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Full text of "Allgemeine deutsche Real-Encyclopädie für die gebildeten Stände : . Bd. 11,2 D - J, und im Anhange Artikel über die katholischen Glaubenslehren von F - K"

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Converſations-Lexikon. 


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iebente Driginalauffage 


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3ep nter Band 
Schw. vis &;, 


Zur Nahricht. 


Von der fiebenten Originalauflage dieſes Werks find drei verſchiedene Außgaben 
veranftaltet worden, bie zu folgenden Preifen ſowol buch den Verleger als durch 
alle andre Buchhandlungen des In» und Auslandes bezogen werben koͤnnen. 

Mr. 1, auf weißem Druckpapier, Praͤnumeratlonspreis fuͤr das ganze Werk, 

15 Thir., oben 27 ZI. Rhein. | 

Ne. 2, auf gutem Schreibpapier, 20 Khle., ober 36 Fl. Rhein. 

Mr. 3, auf ertrafeinem Velinpapier, 36 Thlr., ober 64 Fl. 48 Kr. Rhein. 
Sammer, die fidh in portofreien Briefen an ben Verleger wenden und den Bes 
trag ihrer Beflelung gleich beifügen, echalten auf fech& Eremplare das fiebente 
frei oder koͤnnen, wenn fie verſchiedene Ausgaben wählen, bei einem Betrage von 
wenigſtens 105 Thalern Ein Siebentel davon als Rabatt in Abzug bringen. 





- Allgemeine deutſche 


Real-Encnklopädie 


für 


die gebildeten Stände. 


(Converſations-Lexikon) 


An zwoͤlf Bänden, 
3ze bunter Band. 
Schw. bis Sz. 


Siebente Driginalauflage 
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Anbcer Mühe fies zu 


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Leipzig: 








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ab (Johann Chriftoph), ©. wuͤrtembergiſcher Geh. Hoftath und Ober: 
d, geb. den 10. Dec. 1743 zu Ilsfeld im Würtembergifhen, woſelbſt 
e Beamter mar, hatte zu Zübingen Philofophie und Theologie ſtudirt. 
‚er 11 Jahre hindurch Erzieher in ber franz. Schweiz gewefen war, wo 
t dem Geiſt der franz. Sprache innigſt vertraut gemacht und zugleich die 
tiſchen Wiffenfchaften gruͤndlich ſtudirt hatte, berief ipn 1778 ber Herzog 
em an die in Stuttgart nen errichtete hohe Schule. Won Friedrich d. Br. 
hwab in Folge feiner Preisfchrift „Liber die Urfachen ber Allgemeinheit . 
ſiſchen Sprache und die wahrſcheinliche Dauer ihrer Hertfchaft” 1785 
f nach Berlin, ale Mitglied der Akademie der Wiffenfchaften und Prof. 
:ole militaire. Seiner Entſchließung ſah ber König mit folcher Ungebulb 
daß er an jedem Pofttage feinen Bertrauten im Fache der Wiſſenſchaften, 
befragte: „ob noch keine Nachricht von Schwab gekommen fe?" — 
icq e6 vor, in ber Heimath zu bleiben, und erhielt zu einiger Ent[chädi: 
Stelle eines Beh. Secretairs für bie franz. Ausfertigungen mit einem aus: 
en Charakter. Unter bem Herzoge Ludwig Eugm wurde Schwab Vor: 
geheimen Cabinets, trat aber nach dem Tode dieſes Zürften (1795) im 
ige ımtergeorbnete Amtöftelle freiwillig zurüd. Als ein Beweis feiner 
igennuͤtzigkeit muß bemerkt werben, daß er volle 30 Fahre hindurch die. 
eines Geh. Secretairs ohne weitere Belohnung nady ihrem ganzen Um: 
(ab ; und bennod) uͤberließ ex fi) dem Drange feines Geiſtes nad wiffen: 
m Forſchen. Sein Werk über Euklid's Data ift ein Beweis feines ent: 
a Talent in biefens Gebiete bes Wiſſens; noch im höhern Alter erfann er 
Theorie der Parallellinien. Kümf.gefrönte, Preisfcheiften zeugen von ber 
m Stelle, bie er unter Deutflandd Gelehrten einnahm; befonders aut: 
tiſt die Schrift „Über die Fortfäpriste der Metaphyſik in Deutfchland feit 
und Wolf’6 Zeiten”. Die Akademien von Berlin und Petersburg, 
latcinifche Geſellſchaft zu Harlem, nahmen Schwab zu ihrem Mitgliebe 
it vielen der ausgezeichnetiten Männern feiner Zeit fand Schwab in 
er Berührung, 3. B. mit dem Gtafen Herzberg, mit Menbeisfohn , Les 
finer, Wieland, Cuvier (feinem dankbaren Schüler)u.A. Im 73.5. 
vurde er zum Mlitgliebe des Oberftubienrath6 ernannt; er verfah dieſes 
an fein Lebensende wit dem regſten Eifer für alles Gute und Nügliche. 

‚ überrafhte ihn am 42. Jahrestage eines vielfach beglückten ehelichen 
am 15. April 1821. 

hwab (Guſtad), jüngfter Sohn bes Vorigen, geb. zu Stuttgart d. 19. 
92, erhielt feine erfte Bildung theils auf dem bortigen Gymmaſium, 
% feinen Vater. Don 1809 — 14 ftudiete er in Tübingen Philoſophie 
logie. Im Sommer 1815 bereifte er Mordbeusichland und fand nament- 
lin an Fouque, Franz Horn und andern Dichtern und Gelehrten theils 
und für feine Poefie anregende Freunde. Er hatte damals nur erſt wer 
be Verſuche in Kerner's, Poetiſchem Almanach“ für 1812 und Ubhland’© 
na Dichterwald” von 1813 betauntgemacht, welche inbefien gentaten, 
5. Oicbente Xufl. Bd. X. 1 


f By. 


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Converſations-Lexikon. 


— — — — — — — — — 


Siebente Originalauflage. 


— ——— — —— 


Zehnter Band. 
Scqhw. vis Sz. 





Allgemeine deutſche 


RKeal— Encyklopaͤdie 


für 





die gebildeten Stände 
(Converſations-Lexikon) 


An zwölf Bänden, 
3 € Hunter Band. 
Schw. bis Sz. 


Siebente Driginalauflage 
Wie fie der Werfaffer ſchrieb, 


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N alberon. 





Leipzig: 
38 3% Brodban se. 





1 


827, 





Sur. Nachricht. 


Bon der fiebenten Originalauflage dieſes Werks find drei verſchiedene Ausgaben 
veranſtaltet worden, die zu folgenden Preiſen ſowol durch den Verleger als durch 
alle andre Buchhandlungen bes In» und Auslandes bezogen werben koͤnnen. 

Nr. 1, auf weißem Druckpapier, Pränumerationspreis für das ganze Werk, 

15 Thlr., oder 27 51. Rhein. 

Nr. 2, auf gutem Schreibpapier, 20 Xhle., ober 36 Fl. Rhein. 

Mr. 3, auf erteafeinem Velinpapier, 36 Thlr., ober 64 Fl. 48 Kr. Rhein. 
Sammler, die fich in portofreien Briefen an ben Verleger wenden und den Be⸗ 
trag ihrer Beftellung gleich beifügen, erhalten auf ſech s Exemplare das fiebente 
frei oder innen, wenn fie verſchiedene Ausgaben wählen, bei einem Betrage von - 
wenigſtens 105 Thalern Ein Siebentel davon als Rabatt in Abzug bringen. 





-- Allgemeine deutſche 


Real-Encyklopaͤdie 


für 


die gebildeten Stände. 
(Gonverfations-Lerifon). 


In zwölf Bänden. 
3 € Hunter Band. 
Schw. bis Sz. 


Siebente Driginalauflage 


Die fie der Verfaffer ſchrieb, 
—— Tr 





Leipzig: 








©. 


Sawab GJohann Chriſtoph), k. wuͤrtembergiſcher Geh. Hofrath und Ober: 
ſtudientath, geb. den 10. Dec. 1743 zu Ilsfeld im Wuͤrtembergiſchen, wolelbſt 
fein Vater Beamter war, hatte zu Zübingen Philofophie und Theologie ſtudirt. 
Nachdem er 11 Jahre hindurch Erzieher in der franz. Schweiz gewefen war, mo 
ex ſich mir dem Geifk der franz. Sprache innigſt vertraut gemacht und zugleich die 
matbematiſchen Wiſſenſchaften gruͤndlich ſtudirt hatte, berief ihn 1778 der Herzog 
Karl Eugen an die in Stuttgart nen errichtete hohe Schule. Won Friedrich d. Gr. 
erhielt Schwab in Folge feiner Preisfchrift „Über die Urfachen ber Allgemeinheit 
der franzoͤſiſchen Sprache und die wahrfcheinlihe Dauer ihrer Hertfchaft‘‘ 1785 
einen Ruf nach Berlin, ale Mitglied der Akademie der Wiffenfchaften und Prof. 
beiter Ecole militaire. Geiner Entidhliefung fah ber König mit folcher Ungeduld 
mtargm, daß er an jedem Pofttage feinen Bertrauten im Fache ber Wilfenfchaften, 
Merian, befcagte: „ob noch keine Nachricht von Schwab gelommen fe?" — 
Schwad zog es vor, in ber Heimath zu bleiben, und erhielt zu einiger Entſchaͤdi⸗ 
gung die Stelle eines Beh. Secretairs für bie franz. Ausfertigungen mit einem aue: 
gezeichneten Charakter. Unter dem Herzoge Ludwig Eugen wurde Schwab Vor: 
Wand des geheimen Cabinets, trat aber nach) bem Tode diefe6 Zürften (1795) in 
fine vorige ımtergeorbnete Amtäſtelle freiwillig zurüd. Als ein Beweis feiner 
ein Uneizennüsigfeit muß bemerkt werden, daß er volle 30 Jahre hindurch die 
Grigäfte eines Beh. Secretairs ohne weitere Belohnung nad) ihrem ganzen Um: 
fmje zerfah ; und demmoch überließ er ſich dem Drange feines Geiſtes nad) wiffen: 
\aftihem Forſchen. Sein Werk über Euklid's Data if ein Beweis feines ent: 
ideen Talents in biefene Gebiete bes Wiſſens; noch im höhern Alter erfann er 
eine neue Theorie ber Parallellinien. Fuͤnf gekroͤnte Preisfchriften zeugen von ber 
cheewollen Stelle, die er unter Deutſchlands Gelehrten einnahm; befonders aus: 
wieichnet iſt die Schrift „ber die Fortſchritte der Metaphyſik in Deutfchland fett 
kLeibnih's und Wolf's Zeiten”. Die Akademien von. Berlin und Petersburg, 
end die latciniſche Geſellſchaft zu Harlem, nahmen Schwab zu ihrem Mitgliede 
uf, Mit vielen ber ausgezeichnetften Männern feiner Zeit fland Schwab in 
knmdlicher Berührung, 3. B. mit dem Grafen Herzberg, mit Menbeisfohn , Le- 
füge, Kaͤſtner, Wieland, Cupier (feinem dankbaren Schüler) u. A. Im 73, J. 
(1816) wurde er zum Deitgliede des Oberftubienrath6 ernannt; er verfah dieſes 
Amt bis an fein Lebensende weit dem regſten Eifer für alles Gute und Nuͤtzliche. 
Dr Zod uͤberraſchte ihn am 42. Jahrestage eines vielfach begluͤckten ehelichen 
Bazdes, am 15. April 1821. | 
Schwab (Guſtad), iüngfter Sohn des Vorigen, geb. zu Stuttgart d. 19. 
Sei 1792, erhielt feine erfte Bildung theils auf bem bortigen Gymmaflum, 
Kris durch feinen Vater. Von 1809 — 14 ftudirte er in Tübingen Philofophi⸗ 
und Theologie. Sm Sommer 1815 bereifte ev Morddeutfchland und fand nament⸗ 
U in Berlin an Fonqus, Stanz Horn und andern Dichtern und Gelehrten theil- 
amende und fuͤr feine Poeſie anregende Freunde. Er hatte Damals nur erſt wer 
Ba Igrifche Berſuche in Kerner's, Poetiſchem Almanach“ für 1812 und Uhlant’6 
Deutſchem Dichterwwalb” von 1813 bekanntgemacht, weldye indeffen gentiaten, 
GonpBer, Biebente Kauf. Bd. X. 


2 Schwabacher Artikel Schwaben 


ſeinen poetiſchen Beruf außer Zweifel zu ſetzen. Der 1811 aus Paris zuruͤ 
kehrte Uhland und andre gleichgeſtimmte Freunde hatten ſeinen innern, von K 
heit an zum Reimen anſpornenden Drang geleitet; Goͤthe, Novalis, Tieck 
in Bezug auf die Form A. W. Schlegel, uͤbten den meiſten Einfluß auf | 
poetifche Bildung. 1815 kam er nad) feinem Vaterlande zuruͤck und wurde fe 
als Repetent am theologifchen Seminar zu Tübingen angeftellt, von mo er na 
Jahren zum Profeffor der alten Literatur an da8 obere Gymnaſium von Stutt 
berufen worden ift. Hier lebt er in glüdlihen Verhätniffen, feit 1818 mit ı 
Smelin verheirathet. Schwab hat ſich feit 1815 vorzüglich als Romanzendi 
beliebtgemadht und fteht gegenwärtig neben Uhland faft ohne Nebenbuhler in b 
Gattung da. Was feine Romanzen und namentlich feine ſchwaͤbiſchen charak 
firt, iſt die epifch gediegene Einfachheit bes Tones, welche jedoch den Anklanı 
riſcher Innigkeit nicht ausfchließt ; ihr ſchwaͤbiſcher Patriotismus darf um 2 
als ein enger oder einfeitiger mißfallen. Denn ohne provinciellen Grund und | 
den kann in unferer Zeit kein deutfcher Patriotismus Leben und Kraft gewin 
Wir haben eine Auswahl aus Schwab's Romanzen und übrigen Gedichten zu 
warten; bie meiften ftehen im „Morgenblatt“, in Cotta's „Damenalmanady' 
dem „Srauentafchenbuch”, der „Urania‘‘, der „Minerva”, dem „Berliner Taſc 
kalender“, dem „Taſchenbuch der Liebe und Freundſchaft“, den „Rheinbluͤtl 
u.a.m. Die „Romanzen aus dem Jugendleben Herzog Chriſtophs“ find zuf 
mengedrudt (Stuttgart 1819). Zwölf Romanzen in der auf Goͤthe's Wu 
bearbeiteten „Legende von den heiligen drei Königen”’ (Stuttgart 1822). Sch 
biſche Sagen umd Legenden in Romanzen in dem „Wegwelſer uͤber die ſchwaͤb 
ad‘ (Stuttgart 1823). Als eleganten lat. Dichter in Horaziſchen Weiſen 
Maßen hat ſich Schwab in der überſetzung der Uhland’fchen Landtags⸗ und 9 
foffungstieber gezeigt: „I,udov. Uhlandi de constituenda republica carn 
Latinitate et metris kloratianis vestita Venusinae Musae amatoribus ol 
G. Schwab” ete. (Stuttgart 1823) und als geſchmackvollen liberfeger durch | 
außerlefenen Gedichte von Lamartine (Stuttgart 1826). 29 
Schwabacher Artikel heißt ein von Luther für den Convent, 
deutfche proteftant. Fürften und Städte im Dct. 1529 zu Schwabach hielten, 
gefoßtes Staubenebetruntnif [einer Partel, — 2* * * —— e 





Schwabenfpiegel 8 


Bettenhauſen, Zwiefalten, Gengenbach, Neresheim, Heggbach, Guttenzell, 
Ahmänfter, Baindt, Soͤflingen, Jeni, Lindau und Buchau, das Herzogthum 
Birtemberg, die Markgrafſchaft Baden, die Fuͤrſtenthuͤmer Hohenzollern und 
Bchtenſtein, die Landgrafſchaften Klettgau, Stühlingen und Baur, die Deutfch- 
4 atenstemthurei Alſchhauſen, die Sraffchaften Thengen, Heiligenberg, Öttingen, 
4 Sitberg: Scheer, Koͤnigsegg, Eberftein, Hohenems, Bondorf, Hohengeroldes 
ed, die graͤfich Sugger’fchen Lande, bie Grafſchaft und Herrſchaften der Reichs⸗ 
ebtuchfeilen von Waldburg, ferner die Herrfchaften Trochtelfingen, Jungnau, 
x Weſenſteig, Haufen, Moͤskirch, Tetnang nebft Argen, Mindelheim, Schwabeck, 
Gedelingn, Juſtingen, Eglof, Tannhauſen und Burg nebſt Neuiidingen und 
De 31 Reichiſtaͤdte: Augsburg, Um, Eßlingen, Reutlingen, Nördlingen, 
Eqnabiſch⸗Hal, Rotweil, Überlingen, Heilbronn, Shmwähifh-Gmind, Mem: 
'T mingen, Einden, Duͤnkelsbuͤhl, Biberach, Ravensburg, Kempten, Kaufteuern, 
RU, Wengen, Isni, Leutlich, Wimpfen, Giengen, Pfullendorf, Buchhorn, 
4 Ile, Sorfingen, Buchau, Offenburg, Gengenbad und Zell am Harmersbadh. 
tt Une dieſm vielen Ländern waren die wuͤrtembergiſchen, die badifchen umd die fuͤr⸗ 
ı| Bebergifchen Lande die aniehnlichften. Sept find nur wenige von diefen Staaten 
ghüchen und als Mitglieder des deutfchen Bundes aufgenommen, ndämlid Wir: 
J tmberg, Baden, die beiden Linien Hohenzollern und Lichtenſtein. Auferdem find 
7 Weltmätifche Rreiblande zum Königreich Baiern, und ein Meiner Bezirk zum 
| zegthum Deffen gefommen, fodaß alfo jegt von biefen ſchwaͤbiſchen Kreis⸗ 
FR landen Befigen: 1) Würtemberg, das vormalige Herzogthum: Wuͤrtemberg, 
— Weingarten, Ochſenhauſen, Roth, Weißenau, Schuſſenried, March: 
Sal, Zwiefalten, Neresheim, Heggbach, Guttenzell, Rothmuͤnſter, Baindt, 
deqau, Soͤflingen, Jsni, Theile von Ottingen und Koͤnigsegg, Friedberg: 
Scheer, einen Theil der Fugger'ſchen Lande, die Grafſchaft und Herrſchaften der 
Neherchtructeffen von Waldburg, Zetnang nebft Argen, Juſtingen, Eglof, Ee- 
Angen und die Reichöftädte Weil, Heilbronn, Reutlingen, Rothweil, Bopfingen, 
Ehmdbitd: Gmimd, Schwaͤbiſch⸗Hall, Aalen, Um, Giengen, Wangen, Joni, 
Inttich, Buchen, Biberach, Ravensburg und Buchhorn; 2) Baiern: Auge: 
A Mag, Sumpten, Eidyingen, Irſee, Urfperg, Kaiferöheim, Roggenburg, Wet: 
‚ Kindau, helle von Alſchhauſen und ben Fugger'ſchen Landen, bie 
| sten Theile von Öttingen unb Königeegg, Mindelheim, Schwabeck, Gundel⸗ 
Kaya, Zannhaufen, und die Reichsſtaͤdte Augsburg, Kempten, Lindau, Kauf— 
ı Remmingen, Nördlingm und Duͤnkelsbuͤhl; 3) Baden: die vormalige 
Rertsraffcaft Baden, Konflanz, Salmansweiler, Peteröhaufen, Gengenbach, 
Ya, Stählingen, Baar, einen The von Alſchhauſen, Moͤskirch (größten: 
Geil), Heiligenberg, Thengen, Eberftein, Bonndorf, Neufidingen, die fuͤrſtl. 
de Standesherrfhaft Hohengeroldseck, und die Neihsftädte: Pfullen⸗ 
bef, Überfingen, Offenburg, Gengenbach und Zell am Harmersbach; 4) bie 
Offen von Hohenzollern: Hohenzollern, Trochtelfingen, Sungnau und einen 
Yen Theil von Moͤskirch; 5) Lichtenflein: das Fürftenthum gi. N.; 6) der 
Sale von Hſtreich: die Grafſchaft Hohenems; und 7) der Großherzog von Heffen: 
Ye Lecheſtadt Wimpfen. — Die größten Städte Schwaben® find: Augsburg, 
rt mb Um. Zu Tübingen ift eine Univerfität. Sonft war auch eine zu 
Igen, im Bisthum Augsburg. Eine „Geſchichte von Schwaben” hat Pfifter 
‚und €. 3. Leichtlen: „Schwaben unter den Römern” (Freiburg 












Shwabenfpiegel mar eine in Oberdeutſchland oder den Landen des 

iſchen und fraͤnkiſchen Rechts gültige Sammlung rechtlicher Vorfchriften und 

ö , wührfcheinlich zwifchen 1268 und 1282 von einem unbekannten ſchwoͤ⸗ 

' Ken Mönch veranflaltet, uns aber ihrer urſptuͤnglichen Form nad) nicht mehe 
1* 


Schwämme 5 


Champignond in Miflbeeten erzeugt, und bag ber Beletus Tuber- 
soon ſich in einer eignen Erdart, dem reinen Toͤpferthon, aus wahrs 
orhandenen Keimen fortpflanzt , fo können wir boch eben biefe Leimkoͤr⸗ 
ne Weiſe mit dem Namen Samen belegen, weil ber Begriff der legtern 
nengeſetzter iſt, weil die Samen immer Theile mthalten, die ſich wenig⸗ 
Keimen entwideln, und well der allmälige Fortgang von den einfachen 
ven mehr zuſammengeſetzten und zu bem Sehluſſe führt, daß das allge⸗ 
m ber Matur in diefen Gefchöpfen die erſten Werfuche der organifchen 
acht ; daher benn zur Erzeugung, wenigſtens ber einfachſten Pilze, nichts 
Feuchtigkeit, die organifirbar und zur Zerfegung geneigt Ik, erfobert 
Beil die Pilze die erfien Anfänge der Vegetation find, fo gelten bei ihnen 
vengen Begriffe von Gattung und Art um fo weniger, je unvolltomms 
d, zub manche von ihnen haben auch nicht einmal den Charakter des Les 
fe der Zerftörung widerfichen oder eigens befchräntte Bilbungen barftellen, 
? zeigen fich einem kryſtalliniſchen Anfluge gleich und zerfließen ebenfo in 
t mb Luft, wie fie aus ihnen entſtanden waren. — Wir unterfcheiben 
de Familien: 1) Staubpilze (Coniomyeetes). Dies find durchge⸗ 
elchen, Längliche ober ſelbſt ſternfoͤrmige Körper, welche bisweilen geglie⸗ 
ı fpeinen,, oder wenigſtens mit einem, zwei ober mehren Querſtreifen 
»d. Sie ſchwitzen aus ber Oberhaut andrer Pflanzen hervor, nehmen 
em, einem Reiche oder einem aͤußern Behältniffe gleich, mit ſich, ha⸗ 
and dies iſt iht weſentlicher Charakter, nie eine eigne Hülle. In zahl 
ge erfcheint der Staubrand (Uredo) auf den Blättern ber Pflanzen. 
idee That bie allereinfachfte Art der Vegetation, da er aus bloßen trüben 
beſteht. Kommt ein Querſtreifen in biefem Kuͤgelchen vor, fo iſt «6 
ı Link, find mehre Querfieifen, und find bie Körperchen felbft länglich 
sgliebert, fo iſt es Puccinia, wozu ber Roſt an dem Halme und den 
eh Getreides gehört. Oft bat ein Staubpilz eine Unterlage, biefe ge⸗ 
zum Theil eigenthämlich, es ift entweder eine gallertartige, aus ben 
andfhmigenbe Waffe, voorin bie Keimkoͤrner eingebettet find, wie bei 
s und Gymnosporangium Link , welche fich an unfern Machholberſtaͤm⸗ 
ig genug finden, ober jene Unterlage befteht in einem fehlen, unförmlich 
er faferigen Stoffe, auf weichen die Koͤrner gleichfalls aufliegen, wie bei 
um Link. Nicht felten bleibt es aber auch bei ber Entfaͤrbung, Zerfegung 
tigen Ausbildung ber Oberfläche, ohne daß ſich Körner darauf anlegten. 
want man ſolches Erzeugniß Xyloma , wovon man auf Ahorn⸗ und an« 
ten häufig Arten findet, bie als ſchwarze und etwas harte Flecken erſchei⸗ 
Fadenpilze oder Byffoiben (Hiyphomyoetes Mart., Nematomyei 
» Pilze, die nicht bloß aus Keimkoͤrnern, ſondern auch aus eignen Fäbchen 
hen beſtehen, welche letztere häufig gegliedert find, und deren Glieder 
ı Arten wenigſtens ſich als Keimkoͤrner ſelbſt ablöfen. Auch diefe Pile 
anf faulem Holze, als Schimmel auf Fruͤchten, auf Blättern, und felbft 
ı Shwänmen. Zu ihnen gehören bie Gattungen Byssus, Racodium, 
a, Menilie ete. In dieſer Gruppe iſt die einfachfte Zufammenfegung 
Formen, bie das Waffer hervorbringt, wenn es polariſch auseinander 
we wenn es belebt wird, nämlich die Kugel» und bie Fadenform, weiche 
a jedem Bildungsſafte ber Bäume, und fogar in dem Schneewafſer der 
serten,, wenn es über fchwarze Erbe berabträufelt. Gier nennen wir es 
ırupestre. — 3) Bauchpilze (Gastromyeotes). Immer zufammens 
kb der Bau, denn bier find die Kuͤgelchen der Staubpilze entweder allein, 
men Fäden hängend, alfo als Fadenpilze, in eignen Behaltniſſen, Wie non 
iennt, eingeſbloſſen Das gewoͤhnlichſte Beifpiel liefert der Boviſt, 


6 Schwaͤmme 


der, einer Kugel gleich, ganz von den feinſten Staubkoͤrnern, die an einem Haar 
gewebe hängen, angefuͤllt iſt. Auch dieſe Geſchoͤpfe kommen auf abgeſtorbene 
Stämmen, Zweigen und Blättern, bisweilen ſelbſt auf Kraͤhenfedern und Pferbe 
bufen, die in Verweſung übergehen, vor. — 4) Eigentlihe Schwaͤmme 
So nennt man diejenigen Pilze, welche die zarteflen Keimkoͤrner in ben feinflen 
Schlaͤuchen enthaltm, und wo eine gewöhnlich oberflächlihe Schicht als Hau 
fi) ausbildet. Die Schwämme haben einen weit zufammengefegten Bau ale bi 
vorigen Öruppen. Oft wurzeln fie in die Erde, treiben Knollen, aus dieſen Strünte 
auf denen fich ein halbkugeliger oder ſchirmfoͤrmiger Hut ausbreite. Ihr Geweb 
iſt oft ſchon deutlich zellig, oft zugleich faferig und roͤhrig. Die Schlauchhaut bil 
det beim Agarious Blätter, beim Boletus Röhren, beim Hydnum Stacheln u 
ſ. w. Überall find die zarten Schläuche mit einer beftimmten Zahl von Keimkoͤr 
nern, gewöhnlich mit 2 oder 4, oder endlich mit 8 angefuͤlt. Bei dem Miſt 


ſchwamm (Agarious eoprinus) gewähren die dunkeln, zu 4 ſtehenden Koͤrner einen 





angenehmen Anblick, wenn fie bei völliger Reife mit Schnellkraft ſich trenmen 
und eins das andre anziehen, bis die 4, die zufammengehören, wieder in eine 
Ebene liegen. Bekanntlich wachfen die Schwaͤmme überall, befonders im Herbft 
in fchattigen und feuchten Wäldern, und nur wenige von ihnen haben binlänglich 
Dauer, um aufbewahrt zu werden. — 5) Kernſchwaͤmme (Myelomyci Nees) 
Dies find die vollkommenſten unter den Pilzen. Sie ſtellen nämlich gefchloffen 
Behälter bar, in weichen die Schläuche, gewoͤhnlich auch mit 8 Keimkoͤrnern am 
gefülit, enthalten find. Die 4. Gruppe zeigt biefe Schläuche in oberflächlicher Haut 
Hier aber füllen fie das Innere, und könnten Bauchpilze genannt werden, wem 
die legten nicht bie Keimkoͤrner ohne Schläuche in fich enthielten. Zu diefen Kern 
ſchwaͤmmen gehören beſonders die zahlreichen Phacidien, Sphärien, die Hyſterie 
und bie Phacidien ; die neuerlich von Fties und Kunze fo trefflich erläutert find 
Auch diefe Geſchoͤpfe erfcheinen auf abfterbenden Minden und Blaͤttern und bilden 
den Übergang zu den Flechten oder Kichenen. Viele Arten von dem Agaricus fin! 
efibar und fcheinen nad) den Verficherungen von Hahnemann, Cullen, Bogel (is 
Arnftadt) eine Nahrung zu liefern, bie mit der aus dem Thierreih genommene 
die meifte Ähnlichkeit hat. Die bekannteften Arten davon find der Agar. campestri 


is Champignons; worgüglih im Herbſte auf Miftbeeten u Haufe; der Agat 





Schwan Schwangerſchaft 7 


bel in der bekannten Geſtalt vorkommen. — Schwammzunder, ſ. Feuer: 
ſha amm. 

Schwan, ein in das Geſchlecht der Gaͤnſe gehoͤriger Vogel, von welchen 
man 4 Gattungen kennt. Dieſe find: 1) Der ſtumme Schwan, welcher faſt In allen 
Theilen von Europa wild lebt, gegen den Winter aber ſuͤdwaͤrts zieht. Er dient bei 
und zur Zierde der Gewaͤſſer; auf dem Lande iſt er hoͤchſt unbehülflih. 2) Der 
Raugſchwan, welcher kleiner als ber vorige ift, felbft auf Island, Kamtſchatka und 
dee Hudfonsbai gefunden wird, und ebenfatis gegen den Winter nady Süden wan⸗ 
dert. 3) Der ſchwarze Schwan, welcher auf Neuholland einheimifch und bie auf die 
gelblich weißen Schwumgfedern pechſchwarz ift. 4) Der ſchwarzhalſige Schwan, wel: 
dyer auf den Falllandsinſeln und in der Magellanifchen Straße gefunden wird, aber 
noch nicht genau befannt if. — Die Sage, dag der Schwan, der kaum zumeilen 
einem Xon von fih gibt, kurz vor f. Tode einen harmonifchen Geſang (Schw a- 
wengefarg) anſtimme, hat ſich, da fie eine fo mannigfaltige und ſchoͤne Anwen⸗ 

Daraz zulift, durch die Dichter fortgepflanzt, ohne daß je bie Wahrheit durch einen 
Zeugen beilätigt worden wäre. Indeß war der Schwan von den Alten, theils aus 
diefem Grunde, theils wegen f. vermeintlihen Wahrfagungsgabe, dem Apollo 
geheifigt. 

Schwangerſchaft if der Zuftand des menſchlichen Weibes, in welchen 
Eh in Schoße deffelben ein neues Individuum fo weit ausbildet, bag es In ber Welt 
des Ks und ber Luft, gettennt von dem mütterlihen Organismus, beftehen kann. 

Es besinnt die Schwangerſchaft mit dem Augenblid der Empfängniß (f. d.) 
und endigt fidy mit dem Acte ber Geburt (f.d.). Derfelbe Zuſtand wird mit an» 
bern Namen belegt, wenn er bei Xhieren, welche lebendige Junge zur Welt brin⸗ 
gen, vorkommt; und etwas Ahnliches findet ſich auch bei den eterlegenden Thieren. 
Bir handeln hier nur von der Schwangerſchaft im menfchlichen Geſchlechte. Waͤh⸗ 
read berfelben Reigert fich die Lebensthaͤtigkeit vorzuͤglich In dem Fruchthälter, wel 

her wahrſcheinlich wenige Tage nach der Empfängniß das befruchtete Ei aufnimmt. 

Die deriodiſche Abſonderung von Blut hört dann auf, aber Die Gefäße bes Frucht⸗ 

hälter& werden weiter, bisstreicher, Länglicher, gerader ; das Zellgewebe beffeiben wird 
weicher, ſchwammiger, bie Wände dicker, die Höhle größer. Er verliert Die birnfoͤr⸗ 
ange Geſtalt, die er im ungeſchwaͤngerten Zuftande hat, und wird mehr Eugelrund. 

Er finkt in den beiden erfien Monaten der Schwangerfchaft tiefer in das Becken 

herab; alsbann aber fleigt er, größer werdend, bis in den 8. Monat fo hoch, daß 
der Grund beffelben in der Gegend des Magens äußerlich gefühlt werden kann; in 
dem 9. Monat finkt er wieder etwas hekab. Unter diefen Veränderungen bes Frucht⸗ 
bältıra bitdet fich ber Embryo (f. d.) nach und nad) aus, bis er in der 40. Woche 
den gehörigen Grad ber Reife erlangt bat, um, getrennt von ber Mutter, leben zu 
tunen, dann aber erfolgt die Geburt, und die Schwangerfchaft iſt geendet. 

Aber nicht bloß im Fruchthaͤlter, fondern im ganzen weiblichen Körper ift bei gefun: 
den und uicht verzärtelten Frauen die Lebensthätigkeit gefteigert; Schwangere find 
muthuoller, felbftänbiger, männlidyer, Eräftiger, unternehmender als Nichtſchwan⸗ 
gere und behalten diefe Eigenſchaften auch als Mütter; Schwangere werben ſeltener 
von anſteckenden Krankheiten befallen, die Auszehrung, an ber fie vorher litten, ſteht 
wihrend ber Schwangerſchaft ſtil und macht erft nad} dem Ende derfelben deſto groͤ⸗ 
Rere und ſchnellere Fortſchritte; Hnfterifche befinden fich oft während der Schwanz 
gerſchaft ungewöhnlich wohl, Gichtiſche find gewoͤhnlich von ihren Anfällen befreit, 
manche werben auffallend fett. Dagegen iſt biefer Zuftand bei vielen, zumal fonft 
ſchwaͤchlichen, Eränklichen, verzärtelten, zu jungen oder zu alten Frauen oft auch 
ven einer fehr großen Menge Befchtwerben begleitet, welche durch bie veränderte 
Etimmung bes Gefaͤtz⸗ und Nervenſyſtems bedingt und vermittelt werden. Vor⸗ 
jiglich häufig erſtreckt fi diefe Wirkung auf den Magen, daher Übelkeit, Etel 


Schmwärmer Schwaͤrmerei 9 


tin Garus's „ Gynaͤkologie (Leipzig 1820, Thl. 2), fpäter erfchien er in ein⸗ 
a Abdruche beforgt von Deöberger. 16. 
Shwärmer nemt man in bee Feuerwerkskunſt gewiffe nach Art der Ra⸗ 
gnuibereitete Patronen, bie bei Kunſtfenerwerken mandyerlei Art gebraucht wers 
Die Hülfe aus Papier oder Kartenblatt hat zum Innern Durchmeffer etwa £ 
u. Die gewöhnliche Füllung befteht aus 5 Mehtpulver, 4 Kohle und 4 Galpes 
Sie werden über einen einen eiſernen Dom auf einem Kloͤtzchen von hartem 
e oder auch auf einem Tiſche gefchlagen. Man hat ganz Eleine Schwärmer bis 
image von 5 — 6 Boll. ' 

Shwärmerei iſt ein krankhafter Zuftand des Gemuͤths, in bem man ſich 
auernd Berhältniffe, Erfahrungen und Erfolge als wirklich oder erreichbar vor⸗ 
‚ die ner moch in der Idee beſtehen oder überhaupt in das Bebiet folcher Einbil⸗ 
vom gehören, die niemals Wirklichkeit erhalten koͤnnen, und danach im Handeln 
kort. Die Schwärmerei ber Freundfchaft und Liebe ertraͤumt fich eine Reinheit, 
heit unb Innigleit bes Verhaͤltniſſes mit geliebten Perfonen , wie fie in Stun⸗ 
öherer Weihe wol empfunden, aber unter ben aus Geiſt und Sinnlichkeit zus 
nengefegten,, von Lörperlichen Bebürfniffen abhängigen Menſchen nicht aus⸗ 
md erhalten werben kann. Die moraliſche Schwärmerei traut fich und A. eine 
ce fittliche Vollkommenheit zu, als man nach ben von ber Seelenſtaͤrke, Feſtig⸗ 
mb Reinheit der tugendhaftefien Menſchen gemachten Exfahrungen bei ſterbli⸗ 
Wein erwarten darf. Die politifche und philanthropiſche Schwaͤrmerei trägt 
wit Dhantafiebilbern eines Zuſtandes ber bürgerlichen und allgemeinen menſch⸗ 
3 Geſelſchaft, wie ihn weder die Bildungsflufe der Mehrzahl, noch bie Bes 
der Leidenſchaft unter den Megenten und Regierten, noch bie politifche Stel⸗ 
der Völker gegen einander zur Wirklichkeit kommen läßt. Schrodenser biefer 
pflegt man mit Recht die gutmhthigen zu nennen; fie koͤnnen zwar, wo fie ih: 
Eimbildumgen gemäß handeln, manchen Mißgriff und manche libereilung beges 
auch gegen Andersdenkende heftig unb unbulbfam werden, doch wenn ſich mur 

beimmlicger Ehrgeiz oder Eigennutz in ihre Hoffnumgen und Beſtrebungen ein: 
&t, wid ihre Schwärmterei eher ihnen felbft als Andern Nachtheil bringen. 
mähelich kbernimmt das gemeine Leben mit feinen Re!bungen bie Eur diefer oft 
rücbentwirbigen Kranken. Vielfaͤltig getäufcht, durch nieberfchlagenbe Erfah⸗ 
gen überführt, daß der Zuſtand der Dinge, der ihren Wänfchen entfpräche, noch 
t da ober überhaupt nicht zu verwirklichen ift, gerathen fie in eine Verſtimmung, 
ber es, nach Beſchaffenheit ihres geiftigen Vermoͤgens, zweierlei Auswege gibt. 
waͤchere Gemuͤther werben fich in diefem Mißmuth aufreiben und, da Zureben 
en Schwaͤrmer nit der Welt verföhnt, als Opfer ihrer fhönen Träume unters 
m. Iſt hingegen ihre Natur Eräftig und Iebensfroher Muth in ihnen, fo werden 
Biefelben , wenn die Erfahrung ihnen die Binde von den Augen genommen bat, 
dem Kampfe mit ber Wirklichkeit als Weife hervorgehen ſehen, die, mit vielfeis 
: Umsficht ed Urtheilöfähigkeit bereichert, das Leben beherrfchen lernen und, in⸗ 
fie weniger wünfchen und hoffen, befto mehr zur allmäligen Verbeſſerung der 
ilommenen Welt zu thun willen. — Biel gefährlicher und ſchwerer zu heilen 
ie reügioͤſe Schwärmerel, weit fie von Behauptungen ausgeht, die das echt 
: fubjectiven Überzeugung auf ihrer Seite haben, und ſich auf einem Gebiete 
‚gt, für das in der Welt des Begreiflichen fein Mag zu finden ift. Hier wird 
m leichteften zum Fanatismus, welches gleihfam der Paroxysmus der 
vörmerei iſt. (Bol. Fanatismus.) — Alle Schwärmerei hat ihren Grund 
tangel ober nicht gehöriger Übung der Urtheilskraft bei ſtarker Phantafle und 
inbfamkeit; benn nur wo es an Urtheil und Umficht fehle, koͤnnen unftatthafte 
ungen Eingang finben und dunkle Gefühle und Einbilbungen eine Übermant 
m, die das Gemuͤth aus dem Glelchgewichte der Geſundheit bringt. Immer 


10 Schwarz Schwarze Kunft 


zeigt fich die Schwaͤrmerei in einer orbnungswidrigen Thaͤtigkeit des Geiſtes, 
welcher Gefühle und Einbildungen die Herrfchaft erhalten. Lehrreiche Beiträge, 
Geſchichte der Schwärmerei find: „Die ſchwaͤrmeriſchen Sräuelfcenen der St.) 
ler Wiedertäufer zu Anfange der Neformation; ein Seitenftücd zu den wildenſ 
her Unruhen‘, aus Keßler's Handſchr. berausgeg. von‘. F. Franz (Ebnat im T 
genburg 1824), und der „Verſuch e. Geſch. ber religidfen Schwärmerei im Herz 
thume Berg”, von 3. Ad. Engel (Schwelm 1826). Die beften Mittel gegen 
Schmwärmerei find daher grünbliche und umfaffende Kenntniffe, munterer Wert 
mit der Welt und ruhige Vergleichung des Erreichbaren mit dem en 
t 

S chwarz GBerthold), der angebliche Erfinder des Schießpulvers, = 
beutfcher Franciscanermoͤnch, geb. genen die Mitte des 13. Jahrh. zu Freiburg 
Breisgau. Als man diefen großen Scheidekuͤnſtler wegen Zauberei ind Gefäng: 
gefegt hatte, verwandte er f. Zeit auf chemifche Unterfuchungen, welche Ihn auf 
Bereitung ded Schießpulvers (f. db.) führten. Die Miſchung des Schießp 
vers war ohne Zweifel ſchon vor Schw. gekannt (vgl. Roger Baco), aber Sch 
fand fie vielleicht zufällig auf, ober ſtellte fie zuerft in einer für den Kriegs st 
Jagdgebrauch tauglichen Geſtalt dar. 

Schwarzburg, die Ober⸗ ind bie Unterherrfchaft, in huͤring 
ein ſouveraines Fuͤrſtenthum des Hauſes Schwarzburg; 354 IM. mit 12 St 
ten, 236 1. und D. und gegen 100,000 E. Die Oberherrſchaft liegt an der Re 
feite bes Thuͤringerwaldes, von den großherzogl. und herzogl. fächfifchen Laͤnd 
und der preuß. Provinz Sachſen eingeſchloſſen, und wird von der Saale mit 
Schwarza, Ilm und Gera bewaͤſſert. Die Unterherrſchaft llegt ganz von der pre 
Prov. Sachſen umgeben, an der Wipper und Helbe. Die ehemals in der koͤn 
ſaͤchſ. Landeshoheit ſich durchkreuzenden Oberherrlichkeits⸗ und Lehnsrechte f 
durch den Vertrag des Hauſes Schwarzburg mit Preußen, welches gegenwaͤrtig 
koͤnigl. ſaͤchſ. Thuͤringen beſitzt, 1816 mittelſt Abtretungen ausgeglichen und auf 
hoben worden, ſodaß es keine ſchwarzburgiſchen Receßherrſchaften mehr gibt. 
Das alte Haus Schwarzburg beſaß ſchon im 11. Jahrh. anſehnliche Guͤter in RI 
singen. Ein Graf Günther XXI. von Schwarzburg wurde 1349 zum beutfd 
Kaifer gewählt. Sein älterer Bruder Heinrich behielt die Grafſchaft. Sein Na 
—— Birniho F ıhrt; Ermltiın sthariich & 





Schwarze Kunft 11 


ſtecherei ift die fogen. ſchwarze Kunſt. Man nennt fie im Italien und 
Hezzo tinto (Hellbuntel ober halbe Färbung damit bezeichnend), in 
Taille d’epargne und Gravure en maniere noire, und in Suͤddeutſch⸗ 
Samsmetflid) ober gefhabte Manier. Sie unterfcheibet ſich vom Kupfer» 
Kupferägen dadurch, daß man bei diefen beiden ben Schatten, bei ber 
Runft aber das Licht in das Kupfer arbeitet. Es kommt dabei hauptſaͤch⸗ 
ı Grund an. Ein fanftes Verſchmelzen, verbunden mit geoßer Schatten» 
eichnet biefe Art von Kupferſtichen ganz beſonders aus; fie iſt von auf: 
ner Wirkung zu Bildniffen und zu biftorifchen Darſtellungen, die nicht 
icht zu Eleine Figuren haben. In Hinficht auf bie feinen Schattirungen 
m Kupferfliche ſehr nach. Die Kupferplatte, auf welcher in ſchwarzer 
heitet werden foll, wird erſt ganz rauh durchkratzt, ſodaß, wenn man in 
Zande Abdruͤcke nähme, dieſe völlig ſchwarz fein würden. Diefe Grün» 
be mrıhfam und wichtig, denn von dem dadurch bewirkten gleichen Kom 
hängt die fammetartige Weichheit ab; doch kann jeder forgfältige Arbei⸗ 
nden, vermittelft eines guten Gruͤndungseiſens. Auf die Feinheit diefes 
Berkzeugs kommt Alles an. In Augsburg hat man Maſchinen dazu er 
uf den Grund wird num bie Zeichnung Übergetragen, indem man das Pas 
uf fie gefertigt iſt, auf der Ruͤckſeite mit Kreide uͤberreibt, und ſolches 
zw Platte abdrudt, diefen Umriß aber nachher mit Zufche uͤbergeht. Nun 
m ebenfo damit als ob man-mit weißer Kreide auf dunkles Papier zeich⸗ 
a fehabt ben Grund mehr und minder ab, nachdem man hellere Lichter 
. Auf den lichteften Stellen wird das Korn ber Gründung ganz wegge⸗ 
muß man ſich forgfältig hüten, nicht , in ber Hoffnung, fchneller fertig 
die Gruͤndung auf einmal wegzuſchaben, weil es fehr ſchwer iſt, fie wies 
Un, und weil die zarte Abflufung der Schatten die hoͤchſte Schönheit 
ter ausmacht. Mit den lichten Theilen fängt man an, doc) laͤßt man im: 
Hhauch von Korn fliehen, nachher überarbeitet man die Beflere, Alles in 
tien. Man ſchwaͤrzt alsdann die ganze Platte mit einem Ballen von Fitz, 
tımg davon zu fehen, und fängt nachher immer an den ftärkften Licht: 
der an. Die höchften Lichter oder Glanzblicke müffen enblich das blanke 
Bmachen, zu welchem Behufe dafjelbe mit dem Polirſtahl wieder geglaͤt⸗ 
Die ſchwaͤczeſten Schatten hingegen bleiben raub und ganz unberührt; 
ı der Schatten umd Lichter aber trägt der Gerbſtahl oder das Schabeifen 
ıpfer. Die ſtaͤrkſten Drucke an den Umtiffen übergeht man jegt mit dem 
. — Da es ungleich leichter ift, Theile des dunkeln Grundes wegzuſcha⸗ 
ie Schatten durch die unendliche Anzahl von Zügen und Strichen in ben 
ngen zu bilden, fo ift die Schwarzkunſt weit fchneller und Leichter auszu⸗ 
jede andre Artder Kupferſtecherkunſt. Sie ift baher viel anwendbarer 
diren und Stein. — Der Erfinder der ſchwarzen Kunſt ift ber heſſen⸗ 
Ibriftlieutenant 2. v. Siegen (van Sichem) geweſen, ber 1643 ben erften 
derfetben mit dem Bildniß der Landgraͤfin von Heſſen, Amalia Elifaberh, 
t. Bon diefem lernte fie der Eurpfälzifche Prinz Robert, ober Rupert, 
Cumberland, welcher fie zur Zeit König Karls II. nach England brachte. ” 
e fie ungemein befieht, und man fuchte den Prinzen für den Erfinder ber: 
ugeben, indem man erzählte, Prinz Robert fei eines Morgens früh aus: 
mb babe eine Schildwache etwas entfernt von ihrem Poften mit ihrer 
befchäftigt gefunden. Er habe den Soldaten gefragt, was er vorhabe? 
fer erwiderte, ber Nachtthau habe feine Klinte roſtig gemacht, und er 
eder. Als dei Prinz das Gewehr betrachtet habe, ſei es ihm aufgefallen, 
as Poliren mancher Stellen fich eine Zeichnung zufälig darauf bidete; 
ick babe bie Idee des Deyotinto In ihm erwedt, Ein Kopf Schamane 


Schwarzenberg (Karl Philipp, Fuͤrſt v.) 18 


en im Öftreichtfchen. Alle zuſammen haben 42 IM. mit 115,000 €. und be: 
en aus 2 Majoraten. Das erfte begreift die fraͤnk. und ſchwaͤb., das zweite eis 
e boͤhmiſche Herrſchaften. Die Einkuͤnfte des erſten Majorats betragen gegen 
),000 Fl. as Haus iſt katholiſch und bat ſ. Sig in Wien. Der regierende 
Bergen: Fürft Jo ſeph, geb. 1769, iſt kaiſerl. Beheimerrath und Kaͤnme⸗ 

Pauline, des Herzogs v. Aremberg Tochter, verlor Ihr 
em gu *5— (1. Inli 1810) in dem bei einem von ihrem Schwager, dem Fuͤr⸗ 
Karlv. Schwarzenberg (f. d.), veranftalteten Feſte entkandenen Brande. 
6 2. Majerat, mit 60,000 Fl. Eink., befist Fuͤrſt Sriedrich, geb. 1799, 
ha des Feidmarſchalls. ( S. d. felg. Art. 

Schwarzenberg (Karl Philipp, Färfl v.), Herzog v. Rrumman, kaiſ. 
wich. Gemezsifelbmarfchalf, geb. db. 15. April 1771 zu Wien, diente fchon 
89 in den Kriege mit den Tuͤrken, wo er fidh durch perfönliche Tapferkeit aus: 
chnete, bau fortwährend in den Kriegen mit Srankreih. Bein Ausbruce des 
Ihn war er Adjutant des Brafen Glairfait. In dem folgenden Feldzuge (1793) 
nmendirte er einen heil der Avantgarde des Prinzen v. Koburg. In der 
hlacht von Ehateau⸗Cambreſis (d. 26. April 1794) warf er an der Spitze f. Rei- 
egiments ımd 12 brit. Schwadronen ben Feind und durchbrach eine Linie von 
000 Baum, daher ihm der Kaifer auf dem Schlachtfelde das Therefienkreu; 
hing. 1796 war er Oberſter und Commanbant bes Küraffierregiments Zeſchwitz 
dem Corps von Wartensleben, und wurde nad) dem Siege bei Würzburg Ges 
mimaior. 1799 zum F.⸗M.⸗L. ernannt, erhielt er das Ublanenregiment, welches 
4 feinen Namen führt. In der Schlacht bei Hohen!inden (am 3. Dec. 1800) 
tete ex muthvoll fein Corps von der Gefangenfchaft. In dem Kriege 1805 be: 
Gate er eine Divifion unter dem General Mad. Bei Ulm commanbdirte er den 
hten öfle. Sthgel. Nachdem Alles verloren war, ſchlug er ſich nebft dem Erzher⸗ 
i Serbinand mit einigen Reiterregimentern durch und entfam über Wallerflein 
% Dttingn, wo er mit f. Reitern den Weg bahnte, nach Eger In Böhmen. 
uter thafıäyen Gefechten hatte er, von Murat verfolgt, mit diefen Scharen in 8 
agen 50 Meilen zuruͤckgelegt. Die Schlacht von Aufterlis warb gegen f. Rath 
or ae des Heeres von Bennigfen und des vom Erzherz. Karl geliefert. 

ach dem Wunſche des Kaifers Alerander erhielt er 1808 die öftreich. Botſchaft im 
— mo f. Lage bei dem Ausbruche des Krieges 1809 fehr ſchwierig war. 
wfienb mußte als Frankreichs Bundesgenoffe gegen Öftteih kämpfen; Kürft 
dw. verließ daher Petersburg, nahm an ber Schlacht bei Wagram Theil und 
fehlögte auf der Ruͤckzuge die Nachhut bis Znaim. Damals wurde er General 
e Gavalerie. ach dem wiener Srieden wurde ex öftreich. Botſchafter in Paris 
id leitete Die Unterhaubiungen uͤber die Vermaͤhlung Napoleons mit der Erzherzo⸗ 
ı Maxie Loniſe. Auf diefem Poften erwarb er ſich, befonders nadı dem Brande 
Ballſaales bei Gelegenheit eines efen, das der Fuͤrſt zur Feier der Verbindung 
weleons miit der Erzherzogin gab, wo f. Schwägerin, die Sürftin Pauline v 
Swarzenberg , ein Opfer ihrer Mutterliebe wurde, Napoleons Wertrauen im 
hſten Grabe, und darımn warb er auf deffen Verlangen in dem ruſſiſchen Feld⸗ 
ze, zu welchem Hſtreich nach dem Tractate vom 14. März 1812 ein Huͤffscorps 
ſtellen hatte, zum Befehlehaber deffelben ernannt. Dieſes 30,000 M. ſtarke 
ps wurde m Gallien verfammelt, ging in den erſten Tagen des Juli über 
ı Bag und befegte am 11. die wichtige Pofition von Pinsk. Im Aug. erhielt der 
ef von Napoleon ben Oberbefehl Über die auf f. rechten Fluͤgel opericende Armee 
büber das 7. (aus Sachſen befichende) Corps. Es gelang Ihm, gegen Tormafs 
[einige Bertheile zu erhalten. Im Det. mußte er fich jedoch vor ber verftärkten 
fiſchen Armee unter Tſchitſchakoff und Tormaſſoff unter nachtheiligen Gefechten 
Großherzogthura Warſchau zurtichsiehen. Wahrſcheinlich war in diefem Bits 


Schwarzholz Schwarzwald 15 


wer, welches zwiſchen Europa und Afien liegt, gegen Abend an Romanien und 
igarien, gegen Mitternacht an bie ruffifchen Staaten, gegen Morgen an Min⸗ 
im ımd Buriel, gegen Mittag aber an Natolien ftößt, und nur durch den Bos⸗ 
nö mit dem mittelländifchen Deere in Verbindung fleht, von dem e8 eigentlich 
ein Theil ift, der mit dem afomfchen Meere (dem großen nördliden Bufen des 
arım Meeres) die zufammenhängenden Gewaͤſſer des mittelländifchen Meeres 
it. Die Größe des ſchwarzen Meeres mit dem aſowſchen Meere beträgt über 
000 IM. Das Wafler deffeiben ift nicht fo hell wie das Waſſer des mittellän- 
ben Meeres, und, vermuthlich wegen ber vielen großen Fluͤſſe, die hineinfallen 
mar, Dniefter, Dnieper, Don und Kuban), füßer, daher e6 auch leichter ge- 
rt. Die Stürme auf demfelben find fürchterlich, weil es rings umher verfchlofs 
it, wodurch eine Art von Wirbel entfteht. In den Sommermonaten ift «8 im 
men ruhiger als andre Meere, in ben Wintermonaten bingegen, vorzüglich länge 
Kuüſten pwifchen den Mündungen ber Donau bis zur Krim bin, felbft für die ge: 
irn Schiffer kaum zu befahren. Die Hauptftrömung zieht fich beftänbig, 
HE aus dem ſeichten Meer von Aſow ber, von Norden gegen Suͤdweſten, nad) 
thraziſchen Meerenge und dem Hellespont bin. Das ſchwarze Meer zeichnet 
auch dadırcd) aus, daß es gar feine Infeln hat, außer in der Meerenge (der kim⸗ 
rifche Bosporus), welche das aſowſche Meer mit demfelben verbindet. Die Fi: 
ni im afomfchen und ſchwarzen Meer ift nicht unbedeutend; es fehlt nicht an 
möiyelei nutzbaren Gattungen von größern und Eleinern Fiſchen, worunter auch 
dr Arten von Stoͤren find. Man fiſcht an diefen Hüften hauptſaͤchlich mit Sad: 
ven, im welchen zumeilen auf einen einzigen Zug, der etwa 6 Stunden dauert, 
auf 60,000 Fiſche, worunter aber nur immer wenige große, gefangen werben. 
an bereitet hier audy Kaviar, Fifhleim, Thran und aus dem Rogen ber Meer: 
ken Botargo, diefen legterm ader nur in geringer Dienge. Die gefalzenen und 
:äuchertm Makrelen find ein wichtiger Handelsartikel der Krim. Über bie mer: 
irdigen griechifchen Alterthümer am Nordgeftade des Pontus hat Raoul Rochette 
Yarid 1822) ein Werk herausgegeben, das von dem ruffifchen Hofrath Peter v. 
oppen (Wien 1823) berichtigt und ergänzt worden ift. 

Edwarzholz, f. Nadelholz. 

Schwarzwald, ein Gebirge im Großherzogthum Baden und Rönigreid) 
Bürtemberg._ Es läuft an der Weſtſeite Schwabens in gleicher Linie mit dem 
heinſtrome nach feiner großen Beugung bei Bafel, und oft nur wenige Meilen 
m demſelben entfernt, von S. nach N. hinab, ift gegm S. von, dem Rheine, ges 
aR. von ber Ebene zwiſchen ber Enz und dem Einfluffe des Neckars in den Rhein 
gtemt, und begreift in f. größten Ränge etwa 18, in der Breite von Oft nach Weſt 
ber fublich 6 — 8 umd noͤrdlich kaum 4 Meilen. Auf ber Abendfeite ergießen ſich 
e von diefer Gebirgskette kommenden Gewaͤſſer in den Dihein, und auf der Mor⸗ 
wfeite zum Theil in die Donau, welde bier ihren Urfprung bat, und bie Fluͤſſe 
heim, Elz, Kinzig, Murg, Nedar, Nagold, Enz ıc. aufnimmt. Seine größte 
übe reicht der Schwarzwald oͤſtlich von Freiburg zroifchen Todnau und St. Märs 
n, in der Gegend, wo ber Urſprung bes Wiefen und ber bekannte Pag, die Hölle, 
h befindet. Das Bebirge befteht mehr aus Plänen, als ifolirten Bergfpigen, uns 
tweldhen ber Kelbberg (4610 5.), der Belchen (4335 F.), der Katzenkopf, auf def: 
1 Epige der Grenzſtein zwiſchen Würtemberg und Baden fteht (4085 würtemb. 
), und der Kandel (3903 5.) die bebeutendften find. Dieſe Berge erfcheinen meis 
atheils nur von ber Mitte des Juni bis Anfang Sept., und da oft nicht ganz 
Mändig, ohne Schneebebedung ; beinahe die ganze übrige Zeit des Jahres leuch⸗ 
tihre befchneiten Spitzen den entfernten Rheinbewohnern entgegen. Der Abfall 
ESchwarzwaldgebirges gegen den Rhein iſt fleil, jener gegen bie Donau und 
ıRedar fanft und nur allmdlig fig verlierend, Reißend ſtuͤrzen ficy die Sewäer 


Schweden und Norwegen, natürl. Befchaffenheit 17 


(nad; 4.13,737) DM. grofe, durch Lappland mit dem Feſtlande von Eu: 
rkundene DOftfeehalbinfel (20— 49° 50° Ö.%. und 55° 22°—-70° 1130” 
. Diefes in der kalten Zone Europas gelegene, weit über die Polarlinie Hinz 
ende Land wird von ber Nordfee mit bem Kattegat weſtlich und ſuͤdweſtlich, 
‚der Oſtſee mit dem bothniſchen Meerbufen öftlidy und ſuͤdweſtlich, im ho⸗ 
‚ben aber von dem Eiemeere umfchloffen, oufer da, mo das normegifche 
d ſuͤdoͤſtlich, und das ſchwediſche oͤſtlich am das ruffifche Lappland ſtoͤßt. 
acht der Fluß Paes, hier machen (feit 1809) bee Torneo⸗ und der Muonlio⸗ 
Grenze. Ein Bergrüden, beffen höchfter Gipfel in Schweden, umter dem 
er Eritop von 6079 Fuß und der Schnechättan von 8337 F. in Norwegen 
25. hebe Folgefonde find, fcheibet dieſe Halbinfel in die Ränder Schweden 
wegen Er heißt noͤrdlich das Kiöl: (Kiel:), füdlich das Sevegebirge. 
ige es im Nordhorn (Nordcap), dem noͤrdlichſten Vorgebirge von Europa ; 
Alt ed ſich, näher der Welt: als der Oſtkuͤſte — baher die Hauptſtroͤme am 
unse theils in den bothnifchen Bufen, theils in das Kattegat ſich ausmuͤn⸗ 
in 3 Arme: bie lange Fiaͤllen (Rangfield und Doftefield) ziehen fich bie 
egebirge Lindenaͤs nach der Nordfee hin; ein zmeiter Arm fcheidet das nors 
: Etromgebiet de® Glommen von bem ſchwediſchen der Goͤtha⸗Elf und vers 
ch nach dem Kattegat; der dritte Höhenzug fcheidet die Quellen der Clara, 
n Schweden durch den Wenerfee (der 48 IR. groß ift) geht und dann Goͤ⸗ 
"heit, vondenended Dal-Eif, und ſtreicht in Schweden zwifchen dem Weners 
u Retterfee hin, biß er fi) am Örefunde zur Oftfee hin verfladht. Die Gi⸗ 
ſtandinaviſchen Alpen find wilde, vom 67° und 70° in ber Höhe von 3900 
00 $. mit ewigen Schnee bedeckte Selfenmaffen (Fjaͤllen), wo man überall 
üchſteile Abhaͤnge, ſchauerliche Alüfte, Seen und reißende Bergfiröme er: 

Nach der Nordfee ift der Fall dieſes Gebirges aͤußerſt jaͤh, ſchroff und voll 
rücher Abgruͤnde. Mäher der Oſtkuͤſte liegt noch der 12 Meilen lange und 
Meiten breite Maͤlarſee, mit 1300 Inſeln, welcher zwifchen unzähligen klei⸗ 
türen (Rippen) in die Oftfee ausſtroͤmt. Mit ihm ift der Hielmarfee verbun⸗ 
Der Wetterſee nimmt 40 Fluͤſſe auf und ergießt ſich durch den Motalaftrom 
Dftſee. Zu Schweden gehören noch die fruchtbaren Oftfeeinfeln Öland und 
Ind. Die Alandsinſelgruppe am Ausgange des bothnifchen Buſens wurde 
an Ruslond abgetreten. Das durch viele Einfchnitte (Fiorde) zerriffene Ufer 
eine Menge Holme oder kleine felfige Snfeln, z. B. Stodholm, und fihere 
', vorzüglich an Norwegens Küfte; an der letztern find auch der Saltſtroͤm, 
Hühfiche Meerenge, und der Maelſtroͤm, ein Strudel, zu bemerken. — Das 
ven Schweden und Norwegen ift der Beſchaffenheit und Höhe des Landes 
I, mit Ausnahme der Weſt⸗- und Suͤdkuͤſten, trocken und kalt. Obſt und Ge: 
Gährl. zur 5 Mil. Tonnen; daher mifcht man in mehren Gegenden unter 
ketmehl zerriebene Fichtenrinde, ober auch gepulvertes Mennthiermoos , doch 
der Kornbau im ſuͤdl. Schweben mit jedem Jahre und wird bald fremde Ein- 
nfbehrlicdy machen); Kartoffeln, Flache, Hanf, Hopfen und Zabad gedeihen 
den Südgegenden, noͤrdlich ift das Land ein faft ununterbrochener Walb von 
hol; ımd Zwergbirken, mit vielem Wild, ald Hirfche, Rebe, Hafen, Elenn⸗ 
ah Bären und Wölfen. Hier findet man nur Beeren und Rennthiermoos. 
gibt ed Vielfraße, Luchfe, Fuͤchſe, Lemminge, zahmes und wildes Geflügel. 
n des nicht üppigen Wieſenwachſes bleibt das Rindvieh, fowie die Schafe 
nt 1715 durch englifche und ſpaniſche Widder veredelt find), Ziegen und 
eine, Mein; doch find die Pferde fchnell und dauerhaft. Im Norden ift das 
thier einheimifch. (Vgl. Lappland.) Im Ganzen ift Schweden wärmer ale 
gen. An den Küften, vorzüglich am Kattegat, war die Heringefilcherei vor 
mnicht unbedeutend. Außerdem fängt man Robben, Delphine und o. Biihe 
EA, Giebente Xufl, St. X 2 


Schweben und Norwegen, Gefhihte . 19 


ehielten die Bothen und Schweden bald das lÜibergewicht und unterwarfen 
übrig Stämme. Sie hatten Richter aus dem fabelhaften, angeblich von 
Behne Odin's abflammenden Befchlechte der Unglinger zu Oberhaͤup⸗ 
we is 5. Jahrh. dem Titel Könige von Upſala annahmen und bis 1068 in 
ben negierten. Eine fefte Regierung führte zuerft Diof I. 994 ein, ber zum 
nhee überging. Noch blieben Bothen und Schweden getrennt, und Jahr⸗ 
te lang gerrüittete dieſe Trennung das Reich. Erſt 1250, als das mächtige 
ehtder Folkungen ben Thron beftieg, vereinigten ſich beibe bisher feind⸗ 
keiämme in eine Nation. Zugleich wurde die Erbfolge genau beflimmt. 
den reichte damals nur bis Delfingland. Erich XI. eroberte 1248 das Innere, 
Ann Vermund, Torkel Knutfen, 1293 das Außerfte Städ von Finnland, 
a, weh Echweben Rußlands unmittelbarer Nachbar wurde. Magnus 
erwat 1332, durch Mats Kettiimundfen, Schonen, Blekingen und Hal⸗ 
welche Provinzen aber ſchon 1360 wieder verloren gingen. Seiner Bedruͤckun⸗ 
we, empörten ſich 1363 die Schweden, und gaben die Krone feinem 
wirfepne, Albrecht von Mecklenburg. Diefer aber, der ebenfalls bie ſchwedi⸗ 
Otkde nicht befciedigte, unterlag 1388 in dem Treffen von Falkoͤping gegen 
Iam, bei welchen feine Unterthanen Hülfe gefucht hatten, und 1389 vereis 
Ye frhher von Albrecht verfpottete Königin Margarethe von Dänemark 
Iamuegen mit dieſen beiden Reichen auch das ſchwediſche burch die kalm ar i⸗ 
Unia (12. Juli 1397), jedoch fo, daß jedes Reich ſ. Verfaſſung beibehielt. 
mb Empoͤrungen, und endlich vollkommene Anarchie waren bie Folge 
Bereinigung, denn ſchon 1448 wählten die Schweden und Norweger ſich 
um Rönig, Karl Knutſen, und trennten ſich förmlich von der Union. Nach 
Tode tegierten u. d. T. Reichsvorſteher, aber mit wahrhaft koͤnigl. Gewalt, 
Biedre aus der Familie Sturenady einander , bis 1520 Chriſtian II. von 
we in einem Frieden als König von Schweden anerkannt wurde. Aber 
memperte duch ſ. Thrannei die Schweden. Noch während der Rrömungs» 
keiten fie er, trotz der verfprochenen Anmeftie, zu Stodholm 94 angefehene 
ſche Männer auf öffentlichen Markte enchaupten und hierauf in verſchiede⸗ 
gen mit ähnlicher Blutgier wuͤthen. Guſtav Wafa, der aus daͤni⸗ 
asgenfchaft entkommen war, ftellte fich an die Spige der Mißvergnuͤgten 
ward von ihnen vorläufig zum Reichsvorſteher und 1523 nach Chriſtians 
mg zum Könige gewählt. Ex führte die Reformation ein, fchlug die geifl- 
» Kioftergliter zu feinen Domainen, beförberte durch kluge Bünbniffe mit 
md Holland den Handel und die Schifffahrt der Schweden und fidherte 
iner Nachkommenſchaft die Exrblichleit der Krone. Erin Sohn und Nach⸗ 
rich XIV. (reg. 1560-68) , brachte Efthiand an Schweden und führte 
f. Kroͤmmg die bis dahin noch nicht übliche geäfl. und Freiherr. Würde, 
nehren Familien ertheilte, ein. Sein mißtrauifcher Charakter unb daher 
me tyeannifche Handlungen machten ihn verhaßt. Er warb bes Thro⸗ 
t and nach Yjähriger Gefangenfchaft im Kerker vergiftet. Ihm folgte von 
2 f. Bruder, Johann II., der 1570 im ftettiner Frieden Schonen, Hals 
tingen, DHerjebalen und Gothland an Dänemark überließ und 1580 nur 
ı Religion uͤbertrat, auch f. Sohn Sigmund in berfelben erziehen ließ. 
‚ der zugleich bie polnifche Krone annahm, wurde 1602 in Schweden 
eigen Oheim Karl, einem eifeigen Lutheraner, entthront, der ſich 160% 
B Kari IX. Erönen ließ. Die ſchweren Fehden mit Rufland, Polen und 
„ worein er verwidelt wurde, endigte gluͤcklich nach ſ. Tode (1611) ber 
av Adolf IL (f.d.), der 1632 bei Lügen fuͤr die Freiheit Deutſch⸗ 
Unter f. Tochter Chriftine (f.d.) warb ber beutfche Krieg ehrenvoll 
md beendigt. Im Laufe deſſelben warb Schweden von Dineramt des 
2 







Schweden und Rormegen, feit 1814 21 


Dita eine nenne Sonflitution, wählte den Prinzen Chriftian Auguft von Schles⸗ 
a ur Eonderburgs Auguſtenburg, der ben Namen Karl Auguft (f. b.) 
n asıhe, zu feinem Nachfelger, enbigte ben Krieg mit Rußland in dem Sieben zu 
friedriche hamm 1809 durch die Abtretung ven ganz Finnland und flellte 
SU Ye Berhditniffe mit Frankreich wieder her. Inzwiſchen flach ber Kronprinz 
ch Ausb pllnlichen Todes, und der ReichStag zu rebro wählte zum Thronfolger dem 
iR fa. Rasfali Bernadotte, Prinz von PontesGorvo, der u.d.N. Kari XIV. 
a Johann ([d.) vom Könige adoptirt wurde. Schweden erklärte zwar jetzt gegen 
Oufieltemnimn den Krieg, aber das Drüdende dieſes Kriegszuſtandes und bie im» 
sm un felgeahen Iamaßungen Frankreichs bewogen e8 1812, fein Syſtem zu ändern 
unh fi held den gegen Mapoleon verbünbeten Mächten anzufchließen. (S. Kari XIV 
Sopenumßuffifchsbeutfcher Krieg.) In dem Frieden mit Daͤnemark, 
woher den 14. Jan 1814 zu Kiel abgefchloffen wurde, gelangte Schweden zu 
Von Dei eb Königreich Norwegen als eines für ſich beftehenden, freien, uns 
| Aller mb unverdußerlichen Reich , und trat dagegen ſ. Antheil an Pommern 
1 mob bie Safıl ken ab. 
| Grit der vom Storthing zu Chrifliania (vgl. Rorwegen) am 18. Dt. 
SB bfäieffenen Vereinigung Norwegens mit Schweden, verbindet dieſes Dop⸗ 
will unter Einem Könige und 2 fehr verfchiebenen Grundgeſetzen 2 ftolge, freis 
bilkchee Biiter. Jedes ficht in feinen Eigenthuͤmlichkeiten Vorzuͤge, umd 
Mind (heit geneigt, auch nur einen berfelben zu Gunſten bes Brubervolkes auf 
mm. Der Thron felbft ruht vertragsmaͤßig auf ber freien Wahl der Stände. 
(1 Baba Reiter den alten Throngeſchlechtern einfam gegenüber, und das ausge⸗ 
Alleine Dans Waſa bat wol feinem Rechte, aber nicht feinen Hoffnungen ent: 





ht. In tem Bollsverhättniffe der Schweden und Norweger unterhält der 

Mrofft Bepenfar politifcher Elemente eine fortwährende Spannung ; dort wacht 

Krhheksatie eiferfüchtig für ihr altes, hier die Demokcatie für ihr junges Recht. 

been Rachen ſteht der Bauer, der Bürger, der Geiſtliche politifch höher ale 

m den weillen conftitutionneliem Staaten; Norwegen iſt fogar ein Land ohne Erb⸗ 

" A mh Bere feines Koͤnigs iſt bedingt. Dies Alles fcheint die ſkandinavi⸗ 

| al von Europas Geſammtpolitik abzufondern, und dennoch hängen 

beide bar arte Fäden zuſammen. Zu biefem Widerſpruche in den innern umb 

cken Berhältniffen kommt noch der fortwaͤhrende Kampf mit einer kargen 

Sex, mit den GScebit lähmenten Stodungm bes Handels, mit dem Unmerthe 

| und mit dem Drude der Staatöfdyuld. Nur der Geift und Cha: 

Wer beider Völker fteht, durch folche Reibungen und Hindernifle geträftigt, fies 

Flle denfelben; denn der Steuermann, der das Staatsſchiff durch alle diefe 

fe binducchfleuert, hat einen fcharfen heilen Blick, einen feften Willen und 

igiches Herz. Karl XIV. Johann iſt der rechte König fuͤr dieſes Land und 

' Mae dei. Wohlgerwappnet in die Zukunft ſchauend, unterwirft er ſich die Gegen 

hard Weisheit, Kraft und Milde. Dadurch hat er die Maffe der Nation, 

das Deer, feft an das neue Herrſcherhaus gekettet. In diefem Beifte, 

Mlnig feiner Voͤlker, hat er auch dem Thronfolger erzogen und gebildet. Der 

Dükar lebt, fühlt und denkt als Schwede, mit Land, Bolt und Staat 

gegenſeitiges Einwirken immer vertranter geworden. Daher führte er 1823, 

SM Bwilligung der Stände, in der mährend der Abmefenheit des Königs anzus 

Kamm Regentſchaft, mit 2 Stimmen ohne Verantwortlichkeit den Vorſit. 

warb deſſen Stellung zum Auslande mehr gefichert. Die ausgezeichnete 

e des Prinzen in Verona zur Zeit bes Congreffes, am 26. Det. 1822, 

wer Begenbefuche von beiden Kaifern erhielt, fchiem die Behauptung wohlunters 
Mieter Maͤnner zu beftätigen, daß feine Thronfolge durch eine befondere Acte von 
Rafland verbhrge fr. Bald nachher ward de6 Prinzen Bermählung mit Sole: 


Wr 


Schweden und Norwegen, feit 1814 233 


er die Eönigliche Macht gänzlich von ber Rechtspflege zu trennen, trug ber König 
u WR beim Beichetage 1823 barauf an, daß fein Vorrecht, in dem hoͤchſten Gerichte 
ben Verfiz zu führen, aufhöre. Der von den Neiheftinden 1823 gemachte 
4 Anteag der Öffentlichkeit ihrer Sitzungen und ber Obergerichte ward jedoch von 
Yan Rhnige verworfen. Dagegen wurden 1825 bie Befängniffe, um fie beffer zu 
weweiten, unter die außfchließende Leitung einer befondern Directionsbehoͤrde ge» 
AM. Die Finanzen und der Staatscredit konnten nur durch firenge Ordnung 
ca mh Mage Erfparnig wieberhergeftellt werden. Die Regierung und die Stände 
zu pypa daher große Gehalte ober überflüffige Amter ein, z. B. bei dem Geſandt⸗ 
Hefigerfonate. Die einer wachſamen Aufficht untertworfenen Rechnungen des 
q Mentlihen Shatzes waren in ber volltommenften Orbnung; ber Schatz bezahlte 
ip le auf ihn gefelite Anweiſungen pimktlich, und die Staatseinkuͤnfte gaben fchon 
a Beam iiherſchuß. So warb es möglich, daß von der Reichsfchuld, die 1820 
wg 6 Au ſchwed. Reichsthaler betrug, jährl. 120— 150,000 Thir. abgezahlt 
merken ten. Namentlich ſuchte man das Heerweſen haushälterifcher zu ord: 
um Die Refim deffelben betragen baher gegenwärtig nur ben 4. Theil von ber 
Oumsanı, wilche in Frankreich eine gleiche Truppenzahl koſtet. Drei frans. Mar: 
MdB. haben sufammen ebenfo viel Befoldung als alle ſchwed. Stabsofficierr, 
water weichen ſich Generale, 8 Generallieutenants und 29 Generalmajors be: 
Ya. Dir legte Reichstag (1823) beftimmte Schwedens ganze Staatsausgabe 
M&1N357 Ihle. Bco. Allein Alles, was cr gethan hat, konnte die Lage des 
in Schweden nicht auf einmal verbeffern; denn nad) dem Urtheile der 
Neinung gibt es im Staate noch immer zu viel Amter und Titel, im 
Ave Prime, und im Volke zu wenig Wohlftand. Der Hofftant 5. B. bes 
kan der wenig Fahren, ohne bie koͤnigliche Familie, aus 5835 Perfonen, die 
2381,98 Thic. Banco berogen. Befoldete Geiftliche gab e8 dagegen nur 4760. 
Die von ten Etänden 1823 anerkannte Öffentlichkeit der Bank hatte eine Unter: 
| fachaıg derfelhen zur Folge, welche 1825 durch reicheftändifche Reviſoren ihren 
! Anfang nahen, nach deren Schluß auch die Unterſuchung des Staatswerks (Reiche: 
tech Finanzweſens) beginnen fol. Diefe Reviſion war nothwendig, um 
dem Cebit aufıuhelfen und ben Wechfelcurs zu verbeffern ; denn im Anfange 1823 
We 25,117,880 Thlr. Bancozettel und 3,073,250 Thlr. Reichdgeldzettel im 
af; der Fonds der Bank in Silber betrug aber nur 4,576,801 The. Vom 
de der Nation hängt zulegt auch bier der Reichthum des Staats ab. 
Def ar Schwedens Nationalwohlſtand im Zumehmen begriffen fei, läßt ſich we: 
Nafres aus dee feit 76 Jahren um 960,975 Köpfe gefliegenen Volks zahl des Koͤ⸗ 
(bie feitdem verlorenen Provinzen nicht mitgezählt), die nach dem Genfus 
"21823 in 2,697,457 Köpfen beftand, noch nicht beweifen. 
Dos Hee r w eſen erhielt in dieſem Zeitraum eine vollkommenere Geſtalt. 
Di wictigſten Truppengattungen wurden feit 1821 vermehrt; ed ward 1821 
@n6 Exercierreglement eingeführt, und ben volksfeſtlichen jaͤhrl. Übungslagern 
bed Heeres mohnten der König und der Kronprinz perfoͤnlich bei, indem Karl XIV. 
Ku zugleich Volk und Heer, den ſchwediſchen Krieger und den normegifchen, 
Bi Einem Geiſte zu befeelen ſuchte. Alles bezog fich jedoch zunaͤchſt auf einen 
Mm Vertheidigungsſtand. So ward bei Wands in Weſtergothland feit 1821 
m nene Gentralfeflung angelegt, deren Bau in 10 Jahren vollendet fein ſoll. 
dell nämlich, durch Finnlands Verluſt Stockholm ein Grenzort geworben If, fo 
näte der König die Landesvertheidigung auf jenen feften Mittelpunkt, im Herzen 
Reihe an einem ſchiffbaren Waſſer, gründen, wohin der Ruͤckzug gleichſam 
m Kippe zu Klippe gefichert ſei. Der mit 4,855,622 Thlr. befoldete Militair⸗ 
enthielt 1824 nidyt mehr als 49,605 Perfonen; er benutzte ein Grundeigen⸗ 
me dem Wertbe von 6,681,910 Ihlen. Die gefammte ſchwed. Randmadıt 








Schweden und Norwegen, feit 1814 25 


nen Verein der Hammerwerke und Minen. Dem Gewerbfleiß fuchte 
ben Anfichten bes Prohibitivſyſtems, das noch 1820 galt, ſeitdem 
we worden ift, durch Beſchraͤnkung des fremden Einfuhr gu Huͤlfe zu 
Tuch unterftügte die Regierung aus dem Danufacturfonds fremde Fa⸗ 
Yie in Schweden nee Gewerbzweige gründen wollten. Allein die Aufs 
Zünfte, wohin unter bes König eigner Leitung der Comite für Hanbel 
‚fleiß, welche zugleich den Werth des Papiergelbes zu heben fuchte, vor 
jeitete, iſt mod) nicht vollzogen. Ob die in biefer Abficht am 13. Det. 
z Inſel Dland gegründete Stadt Borgholm, wo jeder Schwede ſich 
und Handwerke und Gewerbe, unbehindert von Zünften oder Bilden, 
xf, Fortgang hat, iſt uns nicht bekannt. Der Plan bes Königs, 2 
de Erte in Nordbothnien durch Privilegien zu Handelsſtaͤdten zu erhe⸗ 
arl-Fohanns- und Oakarsſtadt heißen follten, foll mißlungen fein. Die 
ng des ganzen Induftries und Handelsſyſtems aber ward 1821 einge 
ber König dem Commerzcollegium befahl, einen Entwurf zur Abäns 
ben Aunftfleiß und Handel drüdenten Gefege außzuarbeiten. Eine 
ı ift der neue Zolltarif und die Organifation des Zollweſens feit bem 
25. Aus amtlidhen Berichten hat es ſich nad) Ablauf der erften 6 Mo⸗ 
ezeigt, daß der Öffentliche Schag bei diefer Einrichtung mehr einnimmt 
Der freie und natürliche Handelsverkehr, für welchen ſich der Präfis 
igl. Gommierzcollegiums, Baron Edelkrantz, ſtets erklärte, litt bisher 
Zeibehaltung des fogenannten Productenplacate, nach welchem fremde 
ı feine andre Waaren als die Producte ihres Vaterlandes in die ſchwe⸗ 
en führen dürfen. Endlich erklärten ſich die Stände 1823 überhaupt 
Zerbotſyſtem, worauf das neue Zollgefeh von 1824 jene Beflimmung 
g der fremden Weine aufhob. Vergebens machte die nordamerikanifche 
Andiſche Regierung dagegen Vorfielungen. Die am 21. Juli 1825 
neue ſchwediſche Schifffahrtsacte hat hierin noch mehr Freiheit geftattet. 
anern Verkehr ift es wichtig, daß ſchon feit 1820, unter Leitung bes 
hs Grafen Mörner, die Klüffe, befonders in den nördlichen Provinzen, 
cm Waarentrangport eingerichtet werben; auch hat man die Dampf: 
wiſchen Stodholm und Peteröburg eingeführt, ſowie durch Actien ben 
tha-Ganalbau fortgefegt, der Stodholm mit Bothenburg, und die Oftfee 
zeſtſee verbindet; endlich ift eine neue Landfiraße aus Schweden nad) 
angelegt worden. Der Groß⸗ und Kleinhandel der Juden aber ward ſchon 
illgemeinen Danbelöpolizeigefegen unterworfen und aufbeftimmte Orte bes 
So geſchieht wenigftens von der Regierung und von der Nation mit 
träften Vieles, um den innern Handel zu beleben und Schwedens Grebit 
de wieberherzuftellen, der befonders durch viele Bankerutte fehr erfchüts 
ıift. Es waren naͤmlich 1821 binnen 4 Fahren, meift in Folge leichte 
ufwandes und gemwagter Unternehmungen, 3000 Handlungshäufer ges 
d faft die Doppelte Zahl von Grundftüden gerichtlich verfteigert worden; 
> flürzten alte und geachtete Dandlungen. Dies und manches Andre, 
soße Zahl von Eheſcheidungen und unehelihen Geburten in Stodholm, 
Üppigkeit und Sittenverfall hin, gegen welche die Polizei allein nicht 
Das Übel liegt tiefer, vieleicht in den Mängeln bes Volks, Schul⸗ 
nweſens, weßhalb vor mehren Jahren ein Gomite zur Unterfuchung dee 
; Unterrichtsanftalten niedergefegt wurde. Auf dem legten Reichstage 
vielfältige Klagen in Anfehung des Schulwefens, felbft über die hoͤchſt 
nene Bildung der künftigen Staatsdiener auf den beiden Univerfitäten, 
tände drangen darauf, baf jener Gomite endlich feinen Bericht über den 
ı Schulen und ber Univerfitdten inabefondere erftatten möge. \aater» 








Schweden und Norwegen, feit 1814 27 


kigen Privilegien. Nun gab der König zwar dem 3 Mal conflitutionsmäßig er» 
Weiten Wien der Nation nad), verlangte aber, daß denjenigen Kamilien, welche 
18 bahardı einen Theil ihrer Einkünfte verloren, billige Entfhäbigung gegeben werde; 
ul- auch fee ihm geftattet fein, in Norwegen einen neuen Adel zur Belohnung für 
Dana Woterlande geleiftiete Dienfle zu errichten. Die Verbindlichkeit, Exfag zur lels 
Ian, werbe anerkannt; allein über den zweiten Vorſchlag Eonnte Bein Beſchluß 
sg winßt werden, weil er nicht in ber Form eines grundgefeglichen abgefaßt war. Ei⸗ 
un anhera Vorſchlag des Königs, daß eine Jury, weiche über Preßvergehen richte, 
gellfiet werde, Ichnte das Storthing ebenfalls ab, weil das naͤchſte Storthing das 
riiaelgeſch anöfertigem ſolle, welches auch die Mißbräuche der Preßfreiheit ums 
"fallen wirde; Cenfar und Jury aber feien mit der norwegiſchen Geſetzgebung nicht 
M mwereinigen Indeß beftrafte man bereits wirkliche Preßvergehen mit Befängniß, 
u deſſche geſchah auch 1825 mittelft einer Geldbuße. Dagegen übernahm, 
zu Imzem Widerſtreben, das Storthing die Verbindlichkeit, die normegifche 
Ogab un Dinemark, deſſen Foderungen Öftreih, Rußland, Preußen und Eng- 
41 Ambemsterftägten, binnen 8 Sahren zu begahlen. Es flelite über die ganze Schuld» 
famuneuon 2,400,000 Thle. Banco 8 Schulbfcheine an bie vermittelnde Macht, an 
Cayland aus. Diefe Vorgänge bewogen den König, felbft nach Chriſtiania zu reifen, 
uuh fowel ſqwediſche als norwegiſche Truppen, nebft einem Theil der Flotte in der 
7 Wilke Yifız Hauptſtadt zufammenzuzichen, was die verfaffungsmäßige Freiheit 
Pi Des Orertbings gi bedrohen fchien. Es am jedoch zu Beinen bedenklichen Auftrit- 
ıh Gum, aubmm fprach von einer Note aus Peteröburg, worin ber Kaiſer Alerander, 
aid Gerant des kieler Friedens, jede Neuerung in der norwegifchen ReichBacte wi: 
) derethen habe, Die übrigen Berathungen bes Storthings betrafen Finanzmaßre⸗ 
ind die Beflimmung einer eignen normwegifchen Handelöflagge (roth mit einem 
| weißem blauen Mreuse), als Außeres Zeichen ber nationalen Selbſtaͤndigkeit. 
1822 verfesmelte fich da8 Storthing außerordentlich, um eine Anleihe zu befchlie: 
ven, durch velche bie Schuld an Dänemark auf einmal abgesahlt werden könne. 
Dee Riniggabmit der edelften Offenheit den Vorſchlaͤgen des Gtorthing® feine 
mung. Diefes bewilligte außerdem noch die Summe von 150,000 Thir. 
em Bau eines Eöniglichen Reſidenzſchloſſes in Chriſtiania. Auch ward 
ein fönisl Generalprocurator ernannt, ber in allen Zweigen ber Staatsverwaltung 
über bie Imtsfuͤhrung ber Beamten wachen und Klagen gegen diefelbe an bie Ges 
Oihte zer Entſcheidung bringen follte. Diefe Stelle erregte jedoch allgemeines Miß⸗ 
bangen und warb Daher 1824 für immer in Norwegen aufgehoben. Die größte 
, auch im Auslande, erregten die Beſchluͤſſe des am 9. Febr. 1824 
vefammelten Storthings. Der König hatte feinen Sohn zum Vicekoͤnig von Nor: 
Dom ernannt , und diefer dafelbft ben Dberbefehl der Lands und Seemacht über: 
mm. Die Gegenwart biefes Fuͤrſten follte vieleicht die Vorſchlaͤge unterſtuͤtzen, 
wehhe auf Abänderungen von 13 866 in ber Verfaffung gerichtet waren, namentlich 
die Einführung des abfoluten Veto, auf die Errichtung eines norwegiſchen 
Dis, auf die Berufung des Storthing im Juni, auf die Ernennung ber Präfl: 
beta des Storthings durch ben König, auf die Ermächtigung des Könige, das 
ing auflöfen, ſowie alle Eänigliche Beamte, mit Ausnahme ber Richter, ohne 
vecherigen Urtheils ſpruch entlaffen zu koͤnnen, auf die dreijährige Anweſenheit des 
wegiſchen Staatsminiſters umd der 2 norwegifhen Staatsräthe während ber 
Arfiden) des Königs in Schweden u. f. m. Allein biefe und andre Anträge wurden 
vom Stortbing am 22. Mai einftimmig abgelehnt. *) Dagegen fegte 
bleibe die Apanage des Vicekoͤnigs auf 24,000 noswegifche Species feſt; da num 













*) Bat. bie denſelben entgegenftebenten Beflimmungen ben norweg. Conſtitution 
tem angeführtem Werf: „Die europäifhen Genftitutionen”, Thl. 2, ©. 369 fg. 


Schweden und Norwegen, ſtatiſtiſch R 


51821 erneuert und bie gewoͤhnliche jährliche Friedendabgabe (20,000 
| an diefen Staat entrichtet ; fo auch an Algier 36,000, an Tu⸗ 
'uab om Tripelis 8OOO Piafter. Die Ladung bes nad) Algier jährlich ger 
bqifſes wird auf 69,000 Thlt. Lerechnet. Saͤmmtliche Tribute an die 
Heu betragen nebſt den Conſulatskoſten jährlich 239,674 The. ſchwed. 
Ki der Pforte ward feit 1822 durch den ſchwediſchen Geſandten Palin die 
Mifchet auf dem ſchwarzen Meere für ſchwediſche und norwegiſche Kauf⸗ 
Wie auögewiste und mit Großbritannien 1824 eine Übereinkunft wegen 
klung de Negerhandels abgefchloffen. Gegen die politifchen Bewegungen 
um, Pertugal und Neapel erfolgte von Seiten des ſchwediſchen Hofe Leine 
ug; vielmehr erlaubte eine koͤnigl. Verordnung ſchon 1822 den [chwebifchen 
wuen, Bande nadı alien Plaͤtzen bes feften Landes von Suͤdamerika zu treis 
un de quediſche Gefandte in Spanien erhielt 1823 Befehl, ſich in feinem 
min glifhen anzufchliefen. 1824 fegelte das erfte ſchwediſche Schiff 
q eitoph Golem) mit fchmedifchen Producten nach Colombia ımb hatte 
an Bord, um jenes Land in flaatswirthfchaftlicher Hinſicht zu berei⸗ 
(ober cin ſchwediſches Handlungshaus in einer Öffentlichen Werfleigerung 
Nafentbehrlich erfiärte ſchwediſche Kriegsſchiffe erſtanden, und fie wieder 
L ölefe verkauft hatte, fo nahm der König, in Folge eines Notenwechſels 
ufpeikhen und bem euffifchen Geſandten, die Erlaubniß zuruͤck, daß ſchwe⸗ 
Baufficiere dieſe Schiffe in englifche Häfen führen durften; bee Verkauf ber 
HR war ohnehin von ihm nur bedingt geftattet worden. So verwieb die 
wg hs, was die friedlichen Verhaͤltniffe Schwedens und Norwegens mit 
Mahe ftögen Eomnte. — Hauptwerke find: E. G. Geijer's „Geſchichte v. 
a ſdentſch, Sulzbach 1826, 1. Thl., enthält die Urgeſchichte); 
WO iſch des ſchwediſchen Volkes und Reiches (Weimar 1827, 1. Thi., 
Über Die Geſch. der nordiſchen Union hat der Hptm. Jahn (Kopenh 
u Bat in daͤniſcher Sprache angelündigt. Vgl. ferner 3. F. v. Lundblads 
Kb Ninigd Kari X. Guſtav (deueſch, Berlin 1826, 1. Thl.); deffelben 
dach” (a. d. Schwed. von Schubert, Stralſund 1826, 1. Thl.). 
Id Im gegenwaͤrtigen Zuftand des Doppelreiches anlangt, fo verweifen wir 
m Rorwegens auf den bef. Art. Schweden iſt eine Erbmonarchie, 
u di deichsſtaͤnde befhräntt wird. Diefe theilen ſich in 4 Stände: Abel, 
ie Bürger » und Banernfland. Der Adel trennt fid) wieder in 3 Elaffen: 
and, wor die Grafen und Sreiherren gehören ; ben Ritterſtand, oder 
Obekente,, deren Vorfahren erweislich eine Reichsrathsſtelle bekleidet has 
I Mappen⸗(Swenner⸗)ſtand, welcher die einfachen Edelleute begreift. 
be Stand wird durch bie Wifchöfe jedes Stifte, und der Bürger » und 
w, zu weichen letztern aber bloß die freien Reichsbauern gehören, durch 
Wigte repruͤſentirt. Der König vergibt alle Höhere bürgerliche imd Krieger 
Rt, wovon jeboch in der Regel die Ausländer ausgefchloffen fein follen. 
Aigang bes Reichs ſtaͤnde darf der Monarch Feine neuen Geſetze geben 
fheben. Der König muß, der Conſtitution gemäß, bie Staͤnde alle 5 
zamenberufen; er kann fie aber auch Innerhalb diefer Zeit verſammeln. 
bende Macht in Norwegen gehört dem Storthing , der ale 3 Jahre am 
ammenteitet Ein Viceönig oder Generalgouverneur vefibiet zu Chris 
te Staatsgelder ımd die Truppen beider Staaten follen nicht vermifcyt 
e norweg. Feſtungen find nur zur Haͤlfte nit Schweden befetzt. Zu ber 
ber Kriegfteuern und a. Abgaben iſt die Einwilligung ber Neicheftände 
und dieſen müffen auch bie fämmtlichen Truppen und ihre Befehlsha⸗ 
der Ireue ebenfowie dem Könige ſchwoͤren. Vor 1798 bedurfte der 
zur Ausübung des Kri⸗o⸗ und Friedenstechts der Zuflimmmeng der 














Schweden und Norwegen, flatiftifc) 31 


a qt and 12 Einienfchiffen, 8 Sregatten, 13 Beinen Fahrzeugen, 15 Galeeren, 
J ia Gqcheerenflotte von 342 Segeln, mworımter 216 &chebeden ıc., mit 4700 
Saum, 7200 Matrofen, einer Referve von 8000 M.; die Marineconfeription 
ug Bin 5 Gkaffen eingetheilt,, welche 25,000 M. ausmadıt. Da die ſtandinaviſche 
Tal Halbinfel eine Seeküfte von 633 geogr. Meilen hat (Norwegen 345, Schweben 
0288), wob bie Rüftenlinie von Blekingen bie Tornea (190 geogr. Meilen) allein 
6 der 100,000 M. Landtruppen zu ihrer Vertheidigung erfobern würde, fo nenk 
wan wit Dicht die Seemacht den rechten Arm in bem Defenſivſyſtem bes ftanb 
al wullhen Jaſelſtaates. Vor diefem waren in der ſchwediſchen Armee alle höhere 
ra Dffdefriien dauflich. Die jegige Regierung hat große Aufopferungen gemacht, 
zug mu fen Nijkauch abzufchaffen, ſodaß jetzt der Weg zur Ehre bem Armen eben⸗ 
ſun fo gut wie em Reichen offen ſteht. Ebenſo verhält e6 fich mit den Amtern der Gou⸗ 
za) weneud der durinzen, Die ehedem auch Läuflich warm. — Schweden hat 5 Rit⸗ 
uch tb: Sir Seraphinenorden, der Sage nach geftift. vom Könige Magnus ; 
au Weck ner er ſchon 1336 vorhanden; König Kriedrich I. ermeuerte ihn d. 17. 
KAT; De Inſchrift ift 1.H.S.; 2) der Schmwertorden, wurde, der Sage 
gif ma, vom Ringe Guſtav 1. geftiftet und d. 12. April 1748 vom König Friedrich 1. 
‚a ame; 3) da Urfprung des Norbfternorbens wird von Einigen aus Odin's Zei⸗ 
a u herplhet; König Friedrich 1. ermeuerte ihn d. 17. April 1748 ; die Deviſe iſt: 
4 Nemeit vecarum; 4) ber Wafaorden, geftift. d. 26. Mai 1772; 5) der Orden 
g RW UL, geflift, von dem Könige d. 27. Mai 1811, wird nur an Freimaurer 
#; Sealaie vertheilt. Außerdem gibt es noch eine goldene Mebaille fuͤr das bür- 
al Gmhembr.goitene und e. filberne für das militairifche Verbienft. — Die Ein. 
| Da Ohieden delaufen fich ͤber 12 Mill. 600,000 Bulben. Nach einer officiellen 
⸗ A Schweden keine auswärtigen Schulden mehr haben, da bie jetzige 
4] Resleung fe ale getiigt habe. Norwegen hat dagegen eine Schuld im Auslande 
£] 90m 8,700,000 Gulden. Fuͤr den Staatscrebit ift vorzüglich wichtig bie 1668 ge: 
tete Reldkkant, bie zugleich eine Wechſel⸗ und Leihbank ift, Geld zu niebrigen 
afsiant und dieſes gegen fichere® Pfand, auch gegen Hypothek in Grund⸗ 
sam, wehmsleiht. Der Adel, bie Seiftlichkeit und der Bürgerftand leiſten 
fir die Sicherheit diefer Bank und laffen zwifchen den Reichstagen 
* tigte die Oberdirection fuͤhren; waͤhrend der Reichstage aber 
agntlicher Bankausſchuß zu dieſem Zweck erwaͤhlt. Die Bankerpedition 
16 Genmiffarien und einer Anzahl der noͤthigen Bedienten. Die Vor⸗ 
ber Bant, weiche ſich jährlich zwifchen 2— 3 Mil. Reichsthaler belaufen, 
ben 3 Ständen zu und werben von ihnen häufig zum Gebrauche bes 
eagewieſen. Indeſſen find bie in zu großer Menge ausgegebenen Zettel 
Dank im Hreiſe ſehr gefallen (man vechnet 20 MIN. Specieöthalerzettel, die 
10 Proc. ftehen), und nur durch räftige Vorkehrungen kann geößern 
Kergebeugt werden. Außerdem hat Schweden eine oftinbifche und meftindifche 
gnie, eine Seeaſſecuranzgeſellſchaft u. f. m. — Der Aderbau und 
Trten Fabriken haben ſich feit der Ankunft des jegt regierenden Könige fehr em⸗ 
eben In Schweden find gegen 900 Fabriken in Tuch, Seide, Baummolie 
ereien), Wolle, innen, Leber, Zuder, Taback, Glashuͤtten, Spiegel, 
Un, Perlen, Papier, Marmor, Porphyr, in Metallen, worin bie Eifenwerke 
vielen Pia behaupten, welche 1,440,000 Etnr. Stangeneifen jährlich lie> 
”, m an 200,000 Gtnr. in Fabrikaten verarbeiten. Nach dem fchwebifchen 
e wird bie jährl. Production Schwedens zu 88 Mill. Bankthaler be: 
‚ darımter bie Holzwaoren Mill., Fabriken und Danufacturen über 12 
SU, Handel umd Schifffahrt gegen 144 MIN. Behle. In Nortvegen liefern bie 
e (die michtigften bei Laurvig und bei Moß) jährlid 160,000 Etnr. Ei- 
Auch baut man fowol in Schweden als in Norwegen viele Schiffe ſeldſt Kır 









ERTEFSLEERF 


3 


Schwedenborg Schmwebifche Sprache und Literatur SS 


deu zur Beförderung der Arzneimwifienfchaften, 1728 zu Upfala bie Gef. ber 
Weufhaften und 1739 die Akad. der Wiſſenſchaften zu Stodholm errichtet. 
B3Mftete die Königin Louife Ulrike, die Gemahlin Adolf Friedrichs, tie Akad. 
E fan Wiſſenſchaften, die in eine ſchwed. Akademie und eine Akademie der 
Venen Wiſſenſch. getheilt und umgebildet ward. Seit 1828 werden auch Navi: 
errichtet. Noch befinden ſich in Stodholm eine Akad. der Muſik 
BB eine Akad, der Landwirthſchaft; Icgtere wurde von vorigen König auf den 
det jcht regierenden Könige errichtet. Sie hat in allen Hauptfläbten 
Un feseinm Unterabtheilungen, und der jetzige König bat fie mit einem Capital 
Wan 160,000 Thim. ausgeftattet. Im koͤnigl. Schloffe zu Stodholm befinden 
Wi die (das Libliothek und ein Ruſeum. — In Norwegen wurde vor wenig 
Yılken Ve Usherficät zu Chriſtiania errichtet (1822 zählte fie 211 Stubirende), 
ı Wehe die Vulethet, einen botanifchen Garten und verfchledrne Sammlungen 
! Wk; ah daſelbſt e. Militairakademie und e. Hantelsinftitut; zu Kongeberg 
Me fi €. Bergwerksſchule und zu Drontheim e. Seminar für junge Lappen. 
Iufehen het Rorwegen noch 5 Gymnafien, 2 Schullehrerfeminarien, aber we⸗ 

- Ban Lautniß Schwedens empfehlen wir: die vom Oberſtlieut. v. Hagelftam 
. „Beegraphifche und ftatiftifche Karte von Skandinavien’; des Ingen.: 
8.9. Forfell „Karte von Skandinavien” (Stodh. 1826, 8 gr. BL.); bie 
Si.) uud mineralog. „Reife nach dem hohen Norden durch Schwe⸗ 
, Formen und Lappland, in den J. 1810 — 14°, von Vargas-Bedemar 
9.1819); die „Travels through Sweden, Norway and Finmark 
de Capell Brooke” (London 1823, 4.); D. 8. Fr. Naumann’s (für Geo: 
uns phnfiidhe Beographie Iehrreiche) „Beiträge zur Kenntnig Norwegens, 
| efammmit anf einer Reife 1821 fg.” (Leipz. 1824, 2 Thle, mit Charten); D.$. 
82 Cdeinrs „Reife durch Schweden, Morwegen, Eappland, Finnland und 
ind. J. 1817, 1818 und 1820” (&pj. 1823 fg., 3 Thle). — 
fa Die v. Hermelin’fdyen ſchwed. Charten. Der Baron Dermelin 
' Wfeke a Bermögen von mehren Tonnen Goldes auf, um Über alle Pros 
Veeabei Kiesedifäyen Reichs genaue Gharten aufnehmen zu laffen, die er in 31 1. 
Selabet Sesnigegeben bat. Ebenſo hat er die Koften des 1. Theils einer fehr ſchoͤ⸗ 
2 Oomanlung von Specialdyarten und Zeichnungen zu einer Beſchreibung Schwe⸗ 
Id (Eis. 1806, Hol.) getragen. Die befte Generalcharte Norwegens iſt noch 
int Die den Pontoppiban zu Kopenhagen, nebft einer Geographie Norwegens 
sun 1795. Die 7 dänifchen Seecharten über Norwegens Küfte find vortreff- 
ih Ge gründen fich auf bie von dem bänifchen Contreadmiral Paul de Löwendre 
trigonometriſch⸗ hydrographiſche Ausmeſſung einer 200 geogr. Dei: 

Wlan Strecke der norwegiſchen Küfte. Scheel's Kriegstheater im Norden, 
Stsgraph., topograph. und biftorifche Befchreibung der Koͤnigreiche Dänemark, 
* und Schweden“, enthaͤlt eine treffliche Militaircharte vom ganzen Skan⸗ 

20. 








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At, 


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* 
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H 


Schwedenborg, f. Swebenborg. 
Schwediſche Sprache und Literatur. Ziemlich fpit wurde 
wegen f. geographifchen Abfonderung dir Wohlthat des Chriftenthums, 
Kata der Mitte des 12. Jahrh. durch das gunze Land fellere Begründung ers 
Mt. Aber nur langfam folgte die Menfchlichkeit und die Eultur nach; denm noch 
erte waͤhrten bie wie es ſcheint im Charakter des Volks begrümbeten, ums 
gährenden Unruhen und der Kampf ber Parteien und Gefchlechter, bie 
4 mit grauſamer Wuth von der hoͤchſten Herrſcherft zu entfernen oder gegenfeitig 
wiqhten ſuchten. Die Vereinigung ber 3 nordiſchen Reiche durch die calmarz 
Ian, 1397, füpste umßr Aufrrgumgen audgezeichneter Kräfte a6 Begknkl- 
Gun Eſcbente Aufl, 8b. X. 3 


Schwediſche Sprache und Literatur 85 


wirkte, und Die zu ſehr beguͤnſtigte Auslaͤnderei in Sitte und Denkart, ließen vor=, 
ullehen, daß die mehr fcheinbaren als ernfigemeinten Anftalten ohne Erfolg fein 
wrden. Umerkennbar hatte die Sprache an Maſſe und Adgefchliffenheit während 
Diefer Perisde gewonnen ; aber fie war auch mit fo viel Fremdartigem überhäuft 
machen, def ed einer fehr durchgreifenden Erneuerung bedurfte, um fie zu ihrer wuͤr⸗ 
keit, zu ihrer angeflammten Fülle und Kraft wieder zuruͤckzufuͤh⸗ 
um. Ben ciuer Geſellſchaft junger Leute, bie ſich 1803 zu Upfala aufammenfan» 
ı Bag dieſe Anregung aus. Ernſtes Stubium der Claſſiker und Beachtung bes 
ı namentlich des deutfchen Strebens in Kritik, führten fie zu den fols 
Beilenchtungen des im Vaterlande Beftebenden; und eine abfolute Ger 
Ungfäkyeng du Sransöfeln®, im geraden Begenfage mit Allem, was damals als 
gel, war der erfte Gewinn diefer Echebung über die Mode. Liebe zu 
den Hamchhen, ſowie Beachtung der alten Quellen der Gefchichte und der erften 
‚ jeigte fich bei den Einzelnen und in eigen verbumdenen Kreifen, 
BeEnche erfuhr die wohlthätigen Einwirkungen diefes Bemuͤhens in allen ih: 
zum Zune. So ergab ſichs, daß bie neuern Werke über ſchwediſche Spra⸗ 
Ge, 4 B. Eisnfloipe’s (fl. 1816) „Werfuch einer allgemeinen Sprachlehre“ 
(Otsdh. 1814); Broocmann’s „Lürobok” (Stodh. 1813), und namentlid) de6 
Collner (ee wurde fpäter gemüthefzant) „Fürsök i’ svenska Sprök- 
| Mean" Sudi. 1812), und deffelben „Lärobok i ev. Spr.“ (Stockh 1815), von 
dan Im Eine der ſchwebiſchen Akademie abgefaßten (3. B. von v. Pfeiff) welentlich 
amita. Das Studium des Islaͤndiſchen, das immer gröfiere Liebe findet (man 
kak a Bixter, „De origine et ant. linguae suec. monum.“, Stodh. 1802, 4., 
—XRX „Einleitung zur islaͤndiſchen Literatur und deren Geſchichte im Mittels 
din", 1824, meift nach dänifchen Quellen gearbeitet, dann an Liljegren’s ‚„‚Nor- 
Fenili Hjelte Sagar’', Stockh. 1817, und deffelben „Nortdiska Forniem- 
Bing", Otodh, 1819 — 22), kann nicht ohne den fühlbarften Einfluß auf bie 
ber Sprache bleiben, zumal ba es mit der Zeit zufammenfällt, wo man 

Dad Droktang der vaterländifchen Denfmäler zu alien anklingbaren Saiten ber 
Yfimıten Derzen reden läßt. — Spuren jener verwelfchten Zeit find 
über In be qqn⸗diſchen Literatur — dies Wort In der engern Abgrenzung des franz. 
verflanden — noch viel zu finden. Leider war die Dichtkunſt von 

dan ofen Anfängen ihrer Regung am zu fehr getrennt von dem Nationalgefang, 
nach and nach verfiumgene Strophen man jest mit rühmlicher Beeiferung 
“flyer (man denke an „Jsmals Hochzeit“, ein altfardifches Licd, von Gumaͤlius 
im 10. Hefte der „Nduna” u. ſ. w. an bie von Geijer und Afzelius her 
&ly „Svanıka Folkvisor” [Schmedifche Volksweiſen], Stockholm 1814—16, 
Id, und an bie „Schwediſche Volksharfe“, mit einer Beilage von Norraͤna⸗ 
Kiez und Melodien von Stubach, Stockh 1826). Hätten Dichter von Werth 
WG and der Riechenverbefferung des geiftlichen Gefange® angenommen der erft 
wi D. Wallin (Biſchof ber Eönigi. Orden zu Stockholm) zwiſchen 1811—20 
d der Beachtung wurde, fo waͤre vielleicht dadurch ein Band gefunden 
meſen, wie Dichtkunſt aus einer gelehrten Schulübung ober aus einer angeneh: 
m Erheiterung geſchickter Sprachkünftier fidy zum wahren Lehen erhoben hätte; 
ie bald war es ein Ealtlaffender Verſuch nach claſſiſchem Vorbild, wie bei Stjern⸗ 
a4 „Heicules“ (den nad) vielfältigen Aufl. zulegt Silverftolpe mit wichtigen 
tungen zu Strengnaͤs 1808, 4, befanntmachte; Stjernhelm’s Werke erfchie: 
a Stecholm 1819 vereinigt), bald feltfamliche Wageſtuͤcke cines rohen Talente, 
KAT. Thomaſſon Bureus (1568— 82), bald bie trockenen, body frommgeſinn⸗ 
nkehegedichte Haquin Spegel's (1645— 1713), bie von vorn herein als Muſter 
4 dinfelten mb das Volk bei Verſen kalt liefen, welche freilich auf Reine Weile 

Kirn Ruhm von Befängen Anſpruch machen Eonnten. Zur Bezeichnung et 

5% 














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Schwediſche Sprache und Literatur 87 


L („Baechi Tempel”, 1783; ‚ Sions Högtid”, 1787; „Fredman Epistlar 
1791; „Fr. Handskrifter‘‘, Upfal. 1813; „Skaldestykken‘”, 
@b. 1814, 2 Thle.) Gegen ihn gehalten find Adlerbeth's reinverftändige, aber 
welammamgeftorene Werke (‚‚Poetiska arbeten’‘, Stodh. 1802), fowie Sten: 
mar's durchaus nicht preobehaltige Verſe Laltlaffende Studien. Die Umge: 
Inag der ſchoͤnen Literatur Schwedens ging nach foldyen vorgängigen, aber ver: 
wien Vegniſſen gegen ben literarifchen Defpotismuß ber ſchwed. Akademie, zu: 
WE ven imem Bunde junger Leute aus, bie ſich 1803 mit ernſtem Streben nach 
bab Zhchtigem in Upfala zufammenfanden und in bem Bunde ber Wiſſenſchafts⸗ 
kahe (Vitterhetens V änner) nod) enger zufammentraten. Das Studium ber 
en von A. W. und F. Schlegel regte zunaͤchſt den Eifer für eine 
Kanfkritit auf, und Askelöf’s „Polnfem” gab das Zeichen zum 
Ute sogen die verfteinerten Anfichten der ſchwed. Akademie. Vorzuͤglich giuͤck⸗ 
WW wer Itterbom (f. d.), der als der Mittelpunkt diefer Romantiker angc: 
Khan wecken darf, obgleich f. „Phospboroß" (1810— 13) dann erft ans Licht trat, 
deſſen Organ er war, und dem er einen Beinamen verfchaffte, nicht 
muhe befland. Atterbom's Anfichten ergriff mit gleicher Lebhaftigkeit Hammar- 
ws, ein ſtets ruͤſtiger und gewandter Schriftfteller, in f. Zeitfchrift: „Lyceum“ 
(aim Denunarftäre ift dee hies häufig bemugte, aber in der Unordnung durchaus un⸗ 
Mlikte Bericht über die ſchwediſche Literatur im „Hermes”, Nr. XVIII, XX, 
ZEN), unb feldft der von Geijer angeregte Gothiſche Bund, 1811, trug zur Foͤr 
bazıpıg ihrer Zwecke bei, wenn er auch ſelbſtaͤndig ihnen gegenüber zu ſtehen ur: 
dh beimedte. Mit Atterbom verbunden, dichtete Geijer in agleichem Sinne 
V iR Überfeger des „DMacheth”‘), unbekuͤmmert um bie erfolglofen und ungluͤckli⸗ 
Im t, welche Sjoͤberg (flach 1822), ein fehr alltäglicher Reimer, Linde- 
benz, der Berf. der, Schroed. Biographie” (fl. 1818), Lindegren (fl. 1813) und 
ww xdentiſche Verfechter der elaſſiſchen ſchwed. Literatur, Wallmark, nıhmen, um 
N Seache der Akademie zu ſchuͤtzen ober zu erhalt:n. — Was feit dieſen Anregun 
AR ven den fingen Dichtern gefumgen morden ift, wie von Eſaias Tegnoͤr, Bi: 
vu Werd m Smaland, der im Tone das Volke, Fühn und genial ale Lyriker 
mb jart Jdvllen, feiner Begeifterung Worte gibt (wir beißen von ihm fit 
wem Die „Brithioföfage” 3 Mat ins Deutfche uͤberſetzt, vorzüglid) von Amalia 
„und „Schwedifhe Dichtungen von Zegner, Geijer, Atterbom u. A.“, 
ft ven Schley, Stralſund 1826); Francen's „Lyriſche Idyllen“ („Samıl. 
b.", Ecch. 1819); Stagnelius, der zu fruͤh (1822) ſtatb („Liljor i Saaron“, 
wi. 1821; „Geſ. Schriften, herausgeg. von Hammarſkoͤld“, 1824); Dat: 
nl glädtihe Nacheiferungen Bellmann's, beſonders in f. „Mullbergs Fpiatlar“ 
td. 1819); Beſtow's „Dichterifche Berfuche”, gefummelt Stodholm 1818 
19: Alles verräch Die Einwirkung einer fich Erdftiger fühlenden und bas Wuͤr⸗ 
tm Bewußtfein erftrebenden Zeit, und bie Überfegungen felbft von Regner 
1819; fowie Palmblad's Merke zeigen für die gluͤcklichſten Kortfihritte in der 
üben Technik. Für das Drama, das in Schweden dem Volke fremder blieb 
a Hofluſt neringern Anfprüchen, nur dem aͤſthetiſchen Kibel zu genuͤgen 
te, ſcheint nad) Dalin’s, Guſtavs III., Adlerbeth's, Gyllenborg's, Leopold's 
cdentendern Verſuchen meiſt in einer fremden Manier, gegen die Hallmann 
[.derben Spaͤßen allzu kraͤftig abſtach, und ſeit Lindezren's Verſuche in Kotze⸗ 
Mer Weiſe auch nicht mehr zuſagen, Ling Heffnung zu erregen, deſſen fata- 
Me Drama: „Agne” (Bund 1812), gluͤckliche Iyrifche Stellen hat, wenn es 
des eigentlich dramatiſchen Rebens noch ermangelt. Auch Stagnelius's fehr 
hentwerthe Dramen: „Die Märtyrer” (im 2. Bde. ber „Lilien von Saaren) 
„Die Bacchanten“ (Gtodh. 1822), litten an einer vordrängenden Subjerint: 
biidrmlider Damblung. Die zahlreiche Glaffe der ſchwed. Schriftftellerinnen 


















Schwefel 89 


mit fo erimem Sinn das Wohl des Wolle durch Schrift und That im Auge haben, 
fe lange Viſſenſchaft fo ernſt gefördert wird, darf man nur erfreulicherm Gedeihen 
bes Riteratıre ntgegenfehen.. Die Sache der das Vaterlaͤndiſche pflegenden Ge: 
Isheten ſcheint buch Geijer's Aufnahme In die ſchwed. Akademie (April 1824) 
Peyeser geſtett, und zunerfichtlich hat fie durch diefe Wahl ihren Ruhm bedacht, 
da die Schutdiſche Reichsgefchichte” Geijer's (1824 fg.) zu den Werken gehört, 
Vi den Echo der europaͤiſchen Literatur erweitern. Gleichzeitig haben fich zu der 
der „Seriptores rerum Suecicarım medii aevi' Geijer und I. H. 
Untetitfiothefar in’Upfala, verbunden. liberhaupt erfcheinen jegt in 
46 Zeitungen, eine Literaturgeitung und mehre Journale;: unter legtern 
Im Gtedhoim fit 1819 die „Swea’', eine Zeit[chrift für Wiffenfchaften und Kuͤn⸗ 
fie. Im Regen erichienen 1827 3 wiffenfchaftl. Journale und 12 Zeitungen, 
yet. und Dmrrhaltungshtätter, darunter 3 in Chriſtiania. Auch find die Samne 
Yumagen der Gquiſten von 2 literarifchen Gefellfchaften vorzuͤglich für die alte nor⸗ 
Difdpe Eseratn wichtig, die der Stambinavifchen Literaturgefellfchoft (14 Bde.) and 
Die der Hiaigl. NRorvegiſchen Geſellſchaft der Wiſſenſchaften im 19. Jahrh. Ins⸗ 
beſendere turrden die Raturwiſſenſchaften zu Chriſtiania von Maͤnnern, tote Lund, 
Danften, Neſchman, Schielderup u. A. find, thaͤtig gefördert. Auch hat ber ge⸗ 
wein: r des Königreich® Norwegen, Falſen, eine , Geſchichte 
Rarmeyens, unter der Regierung von Harald Darfagar und deffen männlichen 
Nuddenmen" in 4 Bon. zu Chriſtiania 1824 herausgegeben, deren Fortſetzung 
558 auf bie uue Zeit gewuͤnfcht wird. Die Zahl aller 1818 in Schweden gedruck⸗ 
um mm betrug 362, darunter 91 Überfegungen. Der Zufasartitel zur Con⸗ 
Aitatien, enige Beſchraͤnkungen der Preßfreiheit betreffend, den die ſchwediſchen 
unter Bedingung der Annahme von den normwegifchen Ständen kuͤrz⸗ 
ch befhloflen hatten, ward von ben norwegischen Ständen nicht angenommen. — 
Über bie fhmed, Biteratur handeln audy Molbech's „Briefe uber Schweden“ (Al⸗ 
ma 1818-20, 3 Thle.). Die „Notices nur ıa litterature et len heaux arts 
en Beide‘ un Marianne v. Ehrenftröm (Stodh. 1826) find etwas lobredneriſch. 
Söpefe. Dieſes Mineral hat eine fhiwefelgelbe, in das Wachs s, Ho: 
ng au Öirspgeibe, Gelblichbraune und Gelblichgraue geneigte Farbe, Fettglanz, 
it and Durchſcheinheit, mufchligen Bruch, und findet fich Eryftallifire 
in pembffgen bierfeitigen Phramiden, häufiger aber berb, eingefprengt, angeflo: 
ge, Ber in eierfoͤrmigen, tropfiteinartigen und dergl. Geſtalten. Er iſt weich, 
and fein (per, Bemwidht —= 2,0. Er tommt theils in Gyps und Mergel auf Si⸗ 
die, m Spanien, in Oberitalien, Polen ıc., und als vulkaniſches Sublimat an 
ber Euffatara, am Wefuo, auf Island, Java, den liparifhen und a. vulkaniſchen 
ver. — Der reine, derbe, natürliche Schwefel kommt unmittelbar als fol: 
| Geindm Handel, waͤhrend der durch Thon, Gyps ıc. verunreinigte einer vorhe⸗ 
Eiterung durch Ausfaigerung oder Sublimation bedarf. Jedoch ifk der 
Mh: in dem Bande! vorkommende Schwefel keineswegs natürlicher, fondern aus 
Ä e6, Kupferkies und Bleiglanz kuͤnſtlich ausgebrachtet. Zu dem Ende 
Bee die Kieſe in irdenen, etwas Eonifchen Röhren gegluͤht, ihr Schwefel aus⸗ 
Ecehen und als Rohſchwefel in eiſerne, mit Waſſer gefüllt: Vorlagen geleitet. 
and) unreine Rohſchwefel wird in den Läuteröfen nochmals aus irdenen 
buch aufgefegte Helme in eifernen ober irdenen Vorlagen uͤberdeſtillirt, in 
Formen gelaffen und als Stangenidymwefel verkauft. Auch bei der Roͤ⸗ 
Pag ber Zupferkiefe und Bleislanze ſowol in freien Haufen als in Stadeln und 
wid Schwefel gewonnen. Den feinften und reinfien Schwefel bilden bie 
Gänefeibiumen, weiche erhalten werden, indem man Stangenſchwefel in 
ſo fühlen Raum überfublimirt, daß fich die Dämpfe daſelbſt in feinen Keys 
ſalia nlederſchlagen. 


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40 Schwefelblumen Schweinichen 


Schwefelblumen, ſ. Schwefel. 

Schwefelleber und Schwefelmilch. Zwei Theile Weinſt 
cder auch gereinigte Pottaſche mit einem Theile Schwefel bei gelindem ei 
einem Tiegel zufammemngefchmelzt, befreien den Schwefel gänzlidy von den 
jederzeit beigemifchten Laugenfalze und ftellen dadurch bie fogenannte Schwef 
dar, weldye zu arsnellichem Gebrauche dient und audy in der Chemie zu Aufl 
der meiften Metalle (nur die Platina und der Zink widerſtehen ihr) ange: 
wird. Wenn man fie in kaltem Waffer auflöft, die Auflöfung durchſeiht und f 
den Schwefel durch eine Säure nieberfchlägt, fo erhält man Schwefelmt 

Schwefelregem. Man findet bisweilen zur Zeit der Kieferbikt: 
in ber Nähe von Nadelhoͤlzern nad) Plagregen zufammengelaufenen Pfüge 
[hmefelgelbem Blumenftaube gefärbt, und nennt diefe Erfcheinung einen € 
felregen. Doch haben glaubwurdige Männer noch andre Schwefelcegen be 
ben, bei welchen wirkiiher Schwefel aus der Atmofphäre herablam, der ſi 
andrer Schwefel verhielt. Zu Kopenhagen fiel ein folcher (nad) „Museum 
mian.‘, 1.1,c. 11) 1646; mährend des Falles beobadytete man Schwefel; 
in ber Zuft, der gefammelte Schwefel Eam mit bem gewöhnlichen in allen ( 
{haften überein. Am 24. Mai 1801 fiel bei Raſtadt ein Schwefelregen 
deffen Schwefel man Schwefelhölser machte. Zu Magbeburg fiel im Jan. 
ein ſolcher gelber Stoff mit dem Regen aus der Luft herab, den Schreiber 
felbft fah, und doch befindet ſich auf ziemliche Entfernung: bort fein Nadels 
Diefe Erfcheinungen find felten und beghalb auch wol ganz bezweifelt worder 
gleich gegen ihre Vorkommen ebenfo wenig etwas eingewendet werden Far 
.. gegen den Sallder Meteorfteine (f.d.). 

Schweighaͤuſer (Johann), einer der gelehrteften Philclogen ber 
fien Zeit, 1742 zu Strasburg geb., widmete fid) früh den Studien. 
Guignes nach Paris gezogen, befchäftigte er ſich mit ten orientalifhen Spı 
mb beſuchte dann zu feiner weitern Ausbildung das Ausland. Nach f. RA 
lehrte er in Strasburg Logik und Philofophie und ward 1778 Prof. der o 
und morgenlund. Sprachen. Seitdem befchäftigte ihn unauegefest die alt 
vatur. Die Revolution unterbrach f. Arbeiten; er ward als verdädtig ver 
und nachher mit f. Samilie auf ein Dorf in Lothringen vertviefen. Als bi 





Schweinichen 41 


u iuſizen Abenteuern Heinrichs ben vertraulichſten Antheil nahm, über 
bee cin iges Tagebuch. führte, fo ift f. Lebenbbeſchreibung einer der 
ia zur Cultur⸗ und Sittengefchichte des 16. Jahrh. und felbfl 
hen Rittelalters, infofern man es nicht mit der Reformation für geſchloſ⸗ 
Kt Alte Stände, die hoͤchſten wie die niedrigften, alle Sitten und Bes 
Kim, ale Tugenden und Lafer umferer Vorfahren des 16. Jahrh. treten 
kahig darin entgegen. Dans ward am 25. Sun. 1552 auf dem fuͤrſtl. 
ſe Cehdiberg geb. , und, obſchon ein flattlicher Junker, doch im 9. J. zum 
Iplker uhdt,, um Schreiben und lefen zu lernen. Mebenbei mufite ex die 
iii, ib er den armen Thieren einmal die Schnaͤbel mit einem Stuͤckchen 
an cander gefpannt hatte, dafı fie faft alle verdurſtet wären. Diefer 
wie weh, wie billig, tuͤchtig beſtraft; flatt des Gaͤnſehuͤtens mußte er 
a da alten und Scheuern hie Eier auffuhen. Sm 10. J. that ihn der 
Badahef, wo er mit dem Sohne des wegen feiner Verſchwendung in fair 
Omakfun aehattenen Herzogs Friedrich täglich den Katechismus und bie &is 
ig cuwendig Lernen und das Roſarium und fonft lateiniſch leſen leruen 

& Löbb kam er auf das durch Trotzendorf (ft. 1563) fo berühmte Gymna⸗ 
IR Gehkırg und blieb bier fünf Wierteljahre, wo er zur Nothdurft Raten res 
we Atgament auf einem halben Bogen machen lernte, worauf er 1567 
Mei Ehert erhielt, und in die Dienfte des indeß feinem verftorb. Water 
naar Regierung folgenden Heinrichs XI. von Kiegnig kam. Er machte 
Min weihwenderifchen leichtfinnigen Fürften verfchiedene Züge nach Polen, 
Bade mdre Heine Reife, um feinen Water aus Verlegenheiten zu ziehen, bes 
U fereg auf bedeutende Summen gutgefagt hatte, und daher oft als Buͤrge 
gehalten wurde, bis er endlich den Herzog Heinrich nuf beffen Keiſe 
meriufer ind Reich beglcitete und bei biefem Mitt gar bald ‚groß Kund⸗ 
beln, da er ſich mit „Saufen einen großen Namen gemadyt". Die 
ir Medienburg, Lüneburg, Dresden, wo großes Vogelſchießen um 
we Lanzenrennen war, von da zurüd nach Breslau und Schlefien 
2 Polen, und endlicy durch Böhmen über Prag nadı Suͤddeutſch⸗ 
Ws, Heidelberg, Sttasburg und viele andre Städte Schw. und 
'fegog taufenb Freuden, dieſem aber, bei ſ. Verſchwendung, aud) taus 
Ale verurfachten. Sein vaͤterliches Gut ging indeflen, da fein Water als 
firdet Herzogs Schulden gebrüdt wurde, ebenfall® zu Grunde, bis end» 
Pezag feftgenommen wurde und ex froh war, mit heiler Haut zu Fuß über 
abe Heimoth zu kommen (1577). Er hatte fo eine Reife von 833 Mei: 
X. Wie Vieles hatte er da beobachten und niederfchreiben können! Sein 
nz indeß geftorben; fein Erbtheil in Schulden ; ber Bruder Heinriché, 
1 hatte die Regierung übernommen und war gegen ihn nicht freumdfchaft: 
u. Herzog Heinrich follte endlich, dem kaiſerl. Befehle gemäß, ins Land 
em und entbot Schw. , ihm bi6 Kroffen entgegenzukommen, was nad) 
eblihen Ritte dahin mit Goͤtlib vertaufcht wurde, warauf er wieder ber 
ührte deffeiben auf allen Heinen und größern Zuaen war, und die ihm auf» 
n Eendungen zu feiner größten Zufriedenheit vollzog. Endlich ward der 
tzog vor den Kaifer nach Prag grfobert und gefangen genommen. Schw. 
finem Dienfte, verheirathete ſich und betrieb bald f. eigne, bald erpach⸗ 
hſchaft. Veim Herzog Friedrich ward er zu Gnaden angenommen und 
datt angeſtellt. Er begleitete ihn auf der Reife nach Holſtein, wo er ſich 
Iimollte, und blieb, wenn auch bisweilen dieſe Gunſtbezeigungen durch⸗ 
zden, im Ganzen immer ein ihm angenehmer treuer Diener. Das ron 
führte Tagebuch geht bis 1602, und erfchien u. d. T.: „Liebe, Luft und 
Deutſchen bes 16, Jadrh.” (3 Ihle., 1820 -— 23). Er ſelbſt ftarb 1616. 











Schweizeriſche Geſchichte von 1125— 1808 48 


hefegen gerichtet; und fo die übrigen Volksſtaͤmme nach den ihrigen. Das Chris 
mtbum erhob ſich aufs neue; mit ihm ber Anbau bes verheerten Lanbes. — Bei 
m Theilungen des Frankenreichs unter den Merovingern warb auch die Schweiz 
’ Beganten zugetheilt; der eine beberrfchte die alemanniſche, der andre die bur⸗ 
diſche Schweiz ober Kleinburgund. Piyin vereinigte Alles, unb Karl der Er. 
fhrberte in Helvetien Kuͤnſte und MWiffenfchaften. Unter ſ. ſchwachen Nachfol⸗ 
pen wurden die Grafen des Landes immer weniger abhängig von ber Lönigt. Ger 
wait; fie erlangten endlich den erblichen Befitz ihrer Gauen, unb einer von ihnen, 
Huboif, errichtete 888 zwiſchen der Reuß und bem Jura das neue burgumbifche 
Mei, fonie ſich 9 Fahre vorher im Lande zwifchen dem Jura und der Rhone 
ulm egner König, Graf Bofo, zus Arles aufgeworfen hatte. Nach 30 Jahren 
wereimigten fi beide burgundiſche Reiche dieffeit® und jenfeite des Sura. Die Gra⸗ 
ſen Im den ührigen Theilen der Schweiz gehorchten zwar noch den beutfchen Koͤni⸗ 
en; allein fe betrugen ſich als Drnaften; fie nannten ſich nach ihren Schloͤſſern 
zb nltfigten tie in ihren Bauen toohnenden Sreien, fie al6 ihre Oberherren am 
pereöeuuen. Da entſtand jene Menge in einander verflochtener, unabhängiger 
Durfheften, deren Befiter ſich maufhoͤrlich befehdeten. Krieg war das Geſchaͤft 
des Adels; Verwirrung bie Geftalt des Landes, und Elend die Geſchichte des 
Bet. fo ſetzte Kaiſer Konrad einen Herzog als Richter der Grafen (911) in 
Uamemsiez ein. Doc gelang «6 erſt ben Kaiſern aus dem fächfifchen Haufe 
(9191024), fi in der Schweiz von Herzogen, Grafen und Bifchöfen Ach: 
ung zn eriwingen. Hierauf ward zwar nach bem Tode bes fünften und legten Koͤ⸗ 
von Burgund, Rudolf III., 1032 vom Kaifer Konrad II. die burgumbifche 
wirder mit der alemannifchen, bie zudem beutfchen Reiche gehörte, ver- 
einig; allein ſchon unter Konrads II. Enkel, Heinrich IV., verfiel die Macht bes 
Königs im der Schweiz aufs neue. 

Heinuch fuchte, vom Papfte verfolgt, Anhänger; daher gab er dem Herzoge 
von Bähriagen den alemannifchen Theil ber Schweiz, womit Konrad von Zaͤh—⸗ 
ringen 1125, nad) liberwindung des Grafen v. Hochburg und Rainold v. Cha: 
ie, arch rn burgundiſchen verband. Die Herzoge v. Zähringen demüthigten 
ben Relen, fehdeluſtigen Adel, fie begünftigten Zürich und die übrigen kafferl. 

; Be bauten mehre neue, u! a. Freiburg im lchtlande 1178, und Bern 

191. Das Landvolk gewann an Schu und Sicherheit; der Adel gemöhnte ſich 
m yolseimäßigered Zufammenleben ; Gewerbe und Induſtrie entftanden; Genf 
mb Esufamne biühten auf im Lande, wo man romanifch ſprach; Zuͤrich und Baſel 
im Bande deutfcher Zumge. Unter den übrigen Großen und Grafen des Landes wa⸗ 
ww Ömoren, Kuburg und Habsburg die mächtigern. Viele Dynaften zogen in jes 
un det nad, Paldftina und befreiten dadurch bag Band von ihıem Drude.— Nach 
ba Tode des letzten Herzogs v. Zähringen, Berthold V., 1218, fiel Alemannien 
were den Raifern anbeim. Was jener von Erbländern im üchtland und in Klein 
busgaab befeffen,, brachte feine Schweſter Agnes an da6 Haus Kyburg. Seitdem 
Klmgten die Dabsburger (f.d.) in Nordhelvetien und die Grafen v. Savonen 
is füefliichen Thelle des Landes Immer mehr Gewalt. Die Kaifer gaben zwar 
An Stadt oder Gemeinheit, die unter keinem Grafen ſtand, einen Reichsvogt aus 
bmg Abel, der die Baiferl. Einkünfte erheben und die Werbrecher richten mußte; 
Meta die Febden dauerten fort. Die beutfchen Könige vermochten nicht mehr zu 
Mütm; die Stärke gab das Recht, und ber Tapferfte wurde der Mächtigfte. Alfo 
viele Meine Herren und Orte den Schug von Habsburg oder Savoyen. 
Krk, Bern, Bafel und Solothum, die Länder Uri, Schwyz und Unterwulben 
nach und nach dem Kalfern bie Grundrechte ab, ober erhielten fie geſchenkt, 

wi hießen num Reichsſtaͤdte ober Reichslaͤnder. Sie waren mächtiger und old» 
Über als der Adel, weicher uneinig umb vereinzelt auf feinen Schtöffern lebte. Sebeoſt 









Schweizeriſche Geſchichte von 1615 — 1790 45 


im, mißtrauten fie Deutſchland wegen Öſtreich und vereinigten ſich mit Grau⸗ 
wen. Hieraus entfland der Schwabenkrieg, ben nad) 6 Siegen ber Schweiger 
bie Deutfchen der bafeler Friede 1499 endigte. Bald nachher wurden Baſel 
Shaffbaufen (1501), zuletzt Appenzell (1513) in die Eidgenoffenfchaft aufs 


XE 
ber in autvoärtigen und Buͤrgerkriegen verwilderten Land und Volk. Das 
eroberten die Schweizer in dem mailaͤndiſchen Kriege 1512 das Veltlin und 
m; auch erwarben fie von Mailand die ital. Kandvogteien (jetzt ben Ganten 
n). Dem im Bunde bald für, bald wider Mailand, mit Frankreich und wiber 
Bueidh, Lämupften fie auf ausländifchen Boden, bis fie nach der Rieſenſchlacht 
Berigruome, Die fie 1515 gegen Franz I. verloren, mit Frankreich den ewigen 
en zu Freiburg (1516) fchloffen, auf weichen 1521 der erfte foͤrmllche 
hebnertrag mit biefem Reiche folgte. *) — Um biefe Zeit geiff der Ernſt ber 
wand der gereifte Geiſt ber Unterfuchung das Werk der Reformation auch In der 
we an Zwingli (f.d.) prebigte, was Ruther (yon 1517 gethan hatte, 
8 gegen den Ablaß. Schon 1516 griff er die Wallfahrten, bie Anbetung ber 
is en, und 1517 verließen mit Vorwiſſen feine® Goͤnners, des Abts von Ein: 
n, mehre Nonnen das Klofterleben. Seine Verſetzung von Einfiedeln nach 
h gab ihen nur, ba indeflen Luther auch auftrat, 1518 den Muth, noch offener 
Kırten. Als aber darauf Zürich, Bern, Schaffhauſen, Bafel (hier durch 
unpedind), St.-Sallen, Mühlhaufen ımd Biel die Reformation einführten, 
weite Reigiondhaß bie reformirten und bie fatholifchen Cantone. In Glarus, 
neh und Buͤndten theilte ſich das Volk in beide Bekenntniffe. Bei bem alten 
uben blieben Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden, Zug, Sreiburg und Solo⸗ 
a; ferner Wallis und die ital. Landvogteien. Der Sanatismus entzuͤndete den 
cgerkeieg. Die Schwyzer verbrannten einen protefluntifchen Prediger aus bem 
her Gebiet; ſchon Randen 2 eibgenoffifche Deere, beinahe 30,000 M. ſtark, 
m einander unter dem Waffen, als Maͤnner, bie der Eintradyt das Wort ſpra⸗ 
1, wie dar wdliche Johann Äbli aus Glarus (1529), den erſten Religions⸗ 
Den zu Stande brachten. Nun folite die Stimmenmehrheit in den Gemeinden 
I Bleuhenterrinderumgen enticheiden. Aber bald reiste die fchnelle Ausbreitung 
® Befemmation die katholiſchen Cantone wieder zum Kriege, und bie Zäricher 
nden bei Cappel (1531), mo Zwingli blieb, und beim Zugeöberge geſchlagen. 
auf ward nach dem zweiten Landfrieden bie katholiſche Lehre in Solothurn und 
ben gemeinfchaftlichen Bändern wiederhergeſtellt. — Unterbeffen hatte Savoyen, 
hen laͤngſt Vitzthum und Schuphere von Genf war, biefer Stadt ſich ganz 
miqit. Über der Druck der herzogl. Regierung bewog Genf (f. d.), 1525 
Malern und Freiburg anzufchliegen. Der Herzog mußte nachgeben. Bern und 
Klefien den ewigen Vertrag von 1531, und Bern gewann das Land Waadt. 
eich verbreitete fich von Genf aus duch Calvin (f.d.) die Reformation. 
xch entfagte Savoyen erft im laufanner Frieden 1564 dem Waadtlande. Alfo 
ode Sanayen, wie einft Habsburg, aus Helvetien verdrängt. Um diefe Zeit theil- 
u Bern und Freiburg (1555) auch die Ländereien des Grafen dv. Greyerz unter 
&, ſedaß in ganz Helvetien kein altes großes Haus, Neuburg ausgenommen, mehr 
befaß. — Dagegen verzwifteten fidy die Schweizer unter einander 
Bd wligiöfen und politifchen Hader. Mit der Demokratie Fämpfte die Ariſto⸗ 
atie Spaniſche Raͤnke fanatifirten die Beivohner bed Veltlins (161721). In 
Kindiihen, beſonders franz. Dieuflen, nahm ber Schweizer fremde Gitten an. 
ʒ verkaufte ſein Blut an.fremmbe Werber; und die alte fchlichte biedere Einfalt 309 
Gindie hohen Alpenthaͤier zuchd. Zugleich Löfte ſich das Berhaͤltniß der Eidger 
‚‘) Ben Ludwig XI. an bis zu Ludwig XV. gaben die Schweizer in franz. 
riezedienſt 1,1 10,798 Dann, und —*— zahlte Frankreich ] —— Kon 











Schweizerifche Gefchichte von 1790 — 1815 47 


nen eingelne demofzatifche Cantone erit jest die Staatsumwaͤlzung ihres Va⸗ 
weh ya hindern. Sie wurden bald befiegt. Aber die Bebrüdungen der Fran» 
u Ye Eigmmadyt, womit fie auf die Befegung ber oberften Stellen wirkten, 
obs Zahl ſchlechter und bedeutungsloſer Menfchen, die zu den erfien Ämtern 
ungten, machten bie neuen Behörden bald verächtlih. Da bilbete ein unterneh⸗ 
nie Daun aus einem in den Jahrbuͤchern bes Vaterlandes berühmten Ges 
it, Aloye Reding, einen Bund, deflen Abficht ber Umſturz ber Gentral- 
Beumng war. Unterwalden, Schwyz, Zürich, Glarus, Appenzell und Graubuͤnd⸗ 
Asılten vie Foͤderalverfafſung wiederherftellen,, ımb Reding glaubte, daß Ber 
plan je, der damals die franz. Truppen aus der Schweiz zuruͤckjog, feinen 
Imugutheigenwerde. Sofort erklaͤrten die kleinen Cantons auf ihrer Tagſatzung 
ESqacidea 6. Aug. 1802, daß fie die ihnen aufgedrungene Conſtitution nicht 
iaalyen, (aber ſich föderaliftifch zegieren wollten. Es kam zu einem Bürgers 
Sage. Bich wurde von dem Truppen der heivetifchen Republik, denen fie ihre 
Ehen wefßleh, vergeblich beichoffen. Darauf befegten Rud. v. Erlach und Ge⸗ 
add Kuf der Maur an der Spige der Infurgenten Bern und Freiburg. Die hel⸗ 
alle Aegieruag zog fich nach Lauſanne zuruͤck. Aloys Mebing aber berief eine 
Egmarne Zazfasung, die fich den 27. Sept. zu Schwyz verfanmelte. Nun teug 
u ef enſul von Frankreich den 30. Sept. den Gantonen feine Vermittelung 
WM Saheh beharzten die Eleinen Gantone, von Aloys Rebing und Hirzel aus Zürich 
ie, ldirem Widerſtande. Alfo rückten 12,000 Dann franz. Truppen unter 
May ie ie Sqweij ein. Die Tagſatzung ging auseinander. Reding und Hirzel 
muben verhaftet. est ſandten beide Parteien Abgeorbnete ber 18 Gantone im 
Dar. nach Paris, denen Bonaparte durch Barthelemy, Zouche und Roͤderer bie 
Rebietionsacte vom 19. Zebr. 1803 zufertigen ließ, durch welche das Gans 
malen wiebechergeftellt ward, die alten Unterthanenländer der Cantone aber 
we Fechet behielten. Der Gantone folttn 19 fein, nämlich Aargau, 
Graph, Baſel, Bern, Freiburg, Glarus, Braubündten, Luzern, St.: Gallen, 
Schwyz, Solothurn, Teffin, Thurgau, Unterwalden, Uri, Waadt, 
va, Bert, Die wallifer Republik warb 1810 durch Napoleons Machtſpruch in 
ia fun, Drpaztement verwandelt, und fchon 1806 hatte ex Neuenburg, welches 
Nu ven Freuen abgetreten war, aber als ſchutzverwandter Staat zur Schweiz ge 
I, ben General Aler. Berthier als ein fonveraines Fuͤrſtenthum gegeben, ber 
Ich hies Band mit Milde behandelte. Napoleon hatte den Titel eines Ver⸗ 
ittlers der Schweiz angenommen, und immer drüdender warb jetzt der 
, welchen dies Land feinem Vermittler gegen Befoldung leiften mußte. 
Biurd Entichloffenheit und große Seldaufopferungen vermochte die Mehrzahl 
'Ömtensregierungen größern Druck abzuwenden; aber doch mußte man das 
Kantalfoftem annehmen und den Santon Zeffin hielten franz. Truppen Jahre⸗ 
Ihefest. — 1813, als ſich der Schauplag des großen Freiheitskrieges der 
Wimäherte, geftand Frankreich den Schweizern die Neutralität zu; bie Wer: 
ten aber erklärten ſich nicht beftimmt, und plöslich zogen große Heere derfels 
ie verfchiebenen Richtumgen durch diefeß Land nad) Frankreich zu. Bei ihrem 
Kite entflanden in manchen Gegenden Gährungen; die Vermittelungsacte 
den 29. Dec. 1813 zu Zürich aufgehoben, und mehre Santone, zuerft 1814 
m ſuchten zu ihren alten Berfaffungen zuruͤckzukehren. Durch viele unb unei⸗ 
ige Bemühungen ter verbuͤndeten Monarchen wurden endlich die Cantone 
menfhaftlichen Berathungen vermocht; aber Eleine Revolutionen und Ger 
welutionen erſchuͤtterten mehte Gantone. Einige bewaffneten fi) gegeneinans 
ander genoffen einer glüdfichen Ruhe und erwarben ſich die Achtung des Aus⸗ 
%. Ale arbeiteten ihre Verfafiungen um. Die Altern Cantone näherten ſich 
er weniger den vormaligen. Den Berfaffungen der neuern fuchte man wahr 


















Schweizeriſche Eibgenoffenfchaft, der Staat 49 


dab kein einziger ſchiffbarer Strom vorhanden iſt, bilden zum Theil fchöne, 
be Gegenden, und gewähren dem Auge bie reizendſten Ausſichten Der 
Her iſt einer der größten in der Schreels, 10 Stunden lang und 1 breit; 
uferfee,, deffen Länge 20 und befien Breite 3 — 4 Stunden beträgt; ber 
verers, 10 &t. lang und 2 &t. breit, und der Vierwaldftädterfee, 9 St. 
nd in der größten Breite 9 St., find wegen ihrer herrlichen Gegenden be: 
. Bon den Fihffen, unter denen der Rhein, die Reui oder Rüß, die Rhone 
aädfno bie vorzuͤglichſten find, find die erften beiden befonders merkwürdig: 
hein ndmelich durch ſ. Fall (f. Rheinfall), die Neuß durch die im Canton 
'Ctunden von Geſtinen, über diefen Strom führende Brücke, welche die Teu⸗ 
he heißt. Sie befindet fich zwiſchen 2 Bergen und unter ihr flürmt der Fluß 
er Vaſe von ungefähr 70 Fuß hindurch. An den Bergen find treffliche Quel⸗ 
ung bee und kalte Heilbäder und Gefundbrunnen. Im Thurgau, einem 
kedeöjkicer, bafeler, ſchaffhauſer, berner, folothurner und freiburger Ges 
BAR NER ARLE andere ; denn obgleich auch hier Berge find, fo iſt doch diefer 
me Zeil der Schweiz weit ebener, und man findet hier feine Alpen, Feine 
Inflie, nenige Bäume und im Sommer weder Eid noch Schnee. — übrigens 
Ne Becze faſt alenthalben unten mit Ädern, Wiefen, Weinbergen und Bäus 
befept, auch die Felſen, feibft mit Steinen bedeckt, haben fruchtbare Stellen. 
bat einen Schatz von Mineratien, beſonders Kalt und thonartige Er⸗ 
ein, ſchwarzen, grauen und braunrothen Marmer, Porphyr, Alaba⸗ 
berphefich in Wallis) ‚ ferner Quarze, Kryſtalle (bieweilen von 7 —8 Ctnr.), 
übe, Gteintohlen ıc., auch Silber, Kupfer und Fifenerden find vorhanden ; 
Neuer findet man an Fluͤſſen. An Gewaͤchſen ift die Schweiz vorzüglich reich; 
hirhan If bedeutend, ſowie der. Dandel damit nad) Frankreich, Holland, Eng⸗ 
ur Schwaben. Baumfrüchte gibt es viel; das Getreide aber, ioofuͤr das 
Rödpieh cin Hinderniß ift, reicht nicht zu. Das Hauptnahrungsmittel iſt die 
Bit, wons die herrliche Weide in den Thälern und auf den Alpen das Meifte 
# Die Mich, befonders die ſchweizer Kaͤſe, find berühmt ; letztere werden in 
ruah Dertſchland, Frankreich und Italien ausgeführt. Von wilden Thies 
wbmninswerth: die Gemſen (movon ein Theil, die Sratthiere, welche 
Fa, fh auf den höchften ungugänglichften Bergen aufhält; der andre Theil, 
Bemfen, welche etwas größer find, hingegen mehr in Gebüfchen und 
»); ferner die Murmelthiere und Lämmergeier. Was Fabriken und Md- 
ren betrifft, fo find die ſchweizer Leinwand, Garne, baummoliene Gewebe, 
St⸗Gallen ganz vorzüglich berühmt ift, und die Seidenbandfubrifen in 
keworbem jährlich 3 Mill. Sid. eintrugen, zu bemerken. 
r Schweizer Eidgenoffenbund ift nady dem Bunbesvertrage der 22 Cans 
rich, den 7. Aug. 1815) ein Föderativftaat von 22 Republiten, welche in 
J ihrer Innern Verwaltung ganz unabhängig von einander find. Appenzell 
nsalben Geftehen jedoch aus 2 ganz getrennten Theilen. Diefe 22 ſchwei⸗ 
ne enthalten, ſowie ihre Grenzen durch die Generalacte des wiener Con⸗ 
rt. 74 — 84) beflimmt worden find, ein Areal von 8722 IM. (nah 2. 
DM.), mit einer Bevölkerung am Ende des J. 1822 von 2,037,030 
derumter 1,218,110 Proteflanten (meiftens Neformirte), 817,110 Kas 
900 Anabaptiften, 1810 Juden, In 92 Städten, 100 Mkfl., 7400 
mb Wellern. Der Canton Züridy hat 45 IM., 182,123 Einw.; Bern 
., 338,0008. ; Ruzern 36 DM., 86,700 €. ; Urt 24 OM., 14,000 E.; 
2 DM., 28,900 €.; Unterwalten 121 [IM., 21,200 €.; Glarus 
26,575. ; Zug 5 DM., 14,000 E.; Freiburg 23 IM., 67,814 E.; 
223 AMM., 47,883 E.; Bafel 13 IM., 47,500 € ; Schaffhauln 
30,000 E.; Appınzl 104 [LIM., 55,000 E.; St.» Gallm 40 IM., 
ee. &iebente Xufl. Bb. X. 4 





50 Schweizeriſche Eidgenoffenfchaft, der Staat 


130,300 E.; Bündten 140 IM., 75,000 €. ; Aargau 36 IM., 143,1 
Thurgau 164 TIM., 78,533 €. ; Teffin 534 IM., 88,793 E. ; Waadt 7C 
145,245 E.; Wanis 92 IM., 62,809 E.; Neufchatel 14 IM., 52,C 
Genf 44 TM., 53,500 E. Genf ift folglich am ftärkften bevölkert, ba 
penzel, am ſchwaͤchſten Buͤndten, Uri und Wallis. Die deutfche Sprache 
dem ganzen Lande gemein, mit Ausnahme des Waadtlandes, Genfs un! 
chatels, nebſt einem Theile der Gantone Wallis und Freiburg, wo man fro 
redet. Italieniſch wird nur in einem Theile von Graubuͤndten und in Teſ 
fprochen,, romaniſch fpridt man an den Quellen des Rheins, ladiniſch a 
Man zählt überhaupt 1,314,320 Deutfche, 385,690 Franzoſen, 111,8: 
liener, 41,500 von romanifcher und labinifcher Zunge. Die Religion iſt in 
Cantonen Latholif , im einigen reformirt, in einigen gemifcht. Kiöfter gibt 
.. Die meiften (18) hat Xeffin. 59 für Moͤnche, 61 für Nonnen ; unter jene 
puzinerhoßpizien. Die Schweiz hat 1815 ihre Integrität mit Ausnahme de 
Muͤhlhauſen und des Veltlins wieder erhalten. Das Frickthal nebft den € 
Lauffenburg und Rheinfelden, welche Öftreich gehörten, find mit dem Gant 
gau vereinigt worden. Gerſau (Europas Eleinfte, 500 Jahr alte Repub 
1294 Einm., meiftens Seidenfabritanten, in 160 Häufern) wurde wieberu 
ber wiener Congrefiacte und nach der Entfcheidung der Tagſatzung, ein T 
Gantons Schwyz. Frankreich hat 1815 dem Canton Genf einige Öxter 
de Ger, und der König von Sardinien die Stadt Sarouge und einige Dör 
am See und an der Rhone abgetreten. Auch iſt die Seftung Hüningen in 
Baſel gegenüber, gefchleift worden. Das Schloß umd die Herrſchaft Rhaͤzir 
halb Chur am Rhein im grauen Bunbe, die früher ſtreich gehörten, wurt 
einem Beſchluſſe des wiener Congreſſes am 19. Jan. 1819 dem Canton 
bindten übergeben. — Die Tagfagung, welche die Gefandten der Canton⸗ 
und welche die ihr von den fonverainen Gantonen übertragenen Angclegenhel 
Bundes beforgt, 3. B. Krieges und Friedensbefchlüffe, Handels» und andı 
träge mit auswärtigen Staaten, das Bundesheerwefen ıc., wird alle 2 Ja 
wechfelnd in Zürich, Bern und Luzern unter dem Vorſitz des Cantonkſchul 
gehalten, weicher dann den Zitel eines Landammanns der Schweiz anı 
Senne 3 Gantone heißen daher Vororte. Jeder Canton hat auf ber Tagſatzu 


Ftimm. Militaircapit Ionen und Merträae uber ofonsmiflche umb Dolisı 





Schweizer Reifen 51 


derdamerika aus. In Bern hat ſich deßhalb eine Geſellſchaft Actionnaire 
web der Canton Freiburg fandte eine Colonie katholiſcher Schweizer nad) 
‚ Debafelbft Neufreiburg gründen follten. — Die Literatur der Schwei⸗ 
Zoeig der deutfchen; die der Genfer, d°6 Waadtlandes und Meuenburgs 
aber franzöfifchen. Baſel befigt eine Univerfität. Die Akademien zu Bern 
ih haben wiffenfchaftliche Sammlungen. Luzern, Winterthur, Zofingen 
tähte baten Bibliotheten, Kunft: und Naturalienfammlungen. Durd) 
et ichnen ſich mehre gelehrte Geſellſchaften aus, befonders tie naturhiſto⸗ 
Berktent find Peſtalo zzi's Schulanflalt zu Dverdun(f. 6. A.); Fel—⸗ 
Je d) landwirthſchaftliche Ersiehungsanftalt zu Hofwpl. 1824 erſchie⸗ 
% Kritiſche Anzeigen der ſchweizeriſchen Literatur”, welche bie vor⸗ 
kn in der und über die Schweiz gedrudten Werke, fowie die Arbeiten 
rer Beiehrten im Auslande beurtheilen. — Über die Gefchichte der 
Ren. v. Muͤller's Werk claſſiſch; Glutz⸗Blotzheim hat es fortgefegt 
kt Buͤrgermeiſters Waldmann bis zum ewigen Frieden mit Frankreich 
Grin früher Tod hat die treffliche Arbeit unterbrochen. Daran fließt 
Vevem Bibliothekar Balthafar hırausgeg, „Helvetia, oder Denkwür⸗ 
a fir die 22 Freiſtaaten der ſchweizer. Eidgenoffenfkaft” (Zürich 1823, 
). Reiſterhaft ift Zſchokke's „Geſch. des Schweizervolkes“ (Aarau 1822, 
don Monnier). Raoul⸗Rochette's „Hist. de la revolutiun helvetique 
89-1803 (Paris 1823) iſt weniger genau und unbefangen ald Zſchokke's 
Dalwurdigkeiten der helvet. Staatsummälsung”. Über die aite Gefchichte 
Kal. Haller's „Hiftorifhe und topograph. Darſtellung von Helvstien uns 
haigen Herrſchaft“ (2 Ihle., m. K. und Charte, 3. Äufi. Bern 1818). 
Bfämeizerifhe Staatsrecht iſt Uſteri's Handbuch auch in fatiftifcher Hin⸗ 
(2. A., Aarau 1821). Damit verbinde man ben „Helyet Almanach“, 
t$ „‚Statistique de la Suiase“ (Genf 1819), und Gerolo Meyer v. 
Abriß der Exrdbeichreib. u. Staatskunde der Schweiz” (und die Keller’: 
weijecharte für Schulen, Zuͤrich 182%). Trefflich ift Lutz's „Vollſt. Bes 
eb Sqweizerlandes (in alphab. Ordnung, 2. A., Aarau 1827, 3 Bde.). 
ebefondern Art. Bafel, Bern, Genf, Luzern, Neufdatel, 
be Fonds, Waadtland, Zuͤrich u.a.m) 
jweizer Reifen. Wenn wir auf die Reize der Natur fehen, ift 
e Gegend unfers Erdtheils dem reichbegabten Alpenlande zu vergleichen. 
nur für wenige Länder fo treffliche Huͤlfemittel geliefert roocden, die dem 
28 Vorbereitung und al belehrende Führer dienen Eönnen. Unter diefen 
Anleitung, auf die nüglichfte und genufvolifte Art die Schweiz zu berei- 
„Zuͤrich 1810, 4 Bde.), als der befte Wegweiſer zu nennen, der die 
eis umfaßt und den Reifenden in Stand fegt, fich einen Reiſeplan nady 
und f. VBerhältniffen zu entwerfen. Die in Genf und Paris erfchiene: 
e find nicht befriedigend, Dagegen zeichnen ſich unter den übrigen Schrif⸗ 
st Reicyarb’8 „Guide des voyageurs en Italie et en Suisse’ (Weim. 
bie in deſſen „Handbuch für Meifente” (Berl. 1820) befindliche Anlei⸗ 
zuchbare Überfihten aus, ſowie auch Glutz-Blotzheim's „Handbuch 
in ber Schweiz” (5. A., Zürich 1823) und die neuefte Anleitung: 
guide des voyageurs dans les XXII enantons suisses, traduit 
ierit allemand du professeur H. par R. W.“ (Bern 1822, mit e. 
e vom Oberſten Mei) Empfehlung verdienen. Unter den ältern Wer⸗ 
8 „Reiſen“ und die „Briefe über die Schweiz'’ von Meiners, obgleid) 
tand bes Landes vor der Revolution ſchildern, nod) immer brauchbar. 
ın Sahrgängen des „Helvet. Almanachs“ findet man forgfältig gear⸗ 
ſche Beſchreibungen einzelner Gantone. Erwaͤhnung verdienen audy‘ 


4% 


—* | ——— d, 
N Be und vor Allem 
re — (103316, 2.700 )yTwenge 
ee — ——————— 





. 


Schweizer Reifen 53 


tern ankommen, bedienen ſich der Lohnkutſcher, die in ben Städten im⸗ 
und Wagen bereit Haben. In frühern Zeiten warm bie Preife ber 
ether in der ganzen Schweiz beinahe auf gleichen Fuß beftimmt, jetzt 
fehr hoch gefliegen. Pferde und Mauithiere zu Reifen in die Gebirge 
zuweilen noch für den ehemaligen Preis von einem brabanter Thaler 
ıcht man feine Reifen von einem Drte aus, wohin man immer zurüds 
fi unterwegs aufzuhalten, fo reift man wohlfeiler zu Pferde als zu 
ie Dfexde und Mauithiere find an die ſteilen und fleinigen Bergpfabe 
daß man ſich ihnen, ſelbſt am Rande tiefer Abgründe, ſicher überlaflen 
ſoche man immer ſolche zu erhaiten, die als Saumthiere, nie aber fol 
Sugthiere gebraucht werden. Haller's Wort: „Kein Rab geht über 
° site nicht mehr, feit über den Gents, den Simplon (f. d.) und 
much über den Gplügen Strafen führen, von welchen befonders die 
fe, Napoleons großes Denkmal, den flolzeften Roͤmerwerken vergiis 
tan. (©. „Plan de la route du Simplon“, von Gortier, Patis 1817, 
| und Lori's herzliche [35] Blätter der ſchoͤnſten Anfichten, mit e. Tert 
mn. Preis 400 Franken.) (Bol. Alpenſtraßen.) liber die andern 
en Dochgebirge kann man nur zu Fuße oder zum Theil zu Pferde reifen. 
supthal und im Grindelwald findet man zwar Bleine fehr niedrige viers 
gen, bie aber hoͤchſt unbequem find. Man kann in diefen aud) einen 
Zeges über den großen Bernhardsberg zuruͤcklegen. 
a der plößlichen Abwechfelungen der Witterung und der alten Luft auf 
m muß man fid) mit etwad warmer Kleidung verfehen. Auf Wander 
e man einen fehr kurzen Frack oder eine Fade von leichtem Zeuche, lange 
ven Zwillich, und entweder Feine Dalbftiefein, oder noch beffer Schube 
ı den Fuß anfchliefenden Kamafchen, damit nicht kleine Steine in bie 
mmen. Man verſehe fid, mit 2 Paar Schuhen, fehr ſtarken mit dicken 
ad großköpfigen Nägeln beſchlagen, die man bei fteinigen Bergpfaben, 
Better und auf den Gletſchern trägt, und leichtere für ebene Thalwege. 
ı Reifende roiterrathen den Gebrauch der gemöhnlichen in die Schuhe be⸗ 
Pufeifen. Weit empfehlenswerther find die von Pictet angegebenen Al: 
Sie haben menigftens 6 Linien dide Sohlen und ein ſtarkes, aber weis 
zanzen Ruͤcken des Fußes umſchließendes Oberleder, das über der Sohle 
14300 hoch mit anderm Leder uͤbernaͤht ift, um den Fuß gegen jeden 
g zu fichern. Große flählerne Nägel, deren Spitzen Schrauben gleichen, 
‚etwas uͤber 4 Linien breite Köpfe als eine abgeftumpfte vierfeitige Py⸗ 
gehauen find, werden in die Sohlen und Abfäge eingefegt, und zwar 7 in 
e Hälfte der Sohle und 5 um den Abfag. In die Zwiſchenraͤume der 
el werden gewöhnliche Nägel mit breiten Köpfen einer neben dem andern 
eingefchlagen, daß fich die Köpfe berühren. Mit diefen fehr dauerhaften 
beſchwerlichen Schuhen geht man ficher auf nadten Granitfelſen, wie auf 
lattem Graſe. Ein mit Eifen befchlagenee Stod iſt unentbehrlih. Bel 
Better iſt ein Strohhut einem Filzhute vorzuziehen. Ein Negenmantel von 
fet oder Wachsleinwand iſt zwar fehr bequem, aber erhigend, und eben» 
auf hohen Bebirgen oder bei fchneidenden Winden ein gutes Schugmits 
am Reiſebuͤndel dürfen ein flanellene® Unterhemd, das befte Verwahrungs⸗ 
vn plögliche Erkältung, leichte mollene Beinkleider und ein Oberrock von 
Enche nicht fehlen. Eine umflochtene Flaſche für Kirfchwaffer, das als 
hoder als Wafchmittel für ermattete Glieder treffliche Dienfte leiftet, darf 
wWerer vergeſſen. Das befte kommt von Brindelmald, und das unechte 
mman es mit Waſſer vermifcht, weiß und milchicht. — Dem Mineralos 
vden Pistet angegebene Schürze von binnen Leber zu empfehlen, Cm 


54 Schweizer Reiſen 


breiter lederner Gurt, ter eine Scheide für den Hammer unb eine Taſd 
Flaͤſchchen Säure enthält, bildet den obern Rand dieſer Schürze, welche, di 
pfe auf jeder Seite heraufgeknoͤpft, eine große wagrechte, oben offene X 
det und ımten von einem gabelförmigen Riemen umfaßt wird, deffen En 
an den Schulterriemen Enüpft, der dad Barometer trägt. Den Gurt ! 
leicht auch mittelft beweglicher Haken zum Träger der zu phnfikalifchen ' 
tungen fonft noch nöthigen Werkzeuge madıen. — Man reife in Geb 
allein, aber auch nicht in Befellfchaft von mehr als 3—4 Perfonen, da m 
gelegenen Gegenden fonft leicht in den Fall kommt, die nöthige Bequem 
den Wirthöhäufern zu entbehren, und nie chne Führer, deren man überall 
dige und oft fehr fenntnißreiche findet. Mer des Fußwanderns nicht gen 
fange mit Bleinen Tagereiſen an, doch ift das Fußreifen in der Schweiz , 

Frauen, bei weitem nicht fo beſchwerlich a!s man gewoͤhnlich glaubt. Ber 
ge man, wo möglich, Morgens auf der Abendfeite, gehe immer langſan 
kurzen Schritten hinan, wobei man den Körper fo gerade ale möglich he 
fteige auf der Morgenfeite herab. Nie reife man in Hochgebirgen, fo 

Fruͤhlinge die Schneeftürze nicht herabgefallen find. Nach langem heftig. 
warte man nod) ein Paar Tage, ehe man hohe Felfenthäler durchreift, 

leicht ein Sturz von den Seitenwaͤnden erfolgt. In ſchneeigen Thaͤlern 
Gletſchern ift es gut, das Geſicht mit einem grünen oder ſchwarzen Flor zu 
Brennende Schmerzen im Gefidhte, von dem ſcharfen Widerfchein der 
ftrahlen auf Schneefeldern und Bletfchern, Iindert mit Waffer verdünnte 
ges Alkali. Man gehe nie über Gletſcher nad) frifhgefallenem Schnee, 

in Sommermonaten zuweilen fäßt, und in diefem alle nie wihrend der 
- hie, wo der Wanderer leicht duch den erweichten Schnee bricht. Dief 
regeln, welche zunaͤchſt aus ber Örtlichkeit hervorgehen, wird jeder an X 
gewoͤhnte Wanderer allgemeinere Vorfchriften leicht hinzufügen koͤnnen. 
vereinigen fid) mehre Umflände, das Reifen in der Schweiz theurer als in 
benachbarten Ländern zu machen. Nur in wenigen Gantonen bringt der X 
nothwendigſten Bedürfniffe in hinrcichender Menge hervor, in vielen 6 
muß man fich diefe von auswärts verfchaffen, und die Fracht erhöht di 
Mirthe auf Bergböhen und in abgelegenen Thälern ſind befonders in de 





Schweizer Keifen 55 


yaca kırfht die Rechnung nad) ſchweizer Frauken (bern 16 auf einen alten 
5A teilte gehen) und in den Baftköfen auch nach franz. Franken. In der „arızcn 
u Ma Saxweiz gilt der 24Guldenfeß, im Canton Teſſin die muiländifce 


Be finmtiiche Gantone befuchen will, kann nachſtehender Reifclinic folgen. 

An kant entweder über Konſtanz, Schaffhaufen, Eglifan und Winterthur, 
ober lia Einbau, den Bodenſee, Roſchach und St.⸗Gallen nad; Zürich. (S. 
aVoysge de Zurie d Zuric”, 1818.) Won bier über den Albis nich Zug, 
Über den dezetſee nach Arth, am Fuße des Rigi (f.d), wovon Hr. Fuekln und 
SR. Mn ticiche, mit einer Befchreibung von J. H. Mener begleitete Abbildun 
gen (der Üigkers, in Zeichnungen nach der Natur, Zürich 1809) gegeben haben. 
Die Antättiem Gipfel wird in den beiden Panoramen ven Keller (Zuͤrich 1815) 
wur Beij(Ettaeb. 1816) genau angegeben. Über den Eee nach Luzern (ſ. d.), 
DEE Bafayı in feinem Wegweiſer („Luzern und feine Umgebungen, mit einer 
mm Chart des Vierwaldſtaͤtterſees“, Luzern 1811) beſchreibt. Den hier tritt 
am Be eie Alpemeeife an. Der Weg geht über Stansitadt, Stanz, die Abtei 
Engelberg und die Surenenalpen, oder von Stanz über Buochs, den Viermaltftit: 
terſec, Kiki, Tells Gapelie, nach Altorf. Bon hier kommt man auf der gemöhn: 
Backen Eitrafe aus der deutfchen Schweiz nach Italien in 3 Tagen nad) Bellinona. 
Urfen geht der Meg von Altorf nach Diffentie und zu den nahen Quellen des 

head, und meiter über Trons noh Chur, wo Derjenige, welher Grau: 
Bändten(f.d.) kereifen will, verweilt. Unter die torzüglichfien Merkwuͤrdig⸗ 
Beiten Oronbündtens gehören: das domleſchger Thal, die Bruͤcke ven Solis, die 
Waſte in Curepa, vie Dia Mata, der Mheingletfher, das That Mifocco, ber 
Bewninetletſcher. Bon Chur reift man entweder über Sennwald nach Appengzell 
uud dem Rollencutrott Gais, und weiter über Utznach, Einficdeln, oder abır, 
wenn wa nicht erſt das Bad zu Pfeffers (f.d.; befuchen will, über Panrr, 
Ci and Matt, nach Glarus, und von hier nach Einſiedeln, von mo man uͤber 
Car md Truͤmmer von Goldau nach Lern zuruͤckkehtt. Won hier durch 

‚Va rinde Eatlibuch, oder uͤber das Schlachtfeld von Sempach, Zofingen, Mor: 
genthal, Dünbelbent, Hofwyl (f.d.) nadı Bern (f. d. und „Description de 
Iarilede Berne‘, 1810, und Bollin's von Sceuermann geftechener Flan der 
Et zb Umgegend). Zwei Zagereifen von bier liegt das vielbefuchte leuker 
Bed. Bon Bern macht man tiber Thur nach der angeführten trefflichen Anleitung 
von Brfin 4— 6 Tagen, den Ruͤckweg über Interlaten und Brientz mitgerech 
it, bie Reife ins herrliche Oberland, nad) Lauterbtunnen, sum Staubbach, über 
Ve leine Scheideck nach Grindelwald, am Fuße der zuerft von den beiden Meyer 
deaı 1811 und 1812 erftiegenen Jungfrau (f. „Reife auf die Eisberge von 

‚ Aarau 1813) und des Schreckhorns, ſowie Über die große Scheide ins 

al. Won Merzringen, dem Dauptorte diele® Thales, koͤnnen Diejenigen, 

Neniht von Altorf die Reife sum Hospiz auf dem Botthard gemacht haben, auf 
be amım Straße durch das Suftenthal dahin gehen. Vor allen aber befucht man 
bad 5887 Fuß Eche Dotpiz auf der Grimfel. Bon hier zum Rhonegletſcher. 
Bar Berii äber Murten und Avenches, oder Freiburg, Murten, Avenches, Panerne, 
Yarferne, Aubonne nach Genf. Bon hier reift man zu den Eisbergen und Set: 
Men des Chamounpthals, entweder fiber Thonon, Evian, Samoens und Sipte, 
er Bennedille und Salenche nad; Sersoz, und dann weiter nach Ghamouny am 

OR Montblanc (f. d.), wozu 3 Tage nöthig find. Das Eismeer des 
Antuwert und La Blechiere, jmem gegenüber, find bie gemähnlichen Zielpunfte 
br Blefe. Die beften Führer find Sauffure’s und Bourrit's Werde, Pictet's 
| nlöneraire” und Gottſchalk's Belchreibung („Das Chamounythal“, Halle 1811}, 
Ip eine Reiſecharte gehört. Lori lieferte 1817 ſchoͤne Anſichten aus dem Cha: 





66 Schweizer Reifen 


mounnthal. Wer nid;t von Chamouny nach Genf zuruͤckkehrt, geht entwed 
einem befchwerlihen Wege durch das Thal Walorfine und über das Dorf « 
oder über den Col de Balme nach Martigny, am Fuße bes großen Bernhard. 

bier fann man auf der Simplonftraße zu den borromdifchen Inſeln, wozu 
Ruͤckweg mitgerechnet, 6 — 7 Tage erfodert werden, oder über St.:Bre 
in6 Val de Bagnen, wo 1818 durdy den Einfturz des Gletſchers Geiroz t « 
Mauvoifin durchbrach und furdhtbare Verheerungen anrichtete (f. Efcher’s 4 
lung in Bridel's „Etrennes helvetiques”, 1819), dann von hier bis zum 4 
auf dem Bernhard und zurüd nad; Martigny reifen, wozu man 3 Tage br 
Eine gute Charte von dem Berge lieferte der Ingenieur Lapie (Parts 1803) , 
ton Menu in feinen Briefen (Berlin 1805) eine umftändliche Befchreibung | 
ben, und Wibel in Bern in feiner „Voyage pittoresque depuis Lausanne 
qu’au mont Bernard’ eine mit 14 colorirten Blättern gezierte Schilderung. 

Martigny reift man über St.- Maurice, bei der Piffevache vorbei, oder auf e 
belohnenden Ummege über Sitten und auf dem fogenannten neuen Wege übe 
Berg Azeindaz nadı Ber (mo man die merkwürdigen Salzberge beſucht) und 
bier über Aigle und Clarens nach Vevay, wo man ſich nach Genf einfcifft, ı 
man nicht über Raufanne reifen will. Am andern Ufer des Sees führt der Weg 
Meilterie und Evian nach Genf. Bon hier über Orbe (mo man dem ſchoͤnen A 
des Lac du Joux und dem Thale von Romainmotier nabe ift) nah Yver 
(f. d.) und länge dem See nach Neufhatel(f. d.), von wo aus man die get 
fleißigen Gebirgsdoͤrfer Chaux de Sonde (f. d) und Locke befudht. Fi 
Nähe des legten Dorfes ift der Saut de Doubs (f. „Delvetifher Alman 
18185) merkwuͤrdig. Won Neufchatel über Biel oder Aarberg nah Soloth 
(f d.), in deffen Naͤhe der Meißenflein fid) erhebt, auf deſſen Gipfel man 
weite Thal, das den Sura (f. d.) von den Alpen trennt, überfieht, eine der. 
lichſten Aus chten in der Schweiz, die Keller’6 Panorama treu darſtellt. 
durch das Muͤnſterthal nah Baſel (f.d. und „Baſel und feine Umgebung 
von Sup, Baſel 1814) reifen will, muß nad) Biel zuruüͤckkehren und, dem V 
weiter folgend, den VBridel’d Zert zu Birrmann's „Voyage pittoresque de | 
a Rienne“ liefert, braudt mın auf diefem, durch Pierre Pertuis, ein altı 
ſches au hodes — u 2 Zagereifen. Wiu ma 















Schwenkfeldianer Schwere 67 


Chi (it 56 Kpfın., 1. A. 1807, erſchien su Gotha 1827 eine neue %. in 
I Pte), And vgl. m. Wetzel's, Voy. pittoresque aux laes suisses” (Zürich 
Mi adð Bl. 

Ehwenkfel dianer heist eine aus der proteſtantiſchen Kirche hervorge⸗ 
gungen Exte, nach ihrem Stifter, Kaspar Schwenkfeld, von Oſſig. Dieſer 
„ geb. 1490, ein lebhafter ſcharfſinniger Kopf, ergriff in ber 
£ be Beformation die evangel. Lehre mit großem Eifer, fonderte ſich aber durch 
Be ua Anfiht vom Abendmahle, worin Effen und Trinken ihm Sinnbilber 
Dan Barlgaung de Geiſtes Chrifli waren, von der Menfchheit Chrifli, die er nicht 
fA Oruter, (mdern als einen Beſtandtheil der Dreieinigkeit betrachtete, und von 
; be Bicherkye and Verfaſſung überhaupt , worin er feine poſitive Satzungen und 
le Übasgm dulden, eine vollfommnere Reinigung de6 Wandels herftellen, 
wer wur en Griſtenchum des Innern Ginnes und ber fortwährenden göttlichen 
| Akfim wollte, von den Lutheriſchen ab. Man findet feine Lehren in 

ſeie füa soctenen Schrift: „Bekanndtnus und Rechenfchaft von den Haupt⸗ 
Aaæ Dei quil Glaubens“ (1547) ausgeſprochen. Dieſe Schrift iſt wieder 
wem Buche: „Dankbare Erinnerung an die Gemeinde der Schwenk⸗ 
Pole zu Peicdeiphia in Nordamerika“ (Görlig 1816), worin auch eine Beine 
diſer Secte enthalten iſt. Nach feinem in der Verbannung zu Ulm 
Zode bildeten ſich zuerft in Schleſien befondere Gemeinden, bie 
tungen folgten, und eine fixengere Kirchenzucht umter fich einführten, 
** Brrfolgungen im 18. Jahrh. (1733) aber eine Zuflucht in Nocdames 
süß farben, wo fie in Maryland, Berks und in Philadelphia felbft noch jegt ges 
einden, eigne Geiftliche und Bethaͤuſer haben, und megen ihrer 
et, Mibigkeit und Mechtlicteit gerüihmt werden. Geheime Ans 
hingen Ehamifeiy’s, die feine Schriften leſen, gibt es auch noch in Schleften, 
deqh halten fe ſich dußerlich au den Lutheranern. E. 
Sqwert. In der Anziet ung jedes Körpers als Maſſe zum Mittelpunkte 
der Ede ie ſine Schwere bedingt. Vermoͤge derſelben druͤckt er auf jede Unterlage, 
die dieſe Anziehmg ſtoͤrt ober aufheben will, und das um fo ſtaͤrker, je groͤßer feine 
Ru kit if Hält man einen Körper durdy einen Faden ab, feiner Schwere 
0b dr Eike Sin zu folgen, fo fpannt ſich diefer Faden ſenkrecht und zeigt bie 
mere in einer Linie an. Mehre folder Linien nebeneinander, 
Wenn fie ale nach der Mitte der Erde ‚ als Kugel genommen, hier und dort zuſam⸗ 
Benlarfın, Einen alfo eigentlich nicht parallel gehen, obgleich fie es bei einer ge⸗ 
Bag gegenfeitigen Entfernung zu fein ſcheinen. Bon ber Schwere, als wirken» 
Wellfede, iſt das abiolute Gewicht ober bie abfolute Schwere wohl zu uns 
oe, wodurch der Drud beseichnet wird, ben jeder beflimmte Körper auf 
Ieterlage augübt, der mit den Maffen ab» und zunimmt, und durch Vers 
mt Gewichten (f. Maß) gefunden wird. Specififhe Schwere oder 
dagegen druͤckt das Verhältnif des abfoluten Gewichts zum Umfange der 
ae, oder, was Daſſelbe ift, die Dichtigkeit. Denn diefe wächft mit ber 
der Porofität; es hat demnach jeder weniger poröfe Körper eine groͤßere 
lay wirtüicher Maſſe in einem Meinem Umfange vereinigt, und ba mit biefen 
heilen das abfolute Gewicht waͤchſt, fo waͤchſt aud das Verhaͤltniß deſſel⸗ 
Ufren den Umfang Es verhaͤlt ſich uͤberhaupt dies ſpecifiſche Gewicht bei 
Ga Meſſen umgekehrt wie ter Umfang; bei ungleichen Maſſen aber iſt das 
titniß de- Ppecifiſchen Schiorte zuſammengeſetzt aus dem geraden der Gewichte 
fen und dem verkehrten der Räume. Das fpecififche Gewicht der flüffigen 
Wapfinten, dient dos Ardometer (f. d. und vgl. auch den Art. Speci⸗ 
8,— Ein eignes Werk über die Schwere ift des Barnabiten Paul Friſes 
hpavitate universali eorporum libri tres’' (Mailand 1763, 4). Meta 
















58 Schwere (allgemeine) Schwerin (Kurt Chriftoph, Graf vo 


phufifche Unterfuchungen über die Natur disfer Kraft enthält Colden's „Erklaͤ 
der Urfache der Schwere” (a. d. Engl. durch Käftner, Damb. 1748). Eine, 
trefflihe Zufammenflellung der ganzen Lehre endlich findet fi in Gehler's „J 
MWörterbuhe”, 5. Bd. 

Schwere (allgemeine), f. Gravitation. 

Schwerin (Kurt Chriftoph, Graf v.), koͤnigl. preuß. Generalfeldmarſt 
Diefer in der Kriegsgefchichte Preußens unfterblidy gewordene Held war 168 
Schwedifh: Pommern geb., empfing eine forgfältige wiffenfchaftliche Erzief 
und ftudirte zu Leyden, Greifswald und Roftod. Er trat 1700 ale Fähndek 
hollaͤnd. Kriegedienfte. In dem Regimente, deffen Chef fein Oheim war, f 
fein Älterer Bruder als Obriſtlieutenant. Diefer, der Schwerin’ Wahl mifbl 
te, fuchte ihm den Mititairdienft auf jede Weife zu verfeiden. Aber aller T 
erf&hütterte feinen Entſchluß nicht, ſendern diente nur dazu, feine Kräfte noch ı 
tiger und vollkommener zu entwickeln. Der damalige Krieg, in weichem u 
Eugen und Marlborough auch die holländ. Kriegévoͤlter gegen die franz. MA 
kaͤmpften, ward fuͤr Schw. eine erwuͤnſchte Schule der militalrifchen BIM 
Er wohnte den Schlachten von Ramillieg und Malpfaquet, forie dem Angeif 
Schellenbergs, wo fein Bruder fiel, bei, und wurde 1705 Hauptmann. Den 
trat ee 1706 aus ben hollaͤnd. in mecklenburg Dienfte, wurde 1708 Oberſter 
1711 mit geheimen Aufträgen an Karl XII. nach Bender gefhidit, wo er.fi 
volles Fahr aufbielt. Nach feiner Ruͤckkehr ernannte ihn der Herzog zum Vrige’ 
1718 ward cr Generalmajor. Als ſolcher flug er, indem cr alle Schwierig 
feiner Lage und feiner Verhältniffe zu uͤberrvinden wußte, 1719 bei Walk 
mit 12,000 M. das kaif. Commiſſionsheer von 13,000 M. handv. Truppen, 
ches die Streitigkeiten zwifchen dem Herzog und feinen Randftänden beilegen ſi 
Als aber der Herzog frin Heer bedeutend verringerte und zu gleicher Zeit Dory 
mern an Preußen fiel, trat Schw., deffen Guͤter in biefer Landſchaft lagen, in pı 
Dienſte. Friedrich Wilhelm I. ſchickte ihn als Geſandten nach Warſchau, um 
die thorniſchen Unruhen zum Beſten ber Evangtliſchen beizulegen. Schw. do 
dieſen Auftrag gluͤcklich, ward 1720 Generalmager u. erbislt 1722 ein Regin 
1730 ward er Gouverneur von Peis und 1731 Generallieut. und Ritter des ſch 
zen Adlerordens. In biefer Eigenſchaft rückte er 1733 ins Mecklenburgiſche, 





Schwerin (Kurt Chriſtoph, Graf von) 59 


a ferner Befis von dem yeö;ten Theile von Oberſchleſien und dehnte fein 
nr Odecberg und Teſchen bis tief nach Mähren aus; ganz Schlefien, bi6 
We und Brieg, war in preuß. Händen. Inzwiſchen hatte fih unter Neu⸗ 
atfe, Herrin Mähren gefammelt und wir bis Molmig vorgerüdt. Am 
pet 1741 kam es zur Schlacht. Noch war die Schladhtorbnung nicht voll: 
ei8 Friedrich auf Kanonenſchußweite gegen ben linken Fluͤgel anruͤckte. Ein 
eAngeiff der Offreicher brachte des Königs Reiterei in Unordnung, nur die 
mer der Grenadiere konnte titten. Schw. focht im Mittelpunft, an ber 
edes Faſvolks mit unerfhütterlichem Muth und dem feften Vorfag, Alles zu 
n für die Ehre der preuß. Waffen und ihnen für immer den Sieg zuzuwenden. 
m MRivermundet, führte er feine Bataillone in geraden Anmarſch, trog 
gmüherehmden Batterien und des Kleingewehrfeuers, gegen ben Feind an. 
$ Otudn mitte der Kampf und ſchon hatte Friedrich, an dem Siege vers 
Wed, As Schlachtfeld einige Stunden verlaffen, als um 7 Uhr Abends das 
: Por in Unerdnung duch Molwitz floh. Die Schlaht war Entfchieben. 
m. Srefolgte mit der Meiterei den Feind, der erſt tief in Mähren Ruhe fand. 
Fel von Btieg, ſowie die Belegung von Breslau durch Schw., folgten 
Lauf diem Sieg. Seine Geſundheit wiederherzuftellen, begab fih Schw. 
4 Bob zu Nahen Im Det. deff. 3. ernannte ihn ber König zum Gouverneur 
Wegen Brieg und Neiße. --: Der Zriede, ber dom naͤchſten Feldzuge ſchon 
ham. ein Ende gemacht hatte, war nur von kurzer Dauer. 1744 begann 
AG ben zweiten ſchleſiſchen Krieg. Während er feibft einen Theil feines Hee⸗ 
u Sadſen und die Lauſitz nach Böhmen fuͤhrte, ruͤckkte Schw. aus Schlefien 
Die Orafihaft Glatz ebenfalls in Böhmen ein. Bor Prag trafen beide zus 
mund uaternahmen ſogleich deſſen Belagerung. Auf Schw.'s Angabe 
der Ziekaberg mit Sturm genommen; am 16. Sept. unterzeichnete er die 
larien wegen libergabe der Stadt, und zog in Prag ein. Faſt ganz Boͤh⸗ 
ad unterworfen. Aber Frankreichs Eiferſucht amang die Preußen, ihre 
ungen aufiugeben und fich zuruͤckzuziehen. Von einem uͤberlegenen Feinde, 
güdt jeder Hauptid;iacht auwich, verfelge und unabläffig beunruhigt, ges 
ie Rüdrug nicht ohne greßen Verluſt, Hoch auch nicht ohne großen Ruhm 
Anführer, bie ihn denned) bewerkſtelligten. Schw.'s Unerfchrodienheit und 
hatten einen Hauptintheil an dem gluͤcklichen Gelingen. Die Beſchwer⸗ 
zKRuͤckzugs hatten f. Geſundheit fo erfchüttert, daß er im Dec. das Heer 
ıd an ben folgenden Freigniffen keinen Theil nehmen fonnte. — Aber rüftig 
eitärkt ſtand beim Ausbruch des fiebenjähr. Krieges Schr. an ber Spitze 
ı preuf. Heered, das ven Schlefien aus die Oftreicdyer beobachten ſollte. 
iowofiger Schlacht drang er in Böhmen ein, um die Vereinigung Piccos 
ad Brown's zu verhindern. Gr erreichte diefen Zweck vollkommen, ges 
Oſtreichern mehre Vorcheile ab, und zog fich ohne Verluft in die Wins 
enah Schleſien zuruͤck, da Friedrich erſt im näcften Jahre etwas Ent: 
3 in Böhmen ausführen wollte. Frühzeitig ward der folgende Feldzug 
Schw. befehligte cin zahlreiches Heer, mit dem er ſchon d. 18. April in 
mgen in Böhmen cinruͤckte. Der feurige Much des ungeſchwaͤchten 
feelte Alle. An allın Orten, befonders bei Trautenau, Reichenberg 
yunslau, wurden die Oſtreicher zuruͤckgedraͤngt und ihre reihen Maga- 
t. Die wichtigen Poften Benatek, Altbunzlau und Brandeis wurden 
‚ und bei letzterm Orte der Übergang uͤber die Elbe bewerkftelligt. Der 
Fuͤrſt Meorig v. Anhalt waren indeffen von Sachſen aus auf Prag ge: 
pereinigten ſich unweit Brofig mit dem Schwerin’fhen Heere. Die 
Jatten eine fefte Stellung auf ven Bergen jenfelts der Stadt genommen. 
ibruch d. 6. Mais 1757 beſichtigten Friedrich, Schwerin und Min 





60 Schwerin (Fürftenthum) Schwerin (Stadt) 


terfelb bie Stellung des Feindes und befchloffen den Angriff, ber nur a 
feindlichen rechten Flügel gefcheben Eonnte. Aber auch hier war er mit bei 
ften Gefahren und Beſchwerden verfnüpft. Der öfte. General Brown ha 
Meiterei verſtaͤrkt, fobaß fie die preußifche zu uͤberfluͤgeln drohte, die In 
aber mußte auf ſchmalen Fußwegen fait Wann für Mann die Höhen hinat 
und wurde, wenn fie biefe Schwierigkeiten überwunden hatte und ſich a: 
wollte, von einem mörberifhen Kartätfchenfeuer niedergefhmettert. Di: 
genfcheinlichen Gefahren nicht achtend, hielt Schw. vor den engen Wegen, 
die heranruͤckenden Soldaten an und ftellte die Ordnung der Bataillone wie 
Aber auch das zweite Bataillon feines eignen Regiments fing an zu wanke 
die Unordnung drohte allgemeiner zu werben. In dieſem entfcheibenden 
blick ergriff der greife Krieger felbft die Fahne. „Folgt mir, Kameraden‘, 
Alle drangen ihrem $eldherm mit feftem Schritte nah. Aber kaum 12 ( 
vorgerüdt, ward der Helb von * Kartätfchenkugeln entfeelt niedergeftredkt 
feinem Blute hatte er den Sieg erkauft. — Wol kein andrer preuß. £ 
fiebenjähr. Krieges ift fo allgemein betrauert worden als er. Volksgeſaͤnge brı 
Namen auf den Enkel, und mit dem Andenken an bie prager Schlacht weird € 
Name ſtets fortleben. Friedrichs Thraͤnen ehrten den gefallenen Helden 
ließ ber dankbare Monarch fein Bild aus Marmor auf dem Wilhelmeplag 
Iin aufrichten. — Schw. verband mit unerfhütterlihem Muth und ſcharf 
tigen Bli eine Milde und Freundlichkeit, die ihm nicht nur die Hoch 
ſondern auch die Liebe feiner Untergebenen erwarb, und einen echt religiäfen 
der ihn zum Vorbilde und Bater feiner Soldaten machte; dabei befaß er um 
und gründliche Kenntniffe. Ex war der lat., franz. und ital. Sprache ı 
ſchrieb ſelbſt eine Kriegskunſt und verfaßte mehre religiöfe Lieder. Bon f. 
als Staatsmann zeugen f. öftern Gefandtfchaften, von f. Talenten als } 
aber f. ganze Eriegerifche Laufbahn. 

Schwerin (das Fuͤrſtenthum, 10 TM., 19,100 €), ein Befla 
des Großherzogthums Mediendurg. Schwerin (vgl. Medienburg), m 
chem es fo wenig, als mit der, ebenfall® zu legterm gehörigen, ehemaligen 
fhaft Schwerin zu verwechſeln ift, war früher eins der 3, von Heinti 
Löwen geftifteten Bisthuͤmer, welches 1648 im weftfälifchen Frieden aufs 


Elan 





Schwerpunkt Schwimmen 61 


an Buͤtor alle Vierteljahr hinkommen muß. DIE Juden haben eine 
ie Synagoge. Das Karolinenſtift bilder weibliche Dienſtboten. Auch 
w. eige Fabriken und eine Thierarzneifchute. 
hwerpunkt, derjenige Punkt in jedem ſchweren feften Körper, wel⸗ 
fein muß, wenn der Körper nicht fallen foll, und in weichem alfo die 
Bäymere des Koͤrpers vereinigt gedacht werden kann. Die Unterlage oder 
‚ wee diefm einzigen Punkt zu fallen hindert, trägt mithin das Gewicht 
zgn Aıyerd, deſſen übrige Theile ſich das Gleichgewicht halten und nur 
anf jene Unterlage ausüben. Als Beifpiel diene der Hebel (f. d.), deffen 
s eher Unterſtuͤzungspunkt den gemeinfchaftlicyen Schwerpunkt ber auf bei⸗ 
Kite angebrachten Gewichte abgibt, welche man fich hier als zu einem einzi⸗ 
Inper verzleigt denken muß. Iſt die Dichtigkeit eines Körpers gleichartig, fo 
Carat md Mittelpunkt feiner Geſtalt zuſammen, wie 5. B. bei Ku⸗ 
vom gerhee Dichtigkeit. Die Lchre vom Schwerpunkte iſt eine der wichtig» 
in der Rechanik, und findet im gemeinen Leben beim Lafttragen, Balanciren, 
umgen, Shittihublaufen ıc. alaugenbli@tiche, wenngleich unbemußte, An⸗ 
mg. Eine aufführlichere Anmeifung, den Schwerpunkt der Körper nach 
jade ihrer verſchiedenen Geſtalt, 3. B. eines Dreiecks oder breifeitigen Pris⸗ 
begen x. zu finden, und daraus fuͤr die Bewegung und Fortfhaffung folcher 
nRuen ja sieben, gewähren die Lehrb. ber mechaniſchen Wiſſenſch., u. a. 
| ger Gedrungenheit das von Lorenz, 2. Aufl., Helmft. 1799. 
Gänttm age oder Schwertmagen (altdeutfh), f. Agnate. 
Grimmen. Gin Körper, der eigenthlimlic) leichter als das Waſſer 
M, wen man ihn mit Gewalt unter das Waffer taucht, in die Höhe gehoben 
‚ auf dem Waffer zu ſchwimmen; aber dennoch bleibt er, wenn er 
mit einem Theile unter dem Waſſer, das fein unterer Theil aus 
Iris vertreibt, und das fo viel wiegt, als er felbft. Auch eigenthuͤmlich ſchwere 
ſanimen im Waſſer, wenn fie entweder außsgehöhlt oder mit andern 
'Rhepern verbunden find. &o ſchwimmen Kaͤhne von Blech, wenn fie nur 
wir find, daß fie, ind Waſſer getaucht, eine Menge Waſſer aus ihrem Orte 
wu, De fämerer iſt als ſie. Menſchen und Thiere find nur fehr wenig 
FA Wafler, öfter etwas Leichter, daher kommt es, daß Menſchen, 
ertrinken, meiftentbeils zu Grunde gehen, nach einiger Zeit aber, wenn 
ie hardy die Faͤulniß fehr aufgeblafen und gefpannt find, oben wieder zum 
kemmen und ſchwimmen. Menſchen und Thiere, wenn fie fich lebend auf 
er halten wollen, druͤcken durch Schlagen und Stoßen das Waffer un: 
fer zuſammen, damit es fie ftärker hebe ats ruhiges Waffer. Diejeni- 
bein, welche nicht.fchwimmen können, binden ſich einige mit Luft anges 
m um dem Leib, ober ziehen Schwimmkleider an, die mit Kork gefüttert 
e fich den Waſſer anvertrauen. Hierhin gehört au der Schwimm⸗ 
er kuftguͤrtel, ein leberner, mit Luft angefültter Guͤrtel, der um ben Lelb 
Dergleichen Hülfsmittel find zwar zureichend, können aber dennoch, 
nicht geſchickt genug ift, fidy ſelbſt zu heifen, nicht verhindern, daß man 
im im Waſſer umfchlage, mit dem Kopfe unter daſſelbe komme md ers 
iher iſt Die Kunft zu ſchwimmen gemiß eine der nuͤtzlichſten, denn bie 
uſchen verimglüden im Waſſer aus Mangel derfelben und aus Beftix: 
ſſen verdient noch angemerkt zu werden, dag man Menſchen, die im Be⸗ 
ju ertrinken, fo lange fie ſich im Waſſer befinden, mit einer fehr Kleinen 
Höhe ziehen und retten kann. S. die „Anweiſung zum Schwimmen” 
n, und 3. E. Heſſe's „Anweiſung, ein guter Schwimmer zu werben” 
N. Die Fiſche baden von Natur, um ſich im Waffer zus erheben, eine 
Luft angefuͤllte Blaſe erhalten, die fie ausdehnen und zufammenytehtn 











62 Schwimmſchule Schwindel 


koͤnnen. Im erſten Kalle wird der Umfang des Fiſches vermehrt und er flel 
bie. Höhe, im zweiten Fall vermindert, wodurch er fi, im Waſſer niederlaffen I 
bloß denjenigen Sifchen , die ſtets auf dem Boten der Gemäffer leben, wie, 
den Schollen, fehlt diefe Blaſe. 
chwimmſchule ift eine Anftalt, wo der Menſch, der größtentheil 
Natur zum Schwimmen nicht gefchidt ijt, unterrichtet wird, mie er feinen K 
auf der Oberfläche des Waſſers erhalten, durch eine zweckmaͤßige Hanthabum 
Hände und Füße den Wafferfpiegel burchfchneiben, und fich fowol ftroman' 
ſtromabwaͤrts, nicht weniger quer durch einen fogar reifienden Strom fortben 
und felbft gegen die Wellen, auch, wiewol nur unbebeutende, fogen. Wirbel 
rfen, endlich ohne Lebensgefahr ſich einige Zeit unter dem Waffer halten ur 
wieder auf die Oberfläche heraufhelfen, dadurch aber ſich vor dem Ertrinken fe 
ober Verunglüdten sum Retter bienen kann. Daß die Lehrer an Schwimmſ⸗ 
verfchiedene Anfichten haben, indem manche den Anfänger zuerft in das 
Waſſer gehen laflen, manche hingegen für den neuen Scholaren bie ſeich 
Stellen wählen, ein Theil berfelben dem Lehrling im Anfang Erleichterungen 
als Thierblaſen, Korkhols u. dgl. geflattet, auch die Lernenden in der erften I 
‚Geilen fefthält, ein andrer Theil aber ſolche Mittel nidyt geftattet, bedarf, 
bekanntlich in jeder Lehranftalt verfchiedene Unterrichtsarten gibt, kaum db» 
waͤhnung. Schwimmſchulen findet man jept zu Wien, Königsberg, E 
Paris, Lyon u. a. O. Die zu Münden leiftete im 3. 1827 Außerorbentiiche 
Schwindel, ein frankhafter Zufall des Menfhen, bei welchem bi 
genftände um ihn her in ſchwankende oder drehende Bewegung zu gerathch 
nen, wobei ihm verſchiedene Karben vor den Augen flimmern, oder Alles dunı 
ſchwarz vor denfelben wird, das Gleichgewicht und die Kraft, den Körper ar 
zu halten, abnimmt, daher die Furcht zu fallen, ein Schwanlen, oft ein wirl 
Drehen des Körpers im Kreife und endlich ein Niederſtuͤrzen des Kranken 
findet. Meiſtens fcheinen dem ſchwindelnden Menſchen dadei verfchiebene elı 
Gegenftände doppelt. In böherm Brade der Krankheit entfteht Ekel und 
hen, Saufen, Zifchen oder fonft unangenehmes Gerdäufc in den Ohren, und® 
gel an Erkennung des Orts. Bei dem wirklichen Fallen ſtellt ſich auch ein 
gehen aller Sinne, Bewußtloſigkeit mit ein. In dieſem Zuſtande bringen bie 
Eon verfchiebene Zeit zu. Entweder ber Schwindel, ebt in Ohnmacht über, © 








Schwindeleien 68 


Aben die Worftellungen dunkel und fliegen in ein unbeutliches Bild zu» 
o entfleht ein kuͤnſtlicher Schwindel, wenn man fich ſchnell in einem 
dreht und in ſchnell auf einander folgender Reihe eine Menge Gegens 
ie Augen befommt, deren feiner mehr eine Mare Vorſtellung in der 
Haffen kann, fodaß endlich Alles in ein undeutliche® Ganzes zuſammen⸗ 
Da nun die Thaͤtigkeit des Geiftes an das Drgan gebunden Ift, fo 
bdiefes an der Verwirrung Theil und wird auf eine fo wibrige Weife 
‚diefe drehende Bewegung in der Nachempfinbung nody einige Zeit ans 
wei bie widrige Einwitkung auf Nerven, mit denen das Dirmorgan in 
u fteht, namentlich auf den fompathifhen, ber das Cerebralſyſtem mit 
ieafgkem in Verbindung fest, fid) fortpflanzt, wodurch die Empfindung 
ehaden in der Magengegend, von Ekel, zum wirklichen Erbrechen entfleht. 
Scaanken in der Bewegung , die Furcht zu fallen und das wirkliche 
Dee rührt von der unorbentlichen Erregung des Hirnorgans her. Das 
Mana des Körpers findet nämlich nur dadurch ftatt, daß die von dem Cere⸗ 
sabbängigen, in ihrer Wirkung einander entgegengefesten (antagoniflis 
Mein des Körpers durch) den Einfluß des Nervenäthers im Gleichgewicht 
stm. Dieſes Gleichgewicht wird aber unterbrochen, fobald die regel 
kertung von dem Gehirn nady den antagoniſtiſchen Muskeln geftört 
pe denn die unfichere Haltung des Körpers, das Schwanken und enbliche 
eabeflelben von dem unregelmäßigen Zittern der Muskeln, von der Er⸗ 
I Streckmuskeln entſteht, ſodaß ber Schwerpunkt des Körpers nicht 
tig unterſtuͤzt wird, bald auf die eine, bald auf die andre Seite abweicht, 
der Menſch, das Gleichgewicht gaͤnzlich verlierend, wirklich nieberfalen 
ner nicht einen feſten Stuͤtzpunkt erfaſſen kann, durch welchen er im 
‚den Schwerpuntt des Körpers wieder in feine Gewalt zu bekommen, 
nicht überhaupt diefer Zuftand bald wieder nachlaͤßt. Dies gefchieht nun 
der Schwindel von einer aͤußern bald vorübergehenden Urſache, 3. B. 
mg des Kopfes, herrührt; er kann aber auch von einer Innern Urſache 
ven imern organifchen Einwirkungen. Manche Menfdyen haben von 
Einlage zum Schwindel, vornehmlich foldhe, bei denen das Organ des 
8, der Empfindungen und Vorſtellungen an eine langfame Thaͤtigkeit 
oder eine folche doch feit geraumer Zeit ftattfindet, da alsdann eine ers 
hnellere Folge der VBorftellungen leichter eine umordentliche ſchnellere 
es Nerdenaͤthers im Gehirn bewirkt. Dies ift z. B. der Fall bei Phleg⸗ 
er auch bei Perfonen, die wenig an Geiſtesanſtrengung gewöhnt find, 
fonen, kei Schwaͤche und größerer Reisbarkeit des Nervenſyſtems über 
6 Gehirns insbefondere, bei hypochondriſchen und hufterifchen Perfos 
Anhaͤufung des Blutes im Kopfe. Wo der Schwindel von felbft, d. h. 
tfachen, entſteht, ift er ein bedeutender Zufall, welcher nicht ohne aͤrzt⸗ 
‚cf gelaffen werden. Noch nöthiger ift Dies, wenn er nicht für ſich allein 
m der Vorbote einer andern bedeutenden Krankheit, 3.3. des Schlag» 
)er wenn er von einer Dispofition herruͤhrt, welche gefaͤhrlich werben 
mm mehre theils dißponirende, theils Gelegenheit zum Ausbruche ges 
n zuſammenwirken. H. 
indeleien. So pflegt man unter Anderm ſolche Handelsgefchäfte 
eiche keinen foliben Grund haben und deren Unternehmung auf uns 
e Soffnungen oder auf hoͤchſt ſchwache Wahrfcheinlichkeiten gegrüns 
ı fich auf dergl. Unternehmungen einläßt oder fie in Bang zu bringen 
ant man einen Schwindler. So war der berüchtigte Miffifippis 
iffifippi) eine Schwindelei, indem bie Hoffnung des Gewinnſtes 
mären gebaut war, unb bie Stifter deffelben wurden Schwindler ges 


itererzeug a, aud; Schleimabfont * ng, U 
ſchon dadurch, theild durch ein anhaltendes ſchlei 
wir biefen Zuſtand aber Fran nen 





“ 








ung eines Innern Vells, mobel der ter In ju guofer Bienge abge 
beſhalb Die Gallerte des Bluts auch bie dabei 
> Entzug des Organs fowei, als bie durch Einſaugung des gebil⸗ 
hab But wenlaberte Bieihaffenpeit beffeiben als Geiz wirkt und ein 
Dehm veruefact. Die Auszehrung ruͤhrt denmach nicht bloß von Ber 
a der Zunge, fonderm auch vom bergleichen in der Leber, in den Meren 
t Eingemeiben her. Sie entficht aber am haͤufigſten vom erſtern, theils 
wel Ye Angen als ein Organ, das ganz ber reprobuctiven Irritabilitaͤt 
hen daher auch) am Leichteften in entzändlichen Zuſtand geräth, theils 
beichen Baht dr 








wingung (Vibratien, Oscillation). Jede Bewegung, weiche einen 
üfhen 2 beftimmeten Grenzen, nach Art der folgenden Beiſpiele, him 
szuehd fühet. Die Bewegungen des Pendels, der gefpannten Salten, 
E Bunge des en der Luft bei Fortpflanzung des Schalls u 
m. (Bel. Akuſtik und Werben) 
wulſt (im en Sinne) nennt man in der Poetit und Styliſtik 
Be Auwendung des Pathetifchen und Echabenen auf einen niedrigen und 
Diefe Anwendung läßt ſich 1) als bloß im Ausbrude bes 
im, wenn ndmlich gewöhnliche Dinge in Worten und xhetorifchen Fl⸗ 
nur einer hoͤhern erhabenen Rede oder Schreibart zukommen, vorges ' 
un,;B.man wollte in einer gewöhnlichen Rede fagen : ne wird * 
Aut Dieb durch die Worte aus: „Bon hebt Aurora ihr Steahlenantlig 
wen bed Meeres enıpor. Was übrigens binfichtlic des Ausdrucks in 
ehe Ehwulf fen kann iſt es nicht in einer andern. SBerubt aber 
muß in der erhabener Begeiffe und —— zu ge⸗ 
den Bere n, ober in dem übertreibenden A de gewoͤhn⸗ 
im, fo bleibt ex in jeber Art des —— tadelhaft. * B. ein Geiſt⸗ 
I einer Leichenprebigt auf eine Bauerfrau: „Klagt, ihr Eichen im 
bet, denn die Ceder auf Libanon ift gefallen! u In einer Beichenrede 
nee Königin möchte jene etwas orientalifch ſchmeckende —— — er⸗ 
fen ſein, nur im vorliegenden Fall fiel fie wegen ber Ü 
sund Miedrigen in das laͤcherliche Schwuͤlſtige. EN * 
un Geſchmack in Beurtheilung des Werthes und ber Bedeutung dr 
oder ausd dem ohnmaͤchtigen Beſtreben nach Groͤße je Ausdruds. — 
leichfalls eine Art des Schwuilſtes) iſt die phantaftifch » beſtandloſe 
bes wirklich Pathetifchen und Echabenen. — Beiſpiele von Schwulft 
ann weit häufiger in ben Dichterwerken neuerer Zeit als in denen 
Auch auf andre Künfte, namentlich auf Muſik, trägt 
er des Shmwälftig en über, man findet es überall, wo ber Gefühle 
dt umb — folglich nur der Schein des Kraͤftigen, Großen 
m beftrebt iſt 
ur, f. Eid. 
(Skio, Chio 6, von den Türken Saki⸗Adaſſi genannt) ,‚ eine der 
— des griechiſchen Archipelagus, von 184 LM. Sie 
crch einen ſchmalen Meerarm (Stretto di Capo bianeo) von dem 
von Aften getreunt, hat ein geſundes Klima, wenig er 
cht, aber einen liberfluß von Seide, Baummole, Terpenthin, Maw 
Bicbenfe Nofl. 8b. X. ö 


Hu 









66 Scipio Africanus der Xitere 


mor, Suͤdfruͤchten und beſonders Wein (der ſchon im Alterthum berühmte E 
wein), Pomeranzen, Citronen, ſowie auch an Maſtix (80 Tonnen, an W 
800,000 Piaſter), mit deſſen Erzielung ſich 20 in den Bergen ber Fnfel 
gende Dörfer ausſchließlich befhäftigen, und daher die „ Maftirdörfer” gem 
werden. Die Bewohner derfeiben bezahlten weder Zehnten nody Tribut, 

durften Glocken in ihren Thuͤrmen haben. Die Schönheit des weiblichen 

ſchlechts ift befannt. Scios ſteht als Apanage der Sultanin Valide unter bee 
mittelbaren Schuge berfelben. Auf diefer im Altertum berühmten Inſel 
man noch Trümmer ber alten Kunſt; u. a. die fogen. Schule Homer’s, Heiss 
Brunnen, die Ruinen von Delphinium, Cardamiffa und einem Tempel dea& 
tım. Die an der Oftküfte der Infel befindliche Hauptſt. gi. NR. hat einen ga 
migen, aber ſchwer zugänglichen Hafen und an 20,000 Einw. ; die Bevoͤlke 
des ganzen Landes foll bis vor wenigen Jahren über 120,000 Menfchen (u 
Griechen) betragen haben. Jetzt ift dies blühende und reiche Eiland, das bie M 
genländer nur den Garten Griechenlands zu nenmen pflegten, in Folge der Bar: 
der Türken gänzlich verwuͤſtet. Als nämlich Griechenland 1821 die Sahne 
Treiheit erhob, ba verfuchten auch die Chioten, ermuntert von ihren Landes 
Staubensgenofien, die kurz vorher der türkifchen Flotte ein fiegreiche® Treffer 
Motitene geliefert hatten, das Zoch der Sklaverei abzufchütteln und verter 
die tuͤrkiſche Befagung, welche fich in die Gaftelle warf, von bier aus abes 
Kampf mit den Landeseinwohnern fortführte, bis 1822 eine tuͤrkiſche Flotte m 
dem Befehl des Kapudan⸗Paſcha (eines feltenen Wuͤthrichs) landete. Nun Bag 
ein wahrhaft türkifches Gemetzel, in welchem, nachdem mehre Tauſende im Aug 
gefallen waren, vom 14. bis 20. April an 40,000 Menſchen jedes Alters und 

ſchlechts ſchonungslos und zum Theil mit den entfeglichiten Marten hingen 
wurden. Die Stüchtigen fuchten ſich in die Bergfchluchten oder auf das gegend 
liegende fefte Land, ober auf griech. Schiffen nach andern Inſeln bin, zu ve 
Endlich wurden die Türken von ber griech. Flotte überfallen, und mehre ä 
Schiffe durch Brander vernichtet; ber Kapudan⸗Paſcha felbft mußte fi, | 
verbrannt, aus feinem in Flammen ſtehenden Schiffe an den Strand retten, 
er kurz vorher mit Henkerluſt Unfchuldige hatte martern lafien, und wo er jetzt ff 
unter ſchrecklichen Qualen umfam. Da bie Griechen aber nicht ſtatk genug ma 














Schio Africanus der Ältere 67 
den erſten Rang. Sein Bas 
e des zweiten punifchen 


nicht 
An der blutigen Schlacht am Ziuffe Ticinus in Oberitalien 
ige Ccipie,, kaum 16 J. alt, ehrenvollen Antheil, und foll fogar ſei⸗ 
nubten Bater das Leben gerettet haben. Der noch biutigeen Schlacht 
16 v.Chr.) entlamı er mit dem ſchwachen Truͤmmern des befiegten 
Die yefprengte roͤm. Gavalerie, bie ſich bei Canubium fammelte, wählte 
—** — — Hier bewog er durch 
vornehmer Juͤnglinge, die aus Verzweif⸗ 
*8 ng ubleiben und ſich dem Vaterlande zu erhalten. 
Kite Deicye trat ex imvermuthet in ihre Mitte, und drohte Den nieder⸗ 
unapt weigern märte, den Eid nachzufprechen, welchen er ihnen vorſa⸗ 
IR Duck diefe Kümheit bes hechhersigen Tänglinge befthrst, fügten fid 
Ian Bium, und baifen Rom vom Untergange retten. Rom ehrte fo hos 
On In feinem 20 . 3. ward Sc. Adilis Curilis umd wenige Jahre - 
in Spanien, um ben Angelegenheiten des Staats eine giäds . 
za geben. Hier mußte er nicht nur durch feinen Heldenmuth und 
auch durch ſeine Gerechtigkeit und durch fen edles mens 
a gen bie Zeinbe zu befiegen. Die erfle glädlihe Unterneh⸗ 
ar die Eroberung von Carthago Nova, dem vorzüglich: 
ber Gorthaginenfer Mit ungemeiner Kuͤhnheit griff ex von ber 
—* faft vertheidigungslos und am leichteſten zu erſteigen war, 
der entſchloſſenſten Soldaten, die zur Zeit der Ebbe durch das 
—— die Stadt an, erfläcnte ein Thor; und während die uͤbri⸗ 
us, weiche von ber Landſeite herfamen, andre Theile der Stadt erſtuͤrm⸗ 
m Die Feinde fo in Schrecken geſetzt, daß fie fi) eilig in bie Burg zuruͤck⸗ 
arch dieſe balb darauf Üübergaben. Die gefangenen Afrikaner wurden 
a vertauft, die Spanier hingegen in Freiheit geſezt. Diefe Großmuth 
fie Brktern einen fehr günftigen Eindruck, und fie zogen ſich von den 
mräd. Noch mehr gewann er In der Achtung der —— 
as er die ſchoͤne Braut des jungen Fuͤrſten Allucius, bie ihm als Ges 
efühet worden war, und bie auf fein Herz einen großen Eindruͤck ges 
, fogleich dem Ihrigen zuruͤckgab, als er hörte, daß fie ſchon bericht | 
wmfehmiiche Löfegelb, welches die entzuͤckten Ältern bem edlen Sieger 
ſchenkte er bem jungen Paare zur Vermehrung ihres Brautſchatzes 
keit diente nun AÄllucius mit einer außerlefenen Reiterei unter ben Rs 
jetftete ihnen wichtige Dienfte. Im folgenden Jahre brachte Sc. dem 
Sammibal’s Bruder, ungeachtet deſſen Stellung ſehr vortheilhaft war, 
bei, und nöthigte ihn, mit dem gefehlagenen Deere In bie 
— wodurch die Carthaginenſer noch mehr Anhaͤnger in Spanien 
inem nahen Verwandten des Könige Maſiniffa von Numldien, ber 
n Befangenen befand, entließ er fogleich und gab ihm auch noch anſehn⸗ 
te. Diefe Gefaͤlligkeit erwarb ihm bie Gunſt bes Numidiers in einem 
e, umb gab g zu dem vortheilhaften Buͤndniſſe, welches 
* mit dieſem maͤchtigen ren ſchloß. Den Königbtitel, when 
dem fiegreichen Feldheren antrugen, ſchlug er ftanbhaft aus. 
weiter verfolgenb, bemühte er ſich jest, bie noch feindfelig —* 
m in dem mittlern Spanien zu befiegen. Unterdeß —— 
nenes Heer gefammelt, —ã— und Damme geführt wurde 
an, aber erft nach einem mörberifchen, langen Kampfe vermochte ® 
ten zu beingen and fie fo gu [hlogen, daß er u von Ihn 












Wiek, fern 
















vermochte. 
feind, den Supbar, noch einmal in deffen Lande gefchlagen nd ihn felbft 
genommen. Die fhöne Sophonisbe, Asdrubal's Tochter, durch mel 
für Garthago gewonnen worden war, mike der von ie gefeffee NRaf 
Gemahlin nehmen. Da aber Sc. diefer v Frau | 
fahl er, fie als vömifche Gefangene in das Lager zu bringen, Diefem € 
entgehen, bewog ber König diefelbe, Gift zu nehmen, —5 1 
ſtillſtand zwifchen den Roͤmern und ihren Gegnern zu Stande, aber 
brachen ihn bald auf treulofe Weiſe. — Iest tam Hannibal aus Jtalien zur 


y 





Sa ad zu retten; aber von fein 
Furtbtbaren ‚Deere waren nur nod) wenige Refte ubrig. Seine Kumbf 
den Momern in die Hände fielen, heß ©x. überoß in dem rönifchen &e 





Schio Africchans der re MO 
wit 


ub auigehiusbert zuchellcheen. Hamibal verlangte 
nr. Umwelt der Gtabt Zama Samen die beiden größten Felb 







Die ‚ 
ruht un; doch erhielt er den Beinamen Africanus. Hierauf verwaltete er 
able dad Amt eines Cenſors, verlor jeboch In der Gunſt des Volks, weil 


ig Unttedyers , nach Griechenland und von da nach Afien. Hier en er 

KB, fhsen einzigen Cohn in die Hände der Keinde fallen zu fehen. 216 
uud den Frieden wönfhte, kamen Geſandte au, bie ſich il an den 
ulßetez wandten und ihm bie unentgeltliche ——— eines Sohnes 





W. ic. erklaͤete, daß er zwar dieſes Anerbieten mit Dank erkenne, nur 





sbensbedingungen. Nach feiner Rückkehr aus Afien trat Sc. in den 
he Di Hler erfuhr ex zu ſeiner großen Betruͤbniß die ſchaͤndliche Un⸗ 
folner Mitbuͤrger. Gato, mit dem Beinamen Cenforlus, ein unver⸗ 


Beides Rechenſchaft ablegen follte. Der Angeklagte erfchien, seigte dem 
dechmngsbuͤcher und zersiß fie dann vor ben Augen der Denge in Stuͤcke. 
prach er mit ruhiger Stimme und feſter heiterer Miene, „heute iſt der 
hannibal gefchlagen und Carthago bezwungen werben iſt. Warum ver 
die Zeit mit unnügen Reden; die Götter warten unfer auf dem Capitol. 
the Roͤmer, und laft uns den Göttern unſern Dank bringen". Das 
bieſer Nede des geofen Mannes ergriffen und befaylmt, Die \hon (es 


70 Seipio Afrieanus der Juͤngere 


gleich, und Meß die Anklaͤger allein auf dem Forum zuruͤck. Deſſenun 
ward Sc. zum zweiten Mat von feinen Feinden vor Gericht gefodert. A 
erſchien nicht, verließ die undankbare Stadt und begab fich auf fein Land 
Linternum. Da man ihn auch bis dahin verfolgte, und feine ländliche Ruh 
wollte, übernahm endlich bee beredte Volkstribun Tiberius Gracchus feh 
theibigung und zeigte bem römifchen Volke, wie nieberträcdhtig und unge 
fei, einen fo hoch verdienten Bürger fo ungerecht zu behandeln. Nun hört 
die Verfolgungen auf, aber der gekraͤnkte Sc. ftarb kurz darauf in feinen 
zogenheit. Er befahl feiner Gattin, auf, fein Grabmal die Worte fegen zu 
„Undankbares Vaterland, nicht einmal meine Gebeine folift du haben”. € 
3 Fahre nach feiner Entfernung aus Rom, im J. R. 571 (v. Chr. 183), i 
Jahre, mo auch ber gefährliche Feind der Römer, Hannibal, in Bithyn 
Leben endete, und wurde auf feiner Villa begraben. 

Scipio II. (Publius Ämitianus), mit dem Beinamen Africanus d 
gere, ein Sohn des beruͤhmten Paulus Amilius, welcher den mächtigen 9 
König von Macebonien, befiegte, ward von dem Sohne des großen Sc. an. 
fatt angenommen. eine politifche Laufbahn begann er im 30. 3. feines 
als: ber roͤmiſche Senat ein neues Heer in das unruhige Spanien ſchicken 
Unwillig über das bisherige Miflingen der Bekriegung der fpanifchen Voͤll 
ten, weigerte fich das Volt hartnädig, zu gehorchen. Da trat Sc. auf, um! 
in einer feurigen und Eräftigen Rede die Gemüther fo für die Abſicht des 
zu gewinnen, daß fich eine Menge Römer aus allen Claſſen freiwillig zum. 
dienfte anboten. Er felbit ging (152 v. Chr.Yals Legionstribun mit dem 
Luc. Licinius Lucullus nach Spanien, wo er ebenfo fehr durch f. Uneigenni 
f. Edelmuth umd f. herablaffende® Betragen, als durch f. heibenmüthige Ta 
und bemundernswürbige Gegenwart des Geiſtes fich die Achtung unb Li 
Heers erwarb. Vorzuͤglich gewann er in den Augen beffelben durch bie Be 
eines riefenbaften Spaniers, der durch f. hoͤhnende Herausfoderung bie Roͤ 
bittert hatte. Ruhmvollere Siege gewann er durch f. Großmuth und Men 
Zeit über die Herzen der Spanier. Aber Lucullus, eiferfüchtig auf den jung: 
den, entfernte ihn von dem Deere, indem er ihm den Auftrag gab, Elefan 
Mafiniffa aus Afrika zu holen. Dit der größten Auszeichnung und Srem 


















Scipio Africanus der Jüngere 71 


Bir erwarb ſich Sc. allgemeine Bewunderung und Hochachtung. Selbſt ber 

J gab ihm laut ſ. Beifall zu erkennen, und weiſſagte ſterbend, daß nur 
ieſen Mann Roms gefährliche Nebenbuhlerin, Carthago, geſtuͤrzt werden 
Inch fein Oberſeldherr Manlius konnte nicht umhin, den jungen Helben 
de Omnatz auf das nachdruͤcklichſte zu empfehlen. Daher ward er auch, gegen die 
reihe Sitte, ſchon im folg. J. mit Aller Beiftimmung zum Gonful und Ans 
Haben bei Heers gegen bie Garthaginenfer ernannt. — Begleitet von Lälius, dem 
Ge a Sohne des aus dem zweiten punifchen Kriege beruͤhmten Lälius, der mit 






Kera &. in enger Freundſchaft lebte, und von bem großen griech. Geſchicht⸗ 
fie , ging er zum zweiten Male in das feindliche Land. Gleich bei f. 
tete er einen anfehnlichen Haufen römifcher Krieger, welche eingefchloffen 
-UORER, vorn zwiſſen Untergange. Da bie Feinde gefchlagen und meit zurüdge: 
F Weingt man, fo machte er nam ernflliche Anftalten, um die. Haupiftabt felbfl, wel⸗ 
sy Welebefehm, zu erobern, und bemühte fich, derfelben ſowol von der Land⸗ als 
ESeſcie de zufuhr und Truppenverſtaͤrkungen abzufchneiden. Allein diefe Ab⸗ 
PAAR maach dach die verzweifelten Anſtrengungen der Belagerten vereitelt. Mit un» 
anbäcıer Thktigkeit graben die Sarthaginenfer einen neuen Hafen und eröffneten 
I dabuck eine Verbindung mit dern außerhalb der Stadt verfammelten Deere. 
Se, wei kaum möglich ſchien, ſogar eine neue Flotte von 50 Schiffen wurde erbaut 
uud Die sineifche Flotte durch biefelbe fo ungeftüm angegriffen, daß fie nach einem 
Yangen hertnädigm Kampfe keinen entfcheidenden Sieg erhielt. Ein Verfuch ber 
cinen wichtigen Wall in der Nähe der Stadt zu erflürmen, mißlang gaͤnz⸗ 
Bi, Enbemı die Feinde, durchs Waffer ſchwimmend, die roͤmiſchen Belagerungs⸗ 
nwmſchiacr in Brand ſteckten und die Römer ſelbſt mit Feuerbraͤnden in die Flucht 
iagten. Zwar bemächtigte fich einige Zeit nachher der Conſul dieſes Wales und be: 
ihn auch; aber die Stadt felbft Eonnte er in diefem Fahre nicht erobern. 
Der Winter gebot einen Stillſtand. Im folg. 3. griff er das ſtark verſchanzte 
finblidhe Der: mit Ungeſtuͤm und libermacht an, ſchlug und zerſtreute es gänzlich. 
uhlte wieder vor die beängfligte Stadt. Nach 2Otägigen Anftsengungen 
rung ch adiich der Klugheit des Feldherrn und der Ausbauer der ihm ganz erge⸗ 
aa dapem, Sarthago (vgl. d.) 146 v. Chr. mit Sturm zu erobern. &c.’6 
Mer Strand, Laͤlius erftieg mit ſ. Soldaten die Mauern der Stadt zuerft. Mit 
Wuth widerfegten fich die Garthaginenfer den eingebrungenen Römern, 
hof noch viel Blut, ehe es den Siegern gelang, in den ruhigen Beſitz ber 
‚ Ost zu kommen. Auf auedräüdtichen Befehl des roͤmiſchen Senats wurde dieſe 
auf fo mächtige Nebenbuhlerin Roms verbrannt und gefchleift. Diefer Anbtid 
den Sieger, welcher gern die Keinde mehr gefchont hätte, fo heftig, daß 
Klin vergoß. — Bei dem glänzenden Triumphe, den er nach Beendigung 
„Mb Rkieges in Rom hielt, gab man ihm den Beinamen des jüngern Africanus. — 
Aahdem ex einige Zeit im ſtillen Privatleben zu Rom hingebracht hatte, warb er 
U eigen andern Geſandten nad) Ägypten an ben König Ptolemäus Evergetes 
like, wo er durch f. echt roͤmiſche Mäßigkeit und f. edle Wißbegierde große Be: 
‚ wbmmg erregte. Nach ſ. Ruͤckkehr wählte man ihn (142) zum Genfor. Als 
Mer ermahnte er bie fchon ausgearteten Römer mehrmals fehr nachdrücklich zur 
‚Men Einfachheit und Genuͤgſamkeit; ja, er beftrafte einige angefehene Männer 
wegen ihrer Üppigkeit. 134 trat er fein zweites Sonfulat an, um 

ben Brig, welcher biöher mit ungünftigem Erfsige gegen Numantia (f.d.), 
eine tapfere Stadt in Spanien, geführt worden war, zu beendigen. Mit großer 
Steenge und Klugheit mußte er bei f. Ankunft in dem feindlichen Lande das ord⸗ 
wungöiele, verweichlichte Heer erſt an die ehemalige Kriegszucht gewöhnen. Che er 
dieſen Zweck erreichte, war das Jahr vergangen und Numantia noch ımbefiegt. 
wurde fein Sommanbo verlängert. Verſtaͤrkt durch Truppen und Elefom 











\ 





72 Seiron | Scavonien 


tem, welche ber junge Jugurtha, fpäter der gefährliche Feind der Roͤmer, ihı 
Mumidien zuführte, begann er die Belagerung mit großem Nachdruck. — 
der gtädtichen Beſiegung diefer mächtigen Stadt wurde dem &c. nicht n 
Triumph zugeftanben, fondern er erhielt auch den Beinamen Numantinus. — 
derbar genug erfuhr er, wie der ältere Africanus, in den legten Jahren feines! 
viel Bitteres von ſ. undankbaren Mitbürgern. Vorzüglich machte ex fich du 
heftige Beſtreitung des Ackergeſetzes, welches die gleiche Vertheilung ber Län 
verlangte, bei dem Wolke viele Feinde. Deßwegen zog er fich mit f. treuen Z 
Laͤlius auf ein Landgut unweit Neapel zurüd und lebte bier in ruhiger Muße 
ee aber wieder nach Rom ging und bei den Römern in den Verdacht kam, al 
enmach der Dictatur, fand man ihn eines Morgens mit Spuren einer gemalt 
Erdroſſelung tobt in feinem Bette. Man glaubte allgemein, daß f. elgne Ger 
Sempronia, eine Schwefter der Gracchen, die jenes Ackergeſetz mit der groͤßt 
firengung durchfegen wollten, Antheil an der Ermordung genommen habe. 

die Volkstribunen Papirius Carbo und Caj. Gracchus waren ſ. erbitterten | 
Nah Sc.'s Tode fand man an Gold 2;, an Silber nicht gan 32 Pfund 
groß war des Mannes Uneigennuͤtzigkeit ind Maͤßigkeit. Ex ftarb 129 v. Gt 
56.3. feines Alters. — Alle Römer, die f. großen Tugenden kannten, beta 
ihn innig. Er gehörte als Menfch und als Held zu ben vorzüglichften Maͤ 
die Rom gehabt hat. Wie der ditere Sc. Africanus, war er ein Römer der e 
Art, der Tapferkeit mit Großmuth, Klugheit mit Menfchlichkeit, Patriot 
mit Mäfigkeit und Einficht, Uneigennügigkeit mit unerfchütterlidher Red 
vereinte. - 

Sciron, Skiron, ein bei den Griechen berüchtigter Straßenraͤube 
an einem Engpaffe zwifchen Megara und Korinth am Meere den Worüber; 
den auflauerte und fie zwang, ihm die Süße zu wafchen, bei welchem Geſch 
fie mit einem Fußtritt von dem fteilen Selfenabhange hinab ins Meer fiief. I 
Megara zeigte man die Sciron’fchen Klippen. Theſeus beftrafte feinen Greve 
dem er ihm Gleiches mit Gleichem vergalt. Nach Boͤttiger's Vermuthu 
Sciron Eine Perfon mit den gleich frevelhaften Übelthätern Prokruſtes 
und Sinis. 
Sclavonien oder Slawonien, ein dem Raifer von Öſtreich 


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bloß in Goldatenbezirke getheilt, aber 
Bfngmen on, einigen berfelben eine bürgerliche Werfaffung zu geben, und 
ven, welche das Provinziale genannt werben, find jegt in 3 Gefpemufegaf: 
bi, —2* bie werowitzer ober veröger, die — und bie ſyrmiſche. 
Ver oder Generalat befteht aus den Bezirken bed beober, peterwardeiner 
Mine Begiments. Das fogen. Militare wird foldatenmäßtg tegiert und 
a commanbicenden General in Slawonien, ber feinen Sitz in Peter 
ah Die Geſpannſchaften find dem Königreihe Ungarn einverteibt, und 
Ham Ober⸗ und Vicegeſpann. Die Stände im ben Befpannfchaften haben 
Aeiſchen Reichſstagen Sitz unb Stimme, und ‚Heftehen aus einen Wis 
Delewar, den Fütften, Grafen, Freiherren und Edelleuten, die abellge 

Mn, und der Freiſtadt Poſega. Die Bürger andrer Städte und Flecken 
Bewen find Leibelgne. Mancher Gutöbefiger hat Herrſchaften, die *4 — 


‚halten. 

sntrisen ober. Refcontriren (aus bem ital. seontrare, riscen- 
Sgleichen) iſt eine bei den Kaufleuten fehr häufig vorkfonnnende Art der 
ba nämlich der Bläubiger die Schub feines Schuldners abfchreibt, je ' 
Diefer mit Jenem entweder Begentechnung zu machen hat, ober (und dies 
sgeuöhmlichfien vor) ihm bei Andern Zahlung anweiſt. Die Abrechnung 
‚ oder die Anweiſung, die durch dieſes Scontriren gefchieht, heißt Scon: 
tentro; wiewol dieſes Wort auch noch bie Zeit, da jeneZahlung durch 
u gefcheben fell, oder auch bie Verſammlung ber Handelsleute auf ber 
eſem Behuf bezeichnet. — Auch das Rechnungsbuch, woreln man aus dem 
ie. Rechnungen, welche ber Kaufmann mit jedem feiner einzelnen Corre⸗ 
oder Runden führt, einträgt, um jeben Augenblic zu einer dentfis 
It derfelben zu gelangen, führt ben Ramen Rifcontro, und wird in 
handlungshaͤuſern in das infändifche und auslaͤndiſche getheilt. = 
oresby (Miliem), Wahfifchiäger von Liverpool, ein ausgezeichneter 
und Entdedder im Polarmeere. Seemann aus Neigung, von einem 
17) gebieten Vater gleichen Berufs in fein Geſchaͤft eingeweiht, Für 





14 | Scott 


zer ımb Mitrheder eines zum Malfifchfang ausgerüfteten Schiffes 
Se. bie Buchten und Einfchnitte der Oſtkuͤſte Grönlande vom 75° 
zum 69? N. Br. fehr genau, ſodaß er in den bisherigen Charten einen 
14 Laͤngengraden berichtigte. Auf der berühmten Fahrt, welche er mi 
nach Grönland und Spigbergen im Sommer 1822 unternahm, ı 
dem Norbpole bis zum 80) 34’, alfo bis auf 566 Seemeiten. S 
von diefer Reife hat Kries, mit Anmerk. begleitet, aus dem Engl. uͤb 
burg 1825). 

Scott (Walter), 1320 zur Würde eines engl. Baronets er! 
A821 Präfibent der k. Geſellſchaft ber Wiffenfchaften zu Edinburg, 
ſten jegt lebenden erzählenden Dichter ber Engländer, ift der aͤlteſte u 
lebenden Söhnen eines außgezeichneten Anwalts zu Edinburg un! 
15. Aug. 1771 geb. Seine Mutter war eine Tochter David Ruthr 
‚gend und Talente, insbeſondere für die Dichtkunft, zeichneten fie au 
ihrer Gedichte wurden noch nach ihrem 1789 erfolgten Tode ber Öff 
kanntmachung würdig gefunden. Ein ſchwacher Körperbau, verbin 
Lähmung, war Urſache, daß Sc. faft gänzlich im Alterlichen Da 
ummittelbaren Leitung T. Mutter erzogen und unterrichtet ward. X 
Studien ift wenig befannt, außer daß er für das Landfchaftzeichnen n 
Talente verrieth. Nach Erreichung des erfoberlichen Alters bucchgin 
Symmafium zu Edinburg die herfömmlichen Formen, ohne bie in 
mernde Kraft des Genies an den Tag zu legen. Im Gegentheil war 
alter fein ſchnelles Faſſungsvermoͤgen bezweifelt. Doch hatte der verfi 
Blair Beurtheilungskraft genug, f. Eimftige Auszeichnung vorherzuf 
Schullehrer ſich über f. Stumpffinn beklagte. Nah Vollendung 
Stadien bezog Sc. die Umiverfität zu Edinburg, und fchon im 
Alters warb er zum Anwalte bei den fchottifchen Gerichtshoͤfen aufge 
Eifer widmete er fich f. Amtsgeſchaͤften und verehelichte fich 17981 
pentor, bie ihm 4 Kinder gebar. 1799 ward er zum Sherif ber Graf 
und 1806 zu einem der erften Protokollfuͤhrer in den Sigungen bei 
richtlichen Behörde von Schottland ernannt. — Befreit von den laͤſt 
der Advocatur durch den Beſitz zweier einträglichen Stellen und ein 

MöcHhh Ina nr In bon tanh aolot: nach CHofallen horn >Vlanlz 


Seotus Serutinium 2 
met. Vnmittelbar darauf erſchienen ſ. Befchreibunngen mb Erlduterun⸗ 
‚nie lay ef the last minstrel”. Von ben „Lord Somer’s oollootion 





nach g Bieler in ——— ſ. — f- „bay ef che 
—— *RE 1811 ſchrieb er Then vision ef Don Rederick’, 
„Reckeby“ und 4814 ‚The Lord of the Isles” („Der Fnfelgebieter"); 
kan e ein peofeifches Bert über die Alterthuͤmer in dem Grenzgeblete 
Sqeinend und un Ela (The, border antiquities ef England“) und 
me Tube, von Swift's Werken, mit einer Lebensbefchreibung des Wf6. und 
R. In ciner fpÄtern Periode erfchienen die ihm beigelegten „‚Lettres to 
ualeik" (Briefe an feine Angehörigen), fein Bedicht „The battle of Wa- 
"1822 ein beamat. Wert: „Haliden-Hill”. ae jene Diänmgen 
—— — gefanmmeit, und als Ergänzung kamen hin „Miscel- 
upoens" (din. 1820), worin auch „Hareld'' uud „William and Hel- 
h befinden. —— bis dahin oͤffentlich von Ihm anerkannten Wer⸗ 
minder umfaſſende Gelehrſamkeit und Fleiß als Eigenthuͤmlich⸗ 
AEAqeerzenies an Den Tag legen, zählt man zu W. Sc.s ſchriftſteueriſchen 
eine Nomanen, welche. mit dem allgemein bellebten Roman 
d, feit 1814 allgemein in Europa gelefen, fidy mit uͤberra⸗ 
folgten (S. Waverley⸗Novellen.) W. &c. bekannte 
(gu Einburg d. 23. Febr.) zur Autorſchaft der Waverley⸗Romane. 
Mfkkadigte dieſes Bekenntniß in der Einleitung zu f. Roman: „The chre- 
—— (der erſte unter ſeinem Namen) (Edinb. u. Lond. 4827). 
gab er die Quellen an — Bamiliengefchichten und 
und denen ex den Stoff zu [. Romanen gefchöpft hat. Der Verluſt f. Ber: 
bardh den Bankerutt feine® Verlegers nöthigte ihn zu einer neuen Art van 
ie. Er ſchrieb, The life of Napoleon‘ (LO Bbe.) einfeitig als Eng⸗ 
wohne forgfältiged Studium, und erzählte ſ. Enkelin die vaterlaͤndiſche 







#* 
& 





AH; 





1827 


hen Schriften in 6 Bbn. heran, welch⸗ Swift's und Dryden's Biogra⸗ 
* und Charakterſchilderungen enthalten. — Vgl. Jacob, „Walter 
holiterar. Verſuch ( Koͤln 1827). un 
in und Seo tiften, f. Duns und Schoölaſtiker. 
rutiriium (von serutari, außforfchen, gründliche Unterſuchungen ans 
it im Kicchenrechte 2 ſehr verfchiedene Bedeutungen: I. Heißt es bie bei 
gung des geiftlichen Amts (Drbination) vorausgehende Unterſuchung, 
— Berufene zur Annahme des Amts faͤhig ſei oder nicht. Dieſes 
et in der kath. Kirche der Biſchof entweder in Perſon oder 
ar (den Weihbifchof oder einen andern orbinirten Geiftlichen). Hierbei 
Ye Unterſuchung auf Mancherlei gerichtet, 5. B. bei manchen geiſtlichen 
fie Geburt des Candidaten, auf ſein Alter, auf feinen zeither geführten 
dei, befonder® aber auf f. fuͤr da6 Amt erfoderlichen Kenntnifſe, um wel⸗ 
eine ordentliche Prüfung nöthig ift. Nach der Vorſchrift des tridentini⸗ 
iſſums ( Seſſ. 23) fol eigentlich diefe angeſtellte Unterſuchung 2 Mal 


a dieſem herrlichen mehrmals aufgelegten Gedichte erſchienen deutſche Über⸗ 
m Stork, Willibald Alexis und ‚Henriette Schubart Die eben genannte 
bat auch eine Auswahl von W. Sc.’ geladen in einer freien Bear: 
anägegeben u. d. 3: „Walter Stotts fchottifche Lieder und Boladen 


N 


' 


Scuberi (George d. — Mabelöne von) 


— — | — — — 
Candidaten: 1) daß fie dem Ort Ihrer Geburt durch hinlaͤnglich 
zeugniſſe beibringen; 
verſitaͤt theologiſchen, geſchichtlichen und philoſophiſchen Vorleſungen fl 
ee — 
mit Zeuguiſſen vom der Obrigkeit des Orts, wo fie ſich bisher aufbiten, auf 
und endlich 4) fowol ihre Gelehrfamkeit bei der Prüfung als die G 
Prebigen durch eine zu haltende Predigt zeigen; fobann erfolgt die £ 
mit welcher dem Candidaten das Amt ſelbſt übertragen wird. — U, Zeigt € 
mine Ag gern Äh aa | 































— ng en anerene und jede ftimmfähige (€ 
eufen und auf ben — 
—————————— der übrigen © 


- | | & A 
wort tar: „Die Kette Eönnte fo ſchwer fein, wie die der Ynfns, e8 gefchd 
wi So behielt die Königin ihre Kette und der Graf La Barbie banktei 
here Terug f. Schwefter Madelene v. Sc, g 
—— — ur uf ie ARE 
1 Wis und Gcharffinn bie 
oe Dis rasen has Eiber Ve fraaı — 
Geſchmacke jener Zeit. So befchreibt fie in einem das Land der Zärtlichkeit, n 
eine fchone Landchatte war. Drei Fihffe durchſchnitten die Fläche deffelben 
—— qe bene: Neigung, Achtung, Erkenntlichkeit. Sie ſtar 
1701 und hieß die Sappbo ihr ihree Zeit, Die erften Sieht © 


Sculptur : &eapops 7 





ſten Einverſtaͤndniß führte. Dieſer war uͤbri⸗ 
haͤßlicher als fie, was die Aufmerkſamkeit noch mehr veizem 


Seulytar, ſ. Bildhauerkunſt. 
Gylie, ein Felſen Itallens an der ſiciliſchen Meerenge, deren Seroͤ⸗ 
- usage dam antunbigen Seefahrer ſehr gefährlich waren, unweit des nicht minder 
ufledgtten Enihels Eyaryb die. Das Geheul der an den Feldzacken fich bre⸗ 
. Myanben Bleenbacien mochte zu dem Namen Scylla (Hündin) Anlaß gegeben has 
fabelten eine Unheibin 


im und alte Sagen von Deidenirrfahrten 
Yayı; mh re Ohauptiges das aus ber hohen Kiuft des 
















rragenden Seehunden 
A End ine Abſtammung wechſeite. Bei Homer iſt fie eine Tochter des 
Men und ber Rroskis, bei Andern des Phorbas oder Phorkus — Eine andre 
Ealaw Koktn des Niifus, Königs vom Megara. Cie verliebte ſich in Minos, 
Oinlg as ex ihres Vaters Hauptſtadt beiagerte, verrieth ihm biefalbe, 


ring ini Bier, ober ward, nach Andern, im eine Lerche, ihr durch fie ungluͤck⸗ 
Wi gesscig Bater aber in einen Falken verwandelt. 
E  Ospthen, din umbefiimmter Wölfername in der alten Geographie. Maid 
Seplänten ein einiges Vole, bald aber alle bie nomadiſchen Voͤlkerſchaften, wel- 
des ſchwarzen uud kaspiſchen Meeres bis tief in6 Öftliche Aſien hin⸗ 
ds Den Eig hatten. Gleich unbeſtimmt verſteht man unter Scythien balb 
Ge Ce des Geythenvoiks, bald die Länder, weiche wir jegt unter ber Benen⸗ 
Magie Siyngolei und Tatarei befaflen. Mir unterfcheiden aſiatiſche und euto⸗ 
Mir Ccten. Zu den aſtatiſchen Schthen rechnen bie Aiten uiele nordiſche Vol⸗ 
| unbelannter Abkunft, bie nicht zu ihrem Stamme gehört haben moͤ⸗ 
PR Oie Yerzichten eine Zeitlang in Afien, bis die benachbarten Völker ihr Reich 
zerſtͤrten. Man hält fie fir die Stammwaͤter ber Närken, Tataren 
Gb Bhnefuren; die Alten hielten bie Perfer, Parther und Baktrier für ihre 
Die europätfchen Scythen wohnten zu Herodot's Zeiten von der 
Sem (Yoer) bis an den Urfprung des Dniefter (Tyras), des Dnepr (Boryſthe⸗ 
ah in die Nähe des Don (Tanais); ſuͤdlich bis ans nördliche Ufer des ſchwar⸗ 
37 Taurien mit eingeſchloſſen. Von dieſem Gebiete hieß der Theil vom 
ER am bie Stadt Carcinitis Altſcythien, hernach aber nannte man die Halb⸗ 
Wi Wa an den Borpfihenes Kleinſcythien, welcher Name zu Strabo's Zeit noch 
Ui dab Band bis an den Iſter, das die Thracier fonft befaßen, ausgedehnt warb, 
ah ale Atſcythien mit begriff. 
Seapoys (auch Sipoys, ein indiſches Wort) wird in Oſtindien die aus 
gebildete Infanterie genannt. Die Sranzofen fahen zuerſt ein, 
uf die Kraneportieung euzopdifcher Zruppen in jene Rieberlafiungen ya Tofbar 












| 





Frlet 


Sebaftian (San-) 


daß die meiften zur See oder in Oſtindien ſelbſt ein Op 
würden; fie nahmen alfo Hindus in Solb, die Eng 






SChleren besret, zu efen, mach fie febe mäßig und gerigfa 
ſehr un 
—— ), Stabt unb Seftungmit 13,000 €, A 
Küfte von Spanien. Sie liegt 5 Meilen von Bayonne, auf einer 
2 Merredarmm an de dung des Eleinen Fluſſes Urumen am 





indet. Die Umgebungen er durch bie | 
Mn, ef aaa Gab able kahien Bee 1808 De Bf 
run [3 e ar 
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—— Als naͤmlich die franz. ern 
een in Einverftändnig mit 





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Sehaftian (Don), König von Portugal - 79 


biefe Feſtung erſt nad) vielen vergeblihen Angriffen, durch die 
vom 27. Sept., am 3. Det. in Befig nehmen. Seitdem hatte Sanı- 

ewe franz. Beſatzung, die erſt 1828 abzog. Wie vielmal fie 1823 ver- 
— wurde und das Belagerungscorps neckte und zuruͤckwarf, iſt all» 


Gtbaſtian (Don), König von Portugal, nadhgeborener Sohn bes Ins 
ten Jchen ind der Johanna, Kari V. Tochter, wurbe 1554 geb. und beftieg 
1587 ten Thron, als ſ. Großvater Johann III. geflorben war. Er zeigte viel 

Wagen Yir de Wifienfchaften, die von der ihn in Wormundfchaft haltenden Ka 
vn Bits, der Semahlin Johann ILL. (Karls V..Gchwefler), leider auf 
Art ausgebildet wurden. Die Froͤmmigkeit ward zum Fanatismus, 
Kıpfekit ie Don-Quirotiade. Um fich vor andern Fürften in ber Art auszu⸗ 
ulm er den Titel des allergehorfamften Koͤnigs an, weil ber König von 
Tomb in derhrifttichfle und der fpanifche der alerkatholifchfte hieß. So viel 
i NO et gegen bie Kicche hatte, fo groß war fein Daß gegen bie Ungläubigen. 
FR Dead nik ven ihn umgebenden Sefuiten von Nichts, als von dem glücklichen 
"Ungenblide, we rz das Blut der Mauren vergießen könnte. Seiner abenteuerlichen 
gemäf machte ex daher auch ſchon früh (20 3. alt) einen Streifzug 

mit &— 900 Bortugiefen nach Tanger in die Gebirge der Norbküfte von Afrika 
uud Überhel hie die nichts ahnenden Bewohner. Der glüdliche Erfolg diefes 
Dugß walatet ihn zu geößern Unternehmungen auf, und da ber Neffe bed Sheriffe 
von de mi Raotte, Muley Mohanımed, mit ſ. Onkel in offenem Krieg vers 
wide wer, com ihn des Thrones zu berauben, fo verfpead) er ihm zu Dülfe zu 
Inder Heffnung, hier für dad Chriftenthum und den Ruhm Portugals thaͤ⸗ 
ma fc, Ertheilte den Plan Philipp II. mit, der ihm nach einigen Schriftſtellern 
beiegerd abrieth, nach A. in der Hoffnung, falls er umkaͤme, fich zum Herrn 
‚V08 Portapsi ze machen , nicht allein beipflichtete, ſondern ſelbſt 50 Galeeren und 
10000N, Zrurppen verſprach. Vielleicht wußte Philipps Doppelzüngigkeit auf 
ber ein Och ju reisen und auf der andern den Schein freundfchaftlicher Beſorg⸗ 
Wpute, Genug, allen Warnungen der verwitweten Königin entgegen, allen 
—XX guͤtlichen Anerbietungen von Muley Moloch, dem Sheriff von 
Ba zum ron, der ihm 4 fefte Pläge an Afrikas Küfte abzutreten verfprach, 
Mike cine Flotte und ein Heer aus, das zum Theil in Spanien und Deutfchs 
Kb ab Statien geworben wurde, und fegelte 1578, nur 23 3. alt, am 24. Juni 
we ab. Die Flotte zählte gegen 1000 große und kleine Segel und hatte 
MOB Berizsiefen, 3000 Deutfche, 700 Engländer, 2300 Spanier an Bord. Al 
Balder Fahrt in Gabir neue Vorräthe einnahm, machte der Herzog v. Medina⸗ 
MR Namen nochmals Vorftellungen, die nun aber in jedem Falle zu 
Ulm. Die Landung ging bei Alsica gluͤcklich von flatten, und fogleich traf 
mit 300 Mohren ein, um f. Bohn ale Beißel zu geben. Der 
ſaif von Narokko hatte indeffen ein Heer von 100,000 M. zufammengebracht 
Unit biefem ſetzte ex fich gegen bie Küfte in Bewegung. Noch einmal verfuchte . 
ie sktliche Ausgleichung, die aber ebenfo erfolglos blieb. Am 3. Aug. flanden 
e dere einander gegenüber. „Da ber Portugiefe fein Werderben durchaus 
, fügte Beulen Moloch, „fo mag er es haben“. &. hielt Kriegsrath. Einige 
wien für ben Angriff, Andre für den Ruͤckzug. Ein Fluß trennte beide Heere. 
O4 Roger herrſchte Mangel an Lebensmitteln. Der Feind hatte alle Anhöhen 
Befg. Muley Mohammed war ſelbſt für den Ruͤckzug nach der Kuͤſte, da bier 
Bette im fchlimmaften Galle Rettung ſicherte und die Kraͤnklichkeit feines Onkels 
den Beſitz des Reichs, werm er ftarb, ohne Schwertſtreich ficherte. Doch 
inig hörte auf Nichts. Selbſt nicht bis auf den Nachmittag wollte er den 
A aufſchieben, wo bie dann ftuͤh einbrechenbe Dunkelheit die Gefahr, vorm 















= 






















I x Secante Seceders 

| ——— —— ser munterte f. € 

Sclachrorhmung gefelt waren (4. Xag.), est auf Aber audy fe 
großen Halbmonde be * ſ. 
















wicht unthaͤtig. In einem 
——— 


riethen. Am Morgen nach der Schlacht war Moloch⸗ — 
— ⏑0 
a — — Da 












6 ih nee fo hun und unerhtig daf ering 

erregte und ber Senat ihn in Freiheit feßte, ı 

. Ein Dominicanermönd),. Sofeph Zarera in Paris, 
In Florenz ward er 


anzunehmen. 
nad) Neapel ausgeliefert, won, 66 jum Item 
werden als Baleerenfklave behandelt, zuletzt « 
nat, nach Gaftilien gefchafft wurde und bier ſtarb. 
nehmung hatte bie Bluͤthe des portug. Adels vernichtet, die Caſſen waren d 
——— —* Das Reich war ohne unmittelbaren 
Drei Häufer machten Anſpruch darauf: Parma, Braganza, Spanien. 
walt bes — —————— ſiegte. —— — 
— 
Secante, genen Diejenige gerode Bine 
eine krumme Linie in 2, ober (für gewiffe Formen der Iegtern) audh in 
u In der Trigonometrie dag egen verfteht man unter Set 
aus dem Mittelpunkt bezüglid 










die felt 1732 mehre mit dem Patronatwefen und der Oberbehoͤrde der herr] 
hl niet m. (Seneralverfammlung) unzufriedene peeadit, 9 


Cedenborf (Veit Ludwig v.) 81 


Ipeee Spitze, nad) foͤrmlicher Trenmung von derfelben, u. d. N. bes vers 
«iöoteriums bilbeten und bald mit neuen Gemeinden ihres Bekennt⸗ 
Rirten wußten. Dieſes ift Im Glauben ganz presbyterianiſch, weicht 
ı Berfaffung biefer Kirche darin ab, daß die Prediger von allen Gliedern 
ide gewaͤhlt werden muͤſſen und fidh ohne Oberbehörde auf ihren Sy⸗ 
I ugieren. Wegen des vor Mitgliedern der herrfchenden Kirche zu lei⸗ 
ezerrides zerfielen die Seceders 1.746 in Burghers (unter Erskine, flarb 
eihn leiſteten, und die minder zahlreichen Antiburghers (unter Gibb, 
h, die ihm nicht Leifteten, aber ſich doch jegt zu einem Eide der Treue und 
uns in reinbärgerlichen Dingen verſtanden haben. Moralifcher Rigo⸗ 
b Rleizigkeitageift iſt beiden Parteien, befonders der ſchwaͤchern, eigen. 
Sag, wo 1400 Burghers und gegen 200° Antiburghers leben, über 
hunbeeitet,, ift dieſe Sekte auf einige 100 Gongregationen (Gemeinden) 
ſa md zählt auch einige in Ireland und Neufchottland. Die Burghers 
Kuehe gegen die herefchende Kirche. Bgl. Cinclair’6 „Statistical ac- 
ketland” (Bonbon 1792), Bd.5, &. 272, Bd. 7, &. 147, Bv. 19, 
Hist. of diesenters, by Bogue and Bennet” (ondon 1812), Bd. 4, 
31 


feadorf (Weit Ludwig v.), bedeutend als Staatsmann, groß als Ges 
wand einem alten Abdelögefchlechte Frankens zu Herzogenaurach bei Er 
6 geb. Während der Vater, fürftbifchäfl. bambergiſcher Stallmeiſter 
un zu Herzogenaurach, im Heere Guſtav Adolfs focht, lebte die Mut⸗ 
zatelin jenes ritterlichen Verfechters der evangel. Freiheit im ſchmalkal⸗ 
te, Seh. Schaͤrtlins v. Burtenbach, mit ber Familie abwechſelnd In 
ühlhauſen und Erfurt. Won gefchidten Lehrern vorbereitet, besog ber 
dnabe 1638 das Gymnaſium zu Koburg. Herzog Ernſt v. Gotha, der 
Wte, ließ ihn zugleich mit 2 Prinzen befonders unterrichten, rief ihn 
das gothaifche Gynmaſium und erfegte ihm durch fürftl. Wilde den 
mi des Vaters, den ein fchwebifche® Kriegsgericht 1642 zum Tode 
bett, Auch die Königin Chriftine, Torſtenſohn und vornehmlich der 
man Mortatgne nahmen fich des ausgezeichneten Juͤnglings thätig an, 
Rich vorbereitet, im 17. J. die Univerfität Strasburg bezog. Hier ſtu⸗ 
ahre lang aufer der Rechtsmiffenfchaft auch Philofophie, Geſchichte, 
Alterthum und die Hauptzweige ber Xheologie, beſuchte die Nieder 
hrte nach einigem Schwanken, ob er Rriegsdienfte nehmen follte, zu 
ach Erfurt zuruͤck, um fi) um ein Clvilamt zu bewerben. Auf dieſer 
e ex feinen fürftt. Wohlthäter zu Gotha, der ihn bald als Hofjunker, 
gewöhnlichen Dienflleiftimgen, anftelte. — An Ernſts Hofe, diefer 
: der Weisheit, Froͤmmigkeit und jeglicher Tugend, im Umgange mit 
Innern und ımter ber befondern väterlichen Zeitung des frommen Her: 
t ihm bie Aufficht über die Bibliothek anvertraute und f. Studien bie 
kuͤnftigen heilfamen Gebrauch für Staat und Kirche gab, reifte ©. 
oͤglinge zum würdigen Regierungsgehülfen f. Erziehers. 1652 warb 
Juſtizrath, 1656 Beh. Hof: ımd Kammerrath (auch Boftichter in 
64 Wirkt. Geh.⸗Rath und Kanzler. In diefen Ämtern nahm er ra⸗ 
fend faft an allen wichtigen Meformen Theil, die Ernſt in der Staats: 
in den Angelegenheiten der Religion und Volksbildung unternahnt. 
ericht Der herzogl. Prinzen entwarf er eine ſtatiſtiſche amd ſtaatsrecht⸗ 
zung des heil. roͤmiſchen Reiche deutfcher Nation, für das gothaifche 
in Compendium historiae ecclesiasticae, das Artopdus in Stras⸗ 
e. — Aus nicht ganz bekannten Urfachen, aber f. vertrauten Verbin 
wflfichen Freunde imbefcheidet, trat S. 1664 als Geh.⸗Rach, Kangee 
Dichente Kufl. Bb. X. 6 





82 Sedenborf (Briedr. Heinr., Reichägraf v.) 


und Gonfiftorialpräfibent in die Dienfte des Herzogs Moris von Zeig. 
wirkte er Eräftig und wohlthätig, ſah fich aber bald in fo verbrießliche 
verwickelt und fo verunglimpft, befonder wegen der von ihm beförberte 
unvollkommen bewirkten Aufhebung bes Collegiatſtifts in Zeig, daß « 
rigen® Tode 1681 feine Ämter niederlegte und ſich auf f. Gut Deufe 
tenburg zuruͤckzog. Hier verlebte er ein Jahrzehend in glädlicher Muße 
mit gelehrten Forſchungen, mit der Ausarbeitung f. großen Werkes i 
therthum, und durch Briefwechfel mit dem erſten Gelehrten jener Zeit 
Zugleich warb er Landſchafts⸗ und Oberfteuerdirector bes Fuͤrſtenthum 
— Dod) noch einmal follte er den Schauplag oͤffentlicher Wirkſamk 
Kurfürft Friedrich III. von Brandenburg rief ihn 1691 al Geh.⸗Rat 
lin und ſtellte ihn als Kanzler an die Spitze der eben geftift. Univerfität 
ſchied nicht ungern aus f. Ruhe und erlag bald nad) f. Ankunft in f 
holten Anfällen von Steinfchmerzen. Unter heilfamen Entwürfen fla 
Sein einziger Sohn farb bald nach ihm. — Erſcheint Schächft Kir 
als Menſch, fireng gerech bei Güte und Milde, voll deutfcher Treue ı 
Beit, ſtets wuͤrdevoll und befcheiden, mit echt religisfem Sinn, fobaß ı 
omnium Nobilium christianissimus et omnium Christianorum n 
heißen Eonnte, fo erfcheint er nicht minder achtungswerth als Geleht 
der außgebreitetfien Sprachkenntniß, bie er befag, war er in dem weit 
Geſchichte, Stantenkunde und der pofitiven Mechte ganz einheimifch. 
ber Rechtephilofophie Pufendorff nach, fo ward auch der bittere St 
Princip des Naturrechts weder von ihm veranlaßt, noch von ihm fo lei 
geführt role von dem gewandten Gegner. Als Staatsmann zeigte er 
den verwidelten Verhaͤltniſſen der fächfifchen Häufer ebenfo viel € 
Gewandtheit als rechtlichen Sinn. Sein „Deutfcher Fuͤrſtenſtaat“, 
Grundfägen entivorfen, mar zu feiner Zeit ein böchft brauchbares H 
Staatslehre und Regierungskunſt. Als Theolog gehörte er im Fade 
Dogmatik und Kicchengefchichte zu den Kennern. Gruͤndliche theolog 
niffe zu verbreiten, den Lchrftand zu heben und zu veredeln, und durch! 
thätigen Chriſtenthums das Heil der proteflant. Kirche zu beförbem . | 
er kraͤftig zu wirken, befonbers auch in f, Chriſtenſtaat“ (8pı. 1685) 
1 — — — arius histarie 


Erdenberf (Friedr. Heinr., Reichögraf v.) 88 


mercichtet, ſturdirte er von feinem 15. 3. an zu Jena, Leipzig und Leyden, 
1693 feine akademiſchen Studien mit einer juriftifchen Disputation ſchloß. 
Ib kines Oheims entfcyied ihn für den Kriegedienſt. Ex trat als Freiwilli⸗ 
bad mgfifch-hellämdifche Heer unter Wilhelm III. von England, ging aber 
Ok eis Cornet bei eines gothaifchen Küraffierregiment zum Reichöheere, 
uw den Markgrafen Ludwig von Baden am Mittelchein wider Frankreich 
Des thatenlofen Stillſtehens uͤberdruͤffig, nahm er feinen Abfchied, 
un den wärtesbergifchen Miethötruppen der Mepublit Wenedig in Mor 
Nm Diefer Plan warb durch den Markgrafen Georg Friedrich von 
hweinbert, welcher ihn auf einer Reiſe durch Stalien als Hofcavallier 
nahm, und ih dann als Hauptmann bei dem Sinfanterieregimente ans 
Wie für des Kaiſers Dienft ſammelte. Er ging mit demfelben an 
ein. Aber diefen Feldzug enbigte der ryswicker Friede eben fo ſchnell 
® cæenitzer den folgenden, der das anſpachſche Regiment nach Uns 
udn die Türken führte, und ©. kehrte unmwillig nach Anſpach zuruͤck, 
R ie Markgraf zum Kammerjunker und Major ernannte. Erſt ber 
be &xtfolgekrieg gab ihm Gelegenheit, feine militairiſchen Talente zu entfals 
Die aufpachfchen Truppen traten in hollaͤnd. Gold. S. wohnte als Dra: 
t der Belagerimg von Kaiſerswerth, den Exoberungen von 
v, Ruzemonde, Lüttich und mehren Gefechten, auch ber unglüdlichen 
Mas Speierbache bei, bie ben Entfag von Landau vereitelte (1703). Die 
wfrangofen und Baiern fanden als Herren von Oberbeutfchland an ber 
I; ba äberfcheitt Marlborough, deffen Vorläufer S. war, den Rhein, und 
ki Hechſtaͤdt Eugen die Hand zur Vernichtumg der feindlichen Scharen. ©. 
Me feinen Dragonern eroberte 16 Fahnen. Bon Marlborough mit Lob übers 
von Eng mit einem Vertrauen begleitet, das nie wieder ſchwand, von 
Shrfien zum Oberſten und Inhaber eines Infanterieregiments erhoben, 
eh an die Moſel, focht In Brabant, theilte 1706 den blutigen Sieg 
Wie, half Antwerpen, Oſtende, Dienin, Dendermonde und Ach weg» 
tun wirkte entfcheidbend mit zur Niederlage ber Franzoſen bei Oudenarde. 
Smsenati. Belagerung von Ryſſel unter Eugen (17708) führte er die Ober» 
'iber die Laufgraͤben, und leiflete trog mehrer Wunden bie wichtigften 
. Da ihm aber nach der Übergabe geheime Raͤnke die verfprochene Com- 
mftelle entriſſen, trat er mit Eugene geheimer Bewilligung al6 Generals 
König Auguſts II. von Polen Dienfte ; wohnte indeß noch als Freiwilliger 
rung von Tournay und dem Siege bei Dialplaquet bei, worauf er das 
bo ber ſaͤchſ. Miethtruppen übernahm, ale eben durch Marlborough's 
ng bie Ausſicht zu Eriegerifchen Thaten verſchwunden war. Willtommen 
m baber, als polnifcher Befandter nach dem Haag zu gehen, und fo mits 
Intheil am utrechter Frieden (1713) zu nehmen. Die Polen zur Ruhe 
n, er fobann Truppen nad) Warfchau, kehrte aber 1714 nad) 
‚ leitete, zum Generallieutenant emannt, bie Kriegsruͤſtungen, 
15 mit dem ſaͤchſ. Deere in Vorpommern ein, vereinigte ſich mit ben 
mb wirkte nachdrücklich zum Falle Stralſunds mit. Dann ging er mit 
e nach Polen, die neuen Unruhen zu bämpfen und kehrte 1716 nad) 
uruͤck. Bier erhielt ex das Patent als k. k. Beneralfelbmarfchalllieutenant. 
dem Kaiſer 2 anfpachfche Regimenter zu, mit benen er eben noch anlang⸗ 
ı Eugens großem Siege vor Belgrad Theil zunehmen. Spanien hatte : 
den Tuͤrkenkrieg benugt, dem Kaifer Sardinien zu entreißen und einen 
iliens zu ecobem; Meſſina war gefallen, und Milazzo wurde belagert. 
e &. mit 6000 M. zur Verſtaͤrkung dahin abgefchidt. Er kam 1719 
» an, und wehrte ben Bortfchritten ber Feinde, bis Merch ð Antunit 
. 6 * " 


.- 









Seckendorf (Briebr. Heinr., Reichsgraf v,) 85. 


ve — änderte die Stimmung der Höfe, und ſtreich und Rußland 
von Sachſen ihren Beiftand. Umſouſt fuchte 
nen zu gleicher Willfaͤhrigkeit zu bewegen; er mußte fid) 
m, ten Unwillen beffelben in Schranten zu halten. Diefe Schonung war 
mthwenbiger,, ba Frankreich, mit Spanien und Sardinien im Bunde, um 
R Eiesnbefegung willen den Krieg in ben Ealferl. ital. Staaten entzuͤndet, 
men beſetzt hatte, und beohend am Rhein fland. Kari VE. war in hoͤchſter 
ugulß, ohne Gelb und hinlängliche Heeresmacht. Diefer Roth abzuhelfen, 
xG. all⸗ Wirklich gehörte fein Anſehen, feine Beharrlichkeit und 
Vince Überzedungstraft, aber auch Friebeich Wilhelms religieſe Achtung 
Werwbrde und BReichöehre dazu, um mit diefem von ſtreich entfeembeten, 
Lyon den franz. Botfchafter umfchlichenen Monarchen endlich auf den Grund 
urchaufer Vertrags eine Übereinkunft — nach welcher der Koͤnig, 
h unten ſonderbaren Beſchraͤnkungen, 10,000 M. Huͤlfstruppen an den 
amade verſprach. Dieſer dipiometiſch⸗ Sieg —* machte zugleich dem 
m Beine, der Pfalz und Koͤlns ein Ende. Cr elite hierauf nochmals nach 
Wegen, um auch hier Miethstruppen zu Dingen, und erhielt bei diefer Ge: 
et vom Koͤnige Chriftian VE. den Elefantenorden, nachdem er ſchon früher 
yon. weißen Adlerorden befchenkt und zum Sohanniterritter war erhoben 
u. Eudlich brachte es fein raftlofer Eifer dahin, daß 1734 das Reichéheer 
See verfammelt war. Der fieggerohnte Eugen übernahm den Oberbefehl, 
fh aber dm Grafen S. zum Weiftand, der bereitd zum Reichsgeneral ber 
sk anınnt worden war. Philippsburg war eben gefallen, als er ankam. 
wand des Heeres war elend, und ber Prinz magte nichts Eintfcheidendes. 
#68. fortfuhr, die berliner Angelegenheiten auch aus der Ferne zu leiten, 
‚aid Gouverneur von Mainz den Winter an, biefes Bollwerk Deutſch⸗ 
nonftärken. Im Feldzuge von 1735 war er e6 allein, der fich durch gluͤck⸗ 
kemehmungen auszeichnete. An der Spige von etwa 30,000 M. uͤberſtieg 
ck und lieferte am 20. Dct. 1735 das Treffen bei Klaufn. Im 

bie nfochtenen Vortheile zu benugen und in Champagne einzudringen, 
den Waffenſtillſtand, dem bald der Friede folgte. Auguft wurde zwar 
Big von Polen anerkannt, aber ſtreich verlor Neapel und Sicilien, und 
u bas Zutrauen feiner deutſchen Bundesgenoſſen. Züenend über biefen 
gmollte S. ſich in dem Privatftand zurückziehen, als ſich Öftreich in einen 
eg verflochten fah. Empfohlen von bem fterbenden Eugen, erhielt 

7 eis Feldmarſchall den Oberbefehl über das 44,000 M. ſtarke Heer, wel 
Belgrad fand. Trotz dem mangelhaften und mutblofen Zuftande bes 
md trotz den Hinberniffen, die ihm Gebundenheit im Kriegsplan und 
me Ftüffe in den Weg ſtellten, befegte er das tuͤrkiſche Servien. Niſſa 
den 25. Zul. 1737. Allein der Ungehorfam der Unterbefehlshaber, die 
n Unternehmumgen des Prinzen Joſeph von Hildburghaufen und Kheven⸗ 
und die Seigheit des Commanbanten von Niffa verfesten ihn bald in eine 
Bage, und Indem feine Seinde, deren er ale Ausländer und Proteftant 
Pr noch vergrößerten, gelang es ihnen, feinen Sturz zu bewirken. 
fen, und, ungeachtet ex fich vechtfertigte, in firengem Bewahrfam 

Der Kalfer fuchte fein Verfahren beim Reichstage in einem langen Ma⸗ 

schtfertigen. Verfolgt von der Wuth des wiener Poͤbels, warb &. nad) 
racht, wo er noch über 2 Jahre gefangen ſaß, während der Krieg unglüd» 
fegt und beendigt wurde. Erſt Maria Thereſia fegte ihn in Freiheit, 
Kate alle feine Würden, ohne ihm jedoch eine Anftellung zu geben. Unter 
flänben glaubte ſich ©. ale Gouverneur der Reichsfeſte Phitippsburg dem 
fer, Karl VII., verpflichtet. Er empfing von demfelben, nad einigen 











Seckendorf (Leo, Freiherr v.) Secretion 87 


im Jrſtenthume Altenburg und in Sachſen ausgebreitete Seckendorf ſche Bes 
qutt ab, zu weichen Ch. Adolf Freih. v. ©. auf Zingſt bei Querfurt, und der 
Free am rothen Fluſſe in Louifiana in Nordamerika verftorbene Freiherr 
Inten Guſtav v. ©. (bekannt u. d. N. Patrick Peale), Prof. am Carolinum 
— — g von 1814 — 21, Verf. mehrer Schriften über mimifche Kunſt 
- . Gedendorf (Reo, Freih. v.), durch Leier und Schwert eines bleibenden 
wärdig. Sein Water war zulest bevollmächt. Minifter des Großher zogs 

5 Wu Beben om fuͤrſtl. primatifchen Hofe. Leo v. &., geb. zu Wonfurt bei Haß: 
Et}. 1773, von ber Natur mit herrlichen Kräften, mit einer reizbaren, für 
a gie Endruͤcke empfänglichen Organifation begabt, umfaßte früh niit Liebe 
Hreſe id das Gtudium der Alten und gab fich beiden während feiner akademi⸗ 
en It in Jena und Göttingen vorzüglich bin. Noch beftimmter warb feinem 
‚4 CeakebleBitm gezeichnet, da er 1798 als Regierungsaffeffor nach Weimar und 
, Mage Bakindung mit Wieland, Goͤthe, Herder und Schiller kam. Zuerſt ers 
Aien von ihm, Bluͤthen griechifcher Dichter’ (Weim. 1800), an deren Übertra⸗ 
u en hamptfächlid, ein uͤbervoſſiſches Handhaben der beutfchen Sprachformen 
ef. Darauf gab er ein ausgezeichnete® „Neujahrstaſchenbuch von 

| fie 1801” Heraus. Zur grogen Störung f. äußern Ruhe verließ er 1802 

Yan, gitg balb darauf als wuͤrtemb. Kummerherr und Regierungsrath nach 

—XR word hier in die Unterſuchung eines angeblichen Majeſtaͤtsverbrechens 
ai ad kam als Staatsgefangener auf das Schloß Solitute, fpiiter nad) 
Miley. Beim Ausbruche des Kriegs 1805, da der öfter. Vortrab und unter dem⸗ 
Wnbı Oheim, der. k. Keldzeugmeifter Frelh. v. Seckendorf, fi) dem wär: 
Muh, Gebiet näherte, warb er freigelaffen. Er hielt ſich nun eine Zeitlang in Fran⸗ 
Inf. Berwandten im ftillen Umgange mit den Mufen auf. Fruͤchte f. dichteri⸗ 
5 Me Bifgkfiigumgen waren einige Muſenalmanache (Regensb. 1806 ımd 1807). 
Ompu aim Begriff, wieder. ein Civilamt zu ſuchen, ald die Krankheit f. Bru- 
Dub, der ia oͤſtr. Militaicbienften ftand, ihm Veranlaffung gab, nach Wien zu 
hen. Die iterarifchen Schaͤhe und ber Umgang mit ausgezeichneten Gelehrten 
"ame ihn fuͤr diefe Stadt. Ex verband ſich mit f. Freunde Joſ. Ludw. Stoll 
Be Ömigabe eines Journals: Prometheus”. Vol der Hoffnung, bafi dadurch 
Pill eine literariſche Annäherung zwifchen Süd: und Norddeutſchland koͤnne 
Impkelt erben, bot &. Alles auf, fein Vorhaben in möglichfter Vollendung aus: 
‚ und reifte felbft noch einmal nach Sachſen zuruͤck, um Beförderer und 
zu gewinnen. So gedieh „Prometheus“ (deffen erſtes Stuͤck im Fruͤh⸗ 
1808 erſchienen war) bis zum 6. Stuͤcke, als der Krieg von 1809 ausbrach. 
ich halte wider von Aufgeboten zur Landesvertheidigung. Auch ©., deffen 
iſch⸗ deutſches Gemuͤth den hohen Zweck diefed Kampfes mit Begeiflerung 
Klamte, ging ale Hauptmann bei der wiener Landwehr zum Deere. Als der Krieg 
I von Baier nach Oſtreich wälzte, folgte S. der Hiller’fchen Deeresabtheilung, 
Ne den heidenmüchigften Kampf bei Eberöberg an der Traun beftand. Hier fund 
eden Tod, dem er ſich oft gewänfcht hatte. Den Untergang vor Augen, wollte ex 
kn mit ſ. Mannſchaft aus einem verfchangten Gebäude noch einen Ausfall nad) 
we Druͤde thun, als er durch einen Schuß ſchwer verwundet wurde. Man trug ihn 
Reine Scheuer der ſchon brennenden Stadt; dort farb er hoͤchſt wahrſcheinlich 
wende den Flammentod (6. Mai 1809). 

Gecretion. Diele Beftandtheile ber Organiömen werben mährenb ihres 
Ideas durch immerwaͤhrende Thätigkeit umgewandelt und zur weitern Lebensform 
rauchhar. Zur regelmäßigen Fortdauer des Organismus iſt daher bie Weg⸗ 
Kaffıng derſelben ebenfo nöthig als ein fletiger Exfag des Verlorenen, fodaß allc6 
biendige, ohne feine Form auffallend zu ändern, dennoch nur im beſtaͤndigen Vichh> 




























88 Sect Soͤdaine 


ſel ſeiner Beſtandtheile beſtehen kann. Der Erſatz geſchieht aus den 
der Vorgang ſelbſt heißt Secretion oder Abſonderung. Beim D 
den mehrſten Thieren ſondern ſich zum Zwecke dieſer Selbſterhaltun 
Stoffe als Fluͤſſigkeiten ab. Die feſten Stoffe kryſtalliſiren aus ben . 
ſogleich an dem Orte ihrer Beſtimmung, indem dieſe Gefäße, bie eine 
Drgans felbft ausmachen, eine für den Erſatz des Organs paffend mo 
tinnbare Lymphe aus dem Blute aufnehmen und zus Exflarrung br 
Fluͤſſigkeiten aber haben nicht geradezu den Zweck, die Form zu erhalt 
dienen bazu, bie unorganifchen Nahrungsmittel dem Körper aͤhnlich 
(aſſimiliren), indem fie (Speichel, Magenfaft, Galle) die Verdauung 
und bewirken. In diefen fecernirten Slüffigkeiten findet man bie Beft: 
Blutes mit wenig Abänderung wieder, fie enthalten außerdem alles 
Ihnen gegenüber ftehen die Ercretionen oder Ausfonberunge 
lich auf diefelbe Art und durch ähnliche Einrichtung von Organen bere 
aber freie Säure enthalten und den Zweck haben, das Unbrauchbarg 
entfernen. 

Sect. Diefen Namen führen geroiffe ftarke ſpaniſche Wein 
der um Sevilla gebaute weiße Löftliche Kereswein, theils füß (u. d. N. 
kannt), theils etwas Bitter und magenflärkend. Er ift beſonders für ( 
laga, Amfterdam und Hamburg ein anfehnlicher Gegenftand des Han! 
Auslanbe. . 

Section nennt ber Anatom das kunſtmaͤßige Offnen dee 3 
des menfchlichen Körpers an einer Leiche. Den Kopf zu Öffnen, weı 
Kopf bededdenden weichen Theile durch einen Kreuzfchnitt gefpalten, | 
entblößt und diefer rundum durchgefägt, damit fi) das obere Stud 
Dedel abheben laſſe. Auf der Bruft wird die Haut ſammt dem Fle 
bie Knochen der Beuft bucchfchnitten, diefe entblößt und die Rippenkno 
Rippen abgstrennt; das lodgemachte Bruftbein wird vom Anatom 
Zur Öffnung des Unterleibes führt der Anatom einen Kreuzſchnitt, de 
nicht verlegen darf, oder einen längs um die vordere Fläche des Unterle 
laufenden Schnitt. Die gerichtliche Keicheneröffnung (legale oder geri 
tion) erfodert vorgügliche Genauigkeit, weil es oft darauf anfommt, 3 
nachaufpürcen und e Tiefe, fomie bie Richtuna, mit welcher fie ir 





Sedlnicky Seebaͤder 80 


Daͤrftigkeit hinterließ. Daher mußte der junge &. als gemeiner Maurer 
um ſ Mutter und 2 jüngere Brüder zu ernähren. Durch f. Fleiß brachte 
in, daß er Meiſter werden konnte; doch veranlaßte ihn f. Liebe für das 
sehe dramatiſche Stuͤcke zu verfertigen, die mit Beifall aufgenonmen 
1754 warb er von Monet, dem Director der komiſchen Oper, bewogen, 
qanſpieler ganz ber Bühne zu widmen. Seine giüdlichen Talente belebs 
uf verlaſſene Theater. Er farb 1797. ©. war Pf. einer großen Dienge 
ufsielm, beſonders ber leichtern mit Muſik begleiteten Art. Einige, nas 
„Dir Deſerteur“, „Röschen umd Colas“ und „Der König und der Paͤch⸗ 
sBei et le fermier‘‘), ber „Philosophe sans le savoir”' (auch von Got; 
et) find allgemein bekannt worden. Außerdem hat er mehre Bleinere Ges 
mer denen fich eine Epiftel an fein Kleid befonber® auszeichhet, hinterlaffen. 
u vollemmen die Wirkung thentralifcher Taͤuſchung und wußte fie gut zu 
ı Grin Dialog iſt leicht und natuͤrlich, aber etwas incorrect. Überhaupt 
HET. Stuͤcke beffer fehen ale lefen. ©. „Oeuvres de Sedaine” (Pa⸗ 
7,48be., 12.). 
edlnicky (Joſeph, Straf v., Freih. auf Choltig), geb. am 8, San. 
Immzat aus einem uralten mährifch » fchlefifchen,, aber auch in Polen ausge⸗ 
Veſchlechte, das Tchon in der Mythenzeit und in der Sage der March: 
‚Nun unter Karl IV. und Sigmund, endlich auch in der großen Rebellion 
alinand II. eine Rolle gefpielt hat. Graf Joſ. trat fehr jung in Staates 
& wurde Kreishauptmann zu Weißkirchen und Troppau; 1815 ernannte 
zem Bicepräfidenten in Galizien; es trat aber biefe Stelle nicht an, weil 
rEkcankung des Polizeipräfibenten, Baron Haager, als deſſen Stellver⸗ 
mendet wurde, dem er auch 1817 als Praͤſident der oberflen Pollzeis un 
Melle nachfolgte. Tach der MWiederherftellung der alten Orbnung ber 
Neapel und Piemont und bei der Auflöfung bes laibacher Congreſſes 
EG das Großkreuz des Leopoldordens. Ex iſt auch 8. k. Kämmerer 
⸗ — Sein Älterer Bruder, Graf Anton, k.k. Kämmerer und 
, iſt Landeshauptmann des Herzogthums Troppau. 
ee, bie, ift einerlei mit Meer (f.d.); der See bezeichnete in vom Lande 
a umgebenes Gewaͤſſer, das daher auch Landfee heißt und durch feine 
a dem Reiche unterfchieden if. Doc gibt ed auch Seen, welche Meere 
verden (das Baspifche Meer, das tobte Meer), ohne gerade durch Ihre be: 
röße darauf Anſpruch zu haben, wie denn daß tobte Meer dem Aral: 
Baitalfee ıc. an Umfangs weit nachſteht. Man unterfcheidet 4 Arten ber 
3 Seen: 1) ſolche, die keinen Fluß weder aufnehmen noch ergießen, fon: 
urch Quellen auf ihrem Grunde, durch Schnee: und Regenmaffer gefüllt 
) ſolche, die keinen Strom empfangen, wol aber einen ober mehre ent 
) foldhe, die Ftäffe aufnehmen, nicht aber ausftrömen, bie ald Anſamm⸗ 
in ein tiefes Beden firömenden Flußwaſſers anzufehen find; endlich 
die Fluͤſſe aufnehmen und ausfenden. Diejmigen derfelben, welche 
fer empfangen als wieder ausſtroͤmen, verlieren den Überfluß durch Ver⸗ 
die, welche weniger zu empfangen [deinen als fie ausſtroͤmen, empfans 
ehr durch unfichtbare Quellen; die endlich, welche ungefähr ebenfo viel 
als fie ausfirdmen, empfangen durch Quellen fo viel als fie verbunften. 
im een haben weder Zufläffe noch Abflüffe ; dennoch nimmt ihr Waffer 
‚ je nachdem die Witterung trocken oder feucht ift. 
ebäder kamen in Deutſchland nach einer Auffoderung Licdhtenberg’s 
aſchenc. f. 1793") in Gebrauch, und Dobberan iſt das zuerft ange: 
noch jest berühmtefte. Die chemiſche Mifchung des Seewaſſers (Koch: 
aurer Kalk ıc.), die reihe Schwängerung beffelden mit animalliken 


Seebäder 91 


naqhthellig; nach ſorgfaͤltigem Abtrocknen des etwa vorhandenen Schwei⸗ 
‚man zmerft Kopf, Hals, Bruft und Herzgrube mit kaltem Waſſer und 
ſchnell bis an den Hals in das Wafler, was man mehre Dale wieberhos 
; man bleibe aber nicht Länger im Waſſer als bis der erſte Schauber 
Selen in eine angenehme Wärme übergegangen ift: erfcheint hierauf 
meter Schauber, fo ift man ſchon zu lange im Babe geblieben. Im Babe 
fen nicht ruhen, fondern man muß fortwährend ſich bewegen, abreiben, 
far. Nach dem Babe muß das Abtrocknen ſchnell und forgfältig von 
bunten gefhehen umd eine mäßige Bewegung gemacht werden, bis Hände 
enaleher vollkommen erwaͤrmt finb, es wäre denn, daß der Arzt es für noͤ⸗ 
t, ten Kranken ſogleich nach dem Bade In das Bett legen zu laſſen; hier⸗ 
kenkihtes Fruͤhſtuͤkk Wenn man nach dem Babe ſich bald erwärmt 
we Sf nicht eingenommen, der Athem nicht beengt iſt, fo ift dies ein Zei⸗ 
Alehtalte Bad gut befommen ; wenn das Gegentheil ftattfindet, fo darf 
aehefendere Berathumg mit dem Arzte nicht weiter baben. Bel dem Wan: 
a aarnem Seewaſſer hat man ziemlich die naͤmlichen Vorſichtsmaßregeln 
ten, nur darf man hier den Kopf nie umtertauchen und die Dauer des 
aan etwas länger (4— 3 Stunde) fein; auch iſt nach dem warmen Babe 
enas Ruhe vonnäthen. Über alle nähere Beflimmungen muß der an 
Etele zu Rathe gesogene Badearzt entfcheiden; bie von bem eignen Arzte 
tbrachten Verhaltungsregeln reichen dazu nicht aus. Die Fahreszeit, in 
man ein Seebad zu befuchen hat, ift der fpätere Sommer bis in den Sept. 
van in den meiften Oſtſeebaͤdern ift gerade biefer Monat für die in freier 
enden der guͤnſtigſte. Die Dauer der Seebabecur ift verfchieben nach ber 
Ion bed Körpers und nach der Natur der Krankheit; bie geringfte Zahl 
fa man nicht unter 30, den Aufenthalt am Seebadeorte alfo nicht wol 
hen ſtellen, weil doch immer, wenigfteng bei Frauenzimmern, einige Tage . 
‚Ganz verkehrt ift es, wenn man bie nöthige Zeit dadurch abkürzen zu 
ent, daß man täglich mehre Bäder nimmt, was nie gut fein ann. Bei 
reiten Übeln ift wol auch cine Wiederholung ber Geebadecur In mehren 
nethwendig. Die Wahl des Seebabes hängt theils von aͤrztlichen Vor⸗ 
heils von andern Umftänden ab, und es find die Seebäber Deutſchlands 
xtlichkeit ſelbſt, durch die herrſchenden Winde, durch bie Häufigkeit ber 
hurch den Salsgehalt bes Seewaſſers, durch die größere ober geringere 
Beſuchtheit, ſowie durch bie verſchiedenen Einrichtungen zum Baben 
Neden. Da alle Seebäder Deutſchlands an ber Oftfee und Norbfee lie 
zlen wir diefelben fo auf, wie fie von D. nad W. auf einander folgen. 
rekuͤſte liegen: 1) Zoppot, bei Danzig, neu angelegt und mit allem zum 
ehörigen verfehen, die See ruhig und ohne Ebbe und Flut; 2) Rügen» 
ommern, erft 1814 angelegt; 3) Kolberg, in Pommern; 4) Putbus, 
ichen Bucht der Inſel Ruͤgen, freundlich und geſchmackvoll angelegt, 
bbe und Flut; 5) Arkond, die noͤrdlichſte Spige der Infel Rügen, fol 
x Seebabeanftalt verfehen werden; 6) Stralſund erhält jegt eine Pri- 
aftalt, wozu Stadt und Lage ſich vorzüglich eignen; 7) Warnemünbe, 
sef an dem Ausfluffe der Warnow in die Oflfee, durch Stille, ſchoͤne 
alterthuͤmliche Sitte ausgezeichnet, übrigens fehlt außer ber offenen 
Me Badeanftalt; 8) Dobberan ([.d.); 9) Travemünde, feit 1801 
n dem Ausfluffe der Trave in die Oſtſee. An der Oftküfte der cimbri: 
afel liegen: 10) Kiel, 1819 entftanden, bietet durch die Nähe dieſer 
flabt, durch reichen Behalt des Seewaſſers, durch ruhige Lage und ſehr 
: Einrichtungen große Vortheile dar; 11) Apenrabe, fett 1819, hat 
alt bed Seewaſſere, welches am Heinen Belt gelegen, mit dern Kattegot 





gras Seehandelövereine ( Rheiniſch-Weſtind. Comp. 98 


ces ber Engländer ımb Sranzofen” (2 Thle., Hamb. 1805), und beffen 
net des Friedens und des Kriegs in Beziehung auf die Kauffahrteifchifffahrt” 
ka 1815). Cz. 
Seegras, f. Nateum und Tang. 
 Serhbandel. Won ben beiden Hauptziveigen, in welche der Handel zer⸗ 
IB, vom Land » und Seehanbel, ift letzterer in ben neuern Zeiten der ungleich wich⸗ 
garden. So lange noch die Schifffahrt fich groͤßtentheils auf bie Fahrt 
er Nöfien beſchraͤnkte, blieb der Landhandel der wichtigſte; fo geößtentheil® 
:M und während bes Mittelalters. Vorzuͤglich war es das Mittelmeer, 
Ah bu dehin die Hauptftraße fir ben Seehanbel bildete, der geößtentheils von 
a 0a demnſeben gelegenen ital. und fpan. Seeftäbten und von den kleinen Frei⸗ 
Weiden ward, Thon defhalb aber fortwährend von geringer Wichtigkeit 
"WE De wiverſalhiſtoriſche Wichtigkeit deſſelben begann erft mit dem Anfange 
‚W016. Iaeh., ſeitdem durch die Entdedung des Seeweges nach Oftindien und 
L. be große Ocean die Hauptſtraße für den Seehandel ward, und bie weft: 
en Mic enropäifchen Mächte — anfangs Portugal und Spanien, dann 
Geland ah Englarıd — an die Stelle der Heinen Staaten traten, bie fich früher 
—57 — vornehmlich beſchaͤftigt hatten. Schon dadurch mußte die Wichtig⸗ 
ER dei Gechandels beträchtlich vermehrt werben, noch mehr aber dadurch, daß 
von un bei dem fortwährend fteigenden Verbrauche ber Erzeugniſſe beider In⸗ 
Dies, mb heiter geößern Leichtigkeit, biefelben durch Europa zu verführen, derſelbe 
men Beithandel ward. Seitdem aber bie Europäer unmittelbar den Hans 
Int Amerika und Oſtindien zu treiben begonnen, wurden dort Golonien von 
Mate ungelst, und diefe, ſowie der Seehandel überhaupt, bald als eine ber vor- 
Quellen des Wohlſtandes ber Staaten betrachtet. Worzüglich mar dies 
de Gab fee der Mitte des 16. Jahrh., feit welcher Zeit das Mercantilfpftem von 
bar mehehen Gtaaten Immer allgemeiner und eifriger befolgt warb. Indem bie 
Ekasten aber biefem Syſtem gemäß ihr Streben immer mehr auf ben Befig von 
und defien Bedingung, den Seehandel, richteten, ward letzterer eine ber 
der europäifchen Politik, und erhielt einen Einfluß wie nie zuvor. 
ad Siege, weiche in den legten 150 Zahren die Ruhe von Europa flörten, 
DurOs muß oder weniger Handelskriege. Ca. 
Seehandels vereine. Es iſt hoͤchſt erfreulich, den Geiſt ber alten deut⸗ 
ben Haſe in Deutſchland wieder aufleben zu ſehen. Neben ben feit 5 Jahren 
und Stuttgart fortgefegten Verhandlungen über die Errichtung el- 
A ANdeutſchen Bandelövereind zur Außgleichung ber Commerzverhältniffe meh⸗ 
Flentfihen Staaten find in kurzer Zeit 2 deutfche Inftitute in das Leben getre⸗ 
Reihe den beutfchen Producten, Manufacten und Kabricaten nach fernen 
einen Abflug verfchaffen wollen. Durch fie wird der Vorwurf beſei⸗ 
b,daf fih der Deutfche nicht gleich dem Franzoſen und Engländer bemühe, birecte 
Wiabungen in fernen Weltgegenden anzutnüpfen. Wer zuerft bie Idee zu der 
Wielfä-WBeftinbifchen Compagnie faßte, verbient ben lebhaften Dank feiner Zeit: 
Wim Es war allerdings kuͤhn, 39 verfchiedene beutfche Staaten zu einem 
anbelöftant zu vereinigen, und damit praktiſch bie Frage zu entſcheiden, wie 
Werbe Concurrenz auf den deutſchen Meſſen, , nicht durch Retorſion, durch Vers 
Bub Sperranftalten, ſondern durch ein der Freiheit des Handels angemeffene® 
ternehmen zu erwiedern fei. Auf den Märkten in Amerika waren ohnes 
tamlere ſuͤddeutſchen Erzeugniſſe fremd geworden und in Bergeffenheit gerathen ; 
u Cedix, als der Canal, auf welchem fie ehemals bahinyingen , wurde durch ben 
eg gefperet und auch nach eingettetenem Frieden war er der Ereigniſſe in Suͤb⸗ 
wife wegen nicht mehr geöffnet. — Dem zu früh verft. Herrn Jakob Aders, 
uf an Elberfeld, gebuͤhrt ale Stifter der Rheiniſch-Weſtindſhhew 









ß 


















Sechandels vereine (Rheiniſch⸗Weſtind. Comp.) 95 


we bei der Ziehung der Bilanz befchlofien werben follte. Die Zinfen follen 
vom 1. bis zum 30. April in dem Dauptcomptoir ber Compagnie bezahlt 
ajdoch wird die Dicection, wenn es verlangt, und ihr vor Anfang Febr. ans 
wrd, die Zinſenzahlung auch in Köln, Berlin, Frankfurt, Leipzig oder 
weiten. 6) Im Fall des Verluſtes eines Actiendocuments muß für 
Hswmb Dividendenhebung eine ber Direction genuͤgende Bürgfchaft gelei⸗ 
ein. Nach dem dritten Sabre foll diefe Bürgfchaft aufhören, ein neues 
wet miögeliefert werben, und das verlorene frühere fol verſchollen fein. 
Ncien zu einer Erbſchaft⸗ ober Kallitmaffe gehören, fo fol jedesmal nur ein 
de Curator massae als rechtmäßiger Befiger einer Actie auftreten koͤnnen. 
K&mealverfammiungen der Actionnairs werben fuͤr jetzt in Elberfeld gehals 
Die Geaeralverſammlung wird durch die elberfelder Zeitung, die berliner 
Mitung, Die hamburger Börfenlifte, eine koͤlner, eine Frankfurter und bie leip⸗ 
Yet, wenigſtens einen Monat vorher, durdy dreimaliges Einruͤcken zuſam⸗ 
kauf, ab die perfönlich anweſenden ober durch Vollmacht vertretenen Theil: 
mäfenticen aldbann die gefammte Compagnie. 8) Alle Wahlen in ber 
mheſammlung gefchehen durch fchriftliche verfiegelte Abflimmung. 9) Die 
Seriemmlung erwaͤhlt aus den Actionnairs duch Stimmenmehrheit eine 
im von 5 Gliedern, welche an bem Orte des Hauptcomptoirs der Comp. 
linmüffen. Sie erwaͤhlt ferner aus den Actionnairs buch Stimmen» 
Wi am die Comp. in der Zwiſchenzeit von einer Beneralverfammlung zur 
uiſendirenden Directorialrath von 7 Gliedern, welche aus den Geſchaͤfts⸗ 
wie Linnen⸗ Baummollen:, Wollen =, Seiden :, Eifen» und Quinqual⸗ 
wm, und aus Kaufleuten ober Gapitaliften gewählt werden, die jedoch 
her 12 Meilen von dem Sitze des Directoriums entfernt wohnen dürfen. 10) 
kuelverfammlung wird jährlich, nach ausgemittelter Bilanz, durch bie 
m paſammenberufen, um mit dee befchloffenen Dividende befanntgemacht 
kn, die erlebigten Stellen zu befegen, und über bie etwanigen Vorſchlaͤge 
mieckuns und des Directorialrathes zu entfcheiden. Nach beendigter Ab» 
ng über diefe Gegenftände ſteht es jedem Actionnair frei, Vorſchlaͤge zur 
mypmachen. Die Direction kann in befondern Sällen, nad) genomme⸗ 
cheeche mit dem Ditectorlalrathe,, die Generalverfammlung öfter zuſam⸗ 
fm. 11) Über die der Generalverfommlung gemachten Vorfchläge wird 
Ismenmehrheit entſchieden, und alle Worfchläge zur Veränderung an den 
ſollen an eine in ber Seneralverfammlung für diefen Zweck zu erwaͤhlende 
isn verwieſen, und von diefer gebilligt werden, ehe die landesherrliche San: 
biefefbe nachgefucht werben kann. 12) Bei dem Stimmen in ber Gene: 
mlung hat Derjenige, welcher eine und nicht mehr al6 4 Actien befigt, 1 
wer über 4 und nicht mehr als 8 befigt, 2 Stimmen; mer über 8 und 
eals 12 befigt, 3 Stimmen, und wer über 12 Actien befigt oder vertritt, 
mmen, fobaß in einem Falle mehr als 4 Stimmen in einer Perfon ver: 
ı Ebnnen. 13) Bei gläichen Stimmen entfcyeibet bie des Vorſitzers, 
ch die Bmeralverfammlung jebesmal bei der Eröffnung ihrer Sigung 
Jormuͤnder Binnen für ihre Muͤndel, Curatoren für ihre Curanden, und 
ubefiger entweder In Perfon oder durch einen bevollmächtigten Actionnale 
mer jedoch an dem Drte, wo bie Generalverfammiung gehalten wird, 
iß verfönlich erfcheinen. Alle Vollmachten zur Vertretung in den Ge⸗ 
mmlungen müffen übertragbar fein und der Direction wenigſtens 3 Tage 
erification eingereicht werben. Alte nicht in Perfon oder durch Voll⸗ 
einenbe unterwerfen ſich den Befchlüffen der Generalverſammlung ſtill⸗ 
14) Die Comp. teird auf den Haupthandelöplägen der fremden Welt⸗ 
mo fie es fonft für nöthig erachtet, nach Maßgabe ber Aubehnung 





Geehandelsvereine (Kheiniſch-⸗Weſtind. Comp.) 97 


102,400 pr. Chle. Warren auf eigne Rechnung der Comp., und für 
R. Cl. confignirte, mit wohlfeilern Affecuranzen und Frachten als gewoͤhn⸗ 
b Ports aus Prince verfchifft. Dean begründete 2 Etabliſſemets, eines in 
o man jedem Eucopder bisher große Schwierigkeiten zu Erlangung eines 
möpatents in den Weg gelegt hatte, das andre in Dleriko. Der fehr ges 
u finge Deputicte des deutfchen Handelsvereins, Here Miller von Im⸗ 
I, wurde pum Agenten der Gonıp. von Suͤddeutſchland ernannt. 1822, mo 
ber untergebeachten Actien ſchon auf 650 geſtiegen war, erfolgte auch ein 
kantpert nach Buenos⸗Ayres, um als Einleitung zu einer Eünftigen Nies 
ng am Plataſtrome zu dienen. Im Ganzen waren biß dahin fchon für 
Or. Ahle. Waaren ausgeführt. Im Anfange 1823, wo nech feine Bis 
yoga werden konnte und die Aufnahme des Inventariums, wegen des uns 
ken Buftenbes des größten Theiles der verfendeten Waaren, weder Gewinn 
Berieß pigte,, ergab fich ſchon aus dem in Haiti verkauften, der Comp. eis 
Inge Waarenantheil ein Gewinn von 25,312 pr. Thir. Keine Bat: 
Dane war ohne Vortheil verkauft worden, obwol bort die engl. und franz. 
le mit der deutfchen concurrirte und die Engländer überdies mit 5 Proc. 
Uiegiufigt waren. In Baummollens, innen» und Eiſenwaaren find die 
I Buzkäufe geſchehen. Die Mitte 1823, in welcher das erſte Tauſend 
Igeiffen war , lieferte auch erfreuliche Nachrichten aus Meriko; denn bie 
Ing dee Comp. wurde in Veracruz und in Mexiko mit allen ben Ältern 
Mihen Häufern zuſtehenden Privilegien anerfannt und ein guter Abfag ge: 
Rd) im naml. J. wurden 3 bedeutende Schiffsladungen, weit über eine 

x. Thlr. betragend, von der Elbe aus abgefendet, daher der Total; 
wIaöfahr bis zu diefem Zeitpunkte 1,338,000 pr. Thlr ausınachte, wozu 
le Kpeile Deutſchlands in verfchiebenen Fabrik;weigen beigetragen haben. 
ueen Biertheil bes J. 1824 Eonnte die Direction ber Rheiniſch⸗Weſtind. 
he vom Beginnen an flet# richtig die Zinfen an die Actionnaire bezahlt 
einem Überfchuffe von 20,000 pr. Thie., die Austheilung einer Dividende 
sc, anf die erften taufend Actien befchließen und in der Mitte deff. J. voll» 
Far ie Hätte dieſelbe auf6 Proc. ſteigern können, wäre fie nicht fo vor⸗ 
wefen, den Überfchuß zu einem ſtillen Mefervefonds zu benugen. So Eonn» 
Kfeblen, daß das allgemeine Vertrauen auf dieſes Nationalinftitut mit 
wzenahın und mehre im Innern Deutſchlands fich bildende Vereine deffen 
ee Ausfuhrverfuche anvertrauten, mie 3. B. die in Baiern und Wuͤrtem⸗ 
R. Vereine für die Erportation dortiger Manufacte, und die in Danzig 
de Actiengeſellſchaft für die Ausfuhr von Mehl. Won Buenos Ayres 
te Nachrichten für die deutſchen Fabrikanten ein. Sie werben kuͤnftig 
ſtrome einen großen Wirkungskreis für ihre Induftrie finden, wenn fie, 
Engländern, einen höhern Werth auf vermehrten Abfag als auf großen 
gen. Hoͤchſt wichtig war vor Allem für Deutfchland die Nachricht, daß 
Vehl ſowol in Port:aus Prince als in Buenos: Apres dem nordamerika⸗ 
nz gleich geachtet und an erſterm Orte ſelbſt dem beften Richmond» 
ie Seite gefeßt, daß daher auch ber gleiche Preis für baffeibe bezahlt wurbe. 
wändete Herr Subdirector Becher ben Plan zn Stiftung eines eignen 
ie deutſche Mehlausfuhr. Leider iſt aber noch zur Zeit dieſe Unterftügung 
nze füdliche Deutſchland unausführbar, weil Holland, durch einen Tran- 
äufig 100 Proc. vom Werth, den einzig möglichen Weg auf dem Rhein⸗ 
Delig ſperrt und ſich den gerechten Soderungen Preußens für Deutſch⸗ 
genſetzt. Am Schiuffe 1824 hatte die Rheiniſch⸗Weſtind. Comp. ſchon 
Ins engl. Schiffen binnen 3 Jahren für 2,286,120 pr. Thlr. in Wad⸗ 
fühet. Hieran haben Antheil bie preuß. Rheinprovinzen, Moxt und 
2. Siebente A. Bb. X, 1 






98 Sechandelövereine (Rheiniſch⸗Weſtind. — 


Weſtfalen 561,810, das uͤbrige Preußen 913,890, Sadıfen 502,24 
112,880, Baiern 57,390, Kurheffen 33,430, — 
Iftein 21,960, Würtemberg 3700, ur Baden 2 
freien Städte , Öftteich und Böhmen 38,040 —— 
—— Total 2,286,120 pr. The. — Noch glängender — 

das Jahr 1825. In ——— wurden ud and na © 
eröffnet und ein Bf mit 300,000 pr Thlt. Wirth an Waaren b 


Es ergab ſich außer den laufenden Zinfen bes Capitals der Comp. r- 

















Er 


tod) umbegeben gervefenen 540 Actien der Gomp., fon —ãS | 
Direction keine mehr zu verfaufen hatte, mit einet —3 von 5 Pre 
Die Comp. ſchritt daher in einer am 27. Aug. 1825 gehaltenen © 
lung mit De u 27 8 Stimmen gegen 23, wen 
ihres Gapitals von 1 Mill. durch Greirung neuer 2000 Actien, 
500, und bie halbe zu 250 Thlr. pr. Cour., bie jedoch am ber m 
e ber naͤchſten Bilanz feinen ntheit haben. — * Pe 
Meblaus — ———— lam 
pita —* ie 
fchen feint hgangszölfe werde errungen haben. — 


tſchen Specul 
an delshaus; denn fie bar 
Ro Er fie ein — 
eine d Beh 






Seehanbelövereine (Elb-Amerikanifhe Comp.) 99 


ſh⸗Veflind. in feiner Flugſchrift verfuchte: „Über den Werth und das Bebürf: 
ed directen Verkehrs des füdlichen Deutſchlands mit dem füblichen Amerika”, 
Dagegen kam 1825 zu Leipzig die neue Stiftung einer Elb» Amerikas 
m Compagnie zu Stande. Der erſte Vorfchlag in den trefflihen „Elbe⸗ 
X" war nicht auf diefelbe, fondern vielmehr dahin gerichtet, einen Nebenzroeig 
ſeiniſch⸗ Weſtindiſchen Compagnie unter ihrer Direction am Elbufer zu bil: 
a Biele e8 mit guten Gründen weit vortheilhafter hielten, daß nicht eine 
Sompagnie der Art in Deutfchland errichtet, fondern daß von dem geſamm⸗ 
iſchen Handelsſtande mit vereinten Kräften nur ein einziges Nationalinſti⸗ 
aten werde , welches fich in mehren Theilen Deutfchlande durch Nebenzweige 
fe. Allein Mehre glaubten, Norddeutſchland, beſonders Sachſen, müffe 
Mindige Verbindung an dem Elbufer bilden. Es erfolgte daher am 30. 
1822 eine Öffentliche Einladung hierzu von dem Handelsmann Hoyer zu 
at, in Berbindung mit Vogt und Peters, als Mitſtiftern der beabfichtigten 
&. Unftändlicy waren zwar alle Vortheile derfelben für die Fabriken Sach: 
md der angrenzenden Länder in dem Auflage entwidelt; aber in Beziehung 
eheiniſch⸗ Weftinb. Comp. wurde nebft mehren andern unrichtigen Sägen, 
oo in den „‚Eibeblättern” bald widerlegt wurden, die Behauptung aufgeftellt, 
wEishandelögefellfchaft ſich von jeder Erpedition 20 — 40,000 The. mehr 
m uerfprechen koͤnne als die Mheinifch» Weftind. Comp. Diefer eröffneten 
ba Ausfichten ungeachtet fanden viele Handels⸗ und Fabrikplaͤtze nöthig, 
k2unrfchiedenen Vorſchlaͤge unter ſich mit aller Umficht Berathungen anzu: 
Zu März 1823 verfendete Hoyer Circulairſchreiben mit dem Entwurf 
fügen Statuten; im Aug. befl. 3., wo ſchon über 52,000 Thlr. fubfcribirt 
werde die erſte Verſammlung der Actionnaire in Neuftadt bei Stolpen ge: 
der Pian der Statuten geprüft und ein proviſoriſches Directorium erwaͤhlt. 
„fte damals ſchon im Frühjahr 1824 die erfte Expedition nach Weftindien 
ten zu Bbranen. Die zweite Conferenz hatte am 3. Nov. 1823 zu Dresden 
ns führte das Unternehmen feinem Ziele dadurch näher, daß bie Stif⸗ 
Üben befien weitere Ausbildung dem Haufe des Heren Baſſenge und 
a Dresden, in Verbindung mit andern ſaͤchſiſchen Häufern, Überließen. 
wer Beifenber warb alsbald beorbert, die Fabrikanten im Erzgebirge und 
», fowie in der Laufig, zur Theilnahme einzuladen. Dies mag viel bei⸗ 
haben, daß ſich endlich in der Mitte 1824, alfo 2 Jahre nach der erften 
1, die — vom Könige von Sachſen genehmigte — Elb⸗Amerikaniſche 
die in der Art conflituirte, daß fie mit dem 2. San. 1825 beginnen, den 
ben Wertrieb vaterländifcher (ſaͤchſiſcher) Fabricate und Producte zum 
men, und ihren Gig in Leipzig haben follte. Am 15. Mai 1825 trat fie 
Zickſamkeit. Wir halten nöthig, das Wichtigſte ihrer Statuten, theils 
leichung mit ben Grundgeſetzen der Rheiniſch⸗Weſtind. Comp., theils zur 
Derjenigen, weldye ſich über bie Wahl ber Thellnahme an einer der beiden 
ungen beftimmen wollen, hier anzuführen: 1) Die Dauer ber Elb⸗Amerik. 
E fürerft auf 15 nacheinander folgende Jahre vom 2. San. 1825 an 
2) Daß zu biefer Unternehmung erfoberliche Capital wird auf Action ein- 
ad zwar fürerft bis zu dem Belaufe von 500,000 Zhle. pr. Cour., nadı 
ufwh von 1764, oder 1000 Actien, jede zu 500 Thlr. gerechnet. 3) Die 
zden auf den Inhaber lautend vom 2. Jan. 1825 ausgeſtellt, und von da 
vc. jähelich in halbjährigen Terminen, Ende Juni und Ente Dec. jedes 
ninft. 4) Mit dem Actim werben Zinscoupons auf 10 Jahre, auf 
ttemptofe in Leipzig zahlbar, ausgegeben. Gehen biefelben ober eine Actie 
fo kann der Verlierende neue Documente nur gegen einen auf feine Ko: 
Angabe der Nummern 3 Mal von 3 zu 3 Monaten wiederholten Auf: 
7* 


100 &erhandelövereine (Eib:Ameritanifche Sm) 


in ber lelpziger, berliner und hamburger polltiſchen Zeitung 
—— —— N ren Aufruf6 In Der mt 




















figende der Natur der Sadıe | 
im der Maße, daß wer eine und ale mer a6 4 Alm 8 
über 4 und nicht mehr als 8 Xetien befigt, 2 Stimmen, wer ü a 
11 Km em 1 KO € 
ber ammlung hat. Mehr als 4 Stimmen können * 
einer Perfon vereinigt fein. Abweſende koͤnnen durch B | 
Je, br in er Oenaonfammung iR de hc ncm Br n 
ſcheint, bat fic durch Worzeigung ber Actie, —— 
reelle wer Diejenigen Aetionnaire, weiche n 





Auer bonber © een ermählt  woerden umb 

—“ Seh m, ee 
r 

Austritt beftimmt. Die fe verbleibenden 6 Mitglieder — 


unterſuchen und ohne 
BY Bel — *— fiir der zu betteibenden @ 


Sechanbelövereine (Elb⸗Amerikaniſche Comp.) 101 


un werden. Es iſt daher der Direction zur befondern Pflicht gemacht, bei 
ng der Bilanı nach den Brundfägen zu Werke zu gehen, welche jeber folibe 
una babet befolgt, und alle noch zu realifirende Activen, e& mögen nun ſolche 
ven oder im ausftehenben Schulden ober worin fonft beftehen, fo zu wuͤrdi⸗ 
ie folte zu der Zeit des Bücherabfchluffe® in der That als wirklich geltend 
panen find, niemals aber fol eine Waare, felbft wenn ber relative Werth ber: 
niwiſchen gefliegen wäre, über ihren Einkaufpreis mit Zufchlag der darauf 
en Koſten angefchlagen werben. 15) Sobald ſich bei einem Abfchluffe ein 
a agibt, fo fol ein Drittel daven, bie zu dem Belaufe von 10 Proc. des 
benen Activfonds , als Reſervefonds auf ben Büchern der Compagnie vorge- 
‚ We 2 Drittel aber in der Mafie vertheilt werben, bag bavon der 5. Theil 
Meeterium gewährt, die 4 Fuͤnftel aber als Dividende den Actionnairs vergü: 
fen ‚und zwar fo, daß jede bis zum 30. Juni bes Jahts, an beffen Schluſſe 
nt Besian ergibt, unterzeichnete Actie ihren gleichmäßigen Antleil daran er: 
jede fpkter noch in demf. 3. unterzeichnete Actie aber erft an dem Gewinn 
Jahre Anfpruch zu machen hat. Die Dividenden werden mit ben Zinfen 
Termins nad) dem Abfchluffe, ber ben Gewinn ergibt, an die Inha⸗ 
t Binkcoupon® bezahlt. 16) Die Anzeigen der fich ergebenden Gewinndivi⸗ 
1, fewie die Auffoderung zu Erhebung berfelben, ergeht an die Actionnairs in 
leſenflen öffentlichen Blättern, wenigſtens 4 Wochen vor dem dazu beſtimm⸗ 
mie. 17) Als Gewinn wird jeder die eingelegte Summe der Actien über 
de lberſchuß betrachtet, und der Reſervefonds hat zunaͤchſt die Beſtimmung, 
züchen Verluſte zu decken, welche ſich im ungluͤcklichen Falle im Laufe ber 
fe geben koͤnnten. Wenn 3. B. bei der vollen Summe bes Actienfonds 
0,000 Thlr. ber Reſervefonds nach und nady auf das beflinnmte Mari: 
m 10 Proc. , alfo auf 50,000 Thle. angermachfen wäre, und in einem bar- 
enden unglädlichen Jahre ergäbe ſich ein Verluſt von 30,000 Thlr., fo 
eſes Defickt aus dem Refervefonds gedeckt, und diefer Dadurch auf 20,000 
mindert. Gaͤbe num das darauf folg. 3. einen Überfhuß von 30,000 
© wärbe davon wieder 1 Drittel zum Reſervefonds genommen und die 2 
wertheilt und bamit in ben folg. Fahren fo lange fortgefahren, bis ber Mes 
wieder die flatutenmäfige Höhe von LO Proc., in bem angenommenen _ 
‚000 Thir., erreicht hätte. 18) Sollte ſich als Reſultat eines ungluͤckli⸗ 
haͤftsganges der Verluft eines Drittels des urfprünglichen Eapitalftammes 
w darthun, fo follen fogleich die Befchäfte dee Compagnie eingeſtellt und 
nigften Liquidirung gefchritten werden. Auch foll, falls die Compagnie 
mf von 6 Fahren einen geringern Verluft von 10 Proc. des Stammeapi⸗ 
em hätte , in einer Generalverſammlung die Aufloͤſung in Antrag gebracht, 
Stimmenmehrheit entſchieden werden koͤnnen. 
he zweckmaͤßig bat auch die Elb⸗Amerikaniſche Compagnie folgende Be: 
a, unter welden fie Waaren zur weitern Verfendung nad) überfeeifchen 
Conſignation nimmt, oͤffentlich befanntmachen laffen: 1) Sind dergleis 
wen in die Bauptniederlage ber Compagnie in Leipzig einzuliefern, um 
alität unterfuchen und deren zweckmaͤßige Verpadung beforgen zu koͤnnen, 
letztere nicht paſſend befunden werben folte; nur nach vorheriger Ver: 
3 in befonbern Fällen kann vine Ausnahme von Einlieferung der Waaren 
Hg Rlattfinden. 2) Der Eigenthümer biefer Waaren hat der Compagnie 
Auslagen, als Frachtsölle, Verpadungsfpefen, Afferuranzen und wie 
den Namen haben mögen, zu vergüten; bie Compagnie macht ſich da: 
indlich, bie größte Billigkeit zu beobachten, und ale Beguͤnſtigungen, 
in Erſparniſſen in ihren eignen Waaren genießt, auch auf die in Config: 
ebenen zu beroilligen. 3) Berechnet die Compagnie außer den imf.2 


102 — (er aAuertauſce — 








Seehandlungsfocietät 108 


uhunge, welche nur bie Ausfuhr eines einzelnen Products zum Zwecke haben, 
ke 4.8. die weilindifche Geſellſchaft in Schlefien, welche vorzüglich die Ausfuhr 


13 


Rehl nach Südamerika beabfichtet. *) 73. 
Seehandlungs⸗Societaͤt in Preußen. Diefer Eönigl. Handelsge⸗ 
wur“e das Alleinrecht ded Handels mit Seefalz und Wachſen gegeben ; 
I IR fie feit 1794 auf den erſten Segenftand allein eingefchränft. Die Geſell⸗ 
ade zuerft 1772 auf 20 Jahre, ſodann von neuem auf 3 Fahre unb end» 
17% Bi zum 1. Jan. 1808 beftätigt, und erfuhr binnen dieſer Zeit in ihren 
mancherlei Veränderungen. Eine Erweiterung ihres Freibriefes für bie 
Sabre ift nicht öffentlich bekannt geworden; fie ſcheint daher in ih» 
aüten Rechten bis jet fortzubeſtehen. Ihr Hanbelscapital ward anfänglich 
ciem Einfhuffe aus dem Schage buch 2400 Actien a 500 Thlr. zu 
umde yiraht. Den Theilnehmern wurden jähel. 10 Proc. Ausbeute unter 
Mel. Diesfhaft gefichert; 1794 aber ward diefe Ausbeute auf 5 Proc. herab: 
An Die Thellnehmer werben als reine Gapitaliften betrachtet, und haben 
Acqei beiaen Antheil an der Verwaltung ber Sefchäfte der Geſellſchaft, ſondern 
wich artſchließlich von einer befondern Direction unter dem Sinanzminifteris 
‚ welhe in Berlin ihren Sig bat, beforgt. Bel der Erneuerung bes Freibrie⸗ 
) 179 ward ihre Zahl auf 3000 beflimmt, und ihrer Vermehrung noch Raum 
ten. — Steih bei ihrer erften Stiftung erhoben ſich viele Stimmen gegen ben 
bier Geſellſchaft, durften aber unter der Regierung Friedrich II. nicht 
weder. Defto flärker ward fie unter den folgenden Regierungen angegriffen: 
hoher ach ihre Freiheiten mehr umd mehr einfchränkten und den Eingriffen, 
IRB die Geſell ſchaft in den Privathandel erlaubte, möglichften Einhalt thaten. 
Bbchade, weiche ſonſt die Stiftung großer Staatshandelsgeſellſchaften anzura- 
Meinen, weil nämlich ein noch nicht vorhandener Handel in Bang gebracht 
Babe (sh mid Die Kraͤfte der Privatleute nicht hinreichen, ihn zu begründen, weil 
der mächtige Schutz bes Staats dazu nöthig iſt u. f. w., waren für bie 
—2R der preuß. Seehandiumgefocietät durchaus gar nicht vorhanden. Denn 
Sechenhel in den preuß. Dflfeehäfen war fchon lange im größten Flor. Es 
Ne boys gar nicht an Capital, ja ex war ſelbſt mit einem fehr geringen inlaͤndi⸗ 
w Onpitale geführt, da Holländer und Engländer das Seefalz mit ihren Gapitas 
Ialauften, es ben preuß. Kaufleuten zuführten , und ihnen es fogar auf Credit 
L Preußen benuste alfo bei diefem Hanbel viele fremde Capitale, und konnte 
elgnen auf andre nügliche Gewerbzweige verwenden. Die fremden Schiffe fan: 
ıdens Reize, Salz einzubringen, einen Sporn, bie preuß. Häfen in "Menge 
Ixhen, und die fremden Kaufleute kauften gern in Königsberg u. f. w. Landes» 
piffe, weil die Menge der ſtets vorhandenen Salsfchiffe fehr billigen Fracht⸗ 
.Auch die eigne Rhederei biühte durch diefen Handel auf, da in 
nigsberger Schiffen die preuß. Waaren wohlfeil in die Länder verführt wer: 
wnten, wo fie im Salze fichere Ruͤckfrachten fanden. Der Zug von poln. 
ff. Waaren nad) Königsberg wurde Dadurch ebenfalls ermuntert und gab ben 
Kaufleuten grofe Gewinnſte und ben Schiffen volle Ladung; das eingeführ: 
Malz gab zugleich das Mittel, wodurch die Kaufleute in Koͤnigsberg die Po: 
d Auffen bezahlen konnten u. ſ. w. Diefer ganze herrliche Handelsftamm 
Rach dem Profpectus ber Elb⸗Amerikaniſchen Sompagnie will fie nicht bloß im 
zühe Sachſen Handel und Gewerbfleiß durch Ankaͤufe für baares Geld befoͤr⸗ 
fondern auch in Schlefien, Böhmen, in den Groß: und Herzogthuͤmern Sach⸗ 
kandenburg, Braunſchweig, den fürftl. anhalts und reußifchen Ländern, Heſſen, 
u. ſ. w. Durd; fie wird bie Eibfchifffahrtsacte die wohlthätigften Erfolge haben, da 
lich ſchon jept der Eibhandel ben Rheinhandel weit übertrifft. Noch wichtiger wür: 
Eibhandel werden, wenn ber Entwurf, das baltifche Meer mittelft eines Canals 

ismar nach dem Schwerinerfee mit der Elbe zu verbinten,zu Stande Tame. 



















