, ihn ewig nachzuſtreben;

Es ftcht jo hoch, um dich itets höher zu erheben.

. Daß heilige der Zwed die Mittel, wird beitritten,

Wir aber müflen nur Scheinheiligteit verbitten. Ter aute Zwed macht gut die Mittel, recht verſtand Weil wir nie guten Zwed durch ſchlechte Mittel fi

>. Tea armen Menſchen Blüd it meiltens ein Vermei

Tes Unglüds, jeine Yuit Abweſenheit der Leiden Verderben droht, und weicht, frei hebt er jeine Br Tas nennt er dann jein Glück, das nennt er f

231 +

R jede Geburt des Lebens ihre Wehn!

a. Ju überfiehn, weil fie vorübergehn.

Dr jedes Glac mit Schmerzen nur geboren, a mit ſchmerzlichern Gefühlen auch verloren!

za Veles biet’ ic} dir, o Herr, zum Opfer an,

Du, Denn du's forderit, ich ja nicht verweigern kann. WER Veridimeigen kann ich's weder mir noch dir:

Kun die Willfährigkeit, und ſpar' das Opfer mir!

Seh a Bernunft, mein Sohn, find leider zweierlei, Beh unfre Aufgab' ift, zu einigen die Zwei. Eoha, in keiner Zunft ift die Vernunft zwar zünftig, Beh fein ſoll die Bernunft in jeder Zunft vernünftig.

Ber gar nicht ſcherzen kann, der ift ein armer Mann, nur noch ärmer ift, wer nichts wan jcherzen kann. bqrac iſt ein Ernſt, der ſtets vor'm Scherz iſt auf der Hut, Und qwächer noch ein Scherz, der nicht auf Ernſie ruht.

die Beli verſprach dir nichts, mach' ihr's nicht zum Verbrechen, Yu mußt dir ſelber nicht zuviel von ihr verſprechen. Berg belügſt du dich, ſie habe dich belogen ?

%a ihr betrogſt du dich, fie hat dich nicht betrogen.

daS Qute mußt du hin, wo's angewandt ift, wenden ;

Vo fie ift mohlgethan, mußt du die Wohlthat ſpenden. mancher Schlehte hat jo einen ſchlechten Magen,

Bu wohl dem Buten thut, das kann er nicht vertragen.

die virſt du Beide los, die dich zudringlich plagen?

Eng Jedem: ſchon hab’ ich's dem Andern abgeſchlagen; Ib Denn ich's dir gewährt’, er würd’ es übel nehmen. Es werden alle zwei zum Abzug fich bequemen.

demn gelten zwiſchen Zwei'n die Freundſchaft ſoll und taugen, 3a Bunde müſſen ſein die beiden wie zwei Augen. in das eine zielt, dahin das andre jpielt, Und felber ſchielen wird dies mit, wenn jenes ſchielt.

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97.

58.

59.

0.

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Wär’ es mit Einem dir mislungen oder Zweien,

Du könnteft jagen, daß fie ſchuld am Zwieiyalt kis Da e8 mit Mehreren, mit Allen dir mißlingt,

Wie kannſt du zweifeln, daß die Schuld aus dir enfigeht

Zern’ ohne Klagen, Herz, ein brennend Web ertragen; Der Kerze brennt der Kopf, doc hörft du nicht ſie u Aus reinem Stoff gemiſcht, fill brennt fie, bis fie DM Rein ift nit Wachs und Docht, wenn fie im Brenwen]

Mein Sohn, geſteh ich's dir, daß ich vergeflen habe Gar Manches nun als Greis, was ich gelernt ala

Nicht zur Entihuldigung gereicht dir das indeſſen; Erft lernen mußt du's auch, eh’ du es darfft verge|

Wie durch Gewöhnung lernt daS Aug’ im Dunteln | So lernt man TDunkles, dur) Vertiefung drein, wer

Des Geiſtes Augen gehn dir auf, und wunderbar, Mas nie jchien einzujehn, jcheint dir nun völlig Ile

Mer gerne thätig ift, hat immer was zu thun; Kind, jage nie: Id bin nun fertig und will rabe.

Pit dent Nothwendigen wenn du jchon fertig bifl, Doch bleibt dir etwas nod zu thun, das nuzlich if

Zu jeinen Zöhnen ſprach ein König: Seid beflifien Zu lernen jede Kunit und alle Art von Wiffen. Menn ihr vielleicht es braudt, jo iſt's ein Kapital;

Und wenn ihr's nicht bepürft, ein Schmud iſt's «ll

Mie treftlich iſt geſagt das Mort des alten Weifen: Mein Sohn, die Zunge in von Fleiih, das Schwer

Lak deine Zunge nie das Amt des Schwertes führen; Zweiſchneidig, ipis und ſcharf, das will ihr nicht gel

2. Sei du die Traube nit, o Herz, die unterm Laube

Sich birgt, damit der Tieb im Garten fie nid mm Gefunden freili hat fie unter'm Laub fein Tieb, Doch aud fein Sonnenitrahl, daher fie jauer blieb.

283 3%—

K Dem du bie Nacht durchſchläfſt, bedarfſt du feines Lichts, Bed wenn du wachen mußt, ift nöthiger dir nichts. 6 iR ein Gergensfreund, der in Weltfümmernifien Di trößtet ; möchteft du dies Licht im Dunkel miffen?

r Eqones, Wahres hat uns oft ein Traum gemahnt, * Bes nicht in feinem Schaf der wache Geiſt geahnt. ; Beh Falſches, Häßliches auch hat er angedeutet, ' Bes im Gemüthe längft wir glaubten ausgereutet. Das Reſſer, wenn es auch ift oben noch fo fcharf, Get unten einen Stiel, wo man’s anfaffen darf. Das alle Sprichwort jagt: Wie ſcharf das Mefler jei, & ſchneidet niemals doch den eignen Stiel entzwei.

K Bein Sohn, der innre Werth macht nicht die Dinge gelten; Vohlfeil ift, was in Meng', und theuer ift, was jelten. ym Goldland geben fie Goldketten ihren Hunden, Die Männer tragen Schmud von Eifen umgebunden.

I. Meib’ in der Mittelpöh’ mit deinen Wunſchen ftehn, Und laß zu hoch hinaus die Hoffnungen nicht gehn. Ger ſchon iſt's, wenn du mehr erlangft, als du gehofft;

Unengenehm betraf daS Gegentheil dich oft.

L0ch' mit dem Knecht nit um, wähl' ihn zum Freunde nicht, Der frei nicht, wie du ihm, dir fhaun darf in’s Geficht. imm.ift Vertraulichkeit da, wo Vertrauen fehlt, Und man verachtet, den man zum Pertrauten wählt.

D. Be Seuche herrſcht und ſelbſt die Luft ift Krankheitszunder, Mkeißt davon Einer unergrifien, iſt's ein Wunder. 6 ſolches Wunder ift’s, wenn in der Zeit, befledt Ben foviel Böen, bleibt ein Herz unangeftedt.

I. la mic, dem Engel halb und halb dem Thier zu eigen, Beun fi zu dieſem bald und bald zu jenem neigen. er dem Engel nad, wird er noch höher fliegen, Und ſirebt er nach dem Thier, fogar noch tiefer Liegen.

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Der preife fein Geichid, wer irgend bat zu Magen; Erleichtert fühle fih, wer Schweres Hat zu tragen.

Denn Alle find wir hier zu Zins und Zoll verpflidke Dem Unglüd; gluͤcklich ift, wer ihn ſchon hat eniciäh

Ein altes Sprichwort jagt: Es hängt fi) an den Were Die Strafe jo gejhwind, wie Feuer an den Schweſel

Der Schwefel brennt, ſobald ihm fommt ein Ylämmden u Und Frevel zittert ftets, Daß er den Kohn empfahße.

. Der Welt fol man vertraun, auf fie nicht ſich verlaffe

Hab’ auf dich jelbft Vertraun, wo Andre dich verlaff Und wo dein Selbftvertraun wie das auf Meniden bi Da hab’ auf Bott Bertraun, nur er verläßt di ni

Nechne nit auf die Welt und ihren Freudenzoll; Sie giebt es tropfenweis und nimmt den Becher dei In Groſchen ftredt fie vor, und will zum Zins den Ti Kein Stündchen Stundung aud) giebt fie dem fäum

. Du jteuerft, Steuermann, dein Schiff nad einem Ster

Der dir die Richtung zeigt, und deutet in die Ferne Die Richtung, wo du fommft zum Ziele, zeigt der S Er jelbft ift nicht das Ziel, und bleibt dir ewig fer

Im Sonnenidein des Slüds ift Schwachen Stolz exlı Der Kürbis wuchs der Eich’ im Sommer über’s

Der Winter kam und hat die Eiche fahl geſchoren, Doch immer blieb fie friſch, der Kürbis ift erfroren.

. Was einmal ift geihehn, das lab auf ſich berußn,

Verſäume nicht, au) das, was du noch kannſt, zu 1 Ergieb dich nur in das, was du nicht ändern kannſt, So fühlft du, dak du glei zu Anderm Kraft gewaı

. Vertrau' auf Gottes Schuß! Wer könnte jonft dich ſchu

Und ftüge di auf ihn! Auf wen willft du dich RM Der Welt Bosheit gereicht zum Weiten Gottes lindern, Und fördern werden dich jeibft Feinde, die dich hinde

ele ftehn vor Dir, nımm Warnung an von ihnen, 5 du nie mögeft jelbjt zum Warnungsbeijpiel dienen.

wahrer freund ift nicht, wer dir den Spiegel hält Schmeichelei, worin dein Bild dir jelbft gefällt.

wahrer freund ift, wer dich jehn läßt deine Flecken, fie dir tilgen Hilft, eh’ Feinde fie entdeden.

elten abnt ein Freund, was dein Gemüth befriegt;

ı Rebt von weiten, was dir nächſt am Herzen liegt. wifchen freunden giebt’3 unmittheilbare Sachen, jeder mit fi jelbft und Gott hat abzumachen.

Sprichwort jagt: Wenn fi der Fuchs in feinem Bau ſchanzet, und verjchließt die Pforten recht genau, asor ſteht der Löw’ und droht mit grimmem Streich, iR der Schwade drin dem Starken draußen gleich.

blimmer Tiſchfreund ift Begierde, die nicht jatt

ı Meinem wird, und nicht genug am Größten hat. ichlund verichlingt, was fie vom Mund dir weggerifien, ſchmecken läßt fie dir in Ruhe Teinen Biſſen.

me ich jo gebeugt, wenn Alles mir geglüdt, ı In srhnhen nit. menn Allea mich nehriickh.

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Dich ehr’ ich, wenn du nie verwechſelt Zweck und und: Doch Anſpruch haft du dann auf hochſten Ehrentic: |

Wenn, was als eigner Zwed genügend wär’ eridienef: Als Mittel fi) erweift, dem höhern Zweck zu dient

. Seh’ ih in feiner Hülfsbedürftigfeit ein Kind,

So fühl’ ic, wie vor Gott wir alle Kinder find. Wie hälfeit du dir, Herz, wollt’ er nicht dein des arı$ Sich ebenfo, wie du dich deines Kinds, erbarmen!

Wenn Gutes dir gelang, warum willſt du dich fdheum, Weil e8 nicht dir entiprang, did) deflen doch zu free

Da du jo oft bereun mußt, was du ſchlecht gemacht, Soll did nicht einmal freun au, was du recht vollbrc⸗

Das Unkraut, auögerauft, wählt eben immier wieder, Und immer kämpfen must du neu das Böjſe nieder.

Wie du mußt jeden Tag neu machen deine Glieder, Sp die Gedanken auch an jedem Tage wieder.

„Lu, der du einjt geklagt, dich fühlend unbefriedigt, Nun klageſt du nicht mehr, und bift du nun befriedk 14 Befriedigt bin ich nicht, doch geb’ ih mich zufrieden, Daß nicht Befriedigung zu finden jei hienicden.

. Da3 Gute kommt von dir, das Böſe von der Melt

Zum Theil, zum Theil von mir, mit dem es flieht und 9J Das Böfe von der Melt das werd’ ich leichter Dämpfer Das Böſe von mir felbft Hilf mir du ſelbſt belämp fe

Die Fehler, die zu tief dir tvaren angeprägt, Sie plagen dich noch lang, wann du fie abgelent.

Zum Vorſchein kommen fie an deinen Kindern wieder, Und durch Erziehung kämpfft du fie noch einmal ntel

Kind, lerne zweierlei, fo wirft du nicht verderben; Zum erften lerne was, um etwas zu erwerben.

Zum andern lerne das, was Niemand di kann lehrert: Gern das, wa3 du nicht fannft erwerben, zu entbeir®®

287

Rder größte Bruder ſoll die kleinern überwachen, Und dieſe ſollen ihn zu ihrem Vorbild madıen. &0 tritt er halb und Halb fchon an des Vaters Gtatt, Die ihnen er vielleicht einft zu vertreten hat.

Co Wander klagt, und fagt, daß ihn die Welt verkennt; Dech lam er jagen wohl, daß er ſich felber kennt? iu dich nicht, woran erfennft du mein Berlennen ? Ber nicht verlannt will fein, muß erſt fich ſelbſt erfennen.

Beim hochſten Streben ift nothwendig höchſte Wage; Den Sieg begleitet ſtets Gefahr der Niederlage.

Im Weg zum Buten kannſt du in des Böen Strallen, Und auf der Wahrheit Weg in jeden Irrthum fallen. °

h Et denn fo gar nichts feit in dir, daß du geichwinde Veberzgeugung beugit nach jedem neuen Winde ? ht wohl etwas feit gemurzelt wie der Baum; Die Zweige beugen fi, die Wurzel merkt es kaum.

O6 die Erklärungen der Sache falſch auch wären, Soriel erflären fie, fie ſei doch zu erklären.

Und op als faliche noch viel andre müſſen fchwinden, Ei: find der Weg zuletzt die wahre doch zu finden.

Den Forſcher freut’8, daß er den Vorrath nie verliert, Weil jeder Aufſchluß ihm Aufgaben neu gebiert.

Gier von der Wurzel dort zum Apfel kamſt du kaum; E Hat ein Dugend Kern’, und jeder wird ein Baum.

' Cin Sinn, das läuft vor'm Jahr, geichieht ihm jonft fein Schade, Rriegt krumme Beine doch, die nie mehr werben grade. m Sohn, erft lerne ftehn, eh’ du verjuchft zu gehn; Ber fiher gehn will, muß durchaus erft ficher ſtehn.

N en mit Gefälligkeit du einen willſt verbinden, uf ihn zuſehr dabei dein Anſehn nicht empfinden.

Du mit ihm für die Bunft erniedrigende Bitt’

Scharen, oder er hält ſich des Dankes quitt.

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8

Du folft mir auch dein Ohr vor böfer Rebe ſpare Richt minder als davor die Zunge ſelbſt bewahre Denn auch das Hören ſchon von böfer Med’, o Gs Theilt einem Herzen mit die Stimmung und da

Wer wird von Sorgen frei? fein Menſch in einer Wie glüdlich deine jei, doch bleibt: wielang Wk Und wer in fi) nicht, fühlt in Andern fi gedrüch Denn wer ift glüdlich, fieht er Andre unbeglädt!

Man Sagt: Im Großen jei, gewollt zu haben, guy Glaub's nicht! Unmäßiges zu wollen, iſt nit Oi Entſchuld'gen magft du did, daß dir die Kraft gef Die Schuld bleibt immer dein: was langteſt du

. Wer alt geworden, mag fi an der Jugend Sprih

Ergögen, doch fie nachzuthun fi nicht verjüngen So mag fi diefe Zeit auch der Betrachtung freum ſtindlicher Sagenwelt, nicht aber fie erneun.

Zu fchreiben leferli ift durchaus zu empfehlen; Beſonders laß e3 nicht am eignen Ramen fehlen

Es ift Anmaßung, nur den Königen zu gönnen, Als müßte deinen Zug entziffern Jeder können.

Ahr ſprecht: Mißgünſtiger! du haueſt lieber ab An Baum den untern Alt, weil er die Frucht’ ı

Ich ſprach: weil mit dem Alt den Stamm geſchlitzt ih Verloren ift der Aft, allein der Stamm gerettet.

Wenn wir dich grüßen, fühlft du did vom Dank b Und grüßen wir dich nicht, jo bift du ungeehrt.

So fage denn, wie man es dir zu Danfe madht, Wenn dich von uns verbrießt die Unacht wie die

Wer fih im Spiegel, im Betragen, in der Welt, Im Reden und im Thun und Richtthun felb ge Wird aud im eigenen Gedichte ſich gefallen, Und ift beglüdt, mißfiel’ er auch den Andern all

19 3

IN, Benz einen Teller mebr hat auf den Tiſch gelegt Die Hausfrau, als am Tiſch fich finden Gäfte jetzt; tänme fie nur nicht den Teller wieder ein!

Ein fungeriger Gaſt wird auf dem Wege fein.

120 Argee dich nur nicht, wenn deinen Werth vergift, Did ein Unmwilrdiger mit feinem Make mit. O ürgre dich nur nicht! ſonſt wirft du gleich dich faft Rod ärger ärgern, daß du dich geärgert haft.

18, Krbeike, wenn dich's treibt; und geht es nicht, fo rub;

Schmedt aud die Ruhe nicht, Zerftreuung ſuche du. Unfap;,, ärmfter, bift du jeglicher Erfreuung,

Wenn weder Arbeit dir noch Ruh’ ſchmeckt noch Zerſtreuung.

14 36 Lehre dich, daß du auf keinen Lehrer baueft, uf eignen Füßen ſtehſt, mit eignen Augen ſchaueſt. Und mie du feinem trauft, fo traue mir auch nicht, Um diejes jet der Lohn für meinen Unterridt.

15. SR du geftürzt und hat der Sturz dir nicht geſchadet, Eo denle: diesmal hat der Himmel dir gegnabet. Die Gnade haft du nicht verdient, verdiene fie! Step auf mit Zuverficht und falle nie mehr, nie!

16. Soweit hab' ich's gebracht mit dieſer Welt Vergnügung, Daß ic) fie ſtelle gern zu diefer Welt Verfiigung, daß, wenn ih von fern jeh’ die Vergnüganftalten, bin vergnügt darob, daß ich nicht mit muß halten.

1. Oft hängt das Höchſte mit dem Niedrigften zufammen, Die Anollenfrüchte, die der Wurzel jelbft entftammen, 8, was die Pflanze jonft duch Zweig' und Kronen ſucht, Gleich an der Wurzel ift gefunden, Sam’ und Frucht.

IR die Furcht vor Sonn» und Mondverfinftrung ift geſchwunden, Seit befiere Naturerlenntniß fich gefunden. d vor Aufklärung muß verjchwinden jede Blendniß, . Und felber Götterfurdt vor reinrer Gotterkenniniß. Verte VIL. 19

119.

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Die Zunge geht dahin, wo weh ber Zahn Ye Und mehret jo den Schmerz, den

Wie oft hat fo die Zung' auch meh Rott mehl 9 Bei Schmerzen tieferen als aus einem hohlen 8

Wohl if im Samenkorn die Pflange ſchen enihel Doc fiehk du’s ihm nicht an, wie fe Rd

Biel größer als der Kern des Upfels IR die Doch Ranten giebt fie nur, er eines Baumel |

Es reiten um die Welt das Waſſer Welches von beiden joll führen der

So ſchlicht' ih ihren Gtreit: der Schopfer FM Wafler, Feuer fei der Schopfer ber

Die Berge werden ſteis vom Regen abgeipält, Doch tiefer aud vom Fluß das Bette ſteis ge So bleibt im Banzen das Berhältnig wie zuwer Un Tiefe wird erjeht, was fih an Höh’ verl⸗

Dem edleren Metall ift vom uneblern immer Ein wenig beigemiſcht, das ſchwächt nicht def Verfälſcht nicht defien Buß; nur daß es wiel ı Sonft wird zu Kupfer Gold und aus dew

Ein Centner Silber, wenn darein von Golb Geihmolzen worden, nimmt nur wenig ©

Doch hätteft du damit das Silber Übergoges Es hätte mit dem Schein von Gold Die

Betrachteſt du die Welt als einzig da für Bif du ein Thier, das Thier thut ehem!

ARur wenn du jelbft die Welt für fich wir Dich jelbft auch für die Welt, biſt du ein

Steh früh auf! früh auf flieht die Gomn Daher ihr klarer Blick die Welt verkf

Um Wintermorgen fteht fie fpät auf, w Bleibt ihr den ganzen Tag das Haupt v

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—t 291

N. Per Bad) zum Strome ſprach: Du ſchlingſt mich ein fo jach!

Ich dacht’ ich wär’, und fühl’, ich bin in dir nichts, ach!

Der Strom ſprach: Laß das Wort! zum Deere gehn wir fort, Und wie du Hier in mir, in ihm vergeh’ ich dort.

14 Si. Karheit, die man lobt am Waſſer, am Kriſtall, Um Edelſtein ift Doch ein Fehl in einem Fall: Sie deutet, daß im Ei fein Keim des Lebens ſei; Erhalte nur dein Herz von folder Klarheit frei.

ig, Micht Alles in der Welt kannſt du gefehen haben; Annehmen mußt du viel, was dir nur Worte gaben. Do dem Gehörten ift Anſchaulichkeit verlichn, Wenn du es weißt auf ein Geſehnes zu beziehn.

R. S 1 immer, was du machſt, zu machen befier immer, Doc halte drum, was du gemacht haft, nicht für ſchlimmer. DD er dunteln Wurzel mag die lichte Blüth' entftammen, Sie hat darum fein Recht die Wurzel zu verdammen.

. e narren dich herum, um dir in Räthſelworten Zu ſagen, was du längſt gehört an andern Orten. Nu, es verftändlich Hang, beachteteſt du's nie, Das Unverftandne nun nennft du Philoſophie.

2 Zu jeder Stund’ ift dir, was du bedarfit, gereicht; Ergreif e8 nur, daß es nicht ungenußt entweicht.

e immermehr alliehnder Vorficht Walten In dem, was Blödere für blinden Zufall halten.

| Bi Stimmenmehrheit nur entjcheidet jeden Streit, Doch eh’r entſcheiden ſollt' ihn Stimmenminderbeit. Denn gelten jollten mehr die Weifen als die Thoren, Und flet3 zur Minderheit find jene auserforen.

IM. Mit Stolz genießen wir, was wir mit Kampf erwarben; Die Wunden find geheilt, e8 ſchmücken ung die Narben. Dog einen Stachel läßt der Kampf zurüd im Herzen; Lei böfem Wetter wird die Ehrennarbe ſchmerzen.

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Sei dankbar für das Glüd, das dir der Kerr wirt Und gieb e8 gern zurüd, wenn er es wieder m

Es ift fein Gut fo groß, er bat noch grökreß chen, Und nimmt dir eines bloß um andres bir zu geben/

O Seele, fündigft du, und denkſt, Bott ficht dig wi; Wie iſt die Blindheit groß, wie Hein der Einficht & Und fündigft du und weißt, daß es fein Blick vernake Wie ift die Frechheit groß, wie Hein ift deine Scha

Bon einem Wandersmann wird nur das Sand beiden Bom Landbewohner wird's Dagegen angebaut.

Wo du auf Erden wallfi als Pilger vol Beihenung, Dient’s zur Erbauung bir, doch ihr nicht zur Veb⸗

Du findeft in Befig Genüge nimmermehr;

Denn es begehrt dein Herz entweder immer mehr, Oder, haft du genug, jo fürdhteft du Verluſt;

Und dort ift jo wie hier der Stachel in der Bruſt

Das Kind weiß nit, warum man etwas ihm verber Warum gehorht es? weil der Bater Straf’ andren &3 kennt die Straf’ auch nit, doch kennt es ſchon die $ Weiß nicht warum, doch weiß gar wohl, wenn es ge

40. Nur die Beichränftheit wird an dem, den fie will ehr

Die Fehler läugnen und für Tugenden erflären. Des Mannes Größ' ift mir, nit daß er fehlerfrei, Dod über Fehler, die er hat, erhaben jei.

Oft bringt nur in Gefahr vor der Gefahr die Warnu Und was dich retten foll, gereicht dir zur Umgarnu

Ich warne di; wovor? id muß den Feind dir nenn Und darin ſchon befteht das Uebel, es zu lennen.

Die wahre Tugend ift nicht alle Tugend üben,

Sonft wird der eine Glanz fih Durch den andern kr Die wahre Tugend ift, dak jeder jede Friſt

Das tüchtig thut, wozu er taugt und tüchtig iR.

293 +

Ih der alte Meifter ſprach: (bedankt jei der Erzähler!) Mon muß in's Alter nicht mitnehmen Jugendfehler; eigne Mängel bringt mit fih das Alter ſchon, Die mır mit Anftand trägt, wer jenen iſt entflohn.

N 14. Dem GAR entgegen find geftellt Herb, Bitter, Sauer, » Drei Nachwehn einer Luft; o Schmerz, o Leid, o Trauer! Dem Gut entgegen fteht Bi’, Uebel, Schlimm und Schlecht, Bier Schäden einem Heil; o Menſch, verftehft du's recht?

05. ZEN du dem Irrenden Har feinen Irrthum machen, So ſieh, von welcher Seit’ er angeſehn die Sachen. Räum’ ein, die Sache ſei von dieſer Seite wahr, NND mad’ ihm nebenbei die andern Seiten Har.

. Belicht zu fein, mein Sohn, ohn’ auch zugleich geachtet, Rad diefem hab’ ich nie getrachtet noch geſchmachtet, BE S monde Leute diefer Zeit, nicht Männer, giebt, Die nicht geachtet, nicht geliebt find, doch beliebt.

Kein Kampf und feine Noth, kein Leiden, feine Fahr, Mie zu beftehn du haft, wird bleiben unfruchtbar, WeRn fe dir andre Frucht und Ausbeut’ auch nidyt gaben ALS die Beruhigung, beftanden fie zu haben.

sg. Wenn du im Schmerz, den du empfindeft, ſchon die Ruh Empfändeft, die ihın folgt, nicht Schmerz empfändeft du. 306 kannt du nicht im Schmerz die Ruh’ {don mitempfinden; Sonſt würde bier der Schmerz und dort die Ruhe ſchwinden.

149. Am größten ift alsdann des Fleikigen Behagen, enn er des Tags zuvor bat doppelt eingetragen. Er freut fih, daß er Heut’ nun dürfte müßig jein, nd in der freude trägt er wieder Doppelt ein.

150. Berfchieig' ein Glüd, verbirg ein Unglüd, das du Haft! Im Glüd und Unglüd find die Menſchen nur zur Laft. & ſchlimmer als im Glück der gift’ge Blid des Neiders, Im Unglüd ift das Wort das froſt'ge des Mitleiders.

151.

152.

24

Soll tragen mit Geduld bein Lehrling Lerabeiämerd® So must du Lehrer ſelbſt nid ungeduldig werbe#: Denn Schweres hat zu thun der Lehrling wie ver 9 Das leichter durdy Geduld, durch Ungeduld wirb 17

Tas Angenehme thut, wenn's keine Frucht and tung Dur augenblidligden Genuß uns ſchon geumg.

Unangenehmem, dem wir fönnen nit entriunen, Wollen wir wenigſtens Pelehrung abgewinnen.

. Deiner Bedürfniffe Peiriedigung gereicht

Zir sum Genuffe wohl, doch zur Veſchwer am K Gebietriich fordern fie einmal-Gewohntes immer: Gieb oder weigre nun! was tit von beidem Tdhfim

. Ten alten Maleripruch ertoren bab’ auch id)

Zum Rabhlirrud für mein Buch: Rein Tag ohn So laf’ ih obne Strich nun kleinen Tag veritreiche Sci mandmal es auch nur ein Strich um awszufl

. Quswendig lernen iei, mein Sohn, dir eine Pflicht;

Serläume zur debei inwendig lernen mid. Auswendig it aelemt, mas dir vom Wunde fließt, Inwendig. was im Sinn lebendig üch erichlieht.

. Did wunder:. daej geñnn an Jeder anders iit?

Tu m. der Cine, icibit sehant “ers anders bil.

Ta jede: Kedies Zinn rd ärder ale Enmder

. Im eerer Hauit !arn men letter ohne Lich

Zurecht ñch Frien. >od ımı irenden acht es wuchl Te mo m blin!iinss TS gerett su Anden weikt, Des ık cin Jeder. der Yu rot zu Dawe feil.

Thun du dir was gu err 'a ik ver mobi zu Much. Tod befier ıbufn da. mas sch ch. Den Andere

Tas Yen if ser Mm con Keen Warzen rei, Der ride 13 a un Andern len zugleich

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IM. Wen merwartet Glüd mit Unmaß überſchüttet, Gefirdert wirb dadurch fein Heil nicht, nur zerrüttet; Bir überftemt mit Del, ftatt mäßig angefrifcht, Ar ihrer Lebensfüll' oft eine Lamp’ erliſcht.

10, Kim es dem Freunde nur nicht Übel, der ergrimmt Ca Sreundeswort ein gutgemeintes übel nimmt. ihn! gewiß ift übel ihm zu Muth, Recht übel, weil fo gar nichts Gutes gut ihm thut.

01. Richt Reugier rath’ ich dir, die giert nur nach dem Neuen, Reuluft, die fi) wohl des Neuen mag erfreuen. Ohr’ immer Reues kann die Neugier nicht erhalten Ihr Leben, Reuluft lebt vergnügt auch bei dem Alten.

" Freigiedig biſt du nicht, wenn du, was du nicht braucheſt, ee ichgältig giebft, und nicht zuvor in Lieb’ es taucheft. Ihft brauchen könnteſt du's, doch brauchſt du jo es eben Am beiten, wenn du es dem, der e3 braucht, gegeben.

Auf einen müden Tag wie labt die ſtille Nacht,

% ern auch geendet nur du haft und nicht vollbracht! Abracht iſt doch, was dir der Tag gebracht von Mühe, Unn in der Racht noch ruht, was bringen wird die Frühe.

Du mußt nad oben ſchaun, zu jehn, wie viel noch Stufen D es Befſern übrig find, wozu du biſt berufen. u mut nah unten jhaun, um aud zu ſehn zufrieden, Wieviel dir Beſſres ſchon als Andern ift beidjieden.

" Dein Gegner hat gemad ein jchönes Ziel erreicht, Dog höher liegt, das du erreichen wirft vielleicht. Span ift es, fertig fein jchnell ohne viel Beſchwerden; Doch auch ein ſchönes Glück iſt's, niemals fertig werden.

2 Serpinnen kann man nichts, ohn’ etwas zu verlieren; Man kann fi nicht zumal mit jeden Vorzug zieren. fe das Eine Hält, dem ift das Andr’ entgangen; Und gar Nichts fangen wird, wer da will Alles fangen.

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Laß nur ein Gtäubchen Mehl beim Fegen im W Im Beutel ein Stüd Geld auch beim Uutgber Wo noch ein Reit if, teilt die Fülle bald ſih ker Doch völlig ausgeleert, das füllt fi nimmernd

Man fagt: ein jäugend Kind, wonach zuerſt & # Die Händchen, daran wird fein künft’ger Gien Drum Gutes, Schönes joll man nur dem Rind Um ſchlechte Reigungen in ihm nicht zw entfall

Die Maste, die ein Thor zu eitlem Pug erfor, Nimmt zur Bequemlichkeit und Luſt ein Weile

Der fie nur leicht vorhält, jolang es ihm gefällt, Und fallen läßt, jobald fie ihm beſchwerlich Hi

Bergleiche dich nur oft nach unten und noch obeı Daß du demüthig Hier und dort dich fühlſt er Demüthig, wenn du fühlit, den Schwädhiten glei Erhoben, weil du ftrebit mit Höchſten Höchſten

Am jhönen Tage nimmit du dir die Neije vor; Denn an dem häßlichen mag reifen nur em 1 Allein das Wechſeln ift dem Wetter unerläßlid; Dein Reifetag, weil ſchön dein Rüfltag war, w

. Der Raſen, geftern Dürr, veriengt von Sonnengl

Wie ward er heute grün, beiprengt von Reger Der Regen fonnte nicht verdorrtes Gras erfriſche Dürr ift es noch, es wuchs nur junges Grün

>. Dein ift nicht, was du haft: das was du thuch,

Mehr dein; am meiften dein ſcheint, was bu Doch bift du, was du bift, am wenigfien durch! Was, did zu rühmen, bieibt dir Eignes alſo?

‘4. Wir alle find getäuicht von einer Zauberbinde,

Tie wähnen, daß die Lieb' auf Erden Göttlid Was lahit du über den, der minder Schön's erk Die Binde ſchwebet ihm nur ewas dichter vor

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FAT, Gel wie die Biene nur zu feiner Stunde müßig! Er ſammelt Wachs, wann nody der Honig nicht ift flüffig. Veh wann der füße Duft im Sonnenbrande raudtt, Eo fremt fie fich, daß fie nicht Wachs zu fammeln braudt.

Im. Gelökunger nicht allein hat nie geftopft den Mund, Der Ruhmdurft noch vielmehr hat immer trocknen Schlund. & Mlinget Strom auf Strom, und fühlt ſich nicht gelekt: Des Tröpflein brennet ihn, das fremde Gaumen negt.

7. Bon Uebergeugungen ein fefter Grund gelegt Bub erſt fein, der den Bau der ganzen Bildung trägt. Ur ſchwebendem Gerüft mag dann der Zweifel ſchwanken Beim Höherbaun, es wird davon der Grund nicht wanlen.

3. Ber felber zweifelt, kann nicht fremde Zweifel heben, Ueberzeugung nur kann Ueberzeugung geben. Bern du der Lehre nicht willft allen Nachdruck rauben, Muft du, zum wenigften jolang du lehrſt, dran glauben.

9. Das Ro am Wagen merkt des Fuhrmanns Unbeftand, Reikt widerfpenftig ihm daS Lenffeil aus der Hand. ſicher wird der Zucht dein Zögling ſich entziehn, Zuchtmeiſter, meifterft du mit Sicherheit nicht ihn.

0. Romm nur, du bift ein Knecht, und fei ein fleißig treuer! Veſtell den Ader, fireu die Saat und fill die Scheuer. Du thuft es dur) den Herrn, du thuſt es für den Herrn, diefes jei dein Kohn, daß du es thueſt gern.

31. Was giebt Behäglichfeit dir in des Lebens Kreiſen? Beile Berträglichkeit mit Thoren und mit Meijen; dtiede mit aller Welt, mit dir Zufriedenheit, In gottbefeligter Weltabgeſchiedenheit.

32. Was man nicht ändern kann, ſoll man nicht ändern wollen ; Gott Hat es fo gefügt, wie wir's ertragen jollen. en Hareen Dingen nicht allein bequeme dich, Den Menfchen auch, wenn fie find unverbeſſerlich.

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. © uberded' dich nicht wie jener Phariſce As ftehe Gottes Huld dir, als dein S Wenn er did) beifer icuf, bat du nicht i Und fämnpfft du befier Dich. fo giebt er

Wo in Behagligteit ſich darf die Eedle ı Verliert der Gein den Trieb zur Keim Was did) um Himmel ipornt, darüber u Kimm an mit Dant aud) gottgefandtet

. Des Kindes Unart icheim dir artig im 9 Tu nennt es finnig, und am End’ if Tu Iennk im zarten Keim Tas Untraut Dann raufk dus zornig aus, warum

. Mit Kindern brauhft tu nicht Di kindi Wie iollen fie. wenn da ein Kind bil, Alawie der Mazn dus Kind. liebt auch de Kur der eriebt's, mer es zu fi beran

Fu wüniteet mebl ein Eid der Erde Xen Kine lieärn Bund. o erg der: zu) sen der Erd⸗

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AO. gi u vereinigen ift al’ der Selten Heer ? Jeder Berfuch dazu giebt eine neue mehr. Bir wenn verſchiedene Hunbarten fi) vermiſchen; Die alten bleiben, und die neue wächſt dazwifchen.

Die Eirenge fagt: der Grund des Irrihums fei die Sünde, Die Milde: daß die Sünd’ auf Irrthum nur fi) gründe. Bes nun von beiden auch Stamm oder Wurzel ſei; Bel’ und arbeite, mad’ dein Land vom Giftbaum frei!

Rn dieſes fehlte dir allein, um froh zu werden; Run daft du es, und bift nicht froher von Geberden. Du ſiehſt, daß dieſes nicht das, was dir fehlte, war, Das aber, was dir fehlt, dir nie wird ganz und gar.

4. Das Wiſſen ift ein Duell, der unverfieglich quillt, Den nie der Durft erfchöpft, und der den Durft nie ftillt. mehr er Luſt dir gab, jemehr du lüftern bift; 3 weiß nicht, ob fein Lob dies oder Tadel ift.

5. Ob Himmlifche das Lied zu deinem Beften fenden? Ju deinem Beſten follft du mwenigftens e8 wenden. du deinem Beften haft du aber es gewandt, Wenn du es dazu glaubft von Himmliichen gefandt.

ws. Infganung, wo fie fehlt, mag etwa Geift erſetzen? Bei Beiftes Mangel wird Anfchauung nie did legen. Doch nur wo Geift fi) hält zufammen mit Anſchauung, EntReht vor dir die Welt in glänzender Erbauung.

N.% wußte nichts, da glaubt’ ich etwas doch zu willen; Rın weiß ich etwas, und der Wahn ift mir entriffen. id um ſolchen Preis nicht ſparen meinen Fleiß? Dos Wiffen all weiß nichts und nur der Glaube weiß.

IE. Wenn du Bertrauen haft, gereiht es dir zum Heile, Und ſicher gehit du, wie der Tänzer auf dem Seile; Un fiherer, weil du was Beſſeres begannit, Bobei mit befierm Recht du Bott vertrauen kannſt.

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. Sud’ Alles, was du machſt, auf’s befte nur zu wahl,

Mas aber, fragft du, ift die beſte Art der Gehen! Iſt etwas gut genug, jo laß es fein dabei, Und frage nicht, ob es noch befier möglich fei

Der Menſch ſoll Alles, nur fich felber nicht, aufgeben; Die Menichheit if das Selbſt, das ſoll im Menſchen

Aufgeben ſollſt du nur das Selbft, das du mit FR, Richt jenes, das in dir die Menichheit jelber if.

Leichtgläubigleit ift midht nur Mangel an Berfland, Auch von Finbildungstraft ift fie ein Unterpfand.

Wer wenig faßt, wird jchnell Unfaßliches verneinen; Wer viel fi denten kann, dem wird viel möglich ſchein

>, Richt von Unwiſſenheit genügt e3 frei zu fein;

Mer jelbit ſich bat befreit, will Andre auch befrein. Durch Mitbewußtiein ioll Ah dein Vewußtſein mehren: Darum, was du gelernt. wirft du alsbald auch lehre

Run ward es dir, wonad du Jahrlang Dich gegrämt; Es ward dir, und du bin mehr als erfreut, beichämt

Beſchämt, zu ichn, wie du To kindiſch haft verlangt Rad Ewwas, das nun ift jo Kichts, da du's erlangt.

Zwein' und verzmeile nicht an deines Gottes Huld: Er aub dir mandes Gut. vergub dir mande Schuld.

Und was er dir veriaat. das mar dir nicht zum Seil; Einn wirn du's einichr gunz, und Neb es ſchon zu

Was WMenichen York: beit. if Sicht von Menichen Kie wol‘. o Vorne. mir Me idlechte Voruücht ſchenke

Tie Vorũcht biidt berad, du bau zu ibr empor! Somäng ode re bir du ein blöder Ibor.

Was ĩeindlich ir der Weir Sas mat Su feindlich bafı Was uder ieindlich Sir zur iR. erzran' aelafen. Tas it Nas Gegeatdett son em. was Biete thun. Te dere ur derr Der Ser Welt derSechieln nu.

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Ing wohl Giniges und weiß e8 ganz gewiß,

Vs Liemand glaubt es mir, e8 ift ein Aergerniß. veifen kann ich's nicht, mir hat ſich's nur gewieſen, Kelleidt nach meiner Zeit wird es einmal bewiefen.

Biebe, wie ein Kind, liebt art'ge Plauderei, eine weiß ich von der Kinderunart frei,

gung herzliche, die ſich dir nicht zu zeigen

racht, um erlannt zu fein, weil du verftehft ihr Schweigen.

eimas Schönes dir nur immer au3 vom Gang denken der Ratur und Weltzufammenbang,

ya ausdenlen magft, es ift ein Traum allein; wenigſtens den Traum finnreich und troftreih fein!

du veradten willit, was Andre vor dir dachten, follen, was du denkft, die nach dir denfen, achten? inem Denlen jelbft fannft du kein Zutraun ſchenken, m Du fein Zutraun haft zu andrer Denker Denten.

wößenlehre wohl und Berstunft hat gleichläufig en amd Linien, doch die Natur nicht häufig. wir wird ein zumweit getriebnes Gleichniß fehlen, vw fehl gehn noch zumeit geführte Parallelen.

Riverfländniffe, ihr Freunde, zu vermeiden, Rändigt euch nur, wo ſich eure Wege jcheiden. t ıhr einig denlt, ſucht ganz euch zu verftehn, > wo die Brenz’ angeht, da lakt einander gehn.

Menſch weiß mehr, als er von jelber willen könnte;

ı Hält’ er diejes her, wenn ihm nicht Gott es gönnte? PM einmal nur recht, wie wenig durd Erfahrung

h läßt erfahren, und du glaubſt an Offenbarung.

Eelbſthochachtung wird zur Selbfiveradhtung treiben, e endlich Aſche wird vom Feuer übrig bleiben. Böttliches, o Menih, mußt du in dir erkennen,

x mußt du's nicht dein Selbft, du jelbft mußt fein dich nennen,

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5. Die Weĩen unter ſich find Reis im Wipderreit,

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Tas Xeben, ein: in Get, it auker ihm aut In Gon find wir geein. und auser ibm geräte: Chn’ ihn it ew'ger Arieg, und durch ihm ew'ger

. Berzeibt, was ich aefehlt, ich Hab’ es gut gemeint, 82

Tas ich euch nicht verhehlt. was meinem Ger Ahr mögt es anders ichn, im eignen Licht erwedk, Ich freue mid, wenn ihr nur auf die Augen mad.

Eie jagen, werther Freund, du jeik ein großer Gesdler Dos weiß ih nicht, doch das: du bift ein Isfer Edusf Wie weit nım Heuchler fh und Schmeichler unterigehe Zujammen reimen doch, wenn ımrein aud, die beiden.

2. Befreie deinen Beitt! Ties in dein höchſter Hort,

Tod wenn du ihn befreift, dent an des Meiſters Wer Ties Wort: Verderblich ift, was deinen Geift befreit, Und nit zu gleicher Friſt Selbitherridaft dir verleißt-

Der alte Meifter ipricht: Die Schwäch' iſt zu bebamern Ter Meniden, die der Welt Vergänglichkeit betrauera.

Sind wir doch dazu da, mit Krafı begabt hinlänglich. Um das Bergänglide zu maden unvergänglid.

Zu guter Nachbarſchaft gehört nicht das allein, Richt weh zu thun, aud dem, der weh that, zu verzeilg Fin böſer Nachbar ijelbit mag nit den guten plagen, Ein guter aber wird den böfen felbft ertragen.

Temüthigung ijt aud) von Temuth eine Art; Du überbietett recht Hochfarth mit Höherfartb, Wenn du (nur prüfe dich) nicht ſelbſt dich willſt erheben Zem Ueberhobnen willft heilſame Lehre geben.

Es ift ein wahres Wort: Mer glaubt, der wird beirogrmm Wer aber Keinem glaubt, Hat fi noch mehr entzogews

Wenn Niemand ihn betrügt, wenn Niemand ihn berau Wie elend, wer ſich ftets beraubt, betrogen glaubt!

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& Und in der böfen Zeit ift Gutes nicht verſchwunden, Bi dem Berfoigten wird es wenigftens gefunden.

Vie Zeit iM aber gut, wo herrſchend fich bezeugt Das Gute, und verzagt fi ihm das Boſe beugt.

Ren, nein! weil Alles ſchlimm dir ift bisher ergangen, Sor'm Allerſchlimmſten darfft du nur nicht auch noch bangen. mebr das Schlimmre wird einmal genug nun fein, Die auf die Regenzeit folgt endlich Sonnenfcein.

NS. Bergebiid alles, was du für die Welt gebildet,

' Bat 06 dich felber nicht geſchmeidigt und entwildet. mug di) das Gefühl der eignen Bildung laben,

arın mag e3 did erfreun, die Welt geſchmückt zu haben.

6. Wie „unerträglich dir die leeren Tage waren, Die vollen Haft du nun zur Uebergnüg' erfahren. D Le bellage mehr did, Über Tage leer, Sei froh, wenn wie von Luft, fie find von Plage leer.

7. Das Syrichwort auch ift wahr: wer figet in dem Röhricht Und feine Pfeife da fich ſchneidet, der ift thoricht. D wer die glinftige Gelegenheit verbämmert, ex if es, der daß kaligewordne Eiſen hämmert.

BB. Re ficher if, wer um mit falſchen Kiften fpringt, Dap nit der Boden gähnt und ihn hinunterſchlingt. Ton überall Berrath muß der Verräther jcheuen, Uftreten mit Bertraun kann nur der Fuß des Treuen.

229. OR deinen Arm nicht jchlapp am Leibe niederhangen, Und laß ihn auch zu weit aus in die Luft nicht langen. enn nichts erlangen wird, wer nicht den Arm ausftredt, Und der verrentet ihn, wer ihn zu weit ausredt.

DD geh nicht ſtolz einher auf Erden! denn nicht birft Der Boden, wo du trittfl, wie ſtark du treten wirft; Und zu der Berge Haupt wird dein’s empor nicht reichen. Bei Gott und Menſchen jind verhaßt des Hochmuths Zeichen.

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Wohl iſt's ein ſuß Gefühl, etwas gethan zu haben, Doch ſchon auch eimas nur gelitten, mag did) laben; Wenn du auch meiter nichts vollbracht, nur haft exrfaken,

Was deine Faſern auszuhalten fähig waren.

O weg von deiner Stirn die Sramumdälerung, Bon deiner Seel’ hinweg die Wahnnumdüfterumg. Was wöltft du dich fo zu? Wo bift du und wozu? Du bift auf rechten Weg, gch’ deinem Weg froh m!

Was du noch nicht erſchwangſt, das kannſt du noch er Und was du fchon errangft, laß dir nie mehr entrin Bon ſolchem Ehrgeiz, wo ſich läßt ein Schüler treiben, Der wird der erfte bald geworden jein und bleiben.

Ter Pflanzenktund'ge, der die Pflanzen will erflären, Weiß Doch nicht, wie ein Torn kann Roſengluch gebt

Tas weiß ein Dichter nur, der ftille jein Gemüth Pelaujchet, wenn aus ihm ein neues Lied erblübt.

. Ein Trittel bift du jelbit, ein Trittel ift Die Melt,

Tas dritte Trittel iſt die Liebe, die euch hält. Du bleibft der Welt, ſie bleibt dir ohne Lieb' ein Bra Ten ohne Lich’ ausgleiht fein rehnender Berjud.

. Tu jageft: Falſch war dein Orakel, wie c3 pflegt.

Sag' das nicht, jondern ſag: Falſch hab’ ich's ausge Stets deutlich ift, doch ſtets vieldeutig Prophezeiung, Und immer ſchützt fi jelbft die Weihe vor Entwweih

. Ter ift ein fchlechter Herr, wie glänzend auch er thront

Ter beiler müſſigem als fleiß'gem Diener lohnt; Der, wie die Sonne, ſticht den, der im Feld arbeitet, Und freundlich ſcheinet dem, der ji im Schatten bre

. Wenn du mid fragft: auf wen darf id in Treuen bau

I fage dir: auf die, die felber Andern traun. Und fragft du aber, wen zu traun dir nicht gebührt ? Rur dem nicht, der inn Mund ſtets Treu und Glauben

—t 305

. y y $ ſprach: „Der Liebe Rauſch verftehn nur trunkne Sinne;* Und daß ic) recht es ſprach, werd’ ich mit Freuden inne.

ÜS freu’ mich, dak mich nicht die Niüchternen verftehn,

Und nur die Trunknen fi mit mir im Reigen drehn.

beige Zampe brennt in deines Bufens Räumen, Sie iſt dir angeftedt zum Wachen, nicht zum Träumen. Baden über'm Buch, zum Wachen im Gefang, Zum Wachen jelbft im Traum, in fel’gen Glüds Umfang.

Künftler, wenn ein Werl er hat gemadt für Alle, Befragt Berſchiedene, wie jedem es gefalle.

kann nicht jedem gleich gefallen, doch zufrieden YR er, wenn es gefällt Verfchiedenen verſchieden.

mit Belonnenheit vereint Begeifterung,

Kommt ficher ſchnell und weit, und hält das Maß im Schwung, fo der Geift dich treibt, daR er dir niemals raube PBefinnung, aber nie Befinnen dir erlaube.

Zr Habt euch nun einmal verliebt in’s Häßliche, Und zur Bewunderung braudt ihr das Gräßliche. Yu aber will mit Bott das Schöne lich behalten, Und fiegreidh feinen Glanz aud) noch der Welt entfalten.

Bas wirklich fatt did macht, das wirft du niemals fatt, Wie Brot, das immer Reiz für neuen Hunger hat. Dagegen die Gewürz’ und alle ledern Sachen, Die wirft du fatt fo bald, weil fie nie fatt dich machen.

O Deüde, die du febft und flirbft im Sonnenftrahl,

Geb’ höher deinen Tanz! die Sonne ſchwand vom Thal. ' Sie feheint nod in der Höh’; hinauf! ihr Licht zu trinken, Dann in dein nädt’ges Grab, bethautes Gras, zu finten.

Wenn eiwas ſcheinet mehr als einen Grund zu haben, So denke nur, du haft noch recht nicht nadhgegraben. Senn du reiht auf den Grund nachgrubeſt, wird dir fund: KR Micht viele Gründe find’s, es ift ein einz’ger Grund. Wäterts Werte VIIL 20

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250.

251.

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So ſchwer ift Nügfices vereinigen I

Ich wollte, wär’ ich reich, viel lieber c Um nichts wan nigt'ges Gut zu hi Mein eignes geben hin und jagen: R Doch würde jo der Streit gemehrt

Ridt Hemme du im Gang die frmlid Die Leiberfauspalt braudt als Zul Der Schaffner jhaffe mur im Kreis, 1 Damit die Herrin herrfd” im Inne

Die meiften Vögel bau'n für fi alle Für ihre Jungen nur bau'n fies f So viele Menſchen au, fie würden i Nicht nußen, thäten fie's nicht für

Schenl' in dein Glas nicht mehr, als Geftanbnes ftehet ab und wird im Kein Andrer wird von dir die Reige Laßt Jeden trinfen und trink' imm

BIT deine Keiterleit trüben ein Tag So dent: Am Abend ift der gam⸗

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Sm kodnen Sommer bringt der Weftwind keinen Regen, Ja naſſen regnet jelbft der trodne Oft; weswegen ? Des Jahres Schichſal fteht auf troden oder feucht, Dagegen hilft nun nichts, was einer kämpft und feucht.

Iwar geben kann nur, wer empfangen hat die Gaben, Und um zu lehren, muß man erjt gelernet haben. Doch wer ein Licht mittheilt, wie es ihm aufgegungen,

Bird wihdig felbft dadurch zu Lichterm zu gelangen.

7. So wie dein Auge jhaut mit Luft das grüne Raub, Dog weh thut, wenn darein gefallen ift der Staub; Sp Mrögeft du die Welt mit Harem Sinn genießen, Zoch vor Befledungen des Staubs dein Herz verſchließen.

3. Zur Säle diene dir das Kleid, wohl auch zum Schmude, Rie zur Behinderung der Glieder, noch zum Drude. So Nrüge dir zum Schub das Willen, au zum Buß; ur Willen, daS den Geiſt bejchweret, ift nichts nutz.

59. Wie Legft du jo vergnügt zur Ruh did Abends nieder, nn Hoffnung aufzuftehn verjüngt am Morgen wieder.

So kannſt du aud vergnügt im Grab zur Ruhe gehn,

In Hoffnung auch verjüngt am Morgen aufzuſtehn.

3. Wohl würde ſich ein Dann in feine Lage finden, Wenn den Begriff von fih er nie fich ließ’ entjchwinden. Darum zufrieden ift er nie mit feiner Lage, Weil er fih anders fühlt an jedem andern Tage.

261. Wohl lebt des Mannes Geift im großen Allgemeinen, Doc Sehen will auch fein Gemüth im eignen Kleinen, Wohl will er für die Welt des Schön’ und Guten warten, Doch es aud blühen jehn in feinem Haus und Garten.

2, Bon allem was ein Mann an Gut der Welt gewann, Hat er nur foviel jelbit, als er genichen fann. Das Andre hat er nicht, das er nur wird verſchließen; Doch wen er’s giebt, mit dem wird er aud) das genießen.

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Was dir mißlang, wirf weg, wenn vu ein Weiler ! Und wenn dich's reut, fo laß es gut fein, wie Nur müh’ dich nicht umfonft, es befiemd Denn während bier du fugft, wird es dort wid!

Solang haft du gejäumt an manchem guten Tage Das Werk zu thun, und nun führft du am fiel

Solange gab dir Friſt der Himmel es zu then, Da haft du ruhn gewollt, nun heut heißt ex Wi

Die Eigenheit, die dir am Fremden oft gereiät Zum Xergerniffe, freut am Freunde dich viellen

Drum ſuche Freunde nur aus Fremden zu gewin Damit die Yergernifi’ in Freuden dir zerrinme

Mer unbedingt dich lobt, der lobt di wirfi m Weil, mo Begränzung fehlt, au der Gehalt g

Der lobt dich, wer bedingt dich lobt in Gegenſat Anmeijend unter viel Gelobten deinen Plag.

Wer bier ein Uebel thut, der thut es fich allein, Denn für das Ganze fann es nur ein Gutes | Und nicht für's Ganze nur ift es nothwendig gul Für den auch, dem’s gejchieht, nur nicht für den,

Kein Irrthum, hinter dem nicht eine Wahrheit R Kein Schatten, der nicht aus von einem Lichte Und wie der Schatten jelbft dich) wird zum Lichte So auf des Irrthums Spur magft du zur Wahrbei

Das Rechte haft du wohl, das fühle du, gethan Warum doch Haft du nicht die rechte Luſt dara Entweder weil du’s nicht aus rechter Grundabſich Gethan haft, oder doch auf rechte Weile nicht.

Bequeme dich der Welt, jo wirft du angenehm Der Welt jein, und dir felbft wird’s in der We

Nur nicht bequeme di bis zum dir Unbequemen Am allerwenigften zum Gottunangenehmen.

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On 18 Gutes, das zu thun, als Gutes dar fich fteilt, Da thut es Jeder leicht, dem fo in's Aug’ es fällt. So abe Butes fih zeigt unter falſchem Schein, Erfeunt als Gutes es und_thut’3 der Weil’ allein. W2 Wer

Begen feine Zeit anlämpfet, hat verloren Die mp, gewonnen nur den Namen eines Thoren. Doch Aur Entſchädigung die Folgezeit mag preiſen Derz jeitlich Thorichten vielleicht als ewig Weiſen.

3. Ber „Vrebte nach dem Ziel, wenn er fo fern e& jähe, Diez wirtlic iſt? der Wunſch fieht alles in der Nähe. Und en du näher rüdft, und merkſt den Augentrug, Ice ip weiter dich der Trieb, der einmal ift im Zug.

4. Sich Fer fuhlt der Menſch in Ungemachabwehrung, Sin unthätigen Genuſſes Selbverzehrung.

wm hat Gott dir nicht verliehen reines Gut, mit du fühlſt im Kampf mit Uebeln deinen Muth.

7. “Dipums Vermehrung fann die Armuth nicht vermindern, An Dlang das Recht nicht wird ungleiche Theilung hindern. Sinem Land, wo reich die Reichen find allein, erden die Armen nur um deito ärmer fein.

(276. Die Gifenbahnenzeit, die Profazeit von Eifen, golden hier und dort die Thoren und die Weilen. Bay ift geholfen mit dem äußerlichen Glaft? erwandle fie in Gold, wenn die Tinktur du haft!

D

rm. "Was haft du nun im Brief für Neuigkeit erhalten ?“ Bar fein’, als daß daheim noch Alles ift beim Alten. Rd meiter wünſch' ich Nichts, als daß dort Alles bleibe Beim Alten, außer dem, was Neues heim ich fchreibe.

s So fang ein Wandergmann im baumlojen Gefild, Selagert unter'm Stamm von einem Gottesbild: d nicht3 mir Obdach giebt, giebſt Obdach du und Schatten; Grquidteft du mid nicht, müßt’ ih im Brand ermatten.

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Die Reif’ in fremdes Land iſt dazu gut vor allen, r Daß du kannſt deinen Stand ausziehen nach Gefallen. Dir, wo du unbelannt, im Volksgetümmel ſchwimmſt, KRimmt Rienand übel, was du dir nicht Abel nimmt.

Kein Held, wer durch die Flucht Verfuchungen entgeht; Ein Held ift, wer, verjucht, der Lockung widerfteht.

Doch iſt das ein gar jehr gefährli Heldenthum; Sud’ du die Sicherheit, und nicht den Heldenruhm.

9. GtetS unterhaltend ift die Reife für den Mann; Bald ziehn die Gegenden, bald dich die Menſchen an. Und wo anziehend nicht der Menſch ift noch die Gegend, Gehft du Geſpräch mit dir und fernen Kieben pflegend.

0. Erſt freuft du dich hinaus, dann freuft du dich zurüd; Run freue dich zu Haus! die Reife, wel ein Glück. Zang freuteit du dich vor, und freuft dich lange nad; Was thut’3, wenn unterwegs einmal die Luft gebrach?

1. Die freie Herde ſpringt vor'm Hirten läutend her; Ein einzig Zidlein führt am rothen Bändchen er. Iſt es fein Liebſtes, das nie feinem Band entweicht? Iſt es das ftörrifche? Beides zugleich vielleicht.

2. O Wandrer im Gebirg, hier beides findeft du, Des Stein: Anſtoß am Fuß, des Steindens Drud im Schub. Doch laß dich nur den Trud, den Anftoß dich nicht fümmern, Und ſchreite wohlgemuth hin ob der Welt in Trümmern.

93. Das Wetter wedjjelt, und es wechſeln Menſchenlaunen, Die Landſchaft wechſelt auch; mas ift da groß zu ftaunen, O Wanderer, wenn du bift dreifach launenhaft, Nach der Natur, der Reif’ und deiner Eigenschaft!

294. Suß muß e3 Schwachen fein, des ftarfen Feinds zu ſpotten, Wie um die Eule jchrein am Tage Krähenrotten. Die Fromme Schwalbe ftiht im Flug auf eine Sage, Luſtkreiſchend, daß umſonſt fie ftredt nad ihr die Tate.

281. Ich jah am Abende des Mondes wad Der, feit ih wanderte, fi hatte ncı

Und fprad: die Sonne hat mir manc Nun tröftet aud der Mond den We

282. Wenn immer Ausfiät wär’ auf maler Sahſt du, o Wandrer, nie die Blu

Wo Großes vor bir fließt, da mußt di

Und wo das Große fehlt, Iernft du

283. Hold ift nur die Natur, mo fie die H Wo fie der Menſchengeiſt mit Liebe

Dier aber ſeh' ich fie noch unbezwunge

Und fühle, daß fie fo nicht meine

284. Wo nicht als Adersmann, als Wilder Der Menſch fi) nähren fann, wird

Er drechſelt, boßelt, ſchnigt, macht WIE

Und reihe Kunft entipringt aus bit

285. Die Kunft das fönnen wir in Ru Beldjeibnes KHandiwert if fie im Be Run iehrt die Runft, die ſich fo vorm

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: 37. Die Keil’ in fremdes Land ift dazu gut vor allen, ı Daß du kannſt deinen Stand ausziehen nad Gefallen. Dir, wo du unbefannt, im Volksgetümmel ſchwimmſt, Kimmt Nieniand übel, was du dir nicht übel nimmſt.

58. Sein Held, wer durch die Flucht Verſuchungen entgeht; Ein Held ift, wer, verjucht, der Lockung widerſteht. Doch ift das ein gar jehr gefährlich Heldenthum; Such' du die Sicherheit, und nicht den Heldenruhm.

9. Stets unterhaltend ift die Reife für den Mann; Bald ziehn die Gegenden, bald dich die Menſchen an. Und wo anziehend nicht der Menſch ift noch die Gegend, Gehiſt du Geſpräch mit dir und fernen Lieben pflegend.

90. Er freuft du dich hinaus, dann freuft du dich zurüd; Rum freue dich zu Haus! die Reife, wel ein Glück. Zang freuteft du dich vor, und freuft dich lange nad; s thut’s, wenn unterwegs einmal die Luft gebrach?

9. Die freie Herde jpringt vor'm Hirten läutend ber; R einzig Zidlein führt am rothen Bändchen er. ein Liebftes, das nie jeinem Band entweicht?

es 903 ftörriiche? Beides zugleich vielleicht.

0 Vandrer im Gebirg, hier beides findeſt du, D Si Steins Anftok am Fuß, des Steinchens Drud im Schuh. Unn ® dich nur den Druck, den Anftoß dich nicht fümmern, ſchreite wohlgemuth hin ob der Welt in Trümmern.

e DE Woener wechſelt, und es wechſeln Menichenlaunen, 8 F Tandſchaft wechſelt auch; was iſt da groß zu ſtaunen, Anderer, wenn du bift dreifach launenhaft, ach per Natur, der Reif’ und deiner Eigenſchaft!

4. GOR muß e3 Schwachen fein, des ſtarken Feinds zu jpotten, ‚te um die Eule ſchrein am Tage Krähenrotten. omme Schwalbe ftiht im Flug auf eine Kate,

Luſtkreiſchend, daß umſonſt fie ſtrectt nach ihr die Tate.

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295. Un beil’ger Berge Fuß zu wohnen mng ii Auf Unbacifiägeln wird der Geiſt fie MierigM

Doc ungeheiligte vom Glauben driden wu; Und lieber wohn’ ich fern davon auf effner.

296. Die Pflanzen lieb’ ich, die im Blägn und Lickiek Den Menfchen, aber ſchon und lieblich Hub

Dem Leben widerig if jede Tobekipur, * Und maleriſch ein Baum ein abgeilsehuer ui .

297. Des Kunfkweris Kunft iR nur für's Binfierauge ii Unfitbar aber ift fie auch dem Laien ma; ?

Die fo für ihn den Reiz des Gegenflends Daß er den Zauber au, ohm’ ihn zu Tamm"

298. Des Menſchen Glaube prägt in feinem Chem * Formt feine Züg' und blickt ihm zu dem Aug' I

Sein Glaub' iſt es, der ihn aufrichtet oder bikdk, Zum Himmel ihn erhebt, zum Boden nieberurikll

299. Bi du im fremden Land, fo mußt du did; bequem Der Landesart, doch brauchſt du fie nicht angunefl

Und in der Heimath fei einft diejes dein Gewinn: .. Trag Andrer Sinnesart, und bleib bei deinem ©

300. Im Sonnenidein mußt du mit dir den Mantel tom Wenn du ihn haben willft, im Negen umzufchlage

Bielleicht trägft du ihn mit al3 unnüg Hinderniß; Dog laß ihn nur zu Haus, fo fehlt er dir gewik

301. Du Ueberſchrift am Weg ſagſt: „Hemme deinen Ge O Wanderer, und lies!” Allein du bi gu ang.

Sei kurz, o Ueberſchrift! jo bleib’ ich gerne Reha; Doch du bift länger als der Weg, den ih muß 9

302. Hinaus auß diefer Schluft, aus diefer Muft YinauB! Daraus hinaus verlangt jelbft wer drin ift zu He Daraus hinaus verlangt de Wildbachs Iauter Beast Hinaus aus diefer Schluft, au diefer Kluft hiner

313

38. du volwerk der Natur, Bebirg von Gott gegründet, Ion jedem Wandrer ſei dem Ruhm der Welt verkündet! dig bab’ angeflaunt die Schanzen und Bafleien, Und freue mich, daß ich nun wieder bin im Freien.

4. Erf zu erwerben dir ein Willen, fei befliffen, Dan mitzutheilen auch den Anderen dein Willen. Daß fie nur wiffen, daß du weißt, ift Ehre ſchon; Doc) dies, daß du weißt, daß fie willen, fei dein Lohn.

%5. Bir Haben uns geirrt, und werden noch mehr irren, Uns bier entwirren nur, um dort uns zu vermwirren. Ungludlich wären wir, wenn eine Täuſchung ſchwände Von Gluck und Luſt, und nicht gleich eine neu' entſtände.

6. Die eine Hoffnung haſt du kaum zu Grab getragen, Und andre Knoſp' am Strauch beginnt ſchon auszuſchlagen. doppelt theuer iſt die alſo neugeborne, der du zwei nun haſt, ſie ſelbſt und die verlorne.

01. vnderblich iſt es, mit unrechtem Gut zu prunken; Nit Recht heißt unrecht Gut im Kleiderſchrank ein Funken. Unrecht wird ein Schatz nicht größer, ſondern ſchmaler; Der Pfennig ungerecht frißt den gerechten Thaler.

we. Beritume fein Gebet, doch da3 der Morgenröthe äume nie, weil keins dir gleihen Segen böte. Ur Engel von der Nacht, die Engel von dem Tag, Umſchweben dies Gebet mit gleichem Flügelſchlag.

00. Tu lannſt in deinem Haus, dem nächſten Tempel, beten, Und braucht zum fernften nicht die Wandrung anzutreten. Tot jeugt dein Tempelgang, noch mehr die Pilgerichaft, Top deiner Andacht Drang ift von bejondrer Kraft.

310. dem durſt'gen Baumen Iabt ein Trunf, und nicht den fatten ; Do grünem kommt der Thau, nicht dürren Holz zu Statten. dhn Unzulänglichkeit wirſt du kein Heil verlangen,

Doch ohn' Empfänglichkeit kannſt du's auch nicht empfangen.

814

311. Benn ba ſahſt Undern nad, was bu in.

313.

314. Die Welt ift nur, weil du bi Körper, Iäcperiidi Der Geift gebt frei hindurch und nirgend AU

Das iſt der Vorſchub, den die Geiſtigkeit dir leiß

Die Welt ſtößt minder dich, jemehr du Di a

315. Der Geift, der weiß, daß er aus eigner Kraft Be Sein Thun foll, fieht ſich doch nad) Beihilf um

As Hemmung nimmt er nidt Schidfalswerfiridie

Als Förderung doch an glüdliche Schiäungen.

316. Laß uns um Dinge, die wir nicht verfichn, nicht Rothivendigleiten nicht maden aus Mögfidhleil

Ich den!’ es jo, du fo; und wie es jeder dachte, So iſt's für ihn; an ſich wie's if, weiß Gott de

317. Der Tag geht nicht der Nacht, Nacht geht dem Alswie der Heilung Web, alswie der Wahche

Doc erft aus ew’gem Tag die Nacht den Urkyen

Wie Wahn aus Wahrheit, aus Geſundheil Kran

318. Du mußt did der Ratur mit einem Swung el Und der Geſchichten Flur mit einem Sprung. en

Weißt du, worin Natur fi) und Geſchichte rinde

Im Gottgefühle nur, das Iern in bir ergeilube

\ 315 +

DO Waliehen mußt du file dich ſelbſt einmal die Welt, Dehnegen offen bleibt für Andre doch das Feld. Kır blöde Weisheit denft (du aber ſei geicheidter): Beil ih nicht weiter kann, gehts überhaupt nicht meiter.

820. Pilofopkie, wenn fie an der Religion Seheinmiß rührt, zergeht e8 oder fie davon; Ob es begreiflich werd, ob unbegreiflich fie, DB es zum Mythos, ob fie zur Mythologie.

Pl. Das Wiſſen, wenn es nun will auch den Glauben willen, Und feine Wurzel faßt, hat es fie ausgerifien. mn einem Glauben jo jein Leben wird genommen, © {ft das ein Beweis, e3 müff’ ein neuer kommen.

2. Solany ift nicht die Zeit auf ihre Höh' gebradtt, As nicht zufammentrifft die Einfiht mit der Macht. rifft einſt die Macht der Zeit und ihr Begriff zuſammen, us dieſem Bunde wird ein neues Weltheil ſtammen.

23. Wer zweien Herrren muß zugleich ſein unterthan, dem geht es ſchief, alswie dem Mond auf ſeiner Bahn; von der Erde hier, der Sonne dort gezogen, deſchreibt am Himmelskreis fo unftet feinen Bogen.

U. Ber MWiond kehrt unverwandt ein gleiches Angeficht Erde zu, doch fie ſieht's in verſchiednem Licht. Da Imechjelnd ab und zu du nehmen fiehft die Hellung, iegt nicht am Gegenftand, nur an der Gegenftellung. 5. Die Sonn im Winter ift uns näher als im Sommer, Och macht fie uns nicht warn, fie ift alswie ein Frommer, Ein "rommer, der fern auf der Stanzel uns erbaut, Ur uns erfältet, wenn man nah’ in's Aug' ihn ſchaut.

M. Kur Das, wie Hein es fei, was du in dir erlebeit J wertb, daß du dem Nachbar Kunde gebeft.

MTA nichts wie diefes ift der Geiſter Liebesnahrung: Teu unt’reinander ausgetaufchte Herzerfahrung.

331.

332.

. Nicht fein Anliegen fann man ftets t

Tem Freunde kommt es zu, dem Der ift nit jehr ein Freund, den ı Das zu erfahren, was dem Freun

. Du weißt es taujendmal, jo Schlecht

At nicht zu finden, das nicht Eine Doc werden fie von dir nur daB & So hättft du gleich das Lob für e

Die Jugend ift die Zeit, wo man n Nicht Fragt, drum lernt man in der Im Alter Iernt man drum fo wenig Beil man, wozu es hilft, ſtets wi

Der Untreu ärgfte Straf’ ift, daß fie An fremde Treu, das wird die Ri Der Unjhuld jhönfter Kohn if, daß Nicht Arges denkt und braucht vor |

. Du fprift: „Gar manderlei Berbru

Sollt' ich nicht Andern thun, wie Am Genentheil! weil dich verbroß, m

317

Fn da Gegner ſetze nicht herab, dem vorgezogen On hoffeſt einſt zu ſein, wenn dir das Glück gewogen. über ihm den Plat fie dir erkennen zu, Je höher felbft er ſtand, je höher fteheft du.

die Red’ iſt ſuß, mein Sohn, wenn fie unſchuldig ift, Bean fie im eignen Neſt verſtrickt des Feindes Lift, Und ihm zur Beflerung wird ein gelinder Schlag, Ein kleines Weh, das, recht beiehn, ihm frommen mag.

837. ie wäht' ein Menſch für fih das, was du bift für Dich?

} du wiſſen braucht’ ic) nur das, was du bift für mid. Bater und mein Kerr, mein Alles und mein Eines! Dich gerichtet jei mein Großes und mein Kleines.

3. Bar die Gntftellung nur des Alten fieht im Neuen; Die kann er fi) der Welt, der immer neuen, freuen ? Die Weit ift nie entitellt, nur immer umgeftellt, Und ſchöner hergeftellt iſt neu die alte Welt.

W. Dar Glaubenseifer ruft: Gieb die Vernunft gefangen! Toch fie, die freie, will nicht blind an Sakung bangen. Rur Wer ihr zeigt, wie Glaub’ und freiheit ſich verträgt, Hat der ungläubigen die Feſſel angelegt.

WO. Thu, was der Größte that in jeinen größten Sreile, In deinem kleinen nach, ſo iſt's zu Gottes Preiſe.

Ein menſchlich Vorbild iſt in Allem dir, was that Gott, als in menſchlicher Geſtalt er ſelbſt auftrat.

Hl. Son Aherglauben ift Unglauben ſtets begleitet, d Aberglauben hat zum Glauben oft geleitet. 6 im Unglauben ift ver Glaube ſchon enthalten; Durch Gottes Kraft geweckt, wird er ſich draus entfalten.

HL. Web! dir, o Poefie, in dieſer Zeit Gedränge! Du bift nicht ernft genug der ernft gelehrien Menge; gu ernft der leichten Welt, die Unterhaltung judt; So nimmt Gelehrt und Ungelehrt vor dir die Flucht.

343. Was nicht von Gott hebt an, und ſich zu Geh ie

346.

347.

348.

349.

350.

. Wenn Freiheit du begehrt, des Menſchen Höhe )

38

AR um und an mißthan, mißangefahn, mike. Den Schein, etwas zu jein, mag's haben eine de Bald wird es offenbar, daß nichts es war bt

Heriſch' über Leidenſchaft und Neigung und Doch bilde dir nit viel auf dieje Herrſchaſt eis; Des freien Willens Stolz iR Gott gehorſam fein

. Wohl kennt, vom Mutterarm zu fallen, die Geht !

Das Kindlein nicht, darum aud fällt es nit Flame Es hält’s der Mutterarm, und das and weis ei ih Unſchuld, Unwiſſenheit ift ftets im Gleichgewich.

Der Menſch macht Alles fi) dienftbar auf jeine Me Mas nicht zur Speiſ' ihm dient, das dient ihm zut

Ein Beeren und ein Wurm, die er für jeinen Vi Nicht brauchen kann, fängt ihm den Vogel und vet

Das Größte gehet ein in's Kleinite, und das Gent In's Einzelnfte; die Sonn’ ıft Sonn’ in jedem ©

Sohn, made durch's Papier den feinften Nadelſtich Und ſieh' hindurch, dir zeigt die ganze Gonne ##

Man ſchreibt mir, und vermeint, was Widht'geö mas ni „Beim Eintritt hat ſogleich der Fürſt nad bir gefn

Ich ſehe nicht daraus, wie wichtig jelbft der Welt Ich bin, wie wichtig nur ein Fürftenwort fie hi

Den Tadler ehr’ ih, der die Richtigkeit des Ziele Mir zugiebt, fehle gleich noch zur Grreidung Bid

Und wenn der Tadler gar mir fann die Wege weit: Wie’s zu erreichen jei, dann will ich erft ihn park?

Ein wahrer Herbfttag ift, ein herber Herbfttag heit, Der keinen falſchen Troft, wie die vor ihm, und Mi

Rauh jagt er: Bon der Welt ift nichts mehr zu mM! Run thu', Herz, auf in dir den Himnmielsfrühlingkte!

—t 319

Die Welten, Talt und grau, die dich am Tag gehärmt, Heben am Abend dich mit farb’gem Troft erwärmt. Die Bolten, graulalt, find nun rofig angeglüht;

Es jön wär’ ohne fie kein Abenproth erblüht.

dans erwart?’ ich, wa8? der Ram’ ift ungenannt; Woper? ift unbewußt, wozu ? mir unbelannt.

Une$ erwart' ich, daB, woher e8 möge kommen,

Nur die Erwartung ftil’, in der ich bin beflommen.

Üageft, junger Freund, unfreundlich ſei dein Haus, Und denkſt dir mancherlei, dem abzuhelfen, aus.

& uihe dir, hinein ein freundlih Weib zu führen, Se wirft du Freundlichkeit in allen Eden jpüren.

im junger Kritiker und Dichter tritt ins Feld, Ir doppelter Perfon ein unerjchrodner Held. Ye Rarierlrone fucht er felber zu verdienen

Ben anderen, und ſucht fie aufzufegen ihnen.

Wr meinet wohl, ich ſchwimm' in lauter Ueberfluffe, Um mir zu Theile jei geworden zu viel Muße. Rz it vom Ueberfluß fein Tröpfchen überflüifig, Denn feine Stunde bin ich in der Muße müßig.

In Mitleid hab’ ich heut’ ein ſchlechtes Buch gelefen, Vas ein vortreffliches zu feiner Zeit geweſen.

» führt ein Junggeſell zum Tanz aus Chriftenliebe Ein altes Jungferchen, das ohn’ ihn figen bliche.

u fogft: die ganze Stadt bewohnt ein Thorenfinn,

Und wohnft du, weifer Freund, nicht eben aud darin? fageft: Rein und ja! der Mauer wohn id) nah,

Un) bin nur halb darin, weil ich halb drüber fah.

in Freundſchaft hat der Freund den Freundſchaftsdienſt erwieſen; ©: that das Preisliche, nicht um zu ſein geprieſen.

Ne edle That ift jelbft des edlen Thäters Krone;

Sb aber ehre mich, wenn ih mit Dank ihm lohne.

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1 | Hl: nl 60 * HiR HE E lil F 3, Fr li n ii + 144 HH HE HAIE i = day ja3: PL, 1 I;

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—t 321 * -

87. 66 thut mir leid, daß du mich mißverftanden haft; techtfert'gen joll ich mich? Vergeblich acht’ ich's fa. 35 ſeh', dein Mißverſtand if einmal fo im Schwung, würdeſt mißverfliehn auch die Rechtfertigung.

Di8. O Ser in ew’gem Kampf, wann giebit du dich zu Frieden? Wohl biſt du mit der Welt, dod nie mit dir zufrieden. detrachten lerne did; als einen Theil der Welt, Und Balt’ au dir zu gut, was Gott zu gut ihr hält.

W. Kein kann ich nur mich freun der ftillen Pflanzenwelt, Die Leben nicht zerflört, nur Leben unterhält. iere flören mid), der Schmetterling fogar, Den ih der Fräßigkeit der Raupe, die er mar.

0. Barum ih gangen bin auf's Land und fiten blieben Beim erften Haus, nicht weit mit euch mich umgetrieben? Den FKuful, meinen Freund, wollt‘ ich nur hören ſchrein; nd Hier fchreit er mir heil genug in's Haus herein.

n. Sm einem Freunde kannt du Freundesdienſt' annehmen, Te, wär’ er nicht dein Freund, dich würden fehr beichämen. 35 ſcheime mich, daß ich mir Freundſchaft bieten ließ om einem, der ſich nun nicht als mein Freund erwies.

M. Venn die Natur dir lacht, vergiffeft du dein Haus, J Doch wenn fie finſter macht ihr Antlit oder kraus, dun ſehnſt du dich nach Haus, wo deine Liebe wacht, die nie ihr Antlit; kraus und nientals finſter macht.

3 du Büren wünjcheft du von drei berühmten trauen Sein Urtheil, lieber Freund! bier ift es im Vertrauen. We macht mir angft und Rahel macht mir bange; Arlotte war ein Weib, was ih vom Weib verlange.

FA. viel Vreunde haben, doch zuviel nicht allen traun, 3 eine Weisheit, die mich wenig fann erbaun. Gel lieber will ich Doch nur wen'ge, denen ich arf viel traun, einen nur, dem ich vertraun darf mich. Wülerte Werte VIII. 2

392.

343.

39.

3.

398.

34 +

. Nicht leicht vergeht ein Tag, an dem nicht was im?

Das herzlich mich erfreut, wenn ich es recht beiab. Wenn einer doch verging, an dem mir nichts bei Erfreulichen geſchehn, da muß mich altes freuen.

Mit deinem Lernen iſt's im Augenblick vorbei, Wo du dich ſelber fragſt, wozu's erſprießlich jei.

Es dient nicht deiner Seel’ und nicht der Welt zum rt Was wendeft du daran des Lebens einen Theil?

Der Schlechte, wenn er fühlt jein Unrecht, wird did haus” Der Edle di dafür zwiefach mit Lieb' umfaflen. Betäuben dur den Hab will jener fein Gefühl, Doch diefem beut die Lieb’ ein janftres Ruhepfühl

Die Welt ift eben Welt, Welt überall: fie tennen

Yu lernen, möcht' ih fie nun fürder nicht durchrennen. Was an ihr ıft, hab’ ich erfannı an einem Ende,

Und mehr erfennt’ ich nicht, wenn ich am andern jlände. -

. Rod immer fand ih, warn ih ging auf neuen Wegen,

Tag mir die Förderung von jelber fam entgegen, Ein iFingerzeig, den mir am Orte, wo es noth, Fin Fremder ungejudht und unerwartet bot.

Nicht träge must du fein Dich zu vertheidigen, Wenn di ein Tölpel will, ein Wicht beleidigen.

Doch mander Angriff tritt nicht deiner Ehre nah: Laß ihn nur unbemerft, jo ift er gar nicht da.

. Mein Sohn, wenn du in dir haft aufgebaut ein Winen,

Sei fein von Zeit zu Zeit der Nadhhülf’ auch beflifien. Mit wenig Aufwand bältit du's leicht in qutem Stande; Wenn's erit baufällig ward, iſt's großer Schad und Scan

If Geben jeliger als Nehmen, wie man ſpricht; Aurum die Scligfeit giebit du dir jelber nicht?

Sag’ nicht, daß du genug nicht habeit, un zu geben; Brauch's zum Wohlleben nicht! cin Andrer braudt's zum“

325 -

a, du in Gemächlichkeit gefättigt und bekleidet, r Tenfft du des Bruders aud, der friert und Hunger leidet? N Ihn zu denfen nur, verftört dich im Genuß, Vo du dem Dürft’gen giebft von deinem Ueberfluß.

A Sal, lieblos ift die Welt; doch welches Herz vom Blauben Liebe lebt, läßt ihn ſich von der Welt nicht rauben. $ Bute, was du an Unwürdigen gethan, nur getroft! Bott fchreibt auch das für aut dir an,

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391. Nicht Leicht vergeht ein Tag, am den Das herzlich mid) erfreut, wenn i

Wenn einer doch verging, an dem u Grfreuihen geſchehn da muß ml

i 392. Mit deinem Sernen iſrs im Auf

Wo du dich felber fragft, 4 Es dient nicht deiner Seel’ fi

En: 393. Der Schlechte, wenn. er⸗ Ai e Der Edle dic dafür

Vetäuben durch den / - ef Doc) diefem bew 7 s

394. Die Welt ift cbr

Zu lernen, 7 deit Was an ihr⸗ ‚stel, der Und mehr Rraft, dann auch nad) ein

395. Noch km * Sdchſte fann den $

Ar ei i ft Genuß, ein Höh’n en. ‚it das Höhfte gilt, Exfen Etlenntuiß ift Genuß das 396. Ric d einft wird jel’ge Ruh jein Ales du als gut im hödfle Und einen böjen Schein allein d Inzwifhen mußt du Gut und Bf Und für das Gute jelbft den St Ertenntnif, Ruh, Genuß, if mie 6 Nur auf des Guten Pfad tomm

2. Wenn es dir übel geht, nimm es Wenn du es übel nimmt, jo gi Und wenn der Freund dicht fränft, u &s ift ihm jelbft nicht wohl, jo) Und ränft die Liebe dich, jei Dir Daf du die Nofe haft, das mei

Bas andre dem, der’s lann;

5 aN "Bört ein ganzer Mann.

; u” Ganzes, aber merk':

u vdeht fein ganzes Wert.

> % % nur franf fi nennen;

; Ben nd halb wir kennen. PX 3. 'efen Halben,

* * Jenthalben. > Zn ‚ceibung ; % 4 „nterbleibung.

* N ‚oruß; * „term Ziel ein Schuß. „ehr unvolltommen ; Spiel da8 rechte Maß willlommen.

4. ‚eben; tkniftreis ift jedem Geifl beftimmt, ar dag int, wieviel er in den Kreis aufnimmt. 8 immer nicht, in dem da wohnft, erweitern, k —8 deiner Luſt ausſchmücken und erheitern. Re Pr was ih noch F en inheit fann in meine reife laden.

ift weit dem, was fein Raum umlreiſt,

Geiſter find zu Gaſte gern beim Geiſt.

5. dader, wie geſchidt er feine Glieder braucht, il wie aus Stahl geſpannt, und wie aus Luft gehaudt! SR Braucht ex fie ? Um Schauder, Furcht und Schreden,

Bewunderung, ja Abſcheu zu ermweden.

me Gaukler! jo geht feine Kunft nach Brot; andre thun’s ihm gleich, und haben's minder noth. ſchon ein Schauder ift mißbrauchte Körperkraft, IWeauchter Geiſt und Wi ift doppelt ſchauderhaft.

6

ER den Stand, auf dem du fleheft, nicht verkennen, AIdiſchen Ewiges nicht eigenmächtig trennen.

—t 826 +-

Siebente Stufe.

Erkenntniß.

—2 52*

1.

Die Selten alle find im Glauben einverflanden,

Es Sei ein höchftes Gut zu ſuchen und vorhanden. Wo e3 zu finden jei, das ift die erite Spaltung,

Und wie zu juden? das des weitern Streit3 Entfaltung. Der eine ftedte body das Ziel, der andre tiefer,

Danach, nach feiner Kraft, dann roch er oder lief er. Der Niedrigfte wird aud nad etwas Höditem geigen,

Das höchſte Höchfte kann den hödjften Sinn nur reige Ein Höchſtes ift Genuß, ein Höh’res jel'ge Ruh;

Was dir das Höchſte gilt, Erkenntniß juche du. In der Erfenntnik ift Genuß da3 Suden ſchon,

Und einft wird ſel'ge Ruh fein der gefundne Lohn; Wenn Alles du als gut im höchſten Gut erfennft,

Und einen böfen Schein allein das Böfe nennft. Inzwiſchen mußt du Gut und Böjes unterſcheiden,

Und für das Bute jelbft den Schein des Böfen meiden Erfenntniß, Ruh, Genuß, ift nie bei böfem Muth;

Rur auf des Guten Pfad kommft du zum höchſten Gi

0

Wenn es dir übel geht, nimm es für gut nur immer; Wenn du es übel nimmit, jo geht es dir noch ſchlimme

Und wenn der freund dicht kränkt, verzeih's ihn, und verfleh Es ift ihm jelbft nicht wohl, jonft thät’ er dir nicht wei

Und kränlt die Liebe dich, fei dir's zur Lieb' cin Sporn; Daß du die Role Haft, das merfft du erft am Dorn.

vg

327 4-

3

Thu was du kannſt, und laß das andre dem, der’s Tann; Su jedem ganzen Werk gehört ein ganzer Mann. Zwo Häfften maden zwar ein Ganzes, aber merk': Ans Halb und halb gethan entfteht fein ganzes Werl. Ber halb und halb gefund, der mag nur frant fich nennen; Und gar nicht fennen wir, was halb und halb wir kennen. em etwas Ganzes würd’ aus noch fo vielen Halben, Ganz gut! es wimmelt jet von Halben allenthalben. IM jeder Halbheit wohnt ein Trieb zur Uebertreibung; Bei Üebertreibung bleibt nicht aus die Unterbleibung. Wenig und zuviel ift beides ein Verdruß; So fehl ift über'm Ziel wie unter'm Ziel ein Schuß. Wertig und zuviel ift gleichſehr unvolltommen ; Ernſt ift und im Spiel das rechte Maß willlommen.

