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„. -. er [1 ..» Den 00.07 gr 5
ie
Gonverfationd-Leriton.
iebente Driginalauflage
3mwölfter Band.
W bis 3.
Bur Nachricht.
Bon der iebenten Driginalauflage dieſes Werks find drei verſchiedene Ausg
veranflaltet worden, bie zu folgenden Preifen ſowol durch ben Verleger als t
‚alle andre Buchhandlungen bes In» und Auslandes bezogen werden können.
Nu. 1, auf weißem Druckpapler, Pränmwerationopreis für das ganze T
15 Thlr., ober 27 &1. Rhein. .
Mr. 2, auf gutem Gchreibpapier, 20 Thle., oder 36 ZI. Bhein.
Hr. 3, auf ertrafeinem Velinpapier, 36 Thlr., ober 64 ZI. 48 Kr. Rhe
Sammler, die fi) In portofreien Briefen am ben Verleger wenden ımb ben
trag ihrer Beſtellung gleich beifügen, erhalten auf ſech s Eremplare bas fiel
frei oder können, wenn fie verfchiebene Ausgaben mählen, bei einem Betrage
wenigſtens 105 Thalern Ein Siebentel bavon als Rabatt in Abzug bringen.
Allgemeine deutſche
al⸗Encyklopaͤdie
für
die gebildeten Stände,
ſonverſations⸗Eexikon.
— — — —— —
In zwoͤlf Baͤnden.
3wölfter Band.
ww 3. |
iebente Driginalauflage
Wie fe ber
Be
Leipzig: .
5. 2%. Beodhyau 8.
1 2 7.
8
J94H
Veberxr
die Entflehung und den Fortgang
der
Nixmeinen deutichen Real⸗Encyklopaͤdie
in fieben Auflagen
ſiu da Vorreden ber ſechs frühern Auflagen biefes Werkes und
‚wm Berichte über den Plan ber Neuen Folge, deren vier Abthei⸗
zen in der gegenwärtigen fiebenten Auflage mit enthalten find.
4 rat jezt 33 Jahre, dag ein Merk. zu dem Bücherbebarfe ber ges
Be Etände unferer Nation gehört, welches man das Eonverfas
tond:teriton nennt. Anfangs berechnet auf die Wünfche gewöhnlicher
keſer, erhob es fich erfi nach 16 Jahren zu dem höhern Standpunkte,
wwelden es die geiflige Bildung der neueften Zeit, fowie fie in ber
beäigaft erfcheint, in ihrer weiten Verzweigung gu umfaſſen erfirebte,
m damad) ein Abbild der das öffentliche Leben burchbringenden Bes
Füelt aufzuftellen. Je näher das nach diefem Zwecke neu begrüns
ia Berk feinem Ziele fam, um fo mehr verbreitete es ſich in allen
Bja der Geſellſchaft. Doch find es noch nicht 13 Jahre, ald es
ai in feiner vierten, und noch entfchiedener, 2 Sabre fpdter, in
er fünften Auflage, eine Stelle in der Literatur ber Nation errang,
& ſeitdem, trog aller Anfeiubungen, behauptet bat.
Segt erfcheint die fiebente Auflage unſers Leritons, das, feiner
Anlage nach, binnen 33 Jahren gänzlich veraltet oder Vängft ver»
Fin wäre, wenn nicht eine nunmehr 22 Jahre lang ununterbrochen
Biselepte, neunmalige Ausbilbung im Einzelnen, und 6 Mal durch⸗
Ahıte Umbildung im Ganzen bafjelve fletS erneuert und mit ber legs
u Gegenwart in Übereinfiimmung gebracht hätte.
Dieſes fo begründete,. in feiner Art einzige Lexikon iſt das Werk
es auögezeichneten Mannes, des verfiorbenen Buchhändlers Fried⸗
bh Arnold Brodhauß.
Bir halten es daher für angemeffen, aus ber Vorrede zum erflen
sde der fünften Auflage,. im erfien Bande, © wıı — ıx, Leipzig
Dxtober 1818, : F. A. Brodhaus,
Eigenthuͤmer und Herausgeber.
t im zehnten Bande, ©. xxn — xxxıx, Leipzig ud 4
0, unterzeichnet: Friebrih Arnold Brodhau mu
Ludwig Hain; zT Dun
Nachfchrift zu dem dritten Drude der fünften Auf —ú—
e ©. ıx, Leipzig den 1. Juli 4821, und aus dem Sch z—
ten" Bande, o xi. — xuvu, Leipzig ben 15.
— * Por: a Fi
er aus der Vorrede zur fechöten Aufl., Leipzig —
unterzeichnet: 3 Ro a
Die Derlagöbanblung bes Converſations⸗Leriker Ber
5. A. Örodhaus, — *
thiche von dir Entſtebung, von der Entwidelung iz
n dem dußern fortgange und von dem Verfahren nis ="
m Erneuerung beö Converſations⸗Lexikons hier font
Idee zu unferm Werke wurde um das Jahr 1796 tan =
Iorbenen Dr. Löbel gefaßt. Er fagt darüber in der ip
Auflage Folgendes: ö Ss e_”
40 Iahten; als im Allgemeinen größtentheild nur ua"
ing vom Kenntniflen, nämlich die politifchen, Geis”
verfation war, mochte Hübner’s „Zeitungs » und ae
on” mehr als hinreichend fein, dad erwähnte Beblirfi,s,
allein zu einer Zeit, in welcher eine Menge Gegenfki — *
ſiebenſten Wiſſenſchafien in das geſellige Geſpraͤch — —
hat ſich der Begriff der Converſation mit dem gs
ſeht erweitert. Zu einer Zeit, in welcher ein allgemeik z
Geiftesbildung, wenigftens nad dem Scheine berfell
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enußung fbägborer Schriften zu erleichtern, haben in ix
folgende Grunbfäge vorgefchwebt: erftlich mit for,
ng ‚der, Einfeitigkeit uns fo viel als möglich über alle
meige des menfchüchen Wiffens zu verbreiten, zw
en derſchiedenen Kenntniſſen bloß das @emeinin!
‚wovon vorzüglich im gemeinen Leben die Rebe Ülıs
Sefiäftepuntt enthält zugleith die Urfache, warum ang?"
ft mehr, aus ber andern weniger Begriffe ausgefig - d
Ne
fi
ki)
=
\
„Der Zweck eines ſolchen Wörterbuched kann auf Beinen Fall |
ii, lfäudige Kenntniſſe zu gewähren; ed wird vielmehr diefes W
— wide eine Art von Schküffel fein fol, um fi ben Eingang
her Cirkel und in den Sinn guter Schriftfieller zu Öffnen — a
jun weitfchichtigen Gebiete der Geographie, Geſchichte, Mytholo;
Meſerhie, Naturlehre, der fchönen Künfte und andern Wiffenfchaf
- Pl dicjenigen Kenntniſſe enthalten, welche ein Jeder als gebilde
eh Baft haben muß, wenn er an einer guten Converfation Zheil nı
au md an Buch lefen will, wiefern gewille wiſſenſchaftliche Begr
u] min den Begriffen des gemeinen Lebens das Bürgerrecht erlangt habe:
Sum batte aber Dr. Löbel bie Ausführung unternommen u
ig Bände der erfim Auflage dem Drude übergeben, als ihn |
SA Weste und die Fortfegung in weniger gelibte Hände kam. Üb
5] We nich ſehr nachtbeilig auf das Ganze, daß dem damaligen V
Br fulingliche Geldkraͤfte fehlten, um die Vollendung zu befchleuf
F © waren baber nach 14 Jahren, ald das Werk im Jahre 18
MM dunh Anlauf des Verlagsrechts in die Hände bed Buchhändlerd Fri
ih Irnold Brodhaus kam, erfl 5 Bände, jeder 36 — 40:Bog
‚ fetig. Der nunmehrige Eigenthümer ließ ed vor allen Ding
Serge fein , bie erfie Auflage zu vollenden, was auch in 2 I
me geihab, während welcher der fechöte (und legte) Band und
Gupplementbände erfchienen.
Be unvolltommen unter fo flörenden Umfländen dad Conv.⸗
bh u einer erfien Geftalt erfcheinen mußte, fo bewies body der &
Ak weihen ihm befjenungeachtet das Publicum fchenfte, deutlich gen
Berinfnig eines Hülfsmittels, wie e8 hier dargeboten worb
42 warb eine neue Audgabe noͤthig. Damit beginnt
ung umb bie höhere Bebeutung des Converſations⸗L
Ie und Lebenskraft der Herausgeber, F. A. Bro
ve lang, bis zu feinem Tode geblieben if. Weil
ih ein Mebacteur, wie ein Werk biefer Art ihn
eitung deffelben finden wollte,, fo ftellte ſich ber 7
und fein Urtheil dabei verfuchend, felbft und allein
neuen Unternepmnung. Ihm fchwebte dabei die Idee v
liefern, das nicht für einzelne Perfonen ber Gefellfch:
und Jeden auf einer gewiffen Stufe der Bildung p
iehend fein, das ſich zwar allenthalben vom Gemeinen e
auch ebenfo fehr durch einfache, klare und zweckmaͤß
empfehlen ſollte. Schon war unter feiner alleinigen &
Band biefer zweiten Auflage erfchienen, und ber zwi
vollendet, als ex Herm Dr. Ludwig Hain zum D
m. Geit biefem Zeitpunfte haben Beide der Untern
i Vollendung des erſten Drucks der fuͤnften Auflage
int vorgeſtanden.
licht es ehen war, daß bie Grundſaͤtze ber erſten Red
dem Dr. Eöbel, weiche ſich auf den Standpunkt des gem
geßellt hatte, nicht mehr befolgt werben Eonnten, da
ejenigen Publicums, fuͤr welches das Buch zundchfi
feit 1796 in einem hoben Grabe fich gefteigert hatten:
bie Aufgabe, nach welchen Srundfägen bie neue Redact
foßte, praktiſch zu loͤſen. Die vorige Redaction hatte |
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barauf beſchraͤnkt, aus dem Gebiete der Geographie, Gedichte, My
logie, Naturlehre und der fchönen Künfte diejenigen Gegenftände «
zuwählen, von welchen fie annahm, daß fie für den Kreis ihrer &
den fie aber fehr niedrig gezogen hatte, paßten. Die neue Redac
fand dieſes Ausgewählte durchaus unzureichend, und auf dem jetzi
Standpunkte der Gefelfchaft und der Wiffenfchaft nur felten ı
brauchbar. Das Vorhandene erfoberte alfo zuerft Erweiterung und ı
ſtentheils cine durchaus neue Bearbeitung. Außerdem glaubte die je
Redaction vor Allem die Biographie fehr erweitern und auf lebe
merkwuͤrdige Zeitgenoffen — infofern diefe in der Literatur oder
Melt zu den fogenannten public characters gehören — ausdehnen
müffen; nicht minder glaubte fie aus dem Gebiete der Politik
Diplomatif, der neueffen Zeitgefhichte, der Staatswir
ſchaft, der Religionsphilofopbie, der claffifhen und
neuen europäifchen Literatur, der Archäologie, dev Anthı
pologie und populairen Medicin, der Mathematik,
Natur:, Handels: und Kriegswiffenfhaften, und fe
der Juriöprudenz die wichtigften Gegenflänbe, welche zu der muͤ
lichen Unterhaltung oder Xecture für höher gebildete Girkel oder Iı
vibuen jich eignen Ponnten, auf eine angemeffene, zwar einfache, jet
nie zum Gemeinen berabfinfende, immer den neuelten Standpunkt
zeichnende Weife abhandeln zu müffen.
So ſchwierig die fo gefaßte Aufgabe fhon an und für fih n
fo wurbe fie es dadurch noch mehr, daß fie in einer Fleinen Bände;
gelöft werden mußte; daß ferner eine Vereinigung Über bie Arti
welche man zu geben babe, kaum möglih war, wenn man auf
großentheild fidy widerfprechenden Foderungen jedes Einzelnen Rüdf
nebmen wollte; daß endlich dad Ganze in einer möglichft kurzen
außgeführt werden mußte, wenn es barmonifch ausfallen, und w
dem Fehler aller ähnlichen zeitherigen Wörterbücher und Encyllopad
beren Anfang nirgends zum Ende und faum zur Mitte paßte, wodı
nothwendig ihre Brauchbarkeit fich verminderte, begegnet werden fo
Überdies glaubte der Unternehmer, dem Werke einen fo niedrigen P
geben zu müflen, daß es Jedem, ber feiner intellectuellen Gultur n
zu ben gebildeten Ständen gehört, zugänglidy fei.
Man wird zugeftehen, dag Muth und Vertrauen zu fich felbft |
sum Publicum, Kenntnig der Welt, der Zeit und der Eiteratur, ı
eine große Thätigkeit und Ausdauer dazu gehörten, um mit den
ſchraͤnkten Mitteln, die damals dem Unternehmer zu Gebote fiant
an die Loͤſung dieſer fo geftalteten Aufgabe zu geben, zumal in ber
denflichen Zeit von 1812, der 2 Kriegsjahre folgten, die für literari
Unternehmungen nirgends günftig waren und Alles doppelt erfchwer
Als nun zur Ausführung gefchritten wurde, beflimmte der Hera
geber tie Bändezahl der „weiten Auflage anfangs wieder auf 8,
der Kolge jedoch, bei dem fo fehr ermeiterten Plane des Werks,
10 Bände; zugleich verftärkte er, aus demfelben Grunde, diefe Bä
von 36 nach und nach bis auf 60 und mehr Bogen; auch ward
ihm eine foldhe raumbenugende Einrihtung des Drudd gewählt,
der Bogen noch einmal fo viel faßte als früher.
Die Aufgabe, das ganze Werk in etwa 2 Jahren zu vollenden, '
ibm dadurch die erfoderliche Einheit zu geben, gehörte zu den fchwie
Ben. wie nur Derjerge ganz beurtheilen kann, der fich ie mit der
Picion literariſcher Werke, die mit Hülfe vieler Deitarbeiter und n
Edebriſcher Ordnung zufammenzuftellen find, befchäftigt hat. Defl
merachtet würde die Hoberung, mit dem Ganzen in ein Paar Jah
ietig ın werden, wol gelöft worben fein, wenn nicht erftlich jene Krie—
je rad dann der Beifall des Publicums felbft ftörend darauf ein,
ah bitten. Erſtere unterbrachen den Briefwechſel mit den Mitarl
st monatelang, fobaß in .diefer Zeit die Redactoren, obendr
tigliches Kriegögetlimmel geftört, fich faſt allein mit ihren eigr
Bekrsten zu beifen fuchen mußten. Späterhin aber nahmen bie fl
alten neuen Drucke die Zeit ber Redactoren fo fehr in Anfpruch u
Iiärfigten in gleichem Grabe die Prefien fo fehr, daß die Foͤrderu
Santiertfegung nothwendig darunter leiden mußte. Dennod wu:
wer, Mitte umb vierte Ausgabe in 10 Bänden, welche das Sed
tr aſten Ausgabe infichfaßten, in Zeit von 6 Iahren voll.
sad tie erfie allen 13 Sabre beburft hatte.
‚ Bela erhielt das Gefchäft@®felbft in feiner ganzen Ausbreitu
kfimtern und rafchern Gang, fodaß die fünfte Auflage in
ja Stande fam und 18 Monate nach ihrer erften Ankuͤndigu
€ wurden nämlich die erfien 5 Bande am 1. Nov. 181
J felgenden am 1. Aug. 1819, und bie beiden legten am 25. Ay
0 angegeben. Als fidy diefe Auflage aber fchon binnen Jahresfi
dergta hatte, fo veranftaltete der Herausgeber einen neuen verbeſſ
wa Term aller 10 Bände, von weldhen die erfien 5 am 1. Mi
19, zab die legten 5 am 30. Sept. 1820 vollendet wurden. Die
ee Reken vergriff ſich abermals innerhalb eined Jahres, und
wert ein zweiter, verbeflerter Nachſchuß, oder der dritte Abdrud t
fünften Auflage nothwendig. Diefer erfchien den 15. Nov. 1821.
Dei Cen im Sommer 1822 zeigte ſichs, daß auch der dri
Arad vah verkauft und ein vierter nothmendig fein würde —
weruefige Darchficht der fünften Auflage aber hatte den Herausget
Tureugt, Bei einzelne Nachbeſſerungen den Hauptcharafter des Wer:
. 8 aelige Bildung der Gefellfchaft, der Gegenwart getreu barzuftelle
mit mer feſthalten koͤnnten. Binnen 5 Jahren waren viele Gege
Eiate, melde früher die Gefellfchaft befchäftigten, aus dem Kreife d
Watihen Sehens verfhwunden, andre hatten an Bedeutung und Ei
ie uriseen, noch andre eine wefentliche Umbildung erfahren, dageg
zu ätere Gegenftände wiederum in die Gegenwart eingetreten, ui
we Dinge neuer Gegenftände und Anfichten batten fich aus be
Chef: emes raſtlos thätigen, alle gebildete Stänte und Bölfer dure
imgenden Lebens entwidelt. Daraus folgte, das viele Artikel im d
mim Auflage veraltet, andre zu ausführlich, wiederum andre zu Eu
He mcht arundlich abgefaßt waren, und das eine Menge alter ın
sur Begenftände darin fehlten, die cine befondere Wichtigkeit in d
“en Jahren erlangt hatten. Es galt die Aufgabe, das Bleiben!
Heiiftehende in der Mafle des in dad Reben eingedrungen
abzufondern von Dem, was die neuefle Zeit Beweglich:
und auöbilbete; zugleich aber auch bie wichtigern Geger
be, von denen eine bürftige Kenntniß keinem Gebildeten gentc
infsffender und erſchoͤpfender barzuftellen, insbeſondere das Fa
d diographie, wofür fich die ficherften Nachrichten immer reichlich
‚zu erweitern, weil von dem Leben und Wirken audgezeid
Mr Männer, bie man darum mit Necht dad Sal; der Erde nenn
8%
we
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—
————⏑—— ———⏑⏑ü
2
x
—5 doch Allesß audgeht, was die Gegenwart bewegt und bi
ft vorbereitet.
Nachdem der Herausgeber und nunmehrige alleinige Rebacteı
Werkes dies Alles forgfältig erwogen hatte, entfchloß er fich 1)
ner zeitgemäßen Umbilbung bed Werks, m Hinſicht auf Sr
und Form, das als ein Geſammtmagazin bed Wiſſenswuͤrdige
die gebildeten Stände der Gefellfchaft, den Kern aller Lebensbi
und das Bleibende in der Maſſe des dazu nöthigen Wiſſens, fo vi
möglich enthalten follte; 2) zu ber Herausgabe einer Neuen 8
des Conv.⸗Lex. in 2 Bänden, welche dad in dem öffentliche
ben neu fich Geftaltende und Fortbilbende za befchreiben, Daum
flände umfaſſend darzufiellen und das biographifche Fach bem
effe gemäß zu erweitern, beflimmt war.
So entfland feit dem September 1822 bid zu dem Ende be
vemberd 1823 die fehöte neue Auflage des Hauptwerks in 10
den, und feit dem 1. März 1822 zum Mai 1823 erfchiene
erften drei Lieferungen der Neuen Folge. Alein mitten unter
den ganzen Reichthum feines Geiſtes und die volle Kraft feiner fe
Zhätigkeit in Anfpruch nehmenden Arbeiten warf eine lebendgefä
Krankheit den Herauögeber 3 Monate lang im Winter 1822 — 23 aı
Krantenlager, und kaum "war er wieberhergeftellt, fo entriß ihn
20. Auguft 1823, ber Zod feiner Samilie, feinen Freunden und -
Literatur, die er auf die vielfachfle und erfolgreichfie Art, nad
artigen Anfichten und achtungswerthen Grundfägen, mit felbfid
Einf und Kraft, befonders in ben legten 10 Jahren feine
bens, obgleich fehr angefochten, dennoch ſtandhaft und muthvo
fördert hatte.
Nach feinem Tode wurbe ber ſchon faft bis zum Schluffe geb
Drud der fechöten Auflage, der von ihm veranfalteten und gel
Umbildung des Ganzen gemäß, bis Ende November vollendet.
Vorbereitung und Vollendung der noch rudftändigen fünf Liefer
der Neuen Folge aber (G — 3) ward von der Berlagsbandlung,
che, nach dem legten Willen ihres Gruͤnders, F. X. Brockhaus,
6 Jahre lang unter ber bisherigen Firma ungetheilt fortgeführt x
einem bisherigen Mitarbeiter an dem Converfations - Leriton und
cialredacteur einzelner Fächer deffelben, dem Profeſſor F. Ch. A. H
damals in Dresden, Übertragen.
Nach diefem Beriht von ber Entftehung, von der Entwid
der Grundidee und von dem dußern Schidfale des Conv.⸗Lex.,
unfere Pflicht, dem Publicum auch von dem Verfahren der Reb
bei der Ausführung des Plans und bei ber mehrmaligen innern
und Umbildung bed ganzen Werks genaue Rechenfchaft abzulegen
Bei der Ausführung übernahm F. A. Brockhaus, ald £
rebacteur, außer dem Gefchäftliden und Zechnifchen, die außer
tung des Ganzen im Allgemeinen; er zunaͤchſt bezeichnete die aufz
menden Artikel, wählte die Mitarbeiter, vertheilte die Arbeiten
fie, deutete Duellen und Materialien dafür an, die er großentheils
anfchaffte, und unterbielt einen lebhaften Briefwechſel über bie
feiner Anficht aufzufaflenden Gefichtöpuntte. Daß aber ber Heraus
die aufzunehmenden Artikel in letter Inſtanz ſelbſt beflimmte,
darum nothiwendig, weil es nur fachvertvirtend gewefen wäre, fid
über viel mit Andern zu berathfchlagen. Indem Geber fein Fad
Mogerfäde. -Uußerken hatte dr die hörte Aufmerkfamkelt
7 — Literatur e und fobald die Unter⸗
"Besiten boffen Mi, Anöekhaft. * Bloß bie Deutfße,
X en a t die deu
7 Se aid iſchen Zeitſchriften wurden in
das Werd von Ihm: durchlaufen und aus ihnen Alles
‚web für daffelbe paffend oder näherer Erwägung werth
2: ferner die von ben Mitarbeitern eingehenden Artikel
befprisih fich über Ike fire Aufnafene nad) Inhalt, 7
| dem Nredacteur Dr. — Hain. Eig⸗
Mihigtt g er fi bagegen feltin, und nım im Fache
Sets und b Biographie. In letzterer
| bei der — und nften Auflage die legte Durch⸗
— —AE auf das Praktiſche gerichte⸗
sliteratifche Bldung, em vielbe⸗
—— Kenntniß ber neuern brachen und
wuspdifchen Siteratur, verbunden mit einem Iebenbi en Eifer
und Eitratıır und beren Foͤrderun , mach:
biefee nicht für die Schule, en für bie
u ung vieleicht vor vielen Anbern gefchidt.
es bie —8 als Verleger bedeutender wiſſenſchaft⸗
2* ondere als Herausgeber und Re⸗
en hatte, die Welt aber, als
x und —— ber —*2*— Blätter", ber „Zeitgenoffen”,
atiouſblatis“ *) und ber „Urania', p end-
Hand er am in der Mitte zwifchen beiven, was auf bie:
bis *5 und auf die ſichere Grundlegung der Neuen:
den wichtigſten
$ nid ah. in his-Wbslen Fannhorte her an sicher Milfen-:
zu
Berathung darüber mit dem Heraudgeber, von ihn ſtyliſtiſch u
teriel geprüft und nach Befinden dem Zwecke des Werks gem
ebildet. Bei neuen Druden und Auflagen madte er auf
erbindung ftehenden Artikel aufmerkſam und fuchte durch Ver
gen und Zufammenziehungen den Raum zu gewinnen, an welc
immer gebrach, da die Maffe ber zur Aufnahme ſich eignenden
taͤglich wuchs.
An Materialien fuͤr den eignen Gebrauch, wie auch
Mitarbeiter wurde nach und nach Alles angeſchafft, was die Ausf
unterflügen fonnte. Die Hülfsmittel, die fich in ber beutfchen &
fanden, glauben wie übergehen zu können, ba ihre Aufzählung |
führen würde. Don den außländifchen wollen wir wenigftend
nennen. So haben der Rebaction die englifhen Encyflopäbien, |
„Eucyclopaedia britannica” mit Napier’s reichhaltigen Supplen
Brewſter's „Edinbu Encyclopaedia” mit ihren Supplen
„The Metropolitan Encyclopaedia”; Nicholſon's „Encyclo
und Gregory's „Encyclopaedia” viele Dienfte geleiftet; ein :
it von dem „Edinburgh etteer", ben beiden Biogra
ictionaries von Aikin und Chalmers, dem treffliden „Annu
gister von Stoddale, den Monthly, Edinburgh und Quarteı
views, den Monthly und New monthly azines, den „Annu
‚graphy and obituary” und ben „Public characters of all na
welche Werke, nebft vielen andern biefer Sprache, ſtets vollſtaͤnl
Hand waren. Bon franzöfifhen Werken benugte die Rebaction
fondere Bayle's reichhaltiges Wer, die dD’Alembert’fche „Encyklo
die „Revue encyclopsdique”, die „‚Biographie universelle‘, das
tionnaire historique”, das „Dictionnaire des sciences medie
das „Dictionnaire des hommes vivans”, bie brüffeler „Galeri
contemporains‘, da8 „Annuaire historique”, bie ‚Tabletten u
selles“, die „Biographie nouvelle des contemporains” von X
Jay, Iouy u. A. und außerdem Vieles, was die Ältere und |
franzöfifche Literatur darbot. Auch die dltere und neuere itali
und holländifche Literatur blieb nicht unbeacdhtet und unbenutzt.
. Nicht fo leicht als bloße Materlalien waren thätige, einſicht
Eenntnißreihe und den Zwed des Conv.⸗Lex. ſtets berüdf
gende Mitarbeiter zu finden; indeffen wurbe die Untern
auch darin beguͤnſtigt. Gleichwol gehörte die unermübliche T
beider Redactoren dazu, um die unglaubliden Schwierigkeiten zu
winden, die mit der Zufammenftellung eined alphabetifchen Bert
bunden find, zu weldem man einer großen Anzahl von fremden,
ganz Deutfchland zerftreuten Mitarbeitern bedarf. Ein einziger aı
bender wichtiger Artikel kann die ganze Unternehmung aufhalten
kommt binzu, daß auch der regfamfte Eifer der Thätigften nach V
einiger Zeit in der Regel zu erkalten pflegt, daher nur wenige |
beiter mit den Redactoren die ganze Bahn burchmeflen haben. 2
fondere warb das Redactionsgeſchaͤft dadurch erfchwert, daß n
häufig einzelne, fonft ſchaͤtzbare Mitarbeiter, flatt dem Zwecke bei
Fonds angemefjener kurzer und bündiger Artikel, ganze Abhandl
oder doch viel zu weit ausgefponnene Artikel einfchidten, die en!
völig unbraudbar waren, oder erft wieder eine eigne, Zeit ke
Bearbeitung foderten, oder audy wol im Gebränge der Arbeit ganz
genommen werben mußten, wodurch öfters ein Übelftand eintrat;
XI
ton jeboch bei fpätern Druden durch Abkürzungen abzuhelfen
Die größte Schwierigkeit fand fie aber anfangs, befonders
hiand, in der Auffindung von biographifch » charakteriftifchen
her unfere eignen Seitgenoffen, die in den Welthändeln und in
kr zu den public characters gehören. Auch bei der größten
e ih der Herausgeber deßha gegeben, war ihm dennoch
darin fo gelungen, wie er gewünfcht hatte, und fein Werk
w ber fünften Auflage in dieſer Hinficht noch fehr viele ihm
Hannte Lüden bar.
(0 dankbarer nannte er in ber Vorrede zur fünften Auflage die
eimigen Mitarbeiter, welche an der zweiten, britten, vierten
m Auflage Theil genommen hatten. Da jedoch die meilten
w frühern Drude eine gaͤnzliche Umbildung erfahren haben,
der urfprüngliche Antheil ihrer erften Verfafler an denſelben
mehr durch ihre Chiffern bezeichnen, obfchon bei den Artikeln
4 viele Chiffern beibehalten worden find.
R folgen Die Namen unferer Mitarbeiter, foweit die Nennung
md zugeflanden worben iſt; einige berfelben haben erſt Bei⸗
u ehesten Auflage geliefert.
L Xyel in Leipgig (verfl.). — Dr. G. W. Beder in keipgig. — Prof.
ig (verfl.). — Prof. Benzgenberg in Fi en. — Educationsrath
ge in WBaitershaufen. — Hofrath R. von Boſſe in Braunſchweig. —
Bi Brocdhaus (verft.) — Prof. Bucher in Halle — Rector Can:
Birnen. — Dr. Shlabni in Kemberg (verfl.) — Pre. Crome in
- Depping in Paris. — M. Dolz in Leipzig. — Hofrath u. Biblio:
Dboif Ebert in Dresden. — Appellationsratb Dr. Eichmann in
"Sl. Eifenmann in Münden. — Dr. u. Prof. Yicinus in Dresben.
‚u Foörſter in Dresden. — Dr. Friedr. Förfter in Berlin. — Dr. u.
aa Brieblänber in Halle — Dr. Dtto, genannt Georgius, in
Ih, — Dr. Karl Friedr. Wäh. Gerftäder in Leipzig. — Prof.
Nie kiig (verft.). — Dr. Friedr. Gleich in Leipzig. — Dr. Greiner
-Prof. Gruber in Halle. — Dr. Ludw. Hain. — Prof. 5. Eh.
&injig. — Dr. Haffel in Weimar (verft.) — Prof. Heinroth in
- Stabert von Hormayr in Mündyen. — Frau Therefe Huber, geb.
k Agibarg. — Staatéeraih u. Prof. Dr. Karl Deine. Ludw. von Zafob
mi). — Dr. Keferftein in Danzig. — Dr. Kofegarten in Ham:
Dr. u Prof. F. U. Köche, Superintendent in Auftebt. — M. Kraft
en (jegt in Damburg). — Dr. u.Prof. Kraufe in Göttingen. — Prof.
Beifen. — Dr. Ludw. Krig in Dresden. — Prof. Krug in Reipzig. -—
adius in Freiberg. — Juſtizr. Läwäg in Altona. — Prof. Leonhar—
(verſt.). — 8. 2. Eindau in Dresden. — Prof. Lindner in Leip:
Lüäbers in Altenburg (verſt.) — Baron von der Malsburg in
). — Superint. Meißner in Waldenburg. — Prof. Mefferfhmib
>» M Michaelis in Leipzig. — Dr. Moſch in Eiegnig. — M.
ı Dresden. — 4. Müller in Dresden. — NRegier.:Rath Adam Mül-
B (ver). — Dr. Corn. Müller in Hamburg. — Hofr. Meth. Mül-
— Hofr. u. Biblioth. Dr. Wild. Müller in Deffau (verfl.) —
Iiner in Weißenfelts. — Dr. Karl Mur hard in Franff. a. M. —
Riemeyer in Halle (verſt.) — Hofr. und Pofldirector Dr. Nürn:
Borau. — Hofe. Den in Münden. — Geh.:Kirchenrath u. Prof. Dr.
* Gottlob Paulus in Heidelberg. — M. Peſchek in Zittau. —
Petri in Zittau. — Dr. Pfeilſchifter in Wien. — Haupt⸗
4 Juguſt Pierer in Altenburg. — Prof. Pohl in Leipzig. — Hofr.
arl Eudiwig Yölig in Leipzig. — Hofr. und Prof. Dr. Friedr. Auguft
elt in Heidelberg. — Dr. 8. Puttrich in Leipzig. — Hhofr. Rein:
ma. — Dr. und Prof. Rofenmüller in Leipzig. — Prof. Friebr.
m Göttingen. — Dr. Schink in Sagan. — Kammerrath v. Schlie
Ben. — Preb. Schloſſer in Groß⸗3ſchocher. — Prof. Schmeißer
ad. D. — Gonrector Schmidt in Schleufingen. -— Prof. Schu:
#7
»
XVI J
bert in Erlangen. — Hauptmann S ulge In Mogbeburg, — De
vers — Prof Kurt Sprengel in 4 Prof. Stenzel in Bees
Prof. Sturm in Jena. — Dr. Trertſchke in Leipzig. — int. I
Prof. Tzſchirner in Leipzig (verſt.) — Muflldirector Uber in Dresden
— Prof. Vebelen in Gtuttgart. — Beh. Leg.:Rath Karl Auguf Bar
von Enfe in Berlin. — Dr. Karl Benturini in Hordorf. — Prof Wi
in Dig: — Dr. Adolf Wagner in Leipzig. — Dr. Waͤhner in Deſſen —
und Prof, Amadeus Wendt in Leipzig. — Infp. Werner in kei 4
Thereſe Emilie Henriette aus bem Windel in Dresden. — . Aa
Theodor Winkler in Dresden. — Segationsrath von Boltmann in Yeag |
— Gonfiftorialrath Wunfter in Breslau. “
Hierzu fügen wir aus dem Berichte, Leipzig und Dresden u
Auguft 1826: „Über den Plan der Neuen Folge des
Lex.“, welcher der legten oder vierten Abtheilung berfelben :
vorgefest ift, die Namen der erft bei der Neuen Folge hif
tretenen Mitarbeiter, deren Arbeiten jedoch großentheil®
beitet und durchgängig einer neuen Prüfung unterworfen, ii
bente Auflage alphabetiih an Drt und Stelle aufgenommen
find. Es wurden bafeldft S. xı und xu bis auf einige auähl
Gelehrte, welche nicht genannt fein wollten, außer benen, weldye
in obiger Reihe ald Mitarbeiter an dem Hauptwerke fliehen, ed
gende von ber Redaction namhaft gemacht: |
Prof. Dr. Abrian in Gießen. — Hofr. Chr. Karl Anbre6 in
Oberappellationsgerichtspräfldent Ghriftoph Freiherr v. Aretin in Amberg
Prof. Ch. Bachmann in Jena. — Gonrector Karl Baumgartens
Dresben. — Prof. K. W. Beffel in Königsberg. — Boje in
Hofe. Karl Auguft Böttiger in Dresden. — Prof. Karl Bätt
Erlangen. — Mebicinalratd Dr. 3. 8. Casper in Berlin. — : De
Shoulant in Dresden. — Inſp. Dr. Friedrich Sramer in Halberflall. -
Heinr. Döring in Jena. — Kriegsarchivſecretair K. A. Engeiherbt ia
den. — Forſtrath Fiſcher in Karlgruhe. — Geh. Rath Sohann
Gerning in Frankfurt a. M. — Prof. Dr. Wilhelm Sefenies in Se
Dr. Joh. David Golbhorn in Leipzig. — Prof. Dr. Friedrich David Bri
um. — Dr. Wilh. Häring in Berlin. — Geh. Reg.⸗Rath Dr.
leben in Manheim (verft.). — Hofe. Dr. Heine. Hafe in Dresden. — .
mann in Sena. — Joh. Chriftian Hüttner in London. — Hoſt.
cobe in Gotha. — Dr. 8. ©. Zaspis in Dresten. — Re [
in Düffeldorf. — Dr. Morig Kinb in Leipzig. — Dr. ‚ Körte Me
ftabt. — Prof. Dr. 3. €. 8. Kofegarten in Greifswald. — Major
Landsberg in Dresden. — Dr. 3. W. Ldbell in Berlin. — Kirchenr. D
Matthäi in Altenburg. — Freiherr v. Meferig in Frankſurt a M. — X
Friedr. Joh. Lorenz Meyer in Hamburg. — Eonfiftorialrath Dr. u -
geil in Meiningen. — Bergcommiffionsrath und Prof. Frier. Rohs in F
— Hof. Münnid in Dresden. — Oberlandesgerihtsrath Dr. Neigeb
Breslau. — Karl Eduard Freiherr v. db. Delsnig in Leipzig. — Prof. Dr
in £eipgig. — Dr. Wüh. Friedr. Palmblad in Upfala. —
in Dresben. — Major v. Polenz in Dresden. — Prof. Dr. H. ©. 2. Ei
bad in Dresden. — Prof. Ernft Reinhold in Jena. — Kammeraff
Nüder in Leipzig. — Prof. Schacht in Mainz. — Geh.⸗Kath Dr.
Schmid in Jena. — Hofe. Mloys Schreiber in Karlsruhe. — Wi. d.
in 3lebingen. — Prof. Guſtav Schwab in Stuttgart. — Gofg
Sommer in Kirdhunden. — Geh. Oberflinangrath I. D. 8. So:mann
lin. — Dr. Ernſt Stapf in Naumburg. — Prof. Dr. Joh. Severin Ba
Halle (verſt.). — Dr. ©. H. Weller in Dresden. — Prof. Dr. Guſtav
Wiggers in Roftod. — Forftmeifter Beorge Kranz Dierih aus dem W
in RKoßbach. — Prof. Auguft Zeune in Berlin.
Inöbefondere aber fühlt ſich dien Verlagshandlung verpflicht
Herren Prof. Haffe, damals in Dresden, und Wendt in
zig, als Diejenigen zu nennen, welche mit vorzüglicher Treue bie
xv
Bar me fen und ie gt zit vn und Zhat
De ar ayenen wifinfgufnicn
nämlich, außer einzelnen wiſſeuſchaftlichen
Ds — Bände zu einer vollfländigen Revifion,
gaben die Durchſicht einzelner
uͤhſame Arbeit unfer Werk
iger Petri in Zittau verfaßte die Ar-
git, Kirchengeſchichte und Dogmatik.
alle, war a Anfang und bi6 zum
d fchägbarften Mitarbei-
en es fehr bebauert, daß er fpäterpin
eiten abgehalten wurde, weitern
L Eu: 1 Bla nn noch 5 fotgenbe Bei ionen
gemäß das Feh⸗
igen, daß Kangeitefte u zu Ormonänbigen und bad Uns,
—— Rector Sannatih beforgte die Revifion
und flatiflifchen Artitel; — ‚Hr. M. Schmidt
phiiologiſchen; — Hr. Geh. s Kirchens
die Anzahl Artikel der neuern Zeit⸗
——— in Sorau bie naturwiſ⸗
von Sqlieben in Dresden bie
— Hr. * — in Magdeburg und ein
r. Dr. Steiner in Eis
m — Hr. Hof. : Uliner in Weißenfels
Ihe der Er Dramaturgie und Mathematik fich beziehenden Ars
tie vorhin gedachten Freunde, die Herten Haffe, Detri
Br die Politik, Di lomatit, neuefte Suatenge
engefchidte, Biographie, Pädagogik, 18
Bine ſßerdem lieferte zu der Fa
5 der Italien erfi FR kurzem befucht
h —** der wichtigſten, Italien betreffenden
an Bu it auf Kunft und Literatur. Dagegen
Reaction zab a en wegen fehlender Artikel un⸗
, wollte “ anders nicht von bem Plane deö Werks ganz
Ind bie eigenthlmliche Grundlage beffelben vernichten. Ihr
Baht war, die Materialien möglichft in Übereinftim>
bringen, viele theils abzufürgen, theils zu erweitern,
‚je sadben es bad Beduͤrfniß des Werks nad)
— ichten ‚zu erfodern ſchien; verhältnißmäßig find das
wenig Artikel der vierten Auflage in der fünften ganz unver:
Bro So ward dc moͤglichſte Bedrungenheit des Bor:
Bes! Fig Siefegten und dadurch, daß im
je um 6 Bogen flärker ges
2000 Pr ie Raum Human, Ai
J und Beſtimmung edaction auf dem ganzen Felde bei
ben Willens nachſonchte, insbefondere aber Die Snenefte Zeit und
— und zu Gegenftänden der höhern Unter
—— — a un bier no einen
werben. Der San des Werts elauble nicht, tn beufelben
zu fein. 68 wurden daher in ber fünften Auflage eine
XVI
Menge Ortsbeſchreibungen ganz weggelaſſen, die beibehaltenen ob:
binzugelommenen geographifchen Artikel aber um fo vollftändiger
delt. Diefe betrafen jegt, außer den fouverainen Staaten, nur
Länder, Provinzen und Städte, bie ſich durch höhere Wichtigfe
fonft eine merkwürdige Eigenthümlichkeit, durch daran geknuͤpfte
benheiten, durch Handel, durch Erzeugnifie der Natur oder Ku
dgl. auszeichnen. Zu manchen derfelben erhielt ber ‚Herausgeber
F neue Ausarbeitungen aus den Orten und Gegenden felbf
getheilt. 3
Darf man nach dem Erfolge urtheilen, den unſer Werk
bat, fo hat dieſer dad Verfahren des Herausgebers gerechtfertigk
erfien 8 Bände der fünften, 12,000 Eremplare ſtarken A
ven in einem einzigen Jahre völlig verkauft, ehe noch der nen
zehnte Band in diefer Auflage vollendet werden konnten. No
Umarbeitung bdiefer beiden Bände befchäftigt, die erfi Ende. M
beendigt wırrden, konnte die Redaction ficy nicht einer neuen
des Sanzen unterziehen; ed ward daher ein bloßer Nach
Abdrud von 10,000 Eremplaren veranftaltet. Auch, diefer warb‘
halb eined Jahres verkauft. Da nun ber Herausgeber un
neuen Audgabe in ber kurzen dafür bleibenden Zeit die erfoberliche,
falt. widmen fonnte, fo beftimmte ihn Died, fowie der allgemeine X
der zahlreichen Befiger der beiden Drude, einen zweiten *
(den dritten Druck alſo) in der Art unveraͤndert zu laſſen,
ſelben keine neuen Artikel beigefügt wurden. Dieſer zweite
von abermals 10,000 Exemplaren ward zu Ende des Mops
1821 fertig. |
Beide Nachſchuͤſſe der fünften Auflage find alfo inſofern wm
dert geblieben, daß kein neuer Artikel aufgenommen, und bein im
Drude diefer Auflage befindlicher weggelaffen wurde. Wol abe
alle ber Redaction bekannt gewordene, oder von den mit der Din
beauftragten Gelehrten bemerkte Irrthuͤmer und falfche Angaben ı
merzt und berichtigt, die gefchichtlihen Artikel aber fi mit
ten Zügen bis auf die neuefte Zeit fortgeführt worden. Da jede
Bogen aller 3 Drude fih darin dhnlih fein mußten, daß jeb
bemfelben Worte und Sage anfing und endete, fo konnte jede Wk
rung und Erweiterung nur dadurch errungen werden, daß auf I
ben Bogen dafür anderweitig etwas geflrichen oder abgekürzt !
Von diefen Grundfägen einer bloßen Kevifion war jedoch die Rel
bei dem dritten Abdrud der fünften Auflage darin abgewidyen
fie glaubte, die politifche Anficht der Zeitverhaͤltniſſe wefentlich ı
auffaffen zu muͤſſen, als es bei den 2 erften Druden der fünfte
lage gefhehen war. Sie bemühte ſich daber, bei allen Artikel
mit der Politit und neueſten Zeitgefdhichte in Verbindung ftehen,
e8 den Zeitgenoffen moͤglich, einen rein biftorifchen Standpur
gewinnen.
Was fi) auch hiergegen einwenden läßt, fo glaubte die Rei
dennody die Pflicht eines jeden Berichterflatterö, das befannte si
et studio, beobachten zu müffen. Denn bei einem in alle Glafi
Geſellſchaft eingedrungenen Werte, wie es dad Conv.:ker. ift, das
allerding6 von demſelben in einer fo — Zeit, wie ed bie u
damals war, eher Beruhigung und Verftändigung als Aufregum
Trennung erwarten. Überdies hat die Zeit felbft — immer bi
XVII
- feit 1819, wo (und zwar in dem fo aufgeregten Herbſte
res; die fünfte Auflage zuerft vollfländig erſchien, Uber Vieles
und unbefangenere Anficht gegeben. Es wurde baher
'el der fünften Auflage, in welchem man eine leidenfchaftliche
tige Anficht fand, vollig umgearbeiter, fodaß ſchon in dem
ade durchaus eine ruhigere, oder eine reinhiftorifche Anficht
sihend wahrgenommen werden konnte. Dabei iſt jedoch we:
harafter Des Rechts und der Wahrheit aufgegeben, noch bie
eignen Überzeugung unterbrüdt worden.
nicht geringere Sorgfalt wurde bei dem legten Abdrucke der
uflage auf alle Artitel gewandt, welche fid) mit den religiöfen
wer den Tirchengefchichtlichen Anfichten der verfchiebenen chrift:
kfonen befchäftigen. Die Rebaction bemühte fidh, aus jenen,
Si zu entfernen, was irgend eine derfelben feindfelig beruh:
er, obne jedoch dabei den Charakter des Proteflantismus zu
1, oder bie Überzeugung von göttlichen Dingen und Firchlichen
wit Lauheit zu betrachten.
mungeachtet hoffte der verjiorbene Herausgeber nicht, daß es
gen fei, durch feine vermittelnde Leidenfchaftlofigkeit, den Bei-
erſchiedenen, einander fo fchroff entgegenflehenden politifchen
bien Parteien gewonnen zu haben. Märe ed ihm vielleicht
: gelungen, fo glaubte er dies für das befte Zeichen zu halten,
darthun würde, daß die Mebaction mitten durch die Parteien
Yen eignen, ruhigen und feften Gang genommen habe.
ber Redaction und Revifion der beiden Nachfchüffe zur fünften
bat Hr. Dr. Ludwig Hain feinen Theil gehabt, fo wenig als
Redattion der Neuen Folge und ber fpätern Auflagen des
u. Die Durchficht des Hauptwerls in 10 Bänden für den
übernahm im Allgemeinen Hr. Prof. Haffe in
vn Das Verdienſt der abermaligen Revifion für den dritten
gehört demfelben allein.
I dem biöher Angeführten wirb man jedoch feineswegs folgern,
Üheber diefes von ihm 5 Mal ermeuerten Werks je geglaubt,
he Aufgabe, die er fich zu löfen vorgenommen:
genwärtige Bildung der Umgangswelt oder des gefelligen Ver:
fowol ihrem Inhalte als ihrer Form nach zunäcft für den
mden Blid des deutfchen Europders treu darzuſtellen
vollſtaͤndig gelöft Diefe Aufgabe ift an und für fich zu fehwie:
erwarten zu tönnen, daß fie ohne Fehl und Irrthum verwirklicht
fte; fie verändert fich nach der Eigenthuͤmlichkeit jedes einzelnen
‚ endlich fehreitet bie Zeit fo raſch und unaufbaltfam fort,
tm faft täglich fo bedeutende Veränderungen in allen Staats
hen Berhältniffen, in der Literatur und dem Gefanuntgebiete
michaften ein, bag Das, was heute wichtig, neu und richtig
fhon in wenig Monaten veraltet und ungultig if. Ebenſo
Beben auch neue Intereſſen für früher unbeachtete oder gar
eweſene Gegenſtaͤnde. Died Alles bewog den Herausgeber,
oben gefagt worden ift, flatt eines vierten Abdruds der fünf:
chöte Auflage des Conv.-Lex. zu veranflalten. Er unter:
: ald alleiniger Redacteur das Was, das Wieviel von ie:
flande und die Sprachform bed ganzen Werks einer durd):
Mufterung , wobei er folgendes Verfahren befolgte.
KK
xviii
Er ſchied zuerſt aus der Maſſe von ungefehr 12,600 %
die veralteten und unmichtigen, ſowie folche Artikel aus, die als
Worterklärungen in ein Wörterbuch gehören, das reine Nomen
gibt; zweitens wurden ſolche Gegenftände, bie in den Hinter
der Öffentlichen Anfmerkfamleit getreten waren, fürzer dargeftellt,
dagegen, welde ein befonderes Intereffe wieder erregt hatten,
neue Segenftände, welche wichtig fchienen, befonders aus den #
fünften Auflage noch nicht genug berüdfichtigten Faͤchern der Ku
ſchichte, Naturwiſſenſchaft, Archäologie und Rechtöfunde, aufgen
brittens wurben neu abgefaßte Gefammtartifel zur Überfiht
Ideen, welche die Zeit bewegen und das Schidfal der Völker
men, aufgeftelt; viertens wurben eine Menge Artikel, für w
Fortſchritt der MWiffenfchaft und Kunft bis auf den Zeitpunkt
4823 neuen Stoff gegeben hatte, vorzüglich ſolche, die burdy
gefhichte, Staaten: und Laͤnderkunde berichtigt ober bereichert
waren, fowie mehre, die nicht nach einem allgemeinen, ſondern
befondern Geſichtspunkte abgefaßt waren, theils aanzlich umgeat
oder neu verfaßt, theils ergänzt und fortgefegt; fünftend w
längere Artikel, indbefondere die hiftorifch=ftatiftifchen, ber leichtern
fiht wegen, in Abfchnitte getheiltz fehstend wurde dad ganze |
binfichtlih der Nichtigkeit, Angemeſſenheit, Kürze und Reinhe
Ausdruds verbeſſert. Inöbefondere unterzog ſich Herr ec
Knolle in Braunfhweig der mühevollen Durchſicht ber
form des ganzen Werks.
Da ſich auf diefe Art der vierte Abdrud der fünften Auflage
Inhalte wie der Form nach, wefentlid) von dem dritten — was
ein Blick auf Regiſter und Seitenzahl zeigt, — unterfchleben |
würde, fo mußte ihn ber Heraudgeber als eine neue, iglich a
ſechsſste Auflage des in feiner auch bier feitgehaltenen Grumdfor
währt erfundenen Converfationd = Leritons dem Publicum vorlegen. '
Nothwendigkeit ergab ſich ihm jedoch erft bei fortgefegtem
umgearbeiteten erften Bandes ber fünften Auflage, der daher
noch durch die Norm der Bogen (Aufl. V. ++) als dritter
ſchuß bezeichnet wurde. Diefe einmal gebrauchte Norm mu
auch in den: ganzen Werke der fechsten Auflage beibehalten n
was freilich einen Pleinen Übelftand. gab, jedoch zugleich mit dar
innerte, daß zwifchen dem erften Drude der fünften und dem ber
ten. Auflage 2 verbefferte Nachfchüffe von jener nothwendig gem
waren.
Außer dem Hauptwerte von 40 Bänden hatte der verft. Hi
geber, mie wir fchon oben bemerften, noch eine Neue Sole
felben in zwei Bänden gegründet und die Ausführung bderfe
den erſten 3 Lieferungen, welche die Artikel aus dem A —
faſſen, felbft geleitet. (Die Fortfegung und Vollendung berfel
ben übrigen Buchftaben von G — 3 beforgte, wie wir fchon
führt haben, der Profefior Haffe, von 1824 — 26.) Beide |
bildeten ein Ganzes, inwiefern fie nach derfelben Grundidee der
halt umd den Umfang der geiftigen Bildung in dem geſelligen
darftellen follten. ine Erweiterung des Hauptwerked aber dur
Aufnahme fo vieler neuen, zum Theil erft in ihrer Entwidelung be
nen Gegenflände war damals nicht rathfam. Denn was fi ü
ferm fehr beweglichen Leben erſt geftaltete, konnte wol die Aufmer
x15
isen, trat jeboch darum noch nicht auf bie Dauer als vollen:
z in ſich abgefhloffen, in ben Kreis der allgemeinen Bildung
en entging dem Heraudgeber die Bemerkung nicht, daß ed wich:
binbaltreiche Gegenſtaͤnde gebe, welche jeder Gebildete nach
zen Umfange zu betrachten wünfcht; dahin gehören 3. B.
fchaftliche und Hiftorifch=politifche, Titerarifche und kunſthiſto⸗
ssturwiffenfchaftlihe und geographiſche Forfchungen, deren Re:
bes Leben der Völker unmittelbar berühren. Für biefe beiden
‚son Segenfländen legte 5. A. Brodhaus die Neue Folge
mw.:2. an. Da namlid die 10 Bände des Hauptwerk nur
Weibende und in fi Abgefchloffene darftellen follten, umfaf:
Iatwidelungen einzelner Zweige des Wiſſens aber nicht aufneh⸗
‚ fo waren bie 2 Bände ber Neuen Folge beftunmt,
e von Dem, was entfieht und ficy entwidelt, alfo das
he, bad Beränderliche in feinen intereffanteften Er:
gen aufzufiellen, dann aber auch die oben bezeichneten, all;
Beiätigen Gegenftände umfaffend vorzutragen. Noth⸗
p war es, in beider Hinfiht das Fach der Biographie zu
ne, weil im Staat und in Der Kirche, in ber Kunft und in der
bie Geſchichte body nur ‚ben verbienftvollen Dann voran:
hatte der verflorbene Herausgeber, aus Achtung für
Meible Überzeugung unferer nicht proteftantifchen Sprach⸗ und
fin, eine befonders paginirte Abtheilung der Neuen Folge
elung der wichtigſten Lehren und Anfichten der ka⸗
deu Kirche, von einem Patholifchen Gelehrten bearbeitet, be:
za dem Vorwurfe ber Einfeitigkeit bei einem Werke zu begeg:
3b üh bie Allgemeine Real: Encyklopädie nennt.
Ba wihen Artikel diefer Neuen Folge, welche in 2 Bänden,
4 Yahekugen, ſtatt der verfprochenen 140 Bogen, an 200 ent:
wer Diiginalauffäße, ober beruhten auf ungedrudten und authen⸗
ngen, welche nur mit einem beträchtlihen Aufwande
3%, Koſten und Mühe erlangt werden konnten. Das Publicum
ah die Neue Folge mit Beifall auf, indem in 3 Jahren 20,000
fine verfauft worben find, und ein unbefangener Beurtheiler der⸗
TER Nr. 71, 137, 139 und 440 d. 3. 1823, in
fg. d. 3. 1824, und in Nr. 214 — 220 d. 3. 1825, bat der
Zortfegung und Ermeiterung gewiffer Sächer bed Haupt:
wu ihrer Ausführung im Ganzen wie im Einzelnen Gerech⸗
wöerfahren laflen.
be Zeit felbft bat die Aufnahme der meiften darin dargeftellten
Kate geredtfertigt, ober über das bleibende Intereſſe derfelben
a. Als daher eine fiebente Auflage des Conv.-Lex. vorbe-
den mußte, fo war bie Erweiterung berfelben von zehn zu
Bänden nicht allein zwedinäßig, fondern auch nothwendig, wenn
das Weſentliche aus den beiden Bänden der Neuen Folge, nebſt
andern Ergänzungen, befonberd bes gefchichtlichen, bes literari:
"5 Kunfts und bed philofopbifchen Faches, darin Plag finden
Eine zweite Auflage der Neuen deige aber zu veranftalten,
z Idee bexfelben felbft wiberfprochen. Darum ward bie fchmwie:
fgabe, die Art und Weife, wie beide Werfe in Eins von 12
umgearbeitet werben follten, zu beflimmen, und zugleich die
m der fiebenten Auflage im 3. 1826 dem Bester Haffe,
|
xx
bamal3 in Dresden, übertragen. Der nunmehrige Rebacteur be
einigten Merkes entwarf, mit Zuziehung der Verlagshandlung,
Plan, und vertheilte die Fächer zur Durchſicht und Umarbeitur
fachkundige Gelehrte, von denen bie meiften fchon Mitarbeiter ar
Gonv.:Ler. gemwefen waren. Es kam bier darauf an, nicht Vo
digkeit zu erringen, fondern das Michtigfte zufammenzubrängen
Deraltete oder dem Plane des Werkes nicht Angemeflene audzufd
verwandte und bisher getrennte Gegenflände aber ſchicklich ineir
zu fügen, das Gefchichtlihe und Statiflifche bis auf die neuefh
fortzufiihren, dic oben genannten Faͤcher reicher auszuftatten, of
zu überfüllen, und überall die neuefte Literatur beizufügen, babe
auch den verhältnigmäßigen Umfang von 12 Bänden, jeden zu 4
gen, mit einer bequemen Abtheilung der Buchſtaben zu vereinigen!
ſes Maßverhältniß ließ fich nicht gleichförmig beſtimmen; baber fi
ale Bände bedeutend ftärkfer geworden. Deffenungeachtet erlaub
Umfang einiger Buchftaben nicht, den für fie beflimmten Band mi
gen vorgefchlagenen, in bie Rifte bereits eingetragenen, oft fogar
«bearbeiteten, jedocdy minder nothwendigen Artikeln noch mehr anzuf
len. Aus demfelben Grunde bat die Redaction bie der fünfte
fechsten Auflage vorgefegte Einleitung: „Über die Entwide
des höheren gefelligenFebens in Europa, vorzüglich!
die Literatur in Der neueren Zeit", vom Prof. Haffe, |
fiebente Auflage nicht mit aufgenommen.
Was nun die Neviforen und Bearbeiter der einzelnen Faͤch
GConv.: 2er. in ber gegenwärtig vollendeten fiebenten Auflag
felben betrifft, fo haben wir fie bereits in dem Vorworte zu
erfien Bande genannt, und auch dafelbft über das von der 9
tion bei der gänzlichen innern -und aͤußern Umarbeitung des W
mit Einfchluß der Neuen Folge, angenommene Verfahren erklärt.
dem wir jet unfern Dank für die einfichtövolle und thätige D
fung der in jenem Vorworte genannten Gelehrten, hinfichtlidy der
übertragenen und von ihnen nicht bloß durchgefehenen, fonden
oroßentheild umgearbeiteten einzelnen Fächer, hier nochmals ausſp
bemerfen wir nur dies, bag der Staatsrat von Jakob in
und der Hofratb D. Wil. Müller in Deffau, die Revifion
Faͤcher fchon vollendet hatten, als fie ihren Freunden, dem Staa
den Wiffenfchaften durch den Tod entriffen wurden.
Die Befiger der vorigen Auflagen werden daher, nach Dem
uber den Zweck unferes Werks gefagt worden ift, bie Umbildung
fürsung und Erweiterung deffelben zu einer neuen Auflage in 3
Bänden in der Natur der Sache gegründet finden. Eine foldyı
bildung führt die Zeit felbft herbei, mit welcher dba3 Werk, |
Plane nach, der die Gegenwart umfaßt, die Vorzeit aber nur in
berührt, als fie mit der Gegenwart zufammenhängt, ftet8 überei
men foll; auch weiß es jeder Gebildete, daß jetzt ein einziges Jal
her an hiftorifchen Erſcheinungen und wiflenfhaftlichen Fortfchritt
als es fonft ein Jahrzehend fein mochte.
Auf der andern Seite ift bie Rebaction aber auch billig <
das Gefühl des Unangenehmen zu würdigen, das für Jedermann
liegt, cin Werl eben angefchafft zu haben, von weldiem man
Zeit nachher erfährt, daß ſchon wieder eine neue und viel bere
Ausgabe erfchienen ſei. Daher beftimmte ſowol dies, als uͤber
"xx
Emigung, daß es Pflicht fei, bie Veränderungen in der Zeit un!
Sifenfhaften, wie fie in der jedesmaligen neueften Auflage ent
find, auch ben Befigern der vorhergegangenen Audgaben mitzu
den Unternehmer zu einer Einrichtung, welche ihm allen billigen
‚ ‚die man an ihn machen Eönnte, genug zu thun ſchien
nämlich das jebeömalige Neue, das eine neue Audgabe ent:
fir die Befiger der frübern Auflagen in befondern Supplementer
de er für einen fehr billigen Preis erließ. So wurde für di
der erfien, zweiten und britten Auflage das Neue ber vierter
karten Suppiementbande gefammelt, und ebenfo das Neu
für die Beſitzer ber erften bis vierten Auflage in 2 berglei:
tbänden. Daffelbe geſchah für die Beſitzer der fünf:
, denen in einem Supplementbande, ber alles Neu
Auflage enthielt, jede Ergänzung und Bereicherung dei
dargeboten wurde. Nach demfelben Grundfage hat biı
1 auch für die Wefiger der fechöten Auflage und bei
' Alles, was bie fiebente Auflage Neues enthält, in einen
entbande zufammenftelen laſſen, deſſen Rebaction vor
Najor Freiherr von Sanböberg, welcher ſchon bei dei
Auflage die Rebaction durch feine thätige Theilnahme fehr un:
het, übernommen worden ift. Wie beträcptlid) au diesmal
der neuen Art. fei, welche weder in der fechöten Auflage nod
Folge ſich befanden, beweift am beften diefer ftarfe Sup:
Inebefondere haben ſich um die Bereicherung ihrer Fächer
Beh. Rath Dr. Schmid, Herr Prof. Wendt, Herr Hofr
ürnberger, und was bie Umarbeitung der mineralogifcyen
betr, Dr. Hartmann in Blankenburg fehr vordient ge:
Witzig diefes Supplementbandes koͤnnen die Befißer der frü:
ben neuern immer folgen, und ba auß biefen Pielet
werben müffen, was fi) in den frühern befand, um
bei Neue zu gewinnen, fo find fie felbft in diefer Hinficht
8 die Befiger der neueften Auflage. .
del über das Verfahren der Rebaction. — Bei aller hierin
Sorgfalt aber war ſchon der verſt. Herauögeber fich wol
daß auch die neueſte Auflage das Gepräge jebes Menfchen:
- Unvollfommenbeit, anichtrage. Wenn jedoch manchen
änelne biographiſche Artikel vermiſſen follte, die in den Plan un
Beides gehören, fo muß bie Rebaction mit Bedauern geftehen,
fr über mehre ausgezeichnete Individuen unferer Zeit entweder gar
er untauglihe Materialien, uͤber einige aber die gewünfchten
ju fpät erhalten hat. Die Verlagshandlung glaubt wenigftene
me fie es bem Publicum ſchuldig ift, fo gut als möglich vorbe:
m haben, damit bie innere und dußere Ausbildung des Merke
Foderungen entfprede. Im jedem Falle werden die Zeitgenof:
zur Herftellung eines folhen Werks ganz geeigneten Herauds
1, nach feinem Tode, daB Zeugniß nicht verfagen, Er habe allı
Gebot geftandene und zugänglicy gewordene, fowie in bem
feiner Beurtheilung liegende Hülfömittel angewentet, um feinem
eine wuͤrdige und ber deutſchen Literatur Ehre bringende Geftali
Endlich gebietet die Dankbarkeit, noch des Beifall zu gedenken
ben verft. Herausgeber zur DBerboppelung feines Fleiges unt
feiner Sorgfalt fo kraͤftig ermuntert bat. Diefer Beifall iſt zu
eme bibliographifhe Merfwürbigkeit, indem vielleicht feit Exrfinbum
Buchdruckerkunſt von feinem Werke gleicher Bogenzahl in fo. we
Jahren eine folhe Maſſe Eremplare gebrudt und abgefegt worbe
von dem unferigen.
Bon der erften Auflage, welche vom Dr. Loͤbel begonnen 4
waren 2000 Erempl. gebrudt worden, und zu dem Verkauf der
16 Jahre (1796 — 1812) erfoderli gewefen. Dagegen war ber
Drud des erften Bandes von der zweiten Auflage, freilich ng
1500 Erempi., da der Unternehmer vorfichtig zu Werke gehen u
ſchon vergriffen, ehe ber zweite Band vollendet war. Jetzt w
Auflagen der folgenden Bände zwar verflärft und bie
immer nachgefchoflen; dennoch genügte keine auch noch fo
lage nach ben gewöhnlichen Berechnungen, ben Bebürfniffen
blicums. So folgte ber zweiten bald die dritte, vierte und fün
gabe, und der Abſatz ift von 1812 bis jest ſtets geftiegen.
Das GConverfationd : Lerifon ift daher feit 33 Iahren in fi
Driginalauflagen (von welchen bie fünfte drei Mal ge
if), in 80,000 Exemplaren vorhanden. Außerdem erfchienen 1
Überfegungen in dänifcher (Kopenhagen, bei Soldin), fchwebifche
hollaͤndiſcher (Zütphen, bei Thieme) Sprache. Bearbeitungen befl
in englifcher und franzöfifcher Sprache wurben vorbereitet. (ine
Ufche Überf. der fiebenten Aufl. in Nordamerifa, u. d. T.:
—— of arts, sciences, litterature, commerce,
&eography, history, biography, and all useful kaowi
general interest”, wurde, durch Dr. Franz Lieber und Edw.
Tesworth Esq. beforgt, im I. 1828 von Carey, Lea und Garey in
ladelphia unternommen, die amerifanifche Biographie in berfelben
von Mr. Walfh bearbeitet. Rechnet man bazu die Nachbrude:
erfte von Schrämbl in Wien nad) der erfien Auflage und gu
mit dem Vaigt'ſchen „Hanbwöärterbud für Geſchaͤftsführ:
(Leipzig, in einer neuen Auflage, von Reinhardt verbeflert, ü
tona), und bie beiden andern von Madlot in Stuttgart: fo u
nabe an 90,000 Eremplare von biefem Werke feit 1812 geruc
größtentheild auch ins Publicum gebracht worden fein: eine Erfchei
die gewiß außerordentlich ift und als ein merkwuͤrdiges Zeichen w
Zeit und des Charakters unferd Werks betrachtet werben kann.
Die Zeit, wo der Herausgeber und Eigenthümer bed Com
tiond = Lerifons fich über die Nachbrüde, übrigens keineswegs ohne
gültiges Necht dazu, creiferte, iſt voruͤber. Es gelang ihm nicht,
den billigften Preis fein Eigentum vor ben Nachdruckern zu fi
Der verft. König von Würtemberg autorifirte einen Nachdruck, um
gleich der jest regierende König dem Unternehmer ein Privilegium ı
die Wiederholung deſſelben ertheilte, fo war dies boch bei der Uı
tommenbeit der ſich darauf beziehenden Gefeggebung und ber B
fligung des Nachdruckerweſens durch das damalige würtembergifche
nifterium ohne Erfolg, und der Nachdruder durfte unter dem
ben, einen Auszug des privilegirten Werks liefern zu wollen,
zweiten Nachdrud deffelben veranftalten. Dabei bat jeboch das $
cum mehr al3 der Eigenthümer verloren, indem diefe Nachdruüͤck
Abſatz der Driginalausgabe nicht unterbrachen, wol aber bie Rebe
und den Unternehmer in ihren Anftrengungen für das Werk ba
*
*
xXxIH
: ud flörten, daß fie biefeiben nöthigten, ſtets ein Auge auf
nfionen ber Nachdrucker zu halten, um nicht von biefen, bie
ger und Druder anzuftellen brauchten, bie Sorge für den Text
m überließen, überflügelt zu werden.
B Publicum bat feitbem entfchieden, unb jene Freibeuter haben
Ende durch ihre Ungefchidlichkeit felbft geſtraft, indem ihre legte
‚dem Bernehmen nad, um nicht Maculatur zu werden, hat
Bert werden muͤſſen, während von der Originalausgabe nie ges
gedruckt werben koͤnnen.
4 der Bemerkung eines geachteten Geſchichtſchreibers „wuͤrde es
Geiſte der krefflichen Verfaſſung fein, welche Wuͤrtemberg ſeit
Könige verdankt, wenn ein kraͤftiger Mann in der Mitte
feine Stimme gegen die Schmady des Nachdrudergewerbes
die Öffentliche Brandmarkung deffelben vor einer ehrmwürbis
g bewirkte, bis endlich auch im füblichen Deutfchland
bum des Norddeutſchen ebenfo durch das Öffentliche
und geheiligt wird, wie bereit feit Iahrhunderten das
um ımferer fübdeutfchen Brüder im nördlichen Deutfchland,
ia Sachſen und Preußen, gefhügt if”.
k handlung hat fich felbft zu ſchuͤtzen gefucht, indem fie
WM fortwährend zu verbefiern und zu bereichern fich bemühte, fos
Reihdruder mit feinem Fabrikat baffelbe nie einholen konnte;
fie nicht nur, wie fchon bemerkt worden ift, den Preid def:
Werig, wie fein ähnliches im deutfchen Buchhandel verkauft
fie nahm babei auch auf alle billige Wünfche des Pus
die Koften zu ſcheuen, forgfältige Rüdfiht. Durch dies
wie durch Ihr Vertrauen auf das rechtliche Gefühl ihres Pu⸗
Yankte fie ſich gegen den Nachdruck beffer verwahrt ald durch
drivilegium. Daher erfchien fchon bie fechöte Auflage
- Hoffentlich wird die von dem verft. Brodhaus mehr;
den und Zhatfachen unterflügte Behauptung bald allges
werden: Nur Sicherheit des Eigenthumd beim
‚zn den deutfchen Bücherverfehr in Beziehung auf Wohl:
h, Tachtigkeit und [höne Ausführung mit bem Bud:
ationen, bei denen ber Nachdruck abgefchafft if,
Usgewicht bringen.
rnaben Erfüllung diefer Hoffnung fah er mit voller Zuverficht
Überhaupt vertraute er ganz der am 20. Sept. 1819 burch
küch Öftreichifchen Gefandten am Bundedtage feierlich ausgefpro:
erung *) und war überzeugt, daß, eingeben? des Zwecks
hen Bundes, ber für die Staaten mie für die Unterthanen
Sßzufland feftftellt,, jede deutfche Regierung dieſes Werk, das
as einer Hmfiht wol ein Nationalwerk genannt werben ann,
der Unternehmer einen großen Theil feines Eigenthums und
Mtigfeit gewidmet hatte, gegen alle willfürliche und unbillige
e gegen ben Mißbrauch der Preſſe Ir ergreifenden einftweiligen Maßre⸗
keinerswegs den Zweck haben, bie Thaͤtigkeit nüglicher und achtungswerther
za hemmen, ben natürlichen Zortfchritten des menfchlichen Geiftes Feſ⸗
pen ober Mittheilungen und Belehrungen irgend einer Art, fo lange fie
Kb der Grenzen bleiben, bie noch keine bisher vorhandene Gefepgebung zu
ı erlaubt bat, zu verhindern”.
Präfibialvortrag vom 20. September 1819.
—
AXIV
Anfprüche vertreten und bemfelben, die Beftrebungen bed Heraus
unparteiifch und ohne Leidenfchaft würbigend, allen Schuß werbe
deiben lafien. ,
Die Verlagshandlung kann daher den Erfolg des von dem
druder Wilhelm Spig ın Köln feit 1823 begonnenen „Rheh
Eonverfations » Leritond", fowie die Vollendung andrer Machwerke
verfehlten Speculation ruhig abwarten. Auch ein Auszug au
Conb.⸗Lex. wuͤrde wenig Slüd machen. Denn follte diefer bed
wohlfeiler werden, fo konnte er nicht mehr als die Nomenclatue
bloßen Woͤrterbuchs geben; zu einem Wörterbuche aber gehört ein
von Volftändigkeit, den unfer Werk weder erreichen kann nod
Umfaßte er aber mehre Bände, fo würde er im Preife dem @
fo nahe kommen, daß jeder Liebhaber doch eher zum Hauptwerke
fen möchte. Denn nur durch die Stärke der Auflage ded Hau
und den fchnellen Umfag deſſelben ift es bem Unternehmer mögli
worden, einen Preis dafür zu machen, der in ber Geſchichte des
päifchen Buchhandels und nad) dem Maßſtabe ber jehigen Büuͤche
in feiner Wohlfeilheit einzig if.
Manche haben zwar ein unter der alleinigen Rebaction des
Prof. Haffe, unter dem in der Note angegebenen Titel *) erf
ned, alphabetifch=encyklopabifches Werk als einen ſolchen Auszu
dem Conv.⸗-Lexikon anfehen wollen; allein es ift nach einem vo
Conv.⸗Lex. ganz verfchiedenen Plane angelegt. Es enthälf naͤmlic
die allgemeinen Elementar:, die Stamm» und Hauptbeg:
oder die erftien Wurzeln der Künfte und Wiffenfchaften,
dad Unentbehrlidhfie aus dem Umfange bderfelben für Jeden
an das Wiſſenswuͤrdigſte in Hinfiht auf Natur und Kunfl, €
und Kirhe, Wiffenfhaft und Sitte ſich erinnern oder bam
kannt machen will. Aus diefen Gebieten find von einzelnen €
fländen nur die wichtigften, zur Erläuterung der Hauptbegrifl
zur Erklärung der reihen Verzweigung der gefammten wilfenfchaf
Erkenntniß, als Beifpiele und Belege audgehoben und befchrieben.
Übrige aber, worüber man Wörterbücher nachſchlaͤgt, wie
namen, Perfonen u. f. w., alfo das ganze Fach der Topograph
Biographie ift audgefchloffen geblieben. Dafür iſt jened Werk mt
Sammlung von 50 inftructiven Kupfern und mit einem tried
Kepertorium, welches zu einer fyftematifch=encyPlopädifchen
ficht aller Künfte und Wiſſenſchaften unentbehrlich ift, fowie bei
wichtigen Artifel mit der Angabe der beflen neuern ins und auf
fchen Schriften begleitet. Auch haben fich die Verfaſſer der ein
Artikel fämmtlidy genannt.
So wenig alfo Auszüge rathſam find, ebenfo wenig wür
Herausgabe von Nachträgen zu bem Gonv.:Ler. diefes Wert
zen, weil fje in keinem Falle mit dem Plane und der Haltung des
zen übereinflimmen und Nichts als formlofe Bruchſtuͤcke fein könn
In Anfehung der äußern Einrichtung unferd Werks habe
noch Folgentes zu bemerken. Der Zitel deffelben, ald Conv
tions: Lerifon, — der, allein gebraucht, vielen Befißern des
*) „Deutſche Taſchen-Encyklopaͤdie, ober Hantbibliothel bes Wi
würbigften in Binfidht auf Natur und Kunft, Staat und Kirche, Wiſſenſch
Sitte”. In alphabetifchher Ordnung. (4 Thle., mit 50 Kpfen., 1816 —20,
bei Brockhaus.)
xxv
, und allerdings weder den Inhalt noch die Geſammttendenz
gehörig bezeichnete — ift von dem Herausgeber, weil berfelbe
«gemein bekannt war, beibehalten worden; jedoch hat die fünfte
, fowie die fechöte und fiebente, noch den Haupttitel: „Allz
ne dbeutfhe Real: Encyklopädie für die gebildeten
€" erhalten, der dem Herausgeber den Inhalt und Zweck feiz
Werts ziemlich genau, obgleich allerdings nicht ohne einige Anz
a, gegen die er ſich jedoch ausbrüdlich verwahrte, zu bezeich-
Bngeachtet nun das Format, bie größere Schrift, der mit Ab»
uufehene Drud und das weiße Papier die Koften der fiebenten
won 12 Bänden beträchtlich erhöht haben, fo ift dennoch der
igmäßig fehr niedrig geblieben. Schon ber verft. Heraus:
daB Äußere verbefiert. Bei der fünften Auflage forgte er
Agaben mit breitem Rande und auf feinern Papieren. Bei
en Auflage hatte er baffelbe Verfahren beobachtet, nur daß
Wagen Artikeln zur leichtern Überficht auch Abſchnitte und Ab
machen unb die Columnentitel darnach einrichten ließ.
Ben Hientlichen Beurtheilungen waren dem Herausgeber nur 2
bie in der hallifchen „Allgem. Kiteraturzeitung” (von Prof.
wmb bie in den wiener „ZJahrbüchern d. Literatur‘' (von Matthäus
Mlin), zu Geſicht gefommen. Er dankte in der Vorrede zur fünften
dea fern für das Wohlwollen und die Nachſicht, weiche
für fein Werk gezeigt haben, indem er felbft nur zu fehr
mie leicht es übelwollenden oder gar hämifhen Recenfenten fein
ab der großen Maffe von Notizen, die das Merk enthält,
Make imiger aufzuführen, oder unter mehr ald 12,000 Artikeln,
« „ einige ſchlecht rebigirte berauözufucyen, ober end»
* deren es, beſonders nach jedesmaliger ſubjectiven Ans
ſehr viele haben muß, aufzufinden und anzuge⸗
Mille ficy für ein folches Werk ein Ideal aufftellen, das
I Dre Wirklichkeit nicht auszuführen fein möchte. Die Beurtheis
Alien daher mehr das Ganze im Auge behalten, als ſich zu
ab den Einzelnen befchäftigen.
4 Keibt der Verlagshandiung nur noch übrig, allen Denen, die
2 und That ſowol den verftorbenen Herausgeber dabei unter:
= fein Unternehmen fo wohlwollend befördert, ald auch diefe
Inflage ihrer Aufmerkfamkeit gewürdigt haben, dafuͤr den ver⸗
Dank abzuflatten. Möge dieſes Wohlwollen den jegigen
der unterzeichneten Verlagshandlung auch künftig erhalten blei-
Ge werben ihrerfeitö Alles thun, um das Vertrauen des Publi⸗
verdienen. Lehre und Vorbild hat ihmen ber eigentliche Urhe:
Berkes hinterlaffen. .
Pig, den 31. Ianuar 1829.
Die Berlagshandlung bes Converſations-Lexikons:
8 A. Brockhaus.
ok
xxVvi
‚Indem bie Rebaction fich auf Das bezieht, was fie in dem
worte zu dem erften Bande dieſer Auflage gefagt bat, dankt fie
Herren. Mitarbeitern auf das verbmblichfte für die bewiefene ti
Thellnahme an dem gemeinfchaftlihen Werke. Iſt die Ausflhrung
felben nicht mißlungen, fo kann der Unterzeichnete dies nur einen
chen Beiſtande gutfchreiben. Die Mängel in der eignen Leiflung
Redaction beurtheile das Publicum mit Nacficht, und wenn Jo
GScaliger nicht ohne Grund behauptet hat: Lexieographis et &
maticis secundus post Herculem labor, fo verzeihe e& mir die $
daß ich ein Clavfker fein wollte! |
Leipzig, den 31. Januar 1829.
Briedrih Chriflian Augufl Haff
W.
Buchſtabe des deutſchen Abe, der ſanfteſte und weichſte unter den
tland, Pays de Baud, die Waadt, eine ſchweizeriſche Land⸗
ftidũch an den Genferſee, weſtlich an Frankreich, noͤrdlich an Neuf⸗
Wurg unb oͤſtlich an Freiburg und Bern grenit, durch die ſchweizer
aeigner Canton wurbe, und 1798 auf 45 IM. 145,000 Einwoh⸗
Die Einkünfte betrugen 700,000 Franken, und das Gontingent 1482
e gehörte früher den Herzögen von Savoyen, wurde bdiefen 1536
Bern entriffen, und als umtergebenes Land behandelt. Da nun weder
ı Adel, noch fonft ein Einwohner zu Ehrenämtern kommen fonnte,
⁊ Landvoͤgte mandyer Bedruͤckungen befchuldigt wurden, fo entftanden
em, die während ber franz. Revolution zum Vorwande eines Angriffs
m%.1798, und bald gegen bie ganze Schweiz genommen wurden.
kmit wiedrigen Bebirgen durchzogen, im Ganzen reizend, gut gebaut
nun Getreide, welches jedoch nicht hinreicht, Taback und Schlacht:
Imnton befigt das einzige Salzwerk in der Schweiz, welches jährlich
MO Stnr. liefert. Der Hauptreichthum des Landes ift der Obſt⸗ und
Der Roffwein und der Win de la Cote find berühmt. Die Manufacs
ea, Btionterien, Seidenzeuchen ıc , blühen, außer zu Raufanne, zu
a caizen andern Städten am Ser. Die Einwohner find Meformirte,
Wenbe die feanzöfifche. Durch die Anordnungen von 1803 beruht die
vSioht in dem großen Mathe von 180 Mitgliedern, welcher feine
Weiuei im Mai zu Lauſanne Hält. Neun Mitglieder deffelben bilden
h, welche fx die Vollziehung der Gefege forgt, auch in ber Zwiſchen⸗
ugen trifft, woruͤber fie aber dem großen Rathe Rechenſchaft ablegen
Jaflis verwalten Sriedensrichter, in zweiter Inftanz die Juſtiztribunale
% und in hoͤchſter Inſtanz das Appellationsgericht zu Laufanne.
relatifs à P’histoire du Pays de Vaud des 1293 a 1750”
\
‚f. Rhein.
enverfiherung, f. Affecuranı.
(Wilhelm Karl), Profeſſor der Hiftorienmalerei zu Berlin, geb. das
Sept. 1787, bildete ſich in ben bafigen Galerien bis zum 17. Sabre
etſchmner ans Braunſchweig für feinen Künftlerberuf aus. Ein nad)
Kupferftich von Rafael gemalte® Bild in Lebensgroͤße, und ein Altars
findemg für bie Meise Kirche von Trebbin, erregten bie Aufmerkfam:
freunde und feines Monarchen, fobaß ehrenvolle Aufträge von nun
m Ein iedentgroßes Bild der allbetrauerten Königin, nach den An-
bemahls aus allen vorhandenen Bilbniffen zufammengefegt, und bie
en für die Capelle bed griech. Cultus im Schloſſe zu Berlin, möchten
ren aus biefer frühere Periode fein. Die Kriegsjahre 1813 und
sen auch W. feiner Werkſtatt. Ex trat als Freiwilliger, bald darauf
ke das 4. kurmarkiſche Lundw.» Inf. Reg. ein, mit bem er biß Holland
Biebente Aufl. Sb. AIL 1
2 Wache
vordrang. Aber kaum war ber Friede hergeſtellt, fo eilte er zu feine:
zrruͤck, um jene Heiligthumwand zu vollenden und ein Portrait der Prü
beim, Gemahlin des Bruders des Könige, welches fich jetzt im Bef
witweten Fuͤrſtin von Rubolftadt, bee Schwefter der Dargrftellten, befir
Bonaparte's zweiten Auftreten eilte IB. den Fahnen wieder zu. Du
flimmung des Könige wurde ihm feine Wirkſamkeit im Generalftabe de
Zauenzien v. Wittenberg angeriefen. Siegreich zog das Deer in Pa
W. mit dem ‚Deere, aus dem er nun, mit bem eifernen Kreuze gefchmi
um mit Erlaubniß feines Monarchen in Paris zuruͤckbleiben zu können.
guft 1815 bis Mai 1817 benugte er dort die Schule von David und
bildete in dem Umgange mit den ausgezeichnetften Künftlern ein Talent
ſchon von feinem erften Aufleuchten an, ſich als glänzend bemerklich ger
Noch glaubt man in den Werken bes Kuͤnſtlers den Einfluß jener Schu
bemerken, daß er, fern von ihren libertreibungen , größere Schattenma
ſcheut, wie viele feiner Zeitgenoffen, und ein plaftifche® Princip ſich na
den ſchoͤnen Falten feiner Gewaͤnder bemerklich macht. So vorbereit
im Mai 1817 die Reiſe nach Rom an, wo bamals Overbeck, Com
Shadow, Vogel, Lund u. A. im regften Eifer eines befreundeten S
fammentrafen. Außer einem ſehr gefäligen Bilde eines Mädchens m
wozu ihm ein franz. Künftler das Motiv hergegeben hatte, führte er in
Cartons und Studien zu jenen Arbeiten aus, die fein Pinfel im Vate
ſchaffen follte. Dafuͤr ſammelte er ſich auf einer Kunftreife durch Tot
Zeichnungen nady den Ältern Meiſtern, die Rafael vorausgingen,, um!
in Florenz eine Gopie der berühmten Viſion des Eyechiel von Rafael.
Garton, bie fpmbolifhe Darftellung des Chriſtenthums, deffen fehle
die Repräfentanten feiner einzelnen Belenntniffe tragen und halten, banı
in Farben einer Einfegung des Abendmahls, von dem Könige fr die Ga
zu Berlin beflimmt, umd eine kleine Copie des Bildes von Tizian, der ir
der geiftigen Liebe, in der Balerie Borghefe, machten den Schatz au
Kuͤnſtler 1819 aus Rom ins Vaterland zuruͤcknahm. Bei feiner Anka
lin übernahm WB. die Darſtellung der Muſen für den Plafond des ne
fpielfanles. Das größere auswärtige Publicum hat das Verdienſt bes J
der geiftreichen Auffaffung und der anmuthvollen Ausführung feiner Au
digen innen, da diefe Mufen von Caspar, zum Theil unter Longh
vortrefflich geflochen worden find. Später wurde dem Künftier der ernodl
trag einer Auferfiehung, als Altarbild für die proteflant. Peter: Pa
Moskau, nebft dem dazu gehörigen Unterfagbilde (predella), über deſſe
wir an einen geiftreichen Auffag der Frau v. Delvig, im „Kımflblatte‘,
25 fg., verweifen. Weide, ſowol die Auferftehung als die Abendmahl
in welcher der Kuͤnſtler, wie Lucas Signorelli, den Heiland fichen!
hatte, waren nicht bloß räumlich bie größten Kunſtwerke der berliner
ftellung vom 3.1823. Spätechin gab W. außer mehren Portraits, Ir
geiftreiche Individualifirung und gluͤcklich berechneten Effect der Farben:
tiger Ausführung vorzüglich anzieht (3. B. das von Berlin beftellte 5
gegenwärtigen Königin ber Niederlande, der Kronprinzeſſin von Pret
die Legende der h. Eliſabeth, in mehren zu einem Ganzen vereinigt:
W. iſt ſeit 1819 Mitglied des Senats der berliner Kunſtakademie ın
Ankaufe der Solly ſchen Sammlung mit Dirt und einigen Anden beau
bie Auswahl zu entfcheiben, weldye aus ihr zur Ausfhmüdung des M
flimmt ift, und zugleich die Herftelung der Bilder zu beauffichtigen.
Wache, Wacht, ein militaftifcher Ausdruck, welcher einen eir
mehre Soldaten bezeichnet, die zum Sicherheit eines Orte, Segenftanbei
Wachen Wachler | 8
eers auögeflellt werden. Ihre Benennung iſt nad) ber Abficht, bie
en, verfchieden, daher gibt es Schildwachen, Hauptwachen, Selb»
Ne Wichtigkeit eines Wachtpoſtens hat es nöthig gemacht, ihm bie
ſeines Anſehens (gegen Beleidigung, Gewaltthätigkeiten u. f. w.)
enheit auf das nachdruͤcklichſte zu geflatten und ihn gewiffermaßen
4, unantaftbar zu erklaͤren. Daher aber auch bie ſchwerſte Verant⸗
um eine Wache ohne Ablöfung ihren Poften verläßt, dabei ſchlaͤft,
oder ihn fonft vernachlaͤſſigt. Sie muß eher das Leben laflen,
un, als ber Gewalt ober Lift weichen, fo lange fie nicht durch ihren
m — denn nur von diefem allein hat fie Befehle anzunehmen — abs
‚ Die Koſten einer Schildwache find beträchtlich. Da jeder einzelne
Eraate jährlich an Geld und Brot 66 — 67 Gldn., an Kleidung und
Maiffen 24 — 25 Gidn. koſtet, für jeden Poften aber täglich 3 Mann
bischen, folglich für einen Poſten 12 Soldaten Jahr aus Jahr ein.
Ib, fo verurfacht jeder einzelne Schildwachtpoſten dem Staate jährlich
k ven mehr als 1100 Sion. — Auf den deutfchen Schiffen beißt
Bet von 4 Stunden, binnen welcher ein Theil des Schiffsvolks Wache
Me, während bie Andern ruhen. Tag umd Nacht find in 6 folche
piheilt, die nach Werfchiedenheit der Tageszeit auch verfchiedene Na:
en, f. Schlaf und Tag.
Her (Johann Friedrich Ludwig), Prof. der Befchichte und Oberbi⸗
bee Univerficdt in Breslau, geb. den 15. April 1767 zu Gotha, wo
Segierungsrath und Afleffor des Steuercolleglums war, empfing
von 2 trefflichen Hauslehrern, die auch fein Vater unterftügte.
Bädyerhang konnte er im väterlichen Haufe nicht befriedigen, doc)
Babe — Banife” und Kleiſt's Werke einen unvergeßlichen Ge:
783 befischte er das Gymnaſium in Gotha, und feine Wißbegierde
er's, Stroth's und Manſo's Unterricht eine wiſſenſchaftliche
Utern wirkten durch ihren freundſchaftlichen Umgang befonders
‚ und die herzogl. Bibliothek erregte feine Vorliebe für Literar⸗
„ daß ex ſchon Gollectaneen zu fammeln anfing. Seit 1784 ſtu⸗
Theologie und Philofophie umter Ulrich, Succow, Eichhorn,
Diverlein. Hoͤchſt nuͤtlich war für feine weitere Ausbildung fein
mit dem zu früh verfiorbenen Rathe C. G. Leng, fowie bie
— Geſellſchaften mit Schlichtegroll, Lentz, Mnioch,
ud Lange, unter Leitung bes Präfidenten Hufeland, nachherigen Praͤ⸗
knyig, und Zennemann’s (nachher in Marburg). Aus biefem fo gluͤck⸗
Ieiffe riß ihn eine jugendliche Übereilung und führte ihn nach Goͤttin⸗
k Berlefungen Heyne's, Spittler's und Gatterer's befuchte, an einem
u Disputatorkım bei Feder theilnahne, und neben den Selbftbefchäfs
! dem Alten die gemeinfchaftlichen Stubien mit Schlichtegroll, Lens
bern Matthid fortfegte. Aber auch hier konnte er ſich nicht ganz
* Unweſen loßreißen, wodurch er in neue Unannehmlichkeiten
u gerieth. eife kam er durch Feder's Empfehlung als
ach Blintein (1788 — 89) zu Regierungsrat Heufer, der bald fein
u Sreumb und Nathgeber wurde. Seine Lieblingsbefhäftigung blieb
kur. Noch 1788 ward er Dr. der Phllofophie und außerordenti. Pro:
ilgenden Jahre verheirathete er fich mit Juliane Asbrand, bes bafigen
Gem. Predigers Tochter, und im Jan. 1790 ging er als Rector nach
Berbrießlichleiten veranlaften ihn, die britte theolog. Pro:
kein, durch Daffencamıp’s Bürfprache, 1794 anzunehmen. Nach
12*
4 Wachs
Wippermann's Tode 1797 ward ihm die Profeſſur der Gefchicite nı
ſicht über die Univerfitätsbibliothe® mit übertragen, und nad) Haffe
feßte er deſſen, Theologiſche Annalen” fort, 1798. 1801 beſchenkt
ler theol. Facultaͤt mit der theol. Doctorwürde, und in def. 3. war
der Philcfophie nach Marburg verfegt,, wo er dann aud) Lie Lehrſt«
Wiſſenſchaften erhielt, und 1802 auch zum orbentl. Prof. der Thet
wurde. Als er 1805 einen Ruf nach Heidelberg ausſchlug, bekam ı
und ward zum wirklichen Gonfiftoriatrach ernannt Seine fchriftfte
bahn begann ee 1788 mit f. Differt. „De Pseudo-Phoeylide‘', ai
Reihe Heinerer und größerer Schriften von Johr zu Fahr folgten,
wir die wichtigften aueheben: „Über Heſiod's Vorftellungen von
u. f. w., ein Proge. (1789); „Rede über Geſchichte, ihre Zwecke,
art und ihren Vortrag”, ein Verfuch (1789); „Programm Über das
Geſchichte der Literatur und Kunft auf Schulen‘ (1790); „Geſchic
tue und Kunſt auf Schulen‘ (2 Hefte, 1790 u. 1791); „Verſuch
nen Geſchichte der Literatur” u. f. w. (3 Bbe., 1793 — 96); „Apt
die Univerfitäten und ihr Verhältnig zum Staate“ u. ſ. w. (1802)
der allgemeinen Geſchichte der literarifhen Cultur“ (2 Thle., 180
„Grundriß der ditern, mittlern und neuern Zeit“ (1806) und einige
tende Arbeiten. 1815 ging er von Marburg ale Prof. der Geſchi
fiftorialrath nach Bredlau, wo er im Mat 1824, mit Entbindung
rialgeſchaͤften, aber mit Beibehaltung der Profefiur, zum Oberbibii
Univerfitätsbibliothef ernannt wurde. Seit feinem Abgange von
MW. herausgegeben: „Lehrbuch, der Gefchichte” (1816, 5. Aufl., 18
fungen über die Befchichte der deutſchen Raticnalliteratur” (2 Thle,
lomathie (3 Bde., 1819 — 21); darin find von ihm: Luther der
Menfchheit und Volk; Leben Job. v. Müllers; Seb. Frank's €
Über Statiſtik; Fragmente über J. J Rouffeau. Sein „Handbuch
der Literatur‘ erfchien umgearbeitet zu Frankfutt a. M. (4 Tble.,
Auch vollendete W. in Breslau feine treffliche „, Geſchichte der Hiftorifi
umd Kunft, feit ber Wiederherſtellung ber literarifchen Cultur in Eur
in 2 Thin. Söttingm 1812 — 20); 1826 eine „Darftelung der
hochzeit‘, und 1827 f. „Lehrbuch der Literaturgefchichte”. Seine
Annalen” hat er mit 1823 gefchloffen. — Das frühere Leben und
Hiſtorikers, der feines Stoffes wie der Form gleich Meifter, durdy q
ſchung, umfaffende Beleſenheit, felbftänbige® Urtheil, Kraft des
edle Sprache ſich außzeichnet, erzählt Strieder's, Heſſiſche Geleh
(1812, Bd. 16 und 17). Über mancherlei niederfchlagende Erfahren
feines Lebens wird eine Selbfibiographie nach feinem Zode Auffchli
man nach einer Aeußerung des Verf. in der Vorrede zum 4. Ip. fı
der Geſch. der Literatur” erwarten darf. Das Urtheil der Zeitgen:
freimüthigen Mannes nie verborgen gehaltene® Streben und edle W
ſich jedoch ſchon für ihn einflimmig ausgeſprochen.
Macs ift ein brennbares organiſches Erzeugniß, das zum Ih
zen ſchwitzt (der reifartige Überzug der Pflaumen, Flechten), oder
wonnen werden kann (aus den Beeren ber Myrica cerifera), und
von den Bienen gefammelt und zu Honigzellen verarbeitet wird. Diet
ift gelb und mit Honig vermiiht. Durch Bleichen wird es rein und
zu bleichen, ſchmelzt man das Wade in verzinnten Keffein mit I,
in ein Holzgefaͤß, läßt dort alle Unzeinigkeiten abfegen, zapft das W
nen Hahn am Boben ab, und läßt dann durch einen höhern Hahn d
nene Wache in einen Trog mit Waſſer Saufen, ſodaß es durch bier
Wachfen 5
sine Walze faͤllt, die immer gedreht wird, wodurch es Bandform erhaͤlt.
derte Wachs wird auf einem Viereck von Holz, welches man mit einem
riawand überfpennt, 4 — 6 Wochen lang gebleicht, nochmals geſchmol⸗
dert und gebleicht, endlich als Handelswaare In Formen gegoflen oder
m t. Fa.
bien.” Dan verſteht unter Wahsthum die allmälige Vergroͤße⸗
yanifhen Körper vermoͤge eines von Innen nad) Außen wirkenden Trie⸗
‚weichen Die räumliche Sphäre (tie Ausdehnung , Groͤße) eines organi-
ad, in einer mehr oder weniger beflimmten Zeit, bis zu einer gewiffen
Bett wid. Das Wachſen der organifchen Körper ift bedingt durch
‚uud Aufnahme des Rahrımgaftoffes von Außen, welchen der organifche
dianerer, eigentbümlicher Sraft ſich aneignet ober affimilirt, d. h. in
Matıse entfprechende erganiſche Meſſe verwandelt, und eben in biefer
Bub Vermehrung ber aſſimilirten Maſſe beſteht das Wachſen oder
m Die Aufnahme des Nahrungsſtoſſes von Außen nennt man im All⸗
(näheren, im Befondern, bri Pflanzen, einfaugen, bei Thieren be⸗
fen, ſaufen, bei Menſchen effen, trinken, nur beim Mineral, Infos
him Waſſer &eoflallinifeh bildet und bildend waͤchſt, hat man für dieſe
tuach keine befondere Benennung. Denn allerdings kann man aud) von
harten Kroſtalle fagen, daß er ſich nährt, indem z. B. der GSalzkryſtall
u Ealzaufloͤſung entflehen und fid) vergrößern kann, ımbd bei diefer Ent:
ja die Salztheile nicht von Außen durch Zufere Kräfte sufamnen:
man ſich ſchwerlich eine vernünftige Vorftellung machen kann,
Eryſtall, als ein organifcyer Körper der niederſten Stufe, wächft
inners bildenden Triebes, und zieht aus eigner Kraft den dazu nd»
BE Rchrungsftoff) von Außen an ſich, um ihn zum Bau feiner eigen-
pl zu verwenden. Nun fleht aber dem Vorgange der Einfaugung
uymilhen Weſen der Proceß (Worgang) der Ausfcheidung gegenüber,
ees als eine theitweife Auflöfung der organiſchen Maſſe durch
Hemente if. Diefe.Aufiöfung if alfo der Proceß, wodurch die
u den organifchen Dingen nähren; denn wenn dieſe nur dadurch
Emmen, daS fie unaufhoͤrlich Nahrungsftoff anfichreißen und ihn in
verwandeln, fo koͤnnen auch die Elemente auf keine andre Welſe
n, als daß fie die verlorenen Beſtandtheile wieder erſetzen, weiche fie in
g (in Kampf) mit den organifhen Dingen, und mit einander
und fich ſelbſt — entriſſen. Wie bald muͤßte z. B. die atmo⸗
durch das Athmen unzaͤhliger Thiere und Pflanzen, und fo auch
— des Feners an unzaͤhligen Punkten der Erdoberflaͤche, wo⸗
iss Sauerſteffgas entriſſen wird, zerſetzt und entiniſcht, mithin zum
han und Verbrennen ganz untauglich werden , wenn fie nicht durch
Weit die organifchen Wefen (namentlich die Pflanzen) und die übrigen
utzäßeend zur Ausfcheidung des Sauerſtoffs reiste, und fo den fortwaͤh⸗
si auch fortwährend wieder erſetzte. So iſt Alles in gegenſeitigem Naͤh⸗
„Wachſen und Abnehmen, Ausgeben und Einnehmen des Nah:
Hegriffen, mb das Fortbeftehen, die Erhaltung aller Dinge ift durch
Wllenspf bedingt. (Mol. Natur) — Aber Wachsthum im engern
we man me an, wo durch Proceſſe der Einfaugung, Verdauung und
Die Dergrößerung des organifchen Körpers. bewirkt wird. Eine Vers
mn aber nur erfolgen, fo lange mehr Nahrungsftoff auf: oder einge:
baffimälst, ald ausgegeben (verloren oder ausgeſchieden) wird. Waͤh⸗
achechuns eines Dinges, 3.3. eines Thieres, muͤſſen alfo die oben
Peoceffe des Einſaugens, Bertaums und Ernaͤhrens das Übergewicht
6. | Baden
über die Ausfonderungs > ober Ausfcheidimgsproceffe (5. B. das Ausduͤnſte
athmen, Abgang des Koths u. f. w.) haben. Alle diefe Procefle, auf
das Wachsthum beruht, werden, weil fie nur in den pflanzlichen Theilen «
ftemen des thierifchen Organismus vorgehen, umd weil das ganze Leben der
in dieſen Proceffen befteht, die vegetativen oder pflanzlichen gen (©. 1
Ihnen find nun im thierifchen Körper die eigenthümlichen Sunckionen de6 |
Empfindung und Bewegung, entgegengefegt, und da bie pflanzlichen
(Verdauungs⸗, Ernährungs » und Athemorgane) mit den thierifchen O
Spftemen (dem Nerven» und Muskelſyſtem) in Wechſelwirkung ftehen;
die pflanzlichen Proceffe durch die thierifchen nothwendig befchräntt. Se
die thierifchen Syſteme ſich ausbilden, je vollkommener und herrſchender
im thierifhen Organismus , defto mehr wird das Wachethum begrenzt.
des Wachsthums der Thiere und Menſchen iſt daher das Jugendalter;
Epoche bes berifchenden pflanzlichen Lebens. Im männlichen Alter
merkbare Wachsthum f. Grenze erreicht, welche nicht mehr überfchritten
in diefee Epoche des Lebens wirb die pflanzliche Thaͤtigkeit durch Die
weit befchräntt,, daß die Einfaugungs », Werbauungs » und Affimilatien
naͤhrungs⸗) Proceffe nur noch den Ausſcheldungsvorgaͤngen das Bleichgem
ten; im hohen Alter endlich gewinnt die ausfcheidende Thätigkeit die ON
das Wachsthum wird rüdgängig, der Körper ſchrumpft zufammen, umb
folgt der Tod, d. h. die. Elemente fiegen über die Kraft des Organismus,
auf, und jedes nimmt die Beftandtheile, die ihm bei ber Bildung bes
entriffen wurden, wieder in fi zuruͤck. Aus dieſer Anficht geht hervor,‘
Wachsthum eigentlich Attribut (Eigenthuͤmlichkeit) der Pflanzennatur I,
das Thier (f.d.) nur waͤchſt, infofern es bie Pflanze in fi) aufgenomm
Je allmäliger daher oder langſamer in einem Thiere fich die thierifchen Syß
Verrichtungen (welche das Wachfen befchränten) ausbilden, defto Länger ba
MWahsthum; der Grab der Befchwinbigkeit aber, in welchem fich Die 4
thierifch » organifchen Kräfte ausbilden, richtet fidy im Ganzen bei den hefl
den Thieren nad) der Vollkommenheit des ganzen Organismus, bisflchel
Idee oder Anlage, und nad) der Bröße, welche der Organismus, Viefer
gemäß, erreichen kann. Daher ift die Dauer des Wachsthums beim men
Organismus, bei welchem das ſchoͤnſte Ebenmaß der organifchen wg
bilde ſtattfindet, im Verhaͤltniß zu feiner normalen Bröße, die längfle.
wafferathmenden Thieren (MWafferthieren) hat die Dauer des Wachs
haupt keine fo beflimmte Grenze, wie bei den luftathmenden Landthieren,
thierifchen Organe bei jenen Thieren nody auf einer niedern Stufe ſtehen
den pflanzlichen Trieb nicht genug beſchraͤnken Eönnen. Daher wachfen bi
welche im Ganzen ein bedeutendes Alter erreichen, faft während Ihrer ge
bens zeit. — Schwerer find die organifchen Befege auszumitteln, nach wei
bie räumliche Grenze des Wacdhsthums, d. h. bie beflimmte Größe bei den
denen Thiergattungen richtet. Auch hier ſcheint indeß ein gewiſſes Verhä
vereinigten pflanzlichen und thierifhen Naturen das amı meiften Beſtinm
fein, und es ift merkwürdig in diefee Beziehung, daß die meiften vief
Thiere unter den Wafferthieren vorfommen, und daß die größten Landthl⸗
zenfreffende find. Ebenſo merkwürdig ifl es, daß unter den luftathmende
claſſen diejenigen faft durchgaͤngig nur Eleine Thiere enthalten, welche von
moſphaͤriſchen Luft am abhaͤngigſten und ganz für diefes Element organk
nämlich die Inſekten und Vögel (vergl. d.). Die Luft ift aber, 1
ſcher Hinficht oder ihrer Subflang nach, ber thierifchen Materie verwandt
beide durch Stickſtoff charakteriſirt find ([. Basarten und Thiere), bi
fer bagegem iſt der Pflanze verwandter als dem Thier und zugleich Raben
Wachſen 7
me; und ſo bewaͤhrt ſich auch von dieſer Seite das in der ganzen orga⸗
At berrſchende Geſetz, daß das Thieriſche das Beſchraͤnkende für das
‚ mithin für das Wachsſthum iſt. Unter den Voͤgeln find die ſtraußar⸗
Hten, alfo gerade Diejenigen, welche von jener Abhängigkeit der flies
pl von der Atmoſphaͤre freier geworden find, indem fie ſich in ihrer Or⸗
und Lebensart ben Säugthieren annaͤhern. — Wenn alfo, nad) Obi:
Badysthum Attribut der Pflanzennatur, d. h. eigenthümliche oder wes
uction der Pilanze ift, fo folgt, daß das Wachsthum der Pflanzen nur
lade ober tobähnlichen Winterfchlafe aufhört, da das Leben derfelben fid)
a Wachſen, d. h. im Erzeugen pflanzlicher Maſſe, äußert. Gleichwol
ter Pflanze eine Beſchtaͤnkung des Wachsſsthums bemerkdar, und dieſe
m kommt von der Bluͤthe, bis zu welcher das Wachsthum die Richtung
alt, indem ſich die Pflanze vor der Bluͤthezeit im Stengel In die Länge
im treibenden Laube nach allen Seiten ausbreitet. In der Blüthe
befchräntr, in ihr hat fich die Pflanze in einen engen Raum zu⸗
Imyen; nach der Bluͤthe dauert zwar das Wachsthum noch fort, aber in
Imgefenten Richtung: bie Pflanze wächft gleichſam in ſich ſelbſt zurüd,
Hiee Säfte in ber fich bildenden Feucht, und wird im Samen (der, wie
mab Frucht, bie ganze Pflanze in ſich darſtellt) auf den Bleinften Raum
het In der Bluͤthe hat ſich aber die Pflanze zur thierifchen Natur hin⸗
nt; denn die Begattung ift eigentlich eine thierifche Kunction, und in ihe
Menze iu einer Art willkuͤrlicher Bewegung (nämlich des Staubfadens
el) gebracht. Alfo wird feibft in den Pflanzen das Wachsſthum bucch
‚ durch das in ihr vorgebildete Thier befäränkt, we die Allge⸗
Naturgeſetzes noch mehr beftätigt wird. Zu den dußern Bedin⸗
ums gehört vorzuͤglich bie Wärme, und es iſt allgemein befannt,
MM Better die Begetation, d. h. das Wachsthum der Pflanzen, befördert,
prüdhält. Dies ift auch fehr begreiflich, fobald man bedenkt, daß
WM Yrincip (die Urfache) der Fluͤſſigkeit ift, daß fie, wie alle Körper,
Dinge ausdehnt (verdünnt) und dadurch die zum Wachsſthum
meehinberte Bewegung der Säfte bedingt. Auch das Wahsıhum
a Menſchen wird durch Kälte gehemmt, was man 5. B. an der fleis
Reber nördlichen Völker wahrnimmt. Denn die Thiere erfegen zwar
Whnliche innere Wärme den Mangel der dußern, und das Vermögen
fen Organismus, Wärme zu erzeugen, fieigert fich In gleichem Verhälts
(Kälte ber Klimate. Da e8 aber eben die pflanzlichsthierifchen Organe
je die innere Wärme hervorbeingen , fo werben durch die Anftrengung
we im Kampf gegen die aͤußere Kälte die zum Wachsthum wefentlich
ar Proceffe aufgehalten. Die andern Bedingungen für das Wachs⸗
Pflanzen find einerfeits Feuchtigkeit, anbrerfeits die gute Beſchaf⸗
Bodens ober Erdreichs, worin fie wurzeln. Diefe letztern Bedingun⸗
aber auf eine zurüdführen, nämlic auf das Dafein genugfamen und
u Natur der Pflanzengattungen entfprechenden Nahrungsſtoffes, ber
u verfchiebenen Arten des Dimgers enthalten ift, als auch im Waſſer
B, weiches keineswegs bloß Vehikel (Träger) des Nahrungsfloffes iſt,
j, daß Pflanzen, mit der Wurzel in bloßes Waffer geſtellt, fich voll:
kein Binnen. Das Licht hingegen fcheint Beine unmittelbare Bedin⸗
achſthums zu fein, da die Pflanzen auch an dunkeln Orten, 3.8. in
t wachſen, wo fie indeß der eigenthuͤmlichen Farben ermangeln, auch
e gehörigen Entwidelung der Säfte ſowol als der feſten Theile gelungen
8 Licht beſtimmt alfo nicht ſowol das Wachsthum ſelbſt, als die Rich»
m und die Qualität der Protucte des Wachsthums. Zu einem nor⸗
8 Ä | Wachfen
malen (naturgemäßen, zeitgeregelten) Wachsſthum gehört ein gewiſſes M
äußern Bedingungen, im Verhaͤltniß zur befondern Natur der organifchen
Daß 5. B. ein zu fetter Boden bei reichlicher Feuchtigkeit und zu viel We
Wachsthum vieler Pflanzenarten uͤbertreibt (zu fehr befchleunigt), wobei diel
und deren Subſtanz nicht die gehörige, naturgemäße Gonfiftenz ober Meife
gen koͤmen, teil unter ſolchen Umftänten der Trieb des Stengels und des
(die vorzugsweife Organe des Wachsthums find) auf Koften der Bluͤthe su
mehr der Frucht begäinfligt werben muß, iſt leicht zu begreifen. —
fheinungen in Beziehung auf das Wachtthum der Thiere und Dienfi
daß durch viele Bewegung (angeſtrengte Muskelthaͤtigkeit), durch große
des Nervenſoſtems, und vieles Denken, ſelbſt bei guter Koſt, in der
gerkeit des Koͤrpers bedingt iſt, welche daher ſowol bei Lebensarten, bie
perliche Arbeit, als bei ſolchen ſtattfindet, die mit vieler Geiſtesan
bunden ſind; daß im Gegentheil bei vieler Ruhe des Geiſtes, ker |
bes, wozu phlegmatifche Temperamente geneigt find, zumal in Werbind
reichlicher Koſt, die Corpulenz, d. h. die Production der organiſchen
guͤnſtigt wird, daß heftige Gemuͤthsbewegungen, ſtarke Leibenfchaften
wenn fie oft erregt werden, die Geſundheit nothwendig flören muͤſſen
viele andre hierher gehörige Erfcheinungen erflären ſich num leicht aus dem ig
Artikel entwidelten gegenfeitigen Verhaͤltniß der pflanzlichen und thieriſchen
welche im thieriſchen Organismus in fläter und inniger Wechfelwirkung
find, und auf deren harmoniſchem Wechfelfpiel die Geſundheit berupt.
fpricht auch in geifligen Dingen von einem Wachsthum, und im Allg
fen wir in diefem Worte das Unſichtbare der Natur, ihre thätigen (
Kräfte zufammen. Auch der menſchliche Geift ift kein von der Natur
von ihr getrenntes Wefen; man kann ihn fehr ſchicklch die bewußte Mate u
und alle Thaͤtigkeiten deffelben find in der bemußtlofen Natur ſchon wong
Daher entfpricht jebem Spflem des leiblichen Organismus ein
Seele, mithin auch den pflanzlichen (probuctiven ober reproductiven)
geiſtiges Vermögen, durch deſſen Thaͤtigkeit der Geift wächft und wadyfenb
det. Es if das ſimliche Wahrnehmungsvermoͤgen und die fhaffende (
Einbildungskraft, die jenen leiblichen Enflemen entfprecyen,, und das
bält den angeeignetem Stoff in einer beftimmten Korm feft, wie die p
Kräfte des leiblichen Drganiemus den aſſimilirten Eörperlichen Stoff in
ſtimmten Beftalt. Aufnahme des geiftigen Stoffs, den der Unterricht U
Verdauung des aufgenonmmenen Stoffe und Abfonderung zur Bildung ber
niffe find Vorgänge des pflanzlichen Vermögens im menſchlichen Geifte, ı
die Jugend die Zeit des leiblichen Wachſthums ift, vermöge der vorheref
Thaͤtigkeit der pflanzlichen Syſteme, fo ift daſſelbe Lebensalter die Zeit bes g
Wachsthums, des Lernens, bei welchem die vegetativen Vermögen bes
vorwaltend thätig find. Verſtand und Vernunft, als hoͤhere Vermoͤgen de
ligenten Geiſtes, gelargen (päter, im Juͤnglings⸗ und Mannesalter, zurt
Entwidelung, wie die thierifhen Syſteme bes leiblichen Drganidmus, welch
Bermögen entſprechen, ebenfalls in den genannten Lebensaltern erft zur volle
gelangen. Diefer Parallelisomus (Bleichlauf) kann aber hier nicht mäher ı
werden. Es offenbart fich daher in der Entſtehung des Sprachgebrauchs ia
Beziehung die bewußtloſe (dunkle) Anerkennung ber Einheit yes Beiften ı
Natur, Eraft welcher fi) das Beiftige mit dem Leiblichen wie von felbfl paral
indem man häufig den jugendlichen Geiſt mit riner edeln Pflanze vergleicht,
bei zweckmaͤßiger Nahrung (Unterricht und Erziehung) waͤchſt und gedeiht,
Bluͤthen treibt, und endlich Srüchte it (in menſchlicher Geiſtesbildung und
fertigkeiten).
Wachsfiguren 9
zfiguren ud Wachsbild nereien überhaupt waren ſchon bei
und gefannt. Das fich jeder Künftierphantafie fo willig
Bade ward im griech. Alterthum auf die mannigfaltigfte Weile ber
ebiente fich des Wachſes zu Abdruͤcken bei ben Siegeln, ber gefärbten
bei der enkauflifchen Malerei, und des Wachsfirniſſes für Marmor⸗
Statuen; auch gab es eine eigne Elaſſe von Kuͤnſtlern, bie mit den
mb Bildgießern durch die niedlichen Wachöblidnereien nach größern
ichſam wetteiferten, und bei den Griechen unter ber allgemeinen Bes
nenbildner befannt waren, bie Römer nannten fie Sigillarii. Wer
wi nicht des wädhfernen Amors aus Anakreon's Gedichten und der fo
mien Gruppe ber Amorverkäuferin. Bei dem Scharhipiel beſtanden
Kaus zierlichen Wachsbildchen. Wilder fchöner Knaben, in Wachs |
häufig die Schlafzimmer dee Griechen. Am meiften wurde die
pi Lünflliden Zweigen, Fruͤchten, Blumen und Kraͤnzen anges
Hera Adonisfefte gebot eine alte heilige Sitte, dem Adonis in jebem
Beinen Barten von Biumentöpfen und Fruchtkoͤrbchen aufzuputzen,
iiber Jahreszeit war es felbft dort faft unmöglich, diefe in der Natur
mb Kraͤnze, Fuͤllhoͤrner, Obſtſchalen und Fruchtſchnuͤre von Wachs
Mangel. Bei den Zaubergaukelelen des Alterthums wurden gleich»
ſeren gebraucht, und Artemsiborus erzählt in f. Traumbuche, dag
den Zräumenben Krankheit und Tod bedeuten. Der berlichtigte Des
We feinen Tiſchgenoſſen tantalifhe GSchaugerichte von Wade vor,
beckereien taͤuſchend nachbildeten, die er felbft verzehrte. So wurden
nur zu Taͤuſchungen ober zu niedlichen Kleinigkeiten geb.aucht.
zu Nachbildungen anatomifcher Präparate, oder um pomologifche
zu formen, ſehr paſſend angewendet; audy zu plaſtiſchen Stu:
„ſowie zu kleinen balberhobenen Portraits ift das Wachs ſehr
lsffen fidy ſchoͤn und zart darin ausführen, aber lebendgroße
wie man wol audy ganze Sammlungen zeigt, beren Portraitähns
Amt, treten aus dem eigentlichen Bebiete ſchoͤner Kunft. Ihre
kann unfer Staunen erregen, aber erfreuend, wie ein aͤchtes
en fie nie auf uns wirten. Das Scheinleben, welches fie fügen,
wahren Tod, ihre Bewegungsloſigkeit auf eine ſchauerliche Weiſe
Das echte Kunſtwerk lebt ein unfterblicyes Leben, weil es zu unferm
wferer Seele fpricht, ohne unfere Sinne betrügen zu wollen. Die
Meint fi) an das Gterbliche in uns zu wenden, unwillig wendet
Beiſt von dem feelenlofen Gaukelbild weg, welches, wenn ed mit der
und Sprache eines Automats vereint wäre, uns bis zum Wahnſinn
s. Die Brenzlinie iſt zart, wie weit ſich das Kunſtwerk ber Natur
ſebald fie überfchritten wird, Bann es nur Widerwillen und Mißbe⸗
. Fa $lorenz bildet man jegt alle Theile des menfchlichen Körpers in
ube, zum Behuf des Studiums der Anatomie. Es find einige und
u im Schloſſe mit diefen Wachtpraͤparaten angefüllt, auch Pflanzen
In Wachs mit taͤuſchender Wahrheit nachgeahmt. Den erſten Ge:
hofiguren biefer Art zu verfertigen, hatte gegen das Ende des 17.
pitalarzt be Nones zu Genua. Er war eben im Begriff, einen Leichs
Mamirumg aufzubewahren; da er aber die Faͤulniß nicht ganz verhins
fo gerieth er auf den Einfall. den Körper fo natuͤrlich als moͤglich in
m zu laſſen. Der Abbate Zumbo, ein Sichlianer, der zwar nichts
mie verlaup, ober fehe gut in Wachs boſſirte, machte, unter No:
zuerſt den Kopf des Leichnams ingefärbtem Wachs fo täufchend nach,
ſehen, ihn für dem abgeſchnittenen Kopf hielten. Zumbo hatte in
*
10 Wachömakrei Wachteln
deffen denfelben heimlich noch einmal für ſich nachgemacht, unb ging ba
Frankreich, wo er die Sache für ſ. Erfindung ausgab. Er ſtarb kurz dan
Nones nahm einen andern Wachsboſſirer, Namens be la Croix aus Frankrekk
der den erwähnten Leichnam nach allen ſ. Theilen fehr ſchoͤn in Wachs boffirt
Ueß P. la Courege bergleichen Figuren in Hamburg fehen, und 1737 wurd
in London zum Öffentlichen Verlauf ausgeflellt. Merkwuͤrdig find in bie
die Arbeiten von Ercole Lelli, Giovanni Manzolini und deſſen Frat
Manzolini, welche fonft in dem Inſtitut zu Bologna aufbewahrt wurf
dann nad) Paris famen. Won ber Anna Manzolini, die 1755 ftarb, befl
ſchoͤne Arbriten in Turin und Peteröburg. Neuere Wachskuͤnſtler in
8. Galza, Filippo Balugani und Serrini. Der berühmte Fontana
erhob diefe Kunft zu einem hohen Brade von Volllommenheit. (S. ,
die befte Anwendung der Wachsbildnerei, nebſt Nachrichten von den
Wahspräparaten in Florenz, und deren Verfertigung, für Kuͤnſtler,
baber und Anthropologen “‘, von D. Engelbert Winkelhaufen. Frif. a. M
Da naͤmlich anatomiſche Präparate fo ſchwer au erhalten find, fo war
Sontana allen Fleiß an, dergleichen Stuͤcke in Wachs nachzubilden, unbi
ihm, dieſes Unternehmen fo weit auszudehnen, daß er, wegen ber viele
lungen, eine ganze Gefellfchaft Anatomiler, Modellſchneider,
Maler beſchaͤftigen konnte. Doch waren größtentheild nur die Eing
nem Theile Begenftand diefer Präparate. Der Profector M. Vogt E
ſuchte nach genauen Zeichnungen auch die Veräftelungen ber Gefäße
ven kuͤnſtlich fo darzuſtellen, und er bediente fich diefer Präparate bei f.
In Frankreich gab fi Pinfon mit diefer Kunft ab, und fpäter zeichnete
monier zu Rouen darin aus. Das Boſſirwachs wird aus 4 Theilen
heilen weißem Terpenthin und etwas Baumoͤl oder Schmalz zufanmengefi
und dann verfchiebentlich gefächt. Das Grobe der Figur wird mit ben
geformt; die feinere Ausbildung gefchieht mit Griffeln verfchiebener Ye
Holz oder Elfenbein ; auch gießt man Figuren in Formen. Diefe mäffen v
fein und aus vielen Stuͤcken beſtehen; fie werden inwendig mit DI befkei
feft sufammengebunden; das Wachs wird durch eine an den Füßen gem
nung in die Form gegoffen und diefe wird fpäter in kaltes Wafler geworke
das Wachs ſich leichter abloͤſe. Das Wache, woraus die *
machen, beſteht aus 16 Th. Wade, 2 Th. burgunder oder Sch
Th. Schmalz ; oder aus 10 Th. Wachs, 1 Th. Terpenthin, ebenfo viel
pech und ebenfo viel Schmalz; die& wird bei langfamem euer geſchmolzen
rührt und durchgeſeiht, damit bie Waffe dicht und ohne Luft ſei. Seh
ift das Wachs zu Abdruͤcken in Stein gefchnittener Figuren. Man hereit
gemdermaßen dazu: Zu einer Unze Jungfernwachs, weiches man in einen
nen Befäß langfam ſchmelzen läßt, thut man ein Quentchen fein gefloßer
diezuder, eine halbe Unze noch einmal ausgebrannten Dfenruß und 2 bi
pfen Terpenthin. Will man einen Abdrud nehmen, fo wärmt man bie
und druͤckt den ein wenig angefeuchteten Stein darauf. Dieſer Compoſiti
nen fich befonders die Steinfchneiber bei ihren Arbeiten. J
Wachsmalerei, ſ. Enkauftik.
Wacht eln find kleine Zyfuͤndige Handgranaten, welche aus 60 : u
pfündigen Mörfern, auch aus Steinpöllern geworfen werden, und ihre Be
von dem Zifchen, daß fie beim Zerfpringen verurfachen, erhalten haben. £
6Opf. Mörfer werben deren 40 und in einen 100pf. 60 Stuͤck geladen. X
tung ift 45 Brad. Sie dienen hauptſaͤchlich, um vor Anfang eines Stu
Feind aus dem verbediten Wege zu treiben, oder auch die außgefteliten Fer
gu verjagen. Der franz. Artillerieofficier Vergueil ift ihr Erfinder. 1758
Wächter Wackenroder 11
ach S ſtreich. Beruͤhmt find fie dadurch geworben, daß Laudon durch
15 im legten Tuͤrkenkriege 1789 Belgrad bezwang.
her (Beorg Philipp Ludwig Leonhard), oder, nad) f. Schriftſteller⸗
Hit Weber, geb. zu Ülzen 1762, verdankte f. Water (Prediger an ber
helisfichhe zu Hamburg und dem Johanneum) den erften Unterricht.
fenziger Knabe, welcher ſich ſchwer in die Feſſeln des Schulzwanges
ı durch |. Gutmuͤthigkeit und geniale Laune gewann er bald die Liebe
Wiier. Mach dem Wunſche ſ. Waters ftudirte er Theologie in Goͤttin⸗
ih aber auch viel mit altdeutſcher Kunſt und Literatur befchäftigte. Er
Pin f. Vaterſtadt als Candidat, ohne ein geiftliches Amt erhalten zu
qhes fid) vielleicht au ber zu offenen Geradheit ſ. Charakters erklären
Iefe Zeit fallen die erften Bde. f. „Sagen ber Vorzeit” (1787 — 98).
isn als Erzaͤhler bie Bahn, die Goͤthe mit f. „Goͤt“ für das Drama
kb, und man ann fagen, daß die Ritterromane, welche yon jest an
ierſchweunnten, größtentheils von f. „&agen der Vorzeit" ausgegan⸗
& hatte fich mit dem Geiſte der Vorzeit befanntgemadht; es blidkte .
Bitungen ein echtes beutfche® Genruͤth hindurch, und man kann ihm
k3elt bedeutende Lob einer gewiſſen Originalität nicht verfagen. In⸗
Ve 3 erſten Thle. den fpätern weit vorzuziehen, in welchen fich, wie 3. B.
Ile, nicht felten eine ermuͤdende Trockenheit zeigt. Überhaupt verlegt
Beben nach innerer Wahrheit oft ohne Noth den Wohllaut und gefällt
Men und Darten. 1792 nahm er Dienfte unter dm handverifcyen Trup⸗
mehre Feldzuͤge gegen die Sranzofen mit, bei welchen er fich durch
enwart auszeichnete und bei Mainz verwundet ward. 1793
Heliſchnitte, die Betfahrt des Bruders Gramſalbus enthaltend, und
“, deren 1. Th. die Gruͤndung der Bürgerfreiheit Hamburgs be:
Helzſchnitte find in ihrer Gattung vorzüglicher als das Iehtgenannte
wh dort findet man eine Menge vom Härten und Unebenheiten, für
Bei nicht entfchäbige, mit welchem er die Formen und Gebräuche
Zt ſtudirt und felbft in Noten erläutert bat. Bei f. Zuruͤckkunft
war er Mitarbeiter an der Erziehungsanftalt des Prof. Voigt, welche
1814 einem Rufe nad) Riga gefolgt war, biß jest allen mit großen:
| bat. Im Befreiungskriege 1813 befand er ſich unter den Wer:
Peuburgs, ımb gab auch da viele Proben f. Aufopferung und ſ. Diuthes.
Bihm das Gchaufpiel „Wilhelm Ten’ zu erwähnen, welches vor dem
m „NeR” 1804 erſchien. Die Charaktere darin find ziemlich gut ger
m findet ſchweizeriſche Natur und Örtlicykeit darin, und fieht, daß er
fen ſchoͤnen Stoff mit Liebe behandelt, wenn auch nicht durchdrun⸗
bb
tſchiff, ein Schiff, das vor ober neben einer Slotte, die vor Anker
Ger kreuzt, auf Alles Acht hat, was vorgeht, und Signale macht, wenn
We ſich in der Berne fehen laffen. Auch ſolche Schiffe, weldhe am Ein⸗
Ganals oder in der Durchfahrt einer Meerenge, 3. B. im Sunde bei
Rationizt find, um Acht zu geben, baß bie durchfahrenden Schiffe ben
1 300 entrichten, heißen Wachtſchiffe
tt hürme find Thieme auf den Seeküften, um Serräuber ober an:
De fich dem Lande nähern wollen, zu entbedien. Auf den Küften von
b Italien find mehre twegen der Anfälle der Barbaresken angelegt wor⸗
braucht jedoch gewöhnlich, wenigſtens in Stalin, zur Bewachung der
u Reiter, die, ſowie die Strandreiter auf den deutſchen Küften, beob>
n, was vorgeht.
enroder (Wilhelm Heinrich), geb. zu Berlin 1772, wo (. Batr
12 Wackerbarth
Geheimerath und Buͤrgermeiſter war. Dieſer mit Harbenberg-Movali ya
Genius mußte ebenfo früh als Jener von der Erde fcheiden, und hinter
nur wenige, aber vielverſprechende Proben feines liebendwürbigen Geiſtet
ach nicht ohne Einfluß auf andre Geifter geblieben find. Als Knabe fühe
WW. die herrlichſten Talente, die durch eine forgfältige Erziehung entwickelt!
üb gewann er einen gleichgefinnten Freund in Ludw. Tieck (f.d.), 2
chem ex einen Theil der Schuljahre in Berlin und bie Univerfitätsiahre
verliebte. Er hatte fich eigentlich den Mechten getwibmet, und nach vollem
bien ward er als Meferendar bei dem Kammergerichte in Berlin angeß
erfchienen von ihm die „„Derzensergießungen eines Eunftliebenden Kio
zu welchen Tieck die Borrede, „Sehnſucht nach Italien”, „Brief
deutſchen Malerso und die „WBildniffe dee Maler‘ geliefert bat. Diefe
Erſcheinung warb in Deutfchland, befonders aber in Rom von ben dafı
den deutſchen Kuͤnſtlern, mit enthuſiaſtiſchem Beifall aufgenommen umb
bereite Wurzel faffende Vorliebe für bie Altern Meiſter und ihre Werk⸗
widelung um Vieles näher. Der in biefer Schrift herrſchende Geiſt fireif
nen kuͤnſtleriſchen Anſichten ber zergliebernden Kritik entgegen, umb bramg
bendiger Beredtſamkelt auf anbächtige Begeiſterung und religioͤſe Gefuͤhl⸗.
erapfahl der Bf. mit einbeinglicher Wärme das Ctudlum der meifl *
Kuͤnſtlergeſchichte und vorzüglich die Leſung des Vaſari. Nach ber Erſ⸗
nes Buchs hatten ſich beide Freunde vorgenommen, bie Geſchichte eines
zu ſchreiben. So entſtanden „Franz Sternbald's Wanderungen“, ber
2. Tied 1798. In einem gewiſſen Sinne, beſonders in Beziehung suf
und ben 1. Ch. dieſes Werts, gehört unferm W., nach Tieck's Zeugniffe, d
des Ganzen, obgleich ihn f. Krankheit Hinberte, bie Gtellen wirklich ads
die er uͤbernommen hatte. Seine Krankheit endete 1798 mit einem Berka
Unbeſtimmte Gehnfucht und die Blut feiner In ber Kunft ſchwelgenden
hatten ihn vor der Zeit vergehrt. Doch mäflen wir mit Liebe und R
gebenfen, wenn wir auch mit Böthe und feinen Kımflfreunden (f. „Sun
terthum in den Rhein » und Maingegenden“, 2. Heft) daruͤber einig find, |
Lehre auf Manche einen fehr nachtheillgen Einfluß geäußert bat,
der Kunſtregeln und gründlichen Studien überhoben zu feln glaubten.
laß von W. gab Tieck 1799 in den, Phantaſien Über bie Kunſt“ heraus, f
der 1. und 5. Aufſatz, nämlich die Schilderung, wie bie alten deutſ
gelebt haben, und die Peterlicche, nom W. herrühren. Die ſaͤmmul
von W. find vor kurzem in einer neuen Aug. ber „Herzensergießungen“
Tieck hat im 2. Hefte f. „Poetifchen Sournals” We's Andenken in ruͤh
netten gefeiert.
Wackerbarth (Auguſt Joſeph Ludwig, Brafv.), geb. d. 7. Pi,
zu Kuſchendorf in der Niederlauſitz, ſtammt aus einer alten Jamilie, die if
auf dem Kamiliengute Kogel im Herzogthum Sachfen » Lauenburg hatte.
erfte Erziehung empfing er im aͤlterlichen Haufe; dann befuchte er, 12 3.
Stadtſchule in Muskau, die lat. Schule zu Kamenz, fiudirte hierauf 2%
Wittenberg und ebenfo lange in Göttingen, und erwarb ſich überall Acht
Freund ſchaft. Nachdem er nody ziemlich 1 Jahr in Leipzig zugebradht be
reiſte er England, fuhr nach Amerika, nad Oſtindien, und kehrte über La
f. Vaterland zuruͤck, wo er ſich abwechſelnd in Wien und Dresben aufbieh
da machte er wieder mehre Reifen, u. a. nach Italien und in die Tuͤrkei. Sı
roohnte er groͤßtentheils zu Hamburg und Ratzeburg; fpäter machte er *
Paris, wo er wegen einer unglaublichen Foderung an Sach
nover, die er ſchon vergeblich beim Reichskammergericht zu Metzlar Fi
mit dem Kalfer Ropoleon fsltfame Auftritte hatte, ba dieſer ihn kmnz
Baffen 18
nehimgen binhielt. Seit 1812 Iebte er wieber meiftens in und um
bit Kunft und Wiſſenſchaften befchäftigt, aber auch für die lei⸗
beit forgend. Als Schriftſteller fchreibt er ſich Auguſt Raugrav
th.
fen. Es fiegt in der Natur des Kampfes ein Streben, die Kräfte zu
m um leicht, ſchnell und vollſtaͤndig den Gegner zu überwinden, theils
Inbrang zu wehren, ſich vor demſelben zu fhügen, ihn moͤglichſt uns
wachen. Das Gefuͤhl der Unzulänglichteit phyſiſcher Kraft treibt ben
Ufhz jene Zwecke zu erfinden, und diefe Drittel find zunaͤchſt Mehr und
©o ergreift ſchon der Affe Baumaͤſte und Prügel und wirft mit Stei-
hüten nach feinem Drönger ; fo nimmt ber Wilde eine Keule, einen
Rare bald fpigen und härten lernt, zum Stich, in die Hand, und erlaufcht
der Schnellktaft, die er zum Bogen verwendet; fo erdenkt er ſich
Schirm, befonders für die edlern Thelle feines Koͤrpers, Kopf und
dem Zuftande der Gioilifation mühte fich der menſchliche Geift von
er neue und zwedimäßigere Angriffs : und Schutzwaffen zu erfinden,
Bleummen, ihren Gebrauch zu erleichtern; es wurde gekünftele und
. Bei einem aufmerkfamern Blick auf die Sefchichte bee Waffen wird
Ba, wie vom Fauſtkampfe und dem Dandgemenge an in allen Perioden
nirauche das Beſireben fich zeigt, eine Kraft der Natur nach der an-
,‚ um aus immer größern Entfernungen auf den Begner zu
umgefehrtn 1 Verhätmiffe geht der rohe perfönlihe Muth, die
t im Gewandtheit über; fie weicht dem Geſchick des Waffen:
julegt auch dieſes der geiftigen Überlegenheit. ( Dan betrachte die
ftrategiſchen Operationen.) — Die Bekanntſchaft mit den
Wer die Stöde zu Spießen, Speeren, Piken, Lanzen umbilden, führte
u Schwertes (Säbel und Degen), des Harniſches; aus Eichleuder
wanden die Armbruft umd die großartigen Kriegsmaſchinen ber Als
UL. Katapulten, Baliſten ıc. kennen. Mit ihnen vermochte man
OD Een zu wirken. — Mit der Entdedung der Kraft im Sal
ie Efindeing des Schießpulvers veränderte ſich das ganze Bewaff⸗
E wurde dadurch möglich, ein Ziel in 6000 Scheitt weiter Ent-
Bntrihen (ogl. Schußmweite) und in kurzer Zeit Widerflände zu zer»
Nefnf Jahre gehörten. Es ift nicht unmöglich, daß durch Anwendung
gl. Perkins's Dampfgefhls) einft noch Mehres geleiftet
.— Gmauer unterſcheiden ſich jest 1) Angriffe:, 2) Schutz⸗
wieder in a) Hiebwaffen (Säbel, Pallaſch), b) Stoßwaffen (De:
Ä ‚ Bayonnet), ©) Wurfwaffen (Mörfer, Haubig u. ähnliche),
Nen (Piftol, Sarabiner, Buͤchſe, Flinte, Kanone); letztere a) in eis
(Betüke, Köraffe u. dgl.), und b) in Schirmwerke, wohin
inte der Befzftigngstunft gehören. Won den bedeutendſten derfelben
—* Urt. geſprochen. — Die Geſchichte der Kriegskunſt enthält zu⸗
Waffen; doch finden wir auch u. d. N Waffenlehre befondere
nn fowol der im Alterthume gebräuchlichen Waffen (aus ältern
‚ ats auch der jest üblichen Bewaffnung in ben verfchies
k, a 1 etihrung über deren Anwendung. Doch fehlt ein dem
‚ vonftändiges Werk ans höhern und weitumfaſſendern Ge:
.— Min pflegt auch die 3 Haupttruppengattungen, Fußvolk, Reis
ahtinefen durch den Namen Waffengaattung oder Waffen gu
* Bi Aufehung der Waffen der alten Völker und die des Mittel-
er wir auf dab fire Staats⸗, Kriege, Sitten: und Kunffgefchichte
wichtige Prachtmeit: „Critical inyuiry into ancient ar-
14 | Wage Wagen
mour etc. 7 mit einem Bloffar über bie Waffenbenennungen bes Mittelalty
Sam. Ruf Meyrid (3 Bde., Fol., m. Kpfın., Lond. 1824, 138 Kir}
Wage iſt ein mechanifches, auf der Lehre vom Hebel (f.b.) bei
Beten. das Bericht der Körper zu beſtimmen. Es gibt 2 Arten da
die alte oder Schnellwage, und bie neue ober gemeine Wage. An ber
armigen oder Schnellwage kann einerlei Gewicht in verſchiedenen Eutſch
von ber Unterflügumg verſchiedenen Laften das Gleichgewicht halten, da
an ber roͤmiſchen Schnelwage das Gegengewicht am langen Aume,
ſchwediſchen ober daͤniſchen aber der Ring des Wagebalkens verfchleben;
Die gemeine Wagebefleht aus einem gleicharmigen Hebel, Wageba (ken |
ber genau in ber Mitte fo aufgehängt iſt, daß er fich frei um feine Ups |
en kann. on bem Ende jedes Arme hängt eine Schale herab
Gewicht md die zu waͤgende Sache hineinlegen zu Binnen. Das Gary |
ruht, muß fid) genau das Gleichgewicht halten. Beſchwert man nu
Scale mit einem Begenftande von beliebigem Gewicht, fo wird das Glei
der Wage aufgehoben und man wird, um es wieberherzuflellen, in die ambg
ein gleich ſchweres Gegengewicht legen müflen. Kennt man nun bie Sqh
ſes Gegengewichts, fo erfährt man dadurch zugleich bie des Körpers in?
Scale. Um gmau zu willen, wann fich die Wage im Bleichgerwicht |
auf dem Wagebalten, und zwar gerade über dem Schwerpunkt, an t
bängt , eine Spige, die fogen. Zunge, im rechten Winkel angebracht. S
die Zunge ſenkrecht inne, fo iſt dieß ein Zeichen, baß der Wagebalten ſich t
taler Lage, d. b. im Stichgewicht befindet. Die bubroftatifche Wage t
meine Wage, nur von größerer Zeinheit und Empfindlichkeit. Über bie:
der Wage f. bie Lehrbücher der angewandten Mathematik und Phyſik; wei
Biot's „Phnfik”, deutfch durch Fechner (Epz. 1824, 4 Be).
— Wagen. Ohne Zweifel find die mit Rädern verſehenen Wagen
Schleife entſtanden, die man auf Walzen legte. Dann ſchnitt man au
zen Scheiben, die man zum Umdrehen einrichtete und an das Fuhrwerk
Mac) Moſes war Ägypten das Land, wo man zuerft bie Wagen gebrauch
Chineſen fchreiben die Erfindung des Wagens dem Hiene-Yuene zu. D
hen hielten Erichthonius, den 4. König von Athen, für den Erfinder
und erzählten, er habe fich, weil er lahm war, deflelben bedient. Die
Wagen mögen wol bie erflen geweſen fein; doch gebenkt ſchon Do
vierrädtigen, deren Erfindung man den Phrygiern zufchrieb. Ein G
Lupus wollten die Wagen lange nicht werden. Man zog bie Sänfte und
ten als bequemer und anftändiger vor. Im Kriege wurde von ben Tag
zeitig Gebrauch gemacht: Moſes erwähnt ſchon der Rüftwagen des Phar
den Griechen fol Theſeus die Streitwagen eingeführt haben. Die Pfexh
mit Eifenfchuppen bedeckt, vom an ber Deichfel befanden fi) Spiefe, uml
Seiten der Wagen und untertoärt6 gingen Sicheln aus. Mit ſolchen Si
fuhr man in die Meihen der Feinde. Übrigens bedienten bie Griechen fich
driger Wagen, auf denen bie Krieger fanden und von denen aus fie ihr
fie \ warfen. Diefe Wagen waren hinten offen und die Räder niebrk
Römer bebienten ſich frühzeitig der Wagen; fchon auf den 12 Tafeln ı
Arcera erwähnt. Nach dem Sebrauche, wozu fie die Wagen ——
fie denſelben auch verſchiedene Benennungen, als ein zwei
Fuhrwerk mit gewoͤlbter Bedeckung, —* fich beſonders bie römifchen Da
dienten; Carruoa, eine Art Staatswagen mit 4 Rädern (ſ. Kuehe);
Essodum x. waren Benennungen von a. Arten von Wagen. Noch eı
wir der Triumphwagen (Currus triumphalis) ber Römer. — Die Wag
den entweder von Thieren oder Menſchen beivegt, ober auch durch Mafd
Wagenaar Wagenbauer BT}
s letztern Art find ebenfalls ſchon von den Griechen gemacht worden,
gibit, daß bei den Panathenden eine Galeere, die durch inwendig anges
rw getrieben wurde, durch die Stadt gefahren fei, wie werm fie auf dem
gelte; unb von dem engl. Stanciscaner Roger Baco (13. Jahrh.) bie
keiten herab wurden ſolcher fich felbft bewegenden Wagen viele erfun»
noch keine biefer Erfindungen fchien von bedeutendem Erfolge. Bald
hinerie zu kuͤnſtlich, bald fodert fie zu viel Kraftaufwand, bald find andre
he Unbequemlichkeiten bamit verbunden. Für wichtiger follte man bie
Wagen mittelſt der Segel in Bewegung zu fegen, halten, allein es
umer bei Werfuchen. Simon Gtevin aus Brügge erfand einen folchen
2, der wie ein andrer Wagen mit Mädern ıc. verfehen war und in dem
nfiten konnten. Er ging auf dem flachen Lande fo ſchnell, daß er in
* Meilen zuruͤcklegte. Der Engländer Slater reiſte auf einem
Mäder, der durch Segel getrieben wurbe, von Alerandria nach
bei ſtarkem Winde in 1 Stumde 4 deutfche Meilen zuruͤck.) —
lung in dem Mechanismus der Fuhrwerke verfpricht die Er⸗
Ah. v. Baader in Münden hervorzubringen, wie er dieſelbe angekuͤn⸗
Beh. auch Dampfiwagen und Draifine.) ber die Erfindung
We der Fuhrwerke, Wagen und die Befpannung derfelben bei den Als
um das mit vielen Kupfern verfehene Prachtwerk des Hrn. Ginzrot,
26 (München 1817 fg., 2 Bde). — Wagen (elektrifcher)
deeiraͤdriger Wagen mit einem Haspel, auf melden bie leitende
dehtrifchen Drachen gewunden iſt. Dan bedient fid) deffelben, um
mit ber Hand halten zu dürfen und vor der herabgeleiteten Elek⸗
ya fein.
saar (Johann), Diftoriograph der Stabt Amfterdam, mo er 1709
1773 farb, iſt einer der bedeutendften hollaͤnd. Belehrten und na⸗
in beſten Befchichtfchreiber feines Vaterlandes. Sein beruͤhmteſtes
Oukihte von Dolland: „De Vaderlandsche historie vervattende
der vereenigde Nederlanden, inzonderheit die van Hol-
nsegsten Tyden ab” (bi6 1751) (21. Bde, Amft. 1749 — 60
EZeje, 2pı. 1756, 8 Bde., 4.). 1788 fam eine Fortſetz. biefes
„Vervolg van Wagenaar 'Vaderlandsche historie” II. (48 Bde.,
1810), weiche die Befchichte Hollande von 1776-1802 enthält,
— mit dem Hauptwerk zu einem Ganzen zu machen, ſind
ein 22., 23. und 24. Bd. erſchienen, worin bie Sefaichte von
a en in. Spittler ſagt von dieſem Werke: „Wagenaar war His
Stadt Amſterdam; man darf alſo in vielen Faͤllen, wo Oraniſches
We i Spiele iſt, keine reine Unpartellichkeit erwarten. Doch da er weit
Wsmpliator ais Hiſtoriograph iſt, fo hat dies weniger Einfluß als man
Ne, und es wird deßwegen von beiden Parteien immer mehr als ein
Setrachtet”. Einen bedeutenden Werth, nur mit beſchraͤnkterm Bes
ranch f. „Schliderung ber Verein. Staaten‘ (12 Bde., 1739) und eine
gvon Amſterdam (3 Bde., 1760, Fol.). Auch in Hinficht bes bes
it (f. d.) zeigte er fih ale ebenfo feurigem wie reblichen Vertheis
etheologiſchen Schriften find zum Theil polemifchen Inhalts und bürfs
wenigfien gefischt werden. Übrigens war er ein ebenfo tugendhafter als
um.
senbauer (Dar Sofepb), Landſchaftsmaler, feit 1815 Inſpector
Degalerie zn München, geb. 1774 zu Bräfing im Ifarkreife, befuchte
e es in England Wagen mit 6 Raͤdern geben.
6. Sagendurg Wagner
die Zeichnungoſchule zu Muͤnchen, wo er das Thier⸗ und Landſchaf
Man ſchaͤtzt von ihm aus dieſer Zeit einige Aquarellzeichnungen, we
von Baiern und Trachten des Landvolks darſtellen. Seine weitere
dankt er der Galerie zu Münden und der Anleitung des verft. €. @
v. Manni, vorzüglich aber dem Stadium der Natur in Batern und i
Bon bier rief ihn ber Krieg in bie Reihen bes vaterländifchen Beer
Frieden lebte es ganz dem Studium feine® Kunſtfaches, und ein tiefer
in die Natur gab bald f. Ölgemälden mehr Kraft und Wahrheit, in
ihnen das Matte der frühern Aquarellmanier verlor. W. weiß £
einer gefäligen Landſchaft trefflich zu geuppicen; f. Figuren baten C
der Ausführung liebt er meiſtens Potter’ Geſchmack, verbunden ı
und Freiheit des Pinſels. Seine Vorgruͤnde find fleißig behandelt,
iſt ducchfichtig, f. Beleuchtung natürlich, f. Farbenton harmonifch. 3
Baiern befigt von ihm einige treffliche Gemälde, u. a. das Innere ı
die Anficht des ſtahremberger Sees im Dintergrunde bei untergehend:
Vorgrunde Kühe und Schafe mit einem Hirtenknaben. Auch in
und im Saale zu Nymphenburg fleht man von ihm große Bilder, u
vom Kochel⸗ und vom Zegernfee. Einige Werke vom ihm hat der Ko
land gekauft. Eins f. vorzäglihern Werke kam in die Balerie des Fi
fein, ein andres in die gräfl. Schönborn’fche Balerie in Pommersfe
Kunftfreunde in München, Augeburg u. a. a. D. beſitzen von ihm fd}
ftüde. 1809 und 1815 gab W. Anleitungen zur Landſchafts zeichm
Manier heraus, jede von 18 BI. Auch f. Baumſtudien in 12 Bl
bienen 8.
Wagenburg, eine Verſchanzung von Wagen, war in di
Kriege ein gewoͤhnliches Vertheidigungsmittel durch in einander geſch
binter weichen die Fußvoͤlker gegen die Angriffe ber Meiterei gefichert
ſtaͤrkere Gebrauch der Artillerie hat biefe Art der Vertheibigung v
madyt. — Wagenburg wird aud, obwol unpaſſend, die ganze I
viants und Padwagen genannt, die zu einem Armeecorps gehöre
beffee Fubewefen (franz. Train).
Wagerecht, horizomtal, f. Horizont.
Wagner (Emft), geb. den 2. Febr. 1768. Bei dem er
die Leiftungen dieſes Schriftftellers ale Momanendichter fcheint ba
vorzuherrſchen; doch bei genauerer Prüfung wirb man ebenfo fehr
ſchoͤpferiſchen Phantafie, wie von f. feinen, ſtets pſochologiſch mot
und Menſchenkenntniß uͤberzeugt. Leider muß man bei diefem a
Schriftſteller beklagen, daß er nicht lange und beſonders nicht gefur
um den ganzen Reichtum f. edein Beiftes zur Belehrung, zum E
Ehre feiner Nation nody mehr zu entfalten, als e8 durch die vorhan
niffe geſchehen iſt. — Wie dab wahre Talent oft, ja faft gemöhn!
dem Drud der äußern Verhaͤltniſſe mit verftärkter Federkraft emporh
auch der Fall bei ihm, welcher, als der Sohn eines umbemittelten Laı
dem fachf.: meiningifchen Dorfe Roßdorf, fogar der nothwendigen
ermangelte, um ein Gynmaſium beziehen zu koͤmen. Die gruͤndlid
des wadern Vaters ımb die mit Fleiß verbimbene ſchnelle Faſſungsk
nes erfegten inbeß biefen Mangel fo, baß er die Prüfung beftehen ın
ſitaͤt Jena befuchen konnte, wo er ſich der Rechtswiffenfchaft widmet:
Zuruͤckkunft wurde er Privatſecretair des Gutsherrn, Freih. v. W
Gerichtsactuar und zugleich Verwalter des bdortigen Rittergutes. W
freundlichſten Fuße mit der Gutsherrſchaft, fühlte er ſich doch m«
engt; denn da er bald Gatte und Water wurde, reichte ſelbſt bie hoͤch
Wagram (Schlacht bei) 17
die nothwendigſten Bebürfniffe aus, keineswegs für [. brennenden
rtwbilden und das Leben als Reifender von mehren Seiten anzu:
wiß war es indeß mehr ein geiftiges Beduͤrfniß, mas ihm 1803 die
mfbahn eröffnete. „Wilibald's Anfichten des Lebens‘ war das erſte
miß feiner Muße; denn ſchon früher hatte er einzelne Bedichte in
erſchienenen, Damenjourmal” abdruden laffen. Die meilten Ge
ſchlands kennen biefen durch 3 Aufl. verbreiteten Roman ale einen
ser, an dergi. Büchern reihen, aber an ſolchen Dichtungen armen
infach angelegten, ihr Intereſſe immer fleigernden und bie zum beftie>
uf fortführenden Erzählung flellt er ein Gemälde auf, das, vom ans
lifchen Rahmen eingefaßt, vielleicht in unferse gefammten Romas
ur wenige gleich gelungene Seitenftüde findet. Auch find wol nur
her gleich bei ihren Erſtlingsoerſuchen mit fo ‚ungetheiltem Beifall
worden ale Ent W. Durch diefelben ward Sean Paul Fr. Rich⸗
m auf den jungen Dann und empfahl ihn dem Der;og Georg von
ingen, einem Kürften, ber wahres Talent zu ſchaͤtzen und hervorzu:
d. WB. erhielt hierauf hoͤchſt unerwartet das Decret als herzogl. Ca»
‚, mußte aber den großen Schmerz erbulden, f. geliebten Fuͤrſten, noch
angetreten, zu beweinen. Seine fürftl. Witwe erfuͤllte indeß, was der
fgrochen, auf das großmüthigfte. TB. zog unter fehr angenehmen
11804 nach Meiningen, und e8 blieb ihm dort Muße genug, ſich ganz
Herei zu widmen. Binnen cinem kurzen Zeitraume erfdyienen von
reiſenden Maler”; „Die Reifen aus der Fremde in die Heimath“;
Rider; „Iſidora“ (Roman in 3 VBbn., Tüb. 1812) und „Das his
Beines 4Ojährigen Fibellyügen’‘ (ein Anhang zu den „Reiſenden Mas
wer cuͤhmlich bekannte Namen in den Annalen deutſcher (dyöngeifliger
Mer fanden fich fchon in den erften Jahren feines Aufenthalts zu Mei⸗
richen einer In der Regel unheilbaren Krankheit, der Ruͤckenmarks⸗
Sraubte ihm bald die Hoffnung eines langen Lebens, aber nicht die
bei mıd den Muth, die wenigen ihm zugezählten Tage duch Schoͤ⸗
und Schönen zu benugen. Für feine Charakterentwickelung warb
oid ſal entſcheidend. — Die Leiden der letzten Periode waren groß;
Im von ihm mit männlichen, ja nod) mehr, mit chriftlichem Muthe ers
tZod erfchien ihm am 25. Sebr. 1812 als ein Sriedensbote und Be⸗
mb im 45. Lebensjahre. Nur ein Sohn, Karl, ein junger talent:
beftemaler, ift von f. ganzen. Familie zuruͤckgeblieben. ine nähere
des Vf. des „Wilibald ꝛc.“, ſowie f. Dichtungen, findet der Leſer in
' über ben Dichter Emft Wagner; enthaltend: Lebensgefchichtliche
gen aus feinem ungedruditen Nachlaſſe; herausqeg. von
engeil” (Schmalkalden, Barnhagen, 1826). E. Wagners „Saͤmmt⸗
* erfchienen in einer wohlfeilen Zuafchenausgabe zu Leipzig 1827 fg.
em (Schlacht bei), am 5. und 6. Juli 1809 won Napoleon gegen
Karl gewonnen. Sie entfchied den Krieg und das Schickſal ber
Fdenfeiben Feldern, auf welchen Rudolf v. Habsturg 1278 ben flol-
cfiegt und den Grund zu ſtreichs Macht gelegt hate. Der betraͤcht⸗
den Napoleon bei dem fehlgefchlagenen Übergange feines Heeres über
ch tie Schlacht bei Aſpern (f. d.) erlitten hatte, machte f. Streits
ung nötkig. Sein großartiger Plan war zwar nicht zerſtoͤrt, aber
sung aufgehalten, und er bedurfte zum Verfolg deffelben Verftärtung.
ba durch die ital. Armee unter dem Vicekoͤnig, der endlich bie ſtrel⸗
er bis nach) Ungarn gedrängt hatte und bald zur großen Armee jloßen
Iberte fi) ferner Bernadotte mit den Sachſen, es naͤhrcten fi die
Ziedente Aufl. Bd. XL , 2
Fisstem Eslaht 40
V
u.a. franz. Truppenabthellungen. Keineswegs unter fo g
ühn Befayd 1 in Om, " iherjog Karl, auf Yen Krk fe
ud) vr hatte große Verlufte m jeder jerzuftellen und daſu bei toeite
(he Bi meift nur jungen, unerfahtenen Bandfturm. Beine Me
dies zerfplittert; über bie (fumige ungarifche Infurrection erſtreckte
uöniht. Während nun Napoleon in Wien ausruhete und die Don
urg bij Linz beobachten ließ, zugleich aber mit auferorbentlicher Ja
w en chften Vorhaben anordnete, ſchien ber öfts. Feldherr beſchau
martung der Dinge, die da kommen wollten, behatten zu mäffen: di
Lage Deffen, der auf die Vertheidigung verwiefen If! — Wenig
RNigtß, wag die Franzofen an Vorbereitungen auf den Donauinfeln
innen. «Hier wurden mit dee größten Corgfalt und Zocaltenntnif
t und mit ſchwerem Geſchuͤtz aus den Zeughäufen Wiens verſehen
Nrldengerdchfdaften zuſammengebracht und alle Verbinbungs » us
gunfte fo wohl erwogen umd beredynet, baß weder der Feind noch die?
[öpern, den neuen Schritt vereiteln konnten. Napoleons Abficht ko
berfeldheren Beinen Augenblid zweifelhaft bleiben; die Stellung
eſtaitete übrigens das genauefte Erkennen aller ihrer Bewegungen.
te ſich die Dinge auf, al$ Napoleon am 1. Juli feine Kräfte ı
auf her Lobau fein Hauptquartier nahm. Prefburg war einige Tag
Bavonſt befeht worden, die Donau bis Binz beachten Vandamme
tembergern und eine Divifion Balern. In Allem folten gegen 18
Feanzofen ıc. diesmal die Macht des Erzherzogs gertrimmern, und
gabe auch zu ſtark fein möchte, fo konnte Öftreid, dog gewiß faum I
jenftelen, auch wenn das Corps des tzherzogs Johann aus Un
iekte. Der öfte. Oberſeldhert fehlen überzeugt, daß fih Napoleon
ıple bei Asvern auf einem fo deſcht ͤnkten Rampfplage chlagen, font
rain zur Entwidelung f. Kräfte wählen würde. Die Eben
breitet fidp viele Stunden weit auf dem linken Donauufer aus,
mäßigen Höbenzägen. Zahlreiche Dörfer und Zieden, deuiſch Ma
Ina Mittelppmkte, dedecken fie; doch iſt außer dem Rußbacqh kein bet
taingegenftand da, welcher kriegeriſche Operationen aufhalten Könnt
einigung der Salem von Böhmen, Mähren und Ungarn, ſowie bie j
Übergang — 5 geeignete Drtlichkeit, geben ber Gegend eine ſtra
keit. — Eroperzog Kart [hob dis zum 2. Juli Truppenabthe
4pern, Eilingen und dorf, die Wien und den Donauinfels
dor, um fehne dortigen Poften unterBüpen zu Laffen, und ſtellt
Ser mie ruͤckwoͤrte abtpeiliingemelfe in Bereiefäjaft. Vom 2. J
Franjoſen an mehren Punkten der Donaufnfeln eine ſichere Bi
dem jenfeitigen Ufpr einzuleiten, ohne ſich durch das Feuern ber Sen
laffen, und am 4. Jull hatte Napoleon den größten Theil f. Kı
& fel dufammengebrängt ; um 10 Uhr Abende, unter grauſenh
umd Ungetoltter, unterflügt durch ein heftiges Feuer aus allen Batteı
dorf und die von den Oſtrelchern gegen den wahrfcheinlichen lit
errkhteten Verſchanzungen beleuchtet von den Flammen des in Br
Sngeröborf, fchifften zuerft Eleinere Abthellumgeh kuͤhner Mannfch«
(eyten Arm der Donau und faßten jenfeit8 auf mehren Pünkten fe
bewunderne werther Puͤnktlichkeit und Schnelle wurden tieffliche Bi
gen, und ſchon von 2 Upr an defilitte das ganze Heer auf das linl
Daß der Erzhetzog Napoleons Übergang nicht ernftlicher hinderte
fpätere Zurüdgehen des öffr. gern ſchien planmäßig. Am Morg
faltete ſich daß franz. Heer, die einzelnen Poften ber ſtrelcher, ob
Wagram (Shlacht bei) | 19
and, überwältigend, fo, Haß Bernabotte bei Agpern den linken Fluͤgel
az cechten bie Ital. Yrmee bei Klingen, dann Maſſena (der die dort
eſchanzungen umging und Enzersdorf nahm), nachher Dudinot eine
‚ deren äuferfien rechten Slägel Davouft machte. Diefe Entwicke⸗
1J amen Hervorbrechen eines eingedaͤmmien Stromes, doch
bien Flügel ſchon hie umfaſſende, den linken oͤſtr. Fluͤgel am meiſten
ichtung gegeben. Eine zahlreiche Artillerie laͤngs der ganzen, eine
Swentung machenden franz. Linie, wirkte unaufhoͤrlich; bie ſtrei⸗
m Tag übre langfam zurüdgedrängt, und nur erſt gegen Abend ging
Saffııng verloren, was jeboch mit Befonnenheit und Much aus»
. Erzherzog Karl beftand dieſes Gefecht eigentlicdy nur mit 3 Armee:
halerie » und der Grenadierreſerve. Erſt bei Einbruch der Nacht hatte
nen Äbrigen Streitfräften in Perbindung geſetzt, bergeftalt, daß fie
hang vom Bifamberge an ter Donau über Stammerdborf, Ha⸗
ratdorf, Wagram, Baumersdorf und ben Höhen von Markgrafen-
- Mir koͤnnen den Gang des Gefechts, fowie den von den Sach⸗
verſuchten Angriff auf Wagram, nicht umſtaͤndlich anführen, auch
w Entfdyeidung, bie von dem folgenden Tage zu erwarten war. Die
biwouacquirte an manchen Stellen ſehr nahe gegenüser. Man hat fid)
Ne Dispofitionen bes oͤſtr. Oberfeldheren nicht finden koͤnnen und hat
ı am 5. Juli eine gefliffentliche Übereinftimmung mit den Operatios
Iagaın herbeigerufenen Corps des Erzherzogs Johann zu erbliden ges
Dh die Sranzofen gleichſam zwifchen 2 Feuer gebrad;t worden wären.
erweifen, daß diefer Entwurf hoͤchſt ungewiß blieb, da der Erzher⸗
einen entfcheidenden Erfolg viel zu ſchwach war und weil ihm durch
verwendbare franz. Divifionen, forwie auch durch die 10,000 Mann
Re Divifion Wrede gehörig begegnet worden wäre.) Am 6. früh
franz. line Fluͤgel gegen Hirfchflätten verlängert (Bernabotte,
Tentrum bei Rafchborf (die Barden und bie ital. Armee); dann
und Dubinot, Davouft auf dem aͤußerſten rechten Fluͤgel bis über
.. Der Erzherzog Karl beabfichtigte jegt weislich einen Angriff,
ig vom rechten Slügel gegen den linken der Franzoſen, wei⸗
Beſorgniß für feinen Anlehnungspunkt an die Lobau fein durfte;
der am meiften bebrängte oͤſtr. linke Slügel mehr Luft und das
Geflalt gewinnen. — Der Angriff begann auch nach ber gege⸗
und hatte anfang guten Erfolg; die Sranzofen wurden bis hin:
Bf zuchdlgebrüht. Weniger gluͤcklich als Beneral Klenau mit dem
war das oͤſtr. Gentrum; es fand mancherlei verwirrende Dinderniffe
Ri . E86 konnte daher nicht gleichmäßig mit dem rechten Fluͤgel
odurch eine [hädliche Ausdehnung der fo im eingehenden Winkel lau:
ichtordnung entftanb; Napoleon wußte fie barin feſtzuhalten und
Angriffsbewegungen zu hemmen; bald ſchritt er, der indeß die Um⸗
Ben Fluͤgels bewirkt hatte, zum lebhaften Angriffe deſſelben; beſon⸗
‚ den Unfall auf f. linken Fluͤgel nicht achtenb und f. Plan unverrüdt
e Stellung bei Markgrafen⸗Neuſiebel zu geroinnen **); Fuͤrſt Roſen⸗
wleon® „Me&moires, notes et melanges’‘, I, &. 180, wird aud) Berna:
Sachſen commanbirte, bitter getabelt. General von Gersborff bat in
bie Generale Gerard und Gourgaud (Dresben 1823) Thatſachen ange
jene Beſchuidigung widerlegen. ©. „Lit. Conv.⸗Bl.“, Nr. 84, 1823,
bat den Ungrund jenes Zabels, wie die Gründe bes Tadlers jeder:
ird durch einen alten Thurm bezeichnet; bie längs des Rußbaches lau⸗
2 *
20 Bahabi
berg behauptete ſich bier nur mit großem Verluſt. Während num gleichn
öfte. rechte Flügel mehre ſtarke Angriffe abgemwiefen hatte, machte Napols
Verſuch, die Schlacht durch Zerſtreuung des Centrums zu entfcheiden. |
griff, von Macdonald, Ranfouty, Lauriſton und ben Garden zu Pferde wı
mit 100 Kanonen Aderklaa an, auf halbe Schußweite begannen dieſe i
Macdonald warf fid) auf ben Punkt, wo die Grenabiere und das 3. Cor
menftießen. Gelang es bier, durchzubrechen, fo war das oͤſtr. Heer, ia
geſchieden, unrettbar verloren, aber eine von Fuͤrſt Liechtenſtein angeed
ſchickte Rüdbewegung des rechten Fluͤgels der Grenadiere, ſowie die umgk
pferkeit der Truppen, ließ diefen Verſuch ſcheitern; alle wiederholte &
feindlichen Gavalerie und Infanterie, in ſtarken Maffen kraftvoll ausgefl
ben ohne Erfolg. (Ungefähr 12 Uhr Mittags.) Wenn in diefen A
Erzherzog Johann, wie er follte, auf dem linken Flügel anlangte, fo hätt
günftige Erfolge erlangt werden können; dies geſchah aber nicht, um
Zruppen, welche bisher längs bes Rußbaches geftanden, zogen fi), F
berg überflügelnd,, ſoweit rechts, daß dadurch die Sronte bed Kürften He
frei wurde, der darauf unaufgefobert Jenem Unterflügung fendete, we
Iingerung des gegen die Überflügelung gebildeten Hakens benugt ward.
ten Angriff bemächtigte fich endlich der Keind der Höhe von Markgrafen
Fuͤrſt Roſenberg zog ſich nach einigen vergeblihen Verfuchen, fie wieder zu
In der Richtung von Wolkersdorf zuruͤck. Fuͤrſt Hohenzollern folgte dieſe
gung und ftelite ſich bei Enzesfeld auf, die Straße nach Mähren deckend; Wi
Slügel mußte demnach die errungenen Vortheile aufgeben und fidy
Klenau deckte dieſe Bewegungen, blieb die Nacht hindurch bei St
und ſchlug erſt am folgenden Morgen die Straße nach Maͤhren ein, auf
genannten Corps waͤhrend der Nacht zuruͤckgegangen waren. Erzherzeß
— welchen, wie angegeben wird, die Verſammlung feines Corps bei
aufgehalten hatte — erfuhr erſt ſpaͤt am Abend von Schlachtfeld⸗ ber,
Thon entſchieden ſei; der eignen Sicherheit halber zog er ſich wieder
March zuruͤck. — Man fieht aus diefer allgemeinen Darftellung, dag
von Napoleon durch das Mechtöziehen beim Entwideln mit vieler
eingeleitet und durch die Niederlage des linken oͤſtr. Flügels entſchieden
Deere hatten darin mit grofier Tapferkeit gefochten; der Verluſt ber
mochte 23,000 Tobte und Verwundete betragen, barunter mehre
hatten dabei 7000 Gefangene gemacht, 12 Adler und Fahnen, 11 M
obert; der Verluft der Sranzofen iſt nicht geringer zu berechnen, auch
ſich mehrer gewonnenen Giegeszeihen und Gefangenen, umter denen fidh
Verwundete befanden. Am 7., 9. und 10. zog fich der Erzherzog unter R
fechten bis auf die Höhen von Znaym zuruͤck, wo ihn Marmont umd ef
reichten. Dier kam es den 11. zu einem Treffen, das aber der vom Fuͤrſten
von Liechtenftein dem Kaifer Napoleon angetragene Waffenſtillſtand sum
welcher am 12. Juli zu Znaym zwiſchen' Berthier und Wimpfen abge
ward, worauf die Sriedensunterhandlungen ihren Anfang nahmen. Über!
zen Seldzug vul. m. auch bed Generals Pelet (Maffena’s Adiutant) „Mem
guerre de 1809, en Allemagne, avec les operations partieulieres de
d’Italie, de Pologne, de Saxe, de Naples et de Walcheren” (Paris 1:
4 Bde, m. e. Atlas).
Wahabi, Wahabiten, Wechabiten nannten ſich mehte
Voͤlkerſtaͤmme, welche ſich zu dem religioͤſen Glauben bekennen, ben Sheit 9
finden Höhen fullen biet ab; fie war als Schlüſſel ber aunzen Stellung zu
tes, ſowie denn auch ihr Beſitz die Schlacht entſchied. Vgl. vun Bulentin’s
dis geldz. von 1809 u ter Donau“ (LZ. Aufl)
Wahabi 21
Wahab's Sohn, in der Mitte d. 18. Jahrh. lehite, und gleich tem
oransreligion, durch Klugheit, Tapferkeit und Muth zu verbreiten
Mohammed, zu dem großen Voͤlkerſtamme der. Tamini gehoͤrig (geb.
Stadt Ajen, die nahe an ber Wüfte im Diftrikt Al Ared liegt), hatte
a, Bagdad und Damask eine große Gelehrfamkeit erworben. Cr
a Ajen, und bald gewann er bie Bewohner bes Landſtrichs Al Ared.
Eingebung ſich berufend, lehrte er, wie der Koran, deſſen Glauben:
enur theilweiſe amahm, das Dafein eines einzigen Gottes, des Ur:
elt, des Belohners des Guten, des Raͤchers des Boͤſen; aber er ver:
Rexan enthaltene Sagen, beſonders tie von dem Propheten Moham⸗
nur einen von Bott geliebten Menſchen nannte, deſſen Anbetung er
w wahren Verehrung der Gottheit im ſchrecklichſten Widerfpruche fir
chen bezeichnete; auch verbot er die Pracht und den Reichthum,
bden Mofcheen der Mohammedaner antrifft._ Wer ſich diefer neuen
u, fol mit Feuer und Schwert vernichtet werden. — Mohammed ge:
Ihr feine Lehre den Herrn von Drehyeh (Derajeh) und Lahſa, Ebn:
a dann zum Fürften (Emir) und Beſchuͤtzer der neuen Sekte ausrief,
er zum oberflen Priefter derfelben erklärte, und fo bie geiftliche und
be, die in Ebn⸗ Sehud's und Sheit Mohammed's Famillen forterbten,
m einander trennte. Der Hauptſitz der Wahabis war bie Stadt Dres
H, in der Prov. Nedjeb und Semama, 54 Meilen weitlid von Baſ⸗
ie neuen Slaubensgenoffen bis zur hoͤchſten Schwärmerei begeiftert,
heungen bereit (den Nichtgebrauch des Gaffeed und Tabacks, ſowie
Wleidungsflüde, [hreibt ihnen ihr Geſetz vor), unermuͤdet tapfer und
wa, da Slauben oder Sterben ihr Lofungswort blicb, fo verbreitete
beit unglaublicher Schnelligkeit umter ben umberflreifenden arabifchen
‚um welchen fle nach kurzer Zeit 26 unterjocht, ſich einverleibt und zus
Haß gegen ben reinen SSelam der Mohammebaner, und mit derLuſt
Be Moſcheenreichthums erfüllt hatten. Sehud's Sohn und Nach⸗
iz, konnte ſchon ein Heer von 120,000 ftreitfähigen wohlberitte:
ias Feld ſtellen. Mit Kameelen und Pferden wohl verfehen, mit
Epieß wohl bewaffnet, waren die Wahabis, obgleich den Bebuis
| ‚ aud ohne eine bedeutende Artillerie, die fie ſich erſt erobern
Ihrliche Zeinde. Die Natur des Landes, Lcheneweife und Glauben
Bharatter gebildet, der nach den berginen Gegenden ihres Stammlans
ve und kuͤhner ift als der der erften Anhänger Mohammed's. Vorzüglich
g8, welche die hohe Pfort: in allen Theilen ihrer Herrfchaft, alfo auch
ihen fogen. Schugländern, dulden mußte, begünftigte die Unterneh: .
WBahabis, welche ſchon von ihrem Sige zwifchen dem perfifchen Meer:
ms rothen Meere aus, mehre Theile der aftatifchen Türkei berührt hat:
gegen Ihre Verheerungen und Bekehrungen bie geringfien Maßregeln
F ASOL erhielt der Paſcha von Bagdad Befehle, mit den dem Mo⸗
m treu gebliebenen Volksſtaͤmmen gegen die Wahabis au zichen, wel:
jegen fie geſchickten Feldherrn duch große Geſchenke zum Ruͤckzuge be:
Bann bie Stadt Iman⸗Huſſein uͤberfielen, zerſtoͤrten, und nad) Er⸗
r Schaͤtze in ihre Wuͤſten zuruͤckflohen. Bei dieſer Unternehmung hat⸗
ihis auch die Moſchee des von den Perſern hochverehrten Ati beraubt.
Menarch Fath Ali drohte ihnen vergebens mit feiner Mache, er ward
Kriege davon abgehalten. Nun lüftete. den kühnen Wahabis nach
em Schaͤtzen der heillgen Statt Mekka. Hier hatte der jüngere Bru⸗
‚tem aͤltern, Abb: A: Mein, das Scyerifat geraußt ; ; angeblich
raͤchen, fandte Abd» Elazi; feinen Sohn Schud mit 100, 000 M.
22 Wahabi
gen Mekka, wo er den Ghalab in die Flucht ſchlug, an ber Eroberung IE
felbft zwar einſtweilen durch die Ankunft ber großen Karavane unter GEM
Paſcha von Damask verhindert wurbe, mit diefem aber einen Vergleich
welchem derfelbe nur 3 Tage in Mekka verweilen, und ſich in dem Biubei
das Scherifat nicht miſchen durfte. Mach dem Abzuge der Karavakk
Wahabis die heilige Stadt ohne Widerftand ein, ermordeten viele She
Islam treu verharrende Mohammedaner, ſetzten den Abb» Al» Dein
ein, zerflörten jedoch alle heilige Dentmale und führten unermeßliche J
dannen. Mur wenige 100 Mann ließ Sehud als Befagung zuruͤck, WE
dann vergeblich die Eroberung von Dſchidda und Diebina, und zog fich
Drehyeh, wo indeß 1803 fein Vater von einem Perſer ermordet worbeng
Sehud ward nım Fürft der Wahabis; ihr Oberpriefter mar Shell %
ättefter Sohn, Huffein der Binde. Die erlittenen Ungluͤcksfaͤller
verſchmerzt, die Wahabis erfchienen (1806) zahlreicher als je, pluͤnder
heiligen Grabe wallfahrtende Karavane, erbeuteten den Mahmel (eine #
Lade, in welcher der Großherr jaͤhrlich bie für ded Propheten Grab beſticc
— ſendet), eroberten Mekka, Medina, ſelbſt Dſchidda, und bezelg
hre Tage durch Blutſtroͤme und durch Bekehrungen, unter denen bie
von Mekka die meiſte Verwunderung erregte. — Die Furcht vor den WA
verbreitete fi im ganzen Morgenlande, und felbft bie Briten beforgten,
in ihrem Handel gefährdet zu werben, indem ſich einige Kriegerhorben ii
perfifhen Meerbufen zogen, mit den dortigen Seeräubern ſich vereinigten
Verbindung zwiſchen Baffora, Maskate und Indien beunrublgten. E
» nahmen daher ben Iman von Maskate, genen den fich fein Bruder Im
empört hatte, wider bie Wahabiten m Schutz, und fchidten Ihm vom $
(1809) eine Escabre nebft Landtruppen zur Züdhtigung feiner und Ihrer
Diefer Zweck warb auch durch mehre Ger: und Küftengefechte, beſonders
Aerftdcung des Hauptfammelplages Ras el Elyma (Kherim), wo 3200
töbtet, 1600 gefangen genommen wurden, erfüllt; wogegen ſich bie Geh
Iman, um ihm ferner nahen Schutz angedeihen laſſen zu firmen, die By
zeichen Perienfifchereien berühmten Inſeln des perfifchen Meerbuſens
Zebora ausbebungen. 1810 rief die hohe Pforte den Mohammed Alt,
eh , und bie von Damask und Alte auf, gegen den Paſcha von
ſuff Paſcha, und gegen die mit ihm verbundenen Wahabis zu ziehen.
von Akre vollfuͤhrte diefen Befehl mit fo vieler Khätigkeit als Tapferkeit is
Bapdad, deffen feiner Schäge beraubter Paſcha nun zu dem wider ihn
Pafcha von Kairo, feinem Vater, floh und dort gute Aufnahme fand. S
ten die Wahabis in ber Zwietracht und Eiferfucht ber Pafchen des tuͤrkift
der Khans des perfifhen Reichs die ficherfte Buͤrgſchaft für das Gellng
Streifzüge. — Bald vereinigten fie fid) nad) dem Blutbade, welches Mol
Al unter den Beys und Mameluden zu Kairo anrichtete, mit ben nach DI
ten geflohenen Überreften berfelben. Nun betrieb Mohammed Ali mit unen
Thaͤtigkeit die Rüftungen zur Vernichtung der Wahabis; er eroberte Jan
Nahala (1811); als die Frucht dreier erfochtener Siege ſchickte er 3 Saͤcke v
habitenohren nad Konftantinopel; jedoch wurden fpäterhin eine Fortſch
macht; Juſſuff Paſcha, der jegt mit feinem Vater, Mohammed Alt, für
manen focht, warb fogar zum Rüdzuge gezwungen. (Er flarb bald baram
Peſt.) Allein die vonihrem Bundesgenoffen, dem Scherif von Mekka, v
un und von mehren arabiſchen Stämmen verlaffenen Wahabis erlitten in d
päffen von Sofra und Dſchudejda neue Niederlagen und wurden von ber
nad) Medina ganz abgebrängt. Diefe heilige Stadt war ſchwach befegt ur
von ben Otmanen leicht zu erobern ; bald darauf fiel auch Mekka wieder In
Wahabi eb
eli 667 der Schlůſſe det — neh 55
— She a 9 hakte der du
. Hgne ta und Mebin
ade et: ne Ind Ge
h te bel meltem nach
od) war bie ie
ie MN mi ti, ii —— Ageen n neliim;
; en Befeftigten Waftmplap Kim
a ne ;gebebürfniffen ; auch waren m Fe {
fü ie eäicu melche Zeit und Gelegenheit, benu ten, di:
Hart er mit fich ju ver! ir. Dod ihre Sühngeit St
eg
fe gepaart, Sie unternah) ren verioel) jene Beutt
De Dad t zu denken, mährend Ihr eind,
Nönpteh er ———— in ten traf, um I in
As daher 1814 ihr Oberhaupt, Seh) M.,, deftoxben mar,
4 — 5 Unruhen atıöbradhen, er! Ir fü Kur
1 ieg, den Mo ——— a
baſſua Si (ie — erfödh t. Eat. *
— t atzgteifen {ut Be &8 dem tapfern ai
jbrah 3 bie Map, — unter Er: —ã— bdailah
das , 4 Zagemätfi
Hell RR ne h Ku ;
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aa 20, h = Ag
‚Hieran| untertoatfen fich die der Er. langt
* — kLebens der Häufer; allein der, Pier
—— genehmigen oder verier m ni
Ba She der als Rebell und ald ai niget
polteifch — für die hehe Pforte ‚hatte, 3 I
* gefeiert, Dahn ward er nebſt ginem
in Ka dem —38 ötgeführt, vom Divaı u
ec. 1818 war folten no:
aimkörfl fleeifen, ei — rn
Süftere der Sekte gu re Anführetin ( a ; allein ihr Sauptſt
Brofhert die m sch fegteh — örfehläge b Pa keh
ee fberlaffen Ya von biefem gänzlic, herjtökt, und bie
el ae a Überalt hin n worden. *) Da
ft ER — (da Ye und den blöher imabbinalden
2 a der du forte fen Hat (et entrichtet ah
zen einen jäbel. Telbut, Aa Gaffee), fo ſcheint e®, daß bie
der Wahabiten Bil bie Macht der Pforte (oder vielmehr des großen
Paſcha von Ag pten) Im bem bißher feit Acrahder von Macedonich
Suter aktion Arabien —88 befeftigt und weiter als jemals
ER
er in hr asab. Provinz Nadſched, lag, durch Steppen unb Gebirge ge:
& 26° . in ber —— len langen Schlucht Wadyheniſch, uı
Krten und Tagereifen von Bagdad, 180 Stunden Fi
lina, 100 Etunden Tührweftiich von Baffora, und 160 Stunden fübol kt
m. Sie war 2 Gtunden lang, eine halbe Stunde breit, häufigen
m ausgefent er und — 2500 fteinerne Häufer „,28 Mofheen, Saum.
3 in ber Vorſtadt reif. Nach einigen Rad:
— 3 taflen ,. 1 Kriegefeute, Yelbarbeiter und Bank
„ Se den übrigen Aräbern, jeder fähige Mann in den SRaubzügen
Bing findet, fb Mt wor bie Tintheilung In Priefter, in Kriegeleite und
zihtigere. Rach neueth Nachrichten foll die Sekte der Wahabis noch Im«
ien fehr ausgebreitet fein.
® ——
24 Bahlcapitulation Wahlformen in England
MWahlcapitulation, f. Capitulation. | f
Mahlenberg (Georg), Dr., Demonftrator der Botanik am
fität zu Upfala, und Intendant des Mufeums der bafigen Gocietät ii
(haften. Diefer als Botaniker und Geolog außgezeichnete —
ſteller wurde 1784 in der Prov. Wermland, wo fein Vater
angeſtellt war, geb. Schon während ſ. Studienjahre in Upſala gab er
gründlichen Wiffens und f. tiefeindringenden Forſcherſinns bei Beh
gefchichtlicher Begenfiände. Bald wurde er als Amanuenfis bei dem a
{hen Muſeum der Univerfität angeftelt und kurze Zeit darauf zum
des Mufeums ber Societät der Wiffenfchaften ernannt.
rühmten ſchwediſchen Patrioten Baron v. Hermelin und. von den
Wiffenfhaften zu Stodholm und Upfala, ftellte W. botanifche und
Forſchungen an, auf f. Reifen in die entiegenern Lanbftriche Skand
das ſchwediſche und nortmggifche Lappland, und nach Gothland. N
faft ganz Skandinavien unterſucht hatte, trat er, auf Koſten der Uni
fala und mit Beihülfe des größten dortigen, durch den Baron v. Aſpg
flipendiums, eine Reife ins Ausland an. 1810 hielt er fich in Boͤhmei
Bar auf, unterfuchte die Karpathen und begab ſich dann nach der Sch
ſuchte ferner die wichtigfien Univerfit. Deutfhlands und Eehrte 1814 mi
zurüd. Hier war er zum Demonftrator der Botanik ernannt worden. @
Lapponica "_f. „Flora Carpathorum” und f. „Flora Upsaliensis'
einen bedeutenden Rang unter den gleichzeitigen Schriften diefer Gattung
Geolog iſt W. fehr geachtet wegen f. genauen Beſchreibung ded Kamid
Lappland, ſowie des Klimas in der ſuͤdlich Schweiz ; wegen feiner Abh
die Entſtehung ber fchmwebifchen Erde, in der Zeitfchrift „Svea”, bie
herausgegeben wird, und wegen f. in tem 8. Thle. der Nova Acta der Si
Wiſſenſchaften zu Upfala abgedruckten wichtigen Athanbl.: „Petrificate
Jueciae“, morin diefe fuftematifch geordnet, befchrieben umd zum Theil
net find. W.'s „Flora Suecieca“ erfhien zu Upfala 1824 in 2 Bbn.
Mahlformen, von jeher der fhwierigfte Punkt der Berfaffunge
die Vernunft fodert, daß der Befte und Tuͤchtigſte zu Öffentlichen Fu
waͤhlt werde, und daß, wenn auch die hoͤchſte Stufe der Macht nad
Megel ber Erbuchkeit von Einem zum Andern uͤbergeht, doch gerade
nur in den untergeordneten Behoͤrden eine deſto umbefchränktere und fl
dern auch sine zum Xheil von der erblichen Regierung unabhängige Wahl‘
muß, fo lehrt wieber die Erfahrung, daß die Wahlen um fo weniger ı
richtigen Schägung der moralifhen und technifhen Würbigkeit erfolgen
fie der größern Zahl der Staatsbürger anvertraut werden. Beruft man
Volkegemeinde zur Wahl der Reichs- oder Landſtaͤnde, der Gerichteper
andrer Beamten (wie dies in Nordamerika gefchieht), fo wird die Ki
großen Haufen zu ſchmeicheln, feine Vortheite zu benugen, feine Leib
zu entflammen, kurz die Kunſt der eigentlich demagogiſchen Umtriebe fr
und eine höchft gefährliche Macht erlangen, wie denn an ihr die alteı
ſaͤmmtlich zu Grunbe gegangen find. Dies ift es, was die neuere Berfa
litik vornehmlich zu vermeiden und aufeinem verſchiedenen Wege verſucht
eine ift ber biftorifch = zufällige, welcher auf Gleichfoͤrmigkeit Verzicht le
die Wahlformen einer verfchledenartigen Ausbildung nach der Tocalen 2
und den beſondern Umſtaͤnden einzelner Diftricte und Orte überläßt. €
weitläufi ig, die mannigfaltigen , oft ſehr kuͤnſtlichen und (mie bei der
Doge in Venedig) verkünftelten Einrichtungen durchzugehen, weldye m
ders In den ftädtifchen Gemeinweſen bes Mittelaltere hierüber verfucht |
es mag alfo hier bloß England gleichfam ale Repräfentant diefer hiſtori
Bahlformen in Frankreich | 25
sfaltigkeit erwähnt werben. Es find außer einigen flädtifchen Amts
kiich die Parlamentsbeputicten, deren Wahl für die Nation und den
eu hoͤchſten Wichtigkeit iſt. Dabei herrſchen nicht, nur zwiſchen Eng⸗
Mand, Irland und Wales große Verſchiedenheiten, ſondern in Eng»
e ſich faſt Alles nur local geftaltet, und felbft da, wo eine allgemeine
kunde liegt, iſt diefe in der Anwendung fehr ungleich geworden. So
ber Grafſchaft von den Grundeigenthuͤmern (frecholders) 2 Depu⸗
werden, allein erftlich find die Sraffchaften geographifch fehr umgleidh :
wi Mill. Rutland kaum 20,000 Einw.; und zweitens ift auch die
Badeigenthümer (d. h. der Lehnbefiger mit Eigenthumsrecht) in man-
fo gering — indem das Land nur im Befig weniger Familien ift
bearbeitet wird —, zugleidy aber auch der Einfluß der Lehns⸗
ſelbſt über ihre Lehnsleute fo groß, daß die Wahl der Parlamente»
u von der Beſtimmung der Familien abhängt, welche am mei»
haft begütert find. Um vergebliche und fehr Eoftfpielige Kämpfe
B, theilt man fi; den einen Deputicten ernennt die dominirende
B andern wählen die Freeholders, oder wo 2 foldher Familien da
ch diefe in die Ernennungn. So wird in Bedfordſhire das eine
w Herzog v. Bedford, in Budinghamfhire das eine vom Herzog v.
ss andre vom Mara. v. Budingham ernannt, in Sambridgefhire find
iMutland und der Graf v. Hardwide die Wahlherrn, u. ſ. w.; für
dent hält man etwa 12 Braffchaften, die übrigen 28 fliehen unter
Ber werriger entfchiedenen Finfluffe der großen Samilien. Ebenfo groß
ichtumg und das Recht ber Wahlen in den Städten. In einigen
B., welche Semeindefteuern bezahlen und eine eigne Dauehaltung
Iberechtigt, in den meiften aber nur die Befiger gemiffer Lehngüter,
» af in fehr großen Städten doch nur eine geringe Zahl von Wählern
wa diefe Häufig wieder ganz und gar von ihrem Lehnsheren abhängig
Iabcher eine wahre Satyre, die Mitglieder des Haufes der Gemeinen
gewählt zu betrachten, und wenn dennoch in einigen Beziehungen das
Dienfte einer Nationalrepräfentation leiftet, fo gefchieht dies nur, weil
zu vedlicher Mann nicht unterlaffen kann, als Repräfentant der Cul⸗
nereich waren die alten reichsftändifchen Wahlen nad) ben 3
keit, Adel und Buͤrgerſtand, geordnet, und wurden in den koͤnigl.
Isergenoinmen. Die Zahl jedes Standes wurde vom Könige vorge:
nd war ziemlich gleichgültig, weil die Stände nad, Kammern ſtimm⸗
m Zußfchreiben des Reichſstages 1789 wid, man nur in Nebendingen
(Regel ab. Man zog auch die Amter, welche bißher Leinen Antheil
hetage genommen hatten, dazu, indem man fie einem benachbarten
sillage principal oder scnechaussee prineipale) jugetheilte. Zu den
ben alle praͤbendirte Geiftliche, Pfarrer, Kiöfter, Comthure der geift:
‚ im adeligen Stande alle adelige Lehnsbefiger, im dritten Grade alle
kmeinbemitglieder berufen. Aus den Deputitten biefer 3 Stände
Generalverſammlung des Oberamts, welche den doppelten Aufteag
putirten zu tem Reichktage zu erroählen, und bie reichsſtaͤndiſche Be⸗
t(Cabier de dolcanees, ode: Libellus gravaminum et desideriorum)
Auch hier folgte man alfo dem hiftorifch = zufälligen Wege: allein
ſchreiben warb darauf hingedeutet, daß die Reichsſtaͤnde den Ungleich«
tängeln diefer Wahlverfaflung für die Zukunft abzuhrifen ſuchen wür:
a Sonftitutionen von 1791, 1793 und 1795 ging man aber immer
a Örumbfage aus, daß das Mahlrecht dem ganzen Wolfe zuftehe, und
> o
| x*b Wahlformen in Frankreich und Dtutfehland
heftattete folglich aud eineye Jeden, melcher nur nicht in unmittelbarer‘
Beit ſtand, einen directen Anthell an denfelben. Die Wahlen wurden
ber Sampfpla, das Werk und Werkzeug ber Factionen, und bie Meg
& ‚einigemal gemöthigt, eigenmächtig einzugreifen und die Wahl zu
onaparte erfler Gonful wurbe, ſchlug kr daher den zweiten Weg ein, ei
emigen Einrichtung und Beſchraͤnkung der Wahlen. Er lieh der Natie
ein derfelberf‘, indem fie in ihren verfchlebenen Verſammlungen n
Beitöverzeichniffe erwaͤhlen durfte, aus welchen die Regierung bie Mes
ſelbſt die Deputirten der Geſetzgebung umd die Senatoren auswählen
der Reftauration wurde ben Wahlcollegien die directe Ernennung ber
zuruͤckgegeben (Charte const., a. 35), aber babei ein Princip ter
angenommen, welches nachher dab allgemein herrſchende aller neuen C
geworden iſt. Schon in ber Charte von 1814, A. 40, wurden =
hr ftimmfähig bei den Wahlen erklärt, welche jährlich 300 Fr. (75
en bezahlen, und dadurch das Wahlrecht auf einen fehr Beinen
ober wenigſtens ſehr wohlhabender Leute beſchraͤnkt. Man nahm
90,000 ftimmfähige Hausväter an, umd feitbem ift diefe Zahl theils durch
sung der Grundſteuer, theils durch Aufgeben der Gewerbe, wovon Pu
cheben wurde, theils endlich durch Erbſchaftefaͤlle und Kpeilungen nod
dert worden. Die Wahlgefehe find in Frankreich feit 1815 3 Mal
orben. Zuerſt 1817, wo unter dem Minifter Decazes dem Übergemel
eb bie Partei der Emigranten bei den Wahlen erlangt hatte, entgegen,
De ſollte. Sodann 1820, wo dieſe Partei die Ermordung des Derso
benupte, um ſich bie volllommene Herrſchaft Frankreichs zuzueignen. |
Geſet vom 29. Juni 1820 wurde die Zahl der Deputicten von 258 au
böht, und zwar fo, daß bie erften nach wie vor unmittelbar von den W
tigten der Depart. erwählt wurden, die hinzugefügten 172 Deputirteg
von den reichften Leuten eines jeden Depart. Das am hoͤchſten beſteuerte
der ſaͤmmtlichen Wähler des Depart. fcheidet ſich nämlich, nachdem es ſch
alfgemeinen Wahlen Theil genommen bat, zu einem Departementl
In aus, und wählt nun noch die dem Depart. zugetheilte Zahl der g
utirten für ſich allein. Auf biefe Weife ift ber Einfluß bes Br.
Wahlen ganz außerorbentlidy gefleigert, aber auch wieder der Beweis
den, daß Vermögen, weit entfernt, eine Bürgfchaft für die Unahhs
Staatsbürger zu fein, vielmehr ein Band ift, die Wahlen und die Depi
haͤngiger von den Miniftern zu machen. Denn feitdem iſt die Klage in |
allgemein geworden, daß nur die Gunſt und ber Wille tes Minifters, ı
die Meinung der Nation ben Weg in die Deputirtentammer eröffne, u
dazu angewandten Mittel gewiß nicht als conftitutionneli gerühmt merbe
Dies ift noch wichtiger geworben, feitdem durch das Geſeh vom 9. Juni
Deputistentammer nicht mehr alljährlich zu -, fondern alle 7 Jahre gan
wird. Einer einmal erlangten Majorität iſt alfo ein Minifter 7 Fahre
durch ſicher, und kann feinen Willen, f. Überzeugungen diefe lange Zeit
an die Stelle der Öffentlihen Meinung fegen. — In Deutſchland
auch Im Allgemeinen das Princip feftachalten, daß Grundbefig dir Bafie
ſtaͤndiſchen Wahlrechts und der Wahffaͤhigkeit fei, und dieſes Princip b
nur durch wenige Ausnahmen gemildert. Die Formen ber Wahlen fin
mannigfaltige Weife beflimmt worden, aber doch find fie im Ganzen b
mehr in die Hände der Bürger gelegt, ale in Frankreich, und mo man bo
mittelbare Wahlen angeordnet hat, ift der Ancheil der Ernennung der
ner gemeiniglich ein allgemeines Bürgerrecht. (Vgl. hierüber die Eand
ein elnen deutfhen Staaten.)
Wahlreich Wahnſinn 27
eich, ein Reich, deſſen Oberherrfchaft dem Regenten nur für feine
taber zugleich Für feine Abkoͤmmlinge, von der Nation oder deren Steü⸗
ietragen wurde. Solche Wahlreiche waren in den neuern Zeiten bad
4, das Königreich Polen, das Herzogthum Venedig, bie geiftlichen
mw. Wenn auch, befonders in Deutſchland, dem verftorb. Regenten
he naher Verwandter auf dem Throne folgte, fo geſchah dies doch im⸗
kfeeie Wahl der Stände. Den Wahlreichen find die Erbreiche entges
denen eine beflimmte Exbfolge der regierenden Familien eingeführt
IBerzige und Nachtheile beider Formen iſt viel geſtritten worden. Die
men die Gewohnheit, ihren jedesmaligen Megenten zu wählen, einge
‚Selten eiferfüchtig darlıber, weil fie glaubten, ihre echte und Freihel⸗
Irt am beften behaupten zu koͤnnen. Die fchädlichen Uneinigkeiten,
malige Polen bei jeder neuen Koͤnigswahl beunruhlgten, und bie
‚ welche fidy der Thronbewerber abdingen läßt, haben wol den ein»
Beweis gegeben, daß eine beflimmte Erbfolge vorzuziehen ſei. A
alann der Fall eintreten, daß, nad) Abgang des regierenden Geſchlechtb,
Gewalt auf das Volt arüdfänt, das fid) dann einen Regenten nady
Mer kann. Ein Fall diefer Art hat in neuen Zeiten in Schweden
u Zwiſchen einem Wahl: und Erbreiche iſt noch der wichtige Unter»
In dem legten der Thron durch den Tod des Regenten nicht als erledigt
kb, indem die Regierung unmittelbar an den beſtimmten Nachfolger
Ya den Wahlreihen hingegen wurde ber Thron durch den Tod des
WB erledigt angefchen; es entftand ein Zwiſchenreich (interregnum),
g wurde, wenn nicht ſchon vorher ein Nachfolger erwählt war, bie
neuen Regenten von Neichöverwwefern geführt.
Inn9; f. Symbot. |
Matt, Wahlplatz — von bem alten Worte Mal, Gefecht, tod»
Ye; daher Walhalla der alten Deutfhen — ein Schlachtfeld, wo
— Bahıftadt, ein großes Dorf in Schleſien unweit Riegnig an
Heinrich II., Herzog von Schleſien, lieferte in dieſer Gegend *
Mi den Tatarn eine blutige Schlacht, im welcher er das Leben verlor un
Zum Anbenken an diefe Schlacht wurde das fpäterhin hier er:
Habt genamt. In eben diefer Gegend fiegte der preuß. Feldmarſchall
26. Aug. 1813 über ein franz. Beer (f. Katzbach), und wurde def.
Degen [. übrigen Heldenthaten von Friedrich Wilhelm III. zum Fürften
bt erhoben.
Iverwandtfchaft, ſ. Verwandtſchaft (chemiſche).
afinn, im Allgemeinen chroniſches Irreſein, oder anhaltender Ver⸗
heit des Bewußtſeins; als Species angenommen, iſt er Verluſt ber
Bewußtſeint in der Thaͤtigkeit des Verſtandes, ÜÜberfpannung der
nd Exaltation des Gemuͤthes. Er hat naͤmlich f. Namen davon, daß
J. i. eine grundloſe Vorflelung von den Dingen) ſich an die Stelle des
, mithin ein unwillkuͤrlicher Irrthum ſich anhaltend des Geiſtes bes
Der Wahnfinn, als Sattungsbegriff genommen, erftredt ſich entweder
ätigleiten der Seele, allgemeiner Wahrfinn, oder nur über eine eins
beit oder ein Vermögen derfelben, partiellee Wahnfinn ; ferner dauert
n gleicher Stärke fort, oder ſetzt ab und kehrt zu gewiſſen Zeiten wies
ten Kalle heißt er continuirender, im andern intermittirender, periodi⸗
an. Dan Eann eine weſentliche Unterfheidung der Arten des Wahn»
abucch fefthalten, daß man auf die Thaͤtigkeit der Seele Ruͤckſicht
weicher urfpränglich oder hauptſaͤchlich die Freiheit des Bewußtſeins
ngen iſt. Demnach ging ber Wahnfinn entweder vom Erkenntnis:
’
28 Bahnfinn
vermögen aus, ſtellt ſich als Geiſteskrankheit mit falfchen Vorſtellun
Urtheilen dar, und kann dann mit dem Namen Wahnwit oder V
zeichnet werden; oder er entfleht im Empfindunss = und Gefühl:
Seele, offenbart fidy als Gemuͤthskrankheit, und erhäst den Name
oder Melancholie (f. d.). Geht von beiden Arten des Wahn
krankhafter und zugleich heftiger Wille in verkehrte und gewaltſan
über, fo beißt cr Tollheit, Manie, Raferei. Was dus Verbält
welchem fi) Vernunft und Verfland bei dem Wahnfınn befinten,
keiten nicht auf gleiche Weife geflört. Jedeemal leidet die Vernu
Freiheit des Bewußtſeins verloren iſt, meil jene zunaͤchſt mit dem
Berbindung ftebt. Daher fehlt bei tem Wahnfinn allemal der frei
Vernunft, das Bemuftfein der Zmedimäfigkeit der Handlungen un
kraft. Dagegen ter Verſtend in Bezug auf einige Gegenſtaͤnde ım
allen andern aber ſ. Tätigkeit ungehindert fortfegen Einn, ſedaß ein
wol in vielen Stuͤckm noch Verfland zeigen kann, obgleich er cin
Bei den Semütbetrankbeiten (f. d.) bemichtigt ſich zugleich ı
eine falſche Vorflelung des Gemuͤtbs fo fehr, daf dieſes davon can:
wird und kein antrer Gegenftand mehr Eindrud auf daſſclde mac
jener in Verkintung fleht. ine ſolche Vorſtelung nennt man die
Kranken. Sie wird durch die übermäßige Tdaͤtigkeit dir Pbonteſie
fie die Vernunft und das Bewußtfein in Betreff dieler Derftellung \
fie mit dem Ebarekter ter Überfpannung verbunden und iedt das &
fere Gegenftände, fo wird es bie mit Narrbeit dercichnete Art des W
fie den Charakter von Niedergeſchlegenbeit und Trsurigkeit und yeı
mutb in fich, ſo wird ed Melindhelie. — Die nike und weint
Wabnñnns beiteht in einer !rankhaften Veränderung des:tnicen X
kim, durch welche die Stoͤrung jener Thltigteit aabaltentsem:z
krantafte Veränteruus im Gebirnergan fan im einer tct: æideiſer
im einer bleibenten organifden Umäntenms beſteden, kann frz!