—— 











Umſtand vertrie 
in Rönigäberg mehr zu faufen kamen, fo blieben au 
n und. Polen weg. Dieſe zogen fid nad) Riga und 
der Zeit die begangemen Fehler einfah, * ——— 
inbern man bie frie Anfubt de6 Seeſa 
gen, auͤch der Eönigeberger Kaufmann Heft mi wieber el 
handel zuzuwenden ſuchte; man drang von Seiten ber 
drigung ber Safypreife, als welche die Geſellſchaft * ul 
aber nie we der Schade wieder ganz gut. gemacht werben 
die Geſqhicht⸗ eher age made ald I a. 
—* Handels geſellſchaften 
wenig ergiebig find. Der sine. Bi —— 
a en beftand 2 dm er ha . 9 
rer wovon — an bie Invaliden und 2 








wäre. | 

 Seekzankpeit nem man die Ber — von t 
wen, ie enden Bergung Dt Goifi 24) 
nämlid) das Fahren im Wagen Schwindel, üt — 
veranlaßt, fo findet daſſelbe, aber in weit Höherm Grabe und weit allg 
ben zur Ser Reifenden ftatt, Selten findet man Einen, ber nicht. 
a ee 

neue 


Fa 





Seeland (hollaͤnd.) Seeland (dän.) 105 


pan;, melde ber Seehandel erhalten, und der dadurch bewirkten Entſtehung 
n Sectaaten und Seemaͤchten geführt worden. In dem größten Theile des Al 
Ayent, fowie das gefammte Mittelalter hindurch, war der Seekrieg nur ein we⸗ 
per bedeutender Zweig des Landkrieges, weicher legtere fortwährend die Haupt: 
ih. Damals wurden immer Handelsſchiffe ſchnell zu dem Kriege ausgeruͤ⸗ 
uch gröftentheils mit Landfolbaten bemannt. Seitdem aber ber Seehandel 
Ih de Enttedung von Amerika und die Auffindung des Seeweges nad, Oft: 
Ion Immmer mache ausgebreitet worden und die europaͤiſchen Mächte Immer mehr 
We Elangung von Golonien ihr Augenmerk gerichtet, entftanden bald bloße 
pr ab Handelskriege, und damit zugleih Seemaͤchte, indem jegt eigne 
Malle erbaut und bereit gehalten wurden. So ift in den neuern Zeiten, d. h. 
uf in den legten 150 Fahren, der Seekrieg immer wichtiger und unabhäns 

Io ven Londkriege geworden, mit befondern Regeln und Bebräud;en, die nicht 
Dan Venen ded Landkrieges durchaus entgegengefegt find. Die vorzüglichfte Ver⸗ 
Wihenpeit ber Art beſteht noch gegenwärtig darin, daß, während in den Landkrle⸗ 
Seateigenthum, wenigſtens in der Megel, geachtet und keineswegs als ein 
Band der Zeindfeligkeiten angefeben, in Seekriegen hingegen das Privat- 
wie das Eigenthum des Staats, als vollgültiger Begenftand der Feind⸗ 
a betrachtet wird. Es ift dieſes Verfahren oft unbedingt getadelt worden, 
line, daß, falle man ſich im Seekriege durchaus fireng nach den Res 
Di fendkrieges richten wollte, erflerer in manchen Fällen von felbft würde 
Bien nifen, fobald 3. SB. eine Seemacht fo übermächtig geworden, daß fie die 
iefeng der Feinde eroberte und ihre Kriegsflagge von dem Meere vertriebe. 

Püag daher die Wegnahme des Privateigenthums in Seekriegen gewiffermafien 
Ä ber in Landkriegen gebräuchlichen Brandbfhagungen und gezwun⸗ 
Etrumgen angefehen werden, wogegen freilich nicht überfehen werden darf, 
ofen Einzelne durch dies Verfahren in Seekriegen unverhältnigmäßtg hart 
atigt werben, daſſelbe allerdings vorzüglich hart und unbillig erſcheint; und 
Iegegm vergebrachte Entfchuldigung, daß fich durch die größere Verbreitung der 
der Schaden dennnoch einigermaßen gleichmäßig vertheile, möchte 

Imar in einzelnen Fällen als befriedigend angmommen werden koͤnnen. cs. 
Greland (hollaͤnd. Zeeland), eine Provinz (34 II1M., 1,11,108 Einw., 
ke, 105 Dörfer) des jegigen Koͤnigreichs der Niederlande. Sie beftcht aus 
-16 groͤßern und kleinern Infeln, die von den Ausflüffen der Schelbe und 
Gin das deutſche Meer gebiidet werden. Sie grenzt gegm N. an die Provinz 
mb, gegen D. und ©. an Brabant und Slantern und gegen IB. an daß deut⸗ 
Beer. Gegen den Einbruch der Fluten wird fie an der Nordfee durch Dünm 
u den Innern Küften durch Damme gefchüst, die auf der Grundfläche bis 45 
breit find und über 3 MIN. The. gekoftet haben follen. Die Dauptinfeln dies 
moin; heißen Walcheren (f.d.), mit ber Haupeft. Middelburg (f.d.), 
md Suͤd⸗ Beveland, Tholen und Schoumen. Das Klima ift fehr feucht 
beraus ungefund, aber der Boden defto fruchtbarer; er bringe vortrefflichen 
n, Rapp, Blache ıc. hervor. Die Weiden find mit Heerben des ſchoͤnſten 


iches bedeckt 

See land (baͤniſch), die groͤßte und wichtigſte Inſel ber daͤniſchen Monar⸗ 
gt zwiſchen dem Kattegat und der Oſtſee, iſt 16 — 17 Meilen lang, 13— 
breit und hat auf 133 IM. 296,350 Einw. An Getreide ift fie überaus 
var; auch hat fie treffliche Vieh» und Pferdezucht. Auf ihr befindet ſich, aus 
chten mittlern und kleinern Städten, koͤnigl. Luſtſchloͤſſern und der Feſtung 
sör, bie Haupt » und Reſidenzſtadt Kopenhagen (f.d.). Zu bem Stifte 
lamte — foviel als Statthalterſchaft) Seeland (144 IIM., 331,800 €.) 
ı anfer Diefer Infel ncch die Infeln Samfoe, Dom und Bornholm. 
























106 Seele — ——— 
Seele, act piecigkeit d 

daß bie Schöpferin aller 

—— bi ———— 









are — he Präe 


ihnen alle 
und Endlichen aus ine neuere Wahre bu 
Seht zwar dar Endliche, "Best Butter 
das Unendliche, dad Werfen, das Selbftändige. Kamm 
tung des Schein in das Beitleben der Seele fallen; aber bie ih 
welche alles alles Endliche ordnen, leiten und dem Ur nodi hen ıffihren E 
Schein fein. — —— Anſich * en 


— nen rfachheit 
—— Era 1 Ei ‚und un 






eilfu ide, a uch 
‚gebt, | 


— 
Baar —— an Bi — 





Seelenheiltunde 107 


ers aus die freie Thaͤtigkeit der Seele befchränkt werben Bann ; fo find 
nach dem Genuffe einer Mahlzeit wenig zu geifligen Anſtrengungen 
nanchen Auferungen | geiſtiger Thaͤtigkeit wol felbft nicht einmal 
zigerte koͤrperliche Beduͤrfniſſe: Hunger, Durft, Müdigkeit, Froſt ec. 
tiefeß Nachdenken noch ein Eräftiges Entfchließen zu, ja daͤmpfen 
der Leideufchaften und Affecten; Krankheiten des Unterleibes ma» 
> —— ig ei nee 
ger ber Hoffnung; ch erhöht re 
eine umnatärliche Weife, um fie dann für eine Zeitlang faſt 
* 353 Fieber bringen uns zur Bewußtloſigkeit, zum Irre⸗ 
ffüchtigen Hinbruͤten Buell genug, daß die Thaͤtigkeit ber Seele 
mg auch gar fehr ihres Körpers bebürfe, und daß eine koͤrperliche 
a Etande if, die freie Thaͤtigkeit unſeres Geiſtes auf manche Weiſe 
zu befchränten. Aber auch von Seiten geifliger Einwirkungen ſelbſt 
Std und Beſchtaͤnkung ımferer geifligen Thätigkeiten wirklich 
gel aeifiges Eindrüde erhält unfern in einer wibernatäzlichen 
die aͤbermaͤßig ansgebitbete Phantafie bildet in den fogen. verſchro⸗ 
inen Mangel des richtigen und nüchternen Denkens aus; heftige 
m im erften Augenblid unfere Beſtnnung, treiben uns zu Worten 
n, bie wie bei ruhigerm Zuſtande bereuen, Leidenfchaften trelben 
alt nach Einer Richtung hin und dem offenen, von uns feibft nicht 
derben zu u.f.w. So fehen wir denn von 2 Seiten her, von Sei⸗ 
und ber Seele, die freie Thätigkeit der legten beſchraͤnkt merben, 
ſelbſt ſchon in dem Zuſtande des —** des fieberhaften Itte⸗ 
en Zornes u. dgl. foldye Verhaͤltniſſe, in welchen das Charakteriſti⸗ 
chen Seelenthaͤtigkeit, die Willkuͤr im Handeln, aufgehoben iſt; ja 
e Menſchewerſtand des gemeinen Mannes erkennt die aufgehobene 
ı Buftänden dadurch an, daß er von Demjenigen, welcher in ſolchen 
efindet, fagt, „er wiſſe nicht, was er thus”. Aber jene Zuſtaͤnde 
ad, wie ihre Urfachen, und mit dem Aufhören diefer verſchwindet 
t ber menſchlichen Wilke. Denken wir uns dagegen Eörperliche 
: bleibend die Willkuͤr binden, oder pſychiſche Einwirkungen, welche 
Belt ſelbſt eine fo verkehrte Richtung geben, daß die Willkuͤr nicht 
ann, fo kommen wir zu dem Begriffe der pfpychifhen Krank 
naͤmlich ein ſolcher Zuftand des Menſchen, in welchem die menſch⸗ 
bausernd ober immer wiederkehrend gebunden wirb, daher man auch 
ankheiten behafteten Menfchen Unfrele, ihren Zuftand den der Uns 
bat. Zugleich ſtellt ſich und das urfächliche Verhaͤltniß ber pſychi⸗ 
n als ein doppeltes dar, infofern diefelben theild vom Körper aus 
theils in der Seele felbft wurzeln, und hiernach beantwortet ſich 
Seage: ob fie dem Gebiete der Ärztlichen Kunſt anheimfallen, ober 
: von Eörperlichen Zuftänden ausgehenden pfychifchen Krankheiten, 
bung bee zu Grunde Legenden k fi rperlichen Zuftände —— 
am Tage, daß ſie in das Gebiet der —5 Kunſt gehoͤren; die 
eite her begruͤndeten Seelenkrankheiten fallen aber ebenfalls dem 
kunſt zu, weil dieſes den ganzen Menſchen, nicht bloß ſeine koͤrper⸗ 
aßt und weil oft ſelbſt ſolche Seelenkrankheiten nur durch koͤrper⸗ 
3 gehoben werben koͤnnen. Der eigentliche Seelſorger kann wol oft 
nzuftände verhüten, nie aber wirklich ausgebildete heilen, und mit 
en ber moralifchen Freiheit (der Willkuͤr) in einem Individuum 
uf biefe berechnetes Amt volllommen auf. Somit wäre denn 
fychiſcher Krankheiten ımd ihrer Heilung erwieſen, ihr Weſen un 


108 Seelenheiltunde 


— —— The 
En a ———— Pſychiattle, 














— 
3 


Formen pſychifcher Krankheiten theilen wir am 
bends en felbft ein, und ba bie Vernunft fe 
frani it, wenngleich fi geteit umb el nit, 


—— an ae Rt und fi "een ii 
D ' 0 
2 Hauptformen von pſychiſchen ie It 


——* auf —9 —* Weife sammen Kir a 
dem Bier —— hervor, daß Be fe 55 hrt, bat 
ruͤckthelt Wahn oder Narrhelt baı 

nf, Indem DifeXubbräde nu engene Arten Derfiden beelänen, DIR 


i im ober S tenftörung 
— nn ea a a 
(aftiche Eharakter der pf Sifehen Kramtpeten if. (gl. Irre fein 3 


anlaffungen zu pfochifchen Seas find theils koͤrperlich, t 
2 tirperligen et dren Mifbildungen und 
Abfonderı er, Schwaͤchungen durch Entleerungen 
gen, an Fehler der Menftruation, un 

elbſt eine angeborene oder durch das Klima hervorgeb 


se en gehört Alles, was einzelnen Seelenvermögen ı 
Ergpräi bie andern gibt; fo —— bed 

—* der Phantaſie; mangelnde Ausbildung gewiſſer Seelenvern =; 
andre zu mächtig werben; Verworrenhelt der Seele unb Ub, 
re Se —— 
plychiſcher Krankheiten); unge und unbefriebigte 
ungluͤckliche Liebe; Heftige Affecte, Freude, Einen a 6 ſchne 
wechfel, Angfttiche und gefpannte Theilnahme an poutifchen Umoälgum 
ilch len Lfd A m mehr zur wirklichen pfochifchen Krankhe 
fie die Rüdkehe zum moralifcpen Haltpunkte erſchweren und je fi EN | 
Ka in bie eiepefiche Drganifation en. —* — Au 
m Die angeborene Giiramuing der mperamenf, 


laffung zu der Urt derfelben, wenn dabei folche Urſachen ei 
berefchende Anlage des Temperaments begüinftigen und überh pt vs hi 
heiten erzeugen Können; fo wirb ber Choleriker, wenn un [ Ei * 
zut pſochiſchen Krankheit als ein Andrer, fo doch unter g nfli 
jur — als zu einer andern pſychiſchen Krankheit ge 
— * 22* g pſychiſchet — ans 
———— mebr b 


Seelenheilkunde 109 


Gfmamflen Art zugleich in Ketten und Banden ſchlug. Es kommen die pi ychis 
ı Kranken bei den Alten als von ben Böttern unmittelbar Geſtrafte (Areſt, 
as im Ihlere Verwandelte (Nebukadnezar), als Beſeſſene ıc. vor ıml) nur 
ine Spuren pfochifcher Heilungen zeigen ſich; bei den Arzten nur biör oeilen 
ine Curregein, Beine Pſychiatrie. Erſt in neuerer Zeit geſtaltete fich die fe als 
Mhnüche Wiſſenſchaft und Kunft, in Itallen durch Chiarugi („Della pas .zia”, 
1793); tn Frankreich buch Pinel (f.d.) („De l’alienation mentale”, 
1801); in England durch Arnold (‚On insanity, lunacy or madness”, 
1782) und Grichton (On mental derangement”, Lond. 1798); in Deutfc- 
Ich Weitodb —— Arzt", Frankf. 1782, 3. Bd), Hoffbauer 
We Krankheiten ber Seele”, Halle 1802) und Keil (f.d.) („Rhapfobien 
* net Gurmethode”, Halle 1803} Die neuen Befoͤrderer dieſes 
der Bebicin ſaͤmmtlich zu nennen, würbe bier zu weit führen; wir begnuͤ⸗ 
Im mit Gualandi; für England mit Cor, Haslam und Weight; 
Senbeih mit Esquirol und Parifet; für Deutfchland mit Horn, Langermann, 
—* Raſſe und Jacobi. Die Heilung pfodifcher Krankheiten geſchieht theiis 
‚ theils —* pſychiſche Einwirkungen. Zu den letztern gehören 
den Art, durch welche man den Zweck hat, den 
na Erkantmif —* Wahns und feines von Andern abhängigen Zuſtan⸗ 
Dub Iamit wieder in das Bleiß der Vernunft zu bringen. Da die Empfaͤnglich⸗ 
Ik fer: Eindrüde bei den meiften pſychiſchen Kranken eine ganz andre iſt 
Id andern Menſchen (fobaf fie die größte Kälte und Näffe ohne Beſchwerden 
Nax.), fo ift der pſychiſche Arzt, um koͤrperlich zu wirken, genöthigt, feine 
Ink ya weit wirkſamern Einfläffen, und da bie gewoͤhnlichen Arzneien hierzu 
— zu manchen mechaniſchen Vorrichtungen zu nehmen, die wol 
Aſchreckendes für den Ununterrichteten haben koͤnnen, aber dennoch nicht 
wchtlich find, fo die Sor’fdye Schaufel, der Drebftuhl, das Drehbett, das 
Deb u dgl. mehr. Meiftens ift es eine Vereinigung der ſomatiſchen und pfy> 
m Nechode in folgerechter und anhaltender Durchführung, welche bei pfochis 
Artheiten einigen Erfolg gewährt; auch charakterifiet man wol bie pſychi⸗ 
Dekkunfl am richtigften, wenn man fie mit der Erziehungskunſt vergleicht. 
aber die Heilung pfochifcher Kranken faſt unmöglich, wenn fie in ihren ges 
m Umgebungen, alfo bei ben Ihrigen bleiden; auch macht bie Krankheit 
mb die zu der Heilung nöthige Einrichtumg eine Abfonderung derſelben noth: 
. &o werden Irrenhaͤuſer nothwendig, deren jegt immer mehre amd immer 
Mfigere errichtet werden. Die ehemals gewöhnliche Verbindung berfelben 
fentichen Straf » und andern Anflalten (z. B. Zucht: und Waifenhäufern) 
4 unzvedtmäßig überall aufgelöfl. Das Irrenhaus muß unter ber obern 
3 des Arztes flehen, Licht, feft und geräumig fein, gefund liegen und nicht zu 
re faflen; Rats eines größern Irrenhauſes dienen beffer mehre Eleinere. Die 
Kranken müflen von den heilbaren, die Benefenden von ben noch 
‚ Kranken getrennt fein. Kür Deutfchland nennen wir als die wichtigſten 
ıhäufer: die Irrenſection im Charitekrantenhaufe zu Berlin, eine Pris 
alt des Geh.» Rath Dom daſelbſt, Marsberg in Weftfalen, Abtei Sieg⸗ 
Bonn, Leubus und Brieg in Schlefien, Halle, Sorau, St.⸗Georgen 
reuth, SFerenfection im Sullushofpitale zu MWerzburg, Zweifalten bei X. 
Eltville im Nafſauiſchen, Sommenftein bei Pirna, Georgenhaus zu Leip- 
echthaus zu Waldheimu.a.m. Unter den ausländifchen Anftalten nen» 
bie Salpetrioͤre, Bicetre und Charenton bei Paris, ſowie die zu Vauvres 
aden von Paris) 1827 gegründete Peivatanftalt der Herren Falſeret und 
das neue Bethlem in England; die Anftalt zu Averfa bei Neapel; die 
gu Avenches bei Lauſanne, und endlich bie merkwuͤrdige Ireemeolonie yu 






























110 Seelenlehte Seel nverkaufer 
Gheel unweit Antwerpen, wo unter — 5238 bed Orts 4 — 50 
ee bee had — 
nit, we —— — eihaf 
—— —— 
—— der getichnich⸗ pſochiſchen Medicin hat bie € 
ein zum Then veränderte menfchlichereß v 
1 se ie eh ‚je näher fie fi) an bie t 
— sche eier An Un Em 9 u 
(en Untefuhungen —— — ‚ein voljtänd 
—— Medicin gab 3. Chr. Aug. Heinroth (Epz 
der zeichen Eiteratur zur pfochifchen Dedicin Überhaupt 
Chr. Reis und Job. ———— Doffbaner 6 Betshe ur 
art auf pſychiſchem Wege“ (Halte 1808—10), 
1510, DR Bene ee —— 
eng —— 5 —* —* I 3 , 
ſche an 1818 fg.), — „Pathologie und — 28 
von Hille (pz. 1827) u. X. 
Eee, ; ——— Be die € 
erhältniß der € 

























— ** 
zen 


ln von an Sn m men ab lche nicht 


verſchiedene Richtungen ber einen Seelenkraft find. | 

2 an Ha urn 
und in Amfterdam ihr Weſen treibende Glaffe enf 

Sie nehmen dürftige Leute, bie ald Matrofen oder Soldaten nach 

—* De und unterhalten fie fo lange, bis die Oſtindiſche Ce 




























112 Seemannsihaft 


fie Herabzöge. Die griech. Dichter und Philoſophen Haben diefe Mythen 
faltig ausgeprägt. Pindar, der Pothagorder, läßt bie Serie nad) ei 
mälgen täbeloj Schentwane ia ben Jnfin be “anlage 
— — bee Corn im be m Schoß 
heit 0,000 Jahre aus, in benen fie Menfchen: und Th perzut 
dern haͤtte m. ot untefgeiet ein Berpfanpung de & ie * 
8* 


— Unter den Römern haben Eicero und Virgil fc auf d 
In ber ihnen eignen feltfamen Manier malten bie 
Seelmwanberung aus, indem fie anmahmen, ot pase mar ine el 
zahl — era, die uch immer wiedertämen, 


= 


ter und Freimd —— auch die Pythagoraͤer wollten aus * 

kein Thier töbten. Immer anziehenb bleibt die Idee, irgend ein 

einem Individuum der Vorzeit fhon dageweſen zu fein, oder noch ein L 

zufommen, und nicht ohne praftifchen Mugen bie ——— 
Lüften burdhfi Leben num 


wirklich zum 
vom Zen hab jr Oo eb Dh In en Zi, 
fir3 tigung der Eitelkeit in einen Pfau zu fahre. 


ee Dater, in * ale viele 2 
‚Sermannsfiaft. ; Bur Bildung eines 


—— —— 36 —* 
auch noch der in der Seemannefchaft. Diefe begreift alle n 
ee in ih, melde um Gommando und yu sierung (D 
gehören, und der vollendete Seemann, welcher als ber (Cor 
ober Captain) ein Cihff über Sr führen we —— — ef 






GSeeräuberel Seerechte 118 
ten” (Land. 1717). Bekannt iſt der engliſche, Nautieal almanac”, welcher 
ich keranstorumt. 


Seeraͤuberei umterfcheibet ſich von der Caperei (f. Caper) dabucd, daß 
von dem Freibeuter (Gorfaren) unter willkuͤrlicher Flagge aus eigner Macht 
u Jedermann ausgeübt, biefe hingegen ben Unternehmern (Armateurs, Rhr- 
von einer Friegführenden Macht gegen den feindlichen Staat, den Seegeſetzen 
WS, durch ein Patent (Caper⸗ oder Markebrief) erlaubt wird. Letztere iſt eine 
Bheeei dei neuern Staats⸗ und Voͤlkerrechts; erftere eine Barbarei unſers gefell: 
Zuflanbes, die fi) aus ben Zeiten der Älteften Rohheit erhalten hat. 
uge Beiſpiel, daß die Staaten felbft Die Caperei als ungerecht anerkannt 
ſich —— haben, enthält der Handelsvertrag Friedrichs II., Könige 
mit den Verein. Staaten von Nordamerika, vom 10. Sept. 1785, 
DB. Gegen die eigentlichen Seeraͤuber haben die Regierungen zu allen Zei- 
bebmehe, bald minder glückliche Anftrengungen gemacht. Inſelmeere und 
Käften, wie die in ber Levante, im perfifchen und arabifchen Golf, 
m Weſtindien und im chinefifchen Meere, waren von jeher und find 
acc, die Schlupfwinkel diefer Banden. Geekriege befördern oft ihre 
auf eine furchtbare Art. So die Flibuſtier (f.d.). Am Eräftigften 
kale Böser duch, Pompejus binnen 40 Tagen die Corfaren im mittellaͤndi⸗ 
Dune, meiftens Cilicier (67 v. Chr.), unterdrückt; in ber neuern Zeit die 
ie inben inbifchen Gewaͤſſern. Gegen die norbafritanifchen Seeraͤuber 
wie Rorbamerikaner ihre Flagge am mwirkfamften zu fichern gewußt. Was 
wife Bund (nachdem ſich der vielverfimdigende Verein unter Sidney Smith 
weiß, und der in Hamburg 1818 geftiftete antipiratifche Verein aufgeläft ha⸗ 
begegen bewirken wird, muß die Zukunft lehren. Auch der Kaifer Alerander 
Diefen Gegenſtand feiner Aufmerkfamkeit gewuͤrdiget. Am fchlaffften und 
mE denen Demüthigung kraftlos haben fich die meiften ital. Regierungen, 
iel und Spanien in biefer Sache gezeigt; und nie waren bie Küften der py⸗ 
Halbinſel dem Unfuge der Gorfaren fo ſehr preißgegeben als eber: 
—2* verhoͤhnen gegenwaͤrtig 6 verſchiedene Banden von Seeraͤubern 
Bine euzopäifchen Regierungen : 1) Die norbafcikanifchen ; 1815 befanden 
8000 Ehriftenfkinden in der afrikan. Befangenfchaft. (&. Barbaresten.) 
ke gsischifchen und ital. Abenteurer im mittellaͤndiſchen Meere und im Archi⸗ 
W, gegen welche ber Kapudan⸗Paſcha bisweilen in See ging; feit 1823 
Diefe griechiſche Seeräuberei fo uͤberhand, daß mehre europ. Mächte gegen 
* ausſandten. Aber erſt 1828 gelang es dem Praͤſidenten Grafen 
Wrias, nachdem ihr Hauptſchlupfwinkel Karabuſa auf Kreta zerflört war, 
gräuelvollen Unmefen Einhalt zu thun. 3) Die ſuͤdamerikaniſchen, die kuͤhn⸗ 
wer allen, welche mit ber Flagge ber Inſurgenten felbft in den europäifchen 
ſern Unfug treiben, ohne den neuen Freiſtaaten allemal anzugehören. 4) 
sfifchen und indifchen im perfifhen Meerbufen, die dem indifhen Handel 
Abbruch thun. 5) Die malaiiſchen in Südafien und die Ladronen in der 
e, die oft 2 — 300 Segel ſtark auf die Chinafahrer Jagd machen. 6) Dir 
önnifchen, welche bie Aſhantis und andre Negerfürften mit Hülfe der 
ausgeruͤſtet haben. Bol. Tonnies's Schrift ber bie Barbaresken 
ug 1826). Der Verf. beweiſt, daß das feindliche Verhaͤltniß der Barba- 
gu den norbbeutfchen Staaten den Seeplägen von Varel bie Memel in den 
sem von 1815 bis mit 1825, nach einer mäßigen Schägung, einen Scha⸗ 
w 32 Miu. Mark hamb. Cour. gebracht habe. Die Schifffahrt der mit 
arbaresken nicht befreundeten Staaten in das mittelländifche Meer wirt bar 
sfig durch Fremde Schiffe betrieben. 
Zeerechte, die beftehenden Sergefete(f. d.) und die Ste 
Reg. Sicbente Aufl. b. X. 
















eerech heit. Aus f. Entfi 

‚ Balin und U. haben Facobfen (f. 

st of thelaw of maritime captures and prizes', M por 181: 
) — ger ei. ölfe 
Serratiit, an — F | >: l 
eevoͤlkerre errecht, — 
Safpar ). Diefer um Re a kerki 


Seesen (Uli 





Seetzen | 115 


wAdeftäch aufnahm. Da er bereitß ohne Dolmetfcher fortkommen Eonnte, 
ta cm 1. ai, halb tuͤrkiſch, halb arabifch gekleidet, u. d. N. Muſa, eine 
Krach Sorten und Palaͤſtina an, bald in Geſellſchaft, bald allein, da Furcht 
Unbeifchen Bebuinen Alle zuruͤckſcheuchte. Schon am 5. Tage fiel er zinem 
In berfelben in bie Hände, biieb aber als Arzt, wofuͤr man ihn hielt, von ihnen 
int. Diefe Reiſe, wo er das einft fo berühmte, jest faft vergeffene Tracho⸗ 
mu Axcanitis befuchte,, dann in ben öfllichen, von Drufen bemohnten Theil 
u verdrang, und füdlich die Grenzen des fteinigen Arabien berührte, gab 
©. ſtieß auf eine Menge römifcher Ruinen und Inſchriften; in 
lleinen Bezirk fand er 14 römifche Tempel, ein gut erhaltenes Amphithea⸗ 
ine MO Stunden lange Waffcrleitung, Srabmäler, ähnlich denen bei Pals 
Iſchoͤne Stadtthore, eine noch aanz erhaltene Kunſtſtraße und viele andre 
& opirte eine Menge Inſchriften, die ſaͤmmtlich, mit Ausnahme einer 
griechiſch find. Im Juni 1805 kam ©. nach Damask zurlid, 
berauf neue Entbedimgsreifen im Libanon und Antilibanon zu beginnen. 
qe Iebte er zu Mar-Serkés in einer Art von Zelfengrotte, von wo auß er 
Bl eoigen Schnee bedediten Gipfel des Libanon, deren Höhe er leider, wegen 
Rgeid eines Barometers, nicht meſſen konnte, Die prächtigen Ruinen von Baal 
„den Zempel der Venus Aphacita und viele bisher unbekannte Überreſte bes 
‚wie auch die beiden merkwuͤrdigen Kloͤſter, das maronitifche Kußheja mit 
k ſriſhen Druckerei, ımd das griechiſch-kathol. Kloſter Mär: Juhannas 
Weier, das ſeit 70 Jahren eine arabiſche Druckerei beſitzt, aus der 22 Werke 
gingen, welche ſaͤmmtlich in Gotha find. Nach 11 Wochen kehrte S. nach 
wit zuruͤck, wo er ſich au neuen Wanderungen vorbereitete. Den 19. Jan. 
feat er diefelben an in der Kleidung eines arabifchen Schechs vom Mittels 
R, begleitet vor einem damafcenifchen Kramhaͤndler, um die Oftfeite des Ders 
bes Jordan, des tobten Meers und jene Gegenden Eennen zu lernen, deren 
küge Herrlichkeit felbft aus dem Andenken der Menfchen entfchwunben ift. 
be er Hasbeia (einft Caͤſarea Philippi) und den See von Tiberlas befucht 
„tum er den 15. Febr. in das Dorf el Hoͤßn zu griech. Chriften. Hier mußte 
h, um mit einiger Gicherheit vor räuberifcher Habfucht feine Unterfuchungen 
Ken ze innen, faft in Lumpen kleiden. So zog er oft barfuß, meiſt unter 
B.Dimmet ſchlafend, in jenen unwirthbaren Gegenden umher, wegen der eben 
betenen Faſtenzeit faft nur von Waffen, Brod und Öltebend. Die hier von 
efuchte Landſchaft el Botthyn iſt mie großen, kuͤnſtlichen Höhlen angefuͤllt, 
a Mkes (dem alten Gadara) traf er eine Voͤlkerſchaft, die mit ihrem Viehe 
Dig in ımteriedifchen Höhlen wohnt. Die einflige Herrlichkeit des beruͤhm⸗ 
WM war noch erkennbar in einer ſchoͤnen Stadtmauer, Säulen von Marmor 
berzeften mächtiger Paldfte. Allein das Merkwuͤrdigſte war die Auffindung 
lichen, bisher ganz unbekannt gebliebenen Ruinen von Dſcherraſch (ſonſt 
3), 20 DM. füblih von Damask bei dem Dorfe Szuf, die nad) S.'s Bes 
ung ein wuͤrdiges Seitenftüd zu denen von Palmyra und Baalbeck abgeben. 
kennte ex biefe Eöfttichen, zum Theil noch unverfehrien liberbleibfel nicht 
unterfschen, jedoch copirte er einige Inſchriften. Auch zu Amman ( fpäter 
vefphia), diefer uralten Refidenz, fand S. einen Reichthum unbeſucht ge> 
we Ruinen. Trotz der unzähligen Befchwerlichkeiten in Gegenden, wo nur 
me Städte, Doͤrfer und Räuberhorben anzutreffen waren, drang S. ims 
liter ſuͤdüch laͤngs der Oſtſeite des tobten Meers, vor, erreichte Ende März 
md umreiſte von bier aus auf gefahrvollen Gebirgspfaden das Suͤdende 
Bees, deſſen Salzigkeit jedes lebende MWefen daraus entfernt. Am 7. April 
nach 12woͤchen tlichen Wanderungen in das Klofter zu Santa⸗Terra nad) 
m, ging ben 25. Mai nad) Jaffa ab und von da zur Ser nad) Ace, 6 


8 * 














Siihen 117 


Mockha. Die Sicherheit, weihe außersen: in ssemen herrſchte, wurd hier 
b einen herumſtreifenden Bebuinenftamm aeftört, und nur mit Mühe danı 
mberaubt nad Modha. Sein von hier aus unter dem 17. Nov. 1810 an 
ı 9. Eindenau in Gotha gefchriebener Brief ift die legte, durch ihn ſelbſt nad) 
ma gelangte Nachricht. Es heißt darin: „Bon Arabien bleibt mir nur noch 
kkaskt, Oman und die Suͤdkuͤſte von Aden bis zum perfifchen Meecbufen zu 
nfaden übrig, und ich hoffe, innerhalb weniger Tage die Reife dahin antre⸗ 
a Benen”. Bein Weg follte gehen über Sana nach Hubramüt, von dort 
euera Dafen der nächften Küften und einigen öftlichen Häfen, und dann von 
zu Schiffe nad) Mockha zurüd. Zugleih drüdt er in diefem Briefe 
Uhr aus, nach Heendigter Reife in Arabien in das Innere von Afrika zu 
‚ wobei er ſich mehr, als irgend ein Andrer, einen glüdlidyen Erfolg ver: 
barfte. Leider follte er von allen diefen Plänen keinen ausführen. Nah: 

u & Jahre Ing Beine Nachricht von feinem Schidfal zu uns gelommen war, 
1815 ein engl. Reifender, Budingham, von Modha aus dem Heren v. 
u Wien Folgmdes: „Als S. in Mockha angelommen war, ließ der 
Dela alle feine Effekten, die in wiffenfchaftlichen Sammlungen beftanden, 
nehmen, und, als er ſich in feinen Erwartungen, große Schäge darin 
‚ betrogen fah, an den Imam von Sana unter dem Vorgeben abliefern, 
U Dinge zu Ausübung von Magie und Zauberei beftimmt reiten. Nach 
Berfachhen, zu feinem Eigenthum zu gelangen, beſchloß S., fih an den 
won Sana felbft zu wenden, und reifte zu diefem Behuf im Det. 1511 
eb; allein Eure Zeit darauf kam durch die ihn begleitenden Araber bie 
nach Mockha, daß er auf der 2. Zagereife in ber Nähe von Taes ploͤtz⸗ 
Nerben fei, wie man allgemein glaubte, auf Befehl des Imam von Sana 
"Finen heil der Papiere hatte ©. kurz zuvor den ital. Kaufmann Ben⸗ 
Im Beforgung übergeben, welcher ſolche vor feinem bald erfolgten Tode 
hertigen Banianen anvertraute, aus deſſen Händen fie in bie des Dola 
in, und fo wahrſcheinlich ebenfalls verloren find”. Eine fpitere, aus Bom⸗ 
np England gekommene Nachricht ſtimmt mit diefer im MWefentlichen überein. 
Ki iR der Verluſt diefes Mannes, ſowie feiner legten Tagebuͤcher und 
Die Früchte, welche wir feiner Reife verdanken, follen durch die 
gabe feines Gjährigen Tagebuchs, das bis zum Apr. 1809 reicht, und ganz 
webeitet in den Händen feiner Samilie iſt, auch dem Publicum mitgetheilt 
u. Die Geographie der füdäftl. Grenzen von Europa und Afien, bie ganze 
un Syrien, Palaͤſtina und Arabien erhält durch S.'s aftronomifche Beob⸗ 
gen genauere Beflimmungen; feine ganz auf eigne Anfiht gegründete 
des tobten Meers und deffen Umgebungen gibt ein deutliches Bild einer 
aux wenig befannten Gegend; feine Wanderungen in den oͤſtlich vom 
ı gelegenen, von keinem Europäer in neuerer Zeit betretenen Ländern; feine 
kung der herzlichen Ruinen von Dſcherraſch und Philadelphia haben dem 
en Alterthumsforſcher eine neue Welt eröffnet; feine dort gefanmmelten, 
hen Juſchriften laffen Licht über die frühere Geſchichte jener nun vergeffe: 
fige der Bildung hoffen; feine Befchreibungen von Damask, Acre, Cairo, 
Dſchidda, Sana, Modha und befonders von Mekka und Medina über: 
alles Zeitherige; ausgezeichnete Verdienſte hat er um die arabifch » afrika: 
Sprachkunde; feine Nachrichten Uber die Voͤlkerſtaͤmme Arabiens, über 
Befege, Sitten und Lebensart, über die Topographie, die Einw. und bie 
ungeform des innern Afrika, bie er theils durch eigne Anficht, theils auß dem 
: Eingeborner [ammelte, find treffliche Bereicherungen für Länder: und Völker: 
die durch ihn begräindete orientat. Sammlung in Sotha, bie [hon jest mehr 
DO erientalifche Handſchriften und einen rigen Schatz von Alterthuͤmerv 































Seguin Soͤgur (Familie) 119 


waihm außerordentlich beguͤnſtigt. Sein Name iſt unſterblich in der Geſchichte 
03 altung. —2) Antoine Louis ©., geb. den 1. Der. 
uk geft. den 25. San. 1792, wird für einen der größten gerichtlichen Met: 
‚futreiche gehalten. Auch war er Mitglied der fans. Akademie. — 3) Sein 
Me, Anton Jean Matth. S., Baron v., geb. zu Paris den 21. Sept. 
ro, wurde vom erften Conful feit 1800 fehr ausgezeichnet und 1810 zum er» 
Ylfdenten des kaiſerl. Gerichtshofes ernannt. 1814 erklärte fi S. für 
4 XVIIL, der ihn zum Pair und Präfidenten des Appelationsgerichts in 
Rente. Baron ©. iſt ein freimüthiger fefter Mann, der die Würde des 

Mbehauptet. In der Kammer gehört ex zur Oppofition gegen das Villoͤle'⸗ 


— *— Armand), beruͤhmt durch die gluͤckliche Anwendung der Chemie 
Veſe mad Gewerbe, insbefondere auf Gerberei. Als die Republit 1793 
















Meile bei ihrem Kampfe mit dem gegen fie verbünbeten Europa herbeis 
Rah eine Mill. Franzoſen bewaffnen mußte, zeigte &. dem Nationalconvent 
1 u Ristel erfimben habe, Häute in Zeit von 3 Wochen zu gerben und voll 
gen Sebrauch zuzubereiten. Die Art biefer Bereitung war nicht unbekannt, 
ed Beſorgniß, dem Leder zu ſchaden, nicht angewendet worden. S. übers 
Rufe Lieferungen für die franz. Deere und erwarb ſich babei ein ungeheures 
en. Gelne Erfindung, aus Stroh Papier zu verfertigen, iſt ohne Erfolg 
um. Rapolson fand S.'s große Reichthuͤmer verdächtig, und erprefte das 
xeſe Summen von ihm, bis &. es endlich vorzog, fich Ind Befängniß fegen 
ke, als unaufhörlich zu zahlen. Er lebt jest in Paris und hat mehre Schrif⸗ 
quiſh⸗t. chn. Inhalts herausgegeben. 
‚ Öbgur, eine alte franzöfifche, jet;t gräfliche Familie, die eine Reihe merk 
er zähle. Wir führen bier nur an: 1) Joſeph Alerandee, 
haris 1752, farb zu Bareges 1805, war der Sohn des Marquis P hi⸗ 
HBeinrich de S., weicher von 1780 — 87 Kriegeminifter war und 1801 
h Iofepb Alerandre diente vor der Revolution im Heere; dann machte er fich 
Perifeiche Schriften bekannt. Einige Heine Luftfpiele und Opern von ihm 
uf den Repertoirs der parifer Theater geblieben. Durch die Herausgabe der 
zupondance necrete entre Ninon de Lenelos, le Marg. de Villarceaux 
d de Maintenon” täufchte er bie Leſer eine geraume Zeit, indem er ſich mit 
Iten Feinheit in die Sitten und Verhältniffe der damaligen Zeit und in bie 
Bere der handelnden Perſonen hineingebacht, und biefem SBriefwechfel bie 
nöfle Wahrfcheinlichkeit zu geben gewußt hatte. Ein andres anziehenbes 
von ihm („Sur les femmes’’, 3 Bde.) ift eine Art von hiſtoriſchem Roman. 
indet Darin bie ganze Brazie feines Geiſtes, allen wenig Methode und hiſto⸗ 
Freue. — 2) Louis Philippe, fein Bruder, geb. zu Paris den 10. 
753, Pair von Frankreich, Mitglied der franz. Akad., bekannt durch feinen 
echfel mit dem Marſchall Prinzen v. Ligne, biente im amertlanifchen 
ummter Rochambeau und Viomenil. Er erhielt den Cincinnatusorden. Nach 
teden von 1783 warb er als franz. Gefanbter nad) Peteröburg geſchickt, wo 
m täglichen Umgebungen ber Kaiferin Katharina gehörte, und dadurch für 
Dof große Vortheile errang. Er ſchloß 3. 8. 1787 einen für Frankreich fehr 
Handelsvertrag ab, und hinderte die Erneuerung besjenigen mit 
d. Huf der berühmten Reife Katharinens nad) der Krim begleitete auch ©. 
bem Prinzen von Ligne. Die Revolution führte ihn nach Frankreich zuruͤck. 
sarb er nach Berlin gefandt, um Preußen von dem Kriege gegen Krank: 
mbrtngen. Nach der Entfegung Ludwigs XVI. zog er ſich von allen öffent- 
Zeſchaͤften zurück, und widmete fi) ganz der Literatur. 1798 gab er fein 
re de ’hermitage” (2 Bde.) heraus, eine Sammlung von Xhenteriigen, 





Sehungsbogen Seide 181 


ehrt. Se näher eine ſolche Sehne tem Mittelpunkte liegt, deſto Länger if 
ſedej der Durchmeffer,, der durch den Mittelpunkt von einem Ende des Kreis 
W gan andern geht, die größte Gehne iſt. 

Sehungsbogen. Die Firſterne und Planeten werben uns beifanntlidy 
| ange nicht mit Einem Mal, fondern, nad Dafgabe ihres 
denen Glanzes, ihrer ſcheinbaren Größe u. ſ. w. nur allmaͤlig fichtbar. Der 
au, um welchen bie Sonne umter ben Horizont finten muß, ehe ein ges 
Geftten ſolchergeſtalt fihtbar wird, heißt ber Sehungsbogen dieſes Geſtirns. 
; Geide, das eigenthümliche Geſpinnſt, womit die Seidenraupe, der 

m (Phalaena Bombyx) ſich vor der Werpuppung einfpinnt. 
frühefe Kenntniß der Seide und ihrer Anwendung zum Weben muß 
inrlen und Indianern zugeflanden werden. Bei jenen iſt bie Seidenweberei 
Crfehung der Kaiſerin Selingch (2600 v. Chr.). Die Griechen nannten bie 
anyıle vor Kos ihre Lehrerin in diefer Kunft. Noch jest llefern China ımb Ita⸗ 
Be meehe Seide. Hat ſich der Seidenwurm eingefpomen (vgl. Seiden⸗ 
pe), fa tödtet man ihn durch Terpenthinoͤl, oder in einem Badofen, und haſ⸗ 
derchen, ſeildenen Faͤden auf einem kuͤnſtlichen Geidenhafpel ab. Das Be: 
BR (Orca) wird zu dem Ende in einen Keffel mit faſt kochend heifem Waffer 
wen, de Florettſeide (ſ. d.) zuerft abgenommen, und bie inmere feftere 
Hugmidelt. Das heiße Waffer dient, um den Leim, welcher die Fäden zu- 
bt, aufzuweichen. Bei der feften Seide werben 8 — 24 einfache Fäden 
Pas Bazten zufammengehafpelt. Diefe rohe Seide ift weiß oder gelb. Sie 

Be wie Flachs gebleicht werben, nur durch Degummiren (Auslochen) wit 
Ft man ihr die gehörige Weiße, und nimmt ihr den natürlichen Firniß, ber 
Minbet, Fatben leicht annehmen. Degummirt wird die Seide auf eignen 

un, gezwirnt, und nachdem fie lockerer oder fefler gezwirnt if, nennt man 
Bumfin= oder Tramſeide. Jene dient zur Kette, biefe zum Einfhuß, und 
Wit ven den Orten, wo fie zubereitet warb, noch Beinamen. Der zum Wes 
I Seide beftimmte Stuhl kommt in der Hauptfache dem gewöhnlichen We⸗ 
Mn. — Bon den feidenen Zeuchen hat man 1) glatte: Taffet, wozu auch 
Ne gehört; Bros de Tours, ſchwerer ald jener, weil jeder Einfhuß aus 
6San befteht ; Baft und Terzenelle. 2) Gelöperte: ſeidene Serge, Les 
u, Atlas, ber feinen Glanz dadurch bekommt, baß fehr weiche Seide ſowol 
Kefhuß als zuc Kette genommen wirb. 3) Façomirte Arbeit: a) Fußarbeit, 
nttaffet, deſſen Figuren aus lauter Quadraten beftehen; Spiegeltaffet, deſſen 
n laͤngüche Quabrate find; Zeuche mit Gerſtenkornmuſter; b) Zugarbeit, 
n Kegel» oder Zampelfluhle gewebt: gesogener Gros de Tours ober Perus 
‚ beffen Kette aus zweierlei farbigen Faͤden befleht, erfcheint auf beiben Geis 
68; einfacher Droguet, an welchem die Figur farbig iſt; Droguet-Lifers 
hefarbigen Figuren; geblimter Taffet; geſtreifter Taffet; gebluͤmter Atlas; 
Elf. d.); geblämter Moir hat einen Gros de Tour⸗Grund und Atlasblu= 
4) Stoffe erhalten durch das Brochiren große und vielfarbige Blumen, und 
auf dem Zampelfluhle gewebt. Der Stoff hat gewöhnlich nur einen Taffet⸗ 
biswellen find jedoch noch damaſtartige Blumm neben den bunten einge⸗ 
Das Brochiren der bunten geſchieht durch eine Menge kleiner Schügen von - 
en Farben, auch wird oft in die Kette und in den Einfchuß Gold oder GSil⸗ 

ingewebt. : Bei großen Blumen müflen die langen Brochirfäden gebunden 
, was man Ligage nennt; auch wird oft das Metall mit der gleichfarbigen 
n einer anders gefärbten Kette zugleich untergewebt, damit ihre Farbe nicht 
imumere, b. i. Sommpagnage. Wird Sompagnage und Ligage verbunden, 
man die großen Blumen mit kleinern umterfüttern. Zu folchen Zeuchen ges 
Batavia und ber brodhirte Sammet. 5) Sammet ober gefchnittene Sei» 































beſteht aus Walzen, 

Stahl 0 age weldjen der fertige Ze hu 
—— = See ae 
Leim, Zucker chfengalle ıc. auf ber rechten, ob 

ae Taten ie Sf un fogteich Surc) Koblenfeuee a 


Seide, — der ausgezeichnetſten Charaktere in 


"zer hleß eigentlich Zai ein Sklave 
* aftm, die, Ha —— —— er feine 


Fe 77 





Bu 

L aan. u 

* Be u — 
.g 7 

* va 


Zaib war feitbem Mohammsb’s ergebenfter Schiller, wurde bi 
angenommen und erhielt Zeinab, die T. einer Kante des Pr 
Gemahlin Bald nachher aber entzündeten die Reize der jungen Frau 


13, und der unterrlnfige Sad entfhtoß ih, fe u verftofen, um ber 
e — — re Ärgerniß | ent 
nige Zeit mit ber Ausfuͤhrung feines Entſchluſſes; als er fich a 

im Koran b | tte er die Verſtoßene nach 2 


en Jüngling 
* der ſich durch biefen verleiten läßt, nen Ben if ne J 
chem Gehorſam gegen des Gebieters Wort, zu ern 
zum Watermörder wird. Voltaire wollte in Siefe ( 
Kin Gewalt b der Glaubensſchwaͤrmerel fehildern, was ihm tr 
Seidelmann (Jakob), Prof. an ber Akademie de fte zu4 
— Sein Vater Verka grüner asien sh m Mi 


— 


Kindermann. Das gab Veranlaffung, d dur 
(Ehepaare (der Gapellmeifter Franz ©. * 8. — 
—— 23. Det. 1806) bie Mufit, der ib 


4771 mit einer und | 
ur * a „Hofe 








Seidenraupe 188 


ke, Inder Größe der Originale. Der Umſtand, daß einige berfelben auf ber 
befhäbigt wurden, gab Weranlaffung, daß der Künfkler vom Kaifer nach Pe⸗ 
eingeladen wurde, wo er 13 Monate auf Koften der Krone zubrachte, um 
äldisten Zeichnungen herzuſtellen: ein Befchäft, welches, fo ſchwierig es auch 
Batheit diefer Art von Zeichnungen macht, dem unermüdeten Kuͤnſtler in hohem 
Begetungen fein fol. Eine ſ. gelungenſten Arbeiten iſt eine Copie der berühmten 
Mies Cocteggio auf der dresdner Galerie in der Größe der Madonna von Muͤl⸗ 
nah welcher Morghen einen Kupferftich liefern wollte. — Seine Battin Apol⸗ 
ı sb. de Forgue, hatte ſchon in Venedig , ihrem Geburtsorte, Unterricht im 
erhalten, worin fie fich nachher zu Dresden unter der Leitung ihres Gatten 
. 1790 reiſte fie mit demſelben nad) Italien, wo fie in der Schule 
Iberktenten Thereſa Maton, Schwefter Rafael Menges, fi) 3 Jahre lang ber 
Nalstumakrei widmete. Nach ihrer Ruͤckkehr nach Dresden erhielt fie aus dem 
| eine Penſion. Neuerlicy hat fie ſich mehr mit Arbeiten in der Ma⸗ 
Wei Gatten als mit Miniaturmalen befchäftigt und durch eine feelenvolle 
vieler der fhönften Bemätde der dresdner Galerie als feltene Künft: 
wet. Eine ihrer trefflichften Arbeiten war bie Zeichnung ber berühmten Ras 
Nadonna in diefer Galerie, nach welcher ber 1816 zu ftuͤh verft. Prof. 
fe in Dreöden den meifterhaften Kupferſtich geliefert hat. 
Beidenraupe. Diefes Infekt, welches bie Seide liefert, befist Europa 
560 nach Chr., wo Kaifer Juſtinian fie durch Mönche aus Indien nad) 
bringen ließ. Mit ihm mußte man auch den Maulbeerbaum aus 
seh Europa verpflanzen. Beide kamen aus Griechenland nad) Stalien, von 
eich, Spanien ımd a. Ländern, und jet zieht man fie, twiewol ohne 
a Rchen, fogar in Norddeutſchland und Preußen. Das Vaterland der Sei⸗ 
we [deinen alle die Länder Aſiens zu fein, wo der weiße Maulbeerbaum, der 
wRabrumg dient, wild angetroffen wird. Hier lebt fie, fich felbft überlaffen, 
in. Ihrer Nuͤtzlichkeit wegen aber hat ber Menſch fie unter feine befonbere 
tensmmen. Das volllommene Inſekt, der Seibenvogel, ein Schmetterling, 
den pinnenden Nachtfaltern gehört, ift mit außgebreiteten Fluͤgeln ungefähr 
Wierit umd hoͤchſtens 1 Zoll lang. Die Fluͤgel find ſchmutzig oder gelblich 
mit 3 blaßbraunen Streifen und einem mondförmigen, oͤfters kaum fichtbas 
E Sein einziges Geſchaͤft iſt die Fortpflanzung. Das Männchen ſtirbt bald 
zBegattung. Das Weibchen legt einige Tage nach einander 3 — 500 Eier 
bt dann gleichfalls. Die Eier bebürfen zu ihrer Ausbrütung einer Wärme 
Fahrenheit und fchlüpfen dabei binnen £ — 8 Tagen aus. Sin ben heißen 
ı bleiben diefe Eier den Winter fiber an den Bäumen figen, und die Raͤup⸗ 
käpfen im Fruͤhlinge aus, fobalb Die Sonnenwärme den Knospen des Maul: 
ms das Laub entlodt. Bei uns laͤßt man fie nicht eher auskommen, als bis 
abrung für fie da ift. Die Seidenraupe iſt, wie a. Raupen, gefraͤßig und 
be eapfindlic, gegen Kälte, Näffeund Winde. Wärme, trockene, heitere Luft 
he find zu ihrem Gedeihen nothwendige Erfoderniffe; außerdem erkranken 
ben viele. Die Heinen Raupen fehen Anfangs ſchwarz aus, häuten ſich aber 
b ihres 6— 7 Wochen langen Lebens mehrmals und verändern bei jeder Häus 
Farbe. Nach der legten erfcheint die Raupe weißlich ober braun mit dunk⸗ 
spfe. 6— 7 Tage darauf bemerkt man unter bem Halfe eine Röthe, woraus 
fießen kann, daß die Zeit der Verwandlung nahe iſt. Die Raupe hört jest 
reſſen, wie vor den Häutimgen, läuft unruhig und ſchnell umher und fucht 
quemen Pla, um ſich zu verwandeln. Sobald fie ihn gefunden hat, fängt 
efpinnft ( Cocon) an. Sie hat dazu, wie alle Spinmer unter den Raupen, eig» 
Be in ihrem Innern, In welchen ſich gegen die Zeit ber Verwandlung aus dem 
geſafte eigne Plebrige umb gleichſam harzige Säfte, die ſehr fein und bucht, 














X 












— 


Gegenſtand an, ichem fie ihr Gefpinnft befeftigen n 
re — — Hafpeft auf, biefe * 2 — —*— —* 


BE ei inf an dm rn m 


Zwecke zu verarbeiten. Den erften Tag fpinnt fie nur ein un 
figes, unzufammenhängendes Gewebe, das dem cig ' 


denbaueß € Deutfchland —— be ir 
Seidler ——— Hofrath und Profeffe 
geb. zu Oſterfeld, e. Städtchen 5 Naumburg, 
Den (2 Water, Dr De daft, gut vorbereitet, kam er im 14 ve 
—— — Von Lobeck und Key * — * 


———— er Theologie, J hilf Ä 
pa fr a mi en Cife Pig a. 3% | 


id, 1803 ie iger Wobei u bi 

> Ber fc feiner af 
der griech. ( und namentlich der 
— Leipzig, erlangte 1807 ——— 


a em 

ae in — —— — N Dem fich 

Stan und in De Linie Buheguihen, die er je * 
zen freundlichen Dorfe unweit eipig, genieft. Grine Be Fin 


Seife Seiks 125 


He, beſonders hinfichtlich der Metrik, find allgemein anerkannt. ©. „Episto- 
kiea ad Lobeekium”' (der Lobed’fchen Ausg. des Sophokteifchen „Ajax‘ ſLpz. 
Nangehänge) iſt eine Vorarbeit zu f. größern Werke „De versibus dochmia- 
Rei. 1811 fo., 2 Abth.). Hermann beurtpeilt dieſes für Metrik und Kritik 
ige Bert in f. „Element. doctr. metr.” 1812 faßte &. den Entſchluß, vom 
MNes eine ähnliche Ausgabe, wie die Erfurdt'ſche des Sophokles iſt, zu veran⸗ 
R, vom der aber nur 3 Bde.: „Troades” (1812), „Electra und „Iphigenia 
ride" (1813), zu Leipzig erfchienen find. Außer jenen Werken fchrieb ©. noch 
wis disputatio de Aristophanis fragmentis“ (Halle 1818, 4.); „De Euri- 
heitione prineipe” (in Sr. Aug. Wolf 8 „Literarifchen Analekten“, Bd. 1); 
tempore, quo primum aeta est Antigone”, bie man in Hermann's Ausg. 
re nebft vielen dieſem Gelehrten mitgetheilten ſchaͤtzbaren Bemerkun- 
a. m. 

Seife. Jede Verbindung eines Pflanzenoͤls oder thieriſchen Fettes mit ei: 
A, welche ſich in reinem Waſſer zertheilt und aufloͤſt, damit ſchaͤumt und 
fetsie andre Unreinigkeiten aus Zeuchen hinwegnimmt, heißt Seife. Über 






aͤßige der Seifenzubereitung belehren: „Die neueſten Entdeckun⸗ 

das Geifenfieden” (Leipz. 1814); Hausmuͤttern, die ihre Seife ſelbſt ſie⸗ 
vollen, iſt außerdem Koͤgel's, Gruͤndl. Anweiſung zum Seifenfieden” (Qued⸗ 
) zu empfehlen. — Der Seifenſpiritus iſt eine Aufloͤſung von Seife 


Seigern, f. Silber. 

Seiks oder Sikhs find eine im Hindoſtan verbreitete religisfe Sekte, 
aſſch za dem reinften Deismus bekennt, indem fie nur einen einzigen und uns 
men Bott verehrt und fich dadurch vorzüglich von den Hindus unterfcheidet. 
Ktungswerther Stifter war Nanek Schah, aus ber Kafte ber Schettris und 
khufhen Stamme der Vedis, weicher 1469 n. Chr. ia dem Dorfe Rajepufe, 
Peroinz Lahor, geb. wurde. Nanek war noch fehr jung, als einige Fakirs, 
Ken er auf einer Hanbelsreife zufammentraf, ihn zu dem Nagornaigottes: 
‚meiher in ber Verehrung eines einzigen Gottes befteht, befehrten. Eine leb⸗ 
ataſie machte ihm f. Handelsgewerbe zumiber, und um f. Wißbegierde zu 
en, durchwanderte er ganz Hindoftan, Perfien und Arabien, beſuchte die 
betsorte der Mohammedaner, Mekka und Medina, und die heil. Sekten der 
in Wetale, fotwie die Picos (mohammedanifche Heilige) in Multan. Spaͤ⸗ 
ınte er die Lehrſaͤtze der Sſufi's kennen und befolgte ihre Lehren, vorzüglich) 
er bie Schriften eines zu dieſer Sekte gehörigen Mohammebaners Kabik, 
en feinen Schriften allgemeine Dienfchenliebe und insbeſondere veligiöfe 
g empfahl. Nanek entfagte num allen Weltgefchäften und weihte f. ganzes 
er reinſten Andacht. Ex begeifterte fich zu der erhabenen und menſchen⸗ 
ben Idee, durch eine einfache Religion und eine gereinigte Sittenlehre eine 
ung zwiſchen den Hindus und den Mohammmebanern zu bewirken. Er be: 
daher Beider Religion mit Achtung, fischte fie nur des Überfläffigen und 
Widerftreitenden zu entladen und fie zu einer thätigen Religion, zur reinen 
wehrung und Menſchenliebe hinzuleisen ; daher fagte er: „Hunderttauſend 
ned, eine Million Brahma, Wifchnu und Hunbderttaufend Rahma 
3 Throne bes Allerhoͤchſten, fie fterben Ale: Gott allein iſt unſterblich; 
iſt ein guter Hindu, ber gerecht, und der ein guter Mohammedaner, deſ⸗ 
rein ift”. Nanek ſtarb gegen 1540 zu Kirtaipur, wo er dicht am Geftabe 
I begraben liegt. Kirtaipur iſt daher bei den Seiks ein heiliger Ort, wo 
ein Stuͤck von Nanek's Kleidung in f. Tempel aufbewahrt und den Walls 
ezeigt wird. So erhaben wie die von Nanek geftift. Religion, und fo men⸗ 
ıblich wie f. Lehren, fo rein war f. ganzes Leben. Weit entfernt, wie Mo⸗ 


. = 





Seller 4127 


ab mit allen ben Geinigen gefangen genommen, nad Delhi geſchickt 
n entfeglichften Martern hingerichtet. Um die verhaßten Seiks endlich 
ten, ward von ber mohammebanifchen Regierung ein Preis auf ihren 
‚ und jeber, der ergriffen wurde, getöbtet. Dit dem erhabenften Hel⸗ 
itten fie jedoch, oft ihn mehr ſuchend als fliehend, den Tod des Märty> 
m grauſamſten Marten, und nichts vermochte fie zum Abfall von ih: 
a zu bewegen, fobaß ein mohammebanifcher Geſchichtſchreiber ihnen das 
t, daß nie ein Seik, der auf der Wallfahrt Rambdaspur, auch Emeith- 
(dem heiligen Drte der Seiks), ergriffen und hingerichtet touxde, feinem 
Kfagte, um dadurch fein Leben zu retten. Nur wenige Seiks entfloben 
güche Bebirge, und bewahrten da treu den Glauben ihrer Väter und den 
Ken Haß gegen ihre Verfolger. Erſt nach Schah Nadir's Ruͤckkehr 
muegten fie fich wieder aus den Gebirgen hervor und eroberten, indem 
mh benutzten, in weiche Nadir's Zug Hindoſtan geflürzt hatte, ganz 
enwaͤrtig erſtreckt ſich das Gebiet ber Seile von 28° 40 bis über den 
£, md begreift ganz Pindſchah, einen Strich von Multan und den groͤß⸗ 
eb Eandes zroifchen dem Dſchumma und Sadledſch, oder die nordweſt⸗ 
von Hindoftan, 3256 IM. mit 4 Mill. Einw. Einzelne Häuptlinge, 
gemeinen Angelegenheiten zu einem Landtage zu Emeithfee vereinigen, 
er keitung ber Alkalis fi) uͤber das Wohl bes Staates berathen,, herr⸗ 
zößere ober Fleinere Bezirke diefeß Gebiets. Wereinigt find fie, nach dem 
Generals Malcolm, welcher 1805 mit dem britifchen Deere in Pind⸗ 
und weldyen wir bie ausfuͤhrlichſten Nachrichten über biefe anziehenbe 
te im 11. Bd. der „Asiatic researches”; „Sketch of the Sikhs‘‘, bes 
dtuckt 1812) verdanken, im Stande, 100,000 M. Reiterei zu ſtellen. 
Beherrfcher oder Maha Raja foll heile von Afghaniftan und Kaſchmir 
efen haben. In den einzelnen Gebieten herrfchen bie ihm untergeorbunes 
ge ober Sirdars unumſchraͤnkt. Die Refidenz des oberſten Herrſchers 
t100,000 Einw.; die Bundesſtadt Amretſir iſt zugleich der Stapel⸗ 
Kaſchmirſhawls und den Safran. 
ꝛr (Georg Friedrich), geb. den 24. Det. 1733 zu Kreuſſen bei Bais 
Vater ein armer Töpfer war, ward durch Talent und Fleiß einer der 
gen und Volksfchriftfteler f. Zeit. Zu Baireuth und Erlangen hatte 
Bildung erhalten, worauf er ſich mit Jugendunterricht befchäftigte. 
hriftſtelleriſcher Verſuch war ein Gedicht: „Baireuth, ber Künfte Sitz 
ſierung Friedrichs (1757). Mehr Aufmerkſamkeit erregte 1762 feine 
obertfon’fchen „Geſchichte von Schottland” durch bie nicht gemeine 
des Styls und den Fleiß in den von ihm felbft Hinzugefügten Anmerk. 
e Diakonus zu Neuſtadt an ber Heide, 1764 Diakonus zu Koburg, 
10 Jahren 6 Mal aufgelegte Schrift: „Über ben Beift und die Ges 
6 vernunftmäßigen Chriftenthums”, 1769 herausgab, und dadurch 
enſchaftliche Befugniß ats f. aufgeklärte Denkungsſart beurkunbete. 
be Regierung ſtellte ihn daher 1770 als ordentl. Prof. der Theologie 
u, wo er hierauf 1772 Univerfität6prebiger, 1773 geb. Kirchenrath, 
er Conſiſtorialrath im Gonfiftorium zu Baireuth und Director de6 
tgeſtift Inſtituts der Moral und ber ſchoͤnen Zoiflenf® 30 Erlangen, 
zu Superintendent, Paſtor an der Hauptlicche und Schulrath des 
dafelbft wurde. In biefen Ämtern bewieß er nicht nur als Befoͤrderer 
en Wiffenfchaften, fondern auch vorzüglich auf dem Gebiete f. Wirs 
ine unter alabemifchen Gelehrten feltene Thaͤtigkeit. Verdienſtlich 
ramme über die Lehren des Chriſtenthums in Eicchenhiftorifcher, dog⸗ 
sregetifcher Hinſicht, die er, wie ſ. Compendien ber Dogmatik, (ateln. 





Sekten, chriſtche 146 
Freuude des Germanicus, wurden auf f. Antrieb hingerichtet, mb 
— für Immer inmer aus Dom entfernte inb gamı von ber Regie⸗ 
I berzfichte S. mit unbefchränkter Gewalt, und ber Senat verorbnete, 
Rem errichteten Bild ſaͤulen öffentäldh verehrt werden foßten. Aber 
ver dem hoͤchſten Gipfel ber 2* aa ne erreicht ne bat 
6 Argwohn, ımd nahm ſ. Dafregein fo klug, daß ©. durchaus 
ı Biß er (31 m Che.) Im Bienas öffent bar) ben Ralfer angeftagt, 
nd zum Tode verurtheilt wurde, w 


Paterculns (f.d.), wurden hing 8. 
n (Abeheitungen) entſtehen iberall, wo In gefshfäjoftigen Berhält 
Kmsmte Anficht, Meinung und Sitte fi) als die herrſchende geltend⸗ 
zemeine Unterwerfung fodert. Wenn aber, was In der Weit poftie 
ven, wiſſenſchaſtlicher Anfichten und Eimfllerifcher Beſtrebungen fich 
I, mb als ein nur in diefen Weriehungen abgefonderter Werein vol 
eicheten und Künftteen neben das Allgemeine oder 
artei oder Schule genannt zu werben pflegt, fo bezeichnet der Sprach: 
bem Namen Gekten faſt ausfchließend Religionsgeſellſchaften, die ist 
ner herrſchenden Kirche beſtehen und durch eigenthuͤmliche Glaubens⸗ 
mb Verfaſſungen ein abgeſondertes kirchliches Leben bilden. Keine 
** mag ſich ſelbſt fo nennen, indem jede in Lehr⸗ 
und Gottesdienſt das Richtige, zu allgemeiner Guͤltigkeit 
—* meint; und je fefter eine auf diefer Meinung befteht, deſto 
uch in ihren Augen jeder Verein zur Sekte, ber ihre Meligion anders 
ausübt. (Vgl. Kether.) — Unter allen Religionen der gebifbeten 
Sekten. Unter den Juden fondern fich bie Werächter des Talmub 
ı ben Verehrern beffelben, ben beſonders in Europa dngefisbeiten 
mben, mb von beiden bie Samazitee (f b.) ab. Der Islami« 
re den beiden Dauptparteien, ber Sunniten und Schiiten, noch eine 
se Sekten, 3.8. die Jeziden, Wahabiten, Jomaeliten, Rofatrter ıc. 
& durch mannigfaltige Auslegung bed Korans und vorsglid, durch 
in der Benealogie ber Familie des Propheten Mohammed, auf weis 
werhÄupter jeder mohammebanifchen Sekte ihre Abkunſt zuruͤckfuͤh⸗ 
ber unterfcheiden. Nicht minder mannigfaltig, aber noch wenig ges 
Sekten, in weiche fi) Die Bebiete der heibnifchen Religi öft: 
heilen. In China beftehen neben einander die Religion 80, 
der Zaostfe, des Konsfustfe und der Bamalemıı®, welcher kette ſich 
e dem tatariſchen und mongoliſchen Voͤlkerſchaften verſchieden geſtal-⸗ 
ns auch nach ſ. Hauptfitzen in ben tibetaniſchen und birmaniſchen zer⸗ 
ter den Verehrern des Brama in Oſtindien iſt bie Verſchiedenheit 
a umb Gebraͤuche fo groß, daß man nicht weiß, welche Partei man 
xe halten fol. Ein Gemiſch chriſtlicher und mehammebanifcher Lehr: 
Sitte iſt das Eigenthuͤmliche der Druſen; mit orientaliſchen Phan⸗ 
t findet man Elemente des Sudenthums und Chriſtenthums bei den 
Johamus uͤngern. — Die merkwuͤrdigſten Sekten, die aus dem 
riſtenthums hervorgingen, betrachten wir nad) verfchiebenen Fami⸗ 
augen ber Abweichung von dem orthoboren Stamme der chriſtli⸗ 
oberech fie in den Hauptperloden der Kirchengeſchichte bemerkbar 
us Ghriften, bie das Evangelium bukch Beimiſchung jüdifcher Lehr 
mgen verfälfchten und die chillaſtiſchen Traͤumereien ber — 
beten, beſtand die aͤlteſte Gattung chriſtlicher Sekten. (S. Naza⸗ 
un die Nükolaiten (f.b.), von denen in ei 
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Phrpgien und daher auch Phengier, Pepu ** 



















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Sekten, chriſtliche 181 


L Die Roetianer verloren fid) in der Folge unter ben Sabelllanern und 
mern ober Paullaniſten (ſ. Sabe llius und Samofatener): 2 Par: 
den Unterfchied ber 3 göttlichen Perfonen auf gleiche Weile aufzuheben 
Eine Unterordnung des Sohnes unter ben Vater behaupteten die Aria» 
) oder Deterufianer und Anomder, dagegen die Semiariauer oder Ho⸗ 
m wit den Dlacebonianern oder Pneumatomachen, welche auch ben heil. 
ı Water nicht gleich achteten, eine Wefensähnlichkeit des Sohnes mait dem 
ben, doch ebenfowie ihre Gegner, die Biſchoͤſe Marcelus von Ancyra 
it von Syrmium wegen Gabellianifcher Irrlehren verdehert wurden. 
ide gingen alle diefe unter dem gemeinfamen Namen bee Aloger, weil fie 
ne des Logos, d. i. Chrifli, Herabfegten, angefochtenen Parteien barauf auf, 
weinen biofen Menſchen zus erliären, und verfuchten nur, um fich dem nis 
Byarbelum der Drtbodoren zu nähern, mancherlei Deutungen der Drei 
Biber, — Noch während ber Streitigkeiten, unter benen bie Arianiſchen 
Ph mu einer abgefonderten Kirche ausbildeten, brachte 365 Apolllnarius 
Bifgef von Laodicen in Syrien, aus Vorliebe für ben Platonismus die 
yauf, der Logos oder Sohn Gottes habe bei dem Menſchen Jeſus die Stelle 
wftigen Seele vertreten, wodurch, weil es bald Überall im Orlent Apollis 
mb, der Unterſchied der göttlichen und menfchlidhen Natur in Chrifto zur 
Im. Dies war um fo nöthiger, da ſich ſchon gegen Ende des 4. Jahrh. 
ahoben, die feiner Mutter Maria zu viel oder u wenig Verehrung erwies 
wilde und fepthifche Weiber, die, kaum zum Chriftenthum uͤbergetreten, 
von heidnifchen Gefühlen für eine Mutter der Götter, nach Arabien ges 
vorn, führten daſelbſt einen förmlichen Gottesdienſt der Jungfrau Dias 
i einer Göttin dienten fie ihr mit Bebeten, Umzuͤgen und Opfern, wobel 
m ihr gebeiligten Stuhlwagen kleine Kuchen (griech. Kollyris) darbrach⸗ 
aber Kollyridianerinnen hießen. Auch fingen bie orthodoren Theologen 
ie Meinung, daß Maria ewig Jungfrau geblieben fei, als Gtaubensiehre 
m, and nannten eine In Arabien aufgelommene Partei, die Marien als 
efeau Joſephs und Mutter mehrer mit ihm erzeugten Bruͤder Jeſu 
t, Antidikomarianiten, d. h. Widerfacher der Marla; wegen deffelben 
wurden Helvidius in Palaͤſtina und der Biſchof Bonofus in Illyrien 
Inhängern verketzert. Neftorius, ein Syrer, feit 428 Bilhof zu Kon⸗ 
lehrte, um jeden Mißverſtand in diefem Punkte zu vermeiden, daß Ma⸗ 
erin, fondern Chriftusgebärerin zu nennen fel, weil Bott nicht 
Weibe geboren werden koͤnne. Doc) weniger wegen diefer Meinung, als 
und Parteiſucht, bewirkte der Alexandriner Cyrill auf ber Synode zu 
31 die Entfegung des Neftorius, daher die Reftorianer, obgleich ihe 
na 2 Raturen in Chrifto für rechtgläubig erkannt werden mußte, vom 
altıhätig verfolgt, nach Perfien flohen, und dort eine noch jebt ahgefons 
mbe Kirche u. d. N. der ſy riſchen oder halddifhen Chriften, zu 
omasſchriſt en in Dftindien gehören, ftifteten (f. d.). — Doch gerade 
steil, die die Neſtorianer verdammt hatte, ging bie noch weit folgenreis 
el dee Eutychianer ober Monophyſiten hervor, die nur Eine Ratur in 
scheuen. (Bel. Monophyfiten, wo Über die Bedeutung der unge⸗ 
vielfaͤltigten monophufltiihen Sektennamen [Phthartolatrer, Corrupti⸗ 
Beneriten, Phantafiaften und Aphthartoketen, Akephaler, Aktifteten, 
Theopaſchiten ıc.] Auskunft gegeben if). Selbſt Tritheiten zeigten 
— Ans den zahlreichen Überreften der am Hofe zu Konftantinopel bald 
a, bald verurtheitten Monophyſiten bildeten fic die noch jegt im Otient 
Kirchen der Jakobiten, die bie bem Patriarchen zu Konftantinopel 
sen und in den Schoß ber orthoboren Kirche zuruͤckgekehrten Sieber \ye 
9 * 





188 Sekten, hriftliche 


rer Sekte Melchiten nennen, weil fie ihren Glauben von den Kaiſern beſtin 
ten, bee Armenier und Kopten (f.d.). Eine Folge der monophpfil 
Streitigleit war im 7. Jahrh. die Entſtehung der monothelstifchen, in ber 
Einen Willen in Chrifto annehmente Partei der Monotheleten, von ben 
toren gedrängt, fi) unter ihrem Führer Maro in Sprien zu einer abgefi 
Kirche vereinigte. (S.Maroniten.) — Im 8. Jahrh. endlich zeigten 
Spuren des Arianismus in Spanien, wo einige Bifchöfe mit ihren 
wahrfcheinlich um das Chriftenthum in den Augen der Saracenen gegen ben 
wurf der Vielgötterei zu fchügen, den Lehrſatz aufftellten, als Bott fel 
Gottes Sohn von Natur, ale Menſch aber durch Adoption, welche, wie bei 
Chriften, eine Wirkung der Taufe und Wiedergeburt gewefen ſei. Diefe J 
tianer bilbeten jedoch ebenfo wenig eine kirchlich abgefonderte Sekte, als bie ſeit 
5. Jahrh. weitverbreiteten Pelagianer und Semipelagianer und die Ihn a 
genftehendben Prädeftinatianer. (Vgl. Gnade und Pelagianismuß.) 
haupt wurden abweihende Meinungen unter ben unrubigen Orientalen, 
Mutter, bie griechiſche Kirche ſelbſt, ſich im Mittelalter immer meht von be 
miſchen entfernte, viel leichter Anlaß zu förmlidyen Erennungen als im Ab 

das bei dem zunehmenden Übergewicht bes roͤmiſchen Stuhles ſich als ben‘ 

fi ber Orthodoxie betrachten lernte. Noch im 8. und bis in das 12. Jahth 
jene mit Ikonoklaſten (f. Bilderſturmer) und neuen Manichäͤern, wa 
Paulicianer (f.d.) und Bogomilen aufftanden, zu Eimpfen. Die ai 
griech. Kaiſerthum —— Abtömmlinge und Geiſtesderwandten der] 
cianer beangen feit dem 11. Jahrh. in das weſtliche Europa vor, umb ur er 
Einfluffe ihrer Lehren bildeten ſich die unter mancherlei vielfady gebeuteten 
befannten Separatiftenhaufen, die im Mittelalter auf italienifchem, — 
niederlaͤndiſchem und deutſchem Boden entdeckt und verfolgt wurden. Bu 
Patarener, Publicaner, Piphles nannte man dieſe Gegner ber roͤmiſchen Mi 
beren Lehre ich durch das herumſchweifende Leben der Daffageren ber ! 
verbächtig, duscch bie brobenben Bewegungen ber Petrobrufianer, Henrik 
Arnoldiſten aber ber roͤmiſchen Kirche felbft furchtbar machte. (©. Kat) . 
Unter biefem allgemeinen Namen begriff man und begreift auch jegt Di 
ſchichte am ſchicklichſten jene in dem Streben gegen alles papiftiiche Kir 


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N 7 sugatıt: la [) Keinhr u! It: ld inrer de Der mi PLOLLET 


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Sitten, feit der Reformation 138 


ten und wohlthaͤtige Anſtalten fuͤr Krankenpflege und Jugendunterricht 
und nur das häufige Beten und Betteln (daher Begharden) und die ges 
lndachtsuͤbungen mit ihr gemein hatten. — Unruhiger war der 1260 zu 
utftandene Orden deu Apoftelbrüder (f.d.), der, weil er die paͤpſtl. 
ung nicht erhielt, zu einer Sekte wurde, die ſich in Stalien, der Schweiz 
reich bis in das 14. Jahrh. erhielt. Einen noch weit fhlimmern Ruf 
k Brüder und Schweſtern des freien Geiftes (vgl. b.), be: 
pefte fich während der huffitifchen Unruhen in Maͤhren und Böhmen u. d. N. 
aden (verſtuͤmmelt von Begharden) und Adamiten häufig blicken ließen, 
Gtand der Unſchuld dadurch zu erneuern glaubten, daz fie in ihren Vers 
gen, ohne Ruͤckſicht auf Geſchlecht und Alter, nadt erſchienen. Andre 
ven der Kirche nicht anerfannte Brüderfchaften im 14. Jahrh. zeichneten 
mmweifelhafter Rechtglaͤubigkeit nur durch ſelbſt ermählte Bufübungen, 
Hamgegen die Kitchengefege und gröhern Aberglauben aus, wie die Geiß⸗ 
eFagellanten und die Kreusbrüber (f.d.). — Ohne einen ganz ers 
in Zuſammenhang mit den Waldenfern, aber durch ähnlichen Eifer für 
Chtiſtenthum und Widerfpruch gegen die Mißbraͤuche des Papſtthums, 
R Wiclef mit feinen Anhängern in England und in Böhmen die Huf 
denen die Parteien dr Calirtiner oder Utragquiften, der Hore⸗ 
Balfen oder Taboriten und die von biefen abflanımenden böhmi: 
ni mährifhen Brüder gehören (f. alle d.), der Reformation des 
. dor. 
: peoteftantifchen Kirchen, welche durch biefelbe entflanden, werden nun 
den Katholiken ebenforwol als die griech. Kirche unter die Sekten gerech⸗ 
bezeichnet der hiſtoriſche Sprachgebrauch mit diefer berabwürbigenden 
ag nur die kleinen Parteien, die, außer den gräßern durch den weftfälifchen 
nerfannten Kirchen, abgefonderte Religionsgefelifchaften bilden. Der: 
at der mit Feuer und Schwert gegen bie Jrrglaͤubigen geruͤſtete Katholi: 
feinem Schoße nicht weiter auflommen laffen. Das Beduͤrſniß des re: 
Seyaratismus fand fchon in der Dannigfaltigkeit der geiftlichen Orden 
geRahrung. Einzelne Sektirer, d. h. Irrlehrer, die Sektenſtifter mwer- 
a, beswang bie Inquiſition und die Thaͤtigkeit ber Jeſuiten, welche bis in 
des 18. Jahrh. jede freie Bewegung bes Geiſtes zu hemmen wußte. Die 
a, Quietiſten und Moliniften blieben, ungeachtet ihrer abweichenden An: 
s einigen Lehren, rechtgläubige Katholiken; ſelbſt die Erftern, welche in 
Handen eigne Gemeinden und Geiftliche haben, find keineswegs als eine 
Sekte anzufehen, da fie die Hrrrfchaft des Papſtes anerkennen, alle Bath. 
beodachten und nur den Lehrfag von der Unfehlbarkeit des Papftes in 
hen. Die von ihnen außgegangenen oder durch den Sanfeniftifchen Streit 
ten Parteien der Appellanten, Convulſionnairs und Securiften, Natu: 
b Figuriften, Discernanten und Melangiften haben in der erſten Hälfte 
ihrh. nur ein kurzes Dafein in Srarkreich gehabt. (Vgl. Janfen und 
mus) — Diegriehifche Kirche, obwol weyen ihrer in fpätern Zei: 
minderten Neigung zum Denen in der Religion über den Inhalt des 
egriffs mit fich einig, hat doch einige Selten uufıumwelfen, welche bie 
Regierung in Rußland keftehen läßt. Schon im 14. Jahrh. fonderte 
tei der Strigolniten aus Haf gegen die Geiſtlichkeit ab, ward aber bald 
treut. Daffelbe thaten mit mehr Erfolg um 1666 die Reskolniken 
ı ihren außgegangenen Philipponen, die Duchoborzy und die unpopi⸗ 
n. (S. Griechiſche Kirche.) 
ner kennt man die zahlreichen Sekten, bie dem Proteftantismus 
hurch Verwerfung des Popfithume und durch den einfachen Gottes⸗ 


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indem em im Ei mi bem een Bahn ge Di 
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der fie grauſam umtı 


hammedaner zu ſuchen. Yon jegt an erhielten durch ihre Tapferkeit * 
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oe Löwen, welchen bis dahin bios die Redfhaputs ’ * 
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Selam Selbftentzändungen 193 


ben nen, wie die beſſern unter den Meinen proteft. Religionspartelen ihr kirch⸗ 
—— Zuſammenleben eingerichtet haben (f. Bruͤdergemeinde 
n Hertahnt), und die Swedenborgianer ober Glieber ber Kicche bes neuen 
(f. Swebenborg), die beide auf dem Gebiete ber Iutherifchen 
Dee entfkanden find. — Ein verfehlter, obwol merkwuͤrdiger Verfuch, die natlır: 
Neliglen zur Öffentlichen zu machen, war bie während der Revolution zu Pas 
atftandene und wieder erlofchene kirchliche Geſellſchaft der Theophilan⸗ 
Jeepen (ſ. d.). Auf demfelben Wege des Naturalismus, doch nichts weniger 
hiloſephiſch, zeigte ſich 1781 eine aus armen, unwiſſenden Landleuten be⸗ 
ae Deiſtengemeinde in Böhmen, die Abrahamiten (f.d.). Chriſtlicher 
1802 zu Deift geftiftete proteft. Sekte, dis fih Christo sacrum nennt. — 
Nele eigenthuͤmlich geftalteten Religionsgeſellſchaften find noch eine Menge 
hergtfer und fchmärmerifcher Parteien im 17. und 18. Jahrh. mit Selten» 
Bamsea belegt worden, obwol ihre Anhänger nur durch das Band gemeinſchaftlicher 
ssayn zuſammenhingen und Beine kirchlich abgefonberte Sekten bildeten. Dir 
Rpgkefen unter ihnen find die von einem Exjeſuiten und Prediger zu Middels 
Fhann Labadie, um 1666 geftift. Lababiften, die, Abereinflimmend mit dem 
Ricten Lehrbegriff, nur durch fromme Bußuͤbungen, mönchifche Zucht und 
Pant der Güter eine der erſten Chriſtengemeinde aͤhnliche heilige Famdite 
neliten und fich nach bem Tode ihres Hauptes, 1674, noch elnige Zeit gu 
en in Friedland erhielten; die Bähmiften, bie nach dem eiftigften Bes 
Bier Jakob Böhme’s, dem Theoſophen Bichtel, weicher das Prieſterthum 
Pe wiederherſtellen wollte, Bichtelianer, und wegen ihtes Beſtrebens 
I elgleicher Meinigkeit bed Wandels, Engelsbräber hießen, auch im Anfange 
18. Jahrh. zu Altona, Leyden und Amſterdam Privatverfamminngen hielten, 
Bi feine bleibende Sekte bilden Eonnten (vol. Böhme); die Ihnen vertbanbten 
einher oder Engelsdruͤder in England, weiche Johanna Leada fchon gegen 
RW 17. Jahrh. nach Boͤhmiſtiſchen Phantaflen zu einer vorübergehenden. 
vhihen Partei vereinigte; die Dippellance (f. Dippel), welche den Gich⸗ 
in der Verehrung der Boͤhme'ſchen Schriften ähnlich, doch mehr der Al⸗ 
id Goldmacherei ergeben warm; die Pietiſten (f.b.) und bie in viels 
Sormen und Arten der Schwärmerei überall verbreiteten Chiliaſten 
9), oder Anhänger ber Lehre vom taufendjährigen Reihe. Billig begreift man 
Defe Parteien ımd die theoſophiſch⸗myſtiſche Schule Lavater's, ſowie die jet 
aben und der Schmelz fehr anfehnliche chiliaſtiſche Schule Jung⸗Stilling's 
(DR, harmloſer Separatiften, die bei einiger Abneigung gegen daB Pirchliche 
thum ihren Träumen Leber im Stillen durch das Leſen der beliebten Schrif> 
Der Meiſter und Geiſtesverwandten, und durch Unterhaltung andächtiger Pri⸗ 
Wfaniientünfte Nahrumg geben, als bie öffentlichen Anſtalten der Staatd» 
ken ftören mögen. — Im Allgemeinen ſcheint die Neigung zur religiöfen Sek⸗ 
ti jetzt ſchwaͤcher als ſonſt, und, wenn die orientalifchen Sekten gewiß noch lan⸗ 
ber ihre alten Formen halten, die Zeit nicht fern, wo befonder® bie zum Myſti⸗ 
ms geneigten Sekten und Parteien Im Decibent theils von der Aufklärung er» 
t, theils durch die ihnen gewährte Freiheit forglo® gemacht, das Bepräge ihrer 
ränglichen Eigenthuͤmlichkeit verlierentwerben. Die Poͤſchelianer in Öftreich und 
iche Schwärmer in Sachſen, von denen man 1819 hörte, find fchon wieder 
beenden. — Im Allgemeinen zähle man 70 heibnifche, ungefähr 60 chriſt⸗ 
wid 52 iolamitiſche Selten. So mächtig iſt bie Freiheit des religloͤſen Glau⸗ 
‚ oder wie ein alter Schriftfteller fagt: „Nihil tam voluntarium quam 
is!" 
Selam, f. Biumenfprade. 
Sribftentzündungen. Wer hätte richt von ben Ungihdisfälen (on 















186 Selbſtgeſpraͤch Selbſtmord 


gehoͤrt, die ducch Zuſammen aͤufung und daraus erfolgter Selbſtentzuͤ 
feuchten Heues entſtanden find! Auch Getreide, Waid, Dünger, 1 
w. find unter gleichen Umſtaͤnden der Selbſtentzuͤndung unterworfen. € 
fid durch bloßes Seflsufammenliegen und ohne Mitwirkung aller aͤuße 
laffung bis zu einem ſolchen Grabe, daß fchon auf den Zutritt eines 
Luftzuges, oft fegar ohne bdenfelben, tie heilen Flammen ausbrechen. 
barf daher dsr größten Vorfiht bei Verwahrung ber angegebenen und v 
Stoffe. Man forge beſonders, daß fie nicht zu feft auf einander gehäuf 
und daß fie gleich eine ſolche fühle und luftige Lage echalten,, um von Al 
ber übermäßigen Aufbäufung von Waͤrmeſteff vorzubeugen. Denn w 
lic) entfpringen ſolche Sclöftentzundunyen aus ber durch das fefte Zuſc 
gen begünfligten innigen Vereinigung der Feuchtigkeiten mit den feſten 
und ber daher entflehenden Feſtigung des Fluͤſſigen, wobei, nach befan 
fiſchen Gefegen, eine ungeheure Menge v.n Waͤrmeſtoff fest wird. M 
iſt noch, was neuere Phyſiker von der Zuttfientsündung des lebendigen 
hen Körpers erzählen. Man will, name! ich in Stelien, Perfonen von f 
ner Leibesbefchaffenheit, in Folge fosi;er Seibftentzüundung, in Aſchenh 
wandelt gefunden haben, vorzüglid Frauen nach oͤfterm unmäßigen 
von Branntwein. Das Weitere in Gren's „Naturlehte“ (6. Aufl., 18 

Selbftgefpräd, f. Monolog. 

Selbfiherrfcher, Autofzator. Unter alen Regenten Europas 
ber ruflifche Kaifer dieſen Titel, welcher die verfaffungsmäßige Unbeft 
beffelben andeutet. Mörtlich wird e8 durch Selbſthalter uͤberſetz 
Ausdrude bie zur Zeit Katharina Il. gebraucht murbe ; lateinifch: Ipse te 
nem Rossiam. Der Ausdeud aller Reuſſen ift unridhtig denn d 
von Rossia wird nie gebraucht, und der Laut eu Eommt im Ruffifche 
Man follte alfo fagen: Selbſthalter von ganz Rußland. Im Franzoͤ 
Titel: Autocrate de toutes les Russies, und biefe Mehrzahl bezieht f 
Eintheilung des Reiche in Groß⸗, Klein, Suͤd⸗, Weſt⸗, Neurußland, 
feeprovingen u. f. w. 

Selbfiliebe, Selbſtſucht. Die Natur hat jedem lebendis 
einen Bi Bergen Trieb — — ——— gegeben ; le iſt mit der Sel 





Seldſchukken 187 


egen diefe Würde iſt. Noch unfittlicher ift die plögliche und gemalt: 
ung bes eignen Lebens, melde der Menſch auf den Antrieb rein will» 
flelungen, Zriebe, Neigungen, Leidenfhaften und Stimmungen 
verübt, ober der Selbfimord im engern moralifdhen Sinne, weil bier 
aus Mangel an Achtung vor feiner Vernunftwuͤrde, ober aus Ver⸗ 
derfelben, Dasjenige vernichtet, was bie Bedingung enthält, dieſe 
in zu behaupten und die ihm verliehenen Kräfte, feiner Beftimmumg 
zubilden und anıumenden, kurz, weil dee Selbfimörber mit f. Ver⸗ 
y zugleich entehrt (diefer Würde beraubt) , die Pflichten gegen andre 
Wefen und gegen ben Geſetzgeber und Regierer alles Lebens verfegt. 
ı Getbfimorde ift daher der freiwillige Tod (mors voluntaria) nicht 
In, welcher gewählt wird, um diefe Würbe zu behaupten und für Ideen 
Derfelbe tritt in den ſchwer zu beurtheilenden Fällen ein, wo das Leben 
Em biefer Würde erhalten werben Fönnte, wo die Kortfegung des irdi⸗ 
= unverträglich mit derfelben fein würde, ober wo, im Gegentheil, 
ferung bes Lebens ein höherer, fittlicher Zweck erreicht werben kann. 
eben iſt nicht abfolutsr Zweck, fondern nur Mittel und Bedingung eine® 
ört es daher auf, dieſes zu fein (wie wenn ber Menſch durch eine Aus 
t genöthigt würde, etwas feiner Würde Widerſprechendes zu thun 
m), fo hört auch bie Pflicht, es zu erhalten, auf. Diefe Selbſtent⸗ 
iher nicht rein willkuͤrlich, fie entfpringt nicht, wie der Selbfimord ge> 
us ſinnlichen Trieben, nicht aus Feigheit vor der Qual einer unbe⸗ 
innlich£eit, nicht aus verfchuidetem Zwieſpalt im Innetn, nit au 
inem verzweifelnden Gewiſſen, fondern aus Muth und feflen Willen, 
| Leben mit dem Tode zu befiegeln, das Leben höhern Zwecken zu 
tie Würde der Menſchheit durch den Tod zu behaupten. Über diefe 
fruͤhen Zeiten ber fehr gefteitten worden, und die Selbftmörder, fo 
zlichen Dertheidiger des Selbſtmordes, haben vergeblidy mandyerlei 
venfelben aufzuſtellen, oder den Begriff des willkuͤrlichen Selbftmor: 
des freiwilligen Todes zu vermifchen geſucht. Von beiden ift endlich 
⁊ unwillkuͤrliche Selbſtmord, d. j. derjenige, welcher in einer krank⸗ 
affenheit des Koͤrpers, die auf den Geiſt unwiderſtehlich einwirkt, 
ſolchen Gemuͤthsoſtoͤrung f. Quelle hat, vermoͤge deren das Bewußt⸗ 
ttlichen oder Unſittlichen der Handlung, und damit auch die freie 
des Handelnden gehemmt und aufgehoben iſt. — In den meiſten 
jedoch phyſiſche und moraliſche Krankheit zuſammen. Hierin liegt 
varum wir bei allem natuͤrlichen und ſittlichen Abſcheu vor dem will⸗ 
bſtreorde doch ein entſcheidendes und verdammendes Urtheil über den 
: und nicht annıafen dürfen. Die neueften Unterfuchungen über bie: 
nd find von $.B. Dfiander („Über den Selbſtmord, f. Urſachen, Ars 
ſch⸗gerichtliche Unterfuhung und die Mittel gegen denſelben“, Hanos 
.W. F. Schul („Der natürliche Selbſtmord, eine phyſiologiſche Ab⸗ 
Berlin 1815) und Thiele von Thielenfeld („Gruͤnde für und wider ben 
Leipz. 1817; eine populaire Darfteiung). Auch findet man ſchoͤne 
chten in der kleinen Schrift der Ftauv. Stacl: „Ser le suicide”. (©. 
v6 Befhichte der Vorftelungen und Lehren vont Selbftmord” (Göts 
und $. P. Zalret, „De l’hypochondrie et du suicide. Consi- 
3 causes, sur le siege et le traitement de ces maladies eto.“ 
deutſch v. G. Wendt). j 
chukken (ken türkifcher Velkoſtamm, ſondern) ein von türki- 
Inptlingen in Kleinafien und Syrien gefliftetes und von türk. Sul⸗ 
ztes Meich, daB in der Periode ber Kreuzzuͤge unterging. Es hatte 


Semele Semiotik "489 


it, Deagenkrämpfen, Bicht, Skropheln, bei Verſtopfungjen der Eingewelbe 
erleibes, Hämorrhoiden, Leber», Gallen» (befonders mit Ailch verneifcht) 
Stein, Gries x. Bei Neigung zum B Inthuften iſt es jes 
. An der Quelle iſt es außerordentlich wirkfam, und für ſchwache Pers 
een re wirb «6 bot ſelbſt wenig ges 
L runnen ein herzogl. naffanifches Kınmımergut. 
re jährlich Aber 1 DRIN. Kruͤge, derem jeder 2 volle Pfund Wafſſer enthält, und 
Me Weittheile verſchickt werden. Das Küllen der Kräge findet hoͤchſtens 5 
sim Jahre flatt. Won früh bis Mittags treiben die Schöpferinnen ihr Wer 
N es darf da Niemand weiter fuͤlen. Von 11 — 1 Uhr kann Jedermann 
n Laften füllen. Bon 1 — 7 Uhr Abende füllt man wieder für herzogl. 
ws. Im Magazin werden 100 gefälte und gepichte Krüge mit 11 Gb. 
N ie. 
Gemele, des Kadmus und ber Harmonla Tochter, die durch ihre Schoͤn⸗ 
iers Liebe gewann, der in der Geſtalt eines Sterblichen zu ihren Umar⸗ 
Vale. Sie zu verderben, erſchien ihr die eiferfächtige Juno in @ eftalt ihrer 
a Beroe und erwedte in &.’8 Bruſt Zweifel, ob ihr Liebhaber auch In 
bÜR der hohe Donnerer fei; fie folle, rieth fie trüglich, ihn bitten, daß er ihr 
bier Hajeftät erfcheinen möchte, wie dee Juno. &., dem Ratide folgend, 
Wir, als er das nächfle Mai zu ihr kam, um die Bewährung einer Bitte, 
Reife beim Styt zufagte. Vergebene fuchte er fie zum Widerruf zer bewegen, 
heen Wunſch vernommen; da teat er auf in der Majeſtaͤt eines G otteß, be» 
 Domer und Bligen. Der Sterbliche Eonnte den Anblick nicht ertragen 
6, von den Flammen in Afche verwanbelt, entfeelt nieder. Nur den Wars 
ie fie noch unter dem Herzen trug, konnte Jupiter retten, indem er ihn, ba 
unzeitig war, in feine eigne Hüfte verſchloß. Der Schatten dee &. ſchwang 
ı Himmel auf und ward unter die Unfterblichen verſetzt, nachdem Jupiter 
ber Juno verfähnt Hatte. Bacchus felbft entführte fie der Unteruvelt und 
ewir ſich in den Olymp. 
jemgallen, f. Kurland. 
Semiarianer, f. Arianer. 
emiloxr oder Similor, auh manheimer Gold, ein Metall⸗ 
us 5 Theilen Kupfer und 2 Th. Zint. 
eminarium, f. Schullchrerfeminarien und Säulen. 
emiotif, auch Semiologie, die Zeichenlehre (von dem griech. anrasıor, 
ben, gebildet), bezeichnet in der Arzneikunde denjenigen Zweig berfels 
idyer alle im gefunden und kranken Zuſtande eintretende, äußerlich er kenn⸗ 
heisumgen Im menfchlichen Körper, in ihrer Bedeutung aufleben, Ge» 
Krankheit oder Tod, erkennen, beftimmen und anwenden lehrt. Die vers 
Verrichtungen des Körpers deuten entweder den gegenmärtigen Zuftand 
nbheit ober Krankheit (diagnoflifche Zeichen) , ober ben Eünftigen, als Fol⸗ 
genmwärtigen (prognoflifche Zeichen), an, ober haben Bezug auf Das, was 
yangen if, Infofern es auf ben gegenwärtigen Zuftand Einfluß bat (ana⸗ 
e, oder Erinnerungszeichen). Die Semiotik lehrt demnach die Erſchei⸗ 
mb Zeichen kennen, welche aus dem Alter und Befchlecht, auß den ſaͤmmt⸗ 
richtungen des Körpers, aus dem Temperament und ber Befchaffenheit 
nen Theile de6 Körpers die Befunbheit beflimmen. Desgleichen wird ber 
erfannt auß den Zeichen von den Abweichungen ber Verrich⸗ 
5. des Athens, des Pulſes, der Nervenempfindlichkelt und ben bavon 
m tungen und Exfcheinungen im Körper, ber Beſchaffenheit der 
ad deren Merrichtungen, des Verhältniffes von Wachen und Schlaf, der 
Verrichtungen In beiben, Der Naturtriebe und natuͤrlichen Bertrtaiie, 


140 Semipelagianer Semler 


ber Verdauung, hes Hungers, ber Ausleerungen; aus ben Zeichen von ber 
fhaffenheit des Bluts, bes Sheicheis der Ausduͤnſtung und des Urins, der 
ſchlechtsverrichtungen, ber aͤußerlichen Beſchaffenheit des Koͤrpers, feiner Hei 
feiner Temperatur, feine® Umfangs ıc. Endlich Ichrt noch die Semiotik bie 
zeichen bes Todes, die Zeichen zur Unterſcheidung des wahren von bem 
des natürlichen: von dem duch äußere ober innere Gewaltthätigkeiten, 
keiten ıc. bewirkten Tode. 

Semipelagianer, f. Pelagianismus. 

Semiramis, Königin von Affprien, lebte in einer uns fo fernen zu 
man durch den Schleier ber Dichtung, worein ihre Gefchichte gehuͤllt iſt, Fe 
here zu erkennen vermag. Der unzuveriäffige Kteſias ift die einzige 
für die frühere Zeit der affyrifchen Geſchichte. Sondern wir aus f. Erzählung 
offenbar Fabelhafte, fo ergibt ih, daB S., deren Abkunft dunkel, die abe 
an Schoͤnheit und von großem Verſtande war, die Gemahlin des Denon wa 
eines vornehmen Officiers unter König Ninus, und daß fie, als fie ihrem Gem 
auf dem Fieldzuge nad) Baktra folgte, die Aufmerkſamkeit und Zuneigung bi 
nigs felbfl: auffihyog, der Bett und Thron mit ihr theilte, nachdem ihr 
aus Eiferfucht und Verzweiflung fid) das Leben geraubt hatte. Nach ud 
Tode nahın fie als Regentin und Vormuͤnderin ihres unertwachfenen 
Zügel der Megierung und herrfchte mit großem Ruhm. Sie erbaute Babylon, 
beffen Wumdern ſoviel erzählt wird, was unglaublic, erfcheint, wenn man ai 
dag Ninus's Zod um 2007 v. Chr. gefegt wird. Darauf verfolgte -fie * 
mahls Eroberungsplane, durchzog Medien und Perſien, allenthalben Spuren! 
Glanzes zuruͤcklaſſend, und drang bis Äthiopien, Baktrien und an die Ufer bei 
bus. Hier ſtieß fie auf den König des Landes an ber Spitze eines großen 
erlitt eine völlige Niederlage und kam mit dem dritten Theile ihrer Krieg 
Baktra „uruͤck Ihr Sohn Ninyas zettelte bei ihrer Ruͤckkunft eine Verf 
an, die ihr daß Leben Loftete, ober fie body nöthigte, dem Throne zu entfagen, m 
dem fie 42 Jahre lang regiert hatte. Die ganze Geſchichte ber S., bie mit 
wunberbarften Fabeln vermifcht ift, erfcheint als Sage im Geifte bes Sciats; 
einmal ihr Zeitalter läßt fich beflimmen, wiewol ihr hiftorifche® Dafeln an um 
fid) nicht | in n Stoeifel gesogen werden darf. 











Semler 141 


im Lebentgenuß verleideten. Doch noch im erſten Uniderficätsjahre fiegte feine 
fe Ratur, aufgemuntert durch neue, lebensfrohere Freunde, über die Fefſeln 
Frmmlerweſens, von dem nur eine entfchiebene Neigung zur Myſtik, 
w fehe zarte Gewiffenhaftigkeit und die Wärme einer aufrichrigen Froͤmmigkeit 
Semüthe zuruͤckblieb. Dagegen trug er aus ben ing Umgange mit ben 
gemachten Erfahrungen den Lebhafteften Widerwillen gegen Scheinheis 
‚ Aberglauben und priefterliche Unduldſamkeit davon. Um fo fefter ſchloß 
jqh un dem feeifinnigen Sigm. Jak. Baumgarten, dem größten damaligen 
Theologen, an, ward als Mitglied des theologifchen Seminars fein 
Jünger und fein Hansgenoffe. Im täglichen Umgange dieſes väterlichen 
lernte er das weite Gebiet der Theologie aus dem hiſtoriſchen Geſichts⸗ 
betrachten, und haif bei ber Derausgabe der Nachrichten von einer halle 
Vhksthet und der Baumgarten’fchen Welthiftorie, fuͤr bie er Überfegungen 
d. Engl. mit eignen Anmerk. lieferte; auch ging er dem Hofrath Leriz bei feinen’ 
‚gmealogifchen Arbeiten zur Hand und ſammelte eine Menge geſchichtli⸗ 
Semtziffe, die er in einigen Meinen Schriften niederlegte. Durch diefe Pros 
fineb Fleißes ward er unter den beutfchen Gelehrten und durch feine Magiſter⸗ 
‚eine Vertheibigung der von dem Engländer Whiflon angefochtenen 
einiger Stellen des Neuen Teſtam., auch dem Auslande vortheilhaft 
Dit befiem Ausſichten als feine Demuth ahnte verließ er daher 1749 
mb ging nach Koburg, wo er ben Profrffortitel erhielt. Hier übernahm 
bie eben erledigte Herausgabe der „Koburger Zeitung”, welche, durch 
haltvollen Auffäse gehoben, ihm den Auftrag zur Abfaflung einer Staats⸗ 
MR über bie Streitigkeiten des Herzogs von Wiürtemberg mit feinen Vaſallen 
. Die diplomatifche Ausführımg zu Gunſten des Herzogs erregte in 
| Auffehen, doch die Belohnung für feine biftorifd,en Studien erhielt 
H bands den Ruf zur Profeffur der Geſchichte und Poefie in Altdorf. 1751 ging 
bahn, ward aber ſchon, nach einem gluͤcklich verlebten Fahre, zu einer theolos 
ben Prsfeffue in Halle abgerufen. Hier trat er an die Seite feine® Wohlthaͤ⸗ 
bBemmarten, und in die ihm fonft ganz ungünflige theologifche Facultaͤt, als 
Hiefemter Gegner ber darin herrfchenden anbächtigen Partei, und, wegen ſei⸗ 
'Sayd, als ein Biel bes Meides und der Raͤnke. Überbieß hatte er Noth, 
it die bei feinen bisherigen Stutien weniger beachteten theologifchen Wiffens 
fen hineinzuarbeiten, obſchon feine grimdliche Sprachkenntniß und hiſtoriſche 
fiaheit ihm wohl zu flatten kamen. Sein Genie und Fleiß übermanden jedoch 
igkeiten; bald fammelten fid) Hunderte von Zuhörern in feinen Vor: 

pm über Kirchengeſchichte, Hermeneutit und Dogmatik, und nach Baum⸗ 
6 Tode 1757 übertrug man ihm auch das Directorium bes theologifchen 
ars. Mit feltener Aufopferung bewies er feine Dankbarkeit gegen Baum» 
6 Samilie. Er erbte auch den Nachruhm feines großen Lehrers, deſ⸗ 
ben er 1758 berausgab, und warb eine der erften Zierden ber hallefchen 
feät. Die anregende Lebendigkeit feine® fonft nicht gefeilten Vortrags und 
sehr das Anziehende feiner neuen Anfichten erhielt ihm ſtets ein volles Aubis 
Mit feinen Collegen lebte er, obmol ald Schriftfteller ſehr Eriegerifcher 
‚gern in Frieden, dagegen fehlte es ihm an Weltkenntniß und Watt in ben 
tniffen mit Höhen. Seine Nachgiebigkeit gegen ben Minifter v. Zedlitz, 
Gefallen er aus ben Fonds des theologifhen Seminars 1777 eine phils 
iſche Exziehungsanftalt zur Übung der Seminariſten errichtete, mußte er 
ereuen,, da berfelbe Minifter ihm das fehr wohl verwaltete Directorium 
laftalten 1779 durch einen Machtfprudy abnahm. Ex beruhigte ſich über 
d ähnliche Kraͤnkungen auf mineralogifchen Wanderungen und mit chemi⸗ 
erfucken. Seinc Neigung zum Geheimnißvellen machte ihm tiefe wie 























144 Senat (ruſſiſcher — franzöfifcher) 


entſchied; doch hieß nur ber einfache Befchluß ein Senatusconfultum; w 

ein Tribun dem Beſchluß, oder war der Senat nicht vollgählig, fo * 
als ein Senatsgutachten (senatus auetoritas), und ward dem Volke t 
Die Volkstribunen konnten jeden Vortrag im Senate durch ihr Veto (JR 
gängig machen. Bor den Senat gehörten alle Staatsverwaltungsfachen, Bi 
ber Stantöbeamten, bie Geſetzgebung und bie Frage über Krieg und Y 
Auch führte derſelbe die Kuffickt über das Staatövermögen. Zur Zeit’be 
blik hieß ber Inbegriff der Rechte des Senats: auetoritas, Anfehen; Wi ! 
Volle: potestas, Gewalt; jener befchloß, decernebat, biefes befahl, j 
Doc) blieb das Anfehen des Senats auch dann noch, als er den Bolkabı 
(plebiscita) unterworfen wurde, groß genug, und in den von Ihm 4 
Sachen galten feine Befchläffe (Senatus consulta), als Gefege. , Unter de 
fern verlor ber tömifche Senat feine potitifche Wichtigkeit; doch biefen m 
Tiber bis auf Konftantin d. Gr, viele Paiferl, Gefege, bie der Senat al 
des Kaiſers abfaßte, Senatus eonsulta; fie traten an bie Stelle der Wolkig 
leges, Der Senat war aber balb fo unterwiürfig, baf er über die von 
fern in Reden oder Briefen gemachten Anträge oft gar nicht berathfchlag 
bern fie durch Beifallszuruf, acolamatio, billigte. — Mit dem roͤmiſchen — 
unter ben Kaiſern läßt fich weniger der ruffifche ald der ehemalige franz. 
fenat vergleihen. Jener, vom Kaifer Alexander den 1. San. 1810 errichtete 
rigteende Meichsrath ( Oberconfeil) befteht aus 32 Mitgliedern und + Peak 
welche ſaͤmmtlich vom Kaiſer ernannt werben. Als Drgan des kalſert 
hat er einen außgebreiteten Wirkungskreis, kann aber den Willen bed unm 
regierenden Kalſers nicht befchränfen. Er ift gleichfam bie —8 
dem Monarchen und den Unterthanen, da alle Reichsgeſchaͤfte durch IR 

Nur mit ben auswärtigen Angelegenheiten, befonders mit Krieg und } 
er nichts zu thun. Sein Gefchäftskreis ift in + Depart. getheilt: 1) bie 
ber Geſetzgebung; 2) die der höchften Inſtanz im geifllichen und mieteihundgt 
ſachen; 3) die DEE Kriegsmacht zu Waſſer und zu Lande; 4) die ber Inmernak 
mirtbfchaft, Bei allen 4 Depart. zugleich ift ein Meichefecretair < 
Dberbirector der Kanzlei umb zugleich das Organ ber gegenſeitigen Mu 
swifchen dem Monarchen und bem dirigirenden Reichsrathe iſt. Der —* 
bern Morfit feihft, 
















Dh N iner Alhbmelon re ı ihm D timmite 








nd Seneca (Marcus Annaͤus — Lucius Annäus) 135 


Benat das ihm aus dem Staatsrathe Bonaparte's zugeſchickte Senatuk⸗ 
durch weiches die franz. Werfaffung abermals umgeftaltet ward, fofort 
ste. Diefes, die Verfaffung ausbildende Staatögrundgefed — denn dies 
san ſich umter einem franz. Senatusconfult — vom 15. Aug. 1801 er 
ie Würde der Conſuln für lebenslaͤnglich, und machte ben Senat vom 
enful abhängig, der die DRitglieder deſſelben größtentheile zu ernennen ober 
ählen das Recht erhielt, diefelben auch zu Miniflern, Geſandten u. f. w. 
un konnte. Doch follte der erſte Conſul dem Senate von allen Verträgen, 
Be bekanntmachte, Nachricht geben. Bonaparte ließ ſich nun, als Praͤ⸗ 
«6 Senats, von den Senatoren den Eid der Irene ſchwoͤren. Die Zahl 
watoren follte damals nur bis auf. 120 fleigen. Hierauf warb durch ein 
Beonfalt vom 4. San. 1803 in jebem Appellationsgerichtsbezirk eine Ses 
: richtet, die in einem Gchloffe mit einem jährl. Einkommen von 20 — 
DE. aus Nationalgüutern beftand. Der erſte Conſul vergab fie auf Lebens» 
ı Mitglieder des Senats. Solcher Senatorien waren 32. In der legten 
Ab der Senat aus den kaiſerl. Prinzen, ben Reichswuͤrdentraͤgern und 
Ritgliedern. Er bildete aus feiner Mitte 2 Commiſſionen, für die perfän« 
zeipeit und für die Preßfreiheit, welche aber ber Willkuͤr des Kaiſers keinen 
t thaten. Es iſt uͤbrigens bekannt, daß ber franz. Senat, ſowie er Bonas 
uch das Senatusconfult vom 18. Mai 1804 zum Kalfer erklaͤrt hatte, 
rung, durch den Beſchluß vom 3. April 1814, des Throne für veriuftig 
r Die neue Verfaſſung, weiche Ludwig XVIII. den Franzoſen gab, hob 
mat auf. An feine Stelle trat die Kammer ber Pairs. Berg. Durdent's 
erit. du Senat eonserv.' (Paris 1815). 
send, heilige Send, das Sendgericht (Synodus), war bei dem 
un eine Art geiftlicher Gerichte oder Kirchenvifitation,, welche die Archi⸗ 
n in den zus ihren Sprengeln gehörigen Städten und Dörfern jährlich hiels 
ee durch die von ihnen verorbneten Sendrichter, Sendfhöppen, halten 
wm Alles, was etwa Strafbares, beſonders wider die Sonntagsfeier oder 
Gebete veruͤbt worden war, und was der Richter aufgezeichnet hatte, zu 
den und zu beſtrafen. Alle in ben Bezirk gehörige Perfonen mußten vor 
viflichen Rügegericht ohne Ausnahme erfcheinen. Der gar zu große Miß⸗ 
welcher nachher bei diefen fogen. Senbgerichten einriß, war Urfadhe, daß 
ben und Herten fie nach und nam abfchafften, befonder& ba nach der Mes 
u die proteflant. Fuͤrſten fich felbft das Recht, in geiftlichen Dingen zu 
zueigneten. Übrigens dürfen diefe Sendgerichte nicht mit den Centg e⸗ 
(f.d.) verwechſelt werden. 
eneca (Marcus Amaͤus), aus Corduba, einer Stadt in Spanien, geb., 
er Auguſtus nach Rom, unb lehrte mehre Jahre nicht ohne Beifall die 
meeit. Nach dem Zeugniffe einiger alten Grammatiker ſchrieb er mehre 
über die rhetoriſche Behandlung anziehender Rechtsfaͤlle. Wir befigen 
ach einige Bruchſtuͤcke. Ihe Styl ift kurz und nachdrucksvoll, doch nicht 
ıch und zu declamatoriſch. Seine Werke In vielen Ausg. des 
hen Seneca. (Einzeln: Zweibrüden 1783; Strasb. 1810.) — ©e> 
mcius Annduß), der Sohn des eben genannten Rhetors, begleitete frinen 
8 Rnabe nad Kom. Er war zu Anfange der chriftl. Zeitrechnung geb., 
eit von feinem Water eine forgfältige Erziehung. Da er von Nätur trıff> 
ente befaß und von regem Eifer, feine Kenntniſſe zu erweitern, getrieben 
fo machte ex bald fehr ausgezeichnete Kortfchritte. Doch zog ihn vorzuͤg⸗ 
Gtudium ber ftoifchen Philofophie an, welche feinem ernſten Charakter 
. Er blieb ſelbſt dem kaiſerl. Hofe nicht unbekannt und ward wegen 
ielfachen Bildung und wegen feiner Lebensweisheit zut Ergiehung war 
Be. Bicbente Aufi. 86 X, ww 


Senegamblen 147 


Beone, bei Timbo, Hptſt. des Reihe Futa Diallon; 11 Tagereiſen 
rw Niger entfpringen. Zuerft läuft der Senegal zwiſchen Gebirge: 
e beſonders ben Kokoro, Bafing und Falameh, wovon ber legtere der 
unte Zuſtrom beffelben ift, aufnimmt, unb bildet, wo ber Kokoro 
Rich mit ihm vereinen, bie Wafferfälle von Govima, und 20 M. weis 
felfenbetten ſtroͤmend, die Wafferfälle von Felu. Unterhalb diefer 
wird der Senegal ein ſchoͤnes, fanft ſtroͤmendes Waſſer, Mar hinflies 
n Bett von Kies und Sand, mit offenem, angebautem, grünendem 
b tritt ein in das flache Land. Er fließt in großen Kruͤmmungen gegen 
weiter, tbeilt fi) in 2 Arme und bildet bie Infeln Bilbas und Mors 
af vereint ex fich wieder und firömt gegen W. In einiger Entfernung 
aber theilt ex ſich wieder in mehre Arme, nimmt eine übliche Rich 
äut, durch eine breite Münbung vereint, ind Meer: Diefer große 
Lauf über 160 geogr. Meilen mißt, trägt ſchon in einer 60 Meilen 
mung von feiner Mündung Barken von 40 — 50 Tonnen, und ift 
zenannten Maflerfällen hinauf (hiffbar. Er ift periodiſchen Ergie⸗ 
sworfen, welche das anfloßende Land im der Regenzeit ungeſund ma⸗ 
Beilen von feiner Mündung läuft der Hauptſtrom mit dem Meere 
ı gleicher Richtung; ein aus Sanbdünen beftehender natürlicher 
oft nur 100 Ruthen, zumeilen eine Meile breit ift, fcheibet ihn von 
und Läuft in eine Landzunge aus, welche bie Spige ber Barbarei 
Barbarie) genannt wird, und worauf eine kleine Schanze, das Fort 
w, nebft einem Negerdorfe liegt. Nicht weit von feiner Mündung bildet 
te Fluß mehre Infeln. Von diefen bemerken wir: die Senegals oder 
#infel, die Hauptbefigung ber Franzoſen, bie bier eine Stabt und 
#.s Louis, der Sie des Oberſtatthalters) haben. Sie liegt mit ihren 
ziemlich breiten Straßen in einem Sandboden, hat unbedeutende Fe⸗ 
md 10,000 Einw. Das Haupterzeugniß ber Gegend und faft 
letikel (an 1000 Tonnen) der jegigen Ausfuhr ift das befannte Ges 
wi. Auch wird etwas Elfenbein ausgeführt. Außer diefer Inſel find 
ige größere und Bleinere, 3. B. Bokos und Mogue, Sor, Genel, 
nes Snfelhen u. ſ. w., vorhanden. Der Senegalfluß hat gutes Wafs 
nt eine Menge Fiſche, aber audy Krokobille und Geepferbe. Seine 
E eine halbe Meile breit, aber durch eine Sandbank, bie Barre ge 
gt, und die Einfahrt, wegen ber hieraus entflchenden heftigen Bran⸗ 
ich; nur bei einer Winbflille Bann man, ohne Schiffbruch zu leiden, 
- Unterd. N. Senegal wird au, wenn die Rede von Befigungen 
iſt, Senegambien (f. d.) verflanben. 
gambien nennt man denjenigen Theil des weſtl. Afrika, ber ſich 
Borgebirge (Gap Blanc) bis zum Fluſſe Nunnez in einer Länge von 
Neilen erſtreckt. Seinen Namen hat dieſes Küftenland von den Fluͤſ⸗ 
und Gambia, und wird zumeilen auch Weftnigritien gmannt. Den 
$ wahrſcheinlich nicht bekannt gewefen, aber die Araber kannten und 
im Dittelalter, und benannten den Genegalfluß nad) einem dort 
zolke Senhagi mit feinem gegenwärtigen Namen. Oberfenrgam- 
an benjenigen Theil, welcher zwifchen dem weißen Vorgebirge und 
fluffe liegt. Ex gehset eigentlich zu dem großen Landſtriche Sahara 
ie Einm. find keine Neger, fonden Mauren und mohammedani⸗ 
Sie treiben einen ſtarken Gummihandel mit ben fie befuchenden 
eſonders Franzoſen und Englaͤndern, welche Letztere ausſchließlich 
ı Gambiafluffe treiben, und dort mehre befeſtigte Factoreien beſitzen. 
bien begreift die am Senrgal liegenden Länder von der Khfke an 
10 * 


Senkenberg Senn | 150 


5 Gebächtuiß ſtaͤrkt, vorzüglich aber weichliche Speifen dem Gaumen 
e macht — Auf Ähnliche Weife wird durch Zuſammenmiſchung von 
e, Sauerteig und Weineffig dee Senfteig bereitet, welcher auf die 
%, Brennen und Schmerzen, ferner eine rofenartige Entzündung bewirkt 
sieht. Man bedient fich deffelben vorzüglich da, mo man in recht 
eine ſolche Wirkung auf der Dand bewirken will, ſowie dann, wenn eine 
e Urinwege den Gebrauch der Tpanifchen Stiegenpflafter unraͤthlich macht. 
mern nuͤtzt der Senf vorzuͤglch im Skorbut, und wurde ſonſt 
ı andern Krankheiten als Reizmittel anempfohlen, iſt aber jetzt ziemlich im 
eit gefonimen. 
ikenberg (Renatus Karl, Freih. v.), beffen = tarmftäbtifcher Regie⸗ 
m Gießen, war 1751 zu Wien geb., und von f. Water, der Reichshof: 
fr die Rechtswiſſenſchaft und Diplomatik erzogen. Er ging 1763 auf 
At zu Tübingen, bald darauf nad) Göttingen, wo er die philofoph. und 
Viſſenſchaften und die Hechte mit Eifer ſtudirte, und 1771 nad) Stras⸗ 
Studien zu vollenden, fodann aber nadı Wetzlar, um fich in der kam⸗ 
khen Praris zu üben. Gegen Ende 1773 veifte er nach Rom, mo cr von 
hen Geſellſchaft u. d. N Polyborus Nemaͤus, den er auch hernach auf 
ı latina et graeea“ gefegt hat, zum Mitgliede aufgenommen wurde. 
ruͤckkunft ward er zu Gießen als Regierungsrath angeftelit,, wo er ans 
Helen Eifer thätig war. Als 1778 der kurze Krieg zwiſchen Öflreich 
m ausbrach, ward fein Name zuerſt auf eine Art berühmt, bie ohne bie 
Joſephs I. für ihn von fehr verderblichen Kolgen hätte fein Eönnen. Er 
ich eine unter dem literarifchen Nachlaffe feines Vaters gefundene be: 
bfchrift einer Urkunde, die im Streite über die bairiſche Erbfolge von 
blichkeit, aber fehr nachtheilig für die oͤſtreich Anfprliche war, dem baltis 
berium ausgeliefert. Trotz dem beging er bie Unverfichtigkeit, nach Wien 
o ex verhaftet, nach einiger Zeit jedoch mit ber Weifung entlaffen wur: 
Ib 3 Tagen die öftreih. Staaten zu räumen. Nach diefem Ereigniffe 
ff. Poſten nad) Gießen zuruͤck, legte aber ſchon 1784 denfelben nieder, 
w num anf. Studien und fchriftftelerifchen Arbeiten, die ſich beſonders 
riſſenſchaft, Geſchichte und nebenbei auf die ſchoͤne Literatur bezogen. 
fiſchen Axbeiten find die wichtigften f. „Nachträge” zu „Lipenii Biblio- 
iea“, die ee 1787 —89 herausgab, und unter den biftorifchen bie Sort: 
roßen Haͤberlin'ſchen Werke über die „Deutfche Reichsgeſchichte“ (21. 
). Was diefem Werke an Geſchmack abgeht, erſetzt es durch hiſtoriſche 
Bollſtaͤndigkeit, mit welcher insbeſondere die Geſchichte der boͤhmiſchen 
id der dreißigiaͤhr. Krieg abgehandelt find. 1785 gab er die oben er⸗ 
armina“, und 1787 „Gedichte eines Chriſten“ (beide ohne Druckort) 
wauf 1797 ohne ſ. Namen „Charlotte Corday, oder die Ermordung 
beamatifirt, folgte. Seine lat. Gedichte zeigen von f. vertrauten Be: 
nit den alten Dichten Roms und Griechenlands, fowie von lebhaften 
warmer Religiofität. Ex flarb 1800. Der Univerfität zu Gießen ver: 
aus 15,000 Bdn. beftehende Bibliothek, bie übrigene an Handfchriften 
n einen großen Reichthum enthielt, ferner f. ſchoͤnes Haus und 10,000 
e zur Vermehrung der Bibliothek verwandt werben follten. 
recht ift eine gerade Linie auf einer andern, wenn fie mit derfelben 
Winkel macht. Auch eine krumme Linie ift auf einer geraden ſenk⸗ 
bre berührende im Durchſchnittspunkte mit der geraden einen rechten 


L 
wage, f. Araͤometer. 
heißt in der Schweiz rin Viehhirt, welcher das Dich während deb 


Sennefelder 181 
‚ machte er allerlei Berfuck, ob man nicht wohlfeller als auf bie bie⸗ 


kehet auf, aͤtzte fie dann weit Scheibernaffer und druckte fie ab. Dies 
m mußte noch ein beſſeres Polirmittel ober eime leichter abzumwifchenbe 
uden werben. Fine Miſchung aus Witriol und Waſſer äpte ben Stein 
glatt, um malt einem Lappen poliet zu werben, und leichter Ölfirniß, mit 
 Shwärze und etwas Weinftein angerieben, ließ ſich durch eine ſchwache 
von Pottaſche und Rochfalz in Brunnenwaſſer leicht von der Oberfläche 
Hatte wegwiſchen. So war bie vertiefte Manier des Steindrucks erfuns 
folgte die Erfindung ber erhöheten Manier. ©. ſchrieb mit feiner Fett: 
om abgefchliffenen Stein, ägte ihn mit Scheidewaſſer, weiches allenthal⸗ 
ke Dinte nicht [hüste, den Stein um bie Die eines Kartenblatt® vers 
denckte die echabene, mit Buchbruckerſchwaͤrze eingefchwärzte Schrift ab, 
Slonmen gelang. Beldmangel aber binderte ihn, ſ. Erfindung zu vers 
d er ging nach Ingolſtadt mit dem Entſchluß, als Stellvertreter eines 
8, der ihm 200 Gld. bot, in bairiſche Dienſte zu treten. Als Auslaͤnder 
dt angenommen und kehrte nach Muͤnchen zuruͤck. Jetzt Bam ex auf ben 
, feine Erfindung auf den Notendruck anzuwenden. Der Hofmuſikus 
ben er dejhalb Vorſchlaͤge machte, ging darauf ein ımb gab das erfoder⸗ 
uud 12 Lieder mit Elavierbegleitung ber. ©. ſchrieb die letzten auf Stein 
2120 Abdruͤcke, die einen reinen Gewinn von 70 Gld. gaben. Der Kur⸗ 
ı An Abdruck überreicht wurde, ſandte noch 100 Gib. und verfprach ein 
m. Duetten für 2 Flöten von Gleißner trugen in Kurzem wieder 40 Gin. 
Unternehmer Iebten in den ſchoͤnſten Doffaungen (1796), obgleich bie 
umg, weiche die muͤnchner Akademie ihnen angebeiben Heß, fidh auf 
eſchraͤnkte. Nachfolgende Verſuche aber mißlangen aus Mangel an einer 
wa Prefie; die Unternehmer geriethen in großen Verluſt, die Exfinbung 
it. Jetzt nahm fid, der Muſikhaͤndler Falter ber Sache an; er lieh eine 
‚fertigen, mit der bie Zauberflöte”, von Dansk in Quartette gebracht, ges 
ie, fand aber den Aufwand, ber durch bie Ungeſchicklichkeit der Arbeiter 
hähe erhöht wurde, fo beträchtlich, daß er hoch dem Kupferſtich ben Vor⸗ 
Indeß Hatte audy ber damallge Prof. an der Militairakademie, Schmidt 
nt in Miesbach), angefangen in Stein zu dgen; durch ihn ward S. 

Steiner bekannt, welcher durch eine Beine Vignette in Stein⸗ 
laßt wurde, einige Heine Bilder für einen Katechlsmus auf Stein zeich⸗ 
a. &o mittelmäßig fle auch ausfielen, fo beiwiefen fie body, daß man bie 
uf Zeichnungen aller Art anwenden Lönne, und Steiner verfchaffte dem 
clegenheit, fich in der Anwendung f. Kunſt auf allerlei Begenflänbe zu 
Dauptfäpwierigkeit machte das Werkehrtfchreiben auf ben Stein. Dem 
a, erſand ©. eine Dinte aus Leindl, Seife und Kienruß, mit welcher er 
» Roten von einem geſchickten Schreiber auf Notenpapier bringen lich. 
Dapier brudte er fie dann auf den Stein Aber und erhielt fo eine ge: 
rte Zeichmmg. Aber diefe verkehrten Buchflaben mußten immer erfl 
mbinte Kberfahren werden, um zum Abdrucke tauglich zu fein. Wei dem 
von Papier auf Stein nahm der Erfinder wahr, daß Näffe, z. B. die 
Sfung, fid) dem Anheften der fetten Dinte widerfegte. Ein Blatt von 
Bude warb durch verduͤnntes Gummiwaſſer gezogen, dann auf einen 
t md Mit einem In dünne Ölfarbe getauchten Schwamm affenthalben 
ke gedtuckten Buchſtaben nahmen die Farbe an, das Papier felbft blieb 
word ein anbres weißes Papier darauf gelegt und beide durch die Prefle 
59 erhielt man einen guten, aber verfehrten Abdrud der gebraten 


Senfal Senfibilität 158 


h bie Ausarbeitung ſ. „Lehrbuch ber Lithographie”, welches nach vielem 
zgen erſt 1819 zu Stande kam, dafuͤr aber auch einen Grab ber Voll⸗ 
erreicht hat, der jedem Freunde und Kenner der Kunſt Bewunderung; 
Bel. Steinbruderei.) 1826 hat S. noch die Erfindung gemacht, 
Ken zu bean, welche den Ölgemälden gleichen, u. d. N. Mofaikdruck 
fal oder Maͤkler (agents de change, oourtiers, brokers), Mit- 
des Handels, deren Befchäft darin beſteht, die Käufe, welche Kaufleute: 
id beusfelben Ort untereinander abfchließen wollen, einzuleiten und zu: 
ı dem Ende muß der Maͤkler ſowol Vorraͤthe als Nachfragen ſeines 
sen, um Werkäufer und Käufer einander zuzuweiſen. Kür feine Be⸗ 
yält er von jedem gefchloffenen Handel ein Gewiſſes vom Humbert ober: 
id. Dan unterſcheidet Geld s oder Wechſel⸗ und Waanrenfenfale, audy 
m Schiffsmaͤkler, nach den Begenfländen bes ihnen angewieſenen Ge= 
4. Meiſtens find die Maͤkler unter Öffentliche Autorität angeftellt und» 
der über alle ihre Befchäfte führen, auch ben Curszettel notiren. In 
ubt es Jedem frei, feine Gefchäfte unmittelbar ober durch einen Maͤkler 
1; mus einige Geſetze fobern für gewiſſe Gefchäfte (3. B. in Frankreich, 
npiere) bie Vermittelung des Mäkters. 
sburg (Emft Philipp, Freih. v.), bis 1820 großherzogl. badiſcher 
er, geb. zu Lonnerftadt bei Bamberg 1752, widmete ſich nach voll⸗ 
udien in Wien der Praxis bei dem Reichſhofrath. Von da kam er als 
Her Regierungsrath nach Bruchfal, wo er bis zum Anfall diefes Lan» 
Großherzogthum Baden verblieb. In biefem eröffnete fi) ihm eine 
angemeffene Laufbahn. Gchnell zum Geh. Referendar emporgefliegen, 
fi Errichtung des rheinifchen Bundes zum Hofcommiſſair für die Me⸗ 
er Fuͤrſtenthuͤmer Reiningen und Fuͤrſtenberg ernannt und nachher zum 
hrer Staatsvertraͤge beauftragt. 1811 wurde er Wirklicher Staats» 
: begleitete ex den Großherzog Karl nach Wien und erhielt von dem 
ben Leopoldsorben. Hierauf fchloß er mit dem kaiſerl. ruſſ. 
Lo. Cancrin im Namen feines und einiger a. Höfe den Vertrag wegen 
‚der Truppen der alliirten Maͤchte ab. 1815 erhielt er vom f. Herin _ 
stitel und das Minifterium der Finanzen. Auf f. Wunſch wurde af 
Ihef des Miniſteriums bes Innern ernannt, welches er aud) unter dem 
zroßherzog Ludwig bis 1820 beibehielt. Er genießt als Mitglied der 
atsdehoͤrde fortwährend das Vertrauen f. Negenten, welcher ihm auch 
u; des Ordens vom zähringer Löwen ertheilte. Raſtloſe Thätigkeit, 
md, die Babe, jede Sache ſchnell nad) allen Seiten zu beleuchten, auch 
hrung in allen Zweigen der Verwaltung, haben ihm felbft f. Feinde nie 
. Ungeachtet feines vorgeruͤckten Alters begriff er leicht das Wefen eis 
tativen Verfaſſung, und er trat in ten Kammern nie ohne Beifall auf. 
on ihm folgende Schriften: 1) „Praktifche Anleitung zur Schaͤtzung 
(haften, einzelner Etädte und Dörfer‘ (1806). 2) „Beiträge zur 
Der deutſchen Bundesacte” (1821). 3) „Pragmatifche Unterfuchung 
16 und der Ausbildung alter Abgaben und neuer Steuern‘ (1823). 
ibilitaͤt, im allgemeinften Sinne, ift diejenige Exfcheinung des 
7 Naturweſen, welche diefe auf eine höhere Stufe deſſelben erhebt 
indem fie das Leben nicht bloß in ſich, fondern aus fich herausgehend 
md denmach in einen Gegenfag mit ber Außenwelt tretm. Ihr 
re Lebensidee zum Grunde, welche die Naturweſen aus der Pflanzen: 
zierwelt verfegt. Um dieſes höhere thieriſche Leben zu realiſiren (In 
verfegen), ver koͤrpert fic die Senfibilität in eine Reihe von Organen, 
ahrnehmung ber Außenwelt und der Gegenwirkung auf fie beftimmt 


- Genfitioe Sepia 168 


u anbern Balle werden bie Verrichtungen ber Senflbilitat 15* 
ng der Berrichtungen andrer Gyſteme. Die reale Darſtellung des 
Standes der Genfibilitaͤt im Organismus erſcheint in der Form der 
krankbeiten, deßhalb vgl. Nerven und Phyſtologie. H. 
tive, ſ. Säpipf fanze. 
Imentalität. Sesifchen be Smpfindfamkelt (f. d.), weiche 
genammt wird, und ber Empftnbelei ſteht noch der Zu⸗ 
bergewichts ber Empfindung über das thätige Streben, und dieſes 
er innen Reizbarkeit kann fuͤglich Sentimentalltaͤt genannt werben. 
beſonders als Reigung zu ben fanftern Gefuͤhlen 3. B. in der Sehn⸗ 
er eigentlichen Rührung. Die Sentimentalität unterſcheidet fich von 
ı@efhhle durch das Bewußtſein um baffelbe, und kann allerdings 
findelei führen, wo man das Gefühl als das Hoͤchſte und Beſte befizche 
ratismus, der neueſte, iſt eine Folge des neuerwachten rellgioͤ⸗ 
ab die Anſprich⸗ der Einzelnen an ihre Kirchen ſteigerte und viele 
betvog , ohne förmliche Zrennung in abgefonderten Privatandachts⸗ 
a (Sonventikeln) Erbaumg zu fuchen und fie Gleichgeſinnten zu ges 
tee den Proteftanten in Preußen, Sachſen und Wärtemberg haben 
Stille im Lande mehr als anderwaͤtts bemerklich gemacht ; bach eis 
zratiften, die fich neuerdings von ihren Kirchen trennten, um elgne 
ven, ann man nur die Momiers (f. d.) in Genf und dem Waadt: 
z engl. Methobiften), die num gerichteten und zerſtreuten Anhänger 
ha Peter zu Wildenſpuch im Zuͤrchiſchen und auch bie als [ehr fromm 
geruͤhmte Gemeinde Komthal im Würtembergifchen infofern nen⸗ 
sicht mit a. evangel. Gemeinden, fonbern nur mit der kirchlichen 
zemeinſchaft hält. In England fieht man faſt jedes Jahr neue Heine 
eſellſchaften mit wunderlichen Eigenheiten entfliehen und erlöfchen, 
ver neueften Zeit kirchenhiſtoriſch merkwürdig ward. Sin Schweben 
Separatiften feit 1746 bei Stodholm bie Schewickianer ober Fremd⸗ 
m, twelche die Abenbmahldfeier wegen Entartung der ſchwediſchen 
kloͤſterlich beifammen und nur in geiftiger Ehe lebten, kein Schwei⸗ 
eigenen Gottesdienſt hielten und 1782 in das Toleranzedict einges 
m, aber 1820 bis auf 2 erlofchen waren. Die Lefer in Nord⸗ 
deutfchen Pietiften ganz ähnlich, find nicht Geparatiften, ba fie an 
Abendmahlsfeier Theil nehmen. Daß umter den Katholiken wol 
wie die Fanfeniften in Holland, doch nicht leicht irgendwo Separa⸗ 
ı werden, erklärt fich aus der Stellung ber kathol. Laien. Sie 
hen bes Staubens unmuͤndig bleiben, dürfen die heit. Schrift nicht 
en, werden mehr mit Verrichtung frommer Gebräuche als mit 
eigiöfe Dogmen beſchaͤftigt und ftehen unter eimer kirchlichen Herr 
m bei weitem nicht die Freiheit laͤßt, welche bie Proteftanten in als 
hamgen genießen. 31. 
atiften find ſolche Glieder der Chriftenheit, die ſich wegen abwei⸗ 
agen von dem Gottesdienſte ber Kirche, auf deren Gebiet fie leben, 
‚ne eigne Religionsuͤbung unter ſich veranſtalten. (Vgl. Sekten.) 
nuͤrdige Erſcheinung des Separatismus vgl. Bohnmeier, „Bemer⸗ 
Geiſt und die Quellen des Separatismus in Bengel's Leto für 


er Sepias ober Dintenfifh, Blackfiſch ober Dintnuan, iſt 
Reerinfekt. Linnéè nennt ihn Polypus ootopus, oder Sepia oeto- 
mehre Gattungen biefes Geſchlechts; die gewoͤhnlichſte wird ae 
t. Dies Thierift 1 — 2 Fuß lang, haͤßlich und ungeſtaltet; «6 


Septennalität 157 


Geptennalität, die 7jährige Dauer des britifhen Unterhaufes und 

. Cie ward — mit Vorbehalt des koͤnigl. Vor⸗ 
RB der Auflöfung vor diefer Zeit — in England ımter der Verwaltung 
Minikers Sir Robert Walpole, 1716, und in Frankreich, hier jedoch zu⸗ 


8 
Mischen des Grafen Villele, 1824 eingeführt. Diefe Abänderung ariff in 
minder tief in bie Verfaflung ein als in Frankreich. Dort hatte die 
oder ungetrennte Erneuerung bed Unterhauſes von jeher flattgefuns 
bier wurde die Wahlkammer bisher jährlich) zum fünften Theile erneuert. 
hatte nicht die Gonflitution, fonbern ein Geſetz, hier hatte bie Gonflitution 
‚ Ve Hiährige Dauer ſowol als die theilweife Emeuerung der Wahlkam⸗ 
‚ fearfent. — Die Geptennalität des britiſchen Unterhaufes ſchlug Im 
des Lerds am 10. Apr. 1716 der Herzog v. Devonfhire vor. bie⸗ 
ungetrennte Erneuerung des Unterhauſes — fagte der Redner — 
Erle nicht nur große Wahlunkoſten, ſondern rege auch zu oft bie Reibungen 
Pintzlen auf und fege die geheimen Umtriebe der Papiften,und Jakobiten im 
‚ welche damals bie inmere Ruhe des neugeordneten Staats durch 
Vebidungen mit dem Auslande (Frankreich mit dem Hauſe Stuart) bedroh⸗ 
n kam erſt mit Gewalt, als ber legitime Praͤtendent 1716 eine Landung 
bewerkſtelligt hatte, zur Unterwerfung genoͤthigt worden waren. 
dnem lebhaften Wortkampfe ward die Bit im Oberhauſe mit einer Mehr⸗ 
we 35 Stimmen angenommen; 30 Lords aber unterzeichneten eine Proteſta⸗ 
Isgegen, weil bie Zjährige Dauer des Unterhaufes im Beifte der Verfafſung 
Issıhudet fei, die Verlängerung diefer Dauer aber das freie Wahlcecht des 
ganz befchränke, indem alsdann die Beftechungen weit häufiger, und bie 
Den weit koſtbarer werden würden. Noch lebhafter ſprach man gegen die 
im Unterhaufe: Sie verrathe von Geiten der Regierung Schwaͤche und 
%%, ſewie Mißtrauen gegen die Treue des Volks. Am wenigften — fo er» 
ka fi viele Stimmen — dürften die nur auf 3 Jahre gewählten Mitglieder 
Auchauſes, ohne ihren Auftrag zu überfchreiten und ihre Pflicht als Volks⸗ 
Rıter zu verlegen, in die Annahme einer BIN willigen, bie ihre Ernennung 
Eden Willen der Wähler verlängere. Endlich erinnerte man an das lange 
mut Karls I. , weiches die Verfaffung, die Kirche und ben Thron umgeſto⸗ 
ahe. Nachdem 40 Redner für und wider die Bill gefprochen hatten, ward 
von Unterhauſe mit einer Mehrheit von 264 gegen 121 Stimmen anges 
wm. Bemerkenswerth bleibt e6, daß bie fiebenjährige Dauer des Parlaments 
u Bhigs verlangt und gegen bie Einwendungen der Tories durchgeſetzt wur⸗ 
Jene fahen naͤmlich die Bill als ein Schugmittel für die neue Dynaſtie gegen 
te Iegitime Haus ber Stuarts und als das wirkſamſte Mittel an, um den 
mus und Jefunitismus zu vernichten, und dem Proteflantiemus den Gieg 
füyaffen. 1734 erhob ſich im Unterhaufe ein neuer Kampf über jene Acte. 
ories und die Jakobiten (die Anhänger der Stuart) trugen im Unterhaufe 
eAbſchaffung berfelben an; felbft einige Whigs, umter diefen der eifrigſte 
ter der Bill im I. 1716, der berühmte Pulteney. Indeß war es jetzt 
Thellen weniger um bie Öffentliche Freiheit zu thun als um ben Befitz der 
it. Lord Bolingbrofe wollte naͤmlich den Miniſter Lord Walpole verdrängen. 
iebe , welche der Letzte bei dieſer Gelegenheit hielt, ſowie die von Wyadham, 
seunde Bolingbroke's, find Meifterwerke von Kraft und Beredtſamkeit. 
He trug mit 247 Stimmen über 184 den Sieg davon, und Bolingbrofe zog 
sch Frankteich zur. Gleichwol ift die Anſicht, daß die Tjährige Dauer 
ter hauſes dar Wahlfceiheltnachtheilig fel und Beſtechungen aller Art beguͤn⸗ 
noch immer bri dee Üppofilion vorbere[hend. Selbſt Pitt nannte fie, as 


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EL 


Gequeſtration Seil 46 
va Befehl des Rönige von Ägypten, Prolemäns Pplicbetphuh, 


m m geasheitt, aber durch göttliche Snfpiration im bertra⸗ 

witeinander übereingeftimmt hätten, auf der A Pharos uns 
fertigt worben. Wegen dieſes angeblichen Urſprungs wird fie 
riniſche Überſetz. genannt, weil fie zu Alerandrien -veranflaltet 
einlich verdanken wir fie den umter ben riechen lebenden Juden, 
6 Debräifchen nicht mehr kundig, von gelehrten Glaubensge⸗ 
ider Sprachen mächtig waren, eine folche lberfegumg ihrer heil. 
rauch in ben Synagogen, um 285 v. Chr. abfafien ließen. Doch 
I uue mit den Büchern Moſis gefchehen fein, denn von den uͤbri⸗ 
A. Teſt. iſt nur fo viel erweislich, daB man fie im 2. So. v. 
yeache 


hatte. 
ration nennt man die Jemandem aimertraute Aufbewahrung 
eines Begenftandes, um benfelben nach entfchiebenem Gtreit 
zu übergeben. Auch die Handlung ſelbſt, durch weiche biefe 
refügt wird, heißt Sequeftration, und ber Aufbewahrende Ses 
woͤhnlichſte Zzeu der Sequeſtration iſt jedoch der, daß eine ae 
Verwaltung genommen wirb, um bie Einkünfte für Gläubiger 
welaubte Verfügungen zu binbern. Die Sequeftration kann mit 
und dem Willen der Streitenden ober auch durch die Gerichte 
verfügt werden. Im erftern Falle heißt fie willkuͤrliche Seque⸗ 
ntaria), im legten nothwenbige (S. necessaria). Ein Gericht 
mn eine Sequeſtration anorbnen, wenn während bes Proceffes 
andre Partei Gefahr vorhanden iſt, bem fireitigen Gegenſtand, 
des Siege, entweder gar nicht, oder bach auf unerfegliche Weiſe 
ılten. Erſt nad) beenbigtem Streite kann ber ſequeſtrirte Gegen⸗ 
m) zuruͤckgefodert werden. Nicht bloß Sachen, ſondern auch 
unter Sequeſtration gefegt werden, 3. B. Srauenzimmer, die 
gleicher Zeit gültig verlobt haben; und Kinder, wenn bie ſtrei⸗ 
ich gegenfeitig das Hecht der muͤtterlichen oder oäterlichen Gewalt 
saßen wollen, umb dieſes Recht zweifelhaft iſt. 
Sarai oder Serai, d. h. ein großes Gebäube, ein Palaft), bes 
5, wo ber tärkifche Sultan reſibirt. Es liegt an einem Ende von 
; einer herrlichen Gegend, auf einer in das Meer hervorragenden 
Mauern bes Serails umſchlleßen einen Umfang von mehr denn 
6, in weichen mehre Mofcheen, außerordentlich große Bärten 
ı denen an 20,000 Menfchen beherbergt werben innen, begrifs 
fen beträgt bie Anzahl ber im Haufe des Sultans ober im Serail 
ſchen nicht über 10,000 Seelen, die Barden und Dienerfchaft 
om der Meeresfeite her ift der Anblick dieſes ungeheuern Palaſt⸗ 
ergögend. Allein ſobald man ans Land tritt, verſchwindet ber 
me, die vergoldeten Kuppeln, bie Cypreſſen und ale jene Here 
von Dicken, Entfegen erregenden Mauern umfchloffen, beten An» 
n Ideen erregt, befonders dann, wenn man an der Hauptpforte 
übergeht, und daſelbſt noch oft die friſch abgefchlagenen Men⸗ 
keckt ſieht. Der Harem ift ein Theil des Serails und der Wohn» 
Er enthält bie abgefonderten Wohngebäude der 7 Rhadunns ober 
nen bes Gultans, die durch die Zahl, als bie erfte, zweite, beitte 
rn werden. Jede hat ihr eignes Haus nebft Garten und Ihre eig⸗ 
ſodaß einer jeden wenigſtens 160 — 200 Mädchen (Dialite- 
Hemung bewilligt find, Auferbem werden und 193 — rm 
eute Huf. 8. X, 


Gerampore Seraph 168 


— 6008 Mann, weiche zur Bewachung bes Innern vom Gerall gebraucht 
u, anch wicht ein einziges Schießgewehr finden dürfte. Die Boſtandgis 
ı bei ihren Entſtehung bloß Bärtner und ſtehen jegt unter dem unmittelbaren 
Kies Boſtandgi⸗Baſchi, welcher nach dem Kislar Aga bie 2. Perfon im 
AIR, Unter ihm ſteht die Polizei im Innern des Serails ſowol, al bie von 
Bmtaopel und den an aufefenben Seldern. Noch außerdem befist er große Ges 
Kanh Berrechte. Ex ift, außer dem Großherrn, auch der Einzige im Serail, 
Imusın einen Bart trägt. Die Baltadgis des Serails (Hoizhacker), gies} 
mit den vorigen, machen einen Theil von bee Wache und Diener⸗ 
Janer des Serails aus. Obgleich das Letztere von beinahe 10,000 M. 
web, fo wuͤrde es kaum einem eutopdifchen Bataillon widerflahen können. 
| und Baltadgis hat der Großherr noch bie Peicks und bie 
4 Beibgarden, welche ihn begleiten, wenn er das Serail verläßt. Die 
des Sultans wohnen nicht im Serail. Nur die Valide⸗Sultanin 
püintter des Sultans) hält ſich darin auf. Sie hat großen Einfluß bei 
Day der Ämter und auf alle öffentliche Angelegenheiten, und ihr Sohn darf 
Ins ihze Zuſtinmung Eeine neue Geliebte annehmen. Die übrigen Bewoh⸗ 
des Seraiis ober des eigentlichen Harems find, bie Außerliche Pracht 
nt, nicht befier ale Sklavinnen, werden, wie fich aus. dem Obigen ers 
das firengfle bewacht, muͤſſen fich die ſchimpflichſte ehandlung, fogae 

, von ihren entmannten MWächtern gefallen laffen, dürfen, außer 
und ihren nädyften Verwandten, keine Mannsperfonen fehen, und 
den geringften Ausfchweifungen in Säden ins Meer geflürst. Die 
wa Prinzeffinnen werben hier unter ber Aufficht ihrer Mütter erzogen. 

R befemmen im 6. Sabre Verfchnittene zu Lehrern; legtere, die man gleich» 
Cultenienen nennt, muͤſſen lebenslang im Serail ſchmachten, wenn nicht 
ihaen feine Hand bietet. Nach dem Abfterben des Sultans werden bie 
in ein altes Serail teansportirt, um bafelbfl den Tod ihres Gebie⸗ 
muß bemerkt werben, daß man zwar in ein 


























m da Deren defieiben, welcher feine Schwiegertochter wol unverfchleiert 
karf, wish umter keinem Vorwande in den Harem bes Sohns eingelaffen. 

Dezempore ( (daͤniſch: Fredericksnagor), wohlgebaute Stadt und bis 
dänifhen Oſtindien, 6 Stunden von Kalkutta, merkwürdig 
r folt 1700 daſelbſt bluͤhende Miſſion ber engl. Baptiften, weldye von hier 
en in Bengalen leiten. Diefe Miſſionnairs, umter denen 


aber mit Unterſtuͤtzung der briuſchen Bibelgeſellſchaft das N. Teſt. und 
Bäder des Alten in 25 oſtindiſche Sprachen uͤberſ. und zu Serampore 
‚wo fie auch Sprachlehren, Wörterbücher und Schulbücher in dies 
en. Sie unterhalten nicht nur Schulen für Hindukinder 
Geſchlechts, fondern auch ein Seminar, indem fie Hinduj ange im 
ie biden. Zu ihren Bibelüberfegungen und Schriften in 
‚ die Ihre vortreffliche Druderei beſchaͤftigen, erhielten fie 1825 
) England und Deutfhland (Miſſionnair Albrecht aus Dresden). 
bes Banges hat diefe Stadt und auch ihre Miſſi Tonepäufer | 1825 


es sap h, im der Mehrheit Seraphim, heißen bei den Propheten be6 
Be Oberſten der Engel, die um den Thron Gottes ftehen. Der hebr. 
: bezeichnet Edle, Vornehme, bie den Rönigsthron umgeben. Daher 
e religiöfe Poefie die Engel der hoͤchſten Ordnung u. d. N. Seraphim auf. 
miecaner nennen ſich auf gleichem Grunde ben ee Dim, R. 










—0— 





ſeitdem das Land ben Namen 






















top. Türkei, bie an bie Walachei, — Dacsdonien, 


und an Ungarn em Ieteen Rande * 
wird. — naeh 020 (aaa Beten 1000) TIER mit 9 
geringe Bevölkerung bat ihren Grund zum Theil in den v 
denen das Land feit Jahrhunderten ausgefegt geweſen iff, vorgüiglidh 
Drude der türfifchen ung; bie natürliche — 
trefflich. SLUB DB: —————— doch iſt der Bob 
bat und die Viehzucht bedeut ter 
Außer einigen Be gibt es p keine Da 
Theil bes Ejalat Rumili, und wird von einem Pafcha, der ſ. Sig zu 
regiert. Außer ber Hauptft. Belgrad —— * 
deutendſten Staͤdte. Schabacz iſt eine kleine, aber Karte Be *8 
feſt. Dem Erlen (f.d.) ana Bel Sul. 1748 
der Pforte ein für das erftere vortheilh — 
Halde oder dem eg —* ber Be — 
den lange, von eſchloſſene der von mg 
‚ fruchtbare Ebene) ſchlug ber türkifche & ur 
Serbier, und Murad II. om 10.0. 1447 gan m | 
Job. Hunyad. Der Sieger Murad I. warb t 
Miloſch Kobilitſchk a Ein fteinernes Z na 
Ort, —* Da, — — t Wa 
Donau getrennt wird, find bie berüchtigten Wirbel dieſes =) J 
Demicarpi. Serbien it ein Teil des alten Jiiycims, d die Rdn 
ſchaft unterworfen hatten; der befondere Name ber Propin war Mi | 
(Taurunum) gehörte zu Een Gegen die, kb v7, 
ſchwemmten flarifche Voͤlkerſtaͤmme dieſe —— Einer derſe 
bier (Serbli), ein Zweig der Sarmaten, dem der Kaife 
fige in Macebonien ae hatte, vertrieb ober ı 
Bewohner des Landes, die — und ſetzte ſich —* 


terjochte die u 
4 


*5 
— N zeigt uns Be 





I) 


Serbien (Geſchichte) 165 


wahl Benedig verwidelt und bei aller Tapferkeit meiſtens beſiegt. Nachdem 
EGechler eine Heide von Jahren hindurch , zwar von eignen Fürften (Shupans, 
Bam) tegiert, unter der Oberherrfchaft der oftrömifchen Kaiſer geftanden hatten, 
Wien fie fich berfelben (1150) unter dem Shupan Tſchudomil, ber fich mit ben ' 
Ion gegen den griech. Kaiſer Manuel Komnenus verband, zu entreißen. Das 
Men deßwegen mit einem Heere nach Serbien, ſchlug (1151) die Serbier und 
im 3weltampfe ben Shupan Tſchudomil zum Gefangenen. (&. Feßler's, Ge⸗ 
ine der Ungarn x.“, 2.3.) Tſchudomil unterwarf ſich dem Kaiſer aufs neue 
helt dadurch ſ. Freiheit wieder. in wiederholter Verſuch der Gerbier, ſich 
gu machen, mißlang ebenfalls. Der griech. Feldherr, nachmalige 
Mat Angelus, ſchlug fie (1193) an der Morama. Doch wurbe der Friede 
‚ umd der Shupan Stephan erhielt den ausgezeichneten Titel 
Sein Nachfolger Stephan warb von den Ungarn vertrieben ; der Brus 
Wehen, Wolken, erhielt jedoch Serbien (1208) u. d. T. eines Königs, aber 
muiſcher Oberherrſchaft. Während biefer Zeit Hatte Serbien f. Beftalt 
Schon im 9. Jahrh. theilte Bubimir, der erfle chriftlihe Kürft in 
‚bad Land in verfchiedene Theile. Einen berfelben nannte er Bosnien, 
a durch Statthalter (Bane) regieren ließ, bie fich in der Folge ber ferbifchen 
entzogen. Der fübliche Theil erhielt von dem ihn durchſtroͤmen⸗ 
Raska den Namen Raſchiah oder Raſcien. Die der griech. Religion 
Bewohner dieſes Theil heißen daher Raizen — ein Name, den ſich 
I ans den türkifchen Provinzen nach Ungarn und Siebenbürgen ausgewan⸗ 
Frier, anflatt des legtern, beilegen. Bei der zunehmenden Ohnmacht 
. Saifer Hatten die Serbier von diefen wenig zu beforgen, deſto mehr aber 
Ir überlegenheit der Ungarn, unter deren Oberherrfchaft Bosnien und ein 
he angrenzender Theil Serbiens, doch unter eignen Regenten, famen. In 
word Milatin Uroſch, König von Serbien, im Anfange d. 14. Jahrh. 
ungarifchen Könige Karl I, gezwungen, einen Theil Serbiens abzutreten. 
I Kiege, welche bie Ungarn befchäftigten, hinderten fie jedoch, an den ſerbi⸗ 
'äingelegenheiten größern Antheil zu nehmen. König Stephan Duſchan (reg. 
36 an) unternahm mehre glüdtiche Feldzuͤge gegen bie griedy. Kaifer, und 
warf fi einige benachbarte Provinzen. Er nahm ben kaiſerl. Zitelan, und 
baß ferbifche Reich in verfchiedene Statthalterfchaften, legte aber dadurch den 
nn deffen Verfall und nachmaliger Auflöfung. Einer feiner Nachfolger, 
eg. von 1374 an), mußte die Oberherrſchaft der Ungarn wieder anerkennen, 
suügte ſich bloß mit dem Titel Knees. Unter ihm drang ber türkifche Sul: 
ucab I. auch in Serbien ein, und eroberte einen Theil deffelben. Er ſchlug 
bier (15. Juni 1389) auf dem Amfelfelbe, und der in der Schlacht gefans 
gar ward in dem Zelte bes Siegers, der felbft unter dem Dolche eines Sers 
‚oben) fiel, hingerichtet. Bajazed, Murad's Nachfolger, theilte hierauf 
a zwiſchen Lazars Sohn, Stephan, und Eidam Wut Brankowitſch; Beide 
‚ihes Tribut zahlen umd ſich zur Deeresfolge verpflichten. Von Mefer Zeit 
tern Die Serbier fich dem türkifchen Joche nicht wieder entziehen. Spaͤtere 
he mischen immer verberblicher für das Land, das in den Kriegen zwiſchen 
8 Beherrfchern und der Pforte ſtets der ungluͤckliche Schauplag war. Nach 
Hadht auf dem Amfelfelde (1447), in welcher Murad II. über die Ungarn 
umyab (f. Feßler a. a. O., II, S. 673 fg.) fiegte, ward Serbien den Zürs 
sich unterworfen, und von ihnen als eroberte Provinz behandelt. Yon den 
then Einw. blieben mur die geringften übrig; bie alten, edeln Geſchlechter 
vertilgt, ober erniebrigten fich ſelbſt durch Vermiſchung mit andem; das 
dolk verſank in dumpfe Traͤgheit. Eugens Heldenthaten bemwirkten zwar. 
kreich im Frieden zu Paſſarowiß (1718) den größten Theil von Serum, 





























2 veranlaften 1801 
Ein kann Dom, Georg Peteomitfe, » 
san re ini —— * 


andre 

* fi auf jede Me * 

——— a ee aufen von Janitſchat 

Streichen der Serbier, deren Muth und vr rem Gluͤcke, 

2 fange gen täglich wuchs. d | 

Be genug man und in ein 
a A > 
Unterdrüdung 

























Truppen gefllichtet hatten, As endtich Gyernp Georg einen 
Semendra zu f. Sicherheit befegt hatte, ſchickte er Abgeordnete 
er der Janitſcharen und da j 
aber, die den Paſcha von Belgrad ermoret bi 
feibft nicht achteten, Beſchwerde 
— ihrer Gicherheit wegen Id) bewafnnet hätten * * 
— wollen. in grofherticher Befehl (Firman) 
tragen der Serbier, und verhieß ihnen felbft eine Yiähri efre | 
‚ möhnlichen Abgaben. Diefer Umftand warb der Sache be —— 
Unter dem Vorwande, die der Pforte ungehorſamen alter 
| vermehrten fe ibe-Dee, das Bald bis auf 30,000 I. a 
Regierung war een ine ng — * 
Serie gt Bm wo 
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aſchien mit einem ige im | en 

1608 Ce Sag um Kt —— nd. eig 

—— — terhandlungen hielten den 

—— Zeit auf. As aber im Anfunge 1800 Se Pfr 

‚und — —— —* | 
bie Serbier mit 3 Herten, über 60,000 


Ban, mt grufem Bee , und mußten b 
‚Belgrad und a with fi auch) Di 











‚ fe or 


Serbien (Geſchichte) 467 


in ruſfſches Heer ruͤckte zu ihrer Unterſtuͤtzung im bie Moldau ein. Won 
mit Rriegäbebürfmifien,, befonbers mit Belagerungsgeſchuͤtz und mit 
iss, woran es ben Serbiern mangelte, unterfiägt, eroberte Gier: 
806) Belgrad, umd einige Zeit nachher auch Schabacz und Niffe. Der 
eg nahm jest einen andern Charakter an. Die Serbler waren Herten 
6, jedoch unter ruffifcher Leitung. Ihr Heer war bis auf 80,000 M. 
w, unb wurde ben Türken noch furchtbarer, als fich im Juni 1807 ein 
deer mit ihen vereinigte. Die Tuͤrken, mit andern Unruhen im Innern 
| befehäftigt, und von den Ruffen und Serbiern wiederholt geſchlagen, 
ſt auf einen Waffenſtillſtand an, der am 8. Juli 1808 zu Stobosje im 
uartiere gefchloffen tmurde, Cierny Georg orbnete num mit den 
der ſerbiſchen Nation, unter denen zwar mehre talentcofle, aber 
ingig ungebildete Männer waren, bie Verfafſung Gerbiens unter ruſſi⸗ 
te. Fruͤher ſchon vom Volke zum Oberhaupt ernannt, warb er foͤrm⸗ 
rk von Serbien eingefegt, auch dafür vom ruffifchen Kaiſer anerkaunt, 
leich zum Benerallieutenant im ruffifchen Heere und Ritter bes Alexan⸗ 
ty⸗ Ordens ernannte. Die Verſammtung der Vertreter des ferbifchen 
re Senat, früher die Synode genannt, verlegte 1808 ihren Sitz von 
nach Belgrad, und fepte da die Arbeiten diber die neue —— des des 
Ai im Men 1809 der Krieg wiſche Ruhlaud und dee Pforte wie: 
‚nahm auch Czerny Georg mit [. Serbien Antheil daran und umter- 
die ruſſiſchen Waffen. Aber der franz. Angeiff auf Rußland, 1812, 
m Krieg unerwartet ſchnell, und fühete den zwifchen Rußland und 
w Bukareſcht am 28. Mai 1812 geſchloſſenen Frieden herbei. In Ruͤck 
ms war bei biefem Friedensſchluſſe fefigefegt werben, daß die Pforte 
Serbier,, als ein ihr feit langer Zeit unterwuͤrfiges und zinsbares Wolf, 
Großmuth aushben und ihnen bewegen eine volle Amneſtie gewähren 
e Feſtungen, welche Die Gerbier in ihrem Lande, auf Veranlaffung des 
kriegs, erbaut hatten, follten gefchleift, die Übeigen feften Plaͤtze aber 
eingeräumt werden. Die Verwaltung ber innen Angelegenheiten 
kation überlaffen, und bie ihr von der Pforte auferlegten mäßigen 
gemeinſchaftlichem Einverfländniffe erhoben werden. Die Gerbier 
ercs die nämlichen Vortheile genießen, welche den tärkifchen Untertha⸗ 
Inſein des Archipelagus und in andern Gegenden zugeflanden wor 
: waren die einzigen Vortheile, welche bie bei dem Ftiedensſcongreß 
ht gegenwärtigen ferbifcyen Abgeordneten für ihr Vaterland bewirken 
Kudh machte bie Nachricht von dem gefchloffenen Frieden einen unanger 
idruck in Serbien. Der Auctag des ruſſiſchen Generals, gegen aus⸗ 
Ibergabe aller feften Pläge und Verfchanzungen im Lande an bie ruſſi⸗ 
ven mb gegen unmittelbare Stellung aller waffenfähigen Mannſchaft 
hen Oberbefehl die Nation ferner zu unterſtuͤtzen, warb abgelehnt, und 
erklaͤrten ziemlich offen, daß fie ſich auf diefe Axt in ihser Hoffnung ges 
n. Am Ende des Juli 1812 zogen ſich die zuffifchen Truppen fihnell 
3, ſowie aus andern Gegenden, na) Rußland zurüd. Ihnen folgten 
ter der Serbier, die ihnen vorzüglich ergeben gewefen waren. 
m war num feiner Selbftvertheidigung allein überlaffen. Die Serbier 
var noch durch Unterhandlungen in Konflantinopel und durch Annähes 
reich etwas mehr für ſich zu gewinnen. Aber auch dieſe Verſuche miß⸗ 
die Paſchen ber an Serbien grenzenden Länder erhielten Befehl, das 
ewalt zur Unterwerfung zu zwingen. Der Krieg begann daher im 
fa messe und wurde mit der größten Erbitterung unter —— 
fährt. Dash einem Kampf von beinahe 4 Monaten firgte die War⸗ 





| ——— —— —— 


den Serbiern foctgeſeht. Ei Velen, daß ı B 
Thrke in Serbien ein Befigthum Haben foltte Dies ward | Ben 
"regiert das Land ein Senat, 817 


I Bee Er —— 


| Unter Pforte machte. "Der Es 7 
——— den Czern ———— t ganz beutli 
dener Abficht machte, tofete ihm daß Sehen. Cr hatte rn On 
en, vielleicht um den Kürten Miloſch, der jegt an ber € | 
zu verbrängen. Wenigſtens wurde er auf Befehl diefee Fürften © 
ten ermordet. Die Dfore machte Herkbe niä0g befannt, unt 
Balde Mächte (hienen biefen Vorgang nicht ald 





























E * —* 
J 


welcher aus einem Praͤſidenten, — 
ernannten Milofch und 4 Mitglledern oder ge: 


gtuͤcklich ald graufam eine gegen Ipn gerichtete Werfepobrung. 
Hahn rt. Balder Hefe Brbentgefb, De um m. 
ferbifchen d Anführer, Fürften Mitofy" Petereb 18 
* es Sprade 83 Die ſert 
weinig vyriſche gm 
bie kraͤftigſte Sie w 5 Mill. — 
den Timek — be 


— ———— — 
mehr ausgebildet worden. 1814 gab Wuk Stephanowitſch in M 
Grammatik heraus (deutſch, mit e. Vorrede von J. Grimm, ne 
Bu Berl. 1824). Pan: Be zu Wien IE Fin 
Son —— das über 30 ‚ 


| 30,000 übtiche U 
ferbifchen Poefie, Ehe > auch 
haben, | 


vereinigt ſich ſlawiſcher Charakter, rohe Kraft mit 
helleniſcher Dlaftit. 1823 fg. gab Mut — — 
a RT, zu Leipzig 3 Bde ferbifher N * 
durch bie metrifi ‚von Zalvj (Fräulein Th. 1. 2. „Bolt 
Serben" (Hate 1525 — 26,2 Bde.) Durd bie gereimte lien meh eben 









HR 

J 7 
| 

0 r7 — 


Serenade Sergell 169 


v 


inder u. d. X. „Daniga”, d. i. der Morgenftern, heraus, und Wehsely, 
Viakowiza in Stawonien, hat aus Wul’s Sammlungen die „‚Serbifcdhen 
MPeſth 1826) ins Deutſche uͤberſetzt. Auch iſt um dieſelbe Zeit ein 
a ſecbiſcher Naturdichter, Bir aufgetreten. Die neueften Erfcheinungen 
.. Literature find des Simeon Milutinowitſch, Serbianka“, eine Reihe 
, bie den Aufftand Serbiens, von deffen wichtigfien Ereig⸗ 
Augenzeuge war, ſchildern (4 Bbe., 12., 2p3. 1877), und 2 
Ne (Wien 1827) von Horaz’6 Ars poẽtiea in Hexametern 
herriſchen Bersmaße ber Serbier. Beide hat Johannes Hadfitfch (u. d. N. 
Gwetitſch) verfaßt. — Die ſerbiſche Proſa bat außer theologiſchen 
a et wenig hervorgebracht. Ihre Ausbildung ſchwankt noch 
Is ſehiſchen Literatoren find unter fich meins, ob die dem Kirchen⸗Slawoni⸗ 
kuuhgehitbete, feit beinahe 4 Jahrh. in Gebrauch, gekommene kuͤnſtliche Buͤ⸗ 
sder ob der gemeine Landesdialekt die ſerbiſche Schriftſprache werben 
"ir We letztere erklaͤren fich Wut, Karadfitich und Datvibowitfch, ber Her 
WiR darin Wien von 1814 — 22 erſchienenen ferbifchen Zeitung, jest Se⸗ 
bs Shrften Miloſch. In der erftern hat der Archimandrit Raitſch bie 
| ehiſcher Schriftſteller mit ſ. „Geſch. verfchiedener ſlawiſchen Voͤlkerſchaf⸗ 
—— 4 Bde.) begonnen. 
erenade (franz. serenata, auch notturno, ital.), eine (bei heiterm 
Ruß im Serien unter Jemandes Fenſtern aufgeführte Muſik, eine Abendmuſik, 
Dieſe Gattung von Tonſtuͤcken iſt, wie der Name beſagt, unter 
entſtanden und heimiſch, und ſchon die Griechen und Roͤmer 
* Vorzuͤglich ſteht ſie im Dienſte der Liebe und Galanterie, obgleich ſie 
hen als Ehrenbezeigung und Gluͤckwunſch angewendet und ınkter 
einer zu ehrenden Perſon gebracht wird. Nach dieſen beſondern Um⸗ 
Bm Verhaͤltniſſen der Perſonen beſtimmt ſich ihr Charakter. Im Allge⸗ 
Kaber iſt fie eine leichte und gewoͤhnlich heitere Gattung von ſowol Vocal⸗ 
(eher es auch Gedichte gibt, die dieſen Namen tragen) mit und ohne Be⸗ 
I anch bloßer Inſtrumentalbegleitung. Die Begleitung im erftern Falle 
Dh am gewoͤhnlichſten auf ein einfaches Saiteninflrument, eine Guitars 
w Biber, Mandoline, Harfe ıc. Sm letztern Falle bebient man ſich befon» 
Wer, vornehmlich Blasinſtrumente, welche im Freien die befte — 
Ingen, ohne ſchreiend zu fein, namentlich ber Floͤten, Clarinetten, Hoͤrner 
nie. Es iſt aber zu begreifen, warum man In noͤrdlichen Laͤndern, two von 
t von Muſik wegen Klima und Sitte ein unmittelbarer Gebrauch feltener 
vird, und wo alſo die Serenade fait nur als Concertſtuͤck, und zwar nicht 
ig, gebraucht wird, durch concerticenbe, ſchwierige Behandlung, ſtarke Be⸗ 
m ſchweren Charakter von der anmuthigen Leichtigkeit, welche ein Ton⸗ 
d., feiner urfprünglihen Beſtimmung nad, haben fol, abgewichen iſt. 
die Serenade von Winter und einige Säge bes fonft vortrefflichen Not⸗ 







Spohr. 

rgell (Johann Tobias v.), k. ſchwediſcher Hofbilbhauer, geb. in Gtods 
8. Sept. 1740, der Sohn eines Goldbrodirers, fing ſ. Kuͤnſtlerbahn als 
erlebrling an dei dem Baue des prächtigen Bönigl. Schloſſes, ber in den 
Jahren vollendet wurbe. Hier bemerkte L’Archevecque S.'s ausgezeich⸗ 
gen und nahm ihm unter ſ. Schüler auf. Er war ihm hauptfächlih bei 
elliren ber Statuen Guſtav Wafa’s und Guſtav Adolfs, die gegenwärtig 
fl. Schwedens zieren, bebülflih. 1767 reifte &. mit k. Penfion nach 
Zehn Sabre lebte er in Rom und gründete bafelbft ſ. Ruhm. Der große 
nd Guftav III. rief ihn 1779 zurüd und ernannte ihn zum Hofbild- 
> zum Profeſſor an der Akademie der bildenden Künfte. Auch beehrte er 


‚ Serour d’Agincourt 171 


zart umter der Präftdentfhaft Bombai. (Bel. Myfore und Wels 
ton. 
Serour d' Agincourt (Jean Baptiſte Louis Georges), der Nach⸗ 
me eines edeln Geſchlechts, war den 5. April 1730 zu Beauvais geb. Dem 
Wei ſ. Vorſahren gemäß, follte d'a. ins Heere Dienfle nehmen. Aber der 
tenes Onkels, der in ber Schlacht bei Dettingen geblieben war, beſtimmte ihn, 
8 aufzugeben. Lubwig XV. nämlich, der ihm wohlwellte, überteug 
Ve Sorge für bie Angelegenheiten ber durch diefen Verluſt verwaiſten 7 Kin⸗ 
a machte ihn gleichfom zum Daupte der Samilie, und d'A. wurde dadurch 
Nuche zugeführt, die anfangs ganz f. Neigung entgegen war. Er übernahm, 
und zu thun, einen Staatspacht, und wurde fo Mitglied einer Claſſe von 
men, die durch die wohlthätige Anwendung ihre® Vermögens Bildung und 
ta Frankreich nicht wenig gefördert haben; bie meiften berfelben waren nach 
HBeifpiel Sammler und Freunde der Alterthümer. X. bilbete ein Gabinet, 
be leicht den Zutritt fand; er mar der Liebling ber geiftreichfien pa» 
‚ trieb Naturwiſſenſchaften, bie damals fo eifrig gepflegt wurden, 
Iiiuffien über Botanik, fammelte Pflanzen mit 3.3. Rouffeau, Eannte 
, de Sage genauer, machte Verfe, wurde für Mad. Geoffrin 
uk u fand mit allen geiftreichen Leuten Frankreichs und mit allen Fremden, 
heris fich vereinigten, in den angenehmften Beziehungen. Diefe Kunftiiebe 
Bit ſ. zumehmenden Kenntniffen ernſtes Kunſtſtudium, das etwas Höheres 
‚und als der Tod Ludwigs XV. ihn von fo manchen Verhaͤltniſſen frei 
Be ihn in Frankreich fefigehalten hatten, dachte er darauf, durch Reifen 
zu berichtigen und zu erweitern. 1777 reiſte er, dem eine fehr ange: 
Unabhängigkeit gefichert ſchien, nach England, und kehrte Aber Belgien, 
ud einen Theil Deutfchlands nach Paris zuruͤck, das er am 24. Oct. 1778 
ame und fuͤr immer verließ. Er ging nach Italien, ſchloß mit Tiraboſchi 
in Modena, und ließ fhon damals Denkmäler ber Kunſtperiode 
Ve fpäter der Gegenftand der Korfchungen feines Lebens wurden. Aber 
ITT9 faßte er auf der Reife von Venedig nach Rom, die er oft zu Fuße gehend 
We, an Ufer bes Sees von Bolfena den Plan bes Werks, das f. Andenken ers 
Nun, und ſchrieb in diefer reizenden Umgebung ben Entwurf bazu nieber. 
Min Rem eingetroffen, befchloß er ben Faden der Kunſtgeſchichte da aufzu⸗ 
Rs wo Windelmann ihn hatte fallen laffen, und die Schickſale der Kunſt nach 
Migten Denkmaͤlern vom 4. bis zum Anfange des 16. Jahrh. darzulegen. 
ws Unternehmen gehörte von nun an fein ganzes Denken und Streben; er 
kumenbliche Studien, und ſchon war dies Werk, dem fein ganzes Vermögen 
met war, der Bekanntmachung nahe, die allgemeine Theilnahme ertwartete, 
e franz. Revolution ausbrady und A. um die Mittel brachte, es in der vor⸗ 
m Weile zu vollenden. A., der in Mom .bisher im Umgange ber Card. 
8 und des Ritters Azara in der angenehmften Geſelligkeit gelebt hatte, der 
en Vermögen Talente unterflüste und Verdienſte ehrte (Nicol. Pouffin 
41782 einen Denkftein im Pantheon fegen), trug auch diefen Wechfel mit 
beitern Gleichmuth, der ihm die Herzen gewann und ihn während des Wech⸗ 
€ Parteien, die Rom nady und nach theilten, fortwährend ſchuͤzte. Dan 
‚ Alter umb f. ruhigen Steig. Die Herftellung der Bourbons, die ben Künften 
verſprach, war eine der legten Sreuben f. Lebens. Denn in demf. J., wo 
seueil de fragmens de seulpture antique en terre cuite” zu Paris ers 
deren Originale er dem Vatican vermachte, wo die erſten Hefte von f. (nun 
ı8 Ital. überf.) „Histoire des arts par les monumens” ausgegeben wurden, 
er ehrwürcbige Greis d. 24. Sept. 1814. Won legterm Werke find nach [. Tode 
ib. 1819 — 20) 6 Bde. in 24 Lief. (Fol.) mit 325 Kpfrn. erihinm. 8. 




















Servet 178 


verlor. Au den Streitigkeiten bes Marius und Sulla nahm er ans 
Theil, trat aber zur Partei des Cinna über, als Sulla ihm bei ber Bes 
ı das Conſulat entgegengewirkt hatte, und kam fo wiber feine Abficht 
haft malt Marius. Aber nad) des Marius und Cinna Tod triumphirte 
te Partei des Sulla, ©. warb geächtet und floh nach Spanien. Hier 
ule einen weiten Wirkungstreis. Indem er fich bie Liebe der ſpaniſchen 
m zu erwerben bemüht war, traf er zugleich Vertheibigungsanftalten 
h br ein maͤchtiges Beer zur Unterwerfung Spaniens abgeſchickt hatte. 
waren aber zu ungleich, und nach einigem Wiiberflanb ſchiffte ſich ©. 
ago ein. Nach gefaͤhrlichen Fahrten g es ihm, durch die Meerenge 
m gehen und bei der Mündung des Baͤtis zu landen. Hier erfuhr er, 
a ein Krieg zwiſchen dem Könige Afcalis von Mauritanten und f. Un⸗ 
Waebrochen fel, ellte dahin und vereinigte fich mit den Feinden bes Aſca⸗ 
ht mehre Siege und machte bie Mauritaner frei. Sein Ruhm drang 
iern, welche, von dem römifchen Selbheren Annius mit einem 
ht, ihm die Oberfeldherrnſtelle anboten. ©. —— gern biefe Belegen» 
gegen Sulla aufzutreten. Dit unumsfchräntter Gewalt und gleichſam 
6 Landes trat er an bie Spitze ber Eufitanier, die ihm mit unbegrenzte 
whordhten. Einem weit hberlegenen Feind gegenüber zeigte ex fein gro⸗ 
ntalent beſonders in der Kunſt, denfelben durch Maͤrſche zu ermuͤden, 
alte zu fielen, ihn in Engpäffen zu überfallen und jebe Haupt, 
06 Sieges gewiß war, zu vermeiden. So konnte er mit 8000 Man 
Feldherren, die 120,000 M. zu Fuß und 6000 Reiter befehligten, 
mb faſt ganz Epanim gegen fie behaupten. Selbſt Marcellus, welchen 
Folge gegen ihn abſchickte und immer mit neuen Truppen verflärkte, 
) ausrichten und erlitt mehre große Niederlagen. Nicht beffer erging 
us noch jungen Pompejus, der nad) des Sulla Tode ein Heer nach 
ste und gemeinfchaftlic, mit Marcellus handelte. Dennoch würbe ſich 
zu f. Vaterlande unterworfen haben, wenn man bie Achtserklaͤrung 
ke aufheben wollen. Sein großer Kriegeruhm war bis zum Mithribat 
s ihm 3000 Talente und 40 wohlausgerüftete Kriegsſchiffe anbieten 
ein Buͤndniß mit ihm fchließen wollte. S., der nur gezwungen ge . 
npfte und e8 nicht geſchwaͤcht ober erniedrigt ſehen wollte, ſchloß zwar 
|, jedoch unter der Bedingung, daß Mithridates ſich mit der Wieder⸗ 
a Bithynien und Kappabocien begnügen folle. Er empfing bie ber 
nme und ſchickte dagegen Hülfstruppen nach Afien. Aber indem er 
hdtidyer Kortfegung des Kriege rüftete, erlag er, nicht der Macht der 
ern dem Verrathe f. Freunde. Perpenna, ber eine Verſchwoͤrung ges 
ſponnen hatte, ermorbete ihn bei einem Gaſtmahl i. J. Roms 682. 
m von einem Gegner befreit, ber an Feldherrngroͤße den berühmteften 
literthums glei, kam und an Tugenden und Herzensguͤte bie meiften 


et (Michael), ein gelehrter Arzt, geb. 1509 zu Villanueva in Aras 

nete ſich zuerſt in Touloufe der Mechtswifienfchaft, da aber die Refor⸗ 

amkeit denkender Männer auf bie Irrthuͤmer der römifchen 

8 Studium der Schrift geleitet hatte, fo warb auch er zur biefen For⸗ 

tigt. Er verließ nicht nur den kath. Glauben, fonbern wich in der Lehre 

tinigkeit weit von den Meformatoren ab. Er begab ſich nach Deutſch⸗ 

zu verbreiten, wo er ed am ſicherſten thun zu koͤnnen glaubte, 

1) in Strasburg fein Werk „De trinitatis erroribus‘ drucken. be 

in en über denfelben Segenftand wiederholte er f. Anficht, und 

ch als Df. zu nenmen, ba er nicht beforgte , daß In einer Zeit, 






war ſchon — 9 
5. hatte Calvin's Werke gelefen, bi 


ee in vn nn Ede 
Xutübung de Annett (wit uf u gemumen Do a1 im 
am nahm er [. Teg über Genf, ano ( | 











* Sn: Decke En | 
Det. 1553 gericht. "X er be 2 Gtunen in dm Bammen — 


Galvin befepuldigt, dah es auf. Ünreigung fei q 


e | \ . . 
Serien Servitut 118 
ubentem ven dem Flecken zu reinigen, ben ex durch bie 





gebe: ein bedeutender 3 
? Befcichte ſ. theologiſchen — 5 3 und f. Schickſale erzählt 


u, f. Serbien. 
e, von dem fpanifcyen serviles, : Anechtfinnige, ber Rame 
anien, bie fich ben mit bern Seife ber Zelt und "ben Beduͤrſ⸗ 
ß Deren aben Kafläen und Beſtrebungen der · Freifinnigen 
—— Zeit, als bie Cortes in Cadix ihre Sitzungen hielten und 
heiten ji einer Umbilbumg ber Verfaffung mb Verwaltung 5*8* 
ſich 2 Parteien in ihrer Witte. Die eine, groͤßtentheils au 
ern Gelehrten und mehren Ditgliebern bes meltgeifttichen Standes 
in Spanien viel Bildung verbreitet if) beſtehend, drang auf Um⸗ 
Staats und Abfchaffung der dem hoͤhern Aufſchwung bes Volls 
en veralteten Sormen, während die andern biefe Formen in Staat 
yaptew. Die äußere Gefahr hielt beide Parteien von offenem Zwiſt⸗ 
ste zum Zufammenhalten; als aber im Sommer 1812 nad) dem 
mzoſen bie Cortes ihren Sitz nach Madrid verlegt hatten, ſtellten 
ker beide Parteien in und außer ber DRitte ber Cortes ſchaͤrfer entges 
rcer von Tamaron, Matthias Binuefa, war ber lauteſte 
a belämpfte die Brundfäge der Liberalen. Feindſellger warb bey 
als die Schlacht von Vittoria die Befreiung des Landes entſchle⸗ 
st gab der Hieronpmitenmönd, Auguſtin de Caſtro ben Servilen 
he: „Atalaya de ia Maneha“, einen Vereinpunkt. Die von den 
e Aufhebung bee Inquiſition vollendete den Bruch, da bie Servilen 
regel heftig wiberfegten. Als num 1813 bie orbentlichen Cortes 
Jadix nad) Madrid verlegten, und mit ihnen auch bie Flagblaͤtter 
ı dahin kamen, wurde das Treiben der Parteien immer erbitterter, 
B Frankreich dazwiſchen trat und bie apoft. Partei emporlam. (©. 


en oder Diener ber heil. Jungfrau heißen die Mönche eines geil. 
= 1233 zu Florenz geftiftet,, und zwar, befonders in Itallen unb . 
ihleeich, auch mit den Vorrechten der Bettelorden begabt, doch füs 
ee Arche nie bedeutend wurde. — 
„ weil fie alle ihre Geſpraͤche mit dem engliſchen Gruße anfangen, 
m Leiden Chriſti. Sie folgen der angeblichen Regel des heil. Au 
2 Ihr General hat in Rom unter den Ge⸗ 
ttelorben bie fünfte Stelle. Das anſehnlichſte und reichſte ihrer 
vom ber Berkhndigung U. 2. Frau zu Florenz. pe bloß 
sen and nicht gemeinnuͤtzig machen, haben fie in neuern Zeiten 
Infehen verloren. Die wenigen Ktöfter, die fie noch in den oͤſtreich. 
find ſchwach beſetzt; mehr gelten fie in Itallen, —— kn Bass 
I &Sarpt, ber geiſtvolle Befcyichtfchreiber des tridentinifchen Con⸗ 

er Atterthumsforfcher Ferrarius haben ihnen angehört. Die 

Einfiedlers Serviten, bie fi auf Monte Senario im 

fisbelten, ücbertrieben die Strenge ihrer Regel und * un⸗ 


it, Dienſtbarteit, Gercchehgkeit, iſt ein Recht am cur Sole 





Servius Tullius Seſſi (Familie) 177 


r Beſitz kann dabel nicht eintreten, ſondern nur eine Ausuͤbung des 
‚ossessio vel quasi jurium). Servituten koͤnnen wie andre dingliche 
en durch Vertrag, letzten Willen, auch durch Verjaͤhrung erworben 
ı in dem Beſitz einer negativen Servitut, eines Verbietungsrechts zu 
amal ein wirkliches Verbot vorgefommen und befolgt worden fein. 
n Servituten auch erlöfchen, und zwar durch bloße Unterlaffung des 
dach roͤmiſchem Recht find dazu 10 Jahre nöthig, wenn beide Theile 
nz, 20 IJ., wenn fie in verfchiedenen Provinzen ihren Aufenthalt ha⸗ 
hſiſchem Rechte gehören 31 Fahre 6 Wochen 3 Tage dazu. Im roͤ⸗ 
t herrfchen mancherlei gelehrte Streitigkeiten. Auch zwifchen ver: 
aaten innen ſolche Dienftbarkelten beftellt werden (servitutes juris 
5. Staatsdienſtbarkelt.) 37. 
us Zulliuß, einer der merkwuͤrdigſten römifchen Könige, in der 
ste, vom J. Roms 173 — 217. Seine Mutter war ald Kriegsge⸗ 
Rönige Tarquinius zugefallen, und S. ward mit den koͤnigl. Kindern 
machte ſich allgemein beliebt, zeichnete ſich durch Verftand und Ta⸗ 
und gewann des Königs Vertrauen fo, daß biefer ihm f. Tochter zur 
b. Nach dem Tode Tarquin's, der ohne Kinder flarb, und deffen, 
ch fehr jung waren, ward &. zum Könige erwählt, umd Rom hatte 
diefe Wahl zu bereuen. Er flug die Bejenter und Tuſcier, machte 
liche Einrichtungen verdient, indem er u. X. die Stadt und das Land 
irke (tribus), die Bürger felbft in 6 Claffen, jede in Centurien theilte, 
16 einführte. Er fol auch das erfte Gelb haben prägen laffen. Die 
befeftigte er duch ein Buͤndniß mit den Lateinern und Sabinern. 
den Töchter mit den Enkeln f. Schwiegervater vermählt, und da⸗ 
den in f. Haufe zu fihern geglaubt ; aber die jüngere Tochter, Tul⸗ 
hſuͤchtiges Weib, morbete ihren Gemahl, Arunx, um ſich mit ihrem 
arquinius Superbus, der gleichmäßig f. Gemahlin ermordet hatte, 
und vermochte nun denfelben, aud) ihren Vater zu tödten, um mit 
1 zu befteigen. 

vis, In der dunkeln Vorzeit ein berühmter Beherrſcher Ägyptens, 
im 13. Jahrh. v. Chriſto. Die Alten ſchildern ihn als einen erobe⸗ 
unternehmenden Sürften, der einen großen Theil der damals bekann⸗ 
weich durchzog, ja bis an den Ganges und bis nach Thrazien kam. 
anches, was von dieſem aͤgyptiſchen Alexander und f. ungeheuern 
wird, übertrieben fein, fo ift doch nicht Alfes für ein Märchen zu 
ol vielleicht was von Mehren gethban wurde Einem zugefchrieben 
Denn auch ald Regent fol S., nad) f. Ruͤckkehr von dem Yjährigen 
Agypten Vieles und Ruhmmürbiges gethan haben. Dahin gehört 
praͤchtiger Tempel und einer großen Mauer zur Schugwehr bes Lan- 
er, um bie jährliche Uberſchwemmung bes Nils gehörig zu verthei⸗ 
ge Sandle graben, dann aber das ganze Land geometriſch vermeffen. 
jährigen Regierung fol er im hohen Alter erblindet fein und ſich ſelbſt 

Den Alten galt ©. allgemein für. eine wirkliche Perfon und zu: 

ı dee größten Herrfcher und Eroberer. St. 

ein in der Gefchichte des neuern Kunftgefangs bekannter Name. 
hören hierher 5 Schweftern, deren Vater früher in Rom angeftellt 
er ſich nach Wien begab. Die ditefte, Marianne (Seffi:Natorp, 
einen Kaufmann Natorp heicathete), ift als eine der erften Bravour⸗ 
Deutfchland bekannt, obgleich ihre Stimme, die ehedem fehr voll 
vefen fein muß, zulegt an Höhe, Fülle und Kraft bedeutend verlo⸗ 
war feit 1793 bei der Opera seria in Wien angeftellt, ging was 
iebente Hufl. 3. X. 12 







En 


wo fie 2 Jahre in Neapel ar | je re D.2Bar 
na Sana mm wen cat fie befonb 


Über man ir Rum 1 und Ela 
—— nen räftigen X 






























‚ — — —— 
== A ru 24 * — 
ee fe ie — — Natorp 
der Declamation ſoll fie 
Inu dr nah dabei aber — — 
en —— ſich lich das BE 
do 

Denen, welche ſich ala he der gebiegenften & 

land befanntgemach 


—* —— 
Lebens nach Wien, und entwickelte ſich dutch Hören und Unterrich 
— ———— mit iheen Schmeften Öffentlich auftrat, 
— Fe Penn 
rg — orgfältige Übung die Feftigkeit und Ge 
ee en Die Geattuge De eher ML. SETOOHERELE Zwei > 

bei ihrer Altern Sch in Neapel, unter —— fie m 
——————— 1811 ging fie nach Wien, en 
ber italienifchen, und als diefe einging, in der —— Zope J 





— * ol 
Elingend war, mit feltener Getvalt, und Sgnee fc Dun Ihren fr cäftigen 
ladenen Vortrag befonders für den großen, leidenſch — 
Partie ber Veſtalin Julie und der Amenaide zu ihren 5 
wiewol fie im Ganzeg mehr Concertfängerin al Th 
ct Se fe fü ven Den meiten Samen unit, J 
Carolina S. wovon die erſte in Wien, die zweite in N ꝛerheh 
ſind weniger bekannt. — Dem. Maria Thereſia Sf | BR ei e: 
a 
ger en lan v 

‚den Fertigkeit und Sicherheit, umd einer umfaſſenden € — 


aufgetteten. 
-  Seffion (Ging), die Bufammentunft un Eng im 


Bd 


— F#Hıtt 








| Seſterz Secſtine 1709 
ner weltlichen umb geiſtlichen Behoͤrde zur Bereich Ihre Gefääte; da 
eſſions⸗ ober esungstag, der zu jenem Zwecke beflimmt Tag. — 
ion and) in Schottland ein hohes Bericht, welches aus einem Praͤ⸗ 
m.unb 4 außerozdentlichen Senatoren befteht, welche man insgeſammt 
s ef the Session nennt. Dieſes Gericht verwaltet das Juſtizweſen, hält. 
& 2 große Termine und wird in das dußere und inmere Haus eingetheilt, 
a dab erftere jede Woche wechſelsweiſe von einem Senator beſtellt wird, ber 
aha ſchleunig beforgt,umd von dem man an das innere Haus appelliren ann. 

BSeſterz (sestertius), eine Siibermünze der Römer, an Werth 24 As 
der Rome: sesquitertius, drittehalb). Mach unferm Gelbe betrug ihr 
ae 1 Sr. 3 Pf. oder 4 Kr., war jedoch nicht zu allen Zeiten ganz 
Vohl zus unterfcheiden iſt die neutrale Form : Sestertium, welche ges 
in der —28 vorkommt und keine wirkliche Münze, ſondern eine 
men 1000 Seſterzen, alſo ungefähr von 50 Thlrn. bezeichnet. Noch iſt 
„daß, wenn bie Summe 1000,000 und barüber beträgt, fo wirb 
X es zu sestertium gefegt, dann find fo viel 100,000 &efterzen 
B. quadragies sestertium find 4 Mit. Seflerzen; und decies 

* Sestertio X , eine Million, wo das Wort sestertium auch öf- 

meggelaffen wich. Die gewöhnliche Bezeichnung iſt H. S. oder l.1.S., 
L S., nämlich 1 Pf. (libra) 2 Mal und 4 Pf. (semis). Gewöhnlich 
ch flatt sestertius im gemeinen Leben numus. Als Gewicht be- 
fa GSeſterz ungefähr 15:3 Gran franz., oder 0,228 Quent. berliner Ge⸗ 













© fette, f. Sertett. 
Seine, eine lyriſche Versform, welche 6 Gzeilige Strophen und eine 
Meunfoßt ; der Vers ift (wenigſtens in der Regel) der Sfüßige Jambus, 
| männlichen Reim aus 10, bei dem weiblichen aus 11 Spiben bes 
eigentlich Tharakteriſtiſch der Seſline aber liegt darin, daß in jeder 
die 6 Schlußworte der erften wieberfehren, umb zwar in der Ord⸗ 
** Schlußwort des 6. Verſes der erſten Strophe zum Schlußwort 
Bafes der 2. Strophe wird, die andern 5 Verſe der 2. Strophe aber 
etern ber 5 erſten Verfe ber erſten Strophe in willfürlicher Ord⸗ 
Die 3. Strophe wird ebenfo nad) der zweiten gebilbet, wie biefe 
gebiet worden, und fo jede folgende nach ber nächftvorhergchen- 
jebes der 6 Schlußwörter ein Mal das legte und ein Mal das erfte in 
genen, u und ber legte Vers ber 6. Strophe mit dem 1. Verſe der 
sphe auf einerlei Schlußwort ausgeht. Die Zzeilige Strophe, womit 
enbigt, wiederholt bie 6 Schlußwoͤrter nochmals in ber Ordnung, tie 
der erſten Strophe finden; jeder Vers enthält 2 davon, eins in ber Mitte 
s am Ende. Gonft findet ſich der Meim in der Seftine weiter nicht. Die 
— füblichen Urſprungs. Unter Petrarca's Gedichten fu mehre treffliche 
ift fie wol von den Italienern, und naͤchſt biefen von den 
m am meiſten ausgebildet worben. In ber neueflen Zeit bat man fie auch 
he Poefie verpflanzt; [.Beifpiele in Rafmann’s „Blumenlefe ſuͤdlicher 
Pen. 1817). Trotz bes Zwangs, den bie äußere Form auflegt, iſt ſie 
jeinen Meiſtern zum Ausdruck fanfter Gefühle treffllch gebraucht worden: 
22 derſelben Endworte verſtattet zwar keine große Abwechſelung, 
ber auch keineswegs nothwendig Einfoͤrmigkeit mit ſich; vielmehr iſt die 


gfaltigkeit der Betrachtungen und Gefuͤhle oft zu bewundern, bie ein ideen⸗⸗ 


ſcharffinniger Dichter an diefelben Begriffe zu Entpfen gewußt hat. Die 
aform, wie einige Kunſtrichter gethan, ohne Weiteres zu vermerfen, ver⸗ 
abeſtens Einſeitigkeit und Vorurtheil. + 

























* * Eekhel. Doetrina numorum vett,’, io, 17 — 

— — ar, fahtee Oi babe, erſicht d 

ſchatzes zu gewinnen, an Ort die Samı 

Er machte ine De 

wo er fi — 

nannt ward. ne nach Paris, end. 
Wr und 2J ur 


Ieteres) ihn zum Gorrefp 
—— — Bibliothekar der 5 ring 
Regentin von Toscana BEIN EB Here se 
in biefer Wuͤrde und fügte den Titel eines Ehrenpre 
hinzu. rn —— —— Zrele 
Inabhängig , beidem Gr. Viczay zu £ f 
rübent gemacht bat. Seine Schriften, Kg a: 
(ine zu vereinigen ſind, geben für feine ie bi Betie, 
im Fig ie „Diss. intorno al Vir di Aproni 
Della peste di Constantinopoli det4'778' Soetun (Be ]4779 

tere odeporiche, ossia viaggio per la penisola di € 2) 
—— * di Constant. a Bassora‘ (Merd. (iooeno] 4 

ritorno da Bassora a Constantinop.” — 

n 1 Werte werben f Namen auf die Nachwelt brim 
„Lettere e dissertazioni numismatiche‘, bie zu Bivorno, Re 
land, Pifa und Florenz von 1739 — 1820 in 18 Bin. ‚ mit vielen 
nen find; Te ee rüseis‘' ( 
4.); den „Catalogus numorum veterum Musei Arigoniän 
Fol.); bie „Deser. selectiorum numismatum in’nere = i mot 
olim Ab. de Canıpa, Feng Mech drin ® 1 
„Deser. delle medaglie greche e romane del fu Benkc (Ri | R 
ke degli stateri antichi illustr. — 

———— Acher” ( 
2: u bie „ delle medaglie ispane appartener A 


ii 
ii 






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“er fo be 






1 J 


EB —E r 


bass wenig Musficht gibt, daß. „Systeme goograp munis- 
le: w icht gibt, daß ſ. „Sy & 

1 6n46 Bu. Sol. von [and gefihrieben), bie Feucht BOjähriger Gtu- 
Serfhungen, befanntgemacht werden wird. Wie Vieles wuͤrde ſich da 
t finden , was Mionnet und allen Numismatilern bisher unbekannt 


49. 

sunf, f. Zonfegtunft und Gompofition. 

aben, werben die Krankheiten genannt, welche zu gleicher Zeit mehre 
m befallen umb von einer und berfelben Urſache veranlaßt worden find. 
mucht dieſen Ausdruck vorzüglich, aber nicht ausfchließlich von den epi- 
Krankheiten der Thiere und nennt fie au Epizootien (f.d.). Das 
t der anfteddende Typhus, welcher unter bem Hornvieh und ben Kagen 
be Milsbrand , der das erſtere befaͤllt, Karbunkel, Aphthen, Katarrhe, 
kudungen, Blutungen u. a., welche verfchiebene Hausthiere befallen. 
zbden Vögeln, Fiſchen und Inſekten (den Seibenraupen und Bienen) 
wal ein fo häufiges Sterben beobachtet, daB man an eine Seuche den⸗ 
Die Urfachen, welche eine Seuche unter irgend einer Thierart (und es 
dig, daß fi) die Seuche gewöhnlich nur unter einer Thierart, felten 
m zugleich verbreitet) herbeiführen, find, wo möglich, noch weniger 
als es in Dinfiht auf die Epibemien des Menſchengeſchlechts der Fall 
eilen ertennt man fie zwar in ſchlechten Nahrungsmitteln; öfter aber 
zu den (unbekannten) Veränderungen in der Atmofphäre feine Zuflucht 
m die Entſtehung der Seuchen denkbar zu machen. Mehre unter ih⸗ 
der Milzbrand und der Typhus, find zugleich anſteckend, andre nicht. 
bie erſtern geben einen ſehr wichtigen Gegenſtand für bie Medicinalpo⸗ 
che Mittel anzuorbnen hat, woburd) ber weitern Ausbreitung ber Seus 
s gefegt werden. Auch muß die Medicinalpolizei vorzlglich zur Zeit 
: Seuchen ein wachfames Auge darauf haben, baß keine kranke Thiere 
eben und ihr Steifch nicht genoffen wird. Manche, 3. B. der Milgbranb, 


[U 4 y \ mudirna LKurnuahira FRA amade - a 











(&ifft. Nachdem er in Canada geg — 
| dem grfchtm at, kehrt mie Banbelsuten na € pa zuruͤck. 





mM N eit eine: 
Ba ae eher 
. 1793 —* Warſchau und erhielt eine DOfficierftelle Bel den 


| er Be ven ſchwer verwunde 
© Major nach Leipig — anfehntiche Befẽ 
den nad) ein blieb in eeipsig, ei * 
ee eig ne die Seen 


Rufland‘ (Züri) 1 
Später folgte ex der Einladung Beam Sc, 
——— —— —— 





* 


Sevennen Sevennenkrieg 188 


zaben befchäftigt war. Klopſtocks und Wieland's Werke verdanken 
fe ven hoben Grad der Correctheit, wodurch ſich der Druck auszeichnet. 
eſen einfbenaigen Geſchaͤfte nicht nach und nach ganz zu erliegen, ber 
u Sußreife durch Italien nach Sicilien zu machen, um, wie er fagte, 
fit zu lefen, wo er gebichtet. Abgehärtet, wie er war, trat er biefe , 
af (600 Meilen im Dec. 1801 an und kam nad) 9 Monaten, in wels . 
reich, Italien, Sicilien, die Schweiz und Paris befucht hatte, nach 
hd. Die Abenteuer dieſes Spastergangs hat &. dem Publicum („Spas 
sh Syrakus“, 4. Aufl., 1815 und 1817, 3 Thle.) erzähle, das ihm 
tigen zuböcte, obgleich feine Reiſebeſchreibung mehr durch f. perfönliche 
iichkeiten als durch neue und wahre Beobachtungen und Schilberungen 
M. Die Eltfertigkeit, mit dev S. reifte, verbunden mit f. in fich gegogenen 
Heß die Begenftände nur flüchtig an f. Auge vorubergeben, und erlaubte 
fie unterfuchend zu durchdringen. Eine ähnliche Fußrelſe machte &. 
Petersburg, Moskau, durch Finnland nad Schweden. Er befchrieb 
„Dein Sommer im 3. 1805" (Hamburg 1806, 2. A. 1815). 
cde ift ein merkwuͤrbiges Denkmal’ ſ. gluͤhenden Eifers für Freiheit umd 
.Bei folchen Gefinnungen konnte er die nachfolgenden, für Deutſch⸗ 
feligen Ereigniffe nicht gleichgültig anfehen. Er warb Immer verfchlofs 
Gefundheit ſchwand, und nachdem er 2 Fahre lang mit Börperlichen 
Impft hatte, flarb erd. 13. Juni 1810 zu Teplig, wo er Benefung 
Her fegte ihm der Arzt Dr. Weigel (Hofeath) aus Dresden, gemein: 
ut der Gräfin Elifa v. d. Rede einen Denkſtein, den junge Eichen bes 
Als Menfc verdient S. die ehrenvolifte Anerkennung ſ. Werth, wies 
ht frei war von jener Eitelkeit, die durch Diogenes's zerriffenen Mantel 
ie, nur baß fie fich bei ihm auf andre Weiſe äußerte, denn vom ⸗ 
eweit entfernt. Seine Lebenserfahrungen, beſonders wol eine frühere 
t Liebe, hatten eine gewiſſe Bitterkeit gegen bie Welt in ihm zuruͤckge⸗ 
w daß er bie Welt hafte, oder ihre Güter verachtete. Ex hatte aber 
8, was ihm verfagt war, mit Anſtand zu entbehren, und war ſtolz genug, 
ıgen darnach zu äußern. Als Gchriftfteller und Dichter bat er fich nicht 
8 Mittelmäßige erhoben, da ihm bei einer Eräftigen, oft ungezuͤgelten 
bie kuͤnſtleriſche Befonnenheit und Klarheit fehlte, er auch Sprache 
Form nur uwollkommen beherrfchte. Bein Leben, das er umvollens 
6, bat Clodius beenbigt. Neuerdings find 2 Ausg. f. ſaͤmmtlichen 
tenen, die eine zu Wiesbaden feit 1823 ; die andre zu Leipz. felt 1826, 
Der 11. enthält f. Selbftbiographie. | Ä 
ennen (Cevennen), die, ein Gebirgszweig im fühlichen Frankreich, 
als Fortfegung der Alpen, Andre für einen Aſt ber Pyrenaͤen anfehen. 
Falle bewirken fie durch bie nach Auvergne fortgehenden Bergketten eine 
5 zwiſchen den Alpen und den Pprenden felbfl. Nach dem hoͤchſten 
, der fi in einzelnen Bergen zu 4,960 Fuß (im Puy de Düme), 
im Cantal), und in zweien fogar über 6000 J. erhebt, iſt die Vegeta⸗ 
we nicht zu ſpuͤren. Auch die untere dee Sevennenberge,, bie 
n. genannt, zeugt kaum einige Zwerg e und etwas. Haide⸗ 
ichtbarer iſt das mittlere Gebirge, das von ſchoͤnen Thaͤlern durchſchnit⸗ 
Obſtbau, Seidenbau, Kaſtanienwaͤlder beſchaͤftigen und naͤhren hier 
Bevoͤlkerung. Der Kamm des Gebirges ſelbſt im Ganzen dient faſt 
hafheerden und etwas Obſtbau in den niedrigern Thaͤlern. Mancherlei 
haͤlt dee Schooß dieſer rauhen Felſen. 

ennenkrieg. Schon ſeit dem 13. Jahrh. hatten ſich in dieſem 
religioſe Sekten erzengt, welche, durch die Mißbraͤuche ded Tatkaı. 


um fie im 


- J 
"TLECLE 
.„ de, 





Sevennenkrieg 186 


Rips, Mentpellier, Oranges, Vzes ic , fanden Verbinbungen ſtatt, 
—12* —5 ragen Eine Menge Glocken waren 












,‚ eine allgem ſondern ſetzte 
die Treue gelobten, nit in Sreiheit. In der . 
er e Weiſe mehee Gemeinen. . Auf der andern Geite 

ber. und um ihr Nachdruck zu geben, wurben bes 


traf bie Beftätigung des Vergleichs von 
47 ein ——— *— beigelegt, eine Pen⸗ 
| laubniß beigefügt, Bu bean van ihm gs eridhtene 
et a — Tote auf biefe 
Me Blenge topfexer Krieger, wahrſcheinlich illarss Anrathen, nicht 
Babe ziehen laſſen, und doch im Lande — —— Vil⸗ 
bh aller Orten bie Galgen und Schafotte niederreißen. Indeſſen fo 
em Ziele fehlen, f fo nahm bie Sache body eine andre Wendung. Ca⸗ 
ch Anglade, einem nahen Flecken, gegangen, um bie Organifation 
ents zu betreiben, als bie. wilden Bauern, von feinem Lieutenant auf- 
ven ibren Propheten begeiftert, aufbrachen, und ohne den ſchuell zus 
*5 * hoͤren, in die naͤchſten Waldungen zogen. Alle Bemuͤ⸗ 
Ihe und Billars ſcheiterten an ihrer feſten Erklärung: der König muͤſſe 
t von Nantes wiederherſtelen. Außerdem fei für fie keine Sicheryeit. 
gelang es Willars body, durch feinen perfönlichen Einfluß und durch ben 
an Lebennutteln, bie er ihnen abzufchneiben wußte, fie zur Unterwer⸗ 
‚beingest amd alle marfcieten, enblich im piemontefifchen Dienfle ange⸗ 
t, unter Gawaller nad) Catalonien ab, wo das ganze Regiment im Tref⸗ 
blieb, das Berwid dem Grafen von Stahremberg lieferte. Gas 

ward hier ſchwer verwundet. Indeß war mit ihrem Abzuge noch nicht 
a Es gab noch einige Haufen, unter welchen ſich einer, von 
Kolanb —— ‚ beſonders auszeichnete. Allein Villars, der 
und Güte als der Gewalt vertraute, ſuchte nur der Haͤupter durch 
IT werben. Es gelang ihm in ber That, ſich Roland's zu be> 
m, ber ein Mädchen liebte. Der Schuß von einem Dragoner erfparte 
Sungenen die Qualen der Hinrichtung. Andre Häuptlinge ergaben fi, 
——* und dem Umſtande vertrauend, daß ex ihnen und allen 
Billets de surete en blanche gab, bie fie vor jeder —— — 
ſcher wie in ‚esligiäfer Hinſicht ficherten. So hatte Bild wit Come 








186 Severianer Severus 
bes Dec. das ſchwere 
den dc urn ss * 
| Beni, nase ehe Da, fü 
Bi Kl In km Ce. © Seit jenen Jahren gt —— | 


bat te Du senötten — 
— Severiten, J— 
“er, A ment — 
—— 
Afrika 146 Vater Septimus Geta 
2 









































icbun machte g 
— made —F zum Senator, umb 
Aıs fam 





ord Pertinar Theil genommen hatten. tt 
biefer rebellifchen Leibwache. Er befahl ihr, vor ibm, aufe iner | 
Rom, ohne Waffen zu erfheinen; bort ließ er fie von Leglonen 
ihre Eriegerifche Kleidung ablegen, und verwies fie, nachdem we ihm 
lofigkeit vorgeworfen hatte, auf 100 Meilen weit von der Haupefi 
wantte fein Thron, denn Pescennius Niger, — yon © 
binus in Britannien, ben er einftweilen als Gäfar hatte aı — n 
— a Niger war von Beiden ber | 
daher, ihn zuerft anzugreifen, und nachdem er ihn in - ne 
und zuletzt bei Iſſus in Glicien beſiegt hatte, — oft ar 
nach dem Euphrat getoͤdtet. ©. —* feinen Sieg als Torar 
bannte er die Söhne des Niger, fpäter dee fe Binktn. 
es mit feinem Nebenbubler gehalten hatten, mwurben an 6 
aber, die in dem Heere beffelben gedient hatten, — eſtraft 
langer Belagerung Bozantium eingenommen hatte, ließ er eön iedert 
a — alle Einw. —* 


Ze 


DIE 






Sevigne 487. 


Nach einer langen, zweifelhaften Schlacht fiegte 
fih, da er (ab, daß Altes verloren war, in fein Schwert. 
©. ohne —* feiner Grauſamkeit. Die Familie des Albis 
— * der acht ‚gemachten Gefangenen, wurden nebfl 
; die feinen Nebenbuhler unterftägt hatten, Dinger tee: 
dem Albinus sänßis bezeigt Hatte, zu befchinpfen, bewies 
dus der für ehrlos erfiärt war, göttliche Eher, 
zu Rom eine drohende Rebe an ben Senat, von 
x 4) ohne Verhoͤr fogleich hingerichtet wurden. 
e Übelchaten ben höhern Ständen verhaßt gemacht 
* Gnabenbezeigungen und Befreiungen 
Bott zu gewinnen; daher herrfchte während feiner Re⸗ 
Wohlſtand im Reiche. Beſonders wurbe von ihm das ‚Herr 
Vermehrung des Soldes, die Vorrechte und Freiheiten, weiche 
geftattete, die zur Auflöfung aller Priegerifchen Zucht —* 
Urfachen des Verfalls des römifchen Reichs betrachtet werden 
lautianus ernannte er zum Befehlshaber der neuen, von ihm 
welche geößtentheild aus Eingeborenen fremder Nationen 
eine Megierung warb ber legte Anſchein einer republikaniſchen 
t und eine durchaus unumſchraͤnkte monarchiſche Gewalt in 
mehren gluͤcklichen Kriegen gegen bie Darther, Armenier, 
nad) 5 — = Gläheiger — (203) nach Rom zuruͤck. 
©. ſchien mit feinen Jahren zu wachſen, aber fein aͤußeres 
bie Uneinigkeit ſeiner Söhne, und ——e— durch die Wilbheit 
Endlich unternahm er, von feinen Söhnen begleitet, einen 
England, wo er ben füdlichen Theil von Calebonien (dem jegigen 
bis an die Fluͤſſe Clyde und Forth eroberte. Mehrfache Angriffe fe 
Keen Sohnes Earacalla auf fein Leben, verbunden mit Alter und 
‚machten feine legten Tage ungiuͤcklich, und er ſtarb (209) zu Ebora⸗ 
Dim 66. 3. feines Alters. Obgleich die Untreue bed S. gegen feine 
iR, feine Grauſamkeit gegen überwunbene Feinde und bie blutige Strenge 
Faltung feinen Charakter befleden, fo war er doch ein Fuͤrſt, der Thaͤ⸗ 
sh und Ordnungsliebe befaß, der viele Mißbraͤuche abfteite, unb eine 
weteiifche Rechtspflege, bei einer einfachen, mäßigen Lebensart aus⸗ 
b war er ein vorteefflicher Menſchenkenner. Anfangs dem Chriſten⸗ 
han, Tieß ex feinen Sohn Garacalla darin unterrichten; aber die ſchnelle 
g diefer Religionspartei beimrubigte ihn, fobaß er einen Strafbefehl 
heungen zum Juden⸗ und Chriftenthum erließ, welcher als ber —5 
Berfolgung der Chriſten angefehen wurde. 
i (Marie v. Rabutin, Marquiſe v.), geb. 1626, war 8 bem 
* des Barons v. Chantal und Bourbilly, bie Erdin bes Haus 
Ihr Rang und die Anmuth ihres Weſens erwarben Ihe viele 
r. ar?’ heirathete fie den Marquis v. Sevigne, ber 1651 in einem 
blieb, und fie ale Witwe mit einem Sohn und einer Tochter hinter 
num am wibmete fie fi) bloß der Erziehung ihrer Kinder und ber Aus⸗ 
es Geiftes durch — ‚mit wifienfchaftlich gebifbeten Männern. 
ine außerordentliche Zärtlichkeit fuͤr ihre T., welche 1669 ihrem Ge⸗ 
*5 v. Grignan nach der — wo er Gonverneur war, folgte. 
ab Weranlaffung zu dem größten Theil der Btiefe, weiche der 
"Sevignd einen fo großen a Ruß erwarben, obgleich fie auch noch mit 
mer Briefe wechfelie. Manche diefer Briefe hätten, ba fie bin 
tiffe betrafen, ungedruckt bleiben koͤnnen; aber bie tbeigen Io 


HARTE 
In — 


2x2Fa* 


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Briefe an b nr, 


en 





Sevres | Sertant RL.) 


Icntlon, dögieich nicht m mehr f btägend tole chedem, Befihäftige doch 
300 Weberfiätle. In der Vorſtadt Triana, jenſelts des Bandalgıı- 
Durch eine Wehefe mit der Otadt verkumden HE, befinbet fich eine 88» 
Heßerel. Dre Handel ift bei weitem nicht mehr fo blätend wle ſonſt, 
die Niederlage des ganzen ne war, ber fich jest mehr 






ces, ef an San = Ehgeaniäen Parts und —— 2 Gtun⸗ 
St.⸗Eoub an 





bes Porzellans keineswegẽ ai dem m Echate im japanifchen Da 

nt Leintbeitu Sr Eintheun v Br 
j efimaleın ung, e er 
—— a — 8 no U Beh 


m —* auch der Kreis nur nf diefe Reife, ins jeber 
eabe in 60 Bkin. und dann weiter, wie oben, getheilt Die neueſten 
eter fett ber Revolution farben aber (mie dem auch wirklich fo iſt) die 
für eigenttich Centefimaleinthellung bequemer, und gaben d * 
0 Sentefimalgeade (jedem Quadranten 100), jedem biefer 

, und jeder derfelben wieder 100 Gentefimalfer., ſodaß * 
aiſe nicht mehr wie Sexageſtmal⸗, ſondern wie Gen 

—— — Einheiten erfcheinen. Man uͤberſieht mit ehem 
—— — welche die letztere Eintheilung vor der erſtern ge⸗ 

datum fo nochwendig, auf dieſelbe aufmerkſam zu machen, weit 
* aſtronomiſchen Schriften faſt immer dieſelbe gemeint iſt. La⸗ 
wirt mur ſie; Blot ſetzt ven mehr: —— haͤufig die et 
ungen nebeneinanber. ein Beiſpiel auferorbentlicyer Wer 
lasdrͤcke zu geben , bene man, daß die Sonnenparalfare * —* 
Aluıng 8”, 8.., nach Gentefimaltheilng aber 27”, 1.. betraͤgt. 
Kedecherflekung d. KAnigthums In Frankreich fängt biefe Metierung, 
krcichaten Vorzuges ungeachtet, wiederum an, den fruͤhern Formen 


gen. 
tant HE cm guſtrument zum Winkelmeſſen, das aus einem She 
ogens von —“* beſteht, auf deſſen eingetheiltem Rande 60 Grabe 
hast find. Jeber Grab iſt gemeiniglich noch in Minuten abgetheilt, 
nes vernftteifi des Dernter (f. d.) noc eine Untrreintheilumg von 
a erlangen Auf diefem Inſtrumente, das auf keinem Stative ſteht, 
ee frelen Hand regiert wird, befinden fidy 2 Abfegiinenle wovon das 
‚styernte bed Kreiobogens feft ſteht, das andre aber dergeftalt beweg⸗ 
At vem erſten munter jeben Winkel des eingetheilten Krelsbogens 
rkaur Da, wo bei ben Kbfesiinenten das Objectlodtopder Tidy de⸗ 






















| er Eu an fe — 







Namen des Kr Bee men fe Ha fen 
Sertett, ital, ee | 
Sufrumene od Eigflaumen in 


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a 6 Noten beftchenbe Figunaber bie in 2% 
Sertud, mit dem Zunamen: Emyias ( 
Arzt der empirifchen Schule ‚ melde uf, B 


ter Skeptiker zu Ende b. 2. — 
eg kepti 














Gi | Sepffarth 491 
iſt ihn die Kunſt, Exfcheinungen und Gedanken einander fo entgegen. 


auf alle bamals b tete Wiſſenſchaften 
voruehmefich auf die Altern philofophifchen Syſteme an (weßhalb' er 
e Keumtniß der Altern griech. Ph — beſonders wichtig iſt), und 
der ober ſpaͤtern Skeptiker genauer und geordne⸗ 
h. etpikiemut us.) In ber Anwendung feiner Skepfis verfährt er 
be fophiftifch. Mir befigen von ihm noch 2 Werke in griech. Sprache, 
Kenntniß des griech. Stepticummus find, wovon das eine 
Belung des Pyerhonismus überhaupt, (u. b. X. „Pyrrhonioae Hypo- 
3 Buͤch.), das andre eine Anwendung der Pyrrhoniſchen Kamſt auf alle 
Inte — tm md andre Wiftenfchaften und Erkenntnifſe 
Inter dem allgem. Tit.: „Adversus mathematicos ’ vorzukommen 
Me Werte hat Fabricins („Sext. Emp. opera gr. et lat.”, 2eips. 
—e— Andre, theils philoſophiſche, theils mediciniſche Schrife 
Ssrtus find verloren gegangen. 
blig —— k. preuß. General der Caval, Chef eines 
Generalinſpector der ſaͤmmti. Cavalerie in Sg⸗fien Ritter 
m Üblerochens, Droſt zu Vlothow und Erbherr zu Minkowski, war 
we geb. Eh als Knabe verfündigte er durch manches — 


Ipmen Bleiter; fo riet er inf. 7. Yahre zwiſchen dem fanfenen Flagein 


ET; 


durch. 1738 trat er in Kriegsdienſte, warb im erften fchlefls 
gegeben. Im 23. 3 ward er Major, nahm 
cht bei Hohenfeiebberg den ſaͤchſ. General v. Schlichtling gefangen, 
e * in ber eat von Gore (1745) befonders aus. 1755 ward 
u Befehlshaber eines Küraffierregiments.. In den Schlachten von 
von Kollin bewaͤhrte ex f. fruͤher gezeigten Muth. ** Gotha ver⸗ 
—2* Soubiſe (1757) in fu efertiger Flucht, baß er er — König mit 
tonnte, das dern Franzmann t'war. Am 
een führte er E16 Befehieh aber der ——e—— Reiterei ſ. 
ns der Schlacht bei Roßbach am 5. Nov. 1757. Durch Ihn ward dieſe 
Schlacht gewonnen; Friedrich erhob ihn, in wuͤrdiger Anerfermung 


it, 


nem Benerallieut. und Mitter des ſchwarzen Adlerordens, in f. 35. 


& der Schlacht von Boraborf , wo er mehre Batterien mit f. Käcaffis 
hatte, umarmte ihn ber König mit ben Worten: „Auch dieſen Sieg 
ß zu banfen!" Nach dem Überfall bei Hochkirch bedite er den Ruͤck⸗ 
Schlacht von Kunmeröborf mußte er auf Befehl des Könige f. — 
Hung veriaſſen; die Schlacht ging verloren; ©. warb verwundet nach 
bt. Da man Öffentlich den Verluſt dee Schlacht nur ben zur Unzeit 
ig dieſem General gegebenen Befehle zufchrieb,, fo warb Friedrich Lalt 
‚ Heß ihn an mehren Gefechten Beinen Xhellnehmeh. Bald aber was 
—— und ©. befchloß fKriegothaten mit dem Siege bei Freiberg, 

773. Gen Stab in dem Garten f. Landguts Minkowski bei 
—** bezeichnet ein Denkmal, einfach mit Lorber und Eichen ge» 
em Wilhelmoylatze in Berlin fteht f. Bild aus cararifchem Marmor 


arth —*8* Prof. in Leipzig, Sohn des Superintend ©. in 
Ste ſich durch bie Herausgabe der Erklärung ber Hieroglyphen von 
.) bebannt. Er kehrte 1828 v0 von feiner zu 1 Dräfung diefer Entäfs 





Shaftesbury (erſter Graf von) 198, 


Der legte Fuͤrſt, Sirtus Sf. (geb. 15. Yan. 1730), folgte d. 16. 
6 feinem Neffen Franz Joſeph Philipp Sf.; er war Herzog von 
Bobadilla, SansFiore, Graf von Eelano, Baron v. Piſcini, und 
— ohne männliche Erben. (Vgl. des Marchefe Litta „Famiglie celebre 


) 
aftesbury (Anton Afhley Cooper, erfter Graf v.), einer der ausge⸗ 
n englifdyen Staatsmaͤnner unter ber Regierung Karls II. von England, 
adeligen Altern zu Winbborn St.⸗Giles in Dorfetfhire geb. und ale 
Erbe eines großen Vermögens mit vorzüglicher Sorgfalt erzogen. Als er. 
war, flarb f. Vater, Sir John Cooper von Rodborn, dem er in f. Titeln 
rm nachfolgte. In f. 15.3. ging er auf das Eretercollegium zu Orford, 
Berorbentliche Geiſtesfaͤhigkeit zeigte. Zwei Jahre nachher befuchte er Lin» 
m zu London, um die Rechtswiſſenſchaft zu ftudiren, trat aber fchon 1640 
wätifche Leben ein, ba er von bem Flecken Tewksbury ins Parlement ges 
gie. Bei dem Anfange des bürgerlichen Kriege ſchien er ſich auf bie koͤnigl. 
Imeigen, und machte, um ben Frieden zu bewirken, beiden Parteien Bor: 
As er aber fand, dag ihm vom Hofe nicht getraut ward, trat er zur Pars 
yertei. Won bem Parlament beauftragt, warb er in Dorfetfhire Truppen, 
1644 Wareham und unterwarf die umliegende Gegend. Nach der Schlacht 
bp foll er der Hauptanflifter des Aufftandes der Clubbiſten, welcher dahin 
n Befehlähabern der Truppen die allzu große Macht zu nehmen und eine 
hung mit der Begenpartei zu bewirken, gemwefen fein; body war er zu vors 
qh in das Schidfal jener Leute zu verwideln. 1646 ward er Sherif von 
L Al Cromwell das lange Parlament auflöfte, war Sh. einer ber Erſten, 
bekannte Verwahrung gegen bie Tyrannei und die wilffürliche Regierung 
ectors unterzeichneten. Auch bei andern Gelegenheiten fol er ſich feinen 
ben Maßregeln widerſetzt haben; dennoch machte ihn derfelbe zu feinem 
4, und Sh. fol fogar die Abficht gehabt haben, fein Schwiegerfohn zu 
in warb er Mitglied des Staatsraths und verband fich zugleich 
iefnechfel mit den Fremden Karls II., um biefem Monarchen zum Throne 
fm. Wegen jenes Briefwechſels warb er angeklagt, aber freigefprochen. 
len Andern feiner Partei arbeitete er mit ber größten Thaͤtigkeit an Karls 
iſtelung. Er war Mitglied bes Parlaments von 1660 und einer der 
ke dem Könige bie Einladung brachten. Bald nachher warb er zum Geh.» 
zum Conmiſſarius bei dem Gericht über die Koͤnigsmoͤrder ernannt; 
Ber fruͤher gethan hatte, ward vergeffen. 1661 ward er zur Pairswuͤrde 
Baron Aſhley v. Windborn St.⸗Giles, erhoben, barauf zum Kanzler 
Interfchagmeifter unb nach dem Tode bes Grafen v. Southampton zum 
Schaplanımer ernannt. Als Mitglied bes Miniſteriums, welches er vors 
ste, bewirkte er eine Declaration bee Gewiſſensfreiheit, bie ihn als einen 
en Freund religiöfer Duldımg charakterifirte. An Ruͤckſicht des entehren- 
196 von 1670 mit Ludwig XIV., wodurch fi) Karl II. verpflichtete, ges 
Jahrgehalt bie kath. Religion in England einzuführen, darf man ficher 
aß Sh. in dies Geheinmiß nicht eingeweiht war, und weder vor nod) 
Ibſchluſſe des Vertrags Geſchenke von Frankreich bekommen habe, wel⸗ 
andre Staatsbeamte in England erhielten. Deſto mehr Antheil nahm 
Braßregein eines Kriegs gegen die Nieberlande, welchen ex in einer Rebe 
Sinnfpruche: „Deienda est Carthago!” unterflügte. Rod) mehrer wis 
en Dandlungen zum Bellen der Krone wird Sp. befhuldigt, und es 
B ihn als Miniſter entweder geheime Triebfedern, ober auch Mangel an 
Mitteln oft ſchwankend und veränderlich in f. Betragen gemacht haben. 
d er zum Strafen v. Shaftesbury und zum Lord⸗Großkanzier arnannt. 
5. Oiebente Auſi. Bi. X. 19 





Shah⸗ Allum 198 
Leclere u. a. Gelehrten. Bald nach ſ. Zuruͤckkunft ward er nach dem 
tert Graf v. Shaftesbury, teat aber erſt auf Zureden ſ. Freundes, des 
in das Oberhaus ein. Hier unterflügte er bie Maßregein des ' 
u eiſrig, daß biefer Dionarch ipım die Stelle eines Ctantöfecres 
aber ausſchlug 

der 


ze 


ba er 
R ——— — —— ef. 
Imeuube veriebte. Bald nachher, als franz. Fanatiker eine htüche 
n England erregt hatten und man gegen bie Urheber derſeiken gewalt⸗ 
gen — wollte, rieth Sh. durch f. „Gendfchreiben uͤber ben En⸗ 
soncerning eanthuaiaam“) zur Milde, weil aan durch 
nur vermehren wuͤrde. 1700 — er ſich, 
1 auegen 1714 bund) Bemukerih nad Stalin d wohnte u 
13 Karb. Sh. war ein Weifer, der fih auf f. Bücher und feine 
25* das Hofleben nicht ſuchte, aber auch nicht floh, ſ. Ehrgeiz zu 
und f.9 htm Ruhm darein ſetzte, Gutes zu thun. Als Gchrifes 
t. In allen ſ. Schriften zeigt er ſich als eifrigen Vertheidi⸗ 
heit, als fronuuen Anhänger der natuͤrlichen Religion und als warmen 
ugend. Seine, Unterſuchung über Verdienſt und Tugend” — welche 
a daB rechte Verhaͤleniß geſelliger und ſelbſtiſcher Neigungen ſetzte — 
Sein Hauptwerk find f. „Charaeteristicks” (Lonb. 1737, 
weh ex den Grundſatz auszuführen fucht, daß das Ungläd jedes Eins 
Beften des Ganzen gereicht. Seine Dorftellung iſt edel und zeugt vom 
von Gefuͤhl für das Schöne und Ideale. Sh.'s Lebensſchilderung fin 
em 2. Thle der „Ocuvren diverses” feines Freundes Lode. 
b>Allum (d. i. Herr der Welt), der leute Fuͤrſt in Hindoſtan Großz⸗ 
der Famille Timur's (ſ. d.), wat geb. 1723, und ber aͤlteſte Sohn 
re, weicher ihn 1756 zum Vicekoͤnig von Djedjer ernannte. Der junge 
Khpätigkeit und Muth; er rückte 1758 mit einem Heinen Deere vdr 
Ip dem ehrgeizigen Vezir feines Vaters, ber Befen Im bee aupef des 
ngen bielt, zu widerfegen. Nach dem er bie verlangten Eontributionen 
te, marſchirte ve im Oct. 1759 nad) Bengalen, two er jedoch weniger 
& Er ward hier von den mit indifchen Truppen verbundenen Englän« 
m genommen; aber zugleich kam bie Nachricht von dem Tode Allum⸗ 
welcher am 30. Oct. 1759 auf Befehl feines ſchaͤndlichen Miniſters 
eben war. Sogleich erhielt AlisBoher feine Freiheit, beftieg den Thron 
s Shah⸗ Allum. Aber zu ſchwach, um den Thron behaupten zu koͤn⸗ 
ex wechſelsweiſe das Spiel der mächtigen indiſchen Fuͤrſten und der 
Er ſuchte ſelbſt in dem Lager der Letztern eine Zuflucht. Dieſe 
we Petit ffen, den flächtigen Monarchen auf das ehrewollſte 
und in Allah⸗ Abad feiertichft wieder einzufegen. Hier verlebte er * 
‚ bi6 Bangweile und Verdruß über die Beroaltfamkeiten ber Engländer 
hip zu geben bewogen, wo er am 25.-Dec. 1771 f. feierlichen Einzug 
EScheitt entzog ihm den Schug der Engländer. Später (1785) begab 
Schutz der Maratten, und der bekannte Rajah Scindiah verwaltete 
die Stelle eines Regenten des mongolifhen Reiche. Allein mehr⸗ 
es ſ. Provinzen, f. Haupiſtadt, feldft ſ. Palaſt gegen aufruͤhreriſche 
‚ Die er zum Theil mit Wohlchaten überhäuft hatte, vertheidigen. 
Besfchwärung, deren Urheber Gholam⸗Kadyr, aus der Nation der 
u, warb er im Aug. 1788 vom Throne gefloßen, in f. Harem einges 
ıgem beraubt und frin Schag geplündert. Zwar et 
1 





















dann man jedoch das Haus des großen Timur in 
(@gl. Sranktin’s „History of Shah-Allum’; Brut vr 


— —— — Schuͤtterer. * 
Shatfi | be gebt diamaiſh | 





ſiſche und und Saeifie, dab er him un wie in I 
ee — ſich gelernt haben. Kaum | 
f. Vater bei lien mie und, faaım im 18. 9 —X 
2öjährige Anna Hathaway aus Schotterp, en. et 


| ‚förmlich an, Diefe Sache bewo 
Firaing Buena Londn (158000 1587), won dem 

in einer, Teiber nicht mehr t at 
Kae mir Verfolger Luft madıte. Nach Drate fe 
men und ſich mit einem mittelländ. Kauffahrer 


Stoff —32* Seftaltung am uralten Suse 0 
a 
and vieler Sagen werben n 
* —* Aufenthalt in ber — Königeftabem 
foß er ſtracks ins Theater gelaufen fein und ſich; 
werben laffen, der das Zeichen exrtheile, fo oft eine X 
“ treten muß; bald foll er den Beſuchern des Schaufpi 
draußen vor der Thuͤt die Reitpferde für ein b 
hd — 


Shakſpeare | 497 


en Anbee, die mehr auf das vornehme Anfehen bed Stächttings bedacht 
ms, baf ex ſelbſt ein Reitpferd fehr oft auf jene Weiſe zu halten gege⸗ 
durch Einen vor Andern fo berühmt gemacht babe, daß bald jeder 
vielen jugendlichen Bewerbern mit dem Ausrufe: „Ich bin Shak⸗ 
ge, Sir!“ angefallen worden ſei. Bei der Bühne zus London be: . 
— Thomas Green, ein Landemann von Sh.; durch 
Sh. ums 3. 1589 zum Mitglieb ber londner — * 
Ran ſagt weiter, daß dazumal ein uͤberaus vornehmer und pomphafter,- 
tiniger Vortrag bie beliebte Manler im recitirenden Schauſpiel gewe⸗ 
* mit einer —* natürlichen Art aufgetreten ſei, ſodaß man 
ver pathetiſchen Rolle des Geiſtes in feinem eignen „Hamlet einigen 
zollen koͤnnen. Seine Schaufpiele inzwifchen, werm fle auch nicht das 
* den damaligen Kritikern zu behagen, ergriffen das Volk, und die 
trug ihn zur Kenntniß manches hohen Freundes, ſelbſt zum Fuß des 
f weichen: die Königin hersfchte, die ſich ohnehin durch die Macht vers 
en angesogen fühlen mußte. Sein befonberer Bönner ward ein 
Effer, der Graf v. Southampton; auch bat ihm der König Jakob 
abändig einen huldreichen Brief gefchrieben, zum Dank dafür, I «6 
ih, der fein Gefchlecht von Banquo ableitete, im Trauerfpiel „Macs 
—— — ——— feine Ehrfurcht begeigt Hatte. Bei fo be: 
Händen erwarb unfer Dichter auch die Freundſchaft des Wen Jonſon, 
* * jegt meiſt vergeſſene —2 fee, fowwie mancher an» 
und Schriftfteller. 1610 erlaubte Jakob I. ihm und 2 Benoffen, 
) ) Gonbel, benen man bie erfle Ausg. des Shakſpeare (Bol.) verbaut, 
ig einer neuen Bühne, und ertheilte ihm fo große Begänfligungen, daß . 
ohlſtand durch 3— 4 Fahre noch beträchtlich fleigern konnte. Nach 
te er in f. beinah Ländlichen Heimath, von f. Gattin und f. verheica- 
mu umgeben, einige glüdliche Jahre der Ruhe. Doch der vielkräftige 
* Stürme und Kämpfe des Lebens —— beſtanden hatte, unter⸗ 
Sriedensflille nur zu bald; er ſtarb, da er kaum fein 53. Jahr ange 
3. Apr. 1616, beweint von Alten, die ihm nahe waren, noch jegt durch 
—5 wegen eines fo frühen Dahinſcheidens aufs umigſte betrauert. 
Kicche zu Stratford, an ber Nordſeite ber Kanzel, ſteht ein ſchlich⸗ 
* Denkmal in der Dauer; ba fist Sh. nachdenklich unter einem 
1, ein Kiffen liegt vor ihm, feine Rechte hält eine Feder, feine Linke 
e Papieszole. Am Dedel ſteht: 
sdicio Pylium, genio Socratem, arte Maronem, 
‘esta tegit, populus moeret, Olympus habet. 
ehr, zu weichen Unpaßlichkeiten die einft herrſchende Thorheit, Alles 
5 Alterthum ab s und anzuzwingen, führen mußte. Unter dem Diſti⸗ 
er 6 engliſche Reime, die zwar gut gemeint, fonft aber nur durch die 
auptimg ausgezeichnet find, daß mit dem gefeierten Todten auch fofort 
— ſei. (Mehr über Stratford und Sh.'s Denkmal gibt ein geiſt⸗ 
in SIroing’6 „Sketch book“.) Bel großen Männern pflegt auch 
auf ibe Daſein ſich Beziehende großer Theilnahme gewiß zu fein, und 
etreff Sh.'s fo lange af —* geweſen, ſo iſt das muͤhſame Nachfor⸗ 
een Zeit, dem es u. A. auch gelungen iſt, fein Teſtament aufzufinden, 
refeenliches Zeichen anzuerkennen. Die Engländer, die gern rechnen, 
tfert, herausjubringen, was mol ihr großer Genius jährlich zu vers 
habe, unb indeß Gildon („Letters and essays”) die Einkünfte feiner 
suf 300 Pfund anfchlägt, mas in unfern Tagen fo viel als 1000 PT. 
Malone das bezweifeln und ihm nicht viel über 200 Pf. durochro 





— A ia Anetemung » 

er länger als 1 Jahrh. nicht mehr war, und auch hi 
Wunderlhteten der Kritik in England nocı immer, 9 ich Di 
lauf find, fühlt man ſich zu der mehmüthigen Bemerkung 
Publicum vielleicht mehr von Stolz als von einer m 
gebradt worden fei. Geft 1741 dadıte man daran, d | 
— nt ran: ur ürften und 
ee aa Die Subferiptio hr 
der Ertrag einer ———— ius Caſat 












Shakſpeare 109 
The eloud- eappd towers ‚ the gorgeous 
temples, the t , 
Yea, all which Mi inherit Fehall level 
d, like this unsubstantial pageant faded, 
Leave not a rack behind. 
„Tempest”. Act. IV. Sc. 1. 

(Eo einft ummölfte Ihürm’, und Prachtpalaͤſt 

Und eiertempel, ja der Erdball felbft, 

a a an 

‚ r , 

Auch kein Gebünft nachlaffen ) i 
melancholifche Verachtung Profpero’s ift zwar bier In ihrer Anwendung ber 
deines großen Leides um ein dem Todeslooſe verfallenes Hohes nicht unan= 
em; doch darf nur ber erfte, flechende Schmerz fo fprechen; nach einer fo ges 
n Zeit hätten die Gedichte des hoben Todten manchen paſſendern Ausdruck 
Is Religion verklaͤrten Wehmuth darbieten mögen. In gewiſſer Hinficht 
n gleich die zunaͤchſt folgenden Worte vorzuziehen geweſen fein: 

We are such stuff 
As dreams are made of, and our little lift 
is rounded with a sleep. 
(tr find Stoff, 
Gleich dem der Traum’, und dies fo kurze Leben 
 Umgrenzt ein Schlaf ringe.) 
yätee, 1769, veranftaltete Barrid dem Dichter, dem er f. Glanz und f. 
zu verbanfen hatte, an deffen Geburtdorte ſelbſt eine finnvche Subelfeher; 
ain feftlicher Aufzug von Siegeswagen, auf denen König Lear, Richard LIN., 
5, Romeo und Julia, triumphirend, von Trompeten» und Hoͤrnerſchall 
deer Auſik, und einem zahllos jauchsenden Volke umgeben, fich zu einem 
ben Ehrentermpel bewegten, wo Reden, Dratorien und Oden in ruhmvol⸗ 
nut en; am Abend war Stratford beleuchtet, Feuerwerke brann- 
a Maskenball erhob die raufchenbe Luft der Begenwärtigen, ein Wettren- 
Bien Ganzen den Kranz auf. Das Jahr darauf ward die Hauptvorſtel⸗ 
f Drurplane zu London gebracht, und mußte 100 Mal wiederholt werben ; 
che die Begeifterung zu einer beranfchenden Höhe; Lieder und Feſte wech: 
allen Ständen; Strafen, Tavernen, Kaffeehäufer und oͤffentliche Wär: 
ten den Namen des Volksliebllngs amehmen. &o flug die durch bie 
erei, durch das matte Wefen unter Kari H., durch fo manche Störung 
mung fo lang verhaltene Liebesflamme mm um fo glühender empor, und 
nt den Aufwand, den Kunft und Wiſſenſchaft, mehr proteiſch als pro⸗ 
4, an den wunderbaren DReifter gewandt hat. In der trübfeligften Bes 
fidy diefer Aufwand unftreitig gezeigt, wenn er bemüht geweſen ift, bem 
eEigenſchaft zu geben ober zu retten, auf welche man, fo oft ber Werfall 
«kant eintritt, einen leidigen Werth legt, an der man ſich als wahrhaften 
in feſthaͤlt, wenn die Blume ins Meer geſunken iſt — wir meinen bie 
eit. Jene höhere Vollendung des Künfliers in der Compoſition, in der 
(den Unterordnung aller Theile ımter ein fie zufammenfaffendes und bes 
Ganzes, unter die Hauptidee, in der Zeichnung, Haltung und Färbung, 
üftänbigen Beherrfchung aller BRittel der Aurdführung, fie iſt an Sh. das 
t Große und Bemundernswürbige.. Doch follte man auch mit den Vor⸗ 
nfichtlich bee grammatikaliſchen Correctheit vorſichtig fein, ehe man bie 
Bche Kenntniß erlangt hat, wie die Sprache überhaupt zu &h.’6 Zeit bes 
war; ımb wollte man es wagen, bie Werke des gebiegenen Kuͤnſtlers nicht 
einen Sittenfpiegel, fondern auch als einen Sprachſpiegel feiner Zar zu 









als mehrentheils | 
möhfhen. — — 
fo oft in ewigfriſcher Fülle zur Bewunderung zwingt 
bieſes verdienen Wr 
— Sfinäi — Dach Sika | 
| Be er — — * — alt und u 
und ie dmifhen Sitten (hin ie nach A 
hemmt zu haben”, Ober lefe man tuo8 dem hereligen — 
‚Di Exit dat and Sentimente eetiche Dial | 

















Shakſpeare 201 


n mit allerlei aufgeborgtem Flitter von Schulwiſſen durchaus nicht zu thun 
deßhalb auf einen Elementarımterricht in Zeitrechnung, Geſchichte und 
reibung, auch mandyen andern an ſich hoͤchſt nugbaren Kenntniffen, gar 
ommt; wie Sh. garnicht als ein wildes, regelloſes Genie einhergelaufen fei, 
[. Werken, denen deßhalb nur Wenige gewachſen find, weil fie eben eine 
faflen, den Stempel ber tiefften Bedachtſamkeit, und jener kuͤnſtleriſchen 
ung, worin ſich bei durchgefuͤhrtem Styl die Freiheit und befonnene Wahl 
bers offenbart, aufgebrüdt habe; wie man Sh. ohne alles Bedenken fos 
mannigfaltige Belefenbeit und wenigſtens aus Überfegungen ber Claſſiker 
te Kenntniß des Alterthums zugeftehen duͤrfe, ungeachtet er mit ber My⸗ 
nur märchenhaft fpmbolifch fpielte, nicht wie bie vielen Dichter d. 18. 
eine ſchale und füßliche Abgätterei trieb; wie es alfo nur das Zeichen einer 
haften Überbildung fei, wenn fo viele. Äſthetiker feiner Nation ihn mit vors 
tHnablaſſung nur für ein Naturkind gelten laffenwollen, — wenn Ben Sons 
kein Englifchen auf römifch dichten wollte, meint, er habe nicht genug an 
Neurproducten gefeilt, — wenn Milton vom Wirbeln feiner angeborenen wil⸗ 
hftmoten fpricht,, Dryden ſchoͤn genug fagt: er habe der Brille ber Bücher 
lchurft, um die Natur zu leſen, Colman ihn, als reif und erwachſen aus 
mb ber Natur hervorgegangen, mit Pallas vergleicht, auch ber überaus cor⸗ 
Day Manches in den Tag hineinfpricht; wo hingegen bie Lobfprüche der Zeit: 
m6h.’6, Drayton und Digges, ehrlicher gemeint fein mögen, wenn es 5. 
It, er habe die Natur zum Leitftern und zur Helferin genommen; denn das 
Diefer das Naturleben beherrfchende Proteus wol vor keinem echten Kuͤnſtler 
k Gchlegei ftelit ferner ein lebendiges Bilb ber gefumd = Eräftigen, ritterlich⸗ 
czirigen Zeit der Eliſabeth auf, ber Adelöpracht, ber dem dramatifchen Les 
Gt zuͤnſtigen fcharfen Umrifje der Standesverſchiedenheit, ber Neigung zu 
Wendungen, Einfällen, Erwiderungen, Wigen und Wortfpielen im Ges 
: Alles Elemente, die wefentlid auf einen feine Gegenwart in fämmtlichen 
wen, auch Um: und Abwegen, geftaltenden Dichter einwirken mußten. 
‚der um Unanftändigen und Zweideutigen ſich verfleigende Muthwille muß 
maligen Ton zugefchrieben werden; benn fo, wie wir Sh. nun kennen, iſt er 
Negel, aus dem man das Bild f. Zeit herftellen koͤnnte, wenn alle hiftorifche 
BBuntergegangen wären. Doc) verkenne man auch nicht, daß, wenn Sh. 
Seit übt, deren fich feine, felbft fchriftftelterifchen Zeitgenoffen bie zur Zuͤ⸗ 
sit bedienten, fie beiihm, wie bei ben großen Alten, in einer gewiſſen reis 
ft des Unſchuldlebens, oder mit durchaus unverführerifcher Groteske da: 
mb deßhalb ja nicht mit dem fchleichenden Gift zu vermengen ift, das die 
aliche Schluͤpfrigkeit fo vieler franz. und franzoͤſirenden Schriftfteller ber 
eit verborbener Naturen barbietet. *) Ein Beweis indeflen, wie fehr neuere 
irtegeben, wenn fie glauben, ein großes Muſter auch in der Ungebühr ab» 
u mäffen, ift der wichtige Umſtand, daß jegt Frauen nicht nur Öffentlich 
auſpiei gehen, fondern fogar die Frauenrollen im Stüde ſelbſt übernoms 
en, während fie zu Sh.'s Zeit das Theater nur verlarot befuchten, und 
len auf dee Bühne von Knaben gefpielt wurden. Wer Sh. fubirt, der 
fahren, wie der Dichter in feinen Eleinen abgefchloffenen Welten bie Er: 
gen der Natur, die Eigenheiten f. Landes und ber Fremde, Gebräuche, 
mgen und Sagen bed Volks, ja die Gewohnheiten, bie eigenthümliche 
der Handwerke und Gewerbe nicht zuruͤckgeſpiegelt haben koͤnnte, wenn 
)£ zuvor in fich aufgenommen hätte. Alsdann wirb es klar, daß er zwar 


n eliaes Unternehmen ift die unlängft u. d. 2.: „Family Shakspeare”, 
e Fr die von Allem, was ber Herausgeber für anftößig hielt, ger 





Shaffpeare 208 


u ja eben Ales am augenblicklichen Eindruck des Lebendigen felbft gelegen, 
te entſetzen, erfehättern, vernichten, um ben nie zu erſtickenden innerſten 
ı der Liebe, der Biene, der Verſoͤhnung ſich defto kraftvoller aus der Aſche 
a Trmmern winden und zur läuternden Flamme emporfchlagen zu laſſen. 
n Übertäuscht er andy nicht Grauſamkeit, Wildheit, Blutgier und Bosheit 
uni umd falſchem Schimmer, er zeigt ihr ganzes grauendolles Dafeln. 
deſer trogifche Titan”, fagt Schlegel, „der den Himmiel ſtuͤrmt und Die 
urs ihren Angeln gu reißen droht, der furchtbarer als Äſchylus umfer Haar 
Reäubt und unfer Blut vor Schaubern gerinnen macht, befaß zugleich bie ein⸗ 
Heiden Lieblichkeiten der ſuͤßen Poefie, er tänbelt kindlich mit der Liebe, 
Ame Lieder find wie ſchmelzende Seufzer hingeathmet. Er verfnäpft alles 
wu Tiefe in feinem Dafein, und die frembartigften, ja fcheinbar uwerein⸗ 
Irigenfchaften beftchen in ihm friedlich neben einander. Die Geiſterwelt 
7 haben alle ihre Schäge In ihm niedergelegt: an Kraft ein Halbgott, 












ME ein Prophet, an uͤberſchauender Weisheit ein Schupgeift höherer Axt, 
gu den Dienfchen herab, als wüßte er nicht um feine Überlegenheit, und 
und ımbefangen, tie ein Rind”. In der Welt, umd im menſch⸗ 
und Derzen grenzen Ernſt und Scherz, Trauer und Freude fo wunder 
ut fe augenblicklich an einander, daß fogar Eins zum Andern, Schmerz zur 
u Enft zum Leide werben kann. Dies alfo, das Bewußtſein, wie Licht 
fi) in Dem, was ein Gemälde fein will, gegenfeitig aufheben muͤſ⸗ 
ht Opiel und Wurf regelloſer Laune iſt der Grund, auf welchen die roman⸗ 
Beides neben einander baut, und dann bie vereinende Himmelsdecke ber 
Bun Liebe daruͤber woͤlbt. Da begreift es ſich erſt, wie durch das Komiſche 
Begifdhe, theils zwar weniger abſpannend, theils aber andy durch die Gewalt 
aeſatzes, der unendlich ſchmerzlichen Ironie, ja der verborgenen Parodie, 
hagifiher, erſchuͤtternder, geheimnißvoll entſetzlicher wird. Jedes Schauſpiel 
HE hamı ein Beleg; doch hat es der Dichter verſtanden, auch eine weiſe par» 
Widdiefen fo reiz⸗ ale machtvollen Hebel zu beobachten. Sh.’6 Kraft 
Fi Eragifch s Pathetifhen als in der Komik hat eine Gewalt und einen 
W, da das Innerſte ergreift. Jeder hat gemig einmal in Sh.'s Komik die 
oh Ghäigkeit und Zartheit empfunden , die dort in lebenofriſcher Heiterkeit 
hoffen iſt, oder ſich an ben ausnehmend Eugen Rareentheidungen ber Clowns 
weiche man in Douce’6 ſchaͤtbaren „Illustrations of Shakspeare and of 
Kmakaners eto.“, London 1807, 2 Bde., viel Anziehendes findet) ergögt, auch 
edabel gewuͤnſcht, daß die ja auch den Urſpruͤngen unſerer deutſchen Buͤhne an⸗ 
en Narren wenigſtens auf die Breter zuruͤckkommen möchten, um bie Wahr 
fagen, die den gefcheiten Leuten fo höchft felten auszuſprechen erlaubt wird. 
Die Sprache Shakſpeare's“, fagt Schlegel, „iſt unmittelbar aus dem 
vegefffen, und meiſterlich mit dem höchften poetiſchen Schwunge verfchmolgen, 
unfbertroffenes Vorbild im Starten und Erhabenen, im Befäligen und 
Er Hat im feiner Sphäre alle Mittel der Sprache erfchöpft ; Allem iſt 
wraͤge feines mächtigen Geiſtes aufgedruͤckt. Seine Bilder und Figuren 
n ihrer ungefuchten, ja unwiltührlichen Seltfamkeit eine ganz eigenthuͤm⸗ 
nmeuth. Zuweilen wird er dunkel aus allzu großer Liebe zur gebrängteften 
aber es veriohnt ſchon der Mühe, über Shakſpeare's Zeilen zu grübeln”. 
se Unterfnelbung im Gebrauch der Verſe und ber Profa nach Stand, Cha> 
md Geminhäflimmung der redenden Perfonen, nad} Ihren außerorbentlichen 
2 gewoͤhnlichen Ragen, ber leicht verwobene Übergang vom Einen zum An⸗ 
soobe zu den Reimen, die bald die Abfchnitte ſtaͤrker bezeichnen und ruͤnden 
‚bald zu Einführung eines beſondern Blaͤthenſchmucks oder Pathos dienen, 
Geheimniffe der Technik koͤnnen keinem kuͤnſtleriſch anſchauenden Brinhtkie 























Ninger’s ‚Diana‘, Bud 2) mit ihrem leichten Wankelmuth in Lieben Freund⸗ 
Dos ufifplei der Irrungen (vgl. des Plautus, Menaͤchmen, [. auch Hans 









3, nevell. 9; Painter uPalaasiofplaenurs: Giletta of Narbon"; 
08 alte Buch: „Schertz mit der Wahrheyt, Blatt 35) mit dem durch 
verbamkeiten, ſcherzhaften Parolles; „Biel Lienen um Nichts" Dr 


©. 73, zu deutſch: „Phoenicia. Eine Hebliche und Gebechtniswirbige His 
—— b. Joh. Franken 1601; Arioſto, —— durch Har⸗ 
die Gefchichte beſendero erzählt darch Beorg Zunerviße), defs 
g an „„Ariobant ımb —— esianest, auf unfern Bühnen 
gearbeitet; Gleiches mit Gleichem, ober Maß für Maß” 
6 „Pronoos and Cassandra”', 1578; Gitaldo Einthio’s „Hoca- 
eente nevelle”, Vened. 1593, deca 8, nov. 5, überfegt in 
B — pleasure”), das eigentlich ber Triumph der Gnade über bie 
} Gerechtigkeit heißen follte,, mit der herrlichen Geſtalt Iſabella; „Dee 
Im von Wenedig” (Dercy’s „Reliques”, 1; Gievanni Fiorentino’s „I 
ss, mei quale si contengono 48 novelle anticho belle d’invenziene - 
* geſchrieben ſchon 1378, gedruckt Mailand 1554 und Treviſo 16015 
vRemanerum cum applicationibus meralisatis ao myastiois’‘, deutſche 
Augẽb. 1489 und Otrasb. 1538; „Deocamerene” , giern. 10, nov1; 
— Ehanfı.: s f. — — ein als 







i Oxchaufp.), ein Wunder finnzeicher Kunft und Charakteriſtik, eins 
22 —— — 
ben jabiſchen Volles, deſſen Abgott der Buchſtabe bes Geſetzes iſt, das 


Immse-ber Ouabde nicht hören will, ein Drama, deſſen 5. Act man als ein 
Matifcher Aufloͤſung der Diffonanzen bienendes Nachfpiel betrachten muß: 
Gchdie find ſich durch die Kunſt verwandt, womit Sh. alle Klein» und 
bhrgexticher Lebensverhaͤltniſſe durch aufheiternde Beimiſchungen frei 
ja entfernen ober in die poetifche Region zu verfegen gewußt. — 
gefläie" (Ghaucer the Gole’6 „Tale of Gamelyn”; Thomas *33 
er Eupkne’s golden legaey”, 1590, 4., ein alter Schaͤferroman), dies 

mit feiner willtuͤrlichen bunten Genialitaͤt, von friſcher WBeWcbatt 


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21 









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leitet, en in Motiere's „Frauenſchule ne ine | 
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Eyafipeare 2: 09 
—XE iind Cresside”; Boccaccio’s „Filostrate”, 1498, in Ot⸗ 
Wer. „Ship of fooles”', aus beim Deutf en dr Seh. Brandt, 
;'8 Überf. des „Dome! 1581 u. 1596) Tchliefen fich nicht fo 
‚der Eigenfchaft biftorifcher Stüde an; denn diefe Eigenſchaft haben fie 
dh nicht, ſowie fi A € atıch weder Luſt⸗ noch — fd, ſie ſind aber 
de Wahl bes Stoffs aus dem Alterthum einigermaßen verwandt. * 
Hat ımter ben Werken drö Sh. am meiſten den Charakter ber Satyre, der 
ben in ber Schliberumg der Schmeichler und Schmaroger , der juvenalifchen 
2 bed Unwillens in ber Bitterkeit und den Verwuͤnſchungen der nebenher nach 
lahm der Eingigkeit firebenden Hauptperfon, über ben Undank der falfchen 
„Zeoilus und Kreffida” ift das einzige Schaufpiel, das Sh. unaufge- 
dat druden laffen, eine um theatraliſche Wirkung unbekfmmerte Stabile 
Bi. eine durchgefuͤhrte Ironie auf ben teojanifchen Krieg, nicht in Be⸗ 
\ auf Are fonbern die aus dem Dares Phrygius en, its 
maınon jenem Stiege. (S. „Weimar. Mobejoumal”, 1823, Nr. 89.) 
FÜR au, der Liebeshandel zu Haufe, der damals in England eine fo deitemã. 
ee war, daß die Namen Troilus für treue und betrogene Liebe, Kreſ⸗ 
für weibliche Falſchheit ſprichwoͤrtlich galten, ſowie es Pandarus nad) Sh.'s 
le gleichfalls wurde. — Der Ausdruck Schlegel's, daß Sh.'s 10 aus ber 
Befälähte, beſonders aus Hal’ und Holinſhed's Chroniken, geſchoͤpfte 
Miele nur Ein Werk, ein hiftorifche® — in dramatiſcher Form 
| De fi Federn , ber biefelben der Reihe nach lieſt, in feiner vollen Wahr: 
heur Treeue Auffaſſung, lichtvolle Durchſchauung der Urſachen und 
Mm, die hoben Lehren für die Fuͤrſten über die Innere Würde Ihres ange⸗ 
m Berufs, die Gefahren ber Ufurpatton, dee Fall der Tyrannel, die Ver 
ibeer Schwächen und Vergehungen fhr ganze Nationen und-auf Men- 
hinaus, alles Das laͤßt den Kritiker mit Mecht diefe Schaufpiele einem - 
be Könige nennen. Acht unter dieſen Stuͤcken, von „Richard II.” bis zu 
11”, umfaffen in uunterbrochener Zeitfofge beinahe ein Jahrh., an 
m, Erliimen und großen Erſcheinungen reich, die Begebenheiten unter 
e verkettet. Chronologiſch getrennt Ift „König Johann‘, der 
old, und „Seintich VIII.“, der als Epilog betrachtet werden kann, und 
Dropbezeihungen bei Etifabethe Geburt das große Bedicht über die si 
fe bes Mittelalters gewiſſermaßen auf Sh.'s eigne Zeit herunterführt. Was 
it biefen Zeiträumen lag, war für. ein dramatifches Intereſſe zu arm. Ein 
a Dürdjgehen der einzelnen Stuͤcke dieſes großen Gaizen würde an biefer 
a nichts führen, und ein Aufgreifen einzeiner Geſichtspunkte aus einer fo 
faltigkeit immer das Gefühl, etwas vergeffen zu Haben, zuruͤcklaſ⸗ 
Mean ſchopfe bie Einficht in das gewaltige Epos an feiner Duelle, und lerne 
rc noch mehr kennen in ber vollendeten Darſtellung bald ſchwacher, lie⸗ 
kbiger, grauſamer, büfteree und eitterlicher Könige, bald bes faſt übers 
mben Perfortals ihrer Umgebungen, noch mehr bewundern In den Cünftleris 
Krfinbungen feiner Einbildungsfraft. Diefe beleben und erhöhen jene mit 
eriafeit fich ſortbewegende und die Veranfchaulichung eines Waltens über 
Imfchenfchidkfälen noͤthig machende Stoffe auf die ſinnreichſte Weiſe, bald 
eikhfam eingemobene Luftfpiele, wie durch den Heros der Taugenichtfe, 
f; und bie Convenienzheirath Heinrichs V., bald durch die Beimifchung 
„wie die Träume Richards md Richmond's. Beleidigt uns 
he die Geftalt, bie Sh. u.d.M. der eigentlich bei und zuerſt verherrlichten 
au von Orleans erſcheinen läßt, fo muͤfſen wir nicht vergeffen, daß ex darin 
5 oben des engl. Volksglaubens geguben hat; hingegen hat diefer fo oft 
fi) geſcholteue Dichter ben Gipfel ber Feinhrit im Bilde Heilige VX. 
Ars. Elchenie Kofl. 83. X. 14 































A 

































j J 
—— nu: > 


v 


—— —— ————— en, z. 8. bie € — | 
und Fupiters im „Combelin', ſondern auch ganze, unferm £ bter al 
Stüde bürften al8 ihm wieder zugerignet, bei und vornehmlich, —* f 
er „Titus Anbronicus” ( Percy’s „Relig.‘, I, (and: En bie G 
en’, gebrudt 1624) fteht ſchon in der Ten yet 
und Genoffen, Henning und Conbell; fein Zeita Rerei 
Gedicht vor bem Drud vorgelefen, nennt das ine 
— * doch ſelbſt manche innere Spur vertaͤth, bei aller U 
der Anlage eines noch jugendlichen Dichters , ber dies —— 
gewöhnlich angenommenen Normaljahre 1590 gefchrieben he 
—** ‚ ben Perikles“, ſchon von Dryden, ben — 
anerkannt, dagegen Schlegel ben „Cromwell“ umb be 
1. Thl, ale Sngeapbifä —— wovon das en 
„Heinrich V.“ anſchließt, fodann ein 
—— in einem Aufzuge, unter. St * * 
rke zählt, Die „Puritanerin, oder die Witwe von I af Hart 
den feherzbaften Verſuch eines Luftfpiels in Ben 3 ſon ſcher 
ten worden. Man nennt ferner den „Luſtigen Teufel von ) 
Elagung des Paris”, „Merlin's Geburt’, * ul, | 
uMucrborus”’, „Urben von Feversham“, 5 
den, Saß man kaum etwas Weltereß al8 ben Namen Erst. Ei 
Überf, und Herausg. * ältern „König Johann”, bes „George | Sr 
was * erg bes „‚Perikles”, „Prinz von Tprus", | * 
Teufels von Edmonton“, und eines, vor dem 1605 ge 
In — großes Verdienft erworben, Cr hat als Dichter 
ter in 2 ſchoͤnen Novellen gefeiert, feine Jugent m | 
feine Lebens angewendet und in feinen dramaturgifhen (nee 
— Bid auf Sh.’s Dichtungen gethan. Mod; höher wird a * 2 
biefeö gründlichen, durch —— Studium mit dem Dichter 
tikers um denfelben zu [hägen fein, wenn er das na gegebme 8 
ausführlichen Werks über Sh. gelöft, und dadurch eine neue 
ftändniffes in allen Beziehungen, der Würdigung nach dem ( 
und dem damaligen Standpunkt der dramatifchen — IE 
ber Scenerie inöbefondere eröffnet haben wird. Seine Vorreden 
Theater” verdienen, wie bid Borlefung, welche eine £ 
war, fludirt zu werben; namentlich enthält die erſte sener 
vollften Zufammen: und Gegeneinanderftellungen des Sh. u © 
lich hat er ein bem ebengenannten ſich gewiffermafen anfchließent it 
ſpeare s Vorſchule“ (Leipz. 1823 fg.) angefangen. 
Aufiee den bramatifchen Arbeiten hat man von * 
Gedichte und 154 Sonette. Jene find: „ 
1593, unb von Sh. in ber Aueigmung ar ben Grafen Southamptor 
feiner Erfindungstraft genannt, wodurch keineswegs ausge Hoffe r 
auch Andres vor 1593 gebichtet habe wie denn denn. fogat wi 


— 


\ 






Shaffpeare | 211 


ıd Jalla“⸗ uud „Verlorene Liebesmüh” vor 1583 in feiner Heimath 
ad zus Leubon vollendet ; ber „Raub der Lucretia”. In diefen Jugend⸗ 
5.4 Glut und geniale Kraft nicht zu verfennen; die üppigen Vils 
tele, Weitlänfigkeiten und Ungleichheiten find eben nur Züge der Ju⸗ 
An die Strenge mpthologifcher Tradition hat fi) Sh. auch da nicht 
ndem er 3. B. die Venus vom Adonis zuruͤckweiſen, und biefen, als 
‚om Biß eines wilden Ebers flerben läßt. Die 154 Sonette (überf. 
e von Lachmann, Berlin 1820), die man fo wenig im Stoff als in 
nit den Petrarca'ſchen Suͤdbluͤthen vergleichen wollen muß, bieten in 
gten, geiftvollen, oft wigigen Geſtalt ein vorzugliches Intereſſe andrer 
nd mit Recht macht Schlegel aufmerkſam, wie ein künftiger Biograph . 
ichtlich einzelner Begebenheiten und Beziehungen feines Lebens und 
us denfelben eine wichtige Ausbeute gewinnen koͤnne — Gomie ben 
ver Ruhm nicht zu entreißen fein wird, da6 Innere des großen Geiſtes, 
Gegenſtand diefer Blätter war, am tiefften erfaßt und am lichtvollſten 
m zu haben, fo gebührt den Engländern das Lob, daß fie für das 
Erfheinung bei unferm halben Landsmanne Eeinen Aufwand gefpart 
e Prachtausgaben und Commentationen folgen fich noch täglich, ob: 
Iusg. von Johnſon und Steevens, von Reed und von Malone bereits 
m Gewichts der Autorität genießen, und ber Art. Boydell iſt ge 
9 Begriff von der berühmten Shakſpeare⸗ Galerie zu geben. Eine der 
HM. Ausg ift von Wettingham. Auch ein deutfcher Verleger, Ernſt Flei⸗ 
ı einem großen Octavbande eine ſchoͤne Ausg. bes Shakfpeare und einen 
u geliefert, welcher feine Iprifchen Gedichte enthält. 
efte deutſche überſ. war die von Wieland und Efchenburg,, die, wenn⸗ 
ws bie kuͤnſtleriſchen Anfoderumgen an ein ſolches Unternehmen durch 
m früher nicht vorhanden geweſener Muſter mit Recht bedeutend ges 
‚doch, als zuerft der Liebe der Deutfchen zu Sh. Bahn brechend,, und 
iner echten Begeifterumg ausgehend, audy von Bemühungen um Er: 
w Quellen begleitet, ſtets unfere dankbarſte Anerkennung verdienen 
8 hatte Wieland den „ Sommernadhtstraum”, und Efchenburg „Ris 
ms auch in der Form bes Originale wieberzugeben verfucht, doch 
ı damals, daß man nicht metriſch uͤberſetzen Eönne, ohne dem Charak⸗ 
mals fehr viel zu entziehen. A. W. v. Schlegel bewies zuerft beim 
welcher einzigen Darflelungsweife ein frember Dichter begriffen wer⸗ 
em die Form in kuͤnſtleriſcher Hinſicht ebenfo heilig iſt, als in dichteri⸗ 
toff (eine verbefferte Ausg. dieſer Überf. ift von Tieck angefangen wors 
ven J. H. Voß mit feinen Söhnen diefe Bahn noch einmal wanbelte, 
durch die Vergleichung mehrer Virtuofen in berfelben Kunſt intereſ⸗ 
rungspunkte und belehrende Anfichten dar. Eine vollftändige metri⸗ 
yaben wir nur von Benda (Leipz., in 18 Bdn., Taſchenf.) erhalten. 
find Zap, Dippold, Kraufe, Keßler, und Wolf Graf Baudiffin 
r einzelner Werke Shakſpeare's zu nennen. — Bearbeitungen, auch 
jen des großen Dichters haben wir häufig kommen und verfchwinden 
wenn zu glauben ift, daß jegt ſolche nur aus der Vorausſetzung noth⸗ 
paßlichmachung für bie Sichtung umferer Zeit, deögleichen Bebürfniß 
unſerer Bühne entfliehen innen, fo muß es jedem wahren Sceund 
unb guten Sache noch angelegener fein, zu hoffen, daß aus einem 
mehr wachfenden Verfichen des Dichterriefen eine immer heiligere 
es Antaften feiner Gebilde hervorgehen werde. Unfern Dramatikern 
Dichter und Künftler ein hohes Vorbild fein und bleiben; er weiſt, 
zu den wahren Quellen einer folchen dramatiſchen Poeſie, die in Ras 
14 * Ä 







Galerie jun &h.’s Werken) —— < 1. Kiefer., „Damtet” in 1 
hat &. ©. Ruf ‚‚Sketehen for 8h.’ playn" (4 9., 4., Rip 
 - Shaffpeare: Galerie, f. Boydel. = 
barp (Granvize), ein Brite, dem man bie enbfidhe 
des Sklabenhandels (f.b.) in England verdankt, geb. 1735, 9 
1813, hinterließ „Memoirs 2e., welde Hoare nebft Beiligen 


——— A | 
| € ie . N | (4 REAL T 
in Worfbiee, auf nem Hlgel am der Cheafmändung fm ben f 
beffen Maffer eine große Anzahl von Werken zum Schleifen der &e 
Schmieden, Schneiden und Walzen des Eifens und Sta 


; ee 
y | ; 
b hi det Er 
ü B 
J4 3 |. j 
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u..T 


Syerdan 444 


uggenhailten, und fo alle (were Acheiten — 
Koſtenerſparung, betrieben werben Bu 

ah beſendert (ec Eiſen gebraucht. Ran ver verfertigt, 
wohin alle Arten von Meſſern (von 24 Peuce bie 

Sägen, Ki Heilen, Scheeren, Lauzetten, Senſen, Sichel 




















vun 





Ihr Fe die nicht auf Stahl, ſondern auf Kupfer plattirt 
——— aax eisen Zuſat von Deffing erhalten hat, von welchen 
——— —— (a Abſatz flattfindet, deögleichen optifche Inſtru⸗ 
ee? erheit wird Horn am heften in Sheffield gefärkt. 

bie 2 net e. großes iſenwerk, e. Twiſtſpumerei sonh €. 


> und Mengigef 

| Rider Wicharb Brinsiey), Generaleinnehmer DEE ER 

| mo ichter und al& eint der thätigfien und keredteßen 
‚ war der britte Sohn bes berühmten Themas 


” icofh befauntgemacht hat. Gelne Mutter, 
R —— ab vrtfien Bunfüen, ar ea 
6 D. Gam. Iohnfon und andrer in der gelehrten Welt beruͤhmten 


4 der Erziehung des Schullehrers, Sam. Whyte, welder ein Wer 
a Bier Sh. war, amvertrant. Bei dieſer Gelegenheit ſagte 
2: Bis jert mar ich die einzige Lehrmeiſterin meiner Soͤhre, 
a. bimreichenh aa benn 2 r undurchdringliche Dicit 





vorgeko 
* mach England gefihidt, und —— — 


x vom ben D. Sam Parr bemerkt wurden, ber keine Noͤhe fparte, 
zu fegen. Um 1769 ward Sh. Student in Middle Temple (einer 
* Eon), aber wahrſcheinlich entiprach auch bier fein Fleiß nicht 


Gisf dem Drurylane · Theater, gerieth ©h. ia mandye Verlegen: 
* — €. Dame hatte er durch 2 glädliche Zweitämpfe mit einem 
| ihrer Anıbeter ee Obgleich jene Verbindung ihn in druͤckende Ar 
ſe brachte , fo durfte doch feine Battin die Bühne nicht ee 

ng bedestende Anerbietungen in dieſer Ginficht aus. 177 ein erſtes 


n Di Nebenbuhler“, auf dem Eonventgarben » Theater unverbienteripaile | 


| Stud war eine Pofle: „Ganct Patricks⸗Tag, ober ber pro⸗ 

be Eieutenant” , welche in demſelben Vierteljahre erſchien. 1776 kam feing 
Aſtexin, eine Tomifche Oper („The Duenna‘, a comio Opera), melde 75 
** wurde, auf die Buͤhne. Als Sarrid fi) um diefe Zeit von der 
‚ kauften ihm Sh., D. Korb: und Lindley feinen Antheil an dem 


r für 30,000 Pf. St. ab. Er war jetzt als Schriftſteller noch — 


chin, von ihm umgearbeitet, eine Komoͤdie von Vanbrugh, u. d. X 

ufterife nach Scarborougb‘‘ („A trip to Scarborough‘), das aber ſchneu 
ine „‚Bäfterfchule‘ („School for seandal‘‘) verbrängt wurde. Dies letztere 
ft das beliebteſte und vielleicht das regelmäßigfte, welches die neuere engl. 
in diefer Gattung aufiumeifen hat. 1778 gab es ein mufifal. Stuͤck: „Das 
(‚The camp‘), heraus, dem ein Zwifchenfpiel: „Der Kritiker”, nad) bes 


von Budingham [0 betitelter Rorkpıng („Rehearsal”) bearbeitet, folgte. 


7 * — uud mehr noch durch fein engl Wörterbuch uͤber 
| ambre Werke ruͤhmi 


14 Sabre bei Ühpte gewehen 
F machte nur Iangfame Bortfchritte, DIB enblich feine fchlunmugrg> 


Durch feine Verheirathung mit Lindley, einer. 


Bu Wed worr Marzug vor Birmingham und alle Un . 
en | ein 


Aord wurde zn en Os a nk a en 




















brigen n hatten 
es Intereffe. re u 
Er 1017) ma Zn —————— 
S heriff heißt bei en Engine de Düne 
Es gibt deren fo viele, MO BEERTER IE We ERRED Ze 
effer hat 2, indem einer biof für bie Stabt London & 
uf (aud) High» Sheriff, Oberſheriff, genannt) 
die Geſchwotenen (f. Jury), —— — 
—— Wie ——— tgeſ 
den Sitzungen und Verhoͤren ———— wer en. Er 
Solftreden, darf ſich aber in den Gang der Gerech ii ti 
Das Amt des Sheriffs ift ohne Befoläng und mit a 
verknuͤpft, kat Niemand ſchuldig ift, «sin 4 


* 
find), ein ment, wo er bürgerliche I 


(Wacholder auegenommen) entblöft. Nur nady dem Kuͤſten zu gibt 
e und angebaute Stellen. Bon Getreide wird bloß etwas Hafer und 


en. Der Kartoffelbau ift erft in neuern Zeiten eingeführt worben. Das _ 


5 erfeßen Deibefraut und Zorf. Man hat Rindvieh, dauerhafte Pferde, 
m Theil mit einer fehr feinen Wolle) und Schweine, Alles von Pleiner 
Nıften haben eine Menge von Buchten, die alle Bequemlichkeiten dars 
den auferorbentlichen Segen von Fiſchen in diefer Gegend vortheilhaft 

Befonders treiben bier bie Holländer Heringsfang. Außer der Fiſche⸗ 


h die Einw. vom Spinnen und Striden ihrer inlaͤndiſchen Wohe, wos | 


mber& die Weiber und Kinder befchäftigen. Man ſtrickt fowol ganz 
ch ſehr feine Strümpfe. Die Inſeln führen Fiſche, Strümpfe, But⸗ 
Selle von Seehunden und Dttern aus. Der Haupthandel geht nach 
we, Hamburg, Spanien und dem mittelländ. Meere. Die Einw. find 
und reden norfifch, wegen des ſtarken Verkehrs mit hollaͤnd. Schiffen 
ch. Der Sommer ift auf biefen Infeln ſehr Eurz, der Herbſt naß und 
m ein Frühling. Der lange Winter führt wenig X und Schnee mit 
faſt beſtaͤndigen Regen und häufige Stuͤrme. Die See wuͤthet in die⸗ 


fo ſehr, daB kein fremdes Schiff in irgend einen Hafen kommen kann . 


slaner oft in 5 oder 6 Monaten gar nichts von der übrigen Welt er- 
Dibbert’8 ‚Description‘ derfelben, Edinb. 1821, 4., m. Kpfn.) Die 
‚ the Mainland, mit der Hauptft. Lerwick, enthält 12 — 13,000 €. 
ſte von den fhetläntifchen Infeln heift Unft, mit großen und bewun⸗ 
m Böhlen in den Helfen an ber Küfte. Der längfte Tag auf biefer Ins 
st. 15 Min. und ber kürzefte 4 St. 45 Min. lang. — Neuſuͤd⸗ 
f.d.). 

e (engl. county), eine Graffhaft, jedoch ausfchließli für die bes 
eine Eintheilung Englands, indem es Grafſchaften als gefchloffenes 
ines Grafen gar nicht gibt. Die Shiren (Kreife) ſtehen in mannigs 
indeverbindung in Anfehuna bed Gerichtsweſens der Repraͤſentation: 


210 Siam war 

Lager" (812). Sh. fand in ſ. Sprache die Tine des Expaben 

Sex) def Bewngenben Klinge bed ehäheen —— Dar m 
Natur treu; f. Ausdruck ift kühn und Eräftig. his vorzüglich 
den, Romanzen, a 1824 ı a wu de 
3. verm. Aueg. feiner portifchen in 4 Bon. —— 
träge dm fi 1829 in Pettburgvon A. uff un 
| —— —* * * 















8 
















bat birmanifche de Reich und gegen N. an daffelbe und China, um > Viegt 
10,—15.!N. Br. Es ift ein geofe®, von dem breiten Fluſſe Mi 
floffenes, ringsum t Jahn ng ba nn Der 2 
dert, wie der Nil in & SET Demmungen € 
Fruchtbarkeit diefes | 


Rhinozeroffe, 
Kile Bfehen vortgiich In Mai Hirfe, Reis, Surfenfe hten, W 
‚, Caffee, Baumwolle, Betel, Zuderrohr, — 
— (moraus man Papier be Farbehoͤlzern, Gol * 
en ⏑ — Bunt Imefel und . a 
tigion ift die Subohiftfhe Der —— aa i 
| mollenen unb feidenen Zeuchen * auf bie Bearbeitung e 





Leute) nennen, fo ift doch die Regierung } völlig bespotifch; 

her Eigenthuͤmer alles Grund und Bodens ift, bat ben a 

bandel, feine Unterthanen müffen ohne Koft und Lohn 6 M | 

s arbeiten und find in 3 Glaffen: 1) in Die Sribmmache ipere Bi (hen 

— — Urheiter, 3) in bie obrigteiliden Derfonen, 

ft; dieſe Claſſe erhält ftatt aller $ * 

it 1047 fünge fi bie zuverläffigere Geſchichte dieſes Reichs am, 

mals mehre benachbarte Nationen in baffelbe dnfen, m 3 fe 

gekommen fein follen. Der König von Siam, von ben | 
flug ie feindlichen Wer, und etheitte jenen auf 3 Sabre 

_ gaben und — das Chriſtenthum in feinem I —* 

Unruhen im Innern Siams veranlaßten die Peguaner, ſich 1 

reichs — — Pramerit EUER fich —— 

barkeit wieder frei und unterwarf ſich Kamboya, 

—— abfielen. Sein Stamm ward (16% 


”. 
v 
. 
— 


Bu 


Sibirien 27 
h des Mframeh bewaͤchtigte, außgerottet. Chau Naraia, König won 


—* enropaiſchen Miſſionnaire, welche (1663) nach Siam ge⸗ 
x unh Dg& Ghriftentgum predig gten. Ein Brieche, Koufientin Falcon, 


zald ehe und — 8 die ſich in Siam —8* 
n in denſelben verwickelt. Petcheratcha, ein Mandarin von —— 
ieg 1688 den Thron, deſſen rechtmaͤßige Erben er umgebracht hatte, 
ſranzoſen hinrichten. Die Holländer waren nachher die Guͤnſtiluge 
ierung, und neben ihnen gelang es auch den Cuoglaͤndern, in Siam 
miegen. Durch Thronfolgeſtreltigkeiten unter Petcharatcha's Nach⸗ 
) warb das Reich ſehr geſchwaͤcht, ſodaß es 1767 von den Birmanca 
ie koͤnigl. Familie gefangen hinwegg wurde. Phaja Thai, ein 
die Siameſen zu ihrem Anführer gewählt hatten, vertrieb bie Vir⸗ 
übergab ihm bie voͤllige Megierung und er ſtellte bie Sicherheit bes _ 
ber. In dem Kriege eines feiner Nachfolger mit dem Birmanen⸗ 
ragi, ward ein Theil von Siam zum Birmauenſtaate gefchlagen. — 
des des Dheice Sy⸗vo⸗thi⸗ya, Schubia, au Siam, liegt auf einer 
urchſchnittenen, —— Inſel des 
d verſchiebene Balls 
meiſtens breite Straßen, aber — wenig Cinw., ſodaß 
rall mit Gras, Buͤſchen und Bäumen bepachfen iſt. In den beiden 
3 find bie Häufer von Stein, auf einerlei Art gebaut, haben uufoͤrm⸗ 
sten und 2 Stockwerke. In der Stadt find 3 koͤnigl. Paläfte, von 
fle ein Viereck bildet, mehre Gebaͤude in ſich begreift und Staͤlle 
efanten hat. Jetzt iſt Bancock, eine Seeſtadt von 90 O00 E., bie 
e Arzt und Naturforſcher ©. Sinlaifon, welcher bie (vergebliche) Br 
awford's) vom Gen: : Gouv. Daflings an bie Könige von Siam 
a 1824 begleitete, gab zu London 1825 bie „Mission frem the 
m and Hue, the Capital of Cochinehins, 1821 fg." (m. e. Einteit. 
Raffiet) heraus. 
ten oder Nordafien, das vom Altal und Kaukaſus ſuͤdlich, vom 
mgüstet, feine Hauptabdachung nordwaͤrts nach dem Eismerre und 
h dem kamtſchatkiſchen und ochogkifhen Meerbufen hat, if Ruß⸗ 
opa& Vorwall gegen China, die Mongolei und die Tatarei. Die 
ſes Miefenioab von 276,000 IM. (das eigentliche Sibirien, ohne 
afan, Aſtrachan, Kaukaſien und bie Rirgifenfteppe, hat 212,000 
ih vom 62° mit ewigen, ſelbſt im Sommer kaum einen halben 
dem, mit Moos bemachfenen Moraſt bedeckt, füdlich aber mit Waͤl⸗ 
chen Zedern geſchmuͤckt, in welchen Zobel, Hermeline, Füchfe u. a. 
ve, Mennthiere und wilbe Pferde haufen. Im böhern Nocken wirb 
Aige Thier, die jeniſeiſche Spitzmaus, gefunden, und das größte 
er verſchuͤtteten Wäldern von Cichen, die hier nicht mehr wachfen, 
heil verfchütteten Bäumen —, der foffile Mammuth. Der Boden 
krze, beſonders Kupfer, und ſeiten⸗ oder koſtbare Steinarten. Das 
en iſt ſehr fruchtbar. Man erntet bis zum 60°. Die Fluͤſſe find 
gibt es Salsfeen und Steppen. Die Menfchen (12 Mill. im gan⸗ 
Rußland, davon auf ben ſibiriſchen Inſeln, die 1068 LIM. haben, 
d ige eigenti. Sibirien 1,625,000 €.) find in niele Wötteriägakten 




























uioma ne — — fo fie 1581 26 | — 
’ 8 er 1: ge bret 
dem Zar feine Eroberung arizubieten, und fo famı mad) um 


ifche (be Ströme £ 
if ud a, Bhf im Menge Ge Im noͤrdl. Theile S 
außer Straͤuchen, kein Holz, —— Ei ae 
MWälder, in denen fich viele in Europa nicht gewöhnliche Thiere, 3. 
rn gran de mn — —— 
mals von ben zinsbaren N al Tribut am bie Regierung ab 
—— — 


feit 1822 am Ural gefunden. n und Fabriken find 
Wegen des Handels mit China find die Städte Ickugt umd Kia 
———— d.), ehemals die Hauptſt. von ganz Sibirien, jeht bi ir 
gi. N., tft die Hauptniederlage N — — — at jta 
fitohandel. — Das Land ift feit 1825 in die + Statthalt R 
re Toms, Jeniſeisk und Jrkuge m 
kutzk und den beiden Geeprovinzen Dchotst und — 5 
Zu den Inſeln gehoͤren: der Lenamuͤndun gearchipelagus, © i 
und Kreusinfeln, fämmtlich im Eismeere; bie übrigen I 
und im oͤſtlichen Meere. (S. Aleuten, Kurilen.) er 
Martoinoff „Voy. pittoresque de Moscou aux — 
1819), und "Sohranes „Fußreiſe durch Rußland und bie fi 
(a.d;Engl., Weimar 1825). Auch hat der normwegifche 7 

eine Reife nad) dem noͤrdl. Sibirien gemadht, Ba ua phoſikal 


he Beobachtungen anzuftellen 
Sibylle, wörtlich: eine Gottbegeifkerte ober von ( 
dtos und Ani) Solcher wahrfagenden —— 
—* durch bie Einwirkung einer Gottheit in eine Art 
ober Kaferei verfegt, die Zukunft verfündigten, nennt das 
Diefen war die cumdifche (von dem campanilden bare 


ar - 


Sibylle 219 


kälter ſoll das Sibyllenorakel und ber Apollodienft vom trojiſchen Ida, 
ü6, einer teukriſchen Stadt, das ältefle Orakel der Sibyllen und das 
Sibylle geweſen, nach Cumaͤ gebracht worden fein. Won ihr ſollte jene 
von Weiffagungen in griech Werfen hergerührt haben, die nad Eints 
t, nach A. eine unbelannte Alte dem Tarquinius zum Verkauf anbot, 
N. der ſͤbylliniſchen Buͤcher fo befanntift. Als —— 
nung den Aukauf verweigerte, warf die Alte 3 Bücher, und abermals 
6 2 worauf jener betroffen die 3 noch übrigen um ben anfaͤng⸗ 
; faufte amd als ein geheimes Drakel für wichtige Staatovorfaͤlle der 
Männer hbergab, die nachher auf 10 und von Sylla auf 15 vermehrt ' 
amals verbrannte mit dem Gapitol der Tempel Jupiters, wo die Schick⸗ 
nifbewahrt wurden. Nach dem Wiederaufbau des Sapitols ließ 677 
zurch Geſandte aus allm ital; und griech. Städten, vorzuͤglich aus Ery⸗ 
fi von ſibylliniſchen Werfen fand, auffanımeln, und nach forgfältiger 
‚ber falfchen wurden etwa LOOO im neuen Tempel des capitoliniſchen Ju⸗ 
ker Weiſe wieder aufbewahrt. Indeß mochten fich manche unechte eins 
haben, weßhalb auch Cicero bie Weiffagung verwarf, bie &. Gotta für 
m den Senat brachte, daß nur ein König bie Parther befiegen koͤnne. 
men Zweck verfehlt Haben würde, wenn neben den geheimen Zusfpehchen 
noch andre beftanden hätten, ließ ber Senat zu verfchiebenen Malen 
von ben fihpliinifchen Weiffagungen in ben Händen der Privatperfonen 
den und verbreimen. Gin Gleiches verfügte Auguflus, ber tiber 2000 
ber verbzennen, bie echten ſibylliniſchen Buͤcher aber, nach wieberbolter 
‚ in 2 goidenen Käftchen unter dem Fußgeſtell des palatinifcen Apollo - 
a ließ. Dennoch blieb der Glaube an jede für ſibylliniſch ausgegebene 
‚fo ſtark, daß Tiberius 1.3. 772 von neues alle bergi. Schriften durch⸗ 
ı einige aufnahm, worauf ſchon 785 einer der Vorficher wiederum bie 
eines neuen Buchs vorfchlug. Überhaupt blieben bie fihpifinifchen Buͤ⸗ 
Römern länger in Anfehen als die Orakel bei den Griechen. Ungeachtet 
wo zum zweiten Male verbrannt waren, ſtimmten doch unter Aurellan 
x) einige Mitglieder des Senats daflır, daß man über den Ausgang 
anmifchen Kriegs fie nachfehen möchte. Übrigens waren fie ſchon das 
üfcht, daß betehrumgeftchtige Chriſten Weiffagungen Auf den Meſſias 
s Eonmten. Aber auch biefe Sammlung verbrannte unter Julian (363 
ı, eine 4. Sammlung wurde unter Honorius (395) von Stillcho vers 
e daß man in fpäterer Zeit aufgehört hätte, die vorhandene Sammlung 
halten, oder in früherer an eine neue 5. zu glauben. Als Beltfar nad) 
es 6. Jahrh. in Rom von den Gothen belagert wurde, wollte man aus 
yon Verſen vorherfehen,, daß die Belagerung nur bis in den 5. Monat 
ye. Dies traf aber nicht ein. Überhaupt war die Außlegung ber ſibylli⸗ 
kel hoͤchſt willkuͤrlich, da fie ohne Beftimmtheit, Ordnung und Zeit 
. Auf diefes Durcheinanderwerfen der Namen, Länder und Zeiten 
Sage binzubeuten, daß der Leifefte Wind die Blaͤtter ber Sibylle verwehe 
mander miſche. Die noch vorhandene Sammlung ſibylliniſcher edle 
tändigften Galldus (Amſt. 1689) beraußgegeben bat, iſt aus fpäterer 
ird fuͤr unecht gehalten. Im 2. Jahrh. nämlich gab es Begeifterte in 
en Gemeinde, welche in dichterifchen Orakeln fprahen (Sib ylliſt en) 
Dichtungen man fammelte und dann ebenfalls ſibylliniſche Bücher 
rüber Theoloririus eine lat. Abhandlung geliefert bat. (S. Friedr. 
andl. Aber ihre Entflehung und Zufammenfesung in Schleiermacher’6 
fche.”, 1 0b. Bd., 1. of Flug Angelo Majo in ber Vorrede zu. Ausg. 
Buche, 









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- „Die erften nähern Nachrichten über einige ingebeit 
R ia der re 



















anna Die Kälte and) ftart und anhaltend, aber die Buft rein | nd gefim 
bauten Gegenden bringen viel Getreide hervor und haben tr er 
Mangel an Gartengewaͤchſen und Früchten erfegt der Reicht 
und bie Fifche (befonders Störe), weiße Be großen One © 
Irtiſch und a. Fluͤſſe in Menge liefern. Im noͤrdl. Theile € 
außer Straͤuchen, Fein Holz, oe im übrigen Eike is 6 fe 
Wälder, in denen ſich viele in Europa nicht gewöhnliche Thiere, 4: © 
melin, ſchwarze —— Diele de Bel Mi 
mals von ben zindbaren Nationen ald Tribut an die Regierung ab; 
bie von ber ruff. Megierung nad) Sibirien 5 ats > und 
genen ober Verbrecher verfehiebener Urt den 8 als Str 2 
ten, ift ungegruͤndet. — Unter Sibiriens Gold» und Silberbergw 
—2 ober arguniſche — das — 
ſeit 1822 am Ural gefunden. Manufacturen um — 
Wegen des Handels mit China ſind die ir Stat m 
Tobolst(f.d.), ehemals IRRE: — — 
gl. N., iſt die Hauptniederlage des eingelieferten Pe bat a 
-fitohandel. — Das Land ift feit 1825 in die 4 Statthalterfchaften Mol 
der Provinz Omst, Komsk, Jenifeist und Jetugt” mit de | 
kutzk und den beiden Seeprovinzen Ochotsk umd — ea (fh 
— Inſeln gehören: ber Lenamuͤndungs rien 
und Kreuzinfeln, fämmtlich im Eismeere; die | i 
umd im öfttichen Deere. (S. Aleuten, — "Bot. de Sol 
Martoinoff „Voy. pittoresque de Moscou aux frontieres i * 
1819), und " —— Fußreiſe durch Rußland und bie fibiri 
(a. db; Engl., Meimar 1825). —————— pe 
eine Reife na dem noͤrdl. Sibirien gemacht, um | 


che Beobachtungen anzuftellen. >. 
Sibylle, wörtlich: eine Gottbegeifterte ee von en : 
— und ua Solcher — u en 
daß fe, duch die Einwirkung einer 
oder Kaferei verfegt, die Zukunft anne ** * 
dieſen war die cumaͤiſche (von dem tawyaniſchen Orte 


u - 
2 F * 


Br F = 
a 


* 
In 2 


Sibylle 219 


ſoll das Sibyllenorakel und ber Apollodienſt vom trojiſchen Ida, 
nee tenkriſchen Stadt, das aͤlteſte Orakel der Sibyllen und das 
e gewefen, nach Cumaͤ gebracht worden fein. Won ihr ſollte jene 
Weiſſagungen in griech. Werfen bergerührt haben, bie nad) Einis 
ch A. eine unbekannte Alte dem Tarquinius zum Verkauf ambot, 
eſibylliniſchen Buͤcher fo bekannt ift. Als ber König wegen ber 
von Ankauf verweigerte, warf die Alte 3 Bücher, und abermals 
wer, worauf jener betroffen die 3 noch übrigen um ben anfäng- 
te und als ein geheimes Orakel für wichtige Staatsvorfaͤlle der 
ner übergab, bie nachher auf 10 und von Sylla auf 19 vermehrt ' 
8 verbrannte mit dem Capitol der Tempel Jupiters, wo die Schick⸗ 
wahrt wurden. Nach dem Wiederaufbau des Gapitols ließ 677 
Geſandte aus allen ital: und griech. Städten, vorzüglich aus Ery⸗ 
om fibniinifchen Werfen fand, auffanımeln, und nad) forgfältiger 
alſchen wurden etwa 1000 im neuen Tempel des capitoliniſchen Iu⸗ 
Beife wieder aufbewahrt. Indeß mochten fid) mauche unechte eins 
‚ weßhalb auch Cicero die Weiffagung vermarf, die 2. Gotta für 
ı Senat brachte, daß nur ein König bie Parther befiegen koͤnne 
weck verfehlt haben würde, wenn neben ben geheimen Ausfprüchen 

andre beftanden hätten, ließ ber Senat zus verfchiebenen Bkalen - 
ben ſibylliniſchen Weiffagungen in den Händen der Yrivatperfonen 
mb verbrennen. Ein Gleiches verfügte Auguflus, ber über 2000 
erbrennen, die echten fibyNinifchen Bücher aber, nach wiederholter 
2 goldenen Kaͤſtchen unter dem Fußgeſtell des palatiniſchen Apollo - 
j. Dennoch blieb ber Glaube an jede für ſibylliniſch ausgegebene 
art, daß Tiberius i. J. 772 von neuem alle dergl. Schriften durch⸗ 
ge aufnahm, worauf ſchon 785 einer der Vorſteher wiederum bie 
neuen Buchs vorfchlug. Überhaupt blieben bie ſibylliniſchen Buͤ⸗ 
ern länger in Anfehen ale die Orakel bei den Griechen. Ungeachtet 
mm zweiten Dale verbrannt waren, ſtimmten body unter Aurellan 
nige Mitglieder des Senats daflır, daß man über ben Ausgang 
ſchen Kriegs fie nachſehen möchte. Übrigens waren fie fdyon ba» 
t, daß bekehrungsſuͤchtige Chriſten Weiffagungen auf den Meſſias 
mten. Aber auch diefe Sammlung verbrannte unter Julian (363 
ve 4. Sammlung wurde unter Honortus (395) von Stiliche vers 
; man in fpäterer Zeit aufgehört hätte, die vorhandene Sammlung 
en, oder in früherer an eine neue 5. zu glauben. Als Beliſar nad) 
Jahrh. in Rom von den Gothen belagert wurde, wollte man aus 
Zerſen vorherfehen,, daß die Belagerung nur bi6 in den 5. Monat 
Dies traf aber nicht ein. Überhaupt war die Außlegung der ſibylli⸗ 
oͤchſt willkuͤrlich, da fie ohne Beſtimmtheit, Ordnung und Zeit 
{uf dieſes Durcheinanderwerfen der Namen, Länder und Zeiten 
binzubeuten, daß der leifefte Wind die Blaͤtter ber Sibylle verwehe 
yer mifche. Die noch vorhandene Sammlung ſibylliniſcher Verſe, 
often Gallaͤus (Amſt. 1689) herausgegeben hat, iſt aus fpäterer 
se unecht gehalten. Im 2. Jahrh. nämlich gab es Begeifterte in 
zemeinde, welche in dichterifchen Orakeln ſprachen (Gib yl liſt en) 
ungen man ſammelte und dann ebenfalls fihnlinifche Buͤcher 
e Theoloririus eine lat. Abhandlung geliefert hat. (S. Friebe. 
‚über ihre Entflehung und Zufammenfesung in Schleiermacher’6 
„4. Bd., 1. Hft., und Angelo Majo in der Vorrede zu f. Ausg. 
se, Mailand 1817.) | | 


—— wre) Pippi Habe Zellen, zo j * 
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Florus BF ne ‚geperis | J 9 u “ Bar w Mm | er J > . 
pel und dem Kirchenſtaate ausgeführt. Unter den d Da BEIGE 
lien verbreitet wurde, ift beträchtlich. Ace Vieh it 3 






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1L zu) 7 


— E) I r Ar vr 


b Babrifen fehit, bie fich faft einzig auf bie Se 








a (de Königreich beider), Geſchichte bis 1078 225 


HKnlaw’s Felbherr, Beliſar, vertrieb (535) die Vandalen aus ber 
unter bie Derefchaft der griech. Kaifer kam, benen fie von 827 an 

enen enteiffen wurde. Die Normaͤnner, weiche bereits in Neapel 
—*8 fich (1072) auch Siciliens, weiches bie Päpfte ihnen al6 

Sen. Roger, ein mächtiger normannifcher Fuͤrſt, nahm (1102) den 
* von Sicilien an und vereinigte dieſe Inſel mit Neapel u. d. N. 
ih6 beider Sicilien. (S. d. f. A.) Allem ſtets herrſchte 
ig zwiſchen den Sicilianern und Neapolitanern, daher das Stre⸗ 
nach Unabhängigkeit von Neapel. Dieſe Idee befoͤrderte die ihnen 
gegebene Verfaſſung und ihr altes Recht, ein eignes Parlament 
er der furchtbare Ausbruch politiſcher Wuth und Rache den 16. 
20 in Palermo. Indeß iſt die Muſe der Idylle darum nicht aus 
ven. Die Idyllen des ſicilian. Dichters Giovanni Meli, welche 
a 1820 in Paris bekanntmachte, vereinigen mit vngemeiner Ans 
Ihe Tiefe der Empfindung und Naivetät. Die neueften Schriften 

d. f. A 


n (das Königreich beider) liegt in Unteritalien, theils diesſeits ber 
ars) , Neapel (Domini al di qua del Faro), theils jenfeit berfels 
Domini al di la del Faro). In den aͤlteſten Zeiten Noms (vgl. 
x Unteritalin von den wilden Aufoneen bewohnt, zu denen bie 
aniens ‚und Bruttiums (Abruzzo), u. a. die Sammiter, gehörten. 
er Ofttüfte hieß Apulien (Apuglia), und bie kleinere oͤſtliche Lands 
a. Die Griechen colonifirten in Unteritalien vorzüglich die Kuͤſten; 

: Großgriehenland (f.d.). Roms Herrfchaft über Unteritas 
: der Unterjochung Tarents, feit 273 v. Chr. (©. Fabricius 
6 11.) Nach dem Untergange des weftrömifchen Meihe (476 n. 
teritalien von den Oſtgothen beherrſcht. Um bie Mitted. 6. Jahrh. 
und Sicilien unter die Botmäßigkeit ber griech. Kaiſer. Beide Laͤn⸗ 
ter einem Statthalter, dem Exarchen zu Ravenna, ber fie durch 
tem ließ. Während des Kampfes der Eracchen mit ben Longobars 
im 9. Jahrh. nach und nach mehre unabhängige Herzogthümer, wie 
sa und Zarent. Das mädhtigfte war das lombardiſche Benev ent 
tepubliten behaupteten fi) Neapel, Amalfi und Gaeta. Uns bies 
die Sarazenen von Sicilien her in Calabrien ein. Sie eroberten 
ıpften mit den Griechen um den Befitz von Uateritalien, Bis Kaiſer 
Benevent dem deutfchen Reiche unterwarf. Jetzt kaͤmpften Deuts 
umb Araber um den Beſitz dieſes fchönen Landes. (Vgl. It alien.) 
11. Jahrh. Eriegerifche Abenteurer, einige Normänner aus Frank⸗ 
ängten Fuͤrſten in Unteritalien ihren tapfeın Arm zu vermiethen. 
em griech. Herzog Sergius mider ben Fürften Pandorf von Capua 
tem daflır den Landſtrich geſchenkt, wo fie die Stadt Averſa bauten, 
aulf (1029) als ber erſte normannifche Graf eingefegt wart. Bald 
Scharen tapferer und beutelufliger Normannen; an ihrer Spige um 
Söhne bes Grafen Tancred v. Dauteville in der Unternormanbie. 
ar ber kühnfte und ſchlauſte Robert Guiscard (Schlaukopf). 
ern bes Landes an fi), und bildete aus ihnen bie verfischteften Sol⸗ 
ande. Staatsklug nahm er das eroberte Apulien felbft vom übers 
te zu Zehen (1053), und verſprach aud Das, was die Normaͤnner 
d Sicilien noch erobern würden, als päpfti. Lehen ſich geben zu lafs 
sahm er 1060 den Titel eines Herzogs von Apulien und 
0. (Bol. Italien.) Bein jimgfier Bruder, Graf Roger, er 
1072. Dieſer vereinigte, nachdem Herzog Robert und deſra 












eldnoth bı | 
ıhelfen. Er farb 1816; ein Berbaftöbefeht, ber von f 
yo gain worben, * unvollzogen, —** 
er auf ben Tob barniebertiege. Sh. bat — 
Engl. überfegt. Seine übrigen: Parc at | 
vorub Intereſſe. Wattin ſchrieb fein —* Pin —— e 
London 1817), auch nachher Thom. Moore (Paris1825, 2% 30 3 


en‘, 
—— — — 
Es gibt deren fo viele, als Grafſchaften in England; n 
effer hat 2, indem einer btoß fir die Stabt London be 
ef (andy High: Sheriff, Oberfheriff, genannt) f ein Unt 
die Gefhworenen (f. Fury), melde, nachdem der © Sheriff die Unt 
det hat, bie Entf, —— r 
zu den Sitzungen und Verhoͤren zuſammenberufen werde 
vollſtrecken, darf ſich aber in den Gang ea 
Das Amt des Sheriffs iſt ohne —2*— * u 
verknuͤpft, daher Niemand Bee tan Jahre 


De 


Shetland  Chufomptii 215 


nicht Aber AO Schiliinge beträgt, und ein halbjaͤhriges, fiber wichtigere Dinge 
Grineinutfäe wider das gewoͤhnliche Recht, mit Ausnahme befonderer, vom 


Immert befiiuuuter Fälle. 
Shetland, oder die fhetlänbifchen Inſeln (46 DM), em ı eine zu Schott 











Iafelgruuppe, von den holländifchen, däntfchen und andern nordiſchen 
Ufeen auch Hitland genannt, bie der Familie Dundas gehört liegt nöcd« 
Scyottiand und Norwegen, ke welchem Bande fie gehörte, und 


Rt aus 86 Iufehe, davon 26 (n. 3. 40) von 20,000 Menſchen bewohnt, 
theils ch zur Viehzucht gebraucht werden, theils unwirthbare 
find. Der Boden ift im Ganzen gebirgig, fumpfig umb von Baͤumen und 
(Wachholder aufgenommen) entblößt. Nur nach den Küften zu gibt 
und angebaute Stellen. Bon Getreide wirb bloß etwas Hafer und 
gesogen. Der Kartoffelbau iſt erſt in neuen Zeiten eingeführt worden. Das . 
Holz erſetzen Heidekraut und Torf. Man hat Rindvieh, dauerhafte Pferde, 
(zum Theil mit einer fehr feinen Wolle) und Schweine, Alles von kleiner 
Die Hüften haben eine Menge von Buchten, die alle Bequemlichkeiten dars 
um ben aufßerorbentlichen Segen von Fiſchen in biefer Gegend vortheilhaft 
. Befonders treiben hier Die Holländer Heringefang. Außer der Fiſche⸗ 
fih die Einw. vom Spinnen und Stricken ihrer nbifchen Wolle, wos 
beſonders die Weiber und Kinder befchäftigen. Man ſtrickt fowol ganz 
auch ſehr feine Struͤnpfe. Die Infeln — Fiſche, Struͤmpfe, But⸗ 
Selle von Sechunden und Ottern aus. Der Haupthandel geht nach 
—— Hamburg, Spanien und dem mittellaͤnd. Meere. Die Einw. ſind 
und reden norſiſch, wegen des ſtarken Verkehrs mit hollaͤnd. Schiffern 
ch. Der Sommer iſt auf dieſen Inſeln ſehr kurz, der Herbſt naß und 
ſeiten ein Fruͤhlig. Der ange Winter führt wenig Roſt und Schnee mit 
Inden fafl beftändigen Regen und häufige Stuͤrme. Die See wüthet in bies 
ecrit fo-fehe, ba rein fremdes Schiff in irgend einen Hafen kommen kann . 
oft in 5 oder 6 Monaten gar nichts von der übrigen Bel ers 
18. Hibbert’s —— derſelben, Edinb. 1821, 4., m. Kpfn.) Die 
‚ the Mainland, mit der Hauptſt. Lerwick, enthält 12 — 13,000 €. 
fie von den fhetlänbifchen Sinfeln heiſt Unſt, mit großen und bewun⸗ 
en Hoͤhlen in den Felſen an der Kuͤſte. Der laͤngſte Tag auf dieſer In⸗ 
10 St. Min. und der kuͤrzeſte 4 St. 45 Min. lang. — Neuſuͤd⸗ 
and (f. d 
Shire (engl. eounty), eine Grafſchaft, jedoch ausfchließlich fuͤr die bes 
allgemeine Eintheilung Englands, indem es Graffchaften als gefchloffenes 
ham eines Strafen gar nicht gibt. Die Shiren (Rreife) ftehen in mannig⸗ 
ABemeinbeverbindung in Anfehung des Gerichtsweſens ber Mepräfentation ; 
up Davon manche ältere EStädte ausgenommen ımd bilden eine Grafſchaft für 
DR. Shine iſt das einzige engl. Wort, in welchem dad i vor einem flummen 
e folgenden Gylbe nicht wie ei ausgefprochen wird. " 
— hukowßkij (Waſſily Andrejewitſch), geb. 1784, ein Dichter, mit wel⸗ 
Ine newe Schule in der Geſchichte der ruff. Dichttunft begonnen hat. Erzo⸗ 
i der abeligen Penſion der Univerſitaͤt Moskau, trat Sh. in Gioifdienfe; 
er an dem Feldzuge unter dem moskauiſchen Landſturme Theil. In 
Nge begam er f. dichteriſche Laufbahn mit der „Eiubmilla”, einer gelumgenen 
‚Ver „Lenore” von Bürger, umb bildete fih ſeitdem in Werfen wie in Profa 
Beier, deffen „Jungfrau von Orleans” er im Versmaße des Originals 
ch überfegt hats ferner nach Goͤthe, Golbſmith, Byron, Walter Scott und 
26 Dioore. Auch befchäftigte er fich mit einer Überf. der AÄneide“ im Werbe 
ns Original. Berühmt mochte Ihn fein Gedicht: „Dee Singer in voll. 

















eine furchtbare M dnif von 
fanten, Mhknoperoffe, Tiger, Sarakal6 (Indifche ) ſich auf halt 
niſſe beftehen vorzüglich in Mais, Hirſe, Reis, Huiſenfruͤcht 
Zimmet, Caffee 1, Zuckerrohr, | 


bandel, ia Unterfbangn —* ohne Roft und 55 wa 
arbeiten und find in 3 Claffen: 1) in die Leibwache ihres Beherefchens, 
Glaffe der öffentlichen Arbeiter, 3) im bie — nem, 
Beamten eingetbeilt ; diefe Glaffe erhält ftatt aller E * 
rs 1547 fängt fich bie ffigere Geſchichte bi a 
mals mehre benachbarte Nationen in baffelbe einfelen, ı —— 
—— fein ſollen. Der König von Siam, von ben Portu * 
| Wine Vie (alen Hr, bh are ma SRH t v0 
tr und die Erlaubniß, das Chriftenthum in | 
——— 1568 | 
reichs zu — Pramerit machte ſich — eg * 
Barbeit wieber f ei und unterwatf ſich Ramboya, Lanjang u *8 er, 
(1615) Sehe Wieder abfielen. Sein Stamm marb (165 12 aha | 






: 


Sibirien 217 

Eh des Vdreue benpädhtigte, aubgerottet. Chan Naraia, König vom 
Iufligte die europaͤiſchen Deiffionmaire, aueide (1663) nach Siam ge 
von unnb das Chriſtenthum peedigten. Ein Grieche, Kouflentin Falcon, 

rer, ſchiacichelte ſich auch bei ihm ein und warb zum erſten Miniſfter er⸗ 
— iR Den hen ya breie, an, buch — 
erreichen hoffte, fo veranlaßte er die bei Geſandtſchaft 1680 an 
J., beglinfigte bie von Lubwig XIV. nach h Elm geſchickten Franzoſen 
Ich vnd raͤmmte ihnen einige ber wichtigſten Feſtungen ein. fe 
e bad nachher, und die Franzoſen, bie fi in Siam verhaßt g 
ben is denfelben verwidelt. Petcheratcha, ein Mandarin von —* 
eſtieg 1688 ben Thron, deſſen rechtmaͤßige Erben ee umgebracht hatte, 
: Srangofen hinrichten. Die Holländer waren nachher die * 
legierung, und neben ihnen gelang es auch den Fuglaͤndern, in Siam 
mulegen. Durch Thronfolgeſtreitigkeiten unter Petcharatcha's Nach⸗ 
33) ward das Reich ſeht geſchwaͤcht, ſodaß es 1767 von den * 
die koͤnigl. Familie gefangen hinweggefuͤhrt wurde. Phaja Thai, ein 
m die Siameſen zu ihrem Anführer gewaͤhlt hatten, vertrieb die Wir 
m übergab ihm bie völlige Megierung und er fleßte bie Sicherheit des 
ee ber. In dem Kriege eines feiner Nachfolger mit dem Birmanen⸗ 
beragi, wach ein Theil von Giam zum Birmguenflaate gefchlagen. — 
L des Meike Sy⸗vo⸗thi⸗pa, * auch Siam, liegt auf einer 
Sandlen bucchfchnittenm, etwa 2 deusfhe Malen großen Juſel des 
sam, bat eine Bauer von Backteinen, Waͤlle und verfchiebene Moll 
e, meiftens breite Strafen, aber — wenig Einw., ſodaß 
Sera mit Gras, Wäfchen und Bäumen hewachfen iſt. In den beiden 
jen find die Häufer von Stein, auf einerlei Art gebaut, haben vnfoͤrm⸗ 
huͤren und 2 Stockwerke. In der Stadt find 3 koͤnigl Palaͤſte, von 
efte ein Viereck bildet, mehre Gebaͤude in fich begreift und Brite für 
Hefanten hat. Jetzt iſt Bancock, eine Seeſtadt von 90,000 E., 
Ver Arzt und Naturforſcher G. Finlaiſon, welcher die (vergebliche) —* 
Erawforb's) vom Gen.⸗Gouv. Haſtings an die Könige von Siam 
ia 1824 begleitete, gab zu London 1825 die „Mission frem the 
iam and Hue, ehe Capital of Cochinchina, 1821 fg.’ (m. e. Einleit. 