4. BBoHL fein Erkenntnißkreis iſt jedem Geifl beftimmt, 5 Och unbeftimmt, wieviel er in den Kreis aufnimmt. Tannft das Zimmer nicht, in dem da wohnſt, erweitern, x & DH es nad) deiner Luft ausſchmücken und erheitern. biide ſtets umber, was ich noch ohne Schaden er innern Einheit kann in meine Kreife laden. engfte Raum ift weit dem, was fein Raum umtreift, ud alle Geifter find zu Gafte gern beim Geiſt.

5. Der Baufler, wie geſchickt er feine Glieder braucht, "N Prall wie aus Stahl geſpannt, und wie aus Luft gehaudt ! Rd wozu braucht er fie? Um Schauder, Furcht und Schreden, Anſtatt Bewunderung, ja Abſcheu zu erweden. arme Bauller ! jo geht feine Kunft nach Brot; Doch andre thun’s ihm gleich, und haben’s minder noth. Benn ſchon ein Schauder ift mißbrauchte Körperfraft, Mißbrauchter Geift und Wit ift doppelt ſchauderhaft.

6. Du ſollſt den Stand, auf dem du fteheft, nicht verkennen, Bom Ird'ſchen Emwiges nicht eigenmächtig trennen.

I {

328

Du beiden biſt du da, der Erde Kampf zu fireiken, Und di zum Frieden vor des Himmels zu berikn. Mer feige Frieden nur fucht für fein eigen Theil, Wird zum Berräther- an der Welt gemeinem Kell. Zu fördern Menſchenglück mit uller Kraft hienieden, Kein Opfer ift zu groß, als nur der Seele Frieden. Doch laß von feiner Macht, von keinem Ruhm dic einge Bon feiner Liebe ſelbſt, dies Opfer ihr zu bringen. Das ift nicht Eigenjucht, noch ſchwerer Pflichten Shen, Es ift die deinem Ich, dem ew'gen, ſchuld'ge Treu.

7. Wie hoch, wie tief du ſeiſt, will das dir nicht ſich zeigen, Doch fühlſt du, ob du bift im Sinken oder Steigen Im Sinten fühlſt du Schwer’, im Steigen Leichtigkeit, Dort von dir jelbjt gedrüdt, und hier von Drud befreit Das merk, und dent dabei: Du kannſt im freien Wallen Steigen aus jeder Tief’, aus jeder Höhe fallen.

8. Sich ſelber anzuſchaun, der Schöpferkraft bewußt, Erſchuf Gott die Natur, den Spiegel ſeiner Luſt. Im Anblick der Natur wenn du dich fühlſt erbaut, Da Haft du ihn helauicht, der in den Spiegel faul.

9.

Was deinem innern Trieb ift angemeflen, treibe,

Nur daß fein auch der Trieb ein angemeßner bleibe! Und was du liebend treibft, laß dir das Höchfle gelten, Ohn' Anderstreibende mibliebig drum zu jchelten. Sei doch in jeder Art ein Höchſtes offenbart ; Du offenbare dein Höchſtes in deiner Art!

IV. Wie der Geneſene ganz der Geſundheit Glück Empfindet, wenn er an die Krankheit dent zurüd: Des ungeheinmten Stroms der Xebensfülle froh, Wenn er der Hemmung nun, er hofft auf ftets, entſeb

329

I) and, wer voriger Verirrungen gedenkt,

Das denen Bott ihn hat zur rechten Bahn gelenkt;

"mag die rechte Bahn mit rechter Freude mallen,

Rrait fühlend und Entſchluß, nie mehr zurück zu fallen. & wie ein Nachgefühl der Krankheit den Gefunden

St leiſe mahnt, und, kaum ſich meldend, ift geſchwunden; den, der voriger Verirrung auch gedenlt,

tar daß dies Nachgefühl von Krankheit ftärler kränkt. m einen Unterſchied in den, was wir erduldet,

dacht immer, ob es war ver» oder unverſchuldet.

11.

weiter Thorweg iſt, ein Pförtchen eng zur Seiten, um Gehn und Schreiten das, zun Fahren der und Reiten. Fahrweg ift Gedräng, heut’ Staub und morgen Koth; nach’s enge Pförtchen kommt man inmer gut zur Noth. Vücken darf dich nur und Drüden nicht verdrießen; Nein zu Bud und Drud konnt’ ich mich nie entſchließen. wie ich täglich dort geh’ aus und ein das Thor, ieß' ich das weite ftets dem engen thöricht vor. iR, ein Unglüd müßt’ am Tage mid) befallen, 30 ich mich bildte, durch das enge Hoch zu wallen. jeder Fahr jchein’ ich mir für den Tag entgangen, Bo meine Schritte durch den koth'gen (Fahrweg drangen. mihft: ein Aberglaub’ ift dies und Wahn ein toller. a freilich, aber mir ein nicht unfegenvoller. in nie gedanlenlos geh’ ich nun aus und ein, Stets unter'm Thore fällt mir meine Thorheit ein. : Mann ift weile, der an jeine Thorheit dent, Ind weiß, mit welcher Macht fie unfre Schritte Ientt. dir's unmöglich ift der Thorheit widerftreben,

du ihr wenigftens der Weisheit Anſtrich geben.

12. dich nicht gutes Geld noch gutes Wort verbrießen, n es um Fried' und Ruh den Handel gilt zu ſchließen. dt if das beſte Geld, das Leite Wort zu gut, Siel beſſer noch ift Fried’, und Ruh, die noth dir thut.

+ 330

Du nabeft Geld und Wort fonft unnüg mandea ww; Berwende fie nunmehr zum Rugen in dein Susi.

Gieb, was du haft, gieb, was du geben kannſt, mil Eye, Aus Großmuth, jo daß fie dir's nicht zur Feighei ie

13.

Wieviel Abwechslung ift im Heinften Raum zu haben! Di kann ein täglicher Spaziergang immer laben. Sei auch die Stunde gleich, und gleich deB Weges Ri Doch jede Jahreszeit erjcheint in anderm Lichte Und will du ab vom Weg nur wenig Schritte gehn, Mirft du Belanntes neu von neuer Seite jehn.

14.

Wenn eine Uhr du haft, mußt du doch jedes Ru Darnach nit jehn, viel Zeit damit verjäumteh du Thu dein Geſchäfte nur mit Luft und aus dem Grund, Und frage nicht, ob es grad aufgeht mit der Stunde.

Laß Andre von der Zeit gar raſchem Laufe jpreden, Ihr rennen nad und vor, um ſich den Hals zu Brei Und bliebſt du auch zurüd, merkſt du's nach einer Fr, Und holft die Zeit ſchon ein, wenn an der Zat es Hl Genug, wenn du nur mit fortfonmft in Baufch und 9% Wenn du im Strome ſchwimmſt, und zähleft nicht die WoR Den Zeitungsfchreibern und Zeitſchreibern laß die Luſ. Genau zu merfen, was nun an der Zeit ift juf. Dir aber, wo die Uhr die Zeit nicht jugt, da fage Sie dir der Sterne Stand Nachts und der Sonn’ am Te

15. Daß etwas gründlich du verftehft, iſt nicht genug: Geläufig muß dir’s fein, dann übeft du's mit Fug Und ift es dir nur recht geläufig, brauchſt du's gar Nicht zu veritehn; das nimmt du leicht beim Rechnen wel Der edlen Rechenkunſt Vollkommenheit gedeiht Am allerbeſten bei Gedankenloſigkeit.

331

16. Bil leſer, da ein Volk nur einen Irrthum habe, U eine Wahrheit für fich felber jeder Knabe. Bid leſer, dah den Dienft ein großer Gdtz beſitze, Us Jeder für fein Haus fi einen Heinen ſchnitze. Der Unſim machte mir nicht die Erbitterung, Us der Geſinnungszwiſt, die Sinnzerjplitterung.

17.

Du jeR, 0 Schwacher Menſch, alswie an jedem Tage,

Ein anderes Gemüth in jeder andern Lage. Das hab’ ih an mir felbft auf mancher Reif’ erfahren, Veh anders mir zu Muth im Gehn war als im Fahren. a Fahren war ich flolz, geneigt herabzufehn,

berachtend Alle, die ich fah zu Fuße gehn. Im Gehen mar ich ſtolz, verachtend, doch nad) oben,

Vie über mich zu Rob und Wagen fich erhoben. ind wenn es beffer ging, jo trat als Weggefelle

Vort Großmuth, Demuth hier, an Hoch⸗ und Unmuths Stelle. das Hochſte doch, wozu wir dort und bier es brachten, Bar Selbzufriedenheit ohn' Andre zu verachten.

18. G mad’, alt wie ich bin, zu lernen manchen Plan, Epkt nachzuholen, was ich zeitig nicht gethan. 5 hoffe Schritt vor Schritt noch abzuthun, was jung Iqh hätte Leichter abgethan mit einem Sprung. id tame nun der Tod auch zwiſchen meinen Plan, &o wäre mit dem Sprung grad’ Alles abgethan.

19. a Rehft, daß leicht wie nichts dem Einen von der Hand Geht ei was, das gar ſchwer dir geht in den Verftand. Agegen weißt du flint mit etwas umzujpringen, Wovon dem Andern faft will kein Begriff gelingen. timeder wenn du nun das Deine jchäßeit hoch, So ſchatze nicht gering auch das des Andern doch. » wenn du diejes willſt anſchlagen jo gering, So Halte deines auch für kein jo großes Ding.

332

20. Wenn «3 dir nicht bequem, behaglidh ift und gut, An unbemerttem Fall rinnt deines Dajeins Fulh; So ſcheueſt du dich wohl das Kleinfte zu verrüden An des Gewohnten aud bedeutunglojen Stüden, Aus Furcht, zu rühren an verborgnen Talismen, Durch deß Zertrümmerung dein Glüd zerträmmern las

21. Wenn du zum Ziele mich den reisten Weg willſt leiten, Zu langfam ſollſt du nicht, noch aud zu ſchnell wir Der Unterhaltung jet nicht unterwegs zuviel, Damit wir nicht den Weg vergeflen und das Ziel. Kurz made mir den Weg, und leicht und unbefchwerii Nicht ſchwerer, um dich jelbft zu machen unentbehrlid Denn Führer ſollſt du mir nicht immer wieder fein, Ablernen will id dir den Weg zu gehn allein. 22. Zur Freundſchaft iſt's genug des Freundes Freund am Den Treund des Freundes fchliekt der Bund darum Daß du an diejer mid, ihn hältjt an jener Hand, Kenüpft zwiſchen mir und ihm unmittelbar fein Bank Tod deines Feindes Freund zu heiten, muß id) laffen, Weil man nicht lieben fann, was man den fremd fi 23. Bar Manches, was gewiß du nennft, ift ungemiß;

Die Sprade jelber, die du redeſt, jagt mir Dieb. Wenn ich will wiſſen: wer? und du's nidt jagen will: Was ift dus Wort, womit du meine Neugier MAR?

Dies: Ein Gewiſſer iſt's. Weiß ich es nun gewiffer? Rein! Dein Gewiffer ift für mid ein Ungewiſſer.

Du giebft dir nur den Schein, indem du Ungewiſſes Mir und thuft, dak du fund aud) fönnteft thun Gewil

24. Aus Einennuß entjpringt die Dankbarkeit der Meiften, Für einen Tienft, den wir geleiftet oder leiften.

333

SG A die Dantbarteit auch fo der Ichönfte Lohn,

de [sk man foll mit Dank annehmen, nidjt mit Hohn. Gei Yeufbar, dab den Dank der Eigennuß dir bringt,

Veh aus fo ſchlechtem Grund jo edler Trieb entipringt.

20. Bol uufte Jugend nicht durchaus den Teufel miſſen, Es laßt fie wenigſtens von ihm was Rechtes wiſſen. Sie lernt, der Teufel geh’ umber als wie ein Leu, Der ra’ und fuche, wen er einfchling’ ohne Scheu. der Teufel aber geht nicht mehr auf Mord und Rauben &s lowenhaft einher mit Brüllen und mit Echnauben. ir (leicht noch um vielleicht mit Arglilt wie ein Fuchs, Und lauert ungejehn mit Scharffiht wie ein Luchs. Die aber ſoll vor ihm das junge Volk fi) hüten, Dos ihn erfennen fol am PBrüllen und am Wüthen?

26. Ih nahm ein froftig Buch und legt’ es auf die Flammen: Sad dir im Tode foll noch Lebensgluth entitanımen. Blätter krummten fi, vom Finger angerührt & heißer Hand, wie fie nicht leicht ein Leſer führt. die Flamme voll Begierde Blatt für Blatt, las an meiner Statt daran fi) jatt und matt. meditirend ift fie drüber eingejunfen, Uns fo verlojchen ſchnell bis auf den leyten Funken. % Buch Hat ihr gedient zu kurzer Unterhaltung, feiner Art gemäß geendet mit Grfaltung.

21. tet fah ih einen Mann, nicht wußt’ ich, wie er hieß; 5 ich erfragen wollt’, und immer unterließ. a einen Ramen bört' ich nennen oft genug, Und konnte nie den Mann erbliden, der ihn trug. terig war ich Doch, wie ausſeh' der Genannte, terig, wie genannt fei der vom Sehn Belannte. Can find’ ich, jener Nam’ ift eben diefer Mann, Un) alle beide gehn mich weiter nichts mehr an.

7332

20. Wenn es dir nicht bequem, behaglich _ , In unbemerktem Fall rinnt dein, Te —- So ſcheueſt du dich wohl das Klei * An des Gewohnten auch beder * ** 9 Aus Furcht, zu rühren an vd 4 =. 4 Durd) deß Zertrümmerung a. nn 4 2 —* 3

Wenn du zum giele mir, 4 Zu langſam ſollft by, Pi Der Unterhaltung ſei 35 * „ag! Tamit wir nit ; 4 5 Kurz made mir d f Nicht ſchwerer ni Tenn Führer 9, Ablernen m so. beſchieden 1 .n dazu das Le Srfeichen Sur Gray „et fi dur den Ts Dich x den Zoll der Eines FI en 7 ge foll er ungehindert (57, 46 ieitig; Fa Innern nun des Lebens Fri z selig. Soc ‚die Störungen von außen ihm P PH * se jo vollbringt, das Hat fie mito AU fie für ihn gelebt, weil er für fie ge” laayy ‚at ihr, in welcher Schul’ ic, was ich lehr sera e, Mein Liebesfrüpling trägt nun feine Weis

3. u. Jh weiß vier Wiflende, ein fünfter geht mit me Die viere wiljen nichts, der fünfte weiß allein. Der eine weiß zum Ruhm, der andre zum Gem Der dritte zum Erwerb, der vierte zum Berdruß Der fünfte weiß nicht, was, woher, wozu er's weiß, er‘

Strahlt Wärm’ aus wie die Sonn’, und wird ihm kn

32. Sie haben mich gelobt, und mic dadurd befhämt; Getadelt haben fie, und meinen Muth gelähmt.

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u F x ade fr 2, a, Tadel geben, * 2 2 ‘od anzuſtreben. ————— x X «dh erbauen, o, . Gr „e, deſeele. ‚gen, „n zu fügen.

unvollkommen ift, Beil du fo unvollkommen bift. 2warſt, wär’ auch die Welt volllommen, u, Menpeit wär’ ihr von dir genommen. | Menheit nur mit dir ſelbſt empfahn, F u fo weit zurüd auf diefer Bahn. dia mit dir will halten gleichen Schritt, » daß fie auch vorwärts fommt damit !

35. a Menſchen fühlt ſich völlig zweierlei, Bay und gar, und unabhängig frei. Wmfofern er Gott im Auge hält, ig, wo er vor ſich hat die Welt.

&r unfrei fühlt fi jo ein Sohn vom Haus, aber wohl, fobald er tritt hinaus.

86. nehmen mid in Anſpruch jeden Tag: muß, ih kann, ich will, ich darf, ich mag. Belek, von Bott in's Herz geichrieben, nad welchem ich bin von mir jelbft getrieben. das ift die Schrank', in welcher mich die Welt m, die Natur von andrer Seite hält.

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EEE ss. 43 zu i2 lebre, lerum

sg mei in Bıirinz:. en free get mi Iren; Lie riere min ihr, 2 ante war allein

Zer eine seit jo Kot. ir amt sum Gemuf, Ter it: jum root, Ser Tiere gum Verdruf,

Ter farke weis ii, mas wer, osu a weh,

32. Ste baben ih gelaht, zu) dadurch oeichäml; Setadeiı haben Re, uud meinen Muth gelähmt

| 35 -

kaweder Haben fie mir Lob und Tadel ſchlecht Gegeben, oder ich genommen es nicht recht. Ci Rärtenbes SefuHt fol Lob und Tadel geben,

| etwas ift erreicht, und mehr noch anzuftreben.

33. Ein alier Weiler ſprach: Den Mann mag's auch erbauen, Mit rechtem Sinne fih im Spiegel zu beſchauen. Echt er fein Antlig ſchön, fo den?’ er, etwas fehle, Wo nicht ein ſchoͤner Geiſt die ſchöne Form bejeele. Und wo Unlieblichkeit er ſieht in ſeinen Zügen, So hu' er ſich, hinzu unholden Sinn zu fügen.

34. Ta klageſt, daß die Welt jo unvolltommen ift, Und fragft, warum ? Weil du fo unvolllommen bift. n du volllommen wärft, wär’ auch die Welt volllommen, ‚Vie Unvolllommenheit wär’ ihr von dir genommen. wil Volllommenheit nur mit dir ſelbſt empfahn, Und du bift noch jo weit zurüd auf diefer Bahn. Dank ihr, daß fie mit dir will halten gleichen Schritt, Um ſpute dich, daß fie auch vorwärts fommt damit !

35. Der Gei des Menſchen fühlt fi) völlig zweierlei, Abhangig ganz und gar, und unabhängig frei. Abhangig, infofern er Gott im Auge hält, Um unabhängig, wo er vor ſich hat die Welt. Bor'm Bater unfrei fühlt fi jo ein Sohn vom Haus, Selbſtandig aber wohl, ſobald er tritt hinaus.

' 36. Ex Wöortchen nehmen mich in Anfprud jeden Tag: 3S fell, ich muß, ich kann, ich will, ich darf, ic) mag. % ff, if das Geſetz, von Gott in's Herz geichrieben, das Ziel, nach welchem ich bin von mir ſelbſt getrieben. muß, das iſt die Schrank’, in welcher mich die Welt einer, die Natur von andrer Seite hält.

336 %-

Ich kann, das ift das Maß der mir verliehnen Rıafl, Der That, der Fertigkeit, der Kunſt und Wikeuihel Ich will, die höchfte Kron' ift diejes, die mid hald, Der Freiheit Siegel, das mein Geiſt fi aufgeridt Ih darf, das ift zugleich die Inſchrift bei dem Eiegd, Beim aufgethanen Thor der Freiheit aud ein Kiegk Ich mag, das endlich ift, was zwifchen allen fdeimm. Ein Unbeſtimmtes, das der Augenblid beftimmt. Ich ſoll, ih muß, ich kann, ich will, ich darf, ih map Die fechfe nehmen mich in Anſpruch jeden Tag. Nur wenn du ftetS mich Ichrft, weiß ich, was jeden Ta Ich fol, ih muß, ich kann, ich will, ich darf, ih m 37. Das ift nicht Meisheit, die nur ſich für Weisheit hau Und fih in fremder Blöß' Entdeckung wohlgefält. (infeitig ift und war die Weisheit aller Weiſen; Zu mirft Allſeitigkeit nicht als dein Vorrecht preifen Jedweder Menſch ift Doch nur eine von den Seiten Der Menfchheit, welche fih ergänzen und beftreiten. Aud eine bift du nur, daß du Dich till ergänzeit Mit andern, nützt dir mehr, als daß du ftreitend glä

38, Zu bift nur halb, o Menſch, wie dich heroorgebradit Hat die Natur, und halb, wie du dich jelbft gemach Sie hat den feiten Grund gelegt, an den du rühren Nicht darfit, dir aber bleibt der Bau drauf auszuflf Ber jenem fannft du nichts, hei dieſem alles ihun, Und dieſes ift genug, un träge nie zu ruhn. Nie ruhe, bis du gut das was du Ichlecht gemacht An dir, und was du falih gemacht, haft recht gemad Dazu iſt's nie zu früh, dazu iſt's nie zu jpät; Denn flet3 im Werden, bift du nie geworden fläl.

3m.

Gar Mande glauben, jprady ein Meijer wohlbeflifien, Nicht minder ihrem Wahr, als Andre ihren Wiſſen

337 +

Das chen iſt der Wahn, der was zu wiflen meint, Da wahres Wiſſen fi unmifiend immer fcheint.

Dem wicht das Willen, das nie gnug zu wiſſen glaubt, Da Ferijchritis aber Hat der Wahn fich felbft beraubt.

40,

Den innen Widerfpruch im Menfchen zu erflären, demeinten Manche, dab in ihm zwo Seelen wären, In iin zum Buten die, zum Böſen jene triebe,

ı & aber unterthan bald der, bald jener bliche.

Un Andre nahmen an, daß ihn zu beiden Seiten Swen Engel, einer böſ' und einer gut, begleiten, Die bier ing rechte Ohr ihm flüftern, dort in's linke, Öier, daß er ſich erheb’, und dort, daß er verfinte.

Sun Seelen ſollſt du nicht, noch auch zween Engel glauben;

Die Freiheit würbeft du, die eigne Kraft dir rauben. Der Widerfpruch ift da, woher ift er gefommen?

Ins dem Berfchiedenen, woraus dich Gott genommen.

hat er, daß du beider Einheit jeift,

Sen Erde deinen Leib, vom Himmel deinen Geift. Der Leib yon Erde kann nur Irdiſches begehren,

der Geiſt vom Himmel nur zum Himmliſchen ſich lehren.

bat er dich gemifcht, daß du dich ſelbſt befriegeft,

it deinem Höheren dein Niederes befiegeft,

Bid der Schöpfung jelbft, die er nur dazu ſchuf, Def dienſtbar Leibliches jei geiftigem Beruf.

41. Ber ſelber fich beherrſcht, beherrſchet auch die Welt, lets das Aeußere des Innern Spiegel hält.

fih beherrſcht, den kann beherrichen außenher Rein Herrfcher, denn allein im Aeußern herrſchet der. &ingen Tann er dich mit Macht und dich umringen, Eindringen kann er nicht und in dir dich bezwingen. niaßen kann er nicht dein eignes Herrſcherthum, Da aber gönneft gern ihm feinen Herrſcherruhm; die du dem Blitze gönnfl, dem Sturmmwind feine Flügel: Im Zügel halte dich! Bott hält die Welt im Zügel. Werts Werte VIIL 22

—t 938

42. Nie ftille fteht die Zeit, der Augenblid entſchwebt, Und den du nicht benugt, den haft du micht geieht. Und du aud ftehft nie ftill, der gleiche biſt du nimmek Und wer nicht befjer wird, ift jchon geworden Ilm? Wer einen Tag der Welt nit nutzt, hat ihr geiabel, Weil er verfäumt, wozu ihn Gott mit Kraft beguabe

43.

Bar mande Schale muß von deinem Ih ſich Ldien, Zufällig Irdiiches, und mander Roft des Bien. Doch während immerdar dein Ih ſich aljo reinigt, MWird immer mehr mit ihm des Neuen auch vereinig Du ftrebeft Tag für Tag dur Lernen wie durch Lehr Durch Denken wie durch Thun, den Fern des Ichs zu mel Der Edelftein bedarf viel Mittel, ji zu ſchleifen; Biel Nahrungsinittel braudt der Samen, um zu te Wer kann zulegt mit Luſt im fert’gen Ich beruhn ? Mer nichts Hinzuthut, was er wieder weg muß thun

14. Wenn dir das Himmelsliht durch's Fenſter ift zuwider So zünde Kerzen an und laß den Vorhang nieder! Reicht haft du dir zur Nacht den Stubentag gemadit, Doch draußen in der Welt wird es davon nit Nac

45.

Zu den Makrobiern ein Abgefandter kam,

Der ftaunend in Betracht des Landes Wunder nahe Zulegt, damit er noch erftaunen müßte ftärter,

Ließen fie ihren Gaſt befichtigen die Kerker, Mo die Gefangenen Goldtetten trugen alle,

Weil nicht das Land erzeugt unedlere Metalle. Doch er ſah's unerftaunt, als jei es ihm geläufig,

Und lächelnd ſprach er: Dies hab’ ich gejehn gar här Denn wen ift unbelannt des Goldes ftarfe Kraft,

Die Jeden übermannt und Alle legt in Haft? Der Unterſchied ift nur, daß goldgefangen jeien

Hier die Gefangenen, bei uns daheim die freien.

339 -

46.

Die Sqhlange fühlte lang ein innerliches Quälen, Tab ihre alte Haut nicht ab ſich wollte ſchälen. Se wuhte keinen Rath, noch Mittel zu ergreifen, Die unbequeme Hül’ auf einmal abzuftreifen. Es reihloß wie fie ging, unachtſam fiel die Schlange ya eine Schling’ am Weg, geftellt zu ihrem Fange. Weblichen wäre fie fonft in der Schlinge hangen,

Kr dur den alten Balg ift fie der Schling’ entgangen. Ele lieh den Schlauf darin, und ift hindurch gefchlüpft, Und hat die läſt'ge Haut zugleich nun abgeftrüpft. So iR der innre Menſch durch den Berluft entronnen Dei äußeren und hat dadurch fich ſelbſt gewonnen.

47.

Bam du erfennen willſt den Ruhm in jeiner Bloöße, Berglei am Himmel ihn mit Sternen erfter Größe. Die Iefter Größe, find fie etwa minder groß? Ele ſcheinen Meiner dir durch ihre Höhe bloß. lachle, rüdt man di zum letzten Range nieder; Und rät man dich empor zum erften, lächle wieder!

48.

Kb darum ſoll es fih bei deinem Willen handeln, Ihn zu verbefiern, Menich, vielmehr ihn zu verwandeln ; Lean unverbefierlich, unheilbar fei der Schade, Unwendlung möglich nur durch's Wunderwerk der Gnade. der höchfte Streit, der über die Natur Ds Willens wird geführt, jcheint mir ein Wortftreit nur. Meandein mögt ihr ihn, verwandeln ganz und gar, u einem andern doch nicht machen als er mar. Itet ihr mich, daß ich nicht mehr wär’ ich, Ep hättet ihr, ich weiß nicht wen, geheilt, nicht mich. 5 einen guten Stern müßt ihr dem Willen gönnen; Inn ſchlecht im Kerne, würd’ er gut nie werden können. In fahlen Sündertopf müßt ihr ein Löcchen laſſen, n der Finger ihn der Gnadenzudt kann faflen.

4 +

Ein Aſchenfünkchen muß doch jein im Aſchenhaufen, Sonft bla das Feuer an fein Schnauben und fein E Gin gleich Bedürfniß wird verſchiedentlich gefühlt, Daß etwas ſei hinweg gewaſchen und geſpült. Ein Schmutz hinweggefegt, ein Roſt hinweggeſcherert, Damit im eignen Glanz der Spiegel ſei erneuert. Daß fi der Spiegel jelbft nicht klären kann, if Mar; Daß ihm nur Gott den Dienſt gewähren kann, iſt wal Daß Gott fi jpiegle, mußt du ihn den Spiegel leihen, Bon Selbfibeipieglung fern und von Roripiegeleien. Die Hauptfach’ aber ift, daß rein der Spiegel jet; Das Uebrige, mein Sohn, ift Spiegelfechterei.

49.

Die Wahrheit iſt durdaus ein mittlere Gebiet,

Das nit nad) hier und dort unendli bin ſich zieht Ihr nachgehn kannſt du meift gar wenig Schritte nur,

Und ausgehn fiehit du ſchon in Irrthum ihre Spur. Mahrbeiten hängen nicht zufammen wie Korallen,

Die man fann an der Schnur herzählen nach Gefalle Oft ift das Wahre gar vom Falſchen nicht zu foheiden,

Wie Träden eines Zeugs, halb wollen und halb feiden Bon Wahrheit einen Kern ſchließt jeder Irrthum ein,

Und jede Wahrheit kann des Irrthums Same fein. Bor Allem hüte di vor ftrengen iFolgerungen,

Denn folgerichtig iſt meift Närriichites entiprungen. Wahrheit, die du zumeit verfolgen millit und jagen,

Iſt, eh’ du dich's verjiehft, in Irrthum umgeſchlagen. Biel lieber mag, anitart die Jagd zu übertreiben,

Ein ungewifles Wild im Grenzwald überbieiben. Der Schüge läkt, was flieht, flichn an der Grenz’, und ji

Mit feiner Beute ſich zurüd auf fein Gebiet.

50,

Bedente, wenn der Stolz des Denkens dich bethört, Welch’ eine Kleinigkeit dein Denken, Tenter, fört Cin Vißchen Weh im Kopf, cin Viren Weh im Magt

Im Fuß, der doch nichts ſcheint zum Denken beizutragt

—t 341

Kit ien kann dich nur der Feldſchlacht heiſ'res Klirren, dewitren Tann dich ſchon der Mücke leiſ'res Schwirren. Und nähe du wie Bott nun eine Welt gedadt, hätte fie, o Spott, ein Müdlein umgebradit. Re gut, daß du nur denkeft ſchon Gedachtes, Und im Gedanken nur nahmadft von Gott Gemachtes.

51.

Du wähnſt, o Weiler, di vom alten Wahn entfettet, Virkliq zur Wirklichkeit des Denkens hingerettet. ſpriqhft: „Ih ſetze nichts voraus mehr gegenwärtig, „Eben ſo wenig nehm’ ih etwas an als fertig. ‚36 ſehe zu, was ift unmittelbar gegeben, „Die e8 entwidelnd ſich vermittelt.” Das iſt's eben! Bo if} unmittelbar Gegebnes denn zu Haus? du vermitteln willſt, daS ſetzeſt du voraus,

92.

De Haft den Geiftern der Geſchicht' ihr Recht gethan,

Denn du fie alle nimmft als Fortſchritt' auf der Bahn,

wahre Seit’ ertennft an den Einfeitigteiten,

Und gleichſt in Einfiht aus der Anſicht Streitigeiten. dein Irrthum ift allein, daß du zur Offenbarheit

Auf deinem Standpunkt glaubit gelangt die ganze Wahrheit. doch dir geſchieht dein Recht, wie ihnen ihr's geſchehn,

Denn wir die Wahrheit aud in deinem Irrtum fehn.

53. Der Aehnlichkeiten Spur zu folgen haft du freiheit, Verwechſeln darfſt du nur fie nicht mit Einerleiheit. Bas Ding, das du begreifft, ift freilich im Begriff, Dog der Begriff ift nicht des Dinges Inbegriff. Ber fieht nicht, daß fein Bild im Spiegel ähnlich fei Im felber ? doc ift es mit ihm drum einerlei? Db ih der Spiegel jei der Welt, ob fie der meine, Bir bleiben immer Zwei, worin ſich zeigt das Eine.

48

54.

Du denteft, was du denkſt, das müſſe drum fo ſein; Do denke: Denkeſt du denn auf der Welt allein!

Viel Andre denken aud, viel Undres denken fie, Doch anders wird das Sein durd) anders denlen =

Es Laßt fi jo und jo von unſerm Denten fallen, Bleibt was es ift, und fieht dem Spiele zu gelaffen

55. Berzweifell du, der Welt zu ſchaun in’s innre Weſen So ſchau umher auf ihr, wie viele find geweſen, Wie viele werden fein, wie viele find um dich, Die ihren Stand zur Welt, den Stand der Welt y Begreifen, und mit ihr wohl wiffen auszulommen, Doch haben nie die Höhn des Welibegriffs erismn Drum müſſen andere Erkenntnißquellen fließen, Die dir fein Schlüffel braucht des Grübelns aufzufdhl Aus diejen jchöpfe, fo, daß Vorwizt nie fie ſtopft; Aus Feljen ipringt ein Quell, wo nur der Glaub’ er

96. Taf mit Unthätigleit iſt Ueberdruß verbunden, Und nur in Thätigfeit die Ruhe wird empfunbe Dies, was ein Grämlicher hält für der Menfchheil Erflärt ein Heiterer für weiſen Götterſpruch. Wenn jener jagt: Es ift der alten Sünd’ Ererbui Daß unbefriedigt fih der Menſch fühlt in Ber Sagt diefer ihm darauf: es ilt des Himmels 58 Daß ihm zum Wohl der Welt nur Arbeit giebt V

57. Zur Arbeit ift der Menſch fo von Ratur betr Daß er ſelbſt Arbeit zum Vergnügen unters Bas kann am Spiele did, was an der Yagl Rah Groſchen wirft du nicht und nicht ned Du nähmeft fie nicht an, wer fie dir jchenfen Es ift der Arbeit Schein, der dich betrüger

343

Denn deine Kraft muß ſich ftet3 auf ein Aeußres lenken, Und nie beruhigt's dich, in Ruh dich zu verfenten.

Io jelhR die Ruh, die du entathmet ſchöpfſt im Nu, Eyorat dich der Thätigleit mit neuem Athem zu.

Und wi du auf dir ſelbſt nur ausruhn augenblidlidh, Gleich wirft du ſelbſt dich abarbeiten unerquicklich;

Br eine Mühle fich zermalmet und zerrüttet, Bern man dem leeren Gang nicht neues Korn aufſchüttet.

58.

Dos Lebens Sorge läßt dir wenig Zeit zu denken Mn dich, und deinen Sinn auf’3 Ewige zu lenken. U forgft du, forgenlos zu haben eine Stunde; wird, der Sorgen los, zu lang dir die Sekunde. U gehſt auf Zeitvertreib, auf Unterhaltung aus, Und Ratt der Sammlung fuchft du der Zerftreuung Braus. De findeft wohl nad) Wunſch dein Innres nicht beftelt, Und wunſcheſt Tieber nicht zu ſehn, was dir mikfäht. Du fiehft ein weites Leer, und weißt es nicht zu füllen, Und winft mit Hohlem Schein der Luft es überhülfen. ibe denn die Zeit, bis dich die Zeit vertreibt; a; NXteue di, bis nichts an dir zu ſammeln bfeibt; 38 mieder fammelt einft des Lebens Herr und Meifter Deine in alle Welt zerftreuten Lebensgeifter. &r wird nicht Schwerer aud fie bringen zum Bereine Als unfere zu Staub zerftreuten Todtenbeine.

59.

In item Zuſtand ift ein Haben und ein Miflen, Und das Gemißte bift zu haben du befliffen. bei jedem Glück ift noch ein Wunfch zurüd, Der eben ift davon ein zubehörig Stüd. nd wie ein Zufland in den andern übergeht, Siehſt du, daß aus dem Wunſch ein neuer Wunſch entiteht. Tem jeder Wunſch, erlangt, ift nicht mehr wünjchenswerth; Doch Glück ift auch, daß man ſtets neu ein Glück begehrt.

4 3M

60.

Selbliebe liebte gern ſich ſelber ungeftört, Und iſt von allem, was darin fie flört, empört. Sie möchte fein, um nur recht lieben fich zu Eännen, Recht liebenswürdig, und ſich jeden Vorzug göunen. Entdeden muß fie da mit Schreden manden Fleden; Was bleibt ihr denn, als ihn verdeden und verkedent Berfteden vor der Welt, daß ſchön der Welt fie Iheim: Berdeden vor fich felbft, daß fie es felber meine. Doch meinen kann fies nie recht ungeftört und fill, Und meint flets, daß die Welt nicht recht es meinen ml Straft ihr die Heuchlerin? fie firaft die Heuchelei; Sie felbft nur weiß, wie ſchwer die hohle Maste

61.

Nicht Schritte foll man thun, die nur zum Ziele führen, Der alte Meifter ſprach's, vielmehr will ſich's gebüßten Daß jeder Schritt für fi ein Ziel, und nebenbei Ein Fortfchritt auf dem Meg zu höherm Ziele fe. Tas gilt, wie von der Kunſt, vom Leben gleicherweik, Vorzüglich und zunächſt doch gilt es von der Keile. Wenn du als Reiſeziel betrachteit jeden Schritt, Wird dir der Weg ein Spiel, und kommſt vom led Mei

62.

Nur ein Gedanken ift’s, an melden du gewöhnen

Dich mußt, um dein Gefchid im Geiſte zu verjöhnen Und an wie manderlei Gedanken Haft du dich

Nicht Schon gewöhnt! man dentt zuletzt in Alles ſich. Tas Unverhofftefte, wenn es getreten ein,

Sieht endlich aus, als könnt' es gar nicht anders kit Und wenn gleichgiltig uns dur die Gewohnheit werden

Am Ende Freuden felbft, warum nicht auch Beidwerd®!

63. So hilflos zu der Welt wird nie ein Thier geboren Alswie der Menſch, der ſich jo Hoch fühlt auserlorer.

345

Emm! Ss hat Ratur dadurch ung jagen wollen, Da} wir uns jelber und einander helfen jollen.

De Wutter Hilft auerft dem Kind, der Vater dann; dem Hilft es ihnen, und fich jelber hilft der Mann.

64. De frag, 0b du zum Heil der Welt und Wiflenfchaft, Ya, was dir widerfteht, follft wenden deine Kraft? SH überzeugt du jeift, es fei nun an der Zeit, Us doch daran zu gehn fein Andrer fei bereit. Bein Eshn, was irgend an der Zeit ift, das wird fommen; Der Welt und Wiſſenſchaft mag gar Verfchiednes frommen. Dem vath? ich dir, nur was dir felber taugt, zu treiben; Beil Bielen Vieles taugt, wird Kleines unterbleiben. & wird am ſicherſten zum Weltheil beigetragen, Und Reinem braucht die Welt befonder8 Dank zu jagen. u Jeder baue nur mit Luſt fein eignes Zelt; Dar Gottes Segen wird daraus ein Bau der Welt.

65.

Ihr eine Baffe gab jedwedem Thier Natur, Rt allen alle, dir, o Menſch, gar keine nur.

gab auch eine Kunft nur einem, und nicht allen Jewede, wieder dir ift Feine zugefallen.

zum? wär’ eine Waff’ und Kunſt dir angeboren, So wäre der Gebraud der andern dir verloren. od brauchen follteft du jo alle Künft’ als Waffen, Dir ſelber ſchaffend, was dir nicht ift anerichaffen.

66. IQ3 Leben ift ein folh unihägbar Gut, mein Kind, Beil alle Güter mit darin begriffen ſind. denn Theil an allen hat, wer Theil am Leben nimmt, Cs ihm ein größrer Theil, ein kleinrer jei beftimmt. des Ganzen Mitgefühl ift ganz im Heinften Theil, Um dein beſondres Glüd das allgemeine Heil, iu fühlen rings um dich, ftet3 aus fich ſelbſt erneut, Ein Leben taufendfach, daS fich des Lebens freut. diefes lebhaft fühlt in jedem Augenblid, Daxtt für fein Leben Bott und jegnet fein Beichid.

3% %-

67.

Was ift das Kicht, das hold des Dajeins Radıt erieiet! Der Ahern, der die Bruft zum Himmel dir erweim Die Freude, die dich gut und weile macht, volllommen; Ahr Gegentheil allein macht eng und dumpf, beflem Solang du Freude fühlft, Fühlft du di in Zunahme, Und in Abnahme nur, wenn du erliegft dem Sram Wem nod in Zunahm’ ift das Leben, der ift jung; Und fo ift alterlos der Freude Jugendſchwung. Die ew’ge Jugend laß vom Kummer dir nit raubeı Du mußt mit Freudigkeit nur an dich felber glaub

63.

Der Seele Saiten, wann jie dir am feinflen find Geſtimmt, o hüte fie vor'm allerfleinften Wind! Denn aud ein folder fann veritimmen dann die Ea Der ohne Eindrud jonft darüber würde gleiten.

Wenn der Begeiiterung Erwachen ſchauernd ſpürt Der Geiſt, fühlt unjanft er von Ird'ſchem jich beri

So daß der Andadt Gluth oft, nebenaus vom Zug Der Luft gewendet, wild in Zornesflamm' ausjchlu

Nicht nur dem Altar iſt jein Opfer dann entzogen, Du felber fühleit um die Stille dich betrogen.

69.

Mer fih als Menichen fühlt, und tief in fi empfind Taf mit der Menjchheit ihn die Menſchlichkeit verbi Der wird nicht wollen, wird nicht fünnen uud, die £ Und Freuden des Geſchlechts von ſeinen eignen jchei Wes irgend iner vom Gefchlecht ſich freut‘ und litt, Mitfreuen wird es ihn, und leiden wird er's mil. Toch Freud' ift Geiltesthat, zur Freud’ ift er berufen Ein Thor nur alaubt, daß ihn zum Leiden Götter fd Vernunft will freie That; wer ihre Stimme hört, Räumt freudig weg, was ihm Freiheit und Freude Räumt weg die Leidenſchaft, und mit ihr jeine Leiden Wird er nun au darum den Anblid fremder mel

837 +

6, dumpf genug, nicht fühlt, was er nicht ficht, Borſtellung mit dem Anblick ſich entzieht. ämpfen wird er mit des Geiſtes Waffen,

en frei wie fi) auch andere zu fchaffen.

& befriegt daS Leid und es befiegt,

munden es zum Fuß der Freude liegt;

ihren Krieg auch Andern helfen friegen,

yon feinem Sieg geitärtt, fich jelbit befiegen.

: fühlt, daß er’s in fi allein vollbracht,

ie Schwächeren verlafien in der Schlacht.

ſelb ſchämt, wird er fih für fie nicht ſchämen, ben wird er Theil an fremden Leiden nehnten. Bipfel auch der Böttlichleit erfliegen, idunſtgewöll' in Aetherduft verfliegen ;

mehr, wenn er fi jagen muß, er fei

t von Leiden nicht und Leidenfchaften frei.

70.

ſte Neider if, der das fich läßt verdrießen,

8 er nit mehr kann, nun Andere genießen. Qungrigen der Satte wohl beneiden,

te lieber jelbjt noch einmal Hunger leiden? ſchlimm genung, daß fie Befriedigung

da fie war am Leben friſch und jung;

eben ift, fo jet fie auch begraben!

und, daß wir Ruh, die Unruh Anore haben.

71.

zeel' ift nicht, die nur hat beiire Kräfte, Beburt ein Leib vorm andern befire Säfte. zeel' ift, Die von den auf ihrer Flur

m Kräften mehr gebraucht die beflern nur;

e beſſern und fie beſſer braucht zum Siegen, i, noch jo ſtark, die ſchlechteren erliegen:

ei Ringern, zwei gleichfturfen, der danieder

m tingt, der am gefchidt’jten braucht die Glieder.

U æ-

72.

Erkenneſt du, wohin auf oder niederfirebt Der Zeitgang, gieb nur nad, o Kerz, das nn Kein Widerftreben hilft; du mußt dich ihmm bequemei, Wo nicht, mit deinem Thun vom Schanplak In jeder Jahreszeit kommt Andres an die Reihe; Begehre nicht, daß man nur Weller dir verleikel! Wenn du im Wetter, das nun kommt, nicht bluhen Bei So freue dich, daß du fon deine Frucht gewann. Das, worin du erftidit, iſt Andern Rebensiuft; Der Zukunft Odem weht aus des Bergangnen Genf Was alſo bleibet dir? theilnehmende Betradjtung, Dem Werden zuzuſehn ohn’ Aerger und Beradtung Glückſelig ein Gemüth, in deſſen Heiligthumen " Jedwede Jahreszeit hervorbringt Himmelsblumen.

73. Nur auf die Xebensfahrt nicht viel Gepäck⸗Geſchleppe! Denn Über manden Berg geht fie und manche Eid Richt von Spielwaaren fei ein Wagen mitgefahren, Genug zu Schaffen madt ein Wagen Efienswaaren. Auch von Andenken fei nicht mitgeführt ein Kaften, Die Bilder gnügen dir, die ſchon im Hirne raflen, Und im Schreibtäfeldden befonders eingejchrieben Ein Abſchiedsliebesgruß nur von bejonders Lieben.

74.

Den höchſten Menichenfinn, das Augenlicht zu miſſen, Gefangen wohnend in beftändgen Finfterniffen,

Iſt doch, Erfahrung ſpricht, das höchſte Unglüd nicht. Weil inneres erſetzt das äußerliche Licht.

Der Blindgewordene fieht in Erinnerungen,

Der Blindgeborene wird doch vom Licht durdbrungel; Dolmetihen kannſt du ihm den Strahl, der ihn berät Daß der ein geiflig Vild der Welt in ihm auffüfl. Im Worte wird ihm fund die Weisheit aller Weiler,

Gr kann mit Dichtermund die Wunder Gottes yırikt

39 3—

Diefen andern Sinn zu miſſen, den im Ohr,

Behrend ewigen Weltbarmonieendor ;

R, der ſchwerer jchien, erjegen kann aud ihn

ilnahme doc der anſchaubaren Harmonien.

Beufben Auge ſpricht dir und des Frühlings Trift, Sprache ſpricht dir ſelbſt in ihrem Bild, der Schrift. Laubgebornen au, und darum ſtumm geboren,

alle Fähigkeit der Bildung nicht verloren.

Dandein fannft du ihn, zum Denten auch erziehn; iß, zum Dichter nur erziehft du niemals ihn.

ber blind und taub zugleich ift uranfänglich,

böbern Menfchheit jcheint er Menichen unempfänglid. ver ihn fo gemadt, empfänglich wird er machen

aus der Doppelnadht hier oder dort erwachen.

And und taub nur ward, kann fort daß fyeuer fchüren Innern, mag man aud nad) Außen e3 nicht jpüren, Ruſchel gleih im Schlamm, Lit jaugen mit Begier, B zu viel Schöner Perl’ in ihm wird als in ihr.

h ich einen Greis, an Aug’ und Ohr verwittert,

ı Auftentzädungen im Frühlingshain durchzittert. Amnhen Duftgeruch, der Abendlüfte Wehn,

Hi ihm den Mund voll Preis, das Aug’ in Thränen 8, was er nicht jah, und roch, was er nicht hörte,

> fühlte Bollgenuß und Andacht ungeftörte.

hön iſt Gottes Welt, daß auch ein leifes Flüſtern nihr der Blindheit kann und Taubheit Nacht entdüſtern.

75. mancher Mann, wie groß geworden iſt ſein Heil, ig meinen, daß ihm viel zu wenig ward zu Theil! welt’ er ſich mit Exrnft erprüfen, nicht zum Spiel, Ih’ er geftehn, daß ihm zu Theil ward viel zu viel.

76. wir will oft das Haupt der Greilenwahn umdüſtern, n alter beirer Zeit und neuer ſchlechtrer flüftern. glei danieder jchlägt den Wahn, und die Verachtung t Gegenwart zerfireut die doppelte Betrachtung:

ſtehn.

350 ;

Daß ich doch fchlechter nicdyt geworden, als aewekn, Ja befier als e8 war zu hoffen, bin genden; Und daß nun Andre nicht find ſchlechter als ic wer, Und können darum nod viel beffer werden gar.

77.

Entweder ift mein Blid nur gegen euern ſtumpf, Oder auch euer Ohr ift gegen meines dumpf.

Ich ſeh' ein Ganzes, wo ihr jehet manchen Bruch, Und Hör’ Einklingendes, wo ihr hört Wideriprad.

Wenn mein die Täuſchung if, jo gönn’ ich euch die Aft aber mein das Licht, fo kommt in meine Merkel!

78.

1

Richt eine Stimme nur in dir warnt dich vorm Bil,

Die du, wie leiſe, Hörft trotz lauteften Getöſen; Diefelde Stimme mahnt did auch zum Guten an,

Die Zügel ift zugleid und Sporn auf deiner Lahn. Nicht das Gefeg nur ſpricht in dir, das du gebroden;

Daſſelbe hat in dem, der nie es brach, geſprochen. Du fühlft, daß dies Beleg Gott jelber in dir jei;

Und daß du ihm gehorchſt, das macht von ihm dich fr Mie ein gelehrig Rob nicht Zügel fühlt noch Sporn;

Das widerjpenftge nur fühlt feines Meifters Som.

19.

Ob gut, ob böje ſei ein Geift, von dem du dich Betrieben fühleft, weißt du nie jo eigentlich.

Daß Großes, Schönes er, ja Gutes thun dich heißt, Damit iſt's nicht gethan, das thut auch böfer Geh;

Des Hochmuths böſer Geift, des Scheins, der Herchelei Der ſelbſt ſich bildet ein, daß er ein guter jei.

Nur wo der Geift dich treibt zu dulden und zu liebek Da hat did) ganz gewiß ein guter Geiſt getrieben.

80. Nie auf den Gegenſtand wird ganz ein Urtheil paſſer, Drum lieber allgemein mag ich Urtheilc faflen,

31

rit ſich was davon nicht zu dem Falle pafle,

er bier zu Grunde liegt, beziehn auf andre lafle;

a immer wahr wird jein, was du als wahr erkannt, km du es auch vielleicht auf Falſches angewandt.

81. a Sauch des Morgens und der Mitternäcdhte Schauer Bil ich die Trauer, daß die Welt hat feine Dauer; ‚wir am Anfang fchon dem End’ entgegen gehn, do am Ende noch beim Anfang immer ftehn. d haben wir’3 verwacht, bald haben wir's verträumt, % Mumend Tag und Nacht, das Glück ift ftets verfäumt. uns zuſchauerhaft vorbeigeht ſchauerlich Die Welt undauerhaft, iit wohl bedauerlich. Hm bedauern find leichtfinnige Vertrauer, Ne hier in's Ruftipiel gehn, und finden daS der Trauer. I wei nur find beglüdt, der den fein Trug berückt, Ind der, dem es genügt, daß ihn ein Trug beglüdt.

82. U dich zu zanken mit den eigenen Gedanken, MR dir’s zumeilen gut mit fremden dich zu zanfen. « kommt jo wenig auch bei diefem Sant heraus m fremden, als bei dem in deinem eignen aus. $ wenn mit fremden du dich recht herumgelchlagen, Birk du vielleicht dich mit den eignen recht vertragen. ! deinen eigenen Gedanken leb' in Frieden! denn, ift er nit in dir, wo ift der Fried’ hienieden?

83. ' haltung fehlt; was hilft's, ob ein Gehalt fich findet, der, hält er fich nicht feft an Haltung, haltlos ſchwindet! : Due Fuüll' ift da, doch wenn der eine Ton Nht wird gehalten, ift der Einklang auch entflohn. I Tanzes Wirbel raujcht, der Takt wird nicht gehalten, ad nicht zur Anmuth kann das Chaos fich entfalten. zechte Weg wird faljch, wenn du nicht hältſt die Richte; ind wenn du es nicht hältft, wird das Geſetz zunichte. ai’ und halte dies bei jeglichem Berhalten: Ye Haltung hält die Welt, ſuch' Haltung zu erhalten!

32

84.

Was du fo lang erhofft, warn es nun endlich Tem,

Wie ſchnell ift e8 vorbei, und ewig bleibt Der Gras, Daß e8 nie wieder lommt, weil’3 da nun einmal we;

Doc ſterbend läßt es dir ein Kind, das es gebar: Ein neues Hoffen, das zu feiner Zeit gebiert

Ein neues wieder und fein Beben dran verliert. Das find die Hoffnungen, verloren wie geboren,

Durd die uns unvermerlt daß Leben geht verloren. Das find die Hoffnungen, geboren wie verloren,

Durch die das Menjchenherz if immer neugeberen.

85.

Zu feinem Ebenbild feit Gott den Menfchen ſchuf,

Mie ungehorfam konnt’ er werden feinem Ruf} Weil er war Gottes Kind, und werden ſollt' ein Maws

Ein freier Mann, der nur filh jelbft gehorchen kann- Darum den Willen hat jein Bater ihm gegeben,

Sich zu gehorchen und ihm jelbft zu widerftreben ; Kraft deilen an ſich felbit verzieren und ungzieren

Er nun mag Gottes Bild, und nur nicht ganz verlie Kraft defien er auch mag das Bild berflellen ar,

Daß er durch fi nun ſei, was er dur Gott nur 9

86. Menſch, rühme di nicht flolz, daß du ein But gevanıı Meil du nicht weißt, wie bald du es verlieren kann Auch rühme di nur nicht, daß du ein Wiſſen haſt; Wer's nicht zu brauchen weiß, dem ift e8 eine Laſt. Mie leiblicher Befi kann auch dein geift’ger ſchwinden, Dann, wenn du jonft nichts haft, wirft du di arm Doch wenn du gut bift, das allein wird nie geraubt; Des rühme dich nicht, doch freu’ dich! das if erlaubt 87.

O fühle di, du fühlft, du biſt von allen Seiten Abhängig, wo du ftehn magft, liegen oder ſchreiten. Vom Stoß der äußern Welt von jeder Seit’ abhängig, Ver Kraft des Glements zugängig, ja durchgängig.

358

richt einmal wie ein Erz dem Wafler undurchdringlich, Kit einmal wie ein Stein dem Feuer unbezwinglidh. Did trinkt der Hauch der Luft, dich it der Wittrung Zahn, Di wandelt Tag und Nacht, und wandelt deine Bahn D fühle Dich, und ſprich, in deiner Gngigfeit Wie fommft du zum Gefühl der Unabhängigkeit? | Du Bi, daß ein Hauch dich jenes Odems trägt, dem im Gleichgewicht die Schöpfung ift gewägt ; Bon dem im Gleichgewicht die Schöpfung ift gewägt, So daß nach keiner Seit' um eine Schale ſchlägt. Wie dich die Wage wägt, wo dich die Schale trägt Vohin dich Element in's Element verſchlägt; Eng ihnen: Was verichlägt es mir, wie ihr mich mägt? 34 fühle mid ein Geift, mit Geiſt vom Geift geprägt. er dies Bepräge trägt, der weiß, dak man ihn wägt, Präft, lautert, umſchmelzt, doch als unrecht nie verjchlägt

H

88,

Bern du dich Iebenslang beichäftigeft mit Wörtern, derachten dich mit Recht, die lieber Ding’ erörtern.

Bean du dich wenigftens beichäftigteft mit Worten,

8 welchen aufgebaut ſind der Begriffe Pforten!

wenn du wirklich dich beſchäftigſt mit dem Wort “m nichts Höheres zu finden hier nod dort

89. Ni renden greifeſt du nach allen neuen Bildern Der Welt und der Ratur, was fie auch mögen ſchildern, Kt, um mit Bilderkram dein Zimmer auszuſchmücken, Eondern um deinen Sinn mit ihnen auszudrüden O6 ein Gedanke nun vom Bild ſei angeregt, Db in das Bild ein ſchon Gedachtes fich gelegt; dah * das ſchoöne Spiel der Kunſt dich nicht verdrießen, Dein eignes Innres dir in Bildern aufzufchliehen ! Dean, wie dein Auge jelft fi fieht im Spiegel nur, Eo dein Gemüth allein im Bilde der Natur.

Mkerts Werke VII.

33

84

90.

Du kannſt denjelben Sinn in viele Bilder ſenken, Und kannſt im felben Bild gar viele Einne denlen

Denn der Gedanke muß fih in’ viel Hüllen Tleiden, Daß er fich lerne von ſich felber unterfcheiden.

Und viel Gedanken find in Einem Glanz erbrannt, Mo die verjchiedenen als Eines fi erkannt.

91.

Du bift, mein Philoſoph, volltonmen überzeugt, Daß Yeder irrgeht, wer von deinem Pfad abbeugt; Und deine Zuverficht jchlägt das mitnichten nieder, Daß Jener, was von ihm du glaubft, von dir glaubt w Ich aber, ungewiß, nach weldem Stern ich lenken Mein armes Schifflein joll, muß cins von beiden da Entweder, daß ihr beid’ irr ſeid auf eurer Fahrt, Oder Jeder von euch Recht bat auf feine Art. Nun wird’ es alle Luft am Wiſſen gar mir rauben, Glaubt' ich das Erjte, drum laß mid das Andre gla

92.

Wenn alles Menſchenthuns ift Wurzel Eigennutz, Komm, laß uns reinigen die Wurzel von dem Sdı Auf diefem Grunde laß ung ſtehn nur und erllären, ie jene Wurzel jelbjt das Höchfte muß gebären. Ein jedes Weſen eingepflanzt Hat von Natur Den Grundtrieb: wie es ift, ſich zu erhalten nur. Was diefer dunkle Trieb nun in der Thiere Zunft, Das ift im Menſchen jelbft erleuchtete Bernunft. So Tann Vernunftmacht nie jein mit Naturgewalten Im Widerſpruch; ihr Trieb ift auch, ſich zu erhalte MWodurd) fie ſich erhält, ift Tugend, That und Kraft, Davon das Widerfpiel it Schwäch' und Leidenſchaf Nicht Leiden, jondern Thun, nit Chnmadt, fondern ©! Das find des menſchlichen Naturtriebs Tugendwerle. In diefen Streben nun, von innen frei durchgängig Yu wirken, fühlt der Trieb ſich außen rings abhäng

tt 355

der Yahrung kann er nie der Außenwelt entbehren, Und ihrer Uebermacht muß er fich ſtets erwehren. 3m dieſem Dafeinstampf, mit Kraft, dazu verliehn, Esät er von außen ber, was frommt, an fi zu ziehn. Öwei Kräfte gleicher Art, zu gleichem Zweck verbunden, Vermögen Doppeltes, das haben fie cmpfunden. duun menſchliche Bernunft zu Menichenfelbfterhaltung defand nichts nüßlicher als Menfchenbundgeftaltung. Eir unterordnnen felbft dem Leibe fich zu Gliedern, Kur um fi zu erhöhn, nicht um fich zu erniedern. Und alſo ift der Menſch von der Natur getrieben, Weil er ſich felber liebt, den andern auch zu lieben. derieben ift er, gut zu fein, mild und gerecht, Sropmüthig jelber fih zu opfern dem Geſchlecht. Dem Grundtrieb Eigennutz ift alles dies entſproſſen, Die dunkle Wurzel ift zum Himmel aufgefchoffen.

93. & iſt ein wahres Wort: der Künftler wird geboren; Doch jede Wahrheit wird Irrthum im Mund der Thoren. boren wird mit ihm der Sunfttrieb, nicht die Kunft; De Bildung ift fein Werk, die Anlag’ Himmelsgunft. boren jur Bernunft, ift auch nicht gleich vernünftig Der Menſch, doch wenn er fein dazu thut, wird er's künftig.

94. D Wunder, oft fon ftand Hart an des Abgrunds Rand Ein Menſch, zum Sturz bereit, den er nicht vorempfand. gegenüber fteht das drohende Geſchick, wird es nicht gewahr mit unbefangnem Blid. us ſchließeſt du daraus? das arme Menjchentind Sei gegen fein Geſchick unmächtig, ſchwach und blind? » Oder ſchließeſt du, daß Gottes Gnad’ ihn gönne Blindheit, da fein Schaun Verhängnig wenden könne? ſchließe dies daraus: es müſſe gar nicht rühren Den Beift ein äußeres Geſchick, jonft würd’ er's fpüren. 3 Klicke dies daraus: dag unabhängig frei In äußerem Geſchick des Geiſtes Leben ei.

356 4

95. Den Nachbar halte werih, den Nachbar Halt in Chra Was ein beim Nachbar kehrt, kann auch bei dir eutchen Man wird nad deinem Werth nicht in der Fremde Mag; Dem wird man glauben, was bon dir die Nachbarn Dein Boſ' und Gutes kann die Ferne nicht berüßenn, Dein Nachbar rechts und links wird dies und jenes WÄRE Mit feiner Nachbarſchaft wer friedlich ſich verträgt, Kommt aus mit aller Welt; dies fei dir eingeprägl: „Mit wen zwei Nachbarn Hier beftändig find zufrieden, Dem iſt Bergebung dort all feiner Schuld beſchiecden

96. Ber ſtolz auf Borzüg’ if, fühlt irgend ein Gebreiien, Und wer fi) brüften mag, ift fi bewußt der Schachen

97.

Ein niedrer Sinn ift ftolz im Glüd, im Leid beſcheiden; Beicheiden ift im Glück ein edler, ftolz im Leiden.

98.

Boflendet wird hier nichts, nicht? aber kann gelangen Dort zur Bollendung, was nicht hier ward angefamet-

99.

Dem Lichte, daß es brenn', iſt nöthig Fett und Dodt; Fehlt ihm von beiden eins, fo hat es nichts vermodl- Und beide müſſen rein auch aufgehn miteinander, Daß feines Elements froh ſei der Salamander. Wo Docht zu kurz if, da erftirbt im Fett der Klunben Und wo das Fett ausgeht, verlodert ſchnell der Gtumpt Die Schwindfucht iſt es hier, und dort die Waflerjudt Des Mikverhältnifies mißliche Doppelfrudt. Erfreulich Teuchtet da allein des Lebens Kicht, Wo Geift und Körper ift im rechten Gleichgewicht.

100. Wie ſchwer entichlägft du dich, ein gleiches Andern as Zu thun, wie Andere dir jelber angethan.

857 3—

km mar von oben drückt, der drüdt nach unten weiter, Und Unterdrüdung wird dadurd auf Erden breiter.

kr in der Jugend fih dur Mühſal mußte fchlagen, Den rührt’s im Alter nicht, wenn fi) die Jungen plagen. & wen Gleichgiltigkeit gefränft und Unbeachtung,

Seht fremdes Schichſal nicht in herzliche Betrachtung.

os ale iR gewiß natürlich, doc das Keil

Der Menichheit forderte daS grade Gegentheil.

101,

agleich geftellt find Glück und Unglüd in dem Ginen, Daß einen Gipfel jen's wohl hat, doch dieſes keinen.

o gidch kannſt du fchon geworden fein, daß nun

En Zuwachs fein Gewicht fann in die Wage thun ;

0 fe unglücklich nie, daß nicht die Schale ſchwerer

Rod werden kann, wodurch ? vernimm's von deinem Lehrer: durd, daß, wenn du ſchon verloreft jedes Gut,

Du obendrein verlierft Fafſſung und Lebensmuth.

102. a, ja, du ließeſt gern dir jede Roth abnehmen Des Lebens, wollte fi dazu ein Freund bequemen. an, ob jede Luſt des Lebens auch ? mitnichten. Xun, wenn du bier nicht willſt, mußt du auch dort verzichten. & Lebens Luft und Roth nimmt Seiner Keinem ab, Gie trägt ein Jeder jelbft und legt fie ab am Grab.

108. Mt der iſt glüdlich, den ein Unglüd nie gejchlagen ; weiß, wann e3 ihn trifft, wie er es wird ertragen; M Ver ift glüdlich, der mit Faſſung eines trug, Un noch manch andres ift zu wagen ſtark genug. m mancher Sturmwind tobt, der unjer Schifflein probt, Und wenn die Brüfung wir beftehn, fei Bott gelobt.

104. lat it zu wiſſen mwerth, was ift nicht werth zu willen? DE Wiffensiürdigften hätt’ ich mich gern befliffen.

358

Gleichwerth iſt alles wohl zu willen, wäre nur

Das Leben lang genug, zu gehn auf jeder Spur. Darum verlier’ nicht Zeit zu fragen, was nun frommt

Zu lernen, jondern lern’, maß in den Wurf dir um Am beiten aber, was gleich friich ift, zu verbrauchen;

Denn was du lang’ aufiparft, wird über Nacht verrandemun

105.

Leicht if’8, mit der Natur im Einklang di empfinden,

Wenn fie im wonn’gen Schooß dich wiegt mit weidden Doch anders, wenn fie an dich haucht mit eif’gen Glursu

Und ſchauernd du vor ihr did krümmeſt wie ein Wari Dann fühleft du, daß fie daS VLeben nicht allein,

Der Tod aud if, und ihr gleichgültig Herz und Geier Dann danke Gott, der dich nicht gab in ihre Macht,

Und nimm dich künftig aud vor ihrer Huld in Ad.

106. Ein Freund, um irdiſchen Bewinnftes Opferung Erfauft, ein folder Kauf iſt wohlfeil, ſcheint's, genung a Dod was man wohlfeil kauft, ift, ſagt das Sprichwort, theue— Mas ift ein Freund, den fetl muß maden Bab’ und Stur= Drum fein auf deinen Redt befteh’, und fei nit bang: Ein Freund, den das verbriegt, der ift nicht von Bela

107. Sieh’, wie der Schieferftift auf Schiefertafeln geht, Sodaß die graue Schrift auf ſchwarzem Grunde fteht; Die Tafel und der Stift, find fie nicht gleichentſtammt? Doch wie ift ihr Beruf verfchieden und ihe Amt!

Doch wirken beide, wie fie gleihem Grund entftammen, Verſchieden wirkend, auch zu gleihem Wert zufammen. Und in der Schrift ift Stift und Tafel nicht zu ſcheiden; =

Das Lamm ift wie die Trift, und eins ift Thun und Leider - Du trag’, ob du der Stift, ob magft die Tafel fein, Das Deine bei zur Schrift, daß fie fei ſchön und fein—

108. Zwölf Jahre war ich alt, da hatt' ich ohne Fleik Faſt Alles und noch mehr gelernt, als ich nun weik.

—t 359 %-

30H hatte ſchon die Frucht, wovon den Ruhm nun haben

Band’ Andre, die zuerft an's Licht der Welt fic gaben. Und rühm’ ich deifen mich? Ich rühme nur die Zeit,

Ducch deren neuen Trieb das Neu’ allein gedeiht. Gerdanten kommen wie des Frühlings goldner Duft,

Sie find nicht mein nod) dein, fie ſchwimmen in der Luft. Sei dankbar, das die Welt jo reich dir dargeboten

Des beiten Willens Schag von Lebenden und Todten, Du haft ihn nicht gejucht, du haft ihn nur gefunden;

Run fpend’ ihn liebend aus und fei der Welt verbunden.

109. Ter Liebe Blick ift gut, bös ift der Blick des Neides, Der Liebe Blick thut wohl, der Blick des Neids thut Leides. er Bid des Neides reißt da3 Haus des Nachbarn ein, Der Bid der Liebe fällt hinein wie Sonnenicein. Ser Blick des Neides zehrt wie Sommergluth die Bronnen, Der Blick der Liebe ſchwellt das Herz wie Frühlingswonnen. Tem Bid der Liebe blidt entgegen Lieb’ aus allen, Des Reides Wohlthun ift auf's eigne Herz gefallen. Der Blid des Neides fieht zu feiner eignen Pein Rur alles Fremde groß und alles Wigne flein. Der Blid der Liebe ficht gern Alle gut und reich; Denn nur die Liebe macht den Eignen fremdes gleich.

110. Bots, der den Frieden giebt Friedfert'gen zum Geleit,

In jedem Sinne geb’ er dir Harmloſigkeit. Varmlofigteit im Ohr hört überall Diufik,

Und Schönes überall ficht ein harınlofer Blid. Darmiofigkeit im Mund macht niemals Herzen wund, Und ein harmlojes Herz ift jelbjt im Weh gefund. Ver Mann ift harmlos, der macht Andern feinen Harm, Und ſelber ſich nicht härmt, er jei rei) oder arm.

111. Nicht unter Gleichen ift die Freundſchaft, noch Ungleichen, Rur zwiſchen Aehnlichen, die ſich Verſchiednes reichen.

30 3

Wer etwas geben ſoll, muß eine YAM an Gaben, Und wer empfangen will, muß einen Dkangel haben. Und Eines Mangel muß des Andern Fälle fein, Sonſt if es nicht ein Tauſch, nur einer Tauſchung Che, Wenn du nicht geben lannft, was ich empfangen fsanı Das Waſſer nimmt kein Del, und auch ein euer m. Do Haft du geifl’ges Del, und du ha geif’ge Ylawan, So traget in's Gefäß der Freundſchaft fie gufammm. Der Gluthdocht wird im Del, das Del am Gluthdeqht bremsen, Und hell im Lampenſchein zwei Geiſter fidh erfennen.

112. Ein Geiſt, der fchbpferiich den meinen angebaucht, Sn defien Glanz ich mich mit Sehnfucht eingeluudl; Ich habe doch von ihm nichts als die Form genommen, Und aller Stoff ift mir von andern bergelommen. Die Welt ift lauter Stoff; du nimmſt von denen eben Den Stoff, nimmft fie als Stoff, die ſonſt nichts Linnen gei® Und nur dem Geifte jelbft, der dir das Höchfle gab, Das geiftige Gepräg, nimmſt du nichts Ird'ſches ab. So hat die Sonnenblum’ ihr Himmelsbild in Augen, Und läßt die Wurzel rings im Boden Nahrung fange

113.

Der Ehre kannſt du wohl von Andern leicht entbehren, Wenn du dich jelber nur zu halten weißt in Ehren. Doch will dir Unverftand verfagen die Gebühren, Laß ihn nicht deinethalb, laß es ihn ſein'thalb ſpuren Denn jedem Manne ziemt vor'm andern, und dem Ziemt zwiefah Achtung wohl vor einem Mann zu hebes. Die Lehre ſollſt du ihm, weil fie ift heilfam, geben; Gieb fie ihm fo, als 0b es dich nicht anging eben.

114. Das Wafler trägt den Mann, wenn er zu ſchwimmen weh; So nährt das Land ihn, wenn er braudhet feinen Fleiß Wer Bein’ und Arme nicht lernt in die rechte Lage Zu bringen, hoffe nicht, dak ihn das Waſſer trage.

361

alſſe wer geſchickt nicht reget Fuß und Hand,

Areibꝰ es ſich ſelber zu, wenn ihn nicht trägt das Land. hier non Leib find zwei, der Eine regt die Glieder Inh Keim, der Andre finkt wie ein Bleiklumpen nieder. nr auch zwei gleichſtark, der Eine braucht die Kraft Ixb Icht, der Undere lebt auch, doch kummerhaft.

115.

lehrt ein Spruchwort: Rie trink aus zerfprungnem Glaſe!

Dein junges Leben wellt jonft hin gleih mürbem Graſe.

aber lehre dich: Richt deinen Leib zerrütten

Wird das zerrüttete, Doch deine Luft verfchlitten.

au wenn beim froben Feſt du willft mit ihm anflingen,

Es wird es Kappen und dir in der Hand zerjpringen. auch dein Bertraun, dein Lieben rein und jung

We in ein ſchadhaft Herz, das Niß hat oder Sprung.

Dei, es werde rein mit dir zuſammenklingen,

wird’8 den Herzenswein verfhütten und zeripringen.

*

*

116.

ie Renſchen müſſen dir von Zeit zu Zeit es ſagen, Dei was du für fie thuſt, mög’ ihren Beifall tragen. id jogen fie e8 nicht, jo muß in deiner Bruft .

Die Stimm’ es fagen, daß du nicht Unnützes thuſt.

rw einen Zuruf fo von außen oder innen,

Vest ohne Luft und ohn’ Erfolg auch dein Beginnen.

117.

m dich am frühen Tag ein frommer Vorſaz hebet, Dein froher Herzensichlag dem dantt, durch den er Iebet; S lühler Sommerhut wird dies Gefühl dich ſchatten,

Us) an des Mittags Gluth nicht deine Seel’ ermatten. a, wenn du dir zur Nacht das Zeugnik geben kannſt, Daj eiwas du vollbracht, dir etwas angewannft;

o wird bei Nacht ein Traum der Seele Kraft dir ftärken, Dah Morgens fie im Raum erwacht zu neuen Werken.

32

118.

Wenn du die Pflanze wirft mit kühler Fluih heiyıuyk. Die Tropfen dunften weg, die an den Blättern Yan Nur was zu Fuße fließt und bis zur Wurzel mie, Durchdringt als Lebensfaft von dort der Pflanze So was von außen fih mit Luft an dich mag drang Die Reize ſchwinden weg, die an den Sinnen hing Nur was zur Wurzel dringt und bis zum Herzen niede. Erfrifcht als Rahrungsfaft von dort des Lebens Güde

119.

Des Silber: reiner Glanz läht Yleden am Gewand, « Das es beftreift, und Schmug an der berührten Hai.

Nicht das gemeine nur, das Geld, das im Gedränge Der Märkte Ereift, es thut's auch edles Kunftgeipängt.

Ein Zeichen fei es dir, daß du nie fannft benutzen Weltgüter, ohne dich mit ihnen zu beſchmutzen.

120.

Mie fern der Wirklichkeit, wie fern der Ahnung liegt Der Unſchuld Friedenswelt, wonach die Schniudt Hai! Mo mit dem Aeußern nit im Streit Das Innre wat, Dem GBeifte flar die Welt, und er fich jelber Mar. Wo rein im Wunſchgenuß war Wunjchbefriebigung, Bon Erdenfchwere nicht behindert Himmelſchwung. Wir wünfchen, Kindern gleich, nun Feſt um Feſt heran: Und wie es ift erreicht, fo ift es abgethan. In nächſter Zukunft ſcheint das goldne Glück zu liegen, Und wird fie Gegenwart, fo ſehn wir's weiter fliegen Dein ganzes Leben ift verfallen dem Geſchick, Gewinnen mußt du's neu in jedem Augenblid. Aus jedem Plätzchen läßt ein Paradies fi) machen, Und neugeſchaffen fühlt fi täglich dein Erwachen. Und neugeboren jchläft die Welt in jedem Kinde, Ahr Alter fühlt fih jung in jedem Frühlingkwinde. Das Alles ift ein Haud, ein Schatten und ein Tram, Doch kann das Emige nicht anders ſtehn im Rad.

—— 38

121. Renfchen fiehft, mein Sohn, an einem Platze und fi freun wie an gefundnem Schatze; worin mag diefer Schaf beftehn ? &, daß fie einander freun ſich jehn. mmer auch dich freun, daß fie fich freuen; das gelehn zu haben nicht gereuen.

122.

z Feld nicht gehn, ohn’ irgend eine Blume wide jagt von ihres Schöpfer Ruhme. Haft kannt du gehn, ohn’ ein Geſicht

; deinem Bild vom Menſchen widerjprict. (umen bleib’, und lerne Menichen meiden! ı könnten dir die Blumen felbft verleiden. neft du, wo du bei Blumen bift,

m felber, der unliebenswürdig ift.

123.

ber Welt, was Herzen trennt und einet, tbanb und fein Zeripalt unmöglich jcheinet. lich ſchien und unveruneinbar,

bar ſcheint fi das getrennte Paar.

mm e8 fi) verbunden wird ertennen,

li ihm, wie es ſich konnte trennen.

venn fi) bier fo viel bald ftößt, bald zicht, ı Zeben jelbft ſich ewig ſucht und flieht !

124.

nblid, wo ih von meiner Seite liebes Kind in feines Glücks Geleite, ıgenblid, wo ich es wieder finde; Unfall ging vorüber meinem Kinde! x zurück geſchenkt hab’ ich’8 erhalten jm zum Schub geweſenen Gewalten! sen fie das Schußgeld auch in Qualen geblichen Bejorgniffen bezahlen.

—t 364 %-

125. Weil daB Vergnügen, daß man bannen will, etw, . | Und oft die Luſtpartie dir feinen Luſtpari ill; | So geh nur dran, wie an ein andre Tagsgeiäile | An das du eben heut willft fegen Zeit umd Arie Und war's nun ein Geichäft, jo Haft du's abgethen; Und war die Luft dabei, fo fchreib zu Dant je c 126. Bon Lebern aller Art möcht’ ich Jahr aus, Jahe ein Am allerwenigften ein Wirtbshausleber fein; Und noch viel weniger nur eins: ein Wirthshautuirh. Der ſchlechter ſelbſt mir jcheint, als fremder Heernen Wi Er hat das ganze Jahr der Bäfte Bauch zu weiber, Die herzlos für ihr Geld fordern und danflos ſcheden

127.

Wie dir auf nächt'ger Fahrt die nächte Reih' der Yin

Am Weg vorüber eilt, als wären’s deine Träume, Dahinter langjumer dahin die Bergflur fchreitet,

Und Hinter ihr der Mond nur deinen Lauf begletke; So fliehn am fchnellften auch auf deines Lebens Fahrt

Dir die Eriheinungen vorbei der Gegenwart, Langſam die größeren Geftalten ferner Zeiten,

Und nur die Ewigfeit bleibt ewig dir zur Seiten

128. Alswie ein Thor, der wohnt im Haus mit einem Bil Der Weisheit Einfluß fühlt in feiner Thorheit Kreilr Und fi vor'm Nachbar ſchämt, was dem minfänt, zu the So wohnt au ja dein Leib fo nah dem Geiſte nm Der Thor wird zwar ein Thor vor'm Weifen inner Keil Dod ihm zum Aergerniß fein Thorenjpiel nicht treiben

129.

Wer no im Schlafe liegt, fei daraus aufgewedt, Und liegt er feſt darin, fo ſei er aufgefchredt. Wer aber fon erwacht, doch nod nicht aufgebroden Zur Reile, lei dazu geipornt und angeflocen.

4 365 2-

ıgen ſchon geſpornt iſt, doch den Weg mmt, dem ſei gezeiget Weg und Steg. den Weg, und ihn nicht gehen mag, mmer nun verfäumt den Reiſetag;

g’ er fih zum Schlaf hin, wie er lag!

130.

ch, was du fieheft bier vom Schönen,

5 du hört vom Schönen hier in Tönen, s Sinn, ftets höher fi zu Ienten,

ichbne ſelbſt zu Fühlen und zu denken, em Aug’, und ungebört den Ohren, Beifen da, und nicht da für den Thoren.

131.

R du lernt, jo lang du lernend biſt, angnes jelbft dich freuen lange Frift. eiſterſchaft fi wird dem Werk verbinden, ) die Luft daran zuſammenſchwinden. ochen hielt, hält bald nur noch auf Tage, Tage, laum nod) Stunden in der Waage. : du ein Blüd, das fo entipringt, Augenblid, wo dir das Werk gelingt.

: andrer Rath, als Arbeit früh und jpat, Thun dich freut, nicht die gethane That. ge du, und ſchaff nur immer zu!

g felber jchafft deswegen ſpat und fruh.

132.

) ſelbſt der Nächſte. Zeugen find ie’ am Baum die Blätter, Tiebes Kind. ein begierig allen Regen,

Boden kommt, der troden bleibt deswegen. ich fatt getrunken, ſchütteln fie ı jur Erb’, und nun kommi's aud an die. . Balaft hinaus zum Fenſter fchütten, mjo auch an die armen Hütten!

133. Die Blumen in dem Korn, fie können did will wien Am Orte, wo fie blühn, da lörmen wachſen Ira. Die andern ehren aud, die wachienden, bameben, Zertreten Knaben dir, die nach den Blumen rien Tem Nachbar find verichont die blumentofen Sacdn, - So übel hat did Gott mit dieſem Schmud beraiies

134. So Iprad ein Wandersmann zu jeinem Weggeſchken, Tem eingebildeten die Augen aufzuhellen: Weil jeder Wandrer trägt die Yürd’ auf feinem Rdn Sieht du die Uebel leicht, die deinen Bormanz Bedenteft aber nicht, dat nad) dir andre gehn, Die ebenio die Laft auf deinem Rüden ſehn.

135. Wenn du mit deinem Schat willſt einen Pretterfaften, Und mit Geheimnifien ein Frauenherz belaften: Beſorge, das ein Tieb den Kaften dir erbreche, Befürdte, dat dein Lieb das Schweigen brech' und ph Drum trage deinen Schep bei dir in deinem Säded, Und deine Heimlichkeit bewahrt vom Yuiendedel Ein Schatz ift fiher auch im Säckel nicht zu tragen, Tod immer ſicher ein Geheimniß nicht zu jagen.

136.

Aus dem Talımnd.

- Wer jagt: ich ſuchte, doch ich fand nicht; glaub’, er ig

Wer jagt: ich fuchte nicht und Sand: glaub’, er bei Wer fagt: ic ſucht' und fand; dem glaub’, er redel weit Anftrengung und Grfolg find ungetrennt ein Baar.

Verſchwende nicht dein Wort, mo man es nicht wird [per Und ſpar' es nicht, wo man es iparend wird bewehrn

Wir in den Brunnen, wo du tranteit, feinen Stein; Sag Uebles dem nicht nad, bei tem du fehrieh ein

867 %-

unenfäbdhen if dein Boſes im Anfange,

Isbe wird e8 dir zu einem Wagenftrange.

siten läuft dem Leib, der Ziefe läuft der Bad, der Jäger und die Noth dem Armen nad).

m Find wohl gut, und wohl dem, der fie thut! sollen aber ift viel befler noch als gut.

wird Armen nur und Lebenden entboten, len arın und reich den Lebenden und Todten.

‚nicht kaufen wilft, jo ſteh' nicht an dem Laden; ingft die Käufer weg und bringft dem Krämer Schaden.

einem Troſt zu, wenn fein Todter vor ihm liegt, nem Zornigen, eh’ ihm der Zorn verfliegt.

das rechte Werk kam an den rechten Mann, ; einer weit, jo weit ein Menſch nur foınmen kann.

ben Pfennig Hingt im blechnen Büchslein hohl, derbeutel jchweigt das Geld des Mannes mohl.

di kennt, da brauchſt du nicht zu gehn in Seide; »o man did nicht fennt, tritt auf im Ehrenkleide.

e Rört alswie der Haß das Gleichgewicht weele, das der Welt jtören fie beide nicht.

folg’ ich der Pflicht; weh mir, folg’ ich dem Triebe! rieb hat keine Ruh, die Pflicht hat Leine Liebe.

wenn du es jagt, weh dir, wenn du's verjchweigelt, dir, wenn, was du weißt, du Halb im Schleier zeigelt.

m Theil des Lob's ſollſt du den Freund nur ſchmücken Inifig, einen Theil ſag' hinter feinem Rüden. -

t find der Welt nothwendig wie Erwerber; s Erwerber du, e8 gibt genug Verberber.

t ging ohne Weib und ohne Dann bald aus; dem, der ift ein Mann und hat ein Weib im Haus.

6.

—t 368 +

Des Menfhen Sprecher find fein Beutel uab fin Beil Der ſpricht: mild oder larg, der: nüdgtern oder gi Der Heine Becher zeugt von großer Mäßigleit, Der enge Beutel fagt: das Eparen geht zu weil

. Gieh, welchen Weg du geht! Zwei Wege Reha dir ef"

Im Guten kannſt du auf des Himmels Beiſtand er Im Böjen ſtellt er dir fein Hinderniß entgegen, Doch fragt von Zeit zu Zeit: Gehf du auf guien Be

. Bon Gott fommt Alles dir, Menſch, nur die Liebe will]

Die aus dir felber kommt und fucht fein Angeſicht

21. Wer feinen Fremd beihämt, hat Denfchenbiut vergeiill

Das Blut, das fein Geſicht Ihamröthend überſloſe⸗

. Wer das für Andere von Gott erfleht, mas er

Selbft nöthig hat, dem giebt Bott felber es vorker.

Was du veriprihf, das halt’! Gebrochenes Verſprecher Iſt kein gethan's, doch ein geiprochenes Verbrechen.

Der Reilevorrath ift gering und weit die Reiſe; Sprach, als er fi) zum Tod bereitete, der Weile, Und fand, dab Alles, was er hier geftrebt im Leben, Ihm wenig Förderung für Jenſeits konnte geben.

2». Der erft auf Bieren ging, bis er gelernt auf Zweien

Zu gehn, und ging darauf, bis gehn er mußt’ auf Dr Tem alten Räthſel füg' ich diefes bei: die Zwei Gehn befier als die Bier, viel beifer als die Drei.

Wo leer zu Eſſenszeit im Haufe find die Töpfe, Tie werfen Mann und {frau einander an die Köpf« Zum Borwurf macht fie Mann der Frau, und Fras I Mit Hader find gefällt die leeren Töpfe dann.

- Trei Menſchen auf einmal verdirbt Berläumdungsgift !

Ten, der fie ſpricht, den, der fie hört, den, fo fie teil

- Auf gleicher Stufe wer nicht freien kann, fiei’ immer

Um eine tiefer nur, um eine höher nimmer.

39 5—

Bes du Hier Gutes thuft, das iſt dort angelegt Wu Rapital, das hier dir nur die Zinſen trägt.

Und {ok es Zinfen dir in einer Zeit nicht tragen, Es werden fie dir nur zum Kapital geichlagen.

Bexa du dem Bölen Raſt einmal gegeben haft, Ende wirft den Wirth zum Haus hinaus der Gaſt.

ab Feuer brennt nicht hell an einem Scheit allein: er zündet erft fi an durch Lernverein. Mehr das Kälbchen ſaugt, je mehr das Guter quillt; Größte Lernbegier, je lieber man fie ftillt. M Lehrer fing ih an, vom Mitgelehrten fuhr fort zu lernen, aus lernt' ich vom Lehrling nur.

Riprad ein harter Mann, von Widermwärtigfeiten ehartet dieſen Spruch von zehen Härtigkeiten:

iſt der Berg, doch wird das Eiſen ihn durchſchneiden; nt if das Eifen, doch das feuer wird's gefchmeiden. MR das Feu'r, Doch wird es Waſſer niederichlagen; t IM das Waſſer, doch die Wolke wird es tragen. MR Die Wolke, doch der Wind wird fie zerſtreuen;

et tft der Wind, doch wird der Körper ihn nicht ſcheuen. iſt der Körper, doch wird Summer ihn zertrümmern; Xt iſt der Kummer, doch der Wein wird ihn entfümmern. Ef der Wein, es wird ihn doch der Schlaf begraben; Harte Schlaf, den wir hier auszuſchlafen haben !

Coges Lob gereicht wohl oft zu größtem Tadel, © jenem Knecht, an dem man rühmte Würd’ und Übel. Atr ihn, ſprach der Herr, in meinen Dienft genommen, ein zu einem Knecht ift cr mir zu vollfommen.