Organ ſeltſt feinen Grund baten, 5. ©. in einem iihmiidin On
fung lemphetiſcer Hin iskeit nah einer Himbsarkseit, cder in cine
Einwirkung von dem Merrunfcjiem des Unterieins u nad \ic
1.8. von einer beftigen Erregung Liefer Merzen, turh mtr lo N:
Eifte, anbaltenden eder eft wiederbolten Greut griſtiget Aiitint:
hafte Qerinderung im Dimergane Bann sher sch von der Ich:
(se derenlatt worden durd cinfinge Biütuns des Geier, it
anbuımte Anftrea;en; der Seffte deſſeden, z. B. dur su cs:
der Poentafie, übermiäge Ankrengung det Grit mie, oNc
sumen et Gemzrtik, Beidenfhsftn, deftige Arscıım. Der: 2
sen wir? um fc chrr Babafınn erreuct wer Einzin. : Smetr: 22
Eil$e Yaizze dem verbanden if, und dieſe wen —* Smiassı®
sch meiend tie At des Wabrſenas ſeldit. Dis ersım de iei:
N'ratern Def Hate Rt Dimerzane * der Nat: Nun Ne”
Nor: eat Lirieiet, sermösc deren et ich mern
zankurı in (nme ersmtiien Intrmmentaen. um! Tre om!
a mieirrge Garirtın: um Nemnttiem Ye Ueisiet.:
in Yet Diert:ieen 3b Rereni: dere ch Smiinn were ne”
Werner ta 2 Me an Yrienten Team amtırer:
reise ing dei, Ve wirt ditſt im Acszeme‘ name !.:
Yia’ase ur! Ya Lofer Krimi. seat gm”:
ei dit in Errstetin su mdam,. men mm Sek s
td der Sit or keit eh Atem Ditmas d
33 r 4J Fiss
Wahrhaftigkeit Bahrfagen 29
bemüch zu Narrheit oder Melancholie herabzichen Binnen. Die Anlage
immleffenbe Urfache beſtimmen in Verbindung die verſchiedene Art des
L Bo die Anlagen bemerkt werden, find um fo forgfältiger alle Veran⸗
a dermeiden. Organiſche Anlage Bann erblich werden. Jeder Wahnfinn
herer heilbar, je länger er gedauert bat, je mehr Anlage dazu vorhan⸗
tmmehr er ſich der Narrheit nähert; um fo leichter heilbar, je kürzere Zeit
mert hat, je weniger Anlage dazu ba tft, je mehr er fich dee Melancholie
Behr die Urfache in materieller Reizung von den Unterleibönerven befteht.
der Wahnfinn beſchraͤnkt in einer Art und in einer Sphäre der See⸗
R, meiften® ergreift er in ber Kolge mehre und geht aus einer Art in bie
ı Jeder Wahnfinn kann in Dante, jeder enblic in Lähmung ber Sees
Etupidirät, übergeben. Im Schlafe hört wahrſcheinlich jeber Dahn
kurz vor dem Tode iſt dies oft der Gall.
haftigkeit, f. Lüge.
eit, im Logifhen Sinne, ift die Übereinflimmung unferer Gedan⸗
BR oder mit den allgemeinen Gefegen des Denkens. Sie heißt daher
Wahrheit, weil jene Gefege fi) nur auf die Form der Erkenntniß ber
Eceff oder Gegenſtand derſelben dagegen nicht beruͤckfichtigen. Run
Has Erkenmtniß, die der Logifchen Form, b. h. fich felbft, nicht widerfpricht,
Im Segenftänden, weiche fie beteiffi, widerfprechen. Die Übereinftims
R htenntnig mit den Gefegen der Logik, oder die Richtigkeit, ift daher
pls Kennzeichen ber Wahrheit. Ein Begriff ift in diefer Beziehung
kine Merkmale unter einander übereinflimmen; ; ein Urtheil, wenn es
Denkens gemäß gedacht wird; ein Schluß endlich iſt wahr, wenn
zu ſchließen uͤbereinſtimmt. Wir beflreben nun nicht bloß eine
unferer verbindenden Thätigkeit mit fich felbft, fondern in ber
Idee der Wahrheit iſt biefe zugleich mit der Foderung einer
u übereinftimmung unferes Wiffens mit feinem Gegenſtande enthals
kanım unfere Thaͤtigkeit auf einzelne in ber Erfahrung gegebene
MR, fe ih die Wahrheit empirifche; die Wahrheit des nur von ber
FR as und in ihr felbft Erkannten aber ift rationelle Wahrheit, wel»
ausgebildet philo ſophiſche Wahrheit genannt wird. Die
rem ganzen Umfange aber ift die abfolute Einheit bes Denkens
u. Eie kann nur durch Vereinigung des empirifchen und rationelen
Bir Entwickelung des Menſchengeiſtes approrimativ erworben werden.
auch ber Unterfchled der objectiven und der fubjectiven Wahr:
wenn jene Einflimmung eine allgemeine unb nothwendige für alle den»
iſt, ſo bleibt die ſubjective nur als Dafuͤrhalten des Individuums
bje groͤßern Werth hat, jemehr ſich das Denken des Individuums mit
daen Vernunft in Übereinſtimmung fegt. — Wenn es für die Wahrheit,
Kite nach, Bein allgemeines Merkzeichen (Kriterium) gibt, an welchem fie
nlennen wäre, keinen Sag, unter welchen fie fich fubfumiren ließe, weil
hieden Satz erſt wahr macht, fo gibt fie nur von ſich feibft unmittelbare
die menſchliche Erkenntniß zeigt zwar verfchiedene Denkarten und Ge⸗
ſfich widerſtreiten und fie aufzuheben ſcheinen, die aber in ihr ſelbſt als
ee Entwidelung hervortreten und in die umfaſſende Wahrheit aufyes
zden. — Die Wahrheit in der Kunft ift theils die äußere, b. i. die
mung des Dargefteliten mit einem in ber Wirklichkeit gegebenen Be:
theils die innere, d. 1. die lbereinftimmung der Darftellung in ſich
it ihren eignen Vorausfegungen.
tfagen. Die den Menfchen fo natuͤrliche, mit dem Triebe nach
RK verbundene Neigung, die Zukunft zu erforfchen, hat zu allen Zeiten
Wahrſagen
g0
44 allen Völkern Wahrfager und Wahrfagerkünfte be
je heiligen Bücher ber Juden reden davon, und erzählen, daß Kbı
ahrſager und Zeichendeuter aus dem Reiche vertrieben habe. Un
dulg war ſchwach genug, kurz vor einer ent[heidenden Schladht, di
umd Leben zaubte, bie bekannte Wahrfagerin zu Endor zu befragen.
id Griechen hattım ihre Orakel (f.d.). Weiden Römern war Wa
2* in ein Syſtem gebracht, und machte einen Theil il
ans, heren ſich die Haͤupter des Staats ober die Anführer ber politife
nach ihren jedesmaligen Abfichten ſchlau bedienten. (S. Augurn
ſper.) Dem Kennern der alten Literatur iſt das Werk bes Cicero,
tione‘ (über Wahrfagungen und Ahnungen) bekannt. Unfere beutfche
bebienten ſich, wie Tacitus erzählt, um die Zukunft zu erforfchen, ge
und guest weißer Pferde, die, wie bei den Römern die Vögel, f
der Bötter gehalten wurden, und aus deren Wiehern und Schnaul
luͤcklichen oder unglüdlihen Ausgang eines Unternehmens zu err
—2* ſchrieben auch die Deutſchen einigen Weibern eine beſonde
zu, und befolgten die Rathſchlaͤge, die fie gaben; bekannt find die 2
b.) und die Alrunen. Als bei ber Verbreitung der chriftlichen Reli
nifchen Orakel ihr Anfehen verloren, und auf Befehl einiger chrifl
nach und nach ganz verfiummten, traten in der Folge biblifche Orakel a
Gowie die Griechen und Römer, jene ihre Sortes Homericas, diefi
Virgilianas u. ſ. w. hatten, fo wurden bei den Chriften, vom 3. I
Sortes Sanotorum gemöhnlih. Man fuchte nämlich den Willen Go
ficht irgend einer Angelegenheit, den gluͤcklichen oder unglädlichen Erfol
yehmung, aus den heiligen Büchern zu erfahren. Zu einer foldhen
des göttlichen Willens bereitete mun fid) buch Faſten, Gebet und ant
Übungen vor, umd ſchlug fodann aufs Ungefähr irgend ein Buch de
Neuen Teſtaments auf, mit der Überzeugung, da die erfle in die A
Stelle Auflöfung des Zweifels geben würde. Nicht bloß Privatperfo
fich dieſes Mittels, die Zukunft zu erforfchen; auch bei Öffentlichen ‘
ten, beſonders bei den Wahlen der Bifchöfe und Äbte, wurden von di
ſelbſt diefe heiligen Orakel in Gegenwart ber ganzen Gemeinde befragt
brauch, der damit getrieben wurde, veranlaßte, daß mehre Kirchenve
diefe Sortes Sanctorum in ihren Beſchluͤffen verwarfen, und eini
ſelbſt bei Strafe des Kirchenbanns verboten. Auch in den Capitular
Sr. yom 3.739 wird unterfagt, die Fünftigen Schickſale vermittelſt
und Fvangelien vorherzufagen. Ungeachtet aller Verbote dauerte
Mißbrauch bis zum 14. Jahrh. fort, und er fheint feibfl jegt noch n
gehört zu haben. Bekannt find andre Arten, die Zukunft vorherzufag
eomantie(f. b.) und Aftrologie (f. d.); die legtere fand mehre.
hindurch, felbft unter großen Männern, eiftige Anhänger. Alle b
Wiſſenſchaften haben zwar, ebenforwie die Wahrfagerkünfte der Zigı
bideten Ländern ihr Anſehen verloren; aber die Elugen Frauen, bis
feltener, auch Eluge Männer, treiben leider noch immer im Finftern i
Kartenfchlagen,, Prophezeihen aus der Gaffeetaffe u. ſ. w. Wem iftn
wiffen Zeiten des Jahres übliche Bleigießen, Schub: oder Pantoffelı
belannt, womit e6 bei Manchen auf etwas mehr als auf bloßen Scherz
Die Lanbesherren haben verſchiedentlich das Wahrlagın aller Art, we,
baͤufig verbundenen Betrügereien, unter Androhung harter Strafen ı
mentlich ſetzte die fächfifche Polizeiorbnung von 1661 fehr harte St:
Iein der Aberglaube läßt ſich fo Leicht nicht ausrotten. Es ift eine din
beitätigte Thatfache, daß Zeiten, in denen große Ereigniffe geſchehen
Baprfiheintigtet Malb u
mer fruchtbar au Propheten find; fo war es im Anfange des breißig-
dfiebenjähr. Krieges. Auch wir fahen unlängft in unferm, für fo aufe
hteten 19. Jahrh. den ſchwaͤbiſchen Bauerpropheten Müller, forole
Bine, Mamſ. Lenormand, und nicht Wenige, bie an fie glaubten.
nfcheinlichfeit. Wo bei einander entgegenflehenden Gründen
Immabrue die Gründe überwiegen, da findet Wahrfcheinlichkeit ftatt
w. Sie fchließt die Möglichkeil des Gegentheils niht aus, bat aber
ene Srade, duch welche fie fich der Gewifheit annähert; nach dem
t@lende, welche für eine Annahme fprechen. Hierbei nun findet ein
Pt, welches unvollftändig iſt; denn die Gruͤnde betreffen entweber bie
"wir nicht mit völliger Allgemeinheit, oder die Unterordnung, welche
ft, und wir bebienen un ihrer, wo wir im Leben eine beftimmte
‚ oft auch durch Wunſch und Neigung getrieben. Der Kauf
‚Ver eine Speculation unternimmt, Bann in den meiften Fällen nur
heit des Gewinnes handeln. Dan unterfcheibet aber mathe
phitoſophiſche Wahrſcheinlichkeit. Die erfte, welche ſich
Verhaͤltniſſe des gemeinen Lebens vorzugsweiſe bezieht, tritt
unter den möglichen Fällen eine und diefelbe Sphäre für den Gall,
fei oder kommen werde, die wenigſten Gruͤnde hat. Die Berech⸗
M für und wieder ift die Wahrſcheinlichkeitsrechnung, weiche einen
hekiidhen Arithmetit ausmacht. Pascal, Fermat, Parifot („Traite
ral ete.”, Paris 1810, 4.); Laplace („Philoſ. Verſuch über
m"; a. d. Franz. von Toͤnnies, Heidelb. 1819); Lacroir
imentaire du calcul de probabilite”, Paris 1816; deutfh Erf.
en Gegenftand bearbeitet; und Viele diefe Art von Rechnung auf
‚auf Affecuranzen, auf Staatsbevoͤlkerung ıc. angewendet; 3.8.
af „Abhandlungen aus der jurift. und polit. Rechenkunſt“ (Altenb.
> Die ghilofophifche Wahrfcheintichkeit findet flatt, wenn man von ber
Me auf die Einheit der Regel fließt. Hiervon bat Fries in f.
Sul" ſehr gründlich gehandelt. Die Schlüffe, welche hier vorkom⸗
ktion, Analogie, und der Schluß durch Öppothefe. — Die
Bahrfcheinlichkeit oder die Mahrfcheinlichkeit in der Kunſt beſteht
Rab, was als gefchehen ober ſich ereignend vorgeftellt wird, von
von Fuͤnffler zu machenden Vorausfegungen und Grundbedingun⸗
9, als wirklich genommen werden könne. Sie beruht alfo
d, eine bekannte Pflanze, die zum Faͤrben gebraucht wirb, und eine
fte blaue Farbe gibt. Sie erfodert einen von Natur guten und gut
oden, und gebeiht daher nicht Überall. Die rübenförmige Wurzel
tief in die Erde, und treibt 5 bis 6 Blätter, die den eigentlichen Far⸗
m, aber erſf im 2. Jahre zu gebrauchen find. Wenn die Blätter ans
zu werben, fo werden fie abgenommen, getrodnet, auf ber Waid⸗
jimahlen und zu einem Teige gemacht, aus dem man Ballen ober Ku⸗
‚ welche die Faͤrber verbrauchen. Der befte Wald wird im füdlls
‚ im ehemaligen Fangueboc, gebaut; in Deutfchland baut man ihn
B Thüringen, bei Erfurt und Rangenfalga, in der Oberlaufig und im
teifhen. Auch in der Schweiz, in Portugal und Spanien und in
Eder Bau deffelben bekannt. Ehemals wurde der Waidbau fehr ſtark
teil marı noch Eeinen andern Farbeſtoff zum Blaufaͤrben kannte. Allein
bean in ber erften Hälfte d. 17. Jahrh. aus Oſtindien eingeführte
dem YBaib Abbruch, und noch mehr hat diefer von feinem Anfehen ver»
dem, 7 etwas mehr als hundert Jahren, der Indigo in Weflindien
sg Waiſenhaͤuſer
und Südamerika ſtaͤrker gebauet und häufiger in Europa eingeführt u
Der Indigo wird vorgezogen, weil er allerdinge eine ſchoͤnere Farbe gibt:
bung mit Waid ift dagegen dauerhafter, und die Faͤrber Sinnen benfe.
ganz entbehren.
Waiſenhaͤuſer, eine der wohlthätigften Anftalten für die 9
um verlaffene und. hülflofe Geſchoͤpfe dem Verderben zu entreißen, undf:
lichen Mitgliedern der Geſellſchaft zu bilden. Der Staat hat die größte).
tung, für die Erziehung der Waifen zu forgen, weil fie ſ. Schuges
forge mehr bedürfen als die Kinder der noch lebenden Bürger. U
leiden, das ihr Hülflofer Zuftand in Anſpruch nimmt, erfodert es ſ
theil des Staats, ſich ihre Erziehung angelegen fein zu laffen, um
yer und gute Hausmütter aus ihnen zu bilden. Die Geſchichte der En
Waifenhäufer ift dunkel. Bei einigen alten Völkern waren öffentliche €
anftalten errichtet, in welche wahrſcheinlich auch Waifen aufgeno
Mas man bei den Römern unter Pueris und Puellis alimentariis
nicht wol mit unfem Waifenhäufern verglichen werden. Trajan, ber
der Waiſen fehr viel that, die beiden Antonine und Alerander S
Stiftungen für fie. Doc, waren es unftreitig feine eigenthümliche
bungsanftalten. Erſt nachdem die hriftliche Religion ſich mehr ve
werden auch Anftalten für Walſen öfter erwähnt, ihre eigentliche V
doch nicht bekannt. In der Folge gaben die durch Handel und Gewerhl
blühend gewordenen Städte, wie in vielen andern nüslichen Einrichte
auch hierin ein loͤbliches und nachahmungswuͤrdiges Beiſpiel. Died |
lich von den großen Handelsſtaͤdten in den Niederlanden. In Deutfdyk
fidy in den Reichöflädten die erſten Anftalten diefer Art, doch reicht
nicht über das 16. Jahrh. hinaus. Man hatte bis dahin die ganz verlaffe
und mutterlofen Befchöpfe bei einzelnen Bürgern in die Koft gegeben, |
mit ber Zeit diefe Einrichtung nachtheilig und zweckwidrig, und fo wi
Waiſenhaͤuſer errichtet, wo die Kinder unter einer gemeinfchaftlichen Au
gen werben Eonnten. Zu Augsburg wurde 1572 ein Waifenhaus errich
der berühmteften in Deutfchland ift das von A. H. Franke (ſ. d.) uf
errichtete. In den neueften Zeiten hat man für die vaterlofen Kinder gew
fen von Staatsbuͤrgern befondere Exrziehungsanflalten errichtet (mi
ziehungshaͤuſer in einigen Staaten; Erziehungshaͤuſer für die Toͤ
gliedern der Ehrenlegion in Frankreich), die zum Theil einen beftimm
Erziehung haben. -— Mas man früher nachtHeilig gefunden hatte, bie
Privasleuten in Koft und Erziehung zu geben, hat man in fpätern Zeitd
theilhaft für den Staat ſowol als für die Kinder felbft angefehen, und
fit) eine Menge Stimmen wider die fehlerhafte Einrichtung der Waifenh
Borwurf, von bem freilich wenige diefer Anftalten frei geblieben find.
burgifche Geſellſchaft zur Beförderung der Künfte und nüslihen Gewer
bee 1779 als Preisaufgabe eine auf Erfahrung gegründete Vergleichur
von biefen beiden Arten von Erziehung der Waifenkinder am vortheilha
ar Die Sefelifchaft ertannte den beiden Abhandlungen von Stark un
„Über die Erziehung der Waifenkinder in gewöhnlichen Waifenhäufern
einzelne Beköfligung” (Hamburg 1780) den Preis zu. Später erfchien
‚von Boldbed: „Uber die Erziehung der Waiſenkindet“ (Hamburg 178
ſehr ins Einzelne gehende Berechnungen ifi dargethan worden, daß «3 für
ober die Anflalten feibft weit vortheilhafter fei, die Kinder in austwärtig
gungen u geben. Die bedeutenden Koften für Unterhaltung der oft c
weitläufigen Bebäude, der Aufſeher oder Lehrer, die Zufchüfle, bie
nethivenbig werden, wenn die Einnahme zur Deckung der Ausgabe nich
Waiſenhaͤuſer 83
weg. Aber noch größer und in f. Kolgen wichtiger iſt ganz unleugbar
I, der für die Waiſen feibft aus ihrer Vertheilung an Pflegeältern ent
Zwar koͤnnen in einer allgemeinen Waifenanftalt die Kinder vieleicht
tsifie für den Verſtand fammeln, aber ihre Eörperliche Gefundheit und -
Bintichkeit — für welche legtere in den Waifenhäufern, ungeachtet der
a haͤufigen Religionsübimgen, nicht immer ganz zwedimäsig geforgt
bei einer zu großen Anzahl Kinder geforgt werden kann — werden un⸗
je gedeihen. Anftatt der in den Walfenhäufern gewöhnlichen einfoͤrmi⸗
Risungen werben die Kinder in Privathäufern mehr mit den Gefchäften
Kae Lebens bekannt, und frühzeitig daran gewöhnt. Nur müffen
I Pflegeaͤltern der Waifen gehörig ausgewählt, und immer unter einer
ht, die nicht fo ſchwierig ift, als es fcheinen möchte, gehalten wer:
zünge müͤſſen den Vorftehern der Anftalt von Zeit zu Zeit vorgeftellt,
Pre Aufführung müffen genaue Regifter mit Sorgfalt geführt werben.
Baanfialten werben befonder& deßwegen gerühmt, daß fie die von ihnen
Psifen auch fpäter noch unterflügen. So unterflügt 3. B. das Mais
Bankfurt a. M. Knaben, wenn fie ftudiren oder ald Handwerker reifen
‚ biß fie, bei fortdauernder guter Aufführung das 20. Jahr er
med Gelegenheit finden , ſich zu verheirathen. Alle diefe und andre
htangen Eönnen auch bei der Vertheilung der Waifen außer den Häus
Die Mehrheit der Stimmen hat ſich in den neuern Zeiten für
g ber Waifenkinder erklärt, und man bat an mehren Orten bie
ſe abgeſchafft, und dagegen die Waifenvertheilung eingeführt. Der
Reine bedeutende Erſparniß der Ausgaben und eine fehr verminderte
ben Kindern geweſen. Es iſt keineswegs zu beftreiten, und
teweift es, daß einſichtsvolle und menfchenfreundliche Vorſteher fols
a vielen Gebrechen derfelben abhelfen, und das Wohl der ihrer Obers
em Jugend weſentlich befördern koͤnnen. Aber es ift fchon ein
‚ daß das Wohl oder Wehe einer zahlreichen Jugend von den
mb dem guten Willen eines einzelnen, vielleicht mit anderen Ges
a Mannes abhängen muͤſſen. Sollen Waifenhäufer nody ferner
kunden, To ift für die phufifche Pflege der Zöglinge mehr Sorge zu tra»
2 gewoͤhnlich gefchehen, vorzuͤglich aber darauf zu fehen, daß die
a nicht zu hoch anwachſe. Unter einer großen Menge von Kindern
ber phnfifchen und moralifhen Anſteckung, auch bei dem beften Wil⸗
x zu vermeiden. Ein großer Fehler, der fich bei vielem Waiſenhaͤu⸗
der, daß man Waifen, preßhafte Arme und Züchtlinge in einer
Anſtalt vereinigt, wie dies u. a, bi6 1811, in dem 1730 errichteten
Balfenhaufe zu Torgau der all mar. S. Rulf: „Wie find Waiſenhaͤu⸗
m?" (Göttingen 1783). Riede: „Solman Waifenhäufer beibehalten 2"
4806). Pflaum: „LÜber Einrichtung der Waifenhäufer” (Stuttgart
Dis Schrift: „Die Waifen im Großherzogth. S.: Weimar’, von Guͤn⸗
ie 1825), enthält die Befch. der Verforgungsanftalt der Waifen durch
Wang in Samilien, nebft ihrem Erfolge binnen 40 Jahren. In Ham⸗
mı beſteht ein wohleingerichtete® Waifenhaus unter der unmittelbaren
eder Bürger , welche fich befonder& bei dem Kinberfefte, genannt das
R, zu aͤußern pflegt. S. Meno Günther Kiehn: „Das hamburger
" (Hamb. 1821, Th. 1).
he Anftaiten find die faft uͤberall weit früher als die Waifenhäufer ente
findeihäufer, im welche ausgefegte und gefundene neugeborene Kins
mumen und erzogen werben. Die Abficht dabei ift, folchen Kindern da6
tm, und ihnen eine verftändige Erziehung zu verfchaffen. Gewöhnlich
5. Eiehente Aufl. Bb. XI. 8
A Balefielb
find fle aus unehelichem und unſittlichem Beiſchlaf entflanden. So
die Pflicht des Staats ift, hälflofen menſchlichen Geſchoͤpfen feinen
gewähren, fo ift doc) fchon die Stage, ob er f. Anftalt dazu fo einrichten
darin das Laſter und der Leichtſinn gegen alle unangenehme Folgen und
die aus ihnen entftehen, gedeckt werde? Es fcheint vielmehr einer
tie gänzlich zuwider, dem after Unterflügung zu gewähren; bie
gluͤckks, das daraus entfteht, mögen die Schuldigen tragen. Der
nur, da, wo er kann, den Gelegenheiten entgegen zu wirken, welche
unfittliche Handlungen hervorbringen. Diefes wird er thun, wenn
figgange die Schlupfwinkel abfchneidet, bie Urfachen der Verirrung
dabei die guten Sitten duch zweckmaͤßigen Unterricht und gute
dert. Dann breitet fi das Mohlgefallen am ehelichen Leben und bie
der Häuslichkeit aus, die Verlegungen der Keufchheit bringen Unehre
und es entfleht ein firengfittlicher Sinn unter dem Volke, der Finde
lich macht. Se mehr aber die Staatsanftalten bem Lafter ber Wo
tommen, wie e6 die Finbelhäufer ohne Zweifel thun, befto mehr wird
fidhgreifen. Aber ſelbſt von der Zweckwidrigkeit der Findelhaͤuſer an ſich
wird die Erziebung, den dafelbft gemachten Erfahrungen zufolge, fo
trieben , daß die Sterblichkeit in denfelben allenthalben fürchterlich iſt,
beffer zu fein ſcheint, daß huͤlfloſe Kinder bei Privatperfonen in die
fttiöfe Erziehung gegeben werden, als daß man fie in große Häufer
pfropft.
Wakefield (Gilbert), Kritiker und Theolog, geb. 1756 zu
erhielt von ſeinem Vater, der daſelbſt Geiſtlicher war, dann auf den
Nottingham und Richmond den erſten Unterricht, worauf er feit 1772
Collegium zu Cambritge die alten Claſſiker mit vorzuͤglicher Liebe fubked
Leichtigkeit lernte er die hebr. Sprache für ſich, hierauf binnen 6 *5
Chaldaͤiſch, Samaritaniſch, Koptiſch, Äthiopiſch, Arabiſch und
ſeiner Urtheilskraft zu ſchaden, war ſein Gedaͤchtniß in juͤngern Jahren
dentlich, daß er den Virgil und den Horaz, beinahe auch den
den Pindar, ſowie die Bibel auswendig wußte. Er wurde
1776 „Poemata latine partim scripta, partim reddita“ (4.)
nad) feiner Weihe zum Diakonus 1779 verließ er aus Gewiſſe
die von ihm unterzeichneten 39 Artikel die engl. Kirche und lebte
ohne öffentliche Anftelung, erft als Lehrer bei einer Diffenteratadernie, 1
tifirte er zu Nottingham und Hackney, wo er mehre Schriften
Kirche und eine Üiberfeg. des N. Teſt. mit Anmerk. (London 1792, 2.
berausgab. Endlich mifchte ſich diefer freitfüchtige Gelehrte feit 1798 Wi
ſchriften gegen Pitt's Maßregeln auch in bie politifchen Angelegenbeften,
er die Zahl feiner Feinde fehr vermehrte. Zu gleidder Zeit betämpfte ex dan
Payne und vertheibigte gegen ihn die Sache bes Chriſtenthums. Alter U
keit, womit er den Krieg gegen Frankreich tadelte, zog ihm 1798 Zjährige
nißftrafe zu. Am 29. Mai 1801 verließ er, nach Erlegung einer ſtar
buße, fein Gefängnig zu Dorcheſter und kehrte nach Hackney zuräd, u
9. Sept. 1801 ſtarb. W. war als Menfdy offen, gut, einfach, voll (
Muth fr Recht und Wahrheit, wodurch er im Umgange viele Freunde
aber ale Schrififteller war er anmaßend, reizbar und raub; doch enthe
feiner Schriften, ungeachtet des darin fichtbaren Mangels eines gebifb
ſchen Geſchmacks und der Incorrectheit feines lateiniſchen Style, ein
trefflicher Bemerkungen und die uͤberraſchenden Anfichten eines von keinen
zwange gefeſſelten Geiſtes. Mm ſchaͤht insbeſondere feine Ausg.
atiech Schriftſteller, z. B. des Horaz, Virgil, Luctez, „„Tragoed. I
Walachei 85
Silva eritica” (5 Bde., Cambridge 1785 — 95). Im Sefängniffe
loetes carcerariae'’ (%ondon 1801). gl. „Memoirs of the life
ld, written by himself” (? Bde., 2. Aufl., London 1804).
kt in England eine geachtete Schriftſtellerin für die Jugend, Mixe.
Bakefield, geb. Trewman, welche einen Hauptantheil an der
mg der Sparbanken gehabt haben fol. Sie hat fidy feit 1795 bie
me Menge brauchbarer Sugendfchriften bekanntgemacht. Ihr aͤlte⸗
ward W. ift ein tüchtiger Lands und Staatswirth. Sein „Ac-
ind, statistical and political” (2 Bbe., 4., 1812) wird wegen
Nachrichten von dem Zuftanbe diefes Landes und wegen freimüthiger
der Öffentlichen Wermaltung geſchaͤzt. Sein Bruder‘ Daniel
Whaftlicher Schriftſteller, vorzüglic, im Finanzfache. Er bat feit
* Anſichten des Thomas Payne, des Lord Lauderdale, des Mr.
ya wiberlegen geſucht. 20.
hei, eine oomaniſche Schutzprovinz, hat 1100 IM. Flaͤchenraum
ckiſchen Moldau (570 M.) kaum 900,000 Einw. Sie liegt
Denau, der Moldau und Siebenbürgen. Die Häuptft. ft Buka⸗
) 3u den Zeiten der Römer machte die Walachei einen Xheil von
Be erhielt im 12. und 13. Jahrh. ihre von Byzanz abhängigen Kürften,
um Berfalle des byzantinifchen Reichs bald an Ungarn, bald an Polen
wädern eins diefer Meiche einen glänzenden Zeitraum hatte, und warb
den Osmanen zinsbar. Doch liegen biefe der Provinz, da fie fich frei⸗
fen hatte, ihre eignengürften (Hospobare) und Verfaffung, und
Die ungehinderte Ausübung ihrer Religion, nur nahmen fie für
: Ibrail, Dſchiurdſchiu (Biurgemo) und Thurnul, welche fie zur
Donau noch jest befegt halten. Die Vorrechte, welche die Pforte
extheilte, betrafen jedoch allein diefe und die Bojaren. Das Voll
und MWalachei blieb im firengften Sinne Sklave der Bojarın.
Dem Pforten Dragoman Nik ol. Maurotordato®, Hospodar
a war der erfle Grieche, der fich zu diefer Würde emporſchwang.
De Moldau und Walachei in dem Zuftande gänzliher Verwil⸗
bes Landes lagen brach. Die griechiſchen Hospodare civis
Maurokordatos errichtete eine Druderei und eine Schule, wo
„Altgriech. und Latein. Ichrte. Sein Bruder Konftantin
befreiete die walachifchen Bauern von der druͤckendſten Leibeigen⸗
den thrkifchen Weisen ein, der jegt faft ihre einzige Nahrung
griech. Hospodare ließen die Bibel und die Liturgien ber griech.
u Lanbesdialekt überfegen. Die Hospobare Alerander Ypfllantis,
Imadi und Karadza liefen Gefegblicher drucken, die noch gelten.
Hadyei hat Kom, Taback, Lein, Pferde, Schafe und Salz im Über:
Inte zu den reichſten Ländern des Erdbodens gehören, wenn eine
ke Ration es bewohnte und eine beſſere Verfaffung vorhanden wäre.
mpathen buscchziehen in mannigfaltigen Richtungen das Land, und
bre Thaͤler von unzähligen Bächen bewaͤſſert; auch fehlt es nicht an
ten. Auf den Bergen erheben ſich anfıhnlicye Laub: und Nadelwal⸗
P fette Boden erzeugt Getreide im Übe rfluſſe, ungeachtet die Gultur
Das Obſt, der Taback iſt vortrefflieh, und der Wein gibt dem un»
Wach. In den graßreichen Ebenen und auf Eräuterreichen Höhen
fe Heerden; daher ber beträchtliche Han bei mit Vieh aller Art. Ebenfo
Ian Wildpret und an Fifchen, als Haııfen, Störe, Karpfen, Hechte,
k Schaͤtze des Nineralreichs fucht Niemand auf. Die Einwohner,
000 Köpfe, find der größern Maſſ⸗ nach entweder Walachen oder
gr
36 . Baladel
Zigeuner; Im, die urfprünglichen Bewohner, ein Gemiſch ber verſch
ften Nationen: Dacier, Bulgarn, Slawen, Gothen und Römer, bie
Römer nennen, ein verdorbenes Latein reden, und in ihrer Sommert
ihren Vorfahren im roͤmiſchen Zeitalter gleichen, wie fie auf Trajan's
Rom abgebildet find, machen einen verderbten Volkshaufen aus, ber
angeborene Wildheit, großen Hang zur Trägheit, Wolluft, unb durch Ks
lichkeit auszeichnet ; diefe, die in großer Zahl vorhanden find, fehen ſich
in allen Bändern, wo fie eingewandert find, gleich. Die VBergbeweil
welche das Recht haben, Waffen zu tragen, werden in der Moldau und I
lahei Panduren genannt, ein moldauiſches Wort, das fo viel als GE
MWächter, bedeutet. Die Religion fämmtlicher Einwohner ift die griechii
vornehmen Familien ſprechen reingriechiſch. Überhaupt haben ſich unter
deten Ständen griechiſche Sitten und Sprache verbreitet. Auch lernt af
zoͤſiſch und Deutſch. Die Verfaffung ift völlig despotifh. Der Fuͤrſt o
dar wird von der Pforte ernannt, die ihn jährlidy durch einen Firman &
nah Gutduͤnken abfegen kann; er ward fonft immer aus einer der grof
{hen Familien die in Konſtantinopel wohnten, genommen, und ze
Pforte einen jaͤhrlichen Tribut von 300,000 Loͤwenthalern, euer den
Geſchenken, die er für Beftätigung feines Firmans geben mußte. Da;
ihm dann frei, das Lund fo methodiſch auszuplündern, als er wollte. &
ſucht oder Argwohn wegen Hochverrath (Einverftändnig mit Rußland
reich), oft nur verleumdet, wurden die Hospodare gewöhnlich abgefegf
ftarben felten eines natürlichen Tode8 Durch die Verträge von Katnarbfi
und Bukareſcht kamen die Sürftenthümer unter ruff. Schug; allein k
der Donaufefiungen festen ihre Pladereien fort, und türkifche Aufks
den Alleinhandel mit allen Früchten des Landes an fih. Der Vertrag,
chem ein Hoepodar 7 Jahre im Amte bleiben, und in diefer Zeit unver
follte, wurde häufig gebrochen. Ebenſo drüdend waren fuͤr das Land WS
laften und die willkuͤrlichen Frohnen, welche die Bauern den Grundeig
teiften mußten. In diefer mißlichen Lage entzog fich der legte Fuͤrſt, 8
im Dct. 1818 der von ihm befürchteten Abſetzung durch die Flucht, und M
mit feiner Familie und feinen Schägen durdy Ungarn nad) Genf und
Pforte ernannte im Jan. 1819 an feine Stelle den Fürften Alerander &
Dospodar. Allein biefer ftarb zu Bukareſcht den 20. San. 1821. Der
feines Todes war gleihfam das Zeichen zu einem Aufftande, der zuerfl
lachei und Moldau ausbrad), bald aber in Griechenland und den
ägäifchen Meeres umfichgriff und in feinen Folgen für Europa noch j
berechnen if. (S. Griechenland und Griechiſcher Aufftand.) -
70,000 Piaſter beſchaͤdigter Bojar, Theodor Wladimirsko, früher ı
Officier, ein kuͤhner, tapferer Dann, aber ein planloſer Abenteurer, l
Kornhandel einiges Vermögen und großen Anhang unter ben Bauern g
hatte, glaubte, es fei in dem eben eingetretenen Interregnum bie befte ”
da, dem Drude der Bojaren und Hospobaren ein Ende zu machen.
der Tuͤrken war nicht unmittelbar in der Walachei zu fpfren und fo vom h
lung deifelben nicht die Rede. Er ftelite fi) daher 1821 in ber Eleinen 1
an die Spise von 50 Getreuen, denen balb einige taufend Bauern zuf
Jazwiſchen ernannte bie Pforte einen neuen Dospodar, Kallimachi; b
defiin vorausgeeilter Stelivertr:eter fuchten mit Theodor durch Vergleich
zu fommen, weil fonft Kallimachi feine ungeheure Summe, die ein Hot
Konftantinopel zur Erkaufung der Stelle zu zahlen hatte, verlieren konnte.
ſcheinlich wuͤroen Beide ihre Abfl ht erreicht haben. Allein ſchon hatte ſich &
Dpfitaneis (f. d.), der Nachroͤmmling eines 1806 die Walachei behern
Walcheren Walckenaer 87
und ruff. Generalmajor, an die Spige einer verbünbeten Griechenſchar
st; dadurch war ein neue Feuer aufgegangen, welches in der Was
em fürchterlichfien Blutbade damit endete, daß bie Türken das Land
ve Gewalt brachten, der Sultan aber ftatt des griech. Hospodaren einen
m dazu ernannte (1822), Gregor Ghika, der aber, von einer türkis
ache umgeben, weniger zu fagen hatte als je. Mach jahrelanger
ng durch tuͤrkiſche Truppen raͤumten diefe zwar das Land, und Fürft
Ne Regierung an; allein feine Lage war unficher, bis Rußland 1828
edforte wegen Verletzung bes Tractats von Aderman den Krieg er:
? Fuͤrſtenthuͤmer befegte und in Bukareſcht eine befondere Verwaltung
Brafen Pahlen, als Generalgouverneur, organifirte. Das Schidfal
rund Walachei hängt jest von den Friedensbedingungen ab, welche
E Pforte bewilligen wird. S. Wilkinſon's „Hiſtor⸗geogr.⸗polit. Ges
und Waladyei” (a. d. Engl. ins Stanz. Überf. von Laroquette,
); und Jakovaky Rizos's „Hist. de la Grece depuis la chüte de
sPooceident jusqu’ä la prise de Missolonghi”. Rizos war Großpo⸗
z Binifter) des Fürften Karadza.
theren, bie bebeutenbfte der zeeländifchen Inſeln zwifchen ten Müns
Schelde und dem deutfchen Meere. Sie ift in 4 Theile, Uitwateringen,
nad) den 4 Dimmelsgegendben benannt werben, und gegen das Meer
we Deiche verwahrt werden müffen; doch [hügen auf einer Seite Dü-
mbhägel gegen die eindringenden Fluten. Die Infel ift eben, durchaus
Ken Dammerde bedeckt, und liefert den ſchoͤnſten Weizen, befonders
öthe und die beften Kartoffeln Hollande. Sie gehört zum Bezirk
der Provinz Zeeland ; ihre Hauptſtadt ift Middelburg mit 13,200 E. ;
guten, aber umgefunden Dafen der Feſtung Vlieſſingen.
Eenaer (Charles Athanafe, Baron), Mitglied der Eönigl. franz.
iften und der ſchoͤnen Wiffenfchaften, Ritter der Ehrenlegion,
von den 12 Maires der Stadt Paris und Generalfecretair der Präs
art. , ift geb. au Paris den 25. Dec. 1771, ſtudirte dafelbft,
der Revolution Reifen in den Niederlanden und in England, feste
in Schottland feine Studien fort und vollendete fie dann zu Paris in
b md Straßenbau⸗, und in der polytechnifhen Schule. Durch fein
smabhängig, lebte er auf feinem Landgute, 8 Stunden von Paris,
haften. Im Oct. 1813 wurde er Mittglieb des kalſerl. Inſtituts in
we Gefchichte und alten Riteratur. Ludwig XVIII. gab ihm 1814 den
Ehrenlegion und ernannte ihn 1816 durch die Ordonnanz vom 21.
be das Inſtitut umgeftaltete, zum Mitglied der Akademie der Infchrif:
erhielt er die Stelle eines Requetenmeifters und den Zitel Baron. Als
e bat er ſich feit 1798 in mehren Kächern befanntgemacht. Wir bemer⸗
me parisienne” (nach dem Syſtem des Kabricius, 2 Bde., Paris
‚Geographie moderne” (nad) Pinkerton, 6 Bbe., 1804). Won der
1812 find nur 2 Bde. erſchienen; ein „Abrege”' diefer Geogr. hat 3
» Wichtiger iſt feine franz. Ausg. der „Voyages dans l’Amcrique
’ von Felix b’Azara (a. d. Epan. mit Anm. von Cuvier, 4 Bde., Pa⸗
m. e. Atlas). (Die beiden legten Bde. find von Sonnini) Bon W.'s
mturelle des Araneides’‘, 1807 fg., find nur 5 Liefer. mit 50 Abbild.
Zahl gedruckt worden. Seine übrigen Schriften, die er zum Theil nur
bat drucken laſſen, betreffen die Naturgefchichte der Bienen, die neuere
und Die Gefch. des oftind. Archipels, Polynefiene und Auftralafiene ;
alte Gorfica, das alte Agypten, das cisalpiniſche und transalpiniſche
rzuͤgüch hat W. uͤber die alte Geographie des Orients gründliche Unter⸗
88 Wald Walbburg (das Hauch
ſuchungen angeſtellt. Das neueſte Werk dieſes fleißigen Gelehrten find
eherehes geographiques sur l'intérieur de l’Afrique septentrionale”
gänzungeband zu der franz. Überf. der „Geſch. der Reifen und Entbed..
von Leyden und Hugh Murray (Paris 1821, + Bde). Außerdem
von ihm eine „Notice sur la vie et les ouvrages de Don F. Asara“
„Histoire de la vie et des ouvragen| de Lafontaine” (2 Bbe.).
mehren wiffenfhaftlihen Sammlungen und Zeitfchriften, 3. B. zum
journal”, ſchaͤtzbare Beiträge geliefert.
Wald, f. Boͤhmiſcher und batrifher Wald. |
MWaldbau, ſ. Forſtweſen. (Vgl. Cotta’s „Anweifung zum CE
4. Xufl., Dresden 1827, m. Kpfm). |
MWaldburg, ein aus den ehemals reichsunmittelbaren Beſi
Strafen v. Waldburg 1803 gebilbetes Fuͤrſtenthum, das in Schw
ber Donau und ler liegt, durch die Rheinbundsacte unter bairiſche und
Hoheit kam, auf 134 IM. 26,500 Einw. hat, und gegen 180,000
gibt. Es beſteht aus der Grafſchaft Zeil und der Herrfchaft Wurzach,
Agau, den Grafſchaften Wolffegg, Friedberg und Trauchburg, den
tm Waldburg (mit dem Berg- und Stammſchloſſe Waldburg), Kiflege, J
Scheer, Marftättenu.a.m. Das Stammſchloß Walbburg fol Ber
.v. Thann, im 4. Jahrh. n. Chr. (?) gebaut haben. Einer feiner N
Babo, Graf v. Thann und MWinterfietten, ber um 680 lebte, nick,
Stammwater der Häufer Althann und Walbburg gehalten. Die Herren
burg befaßen bei ben Derzogen von Schwaben und bei den Kaiſern aus b
das Truchſeßamt (Dapiſer). 1525 erlaubte ihnen Karl V., ſich des 5.
Erbtruchfeffe zu nennen, und 1528 ertheilte ihnen der Kurfuͤrſt von der
Erztruchſeß, die Anmartfchaft auf diefe Würde, welche fie 1594 zuerſt a
und feit der Zeit auch den Namen Truchſeß als Geſchlechtsnamen
Johann, Herr v. Waldburg, der 1403 ſtarb, iſt der Stifter des Hauſes
von Waldburg. Seine Söhne, Jakob und Georg, ftifteten 2 Linien.
von Jakob verzweigte ſich durch deffen Enkel, Wilhelm ımb Sri
Wilhelmſche Linie, welche Scheer und Trauchburg befaß, erlof 1772. °
rich trat in die Dienfte des Großmeiſters des deutfchen Ordens, und
Preußen nieder, wo fein Haus (f. d. folg. X.) unter dem Namen Xp
Waldburg noch blüht, ohne je an den unmittelbaren Beflgungen be
Schwaben einen Antheil gehabt zu haben; denn die Befigungen des
Altes von Wilhelm find an die jüngere von Georg geftiftete Linie gefi
jüngere Linie war mit dem Erbtruchfeßamte belichen, welches der jebl
Genior verwaltete. Sie theilten ſich 1589 in 2 Linien. Jakobs, der im &
von Georg abflammte, Älterer Sohn, Heinrich, fliftete die Linie Wolfegg,
fih in die Afte Wolfegg : Wolfegg und Wolfegg-Waldſee theilte, von dem
1798 erlofch , und diefer deſſen Befigungen erbte. Jakobs jüngerer Soße
benlus, fliftete die Linie Zeil," und feine Enkel, Paris Jakob und Sebaftt
nibald., die beiden Afte derfelden: Zeil:Zeil, auch Trauchburg genam
Wurzach. 1628 wurden alle Zweige ber von Georg geflifteten Linie
Meichegrafenftand, und 1803 wurden die Häupter der einzelnen Afte in ben
fürftenftand, jedoch nach dem Rechte der Erfigeburt, ſowie die ſaͤmmtlle
fisungen derfelben zu einem Reihefürftenehum erhoben. Nach der Auftöf
deutfchen Reichs legten fie den Namen Truchſeß ab; erhielten aber am
1808 die Reichs⸗Erbhofmeiſterwuͤrde des Koͤnigreichs Wuͤrtemberg, welche e
durch den jedesmaligen Senior der regierenden Fürften verwaltet wird.
alfo gegenwärtig 3 regierende Kürften von der Georgifchen Hauptlinie des
Warburg: 1) Fürft Iofeph v. Waldburg, zu Wolfegg und Waldfee (befigt
Bin Der Königin von Wıseitfalen ernannt worden war, trat aud) er
An bie Dienſte des Könige Hieronymus. 1809 gab er f. Dienft:
Kaffel auf und machte eine Reife nach Stalin. 1813 trat der
TZeuchſeß v. W. als Volontair in die k. bait. Armee und vollzog mehre
Ifizöge des Königs dv. Baiern an den Kaiſer Alerander. Bald nachher
ke in der preuß. Armee angeftelt. 1814, nad; Napoleons Abdan ⸗
Izte er am 20. April al6 k. preuß. Abgeorbneter ben geweſenen Kaiſer
a von Fontainebleau bis St.: Rapheau bei Frejus, wo Napoleon fich
l, bloß von dem oͤſtreich. Abgeorbneten, dem Felomarſchallueutenant
a von dem engliſchen Abgeorbneten, dem Oberſten Campbell, beglei:
Wa einfchiffte. Der ruff. Abgeordnete, General Schumaloff, und
ſeß kehrten nach Paris zuruͤck. Damals fand der Oberſte Truchſeß
Preußen, theils von ber Schiu’fchen Schar, theils von der Beſa⸗
feit 1807, als Galeerenfklaven, und bewirkte durch ſ. Anzeige
Im Befreiung. Der Graf hat einen kurzen Bericht über die Abreiſe
an Sontainebleau nach Elba druden laffen. Im der Folge ward er
woud zum k. preuß. Gefandten in Turin umb Florenz ernannt; im
er als auferord. Geſandter und bev. Din. an den k. niederländ.
Mist. Bar. v. Martens trat an ſ. Stelle in Turin und Florenz.
Das Fürftenthum oder die alte Graffchaft Waldeck (ehemals
en Kreife gehörig) grenzt gegen S. und D. an Kucheffen, gegen
Die jegige preuß. Prov. Weftfalen. Es zaͤhlt auf 214 IM. 54,000
hat Pyrmont 13 TIM., 4500 Einw.), in 14 Städten, 105
46 Weilern und Schlöffern. Der Boden ift größtentheils fteinicht
jem bedeckt, body wird mehr Getreide erbaut als der Bedarf er⸗
jmcht iſt anſehnlich. Die vorzüglichften Exzeugniffe find Eifen,
Wer, etwas Boldfand findet ſich in der Eder; auch gibt es Marmor:
Weiche. Die Ein. find, fo tie das fürftt. Haus ſelbſt, lutheri⸗
RB, doch leben auch 800 Katholiken, 600 Neformirte, Quaͤker und
imter ihren. Sie find arbeitfam, aber nicht [ehr wohlhabend; aufer
ii der Viehzucht und den Berg: und Eifenmerten beſchaͤftigen fie fi
un WEL. un maltaman Da Ruta
40 Baldenfer
fammelt fich jährlich zu Arolfen. Die fämmtl. Eink. des Fuͤrſter. fol
400,000 Sion. betragen. Abgefondert von dem Fuͤrſtenthume Walde
dem Fürften gehörende Graffhaft Pyrmont (f. d.). Die ehemals ge
1682 fürftt. Familie von Walde? gehört zu den älteften In Deutſchlar
Grafen v. Waldeck theilten ſich 1580 in die Linien Eifenberg und Wildungg
tere erhielt 1682 die fuͤrſtl Würde, farb aber 1692 aus, worauf ihr Fhrk
1711 auf die ältere Linie übertragen wurde. Don Joſias (dem Bruder Di!
Fuͤrſten der ältern Linie, Friede. Ant. Ulrich) ſtammt die apanagirte Linie
fon v. Walde: Bergheim ab. Die durch Heirath von Waldeck getrennte €
Pyrmont fiel 1625, nad) Außfterben der Grafen v. Gleichen, an Malbedi
Die Grafſchaft Waldeck war ſeit 1438 ein Lehen des Sefammthaufes Hefe
Streitigkeiten über diefe Lehenshohelt wurden 1635 durch einen Vergleich h
ber im weftfälifchen Frieden (1648) beftätigt wurde. Erſt 1803 erhielt ig.
eine Viritftimme bei dem Reichstage, und 1807 durch den Beitritt zum.
[hen Bunde die völlige Souverainetät. Der jest regierende Fuͤrſt,
Friedr. Heinr., derf. Vater, Georg, am 9. Sept. 1813 Inder Regier
trät von dem cheinifhem Bunde ab. Bei dem Bundestage hat ber $
Däufern Hohenzollern, Lippe, Neuß und Lichtenftein eine Geſammtſti
16., bei der weitern Bundesverſammlung aber, ober im Pieno, Eine €
Das Militaie des Fuͤrſten befand ehemals, vermöge des Subſidienv
Holland, aus 1800 Dann. Zum deutfchen Bundesheere ſtellt er 519
die 1. Divif. des 10. Heerhaufens. Die Hauptſt. des Fürftenthums iſt Ko
mit 400 H., 2062 E., und einem guten Gymnaſium. Zu Arolfen,
nen, regelmäßig gebauten Stadt mit 1741 E., befindet ſich das Reſi
ein anfehnliches Gebäude, in welchem fämmtliche Landescollegia ihren
Der gräfl. Nebenlinie gehören im Waldeckſchen die Güter Bergheim, ed
Königehagen. Ihr Wohnfig ift zu Bergheim. Auch befigt fie als Staub
(Haft im Würtembergifchen einen Theil der Graffch. Limburg. and
Waldenſer. Diefe als Vorläuferin dir Neformation im Mi
ruͤhmte chriftliche Sekte ſer chon um 1100 nad) alten Hanbfchriften der
Gambridge vorhander fen fein. Nach der gewöhnlichen Meinung
fie dem Petrus War sldo, Vaud), einem reihen Bürger zu &
ftebung und Namer ‚ol einige ihrer Schriftfteller die Benennung „
von Vallis, Vallce, uciten und Thalbewohner, Waadtländer (Va
wollen. Um 1170 kam Waldus beim Lefen der Bibel und einiger
den Kirchenvaͤtern, die er ſich in die Landesſprache überfegen ließ, auf WE
ſchluß, die Lebensart der Apoftel und erften Chriften nachzuahmen, gab ſ.
den Armen, und fammelte fich durch ſ. Predigten zahlreiche Anhänger, me
der Claffe der Handwerker, welche nach dem Orte ihrer Entftehung Leonifl
Arme von Lyon, wegen ihrer freiwilligen Armuth, wegen ihrer hölzernen (
oder Sandalen (Sabots) Sabatati oder Inſabatati, wegen ihrer Demuth
liaten gmannt , und oft mit den Katharern, Patarenern, Albigenfern uml
bern, deren Schidfale fie theilten, verwechfelt wurden. Verachtung ber
arteten Geiſtlichkeit und MWiderfeglichkeit gegen die roͤmiſche Priefterherrfchaft
die Waldenfer mit a. Sekten des Mittelalter6 gemein; aber indem fie über
ficht ihres Stifters, nur die Sitten zu verbeffeen und das Wort Gottes In d
desſprache für Jedermann frei zu predigen, hinausgehend, die Bibel allein ;
gel ihres Glaubens machten, und, was in ihr und dem apoftolifchen Alt
nicht gegründet fei, verwarfen, legten fie e8 auf eine Reform ber ganzen
den Kirche an, fagten fi von den Lehren, Gebraͤuchen und Satzungen de
(dem Kirche gänzlich 108, und bildeten eine abgefonderte Religionsgeſellſchaf
wurben baber ſchon 1184 auf dem Concilium zu Verona mit dem Fluche
Waldenfer Ä 4
doch eine allgemeine Verfolgung erfuhren fie exft, nachdem fie fich im
tkreich ausgebreitet und unter Begünftigung der Brafen von Toulouſe
Aligt Hatten, in dem Kegerkriege gegen die Albigenfer (f. d.).
sfer flohen damals (1209 — 30) nad) Aragon, Savoyen und
Spanien litt fie nicht, Im Languedoc mußten fie fidh bie 1330, in
unter harten Bedruͤckungen bis 1545, wo das Parlament zu Alf
aſamſte Weife vertitgen ließ, länger noch in der Dauphine zu erhals
Im Gevennenkriege wurden die legten Waldenfer aus Frankreich vers
der Mitte d. 14. Jahrh. waren einzelne Haufen diefer Sekte nach
b Apulien, wo fie bald unterdruͤckt wurden, andre nach Böhmen
ib biegen hier Grubenheimer, weil fie ſich in Höhlen und Gruben zu
sten. Dieſe verloren ſich fpäter unter die Huffitn, und die böhmis
kiten von ihnen die rechtmäßige apoftolifche Weihe ihrer Bifchöfe ab.
ben fie eine bleibende Heimath In den von Natur befeftigten Thaͤlern
ı Piemonts und gründeten hier eine befondere Kirche, die mit allen
Baldenfern verbunden, bis jest der Hauptſitz ihrer Sekte geblicben ifl.
ubt lediglich auf dem Evangelium felbft, das fie nebft einigen Kate⸗
we alten, aus franz. umd ital. Sprachelementen gemifchten Mundart
Kefer Sprache wurde auch ihr hoͤchſt einfacher Gottesdienſt gehalten, bis
un Barben (Barbes, Oheime, Lehrer) ausgeftorben waren. Sie ers
kebiger aus Frankreich, und ſeitdem wird bei ihnen franzöfifch gepre-
Ihrer bilden jeboch Beinen befondern Priefterftand, und ergänzen fid von
m der Reformirten. Ihre Gebräuche befchränten ſich auf Taufe und
dem fie Calvin's Vorſtellung annahmen. Die Verfaffung ihrer meift
Viehzucht befchäftigten Gemeinden, welche durch jährliche Syno⸗
Bingen, ift republikaniſch; jeder fteht ein aus Alteften und Diakonen,
ſtes Predigers zufammengefegtes Confiftorium vor, welches die ſtreng⸗
Yandhabt und Eleine Streitigkeiten fchlichtet. Seit ihrer Entflehung
er durch reine Sitten, Fleiß und Betriebfamkeit vor ihren kath.
ichnet und als die beſten Unterthanen geachtet. Nachdem fie im
BB den Meformirten in Lirchliche Gemeinfchaft getreten waren, traf
eine Sturm, welcher die Reformation vertilgen wollte, deren
I fon uͤber 3 Jahrhunderte beobachtet hatten. Daher ihre Ausrot⸗
Reid, und ihre wechfelnden Schickſale in Piemont. Die im Marquifat
efiebeiten wurden bi6 1733 gänzlich vertilgt, und bie in ben Übrigen
em fie vom turiner Hofe erft 1654 eine neue Verficherung ihrer Mes
erhalten hatten, mit der treulofeiten Hinterlift durch Mönche und
35 angegriffen, mit viehifcher Grauſamkeit gemißhandelt und viele
wordet. Der Reſt ihrer Mannfchaft fette ſich zur Wehr, und naͤchſt
Inpferleit verfchaffte ihnen die Verwendung der proteft. Mächte end»
obſchon beſchraͤnktere Beftätigung ihrer Freiheiten, duch den am
5 zu Pignerol gefchloffenen Vergleich. Neue Gewaltthätigkeiten ver:
E neuen Kampf ımd Vergleih. Die 1685 durch franz. Einfluß bes
gung nöthigte Taufende zur Auswanderung in proteft. Länder. Sie
in London mit den franz. Reformirten, in den Niederlanden mit den
Berlin mit ber franz. Gemeinde; bei 2000 gingen in die Schweiz.
chen einzelne Haufen mit gewaffneter Hand 1689 wieder in Pies
behaupteten fich mit den Zuruͤckgebliebenen unter vielen Bedruͤckun⸗
ich auf preuß. Fuͤrſprache durch neue Zuficherungen bes turiner Ho»
zen gefegt wurden. Noch jest genießen fie in ihren alten Thaͤlern
Derufa und &t.: Martin im mweftlichen Piemont Reltgkondfreiheit
e Rechte, anb zählen bafeldft in 13 Kicchfpielm gegen 20,000 &re:
42 Waldgoͤtter Waldſtein⸗Wartemberg (das £
Ien. Ihren Kischendienft ordnet bie Synodalverſammlung. Einige !
Zlüchtlinge fiedeiten fi) nad langen, durch den Religionseifer di
Theologen ſehr erfchwerten, Unterhandiungen 1699 im Mürtember:
ihre Nachkommen jest in 10 Gemeinden 1600 Köpfe ſtark find. 1
ten ſtehen ſie durch ihren einfachen Gottesdienſt und durch ihre Kir
am naͤchſten, doch in der Geiſtesbildung hinter den uͤbrigen Proteſtan
In der neuern Zeit nahmen ſich England und Preußen der Waldenf
Beiträge, weiche fie 1824 in ganz Europa fammelten, errichteten
mit dem wöthigen Ärztlihen Perfonale. Die neueften Nachrichten
Geiſtlicher, W. St. Gilly, 1823 an Ort und Stelle gefammelt. (,
an exeursion to the mountains of Piemont, and researcher am
dois, protestant inhabitants of the Cottian Alps ete.“, 2. X., Lo
Auch f. m. Hugh Dyke Akland's „Sketch of the history and prei
of the Valdenses in Piemont” (Zond. 1826), forsie deffeiben Dfe
the glorious return of the Vaudois to their valley in 1689 (na
nalberichte ihres Paſtors, H. Arnaud) with a compendium of t
that people ete.“ (Kond. 1827, 1. Bb.).
Waldgoͤtter, f. Saunen und Satyın.
BWalbdorn, fd f. Horn.
Waldis (Burkard), ſ. Burkarb.
Waldmenſchen. Bielmurbe früher von Waldmenſcher
durch die Ausbildung der Naturgeſchichte und durch die kritiſche Sic
handenen Berichte der Reiſenden, wie nicht weniger durch die in den
ten insbeſondere betriebene vergleichende Anatomie, hervorging: daß e
dem Affen und dem Menſchen in der Mitte ſtehendes Weſen gebe,
ſchen beiden eine in geiſtiger, wie in koͤrperlicher Hinſicht bedeutende
gibt zwar ſehr rohe wilde Voͤlker, und dieſe moͤgen in fruͤhern Zeite
nicht viel mehr als Thiere angeſehen worden ſein; allein oͤfter wur
ſchwaͤnzten, zuweilen aufrecht gehenden Affenarten, der Schimpan
Suͤdafrika, und der Orangutang in Oſtindien, für eine Menſche
Selbſt Linne machte irrigermweife einen homo troglodytes daraus,
werben bie genannten Affenarten oft Waldmenfchen genannt.
MWaldnympben, f. Nymppen.
Waldſtein-Wartemberg, Grafen v., kathol. Religio
ſches Geſchlecht, das ſeit d. 13. Jahrh. bekannt iſt, und aus welchen
Wallenſtein (ſ. d.), Herzog von Friedland, flammte. Es th
MWatdftein’fdhe und Arnow'ſche Linie. Jene, die unter den ſchwaͤbiſch
fen Sig und Stimme hatte, befist das Stammſchloß Waldſtein in
Großſkall im böhmifchen Kreife Bunzlau, das Oberft » Erbland : ©
im Königreich Böhmen und die Magnatenfähigkeit in Ungarn. Bei
bören die Fideicommißherrfchaften Mündyengräs, Dur, Dberleı
Maltheuern in Böhmen, ſowie die Semioratherrfch. Trebith in M
Altodialgüter Großſkall, Zwihan u. a., mit 90,000 Einw. Dei
dieſer Herrſchaft Graf Franz Adam v. W., k.k. m. Kämmerer,
nant ꝛc., geb. zu Wien d. 14. Febr. 1759, geſt. zu Oberleutensdor
1823, waͤhlte die Naturwiſſenſchaft, vorzuͤglich Botanik, zu f. J
As Malteſerritter nahm er an einigen Seekaravanen gegen die
Theil; dann focht er als Dfficier in dem öftreich. Deere, von 178°
die Türken; hierauf nahm er als E. k. Mittmeifter f. Abfchicd md |
fließend der Botanit. Mit dem Prof. Kitaibel machte er auf e
Jahre lang botaniſche Reifen in Ungam und gab mit demfelben 1!
über bie feltenen Pflanzen Ungarns heraus, von welchem 1812 eine Fo
Wales Wall 48
es et icones plantarum rariorum Hungariae!’ (Wien, 3 Bde.,
be jegt Mitglied der gelehrten Gefelfchaften von Berlin, Prag,
Wildenow nannte in f. „Speeies plantarum Linnei” eine von ihm
gengattung Waldstenia. Während diefer Zeit hatte Graf W., als das
ter Bonaparte 1797 in Steiermark eingedrungen war, fid) bei dem
Keten abeligen Cavaleriecorps anftellen laffen. 1808 trat er in bie
kandwehr ein, und führte in dem Feldzuge 1809 als Major dag 3.
'wiener Sreiwilfigen mit folder „Auszeichnung, daß der Kalfer ihn
utenant ernannte und ihm das Commandeurkreuz des Leopoldordens
ah dem Tode f. Bruders 1814 übernahm er die Fideicommißherr:
Modialgüter in Böhmen, wo er durch oͤkonomiſche und Fabrikanla⸗
Hand feiner Gutsunterthanen fehr verbefferte. Der neue Bau des
Ks zu Dur, die Einrichtung des dortigen Naturalimcabinets, ber
g, der Kunftgalerie, der Waffenkammer u. f. w. find fein Werk.
er Schulen für die Landjugend und erhob aufs neue die Tuchfa⸗
mten&dorf, welche 1815 ihre Säcularfeft feierte. Die ganze Verwal:
Hit ein Denkmal f. edlen gemeinnüsigen Lebens. Seine botanifchen
edem böhmifchen vaterländifhen Mufeum zu Prag vermacht. Die
fein Bruder, Graf Ernft Philipp, geb. d. 30. Dct. 1764, f.
mb Geheimerrath. 20.
8, f. Wallis.
sila, Balballa, f. Nordifhe Mythologie.
en beißt das Ausmafchen ded gewebten Tuches, wodurch e& von feis
Webens erhaltenen Unreinigkeiten befreit wird; mit diefer Reini⸗
ch fein Zufammenfilzen, d. i. f. größere Dichtigfeit, bezweckt.
4 Tuch auf Wallmühlen, indem man es einmweicht, um bie Schlichte
mit Seife oder feifenartigen Dingen (Urin, Schweinekoth,
und einer gehörigen Menge immer erneuerten Aufſchlagewaſ⸗
rege (Kumpen oder Walkſtocke) durch Stampfen oder Hämmer
MR Die Zeit der Erfindung der eigentlichen Walkerkunſt iſt nicht
ias Reinigen der Zeuche durdy Zreten u. f. vo. verflanden fchon die
‚ wie und Homer berichtet. — . Walkererde (Züllerbe) ift
‚ bie flatt der Seife zum Walken der Tücher gebraucht wird. Sie
ih eine graugelbliche und weißgraue Farbe, die ind Grünliche fällt,
Ffauft und glatt an, glänzt, mit dem Nagel gerieben, und fchäumt
wWBaffer umgeruͤhrt. Sie hat die Eigenfchaft, daß fie dad Fett in
ihre Verwendung zum Walken. Man findet an vielen Orten in
Baltererde, die befte aber gräbt man zu Hampfhire in England.
bren oder Difen, f. Nordiſche Mythologie.
iſt im Allgemeinen der Erdaufwurf, welcher jeden zu befefligenden
‚ um ihn gegen das Gefchüg des Feindes (und urfprünglich auch gegen
geiff) zu decken. Sinebefondere nennt man das hoͤchſte und ſtaͤrkſte
itung den Hauptwall. Auf ihn ftüst fi) in der Regel das ganze Bes
m des Ortes. Ex erhebt ſich zunächft des Innern Theile ber Feſtung
ch, als es der jebesmalige Zweck erfodert, alfo daß er Schug dem
Bflr die Wertheidiger, befonders zur gehörigen Wirkſamkeit für deren
über bie tiefer liegenden Werke gewähre, dem Feinde hingegen die
che. Er muß ſtark genug fein, um den Wirkungen des feindlichen
Berftehen zu koͤnnen, und hinlängliche Breite haben, damit oben
Bruſtwehr zum befondern Schug für die Vertheibiger aufgeführt und
halten werden koͤnne für das Geſchuͤt und den Wallgang, den Vau⸗
S annimmt, zur Aufftelung von Mannfchaften und dgl. An einigen
44 Wall (Anton)
Feſtungen hängt etwas tiefer, wie ein Abſatz, noch ein fhmälerer, eben
Bruftwehr verfehener Unterwall (fausse braye), wodurch die |
verboppelt wird. Im Walle befinden fi) die Gafematten, d.i.
zur fihern Unterbringung ter Garniſon und Aufbewahrung ber Vo
Vertheidigung beflimmt find, im legteım Falle Defenfivcafematten
zur Verhinderung jedes Etabliffements im bebediten Wege oder auf der Gag
unter die Sacen der Bollwerke gelegt werben. Der Umriß des Walles IE
der Länge der Linien ab, bie den zu befeftigenden Raum einfchließen, a
wegen der nöthigen gegenfeitigen Beſtreichung aus⸗ und eingehende WIE
Geitenvertheidigung , die in ältern Zeiten durch Thuͤrme bewirkt warb, *
duch die Baftionen (f. dI erlangt. .
Mall (Anton), oder mit f. wahren Namen Chriftian Leberedht ;;
1751 zu Leuben bei Lommasfch, einem Dorfe im Könige. Sadıfen, geb. ;:
tee war Prediger. Bon f. frühern Erziehung iſt nichts befanmt, außer
weder die Dom > oder die Stadtfchule in Naumburg befucht und dam $}
Jurisprudenz, beſonders aber Staatsrecht, Politit und Befchichte
Huͤlfswiſſenſchaften ftudirt, und fich dabei mit den neuern Sprachen befi
1779 trat er daſelbſt zuerft als Dichter auf; es erfchienen von ihm „Kri
Melodien, zu welchen ihm ohne Zweifel der preuß. Grenadier (Gleim) %
gegeben hatte. Ihnen folgten im Anfange der achtziger Jahre 28
Sie befinden ſich auch im, Komiſchen Theater der Sranzofen für bie. Deutſch
ausgeg. von J. G. Dyk (ps. 1777 — 86, 10 Thle.); nämlich „Die bel
lets“, nach Slorian, und „Die Erpedition, oder die Hochzeit nad) dem Tob
Cole. Überhaupt faͤllt in diefe, wie fchon Andre bemerkt haben, ziemlich
bürftige Zeit die Hauptperiode feines fchriftftellerifchen Ruhms. *
„Die beiden Billets“ in ihrer claſſiſchen Bearbeitung durch ihre wirklich
liche Laune umd durch die Wahrheit der trefflich wiedergegebenen a
daß fie noch immer nicht von der Bühne verſchwunden find, und daß fie fi
ren Luftfpieldichtern Veranlaffung zu Sortfegungen gegeben haben, unter
wir nur ben „Bürgergeneral" von Göthe nennen. W. felbft lieferte Hide
ben Geiſte eine hoͤchſt gelungene Fortfeg. der „Beiden Billets“ im, ‚St
Die „Dramatiſchen Kleinigkeiten‘, welche 1783 herauskamen, bilden
ber anmuthigen Darflellungen,, welche fpäter den Beifall des beutfchen A
unter dem ausländifchen, aber anfprudjlofer Titel „WBagatellen‘’ ge
erfchienen in 2Bbn., Leipz. 1786 und 1788. Der Verf. hatte mehre
Darftellung gewählt; in allen aber zeigte ſich eine glückliche, wenn auch
Kunſt nachgezauberte Reichtigkeit. Dabei hatte der Styl aufer der fir
rectheit einen Grad von Politur und feinem Farbenſchmelz, mie man ihn
etwa nur bei dem Dichter der „Wilhelmine“ fand. Auch die Erfindung war
Muthwillen abgerechnet, größtentheilß fein und geiftteich ; In diefer Hin]
dient „Antonie” eine beſonders rühmliche Erwähnung. 1787 gab er und el
Erzählungen nad) Marmontel, melde ebenfalls günftig aufgenommen
Unterdeſſen hatte W. Leipzig verlaffen und lebte als Privatfecretair bei dem
Hofmann in Halle ; von da ging er nad) Berlin, wo er ziemlich lange p
bat. Diefer Aufenthatt Fine etwa indie %.1788, 1789,1790, oder in die
ſche Periode. Won f. Öffentlichen oder literarifchen Tätigkeit dafelbfk |
laut geworden ; doch ift zu bemerken, daß er damals für Andre Memoria
züge aus juridiſchen Schriften, Gutachten und a Auffäse diefer Art verfe
in welchen man ſchwerlich den Verf. der, Bagatellen“ erkennen möchte. A
ihm von der preuß. Reglerung eine ehrenvolle Stelle angeboten, die er ı
zur literarifchen Muße ausſchlug. Nachdem er Berlin verlaffen hatte, I
eerborgener Zurüdgezogenheit erfl in Rechlitz, dann in Geringswalde in
Ballace 3
folgte er 17798 der Einladung des Buchhaͤndlers Richter in Altenburg,
unter der Bedingung, für f. Verlag einige Schriften außzuarbeiten,
hen. Hier leuchtete die faft erftorbene Beiftesflamme noch einmal auf,
ichien unter ſ. Namen 1799 „Amathonte”, ein perfifches Mäcchen,
auf das „Lamm unter den Wölfen’, als Anhang zur „Amathonte”.
te man etwas von der natürlichen Friſchheit feines Colorits, er war
w geſchwaͤtzig und gefiel fich oft in einer gezierten Naivetät ; boch blie⸗
mten Werke immer eine erfreuliche Erfcheinung. Weniger gefielen
» Amar’, eine Mifchung von Ritters und Liebesgefchichten, in
ht immer ganz rein zugeht. Diefer Roman, vorgeblich nach einem
a der That aber nach einem franz. Mufter gebildet, erfchien 1800.
guten Launc iſt im der darauf folgenden „Korane“ noch etwas weiter
u als in der „Amathonte” ; im „Murad“ verfiummt er faft gänzlich.
werſiſchen Märchen kamen nach des unglüdlichen Richter's Tode zu
01 in einem andern Verlage heraus. Seitdem verfiel W. wieder in
Abſpannung, fodaß er nicht einmal den 2. Thl. des „Murad“ ges
t, wiewol diefer unter |. Namen erfchienen if. _ Yon 1805 — 9
kemberg , einem reizenden Kammergute bei Altenburg, auf Koften
Ruumer. Man boffte, daß ſich In der Freiheit und Schönheit ber
wgannte Kraft ftärken würde; allein mehre Umftände vereinigten ſich,
ge Arbeitöfcheu und geiftigen Ohnmacht gefeffelt zu halten. Kaum
Inner, um fid) einmal in freier Luft zu bewegen, oder das Federvieh
Attern. In diefem Zuftande kam er im Mai 1809 nach Goͤßnitz,
bei Altenburg, too er bei einem Freunde in ziemlidy blühender Ges
ohne literarifche Thaͤtigkeit, 14 Wochen lang lebte. Won ba ging
Kain bei Grimma zu einer Frau v. Burghardi ald Hauslehrer, und
WBerhältniß loͤſte, nach Zedwig bei Hof zum Kammerh. v. Plotho,
Kinder er unterrichtete. Er hätte bier eine angenehme Lage finden
nverließ auch dieſe Stelle bald und privatifirte in Hirfchberg, einem
def im Voigtlande, wo er am 13. San. 1821, gegen 70 3. alt,
— Sein jüngerer Bruder, Friedrich Adolf Heyne, herzogl.
Rath, geb. zu Leuben d. 3. Apr. 1760, hat ſich durch liberfeg.
lender“ (2. Aufl. 1806) befanntgemadht. Ex ftarb zu Rochlitz
Isce (William), ein Schotte des 13. Jahrh., der in den Sagen des
Iner Geſchichte unvergefilich ift. Damals laftete Eduard I. von Eng»
—— W., von unbegrenztem Muthe, ungemeiner Groͤße und
‚ und ebenſo feurig als treu dem Vaterlande ergeben, faßte den
as legtere zu befreien. Er hatte einen Engländer im Zweikampfe ges
Furcht, deßhalb zur Verantwortung gezogen zu werben, floh er in die
ftellte fich bier an bie Spige einer Menge Geächteter, mit denen er
noland machte. Seine Kenntniß des Landes, fein Muth, ſ. Umficht
der mer ein kleiner Gutöbefiger war, zum Abgott der Gegend rings:
un Schrecken der Engländer. 1297 Eonnte er bereits größere Dinge
B gefellten ſich große Edle zu ihm. Doch 40,000 in Annandale eins
änber, unter ber Auführung von Eduard Warenne, fchienen jede Uns
m vereiteln. WB. ging auf die Hochlande zurüd, bis er ihn an den
hatte. Hier ging er Über denfelben mit folcher verftellter Haft, daß
st des engl. Heeres nachfolgte, aber fogleich angegriffen und geſchla⸗
Die Refte unter Warenne zogen unverzüglich heim. W.'s Ruhm
kudet. Er drang felbft nach England vor. Alles hatte ihn zum Re:
qottiand ausgerufen, beffen König gefangen in England war. Alcn
48 | Wallenſteln
um den Neid und bie Eiferſucht der Großen zu vermeiben, verzichtete
diefe Würde. Eduard bot alle Kräfte auf, den Widerſtand zu beugen.
Mann fchlug er bei Falkirk 1298 die Schotten gänzlih. W.'s große
ein Ende. Er behauptete f. Freiheit nur mit wenigen Anhängern hoch
den. Neue 1303 unternommene Verſuche führten zu nichts.
bielt f. Macht nicht eher für gefichert, bis er den Gefuͤrchteten in f.
Verrath überlieferte ihm benfelben. Er wurde nach London gebracht,
England Treue geſchworen hatte, als Verraͤther 1305 hingerichtet.
ken erhielt ſich in den Liedern der ſchottiſchen Volksſaͤnger, den Sagen
manns, und iſt auch bei uns durch Auffenberg's Trauerſpiel: „W
weckt worden. W.'s Schwert wurde erſt vor wenigen Jahren von
Dumbardon, wo es neben einer Schildwache auf der Wallmauer lag,
in den Tower gebracht.
Wallenſtein (Albrecht, Graf v., eigentlich Waldſtein),
Friedland, Generaliffimus des oͤſtreich. Heeres im dreißigjaͤhrigen
Mann, deffen Name ein gemifchtes Gefühl von Staunen und Ab
denn W. that zwar Großes und Ungewoͤhnliches, kannte aber feinen
als die Befriedigung feines Ehrgeizes, wozu er ſich aller, auch der
Mittel bediente. Dadurch ward er das Schreden f. Zeitgenoffen, o
f. Thaten die Adytung der Nachwelt zu erwerben. Er griff in dem
von 1625 — 34 maͤchtig ein in die Begebenheiten f. Zeit, daher bat
fhichtfchreiber gefunden. Doch ift der Schleier, der Äber den letzten
liegt, nody von Keinem ganz gehoben worden. Arndt („‚Anfichten der
ſchichte““, 1) entwirft von ihm folgende Schilderung: „Was Muth
ſchrockenheit Großes, was Herrſchaft und Befehl Strenges und G
was Freundlichkeit und Freigebigkeit Liebliches und Herzgewinnendes
in der Geſchwindigkeit und Kuͤhnheit begeiſtert, in ber Feſtigkeit fläpte 4
Zuverficht ermuthigt: — das Alles und eine ftattlidhe Geſtalt, einem
Blick und einen königlichen Anftand hatte die Natur in diefem Einen
einige. Dazu ein Reichthum von Kenntniſſen und ein tiefer unergrändiil
ein dunkler und geheimer Aberglaube, der aus den Geftimen und
die Welt und ihre Gefchichte deuten wollte. Weil W. in f. größen
in f. Entwürfen verloren war, darum konnte er von Fleinen Dienfi
und ermordet werden. Welche feine Plane, wie weit gereift, wohin
er nicht ebenfo gut für das deutfche Vaterland und Kaifer Zerbinand
einlenten Eonnte, ob feiner Seele in den Sternen feines Herzen
zum Entfchluffe Klar und hell war, daB deckte die Nacht zu, die ihn in feld
ſchwimmen fah”. — Albrecht v. Waldſtein (unter welchem Namen das (
zu Dur in Böhmen noch blüht), geb. 1583 zu Prag, ſtammte aus einer ı
nen böhmifchen Familie ab, die der proteftant. Religion zugethan war.
Unterrichte, der ihm im väterlichen Haufe und auf der damals berühmtı
Schule zu Solbberg in Schlefien ertheilt wurde, fand Albrecht keinen G
fein unruhiger, aufbraufenber Geift widerftzebte der Zucht, und bei allen n
gen Streichen war er ſtets der Anführer f. Mitſchuͤler, über die er eine gem
herrſchaft ausübte. Ebenfo betrug er fich auf der Univerfität Altorf, die
bezogen hatte; verübter Unfug brachte ihn hier in das akademiſche ©
Albrecht kam hierauf als Page in die Dienfte des Markgrafen Kari v. Bur:
Prinzen der oͤſtreichiſch⸗ tirolifchen Seitenlinie, der zu Inſpruck refibirte,
Path. Kirche über, und erhielt von feinem Herrn Unterftügung, eine R
Deutfcyland, England, Frankreich und Stalien zu machen. Auf diefer i
das Studium des Heer- und Kinanzmwefend und bie Beobachtung ber ver
Staatemänner und Feldherren fein einziges Augenmerk. Dann ſtudi
Ballenfteln 47
er bamals berühmten Univerfität Padua Mathematik uwab Politik,
Afrologie. Sein Lehrer in derfelben, Argoli, ſcheint ihn durch Vor:
B glänzenden Gluͤcks beſonders für diefe Wiffenfchaft gemonnen und
ntmäürfen angeregt zu haben. 1606 machte MW. bei dem Eaifer!.
Bug gegen die Türken in Ungarn mit, bewies viel perfönlidye Ta:
ade Hauptmann. Der Friede (11. Nov. 1606) endigte diefen Feld:
ng ohne Anftehung nach Böhmen zurüd. Hier heirathete er eine
w fchon bejahrte Witwe, die ihm nach einer kurzen kinderleſen Ehe
wögen binterließ, welches ihn in den Stand feste, an dem Hofe des
a3 zu Wien eine glänzende Rolle zu fpielen. In einem unbedeutens
8 1617 zmwifchen dem Erzherzog Ferdinand von Steiermark umd ber
Dig in Friaul ausbrach, warb er auf eigne Koften 200 Reiter und
Ersberzoge, nachmaligem Kaiſer Ferdinand II., zu, bei dem er ſich
ſe Gunſt feßte. Er zeichnete fi) durch Tapferkeit und Klugheit bei
m Gradisca aus, und erwarb ſich die Anhänglichkeit der Officiere
urch außerordentliche Freigebigkeit und durch die Sorgfalt, bie er für
g ihrer Bedürfniffe bewies. Nach geendigtem Kriege ernannte ihn
1 Öberften der Miliz in Mähren zu Olmuͤtz. Damals heirathete er
Habelle, die T. bes Grafen Harrach, eines Guͤnſtlings Ferdinands,
Ferdinand in den Grafenſtand erhoben. — Bei dem Ausbruche der
km ergriff W. (1619) die oͤſtreich. Partei gegen die proteftant.
u diefen gedrängt, nrußte er Olmuͤtz verlaffen, rettete jedoch bie an⸗
Waffe nach Wien. Er hatte davon 12,000 Thlr. behalten; mit dies
un Gelbe warb er 1000 Dann Küraffiere an, bie er dem öfter. Genes
nad, Böhmen zuführte. Hier zeichnete er fidy als Oberſter in ver»
Miten aus. Daß er, wie Hormayr fagt, bei der Schlacht auf dem
we Prag (8. Nov. 1620) zugegen geroefen, tft nicht erwiefen. Das
"bh auch zwifchen ihm und Tilly die [päterhin fo folgereiche Abneis
nämlich die von Tilly gewählte Schlachtorbnung getadelt. Nach
ex mit dem oͤſtr. Heere unter Boncquoi nach Mähren, deffen fefte
bald öffneten. W. wurde jegt Militairgouverneur in Maͤh⸗
ben proteft. Böhmen eingezogenen Güter zurüd, und comman=
ralmajor ernannt, nachdem Boucquoi geblieben war, gegen ben
Bisenbärgen, Bethien Gabor, mit Gtüd. 1622 belehnte ihn ber
I Derrfhaft Sriediand in Böhmen und erhob ihn 1623 zum Fuͤrſten
.— Us der Krieg auch das nördliche Deutfchland ergriff, wo der
nemar? (1625) an die Spige bes nieberfächfifchen Kreifes gegen bie
befand fich der Kaifer in großer Verlegenheit, weil es ihm an Geld
ehlee. W. erbot fich, auf eigne Koften und ohne den geringften Bei⸗
u des Kaifers ein Beer von 50,000 M. aufjuftellen, mit der Be-
sberfte Befehlshaber deffelben zu fein und bie in den eroberten kaͤn⸗
nen Brandſchatzungen für ſich behalten zu dürfen. Es war in jenen
mgewoͤhnlich, daß ein General ein Zruppencorps auf eigne Koften
dann in Feindes und Freundes Land für f. Aufwand entfchäbigte.
ia fo zahlreiches Heer aufftellen wollte, mußte als ein abenteuerlicher
L Dem Kaiſer blieb jedoch kein andres Mittel übrig und er nahm
uf jede Bedingung an, auch erhob er ihn bald nachher zum Herzog.
ıd die thätige Mitwirkung vieler ihm ergebenen Officiere machten,
ı Heer von 25,000 M. unter f. Fahnen bei Eger verfammelte. Un:
re mit demfelben (1625) nad) Franken, wo das Land fie eine Zeit:
nmußfe, dann durch Schwaben und den oberrheinifcdyen Kreis nad)
wo er den Winter in Halberſtadt zubrachte, und feibft einen Theil
48 Wallenflein
von Oberfachfen befegte. Überall mußten ſ. Truppen, deren Anzahl fich
vermehrte, von den Einw. unterhalten werden. Ihm ftellte ſich ber b
Deter Ernft von Mandfeld mit einem weit fchwächern Deere entgegen ı
gerte ben Brüdentopf an der Eibe bei Deffau, warb aber von W. (
1626) gänzlich geſchlagen. Doch fammelte er neue Truppen, mit
‚um zu Bethlen Gabor zu ftoßen (Juli 1626), durch Schleſien gegen
wandte. MW. folgte ihm raſch; Gabor ſchloß Waffenftinftand und Mal
fi nach Dalmatien zuruͤck, wo er flach. Hierauf entfegte W. das von bey
belagerte Novigrad und eroberte Walzen. Nachdem Gabor mit dem Kaifeg
gemacht hatte, zog W. 1627 aus Ungarn durch Schlefien, die Laufig und b
Brandenburg (Aug. 1627) nad Niederfachfen zuruͤck, wo er den König ve
mark, der ihm und dem ligiftifchen Heere unter Tilly nicht zugleich voll
Eonnte, zum ſchnellen Ruͤckzug nöthigte, in kurzer Zeit das Herzogthum |
burg und Holitein, bis auf Gluͤckſtadt, ſowie den größten Theil von
Juͤtland eroberte, weil man auf einen fo unerwarteten Angriff nicht
war. Alle diefe Länder wurben ſehr hart behandelt und mit ungeh
fhagungen belegt. Da MW. aus Mangel an Schiffen in die bänifchen
eindeingen konnte, fo nahm er f. Winterquartiere längs der Küfte der Of
Pommern und dehnte ſ. Zruppenlinie bis Berlin aus. Nur das fee
widerfland ihm. Der Kaiſer bedrohte (durch den Erlaß vom 9. Juni 1
den Herzoge von Mecklenburg, weil fie die daͤniſche Partei ergriffen hatten,
Acht, und belehnte (16. Juni 1629) mit ihren Ländern, ſowie auch mit ba
gefallenen Fuͤrſtenthume Sagan in Schlefim, W., ben er auch zum Abe
Oſtſee ernannte. Es ſchien dabei die Abſicht zu fein, den Kaiſer zum fi
Küfte der Oſtſee zu machen und den Handel der mit Spanien ent;
der in diefem Deere zu Grunde zu richten. Allein bie Hanfeftäbte ſchlug
Anfimen, ihm Schiffe zu liefern, ch, und dieſer hatte nicht genug, den af
lichen Plan auszuführen. Auch mißlang ihm ber Angriff auf das von D
und Schweden unterflügte Stralfund, das er vom Mai bis Juli 1628 U
ee verlor dabei in verfchiedenen Stuͤrmen mehr ald 12,000 M. Ebenfo m
Zruppen vor Gluͤckſtadt und vor Magdeburg abziehen. Nochmals umtag
(im Sept.) den Angriff auf Stralfund. „Die Stadt müffe fein werden,
fie mit Ketten an den Himmel befefligt!" Aber umfonft. Er mußte
Male die Belagerung aufheben. Darauf eroberte er Roſtock und ſchlg
bei Wolgaft. Seine weitern Fortſchritte hemmte der von ihm felbfl,
ruhigen Beftg von Medienburg dadurch zu erlangen glaubte, beförberte
ſchen dem Kaifer und Dänemark zu Lübed (1629). Da aber W. von dem
Congreſſe die ſchwed. Geſandten ſchimpflich weggewieſen und zugleich f. |
ten, Arnheim, mit 12,000 M. dem König Sigismund von Polen zu HE
Guſtav Adolf geſchickt hatte, fo gab er dadurch Urfache zu einem neuen R
dem mit Schweden. — Doch die weitausfehenden Entwürfe des Kaifer
das übermüthige Betragen W.'s und bie ungeheuern Erpreffungen, bie
Truppen felbft in neutralen Ländern verubten (er hatte binnen 7 Jahren 6
Thlr. an Brandſchatzungen im nördlichen Deutfchland erhoben), bewogen
ſchen Zürften, auf dem Reichſstage zu Regensburg (1630), dem Kaifer |
fprehen abzuzwingen, fein Heer bis auf 30,000 M. herabjufegen un!
Oberbefehl deffelben abzunehmen. Es geſchah wol nur aus der Abfiche, |
ſ. Sohnes zum römifchen Könige zu befördern, daß Ferdinand I. ſich zu
[hluffe bewegen tieß, einen Feldherrn, der Öſtreich gerettet uud auf ben
Macht gebracht hatte, auf eine kraͤnkende Art zuruͤckzuſeten. Vorzüglich tı
von W.'s Stolz beleidigte Kurfürft von Balern und Richelieu's Vertra
Wallenſtein | 49
b*), dazu bei. W., der mit bem Heerbefehl zugleich das Herzog:
nburg aufgeben mußte, fchien biefe Zurüdfegung gleichgültig zu ertra⸗
bte von der Zeit an in Prag als Privatmann, aber mit einem koͤnigl.
Eigne Garden umgaben, 60 Pagen und 20 Kammerherren bedienten
fle auf f. Guͤter mit einem Gefolge von 200 Wagen. Unb Battifta
firelog, verkuͤndigte ihm aus den Geſtirnen eine neue glänzendere Lauf:
e zeigte fih ihm nach Tilly's (f.d.) Rode. Guſtav Adsifs Kriege-
tfchland nöthigte naͤmlich den Kaiſer zu dem bemüthigenden Schritt,
ten W. den Oberbefehl des Heeres wieder anzutragen. Nach einigem
um dieſer den Antrag an, aber unter Bedingungen, die das Anfehen des
berabfesten. W. erhielt eine unumfchräntte, vom Kaifer faft unabs
salt, nicht nur über das Heer, ſondern auch in ben Reicheländern nad)
handeln, Güter einzuzichen, zu ſtrafen umd zu belohnen. Für Medien:
fi) Entſchaͤdigung und uͤberdies als Belohnung ein kaiſerl. Erbland
1. Sn unglaublich kurzer Zeit verſammelte er ein Heer von 40,000 M.
Er vertrieb zuerſt aus Böhmen die Sachſen, die Prag und a. Staͤdte
m hatten, Darauf vereinigte er fich mit den Truppen des Kurfürften von
zog nach Franken gegen Nümberg. Uber ſchon war Guſtav zum
Proteftanten herbeigeeilt, und W., obgleich dem König zur Hilfte uͤber⸗
we doch, zu fchlagen. Beide Theile verfchanzten ſich; Guſtav wartete
Inden Verſtaͤrkungen ab; W. unternahm Eeinen Angriff, und es fielen
ende Gefechte vor. Da er nicht zu einer Schlacht zu bewegen war, fo
an Adolf das öftreich. Lager (24. Aug. 1632) zu erſtuͤrmen, aber
wurde wiederholt abgeſchlagen. Das ſchwed. Heer wenbete fid, nun
Mmaben und machte baneue Eroberungen, W. aber fiel plöglich in dag
Badıfen ein, um den KRurfürften von dem Bündniffe mit Schweden ab:
Vrſtav Adolf folgte ihm bahin nach, und es kam (6. Nov.) zu der
ilägen (ſ. d.). W., felbft verwundet, mußte mit großem Verluft
wakn war gefallen, und W. verlor fein ganzes Geſchuͤtz) das Schlacht⸗
Pa ii die Schweben, obgleich ihr großer König geblieben war, unter
Bemhard von Weimar behaupteten. W. zog fich nach Böhmen zu:
Bf m Prag ein ſtrenges Kriegsgericht ber Officiere und Soldaten hal:
Neligt waren, daß fie in der Schlacht ihre Pflicht nicht erfüllt hätten ;
Ben wurden hingerichtet. — Sm Mai 1633 ruͤckte W. wieder ins Feld
Schiefien, wo fich ein ſchwed. Heer, mit fächfifchen und brandenkur-
Wen vereinigt, befand. WB. unternahm anfangs, umgeachtet f. Überle-
WE Ernſtliches. Diefe Unthätigkeit erregte ben Verdacht wider ihn, daß
en Unterhandlungen mit den Seinden, zum Nachtheile Oſtreichs, ſtehe.
Ina ſelbſt die Abficht bei, ſich durch den Beiſtand der Proteftanten zum
Boͤhmen zu machen. Daß zwifchen beiden Theilen Unterhandlungen ge:
den, war Fein Geheimniß. Daß diefe aber bloß die Grundlage eines zu
Friedens und nicht W.'s eignen Bortheil zugleich mit betrafen, geht
us den bisher befannt getworbenen Urkunden (3.3. aus dem v. Arnim’:
) hervor. *) Was Parteilichkeit zur Rechtfertigung ber nachmaligen
‘ Gapuciner, ben Richelieu der franz. Befandtfchaft bei Kaiſer und Reid)
g unvertächtigen Begleiter zugegeben hatte, wur bas Hauptwerkzeug der
mi. Umtriete in Deutſchland, welche Lefonders gegen die weitere Aus—
Vacht des Hauſes Öftreich gerichtet waren. Sein Vater war Sean le
mtian, President aux requetes du palais bei dem Parlament zu Pa—
mler bes Herzogs von Alençgon. Bei der größten Anfpruchlofigkeit in
a wer Sofeph einer der gewantteften Diplomarifeı.
Karria in Berlin will 200 ungedrucdte Briefe von Wallenſtein u. A.
&7 — 34, herausgeben.
Eicsente Aufl. Bd. XII. 4
60 Wallenſtein
Schritte des Kaiſers wider W. bekanntgemacht hat, duͤrfte wol nicht gang ı
anzunehmen fein. — Nachdem ein 7woͤchentlicher Waffenſtillſtand frr
Ende gegangen war, beſchraͤnkten ſich die Unternehmungen W.'s in ba
Zeit dieſes Feldzugs bloß darauf, daß er (18. Oct. 1633) ein ſchwed. Go
umd gefangen nahm, verfchiedene ſchleſiſche Städte befegte und einen
Laufig und die Mark Brandenburg, felbft bis Berlin, machte. Allein dem
nen Grafen Matth. Thurn, den Anftifter bes erften Aufſtandes der Boͤhg
ließ er frei und reich befchenkt mit geheimen Aufträgen zum ſchwed. Rang
über man in Wien fehr aufgebracht war. Der Herzog aber kuͤmmerte fick
die Gunſt eines Hofes, den er als undankbar erkannt hatte und den er u
Indeß bewirkten f. Unternehmungen nicht® Entfcheidendes. Noch w
hatte ber Zug, den W. auf Verlangen des Kaiſers durd, Böhmen in bie
machte, um bes Herzogs Bernhard v. Weimar weitere Sortfchritte in We
zubalten. Ohne ſich in ein Gefecht einzulaffen, zog W. bei der A
Herzog6 ſich nach Böhmen zuruͤck und nahm ba f. Winterquartiere.
zegel, die ganz wider den Willen des Kaifers war, der f. Erbländer m
nen wollte, vermehrte den Verdacht gegen W.'s Treue; feine Feinde
ſonders die ſpaniſche Partei, fchilderten ihn als einen VBerräther. Mas
Kaiſer ben Plan einer von W. gemachten Verſchwoͤrung vor, deren 3
te, fich durch Hülfe der ihm ergebenen Truppen zum unabhängigen Herrn
men zu machen, und fich in diefem Befig durch den Beiftand der Schmoekg
niger proteft. beutfchen Fürften zu behaupten. Als nun W. zu Pilfen ans:
1634 einem verfammelten Kriegsrathe alle ſ. Beſchwerden gegen den Kell
legt und die Generale zum Theil für f. Abficht geroormen hatte, KT
Wien, wo von Dctavio Piccolomini Alles angezeigt worden war, bas
der Gefahr. Ferdinand II. erlieh daher (18. Kebr. 1634) cin Mandat,
er W. des Oberbefehls der Armee entfeste, und ihn, nebft zweien f. Gene
und Trezka (fpr. Tertſchka), als Verräther und Mebellen aͤchtete. Es m
gleich Generale, auf beren Treue man fich verlaffen konnte, befehligt, fich 8
oder lebendig zu bemächtigen. W. begab ſich daher nach Eger, um, wie
Schritt erflärte, ber Grenze und den ſchwed. Truppen näher zu fein. Es
ich ihm Nichts übrig zu bleiben, als fich eines feften Platzes, wie Eg
fichern und ſich mit den Feinden zu vereinigen. Wäre diefe Vereini
gefchchen, fo würden bie Folgen davon für ben Kaiſer nicht zu be
fein. W.'s Ermordung machte allen f. wirklichen oder vermutheten
plögliches Ende, und Deutfchland ward dadurch wahrſcheinlich von
Kataſtrophe gerettet. Einige Officiere ber Gamifon zu Eger, der Dbed
ein Bath. Seländer, dem W. Alles vertraut hatte, der Seflungecommande
ler und der Oberfllieutenant Gordon, Beide proteft. Schottlänber, verſchu
da jeder Verzug Gefahr zu bringen ſchien, zu W.'s Untergang. Am :
1634 wurden bei einem in diefer Abficht von den Verſchworenen verai
Gaftmahle die vertrauteften Freunde W.'s, Illo, Wilh. Kinsky, Trezka ı
Adjutant, der Rittmeifter Neumann, von Buttler's Dragonern, unter X
des Majors Seraldin, überfallen und getödtet. Darauf übertrugen fie be
der Deverour und 6 Hellebarbierern die Vollſtreckung des Blutbefehls an
in f. Schlafzimmer überfallen, ſchweigend mit ausgebreiteten Armen ber £
toͤdtlichen Stoß in die fefte Bruſt empfing und ohne einem Laut todt niebe
war noch nicht 52 3. alt. Kein Arm erhob ſich, um f. Tod zu rädyen, ml
ohne Gepraͤnge in der von Ihm geflift. Karthaufe zu Gitſchin beigefept.
weinte allein eine teauernde Witwe; wahre Sreunde hatte der Ealte, ſtets v
ne, herrifche Mann nicht. Die beträchtliche Baarfchaft, die man bei ihm fi
eine Beute der Verſchworenen imd ihrer Gehülfen. Man hatte ſich f. fän
Wallerſtein ſche Kunftfammlungen 51
nchtigt; aber es iſt davon Nichts zur oͤffentlichen Kunde gekommen,
itherei bewieſen haͤtte. Beine anſehnlichen Beſitzungen wurden vom
jogen und zum Theil Denjenigen gegeben, die ſ. Untergang hatten be:
=. — Die Haupturkunde zu W.'s Anklage iſt der Bericht feines Un⸗
Ecefina an den Kaiſer 1635, den Here v. Murr im lat. Originale zu:
1806) befanntgemadht hat. Nach diefem Bericht hatte IB. fchon feit
mb nach der Schlacht bei Leipzig) mit Guſtav Adolf geheime Unter:
ngefnüpft. Aber hatte nicht Scefina ein Intereſſe, W. ale ſchuldig
! Die Nechtfertigungsfchrift der Mörder W.'s, am 10. Tage nach
Eger gebraucht, iſt wieder abgedruckt im „MRorgenblatt”, 1816, Nr. 175
W. war von großem, flarken Körperbau. Seine Kleinen ſchwarzen
nein Feuer, das sticht Alle ertragen konnten. Seine Miene war ſtets
ud zuruͤckſtoßend. Ex befaß eine außerordentliche, nicht leicht zu ermuͤ⸗
An ſ. immer fehr reichbefesten Tafel war er felbft ſehr mäßig, ſo⸗
gen der Sinne wiberftand, und Nichts fuchte als Befriedigung
Herrſchbegier. Doch verſchwendete er viel in prächtigen Gebäuben
m jablreichen, glänzenden Hofſtaate. Seine eigne Kleidung war ges
ohne feltfame Zufammenfegung. Er befaß viel Klugheit, Menfchen:
härguift, beſonders bie Kunft, Andre zu erforfchen und dabei f. eignen
x derbergen. Gegen Die, weldye von ihm abhingen, war er hart und
geuſam. Er war verfchwenberifch, um Perfonen, die er zu f. Zwecken
weßte, fich verbindlidy zu machen; aber die Kunſt, bie Herzen zu gewin-
æ nicht. Mit perfönlichem Muth verband er eine gewiſſe Zuverficht auf
war nicht ohne Felbhermtalente, obgleid) er mit den ihm gegenüber-
—— Guſtav Adolf und Bernhard v. Weimar, nicht vergli⸗
Aue f. Unternehmungen baute ex auf bie Überlegenheit an Trup⸗
U Krieg zu führen war mehr Politit als Kriegswiſſenſchaft. Ohne
W Religion felbft war er ein erfiärter Feind der Geiftlichkeit, bie ihn
haßte. Über bie Worurtheile f. Zeitalter konnte er ſich nicht er-
geöhnlicher Geſellſchafter, der fich nur wenige Augenblide vor f.
kamte, war der ital. Aftrolog Seni, der, wie man vermuthete, von
defe erkauft war, um ihn Ireezuleiten. — Die dramat. Dichtungen
Belenftein’s Lager”, „Die Piccolomint” und „Wallenſtein's Tod’
Beifterwerke ber Kunft und ruhen auf hiſtoriſchem Grunde. Denn,
ft von W. fagt: „Sein Lager nur erflärt fein Verbrechen”. Eis
Derfonen (Thekla und Mag) find bloß Gefchöpfe der Phantafie
Nerftein’fche Kunftlfammlungen. Als der Fuͤrſt Ludwig Kraft
Magen: Ballerftein 1812 das Erbe feiner Väter aus der vormunt haft:
tung erhielt, uͤberkam er auch auf dem Schloſſe Wallerftein (im Ne:
sem, an ber Grenze des alten Schwabene) außer einer bedeutenden
fnach der Angabe von 100,000 Btn.) mehre altdeutfcdye Bilder, die,
mund gefäubert, den Gedanken einer Sammlung altdeutfcher Kunft:
kn. Bald fand ſich Gelegenheit von 1812 — 1%, biefen wenig zahl:
durch gluͤckliche Ankäufe zu vermehren, und al 1815 die Samm⸗
Jeſ. Rechberg hinzukam, durfte man an eine Aufftellung denken, die
we belehrte, daß hier für Die Befchichte des Mittelalters eine monumen:
mung beabſichtigt fei. Ein ganzer Flügel des Schloſſes wart eingr=
‚weil nur „DRittelalterliches und Bormittelalterliches (2) hier zufams
‚werden ſollte“, fo wurbe andy in ber äufiern Verzierung diefe Zeit bes
mb dad Ganze in der Weiſe aufgeftellt, als wenn ein der Kunſt vertraus
ws fi neigenden 16. Jahrh. bie Hervorbtingungm ber Zeit, die
4
52 Wallfahrten Wallfiſchfang
eben ablief, gewiſſenhaft und in gefaͤlliger Ordnung einem kunſt!l
kelgeſchlechte hätte erhalten wollen. Alles was In ben Kreis di
eine höhere Beiftesthätigkeit jener Periode gehört, fund baher bier
doch ift von den mancherlei Schägen noch keine befriedigende Nac
Publicum gefommen; nur Über die Gemaͤldeſammlung hat das,
1824, Nr. 80, SL, 89 und 90, einige Auskunft gegeben.
man beiläufig, daß bei Anordnung der Bücherfammlung die Stee !
be, eine moͤglichſt volftändige (?) Miniaturen-, Handzeichnung⸗
fiihs, auch Holfchnittfammiung aufsuftelln; daß die Arbeiten
zahlreih und nicht unwichtig, daß die Reihe ber Glasgemälde
und daß mittelalterliche Münzen und Waffen nicht fehlen, bie I
rungen an Ahnherren bes ritterlichen Geſchlechts der Ottinger ein loı
haben. Am beften angeorbnet ſcheint, nach den angeführten Na
Sammlung der Gemälde zu fein, bei deren Aufftelung man einen fı
chen Zweck im Auge hatte. Der Stifter der Sammlung theilte ndm
ber oberdeutſchen Malerei in Bilder der charakterlofen: und Entwick
(Übergangsbilder) und dann in + Kunſtepklen ab, die er nach den Si
vorragendfien Männer jebes Kunſtcyklus, den Cyklus bes Schon,
Schaffner, den Cyklus des Wolgemuth und Dürer, den Coklus da
den Cyklus des Holbein nannte. Für diefe Annahmen finden ſich i
ftein’fhyen Sammlung die beachtenswertheſten Beweisftüde. Datt
den nambhafteften Meiftern Mart. Shen, Hans Burgmeier, ©
Barth. Zeitblon, Albr. Dürer und vielen A. noch viel zu wenig gı
ftein werden Wallerftein zu einem Orakelplatze für Ale machen, wei
ſem ſchwierigen Theile ber Kunftgefchichte verfuchen wollen. Ma
wird dort erft fein Mecht geroinnen fönnen. Die Benennung und V
namenlofen Bilder zu den einzelnen hier angenommenen Absrenst
durch den verftorb. Director der k. Galerie zu Münden, Hrn. v. Di
Autorität diefer Art kann wol Vertrauen zu der Glaubwürdigkeit ber
flöten. Daß eine Capelle mit diefen alten Kunſtſaͤlen in Verbindung
den ift, haben mehre Stimmen als eine fehr glüdliche Naͤherung gey
1321 ift diefe intereffante Sammlung zu einem Hausfideicommiß erf
Urkunden und Verträge fihern dem intereffanten Schage feine Erhall
fältige Pilege. Doch ift fie ſchon jegt nicht mehr in den Händen!
fondern sing durch freiwillige Abtretung an des Fuͤrſten Ludwig Kr
gern Bruder über, ber alles fo finnig Angefangene weitersufüf
bat.
Mallfahrten, f. Proceffion.
Mallfifhfang Der Wallfiſch, ein Säugethier, iſt
ter allen jetzt auf der Erde lebenden Thieren. Ehemals, wo ihm no
nachgeſtellt und er alfo älter wurde, foU er nod) größer geworben fe
ihn 200 Fuß lang, waͤhrend man ihn jest felten lAnger als 70 -
grenländifchen nicht laͤnger als 60 Fuß findet. Die Höhle feines
groß und weit, daß fie ein Boot mit 8 Mann faffen kann. Seine
glauklich; er vermag mit einem Schlage feines Schwanzes den 9
ſchlagen. Das Gewicht eines Walififches von 60 Fuß beträgt w
Tonnen oder 224,000 Pfund. Das Weibchen gebiert ein leben
fäugt e8 groß und vertheidigt e8 mit der größten Wuth. Das G
beim Menfchen twenigftens ein DVierzigtheil feines Gefammtgewiı
beträgt beim Wallfiſch nur ein Dreitaufendtheildyen deſſelben. D
zeigt ſich bieſes Geſchlecht fo ſchwach und flumpffinnig. Über die L
Wallfiſche weiß man fehr wenig, da man fie nicht in ber Nähe brı
Wallis (Fuͤrſtenthiyp) 53
be koͤnnen ein hohes Alter erreichen. Buffon meint, fie koͤnnten mol
ılt werden. Man fängt den MWaufifch bloß des Thrans und des Fifch-
und es gehen alljährlich mehre 100 Schiffe auf den Wallfiſchfang
gebraucht dazu große und ſtarke Schiffe, weil Eleinere der Gewalt des
surden widerfichen koͤnnen. Sobald man den Wallfiſch erblickt, ſchickt
ige Schaluppen entgegen, die möglichft nahe und behutfam an ihn
fie ihm auf 30 Schuhe nahe, fo wirft ber Harpunier feine Harpune
-6 Fuß lange, fpigige, mit ſcharfen Widerhaken verfehene Lanze —
mden Leib. Iſt er getroffen, fo ſenkt er fid) auf den Grund, erhebt
d wieder auf tie Oberfläche, un Luft zu [höpfen. Mittelft des an der
feftigten Seiles ziehen die Schiffer den Waufifch, wenn er vom Blut:
svielen Zudungen geftorben ift, an das Schiff, und fleigen auf den
hoch daliegenden Koͤrper bes Thieres, um den Sped und bie Baar:
en, welche legtere man des Fiſchbeins wegen aus dem Öberfiefer
er haben, um auf der Haut des Waufifches deſto ficherer zu flehen,
Be Eifen unter den Schuhen. Das Fleiſch mit dem ganzen Gerippe
gen; es wird eine Beute unzähliger Seethiere und Vögel. Ein großer
I an Sped und Baarten einem dreimaftigen Schiffe volle Ladung und
5000 Thlr. an Werth gefchägt. Fehr ift der Wallfiſch wenig einträglid)
We Zahl der Thiere und ber Gebraud) des Fifchbeins fehr vermindert iſt.
Webalen u. a. nördliche Völker gebrauchen vom Wallfifche nicht nur
Baarten, fondern auch das Fleiſch, die Haut, die Gedaͤrme, die Any:
L Bol. Trampler's, Beſchreibung des grönländifchen Walfifchfanges‘
M); und Wil. Scoresby’s d. J. „Account of the arctie regiors
and description of the nortbern whalefishery” (Edinburg
Be.).
ME (Wales), ein Theil bes eigentlichen Englands u. d. Titel eines
weh, grenzt gegen W. u. N. an dag irländifche Dieer, und hat auf 340
HE. Es wird in Süd: und Nordwales getheilt; jedes enthält
Ifes/hires). Das Land ift meiſtens bergig, daher nicht [ehr fruchtbar,
Berhzucht als zum Ackerbau geeignet; doch geroinnen die Einw. ih:
. Sie find im Ganzen genommen arm; eine Ihrer vorzüglichflen
bangen ift Fiſcherei; ineinigen Städten wird einnicht unbebeutender Handel
Binerolim, befonders Kupfer, Steinkohlen und Torf, find die vor:
Auffuhrartikel. Die Hauptſt. des Fürftenthums ift Pembroke. Zu
gehöre die bloß durch einen ſchmalen Meerarm von dem Lande getrennte
fer. Die Walliſer find Abkoͤmmlinge der alten Briten, die von ben
a 450) aus ihren eigentlichen Wohnfigen vertrieben, und in biefe Eleine
ie vorher Cambria hieß, eingefchränft wurden, aber doch nie ganz
ben Eonnten, ebenfo wenig al& ihre alte cimbrifche oder celtifche Sprache,
Immer, obgleich fehr verändert, reden. Die mittlere und niedere Volks⸗
iles unterfcheidet ſich daher auch in ihren Sitten und überhaupt im Au⸗
ı Nationalengländern, die von ihnen keineswegs geliebt werben. Zur
8 des Unterricht der ganz unwiffenden Landleute find vor geraumer
len errichtet worden, in benen Schulmeifter, bie von einem Orte zum
bern, die erfien Anfangegründe lehren. Auch wird feit kurzem jaͤhrlich
upf der walliſer Barden und Darfenfpieler gefeiert. Wales behauptete
eine Freiheit gegen bie Engländer, obgleich es ihnen einen jährlichen
a mußte. Als aber der legte Kürft Lewelyn (Leslin) im Kriege gegen
wb I. (1282) umgefommen war, unterwarf ſich biefir bad Yand, und
a Sohne und Nachfolger Eduard II. zum Lehen. Heinrich VIII. ver:
m; mit Ongland. Seit Ednards Zeiten führt der Ältefte Sohn tet RS:
ser
54 Wallis (Ganton)
nigs von England ben Titel eines Prinzen von Wales, wozu er aber erfl dae
offenen Brief des Königs ernannt wird, wenn er einige Jahre alt geraef
denn bei feiner Geburt erhält er den Titel eine® Herzogs von Cornwaũ. J
find durchaus englifche Gefege und Gerichteverfaffung eingeführt.
werben 4 Advocaten aus England nach Walch geſchickt, welche }
haben, und mit ben Sheriffs jeder Landſchaft ihre Gerichte (Assizes) in da
tädten halter. Das ganze Fuͤrſtenthum [endet 24 Adgeorbnete zum F
ber die Alterthuͤmer von Wales gibt Belehrung Peter Robert: „The:
popular entiquities” (®ond. 1815), und beffen „Collectanea :
Prinz WalessInfel, f. Pulo-Penang. — Auch in %ı R
einer ber neuentbeciten Infeln den Namen Prinz Wales: Infel
Wallis (dad Walliſer Land, franz. Ic Valais), einer ber Z
der helvetiſchen Eidgenoffenfhhaft, grenzt an die Gantone Waadt, Bern,
Teſſin, und an die koͤnigl. fardinifhen Staaten und hat auf 90 LIKE
Einw. Diefes ehemals ſtaͤrker bevölßerte Land wird in Ober- und
theilt, befteht aus 16 Heinen Thälern und einem geoßen Hauptthale,
Morgen gegen Abend durch das Land erſtreckt, und in der Mitte,
bis zu Ende, von ber Rhone durchſtroͤmt wird. Die füblihen Sei
beträchtlicher als bie nörblidhen. Diefe Thaͤler werden durch bie 2 hoͤchſten
Tetten der Schweiz gebildet, welche von den Felöfpigen Dent de Midi unk
Morcle gegen S. und N. auseinander:, und am Ende von Wallis am!
wieber zufammenlaufen. Die ſuͤdliche Reihe, welche Wallis von Italie
hat höhere Bipfel, 5.8. ben Mofa (f.d.), das Weiß: und Matterhorn; «64
in feiner Nähe der jedoch nicht hierher gehörige Montblanc, und Über U
hardöberg und Simplon führen 2 Straßen nad) Italien. In der noͤrdlich
welche Wallis von Bern trennt, liegen die berühmteften Gipfel des bernifd
landes, als das Finfteraarhorn, die Jungfrau, das Schredhorn, die Gr
der Gemmi mit fehr gangbaren Päffen, und am Gotthard die Furk
Klima und Erzeugniffe find daher fehe verſchieden. Die Berge find fap
Schnee und Eis bebedit; bie Thäler find dagegen warm und fruchtbar,
Viehzucht und bringen Getreide, edle Obftforten und Weine von vi
hervor; doch ifk die Viehzucht die Hauptbefchäftigung der Einwohner.
ven fie ſich von der ſtarken Durchfuhr, beſonders über den Simplon.
gute —— at Bäder; I des Gesirget Sifen J —8
und treffliche welche aber nicht gebaut wird; 4
mon ben fehe fhönen Marmor, den weichen an ber Luft ſtets Härter #
DIE Salzioerke zu Ber beuten jaͤhrlich ungefdf
find der Batholifchen Religion zugethan und
ung entwebre beutfch (die Obermaßl|
doch in beat verdorbenen Mundarten. 9
dor. Eine unter ihnen fehr gewoͤhnliche
| zweiten burgm!
I IE, an daß deutfche Reid. |
Sberwallis machte fih m
1475 Untermalli6, und
Wallis (Johann) 55
sflehende Republit und nahm eine demokratiſche Werfalfung an.
eeine gewiffe Schugherefchaft über Wallis aus, Heß die Republik
nic) feine Gefandten vertreten, umd hielt die Paͤſſe des Landes, die
Verbindung mit Italien fehr wichtig waren, befegt. Auf Napo⸗
zurbe die berühmte, 1806 vollendete Straße über den Simplon
t Da bie Wallifer die bei Anlegung dieſer Straße übernommenen
ten nicht erfuͤllt Hatten, und die Innern Gtreitigkeiten zwifchen Obers
nicht aufhörten, fo erflärte Napoleon am 12. Nov. 1810 bie laͤngſt
Hinverleibung des ganıen Landes, unter dem Namen des Depart. des
t Frankreich. Die Ereigniffe von 1814 änderten auch das Schidfal
Durch die Acte des wiener Congreſſes vom 9. Sun. 1815 wurde
and als ein neuer Canton mit der Schweiz vereinigt und in die Eid»
aufgenommen. Der ganze Ganton ift in 13 Zehnten abgetheilt, des
einigen Gemeinden befteht. Jeder Zehnte und jede Gemeinde hat
hiedenen Mitgliedern beftehenden Rath. Die hoͤchſte gefeggebende
x Lanbrath, zu welchem jeder Zehnte und bee Biſchof 4 Abgeordnete
ollzie hende Gewalt fleht bei dem Staatsrathe und dem oberften Ge:
Btaatseinnahme belief ſich 1824 auf 879,124 Fr., die Staatsaus⸗
463 Zr. In geiftticher Hinſicht bildet der Canton ein eignes Bis:
mm Randrath gewählte Biſchof hat feinen Siy In der Haupiſt. Sion
0 Einmw. mit einem Sefuitenfeminar). Der Canton ſtellt zum Bun:
IM., und gibt zu den allgemeinen Staatsbebürfniffen des Bundes
her Franken.
is (Johann), in Aſhford 1616 geb., ein ausgezeichneter Mathema ⸗
ihre Jahte Prediger. In dem bürgerlichen Kriege 1640 machte er
nf, den Schlüffel zu den verborgenften Chiffern zu finden, bemerkt:
Ward mathematifche Arbeiten und theologifch = polemifche, während er.
feurig für Karl. ſprach. 1649 trat er von der Kanzel ab, um
eofefior der Geometrie zu wirken. Von ber Zeit an blieb kein wid):
Mathematik von ihm unerforfcht. Was feine Zeitgenoffen in und
darin leiſteten, warb von ihm beachtet, verbeffert, bereichert, und
in Orford auch Doctor ber Theologie wurde, berechnete er Son⸗
b die Quadratur des Cirkels, entzifferte er Geheimfcheiften, und
Berechnung der unendlichen Größen („Arithmetica infinitorum”,
44), die Kegelfchnitte, oder ſtritt darüber mit andern Mathemati⸗
ich mit Hobbes mit Frenikle in Paris, mit Fermat in Kouloufe.
m Beinen und großen Arbeiten in jedem Zweige ber Mathematit ift
d da er bei Loͤſang der ſchwierigſten Aufgaben auch noch Ardhivar und
ſeer in Drford war, bleibt «6 faft unbegreiflich, wie ihm Zeit und
eb ALS Kür IL. 1660 den Thron beftiegen hatte, ernannte er ihn
EB. hatte bereits in einer lateiniſch gefchriebenen Grammatik
) 5 feine Beobachtungen uͤber die Sprache und über bie
hi ‚erben, mitgeteilt und ſeitdem fortgeſetzt. Dieſe brach⸗
len, zu verſuchen, wie ein Taubſtummer unterrichtet
3 Sein Böalin, lernte jedes Wort genau ausfpre:
getworbene Royal Society gebildet, und er eins
‚mathematifchen Arbeiten und die Beurtheilung der
ei feemden Abhandlungen gründeten mit den Ruf
an mit Problemen, mit Herausgabe alter in feinem
aller und mit Commentaren dazu befchäftigt, ſchien W.
zu haben, al6 er 1687 wieder 3 Abhandlungen über die
I Mihirbet, und 1690 rin Wert über die Dreieinigkeit
56 Wallonen Wallraf
herausgab: Schriften, die, waͤre nicht das Zeitalter dafür guͤnſtig gei
Rufe, den immer neue mathematifhe Werke verjüngten, ſchwerlich
weſen fein würden. Won 1692 an ließ bie Univerfität Oxford eine 2
ſaͤmmtlichen Werke drucken. W. ftarb 88 J. alt 1703 mit dem
langen ftürmifchen Zeit gemaͤßigt, befcheiden als Geiſtlicher und in fi
dern Art immer das Beſte beabfichtigt und bewirkt zu haben. Die ,
infinitorum” gilt unter feinen vielen Arbeiten für die befte, obſchon fie
Newton herausgeg. „Analpfis bes Unendlichen“, die W. feibft 1696
anparteüſch in Schug nahm, ebenfalls in Schatten geftellt worden i
Wallonen nennt man die Bewohner des zwiſchen der So
Lys gelegenen Landſtrichs, wozu ein Theil des ehemaligen franz. 8
die jegigen franz. Depart. des Norden und des Canals (pas de Ca
Im weitern Sinne verfteht man darunter diejenigen Bewohner di
Hennegau, Namur, Luremburg, Limburg, und zum Theil des eher
ſtiftes Lüttich, welche bie fogenannte walloniſche oder altfranzöfifche €
die von Einigen für den überreſt der alten gallifchen Sprache gehalt
den ältern geographifchen Werken, welche die heutige Eintleilung
noch nicht haben, wird ein waͤlſches oder walloniſches Flandern und ei
Brabant aufgeführt. Die Benennung kommt entweder von Wal
Waſſer oder Meer — meil diefe Völker in Ruͤckſicht Deutfchlande nı
zu wohnen — ober von dem alten beutfhen Worte Wadle,
Ausländer, im engern Sinne aber einen Italiener — daher Waͤlſchl
lien --— bedeutete. — Die walloniſche Garde, welche fonfi e
koͤnigl. fpanifchen Hausſtruppen ausmachte, erhielt ihren Namen da
Truppen aus dem mallonifchen Theile Slandernd, fo lange es un
Herrſchaft mar, gezogen wurden.
Wallraf (Zerdinand Frans), ein durch Gelehrfamkeit, !
Bürgertugend ausgezeichneter Dann , geb. zu Köln am Rhein d. 2
war der legte Mector ber ehemaligen Eölner Univerfität. Von feinem
bemittelten Meiſter der Schneiderzunft, frühzeitig in die Stadtſ
zeigte er eine entfchicbene Neigung zum Lernen. Don allen Seiten
alte Bücher zuſammen und ftellte fie in feinem Dachſtuͤbchen auf. 3
bi der Kunſtſammlungen feiner Vaterſtadt ward in ihm der Schi
wedt. Sm 20. Sabre hatte er feine alademifchen Studien beendigt
sömifche Sprachkunde und Geſchichte waren feine Hauptſtudien g
als Prof. am montaner Gymmaſium feste er das Stubium der Alten ı
fhönen fort; zugleich ftubirte er Theologie und wurde 1772 Prieſter
als Lehrer war für ihn niederdruͤckend; dennoch überwand fein aufſi
iedes Hinderniß, und in feinem 27. J. gab er Proben eines origine
lents. Auch der Tonkunſt widmete er fein Studium, und ihr beſch—
lid) das Gefchichtliche. Auch fliftete er zu Köln einen Singverein. 3
mas v. Dalberg kam dadurch mit Walraf in Briefwechfel. 1783
den damaligen Domgrafen zu Köln, Reichſsgrafen von Dttingen:®:
ner Reife nad Schwaben. Da wurde zucıft tie ihm eigenthlimlic
geweckt, und er faßte bei ſich den Entfchluß, feine Waterfladt von
gung des Obfeurantismus und der Unwiſſenheit zu befreien. 1754
Auftrag, die lat. Infchriften zur Leichenfeier im Dome zu Köln anzı
feine dadurch bewaͤhrte Meifterfhaft im römifhen Lapidarfip: mar
daß von mehren gelehrten Anftalten Deutſchlands, Enalınds und /
aus Frankreich ducch Talleyrand und Fontanes dieferhalb Geſuche hei
Um diefe Zeit wurde er Mitglied der phitofophifchen Facultaͤt der Un
tem trug er die Theorie des Geſchmacks in den fhönen Kuͤnſten und‘
Wallraf 67
ielt ex eine ordentliche Profeſſur der Naturgeſchichte, Botanlk und
ch auch die Aufſicht über den botaniſchen Garten, für welchen er
ten 2500 Pflanzen anfchaffte. Seine Sammlung von Alterthuͤ⸗
ralien nahm jegt mit jedem Tage zu, und ebenfo feine Faͤhigkeit
ıd Beurtheilung von Kunftwerten. 1786 erhielt er von der Eölni-
t dern Doctorgead ber Mebicin und Philoſophie. 1794 wählte ihn
um Rector; allein nad) & Jahren legte er dieſes Amt nieder, weil
Prieftern gefoberten Eid: „Haß dem Koͤnigthume!“ nicht ſchwoͤren
lufhebung der Univerfität erhielt er 1799 eine Profeffur der Ges
belles lettres an ber neuerrichteten Gentralfchule. Jetzt machte er
ınde aud ale Numismatiker bekannt; feine „Befchreibung ber
g des Domherrn v. Merle’ ift claffifh. Die Refultate feiner hiſto⸗
gen findet man in feiner „Sammlung von Beiträgen zur Geſchichte
und ihrer Umgebungen‘. Von 1799 — 1804 gab er das an kunſt⸗
luffägen reichhaltige „Taſchenbuch der Ubier“ heraus. Beweiſe
ie find darin feine Abhandlungen über Quellinus und Rubens
md und van Dyk. Bei W.'s Eifer für das Studium der altdeut:
mg eg ihm in jener tevoluticnnairen Zeit, niit Gefahr von Leben
Fenfter der Domkicche, diefe unfhägbaren Meifterftüde der Eukau⸗
mahme ſchon befchloffen war, zu reiten. Im J. 1802 nahm er
ftirchlichen Dryanifation feiner Vaterſtadt. 1804 wurde ihn ein
1 gehöriged Haus, die Propftei, zum lebruslänglicyen Eigenihum
sber flüchtete cr feine immer mehr anmac)fenden Sammlungen,
s zu verbrennen in Gefahr waren. 1812 unternahm W. eine kunſt⸗
Reiſe nach Paris. Bald darauf trat er in nähere Verbindung mit
z, Fiorillo u. A. 1815 folgte er der Einladung, mit den Landes;
achen dem preuß. Rönigshaufe den Eid der Treue zu leiften. Bei
mern Gelegenheiten erhielt der mürdige Mann von den höchften
wihnete Beweiſe der Achtung. Als er 1818 von einer ſchweren
w ſetzte er feine Vaterſtadt Köln zur Erbin feiner an feltenen Ge⸗
Kunſt und Wiffenfchaft überaus reichen Sammlung ein. Die von
ihm dafür bewilligte Penfion wendete er an, um eine Sammlung
m, die eben nad) England verkauft werden follte, zu erwerben.
weilte ihm damals den rothen Adlerorden 3. Claffe, und 1819 eine
tführte W., der fein nahes Ende fühlte, noch eine längft gehegte
be lich an dem Haufe, wo Rubens geboren ward und Maria von
nen geoßen Denkſtein mit von ihm verfaßten Änfchriften einmauern.
ſich auch der Baugewerk- und Preofeſſioniſtenſchule an, ging aus
pin die andre und ermunterte die Arbeiter zum Fleif. Die 5Ojähr.
w bes edlen Greiſes, am 20. Juli 1823, war sin allgemeines Feſt
feiner Vaterſtadt. Auch die koͤnigl. Geſellſchaſt der Alterthums⸗
kreich überfandte ihm zu diefem Tage das Diplom als correfpondi-
. Am 18. März 1824 ſtarb W. Die Würde des Menfchen hat
ann in großen, reinen Zügen an ſich dargeftellt. Richtiger Blick,
wahre Erfindung machten im ſchoͤnen Verein feinen Genius aus.
Dr. Gall, daß er. keinen Schädel dem von Goͤthe ähnlicher gefunden
. Seine Sammlungen, welche 521 Handfchriften, 488 Urkun⸗
e Drude, 13,248 Bücher, 9923 Mineralien, 1616 Gemälde,
hnungen, 38,254 Kupferitihe, 3165 Holsfchnitte, 10% vater:
hümer, 323 gefdmiättene Steine, 1297 Anticaglien u. f. w. entz
ı 1827 in dem Koͤlniſchen Hofe aufgeftelit und find der Grund zu
58 Wallrath Walpole (Robert)
einem koͤlner Muſeum. Dee Domkaplan Smets zu Koͤln bat üben
„Biographiſchen Verſuch“ (Koͤln 1825) in Druck gegeben.
Wallrath (sperma ceti) iſt der Name einer ſehr weißen, f
und glänzenden Maffe, weiche in den größern Höhlumgen und befon
nach der ganzen Ränge bed Ruͤckenmarks heruntergehenden Canale des
oder Pottfifches in der Geftalt eines milchweißen die gefunden wird,
bald fie aus dem Fifche herausgenommen wirb, an ber Luft fich
einem halb durchfichtigen Talg fich verhärtet. Wenn durch eine befi
es alle Unreinigkeiten gefchieben worden find, wird ber gereinigte
Stüden gefchnitten und an ber Luft völlig getrodinet. Der Wallrath
weiß, fett und füßlich von Geſchmack; der gelbliche und thranigte
Man verfendet ihn gewöhnlich in Gläfern, um zu verhüten,
werbe. Er wird als Arznei innerlich) und aͤußerlich, auch zur Sch
In Nordamerika und in England werben Lichter daraus verfertigt,
nicht unbebeutender Handel getrieben wird. — Man hat auch eine
bie man auf den Meere ſchwimmend gefunden zu haben behauptet,
verfchütteten Samen der Wallfiſche (daher der lat. Name sperma
hat, Wallrath genannt.
Walmoöden (Lubwig, Graf v.), kaiſerl. oͤſtr. Feldmarſ
geb. zu Wien 1769, wo fein Vater, Hans Ludwig, Graf v. W.
großbrit. Gefandter angefleüt war. Er trat in das hanöver. Leibgasl
1790 in preußifche, und als Preußen in Folge des bafeler Friedens die |
gen Frankreich niederlegte, in oͤſtr. Kriegäbienfte. Hier zeichnete er
in allen Feldzuͤgen als Parteigänger aus. Auch unterhandelte er und
Hülfsgeldervertrag zwiſchen England und ſtreich, als diefes 1809 4
gegen Frankreich die Waffen ergriff. Aus London zuruͤckgekehrt, wei
Schlacht bei Wagram (5. und 6. Sul.) bei, und erkaͤmpfte fi) den Theu
Nach dern wiener Frieden warb er, nachdem er fich bereits zum Feldmarß
nant aufgeſchwungen hatte, Divifionnair in Böhmen, wo er meift ml
von politifchen Berührungen, lebte. 1813 tent W. mit gleichem Charall
Kriegebienfte , wo er zum Befehlshaber der beutfchen Legion beſtimmt
führte ſie nach Diedienburg, wo er der übermacht Davouſt's mit
Gleichgewicht hielt und fogar im Treffen an ber Goͤrde die franz. D
vernichtete. Nach dem zweiten parifer Srieden verließ W. die ruſſ.
und kehrte nach Öffeeich zurüd. 1817 warb er an bes Grafen
der in neapolitanifche Dienfte trat, Oberbefehlshaber der im Königreil
zuruͤckgebliebenen öfte. Truppen, und 1821 befehligte er einen Hauptth
gen Neapel beflimmten öfte. Heers, welcher im Sun. d. 3. die Infel €
feste. Er wurde 1823 zuruͤckberufen. Ein durchdringender Verſtand,
nener Überblick alles Deſſen, was zur Ausführung eines Unternehmens
iſt, ruhige Entſchloſſenheit und Feſtigkeit des Charakters find, verbunden
edlen Gemuͤth und großen Sinne, die Hauptzuͤge ſeines Weſens.
_ Walpole (Wobert), Graf v. Oxford und Pair von Großbritam
der berühmteften engl. Minifter, geb. 1674, ftarb 1745. Er ftubir
und Cambridge, warb nach bem Tode feines Waters Beſitzer eines a
Vermögens und, erft 26 Fahre alt, von einem Kleinen Sieden ins Par
wählt. Hier zeichnete er fich bald durch feine Beredtſamkeit und Thdı
Er gehörte zu der Partei ber Whigs, bie unter der Regierung Wilhelm
der Königin Anna dem ‚Hofe ergeben war, und blieb fein ganzes Lebe
deſen Grumdſaͤten getreu. 1708 erhielt ex ben wichtigen Poften eine® 9
Ales. Als aber 2 Sabre nachher die Tories die Oberhand am Hofe erl
Mearlborough geftuͤrzt wurde, verlor auc) W. feine Stelle, warb von |
Balpole (Horatio) 69
last, und ſelbſt ins Gefaͤngniß gebracht. 1713 wieder zum Parlamente»
ie, zeigte er fich als einen eifrigen Vertheidiger der proteftant. Erbfolge
r. As Georg I. (1714) den britiſchen Thron beſtieg, gewannen die
Ber die Dberband bei Hofe; TB. wurde zum Zahlmeifter der Truppen
w erlangte bald großes Anfehen. 1716 bewirkte fein Vorſchlag, daß
Bihelm III. Zjaͤhrig erneuerte Unterhaus in ein 7jaͤhriges vermanbelt
F21 zum Kanzler der Schatzkammer (fo viel als erfter Miniſter) ernannt,
ta fi, ungeachtet ber heftigen Angriffe feiner Gegner, 20 Jahre hin»
Doften. Es iſt bekannt, weldyen großen Antheil England damals
en Welthändeln nahm. König Georg und feine Minifter fcheuten
Ftieg, und fuchten ihm durch gefchickte Unterhandlungen und mächtige
aus zuweichen. Allein bie Mittel, bie fie in diefer Hinſicht anwen⸗
Hülfsgelder an auswärtige Mächte und öftere Ausruͤſtungen großer
Urſache, daß die Nationalfchutd, die bei George I. Regierungs⸗
Pf. Sterl. betrug , während feiner friedlichen Regierung nicht ver:
IB. wendete aber auch einen Theil des Schatzes zu Beitechungen
im Parlamente Anhänger zu verfchaffen, bie feine Grundfäge unters
erklaͤrte ſich über diefen Punkt ziemlich offen in einer berühmten Rede,
am Ausbruche des Kriegs mit Spanien (1740) im Unterhaufe hielt.
gelten ihm die Mittel gleich, wenn er nur feinen Zweck dadurch erreichen
Bi dem alien war W. ein großer Minifter; das Wohl feines Vaterlandes
ka Dezien, befonders fuchte er den Handel deffelben emporzubringen, und
gen blieben nicht ohne Erfolg. Aus eben diefem Grunde fuchte er
zu vermeiden. Als aber Spanien 1739 den zu Pardo gefchloffes
nicht erfüllte, fah er ſich wider feine Neigung genöthigt, der Stimme
nhzmgeben und jener Macht den Krieg zu erfläcen. Man klagte in
it nicht ohne Grund über fein Zögern babei. Als er aber einmal
Beh Kriege gefaßt hatte, ergriff er Eräftige Mafregeln und bewies
BEN der Befehlshaber ganz unparteiifch. Indeſſen machte die Nach⸗
Su gegen die Öffentliche Meinung gezeigt hatte, feine Gegner, die
dam halben Sieg über ihn erhalten zu haben glaubten, deſto muthiger;
Parlament auf die Entfernung des Miniſters an, die jedoch nicht ers
aber W. beim roeitern Fortgange des Kriege fühlte, daß fein Anfehen
abnahm, und er auf eine Stimmenmehrheit im Unterhaufe nicht mehe
konnte, legte er 1742 feine Stelle nieder. Er wurde vom Könige
uon Großbritannien, u. d. N. eines Grafen v. Orford, erhoben, und
ke jährliche Penfion von 000 Pf. &t. Seine Nachfolger im Minifterio
dieſeiben Maßregeln, bie fie vorher beftritten hatten, aber es fehlte ihnen
M. Eine Unterfuhung, melche die Gegner des entlaffenen Miniſters
Verwaltung, befonders über die von ihm in den letztern 10 Jahren für
wen Dienft ausgegebenen 8 MIN. Pf. St., verlangten, blieb ohne Erfolg,
Andenken iſt in England nody immer in Ehren. 5. „Memoirs of the
Mministration of Sir Rob, Walpole“ (aus Originalpap. und ungedr.
Dueken) von Will. Gore (London 1798, 3 Bbe.).
ılpole (Doratio, Lord), des Vorigen jüngfter Sohn, ein wisiger
Ser und Beförderer der englifchen Literatur, geb. 1718, flarb 1797.
ustter leitete feine erfte Sugendbildung, und brachte ihn eine Abneigung
Defieben bel. Ex ſtudirte dann auf der Schule zu Eton, wo er mit dem
Ieay ein Freundſchaftsbuͤndniß ſchloß, mit dem er nachher 1739 einen
Station burchreifte. Bon 1741 an 4 Mal nadsinander ins Unterhaus
geigte er bei allen Verhandlungen einen feften, undeſtechlichen Charakter.
17641 an gab er alle Theilnahme an politifchen Gefchäften auf, zog Fi
60 Balpurga |
auf fein Landhaus unweit London zurüd, und wibmete fich hier ganz feinf“
eifchen Lieblingsbefchäftigungen. Auf diefem Landhaufe legte ex eine
druckerei an, welche ſchoͤne Ausgaben lieferte, deren Eremplare von ihm Wi
wurden. Bon feinen eignen Schkiften find die merkwuͤrdigſten: „Wer
englifhen Könige und Großen, welche Schriftfteller gewefen find, n
gabe ihrer Schriften”, ein munter und wigig gefchriebene® Wert, das
fhe Notizen enthält; „Kleine Auffäge” („Fugitive pieces”); „
die Malerei in England” (diefes Werk warb mehrmals aufgelegt und F
Sprachen überfegt); „Die Burg von Otranto, eine gothifche Gefhichte:
ein graufenvoller Roman und das Urbild aller Geifter: und Geſpenſtu
Sein ebenfo gräßliches Trauerſpiel: „Die geheimnißvolle Mutter” (,Thear
rious mother‘), erfchien 1788. Noch ift von ihm eine Befchreibung der
Zandſitze feiner Familie in Norfolk befindlichen, fpäter an die Kalferin :
von Rußland verkauften Gemälde und Kunſtwerke, u. d. X. „Aedes W
und ein raifonnirendes Berzeichnig aller Kunftwerke feines in mehr ale
fit anziehenden Landhaufes bei London zu erwähnen. Seine fämmtidl:
ihm felbft zum Drud geordneten Werke wurden nad) feinem Tode in
Bdn., +., mit 16% Kpfın. prächtig gedruckt. Einen Auszug Deffen, 8:
auch für das Ausland Intereſſe haben kann, gab A. W. Schlegel in dead:
ſchen, literarifchen und unterhaltenden Schriften von Horatio Walpolen
Seine „Briefe von 1745 — 82 kamen erft 1818 zu London heraus. €
(dichte von König George II. 10 legten Lebensjahren‘ gibt die einz
Kenntniß von dieſes Könige Regierung. ©. „Zweifel über Richard r
Ih
23
ein Mufter biftorifcher Kritik und Forſchung zu betrachten. Bon den „
Hor. Walp., Earl of Oxford‘ erfhien der 9. Bd. London 1825, 4.,
Briefe an den Earl of Herford (Botfcdyafter in Paris) von 1763 — 65 1
Anekdoten von ihm findet man in den „Reminiscences d’klor. Walpole”.
1826). W. befaß viel Wis, das Talent der Unterhaltung und einen:
Schatz von Anekdoten Über bie europäifchen Höfe und bie berühmteftenf
feine Zeitalters. Worzüglich hatte er Alles, was zu feiner Zeit in
gefallen war, forgfültig beobachtet, und zu diefem Behufe Altes, was feit
Regierungsantritte in England gedruckt worden war, bis auf die Ele
phlets, muͤhſam gefanmelt. Als Eonderling, der er den größten
Lebens hindurd) geweſen war, zeigte er ſich audı in feinem fehr weit!
mente, in welchem er befonders für die umveränderte Fortdauer feines
geforgt hatte.
Walpurga, Walburga, die Heilige, gewöhnlich Walpurg
in England geb., eine Schwefter bes heil. Willibald, des erften Bifchoft |
ftäde, und Schweftsrtochter des heil. Bonifaz, des Apoſtels der Deutfcher
ging, wie ihr Oheim und Bruder, nad) Deutfchland, ir ber Abſicht, di
liche Religion auszubreiten, und wurde ungefähr in der Hälfte des 8. Jah
tiffin bed neuerrichteten Kloſters zu Heitenheim im Sräntifhen. Sie muß
lehrtes Srauenzimmer gewefen fein, benn man hielt fie für die Verfaffer
lat. Beſchreibung der Reifen des heil. Willibald. Nach ihrem Tode (776 «
ward fie ihrer großen Verdienſte wegen umter bie Heiligen verfegt,, als Wur
terin verehrt, und es wurden ihr zu Ehren an verfchiedenen Orten Capellen
Ein Öl, das unter ihrem Namen im katholiſchen Deutſchland bekannt 1
für ſehr wirkſam gegen Krankheiten der Hauöthiere angefehen. *) Der Zuf
*) In einem Benebictinerktofter zu Eichftädt Liegen in ciner Höhle bie f
ten Gebeine der heil. Walpurga. Aus biefer Höhle ſchwidt eine Feuchtiakeit;
der Aberglaube vorgibt, fie quille aus den langſt verdorrten Knochen, und bi
DI nennt, ungeachtet fie weder brennt, noch auf dem Wuffer ſchwimmt, fon
Walther von der Vogelweide 61
m Calendern der Name ber Walpurgis balb allein, bald mit ben Na⸗
el Philipp und Jakob zugleich, auf ben 1. Mai gefegt worden, hat
nung ber durch die vorgegebene Hexenfahrt berüichtigt gewordenen
s 1. Mai Beranlaffung gegeben. Der 1. Mai ift für die Landleute
Eag ; mit ihm fängt fid) das oͤbonomiſche Jahr an, viele Pachtcon⸗
sit dieſem Termin in Wirkſamkeit, die Feldarbeiten werden von biefer
ben. Rein Wunder alfo, daß der Aberglaube unferer Vorfahren,
MM, vorzüglich in der Landwirthſchaft, für eine Tuͤcke des Teufels und
nnen, der Deren, anſah, ſich einbilbete, daß zu biefer Zeit die Heren
fertig machten, um Unheil anzurichten, und ſich deßwegen an einem
verfammelten, die Befehle ihres Oberhauptes zu empfangen. Das
zfchiedenen Gegenden die Gewohnheit auf, in ber Walpurgisnacht
a Strohwiſchen, bie auf lange Stangen geſteckt wurden, herumzu⸗
f die benachbarten Berge — denn nicht bloß auf dem Broden ober
fondern auch auf andern Bergen argmohnte man Derenzufanmen:
zu begeben, und wieberholt zu ſchießen, mahrfcheinlich, um bie
heuchen.
Jer von der Vogelweide, einer der vorzüglichften altbeutfchen
unter ben fogenanntm Minnefängern der vielfeitigfte, umfafjendfte
Re, welcher mit feinen Gefängen nicht allein bie Liebe und den Mai
ben in ihnen ein anfchauliche® Bild feiner Zeit und feines innern und
in und mit derfelben gegeben hat. Er ſtammte aus einer abeligen,
güterten Samilie, deren Burg, Vogelweide, man nad der gewoͤhn⸗
in dem obern Thurgau zu fuchen hat. Die erfte fichere gefchichtliche
alther's Leben weift uns nach ſtreich hin, wo er fingen und fagen
bee Hier am Hofe Friedrichs, des Alteften Sohnes Leopolds VI., des
u, Herzogs vom ſtreich und Gteler. Friedrich nahm 1195 das
1197 nach Paldfting ab und ſtarb im folgenden Jahre auf der Kreuz⸗
weicher deſſen Tod in einem fpätern Gedicht ſchmerzlich beklagt, ſcheint
Bas Berlufte feines fürftlichen Goͤnners den Hof von Wien verlaffen zu
Vbeginnt mit diefem Jahre für ihn, tie für fein Vaterland, eine Zeit
mg ımb des umfleten Treibens, die Kämpfe der beiden Gegenkoͤnige,
Schwaben und Otto von Braunſchweig. In dieſer Periode der Zer⸗
®. als vaterländifcher Dichter auf, Indem er über des Reichs Zwie⸗
Serfall alter Sitte, Zucht und Mannheit klagt. W. gehört in feiner
der hohenſtaufenſchen Partei; er Elagt den Papft au, beffen Umteiebe
feines Vaterlandes herbeigeführt, und ruft Philipp auf, der Ver-
Ende zu machen. Nach Philippe Ermordung 1208 brgab ſich W.
Sänger auf die Wanderfchaft; und wie er felbft fagt, hat ex viele
Am Hofe des Könige von Frankreich (Philipp Auguſts) fcheint er
ne gefunden zu haben; aber am längften hielt ihn ber glänzende Hof
mdgrafen von Thüringen, Hermanns, feſt, welcher fürftl. Freund
des deutſchen Geſangs immer einen Kreis von Dichtern um ſich vers
nen berühmten poetiſchen Wettftreit, den Krieg auf der Wartburg
faltete, in welchem auch W. als ein Sprecher mit auftritt. Er preift
kiig von Srankreich, und fcheint mit dem Öftreicher (Leopold VII,
geem Bruder) unzufrieden, ben er zwar nachher feine Sonne nennt,
ag, ben Landgrafen von Thuͤringen, Uber diefe Sonne hoch erhebt.
Kern mag auch W. v. d. Vogelweide ein Anhänger des hohenſtaufen⸗
miſcht, daher es wahrſcheinlich nichts Andres ift, al3 ber Dunft aus
ten Brauhaufe. (Nicolai’s „Reife, Bd. 9, 1795.)
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kutyantildn Ytutt; gefteigert. Die Muſik, tie Sir
om mit durchlauſen. Die Mufitftüde werden in ter '
Bam ufmelem. Um bie Einförmigkeit berfeiten zu ve
tr _
Walzwerk Wandern 65
me Walzermelodien auf einander folgen laffen, und fie in einem
‚verbunden. (S. Zanzmufit.)
re, Streckwerk, nemt man eine Maſchine, in welcher 2
re ſtarke Cylinder ober Walzen, die entweder aus Gußeiſen oder
mb ganz genau abgedreht und abpolitt find, mit einer entgegen=
wmigen Bewegung mittelft Wafler:, Thier⸗ oder Dampfkraft, dicht
mgetrieben werben, um Metalle, als Eifen, Blech, Stahl, Meſ⸗
int, Blei ıc. aussubehnen und denfelben eine gehörige Dicke und
AIndem nämlich das auszuwalzende Metall zwifchen die beiden
wird, erhält es eine Stärke, die gleich dem Abflande ber beiden
mdber
iſt.
Ifiern, ſ. Planet.
en. Das Reifen ber beutfchen zünftigen Handwerker in fremde
Honımenern Exlernung ihres Gewerbes, fcheint ebenfo alt zu fein
z der Handwerke in Deutfchland felbft. Ein großer Theil der Hand⸗
a den Etädten, die Heinrich I. anlegte. Unter feinen Nachfolgern,
purden die Züge ber deutfchen Könige nad) Italien häufiger. Die
seien in ihren: Gefolge nahmen Anechte mit, bie fich in jenem Lande
nertwarben, weldye man in Deutfchlanb noch nicht kannte. Died
e Idee von der Nothwendigkeit erweckt zu haben, dab Kuͤnſtler und
mbe Länder befuchen müßten, um ſich in ihren Kunſtfertigkeiten zu
r As nun Imungen, Zünfte (f. Gilde) auflamen, da ward
en ber Dandwerlögefellen als ein Hauptpunkt fefigefegt, in ber
s jungen Leute bie in andern Ländern eingeführten guten Erfindun⸗
wiffe, nebft andern nüglichen Kenntniffen, erlernen foltn; man
‚me nothwendigen Bedingung ber Aufnahme in eine foldhe Zunft.
babei ift nicht zu verfennen. Aber wie die Zunftverfaffumg ſelbſt
der Handwerker feine gute und fchlimme Seite. Seine un⸗
find, daß die Gefellen dadurch mehr Geſchaͤfts⸗ und Menſchen⸗
Bildung im Allgemeinen erlangen, als in ber Megel zu Haus,
an einem Orte der Gefellen zus viel werben, mehre von ihnen
Drte ihr Unterkommen finden. Wenige Ausnahmen abgerechnet,
den die Handwerkslehrlinge von ihren Meiftern erhalten, keines⸗
ı fie bis zu einem gewiſſen Grade der Vollkommenheit in ihrem (Bes
we. Nicht felten fucht ber Deifter, aus Eiferfucht, gemiffe Hand⸗
Geſellen zu verbergen. Aber auch angenommen, daß ein Meifter
walle® Das beibrächte, was er felbft in feinen Befchäfte weiß, fo
ing doch nur eine einfeitige, mangelhafte Bildung erhalten, feinen
den Kunſtverſtaͤndigſten halten, und fich in der Folge nicht leicht
tmäßige in feinem Gewerbe erheben. Durch das Reifen lernt er
ſe oft auch bie zu feinem Gewerbe erfoberlichen Materialien nach ihrem
ser verſchie denen Behandlung Eennen. Das Beſuchen fremder Werk⸗
Beobachtung andrer Sitten und Gebräuche macht ihn gewandter, gibt
8 Selbflverteaum;, und erwirbt ihm bei feinen bereinftigen Mitbuͤr⸗
s, fich etwas verfucht zu haben. Indeß find auch die bamit verbun⸗
tigen Nachtheile nicht zu überfehen,, die aber meiftens in der Pers
Banbernben felbft liegen, und größtentheils durch Verfügungen ber
h größere Sorgfalt der Meifter und Lehrherren, fowie ber Altern
ie ſelbſt, verhätet werden Eönnten. Viele junge Handwerker gehen
qhae gehörige Vorbereitung, auf bie Wanderfchaft. Diefe müffen
e Erfahrungen oft theuer genug erkaufen. Andre finden auf ber
rkonnnen, entweder weil fie fo ungeſchickt find, oder weil fie nicht
64 Wanken der Erbare
Luft haben, fich an eine fefte Lebensart zu gewoͤhnen; fie wanbern
meiter, und mancher mandert fein ganzes Leben hindurch. Die une
Folge davon ift Sittenverberbnig, Rohheit, Arbeitöfchen und, bei a
Mangel, Verfuhung zu Betrügereien und Diebflählen. Ein an
ift der, daß die wandernden Handwerker dem Publicum bisweilen
fallen. Nicht alle Handwerke gehören unter die Zahl ber gefchentten, #
nigen, bei welchen die wandernden Gefellen mit einem feftgefegten Geſſe
Meifegelde verfehen werben. Aber auch dieſe Gabe iſt oft fo gering, U.
eignen Mitteln entblößte Meifende nicht babei beftehen kann. Man {:
Zeiten biefen Gegenftand öffentlich zur Sprache gebracht. Die koͤnigl K
Wiſſenſchaften in Göttingen gab 1797 die Preisfrage auf: „Wie koͤm
theile, welche durch das Wandern der Handwerksgeſellen möglich find]:
unb bie babei vorfommenden Nachtheile verhütet werben ?” Unter made.
eingegangenen Beantmwortungen erhielten die beiden Schriften von
loff (aufammen herausgegeben Erlangen 1798 ; des Legtern Abhan
zeln, ebend.) den Preis. Cine löbliche Einrichtung umferer Zeit find U,
Drten errichteten Sonntagsſchulen für Handwerker, deren Nuͤtzlichkeit
die es ſelbſt am nächften angeht, vielleicht oft am menigften erfannt wi
preuß. Staaten befteht ſchon lange ein Geſetz, welches den jungen
das Auswandern in fremde Linder ſtreng verbietet. In einigen deut
zen find Wanderordnnungen gegeben worden, bie aber meiftend
find. Anſtatt der gemöhnlichen Wanderpäffe oder Kundfchaften, dern
unerſchwerte Erlangung mannigfaltige Mißbraͤuche beförderte, find
1808 umd in Sachſen 1810 Wanderbücder eingeführt worden,
obrigleitlicher Aufficht ausgefertigt werben. (S. auch „Preisfchrift
der Handwerksgeſellen“, Nürnberg 1809.)
Wanken der Erdare, Nutation. In dem Art. Borei
Nachtgleichen find die Gründe entwidielt, aus denen die Are ber Erd
gen der fphäroidifchen Geſtalt der Irgtern und der daher rührenden Use
keiten, in den Anziebungen ber Sonne und bes Mondes eine jährlicye
veränderung von beiliufig 50” erleidet. Don diefen 50” Eommen imf
anf die Anziehung des Mondes. Er kann aber biefe Wirkung wegen
terbefi eintretenden Stellungsveraͤnderung, nicht auf eine gleichmäßige
vorbringen, vielmebr ergeben ſich aus diefen Veränderungen nicht na®
ten in dem Make der Vorruͤckung der Nachtgleichen, fondern au
Wanken inutatio) der Erdare und alfe der Ebene des Aquators, in
ſich Die Geftirme demſelben bald au nähern und bald ſich davon zu entferm
welche geringe Verfchicdenheiten in der Declinaticn auch die Deranlaffus
deckung dieſer periodifchen Anderung gegeben haben, die wir Bradler
danken. Am Allgemein leuchtet von ſelbſt ein, daß eine Verſchieder
Erteilung des Mondes gegen den ſpbaͤreidiſchen Erdförper, befonder® al
Otte feinee Knoten, Nie einer eignen ſchnellen Bewegung unterworf
Mond), und feiner Lage gesen den Aquater, die ſich um 10° verän
verhwendig Veränderungen in der Meisung der Ebene des letztern gegen
der Etliptik berverdringen, und arfe die Schicke der Ekliptik, d. b. I
zwiſchen den genannten beiden Edenen mit andern mut. Men der Rage
tere gegen bie Ekliptik und ihrer gemeinſchaftlichen Durchſchnittslinie ifl
im angegeucenen Art. edentaſie gereist werden, andrerfeite auch Die Lag
noctialpimtte (weiche man ſich gewoͤbnen mer, alt etwas nur Cingebil
raten) und mit idnen Rectaſcennen Dectinatien und Yänge {nur
Beide dadei ungsindere addancis; und wenn SS. mie dies engege
wirklich der Fall iſt. in den Stelungen des Wondes periediſche Verſct
Kanten des Mondes Wanker 65
ruͤſſen Davon periodiſche Verſchledenheiten in den aus andern Gruͤn⸗
aden fecularen Veränderingen der Schiefe der Ekliptik und ber Lage
alpunkte die Bolge fein. Auf biefe periodiſche Veränderung jener bei
gleichheiten beſchraͤnkt ſich aber die Exrfcheinung ber Mutation. Der
d’Atemibert (‚‚Reeherches sur la precession des equinoxes et sur
Paris 1749, 4.) und Laplace („Mechanik des Himmels’, in der
ſ. 2. Bd., Sag 4 fg.) iſt es gelungen, alle dieſe verwidelten Er:
E dem entfchledenften Erfolge auf das Gefeg der Schwerkraft (Bra:
Aruführen, und die dafuͤr berechneten und in ben aftronomifchen Ta⸗
ı Berichtigumgen finden ſich mit den Beobachtungen in der vollkom⸗
iinflimmumng. D.N,
en des Mondes, Libration. Fortgefegte Beobachtungen has
re gelehrt, daß der Mond der Erde immer eine und biefelbe Seite zus -
bemerkt man aber, dag ſich dieſe der Erde zugewendete Halbkugel zu
zetwas verrüdke, Indem die den Rändern nahe flehenden Siedle bald ver:
b wieber erfcheinen, bie bem Mittelpunkte näher gelegenen aber gegen
kön ſchemen, Alles jedoch ohne Veränderung ihrer gegenfeitigen Lage.
ig num wird das Wanken (libratio) bes Mondes genannt. Die ein»
von ift der Umftand, baß die während eines Umlaufs um bie Erde er⸗
dmg des Mondes um feine Are mit gleichförmiger, der Umlauf um
wit ungleichförmiger Geſchwindigkeit gefchieht. Hat alfo der Mond
kımlauf vollendet, fo hat er indeß nicht auch gerade eine Viertelsaxen⸗
üt. Außer dieſem Wanken, wobdurch offenbar die Länge ber Mondflecke
1 umb welches deßhalb das Wanken in der Länge heißt, beobachtet man
ben in der Breite. Die Umlaufsare des Mondes ſteht nämlich auf der
Bahn nicht ſenkrecht. Sowie daher aus demfelben Grunde die Erbe
Eh den Nord» und bald den Suͤdpol zumenbet, fo muß hinwiederum
Ede bafd feinen einen und bald feinen andern Pol zukehren, und
bin abmechfeindes Exheben und Senken der Flecken gegen die Ebene
ſomit zugleich Veränderungen in der Lage gegen bie Ebene ber
ie der Breite, bewirken. Hierzu tritt noch ein tägliches Schwan:
Meer rührt, daß der Mond nicht aus dem Mittelpumfte der Exbe,
ieer Oberfläche aus beobachtet wird, woraus eine neue Werfchiedens
Meinung des Umriſſes der Mondſcheibe entfpringen muß. (S. Lit-
KL Aftzonomie”’, Wien 1825.) D.N.
er (Ferdinand Geminian), Dr. ber Theol., großh. badifcher geiſtli⸗
hof. ber Moral zu Freiburg im Breisgau und defignirter Erzbiſchof.
tichnete kathol. Theolog der neuern Zeit wurde zu Freiburg am 1.
b. Bei einem ſchwaͤchlichen und Eleinen Körperbau entwickelte ſich
und Eräftiger fein Geift. Anfangs für das väterliche Gewerbe (die
A) beftimmt, erhielt er gleichwol, nach feiner Neigung, die Erlaub⸗
een; er zeichnete ſich vortheilhaft aus und wurde in dem unter
Kft. Sapienzcollegium, und fpäter, 1782, ald Priefter in dem Se⸗
namen, das durdy vorgenannten Monarchen die ebelfte Weihe und
be Richtung empfangen hatte. Bel feiner Ruͤckkehr nach der Vater:
B. als Bicar zu Feldkirch, einem den Hrn. v. Weffenberg, die er
gehörigen Dorfe; darauf nahm er den Platz eines Hofineifters bei
Adeligen in Freiburg en; fpäter ernannte ihn die Univerfität zum
Benbeisheim, und enblich bezog er als erfier Subrector das Joſephi⸗
z, 1783. Obgleich fehr jung für eine ſo bedeutende Stelle, behaups
y durch angeſtrengten Eifer in den Wiffenfchaften ſowol als einen
em Cherakter aflgemeine Achtung. Im dieſem Berufe ſchrieb er auch
Aebente Aufl 8b. XII, 5
64 Wanken der Erdaxe
Luft haben, fich an eine feſte Lebensart zu gewoͤhnen; fie wandern
weiter, unb mandjer wandert fein ganzes Leben hindurch. Die
Folge davon iſt Sittenverderbniß, Rohheit, Arbeitsſcheu und, bei
Mangel, Verfuhung zu Betrligereien und Diebftählen. Ein an
iſt der, daß die wandernden Handwerker dem Publicum bisweilen
fallen. Nicht alle Handiverke gehören unter bie Zahl der geſchenkten
nigen, bei weldyen die wandernden Geſellen mit einem feflgefegten
Reiſegelde verfehen werden. Aber auch dieſe Gabe ift oft fo gering,
eignen Ditteln entblößte Reiſende nicht dabei beſtehen farm. Man
Beiten biefen Gegenftand öffentlich zue Sprache gebracht. Di
Wiſſenſchaften in Göttingen gab 1797 die Preisfrage auf: „Wie Lind,
theile,, weldhe durch das Wandern der Handiwerkögefelien möglich find,
unb bie dabei vorkommenden Nachtheile verhäitet werden?” Unter
eingegangenen Beantwortungen erhielten die beiden Schriften von
loff (ufammen herausgegeben Erlangen 1798 ; de& Leptern Abhe
zeln, ebend.) ben Preis. Cine loͤbliche Einrichtung unferer Zeit find
Drten errichteten Sonntagsſchulen für Handwerker, deren Nuͤtlichke
die es felbft am nächften angeht, vielleicht oft am wenigften erkannt
preuß. Staaten befteht ſchon lange ein Gefeg, welches den jungen
das Auswandern in fremde Linder ſtreng verbietet. In einigen deutſh
en find Wanderordnungen gegeben worden, die aber meiſtent
find. Anftatt ber gewöhnlichen Wanderpäffe oder Kundſchaften,
unerſchwerte Erlangung mannigfaltige Mißbraͤuche beförderte, find
1808 und in Sachfen 1810 Wanderbädjer eingeführt worben,
obrigkeitlicher Aufficht ausgefertigt werben. (S. auch „Preisſchrift
er Handmwerkögefellen”, Nürnberg 1809.) :
Banken der Erdare, Nutation. In dem Art. Borrd
Nachtgleich en find bie Gründe entwidelt, aus denen die Are der
gen ber fpbäroidifchen Geſtalt der Iegtern umd der daher rührenben
teiten, in den Anziehungen ber Sonne und des Monbes eine jaͤhr
veränderung von beiliufig 50” erleidet. Von biefen 50” kommen im
auf bie Anziehung des Mondes. Er kann aber diefe Wirkung wegen
terdeß eintretenden Stelungsveränderung, nicht auf eine gleich
vorbringen, vielmehr ergeben ſich aus biefen Veränderungen nicht
tem in bem Maße ber Vorruͤckung der Nachtgleichen, fonbern audi
Wanken (nutatio) ber Exbare und alfo der Ebene des Äquators, in
fich die Geſtirne demfelben bald zu nähern und bald ſich davon zu en
Kr e geringe Berſchedenheiten in ber Declination auch die Veranlaffan
fer (den Änderung gegeben haben, die wir Bradley
tem felichtet von felbft ein, daB eine Werfchieben
‚gegen ben fphäroidifchen Exdkörper, befonders dl
einer eignen fhnellen Bervegung unterworfi
je gegen ben Äquator, bie ſich um 10° verdn
in ber Neigung ber Ebene des legtern gegen
und alfo die Sclefe der Ekllptik, d. h. 1
‚Ebenen mit ändern muß. Won der Lage
‚gemeinfhaftlichen Durchſchnittsinle If
worden, andrerſelts auch die Ragı
jem muß, als etwas nur Eingebill
enften, Declination unb Länge (nur
ig; umb wem alfo, wie dies angegel
igen des Mondes pirlobifche Verſch
Wanken des Mondes Wanker 65
isffen davon periodiſche Verſchledenheiten in ben aus andern Gruͤn⸗
enden fecularen Veraͤndertingen der Schiefe der Ekliptik und ber Lage
ialpundte die Folge fein. Auf diefe periodifche Veränderung jener beis
ngleichheiten befchränkt fich aber bie Erfcheinung ber Mutation. Der
d Alembert (‚„‚Recherches sur la precession des equinoxes et sur
‚ Paris 1749, 4.) umb Laplace („Mechanik des Himmels’, in der
f., 2. Bd., Sap 4 fg.) iſt es gelungen, alle biefe verwidelten Er:
sit dem entfchiedbenften Exfolge auf das Gefeg ber Schwerkraft (Bra:
köuführen,, und bie dafuͤr berechneten und in ben aftronomifchen Ta⸗
a Berichtigimgen finden fid) mit den Beobachtungen In der vollkom⸗
einflimmung. D.N.
ſen des Mondes, Libration. Fortgeſetzte Beobachtungen ha»
gelehrt, daß der Mond der Erde immer eine und biefelbe Seite zus -
bemerkt man aber, daß fich diefe ber Erde zugewendete HalbPugel zu
metwas verräde, indem die den Rändern nahe ſtehenden Siedle bald ver-
M wieber erfcheinen, die dem Mittelpunkte näher gelegenen aber gegen
chen ſcheinen, Alles jeboch ohne Veränderung ihrer gegemfeitigen Lage.
Ing nem wird das Wanken (libratio) des Monbes genannt. Die ein⸗
davon iſt der Umſtand, baf die während eines Umlaufs um die Erbe ers
Hlung des Mondes um feine Are mit gleichförmiger, der Umlauf um
mit ungleichfoͤrmiger Befchwindigkeit geſchieht. Hat alfo der Mond
Bunmılauıf vollendet, fo hat er indeß nicht auch gerade eine Vierteldaren-
ut. Außer diefem Wanken, wodurch offenbar die Länge der Mondflecke
b, und weiches deßhalb das Wanken in der Länge heißt, beobachtet man
en in der Breite. Die Umlaufsare bes Mondes ſteht nämlich auf der
Bahn nicht ſenkrecht. Sowie daher aus bemfelben Grunde die Erde
den Nord > und bald den Sübpel zumenbet, fo muß hinwiederum
Ebe bald feinen einen und bald feinen andern Pol zukehren, und
ibwechſelndes Exheben und Senken ber Sieden gegen bie Ebene
ſomit zugleich Veränderungen in ber Lage gegen die Ebene ber
ie der Breite, bewirken. Hierzu tritt noch ein tägliches Schwan
her ruͤhrt, daß der Mond nicht aus dem Mittelpunkte der Erde,
Oberflaͤche aus beobachtet wird, woraus eine neue Verſchieden⸗
des Umeiffes der Mondfcheibe entfpringen muß. (S. Lit⸗
Aftzonomie”, Wien 1825.) D.N.
r ( Ferdinand Beminian), Dr. der Theol., großh. babifcher geiſtli⸗
— der Moral zu Freiburg im Breisgau und deſignirter Erzbiſchof.
ete kathol. Theolog der neuern Zeit wurde zu Freiburg am 1.
.Bei einem ſchwaͤchlichen und kleinen Körperbau entwickelte ſich
mb kraͤftiger fein Geiſt. Anfangs für das vaͤterliche Gewerbe (die
wo beftinmt, erhielt er gleichwol, nach feiner Neigung, bie Erlaub:
Diem; er zeichnete ſich vortheilhaft aus und wurde in dem unter
Kife. Sapienzcollegtum, und fpäter, 1782, als Priefter in dem Se:
wunmsen , das durch vorgenannten Monarchen die ebeifte Weihe und
Sichtung empfangen hatte. Bei feiner Ruͤckkehr nad) der Vater:
EB. als Bicar zu Feldkirch, einem ben Hrn. v. Weffenberg, die er
gehörigen Dorfe; darauf nahm er den Play eines Hofineifters bei
» in Srelburg an; fpäter ernannte ihn die Univerfität zum
‚und endlich bezog er als erfter Sudrsctor das Joſephi⸗
‚ 1783. Dogleich fehr jung für eine fo bedeutende Stelle, behaup⸗
duch angeflvengten Eifer in den Wiffenfchaften ſowol als einen
Charakter afigemeine Achtung. In dieſem Berufe ſchrieb er wach
Blchente Aufl. ®d. XII. 5
66 Wappen
fein „Lehrbuch über bie Paſtoral“, welches er in fpätern Zeiten vollſt
zuarbeiten gebachte. Ebenfo legte er die Brunbzüge zu feinem fpäter
„Lehrgebaͤude der hriftlichen Moral’ nieder. Die Univerftät erkannte
diente an durch feine Ernennung zum Prof. der Moral (1788). In
kungskreiſe übte er ſowol auf den Beift der Facultaͤt als auf den ber
einen äußert wichtigen Einfluß. Eine neue Schule bildete ſich unter
gen, welche dieſe Hochſchule befuchten, recht eigentlich durch W.,
der langen Dauer feines Lehramtes kann man mehre taufend junge
Sicherheit annehmen, die von der Stätte, wo früher bloß Sefwitisusnf
danterie geherrſcht, likeralere Grundſaͤtze und gediegneres Wiffen mitm
nahmen und weiter verpflanzten. „Deutſchland — fo drüdt ein Be
über ihn ſich aus — zählt viele Schriftfteller, deren Name genannter
ift; dennoch hat manche Diefer Eelebritäten bedeutend weniger auf die
Zeit, und namentlid auf einer kathol. Hochfchule, in fo vorzüglid
wirkt als der Verewigte. Sein Inneres Leben ſtroͤmte mit jedem
das Herz und in den Verſtand einer Menge von Zuhörern, und
lebendige Wort des Vortrags mehr an, als wenn ed, auf Maffen v
die enge Norm flüchtig und zahlreich hintereinander grfchriebener Leh
zwaͤngt, die Meßkataloge ruhmredig geziert hätte”. — Als Schriftite
fih W. durch fein „Lehrbuch der hriftlichen Sitteniehre” aus, welches
volllommenfien Werke in diefer Dinficht gelten kann. Es erhielt |
auf die Auffoterung der öfte. Negierung erfchienenen einen unbefteitteng
und hat, die Nachdruͤcke abgerechnet, bereits 3 Aufl. erlebt. Der Tel
den Verf. an gänzlidher Untarbeitung deffelben. Noch erfchienen von W.
Eleinern Umfangs, als: „Über Vernunft und Offenbarung, mit Hinfl
moraliſchen Bedürfniife der Menſchheit“ (Wien 1804, 2. A., zu Freib]
„Über die Verbindung der ſittlichen Cultur der Beiftlichen mit der wiffenf@
(im Archiv des Bischums Konftanz, redig von Weffenberg, 1806), m
„Über das Band der Che nach ihrer naturrechtlihen und reinen morall
ſicht“ (ebend., 1810). Das Gutachten, welches die theol. Facultaͤt zu
in Bezug auf die geſchworenen Beiftlichen zu Gunften des franz. Natiem
ausſtellte, und welches im kathol. Deutid;land damals fo großes Auff
fol ebenfalls aus W.'s Zeder.gefloffen fein. W.'s Verdienſte ale H
Prieſter, feine religiöfen und politifchen Hauptanſichten und Grun
duch einen ebenſo liberalen und aufgeflärten als religiöfen und
Charakter ſich aus zeichneten, ſchildert die von feinem Freunde Dug erf
von Münd (im 1. H. des „Deutfh. Muſeums“, 1824) commentirte,
nißrede” auf W. Geine Bezeihnung zum Eribiſchof von Freiburg I
Weſſenberg's Zurüdtritt oder Eutfernung, die einzige tröftliche Entf
diefen uncrfeglihen Verluft. Leider erlebte W. die Bellätigung von Mom
mehr, fendern ftarb 1524 an einer Gedürmentzündung. Erin Ted‘
banger Erwartung des tuͤckſichtlich der Kirchenverhäitniffe nun Solgende
ſchmerzhaft empfundın. Wanker und Werkmeiſter werden lange noch um
Namen bleiben.
Mappen find Zeichen von Linden, Städten, Koͤrperſchaften,
und einzelnen Perſenen, die mit gewiffen, aus der Natur ober dem
Kunft bergenommenen, oder auch nah Willkuͤc erfonnenen Bildern, un
ben und Metallen vorgeftelle werben, und die dazu dienen, Familien, elr
fonen ıc. von einander zu unterfcheiten, vot zuͤglich aber eine Würde oder
eines Lande? , wenigſtens eines Rechtes zu ternfelben, anzuzeigen. be
fiehung f. Heraldik. Zu dem Wappen gehört der Schild, der von m
Fotm ift, rund, oval, berzförmig, vieredig. Dis Flaͤche des Schildet
Wappenkönig Barburton 67
Beund mit einer Farbe, auch mit Gold ober Silber bedeckt iſt, auf
unterfcheidende Wappenzeichen angebracht wird. Es find 7 Farben
mmen, die, wenn man fich der wirklichen Farben nicht bedient, auf
e angebeutet werben: Gold durch Punkte, Silber durch weißen Grund,
Erechte Striche, blau durch horizontale, gruͤn durch ſchtaͤge, nad) ber
‚und purpurcothe durch ſchraͤge, nach der linken Seite bes Beſchauers
e, ſchwarz durch gegitterte Striche angebeutet. Diejenige Seite des
elche ber rechten Seite des Beſchauers gegenüber ſteht, heißt bie linke,
he der linken bes Beſchauers gegenüber ſteht, die rechte Seite des
Die Wappenfciide kamen erſt im Anfange des 13. Jahrh. auf. Zur
ee Wappen gehören. bie Kronen bei kaiſerl. und Eönigl.,ı väfl. und
? Hüte und Muͤtzen bei fuͤrſtl. Häufern, Carbindien, Erzbiſchoͤfen,
b Abten, und die Helme bei bem Abel. Die Kronen find fehr vers
t, wie denn auch überhaupt bei der Bildung und Zufammenfegung
jeher viel Willkuͤr geherrſcht hat, und noch herrfcht. Die Delme find
Hoffen (Stechhelme) ober offen, mit oder ohne Viſir, mit Roften
Auf den Helmen werben zur Zierrath große Seberbüfche angebracht.
ng der Wappenfchilder gehören noch der Wappenmantel oder Baldas
Parillon) , bie Scyildhalter und bie Ordenszeichen.
ventönig, Wappenherold, ein Beamter, der die Wappen:
m muß, um bie Richtigkeit der Wappen zu prüfen, ober auch neue
b den Regeln der Heraldik zu entwerfen. Die Wappenkönige wurden
wer bei den Turnieren gebraucht, beren Einrichtung fie nach ben
Wen oder Gewohnheiten anorbneten ; auch hatten fie babei das Ges
Beppen der Ritter zu unterfuchen, und ihre Zurnierfähigkeit darnach
n. Die Wappenberolde an den alten Höfen trugen bei feierlichen Ges
In hefonbere Kleidung, auf welche das Wappen ihres Fürften geſtickt
mode).
wlunde, f. Heraldik.
‚FNRordifhe Mythologie.
ston (William), ein ſcharffinniger theologifcher Schrifefteller, war
in der engl. Grafſchaft Nottingham geb., und befchäftigte ſich
ih dem Beifpiele feines Vaters, mit ber Advocatur, wählte jebodh
geiſtlichen Stand, und ward 1728 Rector der Schule zu Burnts
Auffehen in der Literatur machte er zuerft durch feine Abhandlung
Imdung des Staate mit der Kicche, in welcher er [yon fein Werk
Kliche Sendung des Mofes ankündigte, das 1736 erfchien. Hier
dem größten Aufwande von Kunſt und Wiffenfchaft zu zeigen, baf
B ®efeggebern der Glaube an Bott und die Lehre von einem künftigen
ufande zur Erhaltung der bürgerlichen Anftalten für durchaus un:
Selten worben; nur Mofes habe eine Ausnahme gemacht, keine Er⸗
nes göttlichen Berichts nad) dem Tode angeregt, fondern den Gehor⸗
ation gegen bie in Gottes Vollmacht ihr überlieferten Geſetze bloß
ı Belohnumgen umd Strafen Eräftig genug zu erwirken gemußt. Es
a8 zwiſchen ihm und feinen Feinden ein roiffenfchaftlicher Streit, ber
feigkeit geführt wurde. In der Folge übernahm er bie Vertheidigung
‚Berfuch über den Menſchen“, wodurch eine dauernde Freundſchaft
and dem Dichter begründet wurbe, der ihm auch bie Hälfte feiner
id die Rechte und Anfprüche auf das Eigenthum feiner Schriften vere
9 vertheidigte daher W. den Charakter feines Sreundes mit großem
Bolingbrode, unb bald barauf veranftaltete er eine vollftändige Ausg.
Berken, beffen Leben er auch etwas panegyriſch befchrieb. Ungeadgtet
5%
68 Wardein Waͤrme
ſeines großen literariſchen Rufs gelangte er doch erſt ſpaͤt zus ben höhe
in der Kirche; 1754 ward er in kurzer Zeit Capellan des Koͤnigs, K
Durham und Biſchof von Gloceſter. Der Schmerz uͤber den Tod ſe
Sohnes machte tiefen Eindruck auf ihn; er uͤberlebte ihn nicht lange, ſ
den 7. Sun. 1779. W., einer der größten Gelehrten Englands,
fo felten vereinigt iſt, einen beruunbernswärdigen Umfang von K
eine höchft lebendige Phantafie; als Theolog und Kritiker machte er 50H,
gleich großes Aufſehen. Seine Werke, unter benen wir außer ben fi
ten feine Abhandl. über den Urfprung der Ritterbuͤcher und feine Prebig.
anführen müffen, find 1789 in 8 Bbn. 4. erfhienen. Außerdem bat
Herausg. vieler fumden Werke beforgt und fie mit feinen Anmerkungen
Wardein (au Buardein), ein Beamter, der den Gehalt der
der Münzen zu unterfuchen hat. Bei dem Bergwefen heißt er Berg
der Münze Muͤnzwardein (f.d.). Der Name kommt von einem dl‘.
noch im Miederfächf. üblichen Worte, Warden, Warbiren, ber, dad
beutet als den Werth beflimmen, den Gehalt vermifchter Metalle
probiren, würdigen. Die Schreibart Warbein ift daher richtiger al6
wöhnliche Buarbein, bei welcher man das Wort a. d. Itallen., von
Acht geben, berleitete.
Warendorf, ander Ems, eine ehemals biſchoͤfl. mönfterifäe, f
ßiſche Stadt in dem weſtfaͤliſchen Regierungsbezirk Münfter, mit 746
4200 €. , bekannt durch ihre ſtarke Leinweberei und ihren Leinenhandel;
ein großer Theil der fogen. warendorfer Leinwand, jährlich mehr als 16
oder 960,000 Elien, von den Landleuten der umliegenden Gegend
wo bie Hände von ber Feldarbeit ruhen, gefertigt. Berühmt find auch
fogen. Baumfeidenfabrilen und die Bleichen.
MWarmbrunn, aud Warmbad genannt, ein Babeort im ſch
birge, eine Stunde von Hirſchberg, 1077 $. über der Meeresflaͤche.
ſelbſt enthält etwa 300 H. mit 1900 E., ift gut gebaut, und nährt ſich
Verkehr durchs Bad, dem Ackerbau, der Weberei, Handwerken, vo
und Steinfchleifen, wozu noch der ſtete Aufenthalt der Grafen
Herren bes Ortes, kommt. Seinen Urfprung verdankt: Warmbrung
Duelien. Diefe ſollen ſchon im Anfange bes 12. Jahrh. entdeckt w
teſtens ift dies 1295 unter Herzog Boleslaus Crispus geichehen.
Bädern überließ Graf Botthardt v. Schafgotfch, der 1403 hier eine Pi
tete, berfelben,, weßhalb es das Propfteibad genannt wird. Außer j
das gräfliche ober Schafgorfch'fche Bad vorhanden. Beide find gut uͤbec
hoch gewoͤlbt. Die Quelle gehört zu den alkaliſchen Schwefelquellen; fl‘
ihr Waffer in einem Beden, in welchem fid) die Kranken, obne
Standes und Geſchlechts, in angemeffener Kleidumg baden; Mittags ul
wird bad Bad verfchlofien. Zum Aus: und Ankleiden find mehre Zimme
Babeſaal ber angebradit. Seit 1774 trinkt man auch Brunnen, jetzt ind
genftunden bis 6 Uhr. Im gräflichen Bade wird auch das Waffer zum |
babe gewärmt. Nuͤtzlich ift das Bad bei Gicht, Rheumatismen, Verf
im Unterleibe, Hautausfhlägen, Urinbeſchwerden, Bleikolik u. ſ. w. 3
enthalt der Fremden find gute Einrichtungen getroffen. Für 24 arme 8
der Braf Schafgotſch 1820 ein treffi. Hofpitium erbaut. Spaziergänge
ferntere Ausflüge macht man von hier nach Hirſchderg, Hermsdorf, dem
dem Zackenfall u. f. w.
Wärme. Die Wärme fpielt in der Natur eine edenfo weſentliche
das Licht, mit welchen fir auch, wie in der Folge gezeigt werden ſoll,
nahe verwan. t zu fein fcheint, während fie andrerfeits deſio nicht von ihm
menenm Ten num Lrergmuge- une —— geyeee
Sonm⸗ oder dos Sommliht, Worin ſich die Bedfeinirkung ml
me und ben Planeten offenbazt. (S. Licht.) Diefe von der Senne
me muß amädft von allm übrigen Wärmequellen, die ihre Stätte .
Naneten haben, wohl unterfchieden werden. Manche Raturforfcher
ftehungeart der Wärme, und wahrſcheinlich mit Recht, für die Urs
8 alle aodre Quellen erſt möglich werden. Wenigſtens ann man
Wechfelfpiel zwiſchen der Sonne umd dem Planeten erzeugte Wärme
wanung Eosmifche Wärme fchidlid bezeichnen, zum Unterſchled
t, die durch eigenthümliche Kräfte des Planeten erzeugt wird, welche
he oder telturifche Wärme heißen muß. ketztere entfteht unter ans
werfchiebenen Umftänden: a) Durch Reiben, vorzüglich feſter Körper
Bo erhigen umd entzuͤnden ſich trodene Hölzer, wenn fie heftig anein ⸗
werben, fo verkohlt ſich das Holz an ber Oberfläche, wenn ber
E ſchneilen Umdrehen des auf der Drehbant befeftigten Holzes, ein
8. Holz (am beften Eichenholz) an die umlaufende Arbeit anhält, wos
Hiinge zur Werzierung entftehen; fo entglühen beim Seueranfchlagen
eile, und erfcheinen als Funken (f Beuerzeug); fo erhigen
Bapfen der Muͤhlwellen in ihrem Pfannen, wenn fle nicht fleißig
beftrichen werben, und beim Kanomenbobren wird, ſelbſt wen es
‚ fee viel Wärme erzeugt. b) Dur Stoßen, Schlagen
fen. So kann 5. B. ein Stuͤck Eifen durch ſtarkes und ſchnelles
x erhitzt und endlich zum Gluͤhen gebracht werden. Daher kann fi)
her beim Stampfen in ber Pulvermuͤhle leicht entzuͤnden, wenn es
I feucht erhalten wird, daher ann man durch ſchnelles Zuſammen ⸗
bofphaͤriſchen Luft, mittelſt einer Fleinen Pırmpe, Zunderſchwamm ent»
ed) yemifche Veränderungen, durch Miſchungen, wodurch während
es Aggrrgatzuftandes bes Werbrenmungsproceß angeregt wird. So
VBafire plöglich und unter heftigem Aufbraufen, wenn es mit Bi«
"Äerwa\ mavmilihe mich umh MalBnsÄt mmtıhat Gh mie
70 Wärme
Elektricitaͤt mit dem Verbrennen zeugt vorzüglich ber elektrifche Funke, ia
ſich die elektrifche Spannung ober Polarität endigt; ber Funke erfcheine
und Wärme zugleich, mithin als (elektrifches) Feuer, worin ſich ber Stre
gegengefegten elektrifchen Pole ober Stoffe durch Vereinigung beider
Der elektrifche Proceß enbigt alfo bei feiner höchften Steigerung in Ve
denn bei allem Verbrennen erfolgt eine foldye Ausgleichung entgegengefet
und das Product diefer Ausgleihung ift ein Qryd, d. h. ein mit Sau⸗
bundener, zuvor brennbarer Körper, ber burch biefe Verbindung feiner
lichkeit veraubt ift und num ein verbrannter Körper heißt. Bei ber Werbe
alfo der Sauerftoff im Gegenfag und Wechſelwirkung mit verbremmiid
vorzüglich mit dem Wafferfloff, dem verbrennlichften in ber Natur.
bedingung bes Verbrennend ift daher dee Sauerftoff des atmofphärife
(f.d. und Gas arten), und es tft begreiflich,, daß die Verbrennung u
ter erfolgen muß, je mehr Sauerfloff eine Basart In feiner Mifchung e
daß mithin die Verbrennung im Sauerſtoffgas die vollkommenſte iſt.
ftoffga® wird aber durch das Verbrennen zerſetzt, weil fid) dee Sauerſt
breimenden Körper verbindet, und wenn dieſes Gas ale eine Werl
Sauerftoffs mit Wärmeftoff betrachtet wird, fo erhellt aus dieſer Ant
durch die Zerfegung des Sauerftoffgafes beim Verbrennen der Wärmeftolg
den muß, der nun einerfeit6 ſich dem Gefühl als Wärme, andrerfeits
als Licht offenbart; denn Licht und Wärme müffen als zwei verſchiedent
einer Subſtanz betrachtet werden. Bei der Elektricität find nun biefell
thätig oder in Wechfelwirtung begriffen, aber bei ben geringern Gra
Proceſſes kommt es noch zu keiner Zerfegung und neuen Verbindung f
wirkenden Kräfte und Stoffe, diefe erfolgt erſt, wenn der elektriſche Pal
höchfte gefleigert ift,, d. h. wenn er in Verbrennung ausfchlägt. Die o
tete Einheit der genannten verſchiedenen Quellm der tellurifhen Waͤ
num beffer nachweiſen lafien. Durch das Reiben werben bie entgegengefi
der Körper erregt, ihre Polarität (polare Wechſelwirkung) wird erh
entſteht zuerft Elektricität; durch heftiges Reiben wird legtere gefleigert, 8
bie Körper brennbar find, fo werden fie fich entzuͤnden, d. h. der
wird in Verbrennung übergeben. Die Flamme ift fonach eine e
nung, und fie kann al& eine fletige (ununterbrochene) Folge elektrifcher
trachtet werden, wobei fich einerfeite ber brennbare Stoff des Koͤrpert
manbelt, andrerfeits das Sauerſtoffgas der Luft in fleter Zerſetzung,
fortmwährender Wärme: und Lichtentwidelung begriffen iſt. Bei ſchwer
lichen Koͤrpern (5.8. Eifen) entſteht durch da® Reiben ein ſchwaͤcherer
Verbrennung, es erfolgt Wärme und endlich Glut (Glühen), mehr U
Licht, wobei die Oberfläche des geriebenen Körpers (3.3. des Eiſens ober
\ firenoflüffigen Metalls) oxydirt oder verkohlt, d. h. mit Sauerfloff verbun
Wenn nun auf diefe Art die Wirkung bed Reibens zur Erzeugung be
oder des Feuers (Wärme in Verbindung mit Licht) begreiflich vwoirb, |
mit zugleich) auch die Erzeugung der Wärme durch Schlagen oder Haͤm
durch Zufammenpreffung erklaͤrt. Denn diefe Verrichtungen oder Baı
gen finb ja im Grunde ebenfalls ein Meiben, indem beim Hänmern €
talld die Theile deſſelben gemaltfam verfchoben werden und ſich daher am
reiben; Daffelbe findet begreiflicyer Weiſe au beim Zufammendrüde
Rate. Was nun die Wärmeerzeugung durch chemifche Mifchung betrifft
man, daß bei jeder chemifchen Verbindung auch Zerfegungen (Trenmu
n „. befonbers in ber dem chemifchen Vorgange benachbarten atmof]
» wobei alfo wieber das Sauerftoffga® die Hauptquelle der entſtehen
2a. Da ferner bei allım chemiſchen Vorgängen ber Sauerftoff mit fe
Ag
Wärme - 74
Beennftoff, in mancherlei Beftalten im Wechfelfpiel begriffen ift, fo
mupt der chemifche Proceg, trog feiner [ehr mannigfaltigen Formen,
eine Verbrennung (Oxydation), die. sm Waffer (im Slüffigen) vor
drerſeits auf Reduction (Desorpdation), d. h. auf Wiederherſtellung
Raterien in brennbaren Zuftand, zuruͤckfuͤhren. DaB endlich burdy
ung ſehr entgegengefegter Subftanzen bag Verbrennen erregt, mithin
orgebracht wird, iſt auch nicht ſchwer zu begreifen, da der Grad der
‚der Stärke des Begenfages in geradem Verhaͤltniß flehen muß, und
uch das Reiben nichts Andres als eine oft wiederholte, ſtets veränderte
k. Und fomit wäre bie obige Behauptung, daß ale Waͤrmeerzeugung
m) auf unferm Planeten ſich im Verbrennungsproceffe vereinigen,
ihgerwielen, wenn noch bemerkt wird, daß auch die organifche Waͤrme⸗
f einem Verbrennen beruht, auf dem Athmen nämlich, welches ein
erbrennungsproceß ift, indem durch diefen organifchen Vorgang das
B der atmofphärifchen Luft zerfegt wird. — 2) Durch die Eigen:
ı Wärme, wenn man darauf achtet, lernt man ihre Natur kennen,
Nefe Kenntniß auf Erfahrung gründet; denn in den Eigenfchaften eis
bie es in der Wechfelbeziehumg mit andern Dingen Eundgibt, offenbart
Natur (fein Wefen). Daher bezieht ſich allesFolgende nothwendig
haften oder die Natur dee Wärme, und ed ann unter diefer Num⸗
ven Daupteigenfchaften die Rede fein; es find folgende: a) Die Wärs
x alle Körper, auch bie dichteften (die Metalle), wodurch fie ſich von
ken Materie, von allen irdiſchen Körpern unterfcheidet, welche im Ges
mechanifche Weife) undurchdringlich und daher auch nicht durchdrin⸗
Jaher kann auch die Wärme nicht eingefperrt und nicht gewogen wer⸗
ı gehört (in der Sprache ber Chemiker) zu den imfperebaren und uns
sffen. b) Indem die (freie, fühlbare) Wärme die Körper durchdringt,
dadurch in einen geöfern Raum, und zwar nach allm Dimenfionen
E ausgedehnt (fie nehmen ein größeres Volumen an). Diefe Eigens
e, die Körper auszudehnen und dadurch fpecififch leichter gu mas
mein (bezieht ſich auf ale Körper), und Jeder kann ſich durch die täg>
ng davon Überzeugen. Am meiften wird aber die Luft und das Waffer
Ime ausgedehnt. Man nehme z. B. eine feftverbundene Blaſe, die
M mit Luft erfüllt ift, und halte fie über ein Kohlenfeuer, fo wird fie
wellen, ſtraff ausgefpannt werden und auch mol zerplagen, wenn die
kaͤrkt wird. Daher kommt «6, daß die Luft am geheizten Ofen beftän»
wem im Begentheil im Winter beim Dffnen eines Fenſters, einer
kroͤmende Balte Luft zu Boden finkt; benn die Kälte hat die entgegen-
ſchaft, die Körper zu verengern, zufammenzuziehen (das Volumen zu
Auf jene Eigenfchaft bee Wärme und diefe entgegengefegte der Kälte
8 bioßer Mangel der Wärnse ift) gründet ſich das Thermometer
r) und Pyrometer (Hisemeffer, Seuermeffer) (f. d.), wovon das
wlich ein fo wichtiges Werkzeug für die Meteorologie if. Am auf
aber bie ungeheure Ausdehnung bes Waffers, wenn es durch das Feuer
(f. d.) verwandelt wird. Eben diefe Eigenfchaft ift auch die Urfache
dens der Körper in der Wärme, wie des Schmelzens bei höhern
3, in weicher Hinſicht die Glut ihre Gewalt auf die härteften Metalle
aus erſieht man, daß bie ausbehnente Kraft der Wärme der Cohaͤſion
fammenbanges ber Theile) feindlicdy entgegenmwirkt, die Banden ber
loͤſen ſtrebt. Körper, die mit der Luft viel Verwandtſchaft haben (wel⸗
: entzimdlichen find), werden aus gleicher Urfache verflüchtige, d. h.
dehnende (Löfende) Kraft ber Wärme vergafigt (in Gas verwandelt).
78 u Wärme
. Die entgegengefegte Eigenfchaft, das Fluͤchtige, wo möglich zu ſammein,
ne zu verdichten, das Weiche zu vexfeften, das Fluͤſſige zu erflarren, hat
lich die Kälte, die baher der Cohälton (eine Eigenfchaft der telluriſchen
günftig iſt. — 3) Gefege der Fortpflanzung der Wärme. Man
Fortpflanzung der Wärme auch Mittheilung,, Verbreitung unb in ger
- Sicht Vertheilung, In andrer Hinficht Leitung der Wärme. Wenn nämik
per erwaͤrmt ift, fo bleibt feine Wärme nicht unveränbert, fie erhaͤlt ſich
keinen Augenblid in demfelben Grade, fonbern wird vermindert, fie geht
grenzenden Körper zum Theil über, fie pflanzt fich durch dieſe fort, bee
Körper theilt feine Wärme ben benachbarten Körpern mit, ober fie wird U
fortgeleitet. Bei diefem Fortleiten der Wärme darf man ſich aber die 8
bloß leidend, fondern vielmehr thätlg vorftellen, und man fpeicht babe &
wärmeleitenden Kraft ber Körper. Hier zeigt ſich nun bei verfchiebene
ein großer Unterfchied, inbem einige Körper die Wärme gut und baher fd
dre ſchlecht, d. b. langſam, andre vieleicht gar nicht ober doch in Hödyf
Grabe leitm. Die erſten heißen in biefer Beziehung gute Waͤrmeleiter,
ſchlechte und die legten Nichtleiter der Wärme. Die beften Wärmelet
Metalle, (hlechte dagegen 3. B. Glas, Steine, Ziegel« oder Backſteine
gebrannter Thon), und e# nimmt die Wärmeleitungskraft durch eine 8
rpern, 3. B. trockenes Holz, Kohle, Stroh, Zebern, Haare, Wole a
bis auf die Gasarten, welche die beften Nichtleiter ber Wärme find.
man bie mineralifchen Körper in biefer Hinficht miteinander, fo findet mm
Leitungskraft nicht ſowol mit der Dichtigkeit als vielmehr mit der Gpeh
Beziehung fleht, und mit Iebterer zwar in umgelehrtem Verhaͤltniß, d. h
in der Meihe der Körper bie Sprödigkeit zunimmt, deſto mehr verminde
Leitungsfähigkeit. Legtere paart ſich daher mit dem Gegentheil der €
welche Dehnbarkeit oder Stredbarkeit heißt: eine Eigenſchaft, die fich
Grade bei den edeln Metallen (Bold, Silber, Platina) findet, weiche ebem
beften Wärmeleiter find. Die Wärmeleitungskraft fteht alfo mit ber Deh
in gerabem, mit der Sprödigkeit in umgelehrtem Verhaͤltniß. — Die 8
Geſetze der Wärmelcitung, wie überhaupt die Theorie der Wärme ober
iſt auch in techmiſcher Dinficht (in Betreff der kuͤnſtlichen Benutzung
meinm Naturkraft für das Leben) von großer Wichtigkeit. (©. Heis
4) Gebundene und freie Wärmetemperatur. Der Grab, in welchen
erwärmt ift, ohne Rüdfidye auf die Quelle der Urfache feiner Erw
Temperatur, nad, Einigen auch die thermometriſche Wärme des Koͤch
das Thermometer den Grab diefer freien Wärme anzeigt, indem fie ihm ml
wird. Durch die Mittheilung oder Leitung ber frei Wärme nad) beflinm
fegen ift ein Gleichgewicht der Temperatur bedingt, welches, fo oft e6 au
wird, ſich Immer wieberherzufteßen im Begriff it. Um aber Körpern von ı
artiger Natur eine beflimmte Temperatur zu geben, dazu werden oft fehr
dene Quantitäten freier Wärme erfodert, und es find dadurch beſtimmt
ber Vertheilung des Wärme gegeben, auf welche wir durch Folgendes aufi
machen. Wenn nämlich 2 gleichartige Körper von ungleichartiger Ter
einander berühren oder miteinander gemengt werben, fo vertheilt fidy bi
ſchied (Überfchuß) freier Wärme, welchen der waͤrmere Körper enthält, um
nach dem Verbältniß ihrer Maffen, die Wärme fegt ſich umter beiden im
gewicht, fodaß fie num beide gleiche Temperatur haben, unb bie neue Ter
verhält fich wie die halbe Summe der Temperaturen ber einzelnen Körper ı
Berührung oder Vermifhung. Es werde 5. B. 1 Pfund Waffer von
mit 1 Pf. Waffer von 100 MR. gemengt, fo wird bie Temperatur ber 8
80+10=45° fein. Sind dagegen bie Körper ungleichartig, fo gefd
2
«d
Waͤrme 78
ber Wärme, hinſichtlich der entſtehenden Temperatur bei ber Mi⸗
einen ganz andern Geſetz. Mengt man 5.9.1 Pf. Quedfilber von
LPF. Waffer von 110° R., fo wird die Temperatur des Bemenges
He man nach jenem Geſetz erwarten ſollte, fondern 107° fein. Das
Hfo nur:3° verloem, während das Quedfilber 63° gewonnen hat.
kehrt das Pfund Waſſer 44° und das Quedfilber von gleichen Ge⸗
R. hat, fo wird die Temperatur des Gemenges nur 47° fein; bier
Duedfilber 63° Wärme abgegeben und das Wafler dadurch nur 3°
st. Dies klingt nun fehr parador, wenn man ſich die Mittheilung
ime ats Ab⸗ und Zufluß eines eigenthuͤmlichen Wärmeftoffs denkt.
&, bie dieſer Anficht huldigen, erklären ſich diefe Erſcheinung fo, daß im
6 Waſſer von den 63° Wärme, welche ihm das Quedfilber abgeges
P gebunden oder verfchludt, und daher nur 3° an freier Wärme ge:
k Ins erften Kalle Dagegen waren 3° Wärme, welche das Waffer dem
Bittheifte, hinreichend, um diefes zur Entbindung von 60° Wärme zu
Diefe Eigenfchaft umgleichartiger Körper, bei gleichen Gewichtsmaſſen
munen Waͤrme zu erfodern, ızn zu gleiches Graben ber Temperatur zu
It (aach Crawford) die Capacit aͤt (Empfänglichkeit) der Körper für
Se mehr freie Wärme naͤmlich ein Körper braucht, um eine gewiſſe
ww erlangen, deſto größer iſt feine Gapacität, und umgekehrt, je weni-
wingee. In obigen Beifpielen alfo zeigt das Waffer eine große, das
ine geringe Sapacität. Diefer Ausdrud hat feinen Urſprung ebenfalls .
it, weiche die Körper in Beziehung auf den Wärmefloff als rein lei⸗
— betrachtet, was freilich nicht philoſophiſch (wiſſenſchaftlich) iſt.
fogen. Capacitaͤt der Körper hängt vielmehr von ihren verſchiede⸗
Ir Thaͤtigkeit ab, wodurch fie, angeregt durch freie Wärme von Außen,
entwideln oder freie Wärme ab⸗ und ausftoßen. Se erregbarer die
Dinficht find, deflo geringer ift ihre Eapacität, d. h. deſto weniger
MMarf es, um ihre Temperatur zu erhöhen, um fie zur thätigen Aus⸗
Vaͤrme in bedeutendem Grade zu beflimmen. Bei dyemifchen Ver»
fr Körper, beſonders beim Verbrennen, wird jedes Mal ihr Werhaͤlt⸗
‚ ihre Gapacität, zugleich mit ihrem Aggregatsuftande (dyemifchen
) verändert; ober umgekehrt, wenn ein Körper feine Waͤrme⸗
‚ fo geſchieht es nun zugleich mit der Veränderung feines Aggre⸗
\ &o flelgt bie Temperatur bes Waſſers, welches dem Feuer ausge⸗
wc freie Wärme erregt wird, nur bie zu einem beſtimmten Grade (bis
tadmlih — 212° $., ſ. Sieden), weil es, wie alle Körper, eine
Maecapacitaͤt hat. Im dem Augenblicke alfo, da diefer dem flüffigen
Maͤmliche Waͤrmegrad überfliegen wird, verändert es feinen Aggre⸗
W wird in Dampf verwandelt (gebt in Gasform über), der nım eine
geringere Gapacität hat, mithin durch eine gleiche Quantität freier
Meker erhitzt werben kann ale das flüffige Waffer. Daher kommt es,
we bei einem beſtimmten Waͤrmegrade, bei einem folchen nänılich, ber
tüberfteigt, entweder ſchmelzen (flüflig werden) oder verbrennen, fei
ne (wobei fie ganz ober zum Xheil verflüchtigt werden, die Gasform
ber ohne Flamme (wodurch fie orpbirt werben, ſich mit Sauerfloff -
ke Die meiſten Metalle). Im legten Falle wird die Capacität jedes Mal
ı verbrasnte (orpbirte) Körper haben eine weit geringere Erregbarkeit
e Wärme, d.h. eine weit größere Wärmecapacität als vor dem Ver⸗
le noch als verbeennliche Körper eriftirten. — 5) Verhaͤltniß der
sm Lichte. Bel genauer Vergleichung der Eigenfchaften ober Bes
der Wärme mit denen bes Lichte bemerkt man faft buschgängig ein
74 | Wärme
entgegengeſetztes Verhalten, woraus man ſchließen muß, baß Licht uy
obgleich beide in den höchften Graben ber Verbrennung (im ſichtbaren
gleich und in Verbindung mit einander erfcheinen, von fehr verfchieben
gengefegter Natur find. Dies verräch fich ſchon durch die Werfchi
ne, deren Gegenftände Licht und Wärme find. Leptere nehmen wir
fühl, erſteres durch dem Sinn des Geſichts wahr; das Gefühl ift aber
das Geſicht Dagegen der hoͤchſte ober edelſte Sinn im ganzen Syſtem
(&.d. und Thier.) Vergleicht man ferner biefe beiden allgemeinen
binfichtlich ihrer Sortpflangung oder Fortleitung mit einander, fo zeigt
geheurer Unterſchied in ber Geſchwindigkeit, mit welcher biefe F
ſchieht. Die Waͤrme wird ſelbſt in den Metallen (den beſten W
langſam fortgeleitet; denn man kann z. B. eine mehre Fuß lange Eif
an einem Ende ſchon gluͤht, noch einige Zeit in der Hand halten, bis
hoͤhung ihrer Temperatur verfpürt. Dagegen ift die Geſchwindigkeit
geitlos, indem es ſich befanntlich von der Sonne bis zur Exde (ein
als 20 Mit. Meilen) in einer Zeit von 8 Minuten fortpflanst. M
annehmen, daß die Wärme, welche das Sonnenlicht hervorbringt,
Sonne mit dem Lichte zugleich auf die Erde herabſtroͤmt, ſondern
Licht erregt wird; denn in jenem Kalle müßte man zugeben, baß die
gute Leiter ſich langſam, durch ſchlechte ober Nichtleiter ber Wärme
Luft ift) mit unendlicher Geſchwindigkeit fortpflanzt,, was ein Wid
Man bemerke außerdem noch folgende Unterfchiede: Die durchſichtig
welche das Licht leiten, find gerade ſchlechte oder Nichtleiter dev Waͤrn
durchſichtigſten Körper (die Metalle) find Nichtleiter des Lichts, aber
fien Wärmeleiter. Ferner: die hellen Farben, befonbers die weiße, find
am wenigften für die Erwärmung empfaͤnglich, aber befto mehr für U
tung ; da6 Gegentheil findet ſich bei ben dunkeln, beſonders bet ber fü
“be, indem die Erfahrung lehrt, da dunkelfarbige Körper, beſonders die
durch das Sonnenlicht leicht erwärmt, aber theil® nur ſchwach, theils
leuchtet werden; denn das Dunkele oder Lichte Der Farben ift eben
Fähigkeit oder Unfähigkeit, erleuchtet zus werden, d. h. durch das
erregt, felbft oder meitzuleuchten. (Vgl. Tageslicht) Auch if
Har, daß Wärme und Oxydation (Sauerftoffung) in fleter und noth
ſelwirkung mit einander ſtehen, fobaß die Oxydation, als der wefent
beim Verbrennen, Wärme entreidelt, aber auch umgekehrt bie Wärme,
‚getheilt wird, die Oxydation hervorruft, d. b. orpbirend wirft. Auch
ziehung hat das Licht die entgegengeſetzte Eigenſchaft, indem es desoryb
Sauerſtoff entziehend) wirkt. Davon kann man ſich durch Beobachtu
benwechſels uͤberzeugen, der beim Oxydiren und Desorydiren ber Koͤrj
geht. Die Oxydation wirkt naͤmtich färbend, die Desoxvdation entfärbe
3. B. die gruͤne Farbe des Pflanzenlaubes die Folge des Einathmens ber
das Laub iſt das Athemorgan der Pflanze), mithin Solge einer Oryda
haben die Metallkalke (Metalloxyde), beſonders bie Bleikalke (Bleig
nige), meift fehr lebhafte Karben. Das Sonnenlicht dagegen bleicht
die Körper, d. h. es entzieht ihnen die Karben, und dies vermöge feine
genden Kraft. Endlich zeigt fich auch bei ber Fortpflanzung, binfichtiid
tung, ein Unterfchieb zwifchen Licht und Wärme. Die Wärme durchbein
per nach allen Dimenfionen, ba® Licht befolgt dagegen bei feinem Fort
Eine Dimenfion, nämlich die Länge (Linie), es pflanst ſich in geraden |
Aber das Lestere behauptet man neuerlich auch von der Wärme. Man
einer firahlenden Wärme, von einer Reflerion (Zuruͤckſtrahlung) der W
fogar von einer Mefraction (Brechung der Wärmefttablen). Und hierin ı
Wärme 75
ihrer Fortpflanzung dem Lichte ganz ähnlich, und es wäre dieſes bie
keit bei aller fonfligen Entgegenfegung. Diefe gerablinige Fortpflans
me gefchieht aber bloß in der Luft (nicht in andern Wärmeleitern),
icht in allem Lichtleitern (durchfichtigen Körpern) feine gerade Rich⸗
Und doch iſt eben die Luft, durch welche die Waͤrmeſtrahlen gehen, -
leiter der Wärme, was keinem Zweifel unterworfen iſt. Man achte
genden Unterfchieb: Da in der Luft die gewöhnliche Fortleitung ber
porfichgehen kann, fo würde z. B. ein Zimmer nicht gebeist werben
ı nicht die den heißen Dfen berührende Luft fogleich auffteigen und
nachen müßte, welche, durch; Wärme ausgedehnt, ebenfalls in bie
daß die Wärme durch Girculation der zunaͤchſt am Ofen erwärmten
m ganzen Zimmer verbreitet wird. Diefe Art der Erwärmung kann
ſam erfolgen. Dan halte dagegen ein glühendes Eifen in einiger
m Befichte, oder ftelle fich in die Nähe eines lebhaften Feuer, 5.8.
weohlenfeuers, und man bemerkt fogleich eine Wärme, die von dem
enden Eifen gegen das Geficht auszuftrahlen fheint und vergleis
s Waͤrmeſchein genannt werden kann. Diefe frahlende Wärme bes
keineswegs langfam, fondern vielmehr mit einer dem Lichte ähn-
ndigkeit. Denn man kann durch eine vorgehaltene Scheibe, ohne fel-
verändern, den Wärmefchein yon fi) abhalten, aber er ift im Aus
:da, fobald man die Scheibe entfernt. So viel iſt alfo gewiß, daß bie
i zweierlei Arten fortpflant: bier langfam auf dem Wege ber ge:
etleitung in Metallen und andern Wärmeleitern, bort ſchnell und
Bas Licht, und zwar in einem Medium, welches ein Nichtleiter der
Über die Urfachen diefer verfchiedenen Fortpflanzung der Wärme iſt
ſeerie noch nicht im Neinen; übrigens erſtreckt fi, der Waͤrmeſchein
ende Wärme auch beim flärkften Feuer nur auf eine beträchtliche
nb dagegen das Licht in unendliche Sarnen ſtrahlt. — 6) Univerfelle
Wärme, ober philofophifche (wiſſenſchaftliche) Anficht
e der Wärme. Der giſſenſchaftliche Begriff (bie Idee) ber
nicht für fi) ohne die Idee des Lichts klar machen, mit welchem,
mehenben gezeigt wurde, die Wärme durchgaͤngig im Gesenfage und
Weiwirkung fleht. (DM. vgl. daher d. Art. Licht) Da allen Ge:
Einheit (eine Indifferens) zum Grunde liegt, aus welcher ber Gegen⸗
u oder in welcher die entgegengefegten Pole entftehen, fo werben auch
Isure wiſſenſchaftlich nicht als 2 verfchiedene Stoffe, fondern als 2
e Zuflände eines Urs und Grundftoffß betrachtet, worauf oben ſchon
uede. Dieſem Urſtoff, dieſer Urgrundlage ber ganzen materiellen
a verfhiebene Benennungen gegeben, z. B. Urmaterie, Urelement,
eltfabftanz, Urfeuer (Elementarfeuer), Äther, auch Menstruum
n der Sprache der Alchymiſten, naͤmlich: allgemeines Löfungsmits .