. Waffie) heran 
rien ode R rbafien, das vom Altat und Kaukaſus füblich, vom 
umgüstet, feine Hauptabdachung nordiwärte nach dem Eismeere und 
sach dem Bamtfchatkifchen und ochogkifhen Meerbuſen hat, ift Rs 
uropas Vorwall gegen China, die Mongolei und die Tatarei 
Hefe Rleſenland von 276,000 DM. (da® eigentliche Sibirien * 
Faſan, Aſtrochan, Kaukaſien und bie Kirgiſenſteppe, hat 212,000 
dlich vom 62° mit ewigem, ſelbſt im Sommer kaum einen halben 
enden, mit Moos bewachſenen Moraſt bedeckt, füblich aber mit Waͤl⸗ 
riſchen Zedern geſchmuͤckt in welchen Zobel, Hermeline, Fuͤchſe u. a. 
iere, Mennthiere und wilde Pferde haufen. Im hoͤhern Norden wird 
4fhßige Rule, die jeniſeiſche Syitzmaut, gefunden, und das größte 
nter verſchuͤtteten Wäldern von Gichen, die bier nicht mit wollen, 
Theil verfchüttetn Bäumen —, der foffile Mannmuth. Boden 
air beſonders Kupfer, und ſeiten⸗ oder koſtbare —ã Das 
rien iſt ſehr fruchtbar. Man erntet bis zum 60°. Die Fluͤſſe find 
sch gibt eß Salsfeen und Steppen. Die Menſchen (12 Mill. im gan⸗ 
ı Mußland, davon auf ben ſibiriſchen Inſeln, die 1068 IM. haben, 
mb im eigentl. Sibirien 1,625,000 €.) find in niele Wölteriägaften 










— ee ur Terte 
venwidelten Verf onen übertragen war, am a 


folgende Abwefende zum Tode: ben Ergeneral | 
zu Saraseote da (f. d.), dem Abate — 













Decret 
Renee; die fogen. Mandatsfoum, v 
einigen Jahren ſchon das vierte Mal, daß be ing 
ber Uberfähene ber ber Befängnife zu begegnen, aufer 
ber, Procehi ben £ 


grelfen 

| En m Da m ap 1 

Berminderung des Beſatzungsheeres daß £ 
nigftens Auferlich immer mehr befeftigten. So trat, me 


9 Diefer Gefandte ftarb zu Wien am Enbe bes Zub, 1805. 


— 





4 


* 


— 


Kin G aduigtelch beider), Geſchichte ſeit LEE 280 


um’S. Jam. 1825, deſſen ättefler Sohn, ber bisherige Ders von 
ranz L, mte —— Ausfichten die Regierung am. Er machte 
Yunt eine Reiſe uͤber Genua nach Mailand und Turin, mo —— 
Cabinette des — von — F Mailand genommenen Verab⸗ 
n Zuſtand ſ. Koͤnigreichs eine Verminderung deB oͤſtreich. 
eapel bewirkte. Nach f. riautte König Franz, duscah bie 
18. und 19. Aug., allen Neapolitanern, bie ah Buröt Dos pa 
ung Ihe Vaterland verlaffen hatten, mit Ausnahme ber sum Tode 
Theilnehmer, die Ruͤckkehr. Die über 54 Perfonen in Neapel unb 
iciſten wegen Hochverraths 1820 ober Theilnahme an geb. Secten 
afurtheile wurden gemildert, Anbern die Strafe ganz erlaffen. Aus 
Mehres, woburd er fid) das Vertrauen bes gebildetern Theils f. 
und auch bie des Volks erwarb. Er hob z. B. das koͤnigl. Vorrecht 
yeim Pofilippo auf, wodurch bie Bewohner ber dortigen Kuͤſte bisher 
igen Erwerbszweige, dem Fiſchfang, fehr beſchraͤnkt worden waren. 
jeinen Zweigen der Berwaltung beberefte das Jinanzweſen die ſchleu⸗ 
Durch die 9 Revolutionsmonate war ein Defich vom mehr ais 16 
LO Mid. Ducati) entflanden. 1m dieſes zu beiden und un das Pa⸗ 
mindern, beffen Menge den Handel sieberbeütte, ſchloß die Negie⸗ 
. niit dem Haufe Rothfchitd und mit dem ngt. Banquier Gocbhouſe 
berhaupt von 20 Bil. Duc. (a 1 Thlr. 8 Er.) ab; doch ward rk 
sch die vom Miniſter Medici ergeiffenen Maßregeln Ovbtiung in bie 
ung gebracht. Dieſer hellſehende Scaacmann ſuchte ‘vor allen Din⸗ 
del aufzuhelfen. Es warb daher mit 1824 ein neuer Zolltarif dinge 
yelchem die Ausfuhr inlaͤndiſcher Eczeugniſſe von jedem Zolle befreit, 
he fremder Erzeugniſſe aber die Grundlage des Zollbezugs nach dem 
hoben, und ftatt deffen von allen Mankfacturen von jeder Beſchaf⸗ 
uf die feinen Sorten gefegte Zoll begogen wurde. Um das Taback 
chern, ward der Bau des Tabacks (erba santa genannt) nach der koͤ⸗ 
ung vom 24. Mär; 1824, für die Laͤnder dieöfeits der eerenge bis 
dſtriche unter gewiffen Beftimmmmgen, ganz verboten. Um banres 
zu ziehen, ſchloß der Miniſter im Febr. 1824 eine neue Staatc an⸗ 
Halb Mil. Pf. St. im Cours von 88 aufs Hundert, zu 5 Proc. 
in 36 Jahren cugahien, mit dem londner Hauſe Rothſchlld 
zugleich einen ſichern Tilgungsfonds dafuͤr anwies. Dadurch hob 
der neapolitaniſchen Staatspapiere bis Aber 96. Indaß bleibt ber 
den Einkünften des Staats noch immer groß, und betrug 1825 in 
Grundſteuer, welche bieffeitö des Karo über 6 DRIN. Dur. einbrin⸗ 
Mill. Ducati. — Die weientlichfte Umbilbing des alten Zuſtan⸗ 
4 die Auflöfung des durch die Revolution firafbar gewordenen Hee⸗ 
ıfanterie » und 5 Cavalerteregimeittemm, fowwie aller Milizbataillone, 
allmaͤlige Herſtellung eines neuen bewirkt. Alle Officiere wurben 
tonatPfoide verabfchiebet und durften nicht mehr Uniform tragen. 
einer von ihnen in dem neuen Deere eine Anftelung ‚erhalten, wenn 
atiniums junta ihn ber Gnade des Könige empfohlen hatte. Das 
rete vom 29. Juli 1822 nach und nach neugebitbete Heer ſollte aus 
arden (casa reale) unb 17 a. Esrps, barıniter 6 aubwaͤrtige Regi⸗ 
ben. Es murben daher Ieländer and Albimefer in Dienſte genom⸗ 
den ſchweizer Cantonen eingeleitete Capitulation kam -aber ft 1825 
achdem man ben Bataillons ber: proteflant. Cantons freie Neligion®- 
a Beſatzungsorten zugefichert hatte. hr die Bildung der Officiere 
Milktaircolegium, eine Militairfcule und ein levenbatoilen men. 










* 
böcben eigten bel een tn 
— — arena — 
————— — — er 
mehr ald 30,000 Ducati zu ——— — * —* 
von Pompeji aufs neue begonnen. A 

Angeleg. iſt das n | Kamp t 
Kaifer vom Öfkreich dem von S ‚ unter . . 
von Sflün und Ali von Preußen, in X 

beider Sicilien 








für nothwendig erachtet, jedoch 
ſchon jest ee Dt beat ven 
am 28. Mai 1825 au Mailand 
pertrage vom 18. Oct. 1821) be daß een 









Ende März 1827 zur Verfiigung Sr. 
nenn nn Beer pre auf 15,000, u 
Bunahme bes ficitianifchen Heeres bis auf 12,000 M. ven 


Seitdem haben nach und nach 1827 fämmtl. öfter. —* 

treten, und der bisherige Oberbefehlehaber Feldma Bieut. Ba 
der Lombardei berufen worden. 09 

Auf der Infel Sicilien, dm nice af 

und 1822 Gefeslofigkeit und Elend aller Art viel größer al 


BAR Pie auf 600,000, ur Die Heute Sahsanf 
wich u 3 Mh. 4 ©r.8 Bf. aud zu 3 Zt. — 






. Weiten (daB Koͤnigreich beider), ſtatiſtiſch 251 


befegt, bie, in beweglichen Colonnen das Land durchſtreifend, wenigſtent 
Drbuung und die öffentliche Sicherheit bald wiederherſtellten. — Bei der 
tichtung ber Verwaltung waren aber in ganz Bicitien kaum 5 Bezirksrich⸗ 
ch weniger höhere Beamte zu finden, die nicht Garbonari geiwefen wären. 
fer war bie Zahl der Armen, felbft in dem reichen Palermo, umb die ber 
Verbrecher, deren man gegen 16,000 verhaftet hatte. Eine von Advo⸗ 
Drieftern und 1 Mönch in Palermo angeftiftete Verſchwoͤrung, um ben 
er und deu Card. Erzbifchof Bravina zu ermorden, ben Beneral Wall 
ie zur Unterfchrift eines Befehls zu zwingen, nad) welchem bie Feſtungen 
6 von ben Öftzeichern geräumt werden follten, ward am 10. Ian. 1822 
Dierauf entwaffneten die Öftreicher das Landvolk und ben unruhigſten 
Ivon Palermo; 28 Verſchwoͤrer wurben verhaftet und 9 davon erſchoſſen. 
1. Befehl hob ſogar alle Zünfte und Iunungen, als der Öffentlichen Ruhe 
‚auf. Es dauerte daher lange, ehe der regelmäßige Bang der Verwaltung 
erhergeſtellt werben konnte. Dazu kam bie Stodung in allen Quellen 
wohlſtandes und neues Unglüd: Palermo warb am 23. Febr. 1823 
furchtbare Feuersbrunft, dann am 5. Maͤrz nebft einem Theile der Infel 
heftige Erdbeben, und Meffina am 14. Maid. 3. durch eine große Über⸗ 
mg verheert. Solche Wunden konnten nur langſam heilen. Die Re⸗ 
förberte wenigſtens den innen Verkehr und gab den müßigen Dänben 
Bom Mai 1824 an ward die Dampfichifffahrt zwifchen Palermo und 
Bang gebracht, und eine im April 1824 weit dem Baron von Rothſchild 
abgefchloffene Anleihe von 1 Mit. Ducati ausſchließlich für den Stra⸗ 
Sicilien beftimmt. (5 große Landſtraßen ſollen künftig die ganze Juſel 
L) Gegenwärtig fiehen der Card. Gregorio als Vicelönig, und Anton. 
olo, als Minifter, an der Spige der Verwaltung Siciliens, bas auch 
berſten Gerichtshof hat. 
Königreich beider Sicilien hat gegenwärtig auf 1988 )M. 7,121,800 
676 Städten, 398 Mrfl., 2142 D. ıc., alfo 3590 auf 1 IM. 
haͤlt Sicilien dieffeits der Meerenge, oder das Königreich Neapel, 1492 
5,386,040 Eine. Über Sicilien jenfetts der Meerenge f. 
Dos, im N. an ben Kirchenſtaat grenzende, oͤſtlich vom abriatifchen, 
d wefttich vom mittelländ. Meere umgebene Neapel bat einen größten» 
anifchen Boden, den der üppigfte Pflanzenwuchs bedeckt. Fruchtbare 
ken ſich zus beiden Seiten des Apennins nach dem Meere hin. GBetrerint 
t der 3659 Fuß hohe Veſuv. Das Land hat nur Küftenfläffe von 
Imfang. Der vulkanifche Boden wird oft von Erdbeben zerriffen. So 
538 binnen 2 Mal 24 Stunden der Monte Nuovo bei Puzzuoli, der 
von 400 Klaftern erreichte. Durch bie Pofllippogrotte, bei Neapel, 
am auf einer Lavaſtraße zu den phlegräifchen Feldern (Feuerfluren), wo 
bei die Bilder zu dem Gigantentriege und ber Unterwelt fammelte. Hier 
die Puzzolanerde. An diefe Wüfte, wie.an ben niedergebrannten Kra⸗ 
olfatara und an den Avernofee, grenzen bluͤhende Rebenhaine mit 
men; bier erblickte man bie prachtuoliften Truͤmmer bes Alterthbums am 
eto, umtveit der eipfäifchen Felder. In der reizenden Umgegend der 
egt der See Agnano, ein eingeflürzter Vulkan, und im deffen Nähe bie 
Hundsgrotte. Das Klima iſt warm. Mur in Abruzzo kennt man 
n Winter. Srühlingsluft bringt ſchon im Fan. die Erdbeere zur Reife; 
mer iſt Heiß, und aus Suͤdoſt weht oft ber abfpannende Sirocco. 
igniſſe dieſes noch immer nicht forgfältig genug angebauten ſchoͤnen Lan⸗ 
rtrefflicher Weisen, Mais, edle Südfrüchte, DI, Hanf und Flache, 
e, die nuoes Avellanae des Piinius, Weine (Lacrymae Chrisü), 












D. Es wurde 1817 in 15 Provinzen: Neapel mit den 
pri, Procida und Iſchia; Abtuzzo ulteriore J. und IL. mit‘ 


Cikcitien (daS Königreich beider), ſtatiſtiſch Bas 


zu Palermo; bis 1820 war es der Kronprinz. Aue öffentiihe Ian 
fei fee bloß durch Eingeborene befegt werben. Das Feubdalweſcn 
chon früher und jetzt auch in Gicitien aufgehoben ; doch befand «6 
es Ausbruche der Revolution vom 7. Jull 1820. — Get 30 Jah⸗ 


woßen. Durch das mit dem Papfle 1818 abgefchloffene Cohcot« 
dehnsband völlig geläft, und überhaupt die paͤpſti. Betwalt beſchraͤnkt 
ı bie Jeſuiten wiederhergeſtellt. Dagegen find bie von Reapel ein: 
Fhrftenthämer Pontecorvo und Benevento an den Kirchenſtaat zu⸗ 
Die Beifklichkeit In beiden Sicitien (24 Exy«, 91 Guffeagan = und 
höfe, 368 Äbte, 3700 Pfarren, 47,233 Weltpriefter, 25,399 
659 Nonnen, und 19,300 feomeme Stiftungen vieffeitö des are, 
. Biſch. 51 Abte und Prioren und 70 — 80,000 Geiſtliche 
IS des Karo) beſitzt faſt 4 bes Landes. Die Inqulfition warb auch 
on 1782 aufgehoben. *) In keinem Lande gibt es fo viele Fuͤrſten 
ge (150), Marcheſen (170), Grafen und Barene, als in 
18 der König (was fchon früher in Neapel gefchehen war) auch in 
Ibeiconmmiffe auf, welche alles Grundeigenthum in Hände zu 
hten und ein mächtiges Hinderniß der Bildung waren. Die großen 
a ber Rechtsverwaltung und in dem Zuflande der Befängniffe (am 
ten) werden jegt allmaͤlig abgeftellt. In Folge der neuen Gerichte⸗ 
n 29. Mai 1818 find alle gutshertliche und Geweindegerichts⸗ 
ehoben, die Tribunaͤle und die koͤnigl. Gerichtshoͤfe aber ungefäße 
reich gebildet worben. Diefe Gerichtsverfafiung wurde durch das 
2. Dec. 1818 auch auf da6 Gebiet jenfeits des Pharns (Sicillen) 
amd bafelbft ein oberſter Gerichtshof errichtet.: Auch erſchien für 
e neue Berichtöorbnung und 1819 ein neuer Givilcoder. — 1820 
taat8einkünfte 314 Mill. Gidn.; die Ausgaben 33,076,000 Bibn. ; 
ib 1827 210 Min. Gloͤn. Der Antheil Giciliens an ben ſtehen⸗ 
Igaben wirb vom König beſtimmt und vertheilt, darf aber jährlich die 
1,847,687 Unzen und 20 Tari (5,600,000 Xhle., wie fie als aotis 
u von Sicilien 1813 vom Parlamente feflgefegt wurde) ohne Be⸗ 
ſcil. Parlament nicht überfleigen. Wegen der Staatsſchuld erhöhte der 
ich 1819 die Grundſteuer (Fundaria): eine Urſache der Mevolution 
a8 neue Landesheer zählt 30,000 DR. ; bie Seemacht 3 Linienſch. 
zvetten und viele Kanonierboote. In Sicilien foll die ſtehende Land⸗ 
5 8000 M. betragen. Als Ritterorden beftehen nody: 1) Der des 
6, geftiftet 1738, aufgehoben 1806, erneuert 1814. 2) Dex Kon 
3) Der bes heil. Ferdinand und des Verbienftes, geftiftet 1800, 
. 4) Der vom K. Joſeph Bonaparte geft. Orden des Koͤnigreichs bei 
seldyen K. Ferdinand IV. 1815 beftätigt hatte, warb 1819 aufge 
für d. 9. Tan. 1819 der blog militairiſche Ritterorben di S.⸗Gior⸗ 
ione mit 7 Braben geftiftet. — Unter ben neueſten Scheiften uͤber 
nd zu bemerken: des Grafen Orloff, ruſſiſchen Senators, „Me- 
ques, politiques et litter. sur le royaume de Naples, avec des 
-Dural” (Paris 1819), und bie „Constituzione del 
ilia, stabilite dal Parlamento dell a. 1812” (7. Aufl., Pas 
2 Bde); „Gelb. des Könige. Neapel von 1800 — 20” 


+ der Marchefe Saracciolo, Vicelönig von Sicilien. Er flarb wahrs 
t, weil er die Macht der Geiftlichfeit und das Feudalweſen angrarits 


= 2 - 
tu N FR 
| ‚ 






"8 Thaten, Plane Plane, Freunde und Aut 
- Sicler (Friedrich Karl Ludivig), C * * 


naſſums zu Hidburghaufen, Sohn des —* 


vorjäügl 
Rom”, der intereffante Forfhungen über 
außgeg. in Gemeinſchaft mit dem verft. Reinbarbt ( 


*Gicyon Sibbons 285 
* de ia eampagne de Rome ares explication” (Dom 1811) 
in der Topographie der Umgegend von Rom, Weimar 1823, 
gleichen mit ber „Zopographie des Altern und neuen Roms nach ders 
Burton”, Weimar 1823), ſowie in bem damals fo lebhaften Streite 
lopiſchen Mauern f. „Lettre à M. Millin, sur I\6peque des eonstrue- 
wiennen”‘ (Paris 1811). Mehre f. andern, meift antiquarifchen Abs 
denen zuerſt im weimar. „Deut[chen Mercur“, in dem „Dobejoumal”, 
Arbeiten, tie fich aus f. Ausg. des „Domerifhen Hynmus an an Demes 
burghaufen 1820, 4.) und in einigen andern Proben erweifen läßt. 
fiche, die —— —— zu erklaͤren, bie in dee Schrift: 
gigphen in dem Mothus des Afkulapins ; nebſt 2 Abhandl. Aber Daͤba⸗ 
Plaſtik unter den Chanandern” (Meinungen 1819, 4.), puerſt andeu⸗ 
im einer Abhandlung, wo er 10 hieroglyph. Semätbe auf ein aͤgypt. 
ſten zu Wien zus erklären ſich vornahm, weiter ausführte (,,Ifi6"; 1. 
haben bei den Drientaliften lebhaften Widerſpruch gefitnden. 
Zufammenflelung findet man in bes fleifigen Mannes —— ber der 
nr für Gymnaſ.“ (Kaffe 1824), zu dem jest ein eigner Atlas bin 


yon eitvon, jetzt der Flecken Baſiliko), eine der aͤlteſten, Gechhene 
qhoͤnſten Städte des alten Griechenlands, nicht weit von Korinth, nahe 
mit einem Hafen. Die Stadt war von Dorern befegt worden. Die 
enoffen aber ein fo großes Anſehen, daß fie neben den Spartiaten als 
> Sriedensflifter auftraten. Sie waren durch Friedenskuͤnſte beruͤhmt, 
ech Kriegsgewalt. Obwol zur See mächtig, führten fie doch nur felten 
jegen biähten hier die Mufenkünfte. Die hiefige Bildhauer » und. Mas 
tte einen großen Ruf. Der Eunftreiche Dädalus wird ein Sicyonier ge- - 
4 war Simon e. Werkflätte des Erzguſſes, als die griech. Känflier Dis 
Skollis gegm d. 80. Olymp. bier auftraten. Der Ruhm bes 
tenfpiel®, eigenthuͤmliche Tänze, Tragoͤdien in ſehr alter Zeit und froͤh⸗ 
He, welche die Komoͤdie vorbereiteten, fdyloffen fich an den Dienft des ges 
*— os an. Auch die Frauen waren wegen ihrer Bildung berühmt. 
en älteften Zeiten bildete Sichon mit f. Umgebungen einen Beinen Gtaat, 
zen mehre Könige oder Fuͤrſten genannt, die bort geherefcht haben fols 
ven Einfall der Herakliden ward es ein Theil des argivifchen Reichs. 
werde die Demokratie eingeführt, während welcher fid) von Zeit zu Zeit 
e Obergewalt bemächtigten. Es behauptete zu den Zeiten ber Perfers 
fpäter ſ. Unabhängigkeit, litt aber fehr durch die bürgerlichen Kämpfe 
n, in denen es bald für, bald gegen Athen Partei nahm. Aratoß, 
als Krieger und Menſch, bewog ſ. Vaterſtadt, dem achaͤiſchen Bunde 
in weichem fie längere Zeit eine bebeutende Rolle ſpielte. Spaͤterhin 
18 Schlkfal jenes Bimbes, und Bam unter bie Herrſchaft der Römer. 
dons (Miſtreß), eine der größten tragifchen Schaufpielerinnen der 
‚ bie Schweſter der beiden Kemble (f.b.), geb. 1755 zu Beecknock 
iſt die T. eines Proteftanten, Roger Kemble, der ein Gpielhaus bielt, 
hol. Antter. Sie heicathete ſehr jung und aus Neigung den jungen 
ber Bein Vermögen hatte; daher widmete fie ſich der Bühne, und trat 
eitenham auf. Garrick berief fie 1775 nad) London, wo fie zuerſt als 
des Drurylanetheater in London auftrat. Bald galt fie für bie erfte 
„, welche England je befeffen. Die beiden Haupttheater 
hiten Daher ſtets um ihren Befis ; fie felbft ward mit Ehren und Gunft- 
Aberhäuft. Ihr Geiſt iſt Sat gebildet, und ihre woraliſcheꝛ Ch 


®# 













Siderismus. Nach den Angaben einiger Magnetiſeurt 
der Menſch durch Berlihrung und Streichen mit ben Händen ($ 
Bez and) Mole, langen und [ef De fogen. norganifäen Mg 

















Cibtregraphie Sidney (Algernon) 981 
2. &. Bias (Hofe. und Prof. bu Seas „Cnftere be des Tellurlernus 
Chen Maguedemus für Naturforſcher ' (Reipg. 10 2 Bin) 
ag: Die, jeboch im fehr entgegengefet —— — — bb 
5: „Del magnetiemo animale‘, (Floren; 1826) verglichen werden. 
erographie, die Vervie von Bilbwerken 


durch geſchnit⸗ 

eine von Charles in England 1820 gemachte und paten⸗ 

dung. Schon vor 100 beachte man — 
Gtabltafeln, Stahlbloͤc⸗ 





erden ber 
m Erich bes — beffee behandeln laſſen al6 das feinfe Kupfer. 
ich ober eu fnit bolenast, fo wird durch ein neues chemiſches Ver⸗ 
: Platte wieder gehaͤrtet. Run wird ein gleichfalls carbonifirter Gylinber 
In bie Übertengungspreffe (transfer-press) eingefchoben und damit 
ingeſchnittenen Figuren der Stahlplatten hingefahren, wodurch ſich bee 
der Platte dem — erhaben aufdruͤckt, indem der Preſſe in ber Pe⸗ 
6 Gylinders eine ſchwingende Bewegung gegeben, und es dadurch moͤglich 
ſich —— ———— Gtapifchnitts 
SR nun dieſer Cylinder ebenfo,, wie vorher bie Platte, wieder gehärtet, 
nan damit auf neue ebenfo zubereitete Stablplatten ober Bloͤcke das = 
"Bi dee Originalplatte auf, und druckt biefe wie gewöhnlich ab. 
Driginalplatte ſtets bleibt, fo Binnen nacheinander noch mehre —* 
en darauf abgedruckt und ſonach das Bild ins Unendliche vervielfaͤltigt 
daß ber zehntauſendſte Abdruck nicht den geringſten Unterſchied vom 
In Ackermann's, Reposaitory of arta (Nov. 1820) befindet ſich eine 
inte Landcharte der Art. Man kann dieſe Kunſt auf den Druck der Cat⸗ 
kallico& (printed goeds) anwenden; vielleicht auch auf die Vereitung 
Icher Banknoten, wo jedoch bie Lithographie durch bie eigne Leichtig⸗ 
echer fie von deu kunſtreichſten Werken des Kupfer» ober Stahlſtichs 
nehmen weiß, diefe Hoffnung vereitelt hat. 
Bey er ), ein — * engliſcher Staatomann und Mirtpe 
Freiheit feines mes Batelant, geb. 1621, war ber 2. Sohn Roberts, 
Beicefler. Unter feines Waters Aufficht, der ihn auf feinen Gefanbt» 
nach Dänemark (1632) und Frankreich (1636) mitnahm, warb e 
gegen. Als der Graf v. Leicefier zum Oberflatthalter von Feland er⸗ 
artheilte er feinem Sohne Algernon 1641 eine Officierſtelle bei ſeinem 
Da gerade die Rebelllon in jenem Koͤnigreiche anfges 
2, fo nahm Algernon mit feinem aͤltern Bruder an dem Kriege gegen 
es thätigen Antheil, und zeichnete fich bei mehren Gelogenfeiten out, 
ee Wirges ahnen — | 
Brüder zuruͤck und ergriffen in ber Folge die Waffen für das Parlas 
mon warb unter Fairfax Oberfler eines Eavalerieregimente. Als fein 
46 zum Unterflatthalter und Befehlöhaber ber Truppen in Irland er» 
fleßte man ihn als Benerallient. ber Cavalerie und Gorverneur vom 
das Parlament rief ihn aber bald zuruͤck und ernanmte ihn zum Gou⸗ 
Dover. Als 1649 das Bericht zum Verhoͤre des K gebildet 
d and) ©. zum Mitgliede erwaͤhlt; inbeffen iſt e8 gewiß, baf ex weder 
mung des Todesurtheils zugegen war, noch den Befehl zur Vollziehung 
— Obgleich er die Hinrichtung Karls J. billigte, ſo zeigte er 
ch als einen ebenſo eifrigen Gegner Cromwell's, und als dieſer ſeine 
Bachs befeſtigt hatte, weigerte fi) S., ſowol unter ihm, als ſeinem 
Nachfolger, ein oͤffentliches Amt zu bekleiden. Er lebte waͤhrend die⸗ 
urichgesogenheit zu Penſhurſt, mo er wahrſcheinlich fein vorkee hNhrd 


w ⸗— — 


mPBPeeNS 






und Familien, und wird dur 













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Siebenbürgen 241 


are, vorher Unadelige gebracht. Die Baronen und Grafen, welche auch 
wien beißen, find nur im Range von den Übrigen Edelleuten verſchieden. 
niedrigere Claſſe des Adels muß gewiſſe Steuern und Dienfte leiſten. Zu 
gehoͤren die Armaliften, d. i. diejenigen Edelleute, welche keine Unterthanen, 
oft auch keinen Edelfig haben, die Bürger der freien koͤnigl. Städte und die 
herrl. Sagbbebienten. Unadelige find die Bürger der übrigen Stätte, die 
Hoffenen Unterthanen und die Leibeigenen oder Fobbagyok. Indeſſen ift bie 
Agmfchaft diefer Leute, ſowie der buͤrgerliche Unterfchied der Nationen In Sie⸗ 
von Kaifer Joſeph II. aufgehoben worden. Die Stände des Groß⸗ 
& werden In Rüdficht auf Nationen in Ungarn, Szedler und Sach⸗ 
nänfehung ber Religion in Katholiten, Meformirte, Evangelifche und Uni: 
‚uud in Abficht auf den Charakter in Prälaten, Magnaten und Edelleute 
zit. Die Landtage werden in Hermannftadt gehalten, und jeber Verſchrie⸗ 
uf, wenn ex nicht erſcheint, 200 Gldn. Strafe geben. Die Mugncten der 
haben das Vorrecht, daß fie nicht verfchrieken werden dürfen. Die Stände 
in Vereinigung mit dem Landesherrn, Las Reit, Gefege au geben und 
m, Steuern zu erheben, und Ausländer unter die Bürger aufzunekinen. 
2 Hoheitsrechte uͤbt der Landesherr allein aus; das gehört das Recht, 
iu führen und Frieden zu ſchließen, das Muͤnzrecht, das Recht, Pfründen 
eben, bie Einkünfte ber eröffneten zu zichen, Dispınfationen in Ehefachen 
Weilm, über proteftant. Eheproceffe daB höchfte Urtheil zu faͤllen, Standek⸗ 
Rasm vorzunehmen, und das Erbgut auögeftorbener Familien zur Kummer 
Wagen. Die hohe fiebenbürgifche Hoflanzlei, welche die Iandedherel. Ed'cte 
St, ift zu Wien, und fteht fo wenig mit der ungarifchen wie mit ber oͤſtr. 
Nie Verbindung. Sie befteht aus einem Hofkansler, mehren Hofraͤthen 
lichen. Das koͤnigl. Gubernium, welches die hoͤchſte Landssä.lie ift, uber 
e fiebenbürgifchen Hofkanzlei in Wien abhängt, ift zu Klauſendurg. Es ber 
ws dem Landesgouverneur, als Präfes, und 12 referirenden Gubernial⸗ 
‚ Zur Verwaltung ber Cameralgegenftände ift feit 1790 das Theſauriat 
R, welches e. Präfidenten und 3 Räthe hat, und von der Hoflammer zu 
et. Die koͤnigl. Tafel, welche ihren Sis zu Neumarkt hat, ift der 
Bof für bie 1. und 2. Inftanz, und man Eann von berfelben an das Quhers 
Spellicen. Die Einkünfte des Landeshetrn beſtehen in der Gontribution 
1,300,000 Stbn.), aus den Mauthgefällen, Zehnten, Bergwerkszehnten, 
eizregal und den Domainengtitern; im Ganzen 5 Mitt. Gfpn. In dem 
eftenthum find & privilegitte Religionen: 1) Die katholifche, zu der fich 
Inga, mehre Szeckler umd fehr wenige Sachſen bekennen. Die Walachen 
Bentheild, und bie Armenier alle mit ihr vereint. Der kathol. Pfarren find 
2) Die veformirte, welcher theils Ungarn, theild Szeckler zugethan find. 
t ungefähr 500 Pfarren. 3) Die evang. oder lutherifche, zu ber fid; die 
Sachſen und einige wenige Ungarn befennen. 4) Die focinianifche oder bie 
a der Unitarier (Antitrinitarier), die unter den Ungarn und Szecklern An: 
bat. Die Griechen, ein Theil der MWalachen, die Bulgaren und Raizen 
ech. Religion, nicht mit der kathol. Kicche vereinigt und erden blof gedul⸗ 
ußer dem oͤſtr. Militair, welches In Siebenbürgen tiegt, ſird feit 1762 
nentebezitke für bie Grenzmiliz abgeſondert worden; dicſe Be;irke ha⸗ 
ummen cin ı Flaͤcheninhalt von 253 IM. mit 144,000 Einw. Sie mir 
tedter Infanterieregimenter, e ſieckier Hufarenregiment unb 2 waladkßlſche 
rieregimenter ſtellen und unterhelten. Die Ortſchaften, welde zu dieſer 
‚hören; iegen kaͤnge der Oft: mb Suͤdſcite Siebenbuͤfzend. Dieſe Grenz 
find nach deutſcher Art eingerichtet, verſehen die Grerzmndden, bekommen 
md Vaterg: wehr, „der Eon ae fo fange fie diinen. 
Lır. Eissente Xuſt. 2 X. 16 













Sieberjähriger Krieg, 1757 213 


nen den 1. Oct. bei Lomofig eine Schlacht, die freilich nicht entſcheidend 
ber doc; der Feldmarſchall verhinderte, den Sadıfen su helfen. Diefe mulı: 
zu Kriegögefangenen ergeben und die Unterofficiere und Gemein:n mußten 
u. Sahne ſchwoͤren: ein Eid, den fie nicht hielten, da fie in der Folge ein» 
id in ganzen Regimentern das preuf. Heer verliefen, um nicht gegen ihren 
herrn zu fechten. Diefer Feldzug war nun geendigt und die Pruußen blie⸗ 
ı Winter hindurch in Sachſen und Schlefien ſtehen. Friedrichs II. Unter- 
mg hatte eine faſt allgemeine Bewegung an ben curcpäifhen Höfen verur: 
Man erklärte fie für eine Verlegung des meftfälifchen Friedene, und Frank⸗ 
at als Bürge deffelben aufden Schauplag; auch Schmeben ward aus eben 
‚ Grunde dazu veranlaßt. Rußland nahm, in Folge der vorerirähnten Vers 
5, an bem Kriege Theil. Auf dem Reichstage zu Regensburg win: be ein 
dereoutiondfrisg gegen Preußen befchloffen. So fanden 1757 Öftceich, 
ab, Frankreich, Schweden und das deutfche Reich im Kampfe gegen Fries 
‚ie bloß an England einen Verbündeten hatte, welcher ihn für den Landkrieg 
Rus erwarten ließ. Um f. $einden zuvorzufommen, ruͤckte Friedrich im 
11757) mit 4 Heeren in Böhmen ein, und am 6. Mai kam es bei Prag zu 
moederiſchen Schlacht, worin die Preußen fiegten, aber auch Ihren großen 
am Schwerin verloren. Der gröfite Thell des beſiegten oͤſtr Deeres warf 
ı die Stadt Prag, deren Belagerung der König ogleich unternahm. Der 
nefchall Daun, der mit 60,000 ſtreichern auf den Bergen von Kolin fland, 
‚Befehl, zur Rettung Prags etwas Entſcheidendes zu wagen. Friedrich ging, 
rd zu verhindern, nah Kolin (f. b.), griff mit 24,000 M. den Send an, 
bie Schlacht und 8 — 14,000 tapfere Krieger mußte die Belagerung von 
mfgeben und fih nach Sachfen und der Laufig zuruͤck iehen. Er bewirkte 
ug aus Böhmen ohne weitern Verluft. Die Franzoſen hatten inbeffen die 
3Wefel, die Fuͤrſtenthuͤmer Kleve und Oſtfriesland, die heſſen-kaſſelſchen 
und Danover befegt und mit Kriegäfteuern belegt. Der Herzog von Cum» 
, welcher die mit Preußen verbindeten Hanoveraner, Heffen, Braunſchwei⸗ 
ethaer und Büdeburger, 40,000 M., gegen 100,000 M. Sranzofen an» 
hatte fich bei Haſtenbeck (26. Juli) ſchlagen und bis Stade zurüddrängen 
md am 8. Sept. zu Klofter- Seven eine, jedoch nicht zur Ausführung ges 
ze Kapitulation geichloffen, wonach jene Zruppen, mit Ausſchluß der Hano⸗ 
‚ außeinandergehen follten. Ein franz. Heer unter tem Prinzen von Sou⸗ 
it welchem ſich das 15,000 M. ftarke, aber fehlerhaft eingerichtete Reichs⸗ 
tee dem Prinzen von Hilbburghaufen vereinigt hatte, bedrohte jetzt Sachfen 
Erbſtaaten des Könige. Diefer ließ deßhalb den Herzog v. Bevern In 
a, ging nad) Thüringen und vertrich bie Franzoſen aus Erfurt. Auf die 
ht, bag ein oͤſtr. Heer unter Habdid in die Mark eingefallen fei, eilte Friedrich 
zau zuruͤck; da aber die ſtreicher ſich ſchnell zuruͤckgezogen hatten umd bie 
m aufs neue vorbrangen, fo ging er ben Letztern entgegen und lieferte ih⸗ 
5. Nov. bei Roßbach (f. d.) jene denkwuͤrdige Schlacht, in weldzer die 
m fowol al& bie Reichſsarmee fo gefchlagen wurben, daß fie nur in der 
a Flucht ihre Rettung zu finden glaubten. Sie bezogen entfernt: Wins 
ere unb der Befis von Sachſen war dem König geſichert. Hierauf cilte 
mit Adlerfchnelle zurüd nach Schiefien, wo Schweidnltz und Brekiau 
eichern in bie Hände gefallen waren. Mit einem kleinen, durch einen wei» 
bh gefd;;wächten Deere [hlug er den 5. Dec. bei Leuthen (f. d.) das noch 
ſtatke feindliche Heer unter Daun. Breslau 'ergub ſich 14 Tage nach⸗ 
ner zahlreichen Beſatzung und großen Vorraͤthen, bald darauf auch Lieg⸗ 
fe Siege koſteten ben Oſte:ichern über 40,000 M.; Schlefien war ihnen 
riſſen, und Friebrich war ſ Feinden jegt furchtbarer ale vorher. Dr 


J 


244 Siebenjähriger Krieg, 1758 und 1759 


Ruſſen waren im Sunt, 100,000 M. ſtark, in Preußen eingeruͤckt, u —. 
barbariſch verheert, bie Menfcen auf das grauſamſte gemißhandelt, benz 
halt Lehwald mit feinem nur 24,000 M. ftarten Heere den 30. Aug. bei) 

isgernborf gefchlagen, und zogen ſich darauf, Alles verheerend, zur. zu 
—— hatten im Sept. Anklam, Demmin und Pafewalf‘ — wurde 
in wenigen Wochen von Lehwald vertrieben und fluͤchteten nach Ruͤgen, 

Den 3. Felbzug 1758 eröffnete ſchon im Febr. der Herzog Ferbin 
v, Braunfdhmeig (f. Braunfhmeig), ber jest ſtatt des Dersogs v. @ 
berland an der Spige des verbünbeten Heeres ſtand, gegem bie Framzofen in 
terfahfen und Weflfalen. Unter ihm befehligte fein Neffe, ber Ras 1 
rige Herzog von Braunſchweig, Karl Wilhelm Ferdinand, der fein Eriegm 
Genie entwidelte. Herzog Ferdinand machte ſich zum Meifter von ber Zbeltg 
bie Franzoſen unter Clermont aus Niederfachfen und Weflfalen und ſchlu 
23, Juni bei Krefeld. Darauf ging er zuruͤck über ben Rhein mad) Hal 
Soubife mit einem anbern franz. Heere fand und mohin Giermont ihm] 
Durch 12,000 Engländer verftärft, zwang Ferdinand indeffen beibe I" 

Heere, über den Main und Rhein zurückzugehen, mo fie bie Winterguar 
ı0den, Der König war im Winter 1758, nach ber Dertreibung der Ö 
aus Schlefien und ber MWiedereroberung von Schweidnitz, in Mähren di 
unb begann im Mai bie Belagerung von Olmuͤtz, melde er aber, bei Dam 

ühberung im Jull, mit Verluft eines bedeutenden Transports an 

undbedürfniffen gufgeben mußte, Unterbeffen waren bie Ruffen, mil 
bie wenigen preuß. Truppen zuruͤckgedraͤngt hatten, in die Neumark einged 
Friedrich eilte defhalb mit einem Theile bes Hauptheers, um f. Exbftanten 
ten. Er traf das ruſſ. Heer, welches, 50,000 M. ſtark, Küftrin belagerie 
mit 30,000 M. bei Zorndorf den 26. Aug. an, behauptete durch w 

Schlatt bag Feld, und bie Ruffen mußten fih_ nach Polen zurüdjiehe 2 
ehe ſich Friedrich wieder nad Sachſen, wo fein Bruder, der Prim 
den Dftreihern nicht mehr widerſtehen konnte, Als er hiet noch den Sb 
Keith an ſich gezogen hatte, lagerte er fih bi Hochkirch (ſ.d), mei T 
Macht auf den 14. Det. überfalfen wurde und eine voͤlige Miebetlage erlit } 
bad nachher wans Seiebrich in Säufi en bie Oftreicher, bie Belagerumg u 
























Siebenjahriger Krieg, 1760 245 


e did Feldzugs von 1759 wenig ausridyten; bie Franzoſen 
ter Sranffurt a. M. überrumpeit, und die Abficht, diefe Stadt wies 
1, ward durch dem mißlungenen Angriff bei Bergen (13. April) ver: 
ım 1. Aug. erfocht Ferdinand bei Minden einen glänzenden Sieg 
Deere unter Contades und Broglio; auch ber Erbprinz von Braun⸗ 
die Franzoſen bei Sohfelb (1. Aug.), die auf ber einen Seite uͤder 
er andern über den Rhein zuruͤckgedraͤngt wurden. Aber nicht Alles 
. Der Beneral Wedel, welcher das Vorbringen der Ruſſen verhins 
ude bei Ran, unweit Züllichau in der Neumark, von dem General 
lagen, und Friedrich kilte bei der Gefahr, welche feine Kurlande bes 
Hiefien zur Vertheidigung dahin, griff am 12. Aug. die Ruffen bei 
"(f. d.) unmeit Frankfurt an, und fchon hatte er fie geichlagen, ſchon 
zı mit Siegesnachrichten vom Schlachtfelde abgeſchickt, als Laudon, 
: mit 18,000 Oftreichern zu den Ruſſen geflogen war, ihm den Sieg 
: hatten die Ruffen den Sieg ertauft, aber fie benugten ihn nicht. 
war aͤußerſt gefährlich; er felbft begann an einem guten Ausgange 
zweifeln. Die Stuffen flanden als &ieger in feinen Erbſtaaten, 
it einem großen Deere in der Laußtz und Sachfen war von dem 
erſchwemmt. Die Öftteicher und Ruffen wollten ſich vereinigen; 
rich nahm jedoch den Erſtern ihre Magasine weg und nöthigte fie 
uͤckzuge; Friedrich aber kam den Ruſſen auf Ihrem Marſche nad) 
r, und zwang fie, nach Polen zurüdzugehen. Auch in Sachſen er: 
ben König ein neues Ungläd, indem ber General Fink, ein tapferer 
ei Maren (21. Nov.) mit 11,000 M. und einer Menge Geſchütz 
ergeben mußte. Ungeachtet aller diefer Unfälle waren die Feinde 
des Feldzugs faft überall zuruͤckkgedraͤngt; nur Daun hielt ſich noch 
o er Dresben befegt hatte. Auch die Schweden, welche nad) der 
mersdorf, wo Preußifh: Pommern von Truppen entblößt war, In 
len, wurden von Manteufel und Platen bis unter die Kanonen von 
jeben. 
dzug von 1760 ſchien anfangs gleichfalls ungluͤcklich für Frie⸗ 
2. Der tapfere General Fouquet wurde mit 8000 Preußen bei 
ıgen; ber König mußte die Belagerung von Dresden, welche am 
nem hatte, fhon am 30. wieder aufheben; Glatz war an die ſt⸗ 
angen, und Friedtich mußte nach Schleſien geben, um dies Land zu 
ſchanzte fi) mit feinen 30,000 Preußen bei Liegnitz; die feindlichen 
un und Lsubon waren über 100,000 M. flart und brohten,- Ihn 
kaudon ward aber am 15. Aug. bei Liegnig gefchlagen, ohne daß 
m konnte. 10,000 M. an Todten, Verwundeten und Gefanges 
und 82 Kanonen hatten die Oftreicher verloren. Friedrichs Heer zäh» 
und Verwundete. Untsrdeffen wir ein Corpso Ruſſen und Öftrei- 
n gegangen und hatte bort gebrandfchagt. Friedrich eilte dahin, um 
ufchneiden, fand fie aber nicht mehr, und wandte fid) nach Suchfen, 
nmee war umd auch Daun und Eascy fich vereinigt hatten. Bei Tor 
n 3. Nov. die Feinde an, ſchlug fie in einer moͤrderiſchen Schlacht, 
urch Ziethen's und Moͤllendorf's Einfiht und Tapferkeit gewonnen 
hm nun f. Winterquartiere in Sachſen. Auch Laudon warb in 
die Grafſchaft Glatz zuruͤckgedraͤngt, und die Ruſſen genöthigt, die 
ı Kolberg aufzugeben und nach Polen zuruͤckzugehen. Die Verbin: 
inand von Braunſchweig ſchlugen die Franzoſen freilich d. 31. Juli 
ndeffen ſetzten die Letztern ſich doch im Heffifchen feit, von fie geohe 
1. Deſto mehr konnte Ferdinand 1761 thun. Er gif den AL. 


iebenfchläfer (Sage vom) Siebenſchlaͤfer (Schlafratte) 247 


5. Febr. mit ſtreich und Sachſen zu Hubertsburg (f. d.) einen Frieden, 
welchen alle Theile ihre Befigungen, ſowie fie vor dem Kriege geweſen waren, 
leider in zerruͤttetem Zuftande, wieder erhielten. Die Einheit des Willens, 
rin Friedrichs Maßregeln herrfchte, und die großen Huͤlfsquellen, welche bie 
mung Sachſens ihm an Geld und Mannſchaft darbot, fein umfaffendes Genie, 
Rage .vortrefflicher Feldherren und ber Much und bie Tapferkeit f. Soldaten, 
m dem Könige von Preußen ein übergewicht über f. Keinde und führten ben 
Biben Ausgang eines Kriegs herbei, der ben preuß. Staat mehr al® einmal an 
des Verderbens gebracht hatte. Diefer Krieg hatte Europa 1 Mil. 
gekoſtet, und alle Staaten, die daran Theil genommen, erſchoͤpft, ohne 
England ausgenommen, einen Vortheil verfhafft zu haben. (&. unter A. 
de la guerre de sept ana‘ in Friedrichs II. hinterlaffenen Werken; „Ge⸗ 
deb fiebenjähr. Kriegs“, von Lloyd und Tempelhof; befondere aber Ratzow's 
iſtik der merkwuͤrd. ıc.”’ und die „Geſtaͤndniſſe eines öftreich. Veterans“, 


) 

Siebenſchlaͤfer. Die uralte Sage vom kretiſchen Epimenides, bee 
) Al. Schlafe aus einer Höhle in die veränderte Welt wieder eintrat (eine 
BR, Die ſelbſt über ten Ocean in die neue Welt gemanbert ift, um dort ihre eis 
Wanlhe Geftaltung zu erhalten, wie und der geiffteiche Wafdington Srving 
DLRRp van Winkle im „Sketch-book“ erzählt hat), dieſe der alten Welt nicht 
Ueſcheinliche Erzählung (man erinnere fi) an Pliniue, „Hist. nat., VII, 52) 
win den chriftlichen Legendenkreis gezogen worben, und viele bitbliche Denk» 
e fielen uns die 7 ſchlafenden Märtyrer: Maximianus, Malchus, Marti 
W, Dionyſius, Johannes, Serapio und Gonftantinus dar, welche nady der 
e, die in den Bollandiften aufgenommen ift, zur Zeit des Kaiſers Decius fich 
: Höhle des celifchen Berge bei Ephefus verborgen haben follen, um den Chris 
sfolgungn zu entgehen. Dort feien fie eingefchlafen und Aft unier Kaifer 
heſius II wieder erwacht. Darauf wird Malchus ausgefandt, um Brob zu 
. Bit Erſtaunen fieht er das Kreuz; auf allen Plaͤtzen von Ephefus aufgeftellt 
ine neue Weit in halb veränderten Straßen. Endlich bringt er Geld hervor, 
mn feines Alters Aufmerkfamkeit erregt. Man glaubt, er habe einen Schatz 
ken und führt ihn zum Proconful. Malchus erzählt, Alles erflaunt. Der 
# DRarinus eilt zur Höhle mit allem Volke. Dort findet man die übrigen 
nd, ihre Befichter wie Srühlingerofen ſtrahlend. Auch ber Kaifer Theodoſius 
Fdie Kunde herbei und hört mit Verwunderung die Greife fprehen. Dann 
‚ fie ihr Haupt umd entfchlafen in dem Herm. Der Kaifer beugt fich über fie 
ıd Ehe weinend die heiligen überreſte, die ex mit feinem Purpur bededit ımd 
bene Käften aufzuheben befiehlt. So die Legende in einer vaticanifchen Hand» 

(m. f. „Hister. Sanctor. septem dormientium ex eetypis Musei Vioto- 
Kom 1741, 4.), deren Glaubwuͤrdigkeit ſchon Baronius nicht zu vertheibi- 
agte. Doc mag ber älteften Kabel, wie diefer neueften, die gluͤckliche Auf⸗ 
ig verborgener Gradgewoͤlber mit ehrwuͤrdigen, alten Überrefteg zum Grunde 
‚ die bald als eine Quelle höherer Einficht den Zeitgenoffen vorfamen, bald 
Gegenſtand heiliger Verehrung. Die Kirche hat ihr Andenken durch einen 
dertag (d. 27. Zuni) erhalten, an ben fidy allerhand meteorologiſche Sagen 
ss, ſodaß ſchon darum biefe Mythe zu den verbreitetften aus jener Zeit 









Biebenfchläfer (musglis, L.), Schlafratte, Rollmaus, Billich, Maus⸗ 
mic., geböet zu ben Winterſchlaͤfern, die eine Familie des Maͤuſegeſchlechts 
hen. Diefes bis zum Schwanze, der allein faſt 5 Zoll hat, 63 Zoll lange 
beſſen Zeil ein dem Grauwerk ähnliches Pelzwerk gibt, lebt Im fühl. Europa. 
erdfle fhttest es Löcher in der Erbe, in Bäumen und Zelfen wit Mond und 





218 Sieben Weife Siegel 


Laub aus, fchläft sin, erſtarrt, und erwacht, wenn die Wärme 11 ober { 
bat. Es naͤhct fi von Nüffen, Eiern, Vögeln c. Die alten Römer lie 
Fleiſch des Siebenſchlaͤfers und mäftsten diefe Thiere in Glirarien. Noch j 
ben 1 in Italien, Rrain und Steiermark theils frifch gebraten, theils eir 
gegeſſen. 

Sieben Weiſe, ſ. Gricchiſche Literatur. 

Sieben Wunder, ſ. Wunder der Welt. 

Sieden oder Kochen heißt, eine Flüſſigkeit in einem offenen 
bie zu dem Grade erhigen, daß fie aufwallt und fich in Dampf verwandelt 
die erfoderliche Wärme lange genug angemenbet, fo fteigen fo lange Dam 
auf, bis von der Fiüffigkeit nichts mehr übrig iſt. Hierbei zeige ſich de 
wuͤrdige Umſtand, daß, wenigftens in offenen Gefäßen, die Fluͤſſigkeit, — 
einmal fiedet, feibft beim heftigften Seuer keinen höhern Wärmegrad an 
Der Grund davon liegt darin, daß der noch weiter hinzukommende Wärme 
Bildung des Dampfes, welcher in dieſer Geſtalt nachher eines viel höhen 
grades faͤhig ift, gebraucht wird, und alfo mit demfelben in bie Luft auffleigt 
send des Sieden befindet fich die Oberfläche der Fluͤſſigkeit in einer Hefglg 
lenfoͤrmigen Bewegung, und in ber zunächft über ihr liegenden Luftf 
bichter Dampf, der ſich weiter verbreitet. Das Getoͤſe dabei rührt ofee| 
von dem Zerplagen der Dampfbläschen ber, und iſt ſehr verfchieden nad 
ſchaffenheit des Gefäßes und bed Standortes. Das Verbampfen der flÄfR 
per iſt hoͤchſt wahrfcheintich nichts weiter als eine bloß mechanifche Verbiudi 
MWärmeftoffs mit dem Waſſer. Der Wärmegrad, bei dem die verſchieden⸗ 
figkeiten fieben, iſt fehr verfchleden. Am fchneliften fieden geiftige Fluſſ 
naͤchſtdem das reine Waffer, ungleich fhwerer Die. Der Wärmegrad, wa 
Fluͤſſigkeit fiedet, heißt für fie der Siedepunkt. Die Phyſiker bewul 
Siedepunkt u.ell. zur Beſtimmung eines feften Punkts für die Grabe des I 
meters. Dieſer Siedepunkt ift jedoch nur beim völligen Sieben und bei 
Oruck der Atmofphäre beftändig. Welchen Einfluß der Druck der Luft hi 
weifen die Berfuche, daß in der Iuftleeren Kugel das Waſſer ſchon durch bie 
ber menfchlichen Hand zum Sieden gebracht wird, und daß es dagegen In 
pinianifhen Digeftor (f. Papin), wo es feine Dämpfe nicht verbreiti 
nen Unoe “6 her ‚Fi i Rei! dal hen Find 


il &_ ZEIT LIT TG re Ka 














Siegelerde 240 


Wichtigkeit der Staats⸗ und Regentenſiegel wurde ihre Aufbewahrung nur 
er hoͤchſten Beamten anvertraut, ober eigne Beamte dazıs beftellt: bei dem 
Raifern die Kogotheten, bei den Merowingern bie Meferendarien, bei ben 
gern und den fpätern Kaifern und Königen bie Kanzler. Noch in den letz⸗ 
ten des Reichs war der Kurfürft von Mainz als Erzkanzler Verwahrer ber 
fiegel, welche ihn bei dem Krönungszuge an einem filbernen Stabe vorge 
bei der feierlichen Mahlzeit von ihm felbft abgenommen und auf ben kaiſerl. 
gelegt, ihm vom Kaiſer aber zuruͤckgegeben und während der Mahlzeit von 
einer Schnur um den Hals getragen wurden. Godann wurden fie bem 
kicefanzler zur Aufbewahrung und zum Gebrauchs zugeftellt. (E86 wäre fehr 
h, daß das Mad im Wappen bed Kurfüriten von Mainz den getriebenen 
keiner Kapfel vorſtellt, in welcher das Reichsſiegel liegt.) In Frankreich 
Inh der Kanzler urſpruͤnglich Bewahrer der Neichbfiegel; da aber das Amt 
ilers ihm nicht genommen werden konnte, fe wurde, wenn er in Ungnabe 
eigner Garde des sceaux ernannt, welcher in Rang, Amtskleidung und 
ffen dem Kanzler gleich ftand. Auch fpäter waren diefe Ämter oft vers 
Reichs ſiegel (Majeftätsfiegel) ſtellte das Bild des Koͤnigs auf dem 
J vor; auf dem Gegenſiegel war das Wappenſchild Frankreichs. Fuͤr 
kkphine tourde ein eignes Siegel, ein Reiterſiegel, gebraucht. — Der Sie⸗ 
wahrer hatte, wie in Deutſchland der Kurfürſt von Mainz, bei den 
Nanzleien bie Ernennung aller Kanzleibeamten (Chancelleries) in ganz 
Rh. Alte Erlaſſe im Namen des Königs mußten ihm zum Siegeln ge: 
werben, und die Könige machten Ihm in ältern Zeiten fehr zur Pflicht, Nichts 
gen, was ben Gefegen und dem Recht zuwider fei. Die Siegel wurden In 
apfel von vergoldetem Silber verwahrt, deren Sc;lüffel der Garde des 
ſtets bei fi tragen mußte. Geſiegelt wurde in der Regel mit gelbem 
„ die koͤnigl. Edicte und Patente aber mit grünem Wachſe. Nach Ein: 
gder Republik wurden die Bönigl. Siegel zerbrochen; Napoleon nahm wie⸗ 
‚deppeifeitige® (münzartiges) Majeſtaͤtsſiegel an: auf der Vorderfeite mit 
de des Kaiſers auf dem Throne, auf der Ruͤckſeite den kaiſerl. gekroͤnten 
Sept find wieder die alten koͤnigl. Siegel eingeführt worden. In England 
der Königin Eliſabeth die Amter des Lordkanzlers von England und bes 
zelbewahrets (Lord keeper uf the great neal), welche vorher getrennt 
unzertrennlich vereinigt; allein für das kleine koͤnigl. Siegel beftcht noch 
ner Beamter (Lord kceper of the privy seal, gemeiniglidy nur Lord 
eal genannt), durch deffen Hände Alles gehen muß, che e8 mit dem großen 
bedruckt wird. Das große Siegel iſt einfeitig und von doppelter Art. Das 
he Majeftätsfiegel für die wichtigern Ausfertigungen enthält das Bild des 
das zweite das koͤnigl. Wappen in einem Schilde. Von dem Meinen Sie: 
vy seal) ift noch das Handfiegel des Königs (signet) verſchieden, welches 
3 Gabinetöfecretaie verwahrt wird. In Schottland iſt ebenfalls ein befon- 
rd keeper of the great scal, ein Lord privy seal und ein eigne® Sie⸗ 
fuͤr Gerichtsſachen, deflen Vorſteher hier Keeper of the signet heißt. 37. 
jiegelerde, eigentlid, lemniſche Erde (terra sigillata), ift eine Art 
ber auf der Inſel Lemnos, jegt Stalimene, gefunden wird. Die Alten 
s ihr bie Kraft zu, die Schärfe Ägender Gifte zu hemmen, Blurflüffe zu 
Ban nannte fie Siegelerde, weil man die daraus gebildeten Rügelchen, 
hen, ale einem unfchägbaren Arzneimittel, ſtarker Handel getrieben warb, 
1 Siegel des Zunborts bezeichnete, theils um dadurch den eingebilbeten 
noch mehr zu erhöhen, theils aber auch um die Verfaͤlſchung zu verhüten. 
1 zog man biefen Artikel nicht bloß aus Lemnos, fonbern überhaupt aus ve 
ja feibft aus Malta. Sept wird er auch in Frankreich und Deutiäyland dee 








Siena Sicerra Leone 251 


sth: „Über bie hollaͤnd. Berchtfamikeit"; „Verſuch über die hollaͤnd. 
es 17. Jahrh.“; „Über den Wohllaut der hollaͤnd. Sprache; „Uber 
m ber holänd. Sprache” ; metrifche Überf. des 22. und 24. Buchs 
; „Laudatio Jani Dousae” (v. d. Dors, ft. 1604). 
a, eine in einer ſchoͤnen Gegend auf 3 Hügeln liegende alte und große 
oßberzogthum Toscana, Hauptfl. der Provinz gl. N., war im Mit: 
er maͤchtigſten freien Städte Italiens, mit mehr als 150,000 Einw. 
luft ihrer Freiheit durch Großherzog Cosmo I. ſank fie fo herab, daß . 
4,000 €. zählt, deren größter Theil ſich durch Manufacturen und Fa⸗ 
zollenzeuchen, Hüten, Leber und Darmfaiten ernährt. Die Str 
ſteinen gepflaftert, krumm und höderigt. Die prächtige erzbiſchoͤfl. 
in der Mitte des 13. Jahrh. von Giov. Pifani erbaut, ift mit weis 
zem und afchgrauem Marmor reichlich überzogen und mit Standbil⸗ 
ften u. a. Sehenswürdigkeiten und Dentmälern des Mittelalter vers 
n Klofter bei der neuen Auguſtinerkirche ift eine Öffentliche Bibliothek 
. Kloͤſtern der Stabt find fehr ſchaͤtzbare alte Gemälde. So ift in der 
omenico die figende Madonna mit dem Kinde von Guido da Siena 
öße gemalt 1221. Über die Merkwürdigkeiten von &. hat man „Rao- 
scelti monumenti di belle arti etc. che essino nella eittä di Siena‘ 
von Kaifer Karl V. gefliftete Univerfität, welche jegt unbebeutend iſt, 
: Bibliothef, in welcher viele feltene Bücher und Handſchriften fich bes 
'zofefforen und eine vortreffliche Reitſchule. Auch befinden ſich mehre 
©. Der Marftplag, auf dem zur Carnevalszeit die Pferderennen 
kaͤmpfe der Edelleute gehalten werden, hat eine mufchelförmige Ver: 
t fehbenswerth. Auch das neue Opernhaus, das Thor Camollia und 
unnen (Fonte Gaja) auf dem großen Marftplage find fehr ſchoͤn. Aus 
ſtamumt das berühmte Geſchlecht der Piccolomini her. In &. wird 
mufikalifchfte, aber zugleich weichlichfle Italieniſch gefprochen. 
a, fpan., Serra, portug.: Gebirge, Gebirgskette. 
a Leone, eine Lanbfchaft an der Küfte von Oberguinea in Afrika, 
und e. langen Bebirge gi. N., erſtreckt fi) vom Gap Verga bis zum 
ıdo und ift etwa 55 Meilen lang und 60 breit. Die Grenzen gegen 
nd find nicht genaw zu beflimmen. Der Boten Ift längs der Kuͤſte 
ge Dalbinfel am Sierra-keonefluffe ausgenommen, beinahe durch⸗ 
niedrig, großentheild fumpfig und von unzähligen Bächen durch⸗ 
nbeinmwärte erhebt fich der Boden immer mehr und iſt trockener, ob⸗ 
yäffert. Außer der Sierra Leone auf ber Küfte, welche jedoch kein Ge⸗ 
ı nur eine Dügelreihe ift, hat diefe Landſchaft Feine Berge. Sie iſt 
bar an Citronen, Zeigen, Datteln und Zuderrohr; es hat jeboch ber 
nbdes nur in denjenigen Begenden Fortfchritte gemacht, wo Europäer 
fen haben, und der größte Theil des Landes ift mit faſt undurchdring⸗ 
ı bededt. Das Land ift uͤbrigens volkreich, und die Bewohner find 
ſſchwarz als die Neger vom grünen Worgebirge. Die Portugiefen 
en, welche Niederlaffungen am Stuffe Sierra⸗Leone anlegten, fpäter 
zopäer ihren Weg bierher. Die Engländer legten eine Factorei an, 
wie die der übrigen Niederlaffungen, der Sklavenhandel war. Spaͤ⸗ 
ihre Abficht auf foͤrmliche Anfiedelungen, wozu 1783 Smeathman 
ung gab. 1793 legte eine engl. Handelsgeſellſchaft an der Südfelte 
e Dflanzflabt, Namens Freetomn, von 400 Häufern mit regel 
jen an, beren Bewohner größtentheils freie Neger wurden, welche im 
Kriege die engl. Partei gehalten hatten, und verforate fie veihylik, 
ssfniffen des Lebens und Anbaucs. Die edle Abficht der Hambelb: 





352 Sierra Morenad Sierstorpff 


gefellfchaft war, daß alter Sklavenhanbel aus diefer Colonie verbannt 
umwohnenden Neger burch freundliches Betragen und Taufchhanbel ı 
werben follten, um baducch nad) und nach mehr Bekanntfchaft mil 
Lande zu erlangen. Schon fing die Colonie an zu wachſen, als fie 1 
ner franz. Flotte geplündert und größtentheils zerflört wurde. Die mı 
retteten ſich und fuchten durch neue Unterflügungen wieder’ emporzuko 
ches auch durch die theilmeife MWiederherftellung ber Stadt gluͤckte. U 
Unfällen von der Seefeite her vorgubeugen, fing man 1809 an, bie &t 
town, 5 engl. Meilen von der Küfte, am Schwemsfluß, in einer frut 
gend, zu erbauen. Durch die Bemühungen der afrlkaniſchen Gefellfcht 
Institution), welche Sierra Leone zum Mittelpunkt ihrer Anftalten 5 
zung des Zuſtandes der Neger gemacht hat, Haben die Anfiebelungt 
Engländer beſonders feit 1816 den glüdlichften Erfolg gehabt: D 
Det iſt da6 1816 angelegte Regents-Townz auch gebiehen die € 
und Wellington. 1820 zählte man in ber Colonie 120 Europäer, 
Eingeborene und an 8000 freie Neger. In allen Ortern gibt es Sch 
haben ſich bereits mehre Haufen von Aftifanern zum Anbau ber ihnen 
nen Bezirke bequemt. Über den rohen Zuftand dee benachbarten 9 
f. m. die Nachtichten in des brit. Maj. Aler. Gordon Lalng „Travel 
mannce, Kooranko and Soolima eountries in Western Africa” (8 
Die Civilverwaltung diefer Solonie Eoftet England jährlich 22,300 Pf. 
Sierra Morena (moutes Mariani), ein auff. Höhen dan 
Thälern morafliges, unmegfames Waldgebirge in Spanien, beginnt 
gend von Alcaraz, auf ben oͤſtl. Grenzen von Manıha, läuft zwiſchen 
vinz, Eſtremadura und Alentejo, das fie noͤrdlich laͤft, und den ! 
Jaën, Cordova, Sevilla und Algarvien durch, und ſenkt fi endl 
St.» Vincent ind Meer. Die hoͤchſte Höhe beträgt nur 2640 Fuß. 
durch Cordova erhält e8 ben Namen Sierra de Cordova. Auf den fü 
von Eftremadura und den nördl. von Sevilla bildet e8 die Berge von C 
dreht ſich dann ſuͤdweſtlich, und bilder u. d. N. der Sierras von Ca 
der Sierras von Monchique die Norbgrenze von Ulgarvien. Gegen dı 
Vincent hin wird bie Gebirgskette niedriger, und endet ſich vor demſt 





Sieſta Siey:s 258 


her Wirkimg ertoeitert. Er nahm 1782 1. Wohnſitz als Kammerherr und 
fler (nun Dberjägermeifter) zu Braunſchweig, und ging mit Deneh 
ye in Schrift und in Wald bie Grundſaͤtze der Forſtwirthſchaft gaben, 
ewährten. Dabei verfafte cr eine Befchreibung feiner koſtbaren Bes 
ung und ſchrieb Eunftgelehrte „Bemerkungen auf einer Reiſe (1802) 
ederlande nach Paris”, welche mit Intereffe gelefen werben. Bon f. 
riften greifen einige Auffäge in der „Allgem. deutfchen Bibliothek” und 
ner Monatsſchrift“, forte die „Abhandlung über Deagnetiemus”, 
8 wiſſenſchaftliche Tagesgeſpraͤch ein, andre betreffen f. Berufswiſſen⸗ 
r Inſektenarten, welche den Fichten ſchaͤdlich find”, und „Über bie 
iß in dem Fichtenmäldern der Harzgebirge“. Bon f. Werke „Über die 
Erziehung, Erhaltung und Benugung der vorzüglichften inlaͤndi⸗ 
ten”, find 2 Thle, mit K. 1796 — 1813 erfchienen. 
a, ſpaniſch, die Mittagszeit, Mittagehitze. Weil in den warmen 
Jedermann um biefe Tageszeit fo viel möglich ruhig verhält, fo bes 
auch fo viel als Mittagsſchlaf. 
es (Emanuel Joſeph, Graf v.), geb. d. 3. Mai 1748 zu Freius, 
vicar des Biſchofs von Charttes, als cr 1789 zum Abgeordneten beB 
des von Paris bei den Generalftänben ernannt wurde. Diefe Ernen⸗ 
kte ex f. berühmten Flugſchrift: „Qu’est ce que le tiers Etat?" 
ine außerordentliche Volksgunſt erwarb. Er trug viel zu der Vers 
3 Stände bei, und machte zuerfl den Antrag, die Kammer der Abs 
& dritten Standes zur Nationalverfammiung zu erklären, eine Maße 
e die Resolution entſchied. Er drang auf die Zuruͤckſendung ber 
, ermahnte zu dem berühmten Eide im Ballhaufe zu Verſailles; er 
zen aber auch, der am 10. Aug. mit fo viel Wärme die Aufhebung 
t Zehnten befritt, und dies berühmte Wort ausrief: „Ste wollen 
verftehen nicht, gerecht zu fein”. Er miberfegte fich der von Mirabeau 
ewilligung des Veto für ben König, und gab die Idee an die Hand, 
Departements, Difteicte und Muntcipalitäten zu theilen, eine 
die nicht wenig zur Begründung der Staattummälzsung beitrug. Er 
usſchuͤſſen fehr chätig, arbeitete an ber Conſtitution, erfchien aber 
Rednerſtuhl, feiner ſchon 1789 abgelegten Erklärung getreu, daß 
hen Reden wenig Geſchicklichkeit habe, und daher nicht auftreten 
aals fagte Mlrabeau in der vollen Verſammlung, daß das Still 
GSicpes ein Öffentliches Ungläd fel. Er legte 1790 der Verſamm⸗ 
rſchlag zu einem Gefege gegen die burch die Preffe möglichen Berges 
weiches das fretfinnlgfte von allen war, die ſeitdem gemadht worden 
hlug er, bereits mit den Anfichten vertraut, die erft eine Ajaͤhr. Er⸗ 
nige Zelt zum Gemeingut der Franzoſen gemacht hat, bie Einführung 
nen bei Preßvergehungen vor. 1791 ward er zum Mitgiiebe des 
)Jarls gewaͤhlt, und ſchlug zu gleicher Zeit das Bisthum der Hauptſt., 
ahlverſammlung ihm Übertragen wollte, aus. Bel der damaligen 
ım Republikanismus erklärte er fich im „Moniteur“ auf das ent: 
die monarchiſche Regierungeform. „Nicht um alten Gewohnheiten 
agte er, „nicht um irgend einer aberglaͤubig⸗royaliſtiſchen Gefinnung 
die Monarchie vor, ich gebe ihr dem Vorzug, weil es mir erwieſen 
einer Monarchie für den Staatsbürger mehr Freiheit iſt als in einer 
ı daß man unter jeher Vorausfegung bei der erſtern von diefen Re⸗ 
ı freier iſt“. Der befte Zuftand aber iſt der, wo Alle in Ruhe ben 
3 der mögfiten Freiheit genießen. Als er zum Mitgllede des Sons 
mar, huͤllte vr Ceb in sine anfdeinende Unbsteutenheit, um den 


Signatur Silber 258 


ven gebrauchen. Vorzuͤglich wird die Signaltunft auf Kriegsſchiffen 
et, wo bie Befehle vom Admiralsfchiffe mittelſt Aufziehen gewiſſer Flag⸗ 
verſchiedenen Farben und Geftalten , nach ber Anleitung bes Signals 
rtheitt werden. Die Repetitionsfregatte wiederholt für bie von dem bes 
abers entfeentern Schiffe die Signale, welche nicht allemal in der ganzen 
bar find. Die Tageſignale laffen ſich leicht in andre verändern, indem 
3 von der Bezeichnung der Ziffern durch Karben abhängt. Man begeichnet 
wch eine Flagge die Nummer bes neuen Schluͤſſels für die Signale. Bel 
ft man ſich durch Laternen, Kanonenfchüffe, Raketen, Bllckfeuer u. f. w. 
men Schiffen bedient man ſich der Schifföpfeifen , bie einen fehr durch⸗ 
na Schall haben, wo jeder Ton ein dem Schiffevolke erfenntliche® Zei⸗ 
Bei Landtruppen wird durch Kanonenfchüffe oder durch den Trommel⸗ 
jetzt bauptfächlich durch befondere Hoͤrner oder Trompeten, fignalifict, 
man das Vorrüden, den Angriff oder den Ruͤckzug der einzelnen Corps 
Mehr findet man in den Werken bes Prof. Bergfiräßer, bed Prof. 
bes Hofr. Boͤckmann und des Major, Freih. v. Buchenroͤder. 


gnatur heißt eine Art der Bezeihnung der Drudbogen, welde fchon 


3 Ulrich, Gering angewandt worden, und welche dem Buchbinder anzeigt, 
jogen auf einander folgen, und tie fie gefalst werden müflen. Die ältere, 
noch häufig angewandte Bezeichnung ift mit den 23 Buchftaben des Als 
wobei B und WB wegfallen. Sie werben bei den erften 23 Bogen eins 
ben zweiten boppelt gebraucht u. f. m. Daher gibt man aud) bie Stärke 
hes nach) ben Alphabeten an, ein Bud; von 1,2, 3, Alphabeten. Sept 
Signatur gewöhnlicher durch Zahlen außgedrüdt. 
Iber. Dieſes edle Metall hat eine etwas ins Gelbe fpielende, gläns 
e Farbe, einen mehr verfhmolzenen als hakigen Bruch und ein Lifaches 
mich. Es iſt fpröder als Bold, weicher als Kupfer, und nach dem 
dehnbarſte und geſchmeidigſte Metal. Es ſchmilzt früher als Kupfer 
zitte ber Braungluͤhhitze, iſt für ſich in ruhiger Luft nicht flüchtig, ob» 
eLuftſtrom und a. fluͤchtige Stoffe f. Verfluͤchtigung befördern. Durch 
Blühen in offenen Gefäßen uͤberzieht es ſich mit einer grünlichbraunen 
ib diefe iſt bis jegt das einzige befannte Siiberorpd. Der Schwefel, 
m ſich das Silber fehr leicht verbindet, macht daffelbe leicht flüffiger. 
dure iſt das beſte Auflöfungsmittel des Silbers, während Salzſaͤure 
we nicht angreift, dagegen einen Niederſchlag deſſelben als ſogen. Horn⸗ 
wirkt. Mit dem QDuedfilber verbindet es ſich leicht zu Amalgam, eben⸗ 
1 Blei, welches wegen f. leichten Oxydirbarkeit als Vehikel ber Ausſchei⸗ 
| oft fehr geringen Silbergehalt& durch die fogen. Zreibarbeit dient. Auch 
e vereinigt fich mit dem Silber, und bekanntlich ift das Silber zu Muͤn⸗ 
zeſchirren mit mehr ober weniger Kupfer verſetzt, weil es dadurch an 
inne. Die Scheidung des Kupfers von Silber auf den trodenen Wege 
nfo ſchwierige als wichtige Aufgabe, welche im Großen durch bie Sa i⸗ 
t gelöft wird (f. weiter ımten). — Kein Metall hat fo viele Erze 
(ber, welches auch theilß auf dem Umftande beruht, baß bei dem hohen 
5 Metalles auch foldye Mineralien, die nur wenige Procente enthalten, 
iche Erze zu betrachten find. Man unterfcheibet daher eigentlihe Sil⸗ 
fülberhaltige Erze. Zu erſtern gehoͤren 1) das gedbiegene Silk 
eig und gelb, und findet fich in Eleinen zufammengereiheten Kryſtal⸗ 
ähnigen, drabtförmigen, haarfoͤrmigen, geftridten ıc. Geftalten im 
Sachſens, zu Andreasberg am Harze, in Potofi, Meriko ıc.; 2) da® 
eine Verbindung von 75 Proc. Silber mit Chlor, iſt perlgrait, 
und gruͤn und findet ſich derb, als Üterzug und angeflogen, im Tey 


Silberaxbeiter Silberflotte 2867 


fen 50,000 Mt., der Harz 36,000 Mk., Preußen 18,000 Mt, 
tion von Amerika beträgt über 34 Mill. Markt, wovon Mexiko allein 
| H 


erarbeiter, Künftter, die Ciſelir- oder Grofferies, d. i. getriebene 
en verfertigen. In der ſchon ben Alten bekannten Gifelirkunft haben 
ſchland feit d. 16. Jahrh. vorzüglich augsburgiſche Kuͤnſtler berühmt 
Bon des aus Ulm gebürtigen Dav. Schweftermüller (geft. 1678) ge: 
beiten find Abguͤſſe in Gyps vorhanden, die ihm Ehre machen. Von 
e (ft. 1673), in Wien und Stalien, zeigt man in der Kunftlammer 
me geoße, ſehr kuͤnſtlich getriebene Schale, und in ber zü Paris einen 
. Sein Sohn Elias (fl. 1709) verfertigte das fchöne filberne Altar: 
fler St⸗Blafi, mit der Vorftelung eines Treffens. In Augsburg 
aap ale Silberarbeiter trefflihe Kunſtſachen verfertigt; ber vorzüglich 
Zaap (ft. 1703), lebte meiftens in Stalin. Joh. Georg Gaap da: 
koſtbar vergoldeten Schalen verfertigt haben, welche die Stadt Auge: 
dem Kaiſer Leopold fchenkte; fie ftellen den Zriumpb der Liebe und die 
er Kalferin Livia dar. Gein Sohn, Georg Lorenz Gaap (ft. 1718), 
le getriebene Arbeit an bem großen Wandleuchter in dem koͤnigl. Schloſ⸗ 
‚ wit Pferden nach Riedinger’s Zeichnungen. Deſſen Sohn, Rorenz 
745), flelite die Bergpredigt an der Kanzel in der St.Ulrichskirche zu 
ar; man bat von ihm vortreffliche Arbeiten auf Dofen, Stodnöpfen 
na berühmteften wurde der Augsburger Joh. Andreas Thelott (zugleid) 
e, ft. 1734) durch f. Meiſterſtuͤck von 1689: ein Deckelbecher mit der 
Idip's, Jaſon's, Herkules's u. ſ. w, den die Familie v. Stetten zu 
efigt, durch ſ. Schreibtiſch im k. Schloffe zu Münden, durch einen 
krzbueg, mit der Befchichte des heil. Kilian, durch eine Eünftliche Gieß⸗ 
in Handbecken von getriebener Arbeit für den König Friedrich Auguft 
Kurfürft von Sachen u.a. S. m. — Joh. Heine. Mannlich (fi. 
rtigte einen großen Altar von Silber, mit der Gefchichte des heil. Hu⸗ 
den Kurf. von der Pfalz. Ein andrer augsburg. Künftler, Phil. Sa: 
et (gewoͤhnlich der Meine Drentwett genannt, ft. 1754), verfertigte 
un Altar, jegt in ber Schloßcapelie zu Manheim; auch find von ihm 
afelferoice für den fpan. Gefandten Grafen Montijo, und die Zifche, 
Suppentoͤpfe von Silber , nach Riedinger's Zeichnung, für den Koͤ⸗ 
ı Wilhelm I. von Preußen. Cr arbeitete für die berühmte Gullmann'⸗ 
andlung. Drei andre Drentwett: Phi. Jakob (ft. 1742), Emanuel 
nd Abraham (ft. 1735), verfertigten gemeinfhaftlich nicht nur getrie: 
m aua) gefchlagene Arbeit. Joh. Engelbrecht (fi. 1748) verfertigte 
Gold s und Silberſervice fir den dänifchen Hof. Auch die Biller, 
yrenz und Ludwig (3 Brüder, fie ftarben 1720, 1709, 1732), wa⸗ 
Luͤnſtler in diefem Sache. Ludwigs Sohn, Joh. Ludwig (ft. 1746), 
je große Bafe für den berliner Hof, und das bairifche goldene &ervice, 
hichte dieſes Haufes, und ein prächtige Service von getriebener Ars 
deutſche Kaiſer dem türkifchen Kaifer zum Geſchenk machte. — In 
ichneten fich in diefer jet weniger gefuchten Kunſtarbeit aus: Balin, 
Germain, in der erften Hälfte d. 18. Jahrh. Auch bemimdert man 
eine vor Kurzem noch lebenden Künftlers in diefem Sache, Friedrich 
Strasburg. In Leipzig [hägt man die Arbeiten, welche Weſtermann 

liber den berühmten Eellini f.d. 

erflotte hieß die Flotte, welche vormals alle Jahre aus dem ſpa⸗ 
æika nach Europa fegelte, und die Ausbeute der bortigen Very: 
Bord, Silber, a. Metallen und koſtbaren Waaren tiberbractte. 

Siebente Kufl. WB. X. 17 





Sillen Simonides 261 


ng mb größern Reichthum vortheilhaft auszeichnen, 3.8. bie Beſchrei⸗ 
nnihäl® Zug über die Alpen. Silius Stalicus flarb im 2. J. der Ne 
jan's in e. 7Bjähr. Alter, eines freiwilligen Hungertodes, den er wählte, 
ben Schmerzen eines unheilbaren Geſchwuͤrs zu befreien. Die vorglig» 
"eines Gebichtes iſt von Drakenborch (Utrecht 1717, &.). M. 
ea, auch Syllen, witzige herametrifche Gedichte, der Gattung ber 
agehoͤrig, in welcher bei den Griechen befonders die Phllofophen und 
numgen oft mit parodirten Verſen andrer Dichter durchgezogen wur: 
n und Didymus find in diefer Gattung berühmt. 
8, f. Kornkeller. 
anud, ein uralte italiſcher Gott, ber nad) Virgil bei den tupchenis - 
zen als Gott der Acer und des Viehes in Hainen verehrt wurde. 
empfing er als Srenzhüter Trauben, und für Erhaltung der Heerde 
pfer Milch. Nach Cato erflehte man die Geſundheit der Rinder vom 
mus im Walde mit einem Opfer von Speltmehl, Speck, Fleiſch und 
Juvenal wirb ihm ein Schwein geſchlachtet. Lucilius bei Nonnus 
e Wölfe Verſcheucher und Zerbonnerer der Bäume. Als Anpflanzer 
ne trägt er einen Wurzelſchoß der Cypreſſe und freut fich bes wilbernden 
Der Verf. „De limitibus” fagt: Gilvan habe zuerft einen Grenzſtein 
unterfcheidet einen häuelichen, zu den Hausgättern gehörigen, einen 
en Hirten heiligen, und einen anfänglichen, der auf ber Brenzfcheibe 
Befisungen einen Hain hate. Die Kunft ſtellte ihn als einen nad: 
ı Dann dar, auf bem Haupte einen wilden Kranz, In ber Rechten 
in der Linken einen Aft, auch findet man ihn mit Ziegenhörnern und - 
abgebildet. Spätere Erklärung deutet ihn, wie ben Faunus und Pon, 
vermifcht warb, zu einem Symbol des Grundſtoffs. 
fire de Sacy, f. Sacy (Silveftre de). | 
ınides, ein Liebling des gefangliebenden Pififtrativen Hipparch, aus 
06 geb. Nach der gewöhnlichen Meinung warb er ungefähr 557 v. 
re Bam als Sänger nach Athen und gewann bald die Liebe und Ach» 
oparch in einem folchen Grade, daß er längere Zeit bei ihm bleiben 
r mard er mit Anakreon und Theognis befannt, und fpäter fah er ben 
iker Afchylus auftreten. In Theffalien war er bei den angefehenen 
mern Siege bei den Volksſpielen er mehrmals befang , ein willkomme⸗ 
und. Als er einft, nach Cicero's Erzählung, mit dem einen 
Mahle ſaß, undeeine Hymne vorlas, worin er deffen Tugenden prieß, 
auch die Dioskuren mit erhob, Auferte Skopas, er Eönne ihm blog 
: verfprochenen Belohnung geben, bie andre möchte er ſich von den 
Yioßkuren auszahlen laſſen. Kurz darauf rief Jemand den S. auß 
mmer, weil ihn 2 Sünglinge zu fprechen verlangten. Als er vor bie 
znb er Niemand. . Eben wollte er zu f. Gaſtfreunden zuruͤckkehren, 
re Sant einftürste, und Skopas mit den Seinen unter den Truͤm⸗ 
ettert wurde. Als num der Schutt weggefchafft war, und man bie 
nn Körper der Erfchlagenen nicht mehr erkannte, erinnerte ſich &. ber 
welcher fie gefeflen hatten, und konnte fie auf diefe Weiſe genau an: 
brachte ihn auf die Vermuthung, daß man durch swedimäßige Ver: 
s merlenden Gegenftände an gewiffe Orte und Fächer dem Gedaͤcht⸗ 
ordentliche Erleichterung verfchaffen koͤnne. So foll er der Erfinder 
nißkunſt geroorden fein. Noch einmal ward ber Dichter auf eine - 
teife erhalten. Als er nämlich dem todten Körper eines ihm unbe: 
ben, ber am Meereöftcande lang, beerdigt hatte und eben im Be⸗ 
auf bie See zu begeben, warnte ihn ber Geiſt des Yeerdigten, RU 





Ginecure Singmethoden ' 263 


eöhere in feinem Lande, tworin nach dem Normaljahre bie anbre Religion 
d war, diejenige, zu ber er ſich bekannte, einführte; nur durfte bie herr: 
Religionspartei dadurch nicht in der Ausuͤbung ihre® Gottesdienſtes be: 
werden, und bloß in einem verpfändet geweſenen und von dem Landesherrn 
ingelc‘ten Lande durfte ein willkuͤrliches Simultaneum eingeführt werden. 
b der Berfaffung des deutfchen Bundes gilt in allen dazu gehörigen Laͤn⸗ 
volles, nothwendiges Simultaneum. Der Vertrag, vermöge beffen die 
verſchiedener Eonfeffionen an einem Drte fi, zu ihrem Bottesdienft einer 
felben Kirche abwechſelnd bedienen, rolrd auch Simultaneum genannt. 
imecure, eine geiftliche Pfruͤnde, von der man die Einkünfte bezieht, 
Amtsgeſchaͤfte beforgen zu dürfen. (Won Cure, lat. Cura, eine geiftliche 
. Man bat aber diefe Bedeutung auf jede andre Stelle übertragen, von 
rs Einkünfte bezieht, ohne Mühverwaltung dafuͤr zu haben. 
Singchöre, f. Singſchulen. 
Singen, Singfunft, f. Geſang. 
Singmethoden gibt es im Allgemeinen faft fo viele als es Voͤlker gibt, 
chnen fich befonders die ital., beutfche und franz. Methode aus, well bei 
Kienern, Deutſchen und Franzoſen die Muſik vorzüglich ausgebildet worden 
B. Muſik, Beihichte der, Geſang und Stalienifhe Mufit.) 
ea genannten Völkern aber hatten fonft nur bie Staliener im ſtreugſten Sinne 
andere Singmethobe, d. b. ein auf Kunſtregeln gebrachtes, eigenthuͤmliches 
ven in Der Ausbildung der menfchlihen Stimme zum Bünftlichen Geſange; 
Löhnen wurde feit früherer Zeit ber Sefang zum Gegenftande eines beſon⸗ 
terricht® gemacht. Dies gruͤndet fidy auf die große Meizbarkeit des ital. 
Ar Mufif, darauf, daß felbft ihe Klima den mohlthätigften Einfluß auf 
husme hat, daß daher ihre Sprathe felbft im Höchften Grade muſikaliſch iſt, 
fie deßhalb auch den Geſang von jeher ſowol zu Verherrlichung des Firchlis 
jens als zur höchften weltlichen Freude in der Oper angewendet und erhoben 
Um Beides zu erhalten, war Singfchule und Methode nothwendig, und 
wur Bildung regten fid) gegenfeitig an. — Die ital. Singmethode zeichnet 
mders dadurch aus, daß fie ben höchften Fleiß auf die erfle Bildung der 
tzeuge und der Kehle wenden läft, um ihnen die möglichfte Reinheit und 
xleit zus geben; die raſtloſe Übung im Scalafingen und im Solfeggiren ift 
foderlich. Ein zweiter Vorzug der ital. Singmethobe iſt das ſanftſchwel⸗ 
agen und Binden der Xöne, welches fie Portamento divoce (f.d.) 
Es gibt dem ganzen Befange einen zauberifchen Rei; und diefelbe Hal: 
e ein vollendetes Semälde hat; Nichts fteht einzeln da, und dennoch bleibt 
n vollkommen rein. Der dritte Vorzug diefer Methode ift die deutliche 
de im Singen, wiewol diefe mehr durd) die Sprache felbft gegeben, ober 
n6 im hohen Grade begünftigt ifl ; denn die ital. Sprache erfodert [yon eine 
ende Ausſprache, und bildet die Vocale in ihrer klangvollſten Reinheit aus. 
ı Dauptvorzug der guten ital. Methode (der jedoch feit einiger Zeit auch bei 
lenern feltener zu werden anfängt) ift der Vortrag des Recitativs ff.b.) 
r mufilalifchen Rede, die zwifchen dem Sprechen und Singen liegt. 
Geſang will vorzüglid, auf den Sinn wirken, und hätt ſich daher in einer 
Angemeinheit des Gefühle. Man macht deßhalb oft den ital. Sängern 
eben Vorwurf, daß ihr Geſang mit Verzierungen überladen ſei. Theils 
Fertigkeit, theils Leerheit der Poefie und der Sompofition Bann hierzu ver» 
onn Befühl und fireng zügelnder Geſchmack mangelt; doch kann der eis 
ı BRethode diefer Mißbrauch nur in fo weit zugerechnet werben, als fie die 
verzuglich begünfligt. Im Übrigen ift dieſes übermäßige Verzieren auch 
ehr begäinftigt worden, daß ſonſt die Tonſetzer die Singftimme blod In den 


IB EG ERSEE ESeusuyye "WISUSUE , YU VER SEES WIE TLISHSE688] 85 Yoyısayay 


eſchaͤfte beforgen zu dürfen. (Won Eure, lat. Cura, eine geiſtliche 
ı bat aber biefe Bedeutung auf jede andre Stelle übertragen, von 
nfte bezieht, ohne Mühverwaltung bafür zu haben. 

öre, f. Singfchuten. 

1, Singkunſt, f. Sefang. | 
ethoden:gibt es im Allgemeinen faft fo viele als es Voͤlker gibt, 
ch beſonders die ital., deutſche und franz. Methode aus, weil bei 
Deutſchen und Franzofen die Muſik vorzüglich ausgebildet worden 
ſik, Befchichte der, Sefang und Italieniſche Mufik.) 
nten Bölkern aber hatten fonft nur bie Itallener im ſtrengſten Sinne 
Singmethobe, d. h. ein auf Kunftregeln gebrachtes, eigenthuͤmliches 
e Ausbildung ber menfchlihen Stimme zum kuͤnſtlichen Geſange; 
vurde feit früherer Zeit der Sefang zum Gegenſtande eines befon- 
gemacht. Dies grümbet fidy auf die große Meizbarkeit des ital. 
ik, darauf, daß felbft ihre Klima den wohlthätigften Einfluß auf 
it, daß daher ihre Eprathe felbft im hoͤchſten Grade muſikaliſch iſt, 
alb auch den Geſang von jeher fowol zu Verherrlichung des kirchli⸗ 
zur höchften weltlichen Freude in der Oper angewendet und erhoben 
ides zu erhalten, war Singfchule und Methode nothwendig, und 
bung regten ſich gegenfeitig an. — Die ital. Singmethode zeichnet 
adurch aus, daß fie den höchften Fleiß auf bie erfte Bildung der 
nd der Kehle menden läßt, um ihnen bie möglichfte Reinheit und 
geben; bie raftlofe Übung im Scalafingen und im Solfeggiren iſt 
J. Ein zweiter Vorzug der ital. Singmethode iſt das ſanftſchwel⸗ 
d Binden ber Töne, welches fie Portamento divoce (f.d.) 
t dem ganzen Befange einen zauberifchen Reiz und diefelbe Hal: 
llendetes Gemälde hat; Nichte fteht einzeln da, und dennoch bleibt 
mmen rein. Der dritte Vorzug dieſer Methode iſt die deutliche 
Sinaen.. wiemwal biefs mehr durch dio Sinrache felhit aeashen . naher 





Singſchulen, Singafademien, Singvereine 265 


ken Singſchulen gab. — Bei den Hebraͤern war Befang in alle heilige 
verwebt. Samuel fliftete während der frieblichen Jahre f. rer 
ten Prophetenfchulen, worin beſonders Geſang, Muſik und Dichtkunſt 
den. Unter David war der erſte der Leviten zugleich Sangmeiſter, und 
4 Gehuͤlfen ein Chor von 4000 Sängern und Spielern zu leiten. Ähn⸗ 
ben Chinefen die Einrichtung ihrer Singfchulen ſchon in ben urditeften 
efen; 2 der vornehmſten Diandarinen find Vorfteher der Singfchulen 
8 höhere und 16 niedrigere Mufitmeifter nebft 8 untergeorbneten Man⸗ 
3 Mufilogeaphen und 80 Schuͤlern machen diefe Anflalt aus. Beiden 
var unter Salomo die Pracht und Kunftliebe am hoͤchſten gefliegen, und 
Aufführung ber neuern Zelt läßt fich mit dem Muſikfeſt bei der Einwei⸗ 
Salomoniſchen Tempels vergleichen, wo der Sage nach, 200,000 Säx- 
00 Barfen, 40,000 &iltern ımd 200,000 filberne Trompeten ſich vers 
Sei den Griechen wurden die Drakel flets mit Geſang ertheilt. Die 
8 Pythagoras mußten früh, beim Erwachen, und Abends, ehe fie ſchla⸗ 
‚ Sefänge anflimmen, um den ſtoͤrenden Einfluß des Irdifchen zu über 
Dem Apollo zu Ehren ertönten die mannigfaltigften Hymnen: Päane, 
nd Proſodien, welche den Griechen von Kindheit an gelehrt wurden. 
erſchulen der Griechen find weltberühmt. Bei ben großen Volksſpielen 
iſſtaliſche Wettkämpfe, und die 4 heiligften Feſte, die olympilchen, 
nemeifchen und ifthmifchen Spiele, ſowie auch die Panathenden, wur: 
h zu wahren Schulen ber Mufit. Durch die Detrurier und Griechen 
Befang beiden Roͤmern eingeführt. Unter den römifchen Kaiſern war Miu; 
Hang grenzenlos geliebt; viele von ihnen übten fie ſelbſt leidenſchaftlich. 
—* Singſchulen wußte man im alten Rom wenig, da die ausgezeich⸗ 
er Auslaͤnder waren. — Bei den Galliern ward die Muſik durch die 
ab Barden gelehrt und geübt. In Britannien wurden mit dem Drui⸗ 
ch diefe Geſangſchulen eingeführt. Schon in den älteften Zeiten waren 
Schottlands und Britanniens hochberuͤhmt; nach der Vertilgung des 
18 wurden fie Minſtrels genannt, und waren befonders in Wales einhei⸗ 
a6 In diefer Beziehung von dem Tuiskon der Deutfchen gefagt wird, ift 
ißj (ſ. Bardiet); indeffen hatten die Deutſchen body Sänger und Na⸗ 
ge, befonder& riegerifcher Art, welche von Mund zu Munde fortge- 
tden. So tönten Gefangsweifen durch mancherlei Schulen verbreitet, 
zu Voͤlkern, von Zeiten zu Zeiten; doch mit ber Einführung des Chris 
bekamen auch die Singſchulen eine höhere, fchönere Richtung. Die 
ften, befonder6 die Therapeuten in Palaͤſtina und Ägypten, fangen bei 
löfen Feierlichkeiten Hymnen in ahwechfeinden Chören. Clemens Ro: 
u Befährte des Apoflels Paulus, gab fchon die Verordnung, nad) wel: 
er Vorfänger die Pſalmen anftimmen und bie Gemeinde foldye nachſin⸗ 
. Die Vorfteher der Kirche waren zugleich Vorftcher bes Geſangs. Am 
veförderten ihn Ambrofius und Chryſoſtomus. Schon in den erften Jahr⸗ 
wurden Anftalten zu befondern Singfchulen gemacht. Cyrillus fchreibt 
Eheoboflu®, ex fei der Kirche f. Orts von f. Knabenalter an ald Vorſaͤn⸗ 
geweſen, und ber heil. Nicetius, Erzbifchof zu Trier in ber erflen Hälfte 
b., befchloß, alle in ſ. Kicchfprenggf geborene Knaben ſogleich, wenn fie 
ı reben, andy im Singen unterrichten zu laffen. Eigentliche Pflanzſchu⸗ 
ſanges gab es zuerft in Rom, und Papft Sylveſter war zwiſchen 314 
re Stifter derfelben. Es ward eine Singſchule errichtet, welche allen 
:Stabt gemeinſchaftlich angehörte und bei den vom Papſt oder Presby⸗ 
sien heiligen Handlungen und feierlichen Meffen fingen mußte. Der 
iner folchen Singſchule, Primiereins genannt, unterrichtete Die Merer 





Sinking Fund Sinnbild . 269 


hineſen, gefliegen. In Verbindung mit Pulo Penang (f. b.) wich, 
egreichen Beendigung des Krieges mit den Birmanen, die Factorei 
ver Stapelort des Senf Bengali chineſiſchen Handels fin, der 
Siam, Coch 
king Fund, ſ. —æ und Fonds. 
kwerk, fBerqieogaren und Reichenhall. 
n, in f. weiteften Bedeutung , bezeichnet bie Empfimglichteit für Et⸗ 
he man den Menfchen zufchreibt, 3. ®. Sinn für das Schöne. 
a aber und in der Pfychologie verfteht man darunter das zur Erkennt. 
(f. Erkenntniß) gehörige Wahrnehmungsvermoͤgen, welches entweber 
nungen der Außenwelt (ald äußerer Sinn — f. Sinne) oder die 
agen, die in uns ſelbſt d. h. in unferer Seele vorgehen, zum Gegenſtande 
g. Innerer Sinn). Letzter — den auch Einige mit dem Gefühl 
, iſt eigentlich mur das unmittelbare Bewußtfein des Veraͤnderlichen 
ie ber aͤußere Sinn das Bemußtfein der durch Äußere Affection erregten 
gen ft. Mit dem Ausdrud Siam hängt der Name Sinnlichkeit 
d. 1. im pfochologifcher Wedeutimg 1) Diejenige Seite der Seele, nad 
sen Kubern gugelehrt iſt, Kußeres wahrnimmt und vom Xußern bs 
d; im Gegenfag der Vernunft oder Rationalität. So umfaft bie 
t bie fimtichen Empfindungen, Gefühl, Begierden und Triebe. 2) In 
ee Bernunft als höhered Exkenntnißvermögen, oder Vermögen der 
Kefondere das Vermögen der Anſchauungen und Bilder (weiche man 
finbildungskraft zuſchreibt) Inmoralifcher Bedeutung verſteht 
Sinnlichkeit den Hang, ober die pflichtwidrige Neigung zum 


abild iſt jeber finnlich vorgeſtellte ober abgebildete Begenftand (Bild), 
en ein von ihm verfchiebener (finnlicher ober geifliger) Gegenſtand vor: 
bezeichnet wird. Letzteres iſt entweder ein Gegenſtand, welcher für fich 
id, und dann Ift das Sinnbild ein felbfländige® und kann vorjuges 
bifd genannt werden; oder nur eine Eigenfchaft eines foldyen, und in 
s ift das Sinnbild nur ein anhängendes (abhärirendes) , welches man 
bAttributnennnt (f. d.). Zu ihm gehört denn auch das Emblem, 
rbitdliche Verzierung. — In einem engem Sinne nennt man Sinnbild 

‚ einen finnlich oder bildlich vorgeſtellten Gegenſtand, durch welchen 
Gegenſtand vorgeftellt oder (nach) Sulzer) etwas Allgemeines angebeus 
B. unſchuldige Lebe durch das Sinnbild der Taube. Der Werth des 
hängt ab von einer ſolchen innigen Beziehung des Wildes auf fein Ges 
ß es nicht bloß um fein ſelbſt willen vorhandenfei, und auf einem im 
men Sinn hinweiſt, ohne an Anſchaulichkeit zu verlieren. Verſtaͤnd⸗ 
ufchaulicher Individualität, Natuͤrlichkeit mit finnreicher Eigenthüms 
erbinden , tft daher die ſchwere Aufgabe, die nur felten gluͤcklich geloͤſt 
Kunft, ſich duch Sirmbilder auszudruͤcken (Symbolik), tft fo 
Nachdenken über die Verwandtſchaft der Dinge und über die verſchie⸗ 
ren des Phyfiſchen und Geiſtigen Vorzüglich wurde fie von den Agyp> 
Deren Hieroginphifche Schrift zum großen Theil eine ſymboliſche war, 
Beyfkerten fortgepflanzt. Aber bei den orientalifchen Voͤlkern war bie 
ehr eine Folge des Unvermögens, ben Gedanken rein umb unabhängig 
mw Erſchrinung auszuſprechen, oder ein Ringen nad) der wahrhaft 
alt. Durch Schönheit dagegen ausgezeichnet und individuell gefkalt 
Syenbole, welche wir in ber Mythologie und Kunſt der Griechen 
ine fyätere Symbole waren fo fprechend wie dieſe. Wir erblcken 
heutBolit ſchon In Ihrer Audartung, wo bie bildliche Dariteliung «er 











Sinmme sts 
Aqbeit verſchledener Niſchungen ber falzhaltigen Speiſen begreift 
de Manmigfaltigkeit der Geſchmaͤcke imrerhaib der Einheit dieſes 


efe 3 Simne (Gefuͤhl, Geſchmack und Geruch) entſprechen alfo 
Hismenten, dem Erdelement, dem Waſſer umb ber Luft, ober 


Menbarung des Lebens oder ber Eigenſchaften diefer Elemente im 
aiomus und Geiſte. Wäre num der menſchliche Leib bloß irdi⸗ 
‚. nach dem Vorbilde der irdiſchen Elemente gefchaffen, fo Einnte . 
haben, weil die Erbe nur 3 Elemente hat. Aber ber Leib iſt ein - 
Bchöpfung oder des Univerſums, und daher muß auch das Rose 
‚ nämlich das Sonnenſyſtem und deſſen Leben, in ihm zur ſinnli⸗ 
g kommen. Das Weſen und Leben des Sonnenſyſtems beruht 
jede und Gegenſatze zwiſchen dee Sonne und den Planeten. Die 
ſem Syſtem (oder Weltorganismus) der regierende, belebende 
e berefchende centrale Stern, bie Planeten bie untergeorbnete 
die von ber Sonne beherrfcht werdenden Sterne, und beide vers 
3 Haupt des menfchlichen Leibe zu deffen Rumpfe und Bliedern. 
Emiſche) Begenfag ift im Sinnenſyſtem des menfchlichen Leibes 
oͤchſten Sinne, das Beficht und Gehör, dargeftelt. Das Ges 
zum Gehör wie die Sonne zum Planeten, das Sehen verhält 
wie Licht zu Schall oder Ton, welcher in der Sphäre des Planer 
feiner hoͤhern Sphäre entfpricht. Died wird nachher deutlicher 
ze ſicht als Lichtſinn ift alfo Im ganzen Syſtem der Sinne der 
Drgan biefe® Sinnes, das Auge, iſt im menfchlidyen (thieri⸗ 
ollkommenſte, indem es den ganzen Organismus in ſich darſtellt, 
mit allen Hauptorganen ober Syftemen (3. B. Nervn:, use 
oſtem), mithin felbft ein ganzer (vollſtaͤndiger) Organismus il. 
zaniſche Werrichtung) bes Auges ift eine Lichtentwickelung, wels 
t der Natur erregt wird. Das aͤußere Licht wird von den durch⸗ 
riben des Auges eigenthuͤmlich gebrochen , und dadurch verebeit 
ugeführt, ber fich in ber Netzhaut ausbreitet und mit dem großen 
ung fleht, wo alle Mobificationen des Lichts, alle Karben und 
mbe (die ſich vor dem Him auf der Netzhaut abbilden) zum Be⸗ 
. Das Licht iſt nicht bloß Medium (vermittelnde Materie) des 
ı vielmehr Begenftand des Sehens; denn nur bie Erleuchtung 
sam fehen, nicht die Koͤrper ſelbſt, nicht die Pörperlichen Gegen⸗ 
a Auge offenbar, fonbern beren erlesschtete Umriſſe oder Grenzen. 
sehen wir auf die Formen der Körper, bie und der Zaftfinn, als 
ensenfinm, offenbart hat. Ohne den letztern wärben wir durch 
a Beine Begriffe von Körpern, d. h. von der geformten Materie, 
Bichtfinn weiß in dee Formenwelt nım Beſcheid, weil ihm ber 
yeitet hat. Das Auge taftet num in die Gerne, und die Lichtſtrah⸗ 
w feine Singer, mit welchen es bloß bie Farben der Gegenflände 
Beficht Hat unter allen Sinnen den weiteften Spielraum für feine 
a die 3 niederfien Sinne nicht über die Sphäre ihrer Elemente, 
iber das Bebiet des Planeten hinausreicht, fo trägt dagegen das - 
iche Fernen des Untverfums, und verfentt ſich in bie Unendlichkeit 
. — Das Gehoͤr endlich iſt unter allen Sinnen ber. 
bee am ſchwerſten in feinen Wefen zu esfoffen. Alles kommt 
nneniß des Schalls in feiner wahren Bedeutung an; denn auch 
bes Andres als ein Fortklingen der Körper — im Ohr, als ein 
196 durch dem organifchen Bau des Hoͤrorgans und ein Artuakiie 
ente Aufl. Bd. X, 48 


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Sinngedicht Sintenis (Familie) eys 


enbarumg über das Weſen und die Bedeutung der Sinne an Alle, wel⸗ 
hito ſophiſchen Wahrheiten im Zuſammenhange zu faffen vermögen. Im 
„ der Naturpbitofophie” (Jena 1811) hat er auch phyr 
e Bedeutung und Geneſis der Sinne fehr einleuchtend entwidelt. Er 
E, wie ſich die 5 Sinne aus ebenfo viel Grundſyſtemen des menfchlichen 
muB heraufgebildet und gleichfam als die Btüthen diefer Syſteme (als 
lsbildungen, Verfeinerungen berfelben durch die Werbinbung mit bem 
lem) emtfaltet haben. Demzufolge entfpricht 3. B. das Gefühl dem 
as — Dautfiun, ber Befhmad dem Darmſyſtem (Verdauungsſoſtem) 
mafien ‚"der Beruch dem Lungenfoftem (Athmungsſyſtern) — Lungen» 
.w. Nur ein Beifpiel möge die Wahrheit diefer Anficht ins Dicht flellen. 
ge — iſt das obere fleiſchige und nervdfe Ende ded Darms. Die Function 
de Verrichtung) des Darmfuftens iſt Verdauung. Das Verdauen ifl 
nifcher Proceß, organifhher Chemismus. Das Schmecken iſt chemifche 
Bit, eine Borempfindung ber Verdauung, ein Wahrnehmen der hemifchen 
ſenheiten ber Speifen, ‚zugleich eine Auflöfung der Salztheile im Speichel, 
ſam eine Nervenverdauung. 
inngedict, f. Epigramm. 
Hnnnlichkeit, f. Sinn. 
innpflanze, f. Mimofa. 
intenis. Brüder d. N., Söhne von Johann Chriſtian S., 
Morialrath und Superintendent zu Zerbſt war, haben ſich als Schriftſtel⸗ 
mtgemacht — Karl Heinrich, geb. 1744, ein geſchickter Schulmann, 
ıtelser und eifriger Weförberer der Wernunftreligion, Werf. vieler gemein⸗ 
1771 Rector in Torgau, 1783 Mector in Zittau, pris 
fett feiner 1798 erfolgten Entlaffung zu Zerbft, mo er 1816 ſtarb. — 
a Chriflian Sigmund, geb. 1752, Verf. einiger moralifchen Ro⸗ 
wub des „Wäterlicher Rath an meine Tochter”, wurde 1785 Paftor zu 
rg usb 1794 Amtöprebiger zu Roslau im Zerbſtiſchen. — Der beruͤhm⸗ 
hriſt ian Sriedrich, geb. 1750 zu Zerbſt, 177% Prebiger zu Bornum 
Mſchen, 1777 Diakonus zu Zerbit, 1791 Prof. der Theologie und Me⸗ 
an anhaltiſchen Sefamımtgymunaftum, auch GSonfiftorials und Kirchen: 
Maſtor an der Dreifaltigkeitskirche daſelbſt, ftarb 1819. Gegen 50 Ro⸗ 
Deedigtbuͤcher, Erbauungsbuͤcher, Schriften zur religiöfen, moraliſchen 
egogifchen Belehrung find aus feiner fruchtbaren Feder hervorgegangen. 
en den Zweck, die in der 2. Hälfte bes 18. Jahrh. gewonnene Aufklärung 
ken über die Religionslehren und fittlihen Lebensverhältniffe umter ber 
er ſogen. gebildeten Laien zu verbreiten. Seine für Prediger beftimmte, 
ſchienene Agenbe enthält, neben beberzigimgewerthen Ideen, auch mans 
eſpannten, unbrauchbaren liturgiſchen Vorſchlag. In ſeinen Romanen, 
nen, Hauo's gluͤckücher Abend”, ein Regentenſpiegel, und „Water Rode⸗ 
er feinen Kindern”, ein paͤdagogiſches Volksbuch, mit Recht den größten 
rpleisen , war es ihm nicht fowol um bie Loͤſung einer poetifchen Aufgabe 
den pꝓraktiſchen Nugen zu thun. Er unterbricht ben Bang der durch feine 
Ihantafle und feine Menſchenkenntniß angenehm belebten Erzählung 
den Betrachtungen, bie man nicht leicht langweilig findet. Eine 
satktät wird bei ihm vergebens gefucht, er gehörte zu ben Nuͤtzlichkeitspre⸗ 
Die eine Moral, Religion und Gluͤckſeligkeit für ben Hausgebrauch Ichren; 
ı Died Verweilen auf der Linie bes ſchlichten Menſchenverſtandes, das dem 
Sinne bisweilen wie Semeinheit vorkommen will, fagt den Bebürfniffen 
ee trefflich zu, und der Anſtrich von füßer Schwärmerei, mit dem er feine 
: aus dem wirklichen Leben auf einen vollkommenen Zuftand der Diane 
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Sirius Sismondi 977 


zuut nur 2 Bienen, ungeflügelte Sungfrauen, beren Abftammung er nicht 
sw. Die folgenden, die ihre Seftalt, Zahl, Namen und MWohnfig veraͤn⸗ 
, machten fie gewöhnlich zu Töchtern bes aͤtoliſchen Stromgottes Achelous, 
ms Sterope, Amythaon's Tochter, bald von der Muſe Zerpfichore oder Mel⸗ 
e, bald aus dem Blute, welches vom zerbrochenen Horne bes Achelous im 
fe mit Hecrules auf die Erde floß; aus welchem Brunbe vielleicht Euripibes 
Ichter der Erde nennt. Sophokles nennt fie des Phorkos Töchter, welches 
gt die ättefle Abflammung iſt. Der Verf. der orphiſchen Argomautik fett die 
en nahe dem ſtrudelnden Geſtade des Atna auf einen vorragenben Felſen, bie 
amstess betech verberblichen Geſang anlodend. Orpheus aber fang in feine 
ein erhabenes Lied; da warfen fie Flöte und Leier hinweg und flürzten fid) 
in bie Ziefe des Meers, mo fie fortan als furchtbargeftaltete Felſen ragten. 
-Wpffes Eonnten biefe verſteinerien Sirenen am dtnaifchen Geſtade nicht mehr 
rrh fein. Fuͤr ihn nahm der Dichter noch andre im tyrrhenifchen Meere an. 
derdichtete 8 Sirenen, die, auf den 8 Kreiſen bed Himmels umhergetragen, 
men die Sphaͤrenharmonie anflimmen, wofuͤr Andre die 9 Muſen wählten. 
Ihachte jetzt nur an die Lieblichkeit ihres Geſanges, und vergaß ber Schäblich- 
Die Zabel erzaͤhlt von einem Wettgefang, in roelchen fie fih.auf der Juno 
Ib mit den Mufen einließen. Die Mufen, melde obfiegten, rupften den 
un Die Federn aus den Flügeln, und machten ſich Kraͤnze daraus. Diefe Fluͤ⸗ 
BG Ihmen der Bildner anfänglidy nur, um den Schwung ihrer Begeifterung 
haste; erſt fpäter kam allerlei untereinander abweichende Wogelbildung hinzu. 
„Dugin empfingen fie dieſelbe von der Demeter ober Ceres, nad) Proferpina’s 
heung, weil fie biefer, in deren Gefolge fie ſich befanden, nicht zu Hüife ges 
wa waren. Ihre Zahl wird verfchieden angegeben. . 
Sirius, Hundsſtern, der ſtrahlendſte unter allen Firfternen und der größte 
kernbilde des großen Hundes, welches oftwärts ımter dem Drion fteht (Wal. 
ds tage.) — 
Sirocco, ſ. Sam. 
Sismondi (Jean Charles Leonard Simonde de), geb. zu Genf 1773, Mit⸗ 
Dab vepzäfentativen Raths dieſer Republik, war 1792, zur Zeit des Umſturzes 
Bar genfer Regierung, deren Mitglied fein Vater war, mit feiner ganzen Fa⸗ 
nad, England gegangen. Von dort kam er 179% zuruͤck; aber 6 Wochen 
Bine Ruͤckkehr ward fein Haus geplimbert, er und fein Vater wurden nebſt 
wen Mogiftratöperfonen, die man erfhoß, verhaftet, und zu einjährigem 
gaiß und einer Geldſtrafe von 2 Zünfteln ihres Vermögens verurtheilt. 
hätte fie ein haͤrteres Schickſal getroffen, waͤre nicht durch den 9. Thermi⸗ 
eGewaltſamkeit des Revolutionsgerichts gemäßigt worden. Nach erhaltener 
1795 ging S. mit feiner Familie nad) Toſcana, dem urfprünglichen 
ande berfelben. Aber auch hier erreichte ihn die Revolution. Die Franzo⸗ 
sıfen ihn ins Gefaͤngniß als einen Ariftokraten, die Infurgenten als einen 
fen, da inzwifchen Genf franzöfifch geroorben war. Im Herbſt 1800 ging 
h Genf zuruͤck und gab 1801 fein erſtes Werk: „Tableau de l’agrieulture 
ne’, heraus, dem bald mehre, zum Theil fehr wichtige, folgten, die ihren 
berühmt gemacht haben. Sein Hauptftubium betraf Geſchichte und Politik 
hen Huͤlfewiſſenſchaften, ferner Äftpetit und die Werke der Dichter. Eine 
beeitete Sprachkenntniß unterftügte ihn dabei, und die Bekanntſchaft mit 
afihten der Deutfchen Über bie Kunſt, vornehmlid, über Poeſie, erweiterte 
Geſfichtskreis, und feste ihn in den Stand, unbefangener über bie Schran⸗ 
naußzugehen und zu erkennen, daß die Befege der franz. Äſthetik, ſoweit fie 
ausſchließlich angehören, als begrümdet durch Convenienz, und nicht in bem 
der Poeſte, Peine allgemeine Guͤltigkeit haben, wie die Franzoſen ſich wel 

















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afcheſger befindet, den innern Charakter, Zuſtand ober bie Hasbiumg 
Uen Perfen zu erklaͤren vermag, wenn fie derſelben angemeffen 
Ittiende), ifo find im der erzählenden und dramatifchen Poefle die 

u (Wechäieniffe, Zuftände, Umgebungen) ber Perfonen Das, woran fidh 
n Shaolin entwickeln, wie der wirkliche Menſch ſelbſt ſich am gege⸗ 

entwickelt, nur daß die Situation und ihre Schilderung In Der 

mebhe Anfgrliche machen darf als im Drama, wo bie Charaktere fü 
7** entsohdkein ſollen. Hier ſollen fie, und vorzuͤglich In ber road 
bie — — Derfonen ſelbſt herbeigeführt ſein, da fie dort mehe 
abhaͤngig fein koͤ —* Daß fie auf eine unerwartete Melſe eintreten, 
m Sehler, nur muß die Simation auf eine geſchickte Weife vorbereitet 
Dewebe ber Handlung eingeflochten werden. (S. Schaufpiel.) Das 


ernſter gi 
afpiel (f.d.) oder. Rährfpiel. Wo im Drama dr 
die Charakteriſtik Abertwiegt, da tritt das *** ehr, weiches 
am Epifhyen und Lyriſchen zumenbet, egt dem Charakter⸗ 
riefe Situationen verwickelt, wie beſonders im Buflfpiel, wo ode 
n Kuoten Enkpfen und löfen, da rebet man vom Jutrignenſtlick ibe 


Bituation darch lyriſche Kunſt Hauptfache if. Unter den Beinen Dich⸗ 
yaben das Idyll, Me Romanze und die Ballade srößtentheil6 aur Die 
einer poetifehen Gituation zum Gegenſtande. T.° 
ationszeicenfunfi, die, oder das Planzeichnen, lehrt gewiſſe 
vboberfld 


fyaffenbeit derfeiben „beutlich unterfcheiben kann. Es fo Licht and 
f einem Aiſſe der Art gar nicht flattfinden, und mer bei einigen Gegen⸗ 
es erlaubt, Me durch Schotten gehörig von einander zu trennen. Die 
felbft die Form zu Ihrer Abbildung, nur beobachte man, daß, je 
iſt, deſto mehr die Begenftände von einander unterfähleben wer 
nur noch bei Landcharten gewiffe Zeichen die Stelle ber Bilder 
der ach einen Sitnationẽgrundriß erreicht werden foll, 
ober der deutliche Darſtellung berfelben. Auf einem topo⸗ 
find 258 8zuͤge, dad Stromgeaͤder, die beſtimmte Angabe der 
verbindenden Straßen und alle Grenzen bie wichtigſten Bebingumgen. 
sititatsifchen Riſſe find die Angabe ber Lage und Boͤſchung (Adfla⸗ 
Berge, — Sefichtökteife, des Umfangs und der Wefchaffenheit 
Abergangspunkte ber Fluͤſſe, der Wege aller Art, wichtig. Em 
verlangen anf einem Riſſe die befenb ne Angabe von 
fen, Huthungen, Grenzen und Grenggeichen ıc. Ein Fecftriß fol 
—* und die Einthellung deſſeiben zu feiner Benutzung — ſo 
ſich auch hybrotechniſche, —** Steafenbaurifie u. f. w. 
er Situation gefchieht entweder wit ſchwarzer Tuſche uf * 
indem man zur Unterſcheidung ber einzelnen Gegenſtaͤnde ſich ber 
bient (farbige Situation), Non hat, Sem aufgefieht,, werden ie 


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SV, 21 


ierien gefelert, von einem Orakel verherrlicht warb, dem durch gleiche 
feine Verehrerinnen huldigten. Ammon war ber verborgene Bott, ber 
nger ber verborgenen Naturkraft. Als Alerander von dem Hohenprie⸗ 
ven Sohn Jupiter's erklärt ward, gefchah wahrfcheinkich weiter nichts, 
ie in dem Umgange des Heiligthums von Karnak dargeſtellt finden, 
erhielt die Koͤnigsweihe eines Sohnes bes Ammon, wie einft die Pha⸗ 
Thebaibe, und wie einft Oſiris, ihr Vorbild, vom Ammon an Gohnes- 
onmen twurde. Den Griechen fchien dies unerhört, doch beweiſen bie 
re Ptolemaͤer fuͤr die Fortdauer diefer Sitte; denn auch fie ließen fich in 
im Tempel des Vulcan, dem heiligfien bed Landes, zu Söhnen der 
weihen. Noch hat der Sonnenquell, der unfern einem Palmmälbchen 
e ein Teich groß getroffen wird, die Eigenfchaft feiner wechfelnden Tem⸗ 
behalten. Durch die Eiferfucht der Siwaher find aber alle biefe Stellen 
ierbe ber Europäer beinahe vöNig verborgen. 0.49. 
tus V., winter ben Päpften der 3 legten Jahrh. als Megent und 
m der größte, geb. 1521 zu Grotte a Mare, unweit des Staͤdtchens 
in der Dark Ancona. Sein eigentlicher Name war Felix Peretti. 
frühzeitig einen emporfizebenden Geiſt. Den niedrigen Arbeiten, durch 
ı Altern ihe Brot erwarben, entzog Ihn ein Bruder f. Vaters, der Fran⸗ 
Montalto war. In ben Schulen dieſes Orbens zu Montalto, Pe⸗ 
no, Bologna u. f. w., erhielt Peretti, feit 1534 felbft Franciscaner, 
lich ſtrenge Möncheerziehung und gelehrte Bildung. Sein fchneller 
fich bald in der fcholaftifchen Philofophie und Theologie und in ber roͤ⸗ 
eratur zurecht; 1544 lehrte ex ſchon felbft das kanoniſche Recht zu Ri⸗ 
1546 zu Siena, 1548 ward er Priefler, Doctor ber Theologie und Mes 
ofterfchule zu Siena. Als gewandter Dialektifer und Prebiger machte 
in Rom bekannt, wo die Gunſt einiger Cardinaͤle ihm feit 1551 Aufl 
chaffte. Hier glänzte er nicht nur auf ber Kanzel, ſondern auch duch 
erke, wie die Stiftung einer Brüderfchaft zur feierlichen Begleitung 
u ben Kranken u. d. N. der Gefellfchaft bes h. Sacraments und eines 
ufe® für arme Sumgfrauen nach der Regel ber h. Clara. Sein Werk 
ſtiſche Theologie und f. ‚Goldenes Regifter” (Auszug) aus den Schriften 
les und f. Commentators Averroes waren ebenfalls Früchte dieſes toͤ⸗ 
fenthalts, der ihm uͤbrigens durch aͤrgerliche Haͤndel, die ihm ſ. unru⸗ 
und ſ. Wiberwillen gegen das Kloſterleben zuzog, verbittert wurde. 
tor ſ. Ordens, Carbinal Capri, ſchuͤtzte ihn zwar gegen bie Angriffe 
ne@genoflen; doch verwicelte ihn f. eigne Unverträglichleit und ber 
» über f. Beifall als Miiffioneprediger in den bebeutendften Städten 
immer" neue Streitigkeiten. Nicht befler ging es ihm zu Venedig, 
Vorſteher ber Franciscanerſchule und 1557 Seneralinquifftor wurde. 
te dieſe Ämter mit großer Strenge und nicht ohne eigne Gefahr, da 
Venetianer gegen bie Inquiſition ihn einige Mal fogar zur Flucht nd» 
m ging er daher 1560 nach Rom zuruͤck, wo ihn der Papft zum Sons 
Officiums (Imguifition) und Prof. an der Untverfität ernamnte, und 
uf Gapri's Betrieb, ihn zum Generalprocurator wählte. Aus biefen 
n 30g ihn eine ehrenvolle Senbung nach Spanien, wohin er ben paͤpſtl. 
5 als Befandtfchaftetheolog begleitete. Er lernte hier die Politik des 
ofes kennen, und erwarb ſich burch f. Predigten, bie ihm den Titel 
predigers verfhafften, die Achtung Philippe II. und feiner Großen. 
wurde der Cardinal von Aleſſandria u. d. N. Pius V. 1566 Papft, 
m ſ. alten Freund Peretti zum Generalvicar des Srancidcanerorbens, 
von Sta.⸗Agata de’ Goti und zum päpftl. Beichtvater. Im dien 





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u Dbafen erwanh eu N bar Die Ctiftung der vaticanifäm Bibllothet, 
im peachtrolles Gebaͤude und eine eigne Druckerei zur Ausgabe vom Kir⸗ 
keßens eimeiptete. Aus biefer vaticanifchen Deucerei ging [. voRenbete 
Werke des h. Ambroſfius und die von ihm verbefferte Valgata hervor. 
ı ie Acchenftaat gruͤndete ex eine Uninerfität, zu Rom das Collegium 
maventura für junge Franciſscaner, ımb zu Bologna das 


— zur nuͤtzlichen Beſchaͤftigumg ber Armen zu beleben. Der 
md Finanzverwaltung gab er eine verbeſſerte Einrichtung und ſammelte 
n von 3 Mit. Scudi 6 Min. mi ), den er für öffentliche Beduͤrfniſſe 


Er niederlegte. Diefen glaͤn Exfolg feiner Bi er — 
unb ——— eilbung der oͤ 
ung det en’ der von Ihm geächteten en Herder, Yard duxch den 


Sbehmung diefe® Handels auf eine Menge anderer, bither noch ae m 
mb gang neuer Stellen, und vorzüglich durch bie firengfte Gparſanckelt 
macht. Die Koſten feiner Hofhaltung fchränkte er auf das Unentbehr⸗ 
obwol freigebig gegen f. ehemaligen Gönner, bewies er bach auch als 
& Mäfigung in dee Sorge für [. Verwandten, umb begnuͤgte fih, Ihnen 
s Unterhalt zu verfchaffen. Zur Verwaltung Der Reeierunge: und Ries 
yenheiten fegte er 15 Gongregationen ober Behörden aus Cardinaͤlen unb 
a nieder, unter die er die Öffentlichen Grfchäfte mit weiſer Ordnung ver» 
Re merkwuͤrdigſten derfelben find die Congregationen für die Seemacht, 
10 Bela zur Beſchuͤtzung der Käften gebracht werben ſollte, fe die 
‚ für die Cenſur zur Fortſetzung des Kataloge ber 

Bihe, für die Vollſtreckung und Auslegung ber tribentinifchen Kir⸗ 
lung, für die h. Bebräuche und Ceremonien, und fuͤr die Juſtizpflege 
. (Bol. Roͤmiſche Curie.) Außer der Stiftung einiger Heillgen⸗ 
f. Regierung dadurch wichtig, daß er die Anzahl ber Earbindie auf. 70 
b alle Bifcyäfe der kath. Chriſtenheit verpflichtete, nach Verhaͤltriß ber 
je ihrer Sitze, Innerhalb 3, 5 oder 10 Jahren ein Mal nach Rom zu 
ine Anorbnung , die, wenn amd) nicht genau befolgt, ein Hauptwmittel 
ı alten päpftt. Anfpräche geltendzumachen, und bie — fefter an 
* der Kirche zu binden. Im theologiſchen Streitigkelten beobachtete 


eiſe —* und legte ben mit der Univerfitaͤt Löwen kaͤmpfenden 


he er kberhaupt nicht liebte, Stillſchweigen auf. Difto Ibenbiger regte 
m pofitifehen Hänbeln {. Zeit. Der Pan, Deutfchland in bie ehenta- 
Igkelt vom römifchen Stuhle sucheyubringen, mußte —* fehlſchla⸗ 
sußte S. den Kaiſer Rudolf 1. zu nahdrädlichen Verfolgungen ber 
Zwei peoteflant. Regenten, Deinrich von Nadarra und bie 

th von England, belegte ex mit f. Bannfluche, body, wie es fehlen, 

8 halber ; denn im Herzen achtete er Beide wegen ihrer Geiſteskraſt, und 
ıter nie vecht ernſtlich gegen den Erſtern unterflügen, weil er die Abſich⸗ 
I BE. bedenklich fand. Auf der andern Seite gab er biefem Könige zwar 


zur Autrhftung der Armada gegen England, ließ aber zugleich engl. 


ne miertim, daß er eine kraͤftigere Theitnahme an dem niederländ. Brei» 
ee Beſchraͤnkung der ſpaniſchen Macht nicht mißbilligen werde. Dem 
Tarkeeich hielt er mit Verfprechungen bin, und munterte, um Im (. 


rigen, den Herzog von Savoyen zu eine Unternehummg gegen Sem 


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Eingreifen in 
Behr Burcaus fl yu win, menei m im bee Dane 
era ne he zu fm, Ben ſte Thaͤ 
8 Spftem ber Spionerie, bere Bert, M 


Als er am 24. Aug. 1590 geftorben mw. e, cf w 
erbitterte Volt ee jenat auf bem Capitol er 










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ger finden, welche, — — J 





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Thaten der Helden ſo finden wir bei | 
fprungs, —— Jslaͤndern, Dänen, —* 
in Liedern umd Gefängen mandyerlei Axt als Dieter Rebr 


— to die bereits vom Gipfel der Ci 
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Skamanbder Skandinavien 288 


ı€) find und noch Befänge derfelben, wenn auch im Laufe ber Zeit verändert, 
wahrt erhalten. Die aͤltern Gefänge waren mythiſch, die fpätern hiſtoriſch. 
begleiteten bie Zürften überall, weilten an ihrem Hofe, gingen mit in bie 
acht und fangen von der Vorzeit und Gegenwart... Es lag den Rönigen auch 
an, von einem folchen Skalden befungen zu werben, und oft festen fie ans 
he Belohnungen aus, um einen dichteriſchen Wettkampf zu veranlaffen, wo 
Die Verſe, die den Preis davontrugen, in Stein gehauen wurden. Dies 
ah mit dem Bebicht, das Hiarn, der Skalde, auf des Daͤnenkoͤnigs Frode 
t hatte (373 n. Chr.). Als hochgefeierte Dichter wurden fie oft reich⸗ 
ihre Gefänge beſchenkt. Sie hatten in fpäterer Zeit auch das Amt, dent: 
Thaten in Liedern aufjubewahren, und ihre Lieder find daher zugleich 
Ben der Geſchichte. Sie gingen von Mund zu Mund, wurden vom Volke 
vnbig gelernt. Auch finden fich Beiſpiele, daß fie mit Runen in Staͤbe ges 
warden. Inſonderheit theilten bie Salben fie felbft einander mit, und bes 
In die Saga (mändliche Gefchichte) vor bem Untergange. Sie waren daher 
ichen Geſchichtskundigen, wie überhaupt die Belehrten ihrer Zeit. 
famander (Skamandros), ein unbebeutenber Fluß in ber kleinafiati⸗ 
Lendſchaft Troas unweit Troja, beruͤhmt durch Homer, der ihn in der Jlias 
„ ſowie dem Beinen Fluß Simois, ber fich mit dem Skamander 
. Der legte führte auch den Altern -Ramen Xanthos, wie ihn, nach 
we, die Bötter nannten. Als einen Gott läßt ihn der Dichter mit Achilles 
Mm. Merkwuͤrdig tft die Homeriſche Angabe, daB die eine der Hauptquellen 
B’Finffes warm, bie andre kalt fei, was neuere Reiſende beftätigt haben. 
mennen ihn die Tuͤrken den Fluß der 40 Quellen. 
Skanderbeg, eigmtlid Georg Kaſtriotto, geb. 140%; ein Held, 
weim 15. Jahrh. zur Zeit der Höchften Kraft und Eroberungsluſt des osmani⸗ 
Neichs das Erbe feiner Väter, Albanien (Epirus), den ungerechten Händen 
nethe 1443 entriß ımd gegen alle Anftcengungen f. Feinde bis zu f. Tode 
Yu Liffa am adriat. Meere) behauptete; ein Held, der mit frommer Begei⸗ 
ig, dabei umerfchütterlich treu und redlich, die Sache des Chriftenthums, der 


und des Waterlandes fiegreich vertheibigte. S. (Graͤve's) biogra⸗ 
zz: „Georg Kaftriotto” (Meißen 1828). . 
tanbinapien (Seandinavia) bezeichnet die 3 nordifhen Reiche, Däs 

















k, Schweden und Norwegen. Die Einw. des ſtandinaviſchen Nordens wa⸗ 
In Alten nur durch dunkle Gerüchte befannt. Tacitus erwähnt der Sueonen 
dchen) als eines feefahrenden Volks; Plinius gedenkt einer Halbinfel Neri⸗ 
Neewegen, ſchwediſch Norrige, daͤniſch Norge); Thule, deſſen die Alten fo 
wähnen, deuten Manche auf Island; ber Rame Danus findet ſich erft im 
von Tours im 6. Fahrh.n. Che. Schweden, Norwegen, Daͤnemark 
beroohnte in ben älteften Zeiten ein germanifcher Stamm, welchen 
teinzeinen Reichen Horben von finnifcher Abkunft anfchloffen. Nach Rast, 
mffen, Münter und X. ſoll es erwwiefen fein, daß die ſtandinaviſchen Voͤlker 
u fäddentichen einem gemeinfamen Stamme mit Indern, Perfern und pes 
Voͤlkerſchaften angehören. Schon 100 3. v. Chr. erfcheinen in ber roͤ⸗ 

ı Befchichte die Einw. von Jütland und Schleewig u. d. N. der Cimbern. 
he 250 3. m. Chr. beginnen die Kabeln vom Odin, Othin ober Wotan. 
ch bis in die Mitte des 9. Jahrh. der flandinavifchhe Norben in ein Dunkel 
„weiches erſt durch die kuͤhnen Einfälle der Skandinavier in bie füdl. und 
en Reiche Europas und durch das Chriftenthum, welches gegen das 3. 1000 
ndinavien fich außbreitete, erhellt ward. Zu biefer Zeit waren die Bewoh⸗ 
anbinaviens gleich den Tataren in Horden abgetheilt. Das 9. und 10: 
waren für diefe Völker das golbene Zeitalter der Seeraͤuberei. Be dea 













en u am me Te San nf p dr 
—— C5.8. ». Bonfleten, „La ndinavie e 
„Siandinavifde oder altnordifce e Literat 


Nordens, 20. Dinmad, 9 und Schwedens 
| jest zu Dänemart — Jaſel — * 
— abi Wessel Dentmate mache ber noch ent 
fehreitet vorwärts, bie bie Ichte Spur des beibenthums un der 


| e) Seit fir ıfehland, und fe 
ne mag „arkeit, —— N 
ergänzt. Am merkwuͤrdigſten ift, daß dieſe Literatur md n 


Me: —— 















aus den k wege I 
MWodan und Frra (Dbin —— —— 
Bei (lin) mar ein — Diet * —* 


—* Gene, ober nn ie 8 
Landsleute um —— 

—* die —— | 

nebft ihren Männern —— — 



















De A 







Gbenbinnnifhe ober altuorbiflpe Bitrate ET 





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u entſtanden ſein, da fie zu Karls d. Er. Zeit fchon fo fehe eingebürgert 
Bm Derfebe, | der doch den Monaten neue Namen gab, an eine 
u des Ramms ber Boediintage nicht mehr wagte, oder eine Änderung 
d ummöglich als unn it. Indeß waren dies nur ſchwache Spuren, 
Shanung eined fo zeichen Goͤtterſyſtems nicht binreichten. Beinahe 300 
merte 06, bis die Aufmerkſamkeit auf biefen Gegenſtand neuerdings erregt 
ba von Bremen (ſtarb 1076), „De situ reguerum septentriona- 


Nachricht von- ben zum hell noch — Heibanfihen Ccweden, von 
zu Upſal, von den Goͤttern Thor, Wodan und Frey, ben ee 
22 wie fie — Doch dies IE faſt Alles. 
06 abermais 300 Jahre, bio Ericus Dici (1470) und die ſchwebiſche 
fich umgefühe ebenſo vernehmen ließen. Doch fand während 

Ka Bäne auf, Saxo Grammaticus, der fchen, wie Carpzov In [ „Vita 
“weit, —*8 12. Jahrh. fich Anſehen und Ruhm erwarb 


in 


ſerer Rachweit um biefelbe Zeit 
al) ihm lebeen / mit ihm zu theilen hatten, —— Frobe (fl 1133), 
(€. um 1148) u. Gnorre Sturleſon (ermordet 1241). bie werben auf dieſe 
u VBlter der ſtandinav. Literatur zuchcklonnmen. Kurz Alles lag, außer 
vie werigſtent —æS bushbrige Eurupo, in Dun⸗ 
——— Die Bunt ba — ber Bor⸗ 
dhitende Jocel aufzufteden im Stande war. Es geſchah ſpaͤt; denn eiſt 
achtet Dänemark ſ. Druckerſtling, bie Exoquiae Frideriei II. Daniao - 
Das 17. Jahrhemdert If es alſo, das aus der Nacht dar Wergeffenheit 
sen Denkmale des Heidenthums herauszuzlehen vermochte. 
don um an wird die Grundlegung aller ſtandinaviſchen Literatur fuͤr 
ie Eurepa in hohem Grade wichtig. Auf minder bedeutende Erſcheinun⸗ 
Be vrgmoguen (Aeuuoyaı, nen 
, m a —RX ve rerum | rum 
—— 1609 160 609 , 4.); von Arngrim Ionfon, bemjenigen geleheten Ye 











——— —— — 
ihm in Hinficht der Begrlndung Diefer Eiteratu mo nicht mit Ang 
felbe, doch gewiß die 2. Stelle. 10 ah pi aitdeckte ein a 
Beynjulf Svenfon, nicht nur eine 2. Perga ndfchrift von 





wir verloren 
ebenfallß an bie Eönigl. Wibtinchek zu 
lieferte, welche dann 
erſchienen, Abſicht 
Worm's Epiſteln faſt außer 
ammlung, Erfldcumg und Iateinifche 
Bes; fote einem (pter Gcleetem 
nius, geb. zu Kopenhagen 1625, Dr. ber Rechte in 
er mel 
———— dem | 
1665 gab Peter Refenius Na un le allerdin —* 
von der poetiſchen Edda, ſondern auch die fhe bi 
ee X. und Inhatt: „E rn 
mundi vocata ‚„ una cum ejusd 1 


pitule:a multis exoptata, ae ie A 
. est per Petrum Joh. Resenium‘'. (Kopenb. 1665) D 


7 


Standbinavifche ober altnorbifche Riteratur 289 


tel und Debication, 3 Bogen Tert (U — E), bann mit neuer Signatur 
ı 15 Bogen ad Friderieum Ill. P.i. Resenii praefatio ete. de l.ddae 
5 Havamal („Das Lied des Erhabenen“) und Runa Capitule (eine poetifche 
fung über bie Befchaffenheit und Wirkung der Runne) find mit einer lat. 
egleitet. 2) „Philosophia antiquissima norvego- danica dicta Woluspa 
ıt pars Eddae Sgemundi, Eddä Snorronis non brevi antiquioris, is- 
et latine publiei juris primum faota a Petro Joh. Resenio“ (Kopenh. 
A— D, Bogen in 4.), mit Varianten unter dem Text aus dem koͤnigl. 
We ſchen Coder, und einer barauf folgenden lat. Über. von dem Jelaͤnder 
u Dial. Die proſaiſche Edda hingegen führt folg. X.: „Edda Inlando- 
ın. Chr. MCCXV islandice conscripta per Snorronem Sturlae, Islan- 
suophylacem, nune primum islandice, danice et latine ex antiquis 
as M. SS. bibliotheeae regis et aliorum in lueem prodit opera et stu- 
ki Johannis Resenii ete.“ (Kopenh. 1665, A — 3, 23, und Aa bis Mi, 
Min 34 Bogen in 4.). Der Zert gründet fi), außer der Vergleichung 
hauptſaͤchlich auf die eigne Adfchrift des Stephan Stephanius (ft. 1650). 
krianten find aus dem koͤnigl. und Worm’fchen Coder. Die lat. Überf. ift 
aguns Olai 1629. Aus einer fpätern und genauer Überf. von Stephanus 
1646) find bie offenbaren Verfchiedenheiten ebenfalls unter dem Text ange: 
- Beide lat. überſetz. gehen jedoch nur bis auf die 68. Daͤmiſaga. (Dimi, 
Ib. Wort, heißt Gleichniß, Beiſpiel, wiewol das Wort Gteichniß, oder 
wich. Kert des N. T. Parabel, in der islaͤnd. Bibel ſtets durch Epterlü- 
ngiben wich, z. B. aber til daemis im Islaͤndiſchen heißt, und wenn es 
aendes Beifpiel fein fol, eptirdaemi, daher: ein Erempel an einem ſta⸗ 
ad syna eptirdaemi a einhoerium ; und Gaga eine Erzählung, — da⸗ 
misaga, eine Beifpielderzählung wörtlich, und, dem etwas weiten Ge⸗ 
nach, eine fabelhafte Erzaͤhlung, eine Mythe oder Kabel überhaupt.) Don 
‚aber bis zur 78. und leuten Dämifaga (weiche 10 Fabeln die germanifchen 
u Nibelungen begreifen) lieferte ſpaͤter Thormod Torfaͤus (geb. 1636, ft. 
bh. 1719) die lat. Überfegung. Ob die bänifche liberfegung von Stephan 
8 ſelbſt herruͤhrt, oder nur von ihm mit eigner Hand gefchrieben war, 
den Nachrichten, welche Refenius gibt, nicht entfchieden. 
im 68 Dämifagen entfaltet‘ fi nun die ganze norbifche Goͤtterwelt. 
ihrer Charaktere und Thaten felbft wird durch eine Dichtung moti- 
Re der ſchwebiſche König Gylfs eine Reife zu den Afen (Böttern) unternom: 
ke, um ihr ganzes Wefen und ihre Einrichtung von ihnen ſelbſt zu erfragen, 
hirbd er denn Schritt für Schritt von dem Alteflen aller Götter, dem Ans 
Welt, dem Urriefen Ymer und den Söhnen Boͤrs, dem Urfprung ber 
a, dem Biefen Nidrwi, der Entftehung ber Sonne und des Monde, der 
Iuräde Bifroͤſt, dem Bau ber Goͤtterſtadt, den Zwergen, den heiligen 
ber Bötter und der Efche Yodrafil, den Wohnungen der Götter, der Ent: 
es Windes, bed Sommers und des Winters, und-zulegt von den ſaͤmmt⸗ 
ns mb ähren geheimen Befchichten unterrichtet. Dies iſt jedoch nur der 
W biefer Edda. Der andre (Annar partur Eddu) handelt auf 9 Bogen 
4) wm Kenninger, d. i. nicht nur von den Zunamen ber Götter, fon: 
‚ aen Synonymen ober Umfchreibungen möglicher poetifcher Gegenſtaͤnde 
ſch von Aa, dem Fluß, an bis zum Th, welches der legte Buchflabe im 
Aphabet ifi, ober bi6 zu I,ang, das Meergras: ein wahrer nordifcher 
si Parnassum. — ee bat ſich gezeigt, daß es nody einen dritten 
fee Edda gibt, der die Salben » ober Verskunſt (Skallda) für 100 ver: 
Versarten enthält, und ben X. „Hattatal, clavis metriea” führt. Die: 
fche Werk war von nun an bie einzige Hauptquelle norbifcher MyWolo⸗ 
es. Giebente Xufl. 86. X. 19 










Skandinaviſche oder altnordifche Literatur 291 


chtlich zu dieſem Zwecke zu bereifen, und unterftügten ihn dazu. Voll jus 
m Enthufiasmus nahm Macpherfon biefe Ausfoderung ohne Verzug an, 
Ausbeute f. Reife 1760 und 1761 in die Hochlande, theil aus mündlichen 
zumgen, theils aus alten Hanbfchriften, war f. Oſſian, d. h. 2 epifche 
„„Fingal“ und „Zemora”, nebft 21 kleinern. 1762 erfchien „Fingal“ 
md 1763 „Zemora’ mit den übrigen 5 Eleinern Gedichten. Schon diefe 
ı Ausgaben breiteten ſich nach Deutſchland und Dänemark aus; noch 
: Befammtausgabe in 4. von 1764 und dann bie bequemere in 8. 1773. 
‚darf man bie erflere von 176% als den terminus a quo ber deutfchen Bar- 
, die eine eigne Periode oder Partie in der deutfchen poet. Literatur bilbet, 
wiegenden Gründen annehmen. Denn fchon in dieſem Fahre erfchien zu 
g eine deutfche Überf. von „‚Fingal”, von „Somala”, bem „Krieg von Inis⸗ 
von ‚„Eonlath und Cuthona“ und von „Sarthon”. Wenngleich auf der 
Beite auch die Eiteratur des ſtandinaviſchen Nordens und die Bekanntfchaft 
u Skalden und ihrer Mythologie Sortfchritte in Deutfchland machte (durch 
eines Ungen. von Mallet's trefflicher „Einleit. in die daͤniſche Geſchichte“, 
n Beilagen: „Edda (d. i. profaifcye) Haavamaal, Woͤluſpaa und Runa⸗ 
”(Moftod und Leipzig 1765), desgl durch Gerſtenberg's „Briefe Über 
kwuͤrdigkeiten ber Literatur“ (1766); deffelben „Gedicht eines Skalden“ 
und den „Deutfchen” von Müller in Itehoe (7 Thie., 1771— 73), fo ver: 
bach Offian’s aufgehender Ruhm Alles, was uns über die nordifche Vor: 
Dänemark und Schweden zulam, und die Götter der Edda dienten nur 
ie neuen Dffian’fchen Gebilde mit einigen Schmuckſteinen zu zieren. Da: 
zfchte naͤmlich der Glaube unter den Gelehrten noch, daß bie Selten bie 
Stammpväter der Deutſchen und die celtifche Sprache keine andre als bie dis 
erer Voraͤltern ſei. Nun war Offian ein Celte, und nad) Julius Caͤſar 
itus war es hoͤchſt wahrfcheinlich und von den Gelehrten allgemein ange: 
, daß die Sänger der alten Germanen Barden geheißen hätten. Was 
am getoiffer fein, als dag Oſſian ein folcher alter germanifcher Barde, und 
en Sefänge ein Eigenthum der deutfchen Nation fein? (Wäre freilich 
mößie nur halb fo weit vorgefchritten geweſen, als fie es jetzt ift, fo hätte 
je, weiche Macpherſon von dem Originale Oſſian's gab, bald überzeugen 
daß diefer alte celtifche Barbe und die Sänger bes alten Germaniens him⸗ 
von einander liegen.) Genug, ber erhabene Sänger des deutfchen Water: 
Elopſtock, ergriff diefe für die vaterländifche Poefie fo fruchtbare Idee 
Inmigften Liebe, und aus diefer Vereinigung Oſſians mit der Bötterwelt 
bens gingen die „Hermannsſchlacht“ (1769) mit ihren Barbengefängen 
: Derfelben nachgefolgte Bardbenoden (1771) hervor. Ihm folgten De: 
w ber Barde Sined (1772) zugleich mit Kretfchmann, oder dem Barden 
ph (1768, 1770, 1772); und bie vereinte Dffian’fche altgermanifche 
bifche Form für Waterlandspoefie, beſonders für bie lyriſche gefchichtliche, 
um den Namen der Bardiete. Alten obgleich Denis bereits mehre ebbifche 
ve nordiſche Lieber zum Beſten gegeben hatte, und Derber (1773) mit f. 
en Schrift „Won beutfcher Art und Kunſt“ auffland, fo litt doch theilß die 
voefle durch die Spötteleien ihrer Gegner, theils bekam die Bermunderung 
dens überhaupt durch eine zwar ungerechte und großentheile umflatthafte, 
wol ergreifende Kritik des Hiſtorikers Schlözer in f. Islaͤndiſchen Lites 
d Befchichte” (1773) einen bedeutenden Stoß. Zwar fang in eben d. J. 
Enod ſ., Teuton“ (mo wir nicht irren f. legte Barbenode) ; zwar erin⸗ 
weder durch ſ. „Volkslieder“ (1778 und 1779) aufs neue an bie Poefle des 
1; zwar gab Babo nody 1780 ſ. „Römer in Deutfchland”, und es erfchie: 
uf. J. noch 2 deutfche Überfes. (durch Cramer und Münter) von ded bi 
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om iherm angeblichen Haupte Pyrrhon aus Ells; ferier Mporetikte, 
rn —— Ephektiker, Enthaltſame, von entfcheibenben . 
Namen, deren Grund und Bedeutung ſich nachher er⸗ 

Borchen feibff (geh. 384-n. Chr.) war eigentlich nur ein auf das werk⸗ 
geſtellter Dann, deſſen gefundes Dichten und Trachten, nach Dio⸗ 
ẽcte, nur dahin ging, ein rechtſchaffener Mann zu fein, der fi um 
t kuͤmmerte, da fie, zumal in ihrer damaligen Geſtalt, jenes Sereben 
Ex Hat daher auch felbft nichts geſchrieben, ſondern Timon aus 
haja, einem Arzt und Philofophen, von welchem wir mindeftend Bruch⸗ 
verdanken wit, wa6 wir über feine Sinnesart wiſſen. Seine Denkart 
le Eigenthäralichkeit bes Lebens und Charakters, ein lebendig gewor⸗ 
Die wenigen Nackrichten von f. Leben ſtellen ihn auf als einen Denn 
uch, Ber allein umter ben Menſchen gottähnlich hervorsagte, der bem 
lenſt und Sophiftenduͤnkel abgethan, das Band alles Trugs umb aller 
bgeftreift hatte, der die Menſchen nicht fonderlich achtete, die Gpech- 
e eben damals als Dogmatismus war, für verfehlt hielt, und alſo fich 
ahrte, woher auch der Name ber Ephektiker. In feiner Denkart trat 
ex, abgefchloffener und in lebendiger Fülle hervor, was ſchon im ber 
Sokrates ſich kundgab. Er war, mit Einem orte, für das gefunde 
e Gefanmtheit, nicht für das Wiſſen ober bie Wiffenfchaft, befoubers 
. Und fo möchte benn von ihm aus das wahre Weſen des aͤlteſten 
z nur fo oder gar nicht zu beſtimmen fein, ober wenn biefe en 
ı Ppllofophems etwas Andres geworben, in andre Beziehungen 

überhaupt getreten fein follte, die6 anderswoher außgemittelt Deren 
lich aus dem Wiſſen felbft und feiner Geſtalt und Erfcheinung. Auch 
trodoer, Aineſidemos, die wir wieder nur aus Sera Empiricus Ems 
re Lestere ſelbſt, müßten von dort aus verflanden und 75* werden. 
iſt es hier mit dem Wahlſpruch, ber ale Grundlage ber ſteptiſchen 
Entheitfamkeit aufgeführt wird, daß nämlich jedem Ausſpruch ein 








Stepticismus (medicin.) 296 


om wollte, If} wol Elax geworben. In unfeen Zeiten hat num bee wiffen- 
if mb bie Speculation, je freier fie fich pries, die Trennung nach in» 
b des Geiſtes und feines Thuns, immer mehr und mehr gewedt und 
Slie ahnet, ja dringt allerdings auf ein Einsfein des Denkens und 
Agemeinen und Befondern, in, mit und durch die Idee, die Vernunft, 

Gott, worin der Gegenſatz gemeinen Bewußtſeins, des ſogenannten 


nfchenverftandes, aufgehen fol. Sie deingt auf eine Geſammtheit der, 


ingung von Bott und Natur, welche aber, wenn wir es und aufrich⸗ 
vollen, bei der Eudlichkeit des menſchlichen Geiſtes immer nur ein 
tens oder Spiegelbild, mithin ein ge achtes Abbild, Bein lebendiges, 
elich und Auferlich erfahrene®, erlebtes Sein bleibt, oder auch auf der 
ve der Speculation in das unentwidelte, obwol unendlich entwidelbare 
it. Dielange angeſtrebte, felbft wenn man dies zugeben mäßte, gluͤcklich 
pit des Lebens iſt immer nur prophetifch,, ein Beficht, das feine Aus⸗ 
Berwirklihung der Zeit, oder vielmehr der die Zeit ordnenden, hoͤhern 
‚it und vom ihr erwartet, fobaß wir ja ſchon jept und immerdar darin 
9. Tritt nun dee Skepticismus bier in die Reihe, fo muß er einen 
e der alte, dem hohlen Wiffen, ter vermeflenen Freiheit des Speculas 
ig die Spige bieten, und if infofern wieder bie Negation des Willens 
u Pofitiven; andrerfeits, wenn er nun noch näher in das Gebiet des 

hineintuͤckt, muß er ebenſo nothwendig der Sphäre des gemeinen 
nd der Reihe von Endlichkeiten negirend gegenübertreten als der die 
ben, negirenden, aufhebenden Begriffsreibe. Ex ift alſo bie negative 
ſſens überhaupt, oder der als Wiſſen auftretenden Philoſophie, ober 
ſchraͤnkten Begriffemäkelei des Doymatiimus So kehrt er nach 
Bahn in fein altes Strombett zuruͤck, und iſt feinem innerften We⸗ 
Vollendung nach da6 proteftantifche Widerfpiel der Einfeitigkeit des 
Spesulatlon, welche das gefammte frifhe Menſchenleben, als den 
en Bott; in ein Bedankenfpiel verwandelt, in feiner wiſſenſchaft⸗ 
elung und Ausbildung aber wird er jederzeit den Anmafungen ber 
wie der Indolenz ber faulen Vernunft fi) wiberfegen. Jenes kindi⸗ 
aber an Einzelheiten, deren höhern DBereinigungspunkt man nicht 

wie es ſich heutzutage mit feinem Halbbruber, dem feichten Eklekti⸗ 
halte man body ja nicht für Skepfis. Es ift gerabe meiſt ein Symptom 

oder auch der haltungslofen Vernunft, ba der wahre, durchgteifende 


ruͤſtige Erſcheinung in Leben und Wiffen, und gleichfam die Ironie 


en Geiſtes iſt. Sokrates's bekanntes Nichtwiffen, Platon’s Dialek⸗ 
nal im Parmenides auftritt, koͤnnen, das Eine als Ergebniß, die Ans 


bes Skepticismus im hohen Sinne gelten, und wenn Sokrates dar⸗ 


Weisheit vom Himmel auf Lie Erde rief, und alfo das ethiſch wirt 
derte, ben Antiken nicht verleugnete, fo ahnte Platon in ber Welt 
s durch Offenbarung in Erfüllung gehend, den abtruͤnnigen, gefalle⸗ 
geiſt vermittelnd zu Bott zuruͤckzufuͤhren, ewiger Rathſchluß ber er» 
orfehung if. Und fo ſehen wir denn, wenn wir der Befchichte um» 
chen, bie Skepſis in antiker Zeit als Ruͤſtigkeit und Tuͤchtigkeit bes 
jern, darftellenden Lebens ; die der neuern als Unerſchuͤtterlichkeit des 
bie Offenbarung wieder zu erlangenden Urlebens der Menſchheit; in 

e Mechte des Lebens und feiner Befammtheit oder Einheit durchge⸗ 
Einſeitigkeit bes Denkens und Wiflens, das fi vom Weſen und 
u. (©. Dogmatismuß.) Wa, 
jcismus in der Medicin zeigt fich auf verſchiedene Weiſe 
Aberall, nuͤtlich für bie wahre Wiflenfchaft, weil er zur Siäytumg, 


Stlavenhandel, Sklaverei 297 


ch db. Inwiefern dieſer ein finnliches Vernunftweſen und als Menſch 
enwelt nur fo lange vorhanden ift, als er feinen Vernunftcharakter bes 
Hofer ift er der Bürger einer umfichtbaren Welt, über welche die ſicht⸗ 
Bersalt hat. Ex darf daher fo wenig den Charakter der Vernunft je aufs 
Ihe ein Andrer deffelben zu berauben je befugt fein kann. Rum ift das 
me Idee der Vernunft — das einzige Mittel, durch welches der Menſch 
nınftcharakter in ber Sinnenwelt darſtellt; es iſt daher an fich fo ums 
„wie die Vernunft felbft, folglich iſt die Sklaverei als ein rechtloſer 
mfo fittlich undenkbar, als in ber Sinnenwelt rechtswidrig. Zwar kann 
feinem echte auf ein Gut entſagen, oder beffelben ſich verluflig ma⸗ 
dies iſt nie von dem echte ſelbſt der Fall. Der Staat kann daher bes 
inen Dienfchen zum Tode zu verurtheilen, aber nie zur Iebenslänglichen 
Denn audy ber Galeerenſklave wird nicht Eigenthum des Staats. Gei⸗ 
mg bat ihre Grenzen, und dieſe Grenzen find fein Hecht. Ebenfo wenig 
legſsgefangene Slave werden, ba der Krieg nur als Vertheidigung ge: 
veit man naͤmlich bem Feinde bie Gewalt, zu ſchaden, entzieht. Er wird 
gerecht, d. i. ein Raubkrieg, wenn man das feindliche But ober die Ders 
ades, bloß weil Beides feindiich iſt, im fein Eigenthum verwandeln wi. 
a Vertrag aber fich zum Sklaven hingeben wollen, fest voraus, daß man 
Sache zugleich ſei, was unmoͤglich ift, daher ſchon das römifche Recht 
ßige Sklaverei für undenkbar erklaͤrt Hat. Doch konnte ein Schuldner, 
lungsunfaͤhig war, der Sklave feines Glaͤubigers werben. Dieſer Be⸗ 
Nenſchen und von ber fittlichen Unmöglichkeit der Sklaverei iſt der Wer: 
zeworden, feit fie — durch das Chriſtenthum — ſich feibft richtig kenmen 
hat es lange gewährt, ehe die Chriſten das Elare Gebot der heil. Urs 
Alle Menſchen find Bruͤder!“ auch gegen die Nichtchriften in Anwen 
ten; ja, ımter den Chriſten ſelbſt war die Leibeigenſchaft (ſ. d.) 
ete lang nicht minder ungerecht als die Sklaverei, und babei noch widet⸗ 
enn fie wollte, was die Sklaverei nicht will, den Menſchen zugleich als 
»Sache darftellen. Iſt nun jede Sklaverei an fich wiberrechtiid,, fie fei 
yart, fo darf der Vortheil, den fie vielleicht hier und ba gewaͤhrt, gar nicht 
nen. Nicht einmal das finnliche Wohlbefinden des Sklaven, den fein 
germügiger Klugheit gut hält, oder ale ein Glied der Familie menſchlich 
ann hier entfeheiden. Die Klugheit altein hat es mit der Frage zu thum: 
er Sklavenſtand aufhören? Soll der Sklav auf einmal entfeffelt, oder 
Utg zur Freiheit vorbereitet werben? Die Geſetzgeber und das Völker 
ropa haben ſich in unferm Zeitalter über Leibeigenfchaft und Sklaverei 
Big ausgeſprochen. Indeß Tämpfen Vorurtheil, Eigennug, Herkommen 
t noch immer für die Beibehaltung eines Frevels, der ein Selbſtmord 
beit an ſich genannt werben muß. Die geſchichtliche Entwidelung dies 
andes ift daher nicht unwichtig. Vgl. Alb. Hüne’s „Vollſtaͤnd hiftor.s 
ſtellung aller Veränderungen des Negerſklavenhandels“ (Goͤtt. 1820). 
erfand die Sasung der Sklaverei. Hirtenweſen und Hausvaterfland, 
nfänge des Volkslebens, machten Heerde und Kamille von dem Haus: 
vberhirten gleich abhängig. Einige Nomaden wurden Eroberer, einige 
re wurden Priefter. Daher gingen urſpruͤnglich in ben Morgenlänbern 
aftliche Formen entweder aus dem Willen ber Eroberer, oder aus der 
Prieſter hervor. Der Eroberer erfannte nur Einen Herrn, fi) ſelbſt, 
kt Leib und But unterworfen waren. Dies war und iſt bie polltifcye 
ars ihr folgte unmittelbar bie bürgerliche, ober die hänslide. Die 
gegen fiherten ihre Gewalt, indem fie jene politifche Sklaverei der des⸗ 
iche durch Abſtufung miiiderten. Cie richteten wämlich in der Roten 







dem Tode geſtraft Die neuere Befepgebung het st qheüd den 
ee 5 


auf Ihre Frellaſſung beruͤckſichtigt ‚bie 

pr * — Colonialpolitik ausmachen, 8 vohe bie Mit» 
afrikaniſchen Bereins behaupten, das Schidfal ber Sklaven nur ſehr 
am verbeffest, und der Proceß gegen Th. Picton, ben britiſchen Statt⸗ 
Inidab, bat Abſcheulichkeiten an das Licht gebracht, die man in unſerm 

: unmöglich halten follte. Die Briten und Nordamerikaner haben zur 

* das Meiſte gethan. In Nordamerika geſchah dies ſeit der 
Dann wurde auch im brit. Amerika durch ein Geſetz (the 

ae slave-law) von 1784 jede grauſame ober harte Beflxafung der Skla⸗ 
mit eifernen Halsringen, Gewichten. ober Ketten, verboten, und ber 


Die Berfihmme 
00 Pf. St. und 12 Monaten Gefaͤngniß geahndet; auch erhielt in 
Brauſamkeit der Sklave die Freiheit und ein Jahrgeld. Der Sklave 
It mehr als 39 Hieben gezüchtigt werben. Vergehungen der Sklaven, 


Sonntage für ſich. Sklavimnen, die 6 Kinder erzogen, waren von 
rei. Indeß war ihr Zeugniß vor Bericht nicht — Die en * 
iger je genauer befolgt, und bie öffentliche Meinung erklaͤrte 

arten Sklaveneigenthuͤmer. Seitdem konnte ber Neger durch N kamen 
Lage verbeffern; er lebte mit Weih und Kind ımter dem Schutze ber 
der Menſchlichkeit. (©. „Colonial journal”, Apr. 1816.) Noch 
die Gefchichte der Verfuche, den Negerhandel aufzuheben und bie 
zu machen, zugleid, ein Beitrag zur Geſchichte des Wölkerrechts und 


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Fernando befegen,, um die Balen Winfiee und 
die el ihrer Sklaven kaufen, uud die Prinzeninſel, 
den portug. Sklavenhandel beichügt, in nähere Aufſicht zu nehmen. 
Hay wibderſpricht es jeder in bie Zukunft ſchauenden Politit, wenn 
Spanien, Portugal und die Riederlande ihre. Colonien mit Stieren 
u früher oder ober fpäter zerreißen die Schwarzen ihre Ketten und machen 
Hut und Trüumern unabhängig, wie die Neger auf &t.» Domingo. 
: für Wiberforce umd feine Freunde noch ein Zweites. zu thun übrig, 
brung eines Plans zur Cmancipation ober Freiwerdung der noch vor: 
mittelft Werbefferung ihres Zuſtandes in refigiäfer, fittlicher 
he Hinficht. Freilich greift dieſer Plan In den Mechtöbefig bes Eigen: 
aber «6 iſt befier, allmaͤlig Rechten zu entfagen, als Alles der Sefahe 

ades prebszugeben, wie er auf Barbados, Portorico, Martinique un 
attgefunben bat. fhlug deßhalb am 10. uni 1016 im 
or, wan folle die Sklaven gleich britifchen Unterthanen behandeln und 
n einem freien Banernflande auferziehen. Dieb waren fchon die An: 
* For, Pitt, den Lordo Lansbown, Howick u. A. Allein noch 
wteten Windham u. A., die Neger ſeien der Freiheit nicht faͤhig. Die 

ngebilt der Stlaven, weiche Wilberforce 1815 vorgeſchlagen hatte 

f und die Einfuhr neuer Sklaven, ſowie bie Muechtfchaft freier Beute 
chen Niederlaffungen zu verhindern, ging daher nicht durch. (S. das 
mrmel”, April 1816.) Man wandte ein, daß fchen die vorhan⸗ 
e den Barkäufer und den Käufer eines Sklaven beflrafen ; daß bie 
raliſche Unterſuchung des Eigenthums herbeiführe; daß fie ben ganzen 
x Pflanzer der Staatsaufficht unterwerfe, und alte, oft fo nöthige 
rungen erſchwere; daß, dba nach der SBiN jeber, von dem Eigenthuͤmer 
veggslaftene Sklave frei werben foRe, die Schwaͤchlichen, Kranken ımb 
sa, Die ihe Here geſetzlich verpflegen muͤfſe, abſichtlich verſchwiegen 





als Geeräuberei. Insbeſondere rieth das „Quart. 
Dritt 









raviben, in mehre Theile zerfallen war, erhoben fih Dran, A 
von und Juden and Spanien, feit 1494 die: Seeräuberei 4 
fpätere Unternehmungen. (&. Barbaresfen.) Nicht vie 
Engländer. Grommels Admiral, Biote , yrtörte mar 16; 


a 







Dur | 





x 





* 


GHavenhandel, Sklaverei der Weißen 807 


alglerifchen Flotte und befreiete viele Gefangene; allein 1669 und 
xt ll. von England, im Verein mit den NRiederländern, Algier ohne 
Ben. Ebenſo vergebens bombarbirten die Franzoſen Algier 1682, 
388. 1683 warf der franz. Admiral Du Quesne 1200 Bomben in 
d legte fie zum Theil in Aſche; allein der Dey Mezzo Motto ließ ben 
Bacher in einen Dörfer laden und der franz. Flotte zufchießen. Die 
t der Mittel, die man zur Bändigung der Algierer anwandte, die 
: iimopäifchen Stangen, der Glaubenseifer der Mauren und Türken, 
u, welche ihre Barbarei einflößte, Alles trug dazu bei, daß Algier 
Miche Demüthigungen erfuhr. Hier, ſowie in Tunis und Tripolis, 
bluſtige tuͤrkiſche Mitisen ohne Gefeg und Ordnung. Alte chriftlich- 
jtaaten haben ſich daher mehr oder weniger erniedrigt, durch ordent⸗ 
jerordentliche Gefchenke den Frieden mit biefen Barbaren auf kurze 
fen. Bloß Frankreich fand mit ihnen in einem beffern Verhaͤltniſſe, 
ſchloß feit 1662 mit Algier, Tunis und Zripolis, und mit Marokko 
träge, nach welchen kein engl. Unterthan je zum Sklaven gemacht, 
r verfauft werben follte, aud) wenn er als Reiſender auf einem feinb: 
- angetroffen würbe; alle engl., mit Admiralltaͤtspaͤſſen verfehene 
m undurcchfucht das Meer burchfegeln; die Ladungen der gefcheiterten 
m nicht eingezogen, ihre Mannfchaft nicht zu Sklaven gemacht wer: 
britifchen Kriegsſchiffe konnten ſich in ben verfchiedenen barbarifchen 
benemitteln verfehen, ohne Abgaben zu bezahlen. Indeß beobachte: 
resken, Marokko ausgenommen, biefe Verträge nur fo lange fie Luft 
rich erhielt feit kurzem erft in Konftantinopel einen Schusbrief von 
hne Xribut, und vermittelte denfelben Schutz fir Toscana. Rufe 
ußen haben ähnliche Firmans gegen die Barbaresken von der Pforte 
weden und Dänemark haben den Frieden erfauft. Portugal foderte 
ı den Hanfeftädten einen Beitrag zu Bewahrung des Strandes, um 
an feinen Küften zu befchügen. Lübed und Bremen fchloffen zuletzt 
‚erträge mit Marokko; fie mußten aber endlich doch ihre Schifffahrt 
e größtentheild aufgeben, Amerika fchlinte feine Nationalehre durch 
ecatur, der 1815 Algier befchoß, und Algier mußte im Frieden die 
ion als unverletzlich anerkennen. Um biefelbe Zeit hatte Sir Sidney 
sach dem parifer Frieden 1814 einen Verein zur Abfchaffung ber wei: 
und gegen bie Geeräuberei (Institution anti-pirate) zu Paris ge: 
er loͤſte ſich 18418 wieder auf; ebenfo ein ähnlicher in Hamburg. 
en handelte England für ſich und feine Verbündete. Lord Ermouth 
Edward Pellew) ſchloß nämlich den 17. April 1816 mit dem Dey 
Nahmud Paſcha, einen Vertrag, nach welchem diefer die Gefange⸗ 
Sklaven zu behandeln und bei Abfchluß des Friedens ohne Löfegeib 
verſprach. England hatte zugleich den Schug feiner Verbündeten, 
d Neapel, gegm die Barbaresten mit übernommen. Darum war 
ſchon den 31. März 1815 mit einer Kriegsflotte vor Algier erfchies 
e durch Drohungen ben Abfchluß des Friedens zwiſchen Sardinien 
erauf den zwifchen Neapel und Algier, Tunis und Tripolis bewirkt. 
g von Neapel mußte an Algier, für jeben ihm geraubten chriftlichen 
D Piaſter, und jährlich, ohne bie außerdem noch üblichen Geſchenke, 
re, d. i. einen Tribut, Sarbinien aber für jeden Gefangenen 500 
na! Hanover wurde vom Den in ben Frieden mit England einge 
sis gab die farbinifchen Gefangenen umfonft frei, die neapolitani- 
fie 300 Plafter den Kopf. Auch Tripolis hatte ſich wie Tunis er> 
riftenfölaverei ganz abzuſchaffen und die gewoͤhnlichen Selete ber 
20 * 


- 





508 Sklavenhandel, Sklaverei ber Weißen 


Kriegsgefangenſchaft einzuführen. Lord Ermouth erſchien jetzt den 15. 3 
ein 2. Mal vor Algier, um den Dey zu nöthigen, das europäffche Wi 
Anfehung ber Kriegsgefangenen ebenfalls anzuerkennen. Allein ber Di 
Divan wiberfegten fich diefer Soderung, weil fie ihren Staats» und | 
grunbfägen gleich zumibertief. Endlich beroilligte dee Admiral dem Der 
von 6 Wochen zu Einholung der Willensmeinung bes Großſultans, o 
die Regierung von Algier eine Verbindlichkeit dieſer Art nicht eingehen u 
die britifche Flotte fegelte den 20. Mai nach England zuruͤck; Cap. Di 
brachte den algierifchen Abgeordneten nach Konftantinopel. Doc eine 
keit ohne Öleichen veränderte Alles. Der Dey hatte, während ber Unt 
gen mit Lord Ermouth, von Wuth und Haß gereist, Eilboten nad) 
Bona an die bortigen Befehlshaber gefandt, mit dem Befehl, daß fie fi 
fonen und des Eigenthums aller daſelbſt befindlichen Engländer demaͤd 
ihre Sciffe in Befchlag nehmen follten. Dies wurbe aufs graufamfli 
Am 23. Mai Überfielen algierifch:türkifche und mauriſche Soldaten, 
Signalſchuß, die Mannſchaft von 359 ital. Schiffen, die die Erlaubn 
len zu fiſchen, gelöft hatten und unter engl. Flagge feieblidy im Hafer 
Ingen. Der engl. Gonful warb gemißhantelt, und ein großes Blutba 
Chriſten, die ſich vertheidigten, angerichtet. Erſt die Ankunft eines: 
Algier, den der Dey fogleih nach Abſchluß des Vertrags mit Lorb € 
gefandt hatte, machte der Barbarel ein Ende. Als bie Nachricht bavon 
land kam, erhob fidy der gerechte Zorm der Nation, und im Unterhanft 
Caſtlereagh Bedenklichkeiten Auferte ſprach auch niht Fin Mitglieb 
Sinne, fondern Alle verlangten die Zühtigung ber Barbaren. Scht 
Juli lief Lord Ermouth mit 6 Rinienfhiffen, 2 Sregatten, 2 Briggs m 
bardierfchiffen aus Plymouth aus, wozu nod) einige Schiffe in Gibral 
Hier vereinigte fidy mit ihm der mederl Admiral van ber Capellen mit 6 
Wegen widrigen Windes erfchien die vereinigte, mit 6500 Seeleuter 
und 702 Kanonen führende, 22 Kriegsfchiffe ſtarke Flotte erft den 27. 
vor der Bai von Algier, wo der Dey unterbeffen Alles zur hartnaͤckigſt 
digung in Bereitfchaft gest, und mehr als 50,000 Mauren und 

Algier verfammelt hatte. Lord Ermouth erließ fofort an ihn die ſchri 
foderung: „Da er alle Verpflichtungen durch bie legten Graͤuelthaten ʒ 


Stolien 809 


B 1000 Städ beſtand, unbrauchbar machten. Um 8 Uhr war faft halb Algier 
b bie algierifche Seemacht ( 4 Fregatten, 5 Corvetten und 30 Kanonierſchalup⸗ 
H, nebſt einigen Vorrqthshaͤuſern im Innern Hafen und mehren Hanbelsfcifs 
gänzlich zerftört. - Den Tag darauf fandte Lord Exmouth, beffen Flotte ebens 
ſtark geitten hatte, eine neue Auffoberung an den Den, unter denſelben Bes 
ngen. Der Friede kam fogleich zu Stande. Eine hinzugefügte Bedingung 
ae Confulargefchenke ab, mit Ausnahme der perfönlihen, die aber nie 
k 500 Pf. betragen dürfen, und nöthigte den Dey, dem in Seffein gelegten 
Hai Genngthuung und 3000 Piafter Schabenerfag zu geben. Über bie Gapes 
ward nichts feftgefegt; auch keine Bürgfchaft geleifte. Die Regierung von 
hat alſo zwar bie Sklaverei der Weißen für aufgehoben erklärt, jedoch das 
‚ ben verfchiedenen europäifchen Mächten den Krieg zu erklären, fich vorbes 
m. Diefer Friede ward von Dmar Paſcha, dem Dep, den 28. Aug. 1816 
Ingland umd den Niederlanden unterzeichnet, am 6. d. Dion. Schawal im - 
I Hegira 1231. Demfelben gemäß hat der Dey 382,500 Piaſter, weldhe er 
W von Neapel und Sardinien erhalten, zuruͤckgezahlt, und 1211 Ehriften- 
a an Lord Ermouth freigegeben. (Bei dem erſten Beſuch in Atgter, Tunis 
1 Rripofis hatte Ermouth 1792 Sklaven freigemacht.) Die Schlacht war bei 
Bath, mit welcher die Algierer umter der Anführung bed Deys fochten, ſebr 
Die Engländer hatten 128 Todte und 691 Verwundete, bie Niederländer 
te und 52 Veridundete. Don Seiten der Algierer baeben 5000 Janitſcha⸗ 
) 6000 Mauren, ohne die Weiber und Kinder; an Schiffen und Vorraͤ⸗ 
aber war ber Verluſt To bedeutend, daß dem Dey nur eine Brigg, ein Scho⸗ 
ad eine Halbgaleere nebit einigen Beinen Kriegsfahrzetigen übrig blichen. 
Bid Angenzeugen und Dolmetſchers des Lords, Salame's „Narrative of the 
it, to Algiers in the year 1816, under the command of Adm. Lord 
hi (Lond. 1819, m. K.). — Allein Niemand verbietet den Barbaresken 
x gegen die von England oder durch großherrliche Firmans nicht bes 
Bar Nationen. Spaniens Seemacht iſt in Verfall. Der Papft kann nichts 
hoch hatte er am Himmelfahrtstage 1819 den Stifter des Drbens ber h. 
igleit zu Erloͤſung der Sklaven heilig gefpeochen. Neapel richtete ein Lands 
F, ſtatt Reiegsfchiffe zu bauen. Sardinien fühlt erft, feit e& Genua erhalten, 
kuflichtuing,, ben Hanbel feiner Möller durch eine Flotte zu beſchuͤtzen. Noch 
albantfchen und griechifchen Serräuber zu züchtigen uͤbrig, was den Briten 
Merhherren bes ionifchen Freiſtaats obliegt. Frankreichs Erpebition gegen Als 
1827 fg. hat, bei der flärkern Befeſtigung dieſes Platzes nichts entſchieden. 
Inrchgreifendfte Maßregel würbe eine große Unternehmung zu Lande fein; denn 
dharenpöbel in Norbaftita muß gebändigt, und bie Nordkuͤſte durch ein ver- 
Iges Golonialſyſtem gerettet werben. Damm erft iſt bie Sklaverei der Weißen 
Bis dahin haben einzelne Mächte unter ſich einen Schugverein gegen bie 
aresken gefchloffen. &o Spanien und die Niederlande durch ben Vertrag zu 
alaxara vom 8. Aug. 1816 , nad) welchem beide Mächte eine beſtimmte Zahl 
afchiffe, Fregatten ımb Kanonierboͤte gegen bie Barbaresken ftellen, gegen 
Ihren Schiffen die Höfen oͤffnen und mehre Mächte zum Beitritt einladen 
ns. Auch befchlofien tie in Aachen 1818 vereinigten Bouveraine, daß Eng» 
md Frankreich im Namen der verbuͤndeten Mächte bie Deys in den Barba⸗ 
auffodern follten, ihr Raubſyſtem aufzugeben, und die Grundſaͤtze 
mepäifchen Völkerrecht zur Richtfchnur ihrer Verhaͤltniſſe zunehmen. Europa 
alſo ‚gegen die afrikaniſchen Seeräuber noch auf demſelben Punkte, auf dem 
70 fand, als England und. Frankreich die erfte heil. Allianz (f. oben) gegen 
arbaresten fchloffen! „KR 
Bfolien, oxoAor, nämlich zelog, waren die Ziſch⸗ oder vulmehr xXX 



























Skrofeln 811 


ee Zufaͤllen auftritt. Man verfieht darunter chronifche Anfchwellungen 
Berhärtungen der Drüfen, fowol der äußerlich, befonders am Halfe ſichtba⸗ 
wind fühlbaren, als auch der tiefer und im Unterleibe am Gekroͤſe liegenden. 
u Auſchwellungen finb das beftändigfte Zeichen; bie eigentliche Krankheit aber 
Dh in einer fehlerhaften Abweichung ſowol ber Werrichtungen, als ber Fluͤſſig⸗ 
im deö gefanmmten Syſtems der einfaugenden Adern und Drüfen im Körper. 
aauf beruht auch die Möglichkeit des Dafeins einer ferofulöfen Schärfe. Gans 
Marmacht iſt es, daß ber Entwidelungsprocef auf die Entflehung dieſer Krank: 
‚einen großen Einfluß habe, barum wird fie aud) nur in gewiffen Jahren, näm- 
som 5. und 6. Jahre an bis zu dem Jahren der Mannbarkeit beobadıtet. So⸗ 
‚ca krankhaftes Worauseilen als Zuruͤckbleiben des Bildungeprocef[ed beguͤn⸗ 
Be; gleichen ſich die von jener Urfache herrührenden Skrofeln von felbft bald 
ıfo gehen dagegen bie andern nur allzu Leicht In große, ſchwer zu befiegenbe Übel 
Malfatti nennt die erſtern echte (fonft auch aͤußere), die andern unechte 
e, mefaraifche) Skrofeln; in den erftern eile das animalifche Leben voraus, 
letztern ſei ein Schwanken des vegetativen unb animaliſchen Lebens zugegen, 
Hberfeibe Schriftſteller. Zahllos find die verfchiebenen urfächlichen Diomente, 
fdenen dieſe Krankheit berühren ſoll; unter ihnen fleht bie Luſiſeuche ber Äl⸗ 
h. fowie die Entnervung berfelben durch Ausfchweifungen oder durch Krankhei⸗ 
Die das reproductive Syſtem angehen, oben an; auch If fie ohne Zweifel 
janſteckend jedoch nie. Als Gelegenheitsurſachen erwähnen wir vorzüglich ber 
Waften Erziehung, wo das Kind nicht mit Muttermilch, ſondern vielmehr mit 
Im, unverbaulichen Speiſen genaͤhrt wird, wo es zu frühzeitig Fleiſchſpei⸗ 
halt, an Gaffee, Bier oder Wein gewöhnt wird. Mißbrauch verftopfender 

rl gehört auch hierher; insbeſondere aber eine ungefunde, feuchte Laft und 
sichkeit, ſowie Vernachlaͤſſigung der Ausleerungen und ber Bewegung. Der 
ke Theil dieſer Urfachen begünfligt vielmehr die fogen. unechten, als bie echten 
kn. ctlich beobachtet man die Skrofeln gewöhnlich zuerft am Halfe, alß 

N fhmerziofe und ſcheinbar elaftifche Knoͤtchen, an welchen die Kinder nur beim 
Reinigen umbedeutenden Schmerz fühlen, und welche Anfchwellungen der lym⸗ 
ober conglobirten Drüfen find. Sie haben im Anfange etwa die Größe 
Wibfe, werden unter ſchlechten Heilungsverſuchen oder andern begümftigenden 
den nach und nach größer, und erreichen wol bie Groͤße einer Wallnuß; fie 
Ehen bisweilen unb kommen wieber, und find dann auch ana. Stellen, vor: 
in den Achfelhöhlen und ben Weichen zu bemerken. Sie find twenig geneigt 
Aterung, wenigftens gehen fie ſehr langſam in diefe über. Im Fruͤhlinge iſt 
h diefe Neigung etwas größer, forie die Skrofeln überhaupt In biefer Jahres» 
ia häufigfien erfcheinen. Dann entfleht wirkliche Entzündung, bie in Verei⸗ 
N oder Verhaͤrtung am häufigften fih zu endigen pflegt. Man belegt biefe 
Me gewoͤhnlich mit dem Namen der drtlihen Skrofeln; man wird aber wol 
ben müflen, ‚daß, wenn auch die Zufälle, doch die Krankheit ſelbſt keineswegs 
Blei. Allgemeiner ausgebreitet erfcheint die Skrofelkrankheit in der fogen. 
miöfen Anlage (habitus scrofulosus). Zeichen davon find: ein großer Kopf, 
e Dal, ſchwammiges, aufgebunfenes Anfehen, ſchwammige, hängenbe 
Mein, eine erweiterte und träge Pupille, dicke Nafe und Oberlippe, Knob- 
kgeruch aus dem Munde, dicker, aufgetriebener Leib, ſchleimiger, milchweißer 
1, isn dem fich eine geringere Menge von Phosphorſaͤure befindet, Neigung zu 
Abinten, Schleimhuſten, Stodichnupfen,, leicht voruͤbergehendes Roͤcheln 
er Bruft; ein haͤufiger Wechſel der Farbe, die bald eine begrenzte, helle Roͤthe 
Wangen gewährt, bald bleich iſt; unregelmuͤßige Verdauung, ber Appetit - 
zu ſchwach, batb widernatuͤrlich ſtark, und öfters Merkmale von Säure im 
em, Kolit, Blähungen, Neigung zu Verflopfungen, Würmer , tere un: 




































= @rulntne, ee 
Slawen (von Slava b. i. 





—* gothiſchen, und Attila's —— — Joche. 
„Ihnen die Berpegung mit , weie Di qremmanien Vhiter mach 





# 


Slawen 318 


a Hp faſt ununterbrochen fenthifche ober mongolifch = tatarifche Horden⸗ 
me, van der Wolga und dem Kankaſus her, fie von ben noͤrdl. Ufern bes 
Birereb weg, theils nach W., theild nach NR. hindraͤngten. Alſo ruͤck⸗ 

36. Jahrh. die eigentlichen Wenden (nachmals die noͤrdl. Slawen) in die von 
und Sueven verlaſſenen Wohnſitze an der Elbe ein, und bie eigentlichen 
(aber die oͤſtlichen) in die Donaulaͤnder, bis zu den noriſchen und juliſchen 





eu. doch vermifchten ſich beide, und es entflanden 2 große wendiſch⸗ſla⸗ 
w), 


ffe: der in Broßchroatien (Oſtboͤhmen, Schleſien und Lobo: 
umd der in Broßferbien (Meißen, Weſtboͤhmen und Mähren). Won 
I und den Avaren unterjocht, zerfplitterten fie in verfchiedene Maſſen, 
Bet der Franke Samo um 623 zu einem mächtigen Reiche verband, das aber 
Kode in viele Woywodſchaften zerfiel, woraus vor dem Ende des 6. Jahrh. 
kernamen entflanden. Doc) ift Alles nur Sage. Im 8. Jahrh. Führte 
Bonifaz einige flawifche Stämme in bie Umgegend von Fulda, Bamberg, 
wg und Baiteuth. In Böhmen regierten Libuffa, die Gründerin 
um 722, und Przemisl, erfler Herzog der Böhmen, fpäterhin Czechen 
Mi Der Stamm der Lachen (mahrfcheintich ein Antenzmweig) z0g von der 
In Donan an die Weichfel zuruͤck, und breitete fih u. d. N:: Poljanen, in 
intien Polen aus; Üfte diefes Stammes, die Pommern und Lutiger, 
in das norböftliche Drutfchland (Pommern, Niederlaufig) vor. Als wen: 
Meltszroeige breiteten ſich bie Wilgen von ber Ober durch die Mark bis jenſeits 
ans, und die Sorden bauten feit 640 das von ben Hermunduren verlaffene 
der Dberelbe (das heutige Meißen bis zur Saale) und das Havelland an; 
gen Medienburg erhob ſich fpäter die Macht dee Dbotriten. Weſtwaͤrts 
Fi die Wenden mit Tihliringern und Franken; Karl d. Gr. fuchte das 
if der Einen und befiegte die A. Im Kampfe mit den Avaren unterjochte 
DI. ſlawiſchen Länder, Kaͤrnthen, Steiermark und Krain, in melden er 
tere Raifer, deutſche Markgraffchaften gründeten. (S. Öſtreich.) Dar: 
dern die norbdeutfchen Wenden von Deutſchlands Rönigen aus dem ſaͤchfi⸗ 
Seamme bis uͤber die Elbe gedrängt, und im LO. Jahrh. die Markgrafſchaf⸗ 
‚ Zaufig und Brandenburg errichtet. Um diefelbe Zeit wurden bie an 
| e der Donau zurüicdgebliebenen Anten von den einbrechenden Avaren, 
rem, Magparen (Ungarn) u. A. theils vertilgt, theils In ferne Länder gedrängt. 
Base Anıten verſchwand. Wahrfcheintich waren es antifche Stämme, die an 
wepe und an die Wolchow zogen ; dort bauten fie Kiew, hier Nowgorod, die 
Rlawifchen Grundpfeiler des ruff. Staats, (S. Rußland.) Die eigent: 
Blawen behaupteten ſich an dem noͤrdl. Ufer dee Donau, fielen aber oft ver- 
d in die roͤrniſchen Provinzen ein, kämpften mit Bulgaren und Avaren um 
elbſtaͤndigkelt, nahmen Ausgemanderte aus Großferbien und Großkroatien 
b Rifteten mit ihnen vereinigt die fIawifchenNieberlaffungen in Dalma⸗ 
ſ. d. und Illyrien), Servien, Kroatien und Slawonien. Nach dem 
ange des großen maͤhriſchen Reichs am Ende des 9. Jahrh. erhob ſich das 
hotriten (in Lauenburg, Mecklenburg ꝛc) unter König Gottſchalk (ermordet 
und König Heinrich (ft. 1126), bis es im 12. Jahrh. theils von den fächf. 
(f. Heinrich der Löwe), thelld von den dänifchen Königen erobert 
Böhmen (f.d.) behielt feinen ſlawiſchen Fuͤrſtenſtamm, der aber die 
: der deutſchen Kaifer anerkannte bis 1306. Langfam erftwidelten ſich Po⸗ 
d Hufland (f. d.) zu felbftänbigen Staaten; dagegen waren die an der 
wehnenden Siawen, Slawonier, Bosnier und Kroaten nie mächtig, und 
gen faft immer benachbarten Nationm: den Griechen, Ungarn, Venetia⸗ 
sd Kürten. Unterbefien hatten Jahrhunderte von Wanderumgen und Krie⸗ 
menbifchen (flawifchen) Voͤlter von einer demokratiſchen Derfahtung au Ft 






















84 Slawen 


befeheäntten menatqhiſchen Regierung geführt. Ihre erflen Negenter 
Stammälteflen ; fpäter waren es tapfere und — — 
ober Hoepodar, Knees, Wojewode, Ban, Kral ic. ber die Regent 
heidaifchen Prleſter eine große Gewalt, ne 
Rügen gebot allen ——* Nationen. Der vornehwſte der ( 
Bog und ſ. Frau Siwa. Außerdem verehrten fie gute Goͤeter (Weib: 
—— Faſt jeder Gau hatte ſ. Gottheit. —— warte 
von den Obotriten Radegaſt, von den Havlern 

ſteln der Slawen im 9. Jahrh. find Cyrill (f. d.) und 
die Könige der Slawen erblich, und bie Ben 
den, verfanten die Gemeinen (das Vol) durch 
eigenfchaft. Daffelbe traf fie nach einem ſchrecklichen Bertiiguungbfriege 
dentſchen Befiegern a weiche ihnen im 10. und 11. Jahıf 
—28* aufdrangen. Nach Heinrichs des Loͤwen Sturz (1180) ac 
einigen wenbifchen Kürften, fich in ihren Ländern als unmittelbare BR: 

zu behaupten. Pribislaw, ber Sohn des legten Wendenkoͤnigs bee Ob 
Het, nahm nach der alten Hauptſtadt feihe® Landes: den Titel Fuͤrſt w 
burg an, und feine Nachkommen regieren noch in Schmerin und OStrefi 
das Geſchlecht Niklot's in Mecklenburg das einzige in Europa jegt dibri 
ſlawiſche (wenbifche) Fürftenhaus, Bogeslam unb Gafimir behauptı 
beutfche Meichsfürften in den Herzogthümern Pommern von ber O 
Meichfel, beten — Bewohner Pommern und Kaffı 
Jaromar, Fürft der Rügen, der Erbauer Stralfunbs (um 1178), weg 
gen und Vorpommern. Sein Geſchlecht erloſch 1325; das Land hul 
ben Herſogen von Pommern. Ponterellen, oder das Herzogthum P 
ber Meichfel (jegt Weſtpreußen), fiel im 14. Jahrh. an ben deutfchen 








im 15. an Polen. Im eigentlihen Pommern aber erlofd das we 
ſtenhaus nach vielen Zheilungen erft 1637. *) In den wendiſchen 
Krieg entoölterten Ländern felbft liefen ſich deutſche Goloniften niebı 
aröftentheild Sprache und Sitten (zum Theil fhon im 15. Sahı 
Mügen) verbrängt wurden, nur bie Leibeigenfchaft blieb, Gleich 
der alte. Wenbenftamm noch in mehren Ländern bes oͤſtllchen D 
a * in * —* und — — — 2* * if in 





Slawifche Sprachen | 818 


Rotiematfitten md ben Volksruhm, aber auch ben Trunk; er if flei⸗ 
nd anfleßig. In der Bildung ift er, mit Ausnahme des Wöpmen und 
} ins Mittelalter, hinter den Deutſchen zuruͤckgeblleben, theils wegen 
edehuten, vom Dölkeroerkehr entfernt liegenden Wohnſitze, sum deren 
einzelnen ſlawiſchen Völker unaufhoͤrlich — mußten, theils we⸗ 
na Berfafiung der Staaten. Ihre Regierung beſtand naͤmlich zu allen 
aus einer oligarchifchen Republik; die verſchiedenen Stämme waren 
UAnführern (Bupany und Woiwody genannt) von einander unabhaͤngig. 
ſlawiſchen Lande zügelte das Lehnsband die Beinen Herten des Bodens; 
Eomwte das Eigenthumsrecht den leibeigenen Bewohnern des Landes 
Vohlſtand geben; in keinem wuchs ber dritte Stanb durch gefegnäßige 
u Freiheit empor; in keinem faßte das römifche Mecht tiefe Wurzel, ſo⸗ 
bie Bildung bes Abendlandes ; denn auf diefer Seite war Aberali ber 
Nawen tödlich gehaßte Deutſche fein feindlicher Nachbar, ober fein Be⸗ 
id oft fein Unterbrüder. Zwar gab es einige Städte ſlawiſchen Urs 
e duch Handel aufblühten, wie Nowgorod, Kiew, Pleekow in Rußland 
Pomerellen war daͤniſchen Urfprunge, und das Dafeln der prachtvollen 
ber Wenden, Wineta, weldye in Pommern am Divenowſtrom bei 
* haben, von den Daͤnen 1043 zerſtoͤrt und dann in die See verſun⸗ 
l, muß nad) Gebhardi's „Geſchichte der wendiſch⸗ſlawiſchen Staaten" 
elt werden); aber keine hatte ſich einer langen Dauer zu erfreuen. Doch 
2 (da6 heutige Wollin) im 10., 11. und 12. Jahrh. eine voik⸗ und 
e Mieberlage des Nlawifgbehifgpen Handelt bis es in dem legten Drit⸗ 
zb. von ben Dänen zerftört wurde. K. F. v. Rumohr hat in f. 
dr Kunſt und Hiſtorie“ (1. Bd., Damb. 1816) ale auf Julin und 
koliche Gteßen dee Scheiftfkeller geprä ft, und glaubt, daß Julln, vom 
: Wendenflabt, Wineta genannt, das heutige Wollin ſei. Auch über bie ° 
unſt ſtellt er eine gruͤndliche Unterfuchung an. Die vie flawonifche 
Ragufa, erbielt ſich über 1100 Sabre, von 656 — 1806. Sie war 
nfte Dflegerin dee ſlawiſchen Literatur. In Anfehung der ältern Be 
Slawen verweifen wir noch auf Surowiedi’s gehaltvolle Schrift: 
eich. der ſlawiſchen Völker” (in poln. Sprache, Warſchau 1824), wor: 
us Prokop, Jornandes und Sidonius barthut, daß bie Samen mit 
ein und daſſelbe Wolf find. 
wifche Sprachen. Die ſlawiſche Sprache, weiche in ihren Bu J 
16 in ihren ausgebildeten Wörtern viel Ähnlichkeit mit ber griech., 

w Sprache zeigt (Surowiedi leitet fie aus der Quelle des Sonskit 8 
* als 60 Voͤlkern, von den oͤſtlichen Laͤndern am adriatiſchen Meere 
fern des noͤrblichen Eiomeers, und von der ſchwarzen Elſter (auf dem 
fer) bis zu den Infeln des ruſſ. Nordarchinels an der Weſtkuͤſte von 
ſprochen. In allen ſlawiſchen Dialekten findet man Spuren einer viel 
Älidy nur anfänglichen Cultur der Nation in ihren alten Wohnfigen. 
ı erfcheinen als eine nicht nur Acker⸗ und Bergbau, fondern auch Schiff: 
de Nation; ſonach mußte auch ihre Sprache bem erworbenen Cultur⸗ 
echen, um fo mehr, da durch den Verkehr der Städte die Bildung all⸗ 
rbert wurdi. Ihre Abkunft koͤnnte man in Oflindien fuchen. Denn 
t des Deva nagari hat 50, das allfiawonifche 46, das böhmifche 
ben. Der Goͤtzendienſt ber Slamm fimmt mit.jenem der Hindus 
ch haben ſich die Weiber nad) dem Tode ihrer Männer auf bem Schels 
erbrennen laſſen. Die ſlawiſche Spracye ſelbſt Hat auch noch die mei 
Wurzeln aus der Indifchen erhalten. (5. die böhmifche gelehrte Zeit⸗ 
of, Bd. 1, Prag 1824.) . Der gelehrte Pole Malewe hat dan: 





316 | Slawiſche Sprachen 


falls diefe Ähntichkelt in ſ. Werke: „O Slowianach i Ichpebratymeael 
ſchau 1816), gut dargefteht, was auch Hr. F. Brezoweki aus Agram beft 
dem er außfagt, daß er die Hindus bis Kochindhina, und fle ihn auf f. Rı 
verftanden. — Alle Stawen laffen ſich nad) ihrer Mundart in 2 Orbuun 
gen. Zu der erſten gehören die Ruffen, Illyrler, BRontenegriner, Bulga 
bier, Bosnier, Dalmatiner, Kroaten, die Winder In Krain, Kaͤrnthen, S 
und im eifenburger Gomitate. Zu der zweiten die Ezechen, Mähren, Sle 
Ungarn (über 4 Mill), die Ober⸗ und Niederlaufiger, die Polen umd 
ſodaß man die Slawen, wie die Drutfchen, In bie füb = und norbbeutfche 9 
in die nordweſtliche und fürböftliche eintheilen kann. Nur haben fidy zum 9 
der flawifchen Literatur viele Dialekte zur Schriftfprache erhoben, wovon d 
ſowol im der großen Ausdehnung ihrer Wohnfige, als auch in ben vielen y 
und religiöfen Stürmen liegt. Es ift fo zu fagen em Wunder, die Slawe 
biefee Bluͤthe und Kraft zu fehen, da fie die Wuth aller hrranſtuͤrmend 
zuerft aushalten mußten. Denn nicht nur der Deutfchen, fondern andy I 
ten, Hunnen’und Tuͤrken erſtem heftigften Stoße mußten fie widerſteh⸗ 
nad) langen Kämpfen erlagen einem Drucke, wie jener eines Friedrich vı 
benburg war (der die ſlawiſche Sprache bei Lebensſtrafe zu lehren verbe 
beutfche mit Gewalt einführte), die Voͤlkerſtaͤmme in Preußen, Bra 
Pommern, Sachfen, Altenburg, Meißen u. Schleſien. Nur die Laufiger fi 
mit ihren alten Sitten und ihrer Sprache da. — Nach Dobromsky ift die 
Sprache eine Tochter ber nicht zu und gelangten flamon. Urfprache. Diefes 
nifche artete in 2 Hauptmundarten aus: hie antifhe und ſlawiſche. Sen 
Sprache der öftlihen Stawen, der Anten; biefe die ber weſtlichen Glan 
dem antifchen Sprachſtamm sähle Dobrowsky 3 Afte: die ruſſiſche (im rorl 
die groß = und die kleinruſſiſche unterfcheiden muß), die ferbifche und bie 
Sprache; ebenfo viel zu dem flawifchen Sprachſtamm: bie böhmifche, dir 
und die polnifche. Im Allgemeinen ift fie weniger ausgebildet als die bei 
ſchen Literaturvoͤlker; doch waren die Slawen unter allen europäifchen Bı 
erften, bei welchen bie Bibel in ihre Mutterſprache überfept wurde. Di 
ſche und die polnifche Sprache (ſ. d.) haben eine nicht unbedeute 
ratur. Die ferbifche (f. d.) oder illyriſche Sprache fängt feit Eurem: 
anäschilbst zu inorh Nie Mamilhe Munbart in Baänisn ınh in ber) 





Slawonien Smith (Adam) 817 


Glawonien,f. Sclavonien. ' ‘ 
Sleidanus (Johann), eigentlih Philipfon, geb. zu Sleida in ber 
Nqaft Menderſcheid unweit Koͤln, 1506, eine der größten Publiciften f. 
alters , ſtudirte zu Lüttich, Köln, Löwen, Paris und Orleans bie Rechte, 
k Zeit in Dienftm König Franz I. von Frankreich, und wohnte als fein 























dem Reichötage zu Regensburg bei. 1542 kam er nach Straßburg. 
ten des ſchmalkaldiſchen Bundes machten ihn mit einem Jahrgehalte zu ih⸗ 
Berhichtfchreibeb, der Rath zu Strasburg gebrauchte ihn zu wichtigen de 
Mibeften, und ernannte ihn 1542 zum Pxof. der Rechte. Die Proteflanten 
en ihn 1545 zum Rönige von England, und hernach zu der Kirchenverſamm⸗ 
E yadı Trient, wo ex fehr geachtet ward. Mit dem berühmteifen Männern 
Sehrten f. Zeit fland er in Briefwechlel. Er flarb zu Strasburg 1556, 
den Ruhm hinterlaſſend durch f. claſſiſches Werk: „De statu religio- 
B reipublieae Imper. Carolo V.“ (Strasburg 1555, $ol.). Die beſte 
von Am Ende (Frankf. a. M. 1785, 3 Bde), mit Exitifchen und erläut. 
5; im legten Bde. befinden fich Sleidanus's Leben, f. Briefe u. f. w.; 
‚von P. 5. le Courayer (Haag 1767, 3 Bde). Nur die aͤlteſten Ausg. 
ben umverfälfchten Bert von dem Werke biefeß wegen f. genauen Kenntniß 
Ange, ſ. ſchoͤnen, gleichfliefenden Schreibart, und wegen der für einen Pros 
kim jenes Zeitalter& ziemlich weit gehenden Unparteilichkeit, gleich ſchaͤtzbaren 
. Das Bud) felbft machte einen ſehr großen Eindruck, warb in mehre 
Pen überfegt, fand aber auch viele zum Theil heftige Gegner. Papft Paul 
te felbft ein guͤnſtiges Urtheil über daſſelbe. Sleidan fchrieb no: „De 
Ber summis imperlis lib. III’ (Strasburg 1556) , welches 55 Dal auf 
}, und von Schurzfleiſch bis 1676 fortgefegt wurde; „Summa doetrinae 
ts derepublica et de legibus (Strasburg 1548); „Opuscula‘, ed. Helias 
ius (Danov. 1608); auch hat gen von ihm eine fließende lat. Überf. 
WMiimoires de Comines” (Par, 1545). 
alte, T. Schmalte. 
Smaragd und Beryli. Diefer Edelftein findet ſich in Gfeitigen, theils 
und glatten, theis langen laͤngsgeſtreiften Prismen, hat mufcheligen und 
am Bruch, iſt farblos, weingelb, meergrün, ſmaragdgruͤn, hat Glae⸗ 
„iR durchſichtig, fo hart wie Zopas und von 2. Sfachen fpec. Gewicht. 
JBeſtandtheile find vorherrſchende Kiefelz mit Thon» und Glycinerbe. 
Princip der fmaragdgränen iſt Chromoryd. — Die ſmaragdgruͤ⸗ 
kurzen und glatten Säulen heißen Smaragb, bie andeın Beryll. Der 
? findet ſich in Peru, Salzburg und Agppten, der legtere in Sibirien und 
Der Smaragd hat weit höhern Werth als der Beryll, das Karat von 
w Eoflet 12 Thlr. und mehr, wenn ex ſehr ſchoͤn iſt, vom letzterm 2— 3 
Der Gmaragd ber Alten iſt theils unfer Edelſtein, theils eine gruͤne 


ß. . 

Smith (Adam), der unſterbliche Verfaffer ber „Unterfuchung über bie Na⸗ 
uh Urfachen des Nationalreichthums“, geb. zu Kirkaldy in Schottland, wo 
Ise Bogbeamter war, d. 5. Juni 1723, besog bie Univerfitäten zu Glasgow 
Ieforb , um ſich der Theologie zu widmen ; allein f. Vorliebe für die Philos 
mb das Studium bes Dienfchen bewog ihn, diefe Bahn zu verlaffen. 1748 
mach Edinburg, und bielt daſelbſt Vorleſungen über die Rhetorik und die 
m Wiffenfchaften. Um diefe Zeit machte er bie Bekanntſchaft des berühmten 
e, die balb in die vertrautefle Freundſchaft überging. 1751 warb er Prof. 
ogit und der Moral zu Glasgow, ein Amt, das er 13 Jahre lang mit 
a bekleidete. Er felbit hielt dieſen Abfchnitt f. Lebens fire den gluͤcküchſten, 
rinmerte fich deffelben mit Vergnügen. Als alabemifcher Lehrer zigte Sa. 








Smith (Adam) 10 


zi, und nur ſcheinbar hervorgebracht und ſcheinbar erworben wird, woge⸗ 
rten von Producenten im Staate annimmt, nämlich 1) ſolche, welche 
niſſe der Natur ſelbſt abgewinnen, welchen Theil des Einkommens er 
amt; 2) die, welche von den Zinſen ihres Capitals leben, und 3) bie 
hne ihrer Arbeit leben, welche fie Anden leiften. Dieſe legte Elaffe 
in probuctive Arbeiter und in umprobuctive. Jene find ſolche, welche 
rbeitslohn eine Sache von hoͤherm Werth zuruͤckgeben, diefe, welche 
un. Jene erwerben, bdiefe nicht. Sonach ftellt Sm. ein ganz andre® 
tem als die Phyſiokraten auf. Er erkennt den Handwerker, Manu: 
und Kaufmann als wirkliche Producenten an, und Gewerbfleiß (Ins 
: Arbeit iſt ihm die Hauptbeförderung des Nationaleintommens; das 
se feines Syſtems. Inwiefern Sm.’s Grundſaͤtze ihm eigenthuͤmlich 
: zugehören, läßt fein Biograph Stewart ımentfchieben. „Aber ges 
er fort, „werden auch die wärmften Bewunberer der Phyſiokraten zu⸗ 
von den zahlreichen Erklären ihres Syſtems keiner ihm an Beſtimmt⸗ 
mtlichkeit der Begriffe und in der ſyſtematiſchen, lichtvollen Orbnung, 
ie Lehrfäge aus den erſten Grundbegriffen leitet, nur von fern zu ver 
Turgot und Quesnay waren Sm. von f. Reife in Frankreich perfön- 
.Mit jenem fol er fogar einen Briefwechfel unterhalten, biefem aber 
I8 einen Mann von den einfachften Sitten und von der größten Beſchei⸗ 
hoch ſchaͤtzte, und von deſſen Syſtem er urtheilte, e8 komme, ſ. Mäns 


et, dee Wahrheit näher als irgend eins, würbe en f. Wert zugeeig⸗ 


wenn Quesnay nicht früher geftorben wäre. Es iſt daher nicht um: 
ich, das Sm. duch den Umgang mit Ihnen auf den Gedanken gebracht 
ich Gegenſtaͤnden dieſer Art vorzüglich zu wibnmen. Die Hauptideen fol 
om in f. Vorlefungen zu Glasgow, fowie in einem fchriftlihen Aufſatze 
tebergelegt haben. „Wenn man Sm.’s Werk lieſt“, fagt Say (in ber 
f. „Traite d’economie politique‘ , einem Buch, durch das man ſich 
äßig zum Studium bes ſchweren Smith'ſchen Werks vorbereiten kann), 
a, daß e8 vor Sm. noch gar feine Nationaldtonomie gab. Mögen im⸗ 
Phyſiokraten und der perfönliche Umgang mit ihnen ihm nüglich gewe⸗ 
Cber zwifchen den Lehren der Phyſiokraten und Sm.’s iſt derfelbe Uns 
re zrolfchen Tycho Brahe's Syſtem und Newton's Phyſik flattfins 
Bm. hatte man oft ſehr wahre und richtige Grundſaͤtze geäußert, er hat 
ihren Zufammenhang unter fi) und ihre Verbindung mit ber Natur 
zeigt. Man weiß aber, daß eine Wahrheit nur Dem angehört, ber 
weiſt. Er hat nicht bloß Wahrheiten vorgetragen, ee bat auch bie 
hode gelehrt, die Irrthuͤmer leicht zu finden. Nicht einen einzigen 
eine einzige Vorausfegung erlaubt er ſich, die nicht den beftänbigften 
n gemäß wären. Sein Werk ift eine Reihe von Beweiſen, welche 
e zu dem Range unbeftreitbarer Principien erhoben, und eine viel größere 
Im das Meer der Vergeffenheit geftürzt haben”. Dem legten Abfchnitt 
achte Sm. zu Edinburg zu; denn 1778 erhielt ex die Stelle eines koͤnig. 
& für die Zölle in Schottland; eine Mutter und Miß Longlas, f. Cou⸗ 
n ihm. x lebte jegt in Überfluß, umd nur der Tod diefer beiden Per» 

denen er bie legte wie eine Schweſter geliebt hatte, trübte das Ende 
kr ftarbing Juli 1790. Sm. überlebte die Herausgabe ſ. Werkes nur 
nb doch hatte er während dieſes kurzen Zeitraums das Vergnügen, nicht 
m f. Theorie zuerft fi) regenden Widerfpruch nad) und nad) verſchwin⸗ 
ı, fondern aud) Zeuge von dem praktiſchen Einfluffe zu fein, ben f. 


af einige Zweige der Handelspolizei f. Vaterlandes bekamen. Aber 


[4 


„8 Lob jebt im Munde aller Freunde der Stantswicthihaft it, ab» 





820 Smith (Sir Sidney) 


gleich ſ. Srundfäge und Ausfprüche fogar im britifchen Parlamente 
werden, fo fehlt doch viel, daß man f. Vorſchlaͤge allgemein befol 
Nation felbft die Vermehrung ihres Wohlſtandes frei und ungehindı 
hätte. Keine Regierung in der Welt, felbft (vor Canning und H 
britiſche, unftreitig bie hellſehendſte, nicht, hat ſich praftifch von bi 
diefes menſchenfreundlichen, weltbürgerlichen Syſtems überzeugen koͤ 
anz Europa herrfcht noch der Wahn, jedee Volk müffe den Wohlſtar 
ee, mit denen es Danbel treibt, mit neidifchen Augen anfehen, u 
geninnen, für feinen Verluſt Halten. Niedrige Krämerkünfte find | 
rundfägen für die Verwaltung großer Staaten erhoben worden. 
wurzelt ift jegt das libel, fo unglüdlich find ale Verfuͤgungen des kar 
Syſtems, daß, feiner in die Augen fpringenden Schwaͤchen ungeacht 
ben bereit ‚ daß fie nicht nur im Staate große Unordnungen hervorb 
dern auch die Hülfsmittel dagegen beinahe ebenfo gefährlich machen, 
orbnungen felbfl waren. „Ich meine über das Elend der Menſchheit“ 
gieri in f. trefflichen „Syſtem der Gefeßgebung” aus, „wenn idy mitten 
r Aufllärung, mitten unter dem Glanz der ſtets erleuchteten Waheh 
thum triumphiren ſehe. Jedem fleißigen Bürger eine Gelbfiraf 
den Kaufmann zur Bezahlung einer Geldbuße zu zwingen, deren ! 
Verhaͤltniß der Wohlthat, die er dem Staat erweift, fleigt; den Da: 
zu behandeln, fein friedſames Gepaͤck mit den Waffen in der Hand zu 
alle Häfen, alle Seeufer, alle in⸗ und ausländifche Hanbelswege n 
und Verräthern zu umgeben, jenen feilen und beftochenen Geſchoͤpf 
Staate, ben fie yerrathen, vom Kaufmann, den fie plagen, vom € 
ler, den fie beſchuͤzen, bezahlt werden; allen Pladereien und Betrüg 
zu geben, die die gedungenen Vollzieher eines ungerechten Geſetzes nur ı 
nen; mit Einem Wort, den Kaufmann zu der Überzeugung zu veru 
ſchon die bloße Annäherung an eine Zollbube entweder Schimpf oder 
reitet: iſt das bie Politik handelnder Nationen?’' — Unb fpäterhin, s 
ethanen Vorfchlägen gegen biefe Übel fpriht: „„Diefe Schriften ha 
irkung, die Laft des übels, das und zu Boden druckt, noch fühlbarı 
weil fie ung die Leichtigkeit, ihm abzuhelfen, und die Faulheit Derer, 
von befreien foilten, zeigten. Es fcheint, daß bie, fo an ber Spige 


Lich InDAr DEI 








[| Lei ri E riwiht T | 











Swolendk s21 


reiſte er nach Konftantinopel und nahm hier Dienfte in der kuͤr⸗ 
lein nach dem Ausbruch des Kriegs zwiſchen England und Frank; 
e türkifchen Dienfte und eilte nach Toulon, das von Admiral 
de. Bei der Wiedereinmahme Toulons durch bie Republikaner 
ieh den Auftrag , die franz. Schiffe auf der touloner Rhede zu 
ollzog denfelben mit Erfolg: allein f. Verſuch, auch bie großen 
eſes Hafens zu zerſtoͤren, ſchlug fehl. Jenes Gelingen aber 
lebhafteften Haß gegen ihn Seitens der franz. Regierung, bie 
dhrenner bezeichnete. Sir &. hatte den Huf ber Verwegenheit 
cd von jest an ſtets zu dem gefahrvoliften Unternehmmmgen ges 
d ee 1795 von der Flotte bes Admirald Warten, bie vor Breſt 
zgeſchickt, um Nachricht Über die franz. Flotte, welche im Has 
einzuziehen, und hatte bie Keckheit, mit franz. Flagge in den 
egeln und die genauefte Nachricht durch eignen Augenfchein ein» 
h entdeckt, gelang es ihm, wieder aus dem Hafen herauszu⸗ 
er glüdlih war er 1796, wo er vor Havre in einem Gefecht 
zemacht wurde. Das Dieectorium erklaͤrte ihn als einen Mord⸗ 
ı Völkerrecht, verweigerte alfo f. Ausmwechfelung und fperrs 
rel ein. Seinen wadern Freunden Tromelin, Philippeaur und 
elang es nach mehren a. verungluͤckten Verfuchen, ihn durch eis . 
Befehl des Polizeiminifters aus dem Gefängniß zu befreien und 
land zu entführen, wo er mit dem lebhafteften Enthuſiasmus 
de, und vom Könige ſogleich Befehl über den Tiger von 80 
Auftrag erhielt, damit die Küfte von Ägypten zu bewachen. 
Str ©. nach Syrien, mo er Belegenheit fand, bei der Belage⸗ 
nd’Acre Buonaparte auf die entfcheibendfte Weiſe entgegen zu 
oß er mit Kleber die Convention von El Ariſch ab, bie aber von 
nerfannt wurde. Jetzt kehrte Sir S. nad) London zuruͤck, wo er 
; Unterhaus gemählt wurbe. In dem neuen Kriege, welcher bem 
ns von Amiens folgte, ward &. auf neue angeftellt und zum 
admirals erhoben. Er zeichnete fi) allenthalben aus, und führte 
Regenten nad) Portugal und Brafilien. Seit diefem Zeitpunkte 
fter angeftellt gewefen und lebt beftändig auf bem feſten Lande. 
ngnabe, in welche er gefallen fein mochte, Verbindungen mit ber 
u. 1814 ward er von verfchiebenen philanthrophifchen engl. Ges 
ien zum Congreß gefanbt, um dort die Abfchaffung des Sklaven⸗ 
Art von Kreuzzug gegen die Barabesken zu bewirken. Gene 
HIglos; doch gab er darum f. Lieblingsibee nicht auf, fondern 
‚815 eine antipiratifche Geſellſchaft, bie fih aber 1819 aufge 
: fcheint ſich in Paris gänzlich niedergelaffen zu haben. 
k (Schlacht von). Smolensk, eine der aͤlteſten Stäbtedes ruf. 
Polen gehörig, dee Schlüffelvom Innern Rußlands u. das Thor 
Roskau, liegt am linken Ufer des Dnepr, und hat etwa 1500 
Unter den Mauern diefer Stadt hatten fi) am 8. Aug. 1812 

affen der ruffifchen Streitkräfte unter Barclay de Tolly auf ber 
Bagration auf der andern Seite, nach befchwerlichen Märfchen 
utenden Verluft, vereinigt, und wollten die Sranzofen, benen 
hen waren, felbit angreifen. Aber fhon am 16. erfchien Ra» 
BE und befegtedie Höhen. Junot ſollte mit dem 5. Armeecorp6 
chts marfchiren, um den Ruffen den Weg nach Moskau abs 
linken Fluͤgel befehligte Ney, den rechten Pontatomsli, die . 
Smolensk war gleich im Anfange des Jahres nady MINE 
nte Kufl. 8b. X. a1 





Omyrna 323 


Streitigkeiten mit Wilkes (f.b.). Während er f. erſten Ro⸗ 
gte ee noch f. mediciniſchen Studien fort, wurde Doctor, ließ ſich 
gab aber bald die Praris auf und lebte nun bloß vom literarifchen 
Reiſe, die er 1763 — 65 bucch Frankreich und Italien machte, 
:1770, hat er in 2 verfchiedenen Werken erzählt, von benen das 

„Reifen des Humphrey Klinker”, ſich durdy Humor, Satyre und 
wet empfiehlt. Auch ſchrieb er einige Inrifche Gedichte, bie ſich 
mb erhabenen Schwung auszeichnen. Er ftarb 1771 in ber Nach⸗ 
worno. ©. ift unleugbar ein Schriftſteller von großen, mannigs 
n. Seine Romane werden durch ihren echten Humor Jeden ers 
mit zu großem Zartgefühl lieſt; f. hiſtoriſchen Werke befriedigen 
Foderungen nicht, find aber von Seiten der Schreibart ebenfalls 


th. 

a (türkifch Ismir), eine bedeutende Stadt an der MWeftküfte Nas 
m gegen 10 deutfche Meilen in das Land hineingehenden Meer: 
en f. vielen Sandbaͤnke nicht überall mit großen Schiffen befahren 
gt in einer reizenden und an ben ebelften Früchten reichen Gegend. 
var fie eine Pflanzſtadt ber Ephefer, und ift abwechfelnd im Befig 
ier, Lndier und Macedonier gewefen. 400 Jahre nad) ihrer Zer⸗ 
: von Lyfimachus, oder, nad, Strabo, von Alerander wieder aufge: 
e Städte Joniens fie in ihren Bund aufnahmen, warb fie bald der 
8 Heinafiatifhen Handels. Hier blühten die Kuͤnſte; aus ihnen 
:Dentmäler der Baukunſt hervor; Fremde aller Nationen ſchwelg⸗ 
der Rei:e diefer Stabt; fogar der weichere isnifche Dialekt lockte 
ch den Einfluß umruhiger Zeiten warb fpäter aller Wohlftand vers 
Anfange des 13. Jahrh. waren nur noch Ruinen davon übrig. 
völlige Herren des Reiche geworden, blühte Smyrna von neuem 
ald wieder da in neuen Häufern am Ufer des Meers. Die Stabt 
Neeresufer nad) einem Berge hinauf, auf welchem eine alte Burg 
t davon liegt ein Eleinere® Schloß. Das von Europdern bewohnte 
ft die Frankenſtraße, hat nur 1 Stockwerk hohe, hölzerne Häufer, 
Theil von Smyrna und liegt ganz an der Ser. Fuhrwerk ift 
gewöhnlich; daher find die Straßen eng, oft 3— 4 Ellen breit 
reımgen der Sonnenftrahlen hindemd. Das Gewuͤhl in diefem 
yanbelsorte der Levante ift außerordentlich. Die Einmehnersahl 
420,000 ; bierimter find 65,000 Türken, 23,000 Griechen, 
: amd über 12,000 Juden; der Europder, Franken genannt, tft 
Anzahl. Es iſt eine griech. Gemeinde hier, welcher ein Erzbifchof 
enmenifche, ebenfalls mit einem Erzbiſchof, eine Batholifche, mit eis 
icar, einen Franciscaner⸗ und einem Gapuzinerliofter, und eine 
welche ihre Gapelien bei den engliſchen ımb deutſchen Conſuln ha: 
n baden 3 Synagogen und bie Griechen ein Eollegiums zum Unters 
h. Sprache und Mathematik. Hofpitäler find fuͤr bie morgenlaͤnd. 
Chriften angelegt. England, Schweden, Preußen, Venedig und 
ı hier Conſuln. Die Stadt ift nehft ihrem Gebiet Eigenthum ber 
'utter des Sultans; aber ein Kabi herrfcht an ihrer Statt und im 
Itans, und ein Muffelim erhebt die Einkünfte. Peſt, Erdbeben 
ſte find nichts Ungewoͤhnliches. Die Rhede iſt geräumig und die 
ganz nahe am Lande fiher liegen. Es find bier mehre Fabriken, 
ie vortrefflichen berühmten Zeppichfabriten zu bemerten. Smyrna 
Staͤdten, welche auf die Ehre Anfpruch machen, dem Homer dab 
ı haben. An den Ufern bed hellen Meles zeigte man den Dirt, W0 

21 * 





324 Snybers Soceus 


ihn f. Mutter geboren, und an ſ. Quellen bie Stelle, wo er in dunkler Höblef) 
ſterblichen Gefänge gedbichtet. Unter ben Säulen feine® Denkmals verfam 
fich die Bürger; die Münzen ber Stabt trugen fein Bilbnif. Eine Heine 
vom bier, bei Lem Dianenbade (mehren Quellen, bie vereinigt einen See bi 
bat man Übercefle des alten Dianentempels zu finden geglaubt. Statt bri frk 
„Dpetacteur oriental” erfdhien in Smyrna 1827 ber ,‚Observateur iq 

Suüyders oder Sneyders, auch Snyers (rang), einer ber bel 
teften Thiermaler, geb. zu Antwernen 1579, geft. 1657. Zuerſt wibmelir 
der Fruchtmalerei und war ein Schüler Heinrichs v. Bahlen, Er arbeite 
in Verbindung mit Rubens, ber fein Verdienft zu fchägen wußte. Man hatt 
Gemälde von ihm mit Figuren von Rubens, Jordaens, Honbhorft, Micnlant, # 
velt, und es ift ſchwer, eine Verſchiedenheit bes Pinſels wahrzunehmen. Phil 
von Spanien, ber eine Hirſchjagd von ihm geſehen, beftellte mehre Jag 
Schlachtſtuͤcke bei ihm; aud ward SG. erſter Maler bes Erzherzogs Albert, me 
Statthalter ber Mieberlande war. Er ſtellte die Thiere in f. großen und ram 
bern in ihrer lebendigften Eigenthuͤmlichkeit im Kampfe dar, und wuhßle die 
be ber thierifchen Seele, ald Much und Furcht, den bis zur Wuth gereigti 
Liſt mb Grauſamkeit mit ber hoͤchſten Mannigfaltigkeit und kuͤhner Kraft im 
glänzenden Bilde zu vereinigen. Seine Bären:, Wolfs- und Eberkämpfe} 
die Galerien von Wien, Münden und Dresden. Doch ftellte er auch bie 1 
ruhigen Zuſtaͤnden mit Leben und Wahrheit dar. 

Soane (John), einer der erſten Architekten in England, Profi bei 
£unft an der k. Akad. in London, geb. zu Reading in Berkſhire 1756, al 
erften Unterricht in f. Kunft von dem geſchickten George Dance und fiubitt 
in der koͤnigl. Akabemie. Seine Bauriffe und Zeichnungen wurden bier! 
ſilberne und goldene Schaumuͤnze beiohnt, und 1777 ließ ihn der Königm 
lem reifen; two er ſ Zeit mehre Fahre gut nutzte und von ben Akademien in 
und Parma zum Mitgliebe aufgenommen wurde. Nach f. Mückkehr bea 
ihn bei verfchiedenen Gelegenheiten. Die englifhe Bank ernannte IhE 
zu ihrem Architekten. Die Ermweiterumg und Umgeftaltung ber Bank, mie 
jetst fieht, find fein Entwurf, und die Billigung vieler in» umd ausländifd 
ner hält ihm ſchadlos für den Zabel einiger Mißguͤnſtigen. Daß ers, Am 
lich ftudirt hat, Fan man fehen aus ber Belchreibung ber von ibm errichtet 


Goclalcontract Soeinianer 383 


ne erhabene Styl der Tragödie, ſondern eine dem wirkllchen Geſpraͤchs⸗ 
ade Gchreibart angemeſſen iſt. Auch die ſeidenen Schuhe der Praͤla⸗ 
oden (sandalia). 
slcontract, f. Rouffeau (Fran Jacques). 
:tätsinfeln, oder die gefelfchaftlichen Iufeln, nennt man eine 
kr Sübimdien oder Auftralien, die aus 11 Hauptinfeln befleht. Ota⸗ 
mit 16,000 (n. A. jegt nur mit 7000) DRenfchen, iſt darunter bie 
haben einen fehr milben, angenehmen Himmel, gute Bewaͤſſerung 
Elippen. Zucker⸗ und Bambusrohr, Brotfruchtbäume, Bananas, 
Platanen, Pifang, Yams⸗ und Arumsmurzeln, Pataten ıc. find die 
es Pflanzenreichs. An Thieren gibt es Schweine, Hunde, Hühner, 
Papageien, Eisvoͤgel, Reiher, Wanfifche, Haifiſche, Krabben, Aus 
5 Mineralrteich liefert Thonerde, ſchwarzen Bafalt, Schwefel, Lava ıc. 
id nicht ohne Bildung, gutmüthig und gaftfrei. Sie lieben bie Muſik 
wegen der Sruchtbarkeit ihres Landes wenig zu arbeifen, da 3 Broi⸗ 
hinreichen, einen Menſchen zu ernähren. Die Engländer haben auf 
durch Miffionnaire die chriftliche Religion außgebteitst, bie Goͤtzen⸗ 
ſchwunden, ebenfo die fchredlihen Menſchenopfer und Kindermorbe. 
druckerei, welche bie londner DRiffionsgefelifchaft hierher geſchenkt hat, 
Theil der Evangelien in der Landesſprache gedruckt. Die Regierungs⸗ 
Art von Lehnsſyſtem. Unter dem Könige ( Erihrahie, Groß⸗Erih) 
y6, unter dieſen die Mahuhounis oder Lehnstraͤger. Endlich gibt es 
.Gemeine, Bauern, oder eigentlich Sklaven. 
sianer, eine Religionsgeſellſchaft, der 2 Italiener ihren Namen 
ins Socinus, aus dem vornehmen Befchlecht der Goyini in, 
> geb., ging von ber Rechtsgelehrſamkeit, in der f. Vorfahren fich 
ven und der er felbfi [. Jugend gewibmethatte, zu Forſchungen in der 
b der Gottesgelahrtheit über, und verfiel bald In Zweifel an mehren 
schenlehre, über die er au früh ohne geundliche und umfaffende Er⸗ 
Iben aburtheilte. Bon Wißbegier getrieben, begab er fich auf Reifen, 
h in der Schweiz und in Deutfchland mit mehren ber bermaligen Re⸗ 
nd lebte auch faſt 3 Fahre in Wittenberg, mo er befonder& morgen» 
achen erlernte und durch Talent und Fleiß ſich ſelbſt Melanchthon's 
b, ſ. Meinungen aber noch zuruͤckhielt. Von dort begab er ſich nach 
mit mehren Gleichgeſinnten in Verbindung trat, doch nur geheim f. 
g. Darüber gerieth er in Verdacht und Unterfuchung , zumal er Eis 
z Verwandte und Sreumde, von der Kirche abzog, und nur bucch offen: 
ng und Verheimlichung f. wahren Überzeugung entging er drohender 
n unrubiges Leben endete ſchon 1562 in Züri ; aber f. Meinungen 
> wurden durch f. Neffen, den Erben f. Handfchriften, weiter verbrei⸗ 
Fauſtus Socinus, geb. 1539, war bem Belfpiel ſ. väterlichen 
gt, hatte fruͤh durch Unterfuchungen über Glaubenswahrheiten fich in 
l verſtrickt und den Verdacht Eegerifcher Anfichten auffichgeladen. 
jaͤhr. Juͤngling hatte er deßhalb f. Vaterſtadt Siena verlaffen müffen 
yon fortgeaubeitet. Durch den Tod f. Oheims in den Befig der. Hand⸗ 
zen geſetzt, befchäftigte ex fich fo angelegentlich mit dem Studium ber» 
darin enthaltene Lehre, feinen vorgefaßten Meinungen entſprechend, 
gen Überzeugung bemächtigte. In Florenz, wo er mehre Jahre am 
zherzogs lebte, begann er die Verbreitung feiner Kehren durch kleine 
e f. Namen; in Bafel, wo er Schug fuchte vor den Befahren ber 
u, befefligte er fi immer mehr in f. Irrthämern. Diefe entwidelte 
zeueter in Siebenbürgen, wo er viele Gehuͤlfen fand , und ang end: 


Soda Soden 587 


1 — uud beſonders Andr. Wilfowatius. — In der Regel waren Ihre 
uhöbelenwtniffe nach ber aͤußern Form des apoſtoliſchen, aber von dieſem in 
m Ichalt durchaus abweldyend, abgefaßt, indem fie die Form nur beibehieltem, 
Hs Schein von Nechtglaͤubigkeit zu gewinnen. Selten haben fie ganz ehrlich 
Au ihre wahre Überzeugung ausgeſprochen; immer den rechtglaͤubigen Aus: 
aub Formein, deren fie fich bedienten, einen andern verfledten Siun unter 

ud daburch ihre Wahrhettötiebe fehr verdächtig gemadyt. Auch Einzeine 








kein Bedenken, ſelbſt in ben Öffentlichen Bekenntniſſen, denen fie das An: 
Immbotlfiher Bücher gegeben, fi mannigfache Beraͤnderungen zu erlanben. 
iqchcigſten Schriften, bie ihre Lehre erörterten und vertheibigten, find von 
m amögegangen, wo fie eine eigne Druderei und ein Seminarium hatten. 
lernt ihren Echrbegriff ziemlich genau, wiewol nicht vollſtaͤndig, aus dem 
ver Katechlömus kennen. — Als zu Anfang des 18. Jahrh. eine heimliche 
mifche Gemeinde in Altdorf entfiand und won da aus Mich auf andre deutſche 
zu verbreiten begann, ward fie ſchnell unterdruͤckt. Auch in Polen 
Im die Gemeinden viele Verfolgungen, dach erhielten fie ſich; am bluͤhend⸗ 
md zahlreichſten find fie nnd, jegt in Giebenbärgen, wo fie Duldung gewan⸗ 
bD. N. der Unitarier (ſ. d.). 
Soda, ſ. Alkalien. 
Goden (Griedrich Julius Heinrich, Graf v.), geb. als Freiherr zu Ansbach 
k, gehört ımter bie genialſten und fruchtbarſten Schriftſteller des deutfchen 
BD emb wuche wegen perfönlicher Werbienfte 1790 in ben Reichsgrafenftaud 
em. Er zeichnete ſich durch f. publichtifche und ſtaatswiſſenſchaftliche Bildung 
tig fo aus, def er bald zum fuͤrſtl brandend. Beh. Regierungsrathe und 
es zum Beh. Mathe ernannt woche, in weicher Eigenſchaft ex mehre Sabre 
wuß. Befanbter am fräntifhen Kreife zu Nürnberg lebte. Geln „Beift de 
Innigefene”‘ in 8 Bon., ſchon 1782 angefangen, verbreitete im Berhättnig 
u bamaligen Standpumkte der — Tenfipaft über einen erſt in neuerer 
haft cırltkeirten Braeig ber Obefepgebung Licht. ©.’8 vielfeitige wiffenfdaft: 
Bipung hatte zwar große Mamnigfaltigkeit T. fchriftftellerifgen Producte zur 
I, body war in ſ. jüngern Jahren wegen ſ. lebendigen Phautafie ber Geſchmack 
Wiſſenſchaften vorherrſchend. Eine feiner Liehlingeneigungen war 
deater. le daſſelbe [chrieb er mehre Luſt⸗, Schau: und Trauerſpiele, er 
b auch ſelbſt 1804 das erſte fiehende Theater in Wuͤrzburg und unterhielt 
Wigiste es mrhre Jahre, ſowie auch nachher das Theater in Bamberg auf 
kaung. Er galt beſonders im Schau⸗ und Trauerſpiel als ein guter Theater⸗ 
z, aber jetzt noch, nach einer Reihe von mehr ale 30 Fahren, einige feiner 
ke, wie 3. B. „Ignez de Caſtro“, „Kieopatra”, „Anna Boleyn“, „Virgi⸗ 
„Bianca Sopelio”, „Die deutſche Hausmutter“, auf Repertoires der deut⸗ 
Btaubülnen zu finden find. Auch Überfehte er zuerft Cervantes's mora⸗ 
Meoeien (1779) ins Diutfche. Won 1796 an, wo er ſich in das Private 
und auf f. Bute Saſſenfahrt am Main im Bambergifchen den 
nfdpefsen sad der Landwirthſchaft lebte, widmete er f. Geber vorzüglich den 
wiftenfchaftiichen 
















Faͤchern. Seine Abhandlung „Über Rärnbergs Finanzen”, 
Bipesherfiriiung unter die ſchwerſten ſtaatswirthſchaftlichen Aufgaben ges 
‚ ewie Das agrarifche Geſetz, mit dem er Staatsumwaͤlzungen verhüten 
u werghufich aber ſ. „Skizze der Stantöhaushaltung”' nad) einem ganz neuen 
wuidien Plane, waren gewiſſermaßen die Vorläufer eines der claſfiſchſten 
>, DaB Deucſchland im ſtaatswiſſenſchaftuchen Fache von ihm aufzuweiſen 
weh woelches er in gewiſſer Hinficht die Bahn gebrochen hat. Wir meinen 

‚ein Wert in 8 Bon. (Bps. u. Aarau 1805 — 20), beffen 
ihe Autaxbeitung ihm den Rang in Deutſchland ſichert, welchen Soch in 





Sokrates 529 


hin Andre nicht geben konnten, und vorzäglich durch Nachdenken über 
m Lichte der Erkenntniß hindurchzudringen. Denn vorzüglich machte 
dige Infchrift des deiphifchen Apolotempels: „Lerne dich felbft ken⸗ 
rd 0eavroy) einen vounderbaren Eindrud auf ihn. Mit einem freu⸗ 
ı hab’ e6 gefunden!’ begann er, dieſer göttlichen Auffoderung gemäß, 
Behren, über fein Inneres und vorzüglich über die Beſtimmung bes 
achzudenken, und faßte nun ben Entſchluß, fein ganzes Leben dem ers 
häfte zu widmen, ſ. Mitbuͤrger über ihr höchfte® Gut aufzuklaͤren und 
‚, frommen und rechtfchaffenen Menſchen zu bilden. Wie alle große 
aubte er ins freudigen Erftaunen über jenen herrlichen und göttlichen 
m ber Gottheit felbft dazu berufen zu fein, und in fefter Überzeugung 
in den legtem Augenblicken feine® wohlthätigen Lebens an dem Gedan⸗ 
n Gottgefandter fei. Ungefähr im 30. J. feines Alters war eß, ba er 
ß faßte, fich der wahrhaft menſchlichen und göttlichen Weisheit zu wid⸗ 
sberber der Wiſſenſchaft und der Moral zu betämpfen und ewige Keime 
ıt auszuſtreuen, die, wie er ſelbſt kaum hoffen Eonnte, bie herrlichſten 
orgebracht hat. Um zuerft das Feld, welches er zu bearbeiten gedachte, 
ig wuchernden Unkraute zu fäubern, ftellte er fi) gegen die Sophiſten 
iedenften Gegenſatz. Während jene in ihrem Äußern alle Pracht und 
zum prunken ließen, erfchien ©. in einen geringen Mantel gehuͤllt, 
8 ganze Jahr hindurch trug, und Bleidete fih nur an Feſten oder bei 
jaftmahlen forgfältiger. Sogar Schuhe verfchmähte er. Allerdings 
ie Mittel, fi) die Bequemlichkeiten des Lebens zu verfchaffen; aber 
cde es ihm geworben fein, fie durch f. Sreunde und Schüler zu erlans 
nicht die volltommenfte Unabhängigkeit fein Streben gewefen wäre, 
inlänglich beftätigt, daß er alle Anerbietungen f. reichen Freunde aus⸗ 
it, ſodaß ſelbſt ſ. boshaften Gegner nicht wagten, feine Uneigenmügigs 
fern anzutaflen. In der entſchiedenſten Beſchraͤnkung irdiſcher Ges 
ze nue ſ. hohen Berufe zum Lehrer der praktiſchen Weisheit. In ihr 

md er fein hoͤchſtes Gluͤck; ihm widmete er jeden Augenblid [. Lebens; 
te er Alles auf, was gewoͤhnlich für wuͤnſchenswerth gehalten wird. 
e zuerft Volkslehrer. Fuͤr einen an das athenienfifche Volk von ber 
ſandten hielt fi &., wie er dieſes in der Apologie des Platon felbft 
ßwegen war er von frühem Morgen an gefchäftig, Menſchen aufzu⸗ 
fie über Altes zu belehren, was dem Menfchen überhaupt und Jedem 
thümlichen Verhaͤltniſſen wichtig fein kann und fol. Er ging auf bie 
Berfammiungspläge, auf die volkreichſten Straßen, oder auch in die 
ı der Künftler und Handwerker und redete mit Ihnen über bie Pflichten 
‚ der gefelligen und ftaatsbürgerlichen Verhaͤltniſſe, über ade Gegen» 
koral, aber auch über Dkonomie, Kriegswiſſenſchaft, Kunſt und Ges 
: die herrſchenden Voturtheile und irrigen Begriffe zu wiberlegen, rich» 
$te an die Stelle derfelben zu fegen, durch eindeingende Ermunterun⸗ 
en Genius in den Gemüthern ſ. Zuhörer zu erwecken, fie zu ermuthi⸗ 
söften, zu erleuchten und zu beffern und die Menfchen innerlich gluͤck⸗ 
ben. Daß diefe Wirkſamkcit mit mannigfaltigen Schwierigkeiten vers 
em fein muͤſſe, leuchtet ein. War es nicht an und für ſich ſchon ein 
Zeſchaͤft? Und wie viel Äußerungen des Spottes, der Verblenbung, 
. der Fuͤhlloſigkeit, des Neides, der Undankbarkeit mußte er erfahren? 
chtet thronte eine unumwoͤlkte Heiterkeit auf feiner Stirn; eine ſtets 
e Froͤhlichkeit und Munterkeit beiebte ſ. Blide und Worte; auf dem 
zu Haufe, unter dem Volke wie in dem traulichen Kreife der Edlern, 
Bahrheit und Tugend genauer mit ihm verband, war ex ftet6 Deriethe. 


Sokrates | 881 


mbefangener Forſchung empfingen, und für das Hoͤchſte, The Wahrheit, 
nd —— wahrhaft begeiſtert wurden. Daher find bie folgenden phils⸗ 
Schulen der Griechen eigentlich auf ihn zuruͤckzufuͤhren, und er iſt als 
amzufehen, welcher dem philoſophiſchen Nachdenken unter den Griechen 
ıg auf ihr ſchoͤnſtes Ziel gab. Zu ſ. ausgezeichnetſten Schuͤlern gehören: 
Ariton, Ermophon, Antifihenes, Ariftippos, Phäden, inet, Gebet, 
ab Platon. Aus den zerftreuten Nachrichten des Renophon und Platon 
erſprechlich hervor, daß er ihnen Staatsweisheit, Redekunſt, Logik, Mo⸗ 
aetik, Geometcie, wenn auch nicht in ſyſtematiſchem Zuſammenhange, 
sit ihnen die vorzuͤglichſten Dichter las und fie auf die Schönheiten ber 
nerkſam machte, außerdem ihre Begriffe über alle Gegenflände des Les 
Bären und zu berichtigen, und fie zur gewiffenhaften Erlernung alles 
16 dem Menſchen wichtig ift, zu ermuntern ſuchte. Unb gerade, daß ©. 
ulzwang kannte, fondern einzig barauf ausging, das Selbſtdenken zu 
nıßte ungemein vortheilhaft fein. Platon und Ariftoteled waren größere 
er, aber dem ©. gebührt ber große Ruhm, den Genius bes Platon ges 
er Philoſophie die Richtung auf das Praktiſche gegeben zu haben. Daher 
ch das Alterthum eine Sokratiſche Schule an, und der Name des S. galt 
enden Philofephen für eine der ehrwuͤrdigſten Autoritäten. Seine Phi: 
raber auch, fowol in Ruͤckſicht des Stoffe als ber Form, f. philofos 
eſchungen eigenthümlidh. Um bei der legteen anzufangen, fo beſtand f. 
che in langen, ausgearbeiteten ober aus dem Stegreif gehaltenen Vor⸗ 
dern in freien Mittheilungen, bie durch Frage und Antwort hoͤchſt an» 
eden. Er philofophirte nicht vor, fondern zalt ſ. Schktern, und wirkte 
ammwiberfichliher Macht auf das unerfle ihres Geifles; er zwang fie 
denken, und wer nur irgend Empfänglichkeit hatte, mußte buch f. Um⸗ 
regt werden. Diefe Fragmethode (Sokratiſche Methobe, f. b.) 
zweckmaͤßiger, da ©. junge Männer vor fidy hatte, in deren Geiſte er 
erhaͤltnißmaͤßige Menge von Begriffen vorfand, bie er nur zu laͤutern 
en ſich bemühte. Bruchſtuͤcke der Sokratiſchen Gefpräche, welche Reno⸗ 
itte, laffen uns allerdings oft fehr unbefriedigt; aber den eigentlichen 
Methode hat auch nur Platon erfaßt und bargeftellt, der deßhalb von 
Aterthume faft für die einzige Quelle ber Sokratiſchen Philoſophie ans 
de: eine Bemerkung, weldye die neuern Lobredner ober Tadler des ©. 
wüdfichtigt baden. Der hohe, gewandte Geiſt des S. richtete fich bei 
yeife ſtets nach der eigenthHümlichen und befondern Befchaffenheit feiner 
Zaren dieſe von Duͤnkel auf ihre vermeintliche Weisheit aufgeblafen, fo 
in feine Ironie. Die Sokratiſche Ironie beitand in nichts Anderm als 
, singebildete Menfchen durdy verfängliche Kragen von ihrer Unwiſſen⸗ 
Uhren und ihnen durch ihre wiberfprechenden Antworten felbft zu zei⸗ 
der wahren Erfenntnig ermangelten und baher des Unterrichts fehr bes 
. Dft beabfichtigte S., wenn er ſich mit ſolchen thörichten Weiſen in 
y einließ, nicht weiter, ale fi fie ihre® blenbenden Scheine zu entlleiben 
"(Rodtheit darzuftelien; daher viele diefer Befpräche dem nach Gewiß⸗ 
en Leſer weniger Befriedigung gewähren, vorzuͤglich daS. in denſel⸗ 
‚er mit ihren eignen Waffen befämpfte und oft felbit als Sophiſt ers 
nz andere verfuhr S. mit Solchen, die entweder im Denken ungehbt, 
htern waren, um ſich auf ihre eignen Unterfuchumgen zu verlaffen. Mit 
trdigften Butmüthigkeit trat er denfelben entgegen, fuchte fie durch 
yete zus feſſeln, und Ließ fidy ganz herab, um ihnen verftändlic, zu werben 
bereite erlangten Kenntniffe ſ. Belehrungen anzutnüpfen. Diefe theilte 
ochtrabenden Ausbrüden, fondern unter anfcheinend niedrigen word nr 





Sokrates 8383 


meniß IE Tagend. ©. war ferner von bem Dafeln eines Alles beherrſchen⸗ 
ht mächtigen, weifen, gütigen, allwiſſenden und unſichtbaren Weſens auf 
Welle überzeugt. Die ganze zweckmaͤßige Einrichtung der Ratur ımd ins⸗ 
ke ber weife Bau des menſchlichen Körpers fchien ihm nicht den minbeften 
Häber den Schöpfer deffelben uͤbrig zu Laffen ; und ſowie der Menſch, meinte 
Kraft zu denken habe, fo müffe diefelbe in noch viel höherm Grade dem Urs 
we Bernunft zulommen. Daß fie nicht mit Händen gegriffen und mit ben 
geſchaut werben koͤnne, ſei ebenfo wenig ein Grund, an dem Daſein ber 
it zus zweifeln, als man das Vorhandenſein gewaltiger, aber ben tunen ver: 
= Aräfte, die aus ihren Wirkungen erkannt würden, leugnen inne. Über 
bflam; diefes erhabenen Weſens nachzugruͤbeln, hielt er für vorwigig; es 
m genug, f. geiftige Natur in ein helles Licht zu ſetzen. Daß er nur Einen 
8 Schöpfer der Welt umd Richter der Menſchen verehrte, iſt gewiß, da er 
Bali beim Zenophon ausbrüdtich bLoß von Einem Botte fpricht, obwol er in 
Stellen auch Goͤtter nennt, die er dem Höchften ımtergeorbnet zu haben 
Von der Vorfehung und Güte dieſes höchften Weſens leitete ex alle Guͤ⸗ 
Menſchen ab, und behauptete, daß die allwiffenbe und allgegenwärtige Gott⸗ 
ieß erkenne und die geheimen Gedanken und Handlungen des Dienfchen bes 
u Aber ebendefiwegen fei es für den Menſchen heilige Pflicht, dieſes Weſen 
len feinen Kräften zu verehrten, zwar auch, nach den Sitten und Geſetzen des 
K tech Opfer, befonders jedoch dadurch, daß man ihren Willen vollbringe 
me, was fie gebiete. Daher entzog fidy auch S. den aͤußern religiöfen Ger 
m feines Volkes nicht, opferte ımb betete an den Altären der Bötter feines 
anbes zu Daufe und öffentlich, und glaubte audy an bie Offenbarung des 
m Weſens durch allerlei Erfcheimmgen der finntichen Erfahrung. Ihm 
bat fie fich nach feiner Überzeugung durch ein ihn ſtets begleitenbes Daͤme⸗ 
er fogen. Benins des ©.) und, welches ihn warne, und von Dieſem oder 
abrethe. Jenes Feſthalten der durch Sitte und Alter geheiligten Religione- 
che hinderte ihn jedoch nicht, den Mißbrauch und die Vorurtheile, die mit 
pferdienfte verbunden waren, Eräftig zu beftzeiten. Nicht erfaufen, fonbern 
ua mıhfle man bie Gnade Gottes, und dies könne man nur durch ein un⸗ 
0 Leben, welches der einzig wahre und herrlichſte Gottesdienſt ſei. Daß 
ſen tugendhaften Leben auch Gebet verbunden fein müfle, das fchärfte ber 
ıe Weiſe ebenfalls als eine unerlaßliche Pflicht ein. Alfo lehrte er f. Schuͤ⸗ 
w: Water Jupiter, gib und alles Gute, warum wir dich bitten und nicht 
uud wende alles Boͤſe, auch wenn wir dich darum nicht bitten, von und 
Zegne alle gute Handlungen und belohne fie mit Gluͤck und Wohlftand. 
weniger wuͤrdige Vorftellungen hatte &. von der menfchlichen Seele. Daß 
Hichen Urfprunges, und von allem Körperlichen völlig verfchieben ſei, daß 
: auch ebendeßwegen durch die Vernunft und das Denkvermoͤgen überhaupt 
E Gottheit in Verbindimg flehe, tar ihm entfchleben. Er leugnete jedoch 
esi Unterſchied derfelben ab; behauptete aber, das libung und Ausbildung 
tern mb die geifligen Elemente verbefieen koͤnne. Zu biefer Ausbildung 
er f. Zuhörer und Freunde mit göttlihem Ernſte auf. Er erklärte Bildung 
Mieh Fe das hochlie Gut, deffen ber Sterbliche theihaftig werden Einne. 
ı perzliche® Mittel dazu empfahl er bie Selbſtkenntniß, und hielt Diejenigen 
ıthörichtften aller Thoren, die alle® Andre, nur fich felbft nicht kennten. 
ns unterfchieb ©. eine finnliche umb vernünftige Seele. Bon der. Unſterb⸗ 
ber Seele war er auf das feftefte überzeugt. Er fchloß dieſes aus ber Innern 
dee Seele; ferner aus der Vorausſetzung, daß bie Seele erſt den Körper 
ans dem Zuftande des Träumens, aus dem Glauben der Vorwelt und aus 
tur des göttlichen Weſens, von welchem bie Seele herfiamme. Cr (ak vor 








Sokrates 885 


ver fie befolgte, mußte gewiß ein guter umb ebler Menſch werben. 
ı vortreffliches Beiſpiel, welches fo ſehr über allen Tadel erhaben 
md und Schüler Renophon in f. „ Dentwürbigkeiten” nicht nur bes 
‚ Niemand habe je etwas Gottloſes ober Frevelhaftes von ihm ge- 
auch am Schluffe feines Werks folgendes Bild von ihm entwirft. 
sımade, die den Sokrates gefannt haben, find noch jegt mit ſchmer;⸗ 
t nach ihm erfüllt; denn fie fanden in ihm dem beflen Anführer zur 
wenigſtens erklaͤre, daß id) ihn, da er fo fromm war, daß er 
3 Rath und bie Belftiemung ber Bötter that, fo gerecht, daß ex 
het auf irgend eine Vieiſe ſchmaͤlerte, und hingegen Denen, die feir 
genoffen, bie nüglichften Dienfte erwies; fo mäßig, daß er nie das 
m Nüglichen vorzog; von fo hellem Verftande, daß er fich nie in 
bes Boͤſen und Guten irtte, und dies ohne fremde Hülfe, bloß 
; dabei gefickt, diefe Dinge genau zu befitammen und zus erflären, 
zu beuttheilen, Jerthuͤmer zu befixeiten, und Tugend und Rechtſchaf⸗ 
chlen; — ich erkläre, daß ich ihn fuͤr dem vortrefflichften, aber auch 
dann halte!’ Einen ſolchen Mann haben Einige einer ſchaͤndlichen 

gehalten. Auf legtern Vorwurf ift es überfläffig, Mürkficht ze 
wichtiger iſt es, die nähern Umſtaͤnde und Beweggründe feiner 
zu beleuchten. Der leute Theil feines Lebens fiel in bie traurige 
durch den unglüdlichen Ausgang des peloponneſiſches Krieges In 
Jespotie gerieth. Immer pflegen Moralitaͤt und Gerechtigkeit zu 
n Staat ſich auflöft. Died war auch der Fall in Athen. Die Hero 


prannen war zivar durch den Thraſybul geftürzt, aber immer noch - 


gte Athen, wie das Meer nach einem ungeheuern Sturme, und 
n verbreiteten Unfittlichkeit fanden Haß, Neid und Boshelt, Bülte 
um genug, ihre verruschten Plane auszuführen. ©. war die Fort⸗ 
was ſchon Anaragoras in Athen erfahren mufte. Melito®, ein. 

: Dichter von keinem Werth, Lykon, ein öffentlicher Redner, und 
e und Staatemann zugleich, traten als gerichtliche Anklaͤger des 
nnten um fo eher bucchbringen, da S. bucch feine freien Äußerun⸗ 
zweckmaͤßigkeit einer Ochlokratie das Volk beleibigt hatte. Ihre 
Sokrates neue Götter einführe, bie alten bes Vaterlanbes leugne, 
ber ber Jugend fei”, brachten fie nicht bei dem Areopag, ſondern 
‚gerichte, ber Helida, an. Die Gruͤnde, auf die fie ihre Anklage 
en in Nichts als in verdrehten, einfeltig aufgefaßten und aus bem 
e geriffenen ÄAußerungen des S., ſowie auch ber Umſtand, den fie 
der Tyrann Kritias und der Staatsfeind Alcibiades ſeine Schuͤler 
ar keinen rechtmaͤßigen Grund zur Anklage geben komte. G., im 
in feiner moralifchen Würde, verfchmähte es, fid gegen biefe Be⸗ 
eitläufig zus vertheidigen. Den Tod fürchtete er nicht; bie Richter 
Übrigens. glaubte er, daß eim ganzes langes Leben, unter den 
tee und des Volks zugebracht, das ſprechendſte Zeugniß feiner Un» 
NMur kurz und mit edlem Stolz ſuchte er die Nichtigkeit der Be⸗ 
arzulegen, und auf feine Verdienſte hinzuweiſen. Gin großer 
ften und verblendeten Richter warb hierdurch beleidigt, und man 
mit einer Mehrheit von 3 Stimmen zum Tode. Als fie ihm aber 
der Strafe überließen, und &. erklärte, daß er nicht des Tobes, 
Bohithäter des Volks der Erhaltung im Prytaneum wuͤrdig fei, 
tobenden Pöbel, der fich durch diefe Außerumg beleidigt glaubte, 
yerurtheilt. Kr tröftete feine betrübten Sreunde und machte fie 
m, daß ja die Natur von bem Tage feiner Geburt an über a 


\ 





Soldaten, Gefchichte des Heerweſens 987 


das Symbol des Lebens) ſchuldig! Nach diefen Worten hüllte ex ſich 
and und verfchied im 70.3. ſeines Alters. Dies geſchah 400 v. Chr. 
feinem Tode erfannten die Achenienfer feine Unſchuld an und bes 
e Ungluͤckefaͤlle des Staats als eine Strafe für die an ihn begangene 
it. Sie widerriefen den Spruch, der ihn zum Tode verurtheilt ' 
den Melitus binrichten, verbannten feine übrigen Antläger, und ließen 
yſtppus eine eherne Statue errichten. Sein Kußeres war von Natur 
I, ja faſt haͤßlich; Platon ſchreibt ihm den Kopf eines Silens zu; aber 
uth verfchönte ihn umd zog alle edlen Menſchen zu ihm bin. Zu feiner 
© dient Wegger's „Sokrates als Menſch, Bürger und Phitofoph‘ 
11, 2. Aufl.) und Deibrüäd’s „ Sokrates” (Köln 1816). Ki, 
f. Delios und Solfeggiren. 
Jaten find Krieger, welche einen beſtimmten Solb oder Gehalt em: 
reiwillige dienen dem Vaterlande als Krieger ohne Sold. Jene bilden 
1; ihre Pflicht ift ihe Beruf. Diefe wählen den Kriegsdienft und uns 
h feiner Ordnung unter gewiffen Verhaͤltniſſen, um ihn bebingunge« 
zu verlaffen. Der Wehrſtand iſt fo alt als der Krieg; das heutige 
fen (die ſtehenden Deere) aber ft aus den Soͤldnerſcharen bes - Mittel: 
gegangen. Als die Menſchen noch keine Staategefellfchaften kannten, 
r Hausvater ber Befeggeber und Fuͤrſt feiner Familie war, da nahm 
fähige Mitglied Antheil an den Samilienkriegn. So zog Abraham, 
Iner einzigen Samilie, gegen feine Feinde zu Selbe. Als aus mehren 
Stämmen, bie fid) einander anſchloſſen, verfchiedene Wölkerfchaften 
aren, gab «6 weniger Familien, wol aber Wölkerkriege, an denen 
: waffenfählge Männer Theil nahmen. Solche Kriege führten die al: 
und ihre Nachbarn, die Kananiter, Araber, Ägypter, Aſſyrer und 
die Völker Kleinaſiens und Griechenlands, bie ſcythiſchen und kelti⸗ 
ı, und führen noch jest die afrikaniſchen Negervölker und bie Stämme 
Imeritaner. Gewoͤhnlich gefchahen diefe Kriegeunternehmungen aus 
chluß der Nationen ober auf das Machtwort ihrer Zwingherren,, ent: 
len MWaffenfähigen, oder von einem Ausfchuffe derfelben. Oft auch 
h einzelne Abenteurer freiwillig zu Briegerifchen Zügen, ober wurben 
ıfehen einzelner Häuptlinge dazu vermocht; fie führten aber dann im: 
men Krieg, und biefen ihren Krieg führten zuweilen auch die vorherr⸗ 
Inne in geößern Reichen, welche etwa als Eroberer eingewandert wa: 
geborenen Horden unterjocht, und ſich vorzugsweiſe das Recht der 
dehalten hatten, welches zum Theil mit den aſſyriſchen Stämmen in 
und mit den Chaldaͤern im babplonifchen Reiche ber Kal war. Selbſt 
tenfoftem die Krieger von ben übrigen Ständen abfonberte, wie in 
© Krieger und Priefter das Grundeigenthum ausſchließend befaßen, 
16 den erſtern den König wählten, blieben bie Kriege Nationaltriege ; 
cher Soldatenſtand if noch fein ſtehendes Heer. Ein Ähnliches war 
ſchen Kſchettris und den Kriegerflämmen der alten Perfer der Fall. 
n ſolche Krieger entweber die Nation felbfl, im Gegenſatz bes Skla⸗ 
oder doch ber herrſchende Theil derfelben. Sie find atfo weſentlich 
It ruppen und flehenden Heeren verfchieben. Das erſte Beifpiel von 
ppen findet fih, mit Ausſchuß Eleiner Scharen von Trabanten eins 
e und Tyrannen, um d. 3.700 v. Ehr. in Catthago. Diefer Staat, 
mäßigen Buͤrgerzahl und der auf Gewerbfleiß und Handel faft aus- 
rwandten Thaͤtigkeit nach Eroberungen ſtrebte, errichtete zuerft ein ſte⸗ 
‚von Miethtruppen; body blieb jeder Bürger verpflichtet, zur Zeit ver 
faue ins Selb zu rüden. Aber jene Soͤldlinge vergehrtem die beiten 
Gæbente Kufl, 86. X. 28 





Soldaten, Gefchichte des Heerwefens in Rom 539 


wind rief, den alten Gefegen zuwider, ben niedrigften Poͤbel, ber früher 
cdienſtfrei — war, vorzugsweiſe in die Legionen und veraͤnderte da⸗ 
Geiſt der roͤmiſchen Kriegsverfafſung. Denn nun ward der Kriegsdienſt 
rbe, zu welchem fich feile Menſchen ohne Gemeinſinn drängten, die nicht 
eiter des Vaterlandes, ſondern bes Feldherrn waren. Obgleich Marius 
m und Zeutonen, und Sulla den Mithridates ſchlug, fo verrieth ſich 
bon die Erſchlaffung der edlen Streitkraft. Indeſſen blieben die Deere 
B zum Theil noch Volksheere, und bie Feldherren, welche nach Herrſchaft 
onnten, indem fie fich ber flehenden Legionen zu verfichern, und Sie neuge: 
Truppen bald moͤglichſt aus Bürgern zu Soldaten zu machen fuchten, 
Stimmung des noch flreitbaren Volks nicht gleichgültig fein. Erſt der 
Sturz der Freiheit hatte die völlige Abänderung des Kriegsſyſtems zur 
Schon früher wurden zur Vertheidigung der Grenzen und zur Beruhi⸗ 
jedrückten Provinzen ſtehende Heere gehalten; aber in Rom und Italien 
z Deer die Mojeftät des Volks und das Anfehen der Magiſtrate ehren. 
r oft blutigen Partelentämpfe auf und außer den Comitien wurden nod) 
hen Bürgern und Bürgern geführt. Die Soldaten des Sulla waren 
welche ohne Schen und unbeftraft ihre Mörderhände gegen die Bürger 
oben. Bon da an meheten fich biefe Frevel, und das Wolf unterlag bem 
e ber Feldherren, der Regionen und mitunter des bewaffneten Poͤbelhau⸗ 
endlich, nad) langem Parteientampf, der gluͤcklichſte und verfchmißtefte 
bie gefammte Kriegsmacht unter fich vereinigte und, als alleiniger Im⸗ 
munfchräntter Gebieter des Volks und des Heers ward. Won jetzt an 
Rom und den Provinzen eine Nationalftreiter mehr, bloß Soldaten bes 
Se mehr nun im Innern bie Despotie ſich ſtaͤrkte und vervollſtaͤndigte; 
e barbarifchen Nationen das Reich von Außen bedrängten, befto zahlrei⸗ 
regelmäßiger gebildet wurden die ftehenden Heere. Die alten Geſetze, 
Bürger zum Kriegsdienfte verpflichteten, kamen in Vergeffenheit, und 
tem fonderten fi) von den Bürgern immer mehr ab. Man erkannte, 
um das Volk in der Sklaverei zu erhalten, freiwillige Sklavenhuͤter ges 
und man lockte folche Freiwillige durch erhöhten Solb und mandherlei 
Igungen unter die Fahnen. Späterhin warb man Miethlinge unter ben 
‚ deren Vortheil noch mehr von dem des Volks getrennt war. Mur in 
ı nahm man zu geswungenen Werbungen im Innern feine Zuflucht. 
sar es moͤglich, bie Despotie zu erhalten und zu verftärten. Die Im- 
ertheilten daher ben Soldaten mit faft ausfchliegender Vorliebe Geſchenke 
kge, und fo fonberte ſich die Nation in 2 feindfelige, an Verhaͤltniſſen 
m einander ganz entgegengefegte Claffen, wovon bie eine, durch Schwäche 
tung unter das Geſetz erniedrigt, Alles zu erdulden hatte, was libers 
Grauſamkeit Druͤckendes erſinnen koͤnnen; die andre hingegen, über dem 
uch Anmaßung und Gewalt ſcham⸗ und ſtraflos jeden Frevel übte, wel⸗ 
e und Leidenſchaft eingaben. Dieſer Fluch, vom Thron ausgehend, 
ihn zuruͤck, und ſowie das Volk vor dem Imperator bebte, mußte die⸗ 
en Prätorlanern zittern, und durch Freigebigkeit und Schmeichelei re 
erben, am kein Opfer ihres Grimmes zu werden. Die gerechten, bürs 
dyen Kalfer, ein Pertinax, Aler. Severus, Balbinus, Probus, Gra⸗ 
»., wurden von den Soldaten getödtet; dagegen Ungeheuer, wie Eali- 
ſommodus, Über deren Tod das Volk fich freute, von den Soldaten be> 
den. Endlich ward das Meich durch die Parteiungen unter den Golda⸗ 
un Feldherren, die abmechfelnd den Purpur nahmen, auf das aͤußerſte 
So warb e8 den fepthifchen und germanifchen Voltsftämmen Ieikıt, 
errſchende Rom, welches 100 Nationen unter feinem Scepter wert 
22 * 











340 Soldaten, Heerwefen im Mittelalter 


nigte, welches bie Hülfsquellen und Streitkräfte ber reichften und bej 
Länber, alle Mittel ber erfahrenften Kriegskunft und eine ftehende Heeres 
bie 3 Mal größer war als. jene, womit Rom einftens die Welt bezwung 
wältigen. Und boch waren jene Scythen nur bie Schlachthaufen armer, 
aber mit ungeſchwaͤchter Naturfraft amd in Nationalmaffen ſtreitender 

Nach Roms Falle breitete ſich der Eriegerifche Geift der Gern 
das ganze weftlidye Europa, bis nach Nordaftika bin, aus: Die 
(MWehrmänner, Waffenmänner) wären ein Volk von Kriegern; und | 
mar ber Krieg, dem Beſchluß und ber Führung nah, Nationalſach⸗ 
che eines beftimmten Standes; baher mußte jeber wehrhafte Manı 
Feld ziehen, wenn das Volk ben Krieg befchloffen hatte. Als bie; 
ben eroberten römifchen Ländern fich feftgefeht hatten, blieben die Gi 
Kriegs bie naͤmlichen. Erſt fpäterhin ward die Heerpflicht aller Wei 
ein gewiſſes Befigthum beſchraͤnkt (wer nämlicd 5 Maß befaß, mußte 
d. Gr, Gapitular von 807 perfönlich ins Felb ruͤcken); geringern $ 
ſolche Kriegepflicht nur gemeinſchaftlich, von Einem ftellvertretend 
au leiften, ob. Auf biefe Meife bildete ber eblere und reichere Xhı 
vorzugsweiſe das Kriegäheer. Indeſſen zogen bie Veränderungen ber 
auch Veränderungen in dem Kriegsweſen nad) ſich. Die erobernde Na 
bie befiegten Einwohner einer Provinz oft ganz, oder doch zum Theil ı 
nuffe der politifchen und bürgerlichen Rechte ausſchloß, behielt gewiſſ 
fortwährend feindliches Verhaͤltniß gegen diefelben, und es mochte be 
berte herrfchende Stamm in folder Beziehung als ein eingelagertes 
betrachtet werben. Daher hatten folhe Staaten das Schidfal der vı 
beberrfchten und von ſtehenden Heeren befhüsten und unterbrüdten Ru 
ungluͤckliche Schlachten Fonnten fie umfltürzen, mie bie Geſchichte dei 
ber Oſtgothen ıc. zeigt, Nur wo Eroberer und Befiegte zu einem € 
verſchmolzen, ober mo ber erobernde Stamm noch ber Anzahl nad) 
fchenbe war, bilbeten ſich Staaten von fefter Haltung, wie ber fränf! 
die Befiegten , in bie Gemeinſchaft ber bürgerlichen und politifcyen 9 
nommen, bie Maffe ber Nationalkraft verftärften. Aber allmälig v 
dem fränkifchen umd andern Neichen das Syſtem bes Lehnsweſens die 
heit. Hierzu gab bie alte Gewohnheit ber Germanen, nicht bloß in 9 


Bolbaten, Heerweſen im Mittelalter su 


z auf jeden Wink dem Oberlehnsherrn zur Kolgeleiflung bereit fand, 
a die Überrefte der Volksfreiheit vertilgt, der alte Adel, die Freiheit 
ıb der Lehnsadel, d. h. der Adel des Militair⸗ und des Fuͤrſtendien⸗ 
ſich empor. Wer nicht Vaſall der Krone oder eines mächtigen Gros 
or fi im Haufen des zu Leibeigenfchaft herabgefuntenen Volks. Im 
erte fich zwar der Geiſt des Lehnweſens und der bamit verbundenen 
‚ aber die Unterbrädung des Volks, d. h. der Maſſe der Nation, 
nb ward noch flärker. Die Vaſallen wurden immer mächtiger, bie 
erblich und die größeren Lehnsleute von dem Lehnsheren faft unab⸗ 
gehorchten ihm fortan nicht weiter, als ihr jebesmaliger Vortheil 
ie es heifchten, oder auch fein perfönliches Anfehen dazu nöthigte. 
man fie noch immer tie ein ſtehendes, aber zuchtlofes Heer betrach⸗ 
pären jest die Staaten, deren Vertheidigung auf dem Dienft ber 
aft beruhte, durch äußere Gewalt über den Haufen geworfen wor⸗ 
gleiche Zuftand von Schwäche, worin ſich Alle befanden, ſicherte 
Defto heftiger wütheten im Innern der Reiche die Verheerungen 

z, Befeslofigkeit und Tyrannei mehre Jahrhunderte fort, bis endlich 
) der aus langem Todesſchlummer erwachende dritte Stand, durch 
nen gefchloffenes Buͤndniß, mit vereinter Kraft den ariftokratifchen 
großen Vafallen brachen. Da bilbeten ſich in dem fcei geroorbenen 
egermilizen, echte Nationalftzeiter, d. h. folche, die für fich 
he Gemeinweſen (ihr näheres, und, nach den Zeitverhälmniffen ‚ oft 
iterland) ſtritten. Die Könige aber, Philipp Auguſt von Frank: 
en der erfte (vom J. 1180 — 1223), errichteten Soͤldnerheere, um 
genden Trog der Vaſallen zu [hüsen. Das Volk, feufzend unter 
Prieſterdruck, betrachtete Das, was ber Thron an Feſtigkeit ge: 
en Bortheil, ohne den aus der Errichtung der neum Solbheere 
Fünftigen Schaden zu ahnen. Obgleich der Lehndienſt noch forts 
ten fi doch die gemorbenen Truppen immer mehr aus. Auch 
aaten und Bundesſyſteme (wie die Hanſa) unterhielten geworbene 
kaßgabe ihrer Verbältniffe. Bald ſchien durch das Vorbringen der 
turopa eine Vermehrung der Kriegäheere nothwendig. Murad I. (von 
tiftete das flehende Heer der Janitſcharen und gewann dadurch 
Übergericht über alle Nachbarftanten, die ihm weder ein gleich ſtarkes 
wohlgeordnete Nationalvertheibigung entgegenfegen Eonnten. Allein 
g ber fiehenden Heere fegten ſich große Hinderniffe entgegen. Woll⸗ 
iegsdienſt zu einem Gewerbe und einem bleibenden Stande machen, 
tchende Heer aus Freiwilligen gebildet werden. Deßhalb war ein 
aft einladender Sold nöthig. Die Heere ſchienen mehr im Dienfte 
8 der Nationen zu ftehen, und bie Einkünfte der erftern erlaubten 
roße Heere zu befolden. Deßhalb hielt man in Friedenszeiten nur 
ızahl zur Erhaltung der innern Ruhe, und nahm im Kriege ganze 
Soͤldnern ımter ihren eignen Anführern (Condottieri in Itallen) 
Nachher wurben fie abgedankt und trugen dann ihre Dienfte einem 
fuͤr diefe Miethlinge, welche mit ihren Banden abwechfelnd hier 
n, war ber Krieg ein wahres Gewerbe, welches fie mit kaufmaͤnni⸗ 
ng, oder nad) den Grundfägen gemeiner Räuberpolitit betrieben, - 
pechfelfeitig — des gemeinfchaftlichen Wortheils wegen — fchonten 
Interthanen der Kürften, gegen die Bürger, für die man dem Na⸗ 
t, deſto fhredticher verführen. Die Banden biefer jedermann 
echte waren Schulen ber gefühllofeften Barbarei. In derfelten 
Zürften ein verführerifches Mittel zur Erhöhung der Uhgaben. 





Soldaten, Heerweſen der neuern Zeit 848 


egsdienſt machten größere Abgaben nothwendig. Dieſe hätten die Voͤl⸗ 
tfchmerzen mögen, aber bie mit dem Mark der Unterthanen bezahlte, 
irſten allein abhängige Militairmacht gab die Voͤlker rettungslos ber 
tür der Philippe und Ludwige, einem Richelieu, Mazarin und Lou⸗ 
bſt einer Pompabour , preis. Bon jest an genoffen nur noch wenige 
8 mäfigen Gluͤcks anders, als durch die Gnade der Kürften, und 
keines Befisthums, felbft kaum ihrer eignen Kinder erfreuen. Furcht⸗ 
die Laſt der Heere auf Europa, als die franz. Revolution begann. 
‚ was die Nationalheere der Franken gegen die flehenden, befoldeten 
uͤrſten ausführten, welch ein Übergewicht fie in die Schale Frankreichs 
anze Europa legten. Als aber in Frankreich auf ben Truͤmmern einer 
freiheit fich eine meuue Despotie erhob, ba erfann Napoleon , der, wie 
en, bie Rationalkraft fürchtete, die ſchreckliche Eonfcription, wos 
ichwachſende Geſchlecht regelmäßig dem Kriege gewibmet, die Bluͤthe 
Volks zum Deere gemacht und biefe Geſammtmaſſe der Streitkräfte fo 
ben follte, baß fie dem Geiſte nad) immer foldatifch, niemals natio⸗ 
Zwar hatte ſchon vor der Revolution in verfchiedenen Staaten eine 
ı Eeftanden; fie follte aber bloß ergänzen, was bie Werbung nicht auf: 
d über die Wahl der Gonferibirten entfchied da® Loos. Auch blieb 
aeinten und Einzelnen vergonnt, Ötellvertecter zu kaufen; nur bie 
ade waren ganz frei! Das neue franz. Confcriptiondgefeg machte bin: 
Bürger zu geborenen Kriegsknechten. Sollte die jährlich anwachſende 
it hinreichen, die Lüden der Schlachtreihen zu fülen, fo blieb auch 
erfiandenen Dienftjahren in den Bürgerftand zurüdtrat zum Kriegs: 
tig, und die ganze Nation, foweit fie flreitbar war, konnte ausge: 
a in den Kampf für den Stolz und den Eigenfinn des Sürften. Doch 
ete Steigerung der Militairmacht Eonnte Frankreichs Sturz nicht hin⸗ 
t, mit Ausnahme des Landſturms oder des Aufgebots in Maſſe, war 
ung in Frankreich nicht national, fonbern bloß ſoldatiſch, das Heer 
e feemde Zwede und befaß a!fo nicht bie Hohe Begeiflerung und Kraft: 
für feine Sache kämpfenden Bold. Dagegen erfüllte ein folcher 
T Spaniens, Rußlands und Deutſchlands Deere, als fie, wenngleich 
; aus Soͤldnern beſtehend, die Ehre und die Freiheit des Vaterlandes 
eons Heermaſſen fiegreich vertheidigten. Aus allen angeführten That: 

daß der Soldattnur dann dem Wehrftande eines Volks und Landes 
yemn er, gleich dem freiwilligen Nationalkrieger, nicht bloß ben Krieg 
1, fondern zugleich den eignen, ben Krieg feines Vaterlandes führt. 
t vom Handwerk begehrt nur Gold oder eigentlichen Gewinn; dem 
ten, bem Nationaltrieger iſt der Krieg die Ausübung einer allgemei- 
sclichen Pflicht, eine aus dem Geſellſchaftsbande fließende Verrich⸗ 
irgers. Diefer moralifche Unterfchied zeigt fi) am wirkfamften in 
en, die von ber einen Macht nur als Soldaten-, von ber andern aber 
ge geführt werben. Hat nämlich die Nation durch ihre Vertreter den 
ffen, wird er um ihres Vortheils oder auch um Leidenfchaften willen 
ft er ein Nationalkrieg; — hat ihn der Wille bes Herrfcher® geboten, 
verefcherkrieg. Gewöhnlich find bie letztern zugleich Solbatenkriege ; 
Despotismus die höchfte Vollendung erreicht hat, kann er ganze Voͤl⸗ 
zoknechte behandeln. Doch hört der Begriff eines Works dann auf, 
lavenſchar Eein Volk ift. Dagegen koͤnnen Kriege, welche nady ihrem 
Gegenftande national find, ſowol durch Soͤldlinge, als durch Nas 
efuͤhrt werben. Carthago in alten, England und Holland in neuern 
jevon Beifpiele. Die moralifche Kraft eines Heeres In einem Velke⸗ 


544 Soldaten, Heerpolitik 


Eriege beruht aber faft einzig auf den eingeborenen Kriegen. Den fremden 
ling koͤmen, wenn er nicht Bürger bes Staats ift, dem er dient, nur Eh: 
ftengeift,, Gewinn ober Noth zur Tapferkeit antreiben.*) - 

Die große Frage endlidy, ob ein zahlreiches ſtehendes Heer, ober 
wohlgeorbnete Wehrfähigkeit des Volks überhaupt zum Schutze des Staat 
dienlicher fei, beantwortete ebenfalls die Erfahrung. Denn obgleich die | 
Heere durch die beftändige Eriegerifche Übung, worin fie erhalten werde 
höhern Grad von Gewandtheit erhalten, fo ift do unleugbar, daß das 
der Volksbewaffnung, «6 heiße Landwehr, Heerbann ober anders 
Geſchichte faft aller Völker fi) als das vorzüglichere beivähıt hat. Dem 
ben davon, daß ein großes ſtehendes Heer jeden Staat im Trieben buch | 
ſten emkraͤftet, für den Krieg alfo fchwächt, fo ift bet Mechanismus bed 
dienſts und die Trennung des Soldaten vom Bürgerthume dem moraliſch 
des ſtehenden Deeres auf die Dauer allemal nachtheilig. Mancher Offide 
Krieg, um höher zu flcigen; ihn reizt der höhere Sold; der Zweck be 
gilt ihm gleichviel. Den gemeirlen Soldaten reizt mehr die Hoffnung ber 8 
des ungebundenen Lebens in Seindesland als bie Wegeifterung für fein ©: 
Darum bat fo oft der Geift, der den Volkskrieger befeelte, über bie 
krieggeuͤbter Scharen den Sieg bavongetragen. Dies bemeifen die &4 
der von Marathon, Thermopylaͤ, Leuktra, die Großthaten ber Schweh 
laͤnder, Nordamerikaner, Tiroler, Spanier und Suͤdamerikaner. % 
daß ſtehende Heere bisweilen die Stüge de8 Despotismus ımd eine Laſt dı 
thanen find, wird aber auch durch fie die Bevoͤlkerung vermindert, eb 
trefflicher Schriftfleller (Karl von Rotteck, „Über ftehende Heere und No: 
liz“, Sreiburg 1816), dem wie übrigens in vieler Ruͤckſicht gefolgt find, I 
nen will. ine Menge arbeitsfähiger Menſchen, die Familien ernähern 
werden am Heirathen verhindert, und ba, wie Rotteck felbft ſagt, „bie 
Mannſchaft angezogen und zum ehelofen Stande gezwungen wirb, fo mu 
im Ganzen die Kraft und Größe des nachwachſenden Geſchlechts fich a 
Die Gittenlofigkeit und die Ausfchweifungen, welche überbie® durch das 5 
ganz müßige Leben der Soldaten noch befördert werden, tragen zur 8 
terung ber Race unb zur Auflöfung aller geſelligen Ordnung, beren Bel 
Soldat in Kriebendzeiten boch fein fol, bei. Endlich werben die 








Soldaten, Rechtöfland derfelben 845 . 


tänben allein Anſpruͤche auf Ehre zuerfannt werben. Was aber die Con⸗ 
der die gezwungene Dienftpflichtigkeit der Waffenfäpigen auf gewiffe 
ft, fo ift fie ebenfo nachtheilig für den Staat als für die Sittlichkeit 
rger. Der Süngling wird, ehe er bie Kenntniffe zur Erwerbung f. Unter: 
ürgerlichen Leben erlangt hat, aus feiner Laufbahn geriffen, zum Kriegs⸗ 
Ithigt, wo er mit vielen Laftern befannt und durch den häufigen Muͤßig⸗ 
töfchen wird. Bei feiner Entlaffung aus dem Kriegebienfte wird es ihm 
8 Verfäumte nachzuholen; den meiften fehlt es an Luft dazu, und 
enden theilen fie andern noch unverberbten jungen Leuten mit. Moͤch⸗ 
doch alte flehende Heere abgefchafft oder auf die unentbehrlichſten Staͤm⸗ 
flanzſchulen zurücigeführt, und möchten die Heerpflichtigen nicht ganz 
gerthum entzogen werden! Dann wäre den Völkern ein bluͤhender Wohl⸗ 
ra Fürſten die Liebe ihrer Unterthanen gefihert. Alle fogenannte Gabis 
der Politil, die Theilungs⸗, Erbfolge: und Eroberungskriege, an 
Yeutfche fo oft für fremde Fuͤrſten theiinehmen mufien, wärden nicht 
finden; denn nur zur Vertheidigung des Staats waffnen fich die Voͤl⸗ 
fig. Die Gabinette brauchten ſich dann nidyt wegen des Gleichgewichts 
en, fo wenig, wie die Unterthanen jegt ſich über das Gleichgewicht ihrer 
a quälen; denn feinem Wolke wuͤrde es in umfern Zeiten einfallen, ein 
unterjochen, und führe ein folder Gedanke einem Staatsoberhaupte 
s Diniftern durch den Sinn , fo würde man ihnen den Rath geben, fich 
ed Land zus fuchen, wenn ihnen das ihrige zu klein ſei. Gegen Angriff 
e Gewalt aber tritt das Volk willig unter die Waffen. Für diefen Fall 
om im Frieden eine Landwehr*), und biefer Verpflichtung zum Krieges 
f ſich Keiner entziehen. Iſt der Aufruf des Heerbanns nicht nöthig, fo wird 
adurch Freiwillige Werbungfür bie Dauer des Kriegs eine Mauer aufftellen. 
zum vorübergehenden Kriegsdienſte, wenn bie Noch oder ber Nationalwille 
‚nicht aber zum bleibenden Kriegs ſtande ift der Bürger, ale folcher, verpflich- 
ehr erfobert auch der Zweck des Staatsvereins nicht. Der Zwang zu einem 
kGrauſamkeit, da er die größten Opfer verlangt; um fo weniger kann folg⸗ 
Meat dazu befugt fein, ba es, er mag haben welche Verfaffung er wolle, 
fift, die unveräußerlichen Rechte feiner Bürger zu befhügen. Vgl. die an- 
eiftreiche Schrift von K. v. Rotteck. — Die innere Heerverwaltung, 
des Heerweſens lernt man amı beften kennen aus Ribbentrop’6 
£ bei den europdifchen Kriegsheeren” und aus defien „Archiv für die Ver⸗ 
es Haushalte bei den europäifchen Kriegeheeren”. 
hdem wir das Soldatenweſen hiſtoriſch und politiſch betrachtet haben, 
übrig, in juriftifcher Beziehung die rechtliche Verfchiedenheit des 
von andern Staatsbuͤrgern zu bezeichnen. Nach dem gemeinen Rechte 
Soldat mehre Vorzüge: 1) In Hinficht feiner Teflamentserrichtungen. 
amente und Godicille.) 2)Über das von ihm während des Kriege» 
torbene Vermögen (peculium castrense) hat er, wenn er noch unter 
"Gewalt fleht, die Rechte eines Patris familias, d. h. er kann auf jeg⸗ 
fe nach Belieben darüber verfügen, und auch mit feinem Vater, unter 
walt er ficht, gültige Verträge darüber fließen. 3) Geine Rechts» 
eit kommt ihm zu flatten, wenn von Vermeidung eines Schadens, 


8 Eräftigfte Vertheidigungsmittel freier Länder”, fagte daher ber erfahrene 
s der Gipung ber Kammer von 1819, „und bie Grundbedingung der Wahrs 
ie Kationen ftärker find als die Heere, ift das Inſtitut der National: 
[, d.), ſobald es die Verfaflung von 1791 hat, weldye die 3 wefentlichen 
m vereinigte: Bewaffnung ber Nation, Unterwerfung der bewaffneten Macıt 
irgertiche, Ernennung der Officiere durch die Mitbürger". 


Soldaten in taktiſcher Hinſicht 847 


BBarfche trug an Waffen, Deergeräth (z. B. Lagerpfähle) und Mundvorrath 
9— 20 Tage eine Laft von wenigſtens 90 Pf., alfo das Doppelte von Dem, 
im Soldat jetzt trägt; daher vergleicht Vegetius ein mit 1000 Pallifaden be: 
u Heer einer wandernden Seflung. Des Soldaten Koͤrperkraft warb unaufs 
Koshbe. Im Lager arbeitete er am Straßen » und Brüdenbau, an Waſſer⸗ 
em ıc. Gr war ber befte Wallarbeiter, den man kennt. Das Treffen fingen 
hfiten an; hatten fie ſich auf die Flügel jeder Legion ober in die Zwifchen: 
s zurüdigesogen, fo warfen bie Haſtaten ihre Wurffpiege 12 — 15 Schritt 
mf den Feind, dann ſtuͤrzten fie fi mit dem Schwert auf die feindlichen 
we. Wurden fie geworfen, fo rüdten die Principes vor, und jene orbneten 
ſeder im Hintertreffen. Wankten die Prineipes, fo zog bie dichte Schar ber 
ſer, bis dahin auf ein Knie geflügt und mit ihren Schilden gebedit, herbei. 
wm der Feind, fo trieben ihn vollends die Veliten unb die Reiterei in die 
Diefe Ifache Linie der Schlachtorbnung und ber Zfache Kampf gaben ber 
Heerftellung den Vorzug vor der macedonifhen Phalang (f. d.). übri⸗ 
bee roͤmiſche Soldat immer im Lager, felbft in Friedenszeiten (castra 
JB); dabei war er ſtets befhäftige und ſtrenger Manndzucht unterworfen. 
hachtelt ihn Eräftig, und es gab auf Märfchen weniger Kranke ale bei uns. In 
Beiten ber Republik wuchs tie Stärke der Deere anfehnlich durch Fremde 

; aber bie Innere Kraft nahm ab. Auguflus fand als Imperator an 
von 49 Legionen und 19,000 Pferden; dazu kamen noch 10,000 Praͤ⸗ 
wand die Provinzialteuppen. Mit der Kriegezucht verfiel die Kriegskunſt. 
Honorius und Valentinian Eonnten die Legionen nicht länger der Wuth 
ſeſer Angriffe der Hunmen, Gothen, Vandalen, Burgunder und Franken wis 
* Kriegskunſt in ihrer Maſſe, Koͤrperkraft und ſtuͤrmiſchen Ent: 










ß beftand. Erſt Karl d. Gr. gab feinen Heeren eine ber Tapferkeit des 
B überlegene Eintichtung; allein die Chroniten enthalten daruͤber nichts 
. Sm 11. und 12. Jahrh. beftanden die Deere aus Lehnsſcharen, 
Bafall auf 3 Monate oder 90 Tage zu dem Banner des Lehnsherrn 
, Auf fo lange nahm Jeder feine Beduͤrfniſſe mit fi; war die Zeit vorbei, 
um nach Daufe, der Krieg mochte geendigt fein ober nicht. Die gepans 
mit Lanzen bewaffnete Reiterfchar (Bendarmes) waren ber Kern des 
; der übrige Haufe befand aus ſchlechtbewaffnetem und ungeuͤbtem 
meiſt Leibeignen. Als die Künfte in Stalien wieder auflebten, warb auch 

fer verbeffert; der Krieg aber mit kaͤuflichen Banden, bie von fogen. 

| ã geworben und befehligt waren, geführt. Die Schonung, mit der diefe 
wich Gold und Beute gierigen Scharen ſich gegenfeitig befämpften, war Urs 
daß man auf Kriegsliften und kuͤnſtliche Bewegungen fann, dadurch aber die 
ber Taktik aufs neue erfand. Stellungen und Maͤrſche, kuͤnſtlicher Ans 
Plaͤtze, Überfälle und Vermeidung nachtheiliger Gefechte bezeichnen bie 
Weuuft des berühmten du Guesclin unter Karl V., König von Frankreich 
4—80).. Seine Kamerabfchaften, 30,000 M., beftanden aus geordneten 
in großen Compagnien, die aber dem Lande nach dem Kriege durch ihre 
fehe zur Laſt fielen. Darauf kämpften die Schweizer für ihre Freiheit. 
waren ihe Fußvolk und ihre Gebirge. Um den gefchloffenen Öliedern 
anzerter und bemwaffneter Ritter zu wiberfiehen, gaben fie dem Fußvolke 
Iuub Bruſtharniſch, Hellebarde und Schwert. Die Siege diefer Pikenmaͤn⸗ 
wegten die Aufmerkſamkeit aller Eriegerifchen Nationen. Ludwig XI. von 
Reich miethete 6000 derfelben, und in den ital. Kriegen Karls VIII. war das 
ierfußvore (20,000 M.) der Schrecken des Zeindes; allein es trogte auch 
ı Enigl. Soldherrn mit Abfall und Übergang zu dem Feinde, wenn der Golb 
Hei gezahlt wurde. Bereits früher hatte man ähnliche Scharen ſolchre Ta 

















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Soldaten in taktifcher Hinfiht * 849 


GBrumblage die Ehre ift, den empfindlichfien Stoß durch den Krieges 
fen v. St⸗Germain, als er den Stod und bie flache Klinge, nad deut⸗ 
führen wollte. Übrigens ward in der Taktik viel gekünftelt, Immer ver⸗ 
sie Syſtemen gefpielt; doch am meiften ſchadete dem Geiſte des Sol⸗ 
t der freiwilligen Werbung. Man ſtellte Landſtreicher und Tauge⸗ 
die Fahnen; oft trieben die Werber wahren Menſchenraub. Darum 
lusreißen uͤberhand. V. Alles gewann eine andre Geſtalt durch und 
olution; zuerſt in Frankreich. Das Vaterland, die Freiheit, 
er neue Schimmer des Ruhms, endlich die Ausſicht auf Reichthuͤmer, 
as Kraftgefuͤhl und den Nationalmuth der franzoͤſiſchen republikani⸗ 
en zur hoͤchſten Begeiſterung.“) Indeß war ber Anfang des Kriege 

Die adeligen Offictere waren zahlreich ausgewandert; andre, zum 
ante, traten an ihre Stelle; bie alten Einientruppen hatten bie Kriegs⸗ 
t; alle Bande der Suborbination löften fi) auf; Frankreich war ohne 
. Da vernabm das Volk den Ruf des Alterthums, daß jeder Bürger 
ıterland ſchuͤtzen müffe, und auf die erfte Requifition, die der Unverheis 
18—25 Jahren, trat 1 Milton unter die Waffen. Ihre Schule war 
tfeld; ihre Mannsgucht die Begeiſterung; ihre Kriegskunſt der Uns 
eften Angriffe. Mit gefälltem Bayonnet, Siegeblieder fingend, ers 
bie feindlichen Batterim. Solcher Muth machte grobes Geſchuͤtzfeuer 
; aber bie Begeifterung allmälig abnahm, ba trat bad Schredien und 
we **) an ihre Stelle; da brauchten bie franz. Feldherren wieder Ars 
rald entfchied den Sieg nur die größere Menge des Geſchuͤtzes. Wenn 
V. Heer auf 90,000 Mann nicht mehr al6 40 Kanonen hatte, und im 
riege ein ebenfo ſtarkes Heer 190 — 200 Kanonen, fo waren bei Aus 
, Seiebland, Wagram, Dresden, Leipzig wol an 1200 Kanonen im 
Vermiſchung der alten Linientruppen mit den Bürgerfoldaten machte 
grabtheilungen in Divifionen, Brigaden, halbe Brigaden (2400 M. 
Kone) nöthig. Aber die neuen Verwaltungs» und Wirthfchaftsconfeils 
zu viel Schreibereien und Tabellenwerk. Im Gefolge des Heers bes 
ne Menge Sommiffaire und Agenten, verberblid dem Lande und oft 
fl. Am wichtigften war das in Norbämerikas Freiheitskriege ausge⸗ 
illeurſyſtem, das jest bei den Sranzofen in Anwendung kam; da= 
die leichten Truppen nicht nur vermehrt, ſondern auch neu organifiet. 
fanterie lernte zugleich den Dienft ber leichten, und balb waren bie 
ffchäsgen ebenfo furchtbar als bie Tiroler und Kroaten. Um ſchnell zu 
nd jede Bewegung leicht auszuführen, ſchaffte man bie Packwagen bei 
nen ab; fie erhielten Packpferde. Das leichtere Geſchuͤtz ward bas 
„2 Viers, hoͤchſtens Sechspfuͤnder, unter die Divifionen vertheilt. 


rend ber Belagerung von Mahon war ber Wein wohlfeil; bie Soldaten 
H: ihre Dienft litt, und bie ftrengften Strafen halfen nichts. Endlich 
og v. Richelieu den Befehly daß, wer fidy betrinke, nie die Ehre haben 
zu laufen. Seitdem warb im Lager kein Trunkener mehr gefehen. — 
‚ Hatte ein Dragonerregiment fehr gelitten, unb Bonaparte verfprach 
bei der Mufterung nad der Schlacht gute Standquartiere. „Rein“, 
daten, „morgen werde uns bie Ehre bes erften Angriffs I” Mit ſolchen 
sten gefchicte Zelbherren Wunder thun. 

} nad) bem Verlufte der weiffenburger Linien (13. Oct. 1793) an Selb: 
foderten bie Sonventscommiffaire St.:Iuft und Lebas jeben Soldaten, 
fähig fühle, auf, fih an die Spige des Heers zu ftellen, aber bedrohten 
yanzen Borne des Volks, wenn er ſich durch Eigenliebe täufchte, und ein 
Bermeffenheit würde. Rur 11 Officiere boten fi bar, mit der Ver⸗ 
iegen ober zu fierben; unter ihnen waren Kleber, Pichegru, Defatr 





Solger Soliman H. 851 


Buibo aufgeftellte Syſtem von 22 dintonifchen Tönen (von g bis e), welche 
7 Hexachorde abtheilte. Bing ber Befang über dem Umfang der Gerte hinaus, _ 
von die Sylben mutirt (verändert) werben, damit das mi fa, welches ben Übers 
bay ber 3. bis zur 4. Stufe des Hexachords bezeichnet, wieder an feinen rich» 
zu flehen kam, wofür es gewiſſe Regeln gab. Mit der Erweiterung bes 
Mens aber durch das enharmonifche und chromatiſche Geſchlecht vermehrten 
ke Schwlerigkeiten, nach diefen Sylben zu fingen, weßhalb man in Deutfch« 
und Holland davon abging. (S. Ut, Re, Mi.) Das Ausſprechen ber 
ge umb des Textes einer Sprache zu den Tönen ift eine fpätere ibung, welche 
Bertheil erft dann vorgenommen wird, wenn man ber Töne ſelbſt mächtig iſt. 
Reſem Grunde möchten wir das Vocalificen fruͤherhin noch vorziehen, nur 
mit den Vocalen abwechfeln. Übrigens haben die größten Meiſter bes 
Solfeggien geſchrieben. Man findet dergleichen von den beiten Sing⸗ 
5, 4, B. die Singuͤbungen bed parifer Confervatorlums; zu den vorzüglich 
auch Grescentint’s „Übungen für die Singftimme ohne Worte” und 
‚n@olfasten® (beide b. Breitkopf u. Haͤrtel in Leipzig)ſ. (S. & \ ng» 
en. . 
Bolg er (Karl Wilhelm Ferdinand), geb. d. 28. Nov. 1780 zu Schwebt 
Ndesmart,, wo fein Water Director ber markgräfl. Kammer war, empfing 
Bildung auf der Gtabtfchule dafelbft, fpäter auf dem Grauen Kloſter in 
u zeichnete ſich Hier beſonders in den alten Sprachen aus. Auch fing er da⸗ 
hen arı, fich In poetifchen und profaifchen Auffägen zu verfuchen. 1799 bes 
File Untverfität Halle und flubirte die Rechte, ohne jedoch f. Lieblingsſtudien 
den, bie in Wolf's geiftvollen Vorträgen reiche Nahrung fanden. Daneben 
ze nenere Sprachen unb manches Andre, was zu Afthetifchem und philofophis 
GSelbßdenken aufregte. Auch Eleine Ferienreiſen foͤrderten biefe freien Stu: 
unb um einen Vorwand zu haben, der f. Aufenthalt in Berlin rechtfertigen 
5, nahm er 1803 eine Anftellung bei der damaligen Kriegs: und Domalnen- 
Ir an, welche ihm Muße gönnte, ſich f. Studien eifriger hinzugeben. Jedoch 
he 1806 feine Stelle, entſchloſſen, auch ſ. Äußere Laufbahn ale Gelehrter zu 
Bud hielt fich einige Zeit in Schwedt auf, wo er'ſ. vortreffliche überſetzung 
Bee vollendete, die 1808 erfhien (n. Aufl. 1824). 1809 ging er 
R der Philoſophie nach Frankfurt a. d. O., wo er bald auferorb. Prof. wurde 
Dt Beifall philoſ. Collegia las. Bei ber Verlegung der dortigen Univerfität 
Breslau wurde &. nad) Berlin verfegt, wo er f. Vorleſungen auch über phi⸗ 

, antlquariſche und Äfthetifche Disciplinen ausdehnte. Nachdem er hier 
lichen Berhältniffe zu f. Zufriebenheit geftaltet hatte, und anfing, lange Ge⸗ 
Beten und Worbereitetes aus dem Schage feines reichen Geiſtes aussuarbeiten, 

R vorzäglich f. „Erwin, vier Befpräche über das Schöne” (1815) und bie 
Merhiſchen Geſpraͤche (18177) zeugen, raffte ihn ber Tod in ber Bluͤthe ſei⸗ 
igen Lebens hinweg am 20. Oct. 1819. So muß denn S., gleich vereh⸗ 
big ale Menſch wie als Gelehrter, mehr nach Dem gefhhägt werben, was 
mit Sicherheit für Philofophie, Literatur und Kunſt zu erwarten gewefen 
als nach Dem, was er ſchon geleiftet, obgleich auch dieſes, beſonders in ber 
ithei unter ſ. Zeitgenoſſen ruͤhmlichſt auszeichnet. Sein von ſ. Freunden Tieck 
Raumer beſorgter Nachlaß u. Briefwechſel (Epz. 1826, 2 Bde.) gibt von der 
Ewohlgeorbneten Kenntniffe und ber Tiefe und Klarheit feines vielumfaſſen⸗ 
ein vollguͤltiges Zeugnif. " 
olibarifch, in solidum, f. Alle für Einen. 
Soliman IH, von f. Unterthanen Kanuni ober ber Geſetzgeber, von den 
n ber Prachtvolle genannt, war der einzige Sohn Eelims I., dem ec 1520 
Regierung folgte. 3 Tage vor dem Tode [. Vaters wurde ex za gleicher Acht 


























Solingen Solly'ſche Gemäldefammlung ‚868 


enan und fparfam in [. Ausgaben. S., der größte unter allen ottomani- 
n,behnte ſ. Macht durch die Gewalt der Waffen am weiteften in Afien u. 
ms. Unter ſ. Regierung erlangten die Tuͤrken den hoͤchſten Gipfel ih⸗ 
; allein dieſer verſchwand allmaͤlig unter ſ. Nachfolgern, bie nur felten 
Ye ihres Heers erfchienen ; und das beftändige Gluͤck, welches bis da: 
chen Waffen begleitet hatte, endete mit ihm. Er war im höchften 
chfüchtig, ehrgeizig und thätig, und jedes Jahr ſ. Regierung war durch 
Unternehmen ausgezeichnet. Gewiſſenhafter Beobachter ſ. Religion, 
iger verderbt und weit unterrichteter als ſ. Vorgaͤnger. Er llebte die 
k und beſonders das Studium der Geſchichte. Es fehlten ihm wenig 
en, um zu den großen Fuͤrſten, aber die meiſten, um zu den guten ge⸗ 
erden. Von Denen, welche die tuͤrkiſchen Kaiſer erſt von der Eroberung 
pels zu zaͤhlen anfangen, wird er Soliman I. genannt. N.P. 
ingen, eine durch ihre Gewerbſamkeit berühmte Stadt in dem Re: 
irke Düffeldorf der preuß. Prov. Jülich» Kleves Berg, ift offen und 
er Anhöhe, an deren Fuße die Wipper fließt. Sie hat, chne das bazu 
oße Kirchſpiel, 3500 Einw., mit bemfelben aber über 9000, welche 
n⸗, Band> und Siamoifenfabriten, wichtige Stahl» und Eifenfa- 
. Alle Sorten von Klingen (jährl. 300,000), Griffen, Ba⸗ 
Babeftöden, und. eine Dienge a. Dinge zu Waffen: und Kriegsgeraͤth 
: verfertigt, ferner Meffer, Gabeln (jährl. über 200,000 Dugenb), 
Rapiere, Kork ieher, Stiefelhaten, Feuerſtaͤhle x. Man verſteht den 
eſolche Härte zu geben, daß fie, ohne eine Scharte zu bekommen, Ei⸗ 
uen Eönnen, und liefert fie von 1 — 50 Carolin. Der Handel mit ben 
ms und Stahlwaaren iſt durdy ganz Europa außgebreitet und gebt 
ach Amerika. In dem benachbarten Wald iſt eine treffliche Gußſtahl⸗ 
x folinger Kreis zähle auf 54 IM. 45,140 Einw. 
ipſen, der allegorifche Name der Sefuiten, weil fie nur an ſich ſelbſt 
. Vgl. „La monarehie des aolipaes“, von dem Jeſuiten Sul. Clem. 
d. angen. Namen des Ssefuiten Inchofer, überf. a. d. Latein. von 
aris 1824, 3. Aufl.). Das lat. Original war 1645 erfchienen. 
is (Antonio de), ein ausgezeichneter und umfaffender Kopf, Zeitgenoffe 
Dichter und Hiſtoriker. Er war 1610 geb. und ft. 1686. Seine 
g ihn zur theatral. Dichtkunſt, fo kam er auch mit Galberon in Verbin: 
chrieb zu einigen Stüden beffelben Vorfpiele (Loas). Sein Name, 
I6 theatral. Dichter erworben, und f. Dielfeitigkeit erwarben ihm eine 
er Staatskanzlei Philipps IV. und das Amt eines Hiftoriographen. 
chen Alter fchrieb er f. beredte „Geſchichte der Eroberung von Mexiko‘ 
gebrudt, befonders 1776 in 2 Bon., 4.). Später trat er in ben geiſt⸗ 
b amd befchloß f. Leben mit Andachtsuͤbungen. 
y’fhe Bemäldefammlung, feit einigen Jahren im Befige des 
ı Preußen, bat noch den Namen von ihrem Sammler, einem engli- 
Imanne, Herrn Solly, ber bei einem längern Aufenthalte in Italien, 
ſt aus Kichen und Kiöftern Bilder losgeſchlagen wurden, biefe zahl: 
miung erwarb. Wie früher, fo lange fie Solly gehörte, fo ift dieſe 
auch jegt noch zu den unbelannten Größen zu rechnen. Eiſt wenn fie 
na Muſeum in Berlin ihre Stelle gefunden haben wird, foll fie öffent: 
Die Zeit bis dahin benutzen Dirt und Waagen, denen Wach, Raud), 
Schinkel von Seiten ber Akademie zugetheilt find, um fie gefchichtlich 
und aus ihrer Menge diejenigen auszuwaͤhlen, die des Ehrenplages im 
erth fcheinen. Allen Nachrichten über fie zufolge ift diefe Sonmelung, 
hichte dee Malerei von vorzuͤglichem Werthe, da Solly in \. Saure» 
@febente Kufl. ®b. X, 23 








Solms (Friedr. Ludw. Chriſtiam Sl 866 


Die. Eink; er reſidirt zu Lich, einer kleinen Stabt an ber Wetter. — 
Linie S.⸗Laubach befaß auch jenſeits bes Rheins die Herrſchaften Rohr⸗ 
darfenſtein und Hirſchfeld, und erhielt 1802, zur Entſchaͤdigung für ih⸗ 
ſt, die im Solmſiſchen gelegenen Abteien Altenburg und Arenoberg mit 
Bipn. Eint. Der Fürft von Braunfels erhielt zu gleicher Zeit eine Viril⸗ 
ıf dem Meichötage ; 1806 aber verloren beide fürfti. Linien und Laubach 
„unmittelbarfeit. 1804 kam durch einen Kamilienvergleidh Arensburg 
uften von Solms» Braunfels, Altenberg aber an bie geäfl. Linie. Die 
that guten Getreidebau, vortreffliche Viehzucht und vorzüglich viel Ei⸗ 
b wird Leinwand aus inlaͤndiſch gebautem Flachſe ausgeführt. Die Für: 
Beafen zu Solms gehörten fonft zum wetterauifchen Grafencollegtum und 
in, wie auch auf den obercheinifchen Kreistagen, 4 Stimmen. Das 
khe Stammhaus Solms, eine alte verfallene Burg, liegt unweit Braun⸗ 
m Waſſer Solms. Ä 
UIm s (Friedrich Ludwig Chriitian), Graf zu Solms⸗Laubach, geb. am 
1769 zu Laubach, ward unter ber Leitung f. Diutter, einer geb. Prin⸗ 
ı Henburg» Birftein, forgfältig erzogen, fludirte von 1786 — 89 zu 
e Bechtswifienfchaften und prakticirte hierauf 1789 bei dem Reichskam⸗ 
te zu: Wetzlar. 1789 — 90 brachte er in Regensburg zu, und lebte 
Bien. Auf dem in eben diefes Jahr fallenden Wahltage zu Frankfurt 
edie Geſchaͤfte des proteftant. Meichögrafenflandes und wurde unter dem 
bes folg. 3. vom Kaiſer Leopold IL. zum kaiſerl. Reichshofrathe ernannt, 
Stelle ihn Kaifer Franz IL. 1792 beftätigte. 1797 ging ber Graf v. 
mellmächtigter ber wetterauer und fränkifchsweftfälifchen proteftant. Gra 
Raftabt, wo er bis zu ber 1799 erfolgten Auflöfung bes Congreſſes blieb, 
s vorher ſ. Stelle als Reichehofrath niedergelegt hatte. Won dieſem Zeit 
lebte er auf f. Beſitungen in der Wetteram, welche durch bie eheinifche 
te mediatifirt und bee Souverainetät des Großherzogs von Heſſen unter 
uden. — Im Nov. 1813 begab fid, der Graf d. S. in das Hauptquar⸗ 
wuͤndeten Mächte nach Frankfurt a. M., die f. großen Talente und uns 
Einfichten zur Beförderung der gemeinfamen europaͤiſchen Sache in Ans 
men. Das erfte Geſchaͤft, dem er fich für diefen großen Zwed unters 
die ihm, Namens der verbündeten Mächte, übertragene Negociation 
erſchiedenen beutfchen Regierungen wegen Theilnahme an den Kriegsko⸗ 
inem Jahresbetrag ihrer geſammten Revenum. Auch wurde ibm bie 
des Lazarethivefens und bie Commiſſion ber Rheinſchifffahrtsverwaltung 
ı. Im Aug. 1814 begab er fi) zum europäifchen Monardhencongreffe 
s, woſelbſt er bis zu Ende Aprils 1815 verweilte. In diefe Epoche faͤllt 
mg sum k. preuß. Oberpräfidenten ber Regierung der Provinz Kleve und 
r ſtarb zu Köln d. 24. Febr. 1822. Ihm folgte im Beſitze der Stanbes> 
f. Sohn Graf Ötto. 
[lo beißt ein Tonſtuͤck, ober ein Sag deſſelben, in welchem eine einzelne 
der ein Inſtrument fich ganz allein (d. i. ohne alle Begleitung) oder vor 
ı Stimmen bervortretend (als Hauptflimme) hören läßt. So hat man 
‚ Giavierfoli xc., d. i. Tonſtuͤcke für eine einzelne Violine, für das 
ber man nennt auch Violinfolo einen Sag, in welchem die Violinftinume 
Himme ift und die herrfchende Melodie bat. Darm zeigt Solo auch Int 
nehren Inſtrumenten ober Singſtimmen befegten Partie eine Stelle an, 
einem biefelbe Partie fpielenden Inſtrumente ausgeführt werden foll. 
Age Tutti (Ale) an, daß wieder alle Stimmen oder Inſtrumente eiiter 
mmmenfpielen ober fingen follen. Soli in der Mehrzahl wigt cu, va% 
ze Infirumente oder Stimmen hervottreten. (Bol. O bh ar) De 
28 


Solon . 857 


ng, um ſich Vermögen zu erwerben. Ex befaß bichterifches Talent 
ih auf feinen Reifen große Kenntniffe erworben. Dabel war er von 
anehmenden Sitten, ein Freund anftändiger Vergnügungen, nicht 
gegen den Reichthum, aber ohne Habfucht. In Athen von Allen ges 
'elt er wichtigen Einfluß auf die Staatsangelegenheiten. Er war vor: 
sche, daß die Einw. von Cyrrha, wegen eines an dem Tempel zu Dels 
nen Sreveld, geftraft, daß Diejenigen, welche die Anhänger des Cy⸗ 
der Oberherrfchaft über Athen hatte bemächtigen wollen) gegen ihr ges 
ort an heiliger Stätte umgebracht hatten, vor Gericht gezogen und 
wurden, und daß man ben Epimenides aus Kreta holte, um bie Stadt zu 
and die verwilderten Gemüther der Athener durch religidfe Eindrüde 
nachen. Plutarch fagt, daß ©. fich dieſes Mannes zur Verbreitung f. 
ig bedient babe. Einen Beweis f. Vaterlandsliebe gab er, als er fogar 
f. Lebens die Athenienfer zue Wiebereroberung von Salami zu bereden 
ieſes war von ben Megarenfern erobert worden, und alle Verſuche ber 
‚ es wieder einzunehmen, waren unglüdlich ausgefallen. Deßhalb 
ei Todesſtrafe verboten, einen ſolchen Verſuch wieder in Worfchlag zu 
deſſen Baterlandsfinn hierdurch gefränkt war, verfafte eine Elegie, die 
fen Ausdruͤcken den Athenienfern ihre Feigheit vorwarf, flelite fich 
‚ und las num jene® Gedicht mit ber größten Deftigkeit vor dem vers 
Bolke ab. Der Eindrud, den es machte, warb burd) Zureden bes Pi: 
re fich unter den Haufen mifchte, befördert, ein neuer Krieg warb bes 
ad dem ©. und Piſtſtratos die Leitung beffelben anvertraut. Durch 
heit und Tapferkeit warb Salamis wieder erobert. Jetzt wäre es dem 
tes geweſen, fidy zum Oberherrn von Athen zu machen; aber alle 
jen dazu ſchlug er edelmüthig aus, feft überzeugt, daß die Begluͤckung 
e und die Erſchaffung einer neuen heilfamen Regierungsform ihm bau: 
uhm bringen würde. Drakon's firenge biutige Geſetze hatten dem ins 
Uchen Zuftante des Staats nicht abhelfen können. Athen war in Par: 
. Dad gemeine Volk war den Reichen und Vornehmen faft ganz un⸗ 
d warb von denfelben aufs graufamfte gemißhandelt. Die Reichen 
Armen, ihre Schuldner, entweber als Leibeigne ihre Felder zu bau: 
e Rinder zu verkaufen, ober fich ihnen felbft als Sklaven zu übergeben, 
e Bürger ihr Vaterland verließen. Sie plünberten fogar den öffent: 
und die Tempel. Altes wünfchte eine beffere Verfaffung , und felbft 
ichen fahen Mehre die Nothwendigkeit davon ein. Man übertrug deß⸗ 
5., welchen alle Parteien verehrten und liebten, im 3. Jahre der 46. 
 v. Chr.) das Amt eines Archonten und bevollmaͤchtigte ihn zum 
©. hob nunmehr die meiften ber graufamen Geſetze des Drako auf, 
den Nominalwerth des Geldes, vernichtete entweder die Schulden 
verminberte fie fo, daß fie bem Schuldner nicht mehr beſchwerlich 
; und obgleich anfangs Reiche und Arme hiermit unzufrieden wa⸗ 
‚stern eine gleiche Austheilung ber Ländereim gewuͤnſcht hatten, 
doch bald die Nothwendigkeit und Weisheit jener Mafregel 
ch verbot er auf ewige Zeiten, daß Jemand fich felbft oder feine 
ilden halber als Sklave feinera Gläubiger übergebe. Als Grund: 
aatsverfaffung beſtimmte er, daß das gefammte Volk die hoͤch⸗ 
and allein die Macht haben folle, inf. Verſammlungen Krieg und 
befchliegen, Bünbniffe zu machen und aufzuheben, Magiſtrats⸗ 
wählen und abzufegen,, Befege abzufchaffen und einzuführen. Die 
it vertheilte er unter das Volk und die fchon beftehenden Beriägtähite. 
zerbrechen gehörten vor ben Areopag und bie übrigen Seriägte; Die 





Solothurn 859 | 


an aͤnbern, während ex fich ſelbſt entfernte, um nicht genöthige zu werben, 
an ihnen zu verändern. Er befuchte mehre Länder, Ägypten, Kreta, Cy⸗ 
Lyblen, Milet (wo er ſich mit dem Thales unterrebete) und mehre Städte 
ventlichen Briechenlande. Damals gab er auch dem Kroͤſus (f. d.), Koͤ⸗ 
m Eydien, die Belehrung, die diefem in der Kolge das Leben rettete. Nach 
ipren kehrte er nady Athen zuruͤck; allein der alte Parteihaß hatte den Staat 
veue zerruͤttet: doch ward er mit hoher Achtung empfangen, und alle Par⸗ 
egten ihm ihre Sache zur Entfcheidung vor. Unter den Anführern zeichnete 
Hembers Piſiſtratos, der an der Spitze der Volkspattei fland, aus. Er 
von &. geſchaͤtzt und geliebt, fand aber aud) bald an ihm einen Gegner, als 
eAbſicht, fich zum Oberhaupte bes Staats zu machen, merken ließ. &. verließ 
hen auf immer. Diefen Zeitpunkt überlebte er nicht lange; mann aber und 
geſtorben, ift zweifelhaft. Nach der gewöhnlichen Meinung ftarb er im 
Ef. Alters, im 2.3. d. 55. Olymp. Von f. Gedichten und übrigen Schrif⸗ 
uns nur Bruchflüde übrig geblieben, welche fi in dem Werke. von Glan⸗ 
mb Sortlage: „Goomicorum poetarum opera” (Leipsig 1776, 2. Theil) 
mengeſtellt befinden. Die Briefe an den Piſiſtratos und einige ber 7 
u ind umtergefchoben. 
®olothurn (franz. Soleure), ein Canton in ber Schweiz, welcher g. 
w Frankreich, g. R. an den Canton Baſel, 9. O an ben Canton Aargau, 
, ©. an den Canton Bern ſtoͤßt, und (mit Ausnahme einer Amtei) ganz ka⸗ 
HR. Er iſt mit Freiburg 1481 zugleich in den Bund getreten. Sein Flaͤ⸗ 
halt beträgt 13 IM. und die Volksmenge 48,000 Seelen. Das Land 
vom einigen rauhen Ketten des Juragebirges, davon ber hoͤchſte Gipfel die 
matte Heißt , ducchfchnitten , ber größere Theil aber, an ben Ufern ber Aar, 
nen fruchtbaren, gut angebauten Boden. Auch bie Berge werben theils 
Ishzucht , theil6 zum Aderbau benupt, und Solothurn ift der einzige hel⸗ 
e Canton, weldyer bei ſ. großen Bevölkerung nicht nur hinreichende Getrel⸗ 
‚.fembern noch eine beträchtliche Menge bavon ausführen kann. Anfehn- 
auch der Obſt⸗ und Flachsbau, minder bedeutend ber Weinbau. Flache 
Seumwoßle wird viel, allein meift für auswärtige Manufactuten gefponnen ; 
Iubergwerke find anſehnlich. Es wird aud Glas und Gteingut verfertigt. 
Haben wird viel Kirſchgeiſt ausgeführt. Die Einw. leben größtentheild von den 
miffen ihres Bodens, doch befchäftigt auch der Handel viele derfelben. Die 
Rang kennt keine Vorrechte; doch gewährt fie den Bürgern der Hauptfladt 
Ache Bortheile, indem fie die Belebung von 2 Deitttheilen des grofen, aus 
Ritgliebern beftehenden Rathes, der die geſetzgebende Kraft hat, ihnen über: 
Die Vollzjiehung der Geſetze, die Verwaltung und bie Einleitung der Ges 
it einem kleinen Rathe von 21, und die legte Entſcheidung in Rechtsſtrei⸗ 
einem Appellationdgerichte von 13 Mitgl. anvertraut; beide, fomie das 
Waericht (für geringere Vergeben) werben aus dem Mittel des großen Rathes 
Die Staatseink. betragen jähel. ungefähr 150,000 Franken. Zum Buns 
m let der Canton 994 M., und ber Geldbeitrag iſt auf 18,097 Zr. feflge: 
Die Hauptſt. Solothurn, liegt in einer ber ſchoͤnſten Gegenden ber 
4, wo mehr Wieſen als Felder und mehr Hügel als Ebenen, biele 
me, große Waldungen und uͤberall huͤbſche Landhaͤuſer ſich befinden. Das 
kesagebirge gibt der Gegend im Allgemeinen ben Alpencharakter. Die Staöt 
den fanften Hügel an der Aar gebaut, mweldye fie in 2 ungleiche, durch 2 
0 Beben wieder verbundene Theile trennt. Man zählt 550 H. und 4000 
Iüe mit angenehmen Spaziergängen umgeben bie Stadt, deren Straßen 
bee eben noch gerabe , aber ziemlich breit, reinlich und durch achte umfein- 
ehlahe und viele ſchoͤne Brunnen geziert find, Unter den Brhäuren Tee IS 













= in m — — — 
- 


| 
| 





360 Solftitium Sommer 


bemerken : bie Stiftskirche des h. Urfus mit einem 190 Fuß hoben Thu 
ſchoͤnen Vorberfeite und einem ſchoͤnen Ghoraltare; die Jeſultenkirche; 
baus mit vielen Harnifchen und eroberten Fahnen; die ehemalige Rı 
franz. Gefandten (jegt eine Gaferne) unb das Theater. Man findet hier 
um und Gymnaſium, eine Stabtbibliothef von 8000 Bbn., ein 
eine geofie Sattundruderei, eine Gattun:, Reber, Taback⸗ und Holjf 
eine Buchhandlung, 2 Buchdruckereien und verfchiedene geſchickte Künf 
ftarfe Waarendurchfuhr zu Land und Waffer macht bie Stadt lebhafi 
eine halbe Stunde entfernten Einſiedelei der b. Verona führt ein anmut 
an ber Seite eines Baches, zwiſchen Felfen hindurch; auf ber Anhoͤh 
vom Eingange, bietet ficy beim Dentmale des Schultheißen v: Wenge 
ne Ausſicht bar; entfernter liegt gegen Morgen das Landhaus Wald⸗ 
aenehmen Anlagen. Beliebt find auch bie Spatziergaͤnge in die Baͤden 
und Ammanlak 

Solſtitium, f. Sonnenwenden, 

Soltau (Dietrich Wilhelm), Dr., Senator zu Lüneburg, ſte 
b. 13. Gebr, 1827 , im beinahe vollendeten 82. Lebensjahre; er iſt aud 
bekannt buch ſ. Überfepungen bes de Barros, bed Cervantes, des B 
Thomſon u. a. literat. Arbeiten. 