Weifender ift ftets vor Räubern in Gefahr,

Acht unter ſich in Streit von Reijenden ein Paar. Neeblatt Reifender hat Glück auf jedem Schritte; Bo uneins zweie find, den Ausſchlag giebt der dritte,

Valle Münzen, die in jeinen Lande jchlägt Ein Furſt, if immer nur das gleiche Bild geprägt. Aderis Werle VIII. 24

Tan Gem Rurt ır url immensen. Lerigieyen alle seit Jen Seemzei zus Ya einde

Lu rimmt see Müme. wie der ir ne ber unten. kimm auf den Menien m. der Gem Fl zig:

Tu nimmt die Münze nch, wear ihr Werrig! ng: Nimm auch den Weniger, wenn das Bil) in halb wet

v.. Zu einem Manne, ::m fen Kir) geftorben war,

An dem mit Trost umionit Ad nühte Freundeidaer. Sprach einer jo zulegt: Fin König harte, laut

Glaubwürd'ger Kunde, zur Berwahrung anvertraut Ein Kleinod einem Munn, und ihm Für alle Stumder

Aufmeriamtleit daraui die ftrengite eingebunden: Taf e5 verdorben ihm nicht werde noch beichädigt,

Pis der Berantwortung die Rückgab' ihn erledigt Ta hatte vor Berluit, vor Schaden und Gefahren

Er Sorgen Tag und Nacht, das Kleinod zu bewahſer. Und als der Eigner fam, und fordert‘ es zurüd,

Gab er mit Freuden es und hielt es für ein läd. So biſt gewejen du aud eines Kindes Hüter,

Tes theuerften von Gott uns anvertrauter Güter. Und dag du unverjehrt das Gut nun gabft zurüd,

Halt es für Unglüd nicht, hältit du's auch nicht für Bid.

37. Nachrede, böfe, mag leicht Freundesbund vergiften,

Zurede, gute, ſchwer Feindesverſöhnung ftiften.

Dort brauchſt du Einem nur vom Andern zuzuttagen. Was er, wenn nicht geſagt, doch hätte können jagen.

Hier wechſelweiſe mußt du Jeden Jedem zeigen Geneigt zum Frieden, un zum Frieden ihn zu neigen.

So häufig jen’s und leicht, jo ſchwer ift dies und ſelien. Doch auch verdienftlicher ift nichts in beiden Welten.

sr Enterbe feinen Sohn, weil er gerathen minder; Gerathen ſiehſt du doc von ihım vielleicht die Kinder.

. Warum hat Goit gemacht jo ungleich Arm und Rah! Daß Hab’ und Dant erft recht jte mad)’ einander gleic

371

Emm im eignen Hof ein Hund zu bellen wagt,

56 in der Fremde ſchweigt ein troß’ger Mann verzagt. Ho zu Haus dich ſtolz, daß man dich ehrend nennt; Ki’ in die Fremde nur, und fieh’, wer dort dich kennt!

Sagenb lernet leicht, und ſchwer das Alter, beten; Ri Waſſer heiß, nicht falt, ift gut der Teig zu kneten.

hur für Andre weiß, dem nützet nicht fein lei,

d nicht den Andern nützt, wer für fich ſelbſt nur weiß. 8 fei du beides fein zu gleicher Zeit befliffen,

e di zu wiffen und zu theilen mit dein Willen.

iR ſpät ſchlafen gehn, und jchwer ift früh aufitehn; 3 kann nad Luft, dies nach Gewöhnung nur geidhehn.

Silberbedher nahm der Dieb aus einer Zelle,

& einen goldenen jtellt’ er an defjen Stelle.

ehrt das Schickſal ein und raubet dir ein Blüd,

d läßt ein größeres, Ergebung, dir zurüd. Silberbecher hat in's Auge Luft gefuntelt,

m goldnen aber wird der Sonne Glanz verduntelt.

ser ein reiher Mann, der in der Wüſte Mitten

n Labehaus gebaut für die des Weges fchritten.

ein Berwalter war von ihm darein gejeßt,

rt jeden Durftigen mit friſchem Trunfe legt.

don den Wanderern die meiften dankbar priejen

em Schenker, nicht den Herrn, der's eingeſchenkt durch dieſen. R einer dachte, was er jenem jchuldig fei,

id dacht’ er’3, jo vergaß er diefen dann dabei. ſchlimmſten waren doch, die ihren Trunk empfingen, W ohne Dank für den und jenen weiter gingen. nicht der Reiche noch fein Gutsverwalter ließen anllofe Durftige zu laben fich verdrießen.

iſ der reiche Dann? dort Gott der ewige,

id fein Verwalter bier jeder Freigebige.

nr |

137. Biel ſchlimmer, als wenn dich die Andern Hintergeii, Iſt diefes, von dir ſelbſt did) hintergangen ſehn. Gefährlich ift vom Feind des Hinterhaltes Bauer Im Feld, gefährlicher in deines Hauſes Rauer. Die Außre Hinterlift fannfl du noch hintertreiben; Die hinter'm Herzen ift, die wird dahinter bleiben.

138. Nur wer daheim ift, mag wohl einen Gaft empfangen, Richt wer auf Reifen felbit ift in die Welt gegangen. Nur wer allein ift, mag empfangen wohl den Gaſt, Richt wenn das ganze Haus du fchon voll Gaſte hai. Sei immer nur daheim, allein und unbellommen; Dir wird der Himmelsgaft, den du ermwarteft, fomma.

139. Bor allem lerne nur, dich felber zu belehren: So werden Andre dich als ihren Lehrer ehren. Bor allem bilde nur, dich jelber zu erfreun; So wird fi Luft der Welt an deinem Bild erneun. Bor allem bleibe dir der Friede nur beichieden, So wirft du rings um dich verbreiten Gottes Frieden.

140. Das höchſte Liebeswerk, das Menſchen ift verliehn Zu thun, ift Andere zur höchften Liebe ziehn.

141.

Dem unbeſchriebnen Blatt des Geiltes in dem Finde Schreib’ unbedächtig nicht zu viel ein zu geſchwinde. Zwar wird nie voll das Blatt, ftet3 neu zu üÜberſchreiben, Doc feine Schrift jo feft wird ala die erfte bleiben.

Ja feine Kunft vermag fie völlig wegzuwiſchen; Was man auch drüber jchreibt, fie ſchimmert durd MP Und manden Forſcher freut’s, den Neues wenig freat, Wenn rathend er die halb jicdhtbare Schrift erneunt. Du jelber mögeft einft, wann jpätre Schriften ſchwinden. Erloſchne Kinderzüg’ im Herzen wieder finden.

373 +

142. hſchoßling wächſt nad) feinem Baterftamm; die Mutter thut, gebervet fi) das Lamm. r Schöpfung Band ift das Geſchopf umwoben, je Echranken kommt des Menjchen Geiſt von oben. el wendet ihn das Borbild edler Väter; ben fie am Staub, ihn jpornt e8 doch zum Aether. Beele ſteigt neu von den höchſten Stufen ‚und ift neu zum Höchſten ftetö berufen. m kommt fie nicht, ſolang im Leib fie bleibt, bt der Trieb in ihr, der fie zum Hödhften treibt. Triebe folgt, fühlt fi in Ginigfeit, ihn unterdrückt, iſt mit fich ſelbſt entzweit.

143.

Nund was ſchlecht, iſt ſchwer nicht zu entſcheiden; atſchieden ſchwankt viel andres zwiſchen beiden. ieht mich an, das Schlechte widerwärtig eſl mich ab, und leicht bin ich mit beiden fertig. ſhafte nur macht langes Kopfzerbrechen, zu Stande kommt ein Urtheil ihm zu ſprechen, h meinem Recht am Ende ſo entſcheide: er gut noch ſchlecht, iſt ſchlechter mir als beide.

144.

eine Kraft nur Güter zu erwerben,

ebrauchen kannft zum Leben und zum Sterben. er Erwerb zum einen nur allein,

r geiftige gleich nütz zu allen zwein.

er Leib beitehn nicht ohne Speije kann, Willen nicht, wer einen Geift gewann.

n Befitz vererbeft du beim Sterben;

en geift’gen auch beim Sceiden zu vererben. rgendiwie der Welt ihn eingeprägt,

. das Wurzel ſchlägt, als Zweig, der Früchte trägt. 1 dort vieleicht, wie was du hier bejeflen,

du bier gewußt, verloren und vergeflen.

145. Ich fage dir, mein Sohn, von melden Le Tu ſollſt foviel du kannſt, von melden Einer beſcheiden ift des Stoffes treu beflifi: Des andern höhrer Sinn erhebt den S Der dritte dünfelhaft will nicht die ew'gen So nehmen wie fie find, will wie er de Der eine wird mit Fleiß das Einzle weite Der andre ſucht mit Geift das Ganze zu Der dritte dunkelhaft will ein Syſtem nur Um wohlgefällig fih als Schöpfer zu bi Vom einen fannft du viel, vom andern al Vom dritten nicht8; von dem foflft dus Dich, Beim erften magft du Fuß auf feſtem Gr Vom andern dir zum Flug die Richte g Bor'm dritten Hilte dich! es ift um dich ge Fullt er mit Düntel di und leerem F

146. Aus Hitopadena. Der gröbte Kummer if im kummervollen Daß man das Glüd erreicht nur, daB ı Mo die Begierd’ erlifht, iſt auch der Arm

35 +

Vu wäret gern berlihmt, von aller Welt genannt, Und gern auch ungeflört, von Riemand gar gefannt. Tu hätte gern zugleich den Himmel und die Erde; 36 fürchte, daß dir jo von beiden feines werde.

148. Son ferne kannſt du nicht die Trommel hören ſchlagen, Ohn' unvermerkt im Takt darnach den Schritt zu tragen. O horteſt du auch jo die Sternentrommel nur, Vonach das lichte Heer dort aufzieht im Azur. Acht! du kannſt den Ton vernehmen allerwegen dir, um jeden Tritt harmoniſch mit zu regen.

149.

u ung befonnen fein! Wir waren unbefonnen,

rüber ift die Frift des Lebens faft verronnen.

Senken wir es recht! wir ſannen Eitlem nad,

&f

Bed

S$ gab dem kranken Sinn kein Heil, das ihm gebradh. uns beiäeiden fein! Wir waren unbeſcheiden, d wollten neben uns nicht gleichen Anſpruch leiden. ten wir es recht, befheiden uns damit, ſelber neben fi) manch Beſſerer uns litt. uns zufrieden fein! Wir waren unzufrieden, uns nicht mehr, als wir verdienten, war beſchieden. enten wir es reht! Man räumt noch mehr uns ein, 13 uns gebührt, und gnug, zufrieden auch zu fein.

150. Aus Kalila wa Dimna.

SR dir ein Freund verjtinmt, jo fieh’ aus welchem Grunde;

Und findeft du den Grund, fo ift’s zur guten Stunde. u braucheſt nur den Grund hinwegzuräumen eben,

Und die Verſtimmung wird von jelbft fih wieder heben. oh wenn du feinen Grund im Stand zu finden bift, Das eben ift ein Grund, der nicht zu heben ift.

181.

In langem Umgang kann vermeiden ganz fein Mann,

Zu kränken und gekränkt zu werden dann und mann.

wu vun ur vun Zu ipät, was du auch thujt, it dann nur U Tenn wenn du abitchft, Haft du dich umionft q Und jegeft du es fort, jo ift mod) mehr qca

158. Wenn dein Gemüth ift friſch vom Thau der Raı Und deine Seele Har vom Morgenglanz dur So ſchwinge mit Bertram in Andacht dic em} Und trage dein Gebet dem Herrn der Schöp| Ein Vaterauge ſchaut, es hört ein Vaterohr; Ihm trage dein Geber mit aller Schöpfung ı Zum Himmel aufwärts blidt und ruft der Mei Nun trage dein Gebet mit Blid und Worten Den Wünjgen aufgetfan ift der Erhörung Th D trage dein Gebet in frommen Wünfden d

154.

Wer mit Erholung recht weiß Arbeit auszugleic Mag ohn' Ermudung wohl ein |hönes Ziel in Thor iſt, wer, anitatt Erholung feiner Kräl Zu fuchen, jelber macht Erholung zum Geſchi Ein Beier ift, wer Scherz umd (rnft zu fonden

37 +-

155.

NIS das Rameel von Gott fich Hörner wollt’ erbitten, Barden ihm noch dazu die Ohren abgeichnitten ; Die kines eignen Schmuds Beraubung Mandher litt, Bil ungmügfam er um fremden Borzug tritt. Sieh? deines Thieres Kopf, o Treiber des Kameeles! Beim Ohre, das ihm fehlt, gedenke deines Fehles!

156.

w ruhſt, mit deiner Luft am Stande der Natur, Doc nicht auf diefem Stand, doch auf dem Staate nur. % würdeft, einfam wie du bift, mit allen Lilten, Mit allen Kräften, nicht dein nadtes Dafein friften. ı in Gedanken gar des Himmels zu ergehn, Das würd’ im ew'gen Furcht⸗ und Nothſtand dir vergehn. Mm danke Bott, daß jo die Melt tft eingerichtet,

fie zu Bute fommt auch dem, der drauf verzichtet ; 5 der Berürfniffe Verband nur läßt entſprießen Gedürfnißlofigkeit und göttliches Genießen.

157.

weder überftreng an Andern magft du ſchelten Den Sleden, um dadurd nur felber rein zu gelten; ET entichuldigen zu nacfichtsvoll die Schwächen er Andern, daß fie nur dir ſelbſt den Stab nicht brechen: beft in jedem Fall zum Febler dich befannt, ort weil du ihn zu groß, hier weil zu llein genannt. ER du ihn ſchweigend dort ableugnen, hier einräunen, in jedem Fall wirft du zu beſſern ihn verfäumen.

158.

Ps Unglüd ſei gefaßt, denn morgen kann es fommen, aßt wie auf den Gajt, der jein mill aufgenommen. h wie e8 kommen fann, jo kann's aud) außenbleiben, Und niemal ſollſt du jelbjt dein Ungemach betreiben. U nur darauf gefaßt, nie ſei darum beflommen, nun der leid’ge Gaft ausbleiben oder kommen.

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159. „Nicht ändern kannſt du es, ergieb dich in Geduüld!“ | So ehrft du Gottes Macht, nicht ehrft du feine u. Sprich, ob du dich, wenn du es fönnteft ändern eben, Ergeben würdeſt auch? das wär’ ein recht Ergeber. Doch nun ift halb das Wort um feinen Sim geloume, Denn Halb nur gabeft du, halb ward es dir gen:

160. Du haft, vom Glück belehnt, ein ſchönes Fledihen Erik; Genieß es recht, dak dir's ein Stüdchen Himmel weit Ich wünſche dir nicht ganz ein forgenfreies Loos, Nur gegen den Genuß die Sorge nicht zu groß. Cin wenig Salz ift gut, aud) Pfeffer, am Geridt, Nur überjalzen ſei's und überpfeffert nicht.

161. Was ift es denn, das du begreifft von Bott und Welt! Nicht mehr als was und wie e8 in den Sinn dir fl. Was ihm gefällt, das nimmt dein Sinn an ungefträult, Und gegen das, was ihm mißfällt, iſt er betäubt. Die Weijen mögen uns beweiſen was fie wollen, Erweiſen muß ſich's uns, wenn wir es glauben ſolen.

162. Was ift die Tugend? Schrank' und Maß der Menigenkell: Drum Menſchentugend ift gleich Menſchen mangelhaft Und Manches, was für uns hier Tugend iſt auf Erben, Wird feine fein, wenn wir einft mehr als Menſchen verden So iſt's auch nicht für die, die mehr als Menſchen find. Doch rechnen fie dir’s an als Tugend, Menſchenkind!

103. Nicht minder haben dich die Ding’ als du fie haft: Du ſucheſt deine Luſt, und findeft deine Xaft. Nicht nur dein Hab’ und Gut, nicht nur dein Weib und Ried Dein Garten, Haus und Hof, dein Ejel, Schaf und Ka:

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Ind deine Wiſſenſchaft und deine Kunft vor allen,

End minder dir da, als du ihnen zu Gefallen. kath' ich deßwegen dir, von dannen fie zu treiben,

Da ohn' einander ihr einmal nicht könnet bleiben? ch reihe nur, dich recht mit ihnen abzufinden,

Es den Begriff von Luft und Sorge zu verbinden, daj du in ihnen mehr die Luſt fiehft, weil vorhanden

Eie einmal find, und mehr die Sorge, wenn fie ſchwanden.

164. dab Wergfle drohet nicht der Welt von Geld und Gut, Vo nur der Einzelne dafür Unwürd'ges thut. dab Aergſte drohet da, mo e8 ſoweit gekommen, Daß es zum Maßſtab wird für jeden Werth genommen. danke Gott, daß du in einem Winkel ftehft, Vo diejer fhredlihfen Verfuhung du entgehft, Bo Jeder zwar für fi nad eitlen Gütern trachtet, Deqch der verachtet noch nicht iſt, der fie verachtet.

165. in Vuch, aus dem du viel Gedanken nehmen kannſt, Sei immer dankbar ihm für das, was du gemannit. och was ein Ganzes ift, wird nicht jo leicht zerrifen ; & giebt ein Andres Buch, dem jollft du mehr Dank wiſſen, m feſwerſchlungenen Gedankenganggeweben, Das du als Ganzes nur aufnehmen kannſt in's Leben.

166. tzitterſt vor der Nacht und bebeſt vor dem Tage, Solang dein Glück du haft in einer äußern Lage. nn jede Nacht kann es mit einem Stoß zerrütten, &8 jeder neue Tag mit einem Sturz verjchütten. T wenn du's innen haft, kann's nicht von außen ſchwinden; Dein Glück wird fih als Glüd in jeder Lage finden.

167,

in der Gegenwart! Zu Ieer iſt und zu weit Der Zukunft Haus, zu groß das der Vergangenheit.

380

Sn beiden weißt du nicht den Hausrath einzuridten Der ungeihehnen und geſchehenen Geſchichten.

Doch dak die Gegenwart nicht eng dir ſei und Heim, Zieh’ die Vergangenheit und Zukunft mit herein.

Die beiden mögen dir erfüllen und erweitern Die Wohnung, und mit Glanz die dunkle ſchön erkeiken

168.

Zu welchem willft du dich von beiden Chören wenden? Du haft die freie Wahl, dich jo und jo zu blendes. Wenn du den Einen glaubft, jo gebt die Zeit bergunkr: - Wenn du den Andern trauft, jo Himmt fie aufwärts ek

Iſt fie vielleicht das Rad, von dem ſich niederneigt Das Vordere, derweil das Hintre wieder fleigt?

Die Vordern Magen, dag zum Untergang ſich's lenle, Die Hintern jubeln, daß es ſich wum Aufgang fcwerfe

Es jteigt und fällt zugleih; ob es im Ganzen falle, Ob fteige, weik die Kraft, durch deren Stoß es weit

169. Die Weisheitslehren, die dir Weisheitslehrer jpenden, O könnteſt du fie ftet3 zur Weisheit nur verwenden! Doch du gemwahrejt bald, ein Lehrer widerjpridt Dem anderen, und wer im Recht jei, weißt du nidl. Du fannft nicht beiden, wem von beiden willft du glaube Soll gar Glaubwürdigfeit jedweder jeden rauben? Und jchliegeft du, day Recht von beiden feiner bat, So haft du jelber dir entzogen jeden Rath. Dent lieber: Jeder hat nur Recht auf jeine Weile; Tas Stell’ auf deine dir zurecht in deinem Kreiſe. Verſchiedne Fälle giebt’3 auf einer Xebensfahrt, Wo man wohl brauchen fann Rath von verſchiedner I Glückſelig bift du, wenn für Auf und Niederfteig Tu immer redt verftehft den rechten Fingerzeig.

170.

Slüdjelig bift du, wenn auf Folgrungen und Schlüfer Das Beite, jo du weißt, du nicht haft gründen mühe

381

obemchſt du gegen die dich auch nicht zu ereifern, Die mit unreifem Wig befämpfen deinen reifern. Sunf it Gedankenbau, und nur die Ueberzeugung, Die auf ſich felber ruht, befürchtet feine Beugung.

171.

am du den Syormeln fiehft in's Herz, nicht auf's Gewand, Den Formeln, die der Geift zu jemem Spiel erfand; bennſt du dir getroft aus allerlei Syftemen

Den Kern der Nahrung, wie aus Hilfen Körner, nehmen. ie Re' begründen dir, entwideln und ableiten,

bie find im Sinn dir eins, die fih in Worten ftreiten. : fördern nur zu Tag den Vorrath ihrer Bruſt,

Den aufzunehmen du in dir ſchon haben mußt.

172.

Güter unter'm Werth verächtlich anzuſchlagen, xrabzuſetzen fie, um leichter zu entſagen,

aur ein Kunſtgriff, der wo's gilt dich läßt im Stich. hel anders als du dich gedacht haft, fühlft du dich.

n fühlt, was mun gehabt, warn man es lafien muß; das Hilft es, fih zuvor verfümmern den Genuß?

m laß in ihrem Werth die Güter fein beftehn, eſonnen im Beſitz, bejonnen im Entgehn.

173.

Demuth ift wohl gut, daß fie ein Merz erringe;

ſoch Hüte dich, daß did, dazu nicht Hochmuth bringe.

t falfder Demuth Schein ift es, wovor id) warne,

en Lünftlich Hochmuth weht, daß er die Welt umgarne; Midde Demuth aud, die dir im Herzen iprießt,

ieb Acht, ob fie in ſich nicht wahren Hochmuth jchliekt ; ‚wenn er fi gelähmt ſieht außen, und ſich ſchämt tihlungenen Erfolgs, zur Demuth fih bequemt.

: die Begierde, die verzweifelnd an Erjagung

egehrter Güter, fich zurüdzieht in Entjagung.

382 %-

Doch ift e8 nicht genug, das Ziel erreicht zu haben, Wenn, ftatt auf ebnem Weg, aud) über Stod und Grabe! Tu danke Gott, daß doch die Feinde find geſchlagen,

Und herrſche fo, daß fie ihr Joch geduldig tragen.

174. Du ſagſt, am Himmel daß nichts zu bewundern bliebe Dem Aſtronomien, der erfannt fein Radgetriebe. Ih ſage dir, was doch noch zu bewundern bleibt; Die ew'ge Grundkraft jelbft, die dieſes Radwerf Imik. Du haft das Leben nit in Zahl und in Figur, Figur und Zahl haft du erkannt am Leben nur,

175. Wenn du dem Gegner ab Vernunft fprihit und Berfland, Iſt's ja kein Großes, daß dein Geiſt ihn überwand. Hingegen, wirft du ihn mit jtarlen Maffen rüften, Ihn ſchlagend, willit du nur damit Dich felber brüfen. Geh' deinen Weg und laß den Genner feinen gehn; Und wer zun Ziel gelangt, das werden wir ja jehn.

176. Nicht Alles kann der Menſch mit offnen Augen fchn, Dod Manches will und muß durch's Auge nur geſchehn Den was fi jehen läßt, Ichließ nicht die Augen zu; Und was fi nicht läßt jehn, im Herzen hege du. Gleich übel ijt es, ftatt zu jehn Sichtbares träumen, Und Unſichtbarem fein Gebiet und Recht einräumen.

177. Luft an Bergänglichen: kann nur vernänglich fein, Und ewig ift die Luft am Ewigen allein. Zu ſagſt dir das, und kannſt dennoch der Luſt nicht wehren Was unbegehrenswerth du ficheft, zu begehren. Warum? weil in dir felbft ift cin Vergängliches, Der Unvergänglichfeit ganz unempfängliches. Doch fühleft du ın dir ein Andres unvergänglid, Dem, was vergänglid ift, erfcheinet unzulänglid.

989

pfe bleibt der Sieg nicht zweifelhaft, dere gebrauchet feine Kraft. ’ge Luſt jemehr Empfänglicfeit, ner Bruft reift Unvergänglichkeit.

178. nruh fühlt, ift noch in fich nicht heil; eigemiſcht ift noch ein ſchlechtres Theil. (bar ift ein Herz das Unruh fühlt, m ift noch nicht das Beſſre weggeipült. ub ſchweigt, da ift der Kampf entfchieden, gem Tod, ſei e8 zu ew'gem Frieden. dauch fein vor Gott, dem ew’gen Leben? kung kann der Gnade widerftreben ? daß ganz erftorben wähnt zu fein, auch es, durch Icharfe Liebespein.

179. Ih mid, wenn rückwärts geht der Blid bens buntverworrenes Geſchick, enhang der Pfade zu entgehn d Alles ſcheint in irrem Kreis zu drehn; ich mich, daß doch, ſtatt zu ermatten, jter ſtets, je weiter, ging von Statten; kraft, die ſchwindende, der Glieder agendes unſichtbares Gefieder; Bahn der Geiſt mühlofer ſtrebt, iten ſonſt gerungen, oben ſchwebt. in Gedank' aus jener Zeit erfriſcht n, iſt ihm was eignes beigemiſcht: Roth der Wangen hat er nicht, ıen Strahl auf feinem Angefict. ih Abgethanes neu verrichten, iähtetes in höhern Styl umdichten.

180. ichen Hinleben leicht vergifieit, ifieft, doch nah Würden nicht ermiljelt, Yauslichkeit, der Deinen Lieb' und Treue; Reife nur, fo fühleft du's auf's Reue:

- 384

Wenn dir vom Haufe kommt ein Brief und Kunde gel, Daß alles iſt gefund, und dich in's Ferne liebt;

Gin ſolcher Gruß, wieviel des Großen du und Schön Magft draußen jehn, wird erit mit inner Luſi es feisar

181. Was fucht ihr, Neifende, in des Gebirges Schanzen! Was, erfter, jucheft du? „Ih ſuche Stein’ und Planer Und reichlich findeft vu. Was ſucheſt Tu, o zweiter? „Anfichten, Londſchaften.“ Hier find jie ermit und heit. Mas, Dritter, reijeit du? „Tie Reije zu bejchreiben.” Auch gut, doch könnteſt du mohl etwas hekres treiben. Und endlich, vierter, Du? „Ah reife zum Vergnügen. Warum doch jagit du das mit mißvergnügten Züge! Mit Allem wird von ielbft Vergnügen ſich verbinden: Vergnügen aber, das man Tucht, tit nicht zu finden.

132.

Aus Felſen ſpringt der Quell, und Freiheit will ihm ahnen,

Tas —Schickſal reißt ihn Ihnell auf ungewählte Vohnm Gr möchte dort hinab, doch er musß da Hinunter;

Fr ichlingt und ichlängelt fi, und tpielt mit Kiejeln munte- Fr jammelt ih zum See, doch eine Lust tft kurz:

Fr muß aus weihen Ben zum jähen WRatferftur. Ta meint er au veriprühn, doch fur; ift aud die Cunl:

Er jchnaufet aus, und flieht ein ftiller yluß im Ibol D Wandersmann am Cuell, jo mechicht Yeid und Glud:

Tas Leben rinnet ſchnell und fchret nie zurüd.

183.

Die Zeit iſt kurz, wenn voll: Die Zeit, wenn leer, it long Was macht ste leer und voll? deiner Gedanken Bang. Wenn viel du üiehſt und hörit, was viel Dich dienten mail So tt Ne Stund' entilohn rather als Du gedacht. Wenn du nur fichft und hörft, was dir giebt fein Geihl

So jtodt die Icere Zeit im ieeren Weltgewuhl. Wenn du auch gar nichts fichft und Yerit, nur träumf w Wird kurz die Zeit, indem du länge Fäden jpinnek.

385

9 wenn im Denten flets dich Ein Gedanke jtört,

59 hat des Denkens Zeitverkürzung aufgehört.

um geht es dir wie mir, da, wo ich auch beginne

iu denfen, mir nur Gin Gedanke liegt im Sinne.

s iR zu thun, wenn du nichts anders recht kannſt denken? Banz in den einzigen Gedanken dich verjenten.

denle, daB dein Brief nun fommen muß und joll,

In) der Gedanke macht die leere Zeit mir voll.

denfe, daß der Brief nun fommen ſoll und muß,

Ind vor der Ihre ſchon hör’ ich des Boten Fuß.

184. Al da irrgingeſt, weil du dich irrführen licheft, Rau du an befj’res Ziel, als du dir ſelbſt verhiekeft. ih recht ſchön vom Glück, das ift von Gott recht gut. Dem Seren, auf deß Geheiß die Magd ſolch Wunder thut. ‘dafür dankbar nur! dod) wär’ es Hinterrüds, Bern du mit Fleiß irrgingſt in Hoffnung gleichen Güde.

185. rt Regen geht herab in Strömen, landerquidend; Wie oft erflehteft du daheim ihn, aufwärtsblickend! ! fremden Lande nun verwünſcheſt du den Segen, Bel er dem Wanderer zum Koth wird auf den Wegen. u hof Für die Natur und alle Kreatur Ein menſchlich Mitgefühl in deinem Kreife nur.

186. bster Schmähung tritt nur durch das Wort in’ Leben. Dog Gegen oder Fluch kann dir ein Stummer geben.

187. 4 Recht ſteht hüben und das Unrecht ftehet drüben, Beftimmt gefchieden und entfchieden auszuüben. 4 unentichieden fteht dazwiſchen manches Dritte, Infider ſchwankend in des Rechts und Unrecht Mitte. ı diefes wird genannt, erklärt und angewandt, daran vor allem wird der befire Menſch erkannt. Rüdertu Merle VII. 2b

386

188. In der natürlichen Religion geboren Wird jeder Menſch, und nie geht fie ihm ganz were. Ihm angezogen wird ein äußres Glaubenthum, Das nimmt im Leben er wie einen Mantel um. Gr trag’ es, weil er lebt; im Tode legt er’ö ab, Da bleibt der Glauben ihm, den Gott ihm jelber mi.

189.

Wer jagt: Ich bin Gott nah! der ift ihm fern geblichs Wer junt: Ich bin Gott fern! der ift ihm nah werd S

1%. Mit Unrecht rühmft du did, in freiem Haus zu walkn, Menn du die drinnen mußt mit Zwang zurüd behaler Den, der freiwillig nicht will bleiben, laß ihn ziehn; Sonft wird dein freies Haus zum Zmangitall nur für ie Zu Iprihft: Er übernahm in diefem Haufe Pilichten, Und eb er abziehn darf, muß er die erft verrichten. Kein! Pflichten Hat er nur, jo lang er bleibt im haus: Sobald er ausjiehn will, ift die Verpflichtung aus.

121. Du fannft dir deinen Leib, dein Schickſal aud nicht mache! Doch übermwalten fannft du fie und überwachen. Tie Grundlag' bat nelegt Nothmwendigleit, Natur: Baumeifterin des Bau’s tit Deine Freiheit nur. Laß nur das Untere zum bern niemals werden, Und Ser geiroſt, es ruht der Himmel auf der Erde.

192. Entweder Oder iſt der Waffen, der zmwetichneidigen. Geſchickteſte, womit Streitredner ſich vertbeidigen. Entweder, oder; eins von beiden mußt du doch; Nur weldes willit du? jag! Ich ſage: weder, nod. Wenn keins von beiden mir gefällt, iit das mein Und ijt mir beides recht, ſag' ich: ſowohl, als and

3897 %-

193. Ich wird aus Ya und Ya fi nie ein Rein ergeben, Do dienet Nein und Nein einander aufzuheben. m Sprach' und Rechentunft hat e8 ein glei Bewendniß, Und kein ungleiches auch um Welt und Weltverftändniß. mw Böfe ift nur da, das Gute zu erproben; Dies bleibt, und jenes hat ſich felber aufgehoben.

194.

x meinem Glauben bin ich eins mit eurem, weil 3 glaube, wie ihr glaubt, im Glauben fei das Heil, m Glauben fiir den Geift des legten Ziel Erreihung Se des Unendlichen und Endlihen Ausgleihuny. Dr aber glaubt dabei, ein einzig einer ſei Der Clauben, und ich glaub’, es feien vielerlei. h glaub’ auch, daß für cuch jei euer Glaube gut, Obgleich entgegen ihr mir nicht das Gleiche thut. ie Laugnung gegen mich muß ich euch auch erlauben, Beil diefe Läugnung mitgehört zu eurem Glauben. &, der als Glaubenftüd mir felber gab die Duldung, Gab euch Unduldſamkeit ohn’ euere Verfhuldung. 195.

# uns nur hin und ber, ber» und hinüber meinen; Bir werden uns zuleßt in einem Eins vereinen. N werden uns zuleßt in einem Eins vereinen,

ein ganz andrea iſt, als alles, was wir meinen. '8 ein ganz andres ift, als alles, was wir meinen,

ird alle Meinungen in einer einjt vereinen.

190. e ſchwer ift der Begriff von etwas zu erlangen; Im ſchwerſten aber wird der von uns ſelbſt empfangen. um wenn du von dir ſelbſt haft den Begriff, jo halt’ ihn feit, es raube dir ihn keinerlei Gewalt. bt bloder Mißverſtand, noch theilnamlojer Froft deſchäadige des Selbftbewußtfeins edlen Troft. ſch wifle gleich dem Baum, dem winterfturmentlaubten, Iuf befite Zeit den Trieb im Innern zu behaupten.

—t 888 3—

197.

Dem Mathematiker ift darum nur gelungen So Bieleß, weil er zieht aus Allen Folgerungen. Er folgert, wenn er aud nicht fieht, wozu es frommml, Erwartend, ob es ihm einmal zu Statten fommt. Auf einmal fießt er, wie Unnüges ſelber nüst, Wenn Allergrößtes fi auf Allerkleinftes früh.

198. Zwei fcheinen fi jo nah, und kommen nie zulammen, Zwei Andre finden fi, die aus der Werne flammen. Was iſt's? Wie Linien verhalten jich die Seelen; Zwei haben Reigungen, zwei bilden Parallelen. Bleihgültig laufen die ftet3 aneinander Hin, Jene begegnen ſich zulegt in Einem Zinn.

109, Beneide nit den Dann um Ruhm, den er nit hat Erworben ohne Müh' durch Leiden oder That. Biſt du bereit, die That zu thun, die ex gethan ? Kannft du das Leiden, das er litt, auf dich empfahn! Und wenn er weder litt für feinen Ruhm, noch fitt; Berdienfilos möchtet du dich ſchmücken nie damit!

au, Die Höflichkeit, o Sohn, ift jo vom Hof benannt, Und fir der Wahrheit Schul’ ift nicht der Hof bekam. Die Höflichkeit hat nie, nieb auf dich felbft nur Acht, Ein völlig wahres Wort, o Sohn, hervorgebragt. Unwahres jpricht fie nicht, Doch weiß fie einzufleiden Den Stolz der Wahrheit jo, daß er fieht aus beſcheiden

201. Laß dich, Unmürdigen zu geben, nicht verdrieken! Das ift ein Vorwand nur, um karg die Hand zu ſchliehen Unmwürdig deiner Gab’ ift feiner, der's bedarf; Wer iſt, der, außer Gott, ihn ſchuldig ſprechen dar?

—t 389 %-

: Sat er ſich verfiridt durch feine Schuld, ya nun durch mich entbinden Gottes Huld. qci: was Hilft’s, daß ich ihm helf' empor ? a Augenblid jo elend wie zuvor. mgenblid er wieder dem Geſchick,

du ihm doch für einen Augenblid !

202.

Blinden fiehft, den armen Mann, den kranken, ’ger Gab’ umher an feinem Stabe wanken; dabei, womit bu das, o Kind,

daß du nicht auch bilt arın und krank und blind ? erdienft ift das, erfenne Gottes Gnaden,

nicht, daß du bift anders auch beladen.

du vor Scham ganz jorglos aufrecht ftehn,

fo in Staub geblidt den Bruder gehn!

203.

Ye an dir du ſelbſt nicht ſehen kannſt,

an Undern. Weißt, was du daran gewannft ? fannft du fie an Andern, doch vielleicht

38 ift der Dienft, den dir ein Spiegel reicht. dient, dir felbft die Flecken zu entdeden ;

el wiſche nicht, an dir wiſch' ab die Flecken.

204.

Bil’, o Menich, ſoll dein nicht fein und eigen; er Eigenheit will fi) Unfreiheit zeigen. venheit ift Freiheit zu erkennen;

n Wahrheit ift, darf keiner eigen nennen. vas fih rühmt der Freiheit, ift auf Erden bts, ala, o Menſch, dein Wille frei ſoll werden. Hille ſei nicht eigen dem und dem,

. fei er nicht, io iſt's Gott angenehm.

ill in dir, der deinen Willen ſchafft;

zu wollen, ift des ireien Willens Kraft.

390

205. Sn jedem Irrthum liegt von Wahrheit auch ein Rem, Wie in der finftern Naht verhüllt ift mander Siem. Die Wahrheit aber felbft, zum Aeußerſten getrieben, In Irrthum fiehft du fie dort auseinander fliehen. Den Gegner fannft du nun fo oder fo beftreiten, Hinaus zum Irrthum ihn, zurück zur Wahrheit Ieder Entfalte nur den Keim des Irrthums, welchen begt Die Wahrheit, und du haft fie glänzend widerlegt! Doch willſt du finnen, wie im Grund er’3 möge mein, Sp fannft du ohne Streit mit jedem dich vereinm.

206. Alswie ein Vater giebt die Freiheit feinem Sohne, Richt zur Verfuhung ihm, nein, zur Vollendungskent; Nicht um zu gleiten, um zu ſtärken feinen Tritt, Selbft feft zu ſtehn, und aufzuftehn auch warn er gli: So gab dir Gott, o Menſch, den freien Willen auf); Des Mißbrauchs Möglichkeit macht möglich den Gebrauch

207. Von zweien Welten will die wahre jede ſein, Und wirft der andern vor, fie ſei ein leerer Schein. Wenn du die Wirklichkeit als wirflid) anerfennft, So ift da3 deal dagegen cin Geſpenſt. Doh wenn mit ew'gem Strahl dich trifft das Ideal, Iſt das Vergängliche dagegen dunpf und kahl. Nicht wenn das eine durd daS andre du verneinſt, Du bift beglüdt, wenn du die heiden jchön verein: Wenn Geiftiges für did) Geftalt und Leib annimmt, Und im Bergänglichen der ew'ge Funke glimmt.

208. Nah den Umſtänden ſich zu richten, nach der Zeit, Iſt zweierlei; hier jteht, Sind, der Beweis nicht weil. Bon diefen Bäumen find die einen buntgelaubt, Die andern völlig grün vom Fuße bis zum Haupt Die einen richten fich, weil Herbſt ift, nach der Zeil, Die andern, weil noch warm, nad) der Gelegenheit.

—t 391

209. u lage auch, o Freund, nicht recht mit dem zufrieden, Bes dir in deinem Kreis zu wirken war beſchieden. ol freilich anders fiehft du das Gewirkte jest, Us de du Muth und Kraft zuerſt an's Merk geiett. er iR zufrieden denn? Dich tröſt' e8 immerhin, 34 bin zufrieden, daß ich nicht zufrieden bin. fiieden bin ich nicht mit dem, was ich gethan, Bufrieden nur damit, au thun, foviel ih kann.

210. ı fRBER Dich heim bei dir ſtiefmütterlich bedacht, de wenig Frühlingstag und zu viel Winternacht. t Menfchheit Uebel jchien’ erträglich dir, wenn nur Ri ihm nicht trät’ in Bund da3 Uebel der Natur. I dir allein nicht ifl der Jammer zu erproben, Die ganze Erde, Freund, ift neberaus geſchoben. lohmt der Mühe nicht, von einem Pol zum andern Rod einem Umtaufh nur von Mühſal auszumandern. e bleiben in Geduld, bis unfre Reife geht dach einem Eterne, der in beiferm Gleiſe dreht.

211. nur das Kleinſte thut, was recht ihm dünkt und gut, dird finden, daß ihm gut davon der Nachſchmack thut. brauchft, was dir gelang, jo hoch nicht anzujchlagen. m doc ein freudiges Bewußtſein mitzutragen. dem, was droben ich foll thun, ift eitel Tand, das ich Hienieden that, doch iſt's ein Liebespfand, ſaß ich beim Abſchied froh lafj' in der Nachwelt Hand.

212. Sieden ift im Grund, und wie es ift, jo bleib’ es, erjchieden der Beruf des Mannes und des Weibes. I äußerlich der Dann, hat innerlich das Weib, um zuſammen erſt find fie ein ganzer Keib. Seit des Mannes mag frei in die Welt fich regen, Re Weibes Secle joll den Haushalt fill bewegen.

392

Der Haushalt iſt die Welt, in die ſie iſt geſtellt: Die Welt beftellt fie, wenn den Haushalt fie beſeln

Und der es ift verfagt, im Haufe Huus zu halten, |

- Als einen Haushalt joll fie ihr Gemüth verwalte.

Sein Wiflen mag der Mann an alle Welt verjcmenden, Ein Weib joll, was fie weiß, in ihr Gemulh verwenden

213. Stets befierfi du an dir, und immer findeft du Zu befiern mehr, jemehr du befierft; befire zu! ur wer auf Gottes Welt nicht Befires fennt, als ſich— Nichts VBefires weit, noch will, iſt unverbefierlid. Du bift der Beſte nicht! das treibet dich zum Belt; Wer fi den Beſten glaubt, der hat fich ſelbſt zum Behr |

214. Der Lieb’ ohn' Gigennuß freu did), die du gemannfl, Ter freien Gab’, um die du Tank nur geben fan. Was du dir jagen darjft, darf fi fein König jagen: Ganz reine Neigung iſt's, was dir die Herzen ſchlagen Man fucht nicht deine Huld, man icheut nicht deine Und an den Menſchen nur bat bier der DMenid gedach

219. Die Gegend fünnte mir ganz anjpruchlos gerallen, Wenn jie als überſchön nicht wär’ verjchrien von Ale. Nun macht die Augen, was fie tucdhten und nicht finden, Aud für das Schöne, das ſich wirklich fand, erblindet Gern ließ ich euern Mann das, was er werth ift, gelten: Weil ihr ihn überihägt, muß ich ibn leider jchellen.

216. Bleibt mit den Höhlen, die ich ſehn joll, mir vom Leibe Ihr wißt, daß ich am Licht, in freier Luſt gern bleib Ja, wäre nicht dic Welt entgöttert, wie fie ift, So ging ih Höhlen jehn als Heide oder Chrifl. Tort zeigt’ cin Prieiter mir die des Trofonius, Da die von Tropfitein bier cin Tropf mir zeigen

—t 398 3—

217. bernung immer ift die allerfleinfte Reiſe, zerbannung aus dem Bann geweihter Zaubertreije. ? PER der Zauberbann ift um dein Haus gezogen, Das mertſt du dann erft, warn du bift heraus gezogen. I der Entfernung nimmt nicht ab, nimmt zu der Zug, In) zieht in deinen Kreis zurüd dich bald genug.

218. rn Gott läßt man fich viel, läßt alles ſich gefallen; Berum? man denkt, er macht's am beiten doch von Allen. 8 ſchlechte Wetter, Sohn, wer weiß, wozu's iſt gut? - Wir nicht! Bott hat's gemacht, und weiß wohl, was er thut. Wh ein Menſch gemacht, dem wär’ es ſchlimm ergangen, De der im Himmel ift nicht höher zu belangen.

219,

e Etröme liefen all’ gerades Wegs in's Mieer, Beun ſich die Berge nicht voritredten überquer. Bergen müſſen fie anjchmiegend fich bequemen, Und ihren Lauf zum Meer durch manchen Umweg nehnıen, & Berge Halten jie am Ende doch nicht auf,

reicher wird dadurch ihr ſchöngewundner Lauf. in Leben ift ein Strom: o laß dich's nicht verdrießen, durch manchen Berg gehemmt, den Meere zuzuiließen.

220.

un du den armen Wann beichenft haft mild und giltig, Bend’ auch von feinem Dank dich dann nicht ab hochmüthig. a, hundert, tauſendfach wünſcht er dir Gottes Lohn,

diebt mehr dir, als du ihm, laß ihm den Stolz, o Sohn,

Ind geb’ ftait feiner jelbft als Schuloner du davon!

221. 5 über diefes Buch uns nun zum Urtheil ſchreiten!“ Das Urtheil ift nicht leicht, Das Buch hat viele Seiten. IR du, was du daraus für Kopf und Herz gewannft, Bo if’s ein Buch, das du genug nicht ſchätzen kannſt.

Anbeter, die ihn ſco it wollt ihr eure w 4 heim gelunde

it feiner Kran

Meinthalb! nur (akt gelund mi

224. Schamſt du dich nicht, jo breit dich auf der Belt it folder wichtigleit zu treiben fleine Sach Ein jegliches geupl in einen Zers zu Toflen, Um von de Mor Gewühl bewundert eb Wie lange willſt du auf der Welt nichts Bert So lang es giebt auf ihr nichts Be 225. Sieh nur. wer find ſie denn, die nad en Zu Und ſchnaufen, daB DU dich wink mi

395

er find fie denn, die bier den Preis vertheilen, venn ift von Ruhm das Reis, das fie eriheilen? I der Ruhm ift hier, daß du befiegft

8 Ehrgeiz und nicht mit Unwürd'gen kriegſt.

226.

sich wohl, daß von den braunen Haaren

it ein’ger Zeit mir grau geworden waren.

en ich mich, daß bei den grauen doch

name find geblieben immer nod).

ie grauen nun die braunen lberwiegen,

nich endlich freun, ein reines Grau zu kriegen. tet’ ich, und jetzo werd’ e8 wahr:

5 ich tragen mag mit Ehr’n ein graueß Haar!“

. —2.

+ 896 %-

Achte Stufe.

RWeltfeele

1. Drei Eigenfchaften giebt’s, die fich verſchieden gatten m dir und jedem Ting: Licht, Finſterniß und See Urgöttli ift das Licht, ungdttlih Finfterniß, Und zwiſchen beiden find die Schatten ungewiß Die Schatten ſuchen Theil am Licht, um zu entfiehn, Und durd die Finſterniß bejtehn fie und vergehn. Ob fie in Finſterniß vergehen, ob im Licht? Im Kampf vergehen fie, den dies und jene fidt. Im Kampf, in weldem fie vergehn, entiteh'n fie imme, Berjühnen wollen jie den Kampf und können's nimme Sie legen, um den Kampf zu jühnen, ſich dazwiſchen, Und müflen in den Kampf fih wider Willen milden: Alswie ein Brudervolk ſich in zwei Völker Ipaltet, Wenn um die Krone Streit von zweien Häuptern wall Das ift der große Kampf, der ringt dur die Natur, Und alles Groß’ entringt fi dieiem Kampfe nut.

9

Aus Finſterniß zum Licht ſteigt eine Stufenleiter, Die dunkel iſt am Fuß und an der Spige heiter. Im Schatten jiehft du nicht, wie hoch die Xeiter du Aufklommeſt, doch du klimmſt zum Xicht auf, Himm nur 3 Wenn du im Nicht erfennft, wie aus dem Licht erflanden Nothwend'ge Finſterniß, dann ift die Welt verflanden. War Finſterniß einft Licht, jo wird fie Licht einft fein, Wann das Entjprungne geht in feinen Urjprung ei.

—t 897 5—

der Sieg des Lichts im ſchwachen Geiſt vollbradit, Magt den ew’gen Sieg der lichten Geiftermadit. prephezeit die Sonn’ an jedem Tage tagend,

teinem Strahl von Licht ein Heer von Schatten ſchlagend. Ihend wird fie roth vor Scham, daß fie erlag,

d träumt die Nacht hindurch von großen ew'gen Tag.

3. fterin Natur fcheint für fich jelbft zumeift baun, und baut zulest doch Alles für den Geifl. chrankenloſe Geift it darım nur gefangen Schranken, un darin zur Freiheit zu gelangen. Säugling iſt der Geiſt, Natur ift feine Amme, ' nährt ihn, bis er fühlt, daß er von ihr nicht flanıme. anfle Diutter will ihr Kind in Schlummer halten; ı oben bricht ein Strahl durch ihres Haujes Spalten. nie der Schmetterling erwadht vom Puppentraum, wingt der Gedanke frei fich fiber Zeit und Raum. wann die Frucht if reif, von jelbft die Kapſel jpringt, ı Bin der Same fliegt, von Himmelsluft bejchwingt : er Brätmutter Huhn die Entenbrut entrann, auf die Fluth ſich wagt, wo jie nicht folgen kann.

4

ud zu feinem Bau braucht mande Stütz' und Krücke, ar und Phantafie baut ganz aus Einem Stüde. Aigen fehlen nicht, fie find nur nicht zu fehn;

auf fich jelber fteht, mas ſcheint auf Nichts zu ftehn. iu begreifen kannſt, fiehft du in jeiner Blöße;

8 unbegreiflich ift die Schönheit und die Größe.

’),

we Berlen aus, und Niemand achtet drauf;

b Rreu’ ich feine mehr, dann leſ't ihr dieſe auf.

du erkennen fannft, wie vielfach ift das Eins,

KH mit der Vielheit ein die ganze Welt des Scheins. Eins ift zweierlei, das Eine und das weite,

Zwei find Eines mit fich jelbit im Widerftreite,

398 4

Das eine Eins ift Hier, daB andre Eins iſt dort, Die taufchen unter fi) den Ramen und den Ott. Blick' in den Spiegel und verdeppeli ſiehſt du did; Bi’ weg, und auf in Eins löſt ſich das Doppel-)d- Im Spiegel ift dein Bild, du felber aber bift Nur defien Spiegelbild, der Aller Urbild if. Wenn in den Spiegel er mit Liebesblicken jchaut, Eniſteht ein Weltbild, das, blidt er hinweg, zerthaut. Drum preift die Xiebe, die ihm ftets den Spiegel Hält, Daß ihn, dem Einen, fi) als zwei zu ſchaun gefällt‘ Das Eins ift zweierlei, hier Einheit unentzweit, Dort in der Zweiheit hergeſtellte Einigfeit. Eins ift der Punkt, der Kreis das Andre, und das Drei Iſt zwiſchen Kreis und Punkt die vieltheilbare Mitte. Was ift der Kreis? in Punkt, der um fich felber heit, Und feinen Umfang wölbt, wie jeinen Xeib der Gil Zieh einen weitjten Kreis, und rüd’ ihn weit in's Ferne, Sogleich erſcheint er dir als Punkt, gleich jedem Stert- Sep’ einen Hleinjten Punkt, ob unfichtbar er wäre, Brauch' ein Bergrößrungsglas, und er erwächſt zur Sphäre: In’s Waller wirf den Stein, und jich wie fidh erweitern Aus Kreiſen Kreife, um im weiteften zu jcheitern. Sins ob der Kreis zerfloß, Eins ob er nie entitand, Denn Eins ift Alles, wenn der Schein der Zweiheit ſchwand. Die Zwei ift Zweifel, Zwiſt, ift Zwietracht, Zwieſpalt, Jmitt: Die Zwei ift Zwillingsfrucht am Zweige jüß und bit. Wenn Zwietracht Eintracht wird, und Einfalt das Zwieſaltt, Dann wird der Schaden heil am alten WWeltzwieipallt.

6. Die Roſe taucht den Fuß in Waſſer doch und Koth; | Mas würzt ihr deun den Mund und macht die Mang' ihr 1% An ihren Zube fteht ein erdgeborner Schwamm,

Den giftig hat gejchwellt der gern gejogne Schlamm. Er trant den Schaum ihr weg, der Geift ift ihr geblieben Ten fie zur Blüth' erſchloß, von ihrer Art getrieben.

Sei du die Himmelsroſ' und nicht der Erdenpilz: Saug Aether in dein Herz, nicht Gift in deine Mil:

—t 399

T.

in Wunder ift die Welt, das nie wird ausgewundert, Das niederfchlägt den Geift und wieder ihn ermuntert. asiederihlägt den Geiſt vor'm ew'gen Stoff ein Bangen, Und fets ermuntert’s ihn, den Kampf neu anzufangen. bie benenmen willft das Viele, Einzle, Kleine?

Öb.du erfennen willft das Große, Ganze, Eine? endlichleit ift dort und hier Unendlichkeit,

Und mit den beiden wagſt du Endlicher den Streit.

du am Boden ganz ein Gras haft durchbetrachtet,

Bing eine Welt voll Glanz vorbei dir unbeadhtet.

deh' du Zweig und Blatt gezählt am Sternenbaum, Baht ungenofien ab ein Erdenfrüßlingstraum.

ko! zwar du nicht bift, doch Gott ijt überall;

Da fiehſt das ganze Licht in jeden Farbenſtrahl.

d es ift dem Geiſt ein würd'ges Clement,

Bas ſchürt Die Andachtsgluth, in der die Schöpfung brennt.

8.

Roſſ und Lilie, die im Gedichte blüht,

M die nicht, die zu blühn auf unjrer Flur jih müßt.

| anfrer Flur fih müht, und halb nur blüht vor Scham Die Lilie, und halb die Roſe nur vor Gram.

unfrer Flur fih müht, und halb nur blüht vor Weh die ird'ſche Herrlichkeit, die Nof und Yilie.

"Ro und Pilie, die halb nur blüht vor Weh,

MR Blut mit Flut gemiſcht, gemengt mit Feuer Schnee. 'Rof’ und Lilie, die im Gedichte blüht,

IR reiner Glanz aus Gott und Duft aus dem Gemüth.

9. h', unter weißlicher Wolken zerſtreutem Völlkchen dr Mond am Himmel ſchwebt als kleinſtes weißes Wölkchen. g wie die andern bleich, an Größe keinem gleich, Infiheinbar in des Tags ihm fremden Sonnenreid). 5, tritt er an mit Macht das Negiment der Nacht, eh’, wie fein Licht zumicht den Stolz der Wolfen macht !

40 +

Sie betteln nun um Glanz, und ebrerbietig ganz

Bon ferne ſchlingen fie um feinen Thron den Arm. So, der fi unter'm Chor linedler erft verlor,

Mann feine Zeit kommt, tritt des Edlen Glanz herm.

10.

Tas Sprichwort jagt, dab Art von Art nicht lafl”; id glaube, Daß dur Erziehung nie Zum Adler ward die Taube. Doch innerhalb der Art, wird ganz von gleichem Stumm,

Zum Widder hier, und dort zum Schöpfen nur, das Lam Und wie Erziehung felbjt den Stand macht, ift eridhienen

Am muftergültigen Verfahren finn’ger Bienen. Nur einen Weiſel ziehn in einem Stod fie Hug,

Weil für ein ganzes Rolf cin Herricher ift genug. Toh wenn zu Schaden lam die königliche Brut,

So machen ſie durh Kunſt den Schaden wieder nit. Ein andres Bienenfind nehmen tie, das zu weiter

Nichts war beſtimmt als zum einfachen iyeldarbeiter; Erweitern nur die Zell’ in der es liegt, und legen

Ihm befire Nahrung zu, jo wächſt's mit Zauberiegen. Aus einem Arbeilsmann iſt jchnell ein Weiſel worden,

Als ähter Stammiürit anerfannt von feinen Horden.

11.

Die Berlenmujchel jelbit, ganz in die eigne Reinheit

Verſchloſſen, theilet Doch des Meeres Allgemeinheit. An ihrer Perle Farb' ericheinet, ob ic ſchwamm

In Fluth ſeicht oder tief, auf Meergras oder Schlame. Toch ob fie länglicht ward, ci» oder fugelrund,

Tas liegt um Muſchelhaus, und nit am Meeresgrand. Ob endlich größer, ob fie Heiner jelber tet,

Liegt an der Kraft, die von Matur ihr wohnet bet. Fin Menſch nimmt aus der Weit mehr oder minder Kill

Tie Form aus feinem Stand, und aus ſich fein Gemidl

N. Ter Mond am Himmel iſt nicht ſchön un Iceren Raum. Der Mondichein lieblich nicht auf Fluren ohne Bauı.

401

weber muß ſein Glanz aus lichten Wollen fteigen, der gebrochen fanit erſcheinen zwiſchen Zweigen. ximmt die Schönheit ſelbſt bald einen Schleier vor, jald ſchauet man zu ihr durch einen aud empor.

13. "Some kannſt du nicht in’3 Feuerauge ſchaun, am fünften Monde nur haft du ein ſolch' Vertraun. Blumen aber thun vor'm Mond ihr Auge zu, ws auf vor'm Sonnenblid, den Blumen gleichft nicht du. m deine Unichuld erft ift Blumen gleich vollendet, zirſt du Die Sonne, wie den Diond, jehn ungebiendet.

14. Blatter, dic fo feft jungſt ſaßen an den Stielen, h dachte, daß fie nicht vor einem Monat fielen. 5, hoff’ ich, jollten fic tief in den Winter dauern ; af einmal riefeln fie herab in bangen Schauern. Sturm hat fie gefnidt, kein Froſt hat fie verlegt; a8 hat fich in der Luft, im Baumfaft was zerjegt ? ur verfommen find fie fo auf einmal nur? ie Narben, Greifen gleih, am Nachlaß der Natur.

15.

Eines ift das Thier vom Menſchen zu beneiden,

es nicht forgen darf, wie es fich ſolle Fleiden. Winter wächft jein Pelz, im Sommer här’t er ſich,

er Yahrzeit ſtets gemäß und jedem Himmelſtrich.

Kleid veraltet nie und kommt nicht aus der Mode,

# der Geburt wird’s angelegt und ab im Tode. Wechſel ift erlaubt mit Burpur, Gold und Seide;

id der Berfchwendung bleibt fein Anlaß noch dem Neide. Thiere gilt’8 allein: das Kleid macht nicht den Mann; eil keins vor'm andern fich durch's Kleid auszeichnen kann.

16. lem auf meiner Reif’ im Karawanenpfade ern dem Kaukaſus an’s kaſpiſche Geftade ; Hiderts BBerte VIII. 26

402 +-

Und lernt’ auf Baku's Flur begreifen, mie die Guben Dort madhte die Natur zu Feuerdienſt⸗Urheben ! Halb eine Meile von der Stadt ift eine Stelle, Im naftareiden Land die reichſte Nafta-Quelk. Dort ift ein weiter Kreis, in deſſen Mitt' ich Jah In em’gen Flammen blühn das heil’ge Ateſchgah. i Und von den Parjen legt’ ein Yührer mir ed aus, Daß Aleſchgah bedeut' auf Perſiſch Feuerhaus. Die heil'ge Flamm' entblüht der Erde gelb und bla, Am Tag cin ſchöner Glanz, Nachts eine Hunderider Ein Boll von Guebern hat im Kreis um diefe Zlommm Sid angebaut und wohnt in ftillem Fleiß beilamme- Den Feuerehrern hat das Feuer zur Belohnung Gegeben ohne Müh' die fchönfte Wintermohnung- Aus Steinen leicht gefügt, ein Haus mit Dad und Ban Steht jedem nad der Wahl, wo einen Piaz er tand. Sie dürfen ji bei'm Bau'n nicht um den Bauplat itreitm Ter Kranz der Häujer wächſt mit Luſt nach allen Seil Denn überall durchzieht die heil’ge Gluth die Erde,

Und macei jedes Haus von jelbit zum Feuerherde. Den untern Boden dedt von Lehm die jeſte Tenne,

Tab den Bewohner fie von jeiner Gottheit trenne. Toh Oeffnungen find da gelalien, wo erbeten

Des Elementes Kraft jol aus dem Boden treten. Du Stedeft in die Spalt’ ein lehmumgebnes Nohr,

Und feiteft wie du willjt den Feuergeiſt empor. Und Überall im Haus, wohin das Rohr du mündet,

Da leuchtet es, fobald du an den Bunftitrom zündet Es ift ein ſchönes Yicht und braudjt ces nicht zu pußen,

Dhn’ Aufwand kannſt du es im Haus beliebig muket. Leinweber jah ich jo die ganze Nacht durch weben,

Nach Luft mit ſchwebenden Nohrleuchten rings umge Wer aber Kaffee will und wer will Speije kochen,

Aus andrer Ceffnung kommt cin andrer Strom gebrochen Ein Feuerftrom, der, ohn' Hol; oder KRohlenfeuer,

So aut als beides brennt, und lange nicht jo theuet. Das Feuer ſchürt ſich ſelbſt, und brennt, jo iarıg du's wi.

Und fi vergeht's, wenn du mit einem Wink os FAR.

408 3-

Deffnung bricht's mit größter Kraft hervor,

vom Zwang befreit, zur höchſten Höh' eınpor. Minbung von zwei Sollen ſah' ich's fteigen zuerft, und fich zuletzt zu zwei Fuß neigen. Wdu's nicht mehr, jo braudet nur zu fächeln t, und fogleich verſchwindet es mit Lächeln. yiche Haus fehrt es zurlid, fein Thor R du, und fill nun wohnt e8 wie zuvor. Bärme magft du dann jein Walten fpüren; m Winterlang daſelbſt bei offnen Thüren. Feuergeiſt die eine der Geſtalten;

weiten ift noch glänzender fein Walten.

Jaufe ruht als brennbar (Element,

ft ex durch die Flur als feuer, das nicht bremnt. ember, warın des Herbiteß warıner Regen luft erfriicht, dann ift der Geiſt zugegen.

du weit und breit, ſoweit die Blicke gehn,

e wie ein Meer in Flammenwogen ftehn. Feuerſtrom in ungeheuren Mafien

herab in’s Thal, das ihn nicht jcheint zu faflen; Ktober, wann der Mond erhellt die Nacht, Weſigebirg von blauen euer lacht.

die Nacht ift trün, irrt wimmelndes Gefunkel rig über’s Feld, und das Gebirg ift dunkel. Feuer ſah ich jelber überhüfft

Lager Nachts der Karawan' erfüllt;

Schreck ergriff Mauleſel und Kameele

leiſe Furcht die doch bewußte Seele.

daß ein Schein es wäre, doch es drang

ı ala Wirklichkeit ſich auf, und macht' ung bang. m die Gluth fein trodnes Hälmchen fehrte, ethauten jelbit den Tropfen Thau nicht zehrte. n ſchienen nur zu jchweben auf den Spiten, en faßen fonit, und wieder jollten figen; flammenipiel des Herbſtes, beiderlet, nernachſpiel und ein Frühlingsvorſpiel fei. dur die Gluth, Die rings empor ſich baufdhte, vie Ueberſchwang'von goldnen Aehren raufdte.

+ 404 |

Selbft mitten in der Gluth war Wärme nit zu wi; So linde Feuer fann die Gottes⸗Allmacht ihüm. Richt Wärme fühlten wir, doch eine milde Bluth, Bewunderung der Macht, die lichte Wunder thal Tas wur vom Feuergeift die zweite der Geitulten, Am fchönften aber jolf die dritte jich entfalten: Wann über'm Voden jelbit nicht eine Flamme bleab:, Sich jede drunten birgt, und im Berborgnen teibt: Im Frühling bredien dann vom Boden in zahlioien Berwandlungen hervor die Flammen jelbft als Kol. Die Gegend heikt davon das Roienparadies; Und Jeder, wer fie ſah, ſagt, daß fic recht fo bie- Und Jeder, wer fie jah, mus preiiend anerkennen, Wie hell zu Gottes Preis die Hotenfeuer brennen: Gelbblaues Naita ih in Wangenroth verflärt, Und Schweielbrodem ielbit nun Woienodem nährt. Tie Rote bracht‘ ih mit von dort, fie ift verbiüht. Tod die verglommne ſchürt noch Andacht im Gem.

17. Grit baut Natur den Leib, ein Haus mir Sinnenthoten. Worin ein fremdes Kind, der Petit, dann wird gebottf. (Fr findet Hausgeräth und braudt cs nach Gefallen, Und wenn er dann das Daus verläßt. wird es gerfalr Toh die Baumeiiterin baut immer Neue: mieder, Und lodt den Himmelsgait zur ird'ichen Einlehr nicder.

12. EC OQuelle, wenn du bier bemählert baft den Garten, Fließ' nur dem nädhiten zu, der durſtig auch wird wartet. Weil über'n Verg dus Licht Des Morgens uns gelommel Rühmt ſich der itolze Berg, es Sei von ihm entglemmet. Tie Sonn’ auch prable nicht, dar fie die Melt erbefle: Sie Ihöpfer auch ihr Licht nur aus verborgnem One Ter Lehrer, den du lernft. war eines Lehrers Lerner; zu bift nur einen Grad vom erfien Lehrer ferner. Richt das gedeiht zumeift, was man aendrg: mir Fleiß: Stets das Webendigkie wädt, ohne daß man's mi,

—t 405 %+-

Tag und Nacht, weil bald Nachtthaubefeuchtung nöthig hat, bald Morgenjonnerleudhtung.

er in der Nacht vergaß die alten Xieder,

it neuer Luft der Bogel täglich wieder.

mmert mir, daß ich ſchon einft jo fang,

: neu Gefühl liegt in dem alten Klang.

19.

bluhn fo jhön noch wie vor taufend Yahren, nd ſchlechter nicht, al3 unſre Bäter waren. blühen jest nicht jchöner als vor Fahren,

nd meifer nicht, ala unfre Väler waren.

: Simmelftrih und Jahrzeit es erlaubt,

in Glanz getaucht, Gemüth von Duft beftaubt.

20.

Hein’ger Höh’ mit Müh’ gepflanzt den Garten, nühjamer ift der Wäflerung zu warten.

dir dazu folch’ einen Quell verliehn,

on dem ich las, jelbjt fah ich niemals ihn; hrig ift, wie alle Elemente

hen wären, wenn er erſt den Zauber kennte. einer Schlucht, doch flicht nur, wenn man will; man es befiehit, jo fteht er wieder fill. Rahbarn nun will feinen Garten wällern, am Quell hin nicht mit Näpfen oder Fällern: hin und ruft laut in die Feljenjhludt: Waſſer, Quell! und nimmt ſogleich die Flucht. ıt auf dem Fuß die Fluth ihm machgeflofien, if's Gartenland befruchtend fich ergofien. areichend nun jcheint die Bewäſſerung,

u bin zur Schludt und rufit: Es ift genung! mit dem Fuß dreimal. Auf diefes Zeichen Hit du die Fluth zurüd zum Quelle weichen. vieder die entfandten Waflerfchlangen,

m Schooß fie bis auf meiteres gefangen.

tt 1

21. _. Ten Rojenzweig benagt ein Lämmchen auf der Bi, BE Es thut's nur fich zur Luft, es thut's mic ihn ya te. ;= 2 F Dafür hat Roſendorn dem Lämmchen abgezwadi ee 5 Ein Flöckchen Wolle nur, ed ward davon nit aedı. = Zn

Das Flödchen hielt der Torn in ſcharſen Fingern fi: ?°7= Da kam die Nachtigall und moilte baun ihr Keil. Zu Sie ſprach: Thu auf die Hand und gieb das Flodchen mi . -- == Und ift mein Reit gebaut, fing’ ip zum Danke di. ;- ="

Gr gab, fie nahın und baut‘, und als fie nun geiungn, = = Da ift am Rojendorn vor Lujt die Rof’ entiprungen. = ji Ti

22. ‚ze zzl

Aus vier Grunpftoffen ijt gemijcht die Körpermilt, Die als Grundftinnmungen dein Innres aud enthält.

Ter Zorn ift eine Gluth, dem heißen Feuer gleich, zen $ Die Traurigfeit wie Fluth des Waflers feucht und nik Fr ©

Die Luft ift wie die Luft, leicht, licht und wandelreid, m Die Furcht wie Erdengruft, ijchwer, dumpf und todtenblig }= =2e2

Yaß deines Zornes Gluth nie werden wilde Muth; ' Sie jei ein jteter Muth im Kampf für's höchſte Gut.

Ten Gluthmuth dämpie dir die Traurigkeit zur Temul‘ Schwimm, und verſchwimm nur nicht, in Sehnjucht undin!“

In Weh' ift eine Wonn', und in der Yu ein Leid; Die reinſte Yebenstuft ift Xiebe ohne Reid.

Aus Furcht lommt Neid und Geiz und aller Selbſtjucht Fo In deinem Herzen jet nur Gottesfurcht allein.

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R PR 4 [u BE | q ea 13 I ii m

23. mer Das Watjer itrebt hinab, das ‚Feuer Ntrebt hinauf, j z Und zwiſchen beiden hat die Luft den ftäten Yauf. us

Tie Erde aber ruht, geht weder auf noch nieder, Tas find des Weltgebau's nothwendige vier Glierer

Tiefelben find in dir, dein Waſſer kommt von oher.. u Und zu der Höhe hat dein Feuer ſich erhoben. om

Frei Shrebet Deine Yaft, der Weltvermittlung Ode. Und unerſchütterlich ruht deiner Erde Vodem. *

407

24.

He Erd' im Schweſterchor kann wohl mit ihrem Looſe

n fein, und du ſei's au in ihrem Schooße! hemchen iſt ihr Theil nach gutem Mittelmaße, Sie wandelt, ſich zum Heil, die goldne Mitielſtraße; ser Sonne nicht fo fern, um wie Saturn zu frieren, Roc wie Merkur fo nah, um drin fih zu verlieren. Im ſiehſt am Heften auch des Königs Angeficht, Richt ganz und gar entfernt, doch allzu nahe nicht. Rd wenn fie mit Gefolg wie Jupiter nicht fchreitet, So geht fie auch wie Mars nicht völlig unbegleitet. hr einer treuer Mond genügt ihr zum Vegleiter, Und dir genügt ein Freund, du brauceft feinen weiter.

25. 0 zwilchen Klippen hat ein Trüpplein Bäum’ ihr Heil Gefunden, wo fie nicht erreichet Art und Beil. ie ziehen dürftiger vom Fels der Nahrung Saft, Doch neiden nicht umher die üpp'ge Nachbarſchaft. enn all’ die andern jehn vom Berg’ in fernen Thal Den Tod vor Augen, der hinab fie holt einmal, © um als Hüttenrauch, wie dort qualmt, aufjugehn, Sei's in der Mühle, die dort ächzt, zerjägt zu ftehn. ir jene find verfchont, bis fie zernagt der Wurm Des Alters, oder wirft von ihrer Klipp' ein Sturm.

26.

ieh, wie den Zweck erreicht, und der Gefahr entweicht

Der Epheu, der empor am Stamm der Buche ſchleicht.

H um den ganzen Stamm rings flicht er feine Stränge,

Daß nicht der Baun, wenn er fi) wachſend dehnt, fie jprenge. aufwärts friecht er nur; vielleicht in künft’gen Tagen,

Bann nit der Baum mehr wächſt, wird er fi rundum wagen. Agegen dies Geranf, das nur den Sommer lebt,

Yon allen Seiten um den Stamm ſich forglos mwebt.

nm Beur’gen Safttrieb ift fein Wachsthum nicht bedroht;

Und eh’ der mächfte ſchwillt, ift es jchon jelber tobt.

40

27.

Ein Bild von Großmuth iſt der Löw' und Tadjeckri, Es iſt ihm angeſtammt der Ruhm aus alter Zei. Zwar jagen Männer, die auf Länderkunde retien, Allbeides jet an ihm nicht unbedingt zu preilen. Allein wir glauben’s nicht, und glauben ſonſt doch gen. Mas zur Berfleinerung gereidhet großen Herm. Ron föniglidem Muth wo würde denn gefunden Ein Vorbild, wenn es wär’ am Löwen aud) verchwandea

28.

Ein Sinnbild des Vereins der Schale mit dem Kernt Sit die Vereinigung des Lichts und der Xaterne.

er Die Laterne tränt und hat fein Licht darin, Tavon hat weder er noch irgend wer Gewinn.

Wer offen trägt fein Yicht, von feinem Schirm ummall, Hat unverläffiges Geleit bei wind'ger Nadıt.

Nur wen das Licht zugleih und Die Litern’ if eigen, Zicht jelber feinen Weg und fann ihn andern zeige

Yu

Tor allen Thieren, di: dem Menihen ühn!ich icheinen, Hat dies der Menid voraus, zu lächeln und zu weinl-

Durch Yäheln iuchet er und Weinen über's Thier Sinüber, o Natur, den Weg zurück zu dir.

Denn deine Wlume auch, fie lächelt und ſie weint, Wenn fie dein Than benest, wenn Ne dein Licht beibeinl-

Tein Meinen das Gewöl“!, ein Lächeln it die Zonnt, Tein Lächelweinen tft wie unire Wehmuthswonne.

Tu, weil wir weinen, weint: wir lächeln, weil du lad: Wir machen vor und nad dir alles, wie du's mad

30,

sn Königshallen tritt man unbeſchuhet ein, Weil fie find ausgelcat mit köſtlichem Geſtein. ®

—t 409 3—

5, der Morgen hat mit thauigem Geſchmeide

legt die Gottes Flur; lomm und den Fuß entlleide! in des Maien Thau frühmorgens wandeln mag,

ihlt ſich von unten auf geftärkt den ganzen Tag.

ı fühle, daß der Herr im Thau den Fuß dir waſche; u ihn auf Sündenſchmutz nie, noch auf Kummeraſche!

31.

bringen unfern Preis der Morgenfonne dar, ie dell die Schöpfung macht und unfre Seele llar. ihrer Ankunft geht der Morgenwind als Bote, id ihres Einzugs Fahn' ericheint im Morgentothe. Sqhauer meldet fie; und nun erſcheint fie gleich, id nimmt mit einem Blid Beſitz von ihrem Neid). Nebelichleier hebt fie von den Berggeftalten, d drängt den Reit der Nacht zurüd in Thälerfalten. Alt mit Glanz das Thal gleich einer Opferfchale, d einen eignen Strahl trinft jede Blum’ im Thale. wie die Blum’ in Luſt zum Licht empor fich richtet, bat in Menſchenbruſt Bewußtſein fich gelichtet. nichattengaufelei, Nadhttäufhungstruggeipinnft, reißt, Licht der Natur, wo du den Sieg gewinnt. > aus die Strahlenhand, dus Opfer zu empfangen, 8 dir die Schöpfung bringt und Herzen voll Verlangen. mit deinem Blick und ſtütze, wie die Ranken & Baumes, thaujchwer ſich aufrichtende Gedanken. Wunſch' und Hoffnungen, die Vorſätz' und Entjchlüffe, leb', erfriſche, ftärt’ und zieh wie Sommerſchüſſe. allen Knoſpen, daß ſie fich zur Blüth' entfalten, id allen Blumen, daß fie ſich nad) dir gejtalten. allen Herzen gieb, nad) Blumenart zu wandeln, mandelbar zum Licht gewandt, im Licht zu mundeln. if das Frühgebet, das wir dir tragen vor; ag’ es empor zu dir und über dich empor! t als ein Mittler gehft du durch der Schöpfung Mitte, ı bringen oberen der untern Weſen Bitte. 8 zu der Sonne fie, die dich am Faden leitet, a5 die fie bringe der, in deren Dienft fie fchreitet.

—t 410

Der goldne Eimer reiht von immer höhern Sommer Zu immer böhern bis zum höchſten Sonnendrmme. Sort füllt ihr mit dem Thau den Eimer, der uns lei:

Sorthin, mit Dank gefüllt, tragt mir den leeren ji!

32. Sich, auf dem Pfuhl, mie ſchwimmt das zarte Lotoiblah‘ So bleibt der Reine rein aud an unreiner Stall. Es fintt nicht in die Fluth, es iſt von ihr gehoben, Tie Fluth negt unten es, doc immer ichwimmt es obe! Es wandelt trüben Schlamm in Blütben himmelblau, Und freudig fällt darauf in jeder Nacht der Than.

O ſchilt mir nicht den Piuhl, der ſolche Blüthe nährt! Tie dunkle Mutter ijt durch's lichte Kind verflärt. Schilt nicht die Welt, ſie woll' ein reines Herz verderbe

Sie will durch's reine Herz die Reinheit ſelbſt erwerb Tie Yotosblume blüht darum in SHerzgeitalt, Daß du zufrieden’ jeitt mut deinem Aufenthalt.

X —X

Komm her un) laß uns in den heil'gen Fluthen baden, Tie mit dem Silberblick zur Reinigkeit uns laden. Tie Sonne breitet aus des Strablenmantels Füllen. Un in ein ihönres Kleid als ird'ihes dich zu hüllen Ein lindes Badetuch reiht dir die Morgenluft, Tas ih mir Wohlgeruch attrodne un) mit Duft. Tas Waſſer jelber wallt ein Gürtel von Kryitallen, Ter dir um die Geitalt ſich ſchmiegt mit Wohlgeſalle And auf dem runde rubt, geihmeidist von der Fluth, Die Erde, die dir weih Suntalendienite thut. So tauche rein dich ein in jedes Etement, Und tet von dem, der iſt in jedem, ungetrennt. Tie Fluth, die ewig träuft von \einen Augenlieden, Hat er zum Labequell Dem Wröchdurit beichicden. Tie Thiere jeloft der Flur, fie fommen grob und flein Zur Tränfe, aber nur des Nachts im Mondenſchein. Sie jollen in der Nacht die kühle Yabe Ichmeden, Tag Menich und Thier am Tag einander nicht erjdgredt

x

—t 411

Und die unſchuldigſten, die reineften der Innung, Tarchen am tiefften ein, andächtiger Gefinnung. Das Reh, das furchtfame, bleibt nicht am Ufer ftehn, Hu trinken, jondern läßt die Fluth an's Herz fi gehn. Und lei’ entweicht es durch die Fluth zum andern Rand, Bern drüben feinen Feind, den Tiger, treibt fein Brand. Der fihne Tiger tritt nicht in die heil'ge Fluth, Um Rande leckend löſcht er jeiner Zunge Gluth. Die gift'ge Schlang’ allein von allen Feldes Thieren - bt nit zur Tränke, um ihr Gift nicht zu verlieren. Eie fieht die Fluthen, weil fie ihr das Gift entziehn; Sei reine Fluth, jo wird die Sünde ſelbſt dich flichn.

34. Of faßt mich, wenn ich ſeh ein zartes Kinderleben, Vehmuth, wie ihn die Zeit wird Müh und Dornen wmeben. Gel ſeliner füllet mich fein Anblick mit Vehagen

Brüdht’ und VBlüthen, die ihm noch die Welt wird tragen. SH fchliehe nicht daraus, daß eitel fei die Welt,

Tod) dag fie mir nunmehr als eitel dar fich ftellt.

35. Bie gleiheft du, o Menſch, und dein Geſchick den Saaten, don denen Niemand weiß zuvor, wie fie gerathen. * manches Ungemad, Froſt, Näffe, Dürre, Brand, Sieg ihnen zu beitehn des Himmels Unbeftand. Und wenn fie glüdlih nun beitanden die Beſchwerden, d ift ihr Ende, daß fie ubgefchnitten werben.

36.

Eich an den Maferfall, wo du ihm nahe ftehft,

Und fich ihm wieder an, wenn du ihm ferne gehſt! & ih dir bald im Aug' und ift dir bald im Ohr,

M in und aufer dir, tönt nad) und’ ſchwebt dir vor.

fullt dir jeden Sinn, und ſpricht zu allen Sinnen;

Lerſuch es und entrinn, ihm ift nicht zu entrinnen.

rauſcht und raujcht und raujcht, die Gegend Hört ihn raufchen, Und lauſcht und lauſcht und laufcht, und wird nicht jatt zu laufchen.

—t 412

Er wühlt und wühlt und wühlt, der Boden fühlt ihn wähle, Und fühlt und fühlt und fühlt, und reicht nidt aus za fh Gr ſchäumt und ſchäumt und ſchäumt, die Blume läßt ihn Wald Und träumt und träumt und träumt, und hört nicht auf ya tehe! Gr ſirahlt und ſtrahlt und ftrahlt, der Maler tieht ihn firahlen, Und malt und malt und malt, und wird nicht md zu ml Er haucht und haucht und haucht, feucht fühlt die Luft ſein & Und taucht und taucht und taucht, fich jatt darein zu tande Er quillt und quillt und quiflt, und wird nicht matt zu que Er ſchwillt und ſchwillt und ſchwillt, und wird nicht fatt ze ſe Und wie er quoll und quoll, und wie er ſchwoll und ſchwoll, Sein Quellen wird nie leer, jein Schwellen wird nie voll. Kein Gleiches hat die Flur, ein Gleiches ihm bat nur Die ewig fih aus ſich gebärende Natur.

57. Sieh an die Pilanze, die empor aus dunklem Grunl Zum Lichte treibt, von den fie aud bat dunkle Ki Mit ihrem Stengel Steht fie erit in Einigkeit,

Und im Gezweige dann iſt jie mit fich entzweit. Nicht in der Einung noch Entzweiung ift gefunden Tas Licht, bis höhere Vereinung fie verbunden. Die Knoſpe rundet fi), aus der die Blüth' erwacht,

In deren Farbenduft das Licht iſt angefadht. Durch joviel Stufen hat das Licht die Pflanz' erzogt Um auf der oberften zu ruhn als Yrisbogen.

Das Leben der Natur ijt eine ſolche Pilanze,

Die aus fi) jelber ringt empor zu Gottes Ylanzı Tie Wurzel iſt Geftein, Gewächsreich iſt Der Stiel, Blätterverzweigungen Thierlebens reges Spiel.

Tod neues Leben tjt von oben angezündet, Wo der Naturtrieb jih im Menſchenantlitz ründel Da ift des Himmels Strahl im Irdiſchen verkünd Tie Note der Natur bat ihre Blüthenkrone ntfaltet, daß in ihr der Tuft der Seele mohne. Die Rofe, fterbend, haudt den Duft in Himmelstuf So ftirb, ein himmteleingejogner Alüthendujt! Die Rofe, lebend, haucht Duft über Lichrsgrüften; Sp Ieb’, ein bimmelon entbundnes Lichesdüften!

413

38.

Das Beiden füllt die Luft mit Wohlgeruch von Amber;

Un Perfiens Grenzen iſt's genannt Guli Beigamber. Gali Beigamber, das befagt Prophetenblume;

Wie gerne huldigen wir dem Brophetenthume! Srophetenblum’ iſt es, weil e3 uns prophezeit

Des Frühlings Himmelreih, der Roſe Herrlichkeit.

39. & liegt ein Klümpchen Schnee, da alles rings gethaut, Rordwärts in einer Kluft, wo ihn der Blick nicht ſchaut, Ber Eonne Lebensblid, der weg das Weihe nahm. Run wird der weiße grau vor Xerger und vor Sram; wird vor Jammer ſchwarz. Schon recht geihieht dem Stolzen; Barum nicht frifh und zart ift er mit weggeſchmolzen! Fragt, ob da3 vielleicht auch bildlich jei gemeint? eint nicht eigentlich, doch auch gut, wenn es faheint ! Kt, wenn ih aus ein Licht und an ein Feuer blies, Rerkt' ich, daß das fi aud ſinnbildlich deuten lieh.

40. Vie augentröſtlich auch und lieblich lenzverjünglich a8 Grün der Fluren ſei, es iſt doch nicht urſprünglich. as Grun iſt, wie bekannt, gemiſcht aus Gelb und Blau; Aun welches Blau und Gelb miſcht jo das Grün der Au? Sonne goldner Schein, das Blau int Wetherraum; Aus Beiden ift gewebt des Frühlings grüner Traum. das Grün unzweifelhaft ſtammt nicht aus grünem Saft, nn nur dur Luft und Nicht erlangt es joldhe Kraft. Drum it von Frühlingsgrün dein Auge jo erquidt, Weil’ drin vereint die zwei unfichtbaren erblidt. ihm, wenn dankbar es den Erbentraum genießt, Big er in Sonnengold und Wetherblau zerflieht.

41.

us Gelb und Blau entipringt nach unten Grün durch Mifchen; Reh oben miſcht ſich's nicht, dort blüht das Roth dazwiſchen.

414

Beionderfies it Roth und Allgemeinites Grün, Uud beide fordern fi, wo Schönftes joll erblähn. Trum ift der höchſte Ehmud vom Lenz der Welt verlieh, Auf Thronen von Zmaragd die Roie von Rubin.

42. Ter Frühlingshimmel ioll in MWoltendünsten brüten. Bis fi die Frühlingsttur gefüllt mit Yaub und Ylitier Schön it der blaue Raum, der wolf:nlo’c, nur, Wenn ihm entgegenblübt die tarbenreiche Fiur. Toh bis Die Lebensfüll' erwacht im Erdgenid, Sei ein Erſatz mir ein phantaftiih Wollenbild.

43.

Tas Licht if leicht es it die umnetehrte Schwere:

Ginleuchten wird dir's leicht, wenn ih dir's Mar erfläte. Tos “ih: von chen nimmt, menn es hernieder Ihmimm,

In gleicher Mater ab, mie zu Me Schwere nimmt. Am ichweriter alles tt >er Dunklen Erd' am nädften:

Ter Sonn’ am Ferr#er wirft res Lides Nreit am! Ti: leichte Yıkı iß: Ser m rg die Schmer Schwärze.

Und zwiſchen teilen Län der Tim un) Farben Stk. Tier honite Ton ir Licht, Der tiefite Tor Pr Racht,

Der endlich cam ertühr, ertielsdt und neu ermadt: Wie dir dir Schlaf bei Nacht ichwer drüft Me Augenlieht:

Die leicht der lichte Serahl des Morgens au'iſchließt mut

44. Sieb, wie die Bläuchen # um ihrer Stengel Rollen Tie lebenstuftizen, verrragiihen Weichen ! Sters eines oberhalb des andern, uber Io, Ta feines binderlih if Einem irgendwo: So in gewuntenen Abitufunaen erhoben, Taß feines keins rerdedt. von urten frei und oben; Daßs jedes Sauger farz ven unten ber den Segen Tes Thaus, der aufteigt. und von oben ber den Regen, Red allen Seiten din ũch breitend in die Yult, Schmweigend in Zonnenglanz un! :n der Köcte But

415

45.

jaz iR der Vorzug wohl der menſchlichen Vernunft

Ber allen Trieben, die beſiht der Thiere Zunft?

zurß nicht der menjchlichen in allen Stüden gleich Rebnvernunft und Kunſt, an Wunderwerten reich?

er Renſch lann feiner als der Seidenwurm nicht |pinnen, Und künftlicher nicht baun als Immen goldne Zinnen. nd nicht gelernt ijt das, geerbt ift’s vom Geſchlecht;

Der jüngfte Biber baut gleich wie der ält'ſte recht.

ie wanjänglicde Naturvollkommenheit

Sie volllommener geworden durch die Zeit.

nd dieſes ift, was der Vollkommenheit gebridt; Soltommnungsfähigkeit fehlt nur dem Menſchen nicht. Ne junge Spinne ſpinnt nur wie die alte jpann,

Indeß der Menſchenfinn ftet3 neu Geweb' erſann.

m Bater erbt er's nicht, vom Meiſter kann er's lernen, Und ausgelernt von ihm mit Freiheit ſich entfernen. Ke Freiheit voll Gefahr ift jedes Irrthums Spiel,

Rdeß der fire Trich nothwendig geht zum Ziel.

%h iſt's ein niedres Ziel vor jenem, Das erreichen

Der Menſch will, ſoll und kann, mag es auch ftels entweichen ; ds Kunftbehendigfeit und Thawerſtändigkeit

Sm wird in höhrer Art Naturnothwendigfeit.