B auf den Namen niit anlommt , fo wählen wir hier ber Kürze we⸗
u Ather. Durch Ather bezeichnet man alfo den urfprünglichen, höchft
Zuftand der Materie, in welchen fie unter Umftänben wieder über:
Diefer Ubergang iſt eine Befreiung der Materie aus ben Banden ber
Zuſammenhangs ber Theile der feften Körper), welcher nur theils
we und durch einen Streit der folaren Kräfte der Materie mit ben
ed Lichts mit dem Magnetismus ober den Cohaͤſionskraͤften bedingt
: Streit eben iſt e8, welcher ale Wärme erfcheint. Der unmittelbare
Streites iſt theilweife Sieg auf beiden Seiten; bier werden freie
en, was in ber Oxydation beim Verbrer nen gefchieht, dort gebumbene
26 die bei der Oxydation erfcheinende Wärme anzeigt, noch mehr aber
76 Bärmemeffer Waͤrmevertheilung
die beim Verbrennen erſcheinende Flamme. Daher auch die nothwen
ſentlichſte Eigenſchaft der Wärme, die Körper auszubehnen; denn bie
Kraft der Wärme ift nichts Andres als das Streben der Materie, ſich ii
folare Materie aufzulöfen, welchem Streben aber die telluriſchen Kr
wirken, bie es nicht zur vollkommenen Auflöfung kommen laffen. Jede
wirkung auf Körper ift eine Auffoderung zur Cohäflon@veränderung, bi
zunaͤchſt als Temperaturveraͤnderung erfcheint. So +. B. das Reiben,
Körper im Innerften aufgeregt und jener Streit der folazen und telurl
- eingeleitet wird; daher gleichzeitig mit ber Erwärmung auch bie Neigumf
dation fich ſteigert. — Die confequente Entwidelung und Anwenbung
Führung diefer Grundſaͤtze gibt die wiffenfchaftliche Theorie der Waͤrr
noch ihrer Vervolllommnung und Ausbildung entgegenfieht und bexem o@E
züge bier nur angedeutet werden Eonnten. (Mol. Dreyer, „Über die
-Mobificat. des Wärmefloffs”, Eri. 1792 3 Prevoft'6 „Recherches
leur”, Paris 1792; Rumforb’s „Memeire sur la chaleur“, Park
der intereffanteften Verſuche und neuer Anſichten); Leslie, „An ex
inguiry into the nature and propagation of heat”, £ond. 1804.)
Wärmevertbeilung.) Ausführlicher und unter neuen (
handelt über dieſelbe namentlidy Rumford im 44. Bde. von Gilbert’6 „,
Yhyſik.
Mäarmemeffer (Calorimètre). Die Einrichtung biefe®
Werkzeuges, deffen Erfindung wir Lavoifier und Laplace verdanken,
dem allgemeinen®runbfage, daß, fo lange der Wärmefloff auf Änderung
gatzuftandes der Körper verwendet wird, ſich Beine fühlbare (dem
merkliche) Wärme zeigt. Wenn man alfo Eis, welches genau die Tel
Gefrierpunktes hat *), auch der größten Hitze ausfegt, fo wird man
nur eiskaltes Waſſer erhalten, ald noch Eis zum Schmelzen vorhande
nachher wird das Waſſer fich zus erwärmen anfangen. Alſo aller einem
reichende Menge Eis von der angegebenen Temperatur gehuͤllten Koͤr
ner Wärmeftoff wird auf Bildung eikkalten Waſſers vermendet, deſſen
bee offenbar der entzogenen Menge Märmeftoffs gemäß ifl. Nun ba
ſchiedenen Körper auch eine verfchiedene Fähigkeit für den Wärmeftef
werden weder durch Aufnahme gleicher Mengen befielben auf einen
Zemperaturgrad erhoben, noch durch Entziehung gleicher Mengen defl
einem gleichen Grade erkältet; und diefe Verſchiedenheit ihrer ei
(fpecififchen; Wärme mißt man nach Maßgabe des Vorangeführten an
demen Eismengen ab, die fie beim Herabfinfen von einem gleich hoben
gleich niebern Brad der Temperatur refpective zu ſchmelzen im Stande wı
basu vorgerichtete Mafchine aber, bei welcher noch Einrichtungen getroffel
das zum Erperimente felbft beftimmte Eis durch eine zweite Eislage v
artigen Temperatureinflüffen zu ſchuͤzen, beift, wenngleich ſich noch
denklichkeiten gegen die vollkommene Zuverläffigkeit der dadurch erhalten
niffe aufbringen, immer nody, paßlich genug, Wärmemeffer.
MWärmevertheilung auf der Erdoberflaͤche. Einige Phy
De la Metherie, nehmen eine urfprüngliche Wärme bes Erdballs als Grau
anfänglich flüffigen Geſtalt deffelben vor der Nisberfchlagebildung am.
wärme, glaubt man, fei noch immer in der Gentralmärme des Exrblörpe
den; denn Wärme (ſ. d.) fei überhaupt eine ber Materie an ſich inwol
genfchaft, welche die ohne fie todte Maſſe belebe, woraus bie Ausdehnung
durch gegenfeitige Anziehng zur Ruhe fich hinneigenden Körpertheildye
*) Wäre das Eis kaͤlter, fo würde feine Temperatur erft bis auf di
erhöht werben,
Wärmevertheilung 77
leſer noch vorhandenen Erdwaͤrme zu beſtimmen, muͤßte man tiefer
ich war in das Innere des Erdballs eindringen. Mehre Beobach⸗
poar gezeigt, daß die unterirdiſche Wärme mit der Tiefe ſelbſt zus
vie Temperatur hat in unferer Breite in einer Tiefe der Erbfchichten
I0 und 3000 Fuß, felten mehr als 10 — 12° R. Aber dem Ge
agen. Die Wärme auf ber Oberfläche ber Erdkugel ift verfchieben
Breite oder Polhoͤhe (f. Er d ſt rich und Schneelinie) und nach˖
Jahreszeiten, als auch nach der Höhe und nach der Beſchaffenheit
Sie haͤngt denmach zuerſt ab von der Höhe der Sonne über dem Ho⸗
der Länge ber Zeit, in welcher die Sonne auf die Erdflaͤche wirkt.
ie Strahlen herabfallen und je mehr fie fich kreuzen, ober je Länger
e fie die Erdfläche beſcheinen, defto wärmer wird diefelbe, und biefe
je der Atmofphäre mit, welche ſelbſt Leine merkiiche urfprüngliche
Sonne zu erhalten fheint. Was Erde und Luft des Tages darch
Bärme gewinnen, verlieren fie des Nachts wieder. Daher iſt bie
mer erſt des Nachmittags und die flärkfte Kälte gegen Morgen.
dendekreiſen, wo die Nächte den Tagen faft gleich find, kann ſich die
bien als in unfern Gegenden, wo im Sommer bie Sonne nur eine
e dem Horizonte bleibt. Daher find auch die Nächte in dem heißen
kuͤhl. Das Land, von welchen die Sonnenftrahlen zuruͤckprallen,
ft weit cher als das Meer, welches die Strahlen verſchluckt, wird
leichter alt. Die Wirkung dee Sonne iſt um den Sommerſtillſtand
m, da aber nody 4 — 6 Wochen die Erwärmung größer iſt als bie
atmet die Hitze zu. Der Unterfchieb zwifchen den heißeſten und
ten innerhalb 20° vom AÄAquator ift meiftens unbeträchtlich,, nimmt
Die Wreite größer wird. Zu Peteröburg 3. B. iſt die mittlere größte
19°, die mittlere größte Kälte 25° unter dem Gefrierpunkte. Jede
Ieite empfaͤngt eine Hige von wenigftens 60° auf 2 Donate, zum
Bu Beife des Getreides. Zweitens hängt der Waͤrmegrad der
Höhe des Bodens tiber der Oberfläche des Meeres ab; denn bie
beeben immer Eälter, je mehr fie über die Oberfläche erhöht find.
bie Lage und Befchaffenheit des Bodens, z. B. die Nähe der Waͤl⸗
0, die Richtung der Stromthäler und bie Abdachung, der Mangel
moraſtige ober [andige Umgebung eines Orts, eine große Maffe von
auf die Lufttemperatur ein. Davon hängt das phufifche Klima ei⸗
Bandes ab. (Vgl. Phyſiſche Geographie.) — Im Allgemei⸗
Ge Halbkugel beträchtlich kaͤlter ale bie noͤrdiiche So find die Fark
tee 51° ©. Wr. viel kaͤlter als die Länder in unferer Hemifphäre
Breitenkreiſe, der mitten durch Deutfchland geht. Die Berge des
kaatenlandes, Suͤdgeorgiens und des Sandwichlandes, bie zwifchen
5. Br. liegen (mit denen alfo die brit. Inſeln, Norbdeutfchland,
a. Länder gleiche, aber N. Br. haben), find ſelbſt im dortigen
sich Beftändig, bis an die Seekuͤſte herab mit Schnee ımd Eis
60° &. Br. flieht das Thermometer mitten im Sommer nie
Iefrierpuntte, oft aber unter bemfelben ; häufig fallen Schnee und
6 friert nicht felten des Nachts. In der noͤrdl. Hemifphäre iſt unter
keeiſe und noch weit nördlicher eine Hige von 75— 82°. Nach
wahrfheinlicher Meinung ift der Mangel eines füd!. großen Landes
es Unterſchledes. Um den Norbpol liegen bis über den 66° der Be.
uder, Die bewohnt, zum Theil fogar bebaut find und Früchte tragen.
ı die vom Bande zurüdpralienden Sonnenftrahlen im Sommer bie
wa Grade, der der Hitze im heißen Erdſtriche wenig nachſteht. Aut
78 Barnberger Warſchau
bee ſuͤdl. Halbkugel erreicht die Suͤdſpitze von Afrika nicht ben 40.,
von Neubolland nicht den 50. und die Suͤdſpitze von Amerika nicht
Br., und alle biefe Sontinente laufen gegen Süden ſchmal aus.
Zanbmaffen liegen in den bemerkten füdl. Breiten nur einige Beine
Die übrigen 30 Grade nad) dem Suͤdpole find Waſſer und Eis, bis
kurzem erſt entdeckte, unwirthbare Selfeneilande. Nun findet aber auf if!
Fein Zuruͤckprallen, Brechen und Kreuzen der Sonnenſtrahlen flatt,
fächlich die.Luftwärme entſteht. Dazu kommt noch der Umftand, baf
in ben noͤrdl. Zeichen des Thierkreifes 8 Tage länger vermweilt als in denk
- folglich wird der Winter der füdl. Halblugel um 8 Tage verlängert,
Kälte, wie man berechnet bat, um den 16., oder wenigſtens beinahe
Theil größer werben kann als in der nördi. Halblugel. — Im 3.
[hen Überf. von Kirwan’s phufifch = chemiſchen Schriften findet man
von ber Temperatur in verfchiedenen Breiten. .
Warnberger (Simon), Landfchaftmaler zu Münden, g
Pullach im Landgerihte Wolfratshaufen, lernte die Zeichentunft bei
maler und KRupferftecher Sof. Georg Winter, hierauf bei Mettenleitner im
Als er ſich für die Landfchaftmalerei entfchieb, blieb er eine Zeitlang
Anleitung ſich felbft überlaffen und hielt ſich ganz an bie Natur. Von
er nad) und nach durch Betrachten, Forſchen und Vergleichen Das, was
fonft durch Regeln und vielfättige Übung im Nachzeichnen zu lehren pfleg
malerifche Bebirgegegenben boten ihm mannigfaltigen Stoff zu gutem
Bald erlangte er die Fertigkeit, die Natur in ihren ſchoͤnſten Partien
die verfchiedenen Gründe richtig anzuordnen und ihre Entfernungen
wienperfpective genau anzubeuten ; hierauf fing er an In Aquarell zu
Leiftungen bewogen den Staat, ihm bie zu einer Kunftreife nady Wien
nach Italien nöthige Unterflügung zu bemwilligen. Er brachte 1807
eine reiche Sammlung von Stubien mit. est ging W. ganz zur Ö
Inbeß hatte er fich durch die Aquarellfarben fo verwöhnt, daß in ben
gemälden von ihm jener trockene, matte und Eraftlofe Ton des Aquareii®
bar ift, und er nur langſam dem beffern Ton ſich aneignete, der f. fi
auszeichnet. Diefen Umſchwung f. Kımfl verdankt er der Anleitung des
leriedirectors v. Mannlich und dem fortgefegten Studium des ernſten
der bairiſchen Gebirgsgegenden. Er malt ſeitdem oft ſelbſt an Ort und
der Natur ſ. Skizzen in DI, wodurch er immer gluͤcklicher auf dem
Kraft, Wahrheit, Harmonie und des Helldunkels der Färbung: fo
Geine vorzüglichften Werke find: der Staffel» und Kochelſee (beide im &
Nymphenburg), dann Gegenden von Tegernfee. Auch die Balerie pu
beim enthält von ihm einige gute Bilder. Die fländifche Galerie zu Pe
von ihm die Anficht von Ariccia, 5 Stunden von Rom, mit der Ausſicht
Meer. 1825 vollendete er f. Waldpartie am Tegernſee.
Warfchau, poln. Warszawa, jest die Hauptftadt des ruff. Kl
Polen und der Woimodfchaft Mafovien, in einer angenehmen Lage, ein gr
der aus der in die Alt» und Neuſtadt getheilten eigentlichen Stadt umb au
Vorftädten, wohin zuweilen audy das auf dem rechten Ufer der Weichfel
mit der Stadt durch eine Schiffbrüde verbundene Praga (f. d.) gerech
befteht ; unter diefen Worftädten zeichnen ſich beſonders Krakau und die u
durch Regelmaͤßigkeit und [höne Gebäude aus. Die Stadt hat mit dem
tem einen Umfang von 3 Meilen, worin aber auch viele Gärten und Selbe
gefchloffen find, 300 Straßen, 4500 H. (mit Praga) und, nach der Zaͤt
1823, 117,284 €., worunter 10,000 Juden. Dan findet fehr viele p
Gebäude, worunter das koͤnigl. Schloß, der fächf. Palaft, die Münze, |
tburg (Schloß) Wartburg (Krieg auf) 79
Palaͤſte poln. Magnaten ſich auszeichnen, eine Menge Klöfter und
den aller gedulbeten Religionen, 6 Hofpitäler, aber auch neben dem
} die bitterfle Armuth. Doch vereinigt Warfchau Alles, was Polen
choͤnes bat: hier ift der Verſammlungsort des Reichſstags, der Sig
und der höchften Behörden des Königreichs ; hier ift feit 1816 eine
it 660 Studirenden 1. J. 1825) errichtet; hier beftchen Akademien
ften, des Ackerbaues, ber Phyſik und eine Menge Unterrichtsanftals
ſchulen, auch Sammlungen, wie die reiche archaͤologiſche des zu
26 verft. Wieflolowsti. Die Bibliothek von 150,000 Bon. hat
B., 7000 S$ncunabeln, darunter einen krakauer Calender von 1490
1. Drud) und 1260 Bde. Handſchriften. In Warſchau befindet fh
I der engl. Geſellſchaft zur Verbreitung bes Chriftenthums unter den
finden Kunftausftellungen ftatt. In WB. vereinigt fich ein Theil des
leißes und ber ganze poln. Binnenhandel durch bie [chiffbare Weich»
nken und durch 2 Meffen begünftigt. Dan zählt gegen 7000 Hands
t, über 50 größere Handelshäufer und 5 Buchhandlungen. Zu den
rauͤrbigkeiten gehören die vor dem krakauiſchen Thore befindliche mes
goldete Statue des Königs Sigismund, auf einer marmornen, 25
wie, und bie große Zaluski'ſche Bibliothek. Die Stabt ift nicht eis
ich mit Linien umgeben. 1828 befahl ber Kaifer Nicolaus, in Wars
lenalbank zu errichten, bie beſtimmt iſt, die Nationalſchuld abzutras
mbel zu befördern.
urg, ein altes Bergſchloß in einer ſchoͤnen Gegend, 4 Stunde von
Großherzog von Sachen: Weimar und Eiſenach gehörig. Es warb
und 1072 vom Grafen Ludwig IL. (dem Springer) erbaut. Als
Uhringifchen Landgrafen war es berühmt wegen ber glänzenden
Rittexfpiele., welche daſelbſt vorzüglich in der erſten Hälfte des 13.
bes Landgrafen Hermann. und des Markgrafen Heinrich des
bie Wettgefänge der erften deutſchen Minneſaͤnger gefeiert wur⸗
„Beſchr. der Wartburg”; ferner: „Das Schloß Wartburg, ein
der Vorzeit”, 3. A. 1815, und vgl. Wartburg, Krieg auf.)
Kurfürft Friedrich der Weife von Sachſen den auf dem Reichstage
D. Luther auf diefe Feſte in Sicherheit bringen, wo er ale
werborgen vom 4. Mai 1521 bie zum 6. März 1522 an der Überf.
liste. Noch zeigt man das Zimmer, welches er bewohnt bar:
zurg (Krieg auf). uU. d. N. iſt ıms eine der aͤlteſten dramati⸗
dialogiſirten Dichtungen der deutſchen Sprache noch übrig. Um
ch auf der Wartburg bei Eiſenach, unter Landgraf Hermanns und ſ.
hie Schutz und Beguͤnſtigung, 6 der beruͤhmteſten altdeutſchen Saͤn⸗
wfunten: Heintich der Schreiber (Heinr. v. Rispach, auch ber tugend⸗
genannt), Walther v. d. Vogelweide, Wolfram v. Eſchenbach,
rich v. Ofterdingen und Reimer v. Zweter oder Zwetzen. Urſache
u Kampfes mag Folgendes geweſen fein. Heinr. v. Ofterdingen
ſaͤngen mehr dem wirklich altdeutſchen Sagen = und Heldenkreiſe ges
während Wolfe. v. Eſchenbach ſich faſt allein an die von a. Voͤlkern,
Brangofen und Engländern, zu uns gefommenen Kteife von Arthur
unbe gehalten bat. Diefer Gegenſatz der beiden Sagenkreiſe gab
fung zum Krieg, welchen Deinr. v. Ofterbingen mit dem Preis Leo⸗
ezherzogs v. Oſtreich, eröffnet, während f. Gegner, vor allen
m Rönig von Frankreich als Muſter aller Ritterfchaft erheben und
8 Streben nad) Kräften zufegen, alfo, daß er zuletzt zur Randgräfin
um ihren Schu bittet. Sie wirb Dittierin, und Alle kommen
80 | Bartburgsfeft
dahin überein, daß Dfterbingen nad; Siebenbürgen ziehen und ben hocht
Dichter und Zauberer Klingtohr von Ungarland oder Klinfor als Ri
ſcheider herbeiholen folle. Er erfcheint, umd es entſteht zwifchen Ihm
bach eine Art theologifcher Disputation, nach welcher Klingbohr
ger verföhnt. Kfingsohr giebt beſchenkt von damen. — Dieſes
Bearbeitungen in der Maneſſe'ſchen Sammlung, und in ber jemalf
ſchrift der Minnefänger vorhanden, woraus Zeume ed 1818 hat
(aber gang unkeitifch). Über den Dichter find die Meinungen verſch
fprad) es dem Wolfram zu. Andre fchreiben wenigſtens den größten
Strophen einem thitringifchen oder hennebergifchen Dichter u. Das ¶
große Unorbnung gerathen, welche ſchwer zu heben fein möchte.
Bartburgsfeft der Jünglinge von Deutfhlandbf
fantifhen Hochſchulen, am 18. Dct. 1817. Jene ehrwi
mit ihren Erimmerungen an das lebendige Wort der Kraft, weiches h
glorreichſte Begebenheit ber neuen Menfchengefchichte aus den Tiefen
heit und des Glaubens hervorgerufen wurde, erhielt in der neueſten
‚genreiche Beruͤhmtheit durch daB Zeft, mit welchem eine Schar deu
linge einen doppelten Sieg der Wahrheit und des Rechts über die Mad
druͤckung zur eignen Erhebung für das Edle und Große felern wollte:
der Beifter, Im Reiche ber Überzeugung vor 3 Jahrhunderten durch 2
gen; den Sieg der Völker in dem Geſammtleben des Buͤrgerthuns,
Eintracht des Muthes und der Vaterlandsliebe der Fürften und Voͤlker
been von Leipzig erfämpft. Diefes Seit der ebelften Begeiſterung, dab‘
verſt.) Großherzog von Sahıfen: Weimar ganz in feinem reinen Siam,
mb genehmigte, bat durch zufällige und bedenkliche Äußerungen des €
einer lebensfrohen Jugend ganz a. Kolgen gehabt, als die Unternehmer
dachten. Da Einige von den firengern Beurtheilern vom Scheine getä
aus Unfähigkeit, das jugendliche Gefuͤhl pfychologifch zu würbigen, nod
lich aus gekraͤnkter Eigenliebe, oder aus Furcht vor jeder Eräftigen Lebende
aus Haß gegen alles Sreifinnige überhaupt, das ganze Feſt als deme
klagt haben, To verdient e& hier eine genauere Darftellung. Um an
tage d. 18. Det. 1813 zugleich) das 3. Säcularfeft der Reformation, U
1817, als eine Doppelfeier der beiden größten Ereigniffe in der Geſchich
ſchen Vaterlandes, auf der Wartburg zu begeben, erließ die Burfä
Jena eine Einladung an die Stubdirenden auf den proteftant. Hochſchul
lands, nad) Eiſenach zu der gemeinfchaftlichen Feier jenes Feſtes Abe
fhiden. Der Broßherzog gab die Erlaubniß, und verfügte, daß bie
von den Bürgern Eiſenachs unentgeltlich aufgenommen würden. A
zu den Dctoberfeitern nöthige Holz unentgeltlich geliefert, und zur
Wartburg eine Summe bewilligt. Als nun der Tag bes Feſtes nahte,
alten Seiten ber die ſtudirenden Sünglinge, 500 an ber Zahl, mit
ſenach ein. Hier verfprach Jeder, fich aller Händel zu enthalten, und!
die Stimmenmehrheit ernannten Ausfchuffe, ber das Feſt orbnete, im
barauf Folge zu leiſten. Es hatten ſich namentlich eingezeichnet und gu}
bed Feſtes beigetragen, 468-von 12 Univerfitäten, barımter über 200:
70 — 80 von Söttingen, 30 von Berlin, die übrigen, von Erlangen
Heidelberg, Kiel, Leipzig, Marburg, Roſtock, Tübingen und 2 vom!
Untverfität Würzburg, umter denen die Mehrzahl an dem Befreiungtkr
Theil gmommen hatte. Außerdem erſchienen Einige von Halle, Einige!
umb mehre ehemalige alabemifche Bürger aus freier Xheilnahme; Teine
Greifswalde, Koͤnigsberg und Breslau. Am 18. De. fräh um 6 U
Gelaͤute aller Glocken ſaͤmmtliche Studenten auf ben Markt, von wo
Wartburgsfeſt 1
. Hier ward in dem altdeutfchen Minneſaͤnger⸗ oder Ritterfaale,
sen Öffentlichen Behoͤrden 4 Profefforen aus Jena, Geh. Hofr.
fr. Ofen, Hoft. Fries und Dofe. Kiefer, und mehre Fremde ver:
die Feier des Tages mit dem Geſange: „Eine fefte Burg iſt unfer
*. Darauf hielt Riemann, Student in Sena, Ritter des eifernen
e amı Tage der Schlacht bei Belle: Ahiance erworben, eine Rede,
Namen Aller gelobte, ‚zu ſtreben nach jeder menfchlichen und va-
igend““. Nach dem Gefange: „Nun danket alle Gott”, hielt
231 aufgefodert, eine Eurze Anrede; und bie ganze Feier emdigte
‚Der Herr fegne uns!" — Darauf vertheilte man fi) auf dem
man fich über bie Art beſprach, wie alle Spaltungen des akademi⸗
ı Landemannfchaften aufsuheben fein (mas Jena bereits gethan),
Hochſchulen zu einer Burſchenſchaft zu vereinigen. Auch Karl
leſer Gelegenheit fehr thätig, den von ber ſtudirenden Jugend beab⸗
biefe® Bundes: eine edlere Bildung des deutfchen Univerfitäten:
dern. Noch ſprach Hofr. Oken im Sinne der Rebe, welche ſpaͤ⸗
(„Iſis“, 1817) erſchienen iſt. Darauf ward im Ritterſaale ge⸗
zeamten des Feſtes der deutſchen Freiheit, dem Andenken Luther's,
von Sachſen⸗Weimar, den Siegern bei Leipzig und allen deut⸗
m Zeinffprüche ausbrachten. Nach dem Mahle begab fich der Zug
ı bie Kirche, wo der Gen. » Super. Rebe den Feſtgottesdienſt hielt.
f dem Markte ein Lied bes Gen. » Super. Nebe abgefungen und ein
racht. Damit fchloß die MWartburgsfeier, ohne daß auch nur ein
Iben durch irgend eine Übereilung entweiht worden wäre. — Hier
ı fich mehre Sünglinge mit Turnfpielen bis zum Abend, wo ber
ve nahe gelegenen Wartenberge unternommen wurde, um bafelbft,
mit dem eifenacher Landſturm, das Siegesfeuer der Octoberſchlacht
GStubenten ſchlofſen einen Kreis um die flammende Berghoͤhe.
gefungen, und ein Jenaer, Namens Roͤdiger, hielt eine Rede,
Begeiſterung, ohne Leichtſinn oder Unbeſonnenheit, ausſprach,
BE bes Tages mit einer Spende für die Armen beſchloſſen wurde.
ten zuruͤck. Die Profefforen Kiefer und Oken waren gar nicht
‚ fonbern in der Stadt bei Freunden gewefen; Schweiger war be⸗
abgereift, und Kries hatte den Berg, nebft der Mehrzahl der Stu:
nd) Roͤdiger's Rede verlaffen. Die Zurlidgebliebenen zerſtreuten
am Berge vertheilten Feuer. Da gefhah es, daß den ernflen Ein⸗
sen Feſtes der Muthwille Einzelner flörte. Diefe hatten naͤmlich,
iffen ober Mitwiſſen des Ausſchuſſes der ſaͤmmtlichen Hochſchulen,
z Feſt, dem genehmigten Entwurfe gemäß, geleitet worden war,
üge Sachen ins Feuer zu werfen, welche nach Ihrer Meinung der
mumung des deutfchen Volks nicht zufagten. Es waren die Fitel
1, und zum Theii bie Bücher feibft; darunter: Dabelow, „Über
e deutſchen Bunbesacte; K. A. v. Kamptz, „Coder der Gensdar⸗
ebne, „Geſchichte des deutſchen Reichs; K. L. v. Haller, „Res
aatswiſſenſchaft; v. Coͤlln, „Vertraute Briefe"; Saul Aſcher,
manie“; der „Code Napoleon“, und Zachariaͤ uͤber denſelben;
ı die Turnkunſt; die Statuten der Adelskette; W. Reinhard,
te über Ob, Wann und Wie deutfcher Landſtaͤnde“; einige Schrif⸗
a, die „Alemannia” und ähnliche. Außerdem wurden noch ins
ı: ein Schnuͤrleib, ein Haarzopf und ein Gorporalftod. Zum
an nod) ein Lied, und die Studenten zogen mit den Landſturm⸗
Mitternacht nad) Eiſenach zurüd. — Jenes Verbrennen der Bo⸗
iebente Auf. 8b. XII. 6
82 | Warthurgsfeſt
her word mit Recht geruͤgt. Die Handlung hatte etwas Öffentliches,
durchaus nicht in dem Plane des Ganzen lag; barum war fie poll;
gerade an biefem Tage hoͤchſt muthwillig, fowie an ſich, moraliſch
ſehr anmaßend und unbeſcheiden. Dies wirft aber keinen Schatten
ſelbſt, deſſen Bedeutung edel und deſſen Ausführung würbig war.
einſt die Griechen die großen Tage ihres Vaterlandes feierten, fo durftag
Deutſchlands Juͤnglinge die weit arößern Tage unferer Zeit feſtlich begeh
Übrigens der damals befprochene Entwurf, dem Unfuge der Landem
und Orden, fowie dem Unmefen ber Duelle, ein Ende zumahm, u
senden Sünglinge zu Einem Streben nad; fittlicher und wiffenfchaftlt
dung zu verbinden, zu Stande gelommen wäre, fo würbe das W
durch den eignen Geiſt der Stubirenden (der fich nur mittelft ber foge
ſchen Freiheit ausbilden kann) etwas erreicht haben, das bisher Feiner di
ober Staatsgefehgebung zu bewirken moͤglich gewefen war. In jener
fammelten fid) die noch anweſenden Studisenden den 19. früh auf d
wo man eine Rede von Fried vertheilte; auch fprachen Mehre fr bie
aller Landemannfhaften und für eine allgemeine Vereinigung, vorgk
von ber Hochfchule zu ‚Heidelberg, deffen Rebe in. 3. Frommann
bung des Burfchenfefte® auf der Wartburg” (Jena 1818) abgedeud
machte ſolchen Eindrud, daß die eiftigften Anhänger der Landemannfd
ner Verbrübderung bie Hand boten, und durch faſt allgemeine Tpeiina
Mahle des Herrn, noch an demfelben Tage in der Kicche zu Eiſenach
feitige Ausföhnung befiegelten, worauf Alle Eiſenach verliefen. &
Nachrichten, welche öffentliche Blätter über das Feſt verbreiteten, uf
Regierung in Weimar eingereichte Denuncation der Wartburger
welche das Verbrennen der Schriften als einen Frevel darſtellte, ver
eichtliche Unterfuchungen. Noch miehr reiste eine Erklärung des H
im „Oppofitionsblatt vom 24. Oct., welche, jene falfhen Geruͤchte
der Verbrennung der übrigen Schriften bilfigend gedachte, ſowie die
ſche (nach fchiefen Anſichten abgefaßte) „Beſchreibung des Burfcheufi
Wartburg”, und Oken's „Iſis“, 81.195: „Der Stubentenfrieden i
burg‘, den Zorn der beleidigten Schriftſteller. Das lestere Blatt
der Sinnbilder neben den Namen der verbrannten Gegenflände, unter
ber Verf. ſelbſt in Unterſuchung gezogen. Auch Hofcath Fries kam h
unterfudhung , ba fich aber ergab, „daß der Verdacht einer Theilnal
an einer durch das Verbrennen der Schriften einiger Autoren verübten
beleidigung verſchwinde“, fo erkannte bie Regierung d. 29. Dec. 1817,
Griminalımterfuhung gegen ihn nicht flattfinde”. Endlich kam die Au
auch in der Conferenz des preuß. Staatskanzlers, Kürften v. Darben
des oͤſtr. Geſandten am berliner Hofe, Grafen v. Zichy, mit dem Gei
Weimar am 14. Dec. zur Sprache; doch der Blick diefer Staatsmaͤn
ſchied ſogleich dad Weſentliche des Wartburgsfeftes von dem Unweſenth
gegen die Anordnung deſſelben zu Mißdeutungen des Ganzen und gu WS
Ginzelner gegen Einzelne Anlaß gegeben. Der Bericht des großherz. S
ſters Freih. v. Fritſch an den Großherzog über das Feſt der Wartbu
Zeit.“, 1817, Nr. 355) vechtfertigte ebenfalls die Studirenden in Jena
bezeugte ber großherz. Staatsm. Gr. v. Edling in f. Rundfchreiben
Dec. an fämmtliche großherz. Refidenten beiden verfchiebenen Höfen („2
1818, Nr. 15), in weichem u. A. auch die Überzeugung des k. oͤſtr.
angeführt if, „daß die Suche nicht fo fei, wie man fie dargeſtellt habe
D. Kieſer's Schrift: „Das —— am 18. Oct. 1817", 5
1456.) Als aber deffenumgeachtet sinige Schriftfleller in ber jugendlie
arte Bartenburg (Treffen bei) 88
teoolutionnaire Schwärmerel, und in der allgemeinen Burſchenſchaft
drung zur Republitanifirung Deutſchlands erblidten (z. B. S. Aſcher,
acgẽfeier, mit Hinſicht auf Deutſchlands religioͤſe und politiſche Stim⸗
ain 1818), fo ward durch dieſe Beſchuldigungen und andre von ih⸗
führte Umſtaͤnde eine ſolche Erbitterung erregt, daß einzelne Juͤnglinge
nbeit verloren, hier Rohheit, bort Anmaßımg zeigten, und Unord⸗
Ingen, welche den Gegnern (vgl. Stourdz a) zu einer allgemeinen
wetlidher Hochſchulen und ihrer Lehrer den Vorwand lieben. Endlich
— von feiner Zeit überhaupt zur firen Idee des Maͤrtyrer⸗
Riebener Süngling, (f. Sand), fi durch ein Verbrechen dem Tode
wiend weiben zu müffen; num klagte man den Geiſt aller Hochfchulen
ws der unfelige Wahnfinn jenes Ungluͤcklichen verübt hatte; ber Bun»
de deutſche Hochſchulen unter befondere polizeiliche Auflicht, und.
ammlung, ſowie die Theilnahme an der Burfchenfchaft war als
e, ein erhabener Det, von welchem man eine freie Ausfi ht Hai ‚um
In und zu beobachten, was in der Gegend vorgeht; in ben Ritters
ea nannte man fo bie Wachtthuͤrme, von welchen man die Gegend
Ib die Annäherung eines Zeindes, oder auch Meifender, die man
‚ entdecken konnte. Auf einem folchen Thurme, der auch Schau⸗
t genannt wurde, Wache zu halten, war das eigentliche Ge
‚ ber davon f. Ramen hatte. Jetzt ift diefes Wort nur noch
Stemivarte (Dbfervatortum) gebräuchlich.
geld, eine Art Penfion, welche man Denjenigen gibt, die zum
keftimmt und für fähig oder berechtigt dazu anerfannt find, deren
wirkliche Dienfithätigkeit aber durch äußere Umftände aufgehalten
ſten Säle find Auflöfung einer Staatsbehoͤrde, eines Ar⸗
g einer Provinz, wobei man Denjenigen, welchen man für
disponibel erhalten will, bis zur MWiederanftellung einen A
3
burg (Treffen bei), am 3. Oct. 1813. Der Feldmar⸗
entfchlofien, durch die Verfegung f. Heers auf das linke Eibufer
cheidende Wendung zu geben, brach am 26. Sept. aus dem La⸗
auf, und marfchirte mit Pontons bis zum 3. Dct. über Kamenz,
derzberg, Jeſſen nach Elſter: eine Bewegung, deren Ausfühs
in ber Kriegsgeſchichte Epoche machen wird. Der großen franz.
** Marſch ganz verborgen, doch traf am 2. Oct. das 4. franz.
In Theil des 7. unter General Bertrand bei Wartenburg ein, um die⸗
Wpunkt zu decken, der als folcher bereits durch Eleine Abtheilungen der
Wlährdet worben war. Jenes Corps vertrieb die wenigen auf das linke
wegangenen Truppen der Nordarmee, und befegte bie Dörfer Globig,
ntenburg — letzteres als Mittelpunkt — fowie biebaran liegende durch⸗
Wise Gegend; die Fronte war nur auf wenigen durch Batterien gedeck⸗
ıgugänglich, von einem todten Arm ber Eibe gefchügt. Die Preußen
bhiffbruͤcken. Vork ging zuerſt übers ihm folgten Langeron und
as Corps des Generallieutenants v. Vork — der von dieſem ruͤhmli⸗
m Ehrennamen Graf York v. Wartenburg führt — begann den Ans
af unisberwinblich fcheinende Stellung des Feindes am Morgen des 3.
eine Brigabe in ber Fronte von Wartenburg Zerraın zu gewinnen,
ter dem Prinzen Karl von Medienburg firebte, Bloddin zu nehmen
eind rechts zu umgehen. Während jene vorwärts Wartenburg ein
er ımentfchtebenes Gefecht beftand, eroberte diefe nicht ohne Beriuft
6 *
84 Warze Waſa (Stadt)
Bloddin, ſchwenkte rechts, und drang nach Globig. est rückten er
Brigaden des Corps — die des Gen.⸗Maj. v. Dom an ber Spige —
die feindliche Stellung an; der Zugang nad) Wartenburg mar nur
ſchmalen Damme möglich, bie Truppen ließen fid) zum Seuern ver
loren dabei unverhältnigmäßig, ohne daß der Zweck des Gefechte eu
wäre. Da feste ſich der Gen⸗Maj. v. Hom an die Spige bes 2. Ball:
Reibinfanterieregiment, umd führte es mic dem Ausıufe: „Ein Hunbef
einen Schuß thut!“ vorwärts, und in einem Anlaufe ward das Dorf
jonnet genommen. Die Umgehung beffelben durch Abtheilungen link
machte den Sieg vollſtaͤndig; der abziehende Feind ſtieß auf die ıx
mer weiter in feiner rechten Flanke und Mücken angerüdte Brigade
Karl, umd gerieih dadurch vollend® in Unorbnung. Nachmittags us
die preuß. Tapferkeit den Sieg entſchieden. Das Corps des Bmerall
ungefähr 24,000 M. ſtark, hatte 70 Offidere, 2000 M. tobt unk
der Feind (20,000 M. mit 60 Kanonen) verlor einige Tauſend Te
wunbdete, 1000 Gefangene, 13 Kanonen, 80 Kriegewagen. X
Bertrand würde unbezweifelt die natürlichen Vertheidigungsmittel U
und unter fo günftigen Verhäitniffen ben libergang vielleicht gam =
macht haben, wenn ihm Zeit geblieben waͤje, ſich von ben etlichen I
f. Stelumg genau zu unterrichten; er zog ſich gegen Wittenberg 5
wichtigfte Ergebniß dieſes Treffens war bie Seftfegung der fchlefifche
dem linken Eibufer, was ihre Vereinigung mit dee Nordarmee entſchi
braven Bataillon dankte der peibenmmätbige Heerführer auf eine ArtA
Beift der Armee je fhön begeichnet, als bag wir fie mit Stillſchweic
koͤnnten. Als naͤmlich das Corps nach der Schlacht vor dem Generali
filiste, grüßte er alle Bataillonsführer, body als jenes nahete, und
dieſes dad 2. Bataillon vom Leibregiment fei, von beffen erſtem Zuge
309 er ſchweigend den Hut und bedeckte fich nicht eher, ale bis bat g
vorüber war. |
Marze, im Allgemeinen ein unzegelmäßiger Auswuchs auf le
eines organifchen und thierifchen Körpers. Bei dem Menſchen he
ein folcher Auswuchs auf der Hand, welcher bie Größe eines. Hir
der einer Exbfe und nody mehr erreicht. Dan hält fie gewoͤhnlit
Berbidung des Oberhaͤutchens (der Epidermis); dies iſt fie aber m
kommt mit ihrer Wurzel aus der eigentlichen Haut (cutis) hervor, ift 5
noch mit der Epidermis bedeckt, durchbricht aber diefe bald, indem fie
anwaͤchſt. Man muß fie für das Erzeugniß einer Ausartung des OH
der Haut halten, und manche Menſchen haben eine beſonders ſtarke
bei denen fie häufig, vorzüglich an den Händen zum Vorfchein komm
roerden nicht anders geheilt, als durch Zerflörung ihrer Wuigeln, durch
den, Brennen oder durch Ägmittel. Nicht feiten ſtirbt jedoch bie I
felbft ab, und die Warze verſchwindet.
MWafa, eine mittelmäßige See» und Handelsſtadt im zuffifchen
ment Finnland, mit breiten geraden trafen, bem verfallenen Sch
bolm, dem fchönen Guſtavsplatze und einem Schiffwerfte, bat ge
Einw. , welche Schifffahrt und Handel mit Theer, Pech und Moggen tee
Schiffe müffen indem neuen Hafen Smultronoͤren anlegen, da der al
brauchbar iſt. Dex ſchwediſche König Karl IX. legte fie 1606 au, ı
fie nach dem Namen der Eönigl. Familie. Seit 1809 iſt fie mit dem uͤbt
land an Rußland abgetreten worden. — Wafa, ein alter Ritte
ſchwediſchen Provinz Upland, 3 Meilen von Stockholm, das Stam
Geſchlechts, ‚aus welchem König Guſtav I. (f. d.) geb. war.
Waſa (Guftav) Bafhington (George) 83
a(Suftav), f. Guſtav J.
a⸗Drden, f. Schweden.
fer (Johann Heinrich), Pfarrer zu Kreuz, e. Dorfe im ſchweizeriſchen
d, bekannt wegewf. ungluͤcklichen Endes, wurde gu Zürich, wo f.
E war, geb., hatte gute natürliche Anlagen, und wibmete ſich dem
höftigte fi) aber aus Neigung mit Phyſik und Mathemas
it febe bafb die Prieſterſtelle zu Kreuz, ward aber berfelben wieder
er bei Unterfuchung dee Almofenrechnungen mit den Voigten des
Bei geriet), und von diefen bei dem Mathe zu Zürich, obwol ohne
Beweiſe, verklagt wurde. : Diefe Beſtrafung erregte in ihm einen
aß gegen bie Regierumg bes Cantons. Er lebte hierauf, ohne
in Zuͤrich von dem Vermögen f. Frau, und als dieſes aufgesehrt war,
Itsrarifcher Arbeiten. Sein geofer Hang zur Polttik ließ ihn an den
feines Baterlandes einen vieleicht zu leidenfchaftlichen Antheil neh⸗
er einen Theil [. Mitbürger wider fich aufbrachte. Als ein fähiger
u auch von einigen bedeutenden Männern in Gtaatögefchäften ges
1 file jedoch, als wenn er, aus Haß gegen die Regierung, mehr
f. Vaterland arbeite, und biefes in eine allgemeine Verwirrung ſtuͤr⸗
Ran beſchuldigte ihn dieſer Abfichten , befonder® bei der Gelegenheit,
Frankreich und der Schweiz die Allianz erneuert wurde, und bann,
us über dem Zürcherfee zwiſchen den Gantonen Zürich und Schwyz
HPreceffe in Öffentlichen Schriften die Partei des legtern gegen feinen
Canton nahm. Ein Vorfall, der ſich damals in Zuͤrich ereignete,
Abendmahlsfeier mehre Perfonen erkrankten, welches man einer
tb dabei gebrauchten Weines zufchrieb, ward Ihm ebenfalls Schulb
Isunte diefe Befchuldigung nicht ertwiefen werden. Eine fehr wich»
„Ne ihm der Stabtfchreiber zu Zürich aus dem Stadtarchive zu einem
anvertraut hatte, fischte er zu unterſchlagen. Deßwegen, und
tigen Zeitfchriften geheime Nachrichten über die Verfaſſung der
macht hatte, ward er gefänglicy eingegogen. Er fuchte fich
gefährliche Flucht zu retten, aber der Werfuch mißlang. Nach
säumte er endlich bie Entwendung wichtiger Bücher und Hands
R der Stadtbibliothek und militalcifcher Pläne und Zeichnungen ein,
æ ber Landesverraͤtherei ſchuldig erklärt und zum Tode verurtheilt, ben
anf dem Blutgeruͤſt mit Saffung erlitt. Won ihm ift: — 2
Jahrzeltbuch zur Pruͤfung der Urkunden ꝛc.“ (Zuͤrich 1779), ein
*—— ferner eine gelungene Überf. von Lucian s Schrif⸗
(Züri 1769 — 73, 4 Thle).
Bgan, ſ. Vogeſen.
Ihington. (Beorge), Nordamerikas erſter Bürger, Feldherr und
im inne bes Alterthums einer der größten Maͤnner f. Zelt,
(eg pm der 333 Fairfax In Virginien geb., wo f. Water ein reicher
‚ ‚und wo ungefähr 60 Jahre früher f. Großvater, der aus Eng»
gen Unruhen wegen ausgewandert war, fich niebergelaffen hatte.
.®. exhielt den fen Unterricht im väterlichen Haufe , dann auf der
Viliamsburg, der ehemaligen Haupift. Virginiens. Bei gluͤcklichen
* er gute Jortſchritte, und ſtudirte beſonders Mathematik. Nach
lebte er, wie die meiſten Gutöbefiger in Wirginien, auf ſ.
* und trat, wie andre Staatsbürger, unter die Miliz. Als 1752 zwi⸗
—5* dern und Franzoſen in Nordamerika, wegen der Befeſtigungen,
Ai am Dpio anlegten, Feindſeligkeiten ausbrachen, wurde W. von
6. Sounerneur in Vleginien an ben franz. Befehlshaber als Unterhänhter
86 | Bafhington (George)
abgefendet. Er kam zurüd, ohne ben Zweck feiner Sendung
hatte fich aber bei diefer Gelegenheit genaue Keuntniffe der Umſtaͤnt
ward nun, ald Major, mit 300 M. virginifcher Mills gegen bie x
ber Seanzofen am Ohio abgeſchickt, und vertheibigee ſich muthvoll und
eine weit überlegene Anzahl Feinde. 1755 ward er Oberſt, und
Genetals Brabdon, führte ein Corps virginifcher Scharfſchuͤtzen und
an, zeichnete ſich als geſchickter Parteigänger Im Eleinen Kriege vort
und erwarb ſich dadurch Ruhm und Achtung bei f. Mitbürgern, gab
den Kriegsdienft auf, heirathete eine reiche Erbin, und lebte num auf
gem ganz ben bürgerlichen Geſchaͤften und den Wiſſenſchaften. AM
Mißhelligkeiten zwifchen ben engl. Coloriien in Nordamerika und bem |
in wirkliche Unruhen ausbrachen (f. Vere inigte Staaten), be
zum Theil auf eigne Koften, die Miliz von Virginien, übte fie in
und ftellte fi) an ihre Spitze. Nachdem bei Lerington (19. Apr. 1
Blut in dieſem Kriege vergoffen tworben war, beſchloß am 10. Mat d
delphia verfammelte Congreß die Errichtung eines ſtehenden, von fi
Provinzen zu befoldenden Heeres, umd ernannte W. einmüthig zum
fehlshaber deſſelben. Nicht leicht bat ein Feldherr unter mißlichern M
Amt angetreten. Es fehlte den Amerikanern beinahe an allen Kriegobt
und die Truppen, gröfttentheild Freiwillige, konnten einer firengen .‘
unterroorfen werben. W.'s feitdem bekannt getworbene Berichte an bi
ſchildern am beften f. damalige Lage. Es gelang ihm jedoch, bie Ga
nach und nach zu befeitigen, und mehr durch Vorficht, durch die er
des ganzen Laufes bes Kriegs wirklich groß bewiefen hat, und durch !
Anwentung bes Tirailleurſyſtems, als durch gewagte Unternehmu
entgegengeſtellten geuͤbtern Truppen zu bekaͤmpfen. Im Anfange 1
MW. den engl. General Howe, Boſton zu verlaffen, aber bie folgent
gebenheften dief. J. fielen größtentheils ungluͤcklich für die Amerikaner
meifterhafte Rüdzug W.'s von Long » Island, und f. Gefchickiie
Haupttreffen auszumweichen, verhinderte größere Unfälle. Durch
Unternehmumgen, den Überfall eines beffifchen Corps bei Trenton uud
ſchen bei Princeton , gab W. den Amerikanern neuen Muth und ı
Engländern furchtbar. Die ausgedehnte Vollmacht, welche er nım
erhielt, feste ihn in den Stand, mehr wirken zu innen. Die Gefan
eines engl. Corps unter Bourgoyne (17. Oct. 1777) bei Saratoga,
ftand Frankreich gaben der Sache Amerikas ein großes Übergewicht. . &
ſchied den Kampf die Gefangennehmung von 7000 Englaͤndern u. f.w. u
Cornwallis bei Yorktown (19. Det. 1781): ein Sieg, der W.’ Ei
Ient verewigt hat. Won biefer Zeit an gab England die Hoffnung auf,
rifaner zu befiegen, und Enüpfte Unterhandlungen an, welche ben variſi
(3. Sept. 1783) zur Folge hatten. Die Unabhängigkeit der Nord⸗
wurde von England anerkannt. W. legte nım die Befehlshaberſtelle nie
von dem Danke und der Achtung f. Mitbürger begleitet, auf f. Lanbfl
Vernon in Virginien zurüd, und verliebte bier einige Jahre in rubigı
gezogenheit. Als aber bie bedenkliche Lage der Vereinigten Etaaten
meine Regierungegemalt nothwendig machte, ward im Sept. 1787 eh
zu Philadelphia verfammelt und W. einmüthig zum Präfidenten beffelben
Die Verſammlung entwarf bie noch jetzt befiehende Verfaffung der E
Staaten in deren Gemaͤßheit 1789 ein neuer Congreß zuſammenber
W. zum Praͤſidenten deſſelben auf bie feſtgeſetzten 4 Jahre, und nach V
ſelben zum zweiten Male wieder gewaͤhlt wurde. Er verwaltete den
Weisheit, Tugend und Würde. Ihm zur Seite ſtand der geiſtvoll
Bafhington (Stabt) 87
wilton, f. Freund und einer der größten Staatsmaͤnner Norbames
Thatſache, fagt Briſted, daß die Vereinigten Staaten in der Sjaͤh⸗
der Verwaltung W.'s, aus dertiefften Natlonalzerruͤttung, aus.
rängniß, fich auf eine hohe Stufe der Macht, be Anſehens, des
mbdes und des Ruhms erhoben. Der öffentliche, vorher gänzlich
eſene Sredie lebte wieder auf; das Vertrauen Echrte in bie faft aufs
verbindungen zuruͤck; der gelaͤhmte Handel ward frei und um[panns
die neue Welt; die Nationalſchuld, welche ſchon durchgeſtrichen
erhielt eine fihere Buͤrgſchaft, und jeder Gläubiger volle Sicher:
atseintommen wuchs mit dem Wohlſtande und dem Fleiße bes
mfBeiden zu laften, der Mechtögang fand die freie und fichere
des; der Charakter des Volks entfaltete fich zu einem edlen Bürger:
wropa fah mit Erſtaunen diefe wundervolle Schöpfung, das Werk
jrändetem und in das Leben eingeführten Verfaſſung, obfchon, nad)
Hkton’s Verfoffungsplan der Unionsregierung noch mehr Kraft und
re haben würde als der von dem vorfichtigen IB. entworfene mils
Bag. Ungeachtetdiefer Verdienfte, die W.'s Namen in der Befchichte
tunſterblich machen, mußten unverbiente Beſchuldigungen, die der
en legten Jahren gegeh ihn erhob, bittere Gefühle du de erregen. Als⸗
Ment (1797) geendigt war, zog er ſich wieder auf f. Landgut zuruͤck,
Beroußtfein redlich erfülter Pflichten und den Beifall aller Guten
Er ſtarb hier am 14. Dec. 1799 In einem Alter von 67 3. Sein
m Deren. Staaten mit alter Feierlichkeit und felbft im Außlande
ı Bundedftadt, die f. Namen führt, wird f. Andenken erbalten. In
ente gab er allen feinen Sklaven die Freiheit, und vermachte beträchts
zu Anlegımg einer hohen Schule zu Columbia und einer Sreifchule
. Noch hat ihm f. Nation kein Denkmal errichtet, und das
Mannes in feinem Garten zu Mount: DBernon, am Ufer des Pos
et kein Stein noch Inſchrift. Sein Denkmal if in der Gefchichte.
eble Geſtalt, das Herz eines Weifen, den Geiſt eines Staats⸗
wm Muth eines freien Bürger. Ausdauernde Kraft bei rings ums»
den und mehrmals zu einer furchtbaren Größe anwachſenden
m, unerfchätterlihe Treue gegen das Waterland auch bei empfind⸗
tgen, eine bei dem lebhafteften Eyrgefuͤhl auch den politifchen Ver
khrende Achtung und Befcheidenheit, Seftigkeit bei entfcheibenber
e ſtolze eigenfinnige Hartnädigkeit , und die ſchoͤne Verbindung vers
enge mit vernünftiger Milde: diefe Eigenfchaften bezeichnen ben
ebenfo Liebreichen als kraftvollen, ebenfo großen als guten Mannes.
Bancroft („Essay oN the life of G. Washington‘, Worcefter in
07), baden f. Leben befchrieben. S. auch Joſch, „Waſhington und
. Revolution” (Gießen 1817). Jared Sparks gibt die in Mount⸗
4. Papiere Ws u. 5. T.: „The works of G. Washington” (m.
— 12 Bdn., Bofton 1828 fy.) heraus.
ngton, die Haupt» und Bundesſtadt der Verein. Sthaten (301°
38° 53’ N. B), auf einer von 2 Armen des Potowmac gebildeten -
ıb zwar auf der marpländifchen Seite bes Stroms, etwa 26 Meilen
kadung, in dem Diſtrict Columbia (f. d.), der unter ben Geſetzen
I flieht. 1790, als man das Beduͤrfniß einer gemeinfchaftlichen
e ben verbimbeten Staat fühlte, entfchloffen fi die Staaten Mas
keinia, zu biefem Behufe einen faft im damaligen Mittelpunfte der
renm Platz dazu anzumeifen, 280 engl. Meilen vom Meere mt:
er Mitte deffelben erbauete man nun eine Stadt, die man nad dem
88 Waſhington's-⸗Inſell Waſſanah
Manne benannte, ber ſoviel für die Sache ber amerikaniſchen Freihch
hatte. Man befolgte dabei einen regelmäßigen Plan, und Walbingte:
wenn es einmal vollendet fein wird, eine der fchönften Städte des
den. Die Umgebumgen find vortrefflih; bie Querſtraßen ſaͤmmtlich
die Hauptftraßen 130 — 160 Fuß breit, ale ſchnurgerade gegogen,
chen Pläge groß und majeſtaͤtiſch, die Häufer nady einem Ebenmaße
Geſchmacke, die öffentlichen Gebäude, wie das auf einem Huͤgel fle
der Palafl des Präfidenten, das öffentliche Gefaͤngniß, die Caſernen
ber noch ift Feine Straße ganz ausgebaut; beffenungeachtet enthielt Mi:
1810: 1700 5. und 9200 €. , tworunter 5900 Weiße und 2300 M
5. 1819: 11,300 Einw., 43 öffentliche Gebäude, 2028 Wohn:
Läden und Hanbelögebäude, 354 Öffentliche Pläge ; im I. 1823: &
14,000 E. Beorgetomn (7400 €.), mit einer kathol. Univerf. und I
ift bloß durch den Fluß von ihr getrennt. Die neu angelegten Strafe
nad) den Staaten, in die fie führen, benannt find, unterfcheiden ſich ge
von der Umgegend nur durch eine ſchwache Spur von Anbau ober an ein
Im durch Reihen ital. Pappeln. Dean findet 4 Kirchen, für die Epiſtop
die Presbnterianer, für die Baptiften und für die Kathollken. Seit 18%
det fih in W. der Sig der Regierung, des Generalcongreſſes, be6diz
Corps und aller Centralbehoͤrden; auch hat fie eine Bibllothek, eine GR
das Colombiainſtitut, eine medic. u. a. Geſellſch., öffentliche Schulen,
en, viele Handwerker und Handel. Der Hafen Ift geräumig und für gre
zugaͤnglich; ſchon 1813 wurden aus .demfelben für 1,327,000 Dollach
verfendet. Aber am 24. Aug. 1814 traf bie Stadt das Ungluͤck, bei
ten bafelbft einruͤckten, alles Staatseigenthum wegnahmen und bie &
Gebaͤude, wie das Gapitol, den Palaft des Präfidenten, das Schagt
bAude, daB Zeughaus, die Werfte, die Repsfchligereien, felbft bie
über den Potowmac zerftörten, ein Schaden, der auf 2,303,000 &
ſchaͤzt wurde. Das Capitol und bie Wohnung bes Präfidenten ſind
Kriege erlittenen Befhädigungen wieberhergeftellt. 90 marmorne
mit großen Koften aus Stalien eingeführt, ſchmuͤcken die Säulen bei
defien Bau 225,000 Pf. St. (L MIN. Dollars) geloftet hat. Ihm g
wird Wafhington’s Bildfäule zu Pferde errichtet. Eine britte Stadt in be
Columbia, Alerandria (8200 E.), am rechten Ufer des Potowmac,
bau und Hanbel.
Waſhington's-Inſeln (oder bie neuen 8 Marquefad: Inf
5° — 140° 13’ W. 2. von Greenwich, 7° 507 — 9° 30° S. Br.). Um
iſt Nukahiwa (f.d.) die wichtigfte. Sie wurben entdedit und bena
amerik. Cap. Robert 1792, befchrieben vom Gap. H. v. Krufenflen u
lich vom amerik. Gap. Porter (in f. „Journal of a eruise made to the paci
1812 - 14", Neuyort 1825, 2 Bde.). Porter nahm dieſe Infe
Vereinigten Staaten in Befig, chne dazu beauftragt zu fein.
Maffanah ift eine erft 1816 durch einen arabifhen Kaufmann,
met in Nigritiem aufgefundene Stadt, beinahe 2 deutfche Meilen im
60 Tagereiſen ſuͤdoͤſtlich von Tombuktu (eigentlich Timbuctu). Auf!
ſeite fließt der große Strom Zadi, den die Einw. Jolibib nennen, voruͤl
Stadtmauern find ſtaͤrker und höher als die zu Tombuktu und beſtehen au
ohne allen Mörtel aufeinander gelegten Steinen. Die Stadt ift vier
auf jeder Seite ein großes Thor, und befteht auß niebern Hütten, eber
Steinen ohne Mörtel gebaut, mit Dächern aus Mohrftäben geferti
weiche breite Palm» oder ähnliche Baumblätter gelegt werden. Zwifd
Eedern Hätten befinden ſich enge Durchgaͤnge. Das koͤnigl. große und hol
-
Waſſer 80
08 eine viereckige Geſtalt, iſt aber aus Steinen, die mit einer kalk⸗
4 nicht fo harten weißen Maſſe zufammengefügt find, erbaut.
ungefähr doppelt fo viel Einw. ald Tombuktu, wenigſtens beſteht
mehr als 300,000 Seelen. Die Vornehmen von Waſſanah tra>
nm weißemunb blauem Zeuche, weite Eurze Beinkleider und zum
a langen Kaftan, mit einem vielfarbigen Gürtel. Die unverhei⸗
um weiblichen Geſchlechts, welche faft alle ſehr wohlbeleibt find,
veiße und blaue, mit Gürteln von allen Farben um den Leib bes
ver, und ſchmuͤcken fich die Naden, Ohren, Nafen, Arme und
Menge Heiner goldener Verzierungen, Knöpfe und Muſchelſcha⸗
ig führt den Titel Olibu, d. h. guter Sultan, trägt ein weißes
nangefarbige Beinkleiber, wie ein eueopälfcher Matroſe, und eis
tan mit Ärmeln von blauem Tuche, der durch einen aus vielfarbis
hen verfertigten Gürtel befeftigt wird. Ex trägt auch Arm und
feiner bunter Seite und das Haar in Beinen Loden. Der Bürs
n ber Bruft bie zu den Hüften und iſt ntit ben fchönfacbigen En»
und Beine gefchlungen. Auf dem Haupte trägt er einen fehr hohen,
mit Federn gesierten Rohrhut, Sandalen an den Füßen mit gols
ngebunden,, eine große goldene Kette um die Schultern haͤngend
einen Büfchel blendender Steine und Mufcheln, und an der Seite
Dolch in einer folhen Scheide. Er reitet auf einem Ilfement
anten), ein Thier, welches 3 Mal höher als das größte Kameel ift.
Diefer ſchwarzen Einw. von Waffanah iſt gaftfrei, gutmüthig und
Ben® ohne Hang zur Dieberei. Ihre Lebensmittel befichen aus
Milch und Fleiſch. Bottesbienftliche Gebräuche fcheinen ihnen
mt zu fein. Nur beim Tode ihrer Freunde fpringen fie herum,
er, zerfleiſchen ihre Angefihter, als wären fie unfinnig, und beim
ben fie ein Feſt, wobei fie die ganze Nacht nach einer Muſik tanzen,
aͤßigem Schlagen auf Belle, welche über ausgehoͤhlte Hölzer
d im Schütteln Eleiner Mufcheln und Steine in Beuteln, ober
beſteht. Dom Lefen und Schreiben haben fie gar Leine Kennt⸗
Inige von der Schifffahrt, die fie auf dem großen Fluſſe mit Boͤten
en Baumſtaͤmmen, die 15 — 20 Neger faffen, betreiben. Gie
Elaven Elefantenzaͤhne, Edelſteine, Bol und Schalthiergehaͤuſe,
ropaͤiſche Waaren ein. Das Land rund um die Stadt wird
n angebaut. An der Flußſeite wählt Reis. Ochſen, Kühe und
bafeibft häufig; Kameele, Pferde, Maulthiere und Ziegen fehlen ;
t #8 in und bei Waſſanah ſchoͤnfarbiges Geflügel, Eier und Zifche
uch Krokodille werben bier gefunden. (&. James Miley’ „Reiſe“,
adon erfdhien.)
. Dem elaftifchen, trockenen, durchſichtigen Naturkörper, der Luft,
fifche Fluͤſſige, das alles fpecififch Gebildete nuflöfende, alle Tren⸗
xervereinigung befoͤrdernde Naſſe, das Waſſer, entgegen. Es durch⸗
ade, umgibt fie als Meer, erfuͤllt als Dunſt und Dampf den Luft⸗
x gewiſſen Hoͤhe, iſt eine Bedingung alles organiſchen Lebens, wirkt
eſtaltung vieler rmorganiſchen Körper, und wird, bei unaufhoͤrlicher
Wiederzuſammenſetzung, ſtets in den Urquell, woraus es in den
Geſtalten entſpringt, zuruͤckgefuͤhrt. Schon früh hielt man es
chen Urſtoff (Element), bis man ſpaͤter (wie ſchon Newton aus der
Kraft deffelben geſchloſſen hatte) durch die nähere Kenntniß bes Waſ⸗
a Iufammengefepte® darin erkannte. Die Entbedung der Zuſam⸗
zWaſſers gehört dem Engländer, Heinrich Cavendiſh, ver 1784
90 Waſſer
durch feine Verſuche darauf gefuͤhrt wurde. Sie wurde durch bie Fe
beſonders Lavolfier, Bucquet, Fourcroh, Bauguelin beftätigt. IR
seines Wafler aus Waſſerſtoffgas und Sauerſtoffgas beſteht, und zwar
genaue Verſuche ergaben, von jenem 11,06, und von diefem 88,94
enthält. Es wurde nämlich Sauerſtoffgas und Waſſerſtoffgas in
brannt, wo man das Gewicht des Gasarten vor bem Verbrennen mit
des dadurch erhaltenen Waffer und des übriggebliebenen Gaſes g
tonnte, und fand jedesmal, daß das erhaltene Waffer fo viel als
denen Safe wog. Neuere Naturforfcher find durch die elektriſchen
veranlaßt worden, wieder zu der Alteften Anficht, daß das Waſſer ein
zuruͤckzukehren, indem fie das indifferente Waſſer fich durch bie beiden
täten (f. d.) in jene beiden, einander polarifch entgegengefegten
dein laffen. Das reinfte Waſſer ift dasjenige, das ber in hohen &
fangene Regen oder Schnee liefert, und worin ſich feine Spuren
entdecken laffen. Da dies jedoch felten der Fall ift, fo verſchafft
Waſſer durch Deſtillation. Es ift in dem Zuftande feiner Meinheit
vollkommen durchfichtige, geruch = und geſchmackloſe Fluͤſſigkeit. Bel
temperatur unferer Atmofphäre bleibt das Waffer ſtets fluͤſſig, vermi
die Wärme bis unter O des Thermometers (oder 32° Fahrenheit),
In verfchloffenen Gefäßen, oder wenn man bie Oberfläche mit Di
es noch einige Grade unter O flüffig bleiben, fo lange keine Bere
Wenn das Waſſer erſtarrt, nimmt es, wie die meiften übrigen Ko
geftalt an. (&. Eis.) Diefe Kryſtalle zeigen mancherlei Seftalten,
der Heftigkeit der Kälte und der Schnelligkeit ihrer Bildung, theils
ſchledenen Graden dee Ruhe beim Frieren und ähnlichen Umſt
Die fpiefigen Kryſtalle zeigen fi unter einem Winkel von 60 —
und bilden fo die Denbriten an ben Senftern, oder die Gzadige Geſtalt
Waſſer, das andre Stoffe, 3. B. Säuren, Salze u. dgl. enthält,
Regel langfamer, und zwar nach Verhaͤltniß der Menge dieſer
Wenn ein Theil einer ſolchen Auflöfung erftartt, fo geftiert gewoͤ
das Maffer, und die ruͤckſtaͤndige Auflöfung ift dann um fo viel mel
Wenn das Eis aufthaut, erhalten fich die regelmäßigen Kryſtalle
gebildeten Nadeln länger als das übrige, weniger regelmäßig Angefi
Dichtigkeit des Waſſers ift nicht beim Nullpunkt des Thermometers
fondern erft bei 34° Réaumur über diefem Punkte. Bon biefem P
es fich beftändig aus, ſowol beim Abkühlen als bei der Erwaͤrmung.
nahme von den für die Einwirkung bes Wärmeftoffs auf flüffige Körpt
den Regeln ift von großer Wichtigkeit; denn wenn fie nicht ftattfände,
ein großer Theil der kaͤltern Exbftriche ganz unbewohnt bleiben. Das Wi
nämlich im Winter ziemlich bald, felbft in den größten Seen, bis zum
und darımter abgekühlt werden, und feiner ganzen Maſſe nach auf ein
em. So aber finkt das Waſſer, fobald es bis zu 34° abgekühlt ift, ia
zu Boden, und wenn endlich die ganze See diefe Temperatur angeno
fo kann nur die Oberfläche derfelben noch unter biefen Grab abgekuͤblt wi
nım das Fältere Waffer leichter als das arme ift, und weil das Waffe
tropfbare Ftäffigkeiten, ben Wärmeftoff ſehr langſam leitet. Der Grm!
behaͤtt die angegebene Temperatur von 34°, und das Waffer, das aut
fließt, iſt ſtets 3 — 4 Grade uͤber dem Eispunft erwärmt; «8 behält
peratur auch auf dem Boden der Ztüffe, daher felbft In den kaͤlteſte
Stroͤme und Bäche felten bis auf den Boden gefrieren. Wird das Wafl
an erwärmt, fo dehnt es ſich allmältg aus, bis es unter 80° zu fiebı
Einige Augenblickt vor dem Steben hört man zuweilen einm toͤnender
Waſſer 91
‚ baf die Blaſen von Waſſergas, bie fich auf dem Boden bilden, waͤh⸗
keigens ſich abkühlen und verdichten, wodurch ein Iuftleerer Raum
vom Wafſer ausgefüllt wird. Sobald die ganze Waffermaffe die
ven 80° angenommen hat, fleigen die Dämpfe empor und es entficht
he Geraͤuſch des Siedens. Der Waſſerdunſt folgt bei feiner Aus⸗
h die Wärme den gewöhnlichen Geſetzen der Gasarten. Er bat einem
I von Elaſticitaͤt, daß er, im bie ſtaͤrkſten Gefäße eingeſchloſſen, dies
gender Hitze zerfprengt. Auf diefer Eigenfchaft des Waffergafes bes
mie mus der Dampfmafchine (f.d.). Dem unſichtbaren Waſ⸗
durch kalte Körper die Wärme entzogen, indem er fich in dem Ver⸗
Mählung verdichtet und fidhtbar wird. Darauf beruht die Theorie der
Wolken, des Dampfes, der Nebel und andrer meteorifchen Erſchei⸗
feben wir den Hauch im kalter Luft, und baher befchlagen Ealte
men Zimmern. — Meteorwaſſer nennt man das durch die Luft
tn Dunſtform in die höhern Regionen geführte Waſſer, das fich
ng der höhern und kaͤltern ober ber hinzuſtroͤmenden Lufts
wenig verdichtet, in Meine Dampfbläshen umwandelt und bei
bichtung ſich wieder auf die Erde ergießt. Es erfcheint als Regen,
‚ Schnee, Reif, Hagel. Es iſt dem deſtillirten Waffer gleich, da
sefphäre bei nicht feuchter Witterung mit unzähligen Staubtheilchen
er mit Juſekten, Gefämen und Bluͤthentheilchen angefült iſt, durch
Bewegung der Luft und Winde Stoffe verfchiebener Art aus ſehr
Begenden herbeigeführt werben und das Waſſer faft alle Stoffe auf
t die Reinheit des Meteorwaſſers von Zufaͤlligkeiten ab, und nach
zufälligen Umftände wird man baher in ben Meteorwaffern auch
Igemifchte Stoffe entdeden. Altes Waffer auf der Erde (das tellu⸗
) verdankt feinen Urfprung tem Meteorwaſſer, das in den oben ges
mm und zwar am häufigften als Than und mäfferiger Nebel, auf
I, md theils über die Oberfläche wegrinnt, theilß von ber Dammerbe
M, oder fich in die Ktüfte und Spalten der Gebirge ſenkt. So ſcheint
Planeten befindliche Waffer in einem ſteten Kreislaufe zu fein, da
Dempf in die Luft auffleigt, dann von den, vermöge ihrer Dichtigkeit,
ja ınd Berggipfeln angezogen, und zu Quellen wird, bald ale Regen
ia tropfbar flüffiger Geftalt nach den tiefern Regionen zuruͤckkommt.
‚ welche die Quellen aus bem Anziehen der atmoſphaͤriſchen Waffers
h die Hoͤhen entſtehen läßt, erfcheint im Allgemeinen als die wahr
‚ wiewol auch mit Wahrfcheinlichkeit angenommen werden fann, daß
Fällen bie aus dem Innern der Erde durch unterirdiſches Feuer empor»
und in den hoͤhern Luftſchichten zu teopfbarer Flüffigkeit verbichteten
klfam ſeien. Weniger wahrſcheinlich ift die Anſicht, daß das Innere
nungeheured Waſſerbehaͤltniß ſei, obgleich das Daſein großer unterirdi⸗
amaſſen und Fluͤſſe nicht unerwieſen zu fein ſcheint. Während das mit
bhlenfaurem Gas geſchwaͤngerte Waſſer durch die Gebirgsmaſſen rinnt,
aufiösliche Stoffe auf, und zwar mehr oder minder, je nachdem es mit
Imgere ober kürzere Zeit-in Berührung iſt, fowie nach Verhaͤltniß der
sie jener Etoffe umb der Temperatur der Gebirge. Auf diefe Weife ift
ich, daß manche Quellen Jahrhunderte lang reichlich mit Subftanzen
xt find, wovon man im freien Zuftande kaum Spuren an den Orten ber
wahr wird. Noch wirkſamer ift das Waffer, wenn es durch Erzeugung
um Menge von Koblenfäure aus organifchen Stoffen, ober von Schwer '
8 Schwefelkieſen und Schroefel die Felſen deſto Eräftiger durchdringen
ie durch Kalkberge rinnenden kohlenſauren Waffer kommen als Incruftie
98 Waſſerblei Bafferhofe
sende Duellen zu Tage, ober bilden bie Stalaktiten in Brotten unb £
mineralifhen Wafler Hängen überhaupt einzig von ber Befchaffenheit
und Erblagen, welchen fie entfpringen, und ber hemifchen Verwan
Maſſe ab. Der größte Theil der aus den Bergen entfpringenden Dix
. fehr ſchwach mineralifh. Beim Fortſtroͤmen entweicdht vollends bie
tene Kohlenfäure, und die kalkigen und andern mineralifchen Theile ı
geſchlagen, weßhalb die daraus entflehenden Fluͤſſe immer fehr weiches
halten. Das Brunnenwaſſer hingegen ift, mit Ausnahme der aus GEM
henden Quellen, immer ſchwach mineraliſch, weil viele das flache
ziehende Waſſeradern wenigſtens immer Koblenfäure, Kalk, Kochfak,
den. Das befte Trinkwaffer liefert dasjenige Brunnenwaſſer, das voͤl
geruchlos ift und den geringfien Gehalt von Erben, aber ben größten
Kohlenſaͤure hat. Man theilt bie Erdwaſſer hinfichtlicy ihres Gebrauc
bie daß filtrirte Seifenwaſſer nicht gerfegen, und harte, bei welchen
iſt, bie jedoch allmaͤlig in jene, durch Abnahme aller oder einiger miner
flanbtheile, übergehen. Die harten Waffer theilt man in gemeine Bet
bie weber fpecififch auf ben Organismus wirken, noch techniſch benugt
in Mineralwaſſer. Diefe gerfallen in Sauerbrunnen, Schmefelguelle
theils eifenfrei, theils eifenhaltig find), allalifche Waſſer, Stahlquelig
waſſer, Salpeterwaſſer, borarhaltige Waſſer, vitrioliſche Waffer, Ci
Kieſelwaſſer, ſchwefeligſaure Waſſer (in der Naͤhe der Vulkane), ſeife
fer, Salzwaffer, giftige Waſſer. Vgl. Biot's „Erfahrungs: Naturle
1.%8b.), worin auch mehre Verfuche über die bald behauptete und bx
Zufammenbdrüdbarkeit des Waffers vorkommen, über weldhe man berei
Werkchen von Zinmmermann: „Über die Elaſticitaͤt des Waffers” (R
befigt. Eine gedrängte, aber fehr ſachreiche Betrachtung des Waffe
chemiſchen Geſichtspunkte, mit ausführlichen literar. Notizen ent
John's „Handwoͤrterb. der Chemie” (Leipz. 1818, 4 Bde.) im betrefl. 4
MWafferblei, Motpbbän, ein 1778 von Scheele und 1782 1
entbedites Metall von filberweißer Farbe, fafl dem Glanze und der Hu
bers und 8, 6fachem fpecif. Gericht. Es iſt faft ſproͤde und zeigt nur
ſchmeidigkeit. Ohne Luftzutritt bleibt es in der ftärkflen Stühhige unde
iſt außerordentlich ſchwer zum Schmelzen zu bringen, indem es
Stabeifen if. Eine Art des Molybdaͤnoxyds oder Kalkes gibt, in W
Iöft, die molybdaͤnigte Eäure. In der Natur findet ſich das Metal t
Ipbbänglanz und Gelbbleierze.
Waſſerbruch, f. Brud.
Waſſerdampf, f. Dampf.
Waſſerfall (franz. cascade, von bem Ital. eascare, fallen),
taraft (von dem Griech. zurunaxırs, gewaltfamer Sturz), der Del
Waſſer von einer Höhe in die Tiefe faͤllt auch das fallende Waſſer ſelbſi
natuͤrliche und kuͤnſtliche Waſſerfaͤlle. Unter den erfien find die berühm
Europa der Rheinfall bei Schafhaufen; in Afrika die File des Nil;
amerika ber große Waſſerfall im Lorenzfluffe bei dem Fort Niagara (f
in Gübamerika der große Fall des Parana, in Paraguay. Die (hönfl
chen Wafferfäle find in Frankreich, gu Marly unweit Verfailles umd zu €
bei dem Luſtſchloſſe Loo in Geldern und auf ber Wilhelmshoͤhe bei Gaffel
Waſſergalle, auch Regengalle, ein Stud von einem Regen
oder zerriſſenen Wolke.
Wafferhofe, eine furdtbare Erfcheinung auf bem Meere , mel
upit abweichenden Rebenumftänden, darin befteht, daß ſich eine Waffe
Wolke mit großem Geraͤuſch nach der Meeresfläche herabſenkt, mol
g
Waſſerhoſe | 08
enbe Meereswaſſer gleichfalls zu einem Kegel erhebt, beffen Are
m einerlei Richtung hat und ſich mit demfelben verbindet, oder faſt
Bafferkegel aus dem Meere gegen eine Wolke aufftelgt und ſich mit
. Mac der Vereinigung rüdt die Säule, die bisher ſtillſtand,
iht nach einiger Zeit, wobei die ganze Waffermaffe unter fuͤrchter⸗
mit folder Gewalt ins Meer ftürzt, daß bie Schiffe, welche ſich
ihrem Bereich befinden, felten zu retten find. Thevenot fah beim
Waſſerhoſe das Memeswafler zuerft gleichſam kochen, und fi
zuß hoch über die Flaͤche erheben, wo es weißlich ausſah, und einen
Nauch über ſich zu haben fchien. Dabei hörte man ein dumpfes
fchien eine dunkle, etwas mehr als fingerdicke Röhre, wie vom
n Wolken in die Höhe zu fleigen, welche bald verſchwand, indeß
telle traten. Zugleich ſenkten fidy auch aus ben Wolken trompeten⸗
ı herab, deren größerer Umfang oben an den Wolken hing. Diefe
weiß und durchſichtig, anfangs leer, füllten ſich aber mit Waffen,
m unten aufgeftiegenen Säulen berührten. Nun nahm auch ihre
Umfange eines Baumſtammes zu, den ein Mann umfaſſen kann.
ſchlaͤngelte ſich das Waſſer deutlich in die Höhe, ſodaß fie einem
kten Darme glihen. Eine davon dauerte länger als bie andre,
weiterte ſich mehrmals umd verſchwand, nachdem das vom Meere
hobene Waſſer fich geſenkt und von dem aus der Wolke herabhaͤn⸗
rennt hatte. Thevenot bemerkt zugleich, daß ſolche Wafferfäulen -
bie Segel ber Schiffe verwideln, und daß fie im Stande find, Bleine
wpuichen. J. R. Forſter in feinen „Bemer. auf einer Reife um
. 1783) gibt von einer zwiſchen den Infeln bon Neufeeland beobach⸗
e folgende Nachricht: „Nach einer (den Radıt erfolgte am
e eine gänzlihe Windſtille; es ſtiegen einige Wolken am Himmel
iger Entfernung vom Bande fchlen es zu regnen. Bald barauf ent⸗
Beeresfläche ein weißlicher Fieck, aus welchem gleichfam ein Faden
heraufſtieg, bie fich mit einer andern, aus ber Wolfe herabkom⸗
ste. Bald nachher entflanden auf gleiche Art noch 3 andre Saͤu⸗
te war ungefähr 2 einer deutſchen Meile vom Schiffe entfernt; fie
dem Meere einen Durchmeſſer von 70 — 80 Klaftern zu haben ;
Reer heftig, und es fliegen Dünfte wie Staubregen in die Höhe.
Wolken hin war ber Durchmeſſer der Saͤule gleichfalls ſtaͤrker als
ofelbfl er kaum 2 — 3 Fuß zu betragen ſchien. Das Waſſer wurde
einer Schnedenlinie hinaufgetrieben, oft fchien es aber audı nur
e zu bilden, und innerhalb dee Säule einen leeren Raum zu laflen.
ie Wolken mit dem auf dem Deere liegenden Theile der Saͤu⸗
mit gleicher Gefchwindigkeit fortruͤckten, erhielten biefe eine fchiefe
en ſich fogar bisweilen; auch ging bie eine fchneller als bie
x fie fidh dem Schiffe näherten, deſto mehr bewegte fich das Meer
nen Eurzen Wellen. Dabei verfpärte man ein leichtes Luͤftchen von
er Richtung. Die Dauer ber Ehulm war verfchieben. Man nahm
‚ wie das Rauſchen von einem MWafferfall im tiefen Thale wahr;
elkoͤrner auf dad Verdeck des Schiffes, es regnete mehrmals und
I man einen Donner gehört hätte”. Bisweilen werben dergleichen
ns Meere, wo fie entflanden, über das nahe liegende Land getries
4 Art der Wirbelwinde, große Verwuͤſtungen anrichten. — Die
chrungen über die Wafferhofen laffen fich in Folgenden zuſammen⸗
nimmt fie nicht eingeln wahr, ſondern 3, 4, 6 in kleinen Abſtaͤn⸗
nacheinander; 2) immer geräth dabei ein beträchtlichen Theil Woſ⸗
94 Waſſerkopf Bafferfcheu
ſer in kochende Bewegung; 3) es findet babei ein merkliches Ger
unter dem Waffer zu fein fcheint ; 4) es bildet ſich ein Nebel, ein
der auffteigt; 5) er macht ein eignes, von bem vorigen genau zu
Geraͤuſch; 6) es befindet ſich jederzeit eine Wolke über der Wafl
nicht Unmer im Anfange bemerkt; 7) die Wolke ift nicht immer wit
hoſe verbunden, fondern fleigt oft erſt herab, dem fie hebenden N
mit dem fie fidh vereinigt; 8) die Wafferfäute fchreitet ſtoß⸗ ober fprumg
9) die Wolke folgt jederzeit, vereinigt oder nicht, der fortfchreitenden
welcher das Waſſer bewegt ift; 10) faft niemals mit gleichem Sch
meiftens langfamer; 11) die MWafferfäule wurde niemals gleich dick
men, fondern ihr Ducchmeffer war in der Mitte am kleinſten, 2.
des Waſſers, und nad) ben Wolken am größten; 12) ohne Ausna
Salt nad) und bei einer Wafferhofe; 13) gemeiniglid, zeigen fih Wa
bei warmer Witterung; 14) es blitzt gewoͤhnlich dabei, oder minde
Waſſerſaͤule elektrifches Licht; 15) es regnet immer bazmwifchen; ber
es fällt ſtets, wo fie nahe kommt, Hagel; 16) fie entftand immer ba,
von der Lage ber Lanbfpigen faft genöthigt werben, Luftwicbel zu machen:
Wirkungen, fobald fie aufs Land kommen, find ganz ben Wirkungen
gleich; 18) fie find mitten auf bem feften Lande nie, felten nur an
dern, und diejenigen, bie das Land trafen, kamen faft ohne Auen
See; 19) häufig fällt gegen ihre Ende eine Menge Waffer herunter.
tur und Entftehungsart diefer merkwuͤrdigen Erſcheinungen find noch
genb aufgeklärt. &. Reimarus’s treffliche® Buch „Vom Blige” (
wo bie elektrifche Natur bes Phänomens wahrfcheinlich gemacht wird.
Waſſerkopf, Hpbdrocephalus, im Allgemeinen gleichbebe
wafferfucht, möge diefe nun in den äußern Theilen des Kopfes, ober
Hirnhaͤuten, ober im Gehirne felbft ihren Sig haben, welche letz
zu ben häufigen und gefährlichflen Kinderkrankheiten gehören.
Wafferleitung, f. Aquaͤduct.
MWafferprobe, f. Ordalien.
MWafferfcheu (Hydrophobie) nennt man 1) im Allgemeinen
(das Symptom) bei einem Kranken, da es nicht im Stande iſt, e
in ben Mund zu nehmen und hinunterzufchluden. Diefer Zufall hat
einer krampfhaften Zufammenziehung der Schlundmusteln, und finbe
sen, befonders in Nervenkrankpeiten, bie mit Krämpfen verbunden |
Am beftigften, anhaltendften und von den furchtbarſten Umftänben begh
er fi 2) in einer eignen Krankheit ein, die man deßhalb auch mit biefe
bezeichnet bat. Dieſe Krankheit wird von bem Franken Thiere auf bem
übertragen und ſtellt in diefer Hinficht ein furchtbares Gegenſtuͤck der wo
Kubpoden dar. Die Wafferfcheu entfteht in dem Menſchen durch bu
lung des MWuthgiftes von einem wuthkranken Thiere, am gewoͤhnlichſten
Hunde ober einer Kate, entweber durch den Biß ober durch eine ande
gung bes giftigen Speichel diefer Thiere in eine Wunbe an dem Menfd
Hundswuth.) Die Krankheit ſelbſt bricht zuweilen bald nach gefchel
wundung und Einbringung des Giftes aus; zuweilen fpäter. So iſt z.
„Verhandlungen der mebdicinifchen Societät in London‘ (5. Bd.) ein $
in welchem erſt 9 Monate nad) gefchehener Verwundung bie erften De
Waſſerſcheu fich zeigten. Ihre Zufälle und Erfcheinungen find gewoͤ
gende. Die Wunde, in welche das Gift eingedrungen iſt, wird wieber
$ünbet ſich von neuem, bricht wieder auf, und oft zieht ſich von ber
Wunde ein rother Steeif nad) dem Laufe ber Venen ober ber lymphatiſch
Zugleich ſtellt ſich Nicbergefchlagenheit des Gemuͤths, befondere Angfi
Waſſerſcheu 98065
Blick der Augen ein, es entſtehen uͤberhaupt mehre Zufaͤlle eines
ebers, Froͤſteln, leichte Zuckungen, Krämpfe in verſchiedenen
ꝓpers, der Puls wird meiſtens ſchnell, haͤufig und etwas hart.
xd aͤngſtlich, ſchnell und kurz, es erfolgt Ekel, Erbrechen, Schmerz
zend, Zuſammenziehen des Schlundes. Letztere Erſcheinung ver⸗
ſo ſehr, daß der Kranke nicht mehr im Stande iſt, Waſſer oder
uͤſſigkeit zuſichzunehmen, ja ſchon der bloße Anblick derſelben ober
en Sache, mit glaͤnzender Oberflaͤche, kann, wenn die Krankheit
t hat, den Anfall von heftigen Verzuckungen und zuſammenſchnuͤ⸗
n des Halſes erwecken. Harte Speiſen kann er jebody noch ver⸗
wi verändert fich die Stimme des Kranken, er fpricht haſtig und in
me, ſodaß f. Sprache mit dem Bellen eines Hunbes zumellen eine
Aus dem Munde fondert ſich eine Menge Speichel ab, und es
periodifhen Wuthanfällen des Kranken eine befondere Neigung
inch Allem, was er erlangen kann, zu fchnappen. Der Speidyel
anken, wenn er in bie Bißwunde komme, kann wieder anſtecken
neheit bervorbringen. Endlich erſchoͤpfen ſich die Naturkraͤfte In
Kampfe, und der Tod erfolgt gewoͤhnlich am 6. oder 7. Tage,
h eber, manchmal ruhig und aus Schwaͤche, zumellen noch unter
Die Furcht vor diefer Krankheit hat in ditern Zeiten beinahe alle
kung umb genauste Behandlung verhindert... Den neuem Verſu⸗
hoͤchſt wahrſcheinlich das Weſen derfelben im einer durchgreifenden
Entzündung, welche ben ganzen Körper, vorzuͤglich aber das Ner⸗
Dberbauchgegend und den Stimmnerven ergreift, gegründet.
ng muß deßhalb eine eigenthümliche fein, weil fie von einem eigen⸗
iſchen Gifte, dem eingebrachten Wuthgifte, verurfacht wird, und
leriſch⸗ organifche Sphäre der Reproduction fo gewaltfam, baß fie
gung eines gleichen Giftes zwingt, und baher ſelbſt die Thaͤtigkeit
ı, als der Behersfcherin der Reproduction, auf das beftigfte ver:
ſind alle bei der Krankheit vorfommende Erſcheinungen, bie Fie⸗
ke periobifchen Anfälle von Angft und Wuth, die Verzuckungen,
Halſe, bie Veränderung ber Sprache, endlich die Erzeugung bed
wlidhhen Wuthgiftes, abzuleiten. Daß durch biefe Krankheit bie
örpers in der Quelle angegsiffen,, die Waffe verändert wird, tft
tlich, weil das Blut der Kranken, wenn es aus der Vene gelafs
eraͤndert ift, und fatt bie gewöhnlich dunkelrothe Farbe zu haben,
e Farbe hat und aufgelöft, zerſetzt, ganz waͤſſerig, duͤnn und
Die Heilung diefer fücchterlichen Krankheit iſt zwar fchon mit
in verfucht worden, allein «8 bat noch keins fi unter allen Ums
zezeigt. Ein wichtiger Gegenftand der Cur iſt zuvoͤrderſt bie Ver⸗
bruchs der Krankheit. Ohne der mandyerlei Mittel, welche der
bie Gewinnſucht empfiehlt, einer Erwähnung zu würdigen, erins
bie Maiwuͤrmer und an die von Muͤnch empfohlene Bellabonna ;
enmittel find von Ärzten empfohlen worden. ine andre Me⸗
‚ antipblogiflifcye , iſt In neuerer Zeit wieder hervorgefischt worden,
sdem, daß fie der neueſten Anficht von biefer Krankheit entfpricht,
für fi), daß mehre auffaliende Beifpiele gluͤcklicher Dellung fie
ie bei dem ſtarken Aderlaß erfolgende Ohnmacht hauptſaͤchlich eine
Alfamen Wirkung defjelben, gleichfam ein Wendepunkt ber Kranks
yaben einestheils mehre Ärzte angerathen, die Öffnung bei dem
mlich groß zu machen, bamit durch ben ſchnellern Abfluß des Blu⸗
t ſchneller herbeigeführt werde, anderntheils hat man ben Vor⸗
96 Waſſerſchraube Waſſerſucht
ſchlag gethan, Ohnmacht ohne Aberlaß zu bewirken. D. Naſſe
Ruͤckſicht aufmerkſam auf das von Parry verſuchte Zuſammendruͤ
Kopffchlagabern, auf das er in einem Falle Schlaf, in einem andern
boten der Ohnmacht beobachtet habe. Auch kann in diefer Beziehun,
beobachteter Fall wichtig fen, wo ein von einem tollen Hunde gel
Wafferfcheu leidender Mann, nachdem er ber Einwirkung einer Vo
von 20 Plattenpaaren ausgeſetzt worden, fofort von feinem Übel be
dem während bes Schließens der Kette Ohnmacht flattfand. Am
es, der Waſſerſcheu burch Verminderung ber unnügen Hunde ve
ekelhafte Narrheit der Hundeliebhaberei ſtuͤrzt Tauſende von Men
ſchaudervollen Tod. Auch mit dem Magnetismus hat man, mi
quets, Verſuche zur Beilung diefer Krankheit und Verhütung derfi
jegt obne entſcheidenden Erfolg, angeſtellt. S. Wolfart's, Jahr
Lebensmagnetismus
Waſſerſchraube (Archimediſche) oder Wafferf
nach ihrem Erfinder benannte, ſehr ſinnreiche hydrauliſche Maſchine
bes Waſſers. Um eine gegen den Horizont ſchiefliegende Spindel m
Art eines Schraubenganges, eine Röhre, welche oben und unten ein
Die untere tritt ind Waffer, wird bavon erfüllt, und daffelbe, bein
Spindel, altmälig durch die Schraubengänge geführt, bis es oben
der Theorie diefer Mafchine haben fich die beruͤhmteſten Geometer o
ben Erfolg verfucht. Ihre praktifche Anwendung iſt aͤußerſt mannig
Erörterungen barlıber findet man in Karſten's „Behrbegr. ber gefam
(Greifswald 1771), im 6. Th., Abſchn. 36 u. 37.
Wafferftoffgas, f. Gas.
Wafferfiraßen. Nichts befördert beffer den Werkehr ı
ſchen als die Waſſerſtraßen. Den vielen Waſſerſtraßen, die Grie
feiner Snfellage hatte, verdankt es einen großen Theil feiner frühen !
felbe gilt von Europa, das unter allen Ländern die meiften Kuͤſten
Bildung hat. Lag es gefhloffen, mie Afrika, fo ward es biefer B
baftig. Die natürlichen Wafferftraßen hat man noch durch kuͤnſtlid
gefucht, Dies find die Candle (f. d.), deren Holland fo viele hat,
Bau Frankreich und England fo große Summen verwenben.
dern haben die Candle das Unangenehme, daß fie einen Theil des Ja
bar find, wo fie das Eis bedeckt; dann tritt jeboch Schlittenbahn «
det die Menfchen. Die wohlfeilfte Waſſerſtraße ift aber das Weltm
Schiff, bei günftigem Winde, in einem Tage 45 Meilen zuruͤckl
keine Srachten in der Welt fo wohlfeil als die Seefrachten. Man r
Meilen Serfracht mit 25 Meilen Stromfracht (zu Berg oder geg
und 6 Meilen Lanbfracht gleich ſtehen. Welchen Einfluß diefes a
beſonders auf ben Kornhandel hat, ift leicht zu erachten.
Warfferfucht iſt derjenige krankhafte Zuſtand des thierifch
Koͤrpers, welcher in einer regelmwidrigen Anhäufung wäffer!
phatifcher Fluͤſſigkeit ſowol in einer von den Höhlen bes Körpers
äußern Haut befteht. Es gibt daher verfchiedene Arten von W
Inmpbatifche Fluͤſſigkeit innerhalb der Höhle des Schaͤdels, fo |
wafferfuht, auch innerer Waſſerkopf (f. d.). Iſt die Ü
cr chen dem Bruſtfell und ben Lungen in der Brufihöhle, fo bei
enftwafferfucht. Die Herzbeutelwaſſerſucht befte
von waſſeraͤhnlicher Fluͤſſigkeit in dem häutigen Sade, n
Bel der Bauchwaſſerſucht fammelt fich biefe $
le. Als eigne Art wird die Sackwaſſer ſucht hierher
a 6 a
Waſſerſucht 97
ſſer in einem beſondern haͤutigen Sacke im Unterleibe eingeſchloſſen iſt.
waſſerſucht (dem) beſteht in einer Anſammlung des Waſſers in
ebe unter der Haut. Der innere Waſſerkopf findet am oͤfterſten bei Kin⸗
re bei Erwachſenen ſtatt. Er verraͤth ſich bei denſelben durch die unges
roͤße und Ausdehnung des Schaͤdels, wobei die Fontanelle ſehr groß iſt,
teennt, und die Schaͤdelknochen bisweilen durchloͤchert find; ferner durch
hläfrigkeit, Neigung zum Liegen, Stumpfſinn, ſehr weite, für ben
supfindliche Pupillen, wozu endlich nod Lähmung der untern Glieder,
Bingen, Erbrechen u. f. w. kommt, unter welchen Zufällen der Tod ers
e Hirnwafferfucht koͤnnen wir noch die Rüdenmartswafferfudt
bei Kindern als Rüdenfpalte erfcheint, und oft mit dem innern Waſ⸗
kımten iſt. Bei biefer Krankheit pflegt an ben Lendenwirbelbeinen ein
„wodurch eine Öffnung entfteht, aus welcher eine weiche Geſchwulſt
ge. Manche Faͤlle yon Lähmung bei Erwachſenen ehem wabrfcheins
Wafferanfammlung in den Hirnhoͤhlen und in der Ruͤckenmarkshoͤhle
afferfizcht ift im Anfang ſchwer zu erkennen, weil die Zeichen bavon
‚ und von vielen andern leichten Kraͤnklichkeiten entftehen können.
Bi hypochondriſche Menfchen bilden ſich daher ein, Bruftwafferfucht zu
fie einmal einen Schmerz In der Bruft, Beklemmung, Herzklopfen
uͤren, was Alles von vorübergehenden Urfachen entftehen kann. Der
nicht forgfältig genug fein, auch bei den Eleinften Außerungen bie>
bem runde derſelben nachzuforſchen, un fie in der Entftehung zu '
beiten zu Einnen. Die Bauchmafferfucht verräch fich bald durch die
Unterleibes, welche beim Stehen fi) nad) unten, beim Liegen auf
. auf welcher der Kranke liegt. Diefe Geſchwulſt ift elaſtiſch, und
lagen eine wellenfoͤrmige Bewegung zu erfennen. Dabei iſt noch
i Bewegung, Schwäche, Abzehrung, Durſt, Abgang eines fparfa>
Urins zu bemerken; und endlic, geſellt fi) noch auezehrendes Fieber
we Waffer einfchliegende Sad in der Sadwafferfucht wird oft von '
dein, zuweilen auch von einem eignen Haͤutchen im Unterleibe ges
Befundheitsumftände, der Urinabgang, Eßluſt, Durſt u. ſ. w.,
Vaſſerſucht am wenigſten veraͤndert, und fie kann, ohne lebensgefaͤhr⸗
an, lange dauern. Die Hautwaſſerſucht wird durch die Geſchwulſt in
welche dem Fingerdruck nachgibt und eine Zeitlang eine Verties
Gewoͤhnlich faͤngt dieſe Geſchwulſt an den Fuͤßen an und ſteigt alle
In der Folge geſellt ſich oft innere Waſſerſucht dazu, nicht ſelten aber
Hautwafferſucht Folge einer innerlichen. Die Haut mancher Theile
Krankheit oft zu einem ungeheuern Umfange ausgedehnt werden,
Deganifation fo geſchwaͤcht, ihr Gewebe fo ausgedehnt wird, daß end»
igkeit durchdringt, oft auch Lähmung der Lebenskraft der Haut ein⸗
Paeihyieht um fo ſchneller, wenn eine Entzuͤndung, fie ſei nun von Roth⸗
ben einer Verlegung, die geringe Lebenskraft vollends ſchnell aufreibt,
der Brand dazu fommt. — Die Entfiehung der Waſſerſucht er:
dich auf folgende Weife. Die meiften innern Höhlen des Körpers find
aber feften Haut (membrana serosa) umtleibet, weiche mit einer
m Menge der feinften Aderchen (Haargefäße) verfehen iſt. Diefe haus
Die einen wäfferigen Dunft aus, welcher die Wände der Höhle glatt und
halten und bie Reibung berfeiben an einander und mit ben In ihnen ent»
heilen (3. B. den Lungen) vermindern fol. So öffnen ſich aud) in das
der Haut und umter derſelben unzählige foldye aushauchende Adern.
rhapchte tunft = und Iuftförmige Fluͤſſigkeit wird aber in gefuntem Zus
den einfaugenden Äberchen wieder aufgenommen und in die Blutmaffe
& Gichente Aufl. Bb, XI 17
98 E Waſſerſucht
zuruͤckgefuͤhrt. In dem krankhaften Zuſtande, welcher die Waſſerſucht
wird von den abſondernden Haargefaͤßen anſtatt des Dunſtes eine tropfba
keit abgeſetzt, und dieſe ſammelt ſich bei geſchwaͤchter oder ganz gelähmten;
der einfaugenden Üderchen fo an, daß fie allmaͤlig bie Höhle anfuͤt und i
ausdehnt. Der krankhafte Zuftand, welcher die Verrichtung der au
"Gefäße fo verändert, kann Folge von Entzündung, oder Lähmung derfel
wäfferiger Befchaffenheit des Blutes fein. Sowie ber entzündliche Zu
jeden abfondernden Organs die Abfonderung beffelben vermehren ı
kann, fo auch der der feröfen Häute, welche baber haͤufigere und bie
ausfcheiden. Bleibt die Thaͤtigkeit der einfaugenden Haargefaͤße u
oder wird fie durch eigne erregende Mittel verftärkt, fo kann bie Anhd
Beit verhindert, ober wenn fie fchon flattgefunden hätte, die abgefondertl
wieber fortgefchafft werben. Indem aber durch ben entzimbdlichen Zuſt
hauchende Gefäßfoftens in feiner Thätigkeit ggregt wird, wird ber C
"ben, das einfaugende Syſtem, um fo mehr herabgefest und deffen TU
mindert. Es kann indeß audy durch allgemeine Schwächung des RUE
durch befonbere des arteriellen Adernſyſtems, von welchem das abfonbeg,
gefaͤßſyſtem gleichſam als die Grenze angufehen ift, eine Art von Laͤhr
den, wodurch e8 außer Stand gefegt wirb, dem Anbrange ber Flüſſigk
ſtehen, und daher das Blutwaſſer ungerfegt durchlaͤßt. Der unmaͤßige €
ker, higiger Getränke gibt daher meiſtens Veranlaffung zur Waflerfucht,
durch die Öftere Überreisung des arteriellen Blutſyſtems eine Exfchi
bendkraft ber ausfaugenden Haargefaͤße bewirkt, und body noch imm '
Blutbewegung und Andrang bes Blutes unterhalten wird, theils auch uf
ſchaffenheit des Blutes dadurch verfchlechtert, und es dimnflüffiger 4
Auf heftige Entzuͤndungen der Häute ber Innern Höhlen bed Körpers, F
entzändung, Bruſtentzuͤndung u. f. w., folge daher oft auch Ergiefl
phatifcher Fluͤſſigkeit. Nicht felten ift auch ein reichlicher Blutverluſt
weilen aber auch Vorbote der Wafferfucht, indem er einestheils die J
des Adernſyſtems verurfacht, oder von ihr herkommt, anderntheilß
ſchlechten und mwäfferigen Befchaffenheit des Blutes veranlaßt wird. €
plögliche und anhaltende Erkältung zur Wafferfucht, beſonders der Ha
legen, indem bie zuruͤckgedraͤngte Ausbänftung fich nach Innen wendet,
hen bes Gewebes der Haut, umter ber Haut, unb zwifdhen den Mu
ſammelt. Manche Krankheiten hinterlaffen vorzüglich eine Neigung
anhäufungen, 3. 8. das Wechfelfieber, das Scharlachfieber, die Dirme
der Kinder. Am meiften ift in dieſer Dinficht von dem beiden legten
weil die nach Ihnen entſtehende Wafferfucht immer ſchwer zu heben
toͤdtlich wird. Zu manchen andern Krankheiten gefellt ſich noch Wi
das legte Zeichen, ald Vorläufer deB Todes. Altere Perfonen, weiche!
bigiger Getränke ausſchweifen, entgehen felten der Bauch⸗ oder Bruft
wenn nicht eine andre Krankheit fievor der Zeit wegrafft. Das am [well
zeiche Mittel gegen die Wafferfucht ift ohne Zweifel das Abzapfen bes *
telſt einer Öffnung in der Geſchwulſt. Nur Schade, daß dieſe Huͤlfe
vorübergehend iſt, und oft wieder neue Gefahren, naͤmlich Entzuͤndung w
hervorruft. Die abgelaſſene Fluͤſſigkeit wird erſt zwar in etiwa® längerer |
aber in immer kuͤrzern Zwiſchenraͤumen wieder erſetzt, fobaß die Operad
roieder von neuem nöthig wird. Inbeſſen iſt es als Einderungsmittel,
Befoͤrderung der Wirkſamkeit der Arzneimittel nicht zu verwerfen, unb ofl
Leben des Kranken lange dadurch gefriftet werben. Bei ber Hautmaffer|
man durch Eleine Einſchnitte oder Stiche in die Geſchwulſt der Füße die
Fluͤſſigkeit ableiten, fobaß fie fi) von dem ganzen Körper herunterſenkt u
Waſſeruhr Watelet 09
jie Haut gemachten Öffnungen herausſickert. Allein dies muß fruͤh⸗
eſchehen, auferdem ift jederzeit zu befuͤrchten, daß von den Wunden
ung ausgeht, welche große und ſchwer heilende Geſchwuͤre verurfacht,
m Brand herbeifühtt. H.
erubr, f. Uhr.
ervögel, f. Vögel.
erwage, Libelle, ift ein Werkzeug, mittelft defien man eine Ho⸗
von einem Drte zu einem andern abfehen oder verlängern kann, um zu
ieviel dieſer tiefer als jener liege. Dahin gehört die Schrot⸗ oder Setz⸗
rz ein Bleiloth fo angebracht iſt, daß es auf einen gewiſſen bezeichneten
lelt, wenn e6 gegen die Grundfläche bes Werkzeugs lothrecht gerichtet
er Lage iſt alsdann bie Brundfläche horizontal und jebe In ihr gezogene
nisontallinie. Picard verfah dies Inſtrument zuerfl mit Dioptern, die
gegen das Fernrohr mit dem Fadenkreuze vertaufchte. Die eigentlich)
mwage beſteht aus einer an beiden Enden, bie im rechten Winkel umge:
Mfenzen Metallroͤhre. In jedes Ende ift eine Glasroͤhre eingefügt; beide
ft der Metallcöhre mit einander in Verbindung. Nun gieft man fo
WB WBafler hinein, daß felbige® in beide Blasröhren tritt. Steht das
ig, fo müffen fich die Oberflächen deffelben-in beiden Glasroͤhren in eis -
utalebene befinden. Außerdem hat man noch viele anbre Waſſerwa⸗
Befchreibung bier zu weitläufig fein wuͤrde.
ſerw eih e heißt ein hohes Feſt, das die griechifche Kirche am 6. Sam.,
age, zum Anbenten an bie Taufe Jeſu im Jordan zu feiern pflegt.
ein Loch in das Eis des nächften Stuffes gehauen und mit grünen Nas '
pa geſchmuͤckt; Hütten mit Heiligenbilbern, unter denen Johannes ber
gt, umgeben e6. Nach Beendigung bes Kirchendienſtes zieht bie
watt Kerzen, Röucherpfannen und Agenden, nebft ber Gemeinde, ım:
an das aus biefem Loche hervorguellende Wafler, das nun Jordan
erften Priefter durch dreimaliges Bekreuzen und Eintauchen eines
wird. Sodann taucht berfelbe eine Quaſte in das geheiligte Waſ⸗
t oder befprengt damit in Kreugesform die Umſtehenden. Gebete
‚ die den Blauben an wundervolle Wirkungen dieſes Waſſers ausſpre⸗
die Heierlichkelt, nach deren Beendigung, wer nur kann, ſich Fla⸗
Behäffein damit füllt, um es als Arznei wider leibliche und geiftige Schaͤ⸗
uben. Auch Kinder werden zur Stärkung in dies Loch getaucht. Im
hört die Waſſerweihe zu den hoͤchſten und glänzenbfien Feſten; bie kal⸗
emit ihrem Hofſtaate nimmt In ber Refidenz andächtig Theil baran, und
unbe Mititaie begleitet die Weihe mit Salon. E.
erziehen. Man fagt, die Sonne ziehe Waffer, wenn die Sonnen»
rdurch Wolkenritzen dringen, und fo nur gewiffe Luftftriche erleuchten,
narenzenden dunkel bleiben, weßhalb die erftern als helle Striemen auf
ambe erſcheinen. Da bie Erleuchtung derſelben fich nur auf bie in ih⸗
menden Dünfte berieben kann, welche der Luft ihre fonflige Durchſich⸗
en, fo bat man Grund, auf diefe Erfcheinung Regen zu erwarten; bas
me.
telet (Gtaude Den), Generaleinnehmer, Mitgl. ber franz. Akad. u.
pt Paris 1718, warb fruͤh ſchon mit Kunft und Wiffenfhaft durch eine
wiehung bekannt, und durfte ſich forgloß biefer feiner Neigung hingeben,
u ihn mit feinen Gütern reichlich bebacht hatte. Reiſen vollendeten die
inet Geſchmacks. Er liebte die Gartenkunſt über Alles; bie hertli⸗
em von Moulin: Joll am Ufer der Seine waren Beweiſe feines Ge:
Er befang diefe von ihm geliebte und geübte Kunſt Pal in einem Ge⸗
98 Baflerfuht
zuruͤckgefuͤhtt. In dem krankhaften Zuftande, welcher die Waſſerſucht
wird von den abſondernden Haargefäßen anſtatt bes Dunſtes eine tropfbu
keit abgefegt, und biefe ſammelt fich bei geſchwaͤchter ober ganz gelähmmt
der einfaugenben Aderchen fo an, daß fie afmälig die Höhle anfült und:
ansdehnt. Der krankhafte Zuftand, welcher bie Verrichtung der au
"Gefäße fo verändert, kann Folge von Entzündung, oder Lähmung derſe
waͤſſeriger Befchaffenheit des Blutes fein. Sotwie der entzimbdtice
jeden abfonbernden Organs bie Abfonderung beffelben vermehren ı
ann, fo auch der der ferdfen Häute, welche daher häufigere und
ausſcheiden. Bleibt die Thaͤtigkeit ber einfaugenden n
oder wird fie durch eigne erregende Mittel verftärkt, fo kann bie Anl
Beit verhindert, oder wenn fie ſchon flattgefunden hätte, bie abgefond
wieber fortgefchafft werden. Indem aber durch ben entzimdlichen Zu
Jaugenbe Gefäßfoftem In feiner Thaͤtigkeit ggregt wird, wird der G
"ben, das einfaugende Syſtem, um fo mehr herabgefegt und beffen “U
mindert. Es kann indeß auch durch algemeine Schwächung des Kl
durch befondere des arterielen Adernſyſtems, von weichem das abfor
gefaͤßſyſtem gleich ſam als die Grenze anzuſehen iſt, eine Art von
dem, wodurch es außer Stand gefegt wird, dem Andrange der Fluͤſſigl
fiehen , und daher das Biuttwaffer ungerfegt durchlaͤßzt. Der unmdfige
er, hisiger Getränke gibt daher meiſtens Beranlaffung zur Wafferfudk,
durch bie öftere Überreijung bes arteriellen Blutfyſtemo eine Crſchoͤ
benötraft der außfaugenden Hanrgefäße bewirkt, und doch noch im
Blutbewegung und Andrang bes Blutes unterhalten wird, theils auch
fchaffenheit des Blutes dadurch verſchlechtert, und es dimnflüffiger
Auf Heftige Entyimbungen bee Häute der innern Höhlen des erh;
entzuͤndung, Bruftentzündung u. f. w., folgt daher oft auch Erg
phatifcher Ftäffigkeit. Nicht felten ift auch ein reichlicher Wlutverlaf
teilen aber auch Worbote ber Waflerfucht, indem er einestheils die
des Abernfoftem6 verurfacht, oder von ihr herkommt, anderntheils
ſchlechten und mäfferigen Befchaffenheit des Blutes veranlaft roicb.
plögliche und anhaltende Erkältung zur Wafferfucht, befonders der Hast
legen, Indem die zurlihgedrängte Ausbänftung ſich nach Innen wendei,]
chen des Gewebes der Haut, unter der. Haut, und zwiſchen den Mi
fammele. Manche Krankheiten binterlaffen vorzuͤgiich eine Neigung
anpäufungen, 3.38. das Wechfelficber, das Gcharlamhfieber, die Hin
der Kinder. Am meiften iſt in diefer Hinſicht vom den beiben letztern
weil bie nach ihnen entſtehende Wafferfucht immer ſchwer zu heben
toͤdtlich wird. Zu manchen andern Krankheiten gefellt fd) noch W
DaB legte Zeichen, als Vorläufer des Todes Ältere Perfonen, weiche
Disiger Betzänke ausſchweifen, entgehen felten ber Bauch > ober Bruſtu
wenn nicht eine andre Krankheit flevor ber Zeit wegrafft. Das am (Amel
welche Mittel gegen die Wafferfucht iſt ohne Btveifel das Abzapfen bes D
telft einer Öffnung in dee Gefmulft. Nur Schade, daß diefe Hülfemm
benb ift, umb oft wieder neue Gefahren, nämlich Entzämbung u
verwerfen, unb ef
19 ber Yotskfamkrit der Arzneimittel nicht zu
lange Dabucch gefriſtet werben. Bei ber Hautwaſſe
oder Stiche in die Geſchwulſt der Füße bi
Köıpır fentt u
Wafferuhr Watelet 99
Haut gemachten Öffnungen herausfigkert. Allein dies mus fruͤh⸗
eben, außerdem ift jederzeit zu befürchten, daß von ben Wunden
ausgeht, welche große und ſchwer heilende Geſchwuͤre verurfacht,
Brand berbeiführt. H.
br, f. Uhr.
‚ögel, f. Vögel.
vage, Libelle, ift ein Werkzeug, mittelft deffen man eine Ho»
einem Orte zu einem andern abfehen oder verlängern kann, um zu
l diefer tiefer als jener liege. Dahin gehört die Schrot⸗ oder Geb:
n Bleiloth fo angebracht ift, daß es auf einen gewiſſen bezeichneten
wenn es gegen die Grundfläche des Werkzeuge lothrecht gerichtet
age iſt alddann bie Grundflaͤche horizontal und jebe in ihr gezogene
mtallinie. Picard verfah dies Inſtrument zuerſt mit Dioptern, die
ven das Fernrohr mit dem Fadenkreuze vertaufchte. Die eigentlich)
ıge befteht aus einer an beiden Enden, die im rechten Winkel umge:
en Metallroͤhre. In jedes Ende iſt eine Glasroͤhre eingefügt; beide
er Metallroͤhre mit einander in Verbindung. Nun gieft man fo
Baffer hinein, daß felbige® in beide Glasroͤhren tritt. Steht das
fo müfien fich die Oberflächen deſſelben in beiden Glasroͤhren in eis -
lebene befinden. Außerdem hat man noch viele andre Waſſerwa⸗
breibung hier zu weitläufig fein wuͤrde. |
weihe beißt ein hohes Feſt, das die griechifche Kirche am 6. Jan.,
Wtage, zum Andenken an die Taufe Jeſu im Jordan zu feiern pflegt.
Loc) in das Ei des nächften Fluſſes gehauen und mit grünen Na»
eſchmuͤckt; Hütten mit Heiligenbildern, unter denen Johannes ber
gt, umgeben e6. Nach Beendigung bes Kirchendienſtes zieht die
K Kerzen, Räucherpfannen und Agenden, nebft bee Gemeinde, ım:
m das aus biefem Roche hervorguellende Waffer, das nun Jordan
erſten Priefter durch dreimaliges Bekreuzen und Eintauchen eine®
wird. Sodann taucht derfelbe eine Quaſte In das geheiligte Waſ⸗
bt oder beſprengt damit in Kreuzesform die Umftehenden. Gebete
le den Blauben an wundervolle Wirkungen dieſes Waſſers ausſpre⸗
Die Feierlichkelt, nach deren Beendigung, wer nur kann, ſich Fla⸗
ſeln damit füllt, um es als Arznei wider leibliche und geiſtige Schaͤ⸗
Auch Kinder werden zur Stärkung in dies Loch getaucht. In
t die Waſſerweihe zu den hoͤchſten und glaͤnzendſten Feſten; die kai⸗
ihrem Hofſtaate nimmt im der Reſidenz andaͤchtig Theil daran, und
Miltair begleitet die Weihe mit Salven. E.
ziehen. Man fagt, die Sonne ziehe Waſſer, wenn bie Sonnen:
a Wolkenritzen dringen, und fo nur gewiſſe Luftftriche erleuchten,
nzenden dunkel bleiben, weßhalb bie erftern als helle Striemen auf
e erſcheinen. Da die Erleuchtung derfelben ſich nur auf die in ih»
ven Duͤnſte beziehen kann, welche der Luft ihre fonftige Durchſich⸗
fo hat man Grund, auf diefe Erfcheinung Regen zu erwarten; ba:
t (Staude Henry), Gmeraleinnehmer, Mitgl. der franz. Akad. u.
eis 1718, ward fruͤh ſchon mit Kunft und Wiffenfchaft durch eine
derıy befannt, und durfte fich ſorglos diefer feiner Neigung hingeben,
u mit feinen Gütern reichlich bedacht hatte. Reifen vollendeten bie
Geſchmacks. Er liebte die Gartenkunſt über Alles; bie herrli⸗
on Moulin: Joli am Ufer der Seine waren Beweiſe feines Ges
befang dieſe von Ihm geliebte und geübte Kunft auch in einem Ge⸗
1
100 Waterlaͤnder Waterloo
dicht, das aber nichts Ausgezeichnetes hat, als daß es den zarten Sinn
verräth. Bon f. Lehrgebicht: „Art de peindre“ (Amſterdam 1761),
gefähr Daffelbe fagen. Er war Kuͤnſtler und Gelehrter, fagt Marmontel,
glänzenden Talente, welche den Neid rege machen, fondern nur mit jenen
Anlagen, die Achtung gewinnen und theilnehmenbe Freunde vergnügen.
man bamit eine befondere Annehmlichkeit der Sitten, eine ſtrenge R
und jene Artigkeit, weiche die fremde Eigenlicbe ſtets mit ſich in die
Verhättniffe zu fegen weiß, fo hat man ein treues Bild von W.'s Char
ben legten Jahren f. Lebens (er flarb 1786) mußte er eine unnorbereitete
keit zeigen; er verlor fein ganzes Vermögen. Als Gelehrter hat er ſich
Verdlenſt durch f. nachgelaffene® „Dietionnaire de peinture, de seul
gravure” (Paris 1792) erworben. Seine Beiträge zu Diderot's „E
welche die fämmtlichen zeichnenden Künfte umfaffen, werben ſehr gefch
MWaterländer, f. Taufgefinnte,
* Waterloo, ein belgiſches Kirchdorf, auf der Straße von C
Brüffel, 2 deutfche Meilen von legteres Stadt entfernt, am Eingange
von Soigne. Eine Stunde von da fiel den 18. Juni 1815 die
nad) dem Drehpunkte des Kampfes Belle: Alliance, die Sranzofen aber
Dauptzwed ihres Angriffe Dont St.⸗Jean nannten. Wellington wark
Treffen bei Quatre⸗Bras (f. d.) und in Folge der Schlacht bei Lig
den Wald von Soigne zurüdgegangen,, und hatte am $7. Juni auf der
fi von dem Städtchen Braine la Leud bis Ohain zieht, eine vorthei
bezogen. Er befchloß auf die Zuficherung bes Fuͤrſien Bluͤcher, ihn mit:
zen Armee zu unterftügen, bier ein Treffen anzunehmen. Das Corps
von Dranien, welches den rechten Flügel bildete, lehnte fi an die
Nivelles Lone und fich bei Mont St.⸗Jean mit der charleroner Chan
es hatte den Pachthof Hougomont und das dortige Waͤldchen ftark beige
Gentrum ftand 1000 Schritte vorwärts Mont St.⸗Jean und hielt die
vor am der charleroyer Straße liegende Meierei Ia Haye Saincte fefl, &-
Flügel dehnte fi, einen mit Hecken beſezten Hohlweg vor ber Front
diefer Straße bie an die Meiereien In Hape und Lovette aus, und hatte
‚dem Meierhof Papelotte geworfen. Das Corps des Lords Hill bildete
des rechten Fluͤgels umd fand 1000 Schritte hinter-der erften Linie
Braine. Alle Reiterei war dicht hinter bem Fußvolk als 3. Treffen
Endlich ftaud ein Beobachtungscorps bei WautiersBraine, das jede
folgung der Franzoſen im Rüden genommen haben würde. Napoleons
den „Memoires”, I), daß Wellington's Stellung fehlerhaft gewählt
daher unbegründet. Kin Rüdsug auf den Straßen burd) ben Wald
diefen Umftänden nichts Grfährliche® gehabt. Napoleon war dem engl.
bem Fuße gefolgt und hatte einen Kanonenfchuß von bem britiſchen
Höhe von Belle⸗Alliance ein Biwacht bezogen. Sein Heer beftand aus
terie:, aus 2 Gavaleriecorps und aus fämmtlidhen Garden. Es m
90,000 Streiter zählen.*) Dagegen betrug die englifch = nieberländifche
der Prinz Friedrich der Niederlande mit 19,00) M. bei Hall zuruͤckgeb
etwa 60,000 M. Nach Gourgaud’s Bericht wollte Napoleon die Mitte
länder fprengen und beim Eingange des Waldes ihren Rüdzug abſchneiden
Fällen aber fie von den Preußen trennen. Die Schlacht begann d. 18. U
tags 12 Uhr mit einem Angriff des 2. franz. Corp6 auf Hougomont. Dei
*) Nach Gourgaud zaͤhlte Napoleons Heer nicht mehr ald 67,100 M. !
Stud Gefhüs; Marfhall Grouchy marfhirte den 17. auf Wavre mit 33
und 110 Stuͤck Geſchuͤt.
Waterloo | 101
von den Sranzofen genommen, das Vorwerk hingegen von der
ben Naffauern behauptet. Gegen 2 Uhr rudten 4 franz. Infun⸗
Belle: Alliance gegen das britifche Gentrum vor. Reiterei unters
uchbrach daß erfte engl. Treffen, wurde jeboch bald darauf durch
‚ das nachrädende Fußvolk aber durch das gutgerichtete Feuer des
Treffens zuruͤckgeworfen. Engliſche Reiterei benugte dies zu einem
ı e8 ihr gelang, die Befpannung von 15 franz. Kanonen niederzu⸗
adurch außer dem Gefecht zu bringen. Anrüdende franz. Cava⸗
h die engl. Cavalerie wieder zum Ruͤckzuge, und bald darauf führte
serie Infanteriemaſſen auf der grofien Straße gegen das engl. Cen⸗
ihm la Haye Saincte, rückte aber mit der Reiterei der franz. Garde
chon hatte diefe Garde mebre engl. Feuerſchlunde genommen, als
e Batterie Congreve’fcher Raketen Tod und Verdirben unter den
ıden verbreitete. Sie flohen, und mit Kartaͤtſchenhagel rächte die
e den augenblicklichen Verluſt ihres Geſchuͤtzes. Aufgebracht über
dig feiner Anſtrengungen, warf nun Napoleon feine Kuͤraſſiere auf
wiſchen beiden Chauffeen. - Sie fprengten zwifchen den Quarres
aber von der englifchsniederlänbifchen Reiterei angegriffen und ges
end des Gefechts fuhren mehre franz. Batterien nur einige LOO
gl. Front auf, und richteten große Verwuͤſtung an. — Es war 5
der hoite Angriff der Übermacht hatte die engl. Linie ſchon bedeutend
‚ber Sieg begann ſich auf die Seite der Franzoſen zu neigen. Du
ch der Vortrab des preuß. +. Corps (da8 die Franzoſen anfäng:
Groudhr hielten), unter dem Befehle des Generals Buͤlow, vor:
28 von Frichemont in der rechten Flanke und dem Rüden des Feiu⸗
ter von 16 Geſchuͤtzen verkündete feine Ankunft und machte bei den
mzoſen großen Eindrud. Das Corps war ſchon am Morgen von
nıfgebrochen, und hatte, durch die Gegenwart des Fuͤrſten Bluͤcher
Dinderniffe des Marſches überwunden. Das 6. franz. Corps, dis⸗
zes rechten Fluͤgels aufgeſtellt, ruͤckkte ihm fogleich entgegen, unb «8
blutiges Gefecht, in welchem die Brigade des Obzriten Hiller für
bis Planchemoit vordrang und dort einige Kanonen und den Kirch⸗
war 6 Uhr, als dies geſchah. Napoleon hatte indeflen, als er den
ißen bemerkte, feine Aufmerkſamkeit auf die beitifche Linie nicht vefs
n fogar einen Angriff mit fämmtlichen Streitkräften auf diefelbe be»
lſah er ein, daß nicht ſeitwaͤrts, fondern vor ihm des Streits Ent⸗
Das 2. franz. Corps, die ganze Reiterei und ſaͤmmtliche Garde
in Bewegung. Ruhig erwartete Wellington die Ankunft der Maſ⸗
: mit 6 Batalllons in Rinie Hinter'der Höhe hervor, und erft als die
Colonnen (die er, wie es fein [ehr nachahmungswerther Grundjuy
imfie Schußweite fommen ließ) ganz nahe waren, richtete er ein fo
ser auf fie, daß fie vom Vorbringen abſtehen und felbft zu füuern be⸗
Mit dem Centrum zugleidy war auch ber rechte Flügel der Scans
en, batte das bisher unbedeutende Tirailleurgefecht in einen ernitin
mdelt und die Naſſauer aus Papelotte verdrängt, bie Preußen aber
ugegriffen. Diefe Bewegung hob die bisher flattgefundene Ver:
sufen mit dem engl. linken Fluͤgel für einen Augenblid auf, und
der Schlacht auf diefem Punkte etwas bedenklich. Da erſchienen
em Brigaden des 1. preuß. Corps unter bem General Ziethen und
Scladit.”) Ihre Ankunft war bie her durch eine nöthige Anderung
en ertfchieben den Sieg bei Waterloo. Denn 1) hatte ber Herzog
in feiner 60,000 M, ftarlen Armee nur 30,000 M. veaulaire run:
108 Waterloo
des Marfches und durch bie Engpäffe des weiten Weges verzögert worden. ;
Tapfern nahmen fofort die Pachthöfe Dapelotte und Smouhen, tren
franzoͤſiſche Corps vom übrigen Deere , und brachten durch 24 im Müden
zoſen aufgefahrene Gefüge die Gegner zur wildeſten Flucht. In demſ
genblicke hatte aber auch die engl. Reiterei das bei la Haye aufgeſtellte Fuß
einem tapfern Widerftande geworfen und zerſtreut. Die Flucht biefer
gerade bei Belle-Alliance mit dem Ruͤckzuge der von dem erflin preuß.
folgten Scanzofen zufammen, und die Nicderlage der legtern wurde hierde
endet. Alles flürzte der Chauffee zu. Engländer und Preußen folgten im
ſchritt und unter fortwährendem Feuer. Die Unordnung der Franzofen
alles bis jetzt Geſehene. Gehorſam und Ordnung hatten aufgehört, im bu
mifch bildeten Infanterie und Reiterei, Generale und Traintnechte, Gong;
Öfficiere ein umaufiösliches Chaos; Feder dachte nur auf eigene Re \
Geſchuͤtz und Gepäd blieb fliehen. Zuledt flieg die Verwirrung bie zum
lichen, ald Planchenoit durch bie vereinten Anftzengungen der Hiller ſchen
und eines Theils des jetzt auch herbeigeeilten 2. Armeecorps genommen
fogleich zur rafchen Verfolgung, und sieß diefelbe untir des Generals G
fenau perfönticher Führung durch alle verwendbare Truppen ausführen.
flo, wo ſich Preußen zeigten. In Gemappes, das durch rafchen Angriff
wurde, fiel der Reifewagen Napoleons mit f. Ebeifteinen, feinem S
a. Koftbarkeiten, forie viele Kriegscaffen und das übrige Gepäd ber fi
den Siegern in bie Hände. Über 200 Kanonen, 2 Adler und 6000
waren die Trophaͤen dieſes Sieged. Die ganze franz. Armee war
für die Folge des Kriegs unbrauchbar. Ihr Verluſt an Todten und
belief fi) auf 35,000. Die engl. Armee verlor am 18. an Todten 2
173 Officlere und 3242 Gemeine, und mit den Verwundeten (woru
tale und 803 Officiere), überhaupt 10,580 M.; die Niederländer ver
ſem Tage 2000 M. Der Verluit des preuß. Heeres betrug 207
6984 M. Napoleon eilte nach Paris. Grouchy aber Eehrte über
die Verbündeten nicht beſetzt hatten, und mo ihn die Preußen mit einem
von 1600 Dann angriffen, auf ber Chauffee über Rethel nach Laon
neral Gourgaud in f. „Campagne de 1815’ (mit den Noten eines
ciers, Berlin 1819) bürdet den Verluft der Schlacht den vom Marſ
gangenen Fehlern auf. Allein der Erpräfeet Gamot hat durch ben Abdrud
ainalbefehle, nach welchen Ney nicht anders handeln konnte, den Mar
fertigt. Gleichwol bleibt es wahr, daß Ney die Meiterei zu weit vo
bat. Auch Marchand hat Gourgaud's Bericht wiberlegt. General Bat
„Prceis hist., milit. et critiques des batailles de Fleurus et Waterlee
pen. 2) Schon ven 2 Uhr an erwartete der Herzog v. Wellington die Ant
preuf. Heers. 3) Um 6 Uhr find über 20,000 M. vom britiſchen Heere au
Gefecht gewefen. 4) Der Feidmarſchall Bluͤcher fand es dringend, mit TE
ſowie fie faum angekommen waren, anzugreifen, und bie Anfunft ber übriz
abzuwarten. 5) Das ganze 6. feindliche Corps wurde ben Preußen bei ihres
entgenengeworfen, welches alfo noch disponibel und wahrfcheinliih zum legte
vorbehalten war. Es war wenigftens 20,000 M. ſtark. (Bal. „Geſch. d. 8
engl. :bandpr. z niederl. = braunſchw. Armee unter dem Herzog v. Wellington
preuß. Armee unter dem Fuͤrſten Blücer, 1815”, von E. v. W.; Gtuttga
mit Planen.) Außer den übrigen Berichten über die Schlacht bei Wah
vorzüglih der ſpaniſche vom General Xlava (in den „Oflicial accounts
battle of Waterloo“), welcher ſich damals an der Seite des Herzogs ®
lington befand (dann fpanifcher Gefandter im Haag, im Sept. 1823 Ga
Gortes in Cadiz), zu bemerten. Aud iſt ein Kupferftih von dem feitdem in
zerrüttung gefallenen Clenell: Schlacht von Waterloo (Eonten 1321), erfihie
Waterloo (Anton) Watt 108
is 1815) fegt die Niederlage bei Waterloo gänzlidy auf Rechnung ber
be bie Fuͤhrer von 2 detachirten Corps begangen hätten; Graf Erlori
m 16. mit dem erften Corps, flatt nach Boy zu marfchieen, dem Bes
pufolge, auf den linken Flügel surüdmarfchirt (f. Quatre⸗Brasës),
u, der mit 35,000 M. bei Wavre geitanden, babe am 18. nicht auf
m Wege die Dyle überfchritten, um ſich mit bem rechten franz. Flügel
zt.⸗Jean zu vereinigen. Insbeſondere fucht General Berton Rogniat's
m über die Schlacht bei Waterloo (ſ. Rogniat:8 „Considerations sur
puerre”') nach Jomini's Syſtem zu widerlegen. — Napoleon felbft führt
an, warum er die Schlacht verloren habe. 1) Grouchy fei nicht eins
Mein Grouchy hatte ben von Napoleon Vormittags gegebenen Befehl,
sechten (Flügel der Stanzofen heranzuziehen, durch den Oberften Zenos
118. Abends nad) 7 Uhr erhalten. ©. „Opinion sur l’affaire de Wa-
m Oderſten Zenowicz, 1820, und das ‚Lit. Conv. Bl.“, Nr. 38, 1822).
Die Grenadiers à cheval und bie Reſervecavalerie ohne feinen Befehl
In Wiſſen angegriffen. — Napoleon befand ſich, wie er ſelbſt erzaͤhlt,
agroßer Gefahr. Als die Engländer gegen das Ende der Schlacht ihrers
kn, kam ein Theil ihrer Reiterei mit Scharfſchuͤtzen dem Plage nahe,
om fich befand. Diefer flelite ſich an die Spige eines Bataillon, leß
Me angreifen und ſterben; allein Soult fiel feinem Pferde in ben Zügel
Man wird Sie gefangen nehmen, Site, und nicht toͤdten!“ Dadurch
Ban und den General Drouot, Bertrand und Gourgaud, ben Kaiſer
e zu entfernen. Doch Napoleon rief oͤfters aus, und noch auf Des
is dü mourir a Waterloo!’ — Ein anfchaulihes Bild von biefer
gleich nicht von einem militaieifen Geſichtspunkte, hat W. Scott
letters on his kinsfolk”' entworfen. P—r. — K. |
ıloo (Anton), ein gefchägter niederländ. Maler und Kupferſtecher,
(n. 3. zu Amfterdam 1618) , lebte faft immer in Utrecht und ſtellte
ift nur Gegenden und Landſchaften von Utrecht dar. eine Lands
inx mit Menſchen⸗ und Thierfiguren flaffirt. Sie find treue Na⸗
buch klare Beleuchtung gehoben. Auch radiıte und ſtach er
bei Bartſch angeführt finden kann. Er fol in Dürftigkeit im Ho⸗
fein.
Rt (James), ber berühmte Verbefierer der Dampfmafchine (f. d.),
49. San. 1736 zu Greenock geb., wo fein Vater Kaufmann und ein
ſederer vieler gemeinnägigen Unternehmungen war. Bei ſehr ſchwaͤch⸗
nbheit wurde er ſchon inf. Knabenjahren zu jener Gewohnheit des ein-
RB hingesogen, der er während feines ganzen Lebens treu blieb. Inf.
zer nach) London und arbeitete unter einem Werkmeiſter, der wegen ſei⸗
mtifhen Inſtrumente berühmt war; ſchon nach einem Jahre aber noͤ⸗
Kraͤnklichkeit, in bie Heimath zuruͤckzukehren, und dies [cheint der ein:
ht geweſen zu fein, den er empfing. Ale f. übrigen Kenntniffe verdankte
en Fleiße; f. Talente entwickelten fich aber fo früh, daß ihn in feinem
Univer filaͤt zu Glasgow als Verfertiger mathematifcher Inſtrumente in
m. Schon 1764 begann er ſ. Verbeſſerungen ber Dampfmaſchine, wor⸗
herft 5 Jahre ſpaͤter ein Patent erwarb. Seitdem lebte er bis 1774 als
in Glasgow, wo er zu mehren Candlen u. a. Arbeiten Plane entwarf.
ſende Wichtigkeit, welche jest die Dampfmafchine, als ber große Hebel
a Gewerbſamkeit hat, verdankt fie allein W.'s Verbefferungen. Der zus
and, dag man ihm in Glasgow das Modell einer Dampfmafchine zur
19 gab, war die Veranlaffung zu biefen großen Erfolgen. Er fah ba,
Maſchine fehr viel Dige und folglich Feuerungsſtoff dadurch verſchwen⸗
104 . Watt
bet wurde, daß man die Dämpfe In dem Cylinder verbichtete, mo:
fid) befand. Diefer Cplinder von Gußeiſen wurde durch daſſelbe V
welches die Dämpfe condenfirte, und wenn frifhe Dämpfe hereintr
davon verbraucht, erfl den Eplinder wieder zu erhigen. Um dieſe
der Hige zu vermeiden, fiel er auf den Gedanken, daß bei einem hd
diefer Nachtheil nicht ftattfinden würde; aber obgleich ſich dies be
doch das Holz in andrer Hinſicht nicht ein tauglicher Stoff. Ex
nerm Nachdenken auf den glüdlichen Einfall, die Dämpfe in ein b
übergehen zu laffen, um fie zu condenfiren, fodaß der Eylinder nicht
te6 Waſſer abgekühlt zu werden brauchte, und daher nicht mehr 3
getrefenen friſchen Dämpfe verzehrt wurden, um demſelben den ndı
zu geben. Damit war die große Verbefferung begruͤndet, aber die
begannen num erft für den Erfinder; denn obgleich er den Werth fe
einfah , fo kam es doch darauf an, Andre davon zu überzeugen un
zur Vervollkommnung zu verfchaffen, was für W. bei feiner an $
zenden Befcheibenheit defto ſchwerer fein mußte. Endlich verband f
reicher Dann, D. Roebud, mit ihm, um das Unternehmen auszuf
doch f. Mittel nicht hinreichten, und W. war im Begriff, f. Entwi
ale Boulton, der große Manufacturift in Birmingham, von
börte. Wenige Männer waren beffer im Stande, den Werth de
würdigen, wenige geneigter zu freigebiger Unterflügung, und noch
fo viel Sinn für geoße und fchtwierige Unternehmungen. Er zahlte |
leiſteten Vorſchuß, vergütete ihm ſ. Verluft und zog W. nad) Birn
waren große Schwierigkeiten zu befiegen. Die gebräuchlichen M:
nicht geändert werden, und man mußte ganz neue erbauen, werm
befiger die neue Erfindung benugen foßten. Boulton und W. er
Maſchine zu Soho bei Birmingham. Als Verfuche über den Wer
ſchleden hatten, wurden deren verfdhiebene in den Bergwerfen zu C
Steinfohlen ſehr theuer find, angelegt, und W., ber indeffen eir
hatte, erhielt dafür den Werth von einem Dritttheil des jährlich di
tung feiner Mafchine erfparten Kohlenbebarfe. Schon 1779 brac
Perrier eine in Soho verfertigte Dampfmafchine nad) Paris, die
leitung angewendet werben follte. Sie verfertigten nad) biefen
andre mit vieler Geſchicklichkeit; aber dieſes untergeordnete Verdi
bem franz. Mechaniker de Prony in ſ. „Geſchichte der verbeijerten C
mit unreblicher Parteilichleit überfchägt, indem er ihnen die Er|
ohne W.'s Namen auch nur zu nennen. Die Dampfmalchine wu
gead,:et jener wichtigen Verbefferung, bis 1780 nur zur Hebung
nugt, und wenn man fie bei Muͤhlwerken benugen wollte, mußte
bene Waffer auf ein oberſchlaͤchtiges Rad von der gewöhnlichen Art
viel Kraft verloren ging. W. kam nun aber zu ber zweiten große
die unmittelbar zu der Ummandlung Anlaß gab, welche in ber aanı
Welt flattgefunden hat, und endlich zu bem großen Ergebnif führt
man berechnet hat, die Kraft von 3 Mill. Menfchen durch Dämpfe
daß, mas noch wichtiger iſt, durch Dämpfe Wirkungen hervorgebr
durch fein andre® ung bekanntes Mittel hervorzubringen find. D
eine wechfelnde Bewegung in eine drehende zu verwandeln, um bie
zu Muͤhlwerken zu benugen. W. war ſchon 1780 mit diefem Entı
umb verfertigte ein Modell, das nad) dem Vorbilde des Mehanisı
felbant, auf der Anwendung der Kurbel berubte. Diefes Modellen
entwendet, und ſetzte einen gewiſſen Ruͤkards in Stand, sine Ma
wingham durch Dämpfe zu teeiben umd darauf ein Patent zu gem
Watten Waverley⸗Novellen 105
urde, die urſpruͤnglich von ihm herruͤhrende Erfindung durch eine
ı. Dies geſchah auf eine hoͤchſt ſinnreiche Weiſe durch bie ſogen.
Planetenbewegung. Auch bier zeigte ſich, mit welchen Schwierig⸗
zu tämpfen haben, und daß bei Erfindungen die verwideltfte und
mg der Aufgabe gewöhnlich zuerft fich darbietet. Man durfte nur
: Epinnrad zum Vorbilde nehmen, und nad) vielen Befchwerben
ı man endlich auch dahin. Die Anwendung der Dämpfe zur Bes
afd;inen war jedoch, auch nad) ber Umwandlung ber wechfelnden
ne drehende, no immer unvollommen, fo lange bie Stange bes
em Debei der Maſchine vermittelfl einer Kette verbumden war, bie
jieben, aber nicht berabfloßen konnte. Durch eine ber finnreichften
ie ſich jedoch ohne Zeichnung nicht deutlich machen laͤßt, gelang es
gungen des Stempels immer in fenfrechter Richtung gefchehen zu
das Ende des Hedels fi In einem Kreife bewegte. Die Mafchine
zugleich Genauigkeit und Sicherheit in ihren Bewegungen und
iger koſtbar. Sie verzehrte in diefer vervollkommneten Einrichtung
iettheil Kohlen weniger als bie alte, ſondern alle Theile berfelben,
1, wo fie aufgeftellt war, waren Bleiner und baher wohlfeiler. Waͤh⸗
fen Verbeſſerungen befhäftigt war, erfand ee 1779 eine Mafchine
n Briefen, die feitdem allgemein eingeführt worden iſt. In den
f. Lebens gab er f. Arbeiten auf und überließ die Manufactur ſei⸗
re fie in Gemeinſchaft mit Boulton’d Sohn fortfegt. Er ftarb ale
Geſellſchaft der Wiffenfchaften zu London und ber franz. Akademie
319, im 84. Fahre, in f. Landhaufe zu DHeathfield bei Birmingham.
‚ein Werk des Bildhauers Francis Chandler, wurde 1827 zu Bie⸗
Ket.
I nennt man bie feichten Stellen in ber Norbfee längs ber Küfte von
zur Mündung ber Elbe. Wegen der häufigen Sandbaͤnke in der
Landes kann man diefe Küften nur mit einer gewiſſen Art Fahr:
u, auch Wattenfahrer genannt, bie vorn und hinten breit
Behr als 6 Zuß tief im Waffer gehen, befchiffen. In Kriegszeiten
ffahrt fehr benutzt, weil man dabei vor allen Angriffen ber tiefer
Hahrzeuge gefichert ift. |
ley:NRovellen (Hiftorifhe Romane). Der Autor diefer Ro:
ie Theilnahme bed ganzen gebildeten Europa und des eucopäifchen
n lesten Jahren auf feltene Weife erregt haben, hat fich erſt ſeit
dr. 1827) genannt. Auf dem Gontinent erfchienen fie ſchon längft
jettifchen Dichters Sir Walter Scott (f.d.); allein in Engs
noch immer Zweifel, ob biefer mit dem berühmten Waverley⸗
ſei. Indeß ſprach für die Identitaͤt des Dichters und Novelliſten
ad, daß ſeit dem Erſcheinen der Romane der Dichter, fruͤher nicht
b ald der Novelliſt, bis auf wenige, mehr den Charakter der Gele:
tragende Schoͤpfungen, verſtummt war. Daß Sir W. Scott, die
eehrter Kinder disher anzuerkennen verweigernd, bie an ihn ergan⸗
1weichend beantwortete, erklaͤrt man aus dem Vorurtheil, welches
Romanſchreibern den niedrigſten Platz in der literariſchen Republik
6 der Verleger dieſer Romane, Conſtable in Edinburg, 1826 ban⸗
fubr man, daß der Verf. der Waverley: Romane durch dieſen Ban⸗
ganzes Vermögen yerloren und ſich nun gerichtlich dazu bekannt
lutor der Waverley⸗Novellen hat dahin gewirkt, dad Vorurtheil ges
Hreiber zu vernichten. Er hat, was feinen engl. Vorgaͤngern bis⸗
jen, den Anfoderungen der Poeſie und der getreuen Portentnung,
by
106 Waverley : Novellen
bes Lebens in f. Erſcheinungen (worin Smollet und Fielding bie aleinig
des Romanſchreibers fegten) zugleich zu genügen gemußtsz und in
ſchichte auf eine bisher unbenugte Art in den Hintergrund f. Dichten
biftorifhe Romane geliefert, welche, völig von der mit Recht
fonft u. d. N. verſtandenen, Zroittergattung verfchieden, als Muſter
Sattung gelten Eönnen. Die engl. Romane eines Fielding und Smol
Mufter betrachtet) erfülten treulic, Ihres Autors Zweck, das Leben, !:
Mißgeſchick ſchlichter Erdenſoͤhne auf ihrer Neife durch die Welt, ihren
desfelben, und vor Allem jener fogen. Helden derbe Menſchlichkeit J.
Überall Wahrheit und Leben, aber faft allzu viel von beiden. W.
gefäubert; ohne ſich von der Portraitirung der Natur zu entfernen, hat
verflanden, Wefentliches vom Unmefentlichen zu fondern. Dazu wies
nen eine höhere Sphäre an, in welcher es ihnen möglich wird, ihreg;
Kräfte weiter zu entfalten. al& in den Küchen und Altagsfcenen, w
ben der ditern engl. Novelliſten befchränkt waren. Es ift die Geſchichte
nen eine doppelte Auffaffung berfelben, um fie in die Sormen unferer wi
Poefie zu bringen; einmal in ihren großen Momenten, wo bie Herom&:
ihrer angeborenen Geftalt, wo ber Dichter nur der Bildhauer iſt, bei
vom toben Blode weghaut, welche die ſchon geborene Deldengeflalt!;
Diefe Auffaffung verbleibt Heutzutage, wo die Zeit des Epos verſtrichch
and ſchaͤrferblickenden Auge des Dramatiker auch da noch gefährlid:
Mühle des Zerbino, wo die Helden der Vorzeit zerfchroten und zermal
liche Puͤppchen eingeknetet herauskommen, immer noch nahe fteht. Au:
hat unfere Zeit den Roman empfangen. Wie wir von dem Leben bee
nur die wichtigften Momente wiffen, und jenes überhaupt einfach wall!
nigen Zügen von Bedeutung war, fo fellt uns aud) das Epos in gebui.
nur das Wichtigfte und Gediegenſte vor. Während wir nur bie Eh
Bleibt das Stillleben der Helden unberührt. Bei unferm Culturzufiag
hingegen das Außerordentliche im Einselleben nur felten, bie Bildung
auch das Ungewöhnliche zu etwas Beteutenderm in höherer Ruͤckſicht
auch der Roman nicht die auferorbentlicyen, in epiſcher Kraft zufamm
Thaten und Begebmbeitsn des Einzelnen, fonbern ben ruhigen Lebenl
flet in der Entwidelung. Momentaner Reiz und fortwährende Spe
nen nicht das Hauptverdienſt eines Kunſtwerks fein, da® auf den bat
mentn naturgetsener Entfaltung ber Charaktere und Darſtellung ben
Natur in der Dannigfaltigkeit ihrer Erſcheinungen bafitt if. Im bie
lichen Stillleben des Romans kann ader ein Dichter, ohne ſich an bie il
renden Deroen zu ragen, die ganze Geſchichte eines Volks lebendiger |
effanter aufteben laffen al& der Dramatiker und Epiker. &o zaubert W.
f. beſſern Romanen, indem er die Eigenthuͤmlichkeiten, Sitten, Anfichten
nungen einer Epoche feines Vaterlandes aufführt und f. fingieten Perfor
een Geiſte auftreten, bie wirklich gefchichtlichen aber nur gleich Heroen
un noch von menfdlicher Künftelei bearbeitet zu werden, im Hintergrund
ſchreiten laͤßt, das Weſen der alten Zeit in f. neue Dichtung. Man ron|
zumeiien Sdeen = und Gedankenarmuth vor; mer aber den Geift geſchich
rioden gleich ihm aufzufaffen verfteht, gegen den ift jene Vorwurf ebenfe
gründet als der der mangelnden Gedanken, da es immer das Zeichen I
Kunſtwerks fein wird, mo das Innere Leben ausgeprägt im Aufern, de
plaſtiſch und nicht in Reflerionen erfcheint. Früchte bed Verflandes um
des Gefühle können auch reichlidy bei ihm gefammelt werden; fie lieger
oben auf, fondern im grünen Laube verborgen. Er reflectirt ats Hiſte
Auſſtellung der That; mitunter bricht das Gefühl hervor, und bie Bet
Waverley⸗Novellen 107
ner auf reifen Verſtand begruͤndeten Weltanficht. Bei ver⸗
raltet mehr die Wehmuth als die Bitterkeit bes Hohns, indem
te Princip des Guten an Nichts verzweifeln laͤßt. Gleich tiefe
dichtlichen Begebenheiten, wirft er in das Innere Leben unbe⸗
; dabei gefaͤllt die Behaglichkeit des Humors. So befriedigt
e auch ben Liebhaber .gemüthlicher Darſtellungen aus dem ins
gebt er auf Effect und Spannung aus, kein Pomp der Worte
ird die wahre Theilnahme an der ſchlichten Darftellung durch
ı geflört. Als echter Nationaldichter verbiente er einen von
orbenen Lorber. Wie es Shakſpeare vergönnt war, am Wen⸗
hen Mittelalters und der von Gedanken gefchwängerten Cul⸗
aden Zeit flehend, zuruͤckzublicken auf die noch in flattlichen
Erſcheinungen der Vorwelt und mit freubiger Ahnung Bin»
a neues Reich des Lichts und des Geiſtes, fo hörte auch der
Sagen von der fpät hinausdauernden patriarchaliſchen Hel⸗
a Stämme. Homerifche Heldentämpfe fanden noch flatt un=
nern, welche bie Zeitfchrift den „Spectator” laſen. &o konn»
; Nahrung in den Gontraften finden, reich genug, ihn an bie
: zu feffeln. — Die Romane find als Kunſtwerke groͤßtentheils
en Vorwurf der Weitſchweifigkeit kann man nicht überall ab»
en uns auf einem ruhigen breiten Strome; doch können wir
et ins Land hineinfteuern und hier die flachen, reizenden Wie⸗
fe Felſen, Schluchten, Höhlen und den Fluß beherrfchende
licken. Selten oder nie ſtemmen ſich Felsriffe und untenliegen⸗
s Strom und zwingen ihn zum Sturze. Die Weitſchweifig⸗
dern Fehler begleitet: die Entwidelung ſtuͤrzt am Ausgange
und in Übereilung werben die legten fo forgfam aufgerollten
baßpeit; daher auch das engl. Regifter von den Schlußſchick⸗
onen nad) dem Ausgang ber Hauptbandiung. Neben dem
mit Recht zumeilen der grelle Ausgang getabelt, die Nemefis
naliflifcher Genauigkeit und engl. Ausfuͤhrlichkeit. Die de-
? Engländer, welcher auch W. Scott oft über das Maß hul⸗
er zu einer Ausmalung, wodurch das Schredliche oft ins Wis
. Die oft vernommene Rüge, daß er zu Helden unbedeutende
men Charakter nur eine fortgefegte Negative bilde, erroähle,
dem Mißverſtaͤndniß der Bedeutung eines Romanenhelden ;
ba$ wir häufig verwandten Geſtalten begegnen, ſowie, daß ber
tung feines Ruhms neuerdings zu productiv erfcheint. — Die
en Waverley Romane begann mit dem „Warverley, or ’tis
Erſt fpät erhielt er die verdiente Aufmerkſamkeit und zugleich
I. Er zeichnet die Periode der ſchottiſchen und engl. Geſchich⸗
unter dem ritterlichen Prätendenten Karl Eduard den Lepten
ei Culloden vereitelten Verſuch machten, den Thron ihrer Vaͤ⸗
m. Mehr Sittengemälde als (well plotted) Roman; ale Er:
An Charakterzeihnung, großartiger Rührung, Präcifion des
Darſtellung die ausgezeichnetfte unter den Waverleys Novellen.
gus Mac Ivor, der alte Bradwardine, Flora, der Camero:
ntu. A., würden allein den Ruf des Dichters begründen. Der
als Einleitung zu den übrigen hochfchottifchen dienen, f. Eins
pn geſchickt mit-den Altern engliſchen, erfcheint aber dem
nnung begierigen Leſer zu gedehnt. Dieſem wurde er erfk fpät
Keagung unter dem unpaffenden Namen „Eduard‘ bekannt
!
108 . MWaverley - Novellen
Hier ift von der Einleitung zu viel.für den engl. Roman weggeloffe
für den beutfchen geblieben. — „Guy Mannering, or the astrelog@
getreu nationalen Schilderungen mehr ins Privatleben hinuͤber. Hi
tifher Compofition, gleichartiger Entwidelung und duftiger Friſche
gezeichnetften Romane; vol Momente der hoͤchſten Poeſie und je.
tiger Phantafie. Die Zigeunerin Meg Merrilies ift die Königin
Autor mit befonderer Liebe gezeichneten alten geheimnißvollen &r
find Dir Hettereik, Magifter Sampſon, Gloffin, ber Pächter J
- träftigften Geſtalten. Durch Lindau's überſetzung ward er am frei
bekannt. — Wie dürftig in „The antiquary” („Der Alterthumlerk:
Lindau beutfch) die Äußere Zabel erfcheint, fo reichhaltig it ber Rob.
Leben. Jene, bie breitgehaltene Entwickelung einer In der Vorzeit f
unintereffanten Novelle weiß dem Intereffe, aus ben Charakteren @!
bervorgehend, welche ſcheinbar der Zufall zufammenführt, ein fe
gehen in’feinen Folgen vergeffen zu machen. Der Alterthuͤmler Ofkg:
liches Bild humoriſtiſchen Stilllebens, der gemüthlicye Bettler O
teitte wie die Flutſcene, die Verzweiflung ber Fifcherfamilie, leihen d
Roman das großartigfte Intereſſe. Ein feltfamer Zufanımenhang
welt und Gegenwart durchweht die Dichtung, in welcher ein deutſch
Douſterſwivel, befonders das Intereffe dee Engländer erregt bat.
„Rob Roy” (‚Robin der Rothe‘, deutfch zuerft durch Lindau) wer
und lebendige Bilder ausgezrichnet ift al® „Der Alterthuͤmler“, fo Aben
tief angelegten Charakteren — Diana Vernon, Rashleigh, Robin —
endetere Abrundung bes Ganzen und Gediegenheit der Form. Die
nem berühmten $reibeuter, verbunden mit den fruchtlofen Anfig
Stuart'ſchen Anhänger 1715, bilden die Grundlage des claſſiſchen
cher f. Brüdern den Eintritt in Deutſchland bahnte. — „The
eine Arbeit inn minderer Phantaſie und Bedeutung, hat mehr per
ftorifches Sintereffe. — In der Legende von Montrose ift zwar 4
lingshelden bed Dichters auch der des Romans, bie Muſe bat ihm
niger phantaftifchen Erfindungen und Dalgetty’& trefflicher Charafig
ger gelächelt. Deutſch zuerſt im Auszuge u. d. N.: „Annot Eple We
überfegt von Sophie Mai u. d. T.: „Mac Aulay, oder der Seher
des”. — In „Old mortality” (deutſch: „Die Schwärmer”, von $
u. d. T.: „Der Predbpterianer‘‘) zeigt der Vf. die furchtbaren Deck
ſchottiſchen Presbyterianer, befonders der fogen. Felbconventißler
Der Menfchentenner bewährt fidy in der Graduirung der einzelnen
von der ebrenfeften Einſeitigkeit bie zum offenbaren Wahnfinn.
voll des hoͤchſten Sntereffes, fo lange die Verfolgten unfer Mitleid |
nehraen; ein grauenhaftes Gemälde, wenn wir in dem blinden
getreues Conterfei der Wirktichkeit fehen. Belfour von Burley If d
ſche Erſcheinung, voll pfnchologifcher, wenn auch weniger hiſtoriſcher 8
„The bride of Lammermoor” (deutfh: „Die Braut‘, durch Einl
tritt aus dem Kreife der übrigen Romane durch eine harmoniſche DU
hen Schmelz, Einheit und Rundung hervor, welche fie den beften A
the's und Cetvantes's an die Seite flellt. Es iſt ein Gemälde große
rung, ben endlichen Ausgang eines alten Hauſes in deffen letztem,
tiher Schönheit und Kraft, im tiefe Schwermuth verfuntenen Epröf
Iend. Die alte Stuart’fche Zeit in ihrem legten ſchoͤnen Aufleuchten,
fiegende noch den berben pietiftifhen Beigeſchmack aus der Zeit der Ih
beibehalten hat. Im jeder Hinficht ein vollendeter Roman. — „T
Mid-Loth.an‘ (deutſch als, Der Kerker von Edinburg“ durch die Vf. di
Waverley - Novellen Ä 109
ein treffiiches Miniaturgemaͤlde, ausgezeichnet burch bie Charakteris
üblicher Seftalten, deßhalb wol überfchägt, verhält fich zu jenen Ro⸗
ie gelumgene® bürgerliche® Trauerfpiel zu großartigen vollmbeten Tra⸗
keit meiſt in der Behaglichkeit niederer Sphären, die moralifche Ten:
ſeſſen der Poefie Eintrag, und die furchtbare Handhabung der moralis
Bigkeit, die Unfchuldigen mehr als die Schuldigen treffend, macht den
ja empörend. — „The monastery” und „The abbot“ (,, Das Klor
Abt‘‘, deutfch von Lindau und Meth. Müller), 2 zuſammenhaͤn⸗
tragen bei glänzenden Einzeinheiten ſchon die Spuren des ſchwaͤ⸗
Sch, obne ein befonderes andres Intereſſe, um die erite Gefangen⸗
Stuart und ihre Flucht nach England. Bruder Euſtach im er:
in Maria im zweiten Romane find trefflidhe Charakterzeichnun⸗
e'' (deutſch durch Meth. Muͤller) ift ein intereffanter Ritterroman,
Zeit Richards Loͤwenherz fpielend,, aber trog ſchoͤner Charaktere
Einzelheiten mehr das Product des Studiums als poetifher -
in den echt ſchottiſchen Romanen. Die grelle Sonderung ber Eng:
bewohnenden Volksſtaͤmme ift beiuftigend, aber unmöglich der Wahr:
- „Kenilworth‘ (deutſch zuerft durch Lotz) fpielt in den gefeierten
, umd daher unferm Sulturzuftande weit näher als, Ivanhoe“.
der BF. fich auch in biefe Zeit erft durch Studium verfegen, da
Hof nicht mit denfelben Sarben, welche für Schottlands
audgeichten, gezeichnet werben durfte. Graf keiceſter's Verhältniß zur
Belefpalt mit feiner Liebe zu Emmy Robfart, biibet die Fabel des
iſchen Intereffe, aber allzu kuͤnſtlich componitten Romans. —
„Der Pirat’; deutſch durch Spiker, Meth. Müller und Henriette
‚ unter den flandinavifhen Bewohnern der Schpttlandeinfeln
derchaus gemachtes Wert. Intention flatt des freien Flugs der
wur eine Copie der Meg Merrilies in Ranzleifractur. Auch die
childerungen nur Abfchrift aus Reifebefchreibungen. — „The
(.Nigel's Schidfale”, von Meth. Müller), dad Bürger: und
sur Zeit Jakob I. von England fchilbernd, verfpricht anfaͤnglich
erfuͤlt wird. Das Einzelne beffer al8 der ganze Roman. —
ba peak („‚Peveril vom Gipfel”, von Michaelis), ein romanhafter
bie Zeiten der engl. Reflauration und die Befchichte des papiſti⸗
unter Karl II. Intereſſante Lecture ohne innere Wahrheit der
— „Quentin Durward“ (deutfd von Spiker) ſchildert einige der
Momente aus dem Leben Ludwig XI. von Frankreich im Zuſammen⸗
Basi dem Kühnen von Burgund. Erſterer iſt gelungener als der Letz⸗
Mt. Die Zabel bildet ein fchottifcher Abenteurer, welcher am franz. Hofe
nht und über Erwarten e6 findet. Der Roman gehört, ber Charaftes
‚gm den beffern des Autors, obgleich ihm jener die ältern Romane durch⸗
wb freier Eingebung fehle. Die humoriſtiſche Einleitung iſt mufters
ı„8t.- Ronans - well” (,,&t.:Ronans: Brunnen“, deutfch von Sophie
ij der Autor als Zielfcheibe feines humoriſtiſchen Wiges die Mobethors
men Babegeſellſchaften auserwaͤhlt; feine Dfeite find treffend, die ro⸗
Iegebeuhelt aber mit zu grellen Richarbfon’fchen Karben aufgetragen.
\ empdet. — Der „Redgauntlet‘ (deutfc von Sophie May) fpielt
mu lange verlaffenen Gebiete der ſchottiſchen Kämpfe zwiſchen ben zur
ereſchenden Factionen und Secten, ohne an Intereſſe ben frühen
sic) zu kommen. Dazu vieles Unmwahrfcheinliche und Romanhafte. —-
ef the crusaders” (Erjaͤhlumgen von d. Kreuzfahrern”) zerfallen in 2
Jener enthält Diomente aus Schottlands Meformationsgefhichte, . _
110 Baverley - Novellen
voͤllig abgefonberte Romane: „Die Verlobten” (deutfch von €
„Richard Loͤwenherz in Paldftina” (deutfch von Michaelis). S
Grenzen von Wales zur Zeit König Heinrich IL. von England, I
hm anziehenden Partien an zu großer Weitſchweifigkeit und zt
Unterhaltender und fpannender ift ber zweite, im gelobten Lande zı
berz Zeiten ſpielend. Jedoch bleibt es umbegreiflich, wie ein Hif
kuͤrlich mit ber Befchichte umſpringen Eönnen , fowie daß die ver
ſtellung derfelben zu Ungumflen der Deutfchen noch von Eeinem
wurde. In der humoriftifchen Vorrede kündigt einer der Diitaı
Inhaber der Societät zur Verfertigung von Waverley- Novellen |
das Leben Napoleon Bonaparte's an. Bald darauf hörte mar
Scott eine Reife nach Paris gemacht und fich bafelbft länger
habe, um an diefem Werke gu arbeiten. Warum erfchien das Wa
men nicht unſterblich machen würbe, wenn er weiter Nichts gef
verkennbar gehören W. Scott’8 Romane zu ben beffern, welch
arund ſchottiſcher Sitten und Geſchichte aus der Zeit bes Wenb
Cultur gebaut find. Die Gage, ale follten die Romane nur Vo:
Gen Geſchichte Schottlands werden, ſcheint nicht unbegründet, ı
aft bleibt, ob der durch die leichten und einträglichen Vorſtu
Arbeit entwöhnte Autor ſich im fpätern Alter zu diefer entſchli
gend bilden die echts[chottifchen Romane ſchon an ſich eine hiſto
in bee man die Bedeutung eine größern Kunſtwerks nicht verl
Kloſter beginnt mit der Reformation In Schottland (die frühere
thifchen Heroenalter verwandt, gehört mehr der epifchen Poefte
deenden Romane an); im „Kloſter“ und „Abt“ fiegt ber neue ©
aber bie alten Sitten; dann folgt das Ringen der Freiheit mit
der Stuarts; die vorzuͤglichſten Romane endlich ſchildern den
der Stuarts und Ihrer Partei zur Wiedergewinnung bes Thr:
ſchon alte und neue Sitten in grellem Contrafte auf. Alte Ver
bältniffe geben unter. Den rohern Bewohnern der Berge bü
berefchende Geſetz druͤckender als die ehemalige Willkuͤr ımter d
Herrſchaft ihrer angeborenen Sianhäuptlinge. Im, Aſtrologen“
Geſetz unterworfen, unb nur in ben niedern Glaffen, Zigeunern,
zeigt fich noch flarre Vorliebe für die gefeglofe Freiheit. Im „Alt
fucht Oldbook mit Kopfbrechen und laͤcherlichem Eifer nach ben
Zeiten, in dern Reichthum an Charakteriſtik die frühen R
Woodſtock iſt einer der legten, minder erheblichen Romane. —
fegungsmwuth hat ſich neuerdings an biefen Romanen erprobt. Au
gen für den erſten Griff und die Leihbibliotheken, oft Ifach erf
von Lindau, der frei, aber mit ber meiften Gewandtheit übertru
ker, der bier noch nicht den wohlgefäigen Styl f. fpätern Über
ving’8 errungen hatte, Meth. Mülter, Los, v. Halem, Michaelis,
Adolf Wagner ‚ find nun ſchon 5 gefammte fogen. Groſchenuͤb
nen, 2 ber Gebr. Schumann in Zwickau (bie 4 und die 8 Griu
hard'ſche in Danzig (die 6 Groſchen⸗), die Hennings’fche in (
fpeare » Überfeger Dreyer (die 4 Groſchen⸗) und die fluttgarter
2Groſchenausgabe). Die bei Gleditſch neu überf. mit hiſto
Ausg. in 50 Theilen koſtet 36 Thlr. Zu Ihe iſt als Fortf. nod
Ganongate” hinzugekommen (Überf. von Leidenfroft). Bei den
die W. Novellen machten, war es nicht zu verwunbern, bag Nach
nen, ja, daß jedes Land feinen franzoͤſiſchen, deutſchen, ſelbſt
Seott (van der Weide) befigen wollte. Unter ben engl. Mache
Wavre ‚411
bften: „Der Cavalier” und „Clan Albin”. Letzterer, auf der pyr
aſel fpielend, fand auch bei uns Beifall und Glauben an bie Echt⸗
ye Autor ließ ſich jedoch nicht verleugnen. — Das meifte Auffehen
roman, Walladmor“, angeblid nad Manuſcript äberfegt (Ber⸗
4), und erlebte ſelbſt, als die ironiſche Tendenz gegen die Scotto⸗
hland aus dem 3. Bde. klar geworden war, noch eine 2. Aufl. In
em Kritik eines Engländers (wie man vermuthet, des WB.: Autors
adon magazine”, Det. 1824, wird dieſer Roman „der kühnfle
mer Zeiten” genannt. „Das geräufchte Deutfchland”‘, heißt es,
sicht wußte, daß e8 Taͤuſchung war, daß eine glänzende Seifenblafe
6 von Leipzig über ganz Germanien binflog, und das getäufchte
ite, als es die Käufcyung erkannte. Das Lachen des Willkommens
a, Jauchzen und Jubeln des Triumphs folgte hinterbrein‘’ sc. Die
etzung (2 Bde.) iſt eine vöNige Umbilbung, in welcher Alles die Sa⸗
gende ausgelaſſen iſt; vermuthlich aus falſcher Artigkeit des fogen.
gegen den W.⸗Autor. Die franz. Überſetzung des Romans mit
el: „Walladmor, roman attribue en Allemagne à Sir Walter
‘de l’anglais par M. A. J. B. Defauoonpret” (1825), beginnt
we des romans modernes anglais et americains”' (!) (Paris bei
e W.e Autor fchreibt in der humoriſtiſchen Vorrede zu den Krauss
tfchaft des, Walladmor“ dem ingenioͤſen Talent Douſterſwivel's zu;
heit man ziemlich allgemein Willibald Alexis für den Verfaſſer, ob⸗
Rhein den echt engl. Urfprumg behauptet, auch die „Heidelberger
ch Ende 1825 den Roman unter den W. Scott'ſchen ohne Beden⸗
ben. Die Vermuthung, daß er von TB. Irving ober. Coleridge
Wetiger grünblid; widerlegt. — Der „Vexirte“, auf dem Worbers
W. Scott tragend, tft eine bunte Compilation teivialer Satyren,
gegen den DB. Autor gerichtet find. Am bitterften, zugleich am
heeift ihn der unbekannte Verf. (Paulding?) des amerik. Romans
‘er the long Finne” an.
. ein kleines in Belgien an dem Fluͤßchen Dyle gelegenes Staͤdtchen
000 E., ift durch das am 18. und 19. Junl 1815 zwifchen den
Preußen bier vorgefallene Treffen bekannt geworden. Bluͤcher hatte
417. Juni nad) der verlorenen Schlacht von Ligny (f. Quatte⸗
ww 1., 2. und 3. Armeecorps auf ben fleilen Höhen jenſeits Wavre
geſtellt, theils um dort das 4. von Luͤttich kommende Armeecorps
ts um die Bereinigung mit Wellington, der ſich auch feiner Seite
Btellung bei Mont &t.: Jean gezogen hatte, leichter vollziehen zu
: Zeldherren verabredeten, daß Wellington feine Stellung fo lange
yeidigen, Blächer aber ihm mit dem ganzen preuß. Deere zu Hüife
ſem Verſprechen zufolge ließ der Heid den 18. das 4. Corps aus
jenſeits Wavre aufbrechen, es in dem in Brand gerathenen Städt
Dyole paſſiren umd auf St. Lambert marfchiren ; ihm folgte das
B 1. brach gegen Mittag auf, um gegm Ohain vorzuruͤcken, das
hapelle St.⸗Lambert birigiet werden und die Referve bilden. Alles,
xp6, war nun ſchon in Marſch, als plöglich der Marſchall Grouchy
4. franz. Armeecorps und 2 Weiterdivifionen erſchien und das
we angriff. General Thielemann wendete ſich fogleich gegen ihn,
nun ein Artilleries und Zirailleurgefecht längs der ganzen Dyle,
net indeflen ſtets Wavre blieb. Alle andre Corps blieben im
e wichtigere Beſtimmung zu erfüllen (f. Waterloo), nur das
ıgiment mb einige Cavalerieſchwadronen, welche ben Nachtrab des
112 | Beben
1. Corps bildeten, wurben gegen das Dorf Limale, welches am di
Glügel bes Thielemann’fchen Corps lag, detachirt. Sie fanden die
unb einen heil des Dorfs ſchon vom Feinde befest, widerſtanden a
von dort vorbeechenden Übermadht und binderten das Vorbringen be
es völlig dunkel wurde. Das am Abend abgebrochene Gefecht wur
fortgefest, der Feind bemächtigte fich der Höhen von Pimale, und Ge
befchloß, da die Fortſetzung des Gefechts Überdies durch die Madırl
- der Dauptarmee zwecklos geworden war, eine andre Stellung 2 Stu
zu nehmen. Er warb auf dem Marfche dahin nicht beunruhigt
Abend, dag auch die Sranzofen ſich zurüdgezogen hatten. Genen
folgte hierauf dem Feinde, konnte jedoch nur die Spige feines Nach
Der Berluft jedes Theiles mochte gegen 4000 M. betragen. *)
MWeben heißt, durch krenzendes Flechten von Süden einen.
es gefchieht auf dem Weberftuhle, der eine Erfindung ber alten A,
durch neuere Verbefferungen große Abänderungen erlitten hat. €
man, nach ber Arbeit, wozu er beftimmt ift, den Stuhl der Tuc
weber, Raſchmacher, Seidenwirker, Pofamentirer u. ſ. w. Der
der Tuchmacher befteht aus 4 ſenkrecht aufgerichteten Pfoften, die t
ften Haltung bekommen. Vom, ungefähr in feiner Mitte, bat ı
Walze, den Bruftbaum, der nebſt dem tiefen Unterbaume das 31
Dem Bruftbaum gegenüber, hinten, nur etwas höher, befindet |
runde oder Sedige bewegliche Kettbaum, auf ben bie Kettfäten gewid
laufend bis nach vom zum Bruſtbaum ausgefpannt find. Diefe Ke
man auch Kette, Zettel, Werfte, Scherung, Scierung ,. Aufius
die Längenfäden des Gewebes. Sie werben alle auf ein Mal mi
baums auf den Stuhl gefpannt, oder gefhoren; die Querfüten,
oder Einfchlag genannt, aber werden. einzeln durch jene hinbucchgefli
dis leicht gefchehe, ift eine Vorrichtung (Geſchirr, Kämme oder
bracht, wodurch die eine Hälfte ber Kettfäden in bie Höhe gehoben!
die andre berabgezogen iſt. Durch die Offnung der vonsinander |
fäden dicht hinter dem Bruſtbaum wird ein kleines Käftchen (der Sı
der inwendig auf der Wadelfpule den aufgeroliten Faden bat, w
eine Seitmöffnung des Schügen abwidelt, durchgeworfen. Der Kl
einfachen Gewebe 2, jeder befteht aus 2 Stäben, wovon einer über
andre ſich darumter befindet, und bie beide durch fo viele Faͤden zuſa
find, als die halbe Kette Fäden bat. Diefe Gefchirrfäden haben
Möhre, durch diefe find die Kettfäben gezogen, ſodaß der erfte Fade
Schaft, der zweite an den zweiten, der dritte wieder an ben erften :
dadurch wird e6 möglich, mittelft Fußtritten, Schnüren und Rollen,
(Obergelefe) der Kette Über die andre Hälfte (Untergelefe) bervorzı
{hen die entfernten Gelefe den Einfhuß durchzuflechten. Doch t
*) Thielemann hatte biefes Ztägige Gefecht bei Wavre mit 3
15,000 M., gegen den ungleich ftärkern Feind (unter Grouchy, Vani
und Pajol), der 53 Butaillone, 63 Escadrons und 14 Batterieu züf
ftanden. Kam das 2. von Bluͤcher ben 19. abgefenbete preuß. Corp
im Rüden des Feindes an, fo ward Grouchy ganz abgeſchnitten. Alte
Grouchy erreichte den 19. Gemblour, und Ercelmann’s Gavalerie Near
8. preuß. Gerps drängten fid) zwar, griffen aber Namur vergebli?
vollzog feinen Rüdzug üser Dinant, und jene beiden Corps erhielten '
der der Hauptarmee anzufchliegen. Napoleon und Ney aber mußten nic
und Bandamme. Sie hielten dieſe Armee für verloren. Haͤtte Napole
Grouchy und Vandamme vor ben VBerbünbeten mit 40,000 M. bei Paris
ien, fo würde er in Paris anders gehandelt haben.
ber (Bernhard Anfelm) 118
t zwifchen den Geleſen einzwaͤnge, fchlägt Ihn ber Weher nach dem
n noch mit ber Lade feſt; diefe Lade befteht ebenfylis aus 2 handhoch
ſtehenden Stäben oder Decken, bie beide durch fo viel Nietflifte von
die Kette Fäden hat, zufammengehalten werden und deren oberer De:
Kitte, der untere unter ihr ift, ſodaß jeder Kettfaden durch einen Zwi-
er Lade hindurchgezogen iſt. Sie hängt übrigen® an den fenfrechten
ken ſchwebend und befindet ſich etwas hinter dem Bruſtbaume. Beim
we der Weber den Einſchußfaden an der rechten Ede der Kette an, ent⸗
be von dem Bruſtbaume, hebt durch ben Fußtritt das Obergelefe und
wergelefe , wirft durch die entflandene Öffnung der Geleſe den Schügen,
Einfhuß mit den Stiften ber Lade feft zwiſchen bie Kette und fährt fort,
das Untergelefe herauf» und das Obergelefe heruntergetreten und das
zung der Kette hinter dem Einfchufifaden berirkt hat, baffelbe Vers
nach Rechts zu wiederholen. Einfache mollene Zeuche, wie Eta⸗
‚ Dertan, werden auf bem Raſchmacherſtuhle gewirkt, der die Kette
‚ borizontal, fondern perpenbiculair trägt, indem der Kettenbaum
km Beftelie ſteht. Cine ähnliche Einrichtung hat der Stuhl der Tapes
% (Hautelisse), nur ift er viel zufamraengefester. Gekoͤperte Zeuche
J4 Schäften gemebt. Auf den eriten kommt der erfte, auf den zroeiten
Baden und Kette u. f. f. bis zum vierten; ber fünfte aber wird wieder
Schaft gezogen, beim Weben tritt der Weber den erften und zweiten
den zweiten und dritten, dann den dritten und vierten, bann wieber
erften zugleich, daß jeder Einſchuß über 2 Retten zugleich geht.
Arbeit find eigne Vorrichtungen (durch mehre Schaͤfte, durch einen
gewichten, ober einen Harniſch) angebracht, um biejmigen Kett⸗
mu erheben, weiche bie Blumen geben folen. Sammetartige Zeuche
wovon bie eine halb fo viel Käden hat als die Grundkette und Pol:
auf einem eignen Baum gewidelt ift. Ihre Fäden werben über
Buperuebt, und fogleich, nach dem Einklemmen durch den Einſchuß,
wodurch eben das Spirgelartige diefer Zeuche entſteht. Weit zus
it der Zampelſtuhl zum Damaft und für die brochirten Zeuche,
ho Spiegeltäffet und ähnliche außer der Vervielfiiltigung der Ket-
und vielfarbigen Einfhüffe, noch mehre zufammengefegte Einrich⸗
da Stühlen nöthig machen. Wie fehr unterfcheibet Davon fich der ins
I, der noch die urfprüngliche Einfachheit hit. Er trägt die Kette
aber weder Schäfte noch Schügen, fondern man flechtet den Ein-
ier Hand in Nadeln gefäbelt. .
er (Bernhard Anfelm), k. preuß. Capellmeifter zu Berlin, und bes
enzes Mitter, geb. zu Manheim 1766. Er war früher von feinen Öltern
Men Stande beftimmt, bekam aber ſchon durch den Unterricht, weichen
Min den erflen Anfangsgründen des Gtavierfpield von dem berühmten
R, dann im Gefange von Holzbarer, und fpäter im Generalbaffe von
hicten Schüler Wogler’8 erhielt, die erſte mufitalifhe Richtung , ſodaß
ih feiner Zuruͤckkunft aus Stalien ihn als 14jaͤhrigen Knaben zu fich
uber kommen ließ und Ihn bes mweitern Unterricht& in der Gompofition
esierfpiel würdigte, ihn auch mit ſich nach Stodholm nahm. Als aber
kine Anftellung finden Eonnte, ging er nad) Deutſchand zuruͤck, reiſte
we ais Virtuos, kam 1787 nad) Hanover und übernahm dafeibft die
Me bei dem ausgezeichneten Großmann'ſchen Theaterorcheſter zu Hano⸗
8 er 3 J. lang mit großem Nuten für fein Stubium der dramatifchen
te. Darauf reifte er buch einen Theil von Holland, Deutfchland, Dis
d Schweden, und befchäftigte ſich bei einem 10 Monate langen Aufent-
2. Siebente Aufl. Bd. XU. 8
112 | eben
1. Corps bildeten, wurden gegen das Dorf Limale, welches am du
Flügel bes Thielemann’fchen Corps lag, detachirt. Sie fanden die
und einen Theil des Dorfö ſchon vom Feinde befegt, widerſtanden aber
von bort vorbeechenden Übermacht und binderten das Vorbringen des
es völlig dunkel wurde. Das am Abend abgebrochene Gefecht wurde
fortgefest, der Feind bemächtigte ſich der Höhen von Limale, und Gm,
beſchloß, da die Kortfegung des Gefechts überdies durch die Nachricht
- der Hauptarmee zwecklos geworden war, eine andre Stellung 2 Stun
zu nehmen. Er ward auf dem Marſche dahin nicht beunrubigt
Abend, dag auch die Franzoſen ſich zuruͤckgezogen hatten. General
folgte hierauf dem Feinde, konnte jedoch nur die Spitze feines Nacht
Der Verluſt jebes Theiles mochte gegen 4000 M. betragen. *)
MWeben heist, durch Erenzendes Flechten von Fäden einen Ja
es gefchieht auf dem Weberſtuhle, der eine Erfindung ber alten Appl
durch neuere Verbefferungen große Abaͤnderungen erlitten hat. Som
man, nad) bet Arbeit, wozu er beftimmt iſt, den Stuhl der Tuchmg.
weber, Raſchmacher, Seidenwirker, Pofamentirer u. ſ. w. Der einß
der Tuchmacher befteht aus 4 ſenkrecht aufgerichteten Pfoften, die burt
ften Haltung befommen. Vorn, ungefähr in feiner Mitte, bat era
Walze, den Bruftbaum, der nebſt dem tiefen Unterbaume das Art)
Dem Bruftbaum gegenüber, hinten, nur etwas höher, befindet ſich
runde oder Bedige bewegliche Kettbaum, auf ben bie Kettfäten gemidel
Laufend bis nady vorm zum Bruftbaum ausgefpannt find. Diefe Kettf
man auch Kette, Zettel, Werfte, Schreung, Schierung ,. Aufzug
die Längenfäden des Gewebes. Sie werden alle auf rin Mai mitt
baums auf den Stuhl gefpannt, oder gefchoren; bie Querfäden,
oder Einfchlag genannt, aber werden einzeln durch jene hindurchgefle
dies leicht gefchebe, ift eine Vorrichtung (Gefchier, Kaͤmme oder &
bracht, wodurch die eine Hälfte der Kettfaͤden in die Höhe gehoben mi
die andre herabgezogen iſt. Durch die Öffnung der voneinander ge
fäden bicht hinter dem Bruſtbaum wird ein Meines Käftchen (der Sch
der inwendig auf ber Wadelfpule den aufgeroliten Faden bat, weil
eine Seitnöffnung des Schügen abwidelt, duechgetvorfen. Der Kaͤm
einfachen Gewebe 2, jeder befteht aus 2 Stäben, wovon einer über t
andre fich darunter befindet, und die beide durch fo viele Fäden zufams
find, als die halbe Kette Fäden hat. Diefe Gefchirrfäben haben in
Möhre, durch diefe find bie Kettfäden gezogen, fobaß der erfle Faden a
Schaft, ber zweite an den zweiten, ber dritte wieder an ben erften ıc. ke
daburch wird es möglich, mittelft Fußtritten, Schnüren und Rollen, die
(Obergelefe) der Kette über bie andre Hälfte (Untergelefe) hervorzuheb
fhen die entfernten Geleſe den Einfhuß durchzuflechten. Doc dami
*) Thielemann hatte biefes 2tägige Gefecht bei Wavre mit 3 Br
15,000 M., gegen den ungleich ftärtern Feind (unter Grouchy, Vandan
und Pajol), der 53 Butuillene, 63 Escadrons und 14 Batterien zählte,
ftanden. Kam das 2. von Bluͤcher ben 19. abgefendete preuß. Gorps, !
im Rüden des Keindes an, fo wurd Grouchy ganz abgefchnitten. Allein &i
(Srouchy erreichte den 19. Gembloux, und Ercelmann’s Savalerie Namur.
8. preuß. Corps drängten ſich zwar, griffen aber Namur vergeblich «ı
vollzog feinen Ruͤckzug üser Dinant, und jene beiden Corps erhiciten Beft
der der Hauptarmee anzufchliegen. Nupoleon und Ney aber mußten nichts !
und Bandamme. ie hielten diefe Armee für verloren. Hätte Nupoleon |
Grouchy und Vandamme vor den Verbündeten mit 40,000 M. bei Paris anfı
ien, fo würde er in Paris anders gehandelt baben.
!
Weber (Bernhard Anfelm) 113
jt zwifchen den Geleſen einzwaͤnge, [chlägt ihn ber Weber nach dem
m noch mit der Lade fell; diefe Lade befleht ebenfalls aus 2 handhoch
eflebenden Stäben oder Decken, bie beide durch fo viel Nietflifte von
die Kette Fäden bat, zufammengehalten werben und beren oberer De:
Kette, der umtere unter ihr iſt, fobaß jeder Kettfaden durch einen Zwi⸗
ver Lade hindurchgezogen iſt. Sie hängt uͤbrigens an den ſenkrechten
Men ſchwebend und befindet fich etwas hinter bem Bruſtbaume. Beim
bet der Weber den Einfhußfaden an ber rechten Ede der Kette an, ent⸗
be von dem Bruſtbaume, hebt durch ben Fußtritt das Obergelefe und
utergelefe , wirft durch die entflandene Offnung ber Gelefe den Schügen,
Enſchuß mit den Stiften ber Lade feft zwiſchen die Kette und fährt fort,
8 da8 Untergelefe herauf⸗ und das Obergelefe heruntergetreten und da⸗
zung der Kette hinter dem Einfchufßfaden bewirkt hat, baffelbe Vers
nach Rechts zu wiederholen. Einfache wollene Zeuche, wie Etas
‚ Dertan, werden auf dem Rafhmacherfluhle gewirkt, der die Kette
‚ horizontal, fondern perpendiculair trägt, indem ber Kettenbaum
Geftelte flieht. Eine ähnliche Einrichtung hat der Stuhl der Tapes
(Hautelisse), nur tft er viel zufamraengefegter. Gekoͤperte Zeuche
& Scyäften gewebt. Auf den eriten Eommt ber erfte, auf den zweiten
und Ketteu. f. f. bis zum vierten; der fünfte aber wird mieder
Schaft gezogen, beim Weben tritt der Weber dem erften und zweiten
den zweiten und dritten, dann den dritten und vierten, dann wieder
wd erften zugleich, daß jeder Einfhuß Über 2 Ketten zugleich geht.
Arbeit find eigne Vorrichtungen (durch mehre Schaͤfte, durch einen
gewichten, ober einen Harniſch) angebracht, um diejmigen Kett⸗
pa erheben, welche bie Blumen geben ſollen. Sammetartige Zeuche
wovon die eine halb fo viel Fäden hat als die Grundkette und Pol:
auf einen eignen Baum gewidelt iſt. Ihre Fäden werben über
roebt, und fogleih, nach dem Einklemmen durch den Einſchuß,
wodurch eben das Spiegelartige dieſer Zeche entſteht. Weit zu:
iſt der Zampelſtuhl zum Damaſt und für bie brochitten Zeuche,
ſchon Spiegeltaffet und aͤhnliche außer der Vervielfaͤltigung der Ket⸗
und vielfarbigen Einſchuͤſſe, noch mehre zuſammengeſetzte Einrich⸗
den Stuͤhlen noͤthig machen. Wie ſehr unterſcheidet davon ſich der in⸗
I, der noch die urfprüngliche Einfachheit hat. Er trägt die Kette
aber weder Schäfte noch Schügen, fondern man flehtet den Ein-
Hand in Nadeln gefäbelt. .
er (Bernhard Anfelm), €. preuß. Gapellmeifter zu Berlin, und bes
zes Mitter, geb. u Manheim 1766. Er war früher von feinen AÄltern
Stande beflimmt, befam aber ſchon durch den Unterricht, weichen
Win den erflen Anfangsgrimden des Glavierfpield von dem berühmten
R, dann ins Gefange von Holzbauer, und fpäter im Generalbaffe von
hicten Schüler Vogler's erhielt, die erſte muſikaliſche Richtung, ſodaß
u feiner Zuruͤckkunft aus Italien ihn als 14jaͤhrigen Knaben zu ſich
when kommen ließ und Ihn des weitern Unterrichts in der Gompofition
Iesierfpiel würdigte, ihn auch mit ſich nach Stockholm nahm. Als aber
kine Anftellung finden konnte, ging er nach Deutſchand zuruͤck, reiſte
he ais Virtuos, kam 1787 nady Hanover und übernahm dafeibft die
Me bei dem ausgezeichneten Großmann'ſchen Theaterorcchefter zu Hano-
es er 3 5. lang mit großem Nutzen für fein Studium der dramatifchen
te. Darauf reiſte er durch einen Theil von Holland, Deutfchland, Di:
a Schweden, und beſchaͤſtigte ſich bei einem 10 Donate langen Kufımt:
3. Siehente Aufl. Bd. XU. 8
114 Weber (Karl Maria v.)
halte in Stodholm, unter Vogler's unmittelbarer Leitung, mit di
declamatorifchen Muſik und bed Contrapunktes, wobeivorzüglich
bild war, aus defien damals in Stodholm unter Vogler vortreffi
Dpern er große Nahrung für feinen Geift ſchoͤpfte. Auch ſchrieb
ftüde unter feines Meiftere Augen, begleitete barauf denſelben aı
nady Hamburg, und ging 1792 nad) Berlin. Dier ward er zue
tor des Orcheſters bei ber beutfchen Oper angeftellt; reifte 1793 I
Deutſchlands, um Sänger und Sängerinnen zu gewinnen, un!
mit ber theatralifchen Muſik und Gluck's großen Werken noch n
macht. 1796 erhielt er, wegen abgelehnten Rufes nach Rheinsbe
ten Gehalt, bileb von dieſer Zeit an in Berlin als Mufikdirector,
nur Bleinere Reifen, auf welchen er hier und da feine Compofit
1803 begleitete er Auguſt v. Kogebue auf ein Jahr nach Paris
Gapellmeifier ernannt. Er war ein guter Mufikdirector und in |
feines Orcheſters ausgezeichnet. Dagegen warf man ihm geräufi
bei Aufführungen und eine einfeltige Vorliebe für Gluck'ſche M
hat diefe zur Behauptung eine6 beſſern Geſchmacks in der drama
Berlin ſehr heilfam gewirkt. In feinen eignen Compofitionen, ve
fin aus einzelnen Muſikſtuͤcken zu Schaufpielen (zu „Zell”, „2
fing” , „Sungfrau von Orleans”, Werner’s „Weihe ber Kraft‘', 3
fiten") und andern Belegenheitsftüden (Muſik zu Göthe's „Epime
erkennt man biefe® Vorbild allerdings auch, aber dabei auch St
ſcher Kharakteriſtik, die jedoch zumeilen in die Breite geht (mie i
zu ‚Wilhelm Zeil‘), Kenntniß großer Orcheftereffecte, Klarheit
drud und Häufung gefälliger Melodie, bei weniger Originalität un
Leit der Gedanken. Sein Duodram „Sulmalle” (1802), feine |
(1810), und feine „Hermann und Thusnelde”, welche [819 auf
beide mit Texten von Kogebue, ſowie das Beine Singfpiel „Die
find außer Berlin nicht fehr bekannt. Mehr find es feine heran
und charaktervollen Befänge mit Begleitung des Pianoforte (bie m
fpielen gehörig) , umd feine melodramatifche Compoſition der Schill
„Fridolin, oder der Gang nach dem Eifenhammer”. Auch fol er fi
und gründlicher Glavierfpieler gewefen fein. Er farb zu Berlin 1:
Weber (Karl Maria v.), E. fächf. Capellmeiſter und Muſik
Shen Oper in Dreöben, war ben 18. Dec. 1786 zu Eutin im 9Hı
und genoß einer fehr forgfältigen Erziehung. Malerei und Muſik th
ſaͤchlich in feine Jugendmuße. Nicht ohne Gluͤck verfuchte er ſich
gen der erftern. Aber die Tonkunſt verdrängte, ihm ſelbſt unbemwu
Schweſter gänzlih. Eigenthümliche Neigung bewog feinen Ba
v. Weber, zumellen feinen Aufenthaltsort zu wechſeln, womit den
Sohn der Nachtbeil verbunden war, auch feine Lehrer öfter wei
Den beſten Grund zur Eräftigen, deutlichen und charaftervollen €
Claviere legte er bei dem beaven, firengen und eifrigen Heufchkel
fen (1796). Je mehr der Vater die allmälige Entwidelung eine
in feinem Sohne wahmahm, deſto liebevoller forgte er für deffe
dung mit Aufopferung. Daher brachte er ihn auch einige Zeit zu
nach Salzburg. Doch ftand diefer ernſte Dann dem Kinde noch
nur wenig und mit großer Anftrengung von ihm lernte. 1798 lie
beffen Aufmunterung 6 Sughetten von ihm druden, fein erſtes
welches von der leipziger „Allg. mufilal. Zeitung‘ freundlich angı
Ende 1798 kam WB. nach Münden und erhielt im Gefange bei !
Valeſi, in der Compofition bei bem jegigen Doforganiften Kalcher
Weber (Karl Maria v.) 115
‚ Haren und flufenmeife fortfchreitenden Unterrichte bed Letztern verbankt
ſeils die Beherrſchung und den gewandten Gebrauch ber Kunſtmittel,
r Besug auf den reinen vierflimmigen Sag. W. arbeitete mit ımermü:
e feine Studien aus. Damals fing fich auch feine Vorliebe zum Dra⸗
m deſtimmt aussufprechen; er fchrieb unter den Augen feines Lehrers
„Die Macht der Liebe und des Weine”; baneben aber audy eine Meffe,
Bafititüde, die fpäter alle ein Raub der Flammen wurden. Bald bar:
Wen regen, jugendlichen Geiſt die Idee, dem damals von Sennefelber
Steindruck den Rang abzugewinnen; er glaubte enblich diefelbe Erfin⸗
Zemacht zu haben, und zwar mit einer noch zwedimäßigern Mafchine
die Sache ind Große zu treiben, zog er nebfl feinem Vater nad
Eachſen, wo alles Material am bequemften zur Hand ſchien. Die
und das Mechanifche, Geifttöbtende des Geſchaͤfts aber ließen ihn
m wieder abftehen und mit verdoppelter Luft die Compoſition fort:
find 6 Variationen für das Pianoforte damals von Ihm in München
Als 14jähriger Knabe fchrieb er die vom Ritter v. Steinsberg
Ber: „Das Waldmaͤbchen“, welche im Nov. 1800 audy gegeben wurde,
großem Beifall nad) Wien, Prag, Petersburg, und überhaupt wei:
2 als dem Kuͤnſtler fpäterhin lieb war, der es als ein hoͤchſt unreifes,
wicht ganz erfindungsleeres Product anfah. Ein Artikel der „Allg. mu:
weckte in dem jungen Somponiften die Idee, auf ganz neue Weiſe
und die Altern vergeffenen Inftrumente wieder in Anwendung zu
gemäß ſetzte er, als er damals in Samilienangelegenheiten nad)
k war, die Oper: „Peter Schmoll und feine Nachbarn‘ (1801),
BR, in Augsburg ohne fonderlichen Erfolg aufgeführt wurde. Die
bat ee fpäterhin umgearbeitet flechen laſſen. 1802 machte er mit
mufilalifche Reife nach Leipzig, Hamburg und Holftein, wo er
Eifer theoretifche Werke über Muſik fammelte und fludirte, aber
tge Zweifel bewogen, die Harmonie in ihrem Grunde zu erfors
ignes muſikaliſches Gebäude aufbaute, in welchem er bie herrlichen
Men Meiſter durch eigned Nachdenken begründet aufnahm und bes
Pierauıf drängte es ihn nach der Tonwelt Wiens und zum erften Male
in diefe Welt. Hier lernte er unter mehren großen Männern den um»
[Bater Haydn und ben originellen Abt Vogler kennen, ber mit Liebe
Streben des Juͤnglings entgegentam und ihm mit der reinften Hin⸗
Echatz ſeines Willens aufſchloß. Auf Vogler's Rath gab W. bamals,
übt Entfagung, das Ausarbeiten größerer Mufitftäde auf, und
a beinahe 2 Jahre dem dmfigften und unermübetften Studium ber vers
ſten Werke großer Meiſter, die er in Hinficht ihres Baues, der Ideen⸗
md in Hinſicht der Benutzung der gegebenen Runfimittel mit feinem
ſchaftlich zergliederte und ſich durch eigne Studien anzueignen ſuchte.
ie er ſich als Pianoforteſpieler eigenthuͤmlich aus. Offentlich erſchienen
ut ein paar Werkchen, Variationen und ein Clavierauszug der Vog⸗
Ber Samori“ von ihm. Em Ruf ale Mufikdirector nach Breslau
ein neues Feld; er bildete hier ein neues Chor und Orchefter, über-
anche frühere Producte, und componirte die von Rhode gebichtete Oper
jum größten Theile. Doch hinderten ihn die vielen Dienftgefchäfte an
ken. 1806 zog ihn ber Eunflliebende Herzog Eugen von Würtemberg
be in Schlefien. Hier ſchrieb er 2 Symphonien, mehre Eoncerte und
Bade. Als aber der Krieg das niebliche Theater und bie brave Capelle
at er eine Kunſtreiſe an, von welcher ex bald in das Haus des Herzogs
4 Stuttgart zurückkehrte. Bier ſchrieb er feine Oper „Sitvana” , nad
8*
116 Weber (Karl Maria v.)
dem Sujet bed „Walbmäbchend" von Hiemer neu bearbeitet (fpäterhie;
außzuge bei Schlefinger in Berlin herausgeg.), arbeitete feine Gantate
Ton“, nebft einigen Duverturen und Symphonien um, und fchrieb
fahen. 1810 trat er abermals eine Kunftreife an. In Frankreit
Berlin ıc. wurden feine Opern gegeben und feine Goncerte befugt. :
mit 2 talentvollen Jünglingen, Meyerbeer und Gaͤnsbachery, gemof
teifter und zur Prüfung fähiger, nochmals Vogler's tiefe Erfahrungs
feine Oper „Abu s Haffan (Darmfl. 1810). Won 1813 — 16 leite
fitdirector die Oper in Prag, die er ganz neu organifirte, und hier
auch die große Eantate: „Kampf und Sieg (Clavierauszug, Berlin
ger), welche durch Größe und Fülle der Ideen, wie durch glänzende
imponirt, aber noch keinen beflimmten Styl zeigt. Nur feiner Kumf
er diefe Stelle nieder, als fein Zweck für dort erreicht var. Dara
mals frei in die Welt. 1816 hielt er fich längere Zeit: in Berlin
eines Eunftfinnigen Freundes auf und fchrieb daſelbſt 3 feiner fd
fortefonaten. Viele und fchöne Erbietungen kamen ihm bald vom
entgegen. Der Ruf zur Bildung einer deutfchen Oper in Dredbe
allein aufs neue fefthalten und dieſem Geſchaͤft witmete er fei
ganze Thätigkeit mit allgemeiner Anerkennung. Hier fchrieb er,
Inſtrumentalſtuͤcken, verſchiedenen Gelegenheitscantaten, 3. B. bet
Megierungsjubiläum des Königs von Sachſen, der Jubelouverture,
mählungscantaten, die gediegene zum Namenstage des Königs cc
nebſt Offertorium (1818), der feitbem eine 2. gefolgt iſt, und fe
Tert gearbeitete Oper „Der Freiſchuͤtz“, welche zuerſt 1821 in Be
wurde und feitbem durch bie ganze civilifirte Welt gelungen ift. Day
ex die originelle Muſik zur „Prezioſa“, welche mitbiefem Schaufpieißt
die berliner Bühne kam. Der unerhörte Erfolg des „Zreifhüg”, ei
volksmaͤßigen Melodien einestheilß, ſowie anderntheild durch das im
berwerk des Kugelgießens in der Wolfsſchlucht zu erklären ift ‚_verfi
Antrag, eine neue Oper für Wien zu componirm, wozu Stau v. &
einer aitfranzöfifhen Erzählung die „Euryanthe“ gebichtet hat. S
zum Herbft 1823 hat ihn dieſes Werk vornehmlich befcyäftigt, und i
teifte er nad) Wien, um es dort felbft aufzuführen, was am 25. O
erften Mal geſchah. Er erwarb fich großen Beifall. Der Verf. 1
bat ein ausführlicye® Urtheil über biefe großartige Muſik in Philt
au’ (St. 71 — 73, 1825) und in der „Berliner muſik. Zeitung
1826) ausgefprochen. 1824 erhielt W. von London aus dem Auf
für das Coventgarbentheater zu fchreiben, und den 1. Act dazu. A
beſchaͤſtigte er ſich ernſtlich mit der engl. Sprache. Aber feine angefl
rufsarbeiten, zumal ba er zugleich die Arbeit feines Eränklichen und oftı
reifenden Gollegen Morlacchi übernehmen mußte, griffen in Verbinde
nen Studien feine Gefundheit an. Er reifte im Sommer 1825 nal
Ente 1825 brachte er feine „Euryanthe“ in Berlin auf die Bühne.
und Bruftübel verfchlimmerte fih 1826. Angeftrengt febte er feine €
des „Oberon“ fort, entriß jich ben Armen feiner beforgten Freunde, gi
nad) London, wo er feinen herrlichen „Oberon“ vollendete, aufführt
Tage wo ber „Freiſchuͤtz zu feinem Vortheil gegeben werden follte (d
fein tonreiche® Leben aushauchte. Man begrub ihn als Katholiken fel
Mceorfieldscapelle. — Er hat in der mufilalifch = bramatifchen Compofi
gemacht, vieles Neue gefchaffen, die Inftrumente mit einziger, tiefi
angewendet, den Volksgeſang veredelt und dem Singfpiel ein neues !
haucht. Die Geiftergefänge feines „Dberon’' gehören zu dem idealften
Weber (Gottfried) . 117
je aufgeftellt worben find. Leider hat er bie komiſche Oper „Die drei
ach dem Texte von Theodor Hell), an welcher er feit mehren Jahren
m arbeitete, unvollendet hinterlaffen. W. verband uͤbrigens die gläns,
aſchaften in Einer Derfon; er war nicht nur einer der origineliften
in großer ausübender Kuͤnſtler, ber im Pianofortefpiel große Eigens
beurfumbete, ein chenfo feuriger al& befonnener, einfichtsvoller und
Director, ein in dem äfthetifchen u. grammatifchen Theile feiner Kunft
kmifcher Theoretiker, fondern auch einer der gebildetſten und geiftreichz
‚ ber das Leben von einem höheren Standpunkt aus betrachtete als
Riufller zu thun pflegen. Die große Anzahl feiner uͤbrigen im Stich
Composttionen enthält fine Menge von nftrumentalftüden, befon»
tirende Inſtrumente und fehr gelibte Spieler berechnet (Goncerte,
Dotpourris und Harmonieftüde für Pianoforte, Clarinette, Fagott,
el, Sonaten, Warlationen, Polonalfen und Tänze, ein Clarinet⸗
einige Symphonien), verfchiedene Cantaten, Goncertarien, viers
aſtuͤcke und Lieder zum Glavier (befonders bie mit großem Beifall
Liederfammlung: „Leier und Schwert”, worin man überall ben
declamatoriſchen Zonfeger erkennt). Viel Intereſſe haben bie in
'mitgetheilten Fragmente, in weichen W. feine Anfichten und Erfah⸗
LE: „Künftierleben”, ausfpriht. Das Ganze gibt fein Sreund, ber
ſehr verdiente Theod. Hell u.d. T. heraus: „Hinterlaſſene Schrifs
v. Weber” (Dresden 1828, 2 Bde). Durch Benefizvorfielluns
8 für die Erziehung feiner Kinder gegründet worden. — Wir haben
Imen Notizen aus feinen eignen Mittheilungen gefchöpft.