Somerpville (William), ein ausgezeichneter englifcher Did 
1692 zu Edfton in Warwickſhire. Er wurde auf ber Schule zu Wind 
gen und ſtudirte zu Oxford, mo er fich mit der claffifchen Literatur befi 
und f. bichterifche® Talent ausbildete. Seine Ode an ben Herzog v. M 
über beffen Entlaffung von f. Poften, melde 5, ſchon zu diefer Zeit did 
nicht bloß von großer Fertigkeit in ber Verfification , ſondern auch vor 
bildeten Gefhmad. Er war ein Anhänger ber Whigpartei, meldhes + 
Lobrserhebungen von Abdiſon, Stanbope und Marlborough zeigt. St 
Pater ein bebeutendes But geerbt, wovon er lebte, und befchäftigte fid 
mit ber Jagd und den Miffenfchaften. Er war höflich , gaflfrei, ein 
Geſellſchaften und um die Haushaltung wenig bekuͤmmert. Dieſe 
brachte ihn in Geldverlegenheiten, wodurch er in einen Zuſtand gerieth 
ben verkuͤrzte. Er ſtarb 1742. As Dichter iſt S. vorzüglich durch 
„Die Jagd“, in reimloſen Verſen, bekannt, welches unter ben befchreil 





Sommer Sommerflede 88° 

ch Immer die alteh Sommerzeichen des —— ‚geblieben; für * 
gel: Krebs, Löwe, Jungfrau; für bi : Steinbod, 
ſche. Unſer Sonmer faͤllt in bie Gonnenferne (. Sonnennäbe. 
e), d. h. in die Zeit, wo dieſes Geſtirn am weiteflen von und ul 
Daher auch fi am Iangfanıfien Bewuegt. Dieb iſt die Urfache, warn 
wırchmefler im Sonnmer merklich kleiner erfcheint ‚ale im Winter, 
vee Sommer der nördi. Halokugel 934 Tag, alfo einige Tage * 
der Winter, folglich auch als der Sommer der ſuͤdlichen 
re weitern Eatfernung der Sonne im Sommer, wirken. ihre GStrah⸗ 
sich Eräftiger als im Winter, weil fie in minder ſchraͤger Aichtung anf 
Halbkugel fallen, und uns die Sonne im Sommer viel früher aufs 
ter untergeht, alfo einen weit größern Bogen am Himmel beſchreibt 
ter. In dem Augenblide des Sonmmer = Sonnenſtilſtandes, ober 
ame auf ihrer ſcheind aren Bahn ben Wendepunkt des Krebſed beräbrt, 
tem ſteht und am längften über ben Horizont bleibt, ſollte man eigent- 
e Hige vermuthen. Die Erfahrung aber Ichrt, daß diefe — 
ſtattfindet, und zwar auf der 25 noͤrdlichen Halbkugel bis mehre 
xn Polarkreis hinaus. Der Grund hiervon liegt darin, daß die Semne 

ger gewirkt hat, und innerhalb bes Polarkreifes bis etwa 10 ober 12 
ole endlich das Eis gebrochen und die Witterung etroas milder gewor⸗ 
e bie Luft aus jenen noͤrdlichen und aus den oͤſtlichen Gegenden nicht 
zu uns fommt. Der Sommer iſt überall, wo Pflanzen aeteiben, 
t der Entwickelung und Ausbilbung berfelben und ihrer Früchte. Gel 
ve Wärme bringt in der ganzen organifchen Schöpfung Leben,. Wonne 
w hervor. Bol. Meyer's „Lehrb. d. phyſ. Aſtron., Theorie ber Exbe 
logie’' (Göttingen 1805 805). , 
mer (fliegenden), Sommerfäben, Mariengarn, Auter · Weiber· Som⸗ 
war bie feinen weißen Seidenfaͤden, bie in warmen, heitern Herbft⸗ 
eſen, Triften, Felder und Plaͤtze überziehen und vornehmlich auf ben 


a ſichtbar find, auch häufig in langen, dicken, fadenaͤhnlichen Alm _ 


Luft erheben. und an hervorragenden Gegenſtaͤnden anhängen. Diefe 
ı6 Befpinnft einer ins Derbfte in unglaublidyer Fern Vorſchein 
Spinne, von der Sroͤße eines mittelmaͤßigen Stecknadelkopfes, mit 


ſich 
Den Winter über, ſcheint fie in Erſtarrung in der Exde zuzubrin⸗ 
an findet fie im Fruͤhlinge auch, nur in ungleich geringerer Anzahl. 
merflede (Sommerfproffen, ephelis) find gelbliche und keäunlis 
pn der Größe eines Nadelkopfes bis zu der einer Linfe, die auf ber 
Haut vorzuͤglich an folden Stellen erfcheinen,, welche, von Kleidern 
unmittelbaren Einwirkung bee Sonnenftrahlen audgefeht ſind. 

Pi mon auch , daB dieſe die genannten Flecke bervorbeingen, und er⸗ 
eEntſtehung folgendermaßen: im Fruͤhlinge ift bie Haut, theils der 
nterbeBleibung, theils andrer Urſachen wegen, reisbarer; nun erſchei⸗ 
enſtrahlen und es bilden fich hier und da Schweißtroͤpfchen, die nicht 
ke.im Sommer, zufammenfließen; durch diefe Tropfen aber werben 

‚ wie durch ein converes Glas , in einen B vereinigt; dies 
os rete Malpighii und verurſacht, daß bier der Koblenfkoff halb ge⸗ 
halbgefäuerter Kohlenſtoff aber hat überall eine dunkle Farbe. Auf 
e entfteht auch die allgemeine dunklere Faͤrbung ber Haut im Som: 
mbrosa von Brant genannt) und vom Feuer bei Solchen, die in ber 
rarbeiten; ber letztere Fehler wird -von Frank * anna 
Gefundbeit bringen dieſe Gehe nicht, wur daß 10 nen Reanen 


4. 





Eomnambuliömus 868 


rbeigeführtt. Der Schiaf ift nicht Mangel tes Lebens, fonderu ein andres 
s das bekannte im wachenden Zuftande; nicht das ganze Leben wird durch 
Haf unterbrochen, fondern nur die Art des Lebens. Während im Schlafe 
en Syſteme des organifchen Leibes ruhen, dauert dad Leben der niedern 
die Berrichtungen diefer letztern, z. B. das Athmen, der Kreislauf bes 
bie Verdauung und Emährung, bauen im Schlafe nicht mır fort, fondern 
vlelmehr gefleigert und geben lebhafter (auch ungehinderter) vonftatten. 
ı da6 pfuchifche (geiflige) Leben vom phyfifchen nicht getrennt iſt (ſ. Geiſt), 
daraus, daß auch die Seele im Schlafe nicht umthätig iſt, und während in 
Zuftande die höhern Seelenkraͤfte ruhen, werden bie niedern deſto lebendi⸗ 
: müffen. Die böhern Seelenkraͤfte (Vermoͤgen der Seele) find Verſtand 
saumft und deren Einheit, das Erkenntnißvermögen, die niedern Seelen⸗ 
Befühl, Phantafie umd deren Einheit, daB Ahnungsvermoͤgen (Wermögen 
His anſchauung). Ein gleicher Begenfas offenbart fi, in Bezug auf 
ken Menſchen, zwiſchen dem freien, felbftbemußten Willen und dem in⸗ 
Ban Begehrungevermögen. Jener if vorherrfchend beim gebilbeten, wiſ⸗ 
Hichen Menſchen, dieſes Außert ſich überwiegend bei Kindern; bei Kuͤnſt⸗ 
ne wifſenſchaftliche Bildung, beim weiblichen Gefchlecht, überhaupt bei 
en, bie mehr Gemüth, als Geiſt haben. Im pſychiſchen Schlaf⸗ oder 
ben, d. 5. im Traume, treten alfo die niebern Seelenfräfte: Gefuͤhl, Phan- 
Baungsvermögen, vorwaltend auf, während die Gefanmmtheit der höhern, 
e Inteligen;, ruht. Die Seele finkt alfo im Schlafe in einen niebern Zus 
sche, in ein Leben, das dem der früheften Jugend und fogar dem Thierle⸗ 
Bi, fie wird in eine Welt der Phantafiebilder eingeführt, im welcher ber 
t, ſtatt des vernünftigen Willens handelt. Das Erwachen iſt Wechfel des 
ein Umtaufch des niedern gegen ein höheres Leben, eine Ruͤckkehr aus dem 
ofen Traumleben ins ſelbſtbewußte Tagleben. Schlaf und Wachen find alfo 
Pole des Lebens, die wechfeind auftreten, bald mit dem Übergewicht des 
ld des andern Pols über den entgegengefegten ; fie wechſeln ebenfo wie 
dMacht, welches die beiden Pole des Erdenlebens find, indem bei Tage ber 
wel vorwaltet, zur Nachtzeit der Erdpol überwiegt oder vorherefcht. Wie 
je das Sonnenlicht alles Leben der Natur erregt, beherrfcht und ihm feinen 
er aufdrüdt, fo herrſcht im wachenden Leben des Menſchen das geiflige 
8 intelligente Denken) und deffen Sonne oder Eentrum (das Selbſtbewußt⸗ 
re alle feine Anſchauungen und Vorſtellungen. Und wie in ber Nacht ba 
Iebe bee Erde regiert, fo im Schlaf⸗ oder Traumleben 'des Menſchen bas 
Befähl, welchem alle Geifter des Schlafs (die befondern, niedeen Seelen: 
Yienfibar find. — Da aber der Menſch nur ein Leben hat, da nur eine 
n Leib regiert, fo innen Schlaf und Wachen nur verſchiedene Stufen bies 
3 Lebens fein. Sie müffen daher Ahnlichkeit miteinander haben. Das 
ven (dee Schlaf) kann nur das niebere Gegenbild des Wachens, und umge: 
as Wachen oder Zagleben nur das höhere Gegenbild des Schiafs fein. 
hnlichkeit muß alfo um fo deutlicher hervortreten, je höher dee Schlaf ges 
wird und in diefer Steigerung fich offenbart. Eine folche Steigerung iſt 
Sonmambulismus in feinen böhern Graden; er ift, wie von ihm ſchon 
et wurde, ein zu einer ungewöhnlich hohen Stufe ausgebildeter und das 
sttich krankhafter Schtaf oder Schlafzuſtand, deſſen Ähnlichkeit mit dem 
um fo taͤuſchender wird, je höher die Intenſitaͤt (Stärke, Lebhaftigkeit) 
fleigt. Und weil in diefem Zuftande die niedern Seelenkraͤfte in einer un⸗ 
ich hoben Wirkſamkeit erfcheinen, fo haben Viele dadurch ſich täufchen laſ⸗ 
ı, vermoͤge diefer Taͤuſchung, den Somnambulismus für einen viel dülyern 
erklaͤrt, ald das wachende, Intelligente Leben. Dies iR \m Samen dia 


Sonmambuliemns 866. 

Gelmungen noch keine intelligente Berechnung , kein ſicheres Boraus⸗ 
In folchen Faͤllen reicht nun das ſomnambule Fernſehen in der Beit 
ſt viel ſicherer als das intelligente. Das Borausſehen des Sonmem⸗ 
lebhaftes Vorahnen, ein Fernfuͤhlen in der Zeit; — bie ie“ 
yelchen kuͤnftige Ereigniſſe erfolgen mäffen, unmittelbar im Gefhhl 
aftinkt offenbar. Das VWorherfehen fogenannt zufällige, nämlich ge: 
Begebenheiten ift für die berechnende Intelligenz meift eine ſchwierige, 
uniösbare Aufgabe, weil dazu die Entwirrung eines verwidelten Zu⸗ 
es und bie — verborgener Triebfedern erfoderlich waͤre. Da⸗ 
es für das Divinationsvermoͤgen des hellſehenden Sorknambuls oft 
ſtüchen Richtung ber Aufmerkſamkeit auf den Gegenſtand ber Kufgabe, 
bar zufaͤlligſten Erſcheinungen der Zukunft wahrzunehmen. Aber 
t ift der Sermambulismus kein höherer Zuftand als das für die Bu: 
offene inteigente Leben; denn duch Thiere blicken ober. a ober vielmehe fuͤh⸗ 
liche Art wie der Somnambul, in die Zukunft, indem fie durch bie 
ihres Vorgefühls das kuͤnftige Wetter anzeigen. Das helle Bemfehen 
ndet übrigens bei Somnambulen ebenfowol ruͤckwaͤrts in 
18 vorwärts in die Zukunft flatt. Die poetifche Sprache, * * 
henden Somnambulen reden, deutet ebenfalls, wenn man fie mit 
Wiſſenſchaft vergleicht, auf keinen Zuſtand. Denn die Par 
bie Porfie, ſteht nicht höher als die Wiſſenſchaft, fonbern, umge: 
höher als jene. In der Kunft find l und Phantaſie, in ber 
die hoͤhern Kraͤfte der Vernunft und des Verſtandes wirkſam 

d Phantafieleben verhalten ſich wieder, wie Traum und inteiigentes 
mithin als die beiden Pole bes pfochifchen Menſchenlebens Auch der 
Traum redet oft die Sprache der Posfie und Relt feine Kufpanungen | 
ft ſymboliſch, in bedeutenden Bildern bar. Auch bie fon ber der 
en verrathen die innige Verwandtſchaft des Gonmambulismus weit 
. Sie fehen verfiorbene Verwandte und Belannte, und haben Er⸗ 
yon Engeln und Dämonen, die fie für wirklich auftretende Perſonen 
) der Traͤumende hält Als, was ihm erfcheint, für —— und 
es, in beiden Zufländen, im Somngmbullemus wie im Traume, 
e, welche, plaftifh wirkend, die Geſtalten fchafft, bie innen Ans 
verkörpert und alfo gleichfam als bildende Kuͤnſtlerin auftritt. Id io⸗ 
alis mus wird ein fommambuler. Zuſtand genannt, wenn ex, ohne 
kagnetiſeur durch abfichtliche Einwirkung kuͤnſtlich erzeugt zu fein, im 
: Krankheit hervortritt. Idioſonmambulismus waͤre ſonach ein feibft- 
oß durch die eigne organifche Kraft eines Menſchen ergeugter Som: 
3. In dieſem ſtrengen Sinme gibt es aber, hoͤchſt wahrfcheinlich, kei⸗ 
aambulismus, und man darf nur einen ſolchen darunter verſtehen, der 
ch oder nſiuch, ſondern zufaͤllig erzeugt iſt. Denn bei reizbarem Zu⸗ 
er in Merventrankheiten flattfindet,, oder in einer befonbern Empfäng- 
t, Binnen andre magnetic, wirkende Gubflanzen, z. B. Metalle, 
su. dgl. in der Nähe des oder der Kranken bie Stelle bed menfchlichen 
z nertreten, wie es 5. B. in der Rhabdomantie (ſ. d.) der Fall iſt. 
n 3. B. das Nachtwandeln und bie Mondſucht als Arten. bes Idio⸗ 
mus im legten Sinne betrachtet werben. 
fienfchaftliche Kenntniß des Somnambulismus gewährt auch einen 
Blick in das Dunkel der, Vorzeit und zeigt uns einen wefentlichen Uns 
hen der alten und neuen Zeit. Für die wiffenfchaftliche Anficht, welche 
8. Somnambulismus von feinen Formen, namentlich von demi, 


nterfcheiben weiß, in welchen er in der neueſten Bet, RR 
E,' 





Gommus 


Inlänfen, umterlägt wird. sem ie Bei 
* und daher iſt es in ber 








fr (2 8be., Leips. 1822, mit 2 Kupfertafeln). 
‚5 (mipthol.), griech. Hypnss, ein In Sehr dee Etat un * 
allein der Nacht, —— des ruhegebenden — 
m ober furchtbaren — Tobes (Thanateß), —— —— 
ners. Er wohnt am Eingange sum Gebiete des Hades am abend» 
ve Belt wit dem Tode in Einem Palaſte, wo er nie bie Boume es⸗ 
‚ unb ſanft wallt er aͤber Meer und Erde hin. Bei Hemd fucht ihn 
os auf, als fie den Jupiter einfchläfere will. Er Ichte hiek, well er 
e Mymıphe Pafithen liebte, die bei Aphrobite war, ub weil er hier 
chrt wurde. De war —— a Eee. 
Igen Hypnot, den Beherrſcher ber Renſchen und 
ı bes — ——— ſobald fie ihn lebend 
erſprach Ihm baflız einen fchönen, mit Bol beiogein 
fertigt. Hypnos weigert fi. Denn er haste [hen 
als Juno den Hercules nach Kos verſchlug, da wollte Jupiter , 
„ ihn aus dem Olymp in das Meer ſchleudern. Kaum Tomte er 
ter, der Nacht, retten, und bloß aus Achtung gegen biefe 
tich verſprach ihm Inmo die Pafithea zur Gemahlin. 
——* auf eine hohe Tanne, vorbarg ſich unter 
Bott ein. Die Dichter De meanane hebtiche Bülbez bet 
Bihge! der Bergefienheit über die Itis und beſprengt bie Augen mit 
us Lethe. Auch ſetzt ex ſich auf die Augenlider und umsfchatset bie 
t feinen Fluͤgeln. Dvid laͤßt ihn bei den Scythen und Glumerieen 
Ghle wohnen, wo Bein Gonnenſtrahl eindringt ud Alles mit 


u 


ſtoͤre, abhalten. Sorgenlos liegt er hier auf eintchiäfernben Blumen 
nd Eharn dunkler Traͤume umſchweben ih. Noch Andre verfogen 
suuminfel, wo er König iſt und die Bemohnse des berefichden Gtabt, 

m gefleitet, Traͤume find. Fledermaͤuſe beiehen einen Walb von 
—* welcher die Stabt umſchüeßt, und in derſelben ſind 2 Tem⸗ 
Nadtt, einer bam Hahne geweiht. Die Gtatthaltes des ©. dort 

, der Sohn des Matoͤogenes, und —*5 des Phantaflen 
(nee des Chlafe waren die Trkume, und bie vornehmſten ven I» 
„Ikalos und Phobetor. Geine Geſchwiſter waren, außer dem Tode, 
n. Die Griechen errichteten ihm keine Tempel, farbetn blatz BR: 
bitbete ihn als einen ſchlafenden Anaben, halb Legend, halb Amon, 


* 
u 





Sonde Sonett 860 


d Bach, Haydn, Mozart, Beethoven; ferner Clementi, Gramer; unter 
wen Hummel, K. M. v. Weber, Mofcheles, Kalkbrenner, Field. T. 
onde heißt 1) in der Schiffskunſt das Senkblei (Bleimurf, Bleiloth), 
an einer Schnur befindliche Blei, um damit die Tiefe des Waſſers zu er 
; 2) in der Chirurgie ein Werkzeug, womit der Wundarzt die Wunde 
* Daher heißt ſondiren: meſſen, die Tiefe ergruͤnden, und figuͤrlich: 
usforfchen. 


'onett (ital. Sonetto, franz. Sonnet), eine meift auf 14 gleich lange 
jefchränfte Vers⸗ und Reimform, bie aͤlteſte der ital. Poefie. Früher 
ar fie unter den Provengalen einheimiſch, und bereite im 13. Jahrh. ge 
wer ber Graf Thibaut von Champagne ale einer allgemein üblichen und 
Dichtart. Ein völlig geregeltes provencalifches Sonett, In weichem Wil⸗ 
a Amaltichi dem Könige Robert von Neapel Gluͤck wuͤnſcht, vom 3.1321, 
& bei Noſtradamus, aus dem es Crescimbeni in f. „Storia della volgar 
T. I, mittheilt. Auf ital. Boden ward das Sonett ungefähr um die Mitte 
Jahrh. einheimiſch, als mit dem Geiſte provengalifhher Dichtkunſt auch 
nen derſelben in dem ſprachverwandten Nachbarlande einzogen. Fra Guit⸗ 
Arezzo, ber erſte namhafte ital. Dichter (fl. 1295), war auch der Erſte, 
Sonett, wenigſtens in Italien, jene regelmaͤßigere Geſtalt gab, die von 
a(t. 1374) zur hoͤchſten Vollendung gebracht, ein ſtehendes Muſter für 
eltgende Zeit ward. In Frankreich warb nach dem Untergange der pro⸗ 
Yen Porfte das Sonett nicht weiter bearbeitet, bis es erſt im 16. Jahrh. 
mädtehtte, aber als .bout-rime zum leeren Wis» und Reimſpiel herab⸗ 
Ya Deutfchland kam es zuerit durch Weckherlin (fl. um 1650) und Opis 
D) gu Ehren. Der Name: Klanggedicht, mit dem fie das frembe Kunſt⸗ 
E gm treu uͤberſetzten, konnte leicht die Meinung veranlaffen, ale ob das 
es Sonetts lediglich im Klange liege und folglich bloß ein muſikaliſches ſei. 
Ach erſchien nach jenen Vorgaͤngern, nur nicht in ihrem Geiſte, eine ſolche 
— Sonette, daß ſchon Joh. Rift (geſt. 1667) ſehr ernſtlich gemeinte 
„ſftuͤmpernde Sonettenſchmiede“ laut werden ließ. Die ſuͤdlichen 
mußten eine Zeitlang verſtummen, um in fpäterer Zeit defto fchöner wieder 
m werben. Nach mehren verunglüdten Verfuchen Andrer, z. B. von 
ann 17765, und im „Deustfchen Merkur” 1775, rief Bürger die beinahe 
ne Weiſe wieder ins Leben. Ihm folgten A. W. Schlegel, Tied, Nor 
borus, Freimund Reimar (Müdert) u. A. (&. Raßmann’s „Gonette 
ſchen“, 3 Bde., 1817.) Unfere Zeit darf fid, rühmen, die tiefere Bes 
dieſer ſchoͤnen Form begriffen zu haben. Was ben dem Gonett eignen 
sus ber Form betrifft, fo beftcht baffelbe in der Regel aus 14 elfſylbigen 
nbifchen Maßes (wir halten nämlich, gegen Bürger’6 Beifpiel, auch im 
a bie weiblichen Reime — feltene File ausgenommen — für weſentlich) 
kte 2 Bauptabtheilungen von ungleicher Länge, von denen bie erſtere in 
ige (Quadernarien, Quadrains), die letztere aber in 2 dreizeilige Strophen 
) zerfaͤllt. Jede der beiden Hauptabtheilungen hat ihr abgefchloffene® 
et, fo nämlich, daß die beiden Quadernarien durch 2 4 Mal wiederkeh⸗ 
me fich verfchlingen, im den beiben Terzinen (Terzetts) aber je 2 und 2 
nd 3 Verſe zufammenteimen. Die Stelung der Reime kann nad) bem 
‚ der ital. Meifter, an die man ſich bei einer von ihnen entlehnten Form 
undchft zu halten hat, in den beiten vierzeiligen Strophen eine dreifache 
beder fo, daß die 1., &., 5. und 8. und ebeufo die dazwiſchen liegenden 
ine Meimverfhlingung bilden (gefdyloffener Reim, rima chiusa), oder 
ſeltener ift, die Reime regelmäßig mit einander abwechfeln (Wechfelzeim, 
m. @iebente Aufl. Bd. X. 24 











370 Sonne 
rima alternata), ober daß, was noch ſeltener vorkommt, beibe W 
dend, das erfte Quadernario mit wechfelnden, das zweite aber mit 
Meimen gebildet wird (gemifchter Reim, rima mista). In dem beibe: 
Strophen herrſcht entweder der gedritte Heim (rima atterzata) mit 
Wiederkehr derfelben Reimſylben, oder der Kettenreim (rima incate 
Neimen, die ebenfalls wieder auf mannigfaltige Weiſe geſtellt und u 
verfchlungen werden koͤnnen. (S. Strophe.) Übrigens kann es ni 
daß fich in einer Literatur, die, wie die italtenifche, fich In Ihren Iyrtfchen 
gen, außer der Canzone, faft allein auf daB Sonett beſchraͤnkt, mand 
chungen von jener Normalform vorfinden. Dahn gehören die fogen 
ſchen Sonette, mit kuͤrzern, meift achtfpIbigen Zeilen; ferner die geſch 
elnem Anhange (coda) von einer oder mehren dreizelligen ©trophen 
Sonettenkran;, der ans einem durch gleiche Heime verſchlungenen C 
Sonette befteht. Jene beiden obengenannten Hauptabtheilungen fir 
willkuͤrlich erfonnene,, bedeutungsloſe Formen, fondern Hervorgegang 
Mefen des Sedantens, ber fi unwillkuͤrlich in Sag und Gegenfag, 9 
genbild zerfpaltet. Es muß daher nothwendig nach den erſten 8 Zeil 
prinkt, ein Abſchnitt auch In dem Gedanken eintretm. Ja, wir way 
baupten, und würden im Stande fein, es durch Beiſpiele aus ber So 
Iung des Meifters In diefer Gattung, Petrarca, zu belegen, daß das 
dann feine wahre Vollendung erreiche, wenn nicht bloß zwifchen j 
abfehnitten, fondern auch noch außerdem zwiſchen den einzelnen 
Terzinen eine ähnliche gegenfeitige, am liebften antichetiſche Beziehung 
Dem Sonett liegt meiftens ein einfacher, aber bebetıtenber Gebdanke; 
welcher mit einer größern Breite als im Epigramm ausgeſprochen u 
3 uber des Reims umkleidet iſt 
Sonne Dieſer prächtige Himmelskoͤrper, von welchem fi 
und Leben aueſtroͤmt, bistet ums den Anblick einer kreisrunden um! 
Scheibe dar, auß welcher Erſcheinung, mit Beruͤckſichtigung des Be 
zu denen die Sonnenfleden (ſ. d.) Veranlaffung gegeben haben 
diefes Geſtirn eine der Kugelgeſtalt fehr nahe kommende Korm babe, ı 
Hier Zeit, die man etwa auf 954 Yag feftfegen kann, um feine Uchſe 





Sonnenbahn Sonnenberg 871 


Betätigung erhebt die Angaben und Behauptungen ber heutigen Aſtro 
jeden Zweifel. Die Maffe der Sonne, welche bie aller übrigen Plane: 
nengenommen 800 Mal übertrifft, verhält fi zur Maſſe der Erde, 
e nad) Pinzzi, — 329,630:1; im Durchmeſſer ift fie 112, an Ober⸗ 
00, an koͤrperlichem Raume 1,435,000 Mal größer; die Erbe er: 
ſich Biot auf diefe Veranlaſſung ausdruͤckt, als ein Sanbkorn gegen bie 
che ihrerſeits nur ein Punkt im unermeflichen Dimmelsraume ift. Übrr 
e Beſchaffenheit des Sonnentörpers find die Aftronomen von jeher ver- 
Reinung gewefen. Wir wollen von allen den yerſchiedenen Hypotheſen 
ihren, welche Herſchel aufgeftellt hat. Nach feiner Meinung iſt die 
mit einer ungeheuern, beftändig von leuchtenden Wollen erfüllten At- 
mgebener, für ſich aber finfterer Körper, auf deffen Oberfläche ſich, gleich— 
erer Erde, Berge und Thäler befinden. Indem fich jene leuchtenden 
einzelnen Stellen zuweilen zurüdziehen und fomit den Sonnentörper 
ntblößen, entfiehen bie Sonnenflede. Diefe Meinung fcheint vor der 
Laplace, der fich die Sonne als einen brennenden Körper vorftellt, den 
verdienen, weil fie ums den erhebenden Gedanken ber Bemohnbarkeit 
ens faffen läßt, welcher ſich mit der weifen Raumnusung einer gütigen 
effer verträgt. Die neueften Entdedungen und Forſchungen hieruͤber 
in Littrom’s „Populairer Aftronomie” (Wien 1825, 2 Bbe., m. K.); 
giehender vorgetragen in Schubert's, Verm. Schriften” (4. Bd., Stutt: 
D.N. 


nenbahn, f. Ekliptik. 
nenberg (Stanz Anton Joſeph Ignaz Marla, Freiherr v.), dicfer \ 
ichterifches Genie, noch mehr vielleicht durch fein trauriges Ende in der 
Sabre berühmt geworbene Juͤngling, war zu Münfter in Weſtfalen 
Bon Kindheit auf fcheint f. kuͤhne, riefenftarke, aber ungsregelte Phan⸗ 
esgewicht Über die übrigen Seelenkräfte behauptet zu haben, und ba 
lehung dieſes Mißverhättniß nicht aufgehoben wurde, fo trat es, als er 
bebeutungsvollen Zeit ohne beftimmten Wirkungskreis fah, nur noch 
r und riß ihn emblich in den Untergang. Bereits in einem Alter von 
abren, wo er auf bem Pauliniſchen Gymnaſium zu Münfter Unterricht 
arf er nach Klopſtock's „Meffiade”, mit der er zufällig bekannt wurde, 
Yan zu einem Epos: „Das Weltende” (Wim 1801, 1. Th.), das 
ines regellofen gigantifchen Umriſſes, einer meift ſchwuͤlſtigen; unna- 
ction und einer roilden Phantafie vereinigt. Viellccht mehr, um frem⸗ 
Wuͤnſche zu befriedigen, ftudirte er die Mechte, machte in feinem 19. J. 
urch Deutfchland, die Schweiz und Frankreich, am in f. Vaterland zu: 
ate fich aber zum zweiten Male aus demſelben und durchierte a. Gegen: 
lands. Er lebte fodann zuruͤckgezogen in Drakendorf bei Sena und in 
r arbeitete er an einem zweiten Epos: „Donatoa“ (erfchienen nad) f. 
Ile 1806, 2 Bde.), welches bergeftalt |. ganze Seele erfüllte, daß er 
Speiſe, Umgang und jede Lebensfreude daflır aufopferte. Allein feine 
Natur zerftörte ſich durch ihre eigne Kraft; er endigte freimillig f. Le⸗ 
Nov. 1805, indem er ſich zu Sena aus dem Fenſter flürzte. S. hatte 
fi zu f. eigentlichen Sphäre gewählt und würbe darin, bei einer harmo⸗ 
ildung feines Innern, gewiß etwas Bleibendes geleiftet haben. Die 
tigt ihn als einen Nacheiferer Ktopftol’6. Bei allen Sehlern in Plan 
sung findet man in einzelnen Stellen Tiefe und Fülle, Kraft und Ho 
‚tiefe Innigkeit des Gemuͤths. Außer der „Donatoa“ erſchienen nad) 
feine übrigen Gedichte, herausgeg. von Gruber, Rudolſt 1809. 
24 * 





87% Sonnenfeld Sonnenfinftern'B 


Sonnenfels (Joſeph, Reichéfreiherr v.), Präfes ber Akademie ber ı 
nigten bildenden Künfte, Commandeut bes Danebrog > und Ritter bes Et:! 
phansortens, ein verdienſlvoller Schriftfieler, geb. zu Nikolsburg in Mi 
1733, ward bei den Piariften dafelbft erzogen und galt, obgleich f. Beifim 
yebildet war, für einen ihrer beften Schüler. Aus Mangel an Ausfichten bel 
Art ward er in feinem 16. J. Soldat, brachte e8 in 5 Jahren bi6 zum Unterefil 
und lernte von Überläufern aus Frankreich und Italien franzoͤſiſch und ital 
und nebenher auch boͤhmiſch. Einige alte deutſche und franz. Schriften verbii 
ſGeſchmack mehr ala fie ihn bildeten; inbeffen las er bad), was er mur erhal 
konnte, Mach Ablauf. Dienflzeit fludiete er zu Wien die Rechtsmiffenfhuft 
wohnte ben Vorleſumgen bei, welche f. Water — ber jüdifcher Herkunft 
einigen Ordena geiſtlichen über bie hebr. Sprache hielt; zugleich gab ihm [A 
Unterricht in der zabbinifchen Sprache, und da er auch hierin große Forlfl 
machte, warb er demfelben ald Interpres bed Hebräifchen bei ber nieberöfte, # 
ung abjungirt. Zugleich arbeitete er, um fich praktiſche Rechtätenntniffe 
(haffın, als Gehülfe eines vornehmen Juftisbeamten, und fuchte befonbe 
gruͤndliche Kenntniß ber beutfchen Sprache zu verfchaffen. Endlich trat rm 
gen deutſchen Aufſaͤtzen als Schriftjteller auf, und ber Beifall, womit jet 
nommen wurden, beftärkte ihn in bem Vorfage, ſich ganz ber deutſchen 
zu wibmen. Nachdem er fih vergebens um eine Profeffur in Wien bi 
hatte, mußte er die Stelle eines Rechnungsführers bei ber ehemaligen Arie 
annehmen. Dadurch ward er mit Petra, bem erften Lieutenant dieſet 
fannt, ber ihm 1763 zur Behrftelle ber Staatswiſſenſchaften auf ber Um 
Mien verhalf. Durch f. Freimuͤthigkeit zog ex ſich bald Feinde zu, Kimi 
nicht ur f. Eifer für bie Beförberung der Wiffenfchaften, die Ausbiibung bes 
(hen Spradye und die Aufklärung feines Baterlandes.lören. Er 
eine Schrift (noch früher als Beccaria fein Merk „Uber Verbrechen amd Ci 
ſchrich) die Abfhaffung ber Folter in ben öfir, Staaten. Trotz ber Demi 
f. Feinde, ihn als einen Religionsfpätter und Majeſtaͤtsverbrecher zu jihrie 
er von ber Kaiferin zum. &Rath, 1779 zum wirft, Hofrath bei der 
[ben und oͤſtr. Hoffanslei und zum Beifiger ber £. €. Stubienhofcommi 
nannt und 1797 in den Reicyöfreiberrnftand erhoben. Er ftarb b. 26. Apnl 


— 1 *2* [1° ur Ni it ul — — ——— 























Sonnenflede 918 
Seu⸗ wie erblicken während er mit fine: ber Eonme züpsBchrten 


sahlen derfeiben auffängt. Werfinftert wird dabei alfo weder bie 
md; dee Monb, fonbern die Exbe, welche bei der Gonnenfinfteruif 


ſchiede, daß die Verfinflerung auf der Erde felten recht bemerkbar 
Bond um fo viel kleiner iſt als bie Erbe; man nennt deßwegen auch 
m der Exde aus gefehen eine Gonmenfinfterniß iſt, eine — 
van den Vorgang auf einen andern Punkt des 
d, begieht, wo in der That nicht die Sonne, —— bie wirt in 
bed Legtern tretenbe Erbe verfinftert gefeßen wird. — Die Sonn: 
d entweder partielle, d. h. ſolche, wo die Sonnenſchelbe zum heil 

oder totale, d. h. ſolche, wo der Mond die ganze Gonnenfcheibe 
al und zugleich central kann eine Sonnenfinſterniß nur Teln, wenn 

erade in der Sonnenferne, und der Diond in der Erdnaͤhe befmden, 

Salt {fl der fcheinbare Durchmefler des Mondes 2 Min. und 7 Sec. 
der Some. Die Dauer einer ſolchen — — kami fi auf 
ec. erfizedden. Iſt der fcheinbare Durchmeſſer des Mondes Pleiner 
mbduechmefler, fo erreicht die Spige des Mondſchattenkegels die Erd⸗ 
, und in diefem Falle kann es ſich ereignen, daß bie kleinere dunkle 
ie Sonnmfcheibe fo bedeckt, daß vom letzterer nur ein heller Ring zu 
e folche Sonnenfinflerniß wird eine ringförmige genanıit. Man fah 
64 zu Cadir, Calais und Pello in Lappland. Bei totalen Sonnen⸗ 
n nach der obigen Bemerkung alfo richtiger fagem ſollte, 5 
agt man, völlige Nacht ein, bie Sterne werben ſichtbar, unb die V 
mung gefegt durch bie plöglich eintretende Nacht, flattern aͤngſtlich 
len zur Erde. Auch die Abrigen Tdiere jeigen Baugigken als le 
erordentliche Veränderung in der Natur vorgänge. Indeſſen bie to⸗ 
infternig am 10. Rov. 1810 und die am 7. Sept. 1820 bat von 
ſcheinungen nicht eine einzige wahrnehmen laffen, umd ba a bergleichen 
m überhaupt ſehr felten find, fo dürften die Menſchen, die in Altern 
jefchrieben haben, wol Ängflticher geweſen fein als die Vögel und bie 
ser die Berechnung der Sonnenfinfterniffe ſ. Bode's „Erläuterung 
ve’ (3.%., Berl. 1808, 2 Bde, m. 8.). Eine vortheilhafte Ent 
‚ode lehrt Lambert im 2. Abſchn., 2. Th. feiner „Weite. zum Gebr. 
(Ber. 1765—72, 3 Bde). Verzeichniſſe alter feit Anfang der 
mung vorgefallenen Sinfterniffe gibt „K’art de verifier les dates‘ 
Fol.), und ein von 1822— 31 umfaſſendes Verzeichniß findet fich 
aleit. zur Kenntniß des geflicnten Himmels‘ ( (9.%., Berl. 1823, 


enflede. Man erblidt auf der Sonnenſcheibe oftmals Flecken 
cher Geſtalt und in größerer ober geringerer — fie erſcheinen 
hwarz und am Rande mit einem weißlich⸗grauen Nebel, welcher aber 
oße Flaͤchen ohne jenen erkennbaren ſchwarzen Kern zerfließt. Sie 
verſchwinden zuweilen mitten auf der Sonne ſchuell und ohne alle 
ranlaffung; häufiger aber fee man fle ſchon gebildet ans oͤſtlichen 
n, fich nach dem weftlichen Rande bewegen, an fie fich, bei⸗ 
e nach ihrem erflen Exfcheinen, wieder aus den Br verlieren, und 
ner nur wenig längern Zeit neuerdings am öfllicdhen Rande hervor⸗ 

e ganze Erſcheinung trägt fich fo zu, hr wenn dieſe Stecken in etıwa 

n Umlauf um bie ganze Sonne machten: im Anfang bes Juni be⸗ 
—* ihrer he von N. nach SMehehende gerode wahr Kam, 





974 Sonnenjahr Sonnenparallare 


auf die Sonne; in den folg. Monaten fangen ſich diefe Bahnen an zu kt 
und bilden Elipfen, deren Höhlung ſich aufwärts kehrt und deren Eröffn 
fpäterhin erweitert; ſodann wiederholen fich dieſe Geftalten, nur im umgı 
Sinne der Richtung, und die Periode beträgt gerade ein Sonnenjahr. Dar 
dies Alles vonftändig, wenn man die Sieden, als der Sonmenkugel ſelbſt 
end, betrachtet und Ichterer eine Rotation nach ber Folge der Zeichn ı 
Are brilegt, weiche unter einem Winkel (von 824° ) gegen die Ebene ber | 
geneigt ill. Die wirklihe Dauer diefer Notation findet man aus ber ſchei 
oben auf gegen 27 Zage beflimmten — etwas über 25 Tage; denn es 
Betracht gezogen rorrden, daß bie Erde, von welcher aus bie Bewegung be 
wird, unterdeß felbft in Bewegung ift, und daß biefer Umſtand alfo nothwen 
ſoiche Verfchiebenheit zur Folge hat. Betrachtet man während des jährig 
laufes der Erde um bie Sonne den Weg der Flecken ferner von ber Geite, 
Sonnenäquator die Ekliptik fchneidet, fo muß derfelbe Weg angeführten 
radlinig, fonft aber elliptiſch gekrümmt erfdyeinen, welches aus den Rx 
Perfpective folge. Die Natur diefer Sieden endlich anlangend, fo ba 
Herſchel (f.d.) den Sonnentörper als einen unferer Erde ähnelnden, 
mit einer Photo : (Licht⸗) fphäre umgebenen Kern, von welchem zuweilen 
Punkte oder Stud: durd) Riffe diefer Lichtfphäre ſichtbar werden und fo 
artig erſcheinen. Diefe ſchoͤne Hppothefe findet ſich weiter entwickelt inf! 
„Über den Bau des Himmel?” (Diesd. 1826, m. K.). Sonftige Erde 
über die Sonnenſlecken, nanıentlid) auch hifkorifche ber ihre erfle Entbedun 
Littrow's „Populaire Aſtronomie“ (Wien 1825, 2 Bbde., m. K.). 
Sonnenjahr, f. Fahr. 
Sonnenmitroffop ift eine einer Zauberlaterne ähnliche Cini 
die flatt der Lampe durch das Sonnenlicht erhellt wid. In einem vefl 
Zimmer ftellt e8 auf einer weißen Wand kleine Gegenſtaͤnde fo vergrößert I 
ihre zarteften Theile fehr genau unterfchieden werden Eönnen. Das ganze € 
mikroſtop befteht aus einer Beinen Roͤhre, die mittelft einer runden Buͤchſe 
»terediigen Platte fo befeftigt ift, daß fie nach allen Seitin hingedreht werd 
Diefe Platte kommt nun um bag Loch eines Fenſterladens zu liegen, durch 
die Röhre geſteckt wird, ſodoß alles Licht von Aufen nur durch die Roͤhe 


Sonnenraud) Sonnenftein 974 


rſt die 1761 und 1769 ſtattgefundenen Durchgaͤnge ber Venus durch 
cheibe mit groͤßerer Genauigkeit kennen gelehrt. Da die Erdbahn 
Zahn der Venus einſchließt, ſo muß letzterer Planet zuweilen zwiſchen 
Sonne vor dieſer vorbeigehen. Die Zeitdauer eines ſolchen Durch⸗ 
den Mittelpunkt der Erde laͤßt ſich berechnen; auf der Erdoberflaͤche 
tan fie. Der Unterſchied beider Ergebniſſe laͤßt auf die Hori zontal⸗ 
Some und ſomit auf bie Entfernung beider Himmelskoͤrper von eins 
n. Auf biefe Weife ungefähr hat man die mittlere horizontale Parallare 
=8’, 8 nad Dufejour und 8,7 nad Biot gefunden, woraus bie 
feenung bee Sonne von der Erde — 23439 Erbhalbmeffer (zu 859! 
a), oder in runder Zahl gegen — 20,500,000 foldyer Meilen folgt. 
jene Horisontalparallare nur „'; Secunbe Kleiner, fo wird der Abſtand 
5 Erbhalbmeffer größer, woraus ſich tie Verfchiebenheit ber Entfer⸗ 
m erklärt. Kennt man Übrigens biefe einzige Entfernung mit hintei- 
unuigkeit, fo befigt man den Maßſtab für unfer ganzes Pianetenfoften, 
ıch dem zweiten Kepler'ſchen Geſetze (f. d.) die Würfel der mitt: 
ungen der Planeten von bee Sonne verhalten wie bie Quadrate ber 
nten) Umlaufszeiten. Darum ift biefe Beflinnmung von fo außeror⸗ 
ichtigkeit. über die Beobachtungen des Venusburchganges von 1769 
Sternkunde” (3. A., Bert. 1808), Lalande’6 „Astronomie und 
e Entfernung ber Sonne von der Erbe aus dem Venusdurchgange von 
‚Der Benusduchhgang von 1769". (Vgl. Durchgang.) 
zenraud, f. Hoͤhenrauch. 
ıenftein, Schloß auf einem ſuͤdoͤſtlich über der Stabt Pima fi) 
Selfen, ber Sig einer Irrenanſtalt. Schon um die Mitte des 13. 
bier eine Grenzveſte der meißnifchen Markgrafen, die im 16. Jahth. 
getragen und neu ge wurde. Diefe Seftung galt ſeitdem lange für 
ber benachbarte Königftein und diente zum Staatögefängniffe, mo 
ul (f.d.) ſaß. Im fiebenjährigen Kriege ward das Schloß von den 
vert und gefchleift. Als Torgau zu einer Feſtung umgefchaffen wurde 
feit 1730 beftandenen Straf: und Verforgungsanftalten andre Sitze 
erden mußten, ward der bamit verbundenen Irrenanſtalt das Schloß 
eingeräumt, aber zugleich mehr als es früher der Kall gemefen war 
ver Seelenkranken zum Hauptzwecke der erneuerten Anftalt gemacht, 
‚er der Ärztlichen Leitung des Dr. Pienig, der eine. Zeitlang Pinel's 
in Paris gewelen war, eröffnet wurde. Die Kriegsunruhen 1813 
unter der thätig forgenden Oberaufficht der Eönigl. Behoͤrde für die 
Berforgungsanftalten ſchnell aufgeblühete Anſtalt der Auflöfung nahe, 
fen das Schloß befeftigten und bis in den Nov. gegen bie Verbündeten 
Gleich nad) der Übergabe ber Vefte wurde das Schloß wieder in Stand _ 
yon im Febr. 1814 konnten viele Kranke zuruͤckkehren. Die Anſtalt ij: 
für heilbare Seren und für Perfonen aus gebildrten Ständen be: 
ſich zur Aufnahme in eine Verforgumgsanftalt eignen; Diejenigen 
unheilbar befunden werben, echält das Irrenhaus zu Koldig, ehemals 
Die Kranken werden in 3 Glaffen getheilt, und nad) biefer Abtheilung 
n ber Verpflegung und Verforgung in Zifh und Kleidung (von 150 
b auf 40 jährlich) verfchieden. Arme Inländer werden unentgeltlich 
. Dem Arzte ift es erlaubt, Pfleglinge in f. Wohnung nufjunehnten, 
‚inbern ımb wohlhabenden Hülfsbedürftigen die Wortheile der Heil: 
men zu laſſen. Die Zahl der Kranken in ber öffentlichen Anftalt be- 
ip über 200. Während eines Hjährigen Zeitraums wurbe 5 ber 





Sonnenſyſtem 877 


ten. Denmach gehören zum Sonnenſyſteme, außer einer beſtimm⸗ 
n Kometen, bie Planeten: Merkur, Venus, Erbe mit einem Monde, 
‚ Iuno, Geres, Pallas, Jupiter mit 4, Satum mit 7, und letztüich 
(bis jetzt entdeckten, wahrfcheinlich aber mehren) Monden. Ale diefe 
Begleitung ihrer Monde, laufen ſowol als die Kometen in ellip⸗ 
n um bie Sonne, in deren einem Brennpunkte diefe thront, und, 
tige Kraft ihrer Anziehung, jene in ihren Bahnen erhält. (5. Cen⸗ 
) Ebenmäßig befchreiben die Monde oder Nebenplaneten, unbeſcha⸗ 
gung mit den Dauptplaneten um bie Some, gleichzeitig Ellipſen 
3 wie z. B. eine auf einem Brete laufende Kugel mit biefem umher 
en kann, ohne daß dadurch in der erſtern Bewegung etwas geändert 
yem find die Pianeten einer Umdrehung um ihre eigne Are (Motation) 
welche, verbunden mit der Neigung der legten gegen bie Ebene ber 
uw Verharren in biefer Lage (Paralleliomus), auf den erhebenden Bes 
wohnung ihrer aller durch empfindende Weſen führt, zu deren Mugen 
nrichtungen angeordnet zu fein fcheinen. Alle Fortſchritte der Aſtro⸗ 
der kürzlich durch Laplace entdeckte Umſtand, daß die Jupitersmonde 
h verfinſtert und den Nächten des Planeten ihre Erleuchtungen daher 
gen werden koͤnnen, ſcheinen dieſe Vermuthung zu beſtaͤtigen. Es 
der Ort ſein, in das Einzelne aller Erſcheinungen einzugehen, welche 
ſyſtem darbietet. Uns muß es genuͤgen, nur Einiges von dem Merk⸗ 
zufuͤhren. Dahin gehört z. B. die bewundernswuͤrdige Regelmaͤßig⸗ 
rtheilung der Planeten durch den Himmelsraum. Schon vor der 
e 4 neuen Planeten: Ceres, Veſta, Juno und Pallas, wußte man, 
mungen ber übrigen von der Sonne nach dem Geſetze der Reihe: 
42.3; 4-4. 3; 44-16. 3; 4-32. 3; 44-64. 3 
diefer Reihe fehlt, wie man ſieht, zwifchen den dem Mars und dem 
:echenden Gliedern 44-4. 3 und 4-+-16.3, das Zwifchenglieb 
yeauf man bie Vermuthung gründete, daß fich in diefer Entfernung 
deckter Planet finden müffe: eine VBermuthung, die durch die Ent 
k neuen Planeten beftätigt worden iſt, welche in ber That- jene ver» 
Entfernung haben. Ein anderer merkwuͤrdiger Umſtand, welcher 
ine Aehnlichkeit zwifchen unferer Erde und den Übrigen Planeten bins 
karte Abplattung (vgl. d.) des Jupiters. Diefelbe iſt von dem 
eichen Zuftande des Erdkoͤrpers und dem Einfluffe der Arendeehung 
ig gewefen. Da nun Jupiter einer ſehr ſchnellen Arendrehung unter 
mußte, unter Vorausfegung eines urfprünglich ebenfalls weichen 
ee Maſſe, feine Abplattung fehr bedeutend ausfallen, und biefes 
nachherigen Beobachtung auch wirklich fo befunden. — Das Hiſto⸗ 
. f. in den Art. Kopernicusund Kepler. 
berficht unſers Sonnenfyftems in den vorzüglichften Beziehungen. 
er Erde — 1719 geogr. M.; Oberflähe = 9,232,060 IM. ; 
hatt — 2,659,310,190 Kubitmelen. 


878 Sonnentafeln Sonnenuhr 





| Mittlere Ent: | Kö 
reise Rotation. fernung von ( 
der Sonne. (Be 


Jahre "Tage | Tage Stund. Din. | Geogr. Meilen 6 


* 


Son. . 25 14 — 183 
Merkur — 88 1 — 41 8,000,000 
Venus. . — 2245 | — 23 22 | 15,000,000 
Ede . . 1 — 1 — — | 234,000,000 
DamnMınd| -- 274 | 271 — — |98.€.51,600 
Mas. . 1 322 1 — 39 | 32,000,000 
Beta 3 224 unbefannt 50,000,000 | fe 
Iuno 4 131 ⸗ ⸗ 55,000,000 X 
Ceres 4 220 s s 57,200,000 | Halb h 
Pallas 4 221 a, Wi ebenfo |.foffk 
\ der 
Jupiter mit 
2 Monden | 11 314 — 9 56 |108,000,000: Äi 
Saturn mit 
7 Monden | 29 166 - 40 16 |199,000,000| 4 
‚Uranus mit | Det 
6 Monden ! 84 9 _ 1 — 400,000,000 | a 


Claſſiſch ift Laplace'e „Exposition da systeme du monde’ (2. A. Pad 
deutſch durch Hauff (Frankfurt a. M. 1792); und ald Commentar bign: 
frag’8 „Cours de physique ecleste ou legons sur l’exposit. du sys 
monde” (Paris 1803, m. Kpfen.). Die volftändigfte tabellarifche be 
Sonnenfuftems gewährt Littrow's „Populaire Aftronomie” (Wien 1825, 
mit Kpfen.). 

Sonnentafeln. Obwol ſich die Erde um die Sonne bewegt, P 





Sonnenwenden 879 


umb mit Stunbentheilung verfehene, der Ebene des Äguators parallel aufs 
Kreisſcheibe oder andre Fläche, derm Mittagspunkt dem Meridian des 
tfpricht, heißt eine Äquinoctialuhr, weil die Sonne an den Äqui⸗ 
gen den Aquator befchreibt. Parallel mit dem Aquator fteht fie an jedem 
ser fie mit bem Horizonte einen der Aquatorshoͤhe biefes Drtes gleichen 
macht. Bill man eine ſolche Äquinoctialuhr, welche den Grund aller uͤbri⸗ 
menuhren abgibt, hiernaͤchſt in eine Horizontale, d. h. in eine ſolche 
Iten, deren Ebene der Horisontalebene parallel liegt, fo mug man den Weis 
bee Ebene unter einem der Polhoͤhe des betreffenden Drtes gleichen Winkel 
m, bamit er wie ber ber Erbare, in welchem die Mittelpuntte aller Pas 
fe liegen, parallel ſteht, indem die Are den Horizont überall unter einem 
höhe gleichen Winkel fchneidet. Die Stundentheilung wird dann mit Bes 
die Aquinoctialuhe ausgeführt. Ebenſo gründet ſich die Einrichtung und 
rauch der gewöhnlich fo genannten Sonnentinge, gleichwie die ebenfo be⸗ 
Berbinbung zweier meffingenen Kreife, wovon der eine den Meridian, ber 
ber den Aquator vorſtellt, mit einer durchgehenden Erdaxe ald Weifer, die 
ala zur Stellung eines Beinen Sonnenbildes nach Maßgabe der Declina- 
nd am Meridian einen auf jede Polhöhe zu flellenden Aufhängering hat, 
Theorie der Uyuinoctialuhren. Auch ann man daraus Regeln für Ber: 
onnenuhren, die auf dem Horizonte perpendicular fliehen, für Mor: 
AIbenb:, Mittag: und Mitternahtuhren, nad Maßgabe der 
vg ihrer Flächen gegen die 4 Hauptgegenden, und für Polaruhren, de: 
ne verlängert durch die Pole geht (und deren Wechſelbezug zu den Hori⸗ 
und Aquinoctialuhren man am beutlichfien überfieht, wenn gefagt wird, 
Horizontaluhr für den Aquator, wo die Polböhe = 0, eine Polaruhr, die 
tialuhr für die Pole aber eine Horizontaluhe ift), fowie endlich für Ent- 
‚von Sonnenuhren auf gebogene Flächen aller Art herleiten. Hierzu er: 
möführliche Anleitung für bie praktifche Ausuͤbung: Helfenzrieder's „Voll 
. ausführl. Untersicht, um Sonnenuhren nicht nur auf ebenen horizontalen 
ſicalen Flaͤchen, fondern auch auf Mauern und Fenſter zu machen” (Augsb. 
Die Theorie dagegen in ihrem Hauptfaden entwidelt auf wenigen Seiten 
lichtvoll Lorenz in ſ., Grundriß der miechan., optifchenu. aſtron. Wiſſenſch.“ 
„Helmſtaͤdt 1799, mit Kpfen. ; ſeitdem mehrmals aufgelegt). Eine analy⸗ 
arſtellung gibt Berroyer’s „Gnomonique, ou theorie des cadrans solai- 
8 Anhang zum 3. Bd. der Biot’fchen „Astronomie”), 2. Aufl., Paris 
Das Hiftorifche aber von den Sonnenuhren der Alten gibt Martini’ „Ab⸗ 
3 von den Sonnenuhren der Alten, durch Denkmale des Alterth. erlaͤu⸗ 
ipzig 1778). — Unter einem Gnomon verfteht man eine Veranftaltung, 
zild der Somne in einem dunkeln Raume aufgefangen, im Augenblide 
en Mittags auf eine Mittagslinie faͤllt, und dadurch nicht nur den Mittag, 
auch die Mittagstöhe der Sonne angibt. So 3093.38. Caffini (Bio: 
omenico) (f..d.) auf dem Boden in einer Kirche zu Bologna eine fehr ge: 
ittagslinie. Im alten Rom, unter Auguſt, bebiente man ſich dazu eines 
auf dem Marsfelde, deffen Trümmer noch gezeigt werden. Eine Be: 
g mehrer folder Gnomons gibt Lalande's „Astronomie” (2. Aufl., Pa: 
2 nenwenden. Wenn man fi den ſcheinbaren Jahreslauf der 
ucch die Ekliptik verfinnlicht, fo findet man, daß ſich ihre Abweichung 
zlich verändern muß, und zwar bis zu einer gewwiffen Grenze zu=, und dann 
mehmend. Die beiden Punkte der Ekliptik nun, in welche ſich die bishe⸗ 
ahme der Abweichung wieder in eine Abnahme zu verwandeln anfängt, 
umdefrwegen Sonnenwenden oder auch Sonnenftilftandd: (Gott) 








tagen nicht ernſtlich geforgt if. Weil e8 allenthalben Lehrlinge und 3 
gibt, deren Geiftesbildung vor ihrem erſten Abendmahlögenuffe vı 
murbe, und an Sabrikörtern die Kinder, die man in den Wochentagen 
braucht, die öffentliche Schule gar nicht befuchen Eönnen, fo hat man | 
die Einrichtung getroffen, daß ſolche vermahrlofte Individuen Sonn 
Stunden lang im £efen, Schreiben, Rechnen und der Religion unterrid 
Dies iſt in Oſtreich, Baiern und einigen kleinern Staaten Deutfhlands 
der Regierungen, anderwärts freiwilig für die aus der Schule entlaflı 
in England aber zuerft 1781 durch den Prediger Stock und den Buchh 
kes, für die Kinder der Armen und Sabrikarbeiter durch die Armenpflege: 
tbätige Geſellſchaften veranftaltet worden. Sonntagsſchulen, wie fie 
fammenhang einer zwedimäßigen Verfaſſung des Volksſchulweſens gehoͤl 
Gelegenheiten zur vollkommenern Ausbildung in nüglidhen Kenntniffen 
fertigkeiten für die der Schule entwachfene Jugend fein, bamit diefe nlı 
Dem unter der Laſt der Werkeltagsarbeit gemöhnlichen Vergeffen des in 
Erlernten bewahrt, fonbern auch weiter geführt werde, als in den K 
gefchehen kann. 

Sontag (Hemdette), die liebenswuͤrdige und reichbegat 
Sängerin, ift zu Koblenz 1808 geb. Shre Ältern, ſelbſt Schaufpiel 
fie für die Bühne. Schon im 5. 3. erfchien fie auf dem frantfurter Th 
Oper: „Das Donauweibchen‘‘, als bie Meine Salome, und hatte im 8. 
ziemlichen Grab ber Ausbildung ihrer Stimme. Sm 9. J. verlor fie il 
umd bezog nun mit ihrer Mutter,. einer fehr routinirten Schaufpiele 
deutfche Bühnen, vornehmlich Darmſtadt. Won da kam fie nach Prag; 
fie den Unterricht des trefflichen Gonfervatoriums für Mufit. Im 12 
fie hier die Bühne und übertraf alle Hoffnungen. Bald darauf ging fie: 
wo fie von ber Theaterdirection für die beutfche Oper angeftellt wurde; | 
auch mit Auszeichnung In der Italienifchen Oper auf. Mad. Koder- Mai 
ihr Vorbild im Gefange. Nach Auflöfung der Dper (1824) beſuchte 
und trat in mehren Saftrollen auf; die der Eumanthe wurbe mit enth: 
Beifall aufgenommen. Das Directodium des neuen koͤnigſtaͤdter? 
Berlin ftellte fie bei diefer Bühne zugleich mit ihrer Mutter und juͤngerr 
an, und im Herbfte d. J. trat fie mit unerhörtem Erfolg in Berlin auf 
ihr Ruf alle Verehrer des Reizenden in ihre Nähe. Sie warb felbft 
laffung eines Romans: ‚Henriette, die ſchoͤne Sängerin”, und erregte «a 

iofsiton int Trurrnaliiten ich ab her Michlinn hea MNuhflsum 


I [Ui 11 wi 








Soolbäder Sophienkirche 888 


827, umb fang 1828 in der ital. Oper in London. Bei dieſer Sängerin 
ſich Die reijendſte jugendliche Erfcheinung mit dem leichteften Eimflfertig: 
trage. Gchon in ihrer Jugend hatte ihre Stimme einen ungewöhnlichen 
; das Mechanifche machte fie ſich mit großer Leichtigkeit zueigen. In Prag 
a aber bildete fie fi volllommen aus. Reinheit, Klarheit, Eieblichkeit 
Kfanteie ſind die Vorzüge ihrer Stimme ; ihr Vortrag befigt eine glängende 
NRettigkeit und Eleganz; aber auch des Ausdrucks, der ſich für ihre 
eignet, iſt fie fähig. Sie bezaubert die Ohren der Menge durch ihre Floͤ⸗ 
jen, die fie groͤßtentheils mit halber Stimme, mit ber vollkommenſten Ar: 
an vorträgt, aber entzuͤckt auch den Kenner im einfachen Geſang. Am mei- 
ie joboch für ital. Gefang und für da8 Sentimentale oder Scherzhafte amd 
ge geeignet. Hier wetteifert fie mit den größten ital. Sängerinnen ; in Paf- 
e im Tragen der Stimme, an Geſchmack und Erfindung übertrifft fie bie 
‚und auch Ihr angenehmes Spiel unterftügt Ihre großen Talente. Ihre 
Men find: Fräulein im Schnee”, Rofine in Roffini’s „Barbier”, die Ita⸗ 
ba Algier, Cenerentola, Helene in der „Donna del lago”, Donna Arma In 
u „Don Jum”, Prinzeffin von Navarra, Euryanthe, Agathe im „Zrei- 
Karoline im ‚„Matrimonio segreto”, Sophie im „‚Sargin”. 
olbäder nennt man diejenigen Bäder, welche in den natürlichen Salz⸗ 
nen werden; fie kommen wegen bed Gehalts an Kochſalz den Seebä- 
, und werden vorzüglich in ſtrofuloͤſen umb berpatefchen Übeln, veral- 
und Spphilis, Laͤhmungen, Rheumatismen, Geneigtheit zu Katarthen 
atgerendet. Auch dient das regelmaͤßig taͤglich wiederholte Einathmen ber 
me Spazirengehen an den Gradirwerken gegen manche Lungenuͤbel und hat 
m Ramen Lungenbad befommen; man laͤßt dabei gewoͤhnlich Selterbrun- 
Micch trinken. Auch das vorfichtige Trinken einer nicht zu ſtarken Salz: 
währt manchen Nutzen in ben obengmannten Übeln. Goofbäber laſſen fih 
Salme anlegen; bis jegt beſtehen deren zu Eimer bei Schoͤnebek, zu Halle, 
ia Sſtreich, zu Nenndorf, zu Frankenhauſen. Vgl. Joh. Wilh. Tolberg, 
ungen über ben Gebrauch der Soolbaͤber“ (Magdeb. 1811); Derſelbe 
Beethab zu Elimen“ (Magdeb. 1822); Joh. Chr. Reil, „Über bie Nutz 
id Gebrauchsart der Soolbäber in Halle” (Halle 1809); Ferd. Wurzer, 
e Soolbaͤder zu Nennborf” (Leipz. 1818); ©. Manniske, „Frankenhau⸗ 
Iquelle”” (Weimar 1820). 
bphienkirche. Der Grund zu biefem großartigen Tempel in Konſtan⸗ 
sarb im 6. Jahrh. umter der Negierung Juſtinian's gelegt, und der Bau 
‚von Anthenius von Tralles, dem berühmteften Architekten feiner Zeit, 
sihälfe des Sfiborus von Milet vollendet. Anthemius war der Eeſte, der 
nahm, eine fphärifche Kuppel auf 4 Arkaden zu erbauen; er wählte bazu 
s eine® Kreuzes von gleichlangen Armen. 20 Jahre nadı der Einweihung 
38 mustbe die Kuppel durdy ein Erdbeben zertrümmert. Ein andrer Iſido⸗ 
ffe des erften, erbaute fie auf neue, aber 20 Fuß höher als die erfle war. 
fphaͤrtfchen Form machte er bie Woͤlbung gedrückter und elliptiſch. Um 
Feſtigkeit zu geben, fegte er zwiſchen die großen Pfeiler Im N. und S., 
: Seite 4 Srmitfäuten, deren Schaft 40 Fuß enthielt; er verband biefe 
gen, und zog darüber eine Mauer, auf welcher er 6 kürzere Säulen an- 
Die Woͤlbung der Kuppel ift fo fanft gebogen, ba ihre Hählung, fenk: 
aeffen, nur den 6. Theil des Diameter6 ausmacht, welcher 108” franz. 
s Gentrum aber erhebt fich die Kuppel um 169 franz. von dem Boden bis 
Imond. Diefe Abplattung macht eine große Wirkung , und wenn der Bau: 
a8 Hinnnelagewoͤlbe nahahmen wollte, fo hält Dallaway biefe Nachah⸗ 
der Sophienkirche für gluͤcklicher als die In der Peterbliche ya Nom, 





Soppiften 585 


br Vaterland aus. Wenigſtens ift es gewiß, daß Gorgias, Prodikos 
bei ſchwierigen Unterhanblungen gebraucht wurden. Aber fo glänzend 
. Seite die Sophiften als Maͤnner erfcheinen, die mit ihrem Gelfte ben 
ath der Kenntniffe ihres Zeitalter umfaßten, nicht ohne glüdlidhen Er: 
eten und vermehrten, fo wenig kann geleugnet werben, baß fie, von 
mfeite betrachtet, um fo verwerflicher und haffensmwerther find. Zuerſt 
b durch die unverfhämte Prahlerei, mit welcher fie ſich fuͤr die alleinis 
aller göttlichen und menſchlichen Weishelt ausgaben, als Iügenhafte 
bete Großſprecher kund. Zweitens mißbrauchten fie die Wiffenfchaft, 
ſtlichſte aller Begierden, Gewinnſucht, zu befriedigen. Drittens wur⸗ 
wahre Pet ihrer Zeitgenoffen,, inden fie wirkliche Prediger der Irreli⸗ 
Unfittlichkeit waren, und Alles über den Haufen warfen, was dem 
und theuer it. Sie leugneten naͤmlich geradehin das Daſein ber Goͤt⸗ 
ı Ale für Wirkungen bes blinden Ungefährs und leiteten alle reli⸗ 
e don der verihmigten Klugheit irgend eines lifligen Mannes ab, der, 
Menfchen lange als Vieh in den Wäldern gelebt, und ſich mit Knit⸗ 
helmaſt gefchlagen,, diefen Barbaren durch die Erbichtumg von ftrafen» 
Furcht eingefläft, und fie zu einer beffern Ordnung der Dinge gem: 
Das Fauſtrecht, behaupteten fie, fei das einzige Naturgeſetz; alle 
feien gleichgültig, weder gut, noch böfe. Diefer Unterfchieb werde 
pofitiven Landesgefege beflimmt , daher die verfchledenen Völker auch 
Begriffe von der Sietlichkeit oder Unſittlichkeit einzelner Dandlungen 
orheit ſei ed, Güte ‚oder Gerechtigkeit zu beweiſen; benn eine folche 
eife fei mit fo vielen Nachtheilen verknüpft, daß kein Menſch von ges 
kande ſich dazu entfchliefen koͤnne. Wach diefen Grundfägen erklärten 
Art von Betrug, von Diebflapl, von Raub, von Gewaltthaͤtigkeit 
behaupteten, dab Mäfigkeit und Euthaltfamkeit nur Merkmale ſchwa⸗ 
fefen ; def vielmehr die wahre Gluͤckſeligkeit des Menfchen in der Bes 
Ner Begierben beftebe. Dies war die fchändliche Lehre der Sophiften, 
ſenswerther erfcheinen, wenn man fieht, daß fie diefe Grundſaͤtze auch 
3 vortrugen, teil fie durch diefelbe viele Zuhörer, bie ihre Geldſucht 
anficyzuziehen hofften. Denn dieſelben Menfchen, welche das Lafter 
t predigten, waren ebenfo berebte Lobredner der wahren Sittlichkeit, 
ten mußten, bier oder dort ducch jene Grundfaͤtze anzufloflen und 
e von fi zu entfernen. Galt es alfo, durch wahre Sittenlehre Geld 
‚ fo arbeiteten fie bie zierlihften Meden zum Lobe der Tugend auß. 
Lebe ift bie herrliche Erzählung des Prodikos von „Hercules am Scheis 
» eine ber ſinndollſten, ausgearbeitetften und lehrreichſten Dichtungen 
ms iſt. Sie wird von Zenophon in den „Denkwuürdigkeiten des So: 
h II., Cap. 1), mitgetheilt und verdient mit Recht die Robfprüche, bie 
jeiten von den einfichtövoliften Richtern in Sachen des Geſchmacks er 
ı find. Bon den Sophiften ſtammt ferner jene verderblihe Sophi⸗ 
bie Kunft, Alles, ſelbſt entgegengefegte Säge, zu vertheibigen, die 
ı Wahrheiten ungewiß, und die größten Ungereimtheiten wahrſcheinlich 
Diefeb bewirkten fie vorzüglich burch eine Menge von Trugſchluͤſſen 
ichen Fragen, durch welche fie ihre Gegner fo zu verwirren mußten, 
en am Ende Alles zugaben, was fie behaupteten. Diefe Kunft war 
helichere® Werkzeug tn den Händen jener Wiffenfchaftsverderber, weil 
She bei der unerfahrenen Jugend ſich in das Anfehen von Alles umfaf: 
n fegten, und di. glauben machten, daß fie im Beſitze aller Geheim⸗ 
mels und ber Erde wären. Viele ihrer Beweisführungen und Schutt 
196 ungereimt 5 oler fie uͤberraſchten amd biendeten auf ten ertten An» 
Dlebente Aufi. Bb. X, 25 


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Maßſtad aller Dinge, und nur Das eriftice wirklich, was und wie e 
flele. Da nun aber jeder Behauptung eine andre entgegengeſetzt w 
fo ſei es Thorheit, ſich über eine Sache zu flreiten, und Widerlegun 
unmöglich. Alle diefe Gedanken haben doch eine Richtumg auf geoße 
Gegenftänbe ; aber unter der Schar von Schälern, welche die Soph 
gab es arıch eine große Menge, die ſich durch die laͤcherlichſten, gemen 
gefhmadteften Behauptungen in ein gewiſſes Anfehen zu ſetzen fichten 
Natur gezeichnet find dergleichen elende Wichte von Platon in dem ( 
in welchem Gefpräche er, in ben Perfonen des Euthydemos und Dieny 
ganze Gezuͤcht abſchildert und der Verachtung preisgibt. Nur ein | 
bier Platz. Dionyſodorus fpricht: „Sage mir, Ktefippus, haft Du ei: 
Kt. „Fa, ımd zwar einen fehr böfen”. D. „Hat er Junge?” Kt. „: 
der Art”. D. „Iſt nicht ein Hund der Vater derſelben?“ Kt. „Sch 
ſehen, wie fie ſich begatteten”. D. „Iſt nicht der Hund auch Dein?’ 
dings”. D. „Run fo ift er ald Vater Dein! Alfo ift Dein Water e 
die jungen Hunde find Deine Brüder!’ Durch folche elende Spieftu 
auf Bermifchung grammatifcher und phyfifcher Verbindung berubten, 
gelehrten Kiopffechter als feine Denker und tiefe Forſcher zu erfcheinen. 
aber auch der eigentliche wiffenfchaftliche Werth aller diefer Äußerumg 
kraft war, fo dienten fie doch dazu, ben Geiſt In Thaͤtigkeit zur ſetz 
muͤſſen den Verluſt ſaͤmmtlicher Schriften der Sopbiften auch infoft 
als wir, bei diefem allgemeinen Untergange ber fhriftlichen Denkm 
ſelbſt, nur aus den Nachrichten andrer Schriftfteller über fie urth 
Diefe find indeffen ſo einftimmig und fo gewichtvoll, daß wir wol nid 
theilen würden, wenn wir auch mit eignen Augen fehen koͤnnten. T 
Bluͤthe der Sophiflen faͤllt in die Periode von den perfifchen Kriegen ‘ 
Tode des Sokrates, 400 3. v. Chr. Einen flüchtigen Blick verdi 
Umftand, woher e8 kam, daß unter den Griechen folhe Männer ol 
ſten waren nicht bloß auftreten konnten, ſondern auch eine geraume ; 


Sophokles 887 


belt hatte? Endlich ziehe man noch die demokratiſche Verfaſſung der 
ıten, bie jeder Geiſtesthaͤtigkeit völlig freien Spielraum ließ, in Erwaͤ⸗ 
wenig daher auch unter dem hebr. Molke ober unter den Römern So- 
ehen konnten, fo begreiftich iſt die Erſcheinung bei den Griechen. ° KI. 
bofles. Diefer uniterbliche Dichter, der des grieh. Drama auf 
; Bipfel erhob, mechte etwa 25 Jahr jünger ats Aſchylus ımd etwa 
rn als Euripides, melhen er noch überlebte. Weide flarben In demſ. 
93.3. Man gibt das 2. Fahr ter 71. Olymp. (495 v. Chr.) ale fein 
ran. Aus einer angefehenen und reihen Femilie abftammend, in 
en Athen (eigentlich In dem zu Athen. gehörigen Flecken Kolonos), das 
Schmud ter perfifchen Beute aus f. Trümmern wieder emporftien, ein 
zer geb., ſelbſt mit den trefflich/ten Eörperlichen Vorzuͤgen (bloß 
' Stimme foll ihm die Natur verfagt haben) neben den vollkommenſten 
lagen geſchmuͤckt, ftand ihm eine glänzende Laufbahn offen. Hat 
ichterkrone des S. f. Vuͤrgerkrone weit uͤberwogen, fo führt ihn doch 
ve Geſchichte als Archonten neben Perikles und Thucydides im Kriege 
amier auf, umd auch in der Reihe der Priefler Athens glänzt f. Name. 
ſchien es, nad den Morten Schlegel’8, faft darauf angelegt zu haben, 
ich zu machen, fo lange fchob fie f. Tod hinank; und diefen, In f. 95. 
erfolgt, hat die Fabel fo ausgeſchmuͤckt, daß auch über ihm der ſchoͤne 
Idealitaͤt ſchwebt. Bald foll er am Genuß einer Weinbeere erſtickt, 
re Sreude über einen unverhofften Sieg eines f. Dramen in den olymp. 
Idtet worden fein, bald wieder Über dem Vorleſen der eben vollendeten 
f. mslodifches Leben ausgehaucht haben. Um daß herrliche Dichterle⸗ 
fleckenlos bis zum legten Hauche durchzuführen, mufte ben Teeffli- 
ıfe bis ind hohe Alter in ihrer jugendlichen Lebendigkeit begleiten. Fol⸗ 
Bleibt immer bideutend in feiner Geſchichte. In ſ. 80. Lebensjahre 
s ein undankbarer Sohn, als fei er vor Alter unvermögend, feinen 
vorzuſtehen; und S. brauchte nichts weiter, als f. foeben gedichteten 
fRolonos” feinen Richtern vorzulefen, um von ihnen freigefprochen, und 
‚nach Haufe begleitet zu werden. Auf f. Gradhuͤgel ftellte man bie 
Bachusin Marmor, die Zrauermasfe der Antigone in ber Hant. 
okles als Dichter. Scheliaften haben angemerkt, daß er als reiner 
nnen hate, aber fchon in ſ. 28. J. trat er als dramatifcher Dichter ne: 
B auf, und mußte bald den Beifall dieſes auf fich ſelbſt uͤberzulei⸗ 
jend war ber erfte Eieg, ten er feinem dramatifchen Vorgänger gegm= 
und noch 19 Mal gewann er dan erften , noch öfter den zweiten Preis, 
d ihm nur ber dritte zuerkannt. Sein Ruhm drang fehr bald zu den 
Auständer. Mehre Könige fuchten ihn an ihren Hof zu ziehen. 
feinem Vaterlande treu und war überhaupt fo wenig von dem Weih⸗ 
eifalls betäubt, den er erhielt, daß er bei dem Tode des mit ihm mett- 
irlpides ſelbſt in Trauerkleidern erfhien, und fogar ſ. Schaufpieler 
auftreten ließ. Das Wefen des griech. Dramas in feine: ſchoͤnen Vollen- 
h am beften an ©. aufzeigen, und in biefem Sinne wollen wir die 
chkeit unfere Dichters auffaffen. Von ſ. vielen Dramen, tie vou Ei: 
30 berechnet worden, find nur 7 auf unfere Zeiten gekommen, aber 
mtlich vollendet und herrlich : 1) „Der müthende Ajar”, 2) „Elek-⸗ 
ntigone”, 4) „Ddipus Tyrannos, 5) „Ödipus auf Kolonos”, 6) 
nerinnen”, 7) „Philoktetes“. Mir geben eine kurze Überficht ihre: 
nerken zuvor aber noch, daß wir bei &. keine Trilogien und Zetrolc- 
texfcheiben koͤnnen, mie bei Äſchylus; auch daß er, den Schalten 
Bitte aufbrachte, nur mit einem Stuͤcke um den Preis zu werken, 
25 * 


[4 


Sophokles seo 


ches Irrfal. Im Hain der Rachegöttinnen felbft, von welchem bie ganze 
te ausgegangen war, endet ſich auch wieder der fucchtbare Kreislauf und 
- fein nathrlichfles Ende. Ödipus findet auf Kolonos, unter den Zin> 
6, an bem unnahbaren Orte, wo die Erinnyen roohnen, enblich Ruhe 
kab. Der Eindrud diefes Dramas auf Athens Bürger mußte einzig 
mm eine ſchoͤnere Apotheofe Eonnte der Stadt der Athener‘, nachdem fie 
Zurien des Oreſtes beim Afchylus Serubigt hatte, nım nicht widerfahs 
Nie „Trachinerinnen” find ein herrliches Bruchſtuͤck aus dem grofien My⸗ 
vom Herakles, fein letes Leiden und Tod und Verklärung. Dejanira 
Ibermaß der Liebe zum herrlichen Helden, ſelbſt feine Moͤrderin, und In ſei⸗ 
ſam vom Schidfal ſelbſt gefärbten Gewande wird der Gewaltige gefangen, 
zamemnon in einem ähnlichen umauswirebaren Gewande; nur daß bier der 
Schyuldlofer ale Herakles, und dort bie Mörderin unfchulbiger als Klytaͤm⸗ 
r. — „Philoktetes“, der tapfere Erbe der Waffen des Herakles, hat Sahre- 
ber wuͤſten Lemnos gefchmachtet, von den undankbaren Griechen und dem 
innenden Odyſſeus zuruͤckgelaſſen im Zuſtande eines magifchen Schlum: 
Ihm jebes Mal nad, einem wüthenden Anfall feiner Schmerzen einen Tro⸗ 
sung gab. Aber endlich erbarme ſich das Schickſal feiner, nöthigt f. Feinde 
wieder aufzuſuchen, weil es Verhängnis ift, daß ohne den Bogen des Dera- 
ı nicht gewonnen werben kann. Dies num führt ihm einer neuem, noch 
wa Unbili entgegen. Neoptolem, der treuherzige, unverborbene Sohn bes 
juß ihm den Bogen rauben, um fo den Huͤlfloſen zwingen zu koͤnnen, mit 
ja zu gehen; aber das gerade, offene Gemuͤth bes Aeaciden kann diefen Be: 
ber ſich gewinnen, wenigſtens nicht bi6 zu Ende ſplelen, und num erfcheint 
te, durch Irrſal und Leiden vollendete Heralles, Berföhnung bringend, dem 
Benefung verheifend und fo ihn beflimmend, den Undank ber Griechen zu 
md ihren Bitten zu folgen. — Das Wefen griech. Kunft ift ſchoͤne Ein- 
arımı tritt in allenihren Werken die Form fp beſtimmt, ausgebildet, abges 
in fich ſelbſt befchtoffen hervor. Denn wo nur Weniges aufgefaßt wird, da 
nuß dies Wenige auch bis in die feinften Abſtufungen ausgebildet fein. 
ber äußere Schmud in den Werken uͤbetall fo einfach; darum ift nirgends 
arakterzeichnung fo vollendet und ausgebildet, und eben darum iſt auch bei 
ke weiter diefe Vollendung in Farben und Verhätmiffen und befonders im 
EDoefie anzutreffen. Alles died mußte auch auf den Charakter des griech. 
Sfehr bedentend einwirken. Trauerſpiel, Spiel des Ernſtes, der daß Leben 
nen einer hoͤhern, idealiſchen Welt faßt, und ihm erfk dadurch Beſtand und 
gibe, — und nım indem ſchoͤnen Gewande des Edeln, der hoͤchſten 
Einfachheit, — da kann kaum etwas Andres entfliehen als das 
ma. Sein Eigenthuͤmliches ift Kürze, auf Einheit der Zeit und des 
abet, mit wenig Figuren, aber fie alle vollendet gezeichnet; der Plan 
ickelt, aber groß angelegt, und bi8 an bie geheimnißvolle Schwelle 
ils ſtreifend, — die Sprache hoͤchſt wuͤrdig und rein, — ber Vers⸗ 
der aͤußerſten Seinheit und rhythmiſchen Vollkommenheit durchgearbei⸗ 
Ungeheure, das Riefige iſt ihm fremd und konnte hoͤchſtens nur im Ans 
Entſtehens (im Aſchylus) Entſchuldigung finden. Denn das Schoͤne 
akter. Und — ebenſo wenig das Weiche, Weinerliche, wie es im Euri⸗ 
ſchon die Bluͤthe der griech. Dramatik voruͤber war, zum Vorſchein 
illen dieſen Foderungen hat S. den Preis davongetragen und iſt fo die 
griech. Poeſie geworden. Die Plane ſ. Dramen ſind ohne kuͤnſtliche 
ng hoͤchſt genau gegliedert, und die Beſtimmtheit und ſcharfe Geſchie⸗ 
Scenen tritt, wie mit plaſtiſcher Rundung, uͤberall hervor. Sein Odi⸗ 
os“ bleibt in dieſer Hinſicht wol das größte Meiſterſiäe, Fck. 






890 Sophoniöbe Sopran 


Eleltra“, vielleicht durch Schuld jenes Mißgriffs, den der Didyter in 
dee Daupiperfon that, zwar bie finftlichfte, aber doch verungluͤckteſte 
haben [heint. Der tragiſche Inhalt ſelbſt iſt nicht felten faft fromım und vı 
Rührung, immer aber das Leben in feiner hoͤchſten Bedeutung auffaffen 
Ernſt ift nicht der erſchütternde, graufenertegende der Eumeniden bes 
fondern eine heilige Altarflamme, die wärmend umd erleudytend in be 
jeder reinen Seele dringt. Die Chgraftere des S. find wol ohne Zweif 
endetſten, genau beſtimmteſten und individuellften, die e8 nur geben ke 
mit allen Zauber bes Ideals ausgeſtattet. Seine Chorgefänge find zu 
als die ſchoͤnſten Fruͤchte der dramatifd) = Iprifchen Poeſie gerühmt wor 
gewiß, fo unentbehrlich der Chor der griech. Tragoͤdie iſt, fo zuverlaͤſ 
ber Idee des griech. Dramas aud in diefer Hinſicht nicht volllommen 
geleiftet werben, als es durch ©. gefhehen if. Auch diefe Gefäng: 
Umfang und Inhalt fo volllommen in den Plan des Ganzen eingefügt, i 
im Verhaͤltniß zum Ganzen fo genau abgemeffen, daß neben ihnen die Af 
Chorgefänge, inihrer unendlichen Länge, als aus ber noch ungeregeli 
fließenden Kraft einer ausfchweifenben Jugend hervorgegangen, und dieb 
tes, in ihrer lofen Verbindung mit ber Kabel, ale die legten unſchmackhaf 
le der erfchöpften Kraft eines welten Greifes erfcheinen. War es anders 
en, als daß auch die Sprache des S. in biefer ‚Harmonie des Ganzen nü 
blieb, fondern, um ihm die Krone aufzuſetzen, felbft in der hoͤchſten 
erihien? So edel und zein hat kein Zragiker ber alten und neuen Zelt 
und freilich ift wol die Sprache bes S. eben darum, weil fie fo ganz 
Tochter des dem griech. Volke eigenthuͤmlichen Trauerſpiels mar, für 
ſchlechterdings unerreichbar. Der Charakter der Schärfe und Beftimm 
überall hervor an ihr, und doch iſt er wieder fo herrlich mit dem Gewand: 
zien uͤberkleidet — abermals das rechte Mittel zwiſchen Äſchylus's Sch 
Euripides's Plattheit und fophiftifher Spigfindigkeit. Mit der Sprad 
det fich bei unferm Dichter ein Versbau, ber nirgends fonft auf biefer 
weinen äfthetifchen Ausbildung fteht, und es iſt In der Kritit des ©. fd 
anerkannt, daß frine Samben die reinften und geregeltfien find, bie gefu 
den, ſowie feine Inrifchen Versmaße ſich duch Bedeutſamkeit umd hr 


SHunburna vo 1 









> Winruünger und !Rachfolaer audainnen. Unter: 


Sorau Sorben ‚90 


en. Dre Umfang eines gewoͤhnlichen Discants iſt von © bis — und iſt für 
Bhorftimme vollkommen zureihend. Ein hahee Diecant, welcher zum Bra⸗ 


ang nothiuentig ift, kann Inter Höhe f Ferreichen; der tisfere (ben man 





















sofopran nennt) reicht von g oder a bis godern. Selten aber wird 


vollen Umfang von g bis c bei voͤüiger Gleichheit der Töne finden. Ge: 
ch geht bei gewaltiger Anſtrengung zur Hervorbringung der hoͤhern Töne die 
b der wichtigern Mitteltoͤne verloren. Auch iſt die Bildung dee Stimme 
züerm Werth als ein ungewöhnliher Umfang, und Beuriheiler verra> 
m Ungefhmad, wenn fie der bloßen Höhe Beifall klatſchen. Dem So⸗ 
Jemmt an ſich die Melodie zu; auch ifl er der mannigfaltigften Verzierungen 
Bäufe fähig, da von Natur die höhern Töne ſich zu diefen mehr eignen, und 
Me hohe Zöne, auf ſchnellern Schwingungen beruhen, daher aud höhere 
m ſchneller reden und fingen Binnen als tiefere. Aus biefem Grunde 
diefee Hinficht iſt der Sopran die Hauptpartie, deren vorzuͤgliche Ausbil: 
ww Tonſetzer obliegt, welcher bie Empfindung rein und Eräftig charakterifi- 
BB. Derſelbe muß daher auch, wenn er feinem Geſang cine gelungene Aus» 
‚wünfcht, bie Beſchaffenheit und Verhaͤltniſſe der Sopranflimme kennen 
‚bamit er wife, was mit Leichtigkeit und ohne ungünflige Anfttengung 
Be iſt, auf welchen Toͤnen ber Sopranſtimme man deutlich fprechen oter 
galfizen kann, welches die natuͤrlichen Abfchnitte ber Stimme find ꝛc. Daſ⸗ 
af die Sängerin wiffen. Übrigens ſetzt man tie Discantpartie jetzt ge: 
Hicher in ben wegen Bezeichnung ber hoͤhern Töne bequemern Violinſchluͤſſel, 
den ſonſt gebraͤuchlichen Discantfchlüffel. (S. Schiüffe l.) T. 
Sorau, Kreisft. im preuß. Regierungsbezirk Frankf. a. d. O., unweit 
eber, 20 Meilen von Berlin, hat über 3900 Einw, Lyceum, Tuchfabr. 
3, Handel, ein Zucht» und Irrenhaus, unb ift eine der aͤlteſten Staͤdte 
RRaufig. Sie ward von dem Grafen Thaculf 873 dem Stifte Fulda vers 
Stabt und Standes heriſchaft ge. N. gehörten in ber Kolge bald den Her⸗ 
BB Sachſen u. A., bald dem Kaifer, der fie endlich an den Biſchof von 
m, Balth. von Promnitz verkaufte. Dieſes Haus beſaß Sorau und 
,. bis ber legte Beſiter, Joh. Erdmann III. Grafvon Promnis, Sorau 
Lebel 1765 gegen eine Leibrente an Kurſachſen abtrat. Belde trugen jährs 
50,000 Thir. ein. Durch ben miener Frieden (18. Mat 1815) kamen 
R Preußen. S. Worbs's „Geſchichte der Herrſch. Sorau und Triebel“ 
say 1826, 4., m. Urk.). 
Sorben waren, gleich den übrigen wendiſchen Voͤlkein, ſlawiſchen Ur: 
ng6 , drangen im 5. Jahrh. n. Chr. aus dem ſuͤblichen Sarmatien bis in die 
te des nördlichen Deutfchlands und ſetzten fich auf der linken Seite der Ober: 
feft, nachdem fie bie bisherigen Ein. theild vertrieben, theils erfchlagen hats 
Das ganze Markgrafthum Meißen, nebſt bem Ofterlande ober dem heuti⸗ 
Fuürſtenthume Altenburg, ingle hen einen nicht umbebeutenden Strich des 
nlähftfhen Kreifes, hatten -fie inne, und wußten biefe ihre Exoberungen gegen 
Nachbarn, die Thüringer, welche deutfchen Ablommms waren, und auf 
inken Seite ber Saale und Unftrut lebten, mehre Jahrhunderte hindurch zu bes 
tn. Kamen fie ja zumwellen gegen bie Sachſen, Thüringer oder Kranken 
Bedränge, fo hatten fie von den Lutigen in der Laufig, von ben Lehen in Po⸗ 
vonden Giechen in Böhmen, von den Hevellern und Ulern in Brandenburg, 
urſpruͤnglichen Landsleuten, den thätigften Beiſtand zu erwarten. Diefe 
ben (oter richtiger Sorten: Wenten) hatten gleich anfang® Ihre Fuͤrſten, von 
ı fie in Friedens zeiten regiert und in Kriegen gegen ihre Feinde gefüihtt wurtrn. 


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aus Früchten und Zucker, Limonenfaft, Mofenwafler und Ambra zul 
gemeine Türke bereitet ſich diefen Trank aus einem abgerüften, uͤber 
finen gegoffenen Waffer. 

Sorbonne hieß urfprünglic eine Bildungsanftalt (Collegiu 
MWeltgeiftlid;e auf der Univerfitit zu Parie nach Robert von Sorbt 
pagne, einem parifer Theologen, ber fie unter Ludwig dem ‚Heilig: 
ftiftete und mit Eintunften verſah, bie in dee Folge fehr vermehrt 
Diefe Anftalt, deren Lehrer die jedesmaligen Doctoren und Profeffere 
aie waren, erlangte fo große Bedeutung, daß ihr Nume auf die ganı 
Facultaͤt der parifer Univerfität Eberginy, melde bis zu Ende des 1£ 
Sorbonne genannt worden if. Ihre Gutachten und Beſchluͤſſe ha 


denden Einfluß auf den Geiſt und die nationale Geflaltung des Katl 


Frankreich ; bie Könige unternahmen nicht leicht einen, Religion u 
treffenden Schritt, ohne Lie Doctoren der Sorbonne um ihr Urtheil f 
ben, und felbft außer Frankreich galten ihre Ausſpruͤche oft mehr ale 
gen anderer Akademien. Den Jeſuiten nicht weniger feind al& ber i 
bielt die Sorbonne fireng auf die Freiheiten der gallicanifchen Kirch 
fid) der Bulle Unigenituß, und ſtand in ben janfeniftifchen Streit 
nicht auf der Seite von Portroyal, doch der jefultifchen Partei immer « 
fpätern Zeiten hat fie fi) mehr die Vertheidigung ber Rechte als die? 
ung der miffenfchaftlichen und praßtifchen Behandlung des alten GI 
legen fein laffen. Ihr unbehüfflicher, pedantifcher Eigenfinu und mid 
ber Eifer fie den Buchflaben der alten Kirchenlehre feste fie in einen 
Gontraft mit den gewandten Philcfophen, Schön » und Freigeiftern be 
und, ihre Verdanımunysurtheile über die Schriften des Helvctiuß, f 
Marmontel zogen ihr großen Spott zu. Sie hatte daher Ihren Ruhn 
überlebt, als in der Revolution auch ihr Name erlofh. Merkwuͤrdig 
duld und Dieputirprobe, welche die Candidaten ber theologifchen Do 
der Sorbonne zu beftehen hatten. Sie mußten von früh 6 Uhr bie! 


ununterbrochen ihre Säge vertheidigen unt durften ſich dazwiſchen kar 
Krfrilchimn anf hom @rthohsr srl nııhenr 


Sotzmann Soubiſe 398 


5 Friedrich U. 1586 in eine große Schule umwandelte, die Chriſtian IV. 
gu einer Akademie erhob. Sie ward von Holberg reich botirt. 1813 brannte 
Igebäude mit der zeichen Bibliothek ab. Der jegige König fliftete fie 1822 
sen; das neue Gebäude für bie Lehr⸗ und Erziehungsanitalt warb 1827 
Sie zählt gegen 70 Zöglinge ımter einem Director, mit 7 Lectoren, 7 Ab: 
und a. £ehrern. 
Sosmann (Diniel Friedrich), Kriegerath und Geograph der Akad. ber 
wich. zu Berlin, geb. zu Spandau 1754. Schon in f. Jugend entwidelte 
Km ein hervorſtechendes Talent für Zeichenkunſt und Kalligraphie. Fried⸗ 
Prachtgebaͤude in Potstam erweckten die Neigung zur Baukunſt in ihm 
Jaren bie erfien Begenftände, woran er ſich ohne Anleitung in architektoni- 
Btften übte. Mac) beendigtem Schulunterricht unter dem Altern Heindorf 
ex bei dem damals In Spandau gefangenfigenden Ingenieurhauptmann 
we, mit geringer Unterflügung f. wenig bamittelten Altern und größtentheile 
Ertrag des eignen Fleißes befchräntt, f. Studien in ber Mathematik, dem 
m, der Civil: und Kriegsbaukunſt und teren Zweigen, ımb bildete ſich 
Dia Berlin praktitch weiter aus. 1773 trat er ald Conducteur zum koͤnigl. 
»Baucomptoit in Potsdam, 1779 murbe er bei der General⸗Tabacks 
Bration in Berlin, 1787 aber bei dem Ingenieurdepart. bes Oberkriegs 
* geb. Secretair und Calculator argeſtellt, welcher Stelle er bei dem jetzi⸗ 
Heninifterium noch vorſteht. Schon in Potsdam hatte er ſich ber Geo⸗ 
Be Wege des Selbſtſtudiums mit Vorliebe zugewandt, und 1785 gewann 
Mens Tode des damaligen Geographen ber Akad. der Wiſſenſch., Rhode, 
Melle durch die 1788 geſt. Darſtellung ber Länder am ſchwarzen Meer 
dem 45 — 56° X. und 42 — 49° Br., welche die Akademie den Bewer⸗ 
Aufgabe gemacht hatte. Seine Arbeiten im Fach der zeichnenden Geo» 
beginnen aber fhon 1783 mit einem Grundtiß der Stabt Danzig, und 
That er ſich durch treffliche Specialcharten von den maͤrk,, magdeburg, 
Funb poln. Provinzen des preuß. Staats, wobei ihm bie Abneigung des 
iebrich, Specialcharten f. Länder bekanntgemacht zu ſehen, anfangs viele 
Be in den Weg legte, durch die Atlaffe zu Buͤſching's „Geographie und 
B Fortſ., worunter der von Deutfdhland in XVI Blatt, 1789, oben en 
ch f. Charten über die feit 1803 eingetretenen politifchen Veränderungen, 
Segmente zu 3 Erbgloben, worunter einer von 14 pariſer Fuß im Durch⸗ 
b. 1810), durch mehre zum Theil für den Schulunterricht beftimmte 
nad Generalcharten und cine Menge einzelner Cherten, Plane ıc. zu Reiſe⸗ 
bungen, Büchern und Gulendern als praftifher Geograph und Meiſter in 
appirungstumft hervorgethan. Insbeſondere hat er durch f. Zeichnungen, 
Kupferſtechern sum Vorbilde dienten, mit Huͤlfe tüchtiger Künftlee in die: 
ch, namentlid) Karl Jaͤck's, eine wefeuttiche Verbefferung ber deutfchen Land» 
in Hinſicht auf Deutlichkeit, Schoͤnheit und gefällige Vertheilung der 
, ſowie auf Eleganz in ber außern Form hervorgebrad,t und bewirkt, daß 
‚ hierin mit denen der Sranzofen und Engländer wetteifern Binnen. Das 
ıftechen erlernte er gleichfalls chne Unterricht; er hat jedoch nur wenige fei- 
eiten ſelbſt geftochen. Ein vollſt. Verz. aller f. Werke wird Higig’s neuefle® 
rtes Berlin” enthalten. Es beftcht aus beinahe 150 Nummern und zeugt 
3 eifeenen Fleiße, womit cr in ber Zeit, bie ihm Dienftgefchäfte übrig ließen, 
eblingswiflenfchaft thätig gemefen ift. Seit 1789 hat er aud) bie Recen» 
von Bandcharten für die „Allgem. Lit.⸗Zeit.“ beforgt und feit 1798 fuͤr bie 
1. geogr. Ephem.“ Beiträge und Recenfionen geliefert. 
soubife (Eharles v. Rohan, Prinz v.), Marſchall von Frankreich, geb. 
war bei dem Ausbruh des firbenjährigen Kriegs vielleicht der Meier des 
















u 
Ti 
’ . 


ihren Truppen aus der Stadt, wo nun Selblig mit f. Officieren an 
Tafel Play nahm. Schon diefer Vorfall Tief Leine glänzenden Sl 
Prinzen S. erwarten. Allein im Vertrauen auf f. Heer, das 2 Mi 
als dad unter Friedrichs Anführumg ihm entgegenflehende, glaubte er 
ges gewiß und fürchtete nur, daß der König, ber bei tem Dorfe Rof 
aufgeſchlagen batte, ihm entfliehen möchte. Am 4. Rov. fing er a 
Lager einzufchließen und fuchte ihm am folg. Zage in den Rüden 
Allein plöglich, ehe er f. Heer nody in Schlachtordnung ſtellen Eonnte, 
Sen. Seidlig mit ber preuß. Reiterei in die Flanken und die Nieberla 
zofen war allgemein. Ohne eigentlich gefchlagen zu fein, wurden fie 


ſprengt und ihr Ruͤckzug war ſchimpfliche Flucht. Der Verluſt biefer 


für Srankeeih wie für Friedrichs Feinde überhaupt von größter 
bewirkte. A., daß England die Sonvention von Klofler Seeven fü 
erklärte und das Friedrichs Verbündete ſaͤmmtlich zu ihm zuruͤckeh 
dieſes und ſelbſt der in Frankreich allgemeine Spott, ber ibn wegen bi 
traf, verhinderten den Prinzen v. S. nicht, im folg. Sabre von neu 
mando zu übernehmen, wobei er jedoch den Derjog dv. Broglio zum: 
bielt. Ungeachtet ber Eiferfucht, die zwiſchen Beiden herrſchte, wurd 


jug (1758) doch mit Gluͤck gegen die Heſſen geführt. Auch erhielt € 


bei Lutternberg (10. Det. 1758) den Marſchallsſtab, obgleich dieſes? 
ches für Frankreich ohnehin keinen geoßen Vorcheil ſchaffte, eigentlich « 
Rechnung kam, oder vielmehr durch die mit den Franzoſen vereinigten 
wonnen wurde. Man ging endlidy in Frankreich nach und nad) for 
dem Prinzen unterzuorbrten und endlich ganz vom Heete zu entfernen. 
ftand zog dem franz. Heere neue Unfälle zu, denen nur ber Friede (17 
machte. S., der f. Unfähigkeit zum Feldheren hinlaͤnglich bewiefen 
nun mit Spottgebichten übechäuft nach Frankreich zuruͤck, arbeitete 14 
Gabinet und ftarb 1787. Als Privarmann befaß er fhägbare Eigen 
sinen wohlwollenden Charakter. 
Spult (Nicolas), Herzog von Dalmatien, geb. 1769 gu 

ward im 16. 3. nemeiner Soldat und beim Ausbruche des Kriens 17 


Southcote Souihey sos | 


weichem & fich bald mit Verluſt zuclidzichen mußte. Cr blieb bi6 1813 in 
Be und hatte an ben wichtigſten Ereigniſſen (ſ. Spanien und Welling— 
Antheil. 1813 aus Spanien abgerufen, um in dem Kriege gegen Ruß⸗ 
Preusen gebraucht zu werden, ward er nach der für bie franz. Waffen fo 
fügen Schlacht von Vittoria von Dresden aus wieder nach Bayonne ges 
am ben Oberbefehl über die Truͤmmer des aus Spanien zuruͤckgeſchlagenen 
Heers zu übernehmen. Wellington drängte ihn jedoch biß unter die Mauern 
femioufe zuruͤck und ſchlug ihn hier abermals (10. Apr. 1814, alfo LI Tage 
Einnahme von Paris und der Reftauration der Bourbons). ©. erkannte 
RBourbons an und murde vom Könige zum Militaichefehlehaber in der Bre⸗ 
Jernannt. Zu Ende 1814 ward er Kriegeminifter, welchen Poften er bis zu 
ons Ruͤckkunft im März 1815 beblelt, wo cr denfelben wenige Zage vor 
send Ankımft in Paris an Starke abgab. Während ber 100 Tage wurde 
Rapoleon zum Pair und Majorgeneral ernannt, wohnte den Schlachten 
und Waterloo bei und folgte nad) der Gapitulation von Paris den Meften 
4 Heers hinter die Loire. Ex warb hierauf in bie Ordonnanz vom 24. Juli 
Mn und mußte Frankreich verlaffen, hielt ſich, mit Erlaubniß der preuf. 
Mag, da f. Gemahlin im Herzogthum Berg :ı Hauſe ift, in Düffelborf auf, 
Beim Mai 1819 die Erlaubniß zur Ruͤckkehr nad) Frankreich. Auc ward 
Marſchallswuͤrde wieder eingefegt und 1825 von Karl X. wieder zum 
















mans. 
Beutbcote (Johanne), eine Schwärmerin, die 1814 mehre Monate 
u in London viel Aufſehen erregte, und von ber es ungewiß ift, ob fie mehr 
derin ober felbft Betrogene gewefen. Sie befuchte fleifig eine Capelle in St.⸗ 
Mieid, wo fie immer einem großen Haufen um ſich verfammelte. Obgleich 
55. alt, behauptete ſich doch, fie fei mit dem wahren Meffias ſchwanger. 
funfiınige Wahn verbreitete fich unter ihren Anhängern, die fid) auf einige 
De vermehrten. Man machte der Schwärmerin prächtiges Kinderzeuch und 
Bärkeiten su ihrer bevorflehenden Niebertunft zum Geſchenk. Eine angeftelste 
g fchien den Wahn noch mehr zu beſtaͤrken, und in einigen Zeitungen 
ifpiele von Frauen angeführt, die in gleichem ober noch höherm Alter 
orden waren. Da aber der erwartete Meffias der ©. nicht zur Welt 
te man ein fremdes Kind unterzufchieben,, und 2 ihrer Anhänger wurden 
als fie zu Crewkerke einer armen Frau eins ihrer Zwillingskinder abzuhans 
äcen, um ed nad) London zu ſchicken. Die beiden Unterhändler wurden nebſt 
oniffe der ©. zur Schau, unter dem ausgelaffenften Spotte bes Pöbels, 
eführt.. Am 27. Dec. 1814 flach die S. Ihr Leichnam ward in Gegen: 
n15 Ärzten und Wunbärzten geöffnet, welche fämmtlid eine Erklärung 
chneten, daß fie nicht ſchwanger gemefen und daß ihr Tod sine Folge natür- 
Hachen fei. 
outhey (Robert), k. großbrit. Hofpoet, geb. zu Briſtol 1774, ſtudirte, 
ı er in ber Weſtminſterſchule, wo er an einem foͤrmlichen Aufſtand gegen 
fteher Theil nahm, ben erſten Unterricht erhalten hatte, 1792 zu Orford in 
&t, fich dem geiſtlichen Stande zu widmen; allein f. Anhaͤnglichkeit an die 
yer Dreifaltigäsitsleugner und f. revolutionnairen Geſinnungen gingen zu 
it fomeit, daß fie ihn nicht alein von f. Beſtimmung ableiteten, fondern er 
ſceunden Lowell und Coleridge fogar auf den folien Einfall kam, an den 
3 Susauchannah in Norbamerita eine Republik zu gründen, der indeß, 
erwarten ließ, fihriterte, worauf Sir Rodert mit feinem Oheim, dem Ka⸗ 
g, auf längere Zeit nach Portugal reifte. Er trat zuerft ats Schriftſteller 
zz Sammlun; von Getichten auf, die er gemeinfchaftlich mit Lowell her⸗ 
Darauf folgte f Scheufpiel: „Wat Tyler”, worin er die Srumiinz 










* 
& 


nargur’. WEME |. neueſten Bichtungen iſt DIE jeittame „vısıon © 
auf. George III. Tod, in Herametern, welche Korb Byron, den er | 
Haupt der fatanifhen Schule bezeichnet hatte, Anlaß gu einem hefl 
gab. ©. iſt einer der chätigften Mitarbeiter des „Quarterly revie: 
f. ehemaligen Freunde oft mit großer Bitterkeit angegriffen hat. Auc 
dichte des geiftreichen Shatterton heraus. Seine treffliche „„Sefchii 
fillen”, die er 1810 begann, völlendete er fpäter mit dem 3. Bde. 
des Methediftenflifters, Leben ift gleichfalls ein ſchaͤtzbares hiſto 
Bon f. „Geſch. des fpanifchen Kriegs von 1808 — 14" erfchien 182 
Er befist, wie man fagt, die vonftändigfte Bibliothek fpanifchrr und p 
in ganz Europa. 

Souverain (als Subflantiv und Adjectiv) nennt man bie 
sufammengefegte (moralifdye) Perfon, welche die Obergewalt ober | 
ausübt: der bürgerliche Dberherr, und was zu dieſer oberherrlicher 
Eigenfhaft gehört. Souverainetät (franz. Wort, mit der be 
beshoheit [f.b.) in gewiſſem Sinne gleihbebentend) bezeichnet ! 
gemelnm: 1) die Staatsgewalt (d. I. ben Inbegriff aller ‚Dobeitt: 
rungsrechte), inſofern fie insbefondere als hoͤchſte und darum zugleit 
walt im Staate betrachtet werden muß, Obergewalt; alle andre Mad 
welche ſich ſchaͤdlich aͤußert, iſt ihr folglich untergeorbnet oder ein U 
2) Die Oberherrfchaft, d. i. die wirkliche Ausübung, ober ben Be 
gewalt. Da nun die Staatsgeralt ſich nicht bloß nach Innen, fond 
Außen, d. h. in Beziehung auf andre Völker und Staaten wirkfam zı 
man von innerer und dußerer Souverainetät. Und wie bie bmere 


daß keine andre Inſtanz im Staate fih der Innern oder dußern Hof 


maßen und den Oberheren zieingen darf oder kann — mithin in ber rı 
factifchen Unabhängigkeit der Perfonen, welche bie Obergewalt hand 
der andern Macht im Staate, fo beftcht die Außere Souveralnetaͤt, wei 
bie völßsrrechtliche nennen kann und welche aus ber Natur der Stau 
der Souverainstät im allgemeinen Sinne fließt, darin, daß Fein Ste 
andern in der Ausuͤbung feiner Innern ober äußern Hoheitsrechte 


EnssilfA ahu 243 Koma GDO. IM LF [_- FR os 


Souza 897 


ie äußern Goheitscechte treffen (f. Hoheit), wie 3. B. in einem’ 
in welchem man ſich gegenfeitigen Schug verfpriht, das Hecht, 
Macht Krieg zu führen, beſchraͤnkt wird, denn bei einer Beſchraͤn⸗ 
Hoheitsrechte von Außen läßt ſich eine hoͤchſte Staatsgewalt, umb 
felbftändiger (fouverainer) Staat nicht denken. Dieraus ergibt fidh, 
tät im engern, völkerrechtlichen Sinne in der Unabhängigkeit eines 
u andern in Dinficht ber Ausuͤbung feiner innern Hoheitsrechte, 
e, daß ein Staat von andern Staaten in feinem Innern unmittels 
nee ift. Die Fuͤrſten des ehemaligen deutſchen Reichs nannte man 
t balbfouverain (Etats mi-souverains); denn Ihre Landeshoheit 
deichshoheit auch im Innern beſchraͤnkt. Dagegen fchließt der Ber 
rainetaͤt eine verfaffungsmäßige Beſchraͤnkung der Hoheitẽrechte 

aus: wenigftend verfiehen die Seanzofen unter dem Ausdrud 
Oberherrn eines Staats ſchlechthin, ex mag durch Gonftitution 
ve Verfaffung befchränkt fein ober nie. So wird der König von 
ich er in der Ausübung feiner Hoheitsrechte durch die verfaſſungs⸗ 
ı des Reichs fg befchräntt Ift, dag man das Parlament als Theil 
aatsgewalt anlehen muß, ebenſowol als ein despotifcher Gewalt: 
effen Regierung nur von feinen eignen Launen abhängt, Souverain 
Grund liegt darin, daß bei einer verfaffungsmäßig befchräntten 
Staatsgewalt unter mehre (phyſiſche oder moralifche) Perfonen 
t ift, von denen doch eine die überroiegende Gewalt, d. i. die volls 
n muß, welche das mefentliche Kennzeichen ber Obergewalt iſt. 
erainetät befteht aber in ber Verbindung der dußern und Innern. 
un die Beſtandtheile der Souverainetät im voͤlkerrechtlichen Sin⸗ 
hts, als felbftändiger, von andern unabhängiger Staat zu beſtehen, 
weten, die Souverainetaͤtérechte, fo betreffen dieſe feine 
Bürde, bie Unverlegbarkeit feiner Form (Werfaffumg und Verwal 
bjectiven und objectiven Beflandtheile (Unterthbanen und Gebiet) 
ırfprünglichen und erworbenen Rechte, mithin audy feine auf diefen 
indungen, Berhältniffe und Handlungen in Krieg und Frieden, T. 
Adele, Marquiſe v.), geb. Filleul, Witwe des als Opfer ber Mer 
von Grafen v. Flahault, ift eine der geiftreichfien Srauen, durch . 
eifte® ebenfo achtungswerth als durch ihren Charakter liebenswuͤr⸗ 
ge Romane und Erzählungen zeigen bie hohe Geiſtesbildung und 
ichen Sinn der Vfin. ebenfo fehr, als fie ſich durch gluͤcküche Dars 
terzeihnung und Gemwanbtheit bed Ausdruds auszeichnen. Vor⸗ 
iſt bie geiſtvolle und zarte Darſtellung der Liebe in den Umgebun» 
Stände. ‚Unter ihren Schriften find bemerkenswerth: 1) „Adele 
be Meifterwert, 1794 erfchienen und beinahe in alle lebende Spras 
he von 2. Krufe) überfegt; 2) „Mmilie et Alphonse”; 3) „Eu- 
in’’; &) „Eugenie et Mathilde, ou Memoires de la famille du 
I", — Klopſtock, deffen Freundſchaft urd, "Atung ſich die Vf. 
‚halt in Altona atwarb, pflegte zu ſagen: die „Adele fei der einzige 
mit einem fid immer gleihbleibenden Vergnügen bie zu Ende ge 
noch höheres Intereſſe gewinnt dieſer Roman durch bie Veran⸗ 
ihm das Daſein gab. Bei ihrem Aufenthalt in England hatte die 
mals Graͤfin v. Flahault — ihren einzigen Sohn (nachmals Ad» 
leon) dort in Penfton gegeben. Die einft in Reichthum und Übers 
ı hatte aber jet als huͤlfloſe Emigrantin in ihrem ganzen Vermoͤ⸗ 
fen: biefe roollte fie nicht angreifen, fonbern zur Erziehung ihres 
en. Um möglichft wenig zu ihrem Unterhalt zu brauukyen, warte 


-. — — —— 22 


weaaytausg. in Hol. von Lamoens s „ruſiader, mit dem Xeben des 
ſchoͤnen K. nach Zeichnungen von Gerard, veranftaltet. 

Spaa, Stadt im vormal. Biethum Lüttich, jest in der zu 
der Niederlande gehörigen Prov. Lüttih, 10 Stunden von Aachen, 
mantifchen Thale, von waldigen Bergen umgrenzt, hat 500 9. u 
welche ihren Unterhalt meift von ben Fremden haben, die den Somm 
fonbers im Juli und Aug. , aus ben meiften Gegenden Europas zum 
Geſundbrunnens dahin reifen. Die Mineralquellen und Bäder lieg 
Entfernung von Spaa. Der Hauptquellen find 4: der Pouhon, 
Sauveniere und Tonnelet. Alle find durch ſchoͤne Spaziergänge 
verbunden und machen mit den bazwifchen liegenden und dazu gehörig 
ein großes Ganzes aus. Der Pouhonquell ift an Mineralgehalt der 
Waſſer allein wird verführt, feldft in die Tropenlaͤnder. Geronftere fi 
von der Stabt in einer angenehmen Waldgegend. Diefen Brumnen 
d. Sr. 1717 mit bem beften Erfolge, und f. Arzt fertigte barlıber ein 
welches in Spaa forgfältig aufbewahrt wird. Tomnelet iſt Stm! 
veniere 4 Stumde von Spaa entfernt. Hier find bie kalten Baͤder 
u. d. N. Plongeoirs Eemnt, wo ber Badende ſich kopfunter binefaft 
der andern Seite wieder herauskommt. on ben Spaziergaͤngen h 
prairie de quatre heures, ber andre La prairie de sept heures, ı 
einen um +, den andern um 7 Uhr zu befuchen pflegt. Beide Spa: 
täglich um die genannten Stunden fehr beſucht. Fuͤr das große He 
in Spaa 3 Spielfäte in der Stadt und 2 außerhalb derſelben. Auf 
ralquellen hat Spaa noch einen nicht unbebdeutenden Erwerbozweig 
gung der u. d. N. SpaasArbeit (ouvrage de Spaa) befannten niet 
ladirten Geraͤthſchaften von Holz, als: Toiletten, Arbeitskaͤſtchen, 
Dofen, Gaffeebretern ıc., wovon der Abfag, zumal bie Eurzeit Über, 
Unmittelbar über Spaa, auf einer Bergſpitze, hat ein Engländer eine 
gelegt, aus welchem man auf der einen Seite Spaa zu f. Süßen, aı 
Seite aber eine reizende Ausficht in bie Umgegend hat. Dem Ten 
auf der andern Seite dee Thales, ift ber fchöne Garten bes beruͤhm 


his Spalding (Joh. Joachim — Georg Ludwig) 399 


hino gezeigt haben fol. Man erzählt, bag Mibelra aus Kummer Über 
altniß, weiches der Don Juan d' Auſtria, Philipps, IV. natürlicher Sohn, 
‚ochter angefponnen babe, ber diefelbe verführt und dann in ein Kiofter 
lermo gebracht hatte, in eine Geiſtesſchwermuth verfallen und nachher 
nden fel. Nach Bermubdez aber foll er 1656 in Neapel in Wohlhaben⸗ 
nbden fein. — R. malte bloß Staffeleigemmätde und behandelte ſchreckliche 
uderhafte Begenftände am gluͤcklichſten (3. B. den aefchundenen Bartho⸗ 
Er liebte eine duͤſtere, grelle Wahrheit, welche Entfepen erregt, fuͤhrte 
les gmau aus und wußte bie einzelnen Theile bes mienfchlichen Körpers, 
ut, Runzeln, Haare, vortrefflich darzuftellen. In Neapel, Paris, Wien 
den befinden fich gute Werke von ihm. 
abi oder Sipahis, ein Theil der türkifchen Gavalerie. Sie folien 
rath I., der auch bie Sanitfcharen einführte, errichtet worden fen. Man 
Stärke auf 20,000 M. an. Die Spahis werben vom Großſultan be: 
re geringfte, vierteljährlich zu besahlende Sold ift 12 Afper (nicht ganz 
n) täglich; befondere MWerdienfte oder Begünftigung verfchaffen Einzel: 
hoͤhern Sold. Wenn der Sroßfultan in Perfon zu Selbe gebt, fo er⸗ 
Spahi, fowie jeder Janitſchar, zufolge einer alten Gewohnheit, ein Ge: 
SGeld. Die Spahis beftchen aus 2 Claſſen: Spahaoylari, bie eine 
» Sithatari, die eine gelbe Fahne führen, wenn fie ins Selb rüden. Die 
delche von Hull, Mohammed's Schliier, errichtet worden zu fein behaup⸗ 
n in ältern Zeiten die angefehenere Claſſe; jegt aber find es bie Erſtern. 
mlichen Waffen der Spahis find ein Säbel, eine Lanze und ein Wurf: 
2 Fuß Länge (Bert), den fie mit Kraft und Geſchicklichkeit zu werfen 
ein zweiter Saͤbel, oder vielmehr breiter Degen, ift an dem Sattel des 
igeſchnallt; Einige führen Bogen und Pfeile, auch Piftolen und Karas 
re fie machen von dem Feuergewehr wenig Gebrauch. Dieſes Corps ift 
sur ein unordentlicher Haufe, ohne alle Zucht ; fie find weder In Mes 
roch Gommpagnien abgetheilt, fonbern marfchiren truppmeife. Ihr erfter 
der Schlacht iſt heftig, um bie feindlichen Reihen zu trenmen; aber 
a dieſes nad einem dreimaligen Verſuche nicht gelingt, fo fliehen fie zer⸗ 
wmaufbaltfam. Außer den oben erwähnten 2 Glaffen gibt es noch vi: 
Glaffen, die immer erft beim Anfange des Kriegs, wenn die Umflände 
geworben werden, und eine angefehenere Claſſe alß die übrigen, Muta⸗ 
annt, die aus ungefähr 500 M. befteht, deren jeder LO Afper tägliche 
shält. Die eigentliche Beſtimmung der legtern Claſſe iſt, ben Groß⸗ 
Spazierritten und Reifen ale Leibwache zu begleiten. 
alding (Johann Joachim), einer unferer ehrwuͤrdigſten und verbienft- 
veologen, geb. zu Triebſees in Schwediſch-Pommern, wo fein Väter . 
e und nachmals Prediger war, 1714, geft. 1804 als Oberconſiſtorial⸗ 
ft umb erfler Paftor an der Nicolaikicche zu Berlin. Auf den Univer: 
Moflod und Greifswald widmete er fich der Theologie mit ganzem 
leich aber erwarb er fi auch in a. Wiffenfchaften fo gründliche Kennt» 
nehr als Eine Laufbahn ſich ihm öffnete. Nachdem er in lat. und beut- 
he Schriften über die Kicchengefchichte, Philofophie und Moral (legtere 
überfest) herausgegeben hatte, ftand er von 1745— 47 al® Secretair 
ed. Sefandtfchaft in Berlin, ohne darum die Theologie und ben Predi⸗ 
6 dem Auge zu verlieren. Vielmehr nahm er 1749 eine Predigerftelle 
In Schwebifd: Pommern an und kam von ba 1757 als erfler Prediger 
.Jetgzt trat er als theologifcher Volköfchriftfteller auf und ſah f. Werke 
gemeinften Beifall gekrönt. Sie zeichneten fi vornehmlich; aus bucch 
#6 folgerechte Beziehung auf bie Moral, mit welchet ex die Kheoinge 





400 Spallanzani 


behandelte, und durch f. reinen gebieginen Styl. 1764 warb er zum 
marius und Propft an ber Nicolaikicche in Berlin erwählt, wozu fpi 
eine Stelle im Dberconfiftorium kam. Die mit Milde und Feinheit 
Würde, womit er nicht nur f. Amter führte, fondern auch f. ganze H 
soährent: feines langen Lebens ſchmuͤckte, erwarben ihm bie allgemeinfte 
Vorzuͤglich groß war f. Wirkungskreis als Prediger, und bie Neligion 
f. Borterg eine unmiberftehlich eintringende Gewalt, ba er auf eine b 
werthe, ihm ganz eigenthümlicke Art das Edle nıit dem Gemeinfaßliche 
lichkeit niit den richtigften Verſtandesbegrifſen, das Anmuthige mit dem 
zu vereinigen wußte. eine Stimme war nicht ſtark, aber biegfam 
Srade wohllautend und verftändlidy, und ihr war fo viel Herzliches 
daß fie fchon deßwegen nicht üherhört werden Konnte. — So wirkte a 
für veligiöfe Aufklaͤring und Sittlichkeit, bie er 1788 durch das unt 
Wilhelms I. Regierung erfhienene Reiigionsediit und andre brüden 
tungen ist Kirchenfachen veranlaft wurde, fein Amt niederzulegen. Di 
tung, in welcher er überall ftand, ward dadurch nur noch vermehrt. In 
sen Bemußtfein und gluͤcklich als Gatte und Water, erreichte ex ein fel 
(ir hatte einen wohlgebauten, dauerhaften Körper; fein fleckenloſer W 
auf bie feſteſten Stigen begründete Seelenruhe verbreiteten eine ſchoͤr 
aber fein ganzes Leben und führten ihn bis zu einer der höchften Stufen 
bei wenig geſchwaͤchten Kräften des Lribes und ber Seele. Als I0jdh 
verfchied er chne eigentliche Krankheit fanft und ohne Schmerz. Au 
(Beiftesgaben, cdle Anwendung derfelben, weit ausgebreitete Gelehrſa 
Denkungsart, reine Sittlichkeit, Eifer für bie Wahrheit, Sorgfalt in 
und die ſchoͤnſte Üibereinftimmung zwiſchen Kraft und Maͤßigung durd 
geläuterten Geſchmack, der ſich zu der etelften Lebensweisheit erhob: 
die hohen Vorzüge Sp.'s. Einfach war f. Religion. Sittliche Drbm 
Thaͤtigkeit waren die Grundlagen ſeines Glaubens an Gott und f. H 
Unfterblichkeit. In der Literatur: und Bildungsgefchichte des nördl. £ 
wird f. Name ſtets mit Ehrfurcht auch dann noch genannt werden, w 
„ebniffe f. Lehre durch Wort und Buchſtaben in den Beftrebungen u 
gungen eines raſch fortfchreitenden Zeitalter kaum mehr bemerkbar fin 
ind f. Verbienfte um bie hi 


Spanien im Mittelalter 405 


raus bie neuen Zahlzeihen, Kenntnis bes Schiefpulvers, das Lumpen- 
x. a. m. ' 
bıter den gothifchen Spaniern erhob fich der ritterliche Muth religioͤſer Bes 
mg, welche zur Stiftung mehrer Ritterorben Veranlaſſung gab. Der große 
Id.) oder Don Rodrigo Diaz de Vivar el Campeador , der Kampfheld ohne 
m, ward feit ben Ende des 11. Jahrh. der Held des Zeitalter6 wie ber Rit⸗ 
e. (&. Joh. v. Muͤller's Werke, VIII.) Der romantiſche Aufſchwung eines 
algefuͤhls, das im Glauben und in der Kirche feine Stuͤtze fand, rettete bie 
en chriſtlich⸗ gothifchen Staaten, Navarra, Aragonien und Afturien, aus 
innern und dußern Gefahren. Die Graffchaft Caſtilien, anfangs Burgos 
t, wurde 1028 ein eigne® Königreich, und Serbinand I. vereinigte mit dem⸗ 
keon nebſt Afturien, durch Vermaͤhlung 1035. Für ihn eroberte der große 
a Gtäd von Portugal. Das Königreih Navarra beftand ſchon feit dem 
Mit ihm grenzte Karls d. Gr. fpantfhe Dark, oder das den Arabem 
Ebro entriffene Land, füblich von ben Pyrenaͤen.‘ Hier regierten in ber 
Barcelona, ober bem jetzigen Fuͤrſtenthum Gatalonien, angefehene Va⸗ 
Ud einer derfelben, Raimund V., durch Vermählung König von Aragonien 
1135), deffm Mannsflamm daſelbſt 258 Fahre regierte. Damals er; 
VI. (ft. 1109), König von Leon, Caftilien und Galicien nebft Pors 
MB on den Montego, das arabifche Reich Toledo, oder Niucaflilien; doch 
ePortugal(ſ. d.) feinem Gchwiegerfohne Heinrich von Burgund. Noch 
Serdinand III., der Heilige. Er eroberte Sordova, Murcia, Jaen, 
Gabi; und machte fi) Granada lehns⸗ und zinsbar. Insbeſondere warb 
der eigentliche Gründer des caftilifchen Staats, durch das Geſetz der 
und ber Erfigeburt. Doch blieb das Ganze ein unvolllommener Ver: 
iner Länder, indem die 22 Provinzen , welche das Königreich Caſtilien aus⸗ 
, mar nad) und nach an Leon und Burgos angereiht worden waren. Auch 
ben Juden in Spanien im Mittelalter bewilligten Vorrechte einen nach⸗ 
Einfluß auf die Staatsverfaffung und das öffentliche Wohl. Man ftellte 
nämlich faft den Edelleuten gleich; fie erhoben fich nım zu Finanzmini⸗ 
Imeralpächtern ber Könige und zu Haushofmeiftern und Pächtern ber Gro⸗ 
dadurch alles baare Geld an ſich, und brachten es entlich durch einen 
Wucher dahin, baf eine allgemeine Verfolgung gegen fie ausbrach, 
492 auf ewig verwiefen, 800,000 an der Zahl, Spanien verlaffen muß» 
innere Ausbildung aber ward durd) fehlerhafte Einrichtungen, beſonders 
Ken: durch uͤbermaͤchtige Vaſallen, fchlechte Könige und Familienſtreitig⸗ 
Wehr gehindert, ſodaß auch der dritte Stand in Caſtilien 200 Jahre ſpaͤter 
1325) und mit wenigern Vorrechten aufkam als in Aragonien. Indeß 
die Cortes, oder die Reichsſtaͤnde, welche aus der Geiſtlichkeit, dem 
el, den Ritterorden und (18) großen Städten (Cindades) beſtanden, bie 
: Gewalt ein, ohne daß dadurch ein geſetzmaͤßiger Zuftand befeftigt warb. 
Igenien hingegen (feit 1035 ein Königreich), das Alfons I., der Schlach⸗ 
Immer, nach Saragoſſas Eroberung 1115, ganz befaß, bob fi, zuerſt 
Men europäifchen Staaten, ber dritte Stand, ſchon vor der Mitte des 12. 
hund es bildete fich daſelbſt eine feftere polltifche Ordnung. Die Streitig: 
Weichen ben Könige und den Ständen, ober diefer unter einander entſchied 
Reichter, Suftitia genannt. (S. Dariana, „Teoria de las Cortes ete.”, 
1812.) Daher und durch die Weisheit feiner Könige ward das Land 
‚ Aragonien begriff, außer dem ſchon 1135 damit verbundenen Gatalo: 
iſt Gerdagne, auch noch die Grafſchaft Rouffillon, Montpellier, die Ba⸗ 
er Majorca ſeit 1220 fg. (mo jedoch von 1276 — 1344 eine Setwwalnie 
: femer: Valencia ſeit 1238, Sicilien feit der Tiikaniiiyen Weyer 

































































Spanien von 1808 — 25 417 


bis zum März; 1811, wo ihn der Mangel an Lebensmitteln Portu: 
zu verlaffen nöthigte. Kaum gelang es ihm, durch den 2tägigen 
jentes b’Onoro die Befagung von Almeida, welche bie Werke fprengte 
renier ſich durchſchlug, anfichzuziehen. Dagegen fiegten bie Fran⸗ 
hnten. Suchet eroberte d. 2. San. 1811 die wichtige Feſtung Zor: 
nien; hierauf d. 28. Suni nach einem 5tägigen mörderifchen Stur⸗ 
19 Tarragona; Soult nahm bie Grensfeftungen gegen Portugal, 
Badajoz, d. 10. März, und Victor fchlug den engl. Gen. Graham, 
frei machen wollte, d. 3. März bei Chiclana. Im Herbft unternahm 
| Suchet den Zug gegen Valencia. Nachdem er das valencianiſch⸗ 
eer unter Blake gefchlagen hatte, fiel Sagunt d. 26. Det. und Va⸗ 
hd. 9. San. 1812. Nun drang Wellington wiederum in Spanten 
yexte d. 19. San. Ciudad» Rodrigo, hierauf d. 7. April Badajoz 
ten ihn nur bie in Cadiz verfammelten Cortes und bie Regentſchafl, 
em Gen. Blake *) und ben Seeofficieren Agar und Ciscar beftand, 
ht und Vertrauen beffer ımterftüst! Jetzt fand Marmont an ber 
eered von Portugal. Aber ber Verluſt der entfcheidenden Schlacht 
a d. 22. Juli 1812 nöthigte ihn, Madrid, von mo Joſeph entfloh, 
reiszugeben, wo Wellington am 12. Aug. einzog. Nun hoben bie 
Belagerung von Gadiz auf (d. 25. Aug. 1812). Sie zogen ihre 
rubfpanien und drängten fie in die Öftlichen und nördlichen Landſchaf⸗ 
1. Nach der Befreiung Madrids verfolgte Wellington den Feind 
allein die Belagerung bes Schloffes Burgos hielt ihn nach mehren 
ı Stürmen vom 19. Sept. — 20. Oct. auf, wo er, da unterbeflen 
ee anfehnliche Verſtaͤrkungen erhalten, die Spanier aber ihn nicht ge: 
itzt hatten, die Belagerung aufhob und f. Heer nach dem Duero zu: 
ch mehren Sefechten verlegte er d. 24. Nov. fein Hauptquartier nad) 
der Grenze von Portugal, und die Sranzofen rückten wieder in Ma⸗ 
endigte das J. 1812, in welchem die 134 Mitglieder der Cortes ein 
ungsgeſetz fir die Monarchie entworfen, und ben 18. März in Cadi; 
yatten. Die Regentfchaft beſchwor baffelbe d. 20. März. Diefe Con: 
de von Spaniens Alliitten, Großbritannien, von Schweden, Däne: 
mu. A.m., auc von Mußland (in bem Bundesvertrage beffelben 
zu Welicki⸗Lucki vom 20. Juli 1812) anerfann: und in Madrid nad) 
Einzug beſchworen worden war, hatte viel Gutes, aber den Haupt: 
e die Cortes gleichſam zu Mitregenten erhob und dadurch die Macht 
hen Regierung zu fehr befchräntte. (Vgl. „Die fpan. Conftit. d. Cor⸗ 
»v. Conſt. der verein. Prov. von Suͤdamerika, m. hiftor.:ftatift. Ent.’ 
Endlich entfchieb Napoleons Ungluͤck in Rußland auch das Schick⸗ 
üfchen Halbinfel. Soult wurbe im Anfange 1813 mit 30,000 M. 
abgerufen. Suchet räumte barauf Valendia im Juli; doc) entfegte 
das Bentink belagerte, im Aug. und behauptete fich hierauf gegen 
bregat. Aber ſchon hatte Joſeph d. 27. Mai abermals Madrid ver- 
und Wellington hatte Salamanca d. 26. Mai beſetzt. Das franz. 
ofeph und Jourdan z0g ſich gegen Vittoria zurüd. Hier ereilte 
m Feind und erfämpfte am 21. Juni den glänzenden Sieg bei Vit⸗ 
elchem das in Unorbnung gerathene franz. Heer, von Graham und 
Gber bie Pyrenaͤen nad) Bayonne hin ſich zuruͤckzog. Es verlor daB 
Kaum entrann Joſeph der Befangenfchaft, mit Hinterlaffung 
nushalts. Sofort umzog nun das fiegende Heer Pampelona; Graf 
htigte fich des Paffes Pancorbo; Graham belagerte S.-Sebaftiau, 


es Stelle trat 1813 der Gardinal von Bourbon, Erzbiſchot von Torte. 
Nebente Aufl. 8b. X. 21 


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1: 
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418 Spanien von 1808 — 28 


und Wellington betrat (d. 9. Juli) Frankreichs Grenze. Unterdeſſen 
poleon in Dresben den Marſchall Soult d. 1. Juli zu f. Lieutenant un 
heren der franz. Deere in Spanien ernannt. Diefer vereinigte die g 
Heerhaufen und ftellte eine beträchtliche Macht dem andringenden GSieg 
Den 24. Juli begann ber Kampf in ben Pyrenaͤen. Man flug fid 
Punkten bis zum 1. Aug. ; aber Wellington behauptete |. Stellung m 
31. Aug. S.⸗Sebaſtian mit Sturm, nachdem er den Feind, der zum 
anruͤckte, mehrrfals zurädgeworfen hatte. Doch drang er fd. 7.8 
Porenden vor und ging über bie Bidaſſſa. Als nun Pampelona (3 
fallen war, ſtand außer in Barcelona und einigen a. catalonifchen ' 
Feind mehr auf fpanifchem Boden. *) Wellington griff hierauf mi 
Macht d. 10. Nov. die feindliche Heerlinie an den verfchanzten Ufern 
an und Soult zog ſich in das Lager von Bayonne zuruͤck Doc) konnte 
Feldherr erſt, nachdem er d. 9. und 10. Dec. über die Nive gegangen ı 
zum 13. mehre Angriffe bes Feindes zuruͤckgeſchlagen hatte, feſten Fu 
reich faffen. Sein Hauptquartier war St.⸗Jean de Luz. Bon hieraus 
Jan. 1814 Suchet's Angriffe an ber Save zurüd. Dann lieferte er 
feldheren Soult d. 26. Febr. bei Orthies eine Schlacht, in welcher er ih 
feften Stellung warf und bald in unordentlicher Flucht gegen die obe 
zuruͤcktrieb. Wellington folgte nun dem feindlichen Deere, das fldh ı 
nach Toulouſe 309, auf dem Fuße. Hier machte der blutige Sieg am IL 
die Einnahme der Statt Zonloufe dem Stiege ein Ende. (S. des Ob⸗ 
ni& „Historia de la gueria de Espaiia contra Nap. Bonaparte”, auf 


‘ Befehl aus den Papieren des Kriegsarchivs zufammengetragen, Th. 1 


cion bis 1808, Madr. 1818, und franz. in Paris; und des bad. Di 


. eines Augenzeugen, Schrift: „Der 7jaͤhrige Kampf auf der pyren 


von 1807 — 14", Darmflabt 1819 — 22, 3 Bde.) 

Die ordentl. Cortes hatten bereits am 15. Ian. 1814 ihre erfte € 
der in der Hauptſtadt gehalten. Sie befchloffen am 2. Febr. in Gemadf 
1. Jan. 1811 erlaffenen Decrets, dee König Ferdinand VII. ſolle, fo 
fpanifchen Boden betrete, auf die Verfaflung der fpan. Dionarchie ſchr 
ſolle ihm nicht eher als König gehorcht werben, als bis er in der Wolfen 
ben vorgefchriebenen Eid geleiftet habe. Der für England feindfelige F 








Spypanien von 1808— 23 421 


ng des Einfluffes ber Camarilla, ober des zum perſoͤnlichen Dienſte bes 
immiten Hofſtaats. Seit dem Miniſterſturze im Juni 1819 mar im 
das Anfehen des Juſtizminiſters Lozano de Torres überwiegend. Er 
ſich am entfchiebenften ber fo oft erwarteten und von 2 Königinnen *) 
rfichten Ammeſtie und ähnlichen milden Maßregeln. Als aber auch er 
Herzog von Sans$ernando weichen mußte, ba blieb noch immer ber 
Camarilla vorherrfchend. Außerdem befaßen das Vertraum des Koͤ⸗ 
ter Cirilo und der Beichtvater Bencomo. Noch waren Hauptflügen 
ver Willkür der Procurator Ugarte und ber Pater Manrique. Solche 
pereitelten jeben Plan, den Staat zu retten. Der einſichtsvolle Finanz⸗ 
aray Eonnte fein befferes Finanz» und Steuerſyſtem nicht durchſetzen. 
tlaffen. Endlich befchleunigte ber Verluſt der amerikaniſchen Colonien 
z ber alten, durch Mißbraͤuche aller Art in ihren Grundfeſten erfchütters 
hie. **) 

e Umſturz ward 1820 durch das Heer bewirkt. Schon früher hatten 
Reiere ficy verfhworen, um bie Conftitution bee Cortes wiederherzu⸗ 
hier, Mina, Lacy, Vidal traten, Einer nad) dem Andern, an die Spitze 
er des vernichteten Staatsgrundgeſetzes. Sie waren ungluͤcklich. Mina 
urch die Flucht; die Andern wurben hingerichtet, und ihre Freunde auf 
nd ins Gefängniß geworfen. In den Provinzen herrfchten Elio und 
b da6 Schrecken; jener in Valencia, bdiefer in Granada. Unterbeflen 
je amerilanifchen Provinzen Buenos: Apres, Chili, Venezuela (f. Co⸗ 
mb Reugranada ihre Freiheit; es verunglädten bie Truppen, welche 
drohten Lima zu Hülfe fanbte, und bie geoße Ausruͤſtung in Cadiz vers 
Schatz erzwungener Anleihen, dem Crebit ſelbſt, ohne zu Stande zu 
Heichwol beharrte ber König auf biefer Unternehmung. Es fchien, man 
rmee über das Weltmeer hin verbannen, weil man ihren Geiſt fuͤrch⸗ 
ard in ber Stille ein Entwurf zu einer Staatsveränderung gemacht, 
bruch eine allgemeinen Aufſtandes auf den 1. Mai 1820 beftimmt. 
Dane bing ein geheimer Bund ımter ben Öfficieren zuſammen, beffen 
falls dahinging, die Verfaffung ber Cortes wieberherzuftellen. Man 
die Abneigung der Truppen, ſich nach Amerika ſchicken zu laffen, bes 
hon hatten ganze Megimenter befchloffen, fich ber Einfchiffung zu wi» 
tönig hatte fi), als feine 2. Gemahlin, die portug. Prinzeffin, im Dec. 
„8 geftorben war, im Oct. 1819 mit der Prinzefiin Zofephe von Sad: 


ift das Urtheil unbefangener Beobachter in Spanien felbft, die ſchon 1806 
daß Alles fo kommen müfle, wie es erfolgt iſt. Freih. von Hügel (in 
t: „Spanien und die Revolution”, Leipzig 1821) fieht den Grund bes 
neuen politifchen antifocialen und antireligidfen Lehren, welche aud) in 
Meinung bed Volks irregeleitet haben follen. Anders urtheilen Kievee: 
ne, et des consequences de l’intervention armee‘‘ (2, Aufl., Paris), 
„Precis historique des principaux evenemens qui ont amene la 
'Espagne‘’ (Paris 1821). Doc auch Hr. v. Hügel erklärt fich freimü- 
Mißbraͤuche in der Verwaltung und über die Urfachen bes öffentlichen 
e aufdas Schickſal der fpanifhen Monarchie eingewirkt haben. De Prabt 
rift: „Europa nad) dem Gongrefje zu Aachen”, fagte fchon 1819 über 
5 „Wenn man für die Throne fürchtet, fo muß man den Blid nicht 
ch, fondern nad) Spanien richten; fie werben nicht von ber franz. De⸗ 
ht, fondern von dem Skandal, das Spanien im 19. Zahrh. der In 
ı Mönchen und einem unfinnigen Despotismus überliefert. Die Herab⸗ 
dem Throne gefährlidyer al8 die Demokratie. In dem Staate ber Gei⸗ 
Throne ſolidariſch; was den einen befchimpft, trifft auch den andern, 
tte in Spanien thun ihnen mehr Schaden ald bie Werfammlungen (das 
ankreich. Dort in Spanien wäre Europas Borforge Tegitim; Team 

«eitet unferm Welttheil große Übel”. 








mirten, hierauf das Hauptquartier zu Arcos umzingelten, den (an bl 
vom König ernannten) Oberbefehlöhaber Callejo, Grafen. von Gall 
GBeneratfiab und den Seeminifter Ciöneros in Verhaft nahmen, fi 
San⸗Fernando und S.⸗Pedro bemächtigten , die Stadt Isla de Leon 


beſetzten, und bie in Folge des 8. Juli eingekerkerten Dfficiere befu 


Diefen befand fich der von ihnen im Voraus ſchon zum oberflen Anfühı 
Ingenieuroberſt Antonio Quiroga. Allein der Angriff auf Gabi; mi 
leifteten bie Seetruppen Widerſtand, und jene waren nicht ſtark genug 
Dura, welche bie Landenge von Cadiz vertheidigt, zu nehmen; doch 
la Caracca, wo das Seearſenal, ein Linienfchiff, mehre Kanonierſch⸗ 
Kransport u. Lebensmittel in ihre Hände fielen, unb wo fie mehre bus 
gefangene in Freiheit fegten. Bald wuchs bas Nationalheer — fo na 
Aufruͤhrer — durch die Eöniglichen Truppen, welche zu ihnen uͤbergin 
9000 Dann an. Quiroga erklaͤrte im Namen beffelben, daß es vor 
Annahme der Verfaffung verlange. Zugleich warb eine provifori,che 
Tanta in Isla be Leom errichtet. Alte Verſuche aber, bie Volksmenge 
das Unternehmen zu gewinnen, wurden durch dem Einfluß des bafel 
verehrten Bifchofs Gienfuegos unwirkſam gemacht. Unterdeffen hat 
ciere der koͤnigl. Truppen in Sevilla dem General D. Danoel Frepre 
fehl übertragen, und der König hatte ihn beftätigt, weil er bie Liebe 
beſaß. Vergebens fuchte Freyre bie Aufrührer buch Anmeſtie und au 


chungen zu entwaffnen. Als er endlich ein Heer von etwa 12,000 M. 


Jan. verfammelt, und mit bemfelben bie Isla de Leon bis Chicken 
nörblich ber Bat von Cadix umftellt hatte, fah er, daß fein Heer feibf 
gegen feine Mitbuͤrger nicht Fechten wollte. Er fuchte daher nur Gab 
wo ein von bem Oberften San-Tago geleiteter Aufftand unter ben ! 
Einwohnern am 24. an. kaum hatte unterdrückt werben Binnen. € 
befchränften fi num in ihrem Angriffe bloß auf die Cortadura. U 
Berbindung mit der Bai von Gibraltar zu erhalten, fandten fie unter 
Miego eine Schar von 2500 M., die General Cruz mit einem Bin 
corps am 9. Febr. vergebens aufzuhalten Tuchte, nach Algezicas, t 
Bolt fo wenig als an andern Orten Widerſtand leiſtete. Enbiich zo 
gleich von Joſeph O'Donnel verfolgt, nach ben Gefechten am 17. u 
ungehindert in Malaga (19. Febr.) ein, und feste nad, einem Gefecht 
nel’ 8 Truppen feinen Zug über Ecija und Cordova nad Antequera 

überall das Volk theils leidend verhielt, teils für die Werfaffung er 





©panien von 1808 — 23 425 


effung und Freiheit. Jetzt erwachte In Spanien faft aligemein der Entſchluß 
derfaffung der Gortes wiederherzuſtellen; zuerſt in den Städten. In Cornña 
Jerrol fegten Bolt und Truppen den 21. Gebr. die Verfaſſung in Kraft, und 


Pedro Agar, ein altes Mitglied der Regierung ber Cortes, uͤbernahm den 


in der Iunta von Galicien. In Murcia ward ben 29. Febr. die Verfaffung 

; daB Volk zerftörte den Palaſt der Inquiſition, und aus dem Kerker 
Biligen Gerichts traten Alpuente und Torrijos an die Spige der Verwaltung. 
» hatte ſich die ganze cantabriſche Küfte, St⸗Ander (28. Febr.), Oviedo und 
jas für die Verfaſſung von 1812 erklärt; darauf erhoben fich in Aragonien bie 























ae der gefürchtete Guerillaanfuͤhrer, Francisco Espoz y Mina aus feiner 
mung von Paris entlommen und hatte ben 25. Gebe. in Navarra die Fahne 
tionalheers im nördlichen Spanien aufgepflanzt. Bleichzeitig nahm Pam⸗ 

a aus eignem Antriebe bie Werfaffung an, welche bafelbft ber Vicekoͤnig Es⸗ 
in Kraft feste. Madrid feibft gerieth in Bewegung. Don bier war General 
Bel, ſtatt nach Catalonien ſich zu begeben, nach Ocaña (10 Leguns von Ma⸗ 
Besangen, wo sum Schutze des Könige ein Heer zufammengezagen werben 
Er rief daſelbſt mit feinem Bruder, Carlos O’Donnel, ber das Regiment 
Alexander befehligte, am 4. März die Berfaffung aus. Beide vezeinigten 
mit dem Öberfien Riego, und General Joſeph D’Dommel, ber noch in 
igung Riego's begriffen war, Echrte mit wenigen Truppen zu dem Se⸗ 
Beyer zurück, der num felbft, nachbem mehre Bataillone (u. a. das Regi⸗ 
Weria aus Cabdiz, den 18. Febr.) zu ben Aufrührern Abergegangen waren, 
Heer kaum nody 7000 M. zählte, die Verfaffung in Sevilla befamit- 

, worauf in ganz Andalufien Waffenruhe eintrat. Dies Alles ſchreckte ben 
feinem Palaſte aus feiner Sicherheit auf. Schon am 29. Febr. war 
kung von bem nahen Ausbruche eines allgemeinen Aufſtandoplans un⸗ 
t, Berdinand feste daher eine Directorialjiumta nieber unter dem In⸗ 
Dem Carlos. Doch diefer widerrieth alles Nachgeben, während ber In⸗ 
ka Francisco für die Berufung ber Cortes ſtimmte. Nun rief Serbinand den 
Madolid verbannten General Ballefteros zuräd; allein diefer lehnte es ab, 
6 Stelle den Oberbefehl zu übernehmen. Auch er flimmte für die Be: 
ber Corte. Die Hülfe des heiligen Bundes anzurufen, war zu fpät. 
cher Schritt würde des Könige Krone und Leben in Gefahr gebracht haben. 
wenig Beifall fand Elio's Vorſchlag, daß ber König ſich von Mabrid ent- 
folle. Endlich teug Ferdinand am 3. März dem erſten Minifter, Herzog v. 
Imnanbo auf, „weil der Verfall des Staats feine Aufmerkfamkeit gefeffelt und 
Sorgfalt in Anſpruch genommen habe”, den alten Staatsrath herzuftel- 
velcher zwedimäßige Anderungen vorfchlagen, und dem alle andre Koͤrperſchaf⸗ 
de obern Tribunaͤle, felbft die Univerfitäten, fowie einzelne Patrioten, frei 
Men ihre Ideen darüber mittheilen follten. Allein zu ſpaͤt. Die bisherigen 
ber bes Könige verfiummten, und bie Gefahr nahm fo zu, daß Alles ſich 
Igte, um dem geängftigten Monarchen die Berufung der Cortes anzura⸗ 
— Serbinand befahl daher am 6. März ihre Zufammenberufung nach ben 
Befegen der Monardyie. Aber das Volk rief: „Nicht bie alten verjährten 
ı wollen wir; wir wollen die Verfaffung und bie Gortes von 18121? — 
: pie Garniſon, mit Einfluß der Haustruppen, an welche das Artillerie 
des Natlionalheers ımter Miguel Lopez; Danos, und das Geniecorps, unter 
Arco Aguero, offene Erklärungen am %. Gebe. erlaffen hatten, zeigte fich 
, wenn ber König die Verfaffung nicht annähme, fic mit dem Natios 

g zu vereinigen, doch follten 2 Bataillone zum Schutze bes Königs gurüde 


hen einmicthig mit dem Volke und den Soldaten in Saragofia, 5. März. . 


. Da bewilligte endlih — den 7. Abende um 10 Uhe — auf Aurten 





424 Spanien von 1808 — 28 


des Infanten D. Seancisco, des Wifchofs von Madrid und bed Gen. | 
ros, $erdinand VII, dem Drange gebieterifcher Umflänbe, was e 
lange den Wünfchen der Nation verweigert hatte. Es erfchien am 8. Di 
das Decret vom 7., in welchem fich der König bereit erklärte, bie Cortes vı 
zu berufen, und nad) dem allgemeinen Willen des Volks die Werfaffung vı 
zu beſchwoͤren. Dieſer Beſchluß beruhigte bie Hauptſtadt. Am 8. flel 
Balleſteros, nach dem Wunfche des Volks und auf Befehl des Könige, U 
behörbe (ayuntamiento) von Madrid wieder her, wie fie 1814 unter be 
gewefen war. Sie felbft ſchloß fofort diejenigen Mitglieder aus ihrer A 
welche damals der Aufhebung der Verfaſſung beigetreten waren. An be 
ward eine allgemeine Amneftie für die wegen politifcher Vergehungen Ba 
und Verbannten bekanntgemacht, worauf das Volk und Ballefteros bie 
Inquiſition öffneten, aus denen der verſchwundene Graf Montijo hervork 
9. errichtete Serdinand VII. eine proviſoriſche J/vnta von 11 Mitgliedern 
zur verfaffungsmäßigen Einfegung der Cortes alle Regierungsfachen a 
follte. An ihrer Spige fand der Cardinal von Bourbon, Erzbiſchof ve 
(biſher in Ungnade), der an den König in Valencia die befannte Anrede 
Hatte. Balleſteros war Wicepräfident. Unter den übrigen bemerkte man 
fen Taboada, dem Bifchof von Valladolid de Mechoacan (ein aufgeklaͤrte 
mann, vom König früher zum Minifter ernannt, bald aber fortgefcyid 
Manuel Lardizabal und Valdemoros, der ſich einft als Praͤfect von Wal 
Mathe des Generals Elio, die Berfaffung zu verwerfen, wiberfegt hatte. 
fer Junta und in Gegenwart einer Deputation des Ayuntamiento von A 
ſchwor der König an demf. Tage die Verfaſſung, und wiederholte darauf v 
con vor bem verfammelten Volke feinen Eid. Dann leifteten D. Franck 
ſteros, den Ferdinand zum General der Gentralarmee, die in Caſtilie 
wurde, ernannt hatte (ein Mann, ber einft unter Wellington nicht bienen 
und alle Körperfchaften von Madrid denfelben Eid auf die Verfaffung; 
Garniſon und die Barden beſchworen das Verfaffungsgefeg. *) Am 10. 
‚König ein Manifeft an die Nation: „Ex habe 1814 geglaubt, die Verf 
nicht der Wille bed Wolfe, darum habe er fie bamals nidyt angenommm”, 
fuhr ex fort, „babe ich biefe Derfaffung , nach welcher ihr verlangtet, bi 


Spanien von 1808 — 23 425 


Männern, welche bie Liebe bed Volks beſaͤßen, und die öffentliche Diekayıng 
m, zu befeten. Darum mußten ber Miniſter Mataflorida, der Graf Pu⸗ 
ve Roſtro, und ber Herzog d'Alagon, Befehlshaber der Garden, ein Freund 
’g, ihren Abfchieb. nehmen. Sie, fowie die Herren Ramirez, Monte 
Ehamorro (von ber Gamarilla des Königs) und X. verließen ſchleunig Ma 
bob Ferdinand fchon am 10. das Inquifitionstribunal in ber ganzen 
auf, als unverträglich mit ber Verfaffung , und gemäß dem Dectete 
bortes vom 22. Febr. 1813, das die Inguifition abgefchafft hatte. Darauf 
kam 14. ber zum Minifter der Gnade und der Juſtiz ernannte D. Jofe Gar⸗ 
la Torre (Mitglied der Centraljunta von 1808) alle Verfügungen tmieber - 
ſich auf bie Preßfreiheit und auf die perfönliche Freiheit begogen. Zugleich 
Wi die proviforifche Junta dem Könige den Pater Marina, Kanonikus von 
— einen aufgeklaͤrten Praͤlaten (den Verf. der „Teoria de las Cor- 
as Beichtvater. — Unterdeſſen hatte man auch in Catalonien bereits am 
KBerfafjung von 1812 wieberhergeftellt, worauf das Volk in Barcelona 
Jeos Stelle den Marquis D. Joſe de Caſtellar zum Statthalter ernannte, 
5 Acten der Inquifition verbrammte. In Murcia und Alicante wurde bie 
ng am 12. März beſchworen. So ward in ganz Spanien binnen 6 Tagen 

| Soſtem allgemein anerkannt. Nur in Cadiz, wo dies am 10. geſchehen 
gte eine blutige Gegenwirkung, indem bie koͤnigl. Truppen das verſa— 
BR uͤberfielen, wobei an 150 Bürger ihr Leben verloren, und noch mehre 
et wurden. Doc, mißlang der Plan, fidy der Perfon de Quiroga zu bes 
m, fowie zu Sevilla ber Anfchlag gegen Riego. In Cabiz Eonnte die Ruhe 
æ wiederhergeſtellt werben, als nach ber Veränderung ber Garnifon , wor⸗ 
a dafelbft die Verfaffung am 20. und 21. März beſchwoͤren ließ. In Se⸗ 
Dax dies ſchon am 10, gefchehen. In Biscaya aber, wo anfangs bie Stände 
u Vorrechte behaupten wollten, erfolgte die feierliche Annahme erſt am 


[1 
hg 






















æ König fuhr jest fort, mit Zuziehung ber proviforifchen Junta, das ganze 
Meungsſyſtem verfafiungsmäßig umzubilden. An die Stelle des Raths von 
a und des von Indien teat ein allgemeiner Obergerichtähof, mit ben dazu 
gen Untergerichten. Die Direction des Staatsſchuldenweſens wurde abge: 
m ber des Schatzes. Mit dem neuen Minifterium — in welches D. Fofe 
5 Arguielles als Finanzminifter, D. Perez de Caſtro als Staatsfecretair ber 
t. Angelegenh. (an bes Herzogs von S.: Fernando Stelle), die Generals 
iron Marquis de las Amarillas als Kriegeminifter (an des Gen. Eguia 
d, D. Alvarez Guerra als Minifter des Innern, D. Garcia de la Torre als 
uinifter, D. Ant. Porcel als Miniſter für die Colonien, D. Salayar (Verf. 
a Werks über das fpanifche Seeweſen) als Marineminifter, und D. Santa⸗ 
2 be Parga y Puzga als Stantöfecretaie der Regierungsdepeſchen, eingetre: 
varen *) — entſtand zugleid) ein neuer Staatsrath, unter dem Vorſitze bes 
mals D. Joachim Blake; D. Pedro Agar war ein Mitglied deffelben. In 
Provinzen wurden Xefes politicos (Präfecte) an die Spige der Givilverwal- 
‚ den bisherigen Generalcapitainen an die Seite geftellt, und flatt ber Miligen 
malgarben errichtet. Den Kloftergeiftlichen geftattete man den Außtritt aus 
Riöftern. Auch beſchloß man die Aufhebung der Zünfte, die Vollziehung der 
ete der Cortes von 1812, wegen Abſchaffung der Patrimonialgerichtsbarkeit, 
sine neue Eintheilung de6 Reihe. Der König ſelbſt nahm verfaſſungsmaͤßig 
Etel an: „D. Kerbinand VIL., von Gottes Gnaden und durch die Sonflitution 
aniſchen Monarchie König von Spanien”. Enblidy trat das Grundgefeg mit 
| —— la Torre und Parga wurden bald nachher durch D. Yuan Senat, D 
a Herreros und D. Antonio Arguelles erfegt. 





ergriſgſerien ugregei, TDIE VIE.-AUTDRVUNG FINED gropxen SENEUD DEE 
der Majorate, ſowie die gegen bie fogen. Perfer angefprochene X 
Abfalls von der Verfaffung,, und die Berbannumg mehrer, den De 
weigeruden Geiftlichen erregten großes Mißvergnügen. Es bildete fid 
apoftolifche Junta an Portugals Grenze, und in verfchiebenen Provin 
eine Bande von Bauern, Moͤnchen und ehemaligen Guerilla Golbaten 
die des Prieſters Merino die fucchtbarfte war), um die koͤnigl., durch 
fung von 1812, zu fehr befehränkte Gewalt in den vollen Umfang ihrer ı 
ſowie die Orbensgeiftlichen in ihre Güter wiebereinzufegen. — „au 
- Seite erhob fi) in mehren Städten, befonders in Barcelona und 
von bemagogifchen Volksclubbs aufgeregte Schwinbelgeift bes Dh, 
Freiheit bedroht glaubte, und die Eönigl. Keibgarden als Feinde ber 
3 Tage lang in ihren Cafernen belagerte. Nur die Barnifon von Ma 
Mationalgarbe verhinderten das Blutvergießen. Dies Alled und ber ge 
| Fa der ganzen Verwaltung lähmte noch mehr bie Kraft der Begierum 
der be König in feiner Rede bei Eröffnung der 2. Sitzung ber ordentl 
1. März 1821, über die Beleidigungen feiner Würde und bie Schw 
Behörden fein Mipfalen ausgeſprochen, nahmen bie Miniſter, welch 
Inhalte der koͤnigl. Rede nichts gewußt, Ihre Entlaſſung, und Ferdi 
fi) aus den ihm von dem Staatsrathe vorgeſchlagenen Männern ein ı 
flerium. Zwar gelang es dem beſſern Theile der Bürger und ber Zen 
bem die Cortes, 15. April 1821, ganz Spanien in Gefahr und Belag 
erklärt hatten, und ber berühmte, aus Caracas zuruͤckgekehrte, Feldl 
in Madrid an die Spige ber bewaffneten Macht geftellt worben wa 
fhweifungen der verfchiebenen Parteien an einzelnen Orten Einhalt p 
die Provinzen zu beruhigen; allein bie aufrührerifchen Bewegungen bi 
Mabrid, der durch das brannte Traga la perro ſich erhigte, hoͤrt 
und am 4. Mai 309 ein wuͤthender Haufe nad) dem Gefängniffe, u 
Hofcapları I des Könige, Mattias Vinueſa, befand, ber wegen einer B 


Er 0 
si. Spanien von 1808 — 28 :427 


den man fuſchuch in Verdacht hatte, daß er ben Umſturz bes Königthums 
heige, aene Unruhen; die Provinzen foderten laut bie Abſetzung bes Mini⸗ 
ao; in Garagofſa, Bilbao und Sevilla fielen große Unordnungen vor, und 
der Besterung. Dazu kamen im Sommer bie Verheerungen bes gel; 
ia Cotalonien. Diefe Geuche, welche feit 1800, wo fie zuerft in Ca⸗ 
hen war, faſt jaͤhrlich im ſuͤdl. Spanien fich zeigte, wüthete jegt am 
karten in Barcellona. Die franz. Regierung zog daher an ber Grenze einen 
Wescerdon. Bei diefer trofllofen Lage des imern Spaniens hatten weber bie 
win, noch bie Einführung einer directen Steuer, noch ber Verkauf ber Natios 
* noch bie Unterhandlungen mit ben amerikaniſchen Provinzen ben ers 
Sortgang. Vielmehr befefligte in Caracas Bolivar if. d.) bie nette 
Me; die Chilioten unter dem General San - Martin eroberten Lima (Juli 
, und Mexico erklärte feine Unabhängigkeit. Noch ging in demf. Jahre ber 
Antheil der Infel &t. = Domingo verloren, deffen Bewohner ſich mit ber 
Haiti vereinigten. 
ſolchem —* von Verlegenheiten und Unfällen aller Art Eonnte bie Re⸗ 
nirgends Rettung finden, als in der Herflellung des Innern, und in ber 
des Außen Friedens. Beide Zwecke fuchte fie durch Mäsigung u 
5 Darum wurden bie Unterfuchungen gegen Elio, gegen bie Urheber bes 
6 von Gabi; und gegem bie Empoͤrer in Sevilla, nicht mit Strenge ges 
Pkt bedeutende Männer in biefelben hätten verwickelt werben muͤſſen. 
dermied die Megierung jebe Einmifchung in die Angelegenheiten ber ital. 
Aber ebendeßhalb Hagten die Comuneros oder bie Partei ber ſtrengen 
je der Verfaſſung, an deren Spige in ben Cortes D. Romero Alpuente 
Die; de Morales fanden, die Minifter des Irrthums und der Schwäche 
die Eortes verlangten im Dec. 1821 von dem Könige die Ernennung 
gem Dinifteriums. Endlich gab die Gefahr, daß die mit dem Syſtem 
ng unzufriedenen Provinzen fi von dem Mittelpunfte trennen unb 
oſtaat an die Stelle der Monarchie fegen Eönnten, jener Partei 
entfcheibendes Übergewicht. Nach mehren Änberungen warb ein 
Miniſterium gebiidet, worauf fich bie Provinzen unterwarfen. Um jedoch 
Huhe noch mehr zu befefligen, faßten bie Corte Geſetze ab zur Ein- 
Big der Preßfreiheit, bes Petitionsrechts und der Volksclubbs. Dadurch 
Xbie Plane der republikanifchen Samatiker, der Descamiſados, welche die 
e aufiöfen wollten, gänzlidy vereitelt. Mur mit den Glaubensfcharen 
Ber Kampf in mehren Provinzen fort, two die Truppen ber Regierung zwar 
‚featen, die Bewegungen unb bie Umtriebe der Servilen (Absolutistas) 
3 ganz unterdruͤcken konnten. Um diefelbe Zeit erklärten fich bie Cortes 
| . 1822) geneigt, das fpanifche Amerika als ein Nebenreich von Spanien 
2, wenn zwiſchen beiden Staaten, deren innere Regierung von einan⸗ 
Kabhängig fein follte, eine Union unter Ferdinand VII., als Schutzherrn des 
Dundes, zur Stande time. Allein bie deßhalb nach Amerika gefchickten Bes 
Ikhtigten konnten auf biefe Bedingung eine Ausfähnung bewirken. Der Koͤ⸗ 
Heß die Sitzung der außerordentl. Gorte® am 1%. Febr. 1822. 
Se der 3. Sitzung ber orbentl. Cortes vom 1. März bis zum 30. Sun. 183, 
Präffdent im erſten Monat der General Riego war, hatte anfangs bie ges 
ke fiberale Partei das Übergewicht, und das Minifterium, in welchem Mars 
de F Noſa, ein Mann von ausgezeichneten Eigenſchaften, als Miniſter ber 
bet. Angelegenh., das Syſtem der Maͤßigung behauptete, handelte mit ihr 
Mossmenem Einverftändnif,. So ſchien die Ruhe im Innern nad und nach 
r Ordnung und dem Vertrauen zuruͤckzukehren, als der Friede von Augen 
beoft zu werben anfing. Die ſtarke, Hnge den Porenlenn, d. N. einb Sr: 


















Spanien von 1808 — 23 489 


der Garben, der Generalcapitain Morillo, begab fich hierauf felbft nach 
‚ um die Rebellen zu ihrer Pflicht zuruͤckzufuͤhren; allein ex richtete 
Dagegen rüdten diefe im Aufftande begriffenen Garden am 7. Juli 
in, um den König aus feinem Palafte mit Gewalt zu entführen ; doch 
: Duerta bei Sol wurden fie von den Miligen unter Balleſteros angegrif⸗ 
treut. Sie flüchteten zum Theil in den Palaſt, worauf auch bie Mili⸗ 
MNorillo, mit Artillerie gegen den Palaſt zogen. Der König, welcher 
Plane ber Barden zus billigen ſchien und die Minifter in feinem Pala⸗ 
n einem eignen Zimmer bewacht hielt, zeigte jegt Schwäche und Un⸗ 
eilt. Darauf unterwarfen ſich die Garden. Die zurüdgebliebenen 
rillone erhielten die Erlaubniß, mit ihren Waffen, aber ohne Muni⸗ 
jen; die übrigen ſollten ihre Waffen abliefern, allein flatt deſſen feuer 
Yie Milizen, die nun über die Rebellen herfielen, fobaß wenige ent» 
© Anführer, Graf Muy und viele Dffictere, wurden verhaftet. Don 
Barden waren 371 DR. geblieben und 580 verwundet. Die conſtitution⸗ 
pen hatten 58 Todte und 130 Verwundete. Die Zahl ber gefange> 
belief fi) auf 1300. Bald nachher ergaben fich dem General Espino⸗ 
onigl. Carabiniers, welche ſich ebenfalls gegen die Berfaffung empört 
m 8. war Alles ruhig, und kein Ausbruch der Mache befledite den Sieg 
tion. Durch diefen mißlungenen Sewaltfchritt ber Anhänger bes abs 
igthums fah auch die Partei der Gemäßigten (der Anilleros), welche 
richtung einer Pairskammer und durch die Erweiterung ber koͤnigl. 
ie Verfaſſung abzuaͤndern wünfchte , ihre Abficht vereitelt. Sie ſchloß 
egt wieder an die Sonmmeros an. Hierauf wurben mehre angefehene 
benen der König fein Vertrauen geſchenkt hatte, u. X. der Herzog von 
mb der Marquis de lad Amarillas, in die Provinzen verwiefen. Die 
er, welche ſich vom Könige fire beleidigt hielten, legten ſaͤmmtlich ihre 
er. Unter ihren Nachfolgern bandelten Evarifte San » Miguel, vors 
ef des Generalftabes von Riego, Minifter der auswärt. Angeleg., 
egsminifter Lopez Baños, fehr im Syſtem ber Gommuneros, und ber 
en Anſehen feit d. 7. Suli ganz geſunken war, genehmigte Alles, was 
Er entließ den Generalcapitain Morillo und den Xefe politico von Mas 
imeral San: Martin, fowie mehre hohe Beamte, die zu den Anil⸗ 
m. Auch wurden einige Bifchöfe verbannt. An bem General Elio 
odesurtheil vollzogen. Die Unterfuchung gegen bie Theilnehmer an 
be ber Barden aber befchränkte ſich bloß auf die mit ben Waffen in der 
gen genommenen Officiere. Den übrigen Soldaten bemilligte man 
mb die von dem ſtrengen Fiscal Paredes gegen einige bedeutende Per» 
ne Anklage einer Verſchwoͤrung gegen den Staat ward aus Kiugheit 
gen. Zugleich erklärte der König in einem Manifefle an bie fpanis 
f. Zufriedenheit mit der Verfaffung. 
m fo erbitterter kaͤmpften, obwol ohne Erfolg, die Blaubensfcharen 
Navarra und Catalonien, wobei einzelne Bandenführer, wie Zabala, 
zrauſamkeiten begingen. In Gatalonien errichteten die Anhänger des 
yſtems, unter dem WBorfige bes Marquis von Mataflorida, eine 
, bie im Aug. 1822 zu Seo b’Urgel nähe an der franz. Grenze ihren 
und im Namen bes „gefangenen” Königs Ferdinand VIL. Alles in 
derherzuftellen befahl, wie es vor d. 7. Mär; 1820 beftanden hatte. 
rieg entbrannte heftiger alß je. Enblich gelang es dem Oberfeldheren 
3 alten und Eugen Heerführer, und dem General Milans in Catalo⸗ 
bes Glaudensheers unter dem Baron d' Eroles, Miſas, Ro⸗ 
mañoſa u. A. zu ſchlagen; auch General Erpinoia, Sruui 





Spanien feit 1828 438 


rach Mabrib überbrachte Memorandum bes Lord Wellington , welcher 
ı eine Abänderung der Verfaffung anrieth, fand Beinen Eingang (25. 
und das britifche Cabinet beharrte bei f. Neutralität. Die gefährliche 
ob die Sonflitution auf dem Willen der Nation beruhe,, mußte gemacht 
Es zeigte fich zwar in den gebilbeten Ständen dafür viel Begeiſterung, 
hänger hatte fie nucin den Stätten, unter dee Miliz und im Heere. Dies 
ı fon bei den Aushebungen zum Waffentienfte. Die Cortes hatten dem 
uniſter Lopez Baños 30,000 Recruten und a. Rüflungsvorfchläge bewil⸗ 
lein die Ausführung ging langſam oder gar nicht vonſtatten. Den be: 
3 Anhängern ter Abfolutiftenpartei ward völlige Amneſtie angeboten; 
b machte davon Gebrauch. Die Regierung hatte weber Geld noch 
kaum konnte man die Kofler der Reife nach Sevilla aufbringen. Diefer 
ohne dag in Madrid, wie man in Frankreich erwartete, Unruhen entflan: 
n 20. März, und am 11. Apr. langte der König mit [. Familie und ben 
a in Sevilla an. Dahin begaben fidy auch bie Sefandten von England, 
‚ Schweden, Dänemark, den Verein. Staaten, von Sachſen und 
kugal. Hierauf eröffneten die ord. Cortes ihre feit d. 22 März aufgehobene 
1 23. Apr. in Sevilla, wo fie den Gefegentwurf wegen ber herrſchaft⸗ 
‚ ber fhon 1821 und 1822 von den Cortes genehmigt, aber nie vom 
onirt worten war, am 27. Apr. zum 3. Male erörterten und in 
en annahmen. Derfelbe erhielt num, auch ohne koͤnigl. Sanction, 
eßraft. Demaufolge foliten alle Eigenthumstitel , ſowol von Perfonals 
Nealrechten einzeyiftrirt werden; wo Leine ſolchen Titel urkundlich nadhges 
verben koͤnnten, follten bie Mechte zu Gunſten Derer, gegen die fie ausge⸗ 
den, verfallen fein. Dieb machte Lie großen Srundbefiger ber Verfaffung 
&, umb vergebens ermahnte Ferdinand VII. die ſpaniſche Nation durch das 
m 1. Mai 1823 zum Feſthalten an die Conſtitution. 
IB feanz. Beer war 91,800 M. ſtaik, mit Einfluß der fpan. Divifion, 


Generale Espagna und Quefada zu Bayonne grfammelt hatten. Dies 
















heer, weiche3 im Rüden und auf den Stügeln des Heeres ben Marſch 
ag. Corps unter dem Herzoge v. Meggio begleiten follte, zählte, nebft 
des Generals Baron d'Eroles in Gatalonien, hoͤchſtens 35,000 M. 
unter bem Sen. Lieut. Grafen Molitor folte die linke Flanke, das 
ben Gen.⸗Lieut. Fürften v. Hohenlohe follte die rechte Flanke decken, das 
dem Marſchall Moncer, Herzog v. Conegliano, ſollte Catalonien erobern. 
pril trat die proviſoriſche fpanifche Regierungsjunta zu Oyarzun in Thaͤ⸗ 
elche unter dem Vorſitze bed Grafen Eguia aus dem Baron Eroles, Cals 
b Erro befand. Sie konnte aber eine Kriegsmittel herbeifchaffen. Mit 
em Aufwande hatte bie franz. Regierung feibft für die Verpflegung bes 
forgt; Alles wurde baar und gut bezahlt. Die Mannszucht war vors 
Miemand ward von den Franzoſen wegen f. frühen politifhen Meinun⸗ 
lımgen verfölgt: dagegen gaben ſich bie fpan. Zruppen allen Aus- 
e6 Parteihaſſes hin. Nichts erſchwerte das Vorbringen bes franz. Heeres. 
Geiſftlichkeit zog ihm entgegen; bie Stimme bes Volks war für die 
, welche diesmal als gute Chriflen angefehen und als Befreier empfangen 
— Die fpan. Regierung hatte ihrerfeitö die feften Pläge mit den nöthis 
kehen verfehen und, mit Einfchluß der Befagungen von 52,000 M., ein 
a von 120,000 M. aufzeftelit. Die 1. Abtheitung unter Balleſteroé, 
‚bei dem Vorrüden ber Sranzofen hinter den Ebro zog, mar 20,000, 
ter Mina aud) 20,000, die 3. unter L'Abisbal, der den Oberbefehl ix 
Abrte, 18,000, bie 4. in Galicien und Afturien unter Morito AO NOO 
2 wichtige Grensfeftungen, San⸗Sebaſtian und Parnpelena , We 
. Ohebente Kufl. 8b. X, 2% 


454 Spanien feit 1823 


ten tapfeın Widerſtand, fo auch Santona und Sant⸗Anber. De 
nebft dem fpan. Ropaliftenheere umter dem Gen. d' Espagna mußte 
bi® die Meferve unter dem Marſchall Raurifton mit Belagerundegeſte 
worauf Santona am 11., Pampelona am 17. und S.⸗Sebaſtian ar 
capitulirten, nachdem man ihnen Schug gegen politifhe Verfolgun 
hatte. Die übrigen Corps drangen ohne Hinderniß in das Innere 
Logtono kam es am 18. April zu einem Gefecht, in weichem bie! 

Ballefteros’8 Heer vom Gen. Obert gefchlagen wurde. Die Nähe det 
heeres veranlaßte an mehren Orten, vorzuͤglich in Saragoffa, das die ( 
nellen geräumt hatten, heftige Ausbruͤche des politifchen und religid 
mus; die Ankunft des franz. Heetes that ihnen jebody Einhalt. Ba 
ſich eilig gegen Valencia zurüd; Molitor folgte ihm und ſchnitt, u 
von den Royaliften befegte und von den Conftitutionnellen eingeichlof 
nenza befreite, Mina in Catalonien von den übrigen fpan. Heerführern 
In GSatalonien nahm ber Feldiug am 18. April feinen Anfang. Mol 
zerftörten Werke von Mofas wiederherſtellen, um durch biefen Hafen; 
Zufuhr zu fihern, und belagerte die Eitadelle von Figueras, welche der 
ſpan. Miniſters San: Miguel tapfer vertheidigte. Hierauf zog fidy 9 
Stellung an ber Fluvia in die von Vich zuruͤck und Moncey nahm am 
Dauptquartier zu Gerona, das ihm ohne Widerſtand ſ. Thore oͤffnete. 
Dbercatalonien, Biscaya, Aragonirn und Gaftilien faft ohne Kampf vs 
zofen befegt. Nun begann aber in Untercatalonien der Heine Krieg. 3 
nen Donnadieu und b’Eroles ſuchten den Gen. Mina einzuſchließer 
fi aber durch raſche Bewegungen jedem entfcheibenden Angriffe, ſchl 
Seind, ermübete ihn dort durch kuͤhne Maͤrſche, und befchäftigte ihn üb 
Moncey nirgends bedeutende Fortſchritte machen konnte. Am exbitten 
ten in Gatalonien die Conflitutionnellen gegen bie zügellofn Scan 
Moyaliften. Der Schweizer:Seneral Rotten, Befehlshaber von Wa 
daher mehre Möndıe erfchießen, welche Einverftändniffe mit ben Roya 
hielten; den Biſchof von Vich erſchoß aus demſelben Grunde ein fpa 
tain; ein kuͤhner Noyaliftenanführer, Paul Miralles, ward bei einem: 
fangen Und niedergehauen u. f.f. Im noͤrdl. Spanien eroberte 1 





Spanien feit 1828 485 


ech fie ſelbſt beftimmten Art abgeändert würde; aber das Vertrauen zu bies 
mmlelmättigen Darme, der ſchon im Juli 1819 eine doppelte Rolle gefpielt 
war dahin. Die Royaliſten wollten ebenfo hartnädig das abfolute Königs 
MS die Sommimeros die Conſtitution von 1812. Der allen Parteien ver 
Ibisbal gab f. Abſchied und foderte Päffe nach Sevilla, um fid, dafelbft zu 
tigen, ging aber nach Frankreich, nachdem ihn unterwegs franz. Zruppen 
ke Diüche der Wuth f. rovaliſtiſchen Landsleute entriffen hatten. Sein Nach: 
Am Commando, der Marquis de Caftel dos Rios, zog aus Madrid mit 
MR. nad, Eſtremadura und ließ den Ben. Zayas mit 1200 DM. zur Erhal⸗ 
We Kuhe zuruͤck. Da wagte Beffieres, der wie die übrigen fpan. Anführer 
* vom franz. Oberbefehl verfahren wollte, Madrid vertragswidrig zu 
An ber Spise von 1200 M. erſchien er am 20 Mai vor dem Thore 
ala, und mit dem Rufe: „Es lebe der abfolute König! es fterbe die Con⸗ 
a1’ drangen f. Reiter in die Stadt. Zayas warf bie Reiter zuruͤck, und 
8 auff. Vorftelungen nicht achtete, fo kam es zu einem Gefecht, m 
Adie Royaliſten gänzlich zerftzeut wurden, aber auch mehre Leute aus dem Vol⸗ 
Be Beſſieres fich in ber Stadt zufummenyerottet hatten, das Leben verloren. 
M beſetzte die franz. Vorhut unter dem Gen. LatoursFroiflac fhon am 23. 
unb Zayas zog ſich nach Talavera de la Ryna. Nun zerfchlug das Volt 
Miutionsſteine, zertruͤmmerte den Verſammlungsſaal ber Cortes und des 
Bam noch ſo hochgefeierten Riego's Buͤſte und pluͤnderte mehre Haͤuſer der 
Sennellen, bis die franz Truppen die Ordnung herſtellten. Am 24. hielt 
yog dv. Angouleme f. Einzug; die Begeiſterung der Bewohner Mabribs 
ihn mit Blumenkraͤnzen, Tänzen und Subelgefd;rei. Jetzt ernannte ber 
Bach dem Vorfchlage ber beiden hohen Mäthe von Gaftilien unt: Indien eine 
Waft, bie aus dem Derzoge v. Infantado, dem Herzoge dv. Montemar, 
dv. Döma, dem Baron d'Eroles (ber jeboch in Gatalonien mit focht) 
t. Gomez Galberon beftand (26. Mai). — Einige Granden und bie in 
"giridlgebliebenen Häupter der Anilleros (Gemäßigten) wünfdten zwar 
eine Berfaffung mit 2 Kammern; allein bas Volk rief nach bem ab» 
nie und bie Mehrzahl der Granden (31) beseugte in einer ehrfurchts⸗ 
Nreſſe vom 18. Mai an den Herzog v. Angoul&me ihre volllommene Erge⸗ 
Dgen den König. Die Regentfchaft felbft fegte Alles auf den Fuß vor 
Marz 1820, außer daß fie das Miniſterium ber ausmärt. Angelrg. dem 
ter des Könige, D. Victor Saez, übergab. Zugleich erfolgten eine Menge 
gen. Allein ohne Geld und Gredit konnte die Regentſchaft ber Unord⸗ 
R allen Zweigen der Verwaltung nicht abhelfen; ja ohne die Gegenwart des 
degenten würde, flatt ber von ihr verheifienen gerechten und parteilofen 
ug, die wildeſte Ausſchweifung des Parteihaſſes obgefiegt haben. 
Dee Schauplatz des Krieges warb nun nach Andalufien und Eſtremadura 
I, wo Lopez Baños und Zayas das Heer von Abisbal befehligtem und Villa» 
ıetme Reſerve zuſammenziehen ſollte. Nach 2 gtüdlichen Gefechten mit dem 
Wacencia marfchirte der franz. Gen.⸗Lieut. Graf Bordefoulle mit 7000 M. 
J. Sumi über Cordova auf Sevilla, und der Gen. Graf Bourmont mit 8000 
er Almaraz und Truxillo nad) Efltemabura, um, wenn der König von Se⸗ 
ach Badajoz gebracht werden follte, diefen Plag zu bedrohen, auferbem aber 
ig der erften Heerfäule bei Sevilla zu vereinigen. Bourmont zerſtreute mit 
des Royaliſtenchefs Merino die Guerillas bes Empecinado, konnte aber das 
veß Roper Baños nicht rireihen. Denn Überall vermied ber Feind jedes 
gefecht; das Volk dagegen empfing an allen Orten die Scansofen al® 






















es. 
Interbeffn hatten in Bevi'labie Gortes verſucht, einen allgerncinen Goehod⸗ 
28 * 


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- — SORHRER ”. 


yresaru'ssya IMS Yen BEE J S8011) zuwsa sus VI NYUUJiEyEsH yE85 usw. 
den; denn der Fall eincd moralifchen Hinderniffee, in welchen bie 
dies au tdun geflütte, ſei vorhanden. Arguelles und die große Mehrj 
tes genehmigten den Vorſchlag, und mun ernannte den Deputirten 
Valdes umd die beiden Stantsräthe D. Gabr. de Ciscar und D. 4 
godet su Mitgliedern der Regentſchaft. Die der Conftitution hart 
benen Miligen von Madrid, welche den König nach Sevilla begleitet | 


derten jeden Verſuch, die Abreiſe zu hintestreiben. So ward der engl. Obe 


weicher den König entführen wollte, verhaftt. Am 12. erfolgte die 
fremden Gefandten aber, mit Ausnahme des ſaͤchſiſchen, folgten dem: 
weil beffen Gewalt durch die Regentſchaft, fo lange bie Reife dauerte, 
war. Kaum hatten die Truppen (etwa 6000 M.) Sevilla verlaffen, 
bier am 13. ein Auflauf; mun plünderte die Wagen um) dad Gepaͤt 
fenden Deputirten, Mirifter und Staatsräthe; man plünderte und 
Saal der Cortes und a. Gebaͤude; ein Pulvermagasia im Inquifi 
fprang in die Luft und uͤber 100 Menfchen kamen unter den Truͤmmet 
neuen Behörden tiefen bie franz. Generale herbei; aber unerwartet 
16. Juni eine von Boucmont verfolgte Divifion conflitutionneller Zr 
Lopez; Baños und drang mit Gewalt in die Stadt. Ste flellte bie 
nellen Behörden wieder her, trieb eine ſtarke Geldſteuer ein und nabı 
Kirchenſilber mit fih; allein Durch den Gen. Bordeſoulle von ber Strt 
biz abgeſchnitten, warf fie ſich am 18. auf den Weg nad) Portugal u 
ſich mit den Reſten des Corps von Vila Campa. Die Nachhut war 
19. von Bo:rmont bei © » Lucaral: Mayor eingeholt und, ſowie 

S.⸗Juan del Pustio, mo ſich Lopez Baños nach Cadiz einſchiffte, gefd 
bein. Tage beſehte Bourmont Seoilla; ber König aber war fchen a 
in Cadiz eingetroffen, wo bie Regentſchaft aufpörte und der Name 
wieber unter ben Veſchtuͤſſen der Regierung erſchien. Die Corte 
tirte) ſerten dalelbſt isre Sigung am 18. Juni fort. Diefe Vorfaͤll 
Wuth des Volks gegen die Negros, wie man die Conſtitutionnellen na 
bar auf. Die koͤnigl. Regentſchaft in Madrid erklaͤrte am 13. Jun 


firken Rio am Ner Kinn nam V aamamıwmam Pin ke 


Spanien feit 1823 00.487 


ı Siokkcommiffaire, Hrn. von Martignac, aufhorte. Auch der Kaiſer von 
md der König von Preußen ſchickten Sefandte; die Gluͤckwuͤnſche des 
m Auckland überbrachte ihr deffen Fluͤgeladjutant, der Oberfte v. Butur⸗ 
8 Hauptquartier des Prinzen v. Angouleme geſchickt worden war. Um 
sit erklaͤrte ſich Morillo, Graf v. Sarthagena, zu Lugo am 26. Juni ges 
ortes. Er hatte fich denſelben bereit durch f. Unthaͤtigkeit verdächtig ge- 
dem er weder ben Grafen de Amarante, der in Portugal eine Gegenrevo⸗ 
onnen und auf das fpan. Gebiet ſich zuruͤckgezegen, abgefchritten, noch 
ihm flehenden Generale Quiroga, Palarea und Campillo den heranziehen⸗ 
. Eruppen unter bem Gen. Bourck entgegengeftellt hatte. Einverſtanden 
en Dfficieren ımd ben vornetmften Einwohnern Galiciens unterhandelte 
nen Waffenſtillſtand mit dem Gen. Bourd, ımd errichtete eine befondere 
veldye Galicien und Afturien fo lange verwalten ſollte, bis der König und 
nm eine Megierung errichtet hätten. Vergebens fammelte Quiroga in 
wo fih auh Sir Robert Wilfon (f.d.) befand, eine Schar con» 
eller Truppen, mit benen er ben Kampf fortfeste; Morillo fehloß den 
Mkand ab, mußte jedoch die Megentfchaft in Madrid anerkennen, wogegen 
f. Anhängern volltommene Sicherheit der Perfonen, Rechte und Güter, 
Ehe auf ihre bisherigen politiſchen Meinungen und Handlungen, ver- 
werde. Darauf zog Senerallieut. v. Bourd am 10. Juli in Lugo ein, 
Sen. Huber den von ihm bei Navta (7. Zuli) geſchlagenen Gen. Palarea 
l verfolgte, das er am 15. nahm, an welchem Tage Bourd die Höhen vor 
nach einem Sftündigen blutigen Kampfe erflürmte. Quiroga (f.d.) 
rauf Coruita, das Novella tapfer vertheidigte, und erft am 13. Aug. , im 
auf die durch die Ordonnanz von Andujar (8. Aug.) verheißene Buͤrg⸗ 
jergab, worauf auch die Truppen ımter Palarea, Roſello und Mendes be 
27. Aug. fidy auf diefsiben Bedingungen unterwarfen. Dadurch war 
Galicien geenbigt. Unterdeffen führte Mina mit nicht mehr als 
24 Monate lang den Eieinen Gebirgskrieg in Eatalonien mit außer 
ke Kuͤhnheit und Geſchicklichkeit, ſodaß er fih den Diviſionen Donmabieu 
BB ſtets entzog, und während jene glaubten, daß er nach Barcelona ſich 
le, Vicq angriff, wo er den tapfern Zorraquia, Chef f. Generalſtabes, 
Bm 31. Mat erreichte er Seo d'Urgel. Won hier warf er ſich unerwartet 
MW. Gerdagne, feste Alles bis nach Perpignan hin in die größte Unruhe, 
ven Franzoſen die verlangten Lebensmittel über den Werth und zog ſich 
8, Juni über Sampreton zuruͤck. Gen. Dumas hob jegt die Blokade 
was auf, umncbft Donnadien, Eroles und St. Prieft den kuͤhnen Pars 
einzufchliein; alein Mina wandte fid) wieber nach der Grenze und 
dem Kamme der Pyrenaͤen in bie Cerdagne herab; hier theilte er f. Hels 
der Oberſt Gurrea mit 900 M. ſtieß am 13. auf die Brigade St.» Prieft 
e fich nad) tapferm Widerftande, 650 M. ſtark, ergeben; Mina felbft 
ih unmegfame Bebirgspäffe über die befchneirten Höhen des Nuria am 
8 hal von Carol; endlich erreichte ihn Eroles bei Villeila, aber Mina 
durch und warf ſich nady Seo d'Urgel, von wo aus er In Eilmärfchen 
agona z0g und frank und erſchoͤpft am 26. Juri fein Hauptquartier zu 
Stunde von Barcelona, nahm. Der ganze Zug mar in Hinſicht auf 
zeſchwerde, Kunft und Muth das kuͤhnſte und glänzendfte Abenteuer de® - 
feg8, das die neuere Geſchichte Lennt. So kannten Donnadieu und 
t om 8. Juli gegen Barcelona vorruͤcken, indem Milans und Llobera 
or ihnen zuruͤckwichen. Gen. Sarsfield verließ damals die Sache ber 
onnellen und bot f. Dienfte dem Marfchall Moncey an; bie Belatume, 
ma pflanzte die Fahne Ferbinands auf und Barcelona wurke yar Ser 





Spanien feit 18235 489 


00:M. unter ben Waffen). Dagegen fperrten die Generale Borde⸗ 
ourmont mit 17,000 M. Cadiz ein auf einer Linie von 8 Stunden. 
Fall unternommene Ausfall der Befagung ward zuruͤckgeworfen. Die 
der Seeſeite ducch die franz. Flotte (29 größere und kleinere Schiffe) 
auszuhungern. Dennoch flieg die Exbitterung der Parteien immer 
Cortes erliegen im Namen des Königs heftige Decrete gegen bie Ans 
egentſchaft in Madrid. Nachdem der König ihre Sitzung am 5. Aug. 
atte, trat ber Gouverneur Valdes an die Spise bes Ausfchuffes der 
in in den Maßregeln der Regierung war Peine Kraft; fie verwarf jedes 
che Mittel; die kuͤhnſten Männer, die Ausländer, erhielten keine Ans 
jegen Iuden die Miniſter den brit. Befandten, Sie W. A'Court, ber 
zaltar begeben hatte, ein, nad) Cadiz zu kommen und die Vermittelung 
m. So war Alles in Verwirrung und Jeder mit Mißtrauen erfüllt, 
»g dv. Angouleme am 16. Aug. vor Cadiz (mo das Belagerungäheer 
M. ſtark war) ankam und beim König einen Brief uͤberſchickte, in 
ine Amneftie und die Berufung der alten Cortes vorfchlug. Allein 
ig vorgefchriebene Antwort wied Alles von fih. Hierauf begann ber 
" auf den Trocadero am 30. Das Geſchuͤtzfeuer bauerte den ganzen 
e Beſatzung auf allen Punkten zu beunruhigen; als e8 endlich auf: 
ten die Spanier einen Sieg erfochten zu haben und überließen fich ber 
es erwarteten die Sranzofen und ımternahmen am 31. um 2 Uhr 
einen Sturm auf die fpan. Verſchanzungen, und um 9 Uhr waren 
9, das Fort San: Luis und ber ganze Iſthmus genommen; 150 Spa 
O verwundet, 1000 gefangen ; die Sranzofen hatten gegen 140 Todte 
bete. Nun erſchien am &. Sept. im Lager der Gen. Alava mit einem 
oͤnigs, der einen Waffenſtillſtand verlangte, welchen aber der Prinz 
zilligen wollte, wenn der König in Freiheit gefegt wäre. 
nd dies gefhah, war Riego (f.d.) am 17. Aug. ohne Geld in Ma: 
ımen, um mit den Truppen des Balleſteros, Zayas u. A. im Rüden 
ꝛeres die Aufhebung der Belngerumg zu bewirken. Er erhob in Mas 
eldſummen, nahm das Kirchenfilber und zog am 3. Sept. mit 2500 
die Standquartiere der Truppen des Balleſteros zu überfallen. Allein 
r befegte Malaga ſchon am 4.; Riego warf fi, von Gen. Bonne⸗ 
3t, in bie Felſen der Alpujarrad, und erreichte jene Standauartiere erſt 
t. Schon hatte das Tirailleurgefecht mit Balleſterod's Truppen bes 
Riego's Soldaten mit dem Rufe: „Eintracht! Es lebe Riego! Es 
08! Es lebe die Conftitution von 18121” den Soldaten bes Balles 
Arme fielen; beide Theile umarmten ſich wie Brüder; allein Balle⸗ 
ıf Riego's Vorſchlag, ſich mit ihm zu vereinigen, nicht ein, und Riego 
le Sierra Morena zu erreichen, um nad) Gatalonien zu entlommen. 
wd er am 12. noch mit Slodengeläute empfangen; allein am 13. 
. Bonnemains ein; nad) mehren Befcchten Löfte der derwundete Rie⸗ 
i Sodar feine Schar auf, am 15. ward er gefangen. Jetzt leiftete nur 
ien mit ben Pläsen Barcelona, Figuerad, Tarragona (von wo ber 
n. Milans mehre kuͤhne Ausfälle machte), Lerida und Hoftalrich den 
na MWiderftand. In diefem Kampfe der Verzweiflung wurde der con- 
General D. Sernandes mit f. Corps vom Generallieut. Baron 
hmal. Kriegaminifter) aufgerieben, worauf Sigueras am 26. Gept. 
Um biefelbe Zeit legte fi) aud) Gabi; zum Ziele. Die Milizen von 
yer die hartnädigften Anhänger der Conſtitution, fingen an nachzu⸗ 
inientruppen waren unzufrieden; das Volt muthlos. Da brachte 
olgenbe von den Generalen Guilleminot und Borbefoulle \ym War 


birt und an mehren Drten angezündet. Schon trafen bie Belagerer‘ 
einem allgemeinen Sturme, und die fp.ın. Generale erflärten in ber Ve: 
daß Widerſtand faft nicht mehr möglich ſei; alfo faßten die Cortes an 
(60 Stimmen gegen 30) den Beſchluß, dem Könige bie abfolute Gew: 
übergeben, und ihn zu bitten, fi in dee franz. Lager zu begeben, um! 
fligften Bedingungen für fein Volk zu erlangen. Der König ficherte 
tion für alle Betheiligte Schutz gegen Rache und Verfolgung zu, moi 
Cortes noch an demf. Tage für aufustöft erklärten und ber König d 
Angouleme f. Ankunft in Part Santa: Daria anmelden ließ. Allein 
von Madrid verlangten ſichere Bürgfchaft der Amneftie, che der Koͤ 
koͤnnte. Mit diefer Foderung ward Gen. Alava in das franz. Lager g 
aber der Herzog mitt annahm, fondern ber Beſatzung nur die Wi 
Sturm und urbedinyter Übergabe ließ. In Cadiz herrſchte jet bie 
wirrung; ba ward, um die erkitterten Gemüther zu beruhigen, im 
Königs eine Proclamation erlaffen, worin er die voliftändigfte Werge 
Vorgefallenen, bie Anerkennung der von der gegenwärtigen Negterim 
Schulden und bie Beſtaͤtigung aller Grade, Würden und Amter ber 
nellen Reqgierung, ſowie eine auf bürgerliche Freiheit und Sicherheit ! 
und des Eigenthums gegrimbete Verfaffung zu geben verfprah. Nach 
marhung, deren Echtheit weder anerfannt noch wider'prochen worden 
ten fich die Milizen. Am 1. Oct. ward ber König mit feiner Famili 
Sınta: Maria vom Herjog dv. Ungouleme feierlich empfangen, ımter I 
des Volks: „Viva elRey! Viva la religion! Muera la naecion! 
negros!'' 

Die erfte Regierungshandlung des Königs war, alle Befchlüffe 
tionnellen Regierung felt dem 7. März 1820 bis zum 1. Det. 1823 fü 
erklaͤren, weil der König während diefer Zeit nicht frei gemwefen fei. 3 
tigte er alle Beſchluͤſſe der Megentfchaft von Madrid, bie er ſelbſt die ı 
fehle ertheilen werde. Die Reaentfchaft hörte isst auf; ber Koͤnia bei 


Spanien feit 1828 441 


ot Abemahım den Oberbefehl, lich die Milizen entwaffnen, fegte neue Be⸗ 
ein, that der Reaction Einhalt und ftellte die gefegliche Ordnung wieder 
Is Gatalonien dauerte der Krieg fort. Bel einem Ausfalle aus Barcelona, 
shemalige Minifter San : Miguel, Chef des Generalſtabs von Mina, am 
. unternahm, wurde diefer tapfere Officier ſchwer verwundet, am 8, Oct. 

R genommen; hierauf capitulicten Lerida und Seo b' Urgel am 18. und 21. 
Bubad» Nodrigo, Babajoz, Alicante (am 12. Nov.) und Carthagena (am 
) capitulisten noch fpäter, nachdem man Sicherheit und Amneſtie verfpros 
ste. Barcelona, Tarragona und Hoſtalrich, ſchloſſen auf diefelbe Grund⸗ 
r£. Nov. eine ehrenvolle Eapitulation ab, nach welcher Einwohner und Ans» 
&yoßllommene Sicherheit haben, Soldaten und Milizen aber ihre Waffen, 
„Grad u. ſ. w. behalten follten. Hier wie in den übrigen Städten zo⸗ 
in die ſpaniſchen conftitutionnellen Truppen die Kriegögefungenfchaft in 
der Heimkehr in ihre Provinzen vor. Mina fdiffte ſich nach England 
es 1825 feine merkwuͤrdige Lebensbefchreibung herausgegeben hat; Rot⸗ 
die Schweiz, ein großer Theil nach Amerika. Der Herz. v. Angouldme 
d am 4. Nov. und nahm am 22. Nov. zu Oyarzun durch einen Tas 
Abſchied von der Pyrenaͤenarmee, die unter feinem Befehl fo brav ges 
d eine fo mufterhafte Mannszucht und politifche Mäßigung bewiefen 
Be Grund fagte von ihr ber britifche Minifter Canning: „Nie hat ein 
unig Übel verurfacht und fo viel verhindert”. Diefer in feiner Art einzige 
farb dem Haufe Bourbon das militalrifche Vertrauen des Heeres, hatte 
Staate 200 Mil. Fr. und 4000 Krieger gekoſtet. Die militairiſche 
des Herzogs v. Angoulöme war glorreich vollzogen; die politifche Sen⸗ 
Win Anerkennung eines Syſtems der Mipigung zu bewirfen, war feiner 
ab’ großmuͤthigen Staatskunſt nicht gelungen. *) Denn von jegt an 
Be Spanien, ganz im Widerſpiuche mit dem Inhalte ker abgefchloffenen 
Kulationen,, ein Syftem der Strenge, das Rache und Verfolgung bes 
entfpann ſich ein offener Kampf zwifchen dem Volke und den conflis 
Truppen. Diefe wurden daher gänılich aufgelöft, wodurch man die 
und Räuberbanden vermehrte. Balleſteros, der feine mit Molitor ab⸗ 
GSonvention als entfcheidend für die Befreiung des Könige und die Wie⸗ 
mg des Throns anfah, protiflirte öffentlich in einem Schreiben vom 7. 
1. Blaͤtt abgebrudt) an den Herz. v. Angouleme gegen die Nichtvoll⸗ 
Convention, gegen das Dectet vom 1. Dct. und gegen bie Wieder⸗ 
der unumfchränften Gewalt „in den Händen eines Moͤnchs“ (D. Vict. 
Der Herzog beroilligte ihm Schutz und Sicherheit in Frankreich. Hier bes 
| t8 der Graf l'Abisbal; Morillo, bisher Generalcapitain von Gall 
ebenfalls dort einen Zufluchtsort. — Der König verbannte (durch das 
je Keres am 4. Det.) alle Mitglieder und Beamte ber Cortes und der con» 
" Regierung, ſowie alle Dfficiere des Heers und der Nationalmillgen 
dasuptftabt und ben Fönigl. Refidenzen in einem Umkreiſe von 15 Meilen. 
Ss Vorfig folte eine Genfurcemmiffion fämmtliche Lehrbücher prüfen, 
‚hohe Klerus Miffionen veranfkalten,, um ketzeriſche Lehren auszurotten ımb 
heijibie einer gottlofen Saction gedient hätten, in Kloͤſter von der ſtrengſten 
mfnzufpersen. Später wurden bie Univerfitäten von dem Biſchof von 
"Melgar (jest Biſchof von Tuy) neu organifirt, und alle Lehrkanzeln, fowie 




















dgl. „La verite sur !’Espagne’, von 5. Caze (Paris 1825) und „Hist. de 
X d’Espagne en 1823”, von Abel Hugo und Courpe Fils (Paris 1824), 
Grafen Pecchio „Briefe über Spanien’ und beffen „Sournal der milit. und 
egebenheiten Spaniens, vom 30. Aug. 1822 Lig zum 7. Jul. 1823”, &ber(, 
Bloquiäre (Conbon 1824). 


omg, BTEIDIBIGEN Jim gEeWwamjamen AuUSsimmweiTungen ver poruiq 
fen Haſſes gegen Freimaurer und Gonftitutionnelle uͤberließen, fluͤch 
vornehmſten und wohlhabendſten Einw. Nur in Catalonien, namı 
celona, wo 1824 der gemäßigt denkende Marq. be Campo Gagrat 
D’&roles (d'Eroles ftarb den 22. Aug. 1825) Stelle Generalcapitai 
in Cadiz genoffen die fogen. Negros einige Sicherheit unter dem Sd 
Befehlshaber. Das vom Minifier Saez nad) dem Mathe ber apoſt 
vorgeſchlagene Amneftiebecret enthielt fo viel Ausnahmen und fo ſtre 
gen gegen bie Anhänger der Conſtitution, daß der König felbft demfi 
ſtimmung verfügte. Auf der andern Seite betrugen ſich die koͤnig 
ſelbſt m Madrid fo zud tlos, daß der Koͤnig ſie nach Haufe zu ſch 
allein mehre Chefs, wie Merino, Locho, Capape, weigerten ſich zug 
ſprachen ihren Haß gegen die fremden Truppen laut aus. — Enl 
2. Dec., auf den Rath der auswärtigen Höfe, das Minifterium r 
D. Bict, Sarz zum Biſchof von Tortofa emannt. Der Marq. vo 
erhielt das auswärt. Depart.; und als er am 16. San. 1824 ftarb 
Stelle D. Marc. de Heredia Graf d'Ofalia, bisher Gnaben- umd. 
den hierauf Calomarde (einer der entfchiedeniten Anhänger der apofl 
fegte; D. Joſ. de la Cruxr wurde Kriegs: und D. Luis Lopez » Ball: 
minifter. Luis Maria Salazar behielt allein fein bisher. Depatt., 
nien und ded Seeweſens. Die meiften dachten gemäßigt; allein bi 
nen wirkende, felbft in Frankreich und in Portugal vielfach vers! 
Junta „De la concepcion” *) blieb fortwährend die mächtigfte € 
ſolutiſten, welche die neuen Minifter als Freimaurer, ober als Afra 
als Comuneros verwarfen. Der Monarch widerftand allen Vorfl 
D. Vict. Saez beizubehalten, und wies felbft das Geſuch mehrer Praͤ 
derherftellung der Inquifition zuruͤck. Als der Herz. v. Infantado 
hoben Rathe von Gaftilien nieberlegte, gab ter König diefe Etele | 
Martinez de Villela, und errichtete einen Staatsrath von LO Mitg 
eignen oder eine® feiner Brüder, D. Carlos und D. Franc. de Paul: 
größte Verlegenheit verurſachte fortwaͤhtend der Mangel an Eridit 


. Spanien feit 1828 448 


berabgefegt hatte, ganz verlangen. Um dem vollen Ausbruche beö 
ſes in Spanien vorzubeugen, ſchloß bie ranithe NRegierung mit 
einen Vertrag, nach welchem 45,000 DM. franz. Truppen in Spanlen 
die fpanifche Armee wiederhergeftellt wäre. Sie wurden von Frank⸗ 
‚ und Spanien follte bloß den Kriegefuß (2 Mil. Fr. monatlich) bes 
Zugleich warb (am 29. Jan. 1824) die für geleiftete Vorſchuͤſſe an Frank⸗ 
Summe auf 34 Mil. Sr. beſtimmt. Hierauf lud die fpan. 
(26. Dec.) die verbimdeten Mächte ein, in Paris einen Congreß in Be⸗ 
Die Unterwerfung ber ſpaniſch⸗ ameritanifchen Golonten zu halten. Allein 
erklaͤrte beſtimmt (30. Jan. 1824), dag England an diefem Congreffe 
nehmen werde. Ex kam daher nicht zu Stande. Dagegen öffnete Spa» 
Gebe. 1824) alle Häfen in feinen amerikanifchen Colonien den Untertha⸗ 
B befreundeten Mächte, während England bereits laͤngſt mit ben inſurgirten 
Handel trieb. Um dieſe Zeit (2. Febr. 1824) wurde H. Ugarte, ein 
Des Königs, und vertrauter Freund des bänifchen Geſandten Grafen 
(ber 1825 auf Verlangen des franı. und bes fpan. Hofes abberufen 
Secretair in ben geheimen Rath berufen, deffen Seele er eigentlich war, 
Bejept feibft ein fremdes Cabinet den Vorſtellungen, die Frankreich durch 
1. Befandten, Hm. Loboise de Marcellus (ebr.) und fpäter durch 
sführer Bois le Comte, machen ließ, entgegenzuwirken fchien. Die 
„ welche der Rönig perfönlich gegen die Conſtitutionnellen bewies, reiste 
‚ die apoftol. Junta und die koͤnigl. Freiwilligen, denen ber von 
Bus fanatifirte Pöbel anbing, zu firafbaren Entwürfen. Sie [prachen von 
ng und von ber Erhebung des Infanten D. Carlos auf den Thron (daher ihr 
me@arliftas). In diefem Sinne ſchien fogar die neue, unter einem Ober 
u ſtehende allgemeine Reich6polizei zu handeln, welche u. a. alle Zeitungen 
— — umb „Diario‘) unterdrücte und gegen bie Feinde der Monarchie 
affneten Banden, melde bie Straßen unſicher machten, flehende mili⸗ 
Bollytehumgscommiffi ionen errichtete; allein bie Wilkir in der Voll⸗ 
er Mafiregein vermehrte nur die Scharen ber Mißvergnügten, wels 
Eſtremadura buenos hombres (brave Männer) nannten. Die Einfühs 
quifttion warb jedoch durch die von Frankreich unterflüigte gemäßigte 
dert, und felbft vom Papfte „zwecklos und unpolitifch” genannt. Im 
begab ſich der Hof unter bem Schug franz. Zruppen nad) Aranjuez, 
b ohne einen befondern Pag von der Hand des Grafen Ofalia ober 
‚ gelaffen wurde. Diefe Entfernung gab dem Fanatikern neuem Ans 
—— ** in Madrid, wo man dem Volke ſagte, daß der Koͤnig ein Ge⸗ 
ner Franzoſen fei. *) Endlich erſchien am 1. Mai 1824 das Anmeſtiede⸗ 
wutches aber fo viele Ausnahmen enthielt, daß biefe faſt die Regel, die Am⸗ 
aber die Ausnahme machten. Dabei ging bie Kühnheit der freiwilligen 
Bess in Aragonien foweit, daß einer ihrer Anführer, Capape, ehemals ein 
weg jent General, auf feine Sahne fegte: „Krieg den Franzoſen!“ Man 
Tete, er habe Karl V. zum König ausrufen wollen. Ec ward von ben Frans 
und gefangen; allein die geheime Partei wußte ihn zu ſchuͤtzen, 
an bem Sturze der gemäßigt denkenden Minifter, Ofalla und Erur. 
falia's Stelle trat (11. Juli 1824) Herr Zea Bermubez (1820 Befandter 
Wand, damals nody in London). Das Syſtem ber Regierung neigte fich wies 
y@&trenge hin, ımd bie zur Prüfung der politifhen Meinungen und Hand» 
. aller Angefteliten oder Anzuſtellenden ernannten Purificationsiunten zogen 
Hüedere in und außer Dienft, vom Gouslientenant bis zum Generalcapitain, 
Beneral Graf Bourmont war Oberbefehlshaber des franz. Heered; Ian \he 
er Benerallieutenant Bicomte Digeon ab, 


























444 Spanien feit 1823 


fowie bie Profefforen und Stubenten ber Univerfitäten in ihre gehei 
hung. Sodann befahl ein koͤnigl. Decret vom 1. Aug. allen geweſen 
em und Mitgliedern anderer geheimen Verbindungen, ſich felbft anzuz 
genfalls fie als Hochverräther an Gott und Menſchen beſtraft werden w 
fenungeadhtet wagte ein Haufe conftitutionnelier Flüchtlinge, von Gibt: 
Adaluflen und Granada einzufallen. Der Oberfte Waldes an der Sp 
300 M. nahm Zarifa am 3. Aug., ımb kündigte die Befreiung ve 
Fremden an. Allein zu Lande und zur See von franz. und fpan. Xı 
ſchloſſen, warb Zarifa befchoffen und am 19. mit Sturm genomm 
entkam nah Zanger. *) Die Gefangenen wurden erſchoſſen. Ebenfo 
14. der Überfall von Almeria. Dies gab in den Provinzen und in Ma 
tel ber Überfpannten völlig das Übergewicht. Der Kriegsminiſter D. 
mußte feinen Abfchieb nehmen und wurde (am 5. Sept.) verhaftet. 

liches Vergehen war, daß ex der Zuchtiofigkeit der koͤnigl. Greimilligen I 
ten fegen wollen. Sein der herrſchenden Partei ganz ergebener Nad 
Aymerich that Alles, um die Zahl der Kreimilligen auf Koften der € 
vermehren, doch mußte er 1825 fein Miniſterium an den General 3 
treten, und wurde Generalcapitain zu Cadiz. Da ber franz. Miniflı 
abweſend, Herr v. Bulgari, der ruffiiche, nach Peteröburg gegangen 
le, Sie W. A'Court, dir Geſandtſchaft am Hofe zu Liſſabon er 
der König aber zu St.⸗Ildefons ſich befand, fo beſaßen die ‚Der 
Aymerich und Ugarte allein das Wertrauen des Königs, bis endlich a 
Hr. Zea von London ankam. Diefer machte den Ausſchweifungen det 
in Cordova, Cuenca und Salamanca die Sefängniffe ſtuͤrmte und bir 
ermordete oder mißhandelte, Einhalt; doch mußten Tauſende von Cor 
gefinnten Madrid verlaffen, während der Xrappift, der Pfarrer Meriı 
teihäupter daſelbſt erfchienen. Hr. v. Ofalia, der fie aus Madrid ver 
wurde jegt felbft nach Almeria verbannt, dagegen Dr. v. Ugarte (3 
als Befandter nach Zurin geſchickt, von wo er (nad) Zea's Sturze) zw 
aber bald auf neue im Dec. 1825 dahin zuruͤckverwleſen wurde. | 
fchärften die Purificationsvorfchriften, die Aufficht über die Verdaͤch 
Strenge der Militaitcommiſ jion, Alle feit 1820 nady Spanien eingı 





Spanien feit 1828 445 


uorganificten Garden und Pinienregimentern, welche bie Befagung von 
Ideten), den Dienft bei Sr. katholiſchen Mas. fortfegten. Seitdem 
innere Verwaltung mebr Feftigkeit. Die Localverfammiungen und 
nen hörten auf. Dee Oberintendant der Polizei, der furdhtbare Rus 
{e8, wurde nad) Pampelona verbannt. Anf. Stelle trat ber gemaͤ⸗ 
De Recacho. Auch die Ankunft des Prinzen Martmilion von Sachen, 
gerdaters des Königs (am 3. Dec. im Escorlal), tchien den Geiſt der 
umb Milde zu beleben. Die geheime Polizei hörte auf. Viele Vers 
eden freigelaffen. Der in enger Haft hartbehandelte Exminiſter Crux 
ſchuldlos loßgefprochen , und Hr. Zen am 31. Dec. zum Präfidenten 
eriums ernannt. Allen der Plan, dem Sinfanten Don Francisco be 
Krone von Merico zu geben, kam nicht zue Ausführumg. Die in bie 
Hickten Kriegsſchiffe (1 Linienſchiff, 1 Fregatte und 1 Brigg) wurden 
ubr der Mannfchaft den Inſurgenten überliefert, und erſt im Sept... 
ng 28 3280 M. von Ferrol als Verſtaͤrkung nad) Cuba zu ſchicken. 
Maß am Ende 1825 von f. Golonien nur noch Cuba und Puertorico, das 
getrennte Callao, und bie Philippinen. (S. Südamerita.) Die 
ion der von England, Nordamerika, den Niederlanden und Schweden 
efannten Golonien wurde 1825 von England (durch den Gefanbten 
b von Frankreich dringend verlangt; felbft der Papft empfahl einen 
m fallen, weil er die dortige Kirche nicht laͤnger verwalft fehen koͤnne. 
nern wuchs die Noth. Die Auswanderung vieler Reichen entzog viele 
; dazu kamen allgemeine Verarmung, Mißwachs und Xheuerung. 
Sfhuld (SO00O Mil. Realen, über 400 Mi. Thlr.) blieb ungeachtet 
ung eines großen Schuldbuches und einer Tilgungscaffe, eine nicht zu 
t, und das Deficit in den Finanzen betrug am Ende 1824 an 590 
en. Die Umtriebe einer mächtigen Partei hinderten die Ausführung 
a, in Übereinflimmung mit den fremden Cabinettern, namentlich nılt 
a v. Villele und dem im Nov. 1825 in Madrid angekommenen fzan;- 
', Marquis du Mouflier, und mit dem ruff. Geſandten Herm v. Ou⸗ 
leiteten Entwürfe. Er hielt daher um f. Entlaſſung an, die aber der 
‚annahm, weil er die Carliſtas im Dintergrunde ſah. Denn ein cıt- 
koyalift, General Beffieres, erhob gegen Ferdinands Minifterium die 
Hr Aufruhr ward jeboch durch die Entfchloffenheit des Generals Gra⸗ 
ka am 23. Aug. ımterdrüdt. Zu berfelben Zeit brachen Verſchwoͤ⸗ 
zu Zortofa und Valencia; GBeiftlihe, Domherrn, Ropaliftenanführer, 
ral Locho, reisten die Bauern auf au dem Rufe: „Es lebe Kari V.!“ 
itbeten ſich und loͤſten fich endlich in Näuberbanden auf. Belfleres und . 
fährten wurden am 26. Aug. 1825 zu Molina d’Aragon hingerichtet, 
Beheimniß ihrer Verfchwärung zu entdeden, beren Faͤden bis in das 
St.⸗Ildefons führten. Man nannte Beffieres den „Märtyrer für 
Altar. Eine Menge Verhaftungen erfolgten nun in Madrid und 
vinzen; und bie Unterfuchung war im Dec. 1825 noch nicht geenbigt. 
ward auch, um die von ber geheimen Partei verbreitete Beſchuldigung 
9, daß die Regierung felbft aus Freimaurern ober Negros beftche, der 
ertheidiger bes ſpaniſchen Throns gegen Napoleon, General Empeci⸗ 
uͤr die Sonftitution bis zulest gefochten hatte, ungeachtet der gehofften 
g beffelben, zu Roa in Altcaſtilien zuit dem Strange hingerichtet; 
ſickſal hatten am 9. Sept. 1825 7 in Granada ntdedite Freimaurer. 
ex Garliſta, General Capape, im Sept. 1825 zum Tode verurtheilt, 
salige Dräfident der Militaircommiffton, der graufame Chayeren, rin 
r Apoftolifchen, aus Mabrid verwiefen. Allein die Tinmoltung der 





eingemirkt auf die glorreichen Beftrebungen ber Nation in dem Kriege | 
der Wunſch nach Freiheit und nad) einem beffern Zuftande dee Dinge. 
gen helldenkenden Männern, welche Volt und Land aus feiner politifchy« 
erweden wollten, traten Vorurtheil und Leidenſchaft entgegen; ja | 
deiten nicht ohne Leidenſchaft. Cinbiltungstraft und? Schwaͤrmer 
feurigen Spanier oft uͤber ſein Ziel hinaus; indeß hater Sinn für 
und Willenstraft, um Dinderniffe su überwinden. Die guten Eige 
Volks aber gleichen rohen Demantkieſeln. Sm Allgemeinen Ift der St 
ftandhaft, verichwiegen und grofmäthig, babe: wahrheiteftebend um! 
Der fpanifche Ernſt ift jedoch mehr bei don Männern in den vornehr 
wahrzunehmen als bei den rauen und überhaupt im gemeinen Ve 
zeigt vieimehr Lebendigkeit, fröhliche Bewegung, Wis umd forglof 
keit. Der gerneine Spanier ift genüyfam, und dabei fo gleichgültig 
Güter, dag rnan ihn für einen praftifchen Meifen aus der Schule! 
halten müßte, wenn er weniger höflich-gutmüthtg wäre. Doch Irud 
Antaffe fein Stolz hervor aui Ztamm, Geburt, Rang umd Glaube 
argwoͤhniſch, empfindlich und fehr rachgierig. Jener Stolz fcheib 
bie einzelnen Voͤlkerſchaften. Der nördliche Epanier, vor allen der 
Afturier, ſehen vornehm berak auf der ſuͤdlichen, bee brauner von 
und Heiner gebaut , die Spuren maurifcher Abfımft nicht verleugnen 
zuͤglich begründet dort die alte a riitliche Abkuuft einen Volksadel, der 
vinzen, wo Mauren und Juden zum Chriftenthume übertreten mußte 
Der Briefadel ifi feit der Vertreibung ber Mauren aufgefommen. 

fcheidet die rieulados: Granden (im 3. 1787, 129), die vor dem Ki 
decken bürfen; Marquis, Grafen und Wicomtes (überhaupt im S. 1 
und den niederen Adel: Cavalleron, Ritter, Ercuderos und Hid 
Edelleute, deren man 484,131 im 3. 1797 zählte. Der Spanie 
Suͤdlaͤnder überhaupt, ſinnlich-froh, doch weriger Genußmenſch als 
und weniger Iäxmend, beweglich oder geſchwaͤtzig al® ber Portugieft 
litaner. Muſik, Geſang und Zanz find Nationalvergnügungen. 

find einfach, oft eintönig, aber voll tiefer Empfindung ; diefer ift 


Spaniens gegenwärtiger Zufland (1828) 449 


non ſich durch ſchoͤnen Wuchs und edle, ftolze Haltung aus. Ihre Er- 
e iſt weber weiß, noch zart, aber gefund. Sie wiffen ſich vortheilhaft 
u, und bewegen fidh furchtlos leicht, nicht ohne Würde. Dabei find fie 
en, boͤchſt natuͤrlich, und in der heiterften Baune oft von ausgelaſſenem 
anders unter dem Volke. Überhaupt ift die Spanierin geiſtreich und ticf 
nb, Fark, feſt und treu; aber ohne Unterricht, vom Zufall erzogen, faft 
d. Ihr Muth umd ihre Vaterluimdsliebe hat ſchon oͤfter den zoͤgernden 
Kt fottgeriſſen und zum Handeln degeiſtert. Das hausliche Leben iſt für 
m jcht weniger fireng als fonft, und für die Männer weniger ſteif. Das 
I)» Drientaliiche der Sitten verfchwindet immer mehr. Die Kleidung iſt 
und bsim Volke noch immer national; im haͤusl. Cirkel der Vornehmen 
h, im Ganzen reich und prunkvoll. Geht der Spanier ans, fo huͤllt er ſich 
angen Mantel (Capa), gewöhnlich von brauner, bei Reihen auch von 
arbe. Unter der Capa trägt der Bürger ein offenes Camiſol (Chupa) von 
Sammt oder Tuch, und eine Unterwefte (Almilla) ; ferner einen breiten, 
eibgürtel von Seide, Zara genannt, kurze Beinkleider, weißſeidene 
fe und Schuhe mit Bandfchleifen oder Schnallen; auch Überſtruͤmpfe 
chstem Leber oder Tuch. Das Daar ſteckt gemöhnlich amter cinem Nette, 
1, das mit bunten Schleifen geſchmuͤckt ift; über daſſelbe fegen bie Män- 
But. Die allgemeine Farbe der Kleider der niedern Stände ift braun oder 
In den Städten erfcheinen die Frauenzimmer nie chne Schleier, Mar: 
fie ſchoͤn um ſich fchlagen, und ohne ſchwarztaffetenen Überrod, Basquina; 
on fie viel kleinen Pur und Schmud in Haaren, an Ohren, Yemen, Fin- 
‚um den Hals. — Das erſte Element bes fpanifchen Volkslebens iſt Dir 
5 ber Prieſterſtand ift der erfte Stand, und jede Familie ſucht durch einen 
der Bruder mit bemfelben fich zu verbinden. Die Meligion beſteht daher 
g im Kirchendienſt, Im Ausuͤben guter Werke und in ber Achtung file Prie: 
Moͤnche. Als Schutzheiliger des Koͤnigreichs wird der Apoftel Jakob 
alten ſ. Anſehen iſt gefallen, nachdem Kari III. mit den Reichsſtaͤnden 
umbefledte Empfängniß der Jungfrau Maria beſchworen und fie zur Pa- 
x fpanifchen Monarchie erlärt hat. Die Anbetung der heil. Jungſrau 
das Hoͤchſte; um biefen Punkt bewegt ſich die ganze Gottesverehrung. 
b eine große Zahl von Helligen für jedes Alter, jeden Stand, jedes Ge⸗ 
ſ. w. bildet gleichfam eine Kette von glänzenden Kircyenfeften, welche die 
nfhörlich gen Himmel sicht; daher die Macht der Einbildungskraft über 
with des Spaniers und f. prakiiſche Gleichguͤltigkeit gegen bloße Verſtori⸗ 
und gegen alle Irdiſche, was nicht die Einbildungskraft durch die Sinne 
Die Geiſtlichkeit, befonders die Inquiſition, beherrfchte bisher die Volks⸗ 
ı und die Eiteratur; dadurch hatte die fpanifch = Fathol. Kirche den Beſit 
Im Gewalt im Staate erlangt, obgleid) jie den Schein diefer Gewalt klug 
. Das anfgeftärtefte geifttiche Collegium in Spanien war und iſt noch das 
5. Iſidoro. Allein ebenbeshalb wurde es des Janſenismus defchuidigt 
olgt. Das Edict vom 2. März 1819 theitte dis verbotenen Bücher id 2 
a) Bücher, die auch Denjenigen verboten find, denen das heil. Dffici- 
Hefer Hinficht befondere Licenzen zugeflanden bat; b) die in sinemr.- _ 
rairen Geiſte geſchrieben, beleibigend gegen die Inquiſition, die reift: 
e wahre Religion, den König und bie monarchiſche Bewalt find, oder 
Sacrament der Ehe und eiferfüchtige Männer lächerlich machen. Dir 
von franifchen, außerhalb der Grenze gedruckten Büchern war br‘ 
: Baleerenftrafe verboten. In Cuba enolich wurden nod 1815 6 
zbrammt. Man zählte in Spmmien vor ben legten Kriegen 2806900 
e, darunter 8 Erzbifchöfe (Primas ber zu Toledo), unter tenen AR Di 
ter. Cebente Aufl. Bd. X 29 








zendrim Erfolge von Tieck durch die liber‘. des „Don Quirote“, fowie ı 
d.m Ältern dadurch, daß er uns mit den vorzuͤglichſten dramatiſchen 
Spanier auf ein: hoöchſt erfreuliche Weiſe bikanntmachte, uferweckt 
lich jetzt von Gries, und neuerdin. sven Malzburg, nicht unwürbig u 
1. rtg· hitet wird, Geleg uheit genug geben, ſeiren Durſe gu vefrie 
muͤſſen eir itend unſere Anſicht von paris sn Eharatise und Sirte vo 
Die Nitur hat dem Spander ein heestichro Laud gegeben, und fd,o 
susten 28 zu ſchaͤzen, nad) Glaubiuns 
Dives equis, fruguin facilis, pretiosa metallis 
Rejfebegati, gedeiblih dir Saat, koſthar an Metallen. 
Reid an allem Segen der Natur, din ein ſuͤdliches Laud haben may 
geſchloſſen und getrennt von dem ebrigen Europa wie cin eisner \ 
imguͤrtet von dem blauen Gürtel Amphisitend und im Ruͤden zeid 
chen Wille ber Pyrenaͤen. So ift Sparien gleideſam eu der Mr 
ſiimmt, feet und unabbängig von den übrigen Ländern Europens 
In biefem Lande geboren und von feinem feurrtichen Meine dusd, 
das Volk nicht anders, als einen eit Ten, fiften, echt natienufen und ı 
Charakter haben. Kamen aud) Fremdlinge hin, fie nuſten baid, 
vHagen der „Odyſſee“, der vorigen Henath vergeffen und des ſuͤßen Le 
Vaterlandes ſo gewotzrien, daß ſie, nicht gerade mit north Lian, 
ſcher Treue — dirfe ! ie jener kann in dom roma: tiſchen Gemuͤthe d 
sicht enffenmen aber mit einer ebein Sul auf inr frari 8: a 
Mond, ein poetiſches, in der Sonne ber Id e gezeitigtes Leden ſuühric. 
er Siolz ‚eine ernſte Wäcde im Reden un) Thun, aber von füilide 
hunımt, nit gezonungen, bei dem Reichthum des Yandes mit nic! 
Sorgen des Lebens ſich zu bifaſſen, und bacum enipfän, her Fiir 
(Güter Ser Menſchheit, Giaube und Kunft, — luͤdlicher, ronmti ce 
vabei hoͤchſt natienal, und edenſo —— felbj: ndiz, oꝛi. 
Sahne ſelbſt - - Las find bie vornehmſten Züge in tem Ei: araera d 
»u durch dir Natur feines Landes bedingt. Dazu geſeltte ich ipätıı 
wurdige DBermi; Aura ſpaniſchen und arabiſchen Geiſtes, vermetieit 


Spantfche Sprache, Poefie, Literatur und Kunfl 457 


er Franzoſen, und ebenfo entfernt von der Kalfchheit bes Italien ers, 
mier da, der wahre Dichter unter den Nationen, mit ber Einfalt und 
jen, excentriſchen Stolze einer poetifchhen Natur, und wenn ber Deut: 
Brite uber der Sache die Form zu fehr vernachlaͤſſigt, ſo iſt es heim 
abe umgekehrt, und Foͤrmlichkeit eine ſpecifiſche Eigenfchaft beffelben. 
im Krieg, aber, wenn er gereist ift, auch grauſam, mie ber erbitterte 
ein Born, vom afritanifhen Seuer im Mein und in ber Atmofphäre 
ſchrecklich. Die Eroberung Amerikas, mo Religionshak, Stolz und 
Slamme ber Erbitterung wetteifernd anzufachen ſchienen, hat es mit 
n Zügen bewiefen. Nur dir Spanier war fähig, das Ritterthum, bie 
ernſthaft zu nehnten und fo volifommen auszubilden, wie ed bei ihm 
ſowie ed uns nun nicht wundern darf, daher, der Freie, vom Stolz 
: allem Beleitete, feinen Naden fo unbedingt und ftlavifch unter den 
men, ber Stiche und feines Königs beugte — daB er felbft die ſchau⸗ 
el der Inquifition ale einen Armſchmuck mit Heiterfeit ertragen kounte. 
hend in der Liebe, aber nicht von fluͤchtigen, ſchnell auflodernden und 
{ wieder verlöf.: cds Flammen fein; eifer uͤchtig bis zur Chiraaͤre, 
r in ber Wache gekraͤnkter Liebestreue. Die Leichtigkeit der Lebensge⸗ 
eiße Sonne, und vielleicht mancher politifch druͤckende Einfluß ſtimmt 
zpanier mehr als recht zur Vernachlaͤſſigung reger Betriebſamkeit, 
geſegneten Lande Zaufende in Dürftigkeit ſchmachten, der Staat bei 
jeßlichen Huͤlfsquellen höchft arm, und das Land kaum zur Hälfte fu 
als es fein fol. Er nimmi nie die Sitten fremder Völker an, ımd 
e nah Gemeinſchaft mit ihnen geisen. Wehe bem renden, der ihn 
vi, Er flicht in feine Berge und kaͤmpft von da, bis er feinen Feind 
und fo beswingt. Das ift der Spanier vom Anfang geweſen, ein 
eines Bodens und Kandes. Die alten Gelten kaͤmpften vor der Römer 
dhöniziern und Garthagern, bis fie ditſe ungebetenen Mäfte los wur⸗ 
em ritterlichen Beifte. Die römifchen Spanier nahmen bald diefelbe 
an. Bon dieſen ying der naͤmliche Geiſt auf die Weſtgothen über, 
hih. Spanien gewannen, und teren kurre frühere Geſchichte viel herr⸗ 
bt fpenifhen Sinnes entwidelt. Ihr ungluͤcklicher Kampf gegen die 
Jahch. nöthigte fie, fid; in die Gebirge und and Meer zuruͤckzuziehen; 
aus flärkten fie fich auch wieder, bie fie nach einer Prüfung von 7 
Bateriand wieder frei ſahen. Mußte aber dies Alles nicht auf tie 
Nation einen ſeht bedeutenden Einfluß aͤußern, und fie zu den machen, 
den it? Die Sprache ift der unmittelbarfte Abdruck der Volkseigen⸗ 
und wird darum auch am beften ba erkannt und beurtheilt werden 
ein Bolt feine Eigenthuͤmlichkeit noch nicht verloren hat. — Die d!- 
prache war vieleicht die der alten Cantabrier, dis noc) In ber ganz 
yen Sprache der Anwohner der Pyrenaͤen, vle vadkifche oder bas ki— 
t, zum Theil uͤbrig fin mag. Auf biefe, die vielleicht ſchon mit phoͤ⸗ 
y cartbagifhen orten und Formen bereichert worden war, folgte un: 
(den Weltherrſchaſt die lateiniſche, und in dieſer gab Spanien den 
ſt ihre.i vornehmſten Theotetiket der Beredtſainkeit, einen Quintilian. 
zeſigothen aber entwickelte ſich auch in Spanien ein Romanzo, ohne 
ı Einfalf ber Mauren das Lateiniſche verdraͤn,en, ober auch nur übers 
nberlich ausbilden zu koͤnnen. Als die Araber Sprnien erößtentheils 
atten, und tie zuruͤckgebliedenen Ein. ſehr grofimüthlg drhandelten, 
118 ſchon fein ud ſelbſt fuͤr Poeſie hoͤchſt ſorgfaltig ausgebildete arabi: 
ſehr bald Eingang bei dem DVolie, und in kurzer Zeit fprach man 
lrabiſche mit vieler Gelaͤufigkeit Indeß in den allmlliy im Kl 





Spaniſche Sprache, Poefic, Literatur und Kunſt 469 


m Fluͤgel angeſetzt ſcheinen mögen. ntfernter von ber Küfte, bie, wie auf 
Ber, fo auch auf Sprache bes Volks immer einen verweichlichenben, verfei⸗ 
w, aber auch dadurch fhroächenden Einfluß hat, und umberährt von bem 
we empfinbfamen Geiſt franzoͤſiſch⸗ romantiſcher (provencal.) Dichtkunſt, 
bis Aragon ſich verbreitet hatte, war Caſtilien mit ſeinen Gebirgen von 
muͤthigen Volke bewohnt, in welchem ſich der eigenthuͤmliche, ſuͤdlich 
Charakter bes Spaniers am ungeſtoͤrteſten entfalten konnte. Hier ent 
Kent Poefie und Sprache. Diefe verbrängte bald ihre Nachbarin, die 
Poefie und Sprache, deren Landſtriche zulest, ja auf immer, mit Ca⸗ 
Wereinigt wurden. Aber die portug. zu befiegen, gelang ihr nur darum nicht, 
ksetugal ſchon feit dem 12. Jahrh. ein eigne® Königreich bildete, das mit Gar 
in ſtetem Wetteifer blieb. Ja, portug. Sprache und Riteratur hat wol ihre 
awornehmtich der befländigen Reibung mit der caflil. zu danken. Doch galt 
caflil. Sprache fo viel als fpanifche, und fie wurde Hof⸗ unb Bes 
indeß alle übrige Munbarten zu bloßen Volksſprachen herabſanken. 
wie zulegt im fpan. Romanzo 3 Hauptmunbarten, von melden aber 
„die catalonifche, nicht bis auf unfere Zeit gedauert hat; und um fpan. 
zu bezeichnen, brauchen wir alfo Bloß das Gaftilifche näher zu betrachten. 
o ift eine Miſchung germanifcher Sprache mit der lateiniſchen; in 
jimußte, ſchon der Natur des Landes nad), biefe Mifchung eine eigen: 
fein. Dazu kam noch ber große Einfluß, den größtentheild wol unbeab> 
fe hohe Bildung ber Eroberer auf die Entwidelung der fpan. Sprache, 
fpan. Bildung überhaupt, haben mußte. Sehen wir bas Fluͤchtige, Leichte, 
bin Glaͤnzende, als das Eigenthümliche des franz. Romanzo an, fo 
| Bärtliche, zwiſchen Innerm und Äußerm Getheilte fuͤr das wohlklin⸗ 
ſhmeichelnde und lautreiche Italleniſche, und der Ernſt, bie Tiefe, das 
und Bedeutungsvolle für das Spaniſche; dieſer eigenthuͤmliche Cha⸗ 
letztern bekam noch eine beſonders anziehende Faͤrbung durch den uͤp⸗ 
rſchmuck, mit gluͤhendem, feuerbeſtaͤndigen Farbenſchmelz orientalifcher 
Dede. Die caſtil. Sprache war von den Gebirgen des innern Spaniens 
demmen, und wie fchon bie bergbermohnenden Dorier unter den Griechen 
Beige hießen, fo wird fchon daraus ein Theil des Breiten und Zicftönenden 
RK Syprache erklärt, was in der dem Joniſchen in der griech. Sprache zu 
Banden portug. Mundart mehr vermifcht iſt. Romantifcher Ernſt und Tiefe 
Mreitbar der Charakter des Spanifchen. Die Fülle, die Idealitaͤt, der Reich⸗ 
tb das liberfließenbe der Phantafie, Vorzüge, die der Süden überall vor- 
kp > und arbeitsvollen Norden, too auch der Ernſt viel dichter, Eörniger, feſter 
m, iſt, voraus hat — diefe Eigenfchaft hat bie fpan. Sprache mehr, als 
eine ber romanifchen, ba wol Beine fo eigenthümlich aufgebilbet worden if, 
Bei dem arößten Überfluß der reinſten, volltoͤnendſten Vocale ift faft jede 
2 ihe voll Affonanıen, unb der Meim ihrer Poefiz ift der natuͤrlichſte und 
imwenfle wie kunſtreichſte, bem eine ber neuen Sprachen aufzuweiſen hat. 
ichgeſchmuͤckte Land, die üppige Natur gibt ihr einen unendlichen Zufluß ber 
eichfien Bilder. Die flete Begleitung der Guitarre hat ihre Verſe fo ge- 
ig und fließend gemacht, daß fie in dem einfachen, aber häufig wechſelnden 
er Mebonbilien, wie ſchluͤpfrige Schmerlen, fanft bahingleiten. Aber wie 
nimmt fich nicht auf diefem füblichen Grunde der ſchoͤne Ernſt und bie 
der fpan. Sprache aus! Sie verfchmäht die weishiichen, mit bedeutenden, 
dern Rlingeln, hinter welchem nicht viel ift, binflürmenden Nafenlaute der 
fen, die ſchon bei dem Italiener fanfter und feltener geworden find. Unter 
Iffchlauten finden fich bie Eräftigften und nachdrucksvollſten, welche an dic alte 
nwermandtfchaft mit ben Deutfchen ebenfo [ehr erinnern, ald anti Khleicung, 





















Spaniſche Sprache, Poeſie, Literatur und Kunft 4ö1 


Je In reiner Geſchiedenheit ſelbſtaͤndig auftritt, laͤßt oft die übrigen Kuͤnſte 
Ihre Dienerinnen auftreten, und verftattet ihnen nicht, ſich zu einem unab⸗ 
ı Dafein zu erheben. Die ſpaniſche Nation glauben mir unbedenklich vine 
iſche nennen zu bürfen. Ihre geiftigen Beflrebungen haben alle reindichte: 
>harakter, und bie Geſchichte fügt es denn auch offenbar genug, indem fie 
faſt zahllofe Menge ihrer Gedichte bei dem kleinen Umfange ber Literatur 
daß fie in Poefte ihren fchönften Kranz gewunden hat. Ihre Literatur wird 
am füglichften beiläufig mit erwaͤhnt werden koͤnnen, wenn wir von Poefir 
— Sin der Kunft hingegen ſehen wir faft überall bin Zpanier nicht über 
en Anfang hinaus, wenigſtens nicht weiter gehen als zur Verherrlichung 
itkunſt nöthig war. In Merken der Beredtſamkeit, der geiftlichen ſowol 
weltlichen, iſt keine Sprache fo arm als diefe, wiewol fie nicht ohne ſchoͤne 
dazu iſt, dis fich ſelbſt in den Pomifchzernfthaften Reden des Edlen von 
I berrathen. Kür die Baukunſt war Spanien vielleicht wichtig durch 
neeiche Berührung, in melde bier arabifche und gothiſche Kunft rıit eins 
amen. Go gewiß die gothifhhe Baukunſt aus dem ganzen Brifte der 
beiftlichen Voͤlker überhaupt hervorgegangen ift, und Germanien weit mehr 
t ale Spanien, Italien und England, fo ift e8 doch fehr mahrfcheinlich, 
5, was man neugothifche Bauart nennt, in der Nachbarſchaft der leichten, 
ben und üppigen Baukunſt der Mauren fid) Heblicher und kunſtreicher ent: 
Die Araber waren in der Zeit, wo fie Spanien beherrfchten, in allın 
kunb Wiffenfchaften und vornehmlich in der Baukunſt die weit gebildetſten, 
hrem herrlichen Röntgreiche Granada, das fie unter allen am längften be: 

in der Hauptftabt gl. N., fleht noch jet der mauriſche Palaſt Alyarabra, 

bendes Denkmal arabifcher Pracht und Herrlichkeit, da, mit f. zahlreichen 

m und dem noch jegt fo reigenden Koͤnigshauſe bed Generalife. Wäre es zu 

ausgeſetzt, wenn man behauptete, die Spanlır haͤtten, wir in a. Kürften, 

In der Baukunſt, wenn audy nicht bie runden flatt der fpigigen Bogen, bod) 

B der leichten Schnoͤrkel und bes kuͤnſtlichen Beiwerks von ihren gebildetern 

m angenommen? Ihre zabllofen Kirchen find im gothifchen Geſchmack 

wie bie Altern Kirchen Deutfchlands und Englands, und unter ihnen gibt 

nanche koͤſtliche, aber ſchwerlich einen ſtrasburger Münfter, eine wiener 

askirche oder londner Weſtminſterabtei. Eine Merkwuͤrdigkeit ſpaniſcher 
iſt und Groͤße überhaupt bleibt indeſſen das beruͤhmte E8corial(f.b). - 

?, Tanzkunſt, Malerei und Lie bildenden Kuͤnſte überhaupt konnten 

n fo poetiſchen Volke nicht fehlen. Die Muſik mußte ihre Lieder und Ro⸗ 

begleiten, und jeder Hirt weiß noch fein Inſtrument zu fpielen, um f. ſelbſt 

en Geſang zu beleben. Der Tanz, der nothwendig In das Leben eines ſuͤd⸗ 

olks gehört, wurde felbft national ausgebildet, und auch da verbanft ber 

: noch jegt dem leichten Araber manchen faft allegorifchen Tanz. Die Ma: 

»Bildhauerkunſt mußte ihre Kirchen (Sevilla, Toledo) und Paldfte ſchmuͤ⸗ 

y Mabrib hat felbft eine Academia de las tres nobles artes, pintura, 

ra y architeetura, ſewie der koͤnigl Palaſt daſelbſt, und bie Sacriſtei des 

Gemaͤldegalerien. Aber eine eigne Schule in biefen Künften zur Mei- 

: zu bringen, bazu hatte bie Nation dem freundlichen Dienfte ber Poeſie 

usſchließend verpflichtet. SSndeß hatte body Spanien einen Nelasquer, Mu: 

usbaran, L. be Vargas. (S. Fiorillo's „Geſch. der zeichnenden Kimfte”, 

Goͤtt. 1806.)*) Sie fh ſelbſt die Schauſpielkunſt mehr als ein Mitte! 

ich hält die Akademie der fchönen Künfe in Madrid jährlich eine Gemaͤlde 

3. ins ber neuelic.: war das große Bild von Geparicio, die Landung des 

m Hafen Santa-Maria. Noch mehr Kunfhverth hatte cine Gruppe in Mir 

verwunbeter Greis, ben fein Sohn vertheidigt, eine Scene das der WBelı 
pn Saragoſſa, von tem fpan. Bildhauer Alvares in Rom. 











464 Spanifche Sprache, Porfie, Literatur und Kunfl 


ſches war, fo entwickelte fich auch au und mit dem Kampfe feine Dichte 
ihr Mang jedes Mat fein wirkliches Leben verfchönert wieder. Das Xi 
rothmwendige Nefler, in weldıem fidy jede That des ritterlichen Helden d 
Kein Volk hat einen folhen Reichthum an Romanzen als das ſpauiſch 
ind, zumal in ber frühern Zeit, auch meiter Nichts als die treue, Eindid 
Erzählung einer ritterlichen That. Man mag fie wol mit Recht in die ! 
nad) den Ritterromanen (befonder® aus der fabelhaften Geſchichte Ka 
in die man auch nun maurifche und [panifche Helden, 3. B. Don Gayl 
Mauren Salaynoß, den Grafen AUlarcos ıc. miſchte) und in hiftorifde ı 
und diefer letztern mufite e8, bei der Natur ter Kimpfe mit ben Man, 
enbliche Menge geben. Mad den Romanzen, die in die erſten Zeiten die 
fallen, in das 9. und 10. Jahrh., erhoben ſich glänzend und für die Dim 
die herrlichen Rmanzen vom Eid if. d.), dem trifflichen Helden des ai 
ſchen Könige Ferdinand. Ihr Inhalt ift uns in dem wahrfcheinlich did 
gebliebenen laͤngern Gedichte: „El poema de Cid” (abgedr. in Sub 
blioteca castellana, portuguen y proencal”, Th. 1, Altenb. 180%) 
lich erzähle — ein Gedicht, deffen Kindlichkeit und durchgehendes perl 
rit, duͤnkt uns, fo auffallend ift, daß wir nicht begreifen koͤnnen, wie ma 
fo hoͤchſt verſchieden hat anſchlagen mögen. Man hat vergeffen, daß «#9 
ter iſt und in diefer frühen Kindheit fpan. Porfie Nichts weiter fein Bo 
verlängerte, hiftorifche, altfpanifche Romanze, mithin ohne Entwickelnng 
Naturgemuͤlde, das uns den ſchoͤnſten Theil eines herrlichen Stroms u 
lichen Uferumgebungen barftellt, ber aber, wie er auß einer anbeen Gegm 
maͤide einftrömt, fo auch darüber hinaus in andre weiter flieft. Die 
offenbar fehr altcaftiiifch, and die Verfe, die Manche für Alerandriner gel 
ben, was fie bei ihrer gioßen Unbeſtimmtheit ganz und gar nit fein im 
tambifch, aber hoͤchſt wahrfcheinfich bloß darum nicht Redondillien, vol} 
dicht Reine Romanze, fondern wirklich etwa® Anbres fein folıte, freild 
der Kategorie ber Quantität. Es gehört allem Vermuthen nad noch! 
Jahrh. und zeichnet fid, vortheilhaft vor dem nicht viel weniger alten 
Alexandro Magno” umd ben gereimten Gebeten, Ordensregeln und Be 
Benedictinermoͤuchs Gonzalo Berceo aus. Die Romanzen nun vom 


Enoeniſche Sprache, Poefie, Literatur und Kunft 465 


s— jene in dem im 16. Jahrh. entflandenen „Romancero general” (von 
o Madrigal 1604, und Pedro de Flores 1614), nachdem die Ältern in 
seäsmero de romanoes eto.’ (Antwerpen 1555) ſchon aufbewahrt was 
rim bem „Cancionezo general‘‘ von Fernando bei Caſtillo im Anfange 
ahth., welchem ein „Cancionero de poetas antiguos” unter Johanne II. 
z voranging. Hierher gehört.auch „Silva de romanees viejos, publi- 
dee. Grism“ (Wien 1815) und „Samml. ber beften alten ſpaniſch⸗ 
n Bitter» und mauriſchen Romanzen“, georbnet. mit Anmerk. von 
(Aliens, und 2eipz. 1817). Spanien hatte im 16. und 17. Jahrh. 
Me Hoͤhe erreicht, und als der Enkel Ferdinands des Katholifchen, 
nit der fpanifchen Koͤnigs⸗ bie deutſche Kaiferkrone vereinigte, und noch in 
ddhtig gebot, hatte er Spanien fo hoch erhoben, daß die nachfolgenden 
recht zuͤgellos die Kraft ihres Reichs verſchwenden konnten, ohne fie doch - 
he ae haben als gegen das Ende des 17. Jahrh., wo nad) dem Tobe 
ben Karls LE. der bourbonifhe Stamm den Thron beſtieg, und nun bas 
x Jahrh. es nicht weiter bringen Eonnte, als das erfchöpfte Leben des 
rftig hinzufriſten, bis in der neueſten Zeit ein getwaltiger Stoß von 
Iummmermde Kraft bes Volks, wir hoffen es, für eine neue Bluͤthe 
pedt dm. Mit ber hoͤchſten Erhebung bee Monarchie ſchritt auch bie Por 
Unternehmungen vor. Gekroͤnte Häupter, wie Alfons X. im 
‚ber —* Prinz Don Juan Mannel (fi. 1362), hatten (den fruͤ⸗ 
e und Proſa ſich verſucht, und Mannel's Werk: „Der Graf Lu⸗ 
g wichtiger Lebensregeln fuͤr Fuͤrſten, bleibt ein ſchoͤnes 
cher Bildung im 14. Jahrh. Die Ritter ſelbſt, und nicht, wie in 
bloß Mönche, hatten ſich mit Chronikenſchreiben beſchaͤftigt, und 
Cheenikenſtyl iſt dadurch wuͤrdiger und edler geworden. Überhaupt 
zund Wiſſenſchaft in Spanien fo innig verbunden, daß ihre größten Hel⸗ 
wuupfe auch die wiſſenſchaftlich Gebildetſten waren, und nicht felten ale 
e glängten. Dies von den diteflen Zeiten bie in bie juͤngſten ber 
So im 15. Jahrh. am Hefe des caftilifchen Johann IL, bes 
‚ Gönners ber Poefie, der Marquis Enrique de Villena, welcher bie 
che Poetik u.d. T.: „La gaya cieneia” (‚Die fröhliche Kunft‘‘) bins 
‚mb buch feine naturwiſſenſchaftlichen Kenntniſſe faſt im Rufe eines 
— Dan dann fein. noch berühmterer Zdgling Don Jñigo Lopez de Mendoza, 
a, Berf. u. X. des „„Doctrinal de privadon‘‘ (‚Lehre für 
Bar’), me worin auch bee hingerichtete Guͤnſtling Johanns IL., Don Al 
Ina, feine Vergehungen erzählt, und den unruhigen Gaflitiern mora⸗ 
an das Herz legt; Santillana's, Brief uͤber die aͤlteſte dore 
etzt vor der Schubert'ſchen Bibliothek) iſt ſehr beruͤhmt. Mehre An⸗ 
Inan de Mena (dei ſpaniſche Emius, ſtarb 1466), Werfaffer des al⸗ 
ſchen Gedichts, Las Treoentas“ („Die 300 Stangen‘); 
jdel Pabron, der in feinen Liedern der Liebe fein galliſches Idiom ſchon 
caſtiliſche vertauſchte, der Freund des ungluͤcküchen Menas, eines 
Dichters, wurden von dem genannten Koͤnig ausgezeichnet beguͤnſtigt. 
‚uußten nun in allen Faͤchern der Kunſt Verſuche gemacht werden. Schon 
Johanns IL. und feiner Zochter, der berühmten Iſabelle, 
merſt der dramatiſche Sinn. Noch vor bem genialen Muſiker Juan be 
„der aus Schäfergefprädyen in Goplas gegen das Ende des 15. Jahrh. 
ESchauſpiele bilbete, auch Verf. der „MWiderfinnigkeiten” (‚‚Disparates‘') 
Bar en iſt, veranlaßte der Marquis de Villena aliegorifche Schaufpiele, 
ergoß fid, ein unbekannter Verf. in dem beruͤhmten ſatyriſchen Schoͤ⸗ 
„Mingo Rebulgo”, über den Dichterhof des Könige. Daran k 
* ee Kufl. Bd. X. 30 







endische Menge geben. Mach ven Romanzen, die in die eriien Zeit 
fallen, in das 9 und LO. Jabth., erhoben fich glaͤnzend und für bie 
die herrlichen Romanen vom Sid if. d ), dem trifflichen Helden d 
ſchen Könige Ferdinand. Ihr Inhalt ift ung in dem wahrſ cheinlid 
gebliebenen laͤngern Gedichte: „EI poema de Cid” (abgebr. in € 
hlioteca castellana, purtuguen y proencal“, Th. 1, Altenb. 1 
l ch erzähle — ein Gedicht, deſſen Kindlichkeit und ducchgehentes 

rit, duͤnkt uns, fo auffallend if, daß nie nicht begreifen koͤnnen, wi. 
ſo hoͤchſt verſchieden hat anſchlagen moͤgen. Man hat vergeſſen, daß 
ser iſt und in diefer fruͤhen Kindheit fpan. Poeſie Nichts weiter fein 
verlängerte, hiftorifche, alt{pmifche Romanze, mithin ohne Entwide 
Naturgemaͤlde, das und den ſchoͤnſten Theil eines herrlichen Stro 
then Uferumgebungen darfteilt, Der aber, wie er aus einer andeen f 
maͤide einfträmt, fo auch darüber hinaus in andre weiter flieft. : 
vffenbar fehr alteaftiifh, und Die Verfe, die Manche für Alexandrir 
ben, waß fie bei ihrer groſen Undbeflimmtheit ganz umb gar ni-ht ſeir 
iambiſch, aber hoͤchſt mahrfcheinlich bloß darum nicht Mrdondilien, 

dicht keine Nomn..: 6 fordern wirklich etwas Andres fein ſolte, 
der Kategorie der Quantität. Es gehört allem Vermuthen nach 

Jahrh. und zeichnit fid) vortheilhaft vor dem nicht viel weniger al 
Alexandre Magno” und den gereiniten Gebeten, Ordensregeln u: 
Benedictinermoͤnchs Gonzalo Berceo aus. Die Romanzen nun 
kennen wir zum großen Theil nüber durch die, wenngleich nicht treu 
thigen Übsrtzagungen Herder's (ihrer mögen noch über 100 vorha 
urch „Die altipan. Romanzen vom Cid und Kaiſer Karls Paladiı 
St. Die. Un fie ſchloſſen fich die aus der Gefihichte ber Maure 
viele in der „Hintoria de los Vandos de los Zegris y Abencerra 
Abdruck in „Biblioteea espanola”, T. I, Gotha 1805), dis 
mitzenartige Chronik der mauriſchen Helden ift, ftehen, und mehr 
geſchichte. Wenig von den Ronianzen unterfchleden mar das 

und vielleicht beſchraͤnkt ſich, beſonders in ben Zeiten ded 13. und 


Spaeniſche Sprache, Poefie, Literatur und Kunft 465 


B.>— iene in dem im 16. Jahrh. entfiandenen „Romancero general” (von 
We Madrigal 1604, und Pedro de Klores 1614), nachdem / die ditern in 
peionero de romances etc.” (Antwerpen 1555) fchon aufbewahrt was 
in bes „Cancionero general‘‘ von Sernando dei Caſtillo im Anfange 
h., welchem ein „Cancionero de poetas antiguos‘ unter Johanne II. 
ig vpranging. Hierher gehört aud) „Silva de romanees viejos, publi- 
* Grimm“ (Wien 1815) und „Samml. der beften alten ſpaniſch⸗ 
won Bitter und mauriſchen Romanzen“, geordnet. mit Anmerk. von 
N Aktenb. unb Leipz. 1817). Spanien hatte im 16. und 17. Jahrh. 
fie Höhe erreicht, und als ber Enkel Ferdinands des Katholifchen, 
alt der ſpaniſchen Koͤnigs⸗ die beutfche Kaiſerkrone vereinigte, und noch in 
* gebot, hatte er Spanien ſo hoch erhoben, daß die nachfolgenden 
zügsllod ve Kraft ihres Reichs verſchwenden konnten, ohne fie doch - 
au haben als gegen das Ende de6 17. Jahıh., wo nach dem Tode 
Karls UI. der bourbonifche Stamm ben Thron beftieg, und num das 
* es nicht weiter bringen konnte, als das erſchoͤpfte Leben des 
z hinzufriſten, bis in der neueften Zeit ein getwaltiger Stoß von 
lummernde Kraft des Volks, wir hoffen es, für eine neue Bluͤthe 
t hat. Mit. der hoͤchſten Erhebung der Monarchie ſchritt auch bie Poes 
enden linternehmungen vor. Gelrönte Häupter, wie Alfons X. im 
8 caſtiliſche Prinz Don Juan Manuel (ft. 1362), hatten (den fruͤ⸗ 
Peeſie und Proſa ſich verſucht, und Manuel's Werk: „Der Graf Lu⸗ 
g wichtiger Lebensregeln für Fuͤrſten, bleibt ein ſchoͤnes 
niſcher Bildung im 14. Jahrh. Die Ritter ſelbſt, und nicht, wie in 
dern, bloß Moͤnche, harten ſich mit Chronikenſchreiben beſchaͤftigt, und 
— iſt dadurch wuͤrdiger und edler geworden. Überhaupt 
dWiſſenſchaft in Spanien fo innig verbunden, daß ihre größten Hel⸗ 
e auch die roiffenfchaftlid, Gebildetſten waren, und nicht felten als 
Die E glängten. Dies von den dlteften Zeiten bis in die juͤngften der 
So im 15. Jahrh. am Hofe des caſtiliſchen Johann IL., des 
| Ghnnens ber Poefie, der Marquis Enrique de Villena, twelcher die 
he Poetik u. d. T.: „La gaya ciencia” („Die fröhliche Kunft'‘) hin⸗ 
‚ and durch feine naturwiſſenſchaftlichen Kenntniſſe faft im Rufe eines 
an, basın ſein noch berühmterer Zögling Don Jñigo Bopez be Mendoza, 
Be a, Verf. u. A. des „Doetrinal de privados‘' (‚Lehre für 
BR ee), worin auch bee hingerichtete Guͤnſtling Johanns II. Don Al 
2, feine Vergehungen erzählt, und den unruhigen Gaftiliern mora⸗ 
3 an das Herz legt; Santillana's „Brief über die aͤlteſte fpantfhe 
fest vor der Schubert'ſchen Bibliothek) ift fehr berühmt. Mehre An» 
| Sam de Dino (der fpanifche Ennius, flarb 1456), Werfaffer des al 
tifchen Gebichts „Las Trecentas” („Die 300 Stangen‘”); 
fa hei Dobcon, ber in feinen Liedern der Liebe fein galliſches Idiom fchon 
ab caftiliſche vertaufchte, der Freund des unglüdlihen Menas, eines 
wurden von dem genannten König ausgezeichnet begünfligt. 
zuuften nun in allen Faͤchern der Kunft Verſuche gemacht werden. Schon 
Sobanns IL und feiner Tochter, der berühmten Iſabelle, 
see. ber. dramatische Sinn. Mod) vor dem genialen Muſiker Juan de 
, der. aus Schäfergefprädzen in Coplas gegen das Ende des 15. Jahrh. 
Biyauipiele bilbete, auch Verf. der „Widerfinnigfeiten‘ (,‚Disparates‘') 
iſt, veranlafte ber Marquis de Villena allegoriſche Schaufpiele, 
ergoß fidy ein unbefannter Verf. in dem berähmten ſatyriſchen Schoͤ⸗ 
Rebulgo", über den Dichterhof des Könige. Dorxant Ialakr 
* Gibeute Aufl. Bd. X. 30 





























































464 Spanifche Sprache, Poefie, Literatur und Kunfl 


ſches war, fo entwidelte fi auch an und mit bem Kampfe feine Die 
Ihe Mang jedes Mat fein wirkliches Leben verſchoͤnert wieen Ds 
nothwendige Mefler, in welchem ſich jede That des ritterlichen Keiben 
Kein Volk hat einen ſolchen Reichthum an Romanzen alt bas fpamiläk 
find, zumal in ber frühern Zeit, auch weiter Nichts ala bie treue, Kinbiik 
Erzählung einer ritterlichen That. Man mag fie wol mit Recht in bel 
nad ben Ritterromanen (befonders aus der fabelhaften Gefchichte Rt 
in die man auch nun maurifche und [panifche Helden, 3. 3. Don Gum 
Mauren Salayno®, den Grafen Alarcos ıc. miſchte) und in Hiftorifäe i 
und biefer legtern mußte e8, bei der Natur dee Kämpfe mit ben Mau 
enbliche Menge geben. Nach den Romanzen, die in bie erften Zeiten bula 
fallen, in bas 9. und 10. Jahrh., erhoben ſich glänzend und für bie Di 
die herrlichen Romanzen vom Gib (f. d.), dem teefflihen Gelben bei di 
[hen Könige Ferdinand. Ihr Inhalt ift ung in dem ———— 
gebliebenen laͤngern Gebichte: „EI poema de Cid“ abgedbt. in Sche 
blisteen enstellana, portugues y proençal“, Th. 1, Altenb. 18 HM 
lich erzähle — ein Gedicht, deffen Simblichkeit und durchgehendet portl 
zit, buͤnkt uns, fo auffallend ift, daß mir nicht begreifen koͤnnen, wie 
fo hoͤchſt verſchieden hat anfhlagen mögen. Dan bat vergeffen, baf a 
ter iſt und in dieſet frühen Kinbheit fpan. Porfie Nichts weiter fein ir 
verlängerte, biftorifche, altſpaniſche Romanze, mithin ohne Entmidelumgi 
Maturgemälde, das uns ben ſchoͤnſten Theil eines herrlichen Stroms 

lichen Uferumgebungen barftellt, ber aber, tie er aus einer andern Gegmiz 
mälbe einftrömt, fo auch barüber hinaus in andre weiter fließt. Dir 
offenbar fehr altcaftilifch, amd die Werfe, bie Manche fr Aierandrine at 
ben, was fie bei ihrer großen Unbeſtimmtheit ganz und gar nicht fein ik 
tamsifeh, aber Höchft wahrſcheinlich bloß darum nicht Mebondälien, tocl! 
dicht feine Romanze, fonderm wirklich etwas Anbres fein foilte, Luls) | 
der Kategorie ber Qummtität. Cs gehört allem Vermuthen nad) noch 
Sahrh. und zeichnet ſich vortheilhaft vor dem nicht viel weniger alten, 
Alexandre Magno” und den gereimten Gebeten, Ordensregeln unb EG 
Benebictinermöndd Gonzalo Berceo aus. Die Romanzen nun von 


MEpouiſche Sprache, Poefie, Literatur und Kunſt 466 


dijene in dem im 16. Jahrh. entſtandenen „Romancero general‘ (von 
ve Madrigal 1604, und Pedro de Flores 1614), nachdem die Altern in 
ssionero de romanoes to.” (Antwerpen 1555) ſchon aufbewahrt wa⸗ 
min dem „Cancionero general‘ von Sernanbo dei Caſtillo im Anfange 
abrh., welchem ein „Cancionero de poetas antiguos” unter Johanne Il. 
B.oprangieg. ‚Hierher gehört auch „Silva de romanees viejos, publi- 
‚dag: Grimm“ (Wien 1815) und „Samml. der beften alten ſpaniſch⸗ 
m Blitters und mauriſchen Romanzen“, georbnet. malt Anmerk. von 
Ateeab. und Leipz. 1817). Gpanien hatte im 16. und 17. Jahrh. 
Me Hoͤhe erreicht, und als ber Enkel Ferdinands des Katholifchen, 
ws der ſpaniſchen Koͤnigs⸗ die beutfche Kaiſerkrone vereinigte, und noch in 
chtig gebet, hatte er Spanien fo hoch erhoben, daß die nachfolgenden 
recht zuͤgellos die Kraft ihres Reichs verſchwenden konnten, ohne fie doch 
ehrt zu haben als gegen bas Ende des 17. Jahrh., wo nach bem Tode 
chen Karls LI. der bourbonifche Stamm den Thron beftieg, und nun das 
n Jahrh. es nicht weiter bringen Eonnte, als das erfchöpfte Leben bes 
hinzufriſten, bis in der neueſten Zeit ein gewaltiger Stoß von 
qlummernde Kraft des Volks, wir hoffen es, für eine neue Bluͤthe 
bat. Mit der hoͤchſten Erhebung ber Monarchie ſchritt auch bie Poe⸗ 
ben internehmungen vor. Gekroͤnte Häupter, wie Alfons X. im 
a.ber coilifhe Prinz Don Yuan Mamuel (ft. 1362), hatten (don fruͤ⸗ 
e und Proſa ſich verſucht, und Manuel'6 Werk: „Der Graf Lu⸗ 
g wichtiger Lebensregeln fuͤr Fuͤrſten, bleibt ein ſchoͤnes 
cher Bildung im 14. Jahrh. Die Ritter ſelbſt, und nicht, wie in 
„bloß Moͤnche, hatten ſich mit Chronikenſchreiben beſchaͤftigt, und 
ECheonitenſtyl iſt dadurch wuͤrdiger und edler geworden. Überhaupt 
Wiſſenſchaft in Spanien ſo innig verbunden, daß ihre groͤßten Hel⸗ 
auch die wiſſenſchaftlich Gebildetſten waren, und nicht ſelten als 
e gloͤnzten. Dies von den aͤlteſten Zeiten bis in die juͤngften der 
So im 15. Jahrh. am Hofe des caſtiliſchen Johann II., des 
—— der Poefie, der Marquis Enrique de Villena, toelcher die 
e Poetik u.d. T.: „La gaya ciencia” („Die fröhliche Kunft‘) hin⸗ 
And durch feine naturwiſſenſchaftlichen Kenntniſſe faft im Rufe eines 
Rand, dann ſein noch berühmterer Zögling Don Jñigo Lopez de Mendoza, 
Santillana, Berf. u. X. bes „„Doctrinal de privados‘' (‚Lehre für 
'), worin auch dee hingerichtete Guͤnſtling Johanns II., Don Al 
‚ feine Vergehungen erzählt, und den unrubigen Gafliliern mora⸗ 
an das Derz legt; Santillana's, Brief über die aͤlteſte fpanifche 
est vor der Schubert'ſchen Bibliothek) ift fehr beruͤhmt. Mehre An» 
Juan de Mena (ber fpanifche Ennius, flarb 1456), Werfaffer des al 
Moriſch⸗didaktiſchen Gebichts ‚‚I,as Treoentas” (‚Die 300 Stangen‘); 
Abel Pabron, ber in feinen Liedern ber Liebe fein galliſches Idiom ſchon 
2 caſtiliſche vertaufchte, der Freund des ungluͤcklchen Menas, eines 
wurden von bem genannten König ausgezeichnet beguͤnſtigt. 
—** sum in allen Faͤchern der Kunſt Verſuche gemacht werden. Schon 
Regierung Johanns IL und feiner Tochter, ber berühmten Iſabelle, 
serfi.der. dramatiſche Sinn. Noch vor bem genialen Muſiker Juan de 
, der aus Schäfergefprägzen in Coplas gegen da® Ende des 15. Jahrh. 
Sqhauſpiele bildete, auch Verf. der „Widerfinniykeiten” („Disparates‘‘) 
sahen iſt, veranlafte der Marquis de Villena allegoriſche Schaufpiele, 
eigoß ſich ein unbekannter Verf. in dem berühmten fatyrifchen Gcyds 
: „Mingo Rebulgo”, über den Dichterhof des Königs. Daran Talake 
Ip. Bleberite Zufl. Bb. X. 30 



























endiiche enge geben. Nach Den Romanzen, die in die erſten Zeit 
fallen, in das 9. und 10. Jahrh., erheben ſich glänzend und für bie 
die herrlichen Rmanzen vom Eid ıf.d ), dem trifflichen Helden b 
ſchen Königs Ferdinand. Ihr Inhalt ift uns in dem wahrſcheinlid 
gebliebenen Lingern Gedichte: „FA pocma de Cid” (abgebr. in € 
blioteca enstellana, portuguer y proencal”, Th. 1, Altenb. 1 
lich erzähle -— ein Gedicht, deffen Kindlichkeit und burchgebhendes 
rit, duͤnkt uns, fo auffallend ift, daß mir nicht begreifen Eönnen, wi 
ſo hoͤchſt verſchieden hat anſchlagen mögen. “Man hat vergeffen, duf 
ter iſt und in diefer frühen Kindheit fpan. Porfie Nichts weiter fein 
verlängerte, hiftorifche, altſpaniſche Romanze, mithin ohne Entwide 
Naturgemaͤlde, das und den fhönften Theil eines herrlichen Stro 
lichen Uferumgebungen barftelit, der aber, wie er au8 einer andern € 
maͤlde einftrömt, fo auch daruͤber hinaus in andre weiter flieft. ; 
offenbar ſehr altcaflisifch, und die Verfe, bie Manche für Aterandeiı 
ben, was fie bei ihrer guoßen Unbeflimmtheit ganz und gar nicht feiı 
iambifch, aber hoͤchſt wahrſcheinlich bloß darum nicht Redondilien, 

dicht keine Noma::je, fondern wirklich etwas Andres fein foltte, 
der Kategorie der Quantitaͤt. Es gehört allem Vermuthen nach 

Jahrh. und zeichnet fich vortheilhaft vor dem nicht viel weniger al 
Alexandre Magno” und ben gereiniten Gebeten, Drbensregeln u: 
Benedictinermoͤuchs Gonzalo Verceo aus. Die Romanzen nun 
kennen wir zum großen Theil naͤher durch die, wenngleich nicht treu 
thigen Übertragungen Herder's (ihrer mögen noch über LOO vorha 
Such „Die altfpan. Nomanzen vom Cid und Kaifer Karls Paladir 
&t. Die. An fie fdyloffen ſich die aus der Gefchichte der Maure 
viele in ber „Historia de los Vandos de los Zegris y Abencerra, 
Abdruck in „Biblioteca espanola”, T. I, Gotha 1805), die 
manzenartige Chronik ber maurifchen Helden if, ftehen, und mehr 
yelhidte. Wenig von den Romianzen unterfchieden war das 

und vieleicht befchränft ſich, befonders in den Zeiten des 13. urb 


Eyponiſche Sprache, Poefie, Literatur und Kunft 465 


⸗iene in dem im 16. Jahrh. entflanbenen „Romancero general’ (von 
te Madrigal 1604, und Pedro de Flores 1614), nachdem die Altern in 
asionero de romanoes etc.” (Antwerpen 1555) ſchon aufbewahrt was 
a in dem „Cancionero general‘ von Fernando dei Caſtillo im Anfange 
aheh., welchen ein „Cancionero de poetas antiguos” unter Johanns II. 
g voranging. Hierher gehört audy „Silva de romanees viejos, publi- 
dag, Grimm" (Wien 1815) und „Samml. der beften alten ſpaniſch⸗ 
mr Bitter und mauriſchen Romanzen“, georbnet. mit Anmerk. von 
Aitenb. und Leipz. 1817). Spanien hatte im 16. und 17. Jahrh. 
Me ‚Höhe erreicht, und als ber Enkel Ferdinands bes Katholiſchen, 
mit der ſpaniſchen Koͤnigs⸗ die deutſche Kaiſerkrone vereinigte, und noch im 
Wdhtig gebot, hatte er Spanien fo hoch erhoben, baß die nachfolgenden 
recht zuͤgellos die Kraft ihres Reichs verfchwenben konnten, ohne fie doch - 
ehrt zu haben als gegen das Ende des 17. Jahrh., wo nad) dem Tode 
chen Karls LI. der bourbonifhe Stamm den Thron beflieg, und nun das 
iv Fabrh. es nicht weiter bringen Eonnte, als das erfchöpfte Leben des 
binzufriften, bis in der neueſten Zeit ein gewaltiger Stoß von 
e Kraft des Volks, wir hoffen es, für eine neue Bluͤthe 
bat. Mit. der hoͤchſten Erhebung der Monarchie ſchritt auch bie Poes 
| Unternehmungen vor. Gekroͤnte Häupter, wie Alfons X. im 
„ber cafilifche Prinz Don Juan Manuel (ft. 1362), hatten ſchon fruͤ⸗ 
e und Proſa fich verfucht,, und Manuel's Werk: „Der Graf Lus 
g wichtiger Rebensregein für Fuͤrſten, bleibt ein fchönes 
cher Bilbung im 14. Jahrh. Die Ritter felbft, und nicht, wie in 
‚ bob Mönche, hatten fih mit Chronikenſchreiben befchäftigt, und 
Cheonikenſtyl iſt dadurch wärdiger und edler geworden. Überhaupt 
Wiſſenſchaft in Spanien fo innig verbunden, daf ihre größten Hel⸗ 
auch die woiffenfchaftlich Gebildetſten waren, und nicht felten als 
r glaͤnzten. Dies von den diteften Zeiten bis in die juͤngſten ber 
| So im 15. Jahrh. am Hofe des caſtiliſchen Johann IL, des 
Goͤnners der Poefie, der Marquis Enrique de Villena, welcher bie 
he Doetif u.d. T.: „La gaya cieneia” („Die fröhliche Kunft‘‘) bins 
And durch feine naturwifienfchaftlichen Kenntniſſe faſt im Rufe eines 
Rand, dann ſein noch berühmterer Zögling Don Iñigo Lopez de Mendoza, 
Santillana, Verf. u. X. des „‚Doctrinai de privados‘ (‚Lehre für 
er“), worin auch bee hingerichtete Guͤnſtling Johanns II., Don Als 
‚ feine Vergehungen erzählt, und den unrubigen Caſtiliern mora⸗ 
an das Ders legt; Santillana's, Brief über bie aͤlteſte fpanifche 
est vor der Schubert'ſchen Bibliothek) ift fehr berühmt. Mehre An» 
Juan de Mena (der fpanifche Ennius, flarb 1456), Verfaſſer des al 
baktifchen Gedichts „Las Trecentas” (, Die 300 Stangen”); 
bei Pabron, der in feinen Liedern ber Liebe fein gallifches Idiom ſchon 
. saflilifihe vertaufchte, der Freund des unglüdlihen Menas, eines 
‚, wurden von dem genannten König ausgezeichnet begünfligt. 






















* 


Außten nun in allen Faͤchern der Kunft Verſuche gemacht werden. Schon 
Regierung Johanns IL und feiner Tochter, ber berühmten Iſabelle, 
merſt, der bramatifche Sinn. Noch vor bem genialen Muſiker Juan be 


ı, der. aud Schäfergefprädien in Coplas gegen da® Ende des 15. Jahrh. 
Byaufpiele bilbete,, auch Verf. der „MWiderfinnigkeiten” (,‚Disparates‘') 
yeah iſt, veranlufte der Marquis de Villena allegoriſche Schaufpiele, 

ergoß ſich ein unbelannter Verf. in dern berühmten ſatyriſchen Schoͤ⸗ 
:„Mingo Rebulgo”, über ben Dichterhof des Königs. Daran Talakn 
Bas, Olebenite Aufl. Bd. X. 30 


endiiche Renge geben. Wach Den Romanzen, bie in die erſten Seitst 
fallen, in das 9. und 10. Jahrh., erhoben fich glänzend und für bie 
die herrlichen Rom.nzen vom Eid ıf. db), den trifflichen Helden d 
ſchen Königs Ferdinand. Ihr Inhalt ift uns in bem wahrſcheinlid 
gebliebenen Lingen Gedichte: „Ei poema de Cid” (abgedr. in € 
blioteca castellana, portuguen y proencal‘’, Th. 1, Altenb. 1 
lich erzähle -— ein Gedicht, deffen Kindlichkeit und dutchgehendes 
rit, duͤnkt uns, fo auffallend ift, daß wir nicht begreifen koͤnnen, wi 
fo hoͤchſt verſchieden hat anfdylagen mögen. Man hat vergeffen, daß 
ter iſt und in dieſer frühen Kindheit fpan. Porfie Nichts weit:r fein 
verlängerte, hiſtoriſche, altfpanifihe Romanze, mithin ohne Entwicke 
Naturgemaͤlde, das und den fchönften Theil eine® herrlichen Stro 
lichen Uferumgebungen barfteltt, ber aber, wie er aus einer andern € 
ındide einftrömt, fo auch darüber hinaus in andre weiter flieft. ; 
offenbar fehr altcafliıifch, und die Verfe, die Manche für Aterandeir 
ben, waß fie bei ihrer guofen Unbeflimmtheit ganz und gar nicht ſeir 
tambifch, aber hoͤchſt mahrfcheinlich bloß darum nicht Redondilien, 

dicht keine Homa::ze, fondern wirklich etwas Andres fein foltte, 
der Kategorie der Quantitaͤt. Es gehört allen Vermuthen nach 
Jahrh. und zeichnet ſich vortheilhaft vor dem nicht viel weniger al 
Alexandre Magno” und ben gereimten Gebeten, Ordensregeln uı 
Benedictinermoͤuchs Gonzalo Verceo aus. Die Romanjen nun 
kennen wir zum großen Theil näher Durch die, wenngleich nicht treu 
thigen Übertragungen Herder's (ihrer mögen noch über LOO vorha 
huch „Die altfpan. Nomanzen vom Cid und Kaifer Karls Paladir 
Sr. Dies. An fie ſchloſſen ſich bie aus der Gefihichte ber Maure 
viele in ber „Historia de los Vandos de los Zegris y Abencerra 
Abdruck in „Biblioteea espanola”, T. I, Gotha 1805), die 
manzenartige Chronik der mauriſchen Helden ift, flehen, und mebri 
geſchichte. Wenig von den Ronianzen unterfchleden war das 

und vielleicht beſchraͤnkt ſich, beſonders in den Zeiten des 13. urd 


Eponiſche Sprache, Poefie, Literatur und Kunft 465 


B.>— iene in dem im 16. Jahrh. entftandenen „Romancero general” (von 
de Modbrigal 1604, und Pedro de Flores 1614), nachdem / die aͤltern in 
Inelonero de romanoes etc.” (Antwerpen 1555) ſchon aufbewahrt was 
in Dem „Cancionero general‘ von Fernando dei Caſtillo im Anfange 
h., welchem ein „Cancionero de poetas antiguos‘ unter Johannd ll. 
WB opranging. Hierher gehört audy „Silva de romances viejos, publi- 
3 len. Grimm‘ (Wien 1815) und „Sammi. der beften alten fpanifch» 
sm Blitters und mauriſchen Romanen‘, geordnet. mit Anmerk. von 
a und Leipz. 1817). Spanien hatte im 16. und 17. Jahrh. 
oͤhe erreicht, und als ber Enkel Ferdinands des Katholifchen, 
2* ſpaniſchen Koͤnigs⸗ die dentſche Kaiſerkrone vereinigte, und noch in 
—— gebet, 5 atte ee Spanien fo hoch erhoben, daß die nachfolgenden 
zuͤgellos vi Kraft ihres Reichs verſchwenden Eonnten, ohne fie doch 
pet zu haben als gegen das Ende des 17. Jahrh., wo nad) bem Tode 
Karls U. der bourbonifche Stamm ben Thron beflieg, und nun bas 
Iaheh ed nicht weiter bringen konnte, als das erfchöpfte Leben des 
sıftig hinzufriſten, bis in ber neueſten Zeit ein gewaltiger Stoß von 
5 Kraft des Volks, wir hoffen es, fuͤr eine neue Bluͤthe 
t bat. Mit der hoͤchſten Erhebung ber Monarchie ſchritt auch bie Poes 
mben Unternehmungen vor. Gekroͤnte Häupter, wie Alfons X. im 
„ber caRilifche Prinz Don Juan Manuel (fi. 1362), hatten Icon fruͤ⸗ 
fe und Proſa ſich verſucht, und Manuel's Werk: „Der Graf Lu⸗ 
g wichtiger Lebensregeln für Fuͤrſten, bleibt ein ſchoͤnes 
aifcher Bildung im 14. Jahrh. Die Ritter felbft, und nicht, wie in 
dern, bloß Mönche, Hatten fich mit Chronikenſchreiben befchäftigt, und 
— iſt dadurch wuͤrdiger und edler geworden. Überhaupt 
Sinen ſcaft in Spanien ſo innig verbunden, daß ihre groͤßten Hel⸗ 
e auch die wiſſenſchaftlich Gebildetſten waren, und nicht ſelten als 
Dichter glaͤnzten. Dies von den aͤlteſten Zeiten bis in bie juͤngften der 
AMuthe. So im 15. Jahrh. am Hofe des caftilifchen Johann II., des 
a Sönners ber Poefie, der Marquis Enrique de Villena, twelcher die 
che Poetif u. d. T.: „La gaya ciencia” („Die fröhliche Kunft‘‘) hin⸗ 
‚und durch feine naturwiſſenſchaftlichen Kenntniſſe faft im Rufe eines 
Man, dann fein.noch berühmterer Zögling Don Jñigo Lopez de Mendoza, 
| a, Berf.u. A. des „Doetrinal de privados‘' („Lehre für 
wer‘), worin auch bee hingerichtete Guͤnſtling Johanns II., Don Als 
ma, feine Vergehungen erzählt, und ben unruhigen Gaftifiern mora⸗ 
Richeiten an das Herz legt; Santillana s, Brief über bie aͤlteſte ſpaniſche 
| berſetzt vor der Schubert'ſchen Bibliothek) ift fehr berühmt. Mehre An» 
R Juan de Mena (ber fpanifche Ennius, farb 1456), Verfaſſer des al 
ſch⸗didaktiſchen Bebichts „Las Treoentas” („Die 300 Stangen‘); 
bei Pabron, der in feinen Liedern ber Liebe fein galliſches Idiom ſchon 
ha vertaufchte, der Freund bed unglüdlihm Menas, eines 
| ‚, wurben von dem genannten König ausgezeichnet begünfligt. 
suußten nun in allen Faͤchern der Kunſt Verſuche gemacht werden. Schon 
Beglerung Johanns IL und feiner Tochter, ber berühmten Iſabelle, 
merſt. der dramatiſche Sinn. Noch vor bem genialen Muſiker Juan de 
‚ ber aus Schäfergefpräd,en in Coplas gegen das Ende des 15. Jahrh. 
Baufpiele bilbete, auch Verf. der „Widerſinnigkeiten“ (‚‚Disparates‘‘) 
um iſt, veranlafte der Marquis de Villena allegoriſche Schaufpiele, 
\ ergoß ſich ein unbekannter Verf. in dem beruͤhmten fatyrifchen Schoͤ⸗ 
h: „Mingo Rebulgo”, über den Dichtechof bed Könige. Daran Talakr 
Bes. Gleberite Zufl. Bd. X. 30 































* 


























464 Spanifche Sprache, Poefie, Literatur und Kunft 


ſches war, fo entwidelte fi) auch an und mit dem Kampfe fine Die 
ihe Bang jedes Mal fein wirkliches Leben verfchönert wiesen Dei 
nothwendige Reflex, in welchem ſich jede That des ritterlichen Beiden u 
Kein Boll hat einen ſolchen Reihthum an Romanyen als bas fpanifäk 
find, zumal in ben frühen Zeit, auch weiter Nichte als bie treue, Ein 
Erzählung einer ritterlichen That. Man mag fie wol mit Recht n bie? 
nad) ben Ritterromanen (befonders aus ber fabelhaften Befchichte Ra 
in bie man auch nım maurifche und fpanifche Helben, +. B. Don € 
Mauren Salayno®, den Grafen Alarcos ıc. mifchte) und in Hiftorifäe 
und biefer letztern mußte es, bei bee Natur ber Kämpfe mit ben Main, 
enbliche Menge geben. Nach ben Romanzen, bie in bie erſten Zeiten bit 
fallen, in bas 9. und 10. Jahth., erhoben fich glänzend und für bie Dow 
bie herrlichen Romangen vom Gib (f. b.), dem trefflichen Gelben bet ui 
ſchen Königs Ferdinand. Ihr Inbalt ift ums in dom mahrfcheinlich dt 
gebliebenen Längern Gedichte: „EI poema de Cid''Kabgebe. in Schul 
blisteon eustellana, portugnes y proençal“, Th. 1, Altenb, 1804) 
lich erzähle — ein Gedicht, deſſen Kindlichkelt und durchgehendes por 
eit, buͤnkt uns, fo auffallend ift, daß mie nicht begreifen innen, wien 
fo hoͤchſt verfhieden hat anfchlagen mögen. Man hat vergeffen, bafet 
ter iſt und in diefer frühen Kindheit fpan. Porfie Nichts weiter fein ft 
verlängerte, hiftorifche, altſpaniſche Romanze, mithin ohne Entwidelmgit 
Naturgemälde, das und den fchönften Theil eines herrlichen Stromdt 
lichen Uferumgebungen barftellt, ber aber, wie er auß einer andern Gx 
mälbe einftrömt, fo auch barüber hinaus in andre weiter flieft. Dirk 
offenbar ſehr altcaſtiliſch, und die Werfe, bie Manche für Aierandrinee hl 
ben, waß fie bei ihrer großen Unbeftimmtheit gang und gar nicht fein fin 
iambilch, aber hoͤchſt wahrſcheinlich bloß darum nicht Redondillen, vel 
dicht keine Romanze, ſondern wirklich etwas Andres fein ſollte, feel 
der Kategorie der Quantitaͤt. Es gehört allem Vermuthen nach nad 
Jahth. und zeichnet ſich vortheilhaft vor dem nicht viel weniger altem „2 
Alexandro Magno” und ben gereimten Gebeten, Orbensregeln und Bi 
Benedictinermoͤnchs Gonzalo Berceo aus. Die Romanen nun vom 


4 


Sponiſche Sprache, Poefie, Literatur und Kunſt 466 


B.>— jene in dene im 16. Jahrh. entflandenen „Romancero general” (von 
ie Madrigal 1604, und Pedro de Flores 1614), nachdem ‘die Altern in 
Ipeionero de romanoes etc.” (Antwerpen 1555) ſchon aufbewahrt wa» 
in dem „Cancionero general‘ von Fernando dei Caſtillo im Anfange 
h., welchem ein „‚Cancionero de poetas antiguos” unter Johanne II. 
WB oprangieg. Hierher gehört audy „Silva de romanees viejos, publi- 
m dee. Grissm" (Wien 1815) und „Samml. ber beften alten fpanifch» 
yon Bitter und mauriſchen Romanzen“, georbnet. mit Anmerk. von 
— und Leipz. 1817). Spanien hatte im 16. und 17. Jahrh. 
fie Höhe erreicht, und als der Enkel Ferdinands des Katholifchen, 
2 ſpaniſchen Koͤnigs⸗ bie deutſche Kaiſerkrone vereinigte, und noch in 
gebot, hatte er Spanien ſo hoch erhoben, daß die nachfolgenden 
t zuͤgellos bie Kraft ihres Reichs verſchwenden konnten, ohne fie doch 
Irt au haben als gegen bas Ende des 17. Jahrh., wo nach bem Tode 
Karls U. der bourbonifche Stamm den Thron beflieg, und nun bas 
h Babe es nicht weiter bringen tonnte, als das erfchöpfte Leben des 
bürftig hinzufriſten, bis in ber neueſten Zeit ein getwaltiger Stoß von 
Aqlun mernde Kraft des Volks, wir hoffen «6, für eine neue Blüthe 
eben. Mit der hoͤchſten Erhebung der Monarchie fchritt auch bie Poes 
Unternehmungen vor. Gekroͤnte Häupter, wie Alfons X. im 
eher —** Prinz Don Juan Mamıel (fi. 1362), hatten (den fruͤ⸗ 
fe und Proſa ſich verſucht, und Manuel's Werk: „Der Graf Lu⸗ 
g wichtiger Lebensregeln für Fuͤrſten, bleibt ein ſchoͤnes 
niſcher Bildung im 14. Jahrh. Die Ritter ſelbſt, und nicht, wie in 
1, bloß Moͤnche, hatten ſich mit Chronikenfchreiben beſchaͤftigt, und 
— ift dadurch wuͤrdiger und edler geworden. Überhaupt 
> Wiffenfchaft in Spanien fo innig verbunden, daß ihre größten Hel⸗ 
fe and, die wifienfchaftlich Gebildetſten waren, und nicht felten als 
* e glaͤnzten. Dies von ben aͤlteſten Zeiten bis in die juͤngſten ber 
So im 15. Jahrh. am Hofe des caftilifchen Johann IL, des 
| Sinne ber Poefie, der Marquis Enrique de Villena, twelcher die 
he Poetik u. d. T.: „La gaya cieneia” („Die fröhliche Kunft‘’) hin» 
And durch feine naturwiſſenſchaftlichen Kenntniſſe faft im Rufe eines 
—5— dann ſein noch beruͤhmterer Zoͤgling Don Jñigo Lopez de Mendoza, 
a, Verf. u. A. des „Doetrinal de privados“ (‚Lehre für 
ee‘), worin auch dee hingerichtete Guͤnſtling Johanns I., Don Al 
2, feine Vergehungen erzählt, und den unruhigen Gaftiliern mora⸗ 
Mheiten an das Herz legt; Santillana's, Brief über bie alteſte fpanifie 
Merſetzt vor ber Schubert’(dyem Bibliothek) ift fehr berühmt. Mehre An» 
A Juan de Diene (der fpanifche Ennius, Farb 1456), Werfaffer des al 
% ebicht6 „Las Trecentas” (‚‚Die 300 Stanzen“); 
fi Daten, ber in feinen Liedern ber Liebe fein galliſches Idiom ſchon 
N caftilifche vertaufchte, der Freund des unglädlihen Mens, eines 
ichters, wurden von dem genannten König ausgezeichnet begünftigt. 
mußten nun is allen Fächern der Kunft Verfuche gemacht werben. Schon 
Negierung Johanns IL und feiner Tochter, der berühmten Iſabelle, 
merſt der dramatiſche Sinn. Noch vor beim genialen Muſiker Juan be 
„der aus Schaͤfergeſpraͤchen in Coplas gegen das Ende des 15. Jahrh. 
Sqhauſpiele bilbete, auch Verf. der „Widerſinnigkeiten“ (‚‚Disparates‘') 
if, veranlaßte ber Marquis de Billena allegoriſche Schaufpiele, 
ergoß ſich ein unbekannter Verf. in dem beruͤhmten fatyrifchen Schoͤ⸗ 
x „Mingo Rebulgo”, über den Dichterhof des Könige. Daran Talake 
es. Oleberite Kufl. Bd. X. 30 





























berung Neapels unter dem großen Felbherrn (el gran capitan), (Bon 

dez de "Sorbene, in Berührung kamen, die Inquiſition, die, den Bias 
nierd feffeind, feiner Phantaſie deſto ferien Spielraum teß, eingefä 
vita entdeckt warb: Uwmftände, von welchen beſonders bie Berbintem 
entſcheidend wurde. — Bofcan (ums 3. 1526), genähzt bar al ital. 
caſtiliſche Poefie zu dem Range einer fogenannten claffifchen, indem 
der ital. Vorbilder zur Abglättumg ber ſpaniſchen Eigenthuͤmlichkels 
auf welchem Wege man dann raſch fortmandelte; anfangs nicht ohn 
der alten —— , bie ſich auch nicht verdrängen lieh, ꝓ 
übertwiegenber Partei. Ex biieb indeß bei Sonetten und Canzonen fish 
‚fer Fremd und Nachfolger, Garcilaſo de la Bega (f.d.), u 
rähmte Verf. allgemein beliebter S:chäfergebichte, weiche fi U 
aa de Miranda und Montemayor, Iegterer in feinem Schäferrome 
veredelte. Noch mehr vom Horaz und Ariſtoteles durchdrungen wer 
Staatsmann Diego de Mendoza, Karls V. geflrchteter Steltvertre 

zugleich ber Verfaſſer bes in ganz Spanien gefeierten komiſchen Biem 
rille de Tormes”', und der dem Salut auch Tacitus nachgefermt 
des Rebellionskriegs in Granada”, in feinen vielfältigen Tamgene 
Epifteln und fatyrifchen Gedichten ; und in der Odendichtung in dem 
verfurchten fi) Herrera umd Luis de Leon mit genuͤgendem Gluͤcke. Ei 
Feind biefer claffifch:itatienifchen Schule war der wigige Caſtilleje. 
zwar ba6 Beflreben , das romantifcye Epos der Italiener zu bifpanifl 
Weife gelingen, fo viel Mühe man fich gab. Ja epiſche Kunſt J 
fpätern Zeiten nicht, wenn man nicht etwa die „Araucana” des Als 
y Buniga (nad) 1556) ausnimmt, welche bie Beſiegung eines tapfe 
ſchen Volkeſtamms erzähle. Aber dagegen war nun für eine Blum 

Bluͤthenhain des fpanifchen Parnaffes die ſchoͤnſte geworben iſt, die 

Aufbluͤhens gelommen. Wir meinen die dramatiſche Poefle. In Ihe 

feinen hoͤchſten Triumph errungen, und die Befchichte diefer If fortam 





















| pie Sprache, Doch, Literatut uib Ku 467 


fohelen. Daneben gab «6 num noch Derfpiee (los), Zwiſchenſpiele, 
(entremeses) und gewoͤhnlich mit Muſik und Tanz begleitet (sayne- 
yon dies deutet darauf bin, daß das ſpaniſche Drama ein eig 

war, und wir innen es mit 4. W. Schlegel in feinen beamatifchen 
gen a fügliften das romantiiche Cxchaufplel nennen. Wir fehen über: 

R en, warum wir den eigenthuͤmlichen Werth ber beamatifchen Kunſt 
“Bet — ſollen, um nur das griechiſche Drama zu erheben, 

Mißkennung der neuen Zeit beurkundet. Schaͤtzen wir die newere 

ihrem wahren, bem romantifchen Gehalte, fo Überzeugen 
5 auch bald, daß 2 Nationen in ihr die Palme, jede dem Brifte ihres 
sc ) und zugleich den allgemeinen und nothiwendigen Foberungen menſch⸗ 
Bislketmg miſprechend, erfiegt haben — auf ber einen Seite die englifche 
Pu are, und auf ber andern bie fpanifche in ihrem Lope be Bega und 
| * das Eigenthümliche des neuen Schauſpiels die Intrigue, dieſer 

Wberſchen des buntſchillernden romantiſchen —— ſo ſehen wir 
| a an re durch die Kraft des Inhalts im⸗ 


jeen, und fie zu einer Stufe der Bildung zu erheben wußte, auf 
se Nation nachkommen, wol aber oft genug von ihm borgen Eornte. 
a die geiſtliche Komoͤdie eigenthuͤmlich, und bie einzige „Andacht zum 
BB Galderon beweift,, welche Herrlichkeit die Poeſie des Chriſtenthums ers 
— gewiß ein bei weitem noch nicht genug gewuͤrdigter Vorzug dee [pas 
R Der andern Seite ift es merkwürdig, daß das ernfle, gravitaͤtiſche 
m Drigimaliaftfpiee bat, und daß fein Theater eine Fundgrube kowi⸗ 
für Franzoſen und andre Völker geworben iſt. Auch dia Res _ 
a ihren Dramen eine Zartheit und nase Farbe, die Niemand weiter 
| fest bie Abtheilung ihrer Städe in 3 Jornadas, Tagewerke ober 
Dip ganz ohne Bedeutung anzelchnete. Dürfen wir uns wundern, wenn 
Haus + werben will, daß wir die höchfte religiöfe Zartheit und Herrlich 
, Drama gar noch nicht kannten, fo lange und Schlegel nicht in Spa⸗ 
eingeführt hatte? Nachdem in der erften Hälfte d. 16. Jahrh. 
Partei, in dem unbeflimmsten Sehnen nad) Theater, das griechiſche 
Be Drama dem Volke aufzubringen ungluͤcküch verfucht hatte, trat 
> auf und legte den Grund zur echtfpanffchen Komödie, welchem ber . 
#6 ber Große genannte Lope be Rueda, ſelbſt Schaufpieler, mit Stuͤcken 
gte. Aber dab Theater bee Spanier war damals noch fehe arm, und 
up Gervantes, aus einigen Vretern und Baͤnken, und einer Garberobe, 
| den Decorationen in einen Sack packen ließen. Aus dieſen rohen An» 
Iupter welchen auch des Dominicaners Bermudez Geſchichte ber Ines de 
| —— nid u vera entwickelte ſich das Drama bis auf 
/ den Nebenbuhler des Lope de Vega. Den ,— 
| Fanb e& In dem zulegt genannten, dem vor Galberon allgemein G 
2); ber Im allen oben angeführten Gattungen — 4 —e— — fi) 
a Beifall verfuchte, und deffen berühmtefle S ,‚ mit Auße 
Aute und Bors und Bisifehenfpiele, allein 25 Bbde. ae, on bes 
wfchäpfliche Erfindungsgabe, eine hoͤchſt verwickelte Intrigue; aber ihm 
sese, feinere Blättung und — wie konnte es auf dieſer Stufe und bei 
„bertekt anders fein ? Ihn umgab ein Heer von Nachahmern (morunter 
8,4 B. Mira de Mescua, Auszeichnung verdienen), weiches die Kos 
zu zweiten und höchften Stufe begleitete, bie durch den unfterbticen 
æen be la Barca (geb. 1600) beſtimmt Zenug a K. &, ur 
0 * 


4 


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berun WIE ZJURIEE IL UHBEUNIE DIEIDENRV VETTIIYLE , DIYUNEE UV 3 


berung Neapels unter dem großen Feldherrn (ol gran capitan), Ge 


dez de 8 in Beruͤhrung kamen, die Inquiſition, die, den Gl⸗ 
nmiers feſſelnd, ſeiner Phantaſie deſto feeiern Spielraum leß, eingef 


rika entdeckt warb: Umftände, von welchen beſonders bie Verbindr 

entfelbend wurde. — Boſcan (ums J. 1526), genaͤhrt bar Ka ita 
che Poeſie zu dem Range einer ſogenannten claſſiſchen, inde 

der ital. Vorbilder zur Abglättung der ſpaniſchen Eigenthänslichlei 

auf welchem Wege man dann raſch fortwanbdelte; anfangs nicht oh 

der alten Romanzendichtung die fi auch nicht verdrängen lleß, 

übertoiegenber Partei. Ex biieb indeß bei Gonetten und —— ſte 


ſein Freund und Nachfolger, Barcilafo de la Vega 1 d.), 


ruͤhmte Verf. allgemein bellebter Schaͤfergebichte, weiche fi 
Saa de Miranda und Montemayor, letzterer in ſeinem 
veredelte. Noch mehr vom Horaz und Ariſtoteles durchdrungen wa 
Staatsmann Diego be Mendoza, Karls V. gefuͤrchteter Stellvert 
zugleich der Verfaſſer des In ganz Spanien gefelerten komiſchen Die 
rillo de Tormes‘', und der dem Galluſt, auch Tacitus nachgeform 
des Mebellionskriege in Granada”, in feinen vielfältigen Camzo 
Epifteln und fatyrifchen Gedichten ; und in ber Obenbicdhtung In bei 
verfuchten ſich Herrera und Luis de Leon mit genuͤgendem Bilde. ( 
Feind —F claſſiſch⸗italieniſchen Schule war der witzige Caſtilleje 
zwar das Beſtreben, das romantiſche Epos der Itallener zu hiſpanl 
Weiſe gelingen, ſo viel Muͤhe man ſich gab. Ja epiſche vor. | 
fpätern Zeiten nicht, wenn man nicht etwa die „Araucana" des AI 

y Zuñiga (nad) 1556) ausnimmt, welche bie Beftegumg eines tap| 
fen Volkeſtamms erzählt. Aber bagegen war nun für eine Blur 


W8Bluͤthenhain des fpanifchen Parnaffes bie ſchoͤnſte geworden Ei 


Aufblühens gelommen. Wir meinen die dramatifche Poefle. In H 


Palonaea ER EC EA LEE Erasa 


Speliite Sprache, Doch, Literatur und auf 467 


o fplelm. Daneben gab «6 nun noch Derfpiele (loas), —ã— 
ſch (emtremeses) und gewoͤhnlich mit Muſik und Tanz begleitet 
‚on dies deutet darauf bin, daß das ſpaniſche Drama ein eig 
war, und wir koͤnnen es mit A. W En: ofplegel im feinen beamuatifäen 
en am fhglikhfien das romantiſche Schaufpiel nennen. Wir ſehen über 
t ein, warum wir den eigenthämlichen ber dramatiſchen Kunft 
den Beit Gerabfegen foßen, um nur das griechifhe Drama zu erheben, 
enbar Mißkennung der neuen Zeit beurkundet. Schaͤtzen wir bie newere 
ve Kunft nach ihrem wahren, dem romantifchen Gehalte, fo überzeugen 
weiß auch bald, daß 2 Nationen in ihr die Palme, jede dem Griſte ihres 
mäß, und zugleich ben allgemeinen und nochwenbigemoberungen menſch⸗ 
ickelung entſprechend, erfiegt haben — auf der einen Seite die engliſche 
Shakſpeare, und auf ber andern bie fpanifche in ihrem Lope de Vega und 
Iſt das Eigenthümliche des neuen Schaufpiel die Intrigue, dieſer 
lderfchein des buntſchillernden romantiſchen Farbenſpiels, fo ſehen wir 
ı Engländer ſchon mehr in dem großen, durch die Kraft des Inhalts im⸗ 
5 Styl bed Nordens auftreten, dagegen ber Spanier fie mit der gangen 
Iber auch zugleich in dem bunteften, glanzreichfien Ge menfpis bes Suͤ⸗ 
führen, und fie zu einer Stufe der Bildung zu erheben wußte, auf 
Iteine Nation nachkommen, wol aber oft genug von ihm borgen Eorate. 
Pipe die geiftliche Komoͤdie eigenthuͤmlich, und die einzige „Andacht zum 
Im Galderon beweift,, welche Herrlichkeit die Poefie des Chriftenthums er⸗ 
a — gewiß ein bei weitem noch nicht genug gewuͤrdigter Vorzug ber ſpa⸗ 
Den der andern Seite iſt es merkwürdig, daß das ernfle, — 
weiften Originalluſtſpiele bat, und daß fein Theater eine Fundgrube 
Iguenftoffe für Franzoſen und andre Wölker geworden tft. Auch dia ir 
paben ihren Dramen eine Zartheit und füdliche Farbe, bie Niemand weiter 
wie ſelbſt die Abtheilumg ihrer Städe in 3 — Tagewerke oder 
he ganz ohne Bedeutung auszeichnete. Duͤrfen wie uns wundern, wenn 
werden will, aß wir bie Hächfte eigtäfe Bartheit theit und Herzlich» 
Dranın gar noch nicht kannten, fo lange und Schlegel nicht in Spa⸗ 
atne eingeführt hatte ? Radıdem in der erſten Hälfte b. 16. Jahrh. 
Partei, in dem unbeflimmten Sehnen nad —— — das griechiſche 
ſche Drama dem Wolle aufzubringen ungluͤcklich verſucht hatte, trat 
harro auf und legte ben Grund zur ehtfpanifgen Komödie, welchen ber _ 
ite6 ber Große genannte Zope de Rueda, ſelbſt Schaufpieler, mit Stuͤcken 
Wgte. Aber das Theater ber Spanier mar Damals noch fehe arm, unb 
ch Gervantes, aus einigen Bretern und Bänten, und einer Garderobe, 
R den Decorationen in einen Sad paden ließen. Aus biefen rohen An» 
wer weichen auch des Dominicaners Bermube, Befchichte der Ines de 
Tramuerfpielen nicht zu vergeffen iſt, entwickelte ſich das Drama bis auf 
den Rebenbuhler des Zope de Vega. Den erften Ruhepunkt feiner 
fand es in dem zulegt genannten, dem vor Calderon allgemein. Gefeier⸗ 
562) ; der in allen oben angeführten Gattungen — 3 Komödie ſich 
vedeeften Beifall verfuchte, und deffen berühmtefte Stuͤcke Aus 
latos und Bor: und Zwiſchenſpiele, allein 25 Bbde. anfällen. In bes 
Erxfindungsgabe, eine höchft verwickelte Intrigue; aber ihm 
vere, feinere Blättung und — wie konnte e6 auf dieſer Stufe umb bei 
barkeit anders fein ? Ihn umgab ein Heer von Nachahmern (worumter 
, 5 B. Mira de Mescua, Auszeihrung veibienen), I weiches die Ko⸗ 
zus zweiten und hoͤchſten Stufe begleitete, die durch dem unfterhlichen 
ren be In Barca (geb. 1600) beftimmt zenug u Kr 












In ma 


wwgusss. yurpauıy wos wew 
— nit ohne (Abne Bitte Nacybikthe auch für bie Ken 
neuere tragifche Diäter mount vaan Dr Woratin vab Dinindene, ai: 
Ramon de la Cerncytano und Gemmella. hr eine ber ſchoͤnſten D 
den Roman, hat Spanien viel geleiftet. Im Reman, ber früher) 
vomän er (wahrfcheintich von Bafco Lebeira im 14 Zah 


andg 

„Lazarille de Tormes‘' den Ton zu dem nachmals fo verwielfilitig 
zemanen (del gusto piearesco) angegeben, unter weidhen „Dom G⸗ 
vache“ von Mattheo Aleman (1599) —— verdient. Eine 8 
len, umter welchen die von Timoneda und Perez de Montalven g 
mhflen, ergoß fi) daneben. Aber bier trat ber 
aachen (geb. 1547) mit feinem „Don Quixote“ auf, umb übeng) 

und Nachfolger. Hier fand bie ſpaniſche Profa ihre Weil 
auch für die Gattung des Romans felbft hebt mit dieſem Werke chi 


die wahre Beburtöfiunde an: ein Umſtand, den man nicht Abesfehe 


Mgſten rechnen, die der Herrliche Menſchenbaum getzagen bat. 