46.

in einzig Bienchen war im Bienenftod erwacht,

‚Die andern ſchliefen nod in honigduft'ger Nacht.

in einzig Blümchen war am Blumenftod erblüht,

Die andern jchliefen tief im dämmernden Gemüth.

in einzig Blümchen lacht, noch jchläft der ganze Flor; Ein einzig Bienen wacht, noch ſchweigt der ganze Chor. a3 eine Bienchen fuhr durch all’ die Frühlingsflur,

Und fand, wie fand es nur? des einen Blümchens Spur. lenn dies nicht blühte, hätt’ umfonft fich jen’s bemüht, Und wenn nicht jenes fam, wen hätte dies geblüht ?

at jenes wohl gewußt, daß diejes blühte juft?

Het dieſes blühn gemußt, weil jenes war voll Luft?

—t 416

Bon beiden, mweldyes riet das antre, das no iälif! Gin drittes rich die zwei, jonft ichlieten fie nod ne. Sei's fern wie Orient von Occident getrennt, Ws findet ih und kennt, was gleichen Zriebs care Was gleichen Triebs entbrennt und gleichen Stans ſich nem, Es findet Ah und fennt und eint fi ungetrenkt. Es eint Ab ungetrennt in gleidem Glement Die Lieb’ aus Erient der Lieb' im Üccident

47.

Geichichten Hab’ ich viel geleien und gehört,

Die vielfah angeregt mich haben und verttört Geichichten möcht' ich euch, anrenende, erzäblen,

Doch wollte nie mein Geift ſich dieier Form vermihlen Und mid begeittern könnt' cine Geſchichte nur,

Veherricht' ih deinen Stoff, Geichichte der Natur: Inzwiſchen bat genug Beruhigung getsgen,

Zeiriedigung mein Geift aus Deiner Regenbogen. Der Regenbogen wirft in jantter Farbenpracht

Tie Friedensfahne beigeleater Wolkenichlacht, Wie nad der Leidenſchait gedampfter Wetterichwüle

Mein heißes Aug‘ eririicht der Weltbetrachtuug Kühlt.

13. Tie Schwalbe, die in's Haus, und die am Haujr baut. Zind in verihiednem Brad dem Menichen !ieb und nt. Tie eine bieret Ah zu nächitem Nachbarsmann, Tie andere ih dir zum HBauzgenolten an. TC hätt‘ ich immer, wär's vom Himmel mir beicjlofen, > 545 ne So treue Nehbarn und jo Tromme Hausgenofßen!

44, Tie Unſchuld licht im Thier Menihähnliches zu jehn, Losheit im Menſchen Thierverwandtes zu eripähn. Und leicht ift eines auch auf's andre auszulegen, Weil beides überall in beidem tit zugegen, Ta das geringite Thier ſchon auf den Menichen deutet, Und Telten fich ein Menſch hat ganz vom Thier gehänkt.

417

dem Thiere guckt ein Stückchen Menſch hervor,

jeden Menſchen zupft die Thierheit noch am Ohr. Scharfſinn und Verſtand nun liebet Unterſcheidung, fiebt dagegen Witz und Phantafie Verkleidung.

Mer als die Luft an der Rarrilatur,

harmlos ſpielende Begeiftrung der Ratur,

ber Niederes um eine Stufe rüdt

uf, als Höheres hinab um eine vrüdt; mdermährchenwelt tieffinnige Betrachtung,

des Brahmanen draus entfprungne Thierweltachtung.

50. ein Kraut, daB Allmannsharniſch wird genannt; 8 an ſich trägt, der fiegt, wo er wird angerannt. berglaube fucht das Kraut auf Feld und Wieſe, ı tommt’3 dem Menſchen nur herab vom Paradieſe. otibewußtfein ift’3, daS droben ift zu Haus, it der Strauß, mit dem du fiegft in jedem Strauß.

51.

onne, Mond und Stern in ihrem Strahlenblige wie nit empor mit deiner Fingerſpitze!

nen ſpähend hebt der Aftronom jein Rohr,

ıber fchaue nur mit frommem Aug’ empor.

a Haft ihre Bahn nicht ihnen vorzufchreiben ; gehſt darunter weg, und fie dort oben bleiben.

52. Hag, wenn mit Duft der Himmel fi umſäumt, Binter weißem Flor die ſtille Sonne träumt, such das welfe Blatt im Waldgebirg erfriſcht, mr die Grille ſchrillt, und nur die Schlange ziſcht: alten weißverhüllt die Geiſter ihre Runde, alle Schätze thun fih auf im Erdengrunde. d die Geifter und die Schäge, die der Macht Sonne folgen, nit dem Mond der Mitternachi. r ein Sonnenkind ift rein von allem Böfen, lann der Schäge Bann, das Band der Geiſter Löfen. b !Derke VII. 2

—t 48

53. Ich ging den Strom hinauf und forſchte nad der Luk, Aus deren Schooße fi ergöfie jede Welle. Je weiter aber ich hinauflam, ward mir fund, Statt einer Quelle ſei's ein ganzer Cuellengrum. So, welcher Sache nad) du forſchen mag und graben, Statt einen Grund wirft du gefunden viele haben.

5.

Ter junge Bogel, wo lermt er den jrohen Stun, Flug und Gejang ? lernt’ ich's von ihm, welch ein Gewm‘ Im ſchwanken Kefte ſchwankt er ob der Frählingsi, Und athmet um fi her friſch athmende Ratur. Bon diefem Athem if ihm Mark und Bein durdjbrungen, Die Bruft gehoben und die junge Schwing’ erſchwungen Er fieht nur freie Luft, und fühlte nur friiden Tuft, Und hört den Bater froh, wie er die Mutter ruft Kur nadzufingen, nachzufliegen, nachzuahmen Hat er's, und nie wird er verfrüppeln und erlahmen. Hätt' eine Sängerin mein Wiegenfind zur Amme, Tie ihm des Wohllauts Tel träuft in die zarte Flammt. Ein farbenbuntes Bett, ein kühles Laubgemach, Ten Pfühl des Frühlings und des Himmels goldnes Teh Auf feinem grünen Pfühl, unter dem goldnen Dach, Wiegt ihn der Mond in Scdlat, füht ihn die Sonne mei Er pflüdte jede Blüth', und bradhe jede Frucht, Und ohn' Erziehung wüchi' er auf, ein Wild der Zuft. Er müßte frank und frei, froh wie ein Bogel werden, Und wenn nicht Wiegen, doch vor vuſt ſich jo geberden.

r

35. Geſundes Auge ficht, es hört geſundes Chr Durch Kraft von innen das, wa3 außen if davor. Doch wird der Einn ſich jeibR zum Gegenſtand, ein Braut IM kranken Aug's Gefunt und franfen Ohr's Gehruns. So jei zum Gegennand die Außenwelt verliehn

Geſunder Phantafe, nicht kranker Phantafen.

—t 49 +-

56. x Wuge, mit der Tin’ und Farben Flimmer, ſt wohl beſſer? was, taub oder blind, ift Schlimmer? der Linie jo jehr ftehn dieſe beiden denſchenangeſicht, daß ſchwer ift zu enticheiden. ht entſcheidet nicht, entfcheide denn nad feiner be Jeder, ich enticheide jo nach meiner: ıden Dichtern hab’ ich Vieles ſchon gelelen, einem großen doch gehört, ver taub geweſen.

97. g’ if über'm Ohr in allen Stüden, traun, man nicht mit ihm fann um die Eden fchaun. g if überm Ohr fürwahr in allen Stücken, man nicht mit ihn kann fehen Hinter'm Rüden, dem Ohre man wohl Hinter'm Rüden hört, au nur Schlimmes meift, das unfre Ruhe ftört.

58. nne, welden Gott die obre Stelle gab, auf die untere mit zuviel Stolz herab. vor lauter Stolz nicht ein auf hohem Pfuhl, ke nichts find, als ein bejondertes Gefühl. ge fühlt das Licht, und fieht, vom Licht berührt; ı urch Erſchüttrung wird der Schall in's Ohr geführt. + riecht den Ruch, es jchmedt den Schmad der Mund, ndlich ſpüren fie, was fih von Ding thut fund. Mend Aug’ und Ohr ausgreifen in die fyerne, alles Raf’ und Mund in fi hineinziehn gerne. fchen beiden ſchwebt, im wogenden Gewühl Sinnenwelt, der allgemeinſte Sinn, Gefühl. eſt nicht allein, was deine Hand berührt! ihlſt in deiner Bruft, dein Herz fühlt fi) gerührt. Berlich dein Sinn, ijt innerlidh dein Sinnen; Unterjcheiden jhied das Außen von dem Innen.

59. die Welt hinaus mit allen deinen Sinnen, Jienen gleich in's Haus den Honig zu gewinnen.

40

Wohin du fliegen magft, da biſt du eingeladen, Und irre fannft du aud nicht gehn auf allen Pfaden Did: zieht von bier und dort, von jedem BDuftverfad, Zu deinen Zellen beim der führe Honigrud,

Der Borrath ftärfer als den draußen du begehrft, Den aber du mit dem von außen immer mehrfl Müde von Ylug und Braus, kehr' in dich ſtill zuräd,

Ruh’ in dir jelber aus, fo fühlt du höchſtes Bläd, Wenn du dich, ohne zu verfinten, ganz verfentek,

Ausdichteft Ipiegelglatt, was du durdfichtig denkeſt. Wie du ziehft von Natur den Athem aus und ein,

Lern’ au im Geiſte nur außen und innen fein.

60. Sieh die Verfaffungen der Bölferftaaten bie, Ameijenrepublif und Bienenmonarchie. Die fliegen in der Luft, die kriechen an der Erde; Tie ſammeln Blüthenduft, die Körner mit Beſchwerde. Dort waltet ein Gejeg, und hier ein Oberhaupt, Hier wird geſchaut, was dort unjihtbur wird geglaubt. Der Bienenftaat ift hin, wann ftirbt die Königin, Ameiſenreich beftcht, unſterblich ijt jein Sinn. Mit Andacht ſammle du in reinlichen Geſchirren Bon Bienen Honigjeim, und von Ameijen Myrrhen.

61.

Dein Sohn, fieh an den Hirſch! wie edel, ſchön und groß, Und doch wie voller Furcht und alles Muthes bloß! Die Waffe des Geweihs kann jeine Furcht nicht mindern, Die Zinfen dienen nur ihn auf der Flucht zu hindern. Cr fann auf jeinen Feind nit wenden ihre Schärfen,

Und dem Ausreißer gleich fie nicht einmal wegwerien.

62, An einem Pfuhle Jah ich jprudeln cine Quelle, Sp trüb fein Wafler war, jo hell war ihre Melle. Durch einen jchmalen Rand wur fie von ihn geſchieden, MWie dom Unedeliten das Edelſte hienieden.

—t 421 %—-

Hat ihre Reinheit vom Unreinen ſich genährt,

Gefintert dur den Sand Unflares ſich gellärt ? Unſchönes, fo verihönt, wär’ um nichts minder ſchön;

Doch fieh, die Quelle ſpringt, und deutet nad) den Höhn. Micht ſpringen könnte fie, wenn fie nicht wär’ entſprungen

Bon jenen Höhen, die dies nied’re Thal umrungen. Sie ih ein fchönes Bild, dag, was herab geboren

Bon dort ift, nie nad) dort empor den Trieb verloren. Dies Angedenten hat die Reinheit ihr bewahrt,

Ihr Weien nahm nichts an von ihres Nachbarn Art.“ Vaß dich die Nachbarſchaft des Schlechten nur nicht kränken; Den Einflug wehrt dir ab des Beſſern Angedenten.

63. Am Stromesufer fteht erihmungen eine Palme Hoch ob der Dünfte Kreis und erdenahem Qualme, So ho, daß Menſchenwitz nicht ihre Kron' entblättert, So glatt, daß Affenkunft nicht ihren Stamm erflettert. Die reifen Früchte wirft fie aus der Luft hinab In's Wafler, welches ihr dazu die Nahrung gab. Die Früchte, wann fie jind den Strom hinab geſchwommen, Schwimmen dort an ein Land, wo Palmen nicht befommen. Billlommen find fie dort, die Gaben aus der Ferne, Die Menſchen efien fie und ſammeln ihre Kerne. Sie zögen aus dem Kern jelbft eine Palme gern, Doch Erd’ und Himmel ift dagegen, Sonn’ und Stern.

64. . Geſelligkeit erhöht den Menſchen nicht allein, Das Thier veredelt auch und fteigert der Verein. Der Biber baut voll Kunit, der in Geſellſchaft Iebt, Indeß der einjame nur jchledhte Höhlen gräbt. Des Bienenftaates Fleiß thürmt goldner Schlöfler Duft, Nicht Wachs noch Honig füllt der Mauerbiene Kluft.

65.

Geſchichte und Natur, zwei Räume find fie nur, Wo überall der Tod geht auf des Lebens Spur.

492 +

Du fiehft, wohin du fiehft, Zerſtückelung, Bruchſtüde; Das Eine iR dahin, das Andre noch zurüde. Du fiehft Verbindungen und fühleft eine Lücke, Sucheſt Zufammenhang und findeft Feine Brüde. Blick' in die Sternwelt auf, damit dein Geift gefunde! Dort iſt der ew'ge Kreis, der in fi ſelb fi wundel. Die Ordnung droben ift, wo aufgehoben ift Die Wirrung, wo fi fügt, was bier verfchoben if. Freu’ dich in jeder Nacht, daß Sterne niederglänzen, Mit Höh’rer Hoffnung Strahl dein Dafein zu ergängen.

66.

Ein Voglein hatte fi in meinen Schuß begeben,

Es wollt’ in Sicherheit, wenngleich gefangen, leben, In Sicherheit vor'm Schred des Reichs der Luft, dem Geier,

Bor welchem ſicher fih kein Vogel fühlt, kein freier. So gern gefangen nur vor meinem Fenſter hing's,

Doch im Befängniffe dem Schidjal nicht entging's. Ein Geier nahte kühn zum Kerler feiner Luft,

Und flug durch's Gitter ihm die Krallen in die ruft. Doch konnt er feinen Raub nicht in die Lüfte tragen,

Und fterbend ließ er's uns zurüd, es zu beflagen. Durd feine Dienftbarkeit hat es nur dies erworben,

Daß e3 nit unbemerlt noch unbellagt geftorben.

67. Vom Onir wird gejagt, daß er, im Ning gefaßt, Macht einen, der ihn trägt, in jedem Ding gefaßt, Und, went ein folder Stein zur Erbſchaft ift gelaffen, In Glück und Unglüd ift er jederzeit gelafien. Wohl jo gefaßt zu fein, ift eine ſchöne Fafſung, Und die Gelaſſenheit die reichſte Dinterlaffung. Doch laß dir deuten recht die Hinterlaſſenſchaft, Und faß in deinem Sinn der Faſſung Wunderfraft! Ter fo gefaßte Ning will an der Hand dir reichen Ein Zeichen, daß dein Herz ſich fallen ſoll desgleichen. Denn wohl zu jeder Frift gefaßt wird jein ein Dann, Der nie vergißt, daß er gefaßt fein fol und fann.

433

den Stein, und trag daB Leben fein gelafien, er daB Leben trug, der dir den Stein gelaflen. wie er, der nun, in Grabesrund gefaßt,

Belt gelaflen Hat, gelafien und gefaßt!

68. enſchlichſte Geſchäft ift Menſchen zu erziehn; Blumen ziehe, wen nicht Kinder find verliehn. Anmen Jugend läßt vor Stürmen und Gefahren

b immer leichter als die menſchliche bewahren.

baxer find fie auf, vom Wiegenrand zur Gruft, jiehunglohnender mit Farbenſpiel und Duft.

‚mag ein altes Aug’ aus ihren Kinderaugen

augen das Licht, daS fie jelbft aus der Sonne faugen. m faugt fie ihnen aus das eingejogene,

miflogen ift der Glanz der angeflogene. Farben auf der Flucht von Kronen ftets zu Kronen, Exrauer ift wo fie fliehn, und freude wo fie wohnen. eh deine Blumen an in deiner Luft und Trauer, Und tröfte did, daß auch an dir ift feine Dauer.

69. ie Sonne, die ſoviel iſt größer als die Erde, Iſt ſie die Hirtin, und die Erd ein Lamm der Herde? t fie die goldne Trift, mit Flammengras bekleidet, Worauf die Erde mit den andern Lämmern weidet? t fie der Bronnen, der mit Glanz die Herde träntt? Die Hürd’ in welde fie wird Abends eingelentt? b Hirtin oder Trift, ob Bronnen oder Hürde, Sie hat ein jhönes Amt und eine hohe Würde. enn Hirtin, bite fie mit treuem Blick die Ihren; Wohl aus den Augen wird fie leicht fein Stüd verlieren. enn Trift, jo treibe fie mit ew'gen Frühlingstrieben, Und Iuftgetrieben gehn die Lämmer nah Belieben. enn Bronnen, ſei fie uns voll fiets vom Thau der Gnaden; Wenn Hürde, fammle fie die Herd’ ein ohne Schaden. n ſchöner Sommertag, den ausgeiprungen babend, Die müde Herde jucht den warmen Stall am Abend.

44

70.

Siehft du, wie der Planet ſich um fich jelber dreht, Und fill dabei im Kreis um feine Sonne geht! Was um die Som' ihn zwingt, und was um id iin At nicht verfchieden, eins durch's andre ift bedingt. Das ift des Mannes Muth, der auf der Liebe ruht,

Der ſelbſt fih thut den Dienft, den er dem Andern te. Dagegen ein Trabant ift jeder Stern genamnt,

Der feinem Haupiſtern fi) zuwendet unverwandt. Er kehrt in Dienftespfliht ihm zu fein Angeſicht,

Und dreht fih fo um ihn, doch um fid felber nid.

71.

Bon Strömen täglid trägt und flündlich weld ein Her Dem Meer ſüß Waſſer zu, doch bitter bleibt das Mer. So tägli, ftündlich bringt von Weisheit auch genug Zur Welt der Weijen Zunft, doch wird die Melt nicht Hug. Tod ließen dieſes ji die Weifen wohl verdriegen, Ta unverdrofjen ſtets in’s Meer die Ströme fliegen? Ta nie in ihrem Kauf die Ströme fich verbittern, Wie follten Weiſe fih im ihrigen erbittern? Die Ströme ſüßen nie das Meer, do ziehen fie Aus ihm ihr Süßes jelbit, und willen jelbit nicht wie, Ch unterirdisch aufgedampft und ausgebraut, Ob überirdiich abgeklärt und angeihaut; Des Meeres bittre Fluth wird ſüße Quelle wieder, Und billig frömt der Cuell darum zum Meere nieder.

12. Die Erd’ ın ihrem Bau ift gar nicht eingerichtet Ein Paradies zu fein, wie Phantafie es dichtet, Ganz ungeeignet, von Uniterblihen bewohnt Zu fein, da überall auf ihr Zeritörung thront; Ihr ew'ges Leben nur auf cwiger gerftörung, Ihr ew’ger Friede ruht auf ewiger Empörung. Darum unfterbiih kann nur das Geſchlecht allein Bon Anbegiun, wie es noch iſt, geweſen ſein:

425 5—-

ein Einzelner, der, ſelbſt unfterblich, das Verderben Nicht Hätte können fehn ringsum, ohn’ auch zu fterben, icht Hätte Lönnen. ſehn die Pflanzen jährlich blühn Un» wellen, ohne mit in Sehnſucht zu verglähn, icht zittern fehn die Erd' und ihre Berge fplittern, Ohr’ uranfänglichem Granit gleich zu verwittern.

73.

Ye Göttin, die, verhält, um’s Antlig Schleier trägt, Die Braut, nach welcher Luſt der freche Freier trägt, dit Andacht nahen mußt du der geheimnißreichen, Wenn fie den Schlüffel dir ſoll zum Geheimniß reichen. elauſche, die im Traum ununterbrochen ſpricht,

Do unterbridh fie mit Dazwifchenreden nicht. lehorchen magft du fie, nicht peinlich fie verhören; Gehorchen wird fie nie, nur günftig did) erhören; hören günflig den, der brünftig fie erjucht,

Den aber äffen, der zudringlich fie verjucht, den, der mit Gaukelwerk und Tafchenfpiel beichwören Sie will, mit Gaufelmert und Taſchenſpiel bethören.

14,

Bas ift unwandelbar in der Berwandlung Reich?

Dos Ew'ge jelber bleibt fich ſelbſt nicht ewig gleich. Der Länder Grenzen rüdt nicht Völkerwechſel nur,

Es rüdt durch Ström’ und Meer fie jelber die Natur. Imd jene Bahnen auch, die unveränderlidhen,

Wovon die Wandelftern’ im Wandel nie abwichen; Daß fie von Zeit zu Zeit ein wenig doch ausbeugen,

Muß jede Sternfart’ uns, die nicht mehr paßt, bezeugen.

75. Bas glänzt, daß du es ſiehſt, ift gleihlam im Verbrennen; Die Farben werden fi) davon wie Funken trennen. Bas ſchallt, dak du es hHörft, ift nah dran zu zeripringen; Nur durch Erſchütterung vermag’s dich anzuklingen. Bas duftel, daß du's riecht, und was du jchniedeft gar, In diefem nimmft du leicht der Theil’ Auflöfung wahr.

77.

Laß dir in der Ratur am Was, Wozu und Wie Genügen! das Warum begreifeft du do mie; . Was wirkt, und wie es wirft, wozu du brauchen fanzfl Die Wirkung, ohne daß du ihren Grund erfaunfl.

Fuhrt ficher üUber's Meer zum Ziel doch der Mage Den, der nicht fragt warum, nur fieht wie er ſich im

78.

Wie mittheilt ein Magnet die eigne Eigenſchaft

Dem Eijen, ohne daß er felbft verliert an Kraft, Weil, was er mittheilt, nicht ift feiner Kraft Bewegung,

Bielmehr die Richtung nur und gleicher Kraft Unregm Richt, wie ein Feuchtes, wenn man drein ein Trocknes keu

Ein Theilden Feuchte fühlt vom Trodnen aufgebrawd Und Warmes fälter wird, das altes made wärmer;

So wird ein Neicher, der den Armen reicht, weßl Ari Doch ärmer werden foll fein Geift, wenn angebaut

Bon ihm ein andrer aud nun brennet oder ramik:. Klagft du, daß etwas durch Mittheilung dir entgeht,

O ſchame di, du bift ein Schwamm, und kein Meg

47

79.

Dr ſiehſt ein Andres als du höreft, und du jchmedejt Und riehft ein Andres als du durch's Gefühl entdedeft, Ha Ding, von welchem du verſchiedne Kund' einzichfl, Wie du es fühleft, riecht, Ichmedft, höreſt oder fiehft. Bad if fein Zweifel, daß, fobald ein Sinn dir fehlt, Gleich eine Seite fih vom Dinge dir verhehlt; Die wichtigſte vielleicht, wenn grade dir entweicht Der Sinn, dur den das Bing vorzüglich dich erreicht; Bir je ein Blinder mit all’ feinen andern Einnen Den Farben eines Bilds kann wenig abgewinnen. Tram, wenn dir zu Gebot mehr als fünf Sinne ftünden, 65 würbeft du auch mehr als jegt vom Ding ergründen ; Wie ſchon der edelfte, den jetzt du haft, verftärkt Durch Kunft, dein Auge, mehr als von Natur bemerkt. Und ging dir nicht vielleicht ein ſechſter Sinn verloren, Ein fiebenter, vielleicht auch wird er einft geboren? Bl mit den fünfen doc, die dir inzwilchen dienen, Da unzufrieden bift und fommift nicht aus mit ihnen, Vell mit den fünfen du jo wenig kannt bezwingen Das Ding, daS du fo jehr begehreft zu durchdringen. Umpe Träumerei! Gebraude fein mit Fug Die fünfe, die du haft, du Haft daran genug. Be sollt’ ein fechfter Sinn herkommen oder hin? Wär’ e8 ein niederer, jo wär’ es fein Gewinn; Dir könnt’ ein höherer nur als dein höchfter frommen, Doc über'm Auge hat den Platz der Geift genommen. Benn du es recht bedenkſt, laß ihm nur feinen Pla! Ya ihm gefunden haft du den vermißten Schap.

80.

ke der Erſcheinung fichft du völlig auf den Grund, Die Dinge thun fi nur durd ihre Wirfung fund. tifären magft du fie dir, wie du willft, mein Kind, Die Hauptfach’ aber iſt: fie brauchen, wie fic find. u fiehft: damit dies Rab vom Heber fliche, muß Zänger fein äußrer jein, kürzer fein innter Fuß.

48

Dann g’nügt ein Mundeshauch, fo fleigt'3 von jelbk im Ach Im fürzeren, und fließt im längeren bemor. Warum? ob du's begreijit, das iſt nicht von Gewich; Doch nimmft du ihn verkehrt, fo fließt der Heber wit Die Dinge der Ratur ſtehn ımter Zauberbann, Und der beherricht fie, wer das Wort ausiprehen lam Es auszuſprechen g’nügt, ob oder nicht verflanben; Und ganz es zu verftehn, ift noch nicht Zeit vorhanden.

xl. Ter Maulwurf iſt nit blind, gegeben hat ihm nur Ein kleines Auge, wie er's braudet, die Rabır, Mit welchem er wird fehn, foviel als er bedarf, Im unterirdiihen Balait, den er entwarf, Und Staub in’ Auge wird ihm deite minder fallen, Wenn mwühlend er empor wirft die gewölbten Haller. Ten Regerwurm, den er mit andern Zinnen fudt, Braudt er nicht zu eripäh, nicht ſchnell it deñen Flucht Und wird in warmer Nacht er aus dem Roden fteigen, Auch jeinem Heinen Stern wird ih Der Simmel zeige: Und ohne daß er's weiß, nimm er mit ſich hinnieder Auch einen Strahl, und wühlt vergnügt im Dunfeln wieke. "2, Ten Maulwurf nennit du blind, weil er, wenn du an's Lich Ihn ziehſt, neblendet ſcheint, blind aber ift er nid. Vielmehr es tit fo fein fein Auge, daß es fühlet Tas Licht im dunkeln Grund, wo er die Gänge wüblet Trum, grabend, gräbt er itets, die Sonn’ im Rüden haben. Am Morgen gegen Weit, und gegen CH am Abend: Ter Sonne, die er doch nicht fichet, abgewendet, Tamit nicht in der Nacht ibr ſcharier Glanz ibn blendet Mein Sohn, oft ift von Unempiindlichkeit der Schein Kur eine äußerfte Empfindlichkeit allein.

83. Iſt dir belannt, warum in der Gefangen ſchat Der Elephant verliert die Stammfortpflanzungskrait

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er, der Iuftmtbrannt im freien Wald gegangen,

Ban zahmer Weibchen Lift bethört ward und gefangen: e ſchmeichelnd Iodkten ihn und in die Mitte nahmen, Bis Re in's Fangbereich der Menſchen mit ihm kamen. s Edam nun, daß er ſich von ihnen ließ verführen, If’ er, fo jagt man, nie mehr fi) von ihnen rühren. & Andre fagen, nicht dak er den Weibchen grolle,

har daß er kein Geſchlecht von Knechten zeugen wolle. $ Andre, dab er jet zu fchambaft, weil ihm fehlen

Die dunklen Wälder, um fein Minneipiel zu hehlen.

) wieder Undre, weil mit feinem Kriegerſtande

B& unverträglich fei, zu Inipfen zarte Bande.

mu auch dieſes Heer, das jtehnde, bald auäftürbe, Beun nicht Liſt und Gewalt ftets neue Mannſchaft würbe.

34.

9 diefe Muſchel, Kind, gewunden, glänzendroth,

Ind fag’, ob Menichentunft je baute ſolch' ein Boot! a0 der Steuermann darin, der Nautil, lebte;

Bie filher und gewandt durch's Meer der Rachen ſchwebte! iſſtuliel hieß er auch, und nic hat Schiff und Kutter ihm wohl gleich gethan, wenn er ſchwamm aus auf futter. x fagt, e3 bat von ihm der Menſch gelernt das Schiffen, doch hat er von der Kunſt nur einen Theil begriffen, braucht dazu viel mehr Gezeug, Geräth, Gerüft,

18 unfer Rautil, der fich felber Alles iſt.

m eben war die Fluth, und es ihm dünkte qut

x ſchiffen, rüftet’ er fein Schifflein wohlgemuth.

feinen Armen, den in großer Zahl verliehnen,

tredit’ er ein Paar empor, zu Maften ihn zu dienen. zwiſchen ihnen dehnt’ er aus nach rechter Regel

in Qäutchen zart und fein, das ſchwoll im Wind als Segel. Stener if in's Meer ein andres Glied getaucht,

nd Ruder rechts und links, ſoviel cr immer braudt. dmaßen blieben ihm frei immer noch genug,

u haſchen einen Raub aud im Vorüberflug.

ım aber naht ein Feind, wann droht ein Ungewitter, zovor ein Menſchenſchiff verzagt und geht in Splitter;

Der Aberglaube fagt: Wirft du beim Wandern ſpüren, Daß dich ein irrer Geift bei Nacht will irre Füßen; Sp halte dich nur mit dem reiten Fuß im Gleiſe Des Fahrwegs fein, und ungeirrt geht deine Melk. Denn auf dem Gehweg nur, nicht auf dem Fahrweg kai Es Schaden thun, und hat Macht Über'n Wandern. In Bmeifelsfällen iſt's und bei BVedenklichleiten Im Heerweg beſſer al3 auf eignen Pfaden ſchreiten.

. 86. Richt erft vom Werkzeug wird Naturtrieb angehaudt, - NRaturtrieb bringt hervor das Werkzeug, das er malt Das Bögelden im Reſt will ſchon Gefieder regen, Das nicht gewachſen ift, und maß ſich wieder legen. Mit ungewadhinen Horn fiehft du das Roben, Und mit noch glatter Stirn vergebens ſich erben Das Bödkhen fühlt fein Horn, das Bögeldien die Gıwsinge Zum Boraus, und ihr Trieb fucht fie zu ing So fichft du auch das Kind mit weicher Zumge Iafien, Eh’ noch das Werkzeug läht volfommme Ti’ erieflen Und fiehft es zum Berfuch mit feinen Handchen langen, Rod ch’ fe ganı qeichit es willen anzufangen.

43

er Geiſt gebraucht nicht, weil fie brauchbar ift, die Hand, Die erſt die Brauchbarkeit, weil er fie brauchte, fand.

r richtet nicht im ſchon gebauten Haus fich ein,

Son innen baut er e3, und zieht nicht erft hinein;

lie nicht Die Schnede kriecht in’3 leere Schneckenhaus; Sie wölbt es um fi her und firedt den Kopf heraus.

87.

in Wandersmann, der aus der weiten Wüfte kam,

Wo er nit Menſchenwort noch Menſchenblick vernahm, rt in ein Felſenthal, von Bäumen kühl befchattet,

Wo eine Quelle rauſcht, da ſetzt er fich ermattet.

um ſchaut er in den Quell, und fieht fich jelb darin, Und weiß nicht, daß er’s ift, und ſchwankt in feinem Sinn. tſchwankt, alawie er ſieht fein Bild im Quelle ſchwanken, Und finkt, wie in die Fluth, in wogende Gedantlen.

ann ruft er flaunend aus: Wer bift du? und mit Staunen Hört er der Felſen Mund: Wer bift du? gegenraunen. ur Gegenfrage wird die Frage nicht beichwichtet,

Do hat die Einjamteit nichts andres ihm berichtet.

ich jelb’ nur ficht der Menſch im Spiegel der Natur, Und was er fie befragt, das widerholt fie nur.

88. m Unfang war das Licht, ein goldner Aetherbuft, Der wollte anders jein, und ward fein Andres, Luft. ne Lufte ftrebten fi mit Sehnſucht auszudehnen, Und nieder flofien fie in Waſſer wie in Thränen. a8 Wafler gohr vor Luft und zeugete den Schaum, Da ward vervidtet Schlamm, und trug dann Gras und Baum. ie Schlammerd' aber ichloß ſich feft in fich hinein, Und ward im Innerſten verhärtet Erz und Stein. er Stein erregte fi, und fchlug hervor das Feuer, Das ward im Tiefen bald ein Herricher ungeheuer. et glaubt’ es ewig fi, am Ende fiel ihm bei, Daß es von Anfang nur das Licht geweſen jei. ad es beſchloß die Welt von unten auf zu treiben, Bie Licht von oben her; fo wird die Schöpfung bleiben.

432

89.

Aus Aeußerm fühlſt du dich und Innerem puſammen Geſetzt, o Menſch, die von verſchiednen Enden famme. Doch deine Aufgab' iſt die beiden auszugleichen, Und weder hier vom Pfad noch dorthin auszuweichen. Zu äußern Innere und Aeußres zu nerinnern, Das iſt der Tinge Recht, der äugern und der inner. Zu äußern Inneres und Aeußres zu verinnern, Iſt Geiftes Aeußerung und geiftines Erinnem. Sich äußern ſoll der Geift, nicht aber jich veräußern; Die innern Regungen find nicht ein Spiel der Aufem. Dein Innres überwiegt dem Aeußern, das jagt finnig Die Sprache jhon, die bei dein Annern gab ein Inrig Trum büte did, mein Sohn, je auker dich zu kommen: Und iſt's gejchehn, jo wird in dich zu gehn dir frommen. Aus ihrem Innern dur Naturtricb nimmt die Fludt Tu Pflanze, bis fie ſich erinnert in der Frucht. Tod ganz ift äußerlich geworden Stein und Erz, Kann nicht mehr in ſich gehn, wie ein verhärtet Herr Tarum muß äukerlid der Stein fi lafſen mälzen Bon Fluthen, und das Erz von Feuergluthen Tchmelgen Toh wem die äußern glei jind und die innern Enden, Der iſt ein Handihuh, nah Velieben umzurenden, Und höchſtens ein Polyp, den es nicht im Behagen Stört, wenn jein Manen wird zur Haut, Die Haut zum Map.

nn ln m

90.

Die Miſtel, wenn ſie kocht für dich den Vogelleim, Mein Sohn, ſorgt nur damit für ihren Samenkeim. Sie kann im Boden nicht gleich andern Pflanzen wurzeln. Nur Nahrung ſaugen aus Vaumäſten oder Sturzein. Und nimmer würde fie Nachkommen'chaft erzielen,

Wenn ihre Samen hoch vom Baum zur Erde fielen Ties zu verhindern ift die Klebrigteit beitimmt

Tem Körnden, das in halbdurchſichtiger Teere Ihmimmt. Tas Körnden kommt im (all bier oder dort zu leben

Un einen Iweig, und wird nicht lang unſchlüſſig ſchweben.

—t 433

3a wo es anklebt, wird's geſchwind ein Würzlein ſchlagen, Daun treiben einen Sproß, und wieder Beeren tragen. Hiel anders aber treibt es untenher und oben

Ws andre Pilanzen, die fich frei vom Boden hoben. denn ſenkrecht fenten fie die Wurzel all’ nad) unten, Und gradauf oben fteigt ihr grünes Blatt zum bunten. ie Miftel aber muß fih fremden Stamm bequemen, Wie er gewachſen ift, danach ihr Wachsthum nehmen. 6 oben, unten, ob fie hüben fitzt ob drüben

Um Stamm, danach mu fie verſchiedne Fünfte Üben. katd abwärts, bald hinauf, bald mehr und minder fchief Weib fie die Wurzel einzufchieben ftart nnd tief, n jeder Richtung dann den Stengel zu entfalten,

Und auch Lopfunterfih die Schwebe wohl zu halten.

91. Belch' eine Pflanze trägt im Frühling ihren Samen, Da ihre Blüthen erft hervor im Herbfte kamen? Die Zeitlof’ ift Hierin der Blumen Widerjpiel, Daß fie am Anfang ift, wo jene find am Ziel; dab fie am Ziel ift, wo am Anfang jene flchn; Drum hat fie die Ratur zum Sinnbild außerjehn, as aus dem Herbie, wo der Sturm das Feld erbeutet, Den kahlen Winter durch, zum Lenz hinüber deutet. da fie im Sommer nicht zu reifen Zeit gewann,

Und nur die Blüthenjpig’ im Herbſte zeigen kann; kemfeit des Froſtes tritt, gewedt von Frühlingsluft,

Die Samentapfel ſammt den Blättern aus der Gruft. zeitloſe Heißt fie, weil fie vom Geſetz der Zeit

MM gleihjam Iosgefagt, der Ewigkeit geweiht.

92. sieh”, wie der Dotter jo im Weiß des Eies ſchwimmt, Daß, wie du's dreht, er ftet3 die obre Stell’ einnimnit. z liegt im weißen Meer, geſchaukelt an zwei jchwanfer Doc ftarler Bänder Kraft, alswie ein Schiff vor Unter. in Schiff, das ganz und gar aus Proviant befteht, Zür ein Lebendiges, das aus dem Keim entftebt. Nüderts Werte VIIL W

4

Der Reim, auf welcher Seit’ im Neſt das Ei au Tal, Bleibt immer nächſt der Bruſt, die ihn durdteärmt, geigei Er ift nicht tief in’s Ei verfentt, um zu erfliden; Der mürben Schale nah, darf nur das KHüßnlein yıde Und hört die Mutter drin fein Piden zart und ſchwathh. So hilft fie außen mit dem Schnabel leiſe nad. Wir liegen an der Bruft der Liebe noch im Gi, Und werden, wenn fie hilft, von mürben Schalen frei

93.

Es ſcheint, alsob Natur bei jedes Thieres Bilden Zur Hauptſach' e8 gemadt allein vor allen Gilden, Die Abſicht nur gehabt, es völlig auszuräften, Alsob nicht neben ihm beftehn mehr andre müßten. Alswie ein Bildner wohl in jedes jeiner Werte, Richt denkend anderer, legt feine ganze Stärke. Sie flelt dem Krokodill die Zähne jo im Rachen, Als wollte fie zur Beut’ ihm alles Leben machen. Die ehrnen Zaden ftehn mie feftgefugte Mauern, Doch hinter jedem muß ein neuer Zahnkeim lauern. Und wie der erfte bricht, fo dringt der andre vor, Der ſchärfer ift als er, und ſchließt die Lück' im The: Und unter dieſem lauſcht ein andrer noch verborgen, Ein andrer unter dem, fein Mangel zu beforgen. Und jo nad feiner Art der Tiger und der Hai, Und ebenjo bedadt viel andre mandherlei. Bei jedem übet fie gleich unumſchränkten Braud, | Daß ale Schöpfung ſei nur Futter feinem Baud. Und hält fie dadurch nicht allein das Gleichgewicht, Daß jede Spige fi an einer andern bricht ? Sie ſchuf die einzelnen, als diene alles ihnen, Da fie einander all’, und all’ dem Ganzen dienen.

94. Du magft, foviel dir nur beliebt, von Blumen pfläden, Um dich, und wen und was du willſt, damit zu jchmäden- Dazu find Blumen da, von dir gepflüct zu fein, Sie laden felber dich dazu mit Niden ein.

—t 435 9—

kagu ber Frühling auch fei auf der Welt erfchienen,

Wir di if er nun da, zum Sranze dir zu dienen.

ar eines umnterlaff’ ich nicht dir einzuſchärfen,

Daß du nichts pflüden folft, nur um es wegzuwerfen. dent’ : der ſchoöne Strauß des Frühlings blüht für dich; Doch wenn du ihn nicht brauchſt, jo laß ihn blühn für fich.

95. er Gartnerburſche will zu feines Herrn Ergetzen Die Pflanz’ aus ſchlechtem Grund in beflern Boden fegen. a zieht er fie heraus ganz mit dem Wurzelfnollen, Und füttelt, daß herab die Erdentheilchen rollen. enn in den guten Grund, worein fie nun joll kommen, Soll aus dem ſchlechten nichts herüber fein genommen. er Bärtner fieht's und Sprit: Sei nur zu ftrenge nid; Laß hängen, was zu feft der Wurzel ſich verflicht. er gute Boden wird daß ſchlechte ſchon verzehren, Du aber würbeft ihr die Wurzel nur verfehren.

96.

je Menſchen wollen dod) von Werfen der Natur,

Was ihnen Nutzen bringt, am meiften rühmen nur: aimeder was fie jelbit zu füttern dient, zu kleiden, Dec oder wenigftens ihr zahmes Vieh zu weiden. &rieb’ auch ein Vogel nun einmal Naturgeichichte; Wie, meint ihr, lauteten vom Menſchen die Berichte? ab unter allem, was zu Bogelihirm und Schutze Geſchaffen Bott, der Menſch jei vom geringften Ruge; a recht zum Ungemach, Berderben und Entjeken,

Bit Ranken tauſendfach, Nachftellungen und Reken. nd nichts fei gut an ihm, als dag mit feltnem Triebe Er Bäume pflanze, zwar dem Vogel nicht zu Liebe, oa denen doch alsdann ein Vogel dann und wann, Benn ihn der Menſch nicht ſcheucht, die Früchte piden fann.

97.

in treuer Rampfgenoß dem Menſchen iſt das Roß, Schent keines Schwertes Blitz und fürchtet fein Geſchoß.

436

So if ihm ohne Fehl ein Diener das Kameel, Gehorſam beugt es fih und bebt ſich dem Vehel.

Roß aber und Kameel find unter fi in Yeindidaft, Am Dienft des Menfchen nur gelommen in Gemeinjäeil

So ift au von Natur entzweiet Hund und Kate, Bertragen müfjen fie fih do an Einem Blake.

Du kannſt dich gleich erfreun verfchiedenfter Geftalten, Lern’ auseinander nur die ftreitenden zu balten.

Dich machte die Ratur zum Herren ihrer Schäße, Damit du glicheft aus all’ ihre Begenjäge.

98.

Der höcjften Liebe Bild, die Henne fich, die brätel,

Wie mit der Flügel Schild fie ihre Brut bebütet. Sie hat der Küchlein viel, doch jedes ift gezählt,

Und ruhig ift fie nicht, wenn ihr nur eines fehlt. Berfammeln unter fih wird fie den ganzen Haufen,

Wie weit auch ſich von ihr die einzelnen verlaufen. Wie angelegen läßt fie ſich es jein, zu loden;

Seannft du, verlaufne Brut, dagegen dich verftoden! Und lodt dich nicht herbei der Mutterliebe Schrei,

So jhhrede dich von dort mit dem Gekreiſch der Weih, Kriech unter, und du bift vor dem Gekreiſch geborgen,

Und für dein Futter laß der Mutter Liebe forgen.

99. Mein Herz, fieh an den Baum in feiner Blüthenpradt: Es wird ihm gar nicht ſchwer, was ihn fo herrlich mail. Aus feinem Innern fcheint, er braucht ſich nicht zu zwingen Ein Strom von Luft und Licht und Kiebe zu entipringen. Mit Mühe ringt er nicht, das Einzle zu gebären; Das Ganze lebt und wirkt, er läffet es gewähren. Du ſollteſt deine Pflicht, wie er die feine, thun, Dann märeft du jo licht, und bift jo trübe mun.

100.

Die Bienen wollen auch mie gute Nachbarsleute Behandelt fein, um gern mit dir zu theilen Beute.

437

Ben Jemand flirbt im Haus, mußt du’s nit nur anfagen Den Rachbarn, fondern au dem Bienenftode Hagen. grüßen mußt du ihn mit einem frommen Gprud,,

Und breiten drüberhin zugleich ein Traueriuch;

Yamit fie merken, daß nicht ihnen Heg und Pfleg Enizogen fei; wonicht, jo fliegen fie dir weg.

n ſprichſt: Und Iehreft du mich ſolchen Aberglauben ? Das nicht; doch will ic dir unjchuldigen erlauben.

101. Ran jagt: der Donner rollt, wann auf unreine Geifter Der Lüfte reiner grollt und wird im Kampf ihr Meifter. ee Blitz iſt fein Geſchoß, geichleudert auf's Gezüchte, Das zitternd fucht, wohin vor feinem Grimm es fläcdhte. zohin e8 nehmen mag die Flucht zu Schlucht und Schluft, In jedem Schlupf erreicht’3 der jchnelle Beift der Luft. rum, wenn bu bift im Haus, fteh’ nicht am enfter offen; Sie !önnten fi herein vor ihm zu retten hoffen. nd wenn du bift im feld, fteh auch nicht unter'm Baum ; Dort bergen könnten die Verfolgten fih im Raum. hir, Rille wo du bift, bleib’, bis fie ausgefriegt; Bald die unreinen hat der reine Geiſt befiegt.

102.

darum der Bogel Strauß fo garviel Gier legt?

Weil er für alle jo garwenig Sorge trägt.

x legt fie, ohn ein Neft zu maden, in den Sand,

Der brütet fie für ihn, im heißen Sonnenbrand.

oft wollen ihm es gleich die Gans und Ente thun

Um Ufer, und im Feld die Wachtel und das Huhn;

He ihr kunſtloſes Bett baun zwiſchen Schilf und Aehren, Und ziehn mehr Yunge, dann fie könnten felbft ernähren. aber die junge Brut, von Schalen halb getrennt,

Schon ihrem futter nad jelbftändig ſchwimmt und rennt. Jagegen auf dem Baum der Fink, die Schwalb' am Haus, Bringen mit viel mehr Müh viel mwen’ger Kinder aus. Jarum? fie baun ihr Neſt in kunftgerechter Enge,

Das faflet Eier nicht, noch minder Yung’, in Menge.

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* Bielmehr ein hohes Bild, das ewig wahr wird Kleike,:- Im Herzen wohnend, wenn ſie's aus der Belt verkille: Daß er voll Zärtlichkeit fih aufreißt feine Vruſt, Und tränfet feine Brut mit feinem Blut vol Lu Die ew’ge Mutter iſt's, die alle tränkt und jpeifet, Die dir, o Menſch, ihr Bild im Wunderfpiegel weile Groß ift der Unterſchied vom Strauß zum Belilen; Die andern bleiben wo fie ftehn, du ringſt hinan.

108. Bon allen Thieren iſt ein Rufen anzugeben, Auch außer jenem Zweck, dem hoͤchſten, daß fie Ichen. Denn wenn an einigen fein andrer Nutz erfchtenen, Die werden wenigftens zur Nahrung andern dienen. Und andere, die ganz und gar fonft ſchädlich wären, Rügen, indem fie fi von ſchädlichen ernähren. Run könnten fagen zwar die thörichten Bermeflwen, Entbehrlich ſeien ſammt den Freſſern die Gefreffuen. Doch höchſte Weisheit wollt auch denen Leben gönnen, Die Für nur oder durch den Tod nur leben lüunem.

439 +

104.

Der Froſch im Laub verfteht vom Wetter mehr als bu, Und gift’ge Kräuter kennt eh'r als der Arzt die Kuh.

In allem if das Thier dem Menſchen überlegen, Bas feiner Rothourft dient auf dunklen Lebenswegen.

Des Menfchen Augen find darum im Einzlen blind, Weil offen fie allein dem Allgemeinen find;

Weil, was die Thierheit fpürt mit eigennüt’gem Triebe, Die Menichheit forſchet mit uneigennüß’ger Liebe.

Drum thut’s ein dumpfer Sinn, verwandt mit thier'ſcher Zunft, Im Irdiſchen zuvor der göttlicäften Vernunft,

Weil er nur feinem Zwed die Welt fucht zu bereiten, Doch fie mit Liebe hegt Weltangelegenheiten.

105.

Zwei Augen, die getrennt im eignen Kreife ftehn,

Und doch daſſelbe Ding als eins, nicht doppelt jehn, Sie find das jhönfte Bild von zweier Seelen Innung,

Die ganz zu einer macht grundeigene Gefinnung. Den gleichen Gegenſtand ſehn alſo gleich die beiden,

Das fie als zwei ihn gar nicht fünnen unterſcheiden. Dies völlig gleiche Schn bat aber zur Bedingung

Des innern Schgewebs Durchdringung und Verſchlingung. lag’ und Stimmung ift fi fo harmoniſch gleich,

Daß ganz unmöglich wird Zwieſpalt in ihrem Reich. Und nie, wenn Krankheit nicht und Raufch den Frieden bricht,

Kommt Doppelfichtigfeit in ihre Weltanficht.

106.

Die Winde wechſeln wohl nad jedem Himmelſtrich, God Einer ift der bleibt und ift der Wind an fid: Der Oftwind, der ſogleich die Heil’gen Flügel regt, Sobald das Ungeftüm der andern fich gelegt. Der Dftwind, der allein, wenn andre aufgeftört Bom Zufall find, dem Gang der Sonne jelbft gehört; Dem Gang des Sonnenlichts, das fi entgegenbreitet Der Erd’ in jevem Ru, wie fie gen Oſten jchreitet.

10 +

Wohl fühleft du von ihm den Kuß an Stirn uns Bang, Wenn windſtill ift die Luft, bei jedem Gonnanfgenge.

Den heil’gen Frühhauch laß, eh einer von den vielen Tagwinden firh erhebt, dich ahnungsvoll umipielen.

107. Du ruhſt nicht, bis den Strom, der breit durch Länder (heul Du ſchwach und ſchmal entdechſt, wie er dem Sand euiguill. Und meint du nun, der Strom fei diefem Quell entſproſen, Da ſoviel taufend Bäch' in ihm zujammenflofien? Du legft nur, damit Hein des Großen Urfprung ſei, Den Ramen eines Stroms dem winz’gen Rinnfal bei

108.

Sieh an den Edelftein, wie feit in fi geſchloſſen,

Wie undurddringlih, ganz aus Einem Stüd gegoſſen! Bon fremdem Einfluß doch erwehret er fich nicht,

Den Undurddringlicen durchdringet Wärm' und Licht. Und feine Farbe jelbft, die er hat eingefogen |

Mit feiner Art, ift doch von Wechjel angeflogen. Bald bliket feuriger, wie er bald matter ſchmachtet,

Und jchillert anders, wie man anders ihn betrachtet. Gin leichtes Wölkchen, das in feiner Helle ſchwimmt, |

Verändert felbft den Platz, daß es dich Wunder nimm | Nicht Wunder nehm’ es did, dod eine Lehre nimm

Vom Edelftein, wenn du an Feſte gleicheft ihm. (3 kann fein Herz fo flarr fi in ſich felber fchließen,

Das nicht ein Mitgefühl der Welt wird doch durdpflicken. Biſt du fo hart wie er, fei auch wie er jo rein,

Und ſchmücke Gottes Welt nur auch als CEdelſtein.

109. Sieh wie das Näuplein auf dem ſchwanken Platte geht, Das Köpfchen her und hin nach feinem fyutter dreit! Wenn es ein Hauch berührt, wenn einen Feind es ſpürt, Schnell wirft’3 ein Seil aus, das es immer bei ſich füht. Aus feinem Leibe fpinnt e8 felber ſich das Seil, Wo's Noth thut, und daran hängt feines Lebens Kell.

4 +

Man Geile felbfigewebt, ſieh, wie's hernieder ſchwebt, Ohne zu fallen hängt und wieder ſich erhebt! Bas fein Bedurfniß heifcht zur Sicherheit und Nahrung, Sat eb fein Trieb gelehrt, nicht Kunft und nicht Erfahrung. Hält’ einen folden Strid in jedem Augenblid Der Tänzer auf dem Seil, nie bräd er fein Genid. Wohl wandelt wie die Raup’ auch er auf ſchwankem Steig, Und in den Lüften fucht er jeinen Nahrungszweig. Do treibt der Borwig ihn, das Räupchen die Ratur, Drum ſchwebt er in Gefahr, und es ift ſicher nur.

110.

Bom Abhang rollt ein Stein in jedem Nu hernieber, Bon allen aber lommt zur Höhe keiner wieder. So müflen nad) und nad die Thäler höher werden, Die Verge niedriger und alles flad) auf Erden. Doch fcheinen innerlich die Berge nachzuſprießen,

Alzwie die Wafler, die aus ihnen ſich ergießen. Und ewig bleibt die Welt in ihrem Gleichgewicht; Du fühle wer fie Hält, und zittre für fie nicht!

111. Nigt von der Sprache will ich jprechen, noch vom Licht Des Himmels, welches aus des Menſchen Auge ſpricht; Roh will ich ſprechen von der ſprechenden Geberde, Der berrfchenden, die fi weiß unterthan die Erbe; Bezeichnen will ich dir vier Heinre Menfchheitszeichen, Lächeln und Weinen nur, Erröthen und Crbleichen. Ein flucht'ger Sonnenblid, ein Thau aus Wolten fprühend, Ein leiſes Morgenroth anglimmend und verblübend. Bon Farben der Natur an Erb’ und Himmelsflur Berblieb im Angeficht des Menſchen nur die Spur. Die Farben felber find der niedern Welt gewährt, In feinem Angefiht find fie zu Duft verklärt. Der Himmel felber hat ihm aufgedrüdt die Zeichen, Lächeln und Weinen und Erröthen und Erbleichen. Drum fiehen diefe vier nicht in des Menſchen Macht; Kein rechter Menſch if, wer weint wenn er will und ladt.

42 +

Und wer nicht, weil er will, erbleicht mehr und erciäkkl, Der hat die Menſchlichleit mit Meuchelkunſt getiikh Der bat zerriffen ſelbſt mit thörichtem Berrath Sein adlides Diplom, ein ſchlechter Diplomel. Heiß’ er ein Weiler nur, beherrichend die Ratar, Sid und die Welt, er ift ein großer Affe mır. Statt lächeln grinfen kann der Aff, Ratt weinen heul, Zeigt Ratt Erbleichen und GErröthen farb’ge Benla.

112. Die Sterne leuchten auh am Tag, nur fiehft du's wid, Weil deine Augen ganz erfüllet Sonnenlidt. Doch wird gejagt, daß man am helleften Mittag Aus tiefem Brunnengrund die Sterne fehen mag. Wer jo fi ganz vertieft, der bat fi ganz erhoben, Ihm leuchtet höhres Licht als von der Sonne droben. Auch jah ich ſelbſt am Tag die Sterne treten vor, AS durch Verfinfterung die Sonn’ ihr Licht verlor. Das ift ein plögliches eingreifendes Geſchick, Das aufthut dem Gemüth in's Emige den Blic. Tod der gelinde Meg, wie man am ſchönſten fieht Die Stern’, ift Nachts, wann fi zurüd die Sonne jicht Sie tröflen in der Nacht dein Auge, wenn c& wacht, Und mwaden, wenn es ſchläft, bis neu die Sonne lad.

113.

Kennft du den Boten nicht, der dir allein Bericht Von höhern Welten bringt? Der Boie heißet Lid.

Was iſt vor ihm der Schall? ein ungeflümer Prall, Ter höchſtens niederfommt vom niedern Wollenmwall.

Was ift vor ihm der Wind? ein wetterwendiſch Kind, Tas über Land und Meer fährt ſtürmiſch oder lind.

Was ift vor ihm der Tuft? ein weicher Gruß der Luft, Der deine Sehniudt nur in's Unbeftimmte ruft.

Hat Schal, Wind oder Duft vom Höchften dir gefproden? Haft du das Ewige gehört, gefühlt, gerochen?

Das Licht nur fteiget dir aus höchſten Sphären nieber, Und fteigt mit deinem Blick zu höchſten Sphären wiede.

48

Folge nur feiner Spur! Berfländeft du es nur, Uns unverflanden wär’ dir nichts in der Natur. Schon hat der Aftronom vom Lichte dort gelernt, Wie weit am Himmelsdom die Kuppeln ftehn entfernt. = bat von ihm gelernt die Größen und die Bahnen, Die Make meflen und die Eigenfchaften ahnen. Beikt du, wieviel Geftalt der Vielgeſtalt'ge trägt, Der Mittler, wie und wo er fi in’3 Mittel fchlägt? x jeibft ift wohl der Duft, er ſelbſt ift wohl die Luft, Er ſelbſt iſt wohl der Schall, den er in's Leben ruft. rier ſiehſt du unvermerkt in Wärm' ihn fi) verlieren, In Spiel der Farben dort, die feine Säume zieren. 3er hier des Frühlings Schein, dort Kern von Holz und Stein, Wird im Magnet der Zug und Gegenzug aud fein; Bird ſchlagen Hier als Puls, und dort elektriſch bligen, Und fi in alles zu verwandeln Kraft befiken. Da lannſt nicht zweifeln, Geift, es fei ein großer Geiſt; Die Frag’ if, was zu ihm du im Verhältniß feift.

114.

Bas Wärme Schnell annimmt, läßt fchnell fie wieder fahren ; Was fie nimmt langfam an, wird lange fie bewahren. Das gilt vom Menſchenſinn alawie von Holz und Stein ; Ein leicht erwärmter Freund wird leicht erfältet fein.

Bas ſchiltſt du ihn? Er ift ein guter Wärmeleiter; Bas er von dir empfing, giebt er an andre weiter.

115. Bit iſt auch ohne Wärm’, und Wärm' auch ohne Licht, Doch ohne Licht zugleich und Wärm' ift euer nicht; Gemaltes abgezählt) drum mwird das Feuer fein, Bas Licht und Wärm' auch fei, von beiden der Verein: Ein Geiſt, in dem vermählt Verfland ift und Gefühl, Deß Innigkeit nit dumpf, und Klarheit nicht ift fühl.

116. Doch keine Aufgab’ hat die Baumfrudt, als zu reifen; Mit Luft wird fie dazu die Sommergluth ergreifen.

44

Doch wann die Todesgluth fie nun in ſich gejogen,

Und fallen joll vom Zweig, der fie jo lang gepflsgm; Mit neuer Vebensluft will fie den Zweig umfangen,

Zu ſpät! was reif if, fällt, Unreifes nur bleibt kyen.

117.

Am Fenſter täglich fiehft du an dein Blumenftödden, Doch fcheinft du anzujehn nur die gewelkten Blbdäe,

Nicht die noch blühenden, und die erft blühen jollen, Die an die Stelle der gewelften treten wollen.

O Unzufriedenheit, die ihre Schätze zählt, Zu ſehn nicht, was fie hat, zu fehn nur, was ie fehl

118. Zur Gotterfenntnik find die Thiere nicht erſchaffen, Du unterjcheideft di dur fie, o Menid, vom Affen Ohne fie ftehft du nicht mit ihm auf gleichen Stufen, Sondern auf niederern, weil höhern zuberufen. Denn Trank und Speiſ' und Schlaf und finnliche Vegi Die völlig ihm genügt, genügt nie völlig dir, Du hältft ein Höheres dir im Bemußtjein vor, Und bijt nicht du, wo du nicht ewig ringft empor.

119.

Wie könnte Denken denn und Sein verſchieden fein?! Was in dir dentet, ift; dein Denten ıft dein Sen. Sein, das nicht Denken ift, Hat nur fich felbft verloren, Und wird im Denken erft zu fi zurüd geboren. Tas ift, der die Natur verflären ſoll, der Geift;

Dein Leben iſt, daß du in ihn lebendig feift.

120. Der alte Meiſter ſprach: Laß kürzlich dir entfalten, Woran im Forſchen du, im Wirken dich ſollſt Halten Kin Unzugängliches giebt es in der Ratur, Und ein Zugängliches; die unterideide nur! Mer nicht zu ſcheiden weiß, der quält ſich lebenslänglich Am Unrugänglicden, und macht e3 nie zugänglid.

44

Dad wer es weiß, wird an's Zugängliche fi Halten, Und frei auf feftem Grund nach allen Seiten ‚walten. ba felbft auf dieſem Weg, dem unverfänglichen, Wird er von ferne nahn dem Ungugänglichen.

121. Bean du ein bergigeö Gelände fteigft empor, Ws fleigeft du hinab, fommt dir’3 zuweilen vor. Denn bis von einer Höh’ zur andern wird geftiegen, Geht’s über Sentungen, die zwiſchen beiden liegen. Ind eh’ wicht, als erreicht der andre Gipfel ift, Erienneft du, dag du geftiegen wirklich bifl. Die Ausſicht, ſchon zuvor gewonnen, dann geſchwunden, Sat wieder nun, und zwar erweitert, ſich gefunden. Do auch zur Niederung wo du dich fhienft zu neigen, In Wahrheit warft du dort begriffen ſchon im Steigen, Rur niedrer im Bezug auf das woher du fameft, Höher an fich, weil du den Weg zur Höhe nahmeſt. & ift naturgemäß der Weg, o geh’ ihn nur! Selbft Leimen andern ift gegangen die Natur, Ms fie mit Bildnertrieb und fchöpferiihem Wiße Durch's Reich der formen klomm von Spig’ empor zu Spitze. Sie konnie nicht umhin, in ihrem Vorwärtsſtreben Sich hier zu ſenken, um dort wieder ſich zu heben. hatte ſich vom Gras mit windgeknicktem Halme Emporgehoben ſchon zum ſtolzen Schaft der Palme. Yann bat fie fich bequemt und ſich herabgelaffen, Mit Bildungen von Kraut und Strauch ſich zu befaſſen. te dacht' an Palmen nicht zurück bei'm niedern Strauch, Sie dachte vorwärts an der Rofe Liebeshauch. ud als fie Hingelangt zum Götterbild der Rofe, Stlieg fie von ihm hinab, und ſchuf den Wurm im Moofe. der Roſe dachte fie beim Würmlein auch nicht mehr; Sie dacht', indem es lebt’, ein ganzes Lebensheer. Fin großer Rüdichritt ſchien von dort zu bier gethan, Der größte Vorſchritt war die Senkung ihrer Bahn. Ind als hinauf, hinab, die Orbnungen von Thier Su hier hindurch, fie kam zu Löwe, Roß und Stier;

usß

Da ſann fit deren Herrn und ihren zu erſchaſſen,

Und ſchuf zur Menichenvorbereitung erſt den Ufer Das war der tieffte Fall, den fie zuleht geihen,

Um fih zum hochſten Schwung zu heben Simmelss. Drum irdſt' ein Künftler fih, wenn ihm ein Bid wilfg,

IR er ih mur bewußt, daß er zum Höchſten ring.

122. Was unterfcheidet dich, o Menfch, von Thier und Pay! Daß du für dich auch bift, nicht blos wie fie für's Game Für’s Ganze bift auch du, wie Thier und Pflanze fel, Doch bift du's nicht wie fie, du ſelbſtbewußt, fie Mid. Sie find für's Ganze nur, weil fie nur find für Rs; Weil du für's Ganze bift, find fie und es für did Für's Ganze bift du ganz, wenn ganz für dich du Ki, Erfennend, daß dur) dich daS Banze ganz nur iſt.

123.

Was unterjheidet did, o Menſch, von der Ratım? Du bift ein Werbender, fie ift geworden nur. Sie ift geworben, was fie werden jollt’ und kann;

Du aber bift ein Find, das werden foll ein Maar. | Darum an der Ratur ift alles ſchön und groß,

Bolllommen, rei) und ftark, du ſchwach, nad, arm und lo. | Doch ift die Kraft in dir, flarf, reih und groß zu werden;

Und daß die Kraft du fühlſt, ſeh' ich an den Geberder. Und dies Gefühl der Kraft foll man dir nicht zerbreqhen;

Dir fol wenn es erfchlafft, der Himmel Muth einjpreier Du kannſt nidt ſinken, wenn du dich erheben will,

Wenn du am Niedern nicht dein Hochverlangen fi. Gemwonnen ift das Ziel, wenn du den Muth gewannft,

Daß du ſchon jetzt bift viel, und mehr ſtets werden Tamm.

124. Der Menſch kann nie fo ganz in's Ginnliche verfinfen, Der Beift treibt ihn empor ſtets Geiſtesluft gu trinken. Doch hat er feine Lung’ erfrift an Himmelshauden, Treibt es ihn bald genung zurild in Schlamm zu tauden

47

& in fein Leben theilt ſich der getheilte Trieb; Kit Bogel und nicht Fiſch, was ift er? ein Amphib; Des nicht ganz Fiſch mehr if, dem ftummen Abgrund eigen, Dec auch noch nicht ganz Thier, an's fefte Land zu fleigen; Des jeho fich erhebt, und fchöpft zu leben Luft, Denn wieder fi) begräbt in feuchten Moderduft. In innerlichen Streit mit ſich befangen ewig, Die ganze Lebenszeit bleibt e8 hindurch beidlebig. Wird auch die Menſchheit fo in alle Emigfeit Hier bleiben unerlöft von der Beidlebigteit ? Wird nie ihre beffrer Geiſt fie ihren niedren Wiegen Entraffen, um mit ihr von Höh’ zu Höh’ zu fliegen? Soll immer nur der Geift allein, als wie der Schwan, Geſchieden von dem Leib, fih ſchwingen himmeları ?

125. Wenn fein Gottähnliches du willft dem Menfchen zeigen, So darfft du ihm auch nicht fein Thieriſches verſchweigen. Sefäprlich ift e8, ihn bewundern fi zu laflen; Gefährlich auch, ihn nur zu zwingen, fi zu haflen. Auffordern mußt du ihn, ſich felber zu befriegen, Um dur fein Befieres fein Schlechtres zu befiegen.

126. ar wer ein König war, kann den Verluft empfinden, Daß er ein Reich verlor, und kann's nicht wieder finden. Und fo empfindet wohl der Menſch, daß er verlor Die Herrſchaft der Ratur, die er befaß zuvor. Vodurch ließ er den Stab der Herrſchaft ſich entwinden? Und was joll er nun thun um wieder ihn zu finden!

127. Ein Weiſer, um mit Kraft den Vorzug zu beweijen Des Menſchen vor dem Thier, wollt’ auch fein Alter preifen. Bon Thieren fol der Menſch das höchſte Alter haben; Denn Fabel nur ift, was man jagt von Hirſch und Raben. Doch macht dir nun ein Thier den Vorzug ftreitig faum, So thut es jeder Fels, jo thut es mander Baum.

+ Mr

Drum etwas anders muß bein Menjchenvoraus fein, Den dir alswie dag Thier auch einräumt Pflanz’ und Ekin:

Daß du in jedem Ru, in Gott und Welt und dir Mehr lebſt als Iebenslang Fels oder Baum un) Te.

128.

Geſetze der Natur willft du, o Menid, entveden; Du follteft dir daß Ziel etwas beflimmter fteden.

Richt das, wie fi verhält an und für ſich die Well, Entdeden folft du, wie fie fi zu dir verhält.

Wozu Gott immer jonft die Dinge mögen dienen, Du weißt nicht was fie find, nur was bu haft an ifem.

129.

Es wird gelagt, es jei des böfen Herzens Zeichen,

Wenn du die Menſchen liebſt mit Thieren zu vergleichen Auch iſt es jo, wenn du mit Fleiß berunterziehft

Den Menſchen, und in ihm des Thieres Züge fieht. Doch anders ift es, ja e8 ıft fein andrer Rath,

Wo wirklich in Geſtalt des Thiers der Menſch auftrel, Es ſei der Einzelne, es ſei ein ganz Geſchlecht,

An dem verloren ſcheint der Menſchheit ew'ges Neil Da ift Fein andrer Rath, als, liches Herz, zu fagen:

Hier will der Menſchengeiſt einmal Thiermaske tragen. Unmwürdig ift das Spiel, dab er die Maske nah;

Und wenn er fich befinnt, legt er fie ab mit Scham. Der Maste Anblid ſchon ift zur Genüge häßlich;

Als wirkliches Geficht betrachtet, wär’ es gräßlich.

130. Wer lehrt der jungen Schwalb’ in Nejt die Fliege kenn, Nach deren Raub fie fon beſchwingt die Quft durchrennen! Tie Mutter bringt dem Kind die Beute, die fie haſchte, Und es ficht nicht, was es vom Mutterſchnabel naſcht. Die Schwalbe fann nit jo zum Futter ihre Brut Anführen, wie die Henn’ im Hühnerbofe thut. Sie muß dem Trieb vertraun, und läfjet ihn gewähren, Der einft ihr flügges Kind wird treiben fid zu näßtn

49 +-

131.

denn Tiere von dem Tod wüßten ſoviel wie ihr, Zur Speiſe würd’ euch auf der Welt kein fettes Thier. So fprad) einft der Prophet. Weil fie vom Tod nichts wiflen, Drum werden Thiere fett, und ihnen fchmedt der Biffen. Imd fett nur werben auch gleich Thieren mit Behagen Die Menſchen, die den Tod fih aus dem Sinne ſchlagen.

132,

Sch ſaß am Buſch und fah hervor ein Häslein ſchlupfen,

Das fing im Abendſchein fein Gräslein an zu rupfen. Die Löffel hob es hoch, und ſchob die Augen gläfern

Umber, fobald ein Hauch fih regte in den Gräfern. Mich warb e8 nicht gewahr, und fah nicht die Gefahr,

Nicht weil ich ihm verdedt, nur weil ich reglo3 war. De dacht' ih: o Ratur, was dachte dein Berftand,

WB deiner Schöpferhand fih dies Geſchöpf entwand ? Begabt mit jedem Sinn, mit jedem blind und taub,

Bor’m Feinde rafch zur Flucht, Doch ſtets des Feindes Raub. Es lot der Abendſchein aus dumpfen Wald hervor,

Mit Zittern grast’s und blidt vom Futter nicht empor. 4 blid' empor zu Gott und dank’ ihm diefe Gabe,

Daß ich nicht wie das Thier vor'm Tod zu zittern habe.

133. Dr kannſt in der Natur nicht ein Gebilde ftreichen, Und fiehft Zuſammenhang in allen ihren Reichen, Boa Gtein zur Pflanze, von der Pflanze bis zum Thier, Und von dem Thier hinan, o flolger Menfch, zu dir. Du fiehft das Höhere vom Nieberen getragen; Kimm dies, und jenem ziehft du weg die Unterlagen. denn irrt e8 dich, daß in des Geiſtes Reich Lorſtellungsweiſen aud nicht find an Höhe gleich? Du felber Haft dich noch zur höchſten nicht erhoben, Wenn du nicht einfichft, daß Bott auch die nievern loben.

134. 8 iR ein ſchöner Traum, im Anfang der Ratur Sei alles Lebende geweien harmlos nur, Küderts Werte VIIL Fr)

—t 450

Und mit der Geifter erſt oder des Menſchen Falle

Hab’ auch hervorgelehrt die Schöpfung Klau' und Aral. Erſt friedlich wandelten Hirſch, Elephant und Gkier,

Rameel und anderes unſchuldiges Gethier. Hervorgeiprungen dann jei fpäter Löw’ und Tiger,

Wie aus der Menſchheit Schooß der Mörder und der Krug, Die nun von Blut und Raub fih ihrer Brüder nähen,

Da jene fih mit Laub und Gras begnügt und Ah. Die goldne Zeit wird neu, wenn feinen Fraß vergift

Der Leu einmal und Heu alswie ein Ochfe frikt. War eine Unſchuld das, zu efien Pflanzenfpeije?

Doch eine Unſchuld war e8 nur vergleihungsweile. Alsob nur Leben fei, wo Athem ift und Haud!

Die Thiere nicht allein, die Pflanzen athmen and. Einft hatten defto mehr die armen auſzuſchüſſeln,

Den uranfänglichen mit ungeheuren Rüffeln. Und mwo ein Xebendes noch hat der Nahrung Noth,

Da mit dem Leben ift gegeben aud der Tod.

Der Schmetterling allein, der fräß’gen Raup’ entftammt, Ißt Duft nur und beihämt die andern allefammt. Ein Vorbild ift er drum des Menſchen höherm Streben, Wenn aus dem Raupenftand er einft fi) wird erheben. Inzwiſchen ficht er hier, wie er vom Anfang fland, '

Die Thiere beider Art zu recht⸗ und linker Hand. ; Die edlen Räuber hier, und dort die Pflanzenfrejler;

Er thut es beiden glei, und Niemand Iarın es befkt. Dazu find ihm verliehn die beiderart’gen Zähne,

Die einen von dem Lamm, die andern der Hpäne. Er kann nad) Zeit und Ort, mehr die, mehr jene brauchen, In’ irdiſch Schwere fi) mehr oder minder tauchen.

Unſchuld'ger madet ihn unſchuld'ge Pflanzenſpeiſe, Doch dieſe Unſchuld auch iſt nur vergleichungsweiſe.

135.

Die Pflanze hat das Jahr zum Leben, das ſie lebt, Wo fie der Frühling weckt, der Winter fie begräbt. Ihr Sprofien und ihr Blühn, Vergehn und Neuentfiammer Fallt mit des Jahres Kreis unwandelbar zujammer.

451

g iR fe, wenn die Welt ift jung, und alt, wenn alt, des Großen kleines Bild in wandelnder Geftalt.

I ienfchen Leben ift nicht ſolch ein Kreis geſchloſſen,

Rt dem Naturumlauf zuſammen jo geflofien.

inzet, fommert zwar, es berbftet, wintert auch,

icht aber mit dem Jahr, nicht mit der Lüfte Hauch.

kt ſich davon unabhängig feine Grenzen,

ermag, ob wintern mag die Schöpfung, noch zu Ienzen. legt e8 einmal fih zum Winterfchlummer nieder,

ie weckt fein Frühlingshaud auf dieſer Welt es wieder.

136. er Neujahrsnacht fuhr ich durch verjchneite Flur, om Jahreßwechſel war im Schnee da feine Spur. wwölfte Stunde nur ſchlug meine Tafchenupr, od rings blieb theilnahmlos die ſchweigende Natur. Zeitabſchnitte find vom Menden nur erdadit, unterbrochen geht die Weltuhr Tag und Nadt. Runden rufet Lerh’ und Schwalb’ und Kukuk aus, ıd Berpendilelgang ijt Sturm und Wogenbraus. Sommer macht dem Herbft, der Winter Platz dem Lenze, och nirgends abgeftedt ift fichtbar eine Grenze. Seiten Wagen rollt gleich über Au’n und Heiden, bh’ Anſtoß über Jahr’ auch und Yahrhunderticheiden. roſlſet mein Geſang mit mir die Welt entlang, m Zeitenwechſel dur, mit immer gleichen Klang. Lebensftation zu Station begleitend, re Simmelsjonne gleih, durch alle Zeichen ſchreitend.

137.

Meer der Schöpfung ſchwamm zuerft die Lotosblume, ie wölbte ihren Kelch gleich einem Heiligthume. Heiligthume lag der Beift wie unter Zelten,

id lädelte im Traum, er träumte künft'ge Welten.

ſich entfaltete darob die Blum’ in Wonne,

Ing aus der Blum’ ein Glanz, und ward dag Licht der Sonne. Heg ein Duft, ein Hau, und ward zu Aetherrauch, Jard fenchte Frühlingsluft und Wolkenhimmel aud).

42

Ein Blätidhen rik fi los als Schmetterling⸗Kicade, Und flog der Lebenswelt noch unbefannte Pfade. Am Reiche brütend faß ein vogelgleich Gebild, Die Flügel hob's und ſchwang ſich in des Eeins Ed; Sie lämpften in der Luft, und bunt ſtob mande yet. Ein eigenes Gefchlecht Zuftgänger warb aus jeder. Doch außen an dem Kelch die Schuppe waſſerfriſch Abtrennte fi) und ward halb Krokodil, halb Fiſch Der Fiſch eniſchwomm zum Strand der Zukunft voll vene, Und flieg dort halb an's Land, ganz als vierfüß’ges Thrt- Die Lotoswiege ſchwankt, es gährt der Waſſerſchaum, Der Geiſt erwacht und fieht die Ehöpfung, feinen Teams Gr ſprach: Ich träumte das, do nun will ich im Bade Der Traummelt wachen Herrn, den Menſchen felber matt

138. Den em’gen Faden zieht die Spinn’ aus ihrem Leibe: Die Sammlerbiene füllt mit fremdem Seim die Scheik. Spinnweb’ ift Fliegengrab und feines Lebens Labe, Die Süßigfeit der Welt ift in der Honigmwabe. Fleug, ſüße Poechte, auf Bienenraub von binnen, Und lab Philojophie im grauen Ne der Spinnen. Ob die Philoſophie die Epinn’ im Nehe fei, Ob jelbft die Fliege drin, das ift nur cinerlei. In keinem alle wird fie fett bei diefem Schmaus, Ob ausgejogne lieg’, ob Fliegen faugend ans.

139.

Des Baumes Blüth' erfreut, des Yaumes Schatten bei Ein Dad dir, und ein Mahl die Frucht, die er ver | Was brauchſt du nody? ein Kleid? nimm es von feinem Le; Mad’ auch ein Buch daraus, wenn du e8 nöthig hef- Und braudfi du dann ein Grab, er wird dich auch begrabet, Mag Ruh im fühlen Grund, mag Feuertod did) laben Ton Scheiterhaufen baut er hier, und dort den Sarg, Bis deinen Reſt im Schirm er feiner Wurzeln berg Was feucht durch fernen Raum der Hunger fremden Vrodes, Wenn did begnügt ein Baum des Lebens und des Tori!

-—t 43

Up Bagel ſchwinge ſich dein @eift, vom Leib geſchieden, Dem hochſten Wipfel zu, der ift nicht mehr hienieben;

Und Ange von dem Baum des Todes und des Lebens hernb zum Erdenraum den Frieden nicht vergebens.

140.

Dr weht nur Alles nicht verlangen gleich von allen,

Es wird in feiner Art dir Alles wohlgefallen. Wenn eine duftig riecht, die andre farbig glänzt,

M von der einen ſchön die andre Blunt’ ergänzt.

MR die eine gar geruch- und farbenreich,

Berlange nicht, fie fei auch fühe Frucht zugleich. Die jönfte Blum’ if, in den Mund genommen, bitter; Denn heimlich ift ein Gift in jedem Sinnenflitter.

141. Die einem Thiere mag zu Muth fein, kann ih doch Begreifen, weil ich ſelbſt als Kind auf Vieren kroch. He einem Bogel fei zu Sinn, begreif’ ih nicht, Weil fteis die Schwinge mir gebrad, und noch gebridit. as alles da fo leicht fliegt unter'm Himmelsbogen, Aus einer andern Welt ſcheint es bereingeflogen ; 8 einer andern Zeit. Es ging die große Fluth Mur über Thiertrob weg, nicht über Vogelmuth. e ſchwebten, wie zuerft der Geiſt auf Waſſern ſchwebte, Und ſahen zu, wie ſich die Schöpfung neu belebte. id wie ein Vogel jetzt, wenn ab in einem Kreife Der Welt ein Frühling ftirbt, zum andern macht die Reife; d fliegt, wann diefen Stern ob fremd’ ob eigne Gluth Verzehrt, ein Bogel fern zu andern wohlgemuth. x Vögel, jeid geprüßt, und grüßt mir alle Fernen, Bon denen ich gelernt, und die von mir einft lernen. # habi mir manden Gruß gebracht aus fremdem Land, Und manchen, den ih als vom Himmel ber verftand.

142,

Iswie der Frühling, feit er erſt der Welt entflohn, Nie wiedertehrt, nur oft ein ſchöͤnes Bild davon ;

+ 44

Doch ein jo jhönes Bild, das ftatt der Sache gnügl, Daß fi, fo lang fie's hat, die Erde gern beirägt: | So kam der Jugend Traum mit zartem $rüplingsirice | Im Traume mir, ein Traum fam mir vom Traun vrieh. | Die hoͤchſte Liebe war's, die ih im Traum empfand, | Und die mich liebte, war ein Weib von höchſtem St.

143.

Das Feuer war in Furt, daß es das Wafler bakk,

Und heimlich glimmend barg es fi im Haufen Wk. Das MWafler fam und goß den Aſchenhaufen aus,

Und fuchen mußte fih das Feu'r ein andres Hank. Das Teuer barg im Wald fih in das grüne Holz,

Das Waſſer merkt’ e8 nicht, da ward daB feuer Fol. Und al8 der Sommerwind die Ranken Ichlug zujamme,

Das Teuer kam hervor, da fand der Wald in Flamme Da kam der Wolkenbruch und goß den Walbbrand au,

Und wieder ſuchen muß das Feu'r ein andres Has. Das Feuer flüchtete ih in den Siejelftein,

Und warf fih in den Bad, in's Waſſer ſelbſt hinein Das Wafler fuht’ es rings und merkte nicht die Liß,

Wie fiher oft ein Feind im Haus des Feindes ıfl. Und ruht am Mittag einft das Waſſer fhlummertrunte®:

Dann aus dem Kiefel Ipringt das euer als ein Zune

144.

Der Knabe fteht am Berg und laufcht in ſtiller Wonzth Weil gegenüber ihm aufgehen will die Sonne.

Die höchſten Spiten fieht von Hoffnung er geröthet, Und hört von Lerchenlied den Sieg des Lichts geläge!

Doh immer will fie felbft noch kommen nicht empor, Und jeiner Sehnſucht jchiebt fi eine Wolfe vor.

Da faßt ihn Ungeduld: wie lange will fie ſäumen? Der Sonn’ entgegen geht er vorwärts in den Nik

Er geht den Berg hinab, er fland am Bergabhange, Gnigegen berghinab geht er den Sonnaufgange.

Und immer ſchwächer wird um ihn der Morgenidein, Wie tiefer in die Nacht des Thals cr geht hinein.

45 3-

Dans der Schlucht, wo ihm der letzte Schein verglimmt,

Sicht er zurüd, wie rings in Glanz die Schöpfung ſchwimmt; D fcht denſelben Platz, von dem er ausgegangen,

Som hellſten Sonnenſtrahl, den er erfehnt, umfangen.

145. Erärefchen Dichter, die ihr fcheltet die Ratur, Ind ſie zu ſchelten nehmt aus ihr die Bilder nur! m Mufen fonft aus Lärm die Einſamkeit gejucht, lehmt ihr vom Land zur Stadt die umgelchrte Flucht; gt um die Poefie des Staates Flitterftaat, Hatt jener Unſchuld, die im Paradies auftrat. I bert nur bin, wo längft ſchon fteht das deal, ab ihr hier bauen wollt; ſprecht: mo ift Luft? wo Qual? bier Die Wieſe kahl? ift Hier der Bach nur ſchmal? ke glänzen doch, jei’s nun von Früh⸗ von Abendſtrahl. m’s bier iſt kahl und ſchmal, fo ift’s dort ſchal und fahl, ort wo ihr jeßt noch ſeht nur höchſtes deal. ! Bin zur Stabt im Sumpf, zur Stadt im Kohlendampf, nd kämpft für Erdenheil, für Erblicht euren Kampf! laßt die Heitre Luft für Weltheil, Gottlicht fämpfen ; ie Hetterkeit ſollt ihr mit Koth und Dampf nicht Dämpfen.

146. Sarbenbogen der Empfindungen erjcheint, ſenn bier die Sonne lacht, und dort die Wolfe weint. Götter wandeln auf bejonnter Woltenbrüde, o wandeln drunterhin wir zwilchen Leid und Glücke. ſagſt: die Sonne lat; du fagft: die Wolle weint; weil die zu lachen dir und die zu weinen fcheint. taucheft die Ratur in deines Innern farben, je leben, wenn e3 lebt, und wenn e3 ftarb, erftarben. gebe Gott in dir das ewige Lebendige, a Unbeſtand der Welt das einzige Beſtändige. gebe Gott in dir das heitere Verfländige, ak mit dem Geift der Welt ſich Mar dein Geiſt verftändige. ı Weinen möge dir zum Lächeln, nie zum Laden, le dir dein Lachen Bott zum Duell der Thränen machen.

456

Des Menſchen Aug’ allein kann lachen und lam weise, Und nur die Schönheit fann die beiden Ihm were.

Mit einem Auge lat die Lieb’, ihr andres wei; Was meineft du, daß fie mit Lachen⸗Weinen mem!

Eie lächelt, wenn die Welt fie um die Melt ficht weinen, Und weint, wenn fie fi) fieht verlachen und vermine.

147.

Man fagt, geboren hat die Biper nicht die Jungen,

Die Mutter tödtend find fie ihrem Leib entiprunge. Man jagt, fie thuen dies auf ein Naturgebot,

An ihrer Mutter jo rächend des Baters Tod. Denn wenn der Echlangenmann fein Weib will zingeld !

Rimmt in den Mund fie ihn und ſchwelgt in den Gel Und, ob's die Sättigung, ob's ihr die Luft eingab,

Wie fie empfangen bat, beißt fie daS Haupt ihm ab. Die Kinder fühlen wohl, aus welcherlei Berderben

Sie ſtammen, und gehn hin den gleichen Tod zu Rabe Die Schlangenmännden gehn jih mit den Meibchen gatiet.

Um für der Mutter Tod die Sühnung zu erftatten,

Zu fättigen die Luft, die niemals kann erjatten. Kann jolde Unnatur in der Natur auch jein?

Trägft du, o Menſch, fie nur in die Natur hinein? Der lautern Phantaſie tft jie die Mutter mild,

Und der verjtörten das verzerrie Schlangenbild.

148. Es fam ein Wanderer durch einen öden Raum An einen grünen Fleck, da ftand ein jchöner Baum. Und an des Vaumes Fuß ergoß fih eine Quelle, Und eine Blume ſah ſich in der klaren Welle.

Auch auf dem Baume fa ein Vogel body und fang: Der MWandrer ruhte froh fih aus von feinem Ganf- Und ſprach: wie Schad' um euch, daß ihr hier beide MM

Und blüht, wo feinem Aug’ und Ohre Luft es bringt La ſprach die Oottheit, die im Baume wohnte, leiſe:

O Mandrer, den zu mir geführet bat die Reife! Sie blühen nicht umfonft, fie blühn und fingen mir,

Und weil du bei mir ruhft, blühn fie und fingen DM.

149.

u alles Spruchwort jagt: Im Trüben ift gut fiſchen. Ein andres: gut iſt's au im Trüben zu entwijchen. Yard i’S der Fiſcher felbft, der feinen Tumpfel trübt, Und am beihörten Fiſch mit Glück fein Handwerk übt. = alle trübt die Fluth um ſich der Kraken aud,

Daß Blinde Häringsbrut fi drängt in feinen Bauch. dech hier ein Fiſchlein iſt's, das feine andre Kraft

"u feiner Nothwehr hat als feinen braunen Saft.

er braune Saft, um den die Menſchen jelbft es fangen, Derielbe iſt's, Durch den es ihnen ift entgangen.

ig, arme Sepie, wehrlofer Tintenfifch,

Die Tinte nad dem Feind, und in der Trüb’ entwiſch!

150.

ie Blumen fanden friſch erquict auf dürrer Au,

Denn jede hatt! im Mund ihr Tröpflein Morgenthau. 8 Batten fie bei Racht zur Tagestoft empfangen.