® (Gottfried), ein verdienter Theoretiker und praktiſcher Zonfiger,
haftlich gebildeter Geſchaͤftsmann, ift geb. zu Sreinsheim, 4 St.
Bm, 1779. Er ſtudirte die Rechte, wurde Advocat und Kammerfits
Dete er fich durch guten Unterricht, ſowie durch Anhören fremder
Min, Münden, Kaffel, Göttingen und Frankfurt zum aueübenden
wichte auf der Flöte und auf dem Violoncell einen bedeutenden Grad
keit, widmete ſich aber fpäterhin faft vorzugsweiſe der äfthetifchen
m Theorie der Muſik, wovon er nicht nur in mehren Auffägen ber
der wiener „Mufilal. Zeitung”‘, ſowie der großen „Encpklopädie”’ (herz
Eeſch und Gruber), ferner in der von ihm feit 1824 heraußgeg. mus
ft „Eäcitia” u. vielen muſikal. Mecenfionen in den „Heidelberger Jahr⸗
Bteratue””, in der, Jenaiſchen Lit. = Zeitung”, fondern auch in ben aus⸗
Verſuch einer geordneten Theorie der Tonſetzkunſt zum Selbituns
Bemerkungen für Belehrtere‘' (in 2 Bhn., Mainz 1817; 2. X.
4 Bon), und in feiner „Allgemeinen Muſiklehre für Lehrer und Ler⸗
ft. 1822), ſehr ſchaͤtzenswerthe Proben abgelegt hat. Ex war eine
ettor der Kirchenmuſik und des muſikal. Conſervatoriums in Dans
auf verwaltete er das Amt eines Kriegsrichters in Mainz und war
u Theaterausſchufſes daſelbſt. Zuletzt ift er als großherzogl. Hofge⸗
mb Generaladvocat des Caſſationshofes nach Darmſtadt verfert und
des großherzogl. heſſiſchen Hausordens ernannt worden. Die philoſo⸗
der Univerfität Gießen hat feine Verdienſte durch Zuſendung des
anerkannt, ſowie die mufital. Akademie zu Stodholm ihn zum Docs
ernannt bat. Won feinen Sompofitionen, welche ein großes Stres
Bnfachheit und declamatoriſchem Charakter auszeichnet, find einige neuere
kBe, medre Miſſen, en Te Deum 1812, eine Missa funebris oder
„ ten Manen der Sieger bei Leipzig gewidmet 1813, an mehren Orten
"mit Beifall aufgeführt worden. Unter ben von ihm gefchrichenen Ge:
118 Webet (Beil) Wechſel
ſaͤngen find 12 vierſtimmige Vogler dedicirt, 12 für eine Sin
tarrenbegleitung (Bonn 1812), Geſaͤnge von Goͤthe ꝛc, Lieder von
4 Hefte einer „Leier und Schwert‘ uͤberſchtiebenen und befannten
den unter bemfelben Zitel erfchienenen Liedern K. DR. v. Weber’s
wechſeln), und eine achtſtimmige fugirte Hynme für die berliner
(1812). Außerdem bat er eine K. M. v. Weber bedicirte Cla
1814), ein Tıio ımb ein Tema con variazioni für Guitarre
(1807) u. A. herausgegeben. Auch hat er ben. mufilal. Chronometer
Taktmefſer.) Zutegt haben ihn feine Unterfuchungen über die E
zart Then Requiem in mancherlei literar. Fehden verwidelt. Man
über in der genannten „Gäcilia”. i
MWeber (Veit), f. Wächter. 2
Wechabiten, f. Wahabi.
MWechfel (lettre de change, bill of exchange) heißt im
fo viel als Tauſch; Daffelbe bedeutet da6 Wort cambium, womit e8
In der engem Bedeutung , von welcher bier bie Rede iſt,
Wechſel, ſelbrief, eine ſchriftliche das Wort Wechſel ausdruͤcküch
Anweiſung, wodurch der Ausſteller, oder wer in ſeine Verbindlich
bei Vermeidung perſoͤnlicher Haft, eine beſtimmte Summe zu gew
fallzeit genannt) zu zahlen verſpricht. Hieraus folgt, daß dem
ein Vertrag zum Grunde liegt der durch den Wechſel ſchriftlich g
dieſer Vertrag hat die groͤßte Beſtimmtheit, ſodaß eine Schrift,
Wechſel ober nach Wechſelrecht nicht enthaͤlt, nie für einen
und nach den firengen Wirkungen beffelben beurtheilt wird. In
jedoch nicht noͤthig. S. v. Bofet, „Den Wechfelcontract nach felnen
f. w. Anſichten“ (Prag 1812). Das Verfprechen, daß man ſich
Daft dei Nichtzahlnng unterroerfen wolle, wird fchon aus bem an
Wechſel ober Wechſelrecht gefolgert. Die Wechfel werben eing
Wechſel, d. h. diejenigen, in welchen bee Ausſteller die Zahlung
verſpricht. Diefe heißen auch unelgentliche, trockene Wechfel
Hier kommen nur 2 Perfonen in Betracht, nämlich ber Ausſtelet
pfänger. 2) Traffirte Wechfel, Tratten, d. b. diejenigen Wechfel,
der Ausfteller die Zahlung durch eine fremde Perfon leiften zu
Sie heißen auch eigentliche Wechſel deßwegen, weil die größten
nur mitdiefen Wechſeln gemacht werden, daher audy Kaufmanns
mercantilie) , auch naffe Wechfel (cambiatrajestitia), weil fie oft
gehen. Bel diefen Wechfeln werden & Perſonen, welche dabei vo
gleich nicht immer 4* verfchledene Subjecte find, unterfchieben. 1)
der den Wachfel ausftelt oder verkauft und dad empfangene Geld arı ei
wieder aussahlen laͤßt. 2) Der Memittent, d. 1. Der, welcher den M
das Geld zahlt, um das Geld an einem a. Drte wieder außgesahlt zu ei
Der Dräfentant, d.i. Der, welcher die Schuld zu heben angewiefen I
fen erſtes Gefchäft darin befteht, den empfangenen Wechfel Dem, bei
tem fol, zur Acceptation zu repräfentiren. Die Präfentation if eine
ceptanten oder Zraffanten gerichtete Srage, ob er den Wechfei how
Die Zeit diefer Präfentation hängt nicht von dem Willen des Inhaber
dern iſt an gewiffe Vorfchriften gebunden, weldye fi nad den We
die in dem MWechfel ſtehen. 4) Der Traffat, d. i. Der, auf welchen
geſtellt iſt; da derfelbe durch die Unterſchrift f. Namens ſich zur Zal
etklaͤrt, fo heißt er auch Acceptant. Die Acceptation iſt eine unter di
brief gefegte Erklärung, wodurch ſich ber Xraffat zur Zahlung nady 9
verbindfich macht. Hierzu bedarf es bloß des Wortes „acceptirt“ mit }
—
Wechſel | 119
Acceptation per onor di letterg ift die Anmehmung eines
jeiten eines Dritten zu Gunften und zur Ehre des Ausſtellers ober
ante, welche zu biefem Endzweck folche dritte Perfonen als Noth⸗
zuf den MWechfeln zu notiven pflegen, gemeiniglich mit dem Aus⸗
afalls bei N. N. (Au besoin chez....). Muͤndlich und außer dem
de Acceptation nur dann erfolgen, wenn es befondere Wechſelord⸗
a, 3. B. mit Zeugen. Sie muß aber erfolgen fogleih, wenn
aͤſentirt ifl. Die Zahlung nad) erfolgter Acceptation richtet ſich
immung im Wechfel, wovon nachher. Indeſſen trifft es fich oft,
eben dem Drte zu fobern hat, wo er bezahlen fol, in biefem Fall
m MWechfel zu Laufen, fondern wird Remittent und Zraffant zus
Remittent wird durch den vor feinem Namen im Wechfel bes
;: an bie Ordre, berechtigt, fein Hecht audy an Andre abzutreten.
uech die Indoſſation (f. d.), durch fie kann ber Wechfel von
abgetreten werben, welches giriren genacint wird (f. Giro); aber ,
übernimmt dabei auch die Verpflichtung des Zraffanten, für ben
des Wechſels zu flehen. Wer alfoim Auslande zu zahlen hat,
chſel kaufen und diefen, auf feinen Gläubiger Indoffirt, ihm an
bien; wer im Auslande zu fobern hat, kann einen Wechſel zie⸗
me Wohnort verlaufen. Die Zeit ber Zahlung wird auf verfchles
nme: 1) nach der Ausftelung 14 Tage, 1, 2 — 6 Monate nach derfels
owechfel); 2) nach der Zeit der Präfentation, 14 Tage nach Sicht
B. a vista); 3) nachdem Herkommen, auso(Ufowedfel)(f. d.).
A muß der Traffant unbeftimmt und fo lange haften, bis der Wechſel
zu Seficht gelommen ift. Indiefem Falle muß ber Wechfel binnen 24
de Ankunft präfentiet und in 24 Stunden nady Acceptation bezahlt
mın oder muß ber Inhaber einer acceptisten Tratte auch nach ber Ver⸗
Eage noch abwarten, ehe er nach Wechſelrecht verfährt (Discretions⸗
J je nachdem dieſe Tage, deren Zahl (in Hamburg 11, ſonſt) gewoͤhn⸗
den meiſten neuen Wechſelordnungen werden fie ganz abgeſchafft.
bei Wechfeln , welche in der Meſſe zahlbar find. Die wirkliche
schfels muß in der Regel baar, und fie ann nur mit Einwilligung
bers durch Affignation oder Delegation, weldye hier Stondrito heißt,
wilen wird der Wechfel prolongirt, d. h. die Verbindlichkeit zu zah⸗
Zeit hinausgefchoben. Dies wird im Wechſel felbft angezeigt, 3.
torte „„prolongirt bis cc.” In diefem Kalle geht der Schaden auf
Inhabers, 3. B. wenn der Traſſat unterdeffen bankrutt wir.
b Prolongation die Verjährung unterbrochen. Der Verjaͤhrungs⸗
chſel iſt gewoͤhnlich kuͤrzer beftimmt al& ber ber gemeinen Verjaͤh⸗
3 die Form der Wechfel anlangt, fo wird bei allen Wechſeln 1) das
Sfellung und die Summe, weldye der Gegenſtand ber Wechſel⸗
ſt, darüber geſetzt. Weicht die Angabe dieſer Summe von ber im
nögefchriebemen Zahl ab, fo gilt die leptere Angabe. Einige Ges
aber bei einer foldyen Abweichung und wenn bed; Ausftellers Vor⸗
e Verhaftung zu. 2) Wird das Schlußwort beigefügt: Valuta
alten, oder Werth in Rechnung. Nady einigen Wechfelorbs
eboch biefe Form auch fehlen. 3) Muß die Unterfchrift von
eigefuͤgt fein, umb zwar cine ſolche, die ihn hinlänglich bezeichnet.
jechſel insbefondere wird in Form einer Anmweifung an einen Dritten
ner werden bie Mittel angegeben, wie ber Acceptant zur Wieder:
ıgen fol. So heißt «8 3. B.: ftellen es mir auf Rechnung u.
a besteht fich in traffirten Wechſeln meiſt auf den Aviſobtief, d. i.
120 Wechſel
das Schreiben, welches der Ausſteller an den Trafſaten oder Accept
und worin alle naͤhere Umſtaͤnde der Zahlung angegeben werden; bei
Wechſeln wird ferner immer links die Überſchrift an den Acceptanten
ten beigefügt. — Eigne Wechſel werden immer in Form eines Verf
nicht wie Anweifungen abgefaßt; fie werden gewoͤhnlich nur ale Set
einem Eremplare) ausgeftellt; flatt der Adreffe werben bie Worte
mich felbfl” mit dem Namen des Ausſtellers gefegt. Um das GBiriıe
fel zu erleichtern, ober wenn ber Wechfel weit zu gehen bat, wert
mehre Eremplare beffelben ausgeftellt. Das eine, die Prima, fenbeti
tent gerade an ben Ort des Krafläten, um dort von einem Freunde
ren zu laffen; biefer Freund ift nicht berechtigt, die Zahlung zu hebe
allenfalls zur Verfallzeit Sicherflellung vom acceptirenden Theile zu
"andre Sremplar, die Secunda, auf welcher bemerkt ift, bei wen bie
Praͤſentation ſich befinde, wird dann auf Den indoſſirt, dem damit be
fon, ift fo zum Giriren beſtimmt und mag nun auch nach der Verfi
men. Der Verwahrer der acceptirten Prima muß dieſe dem Inhaber
ausliefern, und gegen Beide zahlt dann der Acceptant, weil eigentlich die
Annahme, die Secunda den rechten Indoſſatarius beurkunden fol. 4
Traſſat nicht acceptirt oder nicht zahlt, fo muß ber Inhaber des I
Weigerung dawider gerichtlich und von einem Notar beglaubigen K
Weigerung, forte die dakuͤber abgefaßte Urkunde ſelbſt, Wechfelprote
wird. Hierauf kann er in dem Ruͤckwechſel (ricambio) die R
nebft allem Schaden berechnen und den Betrag vom Indoſſanten ober
einziehen ; aber er ift auch fchuldig, Jedem, der ben proteflicten 8
bezahlen will, biefen zu überlaffen. — Wenn Jemand Wechfel vor
zeit kauft, fo heißt diefer Kauf Disconto; dann werben für bie
Wechſel noch zu laufen hat, Zinfen abgezogen, welche in bedenklicheh
hoch ſteigen. Valuta heißt alles Dasjenige, was der Ausfielier
für die Ausftellnng erhält oder für erhalten annimmt. In der Reg
Wechſel ausgeſtellt auf die Münsforte , welche an dem Drte ber Zahl
die Quantität von Münze, worauf derſelbe gewoͤhnlich geftellt , umd
woͤhnlich der Preis beſtimmt wird, melden dafür ber Memittent elf
heißt die fire Valuta. So ift 3. B. von Königsberg auf London und
auf London bie fire Valuta 1 Pf. St., von Königsberg auf Hamburg!
Iuta ein hamburger Bankthaler, aber von Leipzig auf Hamburg 100 &
. Die Münze , in welcher die Bezahlung für den Wechfel gewoͤhnlich gere
beißt die bewegliche Valuta. Das Verhaͤltniß der firen und bemeglid
zu einander , welches zu einer Zeit an einem Orte allgemein iſt, heißt |
felcurs. 3.8. der Curs von Leipzig auf Hamburg ſteht 1454; heißt:
dert Bankthaler in Hamburg als bie fire Valuta, in Wechfeldriefen gegebe
145 Thlr. 6 Er. Saͤchſ. als heweglicher Valuta bezahlt; oder der Curs
auf Amſterdam fteht 1394 heißt: 250 Gldn. hol. Sour. in Amfterdam
Baluta werden mit 139 Thle. 12Gr. Saͤchſ. als beweglicher Valuta besaß!
der beweglichen Valuta genau fo viel Werth an edelm Metall gezahlt n
Werth des edeln Metalls der firen beträgt, fo fleht ber Curs al pari. 3.
engl. Pf. St. 2280 hol. Aß Silber enthält und der Curs von Königsberg
ſteht 19 Gldn. und 7 Gr. Preuß.,d.i.6 Thlr. 10 Gr. Preuß. fo ift der Cu
denn fo viel betragen 2280 Aß Silber im preuß. Courant. Muß aber zu di
gemein mehr Sitber in ber beweglichen Valuta gegeben werben als t
bätt, fo ift der Curs geftiegn, und wenn weniger, fo iſt er gefa
das Steigen oder Fallen des Wechſelcurſes hat bie Nachfrage nach W
das Angebot derſelben einen wefentlichen Einfluß ; werden namlich an
Wechſel 121
em Orte auf jenen mehr Wechſel geſucht als ausgeboten, ſo muß der
„im entgegengefegten Falle aber ſinken. Dieſe Regel leidet jedoch
nahmen, ſodaß weder aus dem Curs auf das Verhaͤltniß der Schul⸗
erungen zweier Handelsplaͤtze, noch von dieſem Verhaͤltniſſe auf ben
icherheit gefchloffen werden kann. — Meßwechſel oder Regulir⸗
iüfen entweder ſolche, welche in ber Meſſe ausgeſtellt werden; fie has
ſoendern Curs oder Werth, indem der Ausfteller eine beflimmte Provis
etommt, die gemöhnlich zu Anfange der Mefferegulict wird; ober man
Meßwechſel die in der Meſſe zahlbar find. Siehaben einen üblichen
Bisweilen gefchieht es, daß Handelsleute, um fich fuͤr einige Zeit baare
wihaffen, weit hinaus Wechfel auf Orte ziehen, mo erſt kurz vor der Vers
wird, und die alfo lange ungedeckt laufen, ehe fieproteflirt werden,
9, fie dann durch neue Wechfel der Art dedden zu Einnen. Dies
man Wechfelreiterei. — Betrug wird nicht felten mittelft
‚, bei weichen die Namen, ſowol des Traffanten als bes Remlt⸗
find ; dergleichen Wechſel heiten Kellerwechſel. Ein Kaufs
Geld nöthiy hat, aber feinem Credit entweder nicht genug zutraut,
aus a. Gründen richt benugen wii, ſtellt nämlich einen Wechſel in
Monaten zahlbar, worauf ber Name bes Ausſtellers entweder ganz
oder auch wol der wirkliche Name eines anſehnlichen Handelshauſes
chrieben fteht, aus, wovon jenes Haus nichts weiß. Auf diefe
‚ die theils wahre Perfonen, mit denen der wahre Ausfteller des
übereingelomraen, theild erdichtete Namen find. Unter den
aud gewöhnlich zulegt der Name des Verfertigers bes Wechs
trägt er nun zum Discontiften, welcher, da er mehre Namen
den Giranten erblidt, auch zus ben legten felbft vielleicht ein gros
ihn discontirt. Nachdem num der wahre Ausfteller bes Wechſels
Geld bis zur Zeit des Verfalles des Wechſels benugt hat, iſt unterdefs
von ihm angefchafft, womit er beim Discontanten den deponitten
ter einlöft. Dan fieht, dag dergleichen Wechfel einen falfchen Credit
wd deßhalb jind fie als falſche Papiere flrafbar , insbefondere wenn
Ausſtellers falſch iſt. Indeſſen hat man Beiſpiele, daß fich felbft
der Schein, Wind: ober Kellerwechfel bedient haben, um
enheiten zu helfen, weil fie den Staatscredit nicht compromittis
oder ſich ſcheueten, Directe zu borgen. — Wird ein Wechfel von dem
icht bezahlt, fo entſteht für Den, welcher die Bezahlung beffelben zu
bdas Recht, die ihm mangelnde Zahlung von dem Ausfteller oder von
wiche denfelben an ihn inboffirt haben, aufs firengfte zu fodern. Der
Bat hat biefes Recht an feinen naͤchſten Indoſſanten, diefer an feinen
mw, und fo fort bis an ben erften Nemittenten oder Traffanten. Jeder
x das Recht diefer Foderung an alle Indoffanten, die zwiſchen ihm und
tenten oder Zraffanten fich befinden, und kann unter ihnen jeden wählen,
fine Foderung am leichteften zu erlangen glaubt. Gewoͤhnlich geht er
u Remittenten ober Zraflanten zuerft und behält ſich fein Recht an die
e. Die Art, wie die Foderungen, welche aus der Verweigerung ber
Bezahlung eines Wechſels von dem Ausfteller ober dem Indoſſanten
18 eingetrieben werben, gefchieht nun gemeiniglich durch die ſogen.
ſel, welche auf die Ausfteller oder Indeffanten des unbezahlten Wech⸗
e,nur duch ben Protefl, wodurch gerichtlidy bezeugt wird, daß der
nden Indoſſaten sicht bezahlt worden if, gerechtfertigt wird. Die
1 können alfo nicht anders flattfinden, als in Folge eines rüdgängig
Wechſelgeſchaͤfts. Sie önnen Demjenigen , auf welchen fie gegogen
128 Wechſelbegriff Wechſelrecht
werden, oder vielmehr Dem, welcher fie zuletzt bezahlen muß, großen X
chen, inebeſondere, wenn ſich der Curs zum Nachtheile des Remittente
ten waͤhrend des Laufes des Wechſels bis zum legten Indofſſaten
Buͤſch führt im. Bde ſ. Zuſaͤtze ein Beiſpiel an, wo der Remittent bei
gezogenen Ruͤckwechſel 50 Procent verlor. Dem Betrage des Ruͤckwech
gleich alle Koſten für Proteſt, Zinſenverluſt und Speſen zugeſchlagen,
ber ſchon um fo viel groͤßer als der urſpruͤnglich ausgeſtellte Wechſel,
anlaßt wird. — Nicht leicht hat irgend eine Erfindung wohlthaͤtiger auf
reichthum überhaupt und auf den Verkehr der Völker insbefonbere |
Wechſelanſtalt Vermitteift derfeiben wird der Credit gleichfam bew
und an bie Gtelle der Muͤnze, alfo an die Stelle des Unterpfunbes «
Münze ihrem Befiger für die wirkliche Realiſirung ber bamit empfaı
fung auf ſaͤmmtliche in ben Tauſchverkehr kommende Güter gewä
Danbelöverhältniffe zwiſchen dem einzelnen Ländern der Erde fich ver
ten, mußten ed die Kaufleute bald weit bequemer finden, ihre gegenfelt
auszumechfeln, als vermittelft der Metallmünge zu berichtigen. X
lichkeit gab den Wechfelbriefen ihren Urfprung; ſchon Tyrus, Gari
Korinth, Syrakus, Alerandrien fcheinen fie gekannt zu haben. 9
fien beflimmten Spuren bes Wechfelgefchäfts feit Ende d. 12. Jal
Provinzen von Frankreich, befonderd auf der fogen. hampagner 9
Die Ausbildung des Geſchaͤfts gehört jedoch, wie auch bie ital. Au
Italien an. Vgl. Martens's,Verſuch e. hiſtoriſchen Entwickelung t
ſprungs des Wechſelrechts. Werben bei 2 mit einander im Verkehr
tionen die Wechfelgefchäfte mit gehöriger Lebhaftigkelt betrieben, fo bed
Verkehr keiner größern Muͤnzmaſſe, als gerade erfoberlich ift, um
dee gegenfeitigen Schulden auszugleichen. &o lange der Curs ir
Part, fei es über oder unter bemfelben , bleibt, d. h. fo lange no
foͤrmigkeit zwiſchen den von den beiden Handelsplägen In Wechſelwi
ten Waarenmaſſen flattfinder, bedient man fi) gegenwärtig ber
Erft wenn ber Curs fo hoch fleigt, das ed mohlfeller wird, Metall
Gläubiger zu fenden, als einen Wechfel auf dem Markte zu kaufen
Metal im Welthandel auf. Se lebhafter demnach die Wechfelmirt
einzelnen Danvelsplägen und Handelsſtaaten ifl, um fo weniger bra
Metalle feibft aufzutreten. Und wie im Weltverkehre, fo werben
Nationalperkehre unzählige Handelögefchäfte bloß mittelft der Wed,
macht, fo treten aud in diefem Verkehr bloße Foderungen einzelr
an andre häufig an bie Stelle der Münze. j
MWechfelbegriffe nennt man gewöhnlich ſolche, welche :
Gleichheit ihres Gegenſtandes in gewiſſen Fällen für einander fegen
aber darum Ihr Inhalt nicht derfelbe; fie druͤcken nur verfchiedene Ge
fichtspuntte einer Sache aus, 5.8. gleichfeitige Figur, gleichwinklig
Mechfelnoten (note cambiate) find in der Muſik folche '
monie fremde Noten, toelche beim unregelmäßigen Durchgange auf!
theil kommen und fo die Stelle der Dauptnoten vertreten; dahin
bende Noten im engern Sinne auf den ſchlechten Zeittheil fallen.
Wechſelrecht ift 1) der Inbegriff der die Wechſel (f. 1
Rechte. Das Wechſelrecht ift, forwie andre Theile des Rechts,
nes und ein nichtgefchriebenes. Jenes gründet ſich auf ausdruͤcklid
gen ber gefeggebenden Macht, welche Wecfelordnungen genan
deren es [ehr viele gibt, die nicht felten von einander abweichen. |
und jede bedeutende Handelsſtadt hat eine befondere Mechfelorbnu
ce: ein allgemeines preuß. Wechfelsecht, eine verbefferte Wechfele
Wechſelrecht 128
2 (1802), eine braunſchweigiſche, jeveriſche, ruſſiſche u. ſ. w.
: ferner Wechſelordnungen der Städte Augsburg, Breslau,
sig (leßtexe, welche fehr berühmt iſt, hat Puͤttmann herausgeg.),
Das nichtgeſchriebene Wechſelrecht hingegen gründet ſich auf ges
andigerweiſe eingeführte Gewohnheiten, die man aus den Pas
ten) der Kaufleute kennen lernt. Won biefen legten finb jedoch
Drten unter ben Kaufleuten eingeführten Usances (von bem ital.
Gebrauch, Gewohnheit), wenn fie nicht die Eigenfchaft einer
ewohnheit haben, unterfchieben. Es geht aus biefer Erklärung
e, daß es kein allgemeines beutfches Wechſelrecht geben könne.
utſchlands haben, nach ihrer Lage und befondern Verfaſſung, ein
Intereſſe, daß einerlei Verfügungen auf fie keineswegs paflen
Wechſelproceß iſt daher auch in verfchiedenen Ländern oft ver
an z. B., beierhobener Wechſelklage, gegen ben fäumigen Wech⸗
t uͤberall mit Verhaftung feiner Perſon verfahren, ſondern es muß
Vermoͤgen die Befriedigung des Glaͤubigers geſucht werden. —
nennt man 2) auch dasjenige Recht, welches Wechſelbriefe vor
erſchreibungen voraushaben. Die Strenge bes Wechſelrechts bes
wenn der Schuldner nicht zahlt, ſogleich die Perſon deffelben ans
kann, ohne auff. Güter Rüdfiht zu nehmen. Man bat über
zrund biefer Strenge viele Muthmaßungen aufgeflellt, fo 3. B.
adlungebibliochet”, 1.Bb.; Martens, inf. Verſuch e. bifkorifchen
8 wahren Urſprungs d. Wechſelrechts (Goͤttingen 1797) unterfcheis
ich politifchen Grund, den er in ber Natur ber Meffen. findet, _
zuerſt vorlommen, von bem Grunde ber Beibehaltung biefer
ı der Schnelligkeit und Sicherheit liegt, dadurch zur Befriedigung
m gelangen. Sich nad Wechſelrecht verbindlich machen, beißt
Nichterfuͤllung feiner eingegangenen Werbindlichkeiten derjenigen
werfen, welche das Wechſelrecht für den- Wechfelfchuibner feflges
Enicht ungewöhnlich, bei Pacht⸗, Mieth⸗, oder a. Verträgen fich
» Wechfeltecht verfchreiben zu laffen. Der abgefchloffene Vertrag
ch kein eigentlicher MWechfel, wol aber entfleht daraus bie Wirkung,
ven faumigen Zahler nad) Wechfelrecht verfahren kann. Ungeach⸗
zlaͤubiger viele Vorzüge vor andern Glaͤubigern hat, fo findet doch
ke die Wechfelfoderungen Eeine Priorität ſtatt, und bie Wechfels
n in den meiften Ländern den gemeinen Gläubigen gleichgefegt.
Sruͤnden ift geroiffen Perfonen verboten, Wechfel auszuitellen: 1)
h tem kanoniſchen Rechte; 2) Soldaten, weil Wechfelverbindlich-
töpflichten in den Weg treten koͤnnten; 3) minderjährigen Perſo⸗
ya gibt es eine befondere Wechfelmündigkeit, die fpäter als bie all»
gkeit eintritt); 4) Perfonen, die noch unter väterlicher Gewalt
Salle, daß dadurd ein Darlehn verficher: werben fol ; 5) in ben
auch Weiber und Bauern.
ättern Schriften über das Wechſelrecht, welche man in Beſeken's
ris eambialis‘ findet, werden in diefem Sache vorzuͤglich gefchägt:
chtiger Wechfelgläubiger, und deffen Einleitung zum Wechfelrecht”,
‚orpus juris cambialis‘', fortgefegt von Uhle, welches jedoch durch
en von Zimmer! (Wien) und die von Tafel angekündigte, vers
Eine vollſtaͤndige Sammlung der Wechfelgefege aller Länder hat
1809 — 13) herausgegeben ; vgl. auch Brattenauer’s „Sammlung
neuern Wechfelgefege”‘, in v. Kamptz's, Jahrbuͤchern“, Heft XIV.
: „Niederl. und großbritann. Wechſel⸗ und Muͤnzgeſetze, uͤberſ.
124 Wechſelſeitiger Unterricht
und m. Anmerk. nebſt ben neuern daͤniſchen Wechſelgeſetzen hera
D. Ph. Fr. Schulin“ (Frkf. a. M. 1827). „Grundſaͤtze bes We
‚Püttmann”, herausgeg. von Martens (Leips. 1805); „Cours d
mercial”, von Pardeſſus (5 Bde.), find brauchbare Handbücher.
MWechfelfeitiger Unterricht wird die Einrichtung be
genannt, bei der fühigere Schüler jeder Claſſenabtheilung ihre D
Lernen und Einuͤben mechanifcher Sertigkeiten leiten und beaufficht
Frankreich aufgefommene Benennung ift unpaffend, weil ein med
terrichten dabei nicht ſtattfindet, fondern nur ein Vertreten der St
durch einzeine Ausgezeichnete, die von ihren ſchwaͤchern Ditfchülen
empfangen. Wie weit diefe Schuleinrihtung, deren Urfprung in J
ift, wo der Reifende bella Valle fie ſchon im 16. Jahrh. kennen ler
verbreitet war, iſt aus d. X. Lancafter zu erfehen. In Englan
ausging, werben jest an 500,000 (allein in London an 8000 in 43
Irtland 30,000 Kinder nach biefer in den legten Jahren fehr verbefl
unterrichtet. Lamcafter felbft war 1824 in dem fübamerikanifche
lombia, von Bolivar unterftügt, mit Errichtung ſolcher Schulen bi
britiſchen Oſtindien hat eine Societät zu Calcutta 88 Schulen fein
fliftet, deren ed auch in Malta, am Cap, am Senegal, in Sierra
dern engl. Colonien gibt. Auch die Griechen ergriffen biefes Mittel
ganz fehlenden Volksſchulen wohlfeil zu errichten und haben deren zu
und auf den Infeln. Aubs Frankreich kam das Intereſſe dafür na
nun Toscana (in Florenz 5 und in 30 Landgemeinden) und Parma
Errichtung erlaubte. In Neapel und in Spanien, wo unter bei
und 1822 in den meiften Hauptftäbten ſolche Schulen entflande
1823 eingeben. Frankreich hatte 1821 [dom 1197 Kinderfchule
gimentsſchulen biefer Art. Lestere mußten feitdem biefe Methode
und von jenen find in Folge ber beharslichen Gegenwirkung der 4
ber Minifterien viele jegt aufgelöft, da die Abfiht, dem Wolke,
Frankteich von 24 Mi. Erwachſenen nur 9 Mill leſen und fchreib
von 6 Mid. Kindern nur 13 Mill. Schulunterricht genießen, eini
geben, als Parteizeichen des Liberalismus gefährlich befunden wir!
Gegner hat. Aus ähnlichen Urfachen wurden diefe Schulen in der
eingeftellt und für ganz Öftreich.unterfagt, und in Rußland der anfa
dafür bald fo lau, daß über Verfuche im Kleinen nicht hinausge
burfte. Fuͤrchtete man in biöfen Staaten ohne Grund, die Lancaft
ten das Volk zu Hug machen, fo hat dagegen die bänifche Regierun
gegengefester, aber richtiger Erwartung feit 1819 angefangen, fie
Holftein und Schleswig allgemein einzuführen. Ein Erlaß der daͤn
tei („Dänifche Collegienzeitung“, 1819, Nr. 23) fpricht nicht mu
druͤcklichen Willen des Königs, die Sache beſchleunigt zu ſehen, fo
darüber: „Der geringern Volksclaffe wird dadurch viel Zeit gewor
wird fie nicht mehr über Dinge unterrichten, bie außerhalb ihrer €
ihnen Begriffe von Gegenftänden beibringen, bie nicht in ihrem
liegen und die fie nicht zu erlernen brauchen”. Doch teaf ber zuerſt
Abrehamfon in Kopenhagen angeregte legitime Enthuſiasmus fü
ſchraͤnkung der Volksbildung auf die nothbürftigften Fertigkeiten fo
Schulſoſtem befonders in den Herzogthuͤmern auf einſichtsvolle
deren Händen die bänifche und ſchleswig⸗ holfteinifhe Schuleinri
Drdnung, Genauigkeit und unablaͤſſige Selbſtbeſchaͤftigung der K
caſter's Schulen angenonmmen,, aber das Geiſttoͤdtende feines Med
durch diefer naͤchſt der Wohlfellheit befiebt worden war, ganz befe
hſelwinkel Weckherlin (Georg Rubolf) 125
htet alle Kinder ſelbſt und überläßt den aus den Schülern wechſelnd
Atfen nur das Wiederholen ber gelermten Penfen und bie weitere Ein»
tigkeiten, zu denen er vorher Anleitung gab. So iſt vorzüglich zu
Holfteinifhen aus Lancaſter' ſchem Mechanismus und beutf
Gewifſenhaftigkeit eine für Volksſchulen, wo mehre Glaffen von
a einem Zimmer gleichzeitig befchäftigt werben müflen, ungemein
kmrichtung hervorgegangen, durch weiche ber Lehrer Zeit gewinnt,
rw in beutfchen Landfchulen möglich war, für bie Beiftesbildung ber
2. Der Rector ber Domfchule zu Schleswig, Prof. Schuhmacher,
gruͤndetes Urtheil über den wechfelfeitigen Unterricht ausgeſprochen.
“. ſagt er, „if ein treffliches Hülfsmittel, fobam fie nicht aus ihren
ütritt, ſondern fich befchräntt auf mechaniſche Fertigkeiten und reine
en. Go erfpart fie Zeit für Lehrer und Schüler; fie erfpart Koſten
Hude und ift fehr mohlthätig für ale Volksſchulen, wo eine große
uf fo verfchiedenen Stufen des Wiſſens und der Entwidelung ſteht,
fie zugleich nicht unterrichten kann, fondern wielfache Claſſentren⸗
m gezwungen iſt. Ebenfo fehr ift fie aber auf ber andern Seite uͤber⸗
Schule, wo die Zahl der Schüler fo gering ift, daß ber Lehrer fie
ben und zugleich befchäftigen kann; noch mehr ift fie das ba, wo fo
sit eignen Lehrern für jede derfelben gebildet find, baß die zufammen
ker fo ziemlich auf Einer Stufe der Fertigkeit und bes Wiffens ſtehen.
mw wäre fie fogar, felbft auch in Volksſchulen, wenn durch fie Alles,
betwidlelung ber Kinder, in dieſe Form gebracht und dadurch das
erricht gleichfam ertödtet würde; verderblich in jeder höhern Lehr»
a wiffenfchaftlicher Geiſt, wo Selbſtdenken, wo Bildung bes eignen
Beſchmacks, wo die reine, höhere, menſchliche Entwickelung allein
Inflituts if. Denn wo der Geiſt lebendig ift, da darf der Buchſtabe
Bebiete bee hoͤhern geiftigen Fceiheit darf der Mechanismus die
Kräfte nicht in laͤhmende Feſſeln fhlagem. Die neueſten Nach⸗
e Lehrart in Dänemark enthält bie Schrift: „Progres de l’ensei-
nel en Danemark, extrait d’un rapport au roi, parM. d’Abram-
(Kopenh. 1825). Noch bemerken wir, bag der verft. König von Por
em eine Normalichule des wechfelfeitigen Unterrichts durch den Prof.
pändet hat, vom deren Sortgang aber uns nichts bekannt geworden ifl.
„über die Anwendung der wechfelfeitigen Schuleintichtung in Volks⸗
na 1826); Dielmann, „Briefe, die wechfelfeitige Schuleinrichitung
ltona 1826). Unterden dltern Schriften iſt zu empfehlen: Dr. Har⸗
heliche Darſtellung und Beurtheilung bes Beil Bancafter’fhyen Schul⸗
and und Frankreich, nach Hamel bearbeitet” (Bresl. 1819). 31.
elwintel. Wenn 2 Parallelen durch eine dritte Linie gefchnitten
Wen dic auf entgegengefegten Seiten ber ſchneidenden, an ber einen
s Parallele liegenden, innern Winkel Wechſelwinkel.
elwirkung (mutaum eommereium) ift das Verhaͤltniß zweier
handener Gegenſtaͤnde ober Theile von Gegenſtaͤnden, vermoͤge deſſen
tig beſtimmen. So reden wir von Wechſelwirkung aller einzelnen
Belt, von Wechſelwirkung der Glieder eines Organismus und des
Wech ſelwirkung des GBeiftigen und Leiblichen (dev Seele umb des
des Weſen in der Welt ift von Anbrem abhängig und beſtimmt
el in (Beorg Rudolf), einer der beſten beutfchen Dichter aus bem
16. und dem Anfange d. 17. Jahrh., ein Vorläufer von Opig,
alfo 13 Jahre vor dem Gründer der fchlefifchen Dichterfchule, ya
126 Weckherlin (Georg Rudolf)
Stuttgart geb. Von f. Vater, der in würtemberg. Staatedienſten
einer gleichen Laufbahn beſtimmt, fiubirte er die Rechte auf der Unk
gen, ohne jedoch darum bad Studium ber claffifchen Literatur und ber
ber wichtigften neuern Sprachen zu verfäumen. Nach der Woltenbung
demiſchen Laufbahn finden wir ihn auf Reifen durch Deutfchland, Fr
England, und auch in Spanien fcheint W. gewefen zu fein. - Sein er
halt in England gehört in bie Megierung König Jakobs I., und die
mb Sprache haben fo entfchieben auf ben Charakter der Weckherlin ſe
gewirkt, daß nur durdy fie manche Eigenheiten berfeiben zu begreifen
ren find, vorzüglich die kecke Freiheit und die natürliche Kraft feiner &
einitg dee pedantifchen Ängftlichkeit und Maͤßigkeit ber nach hollaͤnd.
Muftern gebilbeten Dichter d. 17. Jahrh. gegenüberfteht. Aus der en
bat W. mehre Wörter und Wendungen germanifirt, von denen aber
uns geblieben find. Obgleich W. ſchon fehr früh angefangen hat, bei
nach eigner Weife und Regel zu fchreiben,, fo vergaß er doch darüber
zum Gefhäftemanne nit. Bald nad) f. Ruͤckkehr, in ſ. 28. J.,
herz. Secretair in ber Kanzlei zu Stuttgart angeflellt, und daneben
Dienft eines Hofpoeten mit geroiffenhafter Treue. 1613 befang er
zung der engl. Prinzeſſin Eliſabeth, als Kurfuͤrſtin von der Pfalz und
zu Rhein, und auch In der Kolge ergriff er jede Gelegenheit, ben Mia
Gnade des pfälzifchen Hauſes zu feiern. Nach dem Ausbruche des be
Krieges, wo wir W.'s Leben nicht genau verfolgen koͤnnen, finden
zu London, angeftellt als Secretair bei ber deutſchen Kanzlei, welche
gluͤcklichen Kataftrophe, die den Pfalsgrafen Sriedrich, den Eidam?
Die Krone Böhmens und um f. altes Kurfürftenthum brachte, errichtet
um die Verbindung zwiſchen England und dem proteftant. Deutfchanßi
tm. Die Stelle, welche W. in diefer Kanzlei bekleidete, ſcheint
geweſen zu fein, und er felbft fpricht von vielen Sendungen, ch
und weiten Reiſen, bie er als Secretary gemacht habe. Aber unter be
gen und Taͤuſchungen bes Hoflebens, immer beladen mit Geſchaͤften
Muſe nicht hold iſt, in der Fremde umberfchmeifend und aus f. We
bamnt, blieb W. ein Deutfcher in der fhönften und ſtaͤrkſten Bebeutum
mit feurigem Muthe und unerfchütterlichem Glauben, als proteftant. J
Helden ber beutfchen Freiheit, Bernhard von Sachſen, den Manth
allen Guſtav Adolf, den Wetter aus Norden. Der breifigjährige Kr
auch bie würtemberg. Lande vermüftete, raubte dem Dichter f. Erbe w
Tod f. geliebten jüngern Bruders Ludwig herbei, der fi) dem geiſtliqh
gewidmet hatte ımd die väterlichen Güter verwaltete. Auch ein großel
W.'s Jugendgedichten ging bei biefer Zerftörumg zu Grunde. Solche WM
Schläge ertrug der Dichter mit männlicher Faſſung und frommer Ergel
flosb gegen 1651, nachdem er 1648 von London aus bie legte zu Aral
druchte Ausg. f. Gedichte beforgt hatte. Die erfte Ausg. derfelben vers
ſchon in Stuttgart, wie fie 1618 erfhien. Die folgenden wurden zu‘
gedruckt, u. d. T.: „Geiftliche und weltliche Gedichte”, 1641, 1646
Unter den geiftlichen Gedichten befinden ſich mehre frei über. Pfatmen
dichen beftehen aus Oden und Gefängen, Trauer: umd Grabſchriften,
Gedichten, Buhlereien ober Liebesgedichten in der Form des Sonetts,
zuerft in die deutfche Dichtkunſt einführte, Eklogen ober Hirtengebk
grammen unb Erfindungen für Aufzüge, Ballette, Maskeraden u. |
großer Theil diefer Gedichte, die Srüchte f. Hofpoeterei, bat nur noch
Werth für und. Dagegen verdienen f. Liebesgedichte, Trinkliedei,
und Elegien auf die Heiden f. Slaubens und feiner Zeit, f. Eklogen umd (
Weckherlin (Wilhelm Ludwig) 127
üche Aufmerkſamkeit. Echte Kerngebiegenhrit, tiefes Beuer, kuͤhne
Beiftes und eine oft bi8 zum lübermuth gehende Gewandtheit in ber
«8 Stoffes und in der fprachlichen Form zeichnen W. vor allen Dich⸗
ihrh. aus. Eine kecke Laune, : ein Alles wagender Scherz und ein
er Muthwille charakteriſiren viele f. kleinern Gedichte, namentlid)
id Epigramme, und eine großartige Sronte beherrſcht einige Gedichte
m Zelt ſ. Lebens, in benen er auf fich und f. Verhaͤltaiſſe prüfend zu⸗
In dem großen Gedichte auf Guſtav Adolfs Tod erhebt er fich zu
Würde und Fülle, die im 17. Jahrh. von keinem Dichter unſers
reicht worden if. In der Korm ſteht W. freilich unter Opig, wenn
Hang und Regelmaͤßigkeit bes Sylbenmaßes, auf Glaͤtte und Reinheit
eben. Er mißt die Syiben nody nicht, ſondern zählt fienur, und
ele Abkürzungen und Zufammenziehungen von Wörtern und Formen,
et erſcheinen müffen ; ferner ift [. Sprache voll Anglicismen und Pros
ken. Aber, wenn bie Korm in etwas höherer und weiterer Bedeu⸗
t wird, fo erfcheint fie im W. fo gebiegen, wie fein Geiſt: lebendiger
ſcharfer Ausdruck, unumwundenes Ausſprechen charakterifiren fie,
sit ſicherer Wahl faſt immer das Rechte für jeden Fall. WE Dich⸗
gu ſ. Zeit weit verbreitet geweſen zu ſein ſcheint, wurde bald durch
Echule verdunkelt. Lange Zeit lagen ſ. Gedichte vergeſſen und ver⸗
besber 1779 zuerſt wieder auf fie hinwies. Seitdem haben mehre
Gedichte von W., aber meiſt in ſehr entweihter Geſtalt, aufgenom⸗
wiche Auswahl derfeibmn und eine volftändbige Biographie bes Dich⸗
4. Bd der von Wilh. Müller herausgeg. „Bibliothek deutfcher
Jahrh.“ Wgl. außerdem Conz's „Rachrichten von dem geben
R. Weckherlin's (Ludwigsb. 1803). W.M
rlin (Wilhelm Ludwig), ein Journaliſt von vielfeitigen Kennt
der Darſtellungsgabe, unglüdtich durch die Fehler ſ. Charake
tzug Unbefonmenbeit war, geb. 1739, war ber Sohn eines
Bothnang im Würtembergifhen. Er befuchte das Gymnaſium
fiubirte zu Zübingen bie Rechte. Dann ging er als Hofmeiſter
‚ md von da nad) Paris, wo er ſich beſonders mit Voltaire’s und
befchäftigte und ſich den fpöttelnden Ton berfelben aneignete,
Schriften bewiefen. Darauf beſchaͤftigte er ſich in Wien mit Schrift⸗
Interricht in Sprachen, zog fich aber durch f. Hang zur Satyre Feinde
ned, das wisige aber muthwillige Buch: „Denkwuͤrdigkeiten von
4 Haft und Randesvertweifung zu. Nach einem kurzen Aufenthalte
sg ging er nach Augsburg, mo man ihn als einen geiftuollen Dann
Heufcyafter fchägte. Aber f. ſathriſche Laune, die fich in einer Schmaͤh⸗
war Urfache, daß er fid) bald wieder entfernen mußte. Gr rächte
rc das damalt viel gelefene Buch: „Anſelmus Rabioſus Reife durch
(1778), ſchrieb in Nördlingen eine politifche Zeitfchrift u. d. T.
lebte ſodann, auch von hier verwiefen, einige Jahre zu Baldringen,
Wallerſtein ſchen Dorfe unweit Nördlingen, und ſchrieb ein periodi⸗
„Sheonologen” (12 Bde, 1779—83), in welchem man Wis, Laune,
imuͤthigkeit und eine vertraute Bekanntſchaft mit der franz. Literatur
26 graue Ungeheuer“ (12 Bde, 1782 — 87), die „Hyperboreiſchen
ſdchn., 1788—90) und die „ Paragraphen” (3 Bdchn., 1791—Y2)
bh Fortſetzungen biefer Zeitfchrift; allein der Beifall der Lefer nahm
W. ſich erſchoͤpft hatte. Cine Schmähfchrift, die ex 1788 auf bie
Rördlingen drucken ließ, zog ihm einen Verhaft zu Hochhaus, einem
Gen Schloſſe, zu. Ex verlebte hier & Jahre, wurde gut behanbelt
128 Wedekind
und ſetzte ſ. ſchriftſtelleriſchen Arbeiten fort. Als Anſpach 179
heit kam, ging er dahin, unb erhielt die Erlaubniß, eine pol
fhreiben. in verdrieglicher Vorfall, ber ihm durch den uner
eines Einverflänbniffes mit ben Franzoſen verurfacht wurde, ze
beit zu, an welcher er d. 24. Nov. 1792 ftarb.
Wedekind (Georg Epriftian Gottlieb, Freih. v.), großt
u. Leibarzt, aus dem alten niebexdeutfchen Geſchlechte ber Wedeki
Goͤttingen, wo ſ. Vater Profeffor war, erhielt 1780 daſelbſt bie ;
zeichnete ſich in Uslar, Diepholz und Muͤlheim am Rhein als pı
in Phyſikatsverrichtungen (f. u. A. Becker's „Noth⸗ und Hülfet
apfelkoͤrner) aus; auch machte er ſich durch mediciniſche und phile
in Baldinger's, Richter's und Moritz's Journalen bekannt. 1‘
Moinz als Leibarzt des Kurfuͤrſten und als Profeſſor der Medi
ſehr bluͤhenden Univerſitaͤt berufen. Hier machte er ſich mit dem
Geh.⸗Raths und Leibarztes Chr. L. Hofmann genauer bekannt.
Hofmann nur in Bruchſtuͤcken bearbeiteten Theile dieſes Syfte
bang zu bringen, das ihm irrig Scheinenbe abzuändern und bie ı
gen der Ärzte zu benugen. Weil W. ſich aber mit Hofmann ii
deffelben wicht ganz vereinigen konnte umd in der Folge perfönliche
gen mit ihm zerfiel, fo wurde er von bemfelben verfolgt und der C
ſten, welcher auf Hofmann Alles hielt, verluflig, wozu die unwa
des Illuminatismus und W.'s Unerfahrenheit in Hofverhälmif
Diefer Zwiſt mit Hofmann hinderte jedoch keineswegs, fowot f
auch in f. Lehrvorträgen demfelben volle Gerechtigkeit widerfah
Hofmann’fhhe Lehre, wo ex fie gegründet fand, dankbar zu ver!
nicht der Fall war, befcheiden zu widerlegen, übrigens aber dieſe
anzupaffen und mit ben Ideen andrer Arzte wie mit feinen eignı
So geſchah es, daß W. bei der großen Anzahl von Zuhörern, |
und f. Klinicum befuchten, in den Ruf gerieth,, eine befondere m
mo nicht gar ein Sekte, geftiftet zu haben. — Die Kunſt, zweckn
ten (f. ſ. Scheift: „Über medicinifchen Unterricht”, Frankf. 178
nem hohen Grade eigen, und verfchaffte f. Lehrnorträgen fortd
Wedekind's von einem f. Zuhörer herausgeg. Vortrag „Über bie
trauens und den Heilungstweg durch Überredung des Kranken” (9
diente In unfern Tagen der Wunderſucht noch bebersigt zu werbei
fungen über die Entzündungen und deren Ausgänge” (Leipzig
ſchon damals, was jest Andre ſich aneignen wollen, daß bie Ent
(Mascagni’fhen) bie Eleinften Blut: und Schlagadern vermitt
ihren Sig haben, aber buch einen bie Verengung der Eleinen
hoͤhete Thaͤtigkeit ber Kleinen Arterien verurfachenden Reiz hervo
daß das Entzündungßfieber ohne Srtliche Entzündung von einer
Blutgefäße ſelbſt herrühre u. ſ. w. Wedekind's „Abhandlungen
wichtige Segenftände ber prakt. Medicin“ (1791) enthalten übe
nigteiten, Gallen » und galichte Fieber, Entzümbungen des Pant
bie Anwendbarkeit ber außleerenden Surart, fehr Vieles, was nod
Arzte als echt eklektiſch lehrreich iſt. W. beantwortete auch die vc
mie der Naturforſcher zum zweitenmale ausgeſetzte Preisfrage uͤ
die Heilung ber Krankheiten der Verdauungswerkzeuge; ſ. Abhaı
notitia et curatione morborum primarum vierum, Nee non
rundem affectionibus oriundis atque eum iisdem eompliecatis
erhielt den erſten Preis. Damals fchrieb er auch viele Recenfione
„Med chir. Zeit.” (die erften Bbe.) und für die, Mainzer gel. Zei
Wedekind | 1289
Herrſchaft übergegangen war, trat W. als Medecin des höpitaux
ırmee in franz. Dienfte. Er fchrieb in diefer Anftellung „Über bie
upt und über die Spitaltacherie insbefondere” (Reipz. 1796) und
ber das franz. Militairfpitalwefen” (Xeipz. 1797—98, 2 Bde),
weau'ſchen Räucherungen zuerft bekanntmachte. Auch bewies er In
Moniteur” in mehre beutfche Journale aufgenommenen Abhandt.,
ing umb Sue, die Unmöglichkeit, daß nach der Enthauptung im Ko»
zurüdbleiben könne. Die Revolution veranlafte W. zur Heraus:
Belegenheitsfchriften, welche ebenfo fehr f. Freiheitäfinn als f. Liebe
draung ausdrüden. In f. „Bemerkungen über das Jakobinerwe⸗
Strasburg drucken ließ, zeigte er die Ausartung ber Volksgeſellſchaf⸗
ögifch: jefuitifches Inſtitut. S. Schrift: „Frankreichs oͤkonomiſcher
zuſtand unter deſſen Conſtitution vom dritten Jahre ber Republik
ſch, Strasburg 1796), worin er zu zeigen fuchte, daß bie dem Di»
jenen Vorrechte die Vorzüge der monarchiſchen Verfaffung darboͤ⸗
ſche der Freunde der Republik zu vernichten, wurde fo gut aufges
an ihm die Buͤrgerkrone ertheilte. Als aber bie Mängel diefer Con⸗
& würden, hielt es W. für f. Pflicht, auch die Schattenfeite der»
aonpmen Schrift: „Vertraute Briefe über die Revolution vom 18.
00) darzuftellen. Als Mainz 1797 wieder In franz. Botmaͤßigkelt
ezte W. baſelbſt f. Amt als Prof. und Militairarzt fort, wobei er
ed der Departementalgefelifchaft ber Wiffenfchaften thätig war. Er
ten, die in Deutfchland die Kuhpodenimpfung unterfuchten, und
heocetifch:praft. Abhanbi. von den Kubpoden” (Bafel 1802) eine
pocken auf. Die von ihm entdeckte Methobe, ber Hundswuth noch
raufbrechen ber Narben vom Biß bes Hundes vorzubeugen, buch)
bung ber Belladonna innerlich und des Sublimats dufsrlich, wurde
mentalabminiftration zu Mainz empfohlen. Da Napoleons Regie:
Be druͤckender wurde, fo gah W. um fo leichter f. franz. Bürgers
Ik Großherzog von Beffen, den er von elner gefährlichen Krankheit
ihn in f. Dienfte als Leibarzt mit dem Titel eines Geh.⸗Raths be>
it er das Commandeurkreuz des Verbienftordens. Im folg. J. er
herzog aus eignem Antriebe In ben Freiherrnſtand und 1821 er»
as Großkreuz zweiter Glaffe. Auch ernannte ihn der Kurfürft von
lermandeur bes Loͤwenordens 1. Glaffe, und der Großherzog von
ar ertheilte ihm den Kalkenorden. Unter f. fpätern Schriften nennen
in Typhus ober das anſteckende Nervenfieber” (1814), welche nad)
feg. auch in fpan. und portug. Sprache erfchicnen iſt, und bie auf
es Broßhersogs von Frankfurt fehr freimüthig verfaßte Schrift
u der Heilkunde” (1816). In Kopp’6 „Sahrblichern der Staats:
2 0.8. f. Anfichten über Drganifation des Medicinalweſens dar⸗
Henke's „Zeltſchrift für bie Stautsarzneitunde” findet man unter
en einen Abbrud des von ihm für die großh. heff. Truppen entwor⸗
mitaͤtsreglements, wobei er bie franz. Einrichtungen des Militair⸗
mögfichft benugt hat. Inder ärztlichen Theorie und Praxis hul⸗
I ders Grumdſaͤtzen bes Eklekticismus, und bei logifcher Behandlung
? hatte ex den rafionellen Empirismus vor Augen. Das Eigenthuͤm⸗
chen Anſichten und inwieweit diefeiben mit denen von E. 2. Hof:
kmmen, findet man in f. „Abhandlung von den Kuhpocken“ und
[ber den Werth der Heilkunde”, ingleichen in f. „Prüfung des Hah⸗
Sufteme". Here v. W. gewann auch bie von der gelehrten Geſell⸗
1802 aufgeftete Preisfeage „Über hie Natur und Heilart des Ruhe
ebente Aufl. Bb. XI, 9
150 Wedgewood Weeninx (Johann Baptiſt — I
und über die Anwendung des Mohnfaftes in derſelben“. Liber bie Wirk
Aloe und deren gehörige Anwendung, zumal in der Gelbfuscht, bater I
verfahren im Mititaitfpitzie zu Mainz”, wie in Ruft’s „Magazin“, U
geben; fo auch über die Wirkungsart der Sabina im Mutterkrebfe mdü
terblutflüffen in f. Buche „Über ten Werth der Heilkunde”. über die g
liche Wirkſamkeit des aromatifchen Kalmus gegen den Falten Brand fi
Richter's „Chirurg. Bibliothek”, wie uͤber die innere und äußere 4
Sublimats, über die von ihm erfundenen Sublimatbäbder und über
lung des Weichfelzopfs durch den Sublimat in Hufeland's und H
nalen die nöthigen Nachrichten. Der Unterfchted zwifchen Maſern unk
in Roͤſchlaub'sMagazin“ von ihm genau beflimmt worden. Die Übel
berlehre bat D. Herzig in f. Snauguraldiffertation „De febribus in ge
1791) mitgetheilt, wie v. Hagen unb Gergens in den Ihrigen („De
siva”, Mainz 1792, unb „De erysipelatis febrisque erysipelato
teriali”, Mainz; 1792) Herrn v. W.'s Anſichten über den Sitz des
und über die Entfiehung des gallichten Rothlaufs befanntgemadht ha
nennen wie f. Buch „Über den Werth des Adels und über die Anfpri
geiftes auf Virbefierung des Adelsinftitut3”, 1816, worin er bad FR
in einer Reihe von Briefen an f. Schn gegeneinandergeftelit umd c
nung den Sag behauptet hat, daß ein mohleingerihteter Güterabel (
der englifche) zum Beftande und zur Befeſtigung einer liberalen Conſiit
lichen Monarchien nothmwendig fei. Den perfönlichen güterlofen Erbatl
gegen für eine ſchaͤdliche parafitifche Pflanze, obwol er felbft keine Guͤ
In ſ. neueſten Werke: „Verhandlungen über bie Beftimmung dee Wen
fen 1827) ſuchte Hr. v. W. die Fragen: Wer, wo, wozu iſt und ı
und wicd er fein? zu beantworten. Ansbefondrre bemühte er ſich, in
Schwicriglfeiten des Deismus, Dualismus und Pantheiemus zu u
in der Anwendung derfelben auf die Moral bie Klippen des Stoicisn
monismus au Termeiden
Wedgewood, Wedgwood, eine nach ihrem Erfinder
tung engi. Steinguts (ſ. Toͤp ferkunf), die fich durch Härte, Feinhei
heit auszeichnet. Joſiah Wedgewood, ein armer Töpfer aus WE
Stafferd, geb. 1731, erfand in dem («sten Drittel des vorigen Fed
blaßgeibes Steingut von größer Dauerhoftigkeit und trefflichem Gla
folzten: 1) Das fchrorfelgelbe Steingut (fine ware Biscuit oder Qu
dad den Säuren, wie dem Wechfel der Hige und Kälie widerftebt,
malt und verziert wird; 2) das weiße Wedgemoodporzellan (white Ch
hen Eigenfhaften ; ; 3) das Faspiepor:ellan (Jasper), weiß und durch
bei ſehr ſchoͤn und zart und mit dem befondern Vorzuge, daß es eine!
uad durch anninımt; 4) Bafalt, eine mit faf allen Eigenfchaften des B
hene Muffe von ſchoͤner Schwärze, welche die Hödfte Politur annimmt
Jeuer gibt, allen Säuren widerſteht und auch zum Probirftein der
kann; 5) Terra cotta, welche den Granit, Porphyr u. f. m. nachahmt;
ein rohrartiges, geftesiftes Bitcuitpor;cllan, und 7) Biscuitperjellan,
aͤhnliche Maſſe von außerordentlicher Härte und Undurchdringlichkeit, d
base Bamboo von den EigenThaften des weißen. Die große Sabrifauf
wood's unweit Newcaſtle macht einen eignen Flecken aus, welcher &
bie Hauptnicderlage ber ſaͤmmtlichen Erzeugniffe derfelben befindet ſich
W. ftarb 1795.
Weeniax (Zohan Baptift), ein fchr berühmter Maler, geb. LI
ſterdam, Soyn eines Baumeifters, Abrah. Bloemaert's Schuͤler un
ter's Schwi⸗egerſohn. Er hielt ſich einige Jahre in Italien auf, arbeitete
Weg, naſſer und trockener Wegſcheider 181
ren und begab fich Dann nach Utrecht, imo er 1660 flard. Er malte kleine
m, Thlerſtuͤcke, Geſchichten mit großer Sauberkeit und Ausführung,
eintönig. — Einen noch größern Ruf erlangte f. Sohn Johann W.,
Rerbam 1644, den er auch kurze Zeit unterrichtete. Nachher verfolgte
dsnem Wege die Natur, und erlangte befonders in ber Darftellung des
eine große Meifterfchoft. Stillleben, Hirſch⸗ und Schweinsjagden (ei⸗
jte er fuͤr den Kurfürften von ber Pfalz, Johann Wilhelm), lebendige
hiere (eben gefchoffene Hafen, Rehe, tobte Schweine, Hühner, Vögel
wit einer unerreihbaren Naturwahrheit und mit grogem Farbenzauber
‚Schöne Werke von ihm befigen bie Galerien von Münden, Dresden
öfelden. Cr ſtarb zu Amfterdam 1719.
naffe re und trodener, nennt man in ber Chemie bie Operatios
qh Körper aufgelöft und mit einander verbunden werden. Stets ift es
Me Erfoderniß, dag einer der beiden Körper in flüffigem Zuftande vor:
"Der flüffige Körper heißt dann das Auflöfungsmittel (f.d.).
Im Natur fluͤſſig, fo nennt man die Verbindung eines ſolchen fluͤſſigen
keinen feflen eine Auftöfung oder chemifche Operation „auf naffem
aber beide Körper ſtarr ober feft, fo muß ber eine diefer beiden Koͤr⸗
afiöfungsmittel bilden ſoll, durch Huͤlfe des Wärmeftoffs erft in fluͤſ⸗
Dh derfegt werden, und dann nennt man dieſes Verfahren eine Aufiöfung .
P Operation „auf trodenem Wege”.
slagerung, Obsessio viae, heißt in ben Rechten die Hand»
ia auf öffentlichen Straßen im Hinterhalte auf Jemand lauert, in der
mbeichädigen, zu fangen, zu plündern. Dieſes wird als eine Kt des
ſachs angeſehen und iſt daher in den Geſetzen hart verpoͤnt.
— Schrittmeſſer, Meilenmeſſer. Nichts iſt leich⸗
ahlinigen Raum zu meffen, den ein Rad durchlaufen muß, um eine
g zu machen, d. h. bis der Kopf des nämlichen Radnagels den Bo⸗
‚und die Anzahl der Radumlaͤufe beſtimmt alfo den zuruͤckgeleg⸗
eſem ſehr nahe liegenden Gedanken beruht alſo die Einrichtung bes
efferd. Man denke fi) 3.8. in der Büchfe des Rades ein Zife
chem einige Zeiger bie Anzahı jener Umläufe anzeigen ; die Einrich⸗
a verfchieden fein. — Die mit Vermeſſung dee Poftftraßen im Preus
sten Baabedienten hatten folche Wegemeffer in der bequemen Geſtalt
kam , die fie vor fich herfchieben laſſen Eonnten.
1 ch eid er (Julius Auguft Ludwig), Dr., einer der berühmtsften fogen.
m Theologen neuerer Zeit, ift am 17. Sept. 1771 zu Kübbelingen im
Bien 2 90h, wo f. Vater Prediger war. Nach gründlichen Vorfiudien
Bozogium zu Helmflädt und dem Collegium Garolinum zu Brauns
die Univerfität Helmftädt und widmete fi dem Studium der Theo»
Me er mit dem der Philologie und Philofophie eifrig verband. Ausges
mer, wie Denke, Wicbeburg u. A., wurden ſ. Lehrer unb Freunde
m in dem felbfiprüfenden Sünglinge den ſchon früh erwachten Sinn
Hraͤnkte Erforſchung des Wahren. Mach beendigten Univerfitätöftu:
u die Würde eines Doctors der Philofopbie und legte, als Mitglied des
erg's Leitung ſtehenden philologifhen Seminars und als Lehrer an
Pibagogium, dem er f. frühere Ausbilbung verdantt, die erften Pros
kehrgeſchicklich keit ab. Bald darauf übernahm er eine ihm angetragene
elle in dem Sitem’fchen Haufe zu Hamburg, und hielt daneben als
# dortigen Miniſteriums öfter mit Beifall Predigten. Wie eifrig er In
das Studium der Theologie und Philofophie, damals vorzüglich der
ı fortgefegt Habe, beweifen 2 während dieſer Zeit von ihm verfaßte
g*
182 Wehrgeld
Schriften: „Ethices Stoĩeorum recentiorum fundamenta ex
eruta atque cum principiis ethices, quac critica rationis prä
Kantiun exhibet, comparata'' (Hanıb. 1797) und: „Verſuch,
philofophifchen Religionsichte in Predigten barzufteßen” (Ham!
Kanzeivoririgen ift eine Abhandlung üher Beförderung bes Religi
Predigten verangefchidt, in der gezeigt wird, wie eine freimäthi:
nunftbelehrung mit einer ziwedmäßigen Einwirkung auf das Ge
Zuhoͤrer verbunden werden müffe. Außerdem erfchien von ihm ein
Jacobi gewidmete Schriſt: „Über die von der neueften Phitofcpl
nung ber Moral von ber Religion” (Hamb. 1804). Fruͤh f&i
Wunſch erwacht, ald akademiſcher Lehrer feinen Baterlande zu Fin
er 1805 Hamturg, wo e8 an einer Beförderung in ein geiftliche
babın würde, und ging nad) Göttingen, top er als Magister le;
fcher Repetent mit Beifall Iehrte und im vertrauten Untgange mi
terwek gluͤckliche Tage verlebte. Bei ſ. Habilitation dafeibft ſchri
Abhandlung: „De Graecorum mysteriis religioni non obtrud«
1805), weicher bald bie gelehrte „Einleitung in dad Evangeliv
(Goͤtt. 1806) folgte. Nicht lange blieb er Dort; denn fhon 1808
Ruf zu einer orbentl. Profeffur der Theologie und Philoſophie iı
folgte, nachdem ihm bie göttingifche theolog. Facultaͤt ihre hoͤd
hatte. Auch bier war f. Wirkſamkeit ale NAHE und pbi
hoͤchſt erfreulich. Nicht ohne Rübrung verließ er daher dieſen Or
tät unter ber weſtfaͤliſchen Regierung 1810 aufgehoben und er
der Theologie nah Halle verfegt ward, wo ſich der Kreis ſ. Wirt
weiterte. Jetzt erfhien von ihm: „Der erfle Brief des Paulus
ne überfegt und erfiäit, mit Beziehung auf bie neueſten Unter
Authentic de feiben” (Goͤtt. 1810). In diefer Schrift ward Schl
Authentie dieſes Briefes in dem 1807 erſchienenen Eritifchen €
denſelben angefochten hatte, widerlegt, und dargetban, bay eb
ſprung dieſes Briefes, wenngleich nicht über allen Zweifel vöNig
endlich viel wahrfcheinlicher fei, al® jede diefer Unnahme entgegı
thefe. Die Vorlefungen, welche W. fi dem Antritt f. Lehram̃ten
noch fortwaͤhrend mit ſich ſtets gleichbleibenbem Beifall Hält, bet
Neun Zeftamentd, Dogmengeichichte und beſenders Dogmatik.
Collegium über die Glaubenslehte gab er 1815 f. „Imsticut
christianae dogmaticne”' heraus, weldye 1826 in ber fünften us
erſchienen. In dieſein Werke wird das ſupranaturaliſtiſche Syſte
kitchlichen Lehrbegriffe aufgeführt, nach dem Gefichtöpunfte de
cder richtiger des Eritifirenden Verflandes beutheilt, und dann
ber zuerſt mit voͤlliger Confequenz durchgeführte rationatiftifche 4
“en Glaubenslehte barzeftellt. Neben den Vorlefungen leitete 1
die Übungen einer theologiſchen Geſeliſchafi, zu dei eine Zahl au
Iinge Zutritt hatte und welche feit 1820 in eine befondere Abth
theologiſchen Seminars unter Direction W.'s Ebergegangen if.
und Achtung von Seiten f. Amtsgenoſſen und ber ftubirenden
enen vaͤt tlichen Freund und Berather, in f. Haufe den bilbenbfl
macht f. Stellung zu einer ber angenehmiften.
MWehrgeld (werigild, widrigellum), Rohe, ober
jugendliche Voͤlker, u a. auh tie germaniſchen Staͤmme vor
Miitelalter, wilfen noch nichts davor, buß nur ber Seat ſtro
er Beleibigungen bes Einzelnen unter einander ſtrafen darf. €
Schande, ſich nice ſeitſt surächen, und dies Recht der Blutt:
Weib Weichfelzopf 153
bach muß die Sache ihre Grenze haben, wenn nicht ein allgemeiner
leg Aller gegen Alle entſtehen foll, und es entfleht das Recht der Com⸗
findung des Todtſchlaͤgers mit der Kamilie des Getoͤdteten, ein nach
t des Standes abgemeilene® Suͤhngeld, Wehrgeld, welches der Mir:
ab jene anzunehmen ſchuldig find. Wer fid) weigert, tritt aus dem
chutze der Bemeinde und muß die Gefahren ber ungefühnten Feind⸗
Faidam portet). Wehrgeld mußte für den Tod, aber für jede gerin⸗
3 eine geringere Compofition nach einem in den alten Geſetzen genau
Yarif, und daneben eine Strafe für den gebrochenen Frieden an den
werden, bis endlich das Strafrecht des Staats als das alleinige ans
. Doc) hat ſich die Buße für unvorfägliche Zodtfchläger noch bier
wbalten. 37.
f. Frauen und Geſchlecht. |
bild Heißt 1) das zu einer Stadt gehörige Bebiet, bisweilen auch bie
nt ihrem Gebiete, gewöhnlich aber die Stadtflur außerhalb der Ring»
Eichhorn, weil man in ältern Zeiten in Deutfchland die Grenzen et:
etes durch geweihte Bilder oder Cyucifixe zu bezeichnen pflegte. Men
mung auch von bem lat. vicus, wodurch man disweilen in Deutſch⸗
be bezeichnete, und dem Bilde oder Siegel der Stadt, herleiten wol⸗
BiL (Stadt) und Bil (Recht). 2) Das Stadtrecht, der Inbegriff
ie, bie Jurisdiction der Stadt. Alles, was innerhalb eines Stadtge⸗
hichbildes Streitiges ober Gewaltthaͤtiges verfiel, ſollte nach den
Befenen jeder Stadt entfchieben werden. Der Name Weihbild ers
42. Jahrhunderte.
el (polniſch Visla, lat. Vistula), ein 100 Meiten langer, ſchon bei
Strom , der im Öfte.:fchlefifchen Fuͤrſtenthume Teſchen am noͤrdl.
athen entfpringt , in feinem Laufe gegen D. den Freiſtaat Krakau
fließt, dann gegen Nordweſten das Königreich Polen durchſtroͤmt,
i Kofchelegin MWeftpreußen tritt, und von da bis zu f. Mündung
a preuß. Staate angehört. Unterhalb Marienwerder, bei Montau,
Ettom in 2 Arme. Bon biefen fließt ber öflliche, der Nogat, 4x
| ing ins frifche Haff. Der weſtliche aber, die Weichfel, theilt ſich
der, 2 Meilen vor Danzig, wieder in 2 Arme, wovon der linke norbs
— bei Weichſelmuͤnde in die Oſtſee faͤllt, der rechte aber endlich viel⸗
friſche Haff fließt. Die Weichſel lisfert viele und gute Fiſche; ber
aber, den fie Polen gewaͤhtt, iſt die bequeme Ausfuhr der Landes:
a Getreibe, Holz ıc., die auf einer großen Anzahl von Schiffen und
nach Danıtg gebracht und von da weiter ausgeführt werten. Durch
3 Canal fleht fie mit der Oder in Verbindung. Unter ben ſchiffbaren
he fie aufnimmt, find der Dunajez, die Wysloka, der San, die
3, ber Bug mit der Narew, die Bzura, die Drewenz und bie Brahe
N
felzopf, eine Krankheit der Haare, bie zunaͤchſt in Polen einhei⸗
t hereits feit den Einfaͤllen der Tataren im 13. Fahrh. bekannt iſt.
d Aber die Natur und die eigentlichen Verhältniffe dieſer Krankheit
ig, und bie meiften fehen darin nur eine Art von Krifi einer andern
mit der venerifchen bie meifte Ähnlichkeit zu haben fcheint. Andre
? Krankheit von der unter den niebern Ständen Polens berifchenden
Ion der Gewehnheit der heißen Kopfbededung, von der Meinung da⸗
dieſe Krankheit der Haare den Ausgang einer andern Krankheit bes
ver durch Waͤrme, Verhüͤllung befördert, unterhalten, das Abſchnei⸗
yerrnieben werden muͤſſe. Die neueſten Erfahrungen, tie Laxxey dox⸗
als dem Winter den Weichfelzopf ab, und fah nie Nachtheil erfolgen,
184 Weigel (Karl)
über in Polen während des Kelbzuges 1806 — 7 fammelte, fcheinen I
gendes feftfegen zu laffen. Der Weichfelzopf ift eine eigne krankhafte F
der Haare, mit Schmerzen in der Kopfhaut, flinfender Ausbänflung m
fung von Eiter, Ungeziefer, Jauche verbunden, die fich meiftentheild bi
und ſkrophuloͤſen Perfonen in ben niebern Ständen Polens vorfinbet u
als die Abſcheidung eines fremden Krankheitsſtoffes betrachtet werden
der Trieb der Säfte nach dem Kozfe fehr groß ift und die ſchnelle Un
deffelben durch Abfchneiden der higenden Haare, welche fo verbidt find,
eine töbtliche Anhäufung in andern Theilen veranlaffen würde, je älter
Klima iſt. Larrey fchnitt verfchiebenen jolcher Kranken in einer anderem
Kopf warm bedecken ließ. Ex fand flets, daß die Haare an ſich unver&
daß aus ihnen felbft beim Abfchneiden keine Feuchtigkeit herausdrang,
einigen Schriftſtellern tieft ; daß auch das Abſchneiden Seinen Schmerz
Das Abfchneiden der Haare, Reinlichkeit derſelben, fleißiges Kaͤmmen,
die Krankheit in Polen, wie in allen andern Liindern, und darum find
dern Stände, befonder® aber die Juden, bamit heimgeſucht, wozu das
die ſich bildende Verwirrung und VBertidung durch Schweiß, Schraug €
halten, noch reichlich beiträgt, und bie Krankheit nur noch auffallende® u
Barte zeigt ſich die Krankheit bei den Juden nicht, weil fie Diefen org
achten als bie Kopfhaare. Wegen der in Polen herrfihenden Unreinfit
fich felbft unter dem Pferden in der Mähne häufig eine Art Weichfelzopf.
feine Dante ſich leicht verwirten, wenn fie nicht fleifig gekaͤmmt und
werden, fo muß ſchon diefes, mit warmer Kopfbebedung verbunden, |
ſelzopf unzähfige Mal erregen, den dann bas Vorurtheil nährt und M
ganze Körper dadurch kraͤnklich wird, und man nicht entfcheiden kann,
oder Folge ift.
Meigel (Karl), Dr., 8. ruſſ. und großh. fähf Hofrath, Wil
bimirorbens, ausuͤbender Arzt in Dreöben, warb geb. den 1. Dec. 1769
wo fin Vater Univerfitätsproclamator und verpflichteter Interpre® ber
Sprache mar. Diefer flößte ihm in früher Jugend befondere Wordt
Griechiſche ein, die ein hochbejahrter griech. Arzt in Leipzig, Dr. Dan
früher in Konftantinopel gelebt hatte, Dadurch erhöbete, daß er ihn aufen
einft als Arzt in jener Hauptflabt nieberzulaffen. Durch Untersicht, &
Griechen im Deutfchen gab, und durch Umgang mit den damals E
den, zum Theil fehr gebitdeten Griechen, einem Theodokius u. A., eriami
Fertigkeit in der neugrich. Sprache. Er fludirte in Leipzig und in €
Arzneiwiffenfchaft; die Serien brachte ex meift in Halle zu, wo Mek
Kurt Sprengel, Medel und Reit ihn ihrer Freundſchaft würdigten. W
fange 1792 dis Ende 1795 machte W. gelchrte Reifen in Deutfchland, A
Italien und der Schmelz. Längere Zeit lebte erin Wien, wo er des bi
Umgangs des treffiichen Duarin, des Altern und jüngern Jacquin,
Houmburg's, Humgomali’s u. A. genoß, und wo er mit des unfterbild
vertrauteftem Schüler, dem Dr. Nord, im allgemeinen Krankenhauſe m
venbaufe prafticitte. Einen ihm an ſich ſehr erwuͤnſchten vortheilhaften
Arzt des Biſchofs von Platamon in Theffalien nahm er 1793 nicht an,
ternden Ältern ihn fo weit von fich entfernt nicht wiſſen wollten. 1794
der vertraute Sreund des Dr. Bollmann (f. d.), der aus England nad
tam, um den in Olmüs gefangen gehaltenen Lafayette auf jede Art zu bei
er auf dem Wege der Unterhandlung nicht frei werden konnte. W. ging
müg, wußte die Umgebungen des in ungerechter Daft Behaltenen zu geh
fsöte ben erkannten Rafayette von Allem in Kenntniß, was zu feiner Bef
Weigel (Karl) 185
. Noch in einem Schreiben vom Monat März 1826 dankte ihm der
md erfischte ihn „d’offrir mes reconnaissans sentimens à toutes les
‚gui ont coopere avec vous aux marques de bonte et de sympathie
eisonniers de Olmütz ont cte l’objet. Ce n’est pas faute de sou-
de gratitude que nous n’exprimons pas à chacuı ce yue nous
ns cesse d’eprouver dans les viciasitudes de notre vie. Mais la
ıles compromettre — arrete la manifestation de mes sentimens
zoellens amis”. — Aus Schonung für f. Ätern nahm er aber an ber
j des Plans keinen directen Antheil, fondern brachte, ald das Unterneh⸗
u, Indem zufällig ein oͤſtr. Reiterregiment auf dem Marfche in der Um⸗
Dimdg einquartirt lag, die Papiere und die Summen, die er in Vers
‚ bei einem vertrauten Haufe in Sicherheit. Sein Befuch bei Las
fin Mitwiffen um die Sache war bekannt geworden; gleichmwol ents
in f. Papieren nichts Verbächtiges gefunden hatte, durch folgenden
weiten Unterfuhung. Es hatte ihn ber portug. Gefandte am daͤni⸗
* Graf Souza⸗Coutinho, in dem Haufe des verſt. Grafen v. Schoͤn⸗
I kennen gelernt und ihn als Arzt unter ſehr angenehmen Bedingungen
‚mit ihm, der kraͤnklich war, nad) Italien zu gehen und In die Dienſte des
Portugal zu treten. Dies fiherte den Dr. IB. vor weitern Unaunehms
reifte mit dem Grafen nach Stalien und Sicilien. Mon bier wollte er
elagus und nach Konftantinopel reifen, ald der ſchnelle Tod feines
Die Bitten f. Familie ihn zurückzugeben beflimmten. Während feines
a Wien, Venedig, Flerenz, Rom und Neapel hatte W. auf den das
meänglichen Bibliotheken wichtige griech. Handfchriften gefunden und
eieben, theils verglichen, fo z. B. alle 16 Bücher des Aëtius von
den er eine eigne Schrift herausgab und von welchen nur 8 gedrudt
De berühmten pergam. Codd. in Uncialfchrift des Dioskorides, die
Miften des Altus Promotus, des Paullus von Nicaͤa, des Alerans
fi, des Pfellus u. A. Außerdem arbeitete er auch für befreuns
fuͤr f. väterlihen Sreund Heyne, für den Baron Locella, für Schneis
Tiſchukke u. A. — Zuruͤckgekehtt in f. Vaterſtadt, widmete er fich
hen Leben, hielt Vorlefungen über griech. und lat. Arzte ıc. und gab
iſch⸗chirurgiſche Bibliothek⸗ — die erften Theile in Verbindung
Bahn, die fpätern allein —, fodann den griech. , ital. und beutfchen Theil
Ich. Woͤiterbuchs heraus, daB bisher ganz gefehlt hatte. Da fich aber
t Untverfität Leipzig fo wenig ald in Böttingen, wohin er 1797, von f.
hne eingeladen, ber ihm eine außerord. Profeffur von Hanover aus zu:
jangen war, keine Ausficht zeigte, indem die Zahl gelehrter Vormaͤnner
Einrüden hoffen ließ, fo begab er fi 1798 abermals nadı Wien, um
‚, ber mie fein Sohn Joſeph der Brown'ſchen Lehre ganz zugethan mar,
gen Elinifchen Anflalten zu begleiten. Der damals herrſchende Genius
iten begünftigte das in ſich fo abgefchloffen fcheinende Brown'ſche Sy:
8 die meiften jungen Ärzte zu Anhängern hatte. Indeß folgte IB. dem
3 Frank nicht blindlings, gewarnt duch f. Freunde Nord, Plenk u. A.,
durch Lie oft fo traurigen Mefultate einer ftürmifchen Behandlung ber
. 1799 kehrte er nad) Sachfen zuruͤck und ließ ſich in Meißen nieber.
hrungen aus Wien leiteten ihn fo gluͤcklich, daß er in kurzer Zeit eine f.
Präfte überfteigende Praxis hatte. Bei dem dort herefchenden ſehr boͤs⸗
arlachfieber wendite er als Prophylakticum ſchon 1801 die Bellabonna
Babe an, daß fie Trockenheit im Schlunde bewirkte. Er hätte dieſes
T, das fidy ihm huͤlfreich bewies und bie Geneſenen vor ähnlicher An⸗
sahrte, fchon in Wien Eennen gelernt. Auch ließ er 1800 von Lovdov
158 | Weigel (Karl)
bie erſte Kuhblattermaterle kommen und impfte damit f. einzigen
thigt durch dies Beifpiel und ermuntert durch mehre aufgefläcte €
Pfarrer in der Umgegend, ward bie Kuhblatterimpfung troß aller
ihm an mehr als 600 Individuen gemadıt, und fie hat ſich bis jeh
tzend beiviefen. 1802 folgte er den Auffoberungen feine® väter
des gelehrtem Arztes Dr. Pezold, und ging nach Dresden, wo ſich
Empfehlung ımd bei feiner Fertigkeit in neuen Sprachen ein ı
kungskreis eröffnete. Im folg. 3. revidirte er das Manufcript des
chiſchen Woͤrterbuchs, das in Leipzig herauskam, überfegte ein
Schriften des Auslandes und widmete ſich von der Zeit an ganz
lehnte daher die ihm 1804 von dem Minifter v. Burgsborf ange
bicinifche Profeffur in Wittenberg ab, nachdem ex die Verhältn
Stelle kennen gelernt hatte. Zur Zeit der franz. Unterjohung Dei
er ſich enger an treffliche deutfche Männer an, und ward, ba er naı
Weiſe ſtets forthandelte, der geheimen Polizei ale Feind der Fran
Hierzu fam, daß er 1813 gegen 30 kranke xuff. Officiere, die ei
ruff. Sommanbirenden in ber Cur hatte, aus Arztlichen Gruͤnder
ſchaffen ließ, dadurch aber der franz. Gefangenſchaft entjog. Deßh
er im Aug. deſſ. 3. von Krankenbeſuchen in Teplig, wohin er jcdes
ſchen, von der franz. Behörde contrafignirten Päflen gegangen wı
an der Grenze auf Napoleons Befehl verhaftet, und umgeadktet
mehrer fremden hohen Staatsbeamten aus f. Vaterlande fort uı
Feſtung nady Erfurt geführt. Bei f. Eintritt in das Staategefk
von der Wand die Namen ber vor ibm Eingekerkerten, v. Spiegelr
„Geduld“ zu. Er brauchte fie. Denn treg dem, daß er in einer
in Dresden gehaltenen franz. Kriegsgericht fie unfchuldig erklärt
Napoleons Secretair Delorgne erklärt hatte, ZW. verdiene vom f
ment wegen der ben kranken Officieren geleifteten Dienfie Dant
blieb er in der Daft, meil bie franz. Couriere von der vorgeruͤckten
der Alliirten weggefangen worden waren. Endlich warb er nadı dı
bei Leipzig gefchlagenen franz. Armee durch den kräftigen Wil
Alexander und auf wiederholte Auffoderumg des die Bledabe von |
direnden Generals, Grafen Kleift v. Nollendorf, im Dec. 1813 gı
Officier ausgewechſelt. So hatte der für unſchuldig erlärte W.
vollen Zeit, von ten Seinigen getrennt, % peinliche Monate burı
einen Koftenaufwand und Verluſt von mehren 1000 Thalern
f. Ruͤckkehr erhielt W. von dem Kaiſer Alexander das Diplom al
Auch warb er auf deſſen Befehl an die Spige der militairifchmet
legenheiten geftellt und hatte in Verbindung mit den fächf. Behoͤr
für mehre 1000 Krank: zu errichten. Wie ſchwierig dies aud) bei
der Etaatkcaffe war: es warb eingerichtet, und nach und nad
6000 Ruſſen und Preufen Aufnahme und Pflege. Hier went
Tophus, der fo mörberifch außer dem Hofpitale wüthete, mit dem «
Erfolg die Currie'ſchen Ealten Begiegungen an, und hatte, mit Au
oder weniger ſchwer Verwundeten, nur 9 — 10 vom hundert Tod
nachweiſen. Dabei trugen ihm das Geh.: Finanzcollegium umd t
vernement bie Revifion mehrer Anftalten auf, und er vollzog bie
Vortheile des Staats. Zum Arzt bei ber Ritteralademie ernanı
Sommer: ımd Winterkrankenzimmer ıc. zweckmaͤßig ein, und fühı
ren, daß er an biefer Stelle war, bei bößartiger Maſern⸗ und Mer:
tie jungen Leute fo gluͤcklich durch, daß er Leinen einzigen Kranke
war und {ft er noch confultirter Arzt bei der koͤnigl. Militairakad
Weigel (Johann Auguſt Gottlob) 187
‚ 1814 und 1815, erhielt er 2 Anträge: hen erſten ale Mebis
eburg, den zweiten als Mebicinals und Megierungsrath nach
ter 83 beide Poſten aug, weil er bie ins Kriege oft unterbro⸗
ges Sohnes nicht ferner flören umb weil er den Drt nicht vers
Chef der Hofpitäter geweſen war: eine Stelle vol Acheit und
: ale Befoldung ausgefchlagen und wo er jede dem Eigennutze
E mit Verachtung zuruͤckgewieſen hatte. Der Kaifer von Ruf-
von Preußen beiohnten bie ihren Kriegen ertviefenen Dienfte
Verbienftordens. Aber f. Geſundheit hatte in Folge von Ans
ungen und Unannehmlichkeiten fo gelitten, daß er fi) 1847
pel zu gehen, um bort bie Seebaͤder zu brauchen. Dies war der
den mit ſehr vortheilhaften Auszeichnungen verbundenen Ruf
Hof als Arzt 1817 ablehnte. Gekraͤftigt kehrte er von Neapel
. nicht Heinen Wirkungskrelis wieber ein, gab zu Schneider’s
1. Bd., Beiträge und die Erklärung der fechnifchen Wörter,
praßtifhen Arbeiten gehindert, bie Zufäge zu dem 2. Bde. zu
ych folgen werten. Womit er, nur zu oft unterbrochen, fich 25
gt, wozu er fehr Vieles auf Reifen gefammelt und zulegt noch
Berfteigerung einen trefflichen Codex bombyein,. erfauft hat
Ausg. der ſaͤmmtl. 16 Bücher des Aetius —, das ſoll ber
literariſchen Wirkens werben. 20.
ohann Auguſt Gottlob), geb. zu Leipzig 1773, Bruder des
töproclamator und Buchhändler zu Leipzig, befuchte die Nicolai⸗
und genoß Privatunterricht. 1789 fing er ſ. Lehrjahre in ber
bhandiung an, deren Geſchaͤftsfuͤhrer Leich, Bruder bed Prof.
r, ber eine gute Kenntniß von fruͤhern, beſonders gelehrten Wer⸗
16 befaß unb defhalb bei den Gelehrten in Anfehen ſtand!
Leich unter ſ. Aufſicht die Leitung der ehemaligen Muͤller'ſchen
uch f. Bemuͤhung verſchaffte er ihr wieder Credit und hätte
pteber in die Meihe guter Buchhandlungen gebracht, wofern
zaters Tode deffen Stelle als Auctionator bei der Univerfität
wäre. Im Jan. 1795 trat er fein Amt an. Da er balb
Stelle nur die nothwendigften Lebenäbedärfniffe fiherte, fo
uf, aufs neue in Leipzig ein antiquarifches Lager zu errich⸗
t von Buchhandel, die ehedem fo bedeutende Magazine befaß,
Irt hatte, woran unter Anderm die Aufhebung der Ktöfker, die
‚ jährlich eine beträctlihe Menge Bücher bezogen, nicht wenig
‚diefem Entſchluſſe fühlte er aber bald, wie fehr er die Kenntniß
te der Altern Bücher verfäumt hatte, und es koſtete ihm jahres
das Verſaͤumte nachzuholen. Bei dem Gefühl ber Rothwen⸗
zugleich eine fold;e Liebe für Erzeugniffe des frühen Buchhan⸗
it Darauf verwendete, die ihm in freien Stunden von Berufs:
Der Umgang mit Gelehrten, und namentlidy mit dem Prof.
ehe nuͤtzlich. Er kaufte in Leipzig und fuchte ſich in gan Europa
Fin » und Verkauf zu verfchaffen. Die Frucht diefer Bemuͤhung
as durch 31jaͤhrige Bemühung zufammengebradht worden iſt,
den Katalog „Apparatus literarius“ allerwaͤrts kennt. Dop⸗
oſtete dieſes Unternehmen, da erft 1816 eine Zeit eintrat, wo
ubigt wurde. Bei den Verbindungen mit dem Außslande
in Deutfchland mußte W. leicht auf den Gedanken kommen,
tfich philologiſche, ſelbſt zu verlegen. Er fah dabei wol en, daß
Elaſſiker die Derausgeber ſich nicht obne bedeutenden Aufwand
4198 | Weigelianer Weigl
Materiallen verſchaffen koͤnnten, und beſchloß daher ſelbſt Samml
tionen der Handſchriften und ungedruckten Arbeiten der Gelehrte
ſteller anzulegen. Was darin geleiſtet worden iſt, das zeigen die
ginus von Weiske, des Curipides von Matthiaͤ, des Plato von |
„Etymologiei Gudiani” von Sturzu. A.m. Die große Sammlu
Bukolikern ift bis jegt noch nicht benutzt worden. Zu f. bedeute:
mungen iſt ferner der Boͤckh'ſche Pindar und des Euflathius C
Homer zu zählen. Auf gleiche Weife ift dadurch der Apparat für
der griech. Schriftfteller (in 61 Bon.) gewonnen worden, bie auf
der eriten Philologen als Herausgeber nennt. — Nicht weniger
das Bücherlager iſt W.'s Privatfammlung von Gemälden, Origin
gen, Kupferflihen, Radirungen der Maler und xylographiſcher
den) legtern deuten die „Biblia pauperum”, die fogenannte „A
hannis", die „Ars moriendi”, bad Fragment eines in Holz gr
nats, ein andres ganz unbefanntes mit Darflelungen aus der‘
ou, ben Reichthum diefer Sammlung bin, die zu Leipzige V
N eneigelia ner war der Name einer Sekte ſchwaͤrmeriſch
417. Jahrh., die fi vorzüglich in Oberfachfen außbreiteten. J
Bat, MWeig el, Pfarrer zu Tſchopau im fächf. Erzgebirge, geb. 1:
bain in Sachfen, geft. 1588, ein frommer, unbefcholtener Ma
Prediger. Er hatte die Schriften des Theophraftus Paracelfus ı
Iefen und glaubte darin viel geheimnißvolle Weisheit gefunden zu h
f. Exbauumgsbücher übertrug. Seine Schriften wurden erft lan
(1611 — 21) von bem Gantor Weichert zu Tſchopau, Halle und !
ausgeg. und erregten viel Aufſehen, vielleicht mehr als fie verbien
gen mögen hier die Titel ſtehen: „Kirchen » und Hauspoſtill über d
„Principal und Haupttractat von der Belaffenheit”; „Das Bü
bet”; „Der güldene Gryff, d. 1. Anleitung, alle Dinge ohne Sr
nen, vielen Hochgelehrten unbelannt und doch allen Menfcen zu
big” (1578, 4.). Er ſpricht in diefen Schriften viel vom ung
Lichte, von der Salbung im Menſchen, durch welche man unterricht:
weit fonft alle andre Kehren und Unterrichten umfonft fei. Daher ı
Theologie, Lie auf Univerfitäten vorgetragen wird, eine falſche; ti
in der Erkenntniß feiner felbft, naͤmlich woraus, durch wen und n
gefchaffen und geocbnet fei. Er nennt ale Geſchoͤpfe Ausflüffe de
ſens. In Anfebung ber Lehre von der Dreieinigkeit und von Chi
dem eigentlichen Tehrbegriff gunz abweichende Meinungen; den Ü
lichen Gottesdienſtes feste er fehr herab und ſchilderte bie Geiftli
Kirche mit ſchwarien Karben. Verſchiedene f. Schriften wurben
lichen Befehl 1624 zu Chemnig Öffentlich verbrannt, aber fie ıvarı
fchiebenen Provinzen verbreitet und hatten ihm eine Menge Anh
bie unter verfchledenen Namen auftraten und zu langen, bisw
Streitigkeiten Anlaß gaben. Auch Jakob Böhme war ein Weige
Untecht wurde Joh. Ambt unter tiefeiben gerechnet.
Weigl (Joſeph), ein berühmter Operncomponift, 1766
Ungarn geb., wo fein Vater erſter Violoncelliſt der fuͤrſtl. Eſterh
war, machte f. erften muſikaliſchen Stutim zu Kornneuburg um
gere Leitung. Sein Vater, der ihn zum Studium der Medicin
war nicht wenig überrafcht, zu entdecken, daß der Sohn fchon in f
heimlich eine kleine Oper componirt hatte. Gluck und Salleri ber
erfte Verſuch vor dem Kaifer aufgeführt wurde, ber auch das jı
Beg 188
lohnte. Mit deſto geößerm Eifer fegte W. fein Studium der Muffe
wiffenfchaftlichen Studien, die fi num auf das Recht endeten, zu
en. Der Gtubdienpräfes van Swieten war f. großer Gönner, in deffen
ı BBerke ber Altern berühmten Meifter hörte und die größten muſikali⸗
: f. Zeit kennen lernte. Bon nun an wibmete er ſich ausſchließend ber
Satiert’s Rath auch ben Vater gewann. Diefer edle Mann nahm
. ganz in f. Schug und Unterricht, den er ihm theoretifch und prak⸗
und forgte dafür, daß fein Lehrling noch 3 Fahre ihm als Gehuͤlfe
on zur Seite gefegt wurde. Auch ließ er ihn verfchledene Vers
Bompofition für den Sefang machen, mohin auch die mit Beifall aufs
und belohnte Oper „Il pazzo per forza’ und einige Gelegenheits⸗
n. Der Kaifer Leopold verfchrieb ital. Meifter, welche für bie
esrzrponiren follten; unter diefe gehörte Simarofa. W. erwarb fich
‚ und dies bewirkte ihm eine Gehaltszulage und die Ausficht, auf
nach Stalien zu reifen. Aber Kaiſer Leopold flarb. W.'s 3. Oper,
gefchrieben: „La principessa d’Amalfi’, erhielt großen Beifall.
Stan blieb er Gapelimeifter der ital. Oper, doch componirte er auch
Dper unter des Barond Braun Diretion Opern und Ballete.
mligen Opern gefielen „Giulietta e Pierotto”, „Isolitarj”, „L’amor
(andy deutſch: „Der Corfar aus Liebe”) und die deutfche Operette:
im Gebirge". Durch f. Oper: „Iruniforme”, welche auch fpäter
kdertragen ward („Die Uniform‘), erwarb cr ſich der Kaiferin Ma⸗
ug und Bunft, welche bei der Aufführung zu Schönbrunn felbft
fang. Auch mußte er mehre Opern (4.3. „Il principe invisi-
eitscantaten und Oratorien („La passione” und „La resurez-
8. Gesü C.“) componiten. .. Durch Ablehnung eine® Rufe nad
er lebenslängliche Anftelung in Wien. Unter der neuen Di:
eater führte er f. Oper „Kaiſer Hadrian“ auf, welche im Aus⸗
als in Wien machte. Kurz darauf componirte er auch die liebliche
Adrian von Dftade”. Jndeſſen erhielt er einen Ruf nach Mailand,
Dpern zu ſchreiben. Diefes waren die seria: „Cleopatra” ımb bie
: „Hrivale di ge stesso’ (‚Liebhaber und Nebenbuhler in eigner
Er ſchrieb fie 1807 in Mailand und machte mit der legtern furote.
Director bes Sonfervatoriume zu werden, lehnte er ab und kehrte nach
nah Wien zurüd. W.'s muſikaliſcher Charakter eignet fi im Gan⸗
das Heitere, Einfhmeicheinde, als für das Glänzende und Große.
in f. Werken 2 Manieren ımterfiheiten. Die frühern zeichneten fidh
friſchen natürlichen Relz und fröhlihen Glanz der Melodien aus, was
in Italien vorzüglich bewirkte. Hierher gehören vornehmlich f. „Prin-
PAmalti‘, f. „Amor marinaro” (‚Der Gorfar aus Liebe‘), die fchöne
?„Unifoem”, nebit mehren reisenden Balletmufiten. Eine neue Mas
ı Charakter eine weiche, einfhmeichelnde Sentimentalität ift, findet man
RX: „Das Walſenhaus“, welche ex gleih nach f. Ruͤckkehr nach Wien
wieb, in der beliebten „Schweizerfamtlie” (1809), dem „Einfiedler auf
„Francisca von Folf", eine nicht nach Verdienft befannte Oper, und
wflurs von Goldau“ (1812), welche eine befondere Art der Ruͤhrungs⸗
der deutfchen Bühne einheimiſch und den Somponiften einige Zeit zu
Wirge des deutſchen Dpernpublicums machten. Der geiftreihe K. M.
sarınte Diefe Manier eine roeichliche, flüffige und kenntnißreiche Sammet-
emit Bob und Tadel zugleich ausgefprochen find. In diefe Zeit gehören
Amafpiel: „Die Jugend Peter tes Großen’ und die bei einem zweiten
Mailand conmponirte Oper „L’imboscata” und die Gantate „N ritorue
140 Weceihhiſchof | Weihnachten
d’Astrea”, welche viel Beifall fand. Später entffand das Lie
fpiel „Nachtigall und Babe” und die Oper —— von Kai
neueften Productionen find die große ernſthafte Dper: „Bqal's St
In welcher er, nach v. Moſel's und a. Kerner Urtheil, gezeigt bat, |
höhere dramatiſche Muſik nicht außer dem Bereich f. Kunftfäh Ki |
außer Wien, wo fie ungemeinen Beifall erhielt, nicht auf bie Ruhn
wahrfcheinlih wegen der großen Schwierigkeiten in ber Scenerei
Verſuch in der romantiſchen Battung in der Oper: „Die eiſerne %
bat auch in Wien keinen gluͤcklichen Erfolg gehabt. Seinen muſikaußg
ter bezeichnet der obengen. Meiſter und Kunſtrichter (in der „Abendiell
&t. 134) fehe gut. Ex gefteht ihm eine ungemeine Fuͤlle [hmeicheih
der mufikalifcher Ideen und jene Reinheit und Gediegenheit bez
Schreibart zu, welche durch Mozart's und Haydn's Werke in ber mi.
ule vorzüglich herrfchend geworben. find. Hervorſtechend, fest er
K bie Neigung zu ungeraden Taktarten, die Stimmführung ber M
böhern Anlagen, und das Streben, jebes Muntiüe moͤglichſt melodiſ
zu geben, und mehr dadurch als durch bie hoͤchſte Richtigkeit und WE
eclamatorifchen bie ſceniſche Foderung zu erfüllen. Vieleicht ul
dies auß dem vielen Balletmufilen, die er zu ſchreiben veranlaßt wutde.
ber ernſten bramatifchen Gattung ſcheint ſich fein Talent nicht gem
und f. „Hadrian” trägt keineswegs den Stempel ber Größe, die u
verlangen berechtigt If, weßhalb er auch Beine fehr beachtete Aufnaht
fifwelt fand. Dagegen bat man Dratorien von ihm (5.8. „AU
Gesüu‘), die wuͤrdevoll und meifterhaft gefchrieben find. Für bie Sail
wenig geſchrieben. Erwähnung verdient, daß er ſich bei den Opams
nahme zu erregen wiffen und deren Leitung er übernimmt, als trefl
auszeichnet. Doc macht man ihm allgemein ben Vorwurf, daß «|
[hen Somponiften den Eingang auf die Bühne fehr erfchwert. ©. 4
XVII. — Hof. W.'s Bruder, Thaddaͤ, ift Muſikalienhaͤndler in
leichte Muſiken componirt.
Weihbifchof iſt ein hoher Geiſtlicher der kath. Kirche, bee
geweiht worben ift, jedoch Eein wirkliches Bisthum befigt, ſondem
von einem — gewöhnlich in Griechenland ober in der Levante gelegen
tigen bifhöfl. Sige erpätt, folglich nur Biſchof in partibus Infide
gens einem Biſchof oder Erzbiſchof an die Seite geſtellt iſt, beffm
fchäfte er verrid:tet. Mur die Fuͤrſtbiſchoͤfe in Deutfchland hatten zu W
Weihbiſchoͤfe an ihrer Seite, weil fie felbft mit ber Regierung ihrer &
tigt waren. Doch gibt es auch bei ſolchen Biſchoͤfen, bie nicht weit
find, Weihbiſchoͤfe, um in Erledigungsfätten das biſchoͤfl. Amt zu ver
Weihe, f. Ordination.
Meihkeffel, f. Weihwaſſer.
Weihnachten, das Feſt der Geburt Ehriſti, wurde in ben e
bunberten bee chriftlichen Kirche nicht gefeiert, da die chrißliche Sitte
Ueber ben Kay des Todes merkwürdiger Perfonen als ben Tag ihrer €
zeichnete. Daher war die Feier der Gedaͤchtnißtage des Märtyrer
unb ber zu Bethlehem ermordeten unſchuldigen Kinder ſchon im Bange,
ſcheinlich im Gegenfage gegen bie von ber Geburt Chrifti unmärdig
nichder,, ein Kicchenfeft zum Andenken biefer Begebenheit im 4. Ja
und im 5. Jahrh. in abendiändifchen Kirchen für immer auf bas altrd
der Sonmengeburt (25. Dec) gelegt wurde, obſchon Uber ben Tag,
Chriſtus geboren worden, zuverläffige Nachrichten fehlten. Im dem!
dem hielt man Weihnachten er am 6. Jan. Aus dem Evangelium
Weihwaſſer Weikard 141
ke Geburt Jeſu Ir Nachtzrit geſchehen ſei, unb veranſtaltete daher
2 der Hierdurch geweihten Nacht vom 24. zum 25. Dec., woher
uns der Name Weihnachten erſtand. Man verelnigte die Gedenk⸗
Kickers Etephatuis und tes Exmgeliten Fohdnnes mit Weihnachten,
8 fo zu eineni Itägigen hoben Feſte. Es bildet IA ben helligen Zelten
is einen befondern Abfchnitt, den Weihnachtdcyeluß, zu dem bie
en Adventsfonntage bie zum Feſte bet Erſcheinung Ehrifti (6. San.)
Sitte, bieß Feſt durch gegemfeltige Freudengeſchenke auszuzeichnen
heidniſchen U prünge und von den Gebräuchen, welche bei ben um
B Fähre gefelertin Baturnalien und Tagen des Sonnenfeftes uͤblich
keiteri, aber durch ſchoͤne chriſtliche Deutung laͤngſt geheiltgt. In ber
Biihnachtefeſtes ſtinicien jetzt alle chriſtliche Kirchen uͤberein, nur
Angen proteſtantiſchen Ländern (Pteußen, Brauuſchweig und Sach⸗
5) gleich den andein Hohen Selten auf 2 Tage eingeſchraͤnkt. E.
aſſer wird dad in den am Eingange und art ſchicklichen Orten Im
% Ser Klichen befeſtigten Weihkeſſein oder Becken enthältene gewelhte
, Britt dem DIE Ein⸗ und Austretenden ſich zu beſprengen pflegen.
aiguigeñ vor bein Anfange gotteßbienftlicher Handlurgen waren und
Suber ib Heiben gebräuchlich, denn zum Gedet erfobert die feonime
a Sitte reine Hände. Als Nachbild des eherheit Meeres am juͤblſchen
Be feit dem 4. Jahrh. auch am Eingange jeder chriſtlichen Kitche ein
Agebracht, worin bie jur Andacht Eintretenden fich bie Hände ron:
ft feit dem 6. Jahrh. pflegte man das Waſſer dazu beſonders zu
Yarn Gebrauche deffelden heiligende , ja wunbrrvolle Kräfte beizu-
WBläube,, bon dem fich die rioch jet zu Mom Abtlche Beſprenguͤng bir
Se Weibivaffer an einem beftimmiten Feſttage herfchteibt. Di:
hat dein von den Proteflanten nicht beibehaltenen Bebrauch des
Bit der Eathollfcheri gentein. E.
fd (Melqhlor Adam), k. rüff. Etaterath, oranlen » naſſauiſcher
Director bed Medicinalweſens zu Fulda, und Mitglied mehrer ges
often, wat 1742 zu Roͤmerbhag Im Fuldaiſchen geb. Frühe
dburch ——— entſtandene Verunſtaltung feines Koͤrpeis
Aafange am Lernen. In Hamelburg genoß er den Schulunterricht,
ſchriftliches Werk Über Materia medica, welches ihm zufaͤllig ir die
6, gab ihm den erften Antrieb, bie Medicin zu ftuditen und Kraͤu⸗
Men. 1758 kam er nad) Würzburg auf die Univerſitaͤt, machte den
* Cutſus und ging Bann zu ben eigentlichen mediciniſchen Studlen
BE lieb ex fich zexaminiren und die Licenz ertheilen, fpäterhin aber erſt zis
Doctor promoviren. Einige Zeit nach geendigten Stublen erhielt dr
at zu Brückenau, und wurde beſonders für den Cutort bei Bruͤckenau
‚der aber damiald noch unbedeutend war. 1770 ward er unvermuthet
b keißarzt nach Fuͤlda beiufen, und erhielt nach der Abreife bed erſten
‚ der zugleich Profetlor wit, auch eine Profeffur. Seine erfte Lauf:
& war voll Sorgen und Hulntier was viel zur Vermehrung felner
beitzisg sind befonderd eine krankhaft erhößte Empfindlichkeit f. Ner⸗
IBegründete, die ihn nie ganz wieder verlief. In diefer Lage ſchrieb er
Heöhifchen Arzt’, ein Bud , welches ihm In der Folge viel Unannehm⸗
ig. Es wurde verboten, deffenungeadhret abit einige Mal neu Aufs
188 folgte er einem Rufe nach Petersburg als Hofarzt, wurde bald
Baht BaIzIöft zum Hattimermebichs ernannt, und konnie bei der Tol⸗
kiferin In die Antiambre gehen, role ber Leibarzt und Leibchirurg.
ke {him bie Kafferin 10,000 Rubel zum Ankauf eines Hauſes. Den:
142 Weiland
noch wurde der Wunſch, Rußland wieder verlaffen zu koͤnnen, td
in ſ. Seele. 1787 kam er mit zu der großen tauriſchen Reiſe,!
theild durch Gichtſchmerzen, theils durch ſ. Reifegefellfchaft verb
er denn, nad Beendigung ber Reife, ernſtlich an f. Ruͤckkehr nad
dachte. Er bat daher 1789 bei der Kaiferin um Urlaub auf ein J
nebft ber Zuſicherung f. Gehalts auf diefe Zeit auch erhielt. In E
Gräfin Baratinska bereifte er mehre deutfche Staͤdte, die Nieder
biete fich theils in Manheim und 1794 in Heilbronn auf, wo er d4
einer einfachen Arzneikunſt, oder Überſicht des Brown'ſchen Spfk
welche hernach Frank ind Stalien., Bertin ins Franz., Manjano ind
fegte. Berner ſchrieb er 4 Hefte eines „Magazins der Brown'ſchen d
ſ. „Med.ptaktiſches Handbuch”, den „Neuen philofoph. Arzt” a
noch einige Kleinigkeiten. Ungeachtet verfchiedener Anträge, ein A
men, 309 er doch f. ruhiges Leben in Heilbronn vor. In der Kolge be
aber auch dort Manches, was ihm das Leben verbitterte ımd f. Ge:
rüttete, beſonders Unglüd in f. Familie. Mit Anfang 1801 befam
fa von beinahe allgemeiner Gicht. Er zeifte deßhalb in das Wal
baden, welches ihm einige Linderung, jebody nicht auf die Dauer, u
bat fein Leben felbft befchrieben. — W. war ber Erſte, melcher die &
Brown'ſchen Lehre in bie beutfche Literatur verpflanzte. Die babı
Streitigkeiten trafen auch ihn vorzüglich, und ba er nicht felten du
Ausfälle der Gegner gereizt wurde, fo war feine Vertheidigung chef
bitter. Er ſtarb 1803 zu Brüdenau.
Weiland (Peter), Prediger bei der Remonſtrantengemei
terdanı, ein um die hollaͤndiſche Sprache und Literatur fehr verdient
geb. zu Amſterdam 175%, fludirte auf der lat. Schule zu God
1773 Theologie zu Leyden, wo van be Wynperſe, Alamanb, Walk
kenius, Schultens und Holicheek ſ. Lehrer waren. Er konnte fi
Lehrfägen ber dortrechter Synode und deren Formularen vereinigch
er ſich zu den Arminianern und wandte fi) an das Seminarium der
ten, das ihn, nachdem er Öffentlich ſ. Überzeugumg von ber Lehre
Toleranz erfläre und Beweiſe f. Faͤhigkeiten gegeben hatte, als Ca
Remonftrantengemeinden aufnahm. 1781 wurde er “Prediger
1783 zu Utrecht und 1785 zu Rotterdam, wo bie größte Verbiuͤdeh
monftranten fich befindet. Während der politifchen Unruhen in Hol
zwar der patriotifchen Partei ergeben; allein Maͤßigkeit, Drtnung,,
Gehorſam gegen die Landesgefege waren die Grundſaͤtze ſ. Verhalten:
er ſich von thätiger Theilnahme entfernt und Ichnte ſowol die Stelle di
der Stadt Rotterdam ab, als auch ben ihm 1798 von dem vollziehe
der batavifhen Republik faft aufgedrumgenen ehrenvollen und eintcig
fien eines Agenten der innern Angelegenheiten. 1815 teug ihm der je
eine Profeffur der Literatur und Philofophie bei der Univerfität Ute
mußte ihn aber auch f. Alters und andrer Ürfachen wegen ablehnen. 1
hat W. als Scheiftflelter gewirkt. Die Maatschappy tot nut van ’t
ertheilte f. Abhandi. „Über das Recht auf das eigne Urtheil in der F
über die Verbindlichkeit deſſelben“, deßgl. der: „Über die befte Art,
bereire in den Schulen gefellfchaftliche Tugenden einzuflößen” den Prei
Geſellſch. Studium seientiarum genitrix frönte ſ. Gedicht „Über
Gluͤckſeligkeit in diefem Leben”. 1805 erfchien auf Befehl der Regi
land's „Hollaͤndiſche Sprachkunde“, deren Regeln in allen Dilafterien
len noch jegt befolgt werden, und bie feit 1818 aud) in allen Schulen I
Provinzen eingeführt ift. Sein „Großes holländifches grammatikaliſch
Weiller 148
— 1811) md fein „Handwoͤrterbuch ber hollaͤnd. Sprache” fanden
Beifall. Auch war er Mitarbeiter an andee’6 „Franz. » hol. und
Lexikon“, wovon eine zweite Aufl. erfchienen ift, und an einen
Gen Wörterbuche” (1820 fg), das erſte diefer Art in Holand. Aus
r eine Sammlung von Predigten und, ohne fid zu nennen, eınige
anb literariſche Schriften herausgegeben. Koͤnig Ludwig emanhte
ws Mitglied des Ausfchuffes für die Beflimmung des neuen Maßes
w 3. ift Mitglied der erſten niederländifchen wiffenfchaftlichen Ver⸗
w Vorträge ald Lehrer athmen den Beift reiner Meligiofität. Im Um⸗
Inft, befcheiden und gefällig. Weiland's Bild hat der verft. Schefe
nd der Buchhändler Altart in Kupfer fiechen laſſen. Unter Weiland’s
Biner Mechtögelehrter, der mehre von Sean Paul's Werken, ungeach⸗
Beierigteiten der hol. Sprache, vortrefflich ins Holländifche uͤber⸗
ler (Kajetan v.) bis 1823 Eönigl. bairiſcher Stubiendirector, d. 7.
I Dürchen von armen bürgerlichen Altern geboren, begann und voll⸗
t von 1773 — 83 f. wiſſenſchaftliche Laufbahn. Philofophie
je sogen ihn amı meiften an, und er erhielt bei dieſen Studien die ver-
mung der Eminenz. In der geiftlichen Berebtfamkeit erhielt er bie
Bimedaillc. Nach feinem Abgange vom Lyceum übernahm er beim
agsvicekanzler von Pettenkofer eine Hofmeifterfelle und warb d. 21.
in Freiſingen zum Priefler geweiht. Als er jeme Stelle verließ und
he Anftellung finden Eonnte , feste er den ſchon feit 1776 ertheilten
icht in den hoͤhern Wiſſenſchaften wieder fort und lehrte zugleich
I der Anftalt von Adrian v. Riedl, fowie Philofophie und Theologie
mern. Damit verband er 1798 auch eine Seelforge. 1792 kam
Rebrer der Mathematif, Geſchichte und Religion an bie Mealfchule,
halt, und feit d. Dec. 1794 mit einem Wartegeib von 100 Gulden,
noch den Unterhalt für ſich und f. Mutter durch Privatſtunden vers
1795 gab ihm der muͤnchner Magiſtrat einen Zufhug. Geit
e mebre Schuireben und Abhandlungen über Erziehung und empfahl
ſehr, bad er 1799 ext Prof. der praktifchen Philoſophie und Paͤda⸗
Sector des Lyceums ward. Indem 3. gab er auch „Über die gegen»
d künftige Menſchheit; eine Skizze zur Berichtigung unferer Urtheile
wart und unferer Hoffnungen für die Zufunft‘' heraus. Es folg-
Reihe pädagogifcher und philofophifhher Schriften auf einander:
er Jugendkunde“; „Mein Glaubensbetenntnig über den Artikel
chenden lateinifhen Sprache; ein Sommentar zu meinem Wun⸗
itt u. f. w.” (beide Schriften 1800); „Erbauungsreden für Stu-
Yen hoͤhern Claſſen“, (3 Bde. 1802 — 4). Im Juni 1802 belohn⸗
ieficde Bandehut f. Verdienſte durch die freie Exrtheilung der philof. Docs
wchbern er fchon im Mai in die Akademie der Wiffenfchaften als ordentli⸗
id ber philologifch = philofophifchen Claſſe, jedoch mit Beibehaltung ber
Adäfte, getreten war. In demf. J. erſchien f. „Verſuch eines Lehrges
Erziebungsfmde' (1. und 2. Bd., 1805); dazwifchen „Mutſchelle's
03); „Der Beift der allerneueften Philofophie der Hrn. Schelling, He⸗
np.” (1. Hälfte 1804, 2. H. 1805); „Anleitung zur freien Ans
Usſephie“ (1804). Daran ſchloß ſich, Verſtand und Vernunft“ (1806),
nöthigte ihn ſ. geſchwaͤchte Bruſt von 1806 — 9 die Vorleſungen
‚ welche er dann über Geſchichte der philofophifchen Syfteme und über
überhaupt wieder begann. Durch die Gleichſtellung der allgemeinen
uf den Lyceen und Univerfitäten warb fein Rectorat in ein Directorat
142 Weiland
noch wurde der Wunſch, Rußland wieder verlaffen zu koͤnn
im f. Seele. 1787 kam er mit zu ber großen taurifchen !
theild durch Gichtſchmerzen, theils durch f. Reiſegeſellſchaft v
er denn, nach Beendigung der Reiſe, emfllid, an ſ. Rück:
dachte. Cr bat daher 1789 bei der Kaiferin um Urlaub aı
nebſt der Zuficherung f. Gehalts auf dieſe Zeit auch erhielt.
Gräfin Baratinska bereifte er mehre deutfche Städte, die
hielt ſich theils in Manheim und 1794 in Heilbronn auf, ı
einer einfachen Arznelkunſt, oder Überfiht des Brown ſcher
welche hernach Fran ins Stalieh., Bertin ins Frany., Many
fegte. Berner ſchrieb er 4 Hefte eines „Magazins der Brow
f. „Med. praktifcyes Handbuch”, den „Neuen philofoph. ?
noch einige Kleinigkeiten. Ungeachtet verf&iedener Anträge
men, 309 er body f. ruhiges Reben in Heilbronn vor. In ber
aber auch dort Manches, was ihm das Leben verbitterte ın
züttete, beſonders Ungläd in f. Familie. Mit Anfang 1805
fall von beinahe allgemeiner Gicht. Er reifte deßhald in de
baden, welches ihm einige Linderung, jedoch nicht auf bie Di
bat fein Leben ſelbſt befchrieben. — W. war der Exfte, welch
Browwn'ſchen Lehre in die deutfche Literatur verpflangte. T
Streitigkeiten trafen audy ihn vorzüglich, und ba er nicht fei
Ausfälle der Gegner gereizt wurde, fo war feine Wertheidig
bitter. Ex ſtarb 1803 zu Bruͤckenau
Weiland (Peter), Prediger bei der Remonſtrante
terdam, ein um bie hollaͤndiſche Sprache und Literatur fehr ı
geb. zu Amfterdam 175%, ſtuditte auf der lat. Schule
1773 Theologie zu Leyden, wo van de Wpnperfe, Allamand
kenius, Schultens und Holtebeek f. Lehrer waren, Er konn
Lehrfägen ber dortrechter Synode und deren Sormularen vi
er ſich zu den Arminianern und wandte ſich an das Seminarü
ten, das ihn, nachdem er Öffentlich ſ. UÜerzeugung von der
Toieranz erklaͤrt und Beweile ſ. Faͤhlgkeiten gegeben
Nemohftrantengemeinden aufnahm, 1781
1783 zu Utrecht und 1785 zu Motten
a a a d
war der pat ſchen ergeben;
Gehorſam gegen die Landeügefege w m
er ſich von thätiger Thei
ber Stadt Rotterdam ab,
144 Weimar (Großherzogthum)
vertwanbelt, und ihm 1809 noch das Rectorat des Gymnafiums
ums und ber Primairclaſſen übertragen, ſobaß er Director aller Lehe
Hauptftabt war. 1808 gab ihm der König als einen befondern
amade bat Ritterkreuz des Civilverdienſtordens der bairiſchen Mi
vielen Geſchaͤfte hinderten ihn nicht, f. „Ideen zur Geſchichte ber
— Stauben®” (1. Th1. 1808, 2. Thi. 1812, 3. Zhl. 181
„Grundriß der Geſchichte der Philoſophie“ (1813), neben den |
Bienberichten und a. Abhandlungen erfcheinen zu laffen. Eine neue
warb ihm babutch zu Theil, daß ihn der König 1812 zum Lehrer bi
bei dam Prinzen Karl ernannte, und 1813, wie bie übrigen Ri
matrikel einverleibte. Außer mehren pädagogifchen Abhandlum
von ihm no erſchienen: „Grundlegung der Pſychologie (1817); „
(1817). Inden Schulreben und in den akademiſchen Abhandlungen
neten Lehrers (3.3. „Tugend die hoͤchſte Kunfl”, 1816; „Uber die
namik“, 1821, 4.; viele find in den „Kleinen Schriften” deffi
1821 — 26, wiedergebrudt worben) erkennt man das Bild eines
für edle Zwecke wirkfamen und gegen alled Verberbliche kaͤmpfenden
er meiſtens bei feierlichen Antäffen vortrug, entfprang aus leb
ung und ergriffenem Gemuͤthe. Er erklärte ſich mit Ernſt gegen
in der Erziehung und im Unterrichte. Insbeſondere drang er auf
der Vernunft und ein gereinigtes, wahrhaft evangel. Chriftenthum.
Aberglaube, Froͤmmelei, Werkheiligkeit und Moͤncherei bet
den Jefuktiomus öffentlich ein Inflitut für Wolkstdtfchung umd
Ausgezeichneten Werth hat f. Abhandlung „Uber die religiäfe A
Zeit‘ (1819), und „Das Chriftenthum in feinem Werhältniffe zur
(1820). Sin f. legten merkwürdigen Schrift: „Der Geiſt bes
clsmus, als Grundlage für jeden fpätern (Sulzbach 1824),
urfprüngliche Chriſtenthum als bie allein wahre Univerfalceligion
geſtellt; ex befchreibt es als die Kraft des Glaubens, der Goffnung
Es konnte nicht fehlen, daß ein ſolcher Mann den Vorftehern ber
Herr 0. W. wurde 1823 feiner Studiendirection enthoben und zum
fodann an Schlichtegroll's Stelle zum Generalfecretair der €. Akab
ſchaften zu München ernannt. Don biefer Stelle nachher wieder
er am23. Juni 1826. Sein letztes Wert iſt: „Charakterfäi
großer Männer nebft der Biogr. beff. erften Verfaſſers, von einen
(Rrändhen 1827). Von f. „Kleinen Schriften” erfchien das 3. B
826) auch u. d. T.: „Vermiſchte Reden und Abhandlungen”.
Weimar (Sachſen⸗Weimar und Eiſenach), ein Gr
in Oberſachſen, welches aus ben Provinzen Weimar (wozu jetzt a
Theil des ehem koͤnigl. ſaͤchſ. neuſtaͤdter Kreiſes mit 38,670 Einw.
Neuſtadt a. d. Orla mit 4000 €. gehört) und Eiſenach beſteht, und
nach Haſſel 224,654 E., darunter 335 proteſtant. Geiſtliche bei
9512 Katholiken (fie beſitzen 10 Pfarrkirchen, 7 Filiale und 6 Gay
Meformirte, 1231 Suden, in 31 Städten, 124 Marktfl. und
und Weilern zählte. Der Boden ift mehr bergig als eben und inı
genden auch fleinig,, doch im Ganzen fruchtbar. Ein Theil des Thi
und des Rhöngebirges durchziehen das Land. Die Erzeugniffe be
gewöhnlichen Hausthieren, Wildpret aNer Art, Fiſchen, Getreid
wäcfen, Oft, Flachs, Hanf, Rübfanten, etwas Wein an den Ufe
vortrefflich bemirthfchafteten Waldungen, Silber, Kupfer, Eifen, K:
kohlen, Quaders, Sand » und Schieferfleinen, Marmor, Alab
Kalk, Salz und einigen Mineralwaffeın. Die Bewerte beſchraͤnke
Weimar (Karl Auguſt, Großherzog von) 115
en⸗ und Strumpffabriken, Leinwand und gute Särbereien. Der
darl Auguft gab feinem Lande d. 5. Mai 1816 eine repräfentative,
ı Bunde garanticte Verfaffung, nach welcher der von ben gemählten
der Ritterfchaft, Bürger und Bauern gebildete Landtag an ben all:
besangelegenheiten, Steuern, Landesbewaffnung und Geſetzgebung,
‚ und Preffreiheit anertannt war. Das großherzl. Haus ftammt
liniſchen Linie des ſaͤchſiſchen Haufes ab ımd bittet tie Ältere Li:
je von Sachſen (f. d.); die greßherzogl. Würbe hat es 1815
‚ Die Einkünfte betragen 1,875,000 Glidn.; bie Staatsſchuld
Kon. Der Hausorten von toeifien Falken wurde d. 18. Det. 1815 .
Miftet._ Das Stanteminifterium befteht aus 3 Geh. » Näthen. Die
keit des Grofherzogthums ift auf den Fall des Ausſterbens des re:
es feſtgeſetzt. — Starift. Werth hat das „Staatehandbuch bes
S.⸗Weimar.: Eiſenach (Weimar 1827, von Geh. Kanzleiſecretair E.
Schweizer's, Handb. über das weimariſche Staaterecht”. Der
m Sach ſen⸗Weimar und Eiſenach hat mit den übrigen Herzogen des
Hauſes auf ter Bundesnerfammiung die 12. Stelle, im Plenum
Stimme. Zu dem 3. Corps des Bundesheeres flellt er 2010 Mamı.
r. I. Karl Auguft, Großherzog von Sahfen- Weimar : Eis
gend ein Fuͤrſt gezeigt, daß auch in einem Eleinen Rande Froßes
, fo Hat dies der Großherzog von Sacıfen = Weimar gethan. Als
eſſelben, Herzog Exrnft Auguft (geb. 1688), im 3. 1707 aur Re:
tbeilte ex fie, die außer der Stadt Weimar nur wenig Ämter um-
28 mit feinem Oheim Herzog Wild. Ernſt, einem vortrefflichen
ruhig waltender Sinn aber mit dem feurigen Geiſte des Neffen oft
mmte. Der Lestere ließ fich daher bie Einführung der Primogeni:
ener fein, weiche 1724 bie Eaiferliche Beftätigung erhielt. 1741
BB dem Tode des legten Derzogs von Eiſenach Wilh. Heinrichs dir
mit den feinigen. Er führte die Regierung mit Geift und auf
ige, freilich zumellen auch von dem Gewoͤhnlichen abweichende
Iu rührt das Jagdſchloß Belvedere her. Als er 1747 zu Eifenach
Becmundfchaft über f. einzigen erſt 10jähr. Prinzen Veranlaffung zu
gleiten zroifchen den Herzogen von Sadjfen : Gotha, = Meiningen
Der Prinz wurde in Gotha erzogen und hatte noch nicht volle
1. Sun. 1756 die Megierung (kraft Eaiferi. Majorennitaͤtserklaͤ⸗
sen, als er am 28. Mai 1758 ſchon verftarb und eine erft 18jär-
und einen Erbprinzen von 8 Monaten (geb. am 3. Sept. 1756)
in zweiter Prinz, Sriebrich Ford. Konftantin, wurde noch nad; dem
6 am 8. Sept. 1758 geb. Hier erneuerte ſich der Streit Über die
t, weiche jeboch vom Reichshofrath der fürftt. Mutter, der Herzogin
d.), Tochter des Herzogs Karl von Braunſchweig, zugefprcchen
ihr fing ſich die Bluͤthezeit von Weimar an, an beffen Eleinem Hofe
ans der ausgezeichnetſten Männer vereinte, und mit welchem Alles,
ad Großes und Schönes aufzumeifen hatte, in enger Verbindung;
jersogin Dberoormünderin, anfangs felbft noch unter Vormund-
daters aber balb für majorenn erklärt, widmete der Erziehung ihrer
der Landesverwaltung eine gleid, aufmerkfame und gluͤckliche Sorge.
Blugheit leitete fie den Meinen Staat durch bie fchioistigen Zeiten des
ieges. in vielfeitig gebildeter Staatsmann, der aͤltere Minifter
ver ihr vorzüglicher Rathgeber. Der Erbprinz war von einer fo zarten
„daß man kaum ein lange& Leben für ihn zu hoffen wagte, aber fory:
kang und die in ihm mohnende geiſtige Kraft machten gluͤcklichezweie
Eictente Aufl. Bd. X. U
146 Weimar (Lanbflände)
jene Beforgniffe vergeblih. Die fürfll. Mutter wählte ihm a
Prinzen Konflantin bie teefflichften Auffeher und Lehrer; Weiber
von 1761 — 75,der nachmalige preuß. Staatsminifter Graf
der Prinzen waren unter Andern Wieland, v. Anebel und für die
gentengefchäfte der nachherige Beheimerath und Kanzler Schmib.
führten ber Graf v. Goͤrz und von Knebel ihre Zöglinge nad |
Schweiz. Auf der Reiſe knuͤpfte ſich die Bekanntſchaft des jur
Goͤthe, welche für das Leben und Wirken Beider fo entfcheide
Ein 17jaͤhr. Fuͤrſt und ein 25jähe. Dichter fchloffen einen Bunl
Dauer (von dem Eintritt Goͤthes in weimarifche Dienfle gerechni
ner herzlichen allgemeinen Theilnahme gefeiert wurde. Als der J
zurüdgelegt hatte, übergab ihm die Herzogin Mutter an f. Gebu
1775, bie Regierung, um von da an nur fich felbft und ben
Was dir Herzog Karl Auguft von dieſem Augenblide an für f. La
als 5Ojähr. Regierung gewirkt, wie f. edle Mutter bis an ihre
Taod alles Schöne und Gute ſchuͤtzen und foͤrdern half, wie bie He
Gemahlin, geb. Landeräfin von Heffen: Darmfladt, vermählt a
mit wahrhaft fürftl. Sinne ihm zur Seite ftand, kann auf diefer
teen nicht auseinandergefegt werden. Die Namen Göthe, H
Schiller, v. Voigt, v. Einfiedel, d. Knebel, Mufäus und v
volle Männer find Zeuge Deſſen, was der Gelft bes Fürften aus!
hat. Alle Zweige der Verwaltung wurden in biefen 50 5. n
Herzog felbft, mit den Miniftern Bäche und Voigt, war dert
eifrige Beſchuͤtzer und Pfleger der Univerfität Jena. Der ſchoͤne
abgebrannte und aus feinen Truͤmmern fchöner wiedererſtanden
‚ ber botanifche Barten zu Belvedere, die neuerbaute große Bürger
che andre Schöpfung find Beweiſe, daß dem Herzog Fein für
wichtiger Gegenftand fremd blieb, und daß ſich mit dem befchrär
nes Eleinen Landes doch durch WBeharrlichkeit und zwedimäßige I
ausrichten läßt. Zwei Dal folgte dee Herzog auch dem Drang
zu verſuchen. Er machte den Feldzug gegen Frankteich 17921
leon 1806 mit, kehrte aber, da das Gluͤck die preuß. Waffen nicht
de Male bald zu f. Lande zurüd. Er ſchloß fih im Dec. 1806 |
an, trat im Nov. 1813 wiederum dem großen Bunde gegen N
1815 auf dem Congreß zu Wien gegenwärtig, und erhielt mit der
eine Gebietserweiterung, wodurch Weimar als die Ältefte Linie d
ſes Sacıfen für manche frühere Ungunft ber Verhältniffe nur eine
digung fand. Der Großherzog war einer ber erſten deutfchen
das dem gefammten beutfchen Volke 1815 gegebene Wort cin
Verfaffung bald und ungefchmälert gelöft hat. Er verfammelte
wahl aus den Rittergutöbrfigern, den Bürgern und dem Baue
ihnen wurde das Grimdgefeg vertragsmaͤßig verabredet, weldyes co
befanntgemacht wurde. Das Regierungsjubiläum des Broßber;
1825 war ein Volksfeſt im voliften und edelften Sinne des Wor
mars Subelfeft am 3. Sept. 1825, 1. u. 2. Abth, Weimar .
der Nüdkeife von Berlin, wo er die ihm fo glüdlidh derwand
milie befucht hatte, nach Weimar, farb er plöslicdh den 14. Fun
dis bei Torgau, an einem Schlagfluffe. Er marb neben Schille
tet, Goͤthe wird es einft nebenihm fein. Vergl. über ihn die „<
Intelligenzbl. Ne. 42, 43, Suli 1828.
I. Kandftände. Diefe Iandftändifche Verfaffung ruht au
cip, welches den meiften andern neuen Verfaſſungen deutſcher Sta
Brimır (Randflunde) 147
tepräfentation des Eigenthums nach den 3 Staͤnden ber Rittergutsbe⸗
hürger und der Bauern. Jeder Stand ſtellt 10 Abgeordnete, die Aka⸗
‚wegen ihrer Dotalgüter Apolda und Remba den 11. zum Stande der
sfiser. Diefer Stand wählt feine Deputirten unmittelbar in den 3
m Weimar mit Jena und Ilmenau (4 Abgeordnete), Eiſenach (3 Ab⸗
und Neuftadt (3 Abgeordnete). Die Deputirten der übrigen Stände
Bahlm aͤnnern ernannt, an deren Wahl in 10 Wihlbezirken ale ſtaͤd⸗
pe und alle Dlitgtieder der Dorfgemeinden Theil nehmen. Zur Wahls
d in allen 3 Ständen erfodert: deutfche, eheliche und chriftliche Ges
Figes Alter und unbefcheltener Ruf, für ben Stand ber Rittergutöbes
eines Ritterguts, in den Städten der Befig eines Wohnhaufes und
Ingigen Einkemmens (aus Capitaiien ober Bewerben) von 300 Thlr.
und Eiſenach von 500 Thlr.), unter ben Bauern der Beſitz eines
igitens von 2000 Thlr. Die Abgeordneten werben auf 6 Jahre
Direction des Wahlgefchäfts ‚liege den Landesregierungen (Juſtlz⸗
Weimar und Eifenady od. Ein Landmarſchall (jetzt auf Lebenszeit der
deſel auf Neuhof) und 2 Gehülfen bilden das Directorlum der Land»
für die Zeit, wo der Landtag, welcher regelmäfig alle 3 Jahre einbes
wicht verfammelt ift. Die Rechte der Landftände find: 1) Regulirung
ashalts gemeinſchaftlich mit dem Landesfürften; 2) Bewilligung
m Abgaben; 3) Theilnahme an der GBefeggebung; +) Prüfung der .
ungen; 5) das Recht der Vorfchläge zu neuen Befegen und der Bes
u die Minifter und andre Staatsbehoͤrden. Sie wählen die Land
des Landſchaftscollegiums, den Caſſirer der Hauptlandescaffe, den
dikus. Die 31 Abgeordneten find zwar in einer Kammer vereinigt,
die Stände als die Kreife haben das Recht, ſich zu einer befondern
Bueinigen (Curial⸗ und Provinzialflimme), was aber nur durch Stim⸗
Bumıti. Abgeordneten des Standes oder Krcifes gefchehen kann, und
Betfcyeidung dem Souverain zufteht. Die Sigungen des Landtages
Buicht Öffentlich, die Verhandlungen der 4 bisherigen Randtage von
1823 und 1826 find aber gedruckt worden, wodurch eine größere
Pas Publichtät zu Wege gebracht wird. Der erſta Landtag ward eroͤff⸗
er. 1817, vertagt im Jul., fortgefegt am 1. Dec. 1818 und been»
ehr. 1819. Kurze Auszüge der Verhandlungen des 1. Abfchnitts fine
dem Weimariſchen Negierungsblatte (1817), und aus dem 2. Abs
Die Actenflüde (landesherrliche Decrete und landſtaͤndiſche Erklärungs«
ſenders gebrudt: „Verhandlungen des erſten Landtags im Großher⸗
fen = Weimar » Eifenady”‘ (Jena 1819, 4.). Der zweite Landtag
am 17. Dec. 1820 und gefchloffen nad) 101 Plenarfigungen am
31. Seine Verhandlungen, wozu nun auch Protofollauszüge kamen,
ze des Regierungsblattes von 1821 gebrudt. Die Verhandlun⸗
m Landtags, eröffnet am 9. Maͤrz und gefchloffen am 25. Mai 1823,
ten, begonnen am 26. Febr. und beendigt am 10. Mai 1826, find
gebzudt erſchienen. In diefen Verhandiungen ıft Manches zum
andes gereift, vorzüglich die Abſcheidung des Kürftenguts (des Kam⸗
$) vom Staatögute, wobei der Grundſatz feftgehalten worden ift, daB
ft zwar an der Verwaltung des erften, weil es zur Unterhaltung der
| und des Hofes beftimmt ift, Eeinen Antheil haben, daß aber
Me Subflanz deffelben nicht ohne Einwilligung der Landftände gültig ver⸗
m könne. Ferner eine neue allgemeine Steuerverfaffung, wobei nıan
niner Steuerpflichtigkeit aller Stände und ber Idee einer Vermoͤgens⸗
Besangen iſt, jedoch bie bisher fteuerfreien Güter auf eine liberale Weiſe
10 *
146 Weimar (Landſtaͤnde)
jene Beforgniffe vergeblih. Die fürftl. Mutter wählte ihm und be
Prinzen Konftantin die teefflichften Auffeher und Lehrer; Beider Gem
von 1761 — 75, der nachmalige preuß. Staatsminifter Graf v. &
der Prinzen waren umter Anden Wieland, v. Anebel und für die eige
gentengeſchaͤfte der nachherige Beheimerath und Kanzler Schmid. Sa
führten der Graf v. Goͤrz und von Knebel ihre Zöglinge nach Paris
Schweiz. Auf der Reiſe Inüpfte ſich die Bekanntfchaft bes jungen
Goͤthe, welche für das Leben und Wirken Weider fo entfcheibend g
Ein 17jähr. Fuͤrſt und ein 25jaͤhr. Dichter fchloffen einen Bund, t
Dauer (von dem Eintritt Goͤthes in weimariſche Dienſte gerechnet)
ner herzlichen allgemeinen Theilnahme gefeiert wurde. Als der H
zuruͤckgelegt hatte, übergab ihm die Herzogin Mutter an f. Geburtstag
1775, die Megierung, um von da an nur fich felbft und den Me
Was der Herzog Karl Auguft von diefem Augenblide an für f. Land
als 5Ojähr. Regierung gewirkt, wie f. edle Mutter bis an ihren 1
Tod alles Schöne und Gute ſchuͤtzen und fördern half, wie bie Hesp
Gemahlin, geb. Landgräfin von Heffen: Darmftadt, vermählt am 3.
mit wahrhaft fürftl. Sinne ihm zur Seite fand, kann auf diefen ı
teen nicht auseinandergefest werden. Die Namm Göthe, Herde
Stiller, v. Voigt, v. Kinfiedel, v. Knebel, Mufdus und viele
volle Männer find Zeuge Deffen, was der Geift bes Fuͤrſten aus Weiz
bat. Alle Zweige der Verwaltung wurden in diefen 50 5. neu ge
Herzog felbft, mit den Miniftern Goͤthe und Voigt, war ber mer
eiftige Befchüger und Pfleger ber Untverfitäe Jena. Der fchöne Pad
abgebrannte und aus feinen Trümmern fchöner wiedererftandene 9
der botanifche Garten zu Belvedere, die neuerbaute große Buͤrgerſe
che andre Schöpfung find Beweiſe, daß dem Herzog kein für U
wichtiger Gegenfland fremd blieb, und daß ſich mit den befchränftet
nes Beinen Landes doch durch Beharrlichkeit und zwedimäßige Ip
ausrichten läßt. Zwei Mal folgte der Herzog auch dem Drange,
zu verſuchen. Er machte den Selbzug gegen Frankreich 1792 und
leon 1806 mit, ehrte aber, da das Glück die preuß. Waffen nicht bee
de Male bald zu f. Lande zuruͤck. Er ſchloß fich im Dec. 1806 dem
an, trat im Mov. 1813 wiederum dem großen Bunde gegen Nape
1815 auf dem Congreß zu Wien gegenwärtig, und erhielt mit der gre
eine Gebietserweiterung, wodurch Weimar als die Altefte Linie bes (
ſes Sachſen für manche frühere Ungunft der Verhättniffe nur eine mi
digung fand. Der Großherzog war einer ber erften beutfchen Für
das dem gefammten beutfhen Wolke 1815 gegebene Wort einer
Berfaffung bald und ungefchmälert gelöft hat. Er verfammelte 18
wahl aus den Rittergutöbefigern, den Bürgern und dem Bauerſta
ihnen wurde das Grumdgefeg vertragsmaͤßig verabredet, welches am 8.
bekanntgemacht wurde. Das Regierungsjubilaͤum des Großherzogs &
1825 war ein Volksfeſt im vollſten und edelſten Sinne des Worts.
mars Jubelfeſt am 3. Sept. 1825, 1. u. 2. Abth., Weimar Hoffe
der Müdkeife von Berlin, two er bie ihm fo gluͤcküch verwandte Mi
milie befucht hatte, nach Weimar, ſtarb er plöslich den 14. Juni 182
dig bei Torgau, an einem Schlagfluffe. Er ward neben Schiller zug!
tet, Goͤthe wirb es einft neben ihm fein. Vergl. über ihn die „Sem. 1
Intelligenzbl. Ne. 42, 43, Juli 1828.
I. Landftände. Diefe landſtaͤndiſche Verfaſſung ruhe auf dem
„ cip, welches den melften andern neuen Verfaffungen deutfcyer Staaten g
Wrimır (Laudſtaͤnde) 147
teptäfentation des Eigenthums nach den 3 Ständen ber Rittergutsbe⸗
Harger und der Bauern. Jeder Stand ſtellt 10 Abgeordnete, die Aka⸗
wegen ihrer Dotalgüter Apolda und Remda den 11. zum Stande ber
iger. Diefer Stand wählt feine Deputirten unmittelbar in den 3
m Weimar mit Jena und Ilmenau (4 Abgeordnete), Eiſenach (3 Ab⸗
und Neuſtadt (3 Abgeordnete). Die Deputirten ber übrigen Staͤnde
Bahlmännerm ernanst, an deren Wahl in 10 Wihlbezirken alle ſtaͤd⸗
r und alle Mitgtieder der Dorfgemeinden Theil nehmen. Zur Wahls
In allen 3 Ständen erfodert: deutfche, eheliche und chriſtliche Ge⸗
6 Alter und unbeſcholtener Ruf, für den Stand der Rittergutöbes
| eine Ritterguts, in den Städten der Beſitz eines Wohnhaufes und
jigen Einkemmens (aus Capitalien ober Bewerben) von 300 Thlr.
und Eifenad von 500 Thir.), unter ben Bauern der Beſitz eines
eenigitens von 2000 Thlr. Die Abgeordneten werden auf 6 Jahre
He Dicection des Wahlgefchäfts Liegt den Landesregierungen (Juſtiz⸗
imar und Eifenady od. Ein Landmarſchall (jest auf Lebenszeit ber
el auf Neuhof) und 2 Gehülfen bilden das Directorium der Land»
‚für die Zeit, wo der Landtag, weldyer regelmäßig alle 3 Fahre einbes
huct verfammelt ift. Die Rechte der Landſtaͤnde find: 1) Regulisung
ashalts gemeinfhaftlich mit dem Landesfürften; 2) Bewilligung
m Abgaben; 3) Thellnahme an der Geſetzgebung; +) Prüfung dee
gen; 5) das Recht ber Vorfchläge zu neuen Befegen und der Bes
e die Minifter und andre Staatöbehörden. Sie wählen die Lande
Hi Landſchaftscollegiums, den Gaffirer der Hauptlandescaffe, den
kus. Die 31 Abgeordneten find zwar in einer Kammer vereinigt,
. Stände als die Kreife haben das Recht, fic zu einer befondern
einigen (Curial⸗ und Provinzialftimme), was aber.nur durch Stim⸗
ti. Abgeordneten des Standes oder Krcifes gefchehen kann, und
fheibung dem Souverain zufteht. Die Sigungen des Landtags
juiche Öffentlich, die Verhandlungen der 4 bisherigen Landtage von
1823 und 1826 find aber gedruckt worden, wodurch eine größere
8 Dublicität zu Wege gebracht wird. Der erfta Landtag ward eroͤff⸗
1817, vertagt im Jul. , fortgefegt am 1. Dec. 1818 und been⸗
7.1819. Kurze Auszüge der Verhandlungen des 1. Abfchnitts fin⸗
dem MWetmarifchen Regierungsblatte (1817), und aus dem 2. Ab»
—— (landesherrliche Decrete und landſtaͤndiſche Eiklaͤrungs⸗
ers gebrudt: „Verhandlungen des eefien Landtags im Großher-
fen : Weimar » Eifenady”‘ (Jena 1819, 4.). Der zweite Landtag
am 17. Dec. 1820 und gefchloffen nad) 101 Plenarfigungen am
M. Seine Verhandlungen, wozu nun audy Protofolauszüge kamen,
Bage des Regierumgsblattes von 1824 gedrudt. Die Verhandlun⸗
Landtags, eröffnet am 9. Maͤrz und gefchloffen am 25. Mai 1823,
em, begonnen am 26. Febr. und beendigt am 10. Mai 1826, find
v gebsuct erfchienen. In diefen Verhandlungen ift Manches zum
des gereift,, vorzuͤglich die Abſcheidung des Fuͤrſtenguts (des Kam⸗
) vom Staatsgute, wobei der Grundſatz feſtgehalten worden iſt, daß
R zwar an ber Verwaltung des erſten, weil es zur Unterhaltung der
fe und des Hofes beſtimmt ift, Eeinen Antheil haben, daß aber
—— deſſelben nicht ohne Einwilligung der Landſtaͤnde guͤltig ver⸗
Ferner eine neue allgemeine Steuerverfaffung, wobei man
Ä gkeit aller Staͤnde und ber Idee einer Vermoͤgens⸗
son iſt, jebdoch die biöher fleuerfreien Güter auf eine liberale Weife
10 *
148 Belmar (Fürftenth.) ‚ Weimar (Hauptfl,)
entſchaͤdigte. Vieles Andre iſt geſchehen; Vieles und das Wichtige
geſebbuch, eine bürgerliche Proceßorbnung u. ſ. to.) wird für bien
vorbereitet.
Weimar, das Füͤrſtenthum, beftand urſpruͤnglich aus ei
Stadt her belegenen Ämtern, bis 1690, nach Ausfterben ber Herj
fen» Sena, der jenaifche Landesantpeil damit vereinigt wurde.
das Land feine Rumdung, aber nicht feinen jegigen Umfang, indem
neuertoorbene Zautenburg mit Zwägen, Leheſten, Liebftebt und den i
Enclavm, die Grafſchaft Blankenhain mit Nieder: Kranichfeld wm
Ämter Agmannedorf und Tonndorf mit Schloß Vippach u. f. w.,!
Ilmenau und der neuftädter Kreis einverleibt wurden. Mit diefen
ditdet es gegenwärtig ein jeboch nicht zufammenhängendes Ganjes
Die Einw., an 149,120, in 25 St., 4Mfl., 479 D., find,
Katholiken, Neformicte und Juden, Iutherifejer Eonfeffion. Deo.
bis auf das in dem Thuͤringerwalde belegene Jlmenau nicht gebit
mit Hügeln bedeckt, die wenig eigentliche Ebenen öffnen; ber Bi
nur mäßig fruchtbar; die Natur in einigen Thaͤlern, wie im .
und im Oberiimthale, ſchoͤn. Die wichtigſten Fluͤſſe find die Saale
Aderbau ift der vornehmſte Nahrungszweig der Bewohner; das La
gebaut, die Viehzucht, befonders die meiſtens verebelten Schäferei
und die Waldungen ein großer Reichthum des Landes, das bloß
zeugniſſe zur Ausfuhr bringt, da die vormals anſehnlichen Wellen ·
"webrteien in neuern Zeiten verloren haben; doch find biefe im Meufl
meiften im Store und auch bat ine Ilmenau zeichnet ſich durch
andre Gerverbe aus. Über bie Walſenanſtalt des Fuͤrſtenih durch
mitien f. Guͤnther's Schrift: „Die Waifen im Großh. S.⸗W.“
Weimar, an der Sim, Haupiſt. des — ©:
ein jegt offener St, mit unregelmäßigen Strafen und Plägen,
freundliche Häufer, und zählte 1816 nur 843 H. mit 9800 €.
der dentwurdigſten Städte Deutſchlands, und hochgefeiert in den
Literatue duch die Namen eines Herder, Schiller, Wieland,
iſt die Nefidenz des großherzogl Haufes, ber Sig ber Ober: und der
hoͤrden des Fuͤrſtenthums. Das Schloß hat eine ſchoͤne Lage und
aͤußerſt gefchmadvoll eingerichtet. Vor ihm bin zieht fid der Park,
zendſten Anlagen, die jeder grofen Stadt zur Zierde gereichen wuͤrde
berzogl. Bibliothek, mehr als 130,000 Bde., außer den Kupfe
nufcripten und Handzeichnungen, iſt zweckmaͤßig aufgeftelt. In dre
(Weimar hat überhaupt nur 2 Ricdhen) findet ſich bie grofherzogt. &
Gemälde Kranach's, ber auf ihrem Kirchhofe begraben lieat, befonl
zühmte Altargemätde diefes Mifters; den Exlöfer am Kreuz nebſt HM
Täufer vorflelend, Luther von Lucas Kranach zur Seite, anf deffen A
fürft Johann Friedrich und feine Familie. S. Heiur. Dieyer, „Uber!
milde von Lucas Kranach in dir Stadtkirche zu Weimm” (1813). 1
ein ſtark beſuchtes Gomnaſium, ein Schuliehterfeminar, eine feeie (
Zeid nenſchule, ein Zuchthaus, ein Waifenhaus, ein wohithaͤtiges Fra
ein Hofpital und Krankenhaus, eine Freimaurerloge und ein 1825 ı
Bin deffen Perfonal unter Göthe's un, Sie s Rettung $
Deutfdylande gehörte und viel zur Richtung des guten |
wifche Kunſtinſtitut hat Zweige in &i
mod Bertuch’s (jekt Kroriep's) Ind
fkitute, vielleicht bie anegedebnteſte
8 Beitfyeiften hier vrſcheinen, w
Wein | 140
) Anftalt für vernachlaͤſſi igte Kinder. Außer einer Metall⸗,
abrik und einigen Stühlen in Wolle gibt es hier wenig Ges
halbe Stunde von der Stadt liegt auf einem Hügel, wohin
führt, das Luftfchloß Belvedere mit einem reisenden Parke,
38 Dorf Tieffurch mit freundlichen Anlagen Ä
Dflanzengefclecht, welches mit feinen 12 Arten in die 1. Oid⸗
e gehört. Der gemeine Weinſtock, welcher allenthalben bei uns
ie Cultur nach und nach in eine Menge von Spielarten veraͤndert
aus Samen, theils durch Klima, Boden und Behandlung er»
. Das eigentliche Vaterland und die urfprüngliche Sorte des
nicht mehr mit Gewißheit anzugeben, doch ſcheint das gemäßigte
th, und et von dort nach Griechenland, Italien, Frankreich und
pa gekommen zu fein. Gegenmärtig ift er in allen Welttheilen
eften gebeiht ex im dem gemäßigten Ländern, innerhalb bes 32.
mgradee. Südeuropa, mit Einfchluß von Suͤddeutſchland, lies
öftlicher Weine; fo auch die Canaren und daB Cap. In ben
Händern: Griechenland, Ungarn, Italien, einigen Theilen der
ich, Spanien, Portugal, und in Deutfcyland im Oberoͤſtreichi⸗
‚ Schwabrn und am Oberrhein, befchäftigt dee Weinbau im
F ebenfo viele Menſchen als der Ackerbau. Außer Boben und
mein viel von der Pflege des Weinflods und der Behandlung des
Anlegung eines Weinbergs wählt man in Deutfchland die Sons
ges ober Huͤgels; auch können ſchickliche Ebenen dazu dienen.
t fandiger als lehmiger Boden iſt am wuͤnſchenswertheſten. Die
gewinnt man gewoͤhnlich durch Abſenker oder Fechſer, wozu
e an alten Stoͤcken einjährige, geſunde, gehörig reiſe und lange
Rebenzweige haben, ausmwählt. Diefe werben herumtergezogen,
tocke einen halben Fuß tief fo eingelegt, daß die Spige um einige
md im Herbſte, nachdem der Schoͤßling ſtark getrieben und fich
s Stode getrennt, worauf man die Gender verfchneidet, in Sand
teller aufbewahrt und im Fruͤhjahre pflanzt. Will man die juns
Samen ziehen, fo leitet man, um guten Samen zu gewinnen,
Trauben verfehene Neben in ein geheigtes Zimmer, wo man bie
ifen laͤßt, bis fie ganz einfhrumpfen. Die an ber Luft getrockne⸗
werden in ein mit Erde gefüllteß Gefäß einen halben Zoll tief,
wäumen von 5 Zollen, gepflanzt, unb bie jungen Pflanzen
a größere Gefäße verfeut, bis nad) 2 oder 3 Jahren der Stamm
tzet ledergelb faͤrbt, wo ſie denn zum Verſetzen gut ſind. Man
nachdem der Boden gehoͤrig dazu vorbereitet worden, in regel⸗
and in Zwiſchenraͤumen von 4 Fuß. Im 3. Jahre zeigt ſich ber
g. — Ein Weinberg erfodert viel Arbeit und forgfättige Abwar⸗
Beſchaͤft nach der Weintefe ift das Ausziehen der Pfähle, woran
ebunden find, welches mit Behutemteit gefchehen muß. Dars
chen der Reben an einigen Stellm mit 4 — 6 300 Erbe, um
vu khügm. Indeß geſchieht das Bedecken felbft in Deutfchland
die Weinftöde der gewöhnlichen Winterkälte (bis 18° Reaus
* widerſtehen und ungedeckte Weinberge beſſern und ſtaͤrkern
Fruͤhlinge werben die Neben zumaͤchſt emporgezogen. Gewoͤhn⸗
in Drittel des Weinbergs geduͤngt und hauptſaͤchlich die Reben,
ten und Fechſermachen in kleine Gruben tiefer in die Erde ge⸗
efkalt, daß num ein Stod in 2 ober 3 gleichſam verjuͤngte Stöde
erauf folgt, wenn keine ſtarken Froͤſte mehr zu erwarten find,
180 Wein
aber auch der Saft noch nicht zu ſtark in Bewegung iſt, das Schusi
ſchneiden, welches eine genaue Kenntniß des Weinſtocks erfcbert,
ren und geſunden Reben von ben unnügen und fchadhaften zu unterfl
in Berlin hat vor mehren Jahren eine befonders in Weingaͤrten!
hafte Methode des Schnitte und der Behandlung der Reben ang
einee Heinen Schrift befanntgemacdht. Er bezweckt dadurch eine fr
fehr erwuͤnſchte zeitigere Bluͤthe und einen ungemein reichlichen &
. Stode werden nur +, hoͤchſtens 5 gute, ſtarke Reben gelaflen, mb
ſchen geſteckten Pfähle gebimden. Hierauf wird der Weinberg geraͤ
Erbe um ben Stod bis auf die Wurzel gelodlert und auf ber abhäng
Heiner Damm aufgeworfen, damit bie Feuchtigkeit nicht zu ſchnell abf
fi, ſchaͤdliche Infekten, wohin befonders ber Maikaͤfer, Weinreben
die Larve deffeiben, ferner verſchiedene Raupen gehören, fo auf:
tilgung möglichft zu bewirken fuchen. Zu Anfange des Jull folgf
Dann werden die neugetriebenen Neben angebunden. Die geilen =
Triebe bricht man erft nach dem Verblüähen ab, weil man bemerfi
noch vorhandenen Bluͤthen fonft abfallen. Alsdann wird ber Boden
Das nächte Geſchaͤft befteht in dem Nieberzichen, d. h. einer bogen
beugung der längften jungen Reben, um fie ben Sonnenftrahlen befl
zufegen und vor dem Winde zu verwahren. Iſt hierauf der Boben
gelodert, und find die überflüffigen Triebe und Ranken vollende abge
den, fo ruͤckt num endlich die legte Arbeit, die MWeinlefe, heran. &
beſtimmt die Zeit derfelben. Merkmale der rechten Reife find, ı
der Traube ſich braͤunt, dieſe fchlaff Herunterhängt, die Beeren weit
und dinnhäutig werben, fic) leicht abiöfen laſſen, häufigen, füt
klebrigen Saft enthalten und ihre Kerne leer von leimigem Weſen |
bereitende Arbeit zur Weintefe ift das Herbeifdhaffen und Inſtandſe
lichen Werkzeuge und Gefäße anzufehen, ale: Leſezuber, Tragbut
ten, Kelter (Drefie), Rufen, Butten, Bottiche, Trichter und Sal
foffung des Moſtes. Alle werden, ſoweit e8 nöthig ift, friſch ge
drüht und geſchwefelt. Dan muß bei der Lefe felbft wo möglich ben
erſt abtrocknen laſſen und Megentage, wie überhaupt Näffe vermeit
Güte und Haltbarkeit des Weine [päter nachtheiligen Einfluß hat.
über gelefen worden, wird wo möglich noch am Abend gekeltert; o
man nicht damit warten. Gorgfältiges Abfonbern der reifern umd
ben von ben weniger reifen und guten ift Dabei von großem Nutzen.
beſteht in dem Trennen der Beere vom Kamme, was auf mandyeriell
verfchiedenen Gegenden zu gefchehen pflegt, am gewoͤhnlichſten durch 3
dann in dem Zerquetfchen der Beerenmaffe auf der Preſſe. IR die!
fo rein als möglich ausgepreßt worden, fo gieft man auf bie Treſtern w
fer und preßt fie nochmals, wodurch man einem Haustrant erhält,
oft gar nicht übel ſchmeckt. Der außgepreßte Saft heißt bis zur naͤchſte
dann wird er Virnich, Virnewein, genannt. Auf dem Faſſe erfobı
fortdauernd eine forgfältige Behandlung. Außerdem läuft man Ge
auf eine ober die andre Weiſe verdirbt. Zu ben Krankheiten, welch
und Wein auf den Faͤfſern ausgeſetzt ift, gehört das Zaͤh⸗ oder Schu
wobei zugleich der Wein an Farbe, Geruch und Geſchmack verliert; I
werden, wobei ein dünner Schimmel auf dem Weine erſcheint; das 2
bei zwar die Farbe bleibe, Stärke, Geiſtigkeit, Gerud, und Geſchu
loren gehn; entlih das Bädern, wobei ſich Geſchmack wub Ger
ſchlechtern. Alle diefe Übel aber laffen fi), und zwar um fo kidtn
im Entftehen man dazuthut, wieder beben. -— Man unter/heidet dem
Bein 181
ı mb Sorten nad) dem Gewaͤchſs, nach ber Lage des Stanbortes, ber
Beeren, dem Geruch und Geſchmack des Saftes, der Zubereitung und
ng, dem Alter der Stöde, der Befchaffenheit des Bodens, des Jahr⸗
W Baterlandes, der Prorinz u. ſ. w. Diele Weine find folche, welche
bama , aber defto mehr Weingeift, erdige und falzige Theile bei fich fuͤh⸗
Beine haben viel Phlegma, wenig Schroefel, etwas von flüchtigen
eine geroiffe liebliche Schärfe. Nach der Farbe iſt der Wein entweder
). Nach dem Geſchmacke find einige ſuͤß und lieblich, andre fäuerlich,
noch andre zwiſchen füß und herb, und biefe hält man für bie vor
In Anfehung des Geruchs (der Fine) ſchaͤtzt man einen angenehmen,
em ähnlichen Geruch. Nach dem Alter find die Weine entweder jung
abgelegen, ober mittlere. Doch iſt der Sprachgebrauch babei verfchies
kankreichs inlaͤndiſchem Handel hält man den Wein für neu, der erſt
e alt iſt, und den für alt, der über ein Jahr abgelegen hit. Franzoͤ⸗
‚ die über 2 Sabre alt find, verlieren fhon wieder. Doc machen
a Bordeaurs, Orleannois⸗, Burgunder» und Rouſſillonweine davon
se. Die beutfcdyen Weine werden beffer, geſuͤnder und vollfommener,
aben. — Unter den europäifchen Meinen find die Ungarmelne vom -
we. Es gibt dunkelrothe, bleichrothe, goldgelbe, bleichgelbe, waſſer⸗
be u. f.w.; von Geſchmack füße, bitterliche, fäuerliche u. ſ.w. Dance
Rheinweinen, andre dem Champagner u. f. w. nahe. Viele Sorten
Emifche Kräfte und find den Kranken zu empfehlen. Vorzüglich berühmt
ber , der Ausbruch von St. : Georgen, Badatſchon, Schickloch u. ſ. w.,
Beine von Neßmil, Szabadhegy, Eifenburg, Ruſt, Schag, Santo,
hay, die rothen von Meneſch, Ofen, Schikloſch, Harfchany, Gyuit,
Sexard, Hidegut, Erlau u. ſ. w. Beruͤhmt iſt der prächtige und
er zu Tyrnau. Das größte Faß enthält 2010 Eimer. Die fiebens
B find den ungarifchen Mittelforten ähnlich. In Kroatien und Dal:
t man befonders gute rothe Welne. Die Moldau und Walachei lies
und ſchmackhafte Sorten, die in bie angrenzenden Länder verführt
Deutſchlands edlem Weinen gehören der Rheins, Nedar:, Mobs
rankenwein (f.d.). Die mosler Weine find von weißer und other
Beblichem Gefhmad. Kür die Gefundheit find fie am zuträglichiten,
Jahr alt find. Die fleiermärkifchen Weine find eine Mittelgattung
Beine. Die vorzuͤglichſten fallen im marburger und liller Kreife u. ſ. w.
haften Goͤrz und Gradiska liefern ben Refosco, Piccolit, Rebulla und
Gorten von rother und weißer Farbe. Öftreich, befonders Nieder
st Wein in großer Menge und zum heil von folcher Güte, daß er
Indifchen Weinen an bie Seite gefegt werden kann, obgleich der Handel
Ausland nicht berächtlich ift. In Zirol, deffen Weinbau ſehr beträchts
Ben die beften Sorten an den Ufern ber Etſch. Der Traminer oder Marz
| Heblicher Weln von vother Farbe, gilt für den vorzuͤglichſten. Noch
der Brirener. Berner find berühmt der Leitacher, Altpfeiffer, Kichels
Weigner, Coccia d'oro. Sie halten ſich aber alle nicht leicht Über einige
» müffen wohl abgewartet werben. Mähren baut weiße und rothe
ästentheils von gleicher Güte mit den oͤſtreichiſchen. Böhmen hat feis
r Weinbau an den Ufern dee Muldau und Elbe. Für die erſten Sorten
ven rothen Melnider, den Außiger u. ſ. w. — Die Schweiz erzeugt
mu vother und weißer Weine, unter denen bie von La Vaux und La Cote
weften find. In dem Fuͤrſtenthum Neuenburg (Neufchatel) wächst beim
taigod ein vortrefflicher Wein, den die Ausländer dem beften Champag⸗
krgunder noch vorziehen, Die waliſer eine find ebenfalls vorzüglich,
158 | Kein
befonder® In dem Striche zrolfchen Brieg und St.: Maurice. Man uf
2 Sorten, deren eine Coquempin, die andre Vin be la Marque ge
Der Martinacher, vom Fuße des St.- Bernhard, ift ausgezeichnet d
und Feuer. Andre gute Sorten aus Neuer, burg, aus ben Gantomen]
Bern übergehen wir. — Frankreich erzeugt faft in allen feinen Provk
vornehmlich aber in Champagne, Bourgogne, Gascogne, Guienne,
Provence, Rouffillon, Anjou, Orleannois, Aunls, Saintonge wall
fica. (©. Bordenupwein, Burgunder, Champagner, Rei :
meine u. f. w.). — Italien baut vortreffliche Weine, von denen bi
der Syrakuſer, die farbinifchen, neapolitanifchen und toscanifdhen ausge:
den. Im Kirchenſtaate wachfen die beften Sorten um Orvieto, weiß ig
Monte Fiafcone, ein angenehmer, roͤthlicher Muskateller, um Viter
Ardea, Albano, Montemalo, Perugia. Neapel liefert den beruͤhm
welcher am bajifchen Meerbufen getvonnen wird, und did, bochroth, |
zig fl. Der Chiarelo oder Chiarello piccante ift hellroth, leicht und
Geruch und Geſchmack. Den erften Rang aber behauptet der berühmte
Chrifti (f.d.). Calabrien liefert sinen trefflichen rothen Muskateller; J.
Din greco von gelber Farbe und verfchledene andre Sorten. Sicillen ex
feurige, theils füße und angenehme Weine. Unter jenen iſt der Faro, =
der Syrakuſer der berühmtefte. Die farbinifhen Weine gleichen m
[hen als den franzöfifchen. Unter die beften rechnet man die, welche u
"Cagliari und am Gap de Logudori fallen. Auch Venedig, Senua u
haben ſtarken Weinbau. — Die Weine Spaniens find im Algen
dic, lieblich und feurig, und werden viel ausgeführt. Neucaftilien tiefes
pennas, einen burgunderähnlihen Tiſchwein, den leichten rothen }
den angenehmen weißen Ribadavia; Granada den bekannten Malcy
es eine rothe und eine weiße Sorte gibt; Sevilla den koͤſtlichen X
dem es 2 Sorten gibt, deren eine weiß und füß ift umd Pajarete ober P
die andre bitterlih und magenſtaͤrkend ift und Bin feco genannt wird
Zinto de Rota (Zintowein), einen dicken rothen Wein uf. w.; Balz
kannten füßen Alicantwein, den Benicarlo; Catalonien den weifen
füßen und rothen Garnacha und viele andre Sorten; enblich Navarıa k
ten Peralta, einen ſtarken weißen Wein, bekannt u. d. N. fpamifcher &
Murda, Aragonien und Majorca liefern vielen und trefflitien Wein.
Spanien auch aus feinen außereuropäifchen Befigungen verfdyiedene X
Die canarifchen Inſeln liefern flarke, liebliche und füße Sectweine,
Menge verfahren werben. — Unter den portugiefifhen Weinen
züglichfte der Portwein. Aber aud) an ben Ufern bee Tejo, in Alentejo
madura waͤchſt ein guter Wein; Faro liefert guten weißen Wein, und Seu
kateller. Die agorifchen Inſeln verfenden eine Menge ihrer Weine.
dera.) — Im den tuͤrkiſchen Staaten haben außer der Moldau und
(f. oben) aud) Bulgarien und Dobroge, Natolien und Syrien betraͤchtlid
bau. Unter den griech. Inſeln finb wegen ihrer Weine Scios und Cyp
am berühmteften. Endlich nennen wir nody die Krim, welche treffliche we
meiſt von leichter Art, erbaut. — Bon den außereuropäifhen Weinen,
nicht fhon in Obigem angeführt worden, fomnıt eigentlid nur ein einzig
fere Märkte, naͤmlich der Capwein (f. Cap), unter deffen verſchieden
ber zothe Conſtantiawein und der fogen. Petersmwein bie vorzügtichften |
Hauptſchrift ift Henterfen’8 „History of ancient and modern wine
1824, 4.); Sutian’® „Topographie de tous les vignobles connu
1814 und 1822). ©. former Roͤber's „Verf. e. rationellen Anleit. zum
und zur Moft: und Weinbercitung, nebft Befchreib. und Addild. einer
Meinbrenner Weinprobe 153
1825); „Prakt. Weinlehre, oder der vollkommene Kellermeiſter“
Hoͤrter's „Rheinlaͤnd. Weinbau” (2 Thle., Trier 1822 — 24)
eich.
enner (Friebrich), großherzogl. badiſcher Oberbaudirector, Com⸗
Ten darmſtaͤdt. Verdienſt- und Ritter des Zaͤhringer Loͤwenor⸗
tletuhe den I. Nov. 1766, wo fein Vater ein Zimmermann war,
arb, aber doch dem Sohne bereite eine heiße Liebe zu feinem Sache
ſodaß biefer vom 15. 3. an ſich aus rignem Antriebe einige Zeit
ines Vaters widmete. Sein nach höherer Wiffenfchaft ſtebender
; bald Hierin nicht volle Befriedigung, daher fludirte er in feiner
der Baukunſt, worin er zugleich Andre unterrichtete, au Phyſik
. Sm 21.9. ging er, um die Aufficht über verfdjiedene Baue zu
bie Schweiz, mo er faſt 3 J. verweilte. Dann fludicte er auf der
Mien, von wo aus se Ungarn befuchte. 1791 begab er fich nad)
aſt 6 F. any Kom zu feinem Aufenthalte wählte. Hier zogen ihn
alten Baukunſt unwiderfichlih an, und er ſuchte die Geheimniffe
wergründen. Mehre feinse Arbeiten berseifen bies deutlich, 3. V.
en des Bades des Hippias, des Theaters des Gurius, bir Rand:
a Plinius une mehrer andern von bi: alten Sriftſielleen bi:
mbe. Huch gab er in Rom Unterricht in der Baukunſt, und lic:
tektoniſche Coirpofitionen und Zeichnungen. 1798 kehrte er nach
', wo er noch im nümlichen Jahre Bauinfpector und Eurz darauf
d. Ec wirkte von nun an vorzuͤglich nuͤtzlich durch feine Unterrichts⸗
ende Architekten , in welcher fid) ſtets Juͤnglinge aus dem In⸗ und
en, führte mehre Öffentliche und Privatgıbäude an verfchiebenen
bte mehre Reifen und fieferte großartige Entwürfe zu öffentlichen
merkwürdige Menfihen und Begebenheiten, in ber lesten Zeit u. X.
jrofe Voͤlkerſchlacht bei Leiprig ‚und einen andeın für die bei Wa:
deweiſe wie fehr frin Geiſt mit den Idern erfuͤllt war, weldhe die
ein Alterthums in ihm anger:gt hatten. “Fine vorzüglice Auf:
* er auf die Theorie des Theaterbaues. Er hatte die alten Thea⸗
uͤberzeugte ſich, daß die Form derſelben auch jetzt noch die befle fei,
als akuftifher Hinſicht. Nach dieſen Grundſaͤtzen erbaute er das
Karlscuhe und das Innere des neuen Stadttheaters in Leipzig.
des lehtern Baues hat er ſich über den Bau und die Form unſerer
in einem Auffage in der „Abendztitung“ (1817, Nr. 144) aus-
Schon früher hatte ex „Über Xhester in arditektonifder Hin⸗
ılaflung des Vaues des neuen Hoftheaters in Karlstuhe gefchrie:
Bau iſt ber des großen Stadthaufcs in Karlsruhe 13%. &r
irz 1826 zu Karlsruhe. Mehre feiner Schriften nennt Meuſel's
154 Weinsberg Weishaupt
ſtark geſchwefelten Wein erkennt man, wenn durch Hinzuſetzung einer
zen Silberaufloͤſung ein brauner oder ſchwaͤtzlicher Niederſchlag erfolgt.‘
nemann’fche Weinprobe verräth die Verfaͤlſchung der Weine durch
mentlich durch Bleikalke. Bei Abwefenheit von Metall bleibt der M
dert; zeigt ſich dagegen ein ſchwarzbrauner Miederfdylag , fo tft Biel}
brauner, fo ift Kupfer, ein pomerangenfarbener, fo iſt Spießglanz, «
iſt Arſenik vorhanden. Eifen, das durch die Hahnemann’fdhe et u
entdecken ift, wird durch Gallaͤpfeltinctur entbedit, indem eifeng
durch eine ſchwarze Farbe erhält. Alaun, der mehr ben rothen *
beigemiſcht wird, iſt vorhanden, wenn hine iagetr pfeie⸗ Kallaufloͤfu
ſche Ammontumfläffigkeit einen graubläulichen Niederſch erjeugt
ter Meingeift verräth fi durch dem Geruch; auch
einem Märmegrab von 170 — 205° Fahrenheit, mas bei dem ef
Weine eigenthuͤmllchen Weingeifte erft bei 212° geſchieht.
Weinsberg, Stade und Sig eines Oberamtes Im wir
Ereife, an ber Sulm, mit 1720 €., hat Weinbau. Die Trümmer
ſes Weibertreu erinnern an die Belagerung deffelben 1140, wo Rakf *
nur ben Weibern freien Abzug mit dem Beſten auf dem Ruͤcken geſteh
warb bier ein Frauenvetein geſtiftet zur Verſchoͤnerung des Berges ur
ſtuͤtuug unbemittelter Frauen, bie ſich duch Treue und Aufopferung
haben. (Bol. Welfen.)
Meinftein iſt bie aus jungen Weinen fich ſcheldende fefte, vot
Maſſe, welche fi) an den Winden der Faͤſſer anfegt, und aus zufar
den Kryſtallen befteht. Durch wiederholtes Aufloͤſen In firbenden W
feihen und Abdunften wird er von ben färbenden umb andern nick)
Stoffen gereinigt, und gibt kryſtalliſirt den gereinigten Weinſtein,
kryſtalle MWeinfteinrahm, vgl. Cremor tartari. Der ge
flein befteht aus einer ihm eigenthünmlichen Säure und aus Kali,
verfchiedenen andern mineralifhen Stoffen verbunden, woruͤber bie &
Auskunft N pi
shaupt (Adam), geb. zu Ingolſtadt den 6. Febr. 17487
ſelbſt Ari erhielt, nachdem er 1768 Doctor der Rechte geworden ı
eines juriflifhen Repetenten, 1772 eine außerorbentl. Profeffur t
1775 die Profeffur des Natur⸗ und Eanonifchen Rechts, mit dem SEI
raths. Da die Lehrerſtelle des kanoniſchen Rechts vorher immer von
lichen war bekleidet worden, fo feindeten ihn die Geiſtlichen an, pu
Zoͤgling der Jeſuiten, nach Aufhebung des Ordens ſich als ihr E
zeigte. Er trat als ein aufgeklaͤrter Mann mit mehren guten —*
dung und ſuchte fie für feinen ſogen. Kosmopolitigmus empfaͤnglich
dabei ging er aber fo offen umd fo ſchuldlos zu Werke, daß man ihm def
lich nichts anhaben konnte; defto mehr beeiferten ſich die Jeſulten, ih
men als einen Aufklaͤrer zu necken. Als Rechtsgelehrter erlangte er
feine Vorleſungen wurden von Studenten aus allen Facultaͤten beſucht
diefe Gelegenheit, feine neue Lehre feinen Zuhörern befanntzumadhen, ı
fein Hörfaal die Pflanzfchule des Kosmopolitismus, für welchen ex
berüichtigt gewordenen Illuminatenorden (f. d.) fliftete. Nachde
ein Opfer moͤnchiſcher Berfinfterung und eigner Unvorfichtigkeit, ſch
1785 verloren hatte, ging er nach Gotha, wo ex mit bem Titel eines fä
ſchen Legationsraths feit 1786 als Privatmann lebte und ſich durch Hei
rer philofophifchen Schriften auszeichnete. Die wichtigſten barumter fi
ſtaͤndige Befchichte der Verfolgung der Slluminaten in Balern”, 1. B
ſtem dee Iluminaten“; 3) „Schilderung der Illuminaten“; 4) „Pptkx
y92025500 zuasstsss | sıy565 AITHTUESUERLEA 5 BUERUJE DEE VULUMT WU SEHE
y Schtäfle erkannt oder durch abfichtliche Anordnungen veranflals
ten, und fich doch wirklich fo zutrugen, bag ber Erfolg mit ber Bor⸗
g in allen weſentlichen Stuͤcken genau uͤbereinſtimmte. Es leuchtet
Begriff echter Weiſſagung die rärhfelhafte, boppelfinnige Sprache
H ebenfomol als das auf tiefere Erkenntnis, Korfhung und Ums
und daher keineswegs übernatürliche Vorherſehen ber Weifen aus⸗
che nur bei Vorherſagungen, die man nad) der Begebenheit erdich⸗
gem, welche Homer der Kaffandra und Virgil dem Äneas in den
ıdern auch da, wo der Erfolg von der Vorherſagung abweicht, Beine
ben kann. Hiernach iſt zu beurthellen, ob die Prophezeihungen, von
ichte der Religionen und politifchen Veränderungen im Allgemeinen,
einzelner Seher, Sektenſtifter und Abenteurer, umd die Überliefes
u Familien fo viele Baifpiele aufmeift , mit den dadurch angekuͤndig⸗
ı dem Verhältniß eines bloß zufälligen Zufammentreffens einzelner
Unsftände, oder einer nothwendigen, auf unträgliche Offenbarun⸗
a Übereinftimmung ftanden. Denn da der menfhliche Beift aus.
Binftige Dinge nur vermuthen und bis zu einem gemwiffen Grabe der
eit errathen, aber keineswegs vollkommen ſicher und unbedingt
m ober wiſſen kann, fo muß der Inhalt echter Weiffagungen Denen,
en, von Bott, bem allein Allwiſſenden, auf außerordentliche Weiſe
den fein. Propheten und Seher aller Art haben auch biefen goͤttli⸗
Ihrer Vorherverkuͤndigungen behauptet, umd um fo mehr Glauben
eniger ihre Zeitgenoffen über ben in der Weltordnung beftehenden
ſammenhang und über die Grenzen des menſchlichen Wiſſens aufges
Die vocchriftliche Welt war, wie noch jegt die einer philofophifchen
ıgeinden Völker, gewohnt, jede über da8 Gemeine hinausgehende
Wiſſenſchaft als eine übernatürtiche Gabe der Götter zu betrachten,
a Fällen göttliche Eingebungen zu erwarten. Daber erklärt fich das
sense sm hotimmto Mrto ınh Bitönhs ashunhenen Nraßost /f h\
156 Weiß
heilige Geiſt bie erſten Lehrer bes Chriſtenthums ausflatten follte, gef
Gabe ber Meiffagung ; von den Proben berfeiben iſt jedoch fehr wenig
ges bekannt, und nie waren die Chriften völlig einverſtanden, in mei
und in welcher Beziehung der prophetifche Inhalt der Offenbarung J
zufaffen fei. Das Ghriftenthum berechtigt, feit bie Periode feiner &
über ift, Seinen mehr, Auffchlüffe Aber die Zukunft durch göttliche E
erwarten oder vorzugeben, und feine Lehren vermweifen, in Ruͤckſicht
Begebenheiten, zu ruhigem Vertrauen auf die allwaltende BRegier
Hierdurch bat nicht nur das auch ſpaͤter oft verſuchte Weiſſagen, ſon
alte Wahrſagerkunſt, die ſich durch Auslegen angeblicher Vorbede
Deuten willkuͤrlich gewählter Zeichen auf kuͤnftige Ereigniſſe, welche u
der Erfahrung in keinem urſaͤchlichen Zuſammenhange ſtehen, geltent
öffentlichen Glauben verloren. Das Prophezeihen ift daher unter den
der kirchlichen umd bürgerlichen Anerkennung ermangelnbes Geſcha
Schwaͤrmern, Gauklern und Zigeimern zur heimlichen Befriedigung
ſuͤchtigen und Leichtglaͤubigen auf eigne Hand getrieben wird. Mit die
nen Gewerbe, deffen ganzes Geheimniß bloß auf Menſchenkenntniß
Benusung von Schwaͤchen, theild auf feecher Betruͤgerei und Mpfifie
barf weder das nicht genuͤgend erklärte Ahnungsvermögen (f. Ahnung
Borherfehen der Sonmambulen (f. Magnetismus, thierifcher), moi
gabe der Meifen verwechfelt werden, melde im Vergangenen und Gef
die Keime des Zukünftigen erbliden, und durch Schläffe die bevorftet
tung der oͤffentlichen Angelzgenheiten, wie das künftige Schidlfal de
mit ziemlicher Sicherheit vorherzufagen wiſſen. An ſolchen, auch in
oft gehörtsn, bisweilen eingetroffenen und, wenn fie mit Befcheibenf
gen werden, ſtets bedingten, aber eben darum nicht eigentlichen Wet
brigens nichts unbedingt Wunberbares, und nur dee Mangel an Rı
Aufmerkſamkeit auf den Zufanmmenhang der menfchlichen Angelegen
den großen Haufen ftaunen, wo ein gefchärfter Blick weiter fieht af
Blinden.
Weiß (Chriflian Samuel), Dr., ordentl. Profeffor der Miner
Univerfität zu Berlin, Director bed koͤnigl. Mineraliencabinets umd
glied der phyſikal. Claſſe der koͤnigl. Akad. der Wiffenfch. daſelbſt ıc.,
gezeichnetften Mincralogen unferer Zeit, reurbe 1780 zu Leipzig geb.,
den Schulen und der Univerfität feiner Vaterſtadt und befuchte dara
akademie zu Freiberg, wo er zu Werner's vorzüglichften Schülern gehäd
machte cr mehre mineralogifche Reifen, u. a. auch nach dem erlofthenen
Suͤdfrankreichs, befuchte Paris und die Vorlefungen bes berühmten M
phen Haupy (f. d.), hielt darauf Privatvorlefungen in Reip;ig und wurd
ordentl. Prof. der Phyſik daſelbſt angeftelit, wobei er feine Differtatla
dagando formarum erystallinarum charactere geometrioo prineipt
lic) vertheidigte. In diefer Abhandlung, die er noch in einer Commen
fegte, finden fid) ſchon die Grundlagen einer Abtheilung ſaͤmmtlicher
ftaiten in gewiffe Syfteme. 1814 folgte IB. dem verewigten Staatsral
Karften, mit welchem vereint er feit 1806 eine Überf. von Hauy's,
mineralogie’ beforgte, als Prof. der Mineralogie an ber Univerfität
wo ex feit jener Zeit Mineralogie, Kruflallographie, Beognofie, Bod
Forſtleute 2c. Ichtt. Er hat bereits eine Menge guter Mineralogen gebil
mathematifhen Theil der Mineralogie, nad) einer fehr naturgemäßen $
“ einem hohen Grade der Bolltommenheit ausgebildet. 1813 fchrieb ex elı
„Über die natürlichen Abtheilungen der Kryſtalliſationsſyſteme““, weld
zum Mitalicde der koͤnigl. Akad. der Miffenfch. ermählt wurde, am 14
alt als Grunbprincip bei Keftflelung der Species annimmt, fo
sie Reſultate der hemifchen Unterſuchung nicht bavon aus, wie es
vol eine irrige Anficht ift, daß dieſe nicht In die Naturgefchichte bes
hören. Als Geognoſt ging er ſchon früh feinen eignen Gang und
sch u. A. an, daß es auch, gegen Werner's Anficht, Kräfte gebe,
ber Erdoberfläche von Sinnen auswaͤrts gewirkt, und die fchon vor:
Sfchichten verändert haben.
Shriftian Felix), ein Name, der, ſoweit die deutfche Sprache reicht,
(dytung genannt werben wird. Gleich ſchaͤtzbar ala Schriftſteller
‚ gehört W. unter die verbienftuoliften Männer f. Zeitaltere, auf
f. rege Wirkſamkeit als Dichter umd vorzüglich als Kehrer der Ju⸗
tmden Einfluß hatte. Er ward d. 8. Febr. n. cder d. 28. San. a.
maberg im ſaͤchſ. Erzgebirge geb. Sein Vater war Mector ber ba-
e und ward gleich nach des Sohnes Geburt Director des Gymna⸗
irg, wo er frühzeitig flarb. W. erhielt hier f. erften Unterricht, und
1745 an zu Leipzig vorzüglich ber Philologie. Er fand hier noch
ag guter Köpfe, weiche unfere ſchoͤne Literatur fo ruͤhmlich gehoben
„Cramer, die Schlegel u. A. Mit Leffing knuͤpfte er eine vertraute
> Beide fingen gemeinſchaftlich an, für das deutfche Theater zu ar-
ker num freilich vergeffener Berfuch war „Die Matrone zu Ephe:
feste er verfchiedene franz. Theaterſtuͤcke. 1750 ward er Hofmei-
Grafen Geyersberg, mit welchem er noch mehre Jahre in Reipsig
rend diefer Zeit ward er mit Gellert und Rabener bekannt, arbei⸗
Theater, gab 1758 f. „Scerzhaften Lieder‘ heraus, die vielen Bei:
ging 1759 mit f. Zögling nach Paris. Als er 1760 nach Reipsig
er eine Zeitlang ohne Anftelung ; die meiften f. bramatifchen Wer:
Periode. Auch gab er 1760 die „Bibliothek der ſchoͤnen Wiſſen⸗
m Künfte” und 1761 f. damals fehr zeitgemäßen, Amazonenlieder“
zhielt er bie Stelle als Kreisſteuereinnehmer in Leipzig, welche er
158 Weißenthurn
5 Mal aufgelegt wurde, ohne die verſchiedenen Nachdruͤcke in Auſchlag
Als Fortfegung dieſes Werks erfchien der „Briefwechſel ber Familie &
fremdes”. Diefe Fugendfchriftenfind die ſchoͤnſten Blumen In W.
kranze, durch fie hat er ſich die wahre Unfterblichkeit, die des
erworben. Sein pädagogifcher Ruf wurde dadurch fehr verbreitet, unb
dete fich, ſowle vorhin an f. vertrauten Freand Gellert, von allen Orten
um durch ſ. Empfehlung Erzieher der Tugend zu erhalten. Auch auf
W. zur Bildung der Jugend beigetragen und das Gluͤck manches
befördert. Diefe Verbindungen veranlaßten ſ. ausgebreiteten Briefw
ehr Mann von f. Thaͤtigkeit unterhalten Eonnte und ber erſt durch f.
unterbrochen wurde. W. war ein heiterer, edler, wohlmollender Mann,
Ruͤckſicht die Achtung, die ihm von allen Seiten zu Theil wurde,
fpiele'‘ (95.1783, 38be.); „Komiſche Opern” (Ebend. 1777, 3 Bde
Gedichte” (Eb. 1772, 3 Bde.). Er bat ſich felbft mit vieler Aufri
dert in der „Selbſtbiographie“, herausg. von E. E. Weiße und &. G.
1806). — 1826 feierte man in Annaberg und in Leipzig, wo fein S
bofgerichtsrath,, Dr. W., als Forſcher der deutſchen und fächfifdyen
ſchaͤtzt, ein würbiges Mitglied der Univerfität iſt, feinen ——
Sammlungen wurde eine Schule fuͤr arme Kinder in Annaberg u. d.
Bensftiftung beſonders auf Anregung des Diak. Schumann in Annab
Weißenthurn (Johanna Franul v.), ausgezeichnet durch ihe
Schauſpielerin und dramatiſche Schriftſtellerin, warb 1773 zu Kob
Tod ihres Vaters, des Schauſpielers Benj. Grünberg, verſette fie mit
ter und 5 unmuͤndigen Geſchwiſtern in die huͤlfloſeſte Lage. Um ihrer
anſtaͤndigen Unterhalt zu ſichern, verband ſich Johannas Mutter in
mit Andr. Teichmann aus Eiſenach. Diefer benutzte das Talent ber
führte die damals beliebteſten Stuͤcke aus Weiße's, Kinderfteund
Die als die aͤlteſte Tochter bald auf den Markt, bald In die Küche,
Schauſpiel⸗ und Balletproben, bald an das Krankenbett einer j
gerufen wurde, konnte fich natuͤrlich Beine nüslichen Vorkenntniſſe era
die umentbehrlichften nicht. Auf der Bühne war fie bald Knabe, ball
bald Bouerndirne, bald Prinzeffin; fie fang und tanzte, während fie It
für Alles forgende, kaum 1Ojährige Hausmütterchen blieb. Dazu Fam
fie täglich ihren Geſchwiſtern nicht nur die Köpfe zu feifiten, fonbern as
zu forgen hatte, was diefe Köpfe denken und auf der Bühne wiflen uud
Ihätigkeit in ihrer Jugend hat Johanna fpäter oft als ihre befle Lehr
priefen. Johanna war 14 5. alt, als der Graf v. Serau, Intendant di
SHoftheaters, fie die Blondine im Melodrama gleiches Namens fpielen
ein Engagement in München anteug. Sie nahm ed an; da fie jedoch ı
renes Mädchen mit vielen Dinderniffen zu kämpfen hatte, fo folgte fie
Einladung ihres Stiefbruders nach Baden bei Wien. Kalfer Joſeph
den man ihres Spiels lobend erwähnt hatte, ließ fie durch Brockmann b
theater anftelen und befuchte das lebte Mal vor feinem Tode das Sch
fie in Wien aufteat. Hier kam das 16jähr, Mädchen neben einer !
Sacco und Stephanie in den Hintergrund zu flehem, bis fie durch da#
fer Frauen nad) und nad) in den Befig aller erften Liebhaberinnen kam
als fie in ein älteres Rollenfach uͤberging, trat fie den erften Play an I
der ab, von der fie wol im kuͤnſtlichen Kraftaufwand und in gewagten E
aber nie in weiblicher Zartheit und Natürlichkeit übertroffen wird. Es
wähnmg, daß fie 1809 auf dem Schloßtheater zu Schönbrunn vor 9
Phaͤdra fpielte. Während der Vorftellung Außerte Napoleon, der bad
ginal nachlas, er habe nicht geglaubt, daß die tragifche Kunſt In Deutf
Weißes Meer Weitzel 159
acht Habe, und lieh der Künfkierin ein Gefchent von 3000 Franken
2. Jahre ihres Aufenthalts in Wien heirathete Johanna den Hrn.
1, der aus einer Patrizierfamilie in Fiume und Caſſirer des Arn»
diungshauſes war. Ihr beſſeres Schickſal benuste fie jet, um ſich
ichee Hinſicht alles ihre Fehlende anzueignen. Das Talent zur
entwickelte ſich Hei ihre ext Im 25. Jahre und zwar auf Veran⸗
kette. Nach einem Plane, hen man ihr vorlegte, fchrieb fie in 8 Te⸗
fpiel: „Die Drufen”. Man hat verſchiedentlich behauptet, daß
beiten die Mitwirkung ihrer Freunde nöthig gehabt habe, doch ohne
nanchen Fällen war ihre Autorfchaft felbft den vertrauteften Umge⸗
eimniß. Frau v. W. iſt die fruchtbarfle dramatiſche Schriftftelles
t geſammelten Schauſpiele find in 10 Bon. erſchienen. „Schaufpiele
Bde.); „Neue Schaufpiele” (Wien u. Berl, feit 1817). Faſt alle
Ihnen Deutfchlande aufgeführt worden und zeichnen ſich oft durch
dung, Ausführung, reine Sprache, richtige Charaktergeichnung,
ne aus. „Der Wald bei Hermannftadt” und viele andre Städe
w Engl, Franz., Stal., Din, Ruff. und Polniſche uͤberſetzt.
„Die Erben” und das Luftfp.: „Das legte Mittel”, durch Beifall
worden. Letzteres ift nicht ohne witzige Laune und bietet dem
schre dankbare Mollen dar. Auch erfchlenen von ihr in verfchiebenen
chee Bebichte und profaifche Auffäge.
B Meer ift ein großer Bufen des Eismeers zwiſchen der Halbinfel
Rüfte von Lappland, der ſich nach Süden bis faſt zum 64.° der Br.
bat ſ. Namen davon, daß ereinen großen Theil des Jahres über ges
Schnee bedeckt if. Schifffahrt auf ihm findet nur von ber Mitt⸗
Ende des Sept. ftatt. Die Küfte iſt von vielen Felſen und kleinen
n, zwifchen welchen gegen 30 Flüff: fid) ausmünden,, wovon der
ga> und Mezenfluß die größten find. Die Mündung des letztern
an der eine Stadt gi. N. liegt. Die Divina geht In 2 Armen ins
einer Juſel getrennt werden. Un ihr liegt das 1584 gegruͤndet⸗
uugel (f.d.), der Dauptflapelplag jener Gegend. Unter den In⸗
Meeres iſt die Soloffklinſel im Onegabuſen die größte. 2 Ca⸗
Dwina mit der Wolga und dem Dnepr verbinden, laffen aus dem
mmistelbar ins katpiſche und ſchwarze Meer ſchiffen.
ig wird Derjenige genannt, welcher Heine Gegenftände nur bei
te und in einer geößern Entfernung vom Auge, als fonft gewoͤhnlich
sınen fan. Es ift dies ein Fehler, an dem alte Leute häufig leiden
halb in der Kunftfprache Presbyopie genannt wird. — Die Licht-
von dem fichtbaren Gegenſtande ausgehen und in dem Auge zu ei⸗
rochen werden muͤſſen, vereinigen ſich bei dieſem Fehler erſt hinter
Focus, oder In der Spitze des Kegels. Dies geſchieht, wenn bie
die vordere Flaͤche der Kryſtalllinſe zu wenig conver find, wenn bie
yaust zu nahe liegt, wenn bie Kraft der durchſichtigen heile des Aus
me brechen, vermindert ift, die Begenflände dem Auge zu ſehr ges
und wenn die Pupille zu fehr verengt if. — Diefer Fehler läßt ſich
dt wieder befeitigen, fondern durch den Gebrauch converer Bläfer
. Indeffen hat man bisweilen beobachtet, daß Leute, welche im 50.
feiben zu leiden anfingen, im hoͤhern Alter davon befreit murben
er wieder leſen konnten. Eine Dauptregel bei dem Gebrauche der
man fehr langfamı von einer ſchwaͤchern zu einer hoͤhern Nummer
(Johannes), ift geb. zu Johannisberg Im Rheingau d. 24. Det.
160 ü Weitzel
1771. Seinen Vater, der ſtarb, da der Knabe erſt 3J. zaͤhlte, hat
Mit 3 noch unerzogenen Schweſtern auf bie Pflege der unbemit:
ſchraͤnkt, war an Erziehung umd Unterricht ober irgend eine Art v
zu denken, und er hatte Inf. Kindheit und Jugend mit harter 9
Ale Verhältniffe der Geburt und des Gluͤcks, die gemöhnlich fin
eines Menfchen entfcheidend find, waren gegen ihn; maß er ift, v
ſich ſelbſt. In der bebrängten Lage f. Familie bot fi dem Anabeı
ficht dar, ein gewoͤhnliches Handwerk zu Iernen. Da man ihn Inde
arbeit zu ſchwach fand, fo ward er zum Schneider beſtimmt. Alle
Ihm der Wunfch zu ſtudiren, der fich immer lebendiger und enblid
offetibarte. Beharrlich fegte er Dur, wozu er entfchloffen war. A
fi mit dem dürftigen Unterricht ſ. Dorfſchulmeiſters behelfen, da
den Willen f. Mutter allein nad Mainz , ließ fich in das dortige (
nehmen und half fich auf eine fafl wunderbare Weife fort. Bezeid
obyleich fehr duͤrftig, ſich nicht in da8 Verzeichniß der armen Stu
He, fondern, den Vermögenden gleich, auf jede mohlthätige Unte
tete und ſogar den Unterricht, den er empfing, bezahlte, da er ſich fı
richt, den er gab, fpärlich nährte. Es iſt ein anziehendes und Iehrre
diefe freie und Eräftige Natur in langem, hartem Kampfe mit allı
Dürftigkeit und der gröbften Vorurtheile f. Standes zu fehen, den
Muthe und männlicher Ausdauer befteht, und fiegreich f. Freiheit,
gefühl und f. Vertrauen auf ſich und bie Menfchen rettet. Er felbfl
fpiel in einer Act von Autobiographie befchrieben, die den Titel füh
wuͤrdigſte auß meinem Leben umd aus meiner Zeit”. Als Cufti
Franzoſen Mainz beſetzte, 209 W. fid) in den Rheingau zuruͤck unt
eines Hauslehrers bei einer befreundeten Samilie an. Einige J
enbete er f. zu Mainz unterbrochenen Stubien in Sena und Göttin
Meife nach Dresden und endlich durch einen Theil von Srarkreich ı
Eehrte dann nach der geliebten Heimath zuruͤck, wo er im Schoße I
©tudien lebte. Hier verlaffen ung die biographifchen Motizen, die
„Merkwuͤrdigſten aus meinem Leben und aus meiner Zeit” über fi
und bas Merk fcheint mit dem 2. Th. abgebrochen. Das ift zu bı
bet une aber hei dem gegenmärtigen Stande der Dinge keineswegs
deſſen die Hoffnung nicht auf, die fehlenden Theile zur rechten Zei
ren zu finden. Der Verluſt diefer Arbeit dürfte Manchem ſchon &
fein, weil der Vf. im 2. Th. eine raifonnieende Überfiht der franı
gonnen hat, von ber man glauben follte, die einzigen Geſchichtſc
bie fpäter aufgetreten find, Mignet und Thiers, hätten fie benupt,
nehmen dürfte, daß ihnen da6 Werk bekannt geweſen fol. — Im!
W. 1798 von der franz. Behörde, die das linke Rheinufer organif
Gommiffair der Regierung im GantonDtterberg, Depart.vom Denn:
teihm. Bald darauf ward er auf f. Verlangen in derf. Eigenfchaft ne
verfegt, verfoh dabei unter ben ſchwierigſten Verhättniffen die Ste
commiffairs, und hatte als folder, da das Heer von Requifition
übermächtige Feind über den Mhein zu gehen deohte, eine ausged
und große Werantwortlichkeit. An diefer gefährlichen Stelle, in ein
lichen Zeit, zeigte W. eine Mechtlicykeit und Strenge, bie von f. |
geifterung für Wahrheit, Mecht und Tugend, aber auch von f. wei
kenntniß Zeugnif gibt. Unter Anderm verfolgte er eine ungeheuere
von Mititzireffecten, waͤhrend ber Soldat faft an Allem Mangel
preffungen eines b’gunftigten Generals im eignen Lande. W.
bedacht, vieleicht auch nicht gewust, daft f. eigner Vorgeſetzter,
Weigel 161
eil an bem ſchaͤndlichen Raube hatte und ihm f. Schug verlieh.
eneral fanden Mittel, ſich losſprechen zu laſſen, und zeigten fich,
en kann, ihrem Verfolger nicht gerwogen. Sie madıten mit allen
m und Mäubern gemeinfhaftlihe Sache und gewannen ſelbſt
en, die aber einen gewiffen Nationalwiderwillen gegen die Deut
eugnen Eonnten. An fie fhloffen fi) die Jakobiner und heftigen
bie W.'s Maͤßigung faron lange verdächtig fanden und ihn als eis
riſtokraten anklagten und verfotgten. So tadelten die Franzoſen
n und bie Deutſchthuͤmler fpäter f. franzöfifche Art; die Jakobiner
zen Mäfigen und Ariſtokraten, biefe Dagegen als einen Jakobiner;
: aberfpannten Republikaner entfernten, weil fie monarchiſche Ge⸗
u finden wollten, fo teug man unter Napoleon Bedenken, ihn ans
xefoͤrdern, meiler republikaniſche Grundfüge zu näheren befchulbigt
hat f. unfeliges Loos, von jeher allen Narren, Spigbuben, Rene⸗
und Heudhlern ein Ärgerniß und Gräuel zu fein, mit vieler Laune .
zefchildert: „Reiz der Neuheit‘, -der im 2. Bde. f. „Vermiſchten
. Indeſſen hatte er, wie gemöhnlidy Leute feiner Art, das gute
und feinen Gegnern blieb der Erfolg. Bei ber Reorganiſation ber
ng 1800 ward W. uͤbergangen. Nach einer Dienſtfuͤhrung, bie
Sreichen Einbringens wegen gefucht wird, kehrte ex fo arm als er fie
‚ mübe des Haders der Parteien, des tollen Treibens des Unvers
beuchlerifhen Schlechtigkeit, die unter dem Panier ber Freiheit,
Vaterlandes und des Rechts für die Belüfte bes Eigennuges und
kämpft, nach dem Johannisberg zu f. Mutter zuruͤck. Aber auch
e gehoffte Ruhe nicht werben. Die ehemalige mainzer Regierung,
Afchaffenburg hatte, ließ ihn verberblicher Romane wegen, die er
ı folite — es gab aber keinen Roman von ihm — aus dem Lande
jeb in diefer Lage — nach f. Aufierung der fchredilichften, bie er gje
bes uͤbrig als nach Mainz zu gehen, ohne Stelle, ohne Ausficht,
von allen excentriſchen Parteien geächtet und verleumbet, an eine
gebunden, die mit ihrer Erhaltung an ihn angemwiefen war. Er
feftellex fein Gluͤck verfuchen, hatte aber diefen Beruf nie recht als
nnt, da ihm das Schreiben in einer fo tief bewegten und folgerel>
s ein karges Surrogat des Handelns, wozu er ſich beſtimmt glaubte,
darf ter Schrifiſteller ſo mentg ale der Geſchaͤfts⸗ oder Weltmann
emporzulommen, verfhmähen, auf deren Anwendung ſich MW.