Einen mit dem Ginten des Staats if (dom beisdufig erznäßent mer 


ber Argenſola, mit dem zweideutigen Titel der ſpaniſchen Doraze be 


telmaͤßige Epiker, Bukoliker und Lyriker, Efpinel, Morales, die Fig 


der Hauptmann Virnes, Montalvan, tauchten kaum mehr ober mal 


mn dran Seemann han —. Mia 


Spaniſche Sprache, Poefie, Literatur und Kunſt 469 


Bunter den Bourbonen kein Heil bringen konnte, fondern bie Tiefgeſunkene 
Bi leeter und hohler machen mußte, verfteht fic) von felbfl. Noch bemerkm 
‚ wenn auch in den meiſten Wiffenfchaften die Literarifche Schöpferkraft 
3 wor ber poetiſchen nicht aufkommen konnte, role wir denn aus dem Ge⸗ 
Rritit (hier ik Ignacio de Luzun durch feine „„Poetiea”, 1737, Fol., wel 
P Sufter ber franz. Schule, weicher Joſ. Velabquez folgte, ansufehen), der 
e, der Theologie u. f. w. nichts von Wichtigkeit anzuführen haben, den» 
pt wre der peofaifche Styl keineswegs vernachläffigt worben, tie rn ſchon 
Den Quirote bemerkten, ſondern die hiſtoriſche Runft, beſonders in der Ge⸗ 
* Nation, auf eine eigenthuͤmliche und glüdliche Weiſe geuͤbt warb. 
je Theolog Perez de Diiva (fi. 1533) hatte die didaktiſche Profa fehr aub⸗ 
| * fein Schuͤler und Neffe, Anıbrofio de Morales, der Hiſtoriograph 
U. ging auf feinem Wege fort. So fand Diego be Mmdop eine gebitbete 
je, um feine „Geſchichte des Kriegs in Granada wit der. ihm eignen hiſto⸗ 
Munft zu selben; und Geronpme Zurita beurkundete ſich alb pragmati⸗ 
t x in f. „Anales de la oorona de Aragen”. Antonio be So⸗ 
im 17. Jahr. noch ein herrliches Werk Aber die Geſchichte ber Eroberung 
4 doc gebährt vielleicht dem alten Mjaͤhr. Jeſuiten Mariana (fi. 1623) 
die —— ſpaniſchen Geſchichteſchreibers. Beſonders durch Lorenzo 
| „ welcher legtere durch fein „Arte de ingenie”' einen bebeu« 
ab auf bie fpanifdye Literatur des 17. Jahrh. ausübte, drang auch in 
der — Gongorismus ein. Auch die 1713 geſtiftete Real aca- 
u Madrid hat ihr größtes Verdienſt fich erworben durch die Ger: 
des 6. Feliohände ftarfen „Diceionario de la real academia”', wohurd 
We caftiliſche Rundart förmlich zur allgemeinen Sprache geftemmpelt worden 
Fißergebens —** ſich als Deamatiter Gandamo, Zamora, Eaftizares, als 
fogmannte zehnte Muſe (die mericanifche Nonne Inez be la Crux) und 
r — Jahrh. hin bemuͤht, dem alten eingeborenen Geiſt wie⸗ 
Jewecken; die 2 regelrechten Tragoͤdien des Montiano beflegten das vornehme 
das Volk ließ ſich feine alten Lieblinge nicht rauben. Joſ. Lopez 
Biete een „Parnaso espanol (1768), in welches er bad Andenken an die 
ge anffeifcht. Wießeiche wäre ber — durch Huerte gefallen, 
eine Polemik mit mehr Poeſie und Geſchick durchgeführt hätte. Yrlarte's 
he Kabeln‘ und fein —— über die Muſik“, Arroyal's Oden, und 
xcheit des Roroña, Cadalſo, duͤrften fo wenig als bie Akademien de bue- 
np Barcelotia und —* im Stande ſein, das alte Licht wieder auf⸗ 
t laſſen. Die ſchon erfreulich genug Puriſten genannte, an ber eignen 
hangende Partei ſcheint ſich zwar zu verſtaͤrken, doch bie Oberhand 
* in Madrid, noch nicht, und es muß dem Aufſtrahlen irgend eines uͤber⸗ 
Irre überlaffen bleiben, ob das Weffere fliegen ober fallen fol. Meter: 
B als hiſtoriſcher und polltiſcher Schriftſteller Llorente aufgetreten, der aber 
3 Baterlande ſchreiben mußte. Ebenſo Eſtrada. Zu bemerken iſt, daß 
Roman, welcher neuerdings ans ber Feder eines Spaniers ges 
— geſchrieben iſt, naͤmlich Gome; Atias ober die Mauren 
, von Telesforo de Trueba y Coflo (3 Bde. London 1828). 
* der ſpan. Literatur iſt Anaya’s „Essay on apanish Ener 
= 1813). ”) 































* 


n wir an Fromm's —— 233 
ri Bir Paris) URAN Uänbigße er — 
N) N Ö 
beuttiuipan, — 


Aus 
Bass 
R —— Bentfihe und beutfi 

Acerhaupt Fann man Farie HL &egierung ol die —* a Burranke 


[4 


470 Spannung Sparbanken 
Spannung. Wenn man an Faͤden, Darmſalten, Reteid 
Gewichte hängt, und dadurch bie gegenfeitige Lage ihrer The 
ohne fie gleichwol zu zerreißen, fo heißen fie in ——— er 
Be von mehren Phyſſtkern — über ben Grad ber 
worden, welcher man verfchiebene Körper unterwerfen kann 
— Im Cine der neneften Örfieb  eleftrifchen. Theorie (f. Der 
mon unter elektrifher Spannung ben Grund ber Erſcheim 
alvantfchen Kette (f. Galvanismus), welche flattfinden, fo I 
Ufnet ift, indem diefe Erfcheinungen einen Gegenſatz mit benjenigen bH 
der Schließung durch einen Metalldraht erfolgen, und deren Brumb 


theils mit dem Namen des elektrifhen Stromes belegt. (E 


N 


der neuen Entdeck in der Elektricitaͤt und dem Dagnetismus’‘, Lelp 
Kyf.) — Im übertragener Bedeutung iſt Spanmmng bie angeſtren 
einer Thaͤtigkeit nach irgend einem Gegenſtande oder Zwecke hin. 
Sparbanken, Sparcaffen, find Anſtalten, errichtet 
Heiner Muͤnzcapitaliſten und beſtimmt zur Aufbewahrung und 

dung ihrer geringen Muͤnzvorraͤthe. Während es der wohlhabende 
Gtoatebärger nur felten an Gelegenheit fehlen kann zur fichern Al 
und vortheilhaften Benugung ihrer Muͤnzvorraͤthe, geräth bie Armen 
3.8. Dimfiboten, Tageloͤhner ıc., In diefer 75* faſt immer in 1 

lichen 


denn einestheils — ihnen die beſchraͤnkten 


Uch nicht dem erfoderlichen Schutz gegen Beraubung und Diebſtahl, 
haͤlt es wegen der Geringfuͤgigkeit der erſparten Summen faſt immer 
mand zu finden, der fo kleine Beitraͤge zu verzinſen geneigt und 


vollkommene Sicherheit zu gewäbrenim Stande iſt. Diefer Verla 


helfen, ift ber Hauptzweck ber Sparcaffen, ihre unmittelbare Wirkun 
in dieſer Hinficht ift ihr Einfluß auf den Nationalwohlſtand von hoͤt 
tung; aber nicht minder wichtig find die Wortheile,, welche aus ibı 
ber Nation erwachfen, indem dadurch bei dem ärmern Theile der Bü 
ber Sparfamkeit erweckt und lebendig erhalten wird, weldyer ba® mir 
tel zur Erhöhung bed Gemerbfleifes und zugleich die kraͤftigſte Sch 
Verarmung iſt. Im England und Schottland find ungefähr feit A 





Eparbanlen an 


‚dee Art arichtet, über deren innere Einrichtung man genaue Machrichten 
to the&thaand Sth edit. of the Eneyelopaedia Britanniea‘' 


PuSapplement 
E ‚ Eiinburg 1816) antrifft. Dergl. Anflalten haben nur in England bie 





Bonken (saving banks) angenommen, beſonders in den Induſtrieflaͤ⸗ 
füch daſelbſt Gelegenheit findet, mit Geld kaufmaͤnniſche Papiere ſicher 
und auf diefe Art die Heinen Einlagen zu benugen. Den In Deutfche 
Anftalten diefer Art kann man ben Namen der Banken nicht wohl 
me: Es find nur eigentliche Sparcaſſen, und wenn man den Einlegen Zin⸗ 
Me, fo mußfär deren Beſtreitung auf eine ganz andere Art geforgt werben, 
ie England oder in einzelnen , großen Danbelöfläbten gefchehen kann. Es 
Eden In Wien, ch , — Halle, Naumburg, Breslau, Brieg, 

























Danzig, Elbing, Goͤrlit, Stettin, Stuttgart, Dresden, Altenburg, Auma- 
| Amtberg, Augsburg, Bafel, Koburg, Eipftädt, Genf, Iunte 
Laibach, Lich, Lippe» Detmold, Münden, Neuftabt a. d. Orla, 
fen, Schönburg » Waldenburg, Weimar, Züri entflanden. Sie 
iss am beften,, werm fie von freien, aus wohlwollenden und einficht#vollen 
befichenden Vereinen gebildet und adminifrirt werden, benn Beſoldun⸗ 
DD Roften koͤnnen fie nicht tragen. Die Hauptruͤckſicht bei dern Errichtung 
Bei zu ſichern, wie bie eingefchoffenen Gelber, unmittelbar nach Ihrem Ein- 
Ache er ginsbar angelegt werben koͤnnen, fobaf die Gaffe in ben Stand ge 
BB, den Eigenthümern ber Gapitale nicht nur Zinſen zu gewähren, fonbern 
om nach Berkingen fein Capital zuruck;zuzahlen. Der lebhafte Verkehr ber 
Br und Somnnmalpapiere gibt in ben Provinzialſtaͤdten faft bie einzige Gele 
gr. Denn dieſe laſſen ſich in jedem Augenblicke kaufen und verkaufen, um 
pipntichen Zeiten kann ber zu fuͤrchtende Verluſt nicht fehe groß fein. net 
Derluſt möglich und aufeinen folchen muß fich daher jede ſolche Caſſe gefaßt 
: Ber foR aber diefer Gefahr ausgefegt werden? Einige Caſſen haben bie 
nimg dieſer Gefahr ben einfchießenten Gapitaliften oder Inhabern ihrer 
lenen zugefchoben, indem fie ihnen bloß bie Exftattung eines foldyen Pa⸗ 
jeder Zeit fichern, als fuͤr ihr eingefchoffene® Gelb zu der Zeit, als es ihnen 
we ward, angefchafft werben konnte. Wer 5. B. bei einer ſolchen Gaffe, 
fe Einſchuͤſſe aus preuß. Staatspapiere 18 Thlr. in preuß. Courant einlegt, 
t fie, wenn der Cuis zur Zeit der Einlage 72 war, entweder. die Mid: 
j der 18 Thlr. oder eines Staatsſchuldſcheins von 25 Thlr. Dergeftalt 
Nachtheil des finkenden Curſes des Schulbfcheine dem Einleger und 
etheil des fleigenden Gurfes ber Gaffe zu. Eine ſolche Einrichtung iſt 
it allin großer Worficht für die Unternehmer angelegt, und ſetzt den Einleger 
Defahr aus, ohne ihm einen Vortheil dafür gu gewähren. Es fcheint baber 
wetbeilhafter für Letztern, ſich lleber ſogleich die Staatsobligationen ſelbſt zu 
b, da er dann auch den Vortheil bes fleigenden Curſes zu erwarten hat ımb 
iBinfen genießt, als ihm die Caffe gibt; denn diefe muß natürlicherweife 
wedrigere Zinfen zahlen, als fie empfängt, da die Verwaltung derſelben doch 
‚Koften verurfacht. Beſſer iſt daher die Einrichtung folcher Caſſen, wenn 
e Befahe des Verluſtes übernehmen und ben Einlegern bie Erſtattung ihres 


t wird, ober daß die Glieder der Geſellſchaft fich verbindlich mas 
benfelben zu uͤbernehmen und umter ſich zu theilen. Das Wagſtuͤck dabei 
vie groß fein, wenn die Geſellſchaft ſich auf ihrige alleinige Beſtimmung des 
it, nämlich nur Gapitale — en —— Fach von ber 
King , größere Gapitale bei fe untesjubringen, baburdı daß ſie 
M fr größere Summen fo niedrig ſteut, —* —XX 





Zn ⸗ I EEE echten X» un, See 


BR = 


2 I 


reiten: fo kann bie Aufloͤſung in jedem Augenblick ohne, oder be 


ſehr geringen Zufchuffe gefhehen. Seit ihrer Stiftung iſt die Gefahı 


teruehmer ber Caſſe noch viel geringer geworden, indem theils der Gm 
kauften Effecten bedeutend gefliegen, theils bie jährlichen Lberfchäfl 
ben Reſervefonds anfehnlich vermehrt haben. Große Vorficht uud & 
der Mechnungsführung iſt bei Verwaltung einer folchen Gaffe immer 
Vorzuͤglich hat fie fich zu huͤten, fich nicht durch) den Reiz; des Gewinne; 
großer Capitale beflimmen zu laffen, oder ſolche wenigſtens, ſobald 


geringſte Wahrfcheinlichkeit des Fallens ihrer Effecten zeigt, ſogleich 


Im. Denn fowie fie die Capitale auf Verlangen fogleidy ober nach fi 
gungsfriſt zurüczahlt, fo muß es ihr auch freiftehen , die Gapitale | 
blick den Glaͤubigern aufzukuͤndigen. Und wenn fie biefe Kuͤndigung 
geößern, bei ihr eingeiegten Gapitale befchränkt, fo kann fie noch tı 
nuͤtzliches Inſtitut für die kleinern beſtehen. Ein fehr unterrichtend 


" „Annals of bankæa for aavinge“ (Lond. 1818), a. d. Engl. von Krauſe (f 


Sparta oder Lacedaͤmon, einer ber maͤchtigſten Staat 
Griechenlands , auch Latonien genannt, öftl. von Meſſene (ſ. 
ponnes. Der Eurotas (jegt Waffili Potamo, der kgl. Fluß) faͤut 
Meerbuſen, deſſen weſtl. Erdzunge das Cap Matapan (Tenaros) a 
bei der Stadt Tenaros, dem jetzigen Dorfe Kaihwares, war eine beri 
die man ben Eingang zur Wohnung des Pluto nannte. (S. Tenar« 
klaͤ, nahe bei Sparta, fland einer der berüühmteften Tempel bes %ı 
jet das Dorf Salavo Chori liegt. An ber oͤſti. Kuͤſte, auf einer I 
nahe bei dem ehemaligen Epidauros Limera, liegt jegt hie fefte St 
di Malvafia, deren Trauben den -befannten Malvafierwein ge 
daͤmon, nach einer Mythe ein Sohn Jupiter's und der Nymphe Ta 
thete die Sparta , des Könige ber Leleger, Eurotas, Tochter, war 
feines Schwiegervaters in der Regierung und gab dem Lande f. Rı 
mon, ſowie der von ihm erbauten Stabt den Namen f. Gemahlin S 


. » . ‘ “ , 
N Sparta 478 
penthes; die Laeedemonier wählten daher Agiuenmon's Con, Dreſto, 
——* Tochter, Hermioneg —— hatt, zum Könige, und 
Bereinigte Argo6 und Diycene mit f. neue Unter feinem 
6, warb Laredämon von den Herakliden um 1080 v. 
, weiche daferbft eine Dyarchie (d. h. eine Regierung von 2 Koͤrigen) 
D» nämlich über die Erſtgeburt der beiden Zwillingsſoͤhne des Ariſte⸗ 
:Gueyfibenes und Prokles, weder die Butter noch das delphiſche Ora⸗ 
Beiden wollten, fo befamen beide Lakonien, welches eine Provinz von 
on wor, nachher aber auch für dieſes feibft genommen wurde, gemein« 
ep, und es ward beflinnmt, daß auch ihre Nachkommen vereint herrſchen 
—5 — fanden fie unter der Vormundſchaft ihres muͤtterlichen 
Theras. Indeſſen hatten die Lacedaͤmonier wenig Urfade, „nd über 
Diefer Fremdlinge zu freuen, deren wilde Tapferkeit, unter 7 Regen⸗ 
Bm beiden Häufern, in einem Zeitraume von beinahe 200 Jahren das 
n » verwüßte, und fich am Ende felbft aufrieb. Die 7 Regenten unter 
biegen: Eurpfipenes, Agis (daher bie Nachfolger, Agiben), 
8, * Doryfſus, Ageſilaus und Archelaus; die ber Prokliden 
> | „Sous, Eurypon (daher die Eueypontiben) , ent ne 
weites und Sharilaus, Diefe Könige lebten nicht allein mit ihren Nach⸗ 
aders mit den Archivern, in fleten Kriegen, ſondern behanbeiten ſich 
PB einander feindfelig. Schon Eumpfihenes und Prokles waren nie einig, 
acht trug ſich auch auf Ihre Nachkommen über. Die Folge daven 
* — Gewalt geſchwaͤcht, bie des Volks dagegen Immer größer 
ns einer befchränkten Monarchie, ober vielmehr Dyarchie, warb in 
* berworfen⸗ Ochlokratie. Jetzt warb, zum Heile von Lacedaͤmen, 
—— f b.) geboren. Er, ber einzige Dann, zu welchem jest — 
hatten, gruͤndete daher, ſelbſt unter dem Beiftande der 
eabel er hatte befragen laſſen, eine neue Staatsverfafſung in ——** 
BO v. Chr.), und warb durch ſ. Geſetzgebung ber Wiederherſteller ſ. Water» 
mor — durch ihn nee Staͤcke, welche es bald in den Kampfen 
barn bewährte; vorzuͤglich in den beiden langwierigen Kriegen mit 
a, die (668 v. Chr.) mit ber Unterjochung dieſes tapfern Volks endig⸗ 
erlangte Sparta unter ſ. Könige Leonidas 6 b.), duch deſſen 
** (480 v. Chr.) gegen bie Perſer, den h —— 
aller griech. Völker fo, daß ſelbſt Athen es ſich gefallen ließ, den 
bern den Oberbefeht über alle verblindete griech. MWölker ; ſowel zu Bande 
Bafler , zusugeftehen. In der That fleten auch die Spartaner in dem 
R. Rriige eine anfehnliche Landmacht auf, welche, in Vereinigung mit 
"den Übrigen griech. Bunbeögenoffen — — bes Paufanb - 
V der für den jungen Pliſtarch (des Leonidas Sohn) die obervormund⸗ 
ie Beglerung führte, die berühmte Schlacht bei & (479 v. Ehr.) ges 
demſelben Tage ſchlug das griech. Heer und die Flotte unter Anfuͤh⸗ 
——— Koͤnigs Leotychides und des athenienfiſchen Feldherrn Kans 
bei Mykale zu Lande, und vernichtete bie feindl. Flotte. Seit⸗ 
politiſche Macht fich erhoben hatte, fing auch das —— 
‚fh auspubiden. 3m gleicher Beit ward-bie Gersalt ber Könige (ehe 
, wogegen die Ephoren bie ihrige immer weiter ansbehnten. 
Kite beſiegt war, feindeten bie an ben Reieg gewöhnten Staaten ng un» 
her an. Beſonders ging Spartas Eiferfucht gegen Athen fo weit, daß 
moiez es wagten unter dem Vorwande, bie Perſer möchten bei einem 
ge einen haltbaren Dxt in Griecheniand finben, Athen von der Aula 
Ben — Bergung ut De ya vu wm We. 







































FE , Tan 


. Außgang Sparta auf dem hochſten Gipfel der Macht erhob, und 


Che.) gänzlich demuͤthigte Wald aber ward durch die Eiferſucht gueif 
tanifchen Feldhern Lyſander und dem Könige Pauſanias eine Revol 

weiche Athen von der fpartanifchen Obergewalt befreiete. Hierau 
—— dem juͤngern Cyrus gegen ſ. Bruder, Artaxerres Mnemo 
ungluͤcküchen Ausgange dieſer Empoͤrung folgte ein neuer Krieg zw 
und Artaperxes, welchen Ageſilaus mit einem Gluͤcke fuͤhrte, wodur 
Ihron bis in feine Grundfeſte erſchuͤttert wurde. Allein die Perſer rei 
ſtechungen Athen, Theben, Korinth und einige —— — Voͤl 

gegen Sparta, welches nun den großen Ageſilaus nach Hauſe rief 


au f. Rädmarfee bei Koronaͤa über bie Thebaner; der athenien 


Konon hingegen ſchlug die fpartanifche Flotte unter ihrem Anfährı 
Knibos, umderoberte 50 Galeeren. Diefer u. d. N. des korinthifd 


ſchen bekannte Krieg dauerte 8 Jahre, in welchem Sparta weniger 
- Athen hingegen durch bie Siege f. Admirals Konon und beffen gl 
nehmungen an ben ſpartaniſchen Küften und gegen einige Inſeln 


Meere neuen Ruhm und einen bedeutenden Zuwachs feiner Macht ert 
ſandte num den Elugen Antalcidas an den König von Perfien, um $r 
ten, und ihn von dem Bunde mit Athen abiwenbig zu machen. Di 
fein übermüthiges Betragen bie Perfer gegen fi aufgebracht hatt 
Antaleibas f. Zweck, und ſchloß (388 v. Chr.) den nach ihm benamı 
ſchen Srieben, der für Perſien ſehr vortheilhaft war, jebocdy Sparta ' 
befreite. Die unlautern umd ehrgeizigen Abfichten Spartas bei Ab 
ſes Friedens zeigten fich bald; es fuhr fort, f. Bundesgenoſſen zı 
und Überall Zwietracht zu erregen, um ſich nachher bie richterlichı 
anmaßen zu Eönnen. Außer mehren von demfelben verübten Gew 
fiel es ohne Grund die Stadt und Feftung Theben an, bemaͤchtigt 
und führte daſelbſt eine ariſtokratiſche Regierung ein. Als Pelopibe 
ber frei machte, fo kam es zu dem berühmten thebanifchen — 
Athen, Anfangs gegen, nachher aber für Sparta Theil nahm. 8 
durch Diefen Krieg fo ſeht geſchwaͤcht, daß es von jetzt an aufhörte, | 


Sparta | 476 


Überhand. Mehre auf einander folgende Könige mochten Verſuche, 
Berfaffung in ihrer Reinheit wiederherzuftellen, und die übermäßige 
der Eyheren zu vernichten. Kleomenes fegte diefen Plan burdy; aber wer 
j Haba noch der Charakter und die Gitten ber Spartaner konnten biefe 
| bensebaft madıen. Kleomenes mußte nach einem hartnaͤckigen und zuletze 
m Kriege mit den Achaͤern und mit Antigonus von Macedonien ſ. 
md nad Ägypten entfliehen, mo er f. Tod fand. Nun blieb Spar⸗ 
| ** ohne Oberhaupt; hierauf ward es von den Tyrannen 
Mabis beherrſcht, vom denen Besterer bie abſcheulichſten Graͤuel beging. 
Yernichteten bie Mömer und der achaͤiſche Bund die Macht des a 
Nabis auf kurze Zeit wieder gehoben hatte, gaͤnzlich. Sparta mußte | 
en Bunde ‚und kam, nad, Befiegung been (1460. —* 
58*— der Roͤmer. 
2, oder Lacedaͤmon, bie Hauprfk. tft. Lakoniens und bes fpartanifchen 
lag am Weflufer des Fluſſes Eurotas. Der Umfang betrug 48 Stadien, 
PiBReile. Man fieht nody die Ruinen in ber Naͤhe ber von Juden bewohn- ⸗ 
he Miſiſtea. Sparta war nicht regelmäßig und zufammenhängend gebaut, 
eſtand aus 5 einzelnen Bezirken, bie noch in der 120. Olymp. durch Beine 
fiche Mauer eingefchloffen waren. Unter vielen Merkwuͤr 
— Paufanics folgende: Der Markiplatz enthielt bie fı 
häufer dee angefehenflen Obrigkelten, und f. ſchoͤnſte Zierde machte ber 
Be Säulengang (Perfike) aus, weldyer von ber den Perſern abgenommenen 
aut worden, und deſſen Dach, flatt gewöhnlicher Säulen, von den 
m vornehmer Perfer aus weißem Marmor getragen warb; deu. &hor, 
af dem Markte, ber mit den Bildſaͤulen Apollo's, Dienent und 
1, auf welchem an den Gynmopaͤdien die Epheben ihre Taͤnze auffüheten ; 
eneta, das Wohnhaus ber Könige aus ber Familie bes 5 Eurpfbenes, in der 
harpbeta (Aphetais), welches deßwegen fo hieß, weil es das Volk von der 
—— 6 für eine Rinderheerde eingehandelt hatte; die Leſchen, oder oͤffent 
amlungehaͤuſer, in welchen fi die Buͤrger über bie Angelegenheiten 
6 aut unterteden pflegten, und beren e8 2 ab, die Lefche der Krotanen 
he der Gräber der Agiden, und bie Leſche Poͤcile; ber Tempel der Mi⸗ 
508 (Kalcioͤkas), weicher auf ber Akropolis, ober dem hervorragend» 
2 Opartas, lag, u. A.m. Die Spartaner zeichneten fich durch ihre 
e" Gebrinde und Gtantsverfaflung vor allen Völkern Griechenlands aus. 
ine vegierten dafelbft nur durch ben Willen des Volks, Inden: fie Seine an⸗ 
hatten, als bie erſten Rathgeber in ben Volksverſammlungen, die 
kgeichter bei entftandenen Steeitigkeiten und die Führer des Heers zu fein, 
ine andre Belohnungen empfingen, als ein anfehnliches Lanbeigenthum, 
kasss vorzüglichen Antheil an dev Beute, ſowie den oberfien Sig in Zuſam⸗ 
uften und bei Mahlzeiten. Die Spartaner (b. h. die Nachkommen ber Dos 
weiche unter — ber Herakliben fich der Landſchaft Lakonien bemaͤch⸗ 
vbeſchaͤftigten ſich mit Krieg und Jagd, und uͤberließen ben Ackerbau den 
an (f.d.); den Lacedämonieen aber, ober den Perioͤken (d. h. hen alten 
des Landes) den Dandel, die fern bes Purpurs, die Schiffe 
nie Waffen: und Eiſenfabriken. Wenn bie Spartaner, als Befieger des 
an Sitten und Bildung vor den Lacedaͤmoniern den Vorzug hatten, fo bluͤht⸗ 
in scnter legtern der Gewerbfleiß, und nur an die Lacedaͤmonier muß man 
‚ wenn von lakoniſchen Fabriken die Rede ift. Sie machten mit ihren Ober⸗ 
‚Yun Spartanern, ſpaͤterhin ein einziges Wolf aus, waren aber bei weiten 
— Die Spartane, mit denen fie fich nach. und nach vermifchten. Bee 
1: gewelffemuoßen In einem Bunde, und machten yalamıaca dann Trans. 




























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mal vorgefehte Ziel mit unbefiegbarer Feſtigkeit 108, bi8 fie baffekbe « 
Ait Unwilien bemerkte man Dagegen auch Ihre Krenlofigkeit ab vewd 
terliſt. Diefe bersiefen fie in den meſſeniſchen Kriegen, wo fie nt 
arkadiſchen König Ariſtokrates durch Beftechung zur een 
den Mefferkeen verleiteten, fonbern auch mit dem delphiſchen Orakel 
Deren ‚ und fich deffelben zum Nachtheile der Meſſenier bebienten. 
in welchen die Spartaner ihre Ehebuͤndnifſe ſchloſſen, war. bach 
ſqhen Geſetze bei den Männern auf das 30., bei den Weibern auf I 
befiimmt. Wenn eine Spartanerin (pwanger war, fo weten | 
wer derſelben Gemaͤlde von ben ſchoͤnſten Juͤnglingen — — w 
dadurch ein guͤnſtiger Eindruck auf die Leibesfrucht gemacht werde 


Ach gebaren bie Spartanerinnen ohne Huͤlfe einer Hebamme, bage 


Dub Seſchaͤſt der Beburtshälfe anfangs von ben Arten, ug t 
dazı eingeſetzten Hebammen ausgeübt wurbe. Sie gebaren aber, | 
Aber einem Schllde, und das Kind, wenn e8 ein Rnabe war, teen 
(ham +8 den fren @ebonnt der Beer beit) In einen Ei 
Die Worte zugerufen: ätan, äepitan (entweder mit biefeme, 


Wenn die andern Griechen das neugeborene Kind —— abe 


nachher (was auch die Spartaner zumellm thaten) mit ÖL elarieben 
dleſe Hingegen ihre Kinder in Wein, um bierbucch gleich —— du 
Retbonbeicyaffenheit zu prüfen. Sir glaubten nämlich, ein 

lichen Kindern gichtifche Borzuckungen, ja felbft den Tod zu, verleil 
Yingegen eine dauerhafte Geſundheit. Ward das Kind für 


fanden, fo nahm es der Staat unter die Bahl feiner Bürger auf. | 


gelegten Falle ward baffelbe dem Tode überliefert, und in eine ine am | 
1u8 befindliche Kluft geworfen. Bel allen Äbrigen griech. Staaten 

fegung ber Kinder Sitte; bei den Spartanern hingegen war fie verbe 
in den Alteften Zeiten fand, wenn man bem Homer folgen barf, au 
ber Gebrauch der Ammen flatt, damit den Weibern die reizende Form 
erhalten werben möge. Die Ammen wurden nachher als Theile ber | 


. fegen und als ſolche geachtet. ‚Die Kinder ber Spartaner wurden p 


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ir Gymnaſtik gehoͤrten noch zur phyfiſchen Bildung bie Taktik wrb Orch⸗ 
begriff den Untersicht in allen zum Kriege naͤchigen kͤrperlichen Fertig ⸗ 
ben Unterricht in ber Tanzkunſt. Merkwuͤrdig iſt die jährliche Geiße⸗ 
a Biber am Feſte der Diana Orthie (Diamafligefit), welche darin beſtend, 
jen vor Dem Aitare diefer Göttin in Gegenwart einer großen Dinge 
enem gegeißelt wurden. Die Abficht dieſes Gebrauchs war unflreitig, 
a dadurch gegen Eirperlichen Schmerz abzuhärten. Die Beißelumg mar 
d. daß manche dabei ihr Leben einbüßten. Die babei 

fer 6, fehe leichten, hoͤlzernes Dianenbild in den Hänben. 


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Bi Muth zu; ia, dieſe ſtritten ſelbſt um ben Vorzug, wer bie Pebfung . 
größten Standhaftigkeit ertragen könnte, Wer die geringfle Klage aus⸗ 
fox den Sieg ımb warb befchimepft; wer aber mit ruhiger den Qua⸗ 
Dee, wurde gekroͤnt und erhielt Die Lobpreiſungen ber ganzen Stabt. Wer 
wen Woreigen fein Beben aushaudite, echielt zum ewigen Andenken bes er⸗ 
Wischens cine Statue. Nach Einigen fol biefer Gebrauch ſchen vom Lykug, 
erft von ber Zeit der Schlacht bei Piatäd herruͤhren. Um nun auch 
u Ei, Wadfomkeit und Behendigkeit zu gewöhnen, geflattete man 
bad Stehlen, d. b. man erlaubte, wie bereits erwähnt, Denen, 
waren, Lebensmittel von geringem Werthe zu ſtehlen. Ließen fie fich 
‚ fo murden fie entmeher gegeißelt, oder man ließ fie hungern, ober 
oe ‚ie auch dadurch, daß fie um einen Altar herumtanzen und Spott 
ſelbſt abſimen mußten. Die Furcht vor ber Schande, bei einem 
Diebflahle eutdeckt zu werben, bewirkte oft die außarordentlichſten 
So erzählt man von einem Anaben, der einen jumgen Buche ge 
unter fein Unterkleid verborgen hatte, bag ibm von elben 
Eingeweide zerbiſſen worben wäsen, ohne daß er darch den w 
hervorzuziehen unb ſ 












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ESpecies Speckbacher — 40 
Ges, der aus Unzufrie zit mit dem Obsranführer getemant 
zog ſich S. wieder * u te iD Die pm 
‚ fie gegen die Roͤmer zu führen. Mit eier Tapferkeit, die wol zu fliegen 
Dätte, fochten die Golbaten bed ©, ber ihnen felhft ein glängende® Sei 


| Graffus und feiner Segionen zu miberfehen. Nachdem ex mit beiſpiel⸗ 
Auge gkeit, ſelbſt noch auf den Knien, gefochten hatte, fiel er, von un⸗ 
under ne über einen Haufen Römer bin, bie er feluemn Borne 
kt hatte. 60,000 Aufrührer ſollen, nach dem Bericht der Roͤmer, in 

lacht (71.9. Chr.) gefallen fein. 6000 wurden gefangen, unb auf ber 
a Straße von Capna bis Rom in kurzen Entfernungen von einander am 
bu: ‚gelölagen. Zwar vetteten ſich Biele, und leifteten auch noch Biber 
Buben aber nody in demſ. Jahre von Dem Berhgunten Porpejab will 


pecies, Art, bie Unterabtheilung der Gattung, wild biefer, ale bes 

2 dem Allgemeinen entgegengefest, f. &laffe. Das Specificirenift 
Sortgehen vom Allgemeinen zu dem ihm untergeorbneten Beſondern; das 
des Berfchiedenen. In der Jurieprudenz. hat Biefer Babe cyan ben 
Ins ‚ heilt bezeichnet er das Sefloleem oder die Serinderw der Geſtalt 


se 


! 











Decifica nennt man diejenigen Arzneimittel, welche mit — 

mmehelt heben ſollen, ohne daß man bie Art ihrer Wirkung näher 
Als Belfpiele nennen wir die China gegen Wechfelficber, das — 
Luſtſeuche, den Schwefel und Antimaninm gegen chroniſche Hautaus· 
Adie Jodine gegen den Kropf. Überdies find aber (ehe — 8 Speci⸗ 

a heil als Geheimmittel gegen hartnaͤckige Krankheiten, wie die Gicht, 

u. ſ. w., außgeboten worden. Die geruͤhmte Sicherheit der Tpecifis 
wird oft durch die Erfahrung nicht beftätigt,, am allerwenigfien leiſten 
el Das, was fie verſprechen. Die — bei der v: fpechr 
Ausbilbung der aͤrztli⸗ 


md Wiffenſchaft im hohen Grade verberblich. Der gebildete Arzt macht 
allerdings mit der fogen. ſpecifiſchen Wirkung bekannt, ſucht diefelbe 
andre, wiſſenſchaftlich begründete, vom ber Erfahrung abſtrahirte umb 
Seftätigte Curmethoden zurädzuführen 

ecififh. Man feßt In dee Phpfik das Gpecififche, als einen Verhaͤlt⸗ 
„dem Abſoluten, z. B. das ſpeciſiſche Gewicht eines Koͤrpers dem abſo⸗ 
te deſſelben entgegen. Mittelt man z. B. das Gewicht eines Cubik⸗ 
neckfilber auf der Wagſchale aus, fo beſtimmt man fein abſolutes Gericht; 
sans aber durch Verſuche, daß bafielbe 14 Mal ſchwerer fei, als eine gleich 
Bafie reinen Waſſers, welchen legtern Körper man bei diefen Wergleichen 
jekt zum Grunde zu legen pflegt, fo heißt dies: das fpecififche Gewicht des 
ee 2 Lehrbücher der Phyſik (namentl. Bren’s., Grunde. der Natur⸗ 
6. A., Halle 18%, m. K.) mthalten Tabellen über die ſpecif. Gewichte 
urkoörper; .ein eignes Merk darüber hat man von Brifſon: „Pesanteur 
we des eorps” (Paris 1787, 4.). — Zu ben befannteften Anwenbuns 
Lehre vom fpecif. Berichte gehört das beruͤhmte Arhlmebeiför Problem 
binzebes), beffen Vitruv („De arehiteotura”, 8.9, C. 3) ausfüpe- 


_;ä 

peckbacher (Joſeph), geb. 1768 in dem ulroliſchen Deefchen Sinn, 
Amsbruck und Hal, ein der vorzuͤglichſten Häupter des tiroler Aufftans 
1909. Obſqchon feine Aitern nicht unvermögenb waren, brachte —8& | 















©. befondess hervor. Gein 10jäheiger Sohn biich ihm vom Stuud 
Muth wigte ex 


ton, bisfeß aber beuncc fo fortfuhr, verzweifelte 
unter ben Vorderſten in ben Gefechten vom 4., 6. und 7. 233* 
bei Sumtbeud am 13, — Donsig sang, gängli 


1 ließ das oft getäufchte Volk in vielfältigem | 
©. Heß fi) täufchen,, und glaubte an eine Wiederernenerung bes Ke 
tete mut Raſtloſigkeit von Alpe gu Alpe, verba 


halt Son 600 Sion, und jedes feiner Kinder, ein Sohn b. 3.20. 2 
gu ihrer Verſorgung, 100 Gibn. jaͤhrlich 

Spedfein oder Steatit IE in Rimsei, weiches ſich 

findet, fplitteigen ober koͤrnigen, matten Beuch, 

arlıne ,.nelbe und rothe, iebdch bieiche Farben bat. am ben Kanten 


1 


Spebitionshanbel Speichel 481 


5 bie Erkenntniß des Wahren ſchlechthin, nicht auf das fubjective Bes 
a8 im Begenfage des Innern zum Äußern ſteht, nicht auf die Erfah: 
aͤnkt ſei. Da letzteres die Kant’fche Schule behauptet, fo verbindet fie 
usdruck Speaulation, als ein bie Erfahrung uͤberfliegendes (transcen⸗ 
fen, den Vorwurf ber Anmaßung, Gruͤbelei, ober Schwärmerei. Die 
ſche Philofophie dagegen, beſonders bie von Schelling und Hegel, nennt 
Brenzen des ſubjectivens Vorſtellens bleibende Philoſophie, als eine un 
Anſicht, Reflexions⸗ oder Verftandesphitofophie, und behauptet fo 
Yhilofophie als Vernunftroiffenfchaft fei die Wiffemfchaft der Fdee, und 
loß fubjective Vorſtellung. Schelling aber fegt bie Speculation in eine 
: ober Vernunftanſchauung; dagegen Hegel das Speculative bezeichnet 
ektiſche Faſſen entgegengefegter Beſtimmungen, an benen der Verſtand 
eftpätt, in ihrer Einheit und Im ihrem Übergang in einander. Er fegt 
teife über das bloß verfländige oder raiſonnirende, reflectirende, das fpes 
e philofophifche Erkennen, welches er auch das Pofitiovernänftige nennt. 
ber auch das Speculative dem Theoretifchen gleichbebeutend genommen 
saktifchen entgegengefegt, wie von Fries. Andre verſtehen auch unter 
s die Auffuchung der Idee und Peincipien ober der Grundlagen ber 
ra unferm Geifle. | 

ditionshandel, Spedition, befleht in kaufmännifcher Bes 
: weitern Berfendung fremder Waaren an ben Ort ihrer Beſtimmung, 
if dem Wege bahin durch einen Ort kommen, wo fie aus irgend einer 
enthalt finden. Derjenige, meber diefe Beforgung übernimmt, heißt, 
sr. Im eigentlichen Sinne des Worte iſt die Spebition fo wenig als 
ito (f.d.) ein wirklicher Handel, legterer wird aber immer bei erfterer 


t. 
e (Friedrich), als geiſtlicher Dichter noch jetzt geſchaͤtzt, ſtammt aus 
e Familie und war geb. zu Kaiſerswerth am Rhein 1591 od. 1595, trat 
tenorden 1610 oder 1613, und lehrte eine Zeitlang die fogen. ſchoͤnen 
ten, Philofophie und Moraltheologie zu Köln, beſtritt muthig bie 
feu. flarb 1635. Erſt nach feinem Tode erfchien feine „Trutznachtigall, 
ys poetifche® Luftwälblein”, eine Sammlung geiftlicher Gedichte, aus 
? tiefe, fromme Empfindung in deutſcher Sprache fpricht,, wie fie da⸗ 
utfchland nicht zu finden war. Der entgegengefegte Geſchmack brachte 
se Zeit in Vergeffenheit,, aber Friedrich Schlegel und Weſſenberg haben 
Der aufmerkfam gemacht. Minder bedeutend iſt fein „Buldenes Zus 
(Kötn 1666). Auch in feinen Naturgemaͤlden, wie in feinen biblis 
ellungen berrfcht Wärme und Anfchaulichkeit. Ein neuer Abdrud der 
gall“ ift zu Berlin 1817 veranftaltet worden. ©. fleht einzig da im 
ſchland und ift allen Dichtern feiner Zeit, felbft Opig und feiner Schule, 
t großartiger Maturanfhauung, an tiefer Gut, Innigkeit und Ans 
keinheit und Zartheit überlegen, wenn dieſe ihn auch an vielfeitiger Bil⸗ 
jebrumgenheit und Kunftfertigkeit übertreffen. Er ift fehr häufig gele⸗ 
ıd wenige feiner Lieder eigentliche Kirchenlieder geworden. 
ich el ift die geruch= und geſchmackloſe, ein wenig blaͤullche und zaͤhe 
welche in den fogen. Speichelbrüfen abgefonbert, und in ziemlich gro⸗ 
durch die Ausführungsgänge der Druͤſen in die Höhle bes Mundes ger 
Auf jeder Seite befinden fich 3 Speicheldruͤſen, die Ohrdruͤſe (Paro⸗ 
terkieferdtuͤſe und die Unterzungendrüfe; die Ausführungsgänge berfel- 
ich an verſchiedenen Stellen der Mundhoͤhle. Während des Kauens, 
2 einer buftenden, ben Appetit erregenden Speiſe, bei manchen Ges 
ungen und örtlichen Reizen des Mundes wird eine geigere Heagı nb 
GSiebente Aufl, Bb. X. 31 


D wen AJUy 5 AUIU VUUEs vn 


raih des Könige, Vorſieher des Britifchen ufeumb und vn ci 


= (einer, mit einer Freiſchuie verbundenen Werforgumgsanflalt) , umd 


Royal Institution, geb. 1758, iſt der Weflger der größten umd glaͤ 
vatibliothek, welche jegt in Guropa zu finden il. Den Grund zu 
er 1789 durch den Ankauf der Sammlung bes Grafen v. Rewiczki 
eine jährl. Rente von 500 Pf. St. anfihbrachte, und vermehrte ff 
mit wahrhaft fuͤrſtlichem Aufwande, indem er zu bdieſem Zweck u 


reiſen tieß. Der größte Theil diefer Bibliothek if zu Althorp in Mori 


dem Stammfitze des Lords, aufgeflellt und beläuft fich auf 5,000 
drer Theil fleht zu London. Was ſich nur Seltenes und Ko 

in ihren Plan, vorzüglich iſt aber durch Th. F. 6 „Bibliot 
riena, ora descriptive catalogue of thebooks printed in the 180 
of miany valuable first editions” (ond. 1814, 4 Bbe.) ihre Staͤ 


‚ Ren Erzeugniſſen der Buchdruckerkunſt und den em Außg. ber CL 


% 


geworden. Diefer, mit der hoͤchſten Pracht gedruckte Katalog enth 
Mikrologie genaue, und mit einer Menge der ſauberſten Kupferſtich 
und Fac ſimlles eriäutrete Befchreibung von 1004 Sucmabehi, wor 
6 Holzſchnittbrucke, eine vollſtaͤndige Folge bes Werke, weiche bie erſte 
Kupferſtecherkunſt enthalten (Monte santo di Dio von 14777, Ptolema 
Dante von 1481, Berlinghieri geographia um 1480) unb viele and 
voͤllig unbefannte Drude befinden, : Auf ben anderweitigen Gehalt 


. äußern Glanz ſich auszeichnenden Bibliothek Bann man aus dem be 


log der Rewiczkiſchen Sammlung (Berlin 1794) ſchließen. — Bu 
zum Tobe feines Waters (1783) u. d. N. des Lords Althorp befan 


. Cambridge ſtudirt umd machte nad) Beendigung — Studlen * 


( Neiſecurſus) grand tour der engl. Großen. Mach ber 

Haus der Gemeinen gewählt. und trat nachher in das Haus ber * 

Whiafamilie herſtammend, gehörte er bis zum Zeitpunkt der fras 

* Dppofitionspartei; von da an aber folgte er dem Paniere A 
fee Lord der Admiralltaͤt Nach Pitt's 3 dtritt , 18 1802, gab sth 


E A. ML’ Pa. Bach an lachen = D_.La au 


Spener 0 4868 


A Sie, neben fortgefeßtem gieg in der Theologie, affentiiche 


bie Are und — Wiffenſchaften 1659 — 62 


Univerfitäten Bafel, Tübingen, ——— Genf 


hate ber lies Menefirter, ein berühmter Heralbiler, ©.’ In⸗ 


— Huͤlfswiſſenſchaft von neuem angeregt. Die Fruͤchte 


chaͤftigung waren ſpaͤterhin mehre genealogiſche und heraldiſche 
„Iheatrum nobilitatis Europaeae (1668), „Commentarius hi- 


signia domus Saxoniae’ (1663), „Historia insignium illustrium": 
tignium theoria” (1690), durch welches nach jest ſehr ‚eier | 


. die wiſſenſchaftliche Behandlung der Wappenkunde in 
et bat. Zu Strasburg ſetzte er nach feiner Ruͤckkehr die akademiſchen 
ort, wurde 1663 Freiprediger und 1664 an einem Tage Doctor dev 
Gatte. Schon 1666 übernahm er das wichtige Amt eines Senlors 
it zu Frankfurt a. M. Zu gemwiffenhaft, um fich mit dem großen 
eine von der bisherigen bogmatifch » polemiſchen Methode ganz abe 
aulichen Predigten fanden, zu begnügen, ſtellte er bier felt 1670 
n Collegia pietatis an, bie wider feine Abficht bie erfle Quelle des 


ıden. Bon biefer Zeit an gehört ©.’8 Leben faſt ganz ber Gefhichte 


edigen Veraͤnderung bes religiöfen Zuftandes an, beren Grundbe⸗ 
Jeifpielumb ber Geiſt feiner theologifchen Schriften war. (&.Pieti» 
efcheibene Mann, der nie ein Reformator heißen wollte, hatte bei 
m Erbauungsſtunden nur die fittliche und veligtöfe Werbefferung ſei⸗ 
tm Auge, und einen feiner ungewöhntichöft: e ohne Billigung 
und ber Obrigkeit getban. Weil er aber t- frommen Wäns- 
sideria”), die zuerſt als Vorrede zu einer neuen Ausg. von Arnd's Pos 
1, in den Abhandlungen vom geiſtlichen Prieſterthum und von ber 
otteögelahrtheit aller giäubigen Chriften und — Theolo⸗ 
feiner Rechtfertigung gegen einige wegen jener Wuͤnſche von Seiten 
Eiferer für den Buchſtaben der Soncorbienformel erhobenen Anfech⸗ 
gab, ben Mangel an moralifher Wirkſamkeit der bisherigen Fuh⸗ 
gtamtes, die leidenfchaftliche Polemik und das geifliofe Formelweſen 


tung der Theologie und bie Vernachlaͤſſigung bes chriſtlichen Sumes 


ben nach Rechtgläubigkeit mit fo großer Fraimuͤthigkeit ruͤgte umd zur 
des pfäffiichen Stolzes Erkenntniß und lung der Religion für ein 
ee Stände erklärte, fah er fi) von ben Theologen altın Styis bald 
fen und einer gefährlichen Neuerungẽſucht beſchuldigt. Allerbings 
ı mit Grund einer Verwechſelung der praktiſchen Religion mit her 
en Theologie zeihen, die von dem Mangel an philofophifcher Schärfe 
heit des Ausdrucks in feinen, Überhaupt etwas breit gedehnten Schrife 

Doch offenbar fchadeten fie ihrer eignen Sache, wenn fie feine milde 
zu den Beduͤrfniſſen des Volks umd feinen Eifer für die Verbeſſerung 
; far bedenklich und erniebrigend erflärten. Die dankbare Nachwelt 
der fich noch als Oberhofprediger zu Dresden 1686 — 91 mit dem 


richte der Jugend abgab, den Wiederherſteller ber faſt ganz —5 


en Kunſt. Die Einrichtung ber ſehr nuͤtzlichen Katechiemusp 

e Prediger mit der Schuljugend und dem Landvolke halten, if bir 
ch war er ber Erſte, der den Nugen der Öffentlichen Sonfirmatipn in® 
Fine —— Vorhaltung, die er ſich bei feinem Beichtſohne, dem 


hann Georg III., erlaubte, um ihn auf die Schler feines Wandels £. 


s machen, 508 ihm bie Ungnabe dieſes Fuͤrſten zu, die ferne 
ı,. um ihm den Aufenthalt in Dresden zu verlelden. N 
pfE mb Inſpector Dre Kirche zu St.⸗ Nicolai ind A 


RP 


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Ge 





Spencer (Georg John), Lord, Ritter des Poſendandori 
sah des Könige, Worfteher des Britifhen Muſeums und des ı 
(einer, mit einer Sreifchule verbundenen Verforgungsanflalt), u 
Royal Institution, geb. 1758, ift der Befiger ber größten und 
vatdibliothek, welche jezt in Europa zu finden if. Dex Grund 
er 1789 durch den Ankauf der Sammlung des Grafen v. Remic, 
eine jaͤhrl. Rente von 500 Pf. St. anfihbracdhte, und vermehrt 
mit wahrhaft fuͤrſtlichem Aufwande, indem er zu diefem Zwed ga 
reifen ließ. Der größte Theil diefer Bibliothek ift zu Althorp in N 
dem Stammſitze des Lords, aufgeftellt und beläuft ſich auf 25,00 
drer Theil fleht zu London. Was ſich nur Seltenes 7 Koſtbar 
in ihren Plan, vorzüglich iſt aber durch Ih. F. Dibbia's, Bibli 
riana, or a descriptive catalogue of the books printed in the 1 
of many valuable first editions” (Lond. 1814, 4 Bbe.) ihre S 


ſten Erzeugniſſen der Buchdruckerkunſt und den erfim Ausg. ber 


geworden. Diefer, mit der hoͤchſten Pracht gedruckte Katalog er 
Mikrologie genaue, und mit einer Menge der fauberfien Kupferfli 
und Fac ſimiles erläuterte Befchreibung von 1004 Incunabeln, ıwı 
6 Holzſchnittbrucke, eine vollſtaͤndige Folge der Werke, welche die er 
Kupferfiechertunft enthalten (Monte santo diDio von 1477, Ptoleı 
Dante von 1481, Berlinghieri geographia um 1480) und viele a 
voͤllig unbekannte Drucke befinden. Auf den anderweitigen Gehal 
äußern Blanz ſich auszeichnenden Bibliothek kann man aus dem 
log der Rewiczkiſchen Sammlung (Berlin 1794) ſchließen. — 

zum Tode feines Vaters (1783) u.d. N. des Lords Althorp bei 


. Cambridge flubirt und machte nad) Beendigung feiner Studien ! 


(Reiſecurſus) grand tour der engl. Großen. Nach ber Zuruͤckkun 
Haus ber Gemeinen gewählt. und teat nachher in das Haus der | 
Whiafamilie herſtammend, gehörte er bis zum Zeitpunkt ber fi 
zur Oppoſitionspartei; von da an aber folgte er dem Paniere Pi 
ſter Lord der Admiralltaͤt. Nach Pitt's Zuruͤcktritt, 1802, gab ar 


Spener | 488 


und hielt, neben fortgefegtem Fleiß in ber Xheologie, öffentliche - 
e die philoſophiſchen und hiſtoriſchen Wiſſenſchaften. 1659 — 62 
re Ausbildung die Univerfitäten Bafel, Tübingen, Freiburg, Benf 
batte der Jeſnit Meneſtrier, ein berühmter Heralbiler, S.’8 In» 
hiftorifche Hülfswiffenfchaft von neuen angeregt. Die Fruͤchte 
eſchaͤftigung waren fpäterhin mehre genealogiſche und heraldiſche 
Theatrum nobilitatis Europaeae‘' (1668), „Commentarius hi- _ 
nia domus Saxoniae‘’ (1668), „Historia insignium illustrium” 
nium theoria”’ (1690), durch welches noch jegt ſehr ‚gefchägte 
ke wiffenfchaftliche Behandlung der Wappenkunde in Deutfchland 
yat. Zu Strasburg feßte er nach feiner Ruͤckkehr die akademiſchen 
, wurde 1663 Freiprebiger und 1664 an einem Tage Doctor der 
atte. Schon 1666 übernahm er das wichtige Amt eined Geniors 
zu Frankfurt a. M. Zu gemwiffenhaft, um ſich mit dem großen 
e von der biöherigen dogmatifch : polemifdyen Methode ganz abs 
lichen Predigten fanden, zu begnuͤgen, ſtellte er hier feit 1670 
collegia pietatis an, bie wiber feine Abficht die erfle Quelle des 


m. Von biefer Zeit am gehört &.’6 Leben faſt ganz der Gefchichte 


gen Veränderung bes religiöfen Zuftande® an, deren Grundbe⸗ 
fpiel und ber Geiſt feiner theologiſchen Schriften war. (S. Pieti⸗ 
heidene Mann, der nie ein Reformator heißen wollte, hatte bei 
Erbauungsftumden nur die fittliche und religtöfe Verbeſſerung ſei⸗ 
Auge , und Leinen feiner ungewöhnlichen Schritte ohne Billigung 
nd der Obrigkeit gethan. Weil er aber in ſeinen frommen Wäns- 
eria”'), die zuerſt als Vorrede zu einer neuen Ausg. von Arnd's Pos 
n den Abhandlungen von geifllichen Prieſterthum umb von ber 
eögelahrtheit aller gläubigen Chriſten und rechtfchaffenen Theolo⸗ 
ner Rechtfertigung gegen einige wegen jener Wuͤnſche von Selten 
iferer für den Buchftaben der Concordienformel erhobmen Anfech⸗ 
b, den Mangel an moralifcher Wirkſamkeit der biöherigen Fuͤh⸗ 
ımtes, die leidenfchaftliche Polemik und das geiftlofe Formelweſen 
19 der Theologie und die Vernachlaͤſſigung des chriſtlichen Sinnes 
ı nach Rechtgläubigkeit mit fo großer Freimuͤthigkeit rügte und zur 
6 pfäffiichen Stolzes Erkenntnig und Übung der Religion für ein 
Stände erklaͤrte, fah er fih von den Theologen altın Styls bald 
ı und einer gefährlichen Neuerungefucht beſchuldigt. Allerdings 
nit Grund einer Vermwechfelung ber praktifchen Religion mit ber 
Theologie zeihen, bie von dem Mangel an philoſophiſcher Schärfe 
t des Ausdrucks in feinen, überhaupt etwas breit gedehnten Schrifs 
och offenbar ſchadeten fie ihrer eignen Sache, wenn fie feine milde 
der Bedbürfniffen des Volks und feinen Eifer für die Verbeſſerung 
he bedenklich und erniedrigemd erflärten. Die dankbare Nachwelt 
e fich noch ald Oberhofprediger zu Dresden 1686 — 91 mit dem 
bte der Jugend abgab, den Wiederherſteller ber faſt ganz vergeſſe⸗ 
Kımfl. Die Einrichtung ber fehr nüglichen Katechismusp 
Prediger mit ber Schuljugend und dem Landvolke Halten, ift fein 
war er bee Erſte, der den Nutzen der Öffentlichen Confirmation ins 
ve ſchriftliche Vorhaltung, bie er fich bei feinem Beichtfohne, dem 
nn Georg III., erlaubte, um ihn auf die Fehler feines Wandels 
nahen, zog ihm die Ungnabe dieſes Fürften zu, die feine Feind⸗ 
um ihm den Aufenthalt in Dresden zu verleiben. Daher am 
mb Infpector ber Kirche zu &t. » Ricolai md Are m " 
51 2 


N 


enfllicher in Schutz gu nehm als die Klugheit es geſtatiete: fe 
fein Berdienſt, der Kirche Ihre Bebrechen gezeigt und ben Geiſt u 
zung in der Werwallung des Predigtamteß (vgl. Prediger) eing 
_ umgefejmälent In feinen theologiſchen Bedenken, Gutachten uni 
Ugtöfe Angelegenheiten, die feit 17700 erſchienen, ſpricht Äberoil € 
her Sinn, eine fanfte Duldung. eine feine, gehbte Menſchenk 
, zeblichfte Eifer für das Gute. Er flach zu Berlin 1705. Die 
S.'s Namen mit großer Achtung neben dem eblen Fenelon. 
Spenfer (Edmund), einer der ausgezeichnetfien aͤltern Di 
wahrſcheinlich 1550 ober 1553 geb., feel vo von niederer Herku 
ſein, obgleich er in einigen ſ. Sediäte fich der Verwandtſchaft u 
Haufe Spencer in Rortbamptonfhire ruͤhmt. 1569 in das Per 
zu Cambridge aufgmenmmen, erhielt er zwar bier ben Brad eins 
und Magifters der Aunfte, aber f. übrigen gen Hoffnungen ſchlugen fehl 
er nad) Norbengland, wo er ſich bei ſ. Verwandten aufhleit Hier 
- aber die laͤndliche Schoͤne, welche ber ——* ſ. erſten Zaͤrtüch 
er u.d.N. „Rofalinde” verewigt hat, warb ihm, nachdem fie ein 
Roman mit ihm gefpielt hatte, ungetreu. Dieſe Biebe veranlafe 
4 1 Shäfergedicht” („Shepherd’s calendar”), welche das Erſte wa 
von ihm (1579) erfhlen. Er elgnete fie unter dem demäthigen | 
merito"‘, dem berühmten Phil. — mit dem er auf eine 
ſonderbar⸗ Art bekannt geworden war. Sp. ließ fich naͤmlich bei 
und ihm zugleich einem Gefang aus f. She. „Die — 
queen“), welches er damals bearbeitete, uͤ 
entzuͤckten Sidney fo ſehr, daß ex ſ. Haushofmeiſter befahl, 8 
St. aus uzahlen. Kaum hatte er noch eine Stanze geleſen, all 
verdoppeln ließ. Sibney las noch eine Stanze und befahl num, dx 
200 Pf. zu erhöhen, aber fogleich auszuzahlen, weil er fonfl, wen 
in Verſuchung käme, fein ganzes Vermögen bingugeben. Gibney 
bei f. Oheim, dem Guͤnſtling Leicefter, ein, der ihn zu f. Gefchäfts 
lande annahm. 1580 begleitete er den Korb Grey, der zum kat 


Spenfer | . 486 


Lord Grey in Jeland befehligt umd jegt gleichfalls eine große Beflgung 
| Krone geſchenkt erhalten hatte. Sp. feierte ihn in einem Gedicht: „Der 
bes Oceans“, worin er ihn wegen f. glänzenden Talmte und f. feinen 
fir body erhebt. Als er im folg. 3. mit Raleigh nach London ging, gab 
Zueignung an bie Königin Elifabeth bie 3 erfien Bücher ſ. „Feen⸗ 
— ** Eliſabeth belohnte ihn 1591 dafür durch einen Jahrgehalt von 
Det. und ernannte ihn zu ihrem Dofpoeten. 1591 kehrte er nach Irland 
mb verhelzathete fich in feinem 40.3. mit einem Landmaͤdchen, welches aber 
3 befaß, ihn gu einem ſchwaͤrmeriſchen umd wirklich poetifchen Hochzeits⸗ 
wdegeifiern Auẽgebrochener Unruhen wegen ging er wieder nach Eng⸗ 
B ex einige Gedichte herausgab, auch einen Plan zur Unterwerfung Itlands 
u. d. T.: „View of the state of Ireland”, welcher erſt 1633 im Drud. 
* ebenſo ſehr wegen darin entwickelter tennta und Einſichten ge⸗ 
6 wegen bes Mangels an Maͤßigung in einigen Rathſchlaͤgen getadelt 
5 gab Sp. f. „Feenkoͤnigin aufs neue, und zwar mit 3 Büchern ver 
Baus, womit nady dem urfprünglichen Entwinf erft die Hälfte des Ge: 
nd t war. Die 6 übrigen Bücher follen von einem Bedienten, der fie 
nd bringen follte, verloren worden fein. Mur 2 Befänge haben wir von 
schen erhalten, bie ſich u. d. T.: „Cantos of mutability”, bei allen voll 
Jusg. bes Gedichte befinden. 1597 Eehrte er nach Kilcolman zuruͤck; ba 
ng in Irland 1598 ausbrach, fo mußte er mit f. Gattin nad) Eng: 
; Sein Haus ward verbrannt und, dee Sage nach, auch eins f. Kinder, 
Bit mit fortgebracht worden war. Er ſelbſt war dadurch in große Armuth 
| welag unter diefen Leiden wahrfcheinlich 1596. Seinem Andenken wis 
haften die ſchuldige Ehre: auf Koften des Grafen v. Effer warb er in der 
abtel, wie er es gewuͤnſcht, neben Chaucer begraben; mehre Dichter 
if. Reiche dahin, und die Bräfin Annav. Dorfet ie ihm ein Denkmal 
? Einer f. Nachkommen warb umter Karl II. in f. Güter in Irland wieder 
- Über die Sitten und den Privatcharakter unfers Dichter® ift Nichts bes 
Biber nach den achtungswuͤrdigen Freunden, welche er hatte, barf man ans 
T; auch fein gefelliges und. bürgerliche® Verhalten feines bichterifchen 
Beicht unmürbig war. Seine Werke fint von dem Geifte der Andacht und 
) von einer reinen, erhabenen Sittlichkeit befeelt; und obgleich ex oft den 
x af. Gedichten feine Achtung bezeigte, fo machte ex ſich doch feiner niebris 
petcheleien ſchuldig. Sp.'“s dichterifcher Ruhm wird jegt hauptſaͤchlich 
enrkönigin” erhalten; denn f. allegorifchen, ſprachreichen Hirtengedichte 
——— einen gebildeten Geſchmack befricbigen. Daſſelbe gilt von ſ. 
ke, Gymmen und a. vermiſchten Stuͤcken, wie ſehr fie auch durch manche 
Neen dee Sprache, der Gedanken und Empfindungen und durch ihren har⸗ 
ze Versbau vor a. gleichzeitigen und manchen fpätern engl. Gedichten fid) 
zen. — Dan nennt die Spenferftanze (ob er fie erfunden ober erft 
wen in Anwenbung gebracht, iſt ungewiß) eine Strophe von 9 Iambifchen 
wit Zfachem (mi anlicen. oder weiblichen) Reim; nämlich einen für die 
B., einen für bie2., &., 5. und 7. und einen für die 6., 8. und 9. Zeile. 
u Beile iſt —— — Die, Feenkoͤnigin“ iſt bis jebt nicht allein das 
jcdes ber vollendeten 6 Buͤcher enthält 12 Geſaͤnge in ſolchen Stanzen), 
auch gewiß eins ber vortrefflichſten allegorifcyen Nittergebichte, eine Ans 
richterlichen Tugenden, welche in ber Perfon bes Königs Arthur 
in allen 12 Ariftotelifchen Tugenden vollkommenen Mannes auf: 
in 12 Gefänge getheilt und weniger wörtlich zufammenhängend. 
, welche Arthur auffucht, fol im Allgemeinen der Ruhm fein 
die Königin Eliſabeth. Prinz Arthur iſt der Inbegeii Ver 




























% 
HE 


bere 


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486 = Speransky 


Tugend, der Hochſinn (magnificenee), wie Sp. ſelbſt erklaͤrt, us 
zeinen Tugenden haben ihre einzeinen Ritter zu Repräfentanten. ' 
lebhafte Einbildungskraft, Reichthum ber Erfindung und Manmigfi 
ziehenden Charakteren, fhönen Empfindungen und Darſtellungen g 
hohen Werth. Doch vermindert die Allegorie, welche durchgehends 
das Intereſſe bedeutend. Oft find auch dieſe allegorifchen Darfkı 
und fehlerhaft und die Abenteuer zu übertrieben. Die befte und bei 
von Sp.’ Werken ift von Dughes (London 1715, 6 Bbe., und 1 
12.). Man vgl. auch Warton’s „Observations on the Fairy qı 
1782); Duff’ „Critical obserrations” (Lond. 1770) und bie „ 
raturbriefe” (1. Samml.). 

Speransky (Michael), ©. iuſſ. Seh. Math, geb. 1771 
ment Wladimir, der Sohn eines Beiftlichen, erhielt den erften Unts 
Seminarium und vollendete f. Bildung in der geiftlichen Akademie 
Hier widmete er ſich mit fo glüdlihem Erfolge ben mathem. Wif 
ſchon im 21. J. bei derfelden Akademie als Prof. der Math. und Pi 
wurde. 1797 verließ er den Lebrftuhl und ward nach f. Ernmnuns 
fecretair (1801) als ſolcher beim Reichsrathe angeflellt. Die wicht 
ſchriften jenee Epoche find größtentheils aus f. Feder geflofien. € 
warb ihm inter Reitung des Grafen Kotfcyubey die Drganifation bei 
des Innern Übertragen: eine Organifation, die nachher den Übrige 
zum Vorbilde diente. 1808 ward ihm die Geſetzcommiſſion untergeb 
der ſchwankenden Einrichtung berfelben durdy eine beflimmte und d 
nifatten ab. In demf. J. erfolgte f. Ernennung zum Collegen des J 
auch übertrug man ihm, die Gefammtverwaltung von Finnland 
direction der Univerfität Abo. _ Endlich ſollte er den Schulen des w 
andre Einrichtung geben; in Folge f. Borfchläge warb die Unterrich 
beſſert und der Schulfonde bedeutend vermehrt. Inzwiſchen verla 
von ihm Vorfchläge zu einem neuen Finanzſyſtem, zu einer neuen 
des Reichsraths und zu einem allgemeinen Reglement für bie Mini 
vielfeitiger Erörterung genehmigte man Sp.’s Plan. Diefe 180% 
Acbeiten erfchienen zu Anfange 1810. In Folge derfelben verein 
imeioe bh höbern Hbminifiration im Reich beflen MNannt: 








Sperma ceti Spefjart 487 


eingereicht; doch Alle fetten als conditio sine qua non bie ſchleunige Ent: 
Ds Sp .6 voraus. So wurde denn Sp. im März 1812 gegen Mitternacht 
jAbitke gepackt und mit der größten Schnelle nad Niſchnei-Nowgored (240 
B von Peteröburg) geführt. Der Poͤbel ſchrie Hochverrath! und der Be⸗ 
42 konnte und burfte ſich nicht vertheidigen. Unter dem Vorwande, daß 
be der Franzoſen f. perfönliche Sicherheit gefährden könne, verbannte man 
Monate fpäter nach Perm, 1410 Werfte von Moskau. Hier befand er ſich 
bedraͤngter Lage; doch fo groß war das Gewicht f. perföntichen Anſehens, 
a die Regierung auf die erfte Nachricht davon eine beträchtliche Penfion an⸗ 
MB. 2 Fahre fpäter ward ihm erlaubt, ein Feines Landgut (180 Werfte 
B Refiden;) zu beziehen. Hier theilte er f. Zeit zwiſchen dem Landbau, den 
und der Erziehung f. Tochter. Unerwartet in den Staatsdienſt zuruͤck⸗ 
), ward ex zum Gouverneur ber Prov. Penfa ernannt, und 1819 erfolgte f. 
ung zum Generalgouverneur von Sibirien. 2 Jahre brachte er umter 
hen Beſchwerden auf Revifionsreifen in den ihm anvertrauten Provinzen 
kauf er einen Adminiſtrationsplan entwarf, In welchem kein Theil der Bes 
hg jenes Landſtriches vom wilden Jäger bie zum Millionen befigenden 
kun unberuͤckſichtigt geblieben if. Der Ruf f. neuen Verdienſte ging ihm 
als er im März 1821, nach einer Yjährigen Abweſenheit, in Petersburg 
sen Drganifationsplane erſchien. Mit allen Beweifen der Huld vom 
en empfangen, ward Sp. zum Mitgliede des Reichſsraths ernannt. Ges 
fegt er in der 2. Section bie 1810 von ihm begonnenen Arbeiten für 
igerliche Geſetzbuch fort, wovon 1827 der 1. Th. voWendet wurde. — Das 
Iche Sp.’s ift ſehr anziehend. Gene Phpfiognomie gehört zu denjenigen, 
fan nie vergist, wenn man fie aud) nur einmal gefehen hat: man glaubt 
Schickſale und ganze politifcye Wirkfamkeit zu lefen. Bel feinem Anblid 
man fidh: das muß ein ebler und hochbegabter Geiſt fein! (Vgl. „Zeits 
„Heft XVI,N.R. XIV.) 
Sperma ceti, f. Wallrath. i 
Speſſart, eines der holzreichſten Waldgebirge Deutſchlands, deffen 
Be Grenze, von der Einmündung ter Sinn in die Saal nah an ihrem Vers 
gepunfte mit dem Main bei Gemuͤnden, ein bis in die Gegend von Hanau 
 Hochrüicten bildet. Es ift auf alieh übrigen Seiten von bem Maine um: 
B, welcher gegen W. den Speffart von dem Odenwald fcheiter, während ben» 
Ber eben genannte Gebirgsrüden und die Sinn vom Rhoͤngebirge trennen. 
Byeſſart (49° 58’ N. Br. und 26° 48’ d. 2.) hat einen Zlächenraum von - 
BR. und eine Bevdlkerung von 75,000 Seelen. Der größere Theil diefes 
gehört zum Untermainkreife des Koͤnigrelchs Bafern (ehemals dem Erz: 
alnz, bem Hodhflifte Würzburg und einigen gräfl. Haͤuſern und reichstit⸗ 
eu Famillen); ein Bleiner, auf das Amt Bieber befchränkter Diftrict iſt und 
memer Beſtandtheil der Graffhaft Hanau. Nach der Verſchiedenheit der 
Wang wird der Speffart in den Hoc) = und Vorfpeffart getheilt; jener befaßt 
f im Gebirge liegenden, von Wald umfchloffenen Orte, diefer das in hoher 
It angebaute Flachland zwiſchen dem Maine und dem Gebirge. Auffallend 
Wedgfel des Klima im Hoch» und Vorfpeffarte, dort phyſikaliſch und forſt⸗ 
iſch To ſtreng, daf nur Sommerfrächte gedeihen, hier dagegen gelind genug, 
den Weinbau zu begünftigen, welcher mit Fleiß und Erfolg in den Umge⸗ 
a von Aſchaffenburg, Hörftein, Hasloch, Kreutzwertheim ıc. gepflegt wird 
Beim von vorzuͤglicher Güte liefert. Der vorwaltende Bodenbeftandtheil im 
veffart iſt Sand, ber in den Waldungen eine Probuctionsfäpigeeit äußert, 
ber Oberfläche die Laubbecke nicht entzogen und dadurch die Bildung von 
nesde nicht befchränkt wurde. Im Gebirge felbft zeigen ſich Hauptforum 





























Kurzholjfiößung benugt werden. Die ausgedehnten und reichen Zi 
größtentheilß Eigenthum der Krone Baiern; doch gehören auch ſchi 
Kurfürften von Heffen, den Fürften von Löwenftein: Wertheim =! 
Freudenberg, den Grafen von Erbach, Schönborn ımd Ingelheim, 
gen Familien, Gemeinden und Corporationen. Das Gefammt:% 
300,000 Morgen, der M. zu 160, 16fußigen Ruthen angenommer 
berefhenden Holzarten find: die Wintereiche (quercus robur) und I 
Alte Nabelholzbeftände finden fidy in einigem Zufammenhang nur 
fpeffarter Revier Erlenbach, dann zerftteut in a. Waldungen; jun 
arten in verödeten Diftricten der Waldungen, welche auf diefe Art 
forftet wurden, verſuchsweis auf kleinen Flächen bier und da im 
Der bei weiten größere Theil des Brandholzes wird in großen Qu 
geführt, um damit den Bedarf von Würzburg, Hanau, Frankfurt 
befriedigen. Viel Holz wird im Speffart felbft durdy die Fabrik 
factueanflalten verbraucht, unter denen fi die Glashütten von 9 
Einfiebeihof, Kahl und Emmerichsthal, die orber Saline, das Ber 
ber, dann bie Eifenwerke von Laufach und Hoͤllhammer befondere A 
verdienen. Im Speffart wird Bergbau auf Kobalt, Kupfer und € 
Die beträdhtlichfte Holzausfuhr, welche der Staatscaſſe große Sumı 
befteht in Eihftämmen, welche nad, Holland gebracht werden. Au 
{hen Waldgegend wird fo viel und fo ſchoͤnes Holländerholz ausge 
dem Speflart, deſſen Eichen ſich durch Länge, Geradſchaͤftigkeit un 
zeichsien. Die in dem Waldungen zu Lang» und Stuͤckholz zugeri 
werben zu Lohr, Hafenlohr, Lengfurt und Afchaffenburg zu Floͤßen 
in ben Rhein gefhwernmt. Eichflämme, welche fich nicht zu Hollaͤn 
verarbeitet man zum Bau⸗, Nutz⸗ und Waarholz, befonders zu Fa 
genftände eines bedeutenden Activhandels. Durch den Gpeffart fi 
ftraße von Frankfurt nad) Würzburg, und die über Fulda nach ©: 
berührt f. norbweftlichfle Grenze. Der Hauptort im Speffart ift 
an der äußerften füdmeftlichen Grenze. Bemerkbar find die Staͤdtd 
und Klingenberg. Die im Speffart Hegende, nun aufgelöfte Abtei 


Speziale | 489 


Ikten. Manufacturen gab es nicht. Die jähel. Einnahme bes Fuͤrſtbiſchofs 
teuf 300,000 Sen. geſchaͤtzt. Durch den Mevolutionstrieg und ben Frle⸗ 
R Euneville kam bie Bleinere Hälfte des Landes auf dem linken Rheinufer 
DM.) an Frankreich. Die größere ward 1802 an Baden gegeben umd ge» 
h jetzt, nebſt der ehemaligen biſchoͤfl. Haupt» und Reſidenzſtadt Bruchſal, 
inz⸗ und Enzkreiſe des Großherzogthums Baden. 2) Speyer, eine 
e Reichsſtadt im Umfange bes Bischums gl. N., am linken Rheinufer, 
ber kleine Fluß Speyer oder Speyerbach Hineinftürzt, mit 000 H. und 4000 
E Der Rath und die meiften Bürger find lutheriſch. Speyer wurbe 1689 
ia Sranzofen, auf Befehl des Miniſters Louvois, völlig zerftört, aber feit 1697 
r aufgebayt. Im franz. Revolutionskriege (1793) litt die Stade ebenfalls 
ht. Die Domkirche (Im Iombarbifchen oder byzantiniſchen Style von Kaifer 
dem Salier 1030 gegründet, durch Heinrich IV. 1061 vollendet) war übers 
Sch, und iſt durch den bairifhen Hofbautntendanten Klenze in bem alten 
ple nur dem Chore nach wiederhergeftellt; aber die vormaligen marmor- 
hmaͤler, die filbernen Särge, bie Statuen und die Gebeine von 8 Kaiſern 
KRalferinnen, die hier begraben waren, wurden von den Stanzofen 1689 zer 
Beraubt und zerſtreut. Auch die Maufoleen Rudolfs von Habsburg, Adolſs 
kaffaus und Alberts 1. find hergeſtellt. Diefer Dom zeigt den Übergang aus 
Alifchen Style in ten romantifchen. Außerdem findet man 15 kath. Kir 
Ib Kikfter in Speyer, worumter da8 Collegium der vormaligen Jeſuiten jegt 
Me Savaleriecaferne dient. Ferner 2 Iuth. Kirchen und das dazu gehörige 
Befium, ein Bürgerfpital und ein Waifenhaus. In dem alten Rathhaufe 
Mat die Regierung ihren Sig. In dem Hofe ficht man römifche und einige 
De Steindentmale von ſchoͤner Arbeit In ältern Zeiten haben die Kaifer viele 
Rage in Speyer gehalten, 3.8.1529; auch war hier 162 Fahre hindurch 
BBS das kaiferl. Reichskammergericht. Gegenwaͤrtig ift Speyer die Hauptfl. 
irifchen Rheinprovinz. | 
* eziale (N.), Neapels Jeffreys, Mitglied der 1799 zu Neapel er⸗ 
in Regierungsjunta, war der Sohn eines Bauers zu Borgetto, unwelt 
Sein Vater beſtimmte ihn den Studien. Durch kriechendes, ein⸗ 
ndes Weſen gelang es ihm, bei der Corte pretoriana e eapitanale zu 
eine Stelle zu erhalten. Um diefe Zeit war der Hof von Neapel nach 
Bi geflüchtet. Sp. tefuchte fleißig bie Vorzimmer ber Königin, Eündigte 
Berast al6 den Todfeind der Sranzofen und ihrer Anhänger an, und verfolgte 
u aufs heftigfte Diejenigen, welche der Regierung verdächtig waren. Diefes 
men erwarb ihm ben Beifall bes Ritters Acton, der ihn zum Richter über 
haͤnger der Revolution beftellte. Ehe noch die Franzoſen Neapel geräumt 
:, begab fid Sp. nach der Inſel Procida, welche durch Nelſon's Flotte ges 
medlicye Angriffe gefhüst war. Hier ließ er Galgen aufrichten, umgab fich 
enkern, und ließ keinen Tag ohne blutige Opfer vorübergehen. Um zum 
jerurtheilt zu werden, war e8 hinreichend, vor feinem Richterſtuhl zu erfchei: 
Ein Schneider wurde gehängt, weil er für Munickpalbeamte Uniformen 
gt hatte; ein Notarius, weil Sp. ihn nicht leiden konnte. Kaum war der 
Ruffo im Befige der Hauptſtadt, fo erhielt Sp. Befehl, daſelbſt f. blutiges 
ramt fortzufegen. Ohne die bisher übliche gefegliche Form wurden zahlloſe 
artheile gefprochen und nach 24 Stunden vollzogen; fein Geſchlecht und fein 
blieb verfhont. Das Scidfal der Angeklagten war entfchieben, ehe fie 
et wurden, und Zeugen für ihre Unſchuld ließ man gar nicht zu, warf fie viels 
ns Gefängnif. Sp.'s alter Freund, Fiani, konnte des angefchulbigten Ver: 
is nicht überführt werden. Da läßt er ihn in f. Zimmer bringen, umarmt 
d fage mit Thränen im Auge: „Armer Freund, in welchera Tuftonte ook 























um Liebhaber zu finden, bie-fie über das Heine Wißgelhid tı 
co, einem braven Öfficiere, fagte er einmal: „Sch werde 
Blutgeruͤſt fhiden!" ‚Du ſchickſt mich nicht, ich ſelbſt gehe ha ben X 


ſen Worten cilte der Officer zum Fenſter und ſtuͤrzte ſich hnaus — 


Gegenſtand des allgemeinen Abſcheus geworben; aber nichtsbeflow 
auf feinem Poften. 1806 folgte er dem Hofe nach Palermo. Ba 
fiel can in Wahnſinn und ſtarb 1813 in vöuiger Maferei, beladen n 
der 

Sphäre (griech. Kugel). In der Aſtronomie bebeutet es th 

meligrnöibe ‚ welches uns zu umgeben ſcheint, und welches fid 

U barftellt, in deren Mittelpunkt da6 Auge ſteht, beren unten 
den Horizont, ober vielmehr durch die Exrboberfläche verbedit wird, u 
allen darin befindlichen Geſtirnen in 24 Stunden um eine feſtſteha 
theils auch die Nachbildung diefed Weltgebäubes im Kleinen. , Beſ 
man fich des Worts Sphäre, wenn die verfchiebenen Stellungen der. 
und ihrer Kreife gegen verfchiebene Orte ber Erde betrachtet werben; 
terfcheidet in dieſer Hinſicht die gerade, parallele ımd ſchie 
von benem fich bie erfle auf die Stellung unter dem Äquator, bie 
Pole, die dritte enblich auf alle zwiſchen beiden gelegene Punkte * 
braucht man den Ausdruck Sphäre, wenn don untergeorbneten 
Berhaͤltnifſe zur Höhern bie Rede iſt. Vgl. u. A. Walch's , Einleit 
2*8 (3. Aufl., Goͤttingen 1807, mit Kpfen.). So z. B. ar 

die einzelnen Welten Sp haͤren und redet von einer Harmonie od 

einſtimmenden —* derſelben. Figuͤrlich nennt man dann « 
die großen abgeſchloſſenen Gebiete bes Univerſum, ferner im Kiel 
kungskreis innerhalb deſſen Einer iſt oder bleiben ſoll. 

Sphaͤroid. Wenn ſich eine halbe Ellipſe, oder eine and 
Form wenig abweichende Curve um ihre Achfe dreht, fo heißt der « 
erzeugte Körper ein Sphaͤroid. Da unfere Erde eine an ben Pole 


Sphragiſtie Spiegel 401 


ſonbere dies: Welches Thier geht am Morgen auf 4, Mittags auf 2 und 
DB auf Z Fuͤßen? Wer das Raͤthſel nicht loͤſte, ward zerriſſen und aufgefreſſen. 
am ſie auch in die Verſammlungen der Thebaner, gab Raͤthſel auf und ergriff, 
fie nicht aufgeloͤſt wurden, wen fie erhaſchen konnte. Endlich warb auch bes 
16 Kreon Sohn, Aemon, gefrefien. Der Vater verfprady daher Dem, ber 
Waͤthſel Iöfen wuͤrde, feine Schwefter Jokaſte und mit ihr das Königreich zu 
ken. ESdipus Iöfle es; wie der Grieche überhaupt das Räthfelpafte, das im 
it herrſchend war, ausgefprochen und zum Plaren Bewußtſein gebracht hat. 
B der Menſch, der als Kind auf Händen und Füßen kriecht, als Dann auf 
Bess einhergeht und im Alter noch ben Stab zu Hülfenimmt. Die Sphinr 
e fichh versweifeind vom Felfen herab, und Theben war befreit. Paläphatus, 
Werke über Unglaublichkeitn, hält die Sphinx für die erſte Gemahlin des 
uus, welche, als der Lestere die Harmonia heirathete, aus Eiferfucht ihren 
xhi verließ, und von dem phikeiſchen Berge aus den Thebanern viel Schaden 
te, bis fie endlich vom Ödipuß getödtet warb. — Die ägnptifche Sphinr uns 
Bidet fich in der Vorftellung dadurch, baß die Grauſamkeit und die Kunft, 
adige Räthfel aufzugeben, nicht zu ihren Eigenthuͤmlichkeiten gehoͤrt zu haben 
en. Doc) hat fie den Charakter des Räthfelhaften überhaupt. Die Sphinr 
verſchiedentlich dargeſtellt. Paldphatus gibt ihr den Leib einer Hündin, ein 
henhaupt, Menſchenſtimme und Flügel; A. fügten noch einen Drachen⸗ 
ws hinzu. Die aͤgrptiſchen Sphinxe haben Menfchenantlig und Loͤwenkoͤrper; 
id immer wie ein Löwe gelagert, mit vorgeftrediten Vorderfüßen, auf der Stirn 
e Schlange, am Kinn bisweilen einen falchen Bart, auf ben Kopfe bas 
kten gelegte Kopftuch. Häufig werben fie auch anders abgebildet. In der 
der Pyramidengruppe von Cairo befindet ſich eine (aus einem einzigen Fels: 
gehauene) Sphinr, 148 Fuß lang und vorn 62 5. hoch; fie ragt jegt aber 
ch 27 5. hoch aus dem Sande hervor. Belzoni hat den Eoloffalen Sphinr 
2 Pyramide des Kephreno® nahe bei Theben 1817 entbedt. Dee Sphinr 
Sat, ein rofenfarbener Sranitblod von 22 F., befindet ſich jegt In der ägppti- 
Sammlung bes Louvre. 
Sphragiftit, f. Siegellunbe. 
Bpiegel nennt man jebe glatte Fläche, Infofern fie Lichtſtrahlen zuruͤck⸗ 
Hier erflären wir nur das cptifche Verhalten des Spiegeld. Treten wie 
ner lothtecht ober faft lothrecht hängenden Wandſpiegel, und nähern uns ihm 
ntfernen uns davon, fo bemerken wir, daß mit dem Bilde etwas Ähnliches 
he, und daffelbe immer ſoweit hinter dem Spiegel erſcheint, als der Gegen» 
vorwärts von demfelben entfernt if. Auf die Erklärung diefer Erſcheinung 
fich ziemlich Altes befchränken, was wir hier auß der Theorie der Planfpiegel 
zagen baden. Wir müffen behufs dieſer Erklaͤrung zuerft an das katoptri⸗ 
jefeg erinnern, demzufolge jeder auf tem Epiegel fallende Lichtſtrahl unter 
amlichen Winkel zurüdgeworfen wird, und zugleid) in der Zurüdftrahlunges 
bleibt. Dice gilt alfo von allen Lichtſtrahlen, bie ein leuchtender Punkt auf 
ipiegel wirft. Hiernach kann man nun ben Spiegel in der Zeichnung durch 
made Linie vorflellen, auf welche man von einem in einiger Entfernung bavor 
ommenen Punkte gerade Linien (Lichtftrahlen) unter verfchiedenen Winkeln 
laͤßt, und zugleich die zuruͤkgeworfenen Strahlen, ſaͤmmtlich unter den naͤm⸗ 
Winkeln, verzeichnet. Zieht man letztere demnaͤchſt hinterwärts zufammen, 
d man fie nit nur in Einem Punkte vereinigt, ſondern auch ruͤckwaͤrts ge⸗ 
> weit von ber den Spiegel vorftellmben geraden Linie entfernt finden, als «6 
tere Punkt vor berfeiben iſt; und diefer Vereinigungsepunkt ber zurädigemwors 
Strahlen wird in die Verlängerung des vom leuchtenden Punkte auf ben 
el gezogenen Perpendikels fallen. Bei geringem Nachdenken findet non, Voß 


Sn 


492 Spiegelkreis Spiegelteleſtop 


dem aus geometriſchen Gruͤnden nicht anders ſein kann. Was aber hier v 
Punkte geſagt iſt, leidet offenbar Anwendung auf alle Punkte eines äbge 
Gegenſtandes, welcher alſo, ohne Veraͤnderung ſeiner ſcheinbaren Ge 
Größe, nothwendig fo weit hinter dem Spiegel zu ſtehen ſcheinen muß, « 
waͤrts wirklich davon abfteht. Aus diefer Theorie erklärt ſich nım mi 
warum ein Spiegel, in dem ſich eine Perfon ganz überfehen will, nur d 
: Ränge und Breite zu haben braucht, vorausgeſetzt, daß er ihr parallel 
genüberhängt, daß die obere Kante des Glaſes itwa ber Hälfte ber & 
peicht. Wegen der übrigen Säge aus der Theorie der Planfpiegel, v 
feltener die Rede ift, als von den beiden voranftehend beantworteten Frage 
die beſondern Lehrbücher der Katoptrit eingefehen werden, unter denen 
nee’6 „Anfangsgrünte der Katoptrik“ (3. Aufl., Göttingen 17780) als a 
net‘ empfehlen. — Nachdenkende Leſer werben nun auch einfehen, wart 
Boden fallende Kugel in einem Spiegel, der an der Stubendede befefli 
fleigen ſcheint u. ſ.f. — Außer den Planfpiegeln giebt e8 befanntlid, kum 
gel, von denen bes gebräuchlichfle der [phärifche Hohlſpiegel iſt (derſell 
man fich beim Raſiren zus bedienen pflegt), und beffen hier noch mit eini 
ten gedacht werten muß. Die auffallende Erſcheinung, weldye ein ſolche 
darbietet, befteht darin, daß, bei einer geroiffen Entfernung des Gegenſta 
Bild vergrößert hinterdem Spiegel erfcheint, bei einer größern Entfernungi 
aufhört, ſichtbar zu fein, und endlich bei einer noch geößern verkehrt vor 
tritt und zum freiſchwebenden Luftbilde wird. Die Lefer innen dies b 
wem fie das Auge feft auf einen Rafirfpiegel richten, und nun behutſam 
teeten; das Auge wird aus bem Spiegel zu kommen und endlich vor dem 
in ber Luft zu ſchweben fcheinen. Der allgemeine Grund biefer Erſch 
wieber das oben angegebene Gefe& für die Zuruͤckſtrahlung mit Beziche 
Mobdiftcation, die für den Ort des Bildes bes leuchtenden Punkts aus! 
geftalt des Spiegels entfpringt; ganz deutlich kann die nur durch Zeil 
macht werden. (&. auch Brennfpiegel.) Die älteften Epiegel ſchen 
lene gewefen zu fein. Indeß haben auch tie Glasſpiegel ſchon ein ſehr hei 
nach Piintus („Hist. nat.“, XXXVI, 26) follen fie au Sidon erfunb 





| Sl 408 
e. Die Uqheſtrahlen eines Gegenſtandes zu einam vor dem · Spiegel ſchwe⸗ 
Busfibilbe zu vereinigen. Iſt dieſer Gegenſtand fo ensfeent, ap Die vom 
a herkommenden Strahlen parallel auf ben Spiegel falen, weicher Ball « 

per eintritt, CO zmmunt Das ber — des 
des Kugelſpiegels gleichen Entfernung vor demſelben ein, welchs bie 


veite heißt. 
Hohlſpiegel zur Beo Sache der Himmelööcper anzuwenden; unb bie 
Kgerichteten nte führen ben Namen der Spiegelteleflope ober Her 
5 Die einfachfte diesfallſige Vorrichtung wäre umftreitig Die, wa man das 
meraume des Spiegels entflchende Luftbild unmittelbar, und nur 7* 
g durch ein erhabenes Augenglas betrachtete; und wirklich iſt dies 
g zum Grunde liegende Hauptidee. Da fi) aber Bei dieſer prak⸗ 

— — finden, ſo haben —— wi nadı ihm Gaffegeabı mit 

auch Hadley, Short und ſpaͤterhin Herſchel, Veraͤnderungen angebracht. 

N oeif bem Luftbilde, vermittelft einer —— —— 
wfpiegel, einen ſolchen veränderten Dias in der Röhre des Telefons an, 
mit mehr Bequemlichkeit von der Seite durch ein planconveres Augenglas 
st werden Tann, in beffen Brennpunkt es nebtacht worden ift. Gregory burch⸗ 
w großen Spiegel, ſtellt demſelben einen zweiten, Meinen Hohlſpiegel gegen» 

betrachtet das auf diefe Weife, vermittelfl heppeite om entſte⸗ 
{Id duch ein ober mehre in ber Michtung der — Zu 
w. Herſchel gab dem Spiegel eine ſolche Stellung, daß ber Brennpunke 
u nach dem untern Rande der obern fägt, damit ber 
r oben hineinfleht, fi die Vllder bee Begenflände nicht feibft-verbuuntie. 
greift, daß bie Größe der Spiegel und fie ihre Brenmweite auf die Größe 
bes von Einfluß find. Deßhalb haben die neueren Aſtronomen bergleichen 
ei —ã— AO gs dans ze — Herſchels 1.8.) 
enteleitop ge un o im Durchmeſſer; 3 
wiegt über 20 Ctnr. Es iſt von Lucian Bonaparte gekauft worben. 
r zu Lilienthal befitzt ebenfalls ein ſolches, wenn auch nicht ganz fo großes 
nent von befonberer Vortrefflichkeit; fo loͤſt es 5. B. die ganze Nilchſtraß⸗ 
e unzählbare Sternchen auf. Auch bat zu Ende bes vor. — gehe 
ein foldyes Inſtrument zu Stande gebracht, und darüber ( Beſchrelb. b. 
em. —* 26fuͤßigen Teleſkops“, Hamb. 1794) ein lehrreiches 
wen. Kerner iſt den Opiegeiteleftopen, bei weichen auf roſtfreie Spiegel 
infonmt, ein andrer Vortheil aus ber franz. Erfindung erwachſen, die 
ffige, von jenem Fehler des Roſtens aber auch ganz freie Platina zu Spies 
behandeln, und der parifer Optikus Garrochet hat davon die gluͤcklichſte 
ung auf das Teleſtop gemacht. Indeß hat andrerfelts bie Erfindung mb 
Iommmung dee achromatifchen (f. d.) Ferntoͤhre Gebrauch der 
teleſkope auch wieder vermindert, und das optiſche zu Bene 
wmern (ſ. d.) verficht die Sternwarten gegenwärtig mit fo ausg 

ken Inſtrumenten, daß fie die Entopteifcen ‚gem enubehuen. = — Ausfühe 
—** fi) uͤber Spiegelteleflope, und namentlich das. große Her⸗ 
, Bobes Aſtron Sahrb." für 1790. Die * ea alle Labeb. 
e, Im optifchen Abſchnitte, namentlich Gren’6 „Beumdr. d. Naturlehre 

„Halle 1820). (Vgl. Refractor.) | 
piel iſt Die freie und anflrengungslofe Befchäftigung des (Belftes ober des 
ohne ernften Zweck. Sein wahrer Zweck If alfo Erholung, Freude und 

me Unterhaltung. Körperliche Spiele finden et in der Ktibheit 
gend, In den gymnaſtiſchen Übungen und beider Jagd er Se 
4 au der Ausbilbung des Koͤrpers ib zur, Betrligung tn Cie 


JRR gejchicyt UIEO DEI DER YAZGTOLPIELEM I]. O.), OFTEN SEMIGER ge 
ale burch Zufalu iſt. Solche Gluͤckoſpiele erwecken bie niebrigften Ba 
Betz und Berſchwendung, Reid, führen leicht zu. Betrlgersien und und X 
beingen zuletzt Bm Dr Reue, Sorge und Verzweiflung. Da ſolche Spie 
des Nachts getrieben werben, .fo muß der Mangel an Schlaf das € 
beitragen, daß Hazarbfpieler elend werben an Körper umd Beift. € 
‘Ihre muntere Farbe, das Beficht wird bleich, gelb, ——* die RI 
rd e, bie Verdauung und Gmährung leidet; Die Arbeit er 
—— mit A. werben folge Individuen zänfifch, weihrrifch 
19 Bra Stodungen und organtfche Fehler in 
zehrung aus. — Ben bie Golgen bei Eipieern 
— * vorkommen, fo liegt ber Grund davon darin 
nicht Spiel, ſondern ein regelmaͤßiges Geſchaͤft, eine 
— 38 — pr Kartenfpiel. 
F ieß —* Heinich) Be der fruchtbarſten deutſchen 8 
—— bed vorigen Jahre, geb. 1} 
—— Safe m mar eine Belang Schauſpieler und flaxh als WBietiy 
tee auf dem Schloſſe Betdiekan in Böhmen am 17. 7. Kuguf 179. & 
Langeweile feines ——— —— daß er ale Meſſen 2, 
Wie. Büittergefchichten lleferte. Das erfle Gluͤck, aber auch ein en 
miachte &p. durch ſ. Schaufpiel em von Hoßmeihen“, tn welchen 
—— auf ie angenehmſte Weife flucht ımd weint, raſt umb fiel 
Blätter metobifch mit den Ketten Eilrrt, und einen Sanbgrafen, der 1 
bäte, mit den herrlichſten Scheltwoͤrtern belämpft. ine befonder 
Stuͤcks war ein Boͤſewicht, der 5 Acte lang feine eigne Biudlofigtekt m 
er endlich von allen übrigen Perfonen die gehörige Strafe leidet. An 
tigkeit ber Borgaͤnge ließ es Gp. in feinen Sleigelefenen Productga nicht 
rc und nach bemerkte man bie Dberfläihtiähtei und poetifche * 
RL 
der aß; en | 
> Überhaupt weit —— —— — 


san Rena auch chen. Wer fi 9 ſeines —C 


= 





—*5* 
das 


2* 


Spießglanz Spinett 495 


Ber fo ſehe firebte, und um deßwillen ex feine nicht geringen Anlagen verberb» 
pen ihn betragen? Es hat die Nachricht von feinem Tode mit der größten 
erde aufgenommen, leihtfinnig meinend, bie &telle werde gar bald wies 
einen nicht minder gewandten Sunftbewerber befegt werben. Sept find 
faſt vergeſſen, feeilidy aber hier ımd da um noch nichtigern Erfap. 
ießglanz, Spießglas, Antimon, ſſt ein Metall von zinn⸗ 
e, ſtarkem Glanze, kormigblätterigem ober flrahligem Bruche und 
em fpec. Gew. Es ift weicher als Wismuth, fehr wenig biegfam 
e nicht geſchmeidig, fondern fpröde. Es ſchmilzt etwas ſchwerer als Blei 
eſtͤchtigt fich in höherer Temperatur; hat babei die atmoſphaͤriſche Luft 
a fo verbrennt es mit biäulicher Flamme und vielem Rauche. Verbin⸗ 
des Antimons mit Sauerfloff kennt man bis jegt 4, die eine weiße, gelb» 
und gelbe Farbe haben und ſich nur ſchwer reduciren laſſen. Eine Schwe⸗ 
mbung des Antimons iſt u.d.N. rohes Spießglanz (antimenium 
bekannt, iſt leichtfläffiger, aber weniger fluͤchtig als das Metall, und 
Urkſten Hitze für ſich nicht, wol aber durch Eiſen, Kupfer und mehren. 
d zerſezbar. Wiewol mehre antimonhaltige Minerallen in ber Natur vor⸗ 
find, fo wird doch nur ber Antimonglanz zu Gute gemacht; bie übrigen 
ſche Seltenheitn. Der Antimonglanz ober dad Grau⸗ 
nzerzift eine Verbindung von Antimon und Schwefel, hat eine blei⸗ 
und findet fi in fpießigen Prismen und in flrahligen, faferigen 
ken Maſſen, am Harze, im Erzgebirge, in Ungarn, Frankreich ıc. Wenn 
KMinscuglank nicht in fo derben Maffen bricht, daß er durch die Handſchei⸗ 
ws Bang» und Gebirgsarten befreit werden kann, fo wird er bei großer 
durch Ausfaigerung geſchieden. Dieſe Operation wird theils in 2 
uber geſtellten Tiegeln, theils in dem vertieften Herde eines Flammen⸗ 
| mmen. lm das metallifihde Spießglanz barzuftellen, werben bie 
geröftet und mit Weinftein in Ziegen eingefchmolzen, ober bie um 
Erze werden gleichfalls in Ziegen mit dem halben Gewichte gluͤhenden 
den. Der wichtigfte Gebrauch des metalliſchen Antimons iſt der zu 
ern, welcher darauf beruht, daß er allen Metallen und folglid) 
Blei größere Härte und Sproͤdigkeit ertheilt. Auch iſt e6 ein Gemeng⸗ 
nügficher Compofitionm. | 
pillgelder (von Spill, welches Spindel, die Hauptbefchäftigung ber 
' amferer Vorfahren, bedeutet) heißen im beutfchen Meiche diejenigen Gel⸗ 
kee weiche die Eheweiber ganz allein und ohne Vorwiſſen ihre Mannes uns 
haft verfügen können. Die Römer kannten diefe Art von Privatvermös 
rauen niit; auch bei uns werden die Spillgelder nicht vorausgeſetzt, 
‚uaffen bedumgen werden; ausgenommen das Pathengeld der Frau, wel⸗ 
g Spiligeld gerechnet wird. — Spillmagen(f. Cognaten) im Gegen» 
s&öchwertmagen (S. Agnaten.) 
zpinell, ein Edeiftein, findet ſich in oktaẽdriſchen Kepftallen umd in Koͤr⸗ 
bat mufchligen Bruch, rothe, violette, blaue, grüne, gelbe und brau⸗ 
ve, Glasglanz, iſt durchſichtig, hart wie Topas, von 3. 5fachen ſpecif. 
nd beſteht aus Thon» und Talkerde. Er findet ſich auf Ceylon, in Pegu, 
n Beſuv und zu Aker in Schweden. — Die Juweliere benutzen nur bie 
fehr durchſichtigen Abänberungen, und unterfcheiben nad) den Farben den " 
on Mubinbalais, den hochrothen Rubinfpinell und ben blau⸗ 
m Almanbin, von welchen ber Rubinſpinell den meiſten und nicht felten 
mallch hohen Werth hat. 
;pinett (chiavicordium , epinette), ein mit Drahtfalten beyogennt Ar 
nment, win Meiner Fluͤgel von nicht vollen 4 Octanen in Born dinnd Va 




















406 Spinnen (Infekt) Spinnen 


lichen, an einem Ende ſchmal zugehenden Käftchens, in welchen bie Sa 
von dee rechten zur linken gezogen find, die Taſtatur aber an der gi 
liegt. Man nennt auch wol den Fluͤgel (f.d.) Spinett. Heutzul 
Spinett durch das Fortepiano verbrängt morben. I 
Spinnen find ein bekanntes Geſchlecht ungeflägelter Infekte 
über 100, an Beftalt und Größe fehr verfchiedene Gattungen begreift, 
Spinnen von ber Größe einer außgebreiteten Mannshand gibt, und wi 


die fo ktein find, bag man fie nur mit einem Vergrößerungsglafe entb 





Ihren Namen führen bie Spinnen von dem bewundernswuͤrdigen, ihr 
Kunfttriebe , feine Fäden zu einem kuͤnſtlichen Nege sufammenzumeb 
den inlaͤndiſchen Spinnen werden befonbers die größern Gattungen von 
ſten Menſchen, jedoch mit Unrecht, als giftig gefürchtet; ja ehedem hi 
fogar für verlarute boͤſe Geiſter, und noch jegt halten Einifältige das Er 
ner Spinne für Üble Vorbedeutung. Übrigens iſt es außer Zweifel, di 
mern Ländern ber Biß einer Spinne, 5. B. der Zarantel in Stalin 
‚mehr von der Orange » ober Euraffaofpinne in Südamerika, fehr gefi 
felbft töbelid, werben kann. Ungeachtet ihrer ſcheuen, furchtfamen Ne 
- fi die Spinnen leicht zaͤhmen, wovon man auffallende Beiſpiele hat 
Gabe der Spinnen, das Wetter vorzuempfinden, f. Arachnologle. 
Spinnen heißt in ber eigentlihen Bedeutung, einen flodigı 
einem Faden zufammendrehen; nur umeigentlid, wird es von a. Ste 
die nicht flodig find, fich aber auch zu einem Faden drehen laffen, wie ı 
talle, Glas u. ſ.w. Das Spinnen geſchieht entweber mittelft eine® Nabel 
indel, unmittelbar durch Menfcyenhand ober mittelfl eigner Maſchine 
woͤhnliche Spinnrab zum Flachsfpinnen foll von einem Steinmes, J 
Wolfenbüttel 1530 erfunden fein. Die Spindel, deren Erfindung 
böchfte Alterthum verliert, wird im Ganzen dem Rabe vorgezogen , de 
feinen, gefhmeidigern und lodern Faden liefert, der fidy beffer Bi 
färben laͤßt. Das Mafchinenwefen bat bei aller f. Vervolllommmung } 
und Gleichheit der Faͤden nicht zu erreichen vermocht, weldye die Hindi 
wahrſcheinlich ſchon feit mehren 1000 Jahren in ihrem jetzigen große 
beftehenden zahlreichen Baummollenwebereien auf ber einfachen Spinde 


Spinnmafchinen 497 


In Ackwright'e Spinnrahmen angebracht iſt, findet fich an der vor einigen 
Is England erfunbenen , unter der Benennung: the throstle (bie Dro⸗ 
Basınten Gpiunmafdyine, worin zwar Arkwright's Erfindung an umb für 
‚aımverändert beibehalten, die Vorrichtung, welche ihn in Bewegung ſetzt, 
geftalt vereinfacht iſt, daß die Schnelligkeit leichter gefleigert, und die 
umb Beſchaffenheit der Fäden mit mindern Koften verändert werben ann. 
enny⸗Maſchinen.) 1775 vollendete Samuel Crompton aus Bolton 
nbeng einer Maſchine, bie den Namen mule jenny erhielt, und zwar bei 
nicht gleichzeitig fo viel Geſpinnſt liefert als Arkwright's Spinnrahmen, 
gen den Vortheil hat, daß bie allerfeinften Faͤden, welche den Ruck ber 
des Spimnrahmens, wenn er das Garn auf die Spulm wickelt, nicht 
se Lönnen, unverfehrt bleiben. Daher gelang es aud) 1792 einem gewiſ⸗ 
sathan Pollard aus Mancheſter, auf ber mule jenny, aus Baummolle 
Inſel Tabago, einen Kaden von 278 Gebinden aufs Pfund zu fpinnen, 
das Pfund zu 20 Guineen an die Muslinfabrikanten zu Glasgow ver 
med. Die mule jenny war eine Zufammenfegung von Arkwright's Spinn⸗ 
und Hargreave's spianing jenny, und ward urſpruͤnglich durch des Spin» 
mb in Bewegung gefsgt; allein Wiliam Kelly aus Glasgow erfand 1792 
Bechanismus , wodurch ein Srauenzimmer oder ein Kind 2 Maſchinen bies 
„ aufamımen von 600 — 800 Spindeln, in Bewegung fegen konnte. "In 
man, daß vor der Vollendung bes Gefpinnftes eine befondere Mittels 
naͤmlich die des Ausdehnens oder Reden (stretching) der Fäden, bie 

vervolltommne. Dieſes gefchieht auf einer beſonders dazu eingerichtes 
B jenny dergeftalt, daß ber Faden nur wenig gedreht wird, damit die Aus» 
Bmöglich bleibe und das Abreißen verhindert werde. Außer diefen Haupt⸗ 
zungen ber Spinnmafchinen haben allmälig fo große Vervolllommnungen 
ügelnen Theile flattgefunden, daß das Erzeugniß derſelben verdoppelt, und 
Der Preiß des Garns in folgenden erſtaunenswerthen Verhältniffen gefals 
Es betrug naͤmlich der gewoͤhnliche Preis fuͤr die im Handel mit Nr. 100 
Sorte: 1786 — 38 Scillinge, 1788 — 35 Schill, 1789 — 34 
790 — 30 Schill., 1791 — 29 Schi. 9 Pence, 1792 — 16 Schill. 
— 10 Stift. 11 Pence, 1801 — 8 Schill. 9 Pence, 1804 —7 Schill. 
:smd 1807 — 6 Schill. 9 Pence. Seit diefer Zeit ift er fogar bis auf £ 
Mence, mithin in 33 Jahren beinahe um „°& gefallen. Zugleich aber hat 
Sams fo fehr zugenommen , daß die Weiber in ben nämlichen Ars 
beinah ebenfo viel verdienen koͤnnen als vor 25 Jahren, obgleich 
m fett jener Zeit um ein Viertheil gemindert iſt. In Frankreich warb bie 
Hunmafchine 1787 vom Den. v. Calonne eingeführt und in den Fabriken 
gen, Paris, Lille, St.» Quentin, Amiens, Louviers und Montpellier 
Bit dem größten Nugen in Anwendung gebradyt. Auch hier zeigte ein 
we geringern Volksclaſſen anfangs feindfelige Gefinnungen gegen biefe Er» 
x Sans aber fehr bald zu befferer Überzeugung. Großer, durch Waſſer 
dupfe getriebener Spinnereien gibt es in Frankreich wenig ; bie meiften 
Dee) Menſchenhaͤnde oder durch Pferde in Bewegung gefett. Doch find 
» serie betzächtliche , durch Dampfmafchinen getriebene Spinnereien bafelbft 
e In der Schweiz ward die erſte Spinnmaſchine 1798 zu St.⸗Gallen 
Exemb durch ein Waſſermuͤhlenwerk getrieben ; bisbahin ward alle® Geſpinnſt 
in Lande auf einfädigen, gewöhnlichen Spinnräbern verfertigt, was auch 
we mit 4 des dortigen Garnerzeugniſſes der Fall iſt. Die feinften Sattum> 
w Re. SO werden zur Verarbeitung auf den ſchweizeriſchen Manufacturen 
wngland ringeführt. Außer mehren, durch Waſſer getriebenen, großen 
mafcyinen, rechnet man in ber Schweiz etwa 1200 Kleinere von ter Sn 
ser. Gicbente Aufi. Mb. X, 32 























498 | E:pinola 


tung der englifchen mule jenuies, vertheilt in Winterthur uumb beffen | 
in der Stadt und dem Canton Zürich, in St.⸗Gallen, Appenzell, Aa 
gau, Genfund St.⸗Blaſius, unweit Bafel. Jede diefer duch M 
in Bewegung gefegten Mafchinen enthält im Durchſchnitt 216 Sp 
Deutſchland zeichnen fi die oͤſtr. Staaten duch ausgebreitete Ep 
In den Umgebungen von Wien gibt e6 viele große, durch Waſſer getzli 
maſchinen, die dort gänzlich von den Webereien getrennt gehalten wı 
große Anzahl kleinerer Spinnmaſchinen und eine nody bedeutender 
einzelner Handſpinner wird durch bie großen Baumwollenmanufactr 
Auttenberg, Lettowitz, Graͤtz, Kettenbof und Ebersdorf, welche 
nommen mit den uͤbrigen Fabriken dieſer Claſſe in ben oͤſtr. Stasi 
Menſchen beſchaͤftigen, in Bewegung geſetzt. In Sachſen ward 
bedeutenden, ohne Erfolg gebliebenen Verſuchen bie erſte Spinnmafd 
Gebruͤdern Bernard zu Chemnig mit Hülfe eines engliſchen Mecyanil 
Ihnen folgten bald mehre ; allein das Sinken der Preife, in Folge dei 
große Erzeugniffes, hinderte ihren Erfolg, und es bäuften ſich bei den U 
Vorraͤthe unverkäuflihen Garns, welches fie erſt während ber WBicd 
1804 u. ter Befegung des Handverifchen durch franz. Truppen abfegen! 
poleons Gontinentalfpfiem gab ben deutfchen Spinnereien neues Leben, 
ge der Verbündeten 1813 das Land aufs neue ben Ausländern Öffnet 
telft ward in Deutfchland während diefer Periode das Mafchinenwei 
lich die Spinnerei, ſehr verbeffert und vervielfältigt , und da in & 
beits lohn durchgängig ſehr niedrig ift, fo behaupten die dortigen Fab 
ohne Grund, daß ihre Spinnereien es volllommen mit bem englifdn 
Zönnten, wenn biefe e® ihnen nicht an geößerm Capitalverlag und a 
des Anfchaffung bes rohen Stoffes zuvorthäten. Die fächfifchen Spi 
arbeiten ſmyrnaiſche Baummolle zu Bamforten von Nr. 16 bis 40; 
ter Baummolle von Neuorleans und Pernambuc, gemifcht mit fnsyeı 
ın der Regel nicht feiner als bie zu Mr. 56. Faſt alle feinem Ga 
ven aus England eingeführt. Im Preußifchen werden die Baum 
veien von der Megierung ſehr befördert. Die ruffifche Megierung hat 
ften eine große Spinnmaſchine in Petersburg anlegen laffen; auf ber 
bort_aleichfalld bin unb wieber Ba le veriponnen, Doch fi 


mm ponmen 








Spinola 499 
mehmungen fcheiterten, wenn e® an Gelb gebrach, den Erfolg, ber ihn 
ner Zeit fo berühmte machte. Wenn im ganzen fpankfchen Heere Meus 
und Aufruhr wuͤthete, fo waren feine 9000 Wallonen Muſter des Gehor⸗ 
und der Ordnung. Auch teng dies vornehmlich dazu bei, daß der Erzheriog 

von O ftreich den Philipp II. zum Statthalter der mehr als halb verlore: 
derlante ernannte, imd Ihm dem Wefig derfeiben mit f. Tochter Ifabelle 
kete (1598 Eurz vor ſ. Tode), die ſchon felt Länger ald Jahren belagerte Fe⸗ 
Dftende ihm einzunehmen auftrug. So lange hatte Albrecht von Oſtreich 
bavor gelzgen, daß er derzweifelte, feinen Zweck zu erreichen. Sp. war, 
Zweifel durch die Treue feiner Truppen unterftütt, gluͤcklicher Es fiel (1604) 
. 3 Jahre 2 Monate war e8 Im Stande geweſen, fich zw vertheidigen. 
Beetahaufen nahm es &p. ein, allein f. Ruhm ertönte durch gang Eurcpa, 
FR dieſe Belagerimg unverwandten Bilckes gefchaut hatte. 100,000 M. 
vor den Wällen dieſer Seeſtadt gefallen. Sp. eilte nach Madrid, dem 
Philipp III. Bericht von dem Zuſtande des Heeres abzuftitten und brach⸗ 
mit, den Unordnungen deſſelben zu fleueen. Er ward zum Obere 
ber aller fpanifchen und ital. Truppen ernannt, bie in den Miederlanden 
Auf der Ruͤckreiſe nad) biefen hatte er in Paris eine Unterredung mit 
IV., der ihn über den Plan sum naͤchſten Feldiuge ausfragte. Sp. fagte 
Hüdhalt Alles, was er nur zu wiffen wuͤnſchen konnte, allein Heinxrich 
fo wenig, daß er, gerade das Gegenthe'l vermuthend, biefes dem Prin⸗ 
von Oranien meldete. Bald ſah Heinrich und Morig, mie fie fid) auf 
Beide getäufcht hatten. „Andre betrügen ihre Feinde“, rief Heinrich, 
Lügen fagen! Sp. hintergeht fie dich Wahrheit !" Als Morig f. Gegner 
hatte, hielt er ihn allerdings von fernern Fortfchritten ab, konnte aber 
entfcheidenden Vortheil übrr ihn erlangen. Bon beiden Feldherrn wur⸗ 
> Selen Feſtungen, das von Canaͤlen durdhichnittene Terrain meifterhaft be» 
Minauder wechfelöweife In Schach zu halten. Weide lernten fich gegenfeitig 
Endlich bewirkte eine entſcheidende Seeſchlacht in Gibraltars Mähe, wo 
ſpaniſche Flotte durch den hollaͤnd. Admiral Heemskerk zu Grunde ging 
daß der madrider Hof zu einem Waffenſtillſtande bie Hand bot, den Sp. 
auf 62 Fahre im Haag abſchloß (1609). 1621 ging derfelbezu Ende. . 
Über bie juͤlich⸗ kleveſche Erbſchaft (f. Ligue) hatte die nahgelegmen 
Dartei zu nehmen verleitet. Dee Haß gegen Proteftantismus, bie 
ing mit dem öfter. Haufe, die Hoffnung, jept bie Holländer unterdruͤcken 
a, beftinmten Spanien fogleidy wieder den Krieg zu beginnen, und fo 
Sp. ſich von 1621 an mit dem raͤnkevollen Doris von Dranien aufs 
‚ nachdem er ſchon 1620 bei Mainz Über den Rhein gegangen unb 
u: Grid) Landes nach Holland zu für das Kaiſerhaus wie im Fluge er- 
. Das Gluͤck war für diesmal Spanien holder. Kleve, bie fo bebeus 
Wende in dieſem Echfolgeftreite, fiel in Sp.’s Hände. Selbſt Breda ward 
R Hingefchloffen und Moritz ſtarb unter den Anſtrengungen, ihn zur Aufhe⸗ 
WWBelagerung zu zwingen. Sp. war durch dir fumpfige Luft ebenfalls ber , 
frant᷑ geworben. Enblich fah er dem nahen Falle derFeſtung entgegen und 
ner AOomonatl. Belagerung öffneten fich (Mai 1625) die Thore. Seine Umge⸗ 
Y hatten auf umbedingte Übergabe getrungen. Ep. gewährte der tapfern 
mag die vortheifhäftefte; frei zog fie nach der nächften Feſtung ab, von feinen 
begräßt ; für. Kranke und Verwundete trug er ebelmüthig Sorge. Es war 
\deofe Waffenthat. Seine Geſundheit nöthigteikn, ben Befehl niederzu⸗ 
Bwar trat er noch ein Mal 1630 In Italien auf, wo er die Feſte Cafale 
yivellte. Die Dinderniffe indeflen, bie er von Madrid aus erfahren mußte, 
dia hm fo viel Verbin, bag er bei f. ohnedies zerchtteten Kbryre nody io, 
52 * 

























. 





500 Spinoza 


naͤmlichen Sabre farb. Zu fruͤh für Spaniens Waffen, die nad € 
mit jebem Tage unglüdlicher kämpften, nicht zu früh für f. Ruhm, 
der größten Höhe ſtand, und bei dem Auftreten Guſtav Adolfs vi 
der Tilly's zu Brunde gegangen wäre. Mori, f. Gegner, faft vom ı 
blicke an, two Feinde auftraten, gab ihm das Zeugniß, er fei der zw 
rer f. Zeit. Welchen Doris für den erſten hielt? Wahrſcheinlich 
In Betreff der pünktlichen Bezahlung der Krieger druͤckte ſich Sp. ne 
vor f. Tode fehr Eräftig aus. Als er von Richelleu über die Belager 
chelle befragt wurde, meinte er nämlich: „ &Schlieft den Hafen und — 
auf‘. So hatte ex ja Oſtende erobert ! 

Spinoza (Barud, oder wie ex ſ. Vornamen Überfegte, Bi 
1632 zu Amſterdam aus einer portug. Judenfamille, zeigte ſchon fr 
gen Verftand und freien Geift, welchen der mangelhafte Unterricht m 
verfchloß fich, da ihm f. Rabbinen nicht genuͤgten, ſchon fruͤh in fich fi 
ner Sorfchung vertrauend. Geine natürliche Gutmuͤthigkeit Eonnte 
dringliche nicht zuruͤckweiſen, die, nachdem fie ſ. Denkart erfpäht, if 
und bei der Synagoge verklagten. Die Ruhe und Selaffenbeit, womit 
Androhungen einerfeite, und feigen Beguͤtigungs⸗ und WBelehrunge 
drerfeits die Anklage zuruͤckwies, hatte endlich doch Nichte zur Folg 
Bannfluch über ihn gefprochen ward. Gleichmuͤthig nahm er ihn ı 
ſich aber dennoch zu Peiner pofitiven Religion, fo viel er auch Einl 
batte; wie man demn namentlich einen Brief eines gewiſſen Alb. B 
Brieffammlung findet, ber ihn zum Katholiken machen wollte, aber 
ſchiedene und gehaltene Beantwortung fand. Nach jenem Ereigniß | 
einem bolländ. Arzt, van ben Ende, Griech. und Lat., verliebte fich h 
ter, blieb aber, überboten von einem gewiffen Kerkering, ledig. Die 
gungen gegen Sp. dauerten fort und gingen bis zum verſuchten Deu: 
er aber gluͤcklich entging. Er forfchte indeg immer weiter, anfangs nc 
wie feine „Principien der Carteſiſchen Philoſephie“ bezeugen (f. au 
„Über den Zuſammenhang des Spinozismus mit der Gartefifchen 
Züb. 1816, und Nitter: „Über den Einflufi der Philofophie des Ca 
1816), und lernte, um ſich Etwas gu verbienen, Glasfchleifen. 


5 
[ELLE I Tat 























Spinoza 501 


n hatten. Der Kurfaͤrſt von ber Pfalz wollte ihn als Lehrer der Philo⸗ 
it voller Lehrfreiheit in Heidelberg anftellen; aber Sp. fchlug es aus. Über 
mg war er ſchwindſuͤchtig und auch darum hoͤchſt mäßig, aber vielleicht 
wech die acht f. Elaren Geiſtes als durch die Wohlthaͤtigkeit ber Natur 
fe Art Kranken, ruhig und getroft. Er ſtarb 1677. Sein Leben iſt von 
‚„ befonders von Diez (Deffau 1783) und Philipfon (Braunſchw. 17790) 
en worden. Seine in lat. Sprache abgefaßten Schriften find: 1) die Prin⸗ 
Gartefifchen Philoſophie, nebft Anhang metaphyſiſcher Gedanken (Anıft. 
.)5 2) Xheologifchspolitifche Abhandlung, worin gezeigt wird, daß Denk: 
ucht nur ohne Nachtheil der Frömmigkeit und des Staatsfriedens gedul⸗ 
bern nur mit Staatöfrieden und Froͤmmigkeit aufgehoben werden koͤnne 
4.); 3) Nadgelaffene Werke (Amft. 1677, 4.), nämlidh: a) die Echt, 
Ich. erwieſen; b) eine politifcdhe Abhandlung ; e) ein umvollendetes Wert 
Berichtigung des Verflandes; d) eine amvollendete hebr. Grammatik und 
e. 9. €. ©. Paulus hat diefe Werke des &p. (Jena 1802 — 3) in 
herausgegeben. — Der Name Spinoza war bis vor nicht gar langer Zeit 
berüchtigt, daß Spinozift umd Acheift für gleichbedeutend galten: man 
ſich der SacobisLeffing- Mendelsfohn’fchen Eroͤrterungen. Überfchaut man 
nörderft nur fein Leben, fo ift auffallend, und mit feinem Wiffen wie aus 
e, des Mannes heitere, einfache, folgebeftändige Geiſteskraft und Ge⸗ 
dern das verliehene Kraftmaß gönnt und nur auf Bott hinweiſt. Nach 
hat fein Geiſt eine unerbittliche wiffenfchaftlihe Steenge, Beharrlichkeit 
hherheit, einen unermüblichen Drang hinweg über das Beſchraͤnkte und 
nach dem Unendlichen, fobag man das Allgemeine der Vernunft Eräftig 
w fieht, das freie Verknuͤpfungs⸗ umd Dervorbringungevermögen aber 
ben. Was feine Wiffenfchaft anlangt, fo halten wir uns, da fie befon- 
am volftändigften in f. „Ethik niedergelegt iſt, einzig an diefe, ohne bie 
Erkiärungsmittel, beſonders die Briefe, zu vernachläffigen. Diefe Ethik 
me 5 Theilen: 1) von Bott, 2) von der Ratur und dem Urfprunge des 
3) von Urfprung und Natur ber Affectm, 4) von der menſchlichen 
haft oder der Macht der Leidenſchaften, 5) von der Macht des Verflandes 
"er mienfchlichen Freiheit. Jenen alten Zwieſpalt und Widerſpruch uns 
tue im Sehnen, Wollen und Sollen, und wiederum Nichtwollen, welcher 
sd Aufgabe aller philof. Forſchungen iſt, fühlte &p. ganz klar und ebenfo 
nothwendige Befreiung von demfelben; und f. flolgen, räftigen Geifte 
zu, den Geift In, mit und durch das Erkennen zum Verſoͤhner und Arzt 
lbſt zu machen. Es drängte ihn, fich in eine Welt zu erheben, wo diefer 
t ausgeglichen und aufgehoben, welcher gleichfam diefer veranfchaulichte 
virklichte Drang felbft und zugleich unverruͤckbare Grundlage alles Fort 
I im Denken war. Diefe Welt num war ihm die Urfubftanz, als die 
‚ in welcher alle Gegenfäge des endlichen Bewußtſeins verfchwinden, und 
mte ex Gott. Er verftand unter diefer Subſtanz, was in ſich iſt und durch 
fffen wird, ober defien Begriff nicht den Begriff eines andern Dinges be: 
Yefe Subſtanz hat Attribute (d. i. was der Verſtand als ihr Weſen Aus: 
es gewahrt), und Modos oder Affectionen, d. i. was in einem Andern iſt, 
es auch begriffen wird. Diefe Attribute find unenbliches Denken und un» 
Ausdehnung (Bott ift ein denkendes und ein ausgedehnte Sein), welche 
ſich die Eine, nur bald unter diefem, bald unter jenem Attribut begriffene 
u find. Die Subſtanz aber iſt, Iaut ihres Begriffes, Eine; zu ihrem 
hört das Dafein. Sie ift ferner nothwendig unendlich, umtheilbar, Eine 
, wirkt alfo nad) notwendigen Gefegen ihrer Natur, hat daher, weil fe 
dfich, aber durch Nichts außer Ihr beftimmbar und beftimrat IR, Leimen 





502 Spinoza 


Verſtand, noch Willen, noch Zweck, und iſt bie inwohnende, bleibenbe I 
Dinge. Die beſondern Dinge find nur Affectienen ober Modi, mei 
Wefen auf gewiſſe und beflimmte Weiſe ausdruͤcken, — Kraftäufernyg 
iſt alſo eine am ſich geſchloſſene, ſich ſelbſt tragende Welt des Unendlich 
Wirkliches aufgefaßt, außer welcher Nichts fein kann und welche ſelbſi 
Auf dieſen unerſchuͤtterlichen, ſtarren Grund feiner Erkenntniß iſt num a 
die Lehre vom Geiſt. Leib iſt nur eine Weiſe, Gottes Weſen als au 
Sein zu betrachten oder auf geroiffe und beflimmte Art auszudrüden. € 
in Gott einen Begriff feine® Weſens und alles aus demfelben Folgende 
türlich Einer ift wie Er felbft. Begriffeverkettung ift biefelbe wie Dinge 
Der Menfchengeift ift ein Theil des unendlichen Verflande® Gottes. 2 
fland ſeines Begriffes ift Körper in obigem Sinne. Körper unterfchrl 
duch Bewegung und Ruhe, Gefchwindigkeit oder Langſamkeit. De 
kennt den Körper nur durch die Affectionen des legtern Aber bie bloß au 
bezogenen Begriffe ber Affectionen des Menſchenkoͤrpers find verworren 
gemeffen ; alle Ideen aber, auf Gott bezogen, find wahr, abfolut, angen 
kommen. Der Geift bat alfo eine falfche, unvollſtaͤndige, und eine wahr 
dige Erkenntniß. Die falfche, der Wahn, die Einbildung, iſt die auß ei 
ftanbiofen Dingen und Zeichen entflandene; die wahre anfchaulide 
erkenntniß betrachtet die Dinge als nothwendig und ewig, führt alfo d 
niß bes unendlichen, ewigen Gottes mit fih. Mach diefer Anfiche iſt de 
nediveg® frei und felbflandig, fondern durch eine nothwendige Kette ve 
beftimmt, und Wille und Verſtand find wiederum Eins wie im emi 
Wiefern nun der Grift das Wahre begreift, handelt er, iſt er thätig; ı 
Unwahre, iſt ge ımthätig, leidend. Er ſtrebt aber, ſich in feinem Gein ( 
erhalten, in ihm zu beharren. Auf den Geift bezogen, ift dies Wilke; 
und Leib aber Trieb. Was ihn hebt, biefe Kraft erhöht, freut Ihn; m 
derdruͤckt, macht ihn traurig. Affect alfo iſt ein verworrener Begriff 

erhaltung oder Lebenskraft. Diefe aber wird von dußern Dingen überm! 
der Menfch ift ein Theil der Natur. Gut und Böfe find alfo blofa 
chung der Dinge unter einander, als ber Lebenskraft foͤrderlicher oder u 
entftanbene Scheinbrgriffe. Die wahre Zugend aber und bie hoͤchſte, bie 


Spirallinie 808 


—* *5* Ruͤckſicht auf das Individuelle und den Charakter, bie 
bes Ideals vom allgemeinen Begriff und Imedbegriff, den er fonft 
„ſo bat es doch eine wiſſenſchaftliche Reinheit, Strenge und Gediegen- 
Ds in der Methode eine fo treffende, wenn auch herbe, Gedrängtheit, Buͤn⸗ 
d Folgebeſtaͤndigkeit, ein bei fleter Rüdweifung auf die Grundanſchauung 
e das Gleichgewicht haltendes Verbinden und Aufläfen (wie dies befon- 
BD dor dieſen Syſtem nicht unweſentlichen Polemik fich darſtellt), dag Jacobi 
Den konnte, daß jedes Syſtem, welches fo confequent feh, rwie daB Spinoza'⸗ 
kg: deanfolden Mefultate führe. Einmal aber jene ſpeculative Entfeelung ober 
Gottes von Perfönlichkeit, wovon er ausgeht, zugegeben, führt er an 
den zu dem Höchflen, was innerhalb der Speculation erreichbar iſt; 
der intelectuellen Liebe zu Bott, worin er Alles, wenn auch weniger 
ſchmelit als erſtarren läßt, iſt wie ber leute Lebensblitz eines Sterben: 
.©p. nach biefem * Syſtem über Offenbarung und namentlich uͤber 
hum urtheilen mußte, läßt ſich leicht von einem aufmerkſamen Leſer er⸗ 
d iſt in ſ. theologiſch⸗philofophiſchen Tractat zu leſen, deſſen Geiſt ſich 
5 Stelle ber Vorrede ergibt: „Da ich alfo in meinem Gemuͤthe dies 
T af nämlich, das Licht der Natur nicht nur verachtet, fondern von Vielen 
” bet Gottheit vertammt, —— Erdichtungen dagegen fuͤr goͤttliche 
wurden, Leichtglaͤubigkeit fuͤr Glauben gelte und die Streitig⸗ 
RPHilofophie in Kirche und Staat mit großer Heftigkeit gefuͤhrt werben, 
Ber der wildefte Daß ımd Zwiefpalt, der bie Menfchen fo leicht zum Auf: 
t, und vieles Anbre, was hier herzusählen zu lang wäre, entſtehen ſah, 
ich ernſtüch, die Schrift aufs neue mit ganzer freier Seele zu prüfen 
6 von ihr zu behaupten, Nichts als ihre Lehre gelten zu laffen, was fie 
Mar Lehrte". Daher ift auch dies fein Werk, mehr als man vielleicht 
der Sober der Aufklärer der legten Hälfte des vor. Jahrh., und Diele find 
ab, was fie heimlich von ihm entlehnt, 3. B. die tafchenfpielerifche, hiſto⸗ 
Alegung, berühmt geworden, nachdem er von feiner Zeit verbammt wor: 
6, nachdem ber menſchliche Geiſt das Gebiet der Speculation faft ausge⸗ 
Bat, nachdem das Urtheil gefallen zu fein fheint, daß auch das geiftreichfte 
bel noch kein Leben ift, fonbern ein ewiges Sein und Leben und Weben. 
Gott voraußfegt, wohin ber Menſch aus eigner, irdiſcher Kraft nicht ges 
a — ein bedeutender, wenn auch theuer erfaufter Gewinn der Specu⸗ 
* wid auch das Urtheil über &p. umbefangener und geläuterter; er wird 
mt und gerichtet werden; man wird immer mehr bie Kühnbeit, 
* Rüftigfeie des Geiſtes bewundern und anerfennen, daß bie Spinoza'⸗ 
Ban bie Idee Goltes nicht erfchöpft und baß bie freie Individualitaͤt in 
Be noch nicht anerkannt worden iſt. (S. über Sp.'s Syſtem auch Jacobi, 
abe Eehre des Spinoza, in Briefen an Mendelsfohn“ (Bert. 1785,:2. Aufl. 
> Defim „Sämmtt. Schriften” (4. Bd., 1. Abth.); Moſes Menbelt: 
—— —— — (Berl., 2. Aufl. 1786) und „An bie Freunde Leſſing's, 
g zu Jacobi's Briefmechfel” (Berl. 1786); ferner: „Natur und Gott 
“von ©. K. Heydenreich (Lpz. 1789), nebſt deſſen „Animadver- 
Bin Mosis Mendelii filii refutationem ete.“ (Eb. 1786); ferner „„Sott". 
 Sefpräche von Herder (Gotha 1787). Endlich vgl. auch Franke, „ber 
Schickſale des Spinozism und feinen Einfluß auf die Philofophie über 
1812). 


m. 
Fairaitinie Die höhere Geometrie betrachtet gewoͤhnlich 2 Linien 
Die logarithmifche und die Spirallinie des Archimedes (ſ. d.); bier 




























Reg von bee befanntern letztern bie Rede fein. Sie entficht, wenn der Mittel: 
Nages Kreiſes dergeſtalt gieichfoͤrmig auf dem indeß die Peeipherie cheekule 





504 Spiritualen Spittler 


gleichförmig ducchlaufenden Mabius fortrüdt, daß er nach Vollendung 
den Umlaufs mit dem entfprechenden Umfangspunkte zuſammenfaͤnt 
verlängerten Mabins kann man fich diefe Bewegung fortgefegt denken 
Gpirale geht denmach aus dem Kreismittelpunkte heraus und entfer 
demſelben in umumterbrochenen Schraubengängen. Die Spiralfeber ein 
uhr mag einen Begriff davon geben. Ihre Theorie findet man im 4 
Klöge 6 „Math. Wörterb.” (Epz. 1823). S. auch darüber „De Hi 
bus“, verfaßt von Hausmann (%p;. 1790, 4). 

Spiritualen heißen die befondern Auffeher über bie From 
die Sitten ber Zöglinge in den Priefterfeminarien der kath. Wifchöfe, 
Andachtsuͤbungen in dieſen Anftalten leiten. Auch eine Partei unter | 
ciscanern (f. d.) nannte ſich Spiritualen. 

Spiritualismus iſt die phllofophifche Hppothefe, bag 1)‘ 
2) daß das Körperliche aus dem Geiſte hervorgehe und aus ihm zu ı 
3) daß die menſchliche Seele insbefondere (pſychologiſcher Spirktualis: 
Materie entgegenfegt, ober b) die koͤrperlichen Erfcheinungen aus ber € 
bar feien. Der Spiritualismus iſt bem Materialismus entgegengefei 
daher aud) Immaterialismus genannt werden. (S. Materie.) Ei 
ſtiſches Syſtem war das des Gartefius. 

Spittler (Ludwig Timotheus, Freiherr v.), ein beruͤhmte 
fchreiber, geb. zu Stuttgart 1752, feit 1806 ©. wärtemb. DRinifter, 3 
Dberftubiendirection, Curator der Univerſitaͤt Näbingen und Großk 
vllverdienſtordens. Er widmete fi) anfangs ber Theologie und ftudi 
fluttgarter Gymnaſium. Hier erwarb er ſich eine fo vertraute Bekan 
den roͤmiſchen und griech. Claſſikern, daß man ihn ſchon damals unter 
: Teen auszeichnete. Der Diftoriter Volz, der Vorfteher des Gynmaſiun 
ger Sammler und kritiſcher Forſcher in der vaterländifchen Geſchichte, 
bild in den biftorifchen Stublen. Schon im 16. J. ercerpirte Sp. $ı 
bemühte ſich um kritiſche Entdedungen. Dabei richtete ſich f. Scharf 
lich auf das Politifche und Praktiſche. Auch wandte er viel Fleiß au 
fche, beſonders logifche Studien. Späterhin überwog f. Forſchungstri 
dungskraft und f. Gefühl; der unruhige Trieb zum Praktiſchen geftatt 


Spigbergen 505 


uxte ſich. Sp. bachte ebel, gut und groß; er Hebte nicht ſich, ſondern f. Va⸗ 
. Bram Über die Taͤuſchung ſ. Hoffnungen untergrub ſ. Geſundheit und 
migte ſ. Tod 1810. Seine Hauptwerke find: „Grundriß ber Geſchichte 
BEL. Kirche“, ſ. „Geſch. Würtembergs unter den Grafen und Herzogen“ 
1782), welcher bie pragmatiſchen Hauptpunkte in ein lichtvolles Ganze 
be und freimuͤthig darſtellt; die, Geſch. Wuͤrtembergs“ (Goͤtt. 1783); die 
x bes Fruͤrſtenth. Hanover” (1786) und der „Entwurf der Geſchichte ber 
Staaten" (1793, 2. A., fortgef. von Sartorius 1807), bie fämmtlich ben 
ben Buck und den praktiſchen Geiſt ihres VfB. beurkunden. Er hebt darin 
dweiſe aus, was die Eutwickelung der Berfaflung und den Beift der Ver⸗ 
g bezeichnet. Doc, über die publiciſtiſche Anficht vergißt er, den Nationals 
1, das Volkeoleben in f. Wechſelwirkung mit dem Staate barzuftellm. Dabei 
riftlicher Vortrag oft nur rhapſodiſch und anbeutend. Ihm mangelt bier 
Milacheit, öfter Fülle und Empfindung. Aber groß iſt f. kritiſche Vorſicht 
Entwurf der Geſch. der europ. Staaten” ift ein Meiſterwerk an Über⸗ 
hg und Dervorhebung der Standpunkte (3. A., fortgef. von Sartorius, 
Außerdem befigen wir von ihm bie „Geſch. der daͤniſchen Revolution 
(1796) und viele Abhandl. im „Sött. hiſtoriſchen Magazin”, das er mit 
08 herausgab. In allen [. Werken ficht man den Gelehrten, dem kein 
== ganz fremd war, und in Allem muß ber fachkundige Beurtheis 













Mandige Auswahl des Stoffes und bie fefte Enthaltfamkeit, womit er fich 
beſchraͤnkte, bewimdern. Gewandthelt, Schnelligkeit des. Überblicks, 
gkeit mit Kürze und eine Fülle von neuen Belehrungen zeichnen feine 

aus. Tiefgefchöpfte und finnvolle pragmatifche Bemerkungen werben 
ung verflodhten; oft legt ſchon im Einem Worte oder Einer Wen⸗ 

tiefe Bedeutung. Nie wird geſchildert; es find bie Gegenflänbe ſelbſt, 
anſprechen. Ein genrüthlicher und Eräftiger Ton regt den Empfäng- 

ig an, obwol die Spradye manchmal rauh und der Styl nicht ohne 
ten if. &p.’s ſchriftſtelleriſche Thaͤtigkeit enbigte mit f. Abgange 
en; in f. neuen Poften als Curator der Univerfität Tübingen und 
der Oberfiudiendirection that er zwar Manches für wahre Aufklärung 
g nüslicher Kenntnifſe; allein auch hier fühlte ex fich gelaͤhmt, und 

fein beſtes Verdienſt beſtehe im Verhütung des Übers. Man leſe Aber 

(vor Spittler’6 „‚Riechengefch."‘, 1812), Heeren und Hugo (Berl. 1812) 

oltmann in den „Zeitgenoffen”‘ (Ne. VI). Geine fämmtlichen Wer: 

8. von K. Wächter, erfchienen 1827 fg. zu Stuttgart. 

pit bergen (Oftgrönland), das nörblichfte Land der Erde, welches 

hnlich zu Amerika rechnet, wurde 1553 von dem Briten Willoughby 

(25.— 45.° 2. und 77.— 827 N. Br). Es beſteht aus einer gro> 

ei und umsähligen Beinen ; f. Namen bat es von den fpigigen Bergen und 

rwomit es bedeckt iſt. Im Winter iſt diefe Gegend völlig unwirthlich, weil 

Inge mit Eisfeldern umgebene Land dem Auye nichts als Schnee und Eis 

ı Die Kälte des Winters, fowie die Hitze des Sommers, ift gleich unet⸗ 

65 der laͤngſte Tag und die laͤngſte Nacht währen bier beinahe 5 Monate. 

Minbet bloß weiße Eisbären, Fuͤchſe, Rennthiere, Schnee⸗ und Elsvoͤgel, 

We, Wallrofſe, Seehunde, Wallfiſche, Narwalls, Haifiſche und uͤberhaupt 

* Fiſchreichthum. Niemand bewohnt dieſe traurigen Gegenden, und 








Zeltlang halten ſich Ruſſen, auch wol Menſchen von a. Nationen, des 
16 wegen bier auf. Der vornehmfte Ankerplatz iſt Scheerenburg, faſt 
dan SO.* d. Dr. Alle Fahre kommt ein Schiff von Acchangel, welches eine 
Nötsffen hierher bringt, und Disienigen, welche im vorhergehenden Jahee C 
Tageben hatten, zuruͤckſaͤhrt. Gpisbergen beſchrieb uerſt genmurr ver Nv 





Güte, Schönheit und Dauerhaftigkeit. Sie behaupten biefen II 
Jahrh. und ihre Verfertigung ſoll noch jest 10,000 Menſchen beſch 
Spigen (elektriſche). Zugefpigte Enden leitender, umtfelicter. 
die merkwuͤrdige Eigenfchaft, daß fie bie Elektricitaͤt äußerft leicht auf 
nungen amd ohne unten annehmen und mittheilen. Die —— 
ſtangen der Gewitterableiter z. B. führen die Elektricitaͤt ber 
wenn auch bei weitem nicht immer, ohne Erplofion ab. * he Urfe 
ſcheinung denken die Phyſiker verfchieben. Will man zu einem Wer 
flucht nehmen, fo flelle man fich, ohne jedoch die Analogie gumelt } 
Gewitterwolke mit ihrem elekteifchen Wirkungefzeife etwa unter bei 
Luftballons vor, der mit feinem taffetenen Überzuge eine ſtumpfe Ste 
fireifen, an einer &pige aber fich rigen und feiner Fuͤtung durch bi 
singe Öffnung allmälig entladen würde. Auf biefe Weife wirb auch 
und ſomit ſtille überſtroͤmen bes Gewitterſtoffs durch bie 3 “ 
WMetallfortſatzes mit dem aufnehmenben und vertheilenben Erdko 
dung flehenden Ableiter begreiflih. S. unter A. Srankiin’g s 
Eirkteicität” (Epz. 1758) und Cavallo's, Abhandl. ber Lehre von bei 
(a. d. Engt., 3.%., Lpz. 1785), au Biot's, Lehrb. ber Phpfit“. 
Spir (Iobann Baptift v.), Mitglied der k. bair. Akad. der L 
Naturforfcher, geb. 1781 zu Hoͤchſtadt an der Aiſch in Baiern und e 
Auffee'fchen literarifchen Erziehungsinflitute zu Bamberg, ſtudirte a 
naſium und Lyceum daſelbſt, erhielt auf der damaligen Univerfität zu 
philoſ. Würde und wurde hierauf in das geiftliche Seminarium zu T 
genommen, mo er 2 Jahre ber Theologie widmete. Allein der Wun 
wiſſenſchaftlich kennen zu lernen, betvog ihn, Medicin zu —* u 
fität zu Würzburg ertheilte ihm 1806 bie medic. Doctorwuͤrde. 
durchdrungen, daß der Menſch als das Oberhaupt und —— b 
mit den einzelnen Gliedern berfelben in der engften — — 
vor Allem die menſchliche und bie vergleichende Anatomie Heb. 
die Weit auf Reiſen und vorerſt die naturhiftorifchen Suflitute im * 
lernen, erfüllte die bairiſche Regierung. Nach uͤberſtandener Yräfı 


Splandhnologie 807 


Voteles bis auf gegenwaͤrtige Zeit" ( Nuͤrnb. 1811), zum Confervator ber 
[dasjootomifchen Sammlungen. Als orbentl. und wirkl. Mitglied ber Akad. 
343) gab er „Cephalogenesis s. eapitis ossei struetura, formatie et 
satio per omnes animalium olasses, fanıilias, ao aetates digesta, at- 
bulis illustrata, legesque simul psychologiae, craniosoopiae ae phy- 
mise inde derivatac”, o. t. XVIll (Mändyen 1815, Fol.) heraus, in weis 
e ben Kopf des Menſchen in f. fortfchzeitenden Entwidelung vom Infekt 
Thierclaſſen und Kansilien und gleichfam als Blüthe des ganzen menſch⸗ 
6 betrachtet. — Als ſich der König von Balern 1817 an den Plan 
A, eine literariſche Erpebition zur Erforſchung Brafiliens, im Gefolge ber 
Feich. Prinzeſſin (verſt. Kaiſerin von Brafilien), dahin zu fchiden, anges 
amd zur Beförderung deſſelben Zwecks 2 Mitglieder f. Akademie beſtimmt 
H die Wahl auf den Dr. Spir und den Adjunck Dr. Martius. Belde tra» 
E 8. April 1817 ihre Reife über Wien nad) Trieſt an und ſchifften fich hier 
öftzeich. Sefandtfchaftsperfonale auf der Fregatte Auſtria nad Brafilien 
landeten in Pola, Malta, Gibraltar, Madeira und am 14. Juli in Rio 
. Hier blieben fie 5 Donate und entwarfen ben Plan, von ber ſuͤdlichen 
Demifphäre aus durch das Innere bis an den Aquator vorzudringen. 
daher von Rio zu Lande nach S.⸗Paul und Porto: Feliz, durchzogen 
itania von Minas⸗Geraes, wo fie in Villa⸗Rica die Gold⸗, in Fejuco 
engruben und in Mina Movas das Vorkommen ber Übrigen Ebel 
uchten; hierauf drangen fie über den Mio S.⸗Francisco bis in das 
io Tocantin vor, und von da zogen fie am Rio Formoſo und Carinhanha 
de Rio das Contas nach der Hauptſt. Bahia. Hier trafen fie Anſtal⸗ 
zweiten Entdedungsreife ins Innere, auf welcher fie im Kampfe mit 
Mangel an MWaffer einen Block gediegenen Meteoreifens auf bem 
auffuchten, bei Joazeiro nochmals über ben Rio ©.» Francisco fegten 
die Capitania Piauhy auf dem Rio Stapicura in der Stadt Maranbas 
da zu Meere in Sram» Para anlangten. Bon hier aus wurde die letzte, 
gfte Erpedition ins Innere verfucht. Sie ſchifften ſich im Juli 1819 
großen Amazonenfluffe ein, befuchten die Mündung des Mio Tocantin, 
mg Gurupa, die Mimbung des Mio Zingu, Tapajos und die Flußenge 
‚Ben Ort Villa nuova ba Rainha, die Mündung des Rio⸗Madeira, des 
und den Ort Ega. Bier, wo ber Amazonenftrom ten Namen Soli 
, trennten fich die Reifenden zur beſſern Erforfchung des Landes. 
beſchiffte den Yapura bie zu ber oben Katarakte von Araracoara 
je des Gebiets von Popayan; Dr. v. Spir aber den Solimaens, bie 
bes Bio Yarua, Jury, Ica javarıy bis an den Drt Zabatinga, ber 
ı von Brafilien und Para; von ba fuhr er feitwärts den Mio ca herab, 
Inden Mio Branco und den Ort Barcellohn, und beide Meifende harten nach 
Monaten die Freude, ſich in der Villa des Rio Negro zu umarmen, von 
‚ auch vielfeitigen Streifzügen gegen Guayana hin, cm Ende Juni in ber 
| wieder eintrafen und hier ihre Abfahrt nach Europa bewerkſtelligten. 
Achte Diefer wiſſenſchaftlichen Reife find bis jetzt in folg. Werken niederges 
Reiſe in Brafilien (1.Bd., *., nebft pittoreskem Atlas in Fol. und einer 
won Südamerika, 1 Bl. gr. Fol. und K.); Spix's „Simiae Brasilienses" 
$ „Serpentes Brasil.” (4.); „Testudines et ranae Brasil.” (4.); 
‚Beasil.” (1. Thl., 4.); „Lacertae Brasil.” (4). Martius’6 „Nova 
Bantar.”, fasc. 1,2,3 (4); „Palmae”, faso. 1, 2, 3, 4 (ge. Fol.). — 
Mt Werke mit colorirten Abbildungen. Spix flach d. 13. Mai 1826 und 
der k. bairifchen Akad. der Wiffenfch. ein Capital von 45,000 Gldbn. 
planchnologie (Eingeweibelehre) iſt ein heil der Anatowoie, ter Va 

















508 Spieen Spohn 


Eingeweide des thierifchen und menſchlichen Körpers betrachtet. Ja mg 
ne verfieht man unter Eingeweide bie Organe des Unterleibes, im mı 
innere Werkzeuge (auch die des Kopfes und ber Bruſt), bie deßhalb a 
GSplanchnologie betrachtet werden. 

Spleen bedeutet im Engl. die Milz. Doch verficht man g 
unter diefem Ausdrucke eine eigne Art der Hypochondrie, welche durch &ı 
druß ausgezeichnet iſt und bei Dielen auch den Selbſtmord veranlaft. 3 
diefe Krankheit vorzüglich oft bei Engländern, welche dadurch berfchtig! 
fo Diele von ihnen bei aller Gluͤcksfuͤlle und Wohlbefinden ihrem Lebe 
machen, ohne daß fich ein moraliſcher Grund des Selbſtmordes entdı 
Das truͤbe, feuchte, nebelichte Klima Englands ſcheint vorzüglich auf die 
diefes Übels zu wirken, welches jedoch auch von den Abrigen Urfachen 
chondrie beguͤnſtigt wird. Die Mittel zur Befeltigung diefer Krankheit 
einer angemeffenen pfochifchen Diät gefucht werben. 

Splint, der hellere und weichere Thell des Holzes zwiſchen der | 

Kern. 


Spohn (Friediih Auguft Wilhelm), geb. am 16. Mai 1792 
mund, verlor f. Vater, der kurz vorher als Prof. nach Wittenberg berufi 
war, anf. zweiten Geburtstage. Doch erfehte Prof. Dresbe zu Witten 
zweite Mann f. Mutter, den väterlichen Freund. lichen 
vorbereitet, am Sp. 1804 nach Schulpforta, wo er 6 Jahre fleißig find 
da ging er nad) Wittenberg zuruͤck, wo Lobeck mit am entſchledenſten a 
wirkte. Er widmete ſich bald der claffifchen Literatur und habilitirte ſich 
Differtation über Homer's Geographie. Als Wittenberg belagert mar 
mit der Mehrzahl der Lehrer nach Schmiedeberg. Sein Haus in Wi 
eine erwählte Bibliothek gingen in Brand auf; &p. fand während I 
fungevollen Zeit nur Troſt im Studium des Homer. Rad) Lobed’s At 
Königsberg, 1814, trat er mit ſ. einen Schrift: „De agro Trojano i 
Homerieis descripto, eomm. geogr. eritica” (Epı. 1844) hervor, we 
earifchen Namen begründete. 1815 ging ee nad Leipzig und erwarb fi 
„Comment. de extrema Odysseae parte” (1816 erweitert) das Recht 
lichen Vorträge. Ein Ruf mach Rinteln befchleunigte f. Anftelfung all 








Spohr j 6509 


ft von Bofette (f.d.) wurden ihm nähere Anregung zum Gtubkum der 
pphen. Ein Zufall führte ihn auf eine Deutung der bemotifchen (ober 
ben) Inſchrift, die auf einmal Thun gab, während er biöher, als er An} 
hieroglyphiſchen Seite abgab, nie über Vermuthungen hinauskam. 
Wahrnehmung Über die Art, wie die bemotifche Schrift zu * 
mte ns Sp., raſch mit der ganzen Infchrift zu Stande gekommen zu fein, 
großer Zuverficht von der Richtigkeit feiner Entdedung (3. B. ins 
r im ir Bde. der Amalthea“: „Über Hierogipphen, ihre Deutung und die 
vs der alten Ägypter”). Die Mumimrollen, bie täglich mehr befanntgemacht 
Kann in bieratifcher Schrift abgefaßt, zu deren Leſung fein bisheriges 
nicht ausreichte. Doch auch dazu glaubte Sp. nad) einigen Verſuchen 
Büffel gefunden zu Haben, und mit ziemlicher Leichtigkeit las ex, feiner Ber 
8 aufolge, ſowol bemotifche als hieratiſche Schrift. Alles dies betrieb er 
8 wachfenbem Eifer, aber leider allzu geheimnißvoll. Denn für das Wert 
be Riteratue ber Ägypter, das er von nım an beabfichtigte, ſammelte er 
Welg Stoff (vorzüglid) aus der reichen Minutoli'ſchen Sammlung, die er 
Berlin ſelbſt kennen lernte), aber er ſchrieb fo wenig auf, baß fein Ap⸗ 
über nicht binzeichte, ſoweit man jetzt daruͤber urtheilen Tann, um Einficht 
umge Verfahren zu gewähren. Wiederholte ſchwere Keankeiten hatten 
gen unterbrochen, Meifen ins Bad nur f. Herzen Staͤrkung geger 
f. Körper. Er ſtarb am 17. Im. 1824. Von f. ägpptifchen Studien 
meift bloß lithographirte Biätter und Werfuche einer Überfegung vor, 
und Freunde, dem Prof. Sepffarth, übergeben, u.b.%.: „Spehn 
et literis veterum Aegyptiorum eto.” (ps. 1825, 4.), bekanntge⸗ 
. Aber diefer 1. Th., der mit Ausnahme der „Vita Spohnii‘ dem 
ganz angehört, macht uns noch nicht Elar, nach welchen Srunbfägen 
B :der lÜberfegung der Roſetteinſchrift verfahren iſt; im Gegentheil fcheint 
IL sıoch dunkler geworden zu fein, da fie an vielen Stellen jetzt gar kei⸗ 
Bis, an vielen einen durchaus abweichenden von dee griech. Inſchrift gibt. 
zth (f. d.) bat ſeitdem gegen Champollion ben 3. die Behauptung ver> 
Daß die hieroglyph. Schrift der Ägypter ans der hieratifchen, diefe aus der 
und die bemotifche aus der phönizifchen Buchſtabenſchrift hervorge⸗ 


—F br dei), berühmter Violinſpieler und fehr eigenthuͤmlicher Com⸗ 
der Sohn eines Arztes, zu Seefen im Braunfchroeigifchen um 1783 
—* im Violinſpiel war der wackere Violiniſt Maucourt. Bald ent⸗ 
ſich ſ. großen Talente in der Tonkunſt. Er trat als Kammermuſikus in 

e des Herzogs von Braunſchweig, und begleitete dann f. zweiten Lehrer, 
Violinſpieler Ed, mit herzogl. Unterflügung auf deſſen Reiſen bis 

1804 machte er eine Kunſtreiſe in Deutſchland und ward 1805 in 

L Goncertmeifter. Won biefre Zeit an ſchrieb er mehre muſikaliſche 

' — — Inſtrumentalſtuͤcke, naͤmlich Concerte für die Violine und 
Varinette (letztere fuͤr ſ. Schüler und Freund Hermſtedt), Quartetten und 
Ken, Duos für Violinen, Variationen, Sonaten und Potpourris mit Ber 
j der Harfe, und einige Duverturen; dann auch mehre Sammlungen aus⸗ 
nat ſchoͤner Lieder mit Begleitung des Claviers; ein großes Oratorium: 
Wingfte Gericht“, und eine Oper: „Der Zweikampf ber Geliebten”. Sp. 
weniger gluͤcklich für den Geſang im Großen, welchen er fo Man⸗ 
et, was nur den Inſtrumenten eigen iſt und gelingt. Noch mehr 
er fich als Biolinfpieler aus, und gegenmärtig ift er wol der gediegenfte 
Rhufler auf biefem Inſtrumente. Die Meinheit, Fertigkeit, Beſtimmt⸗ 
Cicherheit f. Spiels, die Kasft und Serie ſ. Bogen, fin matt 


I: 




















810 Epondeus Sponfalien 


Vortrag, bie Würde, die Innigkeit und Annmuth, welche ex ſ. Tine 
ſ. Mufitlenamig umd f. Geſchmack, ſ. Bähigkelt, in den Geiſt der vn 
Gompofitionen einzugehen, endlich, daß er in f. Spiel wie in ſ. Comp 
darauf auszugehen ſcheint, f. g de Fertigkeit zu zeigen, Torben 
im beider Hinficht freie lebendige Ergiefungen einer gefühlosllen und 
Stimmung find, — dies Alles erhebt Ihn zu einem der erſten Känflier. 
bat ſich Sp. auf f. Kunſtreiſen in Deutſchland, bie ee während f. 2 
Gotha von Zeit zu Zeit fortfegte, forwie bei den Muſikfeſten in Frank 
geigt, und fol in Wien, wohin er 1813 von Gotha als Capellmeiſter aı 
ter an ber Wien ging, zur Zeit des Congreſſes (Winter 1814) feibfl de 
Bode verdunkelt haben. Es war ein großer Benuß, ihn mit f. Battl 
ter eines Kammermuſikus in Gotha, welche zugleich eine große Kinfl 
Pebalharfe ift, zuſammen zu hoͤren. Im Wien fchrieb er auch. ſ. geni 
(1814), f. erfte große Symphonie, und das Dratortum: „Daß befte 
fand”. Auf einer Beife nach Italien (1817), die er mit ſ. Gattin 
iſt ihm auch die allgemeinſte und ſeltenſte Bewundernng des Auslen 
geworden. Nach f. Zuruͤckkunft nahm er bie Stelle eines Muſikdiret 
Theater zu Frankfurt a. Di. an. 1819 verließ er fie und ging nach Le 
fchrieb ex f. zweite große Symphonie. Nach f. Rückkehr hielt er ſiche 
hindurch privatificend in Dresden auf. Hier empfing er ben Ruf als | 
nach Kaffel, welches Amt ex feitdem mit Ruhm bekleidet. Denn Sp. 
der größten und forgfältigften Directoren. In ſ. legten Periode hate 
ſchoͤnſten Inſtrumentalſtuͤcke, Concerte, u. a. das in Forms einer Befi 
ſonders Quartetten, das berühmte Nottumo, das Sonett, das Di 
und ſ. Muſik zu „Macbeth“ gefchrieben, fonderm ſich auch mit befonbı 
die deamatifche Muſik gelegt und in der Befangscompofition unleugbe 
Seine Oper „Zemire und Azor“ ift voll des tieffien und rührendfia 
darauf erfhien f. „Seffonba‘, in welcher fich f. edle Manter am geb 
gebitbet zeigt. Minder anfprechend war ber „WBerggeifl”; f. letzte £ 
von Apone”, tft bisher nur im Kaffel gegeben worden. Sowie a 
eine ſehr ſchwer ausführbare Wocalmeffe geſchrieben, fo hat er neu 
f. unvergleichliches Oratorium: „Die legten Dinge”, beffen Text Rt 





Spontaneität 811 


u DaWrlöbniffe alfo Bertraͤge find, fo koͤnten fie nur von ſolchen Perſo⸗ 
de das Necht und Die Faͤhigkeit haben, Werträge einzugehen, gefchloffen wer⸗ 
Minber, Zahn- und Bloͤdſinnige, im hoͤchſten Grade Betrunkene, haben 
die Fähigkeit noch die — dazu. Hingegen ſind die Verloͤbniſſe min⸗ 
iger Perſonen, auch ohne des Vormunds Willen, wenn fie bie Mannbar⸗ 
haben, und der unter vaͤterlicher Gewalt ſtehenden Soͤhne und Toͤchter, 
Bater einwilligt, gültig. Betrug, Gewalt und Furcht machen jeden 
7 alfo auch jedes Vertöpniß, nichtig. Auch der Irrthum kann, wenn er die 
; Setrifft, die ponfallen ungültig machen. Zur Verbindlichkeit der Vers 
* gegenſeitige Einwilligung, welche ſowol muͤndlich als ſchriftlich, ober 
Handlungen erklaͤrt werben kann, erfodert. Indeſſen ſind durch manche 
piefaefege Feierlichkeiten vorteſchrieben, die gut Gültigkeit der Gponfalten 
Met werden müflen. Bei uns in Deutſchland wirb 5. B. durchgehends die 
merng dee beiderfeitigen Altern gu den Verloͤbniſſen ſolcher Rinder erſodert, 
och unter aͤlterlicher Gewalt ſtehen, noch nicht sui juris find. Wenn bie 
binlängliche Urfache ihre Eimwilligung verweigern, fo hat der Richter 
6, fie Durd) die feinige gu erfegen. Sind Vater und Mutter ia Hinficht 
3 verfchiebener Meinung, ſo geht der vaͤterliche Wille vor. Einige 
* erfodern auch die Zuſtimmung der Vormuͤnder und Verwandten, 
wart zweier oder mehrer Zeugen. Die nach den Vorſchriften ſolcher Ge⸗ 
genen Werlöhniffe heißen öffentliche (sponsalia publiea), die ohne Beob⸗ 
der vorgeſchriebenen Feierlichkeiten gefc,loffenen aber heimliche, ober Wins 

ffe (sponsalia elandestina). Die letztern find an einigen Orten 
che IA an andern bloß ſtrafbar. Indeffen beſtrhen fie nadı dem gemeinen 
Bu Im erſtern Falle, wenn Beiſchlaf oder prieſterliche Enſegnung hinzu⸗ 
iſt. Die Ättern koͤnnen ſodann nicht auf Nichtigkeitserklaͤrung kiagen, 
en ihre Buftimmmung nur wegen hoͤchſt wichtiger Gruͤnde verweigern. Doch 
wuinzialgefege des öffentlichen Beſten wegen in den meiften Staaten das 
Aus dem zffenetihen Verloͤbniſſe entfpringt die Verbindlichkeit zur 
ng dee Ehe. Der ſich weigernde Theil kann dazu gerichtlich gegwungen 
‚Weil aber die Ehe eine Verbindung iſt, dem Gluͤck auf gegenſeitiger 
geht, fo wendet man bloß leichtere Zmangsmittel, 5. B. Geld s oder Ges 
ss von einigen Wochen an, und wenn biefe fruchtlos bleiben, fo wird 
mbe Theil jur Entichädigung des Klaͤgers, zur Geldbuße und zu den 
Hellt. - Kann der Beklagte tem klagenden Theile keine Genugthuung 
wird er wider feinen Willen getraut. Indeſſen kann man von vollzoge⸗ 
wiffen zunüdktreten, wenn eine ſolche Veränderung fich ereignet, wodurch 
fe Eissgehung der Sponfalien ſelbſt durchaus wuͤrde abgehalten frin, und 
geſtatten neuere Befege meiftene überhaupt keine gerichtliche Klage auf 

ung ber Ehe, fonbern nur auf Entſchaͤdigung. 

pontaneitäͤt, Geibfichätigkeit, ober "die Form der Tätigkeit, vermöge 
von Imen, d. vom Geiſte aus, zu wirken anfängt. Sie iſt alfo entgegen» 
Beceptivitär (Empfänglichkeit, Erregbarkeit), welche darin befteht, 
Spätigkeit fi) von einer dupern abhängig zu aͤußern anfängt. Wir reden 
des Wahrnehmens als des Denkens und Wollens. Er⸗ 
echt darin, daß wir nicht durch eine Erſcheinung felbft zum Wahrneh⸗ 
kanlaft werben, fonbern unfere Wahrnehmung auf einen Begenftand richten. 
























Adgemeinen aber nennen wir die Receptivitaͤt bes Erkenntnigoermögen® 
die Epontaneität Bernunft. Die Receptivitaͤt bes Beſtrebungkvermoͤ⸗ 
we Trieb, bie Epentanisit deſſelben, oder das felbftchätige Streben 
das Wollen. Gleichrool ift ba Wollen oder bie Wintär noch wuht has 


* 


des Denkens tritt ein, wo der Verſtand ſich ſelbſt in Thaͤtigkeit 





nem 13. Jahre in DAS Lonservatorio della Fieta zu Yieapei, weu 
Traetta birigieten, und kann daher auch als Zögfing der neapolita 
fehle angefehen werben. Im 17. 3. componirte er bie Opera bufla 
delle donne, welche großen Beifall fand. Im folg. J. begab er | 
wo er bie Oper: „Gli amanti in oimento” componirte, von da nad 
er „L’amor seereto‘' ſchrieb, Lehrte aber nach Mom zuruͤck, und ſchr 
Terte des Metaſtaſio feine Opera seria: „L’isola disabitata‘, | 
Parma fchidte, während er felbft einem Hufe des Theaters zu Neap 
ſchrieb er feine Oper: „L’eroismo ridicolo‘ und erwarb ſich bie 1 
roſa's, deſſen Schüler er warb, und mit dem er 5 Sabre bis zu fein 
Palermo lebte. Nachdem er bie lehtere Oper componiet hatte, bey 
Florenz, wo feine Opera seria: „Il Teseo rioonoseiuto‘ mit 
wurde. Nach, feiner Ruͤckkehr gab ex in Neapel die beiden Eomifche 
finta fitosofa‘‘ und „La fuge in maschera”, mit geoßens Beifall. 
Hof von Neapel feitbem zu Palermo befand, fo berief ihn ber Dice 
Theaters dorthin, und trug ihm auf, 2 Eomifche amd eine ernfle 
ben. Die erſten waren: „Il finto pittore” unb „I quadri parlant! 
„Gl Elisi delusi”, gur Beburt des koͤnigl. Prinzen. Aber das | 
wollte dem jungen Somponiften nicht zufagen; er Eehrte nach Ron 
die Oper: „Il geloso e Paudace” ſchrieb. Zu Venedig, wohin er 
wurde, fchrieb er die beiden Opern: „Le metamorfosi di Pasqu. 
piü guarda, meno vede”. Nachdem fo &. 14 Opern, unter wı 
(he und nur 3 ernfte, auf den vorzüglichften Theatern Stalien® gegel 
er den Entſchluß, nach Paris zu gehen. Hier lernte man ihn zu 
„Finta tilosofa‘' kennen, weldye 1804 im Theater der Opera bufla 
umb an welcher man Sefang und Begleitung lobte... Darauf gab er 
ter de l’Opera comique 1805 die kleine Operette: „La petite mı 
bes Textes wegen bucchfiel; ferner die kleine Oper: „Julie, eu le 
und bie Öper: „Milton, welche mit vielem Beifall aufgenommen 
dem wollte ©. nur für die Lalferl. Akademie ber Muſik fchreiben. 

fen Oper: „Die Veftalin‘‘ ‚bie außerhalb Italien feinen Ruf gen! 


nr 


' Sporaben Sporteln | 518 


g, lelbenfchaftliche, prächtige und überhaupt großartige Muſik herverbringt. 
erſchlen auf dem Eaiferl. Operntheater f. „Ferdinand Cortez“; diefe Oper 
den Ruhm der Veſtalin“, an weiche fie audh oft erinnert, nicht erhalten 
ven. Auch hat fie der Somponift ſelbſt (1824) ſchon in einer dritten Geftalt 
Buhne gebracht. Teeffliches bat K. DR. v. Weber über diefe Oper ausge⸗ 
Deffenungeachtet ift fie ein Werk voll Feuer und Energie, und der Con» 
u heidniſchen Mepicarer und der chriſtlichen Spanier in derfelben vornehm⸗ 
Bungen. Daß die Introduction vermöge der urfprünglichen Einrichtung ber 
gu Einbrurd! der folgenden Stuͤcke ſchwaͤchte, fol den Componiften zur Um⸗ 
W.beroogen haben. Im Dec. 1819 kam in Paris feine Oper Olympia” 
Bühne. Man glaubt, daß die laue Aufnahme derfelben in Paris, und 
Hand, dag man dem Gomponiften die gefuchte Direction der großen Oper 
F nicht übergeben, ihn beſtimmt habe, die Anftellung als Generalcapeliimels 
Berlin wenigſtens nicht abzufehnen. Er brachte die letztere Oper (von Hof⸗ 
.) 1821 mit großem Aufwand auf die Bühne. Später hatte er zu der 
ung des feftlichen Maskenzugs, in welchem man mehre Scenen der belieb> 
tung ‚Lalla Rookh (von Thomas Moore) am berliner Hofe verfinn- 
ſerſchiedene Muſikſtuͤcke geſchrieben. Diefe find mit mehren andern in feine 
Beurmahal” (gegeb. 1822) aufgenommen worden. Man bat befon« 
Berlin aus feinen lepten Opern den Vorwurf gemacht, daß fie fich nur 
Mietung allee kuͤnſtleriſchen und mechanifchen Effecte auf der Bühne zu 
a Stande ſeien, und biefer Tadel hat ſich bei Gelegenheit der Oper „Als 
W825) verflärkt Hören lafien. Als der Tonſetzer endlich von „Agnes von 
Burfen”‘ nur eine Hälfte zur Aufführung brachte, warf man ihm Langſam⸗ 
BWRühe des Producirens vor, und bemerkte, daß jede feiner fpätern Opern 
inte tiefer als die „Weftalin’’ ſtehe. Auch über fein Verhalten als Director 
it der Bermaltung der mufitalifchen Angelegenheiten der koͤnigl. Oper in 
b namentlich in Hinficht auf die Aufführung fremder, 3. B. Weber’fcher 
ad ihm Vorwürfe gemacht worden. Es wird aber um fo nöthiger fein, 
$ der Nachwelt darüber abzumarten, da S.'s glänzende Stellung als Aus⸗ 
Im natuͤrlich viele Gegner verfchaffen muß. Als umfichtigen und feurigen 
e Muſik ſcheint man ihn jedoch einftimmig anzuerkennen. _ 
oraben. Die Infeln im griech. Archipelagus wurden von ben Alten 
des, d. i. zerſtreut liegende Infeln, und in Cyklades (f. d.), d. 1. 
ur, weil fie gewiffermaßen im Kreife um Delos herumliegen, abgetheilt. 
Benennungen find noch jegt üblich. Die Sporaden, laͤngs der Küfte Klein⸗ 
ke Smyrna bis Knidos, gehören zu Aften. Die mertwürbigften find Chios 
, Samosif.d.); die kleine Felſeninſel Pathmos (1500 E.), auf welcher 
Johannes im Exil lebte (unter einem Baume, beffen Zweige jegt eine 
y; Gaffeehäufer und Bäder bedecken, ſoll dieſer Lieblingsjuͤnger Jeſu die 
- gefehrieben haben; daher das Kiofter des heil. Tohannee, Apoka⸗ 
Mannt, auf dem Gipfel eine® Berges, m. e. Bibliothek); Kos, jetzt 
J, der alten Stadt Knidos auf ber dorifchen Küfte gegenüber, das Water: 
—* ‚ hat einen guten Hafen mit einer tuͤrkiſchen Beſatzung; bie 
fein Rhodus und Lesbos (ſ. d.) u. a. m. 
Bporteln, Gerichtsgebuͤhren, von dem lat. sportula, ein kleiner Korb, 
Be bei den Römern zur Zeit der Republik denen, bie bei den oͤffentli⸗ 
Mpeiten nicht zugegen fein konnten, ihren Antheil an Speifen nach Haufe 
weiche Babe nachher, unter ber naͤmlichen Benennung, in Gelb verwan⸗ 
je. — Gporteltare, gefesliche Vorſchrift, wieviel dem Richter für 
ee Handlung oder dem Advocaten flr jede Arbeit und Bemühung 


























wer, Glebente Aufl, 8b. X. | a 


Te W 


den, alfo durch fämmtliche Muskeln verräth und dem Beftäte Eu 
ſchieht dafjelbe noch viel deutlicher und zugleich eigenthuͤmlich * 
durch das Reſpirationsſyſtem, welches im Weinen, Seufzen und 
ſeine Tendenz, Stimme und Sprache zu erhalten, anbentet und end 
beiden wieder auf verfchiedene Weife diefen Zweck erreicht. Auf das 
fi) der Ton und die Stimme; von bem Verſtande Dagegen wird di 
vorgebracht und beherrſcht. Nur was durch diefen hindurchging, 
gefprochen werben. (im jedes Gefühl, das fi durch Worte ausöfpr 
tiet, und wenn es rein und fehr lebendig iſt, erſtickt es bie Sprat 
Idee der Vernunft muß, ehe fie ein Wort wird, bie Region des I 
durchgehen und begriffen werben. Daher auch wirkt bie Sprache bu 
auf den Verfiand befonders und zunaͤchſt ein, erweckt Gedanken u 
erſt Gefuͤhle und Ideen. Sie ift auf die Stimme gebaut und an bat 
der Reſpirationswege oder dahin verwiefen, wo bie Muckeln biefei 
Winkür am meiften gehorchen; fie wird hervorgebracht durch bie | 
Zunge, der Gaumenflägel und ber Lippen. Ein jebes Wort aber ifl 
Reflexion, und befteht auf dieſelbe Weiſe und in berfelben Webent: 
ftaben , role der Organidmus aus einzelnen Organen. Sowie aber 
denſten Organismen dieſelben Organe immer wieber zu erfennen fin! 
den wir in den zahllofen Worten immer diefelben Buchſtaben wieder 
noch die Spiranten, (Hauche) beifügen. Sie werben gewähntich | 
Gonfonanten eingetheilt. Jene find dee Stimme nachgebilber umb 
bie Lippen auf ähnliche Weife hervorgebracht wie Töne der Stim 
Kehlkopf; die verfchiebene Form der Lippen erzeugt fie und die * 
bie durch mehre Vocale gehen. Die Vocale find die Grundlage, ul 


zu ben Confonanten wie Paflives zu Activem; biefe nämlich gewa 


kommende Element ber Sprache, und machen erſt den Laut zum Bı 
ben eingetheilt nach ben Organen, die bei ihrer Bildung vorzüglich w 
„halten daher den Namen: Lippens ober Labialbuchſtaben (b, mm, p, 
"fie durch bie Lippen ohne Beihuͤlfe der Bunge gebildet werben, in dei 
der Laut unterdrüdt. die lehtern werden von einem Sauce. ber I 


Sprache . 8165 | 
m Gaumen gebracht, ober fie wich zurädigesogen und niebergebrücht, 


t entfleht durch den Hauch ober die Zuſammenziehung bes Gaumenſe⸗ 


die Spige der Zunge am Gaumen in einer zitternden Bewegung ges 
ildet fi) das r. Bei unferm g wird die Wurzel der Zunge an ben hin: 
: der Rüden berfelben an den vordern Thell des Gaumens gebracht; 
heidet ſich unfer ch dadurch, daß ber Ruͤcken der Zunge flacher an ben 
legt, der Athem ftärker hervorgeftoßen wird. K-enblich iſt der reinfte 
hftabe, der durch die Mandeln und das GBaumenfegel ohne Beihuͤlfe 
rvorgebracht wird. Mobificizt wird die Sprache a) durch die Stimme 
fang; b) dadurch, daß eime größere ober geringere Menge von Luft in 
er langfamere Bewegung gefegt wird; ber höchfle Grad bes ‚erften iſt 
t, ber niebrigfte des andern das Fluͤſtern; o) die Bauchredner fprechen 
m Lippen und ber Zunge mit bem Gaumenſegel und ben Mandeln allcin, 
aͤhrend des Einathmens; d) die krankhaften Abweichungen beſtehen in 
'eit (alalia), oder in unvollkommener Ausſprache (paralalia). Die er⸗ 
am häufigften von Zaubheit ab, die das Erlernen der Sprache verhin⸗ 
on Stimmlofigkeit (f. Stimme), ober von Entzündung, Geſchwulſt 
Behlern der Sprachorgane, die wir vorhin erwähnten. Die legtere ber . 
er in einer allgemeinen Schwierigkeit zu ſprechen, und-wirb dann ma- 
int, oder in einer partiellen, ſodaß bei gewiffen Buchflaben und Woͤr⸗ 
chwierigkeit eintritt (balbuties, Stottern) „ oder fie gibt ſich auch durch 
ene Ausfprache einzelner Buchſtaben kund, unb wird dann paralalla 
salis (naritas), lingualis, gutturalis, lambdacismus, rotacismus, 
s genannt. Blaesitas heißt ber Kehler im der Ausſprache, wo die fögen. 
ftaben mit den weichen, und umgekehrt verwechfelt werben; batra- 
‚lich der, wo von Zungengeſchwulft (ranula) die Sprache fo verändert 
er Menſch mehr froſchartig zu quaken als zu fprechen ſcheint. Ale 
e Eönnen nur dadurch gehoben werben, daß man theilß die Urfachen 
ffernt, theils eine große Aufmerkſamkeit auf die Ausfprache verwenbet. 
„Über die Urſtoffe der menfchlichen Sprache” (Win 1821). B.P. 
sche, I. fubjectiv genommen, bebeutet die Fähigkeit eines We⸗ 
n feine Vorftelungen und Empfindungen auf eine finnliche, vernehm⸗ 
mitzutheilen. Diefe Kähigkeit, Empfindungen, ohne Begriffe, durch 
nnen zu geben, iſt bloß Stimme. as objectiven Sinne verfteht man 
be einen Inbegriff oder Spflem von Bezeihnungemitteln für Begriffe, 
m und Empfindungen. Mach ber Art diefer Bezeichnungsmittel wird 
wieder eingetheilt: a) in Wortfprache, ober Sprache im engern und 
Sinne, infofern man fich articulirter Töne, ber leichteſten und beſtimm⸗ 
hnungsmittel, zur Darftellung der Begriffe und Worftelungen bes 
Srfagmittel dieſer Wortfprache iſt die Schriftfprache, mittelft welcher 
oͤne durch gefchriebene Zeichen andeutet; b) die Gebärden + unb Mies 
wo durch Eörperliche Bervegungen ımd Tätigkeiten, ohne Töne, Be⸗ 
orftellungen zu ertennen gegeben werben. (&. Bebärbe.) Ihr Erſat⸗ 
jen Perfonen, bie von einander entfernt find ,; iſt die Bilderſchrift ober 
e. (6. Hierogipphen.) Die Bebärden- ober Mienenfprache kann, 
man fich zu derfelben bloß einzelner Theile des Körpers bedient, wieber 
mennungen haben, 3. B. Augenfprache, Fingerfprache ıc. Die legtere 
och viele rohe Völker, befonders um ihre Begriffe von einer Menge 
sszubrüden. Unſere Begrüßumgen durch Werneigung bes Körpers ıc. 
(6 ein Üiberbleibfel und Theil dee Gebaͤrdenſptache, indem faft ale Voͤl⸗ 
es Zeichen ben Begriff der Hoheit bed Begräften, oder von Unters 
nd Herablaffung de6 Gruͤßenden ıc. auszubrädm Tadıien. Du wihe 





514 Spott Sprache 


Spott ift ein ſcharf außgefprochener oder überhaupt geäußert: 
biefem hat er alfo gemein die Migbilligung eines Gegenſtandes, und gmx 
welcher wirklich unvolltommen ift ober für unvolllommen gehalten 
Gebiete der Freiheit liegt. Er entſpringt entweder aus der Abficht zu 
die Heuchelei; oder aus Leichtfinn und Eitelkeit, wie ber Spott bed 
aus wirklicher Abficht zu ſchaden, aus Bosheit. Der Spott erniebri 
unb feine vorzüglichften Mittel find Satyre und Ironie. 

Sprade in phyfiſcher Hinfiht, das merkwürdige Eigenth 
ſchen, wodurch der Geiſt am beftimmteften, volllommenften und! 
Inneres äußert und mittheilt. Obwol ſich berfelbe durch Haltun 
Mimik des Geſichts und des Auges, insbeſondere durch Geſticulati 
den, alſo durch ſaͤmmtliche Muskeln verraͤth und dem Geſichte kr— 
ſchieht daſſelbe noch viel deutlicher und zugleich eigenthuͤmlich noch 
durch das Reſpirationsſyſtem, weiches im Weinen, Seufzen un 
feine Tendenz, Stimme und Sprache zu erhalten, anbeutet und ent 
beiben wieder auf verſchiedene Weife diefen Zweck erreicht. Auf das 
fi der Kon und die Stimme; von dem Verftande Dagegen wird di 
vorgebracht und beherrſcht. Nur was durch diefen hindurchging, 
gefprochen werben. Ein jedes Gefuͤhl, das ſich durch Worte ausfpı 
tiet, und wenn es rein und fehr lebendig ift, erſtickt es die Spra 
Idee der Vernunft muß, ehe fie ein Wort wird, die Region des X 
durchgehen und begriffen werben. Daher auch wirkt bie Sprache dı 
auf den Verſtand befonders und zunaͤchſt ein, erweckt Gedanken ı 
erſt Befühle und Ideen. Sie ift auf die Stimme gebaut und an bat 
der Refpirationsmege ober dahin verwwiefen, wo die Muskeln diefe 
Willkuͤr am meiften gehorchen; fie wird hervorgebracht durch die! 
Zunge, der Gaumenflügel und der Lippen. Ein jedes Wort aber ifl 
Meflerion, und beſteht auf dieſelbe Weiſe und in berfelben Bedeut: 
ſtaben, mie der Drganidmus aus einzelnen Organm. Sowie aber 
denften Organismen diefelben Organe immer wieder zu erfennen fin 
den wir in den zahliofen Worten immer diefeiben Buchſtaben wieder, 
noch die Spiranten (Hauche) beifügen. Sie werben gewöhnlich | 

onfananten einaethei) ns finh tim athnehilhbet mh 





.Sprache 316 

u Be Gaumen gebracht, oder fie wirb zuruckgezogen und niedergebruͤckt, 
Baut entfleht durch den Hauch oder die Iufammenzichung bed Gaumenſe⸗ 
eb die Spige ber Zunge am Baumen in einer sitternden Bewegung ges 
© bildet ſich das r. Bei unferm g wird bie Wurzel der Zunge au den hin⸗ 
ne j der Rüden berfelben an den vorbern Theil des Ganmens gebracht; 


terfcheibet fi) unfer ch dadurch, daß ber Ruͤcken der Zunge flacher an den 
gelegt, der Athem ſtaͤrker hervorgeftoßen wird. K- endlich iſt ber reinfte 


bachſtabe, der durch die Mandeln und das Baumenfegel ohne Beipllfe . . 


t hervorgebracht wird. Modificirt wird die Sprache a) duch bie Stimme 
Geſang; b) dadurch, daß eime größere ober geringere Menge von Luft in 
ober langfamıere Bewegung gefegt wird; ber hoͤchſte Grab des ‚erften iſt 
wien, ber niedrigfte bes andern das Fluͤſtern; o) die Bauchrebner fprechen 
it den Lippen und der Zunge mit dem Baumenfegelumbd den Mandeln alliin, : 
e während des Einathmens; d) die krankhaften Abweichungen beſtehen in 
figteit (alalie), oder in unvolllommener Ausfprache (paralalia). Die er⸗ 
gt am häufigften von Taubheit ab, die das Erlernen der Sprache verhin⸗ 
er von Stinmuiofigkeit (f. Stimme), ober von Entzündung, Geſchwulſft 
en Fehlern der Sprachorgane, die wir vorhin erwähnten. Die legtere be⸗ 
veder in einer allgemeinen Schwierigkeit zus [prechen,, und wirb bann ma- 
mannt, ober in einer partiellen, fobaß bei gewiffen Buchflaben und Woͤr⸗ 
— * eintritt (balbuties, Stottern), oder fie gibt ſich auch durch 
e Ausſprache einzelner Buchflaben fund, unb wird bann paralalla 
'masalis (naritas), lingualis, gutturalis, lambdaoismus, rotacismus, 
mus genannt. Biaesitas heißt der Fehler im der Ausſprache, wo die ſogen. 
Ischflaben mit den weichen, und umgekehrt verwechfelt werden; batra- 
endlich der, wo von Zungengeſchwulſt (ranula) die Sprache fo verändert 
5 der Menfch mehr froſchartig zu quaken als zu fpeechen ſcheint. Alle 
thler koͤnnen nur dadurch gehoben werben, daß man theils die Urfachen 
entfernt, theils eine große Aufmerkfamtkeit auf die Ausfprache verwenbet. 
be, „Über die Urſtoffe dee menfchlichen Sprache” (Wien 1821). B.P. 
prache, I. fubjectiv genommen, bedeutet die Faͤhigkeit eines We⸗ 
bern feine Vorftelungen und Empfindungen auf eine finnliche, vernehms 
He mitzutheilen. Diefe Fähigkeit, Empfindungen, ohne Begriffe, durch 
wetennen zus geben, iſt bloß Stimme. Im objectiven Sinne verſteht man 
einen Inbegriff oder Spflem von Beseihnungenitteln für Begriffe, 
und Empfindimgen. Nach der Art diefer Bezeichnungsmittel wird 
pe voieber eingetheilt: a) in Wortfprache, oder Sprache im engern und 
ben Sinne, infofern man fich articulirter Töne, der leichteften und beſtimm⸗ 
eichnungsmittel, zur Darftellung der Begriffe und Vorſtellungen bes 
In Erfagmittel dieſer Wortfprache iſt die Schriftſprache, mittelft weicher 
B Xöne durch gefchriebene Zeichen anbeutet; b) die Gebärden: und Miles 
be, wo durch koͤrperliche Bewegungen ımd Thaͤtigkeiten, ohne Töne, Be⸗ 
Borfiellungen zu erkennen gegeben werden. (S. Gebaͤrde.) Ihr Erſat⸗ 
lſchen Derfonen, die von einander entfernt find ; iſt die Bilderſchriſt ober 
che. (©. Hieroglyphen.) Die Gebaͤrden⸗ oder Mienenſprache kann, 
in man fich zu berfelben bloß eingelner Thelle des Körpers bedient, wieber 
VBenennungen haben, 3. B. Augenfprache, Singerfprache ıc. Die letztere 
n noch viele tohe Völker, befonberd um ihre Wegriffe von einer Menge 
aus;zudruͤcken. Unfere Begrüßungen durch Werneigung des Körpers ıc. 
& ein Überbleibfel und Theil dee Gebaͤrdenſprache, indem faft ale Voͤl⸗ 
Abafes. Zeichen ben Begriff der Hoheit bes Begrichten, ober von Unters 
| SGruͤßenden zc. auszubräden — Du 
| 58 






NE WIEyT vun YVUY WDIEYUE WU UVRIU) VIE BUNTE VEREEEEL TITEITER 
giant die Sprache im engem Sinne, von besen Urfprung num Di 
Wenn wir diefe eine durch eigne Organe bewirkte Gllederung bi 
wodurd Gedanken, Gefühle und Empfindungen mitgerhetit wer 
wir baducd eine richtige Erklaͤrung gegeben zu haben. Kein Tem 
bis er durch bie Zunge, bie Rippen, die Zähne und den Daumen t 
erleidet, welche wir Articulation ober Bliederung nennen. Da ı 
Tplere diefe Sertigleit, die Töne zu gliebern, erlangen EOnmen, f 
nothwendig, daß durch diefe Berrichtung Gedanken, Befkhie uni 
switgetheilt werben muͤſſen, wenn Sprache entſtehen fol. Daher 
geb noch dee Staar ſprechen, ſondern nur die Toͤne gliebern lernen 
iſt ebenſo ſehr einer der größten Vorzuͤge ber menſchlichen Ratur 
wichtigſten Geſchenke der Gottheit iſt. Wie fie nicht ohne Veruu 
iſt fie dad vorzuͤglichſte Mittel, die Vernunft zu bilden, und bie m 
gu erheben. " | 
IL Urfprung und Ausbilbung ber Sprache. 

Sprache ein unendlich wichtiges Geſchenk des Schoͤpfers nennen, 
weit entfernt, der Meinung Derer beizutreten, welche bie menſchne 
eine Art der Offenbarung, unmittelbar von Gott ausgehen laffen 
Bichte, „Bon ber Sprachfähigkeit und dem Urfprumge ber Sprache: 
Niethhammer's „Philoſophiſchem Journal“, 1. Bb., 3.u.4. H 


eine einſeitige Anſicht, die Sprache durchaus auf die Nachbildung 


zuruͤckſuͤhren zu wollen, von denen ſie nur zum Theil und nach il 
menten ausgegangen. Es iſt natuͤrlich, daß dee Menſch das Krach 
wie das Säufeln der Luͤftchen, das Bruͤllen ber Löwen wie das Nie 
Leins durch feine Laute beſchreibend nachahmen wird. Wir kennen 
die nicht reich an dieſen nachahmenden Wörtern waͤre, doch die aͤlt 
tin Sprachen find vielleicht darin am reichſten. Die itfp 
‚ter Über allen Zweifel erhaben it, nennt die Rage Wilela, | 
kada, den Wind Waiha, das Brüͤllen ber Thlere Rudide, 

lat. rudere erinnert. Auch das Hebtaͤiſche A deſſen hohe® Alter eb 


168 Las „Jana ds na Eaton HI. 


Sprache (Urfprung und Ausbildung) 617 


| des Lebens bedurfte hie Sprache eines neuen Worte. Indeſſen 
man fich Die Ausbildung der menſchlichen Wortſprache nur immer als [ehe 
Isus fertgehend denken. Man hat nicht für alle Begenftände, die den Sinnen 
boten, wicht für alle Dinge, welche das Beduͤrfniß heifchte, nicht für alle 
a, Thaͤtigkeiten, Worfellungen und Gedanken einen beflimmten Aus: 
Daher bediente man ſich zur Abhelfung dieſes Mangels auch felbft damals, 
a eine Wortſprache flattfand, der Gebaͤrdenſprache, um Das durch fichtbare 
anzugeben, road man durch Worte nicht bezeichnen konnte. Allenthalben 
a, daß ein Volk um fo mehe die Gebaͤrdenſprache gebraucht, je roher es 
Ba je aͤrmer feine Wortſprache iſt. Ja, man bemerkt ſelbſt bei dem gebilbetſten 
aſchaftloſeſten Menſchen, daß fie, wenn fie ſich einer Ihnen nicht geläufigen 
Me bedienen, ſchnell ihre Zuflucht zu allerhand Geſticulationen und Gebärden 
u, um ſich verfländlich gs machen. Gebaͤrdenſprache alſo war die Vermitt⸗ 
Ber übrigen, fie iſt noch jept die Gehuͤlfin muͤndlicher Unterredung, und es 
He Bezeichnungen derfelben, die bei vielen und ofe bei allen Nationen, fo 
Be auch einander fein mögen, Eins und Daffelbe bedeuten. Obgleich die Ges 
ache bie allgemein verſtaͤndlichſte ift, fo war fie doch inmmer die aͤrmſte, 
Bommte nicht zur Darftelung einer zufanımenbängenden Reihe von Vorſtel⸗ 
a nicht zur Erzaͤhlung einer verwicelten, durch mehre Perfonen und Mittel 
in Handlung bienen. Daher ift auch nue die Wortfprache bie Sprache des 
I Rebe. Das Wort iſt der nothwendige Traͤger bed Gebankens. Se feſter 
hen in engen Reifen fid) an einander anſchloſſen, defto mehr Beſtimmt⸗ 
Wietten die fuͤr gewiſſe Begriffe gewählten Töne; denn erſt aus ben Toͤnen 
en Wörter, ale Bezeichnungsmittel dee Sachen und Vorflelungen. Durch 
iger ſteigende Dienfchenmenge flieg auch der Verkehr, und es war baber noth⸗ 
daß man ſich uͤber Bedeutung der Töne oder Wörter gegenfeitig verſtaͤndigte. 
Jeſchah wol theils mittelft der Gebaͤrdenſprache, theils mittelft derjenigen 
R, über deren Bedeutung man ſchon einverſtanden war. Go nahm ein 
am ober ein Geſellſchaftskreis von Menfchen bie Wortiprache bes andern 
wemeiterte ſich das Gebiet ber Wortfprachen immer mehr, und fo endlich 
& , daß man oft in einer und derfelben Sprache mehre Wörter findet, bie 
5 Begriff bezeichnen, denn jeder Volksſtamm behielt die einmal für eine 
gewählte Benennung, nahm aber oft, der allgemeinen Verſtaͤndlichkeit wegen 
B feemde Benennung mit auf. Aus dem Entwidelungsgange bes Menſchen 
Sch ferner, warum die Worte anfangs nur ſinnliche Begriffe bezeichnen. 
ss Sprachen, bie und bekannt find, zeigen eine große Unbeholfenheit in 
eidynumg aligemeiner Begriffe, und die meiften Ausbrüde, ſelbſt neuerer 
has gebildeter Völker, für Verftandesbegriffe, haben body im Anfange eine 
liche Bedeutung gehabt. Wir brauchen nur an bie Ableitungen von yuynr, 
5, anima, virtus (Atma im Sanftrit, der Athem) zu erinnern, um dies zu 
De. Ferner iſt es wahrſcheinlich, daß bie Sprachen im Anfange einfpibig 
Da felen, wie es bie Wurzellaute in den aͤlteſten Sprache alle find. Diefe Ein» 
it Hat fich in ben uralten Mundarten des füböftlichen Aſiens erhalten; denn 
Meß der Chineſe, fondern auch der Zundyinefe, der Siamefe u. f. m., reden 
bie einfolbigen Mundarten. Man bat auch wol gefagt, daß die Sprachen 
reicher an Selbſtlautern ſeien, je Alter fie find. Indeß widerlegt ſich dies 
Vergleichung ber im Verhaͤltniß fehr jungen ital. Sprache mit ben alten 
a und germanifchen Mundarten, obgleich nicht zus leugnen iſt, daß das 
—Mſſche im 4. Jahrh, ja noch das Alemannifche im 11., viel reicher an Bor 
ve als das jegige Deutſche. Das Verhaͤltniß der Selbſtlauter zu den Mit» 
in einer Sprache ſcheint und viel mehr mit dem Klima und ber Lebentart 

u m gpufommenzupängen, Die Bewohner wärmerer Gegenkan Iifuen oe 
































518 Sprachen (Verſchiedenheit der) 


keim Sprechen den Mund weit mehr, als Völker, die in kalten aber | 
Begenden leben. Dan vergleiche die Sprache ter Eskimos mit den? 
auf den Suͤdſeeinſeln, das Polnifhe mit dem Italleniſchen, und. bem 
ſelbſt das Sanſkrit reich an Mitlautern iſt, weil es ſich auf ben Höhen 
des mittlern Aſiens bildete. Wir kommen zu einer andern Bemerkr 
Sprache bildet ſich nur in Geſellſchaft; der vereinzelte Menſch verlernt 
wenn er fich nicht mit fich ſelbſt oder mit Wefen ımterhält, die ihm feine ( 
ſchafft. Iſt die Sprache Tochter des gefelligen Beduͤrfniſſes, fo ſcheint 
zatto allegeit ihr robefter Anfang. Darum ift er in ben meiften Sprahn 
foibiger als jeder andrer Mebetheil (I, Die, Fac, Due: Geh, Gib, Ey 
koͤnnte ſcheinen, ein Einwurf gegen diefe Behauptung zu fein, daß die 
wie man fagt, Beinen Imperativ haben. Allein died feltfame Volk hu 
übengroßee Höflichkeit und verlehrter Verfeinerung verworfen. Ebenſt 
wir und gegen einen geiftweichen britifchen Echriftftelfer die Behauptumg j 
tigen, daß auch die Ausrufungen ober nterjectionen nächft dem Im 
fprünglicye Beftanbtheile der Sprache find. Denn fie find oft Nichts al 
mung ber tönenden Natur. Dies bemeifen die Interjectionen: ovai, v 
eheu, und das allgemeine ob und ach, und wie viel andre in dee gemein 
fpradye: platz, bautz, Elatfch, puff. Da die Sprache nicht bloß das H 
zeichnet, fondern aud) Alles, was auf die übrigen Sinne wirkt, fo mif 
legtern Bezeichnungen zunächft duch Vergleihumg mit dem Eindrud a 
au d der Eühnfte Wig erfcheint hier oft wirkſam, um Vergleichungen as 
Ein einzige® Beiſpiel fei der Blitz, den man wol fieht, aber nicht ho 
Name indep ift offenbar von ber Schnelligkeit hergmommen, die bei ihm 
wird, daß man das Zifchen zus hören glaubt. Wegen biefer Vergleichen 
druͤcke auf das Ohr mit denen auf die übrigen Sinne muͤſſen auch in meh 
hen biefelden Raute zur Bezeichnung derfelben Sache wieberkehren, ın 
und derfelben Sprache haben alle ſolche Wörter gemeinfchaftlidye Lau 
irgend einem aligenseinen Begriff übereintommen. Wir wollen nur a 
das fl, als Wurzellaut zur Bezeichnung des Feſten, Dichten, Kraͤftigen 
Griechiſchen und Eatsinifchen als im Deutfchen anführen. Stehen, iorr, 
Stand, oraduos, Stein, orı«, ftanthaft, arspsog, Stadt, dm 





Sprachen (Verfchiedenheit der) . 519 


zit dem Bürgerrecht beſchenkt hat; daß man nicht bloß Genio, Portfolio, Por- 
-Hurricano fagt, fondern daß man auch von dem echt englifchen brag, prah⸗ 
Bas Wort bragadoccio, der Prahlhans, bildet, welches bie Italiener gar 
kennen, das läßt fi unfers Erachtens nur aus dem häufigen Verkehr der 
mit Italien und aus ber Herrſchaft derfelben über das fübliche Italien 
und 12. Jahrh. erklaͤren. Kennten wir freilich die Geſchichte ber großen 
ge im fernften Alterthum genauer, fo würden ung viele Dunkelheiten Bar, 
Übereinflimmung mancher Sprachen fehr deutlich werden. Wir würden 
en, warum das Perfifche und Deutfche fo fehr verwandt find, warum 
fi in den ſtandinaviſchen Mundarten ebenfo bildet wie in dem 
und Griechifchen, und warum das Alpha privativum in der Sanfkrit⸗ 
der Bendfprache gerade fo vorkommt wie im Griechiſchen. Wenn man ans 
wit, daß die ganze Menfchenmaffe urfprünglicy auf einem nicht ausge: 
Erdſtrich gewohnt, und immer in friedlichen Verkehr mit einander geftan: 
, fo kann e6 fein, daß ſich zu Anfange eine allgemein verſtaͤudliche Wort: 
bildete. Allein hieran müffen wir zweifeln; denn ehe die Wortfprache ent» 
; Iebten die Menſchen vereinzelt in Familien. Sowie ihre Menge immer 
; traten die verfchiedenen Gefchlechter, durch Verwandtſchaft, Zuneigung 
tfniß dazu eingeladen, in abgefonderte Haufen zufammen. Der gefellige 
war theild wegen der Geringfügigkeit ber damaligen Webürfniffe, theile . 
Leichtigkeit, womit man ſich diefelben verfchaffen konnte, fo gar groß 
ern jeder Stamm ober Geſellſchaftskreis befchränkte fich größtentheils 
und feine nächfien Umgebungen. Es entflanden frühzeitige Kriege, wo» 
Verkehr unter den Menſchen, und mit ihm die Verbreitung einer ihnen 
berftändlichen Wortfprache gehindert wurde. Daß mehre gleich oder aͤhnlich 
be Wörter in vielen Spradyen einen umd den nämlichen Begriff anzeigen, ift 
6 ein Beweis, daß es urfprünglich nur eine Sprache gegeben babe. Denn 
gleich oder aͤhnlich Lautende Benennungen in mehren Sprachen für einen Ges 
koͤnnen entweder zufällig entfianden fein, oder e& find auch Klangwoͤrter, 
e, womit man Sachen durch Nachahmung ber Art und Weiſe, wie fie 
dr fallen, bezeichnet; oder e& find Wörter, die erſt duch den fpätern Vers 
Voͤlkerſchaften eine Allgemeinheit erhielten und fi) von Munde zu Munde 
sten. Denn ebenfo wenig, als man baraus, daß 3. B. Kanone, Bajon- 
| e, Guillotine ſaͤmmtlich und in allen Sprachen, wo man die Sachen 
Bennt, den nämlichen Gegenfland anzeigen, nad) Jahrtauſenden oder Jahr: 
mten auf bie Abftammung aller menſchlichen Sprachen von einer DRutters 
be wird ſchlleßen Binnen: ebenfo wenig kann dies deßhalb gefchehen, well bie 
Bezeichnungen fuͤr Exde, DI, Haben, Sein ıc. in vielen Sprachen gleich ober 
Könlich Bingen. Miele Wörter in den verfchledenen Sprachen find fich dem 
mach ähnlich oder gleich, und haben auch wirklich Eine Bedeutung, obne deß⸗ 
von einander abzuflammen. Wer koͤnnte wol Armee von Agmen, fo ähnlich 
Wörter auch dem Klange und der Bedeuntung nach jegt find, herleiten wollen ? 
kann bier als Regel annehmen, daß die Benennungen der Sachen um fo 
fich gleich oder ähnlich in mehren Sprachen lauteten, je mehr der Beſitz ber 
en ſelbſt urſpruͤnglich nur auf Einen oder wenige Volkoſtaͤmme beſchraͤnkt 
Se allgemeiner bie Sachen waren, defto verfchlebener find in ber Regel auch 
Benennungen, wenn dies nämlich Beine Klangwoͤrter find. Noch weniger iſt 
verwundern, wenn Benennungen Börperlicher, unmwillfürlicher Empfindungen 
ı mehren Sprachen aͤhnlich find. Die Empfindungen des Schmerzes, der 
I, des Entfeßens, des Verwunderns ıc., find ihrer Natur nach bei allen Dienfchen 
und entlocken bei allen Völkern benfelben unmilltürlichen und unartikulir⸗ 
luecuf. Ady! bezeichnet Bewunderung, Uh! Schauer. Ka Kant, 
















III — 


—— 


u 
— — 


he 


Jg, JE NUWvrIm VIE ZYDIEET WI NUDELNE SOELEEHT TUNER 5 GEUTE SIIELEE 
Kunfterzeugniffe, Begebenheiten ımd Erfindungen gaben ſowol X 
neuen Wörtern, als auch dazu, daß man bie vorhandenen Benem 
andre, von den unfprünglichen Begriffen ganz verſchiedene Begenfli 
Hatte man für verfchiedenartige Begriffe nur eine Benennung, fo 
Unterfchieb ber durch das Wort bezeichneten Begriffe durch bie Betor 
bemerklich zu machen, ober man errleth auch ſchon aus ber Wortfi 
zeichnet werden ſollte. Erſt unter der Hand der Dichter erhielt di 
höhere Bedeutung, ein friſches jugendliche® Leben; da aber bie fi 
diefer Dichter nur von Munde zu Munde fortgepflanzt wurden, ur 
Abänderungen erlitten, fo kann man annehmen, daß erſt durch di, 
(die eigentliche Buchftabenfchrift) und deren allgemeinere Verbreitur 
Dauer und Feſtigkeit erlangten. Schriftfleller und gefellige Überel 
die Sprachen aus. (Vgl. Herder’s „Abhandlung über den Urfprung 
und Monboddo’s Werk „Vom Urfprung und Fortgang ber Spr 
von Schmidt, Riga 1784— 85, 2Bbe) 

- Noch theilt man die Sprachen ein: 1) in lebende und tobte. | 
©prache, die durch den Abgang eines Volks, dem fie eigenthuͤmli 
hört hat, Sprache einer ganzen Nation zu fein, wenn fie auch noch 
Claſſen von Menſchen verfchledener Nationen im Gebrauch ift, z. 
chiſche, Lateinifche, Hebräifche. Eine foldye todte Sprache beißt eine 
- fie als Hülfsmittel und Organ der gelehrten Welt dient, wie name 
claſſiſchen Sprachen. Lebend iſt eine ſolche Sprache, die von einen 
den Volke, deffen urfprüngliches Eigenthum fie war, gebraucht wi— 
und Nebenfprachen, jene, die ihre eigne, dieſe, die ihre Entſtehm 
Sprache zu verdanken haben, wie z. B. die italienifche der Latetnifd 
difche der deutfchen Sprache; daher man fie audy abgeleitete und $ 
jene Ur: und Mutterfprachen nennt. Verwandte Sprachen nennt ı 
ſprachen. Als Hauptſprachen betrachtet man in Eutopa a) die altg 
lateiniſche, e) bie altdeutſche, d) die flawifhe Sprache. Jnudeſſe⸗ 
umter Mutterſprache in Beziehung auf einzelne Derfonen gewöhnt! 


Sprachenkunde (allgemeine) 681 


hter ber hebraͤiſchen wären, verglich viele Wörter umb leitete fie nach oft 
Digen Lautähnlichkeiten von einander ab. Nur wenige geiftreiche Maͤnner 
durch geſunde Anfichten von der Kortbildung der Sprache dahin geführt, 
prachen zu zergliebern, wie Caſaubonus, Scaliger, Salmafius binficdhtlich 
rifchen, Alb. Schultens in Beziehung auf bie morgenländifchen Sprachen. 
gab in neuem Zeiten den von jenen Forſchern aufgeflellten Grumdfägen 
sze Ausdehnung, und wollte in allen Sprachen in den Gonfonanten allein, 
e: in der einfachften Geſtalt derfelben, die bedeutſamen Beſtandtheile der 
yad in diefen, allen Sprachen eignen Wurzeln, bie menfchliche Urſprache 
‚ Andre fuchten dagegen lieber in den Vocalen, als Nachbildungen ber ein» 
katurlaute, die erften Beftandtheile, welche mit Confonanten verbunden 
s Wurzeln gaben, und auf biefem Wege kam man zu.einfplbigen Urſpra⸗ 
Hefe Anficht kann auch allein zu fruchtbaren Ergebniffen führen, wenn man 
s richtigen Begriff von Urfpiben und Urlingen, wie man den Ausbrud bes 
ſamen in den Sprachen treffend genannt hat, fefthält, und mit Kanne be» 
15 die Conſonanten nur gleichſam niedergefchlagene Hauche find. Aufdem - 
hen diefe Urlinge zeigen, zu den Uranfängen der Sprache zu gelangen, ums 
wchen,, mit Steffens (.‚Saricaturen des Hriligften”, Bd. 2) zu reden, in 
e Sprachorganiſation zu vereinigen, iſt eine ſchwierige, aber auch Die hoͤch⸗ 
ghe für die Wiſſenſchaft. Es fehlt dazu noch an vielen Worbereitungen, 
nue die bekannten Sprachen nad) ihrer Abflammung mb Verwandt: 
enzuordnen, müßten biefe erſt bis auf ihre legten Beſtandtheile zer 
znb ihr Bau erforfcht worden fein. — Seit Pigafetta vor der Mitte des 
ch. das Beifpiel gegeben hatte, fammelten mehre Reifende Wörter in frem⸗ 
bern, aber meift nur, was der Zufall darbot. Wo man auch nicht ganz 
beim Sammeln verfuhr, war doch ber Ertrag wenig zuverläffig, und ber 
, daß man die Wörter mit den hinſichtlich der Ausſprache der Wocale und 
nten fo verſchiedenen europ. Alphabeten nad) bem Gehör auffchrieb, machte 
Auffaſſung noch ſchwieriger. Für die Beflimmung der Verwandtſchaft 
achen brachten diefe Bemühungen wenig Gewinn. Won den meiften Spra⸗ 
Erde Eennen wir bis jegt Nichts als folche bürftige Bruchflüde. Das in 
fen Zerſtreuete wurde jedoch gefanmelt, wie von Megifer in f. „The- 
wiyglottus” (1603) und in dem auf Befehl ber Kaiferin Katharina II. 
tg. vergleichenden „Sloffartum aller Sprachen”, das zuerſt 1787 — 89 
4.) erfhien und 1790 —;91 (4 Bbe., 4.) in einer neuen, jedoch nicht 
xnen Aufl. umgearbeitet wurde. Später kam man auf ben Gedanken, fo 
sfegungen des Vater Unfer zufammenzuflellen als ſich auffinden ließen, da 
proben von Kennern, meift von Diiffionnarien herruͤhrend, eine ziem⸗ 
Buͤrgſchaft ihrer Richtigkeit hatten. Die erften Proben biefer Art gab 
zger ſchon 1427 in armenifcher und tatarifcher Sprache. Die erſte Samm⸗ 
muflaltete Konrad Geßner (1555), dem ber fleißig ordnende Müller 
and Wilkins (1715) folgten.. Eine reichere Sammlung, bie ſchon 200 
aſer hatte, lieferte der berühmte Miſſionnair Benjamin Schulze; alle diefe 
we aber übertraf ber fpan. Jeſuit Lorenzo Hervas, ber die 5 legten Bde. 
lopäbie: „Idea dell’ universo” (Ceſena 1778—87, 21.Bbe., 4.), der 
akunde widmete. Cr lieferte darin ein vergleichendes Wörterbuch, worin 
& die erſten Bebürfaiffe begeihnendeg Wörter inl 54 Sprachen verglichen 
machte mit beinahe 55 nody nie erwähnten amerikaniſchen Sprachen bes 
ib das Water Unfer in 3074 verfchiebenen Sprachen und dabei treffliche 
‚ern Aber die Geographie der Sprachen. Über ANe aberterhob ſich durch 
Auswahl und Vollſtaͤnbigkeit Adelung in ſ. von Vater fortgef. „Mithris 
er das Vater Unfer in beinahe 500 Sprachen und Dinletten waltthrt 





622 Sprachentunde (allgemeine) 


(Berl. 1806—17, 4.). Ferner find anzuführen: Vater’s Vergleic 
der Grammatik europ. und afiat. Sprachen” (Hale 1822) und Eihher 
der neuen Sprachenkunde“ (Goͤtt. 1807). Ungeachtet der bürftign 
die man von den Sprachen der Erde hatte, magte man fidh ſchon früh 
matiſches Werzeichniß der Sprachen. In frühern Zeiten flellte man 

lich nach den Noachiten zufammen, und theilte fie in die Sprachen d 
Hamiten und Saphetiten. Die beiden erften Sprachſtaͤmme nannte m 


‚ talifchen, ben dritten die occidentalifhen Sprachen, und fuchte allgen 


male auf, woburd man beide Glaffen unterſcheiden mollte, was a 
Mangel einer vollſtaͤndigen Kenntniß von einem Bau aller jener Ep 
gelingen konnte. Durch bie tiefen Unterfuhungen Kanne's, Dtbn 
Bopp’s u. A. hat fic in neuern Zeiten für die höhere und geiflige Em 


das oben angedeutete Ziel im Auge hat, das Urfprüngliche und Gemein 


Sprachen aufjufinden, ein neues Feld geöffnet. 

Nach den zeicherigen Vorbereitungen hat man es nur erſt zu eim 
graphifchen Anordnung der Sprachen gebracht, die wir hier im einem 
Umriß nad Abelung’®, Vater's, Jamieſon's und Townſend's Unı 
mittheilen. Es iſt dabei nicht leicht zu beflimmen, was eine befont 
fei, und bie gegebene Erklärung, dag diejenigen Sprachen verſchieden f 
die eine von einem Volle, das die andre redet, nicht verflanden werde, ! 
ſchwankend. Und wie wenig kennen wir die große Anzahl von amerik 
ſelbſt viele aflatifche Sprachen, um fie auch nur nad) jenem Merkmal 
ben zu Eönnen, weßhalb denn in allen Zufammenftellungen der Spe 
unficher und hypothetiſch bleibt. Bei der Anorbnung, wovon hier! 
kommt es jeboch auf jene Unterfcheidung nicht gerade an, da felbft Die 
fer Zuſammenſtellung ihren Plag finden müffen. Man kann diejenige 
zu einer Familie rechnen, bie mehr Ähnlichkeiten als Werfchiedend 
und zu einer und derfelben Glaffe diejenigen, bie einige nicht zufällige, 
Nachahmung des Naturlauts entftandene Ahnlichkeiten zeigen ; um abı 


“nicht zu fehr zu vervielfältigen, muß in einigen Fällen eine bloß geograpl 





[heibung angenommen werden, worauf man fi bei ben wenige 
Sprachſtaͤmmen ebenfalls beſchraͤnkt. Die I. Claſſe umfaßt bie einſoll 


Sprachenkunde (allgemeine) 528 


Dfterinfel in der Suͤdſee. Der bekannteſte Dialekt der malatifchen Sprache 
von Malakka, der von hier auf die oftindifchen Inſeln verpflanzt wurbe. 
Sprache hat auch viel Arabiſch aufgenommen. B. Medifhe Spra: 
Dahin gehören: 1) die Zendfprache (f. Perfifh.e Sprache und Li» 
IE), nach Jones dem Sanfkrit nahe verwandt, iſt heilige Sprache; 2) das 
bdas noch in einigen abgelegenen Gegenden um Schirwan nicht ganz aus⸗ 
ke if; 3) das Parfi ober Aitperfifche, dem Pehlvi wahrfcheinlich aͤhnlich, 
4) das Neuperſiſche entftand, das feit 1000 eine ausgebildete Sprache 
5) das Kurdifche (ein verberbter Dialekt des Perfiſchen) und 6) bie Afghas 
Ihe, aus Derfifch, Tatariſch und Sunfkeit gemifcht. C. Die femitifhen 
Men, die in 3 Hauptabtheilungen zerfallen: 1) Aramäifche (im Norden), 
me a) Oftaramälfche, wozu gehören: ca. das Aſſyriſche, das bis auf einige 
mamen ımtergegangen ift; A. das Babplonifche, woraus nach ber Ruͤckkehr 
hen aus ber Verbannung verfchiebene Dialekte in Palaͤſtina entflanben, ale: 
Bifche, worin einige Abfchnitte des A. Teft. abgefaßt find; der chaldaͤiſch⸗ 
i zu und um Serufalem; ber galitäifche‘ und famaritanifche. b) Weſt⸗ 
he: a. die ſyriſche Mundart (die gewöhnliche Schriftſprache ber weftlichen 
Wovon die fprifche Bibelüberfegung das aͤlteſte Denkmal iſt, noch jegt Kir⸗ 
be aller ſyriſchen Religionsparteien, aber als Volksſprache nur In einigen 
Bi, am reinſten in Meſopotamien); 4. das nur in Inſchriften erhaltene 
Be (ſ. Palmyra) und y. die ſabiſche oder zabiſche Mundart, ein ver⸗ 
Mriſcher Dialekt, worin die Religionsſchriften der Johannis juͤnger ober 
Fe (f. d.) gefchrieben find. 2) Kananitiſche Sprachen (im Binnenlande), 
Sprachen der diteften Einwanderer im Lande zwiſchen ber arabifchen Wuͤſte 
mitteländ. Meere. Dazu gehören: a) die phönizifche Sprache, wovon 
berrefte auf Münzen und in Steinfchriften gibt, mit ihrem Dialekte, dem 
25 b) das Hebräifche (f. Hebraͤlſche Sprache und Literatur), 
B davon abftanımenden rabbinifchen Dialekte (f. Rabbiniſche Sprade 
Ateratur), der fich erft nach dem Verfall der juͤdiſchen Gelehrfamteit im 
Ber unter den fpan. Juden bildete, bie hauptſaͤchlich von ben Bewohnern 
ns abflammten, während die deutfchen und poln. Juden meift Galllaͤer 
3) Arabifhe Sprade (f.d.), woraus das Athiopifche oder Habe: 
(1. Habeſch), wie das unmittelbar aus dem Neuarabiſchen entfprungene 
ſche fich gebildet hat. D. Die griehifhe Sprache (ſ. d.), wovon 
adifche oder Neugriechiſche (f.d.) abſtammt. E. Germaniſche 
ſche (vgl. Deutſche Sprache) nad ihren Hauptzweigen: 1) Nordi⸗ 
‚ wozu man rechnet: a) die ſkandinaviſche mit ihren Abtheilungen, 
wediſchen, das in ben balekarlifchen und gothlaͤndiſchen Dialekt zerfäßt, 
[hen und den Dialekten, die in Norwegen und auf einigen Orkney⸗ 
f. Drcadifhe Infeln) gefprochen werben; und b) bie isländifche. 
uefche. Diefe zerfallen in a) den fräntifchen Dialekt, wovon das Schwä- 
Alemanniſche) des Mittelalters, das Dochdeutfche und das fogen. Cimbris 
wmen; b) das Sächfifche oder Saffifche, wozu «a. bie angelſaͤchfiſche mit 
arch fremde Zufäge zu einer Mengſprache geworbenen Tochter, der englis 
Sprache (f. Englifche Literatur), und dem in Niederfchottland herr⸗ 
R, der Stammmutter in mancher Hinficht aͤhnlichern Dialekt (vgl. Schott > 
BS. die niederſaͤchſiſche (Plattdeutſch), y. das Frieslaͤndiſche und Hollaͤn⸗ 
whören. 3) Die Moͤſogothiſche, worin das aͤlteſte Denkmal der germani⸗ 
drachen, die Bibelüiberfegung des Ulfilas (ſ. d.) aus dem 4. Jahrh fich 
hat. [Andre theilen den germaniſchen Sprachſtamm in andre Zweige: 
mtlicher deutſcher Zweig: a) Oberdeutſch; b) Niederdeutſch. Diele® zer» 
h in: a. Frieſiſch, A. Niederlaͤndiſch und Hollaͤndiſch, 7. Teaetiuiiie 

















” Sprachenkunde (allgemeine) 


Plattbeutfch ; o) Mitteldeutſch; 4) Hochdeutſch. 2) Skandinar 
a) — b) Norwegiſch; ©) Islaͤndiſch; d) Schwediſch. 3) € 
unter das Angelfächfildye und Scottifhe.] F. Celtiſche GSpr: 
eine weit verbreitete Abtheilung der indiſch⸗ europäifchen Glaffe. 3 
war im alten Ballien bis zum 6. oder 7. Jahrh. herrſchend, wo #6 v 
ſchen Sprache verdrängt wurde, und kam von dort mit dem erobernd 
Britannien, wo feine Abkoͤmmlinge noch fortleben: 1) bie izifche ( 
ren Altefte Denkmale nicht uͤber das 9. Jahrh. hinauffleigen, mit de 
—— a) der gaeliſchen (worin noch ber Name der Stammſpi 
im ſchottiſchen Hochland (f. d.), die beide durch bie Nomaduner) 
vifche Wörter erhalten haben, und b) der Sprache der Infel — 
mit norwegiſchen, engliſchen und welſchen Woͤrtern gemiſcht iſt; 2 
ſche ober celto⸗germaniſche Sprache, gleichfalls von einem Celtenſtan 
gen, nach Britannien gebracht, hat fich in ihren Toͤchtern: a) ber wel 
im Fuͤrſtenthum Wales, b) der Sprache von Cornwall, e) dem i 
durch ausgewanberte Briten nad) Bretagne gebrachten Dialekt bis 
G. Die lateinifche oder ägntlih römifhe Sprache (ſ. D). 
lateiniſchen abſtammend, mit welcher bie etruskiſche, volskiſche ml 
wandt geroefen zu fein fcheinen, gehört mehr ale Mutter eines zahkkı 
mes, denn als urfprünglidye Sprache an bie Spitze einer Familie, w 
werben: 1) das It alieniſche (f. d.) mit vielen Dialekten, won 
f. „Rom. Studien’ Nachricht gibt, und von welchem befonderg ber ber 
fardinifdye viele Beimifhungen von fremben Anſiedlern erhalten ha 
a. (f. Spaniſche Sprache und Literatur) mit ſei 
: dem caſtiliſchen, bem catalonifchen und gallciſchen; 3) das 9 
(A (f Portugiefifäe Spracheeund Literatur), dem Spaniſch 
dem galiciſchen Dialekt verwandt, doch keineswegs bloß Mundart bei 
ſondern unmittelbar vom Lateiniſchen entſproſſen; 4) das Romaniſch 
bündten (f.d.), das gleichfalls im Mittelalter aus dem Lateiniſch 
ſchen zufammengefchmolzen ift, wie Planta inf. „Gefdy. der romanifd 
‚(Chur 1776) geseigt hat; 5) das Provengalifche, früher zur Zeit fein 
gegen ben Anfang des 14. Jahth. aud) Eimofi niſch genannt und 





Sprachenkande (allgemeine) s26 


raiſcht, in Thracien; e) Serbiſch mit ber Mengſprache ber Uskoken, eines 
weflanımnes, ımd der raguſaniſchen Sprache als Dialekten; f) Ctebenbärs 
Nawiſch unter einer. kleinen Golonie; g) Kroatiſch; h) Sprache der Suͤb⸗ 
hz Die in Kraim, Kaͤrnthen und Unterfleiermart mit Deutfchen vermiſcht woh⸗ 
Bra er unter einer Meinen ſlawiſchen Colonie in Ungarn; 
Mich 5 1) Kaffubifc unter den Kaffuben in Pommern, ein mit Deutſch ver 
Poluiſch; m) Boͤhmiſch oder Cjechiſch, eine durch Literatur lange ſchon 
Sprache, deren dlteftes Denkmal vom 3.900 ift; n) Oberlauflgifch« 
sder Sorbiſch; 0) Niederlaufigifd,MWendifch, von jenem fehr abwel⸗ 
$) Potabifch, früher in Lüneburg, eine Mengfpradie. 2) Litthauifche 
Men, bie aus 3 flawifchen und übrigens meiſt deutfchen Beſtandtheilen 
3° dahin gehören: a) das Altpreußifche vor ber Reformation in Sam⸗ 
jrochen und dem Deutfchen ähnlicher als andre litthauiſche Dialekte, aber 
Baeftorben (vgl. Vater: „Die Sprachen der alten Preußen”, Braunſchw. 
Fb) PreußifcyRitthauifch zwifchen Inſter und Memel; eo) DolnifdyBir 
Eis Samogitien; 4) Lettifh (f. Liefland) in Kurland, am reinften 
s und Riga, mit vielen finnifchen Beflandtheilen. — Die IU. Glaffe 
aſiatiſchen Speachfamilien. Sie zerfallen in: A. Sporadiſche, 
henigen Sprachen, die gewiffermaßen geographiſch von ben Übrigen ges 
Bd; dahin gehören: 1) die tfchubifchen, welche die Sprachen ber Finnen 
„ der Efiden, Liven und Lappen begreifen: eines Voͤlkerſtammes von 
em Urſprung, der aber mit Hunnen oder Diongolen in Verbindung ges 
Sin ſcheint, da jene Sprachen zu den gemifchteften gehören und ſehr vers 
u ihrem Bau find, wie befonders die finnifche, von weicher Gtrahlmann 
achlehre (Halle 1818) lieferte. Das Lapplänbifche iſt einigermaßen mit 
aubinavifchen verwandt, und hat fo viele Dialekte, daß faſt jede Kirche eine 
Btebienflliche Sprache hat; 2) die ungarifche ober magyariſche Sprache 
fr einen Seite mit dem Finnifcyen, noch mehr aber mit dem Slawoniſchen 
f, und mit vielen Wörtern aus dem Deutfhen, Franz., Latein., Armen. 
Hrachen vermiſcht, wie denn die Magyaren felbfl ein tatariſches, mit a. 
Bansen vermifchtes Volk zu fein ſcheinen; 3) die albanifche Sprache, zum 
fagfprache aus Griechiſch, Latein, Deutſch, Slawoniſch, theils aber eis 
Bi und mit keiner a. Sprache verwandt. B. Die kaukaſiſchen 
n, ſaͤmmtlich in der Nähe des Kaukaſus einheimiſch, von den uͤbrigen 
Glaffe gehörigen wenig verfchleben und im Allgemeinen den Sprachen 
In ähnlich, befonders ben ſamojediſchen Dialekten In den Gebirgen gteis 
sion und der Mongolei. Es gehören bazu: 1) die armeniſche Sprache, 
des Denkmal eine Bibeluͤberſetzung aus bem Anfange des 5. Jahrh. Ik; 
Faber if die altarmeniſche Schriftfprache aus dem Leben verſchwunden und 
z ale Gelehrtenſprache in dem Klöftern, ben Sitzen ber geiftlichen Stu: 
j fort, während die Umgangefprache, die mit ihren # Hauptdialekten aus 
Rand, durch Beimifchung vieler perfifhen und tuͤrkiſchen Wörter verberbt 
Ne georgiſche Sprache befteht gleichfalls aus einer Gelehrten» und Kirchen⸗ 
worin man Bibelüberfegungen ımd Kirchenbücher bat, die aber noch nicht 
Hlethren und Wörterbüchern bearbeitet worden ift, und aus der n 3 — & 
allenden Volksſprache, einer Abart der Kirchenſprache. Nur diefe bei» 
achen des kaukaſiſchen Stammes find zu Schriftſprachen erhoben worden 
een fich bes im 5. Jahrh. erfumdenen, zum Theil von der Zendſprache ent 
umwenifchen Alphabets, von befien 38 Buchſtaben bie geörgifche Sprache 
37 dat. Die übrigen kaukafiſchen Sprachen, nämlich 3) bie Sprache ber 
4 oder Abaffen an der Nordkuͤſte des ſchwarzen Meers, mit vielen tſcher⸗ 
Wortern, aus 2 Dialekten beſtehend; 4) bei den Nichertafien, INOA vum . 


























6526 Sprachenkunde (allgemeine) 


jenen (mo Kürften und Adel eine eigne Sprache, Sikowſchir genann 
follen, ba fie allein und nicht das leibeigne Volk die Nation bilden); ! 
fpeache der rohen Dffeten, am linken Ufer des Terek, auf bem Ho 
nördlichen Kaukaſus; 6) die Sprache der Kiftt oder Ingufchi, am U 
Terek; 7) die Sprache der Lesgi im oͤſtlichen Kaukaſus, aus verfchiel 
ten beftebend, haben faͤmmtlich noch kein eignes Alphabet. C. Die t 
Sprachen im engen Sinne, vom kaspiſchen Meere bis zur D 
Amur, in Ländern, die vor Zeiten ftet6 der Schauplag von Auswan 
Barbarei waren. Die Sprachen der Tatarenſtaͤmme in ihrem Mu 
wenig befannt; nur 2 ausgewanderte Stämme, bie ins Auslande zı 
bung gelangten, die Osmanen in der Türkei und bie Mandſchr 
Mantſchu in China, erhoben ihre Sprache zur Schriftſprache. Ma 
Sprachſtamm in 3 Zweige theilen: 1) Tuͤrkiſch⸗tatariſche Sprache 
a) die Easpifchen, wozu gehören: a. die tuͤrkiſche Sprache außerha 
Tatarei (f. Tuͤrkiſche Sprache und Literatur), die dem u 
sopa feit der Mitte bes 16. Jahrh. bekannt wurde; A. die tatariſch 
der großen Tatarei find geößtentheild noch fo wenig befannt, dag man 
ſten nur einzelne Wörter und von einigen auch diefe nicht hat. Am n 
nen wir von ben Sprachen ber Stammverwandten ber osmaniſchen 
großen Tatarei, ber Turkeſtanen, Turkmanen, Usbelen, Bucharen, 
gefitteter find die Stämme im Norden bes fchwarzen und kaspiſchen 
Ausfluffe der Donau bis in Sibirien, wo aber das Tatarifche mit t 
Then ſchon fehr vermifcht iſt. Die befannteften Dialekte find der krir 
fanifche. Diefer legte, ber in Kafan, Aſtrachan und Oremburg hei 
veinfte und auch in Sprachlehren bearbeitet; naͤchſt ihm bie Sprac 
kiren und der ihnen verwandten Völker in der oremburgifcyen w 
GStatthalterfchaft, und ber Kirgifen. Die Sprachen derjenigen fibteifd 
niſchen Tataren, bie ſich zum Theil nicht mit den Mongolen vermifd 
noch fehr wenig bekannt. Weit unreiner und durchaus mit Mongo 
find die Sprachen der übrigen Tatarenſtaͤmme in Sibirien, 3. B. ber 
Tataren zwiſchen dem Ob und Jeniſei, ber Teleuten ober weſtlich 
am Ob, ber Jakuten vom Lena bis zum Eismeer. Die Sprache ber 





Sprachenkunde (allgemeine) 583 
), unb In ihrem Dialekte find bie Werke geſchrieben, bie in Chinag ger 
den. 3) Das Tungufifche, die Sprache ber als Nomaden das öftfiche 
om Jenifei au und einen Theil bes chineſiſchen Gebiets durchſtreifenden 
en (f. d.), iſt mie Mongolifch vermiſcht und wird nebſt feinen Abarten 
loß ais Dialekt der mantfchurifchen Sprach⸗ — iſt aber fo we⸗ 
it, daß ſich uͤber den Platz, der ihm in der der 
zebuͤhrt, Nichts entfcheiden laͤßt. D. Die Krökrrym Opsaden 
er gebirgigen Tatarei und dens Eismeer einheimiſch ſind 
Iannt. Dan weiß zwar, daß die Mongolen bis in jene Gerenben ges ges 
den, aber es ift zweifelhaft, wie viele von ben bort wohnenden Volker⸗ 
dem mongolifchen Stamme gehören. Die Sprache derjenigen, die an 
m von Europa und Afien wohnen, ſcheinen neusen Unfprunge m je 
8 andern gebildet zu haben. Einige, wie die Sprachen ber Premier 
der Wogulen noͤrdlich vom Ural, ber Oſtiaken am Irtiſch und Ob, bie 
fen am linfen Ufer dee Wolga und der Morbuinen a ber Dis und 


ad ſaͤmmtlich fo ſehr mit Be vermiſcht, daß man fie auch zum fine 


rachſtamme gerechnet hat. Die Sprache ber Gomairden (. d.) theilt 
e Dialekte, die aber fo wenig als bie Voͤlkerſchaft ſelbſt * bekannt 
cheinen theils m tantopien Dlalekten, theils den wogulifchen umb 
| verwandt zu fein. Die Kamtfchabalen (f. Bumtjgarte) reden 
mgolifchen (hr Ihn sache, bie fich in mehre Dialekte ‚und 
m Gtamme ſcheint die Sprache ber Tſchucktſchen zu gehoͤren. E Die 
sachen ber afiatifchen Giaffe find auf den Snfeln Sfklich von Borne⸗o 
. Alle biefe Sprachen find noch wenig bekannt; viele berfelben werben 
en genannten malalifchen Sprachſtamm gerechnet, anbre fi aus ber 

m Sprache entflanden. Zu diefer Abtheilung gehdrn: 1) die Sprache 
riliſchen Infeln, die auch bis Kamtſchatka reicht; 2) bie japanifche, noch 
bekannt, ungeachtet bie Holländer feit 200 Jahren mit Japan (f.d.) . 
: fliehen, aber vielleicht aus miongollfchen Brunbfloffen 
33 ihr fcheint bie Sreohe auf den Lintfchuinfeln verwanbt zu ſein; 
yalifche, vermuthlich ein Abkoͤmmling des Malaiiſchen, iſt die Haupt⸗ 
den — Safe {f. abluipn inem), und ein rauherer Dias 

nz iſt das Biſſaiſche. den find durch bie Spanier Sprachlehren 

hlıcher geliefert —x Dee ache der Sulubinfeln If jenen ver» 
) Die Sprache auf Celebes (f. d.) heißt Bugis, iſt dem Malailſchen 
sind hat eine eigne Schrift; 5) die Sprachen der Shhferinfeln ſchei⸗ 
ytet ber großen Entfernung, wodurch diefe Eilande von einander getrennt 
er verfhieden zu fein als unter ben Bewohnern mancher Beinen Feſt⸗ 
werben ſich, wenn man fie genauer kennt, wahrſcheinlich unter tmenige 
ingen laffen. Das Malatifche if in viele berfelben Übergegangen- 
sffe begreift die afrikaniſchen Sprachen. Dan glaubt, baf in Aftita 
yaupt gegen 150 Sprachen bereichen, wovon man gegen 80 einiger= 
#. Wir nemen bie Hauptfprachen: 1) Die aͤgyptiſche ober Eoptifche 
8), iſt feit beinahe 200 Jahren erlofchen und umter dem Mole durch 
be. verdrängt worden; fie hatte mehre Dialekte, von welchen ber um 
yerzfchende für den Alteften gehalten wird, und ber thebaifche in Ober⸗ 
befombeeb in das Ktöftern Unger schalten zu Haben feet. Geint. Die Ayıpe 
isse Spuren ihrer Sprache unter ben Voͤlkern, deren Laͤnder fie einſt des 

en. 2) Die Sprachen der Bewohner Rubiens (f.b.) 

ermiſchung des Arabiſchen mit ben Dialekten der benachbarten Neger 
3) Die abyffinifche Sprache theilt fid) In viele Dialekte: bie * 
merſoreqhe heißt Ghees, die Volte ſprache Tigei und Uraharitke , Tr 





JUBTE. RIUTWJSEHSEER | IMIUUJERSEUNU) 5 [NIELS VERTUSIEUESE AEJULE 
berbaren Sprache, bie fi) duch 3 fchnalgende Laute audzeichn 
Schreiben durch X, I” und X” ausdrückt, um vermuthlich dem 
un zu bezeichnen; fo heißt. 8, Himmel im Dialekt der Buſchn 
in einem andern Dialekt X “m. — Die V. Claſſe umfaßt | 
Sprachen, die fo verfchieben find als die zahlreichen Indianerſtaͤ 
rita (f.d.) bewohnen und bei der mangelhaften Bekanntſchafi 
gar nicht familienweiſe ordnen laffen. Wir theilen fie A. in f 
ſche, deren man 2—300 zählt, nach folgenden Unterabtheilu 
Suͤdſpitze (Feuerlaͤnder und Patagonier); b) oͤſtlich vom Plataſt 
ranhon (8 Indianerſprachen); e) oͤſtlich von Paraguay (die 
lekte und 49 gang inbekannte Sprachen); d) weſtlich von Par 
chen); e) auf der Kuͤſte von Peru (4); f) oͤſtlich von Peru (11 
Quito am Maranhon (5 bekannte und 10 unbelannte); h) vor 
Dronoko (4); i) um Gafanare (5); k) auf der noͤrdlichen Mäf 
nordweſtlichen Bebirtgen (4). B. Mittelamerika bat ge 
Sprachen, und zwar a) auf den Inſeln (St.⸗Domingo); b) ı 
Panama bit Guatimala (I Sprachen); ec) Merico (8); d) vı 
zum Rio del Norte (8). C. In Nordamerika zähle man 
hen, naͤmlich: a) nordweſtlich von Neumerico (2); b) um 
e) nördlich von Kalifornien (5); d) um Notla-&und (8); 7 r 
fiffippt (10 und einige Dialekte); f) vom Miſſifippi sum Obie (‘ 
chen der 6 Nationen und außerdem verfchiebene‘ Dialekte); 
Hundſons⸗Bai (29 und einige Dialekte); h) auf der — 
sten die Sprachen mit dem Tſchuktſchiſchen viel Ähnlichkeit zu ba 
Balbi’s „Atlas cthnographique du globe, ou classification de: 
et modernes d’apres leurs langues avee enriron 700 vocah 
eipaux idiomes”', Paris 1826, 1 Bd., Fol. 1 8b.,8.; dee e 
Alex. Murray: „Zum europ. Sprachenben, oder Forfhungen i 
[haft der Teutonen, Griechen, Kelten, Slawen und Inder“ ha 
arbeitet, £p3. 1825, 2 8b«.) 


2 nt t. Ent. P- L.a al. ann. Aa. . MR 


Sprachlehre 680 


ehre (allgemeine ober philoſophiſche), bie Darflekang und Ent⸗ 
emeinen Geſetze der Menſchenſprache uͤberhaupt, die Wiſſenſchaft 
ormen aller Sprachen. Sie hat es folglich nur mit dem Allge⸗ 
und verweiſt das Eigenthuͤmliche einzelner Sprachen als fremd⸗ 
ehoͤrig aus ihrem Kreiſe. Dadurch unterſcheidet fie ſich von 


rachlehte, der fie die Aufführung und Zergliederung aller jener 


Beftandtheile überläßt. Ebendeßwegen kann fie aber auch nicht 
rfahrungswege ber Wergleichung zu ihrem Ziele gelangen; fie muß, 
ſichere Grundlage jeder weitern Sprachforſchung ihren Zweck er⸗ 
uͤndung tiefer ſuchen. Und wo wollte fie dieſe anders finden als 
B aller Sprache zum Grumbe liegt, ber Gedanke, feinen Uefprung 
ers, als in dem Denkoermögen ſelbſt? Sprache ift Darſtelung 
rch articulirte Laute; die Darftelung aber haͤngt von dem. Darzu⸗ 
) die Geſetze, an welche der Gedanke gebunden iſt, müffen auch 


tfcheinung deffelben bindende Kraft haben. Indem die allgemeine 


lich von diefem innen und nothwendigen Zuſammenhange zwi⸗ 
tfahrung gegebenen Sprachen nur bie Erläuterung und Bekraͤf⸗ 
mbfäge herbeizieht, ift ihr Standpunkt ein philoſophiſcher, von 
ben darf, ohne aufihre wiffenfchaftliche Bedeutung und auf die 
keit ihrer Geſetze Verzicht zu leiſten. Sie iſt darum auch nicht 
‚fophie der Sprache genannt worden. Es eniſteht zunaͤchſt die 
as Nothwendige ſei, das, ungeachtet aller ſcheinbaren Willkuͤr 
yer vorhandenen Sprache gemein fein muͤſſe, und liegt am Tage, 
durch Willkür oder Zufall entftandene Zufammenfügung einzelner 
Wörtern fein kann. Hier ift nirgends ein unmittelbarer Zuſam⸗ 
ı dem Zeichen umd dem WBezeichneten;; felbft die fogen. Naturiaute 
nahme, da fie ale Nachahmungen wol in ihrer Form, nicht aber 
venfein den Charakter der Nothwendigkeit anfichtragen. Ebenſo 
mannigfaltigen Arten ber Umbiegung und Umwandlung, wie fie 
Ppradıen getroffen werden, hierher gehören, da auch fie fich voͤllig 
er urfprünglichen Form bes Denkens: geflalten. Es bleibt dem⸗ 
—8* über bie Grundbeftandtheile aller Sprachen (Buchftaben und 
hrift) und der allgemeinen Sprachbildungslehre (f. Sprache), 
e allgemeinen Sprachlehre Nichts übrig, als das Geſchaͤft, das 
teinen grammatifchen Formen (dee Mebetheile[f. b.], partes 
er Wirkſamkeit des Vorftelungsvermögens abzuleiten und gu 
Berbindung derfelben zu Sägen und Satzreihen * zu begruͤn⸗ 
eine Sprachlehre hat die hier genannten weſentlichen Formen der 
ıfzuzählen; fie beſtimmt auch das Weſen und bie Bedeutung der⸗ 
itwickelt ihr Verhaͤltniß zum logiſchen Satze nach allen denkbaren 
uf dieſem Wege gelangt ſie zugleich zu den verſchiedenen Unterar⸗ 
nen Formen (Numerus, Genus, Caſus, Tempus, Modus), deren 
ng einen zweiten Haupttheil ihrer Forſchungen ausmacht. ( Vgl. 
ſtantiv und die beſondern Art., welche von jenen Formen ber 
n.) Endlich ſtellt fie die erſten Grundſaͤtze ber Wortfägung auf, 
tuͤrlich auch hier mur mit dem Allgemeinſten, für alle Sprachen 
fie zuvörberft das nothwendige Verhaͤltniß ber Abhängigkeit ein⸗ 
on einander darthut, und dann die Werbindung berfelben zu gan⸗ 
Sasreihen nach allen Logifch » möglichen Berlehungen —— 
Dies möge hinreichen, um das Gebiet der allgemeinen S 
. Es erhellt aus dem Geſagten, daß unfere Wiſſenſchaft keines⸗ 
5 der vergleichenden Sprachlehre fein kam, ſondera wirtahrtye Tine 
mte Xufl. Bb. X. 84 


— 





wohl angeſtellte Zuſammenordung willtürlicher Regeln Teile wil 
nicht entbehren. Dies iſt jeboch nicht fo zu verſtehen, als ob jebe 
thuͤmlichkeit in der allgemeinen Sprachlehre ihre Begründung faͤn 
der Fall fein koͤnnte, wenn bie Bildung ber einzelnen Sprachen, f 
fläffen de® Zuſalls und der Willkuͤr, das reine Erzeugniß eines pr 
abwägenden Verſtandes wäre. Auch bier ift ein Ideal —** 
in der Erſcheinung Nichts vollkommen entſpricht. Unſere Wiſſe 
nicht an, zu beſtimmen, was allen Sprachen gemein ſein mäffe; 
gen, was allen gemein fein ſollte, und kuͤmmert fich bei Aufftel 
durchaus nicht um die abweichenden Einzeinheiten des Vorhanden 
tigkeit iſt erſt in neuern Zeiten recht anerfannt worden, unb bat 
ter gewonnen. Dabin gehören Jak. Harris („Hermes, oder 
fuchungen über die allgemeine Brammatik‘‘, aus dem Engl. 
Halle 1788) und Monboddo; Sylveſtre de Gary („Beumbfäg 


Sprachlehre“, a. d. Sranz. bearbeitet von Vater, Dale 1804) 


(Verſuch einer allgemeinen Speachlehre”, 1801; umb Deffelbe 
Allgemeinen Grammatik, ebend. 1806); A. F. Beruharbi (‚Au 
lehre”, Berlin 1800 — 3, umb deffen „Anfangegrände der Sp 
Berlin 1805); Reinbeck („Handbuch der Sprachwiffenfchaft“, 1 
Jacob („Grundriß der allgemeinen Grammatik zum Gebraudy | 
die ausführliche Erläuterung des Grumbriffes”, Leipzig 1814 
(Grundriß der reinen, allgemeinen Spradjlchre" (Frankfurt 18; 
Forſchungen aber über diefen Gegenſtand bietet Beder’6 „Drgankı 
als Einleitung zur deutfchen Branmmatil" (Frankfurt a. MR. 182 
genannten vergleichenden Sprachlehre oder Sprachkunde haben 
‚feinem von Bater beendigten, DMithridates”) und ——— — 
unterſvnna viel — 
prachreinigung, Ausſcheidung des Frembartigen« 

ein Gegenſtand, der in —2* Zeiten oft ſchon in Anregung gen 
im Vergeſſenheit gerathen, neuerbinge aber mit verboppelter 2 
neue ergriffen worden iſt. Als das Joch ber fremden Zwingherrſch 


Ä Erroeeiigung 88: 
—*— —— —— Die Sprachen 
ben anfpehmgüäche oder abgeleitete. Iene, In: Ihtem Mefen burh-und 
und ſelbſtaͤndig/ bilden fi Muh KON Gran fie tragen | 

I jeder mhbglichen Form in fich, ——— fie unter dem Ein⸗ 

aan und gefchidkter Ara gleichen Schritt haften mit der ſteigen⸗ 
ver Völter,, in deren Munde fie leben, d. h. die Sefammtheit ihrer 
hat te om Umfang der jedesmaligen Anzahl herrſchender Vorſtellungen voll» · 
tfprechen; dieſe dagegen, ohne ſelbſtaͤndiges Leben, ruhen mit Ihren 
| fremden Boden, aus dem Ihr Dafeln hervorgegangen. In ſol⸗ 
Kun Sprach g tm vollſten Sinne bes Worts nicht die Rede fein. 
eb, aus eigner Külle Neues zu erzeugen, bleibt ihnen Nichts übrig, als 

Bine herbeizuholen, was ihnen bie Nähe ert; und fie koͤmen bies 
Vdenklicher, ba ihnen der Vortheil lobendig — 
| —— — — nur In diefer Hinficht die fr 






















— 
9 
2 


in 

3 erwachfen, vielmehr muͤſſen ſolche Beimiſchungen, ba fe indem 
WOLLE bald allen Zehhen fremder Herkunft entfagten, und in Bau, 
Endung fi) den [hen vorhanden Agrınen voͤnig gleich geftaltetim, 
Bereicherungen angefehen werben. Wer fieht Wörtern, wie Senfler, 
* r, Wein u. a. ihren ausheimifchen Urfprumg au? Seit Jahrhun⸗ 
wgert , haben fie fich in aller Weiſe mit dem Urbildungen der Sprache 

Es und gleiche Rechte mit biefen erworben. Als aber fpäter eine deutſche 
— 1 zu bilden enfing, machten füch ( 
Sein Gewiſſen ein Frembwort nach dem andern ein 
‚ und als nm vollends zu Anfang b. d. 17. Jahrh. ein lebhafterer Ver⸗ 
u Höflichern, wigigern und feiner gebilbeten Nachbarvolke anbob,-aub 
wie in a. Stuͤcken fo in Ausiänderei unb Sremdfucht bie Peigum> 
lern und niebern ©tände beflimmten , ba traten jene unzähligen tod⸗ 
7 fen, undeutfchen Wörter ein, die noch jest unfere reiche, fuͤgfame 
Isunftalten, und gegen welche bie Reinigungsverſuche fo manches wa⸗ 
ders In früherer und letzter Zeit gerichtet Daun. Scheu zogen fich 
en, regelzichtig gebildeten Ausbräde vor den vornehmen Schein 

fremden Wortthums zuruͤck, das viel zu ſtolz war, um ben Zeichen 
Met zu entfagen. So erhielten wir Wortbildungen , bie, ve € wie Einwande⸗ 
weder fremd noch einheimiſch fein wollten, wie: Fricur, 
Aajertat, Genialität, u. m. a. Daß ſolche —— — —** 
t der Sprache ſtoͤren, iſt einleuchtend; daß fie als todte, wurzelloſe 
ee alle lebenbigere Bedeutſamkeit und Auſchaulichkeit Verzicht leiften 
gleichfait imleugbar. Die Rathſamkeit einer durchgreifenden Spr ach⸗ 
Bassıs un wol kein Unbefangener in Zweifel ziehen. Es feagt ſich nur, 
 weöglich ei. . Über die Faͤhigkeit ber dewtfchen Sprache, mit wenigen 
fee jebe& auszufcheibende — hinlaͤnglichen Erſatz —** \ 
In an brauchbaren, bildſamen Wurzeln und an guten, 
sfefpeache noch unbenugten, mundartlichen Formen, fowie bei ihrer 
weten Bildung neuer Wörter durch Ableitung und Zuſammenſetzung, 
Kremtfichen. Nur darf man nicht glauben, als ob es nur Einen Weg - 

guifdyung, den der Überfegung , sehe; nicht —— geformte oder 
Nie Analogie gegründete Gormm ber Sprache re XEA 


t 











ſen; Reinigung und Fortbildung der Sprache war ſ. 


DIE odernaciiche auwiſſerer IWIETE ZEIT, DET DAB IACHNLE 


ferer Sprachreiniger von allen Seiten, von Gelehrten und Ungel 
und Verfpottung empfangen worden find? Doc was die Beitge 
ergreift mit Liebe vielleicht die Zukunft; was im Bangen und 
nen Eingang fand, erwirbt ſich vieleicht, iſt ed nur fonft gut, 
almälig eine freundliche Aufnahme. Darum werbe jeber 
Liebe begrüßt , nicht verfchrien und verlacht, wie in ber letzten 
ſchehen iſt. Hier nur noch eine flüchtige Überficht des Wichtig 
Sache ber Sprachreinigung in früherer und fpäterer Zeit gethan m 
Martin Opitz fpricht manch treffende® Straf» und Mahnwort 
derber in feinem Buche „Won der deutfchen Poeterei”. Weiter gin 


ji 


nur in dahin einfehlagenben Schriften (vorzüglich in rn —— 
151, fondern auch als Stifter eines bloß zu biefem 
wit ſchwaͤrmeriſcher Liebe verfolgte. Der lettere befland zu Pi 
der Deutſchgeſinnten Genoffenfchaft von 1643 bis zum Anfam 
AÄhnliche, gleichzeitige Werbrüderungen gu gleichem Zwecke waren 
gende Geſellſchaft zu Weimar feit 1617 , der Blumenorden « 
Nürnberg feit 1644, der Schwanenorden an ber Elbe feit 166 
aber als bie Bemühungen biefer Wereine war die Wirkſamkeit e 
für die Sache begeifterter Männer. Leibnitz ſchrieb zwar felbfl ı 
Sprache, wirkte aber thätig für ihre Geſchichte und Vervollken 
klaͤrte wiederholt, daß unter allen lebenden Sprachen Eeime fü 
gen einer wahren Ppitofophie geeigneter fel als die deutſche. ( 
nitli diss, de stilo philosephioo”, und f. deutſchen Auffag won 
ber deutfchen Eprache.) Die Richtigkeit [. Behauptung bewaͤhr 
rechtswiſſenſchaftlihen und philofopbifchen Darſtelungen zmwelı 
Thomaſius's und Ch. von Wolfs: Namen, bie nicht rn in d 
genannten Faͤcher , ‚fondern auch | in ber Sprache Immer einen ehe 


Hi 


Sprachrohr Sprengel 538 

deut der. Beitgenoffei Anfprud) : Campe („ber die Reini und 8 
8 —R —8 — 1791 -- 96, und: „LBörterbud) jur En 
Iiand unferee Sprache aufgedrungenen fremden Aus⸗ 


rc "TBOL); Rtndertiug (‚ihre Die Bekchgung der ben beutfchen Spra⸗ 
* —* Heinatz (Verſuch eines drutſchen Antibarbarus, 2 Thle. 















** (in mehren Werken) ; Jahn („WBereicherumg des hochdent⸗ 
6", Leipz. 1806) ; ®. MW. Kolbe („Über rachntengerei u. f. 
Wort über Sprachreinheit x.”, Berl. 1815); Sawary („Eh 
Bert über bie auslaͤndiſchen termini techniei”, in Schlegel's, Deut⸗ 
Men”, Sahız. 1813, Bebruacheft) ; Mobil („Uber die refflichkeiten. 
ken Drunbarten”, 1811), und 8. Ch. F. Krauſe's Bemühungen. 
es ee 2— verforicht dt Gute. Mehr als 
Bereinen, laͤßt fi) von ber jängft zu Berlin gegruͤndeten 
—— da fie nicht nur unter ihren Vorſtehern 
Sprachforfcyer, wie Zeune, Jahn, Heinflus, ſondern auch umter 
Mitgliedern mehre um beutiche® Voik⸗ und Wortthum bochvers 
zaͤhlt. Die verfländig geordnete Sammlung ihrer Geſetze iſt 1817 
bed bi bis het, fo viel wir wiffen, nur unter bie —— 


W Rn weiß, def fi) der Schall nach Kat ber Bikfrahken 
fanyt. a ſtatt in die freie Luft, . im eine Böhee 
Be, fo muß der Seel bericht werden, weit die feften Seitenw | 
B Diejenigen Schallſtrahlen, die ſonſt entweichen würden —— 
MBibt man hiewaͤchſt ber —*— diefer Roͤhre noch eine feid⸗ Seftelt, 
— nach den gleich den Lichtſtrahlen erlittenen wiederholten 
x parallel oder doch fafl ‚parallel herauskommen, fo wird ein fd 


* 


1 dem GSeedieni⸗ find bekannt. Weitere Belehrung daruͤher er⸗ 
werthvolle Schrift von Lambert: „Abbamblung über einige akuſtiſche 
; nebft Zuſaͤtzen über das ſogenannte Dom Alexanders d. Gr., üͤber 
—— ellipt. Sprachrohre und d. Anwendung der Sprade vum 
796). 
—A8 ſ. Sprachgewͤlbe. 
echer, ſ. England, Staatsverfaffung. 
gee, die, ein Fluß, mpg en eff Sf ide De 
Rintveit der böhmifchen Grenze, nimmt mehre kleine Fluͤſſe auf, durch⸗ 
Be der Rieberlaufig mit mehr als 300 Armen den Gpreewald,, wird bei 
geht durch den — Sildet bei Berlin eine Juſel, 
cin Haupttheil dieſer Reſidenz, Koͤin an der Spree, gebaut if, und 
Spandaun in die Havel. Sie iſt durch dem Friedrich⸗Wi 
BE der Oder verbunden. — Dee Spreewald in der Niederlaufig,, der 
ne Mensen ber Spree durchſtroͤmt wird, ift ein 6 Meilen langer und 14 
uites Brut, der mit vielem Laubholze bedeckt ift, aber auch 7 Dörfer, viel 
und der enthaͤlt. Die groͤßtentheils menbifchen Einw. 
außer der beteächtlächen Viehzucht und —8X auch * Banken 
un an Bollen, Meerrettig, Gurken ıc., die nach Berlin 


en engel (Rurt). Diefer Way Gelehrte wurde d. 3. Aug. 1766 zu | 
® —ãâ ee ne 5 
wie witfen! 8, ange am ge⸗ 
———— derſelben ſich im Hay voimaralagiine 


1.27 _ Sprengel 
und metallurgiſche, dann bei Gleditſch — ———— er 
diefen ſpaͤterhin als Rector zu Anklam in mehren Programmen ein 
niß abgelegt hatte. Unter f. Leitung machte der Sohn — 
Sprachen, wie in den uͤbrigen ap ge fm 
porzhglich lernte er früh feinem Fleiße durch eine weiſe Weiten 
reihften Früchte abgewinnen: — eine Kunft , die er ſpaͤterhin 
tät ausgebildet hat. Selbſt in den orientaliſchen Sprachen hatte 
ſoweit gefoͤrdert, daß er im Stande war, die Perikopen aus dem 
zu Überfegen , im Arabifchen jedoch wurbe er ſ. eigner Lehrmeiſter 
der biefe Eprade nicht verftand , befaß in derſelben ein Feines Wo 
Grammatik und das Evangelium Matthaͤt, welches letztere der Sa 
weitere Hülfsmittel, nach Gmonatlichem Studium volffommmen zu I 
matiſch zu erläutern im Stande war. &o führten ihn 
bald Über die Grengen des väterlichen Unterricht Ten ber für f. 
ſchaftlichen . und f. raſtloſes Streben ſchon ſeit dem 14 
chend zu fein aufgehört hatte. Neben dieſen eruſten Scudien 
mit der Natur nicht vernachlaͤſſigt, denn bie angeſtammte Liebe zu 
unſern Sp. oft ganze Tage in Wäldern und Wieſen, wobeli ihr 
Sant Geſellſchaft leiſtete, für welche er bereite Im 14. Jahre € 
zur Botanik für Srauenzimmer‘' aubgeazbeitet hatte. In f. 17. I 
er eine Hauslehrerſtelle bei einer angefehenen Famille in ber Naͤhe ve 
Nachdem er bier 2 Jahre nicht ohne Gewinn für Wiffenfchaft um 
zugebracht hatte, auch einer Ihm drohenden Lebensgefahr — 
wurde daran gedacht, ihn feiner kuͤnftigen Beſtimmung 
ſollte Theologie in Verbindung mit Medicin ſtudiren. Mech & 
Univerficäe begab, hatte er fi) von dem Conſiſtorium im =. 
. Vaffen und von diefem ein fo vortheilhafte® Zeugniß erhalten, baf 
‚predigen erlaubt worden war. 19 J. alt, bezog er bie Univerfität Hall 
das Studium ber Theologie auf, um in der Schule eines Boldhagen 
me u. A. ſich ganz ber Medicin zu widmen. Schon 1787 ſchrieb 
raldiffertätion: „Rudimenta nosologiae. dynamieae”, umb erlang 
hut, Eine Zeitlang befchäftigte er fich hierauf, in Halle als sm 


ix: 





Sprengen = 686 


b--verbeffert wurbe. Was Ep. als Lehrer und Schriftſteller geleiftet, wie 
reine Zierde nicht nur ſ. Univerfität, ſondern des geſammten beutichen Was 
wie endlich ſ. Ruf durd ale Welttheile ſich verbreitete , iſt bes 
r Das Verzeichniß f. zahlreichen Schriften findet man bei Meufel. Cie 
a:fich‘ derch ſtrengen Fleiß, tiefe Gelehrſamkeit umd geiſtreiche Zuſam⸗ 
and. Seine Pathologie, ſ. in mehre Sprachen uͤberſ. beruͤhnte 
der Medicin“ (3. Aufl., Halle 1821, 5. u. letzter Thl. 1828), f. 
medioae”, von welchen in Mailand eim eleganter Nachdruck er⸗ 
. botaniſchen Werke, unter welchen die „Historia rei herbariae” , dir 
Theophraſt und die Herausgabe von Linne’s „Systema vegetabilium” 
) vor allen genannt werben müflen, gehören zu ben ſchoͤnſten Früchten 
Thaͤtigkeit. Solchen Verbienften durfte bie Anerkennung nicht feh⸗ 













zu ihrem Mitgliede zu ernennen ; der jegige König von Schweden ertheilte 
Nordſternorden und fein Landesherr den tothen Adlerorben 3. Glaffe. 
en Verhaͤltniſſe find die giäcfichften. Schon 1791 knuͤpfte ex das 
muſterhaften Ehe, aus weicher 3 wadere Söhne (der Altefte Wilhelms, 
Schriftſteller ruͤhmuichſt bekannt , ift Protefior ber Chirurgie in Greif: 
flen find. — In Charakter unb Perfönlichkeit vereinigt Sp. wine: 
liebenöwärdigften Eigenfchaften. Man kann von ihm mit Schiller fa 
er zu ben Gluͤcklichen gehört, die des Wiſſens Gut nicht mit dem ‚Der: 
Trotz feines beifpiellofen Fleißes iſt er auch nicht der Welt und den 
Freuden des Lebens entfrembet, ſondern ex verſteht es, fie mit Sokraliſcher 
Ne zu genießen. Seine heitere Laune und ſ. herzlicher Frohſinn beleben 
hetſchaft und erfriſchen nicht ſelten ben Kreis f. Freunde und Schuͤler, wel⸗ 
ke ſ. patriarchaliſchen Haufe um ſ. Abendtiſch verſammelt. Einen beſonders 
zügen Einfluß übt er auf die Studirenden aus, denen er auf botaniſchen 
men näher teitt oder auch den Zutritt in fein Daus geſtattet, und fie dam . 
vaͤterlichſte mit Rath und That unterſtuͤtzt. Verehrt von f. Collegen, ges 
u feinen Schülern, erfreut fi Sp. einer dauerhaften Geſundheit, die 
Himmel erhalten wolle, daß er noch lange f. herrliche Thaͤtigkeit fortſetze 
ſe dereinſt auf den Dioskorides wende, mit deſſen! Herausgabe er ſ. 
be Laufbahn zu Erönen gedenkt. 
ıprengen iſt ein Ausdruck, mit welchem Steinhauer, Minirer und Ins 
ı Die fchnelle Trennung bes Geſteins bezeichnen. Granit, Syenit, Gruͤn⸗ 
hocphyr und ſelbſt der Floͤrkalk laſſen ſich nicht ander abſondern oder zer» 
als durch die Gewalt des Schießpulvers, welches durch ſeine Entzuͤndung 
eine Menge elaſtiſcher Fluͤſſigkeit erzeugt, die, durch die Hitze noch mehr 
s, jene wundervollen Wirkungen hervorbringt. Um einen Felſen zu ſpren⸗ 
ng man zuerfl die Gebirgsart, ihr Streichen und ihre verfchlebenen Lager 
Man bobrt alsdann ein Loch von einem halben bis zu drittehalb Zoll im 
veffer,, und von wenigen Bollen bis zu mehren Fußen in der Tiefe. Die 
8 be®.Loches iſt nach dem Streichen ber Bebirgart verſchieden. ie kann 
Ken Winkeln von der fenkrechten bis zus horizontalen Linie gehen. Iſt das 
slänglich tief gemacht, fo labet man e8 mit Schiefpulver, defien Menge 
zen iſt, nachdem ber Felſen mehr ober weniger Härte hat. Dann fept man 
eſtock auf, womit da6 Pulver zuſammengedruͤckt wird ‚dringt nun gebraum« 
nr ober Bleingefloßene Ziegel darauf und druͤckt bie auf das Pulver, wähe 
LSadeſtock noch in der Mitte feftfteht. Endlich fuͤlt man bie Höhle mit klein⸗ 
emen Steinen ober Erde rings um ben Ladeſtock, bricht diefeiben VX 


. 1 en Pe -- 





une „ı 


— 


SDOPTINZgUTUNNEN 2a > bobro ver ——* 


in 2 mit einander in Verbindung —2 —e Hr 


. ven. Dam nimmt man bemgemäß 3. B. ein mit Waſſer gef 


einer Höhe, und eine bamit verbundene, tiefer ſtehende Röhre am, 
Wofler in letzterer ebenfo hoch heben wollen, und alſo, wenn fi 
genug iſt, mit Gewalt herausfpringen. Wenn der Strahl nach 
nicht ganz die nämliche Höhe erreicht, fo folgt dies ganz nattielid 
sicht mehr durch die feften Seitenwänbe der Roͤhre zuſammengeh 
biefer, aus dem bloßen Gewichte des Waflers entfpringenden U 
nun noch die Kraft eigner Druckwerke vereinigen, um auf biefe A 
ft zu ganz erftaunlichen Höhen zu treiben, wie denn hierden 
chen Feuerſpritzen, die infofeen hierher zu sählen find, einen dei 
geben, als eine Beſchreibung im Stande it. — In einem gewi 
ven auch die u. d. N Heronsbaltl(f.d.) und Heronsbrn: 
Spielereien hierher. S. Käftner’s „Anfangege. ber ‚Dotrobpues 
Uche Ahlegung von Spreingbrinmen zur Verfhönerung der 
Dıäge f. „Introduct, to a general system ef hydrestasike a a 
(£ond. 1729, 4.). 

Sprüchwörter find nicht bloß als Wahrzeichen und SSH 
witzes zu beteachten, fonbern als die Mefultate ber Erfahrumg un 
ſtandes. Bu ihrem BWelen gehört, daß fie im Munde des Volt 
geroiffen Anſehens genießen; daß fie durch geiftzeiche Kürze, Ant 
thümliche Würde und eine kecke Beſtimmtheit vor andrer gemeine 
fi) auszeichnen. — „Erſt wieg's, dann wag's!“ — Geſchicht 
meift aus der Jugendzeit der Völker, zugleich mit den Sagen, u 
maͤchtniß der Vorzeit an die Gegenwart. Ihre Urahnen find bir 
Götterfprüche ber Äiteen Weifen und Dichter; fie find bie Iombid 
der Erfahrung aus dem öffentlichen und —— — fitlichen und 
ber Menfchenkinber. „Volkes Stimme, Gottes D 
das Eine dem Andern entgegen, und viele bräden nur — compara 


Spurzheim 687 


„Was verfehrt, dab lehrt!“ — Mugen: Es Ichet Lebentphlloſo⸗ 
ı nicht sufanmenbängend , doch allſeitig; wenn nicht gelehrt, doch buͤn⸗ 
nd klar, —— gebend über Manches, weriber Gelahrtheit und 
Siweigen. (6 überredet anfpruchlos und hadert nie, aber eße ix fid”s 
hlaͤgt 08 den Schulfuchs aufe Maul. Es näher den ig, Abe den Ver⸗ 
bt das Gemuͤth an und erfreut ben Scharffinn. &6 ift auf dene Widege 
m ein Huger, heiterer Geſell, —— noch Frud, we⸗ 
himpf noch Ernft im Gtiche iaßr Sprahwort, wahr Wort“. — 
Es iſt nicht eben gar leicht, ſich der Spruͤchwoͤrter ve, recht und 
rechter Zeit und Statt zu bedienen; fie wollen uͤberall nur als Wuͤrze, 
ihrung gereicht fein. Sie wollen Schrift und Rede nur kraͤftlgen und 
mie edles Geſtein in edlem Metalle, wie Bold in Purpur erfreut. Im 
Befpräche jedoch und im Briefſtyle may das Sprichwort gern breifl, 
feel fein, verſchmaͤhend das Blatt vor dem Bunde. Heiter, geifiveich, 
rigig aber mag es gern überall erfcheinen. Wenn dich nun Die Gpräche 
echten, zu reden, fo wehre ihnen nicht, fondern gebrauche ihrer wie gu 
und Waffen. „Wer's Bann, dem kommt's“. — Werwanbte des 
tes find: der Denkfpruch,Apolog, Einfall, die Sentenz, Fabel, Scherz, 
Schimpfrede, und überhaupt Alles, was bitblichen Ausdrud und gleich» 
erfönlichkeit hat. — „Trau, (hau wen!" Eine Literatur der — 
uns noch. Sammlungen derſelben haben ben Deutſchen geliefert: der 
„ Agricola, Eyring, Bebel, Gruter w. A. m. Die beſte neuere iſt 

die Weisheit auf der Bafle, ober Sinn und Gebrauch deutſcher Spruͤch⸗ 
ugsb. 1810). Eine vollſtaͤndige, kritiſche Sammlung ber deutſchen 
ter iſt noch zu erwarten. „Was lauge währt, wird gut!” Eine 
ft Nopitſch's „Literatur ber Eprüchiwörter" (Nuͤrnb. 1820). (Wat. 


rzheim (Kaspar), Dr., Mitarbeiter und Begleiter des Dr. Gall, 
en durch Europa, den 31. Dec. 1776 in Longvidh, 2 Stunden 
‚ ſtudirte Medichn zu Wien und machte mit feinem Lehrer Gall 

* 1805 mehre Meifen durch Deutfchland. In Paris beförberten fie 
ich zum Druck zuerft ein Memoire und nachher ben 1. Bd. und die 
des 2. Bos. des großem Werkes: „Anatomie et physiologie du sys- 
sux engeneral et da cerveau en partieulier”’. Sp, tremmte 
813, reifte nach England, Irland und Schottland, hielt-in den groͤ⸗ 
ar Borlefungen und fuchte feinen Anfichten über die Werrichtumgen ber 
e, welche von denen Gall's in mehren weientlichen Punkten abmweldhen, 
verſchaffen. Er fand eifrige Gegner, aber auch warme Anhänger. In 
ildete fich (Febr. 1820) ein Verein (Phrenological society), zur Uns 
er Gehirnlehre, der im April 1821 den erſten Bericht feiner Verhand⸗ 
Ben lief. Dr. Sp. felbft gab heraus: „The physiogaomical system 
and Spurzheim‘ (2. Ausg., Lond. 1815); daffelbe Werk abgekürzt, 
ines of the physiognomical system” (ebendaf.); „On insanity” 
7); „Examination of the objestions eto.“ (Ebiab. 1817); und 
F the e!ementery principles of education” (Edinb. 1821). WBei fel- 
Kufenthalte in London 1817 ließ er fich ale Licentiat bes k. Eollegiums 
on London aufnehmen, ging aber im Juli deff. 3. nach Paris zuruͤck. 
ſeltdem ein Wert: „Sur la folie”, ein andres: „Sur la phrenolo- 
sen „Essai philosophique sur 1a nature morale et —— 
⸗ erfcheinen laſſen. Er hält daſelbſt jährlich 2 Lehrvortraͤge: Sur 

‚ Ja physiologie et la pathologie du serveau, und widmet fich gu 
sshhenden Heilkunde. In biefer Abficht Hat ex wort Werelühunman ver 





HUTSEBSUER , uio VIE Jerzogiu VER rrih irer KARERETJURGTER CI 
junges, ſchoͤnes Mädchen zu Paris, Toͤtard, fpielte auf Auſti 
Die Hole einer Beſeſſenen, Fand fegte Stade und Hof in Bewegu 
Ohiloſoph Fontenelle bei der Beſeſſenen geweſen war, ſchrieb ihn 
einen aͤberaus witzigen Brief uͤber das vortheilhafte Zeugniß, weh 
ertheilt hatte. Jene geiſtreiche Kleinigkeit erregte Aufſehen, un! 

Maine zog von dieſem Augenblick an bie de Launal zu allen | 
Sceaur gegeben wurden. Sie machte bie Verſe zu einigen Etä 
dort fpielte, und entwarf zu andern bie Plone. Schnell erwar 
trauen und die Hochachtung der Deinen die verdienſtvoliſter 


Tede, fiel die de Launal mit der Herzogin du Maine in Ungnade 
2 Jahre lang in der an eingeſchloſſen. Nach — 
fie der Prinzeſſin wichtige Dienſte, und dieſe verheirathete fie 
— einen Herrn v. Staal, Capitain bei —— 
Camp. In der Unterhaltung zeigte Beau v. Staal in Folge 
bei und übeln Geſundheit weniger Geiſt und Lebhaftigkeit, als i 
Ihr Charakter war mehr gut als ſchlimm. Sie farb 1750. 
ihrem Node ihre „Memoires“ (3 ®be., 12.) herausgegeben umb ei 
gefügt, weiher 2 Luftfp. enthält, denen es, bei manchen Sch 
der Handlung und einer wohl verbundenen und wohl au 
fehlt. Ihr vorzuͤglichſtes Verdienſt iſt der lebhafte und geiſtve 
Denkwuͤrdigkeiten enthalten freilich keine großen Ereigniſſe, ſind a 
Auch bie Briefe an den Marquis v. Silly und an d' Hericourt, 
zu Darts (2 Bde., 12.) herauslamıen, find mit Eleganz und in 
Ben Sie gehen durch die Darlegung eines tiefen, zart 


Sſufismus, ber pantheiftifche Myſticieomus des Orier 
Ascetit unb Vernichtung aller fiunnlichen Triebe zur Erleuchtung di 
Seelenruhe nnd Bereinigung ber Seelen mit Gott buch bie & 


Sum sw 


“ (4898, Ar. 60) bießwiberige unb Befwgptt, Daß br Rama ef chen 
t dem griech. Sophos (des Weiſe) und Sophos (klar, wegen des 
B Gofi als Sumbild führten), als mit dem arabiſchen Safi (dev Meine) ver 
fei. Die Araber hatten von ie der Reigumg zu einem in Eiöfterliche Elinſam⸗ 

gepegenen und teligtöfen B gewibweten Leben. Daher bi- 

”y 7 umter den erſten halfen fe — — die allem Irdi⸗ 
Megtm. Da num. die 4 *) orthodoren Sekten des Islam mehre Syſtem⸗ 
m Philofopbie auffteliten, und da eine Menge Moͤnchsorben um 
amed mern im 2. Jahrh. der Hedſchra fich bildeten, fo fanden bei 
fi durchkreuzender theologifcher Meinungen religioͤſe 
As der. frommen Myſtik Beruhigung. Dadurch — — 
e von des myſtiſchen Vereinigung bed Menſchen mit Gott, die 
Begt, ſondern nach Langloͤs, Meiste, —— ab B usb 
Im brachte ähnliche Erſcheinungen von Schwaͤrmerei hervor, 
u Myſtik. So fagte z. B. Dſchelaleddin in feiner Anrede an Gett: 

| Dh gefiel mit Die feib Schach zu fplelen, wurde diefes Ich und Du 
werfen”. Die Sfufis tragen Ihre Lehren ter Bildern von Liebe, 
| ‚ Beer u. f. w. vor, und es if. Seinem Zweifel unterworfen, 
A Site des Hafi, eines der größten Sſufis, weit entfernt, Liebe uud 
Hfch zu befingen, vielmehr die Geheimlehre der Sfufis enthalten. 
2 ** der mohammedaniſchen Moͤnche haben eine myſtiſche Bedeutung 
Ps: Teufel aber verſtehen die Sſufis insgemein bie finnlichen Begierden ber 
Bis erkannten überhaupt keinen andern Teufel an, als die Finſterniß ber von 
der Wahrheit nicht erleuchteten Seele. Im 1. Bd. der Schriften. ber 
BE Seente) zu Bombay (Lond. 1819) findet man eine wichtige Abhambi. 
über bie myſtiſche —F der Sſufis Dann haben Siveftze de Gar 
| — Erbkine in mehren Abhandl. der „Transaet. of Bombay”, 
I in feiner „Befchichte der ſchoͤnen Redekuͤnſte Derfins‘ (umter Dfepelaked» 
st und Dſchami), und vorzüglich Tholuck in feinem: „Seufßsmus Per- 
be.“ (Berl. 1821, ans oriental. Hanbfdriften, vgl. „Hermes, XXIII) 
‚oeiental. Myſtik ein neues Licht verbreitet. Das Wichtigfte baräber ent 
‚but den Perfern und Türken im hoͤchſten Anfehen ſtehende, 1820 (Heb⸗ 
— —— erſchienene (au Seutari gedruckte), ins Tuͤrkiſche 
—* erk: „Die Tropfen des Lebensquelles”. S. Hammer's Anzeige 
. &it.sZeit."(1822,©. 2054). Die Befäjlchte der berühintefien Scheich⸗ 
8 der Derviſche (Nakfchbenbt) verfaßte Huffelm, berühmt u. d. R. Sfufi, 
Bpe. 1503 (Hedfchra 909). Die Moslemim ſchaͤtzen dieſes Werk ungefähr 
+ iss der kathol. Kicchengefchichte Bulteaus —* des —e— 
weteneß’s en d. —S gefchägt werben Ey —* — 
geſtand zwar erſt zur Zeit des Sultan Osman 1 d 3 
RB war bie Folge * geiſtigen Überlieferungen, vermoͤge welcher alle Orden 
den Geiſt ihrer Lehre umd bie Überlieferung ber myſtiſchen Kraft (durch 
g des Hauchs und des Mantels) bis zu Äbubekr und AU, den Sa 
— hinaufleiten. Der Prophet Mohammed hatte freilich geſagt: 
be kein Moͤnchthum im Islam‘; allein der Geiſt des Moͤnchthums, das 
Be urſpruͤnglich in Indien und Hochaſien hatte, drang bald auch in ben 
A, als der Araber, mit indiſchen, griechiſchen und perfifchen Werken bes 
bewerben, fein wiſſenſchaftliches Streben begann und einem beſchaulichen 


Heilige Vierzahi der a een ee | 


I der erften Jünger bes 
— 4 Reichswuͤrden und Stügen des Diwan in der oemaniſchen Otaatts 
8 nadhgebilbet find. 


















11 
ET: 












688 Staal Sfufismus 


Negierung im April 1821 vor der miebichnifchen Facultaͤt eine Abbau 
veau.sous les rapports anatomiques”, vertheibigt und ſich als D 
vom ber parifer Univerfität aufnehmen laſſen 

Staal (Frau v.), vorher Mademoifelle de Launai. Ihr V 


legitimirten na 
ige XIV., in Dienſt. Ihre Rursfichtigteit und Unbeholf 
zu biefer Stel: wenig geſchickt, und fie ſtand ſchon im B 
„als die Herzogin den Werth ihrer Kammerjungfer kem 
ſchoͤnes Mädchen zu Paris, Toͤtard, ſpielte auf Auflifte 
einer Beſeſſenen, und ſetzte Stadt und Hof in Bewegung 
Vhiio ſoph Fontenelle bei der Befeflenen geweſen war, ſchrieb ihen 9 
einen Weraus wigigen Brief über das vortheilhafte Beugniß, weiche 
ertheilt hatte. Jene geiftreiche Kleinigkeit erregte Auffeben, und t 
— —————— Augenblick an bie de Launai zu allen Fef 
Sceaur gegeben wurden. Sie machte die Verſe zu einigen Stuͤcke 
Dort —* und entwarf gu andern bie Plane. Schnell erwarb f 
traten und die Hochachtung dee Prinzen, und die verbienftoofften % 
en Dof zierten, ein Sontenelle, Chaulien u. A., bewarben fi 
bes witzigen Mädchens. Während der Regentſchaft, nach 
Tode, fiel bie de Launal mit der Herzogin bu Maine in Ungnabe (1' 
Sabre lang in der Baſtille eingefhloffen. Nach wiebererlangter 
der Pringeffin wichtige Sun ‚ und diefe verheirathete fie, aus 
, au einen Herrn v. Staal, Capitain bei ——— 
de Camp. In der Unterhaltung zeigte hr v. Staat in Folge ih 
heit md Äbeln Befundheit weniger Geiſt und Lebhaftigkeit, ais or 

She Charakter war mehr gut als ae, Sie farb 1750. 
ihrem Tode ihre „Memoires“ (3Bbde., 12.) herausgegeben und einen 
gefügt, welcher 2 Luftfp. enthält, denen es, bei manchen Schönt 
Einheit ber Handlung und einer wohl verbundenen und wohl aufge 


Hi 


*232*7 





8 | 
% 


Sſufismus 058 


22.0 (1828, Re. 69) die® widerlegt und behauptet, daß der Name Cefi a 
kt dew griech. ach. Eiopbos (der Weiſe) und Sophos (klar, wegen des Gpiegeis 
Soft als Sinnbild führten), als mit dem arabiſchen Gafl (dev Reine) 
Hei. Die e Araber hatten von jeher Neigung zu einem in Fr Elnſam⸗ 

mb reugloͤſen gewidweten Daher 
* umter ben erſten — — bie allem 

gem. Da nun bie 4 *) orthodoren Sekten des —— meer © 
Biafttfipen Philoſophie aufftehten,, und da eine Menge Mind, 
hammedanern im 2. Jahr. dee ‚Hebfden fich bitbeten, fo fi 
fi durchkreuzender theologifcher Meinungen veligiöfe Gemäther 
— ber frommen Myſtik Beruhigung. Daburd, entflanden bie Sfufis, 
Mibehre von des mpflifchen Bereinigung des Menfchen nit Bett, bie jedoch 
m legt; fondern nad) Langloͤs, Meiste, Hammer und Malcolm 
iſt, brachte ähnliche Erſcheinungen von Gchwärmerei hervor, 
je Roftit So fagte 3. B. Dſchelaleddin in feiner Aurede an Bett: 

Ber gefiel mi Di ſelbſt Schach zu fplelen, wurde dieſes Ich und Dus 
| yerufen”. Die Sſufis tragen ihre Lehren unter Bildern von Liebe, 
enheit, Feuer u. ſ. w. vor, und es iſt feinem Zweifel unterworfen, 
6 tete des Hafi, eines der größten Sſufis, weit entfernt, Liebe umb 
iſch zu befingen, vielmehr bie Geheimlehre der Sfufis enthalten. 
der mohammebanifchen Moͤnche haben eine myſtiſche — 
*— aber verſtehen die Sſufis insgemein die finnlichen Begierden ber 
a erkannten überhaupt keinen andern Teufel an, ais bie Finſterniß ber von 

der Wahrheit nicht erleuchteten Seele. Im 1. Bd. des Scheiften ber 
6. zu Bombay (Lond. 1819) findet man eine wichtige Abhambi. 
a über bie myſtiſche Lehre ber Sſufis. Dann haben Stiveftze de Cam 
⸗Nameh“, Erbkine in mehren Abhandl. der „„Transaet. of Bombay”, 
In feiner „Befchichte ber (hönen Rebekänfte Derfiens" (unter Dfcpelaled- 
und Dfchami), und vorzuͤglich Tholuck in feinem: „Saußamus Per- 
“ (Berl, 1821, aus oriental. Hanbfchriften, vgl. „Hermes, XXI) 
atal. Myſtik ein neues Licht verbreitet. Das Wichtigfte darüber ant⸗ 
si den Perſern und Tuͤrken im hoͤchſten Anfehen Repenbe, 1820 (Hebs 
36) zu Konſtantinopel erfchienene. (zu Seutari gedruckte), ins Tärkifche 

füfche Werk: „Die Tropfen bes Lebensquelles“. &. Hammer’s Anzeige 
. Zlt.:Zelt.".(1822,&.2054). Die @Adigteder beruͤhmteſten Scheiche 
der Derviſche (Nakſchbendi) verfaßte Huffein, berühmt u. d. N. Sfufi, 
Ihe. 1503 (Hedfchra 909). Die Moblemim ſchaͤten dieſes Werk ungefähr 
Kies der kathol. Kirchengeſchichte Bulteau’6 Geſchichte des 323 
enes's, Annalen d. Benedittiner“ geſchaͤtzt werben. Jener Orden Reeſa⸗ 
Band zwar erſt zur Zeit des Sultan Obman 1319 (J. d. Hedfchra Prod 
Mar die Folge von geiffigen Überlieferungen, vermöge welcher alle Orden 

I den Bei iherr Sehe umd bie Überlieferung des moflifchen Kraft (durch 


opheten, binaufleiten. Der Prophet Mohammed en hate feeilich geſagt: 
te en im Islam’; allein der Geift des Moͤnchthums, bas 
Bin: urfprlinglich in Indien und Hochaſien hatte, drang bald auch in ben 
u als der Araber, mit indifchen, griechiſchen und perfifchen Werken bes 
eben, fein‘ wiffenfhaftliches Streben begann und einem beſchaulichen 
rilige Vierzahi der mohammedaniſchen Ordensgeſchichte hat ihren Grund 


ihl der erſten Juͤnger des Propheten: Abubekr, Omar, Osman und AU, 
‚ bie 4 Reichswuͤrden und Stägen des Diwan in der ochaniſchene —*X 
achgebildet ſind. 




























51 


Hirte 


ie 


(Scerdenyaut DES Auges gelangen, um DORT DIE WErKuTsien! 
Katarakte ober die organifche Krankheit der Kryftakikıfe vüf 
Untzäntung diefed Organs her, jedoch fcheint dieſe nicht jeberzei 
ſondern biäwellen aud) durch eine Art von Trennimg ber Life ie 
ftoͤrt zu werben; nicht tweniger liegt eine andre Urfache in der Stir 
tabitität, wie fie ſich ba vorſindet, wo die Irie heller, blau ober 
iſt. Auch von manchen allgemeinen Krankheiten, z. B. Gicht, 
Skrofeln, leitet man diefe Krankheit ab, fowte fie auch durch das 
gienſtigt werben fol. Sogleich beim Anfange ber Krankheit entded 
ter ber Pupille eine grauliche, nebliche Truͤbung, und auch dabei | 
oft nur periodifch gefchwächt, bie fogen. mouches volantes (Fur 
vor den Augen) find oft zugegen. Bei fortſchreitendem ober art 
wird die Truͤbung bedeutender, und das Geficht mehr (obwol oft ni 
dert. Merkwuͤrdig iſt Hier der ſchwarze Ding, der bie Berbunkel 
gibt. Die Arten des grauen Staars werden nad) dem Sitze befl 
Kapfels und Kapfellinfenflane unterfchieden. Bei dem Linfen 
vorkommt, iſt die Verdunkelung in ber Mitte am bi 


‚Gem Lichte und dadurch bewirkter Erweiterung ber Pupille noch ı 
nen. Die Farbe der Linfe iſt dann gewöhnlich graulichweiß, in 

auch milchweiß, ober gelbliygrau, graubraun, ja fogar ſchwarz 
grau gefunden worden. Übrigens iſt die Linſe entweder zu hart, | 


“ auch zu weich und aufgelöfl. Bisweilen iſt nur das Imerſte ber ! 


Dei dem Kapfelflaar bemerkt man, daß bie Werdunkelung ni 
‚ fondern auch an andem und oft an mehren Steffen zuglei 
Farbe der Verdunkelung ift daher oft ungleich, fireifig, an bem elı 
ter als an andern. Nach der volllommenen Ausbildung des üb 
ſich jedoch auch gleichmaͤßig. Die Kapſel ſelbſt iſt bisweilen bloß ver 
len aber auch angeſchwollen und mit Auswuͤchſen bedeckt Der K 
fl a ar begreift die Katarakten in ſich, wo bie Kapfel und Die Linſe gle 
teit find, und auch bie, bei welchen bie Linſe mehr oder weniger aufgeil 


; 


Ciao (der fhwa) 668 


rer ee verfeßt, daß fie nach längerer ober Bürger 

o 

et md eingefogen wird, indem fie aus Ihren Gefaͤßverbindungen ge» 
im Auge zerſtuͤckt ward. Die Operation, durch weiche die Linfe. 

—2*2 wird, heißt die Ausziehung (extraotio eataraotao). 










) daburch, 
* entſprechende Wendung ber Nabel bie Linſe vielmehr — ** 
Sie wird alsdann von dem hervordtingenden Glaskorper filme 
ſteigt nich fo leicht wieder in die Hoͤhe, als dies bei ber bloßen le 
t. In den neueften Zeiten endlich iſt man auf die Idee gefonumen, 


3m verlegen und aus feinen — gingen, baß ex zeforbizt 
dl diefe Idee vorzüglich von Buchhorn und Langenbeck zuerſt audge- 
die Operation, bie den Namen Keratenyxis, 





‚Dpesationsweife befonders beguͤnſtigt, aber ihre Anwendbarkeit haͤngt 









Entflehung 
Edunte; insbefondere iſt d des Lichtes Ders 
f Kreten ae fäle on. welche —2* Fr *— he 
; indeffen find fie beinahe jederzeit bedenklich, um ——* 
zum Gehen unwiederbringlich. 


} von Fehlern bed Sehnerven (nervus optieun), * ſeiner 


) bie Sehkraft deffelben verlorm geben muß. Auch der Druck 
* Knochenauswuͤchſe ıc. und Verletzungen ber Netzhaut (mie z. B. durch 
we Inſtrumente) haben amausbleiblich dieſelbe Folge. Zu grelles Licht, 


Vinſterniß in helles Licht, die Kloakluft, Opiate, —8 Alter, erzeugen 
‚eine dynamiſche Verſtimmung dieſes Nerven, bie zu Blindheit fährt. 
bite ‚gefhleht auch per eonsensum bei Berlegungen des nerv. supraor- 
Hei Kopfverlegungen, Hirnerſchuͤtterungen, Schlogfläffen, bei unterdruͤck⸗ 
mupfen und häufiger Trunkenheit; heftiges Erbrechen, Nieſen, Huſten 
mgen mach dem Kopfe von irgend einer Urſache, zu ſtarke — 
örerſetungen, gallichte oder andre gaſtriſche Unreinigkeiten wirken 
Weiſe. Rach Maßgabe diefer verſchiedenen Urfachen entſteht das Übel 
ober nach und nach. Die Kranken koͤnnen bisweilen das Licht ade vertra⸗ 
d ſachen darum bie Dunkelheit; bier aber ſehen fie oft Funken und Flam⸗ 
p den. Augen. Die Gegenſtaͤnde erſcheinen oft andere gefärbt, ober fie 
mu, ſchwimmen, verwirren ſich; bie Kranken fangen bieweilen au Kt 
u. einen druͤckenden Schmerz In ber Tiefe der Augenhoͤhle und ein Span⸗ 
dm Augenbraunen; endlich fangen fie an, wie durch einen Slar voex du 


=> 


i 


Hornhautfich, er⸗ 
genau beſchrieben worden. Es wird von den Augenaͤrzten —* | 


# 


⸗ 


eines Stiches durch Die Hornhaut den Staar niederzubruͤcken, ober auch | 


Anſtrengung der Augen bei ſchwachem Lichte, zus fchmeiler Übergang 





DEUUEYLESEE IT FIRE YVUEW YIUHETE SURUTFUGE UET sun 
Brite, und beſtimmt, Denienigen, weiche bie Operation des grau 
fanden haben, dem durch dieſelbe erlittenen Verluſt ber Kryſtallin 


egen. 

Staarfleine, f. Palmen. 

Staat (res publica, eivitas, sovietas eivilis, bürgerfii 
Des Menſchen Beſtinmung if, die durch f. Natur geſetzten, all 
meinſamen Zwecke durch ſ. Willen zu reallſiren. Die Erfahrung 
der einzelne Menſch, wenn — iſolirt lebt, dieſe Zweck⸗ 
thells ſehr unvollkommen erreichen kann. Daher ſieht Jeder bie 
ein, ſich mie a. Menſchen zur Erreichung derſelben zu verbinden. € 
aemeinfamen Zwecke bee Menſchheit durch vereinte N räfte zu befoͤrl 
ober einzelne Kraft nicht binzeichen, — nennt man einen Staat, de 
der hen, worin fie als Menſchen allein beſtehen koͤnnen. 
zwede.) Die Hauptfragen, welche den Staat betreffen, find: 
der Rechtegrund der Entftehung bes Staats? 2) Wie find bie € 
entflanden? 3) Welches iſt ber befte Staat, oder wie muß ein 
fen, wenn er den Beifall der Vernuͤnftigen erhalten fol? Di 
antwortet das Staatsrecht. Es zeigt, daß bie Pflicht gehkete, 
toollen, weil er die Bedingung iſt, von der bie Erreichung der R 
Menſchen abhängt. Was aber die Pflicht gebietet, if Inumer Recht 
vertrag, Vereinigungsvertrag, Unterwerfungsp 
fatfung ber eu8. ) — Die zweite Frage iſt gang hiſtoriſch, u 
zeigt, daß die wirklichen Staaten auf fehr verfchiedene Weiſe entftaı 
durch na Übermacht Einzelner oder Einiger, ohne allen Ka 
Uſurpation, bald durch Verträge c. Endlich, was bie deitte * 
—— im Allgemeinen: derjenige Staat iſt der beſte, der 

darin die ſtaͤrkſte Ucfache liegt, die Zwecke des Staats am ſich 
dern. Diefe Drganifation kann unter verfchiedenen Umfländen, u 


. ein Bolt befindet, verfchieden fein. Für manches Volk kaum eine: 


andres eine eingefchräntte ° Ronargie die te beſte e Staateform fein; ; f 


ni. ar Bf. zuh L_eP__ 


Staatengefchichte | 548 


cheine. Als ein organifches Ganzes erfcheint aber unter ber darſtelenden 
grömblichen Geſchichtsforſchers und des claffifch gebitbeten Befchichte 
er einzelne Staat, wenn zuerſt bie Familienſtaͤmme und Voͤlkerſtaͤmme 
geben werben, aus deren Zuſammentretung und Vermiſchung (biswel⸗ 
dertrag, nicht ſelten durch Eroberung und Gewalt) er bei feinen Ent 
bei ſeiner allmaͤligen Vergroͤßerung ſich bildete; wenn Darauf bie Wer 
Staats In den Mittelpunkt feiner Begebenheiten und Schickſale geſtellt 
nur daraus die Bildung feiner Eigenthuͤmlichkeit, das Verhaͤltniß der zus 
nden einzelnen Stände ber bürgerlichen Geſellſchaft gegen einander, die 
ng der verfchiedenartigen Geflaltungen des Volfolebens, ſowie übers 
ganze innere politifche Leben. eines Staats ſich erklaͤren läßt; und wenn 
dieſem imern politiſchen Leben das aͤußere politiſche Leben, oder bie 
Ankuͤndigung des einzelnen Staates in den aͤußern Verhaͤltnifſen zus ſei⸗ 
aeftanten, ſowie feine ganze Stellung in dem Staatenſyſteme, zu welchem 
I gehört, abgeleitet, und aus der Wechſelwirkung des Innern und des aͤu⸗ 
ſchen Lebens anf einander, entweder das Fortſchreiten und bie Fortbil⸗ 
das Rüdwärtsfchreiten, Sinken und Veralten (und bei ben bereits ers 
Staaten zugleich der Untergang berfelben) aus zureichenden gefchichtlichen 
rklaͤrt wird. Wem num auch bie Geſchichtſchreiber vieler einzelnen 
nter biefen Koderungen zum Theile zuruͤckbleiben (4. B. Schmibt’s und 
Abhandlungen der deutfchen Geſchichte, Henrich’s Bearbeitungen 
en, franz. und engl. Geſchichte u. A.): fo haben ſich doch auch wieber 
Löfung diefer Aufgabe fehe genähert.. (&o Hume in f. „Gef. Eng⸗ 
oh. v. Müller in f. „Schweizergefchichte” ; Spittler in f. Geſch. Wärs 
mb Hanovers u. A) Allein außer biefer Behandlung der Befchichte 
Staaten verfteht man bei den Deutfchen gewöhnlich unter Stantenger 
akademiſchen Vortrag und die ſchriftſtelleriſche Behandlung der ſaͤmmt⸗ 
gegenwärtige europ. Staatenſyſtem bildenden Staaten und Weiche ſeit 
bung bis auf unfere Zeit, fobaß man biefe Staaten und Reiche zwar 
> ihre Sefchichte nicht fonchroniftifch) behandelt, fie aber in ber Dar⸗ 
"einander folgen läßt, um am Ende der Darfielung das ganze europ. 
em nad) befien einzelnen Beftandtheilen überfchauen und politifch wuͤr⸗ 
smen. In biefem Sinne flellte bereite Sam. v. Pufendorf bie europ. 
ſ. „Einleit. in die Hiftorie der vornehmften Reiche und Staaten’ dar, 
Aufl. vom J. 1733 in 4 Thin. noch immer verglichen zu werden ver 
eit und geifilos iſt die zu ‚Heilbronn ſeit 1760 in 14 Bon. erſchienene 
zeſchichte der befannten Staaten, von ihrem Mefprumge an bis auf die 
en’. Unvollkommene Grundriſſe dieſer Staatengefchichte waren: 
m. Gebauer’s Grundriß zu einer umſtaͤndl. Hiſtorie ber vormehmften 
be und Staaten” (2p5. 1733, 4.) und I. Paul Reinhard's, Einleit. 
Geſchichten der vornehmſten Staaten‘ (3.%., Erl. 1778, 4). Is 
te behandelten die Staatengeſchichte: Gottfr. Achenwall in f. „Belch. 
ı vormehmften europ. Staaten im Grimbeiffe (2 Ihle., u. A. Goͤtt. 
Ghftph. Kraufe in f. „Grundriß der Geſchichte der jegigen, beſonders 
Staat" (Halle 1788), I. Georg Dieufel (der neue Wearbeiter des 
en Werkes) in f. „Anleitung zur Kenntniß ber europ. Staatenhiftorte”. 
emifche Compendium warb bei manchen Mängeln body wegen der Kür 
Kung, wegen ber Reichhaltigkeit der Literatur und wegen ber Vollſtaͤn⸗ 
yeiliegenden genenlog. Tabellen ber zegierenben Haͤuſer fo belebt, daß 
. Aufl. davon erfchien. Schon von der 4. Aufl. an nahm Meuſel durch⸗ 
‚fit auf Ludw. Tim. Spittler's bis jetzt unäbertroffenen „Entwurf 
‚te dee europ. Staaten” (2 Thle., Bert. 1793 fg). Sp. riiiite 





XXXRR 
gleich nicht verfannt werben fan, dag das europ. Stantenfpfl: 
zus uͤberſchauen iſt, wenn bei der Darftellung deffelben Deutſchlan 
Ä feit ben 3 legten Jahrh. fehlt. Heeren s fdyägbar 
ensop. Stantenfpflems feit der Entdeckung beider Indien” gehört 
ne nicht hierher, weil in derſelben bie einzelnen & etırop. taaten 
—— nei bloß nach ihrer Stellung innerhalb dei 
foftems und ihren Verhaͤltniſſen F demſelben —— r 
Die Staaten De chem dr. De dbuch der Befd 
des Alterthums entichiebenen Werth. wi Geſchichtſchre 

—— Staatsdienſt. 

Staatsanleihen, ſ. Staatspapiere. 

Staatsanwalt, f. Kronanwalt. 

Staatsarzneikunde umfaßt die gerichtliche Meb 
wediciniſche Polizei (f.d.), die Lehre von der Mebichı 
(£. d.) x. Won keinem Wolke iſt diefer Theil der medicknifche 
Sig bearbeitet worden, als von ben Deutfchen. (Vgl. Adolf Henk 


Graatborgneitunde", Erl. feit 1821.) 
Staatsbant, Fa a if eine fole Be Bu 
von der Megierumg- gebilbet iſt, unter ber unmittelbaren, aBeh 


Staate ſteht und von ihm —8— wird. Dergleichen Anſtalt 
fie gut eingerichtet ſind und ehrlich verwaltet werden, Veoh © u 
Nationalreichthum wirken, im Gegentheil aber drohen fie dem 
Gefahr; befonders nachtheitig koͤnnen fie werben, wenn die Regi⸗ 
fig geſchehen, als eine Finanzquelle betrachtet und ale Mittel bei 
Schatz in Zeiten der Noth aus. einer —— — 
der Staat nicht durch aͤnßere Gewalt geſetzlich angehalten werben 
bind Bipteiten phnkstich muerfülen, ſo genießen in der Regel bie ! 
(f.d.) eines ſtaͤrkern äffentlichen Credits als die Staatsbanken. 
—8 wird eine dann genannt, wenn ber Staate 
Gorporationen organkfict if, weldhe ba ba6 ganze Bo Bolt E vepeäfentice 


oldhseemen ham BR 


_. . . re ” . n . . , . ⁊ 


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EStaatsbantrutt 41 


Sepupieikichenn Undermoͤgen zu erfuͤllen, ſich weigern ober nicht im Stante 
In Ratienalbankzutt wuͤrde entſtehen, wern bie ganze Nation ihre Zah⸗ 
—*5* nicht zu erfuͤlen vermoͤchte, wenn nicht bloß bie Regierung, 
Privatſchumer ſich von der Verbindlichkeit, zu bezahlen, befrei⸗ 
| ht man Ben oft bloß die Meglerung oder das Volk, ſoſern 
VDanzes, als Staat handelt ıc., und dann if Nationalbankruit fpnonpm, 
mebankrutt iſt entweder total, wenn dein Glaͤubigern des Staat gar kein 
} da Verhufl ihrer Gobenungen gegeben wird (difen Fall trat in Frauk⸗ 
per Agignaten ein), odee partie, wenn Die Sedorung nur zum heil ver· 
Es laſſen ſich in diefen-Binficht verſchiedene Methoden anwenden: ent- 
Pr.fept die Staatoſchuldſcheine unter ihren Nenuwerth oder unter den 
ob, welchen fie im Curſe haben, ober die Zinfen werden berabgefeht, wie , 
amd Schweden geſchah; oder man nimmt. einen Theil der Schuld und. 
after eine Anwendung, wobei man nicht den Werth erhaͤlt, weicher auf 
ſaſcheinen ausgedruͤckt iſt. So lieh das Directorimn in Frankreich 4 ber 
u in das fogen. große Buch eintragen (tiers conselide), für die an« _ 
5 deux tiers mobilises) wurden Bons andgefertigt, welche bei dem Are 
Matienalguͤtern nad) dem jedesmaligen Curs in Zahlung genommnen wer⸗ 
3. auch iſt es eine Ast von theilweiſem Bankrutt, wenn die umlaufende 
ge vom Staate heruntergeſetzt wich. Die engl. Regierung gab durch 
Flionsacte 1797 der Bank von England ein Privilegium, Bankrutt zu 
Denn biefe hatte die Verbindlichkeit, alle Roten, die ihr prä'entirt-wurs 
acer Belde einzulöfen. Durch jene Acte wurde fie aber davon dispen⸗ 
d konnte Niemand mehr für feine Banknote ben vollen Werth erhalten. 
machte alfo dadurch weiglich Bankrutt,. und biefer war vom: Ötaate 
Der Bankett, welchen eine Regierung macht, iſt entweder ein oͤffent⸗ 
ix ein beimlicher, verſteckter Bankrutt; Öffentlich iſt derfeibe, wenn man 
Meglärbigern das Ganze, oder einen Theil ihrer Foderungen geradezu 
ober verfieckt, wenn bie Metallmuͤnze verſchlechtert, d. h. unter 
ein geringerer Metallwerth ausgegeben wird, oder wenn eine 
er in Umlauf gefegt wird, der man einen gezwungenen, hoͤhern 
at ihr Marktpreis beträgt. Soll einmal Bankrutt gemacht werben, fo 
er Öffentliche immer den Vorzug vor dem heimlichen, denn bei jenem 
5 nur die Stantögläubiger betrogen, bei diefem zugleich alle Privatglaͤu⸗ 
kp amıgerecht und nachtheilig auch ein Staatsbankrutt flr die Gläubiger 
dieſe offenbar dadurch um ihe Eigenthum, das fie dem Staate anvertraut 
meer, fd find doch folgende- Punkte, wodurch ein fo großes lbel ver« 
ed, nicht aus der Acht zu laffen: 1) Geht dadurch kein reeiled Capital 
WMieſesd if fchon verzehrt, ber Staat hat e6 durch Krieg ober fonfl- ver- 
ae Die Githatsgläubiger werden darum betrogen. Golite es ihnen erftat- 
By; fo. tonnte dieſes immer nur dadurch gefchehen, daß es der Staat von 
Bolke abnahm und es den Gläubigen zuruͤckbezahlte. 2) Das Work 
das, was es an jährlichen Renten fuͤr die durch ben Bankrutt vernichtes 
we Bezahlen müßte, ſowie bie Gapitale ſelbſt, welche es ſonſt hätte pro» 
‚ ‚wm fie dereinſt den Glaͤubigern des Staats zu bezahlen. Es Kann 
‚ welche zur Bezahlung der Renten und Schuldcapitale noͤthig 
Hervorbringung folder Producte wenden, bie es verkaufen oder ver» 
3) Die Rentenirer, Gläubiger, welche fonft von ihren Renten oder: 
Wise Gapitalen im Müßiggange lebten, werben nun gezwungen, zu ber 
ya Mlaſſe zu treten und reelle Werthe hervorzubringen. 4) Die Zahl Des _ 
es Ihe Geld dem Staate zu leihen oder auf Renten zu geben Luft haben, 
und es werben bie Srylta⸗ mehr den probuctiven henken w 
es. Birbente Aufl. 86, X. 39 . 































uf 
Bir. 