Gie ſprachen: Schweitern, laßt uns nun mit Wen’gem langen! 18 ift der heiße Tag, der uns verjengt die Glieder,

Ind erft der Abend bringt uns eine Zabung wieder. wachten bin den Tag jo ftill, alsob fie jchliefen, Durdichliefen fühl die Nacht, erwachten früh und riefen: e armen Schweftern, ach, heut’ müflen wir verſchmachten, Da die gewohnte Lab’ uns nicht die Stunden brachten. e armen Schweitern, ach! die goldne Morgenftunde kam felber ohn’ ihr Bold, ohn' ihren Thau im Munde. & eine rief im Kreis: Still! junge Jahrespflanzen,

Ihr kennt die Stunde nur, und nicht die Zeit im Ganzen. er bLAhHt am Boden Hin, gewedt vom Frühlingshauch, Den Sommer durch zum Herbſt; ich aber blüh’ am Strauch. ng wie ihr felbft, hab’ ich vor euch des Strauchs Bejahrung Boraus, und jo vernehmt die Stimme der Erfahrung: il Heut, auf den ihr hofft, der Thau nicht eingetroffen, Deswegen grade dürft ihr nun auf Regen hoffen.

e Mutter, deren Bruft ihr blühet eingefentt,

Die bald von unten eu und bald von oben träntt;

18 %-

Eie weiß am beften wohl, wodurch ihr Kind gedein, Doch das verſchiedne giebt fie nicht zu gleicher Zeil Wenn, eh’ zur Luft fie fleigt, Erdfeuchtigkeit zur Eden Herabfällt, wird fie Thau, und kann nicht Wolle weren Wenn höher fleigt der Dunſt, euch nicht als Tyas all Dann wird für euh im Blau der Mantel gran gie Zenn wenn die Mutter eins entzieht, giebt fie dagegen Tas andre; da ihr Thau nicht am, fo kommt ihr Regen. Die Blumen lauſchten noch, da hörten fie es raufden, Und Hoffnungsvoller noch begannen fie zu laufen. Und als bernieder nun der Regenguß geraufdt, Ta fentten fie beiyämt die Häupter fükberaufdt.

151. Warum der Bogel fteht im Schlaf auf einen Rein? Tab ihm die Schlange könn’ umidlingen eins afeı Sie ichlingt um’s Fine fih; do mit dem andern Fa Und mit den Schnabel dann, entringt cr ſich der Schla Warum der Vogel ichläft, den Kopf in Flügeln ſchmieg Tas den die Eule nit abreibe, nächtlich fliegend. Sinfahrend über ihn, erwiſcht fie einen Schopf; Ten läßt er ihr und fliegt davon mit feinem Kopf.

152. Tas Rohr im Winde ſeufzt mit Sehnſucht nad dem Schl Tas es als Flöte mög am Mund des Menſchen td So jeufzet die Natur in jeder Frühlingsblüthe, Ta jie vom Menſchen mög’ empfangen ihr Gemüth Die jhönfte Landſchaft jeufzt, alsob ihr eiwas fehle, Taf der bejechte Blick der Yiebe fie bejeele.

153. Ich ſprach am Abend, als ih meinen Stod begoß: Sag’ an, warum ſich heut’ nicht dieſe Blüth' erjchlok Geröthet hat ihr Mund der Sonne Kuß empfangen, Ihr Buſen ſchwoll; warum iſt fie nicht aufgegangen! Ta wiegte fanft der Stod jein Haupt im Abendwinde, Und pro: ih Hab’ ea iclbit gerathen meinem Rinl

459

e heni ur unvolllommen aufgeblüht,

Viele ſchlohß ich auf, und meine Kraft iſt mild.

in fammeln ihr im Schlummer friſchen Duft, megen würzen foll ihr Haud die Dlorgenluft. hier Strauch; ich ging und hielt in mir zum Glüd überichloffnes Lied auf morgen auch zurüd.

154

getroffen ift ein unverhofftes Hoffen;

begluckt ſich fuhlt, fühlt fich der Geiſt betroffen; vom Schlaf erwacht, fi) Fühler erſt betäubt, der Aurikel glei von friiden Duft beftäubt; bie Blume fjelbft, wann Regen kommt, erſchrickt e Erauidung, eh’ fie fill fich fühlt erquidt.

155.

eit iſt jo ſtark, daß felber die Natur

n ſcheint, was fie thut, oft aus Gewohnheit nur; gewohnte Zeit dich hungrig jcheint zu machen, eig, Ichläfrig auch, und ſelbſt vom Schlaf erwachen. gewohnter Zeit fih Hunger eingefunden

urk, und Schläfrigfeit, zählft du vielleicht die Stunden. zählte fie, wann ih im Schlummer lag,

und böre den gewohnten Glodenjchlag ? Gewohnheit nicht ein Aeußerliches nur,

fer Sprichwort ſpricht: die andere Natur.

ı ber einen Joch dich durch die andre frei,

nadhe, daß fie jelbft cin zweites Noch dir jei.

156. begegnen ſich die Bien’ und die Ameiſe, gend in der Luft, und die am Boden leiſe. ı Teine Zeit einander zu begrüßen, ibt der rege Fleiß auf Flügeln fort und Füßen. # fie reger Fleiß auf Flügeln und auf Füßen, ten ihre Luft am bittern Wert und füßen. am füßen Werk, die Ameiſ' an dem bittern, Ken Honigduft und Weihrauchkorn zu wittern.

ze ac ın armen muy & Den Borrath jhaffen fie nicht aus Sie wirlen für ein Voll, und I Das Bolt der Bienen wählt ſich Umeifen Hält zuſamm' nur der Darum im Bienenſchloß auch woh Ta im Ameifenhaus allein Arb Darum die Bien’ ihr Reh im W Und fi, Ameifenbau vom Bodı Im weiten Weg der Luft geht Bi Rod, Ameil’, in der Kluft bein Doch Bienen find gewohnt zu ruh Der Pflanzen, weil am Stamm Die Biene weidet fi an lichter Die Ameif’ an dem Harz, das Zart weiß den Reliartelh ein Bie Scharf ein Ameifenzapn die fpr Die Biene wehret fih mit ſcharfen Und die Ameiſe mit des gift’ger Und aus der Biene Fleiß wird jo Aus der Ameiſe Schweiß [old ı Verſchie dentlich nefpdpft ift aus de Honig Mrftallifirt, geronnen We

461

" 157.

Verium, der ewigen Ratur vier Elemente, Wie in dir ſelbſt fie find als vier Temperamente. du ae Element, die Luft, lind⸗ ungelind, Bald fanfter Hauch in dir, bald ungeflümer Wind. Das zweite Element, das Wafler, ift geboren Bald Hüffiger Kryflall in dir, bald Eis gefroren. Des dritte Element, das Licht und Feuer heißt, IM ebenfo in Dir Licht⸗ oder Feuergeiſt. Des viele Element, der andern Grund, die Erde, a, daß fie Schwerkraft bald in dir, bald Trägheit werde. Eie die bier Element’ in ſich zwiefaltig find, ©o find fie auch in dir zwiefaltig, Menſchenkind. *_ Und mie der viere keins in der Natur vorhanden Mein iR, ohne daß die drei fih ihm verbanden; 66 deine innren Luft und Fluthen, Erd’ und Flammen, Ein Lebensmiſchung nur, wo alle find beifammen. - de Beim aber, die Ein GElentent in freifter Bewegung haben, find elementar’fche Geifter. r . Saftpeifler, wie die Luft, ein Wallen nur und eben, F ifter, wie die Fluth, ein Schwanken und ein Schweben. wie die Gluth, ein Leuchten oder Sprühn, Erbgeifter, wie die Erd’, ein Starren oder Blühn. I du, o Menſch, bift fein elementariſch Weſen, HR, oder kannſt doch fein, vom Sturm zur Ruh geneſen. bif’g, find erft in dir die vier in rechter Miſchung, Dann wechfelwirkend ftet3 einander zur Erfriſchung. keines ohn' und durd das andre nehme Schaden, Liegt bald, o Menſch, an dir und halb an Gottes Gnaden. große Hälfte ift des Himmels, dein die Kleine; & thut das Ganze, doch du thuft dazu das Deine. Eei Heiter wie die Luft, wie Feuer ohne Scheu, Bir Waſſer fill und tief, wie Erde feft und treu. Elemente jo geeint find und geviert, Solch ein Temperament ift wirklich temperiert.

462

158. Das weiße Licht iſt Leicht, das dunkle Schwarz iR fi In Schwer’ und Leichte wiegt fi alles Beendet: Wie zwiſchen Weiß und Schwarz ſchwankt alle Schaat FT Die fo Geburt als Tod von beiden ſtets erwathen. Tas Licht iſt Leben nicht allein, auch Todeshaud, Die Naht nicht Tod allein, ift Lebenzmutter ash. Der Bater ift das Licht, der ftets erzengt die Farben. Der Todesengel dann, von deſſen Kup fie farben. Die Mutter ift die Nacht, die flet3 gebiert die Farben, Und dann ift fie das Grab, in der fie Ruh ermarbek Was von der Mutter kam, kehrt in der Mutter Gäoek, Weil, was den Urfprung nahm vom Bater, zu ihm 4

159. Berfammelt ſah ih jüngft in ſommerlicher Stille Graspferdchen und Cicad', ein Heimchen und die nik Mir Schienen alle vier jehr ähnlich, Doch nicht gleich, Und jedes rühmte fih der Xuft in jeinem Reid. Graspferdchen, daß es frei könn’ über Gräjer jpringen, Cicade, dag fie Ho vom Baume fönne fingen. Das Heimen, daß daheim es jet am trauten Herde, | Und Grifle, daß geheim fie wohn’ im Spalt der Erle | Ich ſprach: O dad, wie die in Gras und Laubeskronen. Im Haus und Feld, vergnügt fo Menichen könnten wohne: Dann dacht' ih, daß fie find jo friedliher Geberde, Macht, daß fie einzeln find, nicht eine ganze Heerde. Sraspferd, Gicade, Grill’ und Heimden, ohne Harm Jedwedes, dichtgedrängt find fie ein Heuſchreckſchwarm.

160,

Dem Stord ward lang das Bein, um durch den Sumpf j# wo Die es zum Schwimmen braudt, der Gans iſt's kur Sie braucht das Ruder, um die Fläche zu durchgleiten, Die Stelze nicht, um wo fie ſchwimmen kann, zu järeiter- Verſchiednes Werkzeug wohnt Verſchiednen dazu bei, Daß mannigfaches Spiel im einen Spielraum fa.

4638

161.

alte Pfau lehrt fliegen feine ungen ? Bater auch ſich ſelbſt einft nachgefchwungen. kei er mit Luft im grünen Raum,

päplt er fih zur Raſt den höchften Baum. Jungen kann fo hoher Flug nicht glüden, einzeln fie hinauf auf feinem Rüden.

m die Nacht, bis fie der Morgen wedt, Alte weg, die Zungen ſehn's erſchreckt. en froh im Grünen hin und wieder;

me hinauf, und Holt fie nicht hernieder. hinauf, um fie herab zu loden,

e den Flug, und find vor Luft erfchroden, im Wind von felbft die Federn mallen, halb ſchon find geflogen, halb gefallen.

162.

ibel fagt, des Pfauen ſtolz Geficder,

feinen Fuß, fin?’ ihm vor Scham daniebder. a6 Rad des Pfauen je geſehn,

Fuß gemerkt, worauf e3 mochte flehn ? undrung nun er fieht jein Rad betrachten,

ı den Fuß, follt’ er ihn ſelbſt beachten ?

e mit Luft vom Farbenbild betrogen,

ı Pfauenrad alswie im Regenbogen,

ß hier im Koth der jchöne Vogel geht,

f Ervengrund der Himmelsbogen fteht.

163. Eugenden, doch jede ift die ganze, jo wie ein Bild vom Frühling jede Pflanze. ie blüht, da muß der Frühling fein, Srübling ift, da blüht bald groß und flein. wer all’ und jede fo verjchieden, Blumen-gleich die Tugenden in Frieden. ı der Bruft, wie Blumen auf der Flur, mmelsiuf iſt ſolch ein Anblid nur.

4441

164.

Was ragen himmelan die kalten dort und ſtolzen Bergrieſen, denen nie iſt Schnee und Eis gejgmelen?! Lie Sonn’ im Aufgang ſcheint ſich über fie zu wähe, Tod kann ihr Lebenitrahl den Todesfroit nich fach ı Und nur wo tiefer dringt herab in’3 niedre Thal, Welt Erdenlebensluft der Himmelslebenftrahl Mas ifl'3? wär’ etwa kalt die Sonn’ in ihrer Näbk, Und fchiene wärmer dem, der fie vom weiten jäk! Kein, jondern ob der Welt jo ho ift Zonnenmail, Daß keinen Unterfchied die Spanne höher mad. Tie ftolzgen haben fi der Erden überhoben, Und famen näher nit darum dem Himmel broben. Die Himmelsfonne nun, zu der Beſcheidnen Trof, Biebt diejen Lebenswärm' und jenen Zodestroft.

165. Ten ftärlern Feind entgeht der ſchwache mit der Hilk Des ſchwachen, wie der Froih dem Krolodill im Sch Menn der Berichlinger droht im Strom dem armen Fol Nimmt er ein breites Schilf geihwind in feine Goſche Das quere Schilfrohr geht nicht in den weiten Rachen, Und ungetährdet läßt das Ungethüm den Schmwaden. Nun ſitzt der Cuafer dort und klagt icin Leid im Sl Tas man in joldem Strom hat nöthig joldge Hüfte. Gelungen iſt's, ih bin dem Schlinger nun entiprungen Doch jo dem Schlingen nah if ſchlimmer als verfälung

169. Der Sturm der Menſchenwelt bewegt dich wenig nut, Vielmehr verftört dich no das Schwanken der Kate. Als kümmerte di gar vom Menſchen nicht das Zeh, Wenn nur der Schöpfung Gang dir bliebe flät und he Doch wie du ftill dich kannſt bei Schidialswechiel faten. So mußt du endlih auch die Wetterlaunen laflen; Und merken, daß am Band der Ordnung eine Hand Hält Menihenwankelmuth und Wetterunbeftand.

465 +

Velitgeſchicht Unheil und Bölferplage, ilender auch gehören fchlechte Tage.

dichte nur am angefangnen weiter,

der Himmel ift, bis er wird wieder heiter. ein verſtummt bei Fühler Nacht im Sumpf; al fingt fort, wenn aud ein wenig dumpf.

167.

weht die Lerch' und über ihr der Xar,

ie Sängerin dic jchweigende Gefahr.

k die Gefahr, der frühwach aufgeſchwungnen,

m unten tief vom Schlummer noch umſchlungnen, Lerchenſchall erft aufgejungenen,

er Wlerkrall' im Ru bezmungenen.

168. wenn er lang nicht bat geregnet mehr, ordentlich er dazu kommt, hält's ſchwer. rechte Muh'n zu koſten, bis den Wolken rfiegten Kuh'n ein Tröpflein erſt entmollen. ı folgt die Trauf', und iſt es erſt im Zug, er leichter ab, und mehr oft als genug. it'ſcher Saul bodfteif ift eine Frift, ent wird, wann er warm geworden ift. Dichter, der zulang an fih gehalten, braudt, um neu die Ylügel zu entfalten. nm Wert, bift du einmal im Zug, d ſchaffe fort, doch mehr nicht als genug.

1069. Augen nur und höreft nur mit Ohren; md Hören drum mit Aug' und Obr verloren ? Urt zu jehn, zu hören, nicht die Kraft hören, die der Seel’ ift weſenhaft; der fie ſchwebt, in der fie ruht und fließt, st, im fich ſelbſt fich jchließt und fich genießt; dent im Haupt und dir im Herzen fühlt, it Hirn und Blut nicht ift hinweggeſpült; va a

—t 466

Die, if ihr jeder Weg der Aeußrung abgeſchnitten,

Ganz in fi felber ruht in ihrer eignen Bitten; Und eben, warn fie fi nicht außen thätig zeigt,

In fih Hinein, hinab, hinauf zur Gottheit Reigt Wie warn die Blume Rahts fi ſchließt. fie nun in ſich

Geſammelt hat den Duft, der Tags im Wind entich Wie der entlaubte Baum im Winter feinen Soft

Zuriid au Stamm und Zweig zog in den Burgligel So feiner Sinne Zweig’ entfaltet in den Raum,

Und jeine Wurzel birgt in Gott des Lebens Baum. D laß die Sinne nit fih in die Welt verirren,

Um ihre Mutter, die Befinnung, zu verwirten! Bor lauter Sehen fiehft du ſonſt nur Nebelilor,

Bor lauter Hören Hörft du nur den Lärm vom Über. Doch wie der Altronom im Rebel nur den Stern,

So in den Hüllen der Erſcheinung ſieh den Kern. Wie ein Tonfundiger den Grundton aus dem Praus

Der Stimmen, höre du ihn aus der Welt heraus. Alswie ein Liebender erklärt für eine Lüge

Ein Bild, an dem er nicht erblidt geliebte Züge: Denn jehenswerth iſt nur am ganzen Weltgetriehe

Allein der Liebe Spur, geſehn vom Blid der Liebe. Und wie der Freund dem Ruf des fernen Freundes laujt

Ob au des lauten Markts Getös dazwiſchen raufdk; Vom Meer, worin e8 jchwimmt, wird er das Tröpfchen

Wird jeines Freundes Stimm’ als Perl’ im Chr erkem Im Ton ijt nah der Freund, von dem du bit geſchiede

Und wenn du treu ihm bijt, jo hörſt du ihn zufriedt Im Herzen habe ftet3 den Freund vor Angeficht,

Daß nie dich fchrede, was er in der Seele ſpricht.

170. O jeht die Taube, wenn ihr ihre Jungen jchladhtet, Den Schlag verläßt fie nicht, wo ihr das Neft ihr machte Sie wehrt ſich nicht, noch Hagt, wenn man ihr Liebſtes raubl Zufrieden, wenn man nur das Daſein ihr erlaubt. Ih weiß nidt, ob ein Bild der vollen Sklaverei, Ob der Ergebung fie vollfommnes Wufter je.

47 +

171.

R merkt nicht die Zaft, hält drauf der Bogel Raft; ist der Bogel weg, jo ſchwankt davon der Aft. br nicht die Luft, die wohnt in deiner Bruft; em fie dir entfliegt, fo Fühlft du den Berluft. was einer firebt, die Welt nicht, weil er lebt; ft e8 dann vielleicht, wenn nıan den Mann begräbt. ı erfcgüttert bebt dem Vogel, der entſchwebt; Ider Stamm, indeh der Zweig ſich ſenkt und hebt.

172.

in guter Zeit geht’ Dummen wie Geſcheidten,

fer diefen doch, wann kommen böfe Zeiten.

Tumpfel friſch das Wafler war, da fchlüpfte

darin der Fiſch, alswie der Froſch drin hüpfte. wrrätberiih in Sommergluth erloſch

5, kam um der Yıld, und meiter fprang der Froſch. nicht ein Mann, wenn Nahrungsquellen ſchwinden,

t wo anders kann ein Unterflommen finden.

173.

ven Augen hältft das Buch jo nahe vor,

nt die verwirrte Schrift in einem Dämmerflor. : wenn du bäftft den Augen es jo fern,

er Buchſtab ein unklarer Nebelitern.

rieden wirft du leicht mit deinem Auge,

yer fern noch nah es recht zu fchen tauge. nicht zu nah und nicht zu fern das Buch, di nah Wunſch erjcheint dir jeder Spruch. n deinem Biel und dir mußt du dem Licht fien grad fo viel, als taugt für dein Geſicht. ehſt du auch die Welt und die Natur

r Deutlicgleit bei rechtem Abftand nur;

den ihr und dir du läſſeſt eine Weite,

: im Zwiſchenraum ſich Gottes Kicht verbreite. doch ift gleich für jedes Auge nicht, beſchieden ift Fern⸗ oder Nahgeſicht.

48 %-

Die Weite mechjelt ſelbſt mit jeder Lebenszeit,

Wie eben mwechleln mag Fern⸗ und Nahſichtiglen Das wechsle nun wie's mag, wenn du mur nicht ehe, Noch in Berblendung dir die Augen felbft verbiudeh Gebrauch dein Auge nur, wie es ift Gottes Wille

Und der Natur, und nie bedürfe mir der Brille!

174.

Ein Tempel Gottes bat fi) die Natur gebaut, Worin er taufendfach geahnt wird und geſchaut. Als Tempeldiener gehn hindurch die Jahreszeiten, Die bunten Teppiche am Boden hinzubreiten. Strahlend im höchſten Chor Iobfingen Sonn’ und ler, Der Abgrund und das Meer antworten aus der Feri Das Mittelfeuer glüht am ew'gen Opferherde, Und alles Leben naht, daß es das Opfer werde. Als Opferpriefter Iniet der Geift an viel Altären, Die er mit Bildern ſchmückt, und jucht fie zu erflären. In viele Hüllen hat die Fülle ſich verhüllt, Doch von der Fülle nur tft jede Hill’ erfüllt. Ind wo der Geift vermag hinweg der Selbſucht Sqleier Zu heben, ſieht er hell darunter Gottes Feier. Und Gottes Athem gcht ein Morgenhauch durch's Edi, Einſammelnd jeglicher Verehrung Inbegriff. Sein Lächeln ftreuet Duft in trüber Inbrunft Glimmen, Sein Säufeln Einigung in widerftreit'ge Stimmen. Aus jedem Cpferraud nimmt er das feinfte Kom, Den reinften Tropfen auch aus jeden Andachtsborn: Aus jedem Wortgebet den ihm bewußten Sinn; Er felbft legt ihn hinein, und findet ihn darin. Dann will er aud den Sinn der Sinnenden entfalten, Daß immer würdiger fie ihm die eier halten; Daß die gebundnen frei zu höhrer Wonn’ aufgehn: Denn das ift feine Luft, der Schöpfung Luft zu fehn.

175. Horch, das Gewitter brauft, des Donners Scheltwort roll Dem rothen Vin not, der cin Blick des Jornes groli

1

40 3-

0 ſch im Jahr, ch’ neu zum Leben ſich verbundet De Elemente Kraft, ift Schon ihr Kampf entzlindet. et in der Sährung fonft der Sommergluth erwacht, Rum im ſchwellenden Lenzäther angefacht. wer fahren fie vor deinem Aug’ und Ohr, Des fe erſchreckt vernahm, dann ſpurlos fie verlor. alle meinft du wohl, das fie auch ohne Spur n der erwadhenden Natur.

ee Spur davon, und ich will fie dir deuten, Wird bleiben, die bemerft nicht wird von vielen Leuten. t Ruhat, der den Sang jest rüftet, um zu loden Die Blätter aus dem Wald, hört und verftummt erfääroden. dder Berflörung wird er diefen Lenz nicht frei, Nah feines vollen Klangs entbehrt der blühnde Mai. die Saflanie, die eben fich erfedite, In) eine Blüthenkerz' auf ihren Leuchter fteckte, der verichmolgen blühn ſoll Weiß und Gelb und Roth,

Bt vor Furcht, wie fie der rothe Blig umloht. um nun die Rerz’ erblüht, fo ſcheint fie dir dieſelbe, WM aber ſeh', es fehlt das Roth im Weiß und Gelbe.

176. Regen fiel die Nacht, doch war er nicht einweichend, lt der verlegten Flur Bedürfniß unzureichend. ' Weaflers wäre g’nug geweſen, wenn gefloffen 9 Wäre dahin nur, mo etwas jollte Iprofien. me floß fogut auf Stein und Straßenitaub, # Zaun und Mauer, als auf Garten, Gras und Laub. » wenn ohn' Unterjchied der Himmel alſo jegnen inz wie das andre will, muß er noch einmal regnen.

177. wm Menfchen, welchen kein Gele der Lieb' und Zreuc berrichet, habe mehr als vor dem Thiere Scheue! u auch dem Thiere fehlt Gemüth, Vernunft und Liebe, halten ift es do vom Bande feiner Triebe. ieſem Halt es feit, du darfit dich drauf verlafien; m Menſchen aber kannft du nirgend ficher fallen.

—_ 10 +

Der Liebe Widerſchein lannſi du in's Thier went, Roc lieber in die jromm unſchuld'ge Pilaug kp

Doch in den Menfchen, wo fie felber follte ſein, Rannft du, wo fie nicht if, fie auch nicht legen de

178.

Des Kindes erfter Trieb ift finnliches Bedürſen,

Und jpäter wähfl die Kraft zu geiftigen Enimären. Wie alle Menihen nun von Anfang Kinder ſind;

Die Menſchheit jelber, war fie Anfangs aud em Ka! Sie war’3 in einem Sinn, im andern Sinne nit;

Die Menihheit war ein Kind wie neugebornes SA Mie neugebornes Licht, im Oſten angeglommen,

Nicht gleih dem Mittag if, doch ebenio volllomme; Am Licht des Tages wird zur Blüte fidh entfalten

Nur was im Morgenthau der Knoſpe war enthalln: So nur entraltet Ah am großen Menichheitstag,

Mas eingemwidelt in der Kindheit Miege lag. Die Menſchheit, Gottes Kind, ift niemals mehr noch mindel,

Nur mehr und minder find die Menihen Gottes Kiakt: Wie mehr und minder genz it einer Blume Glanz,

Tod it ein ganzer Glanz der volle Blumenkranz. Wie aber eine Blum' in’? große Kranzgeilecht,

So tritt der Finzelmenid in’? menſchliche Geſchlech. Die Alume weik nit, wie fie an die Stelle fam,

Und night der Menich, wozu er jeinen Ort einnahm An feinem Orte madt er icine Kräfte gelten,

Veherricht die Wett, und dient nur dem Geſeß der Welld- Tas echte Herricherbild iſt aber da neprägt,

Wo menihlihes Gemüth Die volle Menichheit trägt.

179. Fin Munder wird der Menih empfangen und gegeugt, Fin Wunder lest er, wird geboren und gefängt. Fin Wunder wägit cr. hört und ficht, und fühlt jein Wandel Ein Wunder, daß er denkt, und mas er denli ein Wunder Ein Wunder ftcht er Da in aller Wunder Mitte, Und Wunder gehn Wye vor und nad) auf Tritt und Schitte

Pe .r .

41

e wird er jo allmälig unwillkürlich

I daR fie ihm erfcheinen ganz natürlich. Ser erſcheint ihm Ungewohntes nur, wundert fiebt das Wunder der Natur.

180. Baum und fchrieb, und meil ich ftille war, jiſchen heran ein Thierlein hie und dar. Ihend Ichlih ein Eihhorn über’n Zaun ; e Sand erhob, wich es zurück mit Braun. wiegte fih hoch im Gezweig und fang; 8 Saupt erhob, entflatterte es bang. hen Tchlängelte durch Gras und Gries herbei; en Fuß, e8 floh alsob ich giftig fei. herr der Ratur und Schred, Tyrann unhuldig ex Kreatur, du jelber nicht unfchuldig !

181.

a$ ih Nachts, und war dem Thal entronnen, mir aufwärts Hang gedämpfter Schall der Wonnen, Weltlichkeit, die mich von fich geſcheucht,

faplt’ ih mih im Dunkel warm und feudt. ine Schlucht zur Seit’ herüber drang ummerrödheln, o Natur, und macht mir bang. es Getön im Laub der alten NRüftern,

ndes Geftöhn, Geſchnaub aus welden Nüftern? eimlichen Nachtgeiſter trieben wieder

er Welt Getds, dem ich entflohn war, nieder. zwifchen Welt und der Natur du fchmebft, ſcheu entftrebft, und vor der andern bebft !

182. f einem Berg und fah die Sonn’ aufgehn, ſchien injelgleih in einem Meer zu ftehn. mnebel war durch jedes Thal ergofien, Seen umber in einen See zerflofien. Waſſer jei, was bloßer Waflerdunft, heiden klar vermochte keine Ktunſt.

472

Doch als die Eonne ftieg, ward es von jelber Min, Was nur ein Waflerihein, was wirklich Wale ws-

Die Rebelhülle ſchwand, entichleiernd das Gefilb, Die See'n ipiegelten voll Glanz der Sonne Bih.

183. Zwei Bäume jah ih heut, Sinnbilder von Berjäugumg Des Abgeftorbenen lebend'ge Wiederbringung- Gin hoher Fichtenſtamm, jein Haupt vom Sturm gi Statt einer Krone nun mit mehreren geihmädt. Denn aus der Rinde Kraft entiprogten wunderbeft Fünf neue Fichten, ichlant wie Tempeliäulenfheft. Was, wenn der Hauptſtamm blieb, nur wär’ ein AR Tas war ein Stamm nun ſelbſt mit Welten angeht Und alle wuchſen jo umher in einem Franz,

Bildend ein Ganzes nur, doc jeder jelber ganz; Wie, was ein Staat einft war, nun auseinander trat Zu einen Staatenbund, zu einem Yundesfaat. Sodann ein Ulmenbaum, vom Alter morſch gebroden

Vermodert ift jein Mark, und mürbe feine Knochen. Ter Woder aber ward Stoderd’ auf ſeinem Haupt;

Da hat jein legter Zmeig, eh' ihn der Tod enilanl Selbit in den Mutterſchooß den Samen io geftreut,

Daß auf fi jelbit ein Yaum wuchs aus ſich ſelbſt e Der abgeftorben fi in Boden unten fand,

War oben Boden nun, auf dein er jelbit entitand. Und angefiedelt bat ſich droben ein Gemiſch

Von Kräutern und Gefträud, Verwirrung maleriſch

134. Meil du dich allerdings zu höhern fühlt berufen, Bellageit du, o Menich, die itehn auf niedern Staf Alsob Stein, Bilanz‘ und Thier todt oder taub und d Unglüdlih müßten ſein, weil fie wie du nidyt find. So böreft du das Thier wie nad) Erldſung föhnen, Hörft Weh- ſtatt Wonnelaut in Nachtigallentönen, Selbft einen Seufzerhaud im Früblingsflüfterhein, Um einen Schmerzensklang aus jedem Erz und Ste

43 9—

wi nicht fuhlt, iſt nicht der Widerſpruch, : Die, du ſelbſt belegſt die Welt mit Fluch. ia Dir ſelbſt zum Einklang biſt gekommen, ned er don dir auch außenher vernommen. o Menih, vom Halben, Falſchen, Boſen, gebundene Ratur wird Bott erlöfen.

185. bel fiel mir heute wieder bei, er milder Sinn als ungeftümer jet; ette ſchloß die Sonne mit dem Winde, a Wanderer den Mantel eh'r entwinde. Wind, da zog fein Kleid der Wandrer Rraffer: ve ſchien hierauf, da ließ er’3 bangen ſchlaffer. lange ſchien, da zog er's endlid aus, Mantel kam der Wanderer nah Haus. ) unterwegs fein Räuber ausgezogen, icher Wirth um's Geld mit Artigkeit betrogen.

186. was dich jonft geärgert hat zu Haus, MR du damit dich nun auf Reifen aus! bi fonft ein grauer Regentag, en Blumen matt der Geiſt darnieder lag. in folder di, an dem du ftill einmal ven, und nicht mußt Durchichweifen Berg und Thal.

187. mal bedacht, dab du in einer Stunde ner Ruhe machſt durch's Weltall eine Runde? ie dich trägt, trägt um die Sonne did, auf ihrer Fahrt euch beide nimmt mit fid. on diefer Fahrt ift, das du fie nicht fpüreft, die fänımtliche Umgebung mit dir führeft. : die Neif’ und bringt dich doch viel weiter, u der du dir erft fuchen mußt Begleiter, jedem Schritt bift außer dich geſegßt, ich müde nur fommft wieder beim zuleßt.

uno oit unenougsen um mıq | Tod; glaub‘ ih, dak id darf mir Wilder der Phantafie aus ew'gen Wald als Verlichter jchn ein Platt Und bald als Rind ein Taqh bei Allein vom Halfe foll die Wiffenfih Die, was if treib’ im Epiel, als Die lindiſch wird, wenn ihr aus Im All ihr Pünkten fei vom 1

189. Wie du die Erde fichft von Schöpf Raturabſtufungen der Menfchheit So hindert nichts, daß nit auf ar Auch andre Ordnungen und Gip Auf andrer Grundlag’ aufgeführt ei Des Lebens, eingeweiht zu andrei Die etwas Geift’ges thun, das unfe Vielleicht es übertrifft, vielleicht ei Gr dentt in feiner Sphär’ alswie ü Und ohne daß ihr's dent, dentt Und wenn mit Geifteöfraft er jeineı Und du an deinem Theil den dei

.“ C

415 I—-

wenn Zeit genug der ew’gen Urne : Erde tritt in Tauſch mit dem Saturne. joflen ſich die beiden Eins erfennen ? follen fie in höherm Sinn ſich nennen. omie, magft du der Himmelftaaten Imärtige Verbältnifie berathen.

190. m reis, wo graden Blid3 die Sonne ikeberfchaut, je näher Himmelswonne. ſchwer ift dort der ird'ſchen Stoffe Wudht, Schwunges wirkt der Erde Mittelfludht. OR if Leicht und gleich nur unter'm Gleicher, em Bol Hin wird ungleich und mühſalreicher. Bleicher lag das Paradies vielleicht, 28 Beben ift geweſen glei und leicht. icht noch jekt ein höchſter Berg zu finden, nd Simmel fi zum Paradies verbinden ? ; den fih leicht im Zanz der Schatten dreht, 5 Mittags Höh' in lauter Glanz vergeht! Sonnen auf, und grad hinunter fteigen, unter'm Bol ſich birgt vom Sternenreigen. Herbſte ftets der Yrühling fich vermählt, brzeitendhor allein der Winter fehlt.

191.

Sonne rund Planeten gehn im Kreiſe;

: auf der Welt fih nichts in gleicher Weile? mzheit fcheint dem Ganzen vorbehalten,

ı überall Seriplitterung zu walten.

Eiland giebt's, ich weiß nit wo auf Erben, Ordnungen des Himmels ſichtbar werben. Hte Rebt die Königäburg, im Bogen

: fiebenfach des Lebens hergezogen.

8 die Stadt, der Königsburg zu Füßen, Dienfibarkeit, gejchäftig in Genüſſen.

eis umgiebt die Stadt, ein Gartenſaum,

e8 Lebens wächſt und der Erkenniniß Baum.

® ug und Der vierte Kreis um's Feld ein Walbeenier gewihh, Wo freie Tiere gehn, der freien Jagb gmeill -

Und lommt zum äugerten das Wort zum Oinrmelöbeg Verneigen ſchweigend auf ih Eonn’ und Mond gewsg

Der Herrſcher möcht' ich fein, und dieſer nur een; Denn jeder andre idyeint mir gar beichränft und Mic

192. Wer bat dir, Menichengeift, die Wunder offenbart Des Laufs der Eternemwelt? Tu hat fie jeihR gemf Durch taufendjährige Veobachtung des Scheins Gelangte dein Begriff zum Mittelpunft des Sern Durch Edlüfe fander du, und prüften durch Griefeun Vedarfft du, Menſchengeiſt. wohl andre Cifenbarumg!

193. Wozu find all’ die Etem’ am Himmel unr gemedt? Mit goldnem Flitter wohl zu ſchmücken unfre Rai! Tazu find fie gemacht. doch mır dem Slinderfiun. Was bat des Manns Perfland von ihnen für Gew Gr Hätte, ſcheint's, genug an Sonn’ und Mond allein, Zum Lit im Erdenhaus, und brauchte wicht den Cie Statt müRig aufzuidaun in zahllos fremde Welten, Wär’ es nicht beſſer, daß die eigne wir befieikten? Tod grade daß beftellt die eigne richtig fei, Ja jene ftemden trägt dazu der Husbid bei.

47 %-

Renbfonnenlauf, der ewig wechfelnd geht, meſſen nur, das unbeweglich ſteht.

umite ſtehn dazu die Himmelſterne,

daran den Gang des Erbhaushaltes lerne. muß man fehn, um fi zu freun am Kleinen: Ine wird nur erlannt am Allgemeinen.

194. m gleicher Zeit, der hier aus flachem Thal, om höochſten Thurm, jehn eines Sternes Strahl; tedriger deßwegen etwa jehn, diefer Hier den Stern am Himmel fiehn? och Teken ihn die Beiden, und empfinden, bflände vor'm Unendlichen verſchwinden.

195. egung. Was bleibt unbeweglidh wohl? d Jahren wies ein andrer Stern den Pol. Jahren wird ein anderer ihn weilen, an feuern wird bei Land» und Meeresreifen. ſelbſt nicht feft der firen Sterne Chor? m Sonnentreis, fo ſcheint e8, rüdt er vor. Bonn’ in fünfundgwanzigtaufend Jahren Bonn’ einmal, ſuddſtlich ſcheint's, umfahren. Sonne Sonn’ im Südoſt? Unerfannt beer, doch vielleicht der Sirius genannt. n diele feſt? Auch fie wird, Gott zu preifen, m eine Sonn’, und die um eine freifen.

196. richwort fagt: Nichts unter'm Sonnenftrahl ues, das nicht dageweſen ſchon einmal. rt fich's auch: Nichts Altes kehret wieder, e neues Licht ſcheint von der Sonne nieder. Punkt im Raum find wir an jedem Tag, n ihrem Lauf die Erde raftern mag. mf gleicher Bahn nicht über's Jahr zurück: er lief die Sonn’ inzwiſchen aud ein Stüd.

in Doppcijn

der Rei, E on ihr:r Tas jeinbar vier fie find Ein Le

188. Das Altertfum beichrieb mit lebenävr Zen Himmel, die vertlärt dort obe Ten groß’ und feinen Hund, den groi Zen Löwen und den Stier fiehn di Die Krone funkelt und die goldne Lei Der Menien höher Shmud, mic Doch mo vom Alterthum ein Räumd Was hat dort unire Zeit der Stern Gar jehr Veyeichnendes für unjer län’ Zus todte, defien Ruhm joll dort ı Triangel. Pendeluhr, Lufipump' und Zirkel und Lineal. Fernrohr und I Zudruderpreiien und Glektrifirmaigi Und derlei; welcher Wlid lann fh Zum Glüde find fie mein halb oder | Zen Augen ohne Glas und Sehroi

419 %-

Rarren Bergs taub unfruchtbare Warten t wählt und Schirm dem angelegten Garten. Stroms Gewalt Troß bietet aller Hemmung, ewäflerung benußt die Ueberſchwemmung.

200. find um did, o Menſchenkind, mei davon bald find, bald ungelind: Beuer wird Brand, Ueberſchwemmung, Wind. n it dir von immer gleihen Gaben, nähren mag, dich tragen, dich begraben.

201. : Felde Magt: Weh' diejer rauhen Wiefe ; war mein Stand in jenem Paradieſe! icht der Menſch wie Frühlingsengelgruß, ı Boden nicht und mich mit ſchwerem Fuß. gel jchwebt, alswie des Vogels Schatten, geflügelt ob den ewiggrünen Matten; terlinge, die auf ſchwankem Halın fi gatten. tw auf vier geftellt kein plumpes Thier, und Vogel war, lobfingend über mir.

202.

t gewiß empfahn den Blumenftaub andern Zweck als zu der Biene Raub. iben gern, daß fie dazu ihn nimmt,

ſelbſt für uns, was jie für fich beftinmnt. tt die Blum’, es dienet mir die Biene, nit, nur ich weiß, dab ich allen diene.

203.

maßeft du die Welt mit Winkelmaßen,

: als dein Feld die leuchtenden Milchitraken. teſt du nun gerne deinen Wintel,

wirfft du meg, und freuft im Garten Tintel. ynomie haft du als Aſtronom

an beftell dein Haus ale Oekonom.

Und laf die Bläthe fh in Himmels

7

verbu den S Zeit Grußß, v von Brief,

EHE -; 2 4 AHRr FErLr

—— *—

f w 41

| eunte Safe. Däammerklardeit.

———

* 1.

We Schlender kann in rechter Ferne wirken,

tz der · Sinne Kraft auch eine Brenz’ umzirken. en Ungen iſt nicht beſſer als zu fern; durchſchauft du nicht, und nicht den Himmelsſtern. den deinem Ich und jenem Dämmerſterne

me weite Welt, die zu durchſchauen lerne!

. 9.

r mit dem Sohn ift über Feld gegangen;

Ben nachtverirrt die Heimat nicht erlangen.

u Felſen blidt der Sohn, nach jedem Baum, fer ihm zu fein im weglos dunklen Raum.

aber blickt indefien nad den Sternen,

er Erde Weg er woll’ am Himmel lernen.

ı Glieben ſtumm, die Bäume fagten nichts,

erne deuteten mit einem Streifen Tits.

it deuten fie; wohl dem, der traut den Sternen! eg der Erde fann man nur am Himmel lemen.

3. e ſprach: Ich hab' auf meines Lebens Bahn m Menſchen weh, nie einem wohl getban. ugten ihn: Was alfo thateit du ? h: Ich that mur mir, was ich fligt’ Andern zu. mir, was ich wohl geihan, und weh, was wehe; Sat ich Reinem, was ich that, daß mir’s geſchehe. Berte VIII. a

Den Menigen magft du dort vom ( Tod io, dag Nies erfreut, nicht I Und fehrit du rag’ auf Tod Eines ſag' ih dir, wenn es d Auf deinen Schwingen ihn zum : Tu mußt den Menſchengeiſt mit & Doc) ihn betäuben nicht, noch blı Laß ihm die Tauſchung jelbtt als fi Und mas er nicht verfteht, glaub Die Rärhfel magn du ifm in Räth Die unenträthielt aud) ſinnreich d Sei wie der Himmel klar und tief Lichtſterne beut dem Schaun, der Und wenn's fein Aug’ erirägt, jei i Der Rebelfterne jelbft in Lichtgeit Doch wie Unendligfeit dort das Er Von ſchoner Endlicleit fei dein ( Im Unermeßlichen wirft du das M Das Kleine folk du Hein mit ur Vor Allem, liches Kind, wilft du I Bernehmen lafen, ſei's nur ireng Sonit reikt der Rielenaein dart der

' 8

5.

Fratze giebt’s, die nicht als Schönheit preiſt verliebter Rarr, dort ein verſchrobner Geiſt. der gar nicht kann als winfeln, ächzen, ftöhnen, a Bu ihm es glaubft, im Guten, Ganzen, Schönen ! RE Ideal, Idee ſchwindſüchtig hohl,

alla? erbärmliches Idol!

heit Söttin if dem Schaum entboren zwar,

ke nicht ein Schaum, und nicht ein Abſchaum gar. eſchmacklos ein Geſchmack jei, fo vertradt

r als der ward aus Yeinheit abgeſchmackt.

iR der Plump’, ein Dummer ift zu wißigen, HB zu machen mehr ift aus dem Ueberſpitzigen.

6. ı Die Welt iſt geiftines Ergetzen, entiegliches, fie nur durch Geiſt zerfegen. die ſchöne Welt, wenn fie hinweg nur thaut k, und nicht daraus mir eine ſchönre baut; rfonnenftrapt Froſtblumen nur zerthauen, Ahlingsblumen nicht kann weden auf den Auen.

T.

Gelbvertraun Miktraun in deine Kraft;

des Ringen wird der Schüler meifterhaft.

och nicht vollbracht, daß du e3 kannſt voflbringen, z vollbringen mußt, das macht es dich erringen. ußt du erft, doch Alles ift das nicht,

mg der Außenwelt in innerliches Licht.

mht du dann, und dieſes ift der Kranz,

erliche Sicht in äufßerlihen Glanz.

ie fremde Welt in deinen Bufen faflen,

die eigne dann fie fchöner zu entlaflen.

tr der Poet, auch wenn du feiner bift,

5 die Poeſie ein Bild des Lebens ift.

mſt mögeft du als Kunſt des Lebens brauchen, vi in die Welt, die Welt in dich zu tauchen.

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8 $ & Ä £ i f : }

Das wirte Gtromgefledt, wer fihlingt e3 ein als Meet Und fleilt im tiefen Ginn des Urquells Einheit Sk Denn wie's vom Herzen tommt, zum Herzen ift jein Und daß der Blutlauf Freift, das ift des Leibes Lehm,

9% -

Wenn ihr Oratel wollt, follt ihr Orakel hören;

Der Geif ift überall, man darf ihn nur beſchwbren An wen die Welt glaubt, wer an fich glaubt, iR Prapd,

Tpeurg und Philofoph, Apoſtel und Port. Denn einer ift der Geiſt, der in den Vielen waltet,

Der nur die Flügel nicht in Allen gleich entfaltet, Die Raupen ſehn erftaunt den Gemetierling ſich wiegen,

Und denfen nicht im Traum, daß fie aud) follten Beg Das Raupenvolt der Zeit if zur Verwandlung reif,

45 %-

Sie wechieln eine Haut, und bleiben Raupen nodh, Und wechſelten fie zehn, fie blicben Raupen doch. Ban gift'gen Weipen find die meiflen angeflogen, Lebendig innen aufgezehrt an Mark und Knochen. Us) wann auß ihnen ſchon frei werden fol der Sohn Des Himmels, fliegt mit Hohn ein Schwarm Geſchmeiß davon. Es, zahme Räupden, hier hat man auf Maulbeerblätter Geſetzt, vor Hagelſchlag gefihert und Sturmmetter. wollet ihr mit Ruh in ew’r Geipinnft euch jpinnen; Dem heißen Waflertob nicht werdet ihr entrinnen. Denn billig wollen fih die Hirten, die euch meiden, Km gegen MWinterfroft in eure Seide leiden. Die wilden Raupen dort, im Graſe nicht bemerkt, In Freiheit wachſen fie, vom Hauch der Nacht geftärkt. Us Buppen ntipfen fie fih auf am lichten Faden; Den goldnen Masten wird nicht Winterfälte ſchaden. Kalt wird der Winter fein, erfroren werden ftehn Biel folge Rafen, die aus ſeidnen Krägen fehn. Som erften Srüplingsftrahl belebt, wird dann entſchweben Der Zukunft Schmetterling ; Heil denen, die's erleben!

10. Op Tugend Reinigung, ob Reinheit felber ſei?

Ob Streben Hochſtem zu, ob Hoͤchſtes ftrebenfrei? Nach Höchftem fireben ift das Höchfte freilich nicht, Ein Hoͤchſtes ift e8 doch, mo Höheres gebricht.

Und fo ift Reinheit auch nicht deine Reinigung; Und Menſchentugend thut fich jelber nie genung.

1.

Der Weisheit Anfang ift immer Bewunderung, Durch ander nichts erhält die Seele Himmelſchwung. Yus fi und aus der Welt zur Gottheit hingeriflen, Bu ahnen und zu ſchaun, zu forſchen und zu wilfen. Wenn erft das Licht du fchauft, ohne daß es dich biende, Richts zu bewundern ift alsdann der Weisheit Ende. Zum Ende find noch nicht gedrungen deine Schritte, Du ftehft bewundernd noch in aller Wunder Mitte.

—t 486 3

12,

Stets klarer wird es mir, und endlich wird es Bar, . Daß ih nichts Andres ward, als mas ich Unfangt we.

Ein Pflanzenkeim, der erft fih in zwei Lappchen Tyalld, . Dann Stengel wird und Blatt, und fi als Blum’

Die Blume, die mit Licht ſchaut in fich ſelbſt hinen, Erfennt die Pflanz’ in fi, das wird ihr Game kin

13.

Hoch im Gebirge quilit aus einem Felſenſpalt Bon wunderbarer Kraft ein Waſſer füg und fall. Et quillt daS ganze Jahr an einem Tag allein, Und Jeder wird geheilt, wer dann ſich ftellet em. Mehr oder minder quilit das Waſſer nad) der Zahl Der Heilbedürftigen, die da find jedesmal. Stets minder Pilger find's, die das Gebirg erfliegen; Und wenn einft feiner fommt, jo wird der Quell verkegm.

14.

Nordöftlih im Gebirg liegt eine fefte Stadt,

Morin ein eignes Volk fih angefiedelt hat. Die glauben, daß ein Heil zukünftig fei den Frommen,

Und Hoffen jeden Tag, der Heiland werde kommen. Beim erften Morgenftrahl befteigen fie das Roß,

In vollem Waffenſchmuck, und reiten aus dem Schloß Entgegen reiten fie dem Kommenden mit Prangen,

Alsob fie ſeines Nahns Eilboten ſchon empfangen, Alsob auf heute ſei die Ankunft angeſagt.

Und wenn nun, ohne daß er kommt, die Sonne tagl, So reiten fie zurüd, mit Trauer in den Mienen,

Und Rlag’ im Mund: Er ift heut wieder nicht erfcienen.

15.

Es ift ein altes Wort, die Seele fei ein Licht, Das Alles um fi her erleuchtet, fi nur nicht.

Von feinem Glanze wird die Schöpfung dir erjchloffen, Allein des Lichtes Kern bleibt deinem Blick verfiglshen

487

ame rings mit tauſend Strahlen ſieht, Kublid ſelbſt dir.ein Gewölk entzieht. Sonne wird der Woltenflor zerrinnen;

‚m Geiſte fo die Nacht auch gehn vonhinnen ? t fie, du ſchauſt das Licht der Wonne, blendet, nichts, als fähft du in die Sonne.

16. plögli Tam, wird plöglich wieder gehn; ꝛr gereift, wird länger es heftehn ? ver if hier jeve Blüth' im Garten, . Mich blüht nur das, was wir erwarten. verblühn, wenn dir nur eines bleibt, die am Zweig flets neue Knoſpen treibt.

17. st dich an, der Zweifel macht did floden, emmen di, und vorwärts dich zu loden. eibende nie ruhende ift gut, er ſtockende verftodte Zweifelmuth. 8 fei und Schönes zu erftreben, sird darob fein Zweifel ſich erheben. 8 Icon erſtrebt und Schöne Sei, sohnt darob der größte Zweifel bei. na Höhn giebt dir der Zweifel Schwung, Abgrund ftürzt dich die Verzweifelung.

18. an der Welt? fie ift bereits gemacht.” Iheit Hat dich diefer Spruch gebradit. die Welt gemacht wär’ und vollendet, an ihr dein Ringen und verſchwendet. gemacht, du follft fie helfen machen, die Kraft dir Bott verliehn, dem Schwachen. ie Welt, fie ift im ew’gen Werden, beit Tann die deine nicht gefährden. erwert greift fie in dich nicht ein; ebendtrieb in ihr, groß ober Hein.

ww

Sie ſtrebi nach ihrem Ziel mit aller Geller Kiga, Und nur wenn and) bein Geift ihr Hilft, wird Bet arlıgm.

Sie jegt die Schwierigleit enigegen zwar und Schai, "Do, raumt bein Geif fi weg; fo ich ſe dir aha

a - 1% \ ‚De Belt Grundübel” neimt den leeren Baum da ide: Und widerſprechen wirb fein Bettler und fein Sale. Des Beutels lterer Hamm, der leere Raum des Weg, ZH jedes Uebels Grund und jebes Unbehägens. Ob der (lange

Wie dieſen Hier, ——

20.

Ich, der Gefangne, der mit ſeinen Ketten ſpielt,

Der blinde Schütze, der nach hohem Ziele zielt; Der, Geiftern anverwandt, an's Thier Gebundene,

Sich jelber ſuchend, ſtets ſich ſelbſt Entſchwundene; Der nicht weiß, was er iſt, war oder werde ſein: „Was wär’ ich denn, wenn ich nichts wär’ als ich ale Ich bin auch du, weil du das bifl, was in mir if;

Ich bin mehr als ich Bin, weil du mein Alles HR.

21.

Ob eine Wahrheit iſt in dieſer falſchen Welt,

Ich weiß nicht; minder noch, wo fie verſtecktt ſich Yall. Daß eine Wahrheit war, ſchließ ih aus ihrem Ramen

Denn war und Wahrheit ſcheint eriproßt aus g Doch wenn fie einmal war, wird fie dort ewig fein,

Wo Alles if, was war, dort geht fie aus und ein. Dort werb’ ich einft fie fehn in eigenfter-Beflalt: « '

Jetzt ſcheint ihr Licht von dort herab durch Woltenige Sie it die Sonne, die nicht ſelbſt zur Erde kommt,

Doc ift im ihrem Schein, was uns zum Leben frem Wie ift der Wahrheit Schein genannt? Wahrſcheinlichle

Damit behelfen wir uns vorderhand zur Zeit.

49

2. = ‚Dein Umt, Gebildeter, und deine Aufgab' iſt, Uusiprecden was du fühlft, darftellen was du bift. Denn alles in der Welt ringt fi zu ftellen dar, Und ſpricht fi unllar aus, du aber follft es Mar. Nıfflären ſollſt du uns dies Dunkel, und erflären, Wie IHön die Dinge, wenn wir Mar fie jähen, wären.

23.

Die Sinne lügen nicht, ſchwach aber find die Sinne; Wir werden nit durch fie des Dinges Innres inne. Wir fehn vom Aeußern auch die eine nur der Selten, Und die undeutlich felbft, wenn wir fie jehn vom weiten. Bei weitem jehen wir dem Ding nit alles an, . Doch alles, was daran wir jehn, ift wirkli dran.

24.

Wohl der Gedanke bringt die ganze Welt hervor,

Der, welden Gott gedacht, nicht den du denkſt, o Thor. Du venfft fie, ohne daß darum entfteht die Welt,

Und ohne daß, wenn du fie wegdenkſt, fie mwegfällt. Aus Geiſt eniftand die Welt, und gehet auf in Geiſt,

Geiſt ift der Grund, auß dem, in den zurück fie kreiſt. Der Geift, ein Aetherduft, hat fi in fich gebichtet,

Und Gternennebel hat zu Sonnen fich gelichtet. Der Nebel hat in Luft und Waſſer ſich zerjegt,

Und Schlamm ward Erd’ und Stein, und Pflanz und Thier zulekt, Und menſchliche Beftalt, in der der Menichengeift „ach Gottes Hauch erwacht, und Ihn, den Urgeiſt, preift.

25.

Ihr fagt, den Glanz des Lichts zu Höhen dient der Schatten; Und für die Körperwelt will ih euch das geftatten. Do Für die Beifterwelt was joll des Böſen Schatten, Der nie dem reinen Richt des Buten fi kann gatten? Ohnmachtig ſcheint die Kraft des Lichtes zu ermatten, Das nicht in feinem Glanz aufldien kann die Schatten.

490

Mie aber könnten fi in's Licht aufldſen Schatten, Nachdem fie jelber ſich verftodt dagegen hatten? Mer löft den Widerſpruch? Ein Ausweg kommt zu Stalin: Licht wird er nicht, e8 wird in ſich zunicht der Schatien. An Selbfiverzehrung wird des Böfen Grimm erjatten; Rein bleibt des Buten Licht, wo blieb des Böfen Schatten!

26.

Am Dinge zweifeln kannſt du, wos und ob es ſei; An deinem Ich Fällt dir gewiß fein Zweifel bei. Dies ift der Ausgangspunft: fei deiner nur gewiß! Zu allem Wiffen kommſt du jo ohn’ Hindernik.

27.

Tu ruheft weidhgepfühlt am Ufer firombeipält,

Dich Ichläfert ein die Fluth, die Leis dich unterwühlt. Dich ſchaukelt Sommerluft, umgaufelt Blüthenduft,

Und losgerifien trägt dein Bette dich zur Gruft. Sollt' ich erweden dich, um zu erichreden did ?

Schwimm hin, und janft im Traum die Fluth ſoll deden die.

28.

Crwirb ein Gut, daß du es einem Erben lafleft, Und einen Namen, der ihn ſchmückt, wann du erblafiel- Wie wenig, mas ein Menfch von diefer Welt geniekt, Wenn feine Spanne Zeit die Zukunft nit umſchließt. Genießen wird dein Kind, mas du nicht haft genoflen; In diefem Traume find die Augen janft geichloflen.

29,

Ein Weijer, einft gefragt, wozu fei nut das Leben

Auf Erden? ſprach: um fih zum Himmel zu erheben. Zum Himmel wollen bier fi alle Lebenden

Erheben, alte wie verſchieden ftrebenden. Zum Himmel heben will der Eine fi dur Ruhm,

Der Andere durh Macht und höchſtes Herrſcherthum; Ein Britter durd Genuß der Güter diefer Erde,

Ein Vierter dur die Flucht vor Mühjal und Beſchwerde;

49

Andrer wiederum durch Duldung und Ertragung, ab endlich einer durch Gebet und Weltentſagung. Beiſe ſieht die buntgetheilten Lebenskreiſe, freut ſich, daß ſoviel mit ihm auf gleicher Reiſe chiedne Wege gehn, er läßt fie gehn auf ihren, 5 forget im Hedräng nicht feinen zu verlieren.

30. Unentijiedenheit und Zweifelmuth Bellommner ! inſt wirft du glücklicher, einft wirft du fein vollkommner. R wirft du wiflender, einft befier als du bift; zeil Jeder das nur wird, waß er ſchon firebend ift. n fremdes Streben reicht weit über dich hinaus; Bo du dich jelbft erreichſt, da biſt du erft zu Haus.

31. Bunkt if eins für fich, zwei Punkte find ein Strich, rei Striche Flächenraum, vier Flächen körperlich. jald die Vierzahl ift, eins zwei drei vier vorhanden, ſt aus dem Punkt, dem Nichts, die Körperwelt entftanden. aus eins zwei drei vier muB alle Zahl beitehn, Jenn wer vier drei zwei eins zufammenzählt, hat zehn.

832. Zahlen Brenz’ ift zehn, die Grenze für die Todten nd Lebenden befteht in Gottes zehn Geboten. 3 Singer haft du drum, o Kind, um ohne Fehlen a deiner Hand die zehn Gebote herzuzählen. * 33. Mige, ſpielen fie mit dir, jpielft du mit ihnen? ur Irrung gegenjeits nur ſcheint ihr euch zu dienen. dieſem Uugenblid will diejes wahr dir fcheinen, m andern Augenblid willſt du's als falſch verneinen. ı HM von beiden nun? ift beides wohl zugleih? ° A nadgeinander e3, ein Werden mechjelreich ? tft in dir, von einem Ru getrennt. ift nun das in dir, das fo und fo es nennt?

Ob er auch nicht Die Sunfigereisten Tormeln fans. Der Ausdrud fehlt ihm nur, doch nicht der —8— Ken; Und wer entbehrt nicht um den Kern die Schale gern!

85.

Bom Glauben gehft du aus, und kehrſt zurid zum Glaube; Der Zweifel ſteht am Weg, die Ruhe dir zu ranben.

Gehſt du ihm aus dem Weg? er ift auf allen Wegen, In anderer Beftalt tritt er dir dort entgegen.

Drum flieh nit vor dem Feind, und ſuch' ihn auch nicht anf. Wo er dir aufftößt, räum’ ihn fort aus deinem Lauf!

Belämpfen mußt du ihn, du mußt ihn überwinden, Winft du durd fein Gebiet den Weg zur Wahrfeit finder

Du zweifelft nicht, weil du geworden weiſer biſt; Du zweifelt, weil noch reif nicht deine Weisheit IR.

Der Zweifel ift die Hal’, in der die Frucht foll reiſch Und die gereifte Frucht wird ihre Hu’ abfteeifen.,

86. u

In Säulen plagte man uns mit der Steigerung Bon Möglich, Wirklich⸗ und Rothwendigleit gezung.

Bon Möglich ging man aus, zu Wirklich ſchritt man weikt, Und legte endlich an's Nothwendige die Leiter.

Gering fei Möglicpteit, und MWirkfichleit vornehmen, Rotiwendigtet wu, weht, und befto. unbequemer.

re us

oeelichteit l. Rothwendigkeit. fo ſchwer; Seichtes unten wohl, und Schweres obenher?

ı Ichren wir es um, daS erſte ſei daS. dritte,

&. zwiſchen beiden bleibt dem zweiten flets die Mitte. Bistlichleit, die ſich nicht ſenken darf noch Heben,

bt zwiſchen Möglic- und Nothwendigleit im Schweben. yendigleit if ganz nothwendig Sklaverei,

Ibfrei if Wirklichkeit, nur Möglichkeit ganz frei. vendbig if der Brand, und Wirllich ſteht darauf, züber aber nimmt das Mögliche den Lauf.

aus Rotbivendigleit zur Wirklichkeit ung fchreiten, fjchweben dann befreit in’S Reich der Möglichkeiten.

87.

eben wir die Fahrt zu thun find im Begriffe, u der du bift gelehrt mit mohlbehaltnem Schiffe; teb Erja hrungen von dir uns zu Geleitern, mit wir ficher find, an Klippen nicht zu fcheitern. ſchwierig if die Fahrt, fo jagt man, und gefahrvoll, d unternehmen fol ein Mann fie fein gewahrvoll. ehmet meinen Rath! wohl braucht hier Rath ein Mann; ns wißt, daß feinen Rath man bier gebrauchen kann. nicht das @lüd beräth, wer fih nicht dann berathen, it keinerlei Geräth wird ihm die Yahrt gerathen. Bege find fo breit, wer ſchief kommt, fommt jo ſchief; w Wbgrund if jo weit, wer fällt, der fällt fo tief. nele Schiffe ſchon gefahren diefe Straßen, 4 Teines hinter fi ein Fahrgeleis gelafien. gen eine Spur folang nur als fie fuhren, D wer nach ihnen fuhr, 30g wieder andre Spuren; wenn er ift vorbei, im Glatten wieder ſchwinden; &. jedem fteht es frei, ftetS einen Weg zu finden. Im if diefer Weg mit feinen Meilenzeigern, 8 nur mit Giernen, die die Anzeig' oft verweigern. : mit Marffteinen ift des Weges Rand befekt, och merkt dein Rad fie nicht, bis es ſich dran verlekt. hölgern Rößlein rennt auf endlos grünen Räumen, m wädht fein Halmchen Gras, es wird nur fatt vom Schäumen.

494

An Wañer fehlt es nicht zur Rechten noch zur Lrken Zum Zrinten ift es nicht, es ın nur zum Grminla.

Zu weißt nicht, ob der Weg wird fleil jein oder eben Da nad Gefallen er fidh jenten kann und heben.

Was Hilft’s, ausführli Dir das Fahrniß zw beidreiben! Erfahr es ſelbſt, mern du nicht will zu Harſe blakn.

38,

An Rinterabenden (mir ward der Schwank erzählt

Von einem Freunde, den die Vibel viel gequält) Lies teien, weil er horcht' in feierlicher Stille,

Ein alter Herr die Schrift den Diener mir der Ink. Die Brill auf ieiner Rat’ in feiner Hand ein Stin.

Zo las er, bis er fam an einen Punkt der Schrin. Der für des Herm Verſtand zu hoch war und yu fras:

„Berftehft du's, Hans?" „Nein, Herr!” „Ic auch nik.

Hans, Rreidh’3 ans!” So ausgeftriden ward viel Unverſtandenes od blieb am Ende noch genug Borbandenes. Wohl denkt der alte Herr, das ohne viel Beſchwerden Gemeinverttändlid jo die heil'ge Schrift Toll werden. Doch uls von vom in's Vuch es wieder ging auf: WE Fand heuer dunfel ch, was ferden deurlich war. „Perttebit du’s, Hana?" „Rein. Herr!" „Ic audı mt: Hans, frei 3 aus!“ Ta ward im dritten Jabr ein einz'ger Strich darcu— Was lehrer ung der Strich? daß man in Schriken bei Nich: Unveritändliches ausftreiden tel voreilig. Tas Unveritändliche, laß nur mit drein es gehn. Sonit wirft du jelbit nicht das Verñnändliche verein.

3u, Der Seit N ala aeiund und krank aud zu betradien Alswie der Leib: actund tit über krank zu achten. Wer nur das Gute thut. damit er Vöies meide, It krank, und werth daS er, um zu gencien, leide: Dem Leiblich⸗kranken gleich, der bittre Arzencien Mr Uno nimm, um S vom Uebel zu beitreten.

) ht, weil er eitoas fi) verfagt. ex geſunde Geiſt thut was er will, und thut Imegen Boſes nicht; denn mas er will, ift gut.

40. ab’. ein wonniges Gefild im Traum gefehn, heller Lichter, die mir noch im Herzen ftehn. eiß nit ob ein Land, wo ih daheim einft war, beim einft werde fein, doch heimisch wunderbar. milch war es mir, jo heimlich und geheim, tranli zeigte mir fein Sehnen jeder Keim. dag grüne Laub, das nie wird Windesraub, : Quft von feinem als erfüllt von Blüthenſtaub. des Waldes Kranz im Abenpfonnenglanz, doch nicht unterging und heil war immer ganz. fo Helle jeh in Träumen, fol ich Hagen, B mehr und mehr den Dienft die Augen mir verfagen ? ohl, es fieht ein Menſch mit Augen nicht allein; & jehenswerih ift, fieht dein innres Licht allein.

41. nangelhaft und falſch kann eines Menſchen Willen ı Simmelsläufen fein, Mondfornenfinfternifien ! Bierne werben durch fein Irren irr nicht werben, IB ex nur felber, was er hat zu thun auf Erden. venn er das nicht weiß; was hilft, daß er die Bahn s Himmels kenne, die er doch nicht wandeln kann!

—MBEæ

42. ner Höhle hochgewölbt und tiefgegraben d träge Wohner, die dort feite Site haben. mgefeffelt find fie an dem Sig von Stein, ) figen auswärts nicht gewendet, jondern ein. rem Rüsen ift von oben eine Kluft prengt, durch welche dringt des Himmels Licht und Luft. rem Ungefiht der Höhle finftre Wand nt ihrem Augenmerk zum einz’gen Gegenftand.

Sein Angefiht zum Licht wand!’ er mit fenekler Wendung, Da traf fein Angefiht vom Licht zuerft die Vlendung Doch aufwärts zog er ihm die hehre ſchwere luft, Und ihm entgegen kam zur Stärkung Himmelslufl. Und als er draußen war, erflaumt’ er nicht geringe, Daß er nun offenbar flatt Schatten jah die Dinge Sein Auge war no ſchwach für die Gewalt des Eihbam, Er mußte nad) und nad fih an den Glanz gewöhnen. Er fah der Sonne Bild zuerſt im Spiegelteid; Sie war noch nicht fie ſelbſt, doch ſchon fich felber gleih Dann aber fonnt’ er ihr in’s Auge bliden frei, Beieligt, daß ihr Blick in feinem Auge ſei. Nun aber durch's Geſchick if er zurädgelonmen Zur Höhl, und hat den Sik dort wieder eingenommen. Dort fifen no, die ih am Schattenbild erbaun, Denfelben wollt’ er nun, was er gefchaut, vertraun. Biel Mühe gab er fi, in Bildern zu erflären, Daß dies die Bilder nur, und nicht die Dinge wär Doch fie verftanden’Z nicht, und glaubten’& nicht, und Indien Und fuhren ruhig fort die Schatten zu betrachten.

43

Sobald dem Menſchen wir die Freiheit gugeſtehn, Säants wm dir NEE Tmilenkeit geſcheha

1 497 3

—533

“weiß, wohin mein Ein fich lenkt, r. it Wein gezwungen, mie fie denlt. x ſprach: das fei nur als ein. Zeichen rt, wie weit des Menſchen Kräfte reihen, deacher Witz ſich laſſe nicht verführen, Ihe Geheimniſſe zu rühren. .

44,

68, daß ich ein Dunkles mir erfläre Undres, das an fih noch dunkler märe. Jdocjchung Blick ruht auf der dunklen Stelle, Gegenfa ihm jede andre helle.

thin nun, jo ift das Räthfel dort, Fläche rückt mit der Forſchung fort.

. mad’ ich dies neue Dunkel far alte, das erft zu erflären war.

Ausgang iſt aus diefem Zaubertreife, deiſt ſich will einlaffen auf Beweiſe.

45.

it aus der Welt hinauszulügen,

omwftjein Takt ſich nicht um es betrligen. zauch fi nit im Bild als Schatten, effern Blanz dem Lichten kommt zu Statten. Tag, und zuviel Schattenfdhlag, Shönheitsfinn fi dran erfreuen mag. ° ängenden Partieen nicht beſchwichtigt dauer, der die ſchadhaften befichtigt. Tender nicht in dem rechten Stand,

men tft aus feines Meifters Hand.

erein hierinnen und entzwein

w, wie dem mag abzubelfen fein;

ı.fol und kann beim Bild das Amt,

ı fo, wie e8 vom Meifter ftammt.

4b, ‚zugleich unendlich weit und ſchmal,

z und Fein: Zeit, Raum, Bewegung, Zahl. II. 32

47. Die irret in der Welt die Bielgeflaltigkeit, Einfält’ger, dir mikfällt die Manmigfaltigkeit:

Daß nit an jedem Ort gilt, was an einem gilt, _ Und daß die eine Zeit lobt, was die andre ſchilt; So iſt es, wie der Spruch des Meiflers ausgeiproden: Es wird. hier Widerjprud von Widerſpruch gebrochen. Dich aber möcht’ ich nicht zum Gärtner meinem Garten,

Da du nicht zugeſtehſt den Blumen ihre Arten. Doc ſtellte gar dich Bott in feinem Garten an, Wie würbe nicht zum Gpott fein Plan vdr deinem Bien! Wie würde wicht genußt die Scheer‘, und weggepußt Unnüger Pub, und fein gleihförmig zugeftugt: In Unergegligleit würd’ alles eingeſchnürt, Soweit Geſeztlichkeit du hätteſt eingeführt.

48. Arabiſch heißet Dien Religion von Dienen, Denn nit zum Hertſchen if fie auf der Welt erfdienen. Religion, jo fang fie dienſtbar iR auf Erden, Der Menſchheit dienet fie zum Troft in den Bejchwerden Da iſt fie Gottesdienſt ohn' außern Prunk und Brou; Sobald fie herricheud wird, wird eitler Weltbienft dres

449 -

49.

ats ich jungſt ging durch die Blur am Abend z Uug’ und Ohr und jeden Sinn fo labend; e, was der Philofophen größter

ur gedacht, fiir mich ein leid'ger Tröfter: ungenıer Berfuch mit viel Beſchwerden

griffen ſei, ficd äußerlich zu werben.

: D wieviel des Schönen doch entiprang

ws dem Verſuch, der dem Begriff mißlang.

s Begriff num der Berfuh gelungen, Serrliägkeit wir’ erſt Daraus entiprungen ! Ratur, worin von all’ den Ehören,

Ginn zerſtreun, den Geiſt nichts würde flören ! Natur, worin von all’ den Ghören,

Einn erfreun, ich jehn nichts würd’ und hören! riff gum Spott, will hören, jehn und fingen, ‚das ihm Gott ließ den Verſuch mißlingen.

50.

ube hält fiy für den eingig wahren,

kraft kann er aud jo nur offenbaren.

ihre nur iſt er an feinem Ort,

e aber wahr find andre bier und dort.

nun ein Menſch vom Blaubenswort zu halten ? für wahr an feinem Ort zu halten.

ı deinem Ort an deinem Glaubenswort,

ı Ährigen die andern halten dort.

51.

eannt, der hungernd ſtehen bliebe,

A Bündeln Heu ihn gleicher Hunger triebe. ch, daß er nicht wirklich ftehn wird bleiben, vei Treibenden muß eines ftärfer treiben. gleichwohl ftehn, jo iſt's aus Eſelei;

wohnt ihm jelbft, doch nicht der Sache bei. ver nicht kommt zum Entihluß deswegen, nd Wider er nicht kann auf’S Loth abwägen.

Es if ein altes Wort, ich will e8 dir entfalten: An einem Zweifelsfall iſt's gut, ſich zu enthalten. Mein Sohn, es gilt dies Wort, ich will es dir erflärn, In einer Sphäre nicht, es gilt im allen Gphären. Es gilt im Rechtsgebiet: wo zwiſchen Mein und Dein Ein Zweifel waltet ob, jag’ barſch nicht: es if} mein! Es gilt im Sittligen; wo zwiſchen bj’ und gut Die That ift zweifelhaft, thut wohl, wer nicht fie the. Es gilt im Handel au und Wandel: Mt Gewinn. Und Schaden zweifelhaft, jo leg’ den Handel hin. Es gilt im Waffenipiel: Wo zweifelhaft der Sieg Dem Hugen Feldherrn Icheint, vermeidet er den Arie Es gilt im Wandern auch: Wo dir durd ein Geheg Der Weg unficher ſcheint, bleib auf dem fichern Weg. Es gilt im Wiſſen aud: Wo das kann fein und bieß, Sag’ nit: das ift, Dies nicht! jag’: es iſt ungewiß. So hab’ ih dir erflärt dies Wort, um dir zu zähmen Den ungeftlümen Sinn, doch nidht den Muth zu lähmes- Solang ein Zweifel ift, laß di von ihm bedingen, Doch daß er nicht mehr jei, verſuch' ihm zu bezwingen. Berzweifle nicht an dir vor jedem Zweifelsfall; Wenn du mit Muth ihm ſtehſt, fichft du des Zweifels Fel Gieb di gefangen nie in träger Zweifel Haft! In jedem Zweifelsfall räth Gott unzweifelhaft.

—2 501 %+-

54.

Wanm iſt Nedlichleit von Rede jo benannt?

Weil aus der Rede nur dus Innre wird erfannt. Die Redlichteit beſteht darin, daß einerlei

Mit feiner Weußerung dein Innerliches ſei. Dir Redlichkeit beſteht nicht in Wohlredenheit,

In Ueberredungstunft, Ausred' und Rebeftreit. Die Redlichkeit beſteht darin: Ein Wort, ein Mann;

Beil man den Reblihen beim Worte halten kann. Darin beftehet fie, daß ſich dein Herz beredet

Mit deiner Pflicht, und thut das, mas dein Mund geredet.

25. Wenn du Gereöstigfeit nicht in des Menſchen Brufl Gewurzelt anerlennft, wie Unrecht du dir thuſt! Du HR von Gtärkeren umgeben, als du bift, Die ſchaden könnten dir, wenn wollten, jede Frift. Michts giebt dir Sicherheit, als aus dir jelbft zu wiſſen, Daß Unrecht dir zu thun fie hindert ihr Gewiſſen. Sb. Hohl giebt es zwifchen Recht und Unrecht ſcharfe Grängen, Dod deinen Scharffinn laß nit in der Schärfe glänzen. SGewiß beftimmter als dies zweifelhaft Gebiet Iſt zwiſchen Ader hier und dort der Unterſchied. Doch hält der Adersınann von hier und der von dort Ein wenig feinen Pflug zurüd vom äußern Ort; Daß lieber ungebaut ein Streifchen zwiſchenliege, Ws dag fih Pflug und Pflug begegnen dort zum Kriege. So halt den Fuß zurüd von der Berfuhung Rand, Und fe’ im Zweifelsfall in Ruhftand deine Hand.

57. Ob einmal fliegen wird da3 Gute auf der Welt Oder Das Bdje ihm die Wag’ auf ewig hält; Der alte Streit iſt nicht geſchlichtet, nicht zu Ichlichten, Doch irren kann er di in deinen Thun mitnichten. Du Haft zu Handeln jo, daß Gutes möge flegen, Und dich zu tröften, wo du's fieheft unterliegen.

Bes wirtie grek und wurft, laun in ſich ja Eolang es dies dir jcheint, jahſt du es Doch richtig fiehn du nie, wo du dich ſelbſt verblendeß. Un» nichts erkenneſt du, wo du dich ſtolz abmende. Komm, Sohn, und lat uns unbefangen, ohne voran

Abzunrıheilen, au urtbeilen über'n Koran. Wohl eine Zaubertraft muß jein in dem, woran Pezauberr eine Welt io hängt, wie am Koran. Laß näher treten uns und zuiehn zauberfrei, Ob 8 in Wahrheit nur ein böſer Zauber fei: Ob nid in dieſer Form auch eine Onenbarung Des ew'gen Geiües ſei, für unſern Geift zur Rabamg- 60. Ich denke. daß auch dich zu Zeiten noch verwirte, Bas in der Jugend mid jo mannigfadh geirret; Wenn den Yusiprüden ih ver Reiten aller Zeiten Ging gläubig nad und mich von ihnen gern lieg lat: Ta ſellt' ich jeden mir als einen Leirflern vor, Und jede Perle nahm id freudig in mein Chr. Wenn meine Eprüde nun, die gelbnen, id) verglich. Mit Etaunen nabm id wahr: fie wiberipracden ſich Und weil id fonnte nun nit alle mehr zufammen Unnehmen, hati ih Luft, fie alle ju verbammen. Ten welchen hätt’ ich Necht. dem andern vorzugiehn, Sa wir au ieinem Platz jeder der Nechte jdyien?

503

Dis mir die GEinfiht fam, daß alle Weisheit bringt Bedingte Wahrheit nur, nicht Wahrheit unbedingt: Weg Ulles, was ift wahr in eigener Berbindung, Und wie hervor es ging aus eigener Empfindung, Falſch wird, fobald man der Verbindung es entzieht, . Und mit veränderter Empfindung es befieht. Seitdem ließ ich geftellt, und fo magſt du’3 auch laflen, Jedes an feinem Ort, und fah ein jedes paflen, Dankbar den Weiſen all’ für ihre Weisheitsipendung, Und vorbehaltend mir die eigne Nutzanwendung. Ich räume gleiches Necht dir ein auf dieſes Bud; So wideripridt fi nit der Sprüche Widerſpruch. 61. Wenn wir erwägen Zeit und Drt, wo Jeder ſteht, &o darf uns gelfen auh Mohammed als Prophet. Faur andre Statt und Zeit wär’ es vielleicht ein ſchlechter, Doch für die eigene war er gerad’ ein rechter. Du aber danke Bott, daß er an beirem Ort (Ehr's und verbirb es nit!) dir gab ein beires Wort. 62. In Melta, floh er nicht, fie hätten ihn gefteinigt; Bald in Medina war die Schaar um ihn vereinigt: Bewieſen hat jo gut wie der von Razareth Mit feinem Beilpiel der arabiihe Prophet: Daß der Prophet nicht gilt in feiner Vaterftadt, Noch der Poet in der, die ihn geboren hat. 63. Die Zukunft fteht verhüllt ſchon in der Gegenwart, Wo fie der ftumpfe Blid des Menſchen nit gewahrt. Wir Wle fireben zwar zu heben ihren Flor, Doch flaunen werden wir, wann fie nun tritt hervor. Eie hat, mein Ahnen jpridt, ein ander Angeficht, “ls Wander glaubt, der nun für feinen Abgott fidht. Sie lächelt und fie zürnt, wie ihr's euch nicht laßt träumen, Ein Blid von ihr wird eu und euern Wahn wegräumen. Das ſei euch prophezeiht, fie gleicht in nichts der Zeit, Am allerwenigfien doch der Bergangenbeit.

66.

Nichts Greuelvoll'res iR berichte im Berichte

Der zwar von Gremeln ganz erfüllten Weligeſchichte,

Ws wenn ein fremdes Boll, an Slauben freu)’ ud Ei

Gzeberiih ein unbelanntes Yand betritt.

Der Sieger, jei er auch von Haus aus mil und gitig

Do die Veſiegten wärgt er jcouungsios taltbiklig.

Warum? es machet wild ihn ein wilbfremb Gefild,

Und nicht als jeins erfennt er andrer Menſchheit BR.

Ju fremögefleideten, itempblidend, fremdgefärbten,

Sremdredenden vernimmit er nichts vom Ungeerbien.

Richt Die Bewegung fühlt er ſeiner Gingemweibe,

Die jeder Bruder fühlt bei ſeines Vruders Leibe.

50% 37

Gore Gepräge mit dem Stempel der Natur, In feiner Schrift und Form Hält er für echt fie nur. Und fragt er ſich, od fie fein Schöpfer auch erichaffen, Gebt ek’s nur zu im Grimm und ſich zum Spott als Affen. Wie Tiger nit und Wolf bei Rehes Mord und Lamms Gewiffensbifie fühlt, weil fie find andern Stamms. Wie feit Jahrhunderten Mohammedaner heften Sarmioje Indier, die kaum ſich widerſetzten. Die wann fie erft im Kampf die Männer übermannten, Wehrloje Städte drauf und Tempel niederbrannten ; Und wo ein Häuflein fi entzog durch ſcheue Flucht, Auch dieſem Wilde gab nicht Freiftatt Wald und Schlucht: Sehalten ward auf fie ein ordentliches Jagen, Erlegtes Menſchenwild gezählt mit Wohlbehagen. Wer bat der wilden Jagd geſetzet Ziel und Friften ? Gefegnet jeien, die zuletzt es thaten, Chriften; Zulegt es thaten, als fie befier ſich beſonnen, Nachdem fie beffer nicht, und jchlechter jaft begonnen. Meſegnet jeien fie, nicht weil fie Chriſten find, Dog Menſchen, weniger für fremde Menſchen blind. Geſegnet aber jei, die langjam langſam fchreitet, Bildung, doch durch die Welt fi) wetter weiter breitet. Die Bildung, die dazu will alle Sprachen lernen, Und Böllerfitte jehn in allen Länderfernen, Damit die Menſchheit einft, von einem Band umſchlungen, In allen Farben fi erkenn' und allen Zungen. 67. Leicht wäre chriftliche Religion zu gründen Im Lande, wo fich frei darf jeder Gott verkünden ; Wo alle Herzen ftehn und alle Tempel offen Für jedes Gottgebild aus Erd» und Himmelftoffen. Leit wäre EhriftenthHum in Indien auch zu ftiften, Wenn feine Ehriiten nur es kämen zu vergiften. Aus Slaubensbotenmund was wir mit Luft vernahmen, Ward uns verleidet, als die Glaubensbrüder kamen; Beſchmutgt mit jedem Schmuß, unjchuldig feiner Schuldung, Eigen dem Eigennug, ohne Geduld und Duldung.

506

Belehr' uns befier doch, bevor wir uns beichten. Taf befter, als wir find, euch machten eure Lehen‘ Und gebt dem Heidenthum bei uns noch ein'ce Je. Fi: ihr bei euch befehrt zum Ghrirenzhem die Ehren.

58. Kein Furepäer, wenn du einen Meg dir bakmen

Zur Adtung wiln und Anerlennung beim Prem. Mußt du von deinen Rorurtbeilen ert dich beilm.

Und Amfloß nebmen nicht an jeinen Borurtheilen Ridge das ihm heil ge Rind mut: du zur Mablzeit Kpladen. Wenn er micht iol ein Thier ein reikendes dich at VNicht duften Dart dein Mund son Raudgeträntes It Tamit nicht ichen dein Hauch verunreint' teine Sit

Wir denn Urmätichr: scn Himm:!frih arroden, Zar ten Binnen echt er dir en Tor zetnraden. Un) da. zezrede Nr N x meriger detedr

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507

70. Dir Mutter giebt zum Feſt den lieben Kindern Gaben, Und alle danfen ihr, was fie empfangen haben. Sie drängen ſich mit Dank um fie, und fagen nichts

Dem Vater, der dabei flieht ernſten Angeſichts. Den Bater wird es wohl verdrießen, daß die Kinder

Kur auf die Mutter ſchaun, und nicht auf ihn? Richts minder. Yan freut die Eindifche, die glüdlihe Beſchränkung,

Und was die Mutter ehrt, gereicht ihm nicht zur Kränkung. Ihm freut die glückliche, die kindiſche Beſchränkung, " Die nad dem erfien Grund nicht fragt der Feftbeichentung, Wit nachdenft, daß dazu, was unter ihrem Titel

Die Mutter giebt, ihr felbft der Vater gab die Mittel. Wer find die Kinder? wer die Mutter? und wer ifl

Der Bater? rathe das, wenn du ein Rather bift.

71.

Um Weihnachtsabend find die Kinder zu beneiden, Daß ihnen Bäume fi in Gold und Zuder kleiden. Sie glauben kindlih, was ihr kindiſch Herz begehrt, Das hab’ unmittelbar das Himmelskind bejchert. Die Mutter if dabei, der Vater auch im Spiel, Sie ahnen e8, allein es kümmert fie nicht viel. Und in den Hintergrund tritt Vater, Mutter gerne, Und läht aus Kindermund die Ehr’ dem Himmelfterne. Dem Himmelfterne, der da3 ganze Yahr befchert, Doch als Beicherer wird an einem Tag’ geehrt. Ja, Kinder, glaubt euch nur beſchenkt vom Himmelskind; Glädfelig, die wie ihr im Glauben Kinder find!

72.

Im Allgemeinen wird der Geift mir ſchwindeldumpf, Und vor'm Beiondern gar ift jeder Sinn mir ftumpf. Vo bleibt ein Spielraum mir, von hier und dort vertrieben 1 Ein artig Örenzgebiet in Mitten ift geblieben, Bo Allgemeines im Bejondern Farben Ipielt, Und ein Bejonderes auf's Allgemeine zielt.

u äi & Sinaus fih wagt, zurer mit iuden fh Dis er fein Schifflein legt an einem Ei

Wie jener an den Rand dei Mondes Zrum lieber Isfiet un: ven ern des J

Peibauen in der Nacht. wenn wir gt Und wann wir ichlaten, ums, gefttiget Sawingen empor zu ibm un) jedem

4.

Ser etwas weis. der in darum fein K Gin Wiher ik er nur: wos if ein $

Der it ein Weiher, wem Aid Weienbeit In allın Weit

Der iR ein Weiter, wer der Weiäpeit f No jeinem Wen ielsR in eigner ®

Ft giebt der Tinze niel, rom Denen. Me

50 +

er’s nur ein mit Bernunft nicht Unvereinliches,

Wo nod ein Wahres fehlt, fich’ ein Wahrfcheinkiches!

iz mußt nur immer fein bereit fein und nicht jäumen, Sobald das Wahre lommt, den Pla ihm einzuräumen.

716. wei, die fi lieben, find einander jo unähnlich, Das der Berfland nicht weiß, was fie bewegt fo ſehnlich, id endlich meint, daß von Unähnlichkeit getrieben Sie fein, einander zur Verähnlichung zu lieben. lein mit Kunſtlerblick, nrit liebesfäh'gem Auge, Sieh reiht die beiden an, und ihre Seelen fauge; o fiehft du aus der Züg’ Unähnlichleiten fteigen Geiftige Aehnlichkeit, wie Blüthenduft fich zeigen; er, wenn Einbildungstraft ihn walten und entfalten Sich läßt, die Beiden wird zu Einem umgeftalten. enn ih ein Maler wär’, und hätt’ ein Lieb, ein feines, Ich malt’ uns ohne Zwang als zwei zugleid und eines.

77. u rüfteft did umfonft mit allgemeinen Säßen, Um ein Befondres draus mir folgernd anzuſchwätzen. ir ging der Borderfag nur als unſchuldig hin, Weil ih die Tüde, die fi barg nidt jah darin. un ziehft du Waffen vor aus jeinem hohlen Bauch, Und braudft fie gegen mid, ein ſchlechter Kriegsgebrauch. vch Hilft dir darum nicht dein Leeres voller Tüde; Den Frieden, den ich ſchloß, nehm' ih mit Fug zurüde. ch ſchlage nur zurüd die wirkliche Gefahr, Und frage gar nicht nad dem Grund der fie gebar. eweiſen Tönnteft du, ich müßt’ es dir erlauben, Der Tag fei Nacht; allein was zwingt mich es zu glauben ? du folgerft aus den Grund die Wahrheit deines Fundes, Doch ich aus deinem Fund die Falſchheit nur des Grundes.