Erſt gab er eine Zeitfchrift für Geſchichte, Gefeggebung und Pos
kgeria“ heraus, dann übernahm er die Redaction ber „Mainzer
ward endlich gegen f. Willen zum Prof. bei dem kaiſerl. Lyceum er
trauen f. Mitbürger berief ihn in das Bezirkswahlcollegium, und
w Jury bes Öffentlichen Unterrichts leiftete ee dieſem wefentliche
ereinigten Bemühungen der erften Behörden des Depart., die ſich
senbdeten, konnten keine Beförderung, nicht einmal eine Verbeſſe⸗
18 von der Regierung erlangen. Der Polizeiminifter entzog ihm
tion der „Mainzer Zeitung”, die dem bebeutendften Theil f. Eins
Ohne Zweifel hatte er es mit ber geheimen Polizei des Kaiſers
nıng eines Auftrags verdorben, mit bem ihn Savarp, nachheriger
‚o und Polizeiminitter, beshren wollte. Die verhängnißvollen Fähre
) gaben dem Schickſal der Welt und aud) dem felnigen eine andre
ex dem feltfamen Proviforium in Mainz auf mandyerlei Welfe ges
den Ruf als Hof» und Revifionsrath in das Herzogthum Naſſau,
Geburtsland, ber Rheingau, gehörte, mit Vergnuͤgen an, In Wet
ıbente Aufl. Bd. XIl, 1
» 168 Welcker
baden gab er bie „Rheiniſchen Blätter” Heraus, und was der Menſqh
Städ zu nennen pflegt, Tchien num feft begründet, als die Beſchluͤſſe den
Conferenzen es wieder zerftörten. W., der unter einer Cenſur nicht f
entfagte den „Rheiniſchen Blättern” und mit ihnen einer Einnahme,
forgenfreies Dafein gefichert hatte. 1820 ward er zum herzogl. B
ber öffentlichen Bibliothek in Wiesbaden ernannt, in welcher Eigenf
thätig ift. — Unter f. Namen find erſchienen: „Auguſt und Wilhe
„Vermiſchte Schriften” (3 Bde); „Das Merkwürbigfte aus
aus meiner Zeit" (2 Thle.); „Europa in feinem gegenwärtigen Zuft
„Die Rheinreiſe““ (1. Bd.). Endlich hat er erft mit Vogt, dann
„Rheiniſche Archiv” herausgegeben. Er felbft führt ale etwas
in f. Leben an, daß er die Auszeichnungen, bie ihm zu Theil gem
Stellen, bie er bekleidet, ohne f. Anſuchen erhalten, ja gegen ſ. Re
men, die 2 einzigen Stellen aber, um die er fich beworben, nicht
können.
Welcker (Friedrich Gottlieb), gegenwärtig Prof. der A
ſchaften zu Bonn, ift zu Gruͤnberg im Heffen-Darmftäbtifchen d. *
geb. Nach Vollendung f. Univerfitätsjahre zu Gießen fand er am
gogium 1803 eine Anftellung als Lehrer, und gab 1806 durch
Mom, mo er ſich Zoega's perfönlichen Unterrichts tuͤhmen Eonnte, f.
eine von nım an entfchiebene Richtung. Durch eine inhaltreiche Schifk;
Leben, Sammlung feiner Briefe ꝛc.“ (Gött. 1819, 2 Bde), hatt
ten Dänen ein ſchoͤnes Denkmal geſetzt. Studium bed bifblichen
Verbindung des genaueften grammatifchen Studiums ber Claſſiker
nem 2jährigen Aufenthalte in Rom an der entfchieden hervortr
Schriften, in denen man, wie bei Zoega, eine liberfülle des Stoffs
weilen ber Klarheit nachtheilig iſt. Nach f. Rückkehr fand WW. 1
ſtellung als außerord. Prof. ber Archäologie und griech. Literatur zu
1816 mit einer Profeffur in Göttingen vertaufchte. Grit 1819
Zierden den neugeftift. Univerfität Bonn und zu ihren thätigften
f. vielen Schriften, die in f. früheren Autorperiobe auch der Theologie
wähnen wir bier [. philologiſch⸗artiſtiſchen, ohne fie vollſtaͤndig
Die Reihe f. philologiſchen Arbeiten beginnt mit einer Probe der ,
gonauten” im „Deutfchen Merkur" (180%, 9. H.), denen bie „
Ariflophanes” (2 Bde., Gießen und Darmft. 1810 — 12) folgten.
Auffag: „Über die Hermaphroditen der alten Kunſt“ in ben „®&
und Creuzer (1808, Bd. 4), begann er bie Reihe f. fo Iehrreichen
Abhandlungen. Jetzt findet man fie vereinzelt in Zoega's „B
(Siegen 1811), in ber „Zeitfchrift für Geſchichte und Auslegung der ab
nur 3 Stüde (1817 und 1818), in Zoega’s „Abhandlungen (Ci
Bon f. reinsphilologifchen Arbeiten feien hier erwähnt die „Fragmenl
Iyriei” (Gießen 1815); „Hipponactis et Ananii fragmenta” (Gi
„De Erinna et Corinna poetriis”, in Creuger’6 „Meletem.” (2. 8b.)
ber neueflen, „Theognidis fragmenta” (Bonn 1826), vor allen f.
mit Fried. Jacobs beforgte Ausg. des Philoftratus und des Kalliſtrau
strati jmagines et Callistrati statuae‘‘, Epz. 1823), worin W. d
Yon archäologifcher Gelehrſamkeit niedergelegt hat. Manches Andre,
Anſicht über die Trilogie des Äfchylus, in dem Werke: „Die AÄſch
Prometheus (1824), hat von Seiten des Philologen Hermann Ieb
derſpruch gefunden, weßhalb er kuͤrzlich einen Nachtrag zu jener Sa—
herausgegeben. ine andre Schrift: „Über eine kretiſche Colonie in!
Goͤttin Europa und Kabmos“ (Vonn 1824), ift reich an giädlichen
Welfen | 168
bang. Seine neuefte Schrift ift über das akademiſche Kunſt⸗
(1827). Vor mehren Jahren wurden ihm, in Folge eines
ser Commiſſion geführten Unterſuchung entſtandenen Verdachts,
ag genommen, allein — wie es nicht anders zu erwarten war —
iniſterialcommiſſion zu Berlin 1826 mit der Erklaͤrung zuruͤck⸗
zinreichend dargethan ſei, er habe an den politiſchen Umtrie⸗
m ſelbſt keinen Theil genommen, ſondern ſei denſelben fermb
er Guelphen war ber Name eines berühmten Fuͤrſtenhau⸗
Sahrh. aus Italien (Dtto von Sreifingen ſetzt ihre aͤlteſten Be:
dem Brenner und St.: Gotthard) nach Deutſchland verpflanzt,
verſchiedene der ſchoͤnſten deutfchen Provinzen herrfchte und in
bes Daufes Braunſchweig, der koͤnigl. und herzogl., noch fort:
Geh.⸗Juſtizraths Eichhorn „‚Urgefchichte des Haufes ber Wel-
erſt mit dem 9. Jahrh. in der legten Periode Karls des Br.
er Geſchichte. Das Andenken an diefen alten berühmten Na⸗
tiftung bed handverifhen Guelphenordens (f. Hanover) er
Bit dem Namen Welfen bezeichnete man aber auch ini Mittels
Partei, die ſich in Deutfchland und fpöterhin vorzuͤglich in Ita⸗
ungen ber Kaiſer und den Anhängern derfelben, den Gibellinen, -
Friede. v. Raumer's „Geſch. der Hobenftaufen”, 2pz. 1823.)
Welfen befaß, in 2 Linien getheilt, im 11. Jahrh. anfehnliche
eutſchlanbd. Ayo, aus dem Haufe Efte in Stalien, Gere von
ı. a. Stäbten der Lombardei (ft. 1097), erhielt einen Theil dies
Deirath mit ber Welfifhen Erbtochter Kunegonde. Sen Sohn
(ft. 1101) wurde Herzog in Baiern und erbte die Güter der an:
nie. Weifs erfier Sohn, Heinrich ber Schwarze, Herzog in
u f. Semahlin Wulfhilde, Erbtochter des Herzogs Magnus in
Iben in Sachen eigenthuͤmlich gehörenden Billung’fchen Güter.
nuͤthige, Heinrichs des Schwarzen Sohn, Herzog in Baiern,
en und mächtigften beutfchen Fuͤrſten, und erhielt von ſ. Schwie⸗
w Lothar (1137), auch das Herzogthum Sachſen. Nach Los
Heinricd, dem von den Ständen erwählten Konrad III. aus dem
ufen (f. d.) die Krone fixeitig machen, warb aber in die Acht
te Theil ſ. Süter ihm entzogen. Nach f. Tode (1139) erhielt
ch der Loͤwe (f.d.), nur das Herzogthum Sachſen und f.
Lande; die bairiſchen Erblehen erhielt f. Oheim Welf. As
des Kaiſers Konrad Bruder, Friedrich, (1140) der Krieg aus:
yer Schlacht bei Weinsberg bie Namen Welf und Waiblingen
b ſich beide Parteien von einander unterfchieben. — Waiblin-
agreich Würtemberg, war ein Erbgut der Familie Hohenſtaufen,
derten nachher, um ſich bie Ausſprache zu erleichtern, ben Namen
Mnen (Ghibellini). — Der Streit, ben anfangs nur die beiden
sder geführt hatten, verbreitete fich in ber Folge weiter, biieb
mfadye, ſondern wurde der Brennftoff zu ders hartnädigften
ander erbitterter politifcher Parteien. Die Päpfte, welche bie
die Kaifer zu erringen fuchten, und die feit dem Anfange bes
zeiheit und Gelbftändigkeit emporſtrebenden Städte Italiens
ee Guelphen; alle Die, welche es mit ber Partei des Kaiſers
ellinen. Faſt 300 Jahre hindurch ward der Kampf der Par:
m Exbitterung fortgefegt und das unglüdliche Stalien litt dabei
8 entflanden neue Parteien unter a. Namen ‚ie 4. B. die
11
161 _ Wellen Wellesley (Richard Colley)
Weißen und Schwarzen (Bianchi e Neri) in Florenz. Die
Beinen Zeitalter ein ähnliches Beiſpiel von fo heftigen Ausbruͤchen ber
dar. (S. Stalien.)
Mellen, f. Meer.
Wellesten (RKichard Coley, Marquis v.), Pair, feit 182%
nant oder Vicekoͤnig von Irland, einer der größten jegt lebenden brit.
nee und Wellington’s6 Bruder, ſtammt aus einer alten engl., nad.
Heinrich VI!I. eingewanderten Samilie Colley, tie fpäter mit dem
den Ramen der ausgeſt. Fanmilie Wesley oder Wellesley amahm. (ig
30. Juni 1760 und der aͤlteſte Sohn des Lords Garret Collen, Gra
nington. Schon aufder Schule zu Eton bildete er fih in einem von
errichteten Rednerclub zum Öffentlichen Redner. Er hatte kaum f. St
ford vollendet, als er (1784) der Erbe des Titeld und des Vermoͤge
hierauf Mitglied des Geheimenraths von Irland umd als Vertreter
Parlamentsglied wurde. Bald erwarb er ſich die Gnade bes Mon:
bielt Zuteitt in dem Privatcirkel der Eönigl. Samilie. Denn er hatte fi
in der irlaͤnd. Pairskammer, hierazıf im brit. Unterhanfe, ganz bem
von Pitt angefchloffen und ſtark gegen die franz. Revolution gefprod
nig ernannte ihn zum Lord bee Schatzkammer und 1797 zum Gm
in Dflindien. Als die Franzoſen bald nachher im Beſitze von Ägyr
griffsbund gegen das brit. Indien mit Zippo Salb gefchloffen hatt
W. tie Strafe Babel-Mandel fperren, damit die Verbindung zwiſch
und Myſore abgefchnitten wurde; auch fandte ex 1801 ein HM
Ägypten gegen bie Sranzofen. Durch den Fall von Seringapatnam,
Harris 1799 mit Sturm nahm, wobei ber Sultan das Leben ver
W. ganz Myſore der brit. Gewalt. Das Parlament dankte ihm
der König.ernannte ihn zum Marquis von Irland und fegte in feint
Sinnbild der Fahne von Myſore. In dem darauf folgenden Rd
pagnie mit den Maratten eroberte er binnen 3 Monaten das Land
Ganges und Didyumra und zwang den Scindiah und den Rajıh
Frieden, wofuͤr ihm 180% abermals der Dank des Parlamente m
1805 verlangte er f. Abberufung und erhielt im Juli Lord Cornwall
folger. Er hat nad) amtlidyen Angaben die Schuld ber britiſch⸗o
pagnie um 12 Mit. Pf. St. (darunter 5 Mill. für Kriegskoſten) ver
cutta danit ibm die Gründung feines für die Bilbung brit. Bean
wichtigen Collegiums und a. nüglichen Anſtalten. Vergebens ward f.Ü
waltung von ber Z Dppofition angegriffen. Das Unterhaus billigte U
Ausnahme. Im Anfange 1809 ernannte ihn der König zu bem damal
tigem Poften eines Botſchafters Sei der Centraljunta in Spanien, |
ſchwierigen Umfländen ein großes Talent zeigte. Nach dem Tode dei
Portland, am Ende deſſ. J., trat er an Canning's Stelle als Staati
auswärtigen Angelegenheiten ; er betrieb ſeitdem die Sache Sparimd
f. Bruder an der Spige des Heeres kämpfte, wie feine elgne, und felbfl
down ließ, obgleid: er dem Miniſterium (1310) Ichler in dem Pia
Krieg in Spanien geführt vourde, vorwarf, dem großen pelitifchen E
Anfichten des Marquis WB. Gerechtigkeit witerfahren. Mißhelligkeir⸗
Amisgenoſſen in Beziehung auf dieſen Krieg bewogen ihn, im Jan. 18
Niniſterium zu treten, weil er, wie ex ſich, als ihn der Prinz⸗Regent y
ſuchte, erklaͤrte, wol mit Percedal, der damals an der Spitze des 9
fand, aber nit untee ihm arbeiten wollte. Nun trat Lord Caſtlereagh
Auch nad Perceval'e Ermordung fam 11. Mai), deſſen Nachfolger
pool wurde, kennte der Prinz: Meyent f. Wunfh, daß W. und G
ley⸗Pole (William) Wellesley (Heney) 1868
karken möchten, nicht erreichen, weil man ſich über die Angelegen⸗
en und über die Führung bes Kriege auf der Halbinfel nicht ver⸗
Yer befannte Vorfchlag des Marquis in der Pairskammer (1. Juli
ifgefege, welche auf die Katholiken drücdten, zu untetfuchen, ward
hrheit von Einer Stimme verroorfen.. Im Febr. 1817 bemühte
I, daß in allen Yäntern Unzufriedene den Umſturz ber Regierung
aber ein beſonderes Geſetz dagegen zu erlaſſen, muͤſſe erſt erwieſen
its vorhandenen Geſetze nicht hinreichten. Daher fprady er mit
die Ausſetzung der Habeas⸗Corpuſsaete. Um den In Irland fort
hen su fieuern, emamte Georg IV. den Eräftigen W. 1821 an
zum Vicekoͤnig von Irland, mo ihm jedoch das große Werk, die
iem aus;uföhnen, noch nicht gelungen iſt. Diefer aufgeklaͤrte, tief:
yeralgefinnte Staatsmann war feit 179% mit einer Franzoͤſin,
alt, die 1815 kinderlos farb. Er hat 1812 einige Briefe über bie
Hegenheiten in Druck gegeben. Wichtige Aufſchluͤſſe über die indi⸗
md über den Marattenktieg enthalten ſ. „Bemerkungen über ben
Regierung mit den Marattenkäuptern” (1804, 4).
len:Pole (Winiem), Bruder des Vorigen, Parlamentsglied,
Qureens⸗County in Irland und Minifter im Depart. ber Münze,
51763, führt den Beinamen Pole von f. Vetter, Sir William
778 fein ganzes Vermögen hinterließ. 1811 erlich eßals Staate>
id ein Umichreiben an die obeın Behörden, worin er ihnen die Vers
dem geſetzwidrig in Dublin errichteten Ausfhuß der Katholiken
wbrnieten ter Öraffchaften anbefaht. Dieſe Maßregel fand in Eng⸗
bei. Lord Moira zeigte fie dem Dber : und Ponſonby bem Unter
mgen auf Untertuchung. Here Pole kam daher aus Irland zurkd,
Unterhaufe wieder ein, vechtfertigte fi), ımb Ponfonby’s Antrag
. Meartwürdig war f. Erklaͤrimg im Parlamente Im Nov. 1814,
Mäsen des Hrn. Withbread in Anfehung ber zu Gibraltar verhafs
ı fpanifche Regierung außgelieferten Spanier (von ber Partei ber
kchtete, und hinzufeste, fein Bruder, der britiſche Gefandte in Ma»
Moͤgliche bei der ſpaniſchen Regierung verſucht, daß fie ihr gegen:
ı aufgeben möge, welches keiner von dem Blute ber Wellesien je
‚ey (Henry), jüngfter Bruder des Vorigen, Beb.: Math und
Bathordens, geb. den 20. Juni 1773, begleitete 1797 Lord Mal:
Üe, bierauf f. Bruder als Secretair nad) Indien, der ihn 1801
g von Aud ernannte. 1805 kam er nach England zuruͤck und
: der Schatzkammer, legte aber diefe Stelle nieder und ging ale
Spanien. Man glaubt, dat die von ihm erklaͤrte Meigerung bes
ns, die fpan. Regierung mit beträchtlichen Hülfägeldern zu unter
Jee. 1814 vom Könige von Spanien erlaffene Verbot der Baum:
© Folge gehabt habe. Seitdem fchien der ruſſ. Minifter am Hofe
re Einfluß zu gewinnen, bis 1819 der beitifche aufs neue fich gel
em England die Eaaren Sunmen aus Merico auf brit. Schiffen
mpg bolen ließ und bie Abtretung ber Floridas an die Verein.
ertreiben fuchte. König Ferdinand VII. hatte übrigens fchon 1814
3. alle Vorrechte eines Familienbotſchafters ertheilt, die der Ges
ils eine feinem Monarchen und ber brit. Nation bezeigte Achtung ;
bie ihm perfönlich angebötenen Gnabensbezeigungen ab. Bald
um f. Entlaffung nad), weil er die in der neuern Zeit von ber fpan.
mmenen Maßregeln zu verhindern vergebens fich bemüht hatte.
166 ' . Bellington
Indeß blich ex auf ſeinem Poften bie 1821, mo er nach London
Spanien f. Botfchafter an fremden Höfen einzog. Am Ende 1822
brit. Botfchafter in Wien ernannt und in ber Folge (1828) zum Lerı
erhoben. Als ſolcher ift er Mitglied des Oberhaufes, wo ſchon 3 Br
fifen. — Ein 5. Bruder der Wellesley, Gerhard Valerian ®,,
iſt koͤnigl. Caplan, Kanonicus von St.:Paul und Rector zu Chelſea
“ rähmtefte vom Gefchlecht der Wellesley iſt
Wellington (Athur Wellesley, Herzog v.), der erfte Feldherr
in der neueren Zeit, ber gefeierte Heid von Waterloo, geb. d.1. Mai 17698
caftle in Irland , ward in Eton erzogen , darauf in ber Kriegefchuie zu
Frankreich unterrichtet, und trat am Schluß 1787 als Faͤhnrich feine
Laufbahn an. 1794 wohnte er als Obriſtlieutenant dem Feldzuge in
landen bei und befehligte eine Brigade bei dem Ruͤckzuge bes Hey
1797 ging er mit f. Regiment nady Indien, wo f. Bruder Gem
war. Hier gab er glänzende Beweiſe von f. militairifhen Talenten inf
pfe gegen Zippo Saib, den Beherrfchre von Minfore. Er trug wei
Erſtuͤrmung vor Seringapatnam, 4. Mai 1799, und leitete als
‚dieſes Platzes bie neue Errichtung des aufgelöften Staats. Darauf
er fiegreich als Gensralmajor die Maratten, rettete die Reſidenz a
flug den Ecindiah, den Rajah von Berar und dem Hollar bei Affye, &
fie zu eina® harten Frieden. Calcutta errichtete ein Denkmal jew:
fchentte dem Feldherrn einen Degen von 1000 Pf. Stirl. an Werth,
fiddere verehrten ihm eine Vaſe von Gold. Erſt 1805 Lehrte Gir J.
Europa zuruͤck, mit dem Ruf, daß er durch Einfiht und Tapferkeit
als durch Überblick, Kälte und Zeftigkeit zu den großen Erfolgen,
Verwaltung auszeichneten, mitgewirkt habe. 1.806 mählte ihn
port auf ber Inſel Might zu ihrem Abgeordneten im Unterhaufe.
mit dem Stabthalter von Irland, dem Herzog v. Richmond, nad
er als Secretair, oder erfter Minifter, eine beffere Poligei einführtes®-
im Aug. d. 3. trat er wieder ein in bie Laufbahn frines Eriegeri
wohnte unter Korb Sathcart dem Zuge gegen Kopenhagen bei, wo er
tion unterhandelte und abfchloß, und führte im Jul. 1808 ein brikif
Portugal. Er entriß diefes Land und Spanien den Franzoſen,
lang die Streitkräfte der Portugiefen und Spanier entwickelt, unen
rigkeiten in ben Verhältniffen mit dir [panifchen Oberjunta befiegt
renſten Seltherren Napoleons gefchlagen hatte, von bem Tage bei
Aug. 1808), an welchem er das franz. Heer unter Dulaborde fching
dem bei Vimeira (21. Aug. 1808) bis zu dem legten entſcheidenden
bei Vittoria (21. Sun. 1813) und aulest bei Toulouſe. Nach dem
meira übernahm zwar Sir Henry Dalrrmpfe den Oberbefehl, der (30.1
von Sie Arthur umterhandelte Convention von Cintra mit Junot wegen
mung Portugals abſchloß, welhe Str Arthur vor dem britifchen N
verteidigen mußte. Allein ſchon am 22. April 1809 übernahm er bei
fehl in der Halbinfel'aufs neue und trat an die Spige der portugieftfäl
pen. Unter f. Thaten find zu bemerken, der kuͤhne Übergang über den
11. Mai, durch welchen er Oporto einnahm und den Marſchall Soult 5
theiligften Ruͤckzuge zwang ; hierauf die Schlacht bei Talavera (28. Je
welche jedoch, bei der Zögerung der fpanifchen Felbberren ihn zu unterfl
bei der Ungelibtheit der fpanifchen Truppen, "keinen Erfolg hatte; banız |
hafte Vertheidigung Portugals gegen den mit Übermacht vordringenden '
in der blutigen Schlacht bei Bufaco (27. — 28. Sept. 1810) und bie |
gung Liffabons in den Linien von Torres Vedras (14. Det. 1810 —
Bellington 167
ieſem Raͤckzuge verſuchte Sir Arthur das erſte Mal ein Mittel,
:alifche und meilitairifchen Zuläffigkeit gleich fehr geftritten wurde.
das Land, forie er es räumte, in eine Wuͤſte. Bei Todesſtrafe
v. bie Häufer verlafien, die Beräthe vernichten, die Lebensmittel
olmbra, von 20,000 Menfchen bevölkert, war eine Eindde, ale:
Pte. Erſt einige Meilen von Liffabon machte ber britifche Feldherr
ſich Hinter einer verſchanzten Linie auf, feft entfchloffen, Maſ⸗
ger zu befiegen, während im britiſch⸗ portug. Heerlager burch die
See und dem Tejo her Überfluß herrſchte. Vergebens kaͤmpfte
m Mangel; das beitifche Heer war unangreifbar in feiner ehernen
mußte jener endlich, nachdem er gegen 5 Wochen allem Elend
ıtte, den Ruͤckzug antreten. Mit Nachdruck verfolgte ihn Sir
ehr Marquis de Torres Vedras, Schritt vor Schritt, belagerte
ehauptete [. Stellung in dem Treffen bei Fuentes de Onoro, 5.
Maflena brachte von mehr als 80,000 M. kaum die Hälfte nad)
. Goult und Mortier, die bier mit neuen Streitkräften zu Maf-
selten den britiſchen Feldherrn auf. Als aber Napoleon die beften
manien nach Rußland abrief, traf Sie Arthur ſogleich Anflalten,
enze vorzubringen. Mach einer lebhaften Belagerungnahm er (12.
udad Rodrigo mit Sturm, mas ihm bie Ehre eines fpan. Granden
n Ciudad Rodrigo bei ben Cortes erwarb. Der Prinz Regent er:
be. d. 3.) zum Grafen v. W. (sum Lord Viscount W. v. Talavera
Aug. 1810 emannt worden). Hierauf folgte bie Einnahme von
pe.) , dann der große Sieg bei Salamanca (22. Jul.) am Tor⸗
der Oberbefehlshaber der Franzofen, Marmont, ſchwer ver
Die Folge davon wur die Einnahme von Madrid (13. Aug.).
Kington nad) Burgos vor, das ber tapfere Dubreton vertheidigte;
mu mißlang, die Scanzofen ſammelten neue Streitkräfte, Bur⸗
est, und MW. tect (20. Oct.) den Ruͤckzug an, jeden Feb:
benutzend, feinerfeits nie eine Bloͤße gebend. Am Ende des J.
an der portug. Grenze, während jedoch der kleine Krieg in Spa- -
erben der Franzoſen fortdauerte. Das 3.1813 follte die franz.
all zertruͤmmern. Die beſten Feldherrn und ihre Truppen wurden
d geſchickt, um das Ungluͤck in Rußland gut zu machen. Ganz
‚ jenfeits ves Ebro, freiwillig geräumt. W. nahm das verlaflene
aBeſitz und rückte vorfichtig nach, bis er das franz. Heer, umter
fehl und unter Jourdan, bei Vittoria ereilte und d. 21. Jun.
Der Feind verlor f. Befhüg (151 Kanonen, 451 Wagen und
1) und floh über die Prenden. Der Prinzs Regent ernannte jest
m Feldmarſchall und die Cortes ſchenkten ihm bie Herrſchaft Sotto
Yie feſten Plaͤtze Pampelona und St.⸗ Sebaſtian hielten den
noch auf. Unterdeß uͤbernahm der kriegserfahrene Soult den
r die Reſte bes franz. Heers. Schnell bildete er ein neues und
wenden vor, um jene beiden Seflungen zu entfegen; allein W.
24. Sul. bis zum 1. Aug. aus den Gebirgen zuruͤck und behaup⸗
er Stelung. Darauf nahm er St.» Sebaſtian mit Sturm (8.
. 7. Oct. über die Bidaffoa, und während er nun auf Frankreichs
Se der Pyrenaͤen, die Stellung ber Nive und Nivelle überwältigte
seven Feldzuge fich rüftete, fiel aud) Pampeluna. Mit dem An:
te er gegen Bayonne vor, nahm in Auftrag des Herzogs v. An:
ich (feit d. 3. Febr.) inf. Hauptquartiere befand, und im Namen
., von Frankreich Beſitz, und manoevrirte fo gefchidt, daß Soult
168 | Bellington
die Ufer des Abour verlaſſen mußte. Nun ruͤckte Sohn ‚Hope gegen
vor, während W. gegen Toulouſe sog, und ben glänzenden Sieg bei Dr
Febr.) ertämpfte, worauf Soult's Ruͤckzug bald in wilde Flucht fit
Das rg ging auf mehren Punkten über den Adour, ımd B
fhon d. 12. März in Bordeaux ein, mo man fofort die weiße Fahne x
Darauf ward Soult, nad der Schlacht bei Aire, aus f. Stellung beil
worfen. Vor Zouloufe nahm er die legte Schlucht an und verlor fie (
W. ruͤckte (den 12.) in die Stadt ein. Hier erhielt er die Botſchaft,
von ben Verbuͤndeten genommen war, und begab ſich ebenfalls dahi
machte er eine Reiſe nach Madrid, wo ihm Ferdinand VII. in feinen v
tes erhaltenen Wuͤrden und Orten, als Herzog v. Ciudad Kobrig
von Spanien der 1. Claſſe, Herzog v. Vittoria und Ritter des golden
biftdtigte. Von Mabrid begab fih W. nach Londen, wo ihn (23. |
Bolt mit Subelempfins. Der Prinz Regent hatte isn ben Dofenbant
dv. 3. Mat 1814 die Würde eines Herzogs v. W. ertgeilt, und das
beftimmte | ihm, auficr ben fräbern Geſchentken, 3. B. von 100,060 |
Sieg bei Salamanca, eine Summe von 300,000 Sf. zum Ankauf vog
teen. Darauf ging er als Botſchafter nad) Paris (2 “4 Aup.), trat aber
bee (1. Febr. 1815; als erſter Bevollmudtigter Eiylanda bei dem 6
Wien an Lord. Caſtlereagh's Stelle. Hier unterzeichnete er die Achtseck
in Wien verfommelten Maͤchte gegen Bonaparte und den Bunbeiuuf
25. Mär; zwiſchen Öſtreich, Rußland, Preußen uno England. Dan
nach Brüffel (6. April), mo er den Oderbefebl ber die britiſchen, ban
Iänd. unb braunfchweigiihen Zruppen übernahm. Als VBonapaite d.
die Preußen angriff, befand Tih W. in Bruͤſſel. Sofort brach era
dem Deere nah Quatre-Bras (f.b.) auf, wo bereit die Schiat
fang genommen hatte. Tapfer widerſtanden f. Zruppen den veichrf
griffen Ney's, doch konnte er den Prrufon bei Liany nimt zu Dälfe kcı
Bücher beſiegt mar, warf ſich N: „polen auf W.'s Heer. Diefes br
mit tuhmnoiter Anſtrengung d. 18. Juniauf den Höhen von W are
gegen bie Übermacht des Feindes, bie Bluͤcer heraneilte und den Sut
Napoleons Heer warb vernichtet und unaufhaltſam drangen Sluͤcher m
gen Paris vor, wo fie den 5. Juli mit Capitulation einzegen. Diet
M.d. 8. Juli Ludwig XVIII. in f. Haupiſtadt wieder ein und nahm
an ben Unterhandlungen. Doch für tie Zuruͤckerſtattung des Kunftraud
zuerft Preußen, dann auch Öfreih, in Anichung ihres Eigenthums du
hatten, verwaridte er fich eiſt ſpaͤt und bloß für den roͤmiſchen Stuhl, der
Ganova nad Paris gefmicdt und W.'s Beiftand fich erbeten harte. 9
4816 übernahm er den Oberbefehl über das Beſatzungsheer, welches Fr
Ruhe ſichern follt>, woburci er e.nen bedeutenden Einfluß auf die Leitung
gemeisen Angelegenheiten Frankreichs erbielt und dabei ſtets tie ge
Grundfäge der Conſtitutionnellen gegen die Ultrareyaliſten unterſtuͤtzte. Di
er ſich der von Fanatikern im Gard-epatt. graufam verfolgten Proteflan
fo kraͤftig an, als man hätte erwarter funzen. Deſto thätiger war cr in
tung der Befefligungsarbeiten an der riebeil, Grenze und bei bem Ausyl
geſchaͤft zwiſchen den euroraͤiſchen Maͤchten und Frankteich. Er unteiſu
und minderte, wir wiſſen nicht, nad) welchen Grundſaͤtzen, die Privatfol
welche endlicy 1818, sum groäın Kumnise der Betheiligten, auf cine Bici
me berabgefett wurden. Auch entfcied verzuͤglich W.'s Stimme die
derung des Beſatzungsheers 1817, ſowie den Beſchluß, es zu Ende fi
aus Frankteich berauszuziehen. Dieſe thaͤtize Verwendung für Frankrei
ihm zwar das Vertrauen ber franz. Miniſter und Ludwigs XVIII., ſowi
Wellington 169
behauptete Manns ucht feiner Truppen von ber franz. Nation mit Dane
wurde; allein dennoch konnte der Stolz des befiegten Volks de ihm niche
aß er, der liberwinder, in ihrem Lands als Befehlshaber auftrat. Beſonders
der franz. Krieger ; body war der angebliche Mordanſchlag gegen ihn, 12.
B zu Paris, worüber die Unterſuchung im Mat 1819 mit der Sreifprehung
Bagten endete, nicht als ein Raͤnkeſpiel, in welches Lord Kinnaird fich
Watte. — Der Herzog dv. W. hat ımter allen jetzt lebenden Feldherren
Diten Belohnungen erhalten. Der König von den Niederlanden ernannte
um Kürften v. Waterloo. Die übrigen Monarchen Eurepas überhäufs
Ziteln, Orden und Gefhentin. So ward er zugleich Feldmarſchall
preug., fpan., niederl., öfte., ruff. und preuß. Deere. Der König
al ſchenkte ihm ein Tafelgeſchirr von Silber, mehr ale 1 Mill. Thlr.
andre Monarchen befchenkten ihn chenfalls, 3. B. der Kaifer von
der König von Preufen jeder mit einem Tafelgeſchirr von wiener und
zellan, auf welchem die Sırac des Feldherrn abgebildet find, und ber
Sachſen mit einem, duch dir Größe und Sc:önheit der Form, wie
ei ausgezeichneten meißkner Porze!:lanſervice. Auch die Kaufleute vom
heten ihm ein nad) Smirke's Zeichnungen kunſtreich verfertigtes Schlib
Silber (3 Fuß 3 Zoll i. Durchmieſſer), auf welchem er mit f. Officie⸗
Piege in halb erhabener Arbeit dargeſtellt find. Noch gebührt ihm dag
per vorzuͤglich guten Heerverwurtung. Die Mannszjucht f. Heeres
andern übertroffen, die Beraflegung f. Truppen war beſſer eingeleitet,
Stung dee Keldipitäler reinlicher und zweckmaͤßiger, daher auch der
ſtand f. Truppen biffer als der aller andern, ber wie groß auch
se iſt, Fo wird fie doch noch durch bie ihm eigne WBefcheidenheit und
Matroffen, die fich in alten feinen Berichten ausfpricht. Als Diplo⸗
Bitter Heriog v. W. feit dein Eongreffe zu Wien und den Verbands
m Paris bit mehren Gelegenbeiten unter ſehr ſchwierigen Verhälte
st. Im Det. 1818 war er auf dem Congreſſe in Aachen zuges
Mäm, wie einsm Prinzen von Gebluͤte, eine Ehrenwache gab. Nach
Noi quis v. Londonderry ſtelte ihn ſeine Regierung an die Spitze
Di.tomuten auf dem Congreſſe zu Verona (Det. und Nov. 1822),
h, rach Canning's Anſicht, an den Befwlüffen der großen Continentals
a Spanien keinen Anth:it nahm und den Krieg gegen Spanien brins
Jeidherr 15 Diplomat it W. in Großbritanniens Suhrbüchern
dehisten Marlborough vergleichbar. Obwol weniger reich an Ideen,
il im !. Entwürfen, minder glänzend im Deerlager, im Stsatsrathe
m Birhäitniff:n, als der Held von Bienheim, ragt er dennod in feiner
en Laufbahn über ten von Swift verirumbdeten, von Chefterfield und
ut tcrri:ten Marlborougeh hirsor an Umfang und Reichthum aͤußerer
f, an Matt und Einfluß dir Etellung, an Groͤße der Erfolge, an
te Ruhms, an Befländiykeit und Dauer der Monarchengunſt, an
Bea Augen der Zeitgenoffen. Rdarlborough's Name hat f. vielen Feinde
E.'s Name kommt zugleich mit dem feines einzigen Feindes, feines
Bcurthriletrs, mit Napoleon, auf die Nachwelt. Marlborough mußte
Schauplate ſeiner Thaten abtreten, ohne die letzte Hand an fein Wert
fin; Der gluͤckliche Wehat aufgeführt und vollendet, was von Andern
war; er iſt, che er im Jan. 1828 ſelbſt der verantwortliche Leiter und
ber öffentlichen Verhältniffe wurde, im Rathe der Miniſter geblieben als
Zuge, Theilnehmer und Ratogeber; er hat behalten das Ohr der Koͤ⸗
Mars Allgemeines und Entfcheidendes gefchieht in Europa, wobei er nicht
178 " Belt Beltalter
Sohn des nachmallgen Kaiſers Ferdinand JL., ſah fie (1547) be Gel
Meichstages zu Augsburg und verliebte fich in fie. Stanbhaft mit
allen Anträgen des feurigen, erſt 19jaͤhrigen Erzherzog und m
irgend eine andre Verbindung als durch die Ehe mit ihm einzugehen.
dem auch (1550) ganz insgeheim, ohne Vorwiſſen bes Vater und IE
(Karls V.) gefchloffen. Der Vater wurde, fobald er die Nachricht Dei.
äußerft erzuͤrnt und ber Sohn durfte lange Zeit hindurch nicht vor if
Auch im Auslande machte diefe Mifhelrath großes Aufſehen. Das il:
genoß indeß das größte häusliche Gluͤck und Philippine besauberte
Berftand und ihre Herzensgüte Alte, die fie näher Eennen lernten. €
Zeltraume von 8 Jahren ließ ſich der Vater verföhnen. Philtppine fell
ihm, verkleidet, eine Bittfchrife, und ihr Benehmen dabei, ſowie ihre:
entwaffneten den erzuͤrnten Ferdinand. Er verzieh dem Sohne und ef:
Kinder für legitim, doch wurden fie nur Markgrafen von Burgau, uf:
zoge von ſtreich, genannt. Diefe glüdliche Ehe bauerte 30 Jahre. 9
ſtarb zu Infprud 1580. Der Erzherzog ehrte das Andenken feiner G
durch eine Münze mit ihrem Bildniffe und der Umfchtift: „Divae F
Von ihren beiden Söhnen wurde bemilteite, Andreas, Carbinal, der wi:
zeichnete fich in Spanien und Ungarn im Kriege aus, und ſtard 1618
ben zu hinterlaffen. Im Schloffe zu Schönbrunn wird noch das Bild
nen Philippine gezeigt. — In der Kolge murden Zweige der Kamilie‘
Um, Regensburg und Nümberg verpflanzt; am allen diefen Orten
fich durch Wonichätigkeit aus. --- Mars Marcus) W., Stadty
burg, geb. 1558, galt für einen Polnhiftor zu feiner Zeit. Ex war
von Ant. Muret, ein großer Freund und Beförderer der Gelehrten, ı
Galilei in Verbindung. Die Zahl feiner Schriften ift beträchtlich.
ſchichte überhaupt und die feiner Vaterſtadt insbeſondere hat er ſich
macht; auch machte er zuerſt (L59L) tie fogen. Peutinger’fche Charte fi
ger) befamt.
Welt, darunter verfteht man gewöhnlich den Inbegriff alles
ober dir unbefärnte Geſammtheit des Jabegriffs vorhandener Dinge;
griff aller Erfheinungen. Eigentlich aber iſt Welt —F Ganzes beb
Seins, die Natur und das Gebict des Geiſtes umfaſſend, eine V
sicht der bloßen Summirung der. unferer Wahrnehmung gegsbenen
gen gleichgefest werden dirf. Die Vernunft behauptet von ber W
endlich, eine Einheit unendlicher unterseordnneter Welten, und Raum
ihre unendlichen Formen. In einem ſchon untergeordneten Sinne wie
ober ber Menſch der Weit entgrgengefest. Dann bezeichnet der Ausdr
begriff aller Eörperlichen Dinge oder die materielle Welt, die Körperw
dieſer Bedeutung nimmt der Phyſiker das Wort und theilt die Welt l
amd Erde. In den Worten Welttheil, Welttreis, Weltgefbichte, Wei
alte und neue Melt u. f. w., bedeutet Welt fo viel mie unfere Erde oder!
wohnende Menſchengeſchlecht, in welchen Bedeutungen das Wort Welt
nen keben häufig gebraudıt wird.
Weltachſe, f. Weltare.
MWeltalter. Die Idee der Weltalter finden wir früh fchon bei:
chen außgefpeochen; fie verglichen das Leben der Dienfchheit mit dem di
nen, imd fomit mochte die frühefte Zeit bes Menſchengeſchlechts lich
Kindheit, als bie ſchoͤnſte, heiterfte erſcheinen. Hefiod nennt 5 Welt
golbene (Satumifche) , unter der Hegierung des Kronos; das fliberne, ı
gottlos; das eherne, Eriegeriich, wild und gemaltfam; das heroiſche,
ſchwung zum Beſſern; das eiſerne, wo Gerechtigkeit, heilige Sitte umb 3
Meltauge Meltgebäube 178
atwichen, bie Zeit, in der ber Dichter ſelbſt zu Leben glaubte. Ovid hielt
Betamorphofen die Vorftellungsart des Hefiod feft, läßt aber das herol⸗
Ber weg, und beſchraͤnkt die Zeit bis zur Deukalioniſchen Flut. Diefe
FR vieleicht als Vergleich nur in der Poeſie gebraucht, warb auch in die
Be eingeführt und wiſſeaſchaftlich ausgebildet. Man ſah diefe Weltalter
des großen Weltjahres an, das vollendet fein ſolte, wenn einft die
d Planeten wieder benfelben Stand am Dimmel einnehmen mwürben,
der vorige Wechſel der Schickſale wirderkehren müßte. Die Mythos
bier mit der Aſtronomie in bie engfle Verbindung gebracht: man ließ
goldene Weltalter von Saturn, das zweite von Jupiter, das beitte
‚ und daß letzte von Pluto, nach Andern von Apollon regiert werben.
gabe fire den Ablauf des großen Welt⸗ oder Himmeldjahres ward von
3000 Sonnenjahre berechnet, nach Andern auf 7777 (bie geheinmißs
, nach Cicero auf 12,954, nad) Heraklit auf 18,000, nad Orpheus
,000jährige Monate. Die fihniinifhen Bücher theilten es in 10
Donate oder 4 Sahreszeiten, wovon der Frühling das goldene, ber
filberne,, der Herbit das eherne, in welchem die Deukalioniſche Flut
war, und der Winter das eiferne in fich begriff, und wonach ber Ey»
mit dem Frühlinge oder mit dem goldenen Zeitalter von neuem begin.
Die Idee der Weltalter ift fo aus der Natur aufgegriffen, daß fie in
Überzeugungen faft aller Voͤlker verflochten if, wie wir fie denn in dem
en Reiche der Apokainpfe und in ben Vugs der Indier wiederfinden.
auge, f. Opal. '
Fe nennt man eine gerade Linie, die man ſich zwifchen den beiden
jtiüftehenden Punkten, dem Nord: und Suͤdpol, buch bas
bande denkt, und um welche diefe fich zus bewegen fcheint. Inſofern
Diefe auch mitten durch die Erde von einem Erdpol zum anbem
Pisft, wird fie die Erdare genann
dirg er (griedh.: Kosmopolit) H eigentlich jeder Menſch, fobalb er
| als ein Bewohner oder Bürger der Welt, d. h. bes Erdbodens,
Mer Die Derhältniffe, umter denen ex geboren wird, machen ihn zum
eſendern Nation, zum Buͤrger eines befondern Staats. Jeder Staat,
auch fein befonderes Intereſſe, und bie Begierde, dieſes ausſchließ⸗
u, wird dem allgemeinen Wohl nachtheilig.. Wer nicht bloß aus⸗
befondern Vortheil feines Volks, ſondern den allgemeinen der Menſch⸗
und zu befördern fucht, verdient den Namen eines Kosmopoliten.
stion, Menfhenbildung, Nationalbildung.) Mit Recht
dern Geſchichtſchreibern verlangt, daß fie fich als Kosmopoliten bes
b vergeffen ſollten, daß fie irgend einem Wolke angehören. Ihre Ers
srden dann ohne Partellichkeit fein.
tgebäude, Weltall, Univerfum ift ber Inbegriff aller Welt⸗
h. aller Firfterne, Planeten, Nebenplaneten und Kometen, in ihrer
und Ordnung al ein Ganzes betrachtet, daher Weltſyſt em (f. d.).
von bem Weltgebaͤude wenig durch die Anſchauung, da unfer Blick für
ichkeit deſſelben viel zu kurz und beſchraͤnkt ift; aber Ahnung und Vers
geben uns auch Auffchlüffe über da@, was unfere Sinne nicht erreichen.
Ache Anfchauung lemten wir zuerſt unfern Erbball, dann die mit dem⸗
die Sonne Lreifenden Planeten und fo unfer Sonnenfoftern näher kennen.
an, welches einen, wenn auch noch fo geringen Theil des Weltgebaͤudes
ſchüeßen wir, weil die Übereinftimmung des Theils mit dem Ganzen
Bihen iſt, auf dieſes. In unferm Eommenfoften erdlicken wir bie Sonne
Kim Mittelpunkt, um welden fid die Erde und andre Planeten nebſt
[4
\ ı
176 Welthandel I. Europg. Großbritannien
Ihnen lag vor allen daran, Europa vor Unterbrüdung und Univerfi
bewahren, bamis nicht die Übermacht eines Staat diefen in den St
die Häfen und Küften des feften Landes zu verfchliegen. So wurden
lonialſtaaten die thätigften Vertheidiger der Unabhängigkeit der ein
lich der kleinern europäifchen Staaten, zugleid) aber auch die beftigften
entftehenden Univerfalmonardhie und Übermacht. Daher fuchte
Tagen Frankreich, ſobald e8 nach einer Univerſalmonarchie zu
die Seemädhte von dem Feſtlande auszuſchließen, freilich unter
nüsig Blingenden Borwänden. Dan wollte die Völker vor der VE.
wahren, fie von der Steuer befreien, die fie fortdauernd an Engl,
der Übermacht feine® Seeweſens bald die einzige europdifche Colonialag.
deutung war, vornehmlich auch für Colonialmaaren zahlen muftm4-
Mauren duch alierhand Stellvertreter (Surrogate) überflüffig
das Feſtland felbft mit Gewalt und wider feinen Willen bereichern, dah
Gründe noch immer bei der fhwachfinnigen, nur an Gewohnheit |
feinen Eindrud machen woltten. Freilich war ed auch allerdinge au
der Colonialwaarenverbrauch ſchon frit Jahrhunderten ftuttfand, up,
noch immer fein wefentliche® Verarmen wahrnahm, fonft bätte ja
Handel längft aufhören müflen, ba fi mit einer verarmten Nation ı.
vortheilhafter Verkehr betreiben läßt, —- ganz das Gegenſtuͤck der lat:
trog der Bemähungen Frankreichs, das Feſtland mit Gewalt zu N
täglich ärmer warb. LUnterfuchen wir aber genauer, cb es wirklich
was Frankreich behauptete , daß ber große Verbrauch von Coloni
dig arm machen muͤſſe, fo ift e& leicht, das Gegentheil davon zu
auch durch die Erfahrung vollkommen beftätigt wird. Das neue
thigte zu neuem Gewerbfleiß und neuer Ihätigkeit, um biefes Be
digen, vermehrte dadurch das Ergebniß ber Arbeit und damit zug
ſtand der Nation. Aber, wendet man ein, das Gelb, ober die
der Arbeit, geben jest ald Tauſchmittel gegen Solonialwaaren aus
würden fonft in demfelben geblieben fein! Allerdings; allein
die Ausſicht vorhanden, fi duch den Erwerb einen. neuen
Tchaffen, theils ift ja auch der Zweck alles Gewerbfleifes und aller
Geld anzuhaufen, fondern die Summe der Genüffe zu vermehren.
Zweck erreicht, fo haben Induſtrie und Fleiß gewirkt, was fie wirken
bie Beine Zahl verfchwenberifcher Müßiggänger, die, chne zu arbei
tal verzehren, um ihre Genüffe zu befriedigen, kann natürlidy gar
genommen werden. Man erkannte jedoch bald, daß in dem gegenwä
von Europa alle Colonialmaaren gänzlich auszufchließen, nicht gut
fo ſuchte man durch Surrogate aller Art ſich zu helfen. Die ungebeued
denen man zugleich die Einfuhr der Golonialmaaren belegte, fo wei‘
Macht reichte, das hieß in jenen Fahren beinahe über das gefammte
Seflland, trugen dagegen wefentlich dazu bei, die Völker deffelben imm
machen; denn diefe Zölle mußten bezahlt werden, ohne daß bafür
werthvolle Sache eingetaufcht werdin konnte, und brachten zugleidy ı
verderblichen Schleihhandel hervor. — Im 18. Jahrh. murde
Großbritannien
die erfte Colonialmacht. Es eröffnet daher den Reihen aller handeltrei
dem britifhen Kunftfleiße mehr oder minder tributburen Völker. Den
als 25,000 Kauffahrern und einer Waarenlaſt von 3 Miu. Nonnen !
jaͤhrlich an Werth innerhalb Europa für etwa 170 Mill. und außer
ungefähr 95 Mit. Thlr.; die Einfuhr wird jährlich auf etma 146 M
ſchaͤzt. Der Handel iſt großentheild Compagniehandel. Den legten
Welthandel, I. Europa. Großbritannien 177
levantifche, die afritanifche, die Suͤdſee⸗, die Hudſonsbaigeſellſchaft,
[he Compagnie (f. d.), die Londner Bank (f. d.), und bie
lo = und Banca:-Compagnie (um die Gold: und Demantgruben auf
Perlenfifcherei bei Solo und Banca, und die Zinngruben auf legter
ben). Insbeſondere führt Großbritannien aus: nad dem europaͤi⸗
: Baummolien:, Wollens, Stahl: und Glaswaaren, Steingut, Blei,
Ioblen,, oftindifche amd Colonialwaaren und Specereien, Särbeftoffe,
rter Iuder. Dagegen erhält Großbritannien aus dem Norden: Korn,
f, Eifen, Pech, Theer, Talg, Bauholz, Leinwand, Perl: und
zumere, Schweinsborften. Nach Deutfchland, Holland, Srankreich,
mien und Portugal: Baummollen: und Wollenfabricate, Stahlwaa⸗
ste und eingefalsene Fiſche, Steingut und Glaswaaren, Colontal-
e Waaren, und alle Arten der feinem Manufacturerseugniffe. Won
werben eingeführt: Kom, Flache, Hanf, Leinwand, Zwirn, Lum⸗
Bauholz und Wein; von Holland Flachs, Hanf, Faͤrberroͤthe, Wach:
wein, Käfe, Butter, Lumpen, Sämereim; von Frankreich Wein,
Spitzen, Cambrik, Schleiertuch, Seide, Quincaillerie⸗ und Modes
chte; von Italien, Spanien und Portugal Seide, Wolle, Barilla,
Salz, Ol, Früchte, Weine, Branntwein, Kor. Nach der Türkei:
» und MWollenwaaren, Stahlwaaren, Colonial⸗ und oſtindiſche Waa⸗
Ian, Eifen, Schlaguhren, Taſchenuhren, und erhält dafür Caffee,
We, feine Die, Specereien, Faͤrbeſtoffe, Teppiche u. dgl. Nach Nord:
und Baummollmfabricate, Leinwand, Stahls, Glas: und andre
Importen von daher: feines Mehl, Baummolle, Reis, Theer, Pech,
he, Mundvorräthe, Maftbäume, Schiffsbauholz u. dgl. Die
aus Suͤdamerika find Baummolle, Häute, Selle, Talg, Cochenille,
igo, Zuder, Sacao, Specereien, Bummi u. dgl., und die Erpors
dagegen find bie oben genannten. Diefe find es auch nad, Weſt⸗
man erhält: Rum, Gaffee, Zabad, Zuder, Ingwer, Piment,
Farbewaaren, Droguereien, Baummolle, Mahagony, Campe⸗
Nach Oſtindien, China und Perſien: Wollenwaaren, Eiſen, Ku⸗
auslaͤndiſches Silbergeld, Bold und Silber in Barren, Stahl⸗
Manufacturwaaren, wogegen man erhält Muſſeline, Cattume,
Rankings, Thee, Specereien, Arrak, Zucker, Cafſee, Reis, Sal⸗
Opium, Droguereien, Gummi, Queckſilber, Gbelfteine, Perlen
Colonie Neuſuͤdwallis führt man aus die gewöhnlichen engl. Manu⸗
talwaaren, und erhält dagegm Thran, Robbenfelle, Wolle u. dgl.
I verkehren die 3 beitifchen Koͤmgreiche mit folgenden Waaren. Aus
"alten England und Irland: Kom, Vieh, Wollen: und Baummollens
ſenſals, Granit, Segeltuch, Eifenfabricate (auch bieten die ſchottiſchen
nen wichtigen Danbelsartikel dar); mogegen Schottland die Producte
alerhand geringen Lurusbebarf aus England erhält. Irland kauft
und Schottland Baumwollen⸗, Wollen: und Seibenzeuche, ofts und
ſoducte, Gteingut, Stahlwaaren und Salz, umb ſetzt dagegen bort
be, Häute, Mundvorräthe u. dgl. ab. übrigens ift Irlands Hanbel
Bgebehnt. Es führt nad) Frankreich, Spanien, Portugal, Weftin-
damerika für Weine, Früchte, Zuder, Rum u. bdgl., die e8 erhält,
sunb Zabricate aus. Der Handelöverkehr zwifchen Irland und dem
Rorden geht hauptſaͤchlich über England, und ausſchließend durch den⸗
weht auch fein Handel mit dem Orient. Die Hauptartikel der Aus⸗
* find Leinwand, Mundvorraͤthe, Kom, gebrannte Waſſer, Des
Eichente Aufl, 8b. XD. 12
176 Welthandel. I. Europa. Großbrifannien
Ihnen lag vor allen daran, Europa vor Uinterbrüdung und Univerfolig
bewahren, damit nicht die Übermadht eines Staat diefen in den St
die Häfen und Küften des feften Landes zu verfchliefen. So wurden
lonialſtaaten die thätigften Vertheidiger der Unabhängigkeit der cin:
lich der kleinern europäifchen Staaten, zugleid) aber auch die heftigfien
entſtehenden Univerfalmonarchie und UÜbermacht. Daher juchte
Tagen Frankreich, fobalb e8 nad) einer Univerſalmonarchie zu
die Seemädhte von dem Zefllande auszuſchließen, freilich unter
nügig klingenden Vorwänden. Dan wollte die Voͤlker vor ber
wahren, fie von der Steuer befreien, die fie fortdauernd an Eng
der Übermacht feined Seeweſens bald die einzige europäifche Coloni
deutung war, vornehmlich auch für Colonialmaaren zahlen muften4.
Warren durd alierband Stelivertreter (Surrogate) überfluffig
das Feftland feibft mit Gewalt und wider feinen Willen bereichern, dal
Gründe noch immer bei der ſchwachſinnigen, nur an Gewohnheit 3
keinen Eindruck machen wollten. Freilich war es auch allerdings
der Colonialwaarenverbrauch ſchon frit Jahrhunderten ſtattfand,
noch immer kein weſentliches Verarmen wahrnahm, ſonſt haͤtte ja F
Handel laͤngſt aufhoͤren muͤſſen, da ſich mit einer verarmten Nation
vortheilhafter Verkehr betreiben laͤßt, — ganz das Gegenſtuͤck ber Inf
trotz det Bemuͤhungen Frankreichs, das Feſtland mit Gewalt zus bereich
täglich ärmer ward. Unterſuchen wir aber genauer, eb es wirklich
was Frankreich behauptete , daß ber große Verbrauch von Coloni
dig arm machen muͤſſe, fo iſt es leicht, das Gegentheil davon zu
auch durch die Erfahrung vollkommen beftätigt wird. Das neue
thigte zu neuem Gewerbfleiß und neuer Thätigkeit, um biefes Be
digen, vermehrte dadurch das Ergebniß ber Arbeit und damit zug
Fand ber Nation. Aber, wendet man ein, das Gelb, oder die
der Arbeit, geben jest ald Taufchmittel gegen Colonialwaaten aus
würden fonft in demfelben geblieben fein! Allerdings; allein
die Ausſicht vorhanden, fi durch den Erwerb einen. neuen
Thaffen, theils ift ja auch ber Zweck alled Gewerbfleißes und aller
Geld anzuhäufen, fondern die Summe ber Gentiffe zu vermehren.
Zweck erreicht, fo haben Induſtrie und Fleiß gewirkt, was fte wirken
die Beine Zahl verſchwenderiſcher Müfiggänger, die, chne zu arbei
tal verzehren, um ihre Genüffe zu befriedigen, kann natürlich gar
genommen werden. Dan erkannte jedoch bald, daß in bem gegenwärtig
von Europa alle Colonialwaaren gänzlich auszufchließen, nicht gut mıdgl
fo fuchte man durdy Surrogate aller Art fidy zu helfen. Die ungebenet
denen man zugleich die Einfuhr der Golonialmaaren belegte, fo weit
Macht reichte, das hieß in jenen Jahren beinahe uͤber das gefammtı
Seflland, trugen dagegen weſentlich dazu bei, die Völker deffelben imm
machen; denn biefe Zölle mußten bezahit werden, ohne daß bafüt
werthvolle Sache eingetaufcht werdin konnte, und brachten zugleich
verberblichen Schleihhandel hervor. — Sm 18. Jahrh. wurde
Großbritannien
die erfte Colonialmacht. Es eröffnet daher den Reihen aller hanbeltze
dem britiſchen Kunftfleiße mehr oder minder tributbaren Volker. Den
als 25,000 Kauffahrern und einer Waarenlaſt von 3 Miu. Nonnen
jährlid, an Werth innerhalb Europa für etwa 170 Mit. und aufer
ungefähr 95 Miu. Thlr.; die Einfuhr wird jährlich auf etwa 146 N
Thigt. Der Handel iſt großentheil® Grmpagniehantel, Den letzten
Welthandel. I. Europa. Großbritannien 177
levantifche, die afrikaniſche, die Sübfee=, die Hubfonsbaigefellfchaft,
"de Compagnie (f. d.), die Londner Bank (f. d.), und bie
Ho = und Banca-Sompagnie (um die Gold: und Demantgreuben auf
Derienfifcheret bei Solo und Banca, und die Zinngruben auf letter
ken). Insbeſondere führt Großbritannien aus: nach dem europaͤi⸗
: Baummollen:, Wollen:, Stahl: und Glaswaaren, Steingut, Blei,
oblen, oftindifche und Colonialwaaren und Specereim, Särbefloffe,
ter Zuder. Dagegen erhält Großbritannien aus dem Norden: Korn,
f, Eifen, Pech, Theer, Talg, Bauholz, Leinwand, Perl: und
nımerd, Schweindborften. Nach Deutfchland, Holland, Frankreich,
mien und Portugal: Baummollen: und Wollenfabricate, Stahlwaa⸗
te und eingefalzene Fiſche, Steingut und Glaswaaren, Colonial⸗
e Waaren, und alle Arten der feinen Manufacturerzeugniffe. Bon
werden eingeführt: Kom, Flachs, Hanf, Leinwand, Zwirn, Lum⸗
dauholz und Wein; von Holland Flachs, Hanf, Färberröthe, Wach⸗
vein, Käfe, Butter, Lumpen, Saͤmereien; von Frankreich Wein,
Spigen, Cambrik, Schleiertuch, Seide, Quincaillerie: und Mode⸗
bhte; von Stalien, Spanien und Portugal Seide, Wolle, Barilla,
Salz, DI, Fruͤchte, Weine, Branntwein, Kork. Nach der Türkei:
und Wollenwaaren, Stahlwaaren, Golonials und oftindifche Waa⸗
kan, Eifen, Schlaguhren, Taſchenuhren, und erhält dafür Caffee,
We, feine Die, Specereien, Kärbeftoffe, Teppiche u. dgl. Nach Nord-
Men und Baummolienfabricate, Leinwand, Stahl, Glas: und andre
Importen von daher: feines Mehl, Baummolle, Reis, Theer, Pech,
he, Mundvorräthe, Maſtbaͤume, Schiffsbauholz u. dgl. Die
aus Suͤdamerika find Baummolle, Häute, Zelle, Talg, Cochenille,
igo, Zuder, Cacao, Specereien, Gummi u. dgl., und die Erpors
bagegen find die oben genannten. Diefe find es audı nach Welt:
man erhält: Run, Gaffee, Tabad, Zuder, Ingwer, Piment,
Sarbewaaren, Droguereien, Baummolle, Mahagony, Campe⸗
Rad) Oftindien, China und Perfin: Wollenwaaren, Eifen, Ku⸗
auslaͤndiſches Silberneld, Bold und Silber in Barren, Stahl:
Manufacturwaaren, wogegen man erhält DRuffeline, Gattume,
Rankings, Thee, Specereien, Arrak, Zuder, Caflee, Reis, Sal⸗
h Opium, Droguereien, Gummi, Quedfilber, Gbelfteine, Perlen
ber Solonie Neuſuͤdwallis führt man aus die gewöhnlichen engl. Manu⸗
elonialwaaren, und erhält dagegge Thran, Robbenfelle, Wole u. dgl.
I verkehren bie 3 britifchen Königreiche mit folgenden Waaren. Aus
halten England und Irland: Korn, Vieh, Wollen: und Baummwollens
ſenſalz, Granit, Segeltuch, Eifenfabricate (auch bieten die ſchottiſchen
nen wichtigen Handelsartikel dar) ; wogegen Schottland bie Probucte
alerhand geringen Lurusbebarf aus England erhält. Irland kauft
mb Schottland Baummolien:, Wollen: und Seidenzeuche, oft» und
oducte, Steingut, Stahlwaaren und Salz, und fest dagegen dort
be, Häute, Munbdvorräthe u. dgl. ab. übrigens ift Irlands Handel
ügebehnt. Es führt nach Frankreich, Spanien, Portugal, Weſtin⸗
damerika für Weine, Früchte, Zuder, Rum u. dgl., die es erhält,
rund Zabricate aus. Der Handelöverkehr zwifhen Irland und dem
Rorden geht hauptfächlich über England, und ausfchliegend durch dens
jeht auch fein Handel mit dem Orient. Die Hauptartitel der Aubs
md find Leinwand, Mundvorraͤthe, Kom, gebrannte Waſſer, He⸗
be.
Eicbente Aufl. 8b. XU. 12
178 Welthandel. I. Europa. Diutichland
Die auswärtigen Niederlaffungen, Befigungen und Golonin @
niens, von denen e8 26 fchon vor der franz. Revolution befaß, und 17 fe
eroberte, find in Europa: Delgoland, Gibraltar und Malta, mit Ge
tonifchen Inſeln; in Afien: die von bee oftindifchen Compagnie verwal
fisungen in Indien, und Ceylon; in Afrika: Jole⸗de⸗France ober Day
den Schhellen und Amiranten, das Borgebirge der guten Hoffnung, Cl
Cape Coaſt und Annabon, die Infeln Ascenfion und St.⸗Helena; ie‘
rika: Canada, Neubraunſchweig, Neufcdyottland, Cap Wreton, bie €
oder Prinz Edwardeinfel, Neufundland, die Hudfonebai, die Hende
GSuͤdamerika: Berbice, Demerary, Effequebo; in Weſtindien: Tome
bados, Antigua, Gt. Vincent, St.:Chrifloph, Nevis, Wontferrat, |
fraueninfeln, Grenada, Tabago, Dominica, Trinidad, bie Baba
Bermudasinſeln; in Auftralien: Neuſuͤdwallis, Vandiemensland,
Menfeeland und auf Melville. Ä
Die wichtigſten Handelsſtaͤdte Englands find außer London Liver
und Hull; die wichtigften Kabrit: und Manufacturpläge find Mom
mingham, Leeds, Nottingham, Halifar, Rochdale ꝛc. In Schott
vornehmften Handelsſtaͤdte Glasgow, Greenock, Leith und Aberdeen.
waͤrtige Handel von Glasgow und Greenock erſtreckt fid nach W
Verein. Staaten, ben britiſch⸗-amerikaniſchen Colonien, Brafilien u
Feſtlande von Europa. Der auswärtige Handel von Leith and Aber
fih nach Weflindien, Amerika, dem mittelländifchen und baltifchen
lands größte Handelöftädte find Dublin, Cork, MWerford, Waterferb
Deutfhlands
Handel ift, feiner ſchiffbaren Fluͤſſe wegen, ſehr beträchtlich.
Ausfuhr find: Leinwand, Leinengarn, rohe Wolle, Lumpen, O
Bauholz, Flache, Hanf, Wachs, Schmalz, Salı, Weine und eim
von Metallen. Seine Smporten find: Wollen, Baumwollens mb
ven, Stahlwaaren, Uhren, gegerbted und zubereitete® Leder, Thee,
behoͤlzer, Colonialwaaren, oftindifcdye Producte. Deutſchlands vog
find: Hamburg, Luͤbeck, Wismar, Roftod, Bremen, Enden,
Seine vorzüglichften binnenlänbifchen Danbelsftädte find: Wim,
Leipzig, Srantfurt am Main, Frankfurt an der Ober, Augsburg, #
lau, Koͤln, Nürnberg, Braunfchmeig, Mainz, Bogen, Prag. I
Hamburg ber Canal, durch welchen der ausgedehnte Handel zwiß
tannien und den deutſchen Staaten hauptſaͤchli ſeinen Weg nimmt
in die ſeit kurzem freien Elbe einfiehgpenden Ziüffe gehen Hamburg be
tigen und werthvollen Erzeugniffe und Niederfachfens, Öfte
mens su. Durch die Havel, die Spree und bie Ober dehnen ſich fell
operationen nad) Brandenburg, Schiefien, Mähren und Polen auf!
delsgeſchaͤfte Hamburgs beflehen zum Xheil in den Gonfiguationen ba
fen Kaufleute und in einem fehr weiten Umfange in Kauf und Berka
ſcher und auslänbifcher Waaren. Seine Wechſelgeſchaͤfte find ſeht bl
Bremen bit einen beträchtlichen Ausfuhrartikel in den Producase '
und Rirderfad,fens, bie es nach England, Spanien und Portugal geht
mit Amerika mehr Verkehr als irgend eine der deutſchen Seeſtaͤdte d
in Linnenwaaren, den das Ausland mit Deutichland hat, geht ausfhll
bie Hände der bremer und der Hamburger Kaufleute, denen alle auslaͤndi
augeſchickt werden. — Leipzig, ber Centralpunft für den europälfche
Bei im Innern Deutfchlands und der Niederlageort für die auslaͤndiſch
bie fächfifchen Waaren, befigt außer andern mercantilifchen Vorrecheen
Un Oftern, Michaelis und Neujahr), zu denen Kaufleute aus allen
Welthandel. I. Europa. Deutſchland 179
ſelbſt aus Aften herzuſtroͤmen, und deren jede 3 Wochen dauert; aus
= auch, ein wichtiger Markt für die fächfifche Wolle. Hauptartikel
find: boͤhmiſche, ſchleſiſche und fächfifche Leinwand ; Leder, Haͤute,
Belle aus Polen; Wollenwaaren und Pigmente aus Preußen; Geis
ammete und Korallen aus Stalien; Leber, manche Manufacturare
seftoffe aus Öftreich und Ungam; Spitzen, Seibenwaaren aller Art,
rzellan, Uhren, Bronze und andre Manufacturs und Modewaaren
ch; Leder, Hanf und Flachs aus Rußland; Golonialproducte und
: and Fabrikwaaren aus England und Holland, und literarifche Er⸗
ganz Curopa. Endlich tft auch in Leipzig ein wichtiger Roßmarkt. —
iſt durch feine Agenten und Banquiers das Medium bes Hanbels-
hen Deutſchland und dem Audlande, befonders Stalin. Die wiener
ifte werben gewöhnlich in Tratten auf Augsburg gemacht. Es hat
Bchen Vortheil vom Zranfito der nach Stalien gehenden ober aus Sta-
vom Güter. — Frankfurt a. M., ein Ort von großer Handelsthaͤ⸗
glich auf feinen beiden großen Meſſen, im Fruͤhjahre und Derbfie,
werd deu Reichthum feiner alten und neuem Banquierhäufer einen
kenden Wechſelhandel. — In Braunfdmeig werden bebrutenbe-
wacht, ſowol in feinen natürlichen und kuͤnſtlichen Producten als in
Waaren. Beine 2 großen jährlichen Meſſen behaupten ben naͤchſten
ven Leipziger und Frankfurter Meſſen. Große Quantitäten rohen
m hier von ben hollaͤndiſchen Kaufleuten geholt, und das ſtarke Bier,
Ransen Dumme hat, wird in mehre Länder der Welt ausgeführt.
Ib Hat ſich durch fein Mauthſyſtem und durch [. Handelsgeſetzgebung
chland getrennt. Sein Danbel ift meiftens Land und Flußhandel.
lage des binnenlaͤndiſchen Handels von ganz ſtreich, hat einen
hnten Verkehr mit England, den Niederlanden und Frankreich,
bedeutenden mit Italien, Ungam, Polen und ber Türkei. Über
ſchland große Duantitäten rober Baumwolle aus dee Türke.
im Littorale befteht vorzuͤglich in Ausführumg ber Producte
d der Colonialwaaren, weiche von hier in die Levante und die Kuͤ⸗
ſchwarzen Meeres geben. Trieſt kann als Depot für die Probucte der
werben; auch ift hier ein Iebhafter Markt für die Einfuhr briti⸗
amd der Artikel der Neufoundlandsfiſcherei. Außerdem befchräntt
Seehandel auf Wenebig und Fiume. Außer Wien gehören zu den
Banbhandelöplägen der Monarchie: Lemberg, Prag, Brünn, Brody,
h. Rronfladt. Die erlaubte Einfuhr befteht größtentheils nur aus
sten: Baum und Schafwoile, Seide, Reis, DI, Gewürze, Colonials,
ven, Leder, Vieh ıc. Ausfuhrartikel find: Tücher, Flachs⸗ und Hanf:
wealpsobsicte, Brotfruͤchte, Glaswaaren. Gewinnreich find bie Spe⸗
fie der Durchfuhr, namentlich der levantiſchen Waaren. In Boͤ h⸗
Banbel bei weitem groͤßtentheils in den Haͤnden der das Land zahlreich
ı Suden. Er beftcht hauptſaͤchlich in Erporten, und zwar von Lein⸗
mzeuch, Seidenzeuch, Farbehoͤlzern, Leder und Glas. Das Glas
urdh feine Politur u. a. Vorzüge vor dem aller übrigen Länber fo au,
sbr ſehr betwächttich iſt Es wird angenommen, daß bie jährlidy nach
kefland,, ber Levante und Amerika gehenden Transporte ſich auf die
, 24 Min. Gldn. belaufen. Die Länder, mit weldhen Böhmen den
vel bat, find Oſtreich, Holland, Spanien, Portugal, Stalien und bie
um besedhust bie Ausfuhr auf 8—9 und die Einfuhr (Colonialwaaren,
we.) auf 6—7 Mill. Thir. Prag iſt die vornehmſte Handelsftadt des
u KReichenberg.
12*
180 Belthandel. I. Europa. Dänemark u. Holſtein
Preußen ift ebenfalls durch fein Sperrſyſtem beſonders feit |
Deutſchland in Hinficht des freien Handelsverkehrs getrennt. Der Dia
Monarchie wirb durch bie Oftfee, durch viele ſchiffbare Fluͤſſe und durch
guͤnſtigt; er ift wichtiger, was die einheimifchen Erzeugniffe betrifft, a
ditions⸗, Tranfito⸗ und Commilfionshandel, der in Köln, Magde
Minden, Danzig, Königsberg, Kottbus, Breslau ıc. hauptſaͤchlich bi
See werden ausgeführt: Getreide, Wachs, Talg, Wolle, Lein, Flact
Holz, Leinwand, Garn, wollene und baummollene Waaren, feine Ku
Bernfleinwaaren. Unter den einzelnen Handelöplägen hat Frankfur
3 wichtige Meffen. Magdeburg bringt Kom, Leinwand, Baum
Tücher, Leder, Salz und Kupfer nach Hamburg und auf bie Meſſen in
Braunſchweig. Außerdem hat es einen bebeutenden Zmifchenhandet
nialwaaren, Weinen, Getreide rc. Weizen wird ausgeführt von Dar
größten Kommagazine von Europa hat, von Elbingen, Stettin, König
Ham und Berlin; Bau: und Stabholz und Aſche von Danzig, Mewel
tin; Hanf, Flachs und Leinfamen, Talg, Wade und Schweinsborſt
mel umd Königsberg. Tilſit hat ſtarken Handel in Korn, Leinſamen,
Flachs. Die Erporten Bräunsbergs find Wollengarn, Korn und Slad
führt fehr viel Korn u. a. Producte Polens aus. Der Haupthandel vom
befteht ebenfalls in Kornausfuhr. Won alten Gegenfländen bed pre
bebauptet die ſchleſiſche Leinwand den Vorrang, und durch die Werfertigl
ben find berühmt bie ſchleſiſchen Städte Hirfchberg, Landshut,
Friedland, Maldenburg, Schweibnig und der preuß. Antheil an ber
Am meiften gefucht wird diefe Leinwand von den hamburgifchen,
und ital. Kaufleuten. Die Importen, welche in Preußen vorzägli
ben, find Golonialmaaren, Farbehoͤlzer, Salz, Buenos⸗Ayreshaͤute, I
cerein, Wein, Seide, Baummollen = und Stahlwaaren ıc.
Hanover zeichnet fich durch mercantilifhe Geſchaͤftigkeit
Erporten beftehen in Pferden, Hornvieh, Blei, Wache, Leinwand,
Hafer, Gerſte, Bauholz, Planken und dem eifenhaltigen Kupfer des O4
Die Leinwanbde find gemeine; Tafeltuͤcher und osnabrüdifder D
an Büte den preußifchen und den frießländifchen weit nach. Der
einbeimifchen Verbrauchs wird nad) Nordamerika und ben [pan.
führt durch das Medium ber Hanfeftäbte. Eingeführt werden h
Manufacturmaaren, befonder® Tücher und Cattune, Colonialwaaren,
friesländ. Leinwand, feine franz. Tücher, Seidenzeuche, Juwell
franz. Weine, ferner geringe Lurusartikel aller Art, welche der andren
mann von den Meffen zu Braunfchweig,, Leipzig und Frankfurt a. M.
Die vorzüglichften Handelsftädte find Emden, Hanover, Münden.
Der Handel, ben Sachſen, Baiern, Württemberg, He
Länder treiben, kann unter dem deut ſchen Handel überhaupt mit bey
den, da dort kein gegenfeitiges Sperrſyſtem ſtattfindet. Wir vermeif
einzelnen Artikel diefer Länder, fowie auf Darmflädter Handels
Donaus, Elbe:, Main:, Nedar:, Rhein: und Weferfd
und :Handel und Seehandelsvereine.
änemart und Holftein.
Obgleich die dänifchen Kaufleute mit allen Handelsflaaten Europ:
bungen angelnüpft haben, und fowol im Handel auf dem baltifchen als
dem mittelländ. Meere cine bedeutende Rolle fpielen, fo beſitzt denndch
Zand nur wenig ſolcher Erzeugniffe, welche als Ausfuhrartikel wicht
Was fie ausführen, find meift Producte ihrer oft: und weſtindiſchen B
In die Hafen von Petersburg, Riga, Stodholm und Memel führt Din
Welthandel. I. Europa. Frankreich 181
sche Islands und der Farder, das aus Frankreich, Spanich und Pors
de Salz, und die oft: und mweftindifchen und chinefifchen Producte.
gibt es feine Pferde, fein Rindvieh, Colonials und weftindifhe Waa⸗
ne Strümpfe, wofür es von daher erhält: Leinwand, Wolle, Brannt⸗
Hne. Nach Holland führt es aus: Ruͤbſamen, Fiſche u. dgl., und ers
specereien. An Frankreich, Spanien und Portugal gibt es Pferde,
nehre aus Rußland kommende Artikel, und empfängt Salz, Wein,
umöl, Branntwein, Seibe ıc. Sein Handel mit England befteht meift
; Bauholz u. dgl. für die engl. Fabricate gibt. Nach Island führt es
amiehl, Roggen, Gerfte, Branntwein u. a. geiftige Getränke nebft den
Conſumtions artikeln, wofür es friſche, getrocknete und eingefalzene
u, Talg, Eiderdunen, Wolle und wollene Strümpfe erhält. Grönland
kt Mehl, geiftigen Getränken u. dgl., und empfängt dafuͤr Fiſch⸗ und
u Robbenfelle, Eiderdunen und Pelzwerk. Die vornehmften bänifchen
e find: Kopenhagen und Delfingdr in Seeland, Aalborg in Juͤtland,
nd Toͤnningen in Schleswig, Altona und Kiel in Holftein. Dänes
diſche Solonien find: St.-Croir, St.» Xhomas und St. Jean. Auf
momanbel befigt es Tranquebar, an ber Guineakuͤſte Chriftianborg
Plaͤtze. Auch hat es kleine Factoreien auf den nikobariſchen Inſeln.
eſitzt es Island. Die vornehmſten Handelsgeſellſchaften in Daͤnemark
atifche oder oſtindiſche Compagnie, bie islaͤndiſche Compagnie, die Sees
wpagnie, die afrikanifche ober dänifch » weftindifche Compagnie und
Imbelögefellfchaft.
Frankreichs
jedes Land der Erde. Ausgefuͤhrt werden Weine, Branntwein, Öle,
„Schnupftaback, Seidenwaaren, Wollenwaaren, Modewaa⸗
Uhren, Porzellane, Kryſtalle, Teppiche, Bronce, Leinwand, Spitzen,
„Hanf, Flachs, Früchte, Kapern, Salz, Juwelierarbeiten, Pas
kreich nimmt bie Producte, jedoch faſt keine Manufactur⸗ und
aller Nationen. Die vomehmften Häfen find: Bordeaux, Mar⸗
Havre de Grace, St.:Dialo, V’ Orient und Duͤnkirchen. Marfeilles
tſaͤchlich in die Levante und nad) Weftindien, der von Bordeaur
dien und dem europ. Norden. Calais und Duͤnkirchen haben
sstheilhaften Schleihhandel mit England. Havre de Grace iſt der
? Paris, das einen fehr außgebehnten indirecten Handel und Wechſel⸗
Eden Auslande hat. Amiens führt große Quantitäten von Sammet
Be, Eibeuf, Eouvier und Sedan haben ihren Haupthandel in Tuͤchern;
alencimnes und Alencon ben ihrigen in Cambriks und feinen Spigen.
afen für Montpellier, hat einen ausgebehnten Handel in fpanifchen
waaren. Bayonnes Hauptbandel ift der mit Spanien. Der beträdht:
ons, dab im Mittelpunkte ber nach bee Schweiz, Spanien, Italien
and führenden Straßen liegt und jährlich 4 Meffen hat, befteht haupt:
feibenwaaren. Kür Steasburg iſt ein wichtiger Handelsartikel fein
Zerpenthin. Lille hat directen Handel nicht bloß mit allen Handels»
a6, fondern auch mit Frankreichs und Spaniens Colonien und mit
Ferner gehören zu den bedeutendſten Handelsſtaͤdten: Rheims,
oble, Nismes, Angouleme, Cognac, Nantes, Rouen, Rochelle, Caen.
segt Frankreich, Italien, Spanien und ſelbſt Großbritannien mit fei⸗
ben. Beaucaire hat eine wichtige Meffe. Die franz. Colonien find:
Buadelonpe, St. Lucie und Marie galante in Weflinbien; Cayenne
a; Pondichery, Chandernagor und noch einige a. Beſitzungen in
188 Welthandel, J. Europz. Italien. Inſeln b. mittel.
Indien; ferner einige Factoreien auf der Weftküfte von Afeita mb
en bed grünen Vorgebirged.
g$tal’ien.
Obgleich Italien am mittelländifchen und am adriatiſchen Meere di
lichſten Häfen beſitzt und uͤberhaupt eine dem Handel ungemein guͤnſtige
ſche Lage hat, fo iſt denmoch fein Handel, ſowol der einheimiſche als der a
ſehr beſchraͤnkt. Der Grund davon iſt in den unpolitiſchen Beſchraͤnkung
zen Steuern und Abgaben zu ſuchen, welchen in dieſem hoͤchſt fruchtbe
groͤßtentheils ſchlecht reglerten Lande die Handels ſtaͤdte unterworfen find.
nehmſten Ausfuhrartikel Italiens find: Korn, Olivenoͤl, Wein, De
Seide, Baumwolle, Wolle, Hanf, Flachs, Sammet, Damaft, Bart
Schwefel, Gallaͤpfel, Zärberröthe, Gerberſumach, Walonia n. a. 8
Semmesblätter, Lakrizenfaft und Wurzeln, Wachholderbeeren u. a. Di
Sardellen, Mandeln, Feigen, Nüffe, Dliven, Korinthen, Rofinen u. ı
Lumpen, Baft: und Stiohhuͤte, Ziegens und Bodihäute, Marmor.
nehmften Hanbelsftädte find: Florenz, Genua, Livorno, Neapel, Venedi
Livorno iſt der Hauptcanal des ital. Handels mit der Levante und den
kenſtaaten, und der Hafen, wo ber engl. Handel mit dem mittelländ, DE
eigentlichen Mittelpuntt hat. Ein großer Theil feines Handels iſt in ix
der Juden. Die Seidenzeuche, Taffete, Satins, Brokate, leichten We
Sammete ıc. find hauptfächlich die Ausfuhrartikel von Florenz, bie bum
nal von Livomo ſtarken Abfag in ber Levante haben. Mailand und
einen fehr ausgebehnten Handel in ihrer Seibe, die wegen ihrer b
gen Feinheit und Leichtigkeit in ganz Europa berühmt iſt. Ancona
den vornehmften Hanbelsftädten Europas. Hauptſaͤchlich beſtehen
gefchäfte in Agentfchaften und Sommiffionen. Don Nizza wird ei
geführt. Luccas Exporten find Olivenoͤl, Seide, Damaſt, Früchte xc.
poll wird fehr viel Olivenoͤl ausgeführt. Genuas Handel iſt noch
lich. Geine Erporten find Samımet, Damaft, welcher nebſt dem
ber gefchägtefte in Europa tft, rohe Seide, Fruͤchte, Olivenoͤl,
Koralien, grobes Papier ꝛc. Venedig, einft die größte Handelsſtadt
120g feinem geſchwundenen alten Glanze noch immer ein wichtiger
der europ Handel nach ber Levante größtentheils in f. Händen ſich
venetianiſchen Sammete, Damafte, Spiegel und verarbeitete Seide
Quantität find von Venedigs auswärtigem Handel der beträchtlichfte
Die Erporten von Neapel beftehen in Dlivendt, Wolle, Seide, Weinſtel
roher und verarbeiteter Seide, Früchten, Schwefel und Stabhols.
Die Snfeln des mittelländifhen Meeres.
Die Ausfuhrartitel Siciliens, eines Landes, welches bie Ru
ſchwenderiſcher Freigebigkeit mit der Fülle aller ihrer Gaben uͤberſchuͤtte
Segen aber eine ſchwache Regierung faft nuglos macht, beftehen in €
teeide, Barilla, Schwefel, Olivenoͤl, Wein, ſpaniſchen Fliegen, Ge
Manna, Koralien, Lumpen, Mandeln, Zeigen, Rofinen, Nüffen, Garde
Bein, Ziegen:, Bod: und Scaffellen, Granatäpfeln, Orangen, 2
und aus Ananas von ausgezeichneter Größe und vorzuͤglichem Geſchm—
vornebnfte Hafen ift Meffina, dann Palermo.
ie Erporten Sardiniens find hauptſaͤchlich Getreide von
we —— Thunfiſche, Haͤute, Barilla, Salz. Cagliari iſt die b
ran N ca führt aus Seide, Dlivmdl und ſchwarze, weiße und rofl
geht vorzäglic, nach Genua und Lyon und bie Koralm w
verkauft, wo fie ihre Zubereitung und Politur erhalten, vum e
Welthandel. I. Europa. Niederlande u. Holland. 183
von den Maurm und Negern gefuchter Artikel gefchafft zu werden. Die
Uchen Häfen find Ajaccio, Baſtia und Porto Vecchio.
Ralta, welches, fowie Bibraltar, ein Niderlagdort der beitifchen und
Kanaren ift, die im mittelländ. Meere abgefegt werden, führt Baumwolle,
und Früchte aus
ionifhen Inſeln (Gefalonien, Zante, Korfu, Santa⸗
a 20.) führen aus Wein, Bramntwein, Dlivendt, Rofinen, Korinthen, Gi
Melonen, Seonatipfel, Honig, Baumwolle ımd Satz. Die Rofinen und
m übertreffen felbft die von Morea an Güte. Der Wein ift Muakateller.
2 Handel der Inſel Eypern iſt unbeträchtlih. Sie führt Baumwolle,
de, Wein, Salz, Terpenthin, türkiſches Leder ıc. aus. Ihre bedeutend«
loſtadte find Larnica und Rhodus.
Erporten der Inſel Kandia, welche durch ihre Lage ganz zum GStapel⸗
europ., aſiat. und afrikan. Handels geeignet iſt, beſtehen in O 1, Seife,
Wein, Leinfamen, NRofinen, Mandein, Laudanum, Zohannisbröt ıc.
Die Niederlande und Holland.
vornehmſten Handelsſtaͤdte der beigifchen Niederlante find Antwerpen,
Dftende. Antwerpen ifl für den Handel des europ. Nordens ber Sta⸗
langt feit der Wiedereröffnung der Schelbe allmaͤlig feine mercantilifche
jeit wieder, welche aller Wahricheinlichkeit nach wegen feiner vortzeffs
zelen Lage, feines vortheilhaften Locals überhaupt, und weil e6 der Canal
hueichern des meifte Handel ber Holländer geht, dereinft feibft Die Webrut-
Amſterdam und Hamburg übertreffen muß. Die Erporten Autwer⸗
m hauptſaͤchlich in Weizen, Bohnen, Kieefamen, Leinwand, Spigen,
a Tapeten und allerhand Manufacturwaaren von Brüflel, Mechein, Gent
Die Ausfuhrartitel von Bent find Weisen, feine Leinwand, Flachs,
mu. dgl.; die von Oftende Weizen, Kieefamen, Flachs, Talg, Häute
Minand von Gent und Brügge. — Die Haupterporten Hollands, deſſen
1814 wieder aufblüht und jährlid; an 4000 Schiffe mit 25,000 Ton⸗
Makftigt, find Butter, Käfe, Leinwant, Tücher, Droguereien und Farbe⸗
, Weisen, Zinfarnen, Kleeſamen, Wadhholderbranntwein, Färber:
Mie u dgl. Die größten Handelsſtaͤbte in Holland find Amſterdam,
und Bröningen, dann folgen Luͤttich, Middelburg und noch die Han⸗
Beiel, Deiftöhaven, Dordrecht, Enkhuizen, Medenblid ıc. Amſterdam
a Verfall des hollaͤnd. Handels eine der größten Handelsſtaͤdte dev Welt,
15 der aus dem Öften und Welten imd aus den vornehmften europ.
b iomemenden Waaren. Zu einer Zeit, wo bie Holländer im ausſchließen⸗
der orientalifdyen Specereien, der Seidenwaaren Oſtindiens und Chinas
süindifchen feinen Baumwollenzeuche waren, kleldeten fie fich ſelbſt nur in
Rudy und begnägten fich mit ſehr frugaler Nahrung. Die ſehr feinen Tuͤ⸗
fie fetbfl Fabricieten, beftimmten fie bloß für das Ausland und kauften
agnen Gebrauche das grobe Tuch in Engimd, ſowie fie auch in jener Zeit
dreducirte vortreffliche Butter und ihren Käfe meift verlauften und zu
a Berbrauche diefe Artikel der weit groͤßern Wohlfeilheit wegen in Eng⸗
Irland nahmen. — Auch den Wechſel⸗ ımd Bantgefchäften verdankten
der zum Theil ihren haben Wohlſtand, und der Canal, durch ben fie ger
Anden, m war Amfterdam. Noch jept iſt es mit Hamburg einer der großen
kmgspuntte der Wechfeigefchäfte zwifchen dem Norden und dem Süden
, obgleich von der Zeit an, da in der amflerbamer Bank ein Mangel an
fich zu erkennen gab, diefer Geſchaͤftszweig bei weitem nicht mehr fo be⸗
gersefen tft, Indem ein großer Theil feiner Wechfelgefchäfte nach Eonden
unburg überging. Einfuhrwaaren find Getreide, Holz, Stetwlehten, Takes
184 Welthandel. I. Europa. Polen. Portugal. Rußlanl
Wachs, Lumpen ıc. Für Hollands Colonialhandel ift der Beſitz von!
Amboine, Banda, Zernate und Dacaffar in Oftindien wichtig, fowie die.
logen auf Coromanbel ımb Malabar, ferner die zu Bantam, Padang
n.a.m. In Afrika befist Holland einige fefte Piäge auf Guinea; im
Surinam und die weftindifchen Infeln Curaſſao, St.⸗Euſtach und &t.1
Polen.
olens Exporten beftehen in Kom, Hanf, Flachs, Bauholz, Leinfan
und Balz. Sein Handel ift nicht ſehr beträchtlich und faſt ganz in den H
Juden. Warfchau und Krakau find die beiden größten Handelsſtaͤdte. 2
hat 2Meſſen jährlich. Krakau hat eine dem Handel fehr günftige Lage; di
quelle feiner Befchäfte aber find die berühmten, in feiner Nähe liegenden (
werke von Wieliczka. Auf den Meffen zu Leipzig und Frankfurt a. d. £
fi) Polen mit Manufactur⸗ und Fabrikwaaren und allen Lurusartikeln,
es Haſenfelle und a. Producte dahin bringt.
Portugal.
Die portug. Ausfuhrartikel ſind hauptſaͤchlich: weißer und rother
liſſaboner und Carcavello⸗Wein, Salz, Orangen, Limonien, Fruͤchte, Ss
Wolle, Baumoͤl ꝛc. Nach England gehen Oporto⸗, liſſaboner, Carcavel
deira⸗ und Canarien⸗Wein, Salz, Orangen, Limonien, Korkıc., wogeg
tugieſen brit. Manufactur⸗ und Colonialwaaren, Mundvorraͤthe, Korn,
pfer, Blei, Steinkohlen u. dgl. erhalten. Die Ausfuhrartikel nach dem
ben find Weine, Salz, Fruͤchte ꝛc., wogegen man Hanf, Flachs, Korn,
holg, Theer, Pech, Stodfilch umd ruff. und deutfche Leinwand erhält.
ftädte ſtehen Liſſabon, Oporto und Setubal oben an. Portugals
figungen find : die Städte Boa und Diu in Oftindien, nebſt einem Theile
die Sactorei Macao in China, die azorifchen Inſeln, Madeira und
im atlant. Meere; bie Infeln bes grünen Vorgebirges, die Inſeln
Angola und einige Nieberlaffungen auf Guinea und der Weftküfte von
Mofambique, Melinda und a. Nieberlaffungen an der Oſtkuͤſte von A
Ruf Ian db. |
Rußland führt hauptſaͤchlich aus: Eifen, Danf, Flache, alle Arten
lerarbeit, Talg, Häute, Tannen⸗ und Eichftämme, Planten, Breter,
Een, Bogfpriets, Maftbäume, Ped und Theer, Getreide von allen A
fondere Weizen, Leinwand, Segeltudy von verfchiedenen Arten,
Schweinsborſten, Unfchlitt, Seife, Daufenblafe, Caviar, Leder, Fiſch
famm, Leinfamen, Taback. Die vornehmften Handelsftädte find:
kutzk und Tomsk in Sibirien; Aftrachan, Drenburg und Kafan im
Rußland; Moskau und Nomgorod im Innern Rußlands; Ardyangel am
Meer; Liebau (doch jetzt fehr gefunken) in Kurland; Taganrog, Kaffa d
dofia, Odeſſa, Cherfon, Sebaſtopol und Azoff am ſchwarzen und azofffdm
Riga, Pernau, Narwa, Reval, Petersburg, MWiborg, Frederiksham, Am
die Mefpläse zu Niſchnei⸗Nowgorod, Srbitu.a.m., welche den Ka
handel des Orients mit dem ruſſiſch⸗europaͤiſchen durch Gandle und Strbi
derten Binnenhandel verknüpfen. Durch das ſchwarze und das azofffi
bat Rußland einen fehr lebhaften Handel mit ber Türkei und Smyma,
pifchen Meere mit Perfien, über Kjächta mit China, und an der Nord
von Amerika gründet es gegenwärtig feinen Handel in der Suͤdſee.
Schweden und Norwegen.
Die Ausfuhrartikel aus Schwedens 23 Seehäfen find Eiſen, Stabl
Dec, Theer, Tannenholz, Alaun und Fiſche. Die vornehmſten Handeisfl
Stodholm, Sothenburg und Gefle. Karlskrona hat einen beträchtliche
mit Eifen, Bauholz, Pech, Theer, Talg, Pottafche, Leinfamen ıc., weld
Schweden u. Norwegen. Schweiz. Spanien. 185
in die franz., „oa. und ital. Häfen geben und wogegen man haupts
al; nimmt. Die Erporten von Gothenburg find Fiſche, Eifen, Stahl
en. Die den Handel befördernden Anflalten Schwedens find bie Bank,
ide Sompagnie, die weftindifche Compagnie, die Ievantifche Handels⸗
die Gewerbögefellfchaft u. a.m. Aus Norwegen werden ausgeführt
jenſtaͤmme, Tannenflämme, TZannenbreter, Maftbäume, Alaun, Vitriol,
Bobbenthran, Pech, Häute, wollene Strümpfe, Eifen, Kupfer, Theer.
after Hanbelsftädte find Chriftiania, Bergen, Drontheim, Chriſtian⸗
men und Ötavanger.
SS h we ii}.
Schweiz bat einen nicht unbebeutenden auswärtigen Handel. Ihre Er:
hen hauptſaͤchlich in feiner Leinwand, Seidenwaaren, Sammet, nach⸗
sfindifchen Stoffen und Shawls, feinen Cattunen, Schlaguhren, Ta⸗
Bändern, Weinen, Käfe, Honig ıc. Die Einfuhrartikel find vor
Celonial⸗ und oflindifche Waaren aus Holland; Salz, Getreide, Wolle
aus Deutſchland; rohe Baummolle, Seide ıc. aus Stalin; Manus
B verfchiedener Art aus England; Weine und Branntweine aus Frans
uehmften Handelsftädte der Schweiz find Bafel, Bern, Züri, Genf
an’ie
8 Handel ift ie 3 "ahehunderten, forsie fein Gewerbfleig aufhörte,
—* Das Land konnte den Welthandel anſichziehen, wenn e®
nden und benugt hätte. Doc, ift noch jegt ber Naturreichthum bes
Zräger feines Handels. Die wichtigften Erzeugniffe find Wolle,
Eifen, Kupfer, Steintohlen, Quedfilber, Barilla, Reis, Galpeter,
jeher, Oliven, Orangen, Limonien, Feigen, Weine, Branntwein unb
Segovia und Leon wird jährlich ungefähr 1 MIN. Arrobas feine
de, und bavon werden ungefähr * Fünftel an die Franzoſen, Hollaͤn⸗
Inder verkauft. Spaniens herrliche Weine, bie gebrannten Waſſer,
, die Barilia ıc. werben fehr einträgliche Artikel für das Land. Aus
ven Barcelona werden vorzügliche Seidenzeuche, Mitteltücher und
che, ferner Weine, Branntwein, Mandeln, Nüffe u. a. Erzeugs
ihr, wofür in bemfelben Hafen Inoner Seidenzeuche, Strumpfwaaren
verfchicdene Arten von Stoffen und Baummollenzeuchen, deutſche
md getrockneter Stodfilh aus England, die Summe von ungefähr
fer betragend,, ankommen. Der Ausfuhrhandel Valencia befteht
d in Seide, Barilla (Soda), grober Mole, getrockneten Früchten,
d Branntwein, welchen letztern vorzüglich die Holländer abholen und
PRermanbie und Bretagne [haffen. Die Engländer verkaufen an die
Wershglich Tücher; die Franzoſen Leinwand, Wollenzeuche, Stahlwaa⸗
dereien u. dal. Aus dem Hafen von Alicante führen die Spanier haupt⸗
ete Früchte, Seide, Wolle, Barilla, Weine, caftilifche Seife,
an, eine Art von Cochenille, weldye grana genannt wird, und Salz
weichem letztern die Engländer und Schweben jährlich über I Miu. Pf.
Auch in den Häfen von Garthagena und Malaga ift große Handelsge⸗
ke. Aus dem letztern werben vorzuͤglich Weine, getrodnete Fruͤchte, Mans
rberfumach, Sardellen, Dlivendt etc. ausgeführt. Cadiz ift gleichfam ber
1 der alten und neuen Welt, fo dußerft wichtig ift fein Handel. 1792
Y. Exporten nad) den beiden Indien die Summe von 276 Mit. Realm
mporten aber 700 Dil. Reaten (16 Realen machen 1 Thlr. Saͤchſ.). Die
Mabrid ift zugleid, eine bebeutende Handelsſtadt und ein Nieberlageort.
at einen beträchtlichen Handel in DI und Orangen, die im Hafen von Ss
186 Welthandel, I. Gusopa. Zärkel. Unger. IL
Dig außgefährt werden. Faſt der gange Handel an den ſpan. Hüften
deu der Franzofen, Holländer und Engländer. Auch bat der?
Amerika Spantens Colonialmacht beinahe ganz vernichtet. Euba
felbaft, ſowie die der Philippinen. (Vgl.d. und Shdamı
lei.
Die Tuͤrken find noch weit bavon entfernt, ein Hambeiovoll
ihre Berkehr mit Öftreich, Sramkreich, Italien, Großbritannien:
f. w. durch die in ber Tuͤrkei lebenden Armenier, Griechen und Su
Handel dieſes Landes faſt ganz in ihren Händen haben, Leine
ift. Zwar hatte ber Aufſtand der Griechen anfangs den Handel?
dree Staaten fehr geſtoͤrt; auch wurden die Briten auf dem ion!
Mitbewerber ; aber dennoch behielt Wien, der Hauptfig I
deis, in ber Türkei feine Stuͤtzpunkte, indem die freien Hellenm if
niß und Ihren Waarenbedarf jegt mit jebem Tag vermehren. Si
wolle für Leinwand, Seide für Tuch, Bold für Eiſen. Die Rai
wehnbeit weift ihnen den Verkehr mit Oſtreich an. Dagegen Ifl
ruſſiſche Handelsweg über Konftantinopel nad) Obeffa feit 1823 von
das in Anfpruch genommene Umlabungsrecht,, bem fie bie europaͤiſi
beftimmeten Schiffe auf dem ſchwarzen Meere unterwirft, und |
geln fehr gebeummt worden ; im Archipelagus hat ber helleniſche Fr
den neutralen Handel vielfache Gefahren veranlaft. Der vorm
platz iſt Konſtantinopel, vorzüglich im Handel mit Rußland. 4
vor kurzem noch bie ruſſiſchen Producte in den Häfen des mitteläı
Die Erporten biefer Stadt, bie unter einer weifen und thätigen
wahre Stapelplatz ber Welt werben könnte, find fo unbedeutend,
Wansenquantitäten, welche für bie Turkei eingeführt werden, fa
und Diamanten bezahlt werden müflen. In ihrem Dafen hola
Srangefen, Staliener, Hoßänber und andre Nationen bie Produ
Salz, den Honig, das Wade, den Zabad, die Butter ber Ukre
den Talg, den Hanf, das Segeltuch, das Pelzwerk und die M
und Sibiriens, und bringen baflıe bie Producte ihrer Länder.
te werben gemadht , ohne daß bie Tuͤrken im Geringſten einem
Ungarn.
Ungarn wird von Öftreidh wie Ausland betrachtet und gan
Bette umgeben; daher weicht der Dandel Ungarns von dem Sp!
Kaiſerſtaats ab, umd ift vom der Regierung nichts meniger ale bei
noch ift fein ausmärtiger Handel keineswegs unbedeutend. Die
Wein, Taback, Galläpfel, Spießglas, Alaun, Pottafche, He
Eifen, Kupfer, Weisen, Roggen und Gerſte. Die Ausfuhr uͤl
tem die Einfuhr. Diefe kann nur durch Oſtreich und die Tuͤrk
die Regierung jeben andern Weg, welcher für fie gewaͤhlt werden
ten hat.
EL Aften.
Aſien treibt hauptfaͤchllch Binnenbandel , vornehmlich, m Ve
telafien,, mittelſt jrner Caravanen (von einem Dichter die Flot
genaumt), im been man zuweilen mehr ale 50,000 Kaufleute un
3* die Zahl der Kameele aber noch weit größer iſt. Der
iſt hauptſaͤchh Mekka, weiches dem Aus
| u. 0 Vie Gavananın darin find , ehren fo belebten Dart
dachletet, wie in keiner andern |
+: Bilkihlene Diufielie und kbrige Woar
Welthandel. II. Afien. Aſiatiſche Tärkes 187 .
e ſaͤmmtlichen Gewuͤrze des gangen Morgenlanbes, bie Shawls von
f. w. bringt ber gedbuldige Rüden des Kameels nach Mekka, von wo
ers afiatifchen nicht nur, ſondern auch auf dem afrikaniſchen Feſt⸗
et werben.
:a bee, einft, und ehe noch der Weg nach Oſtindien um das Vorgebirge
frrung entdeckt war, das erſte Handelsvolk der Welt, haben jetzt
unbedeutenden Handel. Gaffee, Aloe, Mandeln, Balſam von
Hrze und Droguersien und ihre aftikanifchen Importen an Myrrhen,
nd arabifchem Bummi find die Hauptartikel, welche fie ausführen,
baren Naturerzeugnifien reihe Jemen hat feinen Hauptmarkt zu
erhaupt verbindet der arabifche Meerbufen und das rothe Meer Ara⸗
mit dem von Afrika, insbefondere mit dem von Ägypten und Abyſ⸗
Lasnah, der Hauptſtadt Abyſſiniens, werden dorthin ausgeführt:
y, Elefantenzaͤhne, Rhinoceroshoͤrner, Reis, Honig, Wachs, Skla⸗
e diefe Waaren und Menſchen holt man hauptſaͤchlich in Mocha oder
Jedda Baumwolle, Gewuͤrznelken, Zimmt, Pfeffer, Moſchus,
sdamomm, Kampher, Kupfer, Blei, Eiſen, Zinn, Stahl, Kurs
ober, Taback, Schießpulver, Sandelholz, Reis, Meſſerſchmieds⸗
affen und eine Menge a. Art. euzopdifcher Fabrikate. Die Erperten
einer arabiſchen Stadt an der Meerenge Babelmandeb, wo viele. Ju⸗
dels wegen aufhalten, find: Caffee, Elefantenzähne, Gold und
von Gummi, wogegen es vorzäglich oſtindiſche und chinefifche
Wehr. Mascat, Hafenſtadt in der arabifchen Prov. Oman, ber
Arabien und Perfien, hat einen fehr ſtarken Handel mit dem briti⸗
Sumatra, der malaüifhen Halbinſel, dem rothen Meere und ber
Afrika.
ih auch Perfiens geographifche Rage für den Handel if, fo-
och nur mit fehr geringer Amfigkelt und wenig Unternehmungs⸗
Exporten beftehen hauptfächlich in Pferden, Seide, Perlen, Bros
‚ Baunmmwollmzeuhen, Shawls, Rofenwaffer, Wein von Schi⸗
‚ karamaniſcher Wolle, Gummi, Drogiereien von verfdziebener
. Die vornehmftn Piäge für den perfifhen Handel find die tuͤrkiſchen
ad und Baffora. Auch iſt der Hafen Abufchär oder Buſchir (engl)
nr Meerbuſen ein Stapelort für perfifche und indifche Waaren. Bag⸗
we Mittelpunkt eines glänzenden und ausgebehnten Handels , kann
als der große Stapelplag des Morgenlandes betrachtet werden, ob⸗
be bei weitem nicht mehr Das iſt, was es mar. Don Baflora werben
üffe Arabiens, Indiens, Perfiens und der afiatifchen Inſeln nad)
Wafft, wo fie einen fehr guten Marke finden, und von wo ſie in bie uͤbri⸗
des tuͤrkiſchen Reichs verbreitet werben. Europa verforgt es, mit»
hiſchen Caravanen, mit Waaren jeglicher Art und auch mit den ameri⸗
czeugniſſen. Dagegen hat es nichts zu geben als Datteln, Taback und
Duantitdt wollener Stoffe, indem fein ganzer Handel in ber Ver⸗
b dem Umſatze ber Producte andrer Ränder beſteht. Baſſora iſt naͤm⸗
Enge der Stapelort bes im perſiſchen Meerbuſen ſtattfindenden lebhaften
ſchen und arabiſchen Handels. Sein Handel mit Oſtindien iſt
nd, dach der Canal iſt, durch welchen das osmaniſche Reich mit den
bes Morgenlandes und mit ben Manufacturwaaren der britiſchen Bes
Dflinbien verforgt wich. Ä
Aftatifhe Türkei,
ernehmfte Hafen der Levante iſt Smyrna, ein [ehr keveutenker Man
180 Belthandel. I. Europa. Dänemark u. Holſtein
Preußen iſt ebenfalls durch fein Sperrſyſtem beſonders feit 1
Deutſchland in Hinficht des freiem Handelsverkehrs getrennt. Der ‚Dani
Monarchie wird durch die Oftfee, durch viele ſchiffbare Fluͤſſe und durch ©:
günftigt; er ift wichtiger, was die einheimifchen Erzeugniffe betrifft, als!
ditions⸗, Tranſito⸗ und Commiſſionshandel, der in Köln, Magdeburg,
Minden, Danzig, Königsberg, Kottbus, Breslau ıc. hauptſaͤchlich bluͤh
See werden ausgeführt: Getreide, Wache, Talg, Wolle, Lein, Flach
Holz, Leinwand, Garn, mwollene und baummollene Waaren, feine Kunfl
Bernfleinwaaren. Unter den einzelnen Hanbelplägen hat Frankfurt
3 wichtige Meffen. Magdeburg bringt Kom, Leinwand, Baumwoll
Tücher, Leder, Salz und Kupfer nach Hamburg und auf die Meffen in Le
Braunſchweig. Außerdem hat es einem bedeutenden Zwifchenhanbel ı
nialwaaren, Weinen, Getreide sc. Weizen wird ausgeführt von Danzig,
größten Kornmagazine von Europa hat, von Elbingen, Stettin, Koͤnigsb
Ham und Berlin; Bau: und Stabholz und Aſche von Danzig, Memel u
tin; Hanf, Flachs und Leinfamen, Talg, Wachs und Schweinsborften’
mel und Koͤnigsberg. Tilſit hat ſtarken Handel in Kom, Leinfamen, $
Flachs. Die Erporten Bräunsbergs find Wollengarn, Korn und Flache.
führt fehr viel Korn u. a. Producte Polms aus. Der Haupthandel von €
befteht cbenfalls in Kornausfuhr. Won alten Gegenftänden des preuß
behauptet die fchlefifche Leinwand den Vorrang, und durch die Verfertigem
ben find berühmt die fchlefifhen Städte Hirſchberg, Landshut, Scha
Friedland, Waldenburg, Schweidnitz und der preuß. Anthell an der Di
Am meiften gefucht wird dieſe Leinwand von den hamburgifchen, engl,
unb ital. Kaufleuten. Die Importen, welche In Preußen vorzüglich 2
ben, find Colonialwaaren, Farbehoͤlzer, Salz, Buenos-Ayreshäute, *
cereien, Wein, Seide, Baumwollen⸗ und Stahlwaaren ıc.
Hanover zeichnet ſich durch mercantilifche Gefchäftigkeit nicht
Erporten befiehen in Pferden, Hornvieh, Blei, Wachs, Leinwand,
Hafer, Gerſte, Bauholz, Planten und bem eifenhaltigen Kupfer des Gary
Die Leinwande find gemeine; Tafeltuͤcher und osnabrüdifcher Damaſt ſu
an Güte den preußifchen und den frieständifchen weit nach. Der Über
einheimifchen Verbrauchs wird nad, Nordamerika und den ſpan. Co
führt durch das Medium der Hanfeftädte. Eingeführt werben haupff
Manufacturwaaren, befonders Tücher und Cattune, Colonialwaaren,
friesländ. Leinwand, feine franz. Tücher, Seidenzeuche, Juwellerarbe
franz. Weine, ferner geringe Luxusartikel aller Art, welche der bandverifl
mann von den Meffen zu Braunfchweig, Leipzig und Frankfurt a. M. w
Die vorzüglichften Hanbdelsftädte find Emden, Hanover, Münden.
. Der Handel, den Sahfen, Baiern, Würtemberg, Heff
Länder treiben, Bann unter dem deut ſchen Handel überhaupt mit begrl
ben, da bort kein gegenfeitiges Sperrſyſtem flattfindet. Wir verweifen
einzelnen Artikel diefer Länder, forie auf Darmftädter Dandelsce
Donaus, Elbe⸗, Mainz, Nedars, Rhein» und Weferfgi
und »Dandel und Seehanbelsvereine.
Dänemark und Holfein.
Obgleich die daͤniſchen Kaufleute mit allen Handelsflaaten Europad
bungen angelnüpft haben, und ſowol im Handel auf dem baltifchen als im
dem mitteländ. Meere eine bebeutende Rolle [pielen, fo befigt dennuch i
Land nur wenig ſolcher Erzeugniffe, welche als Ausfuhrartikel wichtig
Was fie ausführen, find meift Producte ihrer oft: und weftindifchen Bei
In die Häfen von Petersburg, Riga, Stodholm und Memel führt Dänn
Welthandel. I. Europa. Frankreich 181
jeuche Islands und ber Farder, das aus Frankreich, Spanich und Por⸗
sende Salz, und die oft: und weflinbifcdyen und dhinefifchen Probucte.
d gibt e& feine Pferde, fein Rindvieh, Colonial⸗ und weftindifche Waa⸗
Gene Strümpfe, wofür e8 von baher erhält: Leinwand, Wolle, Brannt:
Beine. Rad) Holland führt es aus: Rübfamen, Fifche u. bgl., und ers
Specereien. An Frankreich, Spanien und Portugal gibt es Pferde,
mehre aus Rußland kommende Artikel, und empfängt Salz, Wein,
aumöl, Branntwein, Seide ıc. Sein Handel mit England befteht meiſt
es Bauholz u. dgl. für die engl. Sabricate gibt. Nach Island führt es
ſenmehl, Roggen, Gerſte, Branntwein u. a. geiflige Getränke nebft ben
m Gonfumtionsartileln, wofuͤr es friſche, getrocknete und eingefalzene
an, Talg, Eiderdunen, Wolle und wollene Strümpfe erhält. Grönland
mit Mehl, geiftigen Getränken u. dgl., und empfängt dafuͤr Fifch = und
am, Mobbenfelle, Eiderdunen und Pelzwerk. Die vornehmften bänifchen
dte find: Kopenhagen und Helfingdr in Seeland, Aalborg in Juͤtland,
und Zömmingen in Schleswig, Altona und Kiel in Holftein. Dänes
Indifche Golonien find: St⸗Croix, St.» Xhomas und St.: Sean. Auf
Soromandel befigt es Tranquebar, an der Guineakuͤſte Chriftianborg
w Dläge. Auch hat es Eleine Factoreien auf ben nitobarifchen Inſeln.
ıbefigt e6 Island. Die vornehmſten Handelsgeſellſchaften in Daͤnemark
Natiſche ober oſtindiſche Compagnie, bie islaͤndiſche Sompagnie, bie Sees
senpagnie, bie afrifanifche ober dänifch » weftinbifche Compagnie und
Hondelsgeſellſchaft
Frankreichs
sicht jebes Land der Erde. Ausgefuͤhrt werben Weine, Branntwein, Öle,
Liqueurs, Schnupftabad, Seidenwaaren, Wollenwaaren, Modewaa⸗
4, Uhren, Porzellane, Kryſtalle, Teppiche, Bronce, Leinwand, Spitzen,
en, Hanf, Flachs, Fruͤchte, Kapern, Salz, Juwelierarbeiten, Pa⸗
Frankteich nimmt bie Producte, jedoch faſt keine Manufactur⸗ und
aller Nationen. Die vornehmſten Häfen find: Borbeaur, Mars
Havre de Grace, St.:Malo, P’Orient und Duͤnkirchen. Marfeilles
bauptfächlich in die Levante und nach Weftindien, der von Bordeaur
‚ Weftindien und dem europ. Norden. Calais und Duͤnkirchen haben
vertheilhaften Schleihhandel mit England. Havre be Grace ift ber
Br Paris, das einen fehr ausgedehnten indirecten Handel und Wechſel⸗
Ne dem Auslande hat. Amiens führt große Quantitäten von Sammet
Alle, Elbeuf, Louvier und Seban haben ihren Haupthanbel in Tüchern ;
Balenciennes und Alencon den ihrigen in Cambriks umd feinen Spigen.
Dafen für Montpellier, hat einen außgebehnten Handel in fpanifchen
Awaaren. Bayonnes Haupthandel ift der mit Spanien. Der beträcht:
lLyons, das im Mittelpunkte bee nad) der Schweiz, Spanien, Itallen
Hand führenden Straßen liegt und jaͤhrlich 4 Meſſen hat, befteht haupt⸗
Seidenwaaren. Für Steasburg Ift ein wichtiger Hanbelsartikel fein -
e Zerpenthin. Lille hat directen Hanbel nicht bloß mit allen Handels⸗
opas, fondern auch mit Frankreichs und Spaniens Colonien und mit
. Zerner gehören zu ben bebeutenbften Hanbelsftäbten: Rheims,
enoble, Nismes, Angoulente, Cognac, Nantes, Rouen, Rochelle, Caen.
zforgt Frankreich, Italien, Spanien und felbft Großbritannien mit fet-
yaıhen. Beaucaire bat eine wichtige Meſſe. Die franz. Colonien find:
‚, Suabeloupe, St. Lucie und Marie galante in Weftindien; Capenne
elta; Pondichery, Chandernagor und noch einige a. Beſitzungen in
venetianiſchen Sammete, Damafte, Spiegel und verarbeitete Seide im
182 Welthandel, I. Europe. Italien. Infeln d. mittel. ®
— ferner einige Bactoreim auf der Weftküfte von Afrika mb
des grünen Vorgebirges.
tal’ien.
Obgleich Italien am mitteNändifchen und am adriatifchen Meere bi
lichſten Häfen befigt und überhaupt eine dem Handel ungemein guͤnſtige
ſche Lage hat, fo ift dennoch fein Handel, ſowol der einheimifche als der ar
ſehr befchräntt. Der Grund davon ift in ben unpolitiſchen Beſchraͤnkung
een Steuern und Abgaben zu fuchen, welchen in dieſem hoͤchſt fruchtba
größtentheils ſchlecht regierten Lande die Handelsſtaͤdte unterworfen find.
nehmſten Ausfuhrartikel Italiens find: Kom, Diivendi, Wein, Br
Seide, Baummolle, Wole, Hanf, Flachs, Sammet, Damaft, Barid
Schwefel, Gallaͤpfel, Färberröthe, Gerberſumach, Walonia u.a. I
Senmeöblätter, Lakrizenfaft und Wurzeln, Wachholderbeeren u. a. De
Sardellen, Mandeln, Feigen, Nuͤſſe, Oliven, Korinthen, Roftnen u. ı
Lampen, Baft: und Stiohhüte, Ziegen: und Bodehäute, Marmor.
nehmften Handelsftädte find: Florenz, Genua, Livorno, Neapel, Venedig
Livorno iſt der Haupteanal des ital. Handels mit ber Levante und dem |
. Benftaaten, und der Hafen, wo der engl. Handel mit dem mittelländ. DR
eigentlichen Mittelpunkt bat. Ein großer Theil feines Handels iſt in de
der Juden. Die Seidenzeuche, Taffete, Satins, Brofate, leichten WBel
Gammete ıc. find hauptſaͤchlich die Ausfuhrartikel von Florenz, bie buzd
nal von Livomo ſtarken Abfag in der Levante haben. Mailand und M
einen fehr ausgebehnten Handel in ihrer Seide, die wegen ihrer be
gen Feinheit und Leichtigkeit in ganz Europa berühmt iſt. Ancona
den vornehmften Danbelsftäbten Europas. Hauptſaͤchlich befichen
sefchäfte in Agentfchaften und Sommiffionen. Bon Nizza wird
geführt. Luccas Erporten ſind Olivenoͤl, Seide, Damaſt, Fruͤchte x.
poli wird ſehr viel Olivenoͤl ausgefuͤhrt. Genuas Handel iſt noch
lich. Seine Erporten find Samsmet, Damaſt, welcher nebſt dem
der gefhägtefte in Europa iſt, rohe Geide, Früchte, Olivenoͤl, Alam,
Koralten, grobes Papier ꝛc. Venedig, einſt die größte Dundetsftabt
trotz feinem geſchwundenen alten Glanze noch immer ein wichtiger
der europ Handel nach ber Levante größtentheile in f. Händen ſich
Duantität find von Venedigs auswaͤrtigem Handel ber beträchtlichfte
Die Erporten von Neapel beftehen in Dlivendt, Wolle, Seide, Wein
roher und verarbeiteter Seide, Früchten, Schwefel und Stabhols.
Die Inſeln des mittelländifhen Meeres.
Die Ausfuhrartitel Siciliens, eines Landes, welches bie Rad
ſwenderiſcher Freigebigkeit mit der Fülle aller ihrer Gaben uͤberſchuͤttet
Segen aber eine ſchwache Regierung faſt nutzlos macht, beſtehen in ©
treide, Barilla, Schwefel, Olivenoͤl, Wein, ſpaniſchen Fliegen, Gech
Manna, Korallen, Lumpen, Mandeln, Feigen, Rofinen, Nuͤſſen, Garde
flein, Ziegen⸗, Bock⸗ und Scaffelen, Granatipfeln, Orangen, &u
und aus Ananas von ausgezeichneter Größe und vorzuͤglichem —*
vornebrilte Hafen iſt Meffina, dann Palermo.
e Erporten Sardiniens find hauptfächlidh Betreibe vom
ner Site, Thunfiſche, Häute, Barilla, Sal. Cagliari if die ba
Handelsſtadt
Corſica führt aus Seide, Dtivendt und ſchwarze, weiße uub rothe
Die Seide geht vorzüglich nadı Genmna und Lyon und die Korallm me
Marſeille verkauft, wo fie ihre Zubereitung ımb Politur erhalten, um nı
Belshandel, I. Europa. Niederlande u. Holland. 183
ı von ben Mauren und Negern gefuchter Artikel geſchafft zu werden. Die
stichen Häfen find Ajaccio, Baſtia und Porto Vecchio.
Malta, weiches, fowie Gibraltar, ein Riederlagsort ber britiſchen umb
alwaaren ift, bie im mittelländ. Meere abgefegt werden, führt Baumwolle,
m und Früchte aus
Die ionifhen Inſeln (Gefalonien, Zante, Korfu, Santa>
za 2e.) führen aus Wein, Branntwein, Dlivendi, Rofinen, Korinthen, Ci»
Melonen, Sranatipfel, Honig, Baummolle und Salz. Die Rofinen und
übertreffen felbft die von Morten an Güte. Der Wein it Muatateller.
Handel der Inſel Eypern iſt unbetraͤchtlich Sie führt Baumwolle,
Seide, Wein, Salz, Terpenthin, tuͤrkiſches Leber ıc. aus. Ihre dedeutend⸗
loſtaͤdte find Larniea und Rhodus.
Exporten der Inſel Kandia, welche durch ihre Lage ganz zum Gtapel⸗
europ., aftat. und afrikan. Handels geeignet iſt, beſtehen in DI, Seiſe,
Wein, Leinſamen, Roſinen, Mandeln, Laudanum, Johanniébrot ıc.
Die Niederlande und Holland. |
vornehmften Handeißftäbte der beigifchen Nieberlaute find Antwerpen,
Dftende. Antwerpen ift für den Handel des europ. Nordens ber Sta⸗
langt feit der Wiedereröffnung der Schelde allmaͤlig feine mercamtitifche
wieder, welche aller Wahricheinlichkeit nady wegen feiner vortreff⸗
Lage, feines vortheilhaften Locals überhaupt, und weil es der Canal
welchen der meilte Handel dee Holländer gebt, dereinſt ſelbſt Die Bedeut⸗
von Amſterdam und Hamburg übertreffen muß. Die Erporten Autwer⸗
hauptfaͤchlich in Weizen, Bohnen, Kieefamen, Leinwand, Spigen,
Zapeten und allerhand Manufacturwaaren von Brüflel, Mecheln, Gent
. Die Ausfuhrartilel von Bent find Weizen, feine Leinwand, Flache,
u. dgl.; die von Oftende Weizen, Kleeſamen, Flachs, Talg, Häute
d von Gent und Brügge. — Die Haupterporten Hollands, deffen.
1814 wieder aufblüht und jährlid, an 4000 Schiffe mit 25,000 Ton⸗
äftigt, find Butter, Käfe, Leinwand, Tücher, Droguereien und Farbe⸗
MNehe, Weisen, Leinfamen, Kleeſamen, Wachholderbranntwein, Faͤrber⸗
u. dgl. Die groͤßten Handelsſtaͤdte in Holland find Amſterdam,
und Bröningen, dann folgen Luͤttich, Middelburg und noch bie Han⸗
Betel, Delftshaven, Dordrecht, Enkhuizen, Diedenblid ıc. Amſterdam
den Verfall des hollaͤnd. Handels eine der größten Handelsſtaͤdte der Welt,
| der aus dem Öften und Weſten ımd aus den vornehmflen europ.
ku Eonınenden Waaren. Zu einer Zeit, wo die Holländer im ausfchließen:
ige der orientalifcyen Specereien, ber Seidenwaaren Oſtindiens und China
roſtindiſchen feinen Baumwollenzeuche waren, kleideten fie fich ſelbſt nur in
uch und beanügten ſich mit fehe frugaler Rahsung. Die ſehr feinen Tuͤ⸗
ice fie feibft fabrtcirten, beftimmten fie Bloß fire das Ausland und kauften
m eignen Gebrauche das grobe Tuch in England, ſowie fie auch in jener Zeit
BD producirte vortreffliche Butter und ihren Käfe meift verkauften und zu
slgmers Verbrauche biefe Artikel ber weit groͤßern Wohlfeilheit meaen in Eng⸗
nd Ireland nahmen. — Auch den Wechfel: und Bankgefchäften verdankten
Bänder sum Theil ihren haben Wohlftand, und ber Canal, durch den fie ger
wurden, war Amfterdam. Noch jegt ift es mit Hamburg einer ber großen
igungspunkte der Wechſelgeſchaͤfte zwifchen bem Norden und dem Süden
8, obgleich von ber Zeit an, ba in der amflerbamer Band ein Mangel an
nem fich zu erlennen gab, diefer Geſchaͤftszweig bei weitem nicht mehr fo be⸗
b gewefen tft, indem ein großer Theil feiner Wechſelgeſchaͤfte nach konden
amburg überging. Einfuhrwaaren find Getreide, Hol, Steinlehten, Rolg,
184 Welthandel. L Europa. Polen. Portugal. Rußlant
Mache, Lumpen ꝛc, Für Hollands Colonialhandel ift der Beſitz von 9
Amboina, Banda, Zernate und Macaffar in Oftindien wichtig, ſowie die |
logen auf Coromanbel und Malabar, ferner die zu Bantam, Padang,
n.a.m. Im Afrika befist Holland einige feſte Piäge auf Guinea; in‘
Surinam und die weftindifchen Infeln Curaffao, St.⸗Euſtach und &t.:9
Do Ile nn.
olens Exporten beftehen in Korn, Hanf, Flachs, Bauholz, Leinfarı
und Salz. Sein Handel iſt nicht fehr beträchtlich und faſt ganz in den Hi
Juden. Warfchau und Krakau find die beiden größten Handelsſtaͤbdte. D
hat 2:Meffen jährlich. Krakau hat eine dem Handel fehr günftige Lage; di
quelle feiner Befchäfte aber find die berühmten, in feiner Nähe liegenden €
werke von Wieliczka. Auf den Meſſen zu Leipzig und Frankfurt a. d. O
fich Polen mit Manufactur = und Fabrikwaaren und allen Lurusartikeln,
es Dafgnfelle und a. Probucte bahin bringt.
oöortugal.
Die portug. Ausfuhrartikel find hauptſaͤchlich: weißer und rother
liſſaboner und Carcavello⸗Wein, Salz, Orangen, Limonien, Fruͤchte, Kor
Wolle, Baumoͤl ꝛc. Nach England gehen Oporto⸗, liſſaboner, Carcavel
deira⸗ und Canarien⸗Wein, Salz, Orangen, Limonien, Kork ꝛc., wogegen
tugieſen brit Manufactur⸗ und Colonialwaaren, Mundvorraͤthe, Korn, M
pfer, Blei, Steinkohlen u. dgl. erhalten. Die Ausfuhrartikel nach dem eu
den find Weine, Salz, Srüchte ıc., wogegen man Danf, Flachs, Korn, Eifa
holz, Theer, Pech, Stockfiſch und ruff. und deutfche Leinwand erhält. At
ſtaͤdte ſtehen Liffabon, Oporto und Setubal oben an. Portugals a
figungen find : bie Städte Goa und Din in Oſtindien, nebſt einem Theile
die Sactorei Macao in China, die azoriſchen Inſeln, Madeira und P
im atlant. Dieere; die Inſeln des grünen Vorgebirges, die Infeln St⸗
Angola und einige Nieberlaffungen auf Guinea und der Weftküfte von
Mofambigue, Melinda und a. Nieberlaffungen an ber Oftküfte von A
ul and.
Rußland führt hauptfächlich aus: Eifen, Hanf, Flache, alle Arten
lerarbeit, Talg, Häute, Tannen und Eichſtaͤmme, Planten, Breter,
Een, Bogfpriets, Maftbdume, Pech und Theer, Getreide von allen A
fondere Weizen, Leinwand, Segeltuch von verfchiedenen Arten, Ma
Schweinsborften, Unfchlitt, Seife, Hauſenblaſe, Caviar, Leder, Fifchth
famen, Leinſamen, Zabad. Die vornehmſten Handelsftädte find:
kutzk und Toms in Sibirien; Aftrachan, Orenburg und Kafan im af
Rußland; Moskau und Nomgorod im Innern Rußlands; Archangel am
Meer; Liebau (doc) jest fehr gefunfen) in Kurland; Taganrog, Kaffa el
bofia, Odeſſa, Cherfon, Sebaftopo! und Azoff am ſchwarzen und azofffchen
Miga, Pernau, Narwa, Meval, Petersburg, Wiborg, Frederiks ham, Am
die Mefpläge zu Niſchnei- Nowgorod, Srbitu.a.m., weldye den Ku
handel des Drients mit dem ruffifchseuropäifchen durch Canaͤle und Streu
derten Binnenhandel verknüpfen. Durch das ſchwarze und das azoffid
bat Rußland einen fehr lebhaften Hanbel mit der Türkei und Smuma,
pifchen Meere mit Perfien, über Kiächta mit China, und an ber Nordi
von Amerika gründet es gegenwärtig feinen Handel in der Suͤdſee.
Schweden und Normegen.
Die Ausfuhrartikel aus Schwedens 28 Seehaͤfen find Eifen, Stabl.
Dec, Theer, Tannenholz, Alaun und Fiſche. Die vornehmſten Hanbeisft:
Stodholm, Gothenburg und Gefle. Karlskrona hat einen beträchtlichen
mit Eiſen, Bauholz, Pech, Theer, Talg, Pottafche, Leinfamen ıc., weich
Schweden u. Norwegen. Schweiz. Spanien. 185
in bie franz., fpan. und ital. Häfen gehen unb wogegen man haupfs
ıls nimmt. Die Erporten von Gothenburg find Fiſche, Eifen, Stahl
en. Die den Handel beförbernden Anftalten Schwedens find die Bank,
ſche Sompagnie, die weftindifche Compagnie, die levantifche Handels⸗
‚ die Gewerbsgeſellſchaft u.a.m. Aus Norwegen werben ausgeführt
henſtaͤmme, Zannenftämme, Zannenbreter, Maftbäume, Alaun, Vitriol,
Robbenthran, Pech, Häute, wollene Strümpfe, Eifen, Kupfer, Theer.
hmften Danbelsftäbte find Chriftiania, Bergen, Drontheim, Chriſtian⸗
mmen und Stavanger.
Sdh we 1}.
Schweiz hat einen nicht unbedeutenden auswärtigen Handel. Ihre Er:
eben hauptfächlich in feiner Leinwand, Seidenwaaren, Sammer, nach⸗
eftindifchen Stoffen und Shawls, feinen Cattunen, Schlaguhren, Ta⸗
, Bändern, Weinen, Käfe, Honig ıc. Die Einfuhrartikel finb vor
Solonial = und oftindifche Waaren aus Holland; Salz, Getreide, Wolle
x aus Deutfchland; rohe Baummolle, Seide ic. aus Stalin; Manus
m verfchiebener Art aus England; Weine und Branntweine aus Frank⸗
vornehmſten Dandelsftädte der Schweiz find Bafel, Bern, Zürich, Genf
hatel.
Spanien.
nens Handel iſt ſeit 3 Jahrhunderten, ſowie fein Gewerbfleiß aufhoͤrte,
Ir geſunken. Das Land konnte ben Welthandel anſichziehen, wenn es
Banden und benutzt hätte. Doch iſt noch jetzt der Naturreichthum des
RB Zräger feines Handels. Die wichtigſten Erzeugniffe find Wolle,
Eifen, Kupfer, Steinkohlen, Quedfilber, Barilla, Reis, Salpeter,
ein, Dliven, Orangen, Limonien, eigen, Weine, Branntwein und
Gegovia und Leon wird jährlich ungefähr 1 MIN. Arrobas feine
t, und bavon werden ungefähr 4 Fünftel an die Franzoſen, Hollän:
der verkauft. Spaniens herrliche Weine, die gebrannten Waffer,
, die Barilla ıc. werden fehr eimträgliche Artikel für das Land. Aus
von Barcelona werden vorzügliche Seidenzeuche, Mitteltücher und
he, ferner Weine, Branntıwein, Mandeln, Nüffe u. a. Erzeug⸗
Wahre, wofür in bemfelben Hafen Iyoner Seidenzeuche, Strumpfwaaren
us, verfchicdene Arten von Stoffen und Baummollenzeuchen, beutfche
und getrockneter Stodfifk aus England, die Summe von ungefähr
lafter betragend, ankommen. Der Außfuhrhandel Valencia befteht
ich in Seide, Barilla (Soda), grober Wolle, getrodinetm Früchten,
rd Branntwein, melden lestern vorzüglich die Holländer abholen und
Bormanbie ımd Bretagne ſchaffen. Die Engländer verlaufen an bie
orzuͤglich Tücher; die Sranzofen Leinwand, Wollenzeuche, Stahlwaa⸗
geien u. dal. Aus dem Hafen von Alicante führen die Spanier haupt»
rocknete Früchte, Seide, Wolle, Barilla, Weine, caftilifche Seife,
affean, eine Art von Sochenille, welche grana genannt wird, und Salz
velchem legtern bie Engländer und Schweden jährlich über 9 MIN. Pf.
Auch in den Häfen von Carthagena und Malaga ift große Handelsge⸗
. Aus dem legtern werben vorzüglich Weine, getrodnete Krüchte, Mans
erſumach, Sardellen, Olivenoͤl ıc. ausgeführt. Cadiz ift gleichfam ber
‚der alten und neuen Welt, fo äußerft wichtig ift fein Handel. 1792
Erporten nady den beiden Indien die Summe von 276 Mil. Realen
orten uͤber 700 Mi. Realen (16 Realen machen 1 Thlr. Saͤchſ.). Die
Rabrid iſt zugleich eine bedeutende Handelsſtadt und ein Nieberlagsort.
t einen beträchtlichen Hanbel in Öl und Orangen, bie im Hafen von Cor
186 Welthandel. I. Curopa. Türkei. Ungarn. IE Aſien
dig ausgeführt werden. Haft der ganze Handel an den fpan. Küften iſt in
dem der Franzofen, Holländer und Engländer. Auch bat der Abfall
Amerika Spantens Golonialmacht beinahe ganz vernichtet. Gubas Las
felbaft, ſowie die der Philippinen. (Vgl. d. und Sädamerita
T kei.
Dle Tuͤrken find noch weit davon entfernt, ein Handelsvolk zu fein
ihr Berkehr mit Öftreich , Frankreich, Italim, Großbritannien imd 4
f. w. durch die in ber Türkei lebenden Armenier, Griechen und Juden, ı
Danbel diefe® Landes faft ganz in ihren Händen haben, — —
iſt. Zwar hatte der Aufſtand der Griechen anfangs ben Handel Öftreid
dree Staaten fehr geflört; auch wurden die Briten auf dem iomifchen 9
finßreiche Mitberverber ; aber dennoch behielt Wien, ber Dauptfig dee geh
deis, in ber Tuͤrkei feine Stuͤtzpunkte, indem die freien Dellenen ihr Lanl
niß und ihren Waarenbedarf jeut mit jedem Tag vermehren. Sie Metg
wolle für Leinwand, Seide für Tuch, Gold für Eifn. Die Ratın mul
wohnheit weift ihnen ben Verkehr mit ſtreich an. Dagegen iſt der 4
ruſſiſche Handelsweg über Konftantinopel nad) Obeffa feit 1823 von der M
das in Anſpruch genommene Umladbungerecht , dem fie bie eurropäifchen my
beftimmten Schiffe auf dem ſchwarzen Meere unterwirft, und durch
geln fehr gehemmt worden; im Archipelagus hat der helleniſche Frei
den neutralen Danbel vielfache Gefahren veranlaßt. Der vorneheufle
plat iſt Konftantinopel, vorzuͤglich im Handel mit Rußland. Es
vor kurzem noch die ruſſiſchen Producte in den Häfen des mittellaͤndiſ
Die Erporten biefer Stadt, bie unter einer reifen und thätigen
wahre Stapelplap der Welt werden könnte, find fo unbedeutend,
Wonsenquantitäten, welche fir bie Tuͤrkei eingeführt werden, faft
und Diamanten bezahlt werden müflen. In ihrem Hafen hol
Franzoſen, Staliener, Holländer und andre Nationen die Produtte
©als, den Honig, das Wachs, den Taback, die Butter ber Übraine,
den Talg, den Hanf, das Segeltuch, das Pelzwerk und bie Dietalle
und Gibiriens , und bringen dafuͤr bie Producte ihrer Länder.
te werden gemacht, ohne daß bie Tuͤrken im Geringſten einen
haben.
ungarn.
Ungam wird von ſtreich wie Ausland betrachtet und ganz mit
Bette umgeben; daher weicht der Handel Ungarns von dem Soſten
Kaiſerſtaats ab, und iſt von ber Regierung nichts weniger ale beg
noch ift fein ausmärtiger Handel keineswegs unbedeutend. Die
Wein, Tabad, Gallaͤpfel, Spießglas, Alaun, Pottafche,
Eifen, Kupfer, Weisen, Roggen und Gerfle. Die Ausfuhr
tem bie Einfuhr. Diefe kann nur durch Oftteid) und die Tuͤrkei
die Regierung jeden andern Weg, welcher für fie gewaͤhlt werben könnt
ten bat.
U. Afien
Aſien teeibt hauptfaͤchlich Binnenhandel, vornehmlich in Vorder: I
telafien, mittelft jener Caravanen (von einem Dichter die „Flotten da
genamnt), in denen man zumeilen mehr als 50,000 Kaufleute und Bell
einigt fieht, bie Zahl der Kameele aber noch weit größer iſt. Der
ſes Caravanenhandels iſt hauptfächlih Mekka, weiches dem Auge det
zu ber Zeit, wo die Garavanen barin find, einen fo belebten Markt umb
von Kaufmanntgut barbietet , wie in Eriner andern Stabt
boben6 gefunben wird. Oſtindiens Muſſeline und übrige Wonren, GI
Welthandel. II. Afien. Aſiatiſche Türkei 187.
die faͤmmtlichen Gewürze des ganzen Diorgenlandes, bie Shawls von
s. f. m. bringt ber gebuldige Rüden des Kameels nach Mekka, von we
"dene aflatifchen nicht nur, fondern auch auf dem afrikaniſchen Feſt⸗
tet werben.
(ra bee, einft, und ehe no der Weg nach Oſtindien um das Vorgebirge
Hoffmung entdeckt war, das erfle Handelsvolk der Welt, haben jegt
ich unbsdeutenden Handel. Caſſee, Aloe, Mandeln, Balfam von
noärze und Droguerrien und ihre afritanifchen Importen an Myrrhen,
und arabifchem Gummi find die Hauptartikel, weiche fie ausführen,
fibaren Naturerzeugniffen reihe Jemen hat feinen Hauptmarkt zu
iberbaupt verbindet der arabifche Meerbufen und das rothe Meer Ara⸗
el mit dem von Afrika, insbefondere mit dem von Ägypten und Abyſ⸗
Masnah, der Haupeftadt Abypffinien®, werden dorthin ausgeführt:
2b, Elefantenzaͤhne, Rhinsceroshörner, Reis, Honig, Wachs, Skla⸗
hr diefe Waaren und Menfchen holt man hauptſaͤchlich in Mocha oder
d Jedda Baumwolle, Gewuüͤrznelken, Zimmt, Pfeffer, Moſchus,
jardamomen, Kampher, Kupfer, Blei, Eiſen, Zinn, Stahl, Kur
mober, Taback, Schießpulver, Sandelholz, Reis, Meſſerſchmieds⸗
Baffen und eine Menge a. Art. europäifcher Fabrikat. Die Erperten
1, einer arabifhen Stadt an der Meerenge Babelmandeh, wo viele. Ju⸗
B Danbels wegen aufhalten, find: Gaffee, Elefantenzaͤhne, Gold ımb
Arten von Bummi, wogegen es vorzuͤglich oftindifche und chinefifche
hrt. Mascat, Hafenſtadt in der arabifchen Prov. Oman, ber
Arabien und Perfien, hat einen fehr ſtarken Hanbel mit bem beitis
, Sumatra, der malaiiſchen Halbinfel, dem rothen Deere und ber
‚Afrika.
ich auch Perflens geographiſche Lage für den Handel if, fo
bennoch nur mit fehr geringer Amfigkelt und wenig Unternehmungs-
Exporten beſtehen hauptfächlich in Pferden, Seide, Perlen, Bro⸗
, Baummollmzuhen, Shawis, Roſenwaſſer, Wein von Schi⸗
In, 2aramanifher Wole, Gummi, Droguereien von verſchiedener
w. Die vornehmften Plaͤtze für den perſiſchen Handel find die tärkifchen
Begtad und Baffora. Auch ift der Hafen Abufchär oder Buſchir (engl)
den Dieexbufen ein Stapelort für perfifche und inbifche Waaren. Bag-
der Mittelpunkt eine® glänzenden und ausgedehnten Handels, Tann
db als der große Stapelplay des Morgeniandes betrachtet werben, obs
bett bei weitem nicht mehr Das iſt, was ed war. Bon Baflora werden
suiffe Arabiene, Indiens, Perfiens und der aſiatiſchen Inſeln nach
eſchafft, wo fie einen fehr guten Markt finden, und von mo fiein die uͤbri⸗
te des türkifchen Reichs verbreitet werben. Europa verforgt es, mit⸗
abiſchen Caravanen, mit Waaren jeglicher Art und auch mit ben ameri⸗
Erreugniſſen. Dagegen hat es nichts zu geben als Datteln, Taback umd
naͤßige Quantität wollener Stoffe, indem fein ganzer Handel in ber Ver⸗
md dem Umſatze der Producte andrer Länder beſteht. Baſſora iſt naͤm⸗
ſJ. Lage der Stapelort bes im perſiſchen Meerbuſen ſtattfindenden lebhaften
a, perſiſchen und arabiſchen Handels. Sein Handel mit Oſtindien iſt
tend, da es der Canal iſt, durch weichen das osmaniſche Reich mit ben
n des Morgenlandes und mit ben Manufacturwaaren der britiſchen Be⸗
u Oſtindien verſorgt wird.
Aſiatiſche Türkei,
vornehmſte Hafen der Levante iſt Smyrna, ein ſehr bedeutender Ma⸗
188 Welthandel. II. Afien. Das britifche Oſtindien und di
berlagsplag der Kaufmanndgüter bes Morgenlandes und Abendlandes D
fuhrartikel der Levante find: Coffee, Baummalle, Wehe, Seide, Sid
Kameel⸗ und Ziegenhaare, Häute, Rofinen, Felgen, Perim, Schmirge
fleine, Gallaͤpfel, Opium, Mhabärber und andre Droguereien.
nah Smyrna durch Caravanen beträchtliche Quantitäten von Angoragt
und aus demfelben Materiale verfertigte Stoffe; denn das Angoragiegeni
in ber Levante felbft und in Europa zu Kamelot verarbeitet, vorzüglich in
Frankreich und Holland, deren Kamelotmanufacturen zum Theil Agent
gora unterhalten, und durch diefe ihre Käufe machen. Damask iſt de
punkt des Hanbels in Syrien und macht fehr große Gefchäfte durch bie C
welche vom Norden Afims nad) Mekka und von Bagbad nach Cairo gef
po hat viel Handelsverkehr mit Konftantinopel, Bafſſora, Bagdad,
und Skenderun ober Hlerandrette, nad) welchen Orten aljährlidy Caravı
Aleppo geben. Beine Erporten find feine eignen Seiden⸗ und Baum
ven, bie Shawls ımd Muffeline Oftindiens, die Galäpfel aus Rurbifk
pfer, Piftazien und andre Droguereien. Aleranbrette hat auch 5
tenben Handel. Erzerum iſt ber Stapelplag der Seiden⸗ ımb Baum:
ven, gedsucten Leinwand, Speereien, bes Rhabarbers, der Färben
de& oftindifchen Zitwers.
Das britifhe Dfindien und die malaiifhe
infel.
In dem langen Zeitraume von 4000 Jahren find die für ben Ha:
gen Probucte Indiens dieſelben geblieben; denn alle jene von den Alm
Artikel und Schaͤtze Indiens find es immer noch, welche bie Nationen
Welttheile bort holen, nämlich: Reis, Indigo, Farbewaaren,
um, Baummolle, Seide, Apotheferwaaren, Zimmt, Caffia, €
dgl. Der oftindifche Handel ift Hauptfächlich in den Händen der Engl!
ber Leitumg ber oftindifchen Compagnie. Naͤchſt den Englänbern find i
Eaner der Verein. Staaten bie Nation, welche am oftindifchen Hank
ften Antheil hat. Dänemark hat nur einen fehr unbeträchtlichen Hande
indien, und der, ben Schweden mit ihm hatte, ft jest faſt vermidte
bie ſchwediſch⸗ oſtindiſche Geſellſchaft vor den neueften großen Weränbei
der Megierung biefes Landes und vor dem Durchgehen der Commimmicat
England unter allen europaͤiſchen Handelögefelfchaften die am beften ve
in ihren Geſchaͤften gluͤcklichſte war, nächft ber englifchen. Portugals $
den britiſchen Befisungen in Oftindien iſt bedeutend, der ſpaniſche hing
gering. — Galcutta ift die wichtjofte Hanbelsft. Oſtindiens. Außer
Benares, Gufurate, Udſchein und Multan unter den Handelsftädten k
den Indien, Madras und Ponbichery an ber Oſt⸗, Bombai, Gurateıl
(hin an der Weſtkuͤſte, Goa u.a. m. zu bemerken. Don Queda aufl
laliſchen Halbinfel holt man Zinn, Reis, Wachs, Fifchmagen und Hal
zu Salangore, Pahang und Tringano Gewürznelten, Muskatnuͤſſe,
Kampher, Betel, Elefantenzähne, Goldſtaub, Schildkroͤtenſchalen, Zi
w. Don Malacca wird hauptſaͤchlich Goldftaub ausgeführt. — Seit ll
die britifche Regierung in Calcutta durch Sir Thom. Stamfordb Raffles (m
fen Entwurf) einen neuen Handelsplatz auf der fruchtbaren, holzreicht
Singapur (f. d.) bei der Meerenge dieſes Namens an ber Sübfpige ber:
fel Malacca, gegrlindet, der für den britifhen Handel mit China äuferfl
ift und dem Handel der Holländer dafelbft Abbruch thun muß. Wird €
zu einem Freihafen erhoben, fo kann England von hier aus ganz Hinterin
f. Kunfterzeugniffen verforgen.
malaüſche Halbinfel. China. Japan 189
China.
bel, welchen China mit Europa, dem beitifchen Indien, den Vers
von Amerika, mit Cochinchina und Siam, mit Japan und ben
chen Infeln treibt, ift fehr beträchtlich. Die beitifchen Importen
theils bie der oftind. Compagnie, theils die von Privatlauflenten.
- 91 Hatte die Compagnie für 3,471,521 Pf. St. Waaren und
EPF. St. ungemünzte® Metall eingeführt, von 1792 — 1809 für
If. St. Waaren und für 2,466,946 Pf. St. ungemünztes Metal.
aber, welche die Compagnie nad) England machte, betrugen von
I mit Einfchluß ber Abgaben, Kracht u. ſ. w. 41,203,422 Pf. St.,
verkauft für 57,896,274 Pf., ſodaß die Gompagnte daran einen
on 16,692,852 Pf. hatte. Aus dem britifchen Indien führte bie
3 1802 in China ein für 65,736,731 Sikka Rupien Waaren (Gi:
Be die gewöhnliche Silbermuͤnze in Dftindien, etwa 16 @r.) .
171 Sikta Rupien ungemänztes Metall und ihre Erporten aus
tiſche Indien betrugen 26,651,894 Sitta Rupim an Waaren und
Sitta Rupien ungemünztes Silber. Was von andern engl. Kauf
2 ausgeführt wich, beträgt wahrfcheinlich eine halbe Min. Pf. St.
Importen der übrigen Nationen Europas nad) China beftehen haupt»
emuͤnztem Gold, wofür Thee genommen wird, doch iſt dies unbe⸗
e meiften ihren von den Englänbern nehmen. Mit Siam, Cam⸗
china, den aſiatiſchen Infeln und Sapan hat China einen fehr leb⸗
c, in der neuern Zeit auch mit Rußland, und zwar ſowol zu Lande,
ach Irkuzk u. ſ. w., als zu Waffe. Die Hollaͤnder, Engländer,
veden, Spanier und Amerikaner haben zu Canton Factoreien, und
a zu Macao eine Niederlaſſung.
tam und Tunkin werden ausgeführt: Zinn, Elefantenzaͤhne,
sb andre Edelſteine, Goldſtaub, Kupfer, Salz, Betel, Pfeffer,
we, Bauholz; und lackirte Waaren, und ber Handel dieſer beiden
hehlich in den Händen der Chineſer und Portugiefen. — Cochin⸗
bei iſt größtentheils in ben Händen der Chinefer. Die Ausfuhrsars
Ber, Seide, Gold, Betelnüffe, Schwarzholz, Japanholz, Buͤf⸗
rocknete Fiſche und Fifchhäute.
Japan.
streibung der Portugiefen aus Japan ift ber Hanbel dieſes Reiche
er. Die einzigen Ausländer, mit weldhen bie Japaner noch einigen
„ find bie Chineſer und die Holländer, und auch biefe find auf ben Ha⸗
ſaki beſchtaͤnkt. Die Chinefer verforgendie Japaner mit Meis, orbin.
icker, Ginſeng, Eifenbein, Geidenftoffen, Nanking, Blei, Zinn
a u. dgl., und holen dafür Kupfer, Kampher, Iadirte Waaren,
kohl und eine metalliſche Gompofition, Somas genannt, welche aus
ner Meinen Quantität Gold befteht. Die Hollaͤnder holen haupt
t, Kampher, Lad, ladirte Warren. Nur 2 holänbifche und 12
iffe dürfen jährlich im Hafen von Nangaſaki einlaufen. Nach Ans
biffe® und vorherigen Geremonien werben bie Waaren ans Land ges
n kommen die kaiſerl. Beamten (denn dee Handel mit dem Auslanbe
8 Kaiſers), unterfuchen bie Site und Quantität der Waaren, bes
sit einander, und beflimmen ben Preis der einheimifhen Waaren,
verlangt werben. Die Ausländer müffen entweder dieſe Bedingun⸗
ober bie Waaren, welche fie gebracht haben , behalten. In ben
iſcher Waaren kommen bie japanifchen Kaufleute erſt dadurch, daß
n Kaiſer ablaufen. In Verfertigung ber Seiden⸗ und Wollenzeu:
190 Welthandel. UI. Aften. Die Infeln Amboine, Banca
che, des Porzellans und der Iadirten Waaren flehen bie Japaner nicht ı
Europaͤern. Auch in Stahlarbeiten ſtehen fie auf einer hohen Stufe. i
niſchen Saͤbel und Dolche find unvergleichlich, und werben vielleicht «
den Damascenerfäbeln übertroffen. Auch im Poliren bes Stahls und all
Metalle find fie fehr geſchickt, und ihre feinern Porzellane uͤbertreffen
ſchen bei weitem. — Bu Anfange d. 17. Jahrh. hatten die Englaͤnder che
Japan su handeln begonnen, allein bie portug. Miſſionnaire und (pie
Holländer wußten die Regierung gegen fie einzunehmen. 1673 ward de
einer Erneuerung jene® Handels abermals durch bie Holländer vereitelt.
ber großen Vortheile, welche der Handel mit Sapan England gewähren
fen fchien, machte es einen beitten Verſuch 1699, and inſtruirte bie |
GSanton, mit SSapan, wenn es nur irgenb möglich fei, wieder in Werl
treten. Indeß das Mefultat befriebdigte die Erwartungen bei weiten al
ſeitbem ift auf alle weitern Verſuche verzichtet worden. Bloß 1813,1
Großbritannien unterworfen ward, hatte bie oftinbifche Sompagni⸗
kleinen Verkehr mit Jopan. Die 1805 unter Krufenflern nad)
ruſſiſche Geſandtſchaft war In ihrem Beftreben nicht minder ung
die engfifchen gewefen waren. (S. Solomwnin.)
Die Infeln Amboina, Banca, die Banbainfeln, 3
matra, Borneo uw. f. w.
Von Amboina werden Gewuͤrznelken ausgeführt, deren
auf biefe Inſel zu beſchraͤnken die Holländer ſich ſehr viel Mühe geben
Behuf fie auf den benachbarten Juſeln alle Gewuͤrznelken
Noch jetzt macht die Regierung von Amboina mit’einem zahlreichen
jährlich zu diefent Zweck eine Reife auf die uͤbrigen hollaͤnd. Inſeln.
wegen feiner Zinnbergwerke berühmt und die Ausfuhr dieſes Zinns nad
bedeutend, da die Chinefen es wegen feiner Hämmerbarkeit dem engl.
gefähr 4 Min. Pf. Zinn werben jährl. gewonnen. Die Bandainfı
Mustatnüffe und Macis, Die Stapelartikel der Ausfuhr von Bate
Waaren der holl.⸗ oftindfchen Compagnie niedergelegt werben, find: PB
Coffee, Buder, Baummolle und Indigo. 64 Mit. Pfund Pfeffer, die
Inſel ſelbſt wachfen, theil8 von Sumatra, Bantam, Borneo und den
hergebracht werden, werben jährlich in den Niederlagen aufgefpeichert.
find ſowol Gaffee als Zuder in den legten Fahren jedes bis zu 10 Mil,
darüber erbaut worden. — Borne o hat, außer dem Pfeffer, Bob
und in Barren, Wache, Sago, Kampher, legtern in vorzüglichfter
den Holändern und Engländern haben die Chinefer hier einen lebh
— Ceylons Ausfuhrsartikel find Zimmt, Pfeffer, Gaffee,
Gorosnüffe, Droguereien, Bauholz, Perlen, Edelfteine, Korallen U
Bon ben Philippinen find die vornehmften Manila, Magindanas|
bana.” Ausgeführt werden: Indigo, Zuder, Seide, Goldſtaub, Qu
fer, Schildkroͤtenſchalen, Wachs, Ebdelfteine, Silber als Waare, @
Taback. Der Hanbel der Ppilippinen mit China und Suͤbamerika iſt b
Manilla erzeugt Zuder, den beften aſiatiſchen Taback, Indigo. — DI
walesinfel iſt wegen ihrer Lage zwifchen Indien, China und der Hf
fein nicht ohne bedeutenden Handel; ihre Außfuhrartikel find hauptſo
zoe, Pfeffer, Betelnüffe, Specereim, Metall, oftindifcher Zink, Cody
Jerholz, Japanholz, Elefantenzähne, Zuder, Silber als Waare. —
tea treibt beträchtlichen Handel. Ausfuhrartikel find: Goldſtanb, Bi
zoe, Pfeffer, Kampher, Sapanbolz, Schwefel, ſpaniſches Rohe, Wache,
lack, Specereien, Zinn u. f. m.
4. TEL. Afrika. Barbarestenftaaten. Borg. d. g. Hoffen. 101
U Afrika,
Mangel an fhiffbaren Fluͤſſen und die unermeßlichen Sandwuͤſten,
? Afrikas fruchtbare Regionen von einander gefondert werben, bilben
sigliche® Hinderniß einer ſolchen Ausbehnung des Handels, wie fie der
btbarfeit dieſes Welttheild entfpräche. Außer dem Innern Verkehr hat
che Dandei f. Quellen bloß in Ägppten, in den Barbareskenſtaaten,
Eüfte, in Guinea, in der Nähe der Fluͤſſe Sambia, Niger und Gene
orgebirge der guten Hoffnung, in den Niederlaffungen ber Portugies
Dfitüfte, und an den Küflten des rothen Meers. Der innere Handel
mbanbel. Die afrikaniſchen Caravanen beflehen aus 5300 — 2000
Die 3 Hauptländer, von wo fie ausgehen, find Marokko, Fez und
Die Dauptartilel des afrikaniſchen innern Handels find Sa, Gold
w. Die größten Waarenzuͤge geben von ber Weftküfte und aus dem
eTimbuktu, dem großen Stapel des Binnenhanbeld und a. Niederlage»
der Oſtkuͤſte, wo bie wichtigften Handelspläge Natal (an bre Lagoa⸗
Mala, Qualimane, Mozambique, Querimba, Quiloa, Wombaza,
Beava, Mogador, VBerbera, Zeila und Adel find. Dualimane, Mo⸗
md Melinda find portug. Nieberlaffungen; aus Adel, Zeila, Ber⸗
eava holt man vorzäglid, Golbſtaub, Eifenbein und Weihrauch, wos
biſchen und oflindifchen Producte hingebsacht werden. Zwiſchen den
Nederlaſſungen ta Oftindien und Mozambique ift ber Handel betraͤcht⸗
? Engländer holen Elefanten: und Hippopotamuszaͤhne, Schildkroͤten⸗
woguereien, Kauris, Gold u. f. w.
. Die Barbarestenftaaten.
elsverkehr der Barbareskenſtaaten mit den Europaͤern iſt ſehr une
ſchwankend, und die wenigen Geſchaͤfte, die gemacht werden, ſind
In den Händen ber Franzoſen, Briten und Amerikaner. Die Aus⸗
a Düvendl, Wachs, Wolle, Weisen, Bummi, Mandeln, Datteln,
Saͤmerrien, Eifenbein, Leder, Häute und Straußenfedorn. Auch
rei am den Kuͤſten (Cap Roſe bis Gap Rouz) befchäftigt nur bie
Staliener, und der jährl. Ertrag für etwa 50,000 Pf. Korallen if
000 Zhlr. Einen befto beträchtlicheen Handel haben die Barbares⸗
Arabien, Ägypten und dem Innern von Afrika. Auch mit Mekka,
Kieranbrien handeln fie durch Caravanen. Die vornehmſten Handels
Algier, Tunis, Tripolis, Sallee und Agadez oder Santa Cruz, und
VDogador. Vor der franz. Revolution mar ber Handel von Algier gang
ben einer Befelifchaft franz. Kaufleute zu Marſeille, welche ordentliche
mgen in den Häfen Bona, La Sala und Il Col hatten; allein 1806
w Den für 50,000 Dollars den Befig jener Häfen an England. Die
n Haͤfen für die algieriſche Ausfuhr find Bona und Dran. — Tunis
Imlichfie Handeleſtaat in der Barbarei. Geine vormehmften Häfen find
Bfa mb Soliman. — Tripolie hat wenig Danbel, und feine Expor⸗
u hauptſaͤchlich in Saffran, Afche, Senmesblättern und Faͤrberroͤthe.
bandel von Marokko und Sallee ift nur unbedeutend. Agabez oder
5 ift der fädlichfte Hafen von Marokko und war einft der Mittelpunkt
bedeutenden Verkehrs. Fez ift ein ſolcher Mittelpunkt noch jegt zwi⸗
far Marokkos, dem wittelländ. Meere und dem Inneren von Afrika.
ultu und Waſſanah.
Vorgebirge der guten Hoffnung.
ben Vorgebirge ber guten Hoffnung ift ber Handel für Großbritannien
ilhaft. 1809 betrug bie Einfuhr engl. Waaren über 330,000 Pf.
m ſich die Ausfuhr der Colonie, inebeſondere Capwein, nicht auf 6000
198 - Welthandel. IH. Afrika. Ägypten. Guinea. Afrika
Pf. belief. Seitdem ift durch bie Zunahme ber Colonifation auch der
Danbels fehr gefliegen. ’
g y ten
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ſcheint wegen feiner ungemein giüdlichen Lage, im Mittelpunkt von 32
ganz dazu gefchaffen, auch ber Mittelpunkt bes Handels derfelben zu f
es bat feinen ehemaligen hoben Rang unter den Handelsvoͤlkern gan
ſeitdem es aufgehört hat, der Canal für den Handel nady Indien zu fe
bat es immer noch einen fehr bedeutenden inländifchen Handel, der bis
nere von Afrika reicht. Dahin gehen aus Agypten jährl. 3 Caravanen
geht nady Sennaar und fammelt die Erzeugniffe dieſes Landes und A
eine andre nach Darfur, und die dritte nach Fez, wohin die Erzeugniffe ı
und allen längs bes Nils Legenden Ländern gebracht werben. Andre‘
vertaufchen aͤgyptiſche Erzeugniffe gegen oftindifche und arabifhe. D
lichſte von allen aber ift die, welche aus den vereinigten Caravanen Abyfl
des weftlichen Afrikas befteht und jährlich nadı Mekka geht. Die At
Agyptens find Reis, Kom, Myrrhen, Weihrauch), Opium, Datteln,
. ter, Elfenbein, verfchledene Arten von Gummi und Droguereien, Haͤn
u. f. w., und biefe gehen meift nad) Konftantinopel, den Barbares
Großbritannien, Venedig und Marfeille. Auch führt es als Zwiſchen
arabifchen Artikel aus, 3. B. Moda» Coffee. Die größten Handel
Cairo und Alexandrien, feit 1819 wieder durch einen Canal verbumbden.
bie 2 Häfen Rofette und Damiette.
uinen,
ober das Land von Sierra Leone, die Pfeffer-, Zahn⸗, Gold⸗ und
wo die Holländer, Sranzofen, Engländer und Dänen Niederlaffungen
Goldſtaub, Elfenbein, Gummi, Häute ıc. aus, vormals auch
Tuch⸗, Wollen: und Baummollenzeuche, Leinwand, Gewehre, Schi
Die Köften von Nieberguinea (Congo, Angola ıc.) und bie Gui
meiften® von Portugiefen befegt, führen Getreide, Lebensmittel,
Indigo, Zuder ıc. aus. Auch wird bier noch bee Sklavenhand
Portugieſen getrieben. |
Unter ben übrigen
afrikaniſchen Infeln |
erzeugen die Azoren als Ausfuhrartiel Wein und Früchte. Ungefl
Pipen bes erftern werben jährlich von den Engländern und Amerikand
ſaͤchlich nach Oft» und Weſtindien gefchafft. Die Infel St.» Michadı
England umd bie Vereinigten Staaten jährl. 60 — 80,000 Schachteln
gen. Die Drangen ber Inſel Pico find von ganz befonderer Güte. ]
fie ein fehr ſchoͤnes Holz, welches ziemlich dem Mahagony gleichkorm
Haupterzeugniffe der Canarien find Orfeille im rohen Zuftande,
Branntwein und Canarienwein. Der legtere geht hauptſaͤchlich nach
und England, in welchem legten Lande er flets fir Mabeirawein ver
von dem er audy, fobalb er ein Alter von 2 — 3 Jahren hat, kaum zu
den iſt. — Die capverbifhen Infeln führen Orſeille im robe
und grobe Baummollenzeuche für die Afrikaner aus. — Madeiras
duct iſt Eöftlicher Wein, welcher in 5 Arten, je nach bem Markte, für w
ihn beftimmt, eingetheilt wird. Die vorzüglichfte Art heißt London |
Der für ben londner Markt beftimmte folgt ihm zunaͤchſt. Wieder von
Güte ift der für den indifchen Markt beflimmte. Der nad) Amerika
den vierten Rang, und mit dem Namen Cargo bezeichnet man den v
Range: Die Engländer holen von biefem Wein jährl. mehr als 7000,
kaner der Verein. Staaten ungefähr 3000 Pipen. — Die Juſel Bo:
el. IV. Amerika. Die Verein. Staaten v. Nordamer. 198
Bewürsneiten, weißen Pfeffer, Baumwolle, Gummi, Benzoe und
Handel beſchraͤnkt ſich faft ganz auf Madagascar, Jsle⸗de⸗France, die
nr und die Nieberlaffungen der Araber an der Oftküfte von Afrika. —
Seance ode bie Mauritiusinfel führt Caffee, Indigo, Baum⸗
re, Gewuͤrznelken, Muslatnüffe, Ambra u. dgl. aus. — Die Aus⸗
on Madagaskar find Kauris, Betelnuͤſſe, Ambra, Wache, Cor
b Kom.
IV. imerita
kas umfaſſende Küften geben ihm alle die Hanbelsvortheile, welche die
fit, ohne daß fich mit dieſen Vortheilen das große Dindernig jener un⸗
Meinentmaffen verbindet, beven Inneres ebenfo weit entfernt vom Deere
(Hiffbaren Fluͤſſen ift, wie z. B. ganz Afrika und die unermeßlichen
= aſiatiſchen Tatarei und Sibirien. Beſonders durch ben Reichthum
en Fluͤſſen hat ſowol der Norden als der Süden Amerikas einen unend⸗
Vorzug vor allen übrigen Exdtheilen. Die lange Kette von großen. Seen
mge [chiffbarer Siüffe in Nordamerika find bereits der Schauplag eine®
en Verkehrs. Die großen Binnenländer Südamerikas werben durch
rieſenmaͤßiger Größe fehr zugänglich gemacht, und von ber Mündung
taſtromes an bis zum Meerbufen von Darien kann eine binmenlänbifche
zu Stande gedracht werden, faft ohne daß dabei im minbeften huͤlf⸗
d der Kunft erfobert wird. Indeß bleibt zur Beförderung von Ameri⸗
Asoerkehr immer nod ein fehr großes und belohnendes Werk übrig, bie
mung des ſchmalen Iſthmus von Darien, wodurch, wenn ber Canal
Tiefe genug befäme, um auch den größern Schiffen die Durchfahrt zu
e Gemeinſchaft des flilen Dceans mit dem atlantifhen Meere bes
‚ been Vortheile gar nicht zu berechnen find. Die Vereinigten Staus
er daraus für fie entfpringende Vortheil fehr klar einleuchtete, esboten
längerer Zeit, jme Durchgrabung auf ihre eignen Koſten zu veran⸗
ber Hof zu Madrid feine Einwilligung geben wollte. Hr. v. Hum⸗
t 3 Stellen als bie zur Ausführung eines folchen Entwurfs paffenb-
ſelbſt ſcheint die Hand dazu haben bieten wollen, benn gerade bier
ſich die lange Kette der Anden, und das Herabſtroͤmen bes Regenwaſ⸗
Bergen würde bem Canale ebenfalls fehr nüglich fein. Die ganze
welche ſich hier die Andenkette zieht, ift bloß thoniger Boden, und 2
gerade bieffeit und jenfeits der Richtung derfelben folgen, wuͤrden bie
Bus Erde leicht mit ihrem Strome weoführen.
"Die Vereinigten Staaten von Nordamerika.
Gefchwindigkeit der Worfchritte, weiche bie Vereinigten Staaten im Han»
der Schifffahrt gemacht haben, iſt beifpiellos. Kaum iſt diefes Volk auf
nerfchienen, und bald gibt es keine Küfle des Erdbodens mehr, mit wel:
feine Seefahrer ſchon vertraut geworden. Während man fie mit iheen
Wmürdig leichten Schiffen an den fämmtlichen atlantifchen Küften bis
Horn hinab, von wo fie dann fich in bie weite Sühfee wagen, das Meer
ist, deingen fie andrerfeits felbft bis hinauf zum Eife bes Nordpols umb
tiefen Einfahrten des Hubfonebai und der Davisftraße. Die entferntes
emifchflen Meere find von ihren Flaggen bedeckt. Selbſt die kaum noch
wordenen Kuͤſten ber ganzen füdlichen Hemifphäre, und ſowol die Weſt⸗
ı Amerika ale die Oſtkuͤſten von Afien rcerden von ihnen befucht. Die
Kefid aufbiähenden Landes befteht hauptſaͤchlich in Mehl, indianiſchem
is, Flacht oder Zeinfamen, Baumwolle, Taback, Pottafche und Perl
hiffbauholz, Stabholz, Mundvorräthen für die Schiffe, Holz, Pelzwerk,
achs, Bienenwachs und Zifchen. - 1822 betrug tis Einfuhe in die Bere
7. Siebente Aufl. 8b. XI. 18
194 Welthandel. IV. Amerika. Die beiden Ee
einigten Staaten 72, bie Ausfuhr aber 80 MIN. Dollars. —
Handelsftäbte find : Neuyork, Bofton, Baltimore, Philat
town, Savannah, Pittsburgh und Neuorleans. Pittsburgh
des Handels der öftlichen und weftlihen Staaten. Neuorlean
erſt die weftlihen Staaten ſich weiter ausbilden, wahrſcheinlic
des amerikaniſchen Handels werden wird hat einen fehr bedeu
Havannah und Merico in Zuder, Indigo, Taback, Baumw
wert, Homvieh u. ſ. w. Charlestoron hat lebhaften Handel mit |
indien. Neuyork verforge bauptfächlich bie weſtindiſchen Col
vorraͤthen. Endlich wird am Ausfluſſe des Columbia ein Stap
ſeehandel gegruͤndet.
Die beiden Sanabas, Neuſchottland und Neub:
Der Handel der beiden Canadas war lange auf das bloße €
reien und auf ben Pelzhandel befchränkt. Aber in Zolge ber hoͤh
nung bes beitifchen Colonialſyſtems, und bes Embargos, we
legten Krieges auf den Hanbel Amerikas gelegt warb, hat er fich
würbige Weife gehoben. Ihre Ausfuhrartikel find Weisen, SM
bad, Fiſche, Eich» und Fichtenſtaͤmme, Stabholz, Maſtbaͤum
diſcher Balſam, Sproſſenbier, Pottaſche und Perlaſche, Gußeif
Haͤute, Bibergeil, Ginſeng u. ſ. w. Sie verkehren am meiſt
diſchen Colonien der Briten und mit dem Mutterlande; body n
den Vereinigten Staaten viele Geſchaͤfte durch die Schifffahrt au
Der Handel, welchen fie mit den Indianerſtaͤmmen haben, ift
del. — Neufhottland und Neubraunfhweig haben
Ausfuhrartikel.
Der Handel Südamerikas hat fehr mannigfaltige C
mineralifhen Schäge Suͤdamerikas find unermeßlich. Gold u
16. Jahrh. in folcher Dienge vorhanden, daß 25 Jahre lang, jeb
Deru 13 Dit. Piafter nad) Spanien gebracht worden fein foller
übrige, was in Barren mitging. Diefe koſtbaren Metalle wer
Chile und den obern Thellen von Tukuman gefunden, vorzüglich i
doc) außer dem Gold und Silber fehlt es auch in eben dieſer
birgskette nicht an Kupfer, Blei, Eifen und Platine. Die rı
Südamerikas find die der Provinz las Eharcas, innerhalb des @
Vicekönigreich® Buenos - Ayred. Der Goldgruben find dort 30
werke 27, der Kupferbergwerke 7, ein Zinnbergwerk und 7 BI
ergiebigften diefer Bergwerke find bie zu Potofi, bie unfern der
der Platafluß entipringt. In Acofta’s Angabe, daß während !
diefe Gruben bearbeitet wurden, der Ertrag berfelben ſich auf 1
fter belaufen habe, ift viel Übertreibung. Indeß geht aus den oͤf
Mechnungen hervor, daß von Zeit der Entdedung Amerikas an |
Könige zukommende Fünftel des aus den Minen von Potofi gew
ſtrirten Silbers fid, auf 395,619,000 Piafter belief, ſodaß m
Entdedung Amerikas eiſt 3I Fahre verfloffen waren, auf jedes !
kommen, mit Ausſchluß der beträchtlichen Qu antitäten, welche
heimlich und ohne Abgabenzahlung aus dem Lande gefchafft ı
berer, welche zu Verfertigung filberner Gefaͤße, Geraͤthſchafte
für die Kloͤſter und Kicchen verwendet worben find, welche fich aı
Summe belaufen müffen, da alle ber Religion geweihte Anftatt
Insbefondere in der Stadt Potofi, an Silbergeräch einen fehr
haben, Allein der Ertrag dieſer Bergwerke ift feitbem , fei nun
bie Erſchoͤpfung der Minen felbft, oder die fehlerhafte Leitung bei
‚etland und Neubraunſchweig. Weſtindien. 196
eweſen. — Auch die übrigen Ausfuhrartitel von Suͤdamerika
Spanier und Portugiefen ihe Hauptaugenmerk auf die Gewin⸗
richten, fehr bedeutend. Die vornehmften find folgende: Coche⸗
so@nüffe, peruvianiſche Fieberrinde, Häute, Ochſenhoͤrner, Talg,
oil, Wolle, Flachs, Hanf, Taback, Zuder, Gaffee, Ingwer,
Saffaparille, Ipeatuanhe, Guaiat, Dradenbiut * ver⸗
2 Gummi, Farbehoͤlzer, Ebenholz, Mahagony, Sma⸗
e verſchiedener Arten von Balſamen u. dgl.
zıften Handelsſtaͤdte Suͤbdamerikas find Buenos Apres, Mexico,
3, Cartagena, Vera Cruz, Caracas, Potofi und Acapulco, vor⸗
ach auf der Inſel Cuba. Buenos: Ayred war im Beſitz des Tran⸗
— chen Befttzungen in Amerika und vor dem Aus»
tion der Markt für den Hanbel des Mutterlandes und feiner Co⸗
sptquelle des Gewinns für Caracas find bie Cacaopflanzungen,
Drittel des enropäifchen Bedarfs hergeben. Die Gute und Selle, -
u6geführt werden, haben den Worzug vor denen von Bnenos⸗
sichhaltige Kupfererz aus ben Bergwerken von Aroa iſt nody weit
ebſt das fchwebifche oder das von Coquimbo in Chile. Guate⸗
‚nit wegen feines Indigos, der hinfichtlich der Härte, des Glan»
ſchts große — bat. Acapulco oder Los Reyes, eine Hafen⸗
3, bat einen beträchtichen Handel mit ben Philippinen und ben
» und Peru. Mach der phitippinifchen Inſel Manila wird all⸗
wie gefandt, bie mit Silber, Cochenille, Cacao, Baumöl, fpas
Spielſachen aus Europa befrachtet ik, wogegen fie von dort
ckte Leinwand —— , Hafir —— Waaren, Specereien,
me und Intolen mi innere Handel der ſpani⸗
Amerika, vornehmlich —— en und Peru und
Schtlih. Der mit den Indianerſtaͤmmen befteht hauptſaͤchlich im
‚man ihnen Ärte, Meffer, Scheren, Saͤbel, Halöfchuusen,
e Wollen» und Baumwollenzeuche zuführt, und dafür bie Ew
bes nimmt, vorzuͤglich dem befannten und einiges
- Merico handelt mit den übrigen Freiſtaaten aus Wera Er;
hat auch viel Schleichhandel. Zur Ausfuhr kommen Zucker,
pe, Saffaparile, Baumwolle, Vanille, Farbeholz, Haͤute,
ibere Bold und Münzen, in Barren, ober gemuͤnzt, zuſammen
ke. Die Einfuhe beträgt ohne den Sqleichhandel wenigſtens
1, bat 3 große —e— Rio» Janeiro, Bahia ober G.⸗
ernambuco.
den Haͤnden der Eng
ſchen, rree, und franefifhen Beftzungen in
Demerary, Berbice, Eſſequebo, Surinam und Cayenne. Auß
a ausgefühet: Pfeffer, Annotto, Iuder, Baumwolle, Gaffee
Berbice: Rum, Zuder, Bammiolle, Cacao u. f. w.; aus
seinam mb Effequebo: Zuder, Rum, Baummole, Gaffee
i die
iſten Jufeln, in, ni eigentliche Bein Fra ch
/
106 Weltiugel , Weltmeer
Cuba, &t.» Domingo oder Halti, Jamaica, Barbados, Domini
ſtoph oder St. Kitts, Euracao und Guadeloupe. Sie haben alı
ben Erzeugniffe, naͤmlich Zuder, Caffee, Wachs, Ingwer und ı
Maftir, Aloe, Vanille, Quaſſia, Maniok, Mais, Cacao, A
Baummolle, Zuckerſyrup, Mabagony, langen und ſchwarzen 9
vitae, Campeſcheholz, Gelbholz, Bummi, Schildkroͤtenſchalen,
u.f.w. Ehe &t. : Domingo oder Haiti zu einem unabhängigen N
ben warb, war es die Niederlage ber Waaren von Havanna, Ve
temala, Sartagena und Venezuela; ſeitdem aber ift Jamaica bai
aus dem Merrbufen von Derico kommenden Waaren geworden.
Hauptſitz des Schleichhandels mit Cumana, Barcelona, Margarii
Eingefuͤhrt werden Fabrikwaaren, Wein, Mehl, ſonſt auch Sklav
V. Neue Wege eröffnet jezt dem Welthandel ber Brite auf
wo er feit kurzem die Sandwichs inſeln, die Freundſche
Geſellſchafts inſeln im dem Kreis des europaͤiſchen Weltverkehri
in Auſtralien und Vandiemensland einen großen Mark
tauſch britiſcher Kunſtwaaren gegen Naturerzeugniſſe angelegt ha
Nordamerikaner auf den Waſhingtonsinſeln (Nukahiwa) und auf a
im ſtillen Ocean Danbelspläge zu gründen bemüht find. S. Mor
„Du eommerce exterieur au X1Xme sicele” (2 Bde., Paris 18
MWelttenntniß heißt nicht bloß Kenntniß ber bewohnte
Eunde), ſondern nody gewöhnlicher wird barumter verfianden Kem
gen Verhaͤltniſſe und der Charaktere, welche wir in benfeiben erblick
Kenntniß ber Stände, der Geſchlechter, ihrer Eigenthuͤmlichkeiten ın
(&. au Menſchenkenntniß.)
Weltkugel, f. Globus.
Weltmeer (Ocean). Es gibt eigentlich nır Ein Weltm
überall zuſammenhaͤngendes Ganzes, das faft 3 Wiertheile unferer €
deckt, und alles fefte Land von einem Pole zum andern einfdhließt.
die man mit bes Namen Meer belegt, find Theile des Oceant, dod
feiner weiten Ausdehnung wegen 5 große Abtheilungen. 1) Der nd
oder Polarocean, deffen Mitte der Nordpol bildet und ber die ndı
Europa, Afien und Amerika zur phyfifchen Grenze bat; er hängt a
gen und Grönland mit dem atlantifchen, durch die Beringeftraße m
ocean zufammen und iſt nur in fehr günfligen Sommern zu befchiff
Eis gewöhnlich erſt im Sept. ſchmilzt. Die Winde auf demfelba
lich, die Dftwinde jedoch bie herrfchenden. Die vornehmſten bei
deffelben find Spigbergen und Novaja⸗Semlja. 2) Das weſtlich
oͤſtlich von den Weſtkuͤſten Europas und Afrikas, wefilich von den !
rikas, nördlich von dem noͤrdl. und [üblich von dem ſuͤdl. Eimeere
terhalb ter Suͤdſpitze Afrikas ſtoͤßt es mit dem indiſchen, und bu
Meerenge und die Fahrt um Cap Dom mit dem Auftralocean zufar
in der heißen Zone Oftwinde und außer derfeiben veraͤnderliche Min
den Aquator in 2 Theile getheilt, nämlich in das atlantiſche Welta
lichen Theil von dem noͤrdl. Eismeere bis zum Aquator, oͤſtlich v
Nordafrtika und weftlid von Nordamerika begrenzt; und in das dti
den füdlichen Theil, von dem Äquator bis zum füdl. Eismeere, &
aftika und mweftli von Südamerika begrenzt. 3) Der indiſch
Ran die Küften Aſiens, im D. an das Auftralland, im S. amt
ocean und in W. an Afrika grenzend. Auf dieſem herrfchen nicht :
denen Gegenden deſſelben, ſondern auch zu verfchiebenen Zeiten g
Winde, worunter bie regelmäßig abwechſelnden Monfens bie bei
Weltpol Weltumſegler 197
nde als die Beſchaffenheit des Meeres ſelbſt, welches mit Inſeln,
en wie befärt ift, machen die Fahrt auf demfelben aͤußerſt ſchwierig
4) Der Auftralocean, gewöhnlich das große Weltmeer oder
at. Es wogt zwiſchen der Weſtkuͤſte von Amerika und begrenzt
as, des Auftrallandes, hängt im N. durch bie Behringeftraße mit
cean zufammen und iſt im S. gegen den fäbl. Eisocean offen.
ſiatiſchen und amerikanifchen Inſelgruppen enthält es die ſaͤmmt⸗
ſtraliens. Man theilt es in bie Nordſee bis zum Wendekreiſe des
ttelfee oder das flille Meer zwifchen den beiden Wendekreiſen, und
Süpdfer vom Wendekreiſe bes Steinbods bis zum ſuͤdl. Eismeere.
be Eis: oder Polarocean um ben füdl. Eibpol her bis zu 60°
Boot haben ihn mehre Serfahrer wegen des Treibeifes, der Kälte
tür und Nebel beinahe unfahrbar gefunden.
„ſ. Pol.
tem. Dan verfteht darımter im Algemeinen die Verbindung
ver zu einer gewiſſen Ordnung, im Befondern aber bie verfchtetes
über eine ſolche Verbindung zwifchen den Körpern unſers Son⸗
gleichen hat es naͤmlich 3 gegeben. 1) Der griech. Aftconom,
md Geograph, Ptolemaͤus (f.d.), glaubte, bie Erde liege im
8 rımden Weltgebäudes unbeweglich ſtill und um fie bewegten ſich
tEörper in feften, volllommen runden Kreifen. 2) Tyco de
achte dieſes allerdings unhaltbare Syſtem zu verbeffen. Er nahm
ede als unbeweglich In der Mitte des Weltgebäudes an, und ließ
nd um fie, fowie die übrigen Planeten um bie Sonne ſich bewegen.
6 Kopernicus (ſ. b.) aufftellte, das ſchon bie Pythagoraͤer ahne⸗
sch der nachfolgenden Afttonomen Beobachtungen und Entbedluns
erbeflerumgen erhalten bat, iſt unftreitig das richtige, weil allein
le Erſcheinungen am Himmel ſich genügend erklaͤren laflen. Nach
bewegt fi faft mitten in dem Weltgebaͤude die Sonne um Ihre
am fie bewegen fich in immer größern Kreifen die Planeten, zu des
Erde gehört. Die Trabanten oder Monden bewegen ſich um ihre
gleich mit denfelben um die Sonne. Weit über allen biefen Welt
r ungeheuern Entfernung von uns, find am Firmamente die Fir
xh zu unferm Weltſyſtem nicht gehören. (S. Zirfterne und
z.) — Eine ausführliche Darftellung biefer 3 Weltfofteme, mit
itigung der gegen das legtere, als das allein richtige, gleichwol er»
sdungen, gibt Bode's „Erläuterung ber Sternkunde (3. %.,
Bde., m. K.).
iſegler. Die Reihe der kuͤhnen Männer, welche auf Colom⸗
dem Compaß und ihrem Muthe geleitet, das Weltmeer von Oſten
chſchifften und in dieſer Richtung endlich wieder in ihr Vaterland
zöffnese dee Portugieſe Magellan (von 1519 — 21). Seinem
Magellanfttaße oder um das Cap Horn herum in die Suͤdſee, find
Mendaina, Quicos u. A. bis auf Malafpina), Franzoſen (Bou⸗
peoufe [f.d.] u. A.m. bis auf Freycinet [f.d.)), Hollaͤn⸗
, Dertoge, Tasman, Roggewein), Engländer, Muffen
uufenfiern und Otto v. Kogebue[f. d.]) und zulegt auch Nord»
Igt. Die meiften und die wichtigften Seereifen und Weltumfeges
Seiten unternommen. 50 Jahre nach Cabot drang Hugo MWils
auf feiner nöcblichen Sendung bis Novaja⸗Semlja vor. Alle ſeitdem
sche, wittelſt einer norböftlichen oder nordweſtlichen Durchfahrt in
in ben ftillen Ocean zu gelangen unb dann ſuͤdwaͤrts die alte und
198 Weltweisheit Wenceslaus (deutfcher Kaiſer)
die neue Welt zu umſegeln, find bis jetzt nicht gelungen. (S. R
erpebitionen.) Doch hatten bie durch Chancellor, Bourronugh, Ser
, Det, Jackmann, Gilbert, Davis und Weymouth (1591) gemacht
fen nad) Nordoſten und Nordweſten Ränderentbedungen und gewiane
reien zur Folge. In derfelben Zeit umfchiffte Franz Drake bie Erbe.
Chidley und Hawkins fegelten dem großen Vorgänger im
nicht mit voͤllig gleichem Gluͤcke. Unter ben kuͤhnen Nautikern
Jahrh. große Seereiſen unternahmen, zeichneten ſich Hudſon, Butt
Bylot, Narborough, beſonders aber Dampier, Hallen und Woed A
die Groͤße oder durch die Wichtigkeit ihrer Entdedungen aus. Woed R
bis 62° 53° zum Suͤdpole vor; ber ruff. Capitain Bellingbaufen 1. 2
zum 70.° (Rogers führte ben Irlaͤnder Aler. Selkirk [ben befannten
ruͤck) 30 Jahre nady Rogers umfciffte Lord Anfon (174144) dieg
Mit ihm hob die Entdeckung des gefammten Sübmeers, alfo von non
von neuem an: eine Dauptepoche für bie Erdkunde und für En
Darauf machten Garteret und Wallis (1767) ihre Entdedtungereif.
beginnt feit 1770 Die neuefte Epoche ber Weltumfegelung. Zuletzt
couver bie Geographen und Seefahrer mit der Nordweſikuͤſte von ?
betannt. (Vgl. Kogebue [Dttov.], Krufenftern und Reifen,
fie „Voy. autour du monde‘ ift die be Freg.: Cap. Duperrai mit
auf Befehl Ludwigs XVIII. Ind. S. 1822 — 25 (6 Bde., #., m.
375 Bl., erfcheint heftweife Paris 1828).
MWeltweisheit. Diefer Name wurde ber Philofophie von
lehrern und Theologen beigelegt, weil fie bie Offenbarung, oft wol «
Theologie sapientia divina nannten; dagegen Ihnen bie —*
Menſchenweisheit erſchien, bie fie daher sapientia sceularis nc
man in bem Worte Meltweißheit überfegt. (S. Philoſoph *
Wenceslaus (Menzel), deutſcher Kaiſer (ober, weil er bie]
Rom nicht empfangen hatte, nur König genannt) und König von Di
- dem Inremburgifchen Haufe, Karls IV. ditefter Sohn, geb. 1361.
rung fiel in eine Zeit, wo der in Deutſchland herrfchende Zuſtand der &
auch dem Eräftigften Kürften die größten Schwierigkeiten entgege
würde. . Der junge W., aus welchen vieleicht felbft Petrarca, wenn
Antrag zur Erziehung des Anaben angenommen hätte, bei ber verkch
lung, die biefer von der Wiege an erhielt, Nichts würde gebilbet hal
ber Hinficht unreif für das ſchwere Werk, wozu er berufen wurde. 2
wär er bereitö zum König von Böhmen gekroͤnt, mit 6 Jahren gab er «
Geheiß ſchon eine Belehnung und fah einen Herzog vor ſich Enten, im
warb er vermählt, im 12. mit der Marl Brandenburg beiehnt unb m
fchäften erzogen, und er war kaum 18 I. alt, al6 er 1378 feinem Va
beutfchen Throne folgte. Won den wohlgemeinten Ermahnungen, bie ü
lange vor f. Tode ihm gab, mißachtete er gerabe diejenige am meeiften, die
damaligen Zuftande Deutſchlands Hug befolgen mußte — „ben Papfk, '
heit und die Deutfchen zu Freunden zu halten”. In feinem Vater tem
lich auch kein großes Vorbild finden, und hatte diefer —— An
lich behandelt, fo that e& der Sohn noch mehr. Stolz und Grauſamkeit
Grundzüge feiner Gemuͤthsart und niedrige Wolluft f. Neigung. Dad
gebrachte Gift, weiches fich f. ſtarken Leibesbefchaffenheit wegen auf die
umb einen brennenden Durft erzeugte, mag viel zu biefer Dandlungsweil
gen haben. 2 Umflände machten feine Lage beſonders ſchwierig. Ia
Zeit feiner Regierung wurde das Ärgerniß der Kirchentrennumg bdurch ⸗
Papſtwahlen am auffallendſten und hatte auf die Staatsverhaͤltniſſe d
Wenceslaus deutſcher Kaiſer) 109
iekungen. In Deutſchland hatte das Fauftrecht bei dem Mangel ei⸗
chsordnung und einer kraͤftigen Verwaltung uͤberhandgenommen.
chte ſich durch Buͤndniſſe zu ſtaͤrken, um ſich durch eigne Kraft den
Gewalt und Unrecht zu verſchaffen, den die Geſetze nicht verleihen
ein Bund der durch Reichthum mächtig und muthig gewordenen
‚waben und am Rhein ſtand den Fürften umb dem Abel entgegen, bie
enden Deutfchlands ähnliche Verbindungen ftifteten, wie die Geſell⸗
m Löwen, mit den Hömern und die St.» Georgsgefellfchaft. W.,
ens in Prag bei Weibern und Weißbier fchwelgte, wie man ihm vor⸗
thaͤtig biefen Partelungen zu, und es fcheint, baß er ben großen
imlich aufgemuntert habe, um bie Macht ber Kürften zu ſchwaͤchen.
beroog ihn die Gefahr, da dieſe Verbindungen dem koͤnigl. Anſehen
einen allgemeinen Landfrieden denſelben entgegenzuwirken. Auch
ıtern ſpaͤter dieſem Frieden bei; aber bie „fruntlich Stallung“ (Eini⸗
1384 auf 4 Jahre ſchloſſen und in den folg. Jahren verlängerten,
abgelaufen, als 1387 ein heftiger Krieg zwifchen ben Sürften, Gra⸗
n und ben verbündeten Staͤdten ausbrach, worin biefe nach ben ent⸗
efferr bei Döffingen erlagen. W. faß indeß ruhig in Prag, und wenn
befandten der Reicheftände, die ihn erfuchten, nach Deutfchland zu
den Frieden herzuſtellen, nicht geantwortet hätte: „er wiſſe nicht,
m fei, die Stände, die er nicht entzweit habe, zu vergleichen, und er
hickſal des Wolfes in der Zabel befürchten, ber 2 flreitende Widder
Ute“, fo handelte ee body im Sinne diefer ihm in den Mund gelegten
auch zu dem neuen Landfrieden, den er 1389 zu Eger ſchloß und wo⸗
Staͤdtebund wie die Einigung der Fürften aufhob, zwangen ihn nur
. Die Niederlagen und Verlufte, weiche die Stäbte erlitten hatten,
Schwert in der Scheide. W. erfüllte dagegen gern ben Wunſch ber
Judenſchulden gewaltſam zu tilgen, bie für manche Fuͤrſten und
ig waren; aber freilich mußten alle Schuldner dem König, als Ober⸗
ed Vermögens der Juden nach ber Anſicht jener Zeit, 15 vom 100
uch in Böhmen war W. nicht beliebt; er zog die Deutfchen dem
„ handelte nady eigenfinniger Laune, verbarb es mit bem Abel, als er
ken Kronguͤter gewaltfam zuruͤckfoderte und Einige, die fich teigerten,
6, amd erregte allgemeinen Haß gegen fi), als er in den Streitigkei⸗
Geiſtlichkeit ſich Widerrechtlichkeiten und Grauſamkeiten erlaubte.
e fein, König Sigmund von Ungarn, und fein Better Jobſt,
Mähren, waren wider ihn, und fo entſtand endlid 1394 eine
r der böhmifchen Großen, bie ihn überfielen und in Gefangenfchaft
Schritte, die fein jüngfter Bruder zu f. Befreiung that, und die Dro⸗
ırcy die deutſchen Reichsſtaͤnde die Loslaffung ihres Oberhaupts zu
ten, verfchafften dem Gefangenen nach einigen Monaten f. Freiheit,
ner köhmifchen Sage, durch die Treue einer Bademagd erlangt haben
nfehen in Deutfdyland war indeß unrettbar geſunken. Er gab Anlaß
urfe, daß er den mächtigen Joh. Galeazzo Wisconti für Geld zum
Mailand erhoben und dadurch das Reid, geſchmaͤlert habe. Befeh⸗
a wieder den Landfrieden, und einige Mitterverbinbungen, tie bie
e von ben filbernen Keulen ober Schlägen, welche das Zeichen ihres
n, den Namen hatten, wurden fo gefährlich fire bie Öffentliche Ruhe,
Kürften ihren Bund verſtaͤrkten. Die Partei, welche ber König bei
aden Kirchentrennung ergriff und nach ber Lage der Umſtaͤnde auch
) mu, trug twefentlich zu den entfcheidenden Ereigniffen bei, die ihm
krone raubten. Er vereinigte ſich mit Frankreich, die beiden Paͤpſte,
200 Wendekreis Wenden
welche von ben Carbinaͤlen in Avignon und ihren Gegnern in Rom ware:
worden, zur Abdankung zu bewegen, damit dann durch bie einmuͤthige Wa
neuen Papſtes der Kirchenfriebe bemirkt werden könnte, und er übernakg
befondere, den Gegenpapſt Bonifaz zur Niederlegung der päpfti. Würde
gen, oder gar zu nöthigen. Die Kurfürften aber, deren die meiften jenm
erkannt hatten, waren mit W.'s Abficht nicht zufrieden, und am w
Erzbiſchof von Mainz, Joh. von Naffau, der diefem Papfte f. Wirte
Diefer Umſtand trug nicht wenig zu den Schritten bei, welche bie
gem den König thaten, und es ift fehr wahrſcheinlich, daß Bonifa;,
Plan zu vereiteln, fie dazu aufgereist habe. Die Klagen über des
thätigkeit und Sorglofigkeit wurden ſeit 1397 immer lauter, und m
immer mehr, tie Rönigehoven In f. „Elfaffifchen Chronik" fagt, daß
ein Mehrer des Reiche, als ſich ein roͤmiſcher Kaifer fchreibt, ſunder de
was, und Derfumer und ein unnuͤtzer Dann des hilgen Reiche". Die
kamen endlich zu dem Entfchluffe, ihn abzufegen. Die Frage abır,
ner ermwählt werben follte? entzweite fie, und fo kam es dahin, daß in
fammlung zu Lahnftein nur die Kurfürften von Mainz, Trier, Köln
die Abfesumg W.'s (1400) ausfprachen und ben Kurfürften Rupr
alz, der feine Stimme dem Erzbifchof von Mainz übertragen hatte,
wählten. W. blieb dabei ganz gleichgültig, und ohne f. Mitwirkung
daß er noch mehre Bertheidiger feiner Rechte behielt, da die wenigſten
mit den Schritten der cheinifchen Kurfürften zufrieden waren. Sem
Ruprecht, Eonnte Überdies den eingewurzelten Übeln fo wenig als W.
- und auch) er hatte bald fo fehr mit Parteiumgen und Schwierigkeiten
daß kein Entwurf für die Ehre bes Reichs ausgeführt werden konnte.
indeß mit f. Bruder Sigmund in neue Zwiſtigkeiten, deren Folge f
Gefangenſchaft war, worin er zu Wien beinahe 14 Sabre zufrachte.
Befreiung wurden ihm von f. Gegner Ruprecht Vergleihsucrfchläge
cr aber nicht annahm, und erft, als nach deffen Tode (1410) die
den König Sigmund auf den deutfchen Thron hoben, gab. IB. durch
gleich mit f. Bruder feine Anfprüche auf. Ex biieb im Beſige feines
lebte in Böhmen in gewöhnlicher Unthätigkeit, welche nur die durch
ren erregten Bewegungen unterbrachen, die W., der Geiftlichkeit abh
lich begünftigte. Als aber nach Huß's Hinrichtung, den der König
(hügen fuchte, f. erbitterten Anhänger in Böhmen ſich erhoben, w
dem heftigen Aufftande derfelben, der den blutigen Huffitentrieg eröffnete
entrüftet, daf er vom Schlage getroffen ward und 1419 flarb. Re
ſchichtſchreiber haben ihn zu entſchuldigen geſucht; aber wenn auch viele
digungen, welche die Zeitgenoffen ihm machten, aus Partelmuth und
Haffe der Geiftlichkeit herftammen mögen, fo wird body fein Andenken ;
dem Zeugniffe der beglaubigten Gefchichte verurtheilt. (S. Pelzel's „Kal
des röm. und böhm. Könige Wenceslaus“, Prag 1788—I0, 2 Bde.)
Mendefreis, f. Tropicus.
MWendeltreppe, ein: um eine Spinbel fi) wendende Xreppe. -
der ähnlichen Figur heißen fo gewiffe einfhalige Conchylien, von benen bi
Uchſte die echte Wendeltreppe iſt, mit von einander abflehınden, frei um
MWindungen. Sie findet ſich auf der Küfte Coromandel in Oſtindien,
2 300 lang und wurde zumelien mit 1000 Thlr. und mehr bezahle.
Menden mwirb von den Deutfchen ein einzelner Zweig der grof
ſchen Wölkerfchaft genannt, deffen Sitze ſchon im 6. Jahrh. im nördliche
tihen Deutſchland von der Elbe länge der Oſtſee bis zur Weichſel mb
bie an Roͤhmen belannt waren; und zwar wohnten 1) die DO botriten
Benben “or
mächtiges Volt umter eigen Königen. Helurlch der Biwse, Her⸗
s, rottete fie im 12. Jahrh. beinahe ganz aus. Zu ihnen gehörten
zagrier und Linonen. 2) Pommern ober Wilzen, von ber
Weichfel. Ihre Fürften verbanden ſich 1181 mit Deutſchland und
7 aus. 3) Ulern (Örenzwenben), Deueiler m und Rheta⸗
brandenburgifhen Marten. Albrecht der Wär, Markgraf vom
Nachbar Heinrich des Löwen, —V und vertilgte ſie, nicht
, ſondern weil fie Slawen warm. (Die Griechen —— perbigten bob
icht mit dem Schwerte, und befehrten ganz
Sarmatin. Ja, bie
fen fie ſelbſt herbei, um von ihnen die Taufe zu erhalten.) 4) Sor⸗
Meißenland hieß
Serben, zwiſchen der Saale und Elbe; das alte
hmen Grbsko. 5) Lufiger (nicht Laufiger) in der Markgraf⸗
d Miederlaufis. Die Serben hatten ihre eignen Herrn, Fuͤrſten
d dehnten ihre Herrſchaft über das ganze heutige Ofterland, Mel»
alien, daß Anhaltifche, den Kurkreis und den ſuͤdl. Theil des
ben aus. Im 10. Jahrh. wurden fie mit deutfchen Coloniſten
rzuͤglich die Bebirge mit Deutfchen devoͤlkert, * die —* des
mm mehr die Ebenen liebten, daher bloß die —— Pl
m beinahe ſaͤmmtlich flawifche Benennungen haben. Aus
rache mit’ Gewalt verdrängt, und in Leipzig hörte man Arge auf
ben, obwol fid) manches Wort auf dem Lande erhalten hat. Aus
g der Slawen mit Franken und Sachſen bat ſich fett dem 10.
sfächfifhe Mundart gebildet, ber ſlawiſche Mund milberte, bie
mifcher Töne. Der Charakter dee von Serben abſtammenden Fa⸗
Indſolben ig, it, nit, als Noftig, Maltitz, Gablenz, Carlewis,
h (fol fein Met, Tersky, Leffing (fol fein Lefnjk, ein Laufiger
Tzſchirner (fol fein Tſcherniz). Oft erhielten aber auch die Exobes
Junamen von dem eroberten ſlaw. Befitzthume. Won ben Lauflgern
niedriges ſumpfiges Land, wie die Niederlaufig früher mit Recht
Ihren konnte) haben ſich nur durch Die lange Werbindung mit
He dann edler denkenden Beherrſcher bebeutende Überrefte erhalten.
bieten dem ſlawiſchen Ethnographen, Hiſtoriker und Philolo⸗
e Nachleſe aus der Vergangenheit und Gegenwart dar. Die
undart nähert ſich dem Boͤhm., die niederlaufitzer mehr dern Poln.
s Deutfchen nachahmend, nahm fie den Artikel und Mehres am,
mtfche grenzenden Slawen In Steiermark, Kaͤrnthen und Krain.
w der Sprache wiffen wir vor ber Verbreitung des ———
Bewalt durch Boleslaus, theils durch Belehrung bes frommen Bis
son Meißen eingeführt wurde, fo gut als gar Nichts, denn Bein
e Slawen an ber Elbe erhielt fi) aus den Zeiten des Heidenthums;
a ließ man fie unter dem härteften Drucke ſchmachten; kein Lichte
drung drang durch die Finfterniß zu ihnen herab Erſt ſeit der Ver⸗
menſchlichern Geiſtes in Europa wurde ihr Schidfal erteäglicher,
fingen fie an, ihren Dialekt zu fchreiben. Im dreißig»
ı woßte man ihre Sprache ausrotten und gab ihnen beutfche Pres
ı wirklich 16 Pfarren deutſch gemorden find. Erſt im 18. Jahrh.
ſamer und ließ Ihnen ihr natürliches Mecht ber angeflammten Spra⸗
su8, ein Jeſnit von Witgenow aus der Laufis, rieth in einem Vuͤch⸗
Die boͤhmiſche Rechtſchreibung auf die wendifche Sprache ee
befolgten feinen guten Rath nicht, wodurch fie ſich an einen an
ngefchloffen und ihre Literatur gehoben haben würben.
e zu Poeſchwitz, führte die bis dahin ſchwankende ——
208 Menden
4689 auf beſtimmte Regeln zuruͤck, die jedoch ein Gemiſch Aus ber —
boͤhmiſchen iſt. 1716 waren die Wenden fo gluͤcklich, eine Wilde
Leipzig und 1749 eine zu Wittenberg zu erhalten, fowie auch ein we
minarium zu Prag für die Katholiken. Um ihre Sprache emporzui
erhalten, erfchienen von Zeit zu Zeit Erbauungsbuͤcher, cine vol vol:
äberfegung, eine Grammatik und mehre a. brauchbare Bücher.
if die Abnahme der ſlawiſchen Sprache in ber Niederlaufig Immer fick
Pommern ſtarb der Letzte, der noch wendiſch fprechen Eonnte, 1404.