% 


. BIBI UETHIRIEEU VERUYIRER MEY WIEITU VOTW BU YOU LIES EE, SEEUE DULV 








der Probucte finden würden, welche jene confumirten. Aber | 
was jene fonft empfangen, nicht verloren. Die Nation hat es w 
men, nur daß ed in den Händen ber Gontribuenten bleibt und b 
zehren können, was fonft die Rentenirer, nachdem fie es vom S 
verehrten; bie Guͤter (da6 Geld) find alfo nur an andre Perfon: 
2 Hauptübel aber, bie mit dem Staatsbankrutt verbunden 
nie davon tremen. Das eine ift die Vernichtung des Staats 
alten Wirkungen, melde durch die auf demfelben ruhenden G 
Drache find. Dennoch lehrt die Erfahrung, daß es viele Urfa 
welche ſelbſt der Staatscredit in kürzerer Zeit, als man glauben | 
geſtellt werden ann. Aber das andre Übel kann nie wieder gut 
naͤmlich ber Betrug, welcher dadurch an ben Glaͤubigern begangen 
die Ungerechtigkeit Das ift, was der Staat vor Allen vermelden 
durch feinen eignen Zweck, nämlid, Aufrechthaltung des Rechts, v 
der Staatebankeutt immer eins der allergrößten Übel, das eir 
fann. | 

Staatsberedtſamkeit, Staatsrebner bern 
Wenn Beredtſamkeit die Kunft iſt, mit der Kraft des perſoͤnliche 
mürher der Menfchen zu ergreifen, ihre Überzeugung felbft wider 
geroimnen, ihre Leidenfchaften aufjuregen unb zu beruhigen, mı 
fortfließender, munterbrochener Mede zu bewirken, fo ift die St 
bie ſchwierigſte und größte Aufgabe, die hoͤchſte Stufe biefer N: 
ruhige Lehrvortrag, welcher ſich auf Klare Entwidelung, leben 
wiſſenſchaftlicher Säge beſchraͤnkt, kann fid, nur felten zu bem % 
auch die Herzen.der Zuhörer zu erwärmen; die Kanzelberedtſamkel 
die Gemuͤther dutch die Ermahnungen und Troͤſtungen ter Mel 
erſchuͤttern, aber body bei weitem mehr befänftigen als zum Haı 
anregen, indem fie den Menſchen hauptſaͤchlich auf ſich felbft um 
zurücdführt und ihm die Pflicht als einzigen Beweggrund feel 
die gerichtliche Beredtſamkeit fol nur auf ben Verſtand der Richte 


Fauna 6 5 An [ 99 X © Ilhuncem Dita an anne a a1. Dina Plan Bann “.2 &.P.a 


Staatsberedtſamkeit 847 


t ganz fremb find, zu Dem zu beftinnmen fuchen, was er felbft oft nur 
Vortheils wegen will. Aber auch der redliche Staatemann wird Das, 
as wahre Beſte des Staats hält, häufig durch Beweggründe unter: 
n, welche er in Geheim mißbilligt. Die Staatsberedtſamkeit kann in 
Umfange nur da entwidelt merden, wo eine ähnliche Behanbiung ber 
rgenheiten flattfindet; bei den Geheimniſſen ber Gabinette und Colle⸗ 
ie Gabe der Überredinng an Ihrem Plag. In den Volksverſammlun⸗ 
lands bildete fidy die Rede zu einer Kunſt im hoͤchſten Sinne des 
die Griechen wurden bie Lehrer ber Römer und ſtehen noch fr umfere 
nerreichte Mufter da. Aber mit welcher Anftrengung bereitete ſich 
emoſthenes faft 10 Jahre lang zu einem Wirkungskreiſe vor, welcher 
aichlich mit Ehre als mit Gefahren überhäufen follte. Cicero folgte 
inem Beifpiele und fleigerte bie natürliche Beredtſamkeit, im welcher 
ach vor ihm ausgezeichnet hatten, durch kunſtmaͤßige Behandlung. 
n Zeit find die Säle des engl. Parlaments lange Zeit der einzige Raum 
welchem wahre Berebtfamkeit fi, entfalten konnte. Wer eine ges 
yte der engl. Parlamentöberebtfamkeit entwerfen wollte, wuͤrde in 
’arliamentary history of England from the eaflist period to the . 
(35 Bde), und in den beiben Kortf. dieſes Werks: „Parliamentary 
3— 20" (41 Bde.) und Neue Folge der „Parliamentary debates‘' 
erung des jegigen König® an, die reihhaltigften Materialien dazu 
auch Hegewiſch's „Geſch. der engl. parlamentar. Beredtſamkeit“, 


nzendſte Periode der engl. Staatsberedtſamkeit begann mit dem be⸗ 
iam Pitt, erſtem Grafen von Chatam (f.d.), geb. 1708, geſt. 
se männliche und freiinäthige Sprache, verbunden mit dem Zutrauen 
ſtechliche Redlichkeit, verfchaffte ihm eine außerordentliche Gewalt 
lament als im Volke. Eine f. erſchuͤtterndſten Reden. war feine legte, 
8. April 1778 faft fterbend im Oberhauſe bed Parlaments beganıt, 
unenben Maßregeln gegen Amerika zu rathen, und in welcher er obn- 
ſank. Seine Reden find gebrudt in den „Anecdotes ofthe R. Hon. 
"4 of Chatam, with his speeches in Parliament from the year 
rear 1778" (2ond. 1792, 2 Bde, 4). Dit ihm eröffnete ſich eine 
Snegeichnetfien Redner. Edmund Burke (f.d.), geb. in Ireland 
1797. Er ward zuerſt dusch eine philofophifche Schrift über das 
Erhabene bekannt und kam 1765 durch den Minifter Rodingham 
t. Seine erfte Rebe machte einen ſolchen Eindruck, daß der edle Lord 

€ dem Ausenfe auffprang: „Großer Gott, was iſt dies für ein 
Ohiloſophiſche Tiefe und beifende Satyre vereinigen ſich im Charak⸗ 
m, von denen fehr viele einzeln gedruckt wurden; gefammelt find fie: 
E. B.“ (Lond. 1816). Die Anklagereden gegen Haftinge warm _ 
f. Rednergaben, konnten aber doch bie Freiſprechung nicht hindern. 
ber Charakter war rein, aber fein politifches Leben ſchwankend, das 
legten Zeit auch ale Redner an Anfehen verlor. Geine Gedanken 
m engen Kreiſe einer Furcht vor der franz. Revolution befangen gut 
ec er auch ihre höhern und beffern Tendenzen gänzlich verkannte. 
ihn zuletzt nur bie Eßglocke, weil, wenn er auftrat, da6 Haus leer zu 
— Richard Brinsiey Sheridan (f. d.), audy ein Irlaͤnder, geb. 
51, befarmt durch wigige Luftfpiele, trat 1780 ins Parlament, wo er. 
sit des Ausdrucks und Witz f. Plag unter den erſten Rednern nahm. — 
itt (ſ. d.), der zweite Sohn des großen Chatam, geb. 1759, N. 
21 Jahren (1781) trat ex ins Parlament und 2 Schr XEX 

85 





UNEONET IHM DUTA) UMTANG DER ALAIENTE, ATATE DiG AUSDTUTS un 
Politik weit überlegen war. An claffifher Bildung waren fidh | 
Kor würde unfehlbar als Minifter größer geweſen fein und ſich c 
(was er 1782 wurde) behauptet haben, wenn er regelmäßiger 
leben geweſen und nicht bei Georg MI. in den Verbacht gekomm 
fugniffe der Krone geringer zu achten als die Vortheile des Wort 
wurden nur zuweilen ducch den Ausdrud des Zornes belebt (fein 
ihn den zornigen Knaben), Kor wußte die edelſten Gefühle des 
zens ansuregen. Den Mein lebten Beide gleidy fehr, und Sh 
Es war daher oft ein fonderbares Schaufpiel, den halbberaufdy 
tie er mit Gewandtheit die Angriffe beantwortete, die fein beina 
nee gemacht hatte, und nach ihnen Sheridan, der nie ins Par 
einige Flaſchen geiftiger Getränke zufihzunehmen. — Neben ihne 
(fpäter Lord) Erskine (ſ. d.), geft. 1823, vorzüglich als Ver 
Horne Tooke's u. A. gegen die Anklage des Hochverraths un 
Preßfreiheit; nur warf man ibm vor, daß er zuviel von fidy | 
nannte ihn daher den Doctor Ih. Mit diefen Männern und ein 
ſcheint die Schule der eigentlichen Mebner für einige Zeit ausgeft 
man bat mehr Werth auf eine Mare Auscinanderſetzung der G 
gründe al& auf Beredtfamkeit im ſtrengern Sinne des Worts g 
wart, Visc. Caſtlereagh, und nad) dem Tode f. Waters Marqui 
(f.d.), fl. 1822, hat f. Einfluß mehr durch f. gefälligen dipl: 
und f. Eifer für die Macht der Krone ale durch f. Rednergab 
bauptet. Er fprady zwar mit Leichtigkeit, aber mit siner oft gef 
keit; f. Reden find weder durch gründliche Sachkemntniß noch! 
Pen ausgezeichnet. Mur felten erheb er fi) über das Mittelmäl 
folger als Minifter der auswaͤrt. Angeleg., George Cannirn 
geb. 1770; f.d.), ſtand auch ale Redner viel höher, wie er üb 
ſter durch aufgeflärte Sefinnung, durch Eifer für das wahre W 
durch Sinn für echte Freiheit und Gerechtigkeit, durch Zeftigkeii 
Parteien für ſich gewann und der erſte würdige Nachfolger des ; 


” Staatsberedtſamkeit 859% 


Robert Peel (geb. 1750) mit einer viel umfaſſenden Arbeit, einem wah⸗ 
aGefetzbuche über das gerichtliche Verfahren in Strafſachen (einer Conſo⸗ 
d. h. Zuſammenſtellung und Umarbeitung der Gefege über die Criminal⸗ 
befäyäftigt, welche, wenn fie ihm gelingt, von außerorbentlicher Wichtigkeit 
SGir Robert gehört zu den beliebteften Rednern des Parlanımts. Unter 
Inge der Fox'ſchen Schule mäffen noch die 2 reichften Brauer Englands, 
verſt. Whicbread(f.d.), einer der achtungswertheſten Männer und 
Rhent ein freimütbiger, aber gemäßigter und über jeden Warteigeift erha⸗ 
‚und Sir Francis Burdett, feit 1807 der beftändige Repraͤſen⸗ 

Bi fler, genannt werden. Geiſtreich, aber früherhin oft ungemaͤßlgt 
„iſt B. bei dem Wolke Einer der bellebteſten. Seine ercenteifhe Art 
den, gab f. Gegnern oft Bloͤßen, die fie zu benugen nicht derfäuniten: 

j er im Parlamente iſt gegenwärtig wol Henry Broug ham (f.b.), 
MB Sachmwalter der Königin ſelbſt bei f. Gegnern Achtung erzwang. iſt 
ſatlett) einer der erſten Advocaten Englands, aber auch reich außgeftattet 
manmigfaltioften Kenntniffen andrer Art. Aber als eigentlicher Volks⸗ 
BE Hier noch William Cobbet (f. d.) genannt werden, deſſen kraͤftiger, 
ruck, mit einer gewandten und ſcharfen Dialektik, ihm in den Volkbver⸗ 
ſtets einen außerordentlichen Einfluß verſchafft haben. Keiner vers 
bie er, bie Üßtrzeugung des gemeinen Mannes zu lenken und die Einbils 
deſſelben zu erhigen. Indeſſen mag. er doch eingefehen haben, daß biefe 
Volk zu wirken Bein gedeihliches Reſultat herbeiführen könne, und 
Baezogen der Landwirthſchaft. — Die franz. Revolution eröffnete ber 
Kebtfanıkeit ein neues großes Feld. Indeſſen fo reich auch bie erſte Ratio: 
melung mit Talenten aller Art ausgeſtattet war, fo gab ed doch in ihrer _ 
R einen einzigen rolrklihen Redner, Mirabeau (ſ. d). Im ihm, der 
Fahre mit For und Goͤthe geboren war, vereinigten fidy alle Naturgaben, 
dedner machen: kuͤhne lebendige Einbildungẽkraft, großes Gedaͤchtniß, 
Auffaſſung, richtiges und ſchnelles Urtheil, Geifteögegenwart, Kuͤhnheit, 
Eher die Sprache und eine maͤchtig toͤnende Stimme. Gelbſt kenntniß⸗ 
Pte ex fich Über alle ihm noch fo fremde Gegenſtaͤnde ſchnell Alles, was 
Don wußten, anzurignen. Er verfammelte Sachkundige um fi und 
ber Tafel das Gefpräch auf ben in Rede flehenden Gegenfland; 2 Se 
ſchneten das Wichtigſte auf, und Mirabeau's außerordentliche Gedaͤcht⸗ 
die Thatſachen, welche ſein Geiſt dergeſtalt zu einem Ganzen ordnete, 
ſer Verſanmlung als der Unterrichtetſte auftreten konnte. So beherrſchte 
Heer und die Gemuͤther mit beinahe unwiderſtehlicher Gewalt. Neben 
a Maury, welcher mit geringer politiſcher Urtheilskraft, ziemlich breit 
mehr derbem Wis als Geift fid) dern Strome ber Zeit entgegenftennmte, 
venier, Rivarol, Barnave und fo viele A. als Redner kaum in Verglei⸗ 
we Gazales war ihm vieleicht in einigen Eigenſchaften gleich, ohne fo 
pe fein wie er. (Die befte Ausg. f. Reden iſt: „Oeuvres oratoires de 
*, Paris, 2 Thle.) Die folgenden Zeiten waren der echten Beredtſam⸗ 
g. Uberfpannung in den Geundfägen und Gchmeichelei gegen bad 

en die Hebel des öffentlichen Wirkens und gaben felbft den beffern und 
golften Männern eine einfeitige und falfye Richtung. Die ſchoͤnſten 
pen, beſonders ber Sirondiften, konnten fidy nicht entfalten. Die Zeit der 
dherrſchaft unterdruͤckte fie vollends. Der Epnismus Marat's, bie herz 
Ben in Robespierre's und ihrer Genoſſen find graͤßlich und ekel⸗ 












verhinderte die freie Discuſſion faſt ganz, nur bie Kalle aus⸗ 
feiner Staatsraͤthe und der Rapporteurs durften frei bie Saͤle des 
den Gorps mit Langeweile erfuͤllen. Erſt folk der Weftoaration wäre Nie 


550 Staatödiener, Stautsbeamte 


* 
Rede wieder In ihr Recht eingeſetzt, wenn nicht der Despotiſsmus der 
allju oft (vgl. Clöture) beſchraͤnkte und das Ableſen vorher aufgrfi 
noch faft au@fchließlich Sitte wire. Wer erſt na bem 40. Fahre di: 
auftreten Bann, wird fein Redner mehr, wenn er ed nicht ſchon war, und 


Sprechen aus dem Stegreif gibt es fein wahres Leben in bem politik 


rungen. Nur wenige Mitglieber der Deputirtenlammer find barin geil 
letzten Miniſtern nur Villele und Gorbiere, von ihren Nachfolger n 
nac und Hyde de Neuville; von der linken Seite General Foy (fl. 
Benjantin Gonftant; vorzüglic war es Manuel (f.d.). Diem 


. träge find geiftreiche, zum Theil glänzend gefchriebene Abhandlungen, 





Reden, daher auch ihe Charakter im Allgemeinen wenig Verſchiedenhe 
Bol. das mit dem 20. Bde. gefchloffene Werk: „Choix de rappeorts, ı 
discours prenionces ä la tribune nationale depuis 1789 jusqu’en 
chronol. und biftor. Ordnung, Paris 1819— 22). 
Staatsdiener, Staatsbeamte, kann man im eigentäi 
doch nur Diejenigen nennen, melche zu irgend einem bleibenden Zwece 
mit einem Antheile an der Staatögewalt verfehen find, ſollte dieſes auı 
beſtehen, daß ihren Amtshandlungen oͤffentliche Glaubwüͤrdigkeit beige 
iſt. Durch das Bleibende des Zweckes unterſcheiden fie ſich von bloßen 
tigten der Regierung zu irgend einem vorübergehenden Seſchaͤft, z 
gen, und durch die ihnen anvertraute Gewalt von denen, welche wis di 
u. U. ſich dem Dienfte der Menfchheit gewidmet haben, ober wie Sei 
amte die befondern Angelegenheiten einer Gefellfchaft beforgen. Sobalt 
Function der Öffentlichen Gewalt, etwa bei dem Arzte die Aufficht über 
polizei, oder die Anftelung als Berichtsarzt, bei dem Lehrer das Kıd 
oder der Seelforge, das eigentliche Pfarrers und Bifhefsamt hinzuk 
der Gemeindebeamte zugleich Angelegenheiten des Staats zu vermalt 
auch fie in diefer Beriehung als Staatöbeamte zu betrachten. Ob fie 
oder mittelbar vom Staate angeftellt werden, kann hierbei Nichts du 
herrliche Gerichtsbeamte haben z. B. alle Pflichten und Rechte der vom 
mittelbar ernannten Richter. Die Art der Dienfle, zu welchen fie «a 
worden find, iſt fehr verfchteten: 1) foldhe, welche bloß gefuntın 2 
h 1lloicht sinias technilch> YHhun ahsr Feins hähars asillins An 


Staatsdiener , Staatsbeamte 41 


eine dazwiſchen liegende, aber auf mannigfaltige Weife varürende ariſtokra⸗ 
ehr wefentliche Verfchiebenheiten hervor, in der Monarchie geht die ganze 
eit des Staats vom Fürften aus; alle Staatsdiener find feine Diener und 
pen von ihm ihre Gewalt, weldye er nach Gutbefinden erweitert ober bes 
‚ Sa der Demokratie geht diefe Gewalt von ber Volkszemeinde aus, in 
Wunden bie eigentliche Regierung liegt. Eine zwiſchen beiden Endpunkten 
Berfafſung, eine Art Beamtenariftokratie, oder eine ariſtokratiſche Milde⸗ 
x Alleinherrſchaft wie dev Volkäherefchaft ift e8, wenn der Wirkungskreis, 
Ihten und Rechte eine® Amtes grundgeſetzlich (oder herkoͤmmlich) fo genau 
6 find, daß die Gefchäfte ſchlechterdings nur durch ben verfuffungemäßig 
1Beannen (nicht durch Commmiffionen) verfehen werben koͤnnen, auch der - 
ıngeftellte Beamte in feiner Amts fuͤhrung an die Geſetze gebunben und ges 
fen unabhängig iſt, indem er auch Befehle von oben nur infowelt fie ges 
3 find befolgen darf. So iſt der Stand ber öffentlihen Beamten wirklich 
ib, und diefe Stellung ift ſowol mit einer lebenslaͤnglichen als mit einer 
Hie Zeit beſchraͤnkten Anftellung bed Beamten vereinbar. Die Anftellung 
nozeit, welche in den meiften neuen Staaten herrſchend geworben iſt, bat 
amd hauptfächlich in der fortfchreitenden Theilung der Arbeit und Gewerbe, 
deren man größere Vollkommenheit der Kenntniſſe und Fertigkeiten feines 
us dem Einzelnen verlangt, und ihm dadurch eine beflimmtere, gründits 
auch einfeitigere Vorbereitung noihwendig macht. Hierdurch wird der 
ft, welcher fonft von jedem gebildeten Manne neben feinen fonfligen Bes 
gen verwaltet werben Eonnte, zum ausfchließlichen Lebensberuf; lebens⸗ 
Anſtellung muß der Vorbereitung dazu entfprechen, und der Staatsdies 
cher einmal in biefe Laufbahn aufgenommen iſt, muß auch in derfelben fo 
jkoͤnnen, wie feine Kenntniſſe und Tuͤchtigkeit es geftatten. Ebendarum 
Al ber Staatsdienſt ein Stand und Lebensberuf geworben iſt, muß auch 
n reichliches Auskommen verknüpft fein, und wenn dies nicht fo iſt, daß 
mte für feine Familie nach feinem Tode davon zuruͤcklegen kann, fo if die 
je Verſorgung ber Familie für den Staat wahre Pflicht. Im biefer Lage 
je, d. i. wo der Staatsdienſt zum eignen Stand geworden iſt, wird die 
glihe Anſtellung und die Sicherheit gegen willklirliche Entlaffung befon- 
Beamten nothwendig, welche zwiſchen den Anſpruͤchen bes Staats (dev 
9) und der individuellen Kreiheit (welche durch die allgemeinen Volksfrei⸗ 
fichert werden fol) vermittelnd zwifchen Inne ſtehen, wie die Gerichtäbes 
der welche andre auch gegen das Perfönliche ber Regierenden wahrzuneh⸗ 
flichten auf ſich haben, wie die Beamten ber Kirche. Sie follen daher nur 
liches Urtheil und wegen Verlegung ihrer Pflichten entſetzt werden, wäh: 
allen andern Fächern dem Urtheil der Staatsregierung über bie bloße 
arkeit des Staatsdieners ein größerer Spielraum geflattet fein muß. Eine 
ige ber Ausbildung der Stantsbienerfchaft zum Stand iſt, daß biefelbe 
Serporation geftaltet und daß diefer corporative Geiſt zwar.nachtheilig wir 
', als falſchẽt Esprit de corps (falſche Gtandeschre mit Üübertriebenen 
nen, Herrſchſucht und Vertheidigung der Mißbraͤuche), aber auch, wenn 
h Strenge der Prüfungen und Vorbereitung und ernfte Leitung von oben 
we seine fittliche Richtung und wahre Ehrliebe eingeprägt iſt, fehr bald bie 
Schutzwehr der wahren Freiheit werben Bann. Mit dieſem corporativen 
bt. die Abtheilung der Staatsdiener nach den verfchlebenen Zweigen des 
in genauer Berbindung, weiche Abtheilungen lauter zweigliedrige find 
h den ganzen Staatsdienſt gehen, nämlich 1) Beamte für die auswärtigen 
‚ für die innern; jene bilden im weiteſten Umfange das corps di- 
me; 2) geiſtliche, weltliche Beamte; 3) Militaire , Cioilbenmatey A See 





552 Staatsdienſtbatkeit Staatsfinanzwiſſenſchaſt 


ſtir, Adminifteation; 5) Rechnungso- und Caſſenweſen: eigentliche Bam 
Meglerumg, mit Einfehluß der Polizei. Die Stellung dieſer verſchiedenn 
tennreiben iſt in jeder Hinſicht ſehr verſchieden, beſonders auch in Hinet 
Nerantwortlichkeitif. d.), ſowie in Hinſicht auf bie Rechte, huc 
cigenthuͤmliche Richtung der Bildung. 
Staatsdienſtbarkeit. Wenn ein Staat einem andern Inge 
Staate gebiete audzuübendbes Recht geftattet, fich verbindlich macht, ingn 
zu leiden , ober zu unterlaffen, um dem berechtigten Staate dadurch rinm 
zu verſchaffen, fo ift dies eine Staatsdimfibarkeit (servitus juris public] 
gleichen Berechtigungen find von ımenblidyer Mannigfaltigkeit Es gehe 
die Etappenftrafen, welche ſich Preufien nach feinen weftfätifch : ebeinli® 
vinzen von verſchiedenen deutſchen Staaten bebungen bat, Militaiere 
merzialftrafien, der berühmte Barrierentractat (f. d.) der Bern 
lande mit dem oͤſtreich Haufe, die Verpflichtung, gewiſſe Keftungen mt 
tem ober au fehleifen u. dal. Das unterfhheibenbe Merkmal ber Staatitini 
ven iſt, daß diefe Verguͤnſtigungen lediglich ben Vortheil bes berechtigten 
zum Zweck haben müffen; baher wurbin von ben Altern deutſchen Publid 
Unrecht auch diejenigen Fälle hierher gesogen, wo nicht ber Vortheil det 
ven Staats, ſondern bie Erfüllung einer Regierungspflit zu Gunften ie 
Unterthanen bes verpflichteten Staats, 3. B. Civil» oder Criminal 
Polizei, kirchliche Regierung, den Gegenftand des auszubenden Rechtt au 
Hier iſt wicht eine Dienftbarkeit, fondern eine Theilung ber Hoheitärcdi 
den, wie ſolche in der ehemaligen deutſchen Reicheverfaffung richt falten 
und auf mancherlei Entftebungsgründen, beſonders auch Eaiferl. Berk 
beruben konnte. Mit dev Souverainetät des Staats und firenger Grfäl 
ber Kerritorien find dergl. Theilungen der Staatsgewalt unvereinbar, I 
fie audy in befneucften Zeit vertragemdhig aufjuheben bemübt ift. Zum 
ven folche Theilungen mit wahrer Abhängigkeit bes einen Theils (Behubardkl 
terordnnung unter bie Gefehgebung und oberen Berichte des andern Theile) 
Eigentliche Dienftbarkeiten koͤnnen unter unabhängigen Staaten nur im 
träge gegruͤndet werben, an welchen bie Gefchichte fehr reich ift. Daft 
als voͤlkerrechtliche Verpflichtungen betrachtet werden muͤſſen, fo find fied 








Staatsfinanzwiffenſchaft I 558 


Gicherftellung einem Juſwand nöthig, welchen zu beſtrelten, aus dem ges 
in Rationatvermögen ein beſonderes Eiaatövemigen gebitber werben mß; 
kamımlung, Verwaltung und Verwendung dieſes Staattvermoͤgens macht 
geuftand der Finanzwiſſenſchaft aus. Dieſe zerkaͤllt daher in 3 Theile, wo⸗ 
ı der eine mit ber Ausgabe, der andre mit der Einnahme und ber dritte mit 
ww beider, alfo der Art der Erhebung, Vertheilung und Verwaltung der 
Bintänfte beſchaͤftigt. Was die Staatsausgabe betrifft, fa iſt dieſelbe ent⸗ 
ordentliche, gewöhnliche Ausgabe, d. h ſolche, welche im riahigen Gang 
Ftahaushaltung immer wiederkehrt, oder 2) außerordentliche, ungewähns 
Idgabe ‚ ſolche, welche durch außerordentliche Vorfälle, als Krieg, ungluͤck⸗ 
Bxrereigniffe oder große Unternehmungen zc. herbeigeführt wird. Hinficht⸗ 
Bebentlichen Staats ausgabe findet ein Unterfchieb flatt zioifcher: a) allgemei⸗ 
Ede aus dem Staatövermögen überhaupt und mittelfl allgemeiner Beiträge 
iger gedeckt werben muß, wie z B. die Koften ber Verfafſurig, alfo auch 
ber Regenten, bie Koften der innern Verwaltung, der Wretheibigung, 
gen Verhaͤltniſſe und der Öffentlichen Schuld, weil berul. Anftalten 
Men faͤmmtlicher Staatsbuͤrger angeordnet find, und b) befonderer Staats⸗ 
welche vorzüglich durch Beiträge Derer beftritten wird, bie fich ber beſon⸗ 
tem bedienen, als 3. B. die Koften der Juſtiz durch den Ertrag ber Spor⸗ 
Molizei durch die Beiträge Derer, welche ihrer Anftalten bebfurfen; der 
ſchaft durch die Abgaben Derer, welche fich der Heerſtraßen, Canaͤle und 
aats wirthſchaftlicher Anftalten bedienen. Die außerordentliche Staats⸗ 
pechtfertigt ſich 1) wenn der Staatszweck fie nothmenbig fodert, wie z. B. 
ng eimeß nothwendigen Kriegs, die Unterfläkung ber durch Uberſchwein⸗ 
eben und andre Naturereigniffe verungiädten Einwohner ıc.; 2) wem 
d zum allgemeinen Nugen dient, und Privatkräfte denfelben nicht bes 
em. Dergleichen Aufwand iſt nationaloͤkonomiſtiſch, wenn das bazu 
Capital auf andern Wegen keinen groͤßern Nutzen ſchaffen wuͤrde. Da⸗ 
jede Staatsausgabe zweckwidrig und antinationaloͤkonomiſch, wenn fie 
dem Staatszweck geradezu zumiberläuft, wie dee Aufwand für Kriege, 
Ehrgeiz, Eroberungsſucht ıc. geführt: werben; der doch eine andre An⸗ 
; oder eine Anwendung durch andre Dände mehr eingebracht habe wuͤrde, 
: wenn der Staat Gapitale auf Gewerbe wendet, die in Privarhänden beſ⸗ 
Ben würtn. — Die Staatseinnahme iſt, wie die Staatsausgabe, dop⸗ 
‚ nämlich 1) ordentliche, welche zur Deckung der gewoͤhnlichen Staates 
ieefoderlich iſt, und, wie diefe beftändig wiederkehrt, alfo bleibenh erhoben 
w) außerordentliche, welche nur in ungewöhnlichen Faͤllen flatthat und 
i der außerordentlichen Staatsausgabe beftimmt ift. Die ordentliche 
Annohme ſchoͤpft ihren Bedarf 1) aus einem unmittelbaren Gtautsvermds 
he, Demjenigen, welcher von ber Nation zur Beſtreitung des Staatsauf⸗ 
Vorbehalten und überlaffen worden iſt; dieſes unmittelbare Staatsvermoͤ⸗ 
ederum doppelter Art, es beſteht a) in einem, dem Staate vorbehaltenen 
ed vorhandenen Grund und Bodens; dies find die Domainen (f. d.); 
bass dem Staate ausfchließlich überlaffenen Theile ber Kraft ode: des Rechts, 
Naturproducte ſich zuzueignen oder gewiffe Gewerbe zu treiben, dies find 
alien (f.d.); 2) aus einem mittelbaren Staatsvermoͤgensfonds, welcher 
—* der einzelnen Staatsbuͤrger gebildet wird; dieſe Beitraͤge heißen 
Jen, Steuern oder Auflagen (ſ. d.). Außerdem ſchoͤpft die Staates 
Be noch aus mancherlei zufälligen Quellen, wie z. B. bem Heimfalls⸗ und 
m fscalifchyen Rechten, Geldſtrafen, Chargen, Dispenfationd», Comcefs 
und Privilegiengebühren. Dies Alles find jedoch ordentliche oder gewöhnt 
m des Staaiseinkommens; neben biefen hat fich die Sinungufleoiinoks 


. - . — 



















7 T Staatsform 


auch mit den auferorbentl. Queſlen zus beſchaͤftigen, zu welchen der Sa 
geroähnlichen Fällen feine Zuflucht nehmen muß; fie hat zu zeigen, wie de 
bedarf alsdann durch außerordentl. Steuern ober durch Anticipation Ekaf 
nahmen. oder durch Benutzung des öffentlichen Credits mittelſt Anih 
werben koͤnne; daher ˖ bildet das Staatsſchuldenweſen und deffen Ui 
vorzhglihen Gegenſtand der Finanzwiſſenſchaft. Die Auwendung fehl 
orbenti. Mittel nennt man gewöhnlich Sinansoperationen. — Die Fori 
nahme und Ausgabe iſt 1) eine innere ober 2) eine äußere. Zur imnernfi 
Die Art und MWeife, wie das Staatseinkommen gefammelt ober wur 
4. B. ob die Steuerbeiträge in Naturalien oder in Münze erhoben ım 
werben? wie das Staaterechnungs⸗ und Caſſenweſen eingerichtet if 
äußern Forms hingegen if die Drganifation der verfchiebenen Finamzbehl 
ihre Eintheilung in abgefonderte Einnahme» und Aus zabebehoͤrden ıc. 
Die Sinanzkunft iſt eine ebenfo ſchwierige als wichtige Wiſſenſchaft 
Beſtimmung keiner Sache wisd, wie Montesquien mit echt fagt, fo 
heit. und Klagheit erfodert, als zur Beflimmung bes Theils von Verm 
den man ter Nation nimmt, und bes Theils, welchen man ihr läßt. 
wahren Finanzwirthen finb aber forgfältig diejenigen zu unterſcheiden, 
gewöhnlic, Plusmacher nennt, und von benen Sonnenfels fagt: „Die 
dem Miethknechte der Tyrannei gleichen dem Jagbhunde, ber ben Jäger 
aufbringt, um auch fi) von deſſen Eingeweide zu fättigen;; fie nehm 
wo fie zu nehmen finden, unbekuͤmmert um bie nachtheiligen Folgen, 
ideen Maßregeln für Nationalwohlfiand und Sittlichkeit hervorgehen‘ 
nanzwiſſenſchaft hat in ben neuern Zeiten durch bie Arbeiten von Smith: 
Nationaloͤkonomen eine weit vollkommnere Geſtalt gewonnen, als flea 
und deſſen Nachfolgern erhalten hatte. Die Beweife davon enthalt 
der von dem Grafen Soden, Staaterath v. Jakob, Behr m. X. 
Cohen's „Compendium of finance ete.’ (Bond. 1822, 2 Xhle.) ı 
 flatift. » merkantil. Überficht des Finanzweſens aller europ. und ameril. 
Staatsform. Die Art und Weiſe, wie im Staate die O4 
- bargeftelit und ausgeuͤbt wird, wird Staatsverfaſſung im weiten Ca 
der Darflellung ber Obergewalt insbeſondere Staatsforn (forma et 
lılı han Hrilintelsa unb anbra Alı = hriftitol hailıın bh, 


æ⁊ 





Staatsgebiet 66 
ver dem vielfältigfien Geſtalten offenbart, kann alle Formen anmehmen 
monarchiſch als ariſtokratiſch und demokratiſch fein. Er fpricht bloß das Prin⸗ 

z, dussch.göttliche Geſetze regieren zu wollen. | | 
Btaatögebiet. (Bol. Staatogewalt.) Es iſt keineswegs Bloß theo⸗ 
Gtreitigkeit, ob die Aneignung eines Stuͤcks ber Erdoberflaͤche als Staats⸗ 
ns den weſentlichen Bedingungen bed Staats gehöre. Es hängen damit 
ſchtige praktiſche Fragen zufammen, hauptfächlich bad von Benzenberg und 
ua behauptete ausfchließliche ober doch wenigſtens vorzägliche Staatsbürger 
be Srundeigenthämer, welches Andre für einen argen und in feinen Foige⸗ 
HEchft gefährlichen Sırthum erklaͤren. Eigentliches Grundeigenthum kann 
ns Btaate zu Stande kommen, wie follte e6 denn. Grundeigenthuͤmer ges 
nnen vor der Entfiehung und früher als die ausſchließlichen Stifter des 
BI Dem Staate gehen bie rein menſchlichen Zwecke aller Menfchen ſ. moras 
mb rechtliche Grundlage ; was kann dabei ber zufällige ımb in feinem Ent 
ſehr disputable Befig einer Scholle Erde entſcheiden! Abgefehen von dieſen 
ungen wird allerdings ein jeder Staat nur durch die Aneignung eines Ges 
dauerndes und in der aͤußern Erfcheinung feſt abgefchloffenes und begrün- 
fein behaupten. Dieſes Gebiet ift die Grenze feiner unmittelbaren Wirkſam⸗ 
ch fie die Folgen derfelben in ber mannigfaltigften Richtung auch über bafs 
und von Außen ber In daffelbe herein erſtrecken. Der Begriff des ges 
Staatsgebiets (territorium clausum) iſt nicht der, daß immerhalb der 
$ Eein Gebiet eines andern Staates (keine Enclave) lege; ſondern der, 
halb deſſelben Staates Feine Theilung der Staategewalt mit fremben 
iss, Beine Exemtionen der im Staate befindlichen Perfonen und Sachen von 
tsgewalt vorhanden fei. Daher iſt jeber fouveraine Staat auch geſchloſſen, u. 
Koffıne Gebiete innen nur in einem Staatenſyſtem vortommen, wie ehemals 
sifche Reich war, wo eine höhere Staatsgewalt bie einzelnen Territorien mit 
i Theilungen und Eremtionen durchkreuzen Eonnte. (Vgl. Staates 
arkeit.) Über die Frage, inwiefern die Gebietögsenze auch die Thaͤ- 
ws Staats begrenze, find die Rechtsgelehrten ebenfo uneins al6 die Geſetz⸗ 
verſchieden. Alles was in dem Staate iſt und vorgeht, muß natkelich 
em Geſetzen deifelben beurtheilt, alfo Vergehungen, aud bie von Auslaͤn⸗ 
genen, nach ben inlaͤndiſchen Geſetzen beflraft werben, und wenn ber 
* gewiſſe Verhaͤltniſſe, über Grundeigenthum und Erbrechte eigenthuͤm⸗ 
sunbfäge aufſtellt, fo muͤſſen dieſe auch ohne Zweifel vorzüglich zur Ans 
19: gebracht werden. So wird das in England llegende Grundeigenthum 
dann nad). englifhem Landrechts vererbt, wenn auch der Eigenthümer in 
indern Staate f. Wohnflg genommen hat, und f. ganze übrige Erbſchaft 
in Sefegen ſ. Wohnoits zu behandeln iſt. &o wird in Frankreich , wo ber 
ter vorfommen kann, weil der Grunbbefig auch jedem Ausländer erlaubt 
B dort gelegene Grundeigenthum immer zu gleichen Theilen unter mehren 
ertheilt, wenn auch an dem Wohnorte des Erblaſſers andre Rechtsnor⸗ 
Ken. Auch fürf. Perfon bleibt der Bürger eines Staats den Befegen feiner 
h im Auslande unterworfen, fobaß f. perfänlichen Rechtsverhaͤltniſſe nach 
eg beurtheilt werben (5. B.f. Volljaͤhrigkeit), und er ſich durch Verkegung 
m in feiner Heimath verantwortlich machen kann, Infofern fie ſich nämlich 
Natur nah auf locale Anordnungen beſchraͤnken. Einen Franzoſen, 
n die Eheſcheidung nach neuerm Rechte ganz verwehrt iſt, wird daher bie 
Mande erwirkte Scheidung, felbft von ben hoͤchſten Behoͤrden, etwa in Ruß⸗ 
vom heiligen Synod oder in England vom Parlament , durchaus nicht zu 
Hemmen; f. zweite Gattin iſt in Frankreich nur eine Concubine, und mer 
nech f. Kinder haben an feinem Nachlaßein Erbrecht, Ein won einen Yo 













556 Staatögewalt 


terthan auswärts begangenes Verbrechen kann (und muß) im Sande v 
fen Geſetzen beurtheilt werten. Die Sorm der Handlungen , ein ! 
gerichtliche oder Notarlatsverhandlung, kann nicht wol anders als ı 
fetzen des Orts, wo fie vorgenommen iſt, betrachtet werben. Dies « 
Frankreich an, welches in andern Hinfichten die Wirkung ber Befepe | 
bandiumgen ſtreng auf das Gebiet beſchraͤnkt. Michterliche Erkem 
auch nach allgemeinen voͤlkerrechtlichen Grundfägen außerhalb Lanbel 
ſtreckbarkeit, und wenn fie mit den Geſetzen auswaͤrtiger Staaten ı 
ſtimmen, auch fonft keine Wirkung.” Es gehören befondere Staatsr 
(dergleichen zwifchen Preußen und Sadyfen: Weimar 1824 gefchlo 
find), um zmwifchen ımabhängigen Staaten die Verbindlichkeit zu beg 
gerichtlichen Exkenntniffe gegenfeitig anzuerkennen. Alle diefe Verhaͤ 
‚ im Einzelnen noch bedeutende Schwierigkeiten. Die Integrität bes 
ſteht In der ungefchmälerten Erhaltung des Gebiets. Fin Untern 
die Integrität iſt daher eins der wichtigſten Stantöverbrechen. 
Staatsgewalt, die rechtlihe und mit Macht verbuntene | 
Staats, Alles, was zum Zwecke des Staats nothwendig ift, zu be 
ausführen. Sie muß die hoͤchſte im Staate — mithin Obergen 
potestas) fein, und ift als ſolche unabhängig, inappellabel, umverantn 
verletzlich und unwiderſtehlich. Dieſe Obergewalt kommt in der Wi 
zur Erſcheinung duch Übertragung berfelben auf eine phyſtſche oder mc 
fon, welche das Staatsoberhaupt, oder auch Fürft, Oberherr, Re 
rainer Rath u. ſ. w. genannt wird (princeps, summus imperans , I 
Bepräfentant des Staats und der Staatsgewalt. Darum gebt aud 
des Staats auf ihn über, und biefe auf ihn uͤbergehende Würde wird 
nannt. Im Verhaͤltniß zu ihm ift jeder Einzelne im Staate Unterthai 
aubjectus). Das Recht bes Regenten geht foweit als der Staatäz 
Bedingungen der Verfaffung ; f. Gewalt iſt daher nicht, wie Bobber 
ſchlechthin unbefchräntt; ebenfo wenig ift auch der Regent, nach Ro 
Ber Beamter des Volks. Der Regent kann die Regierung nicht wi 
äußern, und die Regierung dauert unımterbrochen fort. Die Staat 
umfaßt mehre Rechte, die man baher Gewalten oder Hoheitsrechte 


Staatsgewit 657 
peebindung mit einander fiehen, daß in ihrem Danbeln eine volllemmene 
Kimsmung herrſcht, ober gerade buch bie Deinmungen, welche fie gegen. 
m.aushben, hervorgebracht wird, indem. diefe Hemmungen nicht eine Sto⸗ 
| federn ein Reguliren zur Folge haben. Eine foldye Eintheilung iſt nichts 
es ober Bellebiges, fondern fie kann nur aus der Natur des menfäplichen 
"abgeleitet werben, und muß in dem Staate, als perfänliche Einheit br 
dvdiejenigen Kräfte darftelen, von welchen in dem einzelnen Menſchen dab 
Ige Handeln bedingt wird. Überhaupt zu handeln, thätig zu fein nach 
Bingen von Zweck und Mittel; dann aber dies Handeln nach den Vorſtel⸗ 
Bes hoͤchſten Zweckes, Vernunftideen, einzurichten, endlich bei dem Setre⸗ 
der eignen Voßkommenheit (bei der Entwickelung der Anlagen und Kraͤf⸗ 
BR andern Unrecht zu thun (Beſchraͤnkung des Wollens in der Bemeinfchaft 
en duch die Idee des Mechts), das find die Kräfte bes Wollens, des Er: 
Iu der Idee bes Algemeinen und Abfoluten und des Urtheilene, nom wel⸗ 
Beben des Staats wie bes einzelnen Menſchen angeregt und geregelt wer⸗ 
BB Während im einzelnen Menſchen diefe Kräfte von einer Quelle ausge⸗ 
fenn im Staate, weicher fich über die menſchüchen Schwaͤchen bes In⸗ 
erheben fol, die Meinheit des Öffentlichen Handelns nur dadurch 
ommen, aber annähernd) erreicht werden, daß fuͤr jede dieſer Thaͤtigkei⸗ 
Ane Autorität aufgeſtellt und bei ihrem Handeln in eine ſolche Lage ver⸗ 
, daß indlviduelle zufällige Umteiebe möglichft entfernt werden. Wenn 
u fonft in den Gewalten des Staats das Geſchaͤft der Anordnung, Auf 
J Doziehung unterſcheidet, und fich bie® logiſch einigermaßen techtfertis 
„ Jo I doch biefe Eintheilung inſofern undraktiſch, weil die Auffiht 
pa Davon , daß fie feine Gewalt iſt, und wenn man mit ihr den SBefchl an 
Ichanen, Auskunft und Nachricht zu geben vertwech[elt, zur vo 
alt gehört) von keinem Zweige der Stantsthätigkeit getrennt werben kann. 
toritäten für da6 bloße Einfammeln der Nachrichten (3. B. auch der Zeus 
Aigen für das Richteramt) aufzuftellen, iſt noch Eeinem Staate eingefallen, 
pe etwas völlig Ungereimtes. Dagegen if die Abfonderung der oben aus⸗ 
eſetzten Thätigkeiten 1) des Wollens, Befehlens, Regierens im Staate 
s reetoria), von weldyer jedes Handeln des. Staats angeregt wird; 2) de® 
58 der allgemeinen Befete für diefes Handeln (potestas legislatoria) ; 3) 
8 über das Verhaͤltniß vorfommenber File zum Gefetz, oder, was 
iclei iſt, der individuellen Zreiheit zum Staate und der Leitung des Gans 
üpstas judiciaria), alfo die Abfonderung der Regierung, Gefebgebung 
Vechtſprechens nicht allein vollklommen möglich , fondern dem wohlebnge⸗ 
5 Staate unentbehrlich. Sie tft nochwendig 1) wegen ber verfchlebenen 
tung ,. weiche der Megierungsbeamte , der Gefeggeber und der Richter 
‚in (ober vielmehr was die Geſetzgebung betrifft, wegen der dazu erfobers 
Antosefalität der Geiſtesbildung, welche nicht in bem Einzelnen, auch nicht 
Br Stande allein, fondern nur in einer allgemeinen Vollöcomite zu fin 
PB ferner: 2) wegen der verſchiedenen Richtung der Beiftesthätigkelt, indem 
KBRegierungsbeamten vorzüglich. auf Erreichung eines beflimmten einzelnen 
P, dem Geſetzgeber auf die Mereinigung "aller menſchlichen Zwecke, dem 
auf gar keinen andern Zwed als das Verhüten des Unrechts (fiat justitia, 
mundus) ankommt, und alfo bei dem Entwerfen des Geſetzes jede t 
ne Kälte und Zwecke entfernt werden muß, Sie iſt auch 3) nothwendig 
verſchiedenen Bedeutung und Wirkſamkeit bes Regierungsbefehls, des 
En des Mechtöustheils. Ein Geſetz muß allgemein fein, der Rechte⸗ 























immer nur für das entſchiedene Verhaͤltniß gültig. Der Rechtsſpruch 
Neqhtekraſi faͤhig, und dann unwiderruflich, was von vera fen vxð rn 


\ 





558 Staatsguͤterverkauf Staats: oder Adreßcalender 


Regierungsact gefagt werden kann. Daher wird ber Gang ber Brginmgi 
ficherer,, je weniger biefelbe fich de® Geſetzgebens anmaßen kann, die 

wird reiner in dem Maße ald die Gerichte auf fie befchränft und ber | 
gefchäfte (3. B. der Polizei) enthoben werden; die Geſetzgebumg wird nei 
je mehr fie als Refultatderganzen Volksbildung erfcheinen kann. (S. Gerichu 
Geſetzge bung.) Zu diefer Trennung zwiſchen Regierung, Gefe 
Bericht Echren die Regenten und Staatemänner unwilltürlich immer wie 
fo wie fie unbefangen ſich mit der Einrichtung bes Staats befchäftigen. 
abhaͤngigkeit der Gerichte von einem umgehörigen Einfluffe der Regierung, 
niſterien (aber auch der Geiſtlichkeit und der Volksherrſchaft) wird immer 
erſte Bedingung einer guten Nechtepflege betrachtet, und kaum findet eine 
rung der neuern Zeit noch einen Vortheil darin , bie gefeggebenbe Gewalt 
ziehbung von Lanbfländen auszuüben. Selbſt in der Verfaffung des def 
Bundes ift die Geſetzgebung (In der Plenarverfammiung) die Regierung 
tuirt Im engeren Mathe) und die Rechtspflege durch Austrägalgerichte) "| 
ale möglich geſchieden, obgleich man dabei ſchwerlich am Ariſtoteles und Ba 
quleu's trias politica gedacht hat, 

Staatögüterverfauf, f. Domainen. 

Stäaatd = ober Abreßcalenber find gebrudte Namendvend 
von Staatöbeamten, bie entweder mehre Staaten fummarifh umfallm @ 
gleich ſtatiſtiſche Nachrichten mit enthalten (wie Spleß's „Fest berrfäu 
ropa“, 1725, woraus Krebel's „Genealog. Handbuch” entftanden ift; md 
rentrapp's und Wenner's „eich? » und Staatshandbuch“ feit 1742; u 
neuefte biefer Art: Haffel’s „Allgem. europ, Staats⸗ und Adrefbandbudf 
3.1816”), ober die ſich auf einen einzelnen Staat befchränfen. In legten) 
ficht gibt es noch befondere Mdrefcalender, ober Berzeichniffe von eimyelnm 
zen, Städten, Ämtern, Gollegien, Ständen, felbft von den Einm, ein 
ohne Ruͤckſicht auf den Dienft im Staate. Auch gibt es Abels⸗, Gh 
Kümftler> und ähnliche Megifter. Der Staats: und Abreßcalenber im t 
Sinne ift gewöhnlich eine amtlich abgefaßte Überſicht des Staats: und Hi 
halts und aller Verwaltungsbehörben, oft mit genealog. und flatiftifchen U 
begleitet. In miefern foldye Staatscalender die Darftellung ber geg iR | 


Stattkunſt Staatehapier Ci nuhemenen) 568 
wbgt waren. Inſofern hat ihre a faffung wiffenfchaftliche Bebeutung. 
ewenige, wieder „Almanach royal”, der „Royal oalendar’', der „East- 
kendar", der „‚Medienb.: Schwer. Staatécalender“ u. a. me: find in ber 
B, was jeber Staatscalender fein follte: ein mit kurzen Anzeigen des Be» 
re Landesverwaltung verfehenes, ſyſtematiſch geordnetes Namendver eich⸗ 
Perſonen, melde gegen den Staat in befonderer Verpflichtung flchen, uns 
nicher Aufficht adgefaßt. Über diefen Zweig dei Literatur und Intbefen 
Aie zweckmaͤßigſte Einrichtung, ſowie fiber die hifkorifch » ſtariſtiſche Be⸗ 
Unes Staatscalenders, f. m. Shmargtopfs teeffliche Schrift: „Über - 
kind Adreßcaiender“ (Berl. 1792 
kaatstunft, Staatslehre, f. Politik und Staatswiffen⸗ 


* atspapiere. Staatspapiere ſind Staatsſchulbſcheine, d. ß. vom 
egeſtelite Acten, welche die Verbindlichkeit des Staats gegen feine GBlaͤ-⸗ 
börhden; vornehmlich aber nicht die Stelle des baaren Geldes als Um⸗ 
bei vertreten ſollen, ſondern bie verzinsliche Capitale vorſtelen. am 
auch öffentliche Effecten. Das eigentliche Papiergeld gehört zwar aller⸗ 
ich zu den Staatsſchulden. Denn der Staat hat die Werbindtichkeit, für 
Bed zu f. Nominalwerthe zu zahlen, wenn die Inhaber es verlan⸗ 
ve. ‚nige mehr zu f. Vollwerthe anbringen koͤnnen. Aber es hat body eine 
Natur. Wie Gtaatspapiere duch die Staatsfhulben ent⸗ 
d. Daburch, daß man Obligationen über letztere ausſtellt, oder fie auf 
e den Stäubigern ſichert und in einen Üübertengbaren Gegen ſtand vers 
deffen Befitz die Beziehung von beſtimmten Sinfen und die freie Dis⸗⸗ 
Ber den Stamm verknuͤpft iſt, werden dieſe Papiere ein befomderer der 
Bes Verkehr, deren Werth Eennen zu lernen, für Staatemäner, Kauf⸗ 
Sapitaliſten von großem Intereſſe iſt. 
Modert naͤmlich der eigne Vortheil der Staaten, daß fie bie Bedingun⸗ 
erfüllen, unter welchen fie die Schulden gemacht haben, und bie ie 
obligationen ausgedruͤckt find, weil davon ihr künftiger Crebit abhängt, 
Fee Staat ımter um fo viel leichten Bedingungen von den Gapitaliften 
iten wird, fobald er es noͤthig hat, je pünktlicher und je genauer er die ein» 
ji Verbinblicjkeiten in den vergangenen Zeiten erfült bat. Zwar gibt 
fplele, daß Staaten, welche ihre verfprochenen Verbindlichkeiten bei 
Denweſen nicht füllt haben, bald. darauf doch wieder Credit fanden, 
fh auch etwas theurer bezahlen mußten, Die Capitaliſten ſchüeßen 
b: der Staat bedarf des Srebite nothwendig, und wenngleich er Daher 
chickte Finanzminiſter oder durch den Drang der Umftände einmal in 
en ift, feine Verbindlichkeiten nicht zu erfüllen, fo wird er es boch 
Efinden, In Zukunft defto firenger auf Erfuͤllung feiner Verbindlichkeiten 
‚ am fich wieder ben ihm unentbehrlichen Credit zu verſchaffen. Und um 
Meachtung willen werben nach mancherlei Taͤuſchungen doch Immer wies 
Kche Beute durch vortheilhafte Bedingungen von neuem gereist, foldhen 
die früher nicht Wort gehalten haben, zu borgen, zumal wenn fle bemer⸗ 
Füshgere Minifter an die Spitze der Verwaltung getreten find, und daß 
Re fc die Zukunft getcoffen werden, von welchen fich hoffen laͤßt, daß bie 
der Verbindlichkeiten nicht nur. ernfllicher Worfag 7 fondern woburch 
gen dazu begruͤndet wird. 
cchen Öffentliche Schuldobligationen gibt es jetzt faſt In allen em Etat, 
adon eine fo große Mannigfaltigkeit vorhanden, daß ein 
X gehoͤrt, die Natur, den verſchledenen Werth, den Frag ihrer Se . 
ie t fie zu kaufen und dm verkaufen, bie Zinſen beejehben win 























aber ch deren‘ Veräußerung; no leichter wurde diefe, neun Di 
auf deu Inhaber geſtellt wurde, weil ſodann Jeder ſeine Anfpe: 
kaufen kann, ohne dem Staate bavon Anzeige zu hun, War ai 
Grebitors is der Obtigation genannt, fo mußte beim Verkauf bei 

geſchehen. Mit ber Zeit entwidelten fid) num verfhiebene M 
Staat Capitale anfichyog, welche ſaͤmmtlich darauf berechnet wa 
ſten geneigt zu machen, ihre Belber dem Staate amzuvertrauer 
anzmioden heftanb theils darin, daß man ihnen bie Ausfücht ers 
res Einkommen von ihren Gapitalien zu ziehen, als es auf Inge 
Wege möglicd, war, theils darin, daß man bie Übertragung er 
Daraus fliefiende Einkommen von allen Auflagen befesiete. Di 
1) durch die fogen. Annuitaͤten (f. d.), d. i. Vertraͤge, wode 
anheiſchig naacht, dem Darleiher für fein Capital jaͤhrlich eine 


gg 


z 


: begablen, bie er auf anderm Wege nicht fo leicht und bequeme er 


gleichen Meisten find entweder Zeitrenten, d. h. auf eine gewiſſe 4 
49 oder 99 Jahre lang, und mit dem Ablauf biefer Zeit hoͤrt d 
auf und dee Darleiher erhält fein Gapital nicht wieber gucke, 
nach und nach in der hoͤhern Rente bezahle wird, weiche ihm bat 
lauf der Zeit, durch weiche die Rente bauest, reichlich erflattet; 
bauen fo lange fort, bis der Staat das Capital ſelbſt zuruͤckzahl 
edoch hat ar bazu Beine Verbindlichkeit, ſondern es hängt von ſei 
ob und warn er es thun will, ober nicht. Der Bihubier bat tel 
als auf die außgemachte Rente. 2) Ein andres Mittel, Gelbe 
war bie Einrichtung der Leibrenten (f.d.) und Teutinen. 1 
Derfonen ein beſtimmtes Eintommen gegen ein beflia 
ihre Lebenszeit. Dieſes Einkommen ift um fo arößer, je älter d 
daher Viele fich auf dergleichen Leibrenten einlaffen, weil fie ustt 
pital fich für ihre Lebenszeit ein größeres Einkommen werfchaffen | 
fie daffelbe fonft anlegen. Oft war es auch babei —— die 
Beben eines Andern zu zu fichern, von welchem era man hoffen Som Sau 


Staatspapiere (englifche) 561 


erbenben Glieder nicht mehr bezogen wird, und ber Erätiebenbe bie Zin: 
nze Gapital erhält, fo lange er lebt. Die Mobificationen diefer Verträge 
och ſehr verfchieden fein. | 
größte Ausdehnung haben indeß bie immerwährenben Nenten‘ 
Yie ſowol für den Staat als für das Publicum bie beliebteſten geworben 
durch ihren Anwuchs und durch die Methode ben Verkehr mit denfelben 
und fo leicht zu machen, als derfelbe bei keiner andern eintommenbrins 
nte iſt, ein hoͤchſt bedeutender Begenftand geworden find; ber Werth 
Staats ſchuldenpapiere oder öffentlichen Obligationen beruht im Grun⸗ 
6 als 1) auf dem Umftande, daß das Volk durch Abgaben alljährlich 
es öffentliche® Einkommen zufammenbringt, daß bie flipulirten Renten 
‚lich bezahlt werden können, und 2) daß die Regierung Gerechtigkeits⸗ 
beit und Berwaltungsgefchidtichkeit genug befigt, um bie Besahlung der 
metlich an den beftinnmten Terminen zu vollziehen. Es haften alfo alle 
den auf dem Vermögen und dem Einkommen de6 Volks, und find Nichts 
berte Anſpruͤche auf den Erwerb ober das Einkommen beffelben, benen 
Art von Subftantialitär zu geben gewußt umb fie dadurch gleichſam in 
r verwandelt hat, daß man fie an ein Papier geheftet, ober Durch einen 
in ein großes Buch eingefchrieben bat. Wie groß die Summe biefer 
Udenpapiere allein in Europa fei, läßt ſich zwar ſchwerlich ganz gemau 
indeſſen ift die Berechnung derfelben, welche im „„Dermes” gegeben iſt, 
lich eher unter als über der Wahrheit. Daſelbſt werden 760 Min. 
iko, oder ungefaͤhr 375 MIN. preuß. Thle. jährl. Menten herausgerech⸗ 
uropa alljährlich an f. Gläubiger zu besahlen hat, und mit denen taͤglich 
Verkehr auf den europ. Hauptmarktplaͤtzen getrieben wird. Nimmt man 
aß im Durchſchnitt jede Jahresrente von 5 Thlr. 100 Thlr. werth iſt, 
ber 7500 Mid. Thlr. Capital in diefen Staatsrenten. Wollte man ben 
r Rente von 3 Thlr. zu 100 Thlr. annehmen, wie in England das Nos 
sl der Öffentlichen Schuld lautet, fo würde bie Summe freilich noch viel 
ben. Da nun dee Verkehr mit denfelben fo bedeutend iſt, und fie oft 
Hand in die andre gehen, zu jeder umlaufenden Waare aber ein ihrem 
portionirliches Capital von allgemeinen Zaufchmitteln gehört, welches 
ye mit derfelben bauptfächlich gewidmet iſt, fo nimmt man gewiß nicht 
menn man behauptet, daß felbft in gewöhnlichen Zeiten wenigftens 
Mill. Thlr. baares Geld dazu gehöre, um ben jährl. Verkehr mit bie: 
papieren zu beftteiten. Ein fo großes und wahrſcheinlich noch größeres 
daher mit dem Handel dieſer Staatspapiere ſtets befchäftigt; es kauft 
ft die Producte der Abgabe der Unterthanen (bie fie in Beftalt ber Pros 
Fleißes geben müffen, um die Renten zu bezahlen), ohne diefen ein 
dafuͤr zu geben. So viel Eönnte zur Production oder zum Genuß mehr 
erben, wenn jene Staatspapiere gar nicht eriftirten, und wenn bie Un⸗ 
das, was fie bezahlen müffen, um die Renten zu bezahlen, zu ihrem eig 
verwenden könnten. *) | 
agliſche Staatspapiere. Unter allen Staaten hat England das 
nibenwefen,, inbem es, bie Pfunde Sterling auf preuß. Thlr. vebucirt, 


Suriften, Staats: und Gefchäftsmänner hat ber parifer Abvocat Goffiniere 
sare Belehrung gefchrieben, die ber Geh.⸗Rath Schmalz deutſch mit einem 
erausgegeben hat: „Die Stodbörfe und ber Handel mit Staatspapieren” 
24). Dagegen bat Dr. Günther d. Alt. u. d. N. Philalethes ein „Gut: 
die Frage: Ob die Geſetzgebung ben Lieferungshanbel mit Staatspapieren 
lle?“ (Leipzig 1825) geſchrieben. Damit vgl man „Etwas zur Verthei⸗ 
Handels mit Staatöpapieren, vdrzüglich in Beziehung auf das Königreidi 
son Dr, Auguftin und Dr, Auguft (Reipzig 1825). 

, Glebente Aufl, Bb. X. 





562 | Staatöpapiere (englifche) 


jaͤhrlich 2IO Mid. Thlr. Renten an f. Gläubiger zu bezahlen hat 
find die Kräfte dieſes Staats fo grof, und die Treue, womit er alle 
keit feit allen Zeiten unmterbrochen erfüllt hat, fo gediegen, berg 
im Lande fo viele, daß befien Renten auf dem Weltmarkt doch imme 
find. Und wenn ber Preis derſelben ſchwankt, fo ift faſt nie der fiel 
kende Grebit bes Staats die Urfache davon. Denn biefee iſt in db 
Engländers ſtets berfelbe, und der Glaube daran bisher unerfchät 
fondern es find andre Urfachen Schuld daran, als: Umftämbe, bie ei 
frage oder ein ermweiterte® Angebot von baarem Belde hervorbrin 
Handels ſpeculationen, Ausſichten auf neue vortheifhafte Anleih— 
Geldbedarf für Krieg ꝛc. 

Die Hauptmaſſe ber engl. Staatsſchulden beſteht in perpetuni 
und dieſe find daher auch hauptſaͤchlich zu verſtehen, wenn von engl. ! 
Effecten ıc. als Gegenſtaͤnden bes Handels die Rebe if. Sie erhalı 
Namen theils von ber Höhe bes Zinsfußes, den bie Megierung bei 
Schulden für jedes Hundert, das fir als Capital einſchrieb, bewilli 
S⸗, 45, Iprocentige Stocks ıc. theils von gewifien finanziellen DI 
nach und nach mit ihnen vorgenommen find. &o heißen reducirte Fe 
diejenigen, welche auß ſolchen, bie höhere Zinfen trugen, umter Anı 
zahlung des realen Nominalwerth6 in foldye verwanbele find, bie mi 
tragen, ober deren Gapitalbetrag auf geringere Summen zuruͤckgefuͤ 
fie mit dem Zinsfuße der Zeit, wo die Reduction vorgenommen wur 
zu bringen, — confolidiste Annuitäten, wegen einer Operation, 
Anfang nahm, wodurd nad) einer Parlamentsacte bie verfdhiedene 
sen Abbezahlung früher befondere Fonds hatte, vereinigt, und ale 
dung ber Renten, fowie zu ihrer allmäligen Tilgung in einen Fe 
wurden. Alle diefe Namen machen für die Befiger und Käufer d 
Beinen wefentlihen Unterfhied. Selbſt der Unterſchied zwiſcher 
und unfundirten Schulden gründet keinen verfchiedenen Brad 
beim Kauf oder Verkauf. Denn obgleich fundierte Schulden ſolche 
Mentenzahlung und Zilgung ein beflimmte® Staatseintommen ı 
welche® für bie unfunbirten nicht geſchehen, fo werben bod bie Ren 


Staatöpapiere (englifche) 5683 


vefen einzubringen ſuchen ober ſich mit dem Stodshandel abgeben. Da Ins 
ı England alle öffentliche Angelegenheiten auch öffentlich verhandelt mer- 
findet man daruͤber in Grelller's Geſchichte der Nationalfchuld'‘ (‚„Hi- 
F national-debt”), in Hamilton's befanntem Werke über benfelben Ges 
vollſtaͤndige Nachrichten. Einen ausführlichen Auszug daraus hat Ber: 
ben in feinem fogen. „Compendium of finance” (£ond. 1822) geliefert. 
ygleich num eine große Summe der engl. Stocks ſtets in feſten Händen 
dern Commimen, Öffentliche Anftalten und viele Privatperfonen fie ale 
ebte Quelle Ihrer unveränderlichen Einnahme nicht veräußern, fo werben 
Ach eine große Menge verkauft und gekauft, ſodaß das Gefchäft damit ei» 
: bedeutenden Zweig des engl. Handels ausmacht. Da die Iprocentigen 
bie gewöhnlichen find, mit welchen der Handel getrieben wird, fo bezieht 
in ‚den Öffentlichen Blättern befanntgemachte Preis, wobei ein weiterer 
ebt, auf diefe. Nach ihnen richtet fich dann der Preis ter 34 =, 4=, Gr, 
Stods, wovon natürlich jedes Hundert Capital um fo viel höher bezahlt 
I 66 die davon kommende höhere Rente erfobert, und mit ber Veränderung 
fe® der Z3proc. Stocks ändert ſich auch proportionirlich der Preis der uͤbri⸗ 
ren Bedingung im Übrigen gleich iſt. Solche Staatsobligutionen, des 
kkal in beflimmter Zeit zurkdbezahlt oder zum vollen Belauf in Stocks 
pen chulden) umgefchrieben werben, rote die Schagtammerfcheine, Navy» 
Haben natuͤrlich einen proportionirlich höheren Preis. — Der beſte Maß⸗ 
ben Grad des Gredits der Staatspapiere iſt der Werth der Rente, ben da® 
genthum in einem Lande gibt. Nun wird die Grundrente in England 
meßzeiten gewöhnlich mit ihrem 36jährigen und zu Kriegszeiten mit ihrem 
em Betrag bezahlt, d. h. man kann fein Gapital im Frieden zu 23, im 
834 Proc. auf Grundſtuͤcke anlegen. Da nun der Curs der Iproc. Stocks 
ee legten 30 Jahre zwiſchen 58 und 82 für 100 hin⸗ und hergeſchwankt 
haben bie Stods feibft auf ihrer größten Höhe in dieſer Periode kaum den 
jer Grundrente zur Kriegszeit erreicht, denn zu 82 legt man fein Capital 
4 in Stods an. — Wer in England Stocks kauft, bekommt daruͤber kein 
Document vom Staate, fondern es wird der Name des Eigenthuͤmers 
ihm eigenthuͤmlichen Charakteren bloß In das große Nationalſchuldbuch 
und ber das ihm zugefchriebene Gapital und die darauf fallende Rente 
5 geführt. Verkauft er daB Ganze oder einen Theil davon, fo wird es 
mb dem neuen Eigenthümer zugefchrieben. Zwar kann jeder Eigen- 
Zeugniß Über Das erhalten, mas Ihm in den Nationalſchuldbuͤchern 
5 aber dieſes Zeugniß hat auf den Verkehr mit den Stocks keinen weis 
und der Inhaber kann f. Fonds verkaufen und abfchreiben laſſen, ohne 
Dabei nad) jenem Zeugniffe fragt. Jeder Stodseigenthümer muß alfo 
ſelbſt, oder durch einen gehörig Bevollmächtigten eintragen ober loͤſchen 
Binfen erheben ıc. Es wuͤrde unbegreiflich fein, wie bie Buchführer 
en könnten, daB die umendliche Menge der vor ihnen erſcheinenden 
die wahren wären, wenn man nicht wäßte, daß der allergrößte Theil 
fowol der Sapitalübertragungen als der Zinfenechebumgen, durch bes 
aller abgemacht würde, die den Buchführern bekannt find und von 
gewiß annehmen koͤnnen, daß fie die Vollmachten gehörig geprüft ha⸗ 
— 9 find bie Fälle außerordentlich felten, wo ein Betrug in biefem unend⸗ 
gen Geſchaͤft vorfiele. Cs ift uͤbrigens die Fuͤhrung biefes ganzem 
Fox Verkehrs mit den Stocks, der Bank von England Übertras 
and 












‚In welchen die Zu⸗ und Abfchreibung gefchicht, find alphabetifch 
im viele Zimmer vertheilt, welche nad) den Buhkiben und Aue 
Ra, wovon Die Bücher in ihnen geführt werten, beein To wre 


564 - Staatöpapiere (franzöfifche) 


kann jeder den Ort leicht finden, wo er das Buch, weiches f. Nam 
treffen muß. Auf diefe Art wird das Geſchaͤft der Zinfenzahlumg, u 
lich zu einem beflimmten Termin abgeführt werden, und weiches in d 
für jeden Termin über LOO MI. preuß. Thlr. beträgt, In einer Friſt 
vollendet. | 
1. Seanzöfifhe Renten und Sffentlige Schu 
Frankreichs öffentliche Schuld uͤbertraf in den aͤltern Zelten bie von 
weit. Nach Ludwigs XIV. Node betrug fie 3114 Mid. Livres, w 
900 Mit. preuß. Thle. ausmachen, wo England nur etwa 300 Mi 
(45 Min. Pf. Sterl.) Schulden hatte, beide nach ihrem Mominalca 
Dieſes Verhaͤltniß iſt jet fehr verändert, dem bie Nominalfınnıme b 
beläuft fic jet (1823) auf 7000 Mill., die von Frankreich beträgt ka 
beide auf preuß. Thlr. reducirt. Jedoch berechnet Frankreich feine € 
° mehr nach Capitalwerth,, fondern nur nach den jährlich zu zahlende 
das iſt im Grunde auch die richtige Hechnungsart, da beide Gtaatı 
Verbindlichkeit der Ruͤckzahlung der erhaltenen Gapitale gänzlich frei 
und nur zur Rentenzahlung verpflichtet find; darnach gerechnet hat 
etwa 210, Frankreich dagegen gegen 60 MIN. preuß. Thlr. Renten 
biger zu bezahlen. | 
Ob dieſer Unterfchieb die Lage Englands ſchwieriger mache, als 
veich , ift bier nicht der Ort zu unterfuchen. Nur fo viel wollen wir 
Englands Nationalreichthum in jener Zwiſchenzeit auch in unendlid 
portion gewachſen ift, als der Meichthum von Frankreich, und bad 
von jeher in beſſerm Credit geftanden haben als die franzoͤfiſchen, ın 
noch jegt viel Höher bezahlt werden. Denn während ich in Frankr 
Gapital von 97 eine Rente von 5 kaufen kann, muß ich gewoͤhnlich 
eine gleiche Rente 145 geben. Daß aber die franz. Menten noch ei 
mäßig fo hohen Preis Haben, daruͤber muß man fid) wundern, wen 
ſchichte der franz. Staatefchuld etwas durchgeht. Kaum war Ludr 
fo feste der Prinz: Regent das Schuldcapital und die Zinfen ganz 
- ohne bie Glaͤubiger zu fragen, um ein Drittel herunter, bezahlte al 
und bie Zinfen bavon ebenfo unorbentlich ald es vorher geſchehen m 





Staatöpapiere (franzoͤſiſche) 565 


denten zu bezahlen find, ımb der Tilgungsſtamm jährlich 40,000,600 Sr. 
o betrug 1822 die ganze Rentenlaft jährlich 228,864,560 Fr. , worin 
irten 4 Mit. Renten fir den fpanifchen Krieg noch nicht begriffen find. 
biefe hinzu, fo kommt die obengenannte Summe von 60 Mill. preuß. 

lich heraus. Während des legten Kriegs waren die Renten ſchon twieber 
mäßig bezahlt worden, und es fanden fich mehre Ruͤckſtaͤnde. Diefe und 
‚ während des Kriegs aufgelaufene Schulden bezahlte man mit Obliga- 
e 5 Proc. Zinfen tragen und, vom Ende 1821 an gerechnet, binnen 5 
m vollen Nominalwerth bezahlt werben follen. Diefe Obligationen hei⸗ 
noiffancen (Reconnaissances de liquidation) und find gleichfall® vers 
Papiere. Es find davon ungefähr für den Nominalwerth von 300 Mill. 
aben, jedoch jegt ſchon „'s davon eingelöft. Kür jest ſcheint gut für bie 
3 der Renten geforgt zu fein, und die franz. Staatspapiere haben fich deß⸗ 
feit den legten SSahren, ſowie auch ſchon unter Bonaparte's Zeiten, in 

fen erhalten. Die oͤkonomiſche Einrichtung der Liquidirung der An: 
die Renten, der Zinfenzahlung und Übertragungen tft ziemlich nad) bem 

on England gebildet, fomweit fie die fundirten 5proc. Renten betreffen. 
m ſaͤmmtlich in das fogenannte große Buch (Grand livre des dettes 
) eingetragen, welches nach dem Muſter der englifhen Bankbuͤcher ein- 
t. Jeder Renteneigner hat barin ſuͤr jede einzelne Rente, die er befist, 
eres Folium, ſodaß fo viele Rechnungshlätter in den Büchern vorhanden 
ızelne Koderungen. Das große Buch iſt in 11 Serien getheilt, wovon 
n die Buchflaben des Alphabets enthalten; bie 9. ift für die An- 
er Communen beflimmt; die 10. für fefle und unübertengbare An⸗ 
und endlich die 11. für öffentliche Gorporationen, Stodsmädler, Ban: 
Be Sapitaliften u. f. w., welche regelmäßig laufende Rechnungen mit den 
un haben. Aus diefen Büd;ern ergab fidy den 1. Sept. 1821, daß die 
er feſten, nicht übertragbaren oder unbeweglichen Renten ſich über 68 
belief, und daß nur etwa für 109 Mill. Fr., d. h. etwa 3 der Mehten 
paren, und alfo auf den Markt kommen konnten. — Jede Inſeription 
den Zaufs und Familiennamen bes Eigenthümers ; 2) die ihm zufom: 
ite; 3) die Nummer der Serie, zu welcher fie gehört; 4) die Zeit der 
es nächften Dividends; 5) die Nummer der Einfchreibumg und ber Seite 
als. Privatleute Finnen nit unter 50 Fr. einfchreiben laffen. Diefe 
aber nicht für Gemeinhelten. Um eine Infeription zu verkaufen, muß - 
ober ber Specialbevollmaͤchtigte deffeiben eime Declaration deßhalb bei 

kammer einreichen, deren. Echtheit ein Stocksmaͤkler bezeugen muß, und 
ihr hindurch verantwortlich bleibt. Andre Überträge, bie nicht aus einem 
verrühren, können auf bloßes Vorzeigen eines Certificate des Eigenthums 
eben. Wenn fie Folge eines Teſtaments ober einer Schenfung find, fo 
auf Vorzeig des Notariatsacts vollzogen. Sol es zufolge eines Ge⸗ 

hs gefchehen, fo muß eine Serichtöperfon das Inſtrument, welches die 
ng bazu ausfpricht, einreichen. — Die Dividenden der Hprocentigen 
ı mwerbesi halbjährlich den 22. März und 22. Sept. an bie Inhaber der 
der Inſcriptionen im großen Buche bezahlt. Die gefchehene Zahlung 
re MRüdkfeite dieſes Documents durch einen Stempel angedeutet, und der 
r gibt noch in&befondere eine Quittung darüber. Dean kann die Divi⸗ 
t bloß in Paris, fondern auch in den Provinzialftädten bei den Generals 
in Empfang nehmen, wenn man e6 den Iegtern zur rechten Zeit meldet, 
dem Director des großen Schuldbuchs anzeigen innen. Eigenthümer 
, welche die Dividenden perfönlich nicht erheben innen oder 

d doch nicht gern ihre Certificate aus ben Händen geben wollen, Nalın 


wiſſen, daß die Eigenthuͤmer der Inſcriptionen geftorben find, x 
lig. Auch find Maßregeln getroffen, baß die Inferiptionseignei 
fie durch ben Generaleinnehmer ebenfo gut im großen Buche Ei 
laſſen, ale wenn fie ſelbſt in Parks wären. 

Außer den confolidirten Sproc. Inferiptionen gibt es in Fr. 
lei Staatspapiere, mit welchen ein häufiger Handel getrieben toir 
Bedingungen flatifinden. Dahin gehören: 

1) Die fhon oben angeführten Recognitionsfcheine (Recor 
quidation). Es gibt beren zweierlei Arten: folde, die auf 
10,000 Fr. Lauten. Mit denfelben werben Zinscoupons ausgegı 
gationen find, bie von 1000 Fr. auf gelbem, von 5000 auf 
10,000 Fr. auf rothem Papier. Die andre Art enthält gebrod 
ter 1000 Franken, und heißen gewöhnlich weiße Recognitionsfe 
weißem Papier find. Es find keine Zinscoupons dabei, fonbern 
an bie Inhaber ber Obligationen gegen Quittumg bezahlt, und t 
Ruͤckſeite bemerkt. Man kann, wenn man es wuͤnſcht, bie w 
wandeln laſſen, wenn man mehre der erſten zuſammen hat, 
Summe, welche unter 1000 Fr. fällt, eine neue weiße Sb 
wird. Die weißen flehen gewöhnlich + Proc. unter den übriger 
lichen Gefahr des Verlierens foldyer Papiere vorzubeugen, ift 
Recognitionsſcheine geftattet, fie in die Schagtammer nieberzul, 
ihnen daruͤber Empfangsfcheine mit Zaden (resepisses ü talon) 
Indoſſement Übertragen werben koͤnnen. Es muß aber jebes ‘ 
einen ofſiciellen Agenten verificiet werden. Diefe Empfangsfche 
mit Coupons verfehen, und gelten im Verkehr wie die Origi 


auch gegen Iegtere, fobald nur die Indoſſements ſaͤnmtlich vor! 


jederzeit au6gemwechfelt werden. Dergleichen Empfangsfcyeine gi 
25,000, 50,000 Fr. Alle find auf weißes Papier gedruckt, 
tother, die andern mit ſchwarzer, bie legtern mit blauer Buchſta 

2) Die Bankactien. Die Actien find bis auf 90,000, ij 


narmahrt mh franon sÄhrlich Schs AN Er nmille Minthasha 


Staatöpapiere (öftreichifche) 567 


von und fie zur Bezahlung ihrer Schulden zu verkaufen; der Verkauf gelang 
In jener Ungluͤckszeit nicht fonderlich, und die Stadt wurde deßhalb ermaͤch⸗ 
833,000 Schuldſcheine, jeden auf LOOO Fe. und an ben Inhaber zahlbar lau: 
wszuflelien, die binnen 12 Jahren vom 1. Oct. an gerechnet bis zum 1. Juli 
meridbezahlt werben follen. Diefe Stadtobligationen tragen jaͤhrl. 6 Proc. 
„ welche in Xerminen von 3 zu 3 Monat bezahlt werben. Einen Monat vor 
Kenzahtung wird die Zahl derer auf dem Rathhauſe durchs Loos gezogen, 
übbezahlt werden. Die gezogenen Nummern erhalten zugleich, Prämien von 
B,000 $r., die gleichfalls das Loos beftimmt. Die Herren Hentſch, Blanc 
ap: haben die Zahlung der gezogenen Gapitale unb Prämien verfichert, d. h. 
Michten fi, gegen eine geringe Prämte, die gezogenen Nummern gleich zu 
Me, oder fie gegen noch ungezogene, nebft Auszahlung der Differenz auszu⸗ 
. — Die obenerwähnten creirten Renten, die nicht haben verkauft werden 
, 2,288,000 Fr. in Summe, liegm mit dem Tilgungsſtamm Im Depot, 
fung der erwähnten Stadtobligationen; 212,000 Fe. find davon im Um⸗ 
Im Fall diefelben nicht puͤnktlich bezahlt werden ſollten, iſt die Tilgungseaſſe 
kat, von den niedergelegten Renten fo viel zu verkaufen, als zur Bewirkung 
zahlung der jedesmal gezogenen Scheine nöthig iſt. Jene 212,000 Renten 
Menmtlich auf bie Inhaber und find in Coupons von 250 Fe. abgetheflt, 
den 1. Ian. und 1. Juli in der Municipalcaſſe. 

Eine andre Art im Handel oft vorkommendes Papier befteht in den Bruͤ⸗ 
R (Actions des ponts). Sie find von einer Gefelifchaft, welche die 3 
Aber die Seine gebaut hat, ausgeftellt; 3780 Stüd zu 1000 Fr. jebe, 
em auf den Inhaber im Allgemeinen. Die Dividende wird alfjährlid, durch 
mmtlung der Intereffenten beſtimmt. Sie richtet fich nach der Elunahme 
bie: welche bis auf vertheilt wird. Dieſes Deeigigftel aber wird 






















#lle getheilt, wovon ein Drittel zur Unterhaltung ber Brücken, bie andern 
Capital gefammelt werden, movon die Actien den 30. Sunt 1897 abge: 
den follen. Außerdem gibt e8 noch eine Menge Actien von Aſſecuranz⸗ 
. Endlich bemerken wir 
es auch eine Depofitalcaffe in Paris gibt (Caisse den depöts et con- 
) , in welcher Gelder baar oder in Roten der Bank von Frankreich ange» 
und zu 3 Proc. verzinſt werben, fobald fie länger als 30 Zange in ber Gafle 
. Das eingelegte Gelb kann gegen Ruͤckgabe bes Empfangſcheins 
eit herausgezogen werben. 
E: Öftreihifche Staatspapiere. Üftreich hatte von alten Zeiten 
ulden, und bie zum Ausbruche der franz. Revolution feine Verbind⸗ 
gegen bie Glaͤubiger puͤnktlich erfüllt. Im franz. Revolutionskriege aber. 
Fehne Binanpen in große Unordnung, und die Noth, noch mehr aber feine 
ter brachten mehre Moftergeln zum Vorſchein, die fich mit ber Erhal⸗ 
en Credits wicht vertrugen. Dahin find zus rechnen: 1) Die un⸗ 
tung des Papiergeldes feit 1797; dem bis dahin waren die Wie: 
‚ die das gewöhnliche Tauſchmittel ſchon lange bildeten, fo 
Fe Part des Metallgeldes erhalten worden, indem öffentliche Gaffen an- 
waren, biefeiben Jedem, der es verlange, für voN gegen Silbergeld aut⸗ 
In dieſem Sabre warb aber die Baarzahlung beſchraͤnkt, das folgende 
zuch fiſtirt, und die Zettel gegen alle richtige Theorie des Geldes fo vers 
Bfte fehr Bald unter den Werth des Silbergeldes in fleigender Proportion 
— ie Mittel, zu denen man feine Zuflucht nahm, um fidy aus den daraus 
den Werlegenheiten zu helfen, waren unwirkſam. Mit einem der bes 
swurbe 1798 der Anfang gemadyt. Es war eine Zwangsanleihe, durch 
mom die Inhaber ber Stantsobligationn zwang, 30 Proc. zu ihren Teode⸗ 





man für 5 alte Papiergulden einen Einlöfungs[chein von Einem | 
nend, daß man dadurch den Werth diefes neuen Papiergelbes Hfi 
erhöhen würbe, umb meinend, daß dieſe Einlöfungefcheine num 
gute Metaligeld gelten würden. Daher denn auch bie reducirten 
neuen Papier und nicht mehr in Metallmünze, wie biäher noch 
zahlt werden ſollten. Aber die Einloͤſungsſcheine erreichten ben bei 
in keiner Epoche, und dba man bald gar zu einer Vermehrung 
ſchritt, indem man neben den Einlöfungefcheinen eine ziemlich el 
me, als man burd) die Ummerhfelung zerflört hatte, neues P 
Anticipationsfheine in Umlauf feste, fo ſanken beide Pa 
zu dem Unwerthe der alten Bankozettel herab. Dadurch gingen | 
gläubigern Capitale und Zinfen zum Theil verloren. Endlich tı 


beſſern politifchen Verhaͤltniſſen auch eine beffore Intelligenz zır | 


des oͤſtreich. Finanzminiſteriums. 2 Begenflände befchäftigten 
abminifiration. Erſtlich das Papiergeld, das verbeffert amd mo : 
gefchafft werden follte, und zweitens die neue Begründung t 
welche man dadurch zu bewirken fuchte, dag man theil® ben alı 
gewiffens Grade iht Hecht wieder zu fchaffen fuchte, theils neue ‘ 
ſolldern und fiherern Fuß negoclirte. 

Man fing 1816 damit an, daß eine new begründete Bank 
verfehen und berechtigt wurde, neue Banknoten, die vom ihr ı 
Jedermanns Verlangen in Silbergeld vealifirt werben ſollten, aı 
Bank, welcher das ganze Gefchäft ber Verbefferung des Gelb 
übertragen wurde, begann ihr Werk damit, daß nach einem Mar 
verordnet wurde, daß jeder beliebige Summen in altern Papiergel 
dafür $ in neuen Obligationen, bie 1 Procent in Gonventiondg 
in neuen Banknoten, bie jeder bei der Bank in Go 
erhalten Eönnte. Wer daher 7000 Gldn. in Papiergeibe einfd 
5000 Gidn. in Obligationen, die eine Rente von 50 Glou. in ( 
gen und 2000 Gldn. in neuen Banknoten, bie er auf ber Stelle 
bei der Bank verwandeln konnte. Allein der Zudrang nad) Wer 


Staatöpapiere (Öftreichifche) 569 


se diejenige, wodurch die jet allgemein befannten Metalliques gefchaffen 
a. Es ward naͤmlich ein freiwilliges Anleihen eröffnet, zu welchem bie Eins 
meit ‚einem Theile in verzinslichen Staatspapieren und einem Theile in Pa- 
Be gemacht wurden. Für die Einreichung einer alten oͤſtr. Staatsobligation 
20 Stdn. und einem Zufchuffe von zefpective 80, 100, 110, 1%0, 130 
in Einloͤſungs⸗ oder Anticipationsfcheinen, je nachdem die alte Obligation 
Ar, %, 34 oder Zprocentig war, erhielt man eine neue Staatsſchuldver⸗ 
ung auf 100 Gldn. Sapital und 5 Proc. jaͤhrl. Zinfen, Beides in Comp. » Dies 
lautend. Da zugleich für einen hinreichenden Sonde geforgt wurde, aus 
w wicht allein die Zinfen pünktlich bezahlt, fondern auch das Capital duch 
uf allmälig getilgt werden Eonnte, und der anfehnliche Tilgungsſtamm jedem 
e folcher Obligationen die Überzeugung verfchaffte, daß er ſtets Gelegenheit 
würde, fie ohne großen Verluſt, fobald er mollte, wieder verkaufen zu Eins 
» erhielten biefe Metalliques bald Credit, und halfen die Finanzkraft der Re⸗ 
» fo verftärken, daß fie den Much faffen konnte, den Staatecredit auf eine 
gemeinere Bafis zu gründen. Durch ein Patent vom 22. San. 1817 wurbe 
Bungsftamm nad dem Muſter des engl. organifirt, und alle Fonds dazu in 
gemeinen für alle Staatsſchulden vereinigt, und durch ein Manifefl vom 
dr 1818 das ganze Schulbenwefen in eine foldhe Ordnung gebracht, daß 
x Befiger der alten Obligationen Hoffaung erhielten, dereinſt wieber in ihre 
wingefcht zu werden, und diefe Hoffnung gab auch jenen alten Obligationen 
igen beflimmten Curswerth. Es ward nämlich bie alte Schuld, welche 
f die Hälfte der Zinfen rebucirt ward, in Serien, jede von einer Mill. 
ital, getheilt; 5 diefer Serien ſollen aljährlich nad der Ordnung des Lor 
B Wolgenuß ihrer Zinfen zuruͤckkehren, und dafuͤr ebenfo viel andre durch 
Igungsfonds zuruͤckgekauft und vernichtet werben. Diefer Pian iſt bis jept 
b ausgeführt worden. Durch allmälige Tilgung der Einloͤſungs⸗ umb 
mtionsfcheine hatte ſich die Zahl berfelben (am 30. Zuni 1825) bis auf 
20,813 Gldn. vermindert, und am 30. Juni 1828 waren in der öfle. Mo⸗ 
Ä noch 784 Mit. Einloͤſungs⸗ und Anticipationsfcheine in Umlauf. 
iques find dadurch auf allen eucop. Hauptmärkten ein Danbelsgegens 
worben. — Im J. 1821 gab man den ganzen Belauf ber feit 1815 con» 
neuen Schuld oder der 5proc. Metalliques, zu 207,960,290 ibn. 
iD berechnete bie Proportion des Tilgungsſtamms zu „I, ber Schuld, wels 
he Proportion ift, welche er in England zur dortigen Staatsſchuld hat. 
biefer Papiere hat fich im Laufe der Zeit ſehr gehoben, ba fie von 48, 
1817 flanden, nad und nad) bis auf 86 (im Anfang 1823) und gegen» 
„ ungeachtet des ruff. s türkifchen Krieges, bie auf 95 geftiegen find. 

e diefen Metalliques machen noch die obgenannten Rothfchild’fchen Looſe 
Isdeutenden Segenftand des Handels auf ben Hauptbörfen des Papierhan⸗ 
B. Die oͤſtr. Regierung negoclirte nämlich 1820 durch eine Compagnie, ges 
wa Den. Pariſh und Rothſchild eine Lotterie» Anleihe von 20,800,000 
und bald darauf noch eine zweite von 37 Mill. Glon. in Conventiondgelbe, 
Die Intereſſenten bei der erften Anleihe, außer dem Capital flatt aller Zinfen 
mm gewimnnen können, wenn fie bei der Verloſung der im Verlauf der nächften 
Ihre zuruͤckzuzahlenden Gapitale das Gluͤck trifft. Das Beringfte, was ein 
u (00 Gldn. Einlage gewinnen kann, ift 120 Gldon., das Hoͤchſte 120,000 
: ges ſchlimmſten Galle muß man auf Capital und Prämie 20 J. warten. 
Deite Anleihe wurde den 28. Juli 1820 zu 4 Proc. eröffnet, und die 
Wang mit Zinfen und Prämien binnen 21 Jahren durch 14 Lotterieziehun⸗ 
Srochen. Die Interefienten erhielten vom 15. Fan. 1821 datirte Schuld» 
ungen zu 250 Sion. in Gonv, » Münze jede, nebft 20 Yinkunugonk. 









Diefe Bank wird jegt von einem Ausfchuffe von Actiounairen z 
fägen verwaltet und, befteht unabhängig von der Regierung, fı 
Bank bloß nach eigner Einficht der Directoren gefördert werder 
bat zur Befoͤrderung dieſer Unabhängigkeit ihre für ſich behalte 
der Bank abgetreten, von welchen dieſe noch nichts In Gircalaı 
ihre Fonds bis jegt dollkommen ausreichten. 
> IV. Preußiſche Staatspapiere. Preußen hatte & 
Staatsſchulden, fondern einen bedeutenden Schat an baarem ( 
ſelbſt umter des Könige Friedrich, Wilhelm II. Regierung ziem! 
tm, fodaß bi8 1806 nur einige 30 Mil. Thlr. Schulden vor 
terminmweife abbezahlt werben follten, und mit deren Papieren | 
iger umb bedeutender Handel getrieben wırrde. Erſt der ung 
1806 und der gluͤcklichere von 1812 — 15 häufte die preuß. St 
nachdem biefelben in Drbnung gebracht waren, entflanben verf 
piere, welche auf dem Weltmarkte eine Handelöwaare, wie bie « 
und andre Öffentl. Fonds bilden. — Aus dem Manifefte vom 1 
gibt fi, daß das Capital der verzinslichen Staatsſchulden fid 
als 180 Mill. Thlr. beläuft, und die jährl. Zinfen oder Renten 
in jenem Jahre betrugen. Seitdem find durch ber Tilgungsf 
gelöfcht worden. Gegenwaͤrtig find folgende preuß. Staats papi 
1) Die eigentlich fogen. Staatsfhuldfcheine, welche 
der Schulden begreifen, und 1820 allein 4,780,000 The. jä 
Sie beſtehen in Obligationen, die auf keinem Namen, fonbern ı 
ſtellt und mit Zinscoupons zu 4 Proc. von 5 zu 5 Jahren verf 
Besahlung ber Coupons gefchieht den 1. San. und 1. Juli jedes 
reichung derfelben nicht nur in Berlin, fondern auch in allen 
caffen. Fa es iſt bie Einrichtumg getcoffen, daß fle auch im Au 
ten Staͤdten realifict werden können. In den Obligationen {fl 
Ruͤckzahlung des Capitals durch jährl. Verlofung von einer Mil 
fonte. Es ift indeffen durch eine fpätere Verordnung Diefes bat 
die Verminderung diefer Papiere fo lange durch Ruͤcktauf nad de 


Staatöpapiere (preußifche) 571 


mb höher fliegen; und da es für Manchen nicht thunlich war, fich diefe 
e zu verfchaffen, fo bildeten fich, um auch den Armern Glaffen das Spiel 
s erleichtern, Geſellſchaften, welche an bie Liebhaber Promeffen zu 24 — 5 
erkauften, und ſich dadurch anheifchig machten, den Inhabern folcher Pro- 
den auf die Nummer des in der Promeffe bezeichneten Praͤmienſcheins Ori⸗ 
ein mit dem mit Ihm verbundenen Staatöfchulbfchein gegen 100 Thlr. 
nf auszuliefern, bamit er dagegen die Prämien heben koͤnne. Eine ſolche 
e war jeboch nur für eine Ziehung gültig. 

Die Obligationen der englifhen Anleihe, welche im April 1818 
ehfchild in London negociirt wurde. Sie beträgt nominell 5 DIN. Pf. ©. 
se., und ſoll im Verlaufe ber naͤchſten 28 Jahre in jähel. Raten durch Ruͤck⸗ 
& Obligationen oder durch Einloͤſung berfelben al pari , werm fie dieſes er⸗ 
aben, zuruͤckbezahlt werden. Die Obligationen lauten auf engl. Gelb und 
t Bindcoupons verfehen, die in London zahlbar find. Die unguͤnſtigen Bes 
jen, unter welchen diefe Anleihe abgefchloffen wurbe, finb wahrfcheinlich in 
waligen ſchwierigen Sonjumcturen zu ſuchen. Man erhielt nämlich gegen 
Infen nur 71 Proc., und fegte ſich bei ben Zins: und Ruͤckzahlungen dem Zu⸗ 
8 Curfes aus. Auch fliegen die Papiere in London felbft, ehe fie noch aus⸗ 
wurden, ſchon auf 80. 
ine andre Sinanzoperation wurde 1822 in England mit Rothſchilb gemacht, 

Ihafter und den echten Sinanzprincipien gemäßer zu fein ſcheint. Durch 
urde eigentlich feine neue Schuld contrahirt, fondern es fcheint dabei bloß 

t fattgefunden zu haben, eine Diaffe preuß. Staatsſchuldſcheme indirecte 
Fengi. Markt und für einige Zeit außer Circulation In Preußen und auf an 
Mrkten des Sontinents zu bringen, um hier buch ihre zu große Maſſe nicht 








28 zu drüden. Dieſes wurde dadurch bewirkt, daß gegen Deponirung von 
‚Pf. St. an Staatsfchulbfcheinen eine gleiche Summe in engl. Obligaties 
B Pf. St. zu dem feften Curs von 63 preuß. Thlr. gerechnet, ausgefertigt 
Umlauf gefegt wurden, welche die preuß. Regierung allmaͤlig zuruͤckkaufen, 
R den zuruͤckgekauften Papieren ihre deponirten Schuldfcheine einlöfen will. 
Iafer diefen Schuldobligationen gibt e8 noch Eurmärtifche landſchaft⸗ 
Dbligationen aus frühen Zeiten, und Hypothekſcheine auf Dos 
‚ weiche erſt nad) 1806 entflanden find. Beide Papiere tragen 4 Proc. 
ken ein Gapitat von nahe an 9 Mil. The. aus, das wie die Zinfen nach 
ihnen urſpruͤnglich enthaltenen Beflimmungen bezahlt wird. Diefe find 
Etaatsobligationen. Noch gibt ed aber in den preuß. Staaten für mehre 
eovinzial⸗ amd Stadtobligationen, denen bie Communen nach der Analogie 
aatsſchuldſcheine gleichfalls einen Umlauf verfchafft haben, und bie gleich 
aatsfchutdfcheinen in Curs kommen, befonders die Papiere großer Städte, 
SStadtobligationen von Berlin, Königsberg, Danzig u. ſ. w. Auch bien 
is. Dfandbriefe ein Capital von vieleicht 50 — 80 Mill., deffen Ans 
benfowie die Staatsſchuldſcheine gekauft und verkauft werben und fichere 
tragen. Es haben naͤmlich umter Autorität der Megierung die Gutsbeſitzer 
on preuß. Provinzen Vereine gefliftet, welche unter gemeinfchaftlicher Buͤrg⸗ 
nie ihren Guͤtern Capitalien aufnehmen, und fie den einzelnen Gutsbe⸗ 
if ihre Güter vorſtrecken. Dergleichen landſchaftliche Grebitfpfteme, wie 
feBereine auch nennt (vgl. Creditſyſtem des Adels), ſind jetzt in ben 
Staaten 5, wovon das Altefte das fchlefifche (1770), und das neuefte 
hie (1821) if. Diefe Pfandbriefe, wovon der kleinſte auf 25, der größte 
Zhie. geſtellt ift, machen diejenigen öffentl. Papiere aus, welche bis 

R dem öffentl. Handel circulirten, und worin Gapitatiften und Corporationen 
fer anlegten. Da die Zinfen puͤnktlich bezahlt wurden und die Cayitale aut 


Diefe Bank wird jest von einem Ausſchuſſe von Actionnairen nı 
fägen verwaltet und .befteht unabhängig von der Regierung , fo! 
Bank bloß nach eigner Einficht der Directoren gefördert werden 
bat zur Befoͤrderung dieſer Unabhängigkeit ihre für ſich behalten 
der Bank abgetreten, von welchen biefe noch nichts In Gircalati 
ihre Fonds bie jegt volllommen ausreichten. 

IV. Preußiſche Staatspapiere. Preußen hatte bi 
Staatsſchulden, fondern einen bedeutenden Schat an banrem G 
ſelbſt unter des Könige Friedrich Wilhelm IL. Regierung ziemii 
ten, ſodaß bis 1806 nur einige 30 Mil. The. Schulden vorf 
terminweife abbezahlt werden ſollten, und mit deren Papieren d 
ßiger umd bebeutender Hanbel getrieben wurde. Erſt der unglüͤ 
1806 und ber gluͤcklichere von 1812 — 15 häufte die preuß. St: 
nachdem diefelben in Ordnung gebracht waren, entflanben verfd 
piere, welche auf dem Weltmarkte eine Handelöwaare , twie die e 
und andre Öffentl. Fonds bilden. — Aus dem Manifefte vom 1 
gibe fi, daB das Capital der verzinslichen Staatsſchulden ſich 
als 180 Mid. Thlr. beläuft, und die jährl. Zinfen ober Renten 
in jenem Jahre betrugen. Seitdem find durch ber Kilgungeft 
gelöfcht worden. Gegenwärtig find folgende preuß. Staatepapieı 

1) Die eigentlich fogen. Staatsfhuidbfcheine, weiche! 
der Schulden begreifen, und 1820 allein 4,780,000 Thir. jät 
Sie beftehen in Obligationen, die auf keinen Namen, ſondern a 
ſtellt und mit Zinscoupons zu 4 Proc. von 5 zu 5 Jahren verfi 
Besahlung der Coupons gefchieht ben 1. San. und 1. Juli jedes‘ 
seichung bderfelben nicht nur in Berlin, fondern auch in allen | 
caffen. Fa es iſt die Eintichtumg getcoffen, daß fie auch im Aus 
ten Städten realifict werden können. In den Obligationen iſt! 
Blädsahlung des Capitals durch jährl. Verlofung von einer Mid 
foßte. Es iſt indeffen durch eine fpätere Verordnung Dieſes dat 
die Vermindernna biefer Daniere fo lanae durch Mückkauf nach hs 


Staatöpapiere (preußifche) 571 


ad höher fliegen; und da es für Manchen nicht thunlich war, ſich diefe 
: su verfchaffen, fo bildeten fich, um auch den Armern Claffen das Spiel 
erleichtern, Geſellſchaften, weiche an die Liebhaber Promefien zu 24 — 5 
rkauften, und fi dadurch anheifhig machten, ben Inhabern ſolcher Pro⸗ 
sen auf die Nummer des in der Promeſſe begeichneten Praͤmienſcheins Ori⸗ 
in mit den mit ihm verbundenen Staatsſchuldſchein gegen 100 Thlr. 
aß auezuliefern, damit er dagegen die Prämien heben koͤnne. Eine ſolche 
e war jeboch nur für eine Ziehung gültig. | 
Die Obligationen der englifhen Anleihe, welche im April 1818 
hſchild in London negochirt wurde. Sie beträgt nominel 5 MIN. Pf. S. 
zc., und fol im Verlaufe ber nächften 28 Jahre in jaͤhrl. Raten durch Ruͤck⸗ 
:Dbfigationen oder durch Eintöfimg berfelben al pari, wenn fie diefe er» 
iben, zuruͤckbezahlt werben. Die Obligationen lauten auf engl. Gelb und 
Zinscoupons verfehen, die in London zahlbar find. Die ungünfligen Bes 
en, unter welchen biefe Anleihe abgefchloffen wurbe, finb wahrfcheinlich in 
safigen ſchwierigen Conjumcturen zu fuhen. Man erhielt nämlich gegen 
aſen nur 71 Proc, und fegte fich bei den Zins: und Ruͤckzahlungen bem Zu: 
I Qurfe aus. Auch fliegen die Papiere in London ſelbſt, ehe fie noch aus⸗ 
wurden, ſchon auf 80. 
ne andre Sinanzoperation wurde 1822 in England mit Rothſchilb gemacht, 
helihafter und den echten Finanzprincipien gemäßer zu fein fcheint. Durch 
wurde eigentlich feine neue Schuld contrahirt, ſondern es fcheint dabel bloß 
bt flattgefunden zu haben, eine Maffe preuß. Staatsfchuldfcyeine indirecte 
dugl. Markt und für einige Zeit außer Circulation in Preußen und auf an- 
lekten des Continents zu bringen, um hier durch ihre zu große Maſſe nicht 
8 zu drüden. Dieſes wurbe dadurch bewirkt, daß gegen Deponirung von 
Pf. St. an GStaatsſchuldſcheinen eine gleiche Summe in engl. Obligatie⸗ 
Pf. St. zu dem feften Curs von 63 preuß. Thlr. gerechnet, ausgefertigt 
Imslauf gefegt wurden, welche die preuß. Regierung allmaͤlig zuchdlaufen, 
} den zuruͤckgekauften Papieren ihre deponirten Schutdfcheine eintöfen will. 
Wer diefen Schulbobligationen gibt e8 noch kurmaͤrkiſche landſchaft⸗ 
Ybligationen aus frühen Zeitn, und Hypothekſcheine auf Dos 
weiche erſt nach 1806 entflanden find. Beide Papiere tragen 4 Proc. 
hen ein Capital von nahe an 9 Mit. Thlr. aus, das wie die Zinfen nach 
hnen urſpruͤnglich enthaltenen Beflimmungen bezahlt wird. Diefe find 
ch Etaatsobligationen. Noch gibt ed aber in den preuß. Staaten für mehre 
rovinzial⸗ und Stabtobligationen, denen die Communen nach der Analogie 
atsoſchuldſcheine gleichfalls einen Umlauf verfchafft haben, und bie gleich 
nitsfchuibfcheinen in Curs kommen, befonders die Papiere großer Städte, 
Btabtobligationen von Berlin, Königsberg, Danzig u. ſ. w. Auch bilben 
a Dfandbriefe ein Capital von vieleicht 50 — 80 Mill., deſſen Ans 
enſowle die Staatsſchuldſcheine gekauft und verkauft werden und fichere 
tagen. Es haben nämlich unter Autorität der Megierung bie Gutsbeſitzer 
u preuf. Provinzen Vereine gefliftet, welche unter gemeinfchaftlicher Buͤrg⸗ 
it ihren Guͤtern Capitalien aufnehmen, und fie den einzelnen Butöbes 
ihre Güter vorſtrecken. Dergleichen landſchaftliche Sreditfofteme, wie 
eBereine auch nennt (vgl. Sreditfpflen bes Adels), find jegt in den 
Staaten 5, wovon das aͤlteſte das fchlefifche (17770), und das neuefte 
iſche (1821) iſt. Diefe Pfandbriefe, wovon ber kleinſte auf 25, der größte 
D hie. geſtellt ift, machen diejenigen öffentl. Papiere aus, welche bis 
dem öffentl. Handel circulirten, und worin Eapitaliften und Gorporationen 
rer anlegten. Da die Zinfen pünktlich bezahlt wurden und die Gapitale auf 





DE or 
der > Gapitalgahlung von ber Regierung, fondern blieb auch mit 
Zinſen mehre Jahre im Reſte. Daher verloren ihre Pfandbri 
Endlich gehören noch bie Bankobligationen zu den 
Ben, welche von Danb zu Hand gehen, obgleich ihr Umlauf ſch 
groͤßtentheils auf den Namen des Beſitzers lauten und einer ge 
Geffion bedürfen, wenn fie bie Befiger wechſeln follen, welches vo 
briefen, noch übrigen Staatsſchuldſcheinen nöthig ift, da diefe 
teur geftellt find. Die koͤnigl. Bank nimmt Gelder u 2 —3P 
erftattet die eingelegten Gapitale auf Werlaugen bei Beinen Su 
größern gegen 1Atägige oder Kwoͤchentliche Aufkuͤndigung. Ihr 
nur Depofita, Cautions⸗ und Pupilengelder zu, ſondern es faı 
pitaliſten ihren Vortheil dabei, derſelben ihre muͤßigen Gelder aı 
die Gewißheit, das Geld jeden Augenbllck aus der Bank zuruͤck; 
daß die Bankobligationen häufig als Zahlmittel gleich dem baat 
Hand in die andre gingen. Indeſſen gerieth bie Zahlung der 
waltfamen Eingriffe ber Napoleonfchen Herrſchaft in Stockung 
bung aller Mittel ihre diefelbe unmoͤglich machte. Obgleich die 
Pünktlichkeit bei derfelben in Anfehung aller feit 1808 eingebra: 
wlederhergeſtellt ift, fo müffen es ihr dringende Umſtaͤnde bod 
gemacht haben, ihre Verbindlichkeit in Anfehung der Altern = 
Denn fie zahlt alte Gapitale nur bei Nothfaͤllen zuräd. 
Bankobligationen nue 82 — 84 Proc. Es bat aber bie Res 
diefe en zn zu tilgen. 
Ruſſiſche Staatspapiere. Vor 1810 hatte 8 
tern ES Schulden, worüber Obligationen In Umlauf m 
Stdn. in Holland, die, außer auf dem Markte zu Amſterdam 
blicum erſchienen. Es ſtanden ſolche viele Fahre lang pari 
eine Anleihe von 20 Mill. zu 6 Proc. Aſſignaten —— wc 
10 Mill. Silberrubel mit 6 Proc. verſchrieb, welche nach 5 Jah 
werden follten, welche nicht lieber perpetuirliche Renten in Aſſig 


erhal machten Mie Ahüdht mar His Aharmäßla amanahkufsen 


Staatspapiere (ruſſiſche) | | 678 


ben, in welche der Krieg von 1812 das Reich gebracht hatte. Der Credit, 
Brgierumg dadurch erhielt, war vielleicht des Opfers einiger Mill. werth. 
inen andern Nutzen hatte der Staat ſchwerlich von diefer Anleihe. Die Ins 
sen berfelben waren während ihrer Sjährigen Dauer fehr gefucht, und ihe 
Ing ſehr bald über ihr Pari in Affignaten hinaus, welches auch nicht zu ver» 
w 3uar, ba der Curs des Papierrubel® noch nicht 4 Silberrubel mar, und 
Waleihe ein halber Silberrubel für jeden eingefchoffenen Papierrubel bezahlt 
Bon diefen Obligationen find indeffen wenige noch im Yubllcum, ba fie 
MB auf eine geringe Summe, die auf perpetuicliche Mente lauten, getilgt 
Das Anteibefuftem wurde jedoch fortgefegt, zwar mit beffern Bedingungen 
Begierung , aber auch in einem viel größern Umfange. Die Verminderung 
Iguaten gab zwar den Vorwand zu allen. Aber die Deficits in ber Einnahme 
Aufwand, ben der Krieg von 1812 verurfacht hatte, waren wol bie Haupt⸗ 
ter folgenden Anleihen. Es find davon felt 1816 3 ober 4 erfolgt. Die 
® 1817 in Petersburg zu 70 Min. Rubel in Affignatm, jedoch meiften® 
Ibergelb nach einem beflimmten Gurfe reducirt; die 3. und 4. in England, 
ns 40 Mit. Silberrubel. Saͤmmtilche Inferiptionen dieſer Art tragen 5 
und find nach Art der Schuldſcheine andrer Länder eingerichtet, worin ſich 
erung nur zur puͤnktlichen Bezahlung der Menten verpflichtet, die Tilgung 
ſtals aber durch den Zilgungefonds mittelſt Ruͤckkauf, oder wie es fonft bie 
he für gut findet, Ihrem Belieben Kberlaffen bleibt. Die Anordnung für 
Schuld ift nad) der Analogie ber engl. ımb franz. gebildet. Saͤmmtliche 
en werden feit 1817 in ein großes Buch auf die Mamen ber Grebitoren als 
ſch eingetragen. Diefelben erhalten zugleich Obligationen (Inferiptionen), 
den mit dem großen Buche correſpondirenden Inhalt, ſowie die Bedingun⸗ 
d Verpflichtungen der Regierung , ausbrüden, und zugleich fo eingerichtet 
af fie im Auslande mit der Verificirung eines ruffifchen Conſuls in blaneo 
$, und auf diefe Weife an eben ohne Weitläufigkeit uͤbertragbar gemacht 
Ennen, wozu die beſtimmte Anweiſung in der Infcription felbft enthalten iſt. 
ſetzt wird mit folgenden ruffifchen Staatspapleren auf allen europaͤiſchen 
maͤrkten ein bedeutender Handel getrieben: 
) Die 5proc Mentenverfiherungen aus 1810 und mehre andre Gproc. Obli⸗ 
n, welche die Staatsglaͤubiger an Zahlungsftatt erhalten Haben, und deren 
ng aus den vorgelegten Rechnungen nicht ganz klar If. Es iſt babei 
kedig , daß die Obligationen, welche auf Affignationen lauten, faft im⸗ 
iher im Curſe fichen (100 — 102) als die auf Silber lauten (90 — 95), 
I wol durch die Hoffnung auf dem fleigemden Curs bes Papiergelbes ber 
vird 


) Die Sprocentigen durch bie Anleihen in Rußland entftandenen Inferiptios 
Ne größtentheils auf Silber lauten , obgleich e& frei ſtand, fie auch auf 
stlonen ober Geld ftelien zu Lafien. Ihr Preis fing mit 72 an, und ift feit- 


Megen. 
) Die 5proc. Inferiptionen ber engl. Anleihe von 40 Mill. Silberrubeln, 
Bch nicht vollgeworden zu fein fcheint. Die Renten find ſowol in London 
jamburg, in engl. und hamburg. Gelbe (nach einem firieten Curſe), als in 
Sarg zahlbar. Die Obligationen diefer legten Anleihe finb mit zins⸗ ober 
Kupon® verfehen,, bahingegen bie Renten ber übrigen ımmittelbar bei 
Ratsfchuidencommiffion erhoben werden müflen. Jedoch iſt es nicht noͤ⸗ 
has Schulddocument vorsuzeigen, fondern nur die Nummer des Schuld: 
und den Namın des Eigenthuͤmers auf eine legitime Welfe anzugeben, 
Rente halbjährlich zu heben. 

Die hollaͤndiſchen ruffifchen Obligationen, dern Zinſen in Hakan ar: 






4 


- — — — 





— —— 


= — 4 J — Z 


vvwoov®e rn ,—-—u.—. 


wegen ber Menge ber reichen Gapitaliftenin Holland in ſehr gut 
und fie waren in ben 32 Sriedensjahren von 1743 — 80 fo gef 
res niedrigen Zinsfußes von 24 Proc, ungeachtet, mit 8 — 11 
Nominalwerth bezahle wurden. Indeſſen geriethen die Finanze 
die Kriege mit England und Frankreich in große Unordnung, ı 
ſcheinlich ohnehin ein Bruch erfolgt , wenn ihn die Revolution x 


‚nigt hätte. Denn das Deficit in der Einnahme nahm von 1’ 


und die Schuldenmaffe wurde mit jedem Sabre größer. Mit d 
feanz. Regierung wurden die Audgaben noch vermehrt, und 
Berte fi. Unter Ludwig Napoleons Regierung wurden dab 
1809 Anleihen von 40, 30, 20 Mit. Gulden zur Deckung dei 
Die jedoch noch immer unter leiblichen Bedingungen zu Sta 
Ludwig Bonaparte den Credit des Staats dadurch aufrechterhie 


das allerbeftinnmtefte und bei jeder Gelegenheit gegen jede Red 


ſchulden erflärte , die fein Bruder ihm ſtets anfann. Als endl 
land 1810 mit Frankreich vereinte, erfuhr man, daß fich bie 
die enorme Summe von 1200 Min. Gulden für diefes klein 
Napoleon fing f. Finanzreform damit an, daß er von biefer ( 
Beifpiele, das in Frankreich gegeben worden war, 3 vernich 
Deittel follte in das große Buch Frankreichs als allgemeine RM 
tragen, und gleich diefer 5 Proc. Renten geben. Jedoch ift Diefet 
führung gelommen. — Unter bem jest regierenden König wurd 


ſm in eine neue Ordnung gebracht, und dabei nach dem SGeſetz v 


nach folgenden Princkpien verfahren: 

4) die durch Bonaparte vernichteten 3 wurben wieder anı 
Bonaparte’fche Maßregel daburch gewiffermaßen fanctionirt, be 
in eine wirkliche ober active, und in eine außgeftellte ober tobtı 
wovon die Zinfen ber erſtern (das von Bonaparte erhaltene Dr 
4RAR an horahlt morben.. bio Rorahlıma har Rinfen ber lohfsen | 


Staatöpapiere (neapolitanifche — fpanifche) 575 


„Leibrentenirer und einige andre Glaffen mehr oder weniger Beguͤnſtigun⸗ 
balten ; da hingegen bie unter der franz. Regierung gemachten Schulden un⸗ 
siger günfligen Bebingungen zugelaffen wurden. — Diefe Obligationen, 
a3 Der Folge durch neue Anleihen vermehrt worden find, bilden bie jetzigen 
lichen Staatspapiere in Holland. Diejenigen, welche im wirklichen Ber 
ge RNenten ſtehen, haben an der Börfe ben Preis von 46 — 47; bie tobten 
Hosen werben role Lotterieloofe betrachtet, und fiehem 1 — 4Proc., und jetzt 
doch niedriger (5) im Preiſe, welches deutlich genug andeutet, wie gering 
Wung ift, daß die Käufer derfelben bald zur Mentenbeziehung gelangen 
„. „1819 Hatte die Regierung 17 Dit. Gulden jährl. Renten für die wirk⸗ 
atsſchuld zu bezahlen. Der Tilgungsfonds war 1821 jähel. auf 2,500,000 
t 


außer dieſen Schulden, worin bie von Belgien mit begriffen find, bat bie 
-- Regierung noch die Verbindlichkeit übernommen, einen Theil ber rufe 
Band. Schuld (dev 83 Mit. Gulden) zu bezahlen und zu deren Mentenbes 
Hand allmäligen Tilgung 1,443,750 Gulden afjährlich beſtimmt. Diefe 
zcurſiren gleichfalls auf der amſterdamer Boͤrſe. Sie gehören zu der ums 
Schuld. Dahin gehört auch noch die Öftreichifch = beigifche Schulb von 
Mill. Gulden und die Zinfen ber Syndicatsſcheine unb andre, bie wir 
übergehen, da fie felten auf dem MWeltmarkte erfcheinen und mehr in 
eirculiren, ober in feften Händen euhen. 
Neapolitanifhe Stantspapiere. Obgleich im Ganzen bie 
meifchen Finanzen in nicht geringer Unorbnung fid) befanden, fo hatte man 
Ba am Ende der vorigen Regierung für Mittel geforgt, bie flipulicten Zins 
Staatsrenten pünktlich zu bezahlen, follten auch neue Anleihen dazu nd» 
Daran bat man es auch nicht fehlen laſſen, und die Beſetzung bes 
oͤſtr. Zruppen hat die Schulden gleichfalls um mehr ale 9 Min. Du⸗ 
Thle. 4 Br. Preuß. gerechnet) vermehrt. — Die Schuld iſt ziemlich nach 
ee eingerichtet, indem die Antheile der Gläubiger in ein großes 
tragen find, und Kauf und Übertragung auf ähnliche Art wie in 
geſchieht. Den 1. San. 1824 betrugen die jährlich zu bezahlenden 
‚000 neapotlitantfche Dukaten, welche ungefähr & Mill. preuß. Ehlm. 
werden können. Eine Inſcription von 100 im großen Buche gibt 
Rente 5. Sie haben bisher noch immer Abnehmer auf dem euro: 
ermärkten zu niedrigen Curfen gefunden. 
Spanifhe Staatspapiere. Die Geſchichte des ältern Schul: 
BE: Spanien iſt ein verwirrtes Chaos, und es hat von jeher viel Ruͤck⸗ 























u umbezahlte Zinfen barin gegeben. Nach dem Manifefte vom 29. Nov. 
BeReht bie ſpaniſche Schuld aus ſolchen, die Zinfen tragen, und aus ſolchen, 
wöhrfen tragen. Die legtern beftehen aus ruͤckſtaͤndigen Penſionen, Ren⸗ 
Schuldverfchreibungen, und aus vielen andern Rüdftänden und ſchwe⸗ 
n, vorzuͤglich aber aus dem Papiergelde ; fie beliefen fich in gebach« 
auf 7205 Realen, d. i. ungefähr 504 Mil. preuß. Thle. (LOO Reales 
find ungefähr 7 Thlr. Court. gleich). Die zu verzinfenden Öffentlichen 
iere , bie theils in alten Schulden, neuen Anleihen, Actien u. f. w. 
B, betragen an Nominakapital 6,814,780,363 Mealen ober etwa 476 
Ye Thle., der jährlich zu bezablende Zinfen » oder Bentenbetrag macht 
8,830 Dil. Realen oder etwa 23,500,000 Thlr. Preuß. Die Obligationen 
daher verfchledene Proc. (3 — 9 Proc.) ; fie ſollten aber ſaͤmmtlich auf 5 
unb darnach das Capital vermehrt oder vermindert, jedoch bei der Ruͤck, ah⸗ 
B ihrem alten Capitalwerthe (der deßhalb auf den neuen Scheinen built 
pie werden. Die liguiben Foderungen follten durch Interimaidgrion Gvoð 





wodon jEVE KLJOUKATION AUF LUUU HOUAND. WIDER geſteut UND Im 

coupons verfehen iſt. Die Zinfen biefer Anleihe von 30 Mill. 

die der koͤnigl. Wales und verfchiedener andrer Innerer Schulbpap 
Snvafion von 1808 unbezahlt geblieben, 

2) Die Scheine aus der Lafitte’fhen Anleihe von 15 Mil 

in Paris negoclirt wurde. Jeder Schein lautet auf 100 Piafter ( 


Mit jedem derſelben ift ein Lotterieloo® verfnäpft, wodurch 


kleinere oder größere Prämie (von 18 — 20,000 Piafter) gewi 
Ziehung trifft. Die Scheine follen binnen X Fahren, von 1: 
— der jährlichen Verloſung, nebſt den fie treffenden 


— Die Certificate der kuͤnftig vorzunehmenden Inſcriptie 
über die Anleihe von 1821 durch das Haus Ardouin, Hubbar 
auf verſchiedene Summen in Piaftern geftellt und mit halbjaͤhrli 
in Parts und London zahlbar, verfehen find. 

4) Die Scheine von ber Nationalanleihe von 4824, bie f 
fließt, ober vielmehr einen Theil von ihre ausmacht. Jeder 
lautet auf 150 Piafter Eiingenden Geldes, und es konnten babei: 
me von ältern Antelhefcheinen,, ſowie Scheine der Nr. L— 3 err 
die Prämienfcheine , auch bie ruͤckſtaͤndigen Zinfen zu beſtimm 
Preifen eingefhoffen werden. Die Gchutbfcheine wurden bat 
dem Gurs von 70, die Prämienloofe zu 15 Thlr. und bie Zi 
nommen. Dieſe neuen Scheine ſollten 5 Proc. tragen, unb bu 
drid , Paris (für den Piaſter 5 Kranken 40 Eentimen) ober Lon 
ſter 4 Schiling 3 Pence) nach dem Belieben ber Inhaber bezah 
konnten bie in London oder Paris domiciliirten Scheine gegen | 
fett werden, jedoch nicht umgekehrt. 

Da die alten Obligationen auß ber Anleihe von 1807 größer 
auch bei dem fchlimmften Ausgange des Krieges für die Conſtitu 
zahlt zu werden, als bie umter letztern entſtandenen Anleihen 
Effecten am n hoͤchſten J und wurden mit 56 bezahlt. 


papiere (norwegische — deutſche — ameriEanife) 617 
mburg, fanden unter ziemlidy gleichen Beding Die engl. 
4 beilef fich auf ZU. PF. Sr., und if: In Gchlinen von 100 — 
GSterl. ausgefertigt. Ale diefe Anleihen find mit Zinscoupons auf 
Jahre verfehen, bis die Abbezahlung des Capitals, die altjährlich 
nung einer Verloſung voliführt wird, geendet If. Nicht leicht 
leihen auf einer folidern Baſis als die daͤniſchen. Nur in An 
—— iſt die Ruͤckzahlung des Capitals bloß in das Belleben der 
iſtellt. Alle uͤbrige werden nach und nach, ſowie das Loos ihre Nummer 
I bezahlt, und die Bedingungen find bis jetzt puͤnktlich erfuͤllt worden. 
orwegiſche Staatspapiere. Sie rähren aus der in Hamburg 
urch den König von Schweden und bie norwegiſchen Stände genehmig⸗ 
von 2,700,000 Mark 1818 — 19 her, und beſtehen aus Scheinen, 
— 300 Mark Banko herablaufen und mit Zindeoupons verbunden 
* ber Ruͤckzahlung iſt durch Ruͤckkauf beſtimmt, fo lange ihr Curs 
iſt. Eine andre norwegiſche Anleihe Ift 1822 durch Hambro zu Ham⸗ 
roc. negociirt. Ihr Belauf beträgt 2,400,000 Mark hamb. Banko. 
Berlaufe von 29 Jahren in halbjaͤhrigen Terminen nach einem beſon⸗ 
bekanntgemachten Plan für voll zuruͤckbezahlt werden. Die Zahlun⸗ 
em Plane find bie jegt genau erfolgt. Und diefer Umftand, verbunden 
mtie der Stände, ſcheinen diefen Anleihen viel Gredit gegeben zu haben, 
—— —— —— — ⏑⏑ Cchweben den Dötigationen 
Pfchen Anleihe dem Gläubigen keine Gicherheit zu ihrer feſt verſprochenen 
han — Papiere erſcheinen beßhalb auch gar 
uf dem 
Btaatep apiere der Staaten bet deutſchen Bundes. 
jeſer Staaten hat oͤffentüche Schulden, deren 1 Dapler jeboch faſt gar 
Papiermaͤrkten in London, Amfterdam, Paris, Frankfurt und Ber⸗ 
t, fonbern mehr im Bande, wo fie entflanden find, bielden und von 
ften und Inſtituten des Landes felbft angesogen werden. Den groͤß⸗ 
nter biefen Papieren genießen die des Königreichs Sachfen. Dem 
Bchulden diefes Meinen Staats ſich auf 164 Mill. Gonventionsthle. be⸗ 
aben die Einw. doch ein fo großes Vertrauen zu der Gewiſſenhaftigkeit 
ung , daß fie die Ruͤckzahlung ihrer inhabenben zinstzagenden Staats⸗ 
fürchten, als ſich danach fehnen. Auf biefe Welfe waren die Spro⸗ 
410 — 111, die 3procentigen beinab auf 100 geftiegen. Hierdunch 
taate moͤglich geworben, bie erflern gegen aapeserntige auszuwechſeln. 
Aprocentigen ſtehen jegt 104 — 105 und höher fiehen , wenn 
inen geringen Theil halbjährlich verlofete; bie Sorten —— 100 101, 
gen 90. — Seinem Sredit nähern fich am meiften das Königreich Wuͤr⸗ 
8 Königreich Hanover und bie freien ©tädte Hamburg und Franffurt, 
mt. Papiere fich ſaͤmmtlich dem Pari nähern ober es gar —5 
von ihnen entfernen ſich bie Papiere von Balern, Baden, Meckle 
fen » Danmfladt ; und im Allgemeinen gilt die Regel: daß, je * 
chen Staaten find , deſto größer iſt der Credit, deſto höher ſtehen ihre 
re. Jedoch os damen fich diefelben nicht zu einer Bergleichung mit dem 
groͤßern Staaten. In den Beinen Staaten find faſt ale Schulden 
g der — in beſtimmter Friſt aufgenommen, und Maß⸗ 
ae, In welchen ſich die Wahrſcheinlichkeit erbiichen lagt, day dad Ver⸗ 
ve gehalten werben. 
a — a ae —— —* 
auch ſchon viele heine g 
londner und amfterdamer Boͤrſe als  Hanbelöwaoren ein. Wr 
Bichente Huf. Bb. X. 31 


678 Staatöpapiere (amerikaniſche) 


den Schuldpapleren der nein fübamerilan. Staaten, als Burns] 
Colombia, iſt es noch gar nicht Zeit, dier zu reden, obgleich es vor ei 
in London nicht an Wagehaͤlſen fehlte, tie darauf fpreufirten : jege 
der nicht gezahlten Zinfen wegen, ſehr gefunten. Einen folibern ( 
die Schuldobligationen des nordamerikan. Vereinigten Staatı 
ben wurden glei anfange durch ihren Inſurrectionskrieg in eime | 
denmaffe geflürzt. Jedoch wurde ihr Greditwefen balb in eine gute; 
bracht. Viele ihrer Schulden find überdies zu Errichtung nuͤtlicher If 
flalten, die fie ſelbſt verginfen, gegründet ; auch hat dem Verein Etı 
quifftion von Lonifiana ein großes Gapital gekoſtet, ſodaß ihr Schutt 
gen 100 Min. Thle. beträgt. Es iſt indeffen für Zinszahlung und 
Capitals fo gut geforgt, daß die nordamerik. Obligationen ſowol in 
als in London und Amſterdam meift weit über pari ſtehen. Alle An 
Staats beruhen auf befondern Gongrefacten, in welchen bie aufzunehr 
me, der Zinsfuß, der Termin der Ausloͤſung oder Ruͤckzahlung des | 
jeder andre Umftand genau beſchrieben iſt. Die Henten werben viert: 
puͤnktlich aus der Schatzkammer ober von den Anteihebehörben in 
Provinzen bezahlt, und ber Tilgungeſtamm ifl fo grofi, daB fich einer’ 
zahlung entgegenfehen läßt, da diefer Staat am wenigſten ber Gefahr 
ausgeſetzt iſt. Jeder Käufer amerilan. Stocks in England erhält «i 
worin erklaͤrt wird, bag die Verein. Staaten ihm, ober Dem, ben er de 
bie und die beſtimmte Summe ſchuldig find, und zugleich wird barı 
gegeben, wie diefe Fonds übergetragen werben. Die Inhaber koͤnn 
auf ihren eignen Namen in Waſhington ober in einer a. Provinzialj 
gen laffen, und erhalten fobann ein neues Certificat auf ihren eignen N 
feß geſchieht durch einen bevokmäctigten Notarins. Auf ähnliche I 
auch die amerifan. Bankactien, zu LOO Dollars jede, in England ver! 
rechnet den Dollar zu 4 Schilling 6 Pence in England. Die flarl 
verbindungen ber Norbamerifaner mit den Englänbern erleichtern den 
ameritan. Staatöpapieren fo fehr, daß deren Kauf und Verlauf; fomi 
—— in London, ebenſo leicht bewirkt werden kann als der Verkeh 
eutop. 





Giantöpapierge 879 


2) weil bie Anteitie mit beffern Bedingungen.derbunden iſt als bie andern, 
Tnung eine Bewinnftes, einer Prämie, Ruͤckzahlung des Capitals in. be 
e Friſt, größere Erleichterung in dee Erhebung ber Zinfen ıe.; 3) weil mit 
Bauf und Verkauf, oder mit der Beziehung tes Zinfen anige Procmte, 
flonsgebähren verbimden find, bie man bei ben einheimiſchen erfpart. 

Altes gewilfen Umftänben kann man daher ben Preis des Renten als eine 
bis ber verichiebenen Staaten aufeben. mußte man im Mai 
u id eine Jahresrente von 5, in Renten von fonft einerlei Bedingungen 
e nbe Dreife neben: 








in ſaͤchſiſchen Kondse . . ie 140. — 150 
# in englifchen und hamburgiſchen — .. 128 — 130 
) im handveriſchen, ir — 
dudrer kleiner deutſchen Staaten 98 — 100 
7 in preufifchen 90 


mn franzöfifchen 6 

56) in norwegiſchen..88 

oT in daͤniſcheenn Bi 
VIEL: 480 

9) in ſpaniſchen. 371. 
der Preis derſelben nach verfchledenen Umftänden bald ſtaigt, bald fü * 
A bie Rente früher bezahlt wird und unveraͤnderlich ‚bleibt, ſo werden 
fiten durch berg! Umftände beftimmt, bie verfchiedenen Arten der Staats⸗ 
bald zu Paufen, bald zu verkaufen, je nachdem fie dabei zu gewinnen glau⸗ 
Boch werden nicht alle Papiere, Über welche ein Handol abgefchloffen wich, 
able. Dft werden Papiere verkauft, welche meber des Verkäufer befikt, 
Käufer verlangt. Es ift babel bloß um bie Differimy der Preife derfel⸗ 
n um, melde binnen der Zeit, mo ber Handel gefcloffen ift und wo er er 
eben fol, entſteht. Sind bie Preife, zu melden Jemand Staatspapler⸗ 
| at, höher geftiegen, fo muß ber Käufer dem Verkäufer dieſe Differenz 
blen; find fie im biefer Zeit gefallen, fo muß ber Verkäufer dem Käufer 
erenz bezahlen. Ob ein ſolches Handels geſchaͤft erlaubt ober durch Geſete 
ft werden folle, daruͤber ift viel hin und her geſtritten worden, Daß eb aber 
Kiehen könne, Liegt in ber Natur diefer Art von Papieren. (&. des £. bairi⸗ 
tac Lraths v. Gönner Schrift: „Won Staataſchuld, deren Thigungsanſtal⸗ 
dom Handel mit Staatspapieren“, Abth. 1., Muͤnchen 1826) 

’ aatöpapiergelb, f. Papiergeld. Es if jedoch zu bemerken: 
pr fübrumg ; bee Papiergeldes ſtatt bes Metallgeibes einen beb 
























enn ein fo großer Werth in Papier in Umlauf gefegt wurde, ein fo großer 
a Gold und Silber wurde dabuich esfpart, wen man ben davon abzieht, 
Uufre: * * des Pari des Papiergeldes noͤthig war. Es wurde alſo die 
—8 und Silbers durch Einführung des Papiergeldes um 
= fr zur Münze nicht mehr gebraucht wurde. Dagegen muß auch 
des Soldes und Silbers nach der Proportion wieder fleigen, In welcher 
k audi wieder nöthig wird, Bold» und Silbermuͤnzen anzumenden, 
Veber biefelben ganz an bie Stelle der Papiermünzem gu fegen, ober wenige 
e bei einem firieten Werth zu erhalten. Diefer Einfluß anf das Stei⸗ 
beb. und Silbers ward fehr fichtbar, als Öſtreich und befonder® > 
Serwechſelungen des Papiergeldes gegen Gold » und Eitbermönze wie 
tan, und (chen früher, als Rußland eine Menge Gilber ins Land gag, um 
einer. papisenen Girculationdmictel dadurch za erisgen. Wwiel, yet 
Dapiergelb an Bold und Sitkee BR — Bea m. — 










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1553 


In Dittrich erioaren 600 Miili. Papiergeld ungefähr 260 5 
a man die Summe abrechnet, welche dazu gehört, um dr 
Währung bei 250 unverändert zu erhalten ıc. Es wächen f 
leicht mehre Mill. köln. Mark edier Metalle zuſammenrechnen 
50 Jahren In dem Muͤnzverbrauche durch das Papiergeld —*— 
ai re kann nicht ohne Einfluß auf den Preis ber 


Bieätäzedt mE 
— dem Staat und ſ. Gliedern ſtattſinden (jus publieum 

weitern Sinne, wo es das Gtaatsprivatrecht ober allgemein 
(fus privarum), d. h. die Wiffenfchaft von den Rechten umb B 
Einzeinen gegem einander begreift, fofern fie aus dem Staat 
durch denfelben beſtimmt werben, kann man es nennen bie M 
rechtlichen Verhaͤltniſſen, weiche im Innern des Staats flatt 
eum internum). Hierdurch iſt e6 noch von dem Boͤlkerre 
ſchieden, welches man ins weiteften Sinne ſonſt ebenfalls umtı 
begriff; in dieſer Bedeutung iſt es die — aller recht 


welche von dem Staate abhängen. Wir bleiben bier bei der 


fichen, da das Völkerrecht größtmtheil beſonders abgehandeii 
Das Staatsrecht ift num allgemeines (natürliches, philoſophiſe 
Letzteres hat zur Quelle die befondere Verfaſſung umd die Geſet 
Staats; dab allgemeine Staatsrecht aber, von welchem * 


wird (jus eivitatis s. publicum universale), iſt ein heit | 


BRechtöichte (f. Naturrecht) und gründet fich auf bie Ideen I 
Staats. In demfelben wird die Idee des Rechts angewent 
mithin beſtimmt, wie fich das Recht in einer bürgerlichen —* 


wie der Staat eingerichtet fein muß, wenn er den 


hen fol, und wie das Recht im Staate ſelbſt verwirklicht und ' 
des Staats beſonders geftalter erſcheint. Sonach IR das alige 


vecht derjenige Theil ber philoſophiſchen Pre bee, weiße 
umb Verbinblichleiten hanbelt. die in dem Oitante 


Staatsrecht | 581 


‚egenten und Staatsmann, fowie für Den, weicher bie Theorie ber einzelnen 
nfchaften ausbildet, die mit dem Staatsrecht zufammenhängen oder als 
ne beffeiben anzufehen find (3. B. Griminalrecht), von ber größten Wichtig« 
Die man auch aus dem großen Einfluffe erkennt, welchen die ſtaatsrechtlichen 
prungen in neuern Zeiten auf das Verhältniß der Fuͤrſten und Unterthanen 
se haben. — Schon bei den Griechen und Römern finden wir Betrachtuns 

jd Philoſopheme über den Staat, in denen das Moralifcye, Rechtliche und 
noch ungetrennt IE (fo 3. B. Platon's ibealifche Darflelung vom 
Ariflotelee’8 Politik und Cicero’® Bücher Über die Pflichten und bie Ger . 
‚aber eine abgefonderte, wiffenfchaftliche Bearbeitung der u. d. N. des 
6 oben genannten Gegenſtaͤnde. In der neuern Zeit wurden feeiere 
ungen über das Mecht ber Fürften und Völker beſonders feit der Ent⸗ 
Big von Amerika und der Reformation angeftellt. Macchiavelli, der in feinem 
uaipe'‘ ein erfahrungsmäßiges Bild politifcher Größe aufſtellte, Bodin, ber 
Staat fchrieb, und unter den Engländern Th. Morus in f. „Utopia“, 

3 f. „Nova Atlantis”, gingen bier voran. Aber Hobbes flelite in f. Buche: 
inenta philosophica de cive‘', die erſte ſyſtematiſch abgefonderte Behandlung 
Beaatsrechts auf. Seine Anficht, welche viele Gegner fand, nähert ſich der 
Fiftoteles u. Macchiavelli; fie iſt der Platonifchen (in ber „Republik“) gerade 
Jageſetzt, und verhält fich zu diefer mie Empiriemus zum Idealismus. 
(in f. „Histoire abregee de la philosophie“) fagt daher: Plato legte 
aatömarimen eine eingebildete Harmonie (harmonie imaginaire), Hob⸗ 
den feinigen eine iveale Verwirrung (desordre ideal) zum Grunde. Hobbes 
Mänuich den Naturſtand (f. d.) ats einen Krieg Aller gegen Alle vor. Um 
Belegerifchen und feindfeligen Zufland aufzuheben, müffe man in ben Staat 
ja ber aber nur durch unbefchränkte monarchiſche Gewalt feft ſtehe, weil diefe 
Ben Angriff auf den friedlichen Stant am Eräftigften abzuwehren im Stande 
Jebbes fand hierin viele Nachfolger und Gegner. Die Unterſuchungen wur⸗ 
Ktgefeßt von Lode, Sidney u. A.; unter den Deutfhen von Ule. Huber 
Jers eivitatis”), J. H. Böhmer, der das Staatsrecht noch mehr vom ber 
B abfonberte, und durch die foftematifchen Werke von Wolf („De imperio 
s. jure eivitatis”, Halle 1748), Juſti, Darjes, Mettelbladt, v. Mofer 
$ Unter den Sranzofen haben um flaatsrechtlicye Unterfuchungen großes Ver⸗ 
Montes quier („Esprit des lois‘‘), Voltaire, Burlamaqul, Mirabeau ıc. 
Berzligliche Epoche machte die Anficht Rouſſeau's, ber Hobbes entgegen, den 
Mand als einen friedlihen Zuftand, zu welchem mon zurückkehren müffe, 
—3 und den Staat auf den Geſellſchaftsvertrag (contrat social) gründete, 
welchen das freie Volk, von bem die Obergemalt ausgehe, dem Regenten bie 
Bang gewiffer Theile derfelben bedingungsweife übertragen habe, bie Letzterm 
f, wofern diefe Bedingungen nicht erfüllt würden, von Jenem auch wies 
memmen werben Eönne. Diefe Srundfäge, welche auf die franz. Revolution 
Igeoßen Einfluß hatten, wurden in den folgenden Bearbeitungen des Staats⸗ 
bald aufgenommen, bald widerlegt ober berichtigt. Und hier trat ber Punkt 
jo das Staatsrecht ſich am weiteflen von der Politik entfernte; dagegen daffels 
Nee der Gewaltherrſchaft Napoleons ſich demfelben wieder mehr näherte. 
"Ausbildung ber Phitofophie bei den Deutfchen, vorzüglich durch Kant, Fichte, 
Rang u. A., gewam dieſe Wiffenfchaft an fpflematifcher Begruͤndung und 
nung. Die Berfaffungsangelegenheiten, weiche nach der Befreiung Deutſch⸗ 
von der fennz. Herrſchaft das allgemeine Intereffe beſchaͤftigen, haben eine 
ge Pruͤfung der Grundſaͤtze des Staatsrechte, und verſchiedene, oft ſehr von 
er abweichende Anfichten, neuerdings veranlaft. — Das pofitive Staats⸗ 
E fo verfchieden wie die Sitten der Völker, die Grundgeſetze um Wectaffum 






















582 Staats ſchatz 


gen der Staaten. Jeder Staat hat fein eignes. In Deutſchland gibt 
Toeritorialſtaatsrechte, d. i. die faaterechtiichen Beſtimmum 
griffe, tie in ber Natur und Geſchichte ber einzelnen Provinzialftant 
Lands gegründet find. So gibt es ein ſaͤchſ. Staatsredht (von Römern. W 
tet; das ſaͤchſ. Kirchenrecht insbeſondere von Weber kuͤrzlich bearbeitet) 
ſches (von Kreittmayr bearbeitet), ein wuͤrtembergiſches (von Breven 
Über aus tem gemeinſchaftlichen Charakter der Deutſchen und der gi 
Entwidelung Deutſchlands, befonder® aber durdy bie Verfafſung des 9 
Ab aud ein Allgemeines dentſches Staatsreht entwick 
fruͤher von Shmauf, Mascov, Mofer, Pütter, Häberlin, zuleht auch 
Lehrb. des deutſchen Staatsrechts“, 2. Aufl., Goͤtt. 1806, und Goͤnn 
des deutſchen Staater.“, 1804, behandelt wurde), Dieſes bat aber fe 
barkeit ziemlich verloren, ſeitdem bie einzelnen deutſchen Starten ſor 
den. An feine Stelle trat rin Recht bes beutfchen Bundes. (Vgl. St 
fenf&aften und insbef. Rr. 9.) 

Staatsſchatz, oͤffentlicher Schez, Kımmerfhat. Man ı 
unter bald bie Dauptcaffe des Staats, bald den in biefer Hauptcaffe a 
zu künftigen Zwecken beſtimmten Borrath von Metallmünze; in biefn 
deutung werden jene Ausdruͤcke hier genorumemn. — Sin allen Erdihei 
in alen Jahrhunderten wurden Staatsſchaͤtze geſammelt, ſowol von! 
gefitteter als roher Völker; in Bern, Berlin und Konftantinopel, in 
Meiche des GroßmogulsNã den ehemaligen Köitigreihen Peru und Di 
in den geößern afrikaniſchen Staaten, errichtite man Schatzkammern u 
Es fammelten Schäge vor Fahrtaufenden Israeliten, Perfer und Roͤn 
telalter die Herrfcher in Europa, wie in Aſien und Amerika, und in den 
ten Hanover, Heffen und Preufien; «8 fammelten dergleichen der Ki 
Papſt Sixtus V., Georg H. als Kurfürft von Hanover, Napoleon u 
8% Gr. Sehr verfchieben waren die Quellen, aus welchen floß, was in 
kammern ſich anhäufte. Raub und Beute von bezwungenen Feinde 
größten Theil in der alten Melt, Huͤlfs gelder wurden in den neuem Zei 
nen Staaten auf gleiche Art benuet; aber’ die Börfen ber Unterthan: 
welche die Hauptquelle derfelben in unſern Tagen und in ben größern € 
machten. Die Sammlung eines Staatsſchatzes auf diefem iegtern 2 





Staatsfhuld | 588 


—* gefuͤllt werden, aber mit ihrer Anfuͤllimg wird das Volt immer 
Kurz, man betrachte das Schanfammeln von welcher Seite man 
—— muß daffelbe den Nationalwohlſtand gefährden. Wird auch im erſten 
ie Die Nation, troß des Schatzſammelns, wohlhabend, fo erhält fie Doch immer 
Zermoͤgen, das fie erhalten haben würde, hätte der Staat den Schatz 
meit; im zweiten Falle bleibt der Wohlſtand nur auf besfeiben Stufe, 
7 bie  Betriebfamteit vermehren muß, um die Abgabe für den Schag zu 
gen ; im dritten Falle aber wird die Nation mit jedem Fahre undermoͤgen⸗ 
Bedärfaiffe des Staats zu befriedigen, und fo führt denn das Schatzfam⸗ 
BR den Staat In die Verlegenheiten, weichen er dadurch entgehen will. Kehrt 
Be Schatzkammer gefloffene Detallmlnze zur Zeit außerordentlicher Ausga⸗ 
in den Umlauf zuruͤck, fo darf dann freilich bie Boͤrſe der Unterthanen 
R fark angegriffen werben; aber in dieſer Börfe findet ſich nun auch wenl⸗ 
fi ohne den Schatz darin gefunden haben würbe. In einem Staate, befs 
alerung mittelſt Auflagen'einen Schatz gefammelt har, beflut die Nation nur 
amaſſe im Schatze; aber / da, too Fein Schatz geſammelt wurde, hat fie 
Bar diefe Münsmaffe, fondern außerdem noch Dasjenige, was durch jene 
Anwendung gewonnen worden. Was aber die Hufe betsifft, welche 
æ den Fall eines Kriege von einem geſammelten Schatze erwartet, fo iſt 
taımer, wie ımter Preufens Beifpiel bewiefen, hoͤchſt ſchwach und unzu« 
‚. Das Natlonalcapital ift nirgends beffer F In den Händen der Staat 
Befgeboben; find diefe reich und woh ‚ fo bebarf es im Fall eines 
8 Angriffe jenes Nothmittels nicht, ui ag ierımg in den Stand zu 
Fch mit Nachdruck zu vertheidigen; gerade der Wohlftand Ihrer Untertha- 
was dieſe an Vaterland und Regierung kettet und fie bereitwillig mach 
kung derfelben jedes von ihnen gefoderte Opfer zu bringen. K. M 
aatsfhuld, Nationalſchuld, oͤffentliche Schuld. Wie der einzelne 
san, fo kann auch die Staatöreglerung in den Fall kommen, Schulden zu 
Dieſe Schulden haben ihren Grund entweder: 1) In noch nicht liqui⸗ 
foberungen, welche Privatperfonen an. die Öffentlichen Caſſen haben ; der: 
| rüffen bei jeber Verwaltung flattfinden, weil e8 immer einer gewiffen Zeit 
‚ehe die NRichtigkeit berfelben geprüft und anerkannt worden; fie heißen 
Den, tragen Beine Zinfen und werben der Regel nach durch die laufende 































iunahmıe gededt; oder 2) in Anteihen, welche von ber Regierung eröffnet 
$ bie hieraus entfiandenen Werpflichtumgen bilden bie Staatsſchuld im engern 
Dieſe Anleihen find entweder gezwungen ober freiwillig. Die gezwunge⸗ 
m ſich nur durch die Noch und nur dann rechtfertigen, wenn durch freiwil⸗ 
rihen weder im Inlande, noch im Auslande Rath geſchafft werden kann; 
Be der Bertheilung iſt eine große Ungleichheit durchaus nicht zus vermeiden, 
thufltices Gteigen des Zinsfußes im Rande ift davon immer die natüsliche 
Papiermüngen (f.d.), twelchen die Regierung einen gezwungenen 
lichen , artem leicht in gezwungene Anleihen aus. Die mildefte Art von 
Iamen Anleihen aber find bie fogen. Gautions > oder Buͤrgſchaftsgelder, 
a geriffen Staatsbeamten als ein Pfand ihrer Treue im Dienfte geleiftet 
je —* verzinft werden. Die freiwilligen Staatsanleihen find doppel⸗ 
E 1. Anticipationen; diefe beftehen darin, daß bie Megierimg ein 
Einfommen auf kurze Zeit fändet und ſich den Betrag vorſchießen 
"6 die Darleiher das Capital neb * Zinſen vermoͤge der ihnen angewieſenen 





perädterbatten; dergleichen find die Schatzkammerſcheine in England. 
biete Schulden, folde, bei deren Begründung ein gewiffes öffent- 

angewieſen wird, entweder bloß zus Deckung der jährlichen Zin⸗ 
zugleich pur allmäligen Abtragun deo Capitals. Sie fi Im Grunde 






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Viefeß Gapital munde, ehe «6 in Die Hände ber sgie 
winn beingendes Capital benugt, bie Stantsgläubige 
vorgefpoffenen Cayitole Rinten, aber wir won en 


1 


3 


= 


Btaats» und Regierungskunſt == Staatsvertrag 
m bem ber übrigen Gapitale der Marion ; die Berbriefungen, v 
alten, knnen fie zwar verfaufm und ben Erloͤs wieber zu ihrem 

zb verwenden, aber das auf ſolche Weiſe zurlctgekommene opti 
ı vorher im Befitze der Nation geweſen ſein; erſetzte daſſelbe glei 


Isbigern, was fie ber Brglerumg vorgeſchoſſen hatten, fen 
e wicht, was in die Hände der 


altung werthfchaffender Arbeit verwendet werden. Die Ä 
Aber den wohlthaͤtigen oder nachtheiligen Einfluß ber — 
a hängt lediglich von der Art und Weiſe ihrer Verwen 
die Summen, welche durch die Staateauleihe aufgebracht worden, 
; MB dos Gapktal ber Motion daburch.erhöht wird, fo wirkt die Shui 
w — 8 Fall Hingegen nachtheilig auf den Nationalwohlſtand. 
qErhoͤhung des Nationalcapitals kann aus der Anwendung einer Seeats⸗ 
Ib unmittelbar, bald mittelbar hervorgehen. Unmittelbar erfolgt dieſelbe 
mas Die bargelichenen Summen verwandt werden zu Anlegumg von Gas 
uducch der Nationalverkehr neues Leben und größere Thätigkeit gewinnt; 
wenn bie Koften eines Krieges damit beftritten werden, woderch Sicher⸗ 
beit und Unabhängigkeit der Nation erhalten, oder, wie es bei ber britle 
onalſchuld fo häufig ber Fall war, Infeln im Ocean erobert werben, 
auswärtigen Handel der Nation einen neuen und erwelterten Spiel⸗ 
* Aber welcherlei Nachtheile auch aus Staatsanleihen ** 
wen Verwendung keine Erhoͤhung des Nationalcapitals zur Abficht bat, 
die doch oft ein undermeidliches Über, und unter allen Mitteln, fich in der 
beifen, find fie noch immer das beſte; beun fie machen es bie 
welche die Regierung mit einem Dale und plöglich braucht, ſchnell zu er⸗ 
b fie doch das Wolf nur almälig wieder bezahlen zu laſſen; das National 
Dabei am wenigſten gefährdet, Inden: die einzelnen Bürger Zeit gewinnen, 
age Entbehrungen, d. h. Werminderung ihres’ Genuſſes, ober duch ee 
BB bie Beitraͤge zu erwerben, welche zur Verzinſung und Ride 
we Schuld erfobert werden. Sol hingegen der auferorbentliche Bedarf 
rung augenblicklich vermitteift einer Beſteuerung der Bürger gedeckt wer⸗ 
mm ber dazu erfoderliche Fonds in ben Händen ber Staatsy nicht 
sehanben fein. Es bleibt daher alsdann bem Stantkbärger kein andye# 
jeig, als entweder zu borgen, ober ben zur Unterhaltung feines Gewerb⸗ 
linunten Bonds anzugreifen, ober feinen Genuß bedeutend ein wafgnänten. 
u Faß if er beider großem Menge von Borgenden ſtets in Gefahr, dem 
n die Hände zu fallen, im zweiten wird feine werthſchaffende Thätigkeit 
t,. und durch eine bedeutende Einfhränkung bed Benuffes der Bürger 
nmere Verkehr geſchwaͤcht. Ale diefe Nachtheile fallen weg, ſobald eine 
e Stelle der unmittelbaren Beſtenerung vertritt, —— daß die⸗ 
geleitet und auf die Grundſaͤtze ber Rationald Atogamiı rat 
gl. Gtantspapiere,) 
nat8= und Regierungstunft, f. Gtenteniflenfgatten | 
satsverfaffung, f. Conſtitution. 
ratsvertrag. das rechtliche Fundament des Staats zu fuchen 
dem Willen der Bürger, oder in der bloßen Thatſache ſeines Geins, ob 
fo als ein Erzeugniß der Freiheit oder als Product dee Naturnothwendig⸗ 
machten habe, iſt von den ältefim Zeiten an ſtreitig geweſen und wird 
ln Gegenflond gelehrter Streitigkeiten bleiben. Die Frage iſt auf einem 
WBege zu behandeln. Der hiſtoriſche führt zu einer Aufſuchung ber 
a, welche als e Anfang der Staatenbildung angeſehen werken Tan 


il 






15 






Hi 





| 688 2 Staatöwiffenfchaften 


juriſtiſchen, mebicinifchen und andern Wiſſenſchaften das in fich noth 
menhaͤngende und durch einen gemeinſamen Begriff gleichmäßig beg 
einer foftematifchen Erkenntniß bilden. Das Geſammtgebiet des Kreiſ 
wiſſenſchaften erhält daher fein eigenthuͤmliches Gepraͤge dadurch, d 
ſer Wiſſenſchaften der Begriff des Gtaates als Mittelpraukt derfelber 
die Verſchiedenheit ber einzelnen Staatswifſenſchaften von einander a 
Weiſe beruht, mie im jeder derſelben ber Begriff des Staates unt 
thuͤmlichen Geftaltung ſich anfündigt und im fpflematifchen Iufamm 
geführt wird. Bei dem höhern und erweiterten Anbaue ber Staat: 
in neuern Zeiten wurden diefelben ſcharf von den, bexeit# früher fofı 
gebildeten, Cameralwifſenſchaften unterfchleben, welche bie geordne 
der gefanımten Gebiete der materiellen Thaͤtigkeit ber einzelnen Sta 
fließen, und in die Landwirtbfchaftstunde (nach ihren 3 Hauptthel 
witrthſchaft, der Korftwiffenfchuft, der Bergbaukunde), die Gewer 
den beiden Abfchnitten des Manufactur⸗ umd des Fabrikweſens) ın 
delſstunde zerfallen. Denn wenn Recht und Wohlfahrt die beiden hi 
gungen alles Staatslebens find, body fo, daß das Ideal der Hertſch 
auf dem ganzen Erdboden ber hoͤchſte Maßſtab für alle geſellſchaftlid 
unter den Menſchen bleibt; fo muͤſſen ſich audy die Staatswiffenfe 
wefentlich von allen andern Wiffenfchaften unterfcheiden, daß in ihne 
wird, wie Recht und Wohlfahrt als bie hoͤchſten Bedingungen alled 
verwirklicht werden ſollen und können, theil® wie fie in den vorma 
ober noch beftehenden Staaten verwirklicht worden find und vermi 
Daraus ergibt fi), daß, nach biefer allgemeinften Einteilung, die 
ſchaften in philoſophiſche und in geſchicht lich e zerfallen, w 
lehren, wie, nach den ewig guͤltigen Foderungen der Vernunft, Re 
fahrt verwirklicht werden ſollen und koͤnnen, die zweiten aber durch ZI 
weifen, ob und wie Recht und Wohlfahrt in den vormals beftant 
beftebenben Staaten verwirklicht wurden umb gegentwärtig vermi 
Weli aber die beiden Wegriffe des Rechts und der Wohlfahrt bie bi 
in dem geſellſchaftlichen Leben verwirklicht werden ſollen, fo mäffı 
ſenſchaften in den Kreis der Staatswiſſenſchaften gezogen werben, 


—2 

















_ Eioatbnifinfhafen 


ai — und —— eier Daran find, feit 


va Beamte re une 


Wetdes —— ** 1626 
a Eee Du jure N Den 2 nd 












ir bingegen 
Khle,, 0a 130, 6 
ft, Pe nach der Anwendung der 
Biffenfaft, von Gottlieb Hufeland, Schmalz, 

‚ Ziefteunt, Groß, Fries, Zadarid, © 
a Sauiy, Kuug, Bouterwek, Gerlah u. U. 


Scyattirungen — beibehalten ward. Dod) 
— une BE enfeaft, tell fh fich die 





Sen 











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d, iner vernuͤnftig · ſinnlichen Nature bes 
ar mie ie dem orale de des Rechts mit Nothwen⸗ 
ergeben; woranf im — Bältrrehte Ve Bahngengen art 





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Staatöwiffenfchaften 893 


ilfgftem mehr in der Praris geuͤbt, als theoretifch burchgeblibet worden iſt; 
ren doch zu demfelben folgende Werke: Stewart, „Inquiry into the prin- 
ıf politieal ceonomy”' (3 Bde., Eond. 1767; deutſch Tuͤb. 1769); Ge: 
„Lezzioni di commereio ossia d’eeonomia eivile” (2 Thle, Baſſano 
deutfh von Widmann, 2 Thle., Leipz. 1776); und Buͤſch, „Abhand⸗ 
ss dem Belbumtlauf” (2 Thle., n. A., Hamb. 1800). — Das phyfiokra⸗ 
Softem, beflen Begründer ber Leibarzt Ludwigs XV. Quesnay war, er: 
ne Ausbildung hauptſaͤchlich von Folgenden: Quesnay (‚Tableau eeono- 
avec son explication”, Verſailles 1758) ; dieſes fein erſtes Wert ward 
Wen, die ihm folgten, zuſammengedruckt in der von Dupont de Nemours 
eg. Sammlung: „La Physiocratie” (6 Bbe., Yverdon 1768); Turgot 
wirches sur la nature et l’origine des richesses nationales”, Par. 1774); 
me („De l’ordre social”, Paris 1777); 3.3. Schlettwein („Die wich⸗ 
Imgelegenheit für da6 ganze Publicum oder bie natürliche Ordnung tn der 
*, 2 Thle., n. A., Karler. 1776; Grundfefte der Staaten, oder die poli⸗ 
nie”, Gießen 1779); Theod. Schmalz („Staatswirthſchaftélehre“, 
„Berl. 1818). — Das Syſtem von Adam Smith, mit ben Fortbildungen 
I, in folgenden Schriften: Ad. Smith, „An inquiry into the nature and 
if the wealth of nations“ (2Bbe. , Lond. 1776; n. Aufl., 4àBde., Edinb. 
deutſch von Barve und Dörrien, Breslau 1810; franz. von Garnier, 
Beorg Sartorius, „Bon den Elementen bes Nationalreichthums und von 
wirthfchaft” (Goͤtt. 1806); Aug. Ferd. Lüder, „Über Nationalindus 
Staatswirthſchaft, nach Ad. Smith bearbeitet” (3 Thle., Berl. 1800); 
Kraus, „Staatswirthſchaft; nad) des Werft. Tode herausgeg. von 
"(5 Thle., Königsb. 1808); I. Bapt. de Say, „Traite d’ceono- 
que’ (6. Aufl., Brüffel 1827; deutſch von Jakob und Morfladt) ; 
üb, „Des systemes d’economie politique” (2%8bde., Par. 1809; n. A., 
deutſch, Berl. 1812); Storch, „Cours d’economie politique”.(6 Thle., 
‚1815; überf. im Auszuge von Rau, 3 Thle., Hamb. 1819); unb 
„Betrachtungen Über bie Ratur det Nationaleinkommens (Halle 1825) ; 
de Sismondi, „Nonveaux principes d’economie politique” (2 Bde., 
8); Dav. Ricardo, „On the prineiples of political economy and taxa- 
Aufl., Zond. 1819; deutſch von Schmidt, Weimar 1821); Malthut, 
of politieal economy” (Lond. 1820 [gegen Ricardo]); Ludw. Heinr. 
„Brundfäge ber Nationalötonomie oder Staatswirthſchaftslehre“ (Halle 
- Aufl., 1825); Jul. Graf v. Soden, „Die Nationalökonomie” (I Thle., 
Trau u. Nümb. 1805 — 24); 3. Fr. Euf. Log, „Revifion der Grund» 
ee Kationalwirthichaftsiehre” (4 Thle., Rob. 1811); Los, „Handbuch 
eswirthſchaftslehre (3 Thle., Ert. 1821); 3. A. Obernborfer, „Sy⸗ 
Mationaloͤkonomie (Landsh. 1822); v. Seutter, „Die Staatswirth⸗ 
hle., Um1823); Rau, „Leheb. d. polit. Ökonomie” (2 Thle., 1. Thl. 
sehfchaftsichre, 2. Thl. Volkswirthſchaftspflege, Heidelb. 1826 u. 1828). 
Die Staatswirthfhaftsiehre und Finanzwiſſenſchaft. 
e Volkswirthſchaftslehre ben einzelnen Menſchen und die ganze Rechtsge⸗ 
moch außerhalb der Verbindung im Staate denkt fo fegt bie Staatswirth⸗ 
re das Dafeln des Staates und das Leben im Staate voraus, und ift die 
Darftelung der Srundfäge des Rechts und der Klugheit, nad) 
ber Einfluß der Regierung im Staate auf die Leitung des Volkgle⸗ 
Ver Volksthätigkeit in Hinfiht auf Production und Conſumtion beſtimmt, 
B Staatsvermoͤgen, oder Das, mas der Staat jährlich zu feinem Beſtehen 
winer Erhaltung bedarf, aus dem Volksvermoͤgen gebildet und verwendet 
Der erſte Theil enthält die Staatswirthſchaftslehre im engen Sinne, Ver 
Bez. Eiebente Aufl, 8b. X. 38 



















594 Staatöwiffenichaften 


zweite die Finanzwiſſenſchaft. Im erften Theile, der auf die Grm 
gebniffe der Volkswiſſenſchaftslehre ſich flügt, wird der Einfluß ber‘ 
die Production (auf Bevölkerung, perfänliche Sreiheit und perföntid 
geiflige Bildung und Sitten, aufden Landbau und auf das Gemwer! 
Zünften und Innungen, nach Monopolm, Patenten, Vorſchüſſ 
Ausfuhr» und Einfuhrverboten ıc.), und auf bie Confumtion (aı 
nach feinen verfchiedenen Arten, und auf das Geldivefen, in feinen ı 
Schattirungen) nachgemwiefen; und im zweiten Theile (der eigentlid 
ſenſchaft) die Lehre von den fämmtlichen Beduͤrfniſſen und Autgab 
ten fämmtlichen Einnahmen des Staates aufgeftelt. Beruht aber 
ſenſchaft auf dem Staatsrechte und ber Volkswirthſchaftslehre, fo g 
beiden hoͤchſten Srundfägen aus: daß keine Maßregel ber Finanzver 
den höchften Zweck des Staatslebens, gegen Recht und Wohlfahrt, vı 
daß aber auch Alles, was wefentlich zur Verwirklichung dieſes Im: 
kanntes Bebürfniß gehört, durch die Finanzverwaltung gededt, und 
wiffenfchaft nach feinem innern Zufammenhange gelehrt werden müfl 
gabe Im Staate barf daher, nad den Grundfägen ber Volkswirthſche 
Gapitale, fondern nur vom Einfommen, umb zwar nicht vom rohe 
(vom Bruttoertrage), ſondern vom reinen Ertrage erhoben werten 
Mapftab für das Bubget (für die von ber Regierung aufgeftellte Üb 
gefammten jährl. Staatsbeduͤrfniſſe) enthält. Das Budget ſtellt d 
ordentlichen umd bleibenden Ausgaben des Staates (die Clvilliſte bes 
Diäten fuͤr die Volksvertreter, die Etats ber einzelnen Miniſterie 
außerorbentl. und vorübergehenden Ausgaben (Zinfen der fundirten € 
tiſationsfonds, Penfionen u. f. w.), und darauf die verfchiebenen @ 
Staates auf (Perfonals und Naturalleiflungen, Domainen, Regalüı 
indirecte Steuern und Abgaben). Zu ben wichtigften Schriften üt 
wiſſenſchaft im Beſondern gehören: Ludw. Heine. v. Jakob, „Die 
wiſſenſchaft“ (2Xhle., Halte 1821); Wiih Joſ. Behr, „Die Lehrer 
[haft des Staates“ (Leipz. 1822); Fulda, „Handb. der Finanzwiſſen 
1827); (ein neues Syſtem berfelben von v. Malchus ift angekündigt. 
„Das breitifhe Befteuerungsfpftem” (Berl. 1810); E, Krönde, 
Anleitung Reaulirt e Steuern” (? Thle , Gieken 1810); 


41 ai 











Staatswiſſenſchaften 595 


B ergeben ſich bie beiden Theile der Polizeiwiſſenſchaft: a) Darſtellung ber 
Age, nach welchen die Herrfchaft des Rechts im Innern Staatsleben unmit- 
ech gewiſſe Anftalten und Einrichtungen gefichert und erhalten werben 
- die Sicherheits: und Ordnungs⸗ ober die Zwangspolizei; b) Darſtel⸗ 
e Geundſaͤtze, nach weldyen die individuelle und allgemeine Wohlfahrt im 
— unmittelbar durch gewiſſe Anſtalten und Einrichtungen befoͤrdert 
chtert werden ſoll: — die Cultur⸗ und Wohlfahrtspolizei (Bevoͤlkerungs⸗, 
thſchafts⸗ Gewerbs⸗, Handels⸗, Aufklaͤrungs⸗, Sitten-, Religion®-, 
, Erziehungspolizei, und Polizei für die Vergnuͤgungen, Bequemlich⸗ 
den Genuß des Lebens). Darauf folgt bie wiſſenſchaftliche Darſtel⸗ 
k Polizeigefeggebung und Polizeiverwaltung. Mit Übergehung der ältern 
jn über diefe MWiffenfchaft find die wichtigen neuern folgende : v. Sonnen: 
bfäge der Polizei” (7. A., Wien 1804); Zr. Beneb. Weber, „Lehr: 
‚politifhen Ökonomie” (2. Theil, Breslau 1813); 3. Fr. Euf. op, 
Begriff der Polizei und den Umfang der Polizeigewalt” (Hilbburgb. 
t. Geo. Henrich, „Grundſaͤtze zu einer Theorie der Polizeiwiſſenſchaft“ 
3808); Lud. Heinr. Jakob, „Grunbfäge der Polizeigefesgebung und 
sianflalten” (2 Thle., Halle 1809); Konr. Kranz Rofhirt, „Über den 
d die eigentliche Beftimmung der Staatspolizei (Bamberg 1817); Fr. 
n ann, „Die Staatspolizei in Beziehung auf den Zweck des Staa⸗ 
Behörden” (Wiesbaden 1819). 
taatstunft (Pelitit). Diefe ehemals mit dem Staatsrechte ge: 
dermiſchte Wiffenfchaft enthält, in ihrer felbftänbigen Geſtalt, bie ſyſte⸗ 
ellung des Zuſammenhanges zwiſchen bem innern und äußern Staats⸗ 
J den Srundfägen bes Rechts und der Klugheit. Denn jeder Staat, 
ſches Ganzes, kann und muß theild nach feinem innern , theils nad) 
Leben, theils nach der Wechfelmirkung beider auf einander betrach⸗ 
R, Die auf einem Zufammenhange zwifchen beiden beruht, durch welchen 
e Ankündigung ſowol des innen als des äußern Lebens vermittelt 
BB ınterfcheidet ſich nämlich, die Staatskunſt von bem Staatsrechte we: 
buech, daß fie, bei der Worausfegung bes im Staatsrechte aufgeflellten 
unbedingten Herrſchaft des Rechts, mit dieſem hoͤchſten Zwecke des Rechts 
Qweck der Wohlfahrt, ſowol ber Individuen als der ganzen Geſellſchaft ver⸗ 
Bässe für die Verrirklichung beider Zwecke die wirkfamften Mittel aufftelt, 
de Vorſchriften der Klugheit in bie Mitte ber Staatskunſt aufgenommen 
Benn die Staatskunſt beſteht in der Kenntniß und Wahl der wirkfamften 
te Erreichung eines gewiffen Zweckes. Weil aber diefe Vorfchriften der 
richt aus der Vernunft, fondern aus der Erfahrung ſtammen, fo folgt, daß 
ts kunſt überall die treffendften Belege aus der Geſchichte der Vergangenheit 
kRawart mitgetheilt werden müffen, um bie Anwendung ber wirkſamſten 
die Erhaltung, Bewahrung und Erhöhung bed Zufammenhanges zwifchen 
2. außern Staatsleben zu verfinnlichen und zu beweiſen. Nach ihren Thei⸗ 
& die Staatskunſt a) indie Lehre von dem innern, und b) von dem äußern 
u. Wei der wiffenfchaftlichen Darflellung der gefammten Bebingun: 
Ankuündigungen des innern Staatslebens wird gehandelt: von der Cultur 
ng, das in dem Staate zu einem felbfländigen bürgerlichen Ganzen ver: 
:3 von bem Organismus bes Staates, nach Verfaffung (bald durch Re- 
ald durch Volksvertreter gegeben, bald auf denn Wege bes Vertrags zwi 
meter und Ständen vermittelt), nad) Regierung (monarchiſch, zepubli: 
Föperatiftifch) und Verwaltung (Gerechtigkeitspflege, Polizei⸗, Finanz, 
Ralzperwaltung) ; und von ben in ber Cultur des Volkes und in dem Dr 
B des Staates gemeinfchaftlich enthaltenen Bedingungen der ragtliigen 
38 















Staatsriffenfchaften | 897 


tiche Staatsleben. Deßhalb reicht bie erſte Periode von 1517 — 1783, - 
Heben vom 3. &ept. bie Unabhängigkeit imd Selbſtaͤndigkeit bes nordam:s. 
m Bundesſtaates anerfannt warb, und bie zweite hebt mit dem Jahre 
L — $ür die wiffenfhaftliche Seflaltung dieſer Geſchichte gibt es ſehr 
Urkundenſammlungen von du Mont, Rouffet, Wend, v. Herkberg, 
tens, Koh, Schoͤll, Ifambert, u. A. Der erfte Verſuch des ſyſtema⸗ 
inbaues geſchah von 3. Jak. Schmauß (,Einleit. zu der Staatswifſſen⸗ 
ad Erläuterung des von ihm herausgegeb. Corporis juris gentium acade- 
Thle., Leipzig 1741); Sottfe. Achenwall, „Geſchichte der europaͤiſchen 
Ämbel bes vorigen und jegigen Jahrhunderts“ (4. Aufl., Göttingen 1779); 
Abregö de l’histoire des traites de paix entre les puissances del’Eu- 
wais la paix de Westphalie” (4 Bbe., Bafel 1796; die neue Bearbei⸗ 
15 Th. von Fr. Schön, Paris 1817); Zr. Anciion, „Tableau des ro- 
s du systeme politique de l’Europe , depuis .la fin du quinzieme 
(4 Bde. [616 zum I. 1713], Berlin 1803 ; deutfd von Mann, nur 
15 Geo. Tr. v. Martens, „Grundriß einer diplomatiſchen Befchichte ber 
hen Staatsbändel und Friedensſchluͤſſe feit bem Ende des 15. Jahrh. bie 
den von Amiens“ (Berlin 1807); Arn. Herm. Ludw. Beeren, „Hand⸗ 
Geſchichte bes europäifchen Staatenfuftems” (4. Aufl., Söttingm 1822) ; 
Staatswiffenfhaften” (3. Thl.). 
Staatenkunde (Statifiit). Wenn die Geſchichte des europaͤiſchen 
diem das politiſche Leben dieſer Staaten und Reiche im Kreiſe der Ver⸗ 
it vergegenwaͤrtigt, fo enthält die Staatenkunde bie wiffenfchaftliche Dar: 
er politifchen Geſtaltung ber felbfländigen europäifhen Staaten u. Reiche, 
yluß der aus enropäifchen Golonien bernorgegangenen amerikanifchen 
nach der Ankündigung ihres Innern unb dußern Lebens , und nach der 
irkung beider auf einander im Kreife der Gegenwart. Dan muß bei die- 
iſchaft dreierlei unterfcheiden: a) die Theorie der Staatenkunde, ober 
stifche Darftelung der Grundbedingungen bes Innern und äußern Lebens 
em und Neiche, ſowie die Verbindung und Wechſelwirkung dieſes innern 
n Lebens auf einander, in Hinficht auf die Ankündigung ber Staaten im 
Begenwart; b) bie afgemeine Staatenkunde, welche geſtuͤtzt auf diefe 
ne voßfländige u. erfhöpfende Darftelung der Gefanmmtheit der europ. 
Staaten nad, allen Bedingimgen ihres politifchen Lebens enthält; und c) 
we Statiftik jedes einzelnen felbfländigen Staates, durch derem forgfäls 
zeitung erſt eine beglaubigte und umfchließende allgemeine Staatenkunde 
ird. Nach den in der Theorie ber Staatenkunde ausgemittelten Grund» 
5 die Darſtellung des Innern Staatenlebens bie Grundmacht des Staa⸗ 
tand und Volt, die Cultur des Volkes (die phyſiſche, techniſche, Intel: 
Afthetifche, fittlich = religioͤſe und bürgerliche Cultur), und den Organis⸗ 
Seaates nad) Verfaffung , Regierungsform und nach den  Hauptjwei- 
terwaltung umfchließen; bie Darflellung des äußern Staatslebens hin» 
is den Einfluß beflimmen, welchen das gefammte innere Leben eines 
ıf deffen äußere Ankündigung in der Mitte bes Syſtems der gefitteten 
yehauptet, theils das befondere Staatsinterefie jedes einzelnen felbftäns 
ates, mit ſteter Rüdficht auf f. politiſche Würde (al Kaiſerthum, Kb» 
und auf f. politiſches Gewicht (als Macht bes 1.,2., 3. ober 4. politifchen 
würdigen, theils bei jebem einzelnen Staate die für ihn gültigen Wer: 
zeziehung auf f. Stellung zu dem Auslanbe angeben. — Die Theorie 
ftit bearbeiteten: Joh. Chriftoph Gatterer („Ideal einer allgemeinen 
Re’, Göttingen 1773); Schloͤzer („Theorie der Statiſtik“, erſtes 
Ittingen 1804); Ernft Kloh („Theoris statistioen”, Rue 1, Aeyı, 


EUTOPALTJER WIGGLEN” [ZDEUNGE LOLL)5 KIETEIDER UM 
fdmmmtl, europ. und der vornehmften außereurop. Staaten‘ (ta 
Hefte, Weimar 1823); v. Malchus, „Statiſtik und Staa 
1826); — und in lexikaliſcher Hinfiht: -Stein’s „Beogı 
Lexikon (n. Aufl. in 4 Thin, nebft 2 Nachträgen, Leipzig 18 

9) Pofitives Staats: oder Verfaffungsrer 
wiſſenſchaftliche Darftellung des öffentlichen Rechts der ſelbſt 
und amerikaniſchen Staaten und Reiche, inwiefern in dieſem dj 
gegenwärtig geltenden Srunbbebingungen des innen Staats 
u. Staaten enthalten find. Aus dieſem Grundbegriffe folge: da 
Gebiet diefer Wiſſenſchaft gehört, ber ein pofitives öffentliches 2 
ſes Recht nicht bloß auf bem Herkommen beruhen barf, ſondern ie 
gefegen enthalten fein muß; daß daher befonders bie neuen, ſeit 4 
liche Staatsleben eingetretenen Verfaffungen nach ihrem Inh 
haft gehören; da aber nurdiejenigen Grundgeſetze aufgeftellt r 
noch gegenwärtig gelten, und daß, bei ihrer Darftellung, ba: 
Beſtimmungen hervorgehoben und ſyſtematiſch georbnet wer 


wirklich die gegenwärtigen Grundbedingungen des inneren Sta 


che enthalten. Der Zweck biefer Wiſſenſchaft iſt daher die fire 
gleichmäßig durchgefuͤhrte Darflellumg bed gegenwärtig geltende 
in allen den Reihen und Staaten, melde in gefchriebenen G 
erkanntes Öffentliches Recht haben. Es iſt eine doppelte Beh: 
ſenſchaft denkbar und bereit verfucht worden: a) die dogmat 
fche , wo ımter die aufgeſtellten ſtaatsrechtlichen Hauptbegriffe 
de:c.)die Beflimmungen der einzelnen Verfafjungen darüber gı 
Aretin, „Staatsrecht der conflitutionnellen Monarchie” (2. 
Abtheil.) — beendigt von v. Rotted, Altenburg 1824 fy.); 
wo die einzelnen Staaten nach den in ihrer Mitte ſeit 30 — 
Berfaffungen auf einander folgen, und der Geſammtinhalt jel 
fung ein in ſich gerlinbete® Banzes bildet (fo Poͤliz im £. I 
wiſſenſchaften). Wenn noch vor 20 == 30 Jahren Das 


Staatöwiflenfchaften 599 


nien (Böttingen 1794); Polis, „Die Conflitutionen der europälfchen 
ten, ſeit den leßten 25 Jahren” (4 Thle., Leipzig 1817 — 25); Ludw., 
I, „Diplom. Archiv für Europa” (3 Thle., Leipzig 1819 — 23); „Archi- 
plomatiques pour l’histoire du temps et des Etats’ (6 Bde,, Stuttgart 
— 25); und deren Fortfeßung : „Neueſte Staatsacten und Urkunden” (11 
Stuttg. 1825 fg.) Dufau, Duvergier ımb Guadet, „Collection des 
kations, chartes et lois fondamentales des peuples de l’Europe et des 
Ameriques” (6 Bde., Paris 1821 — 23); of. Konftant. Wifinger, 
ende Darftelung der Staateverfaffung der europaͤiſchen Monarchien 
tifen” (Wien 1818); Alb. Fritot, „Seience du publiciste‘ (11 Bde., 
23 


— 123). 
LO) Praktifhes (europäifhes) Völkerrecht. Es enthält bie 
ſchaftliche Darftellung der von den cheiftlichen und gefitteten Völkern und 
angenommenen Grundfäge des Rechts und der Klugheit für die Erhal⸗ 
ad Behauptung ber in ihrem gegenfeitigen äußern Verkehre beſtehenden politi⸗ 
Jormen. Dieſes Völkerrecht heißt richtiger das praßtifche als das pofitine, 
R teten Coder pofitiver Rechte und Geſetze gibt, über deffen Befolgung.bie 
Staaten fid) vereinigt hätten, ſondern nur einen Inbegriff von Grund» 
welche feit ben legten 3 Jahrhunderten die gefitteten Staaten in Ihrem ges 
n Verkehre praktiſch angewandt und geltend gemacht haben, und nody ans 
Seit der allmäligen Ausbildung des amerilanifchen Staatenſyſtems kann 
enſchaft nicht mehr, wie fonft, das „europäifche” Völkerrecht genannt 
Zu dem Inhalte diefer Staatswiſſenſchaft gehört: a) die Darflellung 
der Gegenwart praktiſch beftehenden Syſtems der chriſtlichen und gefltteten 
und Staaten, nad) feiner Grundlage und nach feiner Ankündigung in ein- 
Yolit. Formen; b) die Darflellung der in dern gegenfeitigen Verkehre biefer 
und Staaten praktifch geltenden Grundſaͤtze des Nechts und der Klugheit; 
Darſtellung der nad) erfolgten Nechtöbebrohungen und Rechtsverletzungen 
a ihnen praktiſch geltenden Grundſaͤtze für die Anwendung des Zwanges (Re: 
n, Meprefjalin, Krieg) und fürdie Wieberherflelung des Friedens. Die 
dieſer WiffenfHaft find : die zwifchen ben gefitteten Völkern und Staaten 
offenen und noch beflehenden und gültigen Verträge; die Voͤlkerſitte, nach 
aheit und Herkommen; bie Analogie ; und das philoſophiſche Völkerrecht, 
er Maßſtab füc alles Zweifelhafte und Unbeftimmte im praktiſchen Völker 
— Die ältern Bearbeitungen dieſer Wiſſenſchaft vermifchten das philofo> 
und das praftiihe Völkerrecht. Erſt feit Mofer wurde die legte Wiffen: 
eibſtaͤndig durchgebildet und von der erſten geteennt. J. Jak. Moſer, 
ch bes neueſten europaͤiſchen Voͤlkerechts in Friedens» und Kriegszeiten“ 
fe., in 12 Bbn, Frankf. a. M. 1777); de Vattel, „Le droit des gens“ 
„n. Aufl., Paris 18230; deutfh von Schulin, 3 Thle. 1760); Karl 
, Günther, „Europäifches Wölkerrecht in Friedenszeiten” (2 Thle., Als 
187) ; Seo. Sc. v. Durtens, „Precis du droit des gens moderne del’Eu- 
(3. Aufl., Göttingen 1821); Schmalz, „Das europaͤiſche Völkerrecht‘ 
‚ 1817); Jul. Schmelzing, „Syſtematiſcher Grundriß des praktiſchen 
ſchen Voͤlkerrechts“ (3 Thle., Rubdolftadt 1818); I. Ludw. Kläber, „Eu 
es Völkerrecht” (2 Thle., Stuttgart 1821; vorher 1819 franz.); Poͤ⸗ 
Staatswiſſenſchaften“ (5. Thl.). 
1) Diplomatie (nicht Diplomatik). Sie kann als Wiſſenſchaft und 
nt betrachtet werden. Als Wiffenfchaft enthält fie bie ſyſtematiſche Dar⸗ 
‚der Kenntniffe, Rechte und Pflichten, welche von den diplomatiſchen Per: 
u der politifch = diplomatifchen Unterhanblung mit auswärtigen Staaten ge: 
verden; und als Kunſt bezeichnet fie die auf die Sruntlage Yener rvo 















von Voͤlkervertraͤgen und diejenigen Abfchnitte des praktiſchen 
che von dem Gefanbtfchaftörechte handeln. Außerdem: of. 9 
fieen, „Was bat die Diplomatie als Wiſſenſchaft zu umfafle 
mat zu leiften ?“ (Altenburg 1820); 3. Geo. Hülfemann , 

tung der Diplomatie für die neuere Geſchichte“ (Göttinger 
„Traite de Jroit politique et de diplomatie” (2 Xhle., Pa: 
Martens, „Manuel diplomatique” (Leipzig 182%); Geor— 
„Cours diplomatique” (3 Bbe., Berlin 1801) ; Franz Zav. v 
päifche® Gefandtfchaftärecht” (Landshut 1805). 

12) Staatspraris. Wenn die Staatspraris an fi 
befteht, alle einzelne in der Wirklichkeit vorfommenden Gegı 
und aͤußern Staatslebens mit Sicherheit, ſowie mit Fefthalı 
und der Formen der Sonvenienz zu behandeln, fo ift die Staa 
fenfhaft, die zufammenhängende Vorbereitung und ſyſtemat 
regelmäßigen Betreibung der Staatsgeſchaͤfte. Sie bildet den 
Reihe der Staatswiſſenſchaften, weil fie die gründliche theoret 
übrigen Staatöwiffenfchaften vorausfegt. Sie zerfällt In bie | 
in die Praxis für das innere und für das Äußere Staatslebe 
nad) dem aufgeflellten Begriffe noch Feine wiſſenſchaftlich⸗ 
Staatspraris befteht, fo konnen doch folgende Werke gebra 
Aug. Edler von Bed, „Verſuch einer Staatöprazis” (2. Ar 
Chr. Dan. Voß, „Staatsgefhäftenlehre”, der 4. Thl. f. „S 
tolffenfchaft” (Leipzig 1799) ; Heine. Benfen, „Verſuch einer 
lung der Lehre von den Staatögefchäften” (2 Thle., Erlange 
Biſchoff, „Handb. ber beutfchen Kanzleiprariß" (1. Thl. umd 2 
Hetmftäde 1793); H. Meifel, „Cours de style Jdiplomatigı 
den 1823); Karl v. Martens, „Causes eelebres du droit d 
Reipzig 1827). 

Staatszweck. Was ber Zwed des Staats fei, iſt 
der Menfchheit wie für die innere Zufriedenheit des Regenten 
Kraae. Ein Regent, welcher fich hierüber täufcht. welcher fei 


Stabat mater Staͤdel 601 


ung ber Menfchen für bie Förderung aller ihrer vernünftigen, aller allge⸗ 
nfeplichen Zwecke zu erkennen. Der geſunde Verſtand hat dies ſchon laͤngſt 
"a, indem er immer von ber Regierung Alles foberte, was ihmi n irgend 
Blehung für das gemeinfchaftliche Leben im Staate nothwendig ſchien. 
ner allgemeine Zweck zerfällt in 3 befondere Beflimmungen: 1) Die mo» 
lusbildung, Erziehung des Menſchengeſchlechts zur Innern Freiheit, zur 
ſerrſchung, Herrſchaft der Vernunft, des reinen Willens über die Sinn⸗ 
Dieſes ift das Hoͤchſte, was der Menſch zwar nicht erreichen, aber doch 
Bon; es ift der Entftehungsgrund aller feiner Rechte. 2) Rechtliche 
von Außen, Unabhängigkeit des Einzelnen von frember Beſtimmung, 
fein Handeln kein verbienftliches fein kann, äußere oder rechtliche Frei⸗ 
Bericht und Staatsſchutz; endlich 3) Beherrfhung der unfreien Natur, 
Ihrer Kräfte und darauf gebaute Benugung, Abwendung der Störungen, 
das Wirken der Menſchen bedroht, unb wo dies nicht möglich ift, gemein⸗ 
WB Tragen der Unfälle, um ſolche wenigfiens dem Einzelnen weniger fühl 
achen. Es iſt Nichts, was fidy nicht um diefe 3 Zwecke, welche alle in 
aft des Geifligen über die Materie zuſammenkommen, zurüdführen 
auch hierin ift es doch nur bie Äußere Ordnung, welche die Gewalt 
RS berflellen kann. Alles Eindringen in das Innere der Gemüther, alle 
über das Wiffen und Glauben, alle Werfuche, den Geiſt der Menfchen 
einer Stufe von weiterer Entwickelung, ſeldſt vom Irren und Wähnen 
, find vergedlich und anrcdht. 37. 
bat mater, ein berühmter geiftlichee Gefangtert in lat. Zerzinen, 
fogen. Sequenz in ber Each. Kirche, befonders an den Feſten der 7 
Mariaͤ, gefungen wurde. inige nennen Päpfte (bef. Papft Jo⸗ 
U., Andre einen ber Gregore) als Werfaffer; nach der wahrſcheinlich⸗ 
ung aber ift der Minorit Jacobus de Benedictis, gewöhnlich Jacoponus 
Merfaffer, welcher im 13. Jahrh. lebte, ein gelehrter Juriſt war, aber 
Tod f. Sattin bewogen, 1268 in den Orden der Tertiarier trat, fich den 
ugibungen bis zum Wahnfinn ergab und 1306 (nach Wedding) farb. 
bat viele Abänderungen erfahren, ift oft ins Deutſche überfegt worden 
Mohnike, früher von Fr. Thierſch). Die beften Kicchencomponiften haben 
rt. Die berühmteften Tonſetzungen find von Paleſtrina (Sflimmiger Ges 
3 Dergolefi (Zftimmig mit Begleitung) und Aſtorga; fpäter von Sof. 
nie Orcheſter), von Winter, Neukomm, Stunz (eine vortrefflide 
m). 
ccato wird in ber Muſik durch kleine Pankte ober Striche über den 
ichnet, und beutet an, daß bie Töne (mehr oder weniger) abgefloßen und 
ung vorgetragen werden fullen. 
del (Johann Friedrich), Banquier und Mitglied des Buͤrgercolle⸗ 
Brankfurt a. M., wo er am 2. Dec. 1816 im 89. 3. feines Lebens ges 
machte ſich um f. Vaterftadt insbeſondere durch eine wahrhaft fürftliche 
yerbient, die u.d.N. des Staͤdel'ſchen Kunftinftituts beſteht 
jexde jener kunſtreichen und Eunftliebenden Stade iſt. Frankfurt befaß 
rete Künfller und viele Privatcabinete, aber keine für Kunſtbildung und 
beſtimmte öffentliche Sammlung claffifcher Kımflwerke. Diefem Man: 
der edle St. dadurch abhelfen, daß er in feinem Teſtamente eine mit 
Gldn. dotirte Anftalt fliftete, worin Gemälde, Kupferftiche und andre 
iſtaͤnde Kuͤnſtlern und Kunftfreunden an beflimmten Tagen sum Bes 
ich zum Copiren, frei und unentgeltlich offenſtehen. Diefer Anitalt wid 
Haus und f. ganzes Vermögen, mit Ausnahme einiger Legate; auch er⸗ 
5 feiner Freunde sur Vollgiehung f. Willens und zu Vorſtehern der An 





602 Stadium Stadt 


ftalt. Diefe haben ein zweckmaͤßiges Local für diefelbe gewählt und } 
richtung beforgt. Einer Deputation bes Senats und ber Bürze 
werden jährlich die Rechnungen vorgelegt. Da das Städel’fche 
allein die Verbreitung der Kunſtkenntniß im Allgemeinen, fonbern 
duny einheimiſcher Künftter und Handwerker bezwedkt, fo follm Si 
telter Frankfurter Bürger, die fi) den Künften, namentlich dem Bau 
wollen, in allen bahin einfchlagenden Wiffenfhaften und Kunſtuͤbu⸗ 
lich unterrichtet und bei erprobten Fähigkeiten auch in der Sremde ı 
den. Die Ölgemälde und Kupferflihe der fi duch Ankauf und 2 
vermebrenden Sammlung find nad Schulen und inmerhalb derſel 
ſcher Folge, die Handzeichnungen find ebenfalls nad) Schulen, ab 
nach ben Meiftern alphabetifdy geordnet. Außerdem befigt dus | 
Antiken, Bronzen, Schnitzwerke in Elfenbein und Holz, worunte 
flian von Albr. Dürer, fowie Gppsabgüffe berühmter Antiken von 
renz, desgl. von den alten Skulpturen des Parthenon zu Athen u 
tempels zu Phigalia. Endlich iſt mit dem Ganzen eine Bibliothek 
aus vielen in das Kunſtfach einfchlagenden Werken beſteht. Mehr 
werke — worunter die Sabinette von D. Grambs und de Neufoil 
den Vorflehern der Anſtalt angefchafft worden. (Vgl. die „Beſchrei 
fchen Kunftinflituts von E. Fr. Star", Frankf. a. M. 1823.) * 
Verwaltung diefes Kunſtmuſeums bald nach dem Tode des Stifter 
wärtigen Juteſtaterben deffelben in einen Procez verwidelt, ber t 
reichen Inſtitute für die Ausbildung Eünflierifcher Talente zu ermaı 
feindfelig in den Weg tritt. Die Inteſtaterben haben nämlich das 
nichtig angegriffen, weil St. fein Vermögen dem von ihm erſt 
gründenden Inſtitute vermacht hatte, der im Teſtamente eingeſet 
bei Fertigung deffelben noch nit vorhanden war. Durd sin 
appellationsgerichte der 4 freien Städte zu Lübel 1822 cerlaffın 
wurbe jedoch das Staͤdel'ſche Inſtitut in den Nießbrauch der Verlafl 
fodaß die Verwaltung, ungeachtet die Hauptfeage noch nicht entſchiel 
Zinſen bes Capitals eine nügliche Anwendung zur Förderung der bil 
machen kann. Sm 3. 1828 iſt ber Proceſ durch einen Vergleich, du 


Stadt 603 


KW einer ordentlichen Communobrigkeit (bed Stabtinagiftcatd) ſteht. Der 
Ken Städte faͤllt in die früheften Zeiten ber Geſchichte Nach den Moſai⸗ 


















en erbauete Nimrod 3 Städte, unter denen Babylon die vprzüglichfte 
Juden meinen, aber ohne Grund, dag Sem nad) der Suͤndflut die 
abe erbaut habe. — Anfänglich flanden die Familien unter Anführung 
meinfchaftlihen Familien⸗ oder Stammoberhaupte. Verwandtſchaft, 
5 Gefelligkeit, und noch mehr das Beduͤrfniß, ſich gegen mächtigere Ge⸗ 
amme zu ſchuͤtzen, veranlaßte bie getrennten Familien, fish mit einander 
Bben, und die Sruchtbarkeit des Morgenlandes lud fie ein, fich fefte Wohn: 
richten. Nun ließ man ſich mit den noch unfteten ober benachbarten 
w Zaufchhandel ein, und fo entfland das Stäbteleben. Umherziehende 
deunruhigten die Bewohner ber für inımmer gewählten Wohnpläge; man 
aber die lestern mit Mauern und Befefligungn. Sowie die Zumilien: 
nach und nad) ausflarben, fing man an, ohne Rüdfiht auf Geburt und 
t, die fühigfien Mitglieder der Gemeinheit zu Vorftehsen zu wählen, und 
den aus den Städten die erſten Staaten des Alterthums, deren Urfprung 
Feils republikaniſch war. Unter den mildern Himmelsſtrichen Aſiens, Afri⸗ 
Hechenlanbs und Itallens wurden bie erſten uud meiſten Städte gebaut. 
zeichneten ſich die Ägypter und Phönizier durch Anlegung von Städten 
he fie bald zu siners hohen Grade von Wohlſtand und Reichthum erhoben. 
er hielten ihre Stabt Diospolis (Theben) für älter als alle griechiſche, 
JPlinius war die vom Cikcops (1582 v. Che.) in Attika erbaute Stadt 
J nachmals Athen, die aͤlteſte Stade Griechenlands. Heeren bemerkt, 
Entſtehung ber Städte die wichtigſte Quelle der republikaniſchen Ver⸗ 
Ped Alterthums gewefen ifi. Die gilt vorzuͤglich von Griechenland. 
ande gab es mehre ſchon in ber alten Welt, 3. B. ber phöniziiche, welcher 
Städten Tyrus, Sidon u. a. beftand, und der achäifdye, zu dem die wich: 
beädte Griechenlands ic) vereinigt hatten, uca ſich gegen die Übermacht der 
tler u. A. wechfelfeitig zu ſchutzen. Unter der Regierung des Auguftus und 
Iger fingen bie Römer an, Pflanzftädte in Deutfchland anzulegen, 3.8. 
MWinbelicorum (jegt Augsbirrg), Drufomagus (Memmingen) u. a. Auch 
kigen Schweiz gründeten fie zuerſt (ungefähr 70 3. n. Chr.) Städte und 
Die aber durch die Alemannen größtentheilß zerflört und erſt nachmals un- 
Jerrfchaft der Kranken (496 J. n. Chr) wiederhergeftelit wurden. Die 
rn, an wildes Umherziehen gewöhnt, zeigten anfänglich wenig Neigung 
dtleben, bis Karl d. Gr., eifrig um die Entwilderung der deutfchen Voͤl⸗ 
yet, anfing, mehre Städte zu erbauen. Beſonders gefchah dies aber von 
J. (919—936). (S. Mittelalter) Nordhaufen, Ducdlinburg, 
de und Soeft wurden in biefem Zeitraume erbaut umd a. offene Orter in 
a und Sachſen erhielten Mauern, um ſie gegen die Überfälle der Ungarn 
v Durch große Vorrechte, welche Heinrich den Staͤdtebewohnern ver: 
er die Abneigung ber Deuifchen gegen das Leben in Ztädten, und durc, _ 
nenuer Stätte mehrte ex den Wohlftand, die innere Kraft und den Be: 
feines Reiches. In vielen derfelben befanden ſich Eaiferl. Burgen, die 
aber ihrer Beſitzungen hiefen Burggrafen und die Einw. in ihren Ring: 
Bürger, welches nachmals die allgemeine Benennung der nicht adeligen, 
ſchen Gewerben lebenden Stadtbewohner wurde, obgleich es auch viele 
ab, die keine Burgen hatten, und wieder Burgen, bei denen ſich keine 
zefanden. Durch die häufigen Befehdungen, welche fit; dee miͤchtige 
m die minder mächtigen Landbewohner erlaubte, wurden dieſe häufig ge⸗ 
fich in die Städte zu begeben. Konnten fie dort nicht aufgeiosainen wet 
legte man außer den Ringmauern oder Pfählen Vorftärte PLANEN) 





604 Stael: Holftein 


an, beren Bewohner bes ftäbtifchen Schuges, aber nicht immer aller 
gentiichen Stadtbewohner genoffen. (S. Pfahlbürger) WÄ 
gierung Konrads III. (1138 — 52) hatten die lombardiſchen Städte, ı 
Mailand, welches an ihrer Spige ftand, einen hohen Brad von R 
Macht erlangt und fih zu einem Staͤdtebund vereinigt. Berge 
Friedrich I. das übermüthige Mailand. Es warb bald wieder aufgı 
tombardifchen Städte zwangen in Verbindung mit bem Papfle dem I 
ftanz, einen fehr nachtheiligen Frieden mit ihnen zw fließen. 2 
tige Stäbtebunde wie ber lombardiſche bildeten fich während des 
von 1256 — 72 in dee Hanfa (f. d.), und indem von Walpode aus 
geflifteten Bunde der oberbeutfhhen und rheiniſchen Städte vom F 
dis zum Ausfluffe des Maine, aus. Ein ähnlicher Stättebund, ı 
Schutz gegen daB Fauſtrecht errichtet, war ber ſchwaͤbiſche, ber 14 
kam. Nach und nad) erlangten die Städte in allen gebildeten St: 
das Recht der Reichſs- oder Landſtandſchaft und damit einen Antheil 
rung, amd auf diefe Welle ging von ihnen nicht bloß Reichtum ın 
fondern auch eine freiere Entwidelung, einunaufhaltbares Kortfchreit: 
lichen Geiftes über Europa aus. Die lombardiſchen Städte warm 
gleich noch immer wohlhabend und blühend, body während des Mi 
tentheil® unter die Herrſchaft einzelner Familien gekommen, ihre rı 
Berfaffungen verloren fih nah und nad) und der einſt fo maͤchtig 
Staͤdtebund hörte auf. Ein gleiches Schickſal hatten die deutſcher 
Art. Durch den weftfälifhen Frieden wurd ben deutſchen Reichsfuͤrſt 
hoheit zugefichert, und je höher ihr Anfehen und ihre Gewalt flieg, d 
Een die Städte, die faſt alle nach und nach In die Hände der benach 
tamen. Bon ben vielen ehemaligen beutfchen Reichsſtaͤdten haben ı 
‚ Kübel, Bremen und Frankfurt ihre politiſche Selbftänbigkeit wiede 
in Polen ift durch die Befchlüffe des wiener Congreſſes Krakau als fi 
ter einer republifanifchen Regierungsverfaffung in die Reihe ferbflän 
getreten. S. Eihhorn: „Üb. den Urfprung der ſtaͤdtiſchen Verfaſſu 
land”, inf. „Zeitfchrift f. gefhichtl. Rechtsw.“, 1. Bd., ©. 147 fi 
ner: „Uber ben Urfprung der Stadt Regensburg und aller alten Ft 

nah ARITI:- DI %r Barttım’ä Entftshunaäasich her Ersiltähr‘ 


Stat: Holftein 605 


Ichhafte Kind mit angeſtrengtem Fleiße ımb hörte viele Unterrebum-- 
er die Faſſungskraſt feines Alters gingen. Das Necker ſche Haus 
ansgezeichnetſten Diännern der Hauptftabt befucht, und wie andre 
eit auf die literarifche Bildung Anfpruch machten, fammelte auch 
ruͤhmte Gelehrte um fi, u. A. Raynal, Marmortel, Thomas. Die 
zum Meden, die das junge Mädchen in dleſen Geſellſchaften erhielt, 
en Anregungen ihres Geiftes hatten einen bedeutenden Einfluß auf 
her Innern Tätigkeit; fie bildeten bie feltene Unterhaltungtgabe, 
v. St. ſich ausjeichnete, und weckten fruͤh ihre Neigung zu geifligen 
aber da man in jenen Geſellſchaften mehr auf glänzende und ſpitz⸗ 
adliche Erörterung ber Gegenſtaͤnde ſich verſtehen mochte, auch wol 
mffallenden Meinungen, ber ſich beſonders in ihren Altern Werken 
Das muntere Mädchen fchloß fich jedoch feit früher Jugend wes 
mgfinnige Mutter, bei welcher fie einen peintichen Zwang fühlte, als 
deſſen Geiftesflimmung der ihrigen verwandter war umb ber den 
e nad ihrer Eigenthuͤmlichkeit zu erregen verſtand. So bildete fich 
Anhänglichkeit, die von f. Seite als innige Zärtlichkeit, mit welcher 
ſterlicher Stolz ſich vereinte, von ihrer Seite als ſchwaͤrmeriſche Lies 
an Anbetumg grenzenbe Verehrung erſchien. Mit fo lebhaften Ent: 
der die Auszeichnung f. Tochter und ihre herrlich erbluͤhenden Geis 
tete, fo wenig ermunterte er fie zu ſchriftſtelleriſchen Arbeiten. Er, 
Schriftftelerinmen abhold, hatte ſelbſt f. Frau ſolche Befchäftiguns 
beforgt, daß ber Gedanke, fie beim Eintritt in ihr Zimmer zu flören, 
l eines Läftigen Zwanges geben werde. Um ſich nicye einem ähnlichen 
fegen, hatte f. Tochter fich feit ihrer zarteften Jugend In der Gewohn⸗ 
Interbrechungen ohne Unmuth zu ertragen und gleihfam im Fluge 
odaß es ihm, wenn er fie immer ſtehend oder auf die Edle eines Ka⸗ 
ſtuͤtzt fand, nicht einfallen konnte, fie in einer ernfihaften Beſchaͤfti⸗ 
Schon früh übte fie ſich in fchriftlichen Arbeiten. Als 1781 ihres 
über den Staatshaushalt („Compterendu") erfchien, ſchrieb fie ohne 
einen Brief, welcher Neder’s Aufmerkſamkeit auffidhzog, der fo: 
ſtellungsweiſe darin erfannte. In ihrem 14. Jahre machte fie Aus⸗ 
kesquleu's Werke über die Geſetze, mit einigen Bemerkungen begleis 
Raynal wollte um biefe Zeit fie veranlaffen, für f. Geſchichte ber 
n und des Handels der Europäer in beiden Indien einen Aufſatz 
eruf des Edicts von Nantes zu fhreiben. Ihre aͤlteſten Schriften, 


1795 herausgab, find 3 Erzählungen, worauf ein Luftfpiel „Sg 
9 


ınd 2 Trauerfpiele („Johanna Grey’, 1790, und „Montmorency 
Das erfte Auffehen aber erregte die junge Schriftflellerin durh 
re Rouſſeau's Schriften und Charakter („Lettres sur les ouvrages 


e de J. J. Rousseau”), die 1788 nur in wenigen Abdräden bes 


wurden, 1789 aber in einer verm. Aufl. erfchienen. Richt lange 
täulein Meder das Band der Ehe, aber nicht aus freier Wahl, ges 
Herz fheint einem edeln Manne, dem Vicomte Matthien de Mont⸗ 
xt zu haben, mit welchem fie während ihres ganzen Lebens durch in» 
aft verbunden war; aber ber ſchwediſche Geſandte in Paris, ber 
zl⸗Holſtein, ein Mann von waderer Geſinnung und edelm Bench» 
älter als fie, war defto gluͤcklicher in feinen Bewerbungen, da Frau 
frige Proteftantin, auf einen Mann ihres Glaubens beftand, und 
n Liebling er mar, ihm auf mehre Jahre die Befandtenftelle zuficher- 
ein Meder gegen bie Beforgniß zu fihern, Frankreich verlaffen zu 
te Revolution, welche ungefähr gleichzeitig wit ihrer Wereiraikuung, 


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entflammt werden, und ſchon in ihrer Schrift über Rouſſea 
nung kraͤftig ausgeſprochen. „Weder ihrer Gemuͤthsart“, 

Sauffure (eine nahe Verwandte und vertraute Freundin ber ä 
ihrem Schickſale konnte die allgemeine Bewegung gleichgültig f 
telpuntte ihrer gewaltigen Wirkung nahe war, durch ihren Bi 
geſtellten Grundſaͤtzen erhob und durch alle Ergebniffe in ihr 
wurde. Wo alle Köpfe erhitzt waren, konnte ihr Kopf nicht 
Sie bewunderte Englands Verfaſſung ebenſo ſehr als fie Fi 
Gedanke, die Franzoſen ſo frei zu ſehen als die Englaͤnder, ſie 
erblicken in Beziehung auf Alles, was die Rechte der Dienfd 
Wuͤrde derfeiben aufrichtet,, mußte ihre feurigſten MWünfche bei 
man erwägt, daß mit biefer Ausficht fi die Hoffnung verband 
einer folhen Wohlthat beitragen und Dank dafür enten, fo 
Begeiflerung nicht erflaunen”. Gie hat in ihrem nachgelaffeı 
lich erzähle, welchen Antheil fie an der bewegten Zeit genomm 
Berbannung (1787) machte einen ebenfo erfchütternden Eindri 
1788 erfolgte abermalige Berufung ins Miniflertum und bi 
die ihn umgab, das Herz der bewundernden Tochter erhoben. 

Revolution, der ihm bald zu mächtig ward, im &ept. 1790 ihr 
vom Schauplage des Öffentlichen Lebens abzutreten und Zuflui 
fuhen, mußte f. Tochter mit den Ihrigen in Paris bleiben. 4 
fem Schmerze ihre Erwartungen betrogen. „Bei einem Mitg 
gegen gleichgültige Menſchen fo lebhaft war, daß es eigner &d 
nem Abfchen gegen Willkuͤr, der alle Kräfte ihrer Seele erregte 
Anblicke der Schreckensherrſchaft mehr als irgend Jemand m 
Mit der innigften Zheilnahme an fremden Schmerz, mit b 


fuͤr ihre Freunde, verband ſich der Gedanke, daß der Name ber 


geſchmaͤht und ihres Vaters Name gleiches Schickſal erfahre 
auf Erden vergötterte, die Freiheit und ihres Water Ruhm ſch 
berzumerfen”. Während Robespierre's Herrfchaft wirkte fie 


sinne Befahr nicht ſcheuond. dem Vode Opfer au entreißen. ır 


Stadt: Holftein 607 


Berwaltinig, die mit der Herrfchaft des Directoriums anhob, erlaubte ihr 
ungen anknüpfen und die Zurüdberufumg mehrer Ausgewanderten zu 
 Warras ward ihre Beſchuͤtzer, als die übrigen Directoren Verfolgungen 
hängen wollten, und fie gewann ſelbſt fo viel Einfluß, daß Talleyrand, 
aus f. Verbannung in Amerika zurückkehrte, auf ihre nachbrüdliche Em: 
durch Barras zum Minister der auswärt. Angeleg. befoͤrdert wurde. 
dieſer ruhigen Zeit wandte fie fich wieder zu fchriftftellerifchen Arbeiten. 
ren auch 2 politifche Schriften: über den Frieden mit dem Auslanbe, 
innen Frieden, worin fie ihre Anfichten über Frankreichs Lage 1795 
umd bie merkwürdige Auferung nirberlegte, daß Frankreich nur durch 
Haft zur gefegmäßigen Monarchie gelangen werde. 1796 erſchien 
lung über den Einfluß der Leidenſchaſten auf das Gluͤck der Einzelnen 
er („De l’inflaence des passions sur le bonheur des individus et 
", Raufanne u. Paris 1796, 3. Aufl. 1797): ein Werk, das bei ei- 
Bm Reichthum tiefer und lichtooller Gedanken doch Beine vollftändige Aus: 
EB vorgelegten Gegenſtandes iſt. Ihre häuslichen Berhältniffe nahmen 
Feit eine unglüdlihe Wendung. Die Verbindung mit ihrem Mannr, 
Reigungen ihr wenig glich und in Dinfirht auf Geiſtesbildung meit unter 
War vom Anfang an ziemlich kalt gewefen, zumal ba fie bei aller ſchonen⸗ 
5 doch ihre Eigenthuͤmlichkelt ihm zu ſcharf entgegengeftellt Haben mag. 
8 fie das Vermögen ihrer Kinder gegen den Einfluß feiner unbedachtſa⸗ 
bigkeit fihern zu mäffen glaubte, wie uns Frau Neder de Sauffure er» 
B 66 zu einer Trennung, bie jedoch nicht lange dauerte; denn ald er, von 
Bäche und Kraͤnklichkeit gebeugt, die Pflege der Seinigen brauchte, näherte 
db. St. ihm wieder und reifte 1798 mit Ihm mach der Schweiz; aber er 
ı ehe fie das Landgut ihres Vaters erreichten. — Den Dann, der auf 
Blal ihres ſpaͤtern Leben einen fo feindfelig fiörenden Einfluß hatte, Bo⸗ 
>atte fie kurz vorher zum erſten Male geſehen, als ee nach tem Frieden 
Formio (1797) nad) Paris zurückkehrte. Der Glanz bes Ruhmes, 
Suaad, hatte die Einbildungskraft der Franzoſen lebhaft entzündet, und 
RS. St. näherte fich Ihm, wie fie ums felbft erzählt („‚Considerations sur 
., 2Bbe., 1797), mit einer verwundernden Veſtuͤrzung, wozu 

ne druͤckende Furcht ſich gefellte. Se öfter fie ihn fah, deſto ſchuͤchterner 
"und fie fühlte dunkel, daß keine Regung des Herzens auf ihn wirken 
e hielt es dennody für möglich, Ihn Für die Sache der ſchweizeriſchen 
Enfeit zu gewinnen, ald man, um Geld zur Unternehmung gegen 
ug erhalten, einen Einfall in die Schmeiz machen wollte, wozu die Un 
Baadtlande den Vorwand lieben. Später fah fie felber, Laß ihr Vers 
zäen mußte. Die Gefahr, welche der Schweiz brohte, trieb fie aus Pa: 
zu Ihrem Vater nach Goppet, wo bei dem Einfalle der Franzoſen eine 
sinter bem jetzigen Marſchall Suchet ankam; bald nachher aber, al Genf 
verefnigt wurde, kehrte fie nach Parts zuruͤck, um die Ausſtreichung 

u von ber Lifte der Ausgewanderten zu bewirken. Eine ruhige Heiter⸗ 
dem Abende feines Lebens aufzugehen, und Frankreich die Schuld der 
Sit Ihm abtragen zu wollen. Auch Bonaparte befuchte ihn, kurz vor ſei⸗ 
age über den &t.» Bernhard, im Mai 1800, und machte während ber 
Arrebung einen guten Eindrud aufihn, da er mit Vertrauen von feinen 
ürfen ſprach. Necker's Wahrheitdeifer aber verbach Alles. In feis 
Pr: „Dernieres vues de politique et des finances” (1802), nannte er 
Liparte ben nothwendigen Mann und rühmte ben hohen Geift de6 Ges 
aber er beurtheilte auch freimüthig die confularifche Verfaffung, und 
naparte's Entrourf, eine Monarchie in Frankreich zu gründen und Ad, 
































608 Stael - Holftein 


mit einem neuen Abel zu umgeben. Bonaparte, der feine Extmi 
verkuͤndet mwiffen wollte, ließ Necker's Werk in den Zeitfchriften angı 
Geheiß ſchrieb der Gonful Lebrum einen herben Brief an Nedier, wor 
fich nicht mehr mit Staatsangelegenheiten abzugeben. Fr. v. Et. ı 
ris verbannt, unter dem Morgeben, daß fie ihrem Vater falfcye Berk 
reich mitgetheilt Habe. Während der Verbannung, bie fie auf v 
ihrem geliebten Geburtsorte entfernte, lebte fie bei ihrem Mater in 
aber auf Reifen, und nur ein Mal war fie feitbem, 1806, auf ein 
lich in Paris. Ihr ſchriftſtelleriſcher Ruf war indeß um fo höher g 
duch 2 Schriften, die fie nach langem Schweigen herausgab, au 
gereist hatte. Ihr geiftvolles Werk: „De la litterature considere« 
ports avec ler institutions sociales” (2 Bde., Parid 1800) far 
ſacher, unter welche Fontanes der fharffinnigfte und würbigfte w 
bat fie den Einfluß der Literatur auf den Charakter und auf das Sl: 
heit wol überfchägt, und über die vergangene und Fünftige Gefdiı 
zuverfichtliche Behauptungen autgefprochen. In einem weiten A 
ihren Ruf der Roman: „Delphine (3 Bde., 1802); ihr treuss 
in ihree Jugend war, bie Schilderung eines burdy Geift und Empf 
mwöhnlichen Maße entweichenden Wefend, das mit den beengenber 
Sitte und des Geſchlechts in einen ungluͤcklichen Kampf geräth; 

von einigen Beurtheilern zu hoch erhoben, und von andern zu 

wurde, daß Er. v. St., die fonft nie zu ihren frühern Schriften zu 
gebrungen fühlte, in einem befondern Auffage den fittlichen Zweck 
zu vertheitigen. 1803 machte fie ihre erſte Reiſe nach Deutfcla: 
richt von ber Krankheit ihres Vaters trieb fie bald zur Ruͤckkehr, 
Schweiz erreichte, empfing fie (April 1804) die Zobesbotfchaft. 

bis zu ihrem legten Augenblide mit des Vaters verehrtem Bilde 
börte nicht auf, mit ihm zu leben und fühlte ſich durch ihn befd 
durch feinen Beiftand aufgerichtet. „Allee, was mein Vater gefa 
fie (‚‚Considerations sur la revol. frang.”, II, 311) 12 Fahre na 
„iſt felfenfeft in mir, Alles, maß ich burch mich felber gewonnen, ! 
den, der Befland meines Wefens aber ruht auf meiner Anhängli 


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Staðl⸗ Holfteln er 55 
die Hanbfchrift dieſes Werkes mit ängfllicher Sorgfalt durchge⸗ 
tellen weggeſtrichen, aber Baum war ber Drud vollendet, als die 
iefehl des damaligen Polizeiminiftere Savary woggenommen unb 
wurde. „Ihr feld ein Volk und She — meiner!” hatte ſie ja den 
fen, und der Geift, weicher uͤberall in ber Schrift wehte, war 
oft fo ſehr entgegen, daß die Unterdruͤckung des Buches zwar un⸗ 
ts weniger als ungereimt war. — Erſt zu Enbe 1813 erfihien 
ꝛ.) unverſtuͤmmelt zu London, darauf 1814 auch zu Paris und 
usg. zu Leipzig (bei Brodhaut), welche letztere fih durch eine 
ing von Villers, ſowie dadurch auszeichnet, daß die im Werte 
ı aus den deutfchen Dichtern und Profaiſten im Original beige» 
id) dieſes Werk an fcharffinnigen, geiſtvollen Gedanken if, und 
yucch die Wärme, womit es ben Srangofen beutfche Art und Kunſt 
man doch mit vollem Rechte viele ſchiefe —— mb und falſche 
t, und gerabe in diefer Oarift, mehr als in ihren Werken, einen 
jel an Übereinftimmung in den Grundſaͤtzen gefunden. — x. v. 
irter verfolge, und ihre —Xãð von Paxis in eine Verban⸗ 
sich verwandelt. Den Aufenthalt auf bem väterlichen Landgute, 
ittete, verfchönerte eine —— —— die fie ungefaͤhr um 
afländen knuͤpfte, bie bezeichnen für für ihre " Eigenthömitchteie (mb 
r aus Südfrankreich, de Rocca, kam, durch Wunden gefch —8 
‚de, wo er mit glaͤnzender Tapferk eit gefochten hatte, und lebte in 
Iinehmende Worte, die Fr. v. St. zu ihm ſprach, machten einen 
af ihn und entflammten fein Herz unb feine Einbilbungstraft. 
ſehr Heben, daß fie mich am Ende heirathen fol”, fagte ex zu 
Die Umftän 1be begänftigten feine Wünfche. Fr. v. &t.., durch: 
ıtte ſich ſchon laͤnger mit dem Gedanken vertraut gemacht, einen 
noch einmal ihre Freiheit zu opfern, und mit ber Hoffnung, in 
ige Zuflucht zu erhalten, nicht felten auch ben Wunſch vereint, 
dann zu finden, ben fie eines ſolchen Opfers würbig achten koͤnne. 
bung machte fie gluͤcküch, wiewol ihre Lage dadurch ſchwierig 
Bedingung feſtſetzte, ihre Ehe geheim zu halten. Frau Necker 
le, ihre Freundin ſei nur durch eine Schen, wovon fie ſelbſt Ihe 
te, und durch die Anhänglichkeit an einen Namen, ben fie bes 
verleitet worden, auf einer Bedingung zu beflehen, die ee in eine 
ng bringen mußte. Sie wollte um jeben Preis das Land verlaſ⸗ 
e in ihr Schickſal zu verwideln fürchtete, aber von Beobachtern 
awumringt, fah fie die Gefahren und Smierigteiten bei ber 
pfte, lange unfchläffig gegen den Gedanken, das Grab ihrer Ä- | 
eiz, Ihe zweites Vaterland, zu verlafſen —* * * Verbreche⸗ 
Meer zu fliehen. Im Fruͤhlinge 1812, im legten Augenblücke, 
h *— war, entſchloß fie fich en eu zur Abreife, als man fie 
niß bedrohte, wenn fie fidh nur einen Tag von ihrer Wohnung 
Sie eilte, von den franz. Heeren verfolgt, Wien nach Moss 
orehdten ber Stanzofen ging fie nad) Petersburg, und bald dar⸗ 
812, nach Stockholm. Hier erfchien ihre kurz vorher vollendete 
Sebfimorb” („Reflexions sur * suieide”), worin fie bie 
igt, bie Religion und Moral dem Unglüdlichen barbieten, mit 
n den Kronprinzen von Schweden, ber fie fehr wohlwollend auf⸗ 
Im Fafange bes folg. Jahres ging fie nach England, mo fie 
vachte. Sie war noch in London, als die Nachricht von bem Eins 
eten in Paris ankam, und auf bie Stage riwb N Ren, 
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Sumg Ind große Buch Wergätung für Die alte Eikesfb vom 2 
bei Anen Abfchiede im öffentl. Schatze zuruͤckgelaſſen, eine € 
das Directorium anerkanute und in geiſtlichen Bhsern. 


mehr angenommen. In einem gluͤcklichen De 
geliebten Gatten, eines trefflichen Sohnes und einer lebens 
bildeten Tochter, die mit einem Mamnne von ausgezeichnet⸗ 
zu. Broglio, regen 
annern der Hauptflabt, und von ber ** erhoben, i 
am Er im Gm Fr Gtaatöeinsigtung zu 
Paris, und wur der Schmerz über Frankreichs Beſetzung bu 
wegte fie fo lebhaft, daß fie ſich ann ner idee H 
Der zuruͤckut 


Wergangenbeit in einem rait 
wenn asıe ——— 
a wuͤrdigen, die fie hier uͤberſchaute. 3 verſchiedene Bed 
einander: die Rechtfertigung des oͤ Lebens ihres Ba 
ſteling des Gauges uud der ver ‚und 
politiſchen Grunbfäge, weichen bie 
St. hat diefe Zwecke mit geübter Denkkraft und 

‚Wenn auch, nach ihrer Darſtellung bee öffentlichen Wikekfumks 
nicht alle Zweifel eine befriedigende Löfung gefunben ; 
gerechten des ebein, viel verkanten mit 

Ir Darflelung ber Revolution fl 


annen seo nlal hal aembas ano 








Stael: —— 611 


„und furchtbar, oe fe elber gu Iprem Ace fagte, Der 

uflöfung, fo wenig ber ob, moralifh betrachtet, Schredten 

BED Ivan Ze ei ed — 

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umſang ihrer weiſtesgaden auerorventuch TOM 


Den herruchen 
thmlich bei ihr, aber nichts Seltſames in ihrem Weſen. Kei 


war Ihr eingedruͤckt worden, und ſelbſt die Erziehung hatte tet 
ihe zuruͤckkgelaſſen. Sowie auf ihre Urtheile, die fich In ihrer Au 
äußerten, die Öffentliche Meinung nie Einfluß gewann, ebenfo 
rem Innern Eigenfinn und Laune darauf ein. Man wurde v 
riſches Gebiet eingeführt, in eine neue und body bee wirkfiche 
alle Gegenflände, wenn auch größer und auffallenber,, wenn a 
doch in ihren gemöhntichen Formen und Verhaͤltniſſen erfchlew 
Natur gegründete Eigenſchaft und Stimmung ward bei ihr v 
Erkuͤnſtelte und Kindiſche iſt ihr fremd geblieben. Für alle G 
fie empfänglich , jedes begeifterte Befühl warb von ihr begriff 
ihr aufgefaßt, und nichts Großes, nichts Bedeutendes bat ſich 
gegmben und in verfchiebenen Zeitpunkten ber Befittung im 
entwidelt, das nicht in ihrem Innern einen Anklang gefunben 
tigften Beziehung endlich, in Hinficht auf die Meligton, Fan t 
v. &t. auch beiehrend fein. Dieſer felbftändige Geiſt, dieſer 
Licht ſo willkommen war, überzeugte fih von Tage zu Tage 


Wahrheiten des Chriftenehums”. — „Werfen wir einen fi 


Erziehung , bie fie dem Leben verbankte. Begabt mit ber empf 
einem Alter, two die ganze befeelte Schöpfung bem Rufe zu | 
keiten zus Folgen ſcheint, erweitert und übt fie maufhoͤrlich ihrer 
und Kindesliebe haben bei ihr eine fhwärmerifche Stimmung. 
Begungen empfängt fie auch als ein Befühl und vielleicht alt 
benflen Empfindungen. Die Jugend kommt, das Alter, wo 
Zweifeln vegt und zugleich die Begeifterung ihre Fluͤgel hebt, 
der Beift Nichts glaubt, wo die Unterfuchung aller Fragen 5 


VUrtheile führt. Der Einfluß diefer Lebenszeit und eine® mit if 
alter& mag bei Frau v. &t. merklich fein; aber der Gedanke a 


ü Staffa 618 


hung wit ihr ſtellen, weil ſich bei ihm dieſelbe Vereinigung von Geiſtes⸗ 
d; aber er unterſcheldet ſich darin von ihr, daß er dieſe Kraͤfte nicht auf 
ſchaftiches Ziel richtete. Er war ein vollkommnerer Meiſter in feiner 


se Darftelungen find vollendeter, tiefer gedacht vieleicht, und doch ſteht 


mbere Aufrichtigkeit, durch mehr Rederei, mehr Sophismen, ald Denker 
während fein wilber Stolz, feine herbe, rauhe Sinnesart, feinem Ta⸗ 
inflere Blut geben, bie gar nicht dem edein Feuer gleicht, das Frau v. 
Das Menſchengeſchlecht, das Rouſſeau zu lieben glaubte, war nur ein 
unbekanntes Ideal. Frau v. &t. liebt, was fie umgibt, und trägt auf 
heit ihre Zuneigung gegen ihre Angehörigen über. Was vieleicht ihrer 
, an Vollendung abgeht, wirb mehr als erfegt durch den Zauber der er⸗ 
Hung , durch die Friſche der Begeiflerung, wenn man fo fagen darf. Es 
), der lebendig aus der Quelle fpringt und funkelt in feinem Hintiefeln. 
iſt aber auch noch auf andre Weiſe als durch jene Vereinigung verfchies 
Skraͤfte ausgezeichnet. Jede hat eine auffallende Eigenthümlichkelt, und 
alle das gleiche Bepräge, das ber Frau v, &t. eigen ift. Diefes Gepraͤge 
ihrem Charakter, fie verdankt e8 ber Kraft, ſowie der Beweglichkeit ih⸗ 
ke, ben plöglichen Aufwallungen von Unwillen, Mitleid, Stolz, aber 
mflanbe, daß fie nie bie Weiblichkeit verleugnet. Vielleicht iſt dies das 
ihres Zaubers. Sie fpricht als Frau zu dem Lefer, fie ſetzt fich perföntich 
Beziehung, um ihm zu fagen, was in Ihrer und feiner Seele vorgeht; 
z fehr wohl, daß man die Anfprüche ihres Geſchlechts ſehr bald vergeffen 
m fie aufhörte, ihm liebenswuͤrdig und anziehend zu erſcheinen; mag fie 
afzuklaͤren ober zu blenden ſuchen, fie laͤßt ihre Überlegenheit nie druͤcend 
mag ſich nie einen Vorzug anmasen”. Die Freundin hat nur letfe bie 
Darftellung berührt, welche ſich befonber in ben Altern Schriften ber 
‚ finden ; aber e8 möchte fi wol im Allgemeinen behaupten laffen, daß 
ad der Frau v. St. nicht ganz rein, ihr Styl unregelmäßig und an- 
iſt, und ihr Streben nach Wirkung und bie nothwendig daraus entſte⸗ 
reibung zuweilen der Richtigkeit ihres Urtheils nachtheilig geweſen ſind 
eſtellung von Thatſachen eine verdaͤchtige Farbe gegeben haben. Sn als ' 
zerken aber, felbft in denjenigen, bie man mehr als eine Sammlung 
ruchſtuͤcke, denn als durch Einheit verknuͤpfte Darſtellungen betrachten 
E man weit mehr eigenthämliche, tiefe Beobachtung, groͤßern Scharf: 
‚after Einbildungskraft, phitofophifchere Blicke auf das Menſchenherz, 
ind Literatur, als bei den meiſten andern Schriftſtellerinnen. Manche 
ingen, zumal Über Lebensverhaͤltniſſe, mögen die Prüfung nicht aushal⸗ 
ntadzliger aber iſt fie in ber Politik, wo fie ſich ſtets als eine warme 
rin der Freiheit und freifinniger Grundſaͤtze zeigte, und mehr beneidens⸗ 
tadelnswerth erfcheint jene empfängliche Stimmung, bie nach Allem, 
hren und gelitten, fie noch immer verleitet, das Werbienft früherer Ver: 
itiſchen Verbeſſerungen zu uͤberſchaͤtzen und hie Hoffnung auf deren kuͤnf⸗ 
ven zu hoch zu fpannen. 

Sohn, Baron Auguft de St., geb. 1789, ein edler Mam von ju⸗ 
ftigem Geiſte, ftarb zu Goppet d. 17. Rov. 1827. Seine „Notice sur 
er‘ (Paris 1820) und f. „Lettres sur l’Angleterre” (Paris 1826) 
jau die Vorzlige Engignds und beftreiten viele politifche Vorurtheile, die 
b herrſchen. Seine Schwefter ift die Herzogin von Broglio. Diommard 
ihn eine „Notice” (Laufanne 1827). | | 

fa, Infel an Schottlands Weftküfte, iſt berühmt wegen ber Fingals⸗ 
8 Rieſendammes und Rieſenweges. Die merkwuͤrdigſten Säulen find 
wweſtſeite derfelben; das ganze Ende ber Inlel ruht auf Reiten von un 





ve einer Pohie zutonmt, DIE vermuthuch DIE PrANIG 
nem eifenden befhrieben warb. Die Wegweiſer nennen fie 
oder Fhinn⸗Mac⸗Coul, ben der Überfeger des Oſfian Fingal ne: 
bier da6 Andenken des Helden erhalten, an deſſen Daſein, wi 
ganzen Gedichts man in England felbft zweifeln wollte. (S. 
| Staffageneamt man in der Malerei einzelne Figuren 
von Menſchen, Thieren, auch Pflanzen, welche im Wordergri 
‚ angebracht find; dies heiße fin ffiren und die Maler wenden 
befondern Fleiß. 

Staffelei heißt bei den Malern ein hoͤlzernes Geſtell, 
außgefpannte Leinwand, oder die Tafeln und überhaupt bie 9 
fie malen, fowie auch fertige Gemälde ſelbſt ſtellen. beftel 
wert, das von einer Latte hinten geflügt wirb, und an beff 
mehre gebohrte Löcher befinden. Durch Einſtecken von Pfldd: 
tiefen Löcher wird das Gemälde nach Belieben höher oder niedı 
haben alle Gemälde mittlerer Größe (welche auf Staffeleien ge 
Mamen Staffeleigemälde. Ähnliche Geftelle haben bie 
halberhabenen Arbeiten und die Rupferftecher für ihre Platten. 
Staffelmarſch, f. Echelon. 

Staͤgemann Eriebrich Auguſt von), koͤnigl. preuß. 
eines Landpredigers, iſt 1763 in ber Uckermark geboren. Fruͤ 
den Tod beraubt, kam er nach Berlin in das Schindler'ſche U 
dann bie 1782 das. Symnafium zum graum Kloſter, und gin 
ſich der Rechtswiffenfchaft widmete. Nach Vollendung feiner 
dien wurbe er bei ber Megierung in Königsberg angeſtellt, bald 
gezogen und 1806 als Mitglied bes Generaldirectoriums un 
miſſarius nach Berlin berufen. 1807 wurde &t. vortragenbder 
maligen Staatskanzler von Hardenberg, und nad) dem tilfit 
der zur Verwaltung bed Landes niedergeſetzten Immediatcon 
des num folgenden Miniſteriums des Hrn. von Stein fland € 
Dec. 1808) als vortragenber Rath zur Seite und warb auch a 


Stahl Stahl (Metall | sis | 


| E gerbäetigt werden wich. Er ſammelt / fe 1828 unter dem Titel: nd 
sen in Iprifchen Gedichten” (WBesiin). 
BR: vi G Ernſt), geb. zu Auſpach 1660, geft. 1734 als koͤnigl. preuß 
me Berlin, war ein giächticher Arzt und tieſdenkender Naturforſcher. ZI 
ft waren die Erfahrungen in der Ghemie durch van Delmont, Bley, Hem⸗ 
Dt, Boyle, Hooke, Becher, bereits zu einem großen Unsfange angewach⸗ 
Buch Niemand hatte verfucht, in dieſer Wiffenfchaft, gleich Newton in 
‚ eine umfaffende Wheorie zu geben. St. unterzog fich der Arbeit, zu 
BB Studium der Becher ſchen Schriften und feine eignen reichen Erfahren 
Hehe hülfreich waren. Aus diefen lernte er, daß aus ſchwefelſauren Saljen 
jen Stoffen im Feuer Schwefel, aus Metallorpden (damals Metallecden) 
füch reguliniſche Metalle barfieen lleßen. Ex nahm das Ergebniß biefer 
Kfz ein bervorgegangenes Product, beffen einer Beftandtheil in ben days - 
Man Salzen ober Erben, ber andre in den kohligen Stoffen enthalten fe; 
fern nannte er ah logiſton (f. d.) (Brennbares) und nahm an, daß [hin 
ya dem durch Reduction erhaltenen Körper diefem bie Fähigkeit, wieber zu 
kom, ertheile; da während des Verbrennens jiner ſich in Geftalt bes Feuers 
MB ben Körpern entferne und fie als Erde ober Säure zuruͤcklafſe. So we: 
G ‚Dypocbefe mit frühern Erfahrungen von Mey, Cardan, Boyle zuſam⸗ 
te, die ſaͤmmtlich eine Gewichtszunahme des Werbrannten aus der Luft 
hatten, fo warb fie doch uͤberall als wahr angenommen, teil fie die aefle 
Unficht des chemiſchen Proceſſes lieferte, und fie hat als phlogiſtiſch⸗ 
Theorie gegolten, bis ihr Lavoiſier (f. d.) fein antiphlogiflifches &- 
EX Den Widerfprudy der Gewichtögmahme, bie währmb ber : 

















von St.s Phlogifton vorfichging, beflegte fein Genie dadurch, daß 
Wbtogifton die Eigenfchaft beitegte, die mit ihm verbundenen Körper leichter, 
ifſenen ſchwerer zu machen. Denn die Blammıe, als Repraͤſentaut des Phlio⸗ 

flteg aufwärts, daher felbige® aller Shunt entgegengefet fein mußte. 
y &t. feine einfeitige Theorie dadurch noch einfeeiger machte, daß er den 
en Einfluß der luftfoͤrmigen Stoffe vernachiäffigte, fo haben doch wenige 
» fo viel als er zu. ben Fortſchritten der Chemie beigetragen. Er entbedite 
ſchaften der Atkafien, Metallkalke und Säuren, er ertheilte der Wiffen« 
je axiomatiſche Form und verbannte alle raͤchſelhafte — — welche 
der Alchymie anhingen. Doch waren ſeine Verdienſte um die Theorie 
und Ausübung der Heilkunſt ohne Sereit noch bedrutender. St.s 
u. d. N. der Lehre vom phyſiſchen Einfluffe bekannt und trat dem gleich⸗ 
Fr. Hoffmann's entgegen. Die wichtigſten Schriften dieſes vor⸗ 
Mannes find feine „Theoria modies vera” (Halle 1737, 4) und Die 
Ameinta et ohservat. ehemicae‘' (Berlin 1731). Ä 

ab! —* veredeltes Eifen, und wird eutweder durch das Ausſchmelzen 










gereinigt worden, ſchmiedet und ſtreckt man es zu Staͤben, welche 
BB geben. Der Rohſtahl wird, um Ihn ferner zu veredeln, zu mehren 
dt, geſtreckt, in Stüde gehauen und twieber zuſammengeſchweißt, 
dt man das Berben nennt. Ein: auf biefe Art behandelter Stahl heißt 
mu oder Kernfichl. Aus dem Schmiedeeiſen geroinnt man den Stahl vers 
Eaͤmentirung, daher auch diefer Stahl cämentirter heißt. Man ninnnt 
Ge von guten reinem Eiſen, ſchichtet fie in den ſteinernen Kaſten eines 
|. Dfens, dr Caͤmentofen heißt, wait Rehlenftant un Öyile 








das Product feiner Vereinigung mit dem Elfen diefelben Eigen] 
den in Europa gangbaren Stahlarten behauptet ber feine englift 
Er führt das Zeichen B. Hythmant oder Martial) Er iſt gego 
reitung wird geheimgehalten. Mad) ihm folgt die Sorte, wei 
der Schweiz Acier poule, aufgeſchwellter Stahl, genammt wird 
tirter Stahl und wird zu Newcaſtle in England bereitet. Ra 
forten folgen die deutfchen,, befonders aus Steiermark und KA 
wird ber fchtwebifche und venetianifche Stahl gefchäpt. Außer u 
es in Aften einen Stahl, ber von langen Zeiten her fehr berühn 
nee Stahl, aus dem bie koſtbaren Saͤbelklingen gearbeitet werb: 
ſten Grab ber Härte mit einer unglaublichen Schmeidigkeit ve 
zahlt dergleichen Klingen auf dem Plage mit 700 — 8000 Thl 
Bereitung ſcheint noch nicht befannt zu fein. (S. Damafcit 
indien hat man eine Sorte Stahl, dort Wutz genannt, welch 
und Seinheit verbindet, ſodaß daraus —58 Meſſer gewoͤl 
Glas angreifen, ohne ſelbſt zu leiten. Übrigens iſt es bekannt, 
wieder in Eifen verwandeln kann, wenn man ihn wiederholt er 
abkuͤhlen läßt. Über Stahl und fein Fabricat iſt das Haupt 
technie, ou l’art de traiter les minerais de fer pour en o 
du fer ou de l’acier‘‘, von Haffenftag (4 Bbe., gr. #., Paris 1 
von Quang „Über Eifen: nd Stahlmantpulation” Rärnberg 
Stahlmittel, Martialia, werden die Heilmittel gen 
Eifen den befonders wirkſamen Beftandrheil ausmadt. Es 
Mittel befonders auf die Erhöhung ber Reproduction in den 
und auf die Erhoͤhung der Jrritabilität in ben reproductiven Dr 
unter dieſem Ausdruck ſcheinen fich die verfchiebenen eingehen 
Mittel zu vereinigen, die in Vermehrung bes Tonus ber Fiber, 
Abfonderungen, Vermehrung des Cruors in dem Blute, Bekt 


MDennuiämd habbafınae GAisurnst naht haomnan Sen malen Bare 


Gtainer (Jakob — Marcus) nn Be 


‚2) Der fogemennte Eifenmohr, das halb gefäuerte Eifen. 3 
Nerventinctur, eine Auflöfung von ſalzſaurem Elfen im ode 
in, tele zu Bädern gebraucht werben und geößtentheils aus 
Eifen beſtehen. 5) Mehre Eifentincturen, welche weinſteinſaures 
Eifen enthalten. 6) Der Stahlwein, der einiges Eifen in ber 
ge aufgeloͤſt enthält u. a. m. Endlich befindet fi) das Eifen auch in vers 
Menge und mit andern Stoffen verbunden in ſehr vielen meineralifchen. 
5 B. im Egerwaffer, im Sprudel zu Karlsbad, in ber Quelle zu Bri⸗ 
den, Ronneburg, Span, Schwalbach, Pprmont, Meinberg, 
‚ Keplig, Lauchflädt u. f. w 
iner oder Steiner (Jakob), ein geſchickter Salteninfirumentenmo> 
Mom, einem Eleinen Dorfe bei Hall in Tirol. Er lebte um die Mitte des 
d., und war ein Schuͤler ˖ des berühmten Inſtrumentenmachers Amati zu 
St. verfertigte vorzüglich Violinen, die er, wie erzähle wird, zuerſt 
Kgetragen und das Stüd für 6 Gldn. verkauft haben fol. Im J. 1669 
ais Hofgeigenmacher des Erzherzogs Ferdinand Karl von Kaiſer spe 1. I. 
» Er bediente ſich des Haſelfichtenholzes, welches er ſich aus Gleirſch, eis 
ned hinter dem haller Salzberge felbft holte. Seine Violinen zeichnen fich 
p befondere Bauart und durch einen ganz vorzglichen Ton aus; fie ſtehen 
fehe Hohen Werthe (eine echte bezahlt der Kenner mit 300 Dufaten), und 
BD mache, da bie echten nur felten find, indem St. nicht eben viel gefertigt 
K, amd manche Violine faul für fein Werk ausgegeben wird. Die 
hre feines Lebens verfiel er in Wahnfinn. Im 3. 1684 lebte er nicht 
+ Marcus St., fein Bruder, war ebenfans Inſtrumentenmacher zu 


reich. 
'a I aktit iſt ein faferiger Kalkfinter von weißer, gelber, xother, gruͤner 
weilblauer Farbe, der dem Durchſintern folcher Gewaͤſſer feine Entftehung 
‚ die durch einen Überfluß von Koblenfäure die Kaikerde aufzuloͤſen im 
kab. Daher wird er vorzüglich in Höhlen und leeren Räumen der Kalkge⸗ 
miden, die er überzieht, und wo er nun mancherlei Beflalten bilbet. Wo 
en herabtröpfelnd eine tropfſteinartige Geſtalt annahm, warb ex ſchon von 
Stalaktit genannt; was fi) aber davon unten auf dem Boden knollig 
—* abſetzte, nannte man Stalagmit. Oft nehmen die Anſaͤtze fo von 
Selten zu, daß fie endlich ſich vereinigen und große Säulen darſtellen, 
Anſchlagen einen hellem Klang geben. Der Stalaktit findet ſich 
ſchoͤn in vielen Höhlen —— Frankens, Schwedens, des 
der Inſel Kreta. Kuͤnſtler kennen ihn u. d. N Marmo alshanirins; 
er auch Tropfſtein 
Allfütterung, Rindviehzucht. 
tembul, Iſtambul, ſ. Konſtantinopel. 
mm. 1) In naturbiftorifcher Ruͤckſicht derjenige Thell eines Gewaͤch⸗ 
sunächft aus der Wurzel entſproſſen und von dem alle uͤbrigen Theile 
fa. 2) In bitdlicher Rüdficht wird das Wort Stamm (Stipes) fowol 
suen als von Sachen gebraucht, und ba bedeutet a) Stamm eines Regi⸗ 
‚beieniger Krieger, welche bei Errichtung oder Erneuerung eines Regi⸗ 
aufgenommen wurden, ober überhaupt dem Dienſte nach bie aͤlte⸗ 
„,.b) Stamm (Geburtsabel, Nobilitas gentilitia), ein folcher Adel, wel⸗ 
uf Geburt oder Zeugung (d. h. auf Abſtammung) gründet. o) Stamm» 
In ber Muſik), die Tonleiter von C zu C, nach welcher alle Übrige 
ia gebildet werben. d) Stamm, in genealogifcher Ruͤckſicht, entweder 
tfon, von welcher bie andre durch Zeugung abhängig iſt, ober auch ber 
u nrienigen Perfonen, die durch Zeugung von einer andern Yyrkaramoen, 



















JIRY JELyE, weiche HR vucch RAU] voet G. EIWFIUUIHSGETEN, 
riches Erbgangorecht auf die Rachkommen des erſten Erwert 
Die Befege mancher Länder geben dieſen Stammgätern eine U 
daß fie entweder gar nicht aus der Familie (dev Rachkommenſh 
ders) hinaut kommen Binnen und jede Berdußerumg an Anbrı 
oder daß doch bie Mitglieder der Familie entweder ein Work 
tractsrecht darauf haben. Eine abfolute Unveräußerlichkeit der 
die Familienglieber das Gut fogar ohne Erſatz bes Kaufgeldes 
iſt in wenig Ländern noch vorhanden und hauptfächlidh nur ı 
niffe aufeechterhatten. Selbſt das Näherrecht, wobei Fan 
den Käufer durch Erlegung des Kaufgeldes abtreiben koͤnnen ( 
ſchwindet Immer mehr aus ben neuen GBefepgebungen. Das 
wol Zehn (f.d.) als Erbe (lehnfrei, Allobium) fein, und « 
Hinficht das Eigengut (das Ermorbene, Errungenſchaft) entgeı 
in den Shterverhältniffen ber Ehegatten dufert die Anficht v 
Güter bei der Familie Häufig ihre Wirkung, welche fidy jedoe 
Ortsrechten auf ſehr verſchiedene Weiſe entfaltet Hat. Das u 
von den Stammgätern an und für fid) nicht außgefchloffen, wo 
verhaͤltnifſe oder befondere Famillenſtiftungen eime folche Au: 
ven. Auch wo das Geſetz nicht die Güter im Allgemeinen bei 
ten fucht, kann ihnen durch Teſtamente und Verträge eine aͤh 
Leit beigelegt werben, womit dann auch häufig befonbere € 
Ausfchließung des weiblichen Geſchlechts, Majorate, Senter 
find. Dergieihen Beflimmungen zu treffen, kann ber Sta 
die wichtigften Brunbverhältniffe des Volkes dabei auf dem 4 
Bann ebendeßwegen auch die [yon vorhandenen Einrichtung 
bern. In Frankreich ift durch die bürgerliche Geſetzgebung fi 
Begriff der Stammguͤter verſchwunden, und ein Verſuch, die 
Erſte in einem Theile bed Vermögens herzuſtellen, iſt in ber 9 
fern worden. Dagegen ift In Frankreich der allzu ſchnelle Über 


— eines SSSRHMie: ELIEAS Aefemdnt, da 


Stammmelodie 819 


wit mir Gott ıc., wie eigentlich bie Urmelodie angegeben werben follte. Der 
der gangbaren Melodien unſerer Kirchenlieder (Choräle) ſchreiben ſich 
416. und 17. Jahrh. her; wenigere gehören der fpätern Zeit an. Die An: 
mehr ober weniger gewöhnlichen und bekannten Melodien iſt fehr groß. 
P6 Choralbuch hat 1285. Nach den aͤltern Geſangbuͤchern bat man für 
Obnlichen Bedarf einige über 200. Lieder, welche nach einer gleichen Stro⸗ 
(Genus Stropharum) gedidhtet find, Laffen ſich auch nach Einer Melodie 
Aber eine und dieſelbe Melodie iſt nicht jedem angemeſſen. &o find 3. ©. 
2 &6 ift das Heil und kommen her ;c. ; Nun freut euch lieben Chriſten⸗ 
, 5° Allein Gott in der Hoͤh ſei Ehe ıc.; Wenn mein Stuͤmdlein vorhanden 
Her, wie Du wilft, fo ſchick's mit mir ıc. ; Aus tiefer Noth ſchrei 
2c. , nach einer gleichen Vers⸗ und Steophenart gedichtet; aber jedes 
R bat feine eigne, gar fehr unterfchiebene Stammmelodie. Ron den we: 
koch jest gewöhnlichen Choralmelodieen find die Somponiften zu entdeden. 
een finden zweifelhafte Angaben flatt. Zu manchem Liebe hat man meh⸗ 
. ‚, wie zu: Jeſus meine Zuverfiht u. v. a.; daher oft der Componiſt 
BR mit der ber andern verwechfelt wich. Viele Melodien haben auch in neu⸗ 
bag mehr oder weniger bedeutende Berbefferumgen erfahren. Faſt keine ein: 
Wlodie wird jest mehr fo gefungen, wie bie Gommpofition derfelben in bem 
@Sporalbuche der lutheriſchen Kirche fteht, welches Luther, Senfl, Wal: 
eitet hatten und Georg Rhaw druckte. Keiner, der nicht eine blinde Vor» 
das Alte hat, wird jedoch alle Ältere Compofitionen twieberhergeftellt 
Bu, wenn nicht zugleich ein Ruͤckſchritt in ber Kunft gethan werden fol. 
w felbft componirte und verbefferte viele ältere Melodien (die zum Theil aus 
EM. Kicche ſchon zu Karl d. Gr. Zeiten in bie lateiniſche gekommen waren), 
Rehung feiner mufitalifchen Sreunde, der ſaͤchſiſchen Capellmeiſter, Joh. 
P, Konr. Ruff (Andre fchreiben ihn Rumpf) und des bair. Capellm. Lud. 
ber Senfli. Die Melodien , welche Luther entweder neu componirte, oder 
u Verbeſſerungen er Antheil hatte, follen folgende fein: Ein’ fefle Burg 
Bott ıc.; Es wol’ uns Bott gnädig fein ıc.; Nun komm der Heiden Hei⸗ 
die, für feine Kinder componirten : Won Himmel body da komm’ ıc. ; 
wet euch lieben Chriften ıc.; Nun bitten wir den heil. Geiſt ıc; Gelobet 
ef Chriſt ıc. ; Gott, der Vater, wohn’ un bei ıc. ; Water unfer im Him⸗ 
ac.; Ein Lämmiein geht und trägt ꝛc; Chriſtus ift erflanden ıc.; Erſtan⸗ 
we Heil. Chrift ıc. ; Chriftus lag in Wodesbanden ıc.; Mitten wir im Le: 
ze. Wohl dem, der in der Gott'sfurcht Steht ıc. — Ein Kindlein fo loͤ⸗ 
=, fol Benno, Biſchof in Meißen (1107), die Melodie nach welcher 
ChHrift dic, zu uns wend ıc. gefungen wird, Joh. Huf compontet ha⸗ 
re. Iſaak, (gegen 1490), Capellmeiſter Maximilians I., componirte 
wi Lied: Inſprug ich muß dich laffen zc., nach welchem fpäter von Job. 
Be Xert: O Welt, ic) muß dichlaffen zc., von P. Grofe: Nun ruhen alle 
„ gebichtet wurden. Valent. Hausmann, ein Somponift aus Nürnberg, 
u 1520: Wir glauben all’ an einen Gott ıc.; Erhard Hegenwald, ein 
In Wuͤrtemberg, um diefelbe Zeit: Erbarm dich mein, o Herre Bott ıc., 
ke haben. Lazarus Sprengler, Nathefchreiber in Nürnberg (ft. 1510), 
BB. und Componift wie: Durdy Adams Fall iſt ganz verderbt, genannt. 
» Dfar. zu Landskrona, gegen 1530, Componiſt von: Chriflus der 
macht xc., und Chriſt, der du biſt das heile ꝛc. Um diefelbe Zeit: Nicol. 
* g. zu Stettin: O Lamm Gottes unſchuldig; D. Joh. Polyander, 
8 Königsberg (1540), Vf. und Comp. von: Nun lob meine Seele den 
— Dani Speratus, ft. als Hoſpred. und Biſchof zu Liebmuͤhl 1554, 
BRertes und der Melodie: Es iſt das Heil und kommen ber R.;z Wde. Sons 
















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genberg, gegen 1545 Superint. zu Eisleben, ſoll die Mei.: Au⸗ 
fei Ehr ıc. componirt haben; doch fchreiben Andere diefe Mels 
cius und noch Andre dem leipz. Sup. Gelneccer zu. Dem Ela 
pelim. zu Eyon , welcher 1572 bei ber parifer Bluthochzeit um 
die Mel: Herr Gott dich loben Alle wir ıc., zugeeignet. Urb 
Dial. zu Glaucha, comp. : Laßt uns ae frölich fein ꝛc. D: 
fonft Scharrſing, Pred. zu Friemar bei Gotha 1530, wir! 
&igm. Hummel, wärtemb. Capellm. 1550, wirb von Schu 
von: Allein zu dir, Herr Jeſu Chriſt ıc. genannt. Nach € 
auch die von Andern dem Gantor Herrmann zugefchtiebene Me 


Stuͤndlein vorhanden ift, geſetzt haben. Joh. Baptiſta, Muſi 


Wenn wir in hoͤchſten Noͤthen zc. componirt haben. Mich. G 
gan. zu Amberg: Herzlich lieb hab’ ich dichic., Joach. von 
1580 Rathsherr und Cantor zu Muͤhlhauſen: Herr, ich hal 
Du Sciedensfürft, Here Jeſu Chriſt 2c.; Aus den Tiefen nufı 
und Gott dm Heemıc. Unbre fchreiben bie zulegt erwähnte I 
perint. Mic. Selneccer (ft. 1592) zu; wie auch bie: Singen 
grund ıc. und: Ach bleib bei uns Herr Jeſu Chriftzc. M. Bo 
flee Cantor, dann Hector zu Altdorf gegen 1608: Vor deinen 
mit ıc.; Joh. Steuerlein, Notar zu Meinungen (fl. 1613). 
wahrer Menſch ıc.; Deich. Teſchner, 1613 Caritor zu Frauer 
Valet willich bie geben ıc ; Mich. Prätorius, Capellm. in B 
den und Magdeb. (fi. 1621), Verf. und Componiſt von: 

duch deinen Sohn ıc. Philipp Nicolai, - der ſchon unter den Ui 
fangbücher) erwähnt iſt, hat vor ober 1599 die beiden prachtv 
het auf, ruft uns die Stimme x., und: Wie ſchoͤn Leuchte | 
componirt. Sie finden ſich in f., in dem erwähnten Jahre exrfd 
fpiegel”. Einige fchreiben die Compof. der zweiten Del. dem . 
(&. alß Draan. in Hambura 1625): noch Andre bom ‚Füsiee I 


Stammmelodie 621 


Ne. in Berlin gegm 1630: Du, o ſchnoͤdes (ſchoͤnes) Weltgebaͤude ıc.; 
je bi, o lebe Seele ıc.; Jeſu, meine Freude 2c.; Jeſus meine Zuver⸗ 
Joh. Herm. Schein, Mufikdir. in Leips. (fl. 1631, f. Schein), bi» 
d compon.: Mach’ mit mir, Gott, nach deiner Guͤte 1.5; Ach, Here, mid) 
Binde ıc., nach welcher tel. auch Paul Gerhard 1666 Befiehl du deine 
re. dichtete, welche jetzt gewoͤhnlich ale Stanmmmelobie angeführt wird. Auch 
Melodie: Wer Gott vertraut ıc.; und: Wenn meine Sünden mich kraͤn⸗ 
i, fol Schein Gompon. fein. Es tft nun aus mit meinem Leben ıc. fol 
heſon's „‚Ehrmpforte”, &. 170), der nachherige Rector zu Zſchopau, 

r Liebe, ſchon als Schüler zu Freiberg compontet haben; und als Verf. 
: Es tft genug; Go nimm Here meinen Geift ıc. wird ber Vf. dies 

bes, Franz Joach. Burmeifter oder Buhrmeiſter, welcher als Sand. ber 
in Limeburg (ohne Angabe des Jahrs) geftorben iſt, angegeben. Joh. 
Gapellmeifter in Hamburg 1648, comp.: Werde mimter, mein Gemuͤ⸗ 
Jeſu, ber du meine Seele ıc.; Ermuntre dich, mein ſchwacher Geiſt ıc. ; 
erigkeit ıc. Sof. Rofenmüller, Mufikdir. in Leipz. (ft. 1650): Straf 
In deinem Zorn ıc. Einige fchreiben ihm auch die Melodie: Alle Men⸗ 

en fterben ıc. zu; in biefem Kalle müßte es eine von der Cruͤger'ſchen: 
ſchoͤnes Weltgebaͤude, unterſchiedene fein. Thomas Selle, Kanon. und 
e. in Hamburg gegen 1650: Nun laßt uns den Leib begraben; Drefen, 
eifter zu Amftadt, 1650: Seelenbraͤutigam ıc. Heinrich Albert (Mat⸗ 
3 der „Ehrenpforte” nennt ihn Albert) fl. 1668 als Organ. zu Königeb., vers 
gegen 1640 Tert und Mel. bes Liedes: Bott des Himmels ımb ber Er⸗ 
smponitte: Chrifte, dur Lamm Gottes ıc.; Ich bin ja Here in deiner 
e. (doch laffen auch einige dieſelbe Melodie als Gtammmelodie: O Ewig- 
Donnerwort ıc. angeführt, von Joſ. Schep componirt fein); O wie fe 
ihr doch ıc. Mich. Frank, Schullehrer zu Koburg, componirte: Ach rote 
sc. Joach. Neander, Pred. zu Bremen, fl. 1680: Lobt den Herrn, den 
in König der Ehren ꝛc. Sev. Gaſtorius, Cantor zu Jena, gegen 1675, 
ste: Was Gott thut, das iſt wohlgethan (dee Vf. f. Gefangb.). Bon 
zammetrſchmidt, einer der größten Contrapunktiſten (fl. 1675 als Orga⸗ 
ittau) iſt die Mel.: Freuet euch, ihr Chriften alle ıc.; Meinen Jeſum laß 
zc.; Ach, mas ſoll ich Suͤnder machen ıc., welche legtere von Knecht dem 
a Strasburg verftorbenen Joh. Ftittner zugefchrieben wird. . Neumark, 
ib Compon. von: Wer nur den Heben Gott läßt walten. (&. Geſang buͤ⸗ 
Chr. Flor, Organiſt zu Lüneburg 1692, componirte: Auf meinen lie 
&.2c. wenn dies eine a. Melodie ift als die dem Joh. Hermann zugefchrie- 
Bo foll ich fliehen hin ıc. Sam. Veiel, fl. 1695 als Dr. med. zu Um, 27 
eomponirte: Nun ſich der Tag geendet hat ıc. Sottf. Hein. Stoͤltzel, 1730 
eifter zu Gotha: Nun Bott Lob, es ift vollbracht ic. Naͤchſt den genann- 
poniften haben ſich noch um bie Melodien des Kicchengefangs verbient ge⸗ 
Dans Leo v. Hafler, zu Nürnberg gegen Ende d. 16. Jahrh.; Melch. 
3, fl. als Cantor zu Weimar, 1616; Simon Gref, fl. als Pfarrer zu 
au 1659; 3. €. Kuͤhnau, ft. 1805 ; als Gantor zu Berlin (Merf. der 
Bie lieblich winkt fie mir ıc.) ; Doles, fl. als Mufikdir. emerit. in Leipz 1797, 
Bellert'ſchen? Lieder componirte; Hiller, ft. als Muſikdir. emerit. in Leipz. 
der mehre neue Kicchengefangmelodien, als: Wie groß iſt des Allmaͤcht'⸗ 
terc. componitte, audh verfchiebene ältere verbefferte fein Nachfolger Schicht; 
Heine. Knecht, fl. 1817 als Mufikbir. in Biberach, und deffen noch lebens 
wer; Rüttinger, Organ. an der Waiſenhauskirche zu Hildburghauſen, 
Melodien des neuen hildburghauſenſchen Geſangbuchs componirt hat; 
', m Sonneborn, Goͤtz, Stadler, Mint und fat alle Heruabarker von 





gENDErg, gegen 1020 TOUPELINT. ZU WIDIEDER, JOL DIE 2UTEL. auen 
fet Ehr xc. componirt haben; doch ſchreiben Andere biefe Melodi 
cius und noch Andre dem leipg. Sup. Selneccer zu. Dem Claw 
pelim. zu Lyon, welcher 1572 bei ber parifer Bluthochzeit ums 
die Del.: Her Gott dich loben Ale wir ıc., zugeeignet. Urba 
Dial. zu Glaucha, comp. : Laßt uns alle frölich fein ıc. Dr. 
fonft Scharrſing, Pred. zu Friemar bei Gotha 1530, wird 
Gigm. Hummel, wärtemb. Capellm. 1550, wirb von Shut 
von: Allein zu dir, Herr Jeſu Chriſt ıc. genannt. Nach Ei 
auch bie von Andern dem Gantor Herrmann zugefchriebene Mel: 


Stuͤndlein vorhanden iſt, gefegt haben. Joh. Baptiſta, —— 


Wenn wir in hoͤchſten Noͤthen ꝛc. componirt haben. Rich. G 
gan. zu Amberg: Herzlich lieb hab’ ich dich xc., Joach. von ( 
1580 Rathsherr und Cantor zu Mühlhaufen: Heer, ich habı 
Du Friedendfuͤrſt, Herr Jeſu Chriſt ıc.; Aus den Tiefen rufe 
uns Gott dm Herrn etc. Andre fchreiben bie zulegt erwähnte 2. 
preint. Nic. Selneccer (ft. 1592) zu; wie auch bie: 
grund 2c. und: Ach bleib bei uns Here Jeſu Chriftic. M. Get 
fer Cantor, dann Rector zu Altborf gegen 1608: Vor deinen | 
mit ıc.; Joh. Steuerlein, Notar zu Meinungen (fl. 1613): 
wahrer Menſch 2c.; Deich. Teſchner, 1613 Caritor zu Sranenf 
Valet willich Die geben ıc ; Mich. Prätorius, Capellm. in Bee 
den und Magbeb. (fl. 1621), Verf. und Componift von: £ 
durch deinm Sohn ıc. Philipp Nicolai, der ſchon unter den Biel 
ſangbuͤcher) u tft, bat vor oder 1599 die beiden prachtvol 
het auf, ruft uns die Stimme ıc., und: Wie ſchoͤn leucht't de 
componirt. Sie finden ſich in f., in dem erwähnten Jahre erfchi 
fpiegel”. Einige fchreiben bie Compof. der zweiten Mel. dem 
(ft. als Drgan. in Hamburg 1625); noch Andre bein Heinz. 
Sohn des Genannten zu; aber biefer ward erſt 1600 geboren; 
demann kann Nicolai vielleicht f. Melobie ‚jur Heilung und hau 


Stammmelobie ss: 


Eh Berlin gegen 1630: Du, 0 o fändte (choͤnes) Weltgebaͤude ıc.; 
dich, o Hebe Seele ıc.; Jefız, mein e Freude 2c.; Jefus meine Zuver⸗ 
35. Herm. Schein, Muſikdir. in Beig. (ft. 1631, f. Schein), bdich⸗ 
.: Mad’s mit mir, Gott, nach deiner Güte 1c.; Ach, Den mid 
57 x., nad welcher Mel auch Paul :1666 Beficht du 
* jeht gewoͤhnlich als Scammmelobdie angeführt wirb. "Auch 
Wer Gott vertraut ıc.; und: Wenn meine Sanden mich kraͤn⸗ 
— Compon. fein. Es iſt mm aus mit meinem Leben ıc. fol 
fon’$ " Cheenpforte”, S. 170), der nachherige Rector zu Bſchopau, 
ſchon als Schäter zu Freiberg componirt haben; und als Bearf. 
* Es {ft gmug; So nimm Here meinen Geiſt ıc. wird der Wf. bier 
WB, Stanz Joach. —— oder Buhrmeiſter, weicher als Cand. ber 
nee (ohne Angabe des Jahres) geflorben iſt, angegebeh:" ob. 
meifter in Hamburg 1648, comp.: Werde nmumter, mein Gerd 
w, der dus meine Seele ıc.; Ermumter di &, mein —— 
Belt ıc. Sof. Rıferimäller , er hi kein. ft. 1650): Straf 
in beinem Zorn ıc. ent ſchreiben ihm auch die Melodie: Alle Men⸗ 
en. em Berbem sc. gu; in bieſem Falle —* —— — 
Zues Weltgebaͤnde, umterfchiebene fein. A Selle, Ranom; mb 
In Hamburg gegm 1650: Nm laßt und den Leib begraben; Dreſen, 
Kifter zu Arnſtadt, 1650: Seelenbraͤutigam ꝛc. Heinrich Alberth (Mots 
ı der „Ehrenpforte” nennt ihn Albert) fl. 1668 als Organ. — ver⸗ 
gegen 1640 Tert und Mel. des Liedes: Bottdes Himmels und der Er⸗ 
onfrte: Chriſte, du Lamm Gottes ıc.; Ich Bin ja Gere in beinse 
: "(doch laffen auch einfge ee Metobie als Gtammmelodie: O 
gnnerwort ıc. angeführt, von Joſ. Schep componirt- et) ; D wie f 
E doch ıc. Mich. Frank, tr zu Koburg, 

Joach. Neander, Pred. zu Bremen, ſt. 1680: —— Bern Im 
König der Ehren ıc. Sev. Saftorius, Eantor su Jena, gegen 1675, 
: Was Gott thut, das iſt wohlgethau (dee Bf. f. Gefangb.). Bon 

chmidt, einer der größten Coutrapunktiſten (fl. 1675 als Orga 
un if bie Meet. : Freuet euch, ihr Cheiften alle ıc.; Meinen Jeſum laß 
e; Aa, mas foll ic) Sämder machen ıc., weilge Ictere von Auedht bein 
Straßburg verftorbenen Joh. Flittner zugeſchrieben wird. Neumark, 
Comwpon. von: Wer nur den Heben Bott läßt walten. (©. Gefongsk 

. Stor, Organiſt zu Lüneburg 1692, 'conrponirte: Auf meinen lie 

. wen dies eine a. Melodie ift als die dem Joh. Hermann zugefcheie- 

—— Sam. Veiel, ſt. 1695 als Dr. med. zu Ulm, 27 
nirte: Nun fich der Tag geendet hat ıc. Bottf. Hein. 2* 41730 
e zu Gotha: Run Bott Lob, es iſt vollbracht xc. Naͤchſt ben genann⸗ 

en haben fich noch um die Melodien ded Mechengeſangs verdient ger 
i6 Seo v. Haßler, —e er Ende er, Ef 3 Meich. 





























Lebt winkt fie mir ıc.); Dotes, fi. —* Biden einer 4797, - 
ſchen? Lieder componirte; Hiller, ft. als Muſikdir. emerit. im Lelps. 
mehre neue Ricchengefangmelobien, als: Wie groß iſt deö Aumidt‘ 
x. componirte, auch verſchiedene ältere —— fein Nachfolger Schicht; 
. Knecht, fl. 1817 als Mufſikdir. in Biberach, und deſſen noch leben 
; Mättinger, Drgan. an ber Waiſenhauskirche zu Hi 
—2 bes neuen hildburghauſenſchen Geſangbuchs hat 
‚Ya Sonneborn, Goͤt, Stadler, Mint und » ale Quunkadvn un 


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ſmarſert 
FINE ſwarſere OO 


Standesherren (beutfche) 625 


* Abels Ben sittermäßige Dienſtmannen zu haben, paßte nicht mehr, da auch 
Zürften Lehen von ihres Bleichen und felbft von Unterthanen angenom- 
e und auch Puͤtter's in 2 Werken (‚Über den Unterfchieb der Stände”, 
„Aber Mißheirathen deutfcher Fürften und Grafen”, 1796) aufgeftsilte 
, baf AntHeil an der Reichsgeſetzgebung, oder Sig und Stimme auf dem 
ee das entfcheidende Merkmal abgebe, war nicht bucchgreifend, da alte 
Sürfienhäufer vom hohen Adelftande nicht ausgefchloffen und den Reiche: 
nicht nachgefegt werben Eonnten. Die Rechte des niebern Adels waren nach 
ten fo unbedeutend, baß man ihn kaum für einen eignen Stand hals 
nes bie gelehrten Würden fehen nach den Reichögefegen über ihm, und nur 
der Gelehrten aus den Domſtiftern, welche noch ins weflfälifchen 
für unrecht erklaͤrt wurde, fowie bie Losreißung eines Theiles von der Lan⸗ 
lchkeit (in der unmittelbaren Reichsritterſchaft) wodurch er, jedoch mit gro⸗ 
ichraͤnkungen, ſelbſt Hoheitsrechte uͤber ſeine Guͤter erlangt hatte, bahnte 
Weg zu ber im 16., 17. und 18. Jahrh. vollendeten ſchaͤrfern Trennung 
Buͤrgerſtande, weicher nun auch aus ben höhern Staatsämtern und in eis 
Kanten von den Officieröftellen verbringt wurde. Die neuere Zeit ſchien bie 
wieder in den richtigen Weg zurüdsuführen. Es ift von Montesquieu an oft 
et worden, daß bie Monarchie und überhaupt der Staat ohne erbliche Stan» 
iſchlede nicht beſtehen koͤnne. Dies ift offenbar falfch, umb die Befchichte 
p Begentheil, daß die monacchifche Megierung durch bevorrechtete Claſſen 
Inficht erſchwert und ihrer Kraft beraubt wid, ſowie auf ber andern 
das Volk, dem man jene Standesvorrechte als Schutzwehren gegen 
} ‚ gerähimt hat, ſich eines folchen Vortheils niemals davon zu erfreuen ge⸗ 
37. 












andesherren, deutſche, in Folge der Mediatiſation. Dieſer Aus⸗ 
sgeichnet alle feit 1806 im ehemaligen beutfchen Reiche aus der Reihe ſelb⸗ 
w Neichsſtaͤnde (oder aus ber Reichsunmittelbarkeit) in das Landesuntertha> 
Atuiß (Mittelbarkeit) getretene Fuͤrſten, Grafen und Herren. Schon vor 
ab es in ſtreich, in ber Lauſitz, In Sachſen und in Schleſien Standesher⸗ 
& Befiger von groͤßern Herrſchaften, mit welchen gewiſſe Regierungsrechte, 
Bafalten, $urisdiction in zweiter Inftanz u. f. w. verfnüpft waren ; von bies ' 
der nicht bie Rede. — Die deutſche Bunbesacte, Art. 6 und 14, beftimmte 
u Rechtsverhaͤltniß ber ehemalß reichsunmittelbaren, feit 1806 mebiatifirten 
Biatifirung) Häufer etwas näher, allein faft in allen Bundesſtaaten, wo 
mbeöherten gibt, in Preußen, Baiern, Würtemberg, Hanover, Baden, 

„Heſſen, Naffeu, Didenburg und Hohenzollern, iſt jenes Verhaͤltniß 

nbdeshertlichkeitsebicte beſonders geordnet worden, oder es erivartet noch 
liche Feſtſetzung. Nach Dem, was bisher die Bundesverfammmlung zur 
gung der Art. 6 und 14 der Bundesacte gethan hat, find die Standesher⸗ 
was ihr perfönliches Verhaͤltriß betrifft, nicht als Unterlandesherren, fondern 
perthanen und Staatebürger derjenigen Staaten anzufehen; denen fie mit 

dbefigungen untergeordnet find. Über die Ertheilung einiger Curiat⸗ 
sen (f. d.) in Pleno ward von der Bundesverfammlung noch Nichts aus⸗ 
h beſchloſſen. Jedoch kann man nach der wiener Schlußacte vom 15. Mal 
Ne letztere Frage als verneint anfehen. Das Recht ber Ebenbuͤrtigkeit des ehe: 
w deutſchen hohen Adels aber ift in dee Standesmäfiigkeit der Ehen regieren: 
eſten mit Töchtern aus meblatifirten Häufern noch vorhanden, und in ber 
m Zeit iſt ihr perfönliches Verhaͤltniß noch beflimmter ausaezeichnet worden. 
Leini ten ſich, auf ben Präfibialantrag vom 18. Aug. 1825, die fouverainen 
annd freien Städte Deutſchlands, daß ben mittelbar getvorbenen, vormals 
Vrdiſchen Familien ein ihrer Ebenbuͤrtigkeit mit den ſouverainen Hintern 
Ber, Siebente Aufl. Mb. X, 40 





- Weir 


626 Standesherren (preußif che) 


angemeſſener Rang und Titel gewährt und ben Fuͤrſten das Präbkat: 
(Altesse) ertheilt werde. 2) In Beziehung auf ihre dinglichen Recht 
diatifirten als vollguͤltige Beſitzer und Eigenthuͤmer berfeiben gu beira 
find ihnen gewiſſe Vorzüge durch die Bunbesverfaffung garantirt wer 

Dreufens Standesherren bilden übrigens ausnahnıömeife u 
ſchen Stanbesherren eine fo ausgezeichnete Claſſe, daß ihr Verhaͤlt 
Staate uͤberall nicht zu verwechſeln ift mit dem, worin ſich ihre Geme| 
Staaten befinden. In der preuß. Monarchie zählt man 17 neue Sta 
tem: 1. folche, die herzogl. Häufern gehören: 1) Aremberg, kath. 
der Grafſchaft Redtinghaufen (12 TM., 39,600 Einm.). 2) Croy, 
bee Herefchaft Dülmen in Weſtfalen (54 IM, 9500 Einw. mb 
Gldn. Eink.). Außerdem befigt der Herzog Alfred von Croy⸗Duͤlm 
Herrſchaften In den Niederlanden, „bie gegen 150,000 Gidn. Einf. 
Oheim, Guſtav, Herzog v. Croy, war Erzbiſchof von Rouen und G 
des Königs von Frankreich. Die zweite Linie dieſes herzogl. Hauſes, 
befigt das Herzogthum Havre u. a. Güter in den Niederlanden un 
Der Herzog Joſeph refidirt in Paris. Beide Linien find Brandes ' 
3) Looy: Coswaren, kath., wegen des füdl. Antheil6 von dem Fuͤrſtent 
Wolbeck; wegen des noͤrdl. Theile ift er Standesherr im Königreich J 
Ser diefem Fürſtenthum (15 IM., 21,000 Einw., 60,000 Gin. 
der Herzog Karl noch mehre Büter in den Niederlanden, mit mehr 
Gldn. Eint. — IL ſolche, die Fürfti. Häufern gehören: 1) Benthein 
wegen ber Herrſchaft Rheda und Graffchaft Hohen⸗Limburg (beide 3: 
10,500 Einm.). Der Befiger, Graf Emil, ward 1817 in den preuf. 
erhoben. 2) Bentheim: Bentheim wegen Steinfurt; wegen der Graf 
heim (f. d.) iſt er feit 1822 auch Handverifcher Stanbesherr. 3) Sa 
Iuth., wegen der Grafſchaft Horftimar. 4) Salm⸗Salm, Path. , weg 
Bocholt und tuegen der Herrfchaft Anholt. (&. Salm.) 5) Sam 
Berleburg, ref., wegen feines Antheils an der Grafſchaft Wittgenfle 
der Grafſchaft Berleburg. 6) Sayn: Wittgenftein-Wittgenftein, rei 
Hälfte der Grafſchaft Wittgenftein und wegen der Herifchaft Val 
Sayn.) 7) Solm6:Braunfels, ref. wegen der Ämter Braunfels 


11 





4 F AH E 
s) SolmesKic br De TITEL Dede Dem ZT a DE 





Btandesherren (öffrenpiiche, bairiſche) | 627 
nberg und Scheda, dem Freiherrn v. Stein gehörig feit 1827. Diefe 
mebeöherten (vor 1806 reichöunmittelbare Fürften und Grafen) befigen 
504 IM. und 330,000 Einw. Nach der k. preuß. Verordnung vom 
20 gehören fie zu dem hohen Abel in-Deutfchlanb und behalten * 
benbuͤrtigkeit, ſowie ihre Domainen und ihre Famillenvertraͤge. Sie 
peioilegieten Gerichts ſtand und find frei von der — ſowie 
onal⸗ und Grundſteuer. Sie haben niedere und obere Gerichts⸗ Orts 
CGonſiſtorialrechte, jedoch unter Aufficht des Staats. (S. Stein’s 
er Geographie und Geatiſtie⸗ 5. Aufl., I, 239 fg.) — Bekanntlich. 
preuß. Monarchie, namentlich in Eihlefien, GSachſen und der Laufig, 
ce bevorrechtete Standesherren, wie bie Veſitzer der Fuͤrſtenthuͤmer, 
108» und Minberherefchoften in ©chlefien, bie ber altın &tan 
re Rieberlaufig und in Sachſen. Unter biefen iſt befonbers das Haus 
(f. d.) zu bemerken. 
oͤſtreichiſchen Bonnie find viele ehemals reichöunmittelbare Ges 
gütert; allein dieſe Guͤter ſelbſt waren nie unmittelbar — 

der Fall im Koͤnigreiche Sach ſen mit den Receßherrſchaften 
—*7 [f.d.] und der Grafen Solms [fd ].) Der Kaiſer vn 

: jebocd) den oben erwähnten, auf feinen Antrag in der Sigung des beuts 
Stages vom 18. Aug. 1825 enftimmig gefaßten Beſchluß, durch das 
ben vom 9. Sept. 1825, auch in ber oͤſtr. Monarchie in Wirkſamkeit 
ein Verzeichniß derienigen mebiatifittn Fuͤrſtenfamilien (gufantenen 
edesmaligem Chef in den Ausfertigungen von Seiten ber E. € 
tel Durchlaucht und Durchlauchtig hochgeborener Fuͤrſt —** Boden 
gemacht. Davon find folgende 14: Auersberg, Golorebo:Mansfeld, 

Eſterhazy, Kaunitz⸗ Bine" KL ———— Lobkowitz, Met⸗ 
mberg, Schwarzenberg, Schönburg, Starhemberg, Trautmann: 
indiſchgraͤtz, im der fteeich. Monardie, 33 aber außerhalb berfelben 


’ Königreiche Baiern genießen bie Mitglieder ber vormaligen unmit⸗ 
horitterſchaft, nach der Verordnung vom 31. Dec. 1806 , nur die alls. 
[önlichen Rechte und Vorzüge des Adels in der Monarchie überhaupt; 
ten Sürften, Grafen und Deren aber haben in allen fie betreffenden 
)erſonalklagen ein privilegirte® Forum; in peinlichen Fällen genießen 
bee miebiatifisten Haͤuſer das Mecht einer Auſtraͤgalinſtanz, —* 
ihres Standes gerichtet zu werden. Sie beſitzen ferner die niebere und 
chtöbarkeit, nebft der umtern Polizei; doch koͤnnen bie koͤnigl. Hofge⸗ 
ion in den Mediat⸗Juſtizkanzleien vornehmen. Sie genießen bie Zoll⸗ 
lien zu ihrem Hausbedarf erfoderlichen Conſumtibilien u. ſ. w. Zur 
9 für die Grund » und Dominicalſteuer iſt ihnen ein Dritttheil ber 
ſtaͤndige Rente zugefichert. Auch warb ihnen 1812 erlaubt, unter koͤ⸗ 
aigung neue Majorate zu errichten. Die befonbern Borzäge diefer 
ngäter find: erbliche Nationalrepraͤſentation in der erften K — ber 
land und eignes Herrfchaftgericht. Nach der koͤnigl. Erkl 

iſt der Herzo —— —V * 
be unter ben fuͤrſtl. Haͤuſern Baierns Die uͤbrigen late Haͤu⸗ 
desherren find: I, Zuͤrſtliche: 1) Eſterhazy von Galantha, kath., 


mbesherrfchaft Rietber M., 11,900 Einw. A in bem k. preuß. 
irk —* iſt von den Büren nd Kaunitz⸗ Ri 1823 an einen 
— worden. Durch d haft erg hatte das, 

nftand erhobene ns —8* — Gefchiecht Gig mb Stimme 
ben Grofenban? erlangt. - 40* 





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(f.d.) und Mittenberg ; wegen f. übrigen WBeflgungen ifl er | 
5) Loͤmenſtein⸗Freudenberg, Iuth. Dieſes ſeit 1812 fuͤrſtlich 
Aſte, Vollrath und Karl, die ihre Landesantheile (zuſammen 
Einw, 170,000 Gidn. Eink.), die unter der Oberhoheit von 
und Baden ſtehen, gemeinſchaftlich verwalten laſſen. Die 9 
liegt im badifchen Main: und Tauberkreiſe. 6) Loͤwenſtein⸗ 
Mediatguͤter in Baiern, Baden, Heſſen und Wuͤrtemberg, 
ſchaften in Böhmen. 7) Öttingen-Öttingen, kath., beſitzt i 


gericht Öttingen, nebſt ber Reſidenzſtadt Öttingen. 8) ; 


beſitzt das Kronoberſthofmeiſteramt in Baiern und das Mei 
Die übrigen ftanbeeherzlichen Befitzungen ber beiden Linien 
tingen liegen unter wuͤrtemb. Hoheit. 9; Schwarzenberg. 

kath., befigt 2 Majorate. Das eiſte begreift die fraͤnkiſche 
(haft, theils unter bairifcher (das Mebiantgeriht Schwarzent 
temb. Hoheit, gegen 7 IM. , mit 12,000 Einw., das Hei 
mehre Herrfchaften in Böhmen ; das zweite Majorat beftebt 
ten (Worlick u. ſ. w.) in Böhmen. (&. Schwarzenberg 
Zaris (f.d.), kath.; ber Fürft ift als Kronoberfipoftmeifi 
wuͤrtemb., badifchen, kur⸗ und großherzogl. heſſiſchen, gro| 
ſchen, hohenzollernſchen, waldedfchen, Iippefchen, nafſauiſe 
und reußiſchen Poſten (als einem Thron⸗Erbmannslehen) 
Schwaben 1785 erkauften Herrſchaften ſteben theils unter 
Wuͤrtembergs, theils unter Hohenzollerns Hoheit. — II 
herren: 1) Caſtell, luth. Die Haͤupter der beiden Linien bie 
meinfchaftlid, die Grafſchaft Gaftell (5 IM. , 7000 Ein: 
Dieſes in 3 Linien getheilte Haus befigt unter bairifcher Ho) 
Eſchau, unter großherzogl. heffifcher die Herrſchaft Erbadı 


"Grafen Fugger⸗Gloͤtt, F.⸗Kirchheim, F.Nordenborf und F 


Linie befige auch im Königreich Würtemberg eine Stanbel 
tut, wegen der Herrſchaft Thurnau Buchau, Wieſenfels 


| en (waxtembergiſche) 6 | 
che Linie, befigt in Baiern die-Ctandespersfihäft 


Stablen, yhtlippinif 
auch a9 ige — 
GStandesherren des Könige. Wärtemberg, ehermalige unmittels 


„Grafen und Ritter, die zuſammen 250,000 Unterthanen bes 
u. nach der Beſtimmung bed Koͤnigs Friedrich bie Regalien und alle Ge⸗ 
verloren, und muͤſſen ſich in den koͤnigl. Staaten unb3 Monate im 
art aufhalten. Die ſtaatsrechtlichen Verhaͤltniſſe des fürftt. Hau⸗ 


Bm Taris hat die koͤnigl. Deciaration vom 8. Ang. 1819 fefgefegt. 
SE vom 1. Aug. 1811 gehören zu der — der 10 Claſſen 








Reichefuͤrſten, die unter wuͤrtemberg. Hoheit ſtehen. Saͤmmtlich⸗ 
flandeshertl. Gemeinſchaften, auf deren Beſitzungen vormals eine 
Ver Kreidtagsſtimme cuhte, haben Gig in ber erften Kammer der Reihe 

wech die koͤnigl. Erklärung vom 8. Dec. 1821 wurde der Mechtöpus 

j vormals reichsunmittelbaren Adels im Koͤnigreiche Wuͤrtemberg nach 
Fr. 14 ber deutfchen Bundesacte feflgeftellt, und diefe Erklärung 
erordnung vom 24. Dit. 1825 auch auf den alt» landſaͤſſigen Adel bes 
m, "gegen Verzichtleiſtung auf die Patrimonialgerichtsbarkeit, Ortspoli⸗ 

Agerichtsbarkeit ausgedehnt — I. Zu den fuͤrſtl. Standesherren ng | 
Das Haus Dietrichftein (ſ. d.), kath. wegen der Heriſchaft Neu⸗ 
bien Donaukreiſe. 2) Fuͤrſtenberg, kath. wegen bed Amtes Dapingen ; 
WBeflgungen ſtehen unter badiſcher und hohenjoll. Hoheit; einige Herr⸗ 
fürftt. Haufes liegen in Böhmen. 3) 4) 5) 6) 7) 8) Hohen» 
, Das ehemal. Zürftenth. d. N. wurde 1806 theils unter wuͤrtember⸗ 
Ws unter bairiſche Landeshoheit gezogen. Die Befisungen ber Hohen⸗ 
einſchen Linie (luth) in 3 Äſten: Langenburg, Oehringen und Kirch⸗ 
die Befigungen der beiden Iſte Bartenftein und Sartberg, von der 
9.) Linie Hohenlohe: Waldenburg, ſtehen ſaͤmmtlich unter würtemb. 
| e Senior der neumfteinfchen Linie bekleidet das würtemb. Reichemar⸗ 
5 "Der Fürft von Hohenlohe⸗ Langenburg und der Fürft von 9.» he 
a noch gemeinfchaftlich die unter Gotha flehende Grafſchaft Steichen. 
AR des waldenburger Zweiges: H.⸗Schillingsfuͤrſt (f. oben Baiern), 
2.wärtemb. Hoheit die Änster Waldenburg, Kupferzell und Abolzfurth. 
Michen Verhaͤltniſſe der fürfl. Häufer H. —— 7 — Jartberg, 
55 — Langenburg wurden durch die koͤnigl wuͤrtem —— 
5 näher beſtimmt, die Entſcheidung der Frage aber: „ob der in 
8* vom 18. Nov. 1817 ausgeſprochene Grundſatz der gezwunge⸗ 
t der guttherrl. Rechte und Gefaͤlle, gleichwie ber Erb⸗ und Fall⸗ 
der Beſtimmung der Norm derſelben durch ein mit Zuſtim⸗ 
„Sehnde zu erlaſſendes Geſetz, ut Urt. 14 der deutſchen Bundesacte 
j je fei“ ber gutachtlichen Beurtheilung des beutichen Bundes überlaffen. 
| s Steudenberg und Loͤwenſtein⸗Roſenberg (vgl. Balern). 

2) Detingen » Öttingen und Ötttingen: Waßerftein (vgl. Baiern). 13) 
Iautheii „kath., wegen bed Fuͤrſtenthums Krautheim (3. Th. auch unter 
it). 14) Schwarzenberg, wegen bes erſten Majorats (dgl. 
| 4) —* Braunfels, tef. , wegen eines Theil6 von Limpurg. 16) 

Meaxris, beffen Befigungen im Wärtembergifchen, nach ber koͤnigl. Ver⸗ 
26. Sept. 1823, die 5 Ämter Scheer, Buchau, Obermarchthal, 
tingen und Nereöheim bilden. In dem legten Oberamte liegt der Mfl. 
alt dem ſchoͤnen Reſidenzſchloß — ‚ daB ſeit 1819 den Ra⸗⸗ 

Karis führt. 17) Waldburg » Wolfegg » Waldfee, Lat. , beflgt mehre 

gphter waͤrtemb. Oberhohelt, zuſammen 6 LIP., 15,000 Einw.. 
a, Ein. . Der Stanbeöherr, Joſeph, * als Genion vor Kan 























680 Standesherren (Bandverfche, badiſche) 


ſes, wuͤrtemb. Reichserbhofmeiſter. 18) Walbburg = Zeil⸗Trauchben 
Waldburg⸗Zeil⸗Wurzach, wegen der Grafſchaft Zeil und mehrer Herd 
ter würtemb. Oberhoheit. 20) Windiſchgraͤtz, und zwar die Buprehl 
kath., wegen der unter würtemb. Hoheit gezogenen, ehemals unmitich 
wear Eglofs und Sieglos. Das Haus befigt außerdem betraͤchtüͤche U 
flreich. Erbſtaaten, mit 100,000 @lbn. Eint.*) — I. Sräflid: 
herren: 1) Aspremont⸗Lynden, feit 1817 erlofchen ; durch Wermähhen 
graͤfin Marie mit dem Grafen Erdody kam die wuͤrtemb. Stawbeshen 
malige Abtei) Baindt, nebft den Herrfchaften und Gütern in Unger, u 
Erdody. 2) Iſenburg⸗Meerholz, wegen eine® Antheils an ber Graffch 
Galldorf. 3) Königergg » Aulendorf, kath., befige ins würtemb. Den 
Herrſchaft d. N. (ITOM., 4800 Einw.), außerdem noch Guͤter nö 
Ungarn. 4) Plettenberg, kath., wegen ber Grafſch. Mietingen; aufe 
dieſes Haus noch Herrfchaften in Schlefien und in ber preuf. Pre. 
5) Püdler » Limpurg , luth., wegen des Antheils an der Grafſch. Lim 
dorf, Sontheim, in Würtemberg 34 IM., 5300 Einw. (Bin 
deöherel. Rechte ber in Baiern liegenden Reichegüter dieſes Hauſes ne 
erkannt.) 6) Quadt⸗Jsny, fath., wegen ber Gtafſch. Jony. IR 
Motheniiggen, kath. Der Standesherr, Graf Aloys, ehemal. Ein 
Staatsminifter, befigt Im Könige. Wuͤrtemberg die Herrſchaften He 
Donzborf, Weißenttein und Ramsberg, zufammen 2: AM., mit 8 
8) Roth: Wartenberg, wegen Roth. 9) Schaesberg, wegen der Graf 
beim. 10) Stadion» Warthaufen, kath. (oder Die Friedericianiſche Eu 
der Standesherrfchaft Warthaufen. 11) Sternberg, Eath., und gm 
Aft der böhmifchen Linie, wegen ber Herrfchaft (ehemal. Abteien) Wi 
Schuffentieb. 12) Xörring : Gronsfeld, kath., wegen ber Graffe. 
13) Watdbott » Baffenheim, kath., wegen ber Grafſch. (ehemal. Abtei 
Der Standesherr befist noch bie Herrfchaft Meiffenberg und Kranzberg 
ſauiſcher Dberhoheit. 14) Walded: Limpurg, wegen des Antheild a 
(haft Limpurg. J 
Im Koͤnigreiche Hanover find folgende Standesherren: 1) 1 
von Aremberg (vgl. oben Preußen und Uremberg) wegen Meppen 


Standesherren (eſſiſche, meſauſche) 681 


Sattinnen eine Auſtraͤgalinſtanz. Sie haben das Recht der Land⸗ 
und gehoͤren zu dem Herrenſtande. Sie haben ferner in —— 
Sachen die erſte, und wenn ihr Gebiet 20,000 Seelen enthaͤlt, auch 
Inſtanz; fie bebmb die Ortöpolizei, allein feine Steuerprivilegien. Diefe 
find: 1) Der Fuͤrſt von Fuͤrſtenberg (f.b.), der 12 Ämter 
BRefidenz Donefchingen) unter badiſcher Hoheit beit. 2) Der Fuͤrſt zu 
In = Dardenburg: Dacehurg, Lu. ( — Amorbach⸗Miltenberg, f. oben 

se befigt überhaupt 25 IM., Einw. und 568,000 Sen. 
* und 

























4) Die Grafen zu Ars Bin ‚tatb., wegen Billigheim, 
ingen⸗Neudenau, tath., wegen Neubenan. 5) Der Fuͤrſt von der 
. wegen der Grafſch. Hohengeroldsrd (2+ DM., 5000 Einw.; 
Elbe. Eink.). Der Kaifer von Hftreich hatte feine Seuveroinetätsrechte 
nfe Grafſchaften 1819 an Baden abgetreten. Außerdem befist der Fuͤrſt 
Im Raffauifchen und Güter auf bem linken Rheinufer; haupt hat 
Son. Eink. 6) Die Fuͤrſten zu Loͤwenſtein⸗Freudenberg, luth., und 
zum Loͤwenſtein⸗Roſenberg, kath., wegen Wertbheim ꝛc. (vgl. "oben 
wumb Würtemberg). 8) Der Fuͤrſt von Salm⸗Krautheim (vgl. oben Wür⸗ 
„ wegen Krautheim, Gerlachsheim (Werthheim). . Die flantsrechtlichen 
© des fürfil. Haufes Salm⸗ Krauthein wurden durch bie großherzogl. 
g vom 2. Nov. 1825 feftgefest. 
Kurfuͤrſtenthum Heffen find 4 (mebiatifirte) Stanbesherren: 1) Der 
Iſenburg⸗ Birftein, wegen dee Ämter Birſtein und Eamgenfeiboß, 
8869 Einw. 2) Der Graf von Iſenburg⸗ Waͤchtersbach, wegen W 
LH DIM., 5100 Einw. 3) Der Graf von Iſenburg⸗ Meerholz, ION, 
‚ gun Meerholz. Diefe 3 Stanbebherrfchaften find 1817 duch 
eſtimmung ruͤckſichtlich ber Verwaltung ber Polizei, Finanz: ımb 
3 4 Hoheitsaͤmter eingetheilt worden. 4) De Graf von Solms; 
Bi, wegen Praunheim. 
bs dem — * Heſſen Ken die Häupter ber ſtandesherrl. 8 
ger ber erſten Ständ er Fürft von Iſenburg⸗ Birfteln ift 
Where wegen Ofmbahe m ic., mit 3 —* Birſtein und der * 
Inie fenbun- ⸗Philippseich, zuſammen 4 LIM., 17,200 Einw. 2) Der 
Löwenfteins Rofenberg, wegen Habizheim u. a. m. (f. oben Baieen). - 
Furſt von Solms » Braunfels, wegen Hungen und Wölferheim, 4 IM. 
 Einw. 4) Der Fürf von Solmo⸗Hohenſolms, wegen Lich. 5) Der 
wer Solms: Rödelheim, wegen Roͤdelheim und Affenheim. 6) Der Graf 
Msö = Laubach, wegen Laubach. 7) Der Graf von Solms: Wildenfels, 
egeithat. 8) 9) und 10) Die Grafen von Erbach⸗Erbach, Erbach⸗Schoͤn⸗ 
& Erbach⸗ Fuͤrſtenau, wegen der Grafſch. Cebach (über 7 TIM., 32,000 
i A141) Dee Straf von Ifenburg - Büdingen (34 IM., mit 11 ‚000 Einm. ). 
w Geaf von Iſenburg⸗ Meerholz, wegen Marienborn. 13) Der Graf von 
bg» Waͤchtersbach, wegen eines Dorfes. 14) Der Graf von Leiningen- 
rau: wegen Ilbenſtadt. 15) Der Graf von Schönborn, wegen Heuſen⸗ 
2 Der Beat von Stolberg» Wernigerode, wegen ber Grafſch. König: 
17) Der Graf von Stolberg »Rogla, wegen Otterberg und 
* und 19) Folgende Grundherrſchaften mit ſtandesherrl. Gerecht⸗ 
der Freih. von Riedeſel (74 IM., 19,500 Einw.), die des Grafen 
2 OM., 6900 Eints.), mit der Nefibensftabt Echlig. 
Dean Naſſau gehoͤren die Standesherren als erbliche Mitglie⸗ 
1) Der Erzherzog Stephan Franz Victor, geb. 1817, 
enge ein von Anhalt» Bernburg: Schaumburg (Gemahlin 
est Sofenh ‚ Polatins von Ungarn), als Beſitzer der So Sun 


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IU,UUU EINW.). -2) WIE furſti. 2h0n⸗ UND ZBAFIBIHEN «DELTIG 
Straßberg (13 LIM., 3580 Einw.). 3) Die reichsritterſchaftl 
merfingen und Dettingen des Freih. v. Epäth. 

Im Herzogthum Oldenburg war Standesherr und i 
Unteriandeohere dee Graf von Bentink (ref.), wegen der Here 
Kniphaufen (zufammen gegen LTIM., wit 8130 €. und 70, 
Beide gehörten als ein burgundifches Lehen ben Grafen von U 
des tilfiter Friedens 1807 warb Rniphaufen von Holland zug 
Befitz genommen, und der regierende Graf W. ©. Frdr. v. B 
eine Zeitlang als Befangener in Parie. Nach Didenburgs Wied 
betrachtete der Derzog von Dibenburg die Hertſchaft Kniphauſe! 
ten zugleich mit der von Rußland ihm übertragenen Erbherrſchaft 
weil der wiener Congreß den Grafen v. Bentink weder ale Mi 
der europaͤiſchen Souveraine, noch des dentfchen Bundes zugı 
1835 gelang es dem Grafen, durch die Vermittelung ber ‚Höfe v 
burg und Berlin, einen Vertrag (Berlin, 8. Juni 1825) mi 
Didenburg abzufchließen, woburd ihm ein ganz eigenthuͤmlich 
Landeshoheit über feine Befigungen und zum deutfchen Bunde 
iſt. Der Graf iſt Landesherr; Dibenburg aber bat über Kat 
die ehemalige Reihöhoheit; das Oberappellationdgeriht zu DI 
Stelle der ehemaligen Meichegerichte. Die deutiche Bundesve⸗ 
Gewährleiftung dieſes Vertrags übernommen. Die Berrfcha| 
jegt wieder ihre eigne Flagge. Der Graf von Bentink befigt 
Niederlanden, fobaß er im Ganzen über 150,000 Sion. Einf 


Reſidenz iſt Rniphaufen. — Über diefen Gegenſtand find a 
Stelim's geographifcken mb flatiftifchen Werken, des Prof. Bol 


deutſchen Standesherren, ein hiſtoriſch⸗ publiciſtiſcher Verſuch 

2 Thle.), zu vergleichen. 

Staͤndeverſammlungen, f. Landflände. 
Stand haftigkeit if diejenige Charaktereigenfchaft, 

man ſich auch durch große Gefahren und Aufopferungen von fe 


- Gtanhope (Charles, Graf von) .. 656: 


in wichtigen befonber® vereibet zu: werben. ‚68 werben in Gegenwart 
hulbigten die Acten verleſen, er wird um feine Erinnerungen befragt, 
auf den Vortrag des Auditeurs von ſaͤmmtüchen Claſſen, aber von jeder 
t, abgeſtimmt und nach Der Diebeheit das Urtheil gefaͤllt II. Ein außer 
) Gericht, weiches in Faͤllen offenbarer zung angeorbiret zu 
ı (nad) Verkündigung bes Kriegsgeſetzes) bie im im Kufeuhe —— 
elle verurtheilt und feine Urtheile ſogleich vollziehen läßt. ©. —2* 
“AAbſchn. II, GC. 16). Ä 
inhope (Charles, Wicomte v. Mahon, Baron Eivaften, aus), 
Engtand, geb. im Aug. 1753 zu Genf, wo feine Ättern 10 Pen 
- forofältig erzogen, erhielt, kaum 18 9. alt, von ber Alabensie zu 
den auf die befte Abhandlung über die Pendelſchwingungen autgeſetzten 
Jahre fpäter gab ex eine Abhandlung heraus über bie Drittel, wodurch 
ng der Gold» und Silbermuͤnzen leicht entdeckt amd verhindert werben 
& Tchrieb er mehre mathematiſche Werke, erfand finnreiche Naſchinen, 
babei an allen politifchen Verhandlungen des Zeitraums von *7 
lebhafteſten Antheil. Als Mitglied des Haufes der Gemeinen ty 
eine Parlamentsreform und unterſtuͤtzte bie Motionen Will. er 
ch der Oppoſition angehörte. 17836, nad) dem Tode feines Vaters, 
ı das Oberhbaus. Hier fand er in dem Minifter Pitt, deſſen Schweſter 
ihlin war, einen Gegner zu bekämpfen. Indeſſen trat &t. auf bie Seite 
I während ber erſten Krankheit Georgs ILL. die Stimmen Aber die Ro 
ich theilten; alle feine Reden galten dem Gage: „Das Volk if dee Araͤ 
feglichen Macht‘‘. Ebenfo Eräftig ſprach er für unbeſchraͤnkte Mellgionse 
Re franz. Revolution fand in St. einen eifrigen Anhänger. As Präfis 
politifchen Clubbs in London brachte er der conſtituirenden Verſamm⸗ 
fche für die Freiheit und das Btäd Frankreichs bar. Im Oberhauſe 
er eine Schrift, die vom Erminifter Calonne gegen bie neue Befepge 
Breich® gerichtet war. 1792 erfchienen feine erften Fi an Gondorcet, 
Anmenſchlichkeit des Sklavenhandels“. In demf. J. unterſtuͤtzte er die 
von For vorgefdylagene BIN zur Erhaltung dee Dreßfeeibet, und gab 
beidigung der Mechte der Jury“ heraus, bie feinen Talenten amd feiner 
IHebe zu großer Ehre gereicht. — Seitdem hörte St. nicht auf, ſich 
Krieg Englands mit Srankreich zu erklären, und befchulbigte Die Mint 
te die franz. Revolution nur als Borwand gebrauchten, um England 
beit zu berauben. Er flinhnte fogar im Oberhauſe für eine Adreſſe an 
um biefen zur Anerkennung ber franz. Republik zu bewegen. In dem 
Droceffe gegen Warren. Haſtings war er anfänglich einer von den Rich⸗ 
n aber fpäter an dieſer Sache keinen Antheil, und verlieh ſogar die Par⸗ 
ungen, als die Habeas» Gorpuß » Acte fußpendirt wurde. 1800 erfchien 
e im DOberhaufe, und ſchilderte mit den Iebhafteften Karben die Drang» 
e ber Krieg über Gropbritannien gebracht hatte; aber feine Motion zu 
werhanblungen mit Frankreich ging ebenfo wenig durch, als die auf Ab⸗ 
es Sklavenhandels. Im Aug. 1807 ſchilderte er Die Gefahren, weiche 
De Verein. Staaten von Nordametika beabfichtigte Krieg dem Handel 
bringen müfle. Dagegen erklärte er fih am 2. Juli ist für eine Bill, 
Miniſter in Betreff der Schagtammerfcheine vorfählugen, er bewies da⸗ 
fine Oppofition nur ſolchen Mafregein gelte, von deren Nachtheil er 
war. 1813 309 er die Admiralitaͤt zur Verantwortung wegen ihrer Maß⸗ 
be Kriege gegen Rordamerika, beſonders wegen der 3 von; 
me und andrer Piäge. 1814 ſprach er nochmals für die ation 
hen Katholiken. Der legte Schritt auf feiner kan teen 





BB4 Stanhope (Lady Eſther) Stanislaus L (Kimi 


der Antrag, bie zahlloſen Befeke Englands, wonon ein hell Län 
iſt, auf einen Eoder zurhdsuführen, ber ihren Geiſt einfach, klar 
ausfprähe. Graf Gt. ſtarb den 1. Dec. 1816. Ex befaß viel 
bensweisheit, unfaffende Gelehrſamkeit, Scharffinn und Exfinben 
bie verbefferte Drstdlerpreffe, weiche u. d. IR. der Stau 

‚ auf bens Feſtlande in Anwendung gekommen if. Außerbem erfand 
Rechenwaſchinen, ein wohlfeiles Dach für Bauernbäufer, eine nem 
brennen® u. f. w. In den „‚Philesephisal transactions” befi 
ihm viele Auffäge, u. a. 2 Abhanbi. über die Elektricitaͤt und bie! 
Parlamentsreben wären vol Geiſt und Originalität, und haben zum 
tigften Gegner entwaffnet. Mit den großen Eigenfchaften bes Sta 
band er die liebenswuͤrdigſten Tugenden / des Privatiebens. Der 3 
Goͤhnen, bie in das Intereſſe der Dinifter gezogen twurrden, vert 
letzten Jahre feines Lebens. — Gein Erbe, der jegige Graf umb Lor 
Philwp Heinrich), geb. 1781, ſchloß ſich ganz an feinen Oheim 
Pitt, an. 1818 machte er fich durch eine heftige Rebe im britifchen O 
und das franz. Volk befannt, worin er die Zerftüdelu 

vorſchlng, um die Ruhe von Europa zu ſichern. In dem Procel 
en bie Bill of pains and penalties. Zu ber 


noch: 

—— (Lady Eſther), eine originelle Engländerin, | 
Fahren durch die Macht ihres Reichthums und ihrer Reize, ſowie 
legenheit Ihres Verſtandes, einen großen Einfluß auf die Paſchas, bi 
umd bie arabifchen Stämme in der forifchen Wüfte erlangt hat. Di 
fie wie eine Frau vom hoͤchſten Range. Sie vereinigt Sroßmuthn 
Muth und Sefligkeit. Vergebens wird fie von ihrer reichen und maͤ 
nach England zuruͤckgerufen. Ihre gewöhnliche Reftdenz iſt ein a 
Kiofter, 14 Stunde von Saida, Mar Elias Alya genannt, wo fi 
(Mariluis) gebaut hat. Sie hat es fi) zum Grundſatz gemacht, 
länder bei fich zu ſehen; doch nimmst fie Briefe und Bücher aus Eng 
unterflügt fie bebärftige Engländer freigebig. Diefe neue Aline if 
ſcher Maͤnnertracht gekleidet und wird von bem Wolke vergättert, 





Stanislaus L (König von Polen) 635 


k, nmachher Herzog von Lothringen und Bar, einer ber weifeflen und beften 
des 18. Jahrh. wurde zu Lemberg ben 20. Oct. 1677 geboren. Sein 
ein ſowol durch Geburt als durch Muth und Standhaftigkeit ausgezeich⸗ 
kann, war Krongroßſchatzmeiſter von Polen. „Ich will lieber eine gefahr: - 
elheit haben”, fagte ex ein Mal, „als eine ruhige Knechtfchaft”. St. zeigte 

Befinmmgen und entwickelte Talente, welche zu den fchönften Hoffe 
berechtigten. Er wartapfer, mäßig, befcheiden, fparfam, von feinen Was 
ngebetet, von feinen Freunden geliebt. 1704, ald Karl XI. den König 
von Polen, Aurfürften von Sachſen, vertrieben und Polen erobert hatte, 
wer Thron dieſes Reichs von den Ständen für erledigt erklärt, und Stanis⸗ 
wWeinsti, damals Woiwode von Pofen und General von Großpolen, erſt 
m alt, wurde von ber Gonföderation zu Warfchau an Karl XII. gefandt. 
4699 war er außerordentl. Geſandter bei dem Broßfultan geweſen. Seine 
ne Befichtsbildimg, voll Kühnbeit und‘ Sanftmuth, fein Biederfinn und f. 
Bhigkett gewannen ihm gleich bei der erften Zufammentunft das Wohlwollen 
wige von Schweden fo fehr, daß diefer befchloß, Ihn auf den poln. Thron 
sen. Er wurde den 12. Juli 1704 wirklich, in Gegenwart eines ſchwed. 
B6, auf dem Meichstage zum Könige gewählt, allein die unerwartete Ans 
Bgufls in Warſchau und die Entfernung Karls XII. mit feinem Heere noͤ⸗ 
Lesczinski, ſich eiligft zurüdzusiehen. Aber 1705 im Oct. wurde St. 
in. ſ. Semahlin Katharina Opalinska wirklich in Warfchau gekrönt, 





den Frieden von Altranftädt (den 24. Sept. 1706) mußte Auguft feier 
ne Polens zu Gunften feines Nebenbuhlers ntfagen. St. blieb mit 
„ dem er nach Sachſen hin gefolgt war, dort bi6 zum Sept. 1707, wo 
m König von Schweden nad) Polen zuruͤckkehrte, um die Ruffen aus dies 
Mühe zu vertreiben. Wirklich mußte der Zar 1708 Polen räumen; allein 
‚IE. verlor den 27. Sun. 1709 die denkwuͤrdige Schlacht von Pultawa, und 
w außer Stande, ſich in Polen zu behaupten. Er ging mit den Schweden 
Barmer, von dort nad) Schweden felbft, wo er einige Zeit zurückgezogen 
W den Ausgang der angefnüpften Friedensunterhandlungen abwartete. Da 
hronentſagung als nothwendige Präliminarbedingung gefobert wurbe, er» 
m fidy gleich bereit dazu und fchrieb an Karl XII. nach Bender, um aud) 
Buftimmung zu erhalten. Weil er den Legtern aber zu Nichts bewegen 
ſo befchloß er, von 2 Officieren begleitet, unter einem angenommenen Na» 
KR zu ihm zu reifen und feine Hartnädigkeit zu befiegen. Kaum war er 
der Moldau angefommen, als er verhaftet und zu dem Hofpodar gebracht 
"der ihn erfannte und ihn nach Bender ſchickte, wo er zwar als Gefangener, 
it behandelt wurde. 1714 erhielt er die Erlaubniß, abzunifen. Er begab . 
nichſt nach dem Herzogthum Zweibräden, wo er feine Familie fand. Hier 
von einem fächf. Officer ein Angriff auf fein Leben gemacht, ber jedoch 
herweiſe mißlang. Gt. verzieh gropmüthig den Verbrechen, und fie wurs 
Hoffen. Als er 1719 den Tod Karls XII. erfuhr, und alfo feines Beſchuͤ⸗ 
Baubt war, wandte er fid) an den franz. Hof, der ihm Weißenburg im Eifaß 
Afenthalt anwies. Hier lebte St. in der Verborgenheit, bie 1723 ſ. Toch⸗ 
R Drinzeffin Maria, mit Ludwig XV. vermähle wurbe. Nach dem Tode 
88 (1733) begab fich Lesczinski nieder nach Polen, mit der Hoffnung, aufs - 
m Thron zu befteigen. Eine Partei, die von Frankreich Eräftig unterflügt 
rief ihn auch als König aus, aber fein Mitbewerber, der Kurfürft Auguſt 
Khfen, Sohn des verft. Könige Auguft, hatte an dem Kaifer Karl VI. und 
Raiferin von Rußland zu mächtige Sceunde und behielt die Oberhand. Et. 
Ay nad) Danzig, allein die große Anzahl Derer, die ihn gewählt hatten, 
X der Minderzahl, welche gegen ihn war. Es damerte nicht lange, 00T UM 


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gewaun ex Die Ufer der Weichſel wo ihm ein Bauer auf den erfı 
Zum Gluͤck war es ein reblicher, gewandter Mann. Er brachte il 


.. amd num war die größte Befahe vorüber. St. wollte ibm fo vi 


als bie Hand zu faffen vermochte, kaum konnte ex dena Meblichen 
fühlte, 2 Stuͤck als ein Andenken aufbringen. So kam er gläd 
werben, zzub von ba hatte es weiter keine Schwierigkeiten. D 
minazlen von Wien (am 3. Oct. 1735) ward endlich nn 
dem Könige von Frankreich beflimmt: „Der König &t. ſolle ab 
Altel ale König von Polen und Großherzog von Lithauen auf Let 
ihm — gleichfalls auf Lebenszeit der friedliche Beſitß bee Herzo 
gen und Bar eingeräumt werden, unter ber Bed 
mit voller Gouverainetät an Frankreich fallen ſollten; "auch fol 
Gemahlin ihr in Polen eingezogene® Vermögen — bie fämmatlichı 


und Dpalinsti’fchen Guͤter — zurückgegeben werden”. Gt. wı 
‚Ver Nachfolger geliebter, ſehr verehrter Fürften, deren Verluſt vo 


wen tief betrauert wurde. Dieſe Völker fanden in ihm ihren alt 
Ihm war jetzt das Glüd geworden, welches er fo lange ſich gewuͤ 
ſchen gluͤcklich zu machen; und er hätte, gleich Zitus, den Kay f 


ten, der von ihm meit keiner Wohlthat begeichnet worden wäre. 


feine neuem Unterthanen, verfchhönerte Nancy und Luneville, traf r 
richtungen, fleuerte ame Maͤdchen aus, fliftete Schulen und ba 
Armenhäufer; kurz, er zeigte ſich in Allem als den wärmften Frı 
beit und Menſchlichkeit. Seine Tugenden erwarben ihm ben 
Wohiehätigen”. Lothringen genoß lange das Gluͤck, von ihm ı 
die ein trauriger Vorfall das Leben diefes trefflichen Fürften embl 
Kamin, daB Feuer ergriff, von ihm nicht bemerkt, feine Kieider, ı 
tm kamen zu ſpaͤt, um ihn retten zu können. Unter großen Sa 
den 23. Febr. 1766 im 89. Lebensjahre. Sein Tob ward all 
In feiner Jugend hatte er ſich an Mühfeligkeiten gewöhnt und 
indem er feinen Körper abhärtete. Er fehlief immer auf einer Ar 
mh fabort⸗ ſolton Air Leine Morfan einen Nonft nan f Nimenchrmens 





nlölaus Donistawsßi (König v. Polen) Gtanze : 987 
‚gegen Andre, und frehmäthig und offenherzig ehne Biohheit, geſchliffen 
 givorfommenb ohne Niedrigkelt fein‘. Gt. hatte viel Geil; er 
—* bie Wiſſenſchaften und Kuͤnſte. Wenn er Privatwanrgeweſen 

wuͤrde er durch fein Talent für die Mechanik ſich ausgezeichnrt haben. 


Is fein und Unterthanen gun bealücen, bie durch eine Uneinigtelt getheilt 
bes Gedeihen der väterlichen Sorgfalt ihres Leiters beduͤrfen. Dagegen 
wegen der Schwaͤche ſeines Charakters unfähig, einen wantenben Thron 
gen und unbeſtaͤndige, ſtets zur Empoͤrung gegen ihren Monarchen auf⸗ 
dtter zu beherrſchen. Doch wenn er auch nicht alle Faͤhigkeiten eines gro⸗ 
baren befaß, fo hatte ex doch alle — eines tugendhaften Fuͤr⸗ 

Bein Gemuͤth war vortrefflich, und das Ungluͤck hatte es vielleicht noch 
belt. Er beſaß eine Überjeisgende, männliche und kunſtloſe Beredtſam⸗ 
‚Omen thätigen, burchdringenden Verſtand Auch in feinem legten jam- . 
wBuftande verließ ihn fein Wig nicht. Wir haben u. d. Titel: Per 
wephe bienfaisant”‘ (Parts 1765, 4 Bhe.), eine Sammlung f. Schrif⸗ 
»hliofophiichen, moralifchen und politifchen Inhakte find. Die * 

, das Verlangen, fie gluͤcklich zu ſehen, die Weitheit ber 

Lehren, welche den Ziſien darin extheilt werben, mathen biefe Gcheif: 
mis ſchaͤtzbar, wenngleich fie von vielen andern ähnlichen Inhalts in man⸗ 
Wiäpe übertroffen werden. Außer jener mit typographiſcher Eleganz ge⸗ 


Hi 









Ausgabe gibt es noch eine in 4 Bbn., 12., umd auch eine dentſche Übesf. 
tanislaus Poniatowski, von Pol, f. Doutatomoti 
laus, Graf v.). 


tanze (ital.), urfpränglich jebe eines kuͤrzern ober 
Bedichts, oft auch ein ganzes lyriſches Gedicht von einer einzigen Gtropbe. 
bt ſchon Dante in f. Werte „De vulgari eloquentia” (Bud 2, Gap. 3 fg.) 
Honibus (Ganzonen) und stantiis. Spaͤter ward vorzugeweiſe die ottara 
genannt, die von Sicilien aus, defien Dichter ſich Ihrer im 13. — 
Kenten, nach Italien uͤberging und bier von Glov. Boccaccko in ber Mitte 
Jahrh. jene regelmaͤßige Geſtaltung erhielt, die ſeitdem ſtehende Form des 
Gedichts der Italiener geblieben iſt. Boceaccio wendete ſie zuerſt in ſei⸗ 
efeide” an. Poliziano bildete fie aus. Triſſino, der es im 16. Jahrh. 
tm erzähtendes Gedicht in reimloſen Werfen zu fhreiben, blieb ohne Nach» 
Die ottava rima oder Stanze bed Boccaceio (fo mag fie zum Unterſchied 
ficiliſchen heißen, die einen fortlaufenden Reimwechſel ohne ben Dop⸗ 
ber beiden legten Zeilen bildet) beſteht aus 8 elfſylbigen iambiſchen Werfen 
chen Reimen, von denen bie erfien 6 mit 2 regelmäßig wechſelnden Rei⸗ 
aber folgen, die 2 legten aber, mit einander reimend, dem Bangen einen 
ı Schluß geben und die Stanze zu einer leicht fortfchreitenden, in ſich ab⸗ 
nen Periode runden. Bojardo, noch mehr aber Arloflo uud Kaffe, haben 
haft angeroendet, und auch bei und ft fie von Goͤthe, Gries, Schlegel, 
el, Fouqué, Schulze u. X. gluͤcklich, jedoch groͤßtentheils mit der dem beit 
tachgeniuß angemeffenen Änderung nachgebitbet wworben, daß bier bei ben 
eilen männliche und weibliche Heime mit einander wechfeln, und nur bie 
ten Verſe immer weiblich gereimt find. Wieland hatte fi) wol nur aus 
ſchkeit eine eigne Stanze gebifbet, die von ber italienifchen zwar ben acht⸗ 
Sau hat, im Übrigen ſich aber ganz frei In kuͤrzern und längern Werfen 
Ammliche Meime unter weibliche miſcht, in ben erften 6 Bellen batd 2, bald 
wechfein läßt, auch In den beiden Schlußverſen fich an ben weiblichen Reim 
rt, und ſtatt des Jambus ſelbſt den Daktylus nicht verſchmaͤht, wenn 
ch eben darbi⸗tet: eine Freiheit, die zwar nahe an Willeke vud Bey 


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abzulabenben und weiter zu verführenden Waaren befindet. X 
Stapelrecht, die Stapelgerechtigkeit oder Stapelfreibeit, u 
einer Stadt ober eines Orts bedeutet, daß die zu Schiffe ober zu 
brachten Waaren nicht gerade durch = oder vorbeigeführt werde 
erſt daſelbſt abgelegt und eine kuͤrzere oder längere Zeit zum Öff 
ausgeboten werden müffen, ehe man fie weiter bringen barf. 
kann 1) ein unumſchraͤnktes, wenn es ſich auf alle Waaren 
nicht bloß auf bie Abladung, fonbern auch auf die Keilbietung 
befchränttes, wenn es nur zu gewiſſen Zeiten, in Hinficht beftinn 
Büter ausgeübt werben barf, ober fich vieleicht gar nur auf ihre 
auf ihre Niederlage und Feilbietung bezieht. Die Stapelftabt ı 
bie zur Niederlage und Keilbietung der Waaren nöthigen Gebäut 
gen bürfen Schiffer, Kauf: und Fuhrleute keineswegs ‚ben Umti 
ſtadt umfahren, ſondern müffen genau die nach berfelben führen! 
ten, auch bie Waaren innerhalb ber Ringmauern abladen und bhı 
ten Beit feilbietn. Nach Ablauf der Zeit und nach Entrichtu 
Zolls dürfen fie wieder abfahren. 

Stapfer (Philipp Albert), ‚geb. zu Bem 1766, wurt 
feiner Vaterſtadt und in Göttingen f. Studien vollendet hatte, in 
der Philologie und Philofophie angeftellt, und erhielt zugleich t 
tung des öffentlichen Unterrichts. Mach der Befignahme der € 
franz. Heere 1798 ward er mit Luthard und Jenner an das fı 
gefandt, um die Zurlicknahme ber gewaltthätigen Maßregeln zu 
damals Über die Schweiz von der franz. Regierung und ihren 
welchen der berüchtigte Rapinat ſich beſonders durch Übermuth ı 
zeichnete, verhängt wurden. Rapinat verfehlte auch nicht, St 
der franz. Republik anzuklagen und auf beffen Entfernung zu dri 
tifche Regierung hielt aber feft, und St. blieb auf feinem Poften 
öffentlichen Unterrichts. Als folcher unterflügte er Peſtalozzi um 
felben die freie Benutzung des Schlofles Burgdorf. 1799 war! 
dem franz. Directorium angeklagt, und biefe® decretirte, daß St. 


Stapß 089 
anzuführen, daß er bei ber nach Paris berufenen Conſulta (in welcher er 
Aargau und Thurgau vertrat), der die fogenannte Mebdiationsacte folgte, 
Beritariern gehörte, umd daß er es war, der die Denkfchrift entwarf, welche 
en der Gonfulta zur Seftftelung der Einheit eingereicht wurbe. Indeſſen 
„ einer der 10 Abgeordneten, die ale Ausfchuß die Mebiationdacte mit den 
Jarien der franz. Regierung und mit Napoleon felbft unterhandelten und - 
ezeichneten. Nach Einrichtung ber neuen Regierung mußte St. bas Fi⸗ 
iss Der Republik ordnen und ward vom Canton Aargau in den großen Math 
» Man bat mehre Schriften von ihm, u. a. die „Voyage pittoresque de 
amd bernois”, Zu der in Paris erfheinenden „Biographie universelle‘ 
nafflicye Artikel über deutſche Gelehrte geliefert (3.3. über Abelung, Buͤ⸗ 
Bant u. f. w.), welche beweiſen, daß er mit der deutfchen Literatur innig 


4. 
„tapB (Friedrich), geb. den 14. März 1792, der Sohn bes Paflors an 
marskirche zu Naumburg in Thuͤringen, M. F. G. Stapß, der das Leben 
Biunglings handſchriftlich aufgeſetzt hat (die Mutter, J. C. iſt eine geb. 
mus), wollte ben Kaiſer Napoleon ermorden, weil er in ihm die Ucfache 
Rus von Deutſchland zu fehen glaubte. In dieſer Abficht wanderte er 
Bam, blieb daſelbſt 10 Tage und begab ſich am 23. Oct. 1809 nach Schoͤn⸗ 
wwo Napoleon eben Heerſchau hielt. Der Kaifer fland zmifchen Beethier 
B; als der Juͤngling ſich Hinandrängte und den Kaifer zu fpr ver» 
app wies ihn zuruͤck mit dem Bedeuten, fein Geſuch nach ben Muſte⸗ 
Bubringen. Da ihm aber Bid, Kon und Haltung des jungen Menfchen 
I, fo ließ er ihn verhaften und ins Schloß führen. Hier fand man bei ihm 
Kuͤchenmeſſer, das Bild einer jungen Frau, ein Taſchenbuch und einen 
einigen Goldſtuͤcken. Rapp, der deutſch ſprach, fragte ihn nach ſeinem 
und warum er das Meſſer bei ſich truͤge? — „Ich kann dies nur Napo⸗ 
u ſagen.“ — „Wollten Sie ihn damit ermorden?“ — „Ja, mein Bert”. 
arum?“ — „Ich kann dies ihm allein nur fagen”. — Der Kaiſer ließ 
wefing vor fich führen; Bernadotte, Berthier, Savary, Duroc und Rapp 
mgegen. Mit ruhiger Haltung, bie Hände auf ben Rüden gebmden, trat 
tzling vor den Kaifer, ihn mit Ehrfurcht grüßend. Napoleon flelte an ihn 
Bapp folgende Fragen: „Woher find Sie?" — „Aus Naumburg”. — 
E Ihr Vater? — „Ein proteftantifcher Geiſtlicher““ — „Wie alt find 
— „Achtzehn Fahr. — „Was wollten Sie mit Ihrem Meſſer?“ — 
Den". — „Eie find wahnfinnig, junger Menſch; Sie find ein ZU " 
WW bin nicht wahnfinnig ; ich weiß nicht, was ein Illuminat if". — „So 
* — „Ich bin nicht krank. Ich befinde mich wohl”. — „Warum 



























e mid) toͤdten?“ — „Weil Sie mein Vaterland unglüͤcklich machen‘. 
be ich Ihnen irgend einlibel zugefügt?’ — „Mir, wie allen Deutfchen”. 
I hat Sie geſchickt; wer hat Ste zu diefem Verbrechen bewogen 2" — 
wab; die innigfte Überzeugung, daß ich meinem Waterlande, daß ich Europa 
Bien Dienft erweifen würde, wenn ich Sie tötete, gab mir bie Waffen”. 
Meiben Seftigkeit und Ruhe beantwortete ber Süngling die weitern Fragen 
Ins. Napoleons Leibarzt Gorvifart mußte ben Puls des jungen Menſchen 
Ben. — „Nicht wahr, mein Herr, idy bin nicht krank? “ — „Der junge 
befindet fih wohl”, fagte Corvifart zum Kaifer. — „Ic hatte es wol ges 
"efegte ber Süngling. — „Ihr Kopf ift überfpannt”, fuhr der Kaiſer fort, 
Ichen Ihre Familie unglüctich ; ich ſchenke Ihnen das Leben, wenn Sie 
Erechen erkennen und um Verzeihung bitten”. — „Ich verlange keine 
ng; es ſchmerzt mich tief, daß mir die That nicht gelungen iſt“. — „Wen 
Portrait vor, dat man bei Ihnen gefunden hat?” — „Eine junge Per: 


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UETVLUUE, VER <T., RIWIO YENDIJER , ZUUN DUL IH gas EIjEIe un 
weigert; er fühle, fagte er, ſich noch Präftig genug, um | 
geben”. Als man ihm bie Nachricht gab, der Friede fei gefd 
ſammen. Bein legter Ruf war: „EB lebe die Freiheit! €i 
Tod feinem Tyrannen!“ Napoleon gab dem Gen. Rapp bat 
erzaͤhlt Rapp ben Worgang in ſ. „Memoires” (Paris 1823, 
Maffe's „Beitfcheift für pſychlſche Ärzte, 4. H., S. 135 (2 
man des Timglings Brief an feine Altern, nebſt Bemerk. uͤl 
vom Prof. Brohmann. 

Btarhemberg, ein alter, in der Staats > und Krie 
Monarchie berühmter Name. Das Geſchlecht ſtammt von! 
maligen Markgrafen in Steiermark, ab, und zwar von Gun 
Jahrh. das Schloß Starhemberg in Niederöfteeih baute, nac 
aͤlteſter Sohn nannte, während bie Nachkommen feines zweiter 
ausflarben, ſich nad) einem andern Schloffe Herten, dam ( 
nannten. Das Haus Starhemberg theilt ſich in 2 Linien, : 
(die Rübiger’fcye) in mehre Zweige, von denen ber aͤlteſte 176: 
jedoch mit Beſchraͤnkung auf den jedesmaligen Befiger des gri 
Majorats (has aus den Grafſch. Wärenberg, Wimsbach und 9 
ſchaften und dem Thale Wachau befteht, mit mehr als 250,001 
auf ben Nachfolger in demfelben, nad) dem Rechte der Erſt— 
und in ſtreich beträchtliche Lehnsherefchaften befigt. Der jı 
Ludwig v. St. (geb. 1762), Majoratöherr, war feit 180 
Math, Kaͤmmerer und Gefandter an mehren Höfen. 

Stärhemberg (Ernſt Rüdiger, Graf v.), geb. 163 
k. k. wirkl. geh. Staats = und Gonferenzminifter, Hofkriegsta 
neralfeldmarſchall und Commandant von Wien. Dieſer tapfer 
tecuculis Schule bat ſich durch die Vertheidigung von Wien g 
ter dem Großvezier Kara Muftapha, vom 9. Juli bis 12. S 
gemacht. Mit unglaublicher Thätigkeit flelte er im Angefi 
gänzlich vernadhläffigten Wehrſtand der Stadt binnen 5 Tages 


aahe mc “an Po a AM ... m .-.--. 


= | | 
| Starhemberg (Guido, Graf von) 041 
ng felbft Hatte hnen 48,000 DR. gekoftet, darpmter 3 Pafden und 16 Agas. 
| Vertuff belief ſich bei den Linientruppen auf 5000 Xobte und 1000 
; bei der Bürgerfchaft auf 200 Todte und gegen 600 Verwundete, 

am der Seuche Verflorbenen. Am 13. Sept. empfing ber König von 
In dem eroberten Lager, umarmte und begrüßte ihn als Helden und 
R. Den 14. langte Kaifer Leopold an. St. exbielt von ihm einen koſtbaren 
100,000 Thlre., den Feldmarſchallsſtab, die Würbe eines Staatsminiſters 

- Sein Wappen den Stephansthurm, vom König von Spanien den Orden 
Bließes. Aus Dankbarkeit machte die gerettete Buͤrgerſchaft das 
berg’fche Haus auf der Wieden von allem Abgaben frei. Spaͤter⸗ 
gte ©t. in Ungarn das Fußvolk unter dem Könige von Polen; aber bei 
sftigkeit entzweite ex fich mit dem Könige von Polen, fodaß dieſer ohne 
Aland das higige Treffen bei Barkan lieferte. Nachdem St., vor Ofen 
ben Heerbefehl hatte aufgeben muͤſſen, war er in Wien als Hofkriegs⸗ 
sent mit ber Organifatiom des kaiſerl. Heers beſchaͤftigt. Verſtand und 
fame Standhaftigkeit und foldatifche Strenge waren die Hauptzäge in 
er, den man übrigens von Unverföhnlichkeit amd Eigenliebe nicht 


en kann | 
karhemberg (Guido, Graf v.), geb. 1657, get. 1737, k. k. Felb⸗ 
und Gouverneur von Slawonien (Sohn des k. k. Oberſtfalkenmeiſters 
..v. &t.), war ber Vetter des Worigen amd während der Belagerung 
fein Generaladiutant. Durch f. Geiſtesgegenwart unb Unerfchrodens 
er dem Feuer Einhalt, das bei dem großen Brande am 15. Juli 1683 


































anyen und Bolwerke in den Gaſſen weiter vorzudringen, als er fih am 
5. ©ept. der Burg» und Loibelbaſtei bemächtigt hatte. In der Kolge 
ſich Graf Guido bei dem Sturme auf Ofen (1686) und Belgrad (1688), 
Areffen von Mohacz, durch die Vertheidigung von Eſſeck, in der Schlacht 
femen und in der bei Zentha (1697) aus; hierauf in Italien, wo er 
in Eugens Stelle dem Oberbefehl führte, den franz. Feldherrn Vendome 
‚Eindringen in Tirol abbielt und die Vereinigung des oͤſtr. Heers mit dem 
von Savoyen bewirkte. In Spanien, wo er ohne Hülfsmittel und 
äfte, auf bloße Vertheidigung beſchraͤnkt, einen uͤberaus lebhaften 
mit uͤberraſchenden Maͤrſchen, fchlauen Überfaͤllen (3.8. der von Tor: 
1708) und Zerſtoͤrung ber feindlichen Magasine führte, nannte man 
Capitan. Mad) den großen Siegen, bie er über Philipps von Anjou 
Almenara (27. Juli 1710) und bei Saragoſſa (20. Aug.) erfochten hatte, 
ee Madrid und ließ dafelbft ben Erzherzog Karl als König ausrufen. Allein 
ud Verrath nöthigten ihn, ſich nach Barcelona, wo feine Magazine wa⸗ 
msichen. Vergebene fuchten ihn Vendöme und Philipp bei Villavicioſa 
offa abzufhneiden. Als Karl nach feines Bruders Joſeph Tode in die 
blande zuruͤckgekehrt war, blieb &t. als Vicekoͤnig in Barcelona; allein 
el und von den Verbündeten verlaffen, konnte er nichts Großes 
m, mb mußte in Folge bes Neutralitaͤtsvertrags vom 14. Mai 1713 
eäumen und fid) mit f. wenigen Teuppen auf engl. Schiffen nach Genua 
laſſen. Seitdem lebte St. in Wien und vertrat in Eugene Abmefenheit 
de als Hofkriegsrathẽ⸗Praͤſident. Ernſt und fireng, ſtets gleihmütbig 
Frauenliebe, leuchtete er feinem Deere, das er mit ſtrenger Kriegszucht 
Mc in der Maͤßigkeit, in ber Kunſt gu entfagen, als Beiſpiel voran. Er 
bes Frhrn. von Hormayr Ausbrud, das tree Bild eines deutſchen Deren 
flerd Hermann v. Salze ſchoͤner Zeit. Arm im Brike ter Dorvob⸗ 
Giebente Aufl @b. X. AA 


2 


ve 


f 


Pulverkammer zu ergreifen drohte. Er ſocht bei mehren Ausfällen an - 
der Truppen, vertrieb den Feind von dem Burgravelin, und hinderte ihn - 


Stark (Johaun Auguft), Oberhofprediger zu Darmflat 
1741 a Schwerin im Mecklenburgiſchen, wo fein Bater Predi 
Goͤttingen beſonders bie morgenlaͤndiſchen Sprachen. Daſelbſt 
Bekanntſchaft mit einigen franz. Officieren Frrimaurer, und zu 
daß er In Petersburg, wohin er als Lehrer unter Buͤſching's ẽ 
hoͤchſt leidenſchaſtlich den Werber des Ordens machte. Auf ſ. & 
und von da nach Paris (1765) lernte er Schubart, den nachheri 
feld, kennen, mit dem er aber in ber Folge zerfie. In Paris w 
— ſodaß fi) das Geruͤcht verbreitete: er ſei katholiſch gewo 

urch noch mehr beſtaͤrkt wurde, daß er auf der koͤnigl. Bibllot! 