78. dewiß iſt was der Mund der heil'gen Lieder ſpricht, Ob einſtimmt fremde Kund' und ob ſie widerſpricht.

Hinan, hinüber nur mit Hals und Kopf nicht Iyringen Es ift ein Unteridhied, ob man hinüber blide, Ob man hinüberfpring’ und bredje das Genicke. Schwing did) empor und hol’ herab von dort bie Wiege Die g'nlgt zur Mahnung dir, die g’nüget dir Zur Mahnung deines Wegs, daß du nicht finff hen

in Zur Bahnung eines Stegs dem Ziele pu. Inzwiſchen, wenn du weikt, du bif im Weg zum Ziel, Sieh reits und links dich um! auf Reifen ſieht mean viel Die dumpf verrannten find’, die nur im Auge Das Ziel, und unbeſchaut die ſchöne Welt burditrahen. Kurzfihtige, die ſich als gar fernficht’ge preifen; Denn nur aufs Ziel zu jehn, verdirbt die Luft am Wellen.

f

80. Der Wahrheit treu zu fein, die du in dir empfinbef, Das iſt der Schwur, von dem du nie dich ſelbſt entfinde Dem Irrthum Feind zu fein, das geht unmittelber Doraus eruer, uuh bringt ſogleich dich in Gelee.

511 3%

em Irrthum läßt ſich diefe Welt nicht ſcheiden; nicht leiden will, dem muß fie jelbft verleiben. M iR der Welt durdaus nicht aufzubringen, um iſt nur durd den andern zu bezwingen. es wird fletS ein Aeußerſtes verdrängen,

x wird das Boll an andern Bögen hängen. ſol fi nicht an diefem Dienft der Bögen,

m ſtillen fann an feinem Gott ergögen.

81. Barabies, wie fein Prophet verhieß, ien jede Frucht des Gläub'gen zym Erſprieß. eſacher Art ift jede Frucht vorhanden, fie gern auf Erden bier fie fanden, fie auf Erden niemal jahn; ı aber wird e8 alfo fein gethan: Hdhe ſie als langbekannte finden, vbllig unbefannten Schmad empfinden; bex, die fie als ganz neu entbeden, a ganz befannt, nur etwas beſſer ſchmecken. ie- werden fi) in Alten fietS des Neuen sm Neuen dort des Alten ewig freuen. den!’ ich gern, jo oft e8 mir behagt, n, wenn die Welt dergleichen mir verjagt. befannte Frucht nur immer Gott mir fchenten, : Paradies wollt’ ich bei Bott nicht denen. wollt’ ich gern entbehren und der Pfirfchen, as ganze Jahr nur Trauben oder Kirſchen.

214

82. hab' ich dir in Räthſeln vorgetragen die ſich giebt die Seel’ auf Zweifelsfragen, die fie an ſich ſelbſt thut über ſich: draus, wovon, wofür, wozu bin ich ? h hieher? von welchem Trieb getrieben ? m bin ich nicht dort wo id) war, geblieben ? bgeſandt? bin ich herabgebannt? umd weiß nicht mehr, mich frei herabgewandt?

TER

EHIFRET

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AITH.

1

B.

Aus jmwei Berneinungen wird eine WBortbejefung,

Uns zwei Gntieruungen body niemals cine Rahm Aus ;wei Pejahungen wird nie im Wort Verneinusg

Doch in der Sache wohl; wenn bringen in Berisuy " Tu mil zwei Pirinungen, erhältn du feine Menu

513

Reh du wirklich fie nun erſt, und damals nicht?

Ih dente, fie erfcheint dir nur im neuen Licht.

®’ denn nicht Unrecht dem, was du geweſen bift,

Roc zuviel Ehre dem, mas draus geworden ift!

d made dann von dir auf andre die Anwendung:

Sieh auch das Licht, in dem fie jehn, nicht an für Blendung!

85. eh hier Leichtgläubigkeit, und dort die Zweifelſucht! Doc von der einen ſchlimm zur andern ift die Flucht. d doch, wer irgend naht der erften oder lebten, Den fendet die zu der entgegen ihr geſetzten. anf du den Mittelmeg nicht treffen zwiſchen beiden, Bo rath' ich dieſe mehr al3 jene dir zu meiden. un die Leichtgläubigfeit fteht an des Glaubens Thüren, Der Zweifel aber kann nur zur Verzweiflung führen.

86. h irrt der ew'ge Krieg in Wafler, Luft und Erden, Das Freien der Geſchöpf' und ihr Gefreflenwerden. ı fragft, ob feine Welt geſchaffen konnte fein, danz Leben, ohne Tod? mein Sohn, ich denke, nein! ı frage: Wühleft du dich jelbft nicht wohlgemacht? Dent alles Andre denn für dich hervorgebracht, adich und alle, die du Liebeft, zu ernähren. Kun aber: kann der Tod das Leben wohl gebären? mm lebt und nähret fich, wa3 dir ſoll Nahrung geben: Du freue dich, wieviel’ um deinetwillen leben! id was nicht deinem Leib, giebt Nahrung deinen Geift; Du freu’ der Tafel dich, der reichen die dich ſpeiſt!

87.

u glaubft, was ich nicht glaub’, und glaubft nicht was ich glaube; Erlaub mein Glauben mir, wie ich dir deins erlaube. er noch nichts glaubt, ift leicht zum Glauben zu belehren, Wie die Gefäße Leicht zu füllen find, die leeren. ) dem, der etwas glaubt, fällt andres glauben ſchwer;

er einmal auf, jo glaubt er gar nichts mehr. Rüderts Werte VIII. RR

Kädfhı mur wir) Dir yum |

"isn für nich in's mit, für di Zer: Aberglauben aud. Der ih Durdar

Chr’ id) als einer Zeit umd inte Wo er unihultig gel, Ya wiß ih ihn Ir der Erkenntniß Licht lann er nu abnungsreicher Traum aus umirer

Zen Mann unbraudbar, der zum ! Der Vorzeit Mürgenfipl, der Vhamafi

Zu gönnen, dod für Geitt und er: S qerʒzhahe Tictungseri, die wobi jun

Tos :äherlih fi macht, wenn fie |

Der Wilionen, die nun auf der Erde

515

on taufend einer nur lebt in des Volles Munde;

Und diefem auch was hilft die undankbare Kunde? ewohnheit nennei ihn, kein Wunſch doch Tennet ihn; Sqhad' um die Todtenrub, von der man trennet ihn.

91.

ver Tod ein Schauder und Entſetzen der Natur,

Dem Unblid fürchterlich, Hold dem Gedanken nur.

u iſt Beftorbenfein, und bitter nicht ift Sterben,

Do Sterbenſehen ift der Lebensluſt Verderben.

u um wie höher fteht jchon auf der Stufenleiter

Ein Leben, um fo mehr find widerlich die Scheiter.

we Stein, lebendigtodt, ift drum fi immer gleich),

In macht der Tod nicht kalt, ihn macht der Tod nicht bleich. Blum’ auch welket zwar, vom Stengel abgepjlüdt, Doc ift die welle noch mit Farb' und Tuft geſchmückt. ad jene Blüthe, die an feinem Stiel darf raften,

Der Schmetterling ift ſchön nody in des Sammlers Kaſten. er Bogel, dem das Herz nicht unter'm Flaum mehr klopft, Und fteif der Wittig hängt, ift artig ausgeftopft.

ie größern Thiere, die nächſt an den Menfchen reichen, Sind widerwärtiger, je größer ihre Leichen.

x nur den Menichen, weil er ift des Lebens Krone, Macht völlig ſchauderhaft das Leben, das entiloh’ne. zum verhüllte, den der Freunde Dolch erſtach,

Sein Haupt vor'm Himmelsaug’, eh’ ihm das Auge brach ; 2 auf Raturgeheiß die Thier' auch, wenn fie fiechen

Um legten Web, in Schlüft’ und Höhlen fi verfriechen. D ein mit Schönheitzfinn begabtes Volt bededt

Den Sarg mit Blumen, daß fein Anblid minder jchredt, chahmend der Natur, die, Überall erfüllt

Bon Gräbern, jedes Grab in Blumenteppid hüllt.

92. Spiel hab’ ich gelernt: ich darf auf gar nichts zählen; Worauf id zählte, das gerade wird mir fehlen. szähltes wird nicht mehr, gezähltes Gut wird minder; Ya Wolf und Löwe frißt gezählte Schaf’ und Rinder.

516

Gezähltes wird nicht mehr; ie gichr der Geiz'tze zu ie viel er bat, je mehr meint er, dab ihm mod N

Drum zähle nicht, die Bott gezähler hat, die Zahl Ter Haare deines Haupts; wer fie erft zählt, wird

Zahl’ deine Freuden nicht! es möchte dir hienieden Bedünken, wenige nur jeien dir beichicden.

Zoch deine Leiden, wenn du fie willſt zahllos meine Zähle fie nur, damit fie.dir gering ericheinen. Wie mandmal mit Bedacht die Rechnung wird gem

Tie Rechnung ift am End’ ohne den Wirth gema Tie Summe willft du ziehn, und machſt ſchon deinen ' Ta madt das Schickſal durch die Rechnung einen Mit goldnen Gilden qlaubft du dich bezaplt, die bi Erfenneft du zu jpät, die Piennige bei'm Rechnen

2, Tie Heerde meidet und Der Hirte weidet fie; Wie eins iſt Heerd' und Hirt, mer umieridyeidet R Er blidt, aläob er fte mit feinen Augen weide, Und daß ſie weiden, dus iſt feine Augenweide. Tie ftille Hürde dort ſteht am befannten Ort,

Ta iſt des Hirten Herd’, und feiner Norden Hort. Tann wird er icheren ste im Sommer, menn fie me Und ihm beicheren ſie Die überilü'gen Wollen. Wie eines Wehr und Werth dem andern lo gewährt

TC wenn ihr, Herr und Heer, wie Hirt und Heerd

uf, Ten Ausſpruch hat zuerſt cin ſtarr Geien gethan: Gleiches um Gleiches. Aug' um Auge, Zahn um Ein milderes Geöĩeß Der Liebe iprach dagegen: Liebt euren Feind und gebt Dem, der euch Hucht, den Ich mil Falt übers Maß der Minichbeit dieſes ge Hielt jo die Mine der arabiiche Prophert: Vergeltet, wie man euch vergolten, uber treiben Darüber jolt ihr's nicht, Darunter dürt ihr bleib Bergeltet, aber wenn ihr wollt euch vom Vernelt Enthalten, benz iſt's für den, der tuh enthaält.

r

517 +

5. theilet, wie er will, die Gitter uns hienieden; agR du, warum er dem hat mehr als dem beſchieden? tie nur wenig haft, ein Andrer hat nocd minder; I DR bei weiten nicht da3 ärmfte feiner Kinder. kiner Kinder auch das ärmfte fühlt fid) reich, 8 Gottes Kind ift, dies Gefühl macht alles gleich). södteft theilen mit den Reichen wohl auf Erden e Fülle, nicht auch mit den Armen die Beichwerden ? ' Wie8 aber gleich getheilet Allen würde, H kam’ auf dich von But noch minder, mehr noch Bürde. t laß, wie's ift netheilt, und nimm an Luſt und Leid ? Brüder Antheil ohn’ Hartherzigfeit und Neid. Reigen laß fein But, wenn er's allein will tragen, ı tragen hilf fo viel du fannft des Armen Plagen.

96. eitet, wen er will, und läſſet irre gehn, felbft für feinen Weg muß Jeder Rede ftehn. Io bleibt dir, als um Leitung ihn zu bitten: » Bberlaß mich nicht den eignen irren Tritten! IL! mein Rath allein kann irre gehn, nicht deiner; m fol dein Rath allein an mir ergehn, nicht meiner.

97. Bann die Sonn’ aufgeht, bis wann fie untergeht, fich von Berg und Baum umher der Schatten dreht. xe Starrheit nicht will Niederfall geftatten, kend werfen fie zur Erde doch den Schatten. wicht wie Berg und Baum ihr ftarr jeid, werfet nieder, ühren Schatten fie, anbetend, eure Glieder!

98. verftändlich fei ein Buch, das zur Erbauung Bolt Hat in der Hand, zu täglicher Beſchauung. kwa3 darf darin und fol fein unverftändlich, tt die Andacht ſich daran erbau’ unendlich). ein Verſtändliches iſt endlich auszubeuten, Unverftändliches unendlich umzudeuten.

518

09,.

Mas hält den Vogel, der in Lüften jchwebt, am Ban, Daß er zur Erde nicht herabfällt? Gottes Hand Dieſelbe Gottes Hand Hält auch am Band dein Lehen, An welchem Abgrund auch es der Gefahr mag jchweben. Mad’, wie der Vogel, des Vertrauens Fittig fe! Vom Irrflug trägt er dich noch heut’ in's fire Ai.

100.

Das Opferfeuer brennt, das nie erlöfchen darf,

Und wir find’3 alle, die man drein als Brennfloff wer. Der eine, Weihrauchduft, Hinlodernd, leicht und heiler,

Und andre fchmwerere, der Kohle Nahrung, Scheiter. Befeuchtet von dem Gifcht des grünen Reiſigs ziſcht

Der Brand, der nicht erlifcht, vom Windzug angefridt. Die Flanıme läuft im Nu von einem andern zu;

Und wenn ich bin zur Ruh’, fommft an die Reihe du. Pakt uns, wie man uns ruft, verlodern in die Luft,

Zum Himmel Opferduft und Aſchen in die Gruft. Aus todter Aſche ſtammt, was lebend wieder flammt,

Und Gottes Wolfenzelt ijt weben Raudes Amt.

101.

Sprich' es nicht aus, noch mit Gedanken denf’ es aus, Was dir die Seele füllt mit dunkler Ahnung Graus. Genug, dat Todesichred dem Sinn entgegentritt, Menn auch die Phantafie ihn nicht zum Voraus lit. Den furdtbar'n Augenblick ertrag, und ſei nicht ſchwach; Nicht bilde dir ihn vor, nod bilde dir ihn nad. Der Wirbel faßt das Schiff, es geht vielleicht in Scheilet, Doch, kommt es glücklich durch, jo ſchwimmt es ruhig weitet.

102. Wenn du für dich allein und deinen Frieden ſorgteſt: Wozu daß von der Welt du noch die Flitter borgtef! Du hätteft andres nun und beij'res nicht zu thun, Als abzuthun die Welt und ftil in Gott zu ruhn.

519 %-

ı Streben ift nicht für dein enges Zelt,

treben iſt zugleich für Gottes weite Welt.

} Streben ei, das Sinnliche zum Schönen

zn, um Geihöpf und Schöpfung zu verjöhnen. m Widerſpruch, gleich” aus den Zahlenbruch, der Lieb', und wand!’ in Segen nun den Fluch. P8 Furchen wird der Ernte Segen Iprofien,

das Heil der Welt ift meins mit eingefchlofien.

108.

e8 dir Berbruß erweden oder Bangen,

erihum jo fich giebt für Wahrheit unbefangen. ertennft du, daß dich lauter Wahrheit jäugt, ach der Irrthum von fich felbft ift überzeugt?

d euern Streit einmal die Zeit entjcheiden;

ı jener Zeit, wo feid ihr dann, ihr Beiden?

die Wahrheit dir mehr gilt, als Recht zu haben, e dich und ftirb! denn fie wird nicht begraben.

104. ex als verftehn, will man verftanden fein; m aber ift von beiden der Berein! a zwei fi) ſchon vertragen, die fi fanden, m dem einen nur der andre wird verftanden. ihlt fi Hug, den andern zu verftehn; en iſt's genug, verftanden ſich zu jehn.

105. ver kauft ich mir ein ſchönes Blumenſtöckchen, an Hoffnungen in halbverichlofinen Glöckchen. meine Müh' und meine Zeit darauf; chen blühten zu, doch blühten fie nicht auf. ı immer zu, bis fie unaufgeblübt ı, und beirübt darob ward mein Gemüth. 7 Gärtner, hat die Hoffnung dich betrogen ? en aufgeblüht, vom Gärtner felbft gezogen. bfühet auf nur in des Yärtners Hand, u fnofpen ift die Hoffnung nur im Stand.

Mein Sohn, die Wahrheit it in Wahrheit ganz nur Fin, Bei Bott ift jie an fi, beim Menichen nur im Siem.

Und wenn der Menich in fi will Gottes Wahrheit ipiada, So muß er einen Schein mit ihrem Pild befiegeln.

Sieh einen Wahrheitsglanz in jedem Schonheitsſchein, Nur bild’ als Wahrheit ganz dir nie ein Einjles ein

Mit dieſem Blick fich an die Melt und dieles Yud: In diefem Sinne löft jih jeder MWideriprud.

107.

Tes Ganzen Theile find als Theile nicht vorhanden, Teswegen, weil fie ja zum Ganzen ſich verbanden. (Srenzpfähle ftedeit du, um ein Gebiet zu meiſen: Toch dak du fie nur itedit, das jolit du nicht vergeker- Ter grade Gegeniag ſent grad’ die Wahrheit Ichier, Weil ſtets in Wahrheit eins in’s andre ji verliel.

108.

Hier ſchwanken fieheit du im Bach der Sonne Bild, Tod unbeweglicd dort fieht fett ihr goldner Schild. Am Abend fiehit du dann ſie icheinbar untergehn, Indeß der Erdball nur fi abdreht ihrem Stehn. Tod, jteht fie wirklich feſt? fie dreht ſich auch beſtimmt Um einen Mittelpunkt, den man nur wahr nit nimm. Und fo, was die Vernunft th mühet zu vernehmen, Hat richtig dein Gefühl erfunnt im Schein und Schemen

10,

Tie heil'ge Brahmaſtadt, gleich einer Lotosblüthe, In welcher Bratma wohnt, o Menſch, ift dein Gemütlt Funf Thore hat die Stadt an ihren Außenwerlken, Das find die Zinne, die die Welt von außen merfen Tie Fäden des Geruchs, die Faſern der Empfñndung Erhalten mit der Welt den Yotos in Verbindung. Im Richtweg des Geſchmacks, im Schnedengang des Chrei, Tie Brahmamine Wlcht bewukt des offnen Thores.

521

aber ſteigt auf ſeinem Lotosglanz

in's Aug’ empor und ſchaut die Schöpfung ganz. e Schöpfung hell, vom Lotosglanz bethaut,

et freudig, daß ihr Schöpfer fie beſchaut.

innen wacht, wacht augen Welt in Wonne; die Sinnen macht, das madet dort die Sonne. rch's Aug’ er fi die Welt beihaut mit Ruh’, in’s Herz hinab und macht die Fenfter zu. Uthe ſchließt fih dann ala Schlummermohn, Ben träumt der Mond und ift benannt davon. n Lotoslelch wird nun vom Schlummer frei,

am Tage jchlief, die Biene Schwärmerei.

nt, den Nektarkelch des Lotos auszukoſten,

P ibn leer, wenn nicht Befinnung tagt’ im OÖflen. wacht empor der Sinne Städterdor, nsnabrung führt er ein durch's offne Thor. dem Treiben zu, und fühljt in ftiller Luft

dies Alles lenkt, den Bott in deiner Bruſt. jeigt er dir dein ew'ges MWohngefild,

ihn anders nicht kannt fafjen als im Bild.

110.

des Stromes figt ein Angler um zu angeln,

z an feiner Kunſt, den Fiſch zu loden, mangeln. z läffet er am feinften Faden jchweben,

y ift ſtark genug den ſchwerſten Yang zu heben. er fpielt der Fiſch in feinem Element,

#'s feinen Tod, wenn man davon ihn trennt. Ginnenmeer, in da3 verjentt wir find,

t ein Angler aud) und lodt das Menſchenkind. Rektar ſchwebt an goldnem Sonnenfaden,

der bittern Fluth zur Süßen Koft zu laden.

ı fie nicht recht der Himmelsladung achten,

ten wie der Fiſch im Aether zu verſchmachten. iſt zuleßzt gefangen unwillfürlich;

tirb der Welt im Beift, eh du ihr ſtirbſt natürlich ! b, folang er lebt, ift meift ein Doppelleber,

'ge find ganz Fiſch, noch wen'ger Himmelfchweber.

592 +

11.

Ter Knabe fit am See, und taucht die Ruthe dran: Die außen grade war, jcheint innen krumm zu jem.

Er zieht die Ruth’ hervor, da ift fie wieder grade, Taucht neu fie drein, und krumm if fie im Welendade.

So oft er ein fie taucht, ift fie auch wieder frumm, Und grade, wenn er fie bervorholt wiederum.

Der Knabe ſpricht: du ſcheinſt jo Iauter, es iſt Schade, Daß du fo falih doch bift, dein Sinn ift nicht gerade. Das Grade mahft du frumm; geb weg, du bift ein Bit Da bört der Knabe, wie der See mit Rauſchen Ipuät:

Tab ohne Falſch ih bin und lauter bis zum Grund, Thut dir dein eignes Bild und das der Sonne kunt. Tent, eh’ du Schlimmes denkft, dein Aug’ ift nur nidt fen Genug, das Grade recht zu ſehn im ſchiefen Schein.

112.

Fin hohes Räthſel iſt's, wie alle find berufen Zum Höchſten, keiner doc erfteiget alle Stufen, Wie Mander auch vorlieb mit einer untern nimmt, Und unbeſcheiden den wohl nennt, der höher klimmt. Doch weistih hat's gefügt, der höher jikt als Alle, Daß Feder, mo er fteht und fiehn fan, ſich gefalle: Tab Jeder gleich entfernt von fi das Höchſte fieht, Und es in feiner Weil’ heran, herunter zieht. IInd wen hinan e3 zieht, der zieht ihm nad, und fiehl, Ye höher Hin er folgt, je höher hin es flieht. Hoch hebe deinen Geift zum Em’gen ein Berlangen, Doch fühle did mit Luſt von Endlichfeit umfangen. Alles ift gar zu viel, und gar zu wenig Nichts: Die Malerei bedarf der Schatten und des Lichts.

113.

Das Irdiſche an dir, Geſchöpf, find deine Blieder, Bom Himmel haft du, ſollſt du haben dein Gefieder.

Tein Vorbild jei, o Menſch, jo lang du Raupe bifl, Der Schmetterling, der ganz Flügel geworden if.

53 +

Die edle Pflanze hat ein Baum fih ausgegliedert, Und oben ſchwebt das Blatt im Sonnenſchein gefiedert. Sei von des Himmels Thau, der Pflanze gleich, begoflen, Daß wie an ihr das Blatt, an dir die Flügel ſproſſen! Rus Haupt der Schönheit wallt dem Laube gleich die Locke, Daß Himmelslüfte fie zum Spiel hernieberlode. Elub wenn dich felbft es Iodt zu Spielen mit dem Duft Der Loden, fpiele fein mit ihm wie Himmelstuft. Wer Lo’ ermangelt ein behaarter Thieretroß; Bemähnt ift edel nur der Leu und ftolz das Roß. Den Bögeln aber find die Flügel angeboren, Die Bögel haben fie behalten, wir verloren. Daß du fie hattet, mahnt geflügelt dich der Traum, Beſchwingten Göttern gleich dich flügelnd über'n Raum. Richt ehr behalten dort dich Götter zum Genofien, Aus innrer Göttlichkeit bis dir die Flügel ſproſſen; Bis aljo Freift in fih mein Lied in's Morgenroth Entichwebt der Schmetterling, dem Eins ift Lieb’ und Tod.

114.

Un jedem Morgen hält der fel’gen Götter. Chor Die Umfahrt um die Welt aus offnem Himmelsthor. Und die verhüllte nur, die Gottheit bleibt zurüd, Am Herde ruhend, wie der Hausfrau ftilles Glüd. Die GBeifter aber, die vom Stamm der Götter wohnen Auf Erden, fahren auch empor aus allen Zonen. Den Göttern folgen fie nacheifernd Roß und Dann, Doch haben Götter nit und Menſchen gleich Geipann. Ganz göttlih find. die Rofi’ auch die die Götter tragen, Gemiſchter Art find die am Menfchenjeelenwagen. Das eine zieht hinauf, das andre zieht hinab, Daß ſchwer der Lenker fie erhält in gleihem Trab. Mit Mühe geht es ſchon die ebnern Himmelsbahnen, Doch an der Steile ftodt das Roß von ſchlechten Ahnen. Und wen der Zuruf nicht reißt eines Gott's empor, Bleibt auf der Hälft' und folgt nicht ganz dem fel’gen Chor. Die Götter fahren hin am Rand von Raum und Zeit, Und bliden froh hinaus in die Unendlichkeit;

54 +

Dort wo das Ew'ge ſteht, das Wahre, Gute, Shlm, An deſſen Anblid fi erquiden Götterjöhne. Und wem's der Geiſter glüdt zu folgen Götterjpur, Der ſieht dafjelb’ entzüdt, doch ſieht cr halb eb mut. Dem einen, wenn er’s fieht, jo ſchwindeln ihm die Einsen, Den andern trägt zu fchnell der Roffe Brans von hmm. Dem dritten bäumen fi die Roſſe jo und firäuben, Daß er das Wahre nicht gewahret vor Betäuben. Was aber jeder dort der Geifter hat gefehn, Das tragen fie mit fort, wann fie zur Erde gehn. Dem wahren Sein, das fie geihaut in jenen Räumen, Sinnen fie unten nad, und ſcheinen euch zu träume; Euch andern, die zum Licht empor nicht mochtet dringen, Weil euern Roſſen nit gewachſen fo die Schwingen. Ihr Habt indefien euch, vom Steigen angeregt Ter Götter au, doch nur im niedern Kreis bewegt: Wo ein Getünmel ward; ein lärmendes Gedränge, Ein jinnverwirrendes verwirrtes Schaugepränge; Wo jeder andres ſucht, und ulle gleiches Ziel Im unaufhörliden Weltwettlaufrenneipiel. Wo Jeder jedem vor ſich drängt auf engen Pfaden Nimmt mancher bald am Roß und bald am Magen Schaden. Ind ftellen fie dunn ein, und haben nidyt das Sein Gefunden, jheinen fie zufrieden mit dem Schein.

115.

Die Leiter unter'm Baum liegt unigeftürzt im Graben,

An der heut’ auf und ab geflettert unjre Knaben, Der Jakobsleiter glei, auf welcher Engel jtiegen,

Von der, ich weiß nicht wo, bewahrt die Sprofen liegen. Die Engel ftiegen dort herab vom Himmelsraum,

Die Bengel ftiegen bier hinauf zum Apfelbaum;

Hier ſchöne Wirklichkeit, und dort cin ſchöner Traum.

116.

Yaß einen Heilverſuch dir meines Auges jagen, Des äußern, den du maaft aufs Innre übertragen.

525

n Auge ſah ſich ſelbſt von einem Flor umhangen,

on einem Wirrgeweb aus Punkten, Flecken, Schlangen. Reg der Täujchung, das dic Sehkraft ſelbſt ſich wob, as mit dem Blid ſich ſenkt, und mit dem Blick ſich hob. Schatten, welcher nie von Lichte fich verlor,

er, aus dem Aug’ erzeugt, ſchwebt' überall ihm vor; um fo nädtlicher, als heller war der Tag,

Ye vor der Unſchuld wohl die Schuld fi fühlen mag. war davon die Luft an Gottes Welt benommen,

rein ihr Schönes nicht mir ſollt' in’s Auge fommen; Abt der Glanz der Flur, des Menichen Angeficht,

nd jede Schrift, durch die der Geift zum Auge ſpricht. himmliſchen Genuß des Lichtes wollt’ ich miſſen

h'r, als ihn haben fo verſetzt mit Finſterniſſen.

waſſer heilen nicht, einfache noch zufammen

eſetzie, weil fie rein dem Lichte nicht entitammen.

# ich Die ird'ſche Kunſt des Augenarztes brauchen?

ch will mid in den Quell des Lichtes jelber tauchen. Büfte waren blau, die Fluren waren grün,

nd meinen Blid erhob zur Sonn’ ih adlerkühn.

veder fol die Welt in dir mir untergehn

uf immer, oder ic) will rein wie du fie fehn. Feuerwirbel ließ ich mir im Auge wallen,

zie fie mich blendeten fühlt’ ich mit Wohlgefallen.

ange duldet’ ich den Einftrom, bis zuſammen

ie krauſen Schlanggemwind’ in eine Maſſe ſchwammen. ı Simmel blidt’ ih dann zurüd zur Erdenflur,

nd ftatt der Schlangen ſah ih Sonnenblendung nur. lichte Finſterniß zerfloß dann, und o Glüd,

de Schlangen kehrten nicht, die fie verſchlang, zurüd. follten doch einmal fie mir im Auge kehren,

9 fol ein neuer Strahl der Eonne fie verzehren.

117. ) diefen Mann! wie fteht ihm felfenfeit fein Glauben! er Zweifel fann daran ihm nicht ein Jota rauben. was er glaubt, erhebt er auch zur Wiflenjchaft; lie braucht er jo geichict dazu des Geiſtes Kraft!

526

Richt daß fein Glauben ſelbſt bedürfte der Vernunft; Doch ſchlagen will er fo auch der Ungläub’gen Zum. Was aber glaubt er denn, und was beweiſt er fi? f

Was ganz iſt abgeihmadt und völlig läderlid. So meit ift Glauben und Menjchenverftand geſchieden, So ſchwer ift Aberwig von Weisheit jelbft vermieden. Wo aber beide blind den Liebesbund beſchworen, Da ift ein Spottgebild der Wahrheit ausgeboren. Wer keck nur vorwärts ſchließt und eins an's andre hüngl, Hat eine Kette bald, die alle Welt umfängt. Nur da er eins vergaß, und eines nicht beſaß, Wodurch im Gleichgewicht die Welt ſich hält, dus Kai Das Maß hielt Gottes Geiſt, als er erſchuf die Welt, Dadurch erhält er fie, daß er ihr Map erhält. Wo dieſes Aeußre nicht das Innre hält in Schranken, Verfteigen fi in’s Blau die ſchwindelnden Gedanten. Das Map für's Aeußere gilt aud für das Abſtralte: Das Krumme ift nicht grad, nicht wahr das Ahgeihmadte. Dies Richtmaß Halte feft! der Glaube wird zum Xhoren, Zum Narr'n die Wifjenichaft, wo fie das Maß verloren.

118.

Welch wunderbare Art den Läugner zu befehren, Ihn zu behandeln als unfähig deiner Lehren! Mannft du verlangen, dak dich faflen jol der Wann,

Wenn du behaupteft, daß er dich nicht fafjen fann? Beweiſeſt ihm zuerft, daß er verftegn nicht kann;

Daß er verftehn nicht will, verargeft du ıhm dann. Zuerft mach' es ihm klar, wie er dich fafien folle,

Dann überlafj’ es ihm, ob cr dich faſſen molk.

119. Ya& di nur blenden nicht von denen, die erjannen Tentformeln um darein Undenfbares zu bannen. Weil fih kein Höchſtes läßt aus Höheren erflären, So laſſen fie das Ding fi ſelbſt aus fich gebären. Wenn in der That nun wird nur was ſchon war im Grmdt, So ih das Sein erllärt, doch iſt's nicht Mar im Grande.

517 +

120.

"in Geift, der fo fi feinen Leib volllommen At hat, daß zulegt er ift im Leib verfomnıen. WR ein andrer Geift, der ift fo geifterhaft,

ı einen rechten Leib zu baun ihm fehlt die Kraft. 8 nicht möglich, daß die beiden fich verbänden, bunden Geift und Leib ein Xeben wieder fänden ?

121.

m im ſtillen Haus die Seele war befangen,

weil der Beift hinaus war in die Welt gegangen. Örperwelt hindurch drang er zur Geifterwelt, dachte faum zurüd zur Seel’ im ftillen Zelt. ls er durch die Welt gelommen war ein Stüd, m mit dem NReif’ertrag er feinen Weg zurüd.

a und fand die Seel’ am Webjtuhl eingeichlafen, mit erzürmten Wort begann er fie zu ftrafen. eelenruhe doch die Seele fi erhob

lächelte: Sieh ber! ich jchlief nicht, fondern mob. ; gewachſen war im Schlaf das aufgezogene

ebe wunderbar; jo glaubt’ ihr der PVetrogene.

122.

erzen denkſt du auch, nicht bloß in deinem Haupt; beiden Denten jei dem andern keins geruubt !

m im Kerzen denkt, ift voll in fich gebrungen,

du im Haupte denfit, fraus Linienhaft geſchlungen. Al das Linienneg die Füllen in ſich faflen,

diefe wollen fi von ihm entfalten laſſen.

die beiden fih umjchlingen und durchdringen,

wird gehaltvoll ein Gejtaltetes entipringen.

123. Unglüd, weder recht zu wachen nod zu träumen, Erden nicht zu Haus noch auch in Himmelsräumen. chlaf zu wachen und zu wandeln, fann dir taugen yenig als ein Schlaf mit halbwach offnen Augen.

+ 528

Abwechſelnd müffen Schlaf und Wachen fi) erfriſchen. Nicht laſſen fich die zwei wie Wein und Waſſer mike. Nicht gatten können fi) die zwei wie Licht und Scale, Ohn' unerquidli eins am andern zu ermatten. Die Dämmerung ift ſchön, doch nur al3 Uebergang, Ob aus ihr Sternennadt, ob Somentag entiprang. So zwiſchen Wachen aud und zwiſchen Schlafen lieg Ein ſchöner Augenblid, ſchön weil er ſchnell entflegt; Wo Seele Bürgerin fi fühlet zweier Welten, Und in dem Augenblid vergleicht, was beide gelten.

124. Laß über dich ergehn, was du nicht kannſt abhalten, Tes Zeitenfturmes Wehn, der Schickſalsmächte Ralır. Sie haben dir herbei gewehet Mancherlei, Und mwehen es hinweg, alsob nicht dein es jei. Sie haben jelber dich geblajen her, von warnen? Und raften nicht bis fie dich hauchten aud von dannen. Bon deines Lebens Laub ift Blatt auf Blatt entzitten, Und endlich ift der Stamm der morſche ſelbſt zerjpliten.

125.

Dich trägt Erinnerung zu deiner Kindheit Schwelle,

Ten vollen lauten Strom zurüd zur ftillen Quelle Dort aber angelangt, begehrit du weiter nur

Zu dringen, und verlierft im Dunkel bald die Spur. Und nur die Sternenjchrift im Dunkeln kannft du (een:

Du wareft, eh du warft, und bleibft, wann du geweſen. Alswie aus einem Traum erwachteſt du, geboren,

Und fandeſt eine Welt, wie eine du verloren. Du ſaheſt fie vor dir fih wechſelnd umgeitalten,

Und Lernteft deine Kraft im Kanıpf mit ihr entfalten. Sovieles kam und ging; laß Alles gehn und ſchwinden!

Zu wirft did anders ftets, und ftets denfelben finden.

—+ 70 0 %-

Zehnte Stufe. Bom TVodtenhügel.

me *

1.

Ir deines Herzen Haus und Feitfalender mag a. ar auch gezeichnet fein ein Allferjeelentag. deichnet fol er fein nicht mit zu düftern Farben, Doch auch zu Helle find für die nicht, die da ftarben. Nir fanftern Litern jei und leiſem Schattenjchlug Sezeichnet in dein Herz dein Allerfeelentag. Ein Allerfeelentag, wo du vereint in Frieden it allen Seelen bift, die von dir find geſchieden; Un alle Seelen, die did aus der Fern' ummallen, Zum Felt verfammelt find in deine Tempels Hallen. Da bete für ihr Heil, und laß fie beten auch Für deines, denn Gebet ıft Seelenlebenshaud. Mand' Angedenken zieh’ hervor, an das ſich fnüpft Ein Name, zieh’ es feit, daß er dir nicht entichlüpft. Wand’ theures Bild auch, eh’ der Kennzug dir erlilcht, Sei von der Malerin Erinnrung angefrifcht. N edaure du fie nicht, daß fie der Welt entgangen, Und nicht beneide fie, denn du wirft nadhgelangen. N erfichere du nur dich ihrer, daß fie bleiben Bon oben dein G©eleit, nach oben dich zu treiben. on oben neigen fie, nach oben zeigen fie Und deinem Blick voran nah oben fteigen fie. Mach oben fteigen fie, wo fie dir wollen zeigen, Was fie veriprehen mit geheimnißvollem Schweigen.

Ruderis Werke VIII.

—t 531

6.

ter die ich Iegte meine Lieben,

erlor ich fie, denn ihr ſeid mir geblieben. ode Macht? da Blumen janfter Pracht

. Orten blühn, wo ich es nie gedacht.

h verlor? wenn fol ein Liebesflor

tele ſchmückt, mir db’ und leer zuvor.

T.

t, wen ich noch Blumen follte bringen,

e nidht um's Grab geliebter Kinder fchlingen. ird ſchon ernft, die Brüder werden groß, derlich bleibt ihr nur Kinder bloß.

jedem Tag mit immer gleicher Liebe

3 Vaterhand gebrachten Frühlingstriebe.

8.

ya einmal enigingft des Tigers Krallen, Wallung du nicht leicht vorliber wallen. hn den Tag nicht ohne Herzenspoden, Jahren mir das Unglüd eingebroden. ich nicht ihm kommen ohne Schauern, n Hinterhalt ein linglüd wieder lauern.

9,

neinem Haus nicht auf» noch abwärts jchreiten, nich Kinder zwei verlorene begleiten.

} Tiegt vom Haus ein Graben, den mein Fuß lemals, daß ich nicht gedenken muß,

stemal fie diefes Weges führte,

Todesgluth in ihnen ſchon ſich ſchürte. zchritichen war der Graben da zu breit, trauten auf mein väterlich Geleit. ich fie, und dachte fie zu haben ie über den, fchon über jeden Graben. Graben fiel mir damals ein das Grab; siv’s immer ein, jeitdem ich ihm fle gab.

530

2. Viel Angedenken ſtellſt du um dich her zuſammen Zu Ehren Theuerer, von denen fie dir flammen. Die theuren Namen nennt dir nun ihr ſtummer Rund, Und machel dir dag Herz nicht fröhlich, fondern wun IP Beim Angedenken denkſt du, daß vom Lebensmahle Dir nichts geblieben ift, als die geleerte Schale.

8. Je länger du’3 gehabt, je länger willft du's haben, Und ein Geliebte wird dir ftet3 zu früh begraben. Du bildeteft dir ein, es fei auf ewig dein, Und jollteft Gott, der dir’s jolang ließ, dankbar fein.

4. Ich den!’ an euch, die ihr vom Schooß mir aufgeflogen, Und nun herab auf mich lächelt vom Himmelsbogen. Der holde Frühling kommt, wo alles Schöne nieder Vom Hinmel fteigt, da kommt auch euer Bild mir wie "2 Nun fliegt der Schmetterling, nad welchem fonft ihr im Der Bogel fingt, von dem ihr eingeſungen ſchlieft. Nun blühn die Blumen, die an eu’r Verblühn mi mah et Und Lüfte wehn, die eure Näh’ mid laſſen ahnen. Was ihr mir waret, was ich euch gewejen bin, Und was ihr jegt mir feid, beichäftigt meinen Einn Ihr wart an mich gefnüpft dur ein natürlid Band, Das aber hat gelöft des Todes kalte Hand. Nur dag ihr im Gefühl der Liebe waret mein, Verheißt ınir, daß ihr aud mein werdet ewig fein. Um dies Gefühl und eud in ihm nie zu verlieren, Will ich noch oft mein Lied mit euren Namen jierezT-

5. Da fragſt, warum ſo früh geſcheite Kinder ſterben, Indeß die dummeren ein längers Leben erben? Die Antwort iſt: weil man geſcheitres Nichts kann thun Als ſterben in der Welt, die gar fo dumm iſt nun. Trum danket alle Gott, die ihr nicht zu gejcheut Geworden, fondern noch der dummen Welt euch frei.

531

6.

M Hügel, unter die ich Iegte meine Vieben,

t ganz verlor ich fie, denn ihr ſeid mir geblieben. RB ift des Todes Macht? da Blumen fanfter Pracht Mir nun an Orten blühn, wo ich es nie gedacht. a8 ift das ich verlor? wenn fol ein Liebesflor run eine Stelle ſchmückt, mir öd' und leer zuvor.

T.

DB wäßte nicht, wen ich noch Blumen follte bringen, Mürft’ ich fie nicht um's Grab geliebter Kinder jchlingen. e Mutter wird ſchon ernft, die Brüder werden groß, Lund unveränderlich bleibt ihr nur Kinder bloß.

T nehmt an jedem Tag mit inmer gleicher Xiebe

Mie euch von Baterhand gebrachten Frühlingstriebe.

8.

2 Dirt, wo du einmal entgingft des Tiger Krallen, Wirſt ohne Wallung du nicht leicht vorliber wallen. & ſeh' ih nahn den Tag nicht ohne Herzenspochen, An dem vor Jahren mir das Uinglüd eingebrochen. Drüber kann ich nicht ihm kommen ohne Schauern, Es möcht’ im Hinterhalt ein Unglüd wieder lauern.

9.

& kann aus meinem Haus nicht auf» noch abwärts fchreiten, Daß nicht mich Kinder zwei verlorene begleiten.

denn aufwärts liegt vom Haus ein Graben, den mein Fuß Beſchreitet niemals, daß ich nicht gedenken muß,

Bie ich das letztemal fie dieſes Weges führte, Als heimlich Todesgluth in ihnen jchon fich ſchürte.

den Heinen Schrittihen war der Graben da zu breit, Doch fie vertrauten auf mein väterlich Geleit.

darüber bob ich fie, und dachte fie zu haben Gebracht, wie über den, jchon Über jeden Graben.

Richt bei dem Graben fiel mir damals ein das Grab; Jetzt fällt mir's immer ein, jeitdem ich ihm fie gab.

—t 5323

Doch abwärts von dem Haus, wern ich mich wenden wollte, Da if das Pflafter, wo der Leichenwagen rolite.

Eein Rollen hör’ ih noch, und glaube noch die Spur Zu jehn, wie auch indeß manch Andres drüber fuhr.

Was auch darüber fuhr, nie Hat’8 die Spur verwildt, Und ftetS auf diefer Spur geh’ ich, die nie erliſcht.

10. Wie nicht die Bäume nur, zur Dauer auferzogen, Die Blumen aud mid freun, auf furze Zeit gepflogere—, So nit nur Finder, die, will’8 Gott, mich überleben, Mich freuen jene auch, die ich den Grab gegeben.

11. Wem ein Beliebtes ftirbt, dem iſt e8 wie ein Traum, Die erften Tage kommt er zn fi} felber kaum. Wie er's ertragen fol, kann ex ſich felbft nicht fragen; Und wenn er ſich befinnt, fo hat er's ſchon ertragen.

12. Wer einmal Hier hat in geliebtem Angeficht Des Todes Bild gejehn, vergißt ed ewig nicht. Der Schatten legt, wohin fortan dein Auge fchaut, Sich über alles, was dir lieb ift oder traut.

13. Du bift gegangen und wir gehn dir Alle nad); Du gingft zur Ruh und wir find nod ein Weilden weh. Vielmehr wir fhlafen nod, du bift vom Traum mad O Leben, Spreu und Wind, o ſchwerer Traum der Ra H! Was iſt's, das weiter wir hier zu beforgen haben, Als eins das andere anftändig zu begraben!

14.

Der Tod, der die Geburt ift in ein höhres Leben, Iſt aud wie jegliche Geburt mit Weh umgeben. Alswie ein Kindlein tritt in diefe Welt mit Klagen, Aus vieler In die Ser in jene mit Verzagen.

Pd

533 %-

Wie ſchwer das Kindlein fi entwand dem Mutterſchooß, So ringt die Seele fih aus diefem Leibe los. Doch wie ein Kindlein nun, gewöhnt der neuen Luft, Richt mehr zurüd zum Schooß ſich fehnet von der Bruft; So wird die Seele bald, von höherm Licht umfangen, Zum dunkeln Aufenthalt nicht mehr zurüd verlangen.

15. Beffogen ſollt' ich dich? ih kann dich nur bemeiden, Menn nicht Jedwedem wird gegeben jo zu ſcheiden, BBie du geichieden bift, mit Bott und Welt in Frieden, So ohne Schmerz und Weh von Weh und Schmerz geſchieden. es Himmels Ruh verflärt dein Todtenangeſicht; Und wäre fie gewährt dem fel’gen Geifte nicht? ES wird mir fin zu Muth, in's Antlig dir zu ſehn, Und Herzlich wünſch' ich, mög’ auch mir einft fo geichehn.

16.

Bon Todten faget man: er ift zu Gott gegangen;

Als ob zum Ewigen könnt’ Endliches gelangen! AL ob könnt Endliches vom Em’gen ferne jein!

Was ift, das ift, wo auch es ijt, in Gott allein.

a haft in Gott gelebt, und biſt in Gott gejchieden,

Und bift geblieben, wo du warft, in Gottes Frieden.

a8 ift die Seligfeit, zu der nicht wird gelangen

Die Seele dort, in der fie hier nicht angefangen.

a8 ift die Seligfeit, die dort ſich wird entfalten

Sn jeder Seele, die fie hier im Keim enthalten.

ie unentwidelt auch, wie eingemidelt fei

Der Himmelskeim, der Haud) des Himmels madt ihn frei. Wie Fülle tritt hervor, die Hülle muB verweſen,

Und gleih im Wandel bleibt die Weienheit der Weſen.

17. Sol id den nahen Tod dem Todesnahen zeigen ? Soll ih dem Sterbenden von feinem Sterben ſchweigen? Bor Augen hatt’ er ſtets in diefem jenes Leben, Gewaltſam braudjt du nicht den Vorhang ihm zu Heben.

134

Doch würd' er auch dem Tod mit unbefangnem BE In's Antlik ſchaun, wie jonft mand anderem Geihik. Ob du den Tod ihm magft verdeden, ob entbeden, Gefährden wirft du dort ihm nicht, Hier nicht erſchteden. Doch iſt's ein wicht'ger Schritt, von Hier hinübertreim In's unbelannte dort, bei dem es ziemt zu beten. Du bet’, und frage nicht, ob er auch bete mit; Bete für did und ihn, wie er hinüber tritt.

18.

Das Eine, was du liebft, wird dir vom Tod entzogen, Und um das Andre hat die Ferne dich betrogen.

Ein Drittes lebt, und ift dir nah, und doc getrennt; Das ift die Trennung, die ein Gerz am meiften brenm.

19.

Die Sterne mögen dir aus Winternädten blinken,

Und Blumen einen Gruß von Sommerhügeln winten. So bleibt dir liebend nah von unten und von oben,

Mas dir der Tod in Erd’ und Himmel aufgehoben. Doch wenn ein Lebender den Gruß mir jchuldig bleibt;

Schämt er fi nicht vor dem, was Blum’ und Strom mir jr

20. Drei Jahre find es ſchon, ſeitdem ich dich mit Schmerzen Berlor, und immer nod) hängft du mir feſt am Heren. Noch jet, jo oft ich dran gedenke, wie ich did Be rlor geht mir durch die Bruft ein Stid.

21. Ihr meine Theueren, wo ſeid ihr hingelommen? Dort in die Ewigkeit verewigt aufgenommen. Dod in der Zeitlichfeit ift eure Spur verſchwunden? Nein, tief in meinem Sein, in meinem Sinn gebunden. Bedeutend innere Denfmale meines Lebens! Wärt ihr auch diefes nur, ihr wäret nicht vergebens. Was wirkend nun mein Sinn nad) außen may entfalten, So {id Ihe mit darin, wie in mir felbft, enthalten.

5

22. . leme, wo ein Sterbendes mir lag, mit Luft ein Neugebornes manden Tag. & leinen Blid auf das Geborne jenen, 3 Geftorbene, das vor ihm war, zu denen. ‚mehr von Weh wird deine Wonne frei, beim Leben nur fühlt, daß es fterblich fei.

28. khe, wie du dort mir in befannter Igegen fämft, zu früh von bier Verbannter, : Klagen beim, zum Himmel heim Gejandter! e, ſchoͤnſter Sohn! die Luſt empfind’ ich ſchon, en Engel ich geſandt an Gottes Thron.

24,

Seele träumt’ ich, einer fernen lieben,

) lange nicht gedacht und nicht gefchrieben. merung war mir das Angeficht

und nun zeigt’ ein Traum es mir ganz licht. ı Traum: Wer jagt mir, was der Traum bedeute, ich Ichleierlos erblid’ im Glanz der Bräute? Tages fam die Botichaft mir, es fei

Seele Hingegangen körperfrei.

: Traum gemeint, daß fie nicht ift geftorben, en rechten Glanz des Dafeins nun erworben.

25. Drabtuch, das der Schnee auf's Grün gevedt, . Bebenstrieb, darunter ftill erwedt. wellen mir im Herzen neue Sleime, quellen mir auß Schmerzen neue Reime. nl boffnungsvoll verſuchen noch ein Jahr, m befler fei, al3 das vergangne war. ı längften Tag und um die längfte Nacht Ad, jedes ohn' ein gleiches, mir gebracht. dieſes mir in lang- und kurzen Tagen, bt beſondre Luft, doch Ruhe ſonder Plagen.

536 %—

26. Wer in dem Winter ftirbt, warum jollt er nicht Werken, Wo alle Blätter von des Froſtes Hauch verderben? Und wer im Sommer ftirbt, wo alle Blumen län, Wie wär’ er todt? fein Grab macht Lebenshoffnung grün. Drum wer im Sommer dir, und wer im Winter fla, Natur hat einen Troft, Heil dem, der ihn erwarb.

27. Wieder ein Sterbender, der hohes wohl und vieles Erftrebte, ging dahin, und unerreichten Ziele; Und hat, indem er e& verfehlt, erreicht das Ziel, Wie Jeder, der mitjpielt dies MWeltlufttraucrfpiel.

28. Du trugeft, dab der Freund verreift war, ohne Klagen: Yun er geitorben tt, Jcheint es dir nicht zu tragen. So denke doch, er ſei verreijer inımerfort, Und tröfte wieder did) des Wiederſehns wie dort. Und ift er nicht verreijt? Zwar kommt er nie zurüd, Du aber kommſt ihm nad, und findeft ihn im Glüc. 29, Weil’ an den Gräbern nur, und pflanze Rofenheden! So denkſt du an den Tod, und er wird dich nicht jhreden. Wenn dir ein lieber Freund hinweg geftorben ift, Denkt: eine Tagereij’ ift dieſes Lebens Friſt. un, dein Gefährle ging ein Streddyen nur voraus, Und um jo früher ijt er angelangt zu Haus. Was Hlageft du, daß ihn die Herberg aufgenommen’? Sch nur des Wegs getroft! Bald biſt du nachgekommen.

30. O Menichengeift, du bift zu Gottes Thron gerufen; j Doch welches Wegs du kommſt, das ändert dort die Stiel. Kommjt du von deinem Grab, jo bift du aufgenommen: Tod kommſt du aus der Welt, jo bift du erſt willkommen. Drum warte nicht durch's Grab den Weg zum Gerten ob, Und aus dem Keen nimm au ihm den Pilgeritab.

537

31.

lee über Gräber geht, und denket nicht an ſich,

Und ſpricht nicht ein Gebet, thut doppelt freventlich. ' Bat vergeflen, daß im Herrn die Todten leben, Und hat vergefien, daß er ſelbſt ſoll fterben eben.

32.

n Tangentfernter Freund, ein weitgetrennter, kam

So lebhaft mir in Traum, als ich ihn nie vernahm. ie freute ſich mein Herz, da es ihn wieder fand,

Den es verloren hatt’, und ihn jo nah’ empfand.

och nach derjelben Nacht, da ich den Freund erworben, In kurzen Tagen kam die Rund’, er ſei geftorben.

D mußt’ er eben, da er neu mir lebte, fterben,

Und mußt’ ih nur um zu verlieren ihn erwerben?

» fterben, daß fih mir fein Leben neu gebäre,

Er nit, von Zeit und Raum gefchieden, todt mir wäre.

33. a8 fagft du mir? du willft mir jagen mohl von dort, Wohin du mir voran gegangen bift, ein Wort? a ftehft, o Schweftergeift mit ſprechenden Geberden Bor meinen Augen, wie du wandelteft auf Erden. ke Mienen mir bekannt, die Töne mir vertraut, Nur leifer für den Sinn, dein Ohre minder laut; ob deutlih mir, daß du, mit deinem Loos zufrieden, Nicht von der Theilnahm’ aud) an meinem bift geſchieden. heilnehmen läfieft du an deinem Glück mich auch, Hinſchwebend, wie du hergeſchwebt, ein Friedenshauch.

34.

ungſt rührte zwiſchen Schlaf und Wachen mich ein Schimmer, Ich jah die Dleinigen im ferzenhellen Zimmer.

ie trieben ihr Geſchäft und trieben ihre Spiele,

Mich freut’ es, wie fo froh fie waren und fo viele.

ch nebenaus von dem Getriebe mar ein Niſchchen Gewölbet in der Wand, darin geftellt ein Tifchchen.

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Ier "nr ber anten auf der Schulbanf figen blicben "oo geten, Sch wir noch genug gelernt nicht baten, ar zene Klañ', in Der fie dir Den Zutritt gaben.

.ıth, Nenjadr 1836. Und nur durch Eines bait du Dieb als Kind mrratben. Lak du dem Mllütterlein nit fenntet lang’ cniretb

)

—t 539

im halbes Jahr iſt's nur, daß du biſt hingegangen,

Und ſchon haſt du ſie nachgezogen mit Verlangen. Bie oder hat fie ihr Verlangen nachgezogen?

Gnigegen find ſich zwei Verlangen nur geflogen. te deine Mutter war, war fie doch meine auch;

Wie haben wir getheilt mit fo ungleihem Brauch? ein Theil ift dort mit ihr zu lachen im Vereine,

Und mein’s hier, daß getrennt ich von euch beiden weine; 35 bin wohl alt genug, der Mutter zu entwöhnen,

Du jung und ſchön, um dort mit Palmen fie zu krönen. Dch bitt’ ich, Daß du mir den Schaden dadurch büßeft, Daß du den Bater auch und Bruder ſchön mir grüßeft. 'enn Bater, Bruder aud, fie gingen dir voraus,

Und wenig fehlt, jo Haft du dort dein ganzes Haus.

37. der Mutter.

dohl gönnen darf ich’ dir, daß du vor mir gegangen, Nicht dieſen Schmerz von mir, den ich von dir, empfangen;

daß du mich bleiben ſah'ſt, und ich dich Jah verjcheiden; Denn jehn Geliebter Tod ift mehr als eigne Leiden.

38.

bott, der dir manches Leid im langen Leben gab, Und endlih Ausruh dir von allen gab im Grab, ab’ ich gebeten oft, dich nur zu überheben

Des einen, daß du mich auch müffeft überleben. Rit Gott nun hab’ ich dir die Augen zugethan, So daß id, ohne dich zu kränken, fterben kann.

39. & dachte nun erſt warm im Alter dich zu pflegen, Und muß ftatt aller Pfleg’ in's kalte Grab dich legen. Ye Binjen dacht’ ich erft der Schuld dir abzutragen Der Sohnesdantbarkeit, ſtatt dich in’s Grab zu tragen. ot nimmt den Willen für die That; nicht mir befchieden WBar’s, dir zu Ichaffen Ruh’; er jchuf dir Ruh’ und Frieden.

58

Bei dDämmerlidem Schein dort faßen zwo @eftalten.

Die Yugendliche ſchlank mit vorgebädter Alten. Die ſchienen ihr Geſpräch und ihre Geſchäft zu treiben

Für fi, doc theilnahmlos umher auch nicht zu bleib— Sen Ich kannte fie gar wohl, es war die ſchlichte Güte

Der alten Mutter und der Schweſter Yugenbblüthe. Auch wundert ih mid nidt, wie fie hieher gelommen,

Die naheinander Beid’ ein Grab hatt’ aufgenommene. So habt ihr nun gemadt die vorgehabte Reife,

Und feid, wo ihr gewollt, in meinem Lebenskreiſe. Dort figen fie und fehn fill in den Kreis herein,

Aus welchem Riemand fie gewahrt als ich allein. Richt Miene machen fie noch Regung, herzufchreiten,

Zufrieden, mit dem Blid von dort uns zu begleiten —. Schutzgeiſtern ähnlid, die uns ungejehn ummalten,

Und Bildern an der Wand, die ihren Plag behalte n. So lädeln fie herein, begnügt und unbellommen,

Froh, im Familienkreis zu fein mit aufgenommen.

835.

Sohannis 1835. - Frübzeitig wardſt du in die Schule dieles Lebens

Gejandt, und durchgemacht Haft du fie nicht vergebere —m®- ung, jede Prüfung haft du rühmlihft jo beftanden,

Daß fie dich würdig bald zum Weiterrüden fanden. Erhebung ohne Stolz, Ergebung ohne Beugniß:

Der Schul’ entlaſſen biſt du mit dem beſten Zeugni 5: Du haft viel |päter al wir felbft den Gang begonnen. #:

Und unermartet uns den Vorſprung abgewonnen. Du haft die Höh' erreicht, nad) der dich's Früh getriebe en;

Wir find hier unten auf der Schulbank fitzen blieben "- Ein Zeichen, dag wir noch genug gelernt nicht haben,

Fuür jene Klafj’, in der fie dir den Zutritt gaben.

36. Henjadr 1836. Und nur durd Eines Haft du di als Kind verrathen, Daß du dem Mütterlein nicht konnteſt lang’ entratheer —"

—t 539

Yabr iſt's nur, daß du bift hingegangen,

haft du fie nachgezogen mit Berlangen.

# fie ihr Verlangen nachgezogen ?

ud fich zwei Verlangen nur geflogen.

Istter war, war fie doch meine auch;

ı wir getheilt mit jo ungleihem Brauch ?

iſt dort mit ihr zu laden im PBereine,

8 bier, daß getrennt ich von euch beiden weine; L alt genug, der Mutter zu entwöhnen,

und ſchön, um dort mit Palmen fie zu frönen. ), dag du mir den Schaden dadurch blßeft, en Bater au und Bruder ſchön mir grüßeft. Bruder au, fie gingen dir voraus,

z fehlt, fo haft du dort dein ganzes Haus.

37. Per Mutter.

ı darf ich’ dir, daB du vor mir gegangen,

ı Schmerz von mir, den ich von dir, empfangen; } bleiben fah’ft, und ich dich jah verſcheiden; Beliebter Tod ift mehr als eigne Leiden.

38. manches Leid im langen Leben gab, h Ausruh dir von allen gab im Grab, ten oft, dich nur zu überheben daß du mich auch müflelt überleben. m hab’ ich dir die Augen zugethan, h, ohne did zu kränken, fterben Tann.

39, ın erfi warm im Alter dich zu pflegen, ſtatt aller Pfleg’ in’s kalte Grab dich legen. dacht’ ich erft der Schuld dir abzutragen esdankbarkeit, ftatt dich in’ Grab zu tragen. den Willen für die That; nicht mir beſchieden zu ſchaffen Ruh’; er ſchuf dir Ruh’ und Frieden.

40. Run hab’ ich erft gelernt, daß ich bin Staub und Erde, Da id, die mich gebar, ſah Staub und Erbe werke.

Da Hat das greiflihe Gefühl mich erft burdbrunge, Daß ich nichts anders bin, als woraus ich entiprumgn.

41. Oft zu verjpotten fcheint das Schickſal unfern Plan, Doch wir veripotten es, es ift uns unterthan. Mit Liebe dacht' ich dein an einem ftillen Abend, Den Lebensabend malt’ ih dir fo ftill und laben. Du follteft leben, bis id meinen Sohn vermählte, Und ein UÜrentel no ein Mährchen kr erzählte. Das ſollte tröften dich für jeglichen Berluft, Und blühn ſehn jollteft du noch einmal deine Luſt. Am felben Abende, mir ungeahnet, fern, Bift Du gegangen, abgerufen von dem Herrn. Ward von dem Schlage jo der Lebensbaum vermidtet? So menig nidtig ift, was Liebe je gedichtet. In einem Augenblid hab’ ih ein langes Leben Mit dir gelebt, und kann der Gruft di ruhig get.

42.

Die Mutter haft du mir, den Vater noch vorab, Die Schweſter zwijchenein, geleitet al’ zu Grab. Den allen wareſt du nicht Arzt allein des Leibe, Ein Seelentroft und Freund; das fei auch mir und ib ® Nenn’ ih di Aeskulap? ih nenne rüftig heiter Did Hermes mit dem Stab, den Seelenheimgeleitel- Du legeft ja nicht auf, erhebeit nur den Zoll, Und Hilft gemwifienhaft fterben, was fterben fol. Ihr Aerzte ſeid einmal verordnet uns zu Mördern; Heil denen, die geſchickt und freundlid uns befoͤrdern

43.

Wenn nichts vom Erdenftaub mehr abzuſchütteln bleibt, Kann AG der Treie Seit entichwingen Iichtgeleibt.

4

lang er fich beſtrickt fühlt vom Unreinen, Böfen,

Rah er des Lebens Kampf fortlämpfen, fi zu Iöfen.

Y aber ihm, wenn er muß aus dem Sampfe weichen, Ver des Lichtes Sieg konnt’ an der Nacht erreichen. Malt fi in’s Gefühl der Niederlage ein,

ab dies wird feine Bein, wo er auch fein mag, fein. um beglädt feid ihr, die ihr hinüberſchwebiet

th, eh’ ihr tiefer euch hinein in's Lehen lebtet. Örüplingsblumen gleich, im Morgenthau gepflüdt, mit am Feſttag man den Tempel Gottes ſchmückt. was am Stengel bleibt und foll zu Früchten reifen, t Schmerzen laſſ' es fi von Sonn’ und Wind ergreifen. Die unreife Frucht wird abgejchüttelt werben,

nr Feitmahl kommt fie nicht, fie fällt mit Schmach zur Erden.

+ 52 +

Elfte Stufe.

Im Anſchauen Gottes.

1. Wenn das Erhabne flaunt die junge Menſchheit an, Spricht fie im hellen Traum: das hat der Gott geihen. Und wenn ſie zum Gefühl des Schönen dann erwaßt, Belennt fie freudig ftolz: Es hat's der Menſch volhradl Und wenn zum MWahren einft fie reift, mird fie erfennen, Es thut’s im Menſchen Gott, der nicht von ihm zu trennen.

2. Zieh deine Selbheit aus, und an die Göttlichkeit! Die Selbheit ift jo eng, die Göttlichkeit jo wett. Sei jelbft! Er jelber will, daß jelbft du jolleft fein, Tas du erkenneſt jelbjt, er jei dein Selbft allen. Erinnre did daran! du haft es nur vergefien. Lab dich erinnern! ftets erinnert er Dich deſſen. Wenn du ihn hören willft in dir, mußt du nur ſchweigen; So ſpricht er laut: Tu warft, ſollft jein und bift mein eigen.

3. Das heil’ge Feuer jhür’, ein ewiges Symbol Des Feuers, das die Melt durchfacht von Bol zu Pol Des Feuers, das die Welt durchwirkt von Sphär' in Sphärt, Und ohne das die Sonn’ ein faltes Goldſchild märt; Tes Feuers jener Ef‘, an der der dunfle Schmied,

Stets fördernd neu Gefchmeid, im Dienſt des Kichthert, Im:

Tes Frühlings Blumenſchmelz, geftirnter Nachtlazur, There Mnigen-Geittgebild, find deſſen Funken nur.

43

4.

; dur haft, das Haft du nur empfangen;

ie dir e8 kam, es Andern zugelangen.

Mond, der von der Sonn’ entlehnt fein Licht, der Erdennacht, für fi) behält er's nicht.

Bonne, die läßt ewig Licht außgehn,

e Welt, und fi heil in der Welt zu jehn.

5.

Belten wenn ich ſollt' entbebren eine, draußen wär’s, und nit in mir die kleine. Welt in dir nicht mehr die Heine nennen, a8 Böttlihe im Menſchen wirft erkennen. ng, was Zeit und Raum nennt feine Schrante, weit ift ein gottfaflender Gedanke.

aacht der Menſch von jedem ird'ſchen Band B von dem Zug nach einem böhern Land. ihrung kannſt du jelber eh'r entbehren, sdanfens, der den Gott in dir muß nähren. n dir ein Hauch der Phantafie mit Kunft Welten fchmelzt in Eine rein von Dunft. we fiehft du Har im Sichtbarn nur,

im Sichtbarn als des Unfichtbaren Spur. einer Welt verlörperter Gedanten, ſchrankenlos du dich in Körperjchranten.

6.

Quell aus Gott, und ftrömt in Gott zurüd, om hohe Luft, der Ausſtrom höchſtes Glück. dich ein durch's offne Thor der Sinnen,

t aus dadurch, und nimmt dic mit von binnen. firdmt er ein als Licht, daß er verfläre

8, und entftrömt verllärt als Freudenzähre. weden, firömt er ein als Ton durch's Ohr, aus deinem Mund als Dantgebet hervor. dem Geruch als Lenzbuft, Sehnſuchtshauch, im When aus als Seufzeropferraud.

Tu bift das Seiende, und das Nictfeier Seingebende und von dem Sein befre Du bift einfaches Licht, und ſiebenfache ; Sind Welten, die durch Dich den Schein 1 Durqhz Lich erſcheinen fie, das Licht nic Im Lichte find fie dann, wenn fie im Du bift einfager Ton, die fiebenfacen Der Weltenleier find’s, die di mit d Du bift der Grundton, der in fieben St Die Leiter nieder, und zurüd zum Ar Du jelber bift der Laut und bift der La Und alle Schwingungen der Seele dei Du biſt des Morgens Haud, du bift de Du bift des Frühlings Straud, du bifi Du biſt's und bift es nicht, du bift wie Der Kreis, der in fi reift, unmwande Das Käthjel ftaun’ ih an, und will es Weil fi die Löfung in mein eignes Du Wunderbarer, gabft mir Luft am A Mid, Ewigllarer, labft du mit dem

5 +

Auf Waſſern gehe du, und bift bes Waflers Geiſt;

Das Waſßſer lennt dich nicht, das dich mit Raujchen.preift. Im Herzen fiehefl du, und biſt der Liebe Geiſt;

Und dich erfennt das Herz, das did mit Liebe preifl.

9.

Ich ſah den Schöpfungsbrunn, der Schöpfer ſaß daran,

Und ſchopfie, daß die Fluth vom goldnen Eimer rann. Er ſchopft' und goß den Thau rings in die Wüfte aus,

Die ward zur Lebensau mit Frühlingsblumenftrauß. Die Bad’ und Bächelchen, die Quell’ und Quellchen rannen,

Zu Gras und Kraut hinan, und ſchneller noch von bannen. Wo eine Welle fam, blüht’ eine Frühlingsbraut;

Wo eine Abſchied nahm, da war verwelft ein Kraut. Und wo in Aſche war ein PBflanzenleib zerfallen,

Schnell ward er neu gebaut von rinnenden Kryſtallen. Der Schöpfer fchöpfte fort, der Brunnen ward nicht leer,

Wiewohl ihm fort und fort entihöpft ward Meer um Meer. Denn was von oben goß der goldne Eimer nieder,

Dos alles unten floß zurüd zum Brunnen wieder.

10.

Im unfers Herren Haus viel Knechte find gefchaart,

Und jeder dient dem Herrn auf feine eigne Art. Der Herr läßt jeden gern auf feine Weile dienen,

Und weiß allein, wer ihm der Liebſte jei von ihnen. Der eine bienet ihm, weil e8 fein Vater that,

Ein hausgeborner Knecht ohn’ eignen Sinn und Rath. Der andre dienet ihm, weil einem Herren dienen

Er eben will, und der ein guter Herr geſchienen.

Ein andrer ‚lief vom Dienft, und ift dann wieder fommen, An Gnaden bat der Herr ihn wieder aufgenommen. Ein andrer ift zu faul, um aus dem Dienft zu laufen; Der gute Herr läßt ihn mitlaufen unter'm Haufen.

Der eine dient dem Herrn mit Eifer vor'm Geſicht, Und Hinter'm Rüden träg’, als ſäh' der Herr da nicht. Der eine trägt ein Bild des Herrn vor feiner Bruſt, Stets eingedent des Herrn zu fein und dienfbenufl Näderts Werte VIIL

347 +

Y Sc 18. * Pag 4 iR im Wachen, noch in Traum; 4* 2 nd im Gedankenraum. DA “ntens überjchreiten, 2* En - jehn vom weiten. nnſt ergreifen, * = - 3 Streifen. I > * * ** * J „er Kerze Schimmer * „nticf durch's Zimmer.

. Sohle nit zu rühren, .ıcht vernahm, zu führen. Blid, und als er ftehn mich ſah, ou da? und ih jagte: Meifter, ja. sange ſchon. Dann ſprach er weiter nichts; „at: O gieb mir einen Strahl des Lichts! « 36 war bei ®ott, er hat mich eingeladen, ‚Sählen eine mir von jeinen Wundergnaden; ſchweben in der Luft, zu wandeln auf dem Meer, Zu fehn Unſichtbares, und folder Gnaden mehr. Nr aber wählte mir von allem diejen nichts, Und war zufrieden mit dem Glanz des Angefichts. Ver Meifter ſchwieg; ih ſprach: Warum nicht wählteft du, Ihn zu erlennen jelbft? Da rief er laut mir zu: Schweig! Ihn erfennen dürft’ ich wollen? Nein, nein, nein Ich will nicht, daß Ihn wer erfenn’ als Er allein.

15.

Wenn du nur die Natur, wenn du nur die Gefchichte VBetragteft, was dir die und die von Gott berichte;

In mannigfader Kräft’ und ew'gen Streits Urkunden, Biel Gotter hätteft du, nit Einen Gott, gefunden;

Und wenn nicht mehrere, doch flatt des Einen Zwei, Wovon der eine But, der andre böfe fei.

In dir nur findeft du, nicht in der Welt Getöfe, Daß Einer nur ift gut, und nichts durch ihn das Bdje.

56 ů-

Er hat das Bild von Holz nad feiner Kunſt geiäeikt, Und fuhlt fi) gläubig ſtolz, daß er die Gunſt befitt. Ein andrer trägt den Herrn in feines Bufens Schrein, Ihn mahnt der inne Stern, fein Bild von Holz und Ekin. Der eine thut nur das, was ihm der Herr befohlen, Der andre gebt, Befehl fih jelber einzuholen. Ein dritter fragt nicht erft, was ihm der Herr befichlt, Er fieht fein Angeficht, und weiß worauf er zielt. Der dient aus Eigennug, der dient aus Furcht und Ge, Der dient aus Pflichtgefühl, und der aus Herzenstrere. Der eine dient dem Herrn auf feftgefegten Lohn; Der Herr ſetzt ihm nichts zu, und bridyt nichts ab davon. Der andre dient und bat bebungen feinen Lohn, Lang gab der Hetr ihm nichts, dann macht' er ihn zum Eofr.

11.

Die Welt ift wirklich; nur ein Wirkliches allein

Bringt Wirkliches hervor, Gott muß drum wirklich em. Die Welt ift Leben; nur Lebendiges allein

Kann Leben wirken, drum muß Gott lebendig fein. Der Geift des Menſchen denkt; nur Dentendes allein

Kann Denken fchaffen, Gott muß aljo dentend fein. Des Menſchen Willen will; nur Wollendes allein

Kann Willen wirfen, Gott muß jelber wollend fein. Darum im heiligen Sangfrit, wie dir befannt,

Iſt er Smaiambhu, der Selbwejende, genannt; Der Unbedingte, der fein eignes Sein bedingt,

Selbft durch Hervorbringung der Welt hervor fidh bring.

12.

Am Kampf ift Welt und Ih, und nur in Gott ift Frieden, Weil Welt und Ich in Gott nicht weiter find geſchieden.

Den Ader friedigft du von Außen ein vor'm Wild, Doch unbefriedet bleibt im Innern dein Gefifd.

Nicht durch Befriedigung befriedigft du die Triebe; Zufriedenheit giebt nur die Friedlichleit der Liebe.

Ihr habet oft den Wig mißbraudt zu Krieg und Hakt: DoH ſeht, es Hat der Wik auch eine Friedensaber.

HT

13.

Zu Gott gelangfi du nicht im Wachen, no in Traum; Er ik im Weltraum nicht, noch im Gedanfenraum.

Du kannſt die Grenze nicht des Denkens überfchreiten, Doc ftehend an der Brenz’, hinüber jehn vom weiten.

Und wie dein Auge fieht, was du nicht fannft ergreifen, So fann dein höhrer Sinn in’s Undenkbare ſtreifen.

14.

Den Meifter ſah ich Nachts, von einer Kerze Schimmer Hell angeleuchtet, gehn gedantentief durch's Zimmer. Den Boden jchien er mit der Sohle nicht zu rühren, Geſpräche leife, die ich nicht vernahm, zu führen. Aufichlug er dann den Blid, und als er ftehn mid ſah, Sprach er: Bift du da? und ich ſagte: Meifter, ja. „Wie lange?” Lange ſchon. Dann ſprach er weiter nichts; Ich aber bat: O gieb mir einen Strahl des Lichts! Er ſprach: Ich war bei Bott, er hat mich eingeladen, Zu wählen eine mir von jeinen Wundergnaden; Zu ſchweben in der Luft, zu wandeln auf dem Meer, Zu fehn Unfidhtbares, und folder Gnaden mehr. Ich aber wählte mir von allem diejen nichts, Und war zufrieden mit dem Glanz des Angefichts. Der Meifter ſchwieg; ich ſprach: Warum nicht mwählteft du, Ihn zu erkennen jelbit? Da rief er laut mir zu: Schweig! Ihn erkennen dürft’ ich wollen? Rein, nein, nein Ich will nicht, daß Ihn wer erfenn’ als Er allein.

15.

Wenn du nur die Ratur, wenn du nur die Gejchichte Befragteſt, was dir die und die von Bott berichte;

In mannigfadher Kräft’ und ew’gen Streits Urkunden, Biel Götter Hätteft du, nicht Einen Gott, gefunden ;

Und wenn nicht mehrere, doch flatt des Einen Zwei, Wovon der eine Yut, der andre böfe jei.

In dir nur findeft du, nicht in der Welt Getdfe, Daß Einer nur ift gut, und nichts durch ihn das Böſe.

17. J Dort, wo das Wiſſen mit dem Sein zufammenfäll, In dem Bewußtſein ift der Mittelpunft der Welt. Nur im Bewußtjein, was du findefl, ift gefunden, Wo fi ein Aeukeres dem Imneren verbunden. Nur im Bewußtſein, wenn dir Gott iſt aufgegangen, Haft du ihn wirklich, und geſtillt if} dein Verlangen. Du Haft ihn nicht gedacht, er ward dir nicht gegeben, Er lebt in dir, und macht di und die Welt Dir leben.

18. Gott it von keinem Raum, von keiner Zeit umzirkt, Denn Gott ifl da und dann, wo er und wann er wirkt. Und Gott wirkt überall, und Gott wirkt immerfort; Immer iſt feine Zeit, und Ueberall fein Ort. Er ift der Mittelpunkt, der Umkreis ift er auch, Weltend' und Anfang ift fein Wechſelauseinhauch.

19. Du fagft, nothwendig hat das Beſte Bott gemacht, Nicht befier konnte fein die Welt hervorgebracht. Denn dem Allmächtigen, Allgütigen, Allweiſen, Geziemt das Befte nur aus des Dentharen Kreiſen. Nicht einmal winkt du ihm, dem Allerfreiften, gönnen Die Wreieit, dor era and, Kah’ anders maden Finnen!

—t 549 %+-

Ich aber jage dir, was mir ein Dichter fagte,

Den id) um den Berbalt des höchſten Dichters fragte. Er ſprach: die Laien Hält ein Borurtheil gebunden,

Wenn ein volllommnes Werk fie haben vorgefunden, Zu meinen, daß es gar nicht anders Lönne fein,

Und fih am ganzen Bau nicht rüden lafi’ ein Stein. Um Bau, dem fertigen, ift freilich nichts zu rüden,

Dod zur Berfertigung gab es gar viele Brüden. Und jeder Dichter weiß, wie gut ihm fo die Sachen

Gelungen, daß er fie auch anders konnte machen. Und macht’ er anders fie, ihr ſtimmtet wieder bei,

Daß dies das Belt’, und gar kein andres möglich fei. ®ott, der nad feiner Wahl hier macht' ein Beftes fo,

Ein andres Beſtes macht er irgend anderswo.

20. Ich finde dich, mo id, o Höchfter, hin mich wende; Am Anfang find’ ih did, und finde did am Ende. Dem Unfang geh’ id nad, in dir verliert er ſich; Dem Abſchluß ſpäh' ich nad, aus dir gebiert er fidh. Du bift der Anfang, der fih aus fich felbft vollendet, Das Ende, daS zurüd fi in den Anfang wendet. Und in der Mitte Hift du felber das, was ift; Und ih bin ich, weil du in mir die Mitte bift.

21. Du bift der Widerfprud, den Widerfprüche loben, Und jeder Widerſpruch ift in dir aufgehoben. Die Widerſprüch', in die ſich die Vernunft verftridt, Zergehn, und fie zergeht, wo dich der Geift erblidt. Die Welt ift nicht in dir, und du bift nicht in ihr; Rur du bift in der Welt, die Welt ift nur in dir.

22. Dhn’ einen hoͤchſten Bott und ohn' ein Künft’ges Leben, Sagfl du, fei fein Gefeh der Sittlichkeit gegeben. Do die Geſchichte fagt, das, in die Bruft geprägt, Das fitiliche Geſetz fich ſelber hält und trägt.

Wer dort es eingeprägt, kann freilich Gott nur Yehe, eben nicht iſt's eingeprägt de: Doc kann vergeflen fein, won er eb gegeben,

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Mein wandelbares Ich, das ift und wirb und war, Ergreift im Dein’gen ſich, das iſt unwanbelber. Denn bu bift, der du warft, und bift, der fein wirft, dul Es ſtromt aus deinem Sein mein Sein dem deinen u Ich hätt’ in jeder Nacht mich, der id) war, verloren, Und wär’ an jedem Xag, als der nicht war, geboren, Hätt’ ich mich nicht, der ich derjelbe bin, begriffen, Weil id in dir, der ift, bin ewig inbegriffen.

25.

Die Lieb’ ift vielerlei: e8 liebt das Allgemeine

Sich jelber, Bott mit fih im ew'gen Quftvereine. Das Allgemeine dann liebt das Beſondre auch,

Die ganze Welt durchdringt von Gott ein Lieberharqh Und das Befondre liebt das Allgemeine dann,

Das ift ſoviel ein Menſch, o Bott, dich Tieben kann. Rur das Beſondre kann ganz daB Beſondre lieben,

Die Liebe zu dir jelbft Hat mich zur Welt getrieben.

Ich bin ein Blumenftaub und will auf Blumen fichen

26. Was ſchlichtet, Herz, den Gtreit, der dich mit dir entgwei Die Gottehfurät, die dich von aller Furcht befreit;

51

Bon aller Furcht der Welt und mweltlicher Geſchicke, Bon aller Furcht vor dir, dem quälendften der Stride. Verſtören kann dich nichts, wenn du dich nicht verftörft, Und frei nur fühlft du did, wenn du dem Herrn gehörft. Wie ſchön ifl’s, einen Heren ftatt vieler Herrn zu haben, Der feine Diener kann mit Herrlichkeit begaben.

27.

Gott, alſo Hat gefagt ein hoher Glaubenslehrer,

Gott jelber wächſt in dir, o gläubiger Verehrer. Er wächſt nicht in fich felbit, da ift er ſtets volllommen,

Der zur Bolllommenheit nyn aud in dir joll kommen. Und wählt er nicht in dir, je mehr du ihn begreifft,

Se mehr in deiner Bruft du fein Geheimniß reifft? Wenn did ein mäßiges Verſtändniß geftern freute,

So freuet höhere Verftändigung dich heute. Noch tiefre Einficht geht dir morgen auf vielleicht,

Und immer wädjft der Glanz, der nie die Spif’ erreicht. Und ſollt' es Gott nicht freun, jo wie es dich erfreut,

In dir ſich zu erneun, indem er dich erneut? Beichaut ein Lehrer doch in feines Schülers Bruft

StetS reiner ausgeprägt fein eignes Bild mit Luft. Richt minder ſchauet Gott im Spiegel von Kryftallen,

Wozu dein Herz er ſchuf, fih jelbit mit Wohlgefallen. O Herz, das zum Behuf des Spiegels er eriäuf,

Wie weit bift du entfernt, zu gnügen dem Beruf!

28. Selommen in die Nacht der Welt iſt Gottes Licht; Wir find daran erwacht, und ſchlummern fürder nicht. Wir ſchlummern fürder nicht den Weltbetäubungsichlummer, Bir bliden, wach im Licht, auf's Nachtgraun ohne Kummer. Wo ift der Nächte Graun? es iſt vom Licht bezwungen; Wir bliden mit Bertraun in's Licht, vom Licht durchdrungen. Daß wir durchdrungen find vom Lichte, dem wir dienen, "Wir zeigen’s den Gefind’ der Nacht in unfern Mienen. In hellen Mienen macht fih fund die Kraft des Herrn, Und wer nit in der Nacht kann leuchten, ift kein Stern.

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29

Wenn Gott in dir nur ift, jo wird in Höhn und Gründen

Der Schöpfurig überall fein Wirfen dir fi künden. Dies ift, und dieſes nur, die Hülfe der Ratur:

Sie lehret Dich nicht Bott, Doch zeigt dir feine Sprr. Das weſentliche Licht muß in dir fein dein eigen,

Wenn fi) fein Abglanz ſoll in taufend Spiegeln zeigen. Der Sclüffel der Natur muß dir in Händen ruhe,

Um ihre ewigen Schatlammern aufzuthun. Wie aber if nun Gott in di Bineingelommen? -

Haft du ihn auf» und an«? hat er did eingenommen?! Du haft ihn nicht erdacht, noch felbft hervorgebracht;

Schlief er vielleiht in dir, und märe nur erwadit! Du bift die Wiege, die er felber ſich erforen;

Nicht du gebareft ihn, er hat ſich dir geboren. Gr Hat, um einzuzichn, die Pforten dir verlichn,

Und aud dazu die Macht, felbft auszuschließen ihn. Er ftebt und klopfet an, und wenn du aufgethan,

So haft du auch dazu von ihm die Kraft empfahn.

30. Du bift Thon, weil ih bin; denn alfo fühl’ ich mid, Daß ich dur mich nichts bin, und alles bin durd) did. Der du zum lebenden Beweiſe dir mich jchufeft; Di zu beweijen, ift, wozu du mich berufeft: Dich zu beweilen dur mid ſelbſt mir und der Welt, Die den Beweis von dir nicht fennt, den fie enthält.

31.

Dein Donner rollt, und ſpricht, wenn ich's vergefjen habe,

Du feift mein Herr, und ich fteh’ unter deinem Gtabe. Du wägft in deiner Hand beftändig mein Geſchick,

Doch deutlicher fühl’ ich's in diefem Augenblid. Ich weiß nicht, was du, Herr, mit mir beichloflen habeſt,

Wann du rücknehmen willſt das Pfand, das du mir gabefl. Bereit zur Rückgab' bier leg' ich es vor dir nieder,

Und als dein neu’ Geſchenk nchm’ ich mit Dant e& wieder. Das Leben ift mir werth, weil es ift eine Gabe,

Die von der höchften Lieb' ich zum Andenten habe.

558 +

32. Nach Gottes Weſenheit ift gar nicht dein Beruf - Zu forfchen; forfche du nach Weſen, die er ſchuf. Den Unerſchaffnen kannſt, Geſchaffner, du richt denken, -Dod mit der Schöpfung Glanz im Schöpfer dich verjenten.

93. Die Müde, wenn fie dächt' und ſpräch', o Menſch, wie du, Dem Höcften legte fie wohl ihre Flügel zu: „Wie follte feinem Bild mein Schöpfer, mir, nicht gleichen? Dem, was er ſchuf, wirder nicht an Vollendung weichen. Drum müdenähnlih, nur volllommner wird ex fein; Wie wär’ er Gott, wenn er nicht hätte Ylügelein ?*

34. Du biſt kein Tropfe, der im Ocean verſchwimmt, Du fühle dich als Geiſt auf ewig jelbft beftimmt. Som hoͤchſten Beifte fühlſt du dich nicht zur Verſchwimmung Im böchften Geiſt beftimmt, ſondern zur Selbftbeftimmung.

35.

Du mußt dein dunkles Selbſt zum hellen Selbft erweitern ; Nur die Berfehloffenheit ift in Gefahr zu fcheitern.

Dem Ih, dem Schiffiein, fteht Nicht⸗Ich, die Klipp’ entgegen, Und der Rothwendigkeit ijt Tyreiheit unterlegen.

Doch ſchließ' in Gott dich auf, und fühl’ dich unbezwinglich, Bom Alldurädringenden durchdrungen undurchdringlich. Das Nicht⸗Ich war dein Feind; nun fieh, Nichts ift als Ich!

Worin denn fürchteteft du zu verlieren dich!

36. Der Zweifel, ob der Menſch das Höchſte denken kann, Berihwindet, wenn du recht dein Denken fieheft an. Wer dent in deinem Geift? der höchſte Geiſt allein. Wer zweifelt, ob er jelbft fih denkbar möchte fein? In den Gedanfen mußt du die Gedanken jenten: Nur weil Bott in dir denkt, vermagft du Gott zu denten.

54

37.

Nicht iſt das Sein zuerft und wird nachher gedacht. Vielmehr vom Denken erfi wird Sein bervorgebradt.

Des Denkens Borrang vor dem Sein ift darin fund: Des Schöpfers Denten ift der Schöpfung innrer Grmi.

Gott dentt fich jelbft, und ift; er denkt, jo ift die Welt, Und fein Gedankt’ ift das, was fie im Sein erhält.

Gott dentt fich ſelbſt und ift, du denkt dich ſelbſt und FR, Bift ewig mie Gott felbft, weil er dein Denken if.

Wie könnte je dein Sein im Denken untergebn, Da es das if, woraus muß ewig Sein entſtehn?

Wer fagt, daß ſich der Quell in feinem Strom verliet, Da ewig er vielmehr aus fi den Strom gebiert?

38.