Fuͤrſtenthum Lüneburg in den Ämtern Danneberg, Lüchow und Wuß
ſchen der Elbe und Frege, erhielt ſich bis in bie neuern Zeiten ein Hauf
oboteitifchen Hauptſtamm (Polaben genammt, von Labe: Elbe, und po:
umd 1751 wurde in Wuftrom der legte wendiſche Gottesdienſt geb:
Menden warm zwar noch in ber legten Hälfte des 18, Jahrh. in i
vorhanden, allein bie Beamten arbeiteten umaufhörlich an ihren Unter
fie auch erzielten, indem fie biefe Sprache fo herabfesten, daß ſich dieſe
nicht außgelacht zu werben, hüteten, ein Wort wendiſch zu fprechen. Ci
Paſtor zu Wuſtrow, fammelte zwar aus dem Munde eines klenowe
Johann Janiſchke, einzelne Worte, die aber burch unrichtige Schreiber
ſtellt in die Hände des Dr. Anton in Goͤrlitz kamen, von weldyen, aufer
die „Slowanka“ von Dobrowoky aufgenommenen, Nichts bis her
wurde. Außer diefem fammelten audy Hr. Pfeffinger, SSnfpector 5
1698, Domeier u. A., luͤneburgiſch⸗ wendiſche Wörter, nach welchen
art ſich dem Polniſchen näherte, fonft aber ihre Eigenheiten hatte.
e Menden waren ein kriegeriſches Volk und führten vom &
. 7. Jahrh. an Kriege gegen bie Franken, denen fie zinsbar wurden,
in Verbindung mit den Böhmen und fpäter mit ben Ungarn, gegen bie
bis fie (934) bei Merfeburg von Heinrich I. und von Otto 948 vo
wurden. Die deutſchen Könige errichteten num die Markgrafſchaſt
Nordſachſen und Laufig, um die Wenden ins Sehorfam zu erhalten.
die Stifter zu Meißen, Merfeburg, Zeig und Magdeburg zum £hell i
angelegt, bie chriftliche Religion unter den Wenden auszubreiten. ie m
ihren Städten, die num beutfche Bewohner erhielten, auf die Dörfer
die Kriegsgefangenen wurden an Stifter, Kloͤſter und Abelige als ke
ſchenkt; alle Mittel wurden angewendet, bie Wenden zur Annahme ber
Religion zu zwingen und fie nach und nach mit den Deutfchen in Ein X
ſchmelzen. 1047 errichtete Gottſchalk ein wendifches Reich oder obotcit
nigreich, daB, aus 18 Provinzen beftehend, umter den ſaͤchſiſchen Herzogen
deutfchen Könige ftand, und bemühte ſich deutſche Sitten einzuführen, ı
deßhalb 1066 ermordet. Sein Sohn Heinrich flellte e8 1105 wieder bes
fpäter der Herzog von Schleswig, Knud, zu Lehen erhielt, nach deffen %
Heinere Staaten zerfiel. Die Einführung ber chriſtlichen Religion wm
wurde allmdlig bewirkt, obwol bie Spuren bes heidnifchen Goͤtzendienſt
ebrten u. A. den Bilbog, Smwantewit ıc.) noch lange bemerkbar blieb
konnte die beabfichtigte Vereinigung mit den Deutfchen nicht überall um
erreicht werden. Noch jest haben die Nachkommen ber Sorbenwent
Ober⸗ und Nieberlaufig — die Wenden ber legtern Provinz nennen
Szerbie — die Kleidung, Sprache und Sitten ihrer Vorfahren, obgleid
ger Verfchiebenheit der Sprache und Kleidung in beiden Provinzen, bi
Selbſt im heutigen Meißen finden fich unter den Landleuten noch Gebe
von den ehemaligen wenbifchen Bewohnern diefer Gegenden Abriggebli
— Die heutigen Wenden in der Laufig bewohnen ben Landſtrich von LI
die Mark Brandenburg. Sie find ein arbeitfames, treues Volk; aber
Wenbier Wenzel (Joſeph — ka) 208
em fie ſeit ihrer Unterjochung zum hell gehalten worden, miß⸗
ruͤckhaltend gemacht, und werden baher oft mit Unrecht für heim⸗
Biele Fehler haben fie mit andern Landbewohnern gemein. Es
Menſchenſchlag; ihre Weiber werden in den benachbarten Provins
e zu Ammen gebraucht; ihre Fünglinge geben gute Golbaten. Ihre
it a. Toͤchtern der ſlawiſchen Sprache, ber boͤhmiſchen, polnifchen
fo viel ÄAhnlichkeit hat, daß fie fich mit diefen Nationen gägenfeltig
sen, iſt melodiſch und Eräftig. Werfuche, die man gensacht hat,
te (Kiopfkod’s „„Meffins") in die wendiſche Sprache zu uͤberſeßen,
daß biefe einer höhern Ausbildung nicht unfähig if. In Leipsig
: wenbifche Predigergeſellſchaft, d. h. ein Werein junger Etudiren⸗
fig, welche fich im Predigen in der wendiſchen Sprache üben.
er (Johann), geb. in Nürnberg d. 23. Oct. 1713, ſtarb zu keip⸗
dier d. 14. Det. 1799 im 86. Lebensjahre. Da diefer Mann durch
nehmungen fich ein anfehnliche® Vermögen erworben hatte unb
€ war, fo wurde es ihm, gegebenen Winken zufolge, möglich, f. An⸗
aurch manche Fehltritte verdunkelt hatte, durch milbe Stiftungen zus
Bellert den Verlag feines erſten Werks ber „Zabeln”‘ mehren Buchs
ich angetragen hatte, übernahm ihn W. und gab für ben
Das Buch erlebte bald 5 Aufl. Auch die übrigen fruͤhern
e W. Nach der 3. Aufl. von Gellert's Kabeln‘ fliftete & 3 Sti⸗·
ne 100 Thlr., die auf 2 Jahre vergeben werben, ſodann 1787 in
ifchule fire Kinder weniger bemittelter Ättern und feßte m bern
00 Thle. aus. 60 Kinder männlichen und weiblichen Geſchlechts
‚.d.R. der „Wendier’fchen Freifchule” beſtehenden und nicht mit
ule zu verwechfelnben Anftalt, von 7 Lehrern und einer Rähterin
terwiefen und mit den nöthigen Schulbüchern nerfehn. 1790
te W. 6 Sreiftellen im Leipziger Convicte zunaͤchſt für Stidirende
ober für ſolche, die aus dem Umkreiſe von 3 Meilen von ſ Waters
baͤren, und in deren Ermangelung für flubirende Auslände. Im
Barten, welcher dicht an f. vor dem grimmafchen Those gelegenes
Band auch zuerſt ein Denkmal, weiches W. Geltert hatte ſetzen
u dem Univesfitätögarten neben dem Paulinum aufgeſtellt it. 11.
‚ (die Brüder Joſeph und Karl), ein wahrhaft literariſches
Söhne eine Arztes und Profeffors in Mainz, faſt von jleichem
» 1768, det Andre 1769 geb., ſtudirten fie Beide zugleichauf ber
herrlich aufblühenden Univerfität ihrer Waterftadt, unter Cdnmer-
mu. A., Medicin, von 1786— 91, promovirten Beide ar Einem
mmerring, machten gemeinfchaftlich faſt 2 Jahre lang geleh:te Rei⸗
and und Stallen, wirkten vielfach als Arzte gemeinfchaftiih , als
aruͤckkunft Beide 1793 — 95 in Mainz prakticieten, und asch noch
Rai W. in dem nahen Srankfurt ſich einbürgerte. Doch um eins
ſtets gemeinfhaftlic wirkten fie als mediciniſche Schriffteller ;
Zode des Altern Bruders (1808) erſchienen von bem jlingers noch
en der Werft. großen und anerkannten Antheil hatte. Ihre Haupt
s von der GStructur und den Krankheiten des Gehirns, vom Kres
geburts huͤlflichen Begenftänben ıc., befonbers das Werk übe das
enfchen und Xhiere: „De penitiori cerebri humani et arlma-
s; über den Hirnanhang falljüchtiger Perſonen; über die (divamı
fe auf ber äußern Himbaut. Die legtern, bloß unter Kau WB.’6
nen Prachtwerke, find über die Krankheiten des Uterus uab über
am Mädgrathe; ebenfo über Inburation, über Binftlide Fruͤh⸗
204 Werder Werner (Abraham Gottlieb)
geburt ꝛe. — Joſeph W. ſtarb 1808 in Mainz, 40 Jahre alt; er war ı
heirathet, fehr fleißig und gruͤndlich in f. Studien, firenger, ernſter und ı
auch gelehrter als fein jüngerer Bruber, ber ihn 20 Jahre Überlebte (fl.
De. 1827); biefer war dagegen neben f. wiffenfchaftlichen Kenntniffen w
Ben Fleiße zugleich einer der ausgezeichnetften praßtifchen Arste, malt fd
fihern Blick, wohlwollend, theilnehmend. Er verwendete einen gre
Deſſen, was ihm die Praxis fehr reichlich eintrug, zu wohithätigen und
thigen Zwecken. Seine einzige Tochter verheirathete er mit dem einzige
ſ. Lehrer, bes großen Anatomen Sömmerring. — Beide Brüder warm
der viele gelehrten Geſellſchaften; Rufe nach auswärtigen Univerfitäte
fie ſtets ab. Karl W. wurde von dem Fürften Primas, von Rußland u
Ben mit Orden beehrt.
Werder (MWerb, Waerder, Wörth), eigentlich eine Inſel in eine
dann aber auch eine urbar und bewohnbar gemachte Sumpfgegend. In 1
deutung find die in Weftpreußen gelegenen großen Werber, ber banziger,
burger und elbinger, bekannt. Es find Landſtriche zwifchen Fluͤſſen und
Gewäffen, ohne Berge, und ſehr fruchtbar an Getreide und Graſswu
Danziger Werder (1400 Hufen) enthält 33 Dörfer. Bekannt find auch t
Eibe bei Hamburg gelegenen und zum Gebiet diefer Stadt gehörenden J
Marſchlnder, Billwerder, Ochfenwerber ıc.
Werf (Adrian van der), ein ausgezeichneter nieberländ. Geſchicht
Portratemaler. Er mar zu Kralingerambacht in der Nähe von Motterk
von arnen Altern geb., und fein Vater, ber f. Luft zum Zeichnen bemerkte,
Ihn nach Rotterdam zu einem Portraitmaler in die Lehre; dann befu
Schule bed Eglon van der Neer, der ihn ale Gehülfen mit auf Reifen
ſ. 17. Iahre fing er an auf eigne Hand zu arbeiten. Der buch) Hollc
Kurfürfi von dee Pfalz lernte f. Arbeiten kennen und befchäftigte ihn von
meiften. Er nahm in Rotterdam ſ. Wohnort und heirathete dort 1687 ia
ſehnlich/ Familie. Der Kurfürfl von der Pfalz beftellte u. A. bei ihm ſein
md das Urtheil Salomonis, welches ihm W. perfönlich nad) Düffel
beingen mußte; er belohnte ihn fürftlich und erhob ihn mit f. Familie in
fand. Die beften f. Gemälde befaß der Kurfürft, von minderm Werth
nige in ber dresdner Galerie. IB. ftarb in großer Wohlhabenheit 1722.
nete fih durch Ausführung heroifcher Gegenftände unter f. Landöleuten «
wol f. Bilder mehr Fleiß und feine Ausarbeitung als Größe und Feuct
Sein Slorit iſt Eräftig und harmonifch, fein Faltenwurf groß; aber ſ.
fehlt e& an anatomifcher Kenntnis. — Sein Bruder Peter van der Weafu
Schüler, der ihm ſelbſt die Elfenbeinfarbe feines Fleiſches nachahnıte.
Verft, Schiffswerft, ein erhöheter Drt, eine Anſtalt am
ſchiffbaꝛen Waffer, wo Schiffe gebaut oder ausgebeffert werden. Zur Exl
großer Kriegefchiffe, die nicht fo leicht vom Stapel (ſ. d.) in das Maffer p
find, nerden in dazu geeigneten Häfen Doden (ſ. d.) angelegt.
Werner (Abraham Gottlob), koͤnigl. fächf. Bergrath, Ritter des
ſaͤchſ. Sivilverdienflordens, Mitglied vieler Akademien und gel. Gefelf
ber Begruͤnder der Geognofie und einer der ausgezeichnetfien Mineralogeı
Zeit, wurde den 25. Sept. 1750 zu Wehrau in der Oberlaufig, wo fels
Inſpetor der gräjl. Solms'ſchen Eifenhätten war, geb. Bis zu feinem 10
biteb & in dem väterlichen Haufe, wo feine Aufmerkſamkeit ſchon früh auf d
neralrich und auf das berg: und hüttenmännifche Gewerbe geleitet wurt
aber dam in die Waifenhausfcule zu Bunzlau in Schlefien, welche er nad
ter Conftrmation 176% verlieh und zur Unterſtuͤtzung feines Waters als
üihrriber in Wehrau angeftellt wurde. Kraͤnklichkeit, durch übermäßig:
Baur (Abraham Gottlob) = 806
veranlaften im 18. J. W.'s eine Reiſe nad) Karlöbab, waf weicher
Deal Freiberg und deffen großen Bergbau ſah. Yreibagee Berge
. arsf den fr ihr Fach begeifternd eingenommenen jungen Mann aufs
wegen ihn, bie 2 Jahre zuvor errichtete Bergakademie zu beziehen,
17769 auch wirklich geſchah, gerade in den Tagen, am melden beim
‚ nachmaligen Rönige Frieduch
&
‚ wobei auch ein großer Bergaufjäg veranflaltet mucbe. W. lerute
je glänzende uab petifs @ieke bes übrigens, befontees jest, fo
sweanusichend tennen. D ie Bitabensie mar mod) In bee Shlens, Ge
er ergef SB. bie vorhandene Gelegenheit zu lernen, blleb aber micht
H
Bamateh Kuenmte cz bie Bortväge ber Bergbankunde vor denen ber
md ſchied num auch fehr bald bie Lehre Kber die einfachen, sicht ger
wallen von bee Aber die Gebirge und Gebirgtarten, aber ie Orpf-
n ber Geognoſie, welche —— ffenfhfe sat 1785 in ges
ſchaftlicher Form unter diefem Ramen von W —* |
urde. „Wir unterfcheiben‘‘, fogt Pesf. Wan in Berlin, einer der
Bchuͤler Ws, „billig Werner den Oryktognoſten und Werner den
Ais ſchoͤpferiſcher Geiſt ficht er im beiden Beziehungen ba; ja feibft
umern uns daran, daß er beiden Disciplinen eine mu Ge
w auch bie Bildung der Namen, ba Ganz⸗ Freilich
ben und Gefkaie erhiele ⏑ — 909
Isen einen neuen Inhalt. Doc was wäre bad Neue, wenn es nicht
ze waͤre, wenn man bie Natur ie Dem nicht fände, was bie Wiſſen⸗
IR zu nennen bat! Auffaffungöfraft ber Natur war in hohem
ent von W. Ex hatte einen klaren Bid, umbewittt, beies meb
Me anpufchenen, du foffen mit ben innen, anb ihm im ewtimertaum
———— Oryktegnofi⸗
Wohnen gie, 1 — Immer mache ab
bet wird, untergeordnet. Eine ebenſo große Beruumebeung, als
I und nfehauungövole Behandlung der Orpftoguofie, erwarb ſich
208 Berner (Abraham Gottlob)
W. auch durch feine Geognoſie, diefer immer noch jugendlichen, mit eine
thuͤmlichen Zauber begabten Wiffenfchaft. Vor ihm kannte man nur
Geologie ber Geogenie, die Theorie oder Bildungsgefchichte der Erde,
In einer Mähe von Hypotheſen; er gründete feine Geognofie auf Ber
an ber Erlxinde und machte fie durch und durch zum Erfahrungswiſſenſch
Baſis derſilben ift die Kenntniß der räumlichen Verhaͤltniſſe zwiſchen denk
denen, bie Erdoberfläche zufammenfegenden Maffen; bie Kenntnis ihch
bat die zwete Stelle. Die Klarheit und Einfachheit in der Werner'fd
lung der Gebirgsverhaͤltniſſe, die Bündigkeit in feinen Folgerungen, e
f. Zuhoͤrern und Anhängern ein fo unbedingtes Vertrauen, daß fie nodf
leicht überzeugt werden innen, dag nicht Altes fo ift, wie es der groß:
darſtellte. Und doch bat das riefenhafte Kortfchreiten in den Naturwi
ganz unumftöglic, dargethan, daß es noch andre Werhältniffe geben könne
lich gebe, bie in der Werner’fchen Lagerungsiehre keinen Piatz finden. &
neuer Bildung und Bewegſamkeit liegt nad) W.'s Anſicht oben, in dem
figen, im Bewäffer; daher der allgemeine Neptunismus bed We
Syſtems, der Dcean der eigentliche Quell aller Bilbungsgefchichte ber €
was einmal gebildet war, hatte, bis auf geringfügige Bewegungen, ger
fere Beobachtungen zeigen aber ganz deutlich, daß außer ben von ZB. a
von oben abwärts wirkenden Kräften, auch folche bei der Bildung ber €
handen waren, bie aus dem Innern der Exde auswärts wirkten. Auf
fortwährend wirkenden diefer Kräfte, die Vulkane, wurden baher von WB,
und erfchienen ihm von geringer Bedeutſamkeit. Hätte er, ber fd
Beobachter, nur ein Mal einen brennenden Vulkan ober bie erloſchen
derrhein ober in Südfrankreich gefehen, nie würde er dieſen Erſchei
Zagerftätte in brennenden Steinkohlenlagern angewiefen, nie die Ent
Baſalts und ähnlicher Maſſen aus waͤſſerigem Niederſchlag hergel
Wenn aber auch cine Menge einzelner geognoſtiſcher Kehren W.'s ich
wir ungeheure Schritte vorwärts gethan, als irrig erfannt und im T
tert daſtehen, fo bleibt der Ruhm des Begruͤnders doch fort und fort,
lich feine Schüler ehren ihn mehr durch ein zeitgemaͤßes Fortſchreiten alb
Anhängen an vielen feiner nicht mehr zeitgemäßen Anfichten! Aber
als Lehrer ber Mineralogie und Geognofie, ſondern auch ale Lehrer ber
kunſt, der Eiſenhuͤttenkunde und mehrer andrer einzelner Zweige ber F
kunde, als Mitglied des Oberbergamts zu Freiberg und vor Allem als
Alodemiften, wirkte W. fehr thätig und ruhmvoll. Außerdem beſchaͤf
auch Geſchichte, Geographie, Linguiftit, Archäologie ımb Numismatik |
lich, minder einige andre Zweige bes menfchlichen Wiſſens. Als Schriftf
W. nicht fo viel geleiftet, als eigentlich zu erwarten und zu wünfchen gewe
Beſonders war er in ben legten 2 Jahrzehnden, alfo gerade in derjenige
feine® Lebens, wo bie gelehrte Welt das Gediegenſte von ihm erwarten di
Schriftſteller ganz verſtummt. Außer jener ſchon oben erwähnten Schril
die äußern Kennzeichen ber Foſſilien“, und einer Reihe von Auffägen in ı
nen Zeitfchriften,, von denen mehre von großer Wichtigkeit find, beſitzen
ihm: „Kurze Elaffification und Befchreibung der Gebirgsarten“ (Dresbe
Meue Theorie über die Entfiehung der Gänge‘ (Sreiberg 1791); ein B
Überfegung von v. Cronſtedt's, Verſuch einer Mineralogie” (Leipzig 178
zeichniß des Miineraliencabinets des‘ Berghauptmanns Pabſt v. Ohain”
Freiberg 1791 u. 179%). W. war ſehr befcheiden und anſpruchtlos um
Menſch fehr liebenswürbig. An feinem Waterlande hing er mit Inniger Li
mehre vortheilhafte Rufe ins Ausland abgelehnt, und begnügte ſich m
mäßigen Einkommen um fo leichter, da er nicht verheirathet war. E
Werner (Friedrich Ludwig Zacharias) 207
am 30. uni 1817, in den Armen feiner Freunde und feiner einzigen
r. Sein Leichnam wurbe auf Koften des Staats, unter einem feierlichen
je, nad) Freiberg abgeführt und in dem dortigen uralten Dom, nicht fern
zdifchen Meften des Kurfürften Morig und andrer Sürften bes Haufes
beigefegt. Die mineralogifche Gefenfhaft zu Dresden, deren Mitflif:
ſter PDräfibent er war, bat ihm an der freiberger Straße, eine Stunde
Ben, ein aus Granitbloͤcken und Bafaltfäulen gruppirtes Denkmal errich⸗
me Schweſter, die verwitw. Paftorin Btaubig zu Dirfchberg in Schleſien,
M823 auf feinem Grabe ein Denkmal fegen. Sein patriotifher Sinn
ſchon lange vor feinem Tode daran denken laffen, der freiberger Akabe⸗
weiche und vollftändige Diineralienfammiung zu erhalten, obwol ihm ſchon
und 50,000 Thlr. dafuͤr geboten worden waren. Er überließ fie ber Aka⸗
?40,000 Thle., von welcher ihm jedoch nur 7000 Thlr. baar ausgezahlt,
aber verzinft wurde. Nach feinem Tode fielen bie Zinfen von 17,000
der Akademie anheim, und alle feine noch übrigen Sammlungen an
kandcharten, Riſſen und Zeichnungen, Münzen ıc., und fein ganzer
Nachlaß wurde derfelben für bie geringe Summe von 5000 Thlm.
Auch die Schwefter eiferte auf eine hoͤchſt wuͤrdige Weife dem Edel⸗
Bruders nad). — Zu Edinburg in Schottland fliftete ein vorzüglicher
.’6, der berühmte Profeffor Hobert Samefon, eine gelehrte Geſellſchaft
ernerian Natural History Society. Lebenebefchreibungen W.'s lies
su fruͤh für die MWiffenfchaft verft. Geh. Finanzrath Bloͤde zu Dresden,
der „ Schriften der mineralogifchen Geſellſchaft“ dafelbft (1818), umb
Prediger Dr. Friſch, der 23 Fahre lang zu Freiberg mit W. innig
. Die legtere enthält zugleich 2 Abhandlungen des Prof. Dr. Weiß
Verdienſte um Oryktognoſie und Geognofie, und iſt 1825 zu keip⸗
er (Friedrich Ludwig Zacharias) gehört umter die merkwürdigen Zelt
18 wegen feiner Mitwirkung zu dem Zwecke einer religiöfen Reaction, -
auf Koften bes Proteſtantismus, theils wegen feiner dichterifchen Ei⸗
it, theils wegen f. mannigfaltigen perfönlichen Werhältniffe. Er
berg in Preußen d. 18. Nov. 1768 geb. Sein Vater, Prof. ber
and Beredſamkeit an der dortigen Univerfität, ſtarb als der einzige Sohn
Jahr zuruͤckgelegt hatte, ſodaß biefer nun bie zum 22. umter den uns '
Einflüffen der Mutter fland. Sie war eine Frau von durchdringen⸗
lebhafter Phantafie und tiefem Gefühl, verlor jedoch fpäter das Gleiche
Seelenträfte und litt fortdauernd bie zu Ihrem Tode an einer Ges
eit. 1734 warb W. in Königsberg Student, hörte juriftifche und
he Vorlefungen, auch Philofophie bei Kant, umd opferte baneben,
ige Nachrichten behaupten, den Grazien bes Epikur mit freier, ent»
Vorliebe. Bon einer vorherrfchenden religiäfen Richtung blickte waͤh⸗
Buiverfität6lchene keine Spur durch; näher fland er der damaligen Mode⸗
wii. Mach der erften Ausflucht von Königsberg nad) Dresden trat er 1798
merſecretair in den preuß. Staatsdienſt und bekleidete biefe Stelle an meh⸗
m, am längften in Warfchau. 1799 verheirathete er fich daſelbſt zum
BRate, nachdem f. erſte Ehe aus unbekannten Gründen aufgelöft worden
ging bald darauf durch abermalige Trennung, nicht ohne große Einbuße
Seite, eine dritte Verbindung mit einer jungen, liebenswuͤrdigen Polin
ebenfo wenig ein Wort deutſch als er polnifch verftand. Das Leben in
n war zu jener Zeit zwanglos, heiter und an mannigfaltigen Gemüffen ers
beſonders pflogen die Deutfchen untereinander eine innige Geſelligkeit; W.
& vor allen an den tuͤchtigen Mnioch und ben jugendlich offenen Hitzig an.
208 Berner (Friedrich Ludwig Zacharias)
Unter ben ſchoͤnſten Einwirkungen einer zauberiſchen Natur, eines heri
gangs und einer wohlthuenden Freiheit entſtanden um 1800 die „Söhne
le8'', über welche fich der Verf. in einem Briefe an Higig 1801 gelege
aufdrüdt: „Dir aufrichtig zu fagen, ich bin etwas, aber nicht viel,
ftieden ; aber ich kann es unmöglidy umſchmelzen. Sich weiß, daft
wenn aud) einzelne Scenen Erzeugniffe einer nicht ganz unglädtichen
fein fein mögen ‚ doch Eein richtiges Verhältniß der Theile, viel Geſchwaͤt
Handlung, noch weniger aber dramatifches Intereffe hat”. Sein
Königsberg 1801 — 4, wohin ihn die zunehmende Krankheit feiner ME
rufen hatte, verrieth fhon bamald manche verborgene Keime jener DE
die er ſich fpäter fo laut erklärte. Der 24. Febr. 1804, der Todestag
ter , iſt durch die Dichtung gi. N. berühmt geworden. Sm Beſite ei
Vermögens von 12,000 Thin. , das ihm durd) den Tod feiner Mutter #'
war, sing W. 1804 mit f. Gattin nad, Warſchau auf f. Poften zur
mit dem geiftreichen Hoffmann in nähere fördernde Berührung kam, Wi
bem daſelbſt vollendeten „Kreuz an der Oſtſee“ eine originelle Mufik ſchr
die Verwendung mehrer Freunde, mie die Gunſt des Minifterd v. Sche
damaligen Chefs des neuoftpreußifchen Depart., welcher fich für die Cat
ligion und Maurerei lebhaft intereffirte, ward er 1805 in Berlin als geh.
der Secretair angeftellt. Meder der Umgang mit Männern wie Joh. W
Sichte, Uhden, Schadow, nach die Poefie, noch weniger ſ. Berufsveth
ten ihn vor dem Strudel einer wilden Genießluſt bewahren, woraus wolf
lich die Trennung von f. dritten rau (wider f. Willen) erklärt werben ug
fir das dortige Theater gebichtete „Weihe der Kraft“, in welcher bie Se
myſtiſcher Phantaſtik verſetzt iſt, ſetzte (1806) das Publicum in ein
Bewegung, welche ſich ſpaͤter uͤber ganz Deutſchland ausbreitete.
ſeine Reiſeluſt von Berlin uͤber Prag, Wien, Muͤnchen, Frankfurt,
von da nach Gotha in die Naͤhe eines gebildeten Fürften. 1807 ſah er
Mat mit tiefer Bewimderung Goͤthe; in diefem Gefühle iſt er ſich
Ende treu geblieben. Weimar zeichnete ihn mannigfaltig aus, body kei
einem Zmonatlichen überaus angenehmen Aufenthalt 1808 wieder u
zuruͤck, wo ſ. Gefuͤhl von der Franzoſenherrſchaft ſo bitter verletzt wu
fi) durch eine Reiſe nad) ber Schweiz zu befreien ſuchte. Zu ITnterlad
bei einem Volksfeſt in den intereffanten Kreis der geiftreichen Baror
Während bes Spätherbfies 1808 war er in Paris, vertaufchte ed aber
Dec. mit Weimar, wo er durch die Huld des Großherzogs von ir
Fuͤrſten Primas v. Dalberg, die Zuficherung einer Penfion erhielt. 5
felbe Zeit ernannte ihn bar Großherzog von Heffen = Darmfladt jun
Noch ein Mal hielt er ſich, zugleich angezogen von A. W. Schlegel, &
in Goppet bei ber Frau von Staël auf, durch deren Bermittelung er 1
Turin und Florenz noch Rom reifte. Er bekannte fich hier d. 19. April 1
kath. Glauben, und zwar nad) zuverläffigen Nachrichten vorläufig U
Aus demſelben Grunde, weßhalb er anfänglich feiner Glaubensänden
Öffentlichkeit hatte geben wollen, ſtudirte er zu Nom die Theologie privat
wie aus mehren Nebenumftänden hervorgeht, ziemlich oberflaͤchlich.
Klorenz, Venedig zogen ihn wechſelsweis buch Schickſal, Natur und!
Mit patriotifcher Freude fah er 1813 bie firgreichen Heere der Verbuͤnd
Frankfurt nach dem Rhein ziehen. In Übsreinffimmung mit dem 8
Erzbiſchofs v. Dalberg , trat W. 1814 ins Seminarium u Aſchaffer
wurde bald nachher zum Prieſter geweiht. Zur Zeit des Congreſſet,
1814 kam er in Wien an und predigte ſogleich ungeachtet des Mangels
ver einer außer rdentlich hlreichen Verſarumlung. Won 1816 — 1
*
Berner (Friedrich Ludwig Zacharias) 209
bei der Familie des Grafen Cholonievski, durch deſſen Einfluß er
re von Kaminiek wurde. Auch hatte er das Gluͤck, daß Ihm die Frei⸗
Großherzogs von Sachfen Welmar den Verluft der Penfion erfegte,
dem Fürften Primas verbankte. Obgleich er mit großer Feierlichkeit
hergeſtellten Redemtoriflenorben in Wien getreten war, verließ er ihn
auent zum Erflaumen des Publicums bald barauf wieder, aus Gründen,
nicht ganz auf ihm allein laſten mögen. Mit bewunderungswuͤrdiger
predigte er bis kurz vor feinem Ende, obfchon er feit längerer Zeit am
3 Beuflübel litt. Der Tod befchlich ihn fanft und unvermerkt d. 18.
Wie er ihm während der legten Tage mit hriftlicher Faſſung und einem
Humor entgegengefehen hatte, fo zeigte auch noch das Antlitz des
a eine fefte Entfchiebenheit. In Enzersdorf am Gebirge in der Nähe
‚ feinem Wunfche gemäß, begraben worden. Diefe biographifhen
find theils aus dem von Hitzig brrausgegeb. Lebensabriß W.'s, theils
ihm ſelbſt gefchriebenen Art. im Felder⸗Waitzenegger'ſchen Wörter
L Ale Sonderbarkeiten einer demüthig anmaßenden und im Grunde
Ratıse offenbart f. Teſtament, das auch gedruckt worden ifl. Gehe
Auffchtäffe über f. Charakter findet man auch in den „Blaͤttern
he Unterhaltung” (1827, Nr. Lund 2). — Unter f. dramatifchen
nzen beſonders die „Söhne des Thales“ hervor durch Eühne Anlage,
barafterzelhmmg, Größe des Sinnes, ausgezeichnete Sprache, na»
1. Thl. „Das Kreuz an der Offer‘, „Die Weihe der Kraft”, „At⸗
der Hunnen“, „Wanda, Königin der Sarmaten‘' verriethen dei vies
s Schönheiten, eine wachfende myſtiſche Tendenz, die theild ihren
m mag in dem bervortretenden Mißverhältniß der (chaffenden Seelen:
Bin der ausſchweifenden Eitelkeit bes Werf., die mit f. dyaotifchen Gei⸗
anımenfloß, und ihn häufig zum Abenteuerlichen, Excentriſchen, Ver:
eſchmackten hinriß. Ein tragifcher Silberblick feiner leidenſchaft⸗
Natur, ein Nachtſtuͤck im eigentlichſten Sinne, iſt dagegen der
igſte Februar“, weit hervorragend über die Flut der ſpaͤtern Nach⸗
erfchütternde Originalitaͤt, tief eindringende Blicke Ins menfchli:
Imftreiche Zufammendrängung und feltene Gewaltder Sprache. Die
m neuen Schickſalstragoͤdien haben aus diefem merkwürdigen Gedicht
ig gefogen. Die fi) immermehr abfondernde Eigenthuͤmlichkeit feiner
u, ungercgelten Phantafle bricht vorzuͤglich in der Tragödie „Kune⸗
herrch, obwol auch nicht felten Funken des Genies auffprühen. Sein
afpiel: „Die Diutter dee Makkabaͤer“ (Wien 1820), weift im Ein»
: Schönheiten auf, verdunkelt diefe aber auf die verwerflichfte Weife
miſtiſche Rohheit der Sprache und einen plumpen, durchaus unheiligen
den geringften Werth haben f. geiftlichen Lieder, als Geburten der
gerade da, wo fie ben Zon der Kraft angeben wollen. Ungeachtet
Mängel verdient er den Namen eines Dichters. Seine glänzenpfle
heit liegt, wenn wir die frühere Periode hauptſaͤchlich beruͤckſichtigen,
u Geiſtigkeit eines unaufhaltſamen Strebens, in der oft uͤberraſchen⸗
we Charakterzeichnung, in dem unwiderſtehlichen Reize einzelner Si»
nd in bem reichen Quell einer feifchen, ftarken, mitunter fehr origi«
Als Kanzelredner zeigte er ſich fehr ungleich, doch wirb ihm
: Richter eine hinreißende Popularität, bligähnliche Wirkfamkeit, er:
uslegungstunft und gründlichen Ernſt abfprechen innen. Sein Außerer
id wit f. geiſtigen Derföntichkeit in natürlichem Einklange und hatte infos
te Wahrheit. Die vielen über ihn ausgeftreuten Märchen und Lügen nö»
abrheitsliebende Publicum zum Mißtrauen. Seine Glaubensänderung,
Giebente Aufl. Bd. XII. 1A
210 Wernigerode Werth
nach Grunbfägen dee Vernunft und Chriftenliebe an und fuͤr ſich micht ſchle
verwerfen, floß nothwendig und unmittelbar aus f. ganzen G
die Stufenzeihe ſ. Werke, die Mittheilung brieflicher Nachrichten, ber Gau
chen Lebens barthut. Gegen den Verdacht der Heuchelei ſchuͤtzt ihn die Gent
Sein Charakter, urfprünglich reich begabt, ift wol nie aus dem Zuftande bes
- tens herausgekommen. Wenn erfich ſelbſt der Sinnenluſt und des Gele
fo darf man billig auch f. unermeßliche Eitelkeit in Anfchlag bringen, die]
mit feiner Religiofität, hauptſaͤchlich in einer falfchen Demuth verfegte un
alten Übel nur einen neuen Namen gab. Doch verdient f. tiefe Empfängtt
Schönes und Hohes, fein Feſthalten an demſelben ungeachtet einzeiner BI
aufrichtige Menfchenfreundiichkeit, ſ. unermüdlicher Berufseifer, bie geaqh
erkennung. Er fol auch ein fehr angenehmer, liebenswuͤrdiger Geſellſchaſte
fein. Sein Äußeres, das er auf eine unanftändige Weife vernachlaͤſſigte, me
deutend in dem Ausbrude und ber Form des Gefichts. Die g
dungen trügen, ſchmeicheln ihm mit einer verzichten Heiligkeit, die er nl
„Werner's Theater” (Wien 1816 — 17,6 Bde.; bloß die „Matkbän"
Merningrode, f. Stolberg. |
Wernike (Wernigke oder Warned, Chriſtian), ber |
deutfche Epigrammiſt, ein geb. Preuße , lebte gegen das in fabe Reimer
Eene Ende d. 17. Jahrh., als vielgewandter Geſchaͤftsmann, von del
Berhältniffen wie nur fo viel wiffen, baß er Secretair bei mehren Geſau
war, ſich längere Zeit in Hamburg aufhielt und nad) 1720 ftarb. Gene
me ober Überfchriften, die guerft in Hamburg 1704 und 1710 erfchienen,
fi durch Kraft und Freiheit der Gedanken und bes Styls weit über ig
und wurden vielleicht ebendeßwegen bald vergeffen, bis Bodmer und
ter fie wieber erweckten, leider nicht ohne verbeſſerungsluſtige And
1780). Sin der deutfchen Literaturgefchichte d. 17. Jahrh. [pielt auch
mit den Reimfchmieden Hunold und Poftel eine Rolle.
Werft (eigene. Werfta), ein ruſſiſches Wegmaß; jede 1
1044 Werft machen einen Grad des Äquators aus, mithin gehen
fte auf eine geographifche ober gemeine deutfche Meile, und 20 Werſte bg
viel als 3 beutfche Meilen.
Werth (in der Nationaloͤkonomie) bezeichnet den Grab ber
eines Dinges, als Mittel für menſchliche Zwecke, und da nur folche
che zugleich Güter find, Werth haben koͤnnen, fo werben häufig A
ter und Werthe, ald gleichbedeutend gebraucht. Der Menſch kann U
eines Guts beflimmen in zweifacher Beziehung, einmal unabhängig u
Gütern, und dann in Hinficht auf ſolche Güter; im erften Safe urthell
die Tauglichkeit als Mittel für menſchliche Zwecke überhaupt, im letztern
er die Tauglichkeit des einen Guts mit ber Tauglichkeit eines andern; ja
pofitive, dieſer der relative oder verglichene Werth. Hiermit verbinde
Urterfchied zwiſchen Gebrauchswerth und Tauſchwerth. Im meitern €
jede Sache Gebrauchewerth , an meldyer ber menfchliche Beift In irgend
ziehung Tauglichkeit zur Befriedigung irgend eines menfchlichen Zwei
nimmt; im engem Sinne befleht der Gebrauchswerth in der Tauglich
Guts, als Mittel für einen ober mehre beftimmte eigne Zwecke eines b
Individuums, das jenes But entweder beſitzt oder zu befigen firebt. Di
wverth eines Guts befteht in der Tauglichkeit deffelben, ſich für dieſes Gu
Wege des Tauſches irgend ein andres Gut zu verfchaffen, gleichdiel,
Gut fei sur Gut von Bebrauchöwerth für ben Begehrer, oder ebenfali
Naufdisicth. Bloß finnlidhe Güter Binnen Tauſchwerth befigen, ni
wie uror auch immerhin ihr Gebrauchſswerth fein mag. Mit dem ve
Weſel Weſer gil
hat der Preis (f.d.) große Ähnlichkeit, beide find aber nicht Eine
Jener beftimmt bloß das Verhältnig des Tauſchwerths mehrer zum
neter Güter unter einander, vermöge einer Vergleihung mit bem
eines andern Guts; er zeigt nur den Grad ihrer Fähigkeit zum Tauſche,
z mit dem Tauſchwerthe des zum Gradmeſſer angenommenen andern
d e6 handelt ſich dabei Iediglich von der Möglichkeit des Tauſches.
z Preifes hingegen liegt die Worausfegung eines nicht bloß möglichen,
hen Umtaufches von Gütern, weldye man bereits nad) ihrem Tauſch⸗
nach ihrem Werthe uͤberhaupt, verglichen hat. Der Preis ift da⸗
mel. KM.
‚„ Stadt und ſtarke Seftung im Regierungsbezirke Kleve der preuß.
' Berg, am Einfluffe der jest bis Lippſtadt ſchifſbar gemachten Lip»
ha, über welchen eine fliegende Brücke führt, bie jenfeit® burch einen
md das Fort Bluͤcher vertheidige wird. Sie hat eine ſtarke Citadelle
die bübericher Inſel zwifchen der Stadt und dem Bruͤckenkopfe bes
Bynmafium, ein Seminar, ein Schaufpielhaus, 4 Pfarrkirchen,
d (mit der Befagung) 12,000 E., tie Wollen-, Linnen⸗, Leber -,
mb Strumpfwirkerei treiben, und viele Branntweinbrennereien, eis
unb Scifffahrt unterhalten.
n. Das Weſen wird von der Erfcheinung, als das derfelben zum
ide und ımveränberliche Sein unterfchieden. Sowie jede Erſcheinung
ns voraußfept, fo reden wir von einem Weſen fchlechthin im Gegen»
Haungsmwelt, dies iſt die Wirklichkeit, oder Das, worin das Weſen
offenbart, indem das Enbliche immerfort entfleht und vernichtet wird.
Befen das erſte Princip ber Möglichkeit eines Dinges, folglich wa
einer Sache gehört, Natur dagegen den erſten innern Geund Deflen,
Hichkeit eines Dinges gehört. Er meint, der Zriangel habe keine No⸗
le Gegenſtaͤnde der Geometrie. Indeſſen redet man doch häufig von
Dreiecks gleichlautend mit Wefen und verfteht im logiſchen Sinn dar:
gänderlichen Merkmale eines Begriffs. Allein in jener andern Bedeu⸗
u von ber Natur verfchleden ; da reden wir felbft von einem Weſen ber
andre Bedeutung hat ferner der Ausdruck Weſen, wenn wir felbflän-
ı damit bezeichnen, 5. B. lebendige Wefen, Naturweſen, vernünfs
wnfichtbare Weſen.
e, einer der großen Fluͤſſe Deutſchlands, entſteht aus ben beiden
a, die im hildburghauſiſchen Amte Eisfeld im heldriether Walde, und
dem Großherzogthum gi. N. entfpringt, und moronjene bei Wanftied,
‚ biefe aber bei Kaſſel ſchiffbar wird. Weide vereinigen fich bei Hand:
en, und erhalten nun den Namen Wefer, welches jedoch nur eine
bung des urfprünglichen Namens der Werra (Wiſaraha, Mefara,
n fol. Die Weſer geht fobann durch das hanoͤveriſche Fürftenthum
le herzogl. braunſchweigiſchen Lande, das handverifche Fuͤrſtenthum
ie kurheſſiſche Grafſchaft Schauenburg. die preuß. Prov. Weſtfalen,
hen Prov. Hoya, Verden und Bremen ımb das Herzogihum Di:
dergleßt ſich 10 Meilen unterhalb der freien Stabt Bremen in bie
hdem fie vorher bie Diemel, Emmer, die detmoltifhe Werra, bie
r Der und Leine), die Hunte, Wümme und die Geeft aufgenom-
on Muͤnden an wird bie Schifffahrt auf großen, flachen Fahrzeugen
diſt fehr bedeutend, nur find die 22 Weſerzoͤlle für die Schifffahrt
bedeutendſte darunter war der Zoll bei Elsfleth, im Herzogthum Ol⸗
Einfluß der Hunte in bie Wefer. Er wurde 1623 dem Derzoge me:
aren Daͤnmie, durch weiche der befte Theil des Landes gegen Übers
14 *
212 Weſerſchifffahrt und =» Handel
ſchwemmungen gefehlt werden muß, vom Kaffee und Meich bewilligt;
Bremen hat jedoch diefer Verfügung ſtets widerfprochen. Durch den
putationshauptfchluß von 1803 wurde der Zoll zwar aufgehoben, aber fi
Jahren von dem Herzoge wieder gefobert, bi Bremen bei dem B
Frankfurt durch f. Vorftellungen e8 bewirkte, daß Oldenburg ben ZoU
beb (vom 7. Mat 1820 an). Man rechnete ehemals den jährl. Extra
auf 80 — 100,000 Thlr. — 1817 hat man den Vorſchlag gemadt,
fer mit der Eibe zu vereinigen. Die vormehmften an der Weſer Tiegen
find: Münden, Hameln, Rinteln, Minden, Nienburg und Breme
Meferfchifffahrt und -Handel. Die Wefer, eine
lichern norbifchen Waſſerſtraßen für den deutſchen Handel, theilt fich
und die Werra. Beide find für größere Fahrzeuge (Holsflöße augen
7 Meiten ſchiffbar, die Fulda bie Rothenburg, die Werra bis Wanft
Lauf der Wefer im Ganzen richtet fi vom S. nach dem N. Nur bi
Westphaliea läuft fie im Gebirge, das nirgend® außerordentlich body I
enge Thaͤler hat. Nachher ſtroͤmt fie immer in einen breiten Thale im
mit niedrigem Ufer wenigſtens auf der einen Geite fort. Die Ober⸗
weſer mar bißher wegen ber vielen Kruͤmmungen und Verſandungen
lang im Sommer unfchiffbar. Die Stapelftädte dieſes Fluſſes waren fa
ften Zeiten Hanoͤveriſch⸗ Münden, Minden und Bremen, jedoch fo,
denſche Schiffer das Fahrrecht auf ber Werra mit beffifchen Schiffen 4
lich, und nur bie Fahrt auf der Fulda nad) Kaffel und von da zurädı
hatten. Zu Münden kamen gewoͤhnlich in einem Jahre auf der We
der Fulda 128, auf der Werra 104 Schiffe an. Mittelſt der Ful
Meferfrachten über Kaffel bis Hersfeld, und auf der Werra bie Wax
die ſchiffbare Aller bis Zelle, und mit Hülfe der Aller und Leine, ı
luͤneburgiſchen Amte Ahlden vereinigen, bis Hanover. Außerdem
viele Güter auch auf der Achfe von und nah Münden aus Heffen,
Sachſen, Frankfurt und Baiern, um von oder nach Bremen fpebk
Die Schiffe ber Wefer haben breierlei Namen und Größen. 1) Dies
den Boͤke genannt, find 118 — 120 F. lang und 8—9 5. beeit,
Laften zu tragen. 2) Die mittlern heißen After, Achter ober Hinte
gewöhnlich 106---108 F. lang und 6—7 F. breit, und laden 20— 28
dritte Art führt den Namen Büllen ; ihre Länge fteigt auf 60 — 65, w
auf 315., ihre Ladung aber befteht in LOL. Diefe 3 Schiffe made
beladen find, eine Maſt aus, die bei vollem Maft 60 — 79 8. ladet.
von Bremen bis Hameln durch Reinenzieher, zuweilen 40 — 70 an be
Hameln bis Münden durch Pferde gezogen werden. Zolgende Maͤng
derniffe ftanden der Weferfchifffahrt entgegen: 1) Das getheilte Staat Ä
verfchiebenen, an jenem Fluſſe Befigungen habenden Fuͤrſten. 2) Die
tung ber Freiheit der Schifffahrt darauf. 3) Die übermäßige Anzahl
fonftigen Abgaben an jenem Fluſſe. 4) Die mangelhafte Wafferfhel
ſerbau- und Schifffahrtspolizei hinfichtlich deffelben. Zwar fuchten biel
ſerſchifffahrt vorzüglich intereffirten Fuͤrſten ſchon fruͤher durch Conferl
und 1700 dieſen Maͤngeln und Hinderniſſen zum Theil abzuhekfen; ale
dienlich ſolche auch waren, ſo fruchteten ſie doch nur wenig, und es
Hinſicht ned) immer viel zu wuͤnſchen übrig. Was ſelbſt dieſe C
bewirken Eonnten, glaubte ber bremer und oberländifche Hanbelsftand
ven ihnen ernannte Deputation zur Beförderung einer zw
falıtzorbung zu erreichen. Es erfchien and) wirklich (1815) von
ar en, 1 id, Meferfchifffahrtöregulativ, 1816 und 1817
1. "n, 1888 Asiteer, 1819 ein vierter und 1820 ein fünfte ei
Beferfhirffahrt 21s
viele Gegner diefe Anordnungen befonders bei den Weferfchiffers
Ich zu Münden und Vlotho, fanden, ale ob die MWeferfchiffer das
Discretion des bremen umd oberländ. Handelsſtandes preißgegeben
hielten fie doch viel Gutes. Ihnen iſt zuzufchreiben, daß bie We⸗
ht tiefer herabſank; nur hätte mehr mit Zuziehung und Einwilli⸗
fferflandes verfahren werden follen. Es wurde in dem Regulativ
et unter den vom Handelsſtande gewählten Schiffern eingeführt,
itäten genau beſtimmt, die Frachtbewiligungen, die Art der Guͤ⸗
bie Pflichten und Rechte der Steuerleute und Sciffsfnechte be⸗
btömaßregeln, um Ungluͤcksfaͤlle zu verhüten, und Vorſchriften für
igluͤckung, ſowie wegen Ausladung der Güter angesrbnet. In den
wdb Manches zugefeut oder näher beftimmt, was bie Erfahrung ge⸗
ers gewährte man den Schiffern mehre Erleichterungen und Verguͤ⸗
eeine genauere Unterfuchung ber Fahrzeuge an, verhinderte Überla-
umigte die Schifffahrt und beſtimmte bie Einladungszelt. — Die
ver Freiheit ber Weferfchifffahrt beſtand a) in den geswimgenen Sta:
tfchiedegen Orten; b) in der Begünftigung der mündenfchen Schif⸗
Borzugßrechte derfelben vor fremden ; ce) in dem zum hell nicht ge=
Theil zu koſtbaren Linienzug mit Pferden; d) in der Begunftigung
: von Selten einiger Zerritorialhoheiten und Obrigkeiten, hinſicht⸗
teten privativen Vorſpannrechtes in ihren vefp. Zerritorien und
erlchtsbezirken. Schon bei der zu Hameln gehaltenen Gonferenz
man das Beduͤrfniß der Abfchaffung der gezwungenen Stapelrechte.
reigifcher Seite trug man auf die Abflellung bed wiberrechtlichers
saßten Stapel» oder Einlagerrechtes in Anfehung des Korns, Klipp⸗
8 zu Preußifchs Minden an. Es wurde aber, wie über die mehr:
ichts Beftimmtes befchloffen, fonbern von den Deputirten nur da⸗
te (ad referendum) Notiz genommen. Münden übte auch ohne
legium fchon in den aͤlteſten Zeiten ein Stapelrecht über alle da an:
z aus. Die Natur hatte es eigens zu einem Stapelplage beftimmt.
e MWefer, und den 2 fich bildenden Nebenftrömen, auf ber Werra
Güter foft nad) allen 4 Welttheilen landein⸗ und auswärts ge:
mnten, da wo bie Werra mit einem Sal in die Fulda flieft, dem
durch eine Schleuſe würde abheifen koͤnnen, wo felbft die Fulda
Swehr eine natürliche Sperre darbietet, hier bedurfte es eigentlich
rivilegiums, um ein Stapelzecht auszuüben. Womit die Natur
eſchenkt hatte, begnadigte Herzog Dtto das Kind (1246) die Stadt
egium. Er ertheilte ihr das Wichtigſte aller ihrer errungenen Ge⸗
ich das Stapelrecht. Alle zu Wafler und zu Lande dahin gelau⸗
Bten ausgeladen unb durch dafige Bürger weiter ſpedirt und fortge:
Diefes Stapelrecht wurde Münden nicht nur von ben ſaͤmmtlichen
eberholt, ſondern auch ſelbſt (1589) vom Kaifer Rudolf beſtaͤtigt.
nach und nad) auch zu einem Einlagerrechte (jus emporii). Sta-
werechte find allerdings vortbeilhaft fire den Inhaber, defto nach⸗
ver Regel für Handlung und Schifffahrt, da fie die Rechte der na⸗
t, die Schnelligkeit des Transports fidren und reichen Stoff zu
zeitigkeiten geben. Das am meiften Gehäffige und Anſtoͤßige bei
} aber das Einlagerrecht, vermöge deffen bie Waaren In dem Sta:
ng niebergelegt und verfchiedene Male zum Verkauf öffentlich aus:
uüffen. b) Die privative Schifffahrt der muͤndenſchen Schiffer
der Fulda wurde ſchon von Herzog Erich I. gegen die Heffen ſehr
Schutz gmommm. Go wurde auch durch den Heryog Grory
m.
|
214 Weſerſchifffahrt
(1640) die Verfügung getroffen, daß die fremden Schiffer von Vlotho ı
nicht mehr zum Nachtheil ber muͤndenſchen Stapelgerechtigkeit die R
Fulda befahren und von den Oberländern Waaren in Fracht verbingee
Das Vorrecht der mündenfchen Schiffer vor fremden Siiffem in Hinfke
frachtung und Einladung fuchte bie hanoͤw. Landesregierung immer aufı
halten. Die dafigen Kaufleute folten den Schiffem zu Münden die N
Fremden gönnen. Allein wegen ber brandenburgifchen epreffuliet
diefes Vorzugsrecht in Anfehung der Schifffahrt auf der Weſer wieder a
Dahingegen wurde in dem Vergleich zwiſchen Brandenburg unb
wegen dieſes verlorenen Vorzugsrechtes, den mündenfchen Schiffen gef
die 2 Fahrzeuge (nämlich ein Schiff und ein Bok, oder 2 Boͤke von 36
welche jeder Weſerſchiffer nur beladen darf, noch einen, auch ſelbſt geile
„emietheten Bol, von &— 5 5. Breite oder von 18 — 20 2., zu befinf
biefem Vergleiche tar aud) nochmals beftimmt, daß kein fremder Schiffer!
vorbei, durch das fogen. Loch paffiren dürfe. Überhaupt wurden alle wide
und (&äblihe Begünftigungen der Schiffer von Münden eingeführt. e)
ber zu Hameln (1696) gehaltenen Conferenz beſchloß man allerwärts:
Weſerſtrome die Einführung des Pferdelinienzuges zu bewirken, welches
duch Verordnungen von Schaumburg und preuß. Seits geſchab. In du
ten Gongreffe zu Hameln (1710) wurde biefer Begenftand ebenfalls wie
Berathung gezogen. Indeſſen war diefes noch immer nur Stuͤckwerk,
nahmen die Widerfeglichkeiten und Erpreffungen mehrer Privatuferintens
ber Wefer und die zu hohen Abgaben für diefe Erlaubniß, das zu hohe
immer der Sache den Werth. Endlich (1314) wurde auch von der k. ff
gierung ben Weferfchiffern geftattet, fi) auf ber ganzen Weferroute ig
Gebiete des Rinienzuges mit Pferden gegen einen Schein bes Zollanıteli
daß fie dort ein beftimmtes Zrifftgeld bezahlt Haben, zu bedienen. Es
auf den Strecken, wo bisher nur der Linienzug mit Menfchen ſtattgeſ
aufihre Koften cin Achtemann mitgegeben werben, welcher einestheils b
au tragen hatte, daß ihnen Fein unnoͤthiger Aufenthalt verurfache, al
daß von ihnen an den Ufern auf den Ländereien kein unnöthiger Schade ı
werde. Indeſſen wurden die Schiffer anfangs genäthigt, in jedem Dor
ſtanzen, wo früherhin ber Lintenzug nur mit Menfchen ftattgefunden,
zu dingen, welche nur bis zum naͤchſten Dorfe ihre Dienfte verrichteten
jeder feine Vergütung nah Willie beftimmte. Diefem Mißbrauche ı
von ber k. Regierungscommiffion bald abgeholfen, indem biefelbe verfügte,
Amter, buch deren Diſtrict die Fahrt geht, die noͤthige Anzahl der Adel
ftellen, und dieſe berechtigt und fhuldig fein follm, den Linienzug von |
Grenze des Amtsbezirks bie zu der andern zu begleiten. Auch im Heffen »
burgifıhen wurde (1815) der Linienzug mit Pferden, inforvcit die Faber 1
ſes Land geht, zu jeder Jahreszeit gefent. Allein die Beſchraͤnkung des Ü
ber Pferde an das jenfeitige Ufer, in Faͤllen, wo es die Noth erfobert,
Ortern, indem ſolches nur an gemiflen, hierzu angewiefenen Stellen
follte, und die hierdurch oft entftehende Gefahr, ferner der Zwang, bie ei
pflichteten Auffeber vorzugsweife aus denjenigen Dorfſchaften, durch bee
der Linienzug gebt, nehmen au müffen, und der hierdurch bewirkte zu lang:
balt der Schiffer, endlich die hohe Taxe der Entſchaͤdigung der Auffehen
Treibgeldes, bewirkten, daß die Schiffer fich dieſer fonft ſehr wohlthätigen
niß des Pferbelinienzuges durch das Heffen : Schaumburgifche nicht If
d) Bei der Erlautniß des Pferdelinienzuges im k. handv. Gebiete an d
wurde es zugleich den Schiffern zur Pflicht gemacht, bie Vorſpannoferd
Fanco. Unterthanen , wenn ſich folche an deren Vermicthung verſtehen we
Weſerſchifffahrt 28
Gleiches wurde von ber heffen fhaumburg. Megierung verordnet.
| nöthigen Pferde ſollten die Schiffer, fo viel als ſolches thunlich
5 s fhaumburg. Unterthanen und befonder6 aus benjenigen Drtfchafs
durch deren Feldmark der Linienzug ging. Diefes vielfache Umfpans
e den Schiffen unnöthigen Aufenthalt und mehr Koften. Der Schif:
feinen Schiffen anbinden, Boten nach ben öfter vom Strom entlege:
ss den neuen Vorfpännern ſchicken, bie nicht felten mit ihren Pferben
anderweit befcyäftigt waren, woher foldhe dann erſt geholt und ge>
mußten, und dergl. Aufenthalt&urfachen mehr. — Ein drittes Hin:
eſerſchifffahrt war die übermäßige Zahl der Zölle und fonfligen
diefem Steome. Außer dem herzoglich olbenburg. Zolle zu Elsfleth
der Wefer in die Nordfee, zählte man von Bremen bis Münden noch
ulich: Dreye, Inſchede, Hoya, Nienburg, Landsberg, Stolzenau
ehörig), Schlüffelburg, Peteröhagen, Hausbergen, Vlotho (Preu-
(Lippe), Rinteln, Rimbeck (Heflen), Hameln, Obfen, Grohnde,
er), Hetzminden (Braunfchweig), Lauenförbe (Hanover), Beveruns
I, Giffelmerder (Heffen), Münden (Hanover). Faſt auf jede Meile
le zum Theil hohe unb fehr verfchiedene Tarife hatten. Die Erlaub»
ng des elsflether Zolles war dem Brafen Anton Bünther von Olden⸗
Kaiſer Serdinand II. unter kurfuͤrſtl. Einwilligung (31. Mär; 1623)
ver diefe Verleihung proteflirten zwar bie Bremer aus dem Grunde,
in die Jurisdiction auf der ganzen Weſer unterhalb der Stadt zuftehe,
Hich. Sie konnten es indeſſen nicht verhindern, daß der Graf von
524 wirklich in den Befig dieſes Zolle6 kam, und daß dieſe Zollver: .
Baifer Ferdinand III. ſowol (1638) als auch nachher von neuem wie:
ſtaͤtigt wurde. Die Graſen von Didenburg erhielten nicht allein bucch
hen Stieden die Beflätigung jenes Zolles, ſondern der Kaifer erklärte
Dct. 1652) die Stadt Bremen in die Acht, weil fie es verfucht hatte,
ı Friebensfchluffe den Vorwand wegen ber Jurisdiction auf der Wefer
emen geltendzumachen, und fich jenem Zoe mit Gewalt zu wider:
dem neum Generalplane ber Entfhädigung ber Fürften in Deutſch⸗
am 9. Oct. 1802 der Reichsdeputation zu Regensburg übergeben
der Herzog von Holftein » Didenburg für die Aufhebung des elöflether
setung einiger Dörfer in dem Gebiete von Lübed und für feine Rechte,
es Capitels in diefer Stabt, das Bisthum Luͤbeck, das handv. Amt
und bie mönfterifchen Amter Vechte und Kloppenburg erhalten.
ofſen fich die mit ihm angelnüpften Unterhandlungen mit der Beibes
töflether Zolles, fo fehr Bonaparte, und vorher ſchon das franz. Dis
"dem Songreffe zur Raftabt, die Aufhebung deſſelben gefobert hatten.
die Entſchaͤdigung deffelben für ben Verluſt jenes Zolles zu beffen Zu⸗
ch eine am 6. April 1803 zu Regensburg zwiſchen dem oldenburg.
dten und den Miniſtern der beiden vermittelnden Mächte unter
rkung gefehloffene Convention beftimmt. Der Herzog behielt, außer
8 als Schadloshaltung zugeflanbenen Beflgungen, noch den 10jaͤhri⸗
es einträglichen elsflether Zolled vom Anfange 1803 an gerechnet.
ex Zoll feine Beendigung erreicht, und doch wurde diefelbe zuerſt nach
ungen von ber freien Hanfeftadt Bremen bei dem beutfchen Bunbes>
Rat 1820) bewirkt.
: frübern willkuͤrlichen Anlegung ber Weſerzoͤlle läßt ſich Leicht auf bie
keit der Grundſaͤte, nad) denen die ZöNe erhoben wurden, ſchließen.
einer und derfelben Waare der Zoll an verfchledenen Zollſtationen,
ſchiedenen Sägen, die fich Iebiglich auf die Obſervanz gründeten , cr»
216 Weſerſchifffahrt
hoben. Die ſonſtigen Abgaben, außer dem Zoll, auf dem XBefer|
folgende: a) das Tonnen⸗ und Baalengeld unterhalb Bremen; b)|
für den Linienzug mit Pferden; o) das Hafen» ober Zeichengefb gu!
d) das Bollwerksgeld zu Preußifch : Minden; e) das Commandanten
burg, Minden, Rinteln, Hameln, Härter und Münden; f) das
Grohnde; g) das Schleufens, Nebenanlage: und Schiffsgeld zu H
aud) der Jahrgulden dafelbfi; h) das Maſtgeld. a) In den Gege
Schifffahrt getrieben wirb und das Fahrmaſſer nicht ganz fücher Mi
woͤhnlich Baaken (f. d.) angelegt. Auch auf der Weſer unterhielt bi
ſtadt Bremen unterhalb berfelben- eine beträchtliche Marge Baaken
Tonnen, welche ungefähre 2 Meilen umterhalb ber Stadt, in der Gi
fens zu Vegeſack, ihren Anfang nehmen umd von ba auf beiden Seit
Fahrwaſſers in Entfernungen von 4 und + Meilm den ganzen Diſtri
9 deutſchen Meilen hinuntergehen, den die Weſer zwiſchen ben H
Bremen und Oldenburg hinſtroͤmt, ja noch weiter, ſodaß bie legte o
tonne über 5 deutſche Meilen von der aͤußerſten Spitze des butjadinge
Dorfe Langwarden gegenüber, entfernt, und mithin in der Nordfi
Sandbank, benannt das Bollenzyel, erbaut, befinblid) iſt. Für der
die Zonnen und Baaken ber Schifffahrt gewähren, erhob die Stadt $
vielmehr das dortige Collegium Seniorum , unter ber
und Baakengeldes, eine Abgabe, nicht allein von ben auf ber Weſer
und abgehenden Schiffen, fondern auch von den Eigenthämern ber du
transportitten Waaren und Güter. b) Das Treib⸗ oder Triftgeld
gleichung des durch den Linienzug mit Pferden den Uferintereſſenten
Schadens und zu Verbeſſerung ber Kriften bezahlt und verwandt.
trug im k. hanoͤv. Territorium, foweit ſolches die Weſer durchſtroͤn
Dferde 1 Thlr. Caffenmünze, welches bei dem Zollamte zu Dreya
Außerdem erhielten die die Schiffer begleitenden Achtsmaͤnner von
für jede Meile 24 Mgr. Gaffenm. für ihre Muͤhewaltung. Die übt
der waren meiſtens willkuͤrliche Anmaßungen. c) Zu Peteröbagen (1
vor ein paar Jahrzehnden zur Sicherheit ber Schifffahrt im Winter
gelegt, beffen fich bie Schiffer jedoch wenig ober gar nicht bedient hal
ungeachtet wurde da eine Abgabe .6.R. Zeichengelb, und zwar |
Zolamte Peteröhagen und Hausbergen, gehoben; nämlich für
nen Bot 6 Mgr., für einen Hinterhang 6 Mgr. und für einen X
Con.» M. d) Die Durchfuhr unter der Bruͤcke zu Münden war bei
Maffer immer fehr gefaͤhrlich, und der Bogen, welchen bie Schiffe
ten, war ber dritte von dem Stadtufer. Zur Sicherheit der Durchfa
Koften ber Weferfchiffer 1770 vom Ufer bis an ben zu pafficmben B
werk von ſtarkem Holze angelegt, die Koften betrugen ungefähr 700
Koften einer Hauptreparatur 1784 554 Thlr. 23 Mgr. Pf. Zu
und allmätigen Tilgung diefer Baufoften, ſowie zur Erhaltung dief«
mußte von jener Zeit an auf dem Zollamte zu Vlotho von jedem paf
zeuge eine beflimmte Abgabe u. d. N. Bollmerkögeld, nämlidy 30 9
Maft, erlegt werden. Diefe von ben Schiffern geſetzte Taxe war
koͤnigl. oder fädtifche Abgabe, und Eonnte zu jeder Zeit von ben S
hoben werben. e) Das Commandantengeld follte eine Art von G
eine Abgabe aus ben aͤlteſten Zeiten für ein zum Schutz der Schiffe
Militalrcommando fein; alfo eine Art von Zoll, ber auf ber Weſer b
nicht mehr ftatthaben follte. f) Das Liniengeld zu Grohndebetrug
4 Mgr. 4 Pf. Caffenm. und wurde von dem bortigm Zollamte erho
wahrſcheinlich eine Abgabe für das Niederlaffen und Aufjiehen der F
Weſerſchifffahrt e17
Schiffe daſelbſt. g) Mit dem Schleuſengelde hatte es folgende
wurde naͤmlich (1734) der Gefahr der Schifffahrt auf ber Weſer
urchfahrt zu Hameln durch das Loch, vermittelft der Erbauung
hamelnſchen Schleufe, welche 80,000 Xhir. koftete, 'abgeholfen.
ferfdyiffern an die Stadt Hameln zu zahlenden jaͤhrl. 100 Thlr.
t durch das hamelnfche Loc, und für bie Niederlage der Waaren,
vers beträchtlichen Koften,, fielen deßhalb nunmehr weg, und trat
26 Schleufengeld. Der Tarif deffelben war nach ber Innern Fuß⸗
ıge beflimmt. Der Jahrgulden zu 20 Mgr. wurde von alten
ve Domanlalabgabe von jedem der Hameln pafficenden Schiffer,
‚zersge haben, alljährlich ein Dal an das Zollamt zu Hameln ent:
Sahrbarkeit der Weſer, das Flußbette zu unterhalten, iſt von ben
Den zu Vlotho und Muͤmden eine Abgabe von jeber Daft, wozu
8 von 36 — 40 Laſt gehören, beſtimmt worben. Es betrug für
pafficenden Bok 12 Mgr., für einen Achter ober Hinterhang
einen Bullen 6 Mgr., weiche Maſtgelder von ben Schiffen, bie
ı wohnen, zu Grohnde, und von denen, bie umtechalb Hameln
ho bei den Zollämtern entrichtet rourben. Es ward von den Zoll⸗
aratrechnung darüber geführt, und foldye Gelder beim Jahresab⸗
zug ber Erhebungsprocente, an die reſp. Schiffergilden abgelies
tes allgemeines Hinberniß , welches ber Schifffahrt auf ber Weſer
ar bie mangelhafte Waſſerſchaden⸗, Wafferbaus mb Schifffahrts-
s Strome. Aubbeſſerungen waren an vielem Stellen und Orten
ns nothwendig. Allen Mängeln hätte mit vereintem Willen leicht
n Tönen; allein das getheilte Staatsintereffe, die Beforgniß der
und bie verfchiedenen Anſichten ber Artiften hatten dieſes verhin⸗
ſich die Landeshoheiten mit ber Feder ſtritten, fing der beforgte,
dmann den Proceß mit ber Erecution an, und endlich machte ber
und Üferbau beauftragte Officiant einen übertriebenen Koſtenan⸗
vierten Hinberniffe, weldyes der Weferfchifffahrt entgegenftand,
b die mangelhafte Schifffahrtöpolizei auf diefem Fluſſe. Die be⸗
mungen wurden zum Theil nicht befolgt. Es mangelte an Krah⸗
un Wagen, fowie auch in mehren Weferuferflaaten an einer ſchnel⸗
blungs⸗ und Schifffahrts ſachen. Nur Bremen machte hierin eine
ihme. Da gehörten von jeher und gehören jegt noch die Rechts⸗
ahrtsſachen vor das Gaſtgericht, und wurrben von demfelben ſum⸗
. Eine am ganzen Weſerſtrome gleichfoͤrmige, kraftvolle, ſchnelle
mgs⸗ und Schifffahrtsproceſſen, beſonders eine ſehr ſtrenge Cri⸗
chtlich der Beraubung der Güter, wenigſtens zu Bremen und
'ahrenen Beiſitzern aus dem Handels⸗ und Schifferſtande verſehen,
wuͤnſcht. Bei dem getheilten Intereſſe der Weſeruferſtaaten war
md eigentlich nothwendig, dieſelbe zu vermögen, Alles, was ſich
f dem Weſerſtrome bezieht, durch eine gemeinfchaftliche Überein-
s muͤſſen. Sie machten fid) auch wirklich hierzu auf dem wiener
blich,, da deffen Schlußacte mehre Artikel für die Schifffahrt auf
ält, die in ihrem fchiffbaren Laufe verfihiebene Staaten trennen
a. 6 Monate nach Beendigung bes Congreffes follten ſich
. Regufirung einer gemeinſchaftlichen übereinkunft verfammeln,
n Artikeln enthaltenen Grundſaͤtze als Bafis ihrer Arbeiten dienen
ste aber ebenfo viele Jahre als Monate, bie die Weſerſchifffahrte⸗
1) in Minden in das Leben trat. Es erſchienen da Bevollmaͤch⸗
‚ Danover, Kurheſſen, Braunfhweig, Oldenburg, Lippe:-Det
218 Weſerſchifffahrtsacte
mold und der freien Hanſeſtadt Bremen. Die Staaten an den höhe |
Werra und Fulda wurden zur Theilnahme nicht eingeladen, v ii
an ſolchen keine Zonftätten befigen. Dennoch haben alle Uferftasten ber
ihrer Quellen ein wichtiges Sintereffe, fowelt hinauf als möglich jeden bi
ſendamm und jede Sandbank, ſowie jede der Schifffahrt nachthellige €
Privateinrihtung auch jenſeits Hanoͤveriſch⸗ Münden auf ber Bee ı
zu befiegen. Die Sigungen ber Weſerſchifffahrtscommiſſion bawerten w
denn ſchon am 10. Sept. 1823 warb ein Vertrag geſchloſſen *
find dieſe dem Publicum bis jetzt ganz unbekannt gebliebenen FE
aus dem Grunde, weil bie Weſerſchifffahrtscommiſſion mehr als di
gemeinfchaftlicyer guter Geiſt belebte, keineswegs aber beftwegen,
einige Schriftſteller heraushoben, ſchneller ihre Sigungen zum Se
denn wer unſern Art. Rheinſchifffahrt geleſen hat, —*
ten, dem in ihr herrſchenden Geiſte, der Theilnahme wicht —
und dem hollaͤnd. Streben, Schifffahrt und Handel allein anf
laͤngern Aufenthalt fehe natürlich finden. Jetzt zuerſt, nachdem wir
der Weſerſchifffahrt angeführt haben, kann man die Verhandlungen ſe
den Werth ihrer Refultate, richtig beurtheilen.
An der Spige ber Weferacte ift bie Schifffahrtöfreiheit auf ber
ihrem Urfprimge durch Zufammenfluß ber Werra und Fulda bis ins
und umgekehrt aus dem offenen Meer fowol Strom auf als ni
wunden ausgefprochen. Es gereicht den Weferuferftaaten zur Ehe,
Dinfiht weniger Schwierigkeiten als anderwaͤrts erhoben wuchen.
bebung alter ausfchließlichen Berechtigungen und Begünftigungen der
den und andrer Körperfchaften fand Beine bedeutende Oppofltion, ja
bebung der Stapel» und Zwangsumſchlagsrechte zu Bremen, Mint
den ward leichter al& in ber Eibefchifffahrtscommiffion zu Stande g
6.4 ber Weſerſchifffahrtsacte geflattet jedem Schiffer, beffen Que
Landesobrigkeit anerkannt hat, die Ausübung der Weſerſchifffahrt, jch
natuͤrlichen Befchränkung, daß Schiffer und Schiffe, welche von der &
freigeit in da8 Meer und aus demfelben Gebrauch madyen wollen, «
fahrten geeignet fein müflen. Die Frachtpreiſe und alle übrige Webing
Transports beruhen feit der Bekanntmachung biefer Navigationsacte af)
übereinkunft des Schiffers und Verſenders oder deſſen Committenten.
delsftand zweier ober mehrer Weferpläge kann mit einer beliebigen Zahl
Schiffer über alle Gegenftände des Transports auf eine beflimmte Zi
nicht über 5 Fahre, Contracte fließen, auch Reihefahrten ten, je
Beobachtung ber zu ihrer Gültigkeit erfoderlichen, im$.’7 ber Acte enthalt
dingungen. — Bei allen Laͤngenmaß⸗ und Gewichtsbeſtimmungen find |
Fuß und das Schiffspfund zu 300 bremer Pfunden zum Grund geleg
und ein eigner Tarif gibt den Maßſtab zur Berechnung der Zahlungen
20 GBuldenfuße in Conv.:M. — Das 2. Capitel der Schifffahrtsact
von den Abgaben handelt, ift nicht minder wichtig als das erſte. Start
rigen oben angeführten vielfachen Abgaben iſt ein Weſerzoll eingeführt, di
ganzen Laufe des Stroms bie in das offene Meer nicht mehr ale 315 Pfi
dem Scifföpfunde zu 300 Pf. betragen darf; doch finb auch mehre G.
nur zur Hälfte, 4 und + angefegt. Beſonders Finnen künftig nur m
die Eins, Ausgangs > und Verbrauchöfteuern, bie Hafen», Krahn⸗, 8
Miederlagegeblihren, fowie diejenige, welche für den Dienſt der Lootſer
Staate gegeben werben müffen. In Hinfiht der Beſtimmung ber A
fid) im ganzen Laufe ber Unterhandlungen über bie Weſerſchifffahrtsacte
bie freie Hanſeſtadt Bremen cußgezeichnet, indem fle ftet6 behauptete, |
Weſerſchifffahrtsacte | 219
üse viel zu hoch feien, daher herabgefegt werden müßten. Als die
ı Richtigkeit diefer Anfichten beftätigte, war es bie Hanfeflabt Bre⸗
jie Initiative ergriff umd den übrigen Regierungen bie Nothwendig⸗
m Bufammentritt6 der Revifionscommiffioen mit günftigem Erfolge
e. Übrigens find durch das neue Abgabenſyſtem, welches die am
23 zu Minden abgefdyloffene Weferfchifffahrtsacte einführte, bem
unleugbar Vortheile zugewachſen. Zwar find bie von den die Weſer⸗
den Gütern zu enteichtenden Zoͤlle an ſich gegen die fruͤhern im Gan⸗
geſetzt, vieleicht gar durch Hinzuziehung mancher mißbraͤuchlich cin»
jenabgaben und ‚Accidentien der Zölner, ungeachtet ber entgegenges
ungen mehrer Uferſtaaten, noch in die Höhe gefhraubt worben; allein
durch das neue Gewichtöverzollungsfpftens mıit feinen Bruchtheils⸗
term zweckmaͤßiger tepartirt, als nach ben alten, zum Theil ganz wis
wifen, und fie iſt weniger druͤckend, da die Zahl der Hebungeftätten
die Hälfte verringert worden, und dadurch unnoͤthiger Aufenthalt
siten zu Derationen wegfallen. Bel Mr Firirung des den einzel»
igten Uferſtaaten, flatt ihrer frühen Zolltarife, in der Meferacte
Gewichtszollſatzes erhielt auch Bremen für f. Weſerzoll nach den
es Gewichtsverzollungsſyſtems eine Quote von 60 Pfennigen für je⸗
mb transitigender Güter zugewiefen. Die Einführung biefes neuen
w einen Thell bes über und durch diefen Staat betriebenen Handels⸗
ı SSpebitionshandel auf der Weſerſtraße), welcher bis dahin nad
bfägen und gleichen Tarifen wie der Propre⸗ und Commiſſionshan⸗
ar, gab zundchft die Veranlaffung zu einer allgemeinen Revifion der
gehenden Rechte. Dieſe waren niemals nad) einem allgemeinen
fitet, kein ducchgreifender Grundſatz ließ fich in ihren Anorbnungen
sen fie beftanden aus einer Dienge zum Theil bebeutenber, zum Theil
jer Abgaben, die zu den verfchiedenften Zeiten, wie es gerabe ein
I Staats erfodert, oder eine Nüdficht der Handelspolitik geboten
hrt und demnaͤchſt beibehalten waren. Zu den vorzüglichften biefer
jehörten: a) die Accifenbgabe, welcher alle aus⸗ ober durchgeführte
worfen waren ; b) das Convoygeld, ein Waarenzoll für Güter, welche
je zwifchen Bremen und Vegeſack benusten; e) das Tonnengeld,
ibution von den bie Unterwefer bis zur See pafficenden Waaren zur
des Tonnen» und Baakenweſens, bed Leuchtſchiffes ꝛc.; d) das
eine Abgabe, der einzelne beftimmte Büter für die Benugung der
y) unterworfen waren; e) das Faß = und Bodengeld, ober eine Ab»
2 Gebinde Wein, Branntwein, Rum oder Arrak, welches aus⸗ oder
purde; f) das Weggeld, eine Abgabe von der Ausfuhr gewiſſer auf
: ins Oberland verführten Wanren. So lange diefe Abgaben, deren
eignen, geößtentheild auf denn Werthe bafirten Tarife erhoben wur⸗
ig bie eigne Eins und Ausfuhr, wie die Vorbeifuhr auf der MWefer
die Mängel diefer Einrichtung, an die ſich das handelnde Publicum
ch eine mehrhunbertjährige Dauer gemöhnt hatte, weniger fuͤhlbar;
b die Weferacte für ben Zranfithandel auf ber Wefer ein neue Zolls
a neuer Zollfag eingeführt war, der von dem Übrigen Abgabenweſen
unterfchieb und in manchen Sällen es vortheilhafter erfcheinen ließ,
ansitirend Bremen vorbeizuführen, als fie ber Spedition bremifcher
e zu übergeben und fie durch Lagerung in Bremen und demnaͤchſtige
amg bem bremifchen Zollfpftem zu unterwerfen, zeigte fich bald die
fe, durch eine veränderte Geſetzgebung zeitgemäßere Einrichtungen
5 bremifchen bedeutenden Speditionshandel$ zu treffen. Dod gear
320 | Weſerſchifffahrtsacte
waͤrtige neue Zollſyſtem verdankt dieſem Umſtande ſeine Entſtehm
dabei, wie es ſcheint, von dem Geſichtspunkte aus: ben Spedition
eignen und bem Commiſſionsgeſchaͤfte ganz zu fonbern, und ben ı
foweit er transitirend auf ber Wefer geführt werben konnte, durch biı
feſte Norm gegeben war, in allen Beziehungen, bie Spedition nee
oder zu Lande, oder theild zu Waffer, theils zu Lande beforgt wert
die Weferacte fefigeftellten Tarife gleich zu fegen, fobaß die Spedi
men hinſichtlich der Abgaben nicht mehr erfchwert fei wie bie üb:
Waſſerplatz. Es wurde dahef feftgefegt: daß alle über Wremun
tionsgüter künftig keinen Höhern Abgaben unterliegen foßten als fie
auf der Wefer an dem bremifchen Weferzolamte zu erlegen hätte
Grote von jedem Schiffpfunde a 300 Pfund, ober da 4 Pfennig
machen, 60 Pfennige per Sciffpfund für Güter erſter Claſſe, u
Weſeracte flipulicten Ermäßigungen dieſes Normalſatzes für Büter
Merthe. Gelbft diefer Zollſaz wurde aber zu Anfang 1826 von
moderirt, uns mit der inzwiſchen durch die Revifionscommiffton zu €
ten allgemeinen Herabſetzung der Weſertranfit;oͤlle gleichen Schritt |
dre Srundfäge wurden dagegen für die Verzollung ber dem eigne
vertriebe angehörigen Güter aufgeftellt und bie davon zu entzicht
auf ein Werthverzollungsfpftem bafirt, welches unter Aufhebung I
älter verfchiebemartigen Abgaben fic auf einen ganz einfachen Einga
gangszoll reducirte. Der legte trifft alle von Bremen ausgeflihrte I
trägt von 100 Thle. Werth 8 gute Groſchen oder Proc. De
Eingangszoll von 12 gutem Groſchen für 100 Thlr. Werth wird da
den Guͤtern, die ſeewaͤrts in Bremen eingeführt werben, entrichtet. .
Bremen landwaͤrts und die Wefer herablommend, für welche Bre
einmal feinen Weſerzoll erhebt, iſt gar keinen Eingangs;zoͤllen unter:
Die Vorzüge diefes höchft einfachen, durch feinen Tarif nicht }
dadurch, daß feine einzige Gontrole in ber Gewiffenhaftigkeit der Pfll
den Geſchaͤftsbetrieb nicht hemmenden Zollſyſtems, find unverkennb:
jeden Waarenartikel verhältnigmäßig gleich. Der Wechfel der Wi
ſteigenden umd fallenden Conjunctur äußert feine Wirkung auf den:
ben Gütern gu erlegenden Abgabe, und biefe ſchließt fih auf foldy
geihmäßig dem Gange des Handels an. — Dem 3. Capitel i
fahrtsacte, welches von ber Eontrole handelt, iſt von ber Weſerſchif
fion aud) eine befondere Aufmerkſamkeit gewidmet worden. Jeder
zwar das Recht, die libereinfiimmung der Manifefte mit dem wir
ber Ladung zu unterſuchen; doch beſchraͤnkte man die für Schifffat
hoͤchſt laͤſtige und nachtheilige Nachwaͤgung und materielle Verifi
ſtimmte 3 Faͤlle, auch wurde zu Abwendung aller Willkuͤr genau e
als Begründung des Verdachts angenommen werden fol. Fuͤr mi
Abfertigung der Schiffer bei den Zollbehoͤrden warb ziemlih Sor
infofern nicht Nachwaͤgungen ober materielle Verificationen eintrı
Beftimmungen find in Hinficht der Ausladungen getroffen unb jeb
nen Uferftaaten bleibt überlaffen, die Ausladungsplaͤtze feflzufegen
transitirenden Schiffen Begleiter, jedoch ohne Koften für bie Sch
ann. Die im +. Sapitel enthaltenen Maßregeln gegen natuͤrlich
binterniffe und Ungluͤcksfaͤlle find ziemlidy generell und bei weitem ı
tig angeorbnat, al& Die auf dem Rheinftrome ber Fall if. Es feh
Dinficht der Leinpfade im 5. Capitel, an einer bucchgreifenden Gent:
dem Ermeffen, ſowie dem fpeciellen Intereſſe der Uferſtaaten, bie
überlaffen. Das 6. Capitel der Weſerſchifffahrtdacte ſtellt in einen
Beferhandel sei
betreffenden Staaten bie Ausdehnung ober Anwendung berfelben
lüfſe anheim. Das Schiufßcapitel hebt Alle auf, was der Conven⸗
teht, beſtimmt die Publication derſelben auf den 1. März 1824,
e für die Entfcheidung flreitiger Faͤlle Hfacher Art auf, fichert die
e Erfenntniffe und orbnet eine von Zeit zu Zeit eintretenbe Reviſions⸗
1, weldhe ſich von der voliftändigen Beobachtung der Convention
d einen Vereinigungspunkt bilden fol, um Abflelung von Be
reanlaffen und über Erleichterungen des Handel und der. Schifffahrt
Sm Anfange 1824 erfolgten wirklich die Ratificationen der Acte,
'eftgefegten Zeit in Wirkſamkeit trat. Was wir übrigens über bie
shefhifffahrtöncte äußerten (f. Eibefchifffahrt), gilt meiſtens
Beferfchifffahrtsconuention, da dieſe in den Grundlagen jener nach⸗
. Die Verhandlungen der Revifionscommiffion, welche ſchon, wie
am 4. Dee. 1824 sufammentrat und am 21. Dec. 1825 ihr Ge⸗
‚ haben ſich, abgefehen von verfchledenen Debatten Über die Aus⸗
keferacte hinfichtlich bes Verfahrens der Zollbeamten, der nothwen⸗
ten und der —— der Leinpfade, die zum Theil, ſoweit fie
aden wurden, genligend erlebigt find, vorzugsmwelfe um 2 Punkte ges
die Vereinfachung der Ladungsmanifeſte, über deren unmöthig ſchei⸗
ertigumg der Schiffſszuͤge, ſowie heren Mevifion an den verſchiedenen
verzoͤgernde Weitläufigkeit von Kaufleuten und Schiffern vielfache
:waren. Bei einem Theile ber Commiſſion fanden dieſe Kingen auch
, bei verfchiedenen Uferftaaten aber war bie Ruͤckficht auf die inlaͤn⸗
a Mauthfpfteme, welche man durch weniger betaillirte Manifeſte zu
fürchtete, zu uͤberwiegend, um eine Vereinbarumg über eine Verein:
mführen. 2) Um bie Größe des Weſerzolles an ſich und bie nicht
ffificieung der Waaren von geringerm Werthe in bie Bruchtheils⸗
dothwendigkeit einer beßfaltfigen Moderation hatte ſich in der kurzen
: der Weferacte genügend audgefprochen, indem manche Waaren,
ven Zoll nicht tragen Eonnten, plöglich die Wefer verließen, umd theils
verfendet wurden, theils unnatürxlicherweife den Landweg fuchten ;
eſchifffahrt im Sommer 1824 zu ſtocken drohte. Die Uferftaaten
deßhalb, wie es das Schlußprotokoll ergibt, zu einer allgemeinen
es Normalfages um 25 Proc. und zu der Aufnahme verfchledener
Bruchtbeilscaflen, deren noch größere Ausdehnung freilich hoͤchſt
b gewefen wäre, aber für jegt nicht zu erreichen fand. Es wers
3 für den ganzen Lauf der Wefer von jebem Schiffspfunde zu 300
richt mehr als 2364 Pfennige an Zoll erhoben. Die Tabelle der
ewichtsverhaͤltniſſe Ift von ber Revifionscommiffion berichtigt und
worden; auc wurden, wie billig, bie Reiſevictualien der Schiffer
IBigen Quantitäten, fowie die zum Verdeck eines Fahrzeuges zuge
‚ für zollfrei erklaͤrt. Alle dieſe Erleichterungen haben am 1. Dat 1826
mommen. Die nähfte Revifionscommiffion wird ſich am 1. Mai
verify Münden verfammeln.
ı Weferhbandel im Allgemeinen betrifft, fo dehnt ex ſich vor-
Leinengam, Harzprodbucte, Wolle, Ruͤboͤl, alle Gattungen
1, Thran unb Seefiſche, handverifd, Leinen, fabricirten Tabak,
5. Manufacturwaaren jeder Art, rohes Leder, Fenſterglas und
zu Handel der Weferuferftaaten fpielt feit 3 Jahrhunderten die freie
men bie erſte und wichtigfte Rolle. Die Induſtrie ihrer Bewohner,
ie gänftigften Zeit» und Handelsverhättniffe zu berechnen verfteht,
Hung und Verwaltung, welche letztere bei allen Anorbnungen ſtets
222 Weſerhandel
das Interefſe bes handelnden Standes vor — bat, insbeſondere
maͤßiges Abgabenſyſtem, ſichern ihr dieſe Vorzuͤge und ihre eigentlich
ſtandsquelle. Zum Theil hat es ſogar Bremen feiner von Zeit
ten Zolleinrichtung zu banken, daß die letzten beiden in ber ganzen 5
als befonders nachtheilig bekannten Hanbelsjahre weniger bemerkl
ner Abnahme ber Gefchäfte als in den meiften andern Bandelöy
Indem wir einige vergleichende Blicke auf den bremer fruͤhern und
werfen, geben wie zugleich ben Mapftab ber Weferbanbelsfchifffah:
Noch im 17. Jahrh. befuchten die bremer Schiffe nur bie europ.
Iantifchen Meeres, die Oftfee, Norwegen, Archangel, Groͤnlan
Damals Eonnte Bremen nody nicht direct nach den Colonien hanbek:
tendfte feiner ausgeführten Artikel war Leinwand, für welche «6 (
Thle. aus England holte. 90 Fahre fpäter ſchickte England ſcho
zigen Jahre 69 mit feinen Fabricaten beladene Seeſchiffe dahin. 8
der bigecte Handel nach ben Colonien einen neuen Markt eröffnet, fe
del auch ſchon wieder bedeutend in die Hände ber Deutfcher.. JIn
des Continentalſyſtems ſank er natürlich, uns fo.tiefee herunter. Di
die Einfuhr in Bremen von 1815 — 20 jährlich zwiſchen 14 und 11
die Ausfuhr 1818 — 20 zwifchen 4 und 6 DEIN. ; allein bie meiſt
der erftern kamen roh dahin und wurden In den deutfchen Fabriken
zum großen Theile wieder mit Nugen ausgeführt. Wald flieg abe
fuhe mehr in die Höhe. Kür deutſche Leinwand allein betrug '
8,057,910 Thle. Won Betreide und Wolle wurde bei weitem bei
eine 3 Mat ftärkere Summe nad) England gebracht, ald biefes !
Bremen lieferte. Wie ſich der Werth der Ausfuhr in den jüngften
ergibt ſich aus folgender zuverläffiger Überficht: 1822 betrug der$
fuhr 28,822,398 Thle.; 1823 25,655,348 Ihle.; 1824 23,1
1825 25,771,583 Thle. Eingeführt wurde in Bremen ſeewaͤrts
im Durchſchnittspreiſe für 11,424,733 Thle.; 1823 für 9,63
1824 für 7,344,294 und 1825 für 9,111,064 Xhle. Dabei i
aus bem Dldenburgifchen nicht in Anfchlag gebracht. Die größte
waͤrts zu Bremen eingefommenen Schiffe lieferte 1823 mit 112
tommen aber deren zwifchen 900 und 1000 an. Nach abgeſch
ſchifffahrtsacte ließ fich die freie Stadt Bremen angelegen fein, eine
und Handelsvertrag mit England abzufchließen. Er kam auch wirkl
theithaft für den Weſerhandel auf der Grundlage ber Meciprocität i
zu Stande. Nicht minder wurde Bedacht genommen, im Geifte de
hremer Handels» und Schifffahrtsabgaben abzuänbern. Außer d
Waaxenzoll bat dadurch eine zweite Slaffe von Handelsabgaben —
dem für den bremifchen Handel befrachteten Seeſchiffen — kürzlich
lung erlitten. Bremen unterhaͤlt ſeit Jahrhunderten die zum Be
ſchifffahrt unentbehrlichen Sicherungsanſtalten auf der Unterweſer.
der Stadt bis weit in die offene See auf einer Strecke von 12 —
Tonnen zur Bezeichnung des Fahrwaſſers, es unterhält vor der W
oder einen Signalthurm und ein Leuchtfchiff, um auch bei Nacht d
Bahn zu zeigen. Als Beitrag zu Beſtreitung ber bepfallfigen fi
Koften erhob Bremen feit den Älteften Zeiten von allen bie Unferwe
Schiffen , fie mochten für Bremen ober für irgend einen andern Ufe
fein, eine Abgabe, die fidy nach der Größe der Schiffe, ihrer &ı
richtete, und deßhalb Laflgelb genannt wurde. Außerdem mußte
men befrachtet eintommende Schiffe noch eine befonbere Abgabe ı
men bed Bilbegeibeö und bie von Bremen bis Holland ober ber Eibı
ZUEJESQUNNEL | zu0
z unter dem Namen des Webddegeldes erlegen. Seit dem Abe
acte wurde diefe Erhebung hinſichtlich aller nicht für Bremen bes
s eingeftellt,, hingegen für die mit Bremen in Frachtverkehr treten»
afichtlich deren man fie als bloße Localabgabe, die als foldye dem
ber Schifffahrtscommiffion fremd geblieben fei, betrachtete, beibe⸗
diefe Anficht wurde bei der Revifionsconmiffion von Seiten DI:
derregt und nach fehr ausführlichen Erdrterungen von ben übrigen
Wunſch zu erkennen gegeben, Bremen möge dieſe Erhebungen in
Sorm, welche ſich zu ſehr einer durch Die Weferacte abgefchafften
mögebähr nähere, einftellen und eine andre wählen, welche das
gabe jegt zum Grunde liegende Fundament, bie Befleuerung des
riebenen Frachtverkehrs, für ben es ohne Zweifel bie Bedingungen
umter denen ed denfelben geflatten will, beutlicher hervorhebe.
n feiner Mituferſtaaten zu entſprechen, hat Bremen jene Altern
ine Verordnung vom 12. Juni 1826 aufgehoben und eine Fracht⸗
Bremen mit Srachtgütern einkommenden Schiffern dahin aufer-
en für jedes Schiffspfund ihrer Ladung eine Abgabe von 14 Bro»
tigen zu zahlen haben, welche Abgabe aber für bie eignen bremis
ſowie fir die Schiffer derjenigen fremden Nationen, mit welcyen
agtmaͤßigen Reciprocitaͤtsverhaͤltniſſen ſteht, auf die Hälfte ober
eriet if. Die Controle ber Zolabgaben iſt für ben Tranſit auf
en Brumdfägen der Weſerſchifffahrtsacte eingerichtet worden, da
echnet find, auch den übrigen Staaten bei der Unmöglichkeit, jede
s zu beachten, eine Sicherheit für ihre Zollgefälle zu gewähren.
ignen Eins und Ausfuhrhandel findet der bremifche Staat in der
it feiner Angehörigen eine Controle, welche bisher Nichte zu wuͤn⸗
em bat. Eine Unterfuchung, ob ſich wirklich in einem Gollo bie
angegebenen Art und von bem declarirten Werthe, ober vielleicht
barere befindet, kennt man in Bremen nicht und vertraut darin
sficherumg des Betheiligten auf deſſen Buͤrgereid. Auch für den
vn Weferuferftaaten gibt bie neue Schifffahrtsacte mit den Abaͤn⸗
vifionscommiffton die ſchoͤnſten Hoffnungen, wenn, wie nidyt an«
u iſt, von Seiten ihrer Regierungen gehörig mitgewirkt wirkt.
anover mehr als bisher und wohlfeiler Holz, Eifen, Linnen ıc.
m dortigen Verbrauch, oder noch häufigerer weitern Verfchiffung
ber& muß bas fruchtbare und gebirgige Hildesheim fehr dadurch ges
8 leichter als bisher das ferne Bremen mit feinen trefflichen Er⸗
Em kann. Mir nehmen nämlich an, daß, wenn einmal bie We⸗
aft geworben ifl, auf den Nebenfirömen Aller, Leine, Kuhme
06 Andres als Holzflöße zu Waſſer verfendet werben. Olden⸗
nte und Ochtum In bie Weſer fließen, hat zu wenig Canalabwaͤſſe⸗
daher in niebrigen Lagen und Mooren; zugleich haben feine land»
Samilienftelen zuviel entlegenes und zerſtreutes Land, ebenda»
de ober ſchlecht genugte Gemeinheiten. Kann zwar Dibenburg
stliche® Getreide noch fettes Vieh, die es beides im Überfluß lies
iss Auslande abfegen, fo ift es doch nur felten darauf gefallen,
guiffe andre Handelsgewaͤchſe zu erzielen. Seine Schaf» und
ad noch in der Kindheit, die Bienenzucht und ber Hopfenbau fehr
handeln, außer Oſtfriesland, Oldenburg und Hanover faſt gar
m, und wenngleich der Seehafen Brade immer mehr Tiefe und
$, fo entbehrt er doch noch ben nicht fehr koſtbaren Verbindungs⸗
de, des ben Schiffen aus der Wefer aubzulaufen erlauben würde,
u Ho - 3 ,- Pr
224 Weſerhandel
wenn widrige Winde es an der Muͤndung der Weſer erſchweren.
lernen, bei der Wohlfeilheit der Butter, die am Oberſtrom Immer
Anfaat engl, Grasarten aus Gloceſter und Chefler und durch bri
beim Käfebereiten einen guten engl. Kaͤſe Deutſchland anzubis
und Boden erlausen das. Lang ift das braunfchweigifche W
Zhedinghaufen, noch bei Holsminden. Getreide, Hol, Dopfe
Obſt werben aus dem Braunſchweigiſchen einen leichtern Abſat
renen Weſer ale durch bie Eoftbare Landfracht nach Bremen find
nur eine mäßige Weferufergrenze bei Minden und bei Härter, v
erfterm beide Weferufer. Deſto breiter iſt aber ruͤckwaͤrts das pr
ſolchem dürfte der Rhein, bie Ems und die Wefer mittelft der verl:
getieften Lippe In Verbindung gebracht werben. Kurheſſen bat |
Weferufer, defto mehr aber längs der Werra, Fulda, Diemel, €
bie alle ins Wefergebiet abdachen, fruchtbare und unfruchtbare 9
die ein genuͤgſames, aber fleißiges Volk bewohnt. Zu feinen
gehört mehr MWiefenverbefferung und leichter Abfag zu Waſſer vı
thuͤmlichen Erzeugniffen feines Bodens, von Mineralien, bie ver
lanb an ber Niederweſer fhägen würde, wenn es folche in Ihre
herrliche Toͤpferwaare umd den Bafalt kennte. Eiſen, Ho
Kurheffen weit mehr als bisher ausführen. Der Obflbau edler:
genug betrieben, weil der Waflerabfag ber Probucte biöher zu <
Geſtade des Weſerſtroms gehört jede Thonarbeit den Heffen, I
allmerode dem Chemiker felbft jenſeits des Weltmeers bie feuerfe
Hier an den Ufern der Nebenftröme faulte noch faſt ungenutzt ı
und andre Nutzholz. Hier müffen künftig große Seefchiffe als
zue innern Verzimmerung bes Ausbaues gefchnittenen Holze vc
leuten gefertigt, als Fracht des Berippes nady ben Werften ber 9
gefchifft werden. Unter ähnlicher Vorrichtung ſchwimmen bish
Werften an ber Eeda und aus Papenburge Mooren bedeutent
Seefchiffe in die Ems nach Emden und Leerort zum völligen Aus
auf der wafferarmen Ems möglich iſt, das muß auf der roafferrei
ic) werden. Schaumburg-Lippe bat am aͤußerſten Gebirgsthe
liche Steinbruͤche und Steinkohlenwerke. Belde kann bei be
transport auf der Wefer das Land weit mehr als biöher liefern
weſer verbrauchen. Auch Rippe» Detmold muß von der verbei
viel Vortheil beziehen, befonder® die bomainenzeiche Kamme
höher benugen, und die oͤde Sennerheide durch Vertheilung zu 5
Waldbeſamung des ſchlechtern Thells, nuͤtzlich für fi) und bie
wandeln. Weſentlich nuͤtzlich dürfte es übrigens dem Weſerh
dee 5. 49 der Weſeracte wegen der Nebenfläffe ſchon haͤtt
gebracht und dadurch ber Weſerſchifffahrt der Weg ins Innere vı
Heſſen gebahnt werden koͤnnen; allein das ſcheint bisher bei alle
gierungen, der Localzollſyſteme halber, große Schwierigkeiten gı
Mur Hanover ſucht die Beftimmungen der Weſerſchifffahrtsa
fdyeben kann, auf die beiden Nebenflüffe, die Aller und Leine, aı
möge feiner Verordnung ſtellt es die Patente fir die Beſchif
Fluͤſſe auch für die Wefer aus, ſowie die Patente der Weferfchifl
Uferftanten auch für die Aller und Leine gültig find. Der grof
unb die Wefer mittelft der verlängerten und ausgetieften Lippe
Verbindung zu fegen, fchreitet zwar langſam, aber defto fidherer '
ihm wird Dollands anmaßliches Monopol zum Nachtheil SE!
nichtet werden. (S. Rheinſchifffahrt.) Die Idee, auch
Wesley Weſſenberg | 225
hinden, mag dann unausgefuͤhrt bleiben, da ihre Verwirklichung
Bebärfniß ift. 73.
y (Sohn), berühmt als erfler Stifter der Methodiften (geb. den
2, geft. den 2. März 1791), war dee Sohn eines Geiſtlichen zu
er engl. Grafſchaft Lincoln. Aufrichtige Froͤmmigkeit hatte ihn
feiner akademiſchen Jahre zu Oxford auf den Gedanken gebracht,
mögefchäfte zu widmen, als der Umgang mit ben Herrnhutern, die
kennen lernte und in Herrnhut ſelbſt befuchte, ihm die Idee zu einer
alt, nach dem Muſter ber Brüdergemeinde, an die Hand gab. Die
e Methobiften (ſ. d.) iſt Hauptfächlich fein Werk, und auch in
lichkeiten ihrer Lehre der Einfluß feiner Überzeugumgen vorherrfchend.
pifchen ihm und Whitefield, feinem vorzäglichften Mitarbeiter, zu
z gekommen war, blieb er das Oberhaupt der u. d. N. Weslenaner
Ehodiftenpartei, deren bedeutender Anwachs durch feine vieljährige
Dorfteher, Prediger und Schriftſteller ungemein beföcbert wurde.
rlich alle Gemeinden feiner Sekte in den 3 britifchen Reichen und
zuch 3 umd 4 Mal. Geine Schriften, poetifchen, philologiſchen,
‚ biftorifchen und theologifchen Inhalts (über 100 Bände) find
‚ungen älterer und neuerer Werke aus den Geſichtépunkten feiner
e Predigten und Meinen afletifhen und biftorifchen Auffäge erſchie⸗
Wesley's Werke", in 38 Bin. 1772—74 zu Briſtol. Der Cha:
erkwuͤrdigen Mannes war ſanft und feft, ohne Eigennug, body nicht
bfuccht ; feine äußere Darftelung, bei ſchmaͤchtigem, mittlern Kör:
rum und ehrwuͤrdig. Eine für die Befchichte der Entftehung und
er Methodiften ſehr wichtige Lebensgeſchichte W.'s hat Mobert
e life of J. Wesley and the rise and progress of methodism‘',
2 Bde.) herausgegeben (nach d. Engl. von Krummacher, Hamb.
i | E
ing (Peter), geb. zu Steinfurt 1692, geft. als Prof. zu Utrecht
u er vorher zu Mibdelburg und Franecker gelehrt hatte, gehört zu
m und vielfeitigfim Kennern ber claffifchen Sprachen und hat ſich
We Kritik der alten Befchichtfchreiber unſterbliche Verdienſte erwor⸗
nen nur ſ. Aug. des Herodot (Amfierd. 1763, Fol.), des Diodor
> Bbde., Fol.) und die „Itineraria vet, Rom.” (Amft. 1735, 4.).
berg (Ignaz Heinrich von), Freihr. v. Ampringen, bis 1827
u Bisthums Konftanz, erhielt durch das neuefle Verfahren des roͤ⸗
zegen ihn und fein eignes wuͤrdiges Betragen dabei einen noch aus⸗
Sm, als fein edler Charakter, feine amtlichen Verdienſte und lite:
agen ihm ſchon vorher, auch unter den Richtkatholiten in Deutfch⸗
Hatten. Sein Vater war öftreich. Befandter In Dresden, f. Bru⸗
nıftoolle &. €. Staatöminifter v. Weflenberg in Wien. Dem alten
en feiner Famille verdankte er ſchon als Juͤngling Domherrnſtellen
chftiftern, feinen ernſten Studien und der Freundſchaft Karls von
eit amd Unbefangenheit in f. religiöfen Anfichten, feinem eignen
nbige Froͤmmigkeit, bie ihn zur Verwaltung geiftlicher Ämter vor
machte. Er war zum Dombechant zu Konflanz herangeruͤckt, als
‚02 zum Generalvicar biefed Bisthums erhob. In diefem bedeu:
e arbeitete er mit Kraft und Einficht auf die Verbreitung ei-
en Ehriſtenthums Hin. Den Aberglauben durch richtige Er:
m und durch wahre Erbauung chriftliche Sittlichkeit in das
Bigen zu bringen, war fein Zweck. Daher forgte er unabläffig für
dung der Geiſtlichen ſ. Sprengels, munterte fie zu woifieni&yalttı-
lebente Aufl Bd. XI, 15
226 Weſſenberg
hen Studien, literariſchen Arbeiten und nuͤtzlichen Mittheilungen
erfahrung auf, mozu das feit 1804 von ihm in monatl. Heften bi
burg herausgegebene und mit den vorzüglichften Auflägen derfel
„Archiv fuͤr die Paftoralconferenzen in den Landcapiteln bes Bis
ein wirkſames Huͤlfemittel wurde. Er fuchte babei der deutſche
kirchlichen Liturgie den ihr unter Deutfchen gebührenden Einflı
beutfchen Kicchengefang einzuführen, bie Geelforge fruchtbarer
durch gemilderte Faſtenmandate das Volk zu Überzeugen, daß
Lafter und Sünden als Eier, Butter und Fleiſch zu meiden.
bei Ertheilung von Dispenfationen, welche die roͤmiſche Curie ſi
nm Geſchaͤftskreis zu ziehen pflegt, nur nach den Anweifunge
(Dalberg) und der durch die Umftände gebotenen Biligkeit. .
niffe mit der Regierung des Cantons Luzern,. weicher bis 181!
thum Konftanz gehörte, ging er ſchon 1806 an die Ausführur
Aufhebung einiger Klöfter, zur Gründung eines Priefterhaufer
für junge Geiſtliche und einer geoßen Armenanflalt. Überdies
damaligen Schwaͤche des römifchen Einfluffeß es um fo eher mag
Theil des konſtanzer Kirchenfprengels ftandhaft gegen die Ein
Nunciatur zu Luzern zu [hügen, je ungeſetzlicher biefe Anmaßung
Behörde hatte ihn Daher ſchon laͤngſt unter den Verdaͤchtigen bes
berg ihn 1814, mit Zuftimmung des Großherzogs von Baden
oder Nachfolger in feinem Bisthum Konflanz ernannte. Unten
Beſchuldigungen verweigerte die römifche Curie ihm die Beſtaͤtigr
Dalberg's Tode die Gapitularen von Konſtanz ihn zum Bisthum:
ten, befabt ihnen der Papft fogleich, durch ein Breve vom 15.
Subject zu wählen, das in befferm Rufe flünde. Ungenannt
Freunde der Finſterniß hatten der römifchen Curie diefen Vorwe
gegeben, dem die Stimme aller verftändigen Katholiken in Deutf
derheit das Zeugniß ber konſtanzer Geiftlichkeit Tat wiberfpricht.
dieſen Schritt mehr als ihr zukam, weil ein Capitularvicar der Ei
tigung des Papſtes nicht bebarf, und diefe einem Coadjutor auf
ſchuldigungen hin nicht vertoeigert werben kann. Außerdem bei
cordate ber beutfchen Fuͤrſten mit dem Papfte, daß jeder bei Leı
fi) vor abgeorbneten Richtern feiner Nation in Deutfchland ı
Auch dies wurde dem ebeln TB. verweigert und bie unbedingte Ni
Amts von ihm gefobert. Er reifte daher noch im demf. Jahre na
verfönlich zu rechtfertigen. Die fhöne Frucht diefer Reife war 1
dichte u. d. T.: „Bluͤthen aus Italien“, welche den ſchon früh
religioͤſe Gedichte und f. größere epifche Dichtung „Fenelon” (10
guten Ruf feiner zarten, -finnvollen und frommen Diufe aufs
Seinen Hauptzweck aber hatte IB. in Rom nicht erreicht. Die (
Cardinal⸗Staats ſecretairs Conſalvi auf f. Vertheidigungsfchriften
als eine Menge theild wahrheitswidriger Beſchuldigungen, theils
würfe, welche W.'s verbienftliche Keiftungen zum Verbrechen ma:
fen ſtets mit dem Anfinnen einer unbedingten Verzichtleiſtung auf
diefe jeden Rechtsweg abfchneidende Willkuͤr ſah er ſich genoͤthi,
Curie endlich zu erklaͤren, daß er auf der Linie feiner Verpflichtu
Landesherrn, das Bisthum Konſtanz und Deutſchland ſtillſteher
er ſeine perſoͤnlichen Geſinnungen gegen das Oberhaupt der kath
ſprochen habe. Im dieſer männlichen und geſekmaͤßigen Haltung
ſche Curie beſtaͤrkte ihn der Beifall feines Großherzogs, der fich
den Generalvicar v. W. in ber Ausübung feines Amts ferner zu
Weſt 227
damit ben Befehl an ihn verband, ſich durch Nichts, was fich nicht
Recht der Kicchenfagungen und feflgegründete Obfervang über alle
m habe, in feinem Amte ftören und befchränten zu laffen. Zugleich
roßherzog diefe Sache für eine allgemeine Kirchenangelegenheit deut:
und brachte die unter feiner Autorität 1818 zu Karlsruhe mit offls
üden berausgeaebene Denkſchrift „Über das neuefte Verfahren ber
ie gegen den Biethumsvermwefer v. Weſſenberg ıc." an den Bunbes:
art. Liber f. Streitigkeiten mit dee römifchen Curie vergl. „Ausfuͤhrl.
en Über das Verfahren des roͤm. Hofs in der Angelegenheit ber Eon»
ımöverwaltung des v. Weffenberg 2c.”, von F.2. Koch. Eine Beur⸗
vichtigften für und wider W. erfhienenen Schriften enthält „Her=
. Endlich warb in Folge des Concorbats mit dem Papfte 1827 das
aftanz aufgelöft und ein erzbifchöflicher Sig zu Freiburg errichtet.
or W. feine Stelle als Derwefer. — In ber Verſammlung ber
zroßherzogthums Baben zeichnete ſich W. umter den Mitgliebern der
r durch Thätigkeit und großherzige Denkungsart aus. Man befigt
eine treffliche Geſchichte des Volksſchulweſens in Deutfchland (‚Die
nıng ded Volks ıc.”, Zürich 1814), bis jegt das vorzuͤglichſte Bud)
egenfland, fowie einige wohlaufgenommene Kleine aſketiſche Schrif:
ie Bergpredigt unſers Herrn und Exlöferd” (1820); „Jeſus, ber
erfreund“ (1820); „Die Auferflehung unſers Herrn, Betrachtuns
Grabe“ (1821), und „Jehannes, der Vorläufer unſers Herrn und
21). Noch bat er herausgeg. 2 Sammlungen f. Gedichte („Neue
onſtanz 1827) und „Die chriſtlichen Bilder, ein Beförderungsmittel
nes’ (2 Bde., Konſtanz 1826— 27), ein Buch, In welchem er ben
ig der fhönen Bildekunft mit dem Chriftenthume hiſtoriſch und
achtet. E.
Benjamin), berühmter Maler, geb. 1738 in Pennfylvanien, wohin
= alten engl. Familie abflammenden Voraͤltern wegen Ihrer Anhäng-
Lehre der Quaͤker 1699 gewanbert waren. Es iſt kaum begreiflidh,
emeinde, die meift mit Ackerbau ſich befchäftigt zu haben fcheint, die
je von allen feinen Bentffen des gefclligen Lebens abgefchnitten war
als einen ihrer Srumbfäte annahm, daß alle Lebensbefchäftigungen,
unmittelbare Beziehung auf Nugen, auf Befriedigung menſchlicher
aben, nicht nur unnuͤtz, fondern felbfi fünbhaft find, ein Kuͤnſtler ent⸗
der bloß durch eigne Beiftesanlagen zu bebeutender Höhe ſich erhob,
er eine kurze Zeit der Betrachtung ber großen. Meiftermerke, die Ita⸗
t, gewibmet hatte, fi) einen Rang unter f. Zeitgenoffen erwarb. Im
), ehe er irgend ein Kunſtwerk gefehen hatte, machte ex f. erften Ver⸗
miete, wie es fcheint, alle f. Mußeftunden ber Kunft, bis er nach und
Empfehlungen feiner Freunde, die ihre Bedenklichkeiten überwanden,
Beifall, den ex ſich als Portraitmaler erwarb, bahin Fam, die Kunft
wiszuhben. 1760 kam er nah Mom, wohin er Empfehlungen an
ene Männer mitbrachte, welchen der Umſtand, daß ein Quäker aus
unſt in ihrer Hauptſtadt ſtudiren wollte, etwas Neues war. Man
ierig, ben Eindruck zu beobadıten, den die Kunſtwerke auf ihn mach⸗
‚ von beinahe 3O Kutfchen enthielt eine angefehene Geſellſchaft, bie
maerifaner Die Meiſterſtuͤcke der Kunſt zeigen wollte. Mit dem Apollo
ſollte ber Anfang gemacht werden. Die Bildſaͤule ſtand zu jener Zeit
Heniffe, deſſen Thuͤren ſich fo öffneten, daß man fogleich bie vortheil-
t bes Bildes hatte. W. ward auf den guͤnſtigſten Standpunkt ge:
übrigen fanden zu beiden Seiten. Als der Auffeher die Thüren Sf:
15 *
228 . Weſt
nete, wurde ber Kuͤnſtler von einer ploͤtzlichen Erinnerung ergriff:
„Bein Bott, wie aͤhnlich einem jungen Mohawkkrieger!“ Nicht
von diefem Ausrufe, fragte man ihn, worin ex die Ähnlichkeit finde,
die Erziehung dee Mohawkludianer, ihre Gewandtheit im Bogen:
wundernsſswuͤrdige Schnellkraft ihrer Glieder, und wie fehr ihre
Bruft ausbehne und Ihr ſchnelles Athmen im Laufe bie Naſenfluͤ—
Ihnen jenes anſcheinende Bewußtſein der Kraft mittheite, das im X
gedruͤckt if. Als er ſich 3 Fahre in Rom und andern Städten Ital
hatte, wolltg er, vor f. Ruͤckkehr nach Amerika, England beſuch
ankam. Er war fo gluͤcklich, Empfehlungen an ausgezeichnete Mi
gen, u. A. an Reynolds (f.d.) und an ben berühmten Landſchaf
Um bie Zeit, als W. nach England kam, war eine neue Mor:
Kunſt angebrocdhen, die durch die Talente von Reynolds, Gainsb
beraufgeführt wurde. Die Geſellſchaft fir bie Ermimterung ber.
fatturen und des Handels veranftaltete jährliche Ausſtellungen vor
Zeichnungen zu Preißberverbungen. Die außgebildetern Kuͤnſtler bil
ein zur Ausftelung ihrer Werke, der 1765 u. d.N. The incor:
vom Könige beſtaͤtigt wurde. W. fchickte gleich nach feiner Ankunfi
Geſellſchaft 3 Bilder zur Ausſtellung, bie fo viel Beifall fanden,
einem der Oberdeamten bes Vereins ernannte. Seine Bönner ı
durch freigebige Beftelungen, Niemand aber war thätiger für ihn a
von York, deffen Bemühungen es gelang, den König auf W.’s C
pina mit ber Afche des Germanicus landend, aufmerkſam zu madhı
zu einer Verbindung mit bem Könige, die für W. ſelbſt, wie für tie
land, die wohlthätigften Folgen hatte. Die erfte war die Stiftung d
akademie. Der oben erwähnte Künftlerverein beftand größtentheile
gen Menfchen, und In der Verwaltung deſſelben fanden fo enghei
flott, daß Reynolds, W. und mehre andre ausgezeichnete Mitg!
trennten. Sie entwarfen den Plan zu der Akademie, die 1763 vo
tigt wurde und von dem Ertrage ber jährl. Kunſtausſtellungen
follte, wozu der König nur In den erften Jahren einen Zuſchuß zu
Bon diefer Zeit an nahmen die Künfte einen hoͤhern Auffhwung ;
des Publicums wurde buch bie Ausſtellungen rege erhalten, und
Könige, dem fie auch ihren prächtigen Sig in Somerfethoufe verba
Anſehen, das die eignen Verdienſte ihrer Mitglieder allein Ihe nich
ben haben. Diefe Begünftigungen waren jedoch keineswegs hinrri
riſchen Malerei in England einen Boden zu gewinnen, wo Pertral:
zige Kunſtzweig war, der Aufmumterung fand, und die Bemühung
durch welche die neue Akademie umterflügt wurde, konnten, ohne
fand der Regierung, dem Volksgeſchmacke nicht eine höhere T
Selbſt der Einfluß des Königs war nicht bedeutend, und die Begin
von ihm erhielt, war, bei aller Freigebigkeit, mehr die Folge einer y
tumg gegen den Kuͤnſtler als das Ergebniß höherer Kunſtanſichten.
urthelle traten dem freien Streben der Künftler auf andre Weife in
auch W. erfuhr, als er ſchon 1766 , in Verbindung mit Reynolbe ı
gezeichneten Malern, dem Dechant der Paulskirche ben Antrag maı
ſpruͤnglich von Chriſtoph Wren (f. d.) zu Gemälden beftimmten
entgeltlich Bilder zu malen, um auf biefe Weife die ber Verbreitu
ſchmacks fo förderlihe Sitte, Kirchen mit Gemälden zu zieren, allı
vn. Der Dechant und daB Gapitel nahmen den Antrag an, aber
London war engherzig genug, durch feinen Widerfpruch den ſchoͤ
vereiteln. Der König befchäftigte darauf W.'s Talente gegen 20
-
Bf . 229
g des Schloffed Windfor, wo man im Audienzzimmer 6: Gemälde
ichte Eduards III. auszeichnet. Er nahm fo lebhaften Antheil an ber
viefer Entwürfe, daß er ein Kunſtfreund wurde, und hegte bie Abficht,
elle Im Schloffe durch Gemälde aus der bibliſchen Geſchichte verzieren
er glaubte, der duldſame Beift des Zeitalter fei einer ſolchen Aus⸗
er Kirchen günftig. In feiner ängftlichen Gewiſſenhaftigkelt aber bes
cher mit einigen angefehenen Geiſtlichen der biſchoͤfl. Kirche, welchen
yürfe vorlegte, und erklärte der Verfammlmg, ex felber halte biefe
der Kirchen für etwas Unſchuldiges, werde aber von dem Gedanken
n man glaube, daß er, als Haupt der engl. Kirche, verbunden ſei, ber
ron Bildern in Kirchen vorzubeugen. Die Geiftlichen fanden nichts
darin, und der König gab W. den Auftrag, die Arbeit anzufangen,
meifter Wyatt mußte den Riß zur Gapelle entwerfen. W. war bis zum
1 thätig, wo Wyatt ihm auf höhern Auftrag meldete, dag mit der
: Gemälden für die Capelle bis auf weitern Befehl Inmegehalten mer
te Weifung kam, wie W. fpäterhin erfuhr, von der Königin. Der
bft empfindlich über diefe Behandlung, beklagte fich in einem Vriefe
;, der zu jener Zeit wieder einen Anfall von Geiſtesktankheit hatte. -
zuig fpäter in Windfor fah, mußte diefer weder von des Baumeiſters
ich von W.'s Briefe etwas und gab dem Kuͤnſtler ben Auftrag, mit
ortzufahren. W. fah ſeitdem den König nicht wieder, fuhr aber fort,
m zu arbeiten, und berog die ihm angewiefene Befolbung von 1000
ch, bis zu dem völligen Außbruche der Gemuͤthskrankheit des Könige,
als er feinen Gehalt erheben wollte, ohne Weiteres meldete, die Zah:
ifhoͤren und bie Einrichtung ber Capelle nicht flattfinden. IB. ver
yeitere Schritte in biefer Angelegenheit zu thun, fondern fafite den Ent»
tſchaͤdigung für f. Verluft bei dem Publicum zu ſuchen. Fruͤher ſchon
von der Akademie, deren Präfident ex eine Zeitlang war, zuruͤckgezo⸗
egen thaͤtigen Antheil an der Stiftung der 1805 unter des verftorb.
je gegründeten British Institution genommen , welche für bie Befoͤr⸗
Infte in England fo mohlthätig geworben iſt, da fie durch ihre Aus⸗
gezeichneten Kunſtwerken einen Markt eröffnete. Er wurde für die
e folchen Anftalt begeiftert, als er 1802 in Paris Napoleons großars
kennen lernte und die Galerie im Louvre bewunberte. For war zuge
arthat, auf welche Weiſe die Beförderung der Künfte, ſelbſt hinficht⸗
I8, für England von ber größten Wichtigkeit ſei. Der Staatsmann
nertfam zu und fagte mit dem Zone des Bedauerns: „Ic bin von
der Wiege ber Politik geſchaukelt worden, und habe bis jegt dem Vor⸗
uͤnſte, felbft in politiſcher Hinficht, dem Wohlſtande und dem Ruhme
ringen koͤnnen, nie fo lebhaft erkannt. Ich gebe Ihnen mein Wort,
meiner Macht ſtehen follte, unfere Regierung zur Beförderung der
egen, fo werbe ich unſerer heutigen Unterrebung gedenken”. Gleich
ckkehr ward der Entwurf zu dem neuen Vereine gemacht, ber durch
habender Kunflfeeunde und durch den Ertrag von Ausftellungen un:
mſollte. Als Fox nach Pitt's Tode ans Ruder kam, erinnerte er ſich
Verſprechungen, aber fein Tod vereitelte feine Abfichten. In W.s
nders auch die Stiftung einer Nationalgalerie von Gemälden, und
it die Shakfpraregalerie zum Verkaufe ausgeboten ward, kaufte der
mfifteunde dad Gebäude zu jenem Zwecke. Der Diinifter Percival
arfleitungen mit abfloßenber Kälte auf, ba er ſowol die Bemühungen
1 al8 die Gründe, wodurch wan den Anſpruch der Kuͤnſte auf Unter:
zciten des Staates darzuthun fuchte, fuͤr Schreätmereien hielt, und
Weſterwald Weſtfalen 281
sitert „Leben des guten Juͤnglings Engelhof“, 2 Bde., 1782; „Der
3 Naͤchten“, 1782; außerdem „„Befchreibumg der Haupt⸗ und Mefidenzs
chen”, 1782. Als Fortfegung der „Bairiſchen Beiträge” erfchienen
ihrbuch der Menfchengefchichte in Baiern“, 2 Bde. Auf diefes folgte
eſchreibung des Wuͤrm⸗ oder Ötarenbergerfess und ber umliegenden
2. f. w.“, „Erdbefchreibung der baieriſch⸗pfaͤlziſchen Staaten, fammt ei:
ung in die allgemeine Erdbeſchreibung“; 1785 die dazu gehörige „Ge:
ı Balern für die Jugend und das Voll”, 2 Bde., auf Befehl des Knf.
bor gefchrieben. Ein Auszug daraus: „Geſchichte von Baiern, zum Ge:
; gemeinen Bürgers und der bürgerlichen Schulen”, erſchien 1786. In
bre ward W. kurf. Wirkt. geifllicher Rath und bald darauf Locals
fair. Mit 1787 begann er die Reihe f. „Bairiſchen hiſtoriſchen Calen⸗
n auch die Lebensbefchreibungen ber deutfchen Kaifer vorkommen, mit
‚Beiträge zur vaterländ. Hiftorie, Geographie, Statiftit und Landwirth⸗
8 jetzt über 10 Bde). 1798 erſchien f. „Abriß ber beutfchen Geſchichte
; der bairifchen Gefchichte”, 2 Bde. Außer f. atademifchen Reden und
ten lieferte er auch 1782 — 83 zu den „Pfalsbalrifchen Beiträgen‘
1807 gab er aud, eine „Geſchichte der bairiſchen Akademie ber Wiffen:
raus (1. Thl. von 1759-77, 2. Thl. von 1778— 1800). Nachdem
Aländiger Secretair, 1799 Director der Büchercenfurcommiffion, 1800
mb Domcapitular von Münden, bald darauf Scholafticus und Hofka⸗
den, blieb er 1808 bei der neuen Drganifation der k. Akademie Mitglied,
md Director der biftorifchen Claſſe mit Verleihung bes k. bair. Civilver⸗
9, und 1813 trat er mit den uͤbrigen Rittern in den Adelöftand.
ſterwald ift ein Gebirge in dem preuß. Menierungsbezirke Koblenz und
gthume Naffau, weiches fih von der Stadt Montabaur an, zwifchen den
wfindlichen Quellen der Dill, Sieg und Lahn, bis an die vormals zum
zthum Hiffen gehörige Grafſchaft Witgenftein erſtreckt, und mit dem
xge, dem Rothhaargebirge und dem fogen. fauerländifihen Gebirge in
g ſteht. Das Urgebirge beffelben befleht aus Bafalt und Lava, und das
raus Kaltitein, Graumade und Thonfchiefer. Die höchfte Gegend des
des ift bei Neuburg und Salzkirch im Dillenburgiſchen, wo fich der ſal,z⸗
# 2600 Fuß über bie Meeresflaͤche erhebt. Einer der hoͤchſten Selfen ift
zz, von weichem man eine weite Ausficht bis in bie Wetterau und ben
ı hat. Man zieht auf dem Weſterwalde viel Flache , treibt ſtarke Vieh⸗
perfieht tie nahen Gegenden mit Flachs, Deu und Butter. Außerden
Ken, Kupfer, treffliche Baufteine, guten Waller: und Pfeifenthon, und
Ase folhe Menge von Braunkohlen, daß hier in dee Erde Baum au
legen ſcheint.
tfalen wurde im Mittelalter alles Land genannt, das ſich zwiſchen
kein und Ems erſtreckt, dagegen das Land zwifchen der Eibe und Wefer
ı Dftfalen führte. Legterer Name ging im Laufe der Zeit unter; er-
2 ſich und ging in ber Folge theils auf den weftfälifchen Kreis, theils auf
land ober das Herzogthum Engern über. — 1) Das Herzogthum
m. Es machte in der Vorzeit einen Theil des großen Herzogthums
w, und hieß damals Sauerland: ein Name, der ſich noch jest i:3 Munde
wu DRannes erhält und fich auch auf einen Theil der ehemaligen Graf:
E erſtreckt. Als 1179 der mächtige Welfe, Heinrich der Löwe, in die
& wurde, riß das Erzſtift Köln tiefes Land an fi), und erhielt e8 von
ve dem Namen Weſtfalen zu Lehn, worauf dieſer Name auf das Land
Köln behielt daſſelbe bis zur Auflöfung des Erzſtiftes 1802, worauf es
Drputationsreceß in die Entſchaͤdigungsſchale des Haufen Dorn
230 Weſtenrieder
als er ſpaͤter (1812) durch aͤußere Einflüffe fuͤc den Entwurf gewonnen war,
unter der Hand eines Moͤrders. Die Inſtitution blieb bloß Privatunternehn
erhielt weber Unterſtuͤtzung noch Schug vom Staate. W. hat unftreitig mei
durch bie Beförderung diefer Anftalt und der Kunſtakademie als durch frine
Werke zur Beförderung der Kunft in England gewirkt. Es fehlte ihm a
ausgezeichneten Geifteskraft und jenem kuͤhnen Schöpfergeifte, die dem
Kuͤnſtler bilden. Ex kannte bie Regeln, und feine Sompofition und Gruppin
immer wiffenfchaftlich. Seine Zeichnung hat das Verdlenſt der Richtig
fein Golorit iſt nicht harmoniſch und verräth offenbar wenig Studium.
raſcht nie durch Originalität des Gedankens, durch kraͤftiges Gefühl, und
ihm jene Kraft des Charakters und Ausdrucks, die einem Werke das G
Genies gibt. Mit dem ital. Meiftern verglichen, wuͤrde man ihn zur media
Schule des Pietro von Cortona rechnen müffen, ber noch über ihm ſteht. U
Anfange der Negentfchaft des jegigen Königs feinen Gehalt verlor, vollz
mehre große Gemälde, obgleich er bereits f. 70. Jahr erreicht hatte und d
nahme feiner Geiſteskraͤfte fihtbar wurde. Diefe Werke ſtehen weit unter!
zeugniffen feines Eräftigern Mannesalters, und haben wol mehr durch Ihe
wöhnlichen Mafverhältniffe als durch ihren Werth den Beifall des Publick
worben, der ihn für bie erlittenen Verluſte reichlid) entſchaͤbigte. Die *
Werke, die er in dieſer Zeit ausſtellte, waren: Chriſtus, die Kranken und
im Tempel heilend (von der Britifchen Sinftitution für 5000 Pf. gekauft) |
Tod auf dem fahlen Pferde. Sie erwarben ihm mehr Öffentlichen Beifall
ner König Lear, den er für die Shakſpearegalerie malte, und Paulus auf
Melite, die Natter von der Hand ſchuͤttelnd (in ber Capelle des DHofpitals m
wid; ein Bild, das binfichtlich der Erfindung, Sruppirung, Anordnung
und Vertheilung bed Helldunkels zu den vorzuglid;ften Werken der ng
gehört). W. ſtarb inf. 83. Jahre zu London 1820 und hinterließ eine
Sammlung von Gemälden, die nach feinem Tode verkauft wurden. —
Galt’8 „Life and studies of B. West” (London 1816 und 1820).
MWeftenrieder (Lorenz v.), Geh. geiſtl. Rath, bairiſcher Geſchi
gib. den 1. Aug. 1754 zu München, wo er das Gymnaſium und Lpceum
warb erft MWeltpriefler, dann nach Aufhebung der Jeſuiten 1773 Prof.
in Landshut, und im folg. 3. Prof. der Rhetorik zu München. Seine „
gen Aber Lie Urfachen des geringen Nutzenẽ, din man in Schulen aus d
der alten clafjifchen Autoren erhaͤlt“ erfchtenen 1774 ohne f. Namen, wi
ber „Allgem. deutſchen Bibliothet” (35. Bd., 1. Stud, 1778) fehr gelchtt
den fich in f. „Reden und Abhandlungen” (Münden 1779). In hoͤherm
ſchrieb er 1775 eine „Allgemeine Erdbeſchreibung für tie 5 Gymnaſialſchu—
3 Bon., 1776 eine „Allgemeine Erdbefchreibung für die kurbairiſchen X
len“, in 2 Bdchn., nebft einer „Befchreibung des Weltgebaͤudes“. Beide &
erwarben ihm Achtung und Zutrauen. Für die Akademie ſchrieb er ein
„Über den Worth, welchen die Griechen und Römer in öffentliche Dentmäl
in veligtöfe umd bürgerliche Feierlichkeit geferst und wozu fie ſelbe benugs |
1776. Zu gleicher Zeit verfertigte er ein heroifhes Drama: „Mark Aurel‘
dem er 1774 ein Luſtſpiel: „Die beiden Sandidaten‘‘, Herausgegeben hatte.
Bürste die verwitwete Kurfuͤrſtin ſelbſt für das Hoftheater ab, jenes rührte be
Mar. Fofeph, welcher der Vorftellung im Schulhauſe beimohnte, fo febe,
ben Verf. nach der Vorftellung zu ſehen wuͤnſchte. Hierauf erfchien 1777 f
leitung in die ſchoͤnen Wiffenfchaften”, 1. Thl. Von j:pt an widmete er ſich
ders der vaterlänbifchen Geſchichte, nachdem er 1776 Büchercenfurearh, 177
glied der münchner Akademie der Wiffenfchaften geworden, und es erſche
„Bairifhe Beiträge zur ſchoͤnen ımd nüglichen Literatur” von 1779-8
MWefterwald Weſtfalen 281
veitertLeben des guten Juͤnglings Engelhof“, 2 Bde., 1782; „Der
3 Naͤchten“, 1782; außerdem, Beſchreibung der Haupt⸗ und Reſiden;z⸗
mchen”, 1782. Als Fortſetzung ber „Bairiſchen Beiträge” erſchienen
jahrbuch der Menſchengeſchichte in Baiern“, 2 Bde. Auf dieſes folgte
Beſchreilbung des Wuͤrm⸗ oder Starenbergerſees und der umliegenden
u. ſ. w.“, „Erdbeſchreibung der baieriſch⸗pfaͤlziſchen Staaten, ſammt ei⸗
tung in die allgemeine Erdbeſchreibung“; 1785 die Dazu gehörige „Ge:
m Baiern für die Jugend und das Volk’, 2 Bbe., auf Befehl des Kurf.
dor gefchrieben. Ein Auszug daraus: „Geſchichte von Baiern, zum Ge:
s gemeinen Bürgers und der bürgerlichen Schulen”, erfchien 1786. In
ahre ward W. Lurf. Wirkt. geifllicher Rath und bald barauf Local
aiffair. Dit 1787 begann er die Reihe f. „Bairiſchen hiſtoriſchen Calen⸗
in auch die Lebemsbefchreibungen der deutſchen Kaifer vorkommen, mit
„Beiträge zur vaterländ. Hiftorie, Geographie, Statiſtik und Landwirih⸗
#6 jegt über 10 Bde). 1798 erſchien f. „Abriß ber deutſchen Sefchichte
$ der balriſchen Gefchichte”, 2 Bde. Außer f. akademiſchen Reden und
mgen lieferte er auch 1782 — 83 zu den „Pfalsbairifhen Beiträgen’
1807 gab er aud) eine „Geſchichte der bairiſchen Akademie ber Wiffen:
beraus (1. Thl. von 1759— 77, 2. Thl. von 1778— 1800). Nachdem
hefländiger Secretair, 1799 Director der Büchereenfurcommiffion, 1800
mb Domcapitular von München, bald darauf Scholafticus und Hofka⸗
der, blieb er 1808 bei der neuen Drganifation der k. Akademie Diitglied,
und Director der hiſtoriſchen Claſſe mit Verleihung des k. bair. Eivilver:
n8, und 1813 trat er mit den übrigen Rittern in den Abelsftand.
eſt erwald ift ein Gebirge in dem preuß. Regierungsbezirke Koblenz und
pgthbume Naffau, welches ſich von der Stabt Montabaur an, zwifchen ben
befindlichen Quellen der Dil, Sieg und Lahn, bis an die vormals zum
ssthum Hoffen gehörige Grafſchaft Witgenftein erſtreckt, und mit dem
birge , dem Rothhaargebirge und dem fogen. fauerländifihen Gebirge in
ng ſteht. Das Urgebirge beffelben befteht aus Bafalt und Lava, und das
ge aus Kaltftein, Grauwacke und Thonfchiefer. Die hoͤchſte Gegend des
ides ift bei Neuburg und Salykich im Dillenburgiſchen, two fich der ſal,z⸗
spf 2600 Fuß über die Meeresflaͤche erhebt. Einer der hoͤchſten Seifen ift
ein, von welchem man eine weite Ausficht bis in die Wetterau und ben
eg bat. Man zieht auf dem Weſterwalde viel Flachs, treibt ſtarke Vieh⸗
ı verfieht bie nahen Gegenden mit Flachs, Heu und Butter. Außerden
Eifen, Kupfer, teeffliche Baufteine, guten Waller: und Pfeifenthon, und
eine ſolche Menge von Braunkohlen, daß hier in der Erde Baum au
liegen fcheint.
ftfalen wurde im Mittelalter alles Land genannt, das ſich zwifchen
then und Ems erſtreckt, dagegen das Rand zwifchen der Eibe und Wefer
m Dftfalen führte. Lesterer Name ging im Laufe der Zeit unter; er-
elt fich und ging in ber Folge theild auf den weſtfaͤliſchen Kreis, theils auf
land ober das Herzogthum Engern über. — 1) Das Herzogthum
en. Es machte in der Vorzeit einen Theil des großen Derzogthung
us, und hieß damals Sauerland: ein Name, der ſich noch jetzt irn Munde
nen Mannes erhält und ſich auch auf einen Theil ber ehemaligen Graf:
we erſtreckt. Als 1179 der mächtige Welfe, Heinrich der Löwe, in bie
xt wurde, riß das Eriflift Köln dieſes Land an fi), und erhielt es vom
ter dem Namen Weflfalen zu Zehn, worauf biefer Name auf bas Land
Koͤln behielt daffelbe bis zur Auflöfung des Erzſtiftes 1802, worauf es
Deputationsreceß in die Entſchaͤdigungsſchale des Hauſes Heflen- Darm:
238 7 Weftfalen
ftabt geworfen, aber 1815 von demfelben an Preußen abgetreten, unb
preuß. Provinz Weſtfalen, Regierungsbezirk Arensberg, verbunden wı
hielt damals 72 IM. mit 134,715 Einw. in 18 Ämtern, 25 Su
Markifl. und Doͤrfern. — 2) Der weftfälifche Kreis begriff m
Land zwifchen Wefer, Rhein und Ems, ſondern auch anfehnliche Lande
ſeits des Rheins, aber das eigentliche Herzogthum Weftfalen ward, als
Köln, zum kurrheiniſchen Kreife gerechnet. Seiner am heine gelege
rungen wegen führte er kanzleimaͤßig auch den Namen des nieberrhein
ſchen Kreiſes. Er gehörte zu ben groͤßern Kreiſen des vormaligen be
ches, und zählte unter feine Mitglieder: die Biſchoͤfe von Muͤnſter,
Osnabruͤck, Lüttich und Korvey, die Herzoge von Juͤlich, Kleve, Berg
burg, die Fürften von Minden, Verden und Oſtfriesland, die Grafen
berg, Mark, Hoya, Diepholz, Schauenburg,, Lippe, Bentheim, Teklı
gen, Steinfurt, Rittberg und viele kleinere geiftlicye und weltliche Her
3) Das Königreih Weftfalen. Der Friede zu Tilſit hatte N:
Dem aller preuß. Staaten bis zur Elbe gemacht, ſewie er bie Länder
ften von Heffen und Hanover umd des Herzogs von Braunfchweig bef
ſich durch das Recht dee Waffen zueignete. Noch lag es nicht in feiner
Grenzen bes Kalferreiches über den Rhein zu erweitern; es gefiel ihm
einem Theile dieſer Länder einen Filialſtaat feines Reiches zu bilden , um!
das Königreich Weſtfalen, welches mit den ſaͤmmtlichen braunfchiweig:t
ſchen, den Eurbeffifhen Ländern, mit Ausnahme von Hanau und Kaı
mit ben preuß. Provinzen Magdeburg und Altmark diesſeits ber Eibe,
mit Hohnftein, Dildesheim mit Boslar, Mansfelb, Quedlinburg, (
Treffurt, Mühlhaufen und Nordhaufen, Stolberg Wernigerode, Pade
den und Mavensberg, den handverifdhen Provinzen Göttingen, Grub
Hohnftein und Eibingerode, und Osnabruͤck, dem naffausoranifchen Z
Korvey und der Grafſchaft Rittberg ausgeftattet wurde. Sein Flaͤcheni
692,5 TIM., die Volkemenge 1,946,343. Der 15. Nov. 1807 w
pfungstag des jungen Staates. Napoleon gab ihm in ſeinem Bruber |
einem 2tjährigen Juͤngling, felnen erften Beherrſcher, und eine Wer]
war ganz der franzoͤfiſchen nachgebildet und alle alte Formen über den.
fend, doch das Gluͤck der Unterthanen hätte begruͤnden koͤnnen, wenn
uf fie geftüpt hätte. Hieronymus erſchien am 7. Dec. in feiner Def
und trat die Megierung des Reiches, aber leider nicht ald König, ſonde
nur zu bald kennen lernte, gleichſam als bloßer franz. Präfect an. 3
neuen Königreich war Nichts weniger als glänzend ; alle Provinzen, nr
fammengefegt wurde , waren durch das methobifche Plünberungsfpften
fen mehr ober weniger ausgefogen und manche ganz erfchöpft; dazu &
Kaiſer fi zur Belohnung feiner Krieger die Hälfte aller Domalnen
daß er bie Haltımg einer Befagung von 12,500 Mann in Magdeburg ı
hatte, die Weſtfalen nicht allein beköfligen, fondern auch befolden und kl
und daß auferbem nody die bedeutenden Refle der den einzelnen Pro
legten Kriegsſteuer an Frankreich besahlt werben foliten. Es Eonnte da
len, daß fogleich die Finanzen In die größte Verlegenheit gerathen mußt
da alle Caffen leer waren, Alles neu gefchaffen und uͤberdies eine Arn
det werden follte. Es war ein Gluͤck für das Land, baf gleich amfa
Spitze die ausgezeichnetfien Köpfe Weſtfalens trat und Gewicht gen
um ben jungen, unerfabrenen Donardyen zu leiten. Trotz der ungebeu
weldye die Provinzen erfahren hatten, umb teog ber unermeßlichen Bei
die ſchnell herbeigefchafft werden mußten, fah man ſich doch im Stant
fiche Einrichtung treffen und in kurzer Zeit ein Deer von 16,000 DR
Weſtfalen | 28385
: neuen Sormen, bie in allen Provinzen eingeführt twurben, ber neue
m bie franz. Befegbücher bewirkten, und überhaupt alle bie Neue⸗
an mit bes neuen Regierung bekam, waren zwar nicht geeignet, ih⸗
den: Volke zu gründen, doch gemöhnte man fich bald daran, und
kſal ſelbſt erträglicher als das ber Nachbarländer. Die Abgaben was
nd, aber doch nicht unerfchwinglich, umb gleicher vertheilt als je zu⸗
Verfaſſung ficherte der groͤßern Volksmaſſe Vortheile und Gerecht⸗
bald kennen und würdigen lernte. So verſchwanden nad und nach
und bie Regierumg gewann Feſtigkeit und Sicherheit. Der pracht⸗
te unſinnige Verſchwendung bes Königs ſchadeten im Ganzen Nichts,
eine beflinmte Givillifte und außerdem noch als franz. Prinz eine
zu verzehren hatte; es konnte daher der Nation gleich fein, wie er da⸗
tete, und es mußte ihr fogar lieb fein, daß er folche im Lande, ließ
n Umtauf brachte. Übrigens Eonnte er, durch die Verfaffung gebun⸗
ſes wirken, und ber Wille, fo viel Gutes zu thun als in feinen Kräf:
nicht zu verkennen. Die erften Zeiten feiner Regierung gingen auch
& bin. Aber 1809 entftanden,, durch den oͤſtr. Krieg mit Frankreich
exe Unruhen; auf der oͤſtl. Seite des Reiches brachen unter Schill's
abliche Streifcorps In bie Provinzen an ber Elbe ein, im Süben brach
m Bauernauffland aus, und felbft die Reſidenz wurde nur durch ein
tet. Dieb gab Gelegenheit zu einigen harten Maßregeln und zur wei-
ıg der hohen Polizei, die nun als ein Schredigefpenft zwiſchen den
bad Volk trat. Der König fah ſich auf die Vorftellungen Frankreichs
n Militair unverbältnißmäßig zu vermehren umd es bis auf mehr als
ı zus bringen. Dies machte bie Conſcription Außerft laͤſtig und ver
Igaben, wofür fo wenig der Finanzminifter als bie zum zweiten und
sufenen Reichsſtaͤnde Math wußten. Man griff zwar zu einigen ver:
ir Mitteln, zur Verſchleuderung einiger Domainen, wobei vieleicht
zu Werke gegangen wurde, und nahm zur Herabfegung der Staats:
lucht; aber Altes dies half nur ber augenblidlihen Roth ab, und das
ſehends größer. Doch ſchien das Königreich für diefe feine Anſtren⸗
b einen Erſatz zu erhalten, daß 1810 das ganze Handverifche damit
e. Kaum hatte man indeß davon Befig ergriffen, als eine andre Vers
Hfer& den größten Theil deffelben wieder nahm, und felbft von den als
Denabrüd, Minden und einm Theil von Ravensberg trennte und
a Kaiferreiche vereinigte. Es half nichts, dag der König diefe Maßre⸗
verfönfich zu hintertreiben verſuchte; ex ſah fich vielmehr gemöthigt,
arten Gontinentalgefege in ihrer ganzen Strenge im Umfange feines
zuͤbung zu bringen, worunter man jedoch im Ganzen in Weflfalen
im übrigen Deutfchland, da überall mit großer Schonung zu Werke
e und die Donanen dem Handel wenige Hinderniſſe in den Weg leg⸗
zte der König ſein Heer nach Polen, er felbft mußte zwar früher daf:
und in fein Land zuruͤckkehren, aber das ſchoͤne, mehr als 24,000
e fand mit dem franzoͤſiſchen feinen Untergang jenſeits des Niemen,
yeustenbe Truͤmmer kehrten In ihr Vaterland zurüd. Schnell wurde
ue® Heer organifirt, und 12,000 Weftfalen begleiteten den Kaifer
b Sachfen, aber gleich nach den erſten Unfällen, die ihn in Schlefien
Gavalerieregimenter davon zu den Preußen über. Schon vor
om Leipzig vertrieb Gzernitfcheff den König aus feiner Refidenz und
vie: und 2 Gavalerieregimenter vor ben Thoren von Kaffel auf, nahm
ch nur auf 3 age, Kaflel in Befis. Nach feinem Abzuge kam zwar
egleitung eines franz: Truppencorps dahin zurück, aber nur, um da:
234 Weftfälifcher Friede
ſelbſt die Nachricht von der Völkerfchlacht bei Leipzig zu vernehmen, umd }
Reſidenz und fein Land auf immer zu verlaffen, nachdem er vorher noch Al
fi in den Schlöffern befand, und felbft einen Theil der Schaͤtze des Rufe
wegführen laffen. 2 Tage nach f. Abzuge teafen die Ruſſen zu Kaffel m
und in wenigen Tagen waren faft in dem ganzen Königreiche die alten Reg
wieder eingefest. Das am 15. Nov. 1807 gegrümbete Königreich war em:
1813 nicht mehr. — 4) Die Provinz Weftfalen. Gie warb 18155
befteht aus den Provinzen, die Preußen in bem ehemaligen weſtfaͤliſchen
fist, mit Ausnahme der Herzogthümer Kieve und Berg und der Abteim
Werden, und grenzt an die Niederlande, Hanover, Braunſchweig,
Kurheſſen, Wade, Großherzogthum Heffen, Naffau, Niederrhein
Kleves Berg. Der oͤſtliche und füdliche Theil, durch welchen fich der
Ward, das Welergebirge mit der weftfälifchen Pforte und die fi
biege ziehen, ſchließt jedoch auch fruchtbare Ebenen, 5. B. das Sintfeb, I
und warburger Börde ein. In dem nörblichen und nordweſtlichen Theie |
Dagegen viele beträchtliche Haideſtrecken. Das Klima iſt gemaͤßigt, rauh I
birgögegenden des Sauerlandes. Die Wefer, Ems, Lippe und Ruhr find
tigften Fluͤſſe, alle ſchiffbar. Die Erzeugniffe beftehen in den geröpuäch
thieren, Getreide, auch Buchweizen, vielem Flachs, Kartoffeln,
lem Eifen, Kupfer, Galmei, Blei, Steinkohlen, Salz, Mineralma
Aderbau verſchafft nicht ben hinreichenden Bedarf. Die Gewerbe find:
Gegenden fehr wichtig und befchäftigen ſich vorzüglich mit der Veredlung
ſes, indem man ſowol fehr feine Leinwand, als beſonders gröbere, €
genannt, verfertiat, ferner mit Betreibung fehr vieler Eifen = und
und Fabricirung mannigfaltiger Eifen » und Stahlwaaren. Auch g
nördlichen Gegenden viele Einw. nach den Niederlanden zum Xorfi
Unterftüsung bei der Ernte. Die ganze Prov. enthält 367 DM. und
litate 1,096,000 Einw., theild Katholiken, theils Proteſtanten, befi
raner. Sie zerfält in 3 Regierungsbezicke, Münfter, Minden und
den Hauptftädten gI. N. — Der von Wigand und dem Domcapitular
fliftete Verein fuͤr Gefch. und Alterthumskunde Weſtfalens gibt (H
„Archiv für Gefch. und Alterthumskunde“ heraus. |
Weftfälifhe Domainenfäufer, f. Domainentaufe,
ber (Philipp Wilhelm, D.).
Weſtfaͤliſcher Friede wird der 1648 in Münfter und Dem
im weftfätifchen Kreife lagen) gefchloffene Friede genannt, durch meld;.n &
zährige Krieg geenbigt, die Ruhe fie Deutfchland hergeflellt und ein nrues
Syſtem in Europa begründet wurde. Er war daher die Grundlage al
Friedenoſchluͤſſe bis zur franz. Revolution, und warb insbefondere in D
als dad vornehmfte Brunbagefeg ber deutfchen Staatsverfaſſung angefeben
fer Friede, da8 Werk des Grafen Erautmannspdorf (f.d ), kam erflı
tigen Vorbereitungen zu Stunde. Deutfchland war erfchöpft und Dfkceid
Eeblanden bedroht, daher zeigte ber Kaiſer Kerdinand ILL feiebliche Bel
aber auch die geheime Abſicht, mit Frankreich und Schweden für fich af
Beitritt de deutfchen Reiches, Frieden zu fchließen. Es wurden ſchon zu
zu Hamburg Präliminarien feftgefegt, welche befonders den Ort ad &
Gonferenzen betrafen. Die wirkiichen Sriedensverhandlungen fingen aber
an, und wurden zu Osnabruͤck zwiſchen den kaiſerl., veicheflänbifchen x
» ſchen Sefandten, zu Münfter zwifchen dem Kaiſer, Frankreich und anbeı
* Mächten, jedoch immer in gewiffer Verbindung unter einander, und fo,
delden Deten angenommenen Artikel für einen Zractat gehalten werben
Weſtfaͤliſcher Friede 255
ne ben ambern Srieden fchließen follte, betrieben.*) Frankreichs Bevollmaͤch⸗
Rünfter waren dee Duc de Longueville, d' Avaur und Servim. Masarin
me gaben ihnen ihre Verhaltungsregeln. Schwebifcher Seite unterhandel⸗
fm (der Sohn des Kanzlerd) und Salvius, welche auch ben Tractat in
unterzeichneten. Die kaiſerl. Bevollmächtigten waren ber Graf Joh.
Naſfſau, der Graf v. Lamberg und bie Rechtögelehrten Bolmar und Crane;
letzten 18 Monaten war die Seele des ganzen Werkes der Graf Mari:
Trautmannsborf. Unter den fpanifchen Bevollmächtigten. wurden Saa⸗
) Brun für die gefchickteften gehalten. Die GSeneralftaaten fhidten 8
Htigte; die Eidgenoffenfchaft den wadern Bhrgermeifter von Baſel, Joh.
Bfiein. Unter ben proteftant. Gefandten zeichneten fich der braunfchweigis
P. Lampadius, und der würtembergifche, Joh. Kone. Varnbuͤhler, aus.
B Befandter, Contareno, und ber päpftl., Fabio Chigi (nachher Papfl
$ VII ), traten als Vermittler auf. Adam Adamt, der Gefandte des Fuͤrſt⸗
m Korvey, war der Sefchichtfchreiber des Congreſſes. Rang » und Titel⸗
je hielten die Eröffnung des Doppelcongreffes Lange hin. Die fuͤrſtlichen
a wollten gleich den kurfuͤrſtlichen den Titel Ercellenz haben; daher der
mburgifche Befanbte einft vor Ungeduld ausrief: „Wir Eönnten wol etwas
einander ausrichten, wenn nur die gottlofe Excellenz nicht wäre!" Waͤh⸗
Behandlungen wurde ber Krieg fortgefent. Der ſchwediſche General Tor⸗
wang 1645 in die kaiſerl. Erblaͤnder ein und erfocht am 24. Febr. einen
Sieg bei Jankowitz. Der legte Priegerifche Auftritt fand ba itatt, wo ber
angen hatte — bei Prag. Koͤnigsmark eroberte (15. Juli 1648) die fo-
Seite diefer Stadt. Dies gab den langen fchwierigen Unterhandlungen
Mag, und der Friede ward d. 24. Oct. 1648 gu Münfter, wohin kurz’
h die Bevollmächtigten von Osnabruͤck, welche früher zum Schluß gekom⸗
fich begeben hatten, völlig abgefchloffen. Durch ihn wurde die Staats:
meVerfaffung Deutfchlands auf einen feften Fuß gefest; die Landesho⸗
Ihsftände ward anerkannt. ie erhielten das Recht der Bündniffe un:
mit fremden Mächten, nur nicht gegen Kaifer und Reich; auch ſollten
Anwilligung die bisher vom Kaiſer fo Häufig verhängten Achtserklaͤrungen
Rattfinden. Das Kurhaus Pfalz erhielt die Pfalz am Rhein zurüd, und
würte wurde für daſſelbe errichtet, welche jedoch, im Fall die bairifche Linie
(was 1777 geſchah), wieder erlöfchen follte, indem Pfalz alsdann in die
ürde zuruͤcktrat. Die feit dem Religiongfrieden (1555) zum Vortheil der
Atem gemachten Beränberumgen erhielten nun feften Beftand, mit der Be»
‚daß Alles fo verbleiben follte, wie e8 mit bem Anfange des (fogenannten
Jahres 1624 geweſen war. Der 1. San. d. J. war der Normaltag fürden
Dh der faͤculariſirten Güter ; das ganze Fahr galt fuͤr den Befigftand ber Res
ag und ber an Dittelbare zuruͤckzugebenden mittsibaren geiftt. Güter. Nur
qͥ galt diefe Beſtimmung nicht; für die Pfat:, Baden und Würtemberg galt
Normaljahr. Der Reformirten wurden gleiche Rechte mit den augsburg.
yandten bewilligt. Den Landesherren wurde zum Geſetz gemacht, die
en, die nicht bie ihrigen waͤren, wenigftens nicht zu verfolgen oder zu bes
Ale mım endlich alle Schwierigkeiten, welche dem Duldungsſyſtem ent⸗
gt wurden, überwunden waren, umarmten ſich die Geſandten ber Reichs:
vergofſen Freubenthraͤnen. Mehre geiftliche Stifter wurden ſaͤculariſirt
kan Staͤnden als Entſchaͤdigung uͤberlaſſen. Der Kaiſer willigte in dieſe
l, um keins von feinen Erblaͤndern verlieren zu dürfen. An Frankreich
e Zreanung geſchatz, theils um Manzftreitigkeiten zwifchen Frankreich und
m zu vermeiden, theils aber auch, weil die Schweden Nichts mit dem päpfti.
I, ter den Frieden vermitteln helfen follte, zu thun haben woilten.
Weftgothen . 287
8 kann ber weftfälifche Friede nicht angefehen werben. Vielmehr
in den Friedensunterhandlungen zum Theil wieder, was ihm bie
wtämpft hatten. Ex konnte nım ſich nicht weiter im Reiche ausbrei⸗
26 ben oͤſtr. Erblanden vertriebenen, ihrer Güter beraubten Prote⸗
a nicht einmal die Wiedereinſetzung in den vorigen Stand, geſchweige
Nach Schmidt (, Geſchichte der Deutfchen”) iſt es nicht unwahr⸗
Shriftine von Schweden durch eine Summe von 600,000 Thlr. ſich
son ihren Foderumgen für jene Ungluͤcklichen abzuftehen. Allerdings
fäftfye Friede viele Entfhädigungsmittel auf, aber nur zu Bunften
ıd auch dies auf often der ſchwaͤchern. Er hat im Reiche das ari⸗
acip auf Koften des monarchiſchen recht eigentlich entwickelt. Unſtrei⸗
iede fuͤr das Haus Oftreich ſehr nachtheilig; dieſes warb aus dem
ichs auf feine Erbſtaaten zuruͤckgedraͤngt, während Frankreich und
ſenem Platz faßten. Allein bei dieſem Vortheil, den bie fremden
en, verlor am meiſten das Reich der deutſchen Nation. Darf man
deutſchen Staatsmaͤnner anklagen, die den Frieden mit abſchloſſen?
J. Sie konnten jetzt nicht umſchaffen, was frühere Jahrhunderte,
Ungriffe der Feudalmacht und der Hierarchie, Im deutſchen Reichs⸗
ben hatten. Der weſtfuͤliſche Friede war das endliche Ergebniß von
Uchen Begebenheiten, die ungeſchehen oder folgenlos zu machen, in
n Bewalt ſtand. Endlich darf biefer Friede nicht ale das Werk deut:
nft angefehen werben; er war das Merk europaͤiſcher — franzoͤfiſch⸗
Hchifcher — Staatskunft. Daf er aber dieſes war, davon faͤllt die
? Mneinigkeit der deutſchen Fürften unter fi) und auf die Bleichgüls
en gegen die allgemeine Volksehre und Nationalwohlfahtt.. K.
then. Der mächtige Völferverein der Gothen (f. d.) mar ſchon
ch in Oftgotben, die am Pontus ihre Sitze hatten, und in Weſt⸗
mi), die in Dacim wohnten, getrennt; um bie Ditte des 4. Jahrh.
Voͤlker auch in 2 politifch gefchledene Maſſen getheilt. Als die
mung geſchwaͤchten Oſtgothen den Hunnen erlagen, fiächteten ſich
in tie Gebirge und erlangten darauf von ben Roͤmern Sige im ver
„ Die Etelung ber Völker gegen einander wurde durch dieſes Er⸗
‚ verändert. _ Unter dem Namen der Verbuͤndeten bildeten die Go⸗
aptthril des ſchen Heeres, hielten aber nur Frieden, fo lange
gegebenen Verſprechungen erfüllte. Raum aber war Theodofius
das Roͤmerreich in 2 Hälften zerfallen, als die Weſtgothen unter
Htallen losbrachen. In dem nach kurzem Srieben mit bem abend»
z erneuerten Kriege fiel Rom (410) in die Gewalt der Weftgothen.
hätte der Tod ihn nicht übereilt, als er eben Afrika erobem wollte,
8 Reich in Italien geftiftet haben. Sein Schwager Athauif, der
es Volks kam, gab Alarichs Entwürfe auf und wandte ſich nad)
H biefeite und jenſeits der Pyrenden neue Sige zu erfämpfen. Er
ona, wo er 415 ermordet ward, feine Nachfolger aber gründeten
fe mit früher eingermanderten Völkern und mit Roͤmem das weft:
in Ehdfeankreich und Spanien. Die unnatürlihe Ausdehnung
jes ſeits ber Pyrenaͤen, wo fogar die Hauptftabt und ber Sitz des
afe, lag, während auf der pyrenaͤlſchen Halbinfel die Sueven ihre
noch behaupteten, war eine der Urfachen feiner innen Schwäche.
molkdiidhe VBerhaͤltniß der Eroberer zu ben Beſiegten, da jene ſich
en Lehre (f. Arianer) bekannten, die den Eatholifchen Provinzia⸗
fingen ber toͤmiſchen Anſiebler fo verhaft war, und die hatte bie
ge, daß eine fchroffe bürgerliche Abfonderung zwifchen Gothen und
0 Weſtgothen
ame -miunt zei die kathol. Geiſtlichkeit ſich deſto feſter an einande
ua wur De fruͤh entſtandenen Keime des Verderbens ımgea
er. Zurmangper. melche durch häufige Thronwechſel und Partelungen
Sun. aeieseführt werden mußten, breitete fi) das weſtgothiſche
Size ums Dsteind auch jenfeits der Pyrenden Immer eiter aus m
une Arm zentomgen innen Beſtand. Eurich, ber fünfte König,
N in dem gänzlichen Verfalle des roͤmiſchen Reiche, große Era
aka an! Spanien machte, gab den Weftgothen, bie früher nad!
neuen: zusen gerichtet worden, geſchriebene Geſetze, bie von feinen
an um ..ez m) in eine Sammlung (f. Lindenbrog'6 „Codex legum;
an a: Sumiani’6 „Barbarorum leges antiquae”, Vened. 1781 fg.,
au zurden, welche die vollftändigfte aller germaniſchen Gefehgeb
ad In Anz fon in einer hohen Ausbilbung zeigt. Sein Nad,folg
suan.te ah bier feinen roͤmiſchen Unterthanen in Gallien Geſetze, bie
wunenstite Ipgeordnete aus dem Xheodofianifchen Gober, den Vere
Ss prisen Kaifer und andern Quellen ziehen ließ, um zwar den Proving
Alen Recte, uber die verbindende Kraft des Geſetzes doch aus feiner la
ann Sewalt bervorgeben zu laffen. So lange die gefegliche Kraft dieft
sad Niland, die erſt um die Mitte bes 7. Jahrh. aufgehoben wurde,
zew@atene Gerichtöftend der Weftgothen und Römer. Die Schwaͤche
geierden Reiche wurde bald offenbar, als es an der Loire mit den a
trussten in Berührung kam, da der kathol. Clodwig (f. d.). umter |
wa es ſei unrecht, die fegerifchen Weſtgothen in dem ſchoͤnſten Theib
Narben gu laſſen, den friedlichen Alarich angriff und Ihn bei Rougle
De runten befegten ohne Widerfland die meiften Städte in Südgaki
Konz der Weftgothen wäre in große Gefahr gerathen, wenn ſich mil
nmutinig Theodorich (f. d.) ihrer angenommen hätte.
Nesmundfdaft über den Thronfolger, feinen Enkel, führte, benußte er
Buunenbeit, ſich eines Theils der den Weſtgothen noch gehörenten
ua üstihen Gallien zu bemächtigen, und nad) langer Trennung beider
dand eine Zeitlang eine innige Verbindung zwifchen Oſt⸗ und Weit
‚ae Tode entfland bald Verwirrung im weſtgothiſchen Reiche, und
‚gender wurde der verderbliche Einfluß der Glaubensverfchiebenheit
uunifchen Weſtgothen und ben kathol. Provinzialen, die bald mild
daid gedrückt wurden. Dit neuer Kraft erhob ſich das Meich unter
und verftändigen Leovigild (568—86), der die Sueven völlig befiegte,
werdefferte, die Macht der Großen einfchränkte, Toledo zum Königefige
da Kinigl. Gewalt erblich zu machen fuchte. Sein nicht minder
Neeccared ging 589 zum kathol. Glauben über, woburd die nachtheilige
un Reiche aufgehoben wurde, und Gothen und Spanier zu Einem
amolzen. Diefer Übergang hatte auf die Staatöverfaffung ben
inluß, und kaum mar ber kathol. Claude Gtaatereligion gew
Baftiichkeit, die ſich während des fruͤhern Drucks an feſtes Zufi
wähnt hatte, zu einer vorherefchenben Gewalt gelangte, wie fie bei
nischen Völkern nicht auflam, und eine von der römifch » päpfll. una
Ichie ſich außbildete. Die arianiſchen Bifhöfe hatten ruhig In ihren
ebt und keinen Einfluß auf die Öffentliche Verwaltung gehabt; bie
pen bald nach thätigem Antheil an ben Stantsangelegenbeiten, um
Heurfhaft ihrer Kirche unerfchütterlich zu machen. Die Großen des
töbtener und Hofbeamten (viri illustres oflieii palatisi |
Adel bildeten und ale des Königs verfaffungemäfige
Volksvertreter anfichbrachten, blieben nicht mehr ber el
—
Weſtgothen 289
te; bie alte Ordnung der Koͤnigswahl, wobei jene die Entſcheidung ges
tm, wurde zum Vortheil der Biſchoͤfe verändert, und unter ſchwachen
die oft durch Priefterränke zur Krone gelangten oder bie Biligung und
ung dee Geiſtlichen wegen eigenmädhtiger Thronbefleigung oder verlegter
hten, mußte es Jenen leicht werden, fich früh an die Spitze des Staats
und alle Öffentliche Laften von ſich abzumälzen. Diefer vorherefchende
war befonder® auf den Kirchenverſammlungen fichtbar, welche in frühern
n5 Gegenftände des Glaubens und der Kirchenzucht verhandelt hatten,
Bunach dem Übertritte des Staatsoberhauptes anfingen mit geiftlichen Ge⸗
uch) wichtige politifche Angelegenheiten zu verbinden. Als bie Beiftlichen
Einfluß auf Staatsangelegenheiten gefichert hatten, Eonnten fie es
ke ats daß auch weltliche Große, die mit dem Könige in die Vers
famen, an ben Berathungen Theil nahmen, um fo mehr, da fie im»
fein konnten, die weltlichen zu überflimmen, und ſchon 633 bie Vers
t wurde, daß nur diejenigen weltlichen Großen Zutritt zur Ver⸗
g erhalten feliten, bie nach dem Ausfpruche der Bifchöfe beffelben würdig
Die innern Unruhen, welche die übermacht des Geiſtlichkeit herbeiführte
igte, erleichterten die Eroberung des Landes durch die Araber, deren
g auf ber Nordküfte von Afrika dem weſtgothiſchen Reiche bald ums
Gefahr drohte. Schon um das 3. 675 begannen die Verſuche der Mo⸗
, fich in Spanien anzufiedeln, welche durch bie Innern Partelungen,
gothifche Reich zerrütteten, begünftige wurden. Neue Parteilämpfe
endlich, als der ſchwache Roderich auf dem Throne ſaß, Gelegenheit,
Entwurf auszuführen. Die Gothen wurden 711 bei Xeres de la Frontera
ber König verlor das Leben, und die Araber verbreiteten ſich über den
bes Landes. (Vgl. Spanien.) Die Überzefle der freitbaren Go⸗
nach dem Umfturze des Reichs in die Gebirge von Afturias und Bas
hatten, gründeten hier neue Reiche, wo die weftgothifchen Staates
zum Theil beibehalten wurden, und aus welchen fich endlich, als bie
Der Gothen, aus ihren Schutzwehren hervorbrechend, den mauri⸗
einen Lanbftcich nach dem andern entriffen, die Meiche Spanien
bildeten. Am längften blieben die Spuren meftgothifcher Staates
in den Geſetzen zuruͤck, da die Chriften, als fie aus den Gebirgen
an:en, audy ihre alten Rechte mitbrachten. Die aͤlteſte Sammlung
Geſetze, das Fuero jusgo oder Forum judicum, iſt aus ben alten weft»
Geſetzen gefhöpft, und ſowol in tem noch gültigen caftilifchen ale dem
Lanbredte ift Vieles daraus beibehalten worden. — Auch ber weft:
enbrauch, der auf der Kirchenverfammlung zu Toledo 633 einges
, um in allen Kirchen einerlei Gottesdienſt einzuführen, überlebte lange
des weſtgothiſchen Reihe. Diefes fogen. Oflicium gothicum, das
und Formeln enthielt, bie in ter fpanifchen Kicche feit dem dlteften
— — uͤblich geweſen waren, erhielt ſich trotz aller Verſuche der
roͤmiſchen Kirchengebrauch einzufuͤhren, und es eniſtanden fo lebhafte
Iten Darüber, daß man den Streit der beiden Kirchengebraͤuche durch Zwei⸗
B Seuterprobe ausmachen wollte. Als endlich ber roͤmiſche Brauch auch
m, wie früher in Aragon, war eingeführt worden, behielten doch mehre
Zoledo bis alte Sitte bei. Die unter der Herefchaft der Araber leben:
hen Chriften, die fogen. Mozarabes, hielten noch länger an dem gothi⸗
henbrauche fefl, den man daher aud) oflicium mozarabieum nannte.
Bunt Ximenes ließ das Miffal und Brevier diefer Liturgie druden. —
wbrt die ſpaniſche Sprache, obgleich, die Weftgothen nach der Eroberung
Uchen Halbinfel die Sprache ber befiegten Römer annahmen, in einigen
288 Weſtgothen
Römern entſtand, und die kathol. Geiſtlichkeit ſich deſto feſter am einanber
Mom anſchloß. Dieſer fruͤh entſtandenen Keime bes Verderbens umgead
trotz der Störungen, welche durch häufige Thronwechſel und Parteiungen!
Wahlreiche herbeigeführt werden mußten, breitete fid) das weſtgothiſche
1. Jahrh. feines Dafeind auch jenſeits der Pyrenden Immer . eiter and ım
durch Staatseinrichtungen innen Beſtand. Eurich, der fünfte König,
466 — 83, bei dem gänzlichen Verfalle des roͤmiſchen Reiche, große Ereh
in Ballien und Spanien machte, gab den Weftgothen, bie früher nad
wohnheiten waren gerichtet worden, gefchriebene Geſetze, die von feinen
gem erweitert und in cine Sammlung (f. Lindenbrog's „Codex legum
rum” und Ganciani’8 „Barbarorum leges antiquae‘, Vened. 1781 fg.,
gebracht wurden, welche die vollftändigfte aller germanifchen Gefekgebg
und das Recht ſchon in einer hohen Ausbildung zeigt. Sein Nachfolge
fammelte auch bier feinen römifchen Unterthanen in Gallien Befere, bie:
vechtögelehrte Abgeordnete aus dem Theobofianifchen Coder, den Wer
ber ſpaͤtern Kaifer und andern Quellen ziehen ließ, um zwar ben Provinzk
alten Rechte, aber die verbindende Kraft des Geſetzes doch aus feiner am
lichen Gewalt hervorgehen zu laffen. So lange bie geſetzliche Kraft biefel
buchs beftand, die erft um die Mitte des 7. Jahrh. aufgehoben wurde,
verfchiedene Gerichtöftand der Weftgothen und Römer. Die Schwaͤche
gothifchen Reichs wurde bald offenbar, als es an ber Loire mit dem m
Franken in Berührung kam, da ber kathol. Clodwig (f. d.). unter I
wande, es fei unrecht, bie Begerifchen MWeftgothen in dem fchönften Theil
herrſchen zu laffen, den friedlichen Alarich angriff und ihn bei Rougle (SR
Die Franken befegten ohne Widerſtand die meiften Städte in Sübgalig
Reich ber Weftgothen wäre in große Gefahr gerathen, wenn ſich nich
gothenkoͤnig Theodorich (f. d.) ihrer angenommen hätte. 7
Vormundſchaft über ben Thronfolger, feinen Enkel, führte, benutzte er
Gelegenheit, ſich eines Theils der den Weſtgothen noch gehörenden I
im füdlihen Gallien zu bemächtigen, und nad) langer Zrennung beider
ftand eine Zeitlang eine Innige Verbindung zwifchen Oft» und Weftgefi
feinem Tode entſtand bald Verwirrung im meftgothifchen Reiche, und ie
faßender wurde der verderbliche Einfluß der Glaubensverſchiedenheit zu
atianiſchen Weſtgothen und den kathol. Provinzialen, bie bald mild
bald gedrüct wurden. Mit neuer Kraft erhob ji das Meich unter !
und verftändigen Leovigild (568— 86), der die Sueven völlig beficgte,
verbefferte, die Macht ber Großen einſchraͤnkte, Zoledo zum Königefige
die koͤnigl. Gewalt erblich zu machen fuchte. Sein nicht minder ruhmme
Meccared ging 589 zum kathol. Glauben über, wodurch die nachtheilige
im Meiche aufgehoben wurde, und Gothen und Spanier zu Einem
fhmolzen. Diefer Übergang hatte auf die Staatsverfaffung den ul
Einfluß, und kaum war ber Fathol. Glaube Staatsteligion geworde
Geiſtlichkeit, die fich während des frühem Druds an feſtes Zufanım
möhnt hatte, zu einer vorherrfchenden Gewalt gelangte, wie fie bei anl
niſchen Voͤllern nicht auflam, und eine von ber römifch = paͤpſtl. unabhaͤ
archie fid) ausbildete. Die arianifchen Bifchöfe hatten ruhig in ihren
gelebt und keinen Einfluß auf bie Öffentliche Verwaltung gehabt; bie R
ftrebten bald nach thaͤtigem Antheil an ben Staatsangelegenheiten, um
Hertſchaft ihrer Kirche umerfchütterlich zu machen. Die Großen des M
weltlichen Staatebiener und Hofbeamten (viri illustres oflieii palatinl
die eine Art von Adel bildeten und als des Könige verfaffungemäfige
die Rechte der Volksvertreter anfichbrachten, blieben nicht mehr ber rd
Beftgothen | | 289
ie alte Ordnung ber Königewahl, wobei jene bie Entſcheidung ge>
wurde zum Vortheil der Biſchoͤfe verändert, und unter ſchwachen
oft durch Priefterränke zu Krone gelangten oder bie Biligung und
bee Geiſtüchen wegen eigenmächtiger Thronbeſteigung oder verletzter
mußte es Jenen leicht werden, fich fruͤh an bie Spitze des Staats
ale öffentliche Laften von fich abzuwaͤlzen. Diefer vorherrfchende
eſonders auf den Kirchenverſammlungen fichtbar, welche in frühern
egenſtaͤnde des Glaubens und der Kiechenzucht verhanbelt hatten,
b dem Übertritte bes Staatsoberhauptes anfingen mit geiftlichen Ges
yichtige politifche Angelegenheiten zu verbinden. Als die Beiftlichen
Einfluß auf Staatsangelegenheiten gefichert hatten, konnten fie es
eftatten, baß auch weltliche Große, die mit dem Könige in die Ver⸗
amen, an ben Berathungen Theil nahmen, um fo mehr, da fie im»
ı Eonnten, die weltlichen zu überflimmen, und fchon 633 die Vers
bt wurde, baß nur biejenigen weltlichen Großen Zutritt zur Ver⸗
alten ſollten, die nach dem Außfpruche ber Biſchoͤfe deſſelben würdig
Innern Unruhen, welche die Übermacht bes. Beiftlichkeit herbeifährte
te, erleichterten die Eroberung bed Landes durch die Araber, deren
auf der Norbküfte von Afrika dem weſtgothiſchen Reiche bald um»
abe drohte. Schon um das J. 675 begannen die Verfuche der Mo⸗
fid) in Spanien anzufiedeln, welche durch bie Innern Partelungen,
thiſche Reich zerruͤtteten, begünftigt wurden. Neue Partellämpfe
adlich, als der ſchwache Roderich auf dem Throne ſaß, Gelegenheit,
twurf auszuführen. Die Gothen wurden 711 bei Xeres de la Frontera
e Rönig verlor das Leben, und die Araber verbreiteten ſich über ben
bes Landes. (Vgl. Spanien.) Die Überrefte der ftreitbaren Go:
nach dem Umſturze bes Reichs in die Gebirge von Afturias und Ga⸗
t hatten, grümbdeten hier neue Reiche, wo bie weſtgothiſchen Staats⸗
zum Theil beibehalten wurden, und aus welchen fich endlich, als bie
Der Gothen, aus ihren Schutzwehren hervorbrechend, den mauri⸗
2 einen Landſtrich nach dem andern entriffen, die Reiche Spanien
bitdeten. Am längften blieben die Spuren weſtgothiſcher Staates:
bs den Geſetzen zuruͤck, da die Chriften, als fie aus den Gebirgen
amıen, auch ihre alten Rechte mitbrachten. Die dltefte Sammlung
etze, das Fuero jusgo ober Forum judicum, iſt aus ben alten weft»
egen geſchoͤpft, und ſowol in tem noch gültigen caftilifchen als dem
andrechte ift Vieles daraus beibehalten worden. — Auch ber weft:
ſenbrauch, der auf ber Kirchenverſammlung zu Toledo 633 einge:
un in allen Kirchen einerlei Gottesdienſt einzuführen, überlebte lange
des meitgothifchen Reihe. Dieſes fogen. Oflicium gothicum, das
e und Formeln enthielt, die in der fpanifchen Kicche feit dem Älteften
äftenheit uͤblich geweſen waren, erhielt ſich trotz aller Verſuche ber
miſchen Kirchengebrauch einzuführen, und es eniſtanden fo lebhafte
arüber, daß man ben Streit der beiden Kirchengebraͤuche durch Zwei⸗
serprobe ausmachen wollte. Als endlich der roͤmiſche Brauch auch
pie früher in Aragon, war eingeführt worden, behielten doch mehre
ledo die alte Sitte bei. Die unter der Herrſchaft der Araber leben:
Ghriften, die fogen. Mozarabes, hielten noch länger an dem gothi>
sauche feſt, den man baher audy oflicium mozarabieum nannte.
Zimenes ließ das Miffal und Brevier diefer Liturgie druden. —
die ſpaniſche Sprache, obgleich die Weſtgothen nad) der Eroberung
a Halbinfel bie Sprache der befiegten Roͤmer annahmen, in einigen
240 Weſtindien
Wörtern noch überreſte der gothiſchen. Eine „Geſchichte der Weſtgoth
Joh. Aſchbach (Frankf. 1827) herausgegeben.
Weſtindien. In ben ſchoͤnen Gewaͤſſern des atlantiſchen De
Eingange bes Golfs von Mexico, ber Hondurasbal und des Caraibenmcer
die reiche Inſelwelt, welche Colombo Weſtindien nannte. Sie bildet ei
geheuern Bogen, der von Florida aus im Norden (28° Br.) anhebt ml
Süden mit ber Infel Trinidad (11° Br.) am feften Linde des fpanifchen
endigt. Sämmtliche Inſeln — die 700 Bahama⸗Eilande, die 4 grofem
und die 70 Kleinen Antillen oder Garaiben mit ben 60 Sungferninfeln
Theil nadte Selfen, erfcheinen dem Beobachter als die Trümmer eine
Landfläche, weiche ber mächtige Umfchwung der Erdkugel umter dem Ag
feinem Flutenwirbel verfchlang. Dagegen vergrößern fich viele Antillen
durch das feit Jahrtauſenden fortarbeitenbe Seegewuͤrm der Polypen, Zu
und andrer Erbauer ber Madreporen, Milleporen und fonfligen Koralen
bie Meeresbecken gleihfam austapezieren. Beſteht doch eine große Any
Inſeln faft gänzlidy aus kalligen Wunmmwohnungen. Indeß tragen mad
die Spur vulkaniſcher Bildung an fi. — Ale diefe Infeln, mit Aurdme
Bermuden und Lukaien, liegen in ber heißen Zone; allein die Seewinde E
Luft. Vom April bie zum Nov. herrſcht die ungefumde, naffe Jahreszeit
antilliſche Winter; in den übrigen Donaten iſt die Luft heiter. Doch
Mai hat trockenes Wetter; dann zeigt fich bie ganze Herrlichkeit ded &
Sommers. Die Savannın (Wiefen) ſchmuͤckt ein ſammetartiges Gria
fchreiblich [hin find alsdann bie Nächte. Der Monb leuchtet weit ſtaͤrk
und; bie Venus ſtrahlt wie ein zweiter Mond, und große Scharen 8
erhellen die Wälder. Im Aug. wird bie Hige drüdend; hierauf e
elektrifche Luft in furchtbaren Gewittern, und ber Dunftkreis in Men]
den Regen. Erdbeben und Orkane verändern bie Beftalt des Bodent
dentlich iſt die erzeugende Kraft biefer Länder. Doch waren vor Ce
kaum 8 Arten vierfüßiger Thiere einheimifch, worumter das Mofchuöfl
der Raton; die eigentlichen Hausthiere wurden aus Europa eingeführt.
belebt in ber reichften Abmechfelung das ſchoͤnſte Gefieder bie Waldungen,
großen Artas bis zu dem Sperlingspapagei. Die Mittelftufe zwiſchen
und dem Schmetterlinge nehmen die von vielfarbigem Golde glühendet
ein. Der prächtige Flamingo bewohnt die Geſtade; Fregatten und
und andre Tropikvögel kreuzen uͤber dem Meere. Schöngefpiegelte Exil
plätfchern die Gewaͤſſer. In den Wäldern fpielen bımte Schlangen |
ſchaͤdlich) und fchönfarbige Eidechſen. Nur ber Alligator fchredit zum
Wanderer. Sin ımerfchöpflicher Fülle prangt das Pflanzenreich ; und der
Klima felbft wuchernde Europäer bat hier die Exzeugniffe des Orients
bed Occidents zu vereinigen gewußt. Aber nicht bloß Pflanzen und &
fein Speculationsgeift aus der altm Welt nach Weftindien hinuͤberg
Menfhen. Indem er den Europder und den Amerikaner mit bean ?
mifchte, pfecpfte er Stämme auf Stämme und bildete dadurch nene
racen. — Nach den Befigern umterfcheiden wir: I. Das ſpaniſche ©
Zu ihm gehört: a) Cuba (f.d.). Hier liegt einer ber erſten Stapelplaͤte
Welten und der Mittelpunkt des ſpaniſch⸗ amerikanifchen Handels, die 4
(f.d.), der Sitz des fpanifchen Generalcapitains (unter weldyem bie 3
Florida fand). b) Porto⸗Rico (f.d.), in ber Größe die vierte Antte
öftlichfte. Der Anbau ift ganz vernadhläffigt. Der Hauptreichthum De
ſten befteht in Caffee und Hornvieh. Auch find Zuder, Baummole, BR
Taback, Ingiver, Caffie, Maftir, Cocos, Platanen, Gold, Silber, Bid
unter mehren andern Erzeugniſſen zu bemerken. Hier gab e6 ehemals gem
Weftindien 241
nillen⸗ oder Manzinellbaums, deffen Saft ein ber ſchaͤrfſten @Bifte,
zu den feinften Zifchlerarbeitn brauchbar Ift und von Würmern nie
b. Um ben Schleichhandel zu verhindern, gab die ſpaniſche Regie⸗
a Handel nach Porto:Rico auf 15 Jahre frei. e) Bon den 60
e virginiſchen Infeln gehören den Spaniern: as) bie Paſſage⸗ und
zuſammen 63 TIM., mit 3000 Einw. Auf der unbemwohnten
KRrabbeninfel dürfen bie Spanier (mie bie Engländer und Dänen)
jen und fifchen, aber Beine Pflanzungen anlegen. bb) La Marguas
®., mit 16,200 Einw. und den Eleinen Inſeln in der Nähe, Blan⸗
ıu.0. Marguarita iſt ungefimd, aber fehe fruchtbar. Die unter
rgiebigen Perlmbänte, von welchen bie Inſel ben Namen hat, find
Begenwärtig gehört diefe Infel zu der Republik Colombia. d) Der
Al an St.» Domingo, melden ber parifer Sriede von 1814 an
Pgab, dieſes aber nicht wieder in Beſitz nehmen konnte, daher end⸗
b.) fich denfelben zueignete. Seine Größe beträgt 821 IM., mit
5t.:Dominge. — II. Das ehemalige franz. Haiti, 524 TIM.,
0 aus einem Koͤnigreich umd einer Republik beftand. (S. Haiti.)
kiſche Weſtindien begreift: a) Jamaica (f.d.). Der Sig des
fl in der Stadt Kingfton, welche 5000 Weiße, 1200 Eingeb. und
beroohnen. Unter dem Gouvernement ftehen noch die Eaimanifchen-
fein, weiche reich an Schildkröten find. Dahin gehören auch: b)
: (Sommer : ober Teufele⸗) Infeln, 400 an ber Zahl, meift felfig
, jsufammen 108 TIM., mit 4300 weißen Einw. und 4790 Ne:
uverneur bat ſeinen Sitz auf der Inſel St.:Georg. e) Die Lu:
bamainfeln (f.d.), durch den Bahamacanal von Florida ge:
Schiüffel des Golfs von Merico gehört feit 1672 den Engländern.
loße Klippen, von Fifchern und Eootfen bewohnt. Golombo ent:
E (10. Oct. 1492) die Inſel Suanahani (Buahani) und nannte fie
Sie heißt auch Cat Island. Der Gouverneur wohnt zu Fort
miprovidence. Er ftellt ben König vor und befigt die vollziehende
gefeugebende Verſammlung zerfällt in ein Ober» und Unterhaus;
68 12 von der Krone ernannten Mitgliedern bes Rath, dieſes aus
ten der verſchiedenen Inſeln. Die richterliche Gewalt wirb unab⸗
Mordere Gerichtshoͤfe ausgeuͤbt. Von den Sungferninfeln gehören
s: d) Spaniſh⸗Town oder Virgin Gorda und Tortola, beide 5
00 Einm., ferner die unbewohnte, an Weiden fehr reiche Inſel
L2 Eleine Infeln. Sie find wegen ihres Schleichhandel® wichtig. .
en Beinen Antillen befigen fie: e) Antigua (44 IM. , mit 50,000
er 30,500 Neger, wovon 5500 durch die Herrnhuter bekehrt find)
es Reichthums an Zucker (jährlich 250,000 Ente.), Indigo, Ta:
Holzarten, Fruͤchten, Vieh u. f. w., eine der widhtigften Befigm-
auptſt. St⸗Johns⸗Town, dem Sige des Gouverneurs der Inſeln
de. Zu feinem Bouvernement gehören noch: aa) die Inſel St.:
St.⸗Kitts (ITIM., mit 32,000 Einw, darunter 26,000 Neger),
t. Baffeterre. Die Ausfuhr aus diefer reichen Inſel an Zuder,
mtoolle beträgt gegen 600,000 Pf. Sterl. bb) Newis, ein an-
laͤndchen, 1 LIM., mit 1000 Weißen und 8000 Negern, bie vors
uen. cc) Montferrat (2 IM., 1300 Weiße und 10,000 Neger)
6 Mit. Pf), Baummolle und Indigo. dd) Anguilla, Snake
Hlangentnfel, mit einem Salzſee (6 LIM., mit 2100 Einw., wo⸗
m find), fleht nebft der Infel Barbuda unter einem Viceſtatthal⸗
aut Zuder, Taback, Coffee, Baumwolle u. ſ. w. f) Düminien,
ebente Aufl. 8b. XII. 16
248 Weſtindien
134 OM., in deren Mitte Hohe Gebirge ſich erheben; fie iſt reich
Sitzz eines Gouverneurs und hat 4400 weiße und farbige Einw., 21
und 30 Garaibenfamilien, Überrefle der Ureinwohner. 200 Pflar
vorzüglich Zuder und Caffee. Durch den furchtbaren Drcan am &
wurde fie beinahe ganz verödet. Hauptſt. Rouffenu. g) Die ebeuf:
bare Infel St.-Lucie, 10 IM. , mit einem Vulkan. h) St.⸗Vint
bat ebenfalls einen vulkaniſchen, übrigens ſehr fruchtbaren Boden.
Kingſton ift der Sig des Gouverneurs ber im Winde liegenden em
tillen. i) Barbados, 104 LIM., mit 15,000 Weißen, 3000 |
und 59,000 Negern, Sig eines Statthalter ; viele Pflanzunger
wurden im Negeraufftande (April 1816) vernichtet. k) Grenad
nabdillen. Jene, der Sig des Gouverneurs, hat 84 IM. mit 800
Sarbigen und 32,600 Negern. Die Einw. find katholiſch und fprec
Die Ingel wurde 1762 an England abgetreten. Diefe, deren es
find zum Theil nicht angebaut. 1) Tabago, bie füdlichfle der carai
64 OIM., ift ebenfalls, wie die übrigen Zuderinfeln, zeih an allen
Erzeugniffen. m) Trinidad, zwiſchen Zabago amd ber Dronocon
feften Lande durch ben Meerbuſen von Paria getrennt; eine orcanfı
Hier bildete fich zuerſt, ſchon 1798, unter Lord Melville's Begünfti
des ſpaniſch⸗ amerifanifchen Aufſtandes. Die Infel iſt 784 DI
40,000 Ein. , barunter 21,000 Sklaven und 1500 Indianer. 3
gefund, der Boden zum Theil vulkanifch, (ein Erdpechſee), aber
Hauptort: St.⸗Joſeph d DOrunna. — \v. Das franzsfifd
a) Guadeloupe (f. d.), nach dem Verlufle von St.:Doming«
franz. Antille. Die mährifchen Brüder haben hier eine Miffion. 2
Vulkan. b) Martinique (f.d.). Hauptort: St.» Pierre. Bi
befchrieb: „Les Antilles frangaises, partieuliörement la Guadel
1823, 3 Bde). — V. Den Dänen gehören folgende virginifi
&t.»Thomas, b) St.Croir, wo Chriftianftadt der Sig des Gouve
. e) St.⸗Jean, nebft einem Antheil an der Krabbeninfel, zuſammen
43,000 Einw., darunter 37,000 Sklaven. Seit dem 17. Nov.
Freihaͤfen St.» Thomas und St.⸗Jean allen Europdem geöffnet.
Schweden gehört die an fi unfruchtbare, 23 IM. große Inf
lemi, mit 6000 Einw., bie ebenfalls alle weftindifche Producte er
ort: Guſtavia. — VII. Den Niederländern gehören die kl
a) St.⸗Euſtach, 1IM., Sitz des Gouverneurs (befteht faſt nur
Vulkanen), wichtig wegen bes Schleihhandels, hat nad) van dem
weiße Einw. und 1200 Sklaven; bie ebenfo große Selfeninfel Gab:
Familien und 130 Sklaven. b) Euraffao (f. d.). Die Einl
ſich, beider Stodung bes Handels, nur auf 97,000, hingegen bie
264,000 Gulden. Hauptort: Wilhelmsftadt, Gig des Gouvern
St.:Barbara. Einige Beinere Infeln, Aruba (auf diefer Infel fo
1824 reines Bold unzenmweife), Aves und Bonalre; e) St.:M:
mit 6100 Einw., darunter 5000 Neger (hatte 1815 im hollänt
60 Weiße und 200 Sklaven).
Die Ureinwohner ſaͤmmtlicher Antillen ſind rothbraune Gara
geringer Zahl noch auf den Infeln St.» Vincent, Dominica, Taba
nique angetroffen werden; bie ſchwarzen Garaiben find aus einer
Negern entflanden. Die Zahl aller Einw. betrug 1791 2,460,
. 1,200,000 Neger, die jährlich durch 100,000 neu eingeführte aus
wurden. In den Wildniſſen ber Gebirge leben die entlaufenen, raͤ
ronneger. Won bem Europäer und Neger ſtammen die farbigen
Beftminfter (Stadt — Abtei) 248
kte, Zerceron, Quarteron, Quinteron u. ſ. w. Die Eingeborenen, welche
paͤern abſtammen, heißen Gerolen. Außer den enropäifhen Sprachen
ne creolifche Mundart gebildet. Die Bewohner find Chriften, mit Aus⸗
eunbelehrten Neger; doc) gibt es unter ihnen thätige Miffionsanftalten, '
die der Brübdergemeinde. — Wie wichtig der Anbau und der Handel
ein feien, beroeifen die Zollregifter. Schon vor 1790 führten die Eng»
% ihren Beſitzungen auf 1815 Schiffen mit 21,000 Matrofen für 64
‚St. Warren aus. Überhaupt fhägte man damals die Ausfuhr ſaͤmmt⸗
Eindifchen Erzeugniſſe auf 110 Mil. Thlr., darunter die franzöfifchen
HA., die fpanifchen auf 5, die dänifchen auf 14 und die nieberländifchen
Ma. Thlr. An Zuder allein wurden über 7 Mill. Cine. und an Caffee
Etnr. ausgeführt. Großbritannien gewinnt bloß durch; Rum 2,454,000
Daupteinfuhrartitel aus Europa find europäifche Fabrikwaaren, Wein
K, deren Geſammtwerth v. Humboldt auf 13,300,000 Pf. St. ſchaͤtzt.
ger der Befig Weſtindiens für Europa ift, deſto mehr Sorgfalt wendet
bie englifche Regierung auf eine liberale Verwaltung und auf ein zweck⸗
Bertheibigungsfoftem diefer Inſeln. Die Verfaffung der britifch : weft:
fein iſt faft durchgängig wie die auf Jamaica ımb auf den Bahama=
meifte Gefahr ift von einem Aufftande der Neger zu fürchten; man
imenter von Schwarzen errichtet, fie aber nad Europa (Gibraltar,
w.) verfest. Das Loos der Negerfllaven aber ift durchaus geſetzlich
Die Creolen, welche ihres Muthes wegen die Entfchloffenften zum
ı find, werden, fowie die Mulatten und freien Neger, zu allen Vers
gelaffen; auch ift überall dem Gouverneur ein Megierungscath
borenen beigefegt. Endlich befolgt man gerechtere Grundſaͤtze In
Freiheit des Handels und laͤßt die Golonien ihre Abhängigkeit vom
fo wenig als möglich fühlen. Am weiteften iſt dagegen die ſpaniſche
ihrer Golonialverwaltungspolitit zuruͤckgeblieben. Es Eonnte baher
8 die ſpaniſchen Amerikaner das Joch unerträglich fanden und es
derfuchten. Diefer Hang zur Unabhängigkeit hat fi) nun zwar auf
Antillen noch nicht fo mächtig geäußert wie auf bem feften Lande
Amerika; allein ex ift von St.-Domingo und Trinidad ausyegan-
in bem durch den Handel mit Weſtindien beförderten Küftenverfehr
ff gefunden. Es ift daher mehr als wahrſcheinlich, daß Spanien,
Politik nicht ändert, im Laufe des 19. Jahrh. nicht bloß das fefte
auch feine Antillen verlieren wird. In Haiti und in Cuba nahm
Unterjochung Amerikas — ein Syftem von Grauſamkeit und Raub:
Anfang: hier wird die Befreiung des fpanifchen Amerika ihren Lauf
Bot. Stüdameritanifhe Revolution.) K.
mirfter, oder die Stabt Weftminfter (The City of Westminster),
3 Haupttheile Londons, der die ſchoͤnſten und geriumigften Strafen
der Regierung und bes reichten Adels ift, und die ganze weſtl. Hälfte
‚pm fogen. West end of the town gerechnet wird. Ein Thor, Temple
st, das nur bei gewiffen feierlichen Gelegenheiten gefchloffen und wieder
ed, trennt ihn von ber Altſtadt. (S. London.) In diefem Stabttheile
Die Weftminfter: Abtei, oder St-Peters Gollegiatkirche, bie vor
Inem Kloſter gehörte, deffen Urſprung fich in die ungewiſſe Zeit verliert.
web baute bie Kirche 1065 neu auf, und feit Papft Nikolaus I. wurden
nige von England gekrönt. Heinrich VIII. verwandelte das Klofter an-
ein Etift, fpäter in eme Kathedrale; Maria ftellte die Abtei wieder her,
ber gründete 1560 das gegenwärtige Gollegiatftift, da® aus mehren
m beſteht, und verband damit eine Lehranftalt flır 40 Knaben. Die Kir:
16 *
244 Beftminfter- Hal
he in ihrer gegenwärtigen Geſtalt wurde von Heinrich IL. erric
Gebäude niederreigen ließ, und feine Nachfolger festen den Bau
Thuͤrme über dem weftlichen Eingange wurden von Chriftoph Wi
aber obgleich fie an ſich von ſchoͤner Form find, fo paffen fie body r
Das Äußere hat überhaupt nicht die ſchoͤne Leichtigkeit andrer
werke, dagegen iſt das Innere ein Meiſterſtuͤck der Baukunſt, vo
heit man beſonders am weſtlichen Eingange ergriffen wird. Sch
doch verhaͤltnißmaͤßige Pfeiler, Baumſtaͤmmen mit prächtiger Wei
tragen das hohe Gewölbe. Beſonders ift der Chor herrlich, two ı
griech. Bauart die Einheit ſtoͤrt. In diefem Chor werden die Koͤl
der wird das Innere der Kirche durch eine Menge von Grabmäler
hoch hinaufragend , hier und da die Bogen des Gebäudes verde
Zeiten ſchon war die Weftminfter- Abtei, wie andre Kathedralen, ı
für Ale, welche Mittel hatten, ihre Ruheſtaͤtte In einem Kirchen.
fen, und nicht eigentlich em Pantheon, das nur dem Verdienſte fci
Auch liegen nicht Ale, deren Denkmäler man erblickt, hier beg
wurden theil von der Ration, theils von reihen Mitbürgern,
Männer (wie ſelbſt Milton und Shakſpeare), die anderswo ihre G
Denkmäler und Inſchriften geehrt. Unter diefen Denkmaͤlern fi
Ruysbrak, Roubillac, Bacon, und unter den neuen von Flaxmar
detz Kreuzes fieht man die Denkmaͤler mehrer berühmten Dichter, ur
daher gewöhnlich der Poetenwinkel (The poet’s corner) genannt.
ligen gemalten Senftern find noch einige übrig, unter welchen daß ı
net. Die Kirche hat mehre Capellen, wie bie Gapelle Eduards d
die Afche dieſes Königs, und Heinrichs III. fhönes Grabmal,
Heinrich V. mit deffen Denkmal. Alte biefe Gapellen find unter
Abtei; eine ber herrlichften Denkmäler der gothifchen Baukunſt al
Capelle, die eine eigne Kirche bildet, ließ jener König fele 1502
begräbniß an die Oftfeite ber Kirche bauen. In ber Mitte derſelb
Grabmal von bafaltifchem Geſtein mit Basreliefs, Bildſaͤule
Ganze umfchließenden prächtigen Bitter, Alles von vergolbetem (
Rorentinifchen Bildhauers Pietro Torregiano. Das Äußere dieſe
des ber Verwitterung fehr untermorfenen Steine, woraus fie b
Mehre alte Haͤuſer, weldye die Norbfelte derſelben verfinfterten,
Zeiten niebergeriffen. An der Suͤdſeite der Weftminfter-Abt:i fi
haus, merkwürdig als ber Det, wo die erfte Druderpreffe in E
wurde. ©, „The history of the Abbey Chureh of St. Peter’s
antiquities and monunents‘ (London, bei Addermann, 1812,
nee bie „History and antiquities of the Abbey Westminster
by J. Preston Neale’'; bie literar. Erklärung dabei hat Edw.
verfaßt (London 1818 und 1823, Kol., mit 61 Kpf., meiftene
Neale gezeichnet).
2) Weftminfler: Halt mit dem Haufe ber Lords und t
meinen, ift ber lberreft de alten, von Eduard dem Belenner <
fterpalafte®. Die große fogenannte Weftminfterhalle, von Mid:
baut, war urfpränglidh ein Ort, wo bie Könige bei feierlichen ©
mahle gaben, wie 5. B. jener Richard hier 10,000 Gaͤſte mit Hu
chen bewirthet haben foll. Sie ift 275 Fuß lang und 74 Fuß bre
hohes, von keinem Pfeiler getragenes Deckengewoͤlbe und gilt fir
fammiungsfaal in Europa. Hier ward das Bericht gehalten, tat
verurtheilte. In neuern Zeiten wurbe fie nur zuweilen bei einem
glieder des Oberhauſes ober andre vom Unterhaufe angeflagte
Weſtphalen | Weſtpreußen 246
rEntſcheidung der langen Unterſuchung gegen Haſtings) gebraucht,
en Gelegenheiten mit Galerien und erhöhten Sigen verſehen. An bie
bie Säle, wo die Gerichtshoͤfe Court of Chancery, Court of King’s
æt of Exehequer und Court of Common pleas ihre 4 Sigungen im
, und die Verfommlungsfäle der beiden gefeggebenden Häufer. Das
der Lords wurde bei Gelegenheit der Vereinigumg Großbritanniens unb
eingerichtet. Die berühmten Tapeten, die Niederlage der fpanifchen Ar»
end, nahm man aus dem alten Saale herüber. Ste wurden auf Bes
Brafen von Nottingham, dem man jenen Sieg verbankte, nach der
$ Cornelius Vroom von Franz Spiering verfertigt und 1650 zuerſt
Das Ganze ift durch Rahmen in 4 Abtheilungen getheilt, und bie Koͤ⸗
Bande jeder Abtheilung find Bildniſſe tapferer Dffictere, die an dem
hatten. Am Ende des Saales erhebt fi) ber Thron, wo ber König
ellvertreter das Parlament eröffnet oder vertagt. Das Haus der Ger
fprünglich eine vom König Stephan gebaute und dem heil. Stephan
elle, die Eduard III, prachtvoll einrichten ließ, aber ſchon Heinrich VI.
n zu ihren Sisungen einrdumte. Das Innere war vor Zeiten reich
befonders am öftlihen Ende Wand und Dedengewölbe mit Vergol⸗
Bemälden bedeckt. Schon durdy die erfle Veränderung der Capelle,
ber durch bie neue Einrichtung des Saales bei ber Vereinigung Groß:
mb Irlands, gingen diefe prächtigen Überreſte alter Kunft verloren.
ı den architektonifchen Verzierungen und ben im reichften und frifches
mze prangenben Wandgemälden, bie bei Gelegenheit des neuen Baues -
wu, Zeichnungen genommen, die man herausgab. Unter dem Saale
chnliche und wohlerhaltene Überreſte einer alten Capelle und bie ganze
deuzganges mit einem ſchoͤnen Gewölbe.
jhalen, f. Weftfalen.
halen (Engel Chriftina, geb. v. Aren), Gattin des Kaufmanns und
amburg, geb. daſelbſt d. 8. Dec. 1758. Das Dichtertalent dieſer
erin iſt in Deutſchland bekannt und durch mehre Erzeugniſſe ihrer
Beder beurkundet. Dahin gehören bie beiden beamatifchen Gedicht⸗
Beday” (1804) und „Petrarca“ (1806), und die „Befänge ber Zeit
9 —11 erſchienen 3 Bbe. ihrer Gedichte. Eine viel größere Anzahl
iftlichen poetifhen Werken verfchließt die befcheidene Dichterin, einge:
nziſchen Friſt der Reife, noch in ihrem Schreibtify. Durch gewiſſen⸗
sie Erfüllung ber hauptfächlichen weiblichen Beftimmung und der Bes
als Battin, Mutter und Hausfrau fteht fie in allgemeiner und um fo
mg und Liebe in ihrer Vaterftadt, je fparfamer bie getreue Ausübung
tugenden ſich im Allgemeinen mit dem weiblichen Schriftftellerwefen
vereint findet.
zeugen hieß vor 1772 Polnifch Preußen, weil es, mit Inbegriff
y, zu denjenigen heilen Preußens gehörte, welche bie Krone Polen
dem Drbensmeifter Albrecht v. Brandenburg das Herzogthum Preu⸗
ab, ſich vorbehalten hatte. Danzig, Thom und Elbing waren darin
ten Stätte. 1772 nahm König Seiedrich IE. Polnifch» Preußen, doch
se von Danzig und Thorn, in Befis, ſchlug Ermeland zu Oftpreußen,
e damit den ganzen Megebiftrict, und gab dem Lande, im Begenfage .
en, ben Namen Weftpreußen. 1793 kamen auch Danzig und Thorn
ig. Aber 1807 , im Srieden zu Tilſit, mußte ein Theil des Landes an
jgetreten werden, welches felbigen theils zum Herzogthum Warfchau
aus dem Gebiete ber Stadt Danzig eine Art Freiſtaat bildete. Erſt
wiener Gongreß diefe Landestheile an Preußen zuruͤck, welches hiexanıf
246 | Weſtpunkt Wetſtein (Familie)
die ſuͤdlichen Bezirke an der Netze zu ber Prov. Poſen ſchlug, aus bem eig
Weſtpreußen aber, unter feinem vorigen Namen, eine beſondere Provin,
welche an die Öftfee, Oſtpreußen, Polen, Pofen, Brandenburg und 9
grenzt und 466 IM. und mit dem Mititair 582,000 Einw. enthält. De
iſt theils eine fandige, wenig fruchtbare Höhe, theils beſteht ex aus fehr er
.. Niederungen , weldye vor Zeiten der Weichfel abgewonnen worben find, um
Aderbau die Bemühungen des Landmannes fehr reichlich belohnt.
gänzlih. Der Hauptfluß iſt die Weichfel; außerdem finb die Drewens,
Elbing und Motlau die beträchtlichften Fluͤſſe. Getreide, Hülfenfrüchte
werben in folcher Menge erzeugt, daß man einen großen Theil bavon
kann; auch zieht man vieles Obſt, und die anfehnlihen Waldungen
Baus und. Brennholz zur Ausfuhr. Die Pferdes, Rindvieh⸗, Schweinest
nenzucht wird ſtark getrieben, befonders hat man in ber Weichſelniedern
und ſchoͤne Pferde, ſowie auch treffliches Rindvieh. Die Oſtſee, das feif
und bie vielen Landſeen find fehr fifchreich, befonder® werden viele Rache u
augen ausgeführt. Das Mineralreich ift arm und beſchraͤnkt fidy biof a
Sumpferz, Töpferthon, Kalk, Bernflein und viel Torf. Fabriken und |
turen find nur in Dansig von Bedeutung. Sie liefern Wollenzeuche, f
Spitzen, Leber, Papier, Glas, ſchwarze Seife, auch find mehre Eifen: u
bämmer vorhanden. Der Handel ift bedeutend in den Städten Danzig
bing (f.d.). Sowol die proteftant. als kath. Kirche hat unter ben E
Provinz Bekenner, und Juden gibt es gegen 10,000. Weftpreußen zerf
die 2 Regierungsbezirte Danzig und Darienwerder, mit den Hauptfl. d.