F — der morgenlägbifchen Handſcheifeen mit — 


men hatte. Dieſen Verdacht vermehrte er nach ſ. Ruͤckk⸗ 
halb beſchleunigte, durch f. ganzes geheinmißvolles Betragen, fo 
Verbindung mit den Jeſuiten und die gleichfalls vermuthete Pen 
Geiftlichkeit. Noch in Parts empfing er unterm 28. Aug. 17 
das Diplom der Magiſterwuͤrde, und gleich nach f. Ruͤckkehr wi 
Wismar. 1768 trieben ihn, wie man glaubte, abermals gehein 
nad) Peteröburg; doch übernahm er im folg. 3. in Königsberg ı 
feffur der morgenländ. Sprachen, 1770 zweiter Hofpredi⸗ 
vierter ordent Prof. der Theologie, 1773 Dr. der Theologie u 
prediger und dritter Prof. der Theologie. Schon 1775 hatte 
herausgegeben, um ſich, wie man behauptete, zu dieſer ſchneller 
den babel brabfichtigten Meligionsnenerungen den Weg zu bab 


j genfchriften vereitelten f. Bemuͤhungen, und er legte aus Werd 


wie er felbft fagte, um den beftändigen Anfeinbungen zu entgeß« 
Stellen nieder (1777) und ging als Prof..der Philoſophie an 
fium nach Mitan. Von da rief man ihn (1781) als Oberho 
ſiſtorlalrath nach Darmſtadt, mit der Anwartſchaft auf bie erfl 
feffur in Gießen, auf welche er jedoch nach Dr. Berner’s Tode 


. zulage Verzicht leiſtete. Deſſenungeachtet bauerte der Verdac 


umtrieben. non feinem Reuntokatholicämuß ıc. fort. ia. bie. Den 


Starke Staͤrke 648 


rſchien, worin aber der Katholicismus nachdruͤcklich empfohlen wird. 
den 3. Maͤrz 1816 im 76. J. feines Alters, ohne ſich von dem Ver: 
es Kryptokatholicismus gereinigt zu haben. Außerbem bat er noch 
thige Briefe über das Chriſtenthum“ und eine „Geſchichte des Aria⸗ 
geſchrieben. M. f. noch: Strieber’s „Grundlage zu einer heſſ. Gelehr⸗ 
Scchriftſtellergeſchichte“ (15. Bd., ©. 225); „Epiftel an den Ober: 
ſer Stark über deffen wichtiges Buch des Keyptokatholicismus ꝛc 
1788); Dr. Bahrdt's „Beleuchtung des Stark'ſchen Apologismus“ 
25 


). 
karte (Gotthelf Wilhelm Chriſtoph), herzogl. anhalt « bernburgifcher 
prebiger zu Ballenſtaͤdt, wurde in Bernburg am 9. Dec. 1762 geb. Seine 
m von väterlicher und mütterlicher Seite waren weit zuruͤck meiſtens Pre: 
md. f. Vater, deffen einziger Sohn er war, flarb als Confiſtorialrath und 
Bembent zu Bernburg, noch ehe jener fein LO. J. erreicht hatte. Nachdem 
Zeitlang die Schule f. Waterftabt befucht hatte, genoß er von 1776 — 80 
rrichts von Stroth, Hergt, Meineke und Weſtphal auf dem Gymnaſium 
bihiburg. Seine akademiſchen Studien machte er in Halle und kehrte 

f. Vaterſtadt zuruͤck. Hier arbeitete er 2 Fahre lang als Collaborator 

diſchule und flieg an berfelben Anſtalt bie 1798 zur Kectorftelle hinauf. 
te die Kanzel ihre Anfprüche aufihn geltend. Er wurde zuerſt zum 
an dee Stadtkirche von Bernburg, in der Folge zum Hofprediger 
aͤdt berufen. Hier wohnt er feit 1808 in glädfichen amtlichen und 
Verhaͤltniſſen, feit 1795 verhelrathet und Vater einer zahlreichen Fa: 
Derzog verteaute ihm den Unterricht feiner einzigen Prinzeffin an (der 
effin Friedrich von Preußen), und auch an der Erziehung des Erb⸗ 
kahım er Theil. 1817 wurde er zum Oberhofprediger ernannt, welche 
E noch in ungefchwächter Thaͤtigkeit bekleidet. — St., ausgezeichnet als 
m Theolog und Kanzelredner, verehrungswuͤrdig ale Menfch, hat fich durch 
Mchen Bemälbe'' eine bleibende Stelle in der deutfchen Literatur gefichert. 
lenen zuerſt zerſtreut in Zeitfchriften, und die allgemeine Theilnahme, wel 
woten, vermochte den Vf., fie zu ſammeln u. d. T.: „Gemälde aus dem 
ben und Erzählungen” (4 Sammt., Bert. 1793 — 98, 3. verm. Aufl. 
je. 1825, 6 Bde.). Sie haben nicht allein in Deutfchland, fondern aud) 
mbe (in das Franz. und Hollaͤnd. Üüberfegt) einen wohlverdienten Beifall 
als Muſterſtuͤcke in einer eigenthuͤmlichen Gattung der profaifchen Idylle. 
K und liebevolle Treue In der Auffaffung des häuslicher Lebens, reiner 
klarer Geiſt und die befcheidene Schönheit der leichten Form, find bie 

ihres Charaktere. Außerdem nennen wir von Sts Schriften: „Ge⸗ 
. 1788, vergriffen), „Wermifchte Schriften” [Gedichte, Neben, 
] (erfie Samml. Berl. 1796), Predigten” (Berl. 1797), „Re 
(Halle 1804), „Lieder für umfere Zeit” (im Herbſt 1813, 1 Bogen), 
einzelnen Predigten, Programmen, Erzählungen ıc. 29. 
kaͤrk e iſt ein ausgezeichneter Grad der Kraft. Einen ſtarken Körper nen- 
nicht den, melcher nur einen großen Raum erfüllt, fondern vielmehr den- 
beldher einen großen Raum mit vieler Maſſe erfuͤllt. Ein ſtarkes Licht ent: 
d Bufammendrängung des Lichts in einem engern Raum. Staͤrke ber 
! geigt fich durch Stärke des Ausdrucks, und Wirkfamkeit auf den Lefer 
er. Slie beruht ebenfalls nicht in der Menge der Gedanken, fonbern in 
uendrängung bes Gedankens in wenig Zeichen — alfo in Kürze, Ge⸗ 
— durch Deraushebung Deffen, was auf das Gefuͤhl vornehmlich 
uch eine kraftvolle Berfinnlihung bes Gegenſtandes, durch auferge: 
Wendungen, welche den Gegenſtand von einem bedeutenken Brüiutee 
41 * 










a 


n 
a — — * 


dan Durch) ein Daaefieb ſchuttet. Aus dieſem milchichten X 


Stärke ab, wird abgefüßt und getrocknet. Die übriggeblich 


. abgefondert werden Tann. Beſſer fol die Staͤrkefabricatior 


fein, daß der ungeſchrotene Weisen nach dem Wafchen in Wafl 
bis fich die Koͤrner zerdruͤcken lafſen und Milch geben. Der ge 
hierauf, ohne zu gaͤhren, zwiſchen 2 hoͤlzerne Walzen gefchl 
die zerquetſchten Körner ausgedruͤckt, mit Waſſer angemengt, 
zerquetſcht, auch wol ins Tretſacke getreten, und dann, wie obe 
ſcheidung zınd das Trocknen vollendet. Aus a. Vegetabillen, w 
keinen Sieber enthalten, ſcheidet ſich das Kraftmehl leichter; 

weicht Je in Waſſer, knetet ober tritt fie in Leinwand aus und 
durch Abſetzen aus der milchichten Fluͤſſigkeit. So bereiten 
ber ſcharfen Mahniotwurzel bie milde Caſſava, fo gibt die Aarı 
Ko. der Weizen mebiciniſche ober oͤkonomiſche 
, ergeſtalt wird die Staͤrke aus ben Kartoffeln geſchieden. Di 
der Brei in einem Siebe ausgewaſchen, aus der milchichten } 


2 ken bie Stärke getrennt, abgefüßt und getrocknet. Weizen s 


taͤrke. Das bei dem ungefchrotenen Weizen erhaltene erfl 
durch Gaͤhrung Effig. Fein gefloßene oder zermahlene Staͤrke 
Sta roſt en Kapltanie) find in Polen Edelleute, die zu 
(Dignitarii terrarum) gerechnet werben und die ber — 
oder Landgut belehnt hat. Es waren — ———— el 
Polen zu ihrem Unterhalt gewiſſe Güter (koͤnigl. Guͤter, mens: 
Die Güter wurden nach und nad durch Schenkungen, Ve 


‚dung, zum Theil auch durch Verleihung auf Lebenszeit, fehr ı 


ſetztern gehören die Staroſteien, die der König, wenn auch ihre, 
ſterben, nicht wieder anfichziehen kann, ſondern fie einem A 
Einige diefer Staroften haben die Berichtöbarkeit in einene ger 


— 
F 


Staözic Statit 048 ° 
; ferner begänfligt fie ımreine Spitalluft. Endblich hat man auch 
e jeden andern Krampf, von Unreinigkeiten der erften Wege, Giften 
entſtehen ſehen, fowie er auch dem Tode bisweilen vorhergeht. Nach 
rt Urſachen ändert fid auch das Anfehen der Krankheit. Mährt 
Daher Wertsundung her, fo tritt der Anfall gewöhnlich unter. heftigen 
par des verlegten Del in ein, bisweilen ſchreit der Kranke heftig auf, ober 
ch Mogendräden, Ekel , Bichen der Sieber und im Rüden, Nadens 
a. Beſchwerden vorher, und der Anfall felbft tritt mit Steifigkeit des 
fm im Schlunde und Schauber ein. Da liegt dem ber Körper 
und ſteif, gekruͤmmt oder gerade da; bie Wärme bleibt nathrlich, ber 
| fi oft wenig, ber Schlaf fehle garni, ‚ das Bewußtſein ift meiſtens 
s aber der Kopf betändt, die nathrlichen Ausleerungen find unterdrückt. 
ke Bett fi, Fieber ein, wenn ed vorher zugegen toar, und ſchon nach wenig 
ft die Krankheit töbehch und wird mit Recht za den allergefährlichften 
Denn obwol bie kraͤftigſten Mittel, Opium, Moſchus, Kampfer, 
"it ſehr arofen Gaben verfucht worben find, fo bat die Krankheit dadurch - 
Big von Ihrer Boͤsartigkeit verloren. Meht nägt die Berkdfichtigung der 
K two fie bekannt und zugänglich find; und ed wird u. A. in dieſer Hinſicht 
Be die völlige Durthſchneidung des verletzten Nerven ıc. angerathen. — Die 
acht (catalepsis) iſt eine langwierige fieberloſe Nervenktankheit, welche 
a Anfaͤllen des Starrkrampfes beſteht, bei denen ploͤtlich die willkuͤrliche 
g, aber auch das Bewußtſein gehemmt iſt, und ber Körper in ber Rage 
tung bleibt, welche er vor dem Anfalle hatte. Die Blieber behalten aber . 
famteit und Laffen fich durch aͤußere Kraft in jebe beliebige Stellung brin⸗ 
und Athem gehen gemeinigfid, ihren Bang fort, und nach einer Bietet: 
en Stunde iſt der Anfall gewoͤhnlich vorüber. 
adzic (Stanislaus, Abbe), k. poln. Staatsminifter, Director ben ta 
sfirie, Praͤſes und zweiter Gründer der ©. Geſellſch. der Freunde ber 
. zu Warfchau, wo er den 20. San. 1826 flard. Er hatte f. ganzes 
en (an 800,000 poln. Gulden) den Inſtituten zu Warfchau und zur Er⸗ 
des Denkmal für Kopernicus (von Tpormalhfen) vermacht. Seine Herr 
ſerubleſſow bat er ſ. Bauern geſchenkt, nachdem er fchon fruͤher alle Arbeits» 
a in eine mäßige Geldabgabe verwanbelt. 
Kati iſt die Lehre vom Gleichgewicht ber feften Körper; von dem Gleich⸗ 
Jer flöffigenstropfbaren wird in der Hydroſtatik (ſ. d.), umd ber fläffts 
Richen in der Aörometrie oder Aëroſtatik (f.d.) gehandelt. ie 
Bro, wie vorläufig ſchon im Art. Mechanik bemerkt worden ift, zu den 
hen Wiffenfchaften, und zieht, nach allgemeiner Erklaͤrung der Begriffe, 
$ von Kraft und Laft, Bleichgewicht, abſolutem und fpecififchenm Ge⸗ 
enber& noch bie Theorie ber Mafchinen, fofern ſich bie Kräfte an denſel⸗ 
a8 Gleichgewicht halten, in ihr Gebiet, wogegen bie Betrachtung derfel- 
eine Kraft bie andre wirklich bewegt, alsbald zur Mechanik gehört. In 
zug auf Maſchinen find Hebel, Wage, Holle, Schraube und 
füge vom Schwerpunfte und von dee Zufammenfegung ber 
vdie Hauptgegenflände, mit welchen fich bie Statik beſchaͤſtigt. (S. d. bef. 
Inter den Griechen warb bie Statik der Mafcinen von Archimedes 
t, der fich beſonders um bie Lehre vom Schwerpunkte und on 
machte; nach ihm führte Heron die Theorie aller Ruͤſtzeuge auf jene 
mid. Die Neuen haben diefen Zweig ber mechanifchen —— 
im 16. Jahrh. bearbeitet, der Italiener Ubaldi, Marcheſe bei Monte, 
577 in ſ. Mechanieorum libri VI” und der Niederlaͤnder Stevin 1596 
eghinselen der wegkonst”, D escartes (f. b.) und Barlaın 





























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der geſchichtlichen Wiffenfchaften : der Kreis ber Vergangent 
der Gegenwart. Won jenen beiden Kreifen der Zeit aber wirbt 
gangenheit durch die Geſchichte, der Kreis ber Gegenwart durch 
Geographie (Staaten » und Erdkunde) dargeſtellt Daraus f 
fentliche Verfchiedenhelt dee Befhichte (f. d.) und Statiftil 
Ischafte ihrer Vermiſchung; theils daß die gewöhnliche Anſicht ix 
cher Statiftit und Geographie bloß hiſtoriſche Hülfswiffenfchafte 
bilden vielmehr einen der Sefchichte gleich georbneten wiflenfdya 
dem ihnen, und ihren Zweigen, der Specialftatifiif und Spe 
zelner Erdtheile, einzelner Meiche, Völker, Provinzen u. f. v 
Ephäre der Gegenwart angehört. Somie aber jedes Volk, je! 
bes Reich, als ein politifches Ganzes, nur nach der Ankünbigı 
Lebens , des Innern und des aͤußern, und nad) der Wechfelwirk: 
richtig aufgefaßt und erfhöpfend dargeftellt werben kann: fo berul 
charakter ber Geſchichte darauf, die politifhe Ankündigung u 
untergegangenen und ber beftebenden Völker, Staaten und Mei 
ſelwirkung ihres Innern und äußern Lebens, im Kreife der ©: 
fielen, und der Grundcharakter der Statiſtik, das inmere un 
Leben der Völker, Staaten und Reiche und die Wechſelwitku 
im Kreiſe der Gegenwart zu verzeichnen. Deßhalb ift die S 
(haft, welche die politifche Geſtaltung (den Organismus) der £ 


des Erdbodens, nad) der Ankündigung ihres Innern und dufen 


der Gegenwart , im Zuſammenhange bärflellt; und Schloͤzer 
bat hohe Wahrheit: „Die Geſchichte iſt eine fortlaufende Stati 
tiſtik eine ſtillſtehende Geſchichte“. Iſt der Grumdbcharatter I 
Darftellung des innern und dufiern Lebens der Staaten und R 
Gegenwart richtig aufgefaßt,, fo ergibt fich daraus theils Das, 
der fogen. Theorie der Statiſtik gehört (nämlich eine philof.: 
lung aller einzelnen Bedingungen des Innern und dußerm pol 
Staaten und Reiche, ſowie die Verſinulichung des Zuſamm 


CIT A.F... & 


Statiſtik | 647 
Grundbeſitzer, Leibeigne, Höflinge, Beamte, Gelehrte, Kauf 
te, Krieger ıc.) und nad) ber Eirchlichen Verfchlebenpeit. * Die 
es: a) bie phyfifche und techniſche (Felbbau, Gewerbfleiß, Han⸗ 
etiſche (Kuͤnſte, Kunſtanſtalten, Kunftfommlangen); Pi die ins 
enfhaften, Schul» und Bildungsanflalten, Häusliche Erziehung, . 
ichhandel, Gelehrſamkeit überhaupt); d) die moralifäe (Sitten 
feiner einzelnen Stände, Würdigung des Nationalcharakters In 
fer und politifcher Besiehung): 3) Die Verfaſſung bed Staats 
tegierungeform, ob monarchiſch ober republikaniſch, ob autokra⸗ 
aͤnkt, die letztere ob repraͤſentativ ober mit Ständen, namentlich 
n Seubalfländen, ob die Mepräfentation in Einer Kammer ober 
(ntheil der Volksvertreter an ber Geſetzgebung ober bloß an ber 
b Verantwortlichkeit aller Staatsbeamten bei alleiniger Unverletz⸗ 
mten); Verhaͤltniß der Kirche zum Staate (ob hierarchifches oder 
1, ob Goncorbate mit Rom ıc.). Beigefuͤgt wird bie t über 
Regenten, über die Hausgeſetze, über Hofſtaat, über bie Kits 
. 4) Die Verwaltung des Staates (Überficht über ſaͤmmtliche 
iftliche Behörden; im Einzelnen a) ber Gerechtigkeitspflege, b) 
tung, e) der Staatswirthſchaft und Finanzverwaltung , d) des 
Im zweiten Theile wich bei der Darſtellung des äußern politifchen 
t: 4) Die Stelung des Staates in ber Mitte des euroy. Staa⸗ 
Racht de erften, zweiten, dritten oder vierten polit. Ranges, und 
Berhätmiß zu den unmittelbaren Nachbarſtaaten. 2) Bei den 
en das Verhaͤltniß derſelben zu der Geſammtheit des beutfchen 
; ebenfo bei den helvetiſchen Cantonen und den nordamerik. Freiſtaa⸗ 
ltniß der einzelnen Staaten jur politiſchen Geſammtheit u. ſ. w. 
des innern politiſchen Lebens (nach der Cultur, Verfaſſung und 
ıf die mehr ober weniger kraftvolle Ankündigung bes äußern Les 
Ruͤckwirkung der äußern Verhaͤliniſſe des Staates auf die Innern. 
theit der noch geltenden Werträge des dargeſtellten Staates, in 
Ue Mächte und Staaten des Auslandes (Friedensſchluͤſſe, Buͤnd⸗ 
esträge, Conventionen ıc.), mit Angabe ber Quellmfammlungen, 
‚ihres Hauptinhalts , und mit Anbeutung ihrer wohlthätigen ober 
nwirkungen auf das innere und äußere politifche Leben. Nach 
einiger neuern Statiftiter (3. B. Haſſel's in der Statiſtik von 
ußland, Stein’s in der von Preußen, Wichmann's in der von 
's in der von Sachſen u. A.) kann in der Einleitung zur Special 
: Staaten und Reiche eine t über den almäligen Anwachs 
iderung berfelben nach Umfang und Bevölkerungszahl gegeben 
efe geſchichtlichen Ergebniffe nicht immer Denen, welche Statiftit 
atiftifche Handbuͤcher nachſchlagen, völlig gegenwärtig find. Von 
ft die Statiſtik dadurch wefentlich und wiſſenſchaftlich —— 
ngleich mehre einzelne Stoffe beiden gemeinſchaftlich angehören, 
Behandlung und Stellung dieſer Stoffe im Bebiete ber Wiſſen⸗ 
zraphie überall dem Örtlichen, bie Stauſtik aber bei ihrer Zufam- 
e leitenden Idee folgt. Die Beographie gibt das Beſondere und 
Staate, wo fie es antrifft; die Statiſtik Hingegen ſtellt es unter 
zuſammen und verbindet das Gleichartige. (So nennt z. B. die 
Zerge, Fluͤſſe, Waͤlder in den einzelnen Provinzen, wo ſie ſich 
Ztatiſtik aber gruppirt alle Berge, Fluͤſſe und Wälber zu einer 
ıch einer Aufeinanderfolge ihrer politiſchen Wichtigkeit. So ge⸗ 
iphie der Fabriken, Manufacturen, des Oreßdandels, ber Ber 


I 





mg IF. 10/5 ju went „Inesaurus voram paon 
sem): I. Anbe. Be (R. — 1674 m Iene; Schubart 
in notitiam rerum publicarum orbis universi“, Jen 
= "She el in f. Werke: neun Lug 
berg 1675, Sol.) , und von Zech (mırter den augenommenn Ro 
berg) in f. , ‚Europäifden Herold” (n. Aufl., 3 Thle., Ka 
föwte die Holländer: de Luca („Descriptie orbis ete 
Everh. Otto („Primae linese notitiss Kurepan. rerum Be 
1762) um bie — Behandlung der zur Gtatiftit q 
ſich verdient gemacht ch Gonring’s Vorgange einenerte Ad 
teag ber Staciſtie auf Univerfitäten. Sein @ 
den Titel: „Staatsverfaſſung ber europ. Reiche im Grundriff 
Aufl. , von weichen nach Achenwan’s Tore bie6. (1781 und 17 
Sprengel beforgten, die 7. Sprengel (1798) allein. Naͤchſt 
akademiſche Compendien biefer neuen 


"7 


fin. Wi 
- (Yena 1749), und Bob. —æã —* * 


Geſchichte der Statiſtik gebören Gattertr’t , 

eine (Odtting 1773), en 6 (treffliche; aber unvok 
Statiftik (Goͤtting. 1804), Riemann’e „ der Stariftie‘ 
Leop. Krug’6 „Ideen zu einer flaatewirthichaftlichen Statiſtike 
Minder wichtig find die Schriften von Mader, Go — 
Er ſuctern woltte die Gtariftit als Wiffenſchafe Phder, wan 
Statiftit umd Poitie (Hört. 1812), theils inf. „Reittfchen @ 
tiſtie (Goͤtt 1817); er teaf aber in feiner kelbenſchaftlichkeit me 
gel im Anbane dee Statiſtie ımd nicht die Willenfehaft ſabfr 


—— und comyendiariſchen Behand erwarben ſich 


Remer, Meufel (von ſ. „Lehtbuche der € 


: Toze, 
1817 bie 4. Auf ' ‚bie freilich Vieles zu wuͤnſchen übrig ge), € 


endet), Milbiller, —— md in Verbindung mit der 
feinem „Bonft. Handbuch neueften Erdbeſchrelbung und 
unvollenbet) ‚ und Gtein —e ber Geographie und Ste 


Statiſtik 649 


vielem Fleiße. Die tabellariſche Behanblumg der Statiſtik, gegm . 
‚ viele Stimmen fi) erfiärt haben, darf freilich nicht die ſyſtema⸗ 
ung der Wiffenfchaft verdrängen und sur Oberflaͤchlichkeit führen, 
eften Anlauf, und eine beutliche Überficht über alle zum Staateles 
ınd durch Zahlen ausdruͤckbare Begenftände zu gewinnen, find flas 
m brauchbar, fobald fie nur mit forgfältigem Fleiße und aus dem 
nen Quellen bearbeitet werben. Die beffern (zum Theil aber durch 
iffe veralteten) find von Randel (1786 und 1792), Brunn (17786), 
te, 1804), Ehrmann (1805), DIE (1805 ımd 1811) und Haſ⸗ 
‚stern „Statiſtiſchem Umtiffe der ſaͤmmtl. europäifcher Staaten” ers 
2 Hefte, Fol., welche bloß Deutſchland darſtellen. Spaͤter folgs 
ol.) ſ. „Statiſtiſchen Überfihtstabellen der ſaͤmmtl. eurodaͤiſchen 
ßereuropaͤſſchen Staaten”. Crome's hierher gehoͤrende Schriften 
Tabellen ausgeſtattet. Von den neuern Werken, welche die Erd⸗ 
de lexikographiſch behandelt haben, gehören hierher: die neue 
n. Hübner’ihen, von Hübner bloß mit einer Vorrede verſehenen) 
ung® und Gonverfationsleritons” (Leipzig 1823 — 27); die neue 
efergte Auflage von Jaͤger's,Zeitungslexikon“ (3 Thle., Nuͤrnb. 
; bie unvollendet gebliebenen größfen Werke (in 2.) von Wins 
16. 2. Abthl., Leipz. 1804 fg.) und Ehrmann (bis 4. This. 1. Ab⸗ 
von Hufuadel angefangen , beiler von Schorch fortgefegt, Erfurt 
d, feit den neneften politifhen Veränderungen : Haffel’6 „Allgem. 
atiftifche® Lexlkon“ (2 Thle., Weimar 1817), ſowie Stein’s 
phiſch⸗ſtat ſtiſches Zeitungs: , Pofts und Comptoirlexikon“ (4 Thle., 

Eine Sammlung der neuem Staatöverfaffungen feit 1787 befin- 
Werke: „Die Conftitutionen der europ. Staaten feit den legten 25 
te.,&p3. 1817— 23). -- In tabellarifcher Form find die Hauptgegens 
am Verfaffungen dargeftellt in Rudhart's, Überſicht ber vorzüglich 
igen verfchiedener Staatsverfafſungen über Volks vertretung (Müns 
I). Unter dem ſpeciellen Werken über Statiſtik verdienen genannt 
taͤudlin's „Kirchliche Geographie und Statiſtik“ (2 Thle., Tuͤb. 
nann's „Handbuch der Laͤnder⸗, Voͤlker⸗ und Staatenkunde“ 
fg.; der 1. Thl. behandelt in 5 Bhn. Deutſchland, der 2. in 4 
peis); Canzler, „Tableau de l’Eleetorat de Saxe” (Dresder 
bfuet, „Spanten nady tigner Anficht ıc.” (4 Thle. , Frankf 1813); 
uchet, „Statistique de Ia France” (7 Thle., Paris 1803); Go! 
atiscon the wealth, power and resources of the british Empire” 
4.; deutſch von Fick, 2 Thle., Nuͤrnb. 1815, 4.); dann über 
nann und Haffel; über die Tuͤrkel von Hammer und Lindner; über 
jer, Haffel, Demian, Andre; über Ungarn Schmwartner; über 
beau, Krug, Demian, Stein; über Dänemark Thaarup; über 
ꝛc. Unter den Wörterbüchern In biftorifch = flatiflifcher Hinficht 
ropäffche Staaten zeichnen fi) aus die von Grufius über Öftreich, 
Preußen, von Kolb über Baden, von Schumann über Sachſen ıc. 
ide Darftellung der Umbildung Europens feit den lebten 30 Jah⸗ 
Furopa, nad f. politifch s geographifchen Veränderungen, feit dem 
franz. Revolution bis zum Schluffe des miener Congreffes” (3 Lie: 
mar 1807, 1811 md 1816, Zol.). Über den hohen Werth der 
‚ren wichtigen Einfluß auf die innere Staatsverwaltung ber Länder 
timme; denn gelehrte Srübelein und Spfteme können ohne bie 
rung Beine zuverläffige, brauchbare Ergebniſſe liefen. Man muß 
Einzelne gehen und Thatſachen ſammeln, wit man nit auf Arte 


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gu übesfehen. Daß aber bie materiellen Oitantöträfte , ohne 
geiftigen Lebens im Innern der Völker, nicht ausreichen, daß 
ankommt, wie fie genutzt werben; daß bie maheen Ense 
materieh feien ; daß zwar biefen eine gewiſſe materielle BR: 
ben muͤſſe; daß ſich aber ſchlechterdings bier kein Zahlenverhaͤltn 
daß es alfo ein eitler Wahn fei, zu glauben, mit ben materiell 
die Kraft eines Staates überhaupt in gleichem Werhättniffe. 
geffen, freilich nicht fo vergeffen, dag nicht einzeine rn 
und gefagt haben follten, aber es wurbe praktiſch vergeſſen; ! 
und Trachten ber Politik ging nur dahin, die materiellen Kr 
sicht, die freie geiſtige Bildung zu befönbern, wodurch allein jer 
Die ganze neuere Gefchichte liefert den Beleg dazu. Richt ul 
daß es hier die Statiſtiker waren, die den Praktiken in die Häs 
auf diefem Wege endiich bazu beigetragen haben , bie —— 
ben. Indem fie den Cabinetten den vermeintetn Geselsm 
deatmeilen, an Menfchen und Vieh vorsechneten, gingen Kr 
praktiſche Staatskunſt Aber, und das ganze, unter deim Mansen 
und Arrondirungs ſyſtems berachtigt⸗ Syſtem der newern Pol 
ſeine Ausbildung. Wenn aber jeder Staat etwas Edleres 
wem er eine inoraliſche Perſon bildet, die ihre Brumbfäge, | 
überhaupt ihre eigne Individuelle Eriftenz bat, bie bei jebem ander 
fo gehört zur Kunde eines Staates etwas mehren. on 
hen Tabellenſtatifiker Darunter zu bezeichnen pflegen, unb 
Weſen ber Gtatiſtik in die vollendete Auffaffung und Def 
äußern politiſchen Lebens der Völker, Staaten und Reiche des Er 
weiter oben aufgeftellten Bedingungen, gefegt. 

Statius (Publius Papinius), ein ausgezeichneter roͤw 
zu Neapel um 61 n. Chr., kam früh nad) om, umb gewann 
Wettſtreiten 3 Dal den Preis. Der Kaifer Domitian fdhenf 
Krone > gut ‚Belohnung ſ. dichteriſchen Talents, unb war Ihn & 


Statthalter 631 


Nusg. von Kaſp. Barth (Zwidau 1664), zuletzt von Markland (auch 
31827). Neueſte Eritiiche Ausg. von Hand (Leipz. 1812, 2 Bbe.).: 
tatif nennt man ein gewöhnlich dreibeiniges Geſtelle von Holz, das aus 
e genommen und fortgeftellt werben kann und zur Unterlage eines Meß⸗ 
Scheibeninſtruments, Aftrolabiume und jedes andern großen Meßinſtru⸗ 
wLand» und Himmels beobachtungen dient. 
tatthalter ift überhaupt Derjenige , welcher, ſtatt eines Höhern, einem 
we Lande vorficht und bie Gefchäfte beforgt. Insbeſondere aber wurde in 
webliE der Vereinigten Niederlande ber Oberbefehlshaber der Kriegsmacht 
Bter (holländ. Stadhouder) genannt. Diefe nach obiger Erklärung unpaf» 
esennung kam von der burgundifchen und fpanifchen Herrfchaft her, unter 
Die gefammten Niederlande von einem Oberftatthalter, und die einzelnen 
vn durch beſondere Statthalter regiert wurden. Die Republik der Verein. 
made bebielt die Statthalterfchaft bei, theils aus Dankbarkeit gegen das 
Baffau» Dranien,, theils und befonder® auch um das Volk, das an eine flatt- 
he Regierung gewöhnt war, beffer im Gehorſam zu erhalten, welches die 
‚oder Staaten, ba ihre Gewalt noch neu und unbefeſtigt war, nicht kennten. 
Philipp II. hatte, als ex die Niederlande verlich, dem Prinzen Wilhelm I. 
wien bie Statthalterfchaft über Holland, Secland und Utrecht aufgetragen ; 
1 der Herzog von Alba mit den fpan. Truppen 1567 nad) den Niederlanden 
B bier die kath. Religion durch Feuer und Schwert auszubreiten, ging Wil⸗ 
Deutſchland, um ſich ber drohenden Gefahr zu entziehen. Da man ihn 
eſend gerichtlich verfolgte, ergriff er die Waffen und fischte die Niedarlande 
WE Tyrannei zu befreien. Der erfte Verſuch mißlang; erfinac Einnahme der 
pet Briel (1572) duch die Waffer-Geufen (f. Seufen) wandte ſich das 
mfdie Seite der Niederländer. Die meiften Städte Hollands und Saelands 
wm fich mit dem Prinzen gegen die Spanier, und er wurde nun wieder als 
Statthalter in Holland, Seeland und Utrecht erkannt. 2 Jahre nachher 
Ihne Die beiden erſtern Provinzen, u.d. T. eines Hauptes und höchfter Obrig⸗ 
end des Krieges, die Regierung auf. Diefe Regierung war aber fehr un» 
ka die landesherrlichen Verordnungen wurden bald im Namen bes Königs 
mien, bald im Namen der Ritterfchaft und ber Städte, bald wieder des 
von Dranien ımb der Ritterfhaft und Städte, bald wieber des Prinzen 
Iaffen. Diefe Unbeftändigkeit dauerte ſelbſt nach der utrechtfchen Vereini⸗ 
579) bi6 zur Abfegung bes Könige von Spanien von feiner Herrfchaft über 
erlande (1581) fort. Denn erft jegt ward bie dem Prinzen ſchon vormals 
jene Regierung (1582) ohne Einfchränkung erneuert, und die öffentlichen 
and Verordnungen ergingen allein in feinem Namen. Enblich wollten ihm 
umd Seeland die foͤrmliche Oberherefchaft übertragen, als er, wie man ihm 
gen wollte, auf Anftiften der Spanier meuchelmoͤrderiſch (1584) erfchof: 
e. Nach Wilhelms Tode erklaͤrten die Generalſtaaten ben Grafen v. Leis 
eichen die Königin Elifabeth von England ihnen mit einigen Truppen zur 
gen Spanien geſchickt hatte, zu ihren Oberflatthalter. Die Staaten vor. 
und Seeland hatten jedoch dem Prinzen Morig, zweitem Sohne bed er⸗ 
MPrinzen von Dranien, die befondere Statthatterfchaft über ihre Provin⸗ 
ben , und biefer war dar erfte Statthalter, den bie Staaten der beſondern 
ften befet haben. Als Leicefter feine Statthalterfchaft niedergelegt hatte, 
writ 1590 auch von Geldern, Utrecht und Oberyſſel zum Statthalter ge 
Ihm folgte nachmalß fein Bruder Friedrich Heinrich und deſſen Sohn Wils 
in der Statthalterfchaft über die gebachten 5 Provinzen. Der Graf Wil 
Dwig von Naffau, ein Sohn des Grafen von Naffau» Dillenburg, des juͤn⸗ 
aiders von Wilhelm I., war Statthalter von Friebland und ward es (päter 








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wählten ihn auch die Staaten von Bröningen dazu. Die St 
biefe beiden Landfchaften blieb nachher fortwährend bei ber mu 
menfchaft Wilhelm Friedrichs. In den 5 andern Provinzen, 

Seeland, Utrecht und Oberyſſel ward fie nad Wilhelms IL. Zu 
fegt. Er hatte fid) durch die Streitigkeiten mit den Staaten H 
gemacht, und dur die Künfte des damaligen hol. Rathepenfi 
Mitt wa:d fein Sohn Wilhelm III. erft durch die 1654 vont 
an Dlin. Cromwell, Protector von England, ausgeſtellte Au 
und bemadh 1667 durch das fog. ewige Edict von der Stattha 
gefchlofien. Als aber 1672 Ludwig XIV. die Verein. Etaaten 
Obrigkeiten in den hol. Städten durch die Empörungen des Ve 
ewige Edict aufzuheben und den Prinzen Wilhelm III. von Dra 
ter zu irklaͤtin. In Seeland, Geldern, Utrecht und Oberpffel e 
und in diefen 5 Provinzen wurde für Wilhelms III. männtid 
Statthalterfchaft erblich geri> tt. Er behielt fie auch, nachdem 
Englemd geworden war. Als Wilhelm III. 1702 kinderlos fl 
Provinzen die Statthalterfchaft viele Jahre lang unbefegt, bi 1 
Heinrich Friſo (ein Sohn von Johann Wilheim Frifo, Fuͤrſte 
Dranten, und Gtattbalter von Friesland und Groͤningen) vor 
zum Statthalter ermählt wurde. Die Prov. Holland, Seeland 
pffel blieben in ihrer bisherigen Verfaffung, bie 1747 Frankrei 
lande angeiff. Num wurden durch einen allgemeinen Volksau 
land, darauf in Holland, die Staaten diefer Landſchaften gezwu 
Prinzen Wilhelm Karl Heinrich Friſo zum Stattholter zu erne 
nachher auch in Sriebland und Obernffel gefchah. Wilhelm IV. 
der die Statthalterſchaft über ale 7 Provinzen führte. Sie waı 
und weiblichen Nachkommenſchaft für erblich erlärt; body wurd 
fürften , ſowie alle ſich nicht zur reformirten Kirche Bekennende 
Itche oder weibliche Nachkoͤmmlinge fein, ausgefchloffen. Im 

balterfchaft einem Minderjährigen zufiele, ſollte deſſen Mutter 


nantin (an Ianas Rs Kliems m{rs um ich in dee Kanal Ms, 


Statthalter 058 


hielt. Mit der allgemeinen oder Generalftatipalterfgpft war bie 
Senerakcapitain® und Admitals des vereinigten Gtaat® verbunden, 
beftand in —— gewiſſer hoher Rechte: 1) in Staats⸗ und Re⸗ 
„und 2) Aber die Band» mad Seemacht. In Hinficht der erſtern 
einer von den Staaten einer Landſchaft vorgefchlagenen Anzahl von 
Vorfiger der Gerichtshoͤfe und andrer Colegien , und die Obrigkeiten 
ten ernennen, nad) Umfländen ab⸗ unb andre wieder einfegen. Dies 
vorzüglich in dem Prov. Utrecht, Geldern und Oberpffel, weil fie 
des geringen Widerflanbet gegen bie Franzoſen aus ber Union geftos 
4 nur unter ber Bedingung wieder aufgenommen waren, baß bie 
ıte von dem Statthalter beſtellt werden ſollten. In Holland hatte 
durch Empfehlungen auf die Befegung der Magiſtratsſtellen zu wir 
tthalter hatte er In den General und Provinzialſtaaten ben Vorfig, 
berathende Stimme großen Einfluß auf Ve Befebgebung. Bon ber 
Bewalt übte ex bie meiften das Allgemeine betreffenden Zweige aus. 
Begnadigungsrecht, wenn bie Miffethäter Beine Mordthaten oder a. 
ven begangen hatten. Vermoͤge der utrechtſchen Vereinigimg war er 
ichter bee Streitigkeiten der Provinzen unter einander. Seine Oblie⸗ 
egen waren, bie Rechte und Freiheiten der Landſchaften und Städte 
a, bie Gefege und Verordnungen ber Staaten zur Vollſtreckung zu 
Ordnung und Ruhe in ben Provinzen zu erhalten. Die —* 
nen Befehlen; denn als Generalcapitain war er oberſter Felbherr der 
ihm ebenſowol als den allgemeinen und beſondern Staaten Treue 
en. Er ernannte bie Offickere bis zum Oberſten und aus einem Vor⸗ 
e Befehlshaber In ben Feſtungen. An ber Spige bes Heeres konnte 
ie Generale ernennen. Aber er darfte keinen Feldzug, noch andre 
gen ohne Genehmigung ber Generalſtaaten unternehmen, und dieſe 
len Abgeordnete oder Felddeputirte zu dem Kriegsheere, ohne deren 
Richts gefchehen burfe. Doch konnte er bie Verlegung ber Truppen 
sen und Feſtungen überall nach eignem Belieben verfügen. Als Ge: 
"gebt er über die Seemacht bes Staats und hatte den Vorfig in den 
‚legien, wo er f. Stellverteeter ernammte und viele zum Seedienſte 
nungen vergab. Ihm gehörte ber 10. Theil der zur See gemachten 
8 in vorigen Zeiten ein Großes betrug. Diefe wichtigen, in mancher 
—— Befugniſſen gleichkommenden Rechte wurden 1747 
der Generalerbſtatthalterſchaft noch vermehrt. Wilhelm IV. wurde 
** Staaten 1748 auch zum Generalcapitain und Admiral Über 
tölande ernannt. Die oftindifche Geſellſchaft erwaͤhlte ihn zu Ihrem 
‚ welches nie ein Statthalter vor ihm geweſen war, und die weſtindi⸗ 
in Gleiches. Dies gab ihm in beiden ein großes Anſehen, und hier⸗ 
ſtatthalteriſche Gewalt weit höher als jemals. Geine Einkünfte floſ⸗ 
Auen, waren aͤußerſt beträchtlich, und fein Hofſtaat Hatte koͤnigl. 
Kriege, den Frankreich von 1778 an wider England führte, und 
—** bee Verein. Niederlande mit derwickelt wurde, entſtand gro⸗ 
lagen gegen Wilhelm V., ben Miele beſchulbigten, daß er die holl. See⸗ 
€ die Gewaltthaͤtigkelten der Engländer nicht ernſtlich ſchuͤten wolle, 
ft während bes Kriegs bie Seemacht ber Republik nicht wirkſam ge- 
Hie Unthätigkeit derfelben zum Thell bewirkt und beföcbert habe; Die 
: ihm entgegen war, und theils aus Kaufleuten, theils aus Magi⸗ 
befand, hatte es auf Einfchräntung ber ftatchalterifhen Gewalt an 
ilhelm V. eine Nichte Friedri 28 zur un Hatte, fo fo 
pesiines of bes Rechte de⸗ ae wie gelten EN kan, veð 


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angefehenften Männer der Gegenpartei, welche fi) Patrioten nam 
ämter für unfähig. Darüber entftanden Auswanderungen und ' 
den Zuruͤckbleibenden. Frankreich bemuste diefe Umftänbe zur 3 
tion. Es erklärte ben Krieg nicht gegen die Republik, fondern ge 
tee; und 1794 wurde Holland, nad) geringem Widerſtande, 
unter Pichegru eingenommen und die Würbe de Generalerbflatt! 
aufgehoben. Der Erbftatthalter erhielt durch den Reichsdepr 
1803 in Deutſchland Entſchaͤdigungen, verlor aber auch diefe dı 
1806 und 1807, und lebte im Privatftande, bis er 1813 zuruͤckg 
auf ex nach den Befchlüffen bes wiener Songreffes den Koͤnigstite 
Naffau und Niederlande.) 

Statue (von dem lat. starun , wörtlid Standbild), Bild 
Kunft in irgend einer Maſſe ausgebildete volle Beftalt, vormehmik 
dargeſtellt wird, weil dies bie freiefte Anficht ber Geſtalt gibe. € 
Mittelpunkt der Bilbnerei ober Plaſtik; denn bie Geſtalt lebend 
böchfte, geifttgfte und ausdrucksvollſte Gegenftand ber fichtbaren 
Farbe darſtellbar find. Vorzuͤglich aber iſt es die Menſchengeſta 
Schoͤpfung, das Bild der Freiheit, deren Umriſſe der Bildner im 
ſten Charakteren im ganzen Koͤrper darſtellt, und die Statue iſt 
nen Kunſt das einfachſte und erhabenſte Kunſtwerk zugleich. E 
reine Form, und die Farbe iſt ihr außerweſentlich. In der Reu 
Kunſt liegt auch die Darſtellung des Nackten, welches bei ſchon 
den kunſtreichen Gewaͤndern weicht. Doch hängt auch hier vie 
Sitte ab. (S. Plaftifh.) Im diefe Korm legt die Piaflif d 
drud der Ider, und gibt fo der Maſſe den Schein des hoͤhern! 
Erfindung dieſer Idee anlangt, fo unterſcheidet man die Sdealfkı 
traitflatue (statua iconica, ikoniſche Statue bei den Griechen und 
zugleich eine Statue in natürlicher Größe bedeutet). Die erflere | 
dung höher und am hoͤchſten, wenn fie, wie in dem griech. Alterth 
liche Wefen verfinnbilbet, die In heiterer göttlicher Ruhe den fin 
Schweiagen aebieten. Lestere bat die Eigenſchaften iedes Dortrai 


Statut Son 658 
olifche Bedeuͤtung hatte. Andy färbte man fruͤherhin bie Bitdfäuten 
in Dinficht der Bekleidung nannten bie Mömer bie in ben griech. Ge⸗ 
as palliatas, in ben toͤmiſchen togatas u. ſ. w. In Hinficht ihrer 
19 unterfchieb man pedestres (fiehenbe), sedentes (figende), eque- 
atuen) und fahrende, (eurules, und zwar bigatae, quadrigatae), wie 
n und triumphirende Feldherren vorgeſtellt wurden. So ging auch bie 

von einzelnen Statuen zu ganzen Gruppen fort, die jedoch in dem 
eſtellung Nichts verändern, und, bie in einander verſchlungenen Fi⸗ 
mmen (symplegmata genannt, wie bei Vorflellung von Ringen), 
uch ſelbſtaͤndig eine vollkommene Anfchauung gewähren. Die Alten 
ne große Befchiktichkeit darin, ihre Statuen mit Wirkung aufzuſtel⸗ 
ieeten oft bie Giebel ber’ Tempel mit Statuen und Statuengsuppen. 
m, aus welchen Statuen ausgearbeitet werben, und bie Arbeit ſelbſt 
nd Bildhauerei. Jetzt nennt man gewöhnlich nur eine in har» 
egoffene oder gehauene Figur Statue. Die beruͤhmteſten Sta⸗ 
x Bildnerei, Bildhauer der Briehen, Römer und 
F und Plaſtik im geſchichtlicher Folge aufgeführt." Uber Bei» - 

tt. 
t, In befomberer technifcher Bedeutung , ein Geſellſchaftsbeſchluß, be⸗ 
tiftungs⸗ und Brumbgefege einer Geſellſchaft. Dan verlangt nach 
hte zur Gültigkeit eines Statuts, daß alle Mitglieder zur Abſtim⸗ 
, 2 Deitttheile wirklich erſchienen find, und von biefen ber Beſchluß 
it dee Stimmen gefaßt worden ft. Ob Statuten ber landesherrlichen 
eduͤrfen, hängt bavon ab, Inwiefern bie Geſellſchaft bloß über eigne, 
Zwecke etwas befchließt, ober in die Öffentlichen Angelegenheiten eins 
ı die Statuten auch für Andre, welche nicht zu Befenfchaft gehören, 
a, fo iſt die Beftätigung des Staats immer nothwendig. So haben 
Anſtalten, z. B. Domcapitel, „Gemeinden, nicht das 
ft Statuten zu geben. Allein in ber fruͤhern Zeit nahm man dies we⸗ 
und man geftattete oft eine Art von Autonomie, welche aber heut;zu⸗ 
e anerkannt wird. Die Städte durften beinahe von ihrer Entflehung 
Beftimmumgen , über ihr Verhaͤltniß zu ben landesherrlichen (Baifez!., 
fl.) Beamten, zu ber Dienſtmannſchaft bes Biſchofs oder weltlichen - 
Schugheren, über die Einrichtung ber Stabtobrigkeit, die echte ber 
r Zünfte, über die Benutzung bed Kaͤmmerei⸗ und Buͤrgerguts, uͤber 
iche Gegenftände u. ſ. w. treffen, und an Alles biefeß Bnüpften ſich 
» Verordnungen über Erbrecht, Eigenthum, Verpfändungen u. dgl. 
‚ einer Stadt nahm man oft das Statut einer bekannten (nicht immer 
Stadt zum Mufter (bewidmete die neue Stadt mit foeflifchem, luͤbi⸗ 
umb dadurch find Ältere Ctabtrechte (Rötn, Freiburg, Goeft, Kühe, 
f. w.) weit verbreitet worden. Diefe Stadtrechte werben vom 11. - 
erkbar, und im Laufe ber Zeiten immer zahleeicher und vollftändiger, 
‚ einficht, daß die Eigenthümtichkeiten derſelben nicht auf wefentliche 
tern des Charakters und a. Umflände gegründet find und in einer all 
feggebung mit Recht untergehen. Die Verſchiedenheit der Stadt⸗ 
Ine Menge von Gollifionen hervor, welche das bürgerliche Verkehr 
le Einzelnen oft ohne ihre Schufb in großen Schaden bringen. Die 
nden nur bie Gefelifchaftsglieber; flähtifche Statuten find daher auch 
rigen verbindlich, welche der fläbtifdhen Gerichtsbarkeit unterer. 


f. Ebbe und Flut. Wenn das Meer hierbei nun feinen Hödken 
ı Stand erreicht hat, fo verharst es eine kutze Belt barın , die db win 


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DET ALBEDLOGEN YUV. Addem ET DIE ETREN „JUDTE DEE SI 
phie und Philologie gewibmet hatte, promovirte er 1781 im der 
cultät durch bie Wertheidigung einer Differtation: „De origi 
eeolesiasticae”. Darauf hörte er 3 Jahre theologiſche Vorlel 
Eregefe und Moral bei Store. Nach dem 1784 mie Ruhm be 
teneramen verlebte ev noch ein Jahr zu Stuttgart, wo er fidy du 
Umgang mit ausgezeichneten Gelehrten, durch oͤfteres Predige 
weiter ausbildete. Auch fing er ſchon damals an, ein Werk zu 

Fahre ſpaͤter erſchien: „Geſchichte und Geiſt des Skepticksmmus, 

ficht auf Moral und Religion‘ (2 Bde., Leipz. 1794). Um 

Reifen zu befriedigen, widmete er fich 1786 der Erziehung jur 
als Begleiter derſelben, theils allein duscchreifte ex von 1786 - 
die Schweiz, wo er ſich 2 Jahre auf dem Schloffe Prangine, du 
lichkeit feiner Beſitzerin, in der Nähe von Genf aufbielt, Fra 
volution auszubrechen begann, und England, von welchem er e 
vonfhire, Breenwich » Hospital, Deptford u. A) in der „WBerli 
ſchilderte. Im Begriff, von London nad der Schweiz zuräc 
1790 zum ordentl. Prof. anf ber Untverfität Göttingen ernamı 
der Theologie und 1803 auch Confiftorialrath wurde. St. wi 
ftudirenden Sünglinge ein trefflidher Fuͤhrer, ſondern nügte ai 
Merle. Wenn er bier das ganze Gebiet der gelehrten Tiheologh 
nete er fich doch vorzüglich im Fache der Kicchengefchichte zum 
theologiſchen Miffenfhaften aus, die er mit Eritifchem Schar 
gender Gruͤndlichkeit und dem anhaltendſten Fleiße anbaute. 2 
buche der Encyklopaͤdie, Methodologie und Geſchichte der th 
(haften (Hanov. 1821) und f. „Ricchlihen Geographie und € 
Tuͤb. 1804) fchrieb er im Fache ber Exegeſe: „Beiträge zue Er 

[hen Propheten und zur Gefchichte ihrer Auslegung” (Gtutt 

Beiträge dazu’ (Goͤtt. 1791); und: „Über Urfprung, Sabalt 


Hohenlieds“ in Paulus's, Memor.“. Die ſyſtemat. Theologie! 


„Ideen zur Kritik des Syſtems ber Grifll. Religion" (1791); 


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bes mit andern periodiſchen Werken, aber alle ſchienen dem Parteigeifl zu 
und find Lingfl vergeſſen. Nathan Drake hat die 3 Zeitfcheiften, welche 
kunt gemacht haben, in neuerer Zeit wieder herausgegeben. Um einen ent⸗ 
m politiſchen Charakter zu behaupten, verzichtete er auf fein Amt und auf 
ihrgehalt, den er bis dahin erhalten hatte. Er bemühte fich um einen Gig 
lament, und warb für den Flecken Stockbridge erwählt, bald nachher aber 
' einiger für aufrührerifch umd verleumderiſch angegebenen Schriften von 
Hamente außgefchloffen. Hierauf fing er wieder an, fich mit fchriftftellerk 
Weiten zu befdyäftigen. Indeſſen verbefferten ſich durch Georg I. Thronbe⸗ 
I, der Ihn zum Oberflallmeifter zu Damtptoncourt und zum Stiedensrichter 
Des &ffer ernannte, feine Verhätmiffe. Auch erhiell er die Direction dos 
Theaters auf Lebenszeit. Wei dem erfien Parlament umter der neuen Re⸗ 
trat er für Boroughbridge wieder ins Unterhaus ein; im April 1715 ward 
hung einer Adreffe zum Ritter ernannt; bald darauf erhielt er von 
Inifler Rob. Walpole 500 Pf. St. Auf ſolche Weife ermuthigt, lieferte 
achtbare Keder eine Menge politifcher Auffäge, die mit gleichem Eifer die 
ber Partei, welche er ergriffen hatte, ſowol in ihren gluͤcklichen als zwelfel⸗ 
WBeshältniffen vertheidigten.. 1717 zum Commiffarius bei der Autkund⸗ 
der durch die Empörung in Schottland vertwirkten Güter beftellt, warb 
achtet dieſes gehäffigen Auftrags mit großer Achtung empfangen. 1721 
„Die gewiffenhaften Liebenden‘, ein Luftfpiel, welches viel zur Vergtoͤ⸗ 
Ruhms und feines Gluͤcks beitrug. Dies Sthd wurde mit außeror: 
ww Beifall aufgenommen und war lange das vorzüglichfte umter den ruͤh⸗ 
weftfpielen der Engländer. Der König ſchenkte ihm für die Zueignung 500 
allein feine beftändigen Beltverlegenheiten nöthigten ihn, feine Stelle 
eater zu verlaufen. Dazu hatte er noch das Ungluͤck, einen Proceß gegen 
wehmer des legtern zu verlieren. Jetzt, in Hinficht auf Vermögen und 
pic zu Grunde gerichtet, zog er ſich auf fein Landgut in Wales zuruͤck, wo 
Agfluß feine Beifteskraft Ichroächte und 1729 fein Leben endete: Im ges 
ben ward er megen ſeines freundlichen, zuvorfommenden unb offenen Cha⸗ 
Eye geliebt. Er war ein Dann von Zalenten. In feinen Schriften herrſcht 
xfte Phantafie, die fid, über manmigfaltige Gegenftände, aber mit wenig 
D Sorgfalt, verbreitet. Seine Schreibart und feine Gedankenfolge find 
nd fehlerhaft. Er war ein Sreund der Tugend, und malte fle oft mit den 
m und anziehendflen Karben, allein fein Beiſpiel war ˖ keineswegs untabelig. 
"eevend (George), einer ber berühmteften Erklärer des Shakſpeare, 
Stepney bei London 1736. Sein Vater, melcher viele Sahre lang Capi⸗ 
Bw DOftindienfahrer® und nachher einer von den Directoren ber oftind. Com⸗ 
eweſen war, hinterließ ihm ein anfehnliches Vermögen. Er genoß Schuls 
E in Eton, ſtudirte in Cambridge umb erwarb ſich bedeutende Kenntniffe. 
are 309 ihn bald mehr als Alles an. Dieſer war das Feld, welches er an- 
Wirklich glauben Viele, dag kein Commentar diefe® Dichters fi mit 
Beichen farm. Anfaͤnglich (1766) gab es 20 Shakſpeare'ſche Schaufpiele 
chen Anmerk. heraus. Bald nachher machte er befannt, daß er an einer 
Vition des Dichters arbeite, und erbat fi) Beiträge. Er wurde mit Dr. 
bekannt; Beide arbeiteten gemeinfchaftlich, und 1773 erfchien die Ausg. 
e in 10 Bon., welche nad ihnen Beiden benammt zu werden 
erfchiem zum zweiten Male 1778, aber obgleich beide Namen auf 
A ſtanden, fo hatte fie doch &t. allein beforgt und verbeffert. Als 1785 
eAusg. nöthig wurde, ließ er den Drud von Reed durchſehen, that aber 
wige dabei. Er lernte Malone kennen, ber in f. Stubien denſelben Weg 
u war. Ihre Freundſchaft dauerte fo lange, ale Molone «8 Ad, alarm 





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gießerei. U d.M.verfcht man jet bi Beetung eines Gemente, 
Hatten», von ben Alten (dom bei Banbfteafen, —— 





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vandte Verfahren, um die Landſtraßen mit einem fteinharten Ri 





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Steinmafl: Steinregen 675 


mweiſe und ımter großen Schmerzen ab, ift fchleimig, riecht haͤßlich 
und Sanb umtermifcht. Die Unterfuchung mit dem Katheter gibt 
Yafein des Steins die geroiffefte Auskunft, wenn er nicht etwa in 
Blafe eingefadt oder mit Schleim uͤberzogen iſt. Um bie Urinfteine 
mol audy inmere Mittel empfohlen worden; Indeflen find fie ziem⸗ 
tächft ber Blaſenſtein fo fehr an, daf er den Urinabgang ganz vers 
Zeit, ihn durch eine Freilich ſchmerzhafte chirurgiſche Operation zu 
Steinſchnitt heißt. Er kann auf eine vierfache Art gemacht wer: 
ie man fich ausdruͤckt, a) mit der kleinen Geraͤthſchaft; eine Ope: 
Celſus befchreibt, und die fehr einfach iſt, wenig Inſtrumente erfo⸗ 
en obigen Namen erhalten hat. Der Operateur drüdt den Stein 
ndgriffe nach dem Mittelfleifche herunter, wo von Außen ein Ein: 
ird. b) Vermittelſt der hohen Geräthfchaft wird die Blaſe an der 
Stelle über den Schambeinen geöffnet. e) Die große Geraͤthſchaft 
wöhre fo fehr, daß man eine Zange hineinbringen und den Stein 
. Bei Männern Öffnet man in diefer Ahficht die Harnroͤhre etwas 
ringt in diefe Öffnung Dinge, woburd man fie dergeftalt auszu⸗ 
ß man die Zange einbringen und fo den Stein entfesnen kann; fie 
Beräthfchaft, weil fie mehre Inſtrumente erfodert als die kleine. 
ithſchaft, auch der Lateralfchnitt genannt, wich jet für die ſicherſt. 
peration gehalten und am häufigften verrichtet; Ihr Zweck iſt, den 
hre, dar durch bie große Geraͤthſchaft fo ſehr gedruͤckt und nachthei⸗ 
eb, zu fpalten, und da dies nach unten nicht ohne Verlegung des 
ehen kann, fo muß man den Schnitt auf der Seite der Harn» 
Jies iſt der Grund des Namens. Neuerdings iſt hierzu noch ber 
ch den Maſtdarm und Giviale'8 Methode (f. Lithotritie) ges 
P. B 


iſſe, kuͤnſtliche, eine Erfindung des Laurenz Rohlik in Wien, 
iniſchen Alabaſter, den carratiſchen Marmor, den Chryſoptas, La: 
chit u. a. Steinarten hoͤchſt taͤuſchend in Haͤrte und Farbe nach⸗ 
us der Erfinder die verſchiedenſten Kunſterzeugniſſe bildet: Cruci⸗ 
ilder, Lampen, Platten, Säulen u. f. w. Sie leiden nicht durch 
find aͤußerſt wohlfeil. 

jen. Dieſe in früherer Zeit behauptete, aber von den Naturfor⸗ 
Raturerfcheinung hat durch neuere Unterfuchungen und folgende 
tigung erhalten. Am 16. Juni 1794 erfchien Abends gegen 7 
ıd von Siena eine länglichrunde, ganz iſolirte finftere Wolle von 
ichem Anfehen, und plöglich fiel unter ſchrecklichem Donner und 
eich) Rauch und Nebel aus der Welke hervorbrachen, eine Menge 
Ienartiger Steine herab. Manche waren einige Pfund ſchwer und 
n die Erbe. Einer traf die Hutkrempe eines Anaben und verfengte 
die auf Bäume fielen , ließen daran Spuren der Glut zuruͤck; ein 
en Teich und erhigte au der Stelle das Waſſer bis zum Sieben. 
in Ausbruch des Veſuvs erfolgt; man vermuthete, Daß der Stein» 
bindung flehe, fand aber bei ber Wergleichung, daß zwifchen den 
aogeworfenen Steinen ein großer Unterſchied ſei. Einer diefer 
dig aſchgrau, von erdigem Bruche, matt und mit metalliſch⸗glaͤn⸗ 
vermengt; aͤußerlich ſah er auf der runzligen Oberflaͤche graulich⸗ 
yerrieth Spuren von Schmelzung. In engl. Journalen findet ſich 
icht von einem 56 Pfund fchweren Steine, welcher d. 13. Dec. 
wton in Vorkſhire mit heftigem Getoͤſe fiel und 18— 20 300 tief 
Er war no warm, als man fhn fand, aͤußerſt ſchwarz, Inwen: 

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Steinfchneibemft? — 677 


>rrang bes Alters zugeftehen mag. Mit dem Zeitalter Alexanders d. Br. 
ie eber Glyptik zufammenzufallen, boch Binnen wir von dem Vers 
x Pyrgoteles, des Apollonides und Cronius nur nach fchriftlichen Zeugniffen 
» ba echte Arbeiten diefer Kuͤnſtler nicht bekannt find. Pyrgoteles zeichnete 
in erhaben gefchnittenen Werken aus (Kameen; ob ber Name orientalifch 
Verderbung des Mittelalters fei, hat Fiorillo befprochen, „Kleine Auf: 
Inhalts“, 2. Th., S.351), und ſeitdem mag jene Kunſt ſich entwidelt 
on ber fo vortreffliche liberrefte durch die Gunſt des Schickſals auf uns 
w find. Die Kuͤnſtler diefes Fachs, deren Namen wir zum Theil aus 
erken Eennen (ein Verzeichniß dieſer Namen hat Gr. Glarac f. „Deser. 
zues du Musee Royal [de France] ”, Paris 1820, beigegeben),, nahmen 
erwerke der Skulptur zum Gegenſtand und zu Vorbildern, und befonders 
Kaiſern war zu Rom biefe Kunft zu einer Verbreitung gediehen, bie fie 
sächt wieber erreicht bat. Die Namen Dioskorides, Apollonides, Aulos, 
Enejuß, Solon bezeichnen ung bie Werke der höchften Vollendung in dies 
- Über gerade die bebeutendften Arbeiten, die auf uns gekommen find, 
ber heil. -Sapelle zu Paris, die Apotheofe Auguſts zu Wien, der Onyr 
die Apotheofe des Kaiſers Claudius darſtellend, und ber ben Patroklos 
e Achilles, der Kopf des Julius Caͤſar (Agincourt's, Seulpt.“, pl. 48): 
Arbeiten ſind, wie das braunſchweiger Gefaͤß, die Trivulciſche Taſſe und 
zu Neapel, ohne Namen, in Ruͤckficht des Kunſtwerths von größerer oder 
Bedeutenheit. Eine Menge Namen griechifcher Zufammenfegung, aber 
ser fehr glüdlich erfunden, wurden im 15. Jahrh. auf gefchnittene Steine 
S durch die Mebdiczer diefelbe Liebe für gefchnittene Steine und Daktylios 
Dachte, die unter den ſpaͤtern Römern biefen Kunſtzweig fo fehr beförbert 
So weihte Pompejus ſchon die Daktyliothek des Mithribates auf dem 
Iulius Cäfar 6 Tafeln mit 6 Gemmen in dem Tempel der Venus. Be: 
rren [päter die Sammlungen des Herobes Atticus, des Vefpafian u. f. w. 
‘€ dieſe weitverbreitete Liebe die Kunft nicht aufrecht. Die Proben bes 
Dieſer Kunft aus den Zeiten der fpätern Imperatoren finden wir in der 
affe der Abraras und Abraraiden (ſ. d.) und in einigen feltenen 
aus ber Zeit ber Bpzantiner (bei Dufresne, im „Leo Diaconus”, el. 
aris 1819, Fol., und im Taffie'fchen von Raspe beforgten Kataloge), 
mehren Glaspaſten der erften Jahrhunderte n. Chr. Seit Gallienus find 
Bi dieſes Verfalls auffallend merklich. Da aus dem Stoffe diefer Kunſt⸗ 
u Augen zu ziehen war, fo erhielten fich felbft in den Zeiten ber größten 
zung der Kunſt Gemmen in hohem Werthe und fanden an Heiligenfchreis 
Monftcangen, in Reicheinfignien und an Prachtgewändern eine ausgezeich⸗ 
Ye, die fie für Zeiten bewahrte, wo ihr Kunſtwerth unabhängig vom 
nerfannt warb. Darf man nach ben bis jet bekannt geworbenen Übers 
Beßen, fo twurben in Byzanz und Konftantinopel mehr Arbeiten diefer Art 
als im Abenblande. Der Stein mit bem Kopfe der Nichiibe, ber Ges 
arts bes Kahlen (Montfauc., „Monun:. de la mon. ſranq.“, Bd. I, Taf. 
d gehört zu den fo feltenen Überreſten aus biefer Periode, daß er nebft 
Beiftlichen Darflelungen, die man diefer Zeit vieleicht zufchreiben Eönnte, 
Ihe einzig gelten muß. Der ältefte Steinfchneiber ber neuern Zeit, welcher 
Bin Florenz lebte, war Wittore Piſanello. Unter den deutfchen iſt Daniel 
Ba Nuͤrnberg (ftarb 1512) der aͤlteſte. — Die Auffindung einiger aus⸗ 
En Stuͤcke in Italien, befonders in Florenz, und ber Prunk, dem der by: - 

ig Kalfer Johann Paldologus beim Eoncilium zu Florenz 1438 mit ſchoͤ⸗ 
Manz trieb, den einzigen zufammengerafften Überreſten eines laͤngſt ver» 
Br perfauften Glanzes, mögen bie Liebe für folche Kumftwerte bei ven Re: 


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di Profpero dalle Carniole, den Francesco Salviati in f. Arbe 
ßerhalb Florenz vorzüglich Domenico Sompagnie (dei Camei), 
welchem das Bild des Ludwig Sforza, genannt Moro, in eme 
fidy im florentiner Muſeum erhalten hat. Nach Bernardi 
machte fih Valerio Vicentino (unter Leo X.) als Steinfchn 
allen Großen Stallens fand diefe Kunſt Beförderung, und 


Jahrzehend flieg daher die Anzahl der Künfkler und der Umfa 


Die Ramen der Einzelnen find und aber barum weniger bekar 
ten felten mit Namen bezeichnet find, fehr viele audy noch Iı 
reicher Magnaten und in fürftl Schatzkammern verborgen liec 
zelnen Begünfligten gelingt, fie genauer zu ſehen. Che diefe 
werden wie die Gemmen ber ambrafer Sammlung, wird ed 
nur einigermaßen vollſtaͤndige Überficht zu gewinnen. Mor; 
man antike Gegenftände, bie man häufig mit ſolcher Meifterf: 
die hoͤchſte Kennerfchaft dazu gehört, vollendete Arbeiten bie 
antiten zu unterfcheiden. Bekannt iſt ber Zwiefpalt ber Dein 
Hinficht über einen berühmten Stein, den .fogen. Siegelring 
beſteht. Nicht unwahrfcheinlich ift es, daß biefer Carniol ei 
Maria ba Peſcia fei, wie ber im Aöfchnitt angebrachte Fiſd 
ber gleichzeitig mit Michelino das Zeitalter Leos X. verherrl 
Aufß", 2. Th., S. 188). Um die Arbeiten für voͤllig antikı 
gen mindye Künftler vor, griech. Namen barauf zu fegen, abı 
weniger Kenntniß ber Sprache, daß fie dadurch ſich eher verri 
Sener Zeit find namentlich auch die Steine mit dem Namen P 
ben, die Fiorilio ais Arbeiten eines in Italien geborenen Grie 
thun fuchte (im zulegt angef. Aufſatze). Die Fertigkeit, in e 
den, trug man auch auf Glas und Gold über, und namentlid 
dient in diefer Hinſicht bad Kryſtallkaͤſtchen des Valerio Bei 
und fleißigften Künfllers dieſes Fachs im 16. Jahrh. Won 
Geſchenk an Franz I. beflimmt, als 1533 Katharina von D 
aebracht warb. befindet fich biefe® vortreffliche Kunſtwerk nc 








Stempelfchneibekunft 681 


sch tief eingebrüdt hat. (Numi ineusi im Allgemeinen, genauer N. qua- 
n m, Med. aux quarres incus.) Muͤnzen diefer Art gibt es 
ötteften Orten Griechenlands und ben Ländern griech. Sitte, namentlich 
Agina, wohin die Angabe der Zeichen die Anfänge der griech. Muͤmkunſi 
abgebilbet bei Mionnet, „Deser. des med. antiques”‘, pl. XXXVII, 1, 
Ratid) Supplem., t. III, pl. XVIII, 5). Eine andre Art von einges 
Btempeln findet man in Kroton, Poftbonia ıc., wo bie eine Seite einen 
u SEypus, bie andre einen fehr ähnlichen vertieften zeigt. Doch ſchon in dies 
ben Anfängen zeigt fich eine glüdliche Erfindimg und Auffaffung , denen 
bie vollmbetfte Darſtellung die vollendetſten Formen gibt. Alle diefe 
find geprägt, nicht gegoffen: und wer die Schwierigkeiten ſich überlegt, 
auch nicht daran glauben koͤnnen, daß bie Stempel erft aufgegoffen, dann 
Preßwerk nachgeholfen worben wären. Aus der Zeit des gewaltigen 
ab wenigere Proben auf uns gelommen ald aus der Zeit des hohen und 
e in biefen Eleinen Kunſtwerken meiſt um bie Zeit Alexanders d. Gr., bei 
sten Großgriechenlands und Sicilien aber etwas früher eintritt. Ale 
wegen antiter Münzen bieten für die Gefchidlichkeit der Stempelſchneider 
ztobde die mannigfaltigften und belehrendſten Belege; und body find uns 
ch die Claſſiker, noch durch ihre Kunſtwerke felbft die Namen diefer Kuͤnſt⸗ 
en worden. Nur auf ben Muͤnzen von Kydonia auf Kreta hat man ben 
188 Kuͤnſtlers Neiantos entdeckt, auf andern Münzen glaubt man ihn an 
u Stellen oder hinter Monogrammen verborgen zu bemerken (wiener 
‚1818,2.8%., ©. 124), doch bleibt bie® immer unficher. Wahrſchein⸗ 
3 die Gemmenſchneider, deren Verfahren fo verwandt iſt, die Verfertiger 
empel, und fie verfchmähten ihre Namen auf Arbeiten anzubringen, die, 
lauben dürfen, aligemein gekannten bedeutenden Kunſtwerken nachgebil- 
1. Alles läßt uns glauben, daß die Stempel aus Stahl waren, ober aus 
e Bronze, die man befanntlid wie Stahl zu glühen verfland. Griechen» _ 
auch in diefer Kunftfertigkeit, wie in fo vielen andern, Rome Lehrerin. 

tern ober» und mittelitalienifhen Münzen waren gegoffen (aus Bronze 
großem Volumen). Aber in ber legten Zeit der römifchen Republik und 
Kaiſern prägte man, wie Die Münzen ber Familie Carifia beweifen und 
Seaumont an ber Dife gefundenen Inſtrumente. (Millin's „Mag. 
‚ 1811, 8.3, S.301.) Das Gießen der Schrötlinge (denn man 
ı Platten nicht aus ber Silberplatte aus) gehörte mit zu den eigenthuͤm⸗ 
ſchaͤften der roͤm. Münzmeifter (daher die Bezeichnung Triumviri auro 
seri flando feriundo [IIIVIRI A.A.A.F.F.]). Fruͤh nahm aber im 
ehe die Falſchmuͤnzerei überhanb und zwang wahrfcheinlich zu den kuͤnſt⸗ 
nmen, bie man für die Muͤnzen beliebte (eingefägte Münzen, numi scr- 
d. seien). Auch die Münformen aus Thon, die man aufgefunden hat 
Belt der Severe), mögen Falſchmuͤnzern oder den Verfertigern von Teſſe⸗ 
nt haben. Im kaiſerl. Rom wurde am meiften Sorgfalt auf die Groß» 
verwandt, in beren Typen und berühmte alte Kunſtwerke erhalten find: 
‚da waren es die griech. Städte, denen daB Münzrecht geblieben war, bie 
Weife ſich auszeichneten. Als das Metall immer fchlechter warb, verfiel 
Gepraͤge, und zum Theil mag des Umftand wirklich mit eingewirkt haben, 
Benftantin d. Er. die Stempel immer roher wurden, weil hriftliche Kuͤnſt⸗ 
wißnifchen Aberglauben durch Darftellung ber vultus ducales und aeter- 
ht Borſchub thun wollten. (Baronius’® „Ann. ad ann. Chr. 303 et 
3.2, ©. 501.) Die vereinigten Anläffe, weiche den Verfall der Künfte 
odten, wirkten auch auf die Stempelglyptik ein. Der Übergang von den 
miſchen und byzantinifchen Münzen zu den karolingiſchen Denen u 










682 Stempelſchneidekunſt 


gar zu ben Bracteaten war ſehr allmaͤlig. Die Vorbilber zu dieſer 
die Siegel der Urkunden ber Kaffer und Päpfte und ſelbſt bie Dazu 
muͤnzen, die blechduͤnn und fhüffelförmig ausgeprägt worden war 
große Fläche der Bracteaten war den Stempelfchneidern Raum zu! 
tigften Verzierimgen geboten. Seit den Kreuzzuͤgen bemerkt ma 
sen ein Streben nad) gefälligerer Form. Die franz. Wiemofı 
niſchen Lilienguͤlden, das Geld ber Venetianer und Pifaner ward! 
verhältniffe vor andern bekannt und als Vorbild nachgeahmt, um 
man, baß in dem Jahrhundert der erwachenden Kunſtliebe, im 13. 
ſten und Städte durch die Zierlichkeit Ihrer Münzen ſelbſt dem Audi 
weis von ihrer Liebe zum Schönen zu geben ſuchten. Nanenzlid 
das reiche Flandern und Brabant aus, und dort entbedhte ber Eritif 
die ältefte batirte Medaille von 1371, zu Ehren eines Hm. v. € 
Sichen geprägt. (Mader's „Krit. Beiträge”, 5. Th., &.157.) 
die vom Grafen Eicognara angeführte Medaille eines venetianiſchen 
Marcus Seſto, von 1363 fein („Storia della aeult.“, neue Aut; 
©. 401), erregte nicht die arabifche Ziffer gegen fi: Bedenken — 
Ziffern, die keinen Anlaß zum Zweifel gäben, hat man auf ben bi 
worbenen Münzen erſt feit der zweiten Hälfte des 15. Jahrh. entde 
der Umftand, daß fie gegoſſen iſt. Im Allgemeinen wurben die aı 
befonder& bie roͤmiſchen Großbronzen, Muſter für die eigentlichen 
neuern Stempelgipptil, für die Schaumuͤnzen, und namentlich we 
ſche Kuͤnſtler, die feit dem Anfange des 15. Jahrh., wo die Me 
roerden, bedeutende Berühmtheit dadurch erlangten. Die Plaſt 
das Übergewicht über die Malerei. Die meiften Maler waren zu 
Künfkler, und eine Menge der außgezeichnetften Arbeiten in Erz e 
diefe Vorgunſt für gegoffene Denkmäler. Victor Pifano oder Pit 
pictor), deſſen Arbeiten 1437 — 48 fallen, Matth. Pafti (14 
Raguſio, Beiden gleichzeitig, Jul. della Torre, Joh. Maria Pon 
Joh. Boldu (1457), Petrecini (1460), Antr. von Gremona (1 
von Padua, Sperandeus, Chriftoph Hieremia, Gonftantius, € 
Berth. Ant. Pallajuolo förderten durch ihre trefflichen Arbeiten zu 





Stenbod 688 


- geftiftet warb, bis auf die neuem Zeiten bort erhalten hat. Aber in der 
ber Prägkunft wurden die Franzoſen fehr fruͤh ſchon Meifter und noch hat 
st erhalten. In Deutfchland verfiel bie Kunſt ſchnell und erſt in der nette» 
Hat fie fid wieder erhoben. Sehr viel wurde in Holland gearbeitet, aber 
Drühfamkeit ohne kuͤnſtleriſches Verbienft. Zeichnung, Erfindung, Mo» 
amd Ausführung genuͤgen auch den bilfigften Anſpruͤchen nicht. In franz. 
‚ebildet, erlangte Hedlinger (f. d.) im Arfange bes vor. Jahrh. einen 
sen Namen; doch erkennt man in f. vielen Arbeiten die Maͤngel ſ. Zeit. 
Eh ausgegangenen bänifchen Medailleurs Wahl ıc. verdienen in der Ge- 
neuern Stempelglyptik ruͤhmliche Erwaͤhrung. Wefentliches Verdienft 
ch B. Vivant Denon (f. db.) dadurch, daßer feit der Gonfularregierung 
88’8 die Leitung ber Mebailenmünze zu Parts übernahm und wichtige 
B durch geifkreich im Sinne ber wahren Stempelgipptit erfundene Schaus 
bezeichnete. Vorzüglich daran hatte ed gefehlt. Inden er ihr Aufgaben 
e im Bereich ihrer Mittel lagen, ficherte er Ihr glänzende Erfolge. Bisher 
m nur zu oft Vergebliches exflrebt, und fo warb manches beffere- Talent 
überraſchend ſchnell erhob ſich durch ihm diefe Kunſt und fand Liebe. 
nzen der Sranzofen, befonders die in Italien geprägten, wurben überall 
er anerkannt und benugt. Die Deutfchen, die Engländer, die Ruffen, die 
„ unter diefen Franc. Putinati in Mailand (von den Römern felbft kann 
micht behaupten), wetteiferten.mit ihnen in Medaillen, die im Beduͤrfniß 
æeit begründet, aber im Sinne der beſten Kuͤnſtler ber alten Melt erfunden 
Leichen Streben nach Vortrefflichleit ausgeführt waren. 19. 
tenbod (Magnus), einer der berühmteften Feldherrn Karls XII., ber 
ın Guſtav Otto St., einem General ımter Karl X. und XL, wurde 
Stockholm geb. Nachdem er zu Upfala ſtudirt hatte, begab er ſich 1683 
en, trat in holländ. Dienfte und focht unter ben Prinzen von Baden und 
Deck in den Niederlanden und am Rhein. Durch Tapferkeit und gute - 
ang zeichnete er fich fo fehr aus, bag er 1697 zum Oberften eine deut⸗ 
Ziments in Wismar ernannt murbe, wo er ein Werk über bie Kriegskunſt 
den begann, welches aber unvollendet blieb. Er begleitete Karl XII. auf 
u Feldzuͤgen und trug viel zu dem Siege von Narwa bei. Auch im poln. 
Bar er bis 1706 bei dem König und hatte den Oberbefehl über ein Trup⸗ 
das befonders zur Erbauung von Brüden über die Ströme und zur Ein- 
von Brandfchagungen gebraucht werben ſollte. 1706 begleitete er den 
ad) Sachſen und wurde zum Statthalter von Sachſen ernannt. Diefe 
war durch den vorigen Statthalter, Renſtioͤld, ganz in Verfall und Uns 
gerathen. Gt. flelite die Ordnung her, beftrafte ſtreng die Ungerechtig- 
ab Bedruͤckungen der Beamten, und zeigte ſich überall gleich wachfam. 
" Wrieg hinderte ihn an der Ausführung f. Verbefferungspiane. Der Kö: 
Dänemark, Friedrich IV., von dem Unglüd der Schweden bei Pultawa 
Hiigt, ruͤſtete fich zu einem Einfall in Schonen. Einem fo maͤchtigen Fein⸗ 
and zu leiften, war in Schwebens damaliger Rage fehr ſchwierig. St. 
Beffen ſchnell ſ. Maßregeln. Auf Befehl der Regentſchaft ſtellte er ſich an 
e von 8000 M. alter und 12,000 M. neu ausgehobener Truppen, um 
we, der dad ganze Land um Helfingborg her verwürftete und beträchtliche 
Satungen ausgefchrieben hatte, Einhalt zu thun. Dies gelang ihm vol» 
« top des ſchlechten Zuſtandes feiner Soldaten. 1712 kam er mit einem 
Dueb. Deere nach Pommern, griff am 20. Dec. bei Sabebufh im Med 
Gen die Dänen an, flug fie, rückte hierauf in Holſtein ein und vers 
Ohne hinlängliche Urfache das wehrlofe Altona (9. Ian. 1713): eine 
'8, die ihm fehr zum Vorwurf gemacht wurde. Da er ih a ut in Hu 





684 Stenographie 


flein tagte, ward er von ben ihm nachfolgenden daͤniſchen, ruſſ. un 
pen bei Zönningen fo eingefchloffen, daß er ſich mit f. Deere (6.9 
Kriegegefangenen ergeben mußte. Er warb nad) Kopenhagen in B 
bracht. Ein Verſuch zur Flucht veranlafte f. noch engere Einſchũ 
Kerker, der über einem mit faulem Waffer angefüllten Keller angel: 
mehren Weigerungen erlaubte man ihm geifllichen Zuſpruch, allen 
wurde beim Sprechen von ihm abgefonbert. Seine Nahrung war a 
machte mehre Vorftellumgen gegen biefe Behandlung, jeboch verg: 
durch Elend, Kummer und Derzeleid erfchöpft, ſchrieb ex 1716 eim 
f. Leiden, um, nach f. eignen Worten, zum Troſte feiner ungiädh 
dienen und zugleich ſ. Namen und guten Ruf der Nachwelt zu erh 
1717. Iene auf einzelne Stuͤckchen Papier gefhriebene Echlidenn 
verbarg er in einem mrit einem doppelten Boben verfehenen Kaften. 
nam und ſ. Verlaffenfchaft nach Schweden gebracht wurde, kam di 
die Hände ſ. Sohnes, und 1773 erfchten fie in Linbom’s „‚Anekvot 
ten unb audgezeichneten Schtveden”. Sie iſt in dem rührenpfl 
fendften Zone gefchrieben. St. war ein Mann von großen Tal 
Karl XII. fehr hoch geachtet, tote bie Briefe dieſes Fürften an ihn 
f. politiſchen GSefinnungen fliinmte er den Sembfägen f. Schw 
berühmten Orenftierna, bei. Er war freimüthig in bee Mittheil 
und ein eifriger Freund feines Vaterlandes. Selbſt von ben Feind 
vom König Auguft von Polen zum Beifpiel, ward ex hoch geachtet. 
res concernant Mr. le comte de Stenbock , savoir les camp: 
1713 de ce general, avec sa justifieation et quelques obse 
Mr.N.”, Frankf. a. M. 1745, und über bie Einäfcherung ber 
‚ 1713: die Schrift von Jacobſen, Altona /1813.) 
Stenograpbie (Engſſhreibekunſt, Engfchreiberei) if di 
Abkürzungen und allerlei willluͤrliche Zeichen ganze Worte und 9 
. zeichnen, auf einen Beinen Raum mehr und fchneller, als auf gewoͤh 
lich iſt, zu fchreiben. Sie iſt zugleich Schnellſchreibekunſt (Tach y 
Tacheographie), infofern bie Veränderung ber Zeichen bie Schnellig 
bens befördert. Sie ift beſondars anwendbar, wo es barauf anfom 


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Stentor Stephan Bathori | 085 


entor, ein Krieger bei dem griechifchen Heere vor Troja, von welchem 
zfichert, daß er fo far habe fchreien koͤnnen, wie 60 andre Männer zu» 
mo nahm feine Geſtalt an und ermahnte die riechen zum tapfern Kam⸗ 
die Trojer. Von ihm rührt der Ausdruck: Stentorftimme, ber, 
eine ungewöhnlich ſtarke Stimme bezeichnen will. 
ephan Bathori, einer der berühmteften Könige von Polen, geb. in 
gen 1532, flammte von einer graͤfl. Familie dieſes Landes ab und er: 
durch Tapferkeit und Klugheit fo großes Anfehen, daß er nach bem Tobe 
a Johann Sigmund von f. Landsleuten (1571) zum Fuͤrſten erwaͤhlt 
16 Heinrich von Valois (nachmal. König Heinrich III. von Frankreich) 
Ehrones für verluſtig war erflärt worden, fchritten bie Reichsſtaͤnde zu 
ı Wahl, und der Kaifer Marimilian II. und Stephan Bathori traten als 
ber auf. Legterer ward von einer mächtigen Partei, umter der Leitung 
3 Zamoyski, eines ebenfo großen Staatsmannes und Feldherrn als Ges 
terflügt. Indeſſen wurde Marimilian wirklich zum König gewählt und 
rimas des Reichs ausgerufen. Allein Zamoyski rief den Fuͤrſten Ste⸗ 
nter der Bedingung , daß er die nachgelaffene Tochter des poln. Könige 
IL. heirathen ſollte, gleihfal® aus, und ber vornehmere Adel, fowie die 
fichkeit, ſtimmten für B.s Wahl. Auf dieſe Weife befamen bie Polen 
‚2 Könige, welche Beide bie ihnen vorgelegten Paeta eonventa (Wahls 
nen) befchworen hatten. Auch die Prinzeffin Anna, welche jedoch weit 
8 St., warb mit biefem zugleich als Königin ausgerufen. Ein furcht⸗ 
erer Krieg waͤre die Folge diefer doppelten Koͤnigswahl geweſen, wenn 
n ernſthafte Maßregeln angewandt hätte, um ſich ben Beſitz bes Throns 
fen. Er ließ es jedoch bei leeren Drohungen bewenden, ohne ein Kriegs⸗ 
len einruͤcken zu laſſen. St. B. dagegen ſammelte ſogleich nach feiner 
Kriegsheer, und erſetzte durch Entſchloſſenheit und Muth, was ihm an 
ft abging. Bald trat ber ganze Abel zu ihm über und auch ber übrige 
Nation erklärte ſich für ihn. Danzig allein hing an dem Kalfer. Nach 
igen Begenwehr mußte es fidy aber ergeben, und als Maximilian end» 
jegeheer in Polen einruͤcken laffen wollte, farb er, noch ehe dies heſchah. 
r Alles aus dem Wege geräumt, was ben König St. in den Befis ſei⸗ 
hätte ſtoͤren innen. _ Dit Kraft behauptete ex fein koͤnigliches Anfehen, 
eidigte muthvoll und tapfer das Reich auch gegen auswärtige Seinde. 
) f. Thronbeſteigung kündigte er den Muffen, die mehre Jahre hindurch 
md II. Auguft, Liefland unaufhörlidy beunruhigt hatten, den Krieg an, 
ſelbſt mit vielem Gluͤck den Oberbefehl. In 3 auf einander folgenden 
ſchlug ex f. Seinde wiederholt, und nöthigte 1582 den Zar Swan II. zu 
ſchen 10jährigen Waffenftiliftande und zur Abtretung aller in Liefland 
Eroberungen. Die Kofaden, welche er f. Reiche unterwarf, zwang er, 
Befege anzunehmen, und ftiftete für Polen 3 hoͤchſte Reichsgerichte: 
Ina für Litthauen, das zweite zu Petrikau fuͤr Großpolen und das beitte: 
für Kleinpolen. Er felbft war, wenn er vor f. Hige ſich nicht übereilen 
ſt gerecht, und wurde von f. Wolke ungemein geliebt und verehrt. Gegen 
ſt. Unterthanen bewies ex fich duldfam, und pflegte, wenn man ihm zur 
g der Keger rieth, zu antworten: 3 Dinge kämen Gott allein zu: 
chts Etwas zu machen; 2) Bünftige Dinge vorher zu wiffen; 3) über 
m zu bereichen. Er flarb den 12. Dec. 1586 in feinem 54. Lebene: 
y einer 10jährigen ruhmvollen Regierung, vermuthlid an Gift. Er 
eine Kinder, und nad) ihm beflieg der Kronprinz Sigmund von Schwe: 
St.s nachgelaffener Gemahlin Anna empfohlen und von Zamopsti 
umterflügt, den polnifchen Thron. 








688 Stephanus (d. Heil.) Stephanus (Robert 


als ein talentvoller Künftier und rechtfchaffener Mann betramer! 
Gottlieb war ebenfalls Schaufpieler In Wien und hat einige E 

Stephbanus. Außer dem aus der Zeit der erſten dhril 
kannten Märtyrer (Apoftelgefh. VI, 9 —15; VII, 53 — 60 
kathol. Kirche noch 2 Heilige diefe® Namens: Stephanus I. 3 
ver aus dem 3. Jahrh., und Stephanus I. ‚ König in Ungarn, b 
des 10. Jahrh. bie hrifkt, Religion in Ungarn einführte, und 
nem Node Lanonifirt wurde. Seine Nachfolger im Reiche habaı 
Grunde den Titel: Apoſtoliſche Majeftät, von dem Papfte erha 

Stephansorden in Toscana iſt dem erften, und der ungarifche € 
den dem zweiten zu Ehren gefliftet worden. 

Stephanus (Robertus und Henrius), eigentlich 3 
Eftienne, die beiden als Gelehrte und Buchdrucker berühmtefli 
Robertus, geb. 1503 zu Paris, widmete fid) den gelehrten & 
die gründlichfte Kenntniß des Lat., Griech. und Hebräifchen, w 
forgten Ausg. in diefen Sprachen beweiſen Nach feines Vatert 
einige Jahre gemeinſchaftlich mit Simon de Collines und befi 
des Neuen Teſtaments, welche correcter und von bequemerm 
bie früher erfchienenen. Der ſchnelle Abſatz diefer Ausg. beumrub 
der Sorbonne , die gern einen Vorwand gefunden hätten, um die ? 
Buchs, woraus bie Anhänger ber neuen Lehren, zu denen ſich a 
ihre Beweisgruͤnde fchöpften, zu verbieten. Rob. heirathete b 
des Buchdruckers, Jodocus Badius Adımflus, Petronella, wı 
nifch verfland, daß fie ihre Kinder und Dienftdoten darin umterrid 
Perfon im ganzen Haufe war, die nicht geläufig lateiniſch fprac 
errichtete Et. eine Druckerei unter feinem Ramen, aus welcher ein 
barften Werke hervorging. Seine Ausg. griech. und römifcher C 
er größtentheild mit Noten und anziehenden Vorreden. Babel 
möglichfte Correctheit und heftete zu dem Einde die Probebogen oͤff 
er für entdeckte Fehler Belohnungen verſprach. Anfangs druckte 
ten feines Vaters und Simon de Collines, aber gegen 1532 lief 
Schrift verfertigen, mit ur er % fchöne lat. Bibel von jenem 

nie [ b | 





Stephanus (Robertus unb Henricud) ‚689 
ine, uünd widmete fich mit Vorllebe dem Griechiſchen. Der berühmte 
war fein Lehrer. Auch genoß er den Unterricht eines Tuſanus Tur⸗ 
de fo In Kurzem einer der gefchickteften Helleniſten. Wie (one © er 
der lat. Sprache ſortſchritt, beweiſen ſeine Anmerk zum Horaz, bie 
iger Juͤngling herausgab. Außerdem hatte er bie mathematiſchen 
n mit Eifer ſtadirt begab er ſich nach Itallen, um die Schäge 
ken von Florenz, Rom, Neapel und Venedig zu benutzen. Er brachte 
‚ve koſtbare Abfchriften von Glaffilern mit. Auch England und bie 
befuchte er und kehrte 1552 nach Paris zuruͤck, als eben fein Ba 
iſe nach Senf anſchickte. Diefem folgte er vielleicht dorthin, aber 
wieder in Paris, wo er mit Beziehung auf das feinem Water, von 
bene Privllegium um Erlaubniß zur Anlegung einer Druderei anhlelt. - 
beſuchte er nochmals Itallen, um Handſchriften bes Renophon und 
ẽrtius zu vergleichen, und mit Anfang 1557 begann er, zu Paris im 
Deuderei einige der fo mähfem und forgfältig herbeigefchafften Werte 
n. Er würde die dazu erfoberlichen Kom nicht haben beftxeiten Lin 
er Utrich Fugger ihn unterflügt hätte. Aus Dankbarkeit namute ſich 
bis zum Tode feines Befcdhligers einen Buchdrucker Fugger's. Der 
aters 1559 verfegte ihn in einen — Kummer. Durch eine 
g genas er zu neuer Thaͤtigkeit. Da er aber der neuen Lehre öffentlich 
ee nur zu oft feine Ruhe geftört und fich in feinen Arbeiten unterbro⸗ 
gab er die lat. ÜÜberf. des Herodot von Valla aufs neue heraus, und 
n einer Vorrede biefen Vater ber Befchichte gegen den Vorwurſ der 
eit. Schon Robertus &t. hatte für ein griech. Wörterbuch zu ſam⸗ 
gen; Henricus fegte biefe große Arbeit fort und gab jenem noch jetzt 
en Theſaurus der griedh. Sprache heraus (zuerſt 1572), der in der 
a6 von Gelehrſamkeit und Kritik ifk, und allein hinreichen würde, ſei⸗ 
nen dauernden Ruf zu fihern. Neuerlich Hat man in London biefen 
af unförmliche Welſe mit den Gollectaneen mehrer berühmter, jegt les 
ogen vermehrt, aufs neue herausgegeben. Aber ber nothwendig hobe 
Werks und der Auszug, den Scapula gleich nach feiner Erſcheimmg 
irkten, daß der Abſatz nur langfam erfolgte, und fo gerieth der treff⸗ 
ı die Äußerfle Werlegenheit. Cr machte eine Reife nach Deufhtan, 
fich zu zerſtreuen, ober ums fich Hülfsquelien zu eröffnen. Heinrich 
ı ziwar für fein Werk: „De la pröcellenoe du langage —2 
mg von 3000 Livres, außerdem noch, um Ihn zur Auffuchung von 
ı anzufeuern, ein Jahrgeld von 300 Livres, und zeichnete ihn auf 
Re aus; aber wahrfcheintid, wurden jene Gelder gar nicht bezahlt. 
. biieb wenigſtens in zerruͤtteten Städsumfländen, zog fich enblich 
dd, um fidy nüglicher zu befchäftigen, mb lebte zu Orleans, Paris 
Inf, Lyon. Auf einer Meife nad) legterm Orte ward er Brand und 
al 1698, wahrſcheinlich geiftig gerrättet. So traurig endigte einer 
——5*— und um bie alte Literatur verdienteſten Maͤnner, die 
. Wenn feine Drucke minder ſchoͤn find als jene, bie rote ſeinem 
en, To ſtehen fie Ihnen um Nichts nach an Gehalt und Eorrectheit, 
er fie der Anzahl nach. Seine Ausgaben von Claſſikern haben faft 
em in Anfehung des Tertes zur Grundiage gedient. Ungerecht iſt der 
8 er mit dem Text ber Autoren willkuͤrlich verfahren ſei. Ex mache 
ichtigkeit lat. Verſe. Won Geift war er lebhaft und zartfühlenb; da⸗ 
ſcherz und Spott, aber Widerfpruch ertrug er nicht, und erlaubte fidh 
rautme gegen Anberöbentende. Unter feinen zahlreichen Ausg zeie 
hmilh aus: „Poetae gracei, prineipes hereiei varminie'‘ (AhRR, 
Biebente Kofl. 8b, X. Ah 





690 Stephens (Xlerander) Steppe 


Fol.); „Pindari et casterorum ooto Iyricorum oarmina” (1560, 15 
24.); ferner ben Marimus Tyrius, Diodor, XRenophon, Thucybikel 
Sophokles, Aſchylus, Diogenes Laörtius, Plutarch, Apolionins ih 
limachus, Plato, Herodian und Appian, den Horaz, Virgil, Plirin 
lius, Dacrobius, die Sammlung roͤmiſcher Diftoriker u. f. w. Viele geh 
ſteller bat er ins Lat. uͤberſetzt, vieler andrer (hägbarer Werke nicht zu: 
Stephens (Alerander), ein ausgezeichneter Literator umd € 
vorzüglich im Fache der Biographie, geb. zu Elgin in Schottland 17 
zu Aberdeen, dann die Rechte im Middle Temple, nahm hierauf R 
die er fpäter verließ, und feitdem zu Chelſea bei London ganz der Lite 
Geſelligkeit lebte. Er ftarb den 24. Mär; 1821. Außer andern &d 
9 Bde. der „Public characters”, den „Annual neerology” (179 
„Annual obituary‘' bis mit 1820 gefchrieben. Er wollte nie Im 
feine Feder wehe ihun, noch kleine Schwachheiten ans Licht ziehen. 
Stephens (Miß), eine der ausgezeichnetſten Sängerinnen ber 
buͤhne, geb. in London den 18. Sept. 1794. Weit fie fruͤh viel Reige 
ſik zeigte, wurde fie von ihren Alten zum Theater beflimmt, beſond 
etlichen geachteten Schaufpielern des Drurplanetheater® verwandt ifl. 
5 Jahre lang ihr Lehrer. Nachher unterrichtete fie Walsh, zu deſſen? 
ſiklehrer ihre Geſchicklichkeit nicht wenig beigetragen hat. Declama 
von Wright. Ste fplelt daher ebenfo gut al fie fingt. Sie trat u 
Briſtol, Tunbridge und andern Badeplaͤtzen ale Miß Young auf, 
Namen nicht eher auf das Spiel fegen wollte, als bis fie es mit Zr 
konnte. Mitunter fang fie auch in der Hauptflade in Privatconcertm 
Pantheon Opern gegeben wurden, fang fie mit Signora Bertinotti i 
zeit des Figaro“ ein Duett mit rauſchendem Beifall. Der Somponil 
dem es nicht gelungen war, die Satalani als erfle Donna für das £ 
gewinnen, wollte nun Miß St. anſtellen, aber biefe Ichnte es ab, mei 
lienifchen nicht mächtig genug war. Ihre erfle Rolle auf der louda 
ſchaubuͤhne war Mandane in Arne's Oper „‚Artarerres” (1813), oma 
ber fo bewunderten und erſt kurz vorher abgetretenen Billington keine | 
wagt hatte. Sie ift für Stimmen von Stärke und Umfang gefchriebu 


Sterbe⸗ ober Leichencafin - Sterermettie 691 
r ——— ——— der Wolga und beim Jaik, ziehen Kalmuͤcken uub 
Katar im Sommer mit ihren Heerden von einem Plag zum andern; 
x in bemfelben viele Arten Blumen, Kräuter und Bemäfe wild, auch 
“Nafem, wilde Biegen und mehre Arten Wögel darin auf, und Hier und ba 
"Galzfeen. Die Eteppen der Statthalterſchaſt Woroneſch am Don Der 
e, Efel und Maulthiere. 
erbe⸗ oder Leichencaſſen find geſchlofſene Geſellſchaften, deren 
} | entweder zu verfchiedenen Zeiten, 3. B. wöchentlich, monatlich ıc., et 
zufammenbringen, wovon bei ihrem Ableben ihre Erben einen bes - 
a zu ihren Zegraͤbnißkoſten erhalten; ober wo erſt bei dem erfolg: 
ben eines s Diisgliedes ber beftimmte Beitrag zu den Begraͤbnizeoſten zu⸗ 


ſchofſ⸗ 
—8 Bei manchen Gaterverhaͤltniſſen, beſonders bei Sehen 
und uneigentlichen), aber auch bei bloßen Erbzins⸗ und Zinsgätern, iſt 
I. da ein neuer Befiger In das But kommt, eine Abgabe (Iaudemium, 
are einkauf, Ehrſchat, Auffahrt, Berwinngelb u. ſ. w.) 
—**— e zum Theil der ähnlichen Abgabe nachgebildet iſt, die von roͤmi⸗ 
tern (emphyteusis) von dem neuen Erbzinsmann gegeben werben. 
> —* * nach in 2 von 100 (quinquagesima) vom Werth beſtand. 
en Befchaffenheit nach find Erben, welche vom erften Erwerber 
s, der Bon nad) von diefer Abgabe frei, allein fie tft nicht nur nach und 
bei andern Arten von Gütern eingeführt, bis zu 5, 10, 20 Proc. er⸗ 
ern auch mitunter felbft ben Kindern bes vorigen Zinsmarnmes aaferegt 
Im legten Kalle heißt fie Sterbelehen. : 
wberiften. Tabellen der Geborenen, Beftorbenen und Serum in 
Wet, einem — einer Stadt odet einem Lande finden wir erſt feit 
ahrh. eingeführt. Ihe Werth ift anerkannt, denn fie liefern dem Stati⸗ 
dem Staatsmanne und Mesierungsbeamten beglaubigte Thatſachen, 
zumaͤchſt auf. bie Bevoͤlkerung, dann aber auch auf die Urfachen der zu⸗ 
menden 2 und ſeldſt auf den Wohlſtand der Bewohner ſchlie⸗ 
Den erſten Verſuch einer flatiftifchen und politifchen Unterfuchung bies 
machte 3. Graunt zu Londen 1662 in feinem „Natural and political 
mas on the bills of mortality”. Ein bis jest noch nicht Abertroffenes 
8 Art lieferte 3. P. Suͤßmilch u, d.%.: „Die göttliche Orbnung in den 
ungen des menfchlichen Sefayledes” (4. Aufl., 1775 — 76, 3 Bbe.). 
Burichtung der Sterbeliften betrifft, fo muͤſſen zuvoͤrderſt bie Fehlgebur ⸗ 
d lebendig Beborenen geſchieden, dann aber bei legtern Geſchlecht, Alter 
je des Todes genau angegeben werden. Der erſte und legte Punkt find 
ı Schwierigkeiten verknüpft, da bie Fehlgeburten meiſt verheimlicht wer⸗ 
Iagabe ber Urſache des Todes aber aͤrztliche Kenntniſſe gehören, die nicht 
w angetroffen werben. Daher werben denn auch nah mahehaft belehrende 
u noch lange ein Gegenſtand frommer Wuͤnſche bleiben 
wblichteit, f. gebengnerfiherung. 
reometrie, woͤrtlich Körpergehaltämeflung. Die Elementargeomes 
bee dem Begriffe eine weitere um und engere Bedeutung, inbens fie hier ein⸗ 
zudre Eigenfchaften der Körper betrachtet, andrerſeits aber mr bie von 
khen begrenzten, und von den durch krumme Oberfläche eingefchloffenen 
We, Kegel und Kugel abhandelt, die andern aber der höhern Geometrie. 
Koryer heit in der Geometrie, 1008 Bänge, Breite und Ziefe bat. Iſt 
. 0 ein Prisma (f.d.), fo zeigt feine Höhe an, wieviel det 
—— zu feiner Bilbung Aber einander gelegt werben ml⸗ 
die Beometrie auidruͤct, ſo — 


608 | Stereotypie x Sterling 


Höhe in die Grundflaͤche gleich. Ebenſo verhält es ſich, wie mm 
NMachdenken gewahr wird, mit dem Cylinder (f.d.). is dreifeitige 
ich, wie man am leichteſten durch Zerſchneiden eines folchen findet, | 


.. Pyramiden (f.d.) vom derfelben Höhe und Grundfläche als dab 


wehrſelliges Prioma und eine mehrfeitige Pyramide aber in fo wild 
gem, als die Grundflaͤche Selten hat; daher der Inhalt einer jeden | 
:  ‚beitten Theile des Probucts aus ber Höhe in die Besurbfläche gieih 
gilt vom Kegel (f. d.), der zur Grundfläche einen Kreis, d. h. ein Pi 
endlich vielen Seiten hat, und alfo als Pyramide betrachtet werbe 
. Kugellf.d.) aber erfcheint als eine Zuſammenſetzung von einer umen 
von Pyramiden, die ſaͤmmtlich ihre Spitzen im Mitkelpunkte haben 
an Lörperlihem Inhalte dem Drittel des Products aus ihrer Dberfld 
Summe ber Grundflaͤchen aller dieſer Prismen auämacht , in ihren 
Dies find bie Demi der Körpergehaltömeftunft; die Gtereom 
wie ſchon angedeutet iſt, fie auch noch mit einander vergleichen, ı 
= — — — — Geometrie enth 
fe (2. Aufl., Goͤtt. 1820) einen vortreffi Lehrbegriff der 
metrie. ©. auch Lehmus, „Aufgaben aus der Körpenichre” ( 
Hoßfeld's, Niedere und höhere prakt. Stereometrie (1812, 4), | 
Forſchungen ift der Art. Gtereometrie im 4. Bbe. v. Ktägel’s „I 
terb."' Durch Molweide (Leip). 1823). 

Stereotypie, f. Buchdruckerkunſt. 

Sterkel (Johann Kranz Xaver), ein beliebter beutfcher Te 
Würzburg 1750, bildete fi als Organiſt unt Giavierfpieler, wil 
dem geiftlichen Stande, und nahm die Organiſtenſtelle in dem eh 
Reumünfter, mit ber damit verbundenen Bicarie an. Dusch fein Ci 
er dem Kurfuͤrſten von Mainz empfohlen, der ihn 1778 zu feinem 
fer ernannte, und 1779 eine Kunſtreiſe nach Italien machen Erf 
Beifall fand, viele hoͤchſt angenehme Compofitionen hervorbrachte 
Oper: „Farnnoe‘, für das Ehnigi. Theater in Neapel ſchrieb. 

K zuruͤck und uͤbertrug ihm ein Kanonikat, neben def 
er ſich eifrig bee Muſik hingab, inbem ee mehre hoͤchſt mohlgefällige ı 





Sternberg (ef hlecht) | | os 


m wäiebe. Andre leiten, vielleicht mit mehrem Grunde, diefen Namen von 
ngelfächfifchen Worte steore, das Megel ober Geſetz bebeutete, herz es 
mſo Dadurch eine, nach dem gefegten Mänzfuße in Korn und Schrot richtige 
angezeigt werden. Pfund — de die es, well in aͤltern Zeiten nach * 
ne, das wirktiche Pfand Gilber zu 12 Unzen, gegahlt wurde. Ein Pf. Se 
Mqi, und wird bei uns, nach dem jedesmaligen Stande der engl. Papiere, 
Die. Conventionsgelb umd darüber gerechnet. Die Guineen, weiche zuerft 
Band IE, — wurden, ſollten eigentlich ein Pf. St. gelten, fie fliegen 
Helen Schiling höher. 
gernberg, ein feit d. 10. Jahrh. in der Befchichte bekanntes freiherrl. 
fl. Geſchlecht, kathol. Religion, das in Öftzeich, Boͤhmen und Maͤh⸗ 
Bar befitzt. Das Stammſchloß Sternberg liegt in Grabfelde in * im 
a Untermainkreiſe, und gehoͤrt jetzt der Familie Guttenberg. 
hen Großen ragen die Sternberge, von Jaroslaw an, dem m Ic 
Mongolen 1241 in Mähren von Deutfchlande Grenze zuruͤckſchlug, und 
m Gtifter des Kreuzordens vom rothen Sterne bie auf bie neueſten: Jo⸗ 
Franz und Kaſpar, fo hervor, daß eine Sefchichte dieſer Familie von 
Fatereſſe fein müßte, wozu ſchon ber verdienflvolle Andre in ſ. Hesoperus⸗ 
dert hat. — Die böhmifhe Linie des Hauſes Ssrenberg theilt ſich in 
wovon der ältere bie unmittelbaren Grafſchaften Blankenheim, Gerol⸗ 
Manderſcheid und Keyl mit Sig und Stimme im wetterauiſchen Grafen. 
us Durch Heitath 1762 erwarb. Dieſe gingen mit dem linken Rheinufer 
r5 der Reichsdeputationsreceß von 1803 entfchädigte das Haus dafuͤr durch 
eißenau und Schuſſenried (zufam. 2 IM. , mit 3500 Einw. und 
Bon. Eint.). Diefe bilden gegenwärtig eine Standesperrfchaft umter würs ' 
Dberhoheit. (S. Standeshersen.) Diefer ältere Aſt der boͤhm. 
ist noch bie böhm. Herrſchaften Gzaftalowig und Zasmuk: überhaupt ges 
3,000 Son. Eint. Der Standesherr Su Franz reſidirt in Prag und 
Inau, im wuͤrtemb Donaukreiſe. — Der jüngere Aft der boͤhm. Linie, 
Der wahrfcheinliche Erbe des Altern iſt, befigt die boͤhm. Herrſchaften Se⸗ 
ig , ımb einen Theil ber Dietrichflein » Weichfelburgfähen Al 
Zu dieſem Afte gehört der in der neueſten Gulturgefchichte Boͤhmens 
we Literatur bee Naturwiſſenſchaft auch vom Auslande mit hoher Achtung 
£.Biaof Kafpar Maria v. St., geb. d.6. Ian. 1761, feit 1825 8. 8. 
ath, früher Domherr zu Paſſau, Sreifing und Regensburg, Ptaͤ⸗ 
Vaterlaͤndiſchen Muſeums zu Prag (des Majorateherrn, Grafen Leopold, 
ſohn). Er war Praͤſident des Landesdirectoriums und mehrer lite⸗ 
in Regensburg, von wo ihn dee Krieg 1809 nach Böhmen zuruͤck⸗ 
bereinigte dafelbft die von ihm babingefihchtutn Bücher u. a. Gamm⸗ 
denen feines verfloeb. Bruders, des Grafen Jobamı , und seaufte 
Bergmeiſters Lindacker. Sein Laudfitz Brzezina wurde von N 
des In⸗ und Auslandes öfter ’ —8 Obriſtburggraf 
ſteinsky die Stiftung des boͤhmi De namufrumne zu Praß 
, umb bie Geſellſchaft des —28 mie 8.8. Genehmigung am 
‚eröffnet worden war , übergab ber gewaͤhlte Präfibent,, Graf Kasse 
früher 4000 Bde. matushiflorifcher Werke, 500 Bohemica und 
gen (darunter 3O Kiften Mineralien und 9000 Pflanzen im 
3946 Muſenm hatte abführen laſſen, die förmliche Schnkungsurkunde 
wbr als —28 erg an nr y —— (Bol. die, 
heieſchri J ⸗ $ r den vom en 
herruͤhrenden Sammlungen, die das Muſeum befigt, iſt die 
—8 geordnete Petsefotenfanmmlmg vielleicht eiia ka xx \ 














































694 ‚Sternberg (Stadt) Sternbilder 


Des Grafen Kaspar Gt. in der erften allgem. Verſanmal. gehaltene Dr 
fich durch den geiſtvollen Überblid über den Stand der Raturmiffenfhef 
befondere Befugnig Böhmens In literar. u. a. Ruͤckſicht aus. DasBater 
ift gegenwärtig in dem dazu erfauften ehemals gräfl. Zeopolb> Ser 
Haufe auf dem Hradſchin würdig eingerichtet. (Daſelbſt befimbet fh ı 
der Privatgeſellſchaft patriot. Kunſtfreunde, unter dene Präfidenten &ı 
v. Sternberg: Manderfcheid aufgeftellte Gemaͤldeſammlung. Disfe | 
eine ausgezeichnete Sammlung von Gemälden, Beichnumgen, Kupfa 
Münzen.) Das feit kurzem vollendete Hauptwerk bes Grafen Katpar 
fuch einer geognoftifch = botanifchen Darftellung ber Flora ber Borwei 
Prag 1825), hat Graf de Bray, batrifcher Geſandter amı k. oͤſtttich 
Paris ins Scanzöfifche uͤberſetzt. Dem Verf. zu Ehren iſt eine Pflany 
Sternbergia genannt worden. An bie Verdienfte bes Urahn Juros 
innert das neue böhmifche Trauerfpiel: „Jaroslaw Sternberg , im ! 
den Tataren (bei Dimüs)", von‘. Linda, fowie das Bruchſtuͤck eine 
ſchen Gedichts auf diefen Helden, in ber von Hanka aufgefundenen | 
Banbfchrift aus dem 13. Jahrh. (Prag 1849). (S.Stawifdhe Sp 
Literatur) — Noch bemerken wir, daß zu dieſer Kamilie auch die 
ſchen, in Schlefien und Dänemark blühenden Grafen von Sternberg ı 
Gternberg gehören. | 

Sternberg, eine Stadt im olmüser Kreife ber Markgrafſch 
bat über 8000 Einw., deren innen = und Baummellenfabricate w 
werben. Hier überfiel Jaroslaw v. Sternberg am 14. Juni 1241 b 
nig heranſtuͤrmende Mongolenheer im Lager‘, tödtete dem Anführe 
eichtete eine folche Niederlage an, daß bie lberrefte nach Ungarn zu % 
flohen. König Wenzel I. v. Böhmen fchenkte im N. von Olmuͤtz dem 
roslaw v. Sternb., den er zum Landeshauptmann von Maͤhren ernannt 
de Landes, wo biefer bie Feſte Sternberg errichtete, und zu ber Stal 
Grund legte. Bis 1409 blieb Sternberg bei der Familie des Erbauers. 
d. 17. Jahrh. Hefigt die fuͤrſtl Familie v. Liechtenflein die Herrſchaft 

Sternbilder find diejenigen Gruppen, in welche bie Aftroncı 
ſterne zur leichtern überſicht und Bezeichnung mit Beilegung beflimn 


—— J u — 
Be Oternchatten Sterne 60565 
en Bezeichnungen. Ptolemaͤus führt in ſ. Almageſt 48 Gtern: « 
f noch jetzt bie Ptolemaͤiſchen heißen. Sie haben folgende Namen: 
r des Thierkreifes. (S. Ekliptik.) 2) 21 Sternbilder in 
n Halbkugel: große Bär, kleine Bär, Drache, Cepheus, Kaffiopeia, 
ba, Herſeus, Pegaſus, kleine Pferd, nöxhlicher Keiangel, Fuhrmann, 
ndordliche Krone, Opbiuchus, Schlange, Hercules, Adler, Pfeil, Leis 
* Delphin. 3)15 Sternbilder in ber ſaͤdlichen Halbkugel: Orion, 
D, Eridanus, Haſe, kleine Hund, große Hund, Hydra, Becher, Babe,“ 
kr Wolf, Altar, füblicher Fiſch, Schiff Argo, Tädlihe Krone. Die 
Ses Alterthums verknüpften fehr ſinnreich die Sternbilter mit den unter 
| Mythen und Sagen. Indeß find mit diefen.Sternbilbern maps ⸗ 
vorgegangen, auch kamen ſchon bei ben Alten noch mebre 
B. das Haupthaar der Berenice, der Antinous. Aber immer blieb-den 
ſronomen noch eine reichliche Nachleſe. Hevel hat folgende 12 neue 
eingeführt: der Sobiesli’fche Schild, Eichhorn, Kameelparder, aſtro⸗ 
Sextant, Jagdhunde, Meine Löwe, Luchs, Fuchs mit der Bans, Eldech⸗ 
be-Zelangel, Cerberus, Berg Maͤnalus. Als die Europäer anfingen, die 
Dalbekugel ber Exbe zu befchiffen, mußten ihnen natürlich eine Menge 
rerfcgeinen, weiche ‚fie vorher noch nie gefehen hatten, weil fle in Curopa 
ae find, Aufdiefe Weile kamen im 16. Jahrh. 12 neue Sternbilder hin⸗ 
adianer, Kranich, Phönir, Fliege, ſuͤdlicher Triangel, Paradiesvogel, 
amerikaniſche Gans, Waſſerſchiange, Schwertfiſch, fliegender Fiſch, 
bon. Hierzu fügte noch Halley 1675 bei ſ. Aufenthalt auf St.⸗ Helena, 
Weiche, und Lacaille 1750 bei f. Aufenthalte am —— der guten 
folgende 14: Bildhauerwerkſtadt, chemiſcher Ofen, Pendeluhr, raus 









Netz, Grabſtichel, Staffelei, Seecompaß, ne, Luftpumpe, 
und. Winkelmaß, Teleſkop, —— „Tafelberg. Zu dem 

Ion V nach und nach hinzugekommen: das lapplaͤndiſche Rennthier, ber 
Meſſier oder der Erntehuͤter, der Poniatowski'ſche Schild, Friedrichs⸗ 
rrendenburiſch⸗ Scepter, der Georgs⸗Pſalter, Herſchels Teleſtop 
„die ſich nicht fuͤglich ale anfuͤhren laſſen, da fie nicht allgemeine Guͤltig⸗ 
haben. So fand das von der leipziger Univerfität aus einem Theil 
n sefheffene Napoleonsgeſtirn keinen Beifall und iſt, wie jener Eroberer, 

t6 zuruͤckgekehrt. Die einzelnen Sterne eines Sternbildes bezeichnet 
griech. Buchflaben; mehre haben audy ihre eignen Namen. Auch unters 
Ban fie.nach Maßgabe ihrer efhiehnen ſcheinbaren Größe und fpricht 
EWeziehung von Sternen 1.2.3. Größen. ſ. w. Das beſte Werk über 
gprofie auf Ihrem heutigen Standpunkte, ift Bode's „Anleit. zur Kat “ 
ſftienten Himmels’ (9. Aufl., Berl. 1823, m. K: und Charten) 
hab bes Sternenhimmels bei ben Alten verbreitet fich derſelbe Verf. ri 
B Diolemäus, Beobachtung und Befchreibung der Geſtirne (m. Er 
Jemnd Bergleichumgen von Bode, Berl. 1795) ; ferner hat Derfelbe eine, Ah 
kchen Gebrauch fehe empfehlensmwerthe „Representation des astres 
Manches” (Berl. 1782, Querfol) gegeben. Die neueſten Forſchungen 
beugen am Sternenhimmel. findet mar in: „über ben Bau des Him⸗ 
‚ Herſchel (Dresd. 1826, m. Kpfın.). Wegen ber Himmelsgloben vgl. 


encharten. Darſtellungen des Himme isgewoͤlbes mit feinen Stern⸗ 
(£:%.) auf ebenen Flaͤchen heißen Sterncharten. (Über bie verſchiedenen 

Darſtelungen ſ. Projectionen.) 
endeuterei, ſ. Aſtrologie. 
.as ſ. Zirſterne, Planeten, Komet um —R 













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er fagt , bier die Zeit über mit Lefen, Zeichnen, Malen uı 
erſchienen bie beiden erflen Bde. von f. „Leben und Mich 
Shandy“ („The life and opinions of Tristram Shandy' 
hoͤchſt eigenthuͤmlichem Charakter, der mit außerorbentlichen: | 
wurde. 1761 — 66 folgten noch 7 andre Thle. Ein beja 
der fich einbildete, ein Philofoph zu fein, und feine feltfansen, ı 


füge durch die Erziehung eines einigen Sohns, weiche er | 


burt beginnt, offenbart, fpielt In biefem Buche die Hauptrol 
der Schuipbilofophie und Gelehrſamkeit, die Menge komiſ 
Zügen untermifchter Schilderungen von Auftritten unb Chara 
lichen Leben, bie feinen Bemerkungen über das menfchliche J 
riſtiſchen Anfichten und Meinungen, welche hier ausgeſpre 
fo buntes Ganzes, wie vielleicht keine Sprache ein ähnliches a 


ſtram Shandy's Leben und Meinungen find faft in.alle gebi 


ſetzt, und wir erhielten eine fehr gute Verbeutfhung von S, < 
Damburg 1776, 9 Theilhen). 1767 gab St. f. „Emp| 
Frankreich und Italien” („Sentimental journey trough Fr 
Bde.) heraus. Sie ift das Ergebniß einer Reife, die St 
fundheitsumftände und f. Relaung zum Umgange mit Meni 
jenen Ländern unternahm. Er gab biefe Reiſeſchilderung, 
u.d.R. „Vortt” heraus. Er ſoll fich hier felbft u. d. R. Vorl 
fpeare’6 „Hamlet ber Narr des Könige von Dänemarf) ge 
rik's Reifen find ein Werk vol der feinften Kenntniß der menſt 
lieblichſten, [halkhafteften Laune und ber zarteften Empfindumn 
falls von 3. 3. C. Bode überfegt (2 Thle., 3. Aufl., Hambı 
der 3. und 4. Theil find nicht von St. gefchrieben). Seine ob 
ten erfchienen [don 1760 („Sermons by Mr. Yorik‘, Lo 
1766 ließ er ihnen noch 2 Bde. folgen, denen er aber feinen | 
find lehrreiche moralifche Aufläge, die durch bie unmethodiſche 
launige Schreibart an die übrigen Werke ihres Verf. erinz 
nicht bio durch f. misiaen Ginfälle. fonbern auch bardh F. 


Sternkunde Sternſchnuppen 607 
bie „Lettres from Yorik. and Elisa”, welche für einen Vrief⸗ 
n &t. und Miſtreß Draper, einer weſtindiſchen Dante, gehalten 
find in dem Tone der gluͤhendſten Freundſchaft geſchrieben. Trau⸗ 
nerken zu muͤſſen, daß St.'s häuslicher und Privatcharakter auf 
3 Gefinnungen der Zärtlichkeit, Gutmuͤthigkeit ımb Großmuth en 
fo Häufig in f. Werten fh finden. Bon f. Schriften find einzeln 


Funde, f. —A 
"Hnuppen, Sternſchüſſe. Jeder kennt dleſe Lichterſchei⸗ 
n an heitern Abenden fleht, und bie einem Fortſchießen ber Sterne 
hneuzen derfelben fo ähnlich) fieht.. Man hat über fie verfchlebene 
habt; die bes Volks war, baß die Sterne fich wirklich ſchneuzten, 
; daher ber Name. Die Gelehrten glaubten, fie felen, ſowie bie 
nahe bei der Erde, und ber gallertartige Schleim, den man im Herb» 
efen findet, unb den fie tremella meteoriea nannten, fel 
ſchnuppenmaterie. Dies iſt nicht der Fall. Dieſer Schleim find Halb» 
be, welche die Waſſervoͤgel im Stiegen ausfpeien, wenn fie zuviel - 
', und wenn fie zu ſchwer find. Man findet, wenn man ihn uns 
chzehen, Froſcheier, Meine. Schnedenhäuschen und dergl. in ihm. 
iſſervoͤgel ihn des Nachts bei ihren Zügen ausſpeien, fo phospho⸗ 
Jerunterfallen ; und indem man hingegangen und leuchtende Maſſe 
at man geglaubt, daß dieſes eine herumtergefallene Sternſchnuppe 
das bloße Anfehen der Sternſchnuppen konnte man Beine nähere 
merkwuͤrdigen Lufterfcheinung erhalten. Man mußte fie beobach⸗ 
namen, mas einer Meflung und einer Berechnung unterworfen war, 
ve Entfernung, ihre Geſchwindigkelt und ihre Bahnen. Um biefe 
ı zu machen, mußten von zweien ober mehren Beobachten gleichzel⸗ 
mgen angeftellt werden, wobei fie wenigfiens eine Standlinie von 
fchen ſich hatten, damit auf diefe Beobachtungen nachher die Rech» - 
aͤriſchen Trigonometrie koͤnnen angewendet werben. Diefe Beobach⸗ 
zuerſt 1798 bei Goͤttingen von Brandes und Benzenberg angeſtellt, 
zu Clausberg, und der andre zu Dransfelb die ganze Nacht hindurch 
„im freien Felde die Sternfchmuppen beobachtete. Won 22 correfpons 
achtungen war folgendes das Ergebniß: Die —— — m 
nungen von der Erde von 3, 6, 10, 15, 20 — 30 Meilen. 
ine beobachtet, die 34 Meilen vonder Erde * und zu berg in 
mich fand. Ihre Geſchwindigkeit ift fo groß wie bie der Erde auf 
aͤmlich 4 — 5 Meilen in 1 Gecunde. Die Richtung ihrer Bahn 
Einige gehen horizontal, andre gehen auf bie Erde zu, mod) an⸗ 
de Höhe, wie eine Rakete. Die geößten fheinen einen Durchmefs 
zuß zu haben. Einige vom ihnen ſcheinen kleine Feuerkugeln zu fein 
te Planeten oder fometenartige Nebel, die im Weltraume herum⸗ 
em Wege unfern Luftkreis durchſchneiden, und ſich dann entzänben 
md als Steinregen nieberfallen); andre fcheinen bloße elektriſche 
I, weiche zwiſchen unfichtbaren elekteifchen Wolken In den hoͤhern 
ser Atmofphäre hin⸗ und herfchlagen: eine Art Wetterleuchten in 
em. ©. „Berfuche, die Entfernung, bie Geſchwindigkeit und die 
Sternfänuppen zu beflinunen”, von Brandes und Benzenberg. 
„Uber die Beftimnnmg der geographifchen Länge durch Stern⸗ 
on Benzenberg. Bekanntlich hat manmehre Methoden, bie geogr. 
amen. Eine iſt durch Raketen, deren Plagen 2 entfernte Beobach⸗ 
be beobachten, wo dann bie Beit ben Unterſchled her Lange wart 


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Nacht⸗ und Kogfernröhee, Shronometer, Inclinations⸗ um 
u. ſ. w. Solche Obfervatorien befaß ſchon das Alterthum, 

GRb. II, cap. 9) von einem in dem Umfange des Belusten 
fehtoffenen Thurme, auf deffen Spige bie chaldaͤiſchen Aſtrot 
gen anftellten. Kopernicus war der Erſte, weicher 1540 ı 


Meridian befeftigte; allein bie ae ordentlihe Sternwart 
‚erbaut. Unter den neuen europaͤiſchen Sternwarten find bi 


ter Zubwig XIV. von 1664 — 72), zu Greenwich (unter 
Palermo (von Piazzi 1789) die besühmteflen. Außerbem 
dem — bei Gotha durch Zach (vgl. d.) und bie gu! 
ſel (f.d.) Beruͤhmtheit erlangt. Won legterer gab Beſſel 
bung in f. feit 1814 rfcheinenden „Beobachtungen anf ber 


. warte zu Koͤnigsberg“ (Koͤnigob., Fol.). Außerdem gibt ı 
ſterdam, 


Batavia, Berlin, Bologna, Breslau, —— 


Edinburg, Florenz, Genua, Goͤttingen, Hamburg, Kapaı 
- Lilienthal (bei Bremen), Liffebon, Mailand, Manheim, DR: 


hen, Neapel, Nikotajeff, Oxford, Padun, Peteröburg, J 
mouth, Prag, Rom, Slough (Herſchel's) Stodholm, Tor 
Auch China hat eine durch Einfluß der Jeſuiten ans Ende d 
Sternwarte zu Peking; und in ber neueiten Zeit iſt eine fol 
Paramatta eingerichtet worden. — Dergleichen Sternwe 
mit vielen und Eoftbaren Inſtrumenten verfehen zu fein; i 
ſache ein Meritiankreis von 2, hoͤchſtens 3 Fuß Durch 
aufgeſtelltes Fernrohr von 4 — 5 Fuß und eine gute Uhr 
rows „Afttonomie” (Wien 1825, 2Bbe., m. 8.). 
Sternzeit, oder bie Zeit der erften Betvegung ; iR 
fich feheinbar das ganze Himmelsgewoͤlbe um bie. Erde 
lauf bed gefammten Zirfternheeres. Man findet fie, Inden 
ae folgende Durchgänge eines und beffelben: Firſte 
beobachtet. Die Zeit von einem Durchgange bis zum 
taa. und biefer wird in 24 Stunden. bie Stunde in An II 





Steſichorus Stettin 9 — 

„ Im welcher bekanntlich 360° in faſt 3654 Tagen zuruͤckgelegt werden, 

== 59° 8”. Um ebenſo viel muß fi alſo, nach dem Angefuͤhrten, die 
w.WBofiendung ded-Sonnentages, noch umdrehen, und braucht dazu Aber 
Bü Gterntag noch 3 Din. 56 Gec. Sternzeit. Alſo ift ber mittlere Son⸗ 
24 St. 3 Min. 56 Sec. Sternzeit; und ein umgekehrtes Verfahren gibt 
wüR Beöße des Sterntages — 23 ©t. 56 Min. 4 Gec. mittlerer Sonnen 
Wehr gut und gemeinfaglich iſt diefer Gegenſtand ausgeführt in Bode's 
Bang der Sterntunbe‘ (Berlin 1808, 3. A., 2 Bde., m. 8.) und in La⸗ 
bacgb d’astronomie" (Paris 175)... | 
Bfichorus, ein Inrifcher Dichter. aus Himera in Sicifien, der Erfinder 
lebte im 6. Jahrh. v. Chr. (Olymp. 33, 4. geb.) ; ex flarb zu Catana 
—* Genie bezeichnete die Sage, daß eine Nachtigal ober Lerche fich. 




























Mund gefegt und vortzefflidh gefungen habe. Seine Vaterſtadt er⸗ 
Beine Bildſaͤnle. S. „Stesiehori Himerensis fragmenta‘, gefammelt, 
Mop. über das Leben amd die Dichttunſ drs-Werf., von Dihm. Febr. 
ein 1828). | 
boftop (von 077905, Bruft, Oberleib), ein Inſtrument, mittelft 
5. u. a. Ärzte feit einigen Jahren angefangen haben, innere Zuflänbe bes 
Be Körpers zu erforfchen, z. B. die Krankheiten ber Bruſt und a. Stö« 
j innern Organismus, aud) Brüche, den Zufland der Schwangerfchaft 
Beben fie es dem Rranten auf den Leib fegen und das Ohr daran halten. 
, „Auseultation mödiate” (Paris. 1819, 2 Bde, beutfch : „Die mite 
feuitation u. ſ. w.“, Weimar 1822), und Hofader, „Über das Stetho⸗ 


1826). > | 
Brigfeit. Die Geometrie verſteht unter ftetigen Groͤßen ſolche, deren 
terbrochen an einander liegen; alle Ausdehnungen, bie fie betrachtet, 
Geößen, wie Raum und Zeit ſelbſt fletig find. Die Natur kennt in dies 
Beine Stetigkeit; wie dicht und ein Körper vorkommen möge, fo find wir 
t, Zwifchenräume in bemfelben anzunehmen: er bleibt wenigſtens dem 
I durchdringlich u. ſ. w. In einem andern Sinne beziehen wir die Ste⸗ 
Pte einander folgenden Zuflände, denen ein Körper in einer beſtimmten 
mnterworfen ift, indem wir fragen, ob biefe Veränderungen ſprungweiſe 
Big gefhehen. Ein fallender Körper 5. B. erlangt eine immer größere Bes 
. Wird ihm biefelbe durch die auf ihn wirkende Schwerkraft ruckweiſe 
Muterbrechung (mit Stetigkeit) beigebracht? In einem ähnlichen Sime 
Frage öfter in der Phyſik vor, und findet ſich in biefer Bedeutung mit 
Deündlichkeit weiter erörtert in einer eignen Differtation von Kaͤſtner: 
inui in natura” (Leipz. 1756, 4.). Alle Bewegung iſt fletig, weil 
ed Zeit find, welche fie vorausſetzt. Man bat überhaupt das Befes: 
Feenng in der Natur gefhieht fletig, das Beleg der Stetigkeit (lax 
' enamnt, unter welchem die mechanifhe und die dynamiſche Bewe⸗ 


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in, die Hauptftadt von Pommern, an bee Ober, im flettinfchen Re⸗ 
B, iſt groß und wohlgebaut, gut befeſtigt, und hat 5 Intherifche Kir⸗ 
G und ohne Militair 21,700 Einw. Auf dem Königeplage ſteht eine 
I Broßen errichtete Statue von cararifhem Marmor. Stettin hat Mas 
wb Fabriken, befonderd von Feuereimern und Schläuchen, Seife, Le⸗ 

Auch, Raſch, Zeuchen, Huͤten, Struͤmpfen, Baumwolle, Garn, 
Atuch, auch eine Ankerſchmiede, worin bie Anker für alle Schiffe der 
we verfertigt werben. Auch werden viele Geefchiffe amd a. Fahrzenge 
fpanbel, vorzüglich ber Spebitionshandel ber Stadt iſt anfehulich, und 
nã erſtreckt fich bie nach Holland, England, Feankceich, Spanien, Yan 





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vechten die Vorſtadt Laſtadie, welche durch bie Parnit, 
Suͤmpfe eingefchloffen wird. Außerhalb der Befeftigung 
Ober: und Unterwieck und der Tornei. Die Laftabie iſt dur 
dee eigentlichen Stadt verbunden. Unter den öffentlichen 
aus: das große Schloß, das Gouvernementshaus, das Lı 
bedeutenden Bibliothek, das alte Zeughaus, die große Kaſer 
Seglerhaus mit der Boͤrſe und einem Schauſpielhauſe. 
die zahlreiche franz vreformirte Colonie und die Katholiker 
uͤbung auf dem Schlofſe. Die Stiftungen für Huͤlfsbedan 
Bei der Stiftokirche zu St⸗Maria, welche 1789 durch dem 
ein koͤnigl. akademiſches Gynmaſium, mit 7 Profefforen, 
Mechtssoiffenfchaft, Medicin, die hebr., geiech., lat., eg 
Mathematik, Philofophie, Geſchichte und Ihöne Redekuͤn 
herdem ift hier noch eine Ratheſchule mit 11 Lehrern. | 
1805 u. d. R. eines koͤnigl. und Stadtgymnafium mit ei 
ward hier eine Geſellſchaft fir pommerfche Geſchichte md 
tet, die eine Sammlung von Alterthimern hat. Auch bef 
lehranſtalt für Taubflumme. Seit dem wefffaͤllſchen Stils 
ſ. Zubehoͤrungen bee Krone Schweden. 1713 wurde die € 
Verbindeten eingenommm und 1720 an ben Rönig von 9 
beim I., abgetreten. Am 29. Oct. 1806 ergab fidy die Br 
derſtand den Franzoſen und blieb, aleich andern 
tilfiter Frieden von ihnen bis 1813 befegt. (S. Ruffifd 
Der an der Swine, einem ber Ausflüfle des Frifchen Hal 
Stettin heißt Swinemuͤnde, wohin ein Dampfſchiff geht. | 
ein jegt verfallene® Kort , die Swine⸗ ober fminemünber S 
Steuermannstunft, f. Schifffahrtstun 
&tenern nennt mm diejenigen Abgaben, die voı 
der Gefenfchaft zur Exhaltung des Banzen an das Ganz 
bat man Kicchens, Schuls, Armen, Gemeindeſtenern n. | 


CA Schar DA ac ala PRACIELAE damaa Rad En A 


Stexern we 701 
nach dee karolingiſchen Einrichtung eigentliche Staattanſtalten 
ie Univerfitäten. Denn das Chriftenthum mar das Band, bas 
ziker umfchlang, und das Karl benupte, zum ein deutſches Reich 
utſches Kaiſerthum zu gründen. Wären die Zehnten immer als 
behandelt worden, hätte. man fie nie verſetzt, verkauft, verſchenkt, 
ehalten, daß der Zehnte ebenfo wenig als bie Grundſtener einer 
teigenthum hätte werben können, fo wuͤrde biefe Abgabe hinge⸗ 
Staatsbebürfniffe zu beſtreiten. Denn, bei der großen Ausdeh⸗ 
: Aderbau erhielt, waren bie Zehnten von ungehenerm Ertrage, 
‚et waren, fo fanten fie nie, wie die a. Steuern, welche in Geld 
ınd eben wegen bed Sinkens des Silbers, wenn fie auf denfelben 
:n, zuletzt faſt völlig verſchwinden. Allein unter Karls ſchwachen 
ı f. großen Einrichtungen faſt ganz zu Grunde, und Jeder bes 
Igemeinen Reichsſgutes, fo viel er konnte und mochte. Die Reiche» 
cden erblih. Aus ihnen entwidelte ſich die Landeshoheit. Der 
rgeffen, unb bie ganze Kriegseinrichtung berichte auf dem Lehn⸗ 
dieſe große Reichsſtener, war in den Haͤnden der Klöfter, ber 
arſten, der Edelleute umb vieler Perſonen bürgerlichen Standes, 
oͤrt, eine allgemelue Meichöfteuer zu fein. Die einzige Gelbab⸗ 
6. Jahrh. in Deutfchland bekannt war, war ber gemeine Pfen⸗ 
Viehfteuer, Aber mit d. 3. 1555 änderte ſich Aues, da In bier 
ysabſchied allgemeine Reichſs⸗ und Kreisftenern eingeführt wur⸗ 
dazu war ſchon fruͤher durch die ſogen Römermonate (f. 
h) gelegt worden. Als man ſpaͤter unter Kaifer Gigiemmmd an⸗ 
nſtleute zu halten, konnte ein Vaſall ſ. Verpflichtung, mit dem 
‚gen ein Beſtimmtes abkaufen. Er gab 12 Gldn. für einen Rei⸗ 

: einen Mann zu Fuß. Hiernach wurde num eine Reichsmatrikel 
eſtgeſetzt war, tie viel jeder Reichsſtand für einen Roͤmerzug zu 
ganze Reid) bezahlte dem Kaifer zur einem Roͤmermonat 20,000 
00 Reiter, alfo für beide 128,000 Glon. Diefe Summe wurbe 
Gelegenheiten dem Reichsoberhaupte bewilligt; fo entflanden 
ichöfleuern u. d. N. Römermonate. Die Reichsſtaͤnde bezahlten 
,‚ zum Theil legten fie fie auf ihre Hinterfaflen,, bie ehemaligen 
leute und freie Bauern), um, und fandten die Gelber In eine ber ' 
kfurt, Leipzig, Nürnberg, Augsburg). Die Einnehmer biefer 
mnigmeifter. In dem großen Staate des Reichs war eine Men⸗ 
entftanden, welche ihre Bedürfniffe auf: ähnliche Weiſe aufs 
teichöftenern und bie Landesſteuern wurden zu gleicher Zeit erho⸗ 
hoſteuern fand von Seiten der Landſchaft Beine weitere Bewillli⸗ 
iefe einmal von Seiten der Reichsſtaͤnde waren bewilligt worben. 
x die Reichsſtaͤnde folche aus ihren Kammerguͤtem und Reichs⸗ 
en, fo war body feit dem Meich6tage von 1543 Ihnen geftattet, 
uch diefechalb anzı:fprechen, weil fie nicht mehr Im Stande wa⸗ 
an Römermenaten und Kammerzielen (für das Reichskanmer⸗ 
Rirteln zu begablen. Allein anders verhielt es fich in Hinficht bee 
ie Landesſteuern, weiche ber Fuͤrſt für bie Lanbesbebfirfniffe fo⸗ 
n von den Landſaſſen ab, bie foldhe bewilligten, und bie gu dem 
agen verſammelt, und hier von ber Landeshoheit um bie Steuer⸗ 
wunder. Die Landtage (f. Landſt ände) haben von 1555 an 
Andern zuerſt eine feſte Geſtalt erhalten. Denn erſt von dieſem 
m fie jährlich. gehalten, weil das Geldbeduͤrfniß bie Landeshobeit 
ıffen jährlich zu verfammeln, um won ihnen ſich diar alla 


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Steuern (Geſchichte) 708 


der in ben indirecten Abgaben liegt, da fie einzeln und gleich» 
unmerkbar eingehen, und daher feinen Wiberfland finden, wie 
ber man gleich von Hunderttauſenden reden muß, ſtatt of bei 
gen ober von Brofchen die Rebe ift. So hat ſich, beſonders in 
rich d. Gr., das Zoll, Accifes und Regieſyſtem auf dieſelbe 
idelt wie in Frankreich. Auch wurden bie Preußen ebenfo arm 
sofen, eben weit e6 Die Gewerbe laͤhmte, und weil es ein ſtetes 
ein gerechte6 und einfaches Steuerſyſtem aufkommen konnte. 
hoͤrt aber zuerſt und vor allen Dingen, daß die Geldangelegen⸗ 
ft von den Abgeorbneten ber Geſellſchaft berathen werden. 
Summe beflimmen, die aufgebracht, und die Art, wie fie beis 
Wenm biefes ift, fo kommt man bei den Inbirecten Steuern 
Srundfag der Stäbte: daß fie nicht hoch ſein mäÄffen, und daß 
wenn man die Hälfte ober ein Drittel vom Werthe der 
Staat nehmen wi, wies. B. beim Salz, bei ben Getraͤnken, 
(S. Bereinigte Befälle) Im Gegentheil werben ale 
lt, daß ein Unterfchleif möglich und keine Aufficht nothwen⸗ 
iefe Steuern dann eintragen, wird dankbar genemmen, aber 
zumme feftgeftellt, die fie eintragen follen. Das Übrige wird 
ern genommen , bei denen der Unterfchleif von felbft A | 
ervegliche und Sichtbare treffen. Nur ſetzen die directen Steu⸗ 
tniß des Landes voraus, eine genaue Statiſtik jeber Bemeinde, 
ihren gerechten Theil zumelfen kann. Und biefe genaue Stati⸗ 
Bei allen Steuern kann man Das als Brumbfag annehmen: 
indirecten Steuern hemmend auf die Gewerbe, wo man bie 
, baß kein Unterfchleif vorhanden und keine Aufficht nothwen⸗ 
n fie bei diefen niedrigen Sägen bedeutende Summen. Nies 
m Steuern zu hoch, wenn fie gleichförmig vertheilt werben. 
macht, tft nicht ſowol ihre Höhe, als bieungleiche Wertheilung, 
nde 40 Procent,, die andre 10 oder 12 bezahlt. Endlich: Nir⸗ 
mit den Steuern zuftieben, fie mögen niebeig ober hoch fein. 
auß ſich baher durch diefe Klagen bloß aufmerkfam machen lafe - 
men. Nur eigne Kenntniß bed Steuerweſens, eigne Unterfus 
aſicht müffen ihn beftimmen. Ex muß gerecht gegen Alte fein, 
Politik, wenn er fonft keine Gründe dazu in feinem Gewiſſen 
, vertheilte Steuern Binnen nie hoch fen und nie große Gum⸗ 
ztafter, Grundſteuer, Vereinigte Befällen.f.w.) 
te des Steuerwefens In Deutfchland laͤßt ſich In 4 Perioden 
je Beiträge für den Herzog. Fuͤllung des Heerwagens ber Ge⸗ 
‚ bis auf Karl d. Gr. II. Karl theilt Deutfchland in Gaue ober 
e, an deren Spige ber Graf fteht. Diefer muſtert jährlich als 
Heerbann, und bie ——— Freien jährlich 
nen Batepfennig oder ein Huhn Diefeö waren * er⸗ 
ın für die Kriegseinrichtung. —* bie Snflitution der Pisa 
ich gegründet, war ber Zehnte beſtimmt. Bu diefen Steuern 
ruͤche oder Strafgelder Derer, die nicht mit Ind Felb gezogen, 
und Hoftendienfte von Denen, fo fih ale ſchwaͤchlich angaben 
wollten — dann die Sendgelder für den Sendgrafen und für 
ande zur Kicchenvifitation berumteiften; ferner die freiwilligen 
der für den König; endlich die koͤnigl. Zölle. Diefe Steuern 
wie bie Geiſtlichkeit; und biefe blieb nur inſoſern verſchont da⸗ 
ein ſteuerfreier Hof zugeflanden war, Auſherdrea Yakte vx 


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Steuern (Gefchichte) 77908 


heil, ber in den indirecten Abgaben Inge, da fie einen und slio- 
: und unmerkbar eingehen, und daher Leinen Wibderſtand finden, wie 

‚ beider man gleich von Hunderttauſenden reden muß, ſtatt daß bei 
fennigen oder von Brofchen die Rede ift. So hat ſich, beſonders In 


Sriedrich d. Gr., das Zoll⸗, Accifes und —— auf dieſelbe 


entwickelt wie in Frankreich. Auch wurden bie Preußen ebenfo arm 
Franzoſen, eben weil es die Gewerbe laͤhmte, und weil es ein ſtetes 
daß ein gerechtes und einfaches Steuerſyſtem aufkommen konnte. 
n gehoͤrt aber zuerſt und vor allen Dingen, daß die Geldangelegen⸗ 
UUſchaft von den Abgeordneten ber Geſellſchaft berathen werden. 
die Summe beftimmen, die aufgebracht, und die Art, wie fie bei⸗ 
ſoll. Wenn dieſes iſt, fo kommt man bei ben indirecten Steuern 
Iten Grundſatz der Städte: daß fie nicht Hoch fein muäflen, und daß 
ift, wenn man die Hälfte ober ein Drittel vom Werthe der 
ven Staat nehmen will, wies. B. beim Salz, bei ben Getraͤnken, 
f.w. (5. Vereinigte Befdlie.) Im Gegentheil werben ale 
geſtellt, daß Bein Unterfchleif möglich und Beine Aufficht nothwen⸗ 
06 diefe Steuern dann eintragen, wird dankbar genommen, aber 
ne Summe feftgefteit, die fie eintragen follen. Das übrige wirb 


Steuern genommen , bei denen der Unterfglc don ſelbſt | 
Directen tens 


Unbewegliche und Sichtbare treffen. Nur ſetzen die 

Kenntniß des Landes voraus, eine genaue Statiſtik jeder Gemeinde, 
Iben ihren gerechten Theil zuweiſen kann. Und dieſe genaue Stati⸗ 
ſter. Bei allen Steuern kann man Das als Grundſatz annehmen: 
a die indirecten Steuern hemmend auf die Gewerbe, wo man bie 
ſtellt, daß Erin Unterfchleif vorhanden umb Leine Aufficht nothwen⸗ 
tragen fie bei diefen niedrigen Sägen bedeutende Summen. Nir⸗ 
lrecten Steuern zu hoch, wenn fie gleichförmig vertheilt werden. 
zlich macht, iſt nicht fowol ihre Höhe, als die ungleiche Wertheilung, 


emeinde 40 Procent, bie anbre 10 ober 12 begabte. Endlich: Ries 


eute mit den Steuem zufrieden, fie mögen niedrig ober hoch fein. 
ter muß fich daher durch diefe Klagen bloß aufmerkfam machen lafr 
eftimmen. Nur eigne Kenntniß des Steuerweſens, eigne Unterſu⸗ 
ne Anſicht muͤſſen ihn beſtimmen. Ex muß gerecht gegen Alle fein, 
aus Politik, wenn er fonft Leine Brände bazu in feinem Gewifſen 
gleich vertheilte Steuern koͤnnen nie hoch. fein und nie große Gum⸗ 
l. Kataſter, Srundfleuer, Vereinigte Gefaͤlleu. ſ. w.) 
hichte des Steuerweſens in Deuiſchland laͤßt fich in 4 Perioden 
villige Beitraͤge fuͤr den Herzog. Fuͤlung des Heerwagens der Ge⸗ 
hriſto bis auf Karl d. Gr. II. Karl theilt Deutſchland in Gaue ober 
Rreife, an deren Spitze der Graf ſteht. Dieſer muſtert jährlich als 
den Heerbann, und die Heerbannpflichtigen muͤſſen ihm jährlich 

n, einen Batepfennig oder ein Huhn geben. Dieſes waren die er⸗ 
Steuern für die Kriegseinrichtung. bie Inſtitution ber Kirche, 
3 Reich gegruͤndet, war ber Zehnte beſtimmt. Bu diefen Steuern 
annbräce ober Strafgelder Derer, bie nicht mit ind Feld gezogen, 
nern und Hoftendienfte von Drnen, fo fich als ſchwaͤchlich angaben 
eiben wollten — dann bie Sendgelder für den Sendgrafen und fr 
im Lande zur Kirchen diſitation herumreiſten; ferner bie freiwilligen 
fogelder für ben König; endlich die koͤnigl. Zoͤlle. Dieſe Steuern 
Idei wie bie Geiſtlichkeit; und dieſe blieb nur inſofern verſchont da⸗ 
kirche ein ſteuerfreier Hof zugeſtanden war. Auſecdeca Yakte wet 





hacte anſprechen TOHNENS DER ader und Geuchrert JORIEI 
waren daher vor Rechtowegen ſteuerfrei. Diefe Perioh 
Yahıh. IV. Perisde. Als das Gchiefpuloer erfunden we 
mente Reiegeeinzichtung herbeigeführt wurde, fanden bie Zi 
Serm Boctpeile eine Solbmiliz errichten könne, die zwar au 
Leuten beftchen koͤnne, bie aber auch viel ergebener ats bie ! 
genmacht zu finden, da fie einmal auf Grund und Bod 
führte nach und’ nach zu den ſtehenden Truppen, zu dem S 
weil er auf den beweglichen Solb angewieſen ungemeh 


wieder anfichgebracht hat, rg an 


Ä amte und Geſchaͤftomaͤnner brauchbare „Lberficht der 


recten Beſtenerung in den preufifchen Staaten, — 
frauz., daͤniſchen, öftr., fü. badiſchen, bairiſchen ꝛc.“ (x 
fehlen gu Berim 1825 in 2 Bon ©. auch D. Harfe ,, 
Steunerregulirung, ober ber allgemeinen unb befonbern 
—— 1827, — 8 J 
tenerfreiheit, bie, e neue Erſindung 
* (in Weſtfalen 1654, in Berg und Juͤllch 1664 
Niemand fleuerfrei, und bie adeligen ie trugen ebı 
Michtadeligen. - Die Steuerfrelheit 


je nadpbem eine Bandedungelegenheit ſoiches foberte, emt 


Steuerfreiheit 708 
denege Alle an ben gemeinfchaftlichen Steuern bezahlten, auch von weiter 
eheblichen Nachtheile war. Als nım von den gemeinen Landfaffen nur fehr 
elche erſchienen, und fie ſchon lange nicht mehr die Mehrheit beſaßen, faß⸗ 
Moelign ben Beſchluß: daß fie in Zukunft bloß ſolche Landfaffen zulaſſen 
die zur adeligen Knappfchaft gehörten , und bie folche mit 8 Wappen nach: 
bunten. Auf diefe Weife wurde auf den Landtagen die Ahnenprobe ebenfo 
et, wie bei Turnieren und Domafliftern. Die gemeinen Landfaffen waren 
glich von den Landtagen ausgefchloffen. Diefes gefchah um 1600 (in Kleve 
se 1599, in Weftfaten 1601 u. ſ. w.). Indeß bezahlte ber Abel nach wie 
nern, und erft nach einem halben Jahrh. brachte er es dahin, daß er fich 
E machte (in Weſtfalen 1654, in Berg und Juͤlich 1665). Im einigen 
beachte er feine Steuerfreiheit dadurch zu Stande, baf er den Städten 
einen Theil ihrer Steuern erließ, und fie fo fire feine Sache gewann. Im 
m erließ er 1654 den Städten ein Drittel von ben bisherigen Steuern. In 
ändern trat er in Kampf mit den Städten, 5. B. in Berg und Juͤlich, und 
seffizten mit ihm vor den Reichögerichten. Indeß die Städte wa 6 

fle hatten wenig Muth, waren fchlecdht vertreten und zu einem leiche 
Dieſer wurde in Berg und Juͤlich dahin getroffen, daß nur die eigentli⸗ 
terfitze (das Caſtellum, Dasjenige, was zwiſchen Graben, Ederen und Zaͤu⸗ 
H ſteunerfrei fein ſollten. So war es z. B. im Herzogthum Geldern, wo 
zs ſteuerfrei war, das nur hoͤchſtens 3 ober 4 Morgen betrug, nicht aber 
ua Länder, fo außerhalb Iagen und zum Gute gehörten. Allein als bex Abel 
ke einen Theil feiner Befigungen die Stewerfreiheit hatte, fo erwarb ex fie 
die übrigen, und 1750 war, laut eines Berichts des Marquis D. Itter 
darfuͤrſten Karl Theodor, bereits die Hälfte alles Bodens in den Herzogs 
Fall) und Berg fleuerfrei, nämlich Alles, was dem Adel und der Geiſt⸗ 
| . Dem, ſowie der Abel behauptete, daß er als ber geborene Krie⸗ 
Pe die Nation fechte, fo behauptete die Geiſtlichkeit, dag fie für die Na⸗ 
„uud ihren Theil an der Landesvertheibigung ebenfalls in Natura abtrage, 
$ dem unmöglich noch außerdem zu ben Steuern beiteagen könne. Auf 
Mfe hat fid, im 17. Jahrh. überall in Deutſchland bie Steuerfreiheit gebils 
»Birfe war eine ber Haupturſachen, daß ber Abel fo verhaßt war, und fo 
iin fand, ohne alle Theilnahme der Nation. Als bie Stürme ber Revo⸗ 
Minen, die eben durch die Steuerfreiheit bes Abels in Frankreich veranlapt 
erſchwand biefe überall, und Nichts freute das Volk fo fehr, als die Bes 
Wider Dinge, die num geübt wurde. Der Adel mußte nun von feinen Guͤ⸗ 
Mais bezahlen, nachdem er ungefähr durch einen Zeitraum von 150 Jah⸗ 
Bewefen. Durch bie Aufhebung der Steuerfreiheit wurde das Bauerngut 
! @glelchtert,, da das, was fonft der halben Fläche aufgebürbet war, jetzt 
Magen Fläche getragen wurbe. Überdies wurden die Steuern bei weitem 
wa Grade erhöht, in welchem feit 1789 das Silber gegen Frucht gehal⸗ 
Beide Umfiände machten, daß der Bauer jegt viel weniger bezahlt als 
R dem Herzogthuͤmern Juͤlich bezahlt er, gegen Srucht gerechnet, jetzt ges 
weittel von Dem, was ee 1750 unter Karl Theodor bezahlte. Hierzu kam 
Saom Linken Rheinufer die Aufhebung ber Zehnten (f.d.). Die Aufhe⸗ 
eit ift aber auch noch von einer andern Seite wichtig. Sie 

Rasterfchieb zwiſchen den gemeinen Landfaffen ımb ben abeligen Landfaffen 
E die Nachkoͤmmlinge ber ehemaligen Dienfimannfchaft find ; fie macht, 
tion wieder ein Ganzes wird, indem alte baffelbe Intereſſe haben, und 
umegen ebenfo wichtig wie die Aufhebung ber Accife, wodurch ber Unter» 
gen Stadt umd Land gefallen, und alle Anfeindungen, die aud dieſer 
me Giebente Aufl. Bd. X a6 












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fhreibungen von Hyder Alt umd Tippoo Saib enthaͤlt. 1 
tem Perfifchen die anziehenden „Travels of Mirza Abu 1 
Afriea and Europa” (2 Bde.). Diefer Mirza Abu erregte ı 
England viel Aufmerkfamkeit, wo man ihn den perfifchen 
gleich ggein geborener Hinboftaner war. St.’s Hauptwerk iſt 
gal”, von dem erſten Einfalle dee Mohammedaner bis zu 
Landes durch die Briten (1813, 4.). 

Stewart (Dugald), Prof. der Moralphilofophie, 
burg, wo fein Vater, Dr. Matthew Stewart, Prof. der 2 
gald St. ſtudirte daſelbſt unter der Leitung von Dr. Ble 
Seine erſte Richtung auf die metaphyſ. Stubien verbanfite ı 
berühmten Reid. Schon im 18. J. feines Alters ward er 
nes Vaters in dem Lehramte ber Mathematik ernannt, wu 
feine Stelle niederlegte, warb er deffen Nachfolger in der P 
Iofopbie. Als Lehrer und als Schriftfteller fand St. gleich gre 
demien von Petersburg und Philadelphia ernannten ihn zu | 
ter feinen Schülern nennt man ben Marquis v. Landebom: 
Haupt der fchottifchen philoſophiſchen Schule betzachtet ; ind 
feinen vielverbreiteten Schriften oft dunkel, ſchwerfaͤllig um! 
„Elements of the philosophy of the haman mind" (2: 
1792 mehrmals aufgelegt. Dann folgten feine „Outlines o 
Auch gab er „Memoirs" von Ad. Smith, Robertfon und ! 
merk. und dem Leben biefer Gelehrten heraus. Noch hat er „I 
(Edind. 1816 — 18) und Abhandl. Über die Geſchichte di 
Supplemente ber „Eneyelopaedia Britanniea" gefchrieben 
Buchon (ein Zuhörer des Prof. Vict. Coufin) u. d. T.: 
sciences metaphysiques, morales et politiques , depuis i 
tres“ (Paris 1822 — 24) uͤberſ. und mit Beiträgen beglei 
ift Jedem, der fich mit der Gefchichte ber neuen franz., 
ſchen Philoſophie befanntmachen win, unentbehrlich. —* 


Kassslı mn NEUSS an ARE mc LEB4 mh Kamama 


| Stewart Stewart (Sir William) Sticken 


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t hatte, begab er ſich 1799 auf das feſte Land und 
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+ Brit mu Eat Ara nenn a Ferrol 1800, in Sicilien, 


Hund Spanien von ee .B. * ——— 
‚bei Drthes und bei Touloufe. 20, 


















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ln &nusinsaike 





vy www wo juewbeuse eu. or TYWI WuyonHy Hyasy . 
Kufiaftoff verbunden, als Adchtiges Langenſalz. Luftfoͤr 
mephitiſche Luft, iſt er ein beſtaͤndiger Beſtandtheil der atr 
ſchraͤnkt die heftige Wirkung des Sauerſtoffes auf bie Wer 
das Athen ber Thiere etwas ein, weil er felbft allein weben 
bas Athmen unterhalten kann (Vgl. Bas ımd Atmoſphaͤ 
wörterb. der Chemie”, 4. Thl.) 

Stieglitz (Chriflian Ludwig), Dr., Dompropft bes 
zen und Proconful zu Leipzig, wo er am 12. Dec. 1756 geb 
aus einer um Leipzig fehr verdienten Familie. Seim Uru 
im 17. Jahth. über bie Proteftanten in Böhmen ergangen 
Leipzig. Sein Water und Großvater, weldye beide dieſelb 
Ludw.) führten, waren verdiente Mitglieder des Leipziger 
Die Vortrefflichkeit ihres Charakters pflanste ſich auch auf 
Der Letztere erhielt in feiner Vaterſtadt feine erſte wifſenſcha 
auch Dadurch gewann, daß er Mitglied eines Vereins wurde 
damals lebende junge Gelehrte mit Vorleſen umd Beuth 
gliedern verfertigten Gedichte und andern Ausarbeitungen 
Folge trat er felbft ale Dichter auf in feinem —— 
burg, ein Gedicht in 8 Geſaͤngen“ (1801). 1784 ward e 
1792 in das Magiſtratscollegium, in welchen er 1823 zu 
rhdte. Als Mitglied des Magiſtrats machte er ſich u.a. au 
beitung ber mufterhaften Leipziger Feuerordnung von 1810 
nicht nur einer umferer gründlichfien und geſchmackvollſten 
und äfthetifchen,, der Altern und neuern Baukunſt, welcher ; 
Kunftgebilden Idee und Plan gab, fondern auch vorsüglid 
ſcher der —2 dieſer Kunſt. Außer mehren, dem Bebi 
ſchaften und Kuͤnſte uͤberhaupt angehoͤrigen Schriften ma 
bekannt durch mehre in die Archaͤologie einſchlagende Werk 
Einrichtung antiker Muͤnzſammlungen zur Erlaͤuterung de 
bee Alterchumt” ( (1 1809); ; Axcäologifche  Unterhaftungen‘ 


Stiergefechte 709 


Baukunſt“ (mit 115 Kupfert., 2. Aufl, Reipz. 1805), geben 
ı Zesguiß von der Geſchicklichkeit bes Herausgebers in ber Zeich⸗ 
ne genaue Bekanntſchaft mit bee Befchichte ber Baukunſt findet 
n feiner „Befchichte der Baukunſt ber Alten” (1792); in feiner 
zaukunſt ber Griechen und Röner” (2 Thle., 1801), und in 
ber Alten, nebft einem architektoniſchen Woͤrterbuche in mehren 
pfen., 1796). U. A. verdankt ihm bie Befchichte der Bau⸗ 
aue Unterfheibung bes fo oft verwechfelten neugriechifchen und 
add von ber rein gothifchen Bauart, deren tiefes Stubium jetzt 
ffenfchaften des unermäbdeten &t. gehört. Eine Frucht diefer 
4 die Kunftwelt ſchon in der Schrift: „Won altdeuticher Baus 
0, 4., mit 34 Zoliotupfert.); und feine „Geſchichte der Bau⸗ 
Alterthume bis in die neueften Zeiten” (Nuͤrnb. 1827). Hier: 
feine genauen Forfhungen in der Geſchichte der Freimaurerei. 
Ritglied des Magiftrats und als Schriftfleller fo verdienſtvolle 
ich Senior der fhon über ein Jahrh. beſtehenden beutfchen Ger 
rammatift des (im Aug. 1824 gegründeten) fächfifchen Vereins 
d Bewahrung vaterländifcher Alterthuͤmer in Leipzig iſt, für die 
ſermuͤdetem Fleiße und tiefer Einficht gepflegte Kunſt noch lange 
11 


:chte gehören zu den Lieblingsvergnäigungen bee Spanier, die, 
der des Südens, öffentliche Kampf: und Schaufpiele, bei denen 
Stärke und Gewandtheit anlommt, leidenfchaftlich lieben. Da⸗ 
: fchärfften Verbote der Päpfte die Spanier nicht dahin bringen 
barkeit zu entfagen. Karl IV. bob fie auf. Joſeph ſtellte fie wie⸗ 
„ daß Menfchen bei diefen Kampffpielen getöbtet werben, finb 
änzenben Stiergefechte, welche bex König ehemals bei feierlichen 
verurfachten geoßen Aufwand. Ja der Hauptflabt und in allen 
es Reichs werben biefe Stiergefechte (bie Spanier unterfcheiben 
ı der Stier getödtet wird, und ben Corrida de novillos, to 
den Spigen der Hömer lederne Angeln hat (novillo embolado), 
id gemacht wird, entweder von Privatunternehmern oder für 
fentlichen Gaffe veranſtaltet. Zu Madrid werben den Som⸗ 
lmaͤßig 2 Mal in jeder Woche fuͤr Rechnung des allgemeinen 
fechte gegeben. Die gewöhnliche Einnahme bei einem ſolchen 
uf 2000, und die Ausgabe (wozu befonders die Bezahlung ber 
en jeder feinen beſtimmten Lohn erhält) auf 1000 Piaſter anges 
ele werben zu Madrid in dem Coliseo de los Toros gehalten, 
kufenweifen Sigen umgeben, über welchen ſich eine Reihe Logen 
eint dabei in Pug. Die Fechter, welche dieſes Befchäft als ihr 
be treiben, kommen in einem bunten, feierlichen Zuge, von einer 
geführt, zu dem Kampfplage; fie find von verfchiebener Art: 
es), Fechter zu Pferde, in alter fpanifcher Rittertracht; Ban⸗ 
zu Fuß, in Eurzen bunten Wämschen mit Fahnen, und endlich 
MWürger: beffen Name auch in unfern Kartenfpielen fein Ans 
ober der eigentliche Hauptfechter. Sobald der Gorregibor dab 
der Stier aus bem Stalle gelaffen. Die Picabores, die ſich in 
It haben, nehmen den erften Angeiff an. Bisweilen wird ein 
dann muß ber Reiter ſich durch fchnelle Flucht retten. Eine bes 
npfer, Chulus, unterftügen bie Reiter, indem fie ben Stier mit 
äftigen und im Nothfall ſich durch einen Sprung über bie bre⸗ 
e ben Circus einfchließt, retten tinnen. Die Wanhrrükent vane 


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Sie erwarben die Befugniß, uͤber die Aufnahme neuer Capitularen 
en, bei Vacanzen (Sedisvacanzen) durch ihre aͤlteſten Glieder das 
it zu verwalten und bie Regierung ber Stiftslande zu führen, ben 
of aus ihrer Mitte zu wählen und ihn durch förmliche Gonflitutionen 
gung ihrer Rechte zu nöthigen. Im 14. Jahrh. fingen die Capitel 
f eine beftimmte Anzahl von Gapitularen zu beſchraͤnken, um ben zus 
Empfehlungen der Päpfte und Fuͤrſten und den willkuͤrlichen Ver⸗ 
nd Theilungen ber Präbenden, die fich die Bifchöfe zu Bunften ihrer 
erlaubten, Einhalt zu thun. So entflanden Capitula olause, ges 
witel, von feftgefegter, wenn fchon nach Verhältniß des Herkommens 
iftsguͤter nicht bei allen Stiftern gleicher Anzahl, bie bei den reiche: 
m deutfchen Hochſtiftern und Exsflifteen (in den Gapiteln der Bisthü- 
zbisthümer) von altern Abel fein und ihre Stiftsfähigkeit buch 16 Ah⸗ 
n mußten. MWährend nun diefe abeligen Capitularen fi) ben Genuß 
ihrer Kanonikate vorbehielten, wurden ihre Pflichten den regulirten 
beren mönchsartige Vereinigungen ſchon feit dem 12. Jahrh. biühten, 
Daher fchreibt fich der Unterfchieb der weltlichen Chorherren (Canoniei 
welche bie eigentlichen Gapitularen find, von ben regulirten Chor: 
oniei ragulares), welche die Moͤnchsgeluͤbde ablegen und theils foͤrm⸗ 
ren zuſammenleben und nach Art der geiftlichen Orden mehre Congre⸗ 
Drden, geiftliche) bilden, theils zus Verrichtung bes Kirchendienſtes 
bedralen gebraucht werden, aber auch dann weber an ben Präbenben, 
ı Stimmrecht ber Sapitel Antheil haben. In Stiftern, welche dergl. 
noniker nicht aufnehmen mochten, find bürgerliche Kleriker als Doms 
et, um für eine geringe Beſoldung bie kirchlichen Gefchäfte der Se⸗ 
erren zu verfeben. Zu den Gapiteln gehören biefe Vicare ebenfo wes 
regulirten Chorherren. Bis auf unfere Zeiten haben bie weltlichen 


bie ihren geiftlichen Stand nur noch durch bie Beobachtung der Ehe⸗ 


des Gehorſams gegen ihre Prälaten beurkunden, die Freiheit behaup⸗ 
skünnfte zu verzehren wo fie wollen, wenn fie nur eine gewiſſe Zeit des 
: Mefidenz halten und fich zu den Sigungen bes Capitels einfinden. 
‚ihrer Pfruͤnden und Titel find die Domicellaren oder Canonici mi- 
he zur Anwartfchaft auf die Rechte und Einkünfte dee Capitularen, 
eich mit ihnen Canonici majores heißen, vermoͤge einer meift von Fa⸗ 
dungen und Einkaufögeldern abhängigen Wahl der Capitel gelangen. 
wenigftens 14 9. alt fein, und bei dem Scrutinium ihre Geſchicklich⸗ 
nlefen und Singen, ſowie das fliftöfähige, Alter ihres Adels beiveifen. 
ader Vacanz einer Domherrnſtelle ruͤckt der Älteſte unter ihnen in das 
muß aber vorher ein Probejahr hindurch bei der Kathedrale ohne Ein» 
enz halten und in Perfon ben Gottesdienſt abwarten, die Horas fins 
Nechenbienfte verrichten, wobei ex fuͤr jedes Verfehen um Gelb geftraft 
; wefentliche echt des Kanonikats, Sig und Stimme im Chor und 
ven alle Sapitularen mit einander gemein, boch findet nach Verhaͤltniß 
hrer Theilnahme am Gapitel eine Rangordnung und Stufenfolge ber 
nter ihnen ftatt, und die Älteſten führen die Amtstitel: Propſt, 
jenior, Scholafticus, Cantor und Cuſtos. Die beiden Erxften find, 
Range dem Biſchof am nächften ſtehende Coadjutor (ermählter Nach⸗ 
iſchofs), Prälaten der Kirche. Der Dompropft bat den Vorſit im 
hält als Vertreter beffelben bei dem Bifchofe beftänbig Reſidenz; ber 
führt die Aufficht über die Domicellaren; ber Domſcholaſticus und 
haben ihre Zitel von den fonft mit ihren Kanonilaten verbundenen 
an ber Stiftsſchule. Die Prieſterweihe erhalten vun ſXx Srusiar 


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Sie erwarben die Befugniß, über die Aufnahme neuer Capitularen 
on, bei Wacanzen (Sedisvacanzen) durch ihre Alteflen Glieder das 
it gu verwalten und bie Regierung ber Stiftelande zu führen, den 
of aus ihrer Mitte zu wählen und ihn durch foͤrmliche Eonflitutionen 
gung ihrer Rechte zu nöthigen. Im 14. Jahrh. fingen bie Capitel 
f eine beſtimmte Anzahl von Gapitularen zu befchränfen, um ben zu> 
Empfehlungen der Päpfte und Fuͤrſten und den willkuͤrlichen Ver⸗ 
nd Theilumgen der Präbenden, bie ſich die Bifchöfe zu Gunſten ihrer 
erlaubten, Einhalt zu thun. So entflanden Capitula elausa, ges 
ipitel, von feflgefegter, wenn fchon nach Verhältniß bes Herkommens 
iftsgüter nicht bei allen Stiftern gleicher Anzahl, die bei den reiche: 
en deutfchen Hochfliftern und Erzſtiftern (in ben Capiteln der Bisthür- 
zbiethuͤmer) von altem Abel fein und ihre Stiftsfähigkeit durch 16 Ah⸗ 
n mußten. Während nun diefe adeligen Gapitularen ſich den Genug 
ihrer Kanonikate vorbehielten, wurden ihre Pflichten ben regulirten 
beren moͤnchsartige Vereinigungen fchon feit dem 12. Jahrh. blühten, 
Daher fchreibt fich dee Unterfchieb ber weltlichen Chorherren (Canonici 
welche die eigentlichen Gapitularen find, von den regulirten Chor: 
oniei ragulares), welche die Moͤnchsgeluͤbde ablegen und theils foͤrm⸗ 
en zufammenleben und nach Art der geifllichen Orden mehre Congre⸗ 
Drben, geiftliche) bilden, theils zu Verrichtung bes Kicchenbienftes 
hedralen gebraucht werden, aber auch dann weber an ben Präbenben, 
3 Stimmrecht der Sapitel Antheil haben. In Stiftern, welche dergl. 
noniter nicht aufnehmen mochten, find bürgerliche Kleriker als Doms 
et, um für eine geringe Beloldung bie kirchlichen Gefchäfte der Ses 
erren zu verfehen. Zu den Gapiteln gehören biefe Vicare ebenfo we⸗ 
regulirten Chorherren. Bis auf unfere Zeiten haben bie weltlichen 


bie ihren geiftlichen Stand nur noch durch bie Beobachtung der Ehe⸗ 


des Gehorſams gegen ihre Prälaten beurkunden, bie Freiheit behaup⸗ 
tkuͤnfte zu verzehren wo fie wollen, wenn fie nur eine gewiſſe Zeit des 
Refidenz halten und fich zu ben Sisumgen des Gapitelö einfinden. 
ihrer Pfruͤnden und Titel find die Domicellaren ober Canonici mi- 
he zue Anwartſchaft auf die Rechte und Einkünfte der Capitularen, 
eich mit ihnen Canonici majores heißen, vermöge einer meift von Fa⸗ 
dungen und Einkaufögeldern abhängigen Wahl der Gapitel gelangen. 
wenigftens 14 3. alt fein, und bei dem Scrutinium ihre Geſchicklich⸗ 
nlefen und Singen, ſowie das fliftöfähige Alter ihres Adels beweiſen. 
uber Vacanz einer Domherrnſtelle rüdt der Älteſte umter ihnen in das 
muß aber vorher ein Probejahr hindurch bei ber Kathebrale ohne Eins 
enz halten und in Perfon ben Gottesbimft abwarten, bie Horas fin- 
Nechendienfte verrichten, wobei er für jedes Verſehen um Geld geſtraft 
; wefentliche Hecht des Kanonikats, Sig und Stimme im Chor und 
ven alle Sapitularen mit einander gemein, doch findet nach Verhaͤltniß 
hrer Thellnahme am Gapitel eine Rangorbnung ımb Stufenfolge der 
ater ihnen flott, und bie Älteſten führen die Amtstitel: Propfl, 
senior, Scholaſticus, Cantor und Cuſtos. Die beiden Erſten find, 
Range dem Biſchof am nächften ſtehende Coadjutor (erwählter Nach⸗ 
iſchofs), Prälaten der Kirche. Der Dompropft bat den Vorſitz im 
hält als Vertreter beffelben bei dem Bifchofe beftänbig Reſidenz; ber 
führt die Aufficht über bie Domicelaren; der Domſcholaſticus und 
haben ihre Zitel von den fonft mit ihren Kanonikaten verbundenen 
an ber Stiftsſchule. Die Priefterweihe erhalten nun Tale Sraalar» 


L 





wur gegrvruy wir aysejujjmerg - 
deutfchen Erz⸗ und Hochfliftern beibehalten worden, weiche 
tion zum Proteflantismmus übergetreten waren. Die Bert 
und der kath. Fuͤrſten, welche diefe abgefallenen Stifter tm 
Schoß der Kirche zuruͤckzubringen hofften, ficherte ihnen 

Frieden den Genuß ihrer Güter und Rechte, ausgenommen 
Gonfeffion unverträgliche biſchoͤfl. Würbe und bie Landesho 
Fuͤrſten zufiel. Nur das ganz proteft. Bisthum Luͤbeck ur 
kath. umd protefl. Capitularen zufammengefegte Domcapitel 
Biſchof abwechſelnd ein Katholik und ein evangel. Prinz ai 
fein ſollte, behaupteten die Reichsunmittelbarkeit und die Biſ 
alle Stifter mittelbar, d. h. in bürgerlichen und Stiftsangel⸗ 
hoheit derjenigen Fuͤrſten untergeben, in been Gebiet ihre G 
pitularen bee feculazifirten Stifter wurden in Folge jenes Re 
ſchluſſes, wie ihre auf das geiftliche Amt eingefchränkten B 
gefegt und über bie fermere Fortbauer ihrer Domcapitel fo u 
nur auf das Ermeffen ber Fürften und die Nachgiebigkeit t 
wie lange es noch weltliche Domherren geben fol. Die üben 
tel find unter franz. Hoheit vöNig aufgehoben worben unb 
Ruͤckkehr ihrer ehemaligen Lande unter den Scepter deutſe 
deutfchen Bundestage nicht mehr, als die Sicherftellung b 
noch übeigen Perfonals auf Lebenszeit, aber keineswegs e 
ihrer ehemaligen Blüthe erwarten. Das Domkcapitel zu 9 
vatrechte zwar auch unter Napoleon zu behaupten gewußt 
jegigen Lanbeöheren, dem Könige von Preußen, nur einſtweil 
Form anerkannt worden, um unter päpftlicher Mitwirkung 
den, daß die Ausfchließung der Nichtabeligen, bie Zulaffung 
(Domtcellaren) und Nichtgelehrten, und überhaupt von Perl 
ber Kixche nicht ihre ganzes Leben widmen, völlig aufhören un 
Zweck und ben Zoberungen bes Zeitgeifles angemseflenere We 
ber bißherigen trete. Aus diefem Beifpiele laͤßt fi) erkennen, 


Stift 


sch bie Collegiatſtifter Hilden Capitel unter dem Vorſitze eines Propftes 
nten, der ein Prälat ber Kirche und ber eigentliche Herr und Verwalter 
üter iſt. Unter ihm ftehen dee Senior, Scholaſticus und Gantor; bie 
pitularen beißen nicht Domherren, ſondern Kanonici, und ihre Kirche 
drale, ſondern Collegiatkirche. Übrigens haben bie Capitel ber Colle⸗ 
a Anſehung bes Wahlrechtes ihrer Glieder und der Berathung mit ih⸗ 
sten ober Propſte eine den Domcapiteln ähnliche Verfaſſung, nur find 
3 bei den Eath. Stiftern diefer Art in der Regel bürgerlicher Herkunft 
irklich orbinirte Geiſtliche, die entweber beftändig Reſidenz halten ober 

bekleiden, die Vicarten aber, die ben Dienft bei ber Stiftskirche vers 
Srfpectanten ihrer Pfruͤnden, wie die Domicellaren bei den Hochſtiftern. 
ikate und Präbenden ber evangel. Collegiatflifter, z. B. in Zeig, wels 
umburg, in Wurzen, welches zu Meißen gehört, erhalten buͤrgerliche 
rtıveber al6 akademiſche Lehrer, oder zu Zolge einer durch Familienver⸗ 
und Einfaufögelber motivierten Wahl, ober Eraft einer landesherrlichen 
‚ wie im Preußifchen, wo der König als oberfler Bifchof der protefl. 
iſſe Kanonikate zu vergeben hat. Ein ſolcher Kanonitus war Gleim zu 
. Evangeliſche Domherren und Kanonic find an ein Geluͤbde gebun- 
die mit mehren beutfchen Ländern geſchloſſenen Concordate mit dem 
Dofe find auch, in Preußen und Baiern z. B., fo viel neue Stifter 
als Biſchoͤfe und Erzbiſchoͤfe angeftellt wurben, und werm fie noch nicht 
kt find, fo ftößt es fidy nur an die noch obmwaltenden Differenzen mit ber 
Curie über die Wahlfähigkelt der Gapitularen. Außer biefen Erz», 
Unterfliftern gibt es noch weibliche Stifter, welche, wie bie maͤnnli⸗ 
weifacher Gattung, entweder geiftliche, ober freie weltliche find. Die 
veiblichen Stifter entflanden durch die Vereinigung regulirter Chor⸗ 
Drben, geiftliche), und gleichen ganz den Kiöftern, bie freien welt⸗ 
en in ihrer Berfaffung nur dadurch von der Elöfterlichen ab, daß bie 
en bloß das Geluͤbde der Keufchheit und des Behorfams gegen ihre 
ver, boch ſich zur Armuth und Clauſur nicht verpflichten, und die Frei» 
bie ihnen vom Stift zufließenden Einkünfte zu verzehren wo fie wollen. 
Spflin, welchen Titel die Vorfteherin führt, pflegt ſich nebſt einigen Ka⸗ 
‚ bie die kloͤſterliche Einſamkeit lieben ober fonft Leinen Zufluchtsort 
Stiftegebäude aufzuhalten. Die priefterliche Localaufficht verficht 
Stiftern ein Propft und f. Capläne verwalten den Kirchenbienft. Da 
ige Adel f. Töchtern das ausfchließliche Recht auf die Pfründen dieſer 
erfhaffen gewußt hat, werden fie insgemein freie weltabelige Damen» 
hre Kanoniffinnen Stiftspamen genannt. Außer ber Beobachtung der 
haben fie keine Pflichten zu erfüllen, und ihre Stellen find lediglich als 


118 


4 


Werforgungsmittel für unvermögende Sräulein zu betrachten. Doch 


einige Stifter dadurch gemeinnügig, daß bie Stiftsbanıen jüngere 
» Stiftögebäube aufnehmen und erziehen. Diefer vernünftige Zweck 
wangel. Dagdalmenflifte zu Altenburg verfaffungemäßig, welches das 
ke vorzüglichften Bildungsanftalten für die weibliche Jugend bes ſtifte⸗ 
8 gehört. Das freie weltabelige Fraͤuleinſtift Joachimſtein in ber 
‚ welches feine Begruͤndung ber Familie v. Ziegler und Klipphaufen 
yat dagegen nur bie Beflimmung, unvermögenden, ledigen Fräulein 
ud den ihr verwandten Familien einen anftändigen Unterhalt zu gewaͤh⸗ 
Zorſteherin deffelben führt den Namen Stiftshofmeifterin, und der bie 
Ines weltlichen Propſtes beforgende Aufſeher heißt Stiftoverweſer. Die 
na und Fräulein ber proteft. Stifter verlieren im Fall ihrer Werheixe- 
mwoflenen Praͤbenden. ER 


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Den. Uder Diejen Wanden Dingen hier Werten Don Lemwa 
um Sellen, welche zugleich das Dad; bildeten. Die vorb 
fltnenste Seite war mit einem an 5 Säulen befefligten X 
Innere theilte ein Zwiſchenvorhang, der das Allerheiligfte, 
von dem Deiligen, ber vordern Abtheilung, fonderte. Im. 
mit den ımgefäuerten Schaubroten, ber goldene Leuchter 
nebft a. Opfergerätbfchaften, weil hier die Priefler ihre Se 
Opfer verrichteten. Im Allerheiligſten wurde bie Bunde 
das mofalfche Geſetzbuch ober Tempelarchiv (anfangs nu 
tafein) Infihfchloß. Der Dedei diefer Lade war an den 
riſchen Figuren der Cherubim geſchmuͤckt und hieß der Gnabı 
throne. Nur der Dohepriefter ging einmal im Jahre am g 
in das Alterheiligfte, um für das Volk zu beten. Das Volk 
umbangenen Säulen eingefriedigten Vorhof der Stiftshuͤt 
vor ihrem Eingange die Altäre und Geräthfchaften zu bei 
Die Zubereitung, und die an Gold, Silber, Stidlereien u 
Ausſchmuͤckung aller Beftandtheile biefer Wohnung Se 
Begriff von den Kunflfertigkeiten, welche bie Israeliten fir 
hatten. Die zum Theil Eoftbaren und feltenen Stoffe Eom 
lebte Dandel Arabiens und Ägyptens ihnen zugeführt ba 
Stiftshuͤtte mit nach Canaan, wo fie während ber Kriege 
dem Perfonal der dazu gehörigen Priefterfchaft abroechfelr 
ten aufgeftellt, doch ſtets der Verſammlungspunkt ber 12 & 
lich erſetzte Salomon dieſes tragbare Gebäude, welches de 
gen koͤnigl. Reſidenz nicht mehr entfprach, durch den von | 
Tempel. (S. Whiſton's, Beſchreib. der Stiftshuͤtte und di 

Stiftskirche, Doms, Hochſtifts⸗ ober biſchoͤf 
drale und Collegiatſtiftskirche.) 

Stiftung oder milde Stiftung (pia oau⸗a) 
einen milbthätigen ober frommen Endzweck hat, 5.3. Acı 
Waiſenhaͤuſer ꝛc. ine milde Stiftung iſt nur dann eine 


Stigma Stilicho 715 


muß das Geluͤbde eine gerechte Weranlaffung (justam causam ) 
4% B. einer milden Stiftung wegen Befreiung aus einer Ges 
henk gelobt hat, Tamm rechtlich gezwungen werben, es zu geben. 
ne gerechte Veranlaffung da, To kann die Erfüllung des Geluͤb⸗ 
gefobert werden, wenn ber Gelobende ſchon mit ber Leiſtung ans 


ıa (griech), ein eingebranntes Mal zum Kennzeichen eines begans 
hens. Bei den Mömern wurden den Sklaven, die geftohlen hatten 
ı waren, gewiſſe Buchftaben zum Zeichen ihres Vergehens einge⸗ 
oc) heutzutage es im einigen Bändern bei ben zur Baleere Verurtheil⸗ 


bo odee Stilico, der berühmte Minifter des abenbländ. Kalfers 
x war von Geburt ein Vandale, f. Vater ein Feldherr unter dem 
‚ und er ſelbſt flieg duch f. Talente bi6 zum Magister utriusque 
b. bis zum Anführer der Reiterel und der Fußvoͤlker, und war bei 
6 Theodoſius gegenwärtig. Diefer hatte ſ. Nichte Serena mit ihm 
Ihe ihm den Eucherius und 2 Töchter, Maria und Thermantia, 
mahlinnen des Kaiſers Honorius, gebar. Als Theodofius das roͤmi⸗ 
6n. Chr.) unter f. beiden Söhne theilte, übergab er dem Gt. bie 
[haft über den Honorius und bamit die ganze Regierung bes occi= ' 
n Kaiſerthums (f.d.). Da Xheodofius ein eifriger Chriſt war, 
heinlich, daß auch St. fi) zum Chriftenthum bekannte. Won mans 
ſchreibern jener Zeit wird er fehr gerühmt, von andern getabelt. Mit 
Vormunde bes Kaiſers Arcadius, gerieth er in heftige Streitigkei⸗ 
Beider Herrſchſucht entflammt, hoͤchſt verberbliche Kriege zur Folge 
ich des Thrones zu bemächtigen, hatte Rufinus die Gothen unter 
roͤmiſche Reich gerufen, weiche mit unglaublicher Wuth Alles ver 
. fehloß daher ein Buͤndniß mit den Franken und eilte mit einem 
orgenländern zu Hülfe; durch die Raͤnke des Rufinus aber wurben 
Arcadius von ihm getrennt, fobaß er, ohne etwas unternehmen zu 
tehren mußte. Indeſſen gelang es ihm doch, den allgemein gebaßten 
rden zu laffen und mit einem neuen Seere gegen die Gothen aufzu⸗ 
focht in Griechenland einige Vortheile über fie, mußte ſich aber auf 
:abius zuruͤckziehen, weil deffen Staatsminifter Eutropius ihn zu ei» 
sit dem Alarich beredet hatte, und St. wurde nun fogar für einen 
Er, der gern auch die Verwaltung bee morgenländifchen Provinjen 
üftete fi) nun zu einem Zuge nach Griechenland, wurde aber durch 
welche Eutropius in Afrika anfliftete, daran verhindert; nachdem 
wen, kam eine Ausführung zwifchen den beiden Kalfern zu Stande. 
hatte Italien heftige Anfälle von dem Gothen unter Alarich auszu⸗ 
durch innere Uneinigkeiten bei den Barbaren unterflügt, befiegte fie 
igte fie (403 n. Chr.), Italien zu verlaffen, aber im forg. J. bras 
rein, wurden jedoch aufs neue von St. gefhlagen; dagegen ging 
ntheils durch die Einbrüche der Alanen, Vandalen und Sueven vers 
Britannien warf ſich ein gewiſſer Konftantinus zum Kaifer auf, ber 
panien größtentheilß eroberte und von Honorius als Auguflus ans 
, Späterhin ward St. durch einen gewiffen Olympius bei dem Kai⸗ 
‚ daßer, um ſich der hoͤchſten Gewalt zu bemächtigen und f. Sohn 
"den Thron zu fegen, ein Buͤndniß mit den Gothen gemacht habe, 
Honorius, der f. Eräftigen Schwiegervater ſchon lange heimlich ges 
ließ denfelben, feine großen Verdienſte nicht achtend, auf diefe uner= 
ne Angabe (408) hinrichten, tresmte ſich von ber hermaantin , Ve 


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DEE genannten Wegenilande nach Form UND Warde verſret 
wal ſich in diefer Form hervorbringen läßt, ifl dennoch mm 
des Fleifes, nicht Kunftwert. Kine höhere Gattung t 
weiche diefe Segenflände durch Beleuchtung und Anordnu 
tem Ganzen verbindet; bie höchfte die, welche diefem ©: 
thümliche, doch nicht gefuchte Zufammenftellung zugleich 
tung, und damit bem an ſich Todten ein poetiſches Keben 
das Untergeordnete ift. Unter jenen Darſtellungen fieht w 
geputzte Küche, ein einladendes Fruͤhſtuͤck, eine von ber Je 
eine Weihnachtsbefcherung, eine Malers ober überhaupt Kl 
Geiſt harakterifiet, welcher hler thätig ift. Darin, daß bi 
lenden Menſchen hinweiſen, liegt meift das Elegifche, wi 
haben. Als große Maler in biefer Gattung gelten bie Nied 
Fyt, Franz Sneyders, Dav. Koning, Joh. Weeninx, Drei 
Kalf und van Streeck. | 

Stilles Meer, ein Name ber Suͤdſee (f. d.) 

Stimme ift der Inbegriff der Töne, weiche durch 
hervorgebracht und namentlich in dem Kehlkopfe erzeugt z 
ber auch nur in den Thieren fich entwideln, in denen das ! 
gebildet und die Lunge und ber Kehlkopf wirklich vorhandı 
bringen freilich mit Willkuͤr ein Geraͤuſch mit den Flügeln | 
nen bie Stelle dee Stimme vertritt, aber nicht wirklich € 
obmol groß, aber nur duch Kiemen athmend, find ſtum 
bien, bei denen e8 zur Bildung der Lunge und bes Larynr 
den, aber noch befchränkt; denn der Larynx iſt hier noch 
feine Epiglottis, Ventrikeln und Vocalfaiten. In den Wi 
die Lunge und die Luft fo fehr vorherrſchen, in denen der Li 
men ausgebildet iſt, ſondern bie auch da, wo bie Lufirähr 
zweite Stimmtige und überbieß noch zum Theil (die Sin 
Bronchien mehre, der Vibration fähige Lamellen befigen, 
fhiedenartigften Tönen. Die Säugthiere befigen nur ein 


Stimme | 117 


. Auch ber Einfluß ber Stimmmerven iſt bemerkenswerth; wirb ber 
 eimen Seite durchſchnitten, fo wird die Stimme ſchwaͤcher, wird er 
a Seiten, fo verſtummt fie natürlich ganz und gar. Der pofitive Gal⸗ 
| erzeugt hohe, ber negative tiefe, dumpfe und heifere Toͤne, wenn fie 
mmnerven wirken. ber bie Ergeugung ber Stimme vgl. Ascovius's 
e Stimme” (2pz. 1814), welcher behauptet, fie entſtehe durch das 
em des Athmens durch die enge Öffnung der Luftröhre auf ähnliche 
die Zöne bei dem Pfeifen mit dem Munde entſtehen. Nach Gottfr. 
keilia”‘, Bd. 1, &. 92) wirkt das Stimmorgan als tönendes Mem⸗ 
melle auf ähnliche Weife, wie bie Zungenwerke der Orgel. — Wie bes 
eigenthuͤmlich die Gefchlechtöfunctionen auf die Stimme wirken, iſt 
er das Warum auch bier nicht erflärt. Es zeigt ſich aber biefer Ein» 
ı den Vögeln, bie zur Begattungtzeit mit ihren Melodien ergoͤten; im 
nad) ber Mannbarkeit erſt Metall und fichere Wölle der Stimme bes 
dem Manne am auffalienbften, der nad) ber Mannbarkeit und durch 
ihm eigenthuͤmlichen Ton, Baß oder Tenor, erhält: Veränderungen, 
ihere Entmannung verhindert werden. Aber auch viele andre Affectio⸗ 
zanismus, beſonders des Nervenſyſtens, erzeugen bedeutende Veraͤn⸗ 
eStimme, bie dieſelbe in Krankheiten zu einem wichtigen Zeichen mas 
kann im krankhaften Zuſtande entweder ganz fehlen (aphonia), ober 
raͤndert fein (paraphonia, caeophonia). In dem legten Falle iſt fie 

ſtark oder zu ſchwach, zu tief (vok elangosa , wenn fie zugleich zu 
aucitas gravis, wenn fie zugleich zu ſchwach iſt), ober zu hoch (oxy- 
wieder im bie vox eueuriens s, rudens, die zugleich zu ſtark, und 
nta , bie zugleich zu ſchwach iſt, zerfaͤllt). Die mehrſten diefer Affectios 
a fomptematifd vor, nur felten wird bie eime ober bie andre als pri⸗ 
kheit beobadytet. Aus ihnen aber iſt der Arzt gar oft im Stande, 
f das Wefen und die Gefahr ber Krankheit zu machen, bie Den feten 
ne, ber die vechte Beobachtungsgabe befigt. Freilich laͤßt fich hier gar 
sie Worten wiedergeben, was man beobachten kann; denn bie feinen 
‚, bie zahflofen Unterſchiede laſſen ſich gar nicht gut befchreiben und am 
Talent geben, bie nachgeahmte Mobdulation von der natürlichen zu 
. Ein fehe ſchlimmes Zeichen ift aber befonders bie Stimmloſigkeit 
neben fie von Krampf, Schwäche und Lähmung erzeugt wird. Ruͤhrt 
pferr ber, fo ift fie noch am wenigſten bedenklich; bie Schwäche aber, 
figkeit erzeugen kann, Ift immer fehr groß; von Laͤhmung herruͤhrend, 
edurchaus eöbtlih. Iſt fie mit reizbarer Gonflitution verbimben, fo 
ſtarke Congeſtionen und nahen Schlagfluß, nach der Geburt auf Ge⸗ 
kangen, in der Bräune auf Erflidung und Brand, in hisigen Krank⸗ 
ehr bedeutende Affection der Senfibitität bin. Die zu ſtarke Stimme 
ewoͤhnlicher Zufall in ber Raſerei, bie zu ſchwache gibt in ihren Gra⸗ 
on ben verfchiedenen Graben ber Schwäche. Die vox clangosa, die 
} ob Jemand in einen hohlen Topf ſpraͤche, gewährt in den fchwerern 
ein fehr böfes Zeichen, voie 3. B. in Verſetzungen nach dem Kopfe, bei . 
ebrechen, im Sonnenſtich, bei der branbigen Bräune. Die Heiſerkeit, 
timme zu tief ift, deutet im Gallenfieber, im Scharlach, in ber Luns 
ruſtwaſſerſucht, in dev Wafferfcheu zc. große Gefahr an; unbedenklich 
h fie von dem Eintritt ber Mambarkeit, von Katarch, eingeathmetem 
aßt wurde. Die vox cueuriens s. rudens s. pipiens (welche klingt, 
Hahn Erähete ober Efel wieherte) ift pathognomiſch in der haͤutigen 
dim Keuchhuften, wird bisweilen auch in der Kopfwaſſerfucht und in 
Dlattern beobachtet, und ifl dann ein boͤſes Zeichn. Die rancitan 


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Stimme ein in den Geigeninftrumenten 
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ar | de mufitalifde ‚befteht in dem Berhätmiffe , welches 

ialifchen Snftrumente oder Stimmen — 












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gr a tn Gef ee ST ESSRERNER Enns ‚fest, 
Bde. Wobei ber Fon man als Mafftab b 





3 Sommermufit) % Pr 
n nennt man biejenigen Gelber, we — — 
me 2* milden Stiftungen, Staats » und Stahtexfen 







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Stobaͤus 721 


derehrung mehrer Götter erlaubt, unb Ihre Verbindung mit ben 
wohlthätig fe. Die menſchliche Seele läßt er durch Verbindung 
Feuers mit dee Luft entſtanden und mit 8 Vermögen, ben 5 Sin: 
gokraft, dem Sprachvermögen und der Vernunft, begabt fein, letz⸗ 
hätiges Princip das ganze Gemrüth beherrſchen. Die ftoifche Ethik 
n Gottes, der auch die Seele des Menſchen belebt, ober die Natur, 
es Sittengefege®, das den Menſchen verpflichtet, nach göttlicher 
zu ftreben, weil nur dieſes Streben zu einem harmoniſchen, mit 
'atur einftimmigen tugenbhaften Leben führe, welches die wahre 

Ihr praktifches Princip lautete Daher: „Folge ber Natur, lebe ber 
ber, was bamit gleichbedeutend iſt: „Lebe nach ben Gefegen ber mit 
flimmenden Bernumft”. Ihnen war die Tugend das hoͤchſte But, 
is einzige Übel, jedes andre Ding aber gleichgültig ober nur relativ 
unannehmlich. Die menſchlichen Handlungen nennt ihre Moral 
; fie in der Natur des Handelnden einen vernünftigen Grund ha⸗ 
ſchicklich und daher pflichtmaͤßig, wenn fie an ſich gut find, mitt 


‚ infofern fie an ſich gleichgültig, nur In gewiſſer Beziehung rath⸗ 


j werden, Sünden aber, wenn fie ber vernänftigen Natur bes 
erfprechen. Die Tugend erklärten fie demmach für bie wahre, 
trafe ganz unabhängige Harmonie des Menſchen mit fidh ſelbſt, 
3, moralifches Urtheil und Herrfchaft iiber bie Affecten und keiden⸗ 
verde; dieſe Tugend fee die hoͤchſte innere Ruhe und Exrhabenheit 
en finnlicher Luft und Unluſt (Apathie) voraus, fie mache den Wei: 
8, aber unverwundbar, und gebe ihm eine Derrfchaft über f. Koͤr⸗ 
Selbftmorb erlaube. Ihnen erfchien alfo die Tugend vocherrfchend 
kter der Entbehrung und Aufopferung. Zeno und f. berühmter 
chfolger, Kleanth von Affos, nahmen fid) beide im hohen Alter 
yunger) felbft das Leben. Kleanth, vorher ein Fauſtkaͤmpfer, gab 
tofophie die Eintheilung in Dialektik, Rhetorik, Ethik, Politik, 
logie. Die Theologie erweiterte er durch Beweiſe für das Dafein 
des ontologiſchen), und fprady feine Verehrung bes einigem Gottes 
ifbehaltenen trefflichen Hymnus aus („Cleauthis hymnus in Jo- 
:, 1785, überfegt von Cludius, Gedicke, Conz und Mohnike). 
‚iger, Chryfipp von Soli (geb. 280, fl. 208 oder 212 v. Ehr.), 
gie und Dialektik ausführlicher, und erwies in der Phyſik, daß der 
ckſals oder des nothwendigen urſaͤchlichen Verhaͤltniſſes der Dinge 
ımeeit der göttlichen Vorſehung, noch die Freiheit des Menfchen, 
Gruͤnden zu handeln, aufhebe. In ber Moral unterfchied er mit 
ı natürliches Mecht von dem pofitiven, und bezog jenes auf das ges 
tniß der Menſchen als gleichartiger Weſen. Seine Nachfolger 
tipater, Beide aus Tarſus, Pandtius von Rhodus, bes Letztern 
Ten Schüler Pofidonius von Apamea in Syrien. Übrigens hatte 
chtbarer Schriftfteller, den bedeutendften Einfluß auf bie Bildung 
iloſophen, unter benen ſich Seneca, Epictet md Marcus Aurellus 
ee philoſophiſche Kaifer (vgl. d.), für den Stoicismus entfchieden; 
uptſaͤchlich die praßtifche Seite deffelben bearbeitet und f. morali: 
hrreichen ımb erbaulichen Abhandlungen bargeflelit, deren häufige 
te mit den Grundſaͤtzen ber hriftlichen Moral die Meinung veran- 
r ihre Ideen die Frucht eineß geheimen Verkehrs mit den Chriften 
7 keineswegs erweislich iſt. Vgl. Tiedemann's „Syſtem ber flois 
"(Rps. 1776). E. 

3, ober Johannes von Stobi, einer Stabt In Macebonien, lebte 
ente Aufl. 8b. X. 6 


Pr. 


- \ 


Stocbörfe 77. 


leichen Papiere größtentheils nur jährliche Renten gefichert wer⸗ 
er immer durch Feilbleten auf ber Börfe wieber eingezogen wer: 
Rente nur fo viel werth, als dafuͤr auf der Boͤrſe zu erhalten iſt. 
yital, zu welchem die Regierungen urfprünglich zu verlaufen 
deutet das Gapital, zu welchem die verſchiedenen Stadisrenten 
kuflich find, den Brad des Credits an, welchen ein Staat auf 
t. Denn dieſer Stockshandel ift nach und nach zu einem ſolchen 
menheit gediehen, daß auf den Hauptbörfen, insbefondere in 
yam, Schulbpapiere von allen Staaten, nicht bloß von europaͤi⸗ 
von amerikaniſchen, afiatifchen und felbft afrikaniſchen, zuſam⸗ 
man z. B. eine jährliche Rente von 5 zu 2 (Poyais) bie zu 150 
nd verkaufen kann. Da der Preis diefer Renten nad) den ver; 
n und Ereigniffen in Einem fort hin und her ſchwankt, fo find 
fe ſich verfannmelnden Capitaliſten ftet® befchäftigt, von dieſen 
n Gewinn zu ziehen. Sie kaufen und verkaufen in Einem fort 
ie befigen,, je nachdem es ihnen wahrfcheinlich iſt, daß ihr Preis 
en werde, und fo find in diefem Handel ſtets viele DRIN. baares 
iere im Umlaufe. Durch diefe Börfen wird es möglich, daß ein 
gem viele Mill. baares Geld erhalten ann. Denn er darf nur 
n ausbieten, bie etwas mehr Vortheil verfprechen als bie uͤbri⸗ 
nten, bie mit den feinigen gleichen Grebit haben, und augen⸗ 
dafuͤr das baare Geld birecte uud indirecte zu. Selbſt Papiere 
bem geringften Grebit finden daſelbſt Abnehmer, indem einige 
ige Hoffnung darauf fegen, daß dergleichen mit geringem Gredit 
yeen Credit durch Erfuͤllung ihrer Verbindlichkeiten zu heben fu- 
 fonft in bee Roth nirgends Geld finden und dann bald ganz zu 
en. Dadurch wird ein fteteß Treiben, Speculiren und Umfegen 
unterhalten. Selbft die Fonds, die am niebrigften fliehen, fin: 
r, aber ihr Debit ift felten von großem Umfange. Der größte 
wenbet fein Gelb auf diejenigen Papiere, welche in ſteigendem 
ſtets Liebhaber zu folchen Fonds finden, welche einen zwar ho⸗ 
ren Preis haben, fo finden Speculanten für dieſe leicht Käufer 
:ch Mittel, ihre dadurch eingehende Baarſchaft auf folche Pa⸗ 
welchen die Umftände eine Steigerimg ihres Preifes hoffen laſ⸗ 
in» und Herkaufen und Verkaufen hat denn auch Gelegenheit 
del, der eigentlich ein wahrer Handel, fonbern ein bloßes Spiel 
und den man deshalb Windhandel, in England Stocksjobbery 
ı bringen. Er befleht darin, daß Einer den Anden Fonts, 
aud) nie erhalten wird, verkauft, und ber Käufer dieſes auch 
die Ablieferung nie verlangt. Die ſtille Übereinkunft der Käufer 
er Sonde ift, daß fie ſich einander die Differenz bes Preifes der 
uften Stocks, welche am Tage ber verabrebeten Ablieferung auf 
en Preis des Kaufs und Verkaufs flattfindet, besahlen wollen. 
Kug. einen Staatsſchulbſchein von 100 zu 91 von B, welchen 
l. Sept. zu liefern verfpricht, und diefe Art Papiere ſtehen d. 
iß der Verkäufer Ban den Käufer A 1 Thlr. fuͤr jedes ihm ver: 
bien. Iſt aber der Curs der verkauften Papiere d. 1. Sept. 90, 
Lan den Verkäufer B 1 Thle. für jedes verkaufte Hundert bes 
del ift alfo eine Art von Wette, die bloß unter dem Scheine eines 
und worin oft große Summen gewonnen und verloren werben. 
t für eine folche Wette erkannt wird, wird es vor Gericht wicht 
wanerkannt, fonbem muß nach den Sefeyen beue eN wordien, 
AG * 


. TER Fu . Fa 


ne6 Hazardſpiels erklärt. 
Stodholm, unter allen norbifchen Städten bie 
Lage iſt vielleicht Konſtantinopel die einzige Stadt, bie ihe 
hen kann. Aus mehren Infeln beftehend, bietet es die ſcho 
und zu Waffer bar, und wer bie Stadt von der Selfenhöhe, 
die einem ſchoͤnen Garten zur Hauptzierde bient, betrachtet 
orama in weitem Cirkel ausgebreitet. Nicht als ob bie 
Franzoſen, wie man die gebildeten, gefälligen Echweben c 
Umfange, der gegen 5 ſtarke Stunden beträgt, nicht man 
anfehnliche Straßen hätte, die man befonder® in der eic 
Punkte trifft, welcher zuerft, zu Ende bes 12. Jahrh., 
täubern zerftörten Sigtuna erbaut wurbe; aber man vergi 
des Ganzen und der vielen einzelnen, jenen alten Anbau ur 
Stadt befteh“ aus mehren Inſeln, die durch die Buchten d 
des Meer ſelbſt gebildet werden, und bie durch zum Theil 
welche no. dem Noremalm führt, bat gegen 1000 Fuß 
ein Abbild des wafferreichen Venedigs, aber mit dem Ur 
fich hierc Alles norfindet,, was bie Natur diefem an Schön 
GSand'e von Meeresarmen gebildet werben, bie bort bie Kr 
in der Stabt laufen bie reichbeladenen Schiffe aus umd € 
Equipagen kann man feine Sreunde befuchen. — A183.Hı 
Stadt Binnen wie den alten erften Anbau und bie 2 Vo 
und den Norrmalm, annehmen, 2 mit ihm verbundene J 
ihm noͤrdlich, die andre ſuͤdlich liegt, unb an welche fich ba 
tung mehre Heine Inſeln anfchließen,, bie für ebenſo viele 
Die Infel KRungsholm, Kyrkholm, Kafteiholm, Ribda 
bedeutendſten. Beweiſe des Wohlftandes und der Prad 
ner Öffentlicher Gebäude. Mit dem Refidenzfchloffe, de 
alte 1697 abgebrannt war, 1751 vollendet wurde, laflı 
Europa vergleichen; in der eigentlichen Stadt iſt es nebfl 


une — A fi 


— y. | Dal v... wo.” vn; vwev P-| 


7186 Stocholm 


1753 eine Akademie geſtiftet, und ſeit 1786 finden wir eine fol 
für die ſchwediſche Sprache, gefliftet von Guſtav KIL’, der eine 
außgefeuten Preife empfing, al6 er, ohne daß e6 Yemand abe: 
über Torftenfohn Angefandt hatte. Lime gründete 17739 eine‘ 
ſenſchaften, eines ber wichtigften Inftitute ber Art in ganı — 
mien.) Das koͤnigl Muſeum, oder die Gemäldefanumlmg, 
geſtellt, und enthält eine Sammlung von 3000 Pre d 
Meiſter. Muͤnzen und Altertkümer finden ſich in einer Aun 
Alademie der ſchoͤnen Wiffenfhaften, und zwar find von erfl 
vorhanden. est find fie, nebſt einer Antikenſammlung, als 
feunı® aufgeftellt. Mit der Engeftröm’fchen Bibliothek iſt eine ( 
u‘ * ran aller Meifter,, von irdenen Vaſen, u 

f. f. verbunden. Bon einem Privatmarıın, dem Gi 
ift die e größte Bibliothet, 40,000 Bhe. flark und die feitenften 
für den allgemeinen Gebrauch geftattet. Daffelbe gilt von der 
Kumft » und Gemaͤldeſammlung. Gelehrte, Dichter und Kuͤnſt 
dens geiftigen Ruhm, befonders in Stodholm, und Liebe zur 
{haft war in biefer Stadt ſtets zu Haufe. Wenig Städte zaͤ 
Vereine, in toelchen man nur zufammentommt, den Geiſt, 
durch Gemälde und Kupferfliche und Erzeugniſſe der Litera 
Mehre Künftter Stockholms gehören zu dem größten jetzt lebe 
nur ten Bildhauer Byſtroͤm, den Landſchaftsmaler Fahlcrar 
maler Sandverg und Weſtin, den Kupferſtecher Forſell. Di 
von Stockholms Bewohnern macht die Vergnuͤgungen zahlreid 
Kuͤche iſt vorzuͤglich. Eine Fröhliche Mahlzeit macht die War! 
liebten Bälten. Sie wechfeln häufig mit Goncerten. Im Wint 
nen gefpielt; ber prachtliebende Guſtav ILL. hat das Opernhaus 
mer iſt nur eine wandernde Sefellfhaft vorhanden. Dilettam 
einige theatraliſche Cirkel. Die ſchoͤnen Umgebungen dicht vor b 
nigfaltigen Gmüffe, welche die Natur in der fhönen Umgegenb d 
den Ein. dankbar benugt, und der große Koͤnigsgarten, der; 
nen Dambirfhen, die Parks in Johansdal, die Gefunbbrun 
if} abe entforinae a Frhlaü ımh ber Warf man SR ⁊ 





warb auch Inftita gebraucht. — Die Stola, welche zur 
lichen gehört, ift eine lange, breite, weiße Binde von &ei 
Steifleinwand gefüttert, welche bie Diaconen über bie linke 
ten Düfte zu in Korm eined Ordensbandes, die Priefter ab 
und die Bruſt kreuzweis herabhängend tragen. Sie ift n 
an ben Enden oft mit Gloͤckchen verfehen, bei Prälaten n 
geſchmuͤckt und zur Verrichtung ber Meffe unumgänglich nc 
stolae. (S. Stolgebühren.) 

‚Stolberg, ein gewerbfleifiger Flecken ins preuß. 
berebein, Regierungsbezirk Aachen, berühmt durch feine ! 
Flecken liegt in einem Thal, umgeben von hohen Bergen, 
8, von Ferro und 50° 46’ 30” N. Br., ift im Ganzen 
H. mit 2700 E., darunter 700 Peoteftanten, Außer Mef 
find die Glashuͤtten bemerkenswerth. Die hiefigen Meſſ 
Jahrhuuderten den Ruf der bedeutendften in Europa hatten 
ten erften Rang behaupten, ftammen urfprünglich aus Aa 
wanderer aus Amiens gruͤndeten bafelbft die erfle Anlage in 
1465. Bei (Gelegenheit der Rellgioneunruhen, im An 
inußten die Proteſtanten, wozu auch die Meflingfabricante: 
verlaffen. Unter dem Schuge der Herzöge von Juͤlich lief 
MWaldgedirge umgebenen ftolberger Thale nieder. Begür 
Weſten des Thales befindlichen ergiebigen Galmeigruben 
überflüffige Waffen dee Inde und des Vichtbaches, und 
ganz nah gelegenen efchweiler Kohlgruben, blühten feitben 
ungehindert auf bis «ur Zeit der franz. Revolution und dei 
pation. Won diefer Epoche aber ab minderte ſich der Bei 
triegerifche Umflände bie Beifhaffung des rohen Kupfers 
führ der Sabricate erfchwert wurde. Nachthelliger rairkten 
ſchweren Impoſte, die Srankeeid, um feinen inländifchen 
beifen, auf die Einfuhr ausläntifchen Meſſings legte. Dad 
jaͤhrl. Kabrication von 2,500.000 — 3 Mit. bie auf 19 


Stolberg (das Haus) 729 


37, get. 1638). Gem aͤlteſter Sohn, Heinrich Ernſt (geb. 1593, gefl. 
fliftete die ältere Hauptlinie, in 2 Äſten, naͤmlich 1) zu Ilſenburg (ging 
8) und 2) zu Gedern. Diefer legtere Zweig ber Altern Hauptlinie theilte 
Üfte: .a) Stolberg» Wernigerode, welcher noch blüht. b) Stolberg» Geu⸗ 
Yefer erhielt 1742 die reichsfuͤrſtl. Würde, erloſch aber 1804 in maͤnnl. 
Bon den Vaterbrüdertächtern des legten Fürften, Karl Heinrich, war 
Bräfin von Albany (f.d.), die Gemahlin des 1788 verflorbenen Prin⸗ 
‚Stuart. 0) Der 3. Aſt der Altern ſtolbergiſchen Hauptlinie, Stolberg» 
ya, erloſch 1748 mit feinem Stifter Heinrich Augufl, worauf der Flecken 
va (im koͤnigl. ſaͤchſ. Antheil vom Dennebergifchen) an Stolberg; Werniges 
Johann Martin, der jüngere Echn des obengebachten Chriſtoph, wurde 
bee juͤngern ftolbergifchen Hauptlinie, von welcher feit 1706 die beiben 
Nbergs Stolberg und Stolberg⸗Roßla blühen. Die ältere Hauptlinie, ober 
. Linie zu Stolberg Wernigerode, befist: a) die Grafſchaft Werni⸗ 
mi ehemal. oberſaͤchſiſchen Kreife, auf dem Harze. Sie grenzt an Halber: 
anfenburg, Hildesheim und Hanover, hat auf 5 IM. 14,000 Einw., 
e der Graf, größtentheils lutheriſch find. Außer Getreide, Flachs und 
fihd bie Forſtnutzungen und der Bergbau auf Eifen wichtig. Das Land 
ebirgig, und der Broden ober Blodöberg (f. Harz) iſt der Mittelpunkt 
gebirges. Krüher fland die Braffhaft unter preuß. Lanbeshohelt, jchoch 
pe Graf feine eigne Begierung hatte, bie Civil⸗ und Criminalgerichtöbars 
Bergwerksregal, Muͤnzrecht ıc. beſaß. 1807 kam aber ˖ das MWernigeros 
a Königreich Weſtfalen, bis nach Auflöfung dieſes Koͤnigreichs bie vori⸗ 
hzaͤltniſſe wiederhergeſtellt wurden. Einen kleinen Antheil an ber Graf⸗ 
»xnigerode beſitzt Preußen unmittelbar. Die jaͤhrl. Einkuͤnfte des Grafen 
Grafſchaft ſchaͤtzt man auf 20,000 Thlr. Die Hauptſt. Wernigerode 
ymnaſium, 855 gut gebaute H. und 5000 €. Gleich neben der Stabt, 
ı hohen Berge, liegt das Refidenzfchloß, mit mehren Jagd» und Luſtge⸗ 
einem fchönen Garten und Thierpark. In ber außerlefenen und koſtba⸗ 
wthek von mehr als 40,000 Bon. befindet ſich eine zahlreiche Bibelſamm⸗ 
Sie Branntweinbrennereien und das Mühlenwefen, befonders die Öimühs 
zabt, fowie die Eifenwerke in der Nähe, find beträchtlich. b) Gehört dem 
on Stolberg Wernigerode (feit 180%) die Sraffchaft Geubern (4000 E., 
. Bebdern, ein Sieden) in ber Wetterau, unter großherzogl. heſſiſcher Sou⸗ 
&. 0) Die 3 Herrfchaften Peterswaldau, Kreppelholz und Janowitz in 
„ ein großer Wald in ber Grafſchaft Hohenflein, der Flecken Schwarzu 
ebergifhen ꝛc. Zur Entfhäbigung für die Grafſchaft Rochefort in dem 
nerlanden und für bie Anfprüche auf die Grafſchaft Königfteirt erhielt die 
Wergiſche Familie 1805 eine ewige Rente von 30,000 Guld. auf die 
tßocteoi angewieſen. lÜberhaupt befigt fie über 6 LIM., 16,750 Einw. 
300,000 Sulb. Eink. — Der jüngern Linie, und zwar ben beiden Aften 
»Stolberg und Stolberg» Rofla, gehört bie Grafſchaft Stolberg 
ngen, umter £. preuß. (ehemals E. fächf.) Landeshoheit, zwifchen ben Graf: 
Mansfeld, Schwarzburg, Hohenftein und dem Anhaltifchen. Diefe Graf: 
ma ungefähe 7 LIM., mit 19,000 Einw., hat auf der Nordweſt ſeite, am 
des Harzes, rauhe Berge mit vielen Walbungen, Silber» und a. Berg» 
eruf der Güdoftfeite aber, in ber fogen. goldenen Aue, überaus fruchtbare 
mw. Den größern Theil der Grafſchaft befigt Stolberg: Stoiberg (über 
- 5300 Einw., 50,000 Guld. Eink.). Die Hauptflabt der ganıen Graf: 
D die Defidenz diefer Linie iſt Stolberg am Harze (392 H. und 3000 E.). 
Me gräfl. Kanzlei, ein Unterconſiſtorium und ein Lyceum. In ber Nähe 
res und Eiſenbergwerke. Roßla, ein Kleden wit 1200 Eiom., N 









Kirche Übertrat (f. unten). Zur Zeit ber beutichen Reichs 
Grafen von Stolberg zum wetterauifchen Brafencellegium. 
Stolberg (Chriftian, Graf zu), ber ältere des im 
beruͤhmt und einflußreich gewordenen Brüderpaare®, von 
berg, geb. zu Hamburg dem 15. Oct. 1748. Sein Bat 
war k. bänifcher Kammerherr, Geheimerrath und Oberhof 
phia Magdalma von Dänemark. Chriſtian fludirte 17€ 
Dior gehörte er nebft f. Bruber (f. umten) zu dem ſchoͤnen 
mit Vnen Boje, Bürger, Miller, Voß, Hölty, Leiſewitz bil 
ſchoͤne Literatur fo viel verdankt. 1777 warb Graf Chriſtia 
bättel in Holftein, nachbem er vorher längere Zeit E. dänifd 
fpäterhin Kammerherr geweſen war. Er vermählte fi m 
Gedichte hochgefeierten Louiſe, Gräfin v. Reventlau, verr 
v. Gramm. 1800 legte er fein Amt zu Tremsbuͤttel frei 
feitbem auf f. Gute Windebye bei Eckernfoͤrde im Schlesn 
18. Jan. 1821. Richt immer erreicht diefer Dichter ind 
tebhaften, blühenden Phantafie, ber Hoheit und Erhaben 
jüngern Bruder ; aber doch herrſcht auch im feinen Gedich 
zung, eine tiefe Innigkeit des Gefühle, ein ſtarker, kraftvo 
der Gedanken, Zartheit und Lieblichkeit, und eine meiſt gie 
tion. Wir verdanken ihm nicht bloß ale Dichter, ſondern 
dem Griechiſchen Manches. Seine Gedichte find, wereinigi 
ders, zuerſt erfchienen Leipz. 1779; ebendaf. „Schaufpis 
Brüdern E. und F. 2. Grafen zu Stolberg” (1787). Won 
„Theſeus“, „Balſazar“, „Otanes“ und „Der Säugling“, 
Chriftian das zweite und das britte. Offenbar find fie, n 
ftreifend, weder für theatralifche Darftellung geeignet noch v 
beftimmt. eine gefammelten liberfegungen: 1) „@ebi 
fen (Hamb. 1782), enthalten homerifche Hymnen, Fey 
Gedichte des Moſchus, Bion, Anakreon, aud Hero und 


I Banthadtlaal! Meine: AIRT MA Marne Has hal | 


- Stolgebühren | 181 


naäßtke er fich mit Agnes von Witzleben, welche er in mehren ſchoͤnen Bes 
fungen bat, die 1788 flach und ihm einen Sohn und 3 Töchter hinter: 
89 ward er k. dän. Geſandter zu Berlin und vermaͤhlte fich 17790 mit der 
Sophie v. Redem. 1791 warb er Praͤſident ber fuͤrſtbiſchoͤfl. Regierung 
und Domherr zu Luͤbeck, 1797 Bitter des ruſſ. St⸗Annen⸗ und Aleran« 
kyordens. 1800 legte er f. ſaͤmmtlichen Änıter nieder, begab ſich nach 
und trat mit feiner ganzen Familie (bis auf bie aͤlteſte Tochter Agnes, 
st mit dem Grafen Ferdinand von Stolberg: Wernigerode vermaͤhlt iſt) 
h⸗kathol. Kirche über. Diefer Übertritt erregte um fo größeres Aufſehen 
tantifchen Deutfchland, als der Braf Friedrich Leopold ſich inf. „Senb⸗ 
an einen holfteinifcdyen Kirchſpielvogt in Schweden“ auf das heftigſte der 
ng der neuen ſchleswig⸗holſteiniſchen, vom Beneralfuperintenbenten Adler 
Kirchenagende weiderfegt und ſich, was er früherhin nicht war, als einen 
orthoboren Lutheraner gezeigt hatte. Die nicht geringen Opfer, bie er 
atſchluſſe bringen mußte, unter denen der Verluſt vieler äußern, für feine 
Samilie ſehr wichtigen Vortheile noch das geringfte war, die Gefahr, 
von der vorlauten Menge, fonbern felbft von ehrenwerthen Menfchen, ja 
ten und hochgeachteten Freunden verkannt, gemißdeutet und getubelt zu 
Ionnten ihn nicht davon abhalten. Zu Letztern gehörte I. H. Voß (vgl. 
rſt noch in den legten Jahren den ſchaͤrfſten und bitterften Tadel 
hen. (S. „Voß und Stolberg, ober der Kampf bed Zeitalters ıc.”, von 
tt, Stuttg. 1820.) Er gab nach f. Übertritte heraus: „Zwei Schriften 
guftinus von der wahren Religion und von den Sitten der Eatholifchen 
Münfter u. Leipz. 1803). Geit 1807 erfchien von ihm f. „Befchichte 
on Jeſu Chriſti“ (15 Bde.), ein in vieler Hinficht fehr ſchwaches Werk, 
ver von bein Papfie fo wohl aufgenommen worben ift, daͤß derſelbe bavon 
liberfegung hat veranftalten laſſen. Auch ift eine holländ. Üiberfegung ers 
As Dichter iſt Friedr. Leop. durch Oben und Lieder, Elegien, Roman: 
zen, poetifhe Gemälde und Dramen, als Profaift durch feinen Roman: 
el, und durch f. „Reife durch Deutſchland, die Schweiz, Italien und 
als Überfeger durch die „Iliade“, Platon's auserleſene Geſpraͤche, ei⸗ 
‚ödten des Aeſchylos und Oſſian's Gedichte ˖ruͤhmlichſt bekannt. Seine 
bichte unterſcheiden ſich von denen feines Bruders durch groͤßere Kuͤhnheit 
ten und Bilder und feurigen Schwung. In allen waltet das waͤrmſte 
te Natur, Freundſchaft und Freiheit, und für Alles, was je dem edlern 
; Heb und theuer gewefen iſt. Ihr Ton ift fehe verfhieden, von dem ein- 
Befange des Liedes bis zum bichyrambifchen Zuge. Seine „Bamıben‘' 
84) find ernfihafte Strafgedichte über Sittenverderbniß und gelehrte 
ſche Vorurtheile der Zeit. Seine legten poetifchen Ergäffe find lyriſche 
te, wozu ihn die Jahre 1812 — 1% veranlaften. Auch als Hiftoriker 
Eriebe. Leopold ausgezeichnet durch f. „Leben Alfreds bes Großen”, das 
ch feine einleitende Darftellung der angelfächfifhen Geſchichte und durch 
fiche, feine und gewandte Behandlung bes herrlichen Gegenſtandes ſich an 
h vaterlänbifchen Werke der Art anſchließt. Er flarb auf dem Gute 
alihlen bei Osnabruͤck den 5. Dec. 1819, nachdem er kurz zuvor „Ein 
ı vom ber Liebe” gefchrieben hatte, in feinen legten Tagen traurig er> 
durch die von Voß angeregten Gtreitigkeiten über feinen libertritt. Seine 
Men den größten Theil der obenangeführten Sammlung. — Ein Sohn 
Bei ſich nebſt andern Juͤnglingen 1825 zu Freiburg in bee Schweiz in 
ge Jefuitencollegium aufnehmen. 
tolgebühren (jura stolae) nennt man bie Gebühren, melde für 
Teanungen, Begraͤbniſſe, Eonfirmations =, Beicht⸗ und äheer Vher 


in 
“ 





davon den ‚ Pfarren ihren” Antheil gab. "Seitdem erhielt - 
Befugniß, dergleichen Accidenzien in feiner Pfarre allen un 
nehmen, daher fie num Parochialrechte, durch das Herkonm 
und nad) und nach auf gewiffe Zaren gebracht wurden. SI 
Kirchenverfammlungen bie in das 10. Jahrh. die Werorbn 
fie nicht fobern, fondern nur, wenn fie freiwillig gegeben wuͤ 
ten. Erſt im 16. Jahrh. wurbe aus diefer Erlaubniß ein bi 
ben beftätigte® Recht (jun), daher dieſe Gebühren nun jura 
Taten berfelben find verfchieden, wie die Formen und Man 
entrichtet werden; unter ben Proteflanten in Deutfchland bi 
darin ihre elgne Einrichtung, fobaß die wenig beflimmten, 
gefege hierüber fidh nad) der Gewohnheit jeded Orts mobdificiz 
Stoll (Marimilien), ordentl. öffentl. Lehrer der Kit 
zu Wien, geb. 1742 in dem fürftt. ſchwarzenbergiſchen Fleck 
gau (Schwaben), wo f. Water Wundarzt war, erhielt den 
einem verwanbten Priefter und follte unter Anleitung fein 
arzneitunft erlernen. Als er aber, nach 14jähriger Lehrzei 
in der Behandlung eines Landmanns, ber ſich beim Baun 
abgehauen hatte, Hülfe leiften folite, warb er von dem Ant 
f&hüttert, daß der Vater davon abftand. Der junge Et. cı 
math Latein und begab fi, dann nach Rothweil ins Golleg! 
ihn zuerſt der berühmte und orthobore Merz in ben alten S 
Der Vater hoffte immer noch, fein Sohn werde einft zur C 
allein biefer entſchloß ſich, dem geiftlichen Stand zu wählen, ı 
den Jefuitenorden aufnehmen. Nach Zjährigem Novistate 
alten Sprahen nad Hall in Tirol, konnte f. Vortrag aber 
Regeln des Dedens mobeln, warb deßhalb nad Ingolſtadt 
Eichſtaͤdt verfegt, und als er ſich endlich ganz mit f. Worgefet 
1767 aus bem Orden. In Steaeburg fing er an Arznelku 
einem Fahre wählte er die hohe Schule zu Wien und ben ber 


Qıbaaue ILG. Ha DNassaemmdahn ME „Ran. 


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ter Geſchwuͤlſte, zu Pflaftern und Salben gebrauht. Ma 
ten Storax, von denen die eine in Kömern, bie andre in & 
gemeine Storar) in großen, hellbraunen, torfähnlichen K| 
beiden erſten Sorten find wohlriechend und theuer; ob bie 
echten Sterarbaune, und nicht vielmehr vom Amberbaum 
baft. Es find Holsfpäne mit einer balfamaztigen Fluͤſſigkei 
fi) zwifchen 2 heißen Platten auspreffen läßt. 
Storchſchnabel (pahtographum), ein Inſtrumer 
gen Verkleinern gezeichneter Gegenftände. Das Ganze befteht 
4 mit Wirbeln und daher beweglich in quabratifcher Form 
Rineale haben in gleichen Entfernungen Löcher, ſodaß ein fi 
einer parallelen Seite zur andern gelegt und befefligt werben 
der & verbumbenen Limeale befindet ſich fatt bes Wirbels 
bracht, und in der gegenüberftehenden Ede iſt an gleicher St 
Die Schraube wird in einen Tiſch oder in ein Bret befeſtigt 
cher des querüberliegenden fünften. Lineals, genau In bei 
Schraube und Stift, ein Bleiſtift befeflige. Fährt man 
Stifte länge des Umriſſes einer Zeichnung hin, ſo wird, w 
ſich alle bewegen, und daher das Viereck bald zu einem Du 
Raute wird, die in bem Mittellinenle eingefegte Bleifeder! 
ebenen Fläche nachbilden. Je näher das Mittellineal nach d 
alfo je entfernter vom Zeichenflifte, um deſto Eleiner wird bi 
Man wendet diefes Inſtrument beſonders bei Veriüngung t 
Der Erfinder deffelben iſt der befannte Jeſuit Sch einer, I 
nannte, und in feiner Schrift: „Pantographice seu ars 
libet p.“ (Rom 1631) ausführlich befchrieb. Seitdem hat b 
nigfache Veränderungen und Verbefferungen erhalten, die 
findet in d. 11. Bde. von Buſch's „Handb. der Erfindung 


. Die matbemat. Theorie gibt Klügel im 3. Bde. d. „Dat 


Pantograph. ‚ 


mo & rn “PO. mM .oo. .. 


Storthing 185 


lang Een jede Befdäftigung unmoͤglich machte, auf ſ. Denkweiſe dadurch, 
ya gewoͤhnte, im fich felbft einzukehren und in der Stile bes Selbſtden⸗ 
Gruͤndlichkeit zu entwideln, die mitunter faſt peinlich, immer aber ein 
tiger Borzug f. gelehrten Arbeiten if. 16.3. alt, bezog er die Univerfi⸗ 
ngen unb trat fofort in das theologifche Seminar, eine in jeder Hin 
kethafte Anſtalt. 3 Jahre befhäftigten ihn hier vorbereitend Philologie, 
te, —— und beſonders Mathematik. Sein philoſophiſches Stu» 
t einer Differtation: „De physiea ad majorem simplicitatem reducen- 
65 beſchließend, ging er zum Sjährigen Curſus der Theologie über, wo 
Sartorius, Clemm, Reuß f. vornehmſien Lehrer waren, beren letzter nach⸗ 
dproiegernater wurde. Auch diefe Periode feiner Bildung befchloß er mit 
ymt getvorbenen Abhandlung: „Qusinsigne de Christo oraculum Esej. 
— 52, 12. illustratur” (1768). Im nächflen Sabre durchreiſte er mit 
B, dem Arzt, bie Niederlande, England, Frankreich und Deutfchland. 
yete Valkenaer und 3. 3. Schultens, deren Schüler er in Leben ward, 
bar in Die Tiefen des claffifchen Alterthums ein und gaben feiner Xheologie 
ophiſche Richtung, die ihr fo ſehr zum Vorzug gereicht. In Paris traf 
chmurrer und Griesbach zufammen, bie gleiche Studien gu ben Schaͤtzen 
om Bibliothek geführt hatten, und ſchloß mit ihnen eine dauernde Freund» 
772 kehrte St. iñ ſ. Vaterland zuruͤck, und bald machten ſ. Bernerkun⸗ 
die ſyriſchen Überfegungen des R. X." (1772), und „über bie arabiſchen 
23” (1775), f. Namen im In» und Auslande berühmt. 1772 ward er 
in theologifchen Seminarium zu Tübingen; 1775 kam er ale Vicarius 
Begart, Tehrte aber noch im nämlichen Jahre als auferordentl. Prof. der 
Me nad Zübingen zuruͤck. 1777 trat er ein außerordentl. theologifches 
as sınd erhielt bie theologiſche Doctorwürbe. 17780 warb er vierter Prof. 
Isgie, Superintenbent, Gtabtpfarrer und vierter Fruͤhprediger; 1786 
ventl. Prof. ber Theologie, Guperintendent des theologifchen Seminars 
se Stühprediger, und 1797 rief ihn f. Fuͤrſt als Oberhofprebiger und 
lalrath nady Stuttgart, welche Stelle er bie zu [. Tode bekleidete. Wuͤr⸗ 
Theologen haben ſich ſtets durch Gruͤndlichkeit und durch Eräftiges Heft: 
evangel. Rechtglaͤubigkeit ausgezeichnet, und auch in dieſen Eigenſchaf⸗ 
St als der Tonangebende an der Epib⸗ Die groͤßten Verdienſte hat 
wgefe, Dogmatik und hebr. Sprachkenntniß. Seine „Observat. aıl ana- 
k syntaxin hebraicam pertinentes” (1779) haben ihm unter ben orien⸗ 
Bprachforfchern einen bleibenden Ruhm erworben. Sein Commentar 
Brief an die Hebraͤer mit der ungemein gelehrten Abhandlung über ben 
Ba Zweck des Todes Jeſu (2. Aufl., Tuͤbing. 1309) zeigte ihn in feiner 
B@reget. Als ſolchen und als Kritiker hat er fich nicht weniger in feiner 
. ben Zweck der evangel. Geſchichte und der Briefe Sohannis”’ (1786), 
men Apologie ber Offenbarung Johannis” (1783) und den dazu gehörigen 
ut. in Apocalyps. quaedam loca” beurkundet. Einen eigenthlimlichen 
J in der Dogmaiik, wo ſ. Verdienſte vielleicht noch nicht genug aner⸗ 
Wein Compendium: „Doetrinae ehristianae pars theoret. e saer. 
Bier 117993), beutet ſchon auf dem Titel ben Geiſt der Behandlung an 
E05. Nach f. Tode gaben f. Freunde Suͤtkind und Flatt 2 Bde, f. 
* Berans, denen eine fanfte, wohlthuende Wärme nicht fehlt, wiewol 
BGB gu: bibattifch und zu ſehr entbloͤßt von allem Schmuck find. 
Brtbing (das), bie Reichsverſammlung, durch welche Norwegen 
an der Geſetzgebung ausübt; von Thing, d. i. Volksverſammlung, 
zieh, erhaben. Die flimmberechtigten Bürger wählen in den Wahl: 
Eosoerfammiungen bie Wahlmänner; biefe ernennen and Ihrer FRE 














- 


7386 Stoſch (Samuel Joh. Ernſt) Stoſch (Philipp, 


oder unter den übrigen Stimmberechtigten in ihrem Wahlbezirke bi 
zum Stortbing , beten Zahl nicht unter 75 und nicht tiber 100 fein 
1808 waren 77 Mitglieder des Storthing; 27 aus dem Hau 
SO aus den Landbifteicten. Nur wer 30 Jahr ale ift ımd fid 
Reiche aufgehalten hat, kann zum Stortbing gemähle werben; 
kein Hofbedienter, kein Penftonifl. Das Storthing wird in der A 
Febr. jedes 3. Jahres in der Hauptſt. Chriftiania gehalten. Das im 
öffnete und im Aug. beendigte Storthing war das vierte feit ber neu 
In außerordentlichen Faͤllen beruft der König das Storthing amı 
wöhnlichen Zeit. Das vom König oder deffen Statthalter eröfl 
erwähle unter f. Mitgliedern ein Viertheil, welches das Lagthing 
übrigen 3 Viertheile bilden das Odelſsthing. Jedes Thing hält f. 2 
abgefondert und bei offenen Thüren. Seine Verhandlungen we 
Druck bekanntgemacht, außer in dem durch Stimmenmehrheit Ei 
gentheil. Dem Gtorthing kommt zu: Geſetze zu geben und au 
und andre öffentliche Laften aufzulegen; Anleihen zu eröffnen; 
Geldweſen des Reiche zu führen;' die zu den Staatsausgaben, bi 
ſtaat und bie für die Apanagen nöthigen Gelbfummen zu beftimmer 
ligen ; das in Norwegen befindliche Regierungsprotokoll und allı 
piere, fowie Buͤndniſſe und Tractaten mit fremden Mächten fic 
laſſen, mit Ausnahme der geheimen Artikel, bie jedoch ben oͤffen 
derſtreiten dürfen; Jeden aufzufodern, vor dem Stortbing zu 
Ausnahme bes Könige und bes Vicekoͤnigs; Reviforen zu ernmner 
bie Staatsrechnungen durchſehen, und Fremde zu naturaliſiren. 4 
den zuerſt auf dem Odelsthing von deffen Mitgliedern ober durch ei 
ber Megferung vorgefchlagen; iſt der Vorſchlag daſelbſt angenomr 
an das Lagthing gefantt. Durch die Bewilligung (Unterfchrift) de 
der vom Storthing angenommene Vorfchlag Geſetzeskraft. Wird 
2 Mal verworfener Vorſchlag von dem, dritten ordentlichen Stort 
beiden Thingen unverändert angenommen, fo wird er Geſetz, wi 
nigl. Sanction nicht erfolgt. Liber die merfwürdigen Verhandiun 

things vom J. 1824 f. Schweden und Norwegen; „All, 
_ IH. # » J iertT: Hd 17} ör 











som in f. Schrift: „Der Kaub des >Paladiums". De 
Berlin verkauft die ganze Stoſch'ſche Daftpliothe in Gy 
(in Glas und Email) nebſt dem vollftändigen Verzeichniß 
in den ©. Mufenm in Berlin. 

Stoß der Körper, ber. Es iſt nicht leicht, Pi 
Stoßes aufzufaffen. Wir müffen uns zuerſt erinnern, | 
einen Schwerpunft gibt, in welchem man ſich f. ganze ! 
kann. Dit Bezichung darauf heißt der Stoß central eo 
die Richtung, in welcher fich der Schwerpunkt des ſtofend 
durch des geſtoßenen Körpers Schwerpunkt geht, ober nie 
jene Richtung auf der Ebene, in der ſich beide Körper b 
Tonft ſchief. Ferner macht es, wie bereit die Erfahrung 
Unterfchied, ob die fich ſtoßenden Körper unelaſtiſch (im € 
vollkommene harte Körper annimmt, obwol die Natur 
oder elaftifch find. Hier Binnen nur die alfgemeinften € 
geraden Stoßes harter Körper vorgetragen werden. W 
über den geraden Stoß elaflifcher Körper, und den [chiefen 
zuweit führen wärden, müffen wie auf die betreffende 
Was alfo den geraden Stoß harter Körper betrifft, fo | 
Stoße überhaupt, ein Theil der Bewegung bed einen Koͤr 
zugehen. Ferner kommen, wie faft von felbft erhellt, 
digkeiten, fondern aud) die Maffen der betreffenden Koͤrpe 
wird als ein Axiom betrachten Lönnen, daß, wenn 2vollkon 
der Bedingung der Gleichheit des Products aus den vefpe 
in die cefp. Maffen, gerade gegen einander floßen, ploͤtzli 
Wenn 5. B. auf dem Billard 2 Kugeln gerade zuſammenſt 
groß ift als die andre, aber nur halb fo ſchnell läuft als dic kle 
ftand ploͤtzlichen, vollkommenen Stillſtandes beidereintreten 
a. Umſtaͤnde der Theorie genau entſprechend und die Kuge 
elaftifh wären. Hat Gleichheit jener Producte nid;t flatt 
nach dem Stoße in der Richtung Desjenigen fort, fürt 























Selten fobern. Die legtere Art wird im Zmweifeldfalle vern 
kann ohne sichterliche Hülfe die Conventionalſtrafe nur d 
4) freiwillig von dem Verpflichteten geleiftet wird, oder 
ſtung ober Zahlung gefchehen, die auf den Kal der Nichter 
fir Conventionalſtrafe erklaͤrt ift. Auch darf keine Ehren? 
Mechlelarreft, Eein koͤrperlich empfindliches Übel Gegenſl 
ſtrafe fein, wenn fie richterlich vollſtrekt werden fol. Sin 
Strafrecht hinſichtlich ihrer Zunftgenoffen, nicht aber gegen 
nes Straftecht nur in einer verhättnißmäßig geringen Bell 
rentuͤhrige Strafen, welche die Handwerker fich ehemals 
Fremde erlaubten, find In Deutfchland durch die Reiche 
Strafrecht des Staats hat ſowol die Beftrafung eigentlich, 
che die urfprünglichen Rechte der Bürger und des Staats 
auch.die Verlegung erfelicher Privatrechte oder polizeiliche 
ten zum Gegenſtande. In den legtern beiden Faͤllen wird 
derung der Parteien, ober zur Züchtigung und Abfchredius 
Ausübung des erſtern, oder des peinlichen Strafrechts iſt e 
gerichtöbarkeit. 

Strafrehtsprincip, Strafrechtstheo 


t. 

Strahlenbrechung, ſ. Brechung der Li 
optrik. 

Strahlenbrechung (aſtron.), Refraction.“ 
der Lichtſtrahlen, wird im Allgemeinen von der Richt 
beit, welche die Lichtſtrahlen bei ihrem Übergange in ei 
Diefe Lehre findet eine richtige Anwendung in der Aſtront 
der aftronom. Strahlenbrechung, als einem Haupitheile 
der Strahlenbrechung abgefondert handeln, und legtire b« 
mit dem Namen der phyfikaliſchen Strahlenbrechung (f. 2 
iedifche Atmofphäre iſt aus einer unenblihen Menge von 


. Kama NE An ABS ann Ihn ankkauseuan zamana bh... FE 


































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746 Strafrchtöprincip 
ber Mächtigere fidy mit dem Schuge bi 


anmaßte. So ift auch das Straf: of 


ihre Dienftboten verwerflich, und in bei 
da die Ausübung beffelben gewöhnlich n 
maͤßlges Strafrecht gibt die zwiſchen 
Gonventionalftrafe (f.d.). Est 
(muleta poenitentialis), d. b. eine fol 
Derbinblichkeit obliegt, fich von ber Er 
er bie Wahl, Dber «6 iſt 2) eine G 
(muleta cenventionalis stricte sie di 
bindlichkeiten binnen einer gewiffen Zei 
Berechtigte, außer ber Conventionalftr: 
keiten fobern. Die letere Art wird in 
kann ohne richterliche Hülfe die Conve 
4) freiwillig von bem BVerpflichteten 9 
flung ober Zahlung geſchehen, bie auft 
für Eonventionafftrafe erklaͤrt iſt. Auc 
Wechſelarreſt, Fein koͤrperlich empfint 
ſtrafe fein, wenn fie zichterlich vollſtred 
Straftecht hinſichtlich ihrer Zunftgenoſ 
ned Strafrecht nur in einer verhaͤltnißr 
renrührige Strafen, melde bie Handn 
Fremde erlaubten, find in Deutfchlaı 
Strafrecht des Staats hat ſowol die B 
che bie urfpränglichen Rechte ber Buͤrg 
auch.bie Verlegung erfeglicher Privatre 
ten zum Gegenftande. In ben legten 
berung ber Parteien, ‚ober zut Züchtigu 
Ausübung bes erftern, ober bes peinlid, 
gerichtäbarkeit. 
Strafrehtöprincip, © 


ht. 
Strablenbrechung, . B 


I 5 


Be ô RE ne en Are A 


DETEEITEND. MILE diedoiution VON 1/90 entſernte IHN von D 
die engliſch⸗ ruffifche Armee In Holland landete, befand 
that bei diefer Gelegenheit Schritte, die da6 Mißfallen dı 
ihm eine Unterfuchung zuzogen; allein er warb von alle 
Nach dem Frieden von Amiens wurde St. burdy ein eigı 
Erbſtatthalters, Wilhelm V., eingeladen, fi dem Sta 
entziehen.‘ Er nahm jett die Wahl zum Mitgliede der € 
an, und befdyäftigte fich Hauptfächlich mit der Adminiſtrati 
feen (Waterstaat) und den Finanzen. 1805 von Rathsy 
nind zum Minifter des Innern, des Waterflaats und bes 
ſich &t. durch feine muthige Oppofition in der Verſamm 
melpennind berufen hatte, um Napoleons Vorſchlag: „d 
dern, und feinen Bruder Lubwig zum Könige von Holla 
thung zu ziehen. Nichtedeflomeniger warb St. bald bar 
zum Mitgliede des gefeggebenden Körpers ernannt und 
Nach der Vereinigung Hollande mit Frankreich gab St. 
er in das franz. Corps legislatif hätte eintreten koͤnnen 
proviforifchen Regierung zum Generalconmiſſait des Im 
tete dieſes Amt mit thätigem Eifer bis 1814, wo feine € 
die Leitung dieſes Depart. nicht länger geftatteten. Der 
ihm das Sommandenrfreus des belgiſchen Loͤwenordens 
Kammer der Generalſtaaten. Hier zeigt ſich St. als ein 
Syſtems der indirecten Auflagen, und empfiehlt beharrli 
die geordneter und weniger koſtſpielig iſt. 

Stralſund, die Hauptſtadt vom ehemaligen ſchr 
den Frieden zu Kiel (1814) an Daͤnemark, und von dieſe 
4. Zul. 1815. an Preußen abgetreten wurde, jest der Ha 
bezirks der preuf. Prov. Pommern, liegt an der Oflfee, d 
von der Inſel Mügen getiennt. Sic ift von Natur durch! 
Teiche und Seen wohlbefefligt; die eigentlichen Feftungsen 
nicht mehr vorhanden. Won hier geht ein Dampfpoſtſchl 


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158 Stromfreiheit 


Geologie von Breislak, die Ihn mit dem ital. Natıeforfi 
näheres beachte. Der bierbucchh geweckte Pi 
zumaͤchſt nach Island gerichteten Reife wurde durch die fi 
Fuͤrſtin Paufine von Lippe zugehende Ememung zum 9 
deutfchen Fuͤrſtenthuͤmern zu Wolfenbüttel errichteten 
beffen Verfaffung er entwarf, vereitelt. Don neuen i 
eingezogen, bewaͤhrte er feine frühere Thaͤtigkeit nicht mı 
baf er ald Zeichen ber vollen Anerkennung von bem fürf 
Geheimenrathe ernannt wurde, fonbern er zeigte ſich aı 
dankenrathenden Chroniften durch gehäffige Schilberur 
Stänbenerfammlung bed Herzogthums Braunſchweig al 
partetifchen, aber auch Erwartungen und Erfolge fo erfi 
Patrioten, baf er für ben engern Ausfchuß ber Stände 
terfchaft erwaͤhlt wurde. In biefen Verhältniffen lebt bei 
auch ſich ganz unb offen mittheilende Mann ein raftlos ti 
fen Richtungen ſich beivegenbe® und noch immer ben Wi 
bete® Beben. Der neueften Zeit gehören feine Umarbe 
fegungen des Proper; (1822) und Tibull (Göttingen 18 
(Braunfchroeig 1824) und feine Überfegung bes Velleju 
zahlreiche Bibliothek, erlefene Schäße ber bilbenden Ku, 
netften geologifchen unb mineralogifchen Sammlungen, 
finden, ſchmuͤcken feine freundliche Wohnung, deren : 
vielerfahrener und vielgeprüfter Inhaber Feben anzieht, t 
und ffumme Lehrer nach dem ſtillen Wolfenbüttel locken 
enthält ba8 19. Heft der „‚Zeitgenoffen”, S. 141 — 
Friedrich Heinrih v. St., geb. ben 2, Det. 
zu Halberftabt, iſt durch feine „Ergänzungen des allge! 
(3. Aufl., pr. 18238), feine „Ergänzungen zur allgem. 
(3. Aufl., Lpz. 1828) und a. juriftifche Werke ruͤhmlich 
Stromfreibeit. Die Ströme find von ber N 
zu Ihrem gemeinfchaftlichen Intereſſe in ber Mittheilun 
binden. Kein Staat hat daher ein ausfchliefendes Ei 
Sinne über die bdurch fein Gebiet Laufenden Ströme; d 





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noch bloß durch Accent verſchieden; aber in Bezug auf 
jedes natürlich nur die Hälfte des Zeitgehalts von jemeı 
die Quantität des Verhältniffes auf, wie vorher die wc 
Ill So ergibt fi der Wechfel ber Mo 
| 
nungen, ald Quantitätöprincip (7 ”) . Das | 
gefeglich in ber Entwidelung ber Zwei fort, gleichviel, ob 
Moment loͤſen. Es heißt von feiner Grundform | | auc 
alfo , nach Doppelfüßen gemeffen, Viervierteltakt. Zerle 
momente ertenfiv, ober in 3 Untermomente, fo entfleht a 
gewicht der Arſis iſt, das Untermoment aber quantitativ 
moments bat, tie biefe Figuren zeigen: 
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alſo Sechsachteltakt; wobei nur zu bemerken, daß bie zı 
heutigen halbirenden, mithin wo eine Note 3 Zeiten gı 
Punkte heifenden Notirung bezeichnet ift. Dies iſt mm 
deffen Charakter alfo ungleiche Zerlegumg der urſpruͤnglich 
ift, und deſſen mannigfaltige Formen, entftehend aus 
Loͤſung beider, oder das eine von beiden Hauptmomenten, 
begierigen überlaffen werden müffen; wo ſich dann neben d 
geraben Takts auch die dem gemifchten Metrum eigenbeb 
finden wird, indem nämlih N N N buch bie inwohne 
DR, alfo zum flüchtigen ober dreizeitigen Daktylus ı 
ren ober vierzeitigen „| N N weſentlich unterſcheidet; foba 
der kaͤnge mit , ia Jals repraͤſentirende (f. € 
V 


—24 a N naht H. nn. ana. P.%.. SEP... un 890 


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rhythmiſcher Accent, gegen einander abſtechen. Etwai 
aus berfelben Wurzel der Dupficität, die wir hier in ber @ 
mus burchgängig fanden, Hervorgehendes iſt der Parallel 
Dichtungen. Wie nun Rhythmen lyriſch ober beclamator 
fo werden auch auf diefelbe Weiſe Verſe unter einander ve: 
Spfteme oder Strophen, bei une in einem eingeſchraͤnkte 
(wie man vom Vers eine Liebes fpricht). Und bier zeigt | 
und Metrum, vereint in den Momenten ihrer Erfcheinung 
fen, von Verfen zu Strophen fi, aus» und aufbauen, Im 
aber ein ſtrenges Gefeg und eine genaue Verwanbdtſchaft fi 
oben bereits aus der Natur und dem Geſetz des Rhythm 
accentuirende Princip, gleichfan als zweigetheilte Wurz 
werden wir auch die accentuirenden und die quantitirenden 
den habın. Unter ben quantitirenden fcheint bie einfachfte 
Diftihon zu fein. Dies aber kam fi zu mehren 7 
nad) Innen fo organifirt find, bag auf 3 ober 4 gleidy, 
kuͤrzerer, freilich gleicher Art, gleiche® Taktes folgend: 
faltigem Wechfel der Bewegung ; wie dem ber ſoger 


ö-wol - = PANNE) Ve dem 


(-vu-0. 88) >) die Sapphiſche; der Glykoniſch 
teochäifchen Veränderungen andre Strophen befchließt. 

Strophen gibt e8 noch eine Alcaͤiſche, Asklepiadiſche ur 
zählen nichts Andres fein würde, als die wechſelnden ch 
fetbft aufzählen. Am weiteften ausgebildet und burechgef 
den Strophen waltenbe Begenfag in ben beamat. Chorgef: 
theil® mehre Verſe unter einander gegliedert werben, theill 
eine Antiftrophe (Antobe) entgegenfteht, die ihr an Zahl u 
beide aber auch durch ein drittes Moment, welches Epı 


IR As . Lau =... ... Bi. L- 2 N „te 


zn. ii. 


un. 


Antiten, wie im Modernen, der Rhythmus durch Bleibe 
indem er den in feiner Ureinheit gebundenen ımb in Blei 
Gegenſatz ber gleichen und ungleichen Elemente, ber lyriſch 
Antithefe, in Syſtem und Strophe, ber Form und dem © 
und fich felbft wiederholt. 

Strube (David Georg), einer der berühmteften 
ten, geb. 169% zu Zelle. Er ſtudirte zu Halle und &ı 
Frankreich und England, ward 1720 Landfpndikus zu Hi 
ber bei dem bortigen Conſiſtorium und Hofgericht angeſtell 
Juſtizrath und Confulent ber Landesregierung nach Das 
Kanzleidirector dafelbft, in welcher Stelle er unter dem fp 
Vicekanzler 1775 flard. In allen f. Amtöverhälmiffe 
und genoß dabei eine® ausgebreiteten fchriftfteliexifchen £ 
verdienſt beruhte auf einer überaus grimblichen Kenntniß 
überhaupt und einzelner deutfchen Provinzen in&befondere, 
lern Zeiten. Ohne weder ein foftematifche®, noch compen 
ben zu haben, hat doch faft kein Schriftfteller größere U: 
wiſſenſchaft als St. Alles, was er fchrieb, befonden 
den“ und „Rechtliche Bedenken”, zeichnet ſich durch Fülı 
fcher Gelehrſamkeit, praktifhe Erfahrung, gefunde Beu 
Sprache aus. 

Strudel, Wafferwirbel, gewiffe, der Schifffah: 
fährliche, (picalförmige Drebhungen des Waflers, häufiger: 
auch in Fluͤſſen. Die Urfachen derfelben find verfchieden: 3 
menfloß entgegengefegter Steömungen, zumeilen das Anp 
verſteckte Klippen ıc. die Weranlaffung zu Entftehung bei 
binden ſich diefe Umftände, um fie aͤußerſt heftig zu: mad 
unter ben bekannten Strudeln ift ber Mal» ober Droatöch 
Küfte. Bergmann („Dhofit. Befchreib. der Erdkugel“, 3 
vollkommen einem umgelehrten, hohlen Kegel gleiche, um! 


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JEUE PERTUEELIWE IETQUNVIUNH WYLIEEUEO VAR. BU00E I. ZUEEBER 
trat ein Ereigniß ein, wodurch die Beftalt der daͤniſchen 
ändert und die ganze Bewalt In die Hände ber jungen A 
lings kam. Der König hob nämlich auf Antrieb St.'s 

errichtete an deſſen Stelle eine Conferinzcommiffion, di 
verſchiedenen Staatöverwaltungszmweige beftand. Die D 
fion hatten nur fehr befchränkte Befugniffe: fie konnten 
verfammelt und nach Belieben entlaffen werden ; fie bat 
tel, noch Einfluß. Der bänifche Adel, welcher Sie und 
rath gehabt hatte, hielt die Aufhebung deſſelben für ein 
und befchloß von diefem Augenblide an den Sturz des Gi 
jene Maßregel angerathen hatte. Unter biefer Partei bei 
Rantzau⸗Aſchberg, welcher mit dem Verluſte feiner Sti 
f. Einfluffes und Anſehens beraubt war. Gt. feinerfeits 


tel, feine Macht zu befefligen, und um fie befto beffer beha 


er die Königin, ihm die Fuͤhrung aller Sabinetsgefchäfte 
binetöfecretair Panning, welcher durch ruff. Einfluß fet 
wurde entlaffen, die alten Minifter wurden nach und 

Verfaffung neu geftaltet und alle Geſchaͤfte im Namen de 
gebungen betrieben. Doch St. befaß weber Klugheit, no 
Macht zu behaupten. Die Kühnbeit, die er anfange bis ; 
tsandelte ſich in Bangigkeit, fobalb einer f. Maßregeln wi 
ner Entwürfe waren viel umb mancherlei, und obgleich er 
genheiten nach einer geſunden Politik leitete, fo entſprache 
fiptlich der innern Verwaltung keineswegs den beabfichtig 
den Finanzzuſtand verbeffern, welcher unter der Leitung € 
überfehen werben; auch wollte er bie Waren verminderr 
die dem Boden und Klima Dänemarks nicht angemeffen ſ 
nüge Ssahrgehalte folten eingezogen, ber Ackerbau aufgei 
in ein ſolches Verhältniß gebracht werden, daß bie Abga 
werben koͤnnten. So wollte er auch eine Reform ber Hei 


Struenfee und Brandt 769 


ZIQ Deagoner erſetzt. Durch alle biefe Anordnungen wurben viele 
m bratios und das Mißvergnuͤgen des Volks ſtieg. Sein nachmals In 
4 ausgeführter Entwurf, die Hofdienfte ber Bauern aufjuheben und 
wu. einen Beibpacht einzuführen, fand von Seiten bed Adels einen fo kraͤf⸗ 
herfgrnd; daß ex ihn aufgeben mußte, obgleich er erſt bloß zur Probe auf 
zalnsmgkterm dee Krone verſucht werden follte. Indeſſen mar St. über 
reeffam ſowol in der Beobachtung feiner Pflichten als Minifter, als auf 
bung des Kronprinzen (jegigem Könige). Der König ward von Zage zu 
en bie öffentlichen "Iefchäfte gleichguͤltiger, feine Zeit verging unter einem 
en Wechfel von Vergnügungen, und feine Geiſteskraͤfte wurden ſichtlich 
2 Fra Juli 1774 wurde bie Königin von einer Prinzeſſin entbunden, und 
Ste, was fire Vermuthungen man bei diefer Gelegenheit von Friedensburg 
x fie aufgeftreut hatte, fo fürcktete fie, dag man biefe Gerüchte zum An⸗ 
nes wuͤrde, ihr die errungene Gewalt zu entreißen. Wenn die Lage ber 
Bhen Fuͤrſtin, welche zu diefer Zeit ganz von St. abhing, das Mitleiden 
»en erregte, fo verdiente dagegen das Betragen bes Miniſters, der gerade 
Tacht auf die ſchmaͤhlichſte Weiſe mißbrauchte, ‚gerechten Abfchen. Be⸗ 
wırch fein großes Gluͤck und gebiendet durch f. Ehrgeiz, war er nur beforgt, 
in den Verzeichniſſen des daͤniſchen Adels zu fehen, deßhqlb ließ ex ſich 
sfen ernennen; und da dies f. Wünfchen noch nicht genügte, fo wurde fuͤr 
Vaärde eines Gabinetsminifters gefchaffen, mit weicher cin Anfehen ver: 
Bar, wie ed vor ihm noch Bein bänifcher Minifter gehabt hatte. Er ward 
Defugt, ſolche Befehle zu fchreiben, wie er fie mündlich vom Könlg empfan» 
, umb fie ohne koͤnigl. Unterfchrift an alle Departementer zu fenden, nur 
B..Gabinetöfiegel heigebrudkt fein und ein Auszug davon jeden Gonntag 
Dei Könige vorgelegt werden. Hierin erblidten f. Feinde bie Abficht, das 
aufehen zu vernichten. Sie benupten die Preßfreiheit, welche er, um ſich in 
Baunfl zu befefligen, eingeführt hatte, feine Fehler öffentlich und in dem 
aften Lichte darzuſtellen und ſelbſt die boshafteſten Beſchuldigungen gegen 
zu verbreiten. Deßhalb wurde die Preßfreiheit beſchraͤnkt. Aber das 
8, Gemuͤther entflammt waren, wurde immer unruhiger. St.s Freunde 
Ragegen ibn kalt und gleichgültig zu werden. In biefen drohenden und Eris 
ggbältniffen verlie$ ihn f. Feſtigkeit, und f. Unruhe flieg aufs Höchfte, als 
D Matroſen, die aus Norwegen nad) Kopenhagen gebracht wurden, um 
BB Zuge gegen Algier zu bienen, ein Aufruhr ausbrach. Die Urſache ihres 
gene war nichterhaltener Sold. Jetzt nahm St. neue Veränderungen 
\ in Kopenhagen vor, welche ex nach der partfer modeln wollte; ba> 
5 fich noch mehr Feinde zu, der Haß des Volks in der Hauptfladt flieg 

er höher und beach feibft Öffentlich aus. So murde die Lage des 
Wit jedem Tage gefährlicher. Der britifche Geſandte, welcher vorauße 
Kolgen ber Fall dieſes Sünftlings haben könnte, fuchte aus Ruͤckſicht 
m junge Königin &t.’s Entfernung zu beſchleunigen; allein bie Königin 
hre Feinde möchten ſodann den König in ibre Haͤnde befommen, und ihr 
San Gewalt entriffen werden. St. fah, daß erf. Furcht nicht 
















sinben verbergen konnte. Gr nahm alle Maßregeln, um nur f. perſoͤn⸗ 
heit zu decken. Die Wachen vor dem koͤnigl. Schloffe und an ben 
murben verdoppelt, Kanonen in mehren Gegenden der Stadt aufgeführt, 
z. Regiment 6000 Patronen ausgetheilt. Diefe Maßregeln hatten 
Khlimme Folgen. Das Publicum ſchloß, St. fei fih bewußt, die 
bigt zu haben; des Könige Anfehen wurbe verachtet, und bie Gewalt 
8 ſchien ein Trugbild, welches bald verfhwinden müfle. Endlich ge: 
19 gefücchtete Schlag. Mit Erſtaunen hörten die Einwohner Kenn 
x. Bichente Nrfl, Ab. X. 43 


19m Sett zum Ycandenten zu laen, ſein Zeven ſei in 
thun?“ rief Chriftian voll Angſt. „Sol ich fliehen 


Geben Sie mir Ihren Rath!’ — „Unterzeichnen Gie t 





„ich win meinen Monarchen und feine ganze königliche | 
hielt bee König die Feder in der Hand, aber er ließ fie | 
feiner Gemahlin erblickte. Endlich ließ er fich bereden, u 
unb einigen andern Officieren gefolgt, führte den trauri 
glüdtichhe Mathilde wurde nad Kronenburg geführt. 
ward eine außerordentliche Commiffion aus Mitgliedern 
ſoͤnllchen Feinde waren, niebergefest, um ihn zu richten. - 
nicht dem Erbprinzen Sriedrich Die Krone zu verfchaffen, 
Regierung Einfluß haben, die antinationale Regierung 
gegen einen Machthaber, der fo wenig Klugheit, Mäfig 
die Erften des Landes beobachtete, befriedigen und der Re 
tungen ein Opfer bringen, zugleich auch einer jungen 
gend, Schönheit, Einfluß ıc. fie fich zuruͤckgeſetzt fühle: 
recht fpielen. — Dean verfuhr mit der aͤußerſten Str 
Mage des Beneralfiscals, welche in ben ungemäßigtften. 
und am 22. April 1772 dem Hof übergeben wurde, - 
In der erſten Woche f. Verhaftung fuchte ſich &t. bei f. ( 
auch hoffte er, daß durch ein Zufammentreffen von unv 
f. Schickſal eine andre Wendung erhalten koͤnne. Dod 
Zuftand von Angſt und Unruhe, und da warb es dem 1 
dern Seiftlichen, welche am 1. März 1772 Ihn beſuchte 
der Religion Eingang bei ihm zu verfchaffen, und biefe 
Stärke und Verzichtleiſtung ertragen. Als er vechört wi 
fi in einer kurz gefchrieberen Vertheibigung die Ankle 
eines einzigen, ber ein ungebührliches Verhalten gegen da 
legm. Dies Lestere erkannte St. felbft als gegruünd« 
Gnade feines Monarchen. St. war fnnlih; er liebte 
er bekannte ein Verbrechen, das er nicht begangen hatte ı 


Struenfee (Karl Augufl v.) 771 


nbte bie kurze Zeit, welche ihm noch übrig blieb, auf eine feinen Verhaͤlt⸗ 
naͤße Weile. Als er das Blutgerüft beftieg, fagte er zu dem D. Münter: 
| glauben, daß Diejmigen, welche mein Unglück beförberten, es aus Liebe 
ten thaten”. Er hatte den Schmerz, es noch anfehen zu müflen, dag 
nd Brandt vor ihm hingerichtet wurde. Gewiß wäre St. unter andem 
iſſen einer der größten Miniſter gewefen. Seine Entwürfe waren oft 
h, nur paßten fie nicht für fein Zeitalter, nicht für die Nation, unter 
e lebte, und ihre Ausführung wurde oft von zu wenig Klugheit geleitet. 
s perfönlichen Ehrgeiz bezweckte er ſtets das Beſte des Volks und bes Koͤ⸗ 
zu ſchwach war, um feinen Diinifter zu begreifen, zu unterflügen und zu 
-— Erxewold v. Brandt, ber Abkoͤmmling einer angefehenen abeligen 
m Dänemark, früher koͤnigl. Kammerjunker, hatte in einem Briefe an 
(1. Mai 1768) mehre der erften Umgebungen des Könige veraͤchtlich 
tig zu machen gefucht, 3. B. den Grafen Holk u. A. B. wurde def: 
Landes verroiefen. &t., der ihn wegen ſ. liebensmärbigen Charaktere 
rief ihn 1770 zurüd; aber B. blieb leichtfinnig und dem Vergnuͤgen 
geben. In einem Mortwechfel mit dem Könige hatte er fich einft nicht 
nmlicher Ausdrücke etfrecht, fonbern ſelbſt frevelhafterweife an bie Per: 
3 Monarchen Hand gelegt. Go groß auch dieſes Verbrechen war, fo 
‚ch eigentlich von einer Beſtrafung deffelben nicht mehr die Rebe fein, da 
3 ihm verziehen hatte. Sein Tobesurtheil war In ber Hauptfache dem 
e’fchen gleih. Die Königin ward auf Reclamation bes engl. Hofes frei⸗ 
mußte aber das Land räumen und ward nach Celle gebracht. (S. Ka: 
Mathilde.) Noch liegen die Verhörprototolle dieſes Proceffed ver- 
b verfähloffen, und auch Höft hat fie nicht einfehen Lönnen. Die genauefte 
ng der Geſchichte diefer Periode Hat D. Jens Kragh Hoͤſt (f.d.) 1824 
. Kopenb.) dänifch herausgegeben u. d. T.: „Der Geh. Cabinetöminifter 
menſee und deſſen Minifterium” ıc. — noch reichhaltiger in der deutſchen 
ug (Kopenh. 1826). — Die „Authent. Aufklaͤrungen über die Gefch. 
pn Struenſee und Brandt” (Bermanien 1788) find weder vollſtaͤndig 
witifch, und enthalten viele übertriebene und aus der Luft gegriffene Be: 
em. Neues und Wichtiges enthalten auch die „„Memoires de Falken- 
Paris 1826). F. (geb. 1738, geft. zu Lauſanne 1820) war zu Gt.’ 
In bänifchen Dienften; er wurbe zu Iebenslänglicher Befangenfchaft 

Im verurtheilt, erhielt aber nach 5 Fahren feine Freiheit. 
znenfee (Karl Auguſt v.), k. preuß. Staats: und birigirenber Minis 
WBeneraloberfinang >, Kriege: und Domainendirectorium zu Berlin, Rit⸗ 
dihen Ablerordens u. ſ. w., ein Bruder des Vorhergehendh, war 1735 
"geb., befuchte die Schule bes Waifenhaufes und nachher die Univerfität. 
Bi theologifchen Studien beftimmt, aber Mathematik und Philofophie 
weit mehr an. Nachdem er 1756 Magifter geworben, fing er an, über 
nie und hebr. Grammatik Vorlefungen zu halten, und erwarb fich vielen 
über ſchon 1757 bekam er eine Profeffur ber Philofophie und Mathema- 
x Ritterakademie zu Liegnitz. Hier fand er jedoch, wegen des ausgebro⸗ 
‚nur wenig Zöglinge und benußte feine Muße, die Anwendung der 
k auf die Kriegskunſt mit ſolchem Eifer zu ſtudiren, daß er 1760 feine 
Bariinde der Artifferie” (3. Aufl., 1738) herausgeben konnte. Dadurch 
iedrichs II. Beifall, der ihm mehre junge Officiere zuſandte, um fie 
E zu bilden, ımb feinen Gehalt vermehrte. St. verfolgte mit Eifer 
, von denen eine neue Frucht [eine „Anfangsgrlinde der Kriegtbau⸗ 
- „Sde., 1771 - 1774; 2. Aufl., 1786) waren: das erſte gute, jetzt 
b viele beffere erſetzte Merk, welches in dieſem Fache in Deustfdsland 

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ihm Zeit zum Nachdenken zu laflen, fein Leben fei in 
thun?’ rief Chriftian voll Angſt. „Soll ich fliehen‘ 
Geben Sie mir Ihren Rath!” — „Unterzeichnen Sie t 
„ich will meinen Monarchen und feine ganze königliche { 
hielt bee König die Feder in ber Hand, aber er ließ fie | 
feiner Gemahlin erblickte. Endlich ließ er fich bereden, u 
und einigen andern Officieren gefolgt, führte den trauri 
gluͤckliche Mathilde wurde nach Kronenburg geführt. 
ward eine außerordentliche Commiffion aus Mitgliedern 
ſoͤnllchen Feinde waren, niebergefest, um ihn zu richten. - 
nicht dem Erbprinzen Sriebrich Die Krone zu verfchaffen, 
Regierung Einfluß haben, die antinationale Regierungs 
gegen einen Machthaber, der fo wenig Klugheit, Maͤßig 
Die Erſten des Lanbes beobachtete, befriebigen und der Re 
tungen ein Opfer bringen, zugleich auch einer jungen 
gend, Schönheit, Einfluß ıc. fie fich zuruͤckgeſetzt fühlte 
recht fpielen. — Man verfuhr mit der Auferften Str 
Mage des Beneralfiscals, welche in den ungemäfigtften 
und am 22. April 1772 dem Hof übergeben wurde, | 
In der erſten Woche f. Verhaftung ſuchte fich St. bei f. ( 
auch hoffte er, daf durch ein Zufammentreffen von unv 
f. Schickſal eine andre Wendung erhalten koͤnne. Dod 
Zuſtand von Angſt und Unruhe, und da warb es dem I 
dern Beiftlichen, melde am 1. März 1772 Ihn befuchte 
der Religion Eingang bei ihm zu verfchaffen, und biefe 
Stärke und Verzichtleiftung ertragen. Als er verhört wi 
fi in einer kurz gefchrieberen Verthribigung die Anti: 
eines einzigen, ber ein ungebührliches Verhalten gegen de 
legen. Dies Lestere erfannte St. ſelbſt als gegrünb« 
Gnade feines Monarchen. St. war finnlidy; er liebte: 
er bekannte ein Verbrechen, das er nicht begangen hatte ı 


Struenfee (Karl Auguſt v.) 7711 


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mote bie kurze Zeit, welche ihm noch übrig blieb, auf eine feinen Verhaͤlt⸗ 
näße Weife. Als er das Blutgerüft beflieg, fagte er zu dem D. Münter: 
I glauben, daß Diejenigen, welche mein Ungluͤck beförberten, es aus Liebe 
ben thaten”. Er hatte ben Schmerz, es noch anfehen zu muͤſſen, daß 
nd Brandt vor ihm hingerichtet wurde. Gewiß wäre St. unter andern 
iſſen einer der größten Minifter gewefen. Gene Entwürfe waren oft 
H, nur paßten fie nicht für fein Zeitalter, nicht für die Nation, umter 
r lebte, und ihre Ausführung wurde oft von zu wenig Klugheit geleitet. 
s perfönlichen Ehrgeiz bezweckte er ſtets das Befte bes Volks und bes Koͤ⸗ 

zu ſchwach war, um feinen Miniſter zu begreifen, zu unterflügen und zu 
-— Ernewold v. Brandt, ber Abkoͤmmling einer angefehenen adeligen 
3 Dänemark, früher koͤnigl. Kammerjunter, hatte in einem Briefe an 
(1. Mai 1768) mehre der erften Umgebungen des Könige verächtlic, 
chtig zu machen gefucht, 3. B. den Grafen Holk u. A. DB. wurde deß⸗ 
Landes verroiefen. St., der ihn wegen f. ebensmärbigen Charakters 
rief ihn 1770 zurüd; aber B. blieb leichtfinnig und dem Wergnügen 
geben. In einem Mortwechfel mit dem Könige hatte ex ſich einft nicht 
nmlicher Ausdruͤcke erfrecht, fondern ſelbſt frevelhafterweife an die Per: 
3 Monarchen Hand gelegt. So groß auch diefeß Verbrechen mar, fo 
ch eigentlich von einer Beſtrafung beffelben nicht mehr bie Rebe fein, ba 
3 ihm verziehen hatte. Sein Todesurtheil war In der Hauptfache dem 
e’fchen gleich. Die Königin ward auf Reclamation des engl. Hofes frei⸗ 
mußte aber das Land räumen umd ward nach Selle gebracht. (5. Ka⸗ 
Mathilde.) Noch liegen die Verhoͤrprotokolle dieſes Proceffe ver: 
b verfähloffen, und auch Höft hat fie nicht einfehen koͤnnen. Die genauefte 
ng ber Sefchichte diefer Periode hat D. Jens Kragh Höft (f.d.) 1824 
Kopenh.) dänifch herausgegeben u. d. T.: „Der Seh. Gabineteminifter 
zenſee und deſſen Minifterium” ıc. — noch reichhaltiger in der deutſchen 
ung (Kopenh. 1826). — Die „Authent. Aufklaͤrungen Über die Geſch. 
en Struenſee und Brandt” (Germanien 1788) find weder vollſtaͤndig 
entiſch, und enthalten viele uͤbertriebene und aus der Luft gegriffene Be: 
em. Neues und Wichtiges enthalten auch die „„Mcmoires de Falken- 
Paris 1826). 5. (geb. 1738, geft. zu Laufanne 1820) mar zu St.'s 
meral in bänifchen Dienſten; er wurde zu Iebenslänglicher Befangenfchaft 
holm verurtheilt, erhielt aber nach 5 Jahren feine Fieiheit. 
guenfee (Karl Auguſt v.), k. preuß. Staats = und dirigirender Mini 
Beneraloberfinanzs, Kriegs: und Domainendirectorium zu Berlin, Rit- 
othen Ablerordens u. f. w., ein Bruder des Vorhergehendkn, war 1735 
geb. , befuchte die Schule des Waiſenhauſes und nachher die Univerfität. 
ven theologifhen Stubim beftimmt, aber Mathematik und Philofophie 
‚weit mehr an. Nachdem er 1756 Magifter geworden, fing ex an, über 
ehe und hebr. Grammatik VBorlefungen zu halten, und erwarb fich vielen 
über ſchon 1757 bekam er eine Profeffur ber Philofophie und Mathema⸗ 
x Ritterakademie zu Liegnitz. Hier fand er jedoch, wegen be ausgebro⸗ 
‚ nur wenig Zöglinge und benugte feine Muße, bie Anwendung ber 
k auf die Kriegskunſt mit ſolchem Eifer zu ſtudiren, daß er 17760 feine 
Imde ber Artillerie” (3. Aufl., 1788) herausgeben konnte. Dadurch 
Frledrichs IL. Beifall, der ihm mehre junge Officiere zuſandte, um fie 
fe zu bilden, und feinen Gehalt vermehrte. St. verfolgte mit Eifer 
en, von denen eine neue Frucht ſeine, Anfangsgruͤnde der Kriegsbau⸗ 
a Ode., 1771-— 1774; 2. Aufl., 1786) waren: das erſte gute, jet 
ech viele beffere erſetzte Werk, welches in biefem Fache in :Deutfdsland 
- Au * 





BUY SB — yo. BÄrWjıTa0R06 5 gssurse LZTIET ..„.ys,ups. An 
der vornehmflen europ. Stautin (vollendet von Sinap 
der Nachrichten von dem Handel ber preuf. und polnif 
Durch feine einſichtẽvolle Thätigkeit gelangte der Hande 
Höhe, und dieſem glüdlichen Strebin hatte cr es wahrf 
1782 als Oberfinanzrath in daß dritte Depart. des ©: 
Director der Seehandlung nach Berlin berufen wurde. 
durch tiefe Einfichten und ungemeinen Dienfteifer aus 
handlımg bald empor, wurde 1789 geadelt, mit dem? 
gelangte 1791, aufdem Wege des Verbienftes, zur St 
und Chef6 des Accife s und Zolldepart. , bein er bis an fei 
mit großem Vertrauen feiner Monarchen und allgemein 
war ein Mann von hellem, vielumfaflenden Blicke, vo: 
wart, feften Grundfägen und firenger Ordnungsliebe. 
beftimmt, fehnell und ſicher. Das Zalent wußte er zu 
Wirkungskreis anzumweifen, wiewol er nicht frei vom 8 
men ſcheute er, felbft wo feine Einficht fie ihm als nöthig 
was ihm allerdings zum Tadel gereicht. Indeſſen erle 
liche Laften und mar im Innern von den ebelften Gefuͤh 
nug, wie von aller Verftellung und Niedrigkeit. Sein 
1777) Bankdirector in Elbing. 

Strumpfwirterei fol von einem Franzoſen 
als er in Frankreich nicht bie gemünfchte Belohnung fand 
andrer Franzoſe, Jean Hindret, foll hierauf, jedocher 
gegangen fein, dort die Einrichtung des Strumpfwirke 
einen ähnlichen in Paris aufgeftelit haben, worauf ihm: 1 
zur Strumpfwirkerei in Seide ertheilt worden fein fol 
Strumpfwirkerſtuhl von einem Scottländer erfunden 
einft fein Mädchen Strümpfe ftriden und fpottete datuͤl 


lachend erwiderte, daß er doch mit aller feiner Weishei 


lernen werde. Wahrſcheinlich hat dieſe Kunſt aber Wil 
Komnk.t.... —- 


Struve (Familie von) 778 


smaͤnner und thaͤtige Foͤrderer der Kunſt, Wiſſenſchaft und wahren Gei⸗ 
verdankt, ſtammt von Kiel, wo Anton Sebaſtian St. 1729 geb. 
ch vollendeten Studien und mehren Reifen feine erfte Anftelung als Pris 
des Minifters Grafen v. Schönberg zu Dresden erhielt, dann 1755 
afte des Herzogs von Holitein » Bottorp, nachherigen Kaiſers von Ruß⸗ 
LII., als herzogl. Regationsfecretaie beim Meichötage zu Regensburg, 
päter in kaiſerl. ruſſiſche Geſandtſchaftsdienſte, zuletzt als wirklicher Ges 
er fortwaͤhrend zu Regensburg ſtand, bis der Reichsverband aufgeloͤſt, 
unter vielen Zeugniſſen der Anerkennung ſeiner Verdienſte, worunter 
yelöverleihung war, penſionirt wurde. Er ſtarb 1802 zu Schönfeld bei 
eine Biographie findet man in Schlichtegrolls „Nektolog ber Deutfhen 
. Zahrh." (2. Thl.). 

8 würdigen Mannes Ättefter Sohn, Johann Guftav v. St., kai⸗ 
Staatsrath, Ritter des St.» Annens und Wladimirordens, war ruſſ. 
:ager am babifchen Hofe, geb. 1763 zu Regensburg, erhielt feine Ju⸗ 
g auf ber Mititairatademie zu Stuttgart und auf der Hochfchule zu Er- 
mm mar er bei der ruff. Gefandtfchaft zu Warfchau, unter dem Groß: 
Grafen v. Stadelberg angeſtellt und warb nach einander zu verſchiede⸗ 
atifchen Sendungen gebraucht. Überall bewährte er Geſchaͤftsgewandt⸗ 
cht und Bieberkeit, fo auch als erſter Gefandtfchaftsfecretair zu Muͤn⸗ 
neöburg, Amſterdam u. ſ. w. Er ift Verf. mehrer gehaltreicher politi: 
ften, u. a. dee „Coup d’oeil sur l’etat politique de l’Europe au com- 
t de l’annec 1806". Er ſtarh zu Karlsruhe 1828. | 
weiter Sohn, Johann Georg v. &t., geb. zu Regensburg 1766, 
t dem Ältern Bruder gleiche Schulen. Won Erlangen ging er nach Goͤt⸗ 
an zu frinem Vater, unter deffen Anleitung er die diplomatifche Lauf- 
t. Mit dem ruff. Gefantten Grafen v. Mocenigo machte er große 
r Wien und Konftuntinopel nach Palermo und Neapel. Spaͤter warb 
hiedenen diplomatijchen Geſchaͤften in Deutfchland gebraucht und ſteht 
g ale Staats: und Legationsrath bei der kaiſerl. ruſſiſchen Geſandtſchaft 


britte und jüngfte der Gebruͤßer, Heinrich Chriftian Gottfried, 
zu Regensburg, erhielt den Schulunterricht zu Holzminden im Braun: 
m und beficchte die Univerfitüten Erlangen und Bonn. Schon als 
er, nuch feines Waiers Wunfche, im kaiſerl. ruff. Collegium der aus⸗ 
legenh. eingefchrieben und fo ihm felne künftige Laufbahn vorgezeichnet, 
indeß nicht verhinderte, feinen Lieblingsbeſchaͤftigungen, dem Studium 
© umd der Mineralogie, mit wiffenfchaftlihem Ernſte ſich zu widmen. 
mahm er eine Reife über Wien, Kiew und Moskau nad) Petersburg, 
zur Esiferl. uff. Sefandtfchaft am niederfächf. Kreife zu Hamburg ge⸗ 
be. Hier blieb er bis zum Abgange des Minifterd Baron v. Grimm, 
'onders liebgemann und mit fich nad) Braunſchweig nahm, mo er den 
h=literarifäyen Veteran, nad) dem Befehle bes kaiſerl. Hofes, bei der 
Sorrefpondenz unterflügte. Gier verheirathete ſich St. mit der Gräfin 
Degle v. Friedenberg, verweilte einige Zeit zu Botha, und ward dann 
erſter Legationsſecretair zue Gefandtfchaft in Stuttgart verfegt, wo er 
fand, in Mußeftunden umd auf Reiten in den benachbarten Schwarz⸗ 
Die Alpen feiner euthuſiaſtiſchen Liebe zu den Naturwiſſenſchaften zu 

d den Grund zu feinem koſtbaren, jegt in Hamburg aufgeftellten Na: 
nette su legen. 1805 vertrieben ihn die Krirgebegebenheiten; ex fluͤch⸗ 
Breig, ging bald darauf nad) Prag und Wien, bie er mit Ernennung 
Repnin zum Gefandten am koͤnigl. wetfätifchen Hofe 1809 teilen vo 


& 
ĩ 


4 
| 





durbot, feine Thätigkeit, Einficht und Menfchenfreunblt: 
des Fürften Vertrauen in hohem Grade genoß. Als Kaif 
Leipzig ging, befchenkte ex Herrn v. St. mit den diaman 
Annenorbens; 1815 ernannte er ihn zum Gefchäftsträg: 
cher Stelle im folg. $. die eines Beneralconfuls verbunt 
warb von St. zum Miniiterrefidenten bei den Hanfeft ädte 
uff. Staatsrath erhoben. Wie im diplomatifchen Leben, 
Hr. v. St. mit großer Auszeichnung. Die Akademien de 
tingen und Petersburg, die jenaer Geſellſchaft der Minen 
Verbindungen haben ihn zu ihrem Mitgliede erwaͤhlt. 9 
ſchen Auffäge ftehen in v. Leonhard's „Taſchenbuche“ u: 
und literariichen Blaͤttern. Er ift Verf. der 1807 zu G 
ralogiſchen Beiträge”, Herausgeber der „Reifen eines jung 
Jaſſy in dir Krim” und Überfeger der ſchaͤtzbaren Frey 
le Caucase et la Georgie“ (Hamb. 1816). Seine „S 
und Geologie des nördlichen Amerika” find nach amerika 
beitet (Hanıb. 1822). — Mit regem Eifer für das Stud 
Beologie benust Hr. v. St. fortwährend jede Gelegenhei 
fin Erdtheilen gemachte Beobachtungen zu fammeln, f 
zumachen, wovon das Irgtgenannte Werk, welches aus fe 
mit größtentheil norbamerilanifchen Geleyrten hervorges 
ven Beweis liefert. 

Struve (Friedrid, Adolf Auguft), geb. am 9. L 
Stolpen in Sachſen, wo fein Vater (Ernſt Friedrich) pr 
1794 die Fuͤrſtenſchule zu Meißen, 1799 die Univerjitä 
halb Jahren die Univerfickt Halle für das Studium der 
Inngte er amı 27. Sept. 1802 die mediciniſche Doctor 
„Dissertationis inauguralis de quibusdam thcoriae 
prodromus sistens docimasiam pulmonum Plouquetiaı 
jtigt und mit Ausficht auf die Unterlebrerftelle bei der Kl 


Böünfsina Erdhameslcaa Arrbhahe ai Brake Man mu 





VE SU YUV ABU — L (CU JUNE) VB JUyYasspUayenn 


1603 — 1714 (111 Jahre) ben ſchottiſchen und engl. Thro 
Unter diefen Fürften zeichneten ſich die wenigen guten mehr 

tugenden aus, unb man erfiaunt, wie ganze Ratioı 
einem Eleinherzigen, ſchwachſinnigen Geſchlecht als Mittel t 
ſcherluſt konnten betrachten laſſen; man erflaunt, wie n 


. ben Briten einfallen Eonnte, ben üppig: leichtſinnigen Karl 


kob II., der ungluͤcklich auf feinem Inge in Irland gemwefer 
nige Fahre vor feinem Tode in den Sefuiterorden aufnehn 
ger den Verluft von 3 Koͤnigskronen, ald das Fehlſchlag 
Großbritannien die Fathol. Religion wieder zur herrſchend 
1.701 zu St.» Germain in Frankreich. Jakobs II. Sohn, 
valier de St.» George genannt, bruchte fein Leben im Eri 
Eduard, der Prätendent, war ungluͤcklich in Schottland. 

ſes Haufes, nannte fih Kart III., und flarb Einderlct 
Kom. Seine Witwe, die Gräfin Buife v. Albany (f. 
29. Jan. 1824: Mit Ihe erlofcdh der Nrme Stuart, b 
Des Prätendenten Karls III. einziger Bruder, der Car 
(S. Eduard, Enkel Jakobs II.) Der König Georg IV. 
in der Peterölicche zu Nom durch Ganova ein Denkmal erri 
der Cardinal, Jakobs H. Aſche in Paris, im irlaͤndiſchen 
ift zu Frascati beerdigt.) Der Cardinat York hatte als der I 
dem von Frankreich 1798 zur Entfagung auf Piemont ; 
ruel IV. von Sardinien (fl. 1819) vermacht. Die Papier 


ſes bat die engl. Regierung in Nom in Beſchlag nehmen L 


Geſchichte wichtig fein. ©. „L’enprit des Whigr , ou ca 
Stuarts du tröne d’Angleterre" (Paris 1819). Sel 
Stuarts, wie Clarke in feiner ‚Vie de Jacques II, tradui, 
Paris 1318), müffen bie Unfähigkeiten und bie Fehler die 
ihnen angeführten Thatſachen und Aktenftüde bezeugen. 

the, „Tableau politique des regnes de Charles II et ı 


Studentenmwefen 777 


Burſchen) wurde doch ber Zweck der Ordnung, Ruhe und Gefeglichkeit, 
um Grunde lag, nicht erreicht: denn manche diefer Magiſtri führten eine 
ge Aufficht und ließen ihren Studenten allen freien Willen, um recht viele 
Burfen zu bekommen, da diefe, wenn es nicht etwa gefliftete Freiburfen 
fie für ihr Rectorat bezahlen mußten; manche unterwiefen felbft ihre Lehr: 
allen nur möglichen Schlechtigkeiten, und durch das enge Zufammenteben 
sueden alle gefellige Laſter zu einem fehr hohen Grade ausgebildet. Daher 
venn, daß die Burfen, anftatt Schulen des Fleißes und der Tugend zu fein, 
en des Müfigganges und aller Mohheiten wurden. Saufereien wechfelten 
ſchweifungen in der Liebe, Zänkereien, Schlägereien und Zweikaͤmpfen ab; 
fere Geiſt in Leben und MWiffenfchaft ging verloren, und machte geiſt⸗ und 
e Foͤrmlichkeiten Platz. Da kam denn die Zeit der dunkeln Männer (ob- 
m virorum), welche nad) Kräften ftritt mit dem aufgehenben Lichte und 
ern Seife, den Hutten, Reuchlin, Erasmus und ihre Schüler durch die 
ung der griechifchen und römifchen Literatur in Deutfchland wedten; Lu⸗ 
waft und Begeifterung , die wie ein Blitzſtrahl die Völker erleuchtete, regte 
Beift durch das ewige Wort Gottes an. Da fahen die Studenten, welche 
» der Zeit des Kampfes ſich in 2 Partelen gefchieden hatten, vollfommen . 
3 es auch unter ihnen nicht fo bleiben koͤnne, verließen Ihre verderbten und 
mden Meilter und wählten ſich Vorſteher aus ihrer Mitte. Landsleute hiel- 
andsleuten, und fo entitanden gefchloffene Verbindungen u. d. N. Lands: 
after ober Nationen, deren jede ihre eignen Statuten, Amter und Gaffen 
Iber auch diefe Verhaͤltniſſe erzeugten viel Schlechtes und Unwuͤrdiges. Es 
maͤmlich nicht lange, fo wollten die Vorfteher und Altern die Herren fpielen 
gen an, die Süngern und Neuangelommenen unwuͤrdig zu behandeln. Nach 
ſchiedenheit des Burſchenalters entflanden 2 Claffen unter den Studiren- 
schoriften (Auffeher, Präceptoren) und Pennale (Untergebene, Lehrlinge). 
wurden von jenen ganz wie Schuljungen behandelt und mußten alle kleine 
dere Arbeiten für fie beforgen. Dies Unmwefen, dag man Pennalismus oder 
Aismus nannte, und das Schöttgen in f. „Geſchichte des Pennalismus“ 
mit Treue gefchilbert hat, bot faft 100 Jahre ang allen Gefepen der Re: 
en Trotz, bis es endlich zu Anfange d. 18. Jahrh. mit Auflöfung der Ne: 
u diefer Form aufhörte. Aber man riß ein, ohne etwas Neues aufzubauen ; 
zbot ſchlechthin alle Verbindungen, ohne zu bedenken, daß es immer noch 
kuͤnglingen Beduͤrfniß blieb, fich fefter an einander anzuſchließen. Daher 
en bald geheime Verbindungen u. d. N. „Orden“. In ihnen erhielt ſich 
anches von dem alten Pennalismus, aber in gefälligerer Form und andrer 
» Drbnung. Die Schoriften wurden zu Senioren, die Penndle zu Fuͤch⸗ 

unbeftimmten Statuten zu einer Genftitution und die eigenmid)tigen Bes 
ngen ber Schoriften zu einem flehenden Befege (Comment), welches letztere 
im Über die Ehre, deren Verlegung, Verluſt und Wiedererlangung verbrei⸗ 
da aber die Orden, welche jedes Mal nur wenige Mitglieder zählten, fich 
teen der ganzen Hochfchule aufwerfen wollten, und überhaupt ihre Schat: 

Skandalſucht, Renommifterei, Rohheit, Stolz und Anmaßung bemerb 
Icde, machten ſich zu Ende d. vor. und zu Anfange d. jetigen Jahrh. mehre 
tte unter einander verbindlich, nicht unter fie zu treten. Aus diefen nega⸗ 
tbindungen wurden allmälig pofitive, welche ben Ordensverbindungen ges 
e Spitze boten und fie bald unterdruͤckkten. Diefe Landsmannſchaften, die 
heim, aber nicht Verbindungen fuͤr die ganze Lebenszeit waren, wie jene, 
Ennfichtlich der Zahl ihrer Mitglieder wenig übertrafen, nahmen, ba fie auch 
SL von Ordensmitgliebern gebildet waren, faft Alles mit hinüber, was jene 
tete. Das pennaliftifche Ariftokratenwefen, das Commentweſen, die kl: 





jene Xservindungen (Tandsmannichaften, Worps, Kranz 
fondere Berfaffung haben kann. Kein andrer „bonoriger 
und Stimme bei allgemeinen Burfchenangelegenheiten f 
ten haben nach der Zeit ihres Aufenthalts auf Univerfit 
3) Jede Verbindung, fie ſei fo zahlreich als fie wolle, 

Repräfentanten= oder Seniorenconvent. 4) Der Senic 
alle Studenten Öefege. Er hat Feſte anzuordnen und V 
108: Erklärungen) auszufprehen. 5) Ob der Bruch be 
Senate und bei der Immatriculation gegeben wird, imf 
Ehrgefuͤhl eines Jeden überlaffen. (!) 6) Dummer, b 
gleichen ehrenrührige Worte ziehen abfolute Foberung nad 
kommt in Verruf. Verruf ift die „abfolute akademiſche 
bindungen, deren Grundfeſten auf dem Schein und Sch 
Ehre erbaut waren, deren Brundfäge und Handlungs 
fegen fo fehe als der Idee eines rechten Burfcheniebens 
melche fich eine Übereinkunft der gefammten Reicheftände 
Juni 1793 erklärte, die in der Form eined Reichsgutachte 
berlin's „Handb. des d. Staatsrechts“, Th. I.), konnten 
Eriegen in den Schoß der Wiffenfchaften zuruͤckkehrenden 
unmöglich gefallen. Sie hatten erfennen gelernt, daß ba 
in Einheit und in Einigkeit beftehe, daß Geſetzlichkeit 
Grundſaͤtze eines wackern Bürgers feien, und daß alles 
untergehen müffe in der Idee eines gemeinfamen, in gefel 
henden Vaterlandes; fie hatten den Schein von der Wahr 
der innen, die Form vom Geiſte unterfcheiden gelernt, 
mannfchaftswefen unmoͤglich ruhig mit anfehen. Da gab 
um mit vereinten Kräften gegen bie Parteiflchtler anftre 
fih Die, welche Einigkeit wollten, eine Form, frei und oͤff 
Burfchenfchaft, alfo genannt, weil fie die Sefammehelt « 
herkoͤmmlichem Worte Burfche, unter Einem Gefege vere 
es, wo zuerft alle Parteien zur Einheit verfhmolgen. Auf ! 


Stubium Stukkaturarbeiter m 


chkeit und gefegmäßigen Freiheit zu wecken und durch eine biefem gemäß 
Form feſtzuhalten. So hat ſich bis jegt das Studentenweſen auf den 
3 Hochſchulen aus dem jedesmaligen Geiſte der Zeit geſtaltet. 
tudium, Studien, biefer Ausbrud, welcher im Allgemeinen jebe 
semühung in Kunft und MWiffenfchaft bezeichnet, welche auf Nachdenken ' 
erricht beruht, wirb doc) gana beſonders von einer fünftierifchen Arbeit ges 
welche die Bildung bes Künftler6 zum Zwecke hat. Das Stubium ober die 
Es Kuͤnſtlers gefchicht hier entweder nach ber Natur, oder auch nach frem- 
tſtern, d. i. nach vorhandenen Kunſtwerken; in beiden Faͤllen werben die 
13 welche daraus hervorgehen, Studien genannt; vorzüglich aber Zeich: 
sınb Modelle, welche die Übung in einzelnen Gegenftänben, Figuren ober 
derſelben enthalten. 
tufenjahre heißen diejenigen Jahre, welche von den Alten und auch 
u Neuern für gefährlich gehalten werden, weil mit ihnen ſich eine völlige 
zung in der Eörperlichen Befchaffenheit des Menfchen zutragen foll. Ge⸗ 
p nimmt man jedes fiebente Fahr des menfchlichen Lebens als ein Stufen: 
obgleich Einige das neunte Jahr dafür halten. Wahrfcheinlich hat die er⸗ 
wechnungsart des fiebenten, als des Stufenjahrs, in dem mit jener Zahl 
mnen Aberglauben ihren rund. Weil nun in dem 49. Fahre 7 Mat 7, 
* aber 7 Mal 9 zufammenktommen, fo werben fie für die großen Stufen: 
Iten.. 
tuhlweißenburg (lat. Alba regia, ungarifch Szckes- fejervar, 
MBieligrad), eine koͤnigl. Freiſtadt in der Geſpannſchaft gl. N. in Ungarn 
Der Donau und in ſuͤdweſtlicher Richtung von Ofen nady dem Plattenfer, 
ig gelegen und von Moräften umgeben. Der Ort, einer der aͤlteſten und 
ebigften im Lande, hat gegenwärtig 1300 H. und gegen 12,250 Einw;, 
mmeiltentheild von Tuch⸗ und Flanellweberei oder vom Weinbau nähren. 
hof mit feinem Domcapitel, die Gerichtötafel des Gomitats, mehre Ca⸗ 
mter, mie aud) das Salz» und Poftamt haben hier ihren Sig; das kathol. 
Elum und das Seminarium find nicht unwichtig. Die Stadt hat mit vielen 
wen ſuͤdlich gelegenen, der Geſundheit Außerft nachtheiligen Sumpf, wenig: 
der Nähe, auszutrodnen verſucht. Seit Stephan d. Heil. war Stupl- 
Meg der Kıönungs = und Begräbnißort der ungariſchen Könige und bis 1702 
Als unter Kaiſer Friedrich III. der Kampf des Haufes Öftreich um den 
m Ungarn begann, eroberte der römifche König Maximilian I. 1490 den 
Inte ihn aber nicht gegen Bathori behaupten. 1543 fiel Stuhlweißenburg , 
Pätulation den Türken unter Soliman in die Hände. Diefe wurden zwar 
> Mubolfs Feldherren Palfy, Nadaſti und Zrini 1593 in der Nähe von 
Kisenburg'yefchlagen, blieben aber dennoch im Beſitz. 1501 nahmen ber 
Mercoeur und ber General Rußworm bie Feſtung mit Sturm; Haffan 
Der fie wieder zu erobern verjuchte, wurde in einer Hauptſchlacht befiegt ; 
EEy die Dieuterei ver Befagung gerieth Stuhlweißenburg ſchon 1602 wieder 
Woalt der Türken. Stuhlweißenburg büßte nach und nach f. alten Flor 
burg wurde nun Kroͤnungs⸗ und Hauptſtadt. Als endlich die Türken 
Seere des Kaifers Leopold aus Ungarn vertrieben tourben, eroberte ber 
on Baiern 1688 Stuhlweißenburg. In den Unruhen, melde Ra: 
— d.) und bie fogen. Malcontenten erregten, belagerte es Karoly, wurde 
em hibigen Gefecht durch den General Heifter befiegt (1704). Nach voͤl⸗ 
Zueibung der Rebellen vermittelte Job. v. Palfy die friedliche Unterwer⸗ 


Pie segten Nation. 
u Tatu rarbeiter nenntman ſolche Perfonen, welche aus einer Mafe 
undb Kalk, wenn fie noch weich if, an Decken, Wänken und Grin 


— 


















u..n.. on ı—_ wu... y u 0. wre yywuyseo -.......... . 


bald wird fie dichter und zäher, ſodaß fie fich mittelft der Fi 
bilden läßt. Zuletzt kann man fie fogar mit einem Yon 
f&haben , damit der Umriß fcharf oder rund werde. Bisn 
Verzierungen in einzelnen Blumen, Blättern, Arabesten ı 
dann an den Ort, wohin fie fommen follen. Doch muß x 
fläche mit fehr weichem Stud beftrichen, oder aufgehadtt, 
Nägeln und Holzpänen verfehen werden, damit die Ve 
Wenn die Stukkaturarbeit mit gehöriger Vorſicht unterno 
lich austrodnen kann, fo ift fie ungemein dauerhaft un 
Es gehört hierher auch der fogen. Gypsmarmor, mit w 
beitee Säulen, Altäre u. f. vo. fo täufchend bekleidet, daß r 
mor hält. 

Stumm, Stummheit, f. Taubflumme. 

Stunde nennt man den 24. Theil eines Tages, 1 
be des Tages im bürgerlichen Leben nach dem Eintritt de 
Ion, fodaß der Tag in 2 Mal 12 Stunden zerfällt. Jede € 
60 gleiche Theile (Minuten) getheitt, worauf Unterabth 
Theilen in Secunden, Zertienu. f.w. folgen. Biele V 
lung des Tages in 24 gleiche Theile gar nicht, bei andern 
eigentlichen oder natürlichen Tages bald größer, bald Hei 
Nacht. (Vgl. wegen ber virfhiedenen Dauer der St 
Sonnen = oder Sternzeit bezogen wird, Sternzeit.) ( 
zeit gefagt worden, daß die Firfterne ihren fcheinbareı 
in 24 Stunden Sternzeit vollenden, während diefer Zeit 
kugel, oder ir 1 Stunde 15° zurüdlegen. Denkt mar 
Grade geogr. Länge von einander entfernte Beobachter, ſi 
ihnen den nämlichen Fixſtern um 1 Stunde Sternzeit, od 
die Rede ift, Iegtere um 1 Stunde Sonnenzeit fpäter im 
andre. Syn folcher Beziehung auf einander heißen bie 
Stunvenkreife, welchen Namen ihnen die Gnomonil 


= an &na 2 sa - -„.a !_.n -..& .® 


Sturlafon Sturm (Chriftoph Chriſtian) 781 


doc) gewöhnlich nur eine vor&bergehende Exrfcheinung, die ebenfo fehnell 
nd als fie entflanden war, und tro& der Sactionen bed Adels, die oft lic: 
; fremden König als einen aus ihrer Mitte an der Spige bes Reichs fa- 
& einiger Nevolutionen, wodurch häufig die Gewalt des Reichsverweſers 
rmichtet zu werden fchien, erhielt ſich doch Sten St. mit emem mehr als 
m Anfehen. Er führte die Buchdruderei in Schweden ein, ftifttete, die 
dt zu Upfala und zog zum Beften des Landes gelehrte Männer nad) Schwe⸗ 
e Unabhängigkeit bes Landes behauptete er fo ſchlau gegen Dänemark, daß 
ılmarifche Band, ohne es ganz zu Idfen, doch voͤllig unſchaͤdlich machke. 
beiden nachfolgenden Neich&vorfteher, Suante Nielsfon Sture (1504 — 
deffen Sohn, Sten St. d. J. (1512 — 20), verdienen Bewunderung 
Dank der Nachwelt. 16 Jahre lang ſchuͤtzten fie ihr Vaterland g'gen alle 
mungen Dänemarks und das Volk gegen den Druck der Geiftlichfieit und 
och härtern Drud der Großen. Der Kampf aber, den Sten St. h. J. ge 
krzbiſchof Guſtav Trolle beftehen mußte, war ein Kampf gegen die verei⸗ 
acht der ſchwediſchen Geiftlichkeit und der mächtigften ariftofratifchen Par: 
diefe beiden hatten dem Scheine nach diesmal Ein Intereſſe mt Daͤne⸗ 
— Schlacht gegen die Dänen wurde Sten St. toͤdtlich verwundet 
, 1520. 
turlafon (Snorro), ein Söländer aus einem alten abeligen Gefchlechte, 
9. Er lebte lange an ben Höfen von Schweden und Norwegen, mar zu: 
ndifcher Lagmann und wurde 1241 auf f. Schloffe ermordet. Als ein 
on großen Talenten machte er ſich berühmt als Dichter, Geſetzgeber, eifriger 
taner und Gefchichtfchreiber. Aus den alten Skaldenliedern und arıbern hi⸗ 
ı Dentmäleen, bie er auf we'ten Reifen gefammelt hatte, flelite er eine allge: - 
befchichte des Nordens mit Geſchmack und hiftorifcher Treue (ſo weit dies 
3ı Queilen möglich war) zufa.nmen; fie ift reich für Schweden unb SFeland, 
mer für Norwegen und niıht ohne Ausbeute für Rußland. Ihr Titel 
tims Kringla (b.i. Orbis terrarum) edr Noregs Konunga Soegor «. 
 regum septentrionalium a Snorrone Sturlonide eonscriptae", 
tg. v. Joh. Peringskioͤld (Siodh. 1697). Eine neuere vorne. amd verb. 
m. Schöning md S. Th. Xhorlacius erſchien in 3 Bon., Zol., zu Ki 
31777—82. Die Fortſ. vor Sturla Thoraldfon (aus Norwegen) und 
gen. f. in Cheift. Jakobi's „No.vegia monarchica et ehristiana‘' (Blüd: 
2, 4). (gl. Standinavifche Literatur.) | 
urm. 41) In der Kriegswiſſenſchaft der Angriff auf Truppen ober Wer: 
en mit gefältem Bajonnet, Eindringen in ihre Golonnen unt Reihen, 
gung ihrer Werke. 2) In der Phyſik eine fehr heftige Bewegung der 
21. Winde.) Stürme können an 80 und 100 Fuß in einer Secunde zus 
— Gturmbalten find an bie äußern Abbachungen der Bruſtweh⸗ 
an bie Boͤſchungen der Berge befefligte Baumſtaͤmme, die marı in dem 
Be, wo ber Feind felbine erfleigt, herabrollen laͤtt. — Sturmpfähle 
ar In der Befeſtigungskunſt liegende Palifaben, oder zugefpiste Pfähle 
len Länge und 8 — 12 Zoll Stärke. Man legt fie gemeiniglid, zwifchen 
ad Bruſtwehr auf die Berme einer Schanze in die Erde, und verbindet 
en mit angenagelten Latten unter einander. Sie hindern bei einer Ver: 
Bas Erfleigen der Bruftwehr. 
aırım (Chriftoph Chriftian), geb. 1740 zu Augsburg, fludirte zu Jena 
>. ward Prebiger zu Magdeburg und 1778 Paftoe an der Petrikirche und 
Daraburg, wo cr, als Menfc und als Religionslehrer gleich hochgeach⸗ 
ug. 1786 flarb. St. bewährte den Grundſatz, daß man jede Er: 
> Wahrheit erſt bei fich ſelbſt zur Gottſeligkeit fruchtbar werben Aalen 









782 Stürmer (Iı 


müffe, ebe man biefe burdy Mittheilun; 
gründliche Gelehrſamkelt, geläuterte R 
gaben , raſtloſe Thätigkeit, unermüblidh 
Sinn und MWanbel erwarben ihm bie ung 
ben. Er fchrieb eine große Anzahl And, 
famtelt" (Dane 1763); „Der Chrift o 
tungen mit Gott in ben Morgenftunben a 
die viele Aufl. erlebten, u. m. a,, welche fi 


‚gung ımb alfo durch Herzlichkeit empfehl 


Gotten im Reiche der Natur und ber Vor 
in welchen an wichtige Naturgegenftänt 
beiten sur Belebung frommer Gefinnung 
„Andachten über die Werke ber Natur 
geläuterter umb frommer Geift weht aı 
„Predigten für Kinder von reiferem Alte 
neuere Geſangbuͤcher enthalten Lieber a 
(1776); „Gefangbud für das reifere 
(1787) und Geſangbuch für Gartenfrei 

Stürmer (Ignaz, Frei. v.), | 
mille N euftädter, genannt Stürmer. D 
Beinamen unter Friebrich Barbaroffa be 
beſaß bibeutende Güter, kam aber bur 
herab, baß fie ſelbſt die Spur ihrer Abi 
ber aufgefunden wurde. Geb. zu Wien ı 
Fefuiteriorden.. Nach beffen Aufhebun 
auf der Univerfität zu Wien, bis er 177 
Freih. v. Binder, als Zögling in bie ort 
ſchritte in den morgenländifchen Sprache 
Jahre Mitarbeiter an der neuen Ausg. | 
und den vorzüglichften Antheil an ber per 
men ber Eaiferl, koͤnigl. Akademie beren 
überteidyte. 1779 begleitete er ald Spi 
bert nach Konftantinopel; 1781 wurbe eı 
tete er den Baron Herbert nach Cherfor 































| | 184 Stur 


amerika zu begrümben, bodh bereitelten 
v. &t. kehrte nady Europa zuruͤck und 
und bevollmäht. Minifter am brafilif 
der damalige Minifter der auswaͤrt. A 
er in Bibraltar, wo Bepterer Schiffbrud, 
hatte. Bein Aufenthalt in Rid-de-Fa 
Intion ben König nad) Portugal zuruͤd 
folgte. Kurz vor des Letztern Ankunft 
Geſchaͤftotraͤger und Generalconful, Fi 
mination, an ber er Theil au nehmen fiı 
Berks nicht die verlangte Genugthun 
war, Ziffabon. Nun beftand Frhr, v 
dem Minifter der ausmwärt. Angelegenh. 
ſo beleibigenbe Note, daß er fogleich Pi 
Beifpiele auch der kaiſerl. ruſſ. Geſan 
Minifter befinbet ſich im Diario del | 
in meheen engl. und franz. Blättern. 
Benehmen volllommen. Dr. v, St. 
Paris und Mien befunben, ohne bag ü 
fehl ſ. Hofs gemachten Reifen etwas ve 
Sturmfluten, dbie gewaltig 
1824 ben Strand von Petersburg und 
und 4 Febr, 1825 bie norbeuropäifd 
Küfte verbeerten, fcheinen theils vulkaı 
vereinten Anziehungskraͤften der Son 
Fluten zugefchrieben werden zu müfje 
ben von Inbdlen bis Syrien; auf ben 
Deutfhland fühlte man Erdſtoͤße; n 
mitten in. Oflfriesland, verloren ploͤtzl 
wieber mit Quellwaſſer angefüllt; baı 
ſalzig als ſonſt; Seeleuten, melde fi 
fee befanden, kam das Seewaffer ung 
und +. Febr. 1825 auf einmal über 45 
ih ma Ianit Ati 


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vauıy ug YUSYYEHBIWS yuyvisı, W888 Yin —/ EIU/YEUWYE zasııy W 
fetbßt in Augenfdein zu nehmen. Sn feinem Gefolge 
major W. Müller, der Verf. des intereffanten Werks: „ 
fluten an den Ufern der Norbfee und der ſich darin ergiei 
am 3. und 3. Febr. 1825, nebfl der Angabe der dadurch 
digungen u. f. w." (mit Charten und Plänen ; auf Kofı 
der Überſchwemmten, Hanover 1825). Es enthält elı 
der Ungluͤckefaͤlle in dem hanoͤrerſchen Gebiet, im Großh 
Oſtfrietland, in den Herzogthuͤm. Holſtein und Schlet 
Gegend, nebft den Unterſtuͤtzunge⸗ und Wieberherftelt 
den 1,115,777 Ihie. zur Wiederherſtellung der Deiche 
fonds 573,399 Thlr. an Vor⸗ und Zufchüffen ausgeg 


Koͤnig auf verſchiedene Weiſe 187,325 Thir. zum Beſte 


vönigen Wiederherftelung der Deichbruͤche werden in b 
etwa noch 800,000 Thlr., und wenn man bavon die Sum 
Thlen. abjieht, welche Die Einw. durch eigne Anftrengung 
300,000 Thir. erfoderlich fein. — Der regierende Gre 
von Oldenburg legten gleichfalls in biefer großen Noth i 
chendſten Beweiſe von Menfchenfreundiichkeit an ben 5 
Bürger folgten mit eblem Wetteifer ihrem erlauchten Be 
reiſte diejenigen Gegenden, welche am meiften gelitten E 
glüdlihen Marfchbewohnern ebenfo herzliche Theilnahn 
Minderung ihres Ungluͤcks. Ruͤhmenswerth zeigte fid 
allgemeine Wohichätigkeit unferer Zeitgenoffen. Aus 
veichliche Beiträge ein, beſonders aus Aachen, Anhalt, 
Bremen, Frankfurt a. M., Gotha, Hale, Hamburg 
Weimar, Wien, ſelbſt aus Petersburg, aus Daͤnemark, 
reich, Itallen u. f. v. 

Sturz (Hrlfrich Peter), ein berühmter deutſcher 
zu Darmſtadt, ſtudirte von 1754 — 57 zu Göttingen 
umb befejäftigte fic) zugleich mit dem Studſum der Aſtho 


4TRM mauh am as Kan Menue DE __. 