Weil nicht ein großer Fürſt im weiten Tänderbann In alles Einzelne fi) miſchen joll und kann; So meineft du, daß Gott auch nur das Allgemeine Der Welt georonet hab’, und walte nicht in's Kleine. Doch madt ja wohl ein Fürſt auch durch fein Land die Fahrt, Eingreifend hier und dort mit eigner Gegenwart. Und wär’ Allgegenwart wie Gott au ihm verliehn, So braucht' er nicht die Yahrt, und Alles führ’ um ihn. Allgegenwärtig ift Gott in den Welten nicht Sowohl, als fie vielmehr es find in feinem Licht. Er jelber ift darum das Größte, Allgemeinfte, Weil in ihm alles ift das Einzelfte, das Kleinfte.

39.

Was jagt Bewußtſein aus? es fagt Bewußt und Sein, Von Sein und Willen ift es alfo der Berein. Bon beider welchem ward nun mweldes angenommen? Iſt Wiffen hin zum Sein, zun Wifien Sein gelommen! Das Willen fteht zuerit, es fteht das Sein zulegt, Das Willen alfo ift dem Sein vorausgefett. Jawohl ift meinem Sein vorausgelegt ein Wiflen, Ein Willen, weldem nie mein Sein kann fein entrifien.

555

ch bin von Gott gewußt und bin dadurch allein; Mein Selbfibewußtjein iſt, von Bott gewußt zu ſein. ch war nicht mein bewußt, und war nicht dein bewußt, O Gott, und war es doch, denn du warft mein bewußt. Jewuhtjein aber weiß nicht um fich ſelbſt allein, Es weiß auch um die Welt, daß wird es gleich entzwein. Do die Berföhnung ift dem Streit ſchon eingewoben, De ich die Welt und mid in Bott weiß aufgehoben. Bist aufgehoben, wie fi Ya und Nein aufbebt; Emporgeboben, wie zur Sonn’ ein Adler jchwebt. Sn Gotibewußtjein geht nicht mein Bewußtſein aus; Gingeht es wie ein Kind in feines Baters Haus.

40. Die Erde Hat ein Recht, ſich felber anzufehn Als Mittelpunft, um den fi alle Himntel drebn. Unſchuldig übte fie dies Recht feit alten Zeiten, Und die Aufklärung aud fol e3 ihr nicht beftreiten. Bur Einfiht kam fie zwar, daß fie nur fei ein Theil Bom Ganzen, und auf fie nicht eingeſchränkt das Heil. Fur's Ganze läfjet fie den Geift des Ganzen jorgen, Begnügt, das fie ſich fühlt an ihrem Theil geborgen. Sie fühlet feſt fih ftehn, und fieht den Himmel drehn; Bas kann vereintem Sehn und Fühlen widerftehn? Die Sonne fcheint für fie am Tag, und in der Nacht Shmüdt ihr das Himmelbett der Sterne goldne Pradit. Der Geiſt fteigt wie das Licht zu ihre im Traume nieder, Und ihr Gedanke fleigt empor und ihre Lieder. &s ift der Augenſchein, fein Schein, was ihr erſchienen; Sie dienet Gott, und weiß, dab ihr die Himmel dienen. Und dienen fie ihr nit? Es hängt in diefem Tanze Um Ganzen wohl das Glied, doc) auch am Blied das Ganze. O wunderbarer Bau, o Herr des Bau’s und Meifter! Dein Grundſtein bift du jelbft, Grundpfeiler deiner Beifter. Du bift der Architekt, du bift der Architrab, Der König, der ſich felbft den Königsbau aufgab. So groß, volllommen, jhön ift dein Palaft, die Welt, Daß jeder Winkel fi flir deinen Thronfaal hält.

56

41.

Der Meifter, als er war geftorben, ift erfchienen Dem Yünger in der Radt mit fonnenhellen Minen. Meifter, wie ftrableft du! von wannen iR dein Acht! Er ſprach: von wannen al3 von Gottes Angeſicht! Und Haft du und wodurch den Zutritt dort erlangt? Er ſprach: dadurch weil ih nach andrem nicht verlangt. Ich ward von Blanz zu Glanz die Himmel durchgeführt, Borüber aber ging ich allem ungerührt. Ich ward gefragt: Was hat vor allem dir gefallen? Ich aber fagte: Nichts gefällt mir von dem allen. Da rief der Herr: So führt ihn nur zu mir herein; Er jei bei mir, weil er will nirgend anders fein. Und hätte draußen dir genügt ein ander Licht, Eo hätt’ ich dir's verliehn, und zu mir kamſt du nid.

42. Gott ift ein Denfender, ſonſt wär’ ich über ihn, Ich aber denke, daß ich unter ihm nur bin. Gott ift ein Wollender, jonft hätt’ ich mehr als er, Mein Wollen aber fommt von feinem Wollen her. Mit deinem Denken fei, mit deinem Wollen fill Bor feinem, liebes Herz! er denkt in dir und will.

43. Der große Aftronom ſprach: Alle Himmelsflur Hab’ ich durchforſcht und nicht entdedt von Bott die Spur. Hat er nicht recht gelant? Bei Mond- und Sonnenjleden, Im Sternennebel dort, ift Gott nicht zu entöcden.

Des Sehrohrs Scharfblid ficht den Unſichtbaren nidt, Den nicht berechnen kann Zahl, Größe, Maß, Gewicht. Wer Gott will finden dort, der muß ihn mit ſich bringen, Nur wenn er ift in dir, fiehft du ihn in den Dingen.

44.

Wer Gott nit fühlt in ſich und allen Lebenskreiſen, Dem werdet ihr ihn nicht bemeilen mit Beweilen.

57

I ihn flieht, was wollt ihr den: ihn zeigen?

soft mit euren Gottbeweiſen endlich ſchweigen!

mir auch vielleicht beweilen, daß ich bin?

68’ es ſchwerlich euch, glaubt’ ich's nicht meinem Sinn.

45. j fein ohne Gott, was ift daß für ein Sein! seh hat dad Thier, die Pflanze, ja der Stein. s und Pflanz’ und Thier, die zwar um Gott nicht wifien, weiß um fie, fie find ihm nicht entriflen. icht los von Gott, gottlos bift du allein, der du fühlſt mit ihm, und leugneft den Berein.

46. auf Eine Art fi Bott hätt’ offenbart, bar hätt’ ihn des Menſchen Geift gewahrt. verhällen ihn viel Offenbarungen, oſſtommen find die Bottgewahrungen. ensweiſen Streit zeigt feine Herrlichkeit, e if Eins, um den fih unſer Wahn entzweit.

47. Gottes Tarın jo werden übertrieben, für Sünd’ es hält den Menſchen auch zu lieben ; ®ott um das, wa3 ihm gebührt, betrogen, heil, den du weihft dem Menjchen, ihm entzogen. en Menſchen wenn du liebft als Kreatur, ı alß ewigen Gedanken Gottes nur! Gott nicht ganz, wenn du ihn liebt allein, icht auch Alles, was er liebet, groß und Hein.

48. ! von Böttlichleit und Menſchheit ift geſchlichtet, ar vom Gleichen kann das Gleiche fein gerichtet. vom Gleichen kann das Gleiche jein erfannte > Ausgleichung ift verichieden zubenannt. ih jagt: Zu Gott hat fich der Menſch erhoben; muth: Niederftieg zum Menſchen Gott von oben.

BB

49.

Schließ aus der ewigen Vollkommenheit der Welt Auf die Vollkommenheit des, der fie jo erhält. Weil er vollkommen if, ift all fein Thun volllommen; Bon dem Vollkommnen kann nichts fommen unvolltimmen . Zwar unvolllommen fühlft du did, o Menſch, auf Erden; Doch auch den Trieb in dir volllommner ſteis zu werden Er felber kann dich auch nicht lafſen unvolllommen; Vollkommen will er di, und all dein Thun vollloemmm Vollkommen wirft du fein, weil er volllommen if; Vollkommen ift er nur, wenn du vollkommen bif.

50.

Hat doc des Kindes Fuß das Gehn gelernt: dur Fallen, Und feine Zunge au das Reden nur durd Lallen. Ich jelber falle no, wenn ich will zu dir gehn, O Herr, ich lalle nod, fol ih dir Rede ftehn! Ich bin vor dir ein Kind, und weiß, an Einficht blind, Nur dies aus mir, wie lieb mir meine Kinder find. Die Kinder miffen nicht, wie fie der Vater liebt; Das weiß nur der, dem ſelbſt der Vater Kinder giebt. Sie jelber wiffen nicht, wie lieb mir fei ihr Lallen, Und daß nit um die Welt ic) eines ließe fallen.

51.

Ein tugendHafter Mann denkt nie, weil es vergebens

Zu denen ift, des Tods, er denft allein des Lebens. Des Todes nie, weil nie der Tod ihm ſchaden kann;

Des Lebens nur, weil nur im Leben wirft ein Mann. So denkt ein Tapfrer nicht, weil er zuvor bedacht

Ihn ein für allemal, des Todes in der Schladt. Und alfo in der Schlacht des Lebens, die wir fämpfen,

Laß nie des Todes Furcht die Rüjtigfeit dir dämpfen. Und wenn des dunklen du gedenken ſollſt, jo thu’

Es fo wie wer gedentt am heißen Tag der Ruh’; Den der Gedanke ftärkt, daß er die Nacht joll ruhn,

Und früh erwaden, neu geftärkt fein Werk zu thun.

559

52.

Bag’: Ich -bin Ich! Und wie du fageft, fühl’ es aud: In deinem Heinen Ich des großen ches Hauch. Sag’: Ih bin Ich! und di in den Gedanken jenfe: Ich denke was ich bin, und bin das was ich denke. Ich von mir felber kann nicht unterſchieden jein, Mein Sein vom Denten nicht, mein Denken nicht vom Sein. Ich unterjcheide mich, nicht mich von mir zu trennen, Ich unterſcheide mich, al3 Eins mich zu erfennen. Dann wenn du eingejenkt dich haft in den Gedanken, Erheb' dich auch daraus, und fleug ob allen Schranlen. Bag’: Ich bin Ich! und mer wie ich jagt Ich bin Ich, Iſt Ich wie Ich, von ihm tie unterjcheid’ ich mich? Ich unterfcheide mich, nicht mich von ihm zu trennen, Ich unterſcheide mid, als Eins uns zu erkennen. So ift geſchieden ungeſchieden Ich vom dh: Alle zuſammen Eins, und jedes Eins für fid. Ein Ganzes in fich felbft das Größte wie das Kleinfte, Und da3 Belonderfte zugleih das Allgemeinfte. ®ott ift das große Ich, das jelb’ fich jeiend denkt, Sein Selbft in jeglihen Gedanken jo verfentt, Daß der Gedanke, der geworben äußerlich, Nur wieder zu fih fommt, wenn er jagt: Ich bin Ich; Wenn du dich felber denkſt als ewigen Gedanken Des ewig Denfenden, um ewig ihm zu danlen. Darum nur Ih bin Ich fag’ ewig, o Brahman, Weil ewig Ih bin Ich dir Brahına fagt voran. Was fagt Bruwann Aham? Er faget: Sagend Ich Und davon, o Brahman, gefürzt nennt Brahma fid.

53. Was jegliches Gemüth als klaren Kern enthält, Daß Bott die Wurzel und der Schlüflel ift der Welt, Verſucht Philoſophie vielnamig zu benennen, Damit die Schulen nur id an Merkzeichen kennen. Unendliche Subftanz, beflimmte Harmonie, Realitäten Inbegriff erfinnen fie;

55. Ter Frühling grüit die Erb’ unb medit Die Helfuung ga, Ter Liche Rährung fhaut, zu) meine Gräber Müße Tas liebe was ih hab’, id Gotıes PLicheigabe, Ds id es num im Grab, ob id’s im Herzen habe

abe cn in mi, mb I geh in Di die;

51

Den Beil mit der Natur ſollſt du zuſammendichten,

Die Erd’ in Himmelsglanz verflären, nicht vernichten. Kehr auf die Sinnenwelt jo deine Thätigfeit,

Daß nicht die Luft an ihr dich mit dir ſelbſt entzweit. Un einem niedern Stoff lat die Gedanken haften;

Der Einn vom Gegenftand nimmt an die Eigenichaften. vBetrachte liebend Bott, willſt du gottähnlich werden;

Denn das Semüth nimmt an vom Liebften die Geberben. Do wii du an der Welt unſchuldig dich erbaun,

Must Alles du in Gott und Gott in Allem jdyaun. Und daB iſt gar nicht ſchwer; der höchſten Liebe Spur

Im Riederften zu fchaun, hab’ Tiebesaugen nur! Die Liebe fiehft du dann, wie dort im Reigen gehn

Der Stern’, in Blumen fo hier auf den Grüften ftehn.

96.

Du fühlſt, du bift aus Bott, doch halt Du nidht vernommen, Wie, wenn, warum, wozu du bift aus ihm gelommen. Ob du von ihm verbannt, ob von ihm ausgefandt, . Ob ausgewandert bift, es if dir unbelannt. Bift du verbannt, jo wird er die Verbannung wenden; Biſt du gejandt, fo wird er wieder dich bejenden. HR du gewandert, wird die Wanderluft vergehn, Und deine Heimath wirft du freudig wiederjehn.

57. Wie Blüthen aus dem Baum, wie Strahlen aus der Sonne, So tritt aus Gott hervor der Welten lichte Wonne. Die Blüthen fallen ab, die Strahlen find verglommen, Und Niemand fieht, wie fie zurlid zur Wurzel fommen. Sie kommen ungejehn zur Wurzel doch zurüd, Und treten neu hervor, ein ew'ges Frühlingsglüd.

38.

Die Sonze ftrahlet Glanz, der fie ala Moll! umjchwebt, In welche fie Die Welt als Regenbogen webt.

Die Sonne jpiegelt fi mit Luft im farb’gen Bogen, Gie bat ihn angeregt, fie bat ihn eingezogen. NRüderts Werke VII. %

59.

Was rühmft du dich, daß du nad) Geld un Benn du nit minder doch nach Rukm

Zur vollen Seligkeit, o Seele, ging nit ei

ij

Der eiwas auf der Welt noqh fucht als ı

ge

a’a°s

508 +

Taf’ ihn auf beine Urt, faſſ' ihn auf deine recht! So gut als ſolchen Herren kann fallen jold ein Knecht. Und dank’ ihm, daß in's Aug’ ihn jeder faflen darf, Ob ſcharf, ob blod' es. jei, was ift hier bidd' und ſcharf? In weſſen Auge fih ein Strahl vom Herren jpiegelt, Der dimt dem Herrn, fein Dienft ift ihm vom Herrn befiegelt.

62. Die Götter nahen gern dem Menſchenaufenthalt, Und ftellen uns fi dar in menſchlicher Geſtalt. Do Tönnen fie jo ganz den Menſchen niemals gleichen, Daß nicht von Gbttlichkeit an ihnen blieb’ ein Zeichen. Sie tragen eine Spur von göttlider Natur, Doch dem geweibten Aug’ erkennbar ift fie nur. Und wenn nicht ſichtbar bei'm Erſcheinen auch ihr Zeichen Dem Auge ward, fo wird es fichtbar bei'm Entweichen. Und wer ihr Zeichen felbit nicht ſpurt mit dumpfem Sinne, Wird doch die Bötternäh’ an einem Schauder inne.

63. - Bol Götter iſt die Welt, die alle find zufammen "Ein Böttliches, daraus, darein zuräd fie ſchwammen. Und wem die Sinne find von ihrer Gunft erjchloffen, Iſt überall ummeht von ihnen und umfloffen. Wer achtet ihren Wink, und auf ihr Zeichen merft, Fuhlt ih auf jeder Bahn gefördert‘ und geftärkt. Und wer entgegen ihrem Willen feinen ftenmt, Fuhlt fih in jedem Wert gehindert und gehemmt.

64. Bei'm Lichtanzunden ſprich: Willlommen ſei die Nacht, Geſegnet der das Licht im Finſtern hat gebracht! Gott iſt das Licht des Tags, der ohn' ihn kamn nicht leuchten, Und mit ihm wird die Nacht uns auch nicht finſter deuchten.

65. Du biſt der Nächte Licht und biſt des Tages Schatten, Laß mich verzagen nicht, und laß mich nicht ermatten!

+

O der du Bift mein Licht u I6) flüchte meinem Licht Der Mitternadit Ruhlicht, t Ih flächte dir, du Licht,

Sprich, ivie der Mufelman Spricht: Wir find Gotte Was ihn erfreut, ergeht, w Was ihm bedropt, erichre Mas ihn ergreift, entzückt, Was ihn zum Himmel I 6r ſprach und ſpricht noch Dat alles dieſes Wort in Drum, wie mit Gleihmut Sprid: Wir find Gottes

Gar viele Wege gehn zu C Zu Gott, geh ihn getroft Und laß did) nicht darin d Die andre Wege gehn, u Wer mit auf meinem Weg Und geh’ ich aud) allein,

Unbillig Mageft du, zu wen Der Dinge diefer Welt | Die nächften Gründe nur t Den legten, höciten Grı Du fühlt, die Kette reicht Nur in der Mitte fiehft Mas brauchſt du fie zu ſeh An der did) durch die A

Nicht triftig ſchienen mir v Veweiſe nur aus Endurl

566

Barum ein Angeſicht der Augen habe zwei, Da alles doch zu jehn gnug eins der Sonne jei. Schönheit und Ebenmaß lieh ich als Grund mir gnügen, Sie aber wollten noch dazu den andern fügen, Daß diejer edelfte und himmelnächſte Sinn Sei doppelt angelegt dazu von Anbeginn, Damit ein Auge do, wann eines ward gekränkt, Noch Hlieb’, in welches nun die ganze Kraft ſich ſenkt. Des rundes Richtigkeit vermocht' ich nicht zu faflen, Run aber will ih ihn und muß ihn gelten lafien, Seitdem ein Auge, mir nicht minder lieb als meines, An einem theuern Haupt zu Schaden fam, nur eines. Run dank’ ih Gott, daß ihm noch eines blieb geſchenkt, Und bete, daß darein ſei Doppelkraft geſenkt, Gedoppelt Himmelslicht, gedoppelt Seelenluft, Daß innen zum Gewinn werd’ außen der Berluft. Die Endurfade mag im Dinge jelbft nicht fein, Mit Recht trägt fie der Menich zu feinem Troft hinein.

70. Dein hoͤchſtes Leben ſei zu leben gottbewußt ; Darin ift zweierlei: gottwifiend, gottgemußt: Daß du dich wiſſeſt ſtets von Gott gewußt, gelannt, Gemahnt, geftraft, geprüft, geliebt und Kind genannt.

71. Ich ſehe klar genug, was id zu fehen braude:

Die ganze Schöpfung lebt von Gottes Lebenshauche. Wie fie den Hauch empfing, das ift von Nacht umhangen, Wir aber preifen Gott, daß fie den Hauch empfangen. Hauden wir, ich und du, uns unjerm Urhauch zu!

Zur Ruh der Seeligleit führt ew’ger Lieb' Unruh.

72. Du ſagſt, und weißt nicht was du jagft: Bielgätterer ! Alsob nicht Überall ein Bott der Götter ſei, Ein Gott, der überall ift ſchweigend anerkannt, Borausgefegt, wenn au mit Ramen nicht benannt,

_

Ein Gott, der ſtill geahnt Aus denen bunt hervor Wie unabhängig auf ber Der Chor, vom Hinter, Befangen fei der Sinn di Do) unbefangen fühlt Und felbft dem: Beifte, de Grisgeinen Heilige Verm Ob Göttliches herab in's (intftiegen, ober dies zu E⸗ fei nur Göttliche und Richt darauf fommt es

Bon allen Dingen der R Ein im unendlichen Gr Ein Theilden Gottestraft, Vom Ganzen diejer Ar Bieffältig eingeſchrantt un Bon übermädtigen Ein Allein nad, Freihen ringt Der allabhängige nad) Der Tropfen in dem Me Madt unabweislichen 9 Der Menſch, der nur was Die Selbftbeftimmung

Aus Einer Wurzel ſprieß Was weit in’ Leben j Die Zweige wiſſen ich, Sie ſchwanten mwohlgen Die Wellen merlen laum Sie ſchwanlen auf und Am Zaume Hält fie doch Die Liebe, der nichts i Ihr feid nicht Mein, noch Scd mitte in au, iv

567 4

75.

Ob Bott verborgen dir erſcheint in der Natur, Ob außer, über ihr, ift eins im Grunde nur,

Ein Bortipiel-Formeltram, vergebens drum zu zanken, Ein Krüdennothbehelf gebrechlicher Gedanken.

Bott ifl, was er will fein, wo er will fein und mie, Under in jedem Ding und jeder Phantaſie.

Iuders in jedem Rn, derjelb’ in Emigfeit, Die Vielheit ewig eins, die Einheit ſtets entzweit.

96 du Weltihöpfer ihn, ob ihn Weltorbnung nenneft, Sm ihm ift ungetrennt, was im Begriff du trenneft.

zeordnet ift die Welt, du ordne dich ihr ein;

Das wird am Göttlichen dein rechter Antheil fein.

76.

Bie von’ der Sonne gehn viel Strahlen erdenwärts,

So geht van Gott ein Strahl in jedes Dinges Herz. In diefem Strahle hängt das Ding mit Gott zuſammen, Und jedes fühlet ſich dadurch von Gott entſtammen.

Zon Ding zu Dinge geht jeitwärts fein folder Strahl, Aur viel verworrene Streiflichter allzumal. In diejen Lichtern kannſt du nie das Ding erkennen, Die dunkle Scheidewand wird ſtets von ihm dich trennen. In deinem Strahl vielmehr mußt du zu Gott auffteigen, Und in das Ding hinab an feinem Strahl dich neigen. Dann fieheft du daS Ding, wie's iſt, nicht wie e3 ſcheint, Wenn du es fieheit mit dir jelbft in Gott vereint.

17. Wie alt ift Gottes Welt? Die Rechnung magft du ſparen; Ihr Lebensalter zählt fi nicht ach taufend Fahren. Benn Gott ift ewig, muß die Welt aud ewig fein; Denn Gott ift unfer Licht, und Welten deſſen Schein. kein Sicht ann fein, ohn' aud mit Schein ſich zu umzirken, Und fein Werlmeifter, on’ ein Meiſterwerk zu wirken. Barum muß aber hier fi) Gutem Böſes gatten ? "Weil, wenn der Schein vom Licht fi) trennt, er wird zum Schatten.

Kein Weien ift das Wort, es ift ein B Tas madt: du ſprichſt nur nad, du dentft Aur nah dem Griten, der dir voribrich

79. Der neugebome Gott ſchliei an der Erde Neugierig Bifnete die Mutter feinen Mu Die Mutter wußte nicht vor Luft wie ifr As fie im Kindesmund den Glanz der Die fieben Himmel und acht Paradiefe jal Sie im gewölbten Mund, fern waren fi Wie fommt die Herrlihteit in einen Kind Da that es ihr der Geift, der über'm $ Im Mund beihlofen find Himmel und J Entfalten wird das Kind in jeiner Lehr

80. Sie haben ihr Vertraun auf dich geiegt, ı Auf dich: io fege du auf Gott aud dei Wie fie vertrauensvoll auf did ſchaun als So ſchau mit doppeltem Bertraun auf Und darum jchon allein wird er dich nich Dak nicht nerlanen ie'n. die fih auf hi

—t 569 +—

Er zeigt dir dieſes bald, bald jenes Angeficht,

Doch immer iſt e3 Kar und ſchon und hold umd Licht. Die Urkund if von ihm in Herz und Bach geſenkt,

Wie golbuer Bebenswein in buntes Glas geſchenkt. Als Hüffigen Smaragd, als thauenden Rubin,

Ag fchmelzenden Saphir, doch immer trinkſt du ihn.

82.

Du braudfi dein eignes Volk deswegen nicht zu ſchelten,

Wenn du nad ihrem Werth auch andre läfieft gelten. So, wer in Ehren hält die Formen fremder Bötter,

SH nod deswegen nicht der eignen Karen Spötter. Dein eigen But und Haus und Boll und Land und Leben,

Das ift dein eigner Gott, und drum nicht aufzugeben. Doch wie jetzt Reifende von einem Stamm zum andern,

Zeit iſt's, daß endlich auch die Gottideen wandern. Daß fich verftändige die menjchlihe Gemeine,

Alles jei Allen gleich, und Yedem jein das Seine.

83. Das Ewige, daB ganz genoſſen Bötterföhne, Ward Menſchen dreigetheilt, das Wahre, Gute, Schöne. Denn kam’ es ungetheilt, des Menſchen ſchwache Einnen Riff’ überwältigend das Ew'ge ganz von binnen. Drum bat es ſich getheilt, nur in verjchiedner Weile Den Sinn zum Ewigen vorzubereiten leiſe. Das Wahre wird gewahrt vom geift’gen Sinn, dem Sinnen: Das Gute wohnt verhüllt dem Sinn des Guten innen. Nur zu erieinen hat das Schöne ſich getraut Dem äußern Sinne felbft, da3 Schöne wird geſchaut. Die beiden wollten aud) durch's dritte filhtbar werben, Zum Schönen ſprachen fie mit flehenden Geberden: Beriprih uns, nie zu gehn in's Menſchenaug' allein, Ohn' uns in Beift und Herz zu führen mit hinein Sonft wird der blöde Geiſt das Wahre kaum gewahr, Und- nicht dem Herzen wird das Gute göttlich Mar. Du folft das Wahre ihm bewähren, ja gewähren, Das Gute jolft du ihm verklären, ja erflären.

m

Und dir, o Schoͤnes, iR der Borzug mir geichenti. Tab er als Gutes jelb dich Fühlı, ala Wahres Bentı.

Kur wenn wir jo in ıhm ergänzend un: vereinen, Mird ganz daS Ewige ım Endlichen erichernen.

4.

Tem WReispeitdurftenden hut nie jo redit ron Grund

Zen Turit geitilt ein Vuch, wie eines Lehrers Mur. Xchendig in Der Zrieb nur des geiprochnen Wortes,

Und das beichriebne Pla:t vom Vaum if cin verdorries Sclbft jenes Wort. das Erd’ eriu: und Himmel barı.

War ein geiprodhenes, nicht ein geĩchriebnes Wori. Und dem geipredhnen Wort verblieb ver Zehrberzf.

Zu jcha ſſen immeriort, wie es zuerñ erichuf.

Und ſelber Bons Schrin in Schrin und in Rewr. Wird immer neu belebt durch Schreitauslecung ru. Geichttebnes Wort, dem Bud vertraut. ir 5:ib verlanen

om eilt. und balb nur kann der Minibengeift es foren

Es ccht ron Hand zu Dan), es fommt von Lend zu Yon!

Un) Ande, wie ns oem. Verkor> und Kremer. Geiprochnes scher durch errüblier Hörer Runde.

Und :mmer neu belebt a:hır es von Wu:d zu Munk. Tech kilta es Kb um. je weiter um es acht,

Verwandelt nd und ichrankt. nur Das geichriebne tteht. Su, häne nicht Die Schritt den Zauberfreis aezogen.

Viel Betr der Vorzeit wär im Wind wie Soreun nerfloge: Richt minder drum dem Mund lerndurñ'ger Menichentinte:

As Spraderfin!er iei geehrt der Schrinerſinder. Wer ik'z! Bon, deñen Stin an Erd' und Hiremelstrin

Geĩichrieben jeinen Rehm in Blum- un? Sternenichriit Aut Zateln von Yazur ur? auf imaragdner Flur.

Wie ım Rubin der Fruit, lies deine Namen nur.

»5. Ter Forzet Spreche ei dir deil'ge Dieroginnke, Die du bewahrer matt rumm ın des QUuiens Tiere. Sie lebet nicht im Chr, re ichrebet nit vom Wunde: Sie dringt vom Grab hervor, und flingt ım SerzeriarenN.

571

Die Junger mühen ſich mit nicht'ger Eitelkeit Zu haſchen einen Klang, den längft verweht die Zeit. Sie ſuchen ihren Mund recht närriich zu verrenten, - Um mit ergwungnem Laut Buchftaben zu bejchenfen. Sie denken jo den Beift des Lebens einzufenten Dem Buchſtab, den fie fih al3 einen todten denken. Was werden fie mit der Beſchwörungskunſt erreichen, Wenn zu Scheinleben fie erweden Wörterleichen ? Das geift’ge Bild entfegt ſich vor der Körperfrage, Und felbi erkennt ſich nicht die Sprach' in dem Geſchwatze. Du dant’s dem Geifte, der, weil eben mußt’ entweichen. Der Stimme Klang, fih ſelbſt befeftigt hat im Leiche. Den Bätern dank’ e8, die vornehmlich ihren Söhnen Sich über Zeit und Raum fund thun, doch nicht in Tönen. Wie einft die Töne felbft in ihrem Sinn erflungen, Das bild’ in deinem Sinn, nicht mit den Spiel, der Zungen. Den Rindern laß das Spiel, du höre mit dem Geiſt, Und wifle, daß du nur durch Geift den Geift befreift. Der Urwelt Sprade thut dir fund mit Geifterhaud Nicht nur den innern Sinn, den innern Wohllaut aud).

86. Wie gegen Morgen, wann die Nacht die Macht verlor, Allmälig dünner um die Sinne wird der Ylor Des Schlummers, der dir hat die Außenwelt verhängt, Daß fie nun ein zu dir fi durd die Ritzen drängt; Und beller Hinter'm Flor ſchon das Bewußtſein dämmert Bon dem, was gegen Ohr und Auge dumpf dir hämmert ; Des Wachens Bildertanz dem Traumgeftaltendor Sich miſcht, bis diefer ganz in jenem ſich verlor: So gegen’3 Ende, wann die Macht verliert das Beben, Und fi der Schleier will von einem Jenſeits heben, Tritt in dies Traumgewirr, das ſchon verworrner kreiſt, Bon höhrem Wahen aud ein halbverhüllter Geiſt; Daß mit dem Seelenaug’ und mit dem Herzensohr Du fieheft, börft, mas du nicht hörteft, ſahſt zuvor. Dann liberhöre nicht die leijen Ahnungen, Bon reinerm Ton und Licht die fernen Mahnungen ;

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Die Yin, som on Ger Ne Seele rührt.

Ter unsdebne Srzsh!. mer, wie er zusgesangen

Kom Mirlpurs. Yasin zaräd tier rn Verlangen Tie Errzbien #rchbien 22 Ah Mireipurk wiacımen.

Un? weren eins in dem. ans der: Re ce ftommen. Tie Seelen all in Ener ur) unter sh entyweit.

Ir Gon mur baben ñe Einkeir und Giniafeit. Kur die Berührung. tie fe in der Borcheit Ärden.

Kann die getrennten im Gefühl der Liebe binden. Und welde Seele nicht zur andern Liebe ipürt,

Ter fehlı die Linie, Die an die Gonheit rührt.

Ru, Mag meine Seele, die im Wachen aufwärts Hteigt ' Zum Himmel, und fi nie im Traum yur Erde neigt,

5793

Mag meine Seele rein ein Licht aus jenem Licht, Mit ihm vereinigt jein in froher Zuverſicht! Mag meine Seele; die des Leibes Opferfchale Büllt, bis ergoffen fie wird fein zum Opfermahle, Mag meine Seele rein aus jenem Thau ein Thauen, Mit ihm vereinigt fein in Sehnſucht und Vertrauen! Mag meine Seele, die das Spiel der Kräfte treibt Planeten glei, und mie die Sonn’ in Ruhe bleibt, Mag meine Seele rein ein Trieb von jenem Triebe, _ Mit ihm vereinigt fein in Seligfeit und Liebe! Mag meine Seele, die bewußtvoll hält umfangen,

Was gegenwärtig bie, was künftig und vergangen, Mag meine Seele rein, dem Ew'gen nicht zu rauben, Mit ihm vereinigt fein in Ewigkeit, im Glauben!

Mag meine Seele, die fi wie mit Flammendochten Mit liter Harmonie des Weltall bat durchflochten,

Mag meine Sede, rein durchtönt vom Schöpfungswort, Dit ihm vereinigt fein in Andacht fort und fort!

90.

Wer Alles mag in Gott, in Allem Gott betrachten,

Hat keinen Grund ein Bing groß oder Hein gu achten. Wie jollte ſcheinen ihm ein Wllergrößtes groß,

Da es ein Kleinftes ift, vom Cinziggroßen bloß. Mie dürfte gelten ihm das Allerkleinſte klein,

Da mit dem Größten es hat Gottes Beift gemein ? Nach deiner Einfiht nur erhebeft du zumeiit

Das, was am larften dir abipiegelt Gottes Geiſt. Je höher aber jelbft wird deine Einficht Steigen,

Je Harer wird der Geift in Allem dir ſich zeigen. Des Böſen Schein iſt's, was des Guten Glanz verhält;

Zerſtör' das Boſ' in dir, fo fiehft du gut die Welt.

91. Die Lehrer find im Streit, womit hier auf der Erde Am würdigften gejudt das Antlig Gottes werde. Die einen: Ehren joll man Gott mit Opfergaben, Im Dienſte, welden wir von unjern Bätern haben.

54

Lie andern: Sehen Io? un ie mir ewer Then Boyz er ſtran verliehn un? Trieb ;uem Guten bat

Die min: Inder ike in heiſiger Ge Gfammelen Genüich: Rerknnenistratsigueeg.

Ra ihn in ungetört, wer von der Welt ũch tremm, Und Eines in mit ige. wer ihn als Eins erkennt.

N

Ter du ım Lichte bi, und bit in mir das Ye,

Ich nehme was di areb*. er) en’res mi ich mt Zu achet mir den Trary ’o Mar “in Zob ja layer.

Als Mund und Chr von mir un) Welt es loart' erirager. Tr guter mir me Kun. mir Ihäner uns 32 ınaen.

Al, Ber un) ih, wir inY. doch ichöner ıms zu fügen. Tas bleibe mir bewust: Rur Gorres Macht beñegeln

Moll!‘ ih in der Rz:ur, ridt drin mich göntich iptegeln. Ur: darum dank’ ı dir für jeden befen Blick.

Ten du mid ließeft thun ın Leben⸗Tod-Geichid. Jh danke dir. daR du die Augen m:r erjchloñen.

Turd die von außen auch dein Glanz in mid getlofer.. Ich will, iolange mir zum Sehn die Augen taugen,

Kur deinen Glanz; aus Stern- und Plumenaugen fax: Und iofl dem Auge nun das Aukre Licht erblinden.

So la% als innres did in meimer Seele finden. Ih Habe g'nug geiehn, um lebenslang zu malen

Ein Bild, wie dein Geſchöpi nicht Hrahlt, doch follte ſtruhlen.

02. Tort in der Sonne Äteht, dir ungeiehn, ein Gein, Bon defien Blick gelenkt, um ihn die Schöpfung krein. Zu fühleft jeinen Bid, der dir das Auge fünt! Sa Tehk ta wirt, den dir fein eigner Glanz verhäft.

575

dich empor in ſeinem Glanz zu gehn,

1 vereinigt dort im Miütelpunft zu ſtehn. Apuntie dort zu ſchauen frofbemußt

dem Blid, was hier du ſchaun mit ſchiefem mußt. eordneten Planetentanzes Spiel,

der Gonnengeift wirkt und erkennt jein Biel. von Wonn’ und ift von Schöpferluft beivent, mit feinem Blick jein Weltgetrieb erregt.

‘sun blidet er aus feinem Dienerchor

mireis höher auf, wie du zu ihm empor.

fießt er fih an höherm Sonnenband,

ch, dem Mittelpunkt entrüdt, wie du, am Wand. lahmt ihn nicht, und trübt nicht feinen Glanz‘ des Banzen Glied fühlt er fi} felber ganz. Kreis mit Quft wirkt er durch Höh’re Kraft;

s wirle du in deinem fonnenhaft.

Bott dich fühlſt, ftehft du im Mittelpuntt;

du ihn -verlierft, bift du in's AN zerfunkt.

94. we Aelber fiebft du nur durch Sonnenlicht, aR du Gott dur Bott, durch andres Mittel nicht. €, die das Licht die Welt zu fehn, dir fpendet, ihr Angeſicht, biſt Du davon geblendet. ı Menichengeift erliſcht was in ihm denkt, z fein Denten dreift im höchſten Geiſt verjentt. die Sonne jehn? ſieh Fluren jonnerhellt; AH du Gott jehn, ſieh die gotterfällte Welt. se eihte Kraft fiehft du im Schmelz der Blur, u, den du nicht fiehft, in feinen Werken nur.

95.

Mittelpuntt des Seins und der Gedanten, t fie reifen, und ihm können nicht entwanten ! wollen fie dir einen Raum und Ort, a bift dort und hie, und biſt nicht hie noch dort. er Punki, aus dem fich Kreis auf Kreis ergiekt, ber Bunkt, der in fi) alle Kreiſe fchlieht.

576

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4Q Tu fehl, Urficbarer, du hörett Unnernermete Sebn. Hören wir» pur dich polo mrıuen, Alscihfommen Tie Uneergingalicteir, Bergäraliden. inrobnen®. Und Wrantünglikteir, hoh über'm Wediel thronend.

37 +

Der Seelen Seele du, Gedanke der Gedanken,

Umfaßt von keines Raums und feines Denkens Schranken. Dir geht die Wiſſenſchaft vorbei auf dunklen Bahnen,

Und um dein Urlicht ſchwebt der Andacht jel’ges Ahnen.

99. Gott gebe dir an dir ein flilles Wohlgefallen,

Ein innigfreudiges in. feiner Gnade Wallen; Ein heiliges Gefühl, daß du ihm angehöreft,

Und feine Orbnungen, die ewigen, nicht ftöref; Ein hebendes Gefühl, daß du auf rechten Wegen

‚Mit rechten Kräften ſtrebſt dem rechten Biel entgegen; Richt Gelbfigefältigfeit, fi) Andern überhebend,

Richt Ungefelligkeit, in enger Dumpfheit ſtrebend; Doch Selbfigenügjamteit in deiner eignen Weife,

Und Geelenfügfamteit in deinem Schichſalskreiſe; Und Gelbftzufriedenheit, mit aller Welt in Frieden,

Weltabgeihiedenheit, von Bott nur ungeſchieden.

100,

DO em’ger Lebenshauch, durch den der Baum der Zeiten Treibt Blüthen, Yrüchte trägt und falbes Laub läßt gleiten. Was ftodt und was fich regt, regt fih und ftodt in bir; Und jedes Herz, das fchlägt, ſchlägt und frohlodt in dir. Du hebſt den Menſchengeiſt in deiner LVieb’ empor, Er fühle ih in dir und fommt jo groß fi) vor. Dan fühlt er ſich fo.tlein vor deiner Größe wieder, Und tiefe Demuth beugt den fühnen Stolz danieder. Du aber dfineft dem Gebeugten deinen Schooß, Erhebſt ihn wieder, und der Kleine gilt dir groß. Du tehreft in ihm ein mit dem Gefühl der Huld, Sein Sehnen ftilleft du und fühneft feine Schuld. Mit Zittern flieht er dich als Herren, der ihn ſchuf, Und mit Bertrauen hört er deinen Baterruf.

101.

So wahr als aus dem Eins die Zahlenreihe flieht, Ss wahr aus einem Keim des Baumes Krone fpriekt; Rüderts Werte VIIL a

Ch hier der Schöpfer ſich verborgen im Der Hausherr dort zuräd trat binter’m !

Ihr mögt mit Frömmigkeit und gläubigen Bertram Sichtbares als ein Bild des Unſichtbaren ſchaun;

Doch iteht's dem Geifte frei, wenn er dazu bat Edwin, In's Allerheiligfie unmittelbar zu dringen.

f

102.

Gott ıft das höchſte But. Tas jagt der Sprade Wort, Das jagt auch die Vernunit fi jeiber fort und fert. Gert it das höochſte Gut. Wenn Uriprung nun gensuma Bon Gott die Welt, wo ift ihr Böoſes hergekommen!

IR Böjes nur ein Schein, und alles gut allein? Tas innerfte Gefühl im Buſen jagt dir Nein. Was if das Böje denn? Es iſt der innre Gtreit, Die Doppelheit der Welt, die fie mit Gott entzweit. Wohl ift, was ift, in Gott, jonft wär’ es nicht vorhanden: Tod it's auch außer ihm, ionft wär’ es nicht entſtanden Sofern in Gott es ruht, ift alles Leben gut, Und böf' ift Alles, mas es’ für fi jelber thut. £ lomm, uns und die Welt zu machen frei vom Bäfen, Laß uns in Gottgefühl den Sinn der Welt auflöien!

103. Wer nidt, mas im Berfland fi) ewig widerjpricht, Zugleich kann denien, denkt den Ew'gen ewig nid. Drum magft du, flatt dir felbR zum Edhreden oder Spett Uns WU wa Sea wua Richts zu fchaffen einen Gott,

579

Ihn lieber denken dir mit Mund und Angeſicht, Wie er bläft Odem ein und Schöpfungsworte ſpricht. Dann aber mußt du ihm auch geben einen Ort, Und die Unendlichkeit des Raumes räumen fort. Die Erde mußt du feit in ihre Mitte bannen, Umher das Firmament, das goldbeſchlagne, ſpannen; Daß dir die Sonn’ am Tag beiheine deinen Raum, . -Und Mond und Stern bei Nacht beſcheine deinen Traum. Benn fo dein Sinn zurück ſich wiegt in fel’ge Kindheit, Wohl mögen Schauende beneiden deine Blindheit.

104.

So wahr in dir er iſt, der dieſe Welt erhält,

So wahr au) if er in, nicht außerhalb der Welt. Doch in ihm ift die Welt, jo wahr in ihm du bift,

Der nit in dir no Welt, nur in fi jelber ift. So lang du denken nicht die Widerſprüche kannſt,

So denke nicht, DaB du durch Denken Gott gewannfl.

105. Das fagt dir dein Gefühl, dag du kannſt fündigen; Barum du's kannſt, wer kann dir das verlündigen. Die Weilen jagen dir: du kannſt's, um frei zu fein. DoH warum räumte Bott dir diefe Freiheit ein? Weil dich, fein Bild, er nicht zum Werkzeug wollt’ erniedern. Doch darauf kann fogleich der ſchlichte Sinn erwiedern: Ein König göttli) gut, hätt’ er dazu die Macht, Die Seinen hätt’ er frei und gut zugleich gemacht. Da er nun nicht zugleih uns gab die beiden Gaben, Wird der Allmächtige dazu die Macht nit haben. Was iſt's nun, das die Hand der Allmacht alſo band? Da ift der Menſchenwiß gelommen an den Rand. Und überall wird er zu ſolchem Rande kommen, Wie er das Rathſel fonft zu Löfen unternommen. Darum zurüd in di! du bift durch Gottes Kraft Ein NRäthjel zwar, doch das ift dir nicht räthſelhaft: Daß du nicht jünd’gen mußt, wiewohl du fünd’gen fannft; Daß du's nicht folk, und dazu Gottes Kraft gewannft.

5 >

106.

Ter aw’ge Treiklung, der das irdijche Gerät Mu saier Mach durchgreift. dei ers ur Gilleng ii; Tex heil'ge Treiflang, den du ewig muxt erkennen, Bie immer du ihn magn mon Behielaamer zeuuen: Een: Bon, Bemüh und Mer, am einfadgüen gencnzt, Ber rein das Gouliche am menſchlichſten ertannt; Lie drei, Me Eines hend, und alio Ach ergänyen, Taf fie fi gegemleits erfüllen und begrängen, Turchdringen und begiehn, begründen und erfiären, Und felb nicht wären, wenn fie nicht verbunden wäre Komm laß ums, um in uns den Zwieipalt zu vertöhmen, Mit dem Zreieintlang gar; durdllingen und durchtdeen Die Welt und dein Gemüih, ne würden dich zerreiben, Wenn nicht vermittelnd Gott hie biek im Ginflang bieike. Gott aber und die Welt, fie wären genz geſchieden. Wenn te nicht Yin Gemüth geglihen aus ın Frieder. oh Gott und dein Gemüth, Nie würden Anh vermiidhen Im Innern, Hände nit die äugre Melt dazwiſchen; Lie Melt, die dem Gemüth Gort fo verbirgt wıe zeigt. Durch die es ewig auf, er ewig nieder fteigt.

107.

Laß uns im Augenblid ein Gottesbild aufrichten,

Um e ım Augenblid, im nächſten, zu vernichten. Tenn jedes Bild ift fall, das bleiben will und dauern,

Und jedes wahr, das hin vor'm Urbild ſinkt mit Schauer. Tort jeh' ih aufgethan den ew’gen Bateridhooß,

Dem alles Größte flein und Kleinftes auch ift groß. Sieh, wie im Menſchengeiſt geordnete Gedanken,

So kreiſen Welten dort in jelbitgeiegten Echranten. Ein AN Unzähliger, von denen jed's ein AU,

Ein Punkt im Ganzen if, in fih ein Lebensball Die Alle, wie fie rings in Rangordnungen ſchweben,

Entwideln auch in fi ein ranggeordnet Leben. Da ringen überall Rangordnungen des Lebens

a wngrhemmien Krk es Imuteraufvärtäftrebens.

XI

581

Und wo Natur den Geiſt nun auf als Krone feht, Da fehrt das Einzelfte zurück zum Ganzen jekt.

Du fu, o Menſchengeiſt, wo aud dein Standpunkt iſt Den Mittelpunkt, von dem du nirgends. ferne biſt.

Du fühleft ſelbſt did Hein, du Fühler ſelbſt dich groß, Dich mit der ganzen Welt im ew’gen Vaterſchodß.

108.

Ob wirflich jelber du .ergreifft die Gegenſtände,

Es ſei dur den Begriff, es fei durch deine Hände, . Ob ihren Eindrud nur, von ihnen einen Schein

In Händen habeft, jcheint unwichtig mir zu fein. Du bifl, die Dinge find. Dir gnüge dies zu wiſſen,

Daß und was dir fie find; das andre magft du miflen. Du madeft deine Welt und deine Welt macht dich; j

Wie ihr einander malt, fo feid ihr ficherlid.

109. Was Gott in der Natur und dir im Herzen ſpricht, Mit Andacht merke drauf und überhör’ es nicht. Und wenn du's Andern nicht kannt machen offenbar, Doch dir zur eigenen Erbauung’ mad’ es Mar. Und iſt e8 dir nur Har, jo wird's aud) Andern werben, Wenn nit in Worten, doch in Mienen und Geberben. Und wenn in Sandlungen, wenn in der Handlungsmeife, Das ift den Menichen erft zum Heil und Gott zum Preife.

110.

Nicht duch Beweiſe kannſt du ftüßen deinen Glauben, Durh Widerlegungen ihm auch die Macht nicht rauben. Mit Worten kannſt du ihn verhüllen und beveden, Nicht ihn begraben, noch von Todten aufermweden. Oft, was ihn fihern fol, wird ihn nur irre machen, Und was betäuben ihn, davon wird er erwachen. Er fteht mit ewiger allgegenwärt’ger Macht Als Sonn’ an deinem Tag, ald Stern in deiner Nacht. Was auch bei Tag und Nacht dein Auge made blind, Du weißt, daß über dir doch Sonn’ und Sterne find.

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588 +

ab hätte du in dir den Strahl, der rückwärts bricht Die Doppelbrehungen, du flellteft her das Licht. -

ur Bott hat diefen Strahl in feiner vollen Klarheit;

Er ſieht, du aber ahnft durd ihn, im Lug die Wahrheit.

114.

na fiehR die Andern rings jn einer Yorm von Glauben, Die Iannft du ihnen nicht und follft fie auch nicht rauben. ie glauben, daß die Form die allerhödhfte jei,

Die- allereinzige, von allen Hüllen frei. eine ‚andre form geweſen jei zuvor,

In der daS reine Licht noch war verhüllt vom Flor; a8 glauben ſie; doch daß auch das enthüllte Licht: Zuwachſes fähig fei, das glauben fie dir nicht. u aber glaubeft, daR, gleichwie aus Dämmerungen

Der Bildlichkeit ein Licht unbilblicher entjprungen; uch Dies unbildliche wird wieder bildlich heißen

Bor einem, das nad ihm die Dämmrung wird gerreiken; nd ewig Gottes Licht aus Klarheit wächft in Klarheit Biel Offenbarungen hindurch zur Offenbarheit.

115. u ‚fannft nicht Außerlich die ganze Welt umfaflen, "Un innrer Ganzheit mußt du Dir genügen laffen. Jie Welt if überall ein ganzer Gottesglanz, Wo fie der Liebe Strahl verflingt um did zum Glanz. Ya ift das Kleine groß, und nicht das Große bloß, Da fiehft du Groß und Klein die Welt in Gottes Schooß.

116.

us der Vollkommenheit der Welt willſt du beweiſen

Das Dafein Eines, der fie hält in ihren Kreiſen. nd die Vollkommenheit der Welt in jeder Spur Beweifeit du woraus? aus Jenes Dafein nur. licht Jchelt’ ich den Beweis, daß er fich dreht im reis; Bielmehr des Denkens Kreis dreht fi um den Beweis. die ſchön, daß fo voraus ſich diefe beiden fegen,

Und du der dritte biſt, daran dich zu ergehen.

54

117.

Barum die Allmacht nicht ohn' Uebel ſchni die Welt! Weil ein vollkommnes Bild nicht lauter Licht enthält.

Der beite Maler kann's nit ohne Schatten malen, Die Reis nothwendig find, damit die Lichter trahlen

113. Sie Hofrung halte fell: Gott wird dich nicht verlaffen; Tas Uergite, was dir droht, er wird es dir erlaflen. Und waf das Mergfte dich, jo bleib" in Zuverficht: Lie Hoffnung flug dir fehl, doch Gott verließ dich ur. Ya, daß dich Gott nicht Hat verlafien, mußt du fagen, Ta er die Kraft dir giebt, das Aergfle zu ertragen.

119. er! ride, das Gon die Welt liek eine Zeitlang laufen Um f& im Irrthum auszutoben. ausyuicdgncufen, Ur> dann erit Sei berrvor gerreten auf einmal, Zu Führen ne bin’ort nech jeiner Gnadenwahl. Er:zerer bar er fe von Anfang mühten leiten, Oder ñ̃e wird noch jett auf eignen Fützen ihraten. Urs bdeides dies in eins: die Welt gebt ihren Gang. Und daß Ne jemeis Bor entgeh', ik mir nicht bang. 120, Lie Welt in immer ganz, die du in Theke brachten: Gin Ganzes wird der Theil, den Tu tür nd bemaßhtet: Wie einen WMumerttrau aus einem franz; beraus

Zu nehmen kannn ur: Mann en Buuimcden auge den Em

Und alle Blumcn fanrit in Srräuge mieten fügen.

Und immer neu den Kranz ericheñen zum Vergnügen. Wirſt miteinander du Unäbhnliches verhinden,

Wird ih die Xehniichteit ven ielh daziichen finden. Bon jedem Zinge geht zu jedem eine Freude.

Und augenblidli üllt Ginbiltungstratt Sic Lücke. Tod das Gefühl, wonit du fie auf Nic dezichñ.

Macht daß du jhön um dich die Melt geordnet füchf.

- 121. ' Menſchenwiße war’s von je die ſchwerſte Plage, ie feine Freiheit fi mit Gottes Rath vertrage. zwei vertragen ſich durd eine Auskunft bloß: yein Spielraum, Menſch, ift Hein, der Gottes ift gar groß. magſt in deinem Raum mit freiheit dich geberden, Durch dich unfelig auch, durch dich auch felig werden. aber hat es vorgefehn und vorgedacht, Dap all' dein Wille nur den feinen wirklich macht.

122. Bas hätt’ uns können Gott für Rechnungen erfparen Ungleidhen Uebergriffs von Sonn- und Mondenjahren; dätt’ er geordnet fo für uns des Himmels Lauf, Daß ohne Brüche Jahr, Monat und Tag ging auf. Er wollt’ e8 nit, warum? Es fteht in feinem Buch, Daß er die Banzheit ift, und unfre Welt ein Bruch.

123.

Begreifen wilft du Bott? laß deinen blöden Eifer! » Denn mehr muß fein als das Begriffne fein Begreifer. Darum ja, wenn du ihn begriffeft, wärft du mehr; Dir, den er minder ſchuf, ift unbegreiflih Er. . Begreifeft du dich ſelbſt? und fühleft den Beruf, Den zu begreifen, der dich dir ein Räthſel ſchuf?

12.

Zu ſteheſt überall an der Gedanken Gränze, Und Halb ift Alles, was ich nicht Durch Did) ergänge, Du Anfang nit allein und Ende meines Seins, Auch Mitte du, darin ich mit dir felbft bin eins. Ich mit mir ſelbſt bin eins, wo ich mich find’ in dir; Und wo ich mich verlor, fam ich abhanden mir.

125. Ihr follt mir, ſprach der Herr, ein Boll von Brieftern fein, Mein ewiges Geſeß in. euern Herzen rein.

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129. . Herr, da du jedem Ding haft aufgebrüdt dein Zeichen Auch einem Könige darf ich dich wohl vergleichen.

Ein König wäre das von unbeiholinem Preife,

Der wär’ in feinem Rei allmädtig und allweije, Wie du in deinem bift, und hätte fo fein Land

"m feiner, wie du haft die Welt in deiner Hand. Genügen würd’ ihm nicht, die Zügel nur zu faflen

Des Banzen, Einzelnes dem Glück zu überlaflen. &r griff in’s kleinſte Glied vom großen Rabdgetriebe

Mit feiner Weisheit ein, mit feiner Macht und Liebe. Die Diener dienten ihm, die fi) nur wollen dienen,

- Und fortwirkt' ungeſchwächt fein erfter Stoß in ihnen. - Is Mitte fühlt' er fi, aus der die Strahlen flammen,

-Und faßte in fein Herz die Taufende zufammen.

Da, der allmächtig Ienkt, was er allweife denkt, Rur du, mein König, bift ein König unbeſchränkt. Du bift der König, der die Konigskronen ſchenkt . Den Kön’gen, deren Haupt vor dir im Staub ſich jenkt.

Auölfte Stute. Arieden.

REITEN ZELTE

1. Wer Bart vor Reinem hegt, Furcht Reinem and el Sieht den furdtibaren Tod von feiner Furcht bewegt

Wer feine Luft verflört, wen feine Luit betbört, Erlangt die höchite Luft, wo Alle Luft aufhört.

Rem Hoch und Niedrig gleich, gleichviel in hart und weih, Gleichgiltig rei und arm, der ift in Armuth reid. Wer Lieb‘ mit Lieb’ umfaßt, und ſelbſt den Haß nicht heit, Zer in zu Dauje dort, bier auf der Welt ein Gaſt.

2.

Als Knabe hab’ ich einit die Frudt am Baum geiehn,

Und ſehe nun als Greis die Blüthenfnospen flehn. Vom Meniden wird nur das, was er nicht bat, geſucht,

Der Blüthentrieb vom Greis, vom ind die reife Fruch. Marum nad reifer Frucht das Kind begierig greift?

Weil es die Blüth' iſt, die der Frucht entgegen reift. Warum da3 alte Herz an jungen Trieben hängt?

Weil die getriebne Frucht zu neuen Trieben drängt. Bo trägt die Gegenwart der Zukunft Blüthenfrone ?

Wo fi ein Vater ficht verjüngt in feinem Sohne. Ter Bärtner fei gelobt, der diefen Baum begiekt,

Wo Frucht aus Blüth’ und Bluth' aus Frucht unendlid jpriei

3. Gelobt fei jede Form, weich jei fie oder fchroff; Dean jede neuer Korm ergeuget neu den Stoff.

—t 589

Der Geiſt, der einer ift und vielfach wird geboren, Sucht neuen Leib, wann er am alten Luſt verloren.

Er thut dur ein Orgen ſich nur zur Hälfte Fund, Verſchweigt die Hälfte, biß er findet andern Mund.

Was als Kryflall er konnt’, als Edelftein nicht jpräßn, Wird er einmal als Pflanz’, als Blum’ einmal ausblähn.

4.

Wie ich dich kehren mag, du kehrſt dich jelber zu

Dem Licht, o Bluthenzweig, mich felbft beihämeft du. Und jeder Sproß, verlehrt im Boden eingeſenkt,

Dat bald da8 Unterfte nach oben umgelentt. Bon innerm Drang gedrängt, von äußerm Zug gezogen,

. Bleibt ihr dem Licht getreu, und bis zum Tob gemogen. So haltet ihr das Licht, ihr dunkeln Trieb’, in Ehren, .

Und nur der lichte Geiſt kann ab zur Nacht fich kehren. Dod kann auch er, indeß ihr bleibt an Wurzeln bangen,

- Dem Lichte zugewandt, zum Lichte felbft gelangen.

5.

Ich freue jeden Tag dem Abend mich entgegen, Und jede Nacht im Traum mich auf den Morgenſegen. Ich freue ſtill mich mit unungeſtumer Luſt, Nicht ungeduldig iſt die Freud' in meiner Bruſt. Ich freu' mich auf die Stund' und auf den Augenblick, Auf groß und kleines, mein und anderer Geſchick. Bom Herbſt den Winter durch freu’ ich dem Lenz mich zu, Und aus dem Sommer duch den Herbſt zur Winterruh'. Ich freu’ mich durch des Jahrs und durch des Lebens Zeit, Und ans der Zeit hinaus mid) in die Emigfeit.

6. Die Kränzge, die du fiehft, find lauter Trauerzeichen Erbliäner Freuden, die den Freuden nad) erbleichen. Kür jede Luft, die flarb, zum Denkmal einen Kranz Hab’ ich geflochten, und umkränzt bin ih nun ganz. Hier hängt der Freundſchaft Laub, und hier der Liebe Flitter, Und hier das Baterglüd, gemäht vom dunklen Schnitter.

590

Hier welt die Jugend, bier der Ruhm, und hier dance AR eine Stelle noch für diefen Reft von Leben.

Wer nad mir übrig bleibt, wann ich geſchieden bin, Hang' einen legten Kranz aus dunkeln Blumen hin.

Und wenn ein Gaft beſucht die leere Siedelei, Ihr wellen Sränge, jagt: So geht die Welt vorbei.

7. Freuſt du auf Künft’ges dich, fo ſieh doch zu, weswegen! Ob du nur hier dich weg, ob dort dich freuft entgegen! Entgegen ſoll man ſich dem Tode felber freun, Doch übers Leben fi hinwegzumänfden fcheun. Wie nüchtern, freudenleer, wie 5b’ ein Tag, worliber Du nichts zu denken haft, als: Wär’ auch er voräbe!

8.

Ring an, den Himmel mit der Erde auszugleichen! Wer das errungen bat, der trägt das Siegeszeichen. 'S ift feine Kunft, die Welt roh unter'n Fuß zu treten; So zarte Blumen blühn auf diefen Gartenbeeten. Es ift audy keine Kunft, den Himmel für die Schwaden Ginladend, und dem Troß die Hölle heiß zu machen. Den Himmel zieh herab, die Erd’ empor mit Brunf! Nur dies, der Rede werth, ift Erdenhimmelskunſt.

9. Zum Tod bereite fi, wer nicht mehr kann geneſen; Und was nicht weiter hält, mag auseinander weſen. Wohl ift’8 ein Troft zu jehn, daß in Berweiung auf Sic neues Leben regt, nur iſt's fein füßer Haud. Der Moderſchöpfung ab wend’ eilig deine Blide, Daß rein des Lebens Bild dich Lebenden erquide!

10. Den Geift an feinen Leib Inüpft ein natürlich Band, Das IöR er nicht, wenn ex ſich jedem ſonſt entwand. Er hat e8 nit gelnüpft, und foll es drum nicht lölen; Rerkrifen \06 er wor Gh nicht darein zum Bien.

591

Der Leib iſt zwiichen Geiſt und Welt zwar ein Verband, Doch zwiſchen Geiſt und Welt auch eine Scheidewand. Der Geiſt kann durch den Leib fi in den Weltſchmutz tauchen,

Do gegen ihre Fluth ihn auch zum Damme brauden. Es fühlt ein reiner Geiſt, vom reinen Leib befangen, Eich frei vom Dienft der Welt, allein in Bott gefangen.

11. Die Seligkeit it nicht, nur felig felbft zu fein, ‚Die Seligfeit ift nicht allein und nicht zu zwein; Die Geligfeit ift nicht zu vielen, nur zu allen; Mir tann nur Seligteit der ganzen Welt gefallen. Wer jelig wär’ und müßt’ unfelig Andre willen, Die eigne Seligkeit wär’ ihm dadurch entrifien. Und die Bergefienheit kann Seligfeit nicht fein, Bielmehr das Willen ift die Seligfeit allein. Drum kann die Seligkeit auf Erben nicht beftehn, Weil bier die Seligen foviel Unjel’ge jehn. Und der Gedanke nur giebt Seligkeit auf Erden, Daß die Unfeligen auch jelig jollen werden. Wer dieſes weiß, der trägt mit Eifer bei fein Theil Bum allgemeinen, wie zum eignen Seelenheil. Gott aber weiß den Weg zu Aller Heil allein; Drum ift nur jelig Gott, in ihm nur kannſt bu’s fein.

12.

Neih iſt wohl der Behalt, allein die Form ift ſteif;

Wei war die grüne Saat, hier find die Aehren reif. Drei Säle ſchritt ih dur, gebaut im Haus der Zeit,

Für Zukunft, Gegenwart, und für Vergangenheit. Im Saal der Zukunft ſah ich farbige Tapeten

Mit Bildern, die heraus in's Leben wollten treten. Im Saal der Gegenwart jah ich nach allen Seiten

Die ſchon in's Leben eingetreinen Bilder fchreiten. Im der Vergangenheit geweihten Saale nun .

Sah ih zu Stein erftarrt die Lebensformen ruhn. Ich ſprach: Die Malerei malt uns der Zuhınft Flor,

Und die Bildhauerei ftellt daS Vergangne vor.

59

Es ift wohl Poeſie, die zwiſchen beiden Spbären Uns die Geſtalten foll der Gegenwart erflären. Die em'ge Gegenwart, was ift fie? die Natur;

Ein Echein Vergangenheit, ein Schein die Zuhunft nur. Bon bier und dort der Schein ſchwebt um die Wirkiiäten, Und immer tauſcht den Plak Zukunft» Vergangenheit.

Tas Gegenwärt'ge wird in Zukunft fein vergangen, Und das PVergangne hat als Künft’ges angefangen. Eh‘ daS Vergangne war, war e3 als Zukunft ſchon; Und Alles bleibt im Jetzt, wann Einft und Einf entflohn

13.

Es kann dir freilih nicht auf dieſer Welt gefallen,

Ta deine Seele wohnt in ſchönern Himmelshallen. Tor Abitand iſt zu meit, die Kluft wird niemals vol,

Die aufgähnt zwiſchen dem mas ilt, und werden jol. Die Worte, Die du börit, die Mienen, Die Tu fiebil,

Sind lauter MWideripruh mit dem, movor du Iniefl, Der Menichheit ihönem Bild, mie es muß einft auf Erder

Geweſen ſein, und wie es muß einit wieder werden. Wh ganzes Streben tit auf Dieies Ziel gerichtet,

It von der Melt aetrennt, und it ihr doch verpfliäte, Mu ihr mit Vicbeszorn, mas Nie nicht will, aufdringen.

Fudlt dus er's muß, und fühlt, daß es ihm muß mißlinger.

14.

de Wañer von Der Erd' ein Sonnenttrabl aufsgicht, So böhres Licht den Bett. wenn er dem Leid entflieht. Tod wie zur Erde neu die ichwerern Turfte fallen, Wer weiß, ob Beiiter ia in’s Yeben mieder malen? Und wie zum Netber nur die feinften Tat Keigen. So ein ätberiicher Geint gun en Beittsrreizen!

Pad

1. Ser Schͤpiung Mineipunft wenn Miele Erde mir Vicht nebenaus am Rand der Sypbaren eine Sphin, So derne Merienein ein Reht. Btlorımanır Ju Tragen, warum ir u ir rollommerer.

8 >

So aber Hat er nur Urſache, fie zu fragen, . Wieviel der. Winkel kann von heller Mitte jagen. In Mitten fteht ein Licht hoch auf dem Tiſch im Zimmer, Und füllt den ganzen Raum, doc mit ungleidem Schimmer. Ein Spiegel wirft den Glanz dem andern Spiegel zu, Der wieder andern, und vor’m lesten fteheft du. Du fiehft gedämpft genug das Licht, daß dich's nicht blembe, Und hell genug, daB dich zum Lichtquell Sehnſucht wende. Im Winkel warte nur geduldig, bis die Augen Dir, einzutreten in den Glanz der Mitte, tdugen. Wie ſchonend Mondlicht ſanft um Eulenblddheit fließt, Bis. fi. ein Adlerblick der Sonne kühn erſchließt. Ein blaffer Mond, 0 Erd’, ift deine Mittagsfonne, Die nur mit Sehnſucht füllt, nicht ſelbſt ift volle Wonne. Die Sonn' im Wollenflor webt einen Regenbogen; Wie rein iſt der Akkord des Farbenſpiels gezogen! Der Bogen aber ſpielt in einem zweiten dann, Worin der bunte Schmelz in mattes Grau zerrann. Der Regenbogen nicht, vom Regenbogen nur Biſt du der Nebenglanz, die halberloſchne Spur. O Menſch, in deß Gemüth ſich Lieb’ und Hochmuth gatten, Du biſt zwar Licht vom Licht, doch Schatten nur vom Schatten.

16. Ein wenig länger noch Geduld und froher Muth, Und hell wird alle Trüb' und alles Uebel gut.

Schon iſt ein ſanfter Strahl dem Dunlel eingeſprengt, Ein füßer Vorſchmack ſchon dem Bittern eingemengt. Wenn ab der Schatten nur, wenn zu das Licht nur nimmt,

Wie ſchwer auch jener fällt, wie ſchwach auch dieſes glimmt; Ein wenig länger noch Geduld und froher Muth, Und heil wird alle Trüb’ und alles Uebel gut.

- . 17.

Im großen Rechnungsbuh der Welt ift eingeſchrieben, Was wir genießen, was wir haben, was wir lieben. Wie lang es jum Genuß auf diefer Welt uns bleibt, Er weik e8, der das Buch in feinem Sinne arin

Rüderts Werte VII.

5

18. Tu fühl wid überall im Bittelpumkft der Welt, Be in den Auge Esım- un» Moxd- und Scternlicht it Rein Unterigied in, eb du höher oder tiefer Genüber ihnen itehſt, aerader oder fchiefer. Wie Etandes Ubfänd' aud bier auseinander widgen, Bor der Unendlichleit dort And fie ausgeglichen. 19. Wo du mit der Raiur di fühlſt im Gleichgewicht, . Zweifel du an der Welt Belllommenheit auch nid. Wohl zweifeln magf du, mo das Gleichgewicht gejtärt, Der Elemente Kampf ift gegen did empört. Zoch muß der Menfchengeifi nur jeine Waffen nügen, Um gegen Himmelftrid und Jahreszeit zu ichügen. Und immer iſt die Welt volllommen ausgedacht, Auch wo der Menſchengeift ſie erjt volllommen madt; Weil ja der Menſchengeiſt dazu grad’ aufgenommen ft in den großen Blan, da& diejer jei volllommen.

20. Mit Andacht Hab’ ich in den Regen aufgeblidt, Der endlich, lang erfehnt, die durſt'ge Welt erquidt. Ich Habe wohl für mid) zu trinken ftets gehabt, Dog Hut nichts, weil die Welt gedurſtet, mich gelaht. Nun ſchweigend Alle, die zuvor gedurjtet, tranfen, Mußl' ih in meinem und in ihrem Namen danken.

21. Richt auf die Schwalbe, die des Frühlings Botſchaft bringt, Und mir von ewiger Erneuung Lieder fingt, Freu' ich jo fehr mich als auf einen Freundesgruß. Der das mir bringt, was ich zum Xeben haben muf: Daß Zeitenwechſel geht, feit die Gefinmung fteht, Iſt was mein Herz mit mehr als Frühlingshauch durchwebt

22.

Mehr als ein Paradies, ein nie verlorenes, I ein aus dem Berluf wurüdbeichworenes.

6 >

- Das mußt du glauben ſchon, weil jens verloren if, - Und dieſes, wenn du willft, in dir geboren tft.

Sonſt rieth’ ich nicht, wenn es nicht ſchon verloren wäre, - Es zu verlieren nur, damit ſich's neu gebäre.

28. Zu werden das, was du nicht bift, das was du werden Soft, was du werden kannft, ift eng der Raum auf Erben. Es ift Unendliches, darum aus diefer Zeit Dehnt e8 hinüber fi in die Unendlichkeit. Getroſt! was du hier thuſt, das nimmt du mit von hinnen; Und was vollendet dort will fein, muß hier beginnen.

24: Ich babe nun genug die Fluren mir beichaut, Und mid) an Blumenſchrift nad) meinem Sinn erbaut. Ich fuche jchönere nicht mehr im Erdenreich, Denn alle Fluren fehn in Einem doch ſich gleich. D buntes Einerlei, flatt deiner möcht’ ich Auen Einmal ganz andre mit ganz andern Augen fchauen.

25. . Der Bogel, der wie font, fein Abendlied mir bringt, O wie fo eigen heut es mir zu Herzen Klingt. Was ift es? er hat heut nicht einen von den Tagen, Den lehten Sommertag hat er zu Grab zu tragen. Dir gute Nat ifl, die mir bietet fein Geſang, Auf keine kurze Nacht, auf einen Winter lang.

26.

Wag' es, wenn du's wermagft, von beiden Lebensiphären Die hier für Schein, die dort für Wahrheit zu erflären! Und. fieh die Wirklichkeit für einen Schatten an, Der dort vom fernen Licht ſich ſtreckt zu dir heran! Dagegen laß nur aud den andern feinen Glauben, Der diefe Wirklichkeit fi nicht will laffen rauben, - Und ſelbſt das Ewige für einen Schatten hält, - Der von dem Sinnlichen hinaus in’9 Leere fällt.

+ 597

Das Licht hinwieder auch bedarf der Körperwelt, Weil Mannigfaltigleit e8 nur durch fie erhält. Denn es ift einfach eins und firebt zu ſcheinen vieles, Das ift der Zweck des mit der Welt getriehnen Spieles, Zu fieben Farben wird's an jedem Wolkenſaum, Und taujendfahe Blüth’ und ruht an jedem Baum. Es freut fi) feines Spiels, und ihm zum Spiel zu dienen Freut fi die Welt, und wir freun billig uns mit ihnen.

29. Ich bin der Beifterjonn’ ein ausgejandter Strahl, Und folder Strahlen find unzählbar eine Zahl. Wir find der Sonne Blanz zujammen allzumal, Doch ift ein eigen Licht für fi ein jeder Strahl. O Wunder, Eine Sonn’ ift Alles allzumal, Und ganz bie große Sonn’ in jedem Heinften Strahl.

30.

Ich ſeh' auf diefer Stuf’, auf der ich bin geftelft,

Nichts, wenn mein Blid fich hebt, viel, wenn er abwärts fällt. Tief ſeh' ih unter mir, und tiefer ftets hinunter,

Ein reges Lebensheer, ein Wimmeln ewig munter. Doch wenn ih blid’ empor, jo jeh’ ich nichts als Licht;

Reicht, die hinunter reicht, die Leiter aufwärts nicht? Wohl reicht fie auch hinauf, wohl werben zwiſchen mir

Biel höhre Weſen ftehn und, Hoͤchſtes, zwiſchen dir. Allein ich ſeh' fie nicht, von deinem Licht geblendet,

Das feine Kraft mir nur zum Niederbliden fendet. In taufend Bildern ſeh' ich hier dein Bild gewoben,

Das tröftet mich, daß ich dich jelbft nicht ſehn kann droben.

31. Die Abendröthe fam, und fah zum Tod ermattet Das Leben, Schlumnter Half, und fanft ward es beitattet. Die Nacht im Trauerflor, die dunfle Klagefrau, Ging hinterdrein, und weint’ aus Sternen falten Than. Doch Morgenrdthe kam heran mit glühnden Wangen, Und rief: Wo ift mein Rind? ich glüh’ es zu umfangen.

Ledꝰ wohl! am Viren Tag zuD wire rızat du erde.

Ze newes Neben rei von meinem Damd erwerben.

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59

366. Ein Weich des Friedens iſt, der Unſchuld einſt geweſen, Und wieder wird vom Weh die Menfchheit einft genefen. Fern in der Zukunft fteht und in Vergangenheit Das Heil, und tröftet uns im Unheil diefer Seit. Gewiß, es war einmal, und wird aud einmal werben, Nur fragen läßt fi, ob im Himmel, ob auf Erden? Dort grrügt’ es felber mir zu meinem eignen Frommen, Allein ich wünſcht' es hier für die jo nad mir fommen.

37.

Sind wir zum Lebensmahl berufen, um zu faſten? "OD nein! da wäre ſchlimm bei unſerm Wirthe gaften. Zum Faſten lud uns nicht der Herr zu feinem Feſte, Er freut fi, daß des Mahls fich freuen feine Gäſte. Wärlieb nur nehmen follt ihr, nicht euch Übernehmen, Berträglich jeder au dem Nachbar fi bequemen, Mit finnigen Geſpräch des Wirthes Tafel würzen, Und wenn ihr jatt ferd, euch zum Abzug dankbar ſchürzen.

38.

Wie vieles Wafler fließt in einem Strom zujammen, Und Holz wie vielerlei geht auf in gleihen Flammen!

Wer zählt die Geifler, die in einem Geift verſchwammen? Das Riejſenkindlein ſaugt fih groß an vielen Ammen.

Aus welchem Weltiheil bie und jene Blumen ſtammen, In einem Garten ftehn fie alle ſchön beifammen.

39,

Zwei Sonnenftrahle, von der Sonne ausgegangen, Vergaßen unterwegs, von wannen fie entiprangen. Und hätten’ fie e8 nicht vergefien, wären fie Zur Sonne heimgefehrt, gelangt zur Erde nie. - Zur Welt gelangten fie, und wirkten da geſchäftig, Sonnenvergeflen zwar, wirkten fie fonnenträftig. Da kamen fie fih nah in ihrem Wirkungskreiſe; Wer bil du und woher? befragten fie ſich leife.

Wie Jollten fie vereint zur Sonne nicht ge Die hier dem einen ſchon im andern a:

4. Unendlich füpleft bu di in dir jelbf, doc Rah auken hin, und biſt dir jelber um Berfieh! Unendliches und Endlichs, das di So unvereinbar, if durd Eines doch v Du bift ein werbendes, nicht ein gewordne Und alles Werden if im Widerſpruch n Unenbliches, das wird, muß endlich fid) ge Und Endlichs will, indem es wird, uner

4. Wenn du das Höhere vom Riedern völlig Nur jenes wahres Sein, dies nicht’ge 5 60 wirb, emporgerüdt, dir jenes fern erb Und dies, herabgebrüdt, dir feinen got Du wirſt, was dich umgiebt, als zu gerin Als unerreiäbar doch das, maß dir fehl Dann macht die Wirklichkeit, wie du fie n Ihr Recht auf dein Gefühl nur um fo Und iene® Adeal. mie hoch du's mÄneh pr

601 +

Bas du im Himmel jhauft, das bring zur Erd’ heran; Und was im rund du bauft, laß ſtreben himmelan. Du magft an einer Frucht wohl Kern und Schale trennen,

Doc jeder mußt du Kern und Schale zuerkennen. . Heil dir, wenn fi) der Kern dir zum Genuſſe beut! ' Doch iſt's fein Schade, wenn dich auch die Schal’ erfreut.

42. M Barum das große Ich der Menſchheit fih geipalten .

Sm viele Heine, die ung aueinander halten? Daß auseinander fie uns halten, ftatt zuſammen, Iſt Schuld der Einzelnen, die aus dem Einen flammen; Daß fie in Einzelheit die Einheit nicht behüten,

Wie einen Blüthenbaum ausmaden alle Blüthen: - So follten, ohne daß fie ineinander ſchwammen,

Die Eine Gluth bejeelt, auch ineinander flammen; Ein Baum der Weltvernunft, verzweigt in feine Ranken,

Sich denkend Eines Geiſt's einträchtige Gedanken; Wo jeder göttliche Gedanke wär’ ein Glanz

Für fi, doch erft ein Licht zufammen alle ganz. Annäherung dazu iſt jedes Geiſtes Macht,

Der alles denfet nad), was andre vorgedadit, Der felber denket vor, was nad ihm fort. fich denkt,

In jede Denkform fi, und jed’ in fi verſenkt. Vorahnend Iöft jein Geift der Beifter Widerſpruch,

Wie Frühling, Wald und Feld in Einen Wohlgeruch.

43. - s

Wenn du an’s Göttliche ftetS halten willſt dein Streben,

Wie kann's davor beftehn? du mußt e8 ganz aufgeben. Do, iſt vom Böttlihen dein Streben abgelehrt,

So hat's gar alle Kraft verloren, allen Werth. In einer Mitte nur von fern und nah gewannft

Du einen Standpunkt, wo du etwas willft und fannft. So hat di Gott geftellt, und läßt dich wirken gerne

Dein Wert, und wirkt durch dich, dir nah zugleich und ferne. Sowie ein Wandelftern die Kraft der Sonne braudt,

Der er fi nicht entzieht, und nicht hinein ſich taucht.

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—t 608

Der, welchen du erhöhft, wird von der Welt erhoben, Und der am tiefften ſteht, fann dich den Höchſten oben.

Den einen führe du des Kampfes raube Bahn, Den andern hebeft du auf Flügeln leicht hinan.

Richt ſoll ſich der des Kampfs, noch der des Fluges brüften; Du mußteft den mit Kraft, und den mit Schwingen rüften.

Und keiner brüften foll vor feinem ſich der beiden;

—Bewundern will ich den, und diejen nicht beneiden.

Ich ſeh gleichhoch geftellt fie auf verſchiednen Höhn; Exhaben ift der Kampf, und Bötterglüd ift ſchön.

Preis dem, der feine Kraft, dem, der fein Glück erfennt, Und fie nicht fein, fie dein, dankbar erfennend, nennt.

48, Bo ſchließet fih der Raum, und ftehet Still die Zeit? Mo endet hier und dort fi die Linendlichkeit ? Dort endet fie in Gott, hier endet fie in dir; Der Schein Unendlichkeit ſteht zwiſchen dort und bier. Den Schein, der zwifchen dir und Gott fleht, räume fort, Und einfällt Raum und Zeit, dein Hier ift ewig dort.

49, Bott, der Luft-, Wafler-, Erd» und Feuergeiſter jchuf, Gab jedem eignen Sinn und eigenen Beruf. Den Menſchen ſchuf er nicht aus Fluthen noch aus Ylammen, Aus Lufthauch noch aus Staub, aus alle dem zujammen. Du kannſt bald diefem Geift, und jenem bald verfallen, Doch Aller Einheit ſollſt du fein, nicht eins von allen.

50. Den einen fiebft du nie, doch fteht er dir zur Seiten, Den andern fiehft du ſtets, der immer flieht vom moeiten. Was fteht am fernflen dir? dein Wunſch in der Erfüllung; Und was am nädjften, Menſch? dein Tod in der Berhüllung.

51.

Der Himmel ift fo voll: von Sternen nah und fern, Bon allen welcher wohl ift meines &lüdes Stern?

77 Bon Freunden jagt man dir, die mit dem Glücke ümen, Mit ihm verweileten, und mit ihm Abſchied nähmen.

Die falſchen heißen fie, dagegen in der Roth Der wahre fommt, der dir Hülf’ oder Troft doch bet. Blaub nur den Weifen, was fic tadeln oder loben, . Doch mögeft du an dir die Weisheit nie erproben. Nie brauchen mögeft du den leidigen getreun, _ Stets mit den falſchen di, den fröhlichen, dich freuen.

55.

Wer ift beglückt? wer's wähnt. Wer unbeglüdt? wer’s glaubt. Bom Glauben wird die Welt geſchenkt dir und gerankt. Wenn er den Starken lähmt, und wenn er ſtärkt den Schwede

Wird er zum König den, zum Bettler jenen machen. Die Erde dienet ihm, und ift ihm ungulänglid; , Denn ihn allein ift nicht der Simmel unzugänglid.. Er tritt mit Zuverfiht vor Gottes Angeficht,

Und weiß gewiß, daß er beſtehn wird im Gerich.

605

56. Dem müden Wandersmann iſt do die Nacht willkommen, Die den beſtaubten Stab ihm aus der Hand genommen. Und wenn das Leben nun iſt eine Wanderreiſe, Was freuet Lebende der Tod nicht gleicherweiſe? Den Wandıer freut die Nacht, nur wenn er ift am Ziel, Auf halben Wege nicht, wenn fie ihn überfiel. Die meiften fürdten fih darum vor'm Tod vielleicht, Weil fie des Lebens Ziel noch haben nicht erreicht.

97.

Der du erihufft die Welt, ohn' ihrer zu bebürfen, Erſchaffen haft du fie nad) deiner Lieb’ Entwürfen, Rah deiner Weisheit Plan, dem Zwecke deiner Macht, Und kein Nachdenken denlt, was du haft vorgedadit. Borbringen kann fein Wort, was deins hervorgebracht. Koh haft du die Vernunft geichaffen, dich zu denken, Den Geift, nah dir den Flug, Unfichtbarer, zu Ienten, Der Sehnſucht Ström’, o Meer, in dich fich zu verſenken: Den wir am Anfang, den wir jehn am Ende ftehn, Bon dem wir fommen und zu dem wir alle gehn. Woher ih kam, wohin ich gehe, weiß ich nicht, Nur dies, von Gott zu Gott ift meine Zuverſicht.

58. Das Bild der Emigfeit, die Schlange, die im Reif Sich frümmt, und mit dem Kopf ſich beiket in den Schweif, Mid wunderts, wie fie nicht erkrankt und ftirbt, verwundet Vom gift’gen Biß, von dem nichts auf der Welt geſundet. Sie flirbt in Wahrheit auch in jedem Ru davon, Doch ift in jedem Nu aud neu geboren ſchon.

59.

Zur Unvergänglichleit fühlt filh der Menſch berufen, Und jo vergäinglich doch tft alles mas wir ſchufen; Und alles, was wir find, iſt ebenfo vergänglich, Doch in uns das Gefühl des Ew'gen unverbränglid.

Unb pt man dich jum trank, nor Blumenton wigt Ic! . E73 or Du meine Mutter nicht, do, Erde, meine Amme, Bon deren Mil genährt blüht. meine Geiſtesflamme! Du HAR zur Freude mir dich immer bunt gefehmdt, Und unter Blumen mid am Buſen feflgebrädt. In deinem Bande lernt’ ich gehn und fiehn, mid; wiegen Im Traum der Luft, und nun lernt’ ich dir zu entfliegen. Xeb wohll vom Gegen fei des Himmels überthaut, ‚Der zur Erziehung mich fo lang dir anvertraut. Dort nach dem weiten Gauß des Baters geht mein Lauf, Die Mutter ſuch' ich dort, die unbelannte, auf, Die Hofe, die ih mir im Traum nicht Hat verfehlt, Und Yumenmärden HaR du mir von ihr ergäßlt. . 62. Was if des Geiles Leib? Der Körper iſt es wicht, Der aufgebaut aus Staub, in Staub zufammenbridt. Das if des Geiftes Leib: die Form bie er ſich baut, In der wit Geifentlid ein Geil den andern fand.

607

Das ift der Leib, der jegt die grobe Körperhülle Durchſchimmernd, warn fie fällt, vortritt in Harer Fülle.

In diefem Leib jehn wir uns dort, laßt uns vertraun: Der Geift hat feinen Leib, um, jelbft geichaut, zu ſchauen.

63, In Andacht ſiehn wir feft, o Erd’, auf. dir, und preijen Die Elemente, die in dir und um dich kreiſen; . Die Fluth, die dich umſchließt, die Glut, die dich durchfließt, Die Luft, die um dich weit ſich wie ein Mantel gießt. So überſchwänglich find die drei und wunderbar, Das ſich jedwedes jteilt als ein Weltanfang dar; So daß die Weijen, die zuerft Welturfprimg dachten, Zum erften dieje dies und jene jenes machten. Aus Wafler Liegen die hervor die Schhpfung taudden, Und die aus Yeuerglanz, und die aus Wetherhauden. An Eintracht faſſen wir die ftreitenden zufammen, Und ſehn die Welt erblühn aus Lüften, Fluthen, Flammen. Wer könnt! am Weltgeweb' recht ſondern alle Fäden, Dreifach zufammen wohl geichlungen fänd er jeden. Doch wir zerpflüden nicht den Tempel der Natur, Und freun uns der aus Drei gemwebten Buntheit nur.

64. Zum Himmel blid’ empor, er iſt vol heller Kerzen; Kind, freudig habe Bott vor Augen und im Herzen. In jedem Augenblid ſollſt du ihm angehören, Das will er, Doch dich nicht in deiner Freude ftören. Er will nicht, daß du ſollſt in ſtetem Bangen ſchweben, - Denn er ift nicht der Tod, er iſt das ew'ge Leben. Verſchließeſt du dic) ihm, jo dringt er doch herein, Und madt mit feinem Blitz zunicht den falſchen Schein. Dod nimmt du felbft ihn ein, wird er mit Luft dich nähren, Und nicht dein Irdiſches vernichten, nur verklären. Entweichen kannſt du nicht, er wird dich lberjchleichen ; Vergleichen mußt du dich, die Hand zun Bund ihm reichen. Mit ihn im Kampfe. biſt du nie mit dir im Frieden! Am Frieden jet mit ihm, fo ift der Kampf geſchieden.

+ 08

65.

Gefragt ein Weiſer: denkſt du nie an’s Vaterland?

Doch, ſprach er, ſteis! und wieß zum Himmel mit der Hand. Des Weiſen Baterland if all’ des Himmels Weite,

Und, übermölbt davon, der Menfchheit ganze Breite. Sat er beim Weiteren das Engere vergeflen ?

Bergifiet er doch auch beim Denken nicht das Eſſen! Doch mäßig iſſet er, uud fo ermiflet er

Klein Kleines, Großes nicht darob vergifiet er.

- 66. Bas du erlangen kannſt, das Fillt nicht dein Berlangen; Was dein Berlangen fillit, das kannſt du nicht erlangen. Biel niedre Guter hat dein Hochſinn aufgegeben, Aufgeben aber kannſt du nicht dein höchſtes Streben. Bertrau! umſonſt ift nicht in dich gelegt der Trieb; Erſchließen wird fidh dort, was Hier verfchloffen blieb. Dann wirft du fehen, wann du ſchauſt was du geahnt; Dies Ahnen bat den Weg zu jenem Schaun gebahnt.

67. Es giebt noch Glückliche, wenn du auch feiner bift; Die Freud’ ift auf der Welt, wenn fie auch dein nidt in. Doch diefe Freud’ ift dein, daß viele freun ſich können, "Und diefe Freud’ allein wird Riemand dir mikgönnen.