Weſtpunkt, f. Abendpuntt.
—Weſtreenen van Tiellandt (Wilhelm Heinridy Yabob, £
d. 2. Oct. 1783 im Haag geb. Frühzeitig widmete er ſich der Geſcht
ratur. 17%. ale, machte er fich durch einen Auffag bekannt, in weil
Landesgenoſſen die Ehre der erfien Erfindung der Buchdruckerkunſt
fuchte. 1804 erfchien von ihm: „Gemälde des Haags im 13. Jahrh
fpäter gab ihm die Stiftung bes Unionsorbens Veranlaffung zus Ute
über die alten Geſetze der Ritterfchaft; und eine. Frucht derfelben war
“ sur les anciens ordres de chevalerie“. Als ihn van Damme zu Amfin
eine legtroillige Verfügung zum Director der von ihm binterlaffenen Bi
des Medailencabinets ernannt hatte, gab W. 1818 davon einen valf
Katalog. Im folg. 3. erfhien von ihm eine Abhandlung „Über ben
der Buchdruckerkunſt und ihre erften Fortfchritte”. Ohne hier die übertrid
fprüche Harlems zu berüdfichtigen, fucht er nur feinem Vaterlande dab
der Erfindung der Zplographie zu fihern; wer indeß den Druck mit ber
pen erfunden habe, läßt er dabingeftellt fein. Durch bie genannten Wer
W. eine Stelle in verfchiebendh gelehrten Geſellſchaften. König Ludwig
ihn zum Archivadiuncten des Reichs und zum Hifloriographen des Urick
Nach der Vereinigung Hollands mit Frankreich verlor W. die Stelle aW
graph, da er ſich nicht entfchliegen konnte, fein Vaterland zu verlaffen. Ee
in der Zuruͤckgezogenheit des Privatlebens, bie ihn die Ereigniffe 1813 zur
Mitwirkung für die Unabhängigkeit feines Vaterlandes aufriefen: In Amy
feiner Verdienfte ertheilte ihm der König Wilhelm den Orden bes beigtfege
As Schagmeifter und Archivar des oberften Adelshofe® bleibe W. fo vi
um in feinen gelehrten Befchäftigungen fortzufahren. Ex befigt eine Sa
von fehr feltenen Schriften d. 15. Jahrh.
Metftein, der Name einer in der Geſchichte ber Buchdruckerri
Buchhandels berühmt geworbenen Familie. — Johann Heinrid 9
1649 zu Baſel, geündete zu Amſterdam ein Geſchaͤft als Buchbruder ım
| Wette (be) — 47
er durch Tätigkeit und Sachkenntniß einen großen Umfang zu geben
das nach feinem Tode (1726) von feinen 2 Söhnen fortgefegt wurde.
durch Gehalt, Correctheit und Äußere Schönheit ausgezeichneter Aus»
Staffiter in allen Sormaten ging aus feinen und feiner Söhne Preffen
18 diefer Familie ſtammt au Johann Jakob W. (geb. zu Bafel
N. der Herausgeber des Neuen Teſtaments im griech. Text (Amſt.
be., Fol.).
e (Wilhelm Martin Leberecht de), Doctor und Prof. ber Theol. an ber
3 Bafel, ward 1780 unfern ter großh. Refidenzftadt Weimar in dem
eb. , 100 f. Vater Geiflliher war. Von diefem frühzeitig zum Prediger
ard er zuerft auf die Schule des nahen Städtchens Buttſtaͤdt und von ba
8 Gymnaſium zu Weimhr gebracht. Der damalige Gymnaſialdirector,
Archaͤolog Böttiger in Dresben, empfahl ihn dem bamals in Weimar
geirten franz. Parlamentsredner M ounier (f.d.), welchem daß herzogl.
elvedere zu einer Erziehungsanftalt für junge Ausländer, unter denen die
> England kamen, eingeräumt morben war. Diefem, ſowie dem Sohne
gegenwärtig Pair v. Frankreich), mußte be W. in mehren Gegenftänden
theilen, und fogar ben jungen Dounier einige Donate lang auf einer
wandten in die Schweiz; und nach Grenoble begleiten, von welcher er je:
nderliche Liebe zu den Franzoſen zurückkehrte. Während der Bymnaflals
nebft Peucer in eine enge literarifche Verbindung mit mehren ausgezeich⸗
fiaften, worunter Schmidt, jetzt Negierungsrath in Weimar, Hafe,
dekar und Mitglied des Rationalinftituts in Paris, Zimmermann, jet
nern hamburger Gymnaſium, Zinferling, jest Prof. in Warſchau, u.
Kiefer Verbindung, welche Böttiger und Herder im Stillen beobachteten
wee leiteten, durchdrangen fich die ernfteften wiffenfchaftlichen Anftrens
) wetteifernden Leiftungen mit den fröhlichften Jugendſcherzen, denen
8 ſonſt finfterer Ernſt nicht zu widerſtehen verniochte. Lesterer ward
ber ‚ die ihm die Schule, der Verein oder die eigne Neigung machte,
Art von Enthufiasmus, in deffen ſtuͤrmiſchen Ausbrüchen er bisweilen
hes Gehoͤrigen zu überfchreiten in Gefahr war. Außgezeichnet durch phis
nmertffe und claſſiſche Bildung, bezog ee 1799 die Univerfität Jena,
8 fi tem Stubium der Xheologie. Vor allem Andern zog ihn die Er»
Bibel, befonder® des A. T. an, und die darauf verwendeten tiefen
beten ihn zu dem Entfchluffe, gegen feines Vaters Wunfch dem akade⸗
en fich zu widmen. Er trat daher 1805 als alabemifcher Docent mit
ſchrift über die Mofaifchen Bücher auf und fand mit feinen Vorleſun⸗
e gar bald ausgezeichneten Beifall. Schon 1807 ward ex als auferors
der Phitofophie nady Heidelberg berufen und rüdte nad, 1809 als or:
der Theologie In die dortige theologifche Facultät ein. Unerwartet fchnell
r ee 1810 einem neuen Rufe an die neugeftiftete Univerfität in Berlin.
ſiſche Facultaͤt in Breslau bewies ihre Anerkennung durch ungefuchte
3 des theologiſchen Doctorbiploms. Durch f. akademiſchen Vorträge
e Beifter anzuregen und bie Herzen der Juͤnglinge mit Liebe ebenfo wol
ſenſchaft als zu ihrem Lehrer zu erfüllen. Die Refultate feiner Forſchun⸗
ft zum Behufe ſ. Vorlefungen angeftellt, machte ex dem größern Publis
riften befannt , bie ihm bald einen fehr günftigen Ruf verfchafften, und
bier nur die „Beiträge zur Einleitung in das A. T.“ (1806— 7), „Lehr:
2.:jüb. Archäologie” (1814), „Lehrbuch der Hiftor. Eritifchen Einleitung
.“ (1817) erwähnen, von welchem legten eine erſte Aufl. 1823, und
.Thl. erfchienen iſt. Er vereinigte mit der zu diefen Unterfuchungen uns
a umfaffenden Gelehrſamkeit eine von dogmatiſchen Feſſeln freie Deut;
248 Bitte (de)
weife und philofophifchen Scharfblick. Dadurch ward er freilich zu mand
den gewöhnlichen Annahmen abweichenden Anfichten geführt und zu Hype
welche nicht ohne Widerfpruch blieben, 3.3. daß die 5 Bücher Moſis eine €
lung von einander unabhängig entftandener Bruchftüde aus ſehr verfchieben
ten feien, die von einem erſt gegen bie Periode bes Exils hin lebenden Schi
zu einem epifchen Gedichte zufammmengereiht worden wären, welches bie Ba
dung der Theokratie zum Gegenftande gehabt hätte. Diit allgemeinem Ba
gegen ward die in Wereinigung mit Auguſti von ihm bearbeitete Überfeig
fämmtl. biblifchen Bücher aufgenommen (Heibelb. 1809— 11, 5 Bbe.),
ner wollten namentlich die von de W. gearbeiteten Stude, befonderd
(hen, 3. B. die Pfalmen, für die gelungenften Theile erklaͤren. Aber auda
Gebiete dee foftematifchen Theologie find aus feinem Beifte fehr bemerken!
Erfcheinumgen hervorgegangen. Bei der fpflematifhen Darſtellung feineräl
ging er von bem philoſophiſchen Syſtem feines Freundes Fries (f.d.) a
legte feine dadurch gewonnenen Anfichten in der Schrift bar: „Liber *
Theologie” (1815 und 1821), einer der wichtigſten Beiträge der neuen
philofophifchen Kritik der Dogmatik, in welcher die Thatfachen und Dogs
Chriſtenthums als zeitlich gefaßte Symbole der ewigen, in der Vernunft
Ideen aufgeftellt find. Nicht minder die Farbe ber Fries ſchen Pbilofophie
iſt ſ. ‚Bibliſche Dogmatik des X. und NR. T.“ (1813 und 1818). Die „
Sittenlehre“ hat ex gleicherweife nach einem ihm ganz eignen, auf Fries ſche
pologie gebauten Syſtem in 3 Boͤn. (1819— 21) bearbeitet, und babei
die Moral gezogen , die man fonft nur zur Dogmatik rechnete, wie ex dem
beiden Naturen in Chrijto als der Baſis der chriſtlichen Moral ausgeht.
während der Ausarbeitung dieſes Werkes nahm das Schidfül bes in fi
mifcher Wirkfamkeit unermübet thätigen, bochverehrten Mannes eine um
Wentung. De MW. hatte auf einer Reife in das Fichtelgebirge im H
dem Vaterhaufe Karl Sand's (f.d.), den er nur zufäßig und auf
Jena gefehen hatte, gaftfreundliche Aufnahme gefunden, weil die Be
ren Geſellſchaft er reifte, von dem jungen Sand an feine Altern ein
fhreiben erhalten hatten. Ex hatte in den Altern des Unglüͤcklichen febt
werthe Menfchen erkannt, und fühlte fidy daher durch fein Derz gebrungen
auf die erhaltene Runde von der blutigen That, ber gebeugten Mutter
nahme in einem Troftfchreiben vom 31. März 1819 zu bezeugen. Auf e
ee am 28. Aug. 1819 auf außerordentiichen Eönigl. Befehl vor den
Senat gefodert und mit Vorlegung einer Abſchrift f. Briefes befragt, ob
diefem Briefe als dem feinigen belenne. Er leugnete nicht, baf er einem
Art gefchrieben habe, verficherte aber, dafi er nad 5 Monaten nicht
koͤnne, ob diefe Abfchrift auch wirklich dem Originale völlig gleichlaute, unb
um bie Vorlegung f. eignen Handſchrift bitten. Dem alabemifchen
ner Vernehmung legte er eine Erklärung bei, in welcher er nachwies, def
Briefe, zufolge der ihm vorgelegten Abfchrift, bie meuchelmörberifche Ma
wegs gebilligt, vielmehr verworfen, umd nicht bloß als ungeſetzlich, ſonde
als unfittlich verworfen und ausdruͤcklich erklärt habe, daß er nie zu einer [el
mahnen und rathen werde.*) Und wenn das Urtheil hier ımb ba im mildert
*) In de Wette's Troſtſchreiben an die Juſtizraͤthin Sand vom 81. Mi
ftand Folgentes: „So wie die That aefchehen ift, mit diefem Glauben, =
Zuverficht, ift fie ein fehönes Zeichen der Zeit. — Die That it — allammıiz
tet — unfittlich und der fittlichen Gefeggebung zinviderlaufend. Das Wöfe |
durch das Boͤſe überwunden werden, fondern allein durdy das Gurte. Durch
eift und Gewalt Eann Eein Recht geftiftet werben, und der gute Zweck kei
das ungeredhte Mittel”,
Wette (de) ö 249
recherd Perſon ſchonendern Tone ausgefprochen ſei, To müffe man beden⸗
f. Schreiben, ein bloßer Privatdrief, zum Trofte einer Mutter Habe dienen
‚ugleich bat er um eine förmliche Unterfucdhung vor einem Berichte ſachkun⸗
Inner. Diefer Erklärung und Bitte ungeachtet erteilte ihm das Miniftes
m am 30. Aug. ohne Weiteres die Weifung: „daß, da er die in f. Schrei⸗
efprochene Rechtfertigung der von Sand veruͤbten Mordthat auch jeht noch
idigen ſuche, Se. Maj. der König e6 für eine Verlegung Ihres Gewiſſens
rden, wenn Sie einem Manne, der den Meuchelmord unter Bedinguns
Vorausſetzungen für gerechtfertigt halte, den Unterricht der SSugend noch
mertrauen woßten, und es werde ihm: hiermit feine Entlaffung von feinem
e angekündigt”. — Der alabemifche Senat ſelbſt verwendete ſich nody ein⸗
den Befchuibigten, und verſuchte es, das verhängnißvolle Schreiben in ein
Licht zu ſtellen, empfing aber eine fehr nachdruͤckliche Zurechtweiſung. De
bete feinen Abgang von Berlin in ehrerbietigen und ſehr würdigen Schrei⸗
Se. Mai. den König, den Minifter v. Altenftein und den alademifchen Ses
lcher letztere ihm eine fehr ehrenvolle Antwort ertheilte. Die vom Minifte:
uw angetragene Aubsahlung eines QDuartalgehaltes von 375 Thlr. lehnte er
Freimüthigkeit und Ernſt ab und z0g fid) in fein Vaterland zuruͤck, ohne
befte Aus ſicht, Irgendwo — als ein Vertheidiger des Meuchelmordes —
ntliche Anftellung finben zu fönnen. (&. „‚Actenfammlung über die Entlafs
Prof. de Wette vom theolog. Lehramte in Berlin; von ihm felbft heraus:
" Leipz. 1820.) Sein hartes Schidfal hatte ihm jedoch die aufrichtige
Ime feiner Mitbürger und Zeitgenoffen in allen Begenden Deutfchland® er:
i, und er empfing davon in Weimar, wo er nunmehr privatificte, vielfältige
Während feines dafigen Aufenthaltes vollendete er die Herausgabe f.
“bereitete eine Eritifche Ausg. der ſaͤmmtl. Werke Luther's vor (wo⸗
Thl., die ſaͤmmtl. Briefe Luther's, Berlin 1825, bei Reimer erfchienen
ſchrieb das vielgelefene Werk: „Theodor, oder bie Weihe des Iweiflers”
2), welches im Gewande einer Biographie auf eine hoͤchſt anziehende
e Weiſe und in einer blühenden Sprache feine damaligen Anfichten von
en Begenftänden der Dogmatit, Moral, Äfthetit und Paſtoraltheolo⸗
und, in biefer Zeit gefchrieben,, einen herrlichen Beweis von der Eches
GSeele über die Härte feines Geſchickes liefert. Zu derfelben Zeit regte
auch in ihm mit großer Lebhaftigkeit der Wunfch, im Predigerberufe einen
Wirkungskreis zu finden. Er betret daher an mehren Orten feines Ges
bie Kanzel und machte einige f. Vorträge durch den Druck bekannt.
warb bie Gemeinde der Katharinenkircye zu Braunſchweig veranlaßt, ihn
erbung um bie bei ihr erledigte zweite Prebigerflelle einzuladen. Ex
Einladung, bielt, auf die feierlichſte Weife empfangen, eine Saftpredigt
. 1824 und warb mit völiger Stimmeneinheit erwählt. Allein die da⸗
Bermunbdfchaftliche Landesregierung verfagte der Wahl ihre Beftätigung , ja
1 Landesherr ſelbſt, bis zu deſſen Regierumgsantritt die anderweitige Wahl
st worden war, Bonnte nicht bewogen werben, fie zu gewähren, obgleich 3
mlaflımg der Gemeinde von den theolog. und philofoph. Sacultäten au Jena
Ipgig ergangene Gutachten einſtimmig erklärt hatten, daß der D. de W. durch
Fan Sand's Mutter ber Verwaltung eines geiſtlichen Amtes fich durchaus
würdig gemacht habe. Und fo folgte denn de W. einem unterbeffen an ihn
mer ehrenvollen Rufe zu einem theologifchen Lehramte an der Univerfität zu
wohin er im Srühlinge 1822 abaing, ungeachtet ihm die Gemeinde ın
ſchweig jaͤhrlich 300 Thlr. Wartegeld auf 2 Sabre zuficherte, wenn er diefen
lehnen wollte. (©. „Beiträge zur neueften Geſch. des Proteft. in Deutfd, =
von Venturini“, Leipz. 1822.) Durch feine Vorlefungen und Predigten ers
250 Wetter Wetterlichter
warb er ſich in kurzer Zeit bie allgemeinſte Achtung unter feinen neuen V
Davon zeugte unter Anderm recht deutlich die Theilnahme an f. „Vorleſ
die Sittenlehre” (Berlin 1823, 2 Bde.) , welche für ein gemifchtes Pr
; halten wurden, bei denen felbft Srauen unter ben Zuhörern fich einfand
find von ihm erfchienen: „Predigten (1826—27) unb „Worlefung
Religion, ihr Werfen, ihre Erſcheinungsformen“ (Berlin 1827).
. Wetter, der verfchiedene Zuftand der Atmofphäre ruͤckſichtlich ibı
Rrodenheit, Feuchtigkeit ıc. Ex wird vom herrſchenden Winde beſtim
wind begünftigt in Deutichland Woltenbildung und Landregen, Suͤdwi
mit Gewitter, Oftwind trodenes, helles Wetter ‚Nordweihvind Stri
abwechſelnden Sonnenbliden, Nordwind aber Regen. Jeder dieſer Wint
ſeine Weiſe auf das Barometer, welches deßhalb auch Wetterglasl!
Wetterau iſt der Name eines ebenen, zum Theil von Bergen
ſehr fruchtbaren Landſtrichs, der groͤßtentheils in dem jetzigen Großherzog
fen (⸗Darmſtadt) liegt, von dem Kleinen Fluſſe Wetter, der bei Laubad
und bei Affenheim in die Nidda fällt, den Namen hat, und fid) in fe
Länge 11 Stunden weit von Hoͤchſt am Main bis Nidda, und in feiı
Breite von Oberroßbach bie Büdingen 8 Stunden weit erſtreckt. Si⸗
DIM., und ihr Haupterzeugniß ift Getreide, wovon fie einen großen 3
benachbarten Gegenden ablaffen kann. Auch wird flarker Obſtbau getrie
dem fonftigen Reichetage waren bie Reichſsgrafen und Herren in 4 Collegi
wovon eins das metterauifche hieß.
MWetterleuchten, eine feurige Lufterfcheinung , welche man ve
der wärmern Jahreszeit des Abends oder bei Nacht, nicht bloß am bewoͤl
dern auch oͤfters bei ganz klarem Himmel ploͤtzlich ais einen hellen, aber t
verfhmwindenden Schein erblickt. Gewoͤhnlich pflegt man alsdann zu f
. Wetter kühle fih. Es hat mit bem St.⸗Elmsfeuer oder ben Wetterlicht
Urfprung,, d. h. es brechen aus einer mit Elektricität uͤberladenen Luft ob
hen Wolken die elektrifchen Funken hervor. Da aber an dergleichen St
in fo befchaffenen Wolken, die elektrifche Materie hoͤchſt wahrfcheintid ı
großer und dichter Menge vorhanden ift, wie zu einem Blitze erfodert wir
das Wetterleuchten auch niemals von einem Donner begleitet. Man ı
daß das Berührtwerden eines mit Elektricitaͤt überlabenen Lufttheils ode
chen Woltenmaffe von den im Luftkreife befindlichen unelektrifchen Dä
auffleigenden Gasarten diefe Erſcheinung hervorbringe, ungefähr auf bi
wie wenn man im Sinftern mit bee Hand oder mit einem Stuͤckchen Ho!
Menge zerfchlagener feiner Zuckerſtuͤckchen berfährt, ober fie durch Un
einander reibt. Dabei bricht überall an den berührten Zuckerſtuͤckchen ei
der Schein hervor. Zu diefem Wetterleuchten in der Nähe und am heiter
muß auch noch der Wieberfchein oder das Leuchten der Blige von entfern
tern am tiefen Horizonte gerechnet werben. Nachdem bie ſtarken Blige u
vorüber, die Wetterwolken aber fchon vielleicht 5— 20 und mehr Meiler
gejogen find, fi fieht man oft noch fortwährend an dem Wolkenrande jemer
Dunftmaffen bald Bleinere, bald größere in den verfchlebenen Breiten ı
fid) ausdehnende Lichtfcheine hervorzittern und aufftrahlen, auf die aber
‚ober Donner gehört wird.
Metterlichter, auh St.:sElmöfeuer, nennt man eine ge
wuͤrdige Erſcheinung an hohen in bie Luft ragenden Körpern, vorzüg
Spitzen bee Maftbäume, an welchen man bei einer Gewitterluft zuweüen
SSlammen wahrnimmt, welche, ohne jedoch Schaden zu thun, eine Zei
dauern; fie erſcheinen gemeiniglich bei ſtarkem Winde, und werben doch
. acht bewegt. Die neuern Lehrer in der Phyſik nehmen dieſe Wetterlich
Wetterſcheide | Wettin I 261.
Spitzen und Ecken eindringenden Elektricitaͤt an; und man bat, ſelbſt an
en und thieriſchen Körpern degleichen Erſtheinungen wahrgenommen.
tterſcheide Wetterſcheidung) wird in der Sprache des gewoͤhnlichen
: Dunfitreiöftelle in einer gewiſſen Gegend genannt, wohin fowol Gewits
trichregenwolfen zu ziehen, oder wo fie fich zu gertheilen pflegen. Wenn
u darauf Ace gibt, fo wird man bemerken, baß der Zug einzelger Wol⸗
„ wenn biefe nicht von einem vorberrfchenden Winde getrieben werben,
nach Hügeln und Bebirgen, oder auch nach Seen, Waͤldern und großen
ingeleitet wird. Es kommt dabei immer auf die Lag⸗ einer Gegend an.
Dre auf einer Anhöhe, die in einiger Entfernung von Seen ober Walbun⸗
jeoßen, breiten Slüffen umgeben fft, fo theilen fi ch die Wolken meiſtentheils
Seiten der Anhoͤhe, und es wird nur ſelten im Sommer ein Gewitter
an üͤber jenem Orte erſcheinen. Die anziehende Urſache liegt hoͤchſt wahr.
irn ber Ab =. und Ausbünftung der Berge, der Walbbäume ober der Waſ⸗
‚ bie ſich im Umkreiſe eines Ortes befinden, ben man alsdann bie Wetters
nnt. Diefe Dunftfäulen find in ben Sommtertagen weniger fichtbar, aber
vorhanden, und haben eben wegen ihrer Affinität (Madiverwandtfchaft)
wigung zu ben über ihnen ſchwebenden Dünften, die ſich ebenfalls nach je⸗
her
etterftrabl, f. Blis.
ettin (Grafen v.), eine im Mittelalter berühmte Familie, von Weide
lichen jetzt regierenden fächfifhen Häufer abftamnım. Die Grafen v.
atten ihren Namen von Wettin, einem flawifchen Orte in ben ehemaligen
bes Herzogthums Magdeburg, in deſſen Nähe das Stamm» unß Refir
diefer Grafen ſich noch jegt befindet. Sie fcheinen jedoch nicht ſlawiſcher
geweſen zu fein. Die ehemalige Sitte , den Urfprung der meiften angefes
1. Häufer in Deutfchland von dem bekannten Deerführer der Sachſen,
ab (f.d.), herzuleiten, machte, daß man ihn audy für den Ahnherrn ber
Wettin, mithin des ganzen ſaͤchſiſchen Haufes, ausgab. Aber dieſe Be⸗
gehört, ungeachtet der Stammtafel, welche die fächfi iſchen Genealogiſten
Gensler geliefert haben, unter die Fabeln. Nach einer anderg auf
B&rdnden beruhenden Meinung fol Burckard, Herzog von Thüringen, .
E 999 in einer Schlacht wider die Ungarn blieb, der gerneinfchufkliche J
vater der Grafen v. Wettin und der nun außgeftorbenen Grafen v. Mans .
fen fein. Der erſte dieſer Familie, der mit Beſtimmtheit von den Geſchicht⸗
tjemer Zeit erwähnt wird, ift Dietrich, Graf v. Wettin, ein sapferer Meies.
ber Feines Andern Lehnmann war. (Die Sefchichtfchreiber nennen ihm:-. -
rgregiae libertatis”.) Er ftarb 982. Bon feinen beiden Söhnen folgte
Ateſte, Dedo, als Graf v. Wettin, der jüngere, Friedrich, erhielt bie Grafe; :
lemburg, die nad feinem unbeerbten Zobe (1017) an des beräts
sen Dedos Sohn, Dietrich II, Grafen von Wettin, fiel, der auch be Ben"
(Siusli) befaß. Von den 6 Söhnen Dietrich UI. wurde ber BE
hof von Münfter; der zweite, Dedo, erhielt ungefähr um 1931; nach. \
eerbten Abſterben des Laufigifchen Markgrafen Odo, die Markgraffchaft
md als 1068 Echert I., Markgraf von Meißen, ftarb, erwarb er ſtch auch
artgraffchaft. Dedos nachmalige Unternehmungen find in die Geſchichte des
yeinrich IV. verflochten. Dedo ftarb 1075. Sein Sohn, Hrinrichder Xiteee, _
| Eilenburg, und deſſen Sohn, Heinrich ber Füngere, befaßen bie Markgraf⸗
eißen nur einige Zeit, und ihre Gefchichte IfE dunkel. Nach des Letztetn
27) trat Konrad, Graf v. Wettin, deſſen Water Thym zweiter Bruber
ar, in ſeine Rechte, erbte feine Patrimonialgüter, wozu auch die Graffchaft
3 gehörte, und wurde vom Kaiſer Lothar mit der Markgrafichaft IM
858. Wettrennen der Pferde
belehnt; auch erhielt er (1136) die oͤſtliche Mark oder das nachmal
thum Nieberlaufig. Man gab ihm ben Beinamen des Großen, umt
ber angefebenften und maͤchtigſten Reichsfürften. Kurze Zeit vor
(1157) theilte ex feine Länder unter feine 5 Söhne. In der Barkgı
Gen folgte ihm Otto der Reiche, von dem zu feiner Zeit Außerfl ergie
der Bergwerke zu Sreiberg fo benannt. Diefem folgte fein aͤlteſter S
der Stolze, und als dieſer (1195) ohne Kinder ſtarb, der jüngfte, Di
drängte. Dietrichs Enkel war Friedrich der Gebiffene (admorsus), un!
Friedrich der Streitbare, den Kaiſer Sigiemund (1423) mit dem Derzc
fen umd ber bamit verbundenen Kurwuͤrde belehnte. (Wgl. Sachſen
MWettrennen der Pferbe. Dieſes der engl. Ration «
Spiel und Volksfeſt (das auch von mehren deutfchen Fürften, und n
König von Balern und Wuͤrtemberg, in ihren Staaten eingeführt ı
faſt in allen engl. Grafſchaften uͤblich, gewöhnlich einmal (im Herb!
linge) im Sabre; boch finden auch außerordentliche Nennen ſtatt. Al
Reiche und Arme, nehmen an diefem Sefte Theil. Zu New: Market w
außer den kleinern, noch große Wettrennen gehalten, wobei alle Kenne
ber nebft einer Menge Gluͤcksſpieler ſich einfinben. Kür jedes Pferd,
wird ein gewiffe® Gelb erlegt, je nach der Wichtigkeit bes MWettlampfi
Guineen und darüber. Der Betrag aller Einlagen iſt der Gewinn
Die Anordnung der Fefte und die Entfcheibungen gehören vor gewiſſe
den (gemöhnlich Vereine von den Eigenthümern der Pferde), bie von I
"ganz unabhängig find ; doch gibt letztere (feit den Zeiten der Königin E
goldene und filberne Schalen, als außerordentliche Preife bei den g
Wettrennen, deren jährlich 6O im ganz England gehalten werben. |
man bei der Zucht der Wettrenner mehr auf die großen Verkaufspreife
Springgeld (jedesmal 3—30 Guineen und daruͤber) ald auf jene Gen
der ſchoͤnſte Menner kann überwunden werden, ohne deßhalb feinen
Werth zu verlieren. Darum find bie Wettrennen kein bloße Gluͤcks
aͤußerſt wichtig zur Aufmunterung der Pferdezucht, Die nur dadurch e
Grad von Veredlung erhalten hat. Doc behaupten Kenner, es habe |
gbgenommen, weil man, um weitausgreifende Penner gu ergieben, m
als wohlgebaute Stuten von reinem Stamme geſehen habe. Nichts
Sorgfalt, mit der man bie Wettläufer wartet; auf jebe Veraͤnderur
rung wird dabei Nüdficht genommen. In ihren Ställen find fehr o
Sutter wird ihnen zugemogen, und wenn die Zeit bed Rennens heram
fie purgiet, klyſtirt u. f. w. Sie find daher oft fo weichlich, daß jede
chen fie krank macht. Das Wettrennen ſelbſt, ein Feſt, das von alten
Leidenfchaft geliebt wird, findet auf einem abgemeffenen Plage flatt,
drat⸗ oder cickelförmige Weg durch weiß angeftrichene Säulen, weld
allezeit zur rechten Hand behalten müffen, bezeichnet ift. Die Weite,
Rennpferd laufen muß, beträgt £ engl. Meilen. Da ein Pferd gera!
tragen muß als das andre, fo wird ein gewiſſes Gewicht fuͤr die Jocker
Pferbe reiten, vorgefchrieben. Iſt ein Jockey leichter, fo belaftet mı
viel Gewicht, als ihm fehle. Sind die Jockeys nebft den Sätteln und
Trenſen ihrer Pferde von ben geſchwornen Richtern gewogen, fo reite
Zeichen mit dem Waldporne, an bie Bahn, wo fie fidy vor einem a
Geite in eine gerade Linie fielen. Das Seit fänt, fobald geblafen w
Beiten beginnt. Gewoͤhnlich wird obige Entfernung In 8—9 Minn
gt. Dan hat Beifpiele, daS ein Pferd 3 Mat in einen Nachmitta
umb jebesmal gewonnen, alfo über 24 deutfche Meilen in 27 Mim
. Isgt bat. Zwiſchen jedem Rennen ifl eine Paufe von einer Stund⸗
Nebel 258
telter am Ziele anlangen, werden fie wieder gewogen, ob fie nicht etwa
ven Theil der Gewichte weggeworfen haben. Stallknechte nehmen bie
ıpfeng , wiſchen fie forgfältig ab, reiben ihnen die Küße, beſonders bie
Strohwiſchen, und zulegt gießen fie ihnen fpanifchen Wein, einigen
—5 ein. Hierauf werden fie zugedeckt and bis zu einem andern
ngeführt. —
l (Friedrich Gottlob), D. med., geb. 1780 in Bautzen, geft. 1819 in
Sein Vater war Tuchmacher in Bautzen, und feine befchräntten Ver⸗
nde konnten dem Sohne auf dee Schule und Univerfität faſt gar keine
zukommen laffen. Aber die freie Dichterfeele des Juͤnglings beburfte
ußen, genugfam in ihrem Innern ausgeflattet, und er verlebte feine
Sabre in Leipzig und Jena bei aller Befchränktheit heiter und froh.
ich wol mandye ımferer Lefer noch ber friſchen, regſamen Juͤnglinge⸗
me Kopfbedeckung, am bie ſich W. fein ganzes Leben hindurch nicht ger
te, mit bloßem Halſe 1800 und 1801 in Leipzige Promenaden den
ıden auffiel. W. vertaufchte Reipzig mit Jena, umd es konnte nicht
Uing's tiefes Wort mußte den jungen Schuͤler Askulaps mächtig er
bildete hier fich raſch und gebiegen aus und eignete ſich fo einen Fonds
n der Folge zu einer Zeit weder nach Innen noch nach Außen fallen
-5 verlebte er in verfchiedenen Gegenden Sachſens, befonbers in ben
lern des Thüringerwaltes, heitere Tage, ohne durch einen beſtimm⸗
b binden zu laſſen; er fchrieb mancherlei und ficherte durch den Ertrag
tage. Damals fand auch fein Herz die geiſtvolle Joh. Heuäder, früher
merwerke Katzhuͤtte, ſpaͤter in Arnſtadt wohnhaft, mit weldyer er ſich
verband. Mit feiner Gattin zog er im nämlichen Jahre zu feinem dl»
e, dem jegigen Prof. Schubert in München, der fid) damals in Dress
und in dieſer Heimath ber Kunſt und ber edlern Wiffenfchaft voiien=
allen Seiten hin feine [höne und gediegene Bildung. Er hieit Vorles
den Homer, und ſah mit reger Theilnahme die wunderbaren öffentli:
fe von 1806 und 1807 an fich vorübergehen,, bie er ſchon prophetifch
jer in f. „Magiſchen Spiegel, drinnen zu ſchauen bie Zukunft Deutſch⸗
it wahrhaft Johanneiſchem Geiſte verfündigt hatte. Sein Freund
de nach Nürnberg gerufen, und diefer zog ihn nach Bamberg, wo ex
le Redaction des „Fraͤnkiſchen Mercurs” übernahm, ber unter feiner
ald zu einem der bedeutendflen politiſchen Biätter Deutſchlands erhob.
Bürgerfhaft in Baiern mußte er mit vielen Kämpfen erringen, aber
: e& eben diefer Kompf, der ihn in Kurzem in Bamberg fo belicht und
te, daß er einen Marcus, einen Hornthal u. f. w. unter feine Freunde
er zählen konnte. Nur ſpaͤrlich ernährte ihn umd feine mit 5 Kindern
milie das Zeitumgsinftitut; aber fein glückliches Talent, die entſchel⸗
n 1813 und der folg. $. zu eindeingenden Voldsliedern zu benugen —
porin er mit feinem Freunde Freimund Reimar wetteiferte — machte
nne des Volks, und er fühlte ſich ungemein heiter und gluͤcklich in dem
amberg. Schon 1819 endete er fein Leben an einer Bruſtentzuͤndung,
fieber überging, und Krankheit und Tod des Trefflichen erhielten durch
‚geverfucye des nachmals ale Wunberthäter fo befannt gewordenen
yohenlohe: (f.d.) Waldenburg: Scillingefürft, bamaligen Bene:
the in Bamberg, eine Öffentlichkeit, bie den tobtranten W. als ei-
‚lichen proteftant. Chriften darſtellte. Er ftarb proteſtantiſch und wurde
eich begraben. Seine fchriftftellerifche Thaͤtigkeit beweiſt, wie viel er
oͤnnen, wenn er in einer. forgenfreien, unabhängigen Lage die Berei⸗
Iteratur zu feinem Befchäfte gemacht hätte. Eine Bibel md ein Xxð
ese Wetzſtein Wezel
Geſangbuch machten feine ganze Bibliothek aus. Seine mit wahrhaft Sbak
ſchem Geiſte ausgrfuͤhrte, Jeanne d'Arc“ (Leipz. und Aitenb. 1817) hat !
len die Anerkennung gefunden, daß fie, was bie Anlage und ſceniſche Beba
betrifft, befonder® auch wegen ber viel größern Treue, mit welcher fie ber Gi
folgt , ihrer großen Vorgaͤngerin, ber Schiller’ fchen „„Sumgfrau von Orleant
mmwöürbig fei. Sein „Dermannftied, legter König von Thüringen”, Nra
gehört zu den originellften Productionen der neuen Melpomene. Die „I
proben" (Bamb.1814—18, 2 Boͤchn.) enthalten viele.originelle und f
* Dichte, amd u. A: auch Bearbeitungen einiger Stoffe ber Edda. Es iſt zu
keit geſtellte, immer aber feine Umgebungen freumblich geſtaltende Sing
: darauf gefchliffen werden follen.
. Ausbrud ausgezeichnet. Er malte auch Portraits und flarb an einer
. fterbenden reis, der feinen verbrecherifhen Sohn zum lebten Mal
ihn zugleich ber Strafe hingibt. Vielleicht ift auch die Anbetung der X
wiener Galerie biefem Roger angehörig.
hielt er ſich eine Zeitlang in Berlin ald Hauslehrer, dann bald in Leipzig,
"Wien, bald wieder in Reipzig auf, und befchäftigte ſich, als Privatgelcheti
ſtophaniſchem Wise begabten Verf. feine Sreunde fahen, fo würde man
beurtheilt Haben. Seine „Kriegklieder“ und f. poetifchen Gaben in meh
daß die darin angekündigte ausführlichere Bearbeitung der norbifchen
nicht erfcheinen konnte. Man hätte f. humoriſtiſchen Schriften, namen
. noceros” (Nuͤrnb. 1810) und f. „Prolog zum großen Magen“, immer nur
‚gemrüthlichen Stantpuntt auffaffen follen, auf welchem unfern mit
tem Almanachen beurfunden feine reine, fchöne poetifche Natur, die ſich
anonym erfchienenen Schriften, 3. B. „Sieg über bie Dypodyonbrie”‘, „Bri
das Broren’fche Syitem” u. f. w., nicht ganz verleugnen konnte. Seinen
der wWird der gemüthliche, geiſtvolle, nie auf den rechten Schauplag fein
geßlich fein. |
| f Wetzſtein. Viele Steinarten von feinem Korn find zum Wenn
fen von Meffern und andern Schneldewerkzeugen tauglich, vornehmlich
‚ Schiefergatfung von fplitterigem Bruch, halbharter Subſtanz und g
geiblichgrauer. Farbe, an den Rändern ein wenig durchſcheinend. Dieſe
fer findet men auch in Deutſchland, aber von vorzuͤglicher Feinheit
Levante. Größe, Korm und Feinheit find nach den Werkzeugen verf
ende (Mogier oder Roger von ber), ein alter nieberlänbifcher
her, von Brüffel gebürtig, um 1500 blühte. Seine Bilder find durch
1529. In dem Rathhausfaale zu Brüffel finden fi 4 Hauptbilder
worunter das eine von dem erfchütternbften Ausdrucke fein fol. Es fickt
WezeklFohann Karl), geb. am 31. Oct. 1747 zu Sondershaufen
auch, nachdem er 34 J. lang bed Gebrauches feines Verfiandes beraubt
28. Fan. 1819 ſtarb. Nah feinen vollendeten Schul» und akademiſchen
mit Scheiftfteerei. Er war einer der fruchtbarften Romanfchre'ber und U
dichter; und obgleich mehre f. Acheiten das Gepraͤge ber Eile, mit welcher fe
wurden, anficjteagen, und einzelne Partien oft zu gedehnt durchgefuͤhrt
vermißt man doch in denfelben weder Gewandtheit bes Geiſtes, noch leb
taſie, Wis, Laune und treue Schliderung. Sein „Verſuch über bie Keil
ie en” (Reirs. 1784 85, 2 Bde.) zeugt von Welt: und Menſchenli
Nonflune: „Rebensgefchichte Tobias Knaut's des Melfen” (Reipz. 1
75, 4 Bde.) ;„Belphagor” (1776, 2 Bde); „Eheſtandsgeſchichte bes Pha
‚te Mas (1779); „Kackelach, oder Geſchichte eine® Rofenkreuzert‘; „D
mb Ulrike" (1780, 4 Bde); „Wilhelmine Arend, ober die Gefahren der ©
| ſamkeit (1781, 2 Bde); „Prinz Edmund” (1785); „Satprifche Erzaͤh
Wezlar Whigs | 255
Bde.) u.a. fanden zum Theil bei ben Zeitgenoffen eine freumbliche
chten aber doch nur ein vorübergehendes Gluͤck. Seine „Luflfpiele”
k Bde.), in welchen er fi) den Marivaux zum Vorbilde gengmmen
‚ gefielen beim Lefen beffer als fie bei dev Vorſtellung gefallen daben
Dialogen in benfelben oft fehr raſch, kurz und zu gedrängt find. Er.
‚Robinfon Cruſoe“ (1779); „Gook's dritte umd legte Reiſe (1788)
Englifchen ; die Campe’fche Bearbeitung des, Robinſon“ fand man
her. Seine Schrift: „Über Sprache, Wiffenfchaft und Gefchmad der
ipz. 1781), verwidelte ihn in eine literarifche Fehde mit dem damali⸗
)Latner in Leipzig (f.d.). Mehre Fahre nachher verfiel W. in einen
her Beifteßzerrüttung , in welchem er ſich, wie öffentliche Blätter
: einen Bott hielt, über feine Bücher die Snfchrift: „Opera Dei We-
‚atte, und, allen Befuch ablehnend, fi) Nägel und Bart wachſen
s traurigen Zuflande lebte er 34 Jahre, pon wohlthätigen Menſchen
feiner Baterftadt, bis der Tod dieſen ungluͤcküchen Zuftand endete.
ihn duch Hahnemann in Hamburg berflellen zu laffen, mißglüdte.
achlaſſe find noch einzelne Stüde in neuern Taſchenbuͤchern gedruckt
11
r, ehemals eine freie Reichsſtadt des oberrheinifchen Kreifes, welche -
utze des Landgrafen von Heflen: Darmftadt ſtand, ber hier auch eine
t, feit 1814 zur preuß. Prov. Nieberchein, Regierungsbezirk Koblenz,
In einer somantifchen,, bergigen Gegend, an ber Lahn, Über welche
ne Brüde führt, unb welche hier auch bie DIN und. Wetzbach aufs
iſt altmodiſch gebaut, bat größtentheile abhängige Strafen, wegen ,
Abhange eined Berges, und zählt 6 Kirchen, 750 H. und 4200 €. -
Yiufte Gebäude ift die anfehnliche Domkirche. In dem flattlishen Ars "
ı welchen zur Zeit bes roͤmiſchen Reichs gegen 100 J. gebaut wurde,
reuß. Regierung vollendete, find 80,000 Proceßacten aufbewahrt.
? Meichöfammergerichtögebäude iſt eine Caferne. An Fabriken fehlt
d die Einw., die fonft ihren meiflen Unterhalt von dem bier befindli⸗
imergerichte zogen, leben von ben gewöhnlichen ftädtifchen Bewerben,
orten» und Obſtbau und einer nicht unbedeutenden Krämerel mit als
Waaren. 1693 wurde das jest feit 1806 aufgelöfte Reichskammer⸗
verlegt. Durch den Reichsdeputationshauptſchluß vom 25. Febr.
jie Stadt nebfl ihrem Eleinen Gebiete, unter dem Titel einer Graf:
maligen Reichserzkanzler, nachmaligen Großherzog von Frankfurt,
14 kam fie umter preuß. Hoheit. |
9, f. Wahaby.
‚ der Rame einer Oppofitionspartei in England, welche bie Grund⸗
Weſen der 1689 ausgebildeten britifchen Staatsverfaſſung bezeichz
Hertſchſucht bee Miniſter und gegen die Ausdehnung der Vorrechte
ehaupten fucht. Hume bezeichnet das Wefen eines Whig fo: „Ein
Iheit, ohne ber Monarchie zu entfagen”. Die Whigs, zu denen auch
, Korb Chatham, Sheridan, Whitbread, Ponfonby und viele andre
Staatsmaͤnner gehört haben, find die gemäßigten Freunde des Bol:
ı nicht verwechſelt werben mit den leidenfchaftlichen Meformers, welz -
ıde Ordnung umſtoßen wollen. Zu den legtern gehören Burdett,
bbet, Hunt u. A., die theils wirkliche Verbefferungen, 5. B. eine
ol@6vertretung und eine firengere Sparſamkeit in der Finanzverwal⸗
gentlichen Whigs) verlangen, theils aber auch auf Abänderungen in
‚3.8. auf jährliche Parlamentswahlen, dringen und dem Volke
166 mit Daß gegen die Ariſtokratie bes Reichthums und der Semoit
258 Whiteboys
gierung vorzufchreiben. Indeß gab er, ohne barum von jenen Geundſaͤten
chen, feine Stimme zu Errichtung eines Denkmals für den Sieger von V
Bei dieſer tief eindringenden Theilnahme an allen Parlamentsverhandiun
der vielfachen Aufficht auf feine Brauerei, auf feine Landguͤter und fe
Hausweſen, das allein einen Mann von herculifcher Thätigkeit erfode
ſchloß er ſich in einer unglüdlichen Stunde, nod die hoͤchſt verworrene
legenheiten des Drurylane⸗Theaters zu beforgen. Es gelang ihm, die u
fien Rechnungen in Dtdnung und den prächtigen Aufbau bes neuen Scan
fe6 1812 zu Stambe zu bringm. Allein fo viel anftrengende Arbeit erfcyäg
Befundheit. Seine Geſtalt verfiel, fein Much ſank; er fühlte ſich Laß und
Babel reizbar, umd glaubte zulest ſich von der öffentlichen Meinung verach
hen. Da fand man ihn eine® Morgens, 6. Juli 1815, tobt in feinen A
durchſchnittener Kehle, das Raſirmeſſer auf der Erde. Das Urtheil der S—
nen fagte aus: „Samuel Whitbread flarb von feiner Hand, in einem Ay
von Geifteßzerrüttung”. Als Privatmann war Wh. ein gluͤcklicher Gattei
ter von 5 Kindern, wovon ihn *, darunter 2 Söhne, überlebt haben. Er
trefflicher Haushalter umd ein eifriger Landwirth. Geine Güter warn N
ner guten Landwirthſchaft. Als feiner Kenner und Beförberer ber ſch
ſchmuͤckte er feinen prächtigen Lanbfig in Bebfordfhire mit Gemaͤlden
ſten Meilen. Treu in der Freundſchaft, ohne Perfönlichkeit in Steeitfi
. ex feft, oft rauh und gebieterifch ; doch ſtreng gerecht, ein thätiger Freund Di
und des Schulmefens. Seine Freunde nannten ihn den britifchen Gato.
Whiteboys, Parteiname der den Orangemen (f. d.) in
überftehenden Faction der demern Each. Volksclaſſe. Der bereits über M
ftehende Verein diefer Banden heißt Whiteboyism , Weißburfchenf
Stoff bürgerlicher Zerruͤttung iſt feit Iängerer Zeit in Irland angehäuff:
und religiöfer Sanatiemus , jakobinifche Bleichheitöfchwärmerei und
Schwindelgeiſt, tiefgewurzelter Nationalhaß und feit Jahrhunderten
tern auf die Kinder fortgeerbte Rachfucht; dazu kommt hody in dem
unb rohen Volkshaufen der Katholiten das zur Verzweiflung bin
der Armuth und des Drud der Abgaben, befonder® der Pachtgelder umb
ten. Diefes feit Eliſabeths Regierung oft erflidte, aber nie ımterdrüdte
Aufruhrs war vor einigen Jahren von neuem ausgebrochen. Mord
zung waren befonder® in den füdlidyen und weſtlichen Grafſchaften ba®
bei Zage wie bei Nacht, und alle Leidenfchaften der wilbeflen unb
Menſchen fanden in den verſchiedenen Parteien, die von Zeit zu Zeit offen,
rend aber im Geheimen ſich befämpfen, ihren Brennpunkt und Feuerberh
den verfchiedenen Sammelnamen der „Vereinigten Srländer’, als u
Rightboys, Levellere, Defenders, Ribbonmen u. f. w., begingen bie Ba
Verſchworenen aus der gemeinen Volksclaſſe die biutigften Ausfcdhweifung
im Hintergrunde brütete ber politifche Haß Itlands gegen England, und u
Schrei der Katholiken nah Emancipation (ſ. d) und nach Abſche
Zehnten für die Geiftlihen der engl. Kirche verbarg ſich das Streben der |
Irlaͤnder (in der erft 1825 durch eine Parlamentsacte aufgelöften Cathol
eiation oder in bem kath. Verein zu Dublin, zu deffen erſten Rednern der
D’Connel gehörte) nady Unabhängigkeit, oder wenigſtens nach Befreiung
bürgerlichen Joche, das feit Jahrhunderten britiſche und proteftant. Exeb
fie das Grundeigenthum ber Inſel unter ſich verteilten, der altem, ſtolzen u
gen Hibernia aufgelegt haben. Man Irene den neuern Zuſtand Irlande
Kampf der verfchiebenen Parteien daſelbſt aus 2 Schriften kennen, deren
feitig die dunkele Seite des einen oder des andern Theils der Schuibigen ı
heroorbebt: aus ben von Thomas Moore (f. d.) verfaften „Memeirs ei
Whiteboys 259
K“ (London 1824) und aus ter Gegenſchrift: „Captain Rock de-
n 1824). Thomas Moore mälzt alle Schuld bed Ungluͤcks von Ir⸗
be Kirche und den Zehnten. Der Verf. der Segenfchrift findet den
18, das Irland zu Boden druͤckt, in der Habfucht der irländifchen
!andlorbs), oder in ihrem ausſaugenden Pachtſyſtem. Sie verzehren
ohen Pachtgelder in England, wodurch Irland dem Auslande gleich»
ird. In Irland leben ſelbſt nur fo viele Engländer oder Proteſtan⸗
Militair und geiftlichen Stande, als nöthig find, um die Einkünfte
„den zu erheben. Darum bezeichnete der Herzog von Devonfhire im
(29. Juni 1823) die Drangemen als eine politifch-proteflant. Zac:
„Irlaͤndern, die aus der großen Minterzahl der Bewohner beftebe
le druͤckende Verwaltung des Landes in Händen habe. Da diefe uns
s dert Volksgeiſt der alten Bewohner (und chemaligen Grundeigen⸗
fet ankaͤmpfen mirffen, fo haßt fie ber Irlaͤnder ale Zoͤllner, Steuer:
ter u. f.w., und fleht in ihnen bloß unerbittliche, graufame Peir!ger.
iber find jene zu Behauptung ihrer Rechte genoͤthigt, umter fich feft
ten. Ste haben baher jene allgemeine Verbindung gefchloffen, deren
Die Zeiten der legten Eroberung Irlands 1690 fg. hinaufgeht, und
Drangemen trägt noch als Zeichen die Karben des Eroberers, des
nien, König Wilhelms LIL., den damals der Proteflantismus ber
f den Xhron des kath. Königs Jakobs II. erhob. Die gemeinen kath.
Dagegen bie weiße Farbe zu ihrem Bundeszeichen gewählt und wer:
Srunde Whiteboys genannt. Sie halten ihre Zufammenkünfte des
binden fidy durch Eide, Leinen Zehnten zu entrichten, die Herab⸗
tgelder zu erzwingen und bie Häufer der Obrigkeiten, die gegen fie
? derjenigen Mitbürger, die nicht mit Ihnen gemeinfchaftliche Sache
brennen. Seit der Union (1801) ift ber Haß der „Vereinigten Ir⸗
ders) und die Wuth der Banden aus dem Pöbel (der Whitebons,
kanbmänner) noch heftiger geworden. Vergebens fuchte ber König
fenheit in Jtland 1821 den Parteigeift zu verföhnen und die leiden:
teftanten, die Anglo-$rlänber oder die Drangemen zur Mägigung
Allein diefe hörten nicht auf, bei mehren Anläffen in Dublin, vor:
Sahredtage bes Sieges, den Wilhelm III. am Boynefluß (11. Zuti
tobs kath. Armee erfocht, durch Spottlieder, durch Bekränzung der
n& III. u. ſ. w., bie Irlaͤnder zu reisen. Dagegen begingen auch die
e Ausſchweifungen, daß die Regierung im Dec. 1821 den Marquis
Inen von den Urhebern der Union, als Korblieutenant (Statthalter)
idte, ber, nachdem gütliche Mittel nichts fruchfeten, die Banden
durch Linientruppen zeiſtreuen und die Schuldigen hinrichten ließ.
t genehmigte daher den Vorſchlag des Marquis v. Londonderry, die
Irland in Kraft zu ſetzen und die Habeas⸗Corpus⸗-Acte eine Zeit⸗
3. Zugleich verbot Wellesley die Feier des Sieges am Jahrestage,
O peoteftant. Sriedentrichter ab, melde Parteigeift oder Schwäche
nen gezeigt hatten. Dies reiste jedoch ben proteftant. Poͤbel von der
on in Dublin fo auf, daß er im Theater ben Statthalter bes Königs
mpfte. Mehre Unzuhflifter wurden verhaftet, allein die SSury, wel⸗
tnfluffe der Orangemen ftand, fprach fie los. Seitdem äußerte fich
Partelhaß zwifchen den Orangemen, welche bie Feſſeln Irlands feſt⸗
ſchen den Whiteboys, welche fie zerreißen wollten, bei mehren Gele:
nd ber kath. Verein in Dublin auf conflitutionnellen Wege ben vol⸗
politiſchen Rechte wiebeizuerlangen bemüht war. Um bem Elend
erkriege ein Ende zu machen, trug die Oppofition im Parlaments
17 *
260 Whitefield
(Juni 1823) auf eine gaͤnzliche Umbildung ber irlaͤndiſchen Geſetzgebung un
waltung an. Allein die Rechte des Eigenthums und des Beſitzſtandes Lie
nicht zu; denn, wie Lord Liverpool im Oberhaufe fagte, find 33 bes iriä
Grumbeigenthums In den Händen der Proteftanten *); biefe aber auch zugl
reichſte, gebildetfte und unterrichtetfte Theil des Volks; daher in Irland fa
Katholiken zu Werwaltungsftellen tauglich befunden werben. In Irland, |
entzmweie nicht Religionshaß die Gemuͤther, fondern es fei ein Krieg ber ?
gen die Reichen, der Proletarien (Eigenthumslofen) gegen bie Grunbdeig
der Regierimgsbebürftigen gegen die zur Megierung fähigen Perfonen.
zige, wa8 das Parlament 1823 befchloß, war eine Verbeſſerung bes Zehn
mittelft vereinfachten Erhebung. Übrigens warb bie Sortdauer der
der Aufruhrdacte in der ungluͤcklichen Infel genehmigt, unb dadurch trug
öffentliche Ruhe in der Infel 1824 wiederhergeftellt. Hierauf nahm im ki
hauſe eine intereffante Unterſuchung der politifchen Stellung der Bath. Kir
Staate überhaupt und zu dem britifchen indbefonbere ihren Anfang. Die
gen der Vorſteher des Bath. Vereins auf bie ihnen vorgelegten Sagen fü
mögliche Beruhigung zu geben; allein deſſenungeachtet fiegte bie Sache de
cipation nicht. Die von Sanning unterſtuͤtzte BIN ward zwar im Unter
geringer Mehrheit) angenommen, fiel aber im Oberhaufe, wo ſich ber f
York gegen diefelbe erklärte, durch. Die Catholic association Löfte fiht
auf. Auch die Drangiften (Orange-Men) zu Dublin befdjloffen am
1825 einmäthig, ihren Verein aufzuheben, um ähnlichen Gehorfam,
tholiten, gegen das Geſetz an den Tag zu legen. Indeß dauern bie gehe
bindungen fort, und die Emancipationdfrage kam in dem 1826 neuge
terhaufe wieder zur Berathung. Das Elend in Irland hat fidy ſeitdem ie
mindert, und da6 unter der Afche fortglimmenbe Feuer des Aufruhre, 8
boyism, ift fo wenig erlofchen, dag nod) immer von Irland her für Eu
Gefahr zu befürchten ift. Das „Edinburgh review” f. 1825 fagt übel
ſchen Angelegenheiten: es fei die dringendfle Nothwendigkeit vorhandeng
geln von entfchiedenem Charakter ruͤckſichtlich Irlands zu ergreifen; t
ſchaffenheit dieſer Maßregeln hange das Schickſal des britifchen Reiches ch
England fortwährend 5 Sechstheile des irlaͤndiſchen Volkes als eine ent
behandeln und die ſchaͤndlichen Mißbraͤuche, mit denen jeber Theil der iz
waltung Irlands behaftet fei, aufrechterhalten, fo gehe England eine
Eriege entgegen, ber mit äußerfier Wuth und in einer größern Ausdehn
mals zuvor auszubrechen drohe. Die Whiteboy-Assoeciation habe dent
zu ben verzmeifeltften Unternehmungen gezogen und vorbereitet. _ Man
andres Beifpiel eines Volkes in der Weltgefchichte auffinden, welches fü
ſchern fo gänzlidy entfremdet und fo überreif zu Revolutionen fei ale bie
Dies Alles , und die von feinen Anhängern 1828 durchgeſetzte Wahl dei
len, kuͤhnen Sprechers der irländ. Katholiken, D’Connel, zum Mitgliet
laments, bat endlich den erſten Minifter Wellington bewogen, die Er
vorzubereiten. |
Whitefield (George), geb. zu Sloucefter 171%, zeigte fruͤhzeich
gendlichen Ausfchmweifungen große Talente. Nach einander Schüler, Rs
Safthofe feines Waterd und Student in Orford, gerieth er hier im die
der Methodiften und wurde durd) feine auferorbentliche Predigergabe
e) Bon 7 Mill. Einw., die man in Irland zähle, find 5 .Gechätheite 1
Nah Hume's Angabe im Parlamente befist ber proteftant. Klerus „ des if
Grundeigenthums, oder 18 Mill. Acves, und auf 14 Miu, Pf. St. des Gt
Grundeigenthum 2 Mill. Pf. St. Einnahme, ohne 700,000 Pf. Ct. an
Die Krone vergibt in Irland 68% geiftliche proteftant. Pfrünten.
Wiclef | 861
chſte Werkzeug biefer Sekte. Tauſende drängten ſich In ben Kicchen,
ihm verfchloffen wurden, im freien Selbe um ihn zufammen. Er pres
Tummelplägen des londner Poͤbels, auf Tiſche oder Mauern geftellt,
Hung, die ber Bezauberung glih. Auf Bleakheath bei London hatte
000 Zuhörer, und das Singen wurde 2 engl. Meilen weit gehört.
Herzen, eben nicht, weil feine Vorträge beſonders kunſt⸗ und gedan⸗
en wären — er hielt fie alle auß dem Stegreife —, fondern wegen ber
Ge feiner Bilder und der wirklich furchtbaren Gewalt feiner Stimme,
tea erwarb er bei 7 Miffionsreifen neue Anhänger, und felbft auf den
ihn hinuͤber⸗ und herübertrugen,, wurbe die Mannſchaft durch feinen
ehrt. Beſonderes Verbienft erwarb er ſich durch bie Sorge für Errich⸗
Schulanftalten und Walfenhäufer in Schettland und England; fein
aerk war aber das nach Franke's Beifpiel 1740 von ihm gegründete
eitraͤge feiner Anhänger erhaltene große Waifenhaus bei Savannah in
e predigte für diefen Zweck mit folcher Begeifterung, daß Franklin, ber
Nichts geben wollte, weil er bie Sache für unausführbar hielt, zuerſt
, endlich alles Silber und Gold, das er bei ſich hatte, in das Beden
wurden ebenfo gerührt. (S. Franklin's Werke.) Bei feinem Tode
ließ er die Sorge für diefe Anftalt der Gräfin Hunbington, feiner treues
ı, die ihn zu ihrem Kaplan ernannt und kräftig unterftügt hatte. Die
heiften enthalten f. Lebensgefchichte und Predigten. Über feine 1741
zung von Wesley und die nach ihm benannten Whitefielbianer
diften.
f oder Wicliffe (Johann), ein gelehrter, religiöfer und wahrheit:
olog und einer von Luther's Vorgängern, wurbe zu Anfange bes 14.
kt Richmond in der Grafſchaft York geb. Er wibmete ſich früh den
n und zeichnete fich auf der Univerfität zu Orforb, wo er ſich Eilbete,
mgeftrengten Steig, feinen lebhaften Geift und feine Fortfchritte aus.
m Eifer legte er fi) auf das Studium der Bibel und der Schriften
ter, und aus biefen Quellen fchöpfte er wahrſcheinlich in der frühern
bens jene Grundſaͤtze, die er im reifern Alter fo muthvoll ausſprach.
wft auf bie unerlaubten Mittel aufmerkſam, beren ſich die Geiſtlichen
zu Ämtern zu gelangen, und trat wider fie 1356 als Schriftfteller
Igte auch bald darauf die Mechte der Univerfität zu Orford gegen bie
der Bettelmönche , die immer mehr bie atabemifchen Stellen anſich⸗
m. Se mehr er ſich dadurch bei der Univerfität beliebt machte, deſto
san ihn zu befördern; und ſo erhielt er, nachdem er bereit verfchiebene
et batte, 1365 die Stelle eines Vorſtehers bei dem Collegium von
ı Drford. Daß ein folder Mann den Mönchen aͤußerſt verhaßt war,
Bewelſes, da er ihren Anmagungen, die bamals in England aufs
en waren, ſich fo freimäthig widerfegte. Sie bewirkten daher bei dem
Abfegung. Allein nım trat IB. gegen ben Papft felbft auf. König
on England hatte nämlich 1365 den fogenannten Peter&pfennig ein-
badurd) den Papft einer geoßen Einnahme beraubt, in beren Beſitz er
pten fuchte. Man hatte IB. durch feine Abfegung zur Ruhe zu drin:
allein er hielt fortwährend zu Orforb mit dem größten Beifall theolos
mgen, und vertheidigte nun 1367 in einer beſondern Schrift bie
Inigö gegen den Papft. Da indeß biefer in feinen Anmaßungen forts
auptete, daß ihm das Recht gehöre, bie geiftlichen Pfruͤnden in Eng-
ven, fo ſchickte Eduard W. 1374 nebft einigen Andern ale Gefandten
um dafelbft mit den Abgeordneten bes Papftes Über biefen Gegen:
handeln, und W. ermangelte nicht, auch bier mündlich die Rechte
| en —
U
Pr
262 Wiclef
ſeines Koͤnigs zu behaupten. Ex hatte unterdeſſen bie paͤpſtliche Curie na
Eennen geleent und faßte nun erft einem tödlichen Daß gegen fie, den er ind
ner vorzüglichften Schriften bewies, die eine Unterredung zwiſchen der I
einem argliftigen und einem Mugen Theologen enthält. Da ihm Ehnord m
enbigung feiner Gefandtfhaft 1375 auch ein Kanonlcat am ber Collegiack
Weſtbury und die Pfarre zu Lutterworth in Reicefterfhire ertheilte, fo fi
Mönche diefen ihnen immer gefährlicher werdenden Mann auf alle Art ya
Sie übergaben deßhalb 1377 Papft Gregor XI. 18 Lehrſaͤtze oder Artikel,
Meinung nach Eegerifch waren, und welche W. vorgetragen haben follte.
der Hof den Vertheibiger der koͤnigl. Rechte in Schutz nahm, fo drohte
viel Gefahr, da Gregor dem Erzbiſchof von Canterbury den Auftrag gab,
gen diefer Lehrfäge zur Verantwortung zu ziehen. Allein obſchon der Erzbif
Berfammlung der Geiftlichen in London zufanımenberief, vor welcher ®. ı
mußte, fo begleitete ihn Doch der Herzog Johann von Lancaſter mit in die ®
tung, half feibft ihn vertheidigen, und fo fah man fi) genäthigt, ihn freie
Gregor ließ darauf, nach König Eduards Tode, im Juni 1378 eine me
fammlung dir Seiftlichen in England zufammenberufen, vor welcher ſich
mals ftellen mußte ; body jetzt wagte man es nicht, ihn zu verurtheilen,
legte ihm bloß Stillſchweigen auf. W. fuhr jedoch immer fort, mit Frei
feine vorher geäußerten Grundfäge ſowol durch Schriften als auch münt
Kanzel und auf dem Lehrfluhle zu verbreiten. Die Beiftüichkeit zog endlich
Thronfolger, ben ſchwachen Richard IL, aufihre Seite; und in einer 138
don gehaltenen Berfammiung der Geifklichen murben mehre von Wi}
als ketzeriſch verdammt, feine Anhänger theild zum Widerruf gezwungen,
Gefaͤngniß geworfen. Da jedoch W. ſelbſt, auf Anrathen feiner Freunde,
der Verſammlung nicht geftelt hatte, uͤberdies Urban VI. und Giermend
der feit 1383 den päpftlichen Stuhl ſtreitig machten, und deßhalb zei
beiderfeitigen Anhängern Streitigkeiten waren, fo 309 ſich W.'s Proceß ia
Es iſt ſchwer, die von ihm bekanntgemachten Lehrfäge genau anzugeben. F
richten, welche wir darüber haben, find ung großentheils von Denjenigen
worden, welchen ſeine Lehren ein Graͤuel waren, und die daher, um den $
ihn zu erhöhen, oder bie Eirchliche Verbammung auf ihn zu ziehen, ſichr
lid) kein Bedenken machten, zu entflelen, was er gelehrt hatte. Aus fi
Schriften und andern glaubwürbigen Urkunden geht indeß hervor, daß er ü
gewefen zu fein ſcheint: man habe zur Zeit bes Apoftel Paulus 2 geiftliche
Priefter und Diakone, für hinlänglic gehalten; bürgerliche Gewalt
Geiſtlichkeit übertragen werden; ein Chrift folle Vernunft und Scheift s
fhnur nehmen; auf allgemeine Kicchenverfammlungen fel wenig zu “er
y
y
miſche Stuhl fei fo wenig das Oberhaupt ber Kirche als irgend ein andrer
ſtuhl; der heit. Petrus habe keinen Vorrang vor den übrigen Apofleln; im
Wein fei nad) der Gonfecration nicht Chriſti wahrer Leib, ſondern nur befüg
der roͤmiſche Papft Habe nicht 1::chr Gewalt zu binden und zu loͤſen als jedi
Driefter; es fei nicht nur rechtmäßig, fondern fogar verbienfllich,, der Kir
Sale eines ungebührlichen Betragens, ihre weltlichen Güter zu nehmen; but
gelium allein fei hinlaͤnglich, einen Chriften in feinem Leben ben rechten!
führen, alle andre von frommen Männern gegebene und in Kloͤſtern befel
geln können einem Chriften Eeine höhere Vollkommenheit geben; webder ba
noch fonft ein Bifchof folle Gefängniffe haben, um libertreter der Kischenz
beftrafen, fondern Sedermann müffe Sreiheit behalten, feinen Bebenswanbı
richten. Diefe Säge greifen die päpftl. Anmaßung unſtreitig an ihrer Wi
umb verrathen einen Eräftigen Geiſt und die gefunbefte Beurtheilung. &# 1
Bar, daß W. ſelbſt nicht alle Folgerungen erlannte, die man jegt baramd
Widdin und Paswan Oglu 8683
e entzog ſich nie ber kirchlichen Gemeinſchaft. Er erfüllte regelmäßig
feines Pfarramtes umd wurde, während er In feiner Kirche die Meffe
e Krankheit befallen, die 1384 fein Leben enbigte. Seine Lehren wur⸗
t verbreitet und willig angenommen. Sein reiner, unbefcholtener Les
nıpfahl ihn vielen Menfchen, während mehre angefehene Männer bes
h die Hoffnung erfreut, der Kirche einen Theil des viel gemißbrauch⸗
ns zu entreißen, ihn offen begünfligten, und ihn fo Eräftig gegen ben
Papſtes und der Geiſtlichkeit befhägten, daß ex, tro& wiederholter Ver:
; quälen und gu verfolgen, feine Augen in Frieden ſchloß. Einer Kir
lung war es vorbehalten, eine Bleinliche und unnuͤtze Rachgier zu be:
ven fie feine Gebeine 1425 aus dern Grabe nehmen und verbrennen
Tot diefe Ausübung geiftlicher Obergewalt, die Papft Martin V. und
lten Biſchoͤfe zu Konftanz ſich erlaubten, hatte nicht die erwartete Wir⸗
mgünflige Meinung gegen bie Kirche befeftigte ſich dadurch nur noch
3.8 Anhängern, und die freifinnigen Grunbfäge, die fie vom ihrem
m hatten, wurden ihnen befto theurer und um fo treuer aufbewahet.
it an wurben fie in England nie außgerottet; fie wurden, tro& ber grau⸗
e, welche die Anhänger besfelben zum Scheiterhaufen verurtheilten, in
nen Familien erhalten, und bereiteten Diejenigen, deren Exbe fie wur⸗
große Veränderung vor, welche in glüdlichern Zeiten bewirkt wurbe.
von W.'s Forfhungen waren nicht auf England eingefchränkt. Unter
Stubenten zu Orforb, die ihn kannten und ehrten, befanden ſich
eine Lehren nad) Deutfchland bradyten unb mit einem Eifer verbreites
rächende Hand der Kirche vergebens zu unterdruͤcken fuchte. In Boͤh⸗
fie den Reformator Huß, der fie zwar nicht ſaͤmmtlich bilfigte, und
e von der Transfubflantiation treu blieb, aber doch diejenigen annahm,
Geiſtlichkeit am feindfeligfien waren. R. Vaughan hat „The life
of John de Wicleffe" (a. ſ. noch ungedruckten Papieren) m. e. Über
alſyſtems und ber evangel.sproteftant. Kirche in Europa am Anf. bes
London 1828) herausgegeben.
in, eine fefte Stadt und Hauptort eines Sandſchaks in Rumeli, an
wit 25,000 Einw., Sitz eines Sandſchakbeis und eines griech. Bi⸗
wurde in neuern Zeiten burch bie glücklichen Unternehmungen P a 8»
8 bekannt. Der Sultan Selim ILL. (f. d.) hatte, nady Beendigung
egen Öftreich und Rußland, dem zerruͤtteten Zuftande bes Reichs durch
dung der Staatsverwaltung abzuhelfen und die verberbliche über⸗
anitfcharen durch eine neue Einrichtumg des Kriegemefene (Nizam⸗
brechen gefucht. Man wollte jene furchtbare und vermwilderte Schar
gemworbenen, an europälfche Kriegszucht und Taktik gemöhnten Krieger
achen und fie nach und nach auflöfen. Während man bie gefährlichften
derſelben, die in Konſtantinopel lagen, noch verfchonte, fing man da⸗
n den Grenzen als Befagung liegenden Sanitfcharen (die Yamag) auf:
ı Befehle der Regierung, diefe Krieger nicht weiter zu befolden, fanden
der zwar überall ohnmächtig blieb, aber in Widdin in einen furchtba⸗
ausbrah. Hier flelite ſich der kuͤhne und fchlaue Paswan Oglu (b. h.
Sohn) an die Spige ber Janitſcharen. Sein Vater hatte Im legten
—91) ein Heer von Freiwilligen tapfer geführt, war aber vom Groß⸗
uf deſſen Anfehen und Reichthum eiferfüchtig war, hingerichtet wor:
Sohn feibft hatte eine Zeitlang gefangen gefeffen. Erbittert gegen die
ff P. D. begierig die Gelegenheit, ſich zu rächen ; er fammelte die In:
ie aufgelöft werben follten, und zwang den Pafcha, aus der Stabt zu
neuen Abgaben auf Lebensmittel und Lanbeserzeugniffe, die man zur
254 Widdin und Paswan Oglu
Beſtreitung bed Aufwandes dee neuen Einrichtung bed Kriegsweſe
hatte, machten auch die Bewohner der Stadt zum Aufftande geneig
batte P. durch dem erfien Sieg das Vertrauen auf feine Tapferkeit unl
befeftigt, fo traten Aue auf feine Seite, umd er mar bald im Stand:
Heer zu errichten. Als feine Kriegemadht fo ſehr angewachſen war,
tünfte bee Stadt zur Unterhaltung berfelben nicht mehr hinreichten,
einzelne Abcheilungen in bie benachbarten Landfchaften, um Steuern zi
ſich der Öffentlichen Gelber zu bemächtigen, und foderte die Fürften ber
Walachel auf, ihm Lebensmittel, Kriegsbedarf und Geld zu ſchicken
beerenden Streifereien feines Heeres von ihren Ländern abzuwenden.
fagte er in einem Öffentlichen Aufrufe, habe, dem Koran zuroiber, d
Vermögen der Freunde Mohammed's einer Näuberrotte, wie er ben!
Staatsrath nannte, uͤberlaſſen, und er erfiärte, daß er alle treue Jar
alle Rechtgiäubigen unter feine Fahnen fammeln wollte, um den S
Gewalt jener Räuber zu befreien und die rechtmaͤßige Staatsverfaffi
Ien. Es gelang ihm, auch die Griechen zu gewinnen, als er Freihei
tigkeit zu feiner Loſung machte, und verſprach, ihnen bie freie Auduͤb
lesdienſtes zurüczugeben und alle beſchimpfende Auszeichnungen, d
gegen frühere Zuſagen vorgeſchtieben hatte, wieder aufzuheben. Der 1
chid Effendi, der an ber Spige der Staatöverwaltung ſtand, bereitete
führung eines weit umfaffenden Entwurfes, um den Aufſtand zu unt.
bann feine fiegreiche Kraft zur völligen Auflöfung der Fanitfcharen
Sein Tod vereitelte dies, und die übrigen Mitglieder bes Staatsrathı
genug, jenen Plan su verfolgen, lleßen dem farchtbaren P. Begnadi
fag der eingezogenen Güter feines Vaters anbieten, wenn er zum Geh:
kehren wollte. Diefe Schwäche machte den Empoͤrer noch kuͤhner.
Widdin Befreiung von den neuen Steuern und Wieberherfleliung }
Janitſcharenbeſatzung. Der Sultan gab nach und ſchickte einen Pafd
din, den aber P. nicht zu Macht und Anfehen kommen ließ, da das H
Seite blieb. Bald aber verlangte er, um ſich den rechtmaͤßigen Befis f
zu fihern, die Statthalterfchaft von Widdin und bie Würbe eines 1
Roßſchweifen, umd als der Sultan das Geſuch abwies, lies P. den A
der ausbrechen. Er hatte anfänglich ben Plan, mit feinem Deere gegı
nopel zu ziehen, unb wahrſcheinlich würde, bei der Unzufriedenheit der '
fien mit der neuen Verfaſſung, es ihm gelungen fein, ben odmanifdhei
zuſtuͤrzen, aber er entfchloß ſich ſpaͤter, das Heer des Sultans in Wib
ten, in der Hoffnung, baß die Kriegsvoͤlker zus ihm uͤbergehen ober in d
um bie Stadt ihren Untergang finden würden. Im erften Feldzuge
fein Herr faft immer, nahm die meiften Städte an der Donau, und b
Belgrad, und während des Sultans Kriegsvoͤlker durch Autreißen, S
Seuchen abnahmen, wuchſen P.'s Scharen immer mehr an. Der Su
folg. 3. den Großadmiral Huffein, der des Landkriegs unkundig war,
eines neuen zahlreichen Heeres. P. gab feine Eroberungen auf, entlie
Theil feiner Kriegsvoͤlker, und warf fidh mit 10,000 Mann nad Mit
2 Jahre mit allen Betürfniffen verfehen war, und faßte den Entſchl
hartnädigfte Vertheidigung der Stadt daB überlegene Heer aufzureibs
Kampf wurde von bed Sultans Feldheren ebenfo ſchmaͤhlich geführt al
moͤrderiſche Ausfaͤlle ſchlugen bald ten Muth des Heeres nieder, das t}
und als der Hauptſturm abgefchlagen wurde, fah ſich der Kapudan
thigt, die Belagerung aufzuheben und ſich zuruͤckzuziehen. P. D. fam
wieder die sntlaffenen Kriegsvoͤlker, nahm die früher aufgegebenen Exı
rüd, und bedrohte, gefährlicher als je, die nördlichen Gegenden des
Widerlegung Widerftand der Mittel 265
den tühnen Empoͤrer zu bezwingen, mußte die Pforte ihm endlich (km
) Begnadigung gewähren und ihm bie Statthalterfhaft von Widdin
chawuͤrde anbieten, um ſich bei den Gefahren, welche die Landung ber
n Agypten dem Reiche drohte, von dem innern Feinde zu befreien.
erlegung iſt ber Beweis der Kalfchheit einer Behauptung und bie
ung felbft. Im Grunde wird mit jedem Beweis einer Behauptung die
ste auch widerlegt; aber ausdruͤcklich heißt die Widerlegung ber gegen
Behauptung gerichtete Beweis. Hier muß etwas Entgegenfichenbes
‘werden, hier gibt es ſchon Vorausfegungen, bie oft Vorurtheile find,
ſem Grumbe ift es gemeiniglich fhwerer, Etwas zu widerlegen, als Et⸗
zu erroeifen. Um eine Behauptung zu widerlegen, muß nıan fie als um»
moeifen ; dies gefchieht alſo, indem man ihren Brund angreift ımb zeigt,
eher überhaupt oder als Grund zerfält, oder Indem man zeigt, daß aus
de falſch gefchloffen worden ift. Iſt aber kein Grund der fermbden Bes
ngegeben, fo-läßt ſich oft zeigen, daß fie ausgemachten Wahrheiten wi⸗
er in fich felbft widerſprechend iſt. Kann man dies nicht, fo bleibt übrig,
me Behauptung von derfelben Gattung entgegenzufegen, oft auch diefe
lacht ber Autorität ober durch Witz zu verſtaͤrken, wobei aber nur Über»
t-Überseugung bewirkt wird.
erfpruch werben oft entgegengefeste Beflimmungen oder bie Ent⸗
genannt. Die formale Logik aber unterfcheidet den Gegenſatz von dem
Iderfpruche (contradictio, repugnantia logiea) dadurch, daß diefer das
zweier Denkbeſtimmungen bezeichnet, welche ſich wie reine !Bejahung
e) und Verneinung deffelben Objectes verhalten; worauf fi) das logi⸗
es Widerfprusches gründet: „Denke nicht Widerfprechendes”, ober weil
nechende eigentlich nicht gebacht,, d. i. in einem Bewußtfein verbunden
1: Widerfprechenbes iſt ungedenkbar“. Sonach beflimmte der Widers
nen Wahn, in der Einbildung verbumden zu haben, was ſich nicht vers
und am beutlichften würde dieſer Wahn in die Augen fallen, deßhalb
größte Gedankenlofigkeit und Einfalt vorausfegen bei dem unmittel⸗
iſpruch, den man auch contradictio in adjeoto nennt, wo toiberfpres
elfumgen ganz nahe zufammentreten, 3. B. vierediger Cirkel. Leichter
Wahn entſtehen und fich verbergen, wo bie Vorftellungen und ihre Zei:
8 einander treten und folglich mehr Umfang ber Verftandesthätigkeit
zu vergleichen und fich treu zu bleiben.
er ſtand. Un einen Körper in Bewegung zu fegen, wird eine auf ihn
bewegende Kraft erfobert. Die ihm foldhergeftalt mitgetheilte Bere:
e Körper, gemäß feiner Traͤgheit, fo lange unverändert fort, bi8 irgend
Umftand fid) der ungeftörten Wirkung jener beivegenden Kraft entge:
» theilweife oder ganz aufhebt, und fie alfo einen Widerftanb erfahren
ift die Bedeutung bed Begriffes Wide: ſtand in der Dynamif: Al
: zur Veränderung des Zuftandes angewendete Kraft vermindert ober
eftand der Mittel. Wenn man mittelft einer Vorrichtung unter
: möglichft entleerten Glocke der Euftpumpe ein Papierblättchen und eine
illen läßt, fo erreichen beide den Teller gleich ſchnell, wogegen in ber
in fehr großer Unterfchied in der Schnelligkeit des Falles diefer beiden
erklich iſt. Diefer Unterfchieb rührt von bem Widerſtande her, den die
Kenden Körper entgegenfest, und den das fchwerere Blei natuͤrlich leich⸗
et. Einen ähnlichen Widerfland (MWiderftand der Mittel) erfahren alle
‚nenn fie fich in flüffigen Mitteln bewegen, indem fie die der Richtung
ung entgegenftehenden Theile derſelben aus dem Wege treiben muͤſſen.
266 Widmer Wiebeling
Weitere Unterfuchungen über biefen Umſtand führen auf fehr mırrkmürdige‘
ungen , deren Geſetz feit Jahrhunderten die größten Geometer, jedoch obs
bigende Erfolge, befchäftigt hat. Neroton’s Behanptung , daß der Wibrrflag
nämlichen Mittels dem Quadrate der Gefchwindigkeit des darin bewegten
proportional ſei, trifft nur bei einem gewiffen Maße ber Bewegung zu,
namentlich fehr fchnele Bewegungen, 3. B. abgefchoffene Geſchuͤtt
ganz unerwartet geoßen Wiberftand erfahren. (VBgl. Batiiftit.) — Im
Sinne gehört noch hierher das berühmte Problem von ber Beftalt bes
her folchergeftalt bewegt, den kleinſten Wiberfland erfährt (solidum mi
sistentiae).
Widmer (Samuel), Mechaniker und Manufacturift, O
und Nachfolger. Samuel W., geb. 1767 zu Othmarfingen, Ganten
lernte das Gewerbe in der Kattunfabrik feines. mütterlichen Großdatert,
fermaßen bie Wiege der beruͤhmten Manufactur zu Fouy war; bann
Oheim Oberkampf zu Jouy, wo W. al Arbeiter alle Handgriffe im Süih
amd Faͤrber lernte; hierauf hörte er Phyſik, Chemie und Mechanit.
folgte ex feinem Genie und feiner Erfahrung. Mac einigen Jahren
Oberkampf die oberfte Leitung der Kabritarbeiten. W. wandte Ber
ſche Bleichurt der Leinwand zuerft im Großen an. Dann erfand er fehl
Drud mit geflochenen Eupfernen Cylindern, machte aber ber Mevolıstion
fpäter im Großen Gebrauch davon. Diefer Kupferdruck fördert fo ſchnel
übte Arbeiter. Nun erfand er auch eine Mafchine, um die Muſter in die
Gplinder zu flechen. Diefe leiftet in 6 Zagen fo viel und fo gut als bei
pferftecher in 6 Monaten macht. Noch erfand er eine andre Maſchine,
platten zu flechen. Hierauf erfand er feit 1809 die wichtige Methode,
in den Faͤrbekeſſeln durch Dämpfe zu heigen. Dan ahmte dies in alles
beiten und auch in Badeanftalten nah. Dann entdedite er eine Art
solide d’une seule application, worauf die koͤnigl. Gefellfcyaft zu
Preis von. 2000 Pf. (50,000 Fe.) gefegt hatte. Bis dahin hatte mm
solide nur durch zweimaliges Auftragen, entweber von Indigoblau auf
von Gelb auf Indigoblau erhalten. Den Engländern theilte W. diefe wi
dung nicht mit, daher erhielt er nicht ben dort ausgefegten Preis. Er
nach England, two ihn der berühmte Sir Joſeph Banks mit Achtung
W. lernte dafelbft die Mafchine zum Öffnen der Baumwolle kennen und
in Frankreich in feiner berühmten Spinnerei zu Effonne ein. Außerdem
ſich noch durch viele technifche Verbeſſerungen ein großes Verdienſt um
Gewerbiwefen und galt allgemein für den erfien Manufacturiften in Bu
Seine legte Erfindung war eine Mafchine zum Weißbleichen ber Kein
man, weil das Waſſer durd) einen Kreislauf fledend in die Bledhmanne
außftrömt, hydroeyclephore nennt. Ludwig XVIIL ertheilte dem ver
len Manne das Kreuz der Ehrenlegion. Noch in einem Alter von 54‘
mete fih W. feinen Arbeiten mit Eifer; dies ſtumpfte feine Kräfte ab.
ſank in Melancholie und ftarb 1824. W. war zugleich ein guter Bürge
muͤthig und theilmehmend gegen Unglücliche, auch gegen feine Lanbeie
Schweizer.
Wiebeking (Karl Friedrich v.), k. bairifcher Geheimerath, als @
Waſſerbaumeiſter und Topograph ruͤhmlichſt bekannt, geb. d. 25. Juli
Wollin in Pommern, wibmete ſich, nad) vollendeten Studien, den topogss
Aufnahmen. Er war 175. alt, als ihm die Aufnahme der Gharte bes Herze
Medienburg Strelig anprrtraut wurde. Sodann nahm er, in Auftvag bi
Minifteriems, einen Theil von Pommern und den Neztzediſtrict auf. 17
Berlin zuruͤckgekohrt, luden ihn die Herzoge von Weimar und Gotha, die i
Wiebel 267
namen topogeaph. Aufnahmen bargeftelit zu fehen wuͤnſchten, zu fich ein.
die Aufnahme bei Gotha an, deren Fortfegung er aber Anbern übergab,
ſodann das Derzogthum Weimar und auch die Herrfchaft Schmalkalden
ach auf. Denächfl vollzog ex ben ihm gewordenen Auftrag zur topo⸗
nahme von Medinburg- Schwerin. Neben dieſen Arbeiten befchäftigte
Btublum ber Milltair⸗, der bürgerlichen und der Waſſerbaukunde, und
m er als Wafferbaumeifter im Herzogthume Berg in Eurpfalzbaitifche
Eine Charte von biefem Lanbe, das er auf eigne Koften aufnahm, erfchien
Br Seine erften ſchriftſtelleriſchen Arbeiten waren 1792 eine Abhandlung
b. Charten und Beiträge zum praktifchen Wafferbau und zur Mafchis
1795 erfchienen f. „Beiträge zur kurpfaͤlziſchen Stansengefchichte". Im
bereifte er zum zweiten Male Holland, und 1796 ſchrieb er eine Auskunft
ange der Seanzofen über den Rhein und Vorfchläge zur Verbefferung
ueß. Bald nachher trat er in barmftädtifche Dienfte. Er war jegt vor:
gt, die Materialien zu f. großen Werke über bie Waſſerbaukunſt zus
‚und bereifte deßhalb 1798 abermals Holland und die ganze Meereskuͤſte
ı. Bel Gelegenheit des raftabter Congreſſes verfaßte er eine Denkſchrift
heingrenze, worin er überhaupt bazthat, daß bei Stromgrenzen der Thal
Seromes bie eigentliche Grenze bilde. Die großen Dammanlagen, die er
Ing brachte und ausführte, haben ihre Trefflichkeit bewährt. 1800 machte
durch Frankreich, deren Reſultate fich in f. „Waſſerbaukunſt“ finden.
B. disfes claffifchen Werkes erfchien von 1798—1805 in 5 Bbn. 1802
B Hofrath in oͤſtr. Dienſte. Was er hier gewirkt, zeigen u. X. mehre
bogen. Seine Vorfchläge zur Schiffbarmachung der March blieben uns
Auch fchrieb er 1804 ſ. „Zheoretifchspraktifhe Strapenbautunbe”.
aber, die feiner Thaͤtigkeit entgegentraten, bewogen ihn, 1805 als Ge⸗
Bnanzeeferendar und Chef des Waſſer⸗, Brüden: und Straßenbauwe⸗
Be Dienſte zuruͤckzutreten. Hier blieb ex in einer ausgebreiteten Wirk⸗
3818. In diefem Zeitraume wurden 1813 Stunden Chauffeen wieber-
25 neue Chauffeen angelegt, 40 Hauptbrüden erbaut und über 100 re
große Durchlaßwehre aufgeführt, bei Lindau ein Hafen mittelft eines
demmes angelegt, unterhalb bes flahremberger Sees 1800 Tagewerke
Wieſen verwandelt, und 17 Hauptflußcorrectionen bewirkt. Zugleich
biefer Zeit von mehren Werken, namentlich von f. „Waſſerbaukunſt“,
ugearb. Aufl., verfchiebene in der mündıner Akademie vorgeleſene Ab⸗
mu.f. w. geliefert. Seit der Niederlegung feiner Amter beſchaͤftigt er fidy
ſchen Arbeiten. Don f. „Zheoretifchpraktifch-bürgerlihen Baukunde,
moen antiler Baudenkmale” erfchien in München 1821 der 1. Bd., 4.,
Fol. Eine ziemlich ſcharfe Beurtheilung des letztern Werkes findet fich
es“, Ne. XVI. Kemer: „Kurzgefaßte Erlaͤuterungen und Grunbfäge
itektur“ (Muͤnchen 1824).
bel (Johann Wilhelm v.), D., Leibarzt des Königs von Preußen, Geh.
inalrath, Ritter des E. preufß.vrothen Adlerordens 3. Glaffe umd des eifernen
2. Ctaffe,, auch ruſſ., öfte. , franz. und bair. Ordensritter, Mitglied mehrer
ieurgifchen Akademien und gel. Befellfchaften, geb. zu Berlin d. 24. Oct.
irte bafelbft umb wurbe 1784 Sompagniedhirurgus und 1792 Stabs⸗
Feldlazareth während des Rheinfeldzuges. Unter Goͤrcke's Leitung bildete
u Gefolge be Heeres zu erfahrungsreicher Berufsthätigkeit in Koblenz,
enburg, Longwy, Verdun, Grandpréè, vor Mainz u. a. a.D. aus.
Ber fi in Erlangen prüfen und zum Doctor ernennen, nachdem er f. Dif:
: „Analeete quaed. de ulceribus pedum vetustis” vertheidigt hatte.
arbeitete er mit an der Einrichtung der von Börde vorgefchlagenen Pepi,
..
208 Wied
niere, und wurde 1797 der erſte Oberflabsarzt und Subbirector bi
1800 trat W. eine Eunftwiffenfchaftliche Meife an; er fah Deu
ders Win, dann Italien; hier ließ er fi, um das Hoſpitalweſen
lernen, von den Sranzofen gefangen nehmen, arbeitete felbft in ben .
führte Kranfentransporte. Dann ging er über Verona, Mailand,
nad) Marfeilfe, Lyon und Paris. Im Nov. 1801 ernannte ihn
Arzt beim Cadettencorps in Berlin, und 1807 zum Generaldyirurg
zegiment. 1808 begleitete er den König nach Petersburg und wurde
feiner Ruͤckkehr aus Rußland errichtete er in Potsdam eine ruffil
und bildete das Gardelazareth zu einer Rormalanftalt für Bünftige
aus. In dem fpätern Feldzuͤgen 1813—15 bewies W. feine Ber
Lazarethen von Breslau bis Paris, fowie auf den Schlachtfeldern v
zig, Bar fur Aube, Brienne u. ſ. w. Da er ben König auf allen Re
ften Zeit begleitete, fo hat er die merkwuͤrdigſten auslaͤndiſchen Sp
tairmedicinalanſtalten, namentlich bie von London, Peteröburg, 9
Peſth und Dfen, genau kennen gelernt, und konnte davon im feiner |
den zweckmaͤßigſten Gebrauch für die preuß. Armee machen. Er
1815, ale Goͤrcke's Dienftjublläum eintrat, zum dereinftigen erflı
neralftabsarzt unb Chef des Militairmedicinalweſens ernannt , und
nig von Preußen geabelt.
Wied, Graffchafe, am Niederrheine und ber Lahn, das ari
f&haftliche Gebiet im Großherzogthum Niederrhein, gehört dem fürf
das ſchon im 11. Jahrh. blügte. Im 13. Jahrh. kam fie durch £
edeln Herrn von Iſenburg, von beffen älterm Sohne die nachherigı
Namens, ſowie von bem zweiten bie Linie der Grafen von Wied hai
Der Lepte dieſes Geſchlechtes fette feinen Großneffen, Sohn einet
kel, sum Exben ein (1554), und biefer iſt folglich der Stifter bes
das Wied befigt. Nach dem Tode Friedrichs bes Ältern (1698) tbeil
durch deſſen Söhne in 2 Linien: 1) Wied⸗Runkel, erhoben int
1791, befigt die obere Grafſchaft Wied an der Lahn (84 IM. mit‘
Der Fuͤrſt, Karl Ludwig (geb. 1763), reſidirt zu Dierdorff (Stad
gterungsbezir® Koblenz, Kreis Neuried). Er hatte über 60,000 Zi
Bruder , Friedrich, war k. oͤſtr. Feldmarſchalllieutenant. Beide Bi
März und im Apzil 1824 ohne Erben. Mit ihm erlofdy die Lini
und die Befigungen derfelben fielen an die jüngere Linie: Wied>S
hoben in den Fürftenfland 178%, befigt die untere Graffchaft S
12,000 Einw.). Der Fürft, Johann Auguft Karl (geb. 26. Mai
zu Neuwied (f. d.), einer (höm gebauten Stadt am Rhein, und
dem Anfalle der Wied: Munkel’fchen Beſitzungen aber 105,000 Zhtı
men bat der Fuͤrſt 13 IM. mit 38,900 Einw. und 230,000 Gul
Linien, bie ſich zur reformirten Kirche bekennen, verloren ihre Unmi
ben Rheinbund (1806). Die Befigimgen des Haufes Wied lieg
Hoheit, mit Ausnahme des Amtes Runkel, dab nach Naffau gebbi
des regierenden Fürften von Neuwied ift Marimilian (f. |
Mied: Neuwied, berühmt durch f. naturhiftorifche Reiſe nach!
Fuͤrſtenthume Wied wurden 1825 von dem Könige von Preußen
und Vorzlige eingeräumt, welche unter ben Standesherrſchaften
Grafſchaft Stolberg: Wernigerode erhalten hat. Zu Neuried iſt
fürftt. Regierung, welcher in Suftigfachen ıc. die Entfchelbung in
zufteht, und welche , unabhängig von ben Eönigl. Provinzialregisrur
Minifterium untergeordnet ift, und wohin, von ber legten Juſtar
des Fuͤrſten, Appellation gelangen darf.
reinfegung in den vorigen Stand Wieland 269
reinfegung in den vorigen Stand, f.Restitutio in
rerzeugung, f. Reprobuction.
rgeburt, f. Palingenefie.
rholungs: (Repetitions: ober Multiplications: )
n verſteht darunter einen in Grade und deren Unterabtheilungen ein:
zen Kreis von ſolcher Einrichtung, daß bie Bogen deffelben ſucceſſiv
mtlichen Meſſung eines und deſſelben Winkels angewendet werben
rch die Fehler jener Xheilung compenfict werben. Um, fo weit es ohne
ift, einen allgemeinen Begriff von dieſem Inſtrumente zu geben,
einen diefergeftalt getheilten, vertical ſtehenden Kreis vor, der mit eis
ı verfehen , und dabei einer roticenden Bewegung um-eine horisontale,
: azimuthalen Bewegung um eine verticale Are fähig iſt. WIN man
s Kreife 3. B. die Zenithdiflang eined Objects meffen, fo flellt man
8 am Fernrohre auf O ber Theilung, bringt ben Kreis in ben
bjectes, und rotirt ihn in ſelbigem, bis das Object im Mittelpunkte
bt. Dann dreht man den Kreis azimuthal um 180°, fo faͤllt nun⸗
ebenfo meit jenſeits vom Zenith, als es vorher dies ſeits lag. Richtet
fernrohr wieder nach dem Objecte, fo muß man daſſelbe dazu ben dop⸗
vom Zenith durchlaufen laſſen, und erhaͤlt alſo den geſuchten Abſtand
je eigne Lage des Zeniths beruͤckſichtigen zu duͤrfen, wenn man den
Bogen halbirt. Auf eine aͤhnliche Art kann man den betreffenden
rfachen, indem man den wicder umgewendeten Kreis nachher rotirt,
8 Theilung nach unten zu fiehen kommt u. f. w. Von diefer Verviel⸗
Winkels, den man fchließlich durch die Zahl der Operationen bivibirt,
Erzument feinen Ramen. — Din erflen Gedanken dieſes finnreichen
t der Afronom Tobias Mayer (f.d.) gehabt, bee diefer für bie
ver Winkelmeffungen entſcheidenden Erfindung ben Namen Arti-
licationis beilegte und fie im 2. Vd. der „Comment. Soc. R. Gott.”
chher hat fie namentlich durch den franz. Mathematiker Borda und
Her Ramsden, Troughton, Carıy noch mancherlei Verbeſſerungen
B. Biot's „Astronomie! (Paris 1811, 2. Aufl., 3 Bde.) ; ferner
des 2. Bd8. von Littrom’s Populaite Aſtronomie (Wien 1825,
rſchall, f. Shall und Echo.
zfchein, Reflerion, f: Zurückſtrahlung.
rfehben nad dem Tode. Mit dem tiefgegründeten Wunſche
„als vernünftiges Weſen fortzudauern nach dem Tode, verbindet fich
ſch, aud) mit den Unferigen, die uns bienieben lieb und theuer waren, -
Zede in Verbindung zu ſtehen, ober vielmehr wieder mit ihnen ver>
den. Mam hat viele Gründe dafür angeführt, welche theil6 aus der
'enfchen und indbefondere aus ber geiftigen, theild aus der Vorſtel⸗
t bergenommen find. Viele biefer Gründe findet man in Eintenis’s
wald, ber Greis, mein legter Glaube, als Nachlaß fix meine Freunde
), wogegen die Schrift: „Werden wir ums jenfeit6 wieberfehen 2”,
nEler (Reipzig 1818), barzuthun fucht, daß ein ſolches Wiederfehen
Jar nicht ald.am fich wiberfprechend,, aber doch nicht fireng beweißbar
alſo ein Glauben und Hoffen ber Menſchenbruſt, die ſich in Dem,
nit Klarheit gu erkennen vermag, ber ewigen Fuͤhrung demuͤthig hin⸗
ctaͤufevd f. Zaufgefinnte.
ad (Ehriſtoph Martin), geb. in ber ehemaligen ſchwaͤbiſchen Reichs⸗
270 Wieland
ſtadt Blberach am 5. Sept. 1733, erhielt von f. Water, Oberpfarrer
trefflichen Kemmer ber alten Sprachen, eine forgfältige Erziehung ı
Grund f. wiſſenſchaftlichen Bildung. Die Schule ber Vaterftabt fi
neben in der Iat., griech. und hebr. Sprache. Die ungewoͤhnliche En
hoͤchſt empfänglichen Knaben erregte ſchon fruͤh Aufmerkſamkeit
verſuchte er bereits fein poetiſches Talent, bald in lat., balb In dentſch
unternahm ſogar, die Zerſtoͤrung Jeruſalents zu beſingen, Fans aber!
ohne eine Probe ber unzweckmaͤßigen Anſtrengung uͤbrigzulaſſen.
bensjahre, wo ſich gemeiniglich Das ausbildet, was man den Tom b
nen koͤnnte, verfloffen IB. fehr heiter. Auch feine Außern Umgebu
fein Gemuͤth zu fanfter, liebender Empfindung, und brachten etwat
Dafſelbe. Im 1%. Jahre kam er auf die Schule zu Kloſterbergen be
welche damals eines ausgezeichneten Rufes genoß. Hier drang er tiefi
der Alten ein und beutete lernend, leſend, hervorbringenb bie erfla
feiner ſpaͤtern fchriftftelerifchen Eigenthämtichkeit an. Die Grazier
Begleiterinnen, ex mochte dichten ober philofophiren, ſcherzen ober.
loben oder tadeln, lager ober ſich freuen. Unter den Griechen wurde
Liebling, der ihn befomber® durch die, Denkwuͤrdigkeiten bes Sokrates
ropaͤdie⸗ lebhaft anzog. Eine reizende Epifode des legten Were, bie
Araſped und Panthea, hat er fpäter nach feiner Weiſe bargefieht. €
loſophiſchen Schriften Cicero's las er gleichfalls mit vieler Theilnahm
ber Engländer Steele und Addiſon regten ihn um dieſelbe Zeit, foı
auch ins Deutfche uͤberſetzt wurden, vielfältig zur Selbſtthaͤtigkeit au
empfand er, wegen ber natürlichen Geiſtesverwandtſchaft, dem beieh
Shaſtesbury's, deſſen menfchenfreumbliche praktifche Weisheit, gefd
lee Klarheit und Anmuth, erſt zu liebevoller Bewunderung ımb fpdi
mung reiste. Nebenbei bewahrten Voltaire, d' Argens ımb andre fraı
fer vor gefährlicher Einfeitigkeit und Schwärmerei. Als 16jähriger.
ließ er Kloſterbergen, in Kenntniffen und Cinfichten weit über ſein
zart und faft ſchwaͤchlich am Körper, aber geſund und kräftig an Geift
Ehe er die Univerfität bezog , brachte ex 14 Fahr bei einem Verwan
zu, der ihn zu derfelben noch vorbereitete und ihm überhaupt ſehr!
1750 kehrte W. in feine Vaterſtadt zuruͤck, wo er eine Zeitlang vern
fen Aufenthalt fänt feine erſte Liebe. Fraͤulein Sophie v. Guttermaz
bin allgemein bekannte und geachtete Sophie v. la Roche, hatte bi
Fünglings gewonnen. Seine erhöhte Stimmung, gmährt durch frü
ideen, erzeugte auf einem Spaziergange mit Sophlen, unmittelbar ı
digt, den Gedanken, ein Lehrgebicht über bie Natur ber Dinge ober bi
fie Welt zu ſchreiben, welches auch in den Suppl. zu f. Werken (1.2
ift und dem Publicum gu feiner Zeit behagte, obwol der Verf. [päter
zeugniß für einen unreifen Verſuch der fich ſelbſt verfennenden Juge
Im Herbfle 1750 begab ſich W. auf die Univerfität zu Tübingen, ı
wiſſenſchaft zu ſtudiren, nicht eben aus entfchiedener Vorliebe; er E
daher am meiften mit ben humanifliſchen Wiſſenſchaften und mad
Meueften bekannt, was zu jener Zeit die Literatur des In » und Ausla
So erwarb er fich eine Menge gründlicher Kenntniffe, ohne daß uͤb
die Selbſtthaͤtigkeit feines Geiſtes erfchlafft wäre. Die Richtung dei
Zeit bezeichnen die „Zehn moralifche Briefe” (1751). Sie find ſaͤw
geliebte Sophie gerichtet und rechtfertigten bie damalige gänftige A
eine gluͤckliche Verbindung von Laune, Seinheit und Weltklugheit
ſchrieb er auch ein Lehrgebicht: „Anti⸗Ovid“, in jener freien Veri
Schon bie Franzoſen ftatt der damals Ablichen Alexandriner mit Gluͤck
Wieland Z— 271
k weniger Tage, und nicht von Bedeutung. Nun ergriff auch Klop⸗
e Bentus fein innerſtes Weſen ummiderflehlich. „Als ich den Meſ⸗
ſten Geſaͤnge)“, ſagt er ſelbſt vom ſich, „giaubte ich erſt mich ſelbſt
ıd mir war immer, als fände ich hier erſt ausgeſprochen, was ich
prechen wollen!" Diefes Geſtaͤndniß ift indeß mehr aus der vollen
denden Dichter als aus feiner verwandtſchaftlichen Natur zu er
m Grunde nach ganz andern Seiten hinneigte. — Don —
nach Biberach zuruͤck. War er gleich fruͤher geſonnen geweſen, in
wufbahn eines akademiſchen Lehrers zu betreten, fo begab er ſich jetzt
angene Einladung, zu Bodmer nach Zuͤrich in das freie Verhaͤltniß
a Geſellſchafters. Auch Klopſtock war ein Jahr zuvor bei Bodmer
uhm bes Letztern überfchritt bamals merklich das Maß des ibm zu⸗
dienfles. Sein Haus wurde für Wieland ein Tempel der Muſen.
e nicht nur dem Umgange des väterlichen Freundes manche beich>
zung, fondern lernte auch die Repräfentanten ber frifch aufbluͤhen⸗
teratur aus Ihren Schriften fennen, Männer wie Hagedorn, Gleim,
el, Gellert, Klopſtock, Sulzer und Ähnliche. Zürich felbft verband
zefelligen Kreife mehre außgezeichnete Gelehrte und Kuͤnſtler, 3. B.
zei, Sal. Geßner, Fuͤßli, Heß u. ſ. w. Bodmer's herzliche Neigung,
Anſehen, vlelleicht auch fein Übergewicht von Jahren, gab der bild»
Bigkeit W.'s nicht Immer die befte Sichtung. Er beforgte aus Dank⸗
ehrung gegen Bobmer bie neue Aufl. ber der
ften zur Berbefierung des deutfchen Geſchmacks wider bie Bottfcheb’s
1741 —44, und begleitete fie mit einer Vorrede. Diefer literariſche
riner Zeit den Fortſchritt zum Beſſern mächtig gefördert, und bildet
bſchnitt in der Geſchichte unferer fhönwiflenfchaftlichen Bildung.
eine Abhandlung von dem Schönheiten des Bodmer'ſchen el
ah“, bie freilich mehr den beſtochenen Freund ale den firengen Kritl⸗
zer pflegte Vielerlei auf einmal und mit Fluͤchtigkeit zu treiben, bins
Hſelnden Eindruͤcken feiner legten Lecture. W., urſpruͤnglich ſeibſt
Productionsiuft beherrſcht, folgte nur zu ſehr dem gefährlichen Bei⸗
Menge und Befchaffenheit feiner in Bodmer'ſchen Hauſe nerfaßten
mt, 3. B. „Briefe von Verftorbenen an hinterlaffene Freunde
wanlaffung eines engl. Werkes; „Der geprüfte Abraham”, epiſches
Befängen, wozu Bodmer als Triebfeder und Mufter, Eeineöwen6
virkt hatte; verfchiebene Hymnen unb Pfalmen ; „Platoniſche Ber
e den Menfchen”; „Timoklea“; „Die Sympathie”; ‚Das Geſicht
Beficht von einer Welt unfchulbiger Menfchen” (1754 unb 1755).
ene und fortgefegte Studium des Plato, fo wohlthätig es an und
erben können, verfegte Dagegen das Element der hriftlichen Poefie
m fptärmerifchen UÜberſchwenglichkeit, an der bei weiten mehr bie
Yantafie als die Tiefe des Gefühle Theil hatte. Zum Gluͤck bewahrte
kraͤftigende Studium griech. Lebensweisheit, hauptfächlich an der
phon, vor geößern ımd neuen Verirrungen. 1756 brach ber fieben⸗
8. W. lebte zwar von dem Schauplage befielben entfernt, nahm
h brängenden Begebenheiten, ſowie an dem Haupthelden, Sriebrich
afteften Zurhell und ward dadurch auf die Idee geleitet, das Seel
einem größern GBebichte auszuführen, wozu er Cyrus wählte. Die
e dieſes Gebiet erföhienen noch 1757, und wurden hier unb ba fo
en, baf bereit® 1759 eine neue Ausg. Davon gemacht werden konnte;
lwar mit echt nur mäßig, und fo blieb es unvollendet, wurde je⸗
ßes Bruchftuͤck In der neueſten Ausg. ſaͤmmtl. Werke wieder abge⸗
212 Wieland
druckt. Nach einigen unglüdlichen bramatifchen Verſuchen: „Baby “ei
und „Clementine von Porretta”, wandte ſich das Zalent des Verf. wieder;
heiten, ihm ungleich mehr zufagenden Welt der Griechen zurüd. Die 1
erwähnte Epifode aus ber „Cyropaͤdie“ des Kenophon, Arafpes und F
ſchien um diefe Zeit und kuͤndigte den Dichter der Liebe vielverſprechech
mer’ Haus hatte W. ſchon 1754 verlaffen. Er unterrichtete nun die &8
züricher Familien 4 Fahre lang, worauf er nach Bern zum Ranbvogt!
Dauslehrer ging, welche Stelle er jedody bald wieder aufgab. In Ber
feine Natur, unter dem Einfluffe bildender Frauen, eine immer befli
tung. Er lernte hier unter Andern auch) Rouſſeau's Freundin, Fulle f
nen, nit der ex in fehr erfreulichen Verhältniffen lebte, bis endlich das J
in feine Vaterſtadt zuruͤckverſetzte. — Ohne fein Zuthun, ja gegen fein
wurde er in ben Math dieſer Stadt aufgenommen; allein ex fühlte bald,
ſchaͤfte dieſes Amtes fi) mit feiner Eigenthuͤmlichkeit nicht recht vere
wollten, auch hatte er bereits zu viel von den Fteuden feinerer Gefeiigk
als dafi es ihm in dem befchränkten Biberach hätte gefallen Finnen,
noch , daß er die erfte Geliebte feines Herzens als Sophie v. la Roche ver
derfand. Dies Alles drängte die nad) fchöpferiicher Darftellung raſti
Phantaſie in die innere Welt des Gemuͤthes zuruͤck, und er hatte ed in
ein Gluͤck zu betrachten, daß ex auf eine Arbeit gerieth,, welche nicht nur
Geiſteskraft in Anſpruch nahm, fondern ihn auch auf das mannigfaltig
unterrichtete, aufllärte, ermuthigte und flärkte, nämlich die LÜbderf
ſpeare's. So wenig es dem durch die Griechen, Römer und Sraizofen:
und mitunter auch irregeleiteten Deutfchen, bei feiner vorherrſchenden
Artigen, Leichten und Geſchwaͤtzigen, gelingen konnte, ben Beift des a
J — originellen Briten ſich ganz anzueignen, fo leiſtete W. doc u
diefer fehwierigen Arbeit fehr viel und brady die Bahn, auf der [ent
num leichter fortfchreiten Eonnten. Die fpätere Efhenburg’fche Überfegung
nur eine Berbefferung dev W.'ſchen. W.'s Arbeit erfchien (176266)
bei Geßner, Orell unb Comp. in Zürich und enthielt 28 Schaufpiele.
fügte in f. Umarbeitung noch bie 14 fehlenden hinzu. — W. fühlte ſich
nehmften Umgebung, als das Geſchick feine erfte Geliebte in Geſellſchaft
ten und bes Strafen v. Stadion, bei dem ſich biefer befand, in feine Rap
Letzterer, der kurmainziſcher Staatöminifter geweſen war, befchloß, den
nes Lebens zu Warthaufen, einen feiner Güter unmeit Biberach, zuzube
da er mit dem feinen Zone des Weltmannes grimbliche Kenmtniß und
dung vereinigte, ein Freund des heiterften Lebensgenuffed war, und ein 9
Schwaͤrmerei und Überfpannung , fo fand W. in dem Haufe deffelben
genommen recht eigentlich feine Heimath. Auch befreumdete ihn die ©
durch die Wahrheit einer edeln Mäßigung bier näher mit manchem fü
träumten Genuß. Es ift jedoch die Scage, ob der ſchnelle Übergang von
Phantafterei, zum Theil einer Frucht der fruͤhern Verhältniffe, zu der abi
Klarheit einer geordneten Erfahrungswelt, ber Innigkeit im Auffaffen umb!
nicht einigen Abbruch gethan hat. &o viel bleibt ausgemacht, daß die Li
beit des Dichters, fo reizend er fie auch ausfpricht, von jegt an häufig bie
ber fpäter fo ſchwunghaften Aufllärerei verräth. Die auserlefene Bibi
Grafen, befonders vollftändig im Fache der neueften franz. und engl. Litere
nicht wenig zu ber verdmderten Denkart bei, welche außerdem durch die Pe
nes geiſtreichen Umgange® fortroährend befeftigt wurde. WBelanntlic, hat
ferm Dichter die Vorliebe für Gegenftände einer lüfternen, woRäftigen |
von vielen Seiten her zur Laſt gelegt. Es iſt unmöglich, W. burdhaud ı
Vorwurf zu vertheidigen. Doch folgte ex bei Darftellungen der Art einen
Wieland 278
reriſchen Naturtriebe, denn er gab von dieſer Seite im Leben keine
dern er wurde dazu beſtimmt durch das heitere Epiel der Phantaſie
unſten Falle durch das uͤbergroße Streben nach unfehlbarer Wirkſam⸗
erſte Erzeugnig, welches ten Ausdruck jener franzoͤſiſch⸗ griechiſchen
anſichtraͤgt, war die poetiſche Erzaͤßlung: „Nadine“, welche ex ſelbſt
ng in Prior's Manier nennt. Auf dieſelbe folgten (1764) die „Aben⸗
n Syldio von Rofalva, oder der Gieg ber Natur über bie Schwaͤrme⸗
diente dem Verf. der „Don Quirotte”, den er fehr liebte, zum Mu⸗
hte ihn aber weder in Anlage noch Behandlung. In die 5.1766 und
ie erfte Erſcheinung des „Agathon“, welcher W.'s Ruhm am meiften
af. Er hatte die Idee zu diefem Werke ſchon während feines Aufent-
Schweiz gefaßt, und ſich immerwaͤhrend, auch indeß ex ſich andern
gab, damit befhäftist, bis er 176% an bie Ausarbeitung beffelben
Abſicht des Verf.“, fagt diefer felbft von feinem Werke, „mar nicht,
licher Vollkommenheit in feinem Helden aufjuftellen, ſondern zu zei⸗
it es ein Sterblicher durch die Kräfte der Natur in der Weisheit und
gen koͤme, und voie viel Antheil die Außenwelt an der Bildung unfers
", Übrigens ift dies geiftreiche Buch mit echt immer von Seiten der
als ein Muſter betrachtet worden, und wirb gewiß, wie auch der Bes
aͤndern möge, zu allen Zeiten als folches gelten Binnen. Auch in den
Literatucbriefen‘' wird dieſes trefflichen Erzeugniffes mit gebuͤhrendem
edacht. Die Liebe war es, die unfern Dichter in allen ihren Erſchei⸗
uͤglich befchäftigte. Er hatte ſich lange mit der Idee getragen, feine
won in einem geößern Gedichte, „Pſyche“, nieberzulegen, allein «8
Üder nur Bruchflüde bavon. Umfaffender flellen fie ſich bar in Idris
‚ obgleich auch diefe Arbeit nicht vollendet ift, am reizendſten und edel»
er „Deufarion” (1768), einem durch Anmuth, Leichtigkeit und Hate
Yarfiellung vieleicht einzigen Werke, das er felbft nach dem angeftreb>
ne Philofophie der Grazien nannte. Diefe liehen ihm auch zu einem
sdichte den Namen, da® 1770 erfchien und ber eblern Liebe da6 Wort
bie gemeine, bloß der Sinnlichkeit feähnende. Der „Neue Amadis“
den Zriumph innerer, geiftiger Schönheit über bloß koͤrperliche ſchil⸗
hema, das ber Dichter noch einmal In ben legten Jahren feines Lebens
e6 und Hipparchia” auszuführen fuchte. Wenn, wie es heißt, der
handy“ die Veranlaffung zum „Neuen Amadis“ gegeben hat, fo läßt
nigſtens aus der verſchiedenen Natur beider Werke nicht recht erklären.
Hichte ſich W. mit einer eben nicht fchönen, aber eblen und anziehenden
a, und 1769 ward er als Professor primarius ber Philofophie auf
he zu Erfurt berufen, die damals während der Eurmainzifchen Regie⸗
ber mohlthätigen Leitung des hochgebildeten Freih. v. Dalberg (nachher
ı Primas) fand. Bald erfuhr W. in dem neuen Wirkungskreiſe, dag
mches unüberfleigliche Hindernis im Wege ſtehe; deßhalb wandte er
mehr auf bie ihm ſchon fo lieb gewordene fchriftftellerifche Thaͤtigkeit,
re erweckende Umgang mit einigen ausgezeichneten Gelehrten, wie Nies
„Meuſel u. A. zuflattentam. In der ſtufenmaͤßigen Entwidelung
as verdient es eine befondere Bemerkung, daß er ſich von jetzt an nicht
chließend auf die erotiſche Poeſie beſchraͤnkte. Er beſchloß dieſe Periode
rlaufbahn mit dem „Verklagten Amor“, wodurch er die Gattung der
er ſich bisher gewidmet hatte, gewiſſermaßen rechtfertigte, ſowie er
ne Rechifertigung feiner Lebensanſichten und philoſophiſchen Meinun⸗
Dialogen des Diogenes von Sinope” (1770) ber Welt mittheilte. Im
mern Eynismus verfaßte er baid darauf das vielbeſprochene Gedicht
Sieben: Aufl. Si XıL 418
274 Wieland
„Kombabus“, deſſen mehr als zweideutiger Gegenſtand an die aͤuße
des öffentlich Erlaubten ſtreift, behandelte ihn aber mit einem fo ein
dag man deßhalb um Vieles Leichter über bie gemagte Freihrit hinter
Sorfhungssifer erhielt eine fruchtbare Nahrung in 2 merkwuͤrdigen 3ı
in Rouffeau’s Schtiften und Joſephs LI. Verbefferungen. Unter dem
- träge zur geheimen Befchichte des menfchiihen Verſtandes und Her
Archiven der Natur” (1770) ſchrieb er gegen die intereſſanten Neueru
zodoren Rouſſeau's mit eingreifender Menſchenkenntniß, gefäliger
munterer Geroandtheit. Angeregt von ben Bebürfniffen ber mach Lid
den Menſchheit, und eingedent jeincs hohen Berufs, wiewol oft zu:
fortgeriffen von dem Wunſche, Frucht und Bluͤthe zugleich an der
Baume zu fehen, bereitete Joſeph IE. einen großen Umſchwung In
Staats vor und entzuͤndete alle gleichgeftimmte Seelen mit ber lebha
ſterung für feine erhabenen Jede. &o wurde auch W. in die Sſ
worin fich der aufgeklaͤrte Geſetzgeber und Staatöverwalter bewegt
Richtung feiner geifligen Thaͤtigkeit verbanten wir den, ‚Boldenen Spi
„eine Aut von ſummariſchem Auszuge des Nuͤtzlichſten, was bie Groß
einer gefitteten Nation aus ber Gefchichte der Dienfchheit zu lerne
Jetzt beginnt für die volle Entwidelung feiner glänzenden Talente
wirkſamſte Periode, da ſie ihm, außer der ihm fo ganz gerechten aͤußen
auch die hinreichende Muße gewährte: fie ift fein Aufenshalt in 9
Herzogin Anna Amalia hatte 1758 den geliebten Gemahl verloren un
auf einmal zwifchen die Regierung des Landes und bie Sorge für
zweier Söhne geftellt. Mit Muth und Eifer, mit Einficht und Lieb
den Pflichten genügt; unterbeffen waren die Prinzen, auf denen die
Bandes ruhte, bis in das Alter gekommen, mo fie eines maͤnnlichen
durftm. Zu diefem wichtigen Poften wurde IB. ducch den Freib. v.
ihn in Erfurt auf das genauefte kennen gelernt hatte, vorgefchlagen,
den ehrenden Ruf mit Freuden an. 1772 ging er, mit dem Chara
zog. ſachſen- meimarifchen Hofrath®, der Zufiherung eines Geha
Thim., fo lange er die Erziehung der Prinzen leiten wärbe, und umtı
auf eine lebenslängliche Penflon von 600 Thlm. *), nad Weimar a
fit) noch kein beftimmtes Zeichen ber fpätern gelſtreichen Lebensfül
fehlte es nicht an einer flilen Vorbereitung, mehre ausgezeichnete M
ten für diefelbe, die Namen eines Eckhof, Brandes, Beck, Geller
Mufäus, v. Einfiedel, v. Anebel, v. Voigt, Bertuch u. f. w. b
W. war in foldyer Geſellſchaft ganz an feinem Plage, und fein Beni
innerer Zufriedenheit belebt und burd) mannigfache Ermunterung vor
ben, muthiger die Schwingen. Er faßte vor der Hand befonbers d
ins Auge, daher die Entftehung bes dramatifchen Gebichts: „Die X
culcs⸗, und der „Alceſte““, die den 29. Mai 1773 zum erſten Malt
marifhen Hoftheater erfchien und bald in ganz Deutfchland mit ran
falle aufgenommen wurbe, ohne jedoch denfelben fuͤr eine [pätere Zeit
haupten zu koͤnnen. Bedeutender für die gefanımte deutſche Liter
Herausgabe bes „Deutſchen Merkurs“, einee Monatefheife, der fi
das Ende feines Lebens mit ber größten Sergfalt und ganzem He
Er hatte jetzt die Pflicht und Gelegenheit, von ben hoͤchſten Grundſaͤ
nen bis zu den gewöhnlichen Megeln der postifchen Borm herab, feine
Außgebreiteten und auſmerkſamen Publicum vorzulegen. Im Ban
aͤſthetiſche Kritid weder rein noch tief genug, fie litt beſonders von ı
%) Der letztverſtorbene Großherzeg ven Weimar hat feinem gelicht
Jeinen ganzen Gehalts von 1090 Thirn. als Penſion gelajjen.
Wieland 875
kung einer zahmen, vornehmen convenfionmellen Befchränttheit, wie
h damals in Frankreich herrſchte. W.'s Briefe über feine „Alceſte“,
fe bes „Merkurs“ von 1773 befindlich, enthalten hinreichende Spus
nten falfhen Richtung, worüber 2 ber erften Männer im beutfcher
t, Böthe und Herder, fogleich öffentlich in Harnifch geriethen. Der
eine Satyre dagegen mit der volften Ladung unter dem Titel: „Goͤt⸗
mb Wieland’', welche die große Natur, die in ihm lebte, an ber ars
fichtigen Cirkelei ter Afterkunſt rächen follte. Lenz gab fie zu Strass
und fo fam fie in W.'s Hände; allein diefer, den aufflcehenden Ge⸗
ien Dichters nicht verkennend, erwiberte jenen Angriff mit leichtem
re ihm eigenthümlichen Milde. Goͤthe's Farce machte, ba fein Dich»
hon maͤchtig zu verbreiten begann, gewaltiges Aufiehen. Auch W.’6
n Prinzen von Weimar, blieb fie nicht fremd, und zog Beide vieleicht
rſelben um fo fchneller entgegen, al& fie ihn bald nachher auf ihrer
inkreich in Frankf. a. D. kennen Ieraten. Goͤthe ſelbſt erzähle in feinen,
a Bang der Dinge, der ihn nah Weimar in die fürftl. Nähe brachte?
ch Herder feinen Wirkungskreis fand. Seht richteten ſich die Augen
stfchland auf den Mufenfis an ber Sim, welcher ein zweites Ferrara
fprady. Er wurde dies wirklich, und noch mehr. Die Herzogin Mut⸗
war die Seele eines gefelligen Kreifes, wie ihn das damalige Ge⸗
kaum hatte zu denken gewagt. Alles, was die Kımfl, die Wiffen«
das Leben an herrlichen Blüthen und Früchten erzeugte, fand hier fos
adfte Aufnahme und Würdigung. Da lähmte kein ſtarres Rangver⸗
ſſtrebenden Beniuß, denn bie edle Amalie war als geweihte Priefterin
Iaheit das fihtbare Geſetz, dem die Geiſter im Befühle der Freiheit
In einem folden Kreife befräftigten Männer wie Goͤthe, Herder,
aͤußerlich den Bund ber Thaͤrigkeit, welcher fie innerlich befeelte, und
und die Kürftin, die fie ehrte und liebte, mit unverwelklichen Kraͤn⸗
ftſtelleriſches Talent entwickelte ſich hier immer mehr, und in einer
e als 20.3. ereignete ſich faft nichts von Wichtigkeit in der politifchen
erariſchen Welt, woran er nicht mehr ober weniger lebhaften Antheil
Beine Lebensphilofophie athmet ben Beift des Sokrates, mitunter
Beimifhung im Sinne bes Ariftipp. Beſonders befchäftigte ihn das
sinmenfchliche,, Leichtfaßliche im Gebiete der Korfchung, dem er durch
Methode, die auch Zroeifel geſchickt einwebte und verarbeitete, eine
eite abzugewinnen wußte, zumal für das Beduͤrfniß gebildeter Welt⸗
dadurch unfere Eiteratur mit Schriften bereichert, deren feltene® Were
uptſaͤchlich das muflerhafte Beifpiel der Sranzofen und Engländer hat
‚ Seine hiftorifhen Bemühungen, wiewol fie nicht in einem bedeu⸗
bervortreten, gefallen durch belebende Einbildungskraft, angenehm
chkenntniß, gefundes Urtheil und durchblickendes Wohlwollen. Diefe
eſchaͤftigungen ſchadeten keineswegs feiner dichterifchen Fruchtbarkeit;
laut Eund in der „„GBefchichte der Abderiten‘‘ (1773), einem überaus
luͤcklich eingreifenden Werke, das die Muſe der Weisheit unter dem
Satyrs anmuthig verkleidet. Daran fchloffen ſich der Zeit nach Er⸗
» Märchen, theils fremden Originalen nachgebildet, theilß felbft ers
egen wird „Oberon”, ein romantifche® Helbengedicht, mag auch ber.
aus der rechten Haltung fallen und mehres Fremdartige eingemiſcht
f die techniſche Form mand;en Zabel verdienen, dennodp den Ruhm
als ſein gelungenftes Werk unter den größern, mit Sicherheit auf die
wounbernde Nachwelt bringen. Die Verbeutfchung des Horaz und
lich des Erſtgenannten, erfolgten darauf in ber Weile, tie er \iyan
18%
276 Bieland
für Shakſpeare mit ausgezeichneten Mugen angewendet hatte, jebei
fentlichen Unterfchiebe, daß jene beiden feiner Eigenthuͤmlichkeit an ur
mehe gufagten und er alfo Ton und Farbe auch beſſer traf. So feh
erläuternden Einfchiebfeln den vertrauten Kenner häufig ſtoͤrt, fo I
ſolches aus einander gezogenes Umfchreiben für den Genuß bes größe
Horaz und Lucian haben in diefer WB.fcyen Geſtalt den Deutſchen
getragen. W. erklärte ſelbſt die Horaz'ſchen Briefe und Comment:
gen feiner Arbeiten, auf bie er am meiften Werth lege und woraus fe
Geſchmack, Borftellungsart und Individualcharakter am genaueſten
Aus dem anhaltenden Umgange mit Lucian entfland (1798) ein or
„Peregrinus Proteus“, zu dem fich der „Agathodaͤmon“ wie ein €
halt. So war die Zahl feiner Geiſteswerke zu einer nicht gering:
gewachſen, und es mußte bem Literaturfreunde wol erwuͤnſcht fein,
ſelbſt durchgeſehen und geſammelt in einer gleichförmigen Ausg. zu !
ſolche veranflaltete der um bie deutfche Literatur bochverdiente Buch
zu Leipzig (feit 1794 in 2 Ausg., 4.u.8., 36 Bbde., 6 Suppi.; ı
‚Gruber, feit 1820; Taſchenautg. in 16., 51 Thle., feit 1824), u. di
dadurch in den Stand gefest, fi das But Osmannſtaͤdt bei Weh
wo er den Abend feines Lebens größtentheils in beiterer Muße hu
dachte. Da er ſtets ein Feind von Lurus und üppigkeit gemwefen ı
ihm feine mäßigen Einkünfte, trotz feiner ſich beträchtlich mehrenden
feine Gattin gebar ihm In 20 Jahren 14 Kinder, Immer genfgt un
genug übrig gelaflen, auch Freunde zus erfreuen. Allein num war
Grenze feines Lebens hinaus, für bie Unverforgten geſorgt, und diet
feine legten Zage gar fehr. Er lebte von 1798 an bis 1803 forte
monnflädt und widmete dem größten Theil feiner Zeit literarifchen 3
unter fein „Attiſches Muſeum“ Leine der geringften iſt. Ex fühel
lang gebegten Entfchluß aus, feine Nation mit einer Reihe von Me
griech. Poefle, Philoſophie und Redekunſt vertraut zu machen. A
ftipp und einige feiner Zeitgenoffen” gehört biefer Periode an. 184
fein geliebtes O&mannftädt wieder, weil er es In oͤkenomiſcher Hinfid
mehr behaupten konnte, denn er hatte es gleich anfangs zur theuer eri
nun wieder in Weimar, wo er nun andy Schiller fand, mit dem er
Verbindung trat. Hlerüberftand er die Schreckenſtage von Jena, bi:
lichſten Verluſt, den er erleiden konnte, den feiner Goͤnnerin und
Herzogin Amalia, den von Herder, Schiller u. A., bie er liebte und
mehre Arbeiten fuchte er fich einigermaßen gu erheitern; am meifl
dies durch die Überf. von Cicero's Briefen, die er mit der ſtreng
ausführte. Die Ehrenbezelgungen, welche er von bem Kaifer Alexan
leihung des &t. = Annenorden®, und von Napoleon durch bie bes Streu
legion erhielt, feine Aufnahme In den eblen Bund ber Freimaurer
Inſtitut, und mehre glüdliche Ereigniffe, milderten fo mandyen .
fein Herz fortwährend naͤhrte, wohin vorzüglich das frühere Hinfche
ihm innigft geliebten Gattin (1801) gehörte, mit der er ein langı
beiſpielloſer Zärtlichkeit und Einigkeit verliebt hatte. Sein Tod er
20. San. 1813 im 81. 5. feines rühmlichen Lebens. Seine ſterbl
ruhen In einem Grabe mit denen feiner Gattin und einer Enkelin |
feeundin 2a Mode, Sophie Brentano, zu Osmannftäde, feiner
und ein einfaches Denkmal ziert bie geweihte Stätte mit ber von ben
verfertigten Inſchrift:
Lieb’ und Freundſchaft umſchlang bie verwandten Seelen im 2
Und ihre Sterbliches deckt diefer gemeinfame Stein.
Wieliczka 277
nen laͤßt ſich für feine Charakteriftik ungefähr Folgendes fagen. Er
terifcher Urgeift, wies. B. Böthe, Sean Paul, fein eigenthuͤmlicher
ab im freien Aneignen und weiten Ausbilden des Worgefundenen,
per, zumellen ausſchweifender Geſchmeldigkeit das Slegel feines Gei⸗
e. Seine Darſtellungen der griech. Welt, in denen er ſich fo wohl ge»
htö weniger als vollkommen rein, es regt fi) darin der Einfluß eines
anfpruchsvoßen, halb und halb franzöfirenden Geſchmacks. Das
enſchlichen Natur hat er eigmtlich nie wahrhaft autgeſprochen, weder
noch der Religion, noch ber Zunft, ober ber Philoſophie; er hielt
einer glüdlichen Mitte und wußte felbft der Oberfläche zuweilen ben
Schein der Gruͤndlichkeit zu geben, überall Meifter der leichteſten, ein»
Grazie und für feinen Zweck auch ein trefflicher Sprachkünftier, wie
an Paul feine langathmige Profa recht eigentlich das Organ ber Iro⸗
He er berm ſelbſt in feinen intereffanten „Briefen an Sophie la Roche
F. Dom, Berl. 1820) fagt: „Ironie ma figure favorite”, Aus
ıden erklärt es fih, warum er Beine burchgreifende und fortdauernde
unſere Literatur hervorgebracht hat; fein großes, unſchaͤtzbares Ver⸗
nicht zu berechnende Summe von Kenntniß, Geſchmack, Bildung,
elbar durch eine Meihe von Fahren der Mitwelt zuführte, von ber fie
u der Stille vererbte. Hat man ihn gumellen Überfchägt, fo iſt cr das
volutionszeit unſerer Aſthetik über ale Gebuͤhr herabgeſetzt worbem.
tm erſten Maͤnnern Deutſchlands und wird als ſolcher in dem hohen
ben. Eine ausführlichere Entwidelung der Eigenthümlichkelten des
6 und Schriftflellere findet der Lefer in der Biographie IB.’8 von
y ift in einem Auffas im „Morgenblatt” von 1818 unter der Aufs
land’ Andenken in der Loge Amalia zu Weimar”, die Perföntichkeie
m mit Meifterhand geseichnet.
ezka, eine Stadt im Königreiche Galizien, im bochniee Keelfe,
n ihrer unerfchöpflichen, und in ihrer Art einzigen Steinfalsgruben,
500 Lachtern von Oſt nad) Weſt, über 200 Lachtern von Std nach
DO Lachtern ober 800 Fus in die Tiefe erſtrecken; wie weit das Salz
ht, bat bi jetzt nicht ergruͤndet werben Bönnen, und es ift daher ges
18 unerfchöpflich anzufehen. Die Stadt Wiellczka ſelbſt ift ganz un⸗
die Gruben gehen auf jeder Seite weit über fie hinaus. Schon feit
813. Jahrh. hat man hier Salz gebrochen. Mer Eingänge zu den
3 auf freiem Felde, und 2 von ber Stadt aus; die legtern beiden zur
Kcheiter und zue Herausfoͤrderung des Salzes. Man laͤßt fich 600
nter, ober fleigt eine eigens eingerichtete Treppe von 1000 Stufen
ommt dann in bie eigentlichen Salzgruben, melde eine mehre 100
e, hohe, mit Salzſaͤulen gerodibte Eben: bilden. Man ſieht hier
eine von einem Bergmamne aus Satsflein errichtete Capelle, worin
ffe gelefen wird, wie es in den gemöhnlichen Beſchreibungen heißt,
upt Wieliczka zu wunderbar fhildern und das Salzwerk zu einer ums
tabt mahen. Es arbeiten zwar viele Menfchen, nad) Einigen an
Bchtenften 500, in ben Gruben, aber es wohnen Feine wirklich,
; denn Pferdeſtaͤllen befinden fich Pferbe, die jedoch nicht sum Ziehen,
» Söpel in Bewegung zu fegen, gebraudıt werden. Die durch das
B Salzes entſtandenen Gewoͤlbe werben Verhaue genannt. Miehee
serfchloffen, und dienen zu Vorrathskammern für die leeren und vol⸗
1. Einer von biefen Verhauen beißt ber große Saal, wo man ein
Lerrſtler im die Felſenwand eingearbeitet, Kronleuchter, die von ber
Foſſilien und Verfleinerungen, die man Im Geſtein gefunben hat,
278 _ Bin
antrifft. Die verfchiederen Artın des Sal;zes, alle Kıpflalifatior
feinſten ftrahlenförmigen bis zu den groͤbſten, find bier gefammelt
wohnte Anblid der weitläufigen unterirbifhen Gänge, ber vielen (
Behaͤltniſſe, der foeben angeführten Gapelle und ber Stallung für A
erregt bei jeden neu Eintretenden eine eigne Empfindung dee ge
[hung ; denn Altes dich iſt in feſtes Salz gebildet, weiches an meh
maͤchtig wird, daß man über einander an einem Drte 2 Säle aut
die zuſammen eine ſenkrechte Höhe von 16 — 17 Kiafter haben.
nung bes Salzes gefchieht theils mittelft bes Spitzhammers, theils dr
mit Schießpulver, und bie gewöhnlichen Formen, In welchen bie bief
ungen erzeugt werben, find entweder Cylinder, ober fogen. Ba
— 10 Stnm., ober längliche Vieredde von 140 — 150 Pfund,
F Minutienſal;, welches in halbe und ganze Tonnen zu 24 — 5 Gt
gen wird. Die jährliche Ausbeute von dieſem größten aller Gal;
700,000 Gtnr., und gewährt mit dem nicht weit davon entfernten aͤl
werke zu Bochnia, das jährlich 200,000 Cine. liefert, einen reinen
trag von 2Min. Gloͤn. Es iſt immer ein großer Vorrath von Se
von einigen 100,000 Gtnin. vorhanden. Die Gruben gu Wieliczka
Salz. Die geringſt⸗ Sorte iſt mit Letten vermiſcht und hat ein
Schein. Das beſte iſt das Kryſtallſalz, das in würfelartige For
Seine Farbe ift dunkelgrau mit Gelb untermifht. Man findet auch
bisweilen einzelne zum Theil ſtarke Stüden ſchwarzen Holzes. Da
Gruben zu Bodnia iſt etwas feiner und wird durchaus in 5
Diefe Salzwerke gehörten ehemals, wie Galizien felbft, zum Köni
kamen aber 1772 an Öftreih. Durch ben 1809 zu Wien gefchlo
wurden bie Salzwerke zu Wieliczka in ihrem gangen Umfange dem K
rei und dem Herzogthum Warfhau gemeinſchaftlich überlaffen.
ftelten eine gleiche Anzahl von Beamten zur gemeinſchaftlichen ®
und hielten auch, bloß ber Polizei wegen," eine gleiche Anzvhl Inn
Nach dem parlfer Frieden (1314) Eamen, in Bolge der Verhandlum
Congreſſes, diefe Salzwerke wieder ganz an Öflteih. Dex geld
Mechanikus, WBergrath 3. G. Borlady, bat Brundriffe von dem |
Sal;zwerkes gefertigt, welche J. E. Nilfon zu Augsburg in + große
Kupfer gefiochen hat. Eben diefer Kupferſtecher hat auch 1760 eis
nad C. Muͤller's Zeichnung geliefert, welches einen anſchaulichen B
fen merkwuͤrdigen unterirdiſchen Gruben gibt. Man glaubt, daß |
gu Wieliczka mit dem längs den Earpathifchen Gebirgen in einer Laͤ
führe 120 deutfhen Meilen hinlaufenden unterirdifchen Salzſtock⸗
Osta⸗Rimnik in der Walachei endigt, zufammenhängen. (&. Fichtel
des Steinfalges und der Steinfalsgiuben in Siebenbuͤrgen“, Nuͤrnbe
Die Stadt Wieliczka (2 Stunden von Krakau, mit 3400 €. in
der Eig eines Salinenoberbergamts und Berggerichts, unter deffer
das Salzwerk su BGochnia ſteht.
Wien, eine der dlieften deutſchen Staͤdte, iſt, wie viele k
dem Standlager hervorgegangen, bad bie Römer, um von hieraus
beherrſchen, ſchon fear früh aufſchlugen, und das bereits unter Augı
ſian immer eine, auch wol 2 Legionen enthielt. Das 5. Jahrh. m
Moͤmerherrſchaft ein Ende, allcin über das Geſchick ter beſtehenden
Niederlaſſung entſchied nit Wafjengemalt, fondern ein Vertrag.
trug dab Chriſtenthum, das bereits init bdem Schluß d. 5. Jahrh Im
* dertigen Voͤlkerſchaſten entwildert hatte, wefentlich zu ihrem ?
TIL fiel Oſtreich und ſomit auch Wien, nach Veſtegung der Dumnr
an
Mien 279
b. Gr., der nach feiner weiſen Sitte bafelbft eine Kirche bauen Tief.
nme, tole er fein Gebiet auf gefährlichen Punkten buch Marks oder-
haften fiherte. Diele Maßregel wirkte auch hier noch fpäter wohlthaͤ⸗
Im 984 wurde Leopold, Graf von Babenberg, Markgraf von Öftreich,
Idyee Stammwater eines glorreichen Derrfchergefchlechte. Heinzich IL,
Safomirgott, fei 1141 Markgraf, legte den erften Grundſtein zu ber
um St. Stephanskichhe, baute 1160 eine Burg oder Refibeng In der
m auf der Stelle, wo jegt bie Ktiegskanzlei fleht (anfangs hatten bie
geafen in Mebling, nachher auf dem Kablenberge gewohnt), vergrößerte
m Marla-Stiegen ımb fliftete 1155 das Schottenkloſter. Ebenderſelbe
e befondern Begünfligungen vom Kaiſer Friedrich I. zum erften Herzog
und Miederöftreich erhoben. Unter bem Herzog Leopold VIL. erhielt
Art von Gtaprigerechtigkeit und eine zweckmaͤßigere Einrichtung ber
tadtbehoͤrde, wodurch Handel, Erwerbfamkeit und Ordnung fich fühl
Das Gluͤck jener Zeit vertündigen mehre alte, fagenhafte Nachrichten.
34° 2730” der2.u.48° 12° 36” der Br., am füdl. Ufer ber Donau ge»
Ste indeffen beſonders feit der Zeit gewinnen, als es die beftänbige Refi⸗
etſchen Kaifer wurde, und baher kommt es wol auch, daß diefe Stadt,
£ groß, einen fo bedeutenden Raum durch ihre vielen (34) Vorſtaͤdte ein
ie feit 1703 bereitö durch bie ſogenannte Linie, d. h. eine Mauer uud
ben, eingefchloffen, jegt mit der Stadt um fo mebr ein Banzes bilden,
kalichen Jeſtungswerke, welche bis 1809 Stabt und Vorſtaͤdte felbft trenn⸗
leſem Sabre gänzlich vertilgt und in angmehme Spaziergänge umger
weden find. Die eigentliche Stadt laͤßt fich als ben Kern, ben Mittels
hen, ums welchen jene vielen Vorſtaͤdte ringsherum ſich nach und nach
km haben, fo zwar, daß fie in dem aͤußerſten Umfange eine Linie von
B deutfchen Meilen betragen — was alfo Wien zu einer der größten
pas ımb zur größten in Deutfchland erhebt —, auf welcher Flaͤche
als 7462 Bebäude, mit Ausſchluß der Kirchen, fliehen, wovon 1217
t ſelbſt kommen. Die Ableitung des Namens (Wien) ſteht kritiſch
nicht feſt; felbft im ber Befchichte der Stadt Wien von dem Freih. v.
IE für die Sichtung ber unftatehaften Nachrichten nichts Befriedigendes
Das Klima ift auffallend ımbeftändig, wozu bie faft umabiäffigen Winde,
von den nahen Bergen, empfindlich beitragen, indem fie zugleich am
a raſcheſten Wechfel von Näffe und Trockenheit herbeiführen. Staub⸗
daher, zumal in den freien und entlegenen Begenben, wegen der flars
ung mit Kies, bie herrſchende Hauptplage ber Stadt. Ihre fübliche Lage
utend auf die Milde der Witterung ein. In ber Näbe des Belvedere
am gefündeften. Die häufigen Krankheiten der Bruß, inſonderheit
moͤgen theil® von der überwiegend trockenen und ſcharfen Atmoſphaͤre,
den unregelmäßigen Genuͤſſen herruͤhren. WMien, bie eigentliche Stadt,
ore, wovon inzwiſchen nur 7 fuͤr den allgemeinen Verkehr beflimmt find,
as ſchoͤne neue, am 18. Det. 1824 eröffnete Burgthor, 8 größere unb
e Öffentliche Pläpe und 140 große und Eleine Gaſſen, bie aber, wie in
u Städten alten Urſprungs, felten eine große Breite und eine gerade
yeigen. Überhaupt blickt die almälige Vergrößerung überall auf eine
ge Art durch. Auch jenagrößern 8 freien Pläge find, ben fogenannten
nommen, mehr erweiterte Strafen und Eönnen fi mit andern in Ber»
big, Paris und Petersburg keineswegt meſſen. Der Jofephöplag iſt
e, allen beſſern Menſchen, inſonderhelt allen wohlgefinnten ſtrelchern
5 dantbarſten Erinnerung durch bie Statue des hochſtrebenden Kaiſers,
mu er beißt; fie bat ale Kunſtwerk, von Zauner's Hand, keinen beſon⸗
280 Wien
dem Werth; ausgezeichneter find bie Basrellefs der Baſis. De
und der Kohlmarkt glänzen beſonders durch lebhaften Verkehr und
fhmadvolle Austellung von Artikeln ded Lurus, der Mode, ü
feinem Bebuͤrfniſſe. So wenig Wien überhaupt für eine ſchoͤn⸗
kann, fo wenig zeichnen fich auch, feltene Ausnahmen abgerechnet,
Datäfte durch reinen Styl und chlen Geſchmack aus; ſelbſt dien
darin keinen Fortſchritt fpüren, wie 3. B. ber Bau des polytechniſche
weiſt. Ungleich beffer fieht es mit dem Bruͤckenbau aus. Auch ba
der Nähe der Burg verdient mehr Lob als das kuͤrzlich vollendete Ge
tionalbank. Deſſenungeachtet machen die während ber gegenwaͤrti
theils ausgeführten, theils entworfenen Verfchönerungen in Abſich
nung, Bufammenbang, Bequemlichkeit, Epoche in der Geſchichte
fonder® werm das Pflaftern der Vorftädte, womit ſchon hier und ba!
macht iſt, noch ferner mit Nachdruck betrieben wird. Die Eaifer
mehr durch Umfang und Altertum aufs Auge, ale durch Schoͤnhei
fimmung. Unter den 14 Hauptkirchen ber Stadt ift die Stephan
ſte, größte und prächtigfte. Die Brabmäler und Monumente viele
ben und Bifchöfe, intereffante Gemälde und 38 Altaͤre ſchmuͤcken
Ihr Thurm ift einer der Höchften in Europa und gewährt einen großr
ganzen Umgegend. Es führen bis au feiner Haube 700 Stufen bi
dann noch einige Leitern auf die hoͤchſte Spise bringen. (S. Zist
bung der Stephanskirche und ihrer gefammten Merkwürdigkeiten‘.
ſtinerkirche genießt feit 1630 durch ben Kaiſer Ferbinand IL. den
Hofkirche; fie bewahrt als folche in einer Nebencapelle bie Herzen be
der zegierenden Familie; auch enthält fie merfmürbige Grabmaͤler
das Maufoleum, welches der verft. Herzog Albert von Sachſen⸗Teſ
mahlin von der Hand des berühniten Ganova 1805 fegen ließ, einen
ten Kunſtwerth behauptet, auch dann noch, wenn man verfchiedene
Kritik gelten laͤßt. Die Kirdye Maria⸗Stiegen, Eürzlich zum Beh
ftandenen Mebemptoriftenorben® wieberhergefteflt, ift eine ber Alte
von ihrem Thurme eine überrafhende Ausſicht dar. Durch die k.
ift vornehmlich die Capucinerkirche zur heil. Maria Hiftorifch bed:
Matthias ruhen hier alle Glieder der kaiſerlichen Kamilie, und barı
ſcph II., als er einigen Adelſtolzen ihre anfpruchBvolle Zuruͤckgezogen
machen wollte, einzig in dieſer Gruft müffe er leben, fallt er, wi
feines leihen umgehen wollte. Die übrigen Religionsvertwandten
Deoteftanten, haben 6 Gapellen und Berhäufer. In den vielm X
es 11. Thore. Die machfende Ausdehnung ber Stadt erhellt hinlaͤr
Umftande, daß bie Zahl der Häufer 1766 in den Vorftädten zufamı
3190, dagegen jest über 6200 beträgt. Die Leopoldſtadt, durcht
Kan A 44 Kia Qauhliualia Maıuıuit | y
Bien 281
t ſich, da bie fruͤhern Belagerungen biefe Gegend am aͤrgſten trafen
m
&hte 299,600 Einw., bie Garniſon und Fremden umgerechnet; da
15 nur 239,373 betrug, fo flieht man, daß bie anlangenden Fremden
erblichkeit, bie in der Regel jährlich den 26. Menſchen wegninmt,
leihen. Der Gegenſatz zwiſchen bem hohem und niedern Abel hat ein
mliches Gepräge und greift politiſch tiefer ein als es auf ben erften
Ein hoͤchſt achtungswuͤrdiger allgemeiner Charakterzug der regieren»
ift ihre muſterhafte Popularität, gleich weit entfernt von theatrallſcher
; und Heinlihem Zwang. In Betreff der Abſtammung find bie
: vortvaltende Claſſe. Außerdem begegnet man Briechen,, Stallenern,
Hern, Türken u.f. f., ſodaß Wien ein lebhafteres Schaufpiel fürs
e andre beutfche Stadt gewährt, und durch diefe Miſchung für dem
obachter einen ebenfo anziehenden als lehrreichen Charakter darſtellt.
ion ift, auch mit Beridfihtigung der Bevölkerung, ungewöhnlich
sem Jahre werben über 82,500 Ochſen, 67,000 Kälber, 120,000
71,500 Schweine gefchlachtet. Lbrigen® ift der Ruf, den fonft
das man fehr wohlfeil und doch gut daſelbſt lebe, mit jeben Jahre
a. — Die katholiſche Kirche zählt, als die herrſchende, die meiften
Die Proteftanten (LO,000) genießen zwar, beſonders feit der Regle⸗
ergeßlichen Joſeph, eine allgemeine Duldung, doch ſtehen fie hinfichts
bürgerlichen Anſpruͤche im Nachtheile. Dem Juden iſt ungehinberte
ng in einer Synagoge geflattet. — Wien treibt einen lebhaften
in Betreff roher Probucte aus fremden Ländern und einen noch viel
ı Activhandel als Mittelpunkt der ganzen Monarchie. Kür beide Ars
el® ift die Donau, welche hier Laften von 1500 Eine. trägt, ein
zungsmittel, und man rechnet, daB jährlich über 7000 Fahrzeuge
Yer Handelsſtand zerfällt In Kaufleute, weiche Großhandel und
einhandel treiben. Jene follen mindeſtens einen Fonds von 50,000
n, falls fie um ein Prwilegium nachſuchen; begreiflich laͤßt fich diefe
nicht immer in aller Steenge geltenbmadhen. Da inztifchen dem
fremden Fabricate der Meg verfperrt ift, fo tragen bie 2 Märkte des
Belebung bes Handels verhältnigmäßig wenig bei. Wien ſelbſt hat’
ende Fabriken. Die k. k. Porzellanfabrik eriflirt bereite feit 1718
e oft nur mit Nachtheil gearbeitet, zähle aber boch 500 Arbeiter ımb
Kland, Polen und ber Levante bebeutend vielab. Die Erzeugniffe
lich der ſchoͤnen Form noch Manches zu wuͤnſchen übrig. Die wiener
nebft den muſikaliſchen Inſtrumenten, beſonders ben Sortepianc®,
pa gefchäst. Für bie wilfenfchaftliche Bildung ber Einwohner hat
erften Grundlage nach 1437 geftiftete Univerfität, ſeitdem fie (1756)
entriffen wurbe und durch van Swieten, den Leibarst Thereſiens,
Geſtalt erhielt, mannigfaltig gewirkt, am meiften für da8 Studium
Zu. dem großen, zur Zeit der erwähnten Reorganifation neu erbau⸗
tsgebaͤude gehören ein vortreffliches anatomifches Theater mit einer
nmilung von Präparaten eines Ruyſch, Lieberkühn u. f. w., ein Ges
igennügigen Swieten; eine Sternwarte, die durch die Unterflügung
it mehren koſtbaren Inſtrumenten ausgeftattet ift; eine nicht unbes
jothek mit einem, leider fehr befchränkten, Lefesimmer, und ein botas
. Außer der Thierarzneiſchule verbient befonder6 die Joſephiniſche
rurgiſche Akademie eine chrenvolle Erwähnung, wiewol fie nicht mehr
oll al& früher. Überhaupt vereinigen fid) die Stimmen ſachkunbiger
pin, daß Wien in medichnifcher Berühmtheit, ſelbſt ruͤcklichtlich (eis
&
282 \ Wien
ner praktifchen Anflalten, anfängt zuruͤckzubleiben. Die Akabemi
laͤndiſchen Sprachen hat der Diplomatik und der Gelehrſamkeit mar
Mann geliefert. Es gibt aufer 3 Gymmaſien nody ein polgtechai
das vorzüglich auf praktiſche Kenntniffe hinarbeltet. Einige Lehrer t
in der literarifchen Welt einen guten Huf, wenn auch feinen fo berül
als die vortrefflichen Männer, bie einft an der Spitze ber polytechniſi
Maris der Stolz Frankreichs waren. Seit 1821 hat Wien auch cine
tbeologifche Lehranftalt erhalten, um ben jungen Leuten, welchen
verfagt ift, wie fonft, auf auswärtigen Univerfitäten zu Rubiren, I
einer vorgefchriebenen Ausbildung zu geben. Weber die innere Ein:
bas Lehrerperfonale erlaubt an den Geiſt einer deutſchen Univerfität 5
Sanze hat den Werth eines politifchen Surrogate. Keime Etabt |
fentliche und Privatbibliotheken, fo viele Mufeen, Cabinette, Gale
lungen u. f. f. als Wien. Die Lalferl. Hofbibliothel in einem 24
und 546 5. reiten Saal, ben trefflihe Dedengemätde ſchmuͤcken,
Water der Wiſſenſchaſten in den oͤſtr. Etaaten, Maximillan I. (1.
mehre taufend Dandfchriften und Inkunabeln, eine überaus reichha
und wohlgeorbnete Kupferſtichſammlung und eine hoͤchſt bedeutend
. Werken aus allen Fächern, die indeffen noch weit von ben öffentlic
300,000 Bon. zurüdteht. (Zur bequemen vorbereitenden Kenntniß |
„Beſchreibung der Eaifert. Hofbibliochel”.) Das Leſezimmer ift für de
ehmende Publicum ſchon feit geraumer Zeit viel zu ein. Die (
ibliotheksbeamten verdient ‘ein öffentliches Lob. Zur Unterhalt
15,000 Silbergulben angersiefen; fie ift, mit Ausnahme der oͤften
id 3 Stunden, von 9 — 12, während einiger Monate fogar 6 (
nämlich auch bes Nachmittags von I— 6. Die Univerfitätsbit
degen 80,000 Bde. Unter ben Privatbibliothelen nennen wir bie &
20,000, die des Erzherzogs Karl rıit 18,000 Bon. Jene iſt reich
und naturhiſtoriſchen Schriften, biefe hat einen Schat von kriegewi
und Hiftorifchen Werken. Die legtere ſteht zus allgemeinen Benugu
2 Mat offen. Der beliebte Dichter Caſtelll hat eine reiche Th
mit 10,000 Theaterflüden, ben Portraits von 00 Schauſplelern u
terdichtern, den hiſtoriſch· merkwuͤrdigen Schaufpielzetteln von 1600 -
ben vonfländigen Theaterzetteln von 1801 an. Gomie bie kaiſerl.
ber Epige der Buͤcherſammlungen ſteht, fo führt auch das Lalferl. 9
net umd das zoologifch:botanifche Cadinet bie Reihe ber gleichnamig:
gen an. 25 Säle des legtern enthalten die Fauna der ganzen Erbe ı
etwa vermißt werden könnte, mich daß feit einigen Jahren angelegt:
ifhe Muſeum nachweiſen. Der betanifhe Garten ber Univerfi
itung bes thätigen Jacquin ift hochberuͤhmt, mit ihm wetteifert
ben Stanz I., ſelbſt Liebhaber der Wiffenfhaft, für die oͤſtr. Flora
In gleichem Geiſte, wenn auch nicht immer in gleihem Umfange, fin
Sammlungenund Gärten. Das kaiſetl. Antitencabinet befigt nur
bes claffifchen Alterthums von entſchiedenem Kunftwerthe. Das
Hnö der berühmteften in Europa, enthält 28,000 Gold⸗ und Silbe
Bu von Karl d. Br. an, ohne bie Schäge zu rechnen, bie es au
eit befigt. An Privatſammlungen ſolcher Art fehlt «6 ebenfo wen
terricht in den bildenden Künften hat feit 170% durch bie Gruͤndu
Alabemie einen vegeimäfigem Bang genommen, mag er aud) nic
Benins des Lehrlings auf die rechte Weiſe und im günftigfien Augen
gekommen fein: eine Bemerkung, bie mehr ober weniger von allen '
Treibhäufern der Kunſt gilt. Der Reichthum au zweckmaͤßigen WR:
Mien 288
ngen viel bedeutender als bie Methode der Unterweifung, vorzüglich
einen aͤſt hetiſchen Grundſaͤtzen. Die öffentliche Ausſtellung von 1822
> Werde auf, doch erhoben ſich nur wenige über die Induftrie des Tages.
Bemäldegalerie, die in dem Belvederepalaſt feit Joſeph II. angemeffen
zeichnet ſich befonders aus durch mehre altbeutfche und altitalienifche
ı findet fich hier ein glängender Reichthum von den Werken des Tizlan,
dubens u. ſ. w. Die bedeutendften Stuͤcke find nach den Zeichnungen
1ö von Perger in dem bei Hass in Heften erfcheinenden Werke:
mäldegalerie im Belvedere ꝛtc.“ geftochen worden. Die Kunflfammlung
„ Dofbibliothet umfaßt in 800 Bon. gesen 300,000 Holsfchnitte und
Hierzu kommen noch bie Kunſt⸗ und Gemaͤldeſammlungen vieler
Ike nach dem Schloffe Ambras in Tirol benannte ambrafer Samm⸗
aſtwerken, welche A Primiffer befchrieben, Ruͤſtungen, Guriofitäten
t 1806 ebenfalls im Belvedere befindlich, ift einer befondem Aufmerk⸗
h. DaB berühmte Nitter v. Schönfeld’Iche technologiſche Muſeum
us Scheiger's Befchreibung deffeiben (Prag 1824). Muſik und
anden in Wien feit Jahren Unterflügung. Hier lebten Mozart und
Heron ber neuen Tonkunſt, in ihrem Elemente, und Beethoven
Fußſtapfen, das vorgefundene Gebiet vielfach mit genialer Kühn
ad. Das große Eonfervatorium ber Muſik, eine Anftalt, In wel⸗
Drofefforen gegen 100 Schüler in der Tonkunſt unterrichtet werden,
ern parifer nicht nachſtehen. Die ſtrengern Freunde und Kenner
ollen indeß hier, wie an a. O., ihren Verfall in dem uͤberhandneh⸗
lichen Kitzel entdecken. Unter den 5 Theatern iſt das Hoftheater
ı fir das recitirende Schaufpiel, das zweite am kaͤrnthner Thore
und das Ballet beſtimmt. Die italieniſche Oper hat auf demſelben
rtuoſitaͤt der Sänger und die Beliebtheit der Roffini’fchen Compo⸗
rlich die glaͤnzendſten Triumphe gefeiert. Das Hoftheater an ber
ausgezeichnete Talente. Wir erinmern an Koch, dem reichbegabten
um, Krüger, die Schröder, die im feinem Luſtſpiel vortreffliche
Rüller. Ungeachtet des großen Koftenaufwandes rechtfertigt das
a der Burg feinen Namen im Banıen weder im Luft » noch Trauer⸗
Eheater an der Wien behauptet in ardhiteltonifcher Hinficht vor beis
ng, fonft ſchwankt es in harakterlofer Schwäche bin und her. Das
der Leopoldftadt iſt in feiner originellen Art ausgezeichnet, brav und
n Fremden zue nähern Belanntmahung mit Wien nicht genug zus
Künfte und Wiſſenſchaften ziehen von feibft Buch » und Kunſthandel
ſonders iſt legterer fehe bebeutend. Bei einer fo außgebreiteten Liche
aß auch bie Tanzluſt eine große Rolle fpielen, und fo öffnen nicht nur
jel bes Joſephsplatzes ein großer und Kleiner Meboutenfaal für die
ihr prächtige® Locale, fondern es finden ſich auch eine Menge ſtark
sf&le in allen Theilen der Stadt. Überhaupt iſt der Wiener für alle
tebens empfänglic,, befonder® ergibt ex fich gern der Schauluft, das
bes Leidenden nicht, und ein Armeninflitut unterflügt jährlich gegen
ge täglich) mit 4 — 12 Kreuzen ; eine Sparcaffe gibt feit 1819 den
s einen bequem Haltungspunkt; unbemittelte Gebärende finden in
aufe Aufnahme und koͤnnen ihr Kind kann in das Findelhaus abges
‚es Lande bie melften ihm anvertrauten Pfleglinge erziehen läßt. Für
‚ Blinde, Taubſtumme, arme kranke Kinder iſt nicht weniger durch
Stalten geforgt. Und fo gibt es noch fo manche mohlthätige Einrich⸗
eils das Werk von Privatperfonen find, theils hauptſaͤchllch das Une
ätigen, menfchenfseunblichen Joſephs II. erhalten. Dusch ihn ent⸗
284 Bien
ftand das allgemeine Krankenhaus, das für 2000 Betten in 111 Zu
net, unb durch Meinlichkeit, Drbnung und Pflege muſterhaft ifl.
nimmt e8 15 — 17,000 Kranke auf. Wie ſehr der barmherzige R
feinem Krankenhauſe ſich bemüht, ohne Unterfchied und Entgelt ar
beizuftehen, ift weltkundig. Die Wohlthat des Badens kann der W
ren Orten nach Bequemlichkeit und Beduͤrfniß genießen; auch an
Duellen ift in der Umgegend kein Mangel. Die vor einiger |
Schwimmſchule, urfprünglich für das Militate beſtimmt, bient zugl
ehr zweckmaͤßig, dem größern männlichen Publicum von jedem Sta
ber Nähe befindet fich ein öffentlicher Badeort innerhalb gewiſſer
unter Aufficht ber Polizei. Daß übrigens Wien den Mittelpunkt ab;
dus die ganze große Maſſe des oͤſtr. Hrers den erften Impuls empfän
daſſelbe der Sit der vorzuͤglichſten Bildungsanſtalten fett vielen Jahr
die Samifon nur in 12,000 M. befteht, folgt aus dem Verhaͤltniſſ
zu der gefammten Monarchie. Hier ift der Hofkriegßsrath, die Ser
Heeresmacht in Friedenszeiten, die Ingenieuralademie, welche chı
lich, theils für baare Entichädigumg gegen 300 Schüler zähle, das ı
errichtete Bombarbiercorps von 1000 M., die Stüdgiegerei, bie |
das große kaiſerl. Zeughaus mit feinen auferorbentlichen Vorraͤthen,
gerliche Zeughaus, das felbft die Franzoſen nur menig antafleten. D
baus für 8300 M. gibt, nebft manchen a. Stiftungen für alte verfti
per, ben Lestern die Ausſicht auf ein forgenfreies Alter. Der angenel
tebhaftefte Beluftigungsort für die allgemeine Bevoͤlkerung Wiens i
Art einzige Prater, welcher heim Ausgang ber Leopoldſtadt anfd
aus bie reizendſte Ausficht In bie nahen Gebirge Iffnet, dann in ein
gleichſam dem Eorfo der vornehmen umd gebildeten Welt, bis zu e
Donau herabgeht, feitwärts gegen die Immer mehr ſich verdichtend:
nem Sammel» und Zummelplag etwa von dem Umfang einer Stum
mifchte Publicum bildet, unter einer ringsumher zerſtreuten Menge
teter Caffeehaͤuſer, mannigfaltiger Speifeanftalten, Iärmender Zum
ter Curiofitäten und wimmelnder Hütten zur Unterhaltung des Jı
feiner neugierigen Freunde. Die verfhiedenen Etände erſcheinen hie
der in einer ungefuchten Abfonderung. In ben Hauptalleen verfar
dlänzemdften Equipagen mit den ſchoͤnſten Pferden, befonders ſtrahlt
ficht ber Hof mit feiner gebiegenen Pracht hervor, dem indeſſen eins
des hohen Adels in der dufern Erſcheinung nur wenig nachgeben.
lichem Abſtande fchliegen fidh an biefe die reichen Banquiers an, und
durch Geſchmack und Gluͤcksguͤter auszeichnet, bis zu der Auferfte
den Wagen ber tüchtigen Fiacres. An ſchoͤnen Frühlingsfonntagen
der Equipagen zumeilen fo groß, baß die letzten ncch der Stephanskir
oder wol gar auf dem Graben anhalten müffen, während bie vorberfte
unterbrochenen Linie über eine Stunde weit bis zum Ziele der Umkel
nen. Die firenge, überall gleiche Ordnung, mit welcher ber Zug feh
fortſeht, ift bemunderungsmürdig, ſowie das ganze Schauſpiel auf de
jedes Ähnliche weit uͤberbietet. In den Seitengängen der Hauptallee
ut hauptſaͤchlich der Mittelſtand und dient fo bee vornehmern Weit ;
rigens mit ihm durch freundliche Blicke, gegenfeltige Bebürfniffe, '
bindungen ungezwungen zufammenfließt. Die Nahrungs: und Erf
tet find im Prater theurer und in ber Hegel viel ſchlechter als irgendın
benn auch immer mehr in Abnahme geräth, deſonders ſeitdem die fh!
Hänge um bie Gtadt auch dem Gaumen einen feinen und ausgefi
Yarbisten. Der Augarten liegt nit welt ſeitwaͤrts vom Prat
Wiener Congreß 285
ee Joſeph II. dem Publicum geöffnet, wird aber lange nicht fo beſucht,
wach feiner ruhigen Schönheit und reizenden Nachbarſchaft verdient. Das
z Schoͤnbrunn uͤberraſcht und erfreut immer wieder aufs neue durch
iche Werbindung des Einfachen, Gefaͤlligen und Majeſtaͤtiſchen. Der Gars
ol in altem Geſchmack, ſtimmt damit zufammen. Unter Maria Therefia
re Bau nad) Pacaſſi's Plan von dem Baumeifter Valmagini 1750 voll»
sitdens entſtanden die Gloriette, bie Ruine, der Obelisk ꝛc. Die Stand»
ib von Zauner, Sifcher u. X. Beruͤhmt find die Menagerie und vorzüglich,
3 I. gegründete botanifche Garten mit dem Cap'ſchen Pflanzenhaufe.
zurg verdankt dem jegigen Kaifer viel, auch Ift e8 fein Lieblingsaufents
ker herrlichen Umgebung Wiens gehören mehre angenehme Dörfer. Ba:
ugefähe 4 Stunden entfernt und ein Badeort, zieht durch Nähe, Bequem:
md die Eöfkliche Umgegend während bes Sommers viele Wiener und auch
bei. Joh. Pezzu's „Befchreibung von Wien’, beren fortwährend vers
fl. mit den jebesmaligen Veränderungen Schritt halten, unterrichtet dem
jreichend über dieſe intereffante, im tiefern Grunde ſchwer zu charakteris
tftadt. Das vom Freih. Hormayı im Verein mit mehren Gelehrten
unden 1823 begommene Werk: „Wien, feine Geſchichte und Denk⸗
" (m. Kpfn., jeder Jahrg. in 12H. 12 Thlr.), kommt einem drin⸗
iß entgegen; benn bie ältern Schriften über biefen Gegenſtand rei⸗
em nicht aus. Hormayr's Verbienft Liegt hauptſaͤchlich in Zuſammen⸗
Quellennachrichten, die ex aber nicht genug gefichtet und noch weniger
Rbat. Der Anfang bietet befonders ſehr oft reine Mythologie ſtatt unvers
„Wien, wie es iſt“ (Epz. 4827), von dem pfeubonymen Ed.
iſt Eeinelberfegung der gar nicht vorhandenen „‚Tablettes de Vienne”.
ner Congreß vom 1. Nov. 1814 bis zum 10. Juni 1815. Die _
übertraf an Wuͤrde, Glanz und Bedeutung ale bieherige. Perſoͤnlich
en: bie Kalfer von Öftreih und Rußland, die Könige von Preußer/
Baiern und Wuͤrtemberg, der Kurfürft von Heffen, die Oroßherzoge
md Sachſen⸗Weimar u. A. m., ſowie die erſten europaͤiſchen Staats⸗
Minifter: vom Papſt Cardinal Conſalvi: von ſtreich Fuͤrſt Met⸗
der Freih. v. Weſſenberg; von Rußland Fuͤrſt Raſumowski, Graf
und Neſſelrode; von Großbritannien Lord Caſtlereagh, dann Herzog
, Gathcart, Clancarty und Stewart; von Preußen Fuͤrſt Hardenberg
v. Humboldt; von Frankreich Fuͤrſt Talleyrand, v. Dalberg u. A.;
ke Kürft Wrede, Graf Rechberg; von Hanover Graf Münfter; ferner
ten von Spanien, von Portugal, von den Niederlanden, von Dänemarf,
Wiens ꝛc. Here v. Beng führte das Protokoll. Auf ihm bildeten für die
ken Sachen ben engen Verein bie 5 Hauptmächte, bie ben parifer Fries
offen hatten: ſtreich, Preußen, England, Rußland ımd Frankreich, uns
Borfige des Fürften Metternich, zu dem in einzelnen Faͤllen noch die 3
Spanien, Portugal und Schweden, gezogen wurben. Kür die beutfchen
beiten bifbeten Dftreich, Preußen, Baiern, Hanover und Wuͤrtemberg
aſchuß, zu deffen Verhandlungen fpäter auch Lie Bevollmächtigten ber
eutſchen Sonveraine und freien Städte gezogen wurden. Da man über
Hauptpuntte [don im Ganzen einverftanden und vorzüglich barauf bes
„Freankreicht Eroberungepolisik für bie Zukunft zu hemmen, fo erleieh⸗
erfönliche Gegenwart , der Charakter und die wechſelſeitige Freundſchaft
chen bie enbliche Feſtſtellung. Am ſchwierlgſten waren die Beftimmuns
Polen und Sachen, fowie über bie innern Verhältniffe des deutfchen
eine umerwartete Begebenheit, Napoleons Ruͤckkehr von Elba nach
machte endlich das Intereſſe jedes Einzelnen ſchweigen und führte
286 Wiener Congreß
x
plöglich den Abſchluß der von ben 8 Mächten: ſtreich, Preußen,
land, Frankreich, Spanien, Portugal und Schweden, umterzeich
Artikeln beftehenden Gongreßacte herbei am 9. Juni 1815. Die A
des europaͤiſchen Staatenfuflems warb darin im Allgemeinen geg
Princip der Legitimitaͤt. Öftreidy erhielt zuruͤck: das neue lombar
ſche Königreich, mit Einfchluß des Veltlin, außerdem 3 Secundog
cana, Modena und Parma; das neue Königreich Syrien; das te
matien nebft Ragufa und dem Golfo bi Gattaro; ferner durch Vertr
Tirol und Vorarlberg (ohne das Amt Meiler), Salzburg bis an
1809 abgetretenen Theile bes Sinn» und Hausrucksviertels; vo
1809 abgetretenen Theil von Oſtgalizien. In Anfehung ter R
ber übrigen Staaten verweilen wie auf die befondern Artikel, unt
bloß im Allgemeinen, daß Rußland als eine bebeutende Vergrößern
Warſchau unter dem Namen des Röntgreich® Polen erhielt; dab A
Stadt wide; daß Preußen, weil es nicht in feinen Laͤnderbeſitz voı
bergeftelt werben Eonnte, durch neue Thellungen und Abtretungı
frießlanb, Hildesheim ıc., Bie an Danover kamen, für Ansbach
die bei Balern blieben, entfchädigen ließ, Inden «8 ein Stuͤck von Pı
herzogthum Poſen), faft die Hälfte des Königreihe Sachſen, S—
mern, Kleve, Berg und den größten Theil des linken Rheinufers t
erhielt, damit es hier für Deutfchland eine fefle Vormauer gegen
dete. Dänemark, das Norwegen an Schweden abgetreten hatte, t
Lauenburg, und wurde wegen biefer Provinz und wegen Holſtei
deutſchen Bundes. Baiern erhielt als Erſatz für feine Abtrett
reich: Würzburg, Aſchaffenburg, den jegigen Rheinkteis am linke
(Seine weitern Anſpruͤche auf den Main: und Tauberkreis und dı
Neckarkreiſes find undefriedigt geblieben.) Hanover erhielt die Koͤ
mehre neue Provinzen, wodurch es ſich abrundete. Dieſes Con
konnte aber weder bei Baiern noch bei Preußen befolgt werden. At
Belgien wurde das Königreich der Niederlande mit einer feſten
Frankreich gebildet. Die niederländ. Provinz Luremburg ab:e w
berzogthum dem beutfchen Bunde zugetheil. Großbritannien
Delgoland, einige eroberte Golonien, und erhielt die Schutzhodeit uͤ
hergeſtellte Republik der ioniſchen Inſeln. Der Schroeizerbund mar
tone vergrößert und durch bie Anerkennung feiner befländigen New
Schutzgrenze für Frankreichs ſchwache Seite erhoben. Dem mie
Staate des Koͤnigreichs Sardinien wurde Genua ale Berzogthum ı
Bewilligung eines Freihafens; zugleich ward die Tihronfolge der
zugefihert. Berner wurden wiederhergeſtellt: das Broßherzogt
das Hersogthum Mobena, der Kicchenflaat und das Königreich |
Indem Murat feinen Untergang fich felbft zuzog. Lucca wurde ber 3
Louife von Spanien gegeben, erhielt jeboch fpäterhin eine andre
(8. Parma und Lucca.) Spanien folte an Portugal Dliven
was aber des von portug. Truppen damals befegten DiontsWibecs
noch nicht geſchehen iſt. Indem fo durch die wirner Congreßacte
verhaͤltniſſe nach dem alten Gleichgewichtsſyſtem aufs neue geordnet ı
der Drang der Umflände audy die deutfche Bumdesacte vom 8. Sumi
in der allgemeinen Gongreßacte mit enthalten ifl, zu Stande. (
land.) Im diefer hatte der 13. Art.: „In allen Bundesſtaaten
ſtaͤndiſche Berfaffung ſtattfinden“, bie größten Witerfprüche gwifd
tutionmellgefinnten Staatemännern umd den Anhängern der alten ı
vorzüglich von Seiten Baierne und Wuͤrtembergs, erfahren. Aud
Wiener Congreß 287
n fpätere Verhandlungen und eine Abbirlonalacte (3. Juni 1820)
ibt; einige Punkte derfelben, 3.8. ber über dm Nachdruck, find
zogen. Doch erhielt Deutfchland auf dem wiener Congreſſe wenig«
ifche Beſtimmung, ber Friedensſtaat von Europa zu fein. Die
ve ber wiener Congreßverhandlung, welche die Achtserklaͤrung Na⸗
3. Mär; und die am 25. März 1815 erneuerte Verbindung Öft-
d6, Großbritanniens und Preufiend gegen Napoleons Ruͤckkehr auf
om betrafen, iſt in ben Art. Bonaparte und Ruffifchsdeut»
mit Frankreich im 3. 1815 enthalten. Jener Verbindung traten
e Congreffe au) Sarbinien, Portugal, Hancver, Baiern, Sachſen,
bie Niederlande, Daͤnemark, Heffen, Baden u. A. m. bei, nicht
and Schweden. Diefer Krieg entfchied insbeſondere bie fogenarmte
» Anfangs hatten England und felbft Öſtreich in die Bereinigung
nigreichs Sachſen mit Preußen eingeroilligt; alein die Note def
Sachſen⸗Koburg vom 14. Oct, die Proteftation des Königs von
wichöfelde d. 4. Nov. 1814), der Widerfpruch Frankreichs und dag
ffentlichen Stimme bewirkten endlich, daß man jene ‚Bereinigung
if der Fuͤrſt Detternid am 12. Jan. 1815 die Theilung Sacıfene
che eine befonbere Verhandlung Metternich’, Talleyrand's und
nit dem nach Preßburg eingeladenen König von Sachſen zur Folge
lich auf bie Brundlage der vorgefhlagenen Zhellung zu Laxenburg
ſtreichs Vermittelung, mit Preußen und Rußland über ben Gries
Ite, den er zu Wien am 13. Mai 1815 unterzeichnete, worauf ex
uch auf bas Herzogthum Polen förmlich Verzicht Ielftete, fobaß die
ag ber polnifchen Länder, mie fie Oſtreich; Rußland und Preußeg
ige u Wim am 3. Mai 1815 geordnet hatten, vollgogen werben
ih der Entſcheidung der Zerritoriatfragen betraf eine andre Verbands
e Congreſſes die Abfhaffung des Sklavenhandels (f.d.), ımb
sie Schifffahrt aufdem Rheine, der Weſer und der Elbe(ſ. d.).
bie nähere Beflimmung und Feftftellung diefer und mehrer andrey
‚ätern Verhandlungen vorbehalten blieb, fo enthielt dennoch bie
tacte, berem Originalurkunde in ben Archiven bes €. k. Stantsrath
gelegt wurde, bie Grundlage für die neue politiſche Geſtaltung Euz
Staatenſyſtem, nad) ber Erklärung dee Wiederherſteller ſelbſt, ein
In Bezug’ auf das politifche Bleichgewicht ſcheint es zwar, als ob
Bereinigung mit Rußland bas Übergewicht diefee Macht auf dem
groß geworben, während Großbritannien Bein Begengewicht mehr
beſchraͤnkt; allein e6 hat fich gleichwol in dem wieberhergeftehten
Europas, aus dem Tractate von Chaumont (f.d.), durch bie
er Verhandlungen, eine Ariſtokratie der Hauptmächte factifch und
Yibet, wie fie ehemals nicht flattfand. Diele Ariſtokratie ſchreibt ſich
Geſetze vor, indem fie ſich auf bie allgemeinen Angelegenheiten bes
at durch die Heilige Allianz (f. d.) und durch bie ſpaͤtern Con⸗
re Entwicdelung und Anwendung erhalten, ſodaß ſie jetzt gewiſſer⸗
ropaiſchen Senat bilder, ber als vermittelnde Behoͤrde den allges
durch das Princip der Stabitität ber auf dem wiener Congreffe ges
enverhaͤltniſſe zu erhalten bemüht ift. — Diefe Geftattung iſt jetzt
hen getreten, obgleich der Papft durch den Garbinal Conſalvi (dem
) gegen diejenigen Artikel der Congreßacte prateflicen lieg, durch
on und Venaiſſin, forvie bie deutfche Kirche ihre verlorenen Bes
‚eder erhielt. Auch hatte ber Johanniterorden vergeblich feine Wie⸗
im wiener Congreſſe verlangt.
238 . Wiener Friebe Wight
Wiener oder ſchoͤnbrunner Friede vom 14. Oct.
Krieg, den Eſtreich Im April 1809 ohne Bundesgenoſſen unten:
um den Rheinbund zu fprengen, war durch bie Schlacht bei Wa
und durch den Waffenftinftand von Znaim (f. d.) geenbigt. Rap
Dauptftadt befegt. Kaiſer Franz refidirte in Komorn. Die Unterhun
men zu Altenburg in Ungarn zwifchen Champagnn und Metternich,
noch der Graf Nugent befand, den 17. Aug. ihren Anfang. Die
Engländer auf der Infel Walchern bewog ſtreich, zu zögern. An
verließen die Bevollmächtigten Altenburg; ben 27. Sept. kam te
v. Licchtenflein mit Vollmachten nach Schoͤnbruna, wo Rapoleon |
14. Det. ward der Friede abgefchloffen. Öſtreich trat ab: 1) €
Innviertel und faft die Hälfte des Hausruckviertels, bie Napoleo
theilte; 2) Goͤrz, das oͤſtr. Friaul, Trieſt, Krain, den villacher Kr
then, Kroatien am rechten Sauufer und Dalmatien, aus welchen
Generalgoudernement Illyrien bildete; 3) die Herrfchaft Raͤzuns
tm; 4) anben König von Sachſen einige boͤhmiſche Enclaven In be
5) an das Herzogthum Warſchau: Weftgalisien mit Krakau und 3
Bemeinfhaft an den Salinen von Wieliczka; 6) an Rußland: das
von Oftgalizien mit 400,000 Seelen. Ferner beftätigte ber Friede
poleon den 24. April zu Regensburg verfügte Aufhebung bes deutſch
den Üiheinbundsftaaten, wodurch Mergentheim, das dem Erzherz
Deutfhmeifter gehörte, an Wuͤrtemberg kam. ſtreich verlor dın
Stieden feine ſuͤdliche und weſtliche Mititairgrenze, 2151 IM. m
E., und feine Seehaͤfen; doch warb ihm Aus» und Einfuhr in Fi
Es mußte Napoleons Einrichtungen in Spanien, Portugal und Ital
Napoleon durch ein Drcret von Schönbrunn ben 17. Mai 1809 de
mit Frankreich vereinigt) anerkennen, und dem Sperrſyſtem gegen E
ten. Die öfte. Monarchie beftand jegt nu noch aus 9353 TIM., mi
Einw. Diefer Friede dauerte bis zum 17. Aug. 1813. Über bie:
Krieges von 1809 vgl. m.: „Das Heer von Inneroͤſtreich“ und di
„Memoires sur la guerre de 1809 en Allemagne etc.” (Paris it
deutſch vom Ben. v. Theobald, Stuttg. 1825, 2 Bbe.).
Wieſe. Man unterſcheidet natürliche und kuͤnſtüche Wleſen.
feit langen Jahren beſtehende natürliche Graſplaͤtze, lehtere mit Futtı
ſonders perennirenden, bebaute Felder. Nach der Benutzung unterſche
zwei⸗, und dreiſchuͤrige Wieſen, je nachbem fie 1, 2 oder 3 Mat jä
werben. Hoch gelegene und trockene Wiefen muß man waͤſſern; ni
und deßhalb viel faure Pflanzen ergeugende müffen durch Abzugege
umd füßer gemacht werben. Außerbem iſt es fehr nuͤtzlich, die Wieſen
Fahre mit Düngefals, Gyps, Kalt, Aſche, Schlamm u. a. Duͤngun
Bon vorzüglihem Nuten iſt die Afche, die man bei moofigen Wi
men
gt.
Might, eine englifhe, zu Hampfhire gehörende Inſel im Ca
Yand und Frankreich trennt, in einer ſehr geringen Entfernung von d
Sie hat I IM. Flaͤcheninhalt, 27,000 €., und iſt auf allen Seiteꝛ
Klippen und angelegte Sellungswerke gegen feindliche Angriffe g
Fluß Medham ober Medika theilt fie. Die Infel ift wegen der geft
Luft und wegen ber großen Fruchtbarkeit an Getreide beruͤhmt; fü
kammer für bie weſtlichen Graffchaften Englands. Es find hier bet!
fereien, die eine gute Wolle liefern, welche aber alle roh nach Ein
wird. Auch gibt es hier viel Hafen und Kaninchen und einen Über|
Die Infel iſt in 52 Kirchfpiele getheitt und hat 4 Städte. Die vo
Wilberforce 289
gut befefligte Newport. In dem nicht weit davon entfernten feften
rigbrook wurde Kari I., als er fi 1646 auf diefe Inſel geflüchtet
n dem Oberfien Hammond gefangen worden war, 13 Monate lang
‚fe gehalten, aus welchem zu entfliehen, wie feine Freunde es wollten,
e unzeitige Gewiſſenhaftigkeit hinderte. |
erforce (Winiam), geb. 1759 zu Huf, fiubirte In Cambridge
; ausgezeichneter Redner im engl. Unterhaufe auf ber Seite der Minis
Es ift nicht glänzende, hinzeißende Beredtſamkeit, bie ihn berühmt
; dem f. kraͤnkliche Stimme ſchwaͤchte die Wirkung eines fonft kraͤfti⸗
28 in feinen mit Leichtigkeit, frei und oft unvorbereitet gehaltenen Par⸗
s. Was ihm einen Namen erroorben und die Achtung aller Edeln vers
ft das menſchenfreundliche, unabläffige Befteeben, ben bie Menſchheit
Danbel, der mit ben afritanifchen Sklaven nach Amerika getrieben
bzuſchaffen (f. Sklavenhandel), worin Thomas Clark ſon fein
b wirffamfter Vorgänger war. Die Quaͤker in Pennſylvanien ſchaff⸗
1571) denfelben ab. Auch Dänemark ımterfagte ihn fpäterhin feinen
Uchaften. In England warb 1788 die erfte ermflliche Anregung bes
dt. Die Untverfität Cambridge übergab dem Parlament eine Witt
elcher das Entehrende des Sklavenhandels vorzüglich von Seiten ber
egeſtellt wurde. Pitt, als Repraͤſentant von Cambridge, unterflügte
und mehre Mitglieder des Parlaments traten ihm bei. Bon mehren
zten ähnliche Vorſtellungen, aber auch von andern ſtarke Widerſpruͤche
ſo blieb dieſe Angelegenheit lange unentſchieden. Aber eben dadurch
B. fic ein unſterbliches Verdienſt erworben, daß er, aller Hindernifſe
de Sache der afritanifchen Sklaven mit ausharrendem Eifer zu wiebers
u, unterflügt von Pitt, Kor u. A., im Parlamente zue Sprache
ſt 1807 gelang e& ihm, feine menſchenfreundliche Abſicht in Anfehung
‚ erreihen. Aber noch Immer fegten Frankreich, Spanien und Por⸗
Menſchenhandel fort. Frankreich ließ fi am erſten zur Abfchaffung
zigt finden. In dem parifer Frieden vom 30. Mai 1814 erklaͤrte
II., daß von Seiten Frankreichs dieſer Handel innerhalb 5 Jahren
e. Hierauf brachte ber engl. Befandte, Lord Caſtlereagh, dieſe An⸗
eim wiener Congreß zur Sprache, und W. machte ein merkwuͤrdiges
a ben franz. Gefandten beim Congreß, den Fuͤrſten Talleyrand, bes
ı er die dringenbſten Beweggründe zur Abfchaffung des Sklavenhan⸗
e. Am 4. Gebe. 1815 erklärten die zu Wien verfammelten Mächte
Uligkeit, Unterhandlungen über ben Zeitpunft ber gänzlichen Abſchaf⸗
lavenhandels nüpfen. W. fuhr indeſſen unermuͤdet fort, ſich malt
ſtande zu —— Er ruͤgte es am 13. Juni 1815 oͤffentlich im
daß noch fortdauernd Sklaven in die beit. Colonien eingeführt wuͤr⸗
g ſpaͤter auch auf die Freilaſſung (Emancipation) der ſchwarzen Skla⸗
lonien an: ein Antrag, der wol ſobald nicht genehmigt werben dürfte.
16 W. die Senugthuung für f. Eifer, daß am 23. Sept. 1817 zwi⸗
d und Spanien ein Vertrag abgefchloffen wurde, durch welchen Spa⸗
Inblihmadhte, vom 30. Mai 1820 an ben Sklaumhanbel in ber gan⸗
Monarchie aufjuheben; England hat bagegen ben fpan. Unterthas
ait dieſem Handel befchäftigten, am 20. Febr. 1818 400,000 Pf. St.
Igung bezahle. Ein ähnlicher Vertrag kam mit Portugal 1818 zu
a aber deffenumgeachtet Sranzofen umd Portugiefen den Sklaven⸗
stern, fo bewirkte W. im Juni 1821 den vom Unterhaufe und dann
: Dairslammer einmüthig gefaßten Beſchluß, ben König zu bitten,
be Regierung bei ber franzoͤſiſchen auf die Erfuͤllung ber wegen gaͤn
Biebente Aufl. Bd. XI, 19
Pd
Hat. — WEIN andres Wilddad iſt DEI WAATELDUTGDEERE
* a Färßentbume Baireuth, dem jetzigen Mezatkreife bes Königee
Wildbahn, in der Ssägerei fo viel al6 Jagdbezirk, Jagl
eichtigen Grenzen umfchloffenes, durch aufgerichtete Stangen öber
netes Forſtrevier, wo das Wild gehegt und deſſen Bahn ober 5
wird. Die Wildbahn erſtreckt fich nicht nur auf den Wald, fonl
umliegenden Wiefen und Felder, wo das Wild feine Nahrung, Ws
unverwehrt haben muß. Mer Begriff der Wildbahn iſt darin vo
ſchieden, baß durch das erſtere ſtets ein Bezirk verfianden wird, te
AR, d. h. wo Wild gehegt wird. Wegen ber Wildbahn find in ve
dem befonbere Geſetze gegeben, daß z. B., um fie zu ſchonen, Nie
dazu befugt iſt, darin fchießen foll, daß große Hunde nicht a
und angebunden durch fie geführt werben ſollen, u. dgl. —
heißt Wild bahn fo viel als der ungebahnte Weg neben dem *
Ein Pferd auf die Wildbahn ſpannen heißt daher, wenn neben den
bie an ber Deichfel oder vor derfelben gehen, noch ein britte® angefr
neben ber ordentlichen Bahn auf der Seite laufen muß.
Wildbann iſt die hohe Gerichtöbarkeit des Lanbeshern
im Lande; das Recht, In Jagdſachen Ordnungen, Geſetze, Bei
aufzurichten und bie Übertreter zu beſtrafen. Das Wort Bann "
fammenfesung nad) feiner altın Bedeutung, ba es immer
wie 3. DB. in Blutbann, gebraucht. Der MWilbbann gehört *
dem Rechte des Landesherrn, das Wild In feinem Lande wegfang
ſofern dieſes Recht nicht ſchon an Unterthanen überlaffen worden,
den von der ebenfalls unter dem Jagdregal mit begriffenen Jagdge
dem Rechte, ſich eine Jagd anzumaßen, ober auch Andern bie S
und zu erlauben.
MWildfangsrecht war eine ganz befondere, ben Kurfuͤrſte
als ehemaligen 9 Pfalggrafen ber Kaiſ⸗r von diefen verliehene Bere
Wildgrafen Wildungen 291
uslaͤnders war nach Obigem nur in der Pfalz gebräuchlich; im uͤbri⸗
amd verfteht man bekanntlich darımter einen wilden, unbefonnenen
— Wildfaͤnge werden auch folche Pferde genannt, die in ber
oldau und ben angrenzenden Ländern In ber Wildniß aufgermachfen
ebänbigt find. Ä
grafen, ehemals ein Name einiger reichsgraͤfl. Samilien am Rhein,
nlich deßwegen fo genannt wurden, weil fie wilde, waldige und uns
jegenden zu bevöltern und urbar zus machen erhielten, daher fie auch
32) Grafen hießen. Durch Verheirathungen wild» und rauhgräfl.
beingräfl. entfiand die Benennung der Wild⸗ und Rheingrafen, deren
in der Gegend des Hundsruͤcks lagen. Der Titel Wild» und Rhein⸗
t nur noch in ber ſeit d. 8. Jahrh. bluͤhenden Grumbachſchen Linie des
ı Salm uͤblich. Den Titel Raugraf hat auch vor einigen Jahren ein
Barth angenommen.
ungen (Karl Ludwig Eberhard Heinrich Friedrich v.), einer ber
und vielfeitig gebildetſter Schriftfteller im Fach ber Forſt⸗ und Jagb⸗
ich auch ein genialer Dichter, geb. zu Kaffel am 24. April 1754, ſtarb
1822. Von feiner Mutter allein im Lefen, Schreiben und in ben Ans
a ber franz. Sprache unterrichtet, beſuchte er die Schule zu Kaffel bis
ı während ber naͤchſten 5 Sahre das Agidiengymnaſium zu Nürnberg.
dector Schenk weckte in ihm den Geſchmack an den alten Glaffitern, die
inſtler Lichtenfteger und Schwarz entwickelten die Talente des Knaben
kunſt und Malerel. 1769 ging v. W. auf das koͤnigl. Paͤdagogium
e, mit fo umfaffenden Kenntniſſen ausgeruͤſtet, daß bald nach ſeinem
ne berühmte Lehranftale, für ihn, für feinen Freund, ben ehrwuͤrdi⸗
wfiorbenen Niemeyer, und für einen oder 2 anbre ber ausgezeldhe
dlaren eine befondere Claſſe, welche die Benemung Classis se-
‚ errichtet werden mußte, die beim faft gleichzeitigen Abgange ber
mbivibuen mwieber unnoͤthig warb. 1774 bezog v. W. die Hochſchule
Begen feine Neigung zum Studium ber Mechtsmiffenfchaft beftimmt,
war fleifig die Hörfäle eines Nettelbladt, Weſtphal, Beſecke u. A.,
taber die Vorleſungen eines Eberhard und Goldhagen, weiche ihn mit
fo angiehenden Reichthum ber Mathematik und ber Naturwiffenfchafe
sachten. 1773 vertaufchte er jenen Muſenſitz mit dem vaterländifchen
Hier beenbigte er bei Homberqk, Conradi und Geisler feine rechtes
hen Studien. Am 2. April 1776 trat er die von feinem Lanbesflir
ertragene Stelle eines Beifigers an ber dafigen Regierung an. Diefe
ng nicht angemeffene Laufbahn verließ er nach Verlauf von nicht vollen
iwilig und ward, zu Ende 1778, Geſellſchafter des Letztverſtorbenen
Naſſau⸗Uſingen. Aber auch ba burfte er die ihm fich darbietende Ge⸗
zt benugen, dem Fache, für welches er bei freiftehender Wahl fchon
atſchieden haben würde, der Forſtwiſſenſchaft, fich ganz zu widmen.
varb er ſich dem Wunfche feines Vaters gemäß, zur fernern Übung in
m Praxis um einigen Antheil an den Gefchäften ber Megierung zu
worauf er von bem damals regierenden Zürften, Karl Wilh. von
zen, am 10. Juni 1780 den Charakter eines Regierungsraths, dem⸗
mit dem Sorftwefen in unmittelbarer Beziehung ſtehende Aufträge
er auch zur größten Iufriebenheit feine® fuͤrſtl. Goͤnners mit Eifer bes
Verwendung feiner Verwandten wurde er jeboch fchon im Juni 1787
ıfen Friebr. v. Heffen: Kaffel zum Regierungsrath in Marburg ers
badurd) genöthigt, den naffauifhen Dienft zu verlaffen. Länger als
ar v. W. ein wohrhaft thaͤtiges Mitglied der Negierung zu Mate.
19 +
292 Mildungen
“ Daher kam eb auch, daß ihm, außer andern mannigfaltigen Nebemauftrh
4. Juli 1793 die Stelle des zweiten Subbelegaten bei ber fürftl folmt.h
fen Debit⸗ und Adminiſtrationscommiſſion —— ja daß nah)
des erſten Subbelegaten, des Staatsminifter® und Ra
Meyer zu Kaffel, jene wichtige Angelegenheit auf Erſuchen bes fürft
Solmb:- Braunfels ihm allein übertragen wurde. — Mit einer Fü: u
ſinn, mit Gefundheit, mit feltenen GeiftesEräften begabt, blieb es unſen
bei beider gewiffenhafteften Erfüllung feiner Berufsverpflichtung fertmmäeen
den Künften und Wiffenfchaften überhaupt, befonder® aber dem Stul
Naturgeſchichte und Korftwifienfchaft wie dem Jagdbetriebe einen Theil ſi
zu widmen. Geibft das Erfcheinen eines großen Theile f. ——
zeugniſſe faͤllt in dieſen Zeitraum von 18 Jahren. Dem ſcharfen Bid
Landesfürften war es nicht entgangen, auf welchen Platz v. W. er
Er ernannte ihn daher am 22. Nov. 1799 zum Oberforftmeifter gu Doch
theilte ihm aber auch zugleich die Vergünftigung, bie Adminiftration dei!
thums Braunfeld beibehalten au bürfen. Auf dieſem Poſten iſt er mit ı
Eifer und mit außgezeichnet gluͤcklichem Erfolge thätig gewefen bis zu F
lichen Kataſtrophe, welche 1806 das Kurfuͤrſtenthum Heſſen betraf. 9
ſelben warb er unter bee neuen zum Gluͤck kurzen Regierung gun Cons
des eaux et des foräts ernannt. Mad) dem Zeugniß bes Staatenuui
Witzleben zu Kaffel hat v. W. volles Recht dazu gehabt, in ſ. Selbſtbiez
in Beziehung auf dieſen Gegenſtand zu fagen: „Meiner aus Liebe zum Bi
ſtets gleichen Berufstrene hat es geglüdt, 5 ber wichtigſten Oberſorſe
bie zur endlich erſeufzten gluͤcklichen Zuruͤckkunft ihres erhabenen
figer® nicht nur im eigentlichfien Sinne des Worte zu bewahren, fondern
ſehr beträchtliche Culturen ſichtbar gedeihlich zu verbeffern”. Nach
des letzverſt. Kurfuͤrſten trat v. W. als Oberforſtmeiſter in f. fruͤhern
kreis zuruͤck, und füllte ihn bis an feinen Tod auf das vollſtaͤndigſte
zeugen nicht nur Die unter ſ. Obhut geftellt gewefenen Wälder, ſondern
ihm angelegten und ferstie gepflegten Korfigärten. In einen berfefben!
der Anordnung gemäß, welche er in feinem Taſchenbuche für Forſt⸗ e
)
freunde⸗ f. 1805 u. 1806, dann In f. obm erwähnten Selbſtbiograp
Todesfall getroffen hatte, am 17. Juli 1822 zur Ruhe beftattet.
als Schriftfteller hat v. IB. durch folgende Schriften begrändet: 1
orftmänner und Jäger‘, auch „Grünes Befangbuch” genannt (Bpz. 174
1790 von 3. Chr. Müller, auch ungefähr zu der nämlicyen Zeit von ben
gen kurf. fächl. Lieutenant, nachher herzogl. anhaltbeffauifchen Legationten
v. Lehmann, in Muſik gefegt (2. Aufl., verm. durch Beiträge von a. |
1804, 3. verm. Aufl. 1816, 4. mit 5 Liedern verm. Aufl., Altona 18
„Newjahrsgefchent für Ferſi u. Jagdliebhaber (6 Bochn. Marburg 179
und unter dem veränderten Titel: „Taſchenbuch für Forſt⸗ und Sagt
(8 Bochn., Marburg 1800—12). Für die Jahrgänge 1807 und fi
der treffliche zu früh verſt. D. P. L. Bunfer, fuͤrſtl. waldedifcher Regier
zu Arolfen, Mitherausgeber. An die Stelle biefes dem weibmännifchen |
fo werth gebliebenen Taſchenbuchs trat. mit 1813. das Jahrbuch „pie
außgegeb. von C. P. Laurop, großherzogl. badifhem Dberforftrathe, u
Sifcher, großherzogl. badifchen Forſtrathe, für welches v. W. fi bis;
lebhaft intereffirt, auch zu den erſten Jahrgaͤngen einige Beitraͤge geh
*) Sie befindet ſich in Strieder's „Grundlage zu einer heſſiſchen Gele
Schriftſtellergeſchichte, fortgefegt vom Dr. Juſti— (17. Bd.); im „Spldan,
nr un Fifcher” (1820); dann im 6. und legten Bändchen ber „Beidmo
avende
Wilhelm I. (Prinz v. Oranien) 298
dmann's Kelerabende, ein neues Handbuch für Jaͤger und Fagdfreunde‘
a., Marburg 1815 — 19; das 6. erſchien nach dem Ableben des Verf.
susgebere). Noch hat von W. zu verfchietenen Zeitfchriften Mannigfalti⸗
tdurchgaͤngig hoͤchſt Anfprechentes, beigetragen.
ilhelm L. der Jüngere, Graf von Naſſau, Prinz von Dranien, ber
: Der niederländ. Freiheit, war der aͤlteſte Sohn des Grafen Wilhelm des
os Naſſau, und Jullanens, Gräfin von Stolberg, und warb geb. d. 16.