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22 — — 


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788 
Handel und Weinbau; aber ihre Hi 
1776 ward zu Stuttgart eine Meſſe 
Schule, die aub dem Inſtitut auf der 
einer militairifchen Pflanzfchule gema 
Autlänbern an #00 Zöglinge. 1773 e 
regen ber barir eingeführten militaicif 
gart in ein prachtvolles Gebäude verle 
witweten Kalferin von Rußland, eine: 
biefe Militairafabemie durch ein kaiſer 
Die-öffenel. koͤnigl Bibliethek If ein 
burch bie Freigebigkeit bes nämlichen J 
biftorifchen Werken verfehen worden ifl 
und Panzer’fchen Bibrlfammlungen ei 
ſem Fache vor allen andern Bibliothe 
fammlung entbält 200,000 Bbe., mic 
ner eine Kunflalademnie und Kunſtſchu 
theater, #, topograph.: flatiflifche Anſt 
Ked engeſang u.a,m. Das Katharl 
eftiftere Toͤchterſchule Auch die koͤ 
baren alten Werke und Hanbfchriften ı 
werds hoͤchſt metkwuͤrdig. Seit bern 
In 4 reife eingerheilt worden iſt, gehö 
wie auch Kanftabt, unter einer befon 
von Stuttgart, Im Dberamte Leonber 
einem Berge, Sehenewürbig find hle 
Goncertfaal, ber neue Marftall, bot 
Militairatademie, das Opernhaus, br 
Gebäude, ber Drangeriegarten und tb 
nachbarten Bärenfre, bie ber verft. Koͤr 
unb Gonftein in ber Naͤhe u, f. w. 
von Gtuttgart”, vom Scheffer (Sturi 
gart und Bubwigsburg” (Tub. 1817). 
Styl (orviog), urfprünglic 








750 Styl de 
und nad) Bilbung ftrebenber Menfchen gi 
und biefes erzeugt ben bibaktifchen Styl; 
ger, gegründet auf gegenfeitige Hülfreid 


‚ bürfnif der Mittheilung auch gegen entfi 
ſche Verhaͤltniß des Menfchen zu feiner 


bringt bie Gefchichte hervor unb mit ihr I 
ſchon fing man an,. bie Lehre vom fahri 
den Griechen, bie fich jedoch in ihren Entn 
bes Ausbrucds befchränkten, verbienen U 
fine von Halitarnaf, Hermogenes und Le 
mern Cicero und Dulnctilian. Aber unf 
ten, bie Theorie des Styls philofophifch 
smüberfebbare Menge von praktiſchen U 
ten, von benen jeboch nur bie weniyften, 
flattet, biefen Zweig bes Unterrichts wei 
Mit Glüuͤck haben unter und auf einen od 
Adelung („Über ben deutſchen Stpl', 178 
ben Styl“, fortgef. von Jeniſch 1808) 
1801, 2 Zble., „Die Sprade ber D 
(1820, u. m. a. Werke), Heinfius („Au 
Sprachunterrihts‘, 1807—19, 5 bl 
regeln bes deutſchen Styls, ober ber P 
Buͤrgeste (ded Dichters) „Lehrb. bes beut 
Sty! der Kunft. Wenn wir 
lungsweiſe verftehen (f. vor, Art), unb 
ben Kunſtſtyl einerfeits durch bie Darſtell 
Grgenftände bebingt finden, fo unterfcheil 
der Zeiten, fomit im Ganzen ben vı 
welcher auch ber ſymboliſche genannt werl 
Ringen mit dem angemeffenen Ausdruck 
Vorberrfchen bes Mächtigen und Koloffal 
Styl ber Griechen und Mömer (f. anti 
Kunft, welcher ſich als romant. Styl und 
gem inne zeigt. Ferner 2) den Stylbı 








— — 


ln. 7 —⏑⏑ 





794 Subject Subordinati 


geben wolle. Im Hinficht-eines in öffentl. Verſteigerung 
findet. fo wenig von Seiten bed Verkäufers, wie bes Ka 
gen auferorbentlicher Verlegung (Remedium ex L. 2, C 
venditione) flatt. Die Benennung Subhaftation hat 
römifchen Gebrauch, bei öffentl. Verfleigerumgen (fomwı 
tungen) an dem Orte, wo bie® geſchehen follte, einen Sp 
Subject, Subjectiv, Subjectipität 
Logifcher oder formaler Hinficht der rundbegriff eines U 
ſtellumg genannt, welcher eine andre (Prädicat) als Mer 
well doch in jeber Vorftellung etwa® vorgeftellt wird, ber 
man urtbeilt (f. Urtheil); in grammatital. Hinſicht 
Hauptbegeiff eines Satzes bezeichnet. Im philofopb. Bi 
dem Object entgegengefept, und bezeichnet bann bas v 
Weſen in biefer feiner Thaͤtigkeit, wiewol das erfennenb 
zum Gegenftande der Erkenntniß macht, und infofern 
worden ift. In der Ethik inebefondere wirb das freie $ 
Sache ober der unlebenbigen Subftanz, Subject gemann 
Subjret ber Hauptfag ober das Ehema einer Fuge. Sub 
auf ein vörftellendes und füblendes Subject bezieht, um 
hört, b. h. was in der Natur (namentlid; in ber Erkennt 
ned einzelnen Subjects, oder in ber Natur bes menſchli 
überhaupt feinen Grund bat. (S. Object.) Letzteres ift | 
objectiv, und man rebet daher von einer fubjectiven 
ober von ber perfönlihen und ber menfhlihen X 
burdy erſtere erfcheint. In weiterer Bedeutung wird 
was in ber Thaͤtigkelt des Borſtellenden liegt, bem Obj 
bem Worgeftellten gegründet ift, entgegengefegt, und es i 
genfäge, um beren Löfung bie philofophifchen Syſteme fi 
bem Begenfage bes Idealen und Realen nicht ſchlechthir 
heilt nun, daß Subjectivität dad Daſein in unferm, Bor 
ber VBorftellungen, vermöge beren fie durch das Vorſtell 
ferner bie Befchaffenheit und Eigenthümlichkeit eines ©: 
Aſthetik eine Beziehung der Kunftwerke auf das fchaffen 
bie tabelbhafte Beſchaffenheit eines Kunſtwerkes begeichn 


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 Subftitution, 1) die Belfegung eines Amt 
Zuficherung der Nachfolge. 2) In Echfchaftsfälten die E 
den Erben, wenn der erſte nicht Erbe wird. Sie ann g 
laffer, auf den Todeſ⸗ oder nicht Antretungsfal des ı 
unmittelbar ernennt, — dann iſt es eine birecte Subſtitr 
daß dem erſtern Erben aufgetragen wird, die Erbſchaft de 
folgenden Erben) zu überliefern, — dann iſt eine fidelcor 
vorhanden. Die erftere Art begreift naͤch rönıifhem Dei 
und die Pupillarſubſtitution. Die Vulgarfubflitution 
der Teſtaments errichter einen Erben, und im Kalle er niı 
Stelle einen Andern einfege. Die Pupillarſubſtitutio 
fegung , welche der Water oder Großvater, im Namen 
gen, in feiner väterlichen Gewalt fiehenden Kindes vorni 
dieſes in der Unmuͤndigkeit verfterden folte. Die Mu 
fubflituiren, wol aber der Großvater feinen in feiner vi 
findenden Enkeln, wenn ſie nach feinem Tode nicht in biı 
men. Die Pupillarſubſtitution hört auf: 1) durch ben ve 
tors erfolgten Tod des Unmündigen; 2) durch Erreichun 
durch, daß die väterliche Exrbeinfegung wegfaͤllt; 4) bure 
digen aus ber väterlichen Gewalt. Die Quaſipupillarſt 
emplaris) iſt die Erbeinſetung, welche bie Altern Rate 
auf den Fall vomehmen, wenn es in ber Bloͤdſinnigkel 
Kind lucida intervalla (foldhe Zeiten, wo es des Gebra 
big ift), fo duͤtfen die Älterm nicht quafipupiftarifch fubfl 
aber auch die Mutter thım. 

Succumbenzgelber heißen diejenigen Bell 
bie gegen das Urtheil des Richters zweiter Inſtanz ar 
Inſtanz geht, auf den Zall, daß fie von biefern mitt 
wird und ımterliegt (in casum succumbentiae), den Mid 
richten muß. Dieſe Gelder wurden vielleicht zur Were 


sinnsführt: Ka Mars wnh —anssticdh 








798 Südamerika (natürlihe Befcha| 


größerer Kraftu. Fuͤlle. Aus ber Gegend ber weſtl. Einbl 
Arica zieht fich nach ber öftlichen Ausbiegung beim Vorg 
fach gewunden, durch Brafifien bin das Gebirge Ehik 
großen Stromgebirte bes Plata und bes Maranhon (ode 
f. boppelte Abdachung, bie öftlich » fübliche und die noͤ 
beuere Ebenen breiten fih am Fuße der Chikitos aus 
Pampas, und bie Ebene des Amazonenlandes; jene g 
bedeckt. Noͤrdlich bavon erhebt fich, wie ein abgefchieber 
ftod von Guyana, ober meftlich das Gebirge Mei, mo 
ber Dronofo entfpringt, welcher mit bem Maranhon dure 
Mio Negro zuſammenhaͤngt, und oͤſtlich das Gebirge Ei 
licher, an ber Küfte bes caraibifhhen Meeres, erheben fi 
cas mit ber 8420 Fuß hohen Silla, oͤſtlich von ber & 
Bergreihe umfchlieft ein 50,000 geogr. IM. großes 
bie graßreiche Savannah, ober Oronokoebene, bie fl 
vom Maranhon, weftlich vom Mio Negro, umd nörblic 
würbigen Waſſerfaͤllen (Raudales) umgebm it. Man 

liches Wild von der Maturabtheilung be Ganzen, w 
Dronoko, Maranhon und Plata ımterfcheidet; 3 Flu 
fit der Geftaltung biefes Welttheils die Beobachtun 
verdienen. Der Dromoko (f. db.) bilbet bei f. 429fach 
während ber Regenzeit wol 8 — 12 Fuß tief unter Waffe 
geachtet von einem ganzen Indianerſtamme bemohnter J 
entfteht aus bem Zufammenfluffe bes Ucayle u. Tungurag 
bes Chimboraffo u. nimmt über 60 Ströme auf, u.a. ben 

durch viele Wafferfälle zur Schifffahrt wenig geeigneten X 
nem Laufe von beinahe 600 geogr. M. burch die 15 geogı 
Meer, wo er noch viele M. weit f. füße® Waſſer behaͤlt. Au 
bebt ſich eine Erdſteppe von 14,000 geogr. DM. kaum 20 
füb » öftliche Uferland ift die fumpfigfte Gegend ber neuen 
im füdlichen Theile von Suͤbamerika bilden bie 3 Haupt! 
Paraguay und der Uraguay, vereinigt ben la $ 
Mit dem nörblichften umd mweftlichiten , dem Paraguay , t 
ah Pier I Er fich in hen Waranı ial 


ae E71 | a i 




















Südamerika (natürlihe Befi haffenheit) 801 


m, und muͤſſen den Fund nach Rio Janeiro an den koͤnigl. Auffes 
Die übrigen Minerallen, als Eifen, Zinn, Blei, Quedfllber, 
werden, obgleich in Menge vorhaben, wenig aufgeſucht. Eine 
ten Erſcheinungen iſt in Brafilien der Angeheure Magnetberg, die 
1 Pietade bei Sabara. Mon ba, wo der Magnetberg auf Thon. 
bis zum — beträgt die Hoͤhe noch 350 Tolſen. Dieſer Mag⸗ 
nerkwuͤrdige Erſcheinungen im magnetiſchen Polaritaͤtswechſel. — 
md Peru findet man Bold in den Minen um Santa Se ımb in der 
„und indem Sande ber Fluͤſſe in der Prov. Caracas, Platina in 
a von Choco und Barbacoas ; Silber aber nur in den Eältern perua⸗ 
sen häufig; doch find die Silberbergwerke von Potofi ſchon laͤngſt 
g wie in vorigen Zeiten. Deſto reicher find bie in der Prod. Arica. 
d Satz wird ebenfalls In Peru gewonnen. Kupfer und Zinn werden 
Europa ausgeführt. 1790 wurden in der koͤnigl. Münze zu Lima 
2 Silber und 5380 Mark Gold gefchmolgen und gemünzt. Auch 
: kein Berg ohne Gold, Eein Fluß ohne Goldſand. Die Silber: 
aft alle auf den befchneiten Gipfel der Cordilleren, was ihren Bau 
Kupfer findet man von der vortrefflichften Art, jährl. an 26,000 
wige Gaben bes Steinreichs find reichlich vorhanden, wenngleich fie 
aufgefinht werden. Nur im Königreiche la Plata find verhaͤltniß⸗ 
zwerke von geringer Bebeutung. 
Menfchennatur und das Völkerleben in Suͤbamerika find fehr merk: 
en Ureinwohnern gehört in ben Andenlande ber große Stamm 
jen Peruaner, deren gegenwärtige Ernledrigung das Verbrechen ber 
Die äußerlich fich zur Lach. Religion bekennen, heißen Fibele®, die 
n der Inkas folgen, Barbaros. Jene ſchmachten ımter druͤckenden 
nter der Mita der Bergwerkepreffe, werden als Unmuͤndige angeſe⸗ 
n zu feinem Amte gelangen. Zu den einträglichen Ämtern gelangt 
ı Greole, geſchweige benn ein Meſtize. Hierdurch find die Peruaner 
cultivirten Volke, das feine liberwinder an Einficht und Sitten über 
rohen, unmiffenden, armen umb trägen Volle herabgeſunken. Nach 
mim 12. Jahrh. 2 weiße Dienfchen, Manko Kapak und Mama 
‚ die ſich Kinder ber Sonne nannten, in das Land, gaben Geſetze, 
ottesdienſt, lehrten den Aderbau, die Kunſt zu weben umb zu ſpin⸗ 
baute Cusco. Er hatte 17 Nachfolger, die Inkas hießen. Unter 
fi) Kenntniffe und Bildung mit der Lehre des Sabdismus unter 
3. Am Hofe des Königs von Bogota derftanden die Priefter eine 
u ziehen, und den Augenblid des Solſtitiums zu beobadyten. Sie 
as Mondenjahe durch Einfchaltungen in ein Sonnenjahe. Spuren 
chen Kenntniſſen findet man noch unter ben Wilden ber Prov. Parima. 
: Datäfte der Inkas In Cusco und Quito, bie über die Cordilleras in 
Landſtraße, reiche über den 13,800 Fuß hohen Parama von behaues 
ſchnurgerader Richtung nad) Enzco geht, ein Werk, das die appifche 
nter ſich zuruͤcklaͤßt, die Ppramiden und andre Denkmäler erweden 
on der Kunftfertigkeit der Peruaner In alten Zeiten. Noch jegtift die 
: gewöhnliche zu Quito und Lima. Diefe von ben Inkas eingeführte 
ache, welche alle bie verfchiedenen Stämme, bie fich unter einander 
„lernen mußten, heißt Quitſchuan, und bie Abneigung aller peruanis 
me gegen bie Tpanifche Sprache iſt fo groß, daß bie fpantfchen Prtefter 
ı Einfluß zu behaupten, das Quitſchuan erlernen. Diefe Sprachaift 
md bie Grammatik fo kunſtvoll wie irgend sine. Es fehlen aber 
„d, fr. ©. In Chile find bie Ureinwohner in den Sehirgen ine 
iebente Aufl, 88. X. 51 





yawmsepmenn sn umge (re 9 
und geößtentheild Dienfchen von anſehmicher Laͤnge, abe 
des Feuerlandes, die Peſcheraͤhs, ein munteres, dienfli 
2000 D., ftehen, ſtumpfſinnig und gedankenlos, auf 
Entwidelmg. In Brafilien gehören zu ben Ureinv 
nördlich am Tokantin, ferner bie milden Ouetalapen, d 
Portugiefe braucht die Eingebornen zum Rudern; zu 

bat man fie nicht gewöhnen können. Boll von Lieb 
und von Haß gegen die Portugiefen, meiden fie die eu 
und machen die Strafen fo unficher, daß zwiſchen de 
Lande wenig Verkehr iſt; daſſelbe iſt auch in Peru u 
Guyana heißen die Ureinwohner Kariben und Maipuren 
See Parima deſſen Ufer aus Talkſtein beſtehen, ber I 
Silber glänzt; daher das Märchen vom Goldland fi 
paͤern (Spanier, Portugiefen, Franzoſen, Britm, Mi 
miſchung mit Indianerinnen die Meftizen entflande 
vita noch Juden und eine geoße Zahl Afrikaner, meifte 
hollaͤnd. Guyana haben die Juben grofie Rechte und 8 
Fubden » Savannah, LO Meilen oberhalb Paramaribe, 

den. Sie ſollen buch die Mißhandlungen der Neger 
baß viele Sklaven in unzugänglide Moräfte and Wald 
mo fie den Pflanzungen großen Schaden zufügen. We 
find zu unterfcheiden bie verbündeten oder freien Meg 
und am Saramaccafluß, ungefähr 5000, die von der. 
Nation anerkannt werden und Geſchenke befommen, b. 
keine zu ihnen gelaufene Neger aufzunehmen, und ihren 
ernennen zu laflen. — Die gefammte Volksmenge vor 
Mill. geſchaͤzßt. Freie Indinner giebt es überhaupt 
eigne Landſtrecken in Guyana, z. B. die Kariben, et 
etwa 4000 Menſchen, in Peru, mo man wenigſtens1 
det; ferner in Paraguay, Chile, Braſilien, und im 9 


d 


Suͤdamerika vor der Revolution 808 


Plata (Republiea Argentina); 10) die Banda oriental (Cispla- . 
die wuͤſte Südfpige, füdl. von 41? S. B. mit den Inſeln an der 
traße u. im Suͤdmeere. — Hiftorifch unterfcheidet man: A. das por⸗ 
Bdamerifa.(&.Brafitien.) B.das franzsf. Südamerika 
n Theil von Guyana zwifchen den Flüffen Dlaroni une Oyapock. Die 
Oſten und Süden werden nad) dem mit Portugal zu Paris ben 28. 

gefchloffenen Vertrage durch Commiſſarien beftimmt. 6 liegt noͤrd⸗ 
rtugiefifhhen Bunana, grenzt im W. an Surinam und im N. an den 
Dcean. Auf einer Slähe von 1320 TIM. zählt es 35,000 Bew., 
[den Indianer. Diefes fruchtbare, fehr heiße, feuchte und ungefunde 
’ an ben Eöftlichften Naturergeugniffen. Der Caffee von Gayenne wird 

chäßt. Unter einigen 50 Plantagen ift Gabrielle der hierher verpflang» 
nelken wegen bemerkenswerth. Auch gedeihen ber Zimmet⸗, ber Sagos, 
htbaum u.a.m. Guyana macht mit der Inſel Cayenne ein franzoͤſ. 
ent aus. Der Hauptort ift Cayenne mit 1200 Einw. C. Von 
3 hollaͤndiſchen Guyana gehören feit. 1814 die Nieberlaffungen zu 
mit 16,187 Sklaven, und einem jähtl. Ertrage von 18 Mid. Pfd. 
5,000 Gallons Rum, 900,000 Pfd. Caffee und 500,000 Pfo. 
, Demerary mit 47,032 Sklaven, und einem jährlichen Ertrage von 
fd. Zucker, 7 Min. Pfd. Caffee, 750,000 Ballons Rum und 6 MIN. 
wolle, und Berbice mit 22,223 Sklaven und einem jährl. Ertrage 
.Pfd. Zuder, 600,000 Gallons Rum, 84 Din. Pfd. Caffee und 
Pfd. Baummolle, ben Engländern. Sie haben zufammen 158,000 
nter 15,000 Weiße, 19,200 Freie und 64,000 Sklaven auf HITIM. 
iſt Fort Naffau am Berbice; ferner Stabro d (Sig des Gouverne⸗ 

Neu: Middelburg. D. Die Niederiänder befigen alfo nur noch 
die wichtigfte. Sie iſt 4911M. groß, grenzt im N. an den Dcean, 
5. an Sranzöftfcy:, und in W. an Britiſch⸗ Guyana. Das Ganze ift ein 
6 hollaͤndiſchen Fleißes. Ein unermeßlich großer Sumpf, mit Wur⸗ 
ewachfen, ift, nachdem das Holz abgefhlagen worden, durch Candle 
ausgetrocknet, mit Dämmen umgeben ımd in Gärten umgefchaffen, 
ſthoͤnen Gebäuden geziert find. Man zähle in Surinam über 4000 
1, die von 7000 Europäern und 50,000 Negerftiaven, ohne die Befa- 
hnt werben. Aus dem Hafen Paramaribo, einer Stadt, wo ber 
wohnt, werben jährlich) über 24. DIT. Pfd. Zucker ausgeführt. Die 
inde unterhält Hier eine Miffton unter den Negern und Indianern. 
ram.) E. Das fpanifhe Südamerika. Des Zuſammenhan⸗ 
in welchem das fpanifche Nordamerika mit einem Theile des ſpaniſchen 
ı geflanden hat, und in Hinficht der neueſten politifchen Veränderungen 
müffen wir hier da6 gefammte fpanifdye Amerika vor der Mevolution, 
u J. 1810, betrachten; Übrigens verweilen wir, was die nördlichen 
yeträffe, auf die A. Nordamerika, Weftindien und Merico. 
he Amerika, weiches Karl V. 1519 der Krone Gaftilien einvertiibte, 
Motrtſe („Ameriean Geography”) auf 235,672 geogr. IM. gegen 
nm. Davon find 2 Spani.c und Creolen; 4 von vermifchter Abkunft: 
Mulatten u.f.w.; Yo Ureinwohner ober Indianer (Fideles, bie ſich 
m unterworfen haben; bie übrigen heißen Indios bravos oder Barba⸗ 
Reger, die jebody mehr wie Bedienten als wie Sklaven gehalten wer: 
Diefe-Ctaffen unterfchleden ſich vor der Revolution durch verſchiedene 
erren waren überall die Spanier und Creolen; body hatte der Cape⸗ 
Tin Spanien geborener Weißer, fafl allein Zugang zus ben wichtigeco 
Im meiſten gedruͤckt waren die Indianer, vorgkglid, m Pens 





804 Suͤdamerika vor der Revo! 


Mita oder ben Zmwangbienft zum Bergbau. Über bir 
Völkern übte bis 1810 ber fpanifche König burch ben 
Madribd die gefeggebende Gewalt aus, bie vollziehend: 
Amerika (4 Bicetönigen und 5 Generalcapitainen) ant 
Statthalterſchaften ſtanden aber unter [ih in feiner at 
Die Einnahme des Stuats im ſpaniſchen Amerika bei 
Thaler; das Meifte gab ber Bergbau, beffen jährl. & 
Mil. Thle. flieg. Spanien felbfl gemann vorzüglich | 
fchließenden Hanbel mit dem fpan. Amerika; benn es fül 
ren über 77 Mill. Thlr. ein, da hingegen bie Ausfuhr 
wiithſchaftlichen Erzeugniffen etwas über 50 Min. Zhlı 
Statthalterfchaften (darunter + Rönigreiche), in welche bi 
rika vor ber Revolution getheilt war, gehören 2, R 
(große, von ben Gorbilleren durchſchnittene Hochebenen) 
merken über fie im Einzelnen Folgendes. 1) Neufp 
Theile von Altmerico, gang Meumerico und ben beiden | 
ift nad) Humboldt 42,652 IM. groß, mit 7,550,0 
der Krone [hätte man auf 40 Mill. Glbn., wovon 11 
36 Bergbezirken betrug die jährliche Ausbeute aus 500 9 
an Gold und Silber; bie Ausfuhr überhaupt über 56 
capitanat Guatemala, ein zum Thell ungefunbes Trop 
großen Nicaraguafee, grenzt durch bie Erbenge von Pan 
amerifa. Auf 15,498 IM. wohnen etwa 1: Mit. 
bie Perlenfifcherei am Iſthmus von Panama, ber Pur; 
digo⸗, Zuder und Bergbauu.f.f. 3) Das General 
aus ber Antilleninfel Cuba und ben beiden (1820 an bi 
getretenen) Floridas, einer Halbinfel in Norbamerifa, \ 
DM. 4) Das Generalcapitanat Puerto Rico befteh 
M., aus ben 2 fpanifchen Sungferninfeln und bem fpı 
Domingo; zufammen 1010 IM, mit 439,000 Einı 
5 Gouvernements: 5) bad Koͤnigreich Neugranada, eh 
[hätterungen und Orkanen unterworfen ift, von 64, 
Menfhen. Es grenzt im D. an Garacad und portug 





Suͤdamerika vor dir Revolution 805 


en Rio Meta hervorlommt , und endlich In den Magdalenenſtrom faͤllt. 
a Ureinwohnern, welche zur Zeit der Eroberung des Landes durch Benal⸗ 
B Duefada an Culture ben Mericanern und Peruanern [ehr nahe kamen, 
e Bewohner von Quito ımb die Muyscas die gebildetflen. Nach einer als 
e war Bochica, Sohn der Sonne, ein weißer Mann in langen Kleidern 
m ehrwuͤrdigen Barte, ihre Befepgeber, Lehrer des Aderbaues und ber 
eintr Theokratie, ähnlich der des Dalai Lama. Er führte zuerft den Ca⸗ 
a. Man opferte ihm alle 15 Jahre einen Löjährigen, im Tempel erzoge⸗ 
ben. Bochica's Arm, erzählt die Sage, zerriß die Felſen bei Tequendama, 
Waſſerſturz einen Andenfee in die fruchtbare Ebene verwandelte, auf wel⸗ 
Santa: Se legt, das ſich eines beftändigen Frühlings erfreut. Neugra⸗ 
keht aus 16 Provinzen, vom benen Veragua mit der Hauptfl. S.⸗Jago 
ua noch zu Nordamerika gehört. Diefe und die beiden anftoßenden Pro» 
Panama (mit der Hauptfl. gi. Nam. an einer Bat des flillen Meeres, und 
Hafenſtadt ©. : Felipe des Puerto Bello — Porto Belo — an bem kari⸗ 
Deere) und Darien (mit der Hauptſt. Santa > Cruz de Cana) heißen zus 
auch Tierra firme. Oſtlich davon liegt die Provinz Cartagena mit der 
gi. Namens, welche der Eroberer des Landes, D. Pebro de Herredia, an 
‚ern und ebenfo geräumigen als großen Bai bes Exribifchen Meeres im J. 
legte. Dieſe befeftigte und wichtige Hafenſtadt zählt jest 25,000 Einm. 
er Entfernung davon liegt das Dorf Turbaco, berühmt wegen feiner ſchoͤ⸗ 
ken und parabiefifchen Lage; + Meilen bavon haben mitten in einem Palm» 
3 — 20 kleine Schlammvulkane einen Moraſt gebildet. Der Magbale: 

an beffen Ufern der beſte Cacao waͤchſt, ſcheidet von Cartagena die Pros 
ntas Marta, deren Küfte Colombo fon 1497 mtbedte. Die 1554 
te Hauptftabt Sta.» Marta hat einen befeftigten Hafen. In ber Nähe 
de la Hacha nad) Maracaybo hin wohnt der Eriegerifche,, noch nicht unter» 
Ieflamını der berittenen Goahiros, bie von den weſtindiſchen Schleichhaͤnd⸗ 
ffen und Pulver gegen Perlen, Zarbeholz, Pferde u. f. w. eintauchen. 
on Sta. + Marta liegt die, an Venezuela oſtwaͤts grenzende Proninz Merida 
en Gebirgen und dem Bio Apure) mit ber Hauptſtadt gleiches Namens. 
lchſten liegt die mit Varinas geenzende Provinz S. : Juan de 106 Llanos, 
Dauptftadt gleichen Namens. Weniger angebaut find die mit Waldgebir⸗ 
ten Provinzen in Innern von Neugranada: Antioquia, berühmt wegen 
Pgruben in dem Difteict Gauca; und Ehoco, mit Goldwaͤſchen und Pla⸗ 
a. Belde-find arm, wenig befannt und meift von Sklaven bewohnt. In 
we des Vicekoͤnigreichs liegt die fleißig angebaute Provinz Santas Fe mit 
eptftade. Über bie an ©. FE grenzende Provinz Quito ſ. d. A. Auf 
ebene von Quito am Fluße des Vulkans Pichincha herefcht ein ewiger Früh: 
Die iſt häufigen Erdſtoͤßen außgefegt. Am 4. Febr. 1797 zerriß eine furcht⸗ 
bhätterung den ganzen Landſtrich von 30 Meil. Länge und 20 Meil. Beeite, 
lang In wenig Secunden 40,000 Menfchen. Hier warb von franz. und 
n Mathematitern ımter Ludwigs XV. Regierung ein Grad des Meridi⸗ 
seffen: In Quito liegen bie Städte &. » Miguel be Ibarra mit 10,000, 
mit 15,000, Latacımga mit 12,000, Riobamba (am &. Febr. 1797 
m Bergſturze verſchuͤttet, dann an einem minder gefährlichen Orte wieber 
*t) mit 20,000 Einw., Guayaquil mit einent wichtigen Hafen am ſtillen 
nd 10,000 Einw., Guemca mit 20,000 Einw. u.a.m. Don ben uͤbri⸗ 
imzen Neugranadas grenzt Saen de Bracamores an Paru; Maynas, ber 
r Miffionen, an Peru und an den Maranhon mit Brafilien; Quixos grenzt 
an das portugief. Guayana; Popayan, das häufig Erbbeben ausgeſetzt 
Ser Hauprftabt Popayan (25,000 Einto.) und Tacames, mit der Haupts 


808 Suͤdamerika vor ber Revo 


Duillota ift der widytige Hafen Dalparaifo (33° 4 
1822 mit 12,000 Einw,, der Mittelpunkt der St 
mit Peru. In der Provinz Melipilla ift die Ebene 
Hauptitadt Melipilla oder S.⸗Joſef be Logrono, bu 
San: Martin über die Spanier merkwuͤrdig geworben 
mit der Hauptit. Talca wohnt ber Eriegerifhe Stamm t 
Provinz Puchacan iſt die Bai von Zalcaguana ein ficher 
fe, bie aus Europa und Buenos: Ayred kommen. 3 
quilemu ift durch ben Biobiofluß, an welchem länge be 
angelegt find, von bem Lande der Araucanen gefchieben 
noch bie Stabt Balbivia am Fluß al.M. unter 40° 5 
4 Hafen. Laͤngs der Kuͤſte von Chile liegen eine Men 
| Inſeln, welche den Walfifhingern von England und N 
' plage dienen. Der CEhlloearchipel ift von tre 
| Danptort Gaftro (42° 40 S. B.). In dem indianif 


nien (vom Biobia 36° — 45° ©. 3.) find bie Arauca 
. flige Bildung ber ausgezeichnetſte Stamm ; doch Lich 


(ind Polngamen. 9) Das Vicefönigreih Rio be Lı 
4 Ayres begriff ehemals bie Provinzen Buenos: Apr 
(f.b.), und war das größte, ſowie eing der reichften Län 
grenzte nördlich an bie Amazonenwildniß, oͤſtlich an B 


h ſche Meer, ſuͤdlich an Patagonien und an das fübatlar 
4 nod) jetzt durch bie Anden von Peru und Chile geſchleder 
Mi 55,000 TI. mit 1,500;000 Greolen, Spaniern, u 


1 bravos ober barbaros), ift eine ungeheure Nieberun 
von etwa 600 Fuß Höbe durchſchneiden; füblih am rı 

4 die Pampas, und am linken die holzleere Weideflur der $ 
I) lich und weſtlich erheben ſich ampbitheatralifch die große 
| der Gordilleren, welcher fidy zwifchen 15 und 20? € 
Chiquitos bis zu den Gebirgen von Paraguay und Bı 
Entbeder biefed Landes war Juan Diaz be Solis 151 
Sebaſt. Gabot, in ſpaniſchen Dienften, den Plataflus 
\ guay, Er nannte-ben Heupiſtrom weil ihm bie Inl 


nis, viel Silber, bas fie aus bem öfklichen ’Deru erh 





Suͤdamerika vor der Revolulion | 809 


ch und füblich von den Anden gelegenen, peruanifchen Landſtriche (Potofi, 
x, Porco, Ocuro, Chucuito, La Paz und Carangas) mit dem Vicekönig- 
> be la Plata war Buenos: Apres, das anfangs eine bloße Ackerbaucolonie 
den Befis von reichen Erzgruben gekommen. Dan fchägte die jährliche 
für die Krone auf 2200 Mark Gold und 414,000 Mark Siiber, ohne 

y den Schleichhandel nach Peru und Europa ausgeführt wurde. In dem 
ement Buenos = Apres liegt die Hauptſt. gi. N. der nunmehrigen Republik 
tasUnion (ſ. d.). Die Stadt hatte vor der Revolution 60,000 gebil⸗ 
wohlhabende Einwohner, weldye felbft in ihren politifchen Stürmen Cha⸗ 
d Geift berwiefen haben. Die Provinz gl. N. zähle auf 5650 IM. 
Einw. Die Stade Monte Video, am öfllichen Plataufer, mit dem be> 
n an diefem Strome, zählte gegen 20,000 Einw.; fie ward im 3. 1816 
Dortugiefen befegt. Santa⸗Fs, am Einfluffe des Salado in den Plata, 
tapelort des Handels nady Peru mit Paraguapthee. Malbonado, am 
ataufer, hat einen guten Dafen bei der Einfahrt in den Strom. Dee 
e Handslöpuntt am Plata ift Las Corrientes am Zufammenfluffe des 
ind Paraguay. Die gefchichtlid merkwürdige, zuerſt von ben Portugies 
) angelegte, und von den Spaniern 1777 großentheils zerſtoͤrte Colonie 
eramento iſt jegt nur noch wegen ihres Hafens am Öftlichen Plataufer 
!en. Unterden Miffionständern ift Guarania am füdlichen Ufer des 
Defannt. (S. Paraguay.) Im Norden des Gouvernements wohnen 
:ifchen und größtentheils noch jegt freien Abiponer (f.d.), an der ſuͤd⸗ 
enze die Patagonier. 2) Im Souvernement Las Charcas oder Potofi, 
Pizarro 1533 coloniflete, liegt die Hauptftabt Chuquifata, oder La Pia: 
4,000 Einw., und das berühmte, im 3. 1547 erbaute Potofi (f. d.). 
die Bevoͤlkerung diefer Stadt von 160,000 Einw., bie fie im 3. 1611 
neuerer Zeit bis auf 30,000 gefallen. Noch liefern die 300 Gruben des 
ß hohen, Tegelförmigen Berges Hatun Potocfi, ber 3 Meilen im Ums 
', jährlich) zwifchen 5 und 600,000 Mark Silber. In der Nähe gibt es 
nichte warme Deilquellen. Auf dem Gebirge nad) Peru him liegt Porco 
JO Einw.; der Rio Grande bewäffert die fruchtbare und gut angebaute 
Sohabamba (Perus Kornkammer) mit der Hauptft. Dropefa; am 
liegt die ſchoͤn gebaute Stabt La Paz mit 20,000 Einw., melde vor- 
ke Paraguaythee handeln. Nahe am Titicacafee bei Tiahanuaco (17° 
5.) ftehen noch mehre Pyramiden und in Stein gehauene Eoloffale Figu⸗ 
be älter fein follen als die Periode der Inkas. Hier an jenem See, fagt 
Manko Kapak zuerit den Völkern erfchlenen ; daher hatten die Inkas, 
hfolger, einen prächtigen Sonnentempel auf einer Inſel des Sees erbaut, 
e Peruaner wallfahrteten. Bei der Ankunft der Spanier aber riffen ihn 
ze ein,. und warfen die Schäge beffelben in ben See. Hier fleht auch noch 
Fönften Inka erbaute Binſenbruͤcke über ben 80 — 100 Ellen breiten 
Sie wird von ſtarken Binfentauen getragen, welche quer über ben reißen: 
um gelegt find. Der Inka führte feine Armee über die Bruͤcke und befal, 
Interhaltung derfelben: ein Geſetz, das aud) die Spanier vollziehen laſſen. 
3icefönigreiche Buenos s Ayres gehörte noch bis zur Revolution der groͤß⸗ 
wuͤſte Landſtrich Atacama, der weftlic von den Anden, ſuͤdlich von 
zifchen Provinz Arica, und nördlich von der chilifchen Provinz Copiapo 
26 flille Dieer fich erſtreckt, und wegen feiner Fifchereien wichtig iſt. Es 
# eine befondere Provinz zu dem Souvernement Las Charcad; unter den 
Provinzen derſelben Statthalterfchaft find wichtig: Apolgbamba, wegen 
Zanciscanern angelegten Diffionscolonie; Santa » Cruz de la Sierra und 
B, 10 bie Sefuiten am Ende des 17. Jahrh. Ihre Miffionen fa udn 


Bi 810 Suͤdamerika vor der Rev 


fig eineichteten, daß fie noch fortbeftehen; audy in | 

die nördlich von jenen, dftlich an Brafilien und weftlid 

Miffionen am Benifttome angelegt worben. Allein 

gigte Chakosland am Pilkomayo verfuchten die Feful 

Chakos und Moros find von wilden Nomabenftämn 

haͤngigkelt behaupten. 3) Das Goupernement Pa 

(ich an ben See Zarayes, nordweſtlich an Chakos und 

man, von welcher Provinz e8 der Paraguanfluß trenr 

füblich wirb es burd) ben Parana von ben Guaprami 

ſchieden. Die Hauptftadt Afuncion (24° 47’ S 

Iinad; doch wurbe das Land erſt von Scala völlig umt 

I» banbelten bie Eingeborenen ald Sklaven, bis die Jeſui 

| felben übernahmen. 4) Das Gouvernement Tucu 

| oder Bermejo, am Salabe, Dulce und Quarto. Ei 

Ei Pas, weitlih an Atacama und füblic an Gujo, übt 

bie nomabifd)en, freien Grenzuölfer von Ehlle. Dur 

von Buenos: Apres nach Potofi und Lima. Es murb 

entbedit und von Juan Nunez be Prabo 1549 erobe 

| guay; es ift reich an Kom und Früchten. Ausfubrarı 

holz und Vieh. Auch liefern bie großen Wälder Honii 
unterhielten bier ebenfalls Miffionen, und batten a 

eine Miliz von 24,000 Mann gebildet, um die Einf. 

4 zuruͤckzutreiben. Nach ber Entfernung der Jeſuiten 

der Leitung der Franciscaner. Tucuman zähle, miı 

f dianer, über 100,000 Bewohner. Die Hauptftab 

u (26° 49° ©. 8.) und die Stäbte Cordova und Salta £ 
thieren nad) Peru. 5) Das Gonvernement Cujo co 
4 an Tucuman, oͤſtlich an bie Pampas, ſuͤdlich am Pe 
4 Anden von Chile. Es wurde 1560 von Pedro Caſtill 
‚| welches die Straße von Buenos : Ayred nad) Chile gel 
4 bie europaͤiſchen Früchte und Getreidearten reifen bier 
Thierreich gleicht dem von Paraguan, Tucuman und 
j und Silbererze werden aus Mangel an Bewohnern r 
M finder man uralte Denkmale aus der Zeit vor ber Her 





Suͤdamer kaniſche Revolution Bil 


a find. Bis in die Mitte des 17. Jahrh. war bier an ber fogenannten 
die Pertenfifcherei fehr bedeutend. 8) In der Mündung des Dronoco 
e Inſeln, welche von den Eriegerifchen Guarounoern bewohnt werden. 
Dründung des Plata wird bie 3. Lobos ber Seewolfsjägb und andrer 
egen beſucht. 10) Auf den Falkland sinſeln oder Malouinen, 
der Magellanftraße, hatten vor kurzem die Spanier ein Fort und 
n, Namens Soledad, angelegs, wohin bloß männliche Verbrecher aus 
Buenos: Ayres auf Lebenszeit gefchicdt wurden. Die befte-Charte von 
rift die von Sabden, in 4 Bl., London 1807. Die wichtigfte Reife: 
: Azara's „Voyages dans l’Amerique weridionale” (Paris 1809, 
einem Atlas) ; auch die newefte: Camille de Roquefeuil’6 „Voy. autour 
pend. les annees 1816 — 19” (Paris 1823, 2Bde.) enthält über 
ı gute Nachrichten. Als geographifch = hiftorifcdhes Handbuch ift Bons 
3panish America” mit 2 Charten und einer Berghöhencharte (London 
ide.) brauchbar, ſowie der „Historical, chronological and geogra- 
jean Atlas (Philadelphia 1822, Fol.). Das Neuefte enthält Head's 
1824 fg.) across the Pampas and among the Andes” (London 
ead follte die Bergmerke in den Plataftaaten und in Chile unterfuchen. 
t iſt nicht aufmunternd. Auch vgl. man Rivinus’s ‚Atlantis‘ (2 Bde., 
‚ ferner John Miers's, Travels in Chile and la Plata‘ (London 1826, 
nöbefondere empfehlen wir 3. Ch. F. Gutsmuths's „Erdbeſchreib. des 
jerländ. und franz. Guyana und des Kaiferth. Brafilien, mit einer 
ju Suͤdamerika“ (dev 19. Bd. von dem weimariſchen „Vollſtaͤnd. 
neueften Erdbeſchreib.“, Weimar 1827). 
amerikaniſche Revolution, mit Einfluß der von Merico. 
omingo ging ber fpanifche Despotismus aus, um Weſtindien, Merico 
sentoöltern. Dort hat auch zuerft bie Fahne der Unabhängigkeit ges 
dem ward fie an ben Ufern des Dronoco und bes Plataſtroms, auf den 
in Chile und am Ufer bes flillen Weltmeers aufgepflanst. Sie hat 
in ephemeres Kaiferthum und hierauf in eine Republit umgewandelt; 
von Spanien und Brafilien von Portugal abgeriffen. Kolgendes gibt 
t diefer weithiftorifchen Begebenheit. Das ſpaniſche Eolonial-: 
db. vor. X.) warb von jeher, feiner druͤckenden Ungerechtigßeit wegen, 
wabfcheut.*) Dee Handel von emer Provinz in die andre und mit 
be mar fireng verboten, ober auf wenig Gegenſtaͤnde und Schiffe be> 
re Zwangsverkauf fpanifcher Waaren an die Indianer, Repartimientos 
ar eine Erpreſſung, härter als jede Autgeburt des orientalifchen Des⸗ 
Der Sewerbfleiß wurde zu Sunften der fpan. Einfuhr niebergehalten. 
valtung herrſchte Willkuͤr, die Regierung war militairifh. Die Cape: 
nur ſchnell reich zu werden und tyrannifirten das Volk. Selbſt die 
Köpflege war durchaus willkuͤrlich, nur Die höhere Geiſtlichkeit behaup⸗ 
e gewiſſe Unabhängigkeit; dagegen waren aber die Weltgeiſtlichen der 
fen, beinahe ſaͤmmtlich Eingeborene, ohne alle Ausſicht, ihre Lage ver⸗ 
ben; daher fie auch am thaͤtigſten zur Herflellung der Freiheit gewirkt 
olk dafür begeiftert haben. "Wie num ſchon längft bie Hoffnung ber 
eund der Muth kuͤhner Abenteurer nach Amerika fich richteten, fo waren 


Beweis findet man in ben „Noticias secretad de America‘, einem ges 
ke der fpanifchen Ingenieurs Sorge Juan und Antonio de Ulloa, welche 
onbamine, Bouguer und Godin nach Peru begleiteten, an’ den bamas 
Berbinand VI. Ein Engländer, Barry, hat diefen Bericht aus den Ar: 
ahribd bekanntgemacht (Rondon 1326, 4.; deutfch u. d. 3. „Geheime 
Ber Amerika zc.”, 2 Thle, Tübingen 1827), 









812 Suͤbamerikan 


auch bie Blicke des eblern MWeltbürger®, 
jenen MWelttheil bingemanbt ,. wo eine 
Bildung in fi aufnahm. Längft fühlt 
terdruͤckung. Schon um 1750 entwar! 
zu einer Verſchwoͤrung, welche aber « 
endete. Darauf brach in Deru 178C 
Zupac Amarı trat ald Inka von Per 
befiegt umb nebit feinen Anhängern hir 
und Spaniern in, Caracas 1797 gema 
Urheber Gual und España entflohen. 
gebangen. Nun erließ der Gouvernen 
Minifters Dundas, einen Aufruf ben 
fche Bolt bed feiten Landes, Zrinibab a 
berftande gegen den Drud der fpan. Ru 
fiherung bes Beiſtandes Sr. großbrit 
bebarf ober Truppen, indem „Se. gro] 
Befefligung feiner Unabhängigkeit", 
renb feine® Kriegs mit Spanien, bie Er) 
nach Venezuela aus und fanbte White 
bod) ohne Erfolg. Indeſſen wurden 
WMunſche nah einem beſſern Zuftande 
immer verfeauter. Den erften Bewei 
gaben bie Völker bes fpan. Amerika, 0 
auf die Krone von Spanien und Indi 
mit Ausnahme des einzigen Vicekoͤnigs 
capitainne ben Beſchluͤſſen Napoleons un 
verbranmte die franz. Proclamationen. 
Napoleons und Joſephs, und bie Raͤnk 
lard u. A., an ber Treue der ſpaniſchen 
Mechte zuficherten, In Garacas erfli 
Ferdinand VII. Daffelbe that D. Zaı 
Liniers, Statthalter von Buenos Apı 
Ello errichtete eine Junta, ‚was bie bob 


—4 u © r . 
ranben Aahnlime sunten fi kortuitöh 








Minifters Dundas, einen Aufruf den 26. Juni 17 
ſche Volk des feften Landes, Trinidad gegenüber, zur 
derftande gegen den Drud der ſpan. Regierung foͤrm 
fiherung des Beiflandes Sr. großbrit. Majeflät, ı 
bedarf oder Truppen, hıdem „Se. großbrit. Majeftä 
Befefligung feiner Unabhängigkeit‘. Auch rüftete 
tend feine® Kriegs mit Spanien, bie Erpedition des (I 
nach Venezuela aus und faudte Whitelode 1807 nc 
doch ohne Erfolg. Indeſſen wurden die Bewohnen 
Wunſche nad einem beſſern Zuftande und mit der 
immer vertrauter. Den erften Beweis von ihrem 
gaben die Völker des fpan. Amerika, als die koͤnigl. 
auf die Krone von Spanien und Indien Verzicht g 
mit Ausnahme des einzigen Vicekoͤnigs von Mexico, 
capitalne ben Beſchluͤſſen Napoleons unterwarfen, fi 
verbrannte die franz. Proclamationen. Auch in der 
Napoleons und Sofephs, und die Raͤnke ihrer gehein 
lard u. A., an ber Treue der fpanifchen Amerikaner, 
Rechte zuſicherten. In Caracas erklärten fich die 
Serdinmd VIL. Daffelde that D. Zav. Clio, Bout 
Liniers, Statthalter von Buenos⸗Ayres, ben Koͤn 
Elio errichtete eine FJunta, was die hohe Junta non | 
ftanden ähnliche Sunten für Ferdinand VII. in Der 
Dauptftäbten, welche ſich ebenfalls an die Hauptj 
Allein die meiften Statthalter widerfegten fich dieſer e 
Volkskraft. Der Vicekoͤnig von S.⸗Fé de Bogot 
Junta von Quito auseinander, und ungeachtet der 
den bie Patrioten in Quito verhaftet und 300 dav 
fängniffe ermordet. Dies entfchleb den Abfall der Ce 
in Amerika, als die Franzoſen Sevilla erobert hatter 


[ DEE 4X * 





814 Suͤdamerikaniſche Revolı 


wirklich beſtand, anzuerkennen; boch follte eine emige 
beiden Erdhaͤlften errichteten Megierungen gegrünbet 
Spige biefer großen fpanifhrameritanifchen Union | 
aber zu Mabrib innerhalb 2 Fahren verfammelt wert 
verwarfen biefe und ähnliche Vorſchlaͤge, ſodaß ber u 
ber neuen Welt, weldyer bisher von Spanien ebenfo 
worden war, wodurch die Amerikaner zu einem aͤhnli 
glaubten, noch jegt fortbauert. Indeß kan Spanien 
mehr unternehmen ald geheime Umtriebe, befonber® bi 
erregen und begiinfligen, ober von Guba aus bie Kuͤſt 
bedrohen. Über bie beiden legten Verſuche in Colom 
hatten nur bie Beftrafung der Berfchwörer zur Folge. 

gen fpan. Provinzen in Suͤdamerika (morunter man 

begreift) — namentlich Merico, Golombia, die Plata-! 
Mittelamerita — von ber erflen Se: und Hanbeli 
fannt worden, unb feit diefeiben mit Großbritannien, 
Verein. Staaten und untereinander felbft durch foͤrmli 
belöverträge in Werbindung getreten find, wird bie 

Stellung berfelben für Europa mit jedem Tage wid) 
nere Unruhe, Finanzzerruͤttung und Bürgerkriege bi 
ſchritt der jungen Freiftaaten fehr aufgehalten. Sell 
unter fi), fomwie bie durch den amerifanifhen Cons 
Berein. Staaten im Jan. 1826 2 Bevollmaͤchtigte f 
Brafilien und Großbritannien Theil nahmen) beabfid, 
rikaniſchen Staaten zu einem auf das Völkerrecht gegt 
lonialanfprüche und gegen bie Interventionepoliti® ber 
ben großartigen been Bolivar's nicht entfprochen. 

ber fpanifche Ereole für eine gefeglicy georbnete republ 
bie höhere Politit feines Weltiheild noch nicht reif fei 
leht, feine Rolle ändern zu müffen. Ob er zu bem Hei 
Caͤſar oder Washington fein wird, muß bie nahe Zufu 
achtet iſt bereits die transatlantiſche Staatenwelt in eiı 
fa& mit dem europ. Feftlande ober mit dem cisatlanti| 


. r 
* 


Suͤdamerikaniſche Revolution (Colombia) 815 


1825 eine Truppenverſtaͤrkung dahin und ruͤſtete 1826 ein zweites 
s 6000 M. zur Behauptung von Cuba aus. Gegenwärtig (1828) 
fpanifche Admiral Laborde diefe Eolonie mit einigen Kriegsſchiffen, und 
ſowol Merico als Colombia und Guatemala, wo Factionen ihe Spiel 
-— In den britifchen Colonien hatten eifrige Miffionnaire, wie der 
Smith in Demerari, ohne es zu wollen, durch ihre evangelifchen Predig: 
emuͤther der Neger aufgeregt. Diefe glaubten naͤmlich, ihre Herren 
3 Porlamentöbefchlüffen und den Befehlen des Könige, wodurch die Frei: 
klaven ausgefprochen fei, nicht gehorchel. Smith wurde zum Tode ver: 
Barb aber im Befängniffe. Der König hatte ihn begnadigt. Die Aner: 
r Selbftändigkeit der Nepublit Haiti, welche von Seiten Frankreichs 
x 2önigl. Ordonnanz vom 17. April 1825 in Anfehung des ehemals 
Heils von St. = Domingo erfolgte, wogegen ber Präfident Boyer 150 
8 Entfhädigung an bie in Frankreich lebenden ehemaligen Plantagen» 
s St.» Domingo, mittelft einer zu Paris abgefchloffenen Anleihe auszu⸗ 
prach, hat bie Nation der freien Schwarzen ımd Mulatten in alle Rechte 
Wölker eingefegt. Handels⸗ und diplomatifche Verbindungen mit Frank⸗ 
en durch einen franz. Gefchäftsträger und Generalconſul auf Haiti ans 
Franzoͤſiſche Schiffe entrichten In den haitiſchen Häfen beim Ein > und 
zufen nur bie Hälfte ber Abgaben, welche andre Nationen dort erlegen. 
wbnete man die Handelsverhaͤltniſſe nach dem Brundfage der Gegenſei⸗ 
eciprocität). | 
bie allgemeine Darftellung der Losreißung bes fpan. Amerita von dem 
be folge die Üiberficht der Begebenheiten In dem Freiheitskampfe der ein- 
vinzen. 4 Ränder find der Hauptfchauplag biefer großen Begebenbeit: 
und Neugranade, Buenos⸗Ayres nebft Chile, Merico und Peru. Hier 
b auf einem ungeheuem Raume Heere, felten über einige 1000 Mann 

einer beifpieofen Erbitterung für oder gegen die Freiheit eines Welt: 


ge Kampf, aus welchem die Republik Colom bia hervorging (vgl. im 
bie Provinzen Venezuela, Caracas und Neugranada mit 
zahım feinen Anfang in der damaligen Hauptfladt Caracas und auf der 
garita. Dort hatte ſchon längft ber freiere Verkehr mit den Briten auf 
mit ben Niederländern auf Curaſſao und mit den Nordamerikanern unter 
eben Claſſe det Gebildeten Unabhängigkeitsiden in Umlauf gebracht. 
weboldt bemerkte den Enthufiasmus des Volks für die Gruͤnder der Frei⸗ 
Bas, für Wafhington und Franklin. Dadurch politifcdy gereift, gab in 
die Hauptſtadt Caracas zuerft dem fpanifchen Amerika da8 große Bei⸗ 
hes 38 Jahre früher Bofton dem britifchen Nordamerika gegeben hatte. 
flanzte hier (Ende d. 3. 1810) die Kahne der Freiheit auf, und der Cons 
Benezuela erklärte darauf den 5. Juli 1811 feine Unabhängigkeit im Na⸗ 
wereinigten Staaten: Caracas, Cumana, Barinas, Barcelona, Merida, 
Margarita. Er nahm die nordamerik. Verfaſſung an, unb Chriftoval 
Ba warb zum Präfidenten bes Congreſſes ernannt. Nur Miranda 
Gt für diefe föderative Werfaflung ; doch gelang ihm die Errichtumg eis 
Benctubbs, und 18441 erhielt ex ben Deerbefehl an des Marquis von Toro 
rauf eroberte er (13. Aug. 1811) Valencia, welches man zum Gig des 
der vereinigten Staaten von Neugranada beftimmte. Als aber das 
am 26. Maͤrz 1812 die Städte Caracas, La Guayra u. a, m. zerſtoͤrt 
Sei 20,000 Menfchen, darunter viele Soldaten, umkamen und eine 
Igeräth vernichtet wurbe, verlegte ber Congreß von Caracas feinen 
Imcia und ertheilte ben 26. April 1812 dern General TMieuae ve 


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Keeulofigkeit entzändete den Bürgerkrieg aufs neue. 
Fühner, junger Dann, D. N. Marino, die Unzufelede 
turin in Befig und fchlug bie Angriffe ber Spanier 
Monteverde im April 1813. Darauf befreite D. Sin 
zuela und Caracas. Er hielt in letzterm Orte ben & 
mußte aber im Juli 1814, als bie Spanier 70,000 & 
die Freiheit gegeben hatten, Caracas wieder räumen. | 
gena ein. Zwar fammelten bie Öenerste Rivas F 
neue die Patrioten und ſchlugen bie Angriffe der 
Boves zurüd; doch am 5. Dec. 1814 bemädtigten für 
Mivas fiel in ihre Hände und ward erfchoffen. Dar 
nad) der Infel Margarita ein. Hler hatten die Schl 
Küftenwachen Schiffe bewaffnet, die ne Korfa 
führten und ſich der Inſel felbft b —X 
des Aprils 1815 dee ſpan. General D 35 
10,000 M. bei Santa⸗Marta an der Kuͤſte von Neugr 
var, zu welchem noch Marino und der Schotte Mc 
aufs neue die Trümmer des legten Infurgentenbeert 
dennod) die Uneinigkeit zwifchen Bolivar und Caſtillo, 
Anfurgenten, Morillo's Fortſchritte. Er befegte die: 
gerte Gartagena. Nachdem hier mehr als 3000 Mes 
waren, räumte der Gouverneur mit den Truppen de 
Hierauf zog Morilo in das Innere von Neugranade 
hatte unterbeffen mit 3000 M. Caracas erobest, von 
neral Calzada in Pamplona und Tunja und ein Andrer 
vordrang, welche Provinzen ſich, nebſt Socorro und E— 
einigten Staaten von Neugranada 1811 für un 
Foͤderativſtaat gebildet hatten. An der Spitze ihr 
Nurino. Nach der Einnahme von Quito, wo bie 1 
Vertheidiger dieſer Stadt hatten erſchießen laſſen, we 


Brian wie Kinsinan MINNals naher Diomiua maus 


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818 Südamerit. Revolution (Co! 


wo 5 Provinzen im Aufftanbe begriffen waren unb bie | 
Beinen Häfen, auch ben Golf von Paris behauptete 
10,000 M. regelmäfiger Zruppen, und auf bem D 
Kanonierböte, jebed mit einem Achtzehnpfünber. De 
bielt damals die Städte Caracas, Valencia, Gumana 
Neugranada behauptete er bie michtigen Punkte Gı 
Santa: Marta. Während er nad der Ankunft einiger 
fidy zu neuen Kämpfen rüftete, errichtete bie Repubiit 
tung einen Staatsrath (Consejo supremo de la naciı 
Angoftura. Sie erklärte die völlige Gleichheit ber politi 
Farbe und Abkunft ber Lanbedeinwchner. Unterbeffen 
ihe Agent, D. Lopez Monbez, ſehr thätig war, einige 
bildet, bie im Dec. 1817 ſich einſchifften, aber als f 
Denezuela anlangten ‚fi in ihren Erwartungen gämz 
Erfolg hatten fpätere Ausrhffungen, die den Inſurgen 
an Truppen und Waffen im $. 1818 zuführten. Ehe o 
Krieg von den Royaliſten mit Erfolg erneuert wotden 
Dec. 1817 bis Ende Mai 1818, lieferten fich die J 
Dass, Zaraza u. A.) und die Spanier (unter Morillo, 

georbnnete Treffen, in welchen beibe Theile wol an 10,1 
mußte fein Syſtem ber vereingelten Angriffe, welchem | 

Streitkräfte entgegpnfe sten, aufgeben. Darauf über 
unter ihm fianden Marino und Arismendi, Letzterer 
Bermubdez deckte bie Mündungen bes Oronoco, und Bi 
Caracas, jest fliehen nach und nad biein England 
fammen 5000 Soldaten ımb 3000 Matrofen) zu ben 
viele davon durch Mangel und Krankheit umkamen, f 
welche General b’Evereur aus Itland nach Venezuela 
furgenten aufs neue daß Übergewicht. Morillo bebaı 
ben Küftenprovinzen, und ber Vicefönig Samano in? 
um bem am Ende bes J. 1818 unter Säntander’3 A 
greifenbden Aufftande Einhalt thum zu fönnen. Der 

gleicher Zeit eine Landung in Panama unternommen ur 





Suͤdamerik. Revolution (Colombia) 819 


:; Santa: Marta, Rio de la Hacha und wenig andre Kuͤſtenplaͤtze bes 
Die Innere Ausbildung der Republik Venezuela erhielt jest einen feiten 
setm Bang. Schon am 20. Nov. 1818 erließ Bolivar in ihrem Namen 
ra ein Manifeft, im welchem Venezuela feine Unabhängigkeit von Spas 
feine potitifche Selbftändickeit, für die e8 feit dem 10. Apr. 1810 ges 
be, feierlich kundmachte und zugleich erflärte, daß die Republik nie wies 
Spaniens Joch ſich beugen, noch mit tiefer Macht je anders ald nad) 
dſaͤtzen der völferrechtlichen Gleichheit unterhandeln wolle. Hierauf 
L5. Gebe. 1819 der Congreß von Venezuela, in welchem bereits 5 Abge⸗ 
8 Neugranada faßen, in Angoftura förmlich eröffnet. Bolivar, der 
berfte Dixector, wurde zum Präfidenten, und Zea (f. d.) zum Vireptaͤ⸗ 
wählt. Der Bürger Roscho wurde Präfident ber Repraͤſentantenkam⸗ 
verdienſtvolle Manoel Palacio, Minifter der auswärt. Angelegenh., ftarb 
am Ende dr6 3.1819. Bolivar hät hierauf dem Congreffe einen nach 
ee der britiſchen Gonftitution entworfenen Verfaffungsplan vorgelegt. 
faflung, welche Religions» und Preßfreipeit und das Palladium ber 
ı Mechte, Gefchrmornengerichte, umfaßt, ward von dem Congreffe im 
1819 vollendet und durch bie ganze Republik geſetzlich kundgemacht. Im 
» Bolivar von Neugranada nach Angoflura zurüc‘, wo hierauf die Vers 
on Venezuela und Neugranada In Einen Stastu.d.R.: Republik 
ymbia, den 17. Dec. 1819 befchloffen, und den 25. Dec. verfündigt 
Hefe Republik wurde zuerſt von den Werein. Staaten anerkannt. Neu: 
eißt ſeitdem Cundinamarca, und die Hauptſtadt S.> Fe de Bogota bloß 
Der Gmeralcongreß der Rep. Colombia verfammelte ſich den 1. Ian. 
entwarf eine Conſtitution. (Vgl. Colombia.) Morillo hatte fi) uns 
s einem neuem Angriff gerüftet, warb aber nach einigen Berluften von 
möthigt, zu Truxillo einen Waffenſtillſtand auf 6 Donate am 26. Nov. 
hießen, In welchem Morillo die Rep. Colombia vorläufig anerkannte 
nady Spanien zurüdreifte, worauf der fpan. Gen. La Torre den Krieg 
bis Bolivar’s Sieg bei Calabozo (24. Juni 1821) denfelben endigte. 
neptete fich noch der fpan. Gm. Morales zu Maracaybo und Porto Ca⸗ 
In and) diefe Pläge wurden im Mai 1823 von dem colomb. Admiral 
ler Kriegsliſt genommen. 
junge Republik verbot ſchon im 3. 1824 die Einfuhr der Sklaven, und 
zen Sklaven, ber der Republik nüglihe Dienfte geleiftet hat, für frei. 
"geniefen alle, nach der erſten Unabhängigkeitserlärung geborene Skla⸗ 
bie Rechte freier Dienfchen, ihre Herren muͤſſen bis zum 18. Jahre für 
und ihnen dann die Sreiheit ſchenken. Ausländer werben feit dem Febr. 
t mehr in die Militairdienſte ber Republik aufgenommen. (Vgl. Eben.) 
ent Bolivar (f.d.) und Oberbefehlshaber der Armee und Flotte ber 
eſe Stelle bis 1826, ward aber wieder gewählt. General Franc. be 
ander war bi6 1828 Vicepräfident der Republit. Den vom Congreß 
Lihertador : Orden tragen bie Öffictere und Gemeinen der erſten colomb. 
ser die Helden von Calabozo. Die Schulden ber Länter Venezuela und 
kosca wurden den 13. Sul. 1821 von dem Gongreffe als Nationalſchuld 
BR, dagegen bie von dem geweſenen Dicepräffdenten Bea, der 1823 zu 
B, In England gemachten Anteihen im 3.1823 für ımgültig erklaͤrt. 
ber Congreß ben 2. Oct. 1824 mit ben Verein. Staaten von Nord⸗ 
auf gegenfeitige Gteichheit gegründeten freundfchaftlichen Schiff: 
Handelsvertrag, der zugleich die Freiheit der Flagge feſtſetzte. Auf 
brief des Papſtes aber, welcher die kirchlichen Angelegenheiten in Co: 
en wollte, ohne den Geſandten ber Republik in Rem den ww 
2 


= 








818 Südamerif. Revolution (Eo 


wo 5 Provinzen im Aufftande begriffen waren unb bie | 
kleinen Häfen, auc den Golf von Paria bebaumtete 
10,000 M. regelmäßiger Truppen, und auf dem O 
Kanonierböte, jebed mit einem Achtiehnpfünder. De 
bielt damals bie Städte Caracas, Valencia, Gumana 
Meugranaba behauptete er bie wichtigen Punfte E 
Santa: Marta. Während er nach ber Ankunft einigen 
ſich zu neuen Kämpfen rüftete, errichtete bie Mepubli 
tung einen Staatsrath (Consejo supremo de la naei 
Angoftura. Sie erklärte die völlige Gleichheit der polit 
Farbe und AbEunft der Landeseinwohner. Unterbeffen 
ihe Agent, D. Lope; Mendez, fehr thätig war, einig: 
bildet, bie im Dec. 1817 fidy einfchifften, aber ale | 
Denezuela anlangten, fid in ihren Erwartungen gan; 
Erfolg hatten fpätere Ausrüftungen, die din Inſurgen 
an Truppen und Waffen im $. 1818 zuführten. Ebe: 
Krieg von ben Royaliſten mit Erfolg erneuert morben 
Dec, 1817 bis Ende Mai 1818, lieferten fich bie 9 
Pas, Zaraza u. A.) und die Spanier (unter Morillo, 

georbnete Treffen, in welchen beide heile wol an 10, 
mußte fein Syſtem ber vereinzelten Angriffe, welchem 

Streitkräfte entgegenfegten, aufgeben. Darauf üben 
unter ihm ftanden Marino und Arismendi, Letzterer 
Bermubez bedite die Mündumgen bes Dronoco, und Bı 
Caracas, est fließen nach und nady bie in England 
fammen 5000 Soldaten und 3000 Matrofen) zu ben ‘ 
viele davon buch Mangel und Krankheit umkamen, { 
welche General b’Evereur aus Irland nach Wenezuela 
fürgenten aufs neue dad Übergewicht. Morillo .beha: 
ben Küftenprovinzen, und der Vicefönig Samano in S 
um dem am Ende bed J. 1818 unter Santander's A 
greifenben Aufftande Einhalt thun zu Fönnen. Der 
gleicher Zeit eine Zanbung in Panama unternommen u 


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Suͤdamerik. Revolution (Colombia) 819 


a, Santa: Marta, Mio de la Hacha und wenig andre Kuͤſtenplaͤtze bes 
Die innere Ausbildung der Republik Venezuela erhielt jet einen feiten 
meten Bang. Schon am 20. Nov. 1818 erließ Bolivar in ihrem Namen 
ea ein Manifeft, in welchem Venezuela feine Unabhängigkeit von Spas 
feine politifche Selbſtaͤndigkeit, für die es feit dem 10. Apr. 1810 ges 
abe, feierlich kundmachte und zugleich erflärte, daß die Republik nie wies 
Spaniens Joch fidy beugen, noch mit tiefer Macht je anders ald nad 
adfägen der völferrechtlichen Gleichheit unterhandeln wolle. Hierauf 
15. Febr. 1819 der Congreß von Venezuela, in welchem bereit 5 Abge⸗ 
28 Neugranaba faßen, in Angoftura förmlich eröffnet. Bolivar, der 
oberfte Director, wurde zum Präfidenten, ımd 3 ea (f. d.) zum Vicepraͤ⸗ 
zwählt. Der Bürger Rosclo wurde Präfident ber Repraͤſentantenkam⸗ 
verdienſtvolle Manoel Palaclo, Minifter dee auswärt. Angelegenh., ftarb 
r am Ende dis J. 1819. Bolivar hat hierauf dem Congreſſe einen nach 
Zer der britiſchen Conſtitution entworfenen Verfaffungsplan vorgelegt. 
zfaflung, welche Religions» und Preßfreiheit und das Palladium der 
m Mechte, Geſchwornengerichte, umfaßt, ward von dem Congreffe im 
1819 vollendet und durch die ganze Republik geſetzlich kundgdemacht. Im 
€ Bolivar von Neugranada nad) Angoſtura zurüc‘, wo hierauf die Ver⸗ 
von Venezuela und Neugranada In Einen Staat u. d. N.: Republik 
ombia, den 17. Dec. 1819 beſchloſſen, und den 25. Dec. verkuͤndigt 
Diefe Republik wurde zuerſt von den Werein. Staaten anerkannt. Neu: 
seißt feitdem Cundinamarca, und die Hauptflabt S. Fe de Bogota bloß 
- Der meralcongeeß ber Rep. Colombia verfammelte ſich den 1. Jan. 
entwarf eime Gonftitution. (Vgl. Colombia.) Morillo hatte fi) un⸗ 
‚u einem neuen Angriff gerüftet, ward aber nach einigen Verluſten von 
enoͤthigt, zu Truxillo einen Waffenſtillſtand auf 6 Monate am 26.Nov. 
ſchließen, in welchem Morillo die Rep. Colombia vorläufig anerkannte 
“nad Spanien zuridreifte, worauf der fpan. Gen. La Torre den Krieg 
bis Bolivar’s Sieg bei Calabozo (24. Juni 1821) benfelben enbigte. 
muptete fich noch der ſpan. Gm. Morales zu Maracaybo und Porto Gas 
ein andy biefe Pläge wurden im Mat 1823 von dem colomb. Admiral 
Kriegsliſt genommen. 
Junge Repubti verbot fchon im J. 1821 die Einfuhr ber Sklaven, und 
Den Sklaven, der der Republik nüsliche Dienfte geleiftet hat, für feei. 
genießen alle, nach ber erſten Unabhaͤngigkeitserklaͤrung geborene Skla⸗ 
De Rechte freier Menſchen, ihre Herren muͤſſen bis zum 18. Jahre für 
"ind ihnen dann bie Freiheit ſchenken. Ausländer werben feit dem Gebr. 
ut mehr in die Militairdienſte ber Republik aufgenommen. (Vol. Eben.) 
ent Bolivar (f. d.) und Oberbefehlehaber der Armee und Flotte ber 
uufe Stelle bis 1826, warb aber wieder gewählt. General Franc de 
wßlander war bi6 1828 Vicepräfibent der Republik. Den vom Gongreß 
Abertabor⸗ Orden tragen die Offictere und Gemeinen der erften colomb. 
Ber die Helden von Calabozo. Die Echulden ber Länder Venezuela und 
karca wurden ben 13. Zul. 1821 von dem Gongreſſe als Nationalſchuld 
J, dagegen die von dem gemefenen Vicepräfidenten Zea, ber 1823 zu 
5, In England gemachten Anleihen im J. 1823 für unguͤltig erklaͤrt. 
VEnß ber Congreß ben 2. Det. 1824 mit den Verein. Staaten von Nord⸗ 
auf gegenfeitige Gleichheit gegruͤndeten freundfchaftlichen Schiff- 
b Handelsvertrag, der zugleich die Freiheit ber Flagge feſtletzte. Auf 
Hyief des Dopftes aber, welcher die kirchlichen Angelegenheiten in Co: 
ba wollte, ohne den Befanbten der Republik in Rom anyuertenuen —E 
2 









820 Südamerif. Rev: 


fie die Megierung am 28. Zuli 1825 
morin fie erflärte, baf bie Mitglieder | 
Hietenbriefe gemäß handeln wuͤrden, voı 
tronato gerichtet werben follten. Darı 
bem colomb. Agenten Deren Tetada, 
zufnüpfen. Zu London war bereits in 
Hurtado , in bie Reihe des biplomatifd 
burn erfchien alß brit, Gefanbter in Bog 
ein Schifffahrts > und Hambeltvertrag 
geſchloſſen, worauf ber colomb. Congri 
bot. Um biefe Zeit (2. Febr. 1825) bi 
am alle Staaten Amerikas, aub an 
biefe® Jahres auf bem Iſthmus von Pa 
auf welchem bie mit Spanien in Kri 
Schutzbuͤndniß gegen Spanien, und ı 
recht, gegründet auf einen allgemeinen 
ben Grundſaͤtzen bed Voͤlkerrechts, fefl' 
ſpruͤchen, fowie ber $nterventionspoliti 
entgegenftellen wollen. Allein biefe Ber 
gefaßt zu haben, aus einanber,, indem ir 
no8 = Apres und Brafilien befchäftigten 
beffen empörte ſich ber Gen. Paez gegeı 
Bogota. Der Liberkabor kehrte zuruͤck 
Bogota, wo Santander durch feinen ! 
fdyien man bem Gen. Bolivar ehrfücht 
am 6. Febr. 1827 eine Entfagumgsact 
jebody nicht angenommen. Nun ging 
ftehende Berfaffung. Hierauf brachte 
borfam; allein mit Peru entjtanden t 
nämlid Bolivar's Partei geftürzt, ur 
In Golombia ſelbſt nahm die Unorbmu 
zwifchen ber Soibatenpartei und der S— 
zu, daß enblich ein Mationalconvent, 


| AR : 
EIWET or: Ta ZADTi „Fidiamı!! "il 











822 Südamerif, Revolution (Republit 


im San. 1817. Zu gleicher Zeit machte ich Paragı 
Krancia von Buenos = Apres unabhaͤngig, ſodaß von 4 
6 mit Buenos; Apres vereinigt-blieben. Aber aud) im 
und «8 Eoftete Blut, che bee Foͤderalismus nachgab. 
einen neuen Gongeeß, ber fidy den 25. Mär; 1816 zu 
ben D. Martin Pueyerebon zum Director ber ep 
Verbindung mitdem Gun. San= Martin, die Orbnum 
erBlärte ber allgemeine Congreß ber Verein. Provinzen o 
ſaͤmmiliche Länder dieſes Stroms für unabhängig von t 
legte er feinen Sig wieder nach Buends-Ayres, r 
‚‚Manifestacion historiea y politica de la Revoluei 
welche 28 Beſchwerden ber Colonien gegen Spanien en 
publit ben ſtolzen Namen ber Verein, Provinzen von 

ben 3. Dee) 1817 ein „Reglamento provisorio", als 
kannt. Der nach diefer Form gewählte founeraine Eoı 
gen ben 25. Febr. 1819, wo ber Director D. Martin 

ten empfahl, bie Verfaffung bald zu vollenden. Dem 
ſtaats erbeifcht", fagte Pueyrrebon, „baf meine N 
Kenntniſſe haben als ich. Sch werde dann von meiner 
und ber Nation zeigen, baß «8 leichter iff zu gehorch 
wurde ben 25. Mat 1819 die neue Derfaffung, gan | 
lich, publiciet; fie. beruht auf perfönlicher Freiheit und 
rechte, ber Gewiſſcas⸗ und ber Preffceihelt. An Du 
twieber zum Oberbirector emannt fein mollis, trat Ge 
haben innere Spaltungen, bie Anhänger don Gartera 
Frieden oft fehr bintig geſtoͤrt. Um gegen bie große Arcı 
gerüftet wurde, Bertheidigumgsanfkalten zu treffen , zwi 
fand und Verträge mit Paraguay und mit dem ‚Dee 
Artigas, gefchloffen, fonbern auh Gen. San: Mar: 


Peru abberufen. Allein kaum wär die Gefahr von Sp 


Gen. ©.» Martin wieber nach Chile gegangen, fo erho 
nen,‘ Das Heer ber Republik unter Belgrano Löfte 
weigerte fi), nach Buenos: Ayres sur Wiederherſtell 
febren, weil er einen Jun gegen Deru unternehmen wo 





@üdamerik. Revolution Republik am Mate) Ä 828 


5. März; d. J. unterzeichnet. Am 4. Juli ſchloß Ribadavia mit den fpan. 
Farien, die nach Buenos : Ayres gekommen waren, einen Waffenſtillſtand 
Monate ab, während deſſen Dauer Buenos Ayre® auch die Ausföhnung 
Perus und der übrigen GSolonien mit Spanien auf die Grundlage des Ges 
m 19 Juni, welches die Unabhängigkeit der amerifan. Staaten anerkannte, 
Die Bewiligung einer Summe von 20 Mi. Dollars (LOO MIN. Fr., fo 
an bie franz. Kammern für den Krieg gegen die Cortes bewilligt) zur Un⸗ 
Bag des repräfentativen Syſtems in Spanien bewirken follte ; allein mit ben 
ar Gorte® feibft wurden alle diefe Verträge vernichtet. Dagegen famen die 
Fe mit den Provinzen Santa: Fe, D' Entre Rios und Corrlentes zu Stande. 
andter der Vereinigten Staaten und «in britifcher Gensralconful wurben 
Mepublik im J. 1824 angeftelt. Buenos: Apres, beffen Handel fich felt 
zch allın Weltiheilen erfixedt, auch nach Deutfchland und nad; China (nur 
up bat jede Verbindung aufgenoben), wurde nun die allgemeine Niederlage 

Märkte Suͤdamerikas, und noch befigt der engliſche Handel daſelbſt fir 
inionen Pf. St. Waaren. Es ward daher ſchon am 19. Febr. 1825 ein 
Safts⸗, Handels: und Schifffahrtstractat zwiſchen Großbritanien und den 
Bten Provinzen des La Plata (Provincias unidas del Rio de la Plata, fo 
Ed) bie Republik feit 1825) zu Buenos=:Ayre® abgefchlofien, den be las Se: 
geralcapitain und Gouvern:ur ber Provinz von Burnos⸗Ayres, Im Namen 
ablik ratificirte. Dex verdienſtoolle Ribadavia hatte nämlich nach der Eroͤff⸗ 
w vierten Conyrefverfammlung im Mai 1824 feine Divectorftelle nieberges 
geachtet feine abermalige Ernennung foft allgemein dringend gemänfcht 
(Er war im 3. 1825 Sefchäftsführer der Republik in London , kehrte aber 
e bes Jahres nad) Buenos: Ayres zurüd.) Darauf war vom Songreife der 
Don Juan Gregorio las Heras proviforifc zum Director gewählt worden. 
kmannte den H. Barcia zum Miniſter der auswärt. Angelegenheiten. Gar: 
“4 dazu noch die Verwaltung des Kriegeweſens und vollzog eine Sendung 
Pon. Die gefetgebende Verſammlung von Buenos⸗Ayres erklärte noch in 
"m Sabre ten Sklavenhandel für Seeraub; folglich wird derfelbe mit dem 
Seaft. In demfelden Jahre hatte der am 12. Dec. 1824 eröffnete Natios 
zu Buenos⸗Ayres das Verfaffungegefeg vom 23. Jan. 1825 entworfen 
unntgemtad;t, reiche den Bundesſtaat am La Plataftrome neu begründet 
le katholiſche Kirche ift Staatsreligion; doch werben andre Religionen ges 
und am 25. Sept. 185 ward die dem proteflant. Engländern In Buenos: 
Bwilligte Kirche (ein ehemal. Jeſuitergebaͤude) eingeweiht. Die auswärtigen 
anheiten betrafen vorzuͤglich Spanien, weßhalb die Republik ben von Bolis 
Borfenen Diane eines großen Bundescongreffes, der fi) zu Panama am En- 
B: 1825 verfanımelte, beitrat. Der Zwiſt mit Brafilien wegen der Banda 
ad Monte Video aber führte einen Bruch herbei, indem der Kaifer am 10: 
1256 den Krieg an die Republik erklärte und Buenos⸗Ayres blodiren lie: 
wre: das großbritannifche Intereſſe fo ſtark berührte, daß die englifche Me: 

den Frieden zu vermitteln ſuchte. Allein erſt nach manchem Wechſel des 
gtuͤcks kam den 27. Aug. 1828 ein vorläufiger Friede zu Stande, nad) 
W.die Banda oriental und Monte Video 5 Jahre lang weder Brafilien noch 

epublik angehören follen. 

Staatenbunde am Plata, bei welchem 1826 Lord Ponſonbey als bri⸗ 
Siefandter bevollmächtigt wurde, gehören gegenwärtig 13 Staaten: 1) Bue⸗ 
vres, 4500 AM., mit 420,000 Einw., mit der Hauptftadt gl. N., wo 
Big der ar aa und vollziehenben Gewalt und des Congreffes befin- 
be Ginhnfte Diefeß Staates der Union beliefen ſich auf 5,177,584, die Aus: 
m 5,297,690 Sulben. "An England ſchuldet Burnds: Ayres eine Mil. 








- 826 Südamerit. Revolution (Repul 


8000 freiwilligen, auf europäifche Art bisciplinieten Rı 
Men. Paraguan ift der einzige unter ben amerifan. & 
hat, Weber ber Oberbirector no bie Mitglieder bes € 


dung. Die Staatsbebürfniffe werben durch ben Gen 


Handels beflritten. Bekanntlich ift das Haupterzeugn 
guaythee. Die Staube (deren Ausfuhr, um fie anber 
verboten ift) heift Arvore de Mate- oder da congonhi 
©t.=Dilaire, llex Mate, von Cossine Paragua gänzlich 
fteifen Blätter umb jungen Zweige am Feuer und gerſt 
Aufguß wird, um das Pulver von ber Flüffigkeit zu tr 
Röhren, bie in eine Kugel mit vielen kleinen Dffnungen 
for There ift ein Luxusbedürfniß für ganz Suͤdamerika. 
Brafilien Handel, bat jeboch im 3. 1825 auch Schiffi 
England gefhidt. Die Einladung Bolivar's, an dem Et 
nehmen, hat Dr. Francia in einem fräftigen Antwortfeh: 
auf dad beſtimmteſte abgelehnt. 

V. Die Repubtit Chile bat ſich, nachdem bi 
1810 für feine Freiheit gekämpft hatte, ben 1. Jan. 18 
Anfangs ſtand ein Congreß an ber Spige ber Regierumg 
der Garrera und die der Barrain , kaͤmpften um ben Einfl 
Mepublilaner , die oberſte Gewalt anfichriffen , emtitamb 
das von dem Vicekönige von Lima 1813 nach Chile gefi 
erhielt, Die Carrera verloren die Schlacht von Raucae 
wurden abgefebt, worauf bie Rarrain einem tapfern Offi 
befehl übertrugen. Diefer ſchloß mit dem fpan. General 
chem Chile die Regierung der Cortes in Spanien anerka 
Abgeordnete zu dbenfelben ſchicken ſollte. Allein ber Wi) 
aleih. D’Higgins wurde gefchlageh ; bie Spanier erobe 
und verbannten die Häupter ber Aufrührer auf die Inſel 
fammelte General S.: Martin von Bueros» Apres bie 
ber Provinz Gujo, imb nachdem er von Buenos = Apres ı 
Mann anfichgezogen hatte, umternahm er ben berühim 
und lieferte den Spaniern das Treffen bei Ehacabureo (1 
aufs Haupt ſchlug und ihren General Marco gefanger 


Sädamerit, Revolution (Republik Chile) 827 


on neuen Angriff auf Chile. In dieſer Gefahr brachten bie Bürger der 
dt Sans Jago dem Staate ihr ganzes Silberzeng dar, und erklaͤrten (den 5. 
18), daß fie nicht eher ſilbernes Geraͤth fich wieder anfchaffen wollten, als 
Baterland gerettet fei. Das Andenken an biefe patriotifche hat wurbe 
e Juſchrift an den Säulen beim Eingange in die Stadt verewigt, wo es 
Fremder, der du dieſes Land betrittit, Nationen des Erdkreiſes, entſcheidet, 
in Volk unterjocht werben kann!" — Dforio ward von &.: Martin in 
ne gelort. Hier gelang es den fpanifchen Feldherrn zwar, bad Heer vom 
i dem fih &.: Martin nicht befand, des Nachts zu überfallen, «8 gänzlich 
men und das Geſchuͤtz zu erobern; allein S.⸗Martin zog ſchnell alle Reſer⸗ 
umen und erfocht in ber Ebene von Maipo, den 5. April 1818, einen ent» 
en Sieg, ber die zweite Befreiung von Chile zur Folge hatte.*) Denn nach 
kten Niederlage bei S.⸗Fe haben bie königl. Truppen im Ian. 1819 Chile 
zeräumt, und fid in das Land der Araucanen zuruͤckgezogen. Hierauf ruͤ⸗ 
Shile zu einem Angriffe auf Peru. Zwar ſchickte Spanien etwa 1200 M. 
3 nach Lima ; allein die Mannfchaft der Maria Iſabella empörte ſich, führte 
ff nadı Valparaiſo und trat zu den Aufrübrern über. Die Officiere wur⸗ 
ber Republik nad Lima geſchickt. Um diefelbe Zeit fegelte Korb Cochrane 
2 Linienfchiffe von England nad, Südamerika, und trat als Admiral in 
ſte der Republik Chile, welche ihm im April 1819 eine Flotte von 9 Kriege⸗ 
son 60 bis 16 Kanonen übergab. Er ging darauf mit 4 Fregatten von 
ifo unter Segel, feßte die ganze Küfte von Peru in Blockadezuſtand und 
allao, ten Hafen von Lima. Zugleich og &.- Martin zu Lande nach Peru. 
wurde mit einem heile be& Heers abgerufen zur Vertheibigung von Bue⸗ 
“6 gegen die große Armada, die aus Cadiz im Gept. 1819 auslaufen ſollte 
anntlich durch ben Aufſtand der Truppen und dann durch das gelbe Fieber 
et wurde). Lord Cochrane's Angriff auf Eallao mißlang; dagegen erbeu⸗ 
Ine reiche ſpaniſche Handelsflotte in einem anbern Hafen von Peru. Im 
Sabre kam 5.» Martin aus Buenos s Apres zuruͤck, und der Zug gegen 
E im Det. d. 3. nochmals unternommen. Lord Cochrane's Flotte von 8 
ffen mit 236 Kanonen feste den General S.- Martin mit 4800 M. und 
men zu Pisco, ungefähr 40 Meilen von Lima, ans Land, und Perus Be⸗ 
uintesftünten das chileotifche Heer fo thätig, daß Lima, Callao und die mei⸗ 
singen der ſpaniſchen Herrſchaft entriffen wurden. Indeſſen arbeitete in 
w Partei, welche bie Unzufriedenheit des Volks mit dem druͤckenden Zoll⸗ 
mutzte, an bem Sturze des Directors DO’ Higgins und feiner Freunde, bed 
B San: Martin und des Lords Cochrane. Letztrer verließ daher auf unbe: 
den Dienft der Mepublit Chile, und beyab ſich im J. 1823 nad) Bra⸗ 
Martin aber zog fich in den Privatfiand zuruͤck. Darauf gelang es je⸗ 
nei, an deren Spige General Roman Freyre ſtand, eine Regierungsveraͤn⸗ 
ut bewirken. D’Higgins warb den 28. Jan. 1823 abgefegt, und, als er 
amachte, fich der höchften Gewalt wieder zu bemächtigen, nebſt San⸗Mar⸗ 
aftet, ber biöherige Congreß aber aufgelöfl. Rum zog Freyre mit ſeinen 
nad Ban: ago (22. Febr.) und berief die Wahlverſanmlungen zur. Er⸗ 
- Dee Abgeorbneten zum Congreſſe. Dasauf übertrug ihm eine Junta ber 
ſammlungen am 3. April die oberfle Gewalt, welche der Im Auguſt 
Mammelte Congreß beftätigte. Diefer entwarf eine freiere Verfaſſung mb 
Op die vollziehende Gewalt. Freyte fanbte jet eine Abtheilung Chileoten 
Zansen zu Huͤlfe und ſchloß mit ber Republik Colombia, am 21. Det. 1823 
mx ben gefangenen fpanifchen Officieren wurden den 8. Zebr. 1819 General 
ua DD 


fficiere Befehl des Gouverneurs von San⸗kLuis hingerichtet, 
Cayeit Aufftand —— hatten, um ſich des Plates au beuäctigen. 


Er 


















850 Suͤdamerik. Revolution (Rep 


und Olaneta. Das Schickſal Perus hing ab von | 
Männer, Einig unter fich, hätten fie Peru dem Mi 
ſchlchte muß daher bei ihnen verweilen. Safeına, Wi 
im fpan. Befreiumgsfriege ausgezeichnet; alle Drei 

Königs liberaler Geſinnungen verdächtig und fuchte 
zu entgeben, 1816 eine Beftimmung nady Amerita. X 
lieutenant ber Artillerie in ber Verthribigung Sarage 
gener in Frankreich, vollendete bort feine Bildung un 
bot fich bern General Abisbal zur amerikan. Erpebitior 
allgemeinen Erftaunen gleich Obergeneral. Als Vice 
Willen und rrfllofe Thaͤtigkeit, aber viel Unentfchlof 
zeigt, was ber fpakifchen Sache hoͤchſt nachtheilig w 
Canterac haben ihn völlig geleitet. Der Ruf eines red 
Mannes warb Laſerna niemals beftritten. Ganter 
ber Gegend non Borbeaur, war von Kindheit an im 
allgemein feine Kenntniffe und f. Unteernehmungsgeift 
und feine wenige Verträglichkeit. Valdez, ein Schi 
Ruhm des Werftandes, des Muthes, der Thätigkeit, 
ber Liebe um Gelbe. Dlaneta, ein Ebelmann aus | 
Amerika zur Tupiza anfäffig, trieb Bergbau und frel 
und Ruf. Er erklärte fich gegen bie Inbependenten um 
gewöhnliches zu thum. Obgleich faft beftändig geſch 
mabriber Hofe zum Obriften und bald darauf zum @ 
bie Avantgarde des peruanifch > fpanifchen Heeres und | 
Zugleich ſammelte er unermeßliche Schäge. Die conf 
bie von Spanien aus in alle Golonien überging, war ih 
Vicekoͤnig Laferna, von Ganterae md Balder loszufi 
Bertheidiger Spaniens jenfeits des Meeres zu nem 
Sache ber fübamerikan. Republiken den aröfiten Bor 
Gapitulationm gendthigt, floh er nach Oberperu, organ 
führte damit gegen die fpan. Generale einen fehr am 
feltfam genug, immer nod) im Namen Ferdinands VI 
abſolute Königthum wieberhergeftellt hatte! Bolivar 
Endlich, nachdem bie Sache Spaniens in Sübame 





Suͤbamerik. Revolution (Republik Peru) | 883 


(a oder Ayacucho zurüd. Hier erwartete er mit feinem Deere, bas nicht 
5780 M. zählte, den Feind, welcher am 9. Dec. mit 9310 M. das colom⸗ 
meonifche Heer angriff. Diefe Schlacht von Ayacucho (9. Dec. 1324) ent- 
B.Schikfal Suͤdamerikas. Die Colombier, von Sucre, dem 25jährigen 
Cordoba und dem General Lara geführt, erfämpften den glänzendften Gieg. 
ekoͤnig Laferna und Valdez, beide verwundet, wurben gefangen, 6 ſpaniſche 
und 2600 M. getöbtet oder verwundet, umb Canterac unterzeichnete noch 
Schlachtfelde eine Capitulation, durch welche er mit dem Reſte des Heeres 
en niederlegte und ganz Peru bis an ben Desaguadero (alfo auch Callao) 
ublikanern einräumte. (Die Gieger verloren an Todten unb Verwundeten 
meräl, 8 Officiere und 300 Soldaten.) General Modil weigerte ſich jeboch 
s übergeben, und behauptete biefe Feſtung und den Hafen noch im Anfange 
826. Laferna, Santerac und Valdez ſchifften ſich nach Spanien ein. Auf 
5 Befehl warb auf dem Schlachtfelde zum Andenken des vom ganzen ame: 
m Continent gefeierten Tages von Ayacudho — dem fübamerikan. Sara⸗ 
Bine Triumphſaͤule mit dem Namen der Corps, die hier gefochten, und mit 
afiblibe des Generals Antonio Sucre, errichtet. Olaneta fammelte bie 
2 des koͤnigl. Heeres, etwa 7000 M., und behauptete ſich noch eine Zeit 
Rerperu zu Potofi und Oruro, ward aber im J. 1825 von Sucre völlig 
ab Oberperu dadurch gänzlich für bie Sache ber Unabhängigkeit gewonnen. 
greß von Peru verfammelte ſich am 10. Febr. 1825; Bolivar legte bie 
nieder und Ichnte alle Geſchenke, welche der Congreß ihm antrug, großmuͤ⸗ 
Allein auf die Vorſtellung des Congreſſes, daß die Verfaſſung noch nicht 
ſei, übernahm er die Dictatur am 12. Febr. 1825 noch auf ein Jahr, 
4 einen Theil der hoͤchſten Gewalt an einen Regierungsrath unter Vorſitz 
als La Mar ab. Bei dem Kriege, ber zwiſchen Brafilien und der Union 
Eata auszubrechen brohte, flelite er in Oberperu an bee Grenze beider Gtaa⸗ 
Beobachtungsheer auf, das Sucre befehligte. Als Callao, deſſen Hafen pe⸗ 
‚and chileotiſche Kriegsſchiffe unter dem Admiral Guiſe ſpertten, durch 
22. San. 1826 zur Üübergabe gezwungen und die Regierung von Peru, 
Bam 10. Febr. 1826 verfammelten Congreß geordnet war, Lehrte Bolivar 
bia zuruͤck. Der Congreß ließ damals auf ben Libertador eine Denk⸗ 
en und feine Bildſaͤule zu Dferbe ſollte in ber Hauptftabt aufgerichtet 
„Allein die Trennung Bolivias (Öberpern) von Peru und ber colombifche 
ste allgemeine Unzufriedenheit. So entſtand bie Revolution vom 26. 
7. (&. Peru.) Im 3. 1828 geiff Peru die Republik Bolivia an, u. Bo⸗ 
‚an Peru ben Krieg. Daher ift gegenwärtig Alles proviſoriſch. Es 
®, als ob Peru ſich eine Köderativverfaffung geben werde. In England 
Tepublit eine Anleihe von 1,816,000 Pf. St. gemacht. — Wenn man 
ern mit feinen Häfen für die muen ameritan. Staaten gleichſam das 
Molitiſchen Körpers if, fo laffen fich die Anftrengungen erklaͤren, welche 
Buenos⸗Ayres und Chile zur Befreiung Perus, ſowol von der Lands 
Dep. gemacht haben. 
: wperufPeru alta), feit 1825 Bolivia (f. d.), ein nach Dlaneta’6 
ag, durch Bolivar und den colomb. General Sucre gebilbeter Frelſtaat. 
die Provinzen La Pag, Oruro, Cochabamba, Santa⸗Gruz, Potofi und 
R, mit der biäherigen Dauptfladt von Oberperu, Potofi, nun Sucre (Sig . 
Eang, 25,000 Eimw.). Der ganze Staat hat einen Flaͤchenraum vom 
BR. mit 1,030,000 €. Die Einkünfte ſchaͤzt man auf 4 Min. Gin. 
Mpgıte eine Berfaffung wie Colombia, und es galt bißher die Verfaſſungs⸗ 
Gr 25. Aug. 1826. Allein im J. 1828 empörten fi) bie Bewohner der 
Daauifara. Der Pröftdent der Repubiit, General Anton Joſo de Cruxe 
B GHebente Aufl. Bo. X, 08 


⸗ 
—* 















8354 Suͤdamerik. Revolution (Mer 


ſchlug ſie, wurde aber am 16. April 1528 verwunbet und 

feine Entlaffung, Indem er den General Jofe Maria Peres 
Kriegdminifter, an die Spitze bes Staatsrathes und bed I 
fer rüftete ſich hierauf, um ben Einfall ber Pernaner (M 
zurück utreiben. Die Fortbauer diefer Republik hängt von 
ges zwiſchen Peru und Colombia ab. 

VII. Sa Merico ober Neufpanien, ber widhtigf 
hatte ber Aufruhr anfangs bloß bie innern weftlichen P 
Königreich Leon, ergriffen. Das Volk war, wie v. Hum 
vermweichlicht, bigott und von Prieftern abhängig. Prieſten 
tion von Merico begonmen und geleitet. Schon 1809 bi 
binands VII, eine Regierung, die der Junta von Sevil 
gerte. Der bamalige Vicekönig, Sofe Iturnigaray, meig 
Independenten, berief eine Junta und wollte feine Würbe 
tion zu bienen. Allein er warb von ben Altfpanierm übı 
behandelt. Die Verfolgungen ber Freifinnigen bracht 
völlig zum Ausbruch. Ein Pfarrer in der Stadt Dolores 
y Gaftillo, ein Mann von großen Talenten und fehr belich 
beren Unterricht er fich verbient gemacht hatte, entwarf | 
ftande, ber im ſaͤmmtlichen Provinzen von Neufpanien bi 
chen folte. Da fein Plan entdeckt wurbe, fo griff er fd 
Waffen. Schnell verbreitete fi die Empoͤrung von t 
nach allen Seiten unb bald ftanden 100,000 M. unter | 
ten unter bem Banner ber alten Kaifer von Merico un 
Bild ber Jungfrau von Buabeloupe. An ihrer Spitze 
Hauptſtadt Neufpaniens, Mexico, und Alles fchien ihm t 
tigen Platzes zu verfprechen, als er fid, unerwartet zuruͤckze 
und Kriegsbedarf fehlte. Venegas verwarf bie von ihm 
ſchlaͤge, ſowie die Vorfchläge der Junta von Sultepec. 
ber ſpan. Heerführer, Hibalgo’8 Unentſchloſſenheit und 
ber Brüde von Galberon zu einer Schlacht in einer St, 
Menge Beinen Bortheil ziehen Eonnten, Sie wurden völlig 
ber burch bie Verrätherei eines Infurgentengeneralß, Eliſe 
ren ben 21. Maͤrz 1811 in Ge haft 


856 Suͤdamerlk. Revolution (Mei 


fand in biefer Einoͤde, 300 fpan. Meilen von ber Haupt 
quellen. Da ftellte fi) unerwartet, faft vor ben ig 
1821 ein Oberfter bed koͤnigl. Heeres, D. Auguftin 5 
Spise des Aufſtandes. Diefer Officier, der vergeben 
Berbefferung bed politifchen Zuftandes für Neufpanien v 
Regiment nach Iquala zu ben Banden bed Guerreiro u 
toria, wo ſich ein andrer ſpan. Befehlshaber, Gaval 
Er warb zum Oberbefehlshaber ber Mericaner ernannt ı 
befannt, daß Meufpanien, unabhängig von bem Mutte 
Gorted des Bandes zu entmwerfenden, beſchraͤnkt monard 
einen Kaifer von Merico regiert fein, und Ferbinanb VI 
Infanten, ber in Merico refidire, ald Kaifer anerkenn 
Apodaca, Graf von Venabito, und alle Behörben der H 
bide’8 Vorſchlaͤge; allein bie Truppen, welche gegen bie 
fonnten Nichts ausrichten, weil bad Volk in ben Proviı 
Unabhängigkeit bewaffnete, Sturbibe aber ein enticheiber 
mußte. Die Spanier mußten fih im bie feſten Plaͤtze 
war fhon im Mai Meifter ber Provinzen Guanaruatı 
Mechoacan, beffen Hauptftabt, VBallabolib, ihm feine 
auch bie Provinz Vera Cruz im Juni befreit, und Meriı 
ten, bie ſpan. Beſatzung hatten, abgefchnitten worben n 
bes fpan. Heeres den Vicekönig Apobaca als umtauglich a 
Stelle ben General Don Franc. Novella. Diefer kom 
Aufftand unterbrüden; bie Verwirrung warb vielmehr 
König Ferbinanb VL. zum Generalcapitäin von Neufpar 
D’Donoju aus Spanien in Vera Eruz, das eben von be 
fen war, anfam. D’Donoju fah, baf bie Sache di 
fiegte und daß bie koͤnigl. Macht fi) kaum noch in ber 
CEruz, Acapulco und Pirotes behaupten Eonnte. Er en 
Bergleicye, den er am 24. Aug. 1821 zu Corbova 
beachte, in weldyem er bes mericanifchen Felbheren Erf 
nahm und bie Unabhängigkeit bed Kaiſerthums Merico 
einem Infanten bes koͤnigl. Haufes vorläufig beftätigte 
Junta, zu deren Mitglied O'Donoju ernannt wurde, bi 





Südamerif. Revolution (Merico) 887 


ſelbſt folle die Krone annehmen ; dagegen erklärte fich die Provinz Gua⸗ 
te bie Errichtung einer Republik; eine britte Partei endlich, die aus den 
yemen beftand, wollte ſich von dem Mutterlande nicht trennen. 
terbeffen hatte fi) auch Vera Sruz (26. Oct. 1821) ergeben, die Be⸗ 
ber mit ihrem Befehlshaber Davila in die uneinnehmbare Citadelle San- 
Ulloa zuruͤckgezogen, welche den Hafen und die Stadt beherrfcht, daher 
ohner monatlidy zu ihrem Unterhalte 16,000 Dollars beizutragen fid) 
ch machen mußten. Bis auf dieſes Schloß, das erft durch Hunger be⸗ 
den 22. Nov. 1825 ſich ergab, war ganz Merico unabhängig; allein der 
ieg hatte das Land veroͤdet und den Bergbau unterbrochen, ſodaß bie Ein» 
es Staats, die ehemals über 20 Min. Piafter jährlich betrugen, auf bie 
»fallen waren, ımb die Münze, welche fonft 28 Mit. jaͤhrlich ausprägte, 
320 nur 8 MIN. und 1821 kaum 4 Mill. in Umlauf fegen konnte. Das 
1b verfchwand immer mehr, umd es fehlte zulegt an ben Mitteln, um das 
Heer zu befolden. In biefer Verlegenheit öffnete ber Präfident Iturbide 
1821 alle Häfen bes Reihe, das durch Acapulco mit ber Weſt⸗ und 
era Eruz mit der Oftwelt in Verbindung fteht, dem fremden Handel gegen 
. Abgaben. Geitbem trat auch die Rheiniſch⸗weſtindiſche Handelsgeſell⸗ 
Elberfeld mit Mexico in unmittelbaren Verkehr. *) 
n 28. Febr. 1822 ward der von Iturbide berufene mericanifche Congreß, 
191 von 242 Departements gewählten Abgeordneten beftand, in der 
adt eröffnet. Ex beſchloß, wenn Bein Prinz aus dem koͤnigl. ſpaniſchen 
de mericanifche Kaiferkrone annähme, fie einem Eingehorenen zu geben. 
tatemala, wo fich ein befonderer Congreß ben 1. März verfammelte, und 
infel Yucatan mit Campefche, deren Regierung in ber Stadt Merida ih: 
bat, wollten ih an das Kaiſerthum Mexico nicht anfchließen. Dagegen 
dem Deere von Mexico die Partei Iturbide's immer mächtiger; die Garde 
am 17. Mai zum Kalfer aus; aller Wiberfpruch einzelner Mitglieder bes 
ſes gegen feine Erhebung verftummte vor dem Geſchrei des Poͤbels, und 
Mai 1822 warb Sturbide von 67 Mitgliedern bes Congreſſes, der nur 
ı Abgeordnete zählte, unter dem Namen Don Auguftin I. zum erblicyen 
vom Mexico erwählt, worauf er ben 21. Mai den Eid auf das vom Con» 
Rn entwerfenbe Verfaffungsgefeg ablegte, bi® dahin aber bie fpan. Gonftis 
ver Cortes zu befolgen verſprach. Doch bald erhob ſich eine ſtarke Gegen⸗ 
Mehre Mitglieder, die mit der Kaiſerwahl unzufrieden waren, hatten ſchon 
ven Congreß verlafien, die Mitglieder der Megentfchaft aber, Fagoaga, 
ſo und Odoardo die Flucht ergriffen. Jetzt zogen fich auch viele alte Of⸗ 
R die Provinzen zurüd, wo General Vittoria gegen das Kaiſerthum auf 
2 war. Iturbide fuchte ſich durch Strenge zu behaupten und loͤſte den 
auf, zeiste aber dadurch nur zu wiederholten Verſchwoͤrungen; als nun 
| Zug zus Unterwerfung ber Republik Guatemala gänzlich mißgluͤckte und 
Ce Theil des zur Belagerumg bes Forts S.⸗Juan de Ulloa beflimmten 
38 in die Hände bes republikaniſchen Generals Guadalupe⸗Vittoria ges 
car, fo griff ber Aufſtand immer weiter um fih. D. Auguſtin fah fich 
. allen Hülfbquellen entblößt; gezwungene Anleihen vermehrten nur ben 
en Unwillen, und bie Zruppen verließen die Eälferl. Sahne, als fie nicht 
oldet werden Eonnten. Don allen Seiten bebrängt, Iegte endlich D. Aus 
kachbem die Häupter bes republikaniſchen Befreiungsheeres ihm Sicher> 
ſagt hatten, ben 19. März 1823 feine Wuͤrde nieder und zog fich ins Pris 


>r Handel von Merico hat feit Humboldt's Angaben vom I. 1803 fehr zus 
A. 1819 flieg die gefammte Einfuhr an Werth auf mehr als 82 RU. un 
kunde Ausfuhr auf beinape 44 Mill. Piaſter. 





888 Sübamerif. Revolution (Guateı 


vatleben zur, Nun warb eine republitanifche Regieru 
gelöfte Congref mieber sufammenberufen ; bem geweſene 
bie Gortes am 9. April auf Lebenszeit ein Jahrgelb von 2 
ner Witwe 3000 P., unter ber Bedingung, daß er fidh 
lien begäbe. Am 11. Mai 1823 ſchiffte fi Sturbibe ı 
tigua bei Vera Gruz nad) Lvorno ein. Merico warb nu 
regiert, welche aus dem Marfchall Bravo, dem General! 
und aus bem General Vittoria, einem Altſpanier, beſtand. 
greß entwarf hierauf das Verfaffungsgefeh vom 16. D 
allen Provinzialregierungen angenommen wurde. Auch 
ben General Guabalupe-DVittoria, eins ber erften Haͤup 
Präfidenten der Republik. Sturbide’s plögliches Auftr 
beffen Hinrichtung den 19, Juli 1824, Am 5. Oct. erli 
einen Bericht am bad Volk über f. bisherige Verwaltung, 
erklärte bee Congreß feine Sitzung für gefhloffen. Im J 
bie Provinz EChiapa an bie Union von Merico an. (Bgl. $ 
aus neuern Nachrichten hinzu, daß biefer Bunbesftaat au 
bieten (Obercalifornia, Untercalifomia und bie Indianerlaͤ 
fünfte beliefen fi 1327 nur auf 274 Mi. Glon., die Au 
und bie Schulb auf 133,704,000 Glbn. Innere Us 
fpanifche Intereſſe durch einen Mönch erregt, hatten bie. 
ters und die Vertreibung ſaͤmmtlicher geborenen Spanier 
mögen mitnahmen, zur Folge. Sm Aug. 1828 wurden 
Barragan, nebft etwa 50 ihrer Mitverfhworenen, nad) Lir 
Inſel Chiloe deportirt zu werden. Diefe Unruhen und bi 
hatten u. A. auch bie Unterbrechung ber Zindzahlungen 
Anbei Fam 1823 der Abſchluß eines Hanbelövertrags mii 
Eine genaue ſtatiſtiſche Befchreibung enthält des brit. Ge] 
(von 1825—27), H. G. Ward, „Mexico in 1827’ (on 
VIII. Guatemala (f. Mittelamerika). T 
eröffnete Congreß ber Union (ein Senat von 12 und eine 
von 42 Mitgliedern) befigt bie gefeggebende Macht; ein 
Sofe de Arco), auf 3 Jahre ernannt, ſteht an der Spi 
ivalt, Er ernennt 3 Minifter und hat_einen vom Volke : 


Suͤdamerik. Revolution Ä 889 


So hat Spanien feine amerilanifchen Golonien bis auf Guba, Portorico und 
Bleine Infeln, wo bie Menge reicher Capitaliften und Sklavenbefiger, bie 
ahl jedem Aufftande abgeneigt macht, gänzlich verloren; das fpan. Domins 
Der Präfident Boyer mit dee Republit Haiti (f. d.) vereinigt; bie beiden 
8 aber finb von Serdinand VII. durch den zu Wafhington am 22. Gebr. 
ubgefchloffenen Vertrag an die Verein. Staaten abgetreten worben. Aber 
Bavanna und Portorico find durch Bühne Verfuche, die Fahne der Unabhäns 
MWafelbft aufzupflanzen, mehrmals in Gefahr gekommen. Was jeboch dem 
elande ımb dem europ. Handel am meiften gefchabet hat, ift bie Seeraͤu⸗ 
welche unter der Flagge der neuen Freiſtaaten auf dem atlantifchen Meere 
x Golf von Merico veruͤbt wird. Die Verein. Staaten fahen fi) daher 
wit, ſchon im Dec. 1817 die von den merican. Aufrührern unter dem Com: 
Aury befegte floribifche Infel Amelia, wo die Seeraͤuber fichere Buchten 
m in Befig zunehmen, und die beit. Regierung fandte 1822, nachdem Ihe 
Bu Cortes eine Summe von 80 Min. Realen als Entſchaͤdigung fuͤr den Ver⸗ 
en die Seeräuber unter fpan. Flagge britiſchen Kaufleuten zugefügt hatten, 
kt worden war, Kriegsſchiffe nach der Havanna, um bie Seeraͤuber in den 
w Gewäffern zu vertilgen. Bis 1823 hatte übrigens noch Feine europ. Macht 
uifch:amerilanifchen Republiten anerkannt, Portugal ausgenommen, wel 
u Rio⸗Janeiro aus mit BumossAyres und Chile Verbindungen anknuͤpfte 
wrein. Staaten aber haben feit 1822 von ben neuen Republiken Gefanbte 
zumen und dahin abgefchickt. Dagegen hatte England fchon im Nov. 1817 
A. Unterthanen verboten, Dienfte bei ben Inſurgenten zu nehmen, und bie 
Dlitit ſchien jede Verbindung mit ben neuen Republiken zu vermeiden. Allein 
mabel bahnte fich unmiberfichlich den Weg dahin und bald war da8 britifche 
Eereſſe fo tief in das Dafein biefer Republiken verflochten, daß Canning von 
Ban dem natürlichen Gange folgte und in bemfelben Jahre einen Friedens⸗ 
meundfdhaftsvertrag mit Mericou. a. m. abſchloß. So hat ſich für bie 
und für die Nordamerikaner in dem fpan. Amerika ein neuer großer Markt 
Die Schranken, in welchen Spanien ben Hanbel Amerikas eingezwaͤngt 
W durchbrochen und Binnen nicht wieder aufgerichtet werden. Gleichwol 
m nicht erwarten, dag Suͤdamerika ben Rang in ber Weltgefchichte fobalb 
Ben wird, ben Nordamerika fchon jest behauptet. Die fpan. Länder find 
geheure Gebirge, ſchroffe Abgründe und Meere von einander getrennt; 
iſt in Kaften gefpalten, wenig zahlreich, bigott, größtentheild unwiſſend 

> aunb Nichts weniger als zur Ordnung erzogen, wie Nordamerikas Bürger 
ww Hier entfchied Eine Mevolution Alles; dort muͤſſen mehre burchge- 
Werben, bie auch im gluͤcklichſten Ausgange nicht Alles entfcheiden. So ift, 
Eines Umſtandes zu gebenken, das Recht der freien Religionsübung in kei⸗ 
A ſtaate ſpaniſcher Zunge anerfannt worben ; nur bie Macht des Monopol: 
Sand bie der Inquiſition finb vernichtet und Liberale Ideen haben überall 


ins Die Geſchichte ber Revolution in Brafilien anlangt, fo verweilen wir 
:afilien. Dieſe braſiliſchen Portugiefen haben naͤmlich bie monars 
pers behalten und erft 1820, durch das Beifpiel von Portugal aufgeregt, 
te eine freiere Verfaſſung abgenoͤthigt. Dadurch iſt ihr neues Kaiſerreich 
RB zepublifanificten fpan. Amerika gänzlich gefchieben und ſteht nur durch 
adel mit einigen ber neuen Steiftanten in einiger Berührung. — 

einen Geſammiblick auf diefe neuen Staaten, fo find bie meiſten barumter 
8 die Plata-Union und Merico ausgenommen — in ihrem Innern noch 
a dem Ziele politifch bürgerlicher Ausbildung entfernt. Die jungen Re⸗ 
tag find zu wenig befefligt, in auswärtige Haͤndel zu Tehre verikeis pt wut. 


840 Südamerif, Revolution 


Schulden zu fruͤh belaftet (bie 7 neuen Staaten habe 
21,594,571 Df. St. geliehen, bie fie jährlich mit 1,2 
follen), als baß fie fobald die Hinberniffe überwinden koͤrn 
an die Stelle ber verberblichen Herrfhaft, die man zerfti 
Gutes aufiubauen. An vielen Orten Ubertrifft das Meu 
fondern flebt ihm fogar oft nach. Wenn man bie Nachei 
fenben vergleicht, fo ift das Grunduͤbel jener Bänder: Me: 
zu große Mannigfaltigkeit der Racen, Unwifjenbeit, Aber 
bene Herefchaft dee Mönche, und bei den Bornehmen — 
ben erleuichtete Gefehgeber auf vielen Punkten den Samı 
geftreut, und bie Idee bed Wahren lebt in mehr ale einem 
als einer männlichen Bruft, Möge baber ber regere, mit 
Verein. Staaten bereits eingeleitete Voͤlkerverkehr anf d 
jungen amerifanifchen Staaten wohlthätig zutruͤckwirken! 

Über bie Geſchichte der fübamerit. Revolution vgl 
the Prince Regent of England by Mr. W. Walton” ( 
von Blanco White im Journal „El Espaüol‘; die „Hi 
de Mexico, por el Dr. D, Jos: Querra”; die „Histo 
volution of the United Provinces of South-America 
gorio l’unes, and appended to his History of Bueno 
Tucuman’ ; ferner des Repräfentanten Sing treffliche R 
(bington 1818 (f. b. Journ. Amerila“, Dct. 1818, Nr 
of the revolution in Spanish America, by a South-A 
Ereigniſſen Augenzeuge war (Lond. 1817); ; ben aus Qu 
„Memoirs ofthe mexican revolution, including a nı 
tion of General Xav. Mina” (Dhilab. 1820, von Robin 
Billaud Varennes, terita au Port-au-Prince, en 18 
l’insurrection am£rieaine par M.“ (? Eble., Paris 182 
„Memoiren über ben Freibeitöfrieg in Buenos=Ayree, Ei 
Revolutionen von Südamerika und Merico feit ben Entd 
auf bie neuefte Zeit’, von Dufey (a. d. Sranz., mit Zı 
menau 1827). Außerdem enthalten gute Beiträge E 
South-America ete,“ (Zond. 1825, überf. in Weimar) 
eretair bes Lords Cochrane, Wiceadmiral von Chile) „An 





Süden Suͤdpolarlaͤnder 841 


geſt. von Seitz) herausgeg. haben: eins der vorikalichften Werke die⸗ 
velche in Deutſchland erſchienen ſind. Eine anziehende Vergleichung 
merik. Freiheitskanpfes mit England und des ſuͤdamerikaniſchen mit 
Findet man im „Quarteriy review”, Rr. XXXIV, ©. 530 fg. 
t in feinee Schrift: „L’Europo apres le eongres d’Aix-la-Cha- 
et die Meinung auf, Amerika fei fie Spanien verloren, Frankreich 
ee feine Colonten daſelbſt aufgeben und die Sache ber Independenten 
a, um, mit ihnen verbunden, bie britifche Seemacht zu ſtuͤrzen, indem es 
Handel anfichziehe; allein diefer Gedanke iſt nicht ausführbar, weil 
Ha und England, nebft Brafilicn, ſchon factifch den Beſitz des ſpaniſch⸗ 
chen Handels unter ſich getheilt haben; Frankreichs Colonien aber, nach 
ralen Syſtem regiert, die Cultur in Weftinbien und in Guianas Wilb⸗ 
rer bei fich aufnehmen unb weiter verbreiten können, als wenn fie jezt 
and der Gefeglofigkeit umter wilden Negem geriethen. Es wäre ein 
he Europa, wenn dieſes alle Colonien verlöre; allein es wird fie behal⸗ 
es an Spanten® Beifpiel lernt, wie e& fie nicht regieren foll. K. 
den, f. Mittagspunft. 

Dermannland, ſ. Schweden. 

‚Deten, ein Gebirgszug, der, wie aus dem Ptolemaͤus erhellt, ſchon 
ı bekannt war; in der Nähe deflelben und an ber Oberelbe wohnten die 
uren. Man begreift unter den Sudeten das Iſer⸗, Miefens, Glazer⸗ 
sährifche Gebirge, wodurch es mit den oberimgarifchen Karpathen in Ver⸗ 
lebt. (S. Riefengebirge.) Der hoͤchſte Gipfel defjelben, die Schnee: 
4949 parifer Fuß Über der Meeresfläche erhaben. Die Kiefer kommt 
be in einer Höhe von 3700 Fuß; Hafer und Roggen werben bis zu 3250 


st. 

idindien, f. Auftralien. 

idlaͤnder, im weitern Verſtande, alle Länder und Inſeln der Suͤdſee 
:alien); im engern Sinne die Länder von Südeuropa. 

adlicht ober Auftralfhein, eine dem Nordlicht (f. b.) ähnliche 
wg in den Suͤdlaͤndern. Die Seefahrer unter Cook beobachteten baffelbe 
73 zwiſchen dem 58. und 60.° S: B. mehre Tage hinter einander. (Bol. 
ab. Korfter, „Bemerkungen auf meiner Reife um die Welt”, Berl. 1783.) 
„Saggio sopra la histor. nat. del Chili”, 1782) nahm fie wahr auf ben 
while. Kaſtner (vgl. die 6. Aufl. von Gren's „Naturlehre“, Halle 
Fe Süd: und Norbfchein al bie den magnetifchen Exbpol.n periobifch ent» 
Erdelektricitaͤt dar. Dem ruſſ. Capit. Bellinghaufen, der 1820 bie 
88. vorbrang, zeigte es ſich plöglich am füdlichen Himmel ımter ber Ges 
weißen beweglichen oder fliegenden Säule; in feinem ſchnellen Schuffen 
die ſchoͤnſten Farben des Regenbogens, es erleuchtet den Horizont und 
et ſchnell, um unter taufend andern Geftalten, welche biefe® Farbenſpiel 
zıoleder zu erſcheinen. 

Dpolarländer, Bruchſtüͤcke einer in ber Urzeit umtergegangenen, 
Pllinge einer aus der jüngften Periobe ber Bildung umfers Erdballs her⸗ 
emen Ländermaffe. Das Sädpolarmeer haben ımterfucht 1) Coof, 
u &übpole bis zum 60° näherte. (&. Sand wichland.) 2) Der 
= Bellinghaufen, der im J. 1819 an einer Stelle bis zum 70° vorbrang. 
&. Gapitain Jam. Weddel bis zum 74° 15°. 4) Cap. Frey cin et (ſ. d.). 
2828 fegelte Sapit. Kofler aus England mit dem Schiffe Chanticlere 
Eädpol, um bafelbft die Pendelunterfuchumgen zur Keftftelung der Ges 
de fortzufesen. Außerdem haben im 19. Jahrh. vorzüglich nordamerik. 
Finger und Robbenfchläger von ber Infel Mantucket, die dann vadk Siem, 


— — Du 





842 Suͤdſee Suͤdſee (flille 


auch nach den Sandwichinſeln Handel treiben, das 
demſelben liegen: 1 Neu⸗ ober Sübgeorgiem (f. 
1675. 3 Sanbwihland (f. b,), emtdbedit von Cı 
genau unterfucht von dem ruſſiſchen Gapitain Bellingh 
bedungsreife 1819 fand, daß Sandwichland aus Klein 
ſteht. An den Küften gibt es Wallfiſche, Penguine u. 
fen entdeckte in der Nähe eine vulkaniſche Juſel, bie er 
Ehren bed ruſſ. Sceminifters) nannte, Schneenebel ın 
bis 300 Fuß Äber die Oberfläche ded Meeres erhoben un 
gefährlih. Das Suͤblicht (f.b.) allein blickt freumbiid 
bigen Natıx. Neufübfbetland (f. b.), entbedi 1 
und Peter L, die beiden füblichften Länder, bie man 
Bellinghauſen, ber weiter als frühere Seefahrer gegen 
iſt, emtbeckte biefe von Eismaſſen umlagerten Länder ı 
694° Br, Sie beſtehen aus. einer Inſel, die ee Dete 
bie er Alexander I..nannte. 5) Die Auſtralorkad 
zu ben neueften Entdeddungen am Sübpole, welche ber | 
bel von 1822— 24, mit der Brigg Janus und dem R 
Er fah zuerft am 27. Dec. 1822, und unterfuchte jene 
ftralorfaben (60° 45’ ©. B. und 332 29 W. 2), 1 
ſchreckendſte Land, das man ſich benfen kann. Einzelne 
Piks eined verfunkenen Landes — erheben fid) bie in bie 
mit Spuren einer vulkaniſchen Zerſtoͤung. Gap. Med 
fübliche Gap ber Inſel Sandwichland, ließ unter 68° ei 
Meilen im Umfange hinter ſich und erreidyte am 20. Feb 
Länge bie hohe Breite von 74° 15’ (alfo weiter ald Bel 
4 in einem offenen Deere, das er „Meer George IV 
infeln. Die Magnetnabel wich unter biefer Breite beten 
ging er auf Südgeorgien vor Anker, wo er das Phän 
wegung an einem Berge beobachtete ; im Spätjahre bı 
Sübfhetlandb, hierauf bie Inſeln des Feuerlandes, traf 
land ein und machte feine merkwuͤrbige Meife befanmt. | 
Pole ete.” (mit Charten, London 1825; deutſch Wein 


Südfeeländer Sueur (Euſtache le) 848 


Burney, hat eine Geſchichte der Reifen in das flile Meer bis 1764 
m (5 Thle., Lond. 1817). (Vgl. Krufenftern.) 
jeeländer, f. Auftralien. 
onius (Cajus Tranquillus), aus einer roͤmiſchen Plebejerfamilie 
lebte um 70— 121 n. Chr. und wibmete fich der Rhetorik und 
Als Rhetor führte er auch gerichtliche Proceffe und zeichnete fich aus 
Zermittelung ſeines Befchügers Plinius erhielt S. das Tribunat und 
e 3 Kinder (jus trium liberorum), ungeachtet er in einer Einberlofen 
Diefe Briefe d. j. Plinius enthalten außerdem noch manche Außerun⸗ 
lichſten Sreunbfchaft, welche auf ben moralifchen Werth des &. das 
ht werfen. Nach dem Tode feines Freundes und Goͤnners ward er bei 
Habdrian Geheimfchreiber (magister epistolarum). Doch verlor er 
da er, nady dem Ausbrud bed Spartianus im „‚Leben bed Habrian”, 
Sabina, gegen Hadrian's Willen, zu viel Vertraulichkeit beiviefen 
jog ſich nun in die Einſamkeit zuruͤck und wenbete wahrfcheinlich dieſe 
usarbeitung f. hiftorifchen Werke an, zu welchen er als Seczetair des 
len Materialien zu fammeln Gelegenheit gehabt hatte. Wir befigen 
ı bie Lebensbefchreibung der 12 erſten Imperatoren von Julius Cäfar 
Domitianus. Sie enthalten eine geoße Menge der anziehenbften und - 
Nachrichten au ber Geſchichte dieſer Kaiſer und geben fehr oft, wenn 
chriftſteller uns verlaffen, die wichtigften Auffchlüffe. Zugleich tragen 
ingen größtentheil6 das deutliche Genräge der Wahrheit; auch ſtim⸗ 
ven bewährteften Hiftorikern der damaligen Zeit, bie wir befigen, über: 
ein andres Werk des Alterthums werben wir fo genau mit jenen merk⸗ 
rfonen befannt, als durch diefe Biographien. Alles, was ihr Befchlecht, 
re Geburt und Jugendbildung, ihr Öffentliches und haͤusliches Leben, 
ter, ihre Sitten und Gewohnheiten, ja felbft ihr Äußeres betrifft, ift 
ender Ausführlichkeit in einfach Elarer und ungekünftelter Schreibart 
5. ſteht zwifchen ber oft ermübenben Weitfchweifigkeit und philofophis 
8 Plutarch und der trockenen Kürze bes Aurelius Victor in ber Mitte, 
18 ein goldener Schriftfieler. Er ſtellt und einzelne Züge aus dem 
fer, ihe Benehmen und Handeln in jebem einzelnen Falle dar, ohne 
die Zeitorbnung zu binden. Plutarch führt uns durch das ganze Le⸗ 
{ben. Die beiden andern Werke, welche ſ. Namen tragen, nämlich das 
uͤhmten Rebnern und die Auszüge aus ber Schrift von den Dichtern, 
be volftändig, theild unbedeutend. Die beften Ausg. bes ©. find.bie 
(Zeum. 1714, 2 Thle., 4.), von Burmann (Amfl. 1736, 2 Thle., 
dendorp (Leyden 1751, 2 Xhle.), von Wolf (2pz. 1802, 4 Thle., 
mnis's Ann.) und von Baumgarten-Geufius (Lpz. 1815 fg., 3 Thle.). 
bar ift auch die Bearbeitung für Schulen von Bremi (Zuͤrich 1808), 
acherklärende Bemerkungen enthält. In das Deutfche find die 12 
ibungen von Oſtertag überfegt worben (Frkf. a. M. 1788 — 89, 
Joch verdiente ber wadere S. wol eine forgfältigere und ausgearbeis 
ng. D. Soͤltl aus Münden hat über bie Quellen der Biogra⸗ 
nen kritifchen Verſuch 1825 in Göttingen gefchrieben. KL 
r (Euftache le), ein berühmter franz. Maler, geb. 1617 zu Paris, 
55, ſtudirte unter Simon Vouet, den er bald durch bie Vortrefflich⸗ 
alente übertraf. Diefer gelehrte Künfkier verließ fein Vaterland nie, 
gen feine Werke in Hinſicht auf Zeichnung von einem feinen, nach ben 
Meiften und der Antike gebildeten Geſchmack. Durch Mühe und. 
gelangte er, von feinem vorzüglichen Genie unterflügt, zu einer hohen 
fünftier, und er wuͤrde in biefer Hinſicht volllommmen gemmurden (Kon, 


ut: Breg eh C. or wg 


—— ——— ü— — 


ae 


im Saal des Senats find, das Leben des heil. Bruno 
3 Jahre lang daran gearbeitet. Man bewuntert dar 
des Heiligen, feine Weigerung , die Biſchofswuͤrde a 
Kanonikus Raymund ımd den Toed des Bruno in ben 
Leben des heil. Bruno ift von Chauvan In Kupfer gei 
graphirt (Par. 1822 — 23). Auch wird ein andres G 
welches eben jenem Heiligen darſtellt, wie er für fich u 
Garthäuferkicche bei Grenoble, ımb die Zellen, worin 
fen ſollen, bauen läßt. Die Anorbnumg iſt ebel und 
Arbeiter find mit der aͤußerſten Richtigkeit gewählte. 
war es, nichts Übertriebene® darzuftellen.. Sein Hai 
heil. Paulus, wie er zu Ephefus predigt; es befinde 
fowie auch die Meſſe des heil. Martinu.a. Die Ge 
Hotel Lambert ſchmuͤckte, ſind durch bie Erfindung un 
merkwuͤrdig. Die ſchoͤne aus 19 Stuͤcken beftehenbe 
kannt u.d.R. des Cabinets ber Muſen und bes Salon’; 
tes Werl. Er ftarb 38 J. alt. 

Sueur (Jean Francois le), ein berühmter fec 
1763 zu Paris geb., fruͤh in der Tonkunſt u. a. Wi 
erhielt, obgleich er nicht Beiftlicher war, ſchon ſehr jur 
mehren Kirchen in Dijon, Paris ımd endlich an der 
Hier machte er fidy bald durch mehre Meffen und Ora 
Ruhm erwarben ihm aber feine theatraliſch⸗ muſikalifd 
Freund Sacchini die erfte Anleitung gab. Seine O 
„lelemaque”, „La caverne” u.a. wurden mit dem 
men; wegen der zweiten ward er öffentlich in einer € 
hervorgerufen, und ihm ber Kranz ber Erkenntlichkeit 
er zu einem der 5 Adminiſtratoren des Conſervatorium 
1803 von feiner Stelle entfernt; Napoleon ließ jedoch 
machte ihn an Paefielo’6 Stelle zum Capellmeifter. 


sanhans ham SMrlih No Dinink Warten Sala 


Suez Suffragium B846 


lches fie, als Nationalkennzeichen, in einen Zopf ober Schweif gebun⸗ 
‚ erhalten haben. Sie ſcheinen einige beſondere Religionsceremonien 
yaben; übrigens waren ihre Sitten und Verfaſſung denen der andern 
zoͤlker aͤhnlich. Bei der großen Völkerwanderung gingen Sueven, mit 
»Vandalen vereint, nad) Gallien, drangen im J. 409 über die Pyre⸗ 
yanien ein, und theilten mit ben Vandalen bie Provinzen Galicien und 
. Nachdem bie Bandalen nad) Afrika übergegangen waren, breiteten 
men weiter aus, felbft bis in das heutige Portugal. Ihre Eroberungs⸗ 
elite fie in Kriege mit den Roͤmern und Weftgothen; fie wurden von 
im 3. 586 völig überwunden, und von der Zeit an verſchwand ihr 
ſelbſt ihr Name aus der fpanifchen Geſchichte. Die in Deutfchland zu⸗ 
nen Sueven erfchienen im 5. Jahrh. u. d. N. Schwaben, mit den Ale 
bunden, zwiſchen bem Oberrhein und dem Moin, um den Redar, die 
d den Lech. Sie find die Stammwaͤter der heutigen Schwaben. Vom 
m flanden fie unter dee Oberherrfchaft der fraͤnkiſchen Könige, und wur⸗ 
Derzoge regiert. Ihr Land war in verfchlebene Gaue (pagi) eingetheilt, 
nnungen zum Theil noch jetzt übrig find‘, erſtreckte ſich aber weiter, als 
ge ſchwaͤbiſche Kreis. 
3, eine Beine, fchlechtgebaute, aber berühmte Stadt in Ägypten, auf 
amigen Landenge, welche, zwifchen dem mittelländifchen und rothen 
ien und Afrika verbindet und an einem Meerbuſen, welcher ber noͤrd⸗ 
othen Meere iſt, war vormals eine reiche Handelsſtadt und bie Nieder 
ee und europaͤiſcher Waaren. Jetzt bat fie nur noch 580 Einw. und 
Je, ganz zu veröben. Von bier aus treiben die Türken einigen Handel 
und nach bem füblichern Mocha, um Caffee zu holen. Die Spitze bes 
;, an welchem fie liegt, ift aber fo feicht, daß man bei niedrigem Stande 
| ohne Gefahr durchwaten kann. Ihre Lage in einer duͤrren, unfrucht⸗ 
erlesren Fläche, aus Kalkfels, mit Sand, Kies, Korallenbruchſtuͤcken 
wert uͤberſchuͤttet, iſt Höchft unguͤnſtig. Es gibt bier Nichts als wenig 
Kifche. Seit 1538 wurden in Suez die meiften Schiffe zur Fahrt auf 
herr Meerbuſen gezimmert, obgleich alles Hol; und Eifen auf Kamees 
eführt werden mußte. Jetzt hat auch dies aufgehört. 1798 drang Bo⸗ 
Agypten Über bie Landenge von Suez nach Syrien vor; auch lan⸗ 
99 der brit. Sen. Baird von Indien her mit 10,000 Seapoys, um 
der Engländer in Agnpten gegen die Franzofen zu unterflügen. 
reten, f. Carthago. 
rragan heißt jedes zu Sig un) Stimme (suffragium) berechtigte Mit⸗ 
Sollegiums von Geiſtlichen, fei e8 eine Synode von Bifchöfen unter 
ſchof, oder von Pfarrern unter einem Bifchof, ober ein Oxbenscapitel 
Provincial, oder ein Convent unter einem Abt; vorzugsmeife jeboch wird 
esbifchofe untergeordnete Biſchof deſſen Suffragan genannt. 
fragium, die Stimme, welche Jemand bei irgend einer vorzuneh⸗ 
dimmung zu geben das Recht hat, hieß befonder® zu Rom ein Vor: 
edem roͤmiſchen Bürger in den Comitien bei Einführung ober Abſchaf⸗ 
Beſetzes, bei Beſetzung eines Amtes, oder fonft in ähnlichen Angelegens 
nd. Die Bürger verfammelten fich bei einem foldyen Falle auf dem 
und jeder ging zu feiner Genturie, welche nun nad der Reihe fich in 
ſtimmten Platz, Ovile genannt, verfügte. Gleich bei dem Eingange 
en fich Heine Brücken, guf welchem gewiffe Leute (diribitorea) ihnen 
ım Stimmen austheilten, umd zwar, wenn ein Geſetz eingeführt were 
2 Zäfeichen, eins mit dem Buchflaben U. R. (Uti rogas, dem Ar trage 
| andre mit dem Buchſtaben A. (Antiquo, ich laffe eü beim Alteu); oben, 


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Thale, am Fluͤßchen Lauter, iſt offen unb zum Theil 
Dee Ichönfte Theil ift der Marktplatz. Suhl verdankt 
lich den Sorben, die ſich hier wegen der Salzquellen 
fpäter mag des Ortes Flor aus den Bergwerken bert 
Jahrh. entdeckt wırden. Graf Wilhelm VII. von £ 
einige ftäbtifche Vorrechte, und 1527 völlige Stabtgı 
1004 9. und 5800 €. Gie hat die Rechte einer: 
Bergamt, dem ein Wergmeifter und ein Geſchworener 
ein Juſtizamt, eine Superintendentur, ein Rentamt 
Fabrikinſpection. Hauptnahrungszweige ber Ein. | 
fabrlcation und Barchentmanufactur.. Die Gewehrfe 
Grafen Ernſt Georg von Henneberg die erfle Innung, 
hammer, 6 Robrfchmieden und 22 Bohr und Schlel 
biefigen Gewehre find bekannt. Jedes Gewehr geht 
durch die Hände, und wird vur dem Verlauf von einer. 
bem fertigt man noch eine Menge Eiſenwaaren, die 
Waare verkauft werden, 3. B. Pulverproben, Labı 
tenkräger, Kugelzieher, Suchselfen und Marderfalle 
haͤmmer, Federhaken, Gaffee» und Gewuͤrzmuͤhlen, 
Art, Wagen, Schloͤſſer, Leuchter, Schnallen, Buͤg 
faͤngergefaͤße, Petſchafte, chirurgiſche Inſtrumente u. 
mittelſt Blauoͤfen ausgeſchmolzen und im Srifchfeuer x 
Stahl werden jährlich über 7000 Ctnur. verarbeitet. 
im 17. Jahrh. hierher gebracht. 1806 zählte mann 38C 
ſellen, welche mit dem hierher arbeitenden Dorfmeiftern 
ferten. Mehre Kaufleute treiben bamit anfehnlichen 
Domberge hat man eine ſchoͤne Ausficht. 

Suhm (Meid Friedrich v.), kurſaͤchſ. Geheim 
Dresden 1691, bekannt ale Staatsmann und vertrat 


Sen Vater war Burghard v. S., ſaͤchſ. Geheimerr 
reich Der Sohn ſubdirt⸗ In Mont. marh nachhor u 


m gar eo w._ .. 


RIUURTYUE EV DU α [5 ZU 7 I 700 vi ss... gs; 
Die übrigen zerfizeuten fidy im Gebirge. Des juͤnger 
bes genannten, kaͤmpfte ſeitdem mit feinen tapfer G 
Hellenen, vertheibigte Miſſolunghi, und flarb am A 
(f. Sriehenaufftand) den Tod des Helden im Ar 
Bohn wurde von dem Briten Bentham an Kinbesftatt 
Noto Botfaris leitete 1825 die Vertheidigung Miſſolr 
ebenfo tapfer als gluͤcklich — Bol. ded Perrhäbos ( 
neugriech. gefchrieb. „Geſchichte von Suli und Parga 
2 Bde.; von Öherardini ins tal. überf. zu Mailand, 
ferner Fauriel, „Chants populaires de la Grece m. 
W. v. Lüdemann, „Der Suliotenkrieg, nebft den baı 
(Leip;. 1825); auch Eton's „Gemälde des oßmanifche: 
„kist. de la regenerat. de Ia Grece‘' (4 Bbe.). 
Sulkowski. Diefes polnifche Geſchlecht th. 
ältere führte den geäfl. Titel und iſt erlofhen. Die j 
des Grafen Alerander Joſeph 175% in ben beutfchen 
mit ber Befugniß, unmittelbare Reichslehen zu befig 
ee hinterließ, hatten nur 2 Nachkommen, welche bie 
ſes Sulkowski bilden. 1. Aft: Fuͤrſt Anton befigt 
die Ordination Meißen und die Grafſch. Affe; ex refib 
poln. Generallieut. außer Dienften. (S. d. folg. X.) 
Nepomud, Herzog zu Bielitz in Oberfchlefien, w 
franz. Dienften, befigt das Herzogthum Bielig im oͤff 
Einw., und refibirt zu Bielitz, einer Manufacturſtadt 
Hanfe gehören, außer ber Ordination Ridzin umb ber 
fen, noch andre poln. Guͤter und das Incolat oder B 
— Joſeph ©., geb. 1774, ein Zögling und WVerm 
&., Woywoden von Pofen, ein junger Mann von vi 
als franz. Brigadegeneral und erfter Adiutant Bonapa 
unter dem poln. General Zabielo gegen die Ruffen, ba 


Sulla 849 


it Stumm, welches f. erſte Waffenthat wur. Dann wohnte er mit Aus» 
g den Belagerungen von Danzig und Kolberg bi. 1808 marſchirte er 
Regimente nady Spaniin. Die Vertheidigung Toledos, bi: Schlachten 
ronacid und vorzüglich bie von Ocaña, wo der Zürft, obgleich nur Obriſt, 
e poln. Diviffon führte, gaben ihm militairiſchen Auf. Er trug, nad) des 
08 Soult Zeugnif, viel zum Siege von Dcana bel, ber den Franzoſen den 
nach Anbalufien öffnete. Spaͤter war S. Gouverneur von Malaga, wo 
ie Zuneigung ber Ein. zu erwerben wußte. 1810 Eehrte er ald Brigabe- 
In das Herzogtum Warſchau zuruͤck. 1812 Befchligte er die Avantgarde 
96 bes Fuͤrſten Poniatowski. Den 13. Oct. beff. 3. wurde er bedeu⸗ 
wundet. Bei der Ruͤckkehr nach Warſchau zum Diviſionsgeneral befördert, 
te er bis nach Krakau die Arrieregarde des Poniatowski'ſchen Corps. Er zog 
Bpige einer Colonne durch Böhmen, führte ein mobiles Corps vor ter 
t von Leipzig und befand ſich in derſelben an bee Spige einst Cavaleric- 
die mit Gluͤck focht. Nach Poniatowski's Tode ernannte ihn Napolcon 
fexanfährer der Überrefle der poln. Armee. Dieſes Corps aͤußerte ben be⸗ 
n Wunſch, mit Erlaubnig Napoleons in fein Vaterland zurlckkehren zu 
Fuͤrſt v. S. verſprach ihm auf Ehrenwort, daf er es nicht nach Srartreidy - 
Würde, und eröffnete dies dem Kaiſer. Diefer verfammeite hierauf bei 
bern unmelt des heine alle Generale und Officiere be poln. Corps und 
e zu überzeugen, daß es ihr Nationalvortheil wäre, an ihm feftzuhnlten. 
an erreichte ſ. Zweck, Ale verfpeachen zu bleiben; doch Fürft v. S., ha er 
Fein Wort gegeben hatte, nicht nach Frankreich zu geben, urı hierin dem 
Migemein geäußerten Wunſche zu genügen, legte ſogleich fein Commando 
welches Napoleon dann dem General v. Dazbrometi gab. &. kehrte mit 
Napoleons auf f. Güter und dann nah Warſchau zurid. Später, 
teberaufleben der poln. Armee im neuen Koͤnigreiche Polen, mar Zürft 
eglieb des Kriegscomité und endlich erfler Generaladjutant ber poln. 
Ma Kaiſer Alexander. Zu Anfang 1818 erhielt er auf wiederholtes An- 
Entlaſſung aus dem Kriegsdienſte und Icht feit diefer Zeit auf f. Befisuns 
Eoßherzogthum Pofen. 
8 Ila (Lucius Cornelius), oter Sylla, roͤmiſcher Dietator, aus dem als 
» aber gefimklenen Gefchlechte ber Gornelier, geb. zu Roms nach Erbauung 
OT. Er hatte sine gute Erziehung gehabt, war aber hoͤchſt ausſchwei⸗ 
- Hiebte vorzüglich Schaufpiele, Wein und Weiber. Du) feine, theils 
Öffentlichen Dirne geerbten, theils erheiratheten Reichthuͤmer glänzte er 
zönifhen Rittern, diente mit großer Auszeichnung ald Quaͤſtor in Afri⸗ 
den König Bochus zur Auslieferung Jugurtha's bewog, und auf diefe 
> da6 Zeugnifi erwarb, daß er eigentlich e8 fei, der ben numidifchen Krieg 
Byabe. Späterhin folgte er vom Marius als Legat In den cimbriſchen 
ewann hier, nachdem er vorher bie Tolofater gefchlagen und ihren König - 
Egefangen genommin hatte, das tapfere Volk der Marſen zum VBunbe mit 
zt, um der Eiferfucht des neitifchen Markus auszuweichen, im folg. $. 
„Deer des zweiten Gonfuls, Catulus, und ward, als er hier die Samniter 
e Ilagen hatte, zum Prätor in Rom ernannt. Das Jahr feine Prätur 
e su Rom. Darauf erhielt er die Statthalterſchaft uͤber die Provinz Affen, 
von be Volke mit Bewilligung ber Römer gewählten König Ariobar⸗ 
den Thron von Kappabocien fegte, und din Gordius, unter deffen Lei⸗ 
Kohn des großen Könige Mithridates Euyator dies Land deherrſchte, in 
Dlacht voͤllig übermand. Darauf ſchloß er ein Buͤndniß mit dem König 
Er und benahm ſich dabei mit fo viel Wuͤrde, das einer ber Anweſenden 
Wahrlich, diefer Mann ift Here dee Welt, oder er mirh ed rorrden!" Sa 
@z, Siebente Aufl. Sb, X. 9% 


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Kom eingenommen und einen Preis auf ben Kopf des g 
hatte, konnte er nad) Griechenland übergehen. Das Gl 
gewogen: er vertrieb feinen Gegner aus Europa, folgtı 
Staaten nach Afien, war überail fiegreich, und bewilligt 
gegangener ungünftiger Nachrichten aus Italien, den geb 
hatten naͤmlich während feiner Zjähr. Abwefenheit fein 
wonnen, Marius war zurüdgerufen worden, hatte das | 
in Steömen vergoffen, ihn felbft aber Achten und f. Güt 
batte die Nachricht von f. nahen Ruͤckkehr ben alters ſchw— 
biffen gefolterten Marius aufs Krankenlager geworfen 
Tagen feines 7. Conſulats den erfchöpften Greis getöbter 
Partei, Cinna und Garbo, betrachteten ſich fortwährend 
S. übergab jest den Oberbefehl in Afien dem Burena ı 


‚ nach Stalien. Er landete zu Brunduſium (jegt Brindifi 


den ſich mehre feiner gleichfalls aut Rom verbannten $ 
beffen waren f. Gegner ihm an Zahl weit überlegen; al 
Raͤnken, nicht bloß zu ben Waffen, ſeine Zuflucht. Inn 
Gluͤck ihn beſchuͤtzte; wie bald zu dem, anfang® faft allei 
Roͤmer (namentlich ber fpäterhin fo berühmt geworden 
Mannſchaft und Schäsen zu ihm übergingen; wie er je 
Muth, jetzt in Unterhandlungen durch Hinterlift obaufieg 
im Einzelnen erzähle werden. Nachdem S. in 4 Hau 
gegen bie Confuln Carbo und Scipio pirfönlidy und | 
f. Unterfelbherren gefiegt hatte; nachdem ihn am Schluf 
Mauern Roms ein famnitifches Heer (unter Zelefinus) 
hätte; nachdem alle f. Gegner entweder getöbtet, ober gı 
der (Norbanus nach Rhodus, Carbo nach Sicilien, Bi 
edle Sertorius nad) Spanien) zerſprengt worden, zog e 
anders wie vordem, nicht als ein zweifelhafter Sieger, ſo 
Zertruͤmmerer feiner Feinde, als despotiſcher Gebieter ei 
FuchKk in ihm vereiniat mären ımb man ben Lektern 


Suly 851 


Brauſamkeit außzeichnete. Nachdem nım ©. feine Rachgier und Grauſam⸗ 
wich bie Ermordung oder Profeription *) von vielen Tauſenden befriedigt 
nachdem er namentlich in Samnium alle Städte bis auf 3 hatte nieder 
mb die ganze Bevoͤlkerung von Pränefte, dem legten Zufluchtsort des juͤn⸗ 
Rarius, an einen Drt zuſammentreiben und niebermegeln laffen, hielt er zu 
einen fo glänzenden Triumph, wie noch Seiner zuvor flattgefimden hatte, 
den Beinamen Felix (dev Gluͤckliche) an und ließ fi auf unbeftimmte Zeit 
Hetator ernennen (81 v. Chr.). Nun berrfchte ee umumfchränkt, wiberrief 
efege und gab neue, traf andre Einrichtungen in Hinſicht bes Gonfulats, 
das Tribunat ab, feste 300 Ritter zum Senate und 1060 Sklaven ber 
teten zum Wolke, gab ihnen das Bürgerrecht und nannte fie nad) ſich Corne⸗ 
Nach einigen Jahren erneuerte er den Frieden mit dem Mithribates, den fein 
Murena geftört hatte, und legte zum Erflaunen Alter (79) feine Dictatur 
wobei ex fich fo gleichmuͤthig, al® ob f. Herrfchaft eine Kettenreihe von Ges 
Beit und Gnade gemwefen wäre, erbot, von allen f. Handlungen Nechenfchaft 
hen, obgleich ex uͤber 100,000 Menfchen, unter benen 90 Senatoren, 15 
Boxen und 2600 Ritter waren, hatte binrichten laffen. Darauf begab er 
ch Puteoli auf fein Landgut, wo er ſich den ſchaͤndlichſten Ausfchweifungen 
uud 78 v. Chr. an einer fchredlichen Krankheit flarb. **) — Von Natur eins 
heind und überredend, ſuchte S. In feiner Jugend allen Dienfchen zu gefallen. 
e befcheiben, wenn er von ſich felbft fprach, und verfchwenberifch mit Lobes⸗ 
wgen, felbft mit dem Gelbe, gegen Andre. Mit bem gemeinen Solbaten wär 
saulich, nahnrihre Sitten an, trank mit ihnen, machte fich über fie luſtig und 
bdas Gleiche von ihnen. Außer der Tifchzeit war er ernſt, thätig, wachſam 
mnte felbfl gegen die Theilnehmer feiner Ausfchweifungen ſich auf die uner- 
bfte Weife verſtellen. Wahrfagern, Sterns und Traumdeutern ſchenkte ex 
Slauben. Nach Cicero war er vollendeter Meifter in der Wolluſt, ber Habs 
id Grauſamkeit. Doch Herr über fich ſelbſt, wußte ex ſich ben Wolüften zu 
rg, wenm es ſ. Ruhm galt. Als Krieger wurde er von Keinem übertroffen, 
IEeich war ex ein großer Staatsmann; fürchterlich inf. Drohungen, aber 
- Berheifungen ; ebenfo ımerbittlich als ohne Zorn und Mitleid. Er opferte 
BEHfE f. Freunde, ben Anfehen ber Gefege auf, die er gab und nicht befolgte, 
xWang ſ. Mitbürger, beffer zu fein als er ſelbſt. Sterbend befahl er, auf 
Khmal zu fchreiben: daß niemals Jemand ihm in dem Guten, was er feis 
Anden, und in dem Böfen, mas er feinen Feinden erwiefen, geglichen habe. 
'zlly (Marimilian v. Bethune, Baron v. Rosny, Derzog v.), Marfchall 
kafreich und erfter Miniſter Heinrichs IV., einer der vortrefflichften Män- 
Jemals das Ruber eines Staats führten. Er wurde 1559 zu Rosny aus 
T alten und vornehmen Familie geb. und in ber veformirten Religion erzo⸗ 
& er 11 5%. alt war, ſtellte ſ. Vater ihn der Königin von Navarra und deren 
Dem Kronprinzen Heinrich, vor, mit dem er gleichen Unterricht genof. Um 
kurs fortzufegen, folgte er 1572 dem Prinzen nach Paris, wo ihn während 
Krichen Bluthochzeit der Vorſteher des Collegiums von Bourgogne 3 Tage 
Worgen hielt und fo vom Tode rettete. Im Dienfte bes jungen Königs von 
x zeichnete er fidy bei mehren Gefechten durch eine an Verwegenheit gren⸗ 
Sula hat bie fchändlihe Ehre, der Erfinder biefer Art Strafrache zu fein, 
allzu häufige Nachahmung gefunden hat. Wir haben in unferer Sprade kein 
zn G.'s Verfahren beftimmt auszubrüdten. Acytung fagt nicht ganz das Naͤm⸗ 
san bei ben Profcriptionen war das Verfahren durchaus willkuͤrlich; da hinge⸗ 
Cruıng immer noch etwas Gefesliches anzeigt. 
Durch ein inneres Geſchwuͤr (eine Folge feiner Ausfchweifungen) ging fein Fleiſch 
zuig über. Ungeziefer, in Übermaß erzeugt, daß die Eräftigften Mittel fie nicht 
m Eonnten, wuchſen aus feinem Körper hervor und N In. 





gerlichen Kriege fich über Frankreich verbreitet hatten, auf 
und brachte als Finanzminifter eine fo gute Ordnung in | 
bei 35 Min. Einkünften in 10 Jahren eine Etaatsfchuld ı 
noch 30 Mil. zuruͤcklegte. Unermuͤdet arbeitfaom, genoß e 
Geſchaͤfte beendigt waren, in einem kleinen Cirkel das Ve 
Auch ſ. Tafel war ſehr einfach. Die Hofleute waren wen 
nannten ihn gewoͤhnlich das „Negativ (die Verneinung 
das WortJa“ nie über feine Lippen komme. Heinrich 
mehr. Eifrig widerſetzte ſich Rosny allen Bedruͤckungen, 
gen das Volk zu Schulden kommen liefen. Selbſt die 
Fraͤulein v. Entragues, nachherige Marquiſe v. Verneuil, 
Antrag dieſer Art, den fie machte, eine abſchlaͤgige Antır 
Verfalls der Monarchien“, fagt S. in f. „Memoires”‘, 
Steuern, vorzüglich ber Alleinhandel mit bem Getreide, 
Handlung, ber Gewerbe, des Landbaues, der Kuͤnſte m 
Zahl von Beamten und bie Koften biefer Ämter, bie auf, 
ver, welche fie bekleiden, die Koften, die Langſamkeit un! 
pflege, der Müßiggang und die Verſchwendung und wa 
(hmeifungen und das Sittemverderbniß, die Verwirrung 
Veränderungen in ben Münzen, bie unflugen und unge 
potie ber Regenten, ihre blinde Anhänglichkeit an gewiſſ 
theile zu Gunſten gewiffer Stände unb Gewerbe, tie H 
Guͤnſtlinge, die Verachtung und Zurüdfesumg der Gelehl 
ter Gewohnheiten und dielibertretung guter Geſetze, die 
keit an gleichgliltige oder ſchaͤbliche Gebräuche, die Mar 
nungen und unndiger Vorſchriften““. Der Aderbau, den 
ihm diefe Aufmunterumg mehr als bie Künfte des Luxus ; 
follten nad f. Anſicht nur bie geringere Anzahl des Worte 


Baba KıL Rau ML. RR mis Kia 


Sultan 858 


fe v. Verneuil die Ehe zu verfpeechen, und &., dem ber König bie Acte 
fo dreiſt, fie zu zerreißen. Obgleich Heinrich IV. , um ſich mit feinen kath. 
ı auszugleichen und beren Liebe zu gewinnen, zu ihrer Kirche übertrat, 
» wie man glaubt, &. dem König ſelbſt bazu rieth, fo blieb ex für feine 
) der proteft. Lehre treu. Nach Heinrichs IV. Tode wurde &., zum 
htheile fuͤr Frankreich, entlaffen (1611). Ex mußte ſich mit einem Se. . 
100,000 Thlen. vom Hofe entfemen. Zwar berief einige Jahre nachher 
IL. ihn wieder zu fih, um ihn um Math zu fragen; auch empfing er 
Narſchallsſtab von Frankreich, wogegen er f. Würde als Großmeiſter 
e nieberlegte; doch trat er nicht wieder in eigentliche Dienftthätigkeit 
m 21. Dec. 1641 auff. Gute Vilebon. S.'s „Memoiren des aages 
economies d’etat, domestiques,, politiques et militaires de Henri 

1636 zu Suly unter bee Aufficht des Vfs. gedruckt, find leſenswerth. 
abe ift nicht bie vollſtaͤndigſte, aber bie gefuchtefte, weit fie nicht, wie bie 
B. die von Amſterdam 1723 in 12 Bbn. und von 1745 in 3 Quart⸗ 
odesbänden, Veränderungen von fremden Händen erlitten hat. Jene 
moicen von ©. enthalten eine Menge von Thatfachen und geheimen 
die man in a. Werken derfelben Zeit vergebens ſuchen würde. Sie bie 
mälde ber Regierungen Karls IX., Heinrichs ILL. und Heinrichs IV. 
8 von einem geiftvollen Manne zum Unterrichte von Staatsleuten und 
tworfen iſt. &. erfdeint darin beſtaͤndig an Heinrichs Seite. Die 
ldieſes Fuͤrſten, bie Eiferſucht feiner Gemahlin, feine haͤuslichen 
e, die Öffentlichen Angelegenheiten, Alles iſt darin aufs lebenbigfte 


tan, ein arabifche® Wort, fo viel als ein Mächtiger. Im eigentli> 
ide wird der tuͤrkiſche Kaiſer Sultan (au) Groß ſult an) genannt, obs 
itel Padiſchah Für Höher gehalten wird. Auch die Fuͤrſten von ber Fa⸗ 
:imifchen Tatarkhans hießen Sultane. Der Paſcha von Ägypten wird 
on den Einwohnern diefe® Landes, nicht aber and Hofe zu Konflantinos 
t Benennung Sultan beebrt. Im gemeinen Leben kann die Wort 
Fuͤrworte einer jeden Perfon aus Höflichkeit beigelegt werben, 5.8. 
‚ mein Herr! Sowie bie türlifchen Sultane auch Großſultane heißen, 
hre Semahlinnen von den Europäern gleichfalls Sultaninnen ges 
e Tuͤrken nennen fie aber nur: die erſte, die zweite ober britte Frau ıc. 
ſt diejenige, welche dem Kaifer ben erften Prinzen geboren bat. Die 
vird auch von ben Europäern Sultanin Favorite gmannt. Sie bes 
übrigen Damen bed Serails den erfien Rang, wofern nicht ihr Sohn 
jierenden Sultan verflicht, und biefem von einer andern Frau früher 
ein Sohn wieder geboren wird. Der Titel Sultanin kommt eigent- 
er wirklichen, dafuͤr erklaͤrten Gemahlin ober Kaiſerin zu; allein folcye 
mehr, indem zur Erfparung einer elgnem Hofhaltung, weldye eine wirt 
‚in haben müßte, die Vermaͤhlung unterbleibt. Zu Konftantinopel hei⸗ 
Zöchter der Kaiſer Sultaninnen, und behalten diefen Namen auch, 
Dfficiere und Bediente des Kaiſers verheirathet werden. Die Töchter 
Ichen Ehe heißen Kanuͤm Sultaninnen, b. 1. Frauen vom Gebluͤt. 
des Kaiſers bei feinem Negierungsantritt noch am Leben, fo heißt fie 
ıltanin oder Sultanin Valide. Sie genießt eines vorzüglichen Ans 
w Sohn darf ohne ihre Zuftimmung keine neue Gemahlin oder Bei⸗ 
ihlen, und auch auf die Staatsregierung hat fie einen wichtigen Ein, 
zultane oder Sultana heißt eine Art türkifcher Kriegsfchiffe von 
> Kanonen, 800 Seeſoldaten und 50 griech. Matrofen. — Sulta⸗ 
Goldmünze, die zu Cairo geprägt wird und ungrfähr 7 Kur. Yet 


* 





854 Sulzer 


3 Eonventionsgulben werth Ift. Die zu Tumis geprägi 
ger, von feinerm Golbe und um ein Deittel mehr werth. 
Sulzer (Johann Georg), einer ber beruͤhmteſt 
tier bed 18. Jahrh. geb. 1720 zu Winterthur im Gar 
einem Tage feine Altern, und ba er das jüngfte von 25 
Erbtheil kaum zu f. Erziehung hin. Zum Geiftlichen be 
Zürich auf bad Gymnaſium gefhict, und Wolfe Me 
Bud, das er mit Aufmerlſamkeit las. Joh. Gefner m 
Piteratur bekannt, und Breitinger und Bobmer bilbeten 
Künften. Seine Neigung theilte fih nunmehr zwiſch 
Sprache, ber Wolffchen Philofophie und ben Einne’fchi 
von ber Synode zu Zürich bie Erlaubnif, zu prebigen 
nachher Grhülfe bes Prebigers zu Maſchwanden, wo er 
Natur begeiflert, 1741 feine „Moralifdyen Betrachtum, 
tur’ fchrieb, welche Sad in Berlin berausgab. 174 
durch die Schweiz, von melcher gleichfalls eine Beſcht 
warb er Hauslehrer in Magdeburg, und hier veranlaft 
geben, wo ex fich Euler’s und Maupertuis’s Freundſchaf 
Euler’ Empfehlung warb er 1747 als Prof, der Mat 
thalfdyen Gpmnafium in Berlin angeftellt. 1750 gab er 
eichten ans dem Reiche ber Gelehrſamkeit“ heraus; fern 
und verheirathete ſich. Bei feiner Ruͤckkehr nach Berlir 
fopbifchen Claſſe der €. Akademie ber Wiffenfhaften aı 
biefer Eigenfchaft mehre philofoph. Abhandlungen in frı 
Deutſche überfegt find. 1760 verlor er feine Gattin, e) 
zu einer zweiten Meife nach feinem Baterlanbe beflimmte 
legte er feine Profeffur am joachimsthalſchen Gymnaſi 
mit f. Köchtern nach ber Schwelz begeben. Der König fi 
bei ber neuerrichteten Ritterafabemie an und ſchenkte ik 
Ufer ber Spree, um fid) bort ein Haus bauen und einen 
1765 ward ©, zum Mitgliebe ber Commiſſion ernann 
Alabemie unterfuchen umb eine beffere Orbnung einfü 
Geſchaͤft warb ihm hinfichtlid des joachimsthalſchen 


Sumad) Sumatra 855 


am in feiner Grundanſicht veraltet. S. fuchte die Lehren ber Wolf ſchen Schule 
wen Anfichten der Engländer und Franzoſen eklektiſch zu vereinigen und auf 
Bpulaire Weife barzuftellen, und das Intereſſe der Schönen Künfte von der Mo⸗ 
VHangig zu machen. Übrigens trug dieſes Werk viel bei, der Äſthetik und den 
= Künftn bei den Deutſchen Achtung zu verfchaffen. &.8 übrige Merke, 
feine „VBermifckten philofoph. Schriften” (2 Thle., 1773fg.), feine „Vor⸗ 
Ken zur Erweckung ber Aufmerkfamteit und des Nachdenkens (3 Thle.) zeich⸗ 
ch vortheilhaft aus. Formey hat f. Eloge gefchrieben. 
Sumach, ein Pflanzengeſchlecht der 3. Ordnung der 5. Claſſe. Der virgis 
-Gumad) wirb zum Schwarzfärben, ber Firnißſumach (auch nordamerikan. 
um genannt), ber in Sapan und Nordamerika wächft, zur Firnißbereitung 





Bumarotoff (Alerander Petroritfch), ein ausgezeichneter ruſſ. Trauer⸗ 
Ehter, der fich nach franz. Muſtern gebildet bat, geb. 1718, geſt. zu Mos- 
“TIT. Gelne Tragoͤbien find in Hinſicht der Harmonie, des feinen Ge⸗ 
ERS und ber Reinheit des Styls, obwol nicht in Hinficht der Begeiſterung, 
Acines Dichtungen zu vergleichen; man ſchaͤtzt vorzüglich „Sineus und Tru⸗ 
lerſchien 1755), „Semire”, „Saropollund Deinife”, „Korew und Ariftone”, 
ſaͤmmtlich 1801 ins Franzoͤſ. überfegt worben find. Außerdem fchrieb er 
le Zrauerfpiele: „Hamlet“, „Nitfchelas” und „Der falſche Dmitri". Das 
ICE für fein beſtes Werk (ins Franz. 1800, fpäter auch ins Engl. überfegt). 
E auc, Lufifpiele, Fabeln und Epigramme gefchrieben. 
umatra, eine dee Sundainfeln in Oftindin, legt unter dem 
>, und wird nordweſtwaͤrts von Java, durch die Meerenge Sunda ges 
Ihre Länge wird auf 1050, ihre Breite im Durchſchnitt auf 165 engl. 
und ihr Flaͤcheninhalt auf 8000 geogr. Meilen geſchaͤtzt. Die Indier und 
ww. feldft nennen fie Purichu und Jodalas. Eine an manchen Stellen dop⸗ 
Rd dreifache Gebirgskette, welche fidy mehr nad) ber Weſt⸗ ale Öftfeite zieht, 
Aaft die Länge der Inſel. Obgleich diefe Gebirge fehr hoch find, fo find fie 
einer Jahreszeit mit Schnee bedeckt. Ihr höchfter Gipfel, der Berg Ophir, 
wLbar unter dem Äquator, erhebt ſich 13,842 Fuß über die Meeresflaͤche 
en den Bergreihen find beträchtl. Ebenen, welche viel höher al& die Gegenden 
Bräfte find und ein Lühle Klima haben. Auch gibt es in den Gebirgen große 
‚Bne Seen, die ſich bis in das innere bes Landes erſtrecken und ben Verkehr 
weichtern. Die weſtliche Küfte von Sumatra iſt reichlich mit Waffer verfehen ; 
gibt es Ströme und Fluͤſſe, aber fie find zu eng und reißend zur Schifffahrt. 
öfti. Küfte hingegen find die Fluͤſſe breiter und tiefer. Die Suͤdoſtkauͤſte ift 
Ech an Manbelbäumen; fie ſenken ihre Zweige in gebogener Richtung ins 
: herab, und Auftern u. a. kleine Schalthiere hängen fich in Menge daran. 
e Weftküfte von Sumatra, fübwärt vom Äquator, beginnt die trockene Jah⸗ 
wo der Monfoon, Monfun, Paffatwind, wehet, im Mai und läßt im Sept. 
Der nordweſtl. Daffatwind fängt im Nov. an; der ſtarke Megen hört im 
uf. Anpril, Mat, Det. und Nov. haben gewöhnlich veränderfiches Wetter. 
Amatra, twie in allen tropifchen Ländern, weht der Wind alle 24 Stunden 
Stunden von ber Seefelte her und darauf ebenfo lange vom Rande wieber 
ze Eee zu. Die Luft ift hier gemäßigter als in a. Ländern unter der Linie. 
zb Schnee find den Einm. unbekannt, deflo häufiger entfichen fchnelle und 
Sebel. Es gibt viel vulkaniſche Berge; Erderſchuͤtterungen und Gewitter find 
uber ſtark. Bold, Kupfer, Eifen, Zinn, Schwefel, Salpeter, Erdöl, Stein» 
letztere jeboch nicht von befonderer Güte, find in Menge vorhanden. Auch 
Yeiße und mineralifhe Quellen. Der Reis tft der wichtigfte Gegenſtand bes 
Erb auf Sumatra. Die Frucht des Cocosbaumes ingleichen der Hoedxo ht 





Sprache, der Wolf'ſchen Philofophie und dem Linné'ſchen 
von der Synode zu Zürich die Erlaubniß, zu predigen, 1 
nachher Gehuͤlfe bes Prediger zu Mafchwanben, wo er, v 
Natur begeiflert, 1741 feine „Moralifchen Betrachtungen 
tur’ fchrieb, welche Sad in Berlin berausgab. 1742 ı 
durch die Schweiz, von welcher gleichfalls eine Beſchreib 
ward er Hauslehrer in Magdeburg, und bier veranlaßte il 
gehen, wo er ſich Euler’6 und Maupertuiss Freundſchaft e 
Euler’ Empfehlung warb er 1747 als Prof. der Mathe 
thalſchen Gymnaſium in Berlin angeftelt. 1750 gab er m 
richten aus dem Reiche ber Belehrfamteit" heraus; ferner ı 
und verheirathete fi. Bei feiner Ruͤckkehr nach Berlin, 
ſophiſchen Gtaffe der €. Akademie ber Wiffenfchaften aufg 
diefer Eigenfchaft mehre philoſoph. Abhandlungen in fran; 
Deutſche überfegt find. 1760 verlor er feine Gattin, ein 
zu einer zweiten Reife nad feinem Vaterlande beſtimmte. 
legte er feine Profeffur am joachimsthalfhen Symnafiur 
mit f. Zöchtern nach ber Schweiz begeben. Der König fell 
bei der neuerrichteten Mitteralademie an und ſchenkte ihm 
Ufer der Spree, um ſich dort ein Haus bauen und einen G 
1765 warb ©. zum Mitgliebe ber Commiſſion ernannt, 
Akademie unterſuchen und eine beffere Ordnung einführ 
Geſchaͤft ward ihm hinſichtlich des joachimsthalſchen E 
Einige Jahre darauf mußte er, in Verbindung mit Spaldi 
zu Klofterbergen unb bie Schulen und Gymnafien gu St 
diren. 1771 lud der Herzog von Kurland ihn nach Mietau 
bafelbft einzurichten. Kränktichkeit halber mußte &. die R 
warf er den Plan dazu und empfahl geſchickte Profefforen. _ 
feine Krankheit fo zu, daß er feinem Lehramte an ber Ritter 
ſtehen konnte; doch blieb er literariſch thaͤtig. Auf Hauı 


4’ IR oins Maoila huwch Kia chmalı unh Brennfrsich nach Ss 


Sumad) Sumatra 855 


in feiner Grundanſicht veraltet. S. fuchte bie Lehren ber Wolf fchen Schule 
Anfichten der Engländer und Franzoſen eklektiſch zu vereinigen und auf 
ilaire Weife barzuftelen, und das Intereſſe der ſchoͤnen Künfte von ber Mo⸗ 
ıgig zu machen. Übrigens trug biefe® Werk viel bei, der Äſthetik und dem 
Rünften bei den Deutfchen Achtung zu verfchaffen. S.'s übrige Werke, 
ne „DBermifckten philofoph. Schriften” (2 Thle. 1773 fg.), feine „Vor⸗ 
zur Erweckung ber Aufmerkſamkeit und des Nachdenkens (3 Thle.) zeich⸗ 
vortheilhaft aus. Formey hat f. Eloge gefchrieben. 
umach, ein Pflanzengeſchlecht ber 3. Ordnung der 5. Glaffe. Der virgi⸗ 
umach wirb zum Schwarzfärben, ber Firnißſumach (auch norbamerikan. 
m genammt), ber in Japan und Nordamerika waͤchſt, zur Sirnifbereitung 


t. 
umarokoff (Alerander Petrowitſch), ein ausgezeichneter ruſſ. Trauer⸗ 
er, ber fi) nach franz. Muſtern gebildet hat, geb. 1718, geſt. zu Mos⸗ 
T. Seine Tragöbien find in Hinficht der Harmonie, bes feinen Ges 
und der Reinheit des Styls, obwol nicht in Hinficht der Begeifterung, 
ine's Dichtungen zu vergleichen; man fchägt vorzüglich „Sineus und Tru⸗ 
fchien 1755), „Semire”, „Jaropolkund Deinife”, „Korew und Ariftone”, 
Amımtlih 1801 ins Franzoͤſ. überfegt worden find. Außerbem fchrieb er 
Trauerſpiele: „Hamlet“, „Ritſchelas“ und „Der falfhe Dmitri”. Das 
für fein befte® Wert (ins Franz. 1800, fpäter auch ins Engl. überfegt). 
auch Luftfpiele, Fabeln und Epigrammıe gefchrieben. - 
umatra, eine ber Sundainfeln in Oftindien, liegt unter bem 
„ und wird norbweilmärts von Java, durch die Dieerenge Sunda ges 
Ihre Länge wird auf 1050, ihre Breite im Durchſchnitt auf 165 engl. 
und ihr Stächeninhalt auf 8000 geogr. Meilen gefhäst. Die Indier und 
. felbft nennen fie Purichu und Jodalas. Eine an manchen Stellen dop⸗ 
) dreifache Gebirgskette, welche fi) mehr nach ber Weſt⸗ als Oftfeite zieht, 
ft die Länge der Inſel. Obgleich biefe Gebirge fehr hoch find, fo find fie 
einer Jahreszeit mit Schnee bedeckt. Ihr höchfter Gipfel, der Berg Ophir, 
bar umter dem Äquator, erhebt fich 13,842 Fuß über die Meeresflaͤche 
ı den Bergreihen find beträchtl. Ebenen, welche viel höher als die Gegenden 
dfte find und ein kuͤhles Klima haben. Auch gibt es in ben Gebirgen große 
ne Seren, bie fich bis in das Innere des Landes erſtrecken und den Verkehr 
chtern. Die weſtliche Küfte von Sumatra iſt reichlich mit Waffer verfehen ; 
ibt es Ströme und Fluͤſſe, aber fie find zu eng und reißend zur Schifffahrt. 
iſtl. Küfte Hingegen find die Fluͤſſe breiter und tiefer. Die Suͤdoſtkuͤſte iſt 
, an Manbelbäumen; fie fenten ihre Zweige in gebogener Richtung ins 
erab, und Auftern u. a. Eleine Schalthiere hängen ſich in Menge daran. 
Weſtkuͤſte von Sumatra, füdwärts vom Aquator, beginnt bie trockene Jah⸗ 
yo der Monſoon, Monſun, Paſſatwind, wehet, im Dat und läßt im Sept. 
er nordweſtl. Pafſatwind fängt im Nov. an; der ſtarke Megen hört im 
f. April, Mat, Oct. und Nov. haben gewöhnlich veränderliches Wetter. 
matra, wie in allen tropifchen Ländern, weht ber Wind alle 24 Stunden 
Stunden von der Seeſeite her und darauf ebenfo Lange vom Lande wieder 
See zu. Die Luft ift Hier gemäfigter als in a. Ländern unter der Linie. 
b Schnee find den Einw. unbekannt, befto häufiger entſtehen ſchnelle und 
hei. Es gibt viel vulkaniſche Berge; Erderſchuͤtterungen und Gewitter find 
er ſtark. Bold, Kupfer, Eifen, Zinn, Schwefel, Salpeter, Erdoͤl, Stein» 
etztere jedoch nicht von befonderer Güte, find In Menge vorhanden. Auch 
eiße und mineralifhe Quellen. Der Reis iſt der wichtigfte Gegenſtand des 
es auf Sumatra. Die Frucht des Eocosbaumes, ingleihen der Hd wit 


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YUD) — Wasf YUssimibts YVUCYUSVEEEH VUUy 6j8 | 


man ihn geſchildert hat. Man kann fi ohne Nachtheil 

und Vögel niften auf ihm. Die geöfte ber bis jest beka 
Titan, (auf den umtern Staͤngeln der Cistus angustifoli 
ein Gewicht von 12—- 15 Pf. und iſt von dunkler, ſchmul 
fi:kigen Thieren gibt es: zahme Büffel, das einzige Hau 
gebraucht wird und bie Einw. mit Milch, Butter und | 
wilder Kühe; Beine, wohlgebaute, aber verwilderte Pfei 
Batta, ſowie auf Celebes, gegeffen werden; zahme umd wii 
Elefanten, einfach und doppeit gehoͤrnte Rhinozeroffe, Ti 
leons, din Alligator (eine Art von Krokodill), viele Arten ' 
kroͤten. Die Seen und Flüffe, ſowie das Meer, find mit 
angefuͤllt; auch an zahmem und wilden Geflügel mandıe 
Nachdem die Engländer 1796 die moludifhen Infeln ei 
ben 1803 von Roxburgh um das Fort Marlborough berı 
Gewuͤrznelkeubaum auch nadı Sumatra verpflangt, und 
feit der Zeit fih außsrordentlih vermehrt, ſodaß 1820 
Muskaten und 30,000 Gewürzneltenbäume vorhanden n 
Muskatennüffe, 15,000 Pf. Muskatenbiüthe und 16,€ 
Außer den Naturerzeugniſſen machen Benzoe, Elfenbein, 
gelneſter, Ebenholz, Adlerholz u. f. w. bedeutende Gegenfi 
Handel aus. Die Infel wird in 17 Reiche abgetheilt, vo 
cabo, Achern und Indrapura bie beträchtlichflen find. D. 
gefliftet und das mädhtigfte. Die Regierungsverfaffung ir 
Inion ift eine Mifhung von Lehnsweſen und patriardyat. 
ftengegender haben ſich mit ben europäifchen Verfaſſungen 
ter ben Eingeborsnen verbreitet. Bei den Letztern find allı 
für die Schulden des Einzelnen verantwortlich; die Kint 
len; Mord und Todſchlag werben mit Geldſtrafen geb 
find felten. Die Eide werden bei den Begräbnißpiägen b 
Seierlichkriten abgelegt. Die Eingeborenen find mittler 


Summariſcher Proceß 857 


vom ben Franzoſen zerflört, allein bald hergeftellt und ihnen 1763 durch 
Frieden gefichert. Bis 1825 befaß die engliſch⸗ oflindifche Compagnie 
ſtkuͤſte ein Gebiet von 350 IM. , bie Präfidentfchaft Bencoolen (Ben⸗ 
«44° ©. Br. m. d. Hauptſt. gl. N. wo die Briten eine ſehr wohl 
iculturgeſellſchaft errichtet hatten. Der Eis des Gouverneurs und ber 
rei befand fich zu Fort Marlbotough. Als aber die Niederländer 1825 
1 die britifche Regierung abtraten, erhielten fie bagegen Benculen. Schon 
Ben fie die Feſtung Padang auf der Weſtkuͤſte, die Handelsloge zu Palam⸗ 
re Oftküfte, welche umter dem Gouverneur v. Batavia flehen. Die Nieder⸗ 
en von bier aus Pfeffer, Kampher, Bo, Wachs, Elfenbein, Vogeinefter, 
ee, Terpenthin, Bummi, Ebenholz, Benzoe u. Zinn. Der erfle Europäer, 
Innere von Sumatra erforfchte, war der Brite Sir Thomas Stam⸗ 
B, Gouverneur bes brit. Forts Marlborongh. Er drang ſuͤdlich, nach 
Mannah, zu dem wichtigen von den Paffumahs bewohnten Provinzen; 
ch von Menangcabo, ber berühmten Hauptflabt bes malaifchen Reiches, 
von Benculen quer über die Inſel nach Palambang vor, wobei er 6000 
valdreiche Gebirge erfteigen mußte. Ex fand ein hoͤchſt angebautıs Kant, 
baren Metallen Die Paffumahs find ein ſchoͤner Menſchenſchlag, ‚den 
‚hnerm in jeber Hinficht überlegen, ackerbauend unb ſehr zahlreich. Zu 
o ward er durch eine Bevölkerung und einen Boben uͤberraſcht, die mit 
je von Java den Vergleich aushalten Finnen. Auf einem Raume von 
konnte die Volksmenge wenig unter 1 Mil. fein. Raffles glaubte, mit 
farunterung koͤnne bie beit. Regierung größere Hülfsmittel in Sumatra 
In Java. An der weſtl. Küfte von Sumatra liegt bie ſtark devoͤlkerte 
gebaute Snfel Pulos Nine. — ©. Anderſon's „Mission in the east- 
umatra 1823’ (Ebinb. 1826, 2 Thle). 
nmarifcher Proceß. Als fi das gerichtliche Verfahren aus 
de der Unordnung und Formloſigkeit, in voelchen es in den eriten Jahr⸗ 
38 neuern Europa gerathen war, wieder zu einiger Regelmaͤßigkeit ers 
, und man wieder ftatt durch Kampf⸗ und Gottesurtheile bie Wahrheit 
durch ordentliche Beweismittel zu erforfchen fuchte, waren bie geiftl. 
8 Vorbild, welches man auch in den weltlichen befolgte. Es trat aber, 
Uch ein entgegengeſetztes Ertrem ein: waren die gericht. Streitigkeiten 
urz und unfsrmlich gewefen, fo wurben fie nunmehr zu weitläufig, 
d langwierig. Indem man Schritt vor Schritt ging, und jeden Praͤli⸗ 
zur rechtskraͤftigen Entfcheibung brachte (3. B. die Competenz der Ge⸗ 
jautionspunkte, bie Schlüffigkeit ber Kluge), fo wurde es leicht, die ein: 
chen Jahrzehnde hinzuhalten. Dan mußte, wenn nicht aller buͤrgerl. 
ter dieſer Verzögerung, welche ber Rechtloſigkeit gleich Fam, zu Grunde 
‚ für bie geringfügigern, Haren und Einen Auffchub leidenden Sadyen 
fachered und kuͤrzeres Verfahren erfinden, und daraus entſtand ber ſum⸗ 
roceß, welcher auch bei ber weitern Ausbilbung der Proceßgefeugebung 
emig mit dieſer fortgebitdet bat. Die Gründe dieſes ſummariſchen Ver: 
y, wie ſich aus bem Geſagten von felbft ergibt, ſehr verfchieden, und ges 
em Proceß felbft auch einen verfchiebenen Charakter. I. Beringfügige 
Streitigkeiten zwiſchen ben geringern Ständen, über Alimente, Gefindes 
usmiethe u. dergl. koͤnnen nicht weitläufig behandelt werben, weil bie 
m ba8 Object gar zu ſchnell verfchlingen würden. Daher folen die Rich» 
teien mündlich hören, es wird Erin ſchriftl. Verfahren, kein Advocat zu» 
ie Friſten find kuͤrzer, einfacher. Der Gang nähert ſich der franzöflfchen, 
andrer Seite auch der preuß. Verſahrungsweiſe. U. Klare Schuldner 
n, woburch das Ganze eines Anſpruchs in allen hellen der KKa In» 



































855 Sumpflu 


glei, erwieſen wird, wenn ber Gegne 
gen Ländern fogleic, richterlichen Zwan 
Deutſchland bat man biefe Wirkung, 
Urkunde bat, allen Arten von ſchriftl 
gerichtliche®, aber doch ſchleuniges Be 
zur Berhanblung, fonbern nur zur Xı 
Funden (Recognition ober Diffeffion) 
ben Bann, welche nicht fofort ertwiefer 
ſchnelleres und firengeres Verfahren 
nad; Anerkennung ber Wechfel zur € 
Il, Kann eine Thatſache fofort befc 
Klagende Unrecht leibe, ober ihm, wen 
fegliher Schabe entſtehe, fo begrän! 
Klage ergebt an ben Verklagten fogle 
unterlaffen (mieber gutzumaden), ıı 
und zwar a) wenn bie Handlung ge 
rechtfertigen (nullo jure justifieabile 
bingt (mandatum sine elausula) b 
wenn ſich nod) Rechtfertigungen bene 
nen ber beftimmten Felft, entweber } 
zeigen. IV. Die Befigftreitigkeiten, w 
mit Vorbehalt bed Rechts felbft in bei 
ren inſofern hierher, als nicht ein Alter 
bigt wird (possessorium ordinarium 
fucht, ober ber neuefte rubige Befis ı 
Letzte, verbunden mitben Verordnung 
ſetzungen (spolium), hat bad eigenthü 
bracht, wobei ed nur auf bie Thatſach 
fommt. V. Um fid ber Derfonen obı 
nicht durch Flucht und Wegſchaffung 

verliere, ober boch genoͤthigt werde, 

folgen, iff ber Arreſtproceß eim 
wenigſtens in bringenden Fällen ner 
iuh vnny hie (re u.a far 


Sünde 859 


worden. Im Frieden zu Broͤmſebro, 1645, wurde zwar ben fchwebifchen 
e Zollfreiheit im Sunde ımb in ben beiden Welten zugeflanden, aber im 
Friedensburg, 1720, mußte Schweben die Zollfreiheit wieder aufgeben. 
mare 1781 der bewaffneten Neutralität beigetreten war, ließ e8, in Folge 
Srigen Mächten mitgetheilten Erklärung, Eeine Kriegsſchiffe oder Kaper 
»renden Mächte durch ben Sund. Es ift durch Verträge feſtgeſetzt wor⸗ 
E die durchgehenden Schiffe zu entrichten Haben; Franzoſen, Engländer, 
amb Schweden zahlen 1 Procent von dem Werthe ihrer Waaren, bie 
tionen und feldft die dän. Schiffe müffen 14 Procent entrichten. Die 
chiffer haben den Vorzug, daß fie bloß ihre Papiere vorzeigen dürfen; 
> anderer Nationen muͤſſen fih eine Durchfuchung gefallen laffen. Man 
efen 300, der in die koͤnigl. Schatulle fließt, jährlich. auf 900,000 Thlr. 
8815 Schiffe durch den Sund, darunter 2398 britifche und 2270 
41827 13,016 Schiffe, unter welhen 5199 englifche waren. 
abe. Jede Sefinnung ober Handlung, und jede Art, zu denken ober zu 
durch) das göttliche Geſetz (entweder ein pofitives, ober das natürliche 
I, welches ebenfalls eine Erklärung Gottes an die Menſchen ift) verlegt 
een wird, iſt Suͤnde im weitern Sinne des Wortes ; im engern aber und 
inne wird eine folche libertretung bes göttlichen Willens nur von einem 
m und freihandelnden Gefchöpfe begangen, welches nicht nur Kenntneß 
xa und ber Heiligkeit bes Geſetzes beſitzt, wenigſtens befigen kann, fonbern 
sölligen und ungehemmten Gebrauch feiner Kreiheit im Handeln hatte. 
vollommme Imputation (Zurechnung) flatt, d. i. das Urtheil, daß 
x, bie das göttliche Geſetz auf irgend eine Weiſe uͤbertrat, mit vollem 
ver Urheber diefer Übertretung und für ſtrafwuͤrdig erklaͤct werden duͤrfe. 
E daher bei Handlungen, weldye mit Recht als Suͤnden betrachtet werben, 
Dateriellen und Kormellen der Suͤnde zu ſprechen. Das Dlaterielle bes 
u Daſein eines Befeges, welches beobachtet werben ſoll, und einer Hands 
@ verletzt; das Formelle in ber Kenntniß bes Geſetzes und in der unge: 
Fzeibeit des Willens. Die philofophifche und theolog. Moral unterfcheis 
Battungen ober Arten bee Sünde, indem man dabei theild auf den In⸗ 
eſetzes, welches von dem Sünder übertreten wird, theils auf ben Gegen⸗ 
u welchen gefünbigt wird, theils auf dem Übertreter, theils auf die Natur 
ffenheit dee Handlung felbft Rüdficht nimmt. Dan unterfcheidet in 
es erfien Punktes Unterlaſſungs⸗ und Begehungsfinden; aber in den 
Ben, wo ber Menſch fünbigt, wird etwas Verbotenes gethan, indem er 
und auf der andern Seite etwas Gebotenes vernadyläffigt, in- 
as Werbotenes thut. Die moralifchen Verhaͤltniſſe zwifchen dem Min: 
en Gegenſtaͤnden feiner Pflicht hängen viel zu genau zufammen, als daß 
„ Unterfchieb zwiſchen Übertretung und Unterlaffung bereichen und fcharf 
zerben Eönnte. Der ganze Unterfchied Hegt mehr in ben Worten. Eine 
2 Unterlaſſungs⸗ und Begehungsſuͤnde fein, je nachdem man die Regel, 
ve der Menſch durch feinen Fehltritt verſtoͤßt, entweder negativ, oder po: 
Icht, entweber al& Verbot bes Pflichtwibrigen, ober als Gebot bes Pflicht 
Ban unterfcheibet ferner, in Anfehung des Gegenflandes, Sünden, wel⸗ 
enſch gegen Bott, gegen feine Mitbruͤber und gegen fich felbft begeht. 
en läßt fich dieſe Eintheilung, fobald man unter dem Gegenftande der 
> Hasjenige Wefen verfteht, bem der Menfch, indem er fündigt, zunächft 
Kelbar entweder verfagt, was er ihm leiften follte, oder ein Unrecht zufügt. 
‚Ib man an den ganzen Zuſammenhang einer Sünbe mit den Werhältnifs 
unfchen zur Gottheit und zu feinen Mitbruͤdern überhaupt denkt, fo ift 
u ebenfowol ein Vergehen gegen Bott und unfere Mirhrliier, Wyeo 


860 Suͤndflut 


und ſelbſt (gegen umfere moral, Wuͤrbe und Beſtimm 
libertreter ſelbſt Rüdfiht genommen wird, fo find b 
chells unvorfägliche ; vorfäßlich, werm fle abfichtlich 
Bewußtſein bes Gefeges, unvorfäglid, wenn fie mit 
fein des Geſetzes, ohne veifere Überlegung, begangen ı 





i Urt find entweber Sünden ber Unmwiffenheit, welche be 
ur geht, das ihm noch nicht bekannt geworben iſt (body ı 
N ne verſchuldete Unbekanntſchaft mit dem Befege, | 
| { Sünde genannt werben kann), ober ber Schwachheit 


wicht finnlicher Neigungen eutfpringen, benen ber M 
derſtand leiſtete (eichtiger nennt man ſie Temperame 

Schwäche bed Verſtandes oder des Willens liegt auch 

—4 ſchulbeter Unwiſſenheit und Unuͤberlegtheit geſuͤndigt 
4— wenn fie aus allzu großer Eilfertigkeit im Handeln em 
| Heiligkeit bes Geſehes nicht gehörig überlegt und bea: 
menn von ber Eintheilung ausgegangen wirb, melde j 
4 bie man, ald bem Geſetze widerfirebend, Sünde nennt, 
innere und Äußere, unbebingte und bedingte Sünden. 1 
unerlaubte Gebanten, Gefinnungen, Entſchließungen 
MKeben und Thaten. Unbebingt heißen biejenigen, melı 
ihrer ganzen Natur, dem göttlichen Geſetze mwiberfkrei 
| gewiffe binzufommenbe Umftänbe, unter welchen eine 
toerben. Da die äußern Verbältniffe bes Danbelns un) 
J muͤtht, aus welchen bie Handlungen hervorgehen, um 
I find auch die Grabe ber Verſchuldung felbft umenblich 
1 wird ber Ausdruck: Suͤnde, nicht ſelten auch zur B 
\E braucht, den man richtiger Sünbbaftigkeit, Laſterh 
2 nennt, b. b. ber fehlerhaften Gemüthsverfaffung bes 2 
vorzuͤglichſten Grabe aufgelegt und baran gewöhnt iſt 
J in bee Freiheit ber menſchl. Natur und iſt ein Miß 
| welcher ſtattfindet, indem dee Menfch bas finnlich Ang⸗ 

che feiner vernünftigen Natıw. (8. Erbfünbe.) 

Sünbdflut wird die große Überſchwemmung 
Angaben der Mofaifhen Urkunde , ald göttliche St 





Sundiſche Inſeln Sunniten 861 


Ktfuthros der chalbaͤiſchen, im Ogyges und Deukallon ber griechiſchen 
men, und ſelbſt die alten Sagen ber Amerikaner, beſonders der Mert: 
en von einer ſolchen Flut, deren geretteter Held, wie Noah, zweiter 
ter des Dienfchengefchlecht® wurde. Nicht weniger als diefe Übereinflim- 
e Mythen koͤnnen auch die Verfteinerungen und Berippe von Seethie⸗ 
uf den Bipfeln und im Innern der hoͤchſten Berge, die Spuren thieri⸗ 
er aus den wärmften Ländern, die in den Eälteften gefunden wurden, zur 
ig ber Moſaiſchen Erzaͤhlung dienen. Gegen die Aügemeinheit der Suͤnd⸗ 
R.@Batterer, Cramer u. X. eingemendet worden, ein 4Otägiger allgemei: 
und ein allgemeines Austreten bes Weltmeeres ſei unwahrſcheinlich, bie 
ig aller Arten der Gefchöpfe in der Arche und ihre Erhaltung darin waͤh⸗ 
auer ber Flut unmöglich, bie Vernichtung aller übrigen Ichendigen, aus 
Die Menſchen, Gottes nicht würdig, und die weit verbreitete Bevoͤlke⸗ 
haltur, bie die Geſchichte wenige Jahrh. nach Noah auſweiſt, unbegreifs 
bings laſſen fidy nicht weniger Gründe gegen als für die Allgemeinheit 
chwemmung auffinden, und ba alle Nachrichten, die bavon fprechen, 
wepthifchen Urfprunges find und mindeſtens 1000 Sahre fpäter erft aufs 
wurden, möchten fie wol ſchwerlich jemals zur hiftorifchen Gewißheit 
SWahrſcheinlich bleibt e6 aber dennoch, daß eine ober mehre überſchwem⸗ 
be ganze Länder bedeckten, wirklich flattgefunden haben, da nicht nur 
amgen der Naturforfcher, fondern auch bie Geſtalt der Erde, bie Bils 
Eeredkuͤſten u. ſ. w. auf dergleichen gewaltige Revolutionen unferes Pla⸗ 
eſſen. S. Buttmann, „Über ben Mythos der Suͤndflut“ (2. Aufl., 
E 


Bifche Inſeln haben ihren Namen von der Merrenge Sunda in 
awiſchen ben Infen Sumatra und Sava (f.d.). Sie werben in 
und Fleinern eingetheilt und bilden einen Archipelagus, der von beiden 
Malakka an bis an die molukkifchen Inſeln ſich erſireckt. Su ben gro- 
: Sumatra, Java, Borneo und Gelebes (sufammen 29,000 IM.). 
Wie herrlichſten Naturerzeugniffe, mit welchen die Europäer, beſonders 
wer, welche hier anfehnliche Befisungen haben, betraͤchtlichen Danbel 
Bee Bewohner find Eingeborene, größtentheils ſchwarz oder ſchwarz⸗ 
Alalen, , die fpäter angelommen find und eine gelbliche ober braune Karbe 
wre find Heiden, die letztern Mohammebaner. (Bol. Batavia, Bor: 
elebes.) Zu ben kleinern gehoͤren: Bali oder Klein⸗Java, Lombod, 
bava, Timor, Sandelboſch ımb andre. 

na, war bei den alten nordiſchen Völkern die Goͤttin der Sonne; 
ieß Mani, der Gott des Mondes. Jene wurde von den Göttern, die 
whflee waren, daß ihr Vater ihr einen fo flolgen Namen gegeben hatte, 
mewel verfegt. Ihr zu Ehren wurde das ganze Jahre hindurch ein Eber 
end bei dem Eintritte des neuen Jahres, zu Anfauge Sebr., geſchlach⸗ 
wfert. 8 Tage vor dem Jan. wurbe ber Eber zu dem Fuͤcſten des Lane 
E, auf feinen Rüden mußten die Großen mit gefalteten Händen dem 
Edigen und ben Eid ber Treue fchwören u. f. wm. Das Bilbniß ber 
E ein halbnadtes, auf einem Säutenfuß ſtehendes Frauenzimmer, mit 
— Haupt; vor ber Bruſt hielt fie mit ausgebreiteten Armen ein 







zuiten, diejenigen Mohammedaner, welche die Sunna, d. I. Ane 
ı "dom Überlieferungen, welche den Islam betreffen, als gleichge:tend 
San armehmen. Es gibt mehre Abweichungen in den Abfchriften der 
Die der Derfer, der Araber, der Afrikaner find einander ganz entgegen: 
er Die verſchledenen Sekten. Die Anhänger des Ati, welche die Sunna 





bleiben, ſondern es wird nöthig fein anzugeben, we 
namentlich in ber gegenwärtigen Zeit und im EStreite ı 
den fogen. Rationalis mus erlangt hat. Zuerſt 
Wort Supernaturaliemus eine Anficht über Die Relig 
nun dieſes Wort in feinem allgemeinften Umfangı 
Anſicht, daß zur Religion und Gotteserfenntnig Got: 
dig fei, eine Anficht, die zugleich bie vernünftige ober. 
ein Gott wahrbaft gedacht wird, fo kann er nur ale 
werden; denn obne Offenbarung wäre er unvollkom 
nennen. Sserthirmlich würde aber diefe Anfiche fein 
als bloß von Außen und von Gott gewirkt gedacht w 
Dffenbarung Gottes im freien Wefen und bie Freih 
ſelbſt, damit aber zugleich alle Prüfung und Unterfc 
von Aberglauben und Schwaͤrmerei, aufgehoben wer! 
Supernaturaliömuß, welcher die Religion als ein Ü 
bie freie Thaͤtigkeit der vernünftigen Menfchennaten 
wuͤrde bie eihfeltige und eben darum ebenfalls irrige 4 
gion ſei nur auf menfchliche Wernunft gegrünbet ur 
mg nicht; denn diefe Anficht macht Bott eigentlich 5 
ten und fegt die Gottheit unter das Göttliche, bie X 
Aber vorzugäncife wird vom Supernaturaliämus und 
auf die hriftliche Religion gefprochen, und bier ft 
(hließende Rationalismus, den wir den Pfeuboratios 
ter Supernaturalismus fireitend entgegen. Jener b 
ligion ſei wie jedes menſchliche Werk und nur als folı 
ein erhabener Menſch und Lehrer geweſen, der bie enı 
nere Anfichten von Gott und der Beflimmung der M 
dan Heiden umb Juden herrſchenden, vorgetragen, u 
und geübt habe; welche dann durch Gottes Fügur 
Was nicht damit fich vereinigen laffe, das fei als I 


Supremat Supremateid 868 


er mannigfaltig und erſcheinen mehr oder minder conſequent; aber nur in 
wnfeltigen Ausſchließung beſteht ber wahre Streit, Allein die Wahrheit 
tim Gegenfage, wenn fie ſich auch durch den Gegenfag entwidelt. Hier 
eigentlich der Anſpruch des Verflandes an die Etelle ber Vernunft geſetzt, 
Anſpruch des ſich ſelbſt keine Rechenfchaft gebenden Gefühls, welche bie 
Sofung gefteigert, mit einander flxeiten, aber ebenfomwol mit fich felbit 
denn der Verſtand erfobert zu feiner Thaͤtigkeit auch ein gegebenes Sein; 
ithl kann ſich feibft nicht ausſprechen, ohne fich fuͤr den Verſtand zu recht⸗ 
Der Supernaturalismus ſucht eine Tiefe ohne Klarheit, der Rationa⸗ 
mer Art eine Klarheit ohne Tiefe. Jener entrüdt bie unbegreifliche Wahr⸗ 
Kreife aller menſchlichen Entwidelung und Ausbildung; feine Wahrheit 
von Außen kommende, mit keiner andern und mit Feiner Geſchichte in 
ug ſtehende fein; dadurch wird Wahrheit von Wahrheit, Vernunft und 
getrennt, und es mangelt ihm bie objective Unterfcheibung fuͤr den Geiſt. 
alle Zeiten hindurchgehende Offenbarung des allgegenmwärtigen Weltres 
eD durch biefe Anficht ſelbſt zerſtoͤrt, wenn das Chriftenthum nicht al8 ger 
Religion mit jener Offenbarung im gefchichtlichen Zufammenhange fteht. 
ve Rationalismus dagegen verkennt die höhere Belebung der Menſchen⸗ 
auch nach ihm fleht bie Menſchenvernunft dem Chriftenchum gegenüber, 
Beifirend nach fubjectiver Anficht, und ihm wird Alles zu einer gewoͤhnli⸗ 
untergeordneten Erfcheinung, die ex nach bem Maßſtabe des abftracten 
Ses mißt. Hieraus wird nun von felbft auch die Wahrheit hervorleuch⸗ 
Welche dieſer Begenfas hinweiſt: Das Chriſtenthum iſt die erhabenfte 
ung Gottes mit dem Menſchen und des Menſchen mit Gott, welche ſich in 
16 dem Repräfentanten ber Menfchheit geſchichtlich darſtellt, u. der Chriſt 
in Chriftus den als Geift geoffenbarten Gott, welcher zugleich die abfos 
zuft iſt In conereto, während bie theologifche Wiffenfchaft diefe geoffen- 
Deheit im Gebiete des freien Denkens zu entwideln hat. So erkennt fie 
es über dem Verſtande bes Subjects an, welches In ber Entwidelung des 
Zeſchlechts durch Chriftus und feine göttliche Anftalt zu feiner Offenba- 
Raamen; — da aber dieſes Höhere ber Geiſt, die abſolute Wahrheit iſt, 
fo als Einheit des Goͤttlichen und Menſchlichen offenbart, fo kann fie 
me, als dem Begenftanbde des chriftlichen Glaubens, das Wefentlicye ber 
E, b. i. das Vernänftige nach allen Richtungen nachweifen. So erhebt 
Ber die Einfeitigkeit jener freitenden Anficdyten zum wahren Rationa⸗ 
wer eben fo auch wahrer Supernaturaliemus ift, und den Glauben.bes 
a den durch Chriftum im Geiſt geoffenbarten Gott ale den vernimftigen 
T 


yremat, biejenige, von ben Proteflanten durchaus verworfene Ober: 
zumd vorzügliche Gewalt, welche fich der Papft über die kathol. Biſchoͤfe 
wege Kirche zufchreibt, deren Grenzen jeboch auch in ben kathol. Ländern 
ig beftimmt find, weßhalb der Papft vermöge derſelben in einem Lande 
nen andern aber weniger Rechte ausübt. 
Premateid, einer von ben Eiben, welche ſonſt, d.h. 6i8 1778, auf 
kposs Jedem, ber ſich in England aufhielt, geleiftet werten mußten, und 
a follten, alle heimliche Katholiken, alle Anhänger des Haufes Stuart, 
manche andre Sektirer zu erkennen und zu beftrafen. Daher wurden fie 
m. d. N. des Teſteides (Prüfungseibes) zuſammengefaßt, und bie erfie 
me Beftimmung ber Gefege über diefe Eide vom 3. 1674 (25. Karl II., 
d. N der Teflacte(f. d.) bekannt. Diele Eide find: 1) Der gewoͤhn⸗ 
VEhanen⸗ und Hulbigungseid (Oath of allegianee): „Ich verfpreche auf: 
Sſchwoͤre, daß ich geireu und gewaͤrtig fein will (bear true allegiance) 


01 AUJUTATIODN) WUEUE MA DET LREDDLUUDEH VOR ZUOE 
1766 (6. Georg III., e. 53) genauer beſtimmt. Es 
man bie In Folge jener Revolution eingefehte Megierur 
das Haus Stuart nicht in feinen Prätenfionen auf bi 
vielmehr das Hand Hanover gegen dergleichen Unterneh 
4) Eine eibliche Erklärung gegen bie Kransfubftantiati 
Anbetung der Jungfrau Maria und der Heiligen find | 
und 1791 inſoweit zurädgenommm, daß den Kathofii 
weltliche Verfaſſung des Staats betreffende, Erklärung 
koͤnnen fie nicht bloß in England leben, fonbern auch G 
und Seemacht dimen, Rechtsconſulenten, Abvocaten u 
die Ausübung der kathol. Refigion wird nicht mehr geh! 
beamte, Mitglieber des Parlamente, Mitglieder ber U 
noch alle diefe Eide ablegen. — Ein beflimmterer Sup 
gegen auswärtige geiftliche Oberherrlichkeit, fondern dd 
genten ale wirkliches geiftliche® Oberhaupt der Kirche (< 
kennen, wird in einigen Landen, z. B. nach der netten I 
den Geiftlichen gefodert. 

Surinam (Suriname), 4* — HP N. B., eine 
lonie (491 DM., 67,100 €., darunter nur 7000 f 
angebautes Land) in dem ſuͤdamerikaniſchen Lande Si 
atlantifhe Meer, g. DO. und &. an das franz. und⸗ 
Sie hat ihren Namen von bem Fluffe Surinam, an b 
7 — 800 Pflanzungen angelegt find, aus welchen I 
nahmen die Holländer diefen Strich Land den Einglän 
durch den Frieden von Breda. Man zog deutſche Pflan 
Canaͤle das Land zur trodnen und bie Luft zu reinigen 
vielen Indigos, Baumwollen⸗, Gaffee» und Zuderp 
Ausfuhr jest auf 8 Mill. Gidn. geſchaͤtzt wird. Gaffı 
Java hierher verpflanst wurde, macht den wichtigften & 
ſehrlicr werden gegen 180,000 Ctnr. ausgeführt; 


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— m u si zn — Te Te 
a er man. . .. " 


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el 7 I I Er 120 Due 


waren Die Frucht diejer Ede, ader jein Nsater, Der Komig 
tweil fie dem Staatsgeſetze (12. Georg III., e. 11) zu 
beit. Reiche befinblicher Nachkomme Georg IL ſich in eir 
darf, wenn er nicht des Königs Erlaubniß dazu hat. — 
ital. und deutſchen Höfe, und hielt ſich eine Zeitlang in | 
Intriguen bes franz. Generals Lannes hintertrieb. T 
zum Pair des brit. Reichs ernannt und erhielt ben Tit⸗ 
Außer der Apanage von 18,000 Pf. St., weldye er wii 
vom Lande genieht, hat er keine Einkuͤnfte. Da er nı 
mahlin bezahlen, unb diefelbe nebft den Kindern erhalter 
Aufwand von wenigftens 5000 Pf. St. erfobert) , fo 

mifche Umſtaͤnde nicht die beften. Er hält ſich zur Oppo 
Oppoſitioniſten vertrant um und vertheibigt bei vielen C 
biefer Partei im Parlamente. Als warmer Freund ber i 
für bern Gleichſtellung mit den Proteftanten 1812 ein: 
der Lords. Man erflaumte da über feine Belefenheit 
Goncilien. Der Herzog dv. Suſſer befigt nämlich kein 
hat eine anſehnliche außerlefene Bibliothek und benutzt 
ſtigkeit, woran er oft heftig leidet, ihn nöthige, viele £ 
zubringen. Er iſt ein fertiger, guter und angenehmer { 
ihn auch zum Vorſteher vieler milden Stiftungen gewäh 
ſammlungen und Gaftmählern ber dazu beitragenben 9 
redtſamkeit allezeit und thut große Wirkung. Wenn 

Aufmunterung der Künfte und Manufacturen ihren Sal 
der Herzog, als Präfident derfeiben, bie Prämien, um 
börte Anrede an eine der achtungswertheſten Verſammlt 
es find da größtentheild Männer und Frauen, Süngling 
gebildeten Mittelftänden und den kunſtreichen Wolkeci 
nicht Worte genug finden Einnen, bie herzgewinnende 
ſchreiben, womit diefer Prinz bie fo wohlhabende umd ı 
leiten weiß. Man beftrebt fich daher angelegentlicy bi 


doe sammen BFAVVEIMAIS o-E- —R vs. wusyıgs y wu suy us‘ 
ſeines geiſtvollen Wirkens ſich erfreuen ! 

Suüßmeyer (Franz Xaver), ein zu f. Zeit beli⸗ 
Schüler Salleri's, ſeit 1795 beim k. k. Operntheater in 
geſtellt. Unter ſ. Opern haben den meiſten Beifall gehabt, 
Arkadien“ (179%), „Sollman IE. ober bie beiden Gulte 
Tureo in Napoli”, Am berühmteften ift er geworben d 
jenigen Theile des Mozart'ſchen Requiems, welche ber g 
hinterließ. Dierauf bezieht ſich der von Gfr. Weber err 
beit dieſes Werte. ©. ſtarb als Hoftheater⸗Capellmeiſt 
Er hatte ein ſehr gefälige® Talent, was ihm auch DMosarı 
te; aber er wendete «8 felten zu ernſtem Zwecke an. 

Suͤßmilch (Johann Peter), ein verdienter Gelel 
Berlin, geb. daſelbſt 1707, ſtudirte zu Halle und Jena 
dem Minen feined Waters, dann die Medicin aus Ne 
war einige Zeit Feld⸗, barauf Landprediger und ſeit f' 
ſiſtorialrath in Berlin, wo er 1767 flarb. Er beſaß ehı 
Craft, warb Mitglied der Akademie, und fliftete ſich in de 
bendes Andenken durch das mit philof. Scharffinne gefchr 
lihe Orbnung in der Veränderung bed menſchl. Geſchlech 
Tode und der Kortpflangung erwieſen“ (Berl. 1740; 4. 
mann, 3 Thle., 1775). Auch bat fi ©. als Schrif 
und Bergleihung der Sprachen fehr verbiemt gemacht. 

Suwaroff-Rimnigfoi (Peter Alexei Waſil 
Italinsti, Feibmarfhall und Generaliffimus der ruſſ. H 
ſten Feldherren bes 18. Sahıh., war 1730 zu Suskoi, « 
ne, geb. Sein Vater war Officier und brachte ihn auf 
tereburg. on feinem 17. 3. an biente ©. als gemein: 
. dem Kriege mit Schweden in Finnland vielen perſoͤnlich 
Liesstenant, zeichnete er fih noch mehr aus In der Echt: 
trog ſ. Wunden auf dem Gchlachtfelde biieb und f. fel 


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ZUBUSE , US] EUIEHE DUBEEIE, VER nur DIE werjenuget 
nach bem Dorfe Mutten (28. Sept.) und vereinigte fi 
Heere. Hierauf beſchloß Paul, aus Unzufriebenheit mit I 
Behr f. Armee. Vergebens ſtellte S., der in Böhmen d 
hatte, die Nothwendigkeit ber Fortſetzung des Krieges v 
Generaliffimus follte einen triumphirenden Einzug in 
dem Eaiferl. Palaſte Zimmer, bie für ihn eingerichtet ı 
ſollte ihm in Petersburg ein Denkmal errichtet werben 
Rußland angekommen, als eine Krankheit ihn noͤthigte, 

zu verweilen. Der Kaifer fandte eitigft f. Leibarzt ab u 
zuwenden, um ein fo Eoftbare® Leben zu erhalten. Jedo 
reitungen zu &.’8 Triumphzuge fand man Gelegenheit, 

zu entziehen. Paul hatte nämlich vor längerer Zeit bei 
folle ber Reihe nach einen der Senerale der Armee zum € 
der von dem Beneraliffimus die Befehle empfinge umt 
Allein S. achtete nicht darauf, und Fuͤrſt Bagration, d 
f. Vertrauens würbig erachtete, war beflänbig General t 
jegt die mit ©. unzufriedenen Generale, der Generaliſſi 
genheit benommen, fich nen. Als Paul ſich vı 
ſchwerde überzeugt hatte, er zornig, daß die Ver: 
eremplarifche Strafe fobere, und Heß vor ber Fronte all 
chen, daß ber Generaliſſimus, Kürft Sumwaroff, wegen ı 
Militaiegefeges Tadel verdient habe. Nun wurden al 
Triumphzuge eingeflellt und bie für S. im Palafte ı 
Prinzen von Mecklenburg gegeben. ©. erfuhr in Ri; 
beugte. Da ihm nicht verboten war, in Petersburg 
ſ. Reife dahin fort und begab ſich ohne Auffehen zu feine 
dem Palaſte entfernten Stadtviertel wohnte. Nieman 
zu beweifen. Der Kummer verfchlimmerte ſ. Krankheit 
lichen zum Tode vorbereiten. Jetzt ließ fich der Kalfer 

nach f. Befinden erkundigen ; feine Sreunbe erhielten E 


Micolaus, iſt ausgewandert. Schon hatte die Dfort 
Kallimachi, den Bruder des Oberbragomane der Pfor 
&.3 Nachfolger beftimmt, ale der Aufftand des Theod. 
(S. Striehenaufftand.) Dadurch warb bie Wal 
Innern Kriegs und türkiſcher Pluͤnderung. — In ber 

Michael S., Schwiegerſohn des nad) Piſa geflüchtete 
fer Hospodar nahm an bem zu gleicher Zeit in der Mold 
unb beffen Hetairiſtenſchar erregten Aufftand in Jaſſy 
nach Ypfilantis's Niederlage flüchtete er fik auf das zu 
Kifchenoff in Beſſarabien auf, um Samilienangelegend: 
gen. Es warb ihm jedoch gleidy anfangs von ber uff. | 


* Aufenthalt geflattet. Als nun die Pforte ſ. Auslieferun 


Befehl, das ruſſ. Reich unverzüglich zu verlaffen. Ex r 
ab, um fich mit rufſ. Paͤſſen, die auf Pifa gerichtet waren 
nach Rivorno zu begeben, wuide aber in Brünn angebalte 
ertheilte ihm ben Befehl, feinen Aufenthalt in Goͤrz zı 
griech. in Marſeille lebenden Arztes Markos Zallony „E 
(Marfeille 1824). 

Swammerbam (Johann), ein berühmter Ar 
wurde zu Amfterdam 1637 geb. Ex zeigte fruͤh Neigun⸗ 
endlich fein Water, ber ihn zum Theologen beflimmt batı 
ftubirte er Arzneikunde und zeichnete ſich durch feinen Flei 
in anatomifchen Verſuchen und Präparaten ungemein au 
war ber berühmte Anatom Mic. Stenonius, bei bem er zi 
zur Erweiterung feiner Kenntniſſe beſuchte, lebte. 1667 
Doctorwürbe. Zu biefer Zeit machte er die fire bie Ana: 
die Gefäße mit einer harzigen, durch bie Hitze flüffig gem 
Im, welche, wenn fie Ealt wirb, jene Gefäße ausgedehn 
dankt man ihm bie Erfindung eines Thermometers zur 
der Wärme in den Thieren. 1669 gab er eine „Allgemein 
(Utrecht, 4.) heraus, viele wichtine Bemerkungen über t 





Weiysttanpiayart gad. In Angelegenpeiten [eines amts 
difchen und 1724 die ſaͤchſiſchen Bergwerke, über die e 
ſchrieb; ähnliche Reifen unternahm er in bie oͤſtreich. w 
Eine Sammlung feiner philofophifchen und mineraliſche 
sophiea et mineralogica”) kam 1734 in 3 Bon., Fol., a 
derung erkannte das gelehrte Europa darin bie Frucht fel 
fen Forſchungen. Die Akademien zu Upfala und Peters 
plome ; die zu Stodiholm hatte ihn ſchon 1729 zum Ehre 
Meifen nach Frankreich und Italien zwiſchen 1738 — MH 
niffe. Die „Ökonomie bes Thierreich8” („Oeconomia re; 
feiner Ruͤckkehr 1740 und 1741 herausgab, enthielt m 
feinen philoſoph. Werken aufgeflellten Naturfyſtems ai 
Die Idee eines nothwendigen mechaniſchen und organiſch 
Dinge iſt die Grundlage dieſes mit eigenthuͤmlichem So 
ſenheit durchgefuͤhrten Syſtems, welches er vornehmlich 
naturalium“ aufſtellte. Ein im Unendlichen gegebener 
Natur ſoll durch die in Spiralbewegung von ihm aus 
Geftaltungen des Lebens unb der Thätigkeit hervorbri 
in Elemente, z. B. Elaſticitaͤt, Magnet, Äther, Luft: 
Gebiete der Organiſation nach. Hier fieht er eine Folge 
ber Geſchoͤpfe, zufammıenhängend nach dem Gefetze eine: 
nie, und in ſteter Wechfelwirtung. Dieſe geniale Anſch 
das alle Dinge in der fichtbaren Welt zuſammenhaͤlt, 
Forfhungstzieb auf dem Wege ber Analogie und Alte 
Den Beruf um Verkehr mit bem Reiche ber Geiſter 
gabe durch eine Exrfcheinung 1743 zu London. Durch 
te, auf einmal die Augen feines Innern Menſchen gei 
mel, Hölle und Geiſterwelt zu fehen, aus ber ihm ı 
verftorbene Bekannte, ſondern auch bie größten Maͤnn 
und fidy mit ihm ımterredeten. Um biefem uͤberirdiſch 
Berufe sum Mittleramt zwiſchen der fihtbaren unb u 


Swebenborg 875 


Hwaͤche vorwerfen konnte. Man mußte ihn als einem gründlichen Gelehr⸗ 
erffiimigen Denker ımb tugendhaften Menfchen ehren; f. Beſcheidenheit 
„ wie fein unabhaͤngiger Wohlſtand, den Verdacht ehrgeiziger ober eigens 
Bibfichten, und f. ungeheuchelte Frömmigkeit gab ihm das Anfehen eines 
» ber wirklich mehr in Gefellfchaft der Engel als unter den Menſchen lebte. 
erzuͤckungen, too er fich mit Geiftern unterrebete, Offenbarungen empfing 
Harnımgen ber unfichtbaren Welt hatte, fchien er ein Traͤumender zu fein, 
Geſfichtszuͤgen fich Schmerz oder Entzuͤcken ankünbigte, je nachdem ihn 
e ober Himmel befchäftigte. Im gewöhnlichen Leben zeigte er die Sein» 
tehmer Weltleute, fein Umgang war lehrreich, wohlthuend und angenehm, 
Kiche Darflelung würdig und edel. Verheirathet hatte ex fich nie, doch 
w die Geſpraͤche geiſtvoller Frauen und vermied auch den Schein eines Sons 
Seine angeblichen Erſcheinungen, mit denen er anfangs freimüthig, doch 
ablerei hervortrat, in fpätern Jahren aber zuruͤckhaltender wurde, fowie bie 
x Lehren, welche f. Schriften enthielten, zogen ihm eine Arllage von Geis 
Beiftlichkeit zu, welche ihm jedoch nicht ſchadete, da die vornehmſten Bis 
Schriften billigten und der König Adolf Friedrich ihn ſchuͤtzte. Im unges 
Benuffe einer dauerhaften Gefundheit erreichte er das 84. Jahr und ſtarb 
olgen eines Schlagfluſſes au London den 29. Maͤrz 1772. — Bis an ſ. Rob 
elbſt an die Wirklichkeit f. Vifionen und göttlichen Eingebungen feft ge: 
Dieſer Glaube war f. immer mehr von ber Welt abgemwendeten und mo⸗ 
"olieten Gemuͤthe zur fixen Idee geworden. Einmal befangen in diefem 
umd im Verkehr mit den Bildern überfinnlicher Gegenſtaͤnde, bie fein leben» 
eiſt fich ſchuf und feine ſtarke Phantafie ausmalte, geuͤbt, konnte er wol da⸗ 
men, Das, was in ihm felbft entitand, für Erfcheinungen von Oben und 
ſich felbft aber für das Mittelding zwifchen ber unfichtbaren und fichtbaren 
u halten. Nicht nur fein eignes reiches Gemuͤth, ſondern aud) die Werke 
Theoſophen und Myſtiker, bie er fleißig gelefen hatte ( befonbers Jak. 
6), gaben ihm &toff genug, fich ein Geifterreich zu bilden, wie er es wollte. 
Schilderungen davon tragen bis in dic kleinſten Zuͤge das Gepräge ber Sit⸗ 
Verhaͤltnifſe f. Zeit und der ihm als Naturforfcher geläufigen Anficht der 
weit, f. Beifter führen die Sprache ber Individualität, und die Familien» 
eit f. Auslegungen ber h. Schrift mit dem Deutungen und Allegorien fruͤ⸗ 
bufkiker flicht Überall hervor. Irrte er aber auch in den Mitteln, ehrwuͤrdig 
ner fein Zweck, durch bie Verbreitung f. an religiöfem,, erbaulichenn Be» 
jemein reichen Schriften eine Gemeinde ber Heiligen zu ſammeln und der 
n Schulweis heit ſ. Zeit entgegenzumirfen. In dem moralifchen Theile dies 
eiften findet man bie reinfte Sittenlehre und wahrhaft erhebende, heilige 
‚ und obgleich er nur in fchlichter Profa und ziemlich nachläffigem Latein 
en hat, gehört er doch noch mit groͤßerm Rechte unter die religiöfen Dichter 
e die Theologen. Was von f. Propheseihumgen und Entdeckungen verbor- 
inge in ber wirklichen Welt ersähte wird, 3.3. die Anzeige, die er in Go⸗ 
g von dem Brande zu Stodholm in desfelben Stunde, als diefer entftand, 
haben fol, gründet fi) nur auf Hörenfagen und hat keinen hiftorifchen 
Viel merkwuͤrdiger als dergleichen Wundergeſchichten iſt dem Pſycholo⸗ 
Problem ſ. originellen Individualitaͤt, über die Herder in f. „Abraſtea“ 
.Art. Swedenborg das treffendſte Urtheil gefällt hat. (S. über ihn 
memoſer's,, Geſch.d. Magnetismus“, wo er von einer andern Seite betrach⸗ 
)— Eine Stelle in der Kirchengeſch. ſichert Ihm die noch beſtehende Sekte der 
enborgianer, die ihn als ihren Stifter verehrt. Sie entſtand aus den 
theolog. Schriften, welche ſ. Behauptung, daß durch die ihm mitgetheil⸗ 
mliſchen Offenbarungen bie zweite Ankunft Chriſti auf Erden, das tünafte 


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tura saora”; „Devita”; „De fide”; „De divino a 
ia”; „De amore conjugali”; „De oommereio ani 
maria expositio sensus prophetici”; „Apocalypsis : 
revelata”; „De vera theologia christiana”. Diefi 
borglanern als heilige Bücher geachtet und bie Lehre 
geiſtliche Mutter genannt. Das Wort felbft ober ben 
die Bibel, von ber fie mur ben Pentateuch, das Buch 
ter, die Bücher Samuelis und der Könige, die Pfa 
Emangelien und die Apokalypſe für kanoniſch Halten. 
dreifachen Sinn des Wortes: die buchfläblichen, wie | 
verftand faßt, den Innern geifligen , ber in jenem verbe 
erhält worden iſt, und ben himmliſchen, der wiede 
den Engeln verflanden wirb und den Deren allein angeh 
lichen Lehrfäge von der Dreieinigkeit, von der Genugthi 
und deffen ſtellvertretendem Verdienſte, von ber Gnade 
ſtehung ber Leiber. Gott ift ihnen allein Chriftus, dx 
fon den Schöpfer, Exlöfer und Troͤſter vereinigt, und 
werbung, von ber die Evangelien erzählen, sum zweiten 
um f. Dimmer Sw. ben Innern Sinn der h. Schrift auf 
fel des Worte iſt ihnen die von Sw. wieder entdeckte I 
denzen d. h. ber gegenfeitigen volllommenen Durchdring 
ſichtbaren Welt, nad) der alles Phyſiſche geiflige Beben 
alles Geiſtige durch daB Phyſiſche angedeutet wird. 1 
fpondenz machte ihnen ben Glauben an Sw.'s Erſchen 
maͤßheit feines vorher aufgeſtellten Naturſyſtems durch 
lich, und ganz folgerecht zogen fie auch bie neuem Erf 
Magnetismus in diefes Gebiet. Das jüngfle Gericht r 
bem 1756 erfolgten moralifchen Untergange ber alten 
glauben fie unmittelbar in verkiärte Leiber, bie nach be 
gung) jedes Individuums gebildet werden, und in der 
au fommen: Gmael und Teufel halten fie für ahnsfchi 


878 Swift 


war und als Prof. angeſtellt wurde. Vielleicht aus 
manche Härte und Unbeugſamkeit ſ. Gemuͤths erbitt 
— — es dahin, daß er ſ. Lehramt niederlegen m 
ligion zugethan war. Sw. erhielt ag (1745) e 
der Kaiferin Maria Thereſia nad, Wien. Er erlangte 
fehr hohem Grade, warb in der Folge von ihr zum Wi 
thek, zum beftändigen Präftbenten der medicinifchen 5: 
vector bed ganzen Medicinalweſens ber Eaiferl. Staaten 
farb 1772. Durch f. vortesfflidhen Commmentarien ' 
großen Lehrers Boerhaave erwarb fich van Sw. als 
Dies claffifche Werk erhielt durch den größten hell Er 
in Hinficht ber trefflichen praktiſchen Rathſchlaͤge, bie ı 
ten enthält. Die Theorie ift auß hHumoralen und medh« 
fügen zufammengefegt. Sm. war Mitglied einer grı 
haften in Europa, die f. Verdienſte anerkannten un 
fehen, worin er bei ber Kaiſerin Königin ſtand, benus 
Art zum Beten der Gelehrſamkeit und der Aufllärum; 
füge und fein Temperament ihn verleiteten, als Buͤch 
franz. Philofophen , welche fich dafuͤr oft durch entehre 
in den öfter. Staaten zu verbieten. — Sein Sohn, wen 
als Präfes der kaiſerl. Bibliothek nachfolgende Go 
Sw., der als genauer Fremd Haydn's und Mozart 
feiner „ Schöpfung” einen engl. Text umarbeitete, fowi 
zeiten’ verfaßte. Er hat aber auch große Verbienfte aı 
dem er die Werke Händel’s und Bach's zur Aufführum; 
ſche Geſellſchaft von Mitgliedern des erſten Adels zu dir 
iſt es bekannt , daß Mozart, von ihm angeregt, 4 Haͤnd 
fen den „Deifias") nach dem Bedürfniß f. Zeit mit 
a bat. Diefer Mäcen der Tonkunſt flarb in f 


ing” wift (Sonathan), ein nicht nur ale Schriftft 
Charakters hoͤchſt merkwuͤrdiger Mam. Er wurde w 
Imgeb. Geine bürftige Mutter fandte ben Zjaͤhriger 
two er bis zu f. 6. Fahre blieb, und fobann nady Kelf 





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Swinden Swinderen 881 


geben. Letzterer iſt mehr Lobredner als Biograph. Deuiſch find feine 
rn zum größten Theil (Hamb. 1756 in 8 Bon) erſchienen. 
winden (Ian Hendrik van), ausgezeichnet durch umfaffende Kennt 
tiefen Forſchungsgeiſt, warb geb. ins Haag ben 8. Juni 1746. In frühes 
end zeigte er entfchiedene Neigung zum Studium der Mathematik und Na⸗ 
ıfchaft. Nach vollendeten Studien (gu Leyden) erhielt er 17766 den Doctors 
Philoſophie, und fhon im folg. J. ward ihm an der Univerfität Franeker 
effur ber Naturkunde, Logik und Metaphyſik ertheitt. Hier ſtellte er 13 
mg zu jeder Tagesſtunde über die Abweichung ber Magnetnabel forgfältige 
ungen an, deren Ergebniß er in den „„Recherches sur les aiguilles ai- 
et leurs variations’‘ nieberlegte. Diefe Schrift, ein Denkmal feltenen 
Vol neuer und fharffinniger Bemerkungen, erhielt von ber parifer Akab. 
enſch. ten Preis. Ein Jahr fpäter Erönte die mündhner Akademie ſ. Ab⸗ 
: „Analogie de l’electricite et du magnetisme”. 17785 warb Sw. als 
: Dhilofophie, Naturkunde, Mathematik und Afttonomie an das Athenaͤum 
wdanı berufen. Zum Mitgliebe einer Commiſſion ernannt, bie ſich mit der 
‚ung bed Seeweſens befchäftigen follte, ſchrieb Sw. einen Schiffſsalmanach, 
ambiung über ben Gebrauch der Octanten und Sertanten, ımb fiber die Bes 
7 der Meereslänge. 1797 warb er Praͤfident des Sanitätscollegiums und 
zuehre treffliche Schriften über öffentl. Gefimbheitspflege. Als 1798 das 
ftitut eine Verſammlung auswärt. Gelehrten berief, um mit ihnen ein 
Syſtem der Maße und Bewichte zu berathen, ging Sw. als Abgeorbneter 
— Republit nad) Paris. Hier warb Ihm ber ehrenvolle Auftrag, dem In⸗ 
wer die Grundlagen des neuem Syſtems Bericht zus erflatten; auf Befehl 
w legislatif erfchien diefer Bericht im Druck. Bei ber Ruͤckkehr nach Hols 
eb er die „Verhandeling over volmaakte Maten en Gewigten” (2 Bbe., 
Em claffifches Werk. Später wirkte er zur Einführung bes — in 
welanden geltenden Syſtems der Maße, Gewichte und Münzen ſehr thaͤtig 
BE ward Sw. Mitglied des Vollziehungsdirectoriums ber batav. Republik; 
mannte ihn der König zum Staatsrath im außerordentl. Dienft. Als Mits 
Comite central van den Waterstant leiftete er große Dienfte, und feinem 
fer verdanken die Navigationsfchule und das Btindentnflitut zu Amſter⸗ 
aͤßige Einrichtung. Nachdem er 53 Jahre den Lehrfluhl eingenom⸗ 
"eltig gewirkt, und ſtets nach Vollendung und Einheit des Wiffens geftrebt, 
am 9. Mir; 1823. — Er mar ein fehr reicher Geiſt und vortrefflidyer 
Unter den vielen Schülern, die er gebildet, befand ſich auch dee berühmte 
Urland. über Mathematit und Naturwiffenfhaften hat Sw. zahlreiche 
Bonänd., franz. und latein. Sprache hinterlaffen ; die Intereffanten Denk⸗ 
Deiche er verfchiebenen fremden Akademien zufendete, find unzählig. Wie 
Rter feinen Werken noch aus: „Tantamen theoriae mutandae phaeno- 
Rmetiei‘”; „Reeueil de differens m&moires sur V’eleetrieite et le ma- 
”3 „‚Cogitationes de variis philosophiae eapitibus” ; „Reflexions 
stisme animal”. 
nderen (Theodor van), Prof. ber Philofophie und ber Naturgeſch. 
K>erfität Groͤningen, iſt geb. zu Bröningen am 14. Sept. 1784. 1806 
% feine audy ins Deutfche überfegte: „Dissertatio chimieo-physica de 
Sa, ejusque in colores aetione”, ben Doctorgrad ber Philofophie. 
Dater beroies ſ. Differtation „De legibus“, daß er in dem Studium ber 
Enſchaft nicht geringere Fortfchritte als in Philoſophie und Naturges 
Ewadıt hatte; er ward hierauf D. der Rechte. Bald rachher zeigte eine 
zuidlung, baf er umfaflende Kenntniffe auch in der altın Literatur befaß. 
E gte er die Frucht unermuͤdeter Forſchungen in sahlreichen Scheilten wie« 
=, Siebente Aufl BSd. X. 58 


Sybariß, eine in der alten Geſchichte beruͤhm 
in Lucanien am tarentinifchen Meerbuſen. Sie fol in 
v. Chr.) von den Achdern und Troͤzeniern (griech. Voͤll 
fein u. in der 50. Olymp. am meiften geblüht haben. 3 
doch in einen Krieg mit den Rrotoniaten verwickelt, w 
letztern 100,000 M. ins Feld flellten. Die Einw. vı 
Üppigleit und Wohlleben, welche bei ihnen durch bie aı 
Milde ihres Bodens und Himmelftsich6 und durch il 
günftigt wurden, aufs aͤußerſte verweichlicht und entn 
v. Chr.) die Schlacht, welche am Fiuffe Trais (jegt Z 
ten machten von ihrem Siege einen graufamen Bebraı 
genen wurden verfchont, die Stadt Sybaris wurde dei 
entflohenen Spbariten bauten fih (58 J. [päter) zwa 
an, und das neue Sybaris ſchien fehr bluͤhend zu we 
Keotoniaten vertrieben nach 6 Jahren bie Einw. wiet 
d.N. Thurli anlegten. Allein in einem Innern Aufruh 
foft ſaͤmmtlich um. Die wenigen, weldye entlamen, b 
wurden aber bald nachher von den Bruttiern gänzlid 
zeichnet man mit der Benennung Sy barit einen W 

Sydenham (Thomas), einer der beruͤhm 
1624 zu Windford⸗Eagle in Dorfetfhire, war der € 
Landſchaft. 1642 befuchte er bie Univerfität Oxford 
zwiſchen Karl I. und bem Parlamente brach noch in 
S., welcher ber republilan. Partei ergeben war, wo 
ſtudenten, für Karl I. fechten; deshalb verließ er 
Beſatzung hatte, und ging nad) London. Hier mar 
Doctors Ih. Core, rine® berühmten Arztes, nach bei 
ber Arzneiwiffenfchaft widmete. Ald die Garnifon zu 
ergeben hatte, Lehrte S. bahin zurüd, wurde 1648 
Gambritge Doctor. Er übte feine Kunfl zu London 
(von 1651 biß ıu f Tode. den 209. Dec. 1689) ana 





UND VIE AUUDEHEIL vuarch EINE UNVEEN meyt vver wen 
dar, welcher fie bedeuten follte. Dies ift das Symbol 
durch ber Faſſungskraft der Menſchen näher gebracht. 

tur ded Dienfchen das Verlangen, Gedanken ımd Ge 
zu Heiden und baducch recht anfchaulich zu machen; 
ſtand, je inniger er in ihr lebte, deſto mehr fand er in I 
innere Anſchauung. Zum abflracten Denken gewöhnt 
Natur ſich mehr erhoben hatte, und nun Inneres 
Bird, Wort, von einander ımterfchied. Ja die früher 
beit felbft nur in ber Natur; jene offenbarte fidy im 
ſelbſt Die Lehrerin ber Menfchheit. Alles war Bild un 
alles Einzelne der Natur ſelbſt ein Göttlihed. Die: 
Erleuchtetere, von ber Gottheit auch folche Ideen, wel 
bar in der Natur fand, mittheilen, ober bie Natur fe 
ihr und ihr Geſetz enthuͤllen reoliten, Eonnten nicht 
ober Unerkannte durch Bilder anſchaulich machen; fiı 
in wirklicher Form, ober im bilblihen Wort, fie bildet 
mit Händen gemacht, ober durch bie Rede bargeftellt 
perlichwerden ber Idee ſelbſt waren, nachmals exft t 
Spmbol ift demmach der unmittelbare Ausdruck der Kb 
Geiſtigen, es mag baffelbe fic) nun als Sinnbild ob: 
haupt nur im Wort, das ſelbſt ſymboliſch iſt, darſtell 
ter die finnbilbliche Geſtalt oder das ſinnbildliche Wort 
zer und eigentlicher diefe fich im Bilde verkörpert hai 
das Symbol. Gleichwol behält biefes immer eine X 
beflimmten Ausbruck des Begriffs niht. Das Attr 
bet fi) von dem Symbol barin, daß jene® Immer nu: 
einem Bild zur vonftändigern Darftelung der mit bı 
haften beigefügt wird, dieſes aber an ſich und ſchle 
felbftänbig und aus ſich erklaͤrbar iſt; alle Attribute fi 
Symbole Attribute. Denm wenn ach Attribute miı 


WU VIE AAUyYSLYER Yersıı) TIERE USUERSE SENSE YVES IVCH 
dar, welcher fie bedeuten follte. Dies iſt das Symbo 
durch der Fafſungskraft der Menſchen näher gebracht. 

tue des Menſchen das Verlangen, Bebanten ımb G— 
zu kleiden und daburch recht anfdhaulich zu machen; 
ftand, je inniger ex in ihr lebte, deſto mehr fand er in | 
innere Anſchauung. Zum abflracten Denken gemöhn: 
Natur ſich mehr erhoben hatte, umb nun Inneres 

Bid, Wort, von einander ımterfchied. Ja die frühe 
beit felbft nur in der Natur; jene offenbarte ficy in 
ſelbſt die Lehrerin ber Menfchheit. Alles war Bilb un 
alles Einzelne der Natur felbft ein Göttliche. Die 
Erleuchtetere, von ber Gottheit auch folche Ideen, we 
bar in der Natur fund, mittheilen, oder bie Natur fe 
ihe und ihr Geſetz enthuͤllen wollten, Eonnten nicht 
ober Unerkannte durch Bilder anſchaulich machen; fi 
in wirklicher Form, oder Im bilblihen Wort, fie bilden 
mit Händen gemacht, ober durch die Rede dargeftellt 
perlihwerden ber Idee felbft waren, nachmals erfi t 
Symbol ift bemmady der unmittelbare Ausdruck ber Koͤ 
Geiſtigen, es mag baffelbe fid, nım als Sinnbild od 
haupt nur im Wort, bas ſelbſt ſymboliſch iſt, darſtell 
zer bie finnbilbliche Geftalt ober das finnbildliche Wort 
ter und eigentlichen diefe ſich im Bilde verkörpert hai 
das Symbol. Gleichwol behält biefed immer eine 
beftimmten Außdrud tes Begriffe niht. Das Attr 
det fi von dem Symbol darin, daß jene® immer nıu 
einem Bild zur vollſtaͤndigern Darftellung der mit de 
haften beigefügt wird, dieſes aber an ſich und ſchle 


22 


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bören. Der Ausdruck Symbol hat ferner eine deſonden 
Myſterien gefunden, bie alle ihre geheimnißvollen Le) 
dringenden Naturweisheit in Sinnbilder und Sinnfi 
um den Ungeweihten ben Zugang zu diefer MWeikheit z 
diefe ſelbſt in den ausdrucksreichſten Bildern zur Anf 
num bie Eingeweihten durch Zeichen oder Worte, welch 
lich waren und die Kunde Ihres geheimnißvollen Si: 
ſelbſt, vorausfegten, fidy unter einander zu erfennen 
kennungs⸗, Lehr: oder Merkzeichen ebenfalls Symbol 
brauch folcher Erkennungszeihen auch an die heilige X 
Bemweihte bei feiner Einweihung übernahm, und befi 
nd ein deu Myſterienlehren entfprechendes Leben hin: 
liche Verpflichtung, das Geluͤbde, das man Gott, ot 
einer Gemcinſchaft gelobt, avußoAov genannt, das 
teneid gilt, fowie von dem Loſungswort, dem Zeichen, 
ter eines Heeres ſich unter einander erkennen, fonber 
durch die Loſung, den Keinden unverſtaͤndlich, den vı 
gemacht werden ſollte. Ebenfo bezeichnet Symbo 
"Marke, bucch welche 3. B. Gaſtfreunde fich unter eina 
tie man als Unterpfand irgend eines Vertrags, ober elı 
sschkeit abgab und einloͤſte. ’ 

Chriſtliche Symbole Diefe mannigfacdh 
fich entfaltenden Bebeutungen bed Wortes Symbolon 
lichen Zeit vorhanden, und fanden dann auch in ber ch 
bung. Es war ein heiliger Sinn mit dem Worte fc 
die erften Chriften dem Heidenthum abgeneigt waren 
aus demfelben in die Kiche aufzunehmen (weßhalb fi 
in Ihren Verfammiungshäufern zuließen), fo konnte il 
ganz neue Sprache ſchaffen mochten, ein Wort nicht z 
gleihfam geweihten Sinn hatte, ber durch eine chrif 


mark Huch man in Kap Dat ma ha Mtart Burnahat 








je se. Yu... AMY EUS By UyynBs I yassanyg Je 


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Symbolifhe Bücher. Schon in der frübel 
den Spmbole als kirchliche Bekenntniſſe aufgeftellt, zun« 
weil fie in wenigen einfachen Worten ben Stauden, bı 
ausgedruͤckt ward, ausfprechen follten, diefer gemäß nur 
ter, Sohn und h. Geiſt nthielten. Im Fortgange der : 
tungen, Erklaͤrungen und Beflimmungen jener Grunl 
erfchienen, erweiterten fich die Symbole, indem fte gegen 
reinen Riechengiauben verwahren und darum Alles able 
ben entgegen war. Alle Erweiterungen und weitern | 
gingen zundchft aus dem Kampfe mit Irrlehrern und 1 
vielleicht ſcharffinniger, aber der eignen Weisheit zu vi 
vor, die ihre Behre der Schrift » ober Kirchenlehre entgegı 
dem fie diefe nur weiter zu erläutern fchienen, mannigfa 
lichen Lehrer wollten ſolchen Irrlehrern oder fogen. Keil 
h. Schrift, auf bie ſich mehre von ihnen bezogen, nicht g 
erklaͤrung, die den Glaubensgrund und bie einmüthig 
Mahrheiten entftellte, zugelaſſen werben Eonnte, und ie 
£enntniffe entgegen, welche felbft bie Richtſchnur für a 
ten, bergeflalt, daß legtere nie als echt antrkannt wuͤrde, 
der ganzen Gemeinſchaft einmüthig anertannten Grund 
Es konnte aber nicht fehlen, daß eben diefe Erweiterun⸗ 
genauere Beſtimmungen der Kirchenlehte in ihren eins. 
MWideripruch erregten, neue Behauptimgen, bie ben 
entgegenftellten, veranlaßten, und daher bie Kirdhenleht 
die Öffentlichen Belenntniffe noch mehr zu erweitern. € 
mer mehr theologifche Erörterungen und, indem fie von 
rakter, ihrer gehaltvollen Einfachheit, dody nicht von | 
ſich entfernten, ausführliche Schriften, bie zwar noch bi 
Symbole haben ſollten, diefe® aber doch nit miehr Iı 
und aber fpäter fombolifche Bücher genannt wurden. 








Symboliſche Bücher 895 


Tranz Zurretin in Genf, ernſtlich Darauf dachten, wenigſtens bie naͤch⸗ 
igkeiten, welche Amprauld, de la Place und Ludw. Cappel veranlaft 
ı befeitigen und ducch ein neues ſymboliſches Buch, für das fie ihre 
zu gewinnen mußten, ben Frieden ber Gemeinde herzuftellen.. In Dies 
: erfchien 1675 die berühmte „Formula consensus helvetici” in 26 Ar: 
tiche zwar, um des Friedens willen, von den meiften Schweigertheologen 
zen und unterzeichn:t warb, aber deſto flärkern Widerſpruch unter den 
en Neformirten fand, und deßhalb die Gemeinden noch fchärfer entzweite 
te. Schon früher hatten die beutfchen Reformirten einige Bekenntniß⸗ 
ufgeflellt, um unter dem fortdauernben Zwiefpalt ber Meinungen wenig⸗ 
e Eintracht umd eine fefte Lehrvorfchrift zus gewinnen. Als der Kurfürft 
dfalz, Friedrich III., von dem Lutherifchen zum Schweizerbefenntnif 
m und diefe® auch in feinem Bande herrfchend zu machen bemüht war, 
auch für eine Lehrformel, die mit ſymboliſchem Anfehen allen Beiftlichen 
deskirche aufgcdrungen warb. Es iſt Died der berühmte, von Zachar. 
nd Gafp. Dlerianus verfafte pfälzer ober heidelberger Katechismus, ber 
mdet, 1563 öffentlich befanntgemacht ward. Er gewann, in die mei- 
aͤiſchen Sprachen uͤberſetzt, den Beifall und die Biligung des größern 
: eeformirten Gemeinden, und ift eins der wichtigflen ihrer ſymboliſchen 
Außerdem hat bei ben deutfhen Reformisten das Glaubensbekenntniß 
Umunbs von Brandenburg, das zuerft 1613 und 1614 und dann öfter, 
amer unverändert erfchien, großes Anfehen erlangt. Die pfälzer reformirte 
bat jedoch fogar das „Corpus doetrinae Melanchthonis”' (oder Philip- 
B ihr fombolifches Buch anerkannt. In ben Niederlanden hatte man 
Ennther’6 Lehre eifrig angenommen, nachmals aber der reformirten ſich 
t, und diefe in dem öffentlichen Belenntniffe von 1561 feierlich ausge 
Darauf geriethen die fireng Calviniſchgeſinnten mit ben Freierdenken⸗ 
iders den Arminianern, nachher Remonſtranten gmannt, in Streit, 
erſtern von dem Statthalter Morig von Dranien, meift aus politifchen 
begünfligt wurden, veranflaltete diefer 1618 bie dortrechter Synode, 
e Arminianer mit überriegender Mehrheit verdammt wurden, und ein 
enntniß abgefaft ward, welches bie freitigen 5 Hauptpunkte im Geifte 
chen Lehre ſtreng ent[chieb und diefe zur herefchenden machte. Doch er» 
egen die Schlüffe der dorteechter Synode, bie ein ungeſtuͤmer Eiferer, 
iſt Begermann, leitete, lebhafter Widerfprudy ber auswärtigen Refor⸗ 
nd es konnte deß halb auch dies neue dortrechter Bekenntniß nicht zu alls 
Anſehen in der reformirten Gemeinde gelangen. Die franz. Reformir⸗ 
feit der erfien Zeit, da fiein Bemeinden zufammentraten, und unter 
gfachen ſchweren Verfolgungen, mit denen fie kämpfen mußten, mebre 
Btaubensbelenntniffe aufgeftellt, beren aber keins ein entfcheibende® 
8 Anfehen erhielt. Vielmehr hielten fie fich zu den Genfern, mit denen 
» Verbindung flanden, und nahmen dann auch die ſymboliſchen Bücher 
Ir fich an. Eigenthuͤmlicher geftaltete ſich da reformirte Bekennntniß 
d. Schon 1551 erfchienen die 42 Art. ber engl. Kirche, wurden 1562 
zuruͤckgebracht und, etwas verändert, als das Symbolum der engl. 
ücche feierlich aufgeſtellt. Es iſt eine Miſchung Luther’fher und Zwing⸗ 
ze, in dem Untteſcheidungspunkten mehr der reformirten Kirche, doch 
Galviniemus buldigend. Die fchettländifche Gonfeffion ven 1560 hat 
re von Calvin's Meinungen, doch keineswegs In beren ganzer Ötrenge 
en. Ein größer Theil der fchottifchen Reformirten hat fpäter ſich fire bie 
Dersbpterianer erklaͤrt. Diefe, die beſonders in ihren Meinungen vom 
Rent fich von ben Epiffopalen unterfheiden, halten flreng üher die 





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LIST 


mit vielen beigefügten, aber nach ihrer Weiſe gebeutete 
fuchten. Über den Werth und die Nothwendigkeit ſy 
ſonders in neuern Zeiten fich manche Streitigkeiten erh 
liche Gemeinſchaft ihre Symbole aufgegeben, und ar 
als eine echte, friedliche Religionsgeſellſchaft beftehen v 
jede Gemeinfchaft mus etwas Feſtes und Beftimmt 
Glieder mit einander uͤbereinſtimmen, und dieſes m: 
Worten ausgeſprochen, allgemeine Verbinblichkeit fi 
Wahrheit angehören wollen. &. „Libri symboliei 
Coneordiserecensuit C, A. Hase” (&ips. 1827, 2Thl 
edangel. » Iuther. Kirche, deutſch m. hiſtoriſchen Ein 
Erlaͤuter für Volksſchullehrer 2c.”’, herausgeg. von 3. 
pred. in Dresd. (Reipz. 1827, 2 Thle. ); und „Corpu 
ete.”, mit e. gar sliterar. Abhandl. und e. Regiſter, 
(Elberfeld 1 

Sombolifäefiheotegie oteethbeologif: 
ſchied von dermythologiſchen od. allgemeinen! 
Symbolen der alten Voͤlker, wie fie unter Andern Greı 
jenige theologifche Wiſſenſchaft, weiche die Geſchichte um‘ 
Bücher, die Kirchenlehre, als ſolche, fel es, uns biefelbe ; 
immer aber um irgend ein Birchliche6 Behrgebäube als ı 
darzuftellen, gruͤndlich erdrtert. Es ift eine hiſtoriſche W 
loſophiſch begründete Erkenntniß und eine firenge Bew 
muß vergleichend verfahren, bie ſymboliſchen Lehren 
(haft mit denen andrer Gemeinfchaften und mit den 
beſtrittenen und verworfenen Lehren zufammenftelle 
Gründe für diefe oder jene Anficht entwickeln. Sie if 
Religion, die, wie fie fih auf die Bekenntnißſchrift 


mu ala naamana Daunesuill har Molunvemad Kau & 








898 Symbol 


ein freies, herrliches und felige® Leben führen, fo können 
nicht anders denken, als auf einer feſten Grumdlage be 
denn doch wol nichtq Anderes fen, als der Wiederſchein 
in einem finnlichen Begenflande, wodurch ja auch bas € 
fein gebracht wird. Die Welt einer köbern, geiftigen 
das menfchliche Gemuͤth feiner erſt auf die rechte Weife bei 
dußern, finnlichen Wahıbeit, nach einer wunderbar vorl 
in einer fo engen Verbindung, daß die Sinnenmelt mit « 
ftalten und Formen, wo fie in ihrer Heften Höhe genom 
vollguͤltige Chiffee, bie bedeutungsvolle Hieroglyphe ift, 

des Döhern eingeſchloſſen ruht, dieſes aber nur erſt in der 
lichen Grundlage auf bie rechte, lebendige u ergreifenbe V 
Derjmigeift darum der rechte Herr der Geifter, der die Nat 
Buchſtabenſchrift des Eroigen zu leſen, und hinwiederum f 
indem heilen, magiſchen Spiegel der Natur aufzuzeigen 
wunderbare, nurmit ben gewandten Händen der Phantafie 
Himmelu. Erde, zwiſchen Geift und Körper, iſt das Sinnbi 
u. wenn alles zeitliche Leben nur durch f. Antheil an dem Sin 
ten Inhalt empfängt, wie denn in biefem Sinne der einzeln 
phe des Ewigen fein muß, ſo koͤnnen Wiffenfchaft und Ki 
Sinndiidlicye Ihr ſchoͤnes Leben und ihre hoͤchſte Klarheit ı 
ten. Es haben jebody zu aller Zeitnur wenige, aber gro 
landen, das Wort im Fleiſche zu offenbaren, unb das 
batten, wurde gar bald, wenn fie e6 nicht mehr pflegen 

kelt oder zu ſchnoͤder Zauberei gemißbraucht. Die Rebe bei 
Friſche und Lebendigkeit, und am Ende iſt die ganze Spi 
len ſinnbildlicher Natur, die, je reiner und offenbarer fie, 
taphern, bervortritt, deflo mehr Megfamleit und Siam 
des Wort ift das Symboi de dadurch bezeichneten Gege 
genftand kann felbft wieder Symbol eines transſcendental 
die Sprache in einem zweifachen Sinne ſinnbildlich werbe: 
bildlichen Rede der ganzen poetifchen Sprache. Je höbzı 
Gegenſtand iſt, den die Sprache umfaßt, deflo ausgebill 
Sinnbildliche hervortreten, inbeß in den niebern Megione 





Fury — EEE 


terfchieb des Symboliſchen und Allegoriſchen befon 
das Allegorifche, das im Gebiete ber Wiffenfchaft um 
Dafein kommen konnte, vermochte fafl gar nicht, bi 
aussubehnen, und nur in gewiffen Moftificationen üı 
Völker alter und neuer Zeit kommen Antlänge bes € 
geiff die Form zu erfchaffen (zu allegorifiren). Allein 
fende, Alles bemegende Hebel geworben. Es ift mer 
lifche in ale Verhältniffe ber Gefellfchaft eingegriffen 
ver, befferer Beit, uͤber manches fromme Bemüth eim 
bolum), ben «# fid zum Leitſtern bed Lebens, als 

fandenen Ausbrud feiner wahren Individualität er 
Gewalt ausübte, ala ſelbſt Belübde und Eidfchmur ; 

pen, Devifen, Unterfdheibungszeichen u. ſ. w., bie be 
fo unentbebrlicy find als ben Zünften und Innunge 
aus der fombol. Matur berielben zu erllären. Ihr 
Sie find recht eigentlich ber Brennpuntt, in welchem 
mengehen — ber indeß nicht felbfl brennt, foubern } 
er zufammmenbindet. Denn wir wiffen es, baf nicht 
bie Fahne, fein rechtes Symbol, gebunden hat, fonbeı 
Mal der magiſchen Kraft feiner Devife buch Wor 
der Aumftgenoffe ebenfomol für feine Abzeichen und 
über fich ergeben ließ. Selbſt im juriſtiſchen Gebiet 
ba gibt es z. B. eine ſymbol. Übergabe, 4. B. die Einräu 
durch Übergabe des Schlüffels ıc. 

Am wichtigften bleibt jeboch, von biefer Seite I 
her Hinſicht, und wie ſcheuen und nicht, zu br 
Leben ba einer völligen Aufloͤſung nahe glauben, mo 
ber Kroft und Bedeutung verloren bat, unb baf ebe 
fein Spmbol haben müſſe, das al bie nothwenbige ( 
Dffenbarung bed Glaubens ihn erft möglich macht. 
jene beiden Hauptfombole — bie latein. Kirche nan 
griech. Symbole —, bie Taufe und bdas Abendmahl, 
zeichen, und al bie unmittelbarften Offenbarunge 
und fie find, wie nach Außen, gegen bie andern Religi 
bed Ghriften, fo nach Sinnen für ben Chriften felbft bi 








04 Symphonie 


einen Theil ausmacht. Man hat als Verbindungs⸗ 
dem Organe, von dem bie Thaͤtigkeit ausgeht, und t 
fi verbicitet, balb das Nervenfoftem und die Verbin! 
bald das Gefaͤßſyſtem, bald das Zellgewebe, bald die € 
nicht zu leugnen, baß biefe, beſonders bas Merven = um! 
fpmpatbifchen Erſcheinungen als bie Verbindumgsglieber 
darum als bie Urfache ber Sympathie überhaupt ange 
bie Erfahrung bagegen Manches einzuwenden, bie ba 
auch zwiſchen folchen Organen ftatthabe, bei denen mar 
Gefühverbinbung nachweiſen kann, und wenn man bi 
finden will, daß das Merven- und Gefäßfuftem ein G 
man zuviel; benn es wird bann Bein Grund beigebracht 
und nicht irgend einem andern Organe bie fompatbifche ' 
Erfheinungen der Sympathie zeigen ſich ſchon im gef 
ein Organ Bilbet ſich 5. B. zu gleicher Zeit mit bem anl 
ünbert ſich mit eintretender Mannbarkeit, die Reber, bie 
kreas, bie Häute des Magens fonbern zur Zeit der Werl 
Fluͤſſigkeit ab; ber Reiz bes Lichtes auf das Auge erregt 
u,a.m. Moch häufiger aber werben fie in Krankheiten 
eine einzige nambaft zu machen, in ber niht Manches 
waͤre. Kerner murbe ber Begriff der Sympathie audh a 
mehren Inbivibuen übertragen, und er zeigt fi im Pſy 
Kraft, mit ber. und ber Anblick mancher Menſchen ſeſſ 
lelb8 und in ber unwilltürlichen Nachahmung. Daf f 
babe, umb bie Einwirkung bes einen Individuums auf d 
rifhen Magnetidmus flattfindet , hierher zu rechnen un! 
Eiären fei, ifi von Hufeland u. X. als entfchieben ange 
man unter Sympathie nod allgemeine vorzüglich eine b 
Dinge in bee Natur, weldye man bei ben fogen. ſym 
feßte. ©. ben vor. et. 

Symphonie (griech. ovapwv:ıe, ital, sinfonii 
Harmonie) ift in unferer heutigen Muſik ein ausgefül 
für das Zuſammenwirken bes ganzen Orcheſters berechı 
fügen beſtehend. Sonft vertrat ihre Stelle die Duven 

ins SSuhortutp po aan air zii [a5r” 


u trans! Er 


Symphonie 905 


leichtern Form der weniger ausgeführten Ouverture, bie nur eines Sa⸗ 
', Gelegenheit gegeben, einer Einleitungsmuſik, bie in den meiften Faͤl⸗ 
ft, naͤmlich dann, wenn Nichts eingeleitet wird, oder die Duverture fi 
olgende gar nicht bericht. Sie kommt jegt nur noch im Concert und in 
vor, und es ift ein Wunder, wenn der Tonſetzer irgend ein im Orcheſter 
Inſtrument hat fehlen laffen; zumeilen wird das mufitalifche Gehör fo 
3, daß man für fein Gehör überhaupt zu fürchten hat. Wir nennen num 
honie zum Unterfchied von der Duverture ein ausgeführtes Inſtrumen⸗ 
Denn die Ouverture fol, ihrem Weſen nach, abhängig fein von dem ein» 
Banzen, fie fol die Aufmerkſamkeit nicht von demfelben ableiten, fon» 
yaffelbe flimmen, und muß daher die Hauptgedanken deſſelben gleichfam 
balten , oder wenigften® die Grundſtimmung de® Ganzen angeben, weßs 
n den meiften Operncomponiften mit Recht nach Verfertigung bee ganzen 
TE gefchrieben wird. Die Symphonie aber ift ein felbfländiges Orche⸗ 
welches daher einer weitern Ausführmg muſikaliſcher Ideen fähig iſt. 
ie daffelbe aber Orchefterflück nennen, oder ein Stüd, welches für das 
wirken des ganzen Orcheſters berechnet iſt, unterſcheiden wir bie Sym⸗ 
ı dem Concert, zu welchem allerbing6 bie (mit Hecht feltenere) Sympho⸗ 
rem oder einigen obligaten Inſtrumenten (concerticende Symphonie) den 
bitden mag. Das Concert ift beftimmt, den Charakter und das Vermoͤ⸗ 
Inſtruments, gehoben und begleitet von dem übrigen Orcheſter (body be: 
ht nothwendig aller Orcheſterinſtrumente zur Mitwirkung), auszuſpre⸗ 
es Inftrument tritt alfo immer, fei es durch ausbrucksvollen Vortrag 
ı Kımfifertigkeit, hervor, und bie Empfindungen und Gedanken, welche 
ri enthält, folten durch den Grundcharakter jenes Inftruments beflimmt 
: Duverture, welche nach unfern heutigen Begriffen die Inſtrumentalein⸗ 
6 Theaterſtuͤcks ift, kann als folche ebenfalls in einigen Fällen concerti> 
und von dem Charakter eines Inſtruments beherrfcht werben. In der 
ke aber fol das ganze Orchefter, oder doch deſſen Hauptinftrumente ein 
zes Ganzes bilden, fie fol zeigen, was die Inftrumentalmufik felbfländig 
Ich in ihrer ganzen Gülle, b. i. in ber Verſchmelzung aller Hauptinfteu- 
| leiften'bermag, wodurch jedoch einzelne abtwechfelnd hervortretende So⸗ 
nicht ausgeſchloſſen find. Die legtere und hoͤchſte Aufgabe der Inſtru⸗ 
fit konnte erſt dann gelöfl werden, al& bie Inſtrumentalmuſik felbft auf 
nwaͤrtigen Gipfel gebracht worden war; daher aber auch bie berührte 
g in ber ſtarken Inſtrumentation, aber leider nicht bloß in dee Sympho⸗ 
en faſt in jedem Orcchefterftücke zu erklären ift, weil man fidh einmal an 
n Reise, und an das Zufammengefegtefte gewöhnt bat. Der Sympho⸗ 
t den meiften übrigen, für das Orcheſter gefchriebenen Stüden Das ge: 
I die Brundflimmen, welche die Saiteninfteumente führen, mehrfach 
den, daber aud) ber Vortrag diefer Stimmen Eeine willkuͤrlichen Verzie⸗ 
trägt, fondern Alles, wie vorgefchrieben, ausgeführt werden muß; 
etwanigen Soli ausgenommen, Alles beflimmt vorgefchrieben, und die 
KR in ihren Figuren, ſowie in ihrer ganzen Einrichtung, von dem Coms 
mf mehrfache Befegung und deren Wirkung berechnet fein fol. Die 
umen bürfen hiernach zwar die Schroierigkeiten einer Concertſtimme nicht 
er Jeder, ber die größten Symphonien unferer neuen Meifter kennt, na⸗ 
Beethoven's, der das Orcheſter wie ein einziges Inſtrument behanbelt, 
ıben , daß bie Vorfchrift jenes Woͤrterbuchs in ihrer Ausdehnung nicht 
Es duͤrfen auch, weil die Symphonie nicht, wie bie Sonate, ein 
ick iſt, ſondern gleich vom Blatt geteoffen werben muß, keine Schwierig: 
u vorfommen, die nicht von Vielen gleich getroffen und deutlich nacges 





DUB ZUJATIEIEIEOFTUTETT wero <) VB < MYTILLUDENIE I 
3) daß von diefen 2 Dritttheilen die größere Menge ei 
Führung eines Öffentlichen Amts, infonberheit eine 
unfähig, kann Syndicus werden. Der Spndicus ? 
fleßt werden, bann heißt er Syndicus particularis, 
ſtellt, dann iſt er Synd. universalis; iſt feine Vollm 
ſchraͤnkt, fo heißt er Synd, perpetuus. Die Vollma 
wird Spndicat (Instrumentum syndieatus) genannt. 
Spyndesmologie, f. Bänder (anatomi 
Synedrium, f. Sanhedrin. 
Spntopirte Noten, f. Rüdungen ( 
Synkratie bedeutet diejenige Art ber Sta 
durch ſelbſterwaͤblte DRittelöperfonen an ber Ausuͤbunc 
ders dedjenigen Zweiges derſelben, welcher bie Geſetz 
trifft, einen gewiſſen Antheil nimmt, alfe infofern fi 
vegiert. Da jene Mittelöperfonen die Stelle des Wk 
Regenten repräfentixen, fo heißt eine ſynkratiſche Sta 
vertretende ober vepräfentative. (&. Vollsvertre 
entgegen bie Autokratie (f.d.), wo die Perfon, 
Staate barftelit, fie auch ganz allein, ohne irgend 
ausübt. Denn die von dem Autofraten aus dem I 
treten nicht die Stelle des Volks, fondern find bloß; 
felbft oder Stelivertreter des Regenten, weil biefer ni 
fein und unmittelbar wirken kann. Daher find au 
foffung die Öffentlichen Beamten, weiche bie Stelle de 
der hoͤchſten Gewalt vertreten, nicht geeignet, zugleich 
teten. Der Regent würde dadurch einen foldyen Einf 
Volksvertreter auf die von ihr zu faflenden Beſchluͤſſe 
Synkratie nur eine verftedte Autokratie wäre. Die 
wol mit der Monarchie (wie in England und Frankreic 
kratie (wie in Rußland und Dänemark). Doch fegt b: 


Synkretismus 909 


t Plutarch („De fraterno amore““, vgl Neumann: „Rerum Cretiearum 
). Daher wurden die kirchlichen Parteien, beſonders die Evangeliſchen, auf⸗ 
allen Zwieſpalt zu vergeſſen und, wie die Kretenſer, vereint gegen den ge⸗ 
n Feind, den roͤmiſchen Stuhl, zu kaͤmpfen. So ermahnte ber bekannte 
rens, reformirter Prof. ter Theologie zu Heidelberg, zu Ende des 16. und 
des 17. Jahrh. in einem frommen Synkretismus der Lutheriſchen und 
ten, ſich dem roͤmiſchen Antichriſt zu widerſetzen. Nachmals aber hat das 
andre Bedeutung gewonnen und iſt wol richtiger aus dem Griech. (von 
run, x:00w , welches vermifchen bebeutet) abgeleitet worben. Als 
ahrh. in Italien die alte Literatur wieder auflebte und die griech. Claſſiker 
Liebe gelefen wurden, befonders auch Platon's Philofophie eine Vorliebe 
che dem herrfchenben Ariſtotelismus Bräftig entgegenteat, waren einige 
wie Joh. Franz Picus, Beſſarion u. X. geneigt, obwol fie Platon vors 
rten, boch den Ariftoteles nicht ganz finken zu laſſen, und wurden dann, 
diſchen Platonikern und Ariftotelitern vermitteln wollten, auch wol Syn» 
n genannt. Ebenfo ſprach man von einem Synkretism bei den Akademikern 
atetilern, beſonders aber von dem Synkretismus ber alerandrinifchen 
en. Doch iſt das Wort erſt in der evangel. Kirche mehr in Gebrauch 
r, und Synkretiſt ein Schmaͤhwort geworben, das man auf die feindſelig⸗ 
ebäffigfte Weife antwendete. Denn Synkretiſten, d. i. Vermiſcher 
dlfchyer, nannte man feit dem Anfange ded 17. Jahrh. beſonders bie 
umb Anhänger des Georg Calirtus (f.d.), Prof. ber Theologie zu 
b, und die heimftädter Theologen überhaupt. Galirtus naͤmlich kam in 
ngen auf freiere Meinungen, als man damals ertragen mochte; manche 
dungslehren, welche bis dahin Zwietracht unter ben Kirchenparteien ers 
n, bielt ex für minder roichtig,, eine friedliche Vereinigung der Parteim 
e möglich, ohne eine unbedingte Unterwerfung der evangelifchen unter bie 
Ricche zu beabfichtigen. Diefer näherte ex fich zwar in der lüberseugumg, 
ı der heil. Schrift, und felbft zum richtigen Verſtaͤndniß derfelben, die 
: Überlieferumg (Tradition) aus ben erften chriſtl. Jahrhunderten al6 ein 
untergeordneter) Erkenntnißgrund ber Lehre Jeſu dienen koͤnne, hielt aber 
a ſtreng auf evangelifche Glaubensfreiheit. Das fogen. apoftolifdye Sym⸗ 
elches allen chriftl. Hauptparteien gemeinfam iſt, bachte er al& zureichend 
nmmumng der Grundlehren der dhriftl. Kirche und deßhalb auch zur Her⸗ 
es Friedens unter allen Parteien. Solche Meinumgen reisten in einer 
reitluſtigen Zeit einen großen Theil der tutherifchen Theologen zu beftigem 
m ihn auf, und da f. Schüler zum Theil f. Anfichten noch weiter trieben, 
‚ihnen auch wirklich zur römifchen Kirche übertraten, ward er bald des 
ptemms, bald des Kryptocalvinismus, immer aber bes Synkretismus, ber 
imengerei, befchuldigt ; befonder® feit dem Meligionsgefpräch zu Thorn im 
wo Galirt zugegen, ward der Name Synkretiſt allgemeiner gebraucht. 
lode ſetzten f. Schüler und f. Sohn, Friedr. Ulr. Calixtus, den Streit fort. 
it erſchuͤtterte derſelbe die evangel. Kirche umb nie kam eine wahre Ausſoͤh⸗ 
Streitenden zu Stante. Größere Freiheit in theologiſchen Forſchungen 
ch diefen Streit allerdings befördert; aber zugleich erhob ſich größere Will 
Reinungen und Geringachtung der eigentlichen Kirchenlehren bei Vielen. 
a Zeiten hat man audy die fogen. fretern Theologen, welche kuͤhn oder keck 
Kirchenichre fi erhoben und ihrer eignen Wiſſenſchaft ein böhere® Ans 
sten, Sonkretiften genannt. Beſſer daß ein fo gehaͤſſiges Wort, wel⸗ 
He hoͤchſt unwuͤrdige Erſcheinungen in der Kirche erinnert, gänzlich vers 
(Bol. Walch's, Einleit. in die Religionsſtreitigk. in der evangel.⸗luther. 
5.1,4,5.) K. e. 



































910 Syno 


Synodalweſen (val. Son 
mirten Kirche, ba wo fie nach Galoin! 
ſchottiſchen und hollaͤndifchen fleht der P 
chenſeſſion, hollaͤnd. Kirchenrath) ber ( 
aller Prediger und ber oberſten Altefl 
Preobyterium, hollaͤnd. Claſſe) vor. ; 
zukommende Gewalt und in Dollanb j 
unter ſich. Die aus Deputieten aller 
ten Provinzialſynoden find ben Oberce 
1825 über ihnen als hoͤchſte Kirchenbel 
beputirten im Haag; in Schottland fe 
und geſetzgebende Behörbe der Kirche bi 
tirten aller Preöbyterien bes Meichs zu E 
neralfonobe, wohnt ein &önigl, Comm 
Schottland, bie verfchlebenen proteft. Di 
bie proteft. Sekten in Norbamerika reg) 
Synoden, melde, mie bie feltenen Sı 
Gewalt haben. Bei den Reformirten 
ſten von je 6000 Seelen ein Gonfiftori 
Spnobe, welcher ein Prediger und ein X 
Spnoben können fih nur mit Exrlaubn 
fecten verfammeln umb Nichts ohne dere 
bie augeburgifhen Confeſſionsverwandt 
Synoden Sinfpectionen und ald Oberbe 
burg. In der reformirten Schweiz übe 
raͤthe bifchöfl. Rechte aus. Die Geiſtli 
Glarus, Bafel, St.:Gallen, Thurgau, ? 
quien (Meuenburg und Genf, la ven: 
land) ein, bie fich jährlich mebre Male ı 
neben wiſſenſchaftlichen unb Daftoralvı 
heiten berathfchlagen, aber nur Anträge 
den find. ÄAhnliche Befugniffe baben bi 
geiftlichkeit in Zürich, Glarus, Schaffhaı 
Graubündten und Aargau. Gitten: ur 


Klerus, jener ohne Erfolg, diefer befonder® zu Gunfl 
Jeſuiten, doch offenkundig nur zum Vollzug der dieciy 
halten, wobei auch eine neue Ausg. der Galbini’fchen 
Ungarifche befchloffen warb. Die griech. Kicche hätt £ı 

Synode wird eine Verſammlung in kirchlich 
die entweder ein Bifchof mit f. Pfarrern (synodus di 
{hof mit f. Bifchöfen (synod, provineialis), ober die 
Reichs unter Vorfis eines päpftt. Legaten (synod. uni: 
anftaltet, um über Streitpunkte in der Kitchenlehre un 
pflegen und Befchlüffe zu faffen. Die h. Synode u J 
chenrath ber griech. Kirche im ruff. Reiche, den Peter 
Behörde an die Stelle des Patriarchats fegte und durd 
Kirche regiert. Auch unter den Proteflanten werben 
und Infpectoren mit ihren Pfarrern Synoden gehalt 
Zweck gelehrter Übungen und gegenfeitiger Erweckun 
führung, als irgend eine conftitutive Bedeutung haben. 
hielten bis jegt nu die Synoden der evangel. Geiftlid 
durch die 1816 vom jegigen König eingeführte Syne 
her die Pfarrer unter Ihren Superintendenten und biı 
intendenten ober Pröpften zu beflimmten Zeiten Wer! 
über das Beſte der Kirche zu berathen und ihre Bei 
ſchlaͤge zu gelegentlichen Benugung an ben König zu bt 
ode , welche 1618 und 1619 die Remonitranten aus 
war ein Nationalcondlium, zu feſterer Beftimmun 
Das Recht, ſolche Synoden zu veranftalten, gehört i 
Vorbehalten, bie den Fürften als Inhabern der bifch 
den zulommen, wirb aber fehr felten in Anwendung gı 

Synonymen find Wörter von ehedem völlig 





la« «fi 


pm 71277 Ing ku 317° yıkıl set una M 


2 - - 


Sixard, Beauzee UND WOuDaud DER ZTanzojen, late, — 
den Engländern gewefen waren und noch find. Eberharl 
find von Maaß fortgefegt umd ergänzt worben, und nach be 
Dale das Hauptwerk u. d. T.: „Verſuch einer allgem. 
(Dale 1826) neu herausgeg.; die neuefle Aufl. des „Sf 
von Maaß. Die Dümesnil> Emeftifche lat. Synonyn 
in Altenburg (Epz. 1828) neu heraus. 

Syntax, die Lehre von der Wortfügung, ober berje 
Lehre (f.d), roeicher bie einzelnen Wörter zu ganzen Saͤten 
lehrt. Wie das Wort dem einzelnen Begriffe entfpricht, fo 
Ausdruc mehrer, zu einem Ganzen verbunbener Begriffe. ( 
Zerfireute In eine Geſammtvorſtellung und fleigert ben A 
lebhafter fich ein Volk der mannigfaltigen, zum Theil ſehr 
feiner Begriffe bewußt wird, um fo flärker regt ſich in il 
jedes mögliche Begriffsverhaͤltniß ein genuͤgendes Bezeich 
ſchaft zu haben, und ſo ſollte die Verknuͤpfungsweiſe ein 
mit der fortſchreitenden Ausbildung des Denkvermoͤgens 
halten. Wenn dem nicht fo iſt, liegt der Grund meiſt ini 
ebenfo fehr das Werk des Zufalls und ber Willkür als der p 
freien Entfaltung der Art oft unuͤberſteigliche Hindernifl 
Abhängigkeit bee Rebe von dem eigenthuͤmlichen Werfahr: 
zeugung des Gedankens wirb dadurch keineswegs aufgehı 
große Verſchiedenheit der einzelnen Sprachen in Anorbaun 
Begriffe, auch in den Fäden, wo Bau und Weſen der Sp 
lichkeit zulaffen? Diefe zum großen Theile in der Vorſt 
gegründeten Verfchiedenheiten, aus denen ſich die Nothwia 
Eyntar für jebe in der Erfahrung gegebene Sprache ergib 
der Art, daß fie bie Aufſtellung gewiſſer allgemeiner Gri 
wohl unter dem Namen einer allgemeinen Syntax begreift 
moͤglich machen ſollten, und die allgemeine Spracdhlehre wi 
widelung ber verſchiedenen notbivendigen Rebetheile, für t 


Spnthefis | 015 


im bie Begriffe in berfelben Weife, wie fie Innen fich erzeugten und an einander 
eten, in die Seele bes Empfangenden über, und nur fo wird der Zweck ſprach⸗ 
+ Mittheilung volllommen erreicht. Zu dem Ende iſt e8 nothwendig, die moͤg⸗ 
ea Arten einfacher und zufammengefegter Saͤtze und die Regeln kennen zu ler: 
„ nach welchen diefelben zu Perioden verbunden werben. Dies ber Hauptins 
ber allgemeinen ober höhern Syntax. Die verſchiedene Vorſtellungsweiſe 
Völker und der abweichende Bau ber einzelnen vorhandenen Sprachen begruͤn⸗ 
bie Nothwendigkeit vorhandener Regeln für eine jede derſelben. Die befonbere 
exe) Syntax oder der Inbegriff der Regeln für die Wortfügung einer einzeinen 
ache handelt zuvoͤrderſt von ber Verbindung einzelner Medetheile nach Ihrem ges 
Tgigen Verhäitniffe und nach ihrer in dem Sprachgebrauche gegründeten 
abbarkeit. Die innere Abhängigkeit ber Begriffe von einander hat eine gleiche 
zugigkelt der verfchiebenen Theile der Mebe zur Folge, wodurch biefelben erſt 
em in fich zufammenhängenden Ganzen verknüpft werben. Kirder und rohe 
er, welche bie Worte ohne Zeichen ber Abhängigkeit bloß nebeneinanberftellen, 
wgeln der eigentlichen Rebe. In allen Sprachen haben ſich mehr ober weni⸗ 
"Spuren biefer Eindifchen Weife erhalten. Je fählger eine Sprache ift, bie 
wnrögliche Anzahl von Verhältniffen durch Umendung und Umwandlung ihrer 
Ser zu bezeichnen, um fo brauchbarer iſt fie für die Rebe. Ein Wort, welches 
Deſache der Veränderungen, die ein andres erleidet, gebacht wird, heißt das 
‘ende; dasjenige aber, welches zur Bezeichnung feiner Abhängigkeit von einem 
: verändert wirb, das regierte. Daher führt diefer Theil der befondern Syn⸗ 
uch ben Namen der Nectionsiehre. Ein zweiter Haupttheil berfelben beſtimmt 
Kufeinanderfolge der Redetheile nach den Befegen , die der Sprachgebrauch 
Wer vorfchreibt. Die der hoͤhern Syntax angehörigen, aus ber Logik entlehn⸗ 
ob für alle Sprachen gültigen allgemeinen Regeln über die Bildung einzelner 
m dienen biefem Theile zur Begründung und koͤnnen nur, infofen fie dieſes 
er, in einer befondern Sprachlehre einen Plag finden. Es bedarf einer bloß 
Tachlichen Vergleihung, um zu erkennen, daß auch bie Wortfolge, abhängig 
Ber Vorſtellungsweiſe einzelner Völker, fich in den verfchiedenen Sprachen 
ieden geſtalte. Wie ganz anders erſcheint die Wortflelung in dem altroͤmi⸗ 
„ wie anders in einem deutfchen Sage? Dort bis zum Scheine regellofer 
Euͤr freie Stellung der Rebetheile bald nad) Maßgabe des Wohlklangs, bald 
Badfiht auf die Wichtigkeit und Nachbrudsfülle des einen ober des andern 
ws; hier, mit wenigen Ausnahmen, bie bleibende Regel, von dem Unbe⸗ 
mtern zu dem Beflimmtern fortsufchreiten. Daß ſich eben daraus ganz ver> 
vene Grundſaͤtze für die Wortfolge ergeben müffen, liegt am Tage; daher 
dieſer Theil der Syntax in jeber beſondern Sprachlehre einen der wichtig- 
mmb weſentlichſten Abfchnitte ausmacht. Auf bie genannten 2 Haupttheile 
Bionsiehre und Topik, ober Lehre von ber Wortfolge, auch Conſtructionslehre 
mt) beſchraͤnken wir den Inhalt der befondern Spntar. Die Lehre vom Gage 
Son bem Perioden gehört, ihren allgemeinen Brumbfägen nach, in bie höhere 
Ear; bie befonbern Regeln aber fallen mit denen der Wortflellung zuſam⸗ 
K.F. 


Syntheſis oder Synthefe, wörtlich: Zufammenhang, Verbindung, 
a Ausdruck, der befonder& in dem Gebiete der Philofophie auf mannigfaltige 
e gebraucht und faſt immer ber Analpfis, Analpfe, bemen aber auch die Theſe 
Cnztithefe, entgegengefest wird. Werbinden und Trennen find die Hauptope⸗ 
zen umfter Erkenntnißthaͤtigkeit; jene aber iſt die erſtere, denn wir find ung 
des Zufammengefegtem bewußt; darum rebet man auch von einer unmittel: 
Oder urfprünglichen Syntheſis. Letztere tritt ſchon ein bei ber finnlichen Ans 
tag, in welcher man das Mannigfaltige an einem Gegenflande (Theilt eines 

58 * 





wird, beißt auch ein gemachter; die Erklaͤrung eines f 
Begriff erft mit ihr ſelbſt durch Verbindung seta 
ſynthetiſche Erklärung genannt. 
ſich vorzüglich die Mathematit. ft aber der —* ei 
— durch eine finnliche ober Vernunftanſchauumg erw 
nur analytiſch deſinirt werben, welches geſchieht, wenn 
firt, ober den Begriff in feine Beſtandtheile aufloͤſt. &ı 
gen gibt vorzuͤglich bie Philoſophie, deren Begriffe aud 
zeichnet find, und wo es alfo der Nachweiſung bedarf, 
einem gegebenen Worte beim richtigen Denken verbinde: 
von analptifcher und fonthetifcher Deutlichkeit. Erflere 
glieberung eines gegebenen Begriffe, letztere diejenige, v 
immer neuer Merkmale, ober Verbindung ber Beftandt 
entfieht. Ein Urtheil nennt man Syntheſe, wenn es en 
gem (Gay — Theſe und Begenfag — Antithefe) verbind« 
die Bedeutung des Ausdrucks ſynthetiſches Urtl 
Entfiehungsart bes Urtheil6 bezieht. Ein fonthetifches U 
deſſen Prädicat nicht ſchon im Subject liegt, fonbern e 
bunben wird, 3.8. dieſes ift Schnee. Bier wird alfı 
unter einen Begriff geſtellt, dagegen ein Urtheil analytiſ 
fein Praͤdicat ſchon in dem Subjecte enthalten iſt, und a 
widelumg ober Zergliederung des Subjects entfleht; 3. 
niſches Geſchoͤpf. Hier wird ein Begriff einem Begri 
Merkmal in ihm enthalten iſt. Man fagt daher fonthet 
Erkenntniß, analytiſche verdeutlichen ober erläutern fie ı 
Urtheile fegen fonthetifche voraus. Weshalb, wenn vo 
ſerer Erkenntniß die Rede ift, die von Kant in feiner „R 
aufgeworfene Frage: Wie find fonthetifche Urtheile = 
ft. Ebenſo redet man von funthetifchen ober analytiſch 
fen. Ein fonthetifgper oder progreffiver Beweis iſt ein fi 


— 


nt 1255 


HN 


BR: 








J 
| 
| 


m nn —— — — 


machte ſich einen Anhang, bemaͤchtigte ſich der Feſtin 
ſich (406) zum Könige. Sein Sohn, Dionys II. 
(f. d.) vertrieben, und Syrakus erhielt jest feine alte 
gab dem Staate neue Gefege, und fegte eine hoͤchſte 
Titel Amphipolos (d.h. Diener oder Priefter) des S 
Mürde erft unter Auguftus aufhoͤrte. Run bekrieg 
lien, ſchlug (340) den Hamilfar und Dasdrubal ganz 


„ nachtheiligen Frieden. 20 Jahre nach feinem Tode a) 


gen, und es erhoben ſich abermals Tyrannen, unter den 
ſich am meiſten auszeichnete. Nach einem langen i 
verubten Grauſamkeiten ward er von Mämon ermor 
vertrieben ward. In dem neunten Regierungsjahre 
Syrakuſer Thoͤnion und Sofiftratus wider ihn, um 
Deffen müde, ergab fid) bie Stadt dem epirifchen Pyı 
des Agathokles, der f. Sohn zum Könige einſetzte, 

famteiten verübt, und die Liebe der Syrakuſer verſcher 
sing. Hiero II., welcher jegt wegen f. vottrefflichen 
wählt wurbe, ſchloß bie goldene Zeit von Spratus; I 
welcher ihm folgte, warb ein ausſchweifender Tyrat 
tifch mit den Carthagern gegen bie Römer und kam 
Endlich 212 nahm ber römifche Feldherr Marcellus 
chimedes es 3 Fahre lang vertheibigt hatte. Zur Zei 
fo mädtig , daß Dionys 10,000 M. Reiter, 100, 
Kriegsſchiffe von den Einkünften bes Staats im So! 
und Wiffenfchaften blühten hier. Archimedes und 

Spralufer, und die Römer brachten zahllofe Kunftn 
lien. — Daß jegige Siragofa, der Sig einer Inten 
bat 4261 H. und 13,800 (vor 2000 Fahren 300,0 
ehemals ein Tempel ber Minerva. Das fogen. Ohr 


geotte in Beftalt eines Ohrs, mit einem flarlen Ed; 
mächft bie Mannrnäftauhos (Parnasa). ak der man 


Syrinx 919 


siblifchen Gefälchte find ber Berg Tabor u. ber Ölberg Bekannt. Syrien hat 
uͤrlichen Beſchaffenheit nach 3 Haupttheile, die Hochflaͤche od. das Plateau 


m Gebirgszuge, den breiten Gebirgszug und ben ſchmalen Kuͤſtenſtrich oder 


e Seekante. Die erſte Region beſteht aus weitläufigen Steppen-, Sand⸗ 
Jaͤchen und iſt eine wenig unterbrochene Ebene, 2000 F. über dem Meere. 
kalte Winter und ſteht den trockenen Nord⸗ und Nordoſtwinden offen. 
ion bes Gebirgszuges wird von der vorigen durch ben Jordan und Orontes 
rund erhebt ſich an ber Weftfeite diefer Ftüffe fleil mit unzähligen Klippen 
Längenthälern und Querfchluchten. Alte Oftabfälle dieſes Gebirgszuges 
Müftenfeite find nackt und bieten bloß traurige Bergeinoͤden dar, indeß 
abhänge bie reizendſten, wafferreichiten Gegenden bilden, ben milbeften, 
fien Boden haben und fehr bevölkert find. Die dritte Region, der Kuͤſten⸗ 
sterfcheibet ſich durch geringe Breite, große Fruchtbarkeit, ſchwuͤle Hige 
) ihr ungefundes Klima von den beiden erflern. An Bewaͤſſerung fehlt 
a nicht, obgleic) e& keinen Hauptfluß hat. Die bemerkenswertheſten find 
tes und der Jordan. Bon Seen find bekannt: das todte Meer und ber 
rias (in ber h. Schrift ba6 Meer Kinnareth), dee See Genezareth u. f. w. 
d hat alle Getreidearten, Mais, Reis, Sefam, Durra (eine Art Gerfte), 
Datteln, Sranatäpfel, Citronen, Pomeranzen, eigen, Pfirfihen, Apri⸗ 
'pfel, Pflaumen, Sohanniebrot, Piſtazien, Wein, Taback, Eicheln, 
I, Cedern — wie oft nennt die Schrift nicht die Cedern bes Libanon! — 
ebäume, Maftir, Baumwolle, Büffel, Schafe mit Fettſchwaͤnzen, Zies 
jellen, Kameele, Gemſen, Schweine, Bienen, Seidenwuͤrmer, und an 
tem die Purpurfchnede, Eifen, Marmor und Kal. Die Einwohner 
00) find Griechen, Araber, Zürken, Juden, Franken, Armenier, Turko⸗ 
Rurden, Bebuinens Araber, Ruſchowanen, Anſarier, Maroniten, Deufen 
nalis. Die allgemeine Landesſprache ift die arabıfche nach verfchiedenen 
er; nur die Soldaten und die Mitglieber ber Regierung fprechen türkifch; 
lten ſyriſchen Sprache ift nirgend® mehr eine Spur. Auf den Bewohnern 
er bie Defpotie der Pforte; nur bie Drufen und Maroniten befinden fich 
er ihrem Fuͤrſten. Überan herrſcht Unmiffenheit und Aberglaube. Bücher 
sößte Seltenheit. Das Land (nach Cannabich 2300 IM.) wird in 4 
6 zu Haleb, Tripoli, Alte und Damask eingetheilt. An dieſes Land 
ich große Erinnerumgen. Dier iſt das gelobte Land der Hebräer, die Wiege 
ichen Religion, hier haben abwechfeind und zu verfchiebenen Zeiten Affys 
en, Griechen, Parther, Römer u. f. w. gekaͤmpft: Ninus, Semiramis, 
„Alexander, Pompejus, Marius, Antonius, Caͤſar, Titus, Aurelius, 
. Bouillon und die hriftlichen Helden; in unfern Zeiten Napoleon. 
on biefen Thaten, ſowie von aller felihern Gultur, feine Spur mehr. 
‚rinr 1) Eine Najade, T. des Fluſſes Ladon in Arkadien. Pan ver: 
in fie, und da fie f. VBerfolgungen nicht mehr auszuweichen wußte, weil die 
des Labon ihr ben Weg verfchloffen, fo rief fie bie Schweftern um Hülfe 
e fie in Schilfrohr verwandelten. Als der Gott feufzend und wehklagend 
ſtand, wehte ber Wind aus dem bewegten Rohr ſuͤßklagende Töne, die mit 
ver Gewalt fein Herz durchdrangen, und um das Vergnügen fich, fo oft er 
achen zu Eönnen, ſchnitt er aus dem Schilfe fich eine Pfeife, welcher ex den 
Syrinx gab. Daher erhielt 2) eine Art Pfeifen, welche aus 7, vermittelft 
neinanber gefügten Röhren von verſchiedener Größe, urſpruͤnglich aus ſo⸗ 
sen von Schilfrohr zufammengefegt war, ben Namen Spring. Obgleich 
den fpätern Dichten ber Erfinder diefer Pfeife fein ſollte, fo war fie body 
ı Homer und Heſiodus bekannt, ehe die Gage vom arkadiſchen Pan fich 
seitet hatte. Die 7roͤhrige Pfeife war übrigens ein gemitniäne Aufiess 


- ni — — ⸗ — ———— 


nung, und ordneten gegen das Ende des 5. Jaht 
dem Shut des Könige von Perfin, zu dem fie fi 
gen Chriften in Perfien fchloffen ſich 499 ihrer Kir: 
folge breiteten fie ihr Glaubensbekenntniß im oͤſtl 
fogm. Thomaschriſten (f. d.) fich mit ihnen 
betebrten fie bie tatarifche Voͤlkerſchaft, deren dhrii 
Johannes aus der Geſchichte bekannt iſt; fein Voll 
von Dſchingis⸗Khan unterjocht worden war, untere 
ſtorianiſchen Glauben, und bis in da® 14. Jah 
norböftlihen Aſien Neſtorianiſche Gemeinden, ben 
rend der Kriege des Eroberers Tinm verlor. Gelb 
ftorlaner das ChHriftenthum gebracht haben, wie ı 
fundenen chriſtlichen Denkmal vom J. 781 fcyfief 
Lamaismus mit bem Ghriftenthume wird ebenfaßt 
ſcher Mifjionen abgeleitet. Die Oberhäupter der 
Patriarchen. Der vomehmfte biefer Patriarchen 
Babylon, jegt hält er fi zu Elkeſch bei Moſul i 
ben Titel Katholikos; unter ihm ſtehen 5 Bisth 
Neſtorianiſcher Patriarch zu Diarbekir in Syrien 
Dapftes an und find mit ihren Gemeinden unirte ! 
die unirten Griechen, ihre alten Gebräuche beibehalt 
haben fie entfagen umb den Glauben an 7 Sacran 


gens flimmen Lehre und Gottesbienft ber Neſtoric 


doxen griech. Kirche überein, und nur ber Duldun 
wo man allein das Kreuz ficht, haben fie fich flet# « 
dagegen der forifche Patriarch ji Giulamork ins Fe 
den unter ihm ſtehenden Biſchoͤfen und Gemeinden 

iſt eine ſemitiſche und für das Studium des Hebrai 
ſelben wurde zuerſt von Michaelis dem Bater, dam 
auf dont bem Schweden Agrell wiſſenſchaſttich fe 


ma... 





tenſyſtem. (S. Noten.) 

Syzygien nennt man die Stellungen zw: 
mentumft oder im Begenfchein (f. Afpect), wen 
foft in gerader Linie befinden. Dies iſt bei der S 
de6 Neu⸗ und Vollmondes der Kal. Die Punkte 
heißen dagegen Quadraturen. (S. au Dipo 

Szigeth, var, eigentlich Nagyſaigeth oder 
von 2 andern Orten gl. R. in Ungarn, iſt hiſtoriſch 
müthige Vertheidigung, welche den Grafen Rikla 
Leonidas und Windelried ſtellt. Szigeth ift jegt eir 
ftigen Infel, welche die Almas bildet, und gehört ; 
Es ift befeftigt; das ſtarke Schloß liegt jenfeits des 
1 griech. und 2 Bath. Kicchen, wovon die eine zu ein 
ein Franciscanerkloſter und das Caſtel der Grafen v 
theils Magyaren, theils Deutfche und Raizen, trei 
wurde Szigeth 2 Mal vergeblich von den Türken I 
erwähnte Vertheibigung Zrinyi's: ein Beiſpiel trı 
durch ale Zeiten leuchten wird, fo lange dem Menſt 
bleibt. Als Zrinyi zulegt den Heldentod einer fdymar 
waren ihm von 600 Vertheidigern nur noch 217 üb 
einen Verluſt von 7000 Sanitfcharen und 28,001 
Szigeth zu. 1689 nahm es der Markgraf von Bal 


Verzeichniß 
n diefem Bande enthaltenen Artikel. 


.. delholz. .415 magen, ſ. Agnate 61 
) . — Schwarzwalbd . — Schwimmen — 
rtikel 2 Schweden und Nor⸗ Sawinmſchule . 62 
chrift, wen. . . .16 Schwindel . . . — 
und Sandmingf. Swe⸗Schwindeleien, Schwind⸗ 
en — bdenborg. . 3 ler, Schwindelhandel 63 
vaͤbi⸗ Ehmeide Sprache Schwinbdſucht — 
.. — uund Literatur. — Schwingung . 65 
. . 3 Schwefel Schwefel Schwulſt — 
chter, ...39 hun, ſ. Eid — 
er. 4 —E ſ. Sci. . ... — 
zund, Schwefel . 40 —8 Africanus I. 
.. —-ÿ —25 — Sm (Publius Cornelius) 66 
.. — felmilch Sxyꝛ Africanus 11. 

. . — Schmwefeleegen Publius Amilianus) 70 
..—_ Schweighäufe (Jeh. Sclron ..72 
wamm⸗ — Sean Geoffroy) — Gcavonimn . . . — 
0 Säweniden (Hanse Scontriren, Scontro 73 
men⸗ on). — Scoresby (William) — 
.. 7 Same, Sonim, Scott (Walter) . . 74 
I. — f. Aus 2 Scotus, Scotiften, ſ. 
tsca⸗ Schweizer —* — Duns und Schola⸗ 
.. 8S Schmelzerifche Eib⸗ fie . . ..75 
.. 9 genoſſenſchaft.. — Seutintum . . . — 
. . — Schweilzer Reifen . 51 Scuderi (Georg von 
old) 40 Schwenkfeldianer 57 — Mabelene von) 76 
..— Schwere. — Saunen, Bildhauer 
t, ſ. Schwere (allgemeine), kunſt . 77 
lihe) — ſ. Gravitation.. 58 Sola . . — 
| — Schwerin (Kurt Chri⸗ Som, Sattin — 
(die floph, Geafv.) — Geapoyb . . 

. 4% ( SGebaſtian (San) . 78 | 
‚Karl (hum) - -» » + 60 Sebaſtian Don) . 79 
ſt v.) 13 Schwerin (Stadt) - — Geante . . . . 80 
r . 1414 Schwerpunkt 64 Geha. -. .— 


Seit 
Sqhwar holz, ſ. Na⸗ 


— — — — — 


S. 


Seite 


Schwertmage, Schwert⸗ 





&elim II, 
niſches # 
yam Die 
me 

Selterſer V 

Smil . 

Segeln 

Semiariann, 


Semilır . 
lehrerfen 


924  Berzeichniß der in dieſem Bande enthaltenen Xrı 
Seite Seite 
Sedenborf (Veit Lud- Serwaffer . . 118 
wig von). . 81 GSeemwiffenfhaften - — 
Sedenborf (Sriedrich Segment, ſ. Abſchnitt — 
Heint., Reichögraf Srauibila - . — 
d.— Ernſt Zude,, Seguier (Pierre — 
Freiherr v. — Ch. Antoine Louis — 
Abolf, Freibert v. Ant. Jean Matth.) — 
— Ant. Guftav vo.) 82 Seguin (Armand) . 119 
Sedendorf (Leo Hein» Soͤgur (Philippe Hein: 
sihoon) . » - 87 rich, Marquis be — 
Serrtin -» -» —  Bofepb Aleranbdre de 
Sect 488 — Bouis Philippe, 
Section. - - — Graf be — Paul 
Secunde, Secunden- Dhilippe , Graf de) — 
acc. - - — Geben, f. Auge. . 120 
Secundus Johannes, f. Seheatt. - » — 
Johannes Secundug — Geheminfel. - — 
Sebaine (Michel Sehne (mat) ». „. — 
Jen) . — ne (mathem.) . — 
Sedinidp ( Fofeph, —— 424 
Gtaf v. — Anton, Site . - — 
Graf v.).89 Seide 422 ı 
Se. . „ — Seldelmann (Jakob 
Seebaͤbe — mi * 
Seegeſetz 92 bonia)... — 
Seegras, ſ. Natrum Seidentaupe . 123 


und Zn . . 95 
Serhbandel » ... — 
Seehanbelövereine . — 
Serhanblungsfocie- 

MM ;. u. 


Seibler (Feb. sets 


Auguft) 124 


Seife, Seifenfpiritu8 125 


Seigern, ſ. Silber . — 
Seil : -» . - 





L 


Verzeichniß ber in dieſem Bande enthaltenen Artikel. 


Seite Seite 
nung. - 156 Sevennenkrieg.183 
tät . . 157 Severianer, Severi⸗ 

.. 160 ten, f. Gnoſis, Mo⸗ 
a... — mnophyfiten u. Sek⸗ 
ion, Se⸗ nn . . ...186 

.. 161 Geverus (Lucius Sn: 

ee. — us) .. — 

. . 163 Gevigne (Marie von 
Zeraphim — Rabutin, Marquiſe 

0.164 von) - . 187 

... — Geile. . 185 

0. Son. . . .189 
Sprache u. Seragefimaleintheis 
. . 168 lung . — 

. . 169 Gertant . . — 
Nam %o» ©ertett . . 190 

.. — Gertole . 
Ye . 170 Gertus . . — 
Koincourt Seydlig (Friebrich 

Baptiſte Wilhelm von) . 191 
eorges). 171 Sepyffarth (Suftao) — 

. 172 Sforza ( Haus).. 192 

— Shaftesbury (Anton 
fſtrella — Atſhley Cooper, er⸗ 
(Quintus) — ſter Graf von). 193 
ichael). 173 Shaftesbury (Anton 

Serbien 17 Aſhley Cooper, 

... — dritter Gtaf von) 194 

. — Shah⸗Allum 195 

.. — Shoters,ſ Sähter 
allius 177 .. 

... — Spakfpeare iin) — 
ianne — Shakſpeare⸗Galerie, 
rice — Ans ſ. Bopdel . . 212 
a — Bits Sharp (Granvile) — 
Carolina Shawl, [.Schawl . — 
ia The⸗ Sheffib . — 

... — Sheridan (Richard 
ffionstag 179 Brinsley) . 213 

... — Sf. . .- . 214 

Sertett — Shetland, Neufüd- 
omenico) 180 fhetland . . 215 
Tonſetz⸗ Shie . - — 
Compo⸗ Shukowßkij Waffily 

.. 0 181 Andrejewitſch), Sha⸗ 

. — kowpkij (Fuͤrſt). — 

0. — Bam... .216 
tünzge) . 182 Sibirien. . 217 
Gore Sibylle, Sibyllini⸗ 

ſche Buͤcher, Si⸗ 
abs bylliſten..218 


Siebente Aufl. 


Bd. X. 


925 


Seite 
Sibylliniſche Bücher, 
f. Sibhlle . . 220 
Sicard (Roh Am: 
broife Lucurron, 
Abbe), Maffieu 
(Sean) . - 
Sicheres. Geleit, . 
Salvus Conductus — 
Sicilianiſche Vesper — 
Sicilien (Infel) . 221 
Sicilien (Königreich 
beider) . 223 
Sidingen (Franz v.) 234 
Sickler (Friebe. Karl 
Ludwig) . 
Sion . 


— 


. 235 


— Siddons (Miftee) - 


Siberalmagnetismus 2.36 
Siderismus 
Siderographie 
Sidney (Algernon) 
Sidny . 239 
Sion f. Phoͤnigien — 
Siebenbürgen . — 
Sieben freie Kuͤnſte 242 
Siebengebirge . 
Siebenjähriger Krieg — 
Siebenſchlaͤfer (Sage 
vom). . . 247 
Siehmfchläfer (natur: 
geſchichtlich). 
Sieben Weiſe, ſ. Grie⸗ 
chiſche Literatur 248 
Sieben Wunder, ſ. 
Wunder der Welt — 
Sieden, Siedepunkt 
Siegel, Siegelbewahrer — 
Siegelerde . 249 
Siegellunbe . . 250 
Siegenbeeck ( Mat: 
thias) 
Siena . + 251 
Sierra, Serra . . 
Sierra kom . . -- 
Sierra Morena . 252 
Sierstorpff (Kaspar 
Heinrich, dreiherr 
von) ... 
Sieſta 
Sieyes (Emanuei 
Joſeph, Graf v.) 
59 


— 


. 237 


— 


— 


— 


. 253 


— — — 
— 
* — — — — 


— — 
en 


— 


— — — — — — 


Tr 


926 
Seite 
Sigeum, Sigeiſche 
Anfcyeift . . 254 
Signalkunſt — 
Signatur 2655 
Silbe — 
Süberarbeiter . . 257 
BSilberflote. » — 
Silbermann (Bott: 
ftied — Job. An» 
dreas — Joh. 
Heintich). : 258 


Ellen, Siimn. . — 
Silesius, f. Angelus — 
Silfoerftolpe (G. A. 
von — Axel Gas 
bee). . -» — 
Silhouette, Sühouet- 
tiren, Silhouettir⸗ 


kunſt }-.: 
Silius (Eajud) . . 260 
Sillen . 261 


Silos, f. Kornkeller — 
Silvanug — 
Silveſtre be Sacy, 

Sach (Silveſtte de) — 
Simonides — 
Simonie . 262 


Simpliciſſimnus — 
Eimpion -» +» — 
Simultaneum . — 
. 263 


Sine cure 


®inu . . »- 
Sinngebicht, f. Epis 
gramm . - 275 
Sinnlichkeit, f. Sim — 
Sinnpflanye, ſ. Mis 
mofa. « — 
Sintenis (Joh. Chri- " 
ſtian — Karl Heine. 
— Joh. Chriſtian 
Sigmund — Chris 
ſtian Feiebrih) . 
Sinter. 42 
Sinu . . - 
Sirach (Iefub) - 
Sirenen ’ 
Sirius ,„ . 2 
&irocco, ſ. Sam j 
Sismonbi (Fran Char⸗ 
ed Peonad Eis 


270 


Sr 


monde di) -» » — 


Siftum . - . 278 
Sifpphus, Sifpphiden — 
Sitte, Sittengefeß, 
Sittenlehre, ſ. Mo⸗ 
ral, Geſetz, Katego⸗ 
rifcher —— — 
Situation — 
Situationdzelchen⸗ 
kunſt. 
Eimah - - 
Sirius V. (Papft) . 


Verzeichniß der in diefem Bande enthaltenen 
Seite 





Berzeichniß ber in dieſem Banbe enthaltenen Arie. 927 


Seite 

353 
mid). — 
„ande 


t Eolfeg⸗ 


. 354 
efleche) — 
edr. Lud⸗ 
ſtian, Graf 
wbah . 355 
5 
(Canton 
) . . 359 
f Sons 
Mm . . 360 
etrich Bil 


Witten) — 
liegender) 361 
de _ 
ig Samuel 
von — 

) .  . 362 
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. . 8367 
onatine 368 
.. .369 


..2370 
nf Etiip- 

. 974 

y (Sean 

ofeph Ig⸗ 
ia, Frei⸗ 
Soſeph | 
iherr v.) 372 
ie, f. Som 
ſterniß 
ek . .373 
r, ſ. Jahr 374 
roſtop. 
ve, Gonnen⸗ 


— 


— 


— 


allapt .. 


Seite Seite 
Gomemran f ‚9 Joachim — Geerg 
henrau 375 Ludwig) . . 399 
ein — Gpullanzani (ayaro) 400 
Sonnenflid . 376 Spangenberg (Aug. 
Sonnenfoftem . — Gottlieb). . . AOL 
Gonnmtafen . . 378 Spandeim (Beiebrih 
Sonnenuhr, Sons — Ezechiel — Fried⸗ 
nenuhrlehre — rich II.) .. — 
Sonnenwenden. . 379 Spanien— — 
Sonnenget . . 330 Spaniſche Reiter 4655 
Sennemiekei, Son: Spanifcher &:hfage 
nencpkiut, ſ. Sp krieg, ſ. Utrechter 
klus . — Friede.4656 
Sonntag .. Spaniſche * a 
Sonntagsbuchflabe. 382 Dorfie, Literatur 
Sonntagsſchulen. — und Kmft . — 
Sontag (Henriette) — Spammung -. . - 470 
Soolbäder . . . 333 Gparbanten, Spar 
Sophienliihe - . —  caffen — 
Sophismen [. Sophi⸗ Sparta (Staat _ 
fien u. Trugſchluß 334 Stade) . 472 
Sophiften, Sophiſtit — Spartacus . . 478 
Sophofle® . . . 387 Gpicies, Specificien 479 
Sopbonisbe, [ Du Specialcharten, f. Land⸗ 
niffa . charten . -» — 
Sopran . — Specifica — 
Sorau . 391 Specifiſch — 
Sorben.. —8 (Soft) — — 
Sorbet.. 392 Speckſtein 
Sorbonne Speculation, en 
Sorites. — lativ . . — 
Sera, Daͤmpfer — Speditionshandel , 
—  Gpibition, Spe⸗ 
Sogmann (Daniel bitur. . . 
Friedrich - 393 Epee (Friedrich) — 
Soubiſe (Charles v. Epeichel . - 

Rohan, Prinz v.) — Gpencer (Georg Sn 
Bouie Aka ne, a 4 Rorb) . 8 
3099. Dalmatien) 394 Spener (P if —— 

Eiupeote(Johemne) 395 18) . v 
Southey (Robert). — Spenſer (Edmund), 
Sowverain, Souve⸗ Spenferftange . 484 
rainetaͤt, Souverninee Speransky (Michael) 4R6 
taͤtsrechte . 396 Sperma ceti, f. 
Souza (Adele, Mars Wallrath. . 487 
quifev. — Joſeph Opeffatt. - » » — 
—E v. 1397 Sry (Bisthum - — 
Spaa 398 Stadt). . 488 
Spagnoltte — (N) . . 489 
pabi® -. » -» . 399 Sphäre. . . 490 
—*2 (Johann Sphaͤroid — 


8 * 

































€ p| 'pdergen . ‚ + 505 





928  Berzeichniß der in biefem 
Seite 
Sphint. . . 490 Sprache, € 
Sphragiflit, f. Sie: Sprachenku 
gelkunde 491 Sprachgew 
Spiegel. . — Gpradlehr 
Spiegelkteis,ſ. Sertant Sprachrein 
Splegelmikroſkop, f. Sprachroht 
Miktoſtop. . 492 Sprachſaͤle, 
Epiegeltelefiep . . — gemölbe 
Epil . » . . 493 Gprecher, | 
Epieltarten, ſ. Kar: Spree, Spt 
eenfpiel . . . 494 Sprengel ( 
riet ( Ehriflian Eprengm 
Deimih) .» — Gprengmwerl 
Spießglanz, Spieß» were . 
da. . 495 Sprichwort 
Epilfgelder, Spil: wörter 
magen . » . — Cpringbrun 
Epyinl . » » » — Sdppruͤchwoͤrt 
Spinett.. . - Epurzheim 
spinnen (Infekt) . . 496 Sfufidnms 
Epinnen, Spinnma: Staal (Fra 
ſchinen — Staar 
Spinola (Ambroͤſius Staarbrille 
Marquis von) . 498 Staarſteine 
Spinoza (Barıh) 500 Gtaat . 
Epirallinie . . . 503 Staatenbefe 
Eyleitmalın . . 504 f. Statifi 
Splrituallsmußs — Staagatengeſt 
Spittler (Ludwig Ti—⸗ Staatkaͤmt 
motheus Freih. v.) — Staatsbi 


Staatsanlei 


wzeichniß der In diefem Bande enthaltenen Artikel. 929 
Seite Seite Seite 
ob — Starke (Gotthelf Wil⸗ Steingut, ſ. ur 
. 617 beim Tarp) = 643 kunſt. 672 
.. — Staͤrke Steinhuder Meer — 
ig, ſ. Staͤrke (Mehl) . . 644 Steintehem . . 
acht . — wflm . - Steintopf (Fob. Seiede. 
lambul, Starrſucht u. Starr⸗ — G.—Prebdiger) 673 
tinopel — krampf .. — Gteinkrankheit. . 674 
en Stage. . 645 Steimmaffe . « 675 
: ...618 Statt . . — Gfeintegen- - - 
ie . — Stift . . . 646 Steinſchneidekunſt. 676 
2.6292 Statius (Babtins Pa Stehionat . 679 
Statue — pirius) . 650 Stellung, ſchraͤge, ſ. 
Serenade — Seatif ; . 651 Schlacht u. Angriff — 
—  GStatthalter . — Stellung, f. Attitube, 
m (deut: Statue . . 654 Tableaux vivants 
. 625 Stat . . . 655 und Gebärbe — 
umlun Stu . . . — Gtempelpapir. . — 
dflände 632 _ Staubgefäfe . . 656 Stempelſchneidekunſt 680 
Beit — Staͤudlin (Karl Friedr) — Stenbed (Magnus) 683 
.. . — Staufen, ſ. Hohen» Stenograpbie . . 684 
Charles, aufn - . . 657 Gtentor, Gtentors 
Mabon, Staunton (Gir George fimme . . . — 
Avafton , Leonard) . . — Stephan Batheri . 685 
- Philipp Staunton Si ðeorge Stephani (Heinrich) 686 
Graf u. Thomas) . Stephanie (Chriſtian 
. 634 Gteatit, f. Speckſtein 659 Gottlob — Bott 
ady Een Stechheber . . — eb) . . . . 687 
rn) . Stedinger . - 660 u (der Hei⸗ 
teffe, . Steele (Sir Richard) — Me)... 
fe. . — Steevens (George). 661 Serben (Robertuß 
Lesczinskti Steffens (Henri) 662 — Henricus) 
Polen) — Gteganographie, f. Stepbens(Alrzander) 690 
Ponia⸗ Seheimfchrift . 663 Stephens (Miß) — 
nig v. Po⸗ Stegman (Karl do⸗ Steppe — 
liatowski ſeph). — Siechcaſſen 691 
16, — —*** Eapital . 664 GSterbelchn . 
637 Steibelt (Daniel) . — Sterbeliſten. . . 
— Gtinmat. . . 665 Sterblichkeit, f. Beh 
Rafael 638 Sreigentefch (Auguſt, verſicherung. — 
— Freiherr dv). . 666 Gtereometrie . — 
—  Gtein — Stereotypie, ſ. Buch⸗ 
Mer a Stein (Joh. Andrens druderfunft . . 692 
— Andreas — Sterkel (Joh. Sram 
rich 60 Nanette). - . 667 Kam) . — 
(Ge⸗ Stein (Karl, Freih.v.) — Sterling.. 
. . 640 Steinbart (Gotthelf Gternberg (Geſchlecht 
ı (Emft Samuel) . 669 — Kaspar Maria, 
Brafv.) — Stein ber Weifen, f. Grfv).. . . 693 
(Guido, Alchymie. — Seterrnberg (Stadt). 694 
. . 64 Steindruck. — Stumble. . . 
Aug.) 642 Steingießerei 671 Sterncharten 096 


Seite 
— Aſtro⸗ 


ing . 695 
Eterne, f. Sirftenne, 
Planeten, Komet 
— —— . — 
Seerne (Tom) . 696 
— 


Fer Sare 
—— — 


Aſtro⸗ 


Gteuermannstuft, f. 
Samen 00 
teen 


Gteusrfreibeit : 
Stewart (Gharles) . — 


+ 707 
—* Erin 


Era. oo. .—_— 
Stheno . scher MR 
Sticomantie — 


Seite 
Sta . - 720 
Si . . - 721 
Stöhiometiie . . 722 
Stdiöhk -. . - — 
Stodhoim . . 724 
Stods, f. Fonde uud 
Staatspapiere . 727 
Stocksjobbeh — 
Sf . - - — 
Stoiker, [. Stoa . 728 
Stola — 
Stolberg (Fed) . — 
re (das gräfl. 
Stolberg CEhriſtian, 
Graf zu) . 730 
—* ce. Bros 
pold, Graf zu) — 
Stolgebuͤhren . 731 
Sta (Markmilien 
— Ludwig). . 732 
Stollen, f. Gruben 733 


St . 
Ex (Ih. Jakob) — 
Stonehenge, ſ. Salt» 

.734 
Storatt — 
Storchſchnabel. — 
Store (Gottlob nr 

ftian) . 


Stortding . 735 


Verzeichniß der In dieſem Bande enthaltenen Artı 


sie, [ Eni 
ut. . 
Strahlenbiro 
B | 


vechung 
ſtrahien um 
ti . . 





rzeichniß der in diefem Bande enthaltenen PN D8L. 


Seite u Seite Seite 
' von), — Sub⸗ Sulla (Lucius Corne⸗ 
newolb Iternation . 94 IM). - . .849 

. + 766 Subfeription,f Pr Sully (Mirimilian 
arl Aus numeration . . 795 von Bethune, Ba⸗ 

. . 771 Subftim . . — vreon von Roeny, 
ri . 772 Subſtantiv, ſ.Romen — Herzog von)851 
on Se⸗ Subſtanz, Subſtan⸗ Sultan, Sultaninnen, 
Joh. tialität, Subftamtien —Sultane Sultanin 853 
— Joh. BSubftitution . 7% Sulzer (Joh. Georg) 854 
-— Heine. Succumbenzgeldet — Gumad) . 855 
Hottfried Suchet (Louis Gabrlel, Sumarokoff (Alexan⸗ 

— Herzog v. Albufero) — ber Petrowitſchj — 
br. Adolf Güdamerila . - 797 Sumatra . . — 
.. 774 Suͤbamerikaniſche Res Summariſcher Den 

Haus) 775 volution. . - 811 ceß . 857 
fm . 776 übe; f. 8 Sumpfluft . .* 858 
ztudie — mit . . .841 Sn . .». .. — 

.. — — ſ. Suͤnde ...859 
burg. — Schweden . — Sandſiut . . .660 
beiter . — Subim . . — Sunbiſche Infeln . 861 
ummbeit, — Anſtu- Emm . . - — 
mme . 780 — GSumitn -. . . — 
tumbeite Shdländer — Sucvetaurilla . . 862 
... — Girlie . . — Gupercargo . — 
) » . — Gübpolarlänber, Suͤd⸗ u, ag _ 
Snoreo) 781 polamer . » — Guptemat . . 863 
trmbal⸗ ‚Südfee, ſ. Zuyderſee 842 Supremateid . — 
empfaͤhle — Suͤbſee Surinam . 8 
yeiftoph Suͤdfeelaͤnder, f. Au Surren (Henry Ho» 

— ſtrallen . . mard, Graf von) 865 
Xanay , Suetonius Cajus Surrogat — 
). .782 Tranquillus). — Suffer (Aug. Selebr,, 
artholo« Sueur (Euſtache el) — Hetzog v.) 366 
eih. v.) 783 Sueur (Jean Fran⸗ Suͤß (Oppenheimer) 867 
734 cold le)... 844 Gühkind (Friedrich 
ich Des Sueom . . — GBottliebn)- ! — 
. 786 Su . . . . 845 GSGuͤßmeyer (Franj 

. . 787 zent Tarthago — Kan) . . 868 
788 Suffegmn . . - — Güßmild(Fob. Peter) _ 
ft. .790 Sufasium . . — Gumaroff-Rimnigfoi 
. . .7091 Suggeſtivfragen. 846 (Meter Alexel Was 
n.. — Suhl — ſiliowitſch, Grafv.) — 
‚he — Suhm (Uteich Fried⸗ Sujzo (Familie — Alex⸗ 

— rich von)... — ander — Michael) 874 
— Suhm (Peter Fried⸗ Swammerdam (Jo⸗ 
a Bap⸗ rich von)... 47 Ham) . » 872 
ine) . 792 Suidas.. — Owantwit. . . 873 
. . 793 Guliotn, Sul. . — Smwebog . . . — 
bjectiv, Sulkowoki (Gefchl.) 848 Swedenborg (Ema⸗ 
taͤt 794 Sulkowski (Anton, nuel von — Swe⸗ 
.. — Fuͤrſt von) — benborgianer) — 



















852 Verzeichniß der in diefer 


u Seite 
5 mieten (Berarb v. — Symbollſ 
* Gottfried, Freib.v.)877 Sumbolifi 
I" Stift (Fonathan) . 878 ge - 
| Swinden (Fan Hend⸗ Symbol, 
J Evan) » » 681 Symmetr 
| \ Swinberen (Theodo Sympath 
van) — ren . 
) Spbarie, Spbariten, Sympathi 
| Spbarit . » . 882 Symphon 
Syoenbam . » +» — Gomplega 
h Somit - -» » 883 Symptom 
| Epkopbant » = + — Synagoge 
| Sylbe, Sylbenmaß. — Sondroni 
Splla, ſ.Sulla. 884 Syndicus 
N Syllogismus, Syllo: Syndesm 
se... — Baͤnder 
Sylveſter Il. (Papſt) 888 Synedriur 
Sylvius (Ancas), ſ. hebrin 
Piecolomini.. 886 SEynkopirt 
| Symbol, Sumbolon, Rüdun 
| Symbole (chriſtl.) — miſche) 


m. u." 
= 
— 


en a 


- m. 
— ——4 


Seite 
ur nd — v. — 
ttfried, Freih. d. 877 
Swift (Jonathan). 878 
Swinden (Jan Hend⸗ 
Evan) -. . . 881 
Swinderen Theobor 
von). - — 
Spbarie Spbarkten, 
Spbait . . . 882 
Spoenham . 
Syenit 


Sykophant 
Sylbe, N 
Sta, [.Sula. 
— ismus, Elo- 
Spivefterll. (Bapf) 885 
Sylvius (Aneas), f. 
Piecolomini.. 886 
Symbol, Symbolon, 
Symbole (chriſtl) — 


. 883 
. 884 


Seite 

Symboliſche Bücher 890 
Symboliſche Theolo⸗ 

gie3896 

Symbol, Symbolik 397 

Symmetrie. - 902 


— Gu- 

. 903 
ompatfie . a 
Symphonie . 904 
Symplegadten - . 906 
Symptome - — 
Synagoge - . 907 
Synchronimus . 908 
Syndicus 


Syndesmologie, ſ. 
Bänder (anatom.) — 

Synedrium, f. San: 
bebrin - — 

Synkopirte Noten, f. 
Ruͤckungen Ehyth⸗ 
miſche) 


Berzeichniß der in dieſem Bande enthaltenen 4 


Synkrati 
Sonkreti 
kretiſt 
Synodal 
Synode 
Sypnonvr 
nymit 
E:rntar 
Spathei 
tifh.E 
Sophar 
Syratus 
Sorien 


— Svyrint 


Pfeife 
Syriſche 

riſche 
Erftim, 

tiſch 
Sopzygie 
Szigeth