68. Unrubig ift die Welt, unruhig ift das Her, Und eins das andre feßt in Unruh allermärts. Im Simmel nur ift Ruh, im Himmel nur ift Frieden; O Händ’ ih Ruh, von mir und von der Welt gejchieden ' Komm, Gottesruh, den Sturm mir auß der Bruft zu hauchen! Laß mi den Krieg der Welt in deinen Frieden tauchen.

69. Ein heller Morgen bringt dir einen guten Tag; Was ift nun, das dir hell den Morgen machen mag ?

609 5—

Ein froher Abend wirkt wie Zauber durch die Nacht; Und ſei der Morgen trüb, doch biſt bu Heil erwacht. Was aber konnte dir den frohen Abend bringen? .. Daß du am Tage ſahſt dein Treiben bir. gelingen. Auf hellen Diorgen meift das wiederum zuritd;' - So aus fi) felbft im Kreis entfaltet fich das Glück. Laß es, einmal im Schwung, in Stoden nicht gerathen ! Stets Samen trägt die Saat, und flets der Same Saaten.

70.

Mit Einzelliebe wer beginnet zu verſchwenden

Den Schatz des Herzens, wird mit Eigenliebe enden. Allliebe ſei e8, die zuerſt das Herz erfüllt,

Aus deren Zauberduft ſich Einzellich’ enthullt. Die Einzelliebe blüht und welkt, der Traum ſinkt nieder,

Und wie am Anfang fteht am End’ Alfliebe wieder: Allliebe zur Natur, zu jeder Kreatur,

Zu Gott, und in dir felbft zu jeder Gottesipur.

71. Shön if der Tropfen Thau am Halm, und nicht zu Klein Der großen Sonne jelbft ein Spiegelglas zu fein. Schön if das Bädlein dann, das kaum zu Füflen wagt Die Blum’, und murmellaut zu werden halb noch zagt. Und ſchön ift auch der Strom, der ſich mit Kraft ergicht, Am Spiel der Woge fih mit Raufchen felbft genießt. Und fo freu immer dich, wenn Schönes dir und Gutes Quillt, Thau, Bach oder Strom, perl’ oder rieſl' und flut’ es.

72. Das Reftchen Lehen ift wie das Cigarrenendchen, Ze näher ſchon am Mund, je duftiger das Brändchen. Du möchtet mit der Lipp' es erſt recht ſcharf nun faflen, Allein e8 brennt am Mund, da mußt e8 fallen laſſen.

73.

Man reif, damit es uns zu Haus erſt recht gefalle; Und wer durch's Leben reift, ber iſt im aleicen Falle. Nüderts Werte VIIL

Tod, ward dir's nicht fo leicht, und in di So töite did vielleigt ein Wort von Tir dunfie Nele, nicht die bunte Tulp' Und auch zum dimmel geht der Weg r O ſcheu nicht durch die Gruft den Weg 31 Und laß wer gehn will, gehn durch's bu © fen nur durd die Gruft den Wer nm Im Herzen dunkler Duft, im Auge faı Im Auge fanftes Licht, im Herzen dunflı Zu gehft, o bange night, zum Himmel

75. Geh, wenn du ha am Tag im Haufe ft Am Abend aus, das ift der Weg um ı Die Ruh ermüdete, Bewegung ruhet aus, Und zu der Arbeitsruh lehrit du geflär Und einen friſchern Strauß, ald du mit I Daheim, bringf du nach Haus, auf Bol Auf Gottes fHöner Flur o wollt‘ e& Tenzı Bie fonft! dod von dem Lenz ift nirg Auf Gottes jhöne Flur o bring im Gerz Sen Früuhling mit, fo gehf du nicht a

Ber Lem im Arrıem mer arint hir ok R

x

611

Beglückt, wer jo den Traum des Erdenlebens lebt, Und wenn dazwiſchen er den Blid zum Himmel hebt,

Die Mutter Liebe fieht hernieder ſchauen heiter

Und lädelnd winken ihm: Ich made, ſchlaf nur weiter!

77. Der Apfel fällt, gereift, in feines Gärtners Hand; So fält in Bott ein Geift, der feine Reife fand. Wohl fällt ein Apfel auch, zu früh vom Sturm gebrochen, Bon Willlür abgepflüdt, oder vom Wurm geflohen. , Doch Hierin ift der Baum im engen Gartenraum Hoch überragt und weit vom Weltengartenbaum, Den ſolch ein Gärtner zieht, der auch dem Sturm befiehlt, Den keine Willlür ftört, kein ſchwacher Wurm beftiehlt; Und fier fühleſt du's: von ihm wird hingenommen Zum Heile jede Frucht, wann ihre Zeit gelommen. Vielleicht erjchien fie dir von außen nicht geftreift, Sie aber, glaub’ e& mir, war innerlich gereift.

78,

Auf jener Wiefe, wo ftatt Blumen Sterne ftehn, Wird auf) ein Frühlingswind, der Roſen wecket, wehn, Und Knospen werden dort au über Nacht aufgehn. Mit bloßen Augen fiehft du nicht in jener Ferne, _ Doch mit bewaffneten, o Sohn, die Rebelfterne, Bon außen dämmernd noch, doch firahlend ſchon im Kerne. Das find die Knospen, die noch nicht find aufgegangen, Die aufgegangen einſt als Roſen werden prangen. Bann? frage nidt. Ein Tag ſchmückt hier den Rojenhag, Doch hunderttaufend Jahr find dort Ein Yrühlingstag.

79. Bann waher Sinne Krieg geiählichtet Gottesfriede, Und .aufgehoben hat des Dafeins Unterſchiede, Bo Inn⸗ und Aeußres if in Einen Duft verſchwommen, Beionderheitsgefähl in's UN zurückgenommen, In ſolchem Schlaf, in den hinein kein Wachen bebt, In deſſen Rub’ fein Traum verwirrte Bilder weht;

613

Wann jeder Thätigfeit Thorweg geichloffen ſteht, Und ungehemmt nur aus und ein der Athem geht; Grlofgen ift das Aug’ und jedes Bild des Schönen, Erloſchen ift das Ohr mit allen hellen Tönen, Erloſchen Red’ und Wort mit der Begriffe Samen, Den Zeichen aller Ding’ und aller Weſen Namen, Grlofchen, ausgeldjcht, das Denken der Gedanten, Des Wollens Wallungen und der Gefühle Schwanken Und nur ein filles Licht, gellärt von Gluth und Rauch, Und von dem Leben nichts jurüdbleibt als der Haud: Der Hauch (jagt der Brahman), der Gottes Athen if, Bezeugt, daß du in Gott dann aufgenommen bif; Und wann du dann vom Schlaf erwacheſt Fanft und kühl, Bezeugt dafielbe dir ein ſeligs Nachgefühl.

80.

Aus einem Kreiſe Fannft du nie ein Viereck machen, Nicht aus Unendlichem die Endlichkeit der Sachen. Doch mohl im Kreiſe kannſt du dir ein Viereck denten, Am Viereck einen Kreis, und eins in's andre fchrenten. So von Unendlichem ift Endliches umfangen, Und jelbft im Endlihen Unendlichs aufgegangen. Zum Biered ift der Kreis erflarrt, wenn feiner Speichen Bier ftille ftehn und fi die Hand durch Sennen reichen. Das Viereck wird zum Kreis fih runden, wenn fi drehn Die Speiden, und im Schwung die Sennen raſch vergehn. Das ftarrfte wandelt fi, in Schwung gejeßt, zum Nabe; Des Lebens Kreis iſt rund, und Zod ijt alles Grate.

8.

Bon Zeit und Raum ift viel zu hören und zu leſen, Als feien beide glei, und ftet3 zugleich geweſen. Doch eher ift die Zeit gewejen als der Raum, Wie Wachsthum eher war als der gewachſne Baum. Entftanden war die Zeit fobald als Geifter dachten, Der Raum erft, als fi breit darinnen Körper machten. Und mit den Körpern wird der Raum zufamınenfallen, Doch mit den Beiftern erft die Zeit in Gott entwallen.

613

82. Der Erde kann der Menſch, an der er hangt, entbehren Noch eher als des Zugs zum Himmel fi entwehren. Die Pflanze ſelber konnt' eh’r in den Lüften ſchweben Mit ihren Wurzeln, als den Trieb nach Licht aufgeben. Um aber zu gebeihn, muß fle im Boden ftehn, Und nach der Sonne Schein fi mit dem Mipfel drei

83. Ich will au meinen Leib zurüd vom Staube fodern; Denn nicht ein Stäubchen des, was mein ift, joll vermodern. Was ich als ein Gewand hab’ abgelegt im Grabe, Anzieh' ich's wieder, wann ich ausgeſchlafen habe. Es wird das alte Kleid, und doch ein neues fein; Die Mutter in der Naht wuſch es dem Sinde rein.

84.

Der Tod ift jedenfalls ein wicht’ger Augenblid;

Und wie man ftirbt, daran hängt etwas vom Geſchick. - Gelingt doch jeder Schritt, den man im Leben ſchreitet,

Je minder oder mehr man iſt dazu bereitet.

So wird beim lehten auch es nicht gleichgültig ſein,

Mit welcher Fafſſung man bier austritt und dort ein. Gewiß ift förderlih und wünſchenswerth Befinnung

Hier zur Beendigung und drüben zur Beginnung.

85. Du denkeſt fort und fort, dein Denken iſt .ein Schaffen, Und deine Denftraft hat zu fürdten fein Erfchlaffen. Was du einmal gedacht, das kannſt du nie vergefien; Was du geichaffen, ftetS erinnerft du dich deſſen. Indem du meiner dich erinnerft, Haft du mich Am Innern ewig, und im Innern hab’ ich did. Vergiß mich, Welt! ich weiß, daß Er fih mein erinnert; Und ſterb' ih außen dir, Ieb’ ih in ihm verinnert.

86. Was nennft du groß und flein? du nenneft größer, was HM über, Keiner wohl, was unter deinem Mob.

x 7

Du ſchwankſt in jedem Ru von diefem jenem zu. Du ftreifeft hier an's Nichts und ſchweifeſt dort in’s UM, -

Ergreifeft feines doch im Steigen noch im Fall. Wielange führeft du mit Wollkenbildern Streit?

Das Nichts iſt nichts, und nichts if Die Unendlichkeit. Gott ift wo nichts dir fcheint, Bott iR wo dir erfcheinet

Unendligleit, in ihm iſt Nichts und Nichts verneinet. Du bift vor jedem Richts gerettet, Ihm vereint;

Nichts ik nur, was ohn’ Ihn Eimas zu fein vermeint.

88. .

Was ift der Kleine Menſch in der Unendlichkeit!

So eng ift fein Begriff, ihr Umfang ift fo weit. Mit Schreden fiehft du dich in einen Kreis geſtellt,

Der rückſichtlos auf did, "den ew'gen Umſchwung hält. Ein Kreis, dei’ Mittelpunft, wenn er iſt irgendwo,

Nur überall iſt, und fein Umkreis nirgendiwo. Wenn diefer Mittelpunkt denn allerorten if,

So ift er ja,.o Menſch, am Ort au wo du biſt. Du ſtelleſt kühn dic hin als Mittelpunkt der Welt,

Und fiehft, wie fie um dich den ew’gen Umſchwung hält. So Har if ihr Belek, daß du’s erkennen kannſt,

Und durch die Einficht ſelbſt am Weltplan Theil gewanuſi.

615 +-

Wie du e8 fiehft durch's Rohr, jo freift der Sphären Chor, Als zeichnete du felbft ihm jeine Tänze vor.

Rur kannt du das Geſetz nicht ändern zum Vergnügen, Mußt in’s gegebene erkannte ſchön dich fügen.

O Wenſch, dir ift dein Loos, did in Selbſtändigket Zu fügen frei und groß der Weltnothwendigfeit.

89,

Sturm der Bernichtung, ſprich, wohin denn mich verjäjlagen,

Wohin’ denn wilft du mich, wo Gott nicht wäre, tragen? Bon Gott ift alles Sein umſchlungen und umrungen,

Und ich bin fein, nicht mein, ich bin von ihm durchdrungen. Wohin ich ſehe, ſeh' ich Gottes Schooß mir offen,

Der nur dem Zweifel iſt verſchloſſen, nicht dem Hoffen. Verſchlofſen iſt er nur dem ihm verjchloffnen Sinn;

Drum ift er offen mir, weil ich ihm offen bin.

90. Woher ich kam, wohin ich gehe, weiß ich nicht; Dog dies: von Gott zu Bott! tft meine Zuverſicht. Warum id) jego bin, und andre ſonſt geweien; Barum mir diefer Pla, kein andrer, ift erlefen? Ich blühe wie die Blum’, und wacje wie der Baum, In meiner Jahreszeit, in meinem Gartenraum. Im großen Barten ift fein abgelegnes Beet, , -Das nicht zu feiner Zeit von Lenzluft ift durchweht. Kein abgelegnes Beet, das nicht erblüht in Wonne 2 An feines Gärtners Bid, jein Blick iſt Mond und Sonne. Ich fühle Sommerluft, und fühle Winterfchauer, Und einen Schauder, daß ih bin von kurzer Dauer, - Doch eine Ahnung, daß ich ewig bin vom Stamme, Und daß nicht fich verzehrt, die mich verzehrt, die Flamme. Es if ein niedrer Trieb in mir und höhres Streben, Dem ſoll ich folgen und mich jenem nicht ergeben. - Zur reinften Blüthe will ich meine Luft entfalten, - Und meine Schmerzen jelbft zu Wonnen umpgeftalten. Ich ſteh' in Gottes Hand, und ruh’ in Gottes Schooß; Bor ihm fühl' ich mich Hein, in ihm fühl' ich mich groß.

616

91. Der Menſch iſt, wie er ſagt, ein Bürger zweier Welten, Doch kann er nicht zugleich und ganz in jeder gelten. In einer if} er ſonſt von beiden recht zu Haus, .- "Und zwiſchen beiden ſchwebt er wie die Fledermaus. Eolang die Burgerſchaft it Hier in voller Kraft, Iſt deine dortige nur eine Anwartidaft. Du mußt die wirflidhe hier wirklich dir exwirken, Jedoch dabei-nichts ihun, dorf. jene zu verwirken. So thuft du deine Micht gleichzeitig und gleichjeitig, Und keine Vurgerſchaft macht dich der andern Rreitig.

.92. Des Menſchen ganzes Elüd beſteht in zweierlei, Daß ihm gewiß und ungewiß die Zufunft fei. Das ift ihm ungewiß, wo er wird fein und wie, Gewiß daß er wird fein, derjelbe dort und hie. Die Ungewißheit macht ihn froh der Gegenwart, Und die Gewißheit giebt ihm Kraft zur Weiterfahrt. Wer möchte leben, wär’ ihm nicht fein Tod verborgen? Und wer könnt’ heute fein, wenn er nichts wäre morgen!

93. Was ift &8, daß du fagft: es hat mich diejes heut, Und geflern jenes mid), und neulid) das gefreut! Wie du di, armes Herz, mit deinen Freuden quälft, Wenn du die einzelnen zuſammenrechnend zählſt! Die Freude kennſt du nicht, wenn du nur Freuden kemneſt; Dir fehlt das ganze Licht, wenn du’s in Strahlen trenneft. Aus al den Freudchen flihft du feinen Freudenkranz; Denn ch’ das eine blüht, verwelft des andern Glanz. Dir frommt auf kurze Naft nicht mancher Preudengafl, Wenn du nicht Freudendau'r im Haufe wohnen haft.

94.

Zu Gottes Angeficht wie fteigt ſich's ſchwer empor! Denn fieben Himmel find, und jeder hat ein Thor.

—t 617 +

Und ift durch's eine Thor gegeben frei der Kauf, So thun deswegen fi noch nicht die andern auf. . Was gültig ift als Paß, durch dieſes Thor zu kommen, ° Wird nicht gleich ebenſo bei jenem angenommen: Vielmehr wird Reineres von Thor zu Thor begehrt, Daß Reinftes droben ſei von Gottes Blick verflärt. Die Engel, die auf's Werk des Menfchen merken, tragen Heut’ eind von ihm empor zum erfien Thor, und jagen: Thorhüter, laß uns ein! dies Werk If ſchön und rein; Zu Gottes Angeficht fol e8 getragen fein. : Der Hüter aber fpricht: Wie? iſt es fledenfrei? O nein,-das ift e8 nicht, es ift Doll Heuchelei. Bor Gottes Angeficht kommt ihr mit diefem nidt; Nehmt e8 und werft e8 dort dem Menfchen in’s Gefidt. . Da nehmen’s mit ſich fort die Engel voll Verzagen, Um morgen anderes zum andern Thor zu tragen. Dad dort der Hüter ſpricht: Wie? iſt es ohne Schmug? O nein, das iſt e8 nicht, es iſt voll @igennuß. Bor Gottes Angefiht kommt ihr mit diefem nicht; Nehmt es und werft e8 dort dem Menfchen in’3 Geſicht. Da nehmen’s mit fi fort die Engel voll Berzagen, Um morgen anderes zum dritten Thor zu tragen. Der dritte Hüter ſpricht: Hat es die redhte Zier? O nein, die bat es nicht, es ift aus Ruhmbegier. Bor Gottes Angefiht kommt ihr mit diefem nicht; Nehmt es und werft e8 dort dem Menſchen in’s Geficht. Da nehmen’s wieder fort die Engel mit Berzagen, Um morgen anderes zum vierten Thor zu tragen. Der vierte Hüter ſpricht: Iſt diefes wirklich gut? O nein, es ift nicht Pflicht, es if nur Trieb im Blut. Bor Gottes Angefiht kommt ihr mit diefem nit, . Nehmt es und werft es dort den Menſchen in’s Geſicht. Da nehmen's wieder fort die Engel mit Verzagen, Um morgen anderes zum fünften Thor zu tragen. Der fünfte Huter ſpricht: Iſt dieſes fromm und treu? Iſt's aus Geſetzfurcht nicht, und nicht aus Menſchenſcheu? Bor Gottes Angeficht kommt ihre mit dieſem nicht; Nehmt es und werft es dort dem Menfchen in’s Geficht.

EinBeter Hat erzählt: Sang betet“ ich, und nidte Bor Andacht endli ein, als ich den Traum erblidte: Ein Engel ſtand vor mir, und hielt in feiner Hand Ein Ylatt, wo jegliches Gebet geichrieben ftand; Ein jegliches, wie ich's der Reihe nad) geiproden; Nur eine Zeile war in Mitten abgebrochen. Da weint’ id, daß mir die verloren follte fein; Barum ‚nicht trugeft du dies mit den andern ein? Er ſprach: Im Beten warft du bis bieber gelommen, Als beim VBorübergehn der Nachbar dich vernommen. Du murdeft auch gewahr, daß er vorüber käme, Und ſpracheſt lauter gar, damit er es vernähme. Die Stelle des Gebets ftahl deines Nachbars Ohr; Nur was ein Menfch nicht hört, ſchreib' ich und trag’S empor.

96. Unſterblichkeit iſt nicht der Zukunft aufgeipert, Unfterblihteit iR im Gefühl der Gegenwart. Du wärft nicht, der du biſt, in diefem Nu der Zeit, Wenn du derfelbige nicht wärft in Ewigfeit. Sobald du denken willſt, du wäreft nicht mehr einfl, So fühlt du, da du dich infoweit felbft verneinft. Berneine nur dies Rein! dazu haft du empfahen Des Geiftes Kraft allein, dig ewig zu bejahen.

—t 619

97.

Das ift mein Wunſch, daB gut und glüdlich mögen werben Und al’ mit ihnen ich, die Menſchen all’ auf Erden. Und wenn ic) ſelbſt nicht. viel zum allgemeinen Heil Beitragen kann, fo trag’ ich bei mit Luft mein Thell.

Die aber nichts dazu bei wollen, fünnen tragen, Berllagen kann ich fie darum nicht, doch beflagen.

Wer fieht auf andrem Weg ala ich das Heil gelegen, ' Der geb’ ihn nur! es geht dahin auf vielen Wegen. Das Streben für die That nimmt Bott vom Menden an; .

Wir baben piel gewollt, zulegt hat er's gethan.

98.

Die Sonne ſteigt, mit Gott! und golden iſt der Oflen; Sie tritt ihr Tagwerk an, und ich an meinen Poſten. Sie will der Welt herauf neu führen einen Tag;

Und Schönes bring’ ich euch, jo viel ich noch vermag. O bring' es ſchnell, mein Geiſt! der Tag iſt kurz gemeſſen, Herbſt if nun, doch fo klar, daß ich mich freue deſſen.

Kahl ift der Rofenftraud, die Roſen find vergefien, Do ſanft im Frühglanz wankt der Wipfel der Eypreffen.

‚99,

Wenn nur für fremde Luft dein Wirken ift beftrebt, Kein Frohgefühl die Bruft dabei dir ſelbſt erhebt, Auch du nicht deine Luft am Thun der Andern haſt, So ift Dir, was du thuſt und fie thun, eine Lafl. Komm, und mit Heiterfeit den Drang des Lebens würze! Richt Über Hals und Kopf dumpf in den Wirbel ftürze ! Es ſteht bei dir, daß aus der Welt Mühſeligkeit In jedem Augenblid dir aufblüh’” Seligteit.

100. Am: Ende, wann du nun did an der Welt genung Gefreut haft, freue dich noch die Erinnerung; Noch die Erinnerung, wie du dich ſonſt gefrut, - . Wann das die Welt dir bot, was fie noch im.mer beut;

Wie du dich fonft gefreut, wann fich der Kranz erneut Des Vrühings, wie ſich Keut’ fein voller Glanz ernent. Freut Dich nicht mehr der Franz? Noch immer! doch nur ganz, Wenn du dazu denfft, wie dich fonft gefreut der Blan. . ”. 101. Die Hoͤlle Dante’s hat mid weiland ſehr empärt, Und num gefällt wir die Mohammeb's, unerhört! . 3 minder gräßlich ein Gebilde bie als jene? "Rein, aber weiter it hinaus gelegt Die Scene. Gemwaltig heizt er fie, doch macht fe mir nit heiß, Weil ich fie nicht beftimmt für meinesgleichen weiß. Zwar hat er grade für Ungläubige fie beftimmt, Dog muß ein Gläubiger ſchon fein, wer fie annimmt.

102.

Es giebt ein Yenfeit, da3 herein in's Diefieit reicht;

Kein Herz ift, das davon nicht ein Gefühl beſchleicht. Umſchlungen hält es di, umrungen und durchdrungen;

Du fuhlſt, es ift nicht dir, du jelbft bift ihım entjprungen. Du weißt nicht, was es ift, doch börft du, daß es ſpricht,

Lieb’ ift e8 und nicht Haß, nicht Finſter, ſondern Licht. & if das Wirkliche, daB Mahrheit in dir wirft,

Das Uinerklärliche, dei’ Klarheit dich umzirkt. Du kannſt den Mittelpunkt der Seele dir nicht rauben,

Und mußt dem innern Sinn, wie deinen äußern, glauben. Siehft du dafür did um nad Zeugniß der Erfahrung,

So nennft du, was damit einftimmet, Offenbarung. Nichts wird dir offenbart, wo du nicht offen biſt;

Und außen fiehft du nichts, wa3 dir nicht innen ifl. Das Aeußre dient dir nur, dein Innres zu entfalten,

Dein Innres, weiter dann das Aeußre zu geftalten. Dann fiehft du außgemalt aus deinem Farbenſchatze

Dein Jenſeit leibhaft als Verklärung oder Frage.

108.

Triumph! das Leben fiegt; Triumph! der Tod erliegt, Ein Woltenichatten, der vorbei der Sonne fliegt.

621

Wie hell aus Wolkenflor die Sonne bricht hervor, So bricht aus. Kummernacht mein Freudenlicht hervor. Ich preiſe dich, mein Gott, und will dich ewig preiſen, Du ewiger Mittelpunkt in allen Lebenskreiſen! Im Raume ſtehſt du nicht, Raum ſteht und Zeit in dir; In Allem, was dich fühlt, ſtehſt du, und ſtehſt in mir. Ti fühlt das Menſchenherz, daS ftolze, nicht allein, . Dich fühlt das Thier, dich fühlt die Pflanze, fühlt der Stein. Sie alle haben ſtumm ihr Loblied angefimmt, _ Das du nicht Überhörft, da es mein Ohr vernimmt. Dich preifend kommen fie, und gehn dich preifend wieder; Die Schöpfung wacht in dir und legt in dir fich nieder, Ich bin in dir erwadt, und werd’ in bir entichlafen; Ich ſchweb' in dir, mein Meer, und ruh' in dir, mein Hafen. Ich Mage nicht, daß ich dahingehn werd’ im Nu; Ich jauchze, daß ich bin, und ewig bleibeft du. Ich Mage nicht, was ih duch frühen Tod verloren; Ich jnuchze, daß auch es zum Leben war geboren. Ich freue mich, daß es des Lebens fich gefreut, Und diefe rende mir im Herzen lebt noch heut’.

104.

Wenn jene haben Recht, die in des Lebens Mitte

Das Böse jehn, den Feind lauernd auf Tritt und Schritte , Die Seele, Sträflinggleih, geſchmiedet an den Karren,

Und allzeit fertig zum Verbrecher oder Narren; -- Im unglüdieligen verbältniklofen Streite

Das lichte Pünktchen mit der breiten Schattenfeite: Wenn das die Weifen find, jo find wir blöde Knaben,

Die wir am heitern Schein von außen Luft noch haben; Daß wir nad) Blumen gehn, von Krötengift beiprigt,

Und nad den Früchten fehn, vom innern Wurm beſchmißt. Doch wenn wir haben Recht, wie Recht wir haben müſſen, Am Schönen uns zu freun, zu laben uns am Süßen;

So droht es unferem Genuſſe doch Berftörung, Zu fehn ftet3 jener dort unfelige Bethörung.

Aswie ein Wachender ganz aus dem Sinn nicht ſchlagen Die dummen Fratzen ann, die ihn im Traume plagen,

012 +

Und wie ein Dentender im Denken wird geftört, Wenn er Bahnfinnige mit Ketten rafleln hört.

Dog wie’gefund zum Trog dem Kranken der Gefunde ‚Sich fühlt, fo fühle di mit Bott im Seelengrunde.

Arbeitiam, liebevoll, beſcheiden und enthaltfam;

Nicht zuügel⸗ſchrankenlos, in keinem Ding gewaltjam ;

Bertrauend ihm, der dir den Himmelsfunten gab, Daß unverfinftert du ihn trageft über’s Grab;

So beut dem NRachtſpuk Troß in lichter Zuverſicht, ‚Und: fürdte als Geſpenſt dich ſelbſt und Andre nidt.

" 105.

Der Welt Anfhauungen, der Dinge Sinnabdrüde, Sind ſchon, daß fill damit das Haus der Seele ſchmücke. Je künſtleriſcher fie anordnet und verflärt

Die Seele, je mehr Wonn’ ihr Wohnhaus ihr gewählt. Doch keins der Bilder dient zu gründlicder Erbauung . Wie das Altarbild nur geweihter Gottanfchauung. Je weiter feinen Glanz ergiekt dies Mittelbild,

Erfülend immer mehr das innere Gefild; Je weiter tritt zurüd das zeitlihe Gewühl,

Und gebt befeligt auf in Ewigkeitsgefühl. Gedächtnißwiſſenſchaft, Dichtkunfteinbildungstraft

Sind vor der Seele Bottbemußtjein kummerhaft. In ihm wird ihr, die fich gefühlt nad außen endlich,

Ihr eigenft-innerftes Unfterbliches verftändlid.

106.

Die Ewigkeit umfaßt die Ewigkeit allein;

Mas in dir Em’ges denkt, das muß unfterblid fein. Unfterblichleitsgefühl im Menſchen war erwacht, "Sobald nur feinen Gott unfterblid) er gedacht. Mocht' er im Gegenfag zum Gott ſich fterblic nennen,

Sein eignes Göttliches konnt’ er vom Gott nicht trennen. Doch als den Böttern er Geftalt und Leib gegeben,

Zu Menſchen fie gemacht, die nur viel länger leben; Da war Unfterblichteitsgefühl ihm ſelbſt entſchwunden,

Mit lörperlolem Bott exit wieder ar empfunden.

63

107,

Unendlich iR zugleich und endlich jedes Ding; Dort adteft du e8 groß, hier jchägeft du's gering. Das, was du liebeft, lern’ als ewig feſt zu halten, Gewurzelt im Gemüth, um niemals zu veralten. Doch was Unliebes dir macht Yerger und Berbruß, Das wirf entiloffen in der ird'ſchen Dinge Fluß. Dich tröſt' e8, dag im Fluß e8 wird vorübertreiben, Im Meer der Ewigkeit wird deine Liebe bleiben.

Y

108.

Das Allgemeine ſchwebt dem Geift beftändig vor, Nur wie ein Bild verhüllt von des Beſondern lot. Doch wenn der Beift einmal fi, durch den Flor zu dringen, Gewöhnt hat, fieht er Har das AU in allen Dingen. Das ift die Aehnlichkeit, die Bild mit Bild verfnüpft; Feſt hält die Dinge, wen der Faden nie entſchlüpft. Das, was fie ähnlich macht, das macht fie auch verjchieden; Wer dies Geheimniß kennt, ift jelig und zufrieden.

109.

Nur eine Liebe giebt's auf Erden ohne Leid, e Weil ohne Eiferſucht, weil ohne Groll und Neid, Und ohne Eigennuß; weil, wer fie liebt auf Erden, &ür feine Liebe nicht geliebt will wieder werden. Welch' eine Lieb’ ift daB? zu welchem Liebesgut? Zu einem, das der Geiz nicht nehmen kann in Hut. Zu einem, das nicht wird durch Heinfte Theilung Meiner, Das Taufend in Vefig ganz haben, ganz wie. Eimer. . Die Lieb’ ift es zu Gott, die Keinen aus will ſchließen, Vielmehr fi vielfach in Mitliebenden genießen. Das ift Die Liebe, die noch nicht das Boll gewann, Das einen eignen Bott zu feinem Hort erfann. Die hat auch nicht der Mann, der den zum allgemeinen Gewordnen Hort der Welt neu maden will zum feinem, Die Liebe hat nur, wer mit Liebesandadjt fieht Jedweden Liebenden, der vor’m Geliebten niet.

u 0

af welcher and) er huiel der kaufen) Tempeifisfen: An’g Wlerhelligfte wird er mit Lieb’ ifn.rufen, .

Nur lieblos wird er nicht ihn ndih’gen einzüireen, ‚od minder wehren Dim! and deouhen angaheien.

Er 110. . dn ale Zone Kg Me Mefäht uf den den Ania Beradie Hinz Beach and kan Bichgehrtbe Womit’ ein armes Herz empotringt von ber Erde. Ein Rind mit Lacheln Tampft, ein andres mit Geidrel, „deb dan Der Pie Ye ei augen I.

. 111: a Mein Sehnen Rrebet vor, und frebet nicht Wirte; Nicht die Vergangenheit, die Zukunft it mein Gluck "Mein Sehnen ftrebet vor und eilet mir voraus, Es ſchwebet dort empor, und iſt ſchon dort zu Baus. Es ift fon dort zu Haus, warn id) ihm komme nad, Dann zeigt es dort mir das, was bier e8 mir veriprad.

112. Es ift ein alter Spruch: das befte Leichentuch Iſt Redlichkett, ſie würzt den Tod mit Wohlgerud. Es ift ein alter Spruch: wenn fle mit dir nun fchreiten Zu Grabe, werden fie verſchieden dich begleiten. Dein einer Freund, dein Gut, bleibt hinter dir im Hans; Dein andrer Freund, dein Rubın, fliegt in die Welt hinaus. Dein dritter Freund, dein Freund, begleitet di an's Brab, Und. fehret um, fobald er warf die Scholl' Yinab. Die Liebe ſchickt vieleicht dir ein Paar Thränen nad), Doch auf der großen Reif’ ift dies Geleite ſchwach. Ein gut Gewiſſen Aur wird bei der Sand dich faffen, Nur der Seleitsmann wird dich nimmermehr verlaffen. Und was du Gutes haſt vorausgefandt mit Beten, Tritt dir entgegen dort, und wird dich dort vertreten.

0

118.

D fühle dich, mein Geift, von Geiſtern ſtets umgeben, Bon guten @eiftern, die dich überall umfchineben, Bon guten Geiflern der Natur, die Rofentronen Dem Frühling weben und in Lilienzelten wohnen ; Bon guten Beiftern, die in Himmeln Sterne leiten, Dem WMorgenrothe vor und nad dem Spätroth jchreiten ; Den zuten Geiſtern, die der Menſchen Sinne lenken Und alle Seelen bie, die dein in Liebe denen; Die du mit Lieb' hier ſahſt, die dort mit Lieb’ Kernieder Run ſehn auf Di, und die du dort wirft ſehen wieder. Wo gute @eifter jo in Schaaren di umfahen, Darfſt du nicht fürchten, daß zu nah die böfen nahen, Die Geifter der Begier, die dunpf in Raum und Zeit Befangnen, eitler Luft und eitler Traurigfeit.

114. Das Jenſeits kannſt du in belich’gen Farben malen, Die doch den Widerſchein von deinem Innern ftraßlen. Wie dumm ſeid Ihr, um nicht zu fagen: wie verrucht, Die ihr, zu malen es, fo krafſe Farben fudt.

115. Zu eurer Finſtlerei belehret ihr mi nit; . Ich weiß, die Schöpfung ſei ein heitres Gotteslicht. Dem Lichte ward gejellt ein Schatten zum Geleite, Und ihr habt euch geftellt auf dieſe Schattenſeite. Rein, ſelbſt von der Natur jeid ihr die Schattenflelle; Bergehrt euch ſelber nur, jo geht fie auf in Helle.

116.

Das Leben ift zu kurz, um alles zu erlernen,

Was Iernenswürbig ift im Raben und im Fernen. Wlein die Ewigkeit ift lang genug dazu;

Der Ausficht freme dich, Geiſt, ewig lerneſt du. Und ewig lerne du nicht aus, denn ewig firedt

Das Ew'ge weiter fi, das Ziel um Ziel dir ſteckt.

Nüderts Werke VIII. “a

0

Richt Ein Ziel, fondern eins um's andre zu gewinnen, Beginne muthig nur das enbloje Beginnen!

Lern’ alles was du magſt! nichts iſt ganz unerheblich; Auch das Bergebliche gelernt iſt nicht vergeblich.

Du lernteft wenigſtens die große Kunſt daran, Zu lernen. Wlles lernt, wer erſt daS Lernen kann.

117.

Groß ift die Aehnlichleit von Seel’ und Schmetterling, Doch die Verſchiedenheit von beiden nicht gering. Die Buppenmaste zeigt ein Todtenangeficht, - Aus defien Ernf ein Strahl von höherm Leben bricht; Das ift das Bold, wovon die Chryſalide trägt Den Namen, darin ift Verklärung vorgeprägt ; Nur daß der Schmetterling noch in dem Sarge liegt, Indeß vom Kerken frei die Pſyche drüber fliegt, Die Pipe, die, wie fie ſich unſichtbar geftaltet Im Leben, jo im Tod unſichtbar ſich entfaltet. Der Schmetterling erhebt jein himmliſches Gefieder, Senkt nieder ed, und hedt am Boden Raupen wieder. Ich aber hoffe, wenn mein Schmetterling ſich hebt, Daß ewig erdenfrei er durch die Himmel jchwebt. Denn feine Blume blüht hienieden, die aus Lüften Mi Loden könnte gleich dem Schmetterling mit Düjten.

118.

Erhebe did, mein Herz, mit Wogenſchlag, und gleiche Dem Meere, das bei ſich nicht leidet eine Leiche. Es wirft die Leichen aus; jo du mit heil'gem Braus Erhebe dich und wirf fort allen Todesgraus. Wie Phöbos Eiland, wo fein Todter ward begraben, So fol in dir der Tod aud keine Stätte haben. Und war's ein theuerfied, was tobt ift, das iſt ab; Im Himmel fliegt der Geiſt, der Moder liegt im Grab. Du jei die Grube nicht, worin Verweſung liegt; Sei du der Himmel, drin der reine Geift fich wiegt.

617 +

119.

Die hier am lauteften erſchollen und erflungen,

Wo find die Ramen hin? Verſchollen und verffungen! Wo find, die fi fo voll erſchloſſen und erblübt,

Die Knospen unſres Nuhms? Verſchloſſen und verblüht. Wo, die jo freudenhell erglommen und erftxahlt,

Die Sonnen unjrer Luft? Berglommen und verftraßlt. Wohin ift alles das, worüber und wobei

Wir waren ſtolz und froh? Borüber und vorbei.

120.

Wir haben, fpricht der Herr, der Erde Schmud bereitet,

Damit daran geprüft fei, wer durch's Leben jchreitet. Wer nah dem Schmude haſcht und. fich darin verfängt,

Gelangt zum Himmel nit, weil er am Ird'ſchen hängt. Doch wer mit üben tritt den. Shmud und ihn veradhtet,

Hat höhern Sinn, nur daß er zu gewaltfam trachtet. Ber mit dem Schmud fi ſchmückt, und, wie er Blumen pflüdt,

Sein Ziel Hält unverrüdt, nur der ift ganz beglädt. D freue dich, daß, wo du gehft, an deinen Pfaden

Die kühlen Schatten ftehn, die dich zur Ruh einladen. GErquid’ und flärfe dich, Doch nicht in träger Raſt

Bergiß des Weges, den du noch zu machen hafl.

121.

Die Welt ift 56’ und leer, und grenzenlos der Raum,

Wo nicht die Liebe wohnt mit einem Himmelstraum, Wo nicht die Liebe wohnt, von der, zu der du geht,

Um dern Mittelpuntt du dich im Geiſfte drehſi. Drum denke, wo du gehſt, damit nicht Bd’ erſcheine

Die Welt, daß eine Lieb' auch dort wohnt, irgend eine, Daß irgend einer dort träumt ſeinen Liebestraum;

Den gönn’ ihm, träume mit, und voll ſei dir der Raum.

122. Der Sinle, der am Weg ein. trodines Köornlein haſcht, Hat Kirſchen wohl im Lenz, Trauben im Herbfi genafeht.

08

Er nimmt es wie es fommt, bleibt friſch an Leib und Seele, Nur fingt er nicht, und blaß ward ihm Das Roth der Kehle.

Ginft fingt er wieder, und jein blaffer Hals wird rolf, Bann wieder Kirk’ und Traub' ihm giebt fein täglich Vrod

Auf, ſchwinge dig, mein Beift, auß dieſen Kummerſchranken, Wie mit den Plügeln er, mit mutbigen Gedanlken.

128.

Ya Ind’ in deines Bolls Ruhmtempel nur zu prangen, Wo lebend nicht hinein, im Tod doch, zu gelangen. Das, warın viel Ramen, die nun Elingen, find verklungen,

Roc deiner-fei genannt von fpäter Enkel Zungen. Nicht weden wird dich das, noch Hören deine Ruh,

Doch Troft und Lohn dir fein: Roc ruhend wirteh du. Im Tode wirtft du, was du nicht. gefonnt im Leben,

Zu fittigen die Welt und Herzen zu erheben.

124. Schoͤn ift es überafl, ein Stellvertreter fein,

Zu gelten für die Welt, und nicht für fich allein. Die vielen gehn dahin, vom Drang des Tags getrieben, Und wo fie gingen, ift nicht ihre Spur geblieben.

Stehn bleiben wenige, daß Zeugniß nachzutragen Bom Streben ihrer Zeit, wann andre Zeiten tagen. Das find die Beifter auf der Menſchheit höchſten Stufen, Bei deren Namen find die Zeiten aufgerufen. Doch wie ein weit Gebirg am Horizonte fintt, Und endlich ſichtbar nur der höchſte Gipfel blinkt; Die vielen Gipfel, die im Ferneduft verſchwammen, Sind gleichſam unficgtbar im Einen nun beiſammen; So von den Geiftern au wird Einem aufgetragen, Im Ramen aller, die binuntergehn, zu ragen; Und alles fammelt fi, was groß nur ift und fchön, Um die am Horizont gebliebnen Menfchheitshöhn.

125.

Wie einft des Geiz'gen Aug’ erihlofien Zauberjalben, Dok ihm verborgne Shäk’ erihienen allenthalben ;

629 +-

Die ganze Welt gewebt aus Gold und Edelſtein; Und nur zu ſchärfen dient es ihm der Habſucht Pein. So ward erichloflen aud mein Blid von Wunderſalben, Und ungeahnte Schätz' erblid’ ich allenthalben; Die ganze Welt gewebt aus Sonn- und Blumenſchein; Und zur Befriedigung gereicht es mir allein. Zufrieden ſeh' ich, daR ich niemals kann außbeuten Der Schöpfung Schacht, und nie ihr Räthſelſpiel ausdeuten. Der Schacht, in dem das Erz nachwächſt aus innrer Kraft; Das Näthiel, das, gelöft, wird doppelt räthjelhaft. Und Iöfen wir mit Glück, was wir zur Zeit aufbaben, Schon aufgegeben find der Folgezeit Aufgaben. Und was zu ldjen wir die Hoffnung jeßt aufgaben, Das Ilöfen leicht einft, die zu löfen das aufbaben. Ich aber freue mid, nach Luft hervorzuholen, Und fürchte nicht, zulegt zu finden taube Kohlen. Und was ich jelber Luſt nicht hab’ hervorzuholen, Sei einem luftigern Geſchlecht von mir empfohlen. Roh lange wird die Art den Urwald nicht ausreuten, Roh Lange Bienenfleik den Frühling nicht ausbeuten. Solang in Gott und Welt fih Herzen ftill ausfreuten, Und Maiengloden jacht des Lenzes Sieg ausbeuten: Golang wird frohe Kunft die Wunder nur ausdeuten, Die eines Künftlers Händ’ auf die Natur ausfireuten. Er gebe Leben mir, Geſundheit, innre Luft! Denn noch zur Hälft' ift nicht der Schag in meiner Bruſt. Richt Längftes Leben reicht ihn vollends auszubeuten, Ob Toctertöchter ich ausftattete zu Bräuten. Weh, Reim, du haft im Stang ein Bild mir aufgevrungen, Durch defien Weh find hier die Saiten abgeiprungen.

126. Was uranfänglic ift, das ift au unanfänglich, Und Unanfänglices nothwendig unvergänglid). Mas irgend wo und wann hat felber angefangen, Kann nicht der Anfang fein, und muß ein End’ erlangen. Der Anfang nur allein kann nie zu Ende gehn, Weil er aus Nichts entftand, Nichts oh’ ihn kann entflehn.

Und der vollfommne Menſch fett in den Aufenthali Des hochſten Himmels ſelbſt die menſchliche Gehalt. Es will der Menſchengeiſt in andern Gotteswelten Rein anderes Bernunftgeichöpfe lafſen gelten. Er will der Mittelpunkt der Schöpfungstreiie fein, Des Schoͤpfers Ebenbild und Schöpfungszwed allein. Doch andre Weſen find noch denkbar außer dir, In ihren Kreiſen das, was du in deinem bier. Du haft für fie kein Maß, fie keins vielleicht für dich, Und halten, fo wie du dich häliſt, für einzig fidh. Doch wenn fie höher ſtehn al3 du und hefler fehn, Begreifen fie wohl did, die du nit kannſt verfichn. Jemehr du aber dich enthebſt den engen Echranten, Erweiterſt du die Welt mit liebenden Gedantlen. Du freueft dich, daß aud in andern Sphären walten Bernunftweltorbnungen und Blaubensbeilanftalten. In jedem Himmelskreis, in allen Erdenkreifen, Laß nur auf ihre Weil’ ihr Höchftes Alle preiſen. Den eignen Glauben fonR du dir nicht laſſen rauben, Allein au rauben ſollſt du Keinem feinen Blauben. Und eiferig befämpf’ an dir und Andern künftig Nur was unmenſchlich if, unfhön und unvernünftig.

681 %-

128.

Die Seele, die herab ift in den Leib geftiegen,

Hat halb, dem Bogel gleich im Bau'r, verlernt dag Fliegen; Rahın Schwere an und gab dem Leib des Schwunges Kraft, Daß fie halb leibhaft ward, der Leib Halb ſeelenhaft.

Sie hat ein dunkles Haus mit ihrem Licht erhellt, Deßwegen aber ſelbſt in's Dunkle ſich geftellt. Sie hat dem todten Leib fein Leben eingegeben, Aufgebend jelbft um Tod ein Theil von ihrem Leben. Die Liebe war's, die fie zu ihm berniederzog, Mit ihm in Staub zu gehn, die ohn' ihn droben flog. Sowie dem Glauben auch herab fih bat gelafien * Die Bottheit menſchlich, daß fie Menſchenherzen faflen. Und wie ein Weiler aus der Weisheit hellen Sphären Herabfleigt, um die Nacht der Bloöͤdheit aufzullären. Er will fi eines Theils der Weisheit gern begeben, Um die Unwiſſenheit zum Wiffen zu erheben. In jeder Lebensiphär’, in jedem Wirkungskreiſe, Läßt fi der höhre Geift herab auf ſolche Weile. Mit Demuth, Dienftbarkeit, Lieb’ und Aufopferung, Sudt er das Niedre ftets, und giebt ihm höhern Schwung. Mit Tugend, Kraft und That, mit Anmuth, Scherz und Wiz, Wie Sonnenfhein und Thau, wie Regenflurm und Blitz; So mannigfaltig fleigt der Himmel flet3 zur Erbe, Damit das Irdiſche des Himmels theilhaft werde; Damit das Leben jo fi mit dem Tod verjöhne, Und aus dem Staub erblüh’ die Luft der Welt, das Schöne.

129.

Die Seelen waren in der Weltieel’ einft beifanımen, Wie Tropfen in dem Meer, alswie im euer Flammen. Den Weltleib halfen fie bejeelen und beleben, Bon ihnen feiner war ein eigner Leib gegeben. Sie aber wümſchten nun ein eigenes ‚Gebiet, Darin zu berrichen, wie der eigne Trieb es riet. - Und abgegrenzet ward ein Weichbild fo für jede, . Daß zwilchen ihnen nicht Verwirrung werd’ und Fehde.

658 I

Run wirkt geſondert jeb’ in ihrem eignen Leibe, Wie mit der Weltieel’ eink in Genn- und Mondenſcheibe Die Sonn⸗ und Mondenſcheib iR nicht dadurch verglommen, Doch ſchone Glieder find zum Vorſchein hier gelommen. Darum gejeguet ſei der Geele Trieb, zu walten m einem Leib, und ſchon das 2* zu geſtalten. GSie möge ſiegreich nun ihr kleines UN verklaren, In Einllang haltend es mit Sonn⸗ und Mondenſphären

130.

Das Seelchen kam fo früh vom Simmel ſchon hinaus, Dof eb vergefien hat fein elterliches daus Sein elterliches Haus vergeflen, davon kaum Ihm die Erinnerung noch mandmal font im Traun. Das Rind kam in der fremd’ an eine fremde Umme, Ein Pflegevater au ward ihm von fremdem Stamme. Sie nannt’ e8 Mutter, weil es ihre Brüfte fog, Yon nannt’ es Bater, weil er mit der Ruth’ es zog. Doch ein Gefühl erwacht ihm in der Bruft und ſpricht: Der rechte Bater iſt's, die rechte Mutter, nicht. Gin befirer Bater muß es fein, den id} verloren, Und eine ſchoönere Mutter, die mich geboren. Und feine Sehnſucht wächft, und Ruhe hat es nicht, Bis es des Vaters fieht, der Mutter Angeficht.

181.

Eich wie das Aehrenfeld vom goldnen Abendduft Befriedigt ſchweigt, und tief heraus die Wachtel ruft. Sie ruft: So lange hab’ ich euer Feld gehütet, Nun Hit’ ich's euch nicht mehr, denn ih hab’ ausgebrütet. Habt Dank, daß ihr geichont, folang ich hier gewohnt; Kommt, erntet nun, und feid von Segen reich belohnt! Die Aehren niden drein im Iekten Abendſchein, Geerntet wollen fie am nächſten Morgen fein. Bor einem andern Klang verftummt der Wachtel Gang, Die Sicheln hämmert man das ſtille Dorf entlang. O Tönnten wir es froh erwarten wie bie reifen, Wenn über Naht man fo wird uns die Sichel fchleifen.

—t 633 +—

132.

Ich habe doc genug des Schönen aller Art Auf dieſer eiligen Vorüberfahrt gewahrt, Auf diefer eiligen Borüberfahrt durch's Leben, Genug, den Menſchengeiſt über die Welt zu heben; Genug des Göttlihen im Menſchenangefſicht, Im Spiegel der Ratur und Dichtung Zauberlidt. Und wenn e8 mehr nicht war, jo war ed meine Schuld; Und daß es ſoviel war, ift Gottes große Hulp; Die Strahlen jener Huld, die jelbft das Aug’ erſchließen, Das eigenfinnig fi) dem Lichte will verichlicken,;, Den Augendedel rührt der Himmelkuß gelind: Eich, das ift Gottes Welt, und du bift Goties Find.

133. Gewöhne Schönes dich zu finnen und zu denen, Und lerne jeden Sinn aufs Schöne hinzulenten, Und ftrebe jeden Sinn in's Schöne einzuſenken, Und Schönes möge hold dir jede Stunde ſchenken, In Schönes Hüllen did, dein Herz mit Schönem tränfen, Und mit dem AnbHd nie dich des Unfchönen kränken. Wer mit entſchloßnem Blid das Schöne liebt und fucht, Bor defien Auge nimmt das Häßliche die Flucht. Der Götter Höchfte Gunſt ifi aber dem bewahrt, Der im Unſchoͤnen felbft das Schöne nur gewahrt; Eci’8 auch, Unfhönes nur, das fein will, zu vernichten, Und Echönes an der Gtatt, daS fein follt’, aufzurichten. Ein zarte Auge wird beleidigt vom Unfchönen, Wswie ein feines Ohr verlegt von falſchen Tönen. Feinzarter Sinn if gut, nicht gut der zärtlich ſchwache; Du härte deinen fo, daß es nicht ftumpf ihn made.

134. Solang des Schönen Hauch nicht jo dich auch durchwittert, Daß jede Saite rein in feiner Ahnung zittert; Daß allen Erdentand fein Himmelsglanz entflittert, Und jedes Gbtzenbild fein Gotterblig zerſplittert;

Unheil'ges all aubſchließt, Allheiligſtes entgittert, Den Rauch der Luft entſußt, des Todes Kelch enlbillert Solang Haft du die Höhn des Schönen nicht gelannt, So lange haft du jhbn ein Schattenbild genannt. Das Ehöne muß di ganz durchleuchten und burdptönen, Durchhauchen und durchbluhn, durchſcheinen und durchſchonen. Durchſtromen und durchwehn, durchrauſchen und durchdröhnen, Und machen lieblich ſchön dein Jauchzen und dein Stöhnen: Dann haft du Hoc und hehr des Schönen Spur erlannt, Dann haſt du ſchon nicht mehr fen Scheinbild nur genannt. Komm, laß erfi unfern Rauch in feinem Hauch veriären; Dann feine lichte Macht der blinden Radht erflären. Lak als ein Wahres erſt das Shön’ an uns bewähren, Dann daB Gewahrte aud) der Welt zum Schaun gewähren! Du fonft in feinem Dienft, ein Priefter jung-alt, Aehren Und Blüten ftreuend, weihn viel Herzen zu Altären; Damit die Welt ertennt, du habeſt es erfannt, Und nicht, was fie jo nennt, ein Wahnbild ſchön genannt.

135. Wenn jemer Funke Licht in dir vom Höchften Licht Bergiffet jeiner Pflicht und feines Urſprungs nicht; Wenn er das dunkle Haus, das er bewohnen fol, In ſtiller Freudigkeit macht Himmelsglanges voll; Wenn feine Spike treu er ſtets zur Höhe lenkt, Und eigenwillig nicht fi in die Tiefe fentt; Nicht gleich der Pflanze will im Boden Wurzel ſchlagen, Roc) glei dem Thier am Staub nach niederm Naube jagen, Nein, wie die Blume fih dem Lichte öffnet gern, Und immer aufzugehn bereit ift wie ein Stern; Ya Zeugniß, daß im Licht er lebt in dunklen Schranten, Stets giebt mit lichter That, Lichtwort und Lichtgedanken: Dann wird von sben gern daß Licht mit ihm verkehren, Und im geſunknen Stern den hoben Uriprung ehren; Ihm helfen, wenn ex ficht, bis er die Schranke bricht, Und aus der Scheitel tritt ein Licht hervor in's Licht: Dann wird ein Sonnenftrahl, und wär’ e8 in der Rad, So wird ein Mondenflraht, beliehn mit Sonnenmadt,

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Sich unterbreiten ihm, und heben ihn und tragen In's Lichtreich ſicher, daß kein Sturm ihn kann verſchlagen, Vorbei dem Wirbel, der die ſchwerern Geiſter zieh, Der Tiefe, die er floh, und der er jetzt entflieht.

136. Mein Licht! du bift nicht warm, die Sonne ftehl zu ſchief; Du ftreifeft nur mein Aug’ und dringft in’s Herz nicht tief. Tie Blume will nit blühn, der Anger wird nicht grün; Weltfehnfucht ift umfonft, umfonft dein Liebesmähn. O hebe dich, mein Licht, aus winterlicher Schiefe Zur Sommerhöh’, und geuß Erregung in die Tiefe!

137. Man pflanzet einen Baum, damit er Früchte trage, Und rennet einen Weg, daß man daß Biel erjage. Und alle Segel 'wehn entgegen ihrem Port, Und alle Ströme gehn zum Dceane fort. Wir aber wiſſen nit, wozu wir thun die Thaten, Was wir bezweden, kaum, nie, wie e8 wird gerathen. Das will mit Zweifeln uns beftriden und verwirten, Die Thatkraft lähmen, und im Werkberuf uns irren. Mir aber wollen froh uns fühlen im Beruf, Zu wirken das, wozu Gott Luft und Kraft uns ff. Mer handelt oder denkt, wer herrſchet oder fchreibt, Der thue nur mit Gott, wozu der Geiſt ihn treibt. Wen aber keiner treibt, mag wie er will es treiben, Die Welt mit Bottes Geiſt wird doch im Gange bleiben.

188. Drei Stufen find es, die der Menich empor muß fireben, Um fi vom dunklen Ich zum lichten zu erheben. Zuerft tritt aus dir ſelbſt in’s Leben rings um did, Und freue dich daran, wie alles freuet fi. Dann gieb den Kummer auf, daß Alles rings verfällt, Und freu’ di, daB fi jung die Welt im Ganzen hält. Dann laß dies Ganze ſelbſt zurück in’s Ew'ge ſchwinden, Dort erft wirſt du dich ganz im großen Ich empfinden.

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189.

Golang du jung biſt, mag e8 Dir vielleicht behagen,

Unm eines Hauptes Läng’ ob Undern aufzuragen.

Doch wenn du Alter wirft, dein Wuge blod' und ſchwach, Erſcheint der Borzug bir vielleicht als Ungemad).

Denn nicht den Sternen wirft du darum näher gehn, Doc minder deutlich wohl. am Weg die Gräfer ſehn.

- Dann um fo tiefer wird dein Haupt fi auf die Bruf Abſenken, um zu jehn der Erde grüne Luft;

Wie jeder Breiß es ſenkt, um noch einmal zu grüßen Die Blumen, die nun, bald das Grab ihm Hüten mäßen

140. Bedenke, wenn du gehſt, daß nichis von dir hier bleibt, Als was ein Wort, ein Werk von dir in Herzen ſchreibt. Bedenke, wenn du gebft, daß du nichts nimmft von bier, Als was von dort war und nad) dort geftrebt in dir. O Heil dir, wenn du gehit und beides dies empfindeft, Daß du hier bleibeft und dich drüben wieder findeft.

141. Die Seele hätte nicht des Leibs bedurft, fie Hätte Zufrieden können fein mit freier Wetherflätte. Allein der Seele hat beburft der Leib zu leben; Wie ohne Seele konnt’ er fih vom Staub erheben ? Weil nun der Leib, bejeell von einer Seel’, ift ſchön, Dank jei der Seele, die herab fam von den Höhn! Und mög’ ein Weildden bier zu wohnen ihr gefallen, Bis Tieber törperlos fie will im Aether wallen.

142, Das Menſchlichſte an uns, das Spredden und das: Denten, Laß es entſchloſſen uns in’s Goͤttliche verjenten. Die Seel’ Hat nicht zuvor gefprohen und gedacht, Eh’ dies Bedürfniß ihr die Leiblichkeit gebracht. Und mit der Leiblichkeit wird fie entgehn den Schranken Berworrner Worte und verworrnerer Gedanken.

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637 +

Sie wird die Wejenheit der Ding’ in Gott erfennen, Nicht mit zweidentigen Bezeichnungen benennen,

Das Denken bleibt ihr, das das Ganze ganz erkennt, Nicht das Geftüdte, das zufammenjekt und trennt.

Schon jeden Augenblid, wo du ˖ dich hier verintt Im's Höchſte, fuhlſt du, daß du höh’res thuft als, denkeſt.

148, Wer Seele mehr nit bat, als braucht zum eignen Leben Sein Leib, der wird davon nad) außen keine geben. Wer aber Meberfluß und mehr hat als er braudt, Der iſt's, der Seele wie die Roſe Duft verhaudt. Drum jeelefpendender als Starke find die Schwachen An Leib, die Seligen, die frei vom Leib ſich machen.

144. Solang du lebend bift, komm, halte di an’ Veben, Und laß die Todten fih ab mit den Todten geben. Wieviele farben, doch des Lebens bleibt genug; « Die einer abtritt, folgt ein andrer Maskenzug. Und trittft du ſelber ab, fo thu's mit Luft, zufrieden, Daß du gelebt und nicht mept leben mußt bienieden.

145.

Du fühleft, daß du haft auf Erden keine Raft,

Wo nichts in Ruhe bleibt, ſich alles treibt in Haft; Mo nichts in Ruhe bleibt, in Haft ſich alles treibt;

Wer ift, der hier ein Heil dem kranken Trieb verjchreibt?, Ein Heil, dem Heilung dankt das Herz, wenn es erkrankt

Vom Schwanken diefer Welt, und mit ihr ſchwankt und wanft? Ein Heil, das Unruh' heilt, und das die Ruh ertheilt,

Die in fi jelber ruht, wo alles, alles eilt!

Die Ruhe ſucheſt du! wo findeft du die Nub?. ' Wenn du dem Sturm dich ab, dich Jenem kehreßt m Bon deflen Hauch bewegt, der Sturm iſt angeregt

Des Vebensmeeres, das ſich nur im Hafen legt; Der Steuer au und Maft, und Hafen iſt und Raſt; Die Ruhe haft du, wo du ihn gefunden haft.

08 +

Wie did der Wirbel trägt, wohin ex dich verichlägt, Du fühleR ruhig dich im Gleichgewicht gewägt. Du fieht in jedem Ding, ob wichtig ob gering, Rur das, wodurch aud es IR von der Kett' ein Ring. Kann ſiehſt du Kleines groß, und Stolzes nadt und Bisk, Und alle Kinder glei im Einen Mutlterſchooß. Bf du im Einen fein, tehr’ in dir Einem ein; Das Fin und UN ift, wo allein bu bift allein. Das wirrt nur und zerfireut, was Zeit und Raum dir beut; Rur das erfreut, was fig als ew'ges Heut ernent.

146.

Die Tage nad dem Tag, wo du gepflanzt den Baum, Un dem du blühen fiebft der Zukunft goldnen Traum, Die Tage wunſcheſt du, daß fie geflügelt jeien,

Um nur mit einemmal zu jehn des Baums Gedeihen. Doch geben kann dein Wunſch den Tagen feine Flügel; Die. ftarle Hand der Zeit führt fie am feſten Zügel.

Und defto langſamer fießft du dahin fle fchreiten, Je ungeduldiger du wünſcheſt ihr Entgleiten. O wäünjdhe nichts vorbei, und wunſche nichts zurück! Nur ruhiges Gefühl der Gegenwart ift Glück. Die Zukunft kommt von felbft, beeile nicht die Fahrt! Sogleih Vergangenheit ift jede Gegenwart. Du aber pflanz’ ein Kraut an jedem Tag im Garten, So kannſt du jeden Tag aud eine Blüth’ erwarten.

147. Du ſagſt, es ift die Welt geartet zum Entarten, Und weiter ſtets von Gott abführen ihre Yahrten. Ich aber fage dir: Sie ift, alswie fie war, Diefelbige, wie Gott derjelb’ ift immerbar. Bon wannen lommt fie denn? Bon Gott. Wo geht fie hin? Zu Gott zurück. So ſchwebt in Bott fie mittenin. Und ferner, näber, ift fie ihm auf feinem Schritte, Der wie am Anfang und am End’ ift in der Mitte. Du ſagſt: des Söttlichen, das fie zuerft empfangen, SM im Berlavf ver Ark ihr mehr und mehr entgangen.

089

Berlodert ift der Geift, gleih Düften, die zerfticben, Und immer todter iſt der Stoff zurüdgeblieben. Ich aber fage dir: Rein Seelenduftchen ging Ihr aus, dafür fle nicht ein anderes empfing. Der Odem Gottes wirkt nicht nur der Blum’ Entfaltung, Hhre Erhaltung auch und ew'ge Umgeftaltung. Schön wie des Morgens glänzt des Abends Rofenbudt, Schön ift wie Fruhlingskram des Herbſtes reife, Wudt. Mag Morgenfrifche dort im Mittagsbrand ermatten, _ Herhſtdammerung fih Hier in Winternachi verfchatten; Bon neuem immer friſch, von neuem immer klar, Iſt Gottes großer Tag, das ew'ge Weltenjahr. Ob's wintern, jommern mag, ob tagen ader nachten, Laß uns im Fluß der Zeit die Ewigleit betrachten |

148, Den Leib, hätt’ ich den Leib geliebt, mich macht' es grauen, Den von der Seele nun nerlagnen Leib zu ſchauen. Die Seele liebten wir, doch weil im Leib wir blieben, So fonnten wir aud) nur geleibte Seelen tieben. Geliebte Seelen, die ihr eurem Leib entichwebtet,

Ihr lebt mir, doch ihr lebt mir anders als ihr lebtet. Daß ih euch lieben könn', o kommt mich zu umwalten, Ihr koͤnnt's, in lieblichen und leiblichen Geſtalten.

Laßt mich vergeſſen, daß ich je ſah Todtenzüge! Des Lebens Schein iſt wahr, der Tod eine Lüge. Was anders kann der Tod als gleich der Lüg’ erblafien, Weil von der Wahrheit er, vom Xeben, ift verlaffen !

- 149.

Woher du kameſt nicht, und nicht wohin du gehſt,

Die Stelle kennſt du nur zur Roth, mo nun du ſtehſt. So kennſt du von der Welt, vom allgemeinen Leben,

Auch End’ und Anfang nit, nur faum der Mitte Schweben. Sie geht nad) einem Biel, doch ſcheint es zu entweichen,

Du gehft nad einem auch, doch wirft du's nie erreichen. Ye böher auf du Himmft, je Höher fleigt die Leiter;

Ye weiter ſpielt die Zeit, dehnt ſich der Spiefraum weiter,

HMO

©o bleiht dir und der Welt Reit alles Zielerringens An jedem Ru nur Dies Gefühl des Worwärtäbringens.

Schad' auch um euch, wenn Ihr das Ende je gemönnet,

Ihr Endlichen, die ihr fein Ende deuten Tönnet!

es {R Die Seilt ber Sieh bir Dinn? unb der Gedanfen.

Wfigegenwart des Drts, Ullgegenwart der Zeit!.

"Wo ruft von hier und dert, von ion und «inf ber Streit? wo · ein

151. Wohl ärgern dumpfen Sinn des Geiſtes Wideripräche, Dem: feinern aber find fie dufl’ge Wohlgerüdhe. Denn in der Endlichkeit thut nıtr durch Widerſpruch Unendlichkeit fi fund, wie Segen in den lud). Die höchſten Dinge, die dein Denten nie kann denken, Berad’ auf diefe muß fich ſtets dein Denken Ienten.. Mas du erfenneft als unmwelenhaften Schein, Belenneft du zugleich als weienhaft allein. Und was als Wirklichkeit dir ſteht vor allen Sinnen, Macht in Unmirfliches der hochſte Sinn zerrinnen. Nur wenn du fo zugleich bejaheft und verneineft, BUHM du, dak im Gemüth du Gott und Welt vereineft.

152. Des Regens Tropfen ſprühn, doch wird davon nicht grün Der Rafen, den verjengt der Sommerſonne Glühn. Die Gräfer bleiben därr, doch neue ſprießen drunter, Und übergrünen bald die alten frif und munter. Getroſt, o Herz! dir bringt Verlornes nicht zurkd Die Stunde, doch dafür bringt fie ein neues Glüd.

4

158.

Schwer ift im Wechjelnden zu jehn ein Bleibenves, - Im Umgetriebenen ein ruhig Treibendes. Bon außen ift es ſchwer, und ſchwerer noch von innen, Bo Bild in Bild wie Wog’ in Woge ſcheint zu rinnen. Liegt’3 an den Dingen, liegt an dir nur das Gebredhen, Daß immer anders di die Außern Ding’ anſprechen? Eie geben Antwort, wie du frapft, und anders nid; Drum Tiegt e8 wohl am Geift, wie er die Ding’ anfpridt. Darum ift’8 Noth, in dir dich felber zu vereinen, Um nit in jedem Ru ein Andrer dir zu fcheinen; Kein Spiegel und kein Wachs, darein fi) wechſelnd drückt Dies Bild und jenes, daS verunziert oder ſchmückt; In der Vorftellungen, in der Eindrücke Schwanten Zu fühlen einen Kern feitftehender Gedanken; Daß du derfelbe Heut’, in andrer Yorm verborgen, Biſt, der du geftern warft, und der du fein wirft morgen.

154.

Fuhl' einen Augenblick nur wahrhaft, daß du bift; So fühlſt du au, daß, was dies fühlet, ewig iſt.

Und fehlt der Mittelpuntt in deiner Seele Rreifen; So kann kein Denker dir Unſterblichkeit bemweifen.

155. '

Ein heiteres Gemüth ift gleich in jeder Lage, | Doch lieblich wechfelnd, wie der See am ſchönen Tage;

Der amethyſten ſcheint, jmaragden und faphiren, In Barben jpielend, die in Farben ſich verlieren;

Wie ihn die Sonn’ anregt, wie ihn ein Hauch bewegt, Iſt er mit anderen Jumelen überlegt.

Nach der Verjchievenheit vom Ufer und vom Grund, Thut dir fein flüffiges Geſtein fi anders fund.

Und jedes Welldden, das der Fluth von Edelfteinen Entfteigt, läßt auf der Stirn ein Demantflämmden ſcheinen.

Dod wo, des Ruders Schlag den Spiegel bricht, erfreut Di eine Demantjaat, verſchwendriſch ausgeftreut. Rüderts Werke VIIL 4

542 -

156.

Wer immer Schönes fieht, muß felber ſchön au werden, An Seelenmienen ſchön und geiftigen Geberden. Und wo die Schönheit erfi geworden innerlich,

Da tritt fie auch hervor und zeigt im Aeußern ſich. Ein Engelmaler kann des eignen Leibes Mängel

Richt überwinden, doch zeugt Kinder ſchoön wie Engel.

157. Sowahr du bier die Welt nur kannſt im Zwielicht ſehn, Sowahr wird fie dir dort im vollen Glanze ſtehn. Was aljo bift du auf’s Unmögliche befliffen, Umfonft zu forſchen, was du einft von felbft wirft wien? Weil Trieb nah Wahrheit nur die Bürgfchaft iſt des Wahren. Nur mwa3 du juchteft hier, das wirft du dort erfahren.

158. Ich bitte, wollet mir nur Seel’ und Leib nicht ſcheiden; Bertragen lafiet fi, ſogut es geht, die beiden. Ich bitte, madt nicht weiß dem eingebildten Ding, Der Seel’, es fei der Leib für fie viel zu gering. Setzt ihr nicht in den Kopf, daR gut nur fei das Gute, Das fie vollbringt, und nicht aud etwas lieg’ im Blute. Bringt ihr den Wahn nicht bei, daß ihren Adel jei Nichts angemeſſen als zu werden Leibes frei. Beweiſet ihr vielmehr, daß ihr nicht minder noth Der Leib ift als fie ihn, und Gott e8 fo gebot. Macht ihr begreiflih, daß fie felber Haben muß, Wenn fie nicht lahm will jein, zum Handeln Hand und Fuß. Grlläret ihr, daß fie den Leib nur ſoll verklären, Um den verklärten mitzunehmen zu den Sphären; Weil ohne Leib fi dort zurecht nicht würde finden, Rod ihre Seligleit die Seele ganz empfinden.

159. Das Auseinander bier im Raum, dort in der Zeit Das Nadeinander, ift zwieſpält'ge Ewigteit.

643

Die Zwieſpalt, ob in dir, ob in der Welt fie ſei, Genug, dein Anſchaun wird nie von der Zwieipalt frei. Das Werden in der Zeit, da8 Dafein in dem Raum, Hebt fein Bewußtſein auf, nur unbewußter Traum. Es aufzuheben mit Bewußtfein, diefe Kraft Legt durch ihr Denen nur fih bei die Wiflenfchaft ; Die das als Werdendes, Gewordenes Betrennte Zu einer Ganzheit macht georbneter Momente; Zur todten Ganzheit doch, dem Kunſtſaal zu vergleichen, Wo Bilder lebende geworden find zu Leichen, Weil ihre Schranke fehlt, worin fie Xeben hatten; So wird, aus Zeit und Raum gerüdt, die Welt zum Schatten. Drum, wilft du dich erfreun der Mannigfaltigfeit Des bunten Lebens, laß ihm die Zwieſpaltigkeit; Und nimm mit Dank von Gott die Augenblide Hin, Mo felbft in Raum und Zeit ahnt Ewiges dein Sinn.

160.

In einem Augenblid, wann fill der Geift verſunken In fih und Welt und Gott, nicht wein- noch ſchlummertrunken, Nicht trunken, ſondern Har, nicht ſchlummernd, fondern wadh, Als wie der Sonne Bild im unbewegten Bad); Bann ern und Rab, und Iſt und War, und Zeit und Raum Zergangen ift, algwie in ftiller Yluth der Schaum; Wann du des Tebensbaums entfaltet Blüthenprangen An deinem Buſen füglft von einer Knoſp' umfangen ; Wann Erd’ und Himmel dir in einen Duft verſchwimmt, Der Stern als Blume blüht, als Stern die Blume glimmt; In ſolchem Wugenblid, wo wie mit heil'gem Rauſchen Der Strom der Schöpfung geht durch deines Herzens Lauſchen; Wo du nicht du mehr bift, und nichts mehr ift als du Und Gott, in dem du bifl, dem du dich athmeft zu; In foldem Augenblid, der wie ein Blick der Augen, Der Viebesaugen lommt, Befinnung mwegzufaugen ; In ſolchem Wugenblid, wer ihn, ch’ er geſchwunden, Empfinden konnte, der hat Ewigkeit empfunden. Und jo wer Ewigleit empfunden hat einmal, Hält ewig feit fie, wie der Demant feinen Strahl.

161.

Du fragft, wie Ewigkeit du dir auf Erden dichteft? Richt anders als indem du Zeit und Raum vernichtet.

Die Zeit vernichteft du, wenn felig du vergiffeft Vergangenes, und nit Zufünftiges ermiſſeſt.

Den Raum vernidhteft du, wenn, wo du biſt, du bleibfl An Frieden, dich nicht um. in fremden Kreiſen treibfl

Dadurch vernichteſt du nicht völlig Zeit und Raum, Doch ift, was übrig bleibt, dir nur ein leichter Traum.

Aus diefem Traume laß vom Wachen did nicht ſtören; Was Haft du auf der Welt zu jehn no und zu hören?

Und was du hören mußt und jehn, dir iſt gegeben Die Kunft, e8 deinem Traum unftörend einzumeben.

162,

Laß einen Augenblid, e3 ziemt dem Menſchenwitze, Was in die Höhe wir gebaut vom Grund zur Spike, Der Schöpfung Pyramid’, auf deren Gipfel fteht Der Menſch, aus dem zurüd Gott in fich felber gebt; Umbauend laß uns dies zu einem Kreiſe runden, Und glei ift anderer Zujammenhang gefunden. Seg’ Elemente bier, Luft, Teuer, Wafler, Erde, Dann fage, daß aus ihr das Mineralreich werde. Aus diefem aber laß der Pflanzen Formen jprießen, Und an diefelben fi der Thierwelt Glieder jchlieken. Und ließeft du daraus den Menſchengeiſt entfalten, So laß nun Geifter auch elementarisch walten. Und alfo fommt, damit im Kreis fei feine Lüde, Elementariſches zum Element zurüde. Wenn nun dem reife noch ein Mittelpunft gebridht, Sep’ als der Schöpfung Aus» und Einftrahlpunft das Licht. Den Kreis magft du beſchaun, bis dich erfaßt mit Graun Der ew’ge Wirbel, dann laß uns mas andres baun.

163.

Die Menſchheit könnteſt du als einen Kreis wohl denken, Worein die Einzelnen nothwendig ſich verichrenten.

4

Als Kreisabſchnitte dann, die frei im Ganzen haften Als eigne Banze, kannft du- denken Völlerfchaften. Allein das Ganze jelbft tritt niemals ganz hervor, Und andre Menfchheit lebt ftets als gelebt zuvor. BVorftellen magfi du denn, alsob ein Wafler wäre Die Emigfeit, wo Kreis aus Kreis die Zeit gebäre. Wo ift der Kreis, der war? zum weitern aufgeſchloſſen; Und wo der weitere ? zum weitern noch ergofien. Was find die Einzelnen? fie find die wirklich Seinden;« Gedantenfreife nur Menſchheit und Vollsgemeinden. Sie find die Bleibenden, wenn Kreis in. Kreis zerronnen, Die Waflertropfen, die Bott zählt, im Schöpfungsbronnen. Drum dante Bott, und fühl’s, daß du ein Einzler feift, Nicht die Erſcheinung nur von allgemeinem Geift.

164. Die Welt ift Ihön, die Welt iſt gut, gejehn als Ganzes, Der Schöpfung Früblingspracht, daS Heer des Sternentanzes. Die Welt ift jchön, ift gut, gefehn im einzelft Kleinen; Ein jedes Tröpfchen Thau kann Gottes Spiegel feinen. Nur wo du Einzelnes auf Einzelnes bezieht, D wie vor lauter Streit du nicht den Frieden fiehft ! Der Frieden ift im Kreis, im Mittelpunkt ift er, Drum ift er überall, doch ihn zu ſehn ift Schwer. Es ift die Eintracht, die fi) aus der Zwietraht baut, Wo Mander, vom Gerüft verwirrt, den Plan nicht ſchaut. Drum denke, was di flört, daß dich ein Schein bethört, Und was du nicht begreifft, gewiß zum Plan gehört. Sud’ erft in dir den Streit zum Frieden auszugleichen, Berjöhnend dann joweit du kannſt umberzureichen. Und wo die Kraft nicht reicht, da halte dich an's Ganze; Im ew’gen Liebesbund fleht mit dir Stern und Pflanze.

165. Wenn id ſchon einmal war, jo hab’ ich's num vergeflen; - Was jeht ih bin, werd’ ich mich einft erinnern deflen ? Ob ich mid deflen auch erinnre nicht, ich bin ' Nicht minder der ich war, und bleib’ es immerhin.

66

= Wie, wen durch Fiebergluth erloſch Grinnerung, Gicht auf als neuer Menſch, und lebt don vorne jung; ©o kann der Geik, vom Siunzerflörer Tod genefen, Nicht wilend was er war, doch fein, was er

\ 166.

Mir warb gewandt der Schmerz, mir warb gefandt die Ruh

167. „Kalt an! das war ein Sprung; wie reimt fi) das zufammen ? Die Gründe ſeh' ih nit, daraus die Folgen ſtammen. Wenn ih dir folgen foll, jo mußt du Schritt vor Schritt Kein ſchreiten, und aud mein Berfländnig nehmen mit.“ Run, wenn gejähritten nicht, jo war e8 denn geiprungen; Ein Sprung, was ſchadet er, wenn er uns ift gelungen? Ohn' einen Sprung von dort wird's nicht herüiber gehe; Wenn du nicht Ipringen willſt, jo bleib’ nur bräben ſtehn.

168. Zur Angelegenheit des Herzens mäßt ihr machen Den Glauben, und ihn nicht einmiſchen ird'ſchen Sachen. Im weltlichen Verkehr muß euch zufammenhalten Ein andres Band; das laßt vom Glauben nicht zerfpalten! Sonft Hat des Himmels Wort euch um der Erde Theil Gebracht; und fehlt es hier, fo iſt auch dort fein Heil.

169. Wie Pflanzen aus der Erd’, ohn’ ihr was abzubrechen, So gehn Gedanken aus vom Geift, ohn’ ihn zu ſchwächen. Und wie der Erde Schooß flets neue Triebe treibt, So aud der Geiſt in dir, der nie unthätig bleibt.

47 +

Wenn du der Stunde dienft, beherrſcheſt du die Zeit; Wirk’ auf den Augenblick! er wirkt in Ewigfeit. Wo ift der Sonnftrahl Hin, der Über's Feld geftreifet ? Er dat am Erntekranz der Welt ein Blatt gereifet. Und alle Rofen blühn noch jegt im ird'ſchen Staube Als Abglanz einer, die geblüht an Edens Laube.

170,

Du ſagſt: „Richt übel ift der Garten deiner Wahl,

Doch mittendurd der Weg, der Weg ift viel zu ſchmal. Du ſcheinſt am liebften nur mit dir allein zu fchreiten,

Es haben zwei nicht Raum, eins an des andern Seiten.” Mimichten nur allein! e8 geht fi) wohl zu zwein,

Freund mit dem Freunde, wo fih Arm in Arm fchlingt ein. Es gebt fih wohl zu zwein, oft bin ih jo gegangen,

Die Freundin mir zunächſt, umfangend und umfangen. Ya, Raum dazwiſchen Hat ein Kleines durchzuſchlüpfen,

Indeſſen binterher und vor die Größern büpfen. Ind wenn rechts oder linf3 wir an die Hede ftreifen,

So find es Roſen nur, die uns im Scherz ergreifen. So ift der jhmale Gang für mich ja breit genug,

Es ift der ſchmale Weg, den ich zum Glüd einſchlug. Der Gang ift nur zu ſchmal für förmlichen Beſuch,

Und ich entbebre gern dergleihen Stadtzufprud.

171.

Die Flur, auf deren Grün geliebte Blicke weilten, Durch deren Morgenthau geliebte Tritt’ enteilten, Hat einen Farbenſchmelz, hat einen Sonnenglanz, Mit dem wetteifern Tann fein blüh’ndfter Frühlingskranz. Der Frühling kommt und geht, kehrt wieder, wird vergeflen; Wo Morten dufteten, da jchauern nun Cypreſſen: Dod nie vergigt mein Herz ein Glück, einft hier befeflen.

172,

Beim Schlafengehn, als ich das Licht Löfcht’ in der Nacht, Kam ein Gedanke mir, den ich noch nie gedacht:

08 +

Berloſchen IR das Licht des Tages, und dazu Hier feineh ſchwachen Stellvertreter loſcheſt du. Und weißt du, ob das Licht dein Auge wieder ſieht, Ob ew’ge Nacht es nicht in diefer Nacht umzieht?

173. Die Shönheit nur zu jehn im Schönen, iſt nicht ſchwer; Sieh’ im Unfhönen fie, und unſchon iſt's nicht mehr. Die Schönheit, Gottes Licht, durchdringt Die ganze Welt, Die blöden Augen nur den Abglanz vorenthält. Du fühle di in Bott, und Alles gotivereint, So ift dir Alles ſchön, was Andern anders ſcheint.

174. Herr, deine Welt if Ihön, Kerr, deine Welt ift gut; Gieb mir nur hellen Sinn, gieb mir nur frohen Muth! Ich fühle, daß ich bin, ich fühle, daß du bifl, Und daß mein Sein von dir ein fel’ger Abglanz if. Die Welt bejeligft du, bejeligft dich in ihr; Sollt' ich nicht jelig fein, Allfeliger, in dir!

175, Geh’ unempfindlich nicht und ungerlihrt norbei Vor'm Schönen diefer Welt, alsob's nicht Gottes ſei. Zu ſchauen Blumenflor, zu hören Bogeldor, Hat er das Auge dir erſchloſſen und da3 Ohr. Wenn du verftopfen willft das Ohr, das Auge fchlieken, Kann Gottes Preis dir nicht ertönen und erjprießen. Viel Schönes hat die Welt, das, um von dir genofien Zu werden, Gott erſchuf, genieß' es unverdrofien!

176. Du haft gewiß dein Theil von Luft, was du genoffen, Vergeflen, daß du nun dreinblideft jo verdrofien. Erinnre did, wie ſchön einmal die WelP dir war ! So ift fie Andern jegt, fo ift fie immerbar. So ift fie immerdar, nur immer andern Augen, Für die fie grade taugt, die für fie grade taugen.

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Und taugt fie dir nicht mehr, jo taugt fie Andern noch; Und taugft du ſelbſt ihr nicht, fo taugſt du anderm dod). Die Welt ift ewig ſchön, die Welt ift ewig jung, Richt im Genuffe, nur in der Erinnerung.

177.

Das ift das Metter nicht, das, als fie mich gebar,

Die Mutter mir verſprach, bald iſt's nun fünfzig Jahr, Als einen Monatlang fie die Geburt verſchoben,

Daß fie erſt den April ließ feine Zaun’ austoben ; Im warmen Schooße ward’ ich zärtlich aufgehoben,

Bis völlig auf der Flur der Winterfturm verſchnoben: Als am ſechszehnten Mai war aller Froſt vorbei,

Schien’s, daß ihr erfter Sohn ihr zu gebären jei. Sie lächelte dabei und ſprach: Dein Leben jei

Bon Kummerfröften frei flets ein fechszehnter Mai. D hätte fie’3 vermodht, die nun im Grabe ruht,

Mir zeigte die Natur ſtets mütterliden Muth, Die fo ftiefmütterlich ſich leider nun erweijet,

Daß mein Geburtstag fi mit Winterfroft umeifet. Das Hat, jo ahnungsreich, die Mutter auch geahnt,

Die mit Sprichwörtern mid daran als Find gemahnt. Das eine war: Der Mai, ver Mai ift nichts zu gut,

Er ſchneit dem Schäfer wohl zumeilen auf den Hut. Das andre Sprichwort Fang noch froftiger: Im Mai,

Im Mai erfrieret oft der Vogel ſelbſt im Ei. Und wenn ich feiern mein Geburtsfeft müßt’ im freien,

So würde auf den Hut Herr Mai dem Schäfer ſchneien. Und hätt’ ich nicht ein Neft ein warmes mir erforen,

So wär’ im Mai im Ei der Vogel gar erfroren.

178. O ſchöne Zeit, wo ſchoön noch war intereffant, Nichts intreffanteres als Schönes war bekannt! Run find die beiden, die fonft waren eins in Frieden, Schön und Intereſſant, in Feindſchaft und gefchieden. Richt mehr intereffant ift nun das ſchön Genannte, Und noch viel minder ſchon ift das Intereſſante.

Es if ein Ewiges, das wandelt und das bleibt, . Das in fih felber ruht und ruhlos Alles treibt. Du mußt Erregungen und Leidenſchaften laſſen, Wenn du das Ewige, das ruhet, will erfaflen. Du mußt Erregungen und Leidenſchaften hegen, Wenn di das Ewige, das wandelt, ſoll beivegen. Erfaflend und erfaßt, erregend und erregt, Sei glei dem Ew'gen felbft, bewegt und unbewegt.

181. Mit Unvolllommenheit zu ringen iſt das 2008 Des Menſchen, if fein Werth, und nicht fein Mangel bloß. Was unvolllommen if, das ſoll volllommen werden; Denn nur zum Werben, nicht zum Sein, find wir auf Erden.

182. Was fteht auf diefem Ring? der Baftfreund ſandt' ihn mir. Heißt e8 Mihr muhri mihr? heißt es Muhr mihri mihr? In Perſerſchrift ift nicht der flüchtige Vokal Bezeichnet; heißen kann es beides allgumal. Was heißt Mihr muhri mihr? „Die Sonne if das Siegel Der Liebe." Lieblich lacht die Lieb’ aus diefem Epiegel. Bas heißt Muhr mihri mihr? „Das Giegel iſt die Sonne Der Liebe." Diefer Gruß if wonnigliche Wonne.

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Den Brief des Himmels deckt des Sonnenfiegels Glanz, Das löfl die Nacht und lieſt die Sterngeheimfchrift ganz. Das Siegel aber auf dem Brief, den Liebe fchrieb, Iſt eine Sonne, die des Zweifels Nacht vertrieb. Mit diefer Sonne fiegl’ ih hier das erfte Blatt, Das jenem, der dies Bild mir gab, zu danken hat. Wer einen Gruß von mir, empfängt mit diefem Stempel, Er fommt vom Herzen aus der Liebe Sonnentempel.

183. Am lebten Tag des Jahrs blick' ich zurück auf's ganze, Und leuchten jeh’ ich e3 glei) einem Gottesglanze. Es war nicht lauter Licht, nicht lauter reines Glück, Doch nit ein Schatten blieb in meinem Sinn zurüd. Die Freuden blühn mir noch, die Leiden find erblichen, Und in's Gefühl des Danks ift Alles ausgeglichen. Ih gab mit Luſt der Welt das Befte, was ich hatte, Und freute mid) zu fehn, daß fie's mit Dank erftatte. Nichts Beßres wünſch' ich mir, als daß fo hell und Har, Wie das vergangne mir fei jedes künft’ge Jahr.

184. Am Neujahrsmorgen merkt man wohl auf Schidjalszeihen; Glaubt' ih den meinigen, fo müßt’ ich ſchon erbleichen. Ih ſchlüpft', als ich aufftand, verlehrt in mein Gewand; Als ih die Uhr nahm, fand id, daß fie ftille ftand. Mög’ Alles, was verfehrt ich dieſes Jahr ſoll thun, So leicht wie dies Gewand jein umzuwenden nun! Und wenn mir fol die Uhr des Lebens ftille flehn, Mög’ es jo unvermerft und fanft im Schlaf geichehn !

Done von Wahlen A Maifgeist In Arantfret ı