33 auf dem Schloſſe Dillenburg in der Grafſchaft Naffıu. on feinen
we kaͤmpften Ludwig, Adolf und Heinrich von Naſſau ritterlic) an ber
wes-großen Bruders, in dem niederländ. Kriege für die Sreiheit und das
nd. Adolf blieb in Friesland 1568, Ludwig und Heinrich blieben auf
Bes Heide 1575. Bon dem jüngflen Bruder, Johann Grafen zu Dillen-
‚1606) , ſtammt das jegige koͤnigl. niederländ. Haus ad. Wilhelm I. war
1) mit Anna v. Büren; 2) mit Arma von Sachſen, der Tochter des
Mosis, von welcher Moris, fein Sohn, als Statthalter 1625 ſtarb;
Raroline v. Diontpenfier; 4) Lubovica, ber Tochter des Admirals v. Co⸗
voss welcher Sriedrich Heinrich, fein Sohn, als Statthalter 1617 flach,
et Wilhelm III. König von England war. Von Wilhelms 7 Schweftern
‚, bie Gräfin von Schwarzburg, ihren Bruder fo lieb, daß fie faſt immer
se. — Wilhelm wurde in der roͤmiſchen Kicche erzogen, von Maria, Koͤ⸗
Ungam, Karls V. Schweſter; hierauf befand er ſich 9 Fahre lang als
nker ſtets um den Kalfer, der den Geift, bie Klugheit und Beſcheidenheit
ger fo achtete, daß er ihn über bie wichtigften Dinge um feine Meinung
sd ihm, umgeachtet er erſt 22 3. alt war, in Abmwefenheit bes Herzogs
u. Savoyen dem Oberbefehl in den Niederlanden übertrug. Auch empfahl
ar Nachfolger Philipp IL., der jedoch, durch bie Werleumdungen, mit
bie eiferfüchtigen Spanier bes Prinzen Treue verdächtig machten, ges
als die Urſache ber Wiberſetzlichkeit ber Niederlande anfah, und ihm
atthalterwuͤrde nicht ertheilte. Da num der Gardinal Granvella
auen des Königs beſaß, und die Statthalterin in den Niederlanden,
3 von Parma, biefem ſtolzen und herrfchfüchtigen Prälaten in allen
zen mußte, befonder® was bie Einführung ber verhaßten Tpanifchen
und bie Errichtung neuer Bisthümer betraf: fo flellten ber Graf v.
der Prinz von Oranien und dee Graf von Hoome dem Könige ſchriftlich
a er nicht den Cardinal bald zuruͤckrufe, Diefer durch fein gewaltſames
das Land in Aufruhr bringen werde. Philipp ſah diefen Schritt als ein
erbrechen an; Doch verbarg er feinen Zorn, und rief ben Garbinal ab,
dafür den Herzog v. Alba mit fpanifchen und ital. Soldaten in die Nies
Wilhelm ertannte ſogleich, wohin dies ziele, und bat die Statthalterim,
z put erfuchen, ihm die Statthalterftelle in Seeland, Utrecht und Holland
we als Erbe feines Wetters, des Prinzen Renatus von Oranien, befaß)
en; aber Margaretha ſchlug dies ab, und verlangte von ihn, ex möge
Ieuber Ludwig von ſich entfernen, und einen neuen Eid ber Treue ablegen.
erte ſich Wilhelm zu thun, indem er vorftellte, daß Ludwig kein Feind
Achen Ruhe ſei, wie bie Fuͤrſtin glaubte, er ſelbſt aber bereits dem Könige
wen babe. Zu gleicher Zeit wandte er ſich nebſt dem Grafen Egmont an
Big Philipp mit ber Bitte um Meligionsbulbung für die Niederlande. Als
ie Worftellung,, weldhe 300 Ebelleute, ben Grafen Ludwig von Naffau
Bpitze, 1566 gegen bie Einführung der Suquifition umb bie Anſtellung neuer
ke kbergaben, verächtlich zuruͤckkgewieſen wurde — man nannte bie Bittenden
Gexuſen —, fo veranflaltete Wilhelm eine Zuſammenkunft mit Egmont,
', feinen Bruber Ludwig 1. A. zu Dendermonde, um zu berathichlanen,
294 Wilhelm L (Prinz v. Oranien)
wie man dad Einruͤcken fpanifcher Truppen und das drohende Un
koͤnne. Die meiften riethen, ſich mit bewaffneter Hand zu widerſetze
Egmont, Statthalter in Flandern und Artois, war, auch bei ei
fammentunft, der Meinung, man folle ber Gnade und Güte des Kö
„Diele Gnade“, ertoiderte der kluge Dranien, „wird umfer Untergan:
die Bruͤcke fein, über welche die Spanier in die Niederlande gehen, um
abbrechen werben”. Als fie barauf ſich trennten, fielen Egmont uni
Vorgefuͤhle der Zukunft, einander um ben Hals und nahmen unter
Abſchied. Der Prinz begab ſich mit feiner Gemahlin und feinen Kin
nahme bes älteften, ber zu Löwen ftubirte, nach Breba, von hier.
auf fein Schloß zu Dillenburg zuruͤck. Unterdeſſen rüdte Alba in t
ein. Sofort wurden 18 Herten und mehre von Abel, nebft den &
umd Hoome, verhaftet, und in Brüffel am 5. Juni 1568 hingerid;
der Sardinal Granvella in Rom erfuhr, fragte ex, ob Alba auch bie
beit (fo nannte ee den Prinzen von Dranien) gefangen. „er
noch nicht gefangen, fo tauge des Herzogs Fiſcherei nichts”. 2
den Prinzen, die Grafen v. Hoogftraten, v. Kuilenburg u. %., bie
gewichen waren, vor ben Math ber Zwoͤlfe fodern. Der Prinz kam
legte ein Berufung ein an bie brabantifchen Stände, als feine natuͤr
und an den König ummittelbar, weil er als Ritter vom goldenen '
den Könige felbfi und von den Orbensrittern gerichtet werden koͤ
wandte er fi) um Schug an ben Kaifer Marimilian II. und die beu
Der Kaiſer ficherte ihm nicht nur benfelben zu, ſondern mißbilligte au
ven des Herzogs v. Alba, welcher ben Prinzen, ba er an dem gefet
perfönlidy erfchienen war, nebft feinem Bruder Ludwig u. A., als
Mojeftät des Königs in die Acht erklärte, feine Güter einzog, i
Breda Truppen legte und feinen L3jährigen Sohn, Philipp Wil
Untverfität Löwen wegnahm und als Geiſel nach Spanien ſchickte.
der Prinz von Oranien ale Keind gegen Alba in bas Geld. Er bekan
lich zur proteftant. Religion, und erhielt von mehren proteftant. |
füsung an Gelb und Truppen. Mit bem Deere, das ex geſam
feine Brüder Ludwig und Adolf in Sriesland ein. Sie ſchluge
Heiligerlee in Gröningen den fpanifchen General Johann v. Lign
Aremberg, der felbft blieb; allein auch Abolf verlor das Leben
dem Grafen Ludwig an Gelb fehlte, die-Zruppen zu bezahlen,
darauf von Alba bei Jemmingen (21. Juli 1568) beſiegt. 9
bierauf ein neue® ‚Beer von 24,000 Deutſchen, zu welchem Al
fließen, und erklaͤrte Öffentlich, dag Alba und ber von ihm errich
(Conseil des troubles) in Brüffel die Urfache des Krieges waͤre
Ber Geſchicklichkeit führte ee das Heer über den Rhein und die 9
in Brabant ein, und flug eine Abtheilung des feindlichen H
aber den Herzog v. Alba, ber fich in die Feſtungen warf, zu Ei
nötbigen, noch das Volk, das vor ben Spaniern zitterte, zu
meinen Aufflande bewegen; vielmehe mußte er fein Silber und €
fen, auch fen Fuͤrſtenthum Oranien verpfänden, um ben rüdi
an feine Dfficiere und Golbaten zu besahlen. Darauf ging fein Hee
er Heibft aber begab ſich mit 1200 Reiten nebft feinen Bruͤdem pi
von Zweibräden, und nahm an deffen Zuge nad) Frankreich gegen b
tei der Guiſen Antheil. Hier zeichnete er ſich in mehren Treffen umb
aus, Behrte aber, als ber Feldzug unglüdlich enbigte, nach Deut
*) Gr erhielt in ber Folge feine Freiheit wieber unb ftarb 1618.
Wilhelm I. (Prinz v. Oranien) 205
ankeeich hatte ihm der Admiral Coligny gerathen, Caper gegen bie Sparer
aften und ſich vorzüglich in Seeland und Holland feflzufegen, woraus ihn
van: ſchwerlich würden vertreiben koͤnnen. Diefen Rath befolgte ber Prinz,
e Meergeufen, fo nannte man jene Caper, bemädhtigten fich (yon 1572 der
> des Hafens Briel auf der Inſel Voorn, und eroberten alddann auch
Da zugleich, Alba's Tyrannei immer Ärger wurde, und das Volk durch
gen erbitterte, fo erklärten fich endlich mehre Städte in Holland, See⸗
> voffel und Geldern oͤffentlich für ben Prinzen von Oranien. Diefer fiel
feinem su Bergen im Hennegau von Alba belagerten Bruder Ludwig zu
kommen, mit 17,000 M. in Brabant ein, wo ihm Mecheln und Löwen
öffneten; allein die franz. Huͤlfsvoͤlker, welche ihm Coligny ſchickte, tours
Hagen, und er felbfl konnte Alba, der in einem verſchanzten Lager fland,
| Schlacht nöthigen. Daher 309 er fi, nicht ohne Verluſt, nady dem
zuhd, und entging kaum der Gefahr, von 1000 Spanien, bie des Nachts
Lager eingebrochen waren, aufgehoben zu werden. Ein Huͤndchen weckte
echten Zeit, daß er feine Soldaten fammeln, und bem Feinde den Ruͤck⸗
hneiden konnte. Er ging hierauf nach Utrecht und Seeland, wo ihn bie
8 zu ihrem Admiral ernannt hatten. 1575 uͤbertrugen ihm bie Stanten
nd, auf die Dauer des Kriegs mit Spanien, die Souverainetät und
haft, welchen Beifpiele Seeland, fpäter auch Utrecht, Geldern umb
4 folgten. Diefer Übertrag ward 1581 erneuert. Auch huldigten die Staa⸗
‚einige Tage früher, ehe fie ihren Abfall von Spanien befanntmachten
‚„ dem Prinzen, als ihrem Souverain, und ſchwuren ihm Gehorſam
Diefe Dberhersfchaft war indeß nur perfönlih. Darum warb 1582
der Übertrag der erbiichen Würde ber alten Grafen von Holland, womit
æ Beſitz ber geäfl. Domalnen verknüpft war, von ben Staaten beſchloſ⸗
von bem Prinzen förmlich angenommen, worauf die Staaten ſich ihm
BRssleslichen Obrigkeit verpflichteten. Der edle Dranien verdiente biefe®
kaum diefe Zeichen der Erkenntlichkeit. Schon 1573 hatte er die Ausruͤ⸗
Flotte von 150 Segeln zu Vlieſſingen betrieben. Diefe Flotte blieb
ud ben Spanien überlegen, ſodaß man wol fagen kann, die Holländer
| Freiheit auf dem Deere erobert. Unterbeffen hatte Alba Bergen genoms
mehre Städte nach ber tapferfien Gegenwehr wieder untermo.fen; allein
sfamteit, mit der er die Einm. behandelte, machte bie uͤbrigen nur um fo
zur Vertheidigung. Dagegen eroberte ber Prinz von Oranien Ger⸗
arg und Middelburg, die Hauptft. von Seeland, nachdem bie Meergeu⸗
fpanı. Flotte gefchlagen hatten. Um biefe Zeit war Lubwig von Zuñiga und
dem Herzog v. Alba (1573) in ben Niederlanden gefolgt, und hatte in
effen auf ber mooker Heide (1%. Apr. 1574) Ludwig und Heinrich von Nafs
Ne Brüder bed Prinzen, geſchlagen, welche ihre megen ruͤckſtaͤndigen Soldes
ſchen deutſchen Soldaten nicht In Ordnung halten konnten. Ludwig und
blieben auf dem Schlachtfelde. Doch Wilhelm entfegte Leyden, indem er
de bucchftechen ließ. Darauf flarb Zuñiga. Die fpan. Soldaten aber vers
un Antwerpen u. a. D. ſolche Ausſchweifungen, daß fich ſaͤmmtl. nieberl.
Yen mit Ausnahme Luxemburgs, zu Gent 1576 vereinigten, um bie frem⸗
Buppen zu vertreiben und von dem Religionszwange frei zu werden. Und als
me Gtatthalter, Johann von Öftreich, ein natürlicher Bruder des Könige,
men bewilligte Sriedensebict von 1577 verlegte, riefen bie Staaten von Ant⸗
n den Prinzen von Dranien zu Hülfe. Das Volk empfing ihn mit Jubel in
et, wo ein Zheil ber Stänbe ihm bie Statthalterwürde antrug. Allein ba
Große ihm entgegen waren, fo bewirkte er den Beſchluß, daß der Erzherzog
Has son Hſtreich als Generalſtatthalter, er ſelbſt aber als Generallieutenenk
uumgesi ZU SID ſrumtios GEDUEDER WAL, TTUgER auf voed 'yrın
1580 dem Bruber des Könige Heinrich ILL. von Frankrei
v. Anjon, die Oberherrſchaft an, und kündigten (26. Sul 15
Phillpp von Spanien, als einem Thrannen, den Gehorfam ar
nämlich ben Prinzen von Dranien „als einen Ketzer und Maulch
dern Kain und Judas, Kirchenraͤuber, Eidbruͤchigen, Anflifter
zuhen und als eine rechte Peſt der menfchlichen Geſellſchaft“ für
und einen Preis von 250,000 Thlrn. auf feinen Kopf gefegt. Über
der ihn lebendig ober todt ben Spaniern in bie Hände liefern wuͤ
hen verziehen fein und er mit feinen Nachkommen in den Adelſt
den. Die Stände gaben deßhalb ihrem Statthalter eine Leibwach
antwortete in einem heftigen Manifeſt, worin er dem Könige unter
und Mord, ben Tod feines Sohnes Don Carlos und feiner Ge
vorwarf. Anterdeffen eroberte ber Herzog v. Parma mehre Feſti
dern Breda. Doch mußte er die Belagerung von Cambray aufbeb
v. Anjon mit einem Heere anruͤckte. Hierauf ward ber franz. Pi
Brabant ausgerufen (Maͤrz 1582), bei welcher Gelegenheit ihm t
nien ben berzogl. Hut auffegte, ımb den Eid, daß er nach tem;
gleiche regieren wolle, Öffentlich abnahm. Dies gefchah in Ant
nachher der Prinz meuchelmörberifä angefallen wurde. Ein S
Jaureguy, ſchoß nach ihm mit ber Piftole, fobaß die Kugel unter
bineins und zum linken Baden wieder herausfuhr und ihm einige
Der Thaͤter wurbe von ber Leibwache auf ber Stelle niedergeha
ſelbſt hatte fo viel Eraft, Ei er eigenhändig an den Rath von ?
Diefer Mordthat ſchcieb. Der Math orbnete Faſttage an; das 9
Kichen für die Erhaltung des Prinzen, und dankte ebenfo eifrig
Wiederherſtellung. Man zog noch einen Spanier, Ric. Salgedo
liener, Franc. Baza, ein, welche vom Herzoge v. Parma Gelb ei
um ben Herzog v. Anjou umb ben Prinzen von Oranien aus bem 8
beide wurden überführt, jener in Paris von 4 Pferden zerriflen,
ſelbſt. Nach h biefen Vorfaͤllen gelüftete ben Herzog v. Anjon nady |
san GArsvelch Übe Eanlnta aa han Üunahımnen aininer tımnen Jar
Wilhelm II. (Erbflatthalter von Holland) 297
) gebar. Doc) hier ereilte ihn der Tod. Ein Burgumber, Balthafar
stte fich unter dem Namen Franz Buyon und mit dem Vorgeben, ba
mirten Glaubens wegen aus Befangon habe entfliehen müffen, bei dem
sgefchlichen, und ihn durch die Froͤmmigkeit, mit welcher er dem Got⸗
etwohnte, fo getäufcht, daß der Prinz ihm fein Werteauen fchenkte.
Yeanien am 10. Juli 1584 in feinem Schloffe zu Delft von der Tafel
2 war, um in ein andres Zimmer zu geben, erſchoß ihn der Mörder
Wflole, die er mit 3 Kugeln geladen hatte. Der Prinz ſank neben feiner
und Schweſter, der Sräfin von Schwarzburg, zur Exbe und flarb mit
ıf: „Mon Dieu, mon Dieu, ayez pitie de moi et de ton pauvre
— Sein Mörder war nicht älter ald 22 I. Der Wahnſinn, duch
6 die:-Seligkeit zu verdienen, hatte ihn mehr noch als der hohe Preis zu
brechen angetrieben. Ex (te bie Todesſtrafe mit verflodtem Sinn und
umpfinbiichkeit. Im Verhoͤre hatte er bekannt, daß ein Franciscaner
ai und ein Jeſuit von Trier ihn durch das Verfprechen ber Seligkeit zu
ewogen hätten, hierauf hätte ex fein Vorhaben ben Prinzen von Parma
md biefer ihn an den Staatsrath d’Affonvile geiwiefen, um das Nöthige
es. — W. ftarb 52 3. alt, in ber vollen Kraft feines Geiſtes. Er war
et, batte kaſtanienbraunes Haar und eine bräunliche Gefichtöfacbe. Er
lg, was er aber fante, war Elug und gefiel. In der Kunft, die Mm»
gewinnen, mar ex Meifter. Gegen das Volk benahm er ſich freundlich
den. Oſt ging er ohne Hut in der Stadt, und unterhielt fich treuherzig
Mrgern. In feinem Haufe war er großmäthig, gaſtfrei, prachtliebend
Na; ; Alles gab er feinen Freunden hin; nur fein Vertrauen fchenkte ex
beobadytenber Verſtand durchdrang bie Dienfchen und die Ereig⸗
war undurchdringlich. Kalt, verfhloffen, dem Scheine nach felbft
gg, wen e ſprach, das Feuer und die Kuͤhnheit ſeiner Rede alle Ge⸗
beherrſchte fie mit unwiderſtehlicher Gewalt. Der Gefahr ſetzte er
muth, den Hinderniſſen kluge Behartlichkeit entgegen. Es war
feine Echebimg zu thun, ſondern um bie Sache des Volks; darum
eit, welche er gegründet, nicht mit ihm unter, und der Name des
Lebt fort in der Geſchichte der europäifchen Menſchheit. — Es gibt
befchreibungen in hollaͤnd. Sprache von ungenannten Verfaflern.
man „Meursii Guilielmus Auriacus ete.“ (Amfterd. 1638, ol.)
vV „Hiſt. der hollaͤnd. Staatsregierung”. No hat Wilhelm von Di
würdigen Biographen gefunden,
Ipelm IIL., Exrbftatthalter von Holland und König von England, ud. |
', größter Gegner, durch die von ihm in die europ. Staatskunſt einge»
w des politifchen Gleichgewichts, wurde nach dem Tode feines Waters,
L von Naſſau, Prinzen von Dranien, 1650 geb. Geine Mutter war
Hartz Stuart, Tochter bes unglüdlichen Karls I. Bei glüdlichen Ans
dem berlihmten be Witt vortrefflich erzogen, gewann Wilhelm die Liebe
‚das iyn 1672, als Ludwig XIV. die Republik mit feinen Heeren über:
Me, zum Beneralcapitain der Union ernannte, und ihm bie 4 Jahre vors
ebene Statthalterfchaft übertrug. Entſchloſſen, für die Wertheidigung
andes in der legten Schanze zu flerben, ließ er die Dämme bucchflechen,
scch eine gefchickte Bewegung bie franz. Selbherren, vereinigte ſich mit
«Deere, unb zwang die Franzoſen, ſich zuruͤckzuziehen. Nun erhob ſich
bes Hauſes Dranien,, und bie Staaten von Holland, benen noch * Pro»
anſchloſſen, erklärten (2. Febr. 1674) bie Statthalterfhaft in dem
mien für erblich. Zwar verlor Wilhelm die Schlachten bei Senef (1674)
Omer (1677); allein er wußte deffenumgeachtet den Feind aufauhalten,
298 Wilhelm III. ( Erbſtatthalter von Holland)
und durch feine Staatskunſt das Reich, Spanien und Brandenburg u
fo zu verbinden, daß der Friede ſchon 1678 zu Nimwegen gu Stande
gelang es Ihm nicht, den Abflug von Separatverträgen zu verhinud
helms ganze Politik war gegen Ludwig XIV. gerichtet, den er auch perfäi
Wie einft ber erſte Oranier Philipp II. gegenüberftand, fo jest Wilbels
wig XIV. Um die Herrſchaft diefes Monarchen in Schranken zu halt
er die Ligue von Augeburg (29. Juli 1686) zwiſchen dem Kaiſer, Spank
den und Holland, wozu noch Dänemark und einige beutfche Fuͤrſten tra
leicht wollte er dadurch auch feine geheimen Plane in Anfehumg Engt
fielen. Seine Gemahlin, Maria (verm. feit 1677), war nämlich Ya
England Tochter und bie Thronerbin. Unerwartet kam Jakobs zweite
(10. Juni 1635) mit einem Prinzen nieder. Nun befürchtete der groͤße
Parlaments und ber Nation von bem bigotten Jakob die Einführung‘
Religion und ben Umſturz ber Berfaffung. Auch behauptete das Geruͤct
fei untergeſchoben. Alſo vereinigten ſich in England die Epiſkopalen und
sianer, um, von Holland unterflüht, ber Maria die Thronfolge zu erhal
beim inabefonbere fah voraus, daß England durch feines Schrolegernat
immer enger mit Frankreich ſich verbinden würde; er fchloß fich daher
Mehrheit der britifchen Nationan, und der Rathspenſionnair Kagel ben
neralftaaten, ihm zur Rettung dee beitifchen Freiheit und der protsflam
mit Schiffen und Truppen zu unterflügen. So landete Wilhelm ploͤtliq
angeblich gegen Frankreich ausgerüfteten Flotte von 500 Segeln, und u
PM. Truppen zu Zorbay ben 5. Nov. 1688. Sofort ertiäcte ſich en gt
des Adels für ihn; mit bem Adel gingen Jakobs Truppen nach und ui
über; daſſelbe that Lord Churchill, nachmals Marlborough, und
felbft Jakobs zweite Tochter, Anna, mit ihren Gemahl, dem Prinz
Dänemark. Des verlaffenen Könige Vorfchläge wurden nicht angel
entfloh daher mit feiner Familie im Dec. nach Frankreich, worauf Bühl
don feinen Einzug hielt. Beide Parlamentsfammern erklärten nummch
fogen. Gonvention, Jakob II. habe den Grundvertrag zwiſchen dem
feinem Volke gebrochen, dadurch ſei ber Thron erledigt. Hierauf warb
1689) Maria zur Königin und Wilhelm, ihre Gemahl, der inzwiſchs
Kirche ſich bekannt hatte, zum König ernannt doch follte Letzterer allein Ü
tung führen. Zugleich beftimmte ein Geſetz (tie Declaration oder Bill
ober die deutlichere Feftfegung ber aiten unbeftreitbaren Volksrechte) d
der koͤnigl. Gewalt und die Thronfolge; ſpaͤterhin auch die Givilfifte. |
man bie Mevolution von 1688. Schottland folgte Englands Beifpk
Irland, wohin Ludwig XIV. Jakob IL. mit einem Heere fandte, kaͤmpft
zahl ber Katholiken für den abgefegten legitimen König. Aber der Sieg
beim (1. Juli 1690) am Boynefluß über Jakobs Hrer, und ein zweite
General Dinkel (13. Juli 1691) bei Aghrim erfämpfte , ſowie bie BRin
- her Wilhelm bie befiegte Partei behandelte, gaben Ihm auch die Krone v
Wilhelm ward in jener Schlacht verwundet; allein er ließ fich an der €
Truppen verbinden, und focht zu Pferde, bis die Schladyt gewonnen
dem Kriege auf bem feften Lande war er weniger gludlih. Bei Steent
ihm 1692 dee Marſchall v. Luremburg ben Sieg; berfelbe ſchlug ide
Neerwinden; allein immer wußte Wilhelm durch geſchickte Ruͤckzuͤge w
den Franzoſen die Fruͤchte ihrer Siege wieder zu entreißen. Er nahm
Ange ficht bes ſtaͤrkern feindlichen Heeres, Namur 1693. Endlich muß
wig, im Frieden zu Ryßwick 1697, als König von England anerkennen
drang das Parlament auf die Entlafjung faft der ganzen Armee, weil ei
Heer ihm mit der Sicherheit der Landesverfafſimg unverträglich ſchien.
Wilhelm II. (Erbflatthalter von Holland) 209
as Teſtament Karls II. von Epanien, ber Ludwigs XIV. Enkel zu fel
eingeſetzt hatte, die Veranlaſſung, daß Wilhelm in der großen Allianz
. Sept. 1701) ganz Europa gegen Ludwig bewaffnete. Ex wollte näms
mften ſtreichs und des politifhen Gleichgewichts wegen, infonberheit
er nicht zugeben Eonnte, daf Belgien von Frankreichs Politik abhängig
fpan. Monarchie getheilt wiffen, unb hatte fich deßhalb bereits Ende
L nad) Holland begeben. Ungeachtet er ſchon damals den Tod in feiner
te und nicht laut mehr fprechen konnte, bereitete er dennoch, umgeben
Bmännern und Beneralen, mit feinem gewoͤhnlichen Scharfblick Alles
zffnung des Feldzugs. Da nun überdies noch Ludwig XIV., nach Ja⸗
ode, beffen Sohn, Jakob III., als König von England ausrufen lief,
Wilhelm III. leicht, das dadurch beleidigte Parlament zu bewegen, daß
re Allianz mit Holland, bem Kaifer, Dänemark und Schweden beitrat,
Sräftung von 40,000 Soldaten nebft 4000 Matroſen bewilligte. Mit⸗
dieſen Entwürfen aber brad) Wilhelm (8. März 1702), zwifchen Ken⸗
d Hamptoncoutt, bei einem Falle mit bem Pferde, das Schluͤſſelbein,
an den Kolgen jenes Unfalls (16. März) in einem Alter von 52 Jahren.
mahlin, Marla, war ſchon 1695 kinderlos geftorben.) Mit ihm erlofch
tthalterwuͤrde ber 5 Provinzen; und bie oranifche Erbſchaft wurde zwi⸗
Ben und Wilhelms naͤchſtem Vetter und Teſtamentserben, dem Fuͤrſten
ws Dies, Erbſtatthalter von Friesland und Statthalter von Gröningen,
J. Friſo, von welchem der jegige König ber Niederlande abſtammt, ges
England dankt dem ſtaatsklugen Wilhelm II. feine Nationalbank
ke Grundlage feines Credits, durch bie Sundirung der Zinfen ohne die
ung zur Ruͤckzahlung bes an jeden Dritten zu übertrugenden Capitals,
Preßfreiheit (1694), ımb bie Stiftung ber neum oflindifchen Com⸗
); das Haus Hanover dankt ihm feine Erhebung auf den engl. Thron
vom 12. Sun. 1701). Gleichwol hat ihm bie Nation kein Denk»
Er mißfiel den Briten wegen feines flolgen, firengen und phlegma⸗
‚ unter welchem er Ruhm: und Herrſchſucht verbarg. Aus Verdruß
gung, die durch den Einfluß ber Tories foweit ging, baf er feine
und bie von ihm in Sold genommenen Regimenter von franz.
abdanken mußte, wollte er die Regierung niederlegen, wovon ihn
und Sreunde nur mit Mühe zurückhielten. Das Syſtem ber briti⸗
Anentalpolitik, eine Folge ber Eiferfucht gegen Frankreich, warb durch
merft begründet, bamit aber auch das Huͤlfsgelder⸗ und Anleiheſyſtem,
ationalſchuld. Um die Stimmenmehrheit im Parlamente zu erhalten,
efich wol auch der Beftechung. Übelgens regierte er im inne ber Kreis
des buldfamen Proteſtantismus; ſewie dem wahren, von ben Stuart®
iz aus ben Augen gefesten, Natlonalintereffe gemäß; daher waren bie
die Minifteriatpartei, und das britifche Unterhaus erhielt feitbem feine
Bedeutung. Auch in ben Niederlanden bildete Wilhelm III. eine Schule
satämänner, wie Kagel und Heinfius waren. Mit Staats und Krieges
überhäuft, hatte er weder Muße noch Neigung zur Literatur und Kımfl.
ich ernſt, kalt und durch fein hollaͤnd. Phlegma zuruͤckſtoßend, wußte er
s nicht gu gewinnen; allein im Handeln war er mit einem durchdringen⸗
raſch und thätig, In ber Gefahr unerfchroden, bei Hinderniffen unbe⸗
m Kriege tapfer ohne Ruhmredigkeit; bei einem ſchwaͤchlichen Körper
Ieine Beſchwerde, auch wenn fie über feine Kräfte ging. Dadurch erwarb
Kchtung und bie Bewunderung aller Männer von Verfland. So fehr ex
liebte, fo fehr haßte er Schmeichelei und Prunk. Ex befaß kriegeriſchen
nd Elan für Groͤße, kannte aber tweber die Freuden ber Hercſchaft, wa
⸗
800 - Wilhelm I. (König der Niederlande)
Die der Humanität. Nan hat von ihm noch Beine feiner wuͤrdige Biogr
Jakob U. Marlborough und Großbritannien.)
Wilhelm I. (Wilhelm Friedrich von Oranien), König ber Nie!
Großherzog von Luxemburg, geb. im Hang den 24. Aug. 1772.
Wilhelm V., Fuͤrſt von Dranten und Naſſau, Erbflatthalter (farb
1806 zu Braunſchweig), flammte ab von Sohann, dem jängflen Brı
Sen Wilhelm I. von DOranien (f.d.). Seiner Mutter, Fried
Wilhelmine, des Prinzen Auguft Wilhelm von Preußen Tochter, ba
Bildung. Bein Großvater, der erſte Erbflatthalter bee Wereinigten
(1747), hatte die 4 Lanbestheile des naffau » ottoniſchen Stammes
Siegen, Dillenburg und Dies, wieder zufammen an feine, die Di
gebracht.” Der hollaͤnd. Scheiftfteller Tollius war des Prinzen Lehrer,
neral v. Stamford, ein guter Taktiker und Staatsmann, fein Füt
machte der Erbprinz eine Meife nad) Deutfchland, und blieb eine Zeitl
I, an dem Hofe feines Oheims, des Königs Friedrich Wilhelm I
Audirte er feit 1790 gu Leyden. Nach feiner Wermählung (1. Det
Friederike Louiſe Wilhelmine, ded Könige Friedrich Wilhelm von Pren
machte er ſich, nebſt feinem fpäterhin als Feldherrn ausgezeichneten B
sich, um bie Verbefferung der holländ. Landmacht verdient; allein ber
fpalt, indem die 1787 durch preuß. Waffen unterbrücken Patrioten
Dranien Indgeheim entgegenwirkten, verhinderte Vieles. Jene hat
Theil nad) Frankreich geflüchtet, und der Nationakconvent erfiäzte, ı
Dülfe der Patzioten des reihen Hollands zu bemächtigen, ben 1. Gebt
Erbſtatthalter den Krieg. Dumouriez eroberte das holländ. Brabant;
es ber Erbprinz, dee den Oberbefehl über die hollaͤnd. Truppen führte,
ein Heer der Bundeögenoflen gefloßen war, in Folge des Sieges beil
den ber kaiſerl. Feldmarſchall, Prinz von Koburg, iiber Dumouriez de
erfochten hatte. Hierauf hielt der Erbprinz bie franz. Nordamee von di
gen in Weftflandern ab. Allein am 13. Sept. warb er in feiner Gtebs
Mein und Werwid von dem Zeinde mit folcher Übermacht angegeifl
da der oͤſtreich. General Kray zu fpät eintraf, und das Heer umter Bi
es noch nicht abgekocht hatte) ganz ausblieb,, nach bem tapferften WER
welchem Prinz Kriedrich, fein Bruder, ber den rechten Fluͤgel befehliz
bet wurde, ſich mit Verluſt hinter die Scheide zurückziehen mußte.
eroberte ber Erbprinz Landrecies. Dann warf er an ber Spige eines ni
oͤſtreichiſchen Heers den Feind über die Sambre; allein im ber großen |
26. Juni, als er fchon mit dem rechten Flügel ſiegreich vorgebrungen
er, weil die Sranzofen Charleroi erſtuͤrmt und den linken Fluͤgel bei Fie
gen hatten, nad) der Anordnung bes Prinzen von Koburg, fidy eben
ziehen. Dierauf wichen (21. Juni) die Öftreicher, vor Pichegru un
bis hinter die Maas, und dem Exrbprinzen blieb, bei feinem gefchuä
Nichts übrig, als In Verbindung mit bem Heere bed Herzogs von Por
zen ber Republik zu decken. Allein bie Feſtungen fielen und bie Kaͤl
Feinde Brüden über bie Waal, fodaß Pichegru ſchon den 17. San. 17°
einzädte. Die Partei der Patrioten beguͤnſtigte den Feind, und der E
ſah fih außer Stand, die von ihren Bundesgenoffen verlaffene Repub
Seine Soͤhne legten baher ben 16. Yan. ihre Befehispaberftellen niede
beim V. ſchiffte fich den 18. und 19. mit feiner Familie und einigen
Scheveningen auf 19 elenden Fiſcherpinken nach England ein. ‚Diez m
glücklichen Fürftenhaufe Hamptoncouet als Wohnfig eingeräumt; allı
Brüder gingen bald wieber auf das feſte Land zuruͤck, um eine Scha
derter Niederländer auf Englands Koſten zu bewaffnen, die ſich ab
Wilhelm I. (König ber Niederlande) 801
wieder zerfireute. Prinz Friedrich trat in oͤſtreich. Dienſte und ſtarb
6. San. 1799. Der Erbprinz begab ſich mit feiner Familie nach
e von dem biplomatifchen Einfluffe des mit Frankreich befreundeten
ine guͤnſtige Wendung feines Schickſals erwartete. Übrigens befchäfs
sit der Erziehung feiner Söhne, mit ben Wiſſenſchaften und mit ber
feiner in der Gegend von Pofen vom Fürften Jablonowsky erfauften
wohin er Soloniften zog, unb auf welchen er bie Leibeigenfchaft aufe
warb er in der Folge einige Landgüter in Schlefin. Da fein Vater
durch den Reichödeputationsfchiuß ihm gugefallene Entſchaͤdigung in
Fulda, Korvey, Dortmund, Weingarten u.a. O. m., an ihn den
J2 abgetreten hatte, fo nahm er davon am Ended. J. Beſitz, und
n in Fulda, brachte jedoch einen Theil des Winters in Berlin zu.
em Staaten ſtellte er, nad) Befeitigung faſt enblofer Hinderniſſe,
haͤtigkeit, mittelft einer ſparſamen und einfachen Verwaltung und
ſchaffung vieler Mißhräuche, ohne rafche Neuarımgen, einen gutge⸗
md ber. Sein Rechteſinn und die Humanität, mit welcher ex Dies
thanen, ohne Unterfchieb ber Religion, behandelte, erwarben ihm
WVolks. Unter mehren Verbefferungen muͤſſen vorzüglich die an bie
rauchbaren Univerfität zus Fulda, von Meißner (aus Prag) und Gle⸗
tete höhere Schulanftalt (kyceum) und die Stiftung eines Lande
genannt werden, wozu der Fuͤrſt die Sonde von 2 eingezogenen Kloͤ⸗
te. Nach dem Tode feine® Vaters übernahm ber Fuͤrſt die Regierung
(hen Stammlaͤnder. Als er aber bie von Paris aus Ihm gegebenen
m Rheinbunde zu treten, im Gefühl der Würde eines deutfchen Fürs
chtete, verlor er die Hoheit über bie oranifchen Lande, weiche feine
n, NaffausUfingen und Wellburg, und Murat, Großherzog von
a. Das ſchoͤne Weingarten fiel an Würtemiberg. Auch Fulda ſollte er
m er nicht zu jenem Bunde träte, in welchen Falle er Vergrößerung
weg) hoffen durfte. Allein der Kürft wollte lieber mit Ehren fallen, als
ranien durch Unterwerfung unter ein fremdes Joch (dafür erkannte er
b fchon damals) ſchaͤnden. Alle Anträge von Naffau, von Murat. A.
Int. Hierauf ging ber Fürft im Aug. 1806 nach Berlin, wo er, als
preuf. Regiments und Benerallieut., fpäterhin im Sept. den Ober»
ze Abtheilung des echten Fluͤgels des preuß. Heeres zwiſchen Magde⸗
urt erhielt. Nach der unglücklichen Schlacht bei Jena mußte er dem
Moͤllendorf nad) Erfurt folgen und gerieth durch bie Gapitulation, weis
ıdete muthloſe Greis abfchloß, In Kriegegefangenfdyaft ; doch burfte er
Bemahlin im Preußifchen aufhalten. Allein Napoleon erklärte ihn,
fürften von Heſſen und den Derzog von Braunſchweig, feiner Länder
und Fulda mußte ſchon den 27. Oct. bem franz. Kaiſer bulbigen;
mund und die Grafſchaft Spiegelberg wurden 1807 dem Königreich
db Großherzogthum Berg einverleibt. Selbſt die In der Bundesacte
men Domainen wurden von Berg und Wuͤrtemberg eingezogen; nur
Vie nicht, und die andern rheinifchen Bundesfuͤrſten verfpradyen we⸗
rinen Überſchuß an den beraubten Fürften auszahlen zu laffen. Dies
effen mit feiner Gemahlin und Famille nad) Danzig gegangen. Als
Weichſel fich näherte, wollte er nach Berlin zuruͤckkehren; allein nur
bie krank war, durfte daſelbſt wohnen. Er felbft mußte über die Ober
jab ſich nad) Pillau. Im Frieden zu Zilfit ward feiner nicht gebacht.
z der Befig feiner Güter im Herzogthum Warſchau. Er lebte aufs
Wiffenfchaften und feiner Familie in Berlin, wo fein aͤlteſter Prinz
akademie erzogen wurde. Dieſer ging dann nach England vnd hiente
Kriegshaufen erklärte fi) den 17. auch der Haag für ben Prinzen
erhaltene Kunde fchiffte fich der Fürft ein und landete ben 29. Ro
gen. Das Volk begrüßte ihn mit Jubel im Haag den 3O., w
Amſterdam, wo die Commiffarien des proviforifhen Bouvernem:
Scholten, am 1. Dec. bie Proclamation: „Niederland iſt fre
beim L, der ſouveraine Fuͤrſt diefes freiem Landes!" ohne dazu v
vollmächtigt zu fein, erlaffen hatten. Der Fuͤrſt wiligte nur
und erklärte, daß eine Staatsverfaſſung die Worrechte und Fre
verbürgen umb es gegen jeden Eingriff in biefelben ficherftellen muͤ
23 fefte Piäge in den Händen ber Frangofen, bie bei Utrecht i
Alein bald befreiten bie Bundesheere das Land. Wilhelm Fri⸗
die Bewaffnung bes Volks und übertrug einer Commiſſion bie |
Verfafſungsgeſetzes, das den 29. März 1814 von den Abgeor
angenommen und darauf von dem Fürften befchworen wurbe. Ar
Erblaͤnder hatte er fchon vor Ende 1813 wieder in Befig gen:
ſprach der wiener Congreß die Vereinigung Belgien® und Luͤtti—
. nigten Niederlanden als ein Königreich aus, und ber Fuͤrſt wu
helm I. zum König der Niederlande, Fuͤrſten von Lüttich) und H
burg den 16. März 1815 im Hang ausgerufen. Allein er m
Stammlaͤnder in Deutſchland für den Vefig von Lupemburg,
Juli 1815 zum beutfchen Bunde gehörte und das er im Mai
thum erhoben hatte, an Preußen abtreten. Seitdem bat er r
freifinniger Gerechtigkeit die neue Verfaffung gegründet. Der vo
Conmiſſion aufgetragene Entwurf einer allgemeinen nieberl
wurde 1819 vollendet und theilweife der Verfammlung ber €
Prüfung vorgelegt. Den 21. Juni 1816 ift er dem heil. 8
41814 wurde er oͤſtr. Feldmarſchall, fliftete den nieberländ. W
verbienft» und 1815 den Civilverdienftorben des belgiſchen Löwe
wechfelnd in Brüffel und im Daag, lebt einfach wie ein Privatım
f. Unterthbanen zugänglich, und überhaupt mehr Regent als Kri
achtet bie Mehrzahl ber Holländer altoraniſch, mithin antimona
Wilhelm (der Eroberer) 803
Achtung bed Herzogs v. Wellington, deſſen Adjutant er war. Bei ber
\g von Giudab:Robrige war er unter den Stuͤrmenden Einer der Erſten.
i Babajoz drang er in die Stadt an der Epige einer engl. Colonne, bie
Flucht abgehalten und in ben Kampf zurüdgeführt hatte. Ebenſo tapfer
fi) in der Schlacht von Salamanca und bei jedem andern Eriegerifchen
mes Feldzugs. Ex wurde darauf zum Adjutanten bes Könige von Groß⸗
ı ernannt und erhielt die Medaille des militalrifhen Verdienſtes, auf
⸗ Kamen Ciudad-Rodrigo, Badajoz, Salamanca ſtanden. Als fein Va⸗
ain der Mieberlande wurde, ſahen die Belgier, obgleich ſeit 20
daran gewoͤhnt, Franzoſen zu ſein, in dem tapfern Prinzen mit Freude
en Thronerben, der eine ſeltene Guͤte des Herzens mit Offenheit, Recht⸗
w Herablaſſung verbindet. Ebenſo viel Muth als militairiſche Einſicht
Prinz in dem Treffen bei Quatre⸗Bras am 16. Juni, und in ber
Waterloo am 18., wo er an der Spitze ſeiner Truppen, die f. Bei⸗
‚einen muthigen Angriff machte und durch einen Schuß in bie
unbet wurde. Nach fiiner Herftelung begab er ſich zu den Verbuͤn⸗
Jaris. Hier kam f. VBermählung mit der Prinzeffin Charlotte von Wales
8; allein Im Gefuͤhl feiner Würde verweigerte der Prinz feine Zuftims
AL eu nicht ber erſte Unterthan einer Königin von Großbritannien werben
Verhaͤltniß, das die Abhängigkeit feines Vaterlandes von ber britifchen
zur Bolge haben konnte. Dagegen vermählte er ſich in Peteröburg
der Schweſter des Kaifers Alerander, die ihm 3 Prinzen und eine Prins
sen hat. Er bat ſeitdem mehre Neifen nad) Peteröburg gemacht; bie
bei Gelegenheit der Thronbeſteigung bed Kaifers Nikolaus. — Ihm
Kenntniflen, Talent, Muth und Sanfıheit des Charakters ift fein Bru⸗
Friedrich Wilhelm Karl, geb. den 28. Febr. 1797 zu Berlin
mjogen. Er fludirte feit 1814 auf der Hochſchule zu enden und zeich⸗
Möefehlähaber in dem Seldzuge 1815 aus. Am 21. Mai 1825 ver»
$ mit der Peinzeffin Louiſe, Tochter des Königs von Preußen, und iſt
& €. oͤſtr. Feldzeugmeifter von der Armee, E. niederländ. Generals
æ Artillerie, auch E. preuß. Generalmajor und Inhaber eines Safanı
X m, der Eroberer Englands in Zeit von wenigen om. der
dieſer Inſel und Stifter einer Dynaſtie, welche auf berfelben von 1066
chte, war ber unehelihe Sohn des Herzogs Robert von der Nor⸗
a1 diefer mit einem Landmädchen, Arlotte, 1016 zeugte. Die Liebe zus
z dass Herzog, der 2erwachſene Söhne hatte, Jenem fterbend fein Land
a, und ihm, da Wilhelm erft 9 J. alt war, den König von Frankreich
md, nebſt einigen großen Vaſallen Frankreichs, vorzufegen. Da indeſſen
Brüder, aus rechtmäßiger Ehe erzeugt, dadurch übergangen waren, fo
wenig, daß Wilhelm ein Opfer der Unruhen geworden wäre, welche ſich
Peſitz feines Landes erhoben; felbft der König von Frankreich ſuchte ihm
zeißen, und nur die großen Geiftesgaben des jungen Wilhelm, verbunden
idernswerther Tapferkeit, leiteten ihn durch ale diefe Werhältniffe ohne
hindurch, bis er, nach Jahren zum Manne herangewachfen, das Schre⸗
z kleinen Fuͤrſten Frankreichs war. Inzwiſchen farb Eduard, König von
ein naher Verwandter Wilhelms und durch ihn auf dem Throne erhalten,
die Dänen hatten vertreiben wollen. Aus Dankbarkeit hatte er Wils
—* in England zugeſichert, da er ohne Kinder war; allein nach
base ſich die Krone ein Engländer, Namens Harold, auf, ber fie nur für
in Befig zu nehmen eidlich verfprochen hatte. Wilhelm machte ſogleich
a, dieſe Untreue zu raͤchen, und ruͤſtete nicht allein eine Flotte und ein Heer
504 Wilhelm’ (König von Wuͤrtemberg)
aus, fonbern verband ſich auch mit dem Weherrfcher von Norwegen ın
gegen den Papft, das Reid, von ihm in Lehn zunehmen. Harold ſchu
Norweger Haupt, aber Wilhelm ſetzte über ben Canal und rüdte
nach dem Städtdym Haſtings vor, wo er in einem verſchanzten Lager
nochmals Unterhandlungen antnüpfte, die fich aber In Nichts auflöften. .
mußten entfcheiden, und es kam zu der Schlacht bei Haſtings am 14.
Die fich nad) dem biutigfien Kampfe mit einer gänzlichen Niederlage de
und dem Tode Harolds endigte, welchen ein Pfeil ins Auge traf. 2
der fanken an feiner Seite. England umterwarf fi, und zum Wei
ward Wilhelm bereit in London gekrönt. Die ſtrengſten Maßregeln a
Gerechtigkeit auf der andern Seite ficherten ihm den Thron. Da ie
ein Lehn von Frankreich war und em Vaſall Eine Eroberungen ſich zur
te, als infofern fie mit feinem Lehn Eins wurden, fo entſpann ſich dar—
angenehmes Verhältniß zwiſchen England und Frankreich, in Folge befl
tere fortwährend behauptete, England fei ihm Iehnepflichtig, und dan
mit Wilhelm in einen Krieg gerieth,, ber nachher Jahrhunderte lang fü
dem Regenten wieberholt wurde. Die große Nationalfeindfchaft zwiſch
dern und Franzoſen fchreibt ſich aus jenen Tagen her, wo Wilhelm a
Englands Boden betrat. W.'s Einfluß auf England iſt zum Theilne
gang verlofchen. Der Tower ift von ihm angelegt worden, um London
zu halten; bie liberrefte der franz. Sprache in der Anrede an dm Kl
öffentlichen Vorträgen fchreiben fich von ihm her, Indem er bie franz. (
Hofſprache machte. W. ftarb während eines Krieges gegen Srantıd
alt, 1087, und hatte er viel Abenteuer im Leben beftanden, fo waren e
ſ. Tode nicht gering. Denn alle Großen und Vaſallen eilten von feine
hinweg, alle Diener raubten im Palafte, was fie konnten, der Leica
GStunden verlaffen nadt da, und als enblid der Erzbifchof von Rem
nad) Caen bringen ließ, trieb eine plöglich in der Stabt entſtehende U
Alles auseinander; kaum brachten ihn einige Mönche zur Gruft. Hie
ein Ungtüdlicher, auf deffen Grund und Boden Wilhelm die Kicdye |
laſſen, wo er follte begraben werben, gegen bie6 Begräbniß, und man na
fen Schreier befeitigen. In ber Gruft follte den Leichnam ein fleinerne
nehmen; er war jedoch zu eng, unb als man ben ungewöhnlich flarken
waltfam hineinpreßte, fprangen die Eingemweide durch die Bauchdecken
ſtank vertrieb Alles. Nach 450 Jahren wurden bei einer Pluͤnderun
Caen feine Gebeine aus der Gruft geriffen, in welcher man große Scha
mwähnte. (Bol. Aug. Xhierry’3 „Hist. de la eonquäte de l’Anglete
Normands”, Paris 1825.)
Wilhelm, König von Wuͤrtemberg, geb. zu Lüben, einem €
Schlefien, am 17. Sept. 1781. Sein Vater war König Friedrich!
temberg, damals preuß. Generalmajor und Chef eines Dragonerregü
welchem er zu Lüben in Barnifon lag; feine Mutter bie braunſchweigi
fin Augufte Karoline Friederike Louiſe. Bon f. juͤngern Geſchwiſtern
Paul, Prinz von Würtemberg, und Katharina, Gemahlin des Fuͤrfte
fort, gewefenen Königs von Weftfalen. Manches nicht angenehme €
woͤlkte ſ. Sugend. Als Knabe führten ihn die Verhältniffe f. Familie ve
nach Rußland, in die Schweiz, nach Deutſchland an dem Rhein, endlch
MWürtemberg zum bleibenden Aufenthalte. Sein 7. Beburtätag war
tag feiner Mutter. Schon in die frühere Erziehung griff fein Vatı
mwohlthätige Weife ein. Noch ungünfliger zeigte ſich diefer Einfiuf,
feften Aufenthalt in Wuͤrtemberg die ernftere Erziehung des Prinzen It
nahm: nicht als ob e6 dem Vater an warmer, herzlichen Ziebe zu ſen
Wilhelm (König von Würtemberg) 805
e; er liebte fie, er wünfchte fie an Herz und Geiſt gebilbet, er gab ihnen
änner zu Hofmeiſtern und Lehrern; alein er hielt fi an ben Grund⸗
‚füchtslofen Strenge, in welchen die ältere Erziehungskunſt ihre hoͤchſte
ı fegen pflegte, ber aber, wenn er auch ben Zögling nicht geradezu am
verdirbt, was fo oft der Fall fein wird, ihm wenigſtens ben heiterſten
ebens in ein freubenlofes Dafein verwandelt. Sowie diefer Grundſatz
des Prinzen gelibt wurde, war er in Wahrheit furchtbar, weil Friedrich
eiſe feiner Familie fehr reisbar und weit entfernt von ber zur Erziehung
duhe war. Der ruhige Fortgang feiner Bildung, ſowie der Aufenthalt
berg felbft, das erft eigentlich fein Vaterland geworden war, nachdem
agen, fein Broßvater, 1795 die Megierung bes Herzogthums angetres
litt 2 Mal widrige Störungen durch franz. Einfälle. 1796 und 1799
nt Der Ehrigen wuͤrtemb. Familie das Vaterland verlaffen. Während
ntfernmg (1800) begab er fich auf einige Zeit als Freiwilliger zur oͤſtr.
r bem Erzherzog Johann. Er focht die Schlacht von Hohenlinden mit,
% Züngling von 19 5. die erften Beweiſe von jener Unerfchrodenheit,
fpäter an dem Manne bewundert hat. Sein Feuer riß Ihn mitten un»
de hinein, und mit Mühe gelang es feinen Begleitern, ihn zu halten
abringen. Schon im Dec. 1797 hatte fein Water die Regierung des
as angetreten amd wollte nach feiner Art ben Prinzen, auch als er bereits
ing herangemachfen war, in ber frühern unbebingten Abhängigkeit er⸗
a erkannte ber Sohn, daß Einigkeit zwifchen ihnen Weiden in folcher
jlich fein möchte; er befchlok, vom Hofe fich zus entfernen, und trat 1803
ach Wien, Frankreich, Italien an, die er mit einer ungewöhnlichen Ans
hr feine meitere Ausbildung benutzte. 1806 kam er nach Zjähriger Ab»
8 Vaterland zur, nachdem bereits fein Vater die Koͤnigswuͤrde anges
ste. In ſtiller Zuruͤckgezogenheit lebte dee Kronprinz von da an bis
senigen Steunden in Stuttgart, indem er ſ. Zeit zwifchen Lefen, Sagen,
Natur und eine ausgewählte Gefeligkeit zweckmaͤßig theilte. Kaum
Rebensmeife feit 1808 in Etwas geändert durch ſ. Verbindung mit der
eſſin Charlotie von Baiern (nımmehrigen Kaiferin von Öftreidh); die
niß dauerte 7 Fahre und löfte ſich 1815 durch Einverfiändniß Weider.
jener Zeit laſtete die Regierung des Könige Friedrich in mancher Hin⸗
auf Würtemberg. In diefer Noth richteten fid) die Augen und Herzen
mberger in ſtiller Sehnſucht auf den Kronpringen; er war, wie wenige
dem Antritt ihrer Negierung, die Freude und bie Hoffnung feines Va⸗
obgleich er fih nad pflichtmäßiger Übergeugumg von jeder Einmiſchung
tögefchäfte entfernt hielt, einzig und allein Darauf beſchraͤnkt, ben trau⸗
ıd der Dinge mit eignen Augen und an dee Quelle felbft kennen zu ler
BL2 der Heereszug gegen Rußland begann, brachen auch 15,000 Wuͤr⸗
ahin auf, unb der Kronprinz flellte, dem Wunſche ſeines Vaters ges
n ihre Spige. Leicht hätte es ein Ungemwitter von Frankreich aus über
amilie herbeisiehen mögen, wenn er, der Erbe bes Reichs, durch fortges
Heiben immer mehe ber Abneigung gegen das Napoleoniſche Gewalt⸗
ichtig geworben wäre. Bald nad) dem Einrüͤcken ins rufſ. Gebiet befiel
rinzen eine gefährliche Krankheit; er mußte in Wilna zuruͤckbleiben.
ide Nachrichten von dem Zuſtande feiner Geſundheit verbreiteten fich im
Unbefchreiblich war die Freude bei dee Nachricht feiner Heimkehr.
81.3 erhob ex fih, dem Drange feines Herzens folgend, mit feiner gan⸗
gen bie jenfeitige Gewaltherrſchaft. Auch fein Vater war endlich nad)
ıphe bei Leipzig ben verbuͤndeten Mächten beigetreten. Ihr Wille ber
ı Sohne bie Anführumg einer von ben Abteilungen der großen Heeres⸗
‚ Giebente Aufl. 8b. XII. 20
306 Wilhelm (König von Wuͤrtemberg)
maffe, welche fih mit dem kommenden Jahre nad) Frankteich werfen |
beſtand aus dem ſehr zahlreichen wuͤrtemb. Contingent umb mehren Öfh
NRegimentern. Welch ein ausgezeichnetes Feldherrntalent ber Krompring
weiche Verbienfte er ſich um bie Sache der europälfchen Freiheit erwaib
Mitwelt zu ſchaͤtzen und auch die Zukunft wird diefen Ruhm nicht ſchena
zuͤglich wirkte der Held mit gu der blutigen Entfcheidbung bei Epinay
Sens, und auch unter den gefährlichften Verhaͤltniſſen hielt er bei Men
Ruͤckzug der Verbündeten deckend, mit feinen begeifterten Scharen den fiı
legenen Feind unter Napoleon den ganzen Tag auf. Bei dem ganzen
der Name des Kronprinzen ein unmwiderftehlicher Aufruf. Schneller gin
Feldzug nad) Frankreich 1815 vorüber, wobei er wieber einen bedent:
haufen anführte. Sein kräftiges Zuruͤkwerfen des Gem. Rapp nad
gehörte, ımgeachtet der unerwarteten Dinderniffe bei Schuffelweiherth
die bedeutenden Maffenthaten. In biefen Tagen der allgemeinen Be
Sürften und Voͤlker gefchah es, dag er Katharina Paulomna
Großfuͤrſtin von Rußland, in dem Glanze ihrer feltenen Eigenſchaften
dadurch auch lieben lernte. An ihrer Seite fühlte er ſich gluͤcklich zu Par
don, und zu Wim, wo bie mächtigften Herrfcher für die Wieberherfteß:
ziffenen Europa fich die Hände boten, kam es zum Bundesſchluß zweler
fih gegenfeitig verdienten. Unter den Augen eines theilnehmenben Be
der Fuͤrſt mit feinee Gemahlin in mufterhafter Einfachheit ungetrübte,
nur kurze Wage des Gluͤcks; denn nachdem bie allgemein verehrte, hoh⸗
Bande 2 Nöchter gegeben hatte, verfegte fie baffelbe durch ihren Tod (9.
in tiefe Betruͤbniß. — Wald nach feiner zweiten Bermählung riefen ihr
pflichten in eine höhere Stellung, wo es zu allen Zeiten ſchwer ift, die
machten Erfahrungen ansumenten, noch ſchwerer, auch fernerhin aus b
ten Höhe herab das Wahre zu fehen und der guten Borfäge Kraft zu
König Friedrich ſtarb unerwartet ſchnell am 30. Det. 1816; Wilkeh
den König in ihm ſterben, fondern den Vater. Den Antritt feiner Ru
. einer Zeit, mo das Land überall einer heilenden Hand bedurfte, bezeich
klaͤtrte Wille, das Wohl des ihm von der Gottheit anvertrauten Volks g
au befördern. Weit entfernt, die landkundige Schuld gewiffer Staatl
auszumitteln und zu beftrafen, zog er nach feiner milden und großmikt
kungsart vor, flatt der Strafe die Amneſtie eintreten zu laffen. Ferner
nige harte und befchroerliche Verordnungen der früheren Regierung zu
leichterte die Laften des Volks; er befchränkte vor Allem fidy ſelbſt im |
wande; er gab feinem Hofe eine Einrichtung, welche, fern von Kargb
übermäßiger Pracht, Unterfchleife, wie fie feit vielen Jahren ſtattgefw
unmöglich machen ſollte. Er that alles Mögliche, um durch Einkäufe
der Noth zu fleuern, welche durch) Mißwachs und Mißbrauch eingı
Mopithätig wirkten die Armenverelne, die aller Orten auf Veranla
Gemahlin geftiftet wurden und unter ihrer oberften Leitung landen.
tigfte war, das vereinte Land burch eine Staatsverfaſſung zu beruhigen,
Zeit und den befondern Verhältniffen Würtemberg6 angemeffen entfpri
Vornehmlich von bem Freih v. Wangenheim, damals Staatsminiſten
vorher durch f. ‚Idee ber Staatsverfaſſung“ fich zur Leitung der Ver
mit den wiedereinberufenen Ständen den Weg gebahnt halte, ward auf
Befehl ein ſchon unter feinem Vater begonnener Verfaffungsentwurf
nähern, dem Volke günftigern Beftimmungen vollendet. Dem Rönig
noch nicht, was er zum Beſten des Volks beabfichtigte. Zwiſchen ben
Königs und den Sprechern des Volks kam es zu lebhaften, aber erfol
terungen; benn wie von der letztern Seite die alten Gerechtfame des?
Wilhelm (König von Würtemberg) 807
Anfpruc genommen wurden, fo traten von der erſtern hartnaͤckig bie
refſen der Regierung entgegen, fobaß bie Sache einer vernünftigen Ver⸗
ı einen leidenfchaftlihen Kampf ausartete. Der König ließ zwar aud)
gl. Verfoffungsentwusf noch Manches durch eine Beilage vom 30. Mai
ern, und erkannte dadurch deſſen Verbeſſerlichkeit nach kurzer Zeit und
g der fländifchen Verhandlungen an. Er ließ fich aber zu gleicher Zeit
ae unbedingte Anerkennung alles Übrigen ohne weitere Berathfchlagung
Hgung in einem unabänderlihen Termine, wie durch ein Ultimatum, zu
ba er doch In der Exröffnungsrede am 3. März, erſt 3 Monate früher,
e, daß „feine Gcheimenräthe befehligt feien, über jeden Abfchnitt auf
e Gründe zu entwideln, welche eine Abweichung entweder von der erb⸗
Jerfaffung ober dem Entwurf der fländifchen Commiſſion rechtfertigen”.
das übrige Banze unverbeiferlid gut geweſen, fo hatte body in biefer
handlung der wichtige Begriff eines von beiden Seiten nach Überzeu⸗
wommenen Vertrags aufgehört. Die koͤnigl. Erklärung vom 5. Juni
Bohlthat der angebotenen Verfaffung im Zone der Befänftigumng aus;
m bie darauf folgenden Schwankungen der Miniſteranſichten dem
wide unmöglich Seftigkeit geben. Mit dem 13. Juli 1819 berief der Kö»
ue bie Stände, und am 24. fagte er Öffentlich, daß es ber ſchoͤnſte Tag
entenlebens fein werde, den Verfaffungsverteag, woruͤber verhandelt
unterzeichnen. Mit fichtbarer eigner Ruͤhrung ſprach der König ben
m einer zahleeichen Deputation aus der Ständeverfammlung davon,
siner Zeit außerorbentlicher Umflände einen Weg, den Beine andre deut⸗
mg vor ihm betreten, wähle”, den Weg, durch eine beiderfeitig zu bes
zeie Übereinkunft das Grundverfaffungegereg als Vertrag, als Aus⸗
ſeitiger Überzeugung und Einwilligung einzuleiten. Man muß aner⸗
B dic gemeinfchaftlihe Commifiion den Verfaffumgsentwurf von 1817
zingender Anftrengung nad) Inhalt und Ausdruck in möglichft kurzer
ı berichtigte. Seit dern 26. Juli war fie in voller Thaͤtigkeit. Schivere
en noch zu heben oder wenigſtens, bamit fie in ein zeitgemaͤßes Gebaͤride
ten, ſtark zu behauen. Altwuͤrtembergs Werfaffung hatte gar keinn
t, und war eben deßwegen, al& um fo gleichartiger in fich, fo lange ber
Set war ein zum Lande hinzugelommener, theild vormals reichsſtaͤn⸗
ils vitterfchaftlicher Abel auch in die Verfaffung einzufügen, welcher
bie dunkle Vorliebe für eine Zweiheit ber Kammer feine Abſonderungs⸗
rieth. Es wurden außerdem Stimmen laut, die auf befonbere Vorrechte
id auf bie Berichtöbaskeit uͤber Mitunterthanen ziemlich gerabe hinziels
4 biefe angebliche, jetzt zuruͤckverlangte, Abhängigkeit in einer andern
er Dinge längft erlofhen war. Das Berufen auf eine höhere rein⸗
anz und auf eine Acte, die chne Einwilligung bes Volks Iebiglich durch
ſchen Zeitumflände zum Geſetz erhoben worden war, zeigte binlänglich,
ntfcheibung auf diefem Wege herbeigeführt werden folte, daß an eine
ig im Sinne bes Ganzen nicht zu denken 5*. Sachkundige verfichern,
Wilhelm zu Minderung dieſer Schwier gleiten aus perfönlicher Kluge
Rigkeit ſelbſt das Äußerfie that. Cie verfichern, daß er zur gefeßlichen
ang gegen Herrſcherwillkuͤr als echter Megent ſelbſt Punkte zugegeben
babe, welche die Commiſſarien ihm nur mit einer gewiſſen Scheu vor⸗
ten. Auch die Ständeverfammiung, befender6 von dem Vicepräfiben»
iehaar, mit ebenfo viel Klugheit als Krafit geleitet und von würbigen
‚ wie Zahn, Graf v. Schaͤsberg, v. Varenbuͤhler, v. Theobald, Lang,
land, Prälat Schmid u. A. belebt, förderte, da ihre Sigungen ben
der anfingen, das freie Berachungsgefchäft über en ommiffarifgen
Ö
808 Wilhelm I. (Kurfürft von Heſſen)
Entwurf des Verfaſſungẽvertrags fo thätig, fo aufrichtig, daß fie nad
die faft den ganzen Tag dauerten und Leinen Punkt unbeachtet durd;
am 13. Sept. an den König eine Note Über bie Änderungen und u
die Mehrheit ber Verſammlung rolinfchenswerth gefunden hatte, sr
tonnte. Am 22. ließ daruͤber der König, nach Berathung mit fein
rathscollegium, feine Entfchliefungen größtentheifs genehmigend zık«
an dem folg. 23. Sept. wurde die feierliche Anfrage: Ob die Verſan
mehr in ben Verfaſſungsvertrag nach dem Inhalte, welchen diefer 2
bie von ber Verſammlung verhandelten commiffarifchen Propofitk
heute verleſene koͤnigl. Willenserklaͤrung erhalten hat, einftimme? -
meift durch motivierte Abflinnmungen, unter oftmals wieberlehrenden
ſchen für König und Waterland, bejaht. So war das Verfafſungswer
Zugeftänbniß von beiden Seiten vollendet. Banz mit ber rechtlicher
einer volftändigen Vertragshandiumg wurde am 25. das von ber El
lung unterzeichnete Exemplar der Verfaſſungſurkunde festlich dem
vom König umterfertigte an die Stände in großer Aubienz ausgehaͤndi
vom Throne wurde vom König mit einer Haltung geſprochen, welche
Zuhören zeigte, wie fehr das Herz des Fürften von ihr burdhdrumg«
erregte durch ihren würbevollen, zeitgemäßen, aufrichtig gemeinten
den Zuhörern eine freudige Bewegung , bie fpäter von allen Seiten
einen allgemeinen Jubel uͤberging. Der Würtemberger wetteifert m
Suͤddeutſchland fr die Freiftätte der Volkstreue, aber auch der Vo!
Halten. Alles ſtinmnt für König Wilhelm in bie Schlußworte di
Dräfidenten ein: „Moͤge unter feiner gerechten und milden Regier;
faffung erſtarken, die mit fo vieler Liebe von ihm ind Leben gerufen
(Bot. Würtemberg, Wärtembergifhe Ständeverfam
Mürtemberge Verfaffung) Am 15. April 1820 verm
König zum 3. Male mit Paulinen, der Tochter feines verflorbenen
Herzogs Ludwig von Würtemberg. Die Geburt eines Kronprinzen
1823 war für das ganze Land ein frohes Ereigniß. — Der König
den legten Jahren vielfache Reifen, u. a. in die Seebäber von Piſa,
Dfterde.
Wilhelm I, Kurfürft von Heffen, war gu Kaflel db. 3. Ja
der Regierung feine® Großvaters, des Landgrafen von Heſſen⸗
heims VIII, geb. Als fein Vater, Friedrich II., dee 1754 zum
übertrat, d. 31. San. 1760 zur Regierung gelangte, gingen die
Wirkſamkeit, weldhe man getroffen hatte, um dem Lande unb ber Ku
die umgeftörte Beibehaltung bes reformirten Religionsbekenntnifſe
Friedrichs Gemahlin, Maria, Tochter Georg6 II. von England,
Bormünderin ihrer Söhne die Regierung der Grafſchaft Hanau und
des Vaters Theilnahme, bie Erziehung ber Kinder. Unter Anleitı
Lehrer, dann auf der Hochſchule zu Goͤttingen, wurde fo Prinz Wi
Wiffenfhaften und Kuͤnſten wohl unterrichtet. Während des bie b
des fo ſchwer druͤckenden fiebenjährigen Krieges lebte er am Dofe fü
des Königs von Dänemark, Chriſtian VIL., deffen zweite Schweſter
Karoline, er 1764 zur Gemahlin wählte. Mit erreichter Volljaͤhrig
er unmittelbar nachher die Regierung der Grafſchaft Hanau aus den.
verbienftuolen Mutter. Der junge Fürft war Ichrbegierig , thaͤ
gerecht, allen feinen Unterthanen zugänglich. So heilte er viele Wr
vorgegangene Krieg feinem Lande gefchlagen hatte, und machte ſich
Einrichtungen den Bewohnern Hanaus unvergeflih. — Mien
Fuͤrſten, ſchloß ee 1776 mit England einen Subfidientractat, im $
Bilhelm I. (Kurfürft von Heffen) $u9
kaͤmpfung der im Aufſtande begriffenen nordamerikaniſchen Colonien
t flelte. Dann zog er, 2 Jahre fpäter, von Friedtich d. Gr. zum Ges
ernannt, in den baitifchen Erbfolgekrieg. Beide Umftänbe, der reiche
chen ex fuͤr feine Zruuppen von England empfing, und. das Gewicht, das
Heer dem Könige von Preußen verlieh, fcheint ſeinem Geifte die vorwal⸗
für das Soldatenweſen eingeimpft zu haben. Sich diefem in noch grö>
ege zu widmen, fand er Gelegenheit, als er nach dem Tode feines
785) die Regierung ber fämmmtlichen heſſen⸗kaſſelſchen Länder erhielt.
ıffel, wohin er feine Reſidenz verlegte, und wo der ſchwache, verſchwen⸗
ter viele Mißbräuche hatte aufkommen lafien, bewies ſich der Landgraf
IX.) als ein ſtrenger, thaͤtiger, das Belle feiner Unterthanen redlich
Fuͤrſt, deſſen Gerechtigkeitsfinn aber oft Härte, deſſen Sparſamkeit
en Solbatenfucht ein ſchwerer Fluch des Landes wurde. Er regierte
Rändig, kannte die Werhältniffe feiner Länder und ihrer Bewohner und
eine Beamten in firenger Zucht und Ordnung, indem er gern ſich des
s annahm, Ihn als fein Eigenthum betrachtend. Er hielt auf gute
ge und Polizei, auf Berbefferung des Schul: und Kirchenweſens; fuͤrſt⸗
nz zeigte ex beſonders in ber Neigung zu ſchoͤnen Bauten, durch die er
denz, deren Umgebungen, wie auch Hof⸗Geismar, Nenndorf, Wil⸗
und Schwalheim verfdhönerte, und in Golbatenparaben. Dee erfle
melchen ee machte, im Vertrauen auf fein Deer, fein Gewicht unter
n Deutſchlands geltendzumadhen, war, baß er ein heſſiſches Lehn, einen
Brafſchaft Schaumburg, beſetzte, als der regierenbe Graf Philipp Ernſt
smburg-Lippe 1787 ftarb , deſſen unmündigen Sohn Landgraf Wil
a einer nicht ebenbürtigen Großmutter nicht fire lehnsfaͤhig anerkennen
Doch die Reichsgerichte, der Kaifer, Preußen und England nahmen ſich
Grafen an, und der Landgraf mußte, zu feinem großen Verdruſſe, nach
derſtreben, das befegte Laͤndchen räumen und verurfachten Schaden und
gen. In demſ. 3. ſchloß er mit England einen neuen Subfibientractat,
rer 12,000 M. flelite und dafuͤr jährlich 675,000 Kronenthaler empfing.
mwegungen zu Kriegerüftungen fand ex in dem Ausbruche ber franz. Res
welche indeß, bei ausgezeichneter Tapferkeit der Heffen, keinen Erfolg
ken, weichen fich der Landgraf und feine Verbündeten davon verhiefen.
Lager bei Bergen von 8000 M. dedite ber Landgraf 1790 die Kaiſer⸗
eopold& IL. gegen einen möglichen Überfall franz. Seits; dann zog er
e Heereszahl gegen Frankreich, an der Seite der preuß. Arniee, mit
zund Mißgeſchick theilend; die glänzende MWiedereroberung Frankfurts
3. Dec. 1792 gehörte allein ben Heffen. In den nächftfolg. 3. wuchs
worp6, in Flandern und Weſtfalen befchäftigt, im engl. Solde auf
kanıı. Doch dem Kriege machte, auch für ben Landgrafen, unter preuß.
ng ber basler Friebe d. 28. Aug. 1795 ein Ende. Die jenfeits dem
genen Befisungen des Landgrafen blieben bi® auf meitere Beflimmung
Befie, feine übrigen Länder wurden in ben Neutralitätsverein gefchloffen,
teifk einer militairiſchen Demarcationdlinie das nördliche Deutfchland
Im Iunevißee Frieden endlich, unter d. 25. Sehr. 1804, erhielt Wilhelms
zwärbe, und im Befig berfelben Wilhelm I. genannt, fuͤr den Verluft
B. uud 2500 Einw., die er am linken Rheinufer abtrat, 5 IM., mit
nam., buch mehre ihm ertheilte ehemals Eurmainzifche Amter und bie
et Belahaufen. — Unter manchen Vorzeichen bes heranziehenden Uns
erte ber neue Kurfuͤrſt feine Staaten in getwohnter Zhätigkeit, Sparſam⸗
lolbatenliebe und im umerfchütterlichen Hoffe gegen Scankceih, gezwun⸗
Dolisit Preußens anzufchließen, deſſen ſchwankende Politik ihm meer
810 Wilhelm I. (Kurfürft von Heffen)
Freude noch Vertrauen einflößen Eonnte. Waͤhrend fich feine Beſorg
ben hin vergrößerte, vermehrte fich der Wohlftand feiner Staaten un
Maßſtabe die Reichthuͤmer feines Schatzes. Durch feine dem franı.
unbemerkt gebliebene Geſinnung, durch ſeine Verhaͤltniſſe zu Preußen
marſchallswuͤrde ihm ſchon fruͤher ertheilt war, und zu deſſen Koͤnige
chen Familienverbindungen ſtand (fein aͤlteſter Sohn, ber Kurprimz,
die Schweſter Friedrich Wilhelms III. zur Gemahlin erhalten), durch
Kriegsruͤſtungen zog er das Ungeritter auf fich, welches ihm nach ber
Jena und Auerſtaͤdt den trüben Traum ber Neutralitätsficherheit p!
As Napoleon drohte und franz. Truppen unter Mortier und dem Koͤ
land heranruͤckten, entfloh ber gemagten Unternehmungen abgeneigt
die neutralen Staaten bed Königs von Dänemart, und gab Alles preis,
muthigen Widerftand ſich billigen Vergleich zu erkaͤnpfen; nur feir
und feine Kamille rettete er. Mit dem Frieden von Zilfit und der €
Koͤnigreichs Weſtfalen war Wilhelm I. feiner Länder beraubt und
Jul. 1808 in Prag, mit der vollſten Zuverficht, daß die Vertreibun
ſenherrſchaft aus Deutfchland erfolgen werde, erfreut durch viele Zeich
welche ihm das biedere Heſſenvolk gab, aber Farg gegen Die, welt
opferten und ihr Schickſal an das feinige InÄpftn. — Beim Autt
reichiſch⸗ franz. Krieges von 1809 erließ der Kurfuͤrſt einen Aufruf aı
und begarın eine Heeresmacht bei Eger zu ſammeln, vermittelt werche
bereroberimg feiner Staaten zu bewirken gedachte; bei der ungluͤckich
des Krieges ſcheiterte diefer Plan bald; wer fich unter bie ahnen bi
geftelit hatte, murbe entlaffen, oft der härteften Noth preißgegeben.
dem Siege der Verbündeten in ber leipziger Völkerfchlacht gemann |
Wilhelms I, eine günftigere Wendung. Er hatte bereits im Sept. 1:
ſammenkunft mit dem zuffifchen Kalfer und dem Könige von Preußen
wo er fich zur Truppenſtellung erbot, aber bamit zuruͤckgewieſen, du
der an bie Kriegsoperationecaffe feine Mitwirkung zur Belimprung t
betbätigte. Die Siege der Verkuͤndeten befrelten ſchnell die kurheſſi
(don im Nov. 1813 zog Wilhelm I. an der Seite feiner Gemahlin n
Trennung wieder in feine Hauptftabt ein, unter zahlloſen Beweiſenar
Liebe feiner Unterthanen. Der 70jaͤhrige Greis übernahm bie Zuͤgeld
von neuem mit bewimberungsmwürdiger Thaͤtigkeit und Kraft; zeig!
siehe, daß feine Begriffe von fürftl. Machtoollkommenheit üsertr
Ungluͤcksfaͤlle und höheres Lebensziel hatten die Strenge ſcines Char:
Bert; er meinte alle Ereigniffe ber vorangegangenen 7 Jahre verkc Au
wenn er ſich ſtellte, als wiffe er davon Nichts. Alles follte oder mu
ging, aufden alten Fuß geflellt werden. 20,000 M. Hülfstrupnen,
er verpflichtet war, ruͤckten ſchnell genug ins Seld, um den Ruhm di
neuem zu beftätigen. Den 18. Maͤrz 181% fliftete er Ben Order
Helmes, zur Belohnung militairiſcher Verdienſte Als aber, nech v
pariſer Frieden, ben kurheſſiſchen Truppen die Ruͤckkehr in bie Heim
wurde, unter der Bedingung, daß fie auf den Kriegefuße blieben, v
er dieſes ber Erſparniß halber, unb hatte ben Verdruß, Executionstt
Land eintuͤcken su feben; Preußens Vermittsiung mußte endlich den
ausgleihen. Auch im Kriege gegen Frankreich 1815, wo der Kur
M. ſtellte, hatte ex die Freude, von den Thaten ſeiner Soldaten
Charletvile, Mezisres u. f. f., ruhmvelle Nacrichten zu erhalten;
fprechend feinen Wünfchen war mancher andre Eiſolg feinge Regle
Wunſch zur Wiederherſtellung bes deutſchen Kelſerthumt drang at
Gongreffe nicht durch; auch ſagt man, baß er bart mic dem Plauet {
Wilhelm (Markgraf von Baden) 811
katten anerkannt zu werben, weßhalb er dem kurfuͤrſtl. Titel beibehielt
bem Praͤdicat: koͤnigl. Hoheit, verband. Allem Laͤndertauſche abge⸗
It er für manche Abtretungen und Aufopferungen reichliche Entſchaͤdi⸗
deren Beſitz er auch den Titel eines Großherzogs von Fuida und eines
Iſenburg annahm. — Im die unangenehmflen Miderfprüche ver
die Errichtung einer ftändifchen Verfaffung, welche ihm bei der Ruͤck⸗
länder sur Bedingung gemacht war. Je ſchneller und vertrauemsvoller
rpflichtung nachkam, ums fo mehr fah er ſich getäufcht, da bie unſerm
ne Erkenntniß von dem wahren Wefen der Staatsverhaͤltniſſe fich mit
Hten vom Fuͤrſtenrechte nicht einigen lief. Mehre Zufammenberu>
alten beffifchen Stände, denen ber Kurfürft die Abgeorbnneten ber
rbnete, befunbeten auf der einen Seite eine rubigfefte, vaterlandelies
mung der Mitglieder ber fkändifchen Verfammlung, auf ber andern
ilt, in welchen der Kurfuͤrſt mit der Zeit und ihren billigen Anfoderun⸗
a war. Auch Härte und Geiz gegen feine Beamten erregten Verdruß;
urde das Militaie hart behandelt: ber Officer durch kaͤrglichen Gold
er Bemeine durch ſtrenge Zucht, Stockſchlaͤge und Kamafchmdienft ges
e Anfoberung der Abgeorbneten an eine Sonderung bes Staatsver⸗
ı dem überreichen Privatſchatze des Kurfürften verhinderte ben Abfchluß
ertretung der Einwohner feſt begeimbeten Staatöverfaffung. — Wels
te biefe Verhaͤltniſſe auf den Kurfürften werfen moͤgen, wie auch feine
g der im weſtfaͤliſchen Dienfte geftandenen Civil» und Militairbeamten,
afionnirten, der Käufer ber Domainen, ber in Bedienung vorgefunde⸗
der benachbarter deutfcher Staaten u. f. w., gerügt werben mag, ber
wuͤrdig ift die Müftigkeit, mit welcher der Greis, bes mamigfachen
ungeachtet, vieles Nuͤtzliche förderte, für Mechtöpflege, Kirchen und
sgte, gegen Beamtenunfug machte, feinem Volke immer zu Rath und
glich blieb und in vielen lobenswerthen Eigenfchaften ben Negenten ſei⸗
6 ein würdiges Vorbild barbot. Abgemeſſene Lebensweife hatte feinem
Feſtigkeit verliehen, bie der gewöhnlichen Hinfaͤlligkeit eines hohen Ale
u bieten ſchien. Nur ein großes Gewaͤchs am Unterkiefer, 1809 durch
‚mit dem Pferde veranlaßt, ftörte die Sehkraft des linken Auges; das
m Monaten feines Lebens fihtbar werdende Zufammenfinlen feines
D die Abnahme feiner Kräfte war ohne Krankheltszufuͤlle, bis endlich am
821 ein Schlagfluß plöglich feine Laufbahn beſchloß. Seine Gemahlin
324. Fan. 1820 vorangegangen. Sein Regierungsnachfolger ift fein
br, Kurfuͤrſt Wilhelmil. — Bol. Kurfuͤrſt Wilhelm J. Biographie
tgenoſſen“, Neue Reihe, Nr. X.
beim (Ludwig Auguft), Markgraf von Baden (vor 1817 Graf v. Hochs
er Sohn bes verewigten Großherzogs Karl Friedrich (aus deſſen zweiter
gu Karlsruhe am 9. April 1792, genoß gleich feinen übrigen Geſchwi⸗
forgfältigen Erziehung, und kam fchr jung indie Militairdienſte feines
6. Da fid, aber der Krieg nur im Krieg lernt, fo trat ee 1809 als
3 den Generalſtab des Marſchalls Maffena, wohnte allen Schlachten .
ten, woran biefer Feldherr in jenem denkwuͤrdigen Zuge gegen Oſtreich
‚ mit Auszeichnung bei, und verdiente ſich das Kreuz der Ehrenlegion.
Kelltem Frieden kehrte der Markgraf in fein Waterland zuruͤck, wurde
almajor ernannt, und nahm feinen Wohnfig zu Maftadt, wo fein Re⸗
uſonirte. In dem Feldzug 1812 gegen Rußland befehligte Markgraf
e babifche Brigade, welche dem 9. franz. Armeecorps unter dem Herzog
gigetheilt war. Allein nur 1 Bataillon und 2 Stud Artillerie folgten
Hauptquartier, ber größte Theil der Brigade mußte währenh ber alin>
812 Wilhelm (Markgraf von Baden)
zendſten Waffenthaten der Hauptarmee muͤßig in Danzig liegen, erſt al
Ruͤckzug von Moskau begonnen hatte, durfte fie den furchtbaren Ga
treten. Am 28. Sept. langte fie fehr gefhwächt an Menſchen und P
Smolensk an, zeigte aber mitten unter allen Schrecknifſen die rühm!
dauer, was ohne Zweifel der Perfönlicykeit de Markgrafen angerech
muß. Der Derzog v. Belluno feste auch auf Ihn und bie badiſchen T
Hauptverteaum, und bewies die bei mancher Veranlaſſung, zumal i
Augenbliden. Die badifche Brigade beſetzte Witepst und einige andre
kam vom 30. Oct. an zu verfchlebenen Gefechten, in welchen ſich d
Zruppen durch befonnenen Muth auszeichneten. Beim Ruͤckzug bei
erhielt der Markgraf Wilhelm Befehl, bie Arrieregarde nöthigenfalls gu u
Als diefe bei dem Dorfe Batury auf einem fehr unguͤnſtigen Terrain in
che Lage gerieth,, übernahm ber Markgraf bie Leitung des Gefechte, w
vrirte fo geſchickt, daß der Ruͤckzug ungehindert flattfinden Eonnte. 3
aang über bie Berezina wurde ber Markgraf in ein fehr ungleiches Beh
Ruſſen verwidelt. Er zog einige Verftärkung an ſich und ließ nun mit
nette im Sturmfchritt angreifen. Die Truppen waren vol Muth und
und bie Anordnungen des Markgrafen wurden fo raſch und fo genau:
dag die Feinde die Stellung veriaffen mußten. Nach dem Gefechte &
das Commando der fämmtlichen Infanterie bed 9. Corps und führte fie
Beſchwerlichkeiten über bie Beresina. Der Feind brängte von allen S
lich hatten Gefechte flatt, wobei ſich bie babifchen Truppen noch immer
Haltung und Tapferkeit außzeichneten. Bel Malodeczno (am 4. De
Iegte blutige Tag fuͤr fie. Durch einen rafchen Angriff mit dem Bajo
treffliche Diepofition des Markgrafen wurden hier bie Ruſſen in einem
zuruͤckgeworfen. Bel feiner Ankunft in Wilna hatte der Markgrafe
Anzahl Officiere noch 50—60 Unterofficiere und Soldaten. Im 2
führte Markgraf Wilhelm als Generallieutenant die zweite Hälfte be
GSontingents nach Sachſen und übernahm das Commando des Corps.
befehligten bie Generate Stodhorm und Bruͤckner. In ben entfcheiten
vom 14. — 19. Oct. commanbdirte er in Leipzig, wo er am 19. mit bu
capituliete. Seine Truppen legten die Waffen ab, wurden jedoch nicht ı
gefangene betrachtet.” Dan hatte ihm Anträge gethan, fich mit den B
zu vereinigen, was er aber ablehnte. 1814 befehligte der Markgraf bie
von Strasburg, Landau, Pfalsburg, Bitſch, Lichtenberg und Lug,
führte zugleich den Oberbefehl in Unterelſaß. Seine Abtheilungen bef
Öftreichern, Ruffen und Bundestruppen. Die Monarchen wußten feine
zu würbigen und er erhielt das Großkreuz des St.» Annen> und Steph
Das 3.1815 rief ihn zu dem Gongreffe nad) Wien, wo bie Angelegaı
babdifchen Haufes eine umfichtige männliche Einwirkung foberten. Nach
Müdkehe von der Inſel Eiba erhielt er das Obercommando ber Bio
Schlettſtadt und Neubreiſach mit einem combinirten Corps von ſtrei
Difchen, wuͤrtembergiſchen und heffensbarmflädtifchen Zruppen. Nach
der Blockaden ging er zur Belngerung von Hüningen, unter bem Ex;
hann, wo er eine öftreichifche, mit Würtembergern und Heffen : Da
combiniete, Divifion befehligte, welche die Schanze Abutucci wegna
fpäter die Intereſſen bes badifchen Hauſes gefährdet wurben, ging er 2
Petersburg, und bie Sefinnungen, welche Kaifer Alexander bei diefer €
an ben Tag legte, müffen, zum hell wenigſtens, ber Perföntichkeit
grafen verbankt werden. 1820 reifte er zur Herſtellung feiner durch
ſchwerden gefhwächten Geſundheit nach Frankreich, welches außerdem fi
begierde ein reiches Feld darbot. Jetzt lebt er, in wuͤrdiger DRufe, de
Bilhelm (Fuͤrſt zu Lippe Büdeburg) Wilhelmshoͤhe 818
n und fich ſelbſt. Dex landwirthſchaftliche Werein hat ihn zum Präfidenten
w, welche Stelle er auch bei der erfien Kammer der badifchen Landſtaͤnde bes
‚ md üuͤberall zeigt fidy der erfreuliche Einfluß feine Humanität und feines
n, vielſeitig gebildeten Geiſtes.
Bilbelm Friedrich Ernſt, Fuͤrſt zu Lippe Büdeburg, f. Lippe.
Bilhelmsbad, Bade» und Vergnügungsort im ber Eucheffifchen Graf⸗
hanan, eine halbe Stunde von der Statt Hanau entfernt. Die erſte Quelle
Bades wurde 1769 zufällig entdeckt, und feitbem unter dem Namen
Yen Brunnens häufig befucht. Der verftorbene Kurfuͤrſt von Heſſen ließ
koch als Erbprinz, 1779 prächtige, [chön und bequem eingerichtete Gebäude
Ian, einen Park anlegen, und veranflaltete mehre andre Annehmlichkeiten für
Begäfte. Won ihm erhielt daher der Drt den Namen Wilhelmsbad. Es
Monders von Frankfurt und Hanau aus befucht, body mehr feiner ſchoͤnen
ka wegen umb als Vergnügungsort, da man der Heilquelle, bie vorzüglich
penzufälle biealic fein fol, mindere mineraliſche Kräfte als andern
Brunnen zufchreibt.
ilhelmshöhe, früher Weißenftein, während ber weftfälifchen Zwi⸗
Napoleonchoͤhe genannt, ein kurfuͤrſtl. heſſiſches, eine Stunde von Kaffel
Luſtſchloß, der gewöhnliche Sommeraufenthalt des Kurfürften. Natur
R Idyeinen bier gleichſam gewetteifert zu haben, ein irdiſches Paradies zu
), und mit Hecht werden feine Anlagen zu den merkwuͤrdigſten in Europa
Eine Lindenallee, der es jedoch an guten Fußwegen fehlt, führt zwiſchen
und Gärten von Kaffel bis an den Fuß des Huͤgels, wo bie Anlagen bes
diefe erheben fich allmälig bis zum Gipfel des habichtswalder Gebirge,
‚een entzuͤckende Ausfichten in das weite reizende Thal, in beffen Mitte
Ben; liegt, und weiches fich über das Ufer der Fulda hin bis zum &oerges
kt. Die Hauptfehenswärbigkeiten dieſes Luftorts find: 1) das kurfuͤrſtl.
a dem letztverſt. Kurfuͤrſten durch den 1825 verft. Oberbaudirector Juſ⸗
kömifchen Styl erbaut, und aus einem Hauptgebaͤude und 2 durch bes
ien mit demſelben sufammenhängenden Flügel» Pavillons beftehend.
ptgebäube iſt 266 F. lang, 65 $. tief und einige 80 F. hoch. 6 freis
Saͤulen ionifcher Ordnung, welche 47 5. in der Höhe und 54 8. im
x enthalten, tragen den Sconton , in deſſen Mitte eine runde 28 8. hohe
zvoreagt. Feder ber beiden Pavillons ift 175 5. lang, 60 5. breit und
u; auf beiden Seiten find 8 Saͤulen ionifcher Ordnung angebracht.
fe Fontaine, eine Wafferfäule, welche, mehr von der Natur als Kunſt
‚ aus einem Kleinen Steinhügel In der Mitte eines großen Teiches em⸗
und bei gewöhnlichen Waſſeranlaß die Höhe von 140, bei vollem Ge⸗
des Waſſervorraths aber 190 5. erreicht, bevor fie, in einen Staubregen
is, auf den Spiegel des Baffins herabfinkt; im Durchmeſſer enthält dies
Bel. 3) Der große Waflerfall oder Aquäduct, die in altroͤmiſchem Styl
te Ruine einer über 14 weitgefprengte Bogen angelegten Wafferleitung.
zufluß (für jede Stunde 2800 Ohme) wirb auß einem bahinter befind«
| in die breiten Kandeln geführt, ſtroͤmt mit Schnelle und Heftigkeit
elben, und ſtuͤrzt fid) zulegt eine Höhe von 104 F., 18 F. breit und 18.
ef anf eine maleriſch georbnete Selfengruppe herab. 4) Die Zeus
‚ welche über einen von einem Felſen berablommenden Wafferflurz von
Wiher Höhe, aber größerer Breite als der Aquäduct, führt. 5) Der fogen.
Neriche Waſſerfall, ein romantiſcher Waldwaſſerſturz, welchen der Auf
R biefigen Waſſerleitungen, Steinhöfer, in einem Waldgebirge angelegt
biſchen wild durch einander gewachſenen Bäumen und Geſtraͤuchen ſtuͤrzt
das Waſſer Aber maͤchtige Steinklumpen und Felsſtuͤcke, welche von ber
814 Wilhelmöhöhe
Natur ſelbſt auf einander gechürmt zus fett ſcheinen, in ben Abgrıml
Loͤwenburg, bie Lünftliche Ruine einer alten Mitterburg, aus |
Fenſtern man eine der entzuͤckendſten Ausfichten ind weite Thal ga
mächer der Burg, unter welchen der Ritterſaal, bie Capelle und '
beſonders merkwürdig, find im Geſchmack der Bittergeit angele
7) Das chineſiſche Dorf Moͤulang, wo vorzüglich ein unter bern
gierung neben dem Schloſſe erbauter, nachher aber hierher ve
fehenowerth iſt, deffen aus buntgefaͤrbtem Glaſe verfertigte Fluͤgel
ſchende Wirkung hervorbringen. 8) Der Karlöberg mit feinen Eat
lich der Winterkaſten genannt. Dieſe ihrer Art nach in Europ:
wurde vom Landgrafen Karl 1701 unter der Leitung bed ital. Baı
Franc. Guernieri begonnen und 1714 vollendet. Der erſte Gege
bier die Aufmerkſamkeit erregt, iſt eine Grotte Neptun's; fie hält 3
meffer , iſt 20 F. hoch und beſteht aus 3 Bogen. Vor ber Brot
220 8. im Durchmeffer haltendes Baffin. Wenn bie Gaseaden
ſtuͤrzt ſich das Waſſer über die Grotte hinab in das Baſſin. Glei
die Cascade felbft an; fie iſt dreifach, YOD rheinl. F. lang und 4
Zwiſchenraͤumen von 150 zu 150 5. find Baſſins angebracht, ı
Waſſer fällt. Zu beiden Gelten führen bequeme Treppen, beren i
hat, bis an das Rieſenſchloß, wegen feiner achtedigen Form Dx
baffelbe befleht aus 3 über einander gethuͤrmten Bogengewoͤlben
im Durchmeſſer. Am Fuße diefes Gebäudes liegt das Miefenbaffi
$. im Durchmeffer hat. Ein von oben herabgeſtuͤrzt ſcheinender Fer
den rüdling6 liegenden Körper des Niefen Enceladus. Kopf und!
aus bem Felſen hervor, und ber Mund biefe® Koloffeß, weicher 7 $
einen Waſſerſtrahl 55 F. in die Höhe. Im Hintergrunde bes |
Grotte, auf deren einer Seite ein Gentaur, auf der andern ein Faı
folange das Waffer herabflürzt, auf kupfernen Hoͤrnern blafen. '
in das Miefenbaffin über einen 77 $. hohen Felſen ein Waſſerfe
einem darüber gelegenen Elsinen Baffin kommt. Hinter diefem Baſ
des Polyphem. Im Hintergrumde berfelben fist der eindugige Ri
einer Hirtenflöte mit 7 Pfeifen 7 verfchiedene Stuͤcke. Vor bieft
Artiſchockenbaſſin, welches feinen Namen einer ſteinernen Artiſchock
ver Größe verdankt, aus deren Blättern 12 Sontainen in Bogen fi
die mittelfte in einer geraden Höhe von 40 F. emporfteist. 4 Hau
ren zum Erdgeſchoß des Rieſenſchloſſes; von biefem Erdgefchofle,
ßes Kreuzgewoͤlbe ift, gelangt man auf 4 von außen binaufführend«
erſten Umgang, und ebenfo zum zweiten, in weichem verfchiebs
Wohnung eingerichtet worben; das dritte Stockwerk wird von 1
to@canifchen 48 5. hohen Säulen geftügt. Durch die von biefen S
Bogengänge gelangt man zu einem achteckigen Tonnengewoͤlbe una
welches man auf einer Schnedentreppe ohne Spindel bis zu einer 9
die fich über das ganze Gebäude erſtreckt und mit einer maffiven B
ben iſt. Auf diefer Plateform, nach der Seite ber Sascaben bin,
Ben Quadarflüden errichtet, die Poramide hervor, deren Bau ein
fodert hat, und erft 1714 vollendet warb; fie ift vieredig, 96 5. |
Innern 5 Kreuzgewoͤlbe über einander. Zu ihren & Umgängen gı
telſt einer um eine hohle Spindel angelegten Wendeltreppe. Ober
ramide fteht auf einem 11%. hoben Piedeftal bie Loloffate Starue d
Hercules, in ber umliegenden Gegend ber große Ehriftoph genannt
Opige des ganzen bewundemswhrbigen Bebäubes. 3 Jahre nad
nieri ben Bau vollendet hatte (1717), wurde fie an ihrem jegigı
Bilhelmsftein Wilken 815
ft aus Kupfer getrieben unb 31 5. ho. Das Piebeftal und die Bilb⸗
: find hohl und auf Leitern kann man bie in die kupferne Keule, worauf
einen Eräftigen Arm ſtuͤtzt, fleigen ; in dieſer Keule haben 12 erwachſene
Raum; und es ift darin eine Thuͤr angebracht, deren Öffnung theils die
hier berrfchende finftere Nacht in eine Dämmerung verwandelt, theils
bie unbefchränktefte Ausficht bi zum Inſelsberg bei Gotha und bis zum
n zu gewaͤhren. K. M.
lhelmsſtein, f. Steinhuder Meer.
ken (Friedrich), Dr. der Theologie, koͤnigl. preuß. Hiſtoriograph, Ober⸗
e und Profeffor an der Univerſitaͤt zu Berlin, großherzogl. badiſcher Hof⸗
be am 23. Mai 1777 zu Ratzeburg geb., mo fein Vater Pedell bei der
nenburgifchen Landesregierung war. Nachdem er feine erſte wiffen-
Bildimg anfangs durch Privatımterricht, dann auf ber mecklenburg⸗ ſtre⸗
Yomfchule feiner Vaterſtadt erhalten hatte, bezog er 1795 die Univerfität
„wo er zuerft Theologie ſtudirte, bald aber ausſchließend amter ber Leis
ae's und Eichhorn's ſich den Studien der claſſiſchen und orientalifchen
und der Geſchichte widmete. Auch war er von 1797 — 99 Mits
philolegiſchen Seminartums. 1798 erhielt er für eine kritiſche Arbeit
achrichten ded Sultan Abulfeda von den Kreuzzuͤgen einen von der philos
Faeultaͤt zu Böttingen ausgeſetzten Preis. Diefer erfte literarifche Ver⸗
laßte ihn hernach gu einer ausführlichen Bearbeitung der Geſchichte jener
gen Begebmbeiten. 1800 trat er zu Göttingen als Repetent der theolos
eultät in die Reihe ber akademiſchen Docenten, nahm dann 1803 bie
xm Grafen v. Wallmoden⸗ Gimborn angetragene Stelle eines Inſtruc⸗
Arſten Georg Wilhelm von Schaumburg» Lippe an und begleitete biefen
vn Sürften auf die Univerfität Leipzig und fpäter auf einer Reife in das
ſeutſchland. 1805 folgte er dem Rufe als außerordentl. Prof. der Ge⸗
der damals neugegründsten Univerfität Heidelberg, wurde 1807 orbentl.
1808 Director der dortigen Univerfitätsbibliothek, weiche er das Gluͤck
igen Jahren bebeutend vermehrt zu fehen. Die 1815 flattfindende
RZurückfoderung ber von den Franzoſen geraubten Schäge der Wiffen-
I Kunft erweckte in ihm den Eühnen Gedanken, bie im breißigjährigen
R den Baiern geplünderte und dem Papft Urban VIII. geſchenkte Pala⸗
Kbiiothet ebenfalls für bie Univerfität Heidelberg zuruͤckzufodern. So
wierigkeit auch biefe Meclamation eines Schatzes fand, deſſen Befig der
Mubl für verjährt mb durch faſt 200jährige Dauer für geheiligt achtete,
hoch guͤnſtige Umſtaͤnde ein, welche wider Erwarten einen gluͤcklichen Er⸗
führten. Wornehmlich ift in dieſer Hinficht die aͤußerſt thaͤtige Verwen⸗
zreuß. und oͤſtreich. hohen Minifterien, insbefondere ber Herren W. v.
, v. Altenflein und v. Weffenberg, dankbar zu rühmen. Nicht wenig
ei der Umſtand, daß die Römer in bem Wahne ſtanden, Heibelberg fei
Stadt; daher wurden auch tie zuruͤckgegebenen palatinifdhen Hand⸗
gentlich dem Könige von Preugen von dem Papfte Pius VII. zum Ges
ıcht. Den berühmten Bildhauer Canova, welcher ohne alle genaue Ins
ber die Gegenſtaͤnde feiner Reclamation, als päpfti. Commiſſarius nach
umen war, machte ſich IB. verbindlich durch die Mittheilung des 1805
gedruckten Verzeichniſſes der aus dem Vatican geraubten Handſchriften
Daͤtze; und dieſer Kuͤnſtler verwandte ſich ſelbſt bei dem Cardinal Con⸗
e Bewilligung der heidelberger Foderung. Es wurden alſo zu Paris,
im Herbſte 1815 als Commiſſarius der großherzogl. badiſchen Regie⸗
war, 38 griech., lat. und frauz. Handſchriften, unter welchen ſich ber
re der griech. Anthologie befand, und ſpaͤterhin 853 deutſche Manv⸗
816 Wilkes
ſcripte zuruͤckgegeben. W. fand in Rom, wohin ee im Sräbling 1816
wurbe, bri dem Papfte Pine VIL., dem Cardinal Confalvi, mehren *
Dindlen und Gefandten eine fehr freundliche Aufnahme. Die
feen wurben ihm mit großer Bereitwilligkeit geöffnet. Der Papft ben
am 1. April 1816 eine Unterredung von einer halben Stunde, ſprach ſehe
big über die Kreuzzuͤge und klagte, baß er nicht im Stande wäre, mehr für!
mehrung ber vaticanifchen Bibliothek und der römifchen Kunftfanenslungen
ten. Schon vor den jegt erwähnten Reifen hatte W. im Fruͤhling 18119
ſucht, um fuͤr die Befchichte der Kreuzzuͤge die Hanbfchriften ber k. Bike
felbft zu benutzen. 1813 ernannte ihn bas franz. Inſtitut zum Correipu
Im Nov. 1815 ernannte ihn ber Großherzog von Baden zum Hofrath,
Dec. 1815 ertheilte ihm bie theologifche Sacultät zu Heidelberg bie Tl
Doctors der Theologie. 1817 folgte ex dem ehrenvollen Mufe als k. pre
bibliothekar und Prof. an ber Univerfität zu Berlin, wurde 1819 ordentl 1
der dortigen Akademie bee Wiſſenſchaften, dann Hiſtoriograph des preuf.
Prof. an der allgemeinen Kriegsſchule zu Berlin und Rath im k. preufi &
furcollegium. Aber 1824 unterbrach eine von Gicht herruͤhrende
beit feine verdienſtvolle Thätigkeit. Er hielt fich zu feiner Den
auf und kehrte dann in feine Amtsverhaͤltniſſe zuruͤck. Ein Ruͤckfal
leider abermals nach Sachſen zu gehen, von wo er zur Befeſtigung feines
beit 1825 Prag und Wien beſuchte. Hierauf brachte er den Winter m
zu, wo er den 4. Thl. feiner „Geſchichte der Rreupzüge‘‘ jum Drud
1826 unternahm er, mit Zuftimmung feiner Regierung, eine wiflenf
Reiſe über Prag und Wien nach Italien. Allein in Wien erkrankte de
Mann aufs Neue. Dort völlig wiederhergeſtellt und der wiffenfchaftfihen
Reit wiebergefchentt, arbeitet ex ſeit 1827 mit neugeftärkter Kraft ats E
Dberbibliothelar, und hat ſeitdem auch eine „Geſchichte ber berlines X
(1828) herausgegeben. Der ‚König ehrte ihn 1827 durch Werleihumg
Abdlerorbens. — TB. bat fich in der Wiffenfchaft vorzüglich durch das fle
dium ber Schriften des verdienftvollen Silveſtre de Sacy gebilbet, und
Gen Mufter im feinen wiffenfchaftlichen Leitungen nachgeſtrebt. U
Schriften, von denen bie meiften die perfifhe Sprache und die E
Drimts zum GBegenflande haben, nennen wir fein Hauptwerk: „Ü
Kreuszüge nach morgenlänbifchen und abendlaͤndiſchen Berichten‘ (8
Leipz. 1807 — 26), und feine „Geſchichte der Bereitung und Wei
alten heidelbergiſchen Buͤcherſammlungen, nebſt Verzeichniſſe der aus!
Heidelberg zuruͤckgekehrten Handſchriften“ (Heidelb. 1817). Die übrig
tem dieſes Gelehrten nennen Meuſel und Saalfeld (in ber „Geſchicht⸗ “
tät Göttingen‘).
Wilkes (Kohn), Parlamentöglied, dann Lorbmapor umb zulept 6
fler der Stadt London, ein Mann, der zu feiner Zeit auch ins Austiandt
Auffehen erregte, von ber Volkspartei als Werfechter ber engl. Freiheit u
von den Miniftern aufs heftigfte verfolgt wurde, und durch fein Beifpiel
das gegenwärtige Zeitalter, das jenem ähnliche Auftritte hervordrachte fort
gewirkt hat. W., ber Sohn eines reichen Branntweinbrenners zu Londı
1727 geb. Der femige, talentvolle Knabe wurde ben Wiſſenſchaften ge
Nachdem er den erſten Unterricht in feinem Vaterlande erhalten hatte, guy
Leyden, um ba die Mechte zu ſtudiren ‚ und machte dann eine Reiſe durch
und Deutſchland. Nach feiner Zuruͤckkunft wurde er 1757 vom der Sıal
bury als Reptaͤſentant im Unterhaufe gewählt, zeichnete ſich aber wenig
Rednertalent, als vielmehr durch feine witzige und anziehende Echreibaut a
gab ein poltifdhe® Wochenblatt: „The North Briton“, heraus, dab g
Willamov 317
gerichtet war, und begierig geleſen wurde. Sin einem dieſer Blaͤtter
) batte er bie Rede, mit welcher der Koͤnig das Parlament nach dem
sus Paris gefhloffenen Frieden eröffnete, ſtark angegriffen, und einen Aus⸗
derſelben für eine Lüge erklaͤt. W. wurde beimegen In den Tower geſetzt,
ber, ba er fih auf bie Habeascorpusacte (f. d.) berief, bald wieber
eit gefept werdm. Die Volkspartei triumphirte laut über biefen Sieg.
ander nun im Parlamente heftige Debatten über bie Preßfreiheit, und
kssfer faßten ben Beſchluß, daß die Nummer 45 des „North Briton‘’ durch
harfrichter öffentlich verbrannt werben follte. Dieſes Urtheil wurde nicht
attsuuruhen vollzogen. Im Unterhaufe warb hierauf ein Proceß gegen W.
bet, und mit einer großen Stimmenmehrheit feine Ausſtoßung aus dem
ente befchloffen. Eine Schmähfchtift: „Verſuch über das Weib‘' („Essai
pnan‘’, eine anflößige Parapbrafe bes „Veni Creator"), die W. heimlich
Ezmb verbreitet hatte, vergrößerte feine Schuld, und er fllichtete fich nach
Eh. 1768 kam er nad) England zuruͤck, wurde in London von dem Poͤbel
Mer Freude empfangen, und von dee Grafſchaft Midbdleſex zum Repraͤſen⸗
Is Parlament gewählt. Freiwillig flellte er ſich vor das koͤnigl. Bericht
beunch), und felbft in das Gefaͤngniß, wozu ihn jenes veructheilte, ohne
gen bed Volks, das Alles verfuchte, um ihn zu befreien, zu ſei⸗
eil zu benugen. Seine Entlaffung aus dem Gefängniffe (1770) war
Bing zu neuen Unruhen, weil das Parlament fi weigerte, ihn als Repraͤ⸗
} von Middiefer anzunehmen. Er wurde inbdeffen, den Miniſtern zum
m Atberman und 1770 zum Lordmayor von London gewählt; in ber Folge
die fehr einträgliche Stelle als Schagmeifter ober Kämmerer von London.
Ämter verwaltete er mit Treue und Rechtlichleit. Ex ſtarb 1797. W.
Mann von Verſtand und Kenntniffen, befonder& ber Rechte ſeines Vaters
sbig, bie er mit Entfchloffenheit und ausharrender Standhaftigkeit vers
ed daburch den willkuͤrüchen Unternehmungen ber Minifter Schranken
Bin Charakter war nicht vorwurfsfrei; es hätte vielleicht nur von ihm ab»
ein zweiter Gatilina zu werben, aber er bemühte fidy nachher (1780),
Anden veranlaßten Volksaufruhr ſelbſt mit Gefahr feines Lebens zu
Außer vielen politifchen Auffägen und einer Sammlung feiner Parla⸗
u bat er auch eine, Geſchichte Englands von ber Revolution an bis zur
Betgung des beaunfchmeigifchen Haufes‘ (1768, 4.) herausgegeben.
Ilamov (Johann Gottlieb), der Dithyrambendichter, geb. den 15.
B6 zu Mohrungen in Preußen, findirte in Königsberg, und wurde 1758
in Thom. Einige Jahre fpäter gab er feine erfie Sammlung von Poe⸗
a6. Der fo milde, fanftmüthige Mann hatte ſich in einer Gattung ver
fonft nur die zafende Trunkenheit beim Dienfte des Bacchus ausſtroͤmte,
Dichyrambus. Da fie nicht mehr ihren eigenthümlichen Charakter beibe⸗
te, fo wendete er fie auf große Ereigniffe an, und befang 5. B. bie
Siciliens von Italien, Hermann u. f. w., nit der Fülle und Regello⸗
Ichyrambiſcher Bilder. Doch diefe Form der Poefie kann uns nie national
aub fo wurde auch an W.'s Dithyramben wol das Stubium bes Pinbar
ort, aber feine Befänge ſeibſt wurden bald vergefim. 1765 folgten die
Bücher dialogifcher Fabeln, die ſich durch Natürlichkeit, Anmuth und
in einer eigenfinnigen Form vortheilhaft auszeichnen. W.'s fpätere Vers
waren fo unerfreulich, daß ber Sänger ganz verflummte. Nachdem er in
Prof. zwar arm aber ruhig gelebt, ward ex 1767, nad) Büfding’s Abs
a8 Director der deutſchen Schule nach Peteröburg gerufen, wo er 1771
Iberf. der Batrachomyomachie drucken lief. Mangel an Stonomifchen
ten verwickelte ihn hier In die unangenehmften Verhaͤltniſſe; er beachte das
si8 Wille Bille (Johann Georg)
Inſtitut in Schulden und nahm 1776 feine Entlaffung, wurde zwar |
zer an einem Maͤdcheninſtitut angeftellt, allein mit fo geringem Geha
kaum anfländig gemig kleiden konnte, um in Geſellſchaft zu exfchen
angenehmer Vorfall, ber ihn im Mai 1777 traf, machte auf fein @
fen Eindruck, daß er erkrankte und den 24. Dal, im 41.5. feines:
Poetiſche Schriften v. W. Leipz. 1779, volitändiger Wien 1793, :
Mille. Der Wille bezeichnet die Selbſtthaͤtigkeit des Str
Einwirkung In der Sinnenwelt. Die Selbſtthaͤtigkeit des Begehrent
daß der Menſch zu einem vorgeftellten Zwecke durch beftimmate Diitt
hin eine Wahl hier eintritt, von welcher bie Thätigleit den Namen h
iſt ſonach das nad) Zweck beftimmte Beſtreben; es ift die Kraft, fei
zur Verwirklichung eines Vorgeſtellten mit Bewußtſein zu beſtimm
diefer Bedeutung ift der Wille nod) gleichbebentend mit Widtür, d
den äußern Eindrud nicht unmittelbar beftimmten Beflrebungsvern
aber das Beſtreben verftändig, wenn es zunaͤchſt auf Das geri
für nuͤtzlich und ſchaͤdlich gehalten wird. Bei dem verfländigen B
auch vorzugsweiſe willkürlicd) genannt wird, wirkt ber äußere Einder
bar, b. h. der Menſch begehrt das Angenehme, und firebt, das Un
vermeiden duch gemiffe hierzu vorgeſtellte Mittel So unterſcheidet fi
Uiche Willkuͤr von der thierifchen (arbitrium brutum), weldye da vı
ber blinde Trieb nicht zwingend einwirkt. Wille dagegen im enger
moralifches Beftrebungsvermögen ift das Vermögen, das Vernuͤmfti
Gute zu beftreben: ein Vermoͤgen, das dem Thiere nicht zukomm
nünftige Wille fett Freiheit voraus ; der Menſch koͤnnte das Gute u
dem finnlichen Antriebe folgen, dann ift der fittlihe Wie nicht w
fittliche Freiheit beſteht alfo darin, baß ſich der Menſch, rein nach 2
abhängig von der Naturnothwendigkeit beflimmen kann, und die Fod
he die Vernunft dem Handeln vorfchreist, heißen daher auch Wille
beitögefege. (S. Freiheit.) Diefe Geſetze find der wahre Wilı
heit und damit zugleich ber Gottheit. Wir nennen aber den Mille
diglich auf das Gute gerichtet iſt; infofeen der Menſch jedoch zug!
Weſen ift und bleibt, wird auch fein Wille inımer noch ein patholog
d. h. er wird nicht allem Einfluß finnlicher Antriebe entzogen, und ı
beit fchreiben wie den reinen Wien zu.
Mille (Zohann Georg), Kupferftecher, war geb. den 5.N
der Obermuͤhle unweit dem Städtchen Königsberg bei Gießen. S
Müller, hatte ihn zu feinem Gewerbe beftimmt, ließ ihn aber, ale
gung zum Zeichnen wahrnahm, welchem ber Juͤngling von Jugenl
fallendem Gluͤck, obwol ohne alle Unterftügung nacıhing, die Kunf
fenmeifter& erlernen, wo er bedeutende Sortfchritte machte umd in die
neu gefertigten Gewehre ſehr gefaͤlige Jagdſtuͤcke gravirte. Doch
dieſe Arbeit nicht, und nachdem er ſ. Wanderſchaft angetreten hatt
der Kunſt des Uhrmachers, die er in großer Vollkommenheit uͤbte, ul
endlich nach Gtrasburg und nad) Paris. Hier widmete er ſich gan:
ſtecherkunſt, jedody ohne alle Unterflügung feines Vaters, der ihn fi
rathenen Sohn hielt. Nach langem Kampfe mit den Verhaͤltnifſſen
esft das Bruſtbild des Marſchalls Belleisle, welcher, wegen des trei
gene dirfer Platte, den Grumb zu W.'s Blu legte. W. ward Mi
Kunſt, verlor aber in der Mevolution f. bebeutendes Wermögen (ge:
Er.) umd wäre faft ein Opfer derfelben geworden, waͤre nicht fein €
der parifer Nationalgarde gewefen. Sein Ruf war in Frankreich
land allgemein. Napoleon ernannte ihn zum Bitter ber Ehreniegion,
Williams Willkuͤr 819
jaften und Rünfte nahm ihn gu feinem Mitgliede auf. Anfangs ſtach
sstfie. Unter ihnen find die vom Miniſter Florentin and dem beruͤhm⸗
Zoſſuet beſonl ers gefhägt. Im ſpaͤterer Zeit arbeitete er nach Nieder⸗
riſche und ähnliche Stuͤcke; unter ihnen find beſonders f. Musieiens
„ nach Dietrich, ſ. Instruetion paternelle, nach Zerbing ıc., bes
b nach den Zeichnungen feines 1748 in Paris geborenen Sohnes,
ganber, bater viel geflohen. Seine Schüler find Berwick, Muͤl⸗
Schmuger. Er flarb den 8. Aug. 1808.
jams (Helma Maria), eine engliſche Schriftſtellerin, befannt durch
halt in Frankreich während ber Revolution und duch eine gewiſſe Vor⸗
oleon, geb. zu London den 27. Juni 1769, trat ſchon in ihrem 16. J.,
nbon umter dem Schutze des D. Kippis lebte, durch diefen aufgenmun
terin auf und zeichnete ſich im Sache der Erzaͤhluug aus. Der Ertrag
1. Bebichte fegte fie in ben Stand, Frankreich 1788 zu beſuchen, wo
fich fortwährend aufhielt. Unter Robespierre's Schreckensregierung
ma Temwel gefperzt, kam aber nady bem Sturze des Tyrannen in Freie
ichte fich jeßt, von Ihrem Freunde, dem bekannten D. Stone, unters
8 politifche Schriftſtellerin bekannt. Allein es war auffallend, daß fie,
tepublitanerin, eine Kobrednerin von dem Zwangherrſcher Frankreichs
te, defien Bewunderung Offian’s fie für ihn einnahm. Vorzuͤglich
ich ſelbſt durch die gefühllofen Bemerkungen und bie verleumderiſchen
weichen fie die Herausgabe ber Correfpondeng Ludwigs XVI. beglels
Ig6 XVI. polit. und vertrauter Briefwechfel”, mit Anmeik., 3 Bde.,
veß zog fie fich die Ungnade Napoleons burch eine Ode auf ben Frieden
gu, in der fie feiner mit keinem Worte gedacht, fondern, was ihn noch
e, von ihrer geliebten vaterländifchen Inſel gerühmt hatte, daß ihr die
ten. Der Polizeipräfect nahm fie deßhalb in Verhaft und unterſuchte
3 Loch ward fie, da man nichts Verdaͤchtiges fand, nad) 24 Stunden
reibeit gefegt. Sie erzählt dies in ihrer legten Schrift: Hiſtoriſche
von den letzten Ereiguiffen in Frankreich feit der Landung Napoleons
‚1815 bis zur Wiederherſtellung Lubwige XVIII., nebfl einem Be»
m gegenwärtigen geſellſchaftllchen Zuſtande und ber öffentlichen Mei⸗
akreich 1815". Unter ihren frühen Schriften find zu bemerken: ein
den Sklavenhambel (1788); „Julie“ (eine Novelle, 2 Bbe. 1790),
nzelne Gedichte und Auffäge, vorzüglich bie „Briefe“, gefchrieben in
u Sommer 1790 (2 Bde., 2. Aufl. 1792), und „Briefe über dem
d von Frankreich (4 Bde., 1796); „Reife in die Schweiz, mit ver
Blicken auf den gegenwärt. Zuftand von Paris" (2 Bde., 1798);
e den ſittl. Zuſtand und die Öffent!. Meinung in der franz. Republik
300), und bie „Reifen des Hrn. v. Humboldt in bie Tropenlaͤnder
lelt“ (4 Bde., 1814). Ihre politiſchen Schriften über den Zuſtand
b find auch ins Deuiſche uͤberſezt. Sie ſtarb zu Paris den 14.
küͤr, die ungebundene Wahl — aus Wille und Kür, Wahl, zuſam⸗
In des Pſychologie heißt fo das Wahlvermögen und ber Zuftand, in
ı groifchen Verfchiedenem wählen kann, was vorausſetzt, daß der Geiſt
e denken kann und nicht durch den Mechanismus des Vorſtellens, wels
ermacht des Rörperd bewirkt wird, beherrſcht fei. Sie iſt alfo mehr als
ritaͤt (ſ. d.). In menſchl. Willkuͤr ſteht, oder bee Winkiie uͤberlaſſen iſt
nas weder durch das Sittengeſetz, noch auch durch ein buͤrgerliches es
iſt. (S. Freiheit und Wille.) — Im beſondern Sinne verſteht
e Stadtgeſetze und Statuten, infofern fie durch freie Wahl und Stim⸗
320 Rilna Bilfon
mung ber Bürger gemacht worden find, und In biefer Bebeutung mich Di
allgemeinen Landrechte entgegengefegt. (&. Landrecht) Dos Spu
„Willkuüͤr bricht Landrecht!“ heißt fo viel als: die Stadtrechte haben ben
vor dem Ranbrechte. |
Wilna (Wilno), ehemals bie Haupeft. bes Großherzogth. Litche
Dauptort des ruff. Bouvern. Wine, am ſchiffbaren Fluſſe Witte (Mit
legt in einem Thale zwiſchen Bergen, hat ohne bie weitläufigen Vorſtaͤdte
im Umfange, 3000 H., 25,000 E., darımter 5000 Juden, anſehnlich
a. Gebäude, 35 Kirchen und Klöfter des Bath. Ritus, zu welchem auch
ri (mit dem Grabmale bes h. Cafimir) gehört, und 7 Kirchen andrer N
verwandten, unter denen fidy auch ein mohammedanifche® Bethaus befial
haben fich hier viele Deutfche niebergelaffen. Der hiefige Handel, der q
auslaͤndiſchen Waaren, theils mit Verfendung inlaͤndiſcher Producte neqh
berg, Memel und Riga getrieben wird, iſt ziemlich bedeutend; weniger fh
Fabriken und Manufacturen. Die 1803 von der ruſſ. Regierung bed
neu eingerichtete Univerfität mit einem Fonds von 142,000 Gilberrubeit,
Profeſſoren, 12 Adjuncte in 4 Facultaͤten: der ſchoͤnen Wiſſenſchaften um
der phyſikaliſchen und mathematifchen Wiffenfchaften, ber Medicin, der R
Politik, unter welchen letztern auch Theologie und Suriöprubenz meitbegeil
ferner eine gut eingerichtete Sternwarte und einen botanifchen Garten; al
botanifche Geſellſchaft und eine Geſellſchaft der Wiffenfchaften errichtet:
Außerdem befist Wilna mehre Bildungs» und Unterrichtsanftalten, eim
mebicinifche und eine philanthropiſche Befelfchaft, und 5 WBucchdrudreckt
Gouvern. Wilna enchält 1284 IM. und 980,000 Einw. Es iſt
Ebene, bloß mit Landruͤcken und vielen Waldungen, Brüchen, Moraͤſten mi
Der im Ganzen fruchtbare Boden liefert viel Getreide, Flachs und Hu
Induſtrie it unbedentend und befchräntt fich faſt allein auf die gem
(chen Gewerbe. Die Einw. find Litthauer, Letten, Polen, Juden, G
zen, auch Ruffen und Deutfche.
Wilfon (Sir Robert Thomas), geb. 1777, war britiſcher
Großkreuz bes oͤſtr. Maria-Thereflas, Ritter des portug. Thurm⸗ mb
des rufſ. St.⸗Georgs⸗ u. des preuß. rothen Adlerordens. Sein Water,
Maler und Schriftſteller, Benjamin W., hatte ihm eine gute
geben. 1788 trat Sir Robert W. in Kriegsdienſte und zeichnete
Slandern aus, vorzüglidy in dem Treffen von’ Villers en Gouche bei
(23. April), wo er zur Rettung bes Kaiſers Sranz, welcher in Gefahr
fangen ju werben, viel beitrug, und wofür ihm eine befondere DR
Maria⸗Therefia⸗Orden zu Theil warb. In der Folge diente er mt!
Holland 1799; dann ging er als Major mit Abererombie nach A
diefen Feldzug gab er einen merkwürdigen Bericht heraus, der dem framp
des Gen. Regnier theild widerlegte, theils ergänzte. Man eıfahe u
Schrift, daß Bonaparte in Jaffa feine peſtkranken Soldaten babe verg
die türkifchen Gefangenen niederfchiegen laffen. Beibes wurde jedoch dus
Zeugniffe berichtigt. — S. deffen eng. Überf. der Schrift von Regnier „|
Feldzug 1801 in Ägypten” (1802), und f. „Historical acesuns of th
expedition to Egypt, with some important facts relative to Geau
naparte' (1802, 4., 4. Aufl., 2 Bde.). Diefe Schrift it auch inb:
überfeut und im Auszuge (1803) vorhanden. Napoleon lief fie durd) d
genbericht von Sebaftiant widerlegen. Nachher ning W. mit Wated =
filten, dann nahm er Theil an der Eroberung des Capo. Im Rev. I
tete er den Ben. Hutchinfon, der eine Sendung an den ruff. Kaiſer basl
erwarb fih W. im Kriege mit den Franzoſen die Achtung des Kaiſerd
Wilſon 321
u Frieben zu Tilſit in Petersburg eine ausgezeichnete Aufnahme. 1808
re in Liffabon die ihm übertragene Organifation der Iufitanifchen Legion fo
ind mit folcher Geſchicklichkeit, daß ber franz. Feldherr glaubte, er habe alte
Krieger in portug. Uniformen vor fi. Darauf bewies W. in dem ruſſ.
‚812 nicht weniger Muth und Geſchicklichkeit. Er befand ſich in Kutuſoff's
uartier, als Lauriſton wegen eines Waffenſiillſtandes unterhandelte, umb
asbt, daß Kutufoff bei diefer Gelegenheit mit auf feinen Rath gehört habe.
8 beitifhen Befandten im Gefolge Alexanders, Lord Cathcart, Zeugniß
an jedem bedeutenden Treffen im ruſſ. und deutſchen Feldzuge mit Ruhm
nommen, fobaß er ſich bie Achtung der Dfficiere von allen Armeen erwarb
rander ihm im Angefichte des Bundesheeres den St.-Georgsorden umhaͤn⸗
\ As ihn darauf feine Regierung nad Italien fandte, erteilte ihm der
Klerander als ein Zeichen feiner perfönlicdyen Achtung den Et. Annenorden
e; nurf. elgne Regierung gab ihm kein Zeichen der Anerkennung f. Vers
‚Er hatte durch freimüthigen Zabel beleidigt, und da er fid) mit Wärme für
korechte erklärte, welche er von ber britifchen Megierung gekraͤnkt glaubte,
wdies von ben feltenen Eigenfchaften Napoleons, als biefer geflürzt war, mit
berung ſprach, fo machte ex fich viele Feinde. Noch größeres Auffehen er:
großmuͤthige Mitwirkung zu Lavalette's Entführung aus Paris und Krank:
Dec. 1815. Diefen ſchon zum Tode veructheilten Stantsgefangenen hatte
ahlin aus dem Gefängniffe befreit, worauf er fich ben Engländern Bruce,
mtchinfon und Gen. Wilfon anvertraute, bie f. Flucht beförderten, Indem
Ein f. Wagen ihn in der Verkleidung eines britiſchen Stabsofficiers über
je beachte. Durch aufgefangene Briefe wurde das Geheimniß entdedt
Debft feinm Freunden, mit Einwilligung des Herzogs v. Wellington und
Befandten, in das Gefängniß Laforce gebracht. Zugleich entdeckte bie
zei, daß W. fich bittere Äußerungen über das Haus Bourbon in Brie⸗
Freunde in England erlaubt habe. Der Proceß der 3 Engländer vor dem
t in Paris (April 1816) ward nach franz. Gefegen fo entfchieden, daß
tlichem Sefängniß verurtheilt wurden. Im Juli 1816 kehrte W.
n zuräd. Der Prinz⸗Regent mißbilligte f. Handlung, weil er feinen
britifcher Officier bucch die bei der Entführung angewandte Verkleidung
t habe. Dies Alles erbitterte ben ohnehin fehr reisbaren Sie Rob. W.,
eb in foldyer Stimnnung Mehres, was eine ſtrenge Prüfung nicht aus⸗
meifte Auffehen erregte die von ihm ohne f. Namen herausgegebene
„A sketeh of the military and politicalpower of Russia‘ (Lond. 1817).
nehmer an den wichtigften Krieges und Etaatsbegebenheiten ift W.'s
nicht unwichtig; nur enthält das flüchtig hingerworfene Ganze mehr uns
Annahmen, als gruͤndliche Entwidelung aus erwieſenen Thatſachen.
betrachtet die Geſchichte des Kriegsweſens und der Kriegspolitik in Ruß⸗
ruͤgt er mehre Mißgriffe der drit. Regierung ꝛc. Insbeſondere bes
durch welche Fehler Napoleon (vielmehr Junot) den Erfolg feines Krie⸗
Rußland vereitelte, ſowie die Fehler, welche bie ruſſ. Heerfuͤhrer begingen.
Kriegsereigniſſe in Deutſchland gibt er manche Aufſchluͤſſe, noch bedeu⸗
über die entſcheidenden Augenblicke in dem Gange bes Krieges in Frank⸗
haben einzelne fehr gewagte Behauptungen flarlen Widerfpruch ges
; vgl. die Anmerkungen zu W.'s Schrift in ben „Europ. Annalen”, 1818,
b Beuctheilung im „Edinb. review, 1817, welche zugleich über den
jeden mit Frankreich und über die bamaiige Stimmung ber Völker ſich
Was W. über die außerordentlichen Fortſchritte ber ruſſ. Kriegsver⸗
ig ſeit dem tilſiter Frieden und über ben vortrefflichen Zuſtand des ruſſ. Ders
5 als Keiner und Augenzeuge bemerkt, bleibt allemal wichtig. Ex eVGxt
Bester. Siebente Aufl. Rb. XII. 21
gee Winpfen Windel (Thetefe Emilie Henektt
ſich lebhaft für Ney, bem die Gapitulation von Paris Hätte Schutz
Dann zeigt er das Übergewicht der politifchen und militairiſchen
lands in Europa und Aſien 1815, fowie defien umfidhgreifend
den Welthandel im Weften von Nordamerika. Endlich beurtheilt
Feankeeichs, Öſtreichs, der Pforte und Englands. Er ſchloß ſie
Reformers an, ‚begab ſich 1818 als Freiwilliger nach Suͤdamerik
ter den Fahnen von Venezuela; allein er konnte ſich mit Bolwwar
kehrte nach England zuräd, ward von Southwark zum Parlament
und gehörte in der berühmten Sigung, die ben 24. Rov. 181
nahm, zur Oppefition. Ex drang auf Exrfparniffe und Reformen
Sache der Königin, und mifchte fi, um Blutvergießen zu verhind
mult bei dem Begräbniffe berfelben. Deßhalb warb er aus den Liſt
Heeres geftrichen; doch entfhädigte ihn eine von f. Freunden verc
zeichnung für f. Anſpruch auf eine Summe von mehren 1000 Pf.
durch verlor. Hierauf machte er eine Reiſe nach Paris, mußte abeı
Polizei Frankreich binnen 3 Tagen verlaffen. Als 1823 der Krieg
reich und ben fpan. Cortes ausgebrochen war, begab ſich W., unge
Unterthanen verboten war, Dienfte bei ben Eriegführenden Mäd
nach der Halbinfel, um für bie conftitutionnelle Partei zu fechten.
Anftelung in der Armee der Cortes, warb bei Soruna fchrber vert
Tiederlage f. Partei und flüchtete fich nach Liffabon, wo ihm aber
Land zu kommen verbot und f. Namen aus ber Lifte ber portug. D:
chen ließ. Indeß hatte er bereitö aus eignem Antriebe bie Orden
Könige von Portugal zuruͤckgeſchickt. Darauf begab ſich W. nach
der Übergabe diefer Stadt an bie Franzoſen, nach Gibraltar, von
1823 nach England zuruͤckkehrte. Der König von Preußen und
Dftreidh und von Rußland haben ihn wegen f. Vertheidigung der ı
Partei in Spanien ihrer Orden für verluftig ertlärt. — Außer f. f
Schriften hat W. noch herausgegeben: ‚an inquiry inte the pr
the military foree of the british empire” (1804), und: „A:
eampaigns in Poland in 1806 and 1807, with remarks on the
eonposition of the russian army” (1811, 4.).
Wimpfen, Gtabt (2600 €.) und Amt im großhersogt. |
Starkenburg, 2 Meilm von Heilbronn, an der Jart und am Ned
gau, war bi8 1802 eine freie Reichsſtadt. Hier iſt das Salzwer
Wimpfen ift bekannt durch Tily's Sieg 1622 und den Heldentod |
heimer. (5. Pforzheim.)
Windel (Thereſe Emilie Henriette aus dem), Künflierin 5
die Tochter des E. fächf. Obriftlieut. Sul. a. d. W., der 1806 in d
Jena blieb. Geb. zu Weißenfels den 20. Dec. 1784, ermache Ti
faft ohne des Gluͤcks der Waterliebe fich erfreuen zu können, zmter b
, Im Beben enfigeprüften DRutter, die mit einem lebhaften, und durd
neue Sprachen gebildeten Geiſt einen feften, durch Srundfäge tiel
Charakter, und die geordnetfte, anhaltendſte Thätigkeit verband, d
dige, von Allen, die fie fannten, hochverehrte, 87jährige Matrone
männlicher Beftändigkeit treu geblieben war. Sie erzog das gelleb
zu gleicher Ordnungsliebe und geregelter Thaͤtigkeit, indem fie dieſe
fertigteiten außflattete, die ihr jegt eine unabhängige und ſelbſtaͤndi
fam errumgene Stellung im Leben gewähren. Muſik und Mal
reſens treuefte Begleiterimen; zugleich machte fie fich vertraut mait 2
Geift bildet und den Kunftfinn bereichert. So trat fie ein im eine vi
liche Wirkſamkeit. Sie ſchreibt und fpricht Franzoͤſiſch, Itafienifch
Bindell (Georg Franz Dietrich) aus dem) 328
Unterricht auf der Harfe und in Sprachen; fie hat jüngere Freundinnen
t gebildet. Alles dies erftrebte ihe edler Wille mit unendlicher Liebe,
loſen Fleiß, im kindlicher Beſcheidenheit, ohne allen Schutz, aufer dem
m; in dee Ölmalerei faſt auch ohne eigentliche Lehrer, außer wenigen
md Mathgebern, geſtuͤtt allein auf die beharrliche Kraft ihres Gemuͤths.
ı Driginalität zu ringen, iſt IH. v. W. in der anfpruchlofen Sphäre der
iblichen Beſchraͤnkung geblieben. Als Malerin den hohen alten Mei⸗
igend, bat fie deren Werke mit einer Treue wiederholt, die ihr im In⸗
nde gerechte Anerkennung erworben hat. Sie ſtudirte auf ber Dresdner
bo fie noch jegt die alten ital. Meiſterwerke, viele mehrmals, in DI copirt.
den Unterricht der berühmteften Lehrer, eines Nadermann und Marin,
auf der Pedalharfe ausbilten zu laffen, und um ihr bie Gelegenheit zu
„ bie aus Jtaliens Galerien nad) Paris entführten Kunſtſchaͤtze zu ſtu⸗
te die Mutter 1806 mit ihre nad) Paris. Hier blieben ae 24 Jahr.
zbe in ber Malerei ber Tochter Freund und Lehrer. To ihe das
fowie fie habe noch Niemand Eorrsggio nachgeahmt. Während diefer
ihre Mutter durch das GSinken der oͤſtr. und der ſchweb. —8
gen. Was bie Tochter bisher aus reiner Kunſtliebe erſtrebt hatte, das
tihr Lebensunterhalt. Sie gab auf ihrer Müdteife Goncerte, und wohnt
Dresden mit ihrer Mutter vereinigt und von gleichgefinnten Freunden
binnen umgeben. Unter jenen muß vorzüglich Kügelgen genannt wer
findet daruͤber Bekenntniſſe von ihr felbft in dem „Leben Gerhards
m’, von Haffe. Die befheidene Künftlerin bedarf wenig von Dem,
aͤußeres Glüd nennt. Ihr kleines Haus im dresdner ital. Dörfchen
mmälbegalerie find ihr irdiſcher Himmel; jene® bat fie geſchmuͤckt mit den
achbildungen bee legten, und mie viele find aus diefem ſtillen Wohnfige
) und ber Demuth ausgewandert nach fernen Gegenden in Deutſchland,
Rußland und Polen! In Oſtrock, dem Sige des Fürften Karl Jablo⸗
R ein Saat mit ihren Copien der vorzüglichften Stuͤcke der bresbner Bas
khdt. Das Altargemälde iwmder Kirche zu Brockwitz bei Meißen iſt eine
Hertigte Copie bes Giov. Belino: der iehrende Exlöfer. Wenn ihren
armonie bes Farbenlichts verfchönert, fo belebt die Abende des reizen⸗
res ihr Harfenfpiel. Zwiſchen beiden wechſeln Unterricht, ben fie ers
ı weibliche Arbeiten. Ohne Schriftſtellerin fein zu wollen, ift Mehres
ech den. Druck befannt geworden. Briefe von ihre aus Paris an ihre
en erfchlenen ohne ihr Wiffen und Wollen in deutſchen Journalen. Dann
eiträge zu Kind's „Harfe“ unter dem angenommenen Namen Comala,
Yeöperiben” u.d. N. Theoroſa, ferner zu des Prof. Wendt's „Kunſt⸗
der „Abendzeitung‘” und zu a. Blättern: In der von Prof. Hafle
Taſchenencyklopaͤdie“ find ihre auf das Kunſtfach ſich beziehenden Ars
u bezeichnet. Auch war fie Mitarbeiterin am Conv.⸗Lex. in einjelnen
ndelt (Georg Franz Dietrich aus dem). Diefer erfahrene fer ges
Imann, Jäger und Tagdfchriftfteller ward geb. am 2, Febr. 1762 auf
gute Priorau im Königreiche Sachſen. Schon im erften Lebensjahre
Bf. Vater, kurſaͤchſ. Oberhofgerichtsafieifor, durch den Tod entriffen,
kbung mußte anfänglich bie Mutter, fpäter f. Stiefvater beforgen. Beides
g, mit Zuftimmung feines Vormundes, auf ben Pädagogium
ib auf ve Landfhule zu Grimma die Humaniora ftubiren und ſodann
Bet Leipzig beziehen, um fich ber Rechtswiſſenſchaft zu widmen. Allein
mit dem Pferde und eine dadurch erhaltene Beſchaͤdigung auf ber Bruſt
Ine andre als eine figemde Lebensart und Befchäftigung zu ltlen, WS.
21*
924 Bindelmann
Iernte mm bei dem Wilbmeifter Hähnel zu Sitzenroda, unweit Torgan, ein
tigen Walbmanne, die Jaͤgerei, und fuchte ſich aus den Erftlingefrüchten de
Uteratar, aus dem Schriften eines Däbel, Beckmann, Zanthier, Moſer,
u. A. für die forſtwirthſchaftliche Ausbildung eine Eräftigere Nahrung
ſchaffen, als der waidmännifche Lehrprincipal anbieten konnte. Nach ber gi
Ausbildung und Befähigung in beiden Fächern meldete fi) TB. um eine &
im Sagbfache am fächf. Hofe, wurde aber mehrmals zuruͤckgewieſen, weil
Stammbaume, den er herkoͤmmlich vorlegen mußte, die Reihe ſ. Ahnen ie
fogen. Mißhelrath eine® feiner Altvordern mit einem bürgerlichen Franz
unterbrochen war. Er lebte nun einige Jahre auf f. Famlliengute, trieb |
Landbau, bie Jagd und Korftwiffenfchaft mit Erweiterung ſ. Kenntaiffe |
Fächern. Ohne Ausſicht auf Anftellung in Gachfen begab ſich Hr. v. 1
auf in fuͤrſtl. deſſauiſche Hofdienfte, mit der Abficht, dort in die Forſtdien
zugehen, weiches ihm auch zugefichert worden war. Allein er wurde, off
günftigt von dem damaligen Erbprinzen Sriedrich, Vater bes jepigen Herzog
mals getäufcht und mußte eine bittere Zurüdfegung erfahren. Im cm
über die gefcheiterte Hoffnumg umb verlorene Zeit legte er f. Hofftelle nieder,
cher er abermal& Gelegenheit gefunden hatte, f. Keuntnifſe und in
ſonders in Betreff des Betriebes der Parforcejagb, zu vermehren. Rad f.
von Deffau wohnte er wieder auf dem Lande unweit Reipsig, wo er am
Mufen und im Girkel ebler Freunde, von welchen der Hofeath Spaster, be
rath Koh u. A. m., beſonders aber der umfterbliche Dichter, v. Thänuud,
nen find, ein files, ruhiges Leben führte. Zu Obernitzſchka arbeitete
„Handbuch für Jäger ꝛc.“ (3 Thle.) aus, welches durch f. praktiſche
ihm einen wwohlverdienten Ruhm gründete und nım In feiner 2. Aufl. (1
eine der erſten Stellen in der SSagbiiteratur einnimmt. 1810 üb
k. bairiſche Kämmerer, Freih. v. Thuͤngen, die Xbminifltation ber beilde
bair. Tagwetke betragenden Waldungen der Familie v. Thuͤngen, mb
feit 1813 thaͤtig und ämfig mit einem Erfolg, der nicht zweifelhaft
Nach manchen erduldeten Unfaͤllen des Eben lohnte ben Edeln auf der
roordenen Bahn das Vertrauen der genannten Grundhermfamiile,
ſchaft der außgezeichnetften Sorfimänner Deutſchlands, eines Wed
Hartig, Laurop, v. Wildungen, Wisleben u. &., bie Aufnahme
eine in ihre Mitte und bie Verehrung des ganzen walbmännifchen
Außer dem obengenannten Jagdhandbuch hat derfelbe viele Auffäge ia
paͤdien, Zeitfchriften und Taſchenbuͤcher geliefert.
Mindelmann (Sohann Joachim). Diefer um Kritik und
der Kunft, ſowie um das Studium der Antike umflerblich verdiente
d. 9. Dec. 1717 zu Stendal in der Altmark, war ber Sohn eines
Auch bie aͤußerſte Duͤrftigkeit Eonnte feine fruͤh erwachte Neigung pum
nicht unterdrüden. Er befuchte bie Schule feines Geburtsorts, ber
Mector ihn bald liebgewann und zu fich ind Hausnahm; und als biefer
blind geworden, mar IB. fein Führer und Vorlefer und genoß dafuͤr ſi
den Unterhaltung. Mit einem guten Grunde im Griechiſchen und
ging er 1735 nad) Berlin auf das koͤlniſche Gymnaſium, und wanderte
nad Hamburg, um aus bes berühmten Fabricius Bibliothek einige alte
aut erſtehen, wozu er ſich das Geld unterwegs bei Pfarrern und Bertsbefiik
Zu Oſtern 1738 bezog er die Univerſitaͤt Halle, lebte waͤhrend ſeines eh⸗
enthalts daſelbſt von einem Beinen Stipendium und von Unterflügungen, u
das Studium der alten Literatur und ſchoͤnen Miffenfchaften mehr ae
Theolegie, fo vernadhläffigte er bie Colleglen, defuchte aber deſto fleifige
bliotheben und beſchaͤftigte ſich mic den Alten. Nach cinem mißiungenem
Windelmann 825
Rom zu befuchen, war ee 1741 Hofmeiſter bei dem Rittmeiſter v. Groll⸗
flerburg, befuchte fobann Jena, wo ex italieniſch und englifch lernte, und
ale Hauslehrer zu bem Oberamtmann Lamprecht in Heimersleben bei
Dier befchäftigte er fich vornehmlich mit Geſchichtoſtudien. 1743 ers
Gomectorat an der Schule zu Seehauſen in ber Altmark. So niebers
ch feine Lage ſowol als feine Amtobeſchaͤftigung hier war, fo ertrug ex fie
se, während welcher ex mit unermuͤdlichem Eifer feine Stubien fortfegte.
bte er fi an ben Minifler, Grafen v. Buͤnau, nach Nöthenig bei
ab bot ſich ihm zum Bibliothekar an. Der Graf hatte zwar einen Bi⸗
rklaͤrte fich aber bereit, ihn als Bibliothekfecretaie mit 80 Thlen. Gehalt
W. nahm froh das Exrbieten an, und verliebte einige Jahre zufrieden,
ignen Studien, theils mit Arbeiten für ben Grafen befchäftigt.. Die
dens mit feinen zeichen Kunftfchägen und die Bekanntſchaft mit einigen
rweckten in ihm die Liebe zur Kunſt, deren praktifcher Ausübung er ſich
emwibmet hätte, wenn er nicht bereit® zu alt dazu geweſen wäre. Er
; er feine Neigung auf das theoretifche und geſchichtliche Studium der
raͤnken muͤſſe. Von entfcheibenbem Nusen für ihn war die Bekannt
ee Umgung mit Lippert, Hagedorn und fer. Er lernte die verfchles
len der Kunſt, bem eigentlichen Charakter ber Kuͤnſtler und ihrer ver»
Manieren, ſowie auch das Materielle der Kunft kennen. Jetzt richtete
? Wünfhe auf Italien, das Vaterland und den Wohnfig der Kuͤnſte.
ieten des päpfti. NRuntius, Archinto, ber W.'s Gelehrſamkeit ſchaͤtzte,
u eine Bibliothekarſtelle zus verfchaffen, war daher zu anlodend, als bag
erbundene Bedingung ber Meligionsänderung ihn hätte abſchrecken follen.
Janblungen zogen ſich indeß im die Laͤnge, bis endlich des Königs von
btonter, der Pater Rauch, bie Sache fo leitete, daß IB. mit einer klei⸗
n ganz unabhängig in Mom leben konnte. Er trat 1754 förmlich zur
kirche über, und verließ die Dienfte des Grafen Bünau, um in Dresden
Ztudium bee Kunſt zu leben. Die erfte Frucht deffelben waren bie „Ge⸗
u bie Nachahmung ber griech. Kunſtwerke (1755), bie ſowol bes Ins
er Schreibart wegen ben Beifall der Kenner erhielten, wenngleich bie
an ben König, die auf Bruͤhl's Math gefchehen war, zufällig unbeachtet
ı die Wirkung feiner Schrift noch zu verſtaͤrken, griff W. ſelbſt fie in
u an und vertheidigte fie in einer britten. Endlich waren alle Hinberniffe
nd W. reifte im Herbſt 1755 mit einer koͤnigl. Penfion von 200 Thlrn.
e nach Rom ab. Hier fand er bald Freunde und Beſchuͤtzer. Der Hof⸗
sich hatte ihn an Rafael Mengs empfohlen, mit dem er ſchnell in ein
Verhaͤltniß trat. Die gelshrten und kunſtliebenden Cardinaͤle Paſſionei
; kannten ihn durch Archinto, ber inzwiſchen Carbinal und Staatsſecre⸗
en war, und intereffirten fich fie ihn, und des Papfles Leibarzt Laurenti
fogar eine Kubienz bei Benedict XIV. aus, der ihn leutfelig anfnahm,
Schutzes verficherte. W. überließ ſich jegt dem Anfchauem und der Bes
ker und neuer Kunſtwerke; auch machte er einige fchriftflelerifche Pla⸗
edoch etwas auszuführen; die Idee einer Befchichte der alten Kunſt
ss vor, aber noch fehlte ed Ihm bazu an Klarheit der Begriffe und an Ers
Im Fruͤhjahr 1758 befuchte ex Neapel, wo er die Bekanntſchaft der
etfien Männer machte, unb durch fie ben Zutritt zus den Alterthuͤmern
„Herculanum und Pompeji erlangte. Nach 10woͤchentlicher Abwe⸗
te ex mit einer zeichen Ausbeute von Bemerkungen und Kenntniſſen nach
k, die er zum Theil in feinen Berichten Über die herculanifchen Alterthuͤ⸗
er für den Kurprinzen von Sachſen einfandte, niederlegte. Im Sept.
er auf bie wiederholte Einladung bes Grafen Munzel⸗Stoſch, ber dur,
526 Bindelmann
Erbſchaft von feinem Dheim im Beſitz einer der ſchoͤnſten und reichſte
ſammlungen war, nach Florenz, wo er 9 Monate vertveilte, um jene
zn orbnen und zu verzeichnen. Dieſes Verzeichniß, das er im nächte
arbeitete, erfchien zu Florenz u. d. X.: „Description des pierres grı
Baron de Stosch”. Um biefe Zeit nahm WB. bie ihm angebotme €
bliothekar und Auffeher über die Alterthuͤmer bes Carb. Albani
Mohnung und 120 Scudi Jahrgehalt an. Er hatte feine Gefchid
zwar angefangen, fand aber bei feinem fchnellen Fortfchreiten ben erf
bald zu dürftig und beſchloß, ihn völlig umsuarbelten. Sm Somm
Digte er die „Anmerkungen über Lie Baukunſt ber Alten”, die 2 Ja
Deutfchland erſchienen. Verſchiedene Anträge lehnte ee ab; ber A
Rom ward ihm immer lieber, und ex dachte daran, für innmer dort zu b
der Cardinal Albani Bibliothekar der Baticana geworden war, fo battı
auf die erſte erledigte Stelle an derfelben, mithin auf eine lebenslaͤng
aung. Schon früher war ein angeblich altes Gemälde, Jupiter m
in Rom zum Borfchein gekommen und von W. in feinen Briefen als ei
ſten Alterthuͤmer gepriefen worden, obgleich Wiele es für ein Werk von
ten; zu einem noch ſchlimmern Irrthumr verleitete ihn jetzt Caſanova
um ber Kennerſchaft ſeines Freundes einen Streich su ſpielen, 20
fertige hatte, die W. für echt nahm und ſogar in ſeiner, Geſchichte be
ſchrieb. Erſt nach dem Druck der Iegtern entbedkte er den Betrug. 1
W. in Geſellſchaft des Grafen Brühl abermals Neapel und deffen
Umgebungen, und übergab feine bafelbft gemachten Entdeckungen un!
gen bald darauf dem Publicum in dem Sendſchreihen an ben Grafen v
die hereulanifchen Entdeckungen. Der Plan einer Schrift zur Erläuter
Punkte in der Mythologie und den Alterthuͤmern erweiterte ſich ihm un
den zu einem größern Werke mit vielen K., das, 5 Fahre fpäter
„Monumenti antichi inediti” in ital. Sprache ımd für die Italien
ans Licht trat. Auch legte er, da die „Gefchichte der Kunſt“ in der Hand
tet war, die Hand an die laͤngſt befchloffene Schrift Aber die Alle
aber erft 1766 erfchien. 1763 aab er eine andre Eleine Schrift, uͤber
fung bes Schönen, heraus. Ähnliche Mittheilungen an feine Freu
genftände der Kunſt ſollten folgen, blieben aber umausgeführt. a
hielt er endlich bie Stelle eine Oberaufſehers aller Alterthuͤmer in u
mit einem monatlichen Eintommen von 12—15 Ecudi, und zugl—
Wartegeld von ber vaticanifchen Bibliothek, bis ein Scrittorat an d
wuͤrde. Dadurch wurbe feine Lage in Rom gefichert, und al® im ni
auch die Unterhandlungen mit Friedrich II. wegen einer Anftelung 1
zerfchlagen hatten, befdyleß er um fo mehr, für immer dort zu b
Anfonge 176% erfchien enblih zu Dresden fein Hauptwerk: „€
Kunft”. In demſ. Frühling machte er mit Volkmann und Heinr. Fü
Meife nadı Neapel, deren Ergebniffe er in den „Nachrichten von ten
eulanifhen Entbedungen‘ bekanntmachte. Den größten Theil 1
W. dee Ausarbeitung des Discorso preliminare feiner „Menume
einer neuen Durchſicht und dem Druck derſelben. Die Koſten dazu bı
feit 176%, wo Caſanova, ber fie bis dahin vorgefhhoffen hatte, m
eeifte. Um die Mängel der erfien Ausg. feiner „Geſchichte ber Kunf
zu erfegen, ließ ee 1767 Anmerk. dazu erfcheinen, arbeitete aber bı
großem Eifer an einer 2. Autg. dieſes Werks. Zugleich erwachte
Meifeplane nach Griechenland, bie er jedoch verfchob, um Berlin a
feine „Sefchichte der Kunſt“ in einer franz. Überfegung erfcheinen foDs
für jene Reiſeplane Unterflügung zu finden hoffte. Er machte mı
Winckelmann 327
nad Neapel, wo fein Sendſchreiben ihm heftige Gegner zugezogen batte,
fich mit diefen aus, beflieg den Veſuv während eines eben ftatthabenden Auk⸗
traf die nöihigen Verfügungen für die Kupfer zum 3. Th. feiner „Monu-
" wofüe er bereitd Vieles gefammelt hatte, und trat endlich im Aprit 1763
eſchaft des Bildhauers Cavaceppi feine Reiſe nad) Deutfchland an. Schon
blick der tiroler Gebirge verfentte WB. In eine tiefe Schwermuth, bie in Augs⸗
nd München immer mehr zunahm. In Regensburg endlich aͤußerte er den
Entſchluß, allein nach Stalien zuruͤckkehren zu wollen. Alles, was fein
tfaͤhrte von ihm erlangen konnte, war, daß er bis nach Wien mitging, ums
: feine Ruͤckreiſe anzutreten. Hier kam er den 12. Mai an und fand bei dem
a Kaunis u. a. Broßen bie ehrenvolifte Aufnahme. Aber von dem gefaßten
luß der Ruͤckkehr konnte ihn Nichts abhalten. Seine Bemüthebemegung
durch Zuredungen nur vermehrt, und zog ihm ein heftiges Fieber zu, das
fge Tage im Bette bielt. Nach feiner Herſtellung befah er die Merkwuͤr⸗
m Wiens, ward in Schönbrunn der Kalferin Maria Thereſia vorgeftelt, die -
t befonderer Auszeichnung empfing und reich befchenkte, und reifte zu Anfang
me. sach Trieſt ab. Hier gefelite ſich ein Italiener, Namens Franceſco Ar⸗
, zu ihm. Dieſer abgefeimte Boͤſewicht, der erſt vor kurzem in Wien zum
zuctheilt, aber begnadigt und des Landes verwieſen worden war, gewann
enſtbefliſſenheit bald das Vertrauen des arglofen W., der ihm feine goldenen
ss und a. Koftbarkeiten unbedenklich zeigte. Arcangeli übernahm bie Bes
ig der Reiſeangelegenheiten, während W. im Bafthofe blieb. Am 8. Sum.
1 und 2 Uhr faß er ſchreibend um Tiſche, als ber Staliener In fein Zimmer
ihm ſ. plögliche Abreiſe anzuzeigen und Abfchieb zu nehmen. x bat, ihm
h ein Mal die goldenen Medaillen zu zeigen; aber während W., vor dem
nicend, fle hervorlangen wollte, warf jener ihm eine Schlinge um den Hals
este dem Unglädlichen, ber fich vergeblich wehrte, 5 töbtliche Stiche in
Bleib, worauf er, obne Etwas mitzunehmen, entfprang. W. verſchied
Beunden darauf, nachdem ee f. Teflament gemacht und ben Cardinal Albani
alerben cingefegt hatte. Seine Handfchrift zur 2. Ausg. der „Ges
= Kunſt“, bie er bei ſich führte, kam In den Befig ber Ealferl. Akademie
den Künfte in Wien, welche 1776 eine Ausgabe danach beforgen lich, die
m Erwartungen ber Kenner nicht entſprach; f. übrigen Papiere kamen in
Mothek bes Haufes Albani; 1799 führten fie die Franzoſen nach Paris, von
doch wahrfchrinlich zurückgekehrt find. — W.'s Geift iſt in f. Schriften
gt, die ebenfo (häpbar durch gehaltvollen Inhalt als koͤrnichten, einfachen _
2 find. Ihr unvergängliches Verdienſt befteht darin, daß fie zuerſt bie
Ape ber Kunſt aufſtellen und die Werke derfelben nad) ihrem wahren, durch
Bundbfäge bedingten Wefen und ihrem Zufammenhange unter einander bars
Schelling fagt von ihm trefflih: „Ex fland in erhabener Einſamkeit wie
Big, durch feine Zeit; kein antwortender Laut, Beine Lebensregung , kein
ag im weiten Reiche der Wiffenfchaften, ber feinem Streben entgegenkam“.
wahren Senoflen kamen, da eben wurde der Treffliche bahingerafft. Er
ch f. Eehre bie erſte Grundlage jener allgemeinen Bebäude der Erkenntniß und
haft des Alterthums, das fpätere Zeiten aufzuführen begonnen haben.
erſt warb der Gedanke, die Werke ber Kunſt nach der Weiſe und den Ges
Naturwerke zu betrachten, da vor und nach ihm alles Menfchliche ais
wefenlofer Willkuͤr angefehen und bemgemäf behandelt wurde. Naͤchſtdem
Ben fie einen Schatz von hiſtoriſchen Aufklaͤrungen, gegen den bie einzelnen
Imer unbedeutend erfcheinen. Sie finden fich gefammeit, bis auf tie „Me-
ati inediti”‘, bie „Deseription des pierres gravees' und bie verfchiedenen
ummismgen, in ber von Fernow begonnenen und von Meyer und Schulze be⸗
528 | Wind
entigten Ausg. (Dresd. 1808—17, 7 Bde). Naͤchſtdem ift zu W
au empfehlen Goͤthes trefflihe Schrift: „Windelmann und fein 3
Uder f. trautigen Tod gibt eine kleine Schrift: „Winckelmann's let
che’, herausgegeb. von Roſetti (Dresd. 1818), genaue Nachricht.
trag zu ber biogr. und liter. Notiz von Windelmann hat Gurlitt (Ham
geben. Rofetti hat ihm in Zrieft 1820 ein Denkmal errichtet, vom ve
bauer Ant. Bofa verfertige, und befchrieben und abgebildet in der
sepolero di Winekelmann in Trieste” (Veneb. 1823, 4.), bie au
Lebenswoche enthält. Sickler hat vorgeſchlagen, durch Ausgrabunge
Kunſtſchaͤtze fuͤr ein Muſeum zu ſammeln, das W.'s Denkmal fein ſoll.
wife von W. an den Grafen v. Schlabrenborf ftehen im „Lit. Conv.
Nr. 142.
Mind. Die ben Erdball überall umgebende Luft zeigt, gleid
gen Körpern, ein beftänbiges Beſtreben, fich ins Gleichgewicht zu |
dies Gleichgewicht irgendivo geftört, etwa durch Kälte, welche bekan
zufammenzieht, ober durch Wärme, welche fie ausbehnt, fo ſtroͤmt d
Luft, zus Wiederherflellung dieſes Gleichgewichts, herbei; das ift d
gewöhnlichfte Urfache der Winde. Damit verbinden fich andre Umfl!
merkwürdige Erfcheinungen hervorzubringen, namentlich der zwiſchen
Ereifen herrſchende, beftändige Oftwinb, der den Seefahrern fo befamn
von Europa nach Amerika zu fegeln, man erſt bis zur Region diefer X
ſchifft, und, fid) ihnen überlaffend, den Dcean dann in gerader Lin‘
det. Die Urfache diefee Winde ift in der vereinigten Wirkung der €
und der Umbrehung der Erbe, welche bekanntlich In ber Richtung
vorfichgeht, zu fuchen. Die ftärfere Erwärmung der Luft zwifche
kreiſen bewirkt ein beſtaͤndiges Zuſtroͤmen kaͤlterer Luft aus den Polar:
von Punkten, welche bei ber Umdrehung der Erdkugel einen mindern
leiden als die Aquatorialgegenden. (Dal. Abplattung der Erb
Ankunft in ber legtern bringt bie Luft dieſe mindere Geſchwindigkeit m
dag das mit der rotirenden Erdkugel gegen Dften fortgeführte Schi
weniger gefchtwinbe Luft ſtoͤßt, ober, weil die erftere Bewegung vom |
empfinden wird, einen von Oſten wehenden Wind erfährt. — Ar
ſtaͤndigen Winden gibt es periodiſche Winde, mohin befonders bie
(Mouſſons) gehören, die auf einigen eingefhränkten Meeren zwiſd
bekreifen eine Zeit bes Jahres hindurch nach biefer, in ber übrigen :
entgegengefegter Richtung wehen, und deren Urfache in der Modifi—
geführten Hauptumflände durch Kocalitäten aefucht werben muß. —
Gegenden Eemnt man bekanntlich nur unbefländige Winte, bie ſich
ftändigen und zugleich gelindsn und gleihförmigen Winden auchen
Derfchiebenheit ihrer Staͤrke unterſchelden. Hat ber Wind eine ©:
ron 40 —60 Fuß in ber Secunde, fo wird er Sturm, darüber, Orka
hm Orkane pfiegen in ben heißen Exbftrichen, wo bie hohe Temperati
gung begünftigt, auferordentliche Verwuͤſtungen anzurichten"). — €
bar in ihren medyanifchen Wirkungen zeigen fi die Wirbelwinde
einer Luftſaͤule befteben, die ſich mit Gewalt um ihre Are breht und
*) In einer Secunde bat der gelinde angenehme Wind (jolie brise)
bigkeit von 10 engl. Echuben; ber lebhafte Wind (vent frais) bie von
ftarfe Wind (v. grand frais) die von SO Sch., der heftige Wind ıv
von 50 Sch., ber ftürmifche Wind (v. tres-vivlent) die von 70 Cd.
(tempete) die von SO, ber heftige Erurm (grande tempete) bie von
fan (vuragan) tie von 120, und ein Orkan, ber Biume und Haͤuſer
von 150 engl. Schuhen.
Windbuͤchſe Windroſe 829
Benbe Betwegung hat, und die Wafferhofen (f. d.), gleichwie andrerſeits
Kundheitzerflörenden Einflüffe bes in Italien wehenden Siroeco, des Sam in
rn. f. w. aus Reifebefchreibungen bekannt find. Daruͤber darf man jes
Acht vergeifen, daß fie auch eine ſehr wohlthaͤtige Wirkung hervorbringen,
ohne fie das Buftmeer bald im einen ſtinkenden Sumpf verwandelt werben
umd es iſt, bei ber hoͤchſt wichtigen Role, welche fie in der Ökonomie ber
feielen, nur zu beklagen, daß uns die Meteorologie über ihre phnfifche Natur
Mg Wefriedigendes zu fagen weiß. Ausführlicher hierüber verbreitet fich
Die f. „Lehrb. der phyſ. Afteonomie, Theorie ber Exde und Meteorologie
21805, mit Kpfen.) u. Lanıpadius, „Srunbriß ber Atmofphärologie” (Kreib.
L Eine umfafiende Sammlung aller Beobachtungen über bie verfchledenen,
z Erde herrſchenden Winde, Stuten u. f. w. aber hat man von Romme,
sau des vents, des marees ete, sur toutes les mers du glebe; avco
exions sur ces phenomenes‘ (Paris 1806, 2Bde.). D.N -
Bindbüchfe, ein Schießgewehr, welches fo eingerichtet iſt, daß Fark
te Luft die Kugel, ftatt des bei andern Gewehren nöthigen Pulvers, Forts
Schon In ber letzten Hälfte des 15. Jahrh. gab es Windbächfen. Im
eh. wurden fie häufiger, und in Nürnberg fertigte man fie oft unter dem
Vindkanonen in einer Größe, daß fie Apfündige Kugeln 400 Schritte mit
kürke trieben, ein 2 Zoll dickes Bret zu durchbohren. Das Wefentlichfte,
fſie fich von andern Buͤchſen unterſcheidet, iſt die Windkammer, ber Be
ws bie eingepumpte und comprimirte Luft aufbewahrt wird, bis ein Ventil
An der Menge herausiäft, als zum Korttreiben einer Kugel gehört. Es
ich, * man da mehr als ein Mal loßſchießen kann, ehe wieder neue Luft
nt wird.
Bindharfe, f. Kol sharfe.
Nuadiſchgräͤtz. Weriand, Herr zu Graͤt, im Lande ber Wenden ober
is, der am Ende d. 11. Jahrh. lebte, iſt der Stifter dieſes Hauſes.
Iqh In 2 Linien. Die aͤltere, bie Ruprechtſche, erlangte 180% die reichs⸗
ade, indem ihre Herrſchaft Eglofs (14 LIM., mit 1500 Einw.), nebft
Maft Siggen, die in Schwaben von ben voraribergifchen Herrſchaften
Biegen, zu einer Reichsgrafſchaft mit dem Namen Windifchgräg erhoben
Neſes Ländchen wurde 1806 mediatiſirt, und fleht jegt unter wuͤrtemberg.
Die Familie iſt katholiſch. Der Fuͤrſt Alfred, Freih. zu Wardfteinumb
geb. 1787, commanbirte als Oberfler das €. k. Küraffierregiment Groß
tontin. Das Haus befigt noch mehre Herrfchaften in Öſtreich und
ut, 3. DB. Tachau u. A. Auch hat es mit ber juͤngern, ber gräfl. Si⸗
Bid. Linie, gemeinſchaftlich das Oberſt⸗Erbland⸗ Stallmeiſteramt in Steler⸗
die Magnatenwuͤrde in Ungarn.
indEugel, Aollpile, ein kugelfoͤrmiges Gefäß von Metal mit einer
Bon enger Öffnung , in welchem man etwas Waffer bis zum Sieden erhige,
dampf dann mit einem lebhaften Zifchen aus dem Schnabel dringt. Die
wie wollte durch dieſes Experiment die Entſtehimg ber Winde erklären,
Bach mit dieſer Erklärung viel Gluͤck zu machen, da in ber Natur ein gleich
mperaturgeab nicht eintritt. (Mi. Wind.)
Binbmeffer, Bindfahne, f. Anemofkop.
Bindrofe oder Schiffärofe ift ein Theil des Compaffes (f.d.).
Int nämlich fo die den Horizont vorſtellende und nach 32 Windftrichen eins
Schelbe des Compaſſes, weil fie einige Ähnlichkeit mit einer Roſe hat.
‚einem gewifſen Striche feine Fahrt nehmen, heißt daher fo viel, ale nach
be 32 gedachten Sompaßtinien ben Lauf des Schiffes einrichten. Die 4 Ge
u, Nord, Sid, Oft, Weſt, welche bie Scheibe oder ben Horiyont in Dunn
830 Windſor
deanten theilen, heißen Hauptgegenden, bie kleinern Abtheilungen Nebe
Jede der 4 Hauptgegenden wird in 2 gleiche Theile getheilt, und bie |
jeder dieſer erften Nebengegenden wird aus dem Namen der beiden Haw
gwoifchen welche fie fallen, zuſammengeſetzt, doch fo, daß Norden mb |
geit vorangehen; fie heißen daher Nord⸗Weſt (N. W.), Nord⸗Oſt (N.
Welt (S. W.), Suͤd⸗Oſt (K. O.). Diefe 8 Gegenden werben feuer
helle getheilt, und es entfichen num 8 neue Mebengegenden: Suͤb⸗
Weſt⸗Suͤd⸗Weſt, Wells Norb» Weft, Nord⸗Nord⸗Weſt, Mord»
Oſt⸗Nord⸗Oſt, Oſt⸗Suͤd⸗Oſt, Süd: Süd: Of. Der Bogen dei
ober die 16 Gegenden werden noch ein Mal in ber Bitte abgethe
un num noch 16 Nebengegmben: Suͤd⸗ gen Weften, Süd: U
deu u. ſ. w.
Windfor, ein koͤnigl. Schloß, auf einer Anhöhe bei bem
Windſor am fübl. Ufer ber Themfe, in der engl. Shire oder Grafſchaft
ſteinerne Brüde führt über die Themſe zu dem am andern Ufer lieg
Eton, berühmt wegen feiner lat. Schule. Die Stadt Windſor iſt fie
Beine Merkwürdigkeiten dar. Bloß das Schloß zieht die Meifenden d
helm der Eroberer erbaute daſſelbe kurze Zeit nachher, als er ſich zum
England gemacht hatte. Später erwähite Eduard I. es zu feinem Aufı
Eduard ILL, welcher hier geboren wurde, baute e8 nadı einem neum |
tiger. Auch Karl IL wendete viel auf die Verſchoͤnerung von Windſor,
ner Zeit blieb es ber Lieblingsaufenthalt ber Könige von England und i
liche Sommerwohnung. Das Schloß, von einem ehrwärbigen, altı
Anfehen, bat 2. Höfe, welche durch ben fogen. zunben Thurm, die Ü
Gommanbanten, von einander getrennt werben. An ber Mordfeite des
befinden ſich bie Staats » und Audienzzimmer, an der Oftfeite bie ;
Prinzen, und gegen S. bie ber vornehmſten Kronbedienten. Der un
wegen der St.⸗Georgencapelle merkwuͤrdig, worin früher der letztverſt
Morgen in den Wochentagen f. Andacht hielt. Die verſchiedenen Säle ı
simmer zieren Tapeten und Malereien von verfchiebenem Werthe. An
Mirkung ber Zeit fihtbar. Der merkwuͤrdigſte unter den Saͤlen if t
lange St.⸗Georgsſaal, der zum Speifefaal für die Ritter des Hoſenba
- feierlichen Gelegenheiten beſtimmt ift. Er ift mit Frescomalereien von
siert, welche bie ganze Länge des Saales einnehmen und Scenen aus |
Geſchichte darſtellen. Am Ende deffeiben fteht der königl. Thron, und
dat St.⸗Georgenkrenz in einer Glorie, umgeben mit dem von Amorel
nen Steumpfbande und bee bekannten Infchrift: „Honny soit qui m
In einem Zimmer, nicht weit von diefem Saale, liegt auf einem Tiſch
und Bold geſtickte Sahne, welche ber jedesmalige Herzog v. Marlbor
am 2. Aug., am Tage ber Schlacht von Blenheim, nah Windſor
bort niederlegen laffen muß, widrigenfalls er ſ. Recht auf Blenheim v
lange Mitglieder der koͤnigl. Familie im Schloffe von Winbfor anwefe
von dem Thurme bie große engl. Flagge, bie man ſchon in weiter Eu
dem Schioffe erblickt. Der ſchoͤnſte Punkt von Windſor⸗Caſtle ift I
Ihrer Art einzige Terraſſe. Sie erſtreckt fich Länge der öftlichen und
der noͤrdl. Seite bes Schloſſes, iſt 1870 Fuß lang und von verbä
Breite. Die Ausfiht auf die Themſe, welche fid) durch eine ber zei
ſchaften hinfchlängelt, auf die mannigfaltigen Landhäufer, Dörfer und
Ihre Ufer beleben, auf den partähnlihen Wald von Windfor und die
liegenden Gaͤrten, ift über ale Befchreibung ſchoͤn und reijend. Nic
lichen Schloffe von Windſor wohnt die koͤnigl. Familie, fondern In ein⸗
Gebaͤude, weiches der ſuͤdl. Terraſſe gegenuͤberliegt. Hinter dieſem G
Winfried Winter (Zohann Heinih) SE
En wohlangelegter Sorten aus, worin fich ein zweites Gebäude befindet, ww el⸗
Die Pringeffinnen bewohnen.
Binfried, f. Bonifaz der Heilige.
Bingolf, f. Nordiſche Mythologie.
Bintel. 2 Linien ober Flächen, bie, von verfchiebenen Richtungen aınde
D, einander ſchneiden, bilden in ihrem Ducchfchnitte Winkel. Diefer Punkt
Ban der Gcheitelpuntt. Sind die 2 Linien oder Flächen, bie ben Wirkel
mihen und Schenkel befjelben heißen, gerade, fo entfteht ein gerabliniger ober
Aqiger Winkel, im Gegentheil ein krummliniger ober krummflaͤchger
ki. Die Auseinanderfpannung ber Schenkel des Winkels oder ber Bogen,
m dem Scheitelpunkte, zwifchen den Schenkeln, befchrieben und nach Graben
fen wicd, beſtimmt fein Maß. Iſt ein Schenkel des Winkels auf dem an⸗
Imstzedyt, fo nennt man ben Winkel einen rechten. Das Maß deſſelben beträgt
unde. Ein Winkel, der kleiner als 90 Grabe ift, heißt ein fpisiger, umtı ein
ki, größer als ein rechter, ein ſtumpfer. 2 Winkel, die auf einer ger aden
eben einander fich befinden und alfo einerlei Scheitelpunft haben, fin'd zu⸗
en fo groß als 2 rechte und haben zu ihrem Maße 180 Brabe: man mennt
Winkel Nebenwinkel. Schneiden fi) 2 Linien ober Flaͤchen, fo find bie
gegenüberliegenden Winkel, Verticalwinkel, ſtets ſich gleich. Körperliche
find folche, die von 3 ober mehren Flächen, welche in einem Punkt zuſam⸗
‚ gebildet werden. — In der Kriegsbaukunſt hat man eingehende
‚ deren Shentel gegen bas Feld, und ausgehende, deren ſich
ffnen
inkelmeſſer, ſ. Aſtrolabium.
nkler (Johann Heinrich), ward geb. am 12. Maͤrz 1703 zu Wingen⸗
der Oberlaufis, wo fein Vater, ein Müller, damals lebte. Won f. Mut⸗
ie einer Privatfcyule in Lauban erhielt ex den erfim Unterricht. Die Bes
mit Raturgegenfländen, wozu ihm als Kind ſ. Umgebungen Gelegen-
‚ und die durch dad Geſchaͤft ſeines Vaters angeregte Liebe zur Mecha⸗
in reifen Jahren f. Neigung zur wiffenfchaftlichen Naturforfchung.
in Swammerdam's, Hiſtorie der Inſekten“ die Abhandlung vım bes
ed, war ihm faſt Alles bie auf die durch das Vergroͤßerungsglas anges
uche befannt. Bel einem geſchickten Arzte, Adam in Lauban, ſah er
chemiſche Verſuche; auch dies reiste ſchon früh f. Sorfchungstrieb.
dortigen Gelehrtenſchule kam er 1724 auf die Univerfität Leipzig, wo er
Lebensweife unter Müller, Ribiger, Börner, Pfeifer, Bernd, Menke
ched Philofophie, Theologie , alte (auch bie hebr.) Sprachen, Befchichte
dtſamkeit fiudirte. Unter 6 Zuhörern, welche ber vom Prof. Junius
Lehrer der Mathematik, Honold, bei dem Anfange f. Vor leſungen
:biieb gegen Ende bes Halbjahre nur IB. mit einem f. Freunde. 1729 ers
ſich das Recht, Vorlefungen zu halten. Fruͤher ſchon wollte ihr: Midiger
nach Jena zu geben, um gegen ben Philofophen Wolf (f.d.) in Vor⸗
aufzutreten; allen W.'s zwar ungelehrter, aber verftändiger Water aͤußer⸗
ed unklug gehandelt wäre, wenn ein junger Menſch gegen einen Mann, wels
lang mit großem Anſehen gelehrt hätte, ſtreiten wollte. Als nachher W.
Schriften fiubirte, ward er für deſſen Philofophie gewonnen und fchrieb:
Ktutiones philosophiae Wolfianae utriusque eontemplativae et activae‘
5), deren 3. Aufl.u.d.%.: „Institut. philos, universae” (2ps. 1763) ers.
m. Bon 1731—39 verwaltete er das Amt eines 4. Lehrers an der Tho⸗
Que zu Leipzig, hielt feit 1737 Vorlefungen über Experimentalphyſik, Pſy⸗
fe, natürliche Theologie, auch über einzelne wichtige Materien ber Phyfik
Ragifizae gab ihm ſ. Zufriedenheit für den Im Schulamte beiwielenen TuiE
338 Winkler (Iohann Heinrich)
du ech ein anfehnliches Geſchenk zu erkennen, ale W. das Schulchreras
au ßerord. Profeſſur der Phitofophie an der leipziger Univerſitaͤt vertan
dei ı gelegentlichen Winken, welche er ben unter f. Leitung in ber Bered
üb.mbden Studirenben gab, baß fie das Studium ber Natur auch für!
nicht vernachläjfigen ſollten, entflanden die Schriften: „Won dem Se
fen der Seelen der Thiere“ (1741— 45) und „Vernuͤnftige Gedank
wichtigften Sachen und Streitigkeiten in ber natuͤrl. Gottesgelahrthi
Sn 3. 1742 erhielt er die ord. Profeſſur der griech. und lat. Sprache.
der n in das Fach der Philologie einfchlagenben Schriften gab er Plate
grasos. et lat. c. not.” (1744) heraus. In ber Folge vertaufchte |
feffize mit der der Phyſik. Vorher aber gab er noch heraus: „Instit‘
theimatico-physieae etc.” (1738); „Anfangsgr. ber Phyfk (175
Der: Drof. der Mathematik in Leipzig, Chrift. Aug. Haufen (fl. 174
war m die Erften in Deutfchland, burch welche die Eigenfchaften ber
weiche man feit dem Anfange der KMer Jahre bes 18. Jahrh. in |
Fear kreich, nach dem fchon früher daruͤber gegebenen Belehrungen dei
Mint. Gilbert, näher zu erforfchen angefangen hatte, bekannter wı
Erftı: bediente ſich bei ſ. Verſuchen einer durch ein Rad gebreheten Gl
sahnnı mit Hülfe eines geſchickten Tiſchlers in Leipzig (Job. Friebe. (|
Berk efierung ber Elektriſirmaſchine vor. Nicht nue foldhe nach f.
beffer:te Maſchinen gingen nad) England, fondem auch W.'s „Korf
Elekt richtät” wurden ins Engl. uͤberſetzt und dem philoſ. Verhandlunge
tät bie Wiffenfch. in London, deren Mitglied er ſelbſt warb, einverlei
tig nıarb auch ber berühmte Franklin (f. d.) bei Erfindumg ber Blitz
die von W. angeſtellten Verſuche geieitet. W. machte 1743 in Geger
mallsyen ſaͤchſ. Prinzen, Friedrich Chriflian und Xaver, einiger ber
Gtac tomaͤnner, namentlich auch bes um bie Wiſſenſchaften hochderdi
v. Manteufel, in der Folge auch in Gegenwart andree fürflt. Perſo
waͤrti ger Gelehrten, wie des Kanzlers Wolf in Halle, ber Prof. G
mann aus Böttingen, und 1746 in Gegenwart des Könige von Pe
Apırı den Garten mehre Verfuche, welche auch auswärts große Au
erregtm. Gene weitern Forſchungen machte er bekannt in: „Geba—
Eigeny'haften und Wirkungen ber Elektricität" (1744), welche ins H
fest wurden; „Die Eigenfchaften ber elektriſchen Materie und des ei
aus ve rfchiedenen neuen Verſuchen erklaͤrt und nebft etlichen neuen IR
Elektri firen befchrieben‘ (1745); „Die Stärke ber elektr. Kraft bei
gläfernn Gefäßen, welche durch den Muſſchenbroek'ſchen Verſuch bei
den’ (1746). In der letztern Schrift werben Bis und Donner alı
der elektrifchen Materie aufgeführt. In Deutfchland that W. bi
ſchlaͤge zur Ableitung bes Blitzes In feiner 1753 erfchienenen Differ
avertendi fulminis artificio ex doetrina eleetricitatis”. Cr rk
Gipfel das Gebäudes eine lange Kette ober einen 3 Linien dicken Dr:
welcher ıneit vom Gebäude hinweg buch bie Luft gesogen ımb end
Pflock in dee Erde befeftigt wuͤrde. Cr erwähnt in biefer Differtati
bie durch Eolinfon in London befanntgemadhten Sorfchungen Fran
man's u, A. über die Elektricitaͤt, ſondern bemerkt auch außdrüdtich,
bie Idee der Möglichkeit, ben Blitz abzuleiten, zuerſt gefaßt habe.
Verſuchs, welchen Franklin mit einem Drachen gemacht haben fol, u
erwaͤhnt. Es herrſcht aber auch In der Angabe ber Zeit, wann dies gefch
broße Berfchiebenheit. Nach einigen Angaben geſchah e8 1749, nach A
Mai 1752 und nad) noch Andern gar erft in ber Nacht am 17. Aug,
über, auch Erantiin’e Briefe uͤb. d. Eiektricitäe”, Exrflarbd. 18. Dai
Winkler (Karl Gottfried Theodor) EINE
aller (Karl Bottfrieb Theodor), als Pſeudonym Theodor Helit,
Febr. 17775 zu Waldenburg im Schoͤnburgiſchen geb., kam aber ſeh r
ſ. Vater, einem ehrwuͤrdigen Geiſtlichen von ber vielſeitigſten Bubdung,
den, wo häusliche ſorgfaͤltige Erziehung, und in der Folge ber Finigi
ch, jetzt Guperintendenten zu Torgau, ihn zur Univerfität vorbereiteten
= ſich in Wittenberg mit venften Ste dem juriſtiſch⸗ hiſtoriſchen Et
ſo regte bo das Zuſammentreffen mit Fe. Kuhn, mit Karl und
ıfel u. a. Freunden feine ſchon in ben Kinberjahren geweckte ee
‚zur fröhlichen Übung an Aufgaben von erhöhten Anſpruͤchen auf. Verſe
macht ba den ſchwierigſten Reimarten und Formen, nur ums ber Freube
nachen zu genügen. Als W. 1796 Wittenberg verließ, wo er bie erſten
ww juxiflifchen Eramen erhalten hatte, fand er bald beim Stabtgerichte
a eine Auftellung , bie aber trog des Wohlwollens f. Obern wenig Aut
ete. 1801 ging er daher an Langbein’6, des Erzählers, Stelle als Sch,
jum geb. Archive über, mit defien Perfonale er die Reviſion bed gemein⸗
Nſaͤchſ. Archivs zu Wittenberg (1801 und 1802) beforgte, rüdte 1805
Geh. Archivregiſtrator auf, fand aber bei ben Gefchäften feines Berufß
R nn genug gu ber — literariſchen Thaͤtigkeit. Balb baraufl
Geh. Secretair dert und erhielt Urlaub (1812 — 13) zu einer
b D Stollen und Frankreich, die laͤngſt zu ſ. Wünfchen gehört hatte. Seine
Rei in die ungluͤcklichen Tage von Dresden. Vom Könige ber binterlaffes
nimgsconmiffion als Secretair beigeorbnet, warb er als foldyer beim Ein⸗
Ben.» Gouvernements zu demſelben zugezogen, mit ber Redaction be&
wernementsblattes beauftragt, Sppebient in ber 2. Section, zuff. Ealf.
dann zur Organtfation bes Theaters berufen und zu befien Intendan⸗
st. So fand f. frühere Hinneigung zur Bühne, bie durch den Umgang
neter Schaufpieler, wie Opit, Chrifl, Ochfenheimer ıc., ſtets angeregt
w, jetzt Gelegenheit, fich praktifch zu bewähren, unb das monatlich er⸗
„Bühnentagebuch‘ zeugt fortwährend von f. umfichtigen * in
rufe. Von Michaelis 1814 bis Oſtern 1815 ſtand W. ber Verwaltung
ie zu Dresden, von Oſtern 1815 bis Michaelis deſſ. J. derf. Bühne "
Mit der Ruͤckkehr des Königs von Sachſen ernannte man ihn gun
Betnie in Dresden ımter dem Hofmarſchall, Grafen v. Bisthum, mb
e bie Gaffizerflelie bei der Beſoldungscafſe ber Staatsdiener bei, mit beu
das Serretariat bei der 8. Akad. der Künfte vereinigt warb; ber Kitel
$ Hofraths ward ihm 1324 dazugegeben. Die Vertrautheit mie ben
eten und ben Umgangsſprachen bes neuen Europa, Raſchheit in ber Auf⸗
nA verwickelter —* — unermuͤdliche Thaͤtigkeit, joviale Laune vud
liche Heiterkeit im geſelligen Umgange haben aber dieſes Öffentlich ruͤh⸗
noch mit einer Menge von perſoͤnlichen Beziehungen und von literari⸗
mehmmmgen durchflochten. Ein ziemlich vollſtaͤndiges Verzeichniß aller
gibt der fortgefente Meufel. Seine „Eyratöne” (2 Bde. Dresb. 1824)
IB ein fchöner Beleg von jener vielfeitigen Auffaffung bes Lebens fein,
mig feine Schatten» und Lichtfeiten zuruͤckzuſpiegeln verftcht und für bie
Udung des Kreiſes, in dem bee Dichter fidh bewegte, ber überall mit dem
n in Berkhrumg war, können fie einft noch rühmlich bei einem fpätern
zeugen. Die Weibe f. Übertragungen aus fremben neuern Sprachen
‚Dell (denn unter diefem Namen find alle ſ. zahlreichen Schriften er⸗
ke Ausnahme von „Maurers Beben, dargeftellt in 9 Geſ.“, 3. Aufl,
5) mit einem Romane der Frau v. Gmlis: „Der Unglächtengel”
Ye Überfegung der „Rufiade” des Camoens, gemeinſchaftüch mit Fr.
#8. 1807), des „Razerpa” von Lord Byron (1820), ganı imma
3% Winſpeare
d iagt des „Dberon” nach dem Engl. des Plancho (1826), © ol be
© Ytal. bei den feſtlichen Anlaͤſſen ber bresbner Bühne, beweiſ bie Beck
ter W. unſere —— he handhabt, um jene fremben * m
Dieſe genaue Kenntniß dee ital. Sprache bei vieler praktiſchen Rufk
der nähere Grund, weßhalb ımferm W. 1825 auch zu f. andern &
BRegie der ital. Oper übertragen ward. KBedler’s „„Zafchenbuch” und
auf das Naumann'ſche Oratorium: Klopftod’s Vaterunſer, das er
Gedichte, hatten W. als Dichter in das Publicum eingefi
burch ſ. „Penelope” (Tafchenb., feit 1814), f. „Romus” (3 Jahrg.)
nien“, durch die Beiträge zu fo vielen anbern Taſchenbuͤchern, und bei
ſ. ſo weit verbreitete ‚Abendyeitung” (feit 1817) lieb geworben if. 1
belköpfchen” (nach dem Franz., 1805) und „Bianca von Zoredo” (1
ihm einen Ramen unter den dramat. Schriftſtellern begrlinbet,, ben e
fegungen und Bearbeitungen, vorzuͤglich franz. Dramen, aller Gattun
Andenken zu erhalten nicht muͤde wird. Seine Kenntniß Deſſen, we
gerecht iſt, kommt ihm dabei gluͤcklich zu ſtatten. In ben von ihm hei
terlaſſenen Schriften ſ. Fteundes, K. M. v. Weber (2 Bbchn.; der e
„Tonkuͤnſtlers Leben. Eine Arabeske von K. M. v. Weber”, Dresd. ı
bat er in einem biograph. Worworte den berühmten Tonmeiſter mi
Liebe als Wahrheit dargeſtellt.
Winſpeare (David), geb. 1775 zu Reapel, wibmete ſich,
ten Studien auf dem Collegium &.» Salvatore, der Rechtswifſenſcha
vocat beim Gaflationshofe zus Neapel angeſtellt, gab er glänzende Ben
lent und unbeſtechbarer Rechtlichkeit. Bald darauf ernannte ihn de
Fiecal bei der Adminiſtration ber Poſten, und W. entſprach dieſem
dem er durch eine weiſe Verwaltung den Staatscaſſen ein erhöhetel
ficherte und durch mehre Verbeſſerungen im Poſtweſen bie Verdinde
vinzen mit der Hauptſtadt erleichterte. Als 1799 beim Einbruch
WB. Vater, damals Praͤfect in Calabrien, ſich als treuen Anhänge
bewies, wurde der Sohn als Geiſel in das Caſtell S.⸗Elmo eingeſchl
der Ruͤckkehr des Koͤnigs wieder auf ſ. Poſten gerufen, unternahm I
kung mehrer Mißbraͤuche, bie fich bei den Gerichtehoͤfen eingefchlichen
diefen Zweck ſchrieb er eine treffliche Abhandlung über bie freiwilligen
der Angeklagten‘, und wollte noch mehre hierauf bezügliche Schriften
Doch er gab dieſes Unternehmen auf, als 1806 Neapel abermals ur
ſchaft der Sranzofen kam und mit ben alten Inftitutionen auch bie I
Gebrechen verſchwanden, die er hatte angreifen wollen. 1809 m
Gubflituten des Generalprocueators und 1812 jun Generalabvocateı
tionshofe ernannt. Leicht erfaßte er den Geiſt der neuen Befepgebun
Mechtögutachten wie ſ. Berichte an ben Staatsrath koͤnnen in jeder
Schriften dieſer Gattung ale Muſter gelten. Unftreitig fein größtes
warb er fich durch dem Eifer, mit welchem er das Feudalunweſen bei
fo lange in Reapel den Fortſchritten der Cultur unüberwinbliche Dind
gengeflelit hatte. Nachdem durch ein Decret Leibeigenfchaft, Frohnd
Art von Iwangspflicht aufgehoben war, wurde W. als Beneralber
in die Provinzen geſchickt, um das Verhaͤltniß ber Barone zu ihren
nach Brunbfägen des Rechts und ber Billigkeit feſtzuſtellen. Unſaͤg
— traten ihm entgegen; doch gelang es ſ. Umficht unb umermehl
Reit, nach 3 Jahren eine neue Ordnung bee Dinge zu begründen. k
he BZahl von Nationalgütern wurde ber ärmflen Elaſſe zugeteilt, bi
ſahen fich von der Zwingherrſchaft der Barone befreit und «8 biidete |
Glafie von Grundbeſitzern, bie dem Ackerbau und ber Indufizie Rı
Winter (Peter v.) 885
verſprachen. Der König erhob hierauf W. in ben Abeiflanb, verlich
mthurkrenz des Ordens beider Sicilien, und beauftengte ihn, die Ge⸗
Fendalismus in Neapel zu ſchreiben. Dee 1. Bd. biefe Werks, das in
Heit unb Klarheit den Meiſter ankuͤndigt, erfchien LELL umb erregte alla
nterefie. 1814 warb IB. bei der proviforifchen Regierumg der roͤmiſchen
als Minifter des Innern angeftellt. Die Ereignifle bes folg. 3. bes
n zur Entfernung aus f. Vaterlande. Er unternahm eine Reife nach
und Deutfchland, hielc ſich eine Zeitlang in Dresden auf unb entwarf
m zu dem Werke: „Sur l’origine des nations“, welches biäher noch
nenift. Auch befchäftigte ex ſich mit einer ital. liberfegung von Gicero’6
de legibus”‘, weicher er ſchaͤtzbare Noten binzufügte. 1819 nad) Nea⸗
rufen, uͤbernahm er twieber eine Advocatur, und zählte gu f. Clienten
welche ihm den Umſturz des Feudalſyſtems nicht verzeihen konnten,
eſtoweniger den großen Rechtsgelehrten und ben vechtfchaffenen Maus
hachteten. 1820 zum Mitgliede ber proviforifchen Regierung ernannt,
vom Kronpringen beauftragt, Über bie Wolyiehung des 1818 abge⸗
Soncorbats mit dem paͤpſtl. Nuntlus zu unterhandeln. Nach ber Rüde
nigs Ferdinand vom Gongreffe zu Laibach nahm er bie Mechtöprarie
und er ficht fich ſeitdem durch die Gunſt des Publleums für bie Ungnabe
rich entfchädigt.
ter (Peter v.) gehört zu ben außgezeichnetfien Gefangscomponiften f.
ar geb. zu Manheim 1754 und Sohn eines Brigadiers ber kurpfaͤlzi⸗
. Der Hofmuſikus Meyer gab ihm den erflen Unterricht auf der Vio⸗
der Leitung bes erfien Violinſpielers der kurpfaͤlziſchen Gapelle, Kra⸗
Ielte er fich fo ſchnell, daß er ſchon als Knabe von 10 3. in das kurfuͤrſtl.
: aufgenommen wurde. Auf perfönliche® Verlangen des Kurfhrften
or ging er zum Contrebaß über. Je mehr fich f. praktifche Muſikfaͤhig⸗
elte, deſto größer ward auch fein Bang zur Compofition, is befim Ge⸗
n ber berühmte Abt Vogler einweihte. Cine concerticende Symphonie
Be von ihm Öffentlich aufgeführte Muſikſtuͤck. 1775 erhielt er bei Er⸗
beutſchen Theaters in Manheim bie ehrenvolle Anftelung eines Or⸗
s, welche Stelle er auch bei Verſetzung des kurfuͤrſtl. Hoflagers von
ch Muͤnchen am letztern Orte fortbehielt. In biefe erſte Periode ſei⸗
en Thaͤtigkeit fallen mehre Ballets, Cantaten und Melodramen, welche
ehr gegeb en werben. Seine zweite Periobe beginnt mit ſ. Reiſe nach
‚ 10 ex wie ber mehre Harmonieſtuͤcke, Cantaten und bie Muſik zu eis
ten componizte, und umter Einfluß des damals blühenden Salleri noch
fheitte in d r gruͤndlichen Gompofition machte. Nach ſ. Kuͤckkehr von
: se f. erſte Oper: „Helena und Paris”, 1782 In Muͤnchen auf. Treff⸗
a tion, ſchoͤner gefühlvoller Befang und Neuheit in ber
en ihr bald ben Ruf eines der vorzüglichfien Muſikſtuͤcke ber damali⸗
ewurde nicht nur auf allen ausgezeichneten beutfchen Bühnen aufge
n auch, in bie franz. und engl. Sprache überfept, in Paris und London
Beifalle aufgeführt. Bald darauf ſchrieb er die ebenfalls zu ihrer Zeit
mgfpiele: „Das Hirtenmäbchen” und „Der Bettelſtudent“, und 1787
zellere phon“ für Manheim. Im legtern Jahre ward er auch zum Ca
znanmt. 18 ſoicher ſchrieb er bis 1790 mehre Gantaten und Ballets,
tomimiſches Ballet mit Chören: „Orphe us und Eurpdice”, und bas
Scapin und Scapine“, nach Goͤthe's Tert. Seine dritte blähenbe
ame mit ſ. erſten Kunſtreiſe nach Italien im Oct. 1790. Hier ent⸗
u dem Vateriande des Gefanges und der Melodien fein geoße® Talent,
ng gu ſchreiben und Geſang zu lehren, volllommen. Bon ber ankern
836 Winter (Peter v.)
Seite aber gewannen bie Compofitionen dieſes deutſchen Meiſtert, ber f
Die Vorzüge ber ital. Tonkunſt aneignete, und mit ihnen die Vorzuͤge be
fit, Kraft der Harmonie und Sinftrumentation in fo hohem Grade d
audgezeichneten Beifall jener Nation, fobaß er mehrmals als Then
dahin berufen wurde. Seine erfle in Italien gefchriebene Oper:
Ukica”, wurde 1791 in Venedig aufgeführt; ihr folgten mehre Ope
torien. Ausgezeichneten Werth bat umter denfelben die zuerft für V
componicte, dann auch ind Deutfche überfeste Opera buffe: „Ifr
(„Die Brüder als Nebenbuhler"), welche ſich durch Leichtigkeit dei
gut gearbeitete Enſembles empfahl und lange auf ber Bühne erhalten
und 1796 veifte er nach Prag und Wien; am legten Orte fchrieb er
die dramatiſche Muſik, welche ihn am meiften berühmt gemacht und i
erſten Piäge umter den deutfchen Opercomponiften erworben hat, fein
kannte und beliebte Oper: „Das unterbrohene Opferfefl". Die:
Lieblichkeit ſ. Melodien, bie treffende Charakteriſtik der Perfonen un
nigfaltigen Situationen, das Sprechende in der Declamation und
Inſtrumentirung, Alles dies find Vorzüge, welche fich felten in ei
fhen Werke vereinigen und die daher auch biefe Oper beim ganzen Ve
macht haben. — Für Wien fchrieb er dann (1798) den 2. Act ber
von Babylon” und 1799 die Oper: „Das Labyrinth”, beibe als Fı
„BZauberflöte”. Obgleich in diefen Opern ſich manches vortreffliche 9
findet, fo fyabet ihnen body im Ganzen die unvermeiblihe Nadahmu
berflöte”, und fie find mit dem Gefchmad an den Zauberopern dieſe
Bühne verfhwunden. 1800 fchrieb er den „Sturm” (nad Eh
Münden, und 1801 für diefelbe Bühne die ernfle Oper: „Maria
ban’' (nach dem Sujet der „Lanaffa‘), eine gediegene Muſik, tie V
was fich dem „Opferfefte” gleichſtellen läßt. 1802 unternahm er f. Reil
eich und England. In Paris fchrieb er in demſ. J. bie Opera seria,
in London 1803 die Opern: „Kalypſo“ (aus welcher die ſchoͤne Tun
mein befannt ift), „Kaſtor und Pour‘, und 180% die Opern: „Pre
„Zaire“, welche er fpäterhin für die beutfche Bühne umgearbeitet
Opern wurden bort mit großem Beifall aufgenommen. Außerdem f
um biefe Zeit die Opera seria „Colmal’ und bie ital. Oper „Ochs
man einen beflimmten Charakter vermißte. Unter f. vielen in biefe
ſchriebenen geiftlihen Muſiken geichnet man aus mehre Dratorien un
taten, bie er für die proteft. Hoflicche, ein vortreffliches Requiem, n
Todtenfeier des Kaiſers Joſeph II. gefchrieben, und ein in ſehr edeim
nirtes Miserere, mehre Meſſen, Veſpern etc. Doch flieht IB. im we
höher. Unter f. weltlichen Cantaten iſt, Timotheus, ober bie Macht de
Dryden's „Alerandersfeſt“, von D. Chr. Schreiber bearbeitet) am m
und geſchaͤtzt; fie enthält beſonders herrlihe Chöre. Weniger bekaı
Zagebzeiten”. Indas 5. 1813 gehört die glänzende Schlachtſymphon
Mad, diefer Zeit beginnt eine neue Periobe In dem Leben dieſes Tonſt
f. Geſangswerke zu dem geither herrfchend gewordenen umb durch bie Hi
nach München verbreiteten Geſchmack Roſſini's ımb feiner Geiſtesve
neigen, wie ſich in mehren einzelnen Arien und einigen trefflichen
welche er für bie Singſtimme gefchrieben, zeigt. So ſehr diefe Erſch
Deutet werben kann, fo ift fie doch aus ber jugendlichen Empfängtichl
teranen ber Tonkunſt, aus f. großen Gewandtheit in ber Handhabur
liſchen Mittel und endlich hauptfächlid aus dem Umflande zu erklaͤ
fangemelobie und das eigentliche Cantabile von jeher der Gegenſtar
und feines Streben® geweſen. Gleichwol hat W. auch in biefer Peri
Winter (Johann Chriftian Friedrich) 887
petiefert, welche in Italien wie in Deutfchland als ein eigenthuͤmliches Mei⸗
anerkannt worden ift: dies ift „ Mohammed”, deren fehöne Gavatinen
Imzenbe Finales zu den beften neuern Gefangsftüden gehören. Dagegen gibt
har Schuld, daß er fidh an den Altern Meiftern, Paiftelo, Zingarelli, vers
t babe, indem er been Opern („Die Muͤllerin“, „Romeo und Julie’) dem
jeſchmacke zu Liebe verkürzt und mit frembartigen Beftandtheilen vermifcht
f. Duverture, bie er zu legterer Oper gefchrieben, iſt dem Stoffe ganz un»
eſſen und voll leeren Laͤrms. — Was den muſikaliſchen Charakter W.'s übers
emlangt, fo hat fich bie Behauptung verbreitet, man finde in W.’8 fpätern
Wittonen immer das „Opferfeft” wieder. Indeſſen machte babei wol eine
ung futtfinden. Indem nämlich unter allen Werken IB.’3 das ebmgenannte
ge ift, welches ſich am meiften verbreitet hat, und man bie Eigenthümlichs
„8 amı meiſten durch daſſelbe kennt, fo glaubt man flatt ber in biefem Werke
veochenen Eigenthimlichkelt vielmehr das „Opferfeſt“ in allen übrigen zu
da doch „Zaire, „Mahommed”, „Maria von Montalban” fi) von dem⸗
ſo ſehr umterfcheiden, als ſich uͤberhaupt die Werke eines Meiſters, ber nicht
eine Epoche in der Kunſtwelt berbeiführt, von einander zu umterfcheiben
b In der Behandlung des Gefanges, wie ſchon angedeutet, iſt IB. ein
ber erſten Größe; fein Geſang ift der Stimme vollkommen angemeffen und
die Bildung derſelben auf ausgezeichnete Weiſe; feine Melodien find im⸗
id und fchmeicheln dem Ohre, ohne das Herz leer zu laffen; weniger
—* iſt ſ. Modulation, gewiſſe Cadenzen und Wendungen mieberholen
und einfoͤrmig; die Begleitung, die ebenfalls ſehr fließend iſt, hat ge⸗
gefiguren, z. B. im tempo agitato, bie zus eft wiederkehren, und in
Stuͤcken bedient er fich ber ſtarken Inſtrumentirung oft zu ſehr, uns
großer Motive babucch zu verbergen. Das Anmuthige und Prächtige
m mehr als das Erhabene.. Um aber W.'s Werbienfte volllommen zu
müffen wir noch anführen, daß er, obwol felbft ohne Stimme, einer der
Singlehrer in Deutfchland war und durch f. tiefe Geſangékenntniß
Methode mehre wahrhafte Sänger und Sängerinnen bildete, 5.8.
er: Bıfpermann und den Barltoniſten Mittermair; dies bemeift auch
mr kurz vor f. Tode erſchienene vouftändige „Singfchule” in £ Abth.
4824), welche befonders in den Solfeggien einen größen Vorzug vor
ſchulen hat. Diefe Verbienfte erkannte auch ber tonkunſtliebende
deffen Dienfle er von f. Jugend auf bis ind Greifenalter treu geblieben,
an. Als er 1814 feine 60jaͤhrige Dienflfeier beging, erhob ihn ber König
zum Ritter des bairifchen Civilverdienſtordens. Er ftarb zu Münden "
Det. 1825.
inter (Johann Chriſtian Friedrich), Univerfitätsbuchhänbler zu Heidel⸗
. 1773 su Gochſen am Kocher im Altwürtembergifchen, trat Ende 1814
Be Zimmer's, feines vieljährigen Freundes (welcher ſich erſt bamals aus
Neigung dem Predigerſtande gewidmet hatte) in bie unter ber Firma
Zinmer beftanbene Univerſitaͤtsbuchhandlung ale Affocie ein. Die neue
Mohr und Winter, begimfligt durch das Vertrauen und bie Achtung des
und ber Gelehrten, Iöfete fi im Oct. 1322 wieder auf, und feitbem
allein eine Sortiments: und Verlagehandblung unter der Firma E. F.
fort. Auf mehrfache Weife erwies die Bürgerfchaft zu Heidelberg demſel⸗
Zutraum ımb viel Achtung. Er wurde von ihe als Abgeorbneter zum
Gadifchen Landtage gewählt, und die gebrudten Verhandlungen von 4819
ben SBeweife feiner Geſinnung und feiner Thaͤtigkeit. Allgemeineres Intei⸗
uite fein Antrag auf Herſtellung der Preßfreiheit, gemäß der badifchen Eon»
m (ſpaͤterhin von dem ruͤhmlich bekannten Deputirten Freih. v. Liebenftein
v.⸗ecx. Siebente Kur. Sb. XII. 22
' 888 Winter Binterfelbt
begutachtet), ferner fein Bericht füre bie Vermehrung der Dotatler der
zu Freiburg, und feine Motion für beffere Unterflügung ber heibelberg
taͤtsbibliothek und der akademiſchen Inſtitute. Bald nach dem ef
wurde W. demagogifcher Umtriebe befcyuldigt, lange Zeit in polyeili
arreſt gehalten, vom Hofgericht zu Manheim aber frei und umfchul
Mit großer Stimmenmehrheit wurde er hierauf auch zum Bürgerme
und noch 2 Dal zum Abgeordneten in die badifche Ständeverfammlmngy
gierung ließ in öffentlicher Sigung der Kammer der Landftände durch!
Freih. v. Berkheim das Urtheil des Hofgerichts für die Unſchuld W.
zu den gedruckten Verhandlungen geben, auch demſelben nun das Lob
tugend ertheilen. Schon vor der Wahl ber Deputirten zum Landtag
er öffentlich erklaͤrt, daß er dieſe Stelle nicht wieder annehmen würte,
auch bald darauf freiwillig die Buͤrgermeiſterſtelle nieder. Da er fie
terfiügung der Griechen fehr thätig gezeigt hatte, fo dankte ihm die g
zung in einem befondern Schreiben des Maurokordatos. Auch die di
Überſchwemmung 1824 ungluͤcklich Gewordenen erhielten durch feine
wendung vom Auslande bedeutende Unterſtuͤtzungen.
Winter, bie rauheſte und kaͤlteſte Jahreszeit, welche bei um
mifchen Sinne mit dem kürzeften Zage (22. Dec.) anfängt und mit di
nachtgleiche (um den 21. März) endet. In der füdlichen Halbkugel
Zeit unſers Sommers. In der nördlichen Halbkugel währt der Win
über 89, auf ber [üblichen hingegen über 93 Tage, weil dee ndchL |
Sonnennäpe, ber ſuͤdl. aber in bie Sonnenferne faͤllt, wo bie Erbe la
und alfo um fo viel Tage länger vermeilt. — In der beißen Zone fin
ſerm Begriffe kein Winter ftatt; bier gibt es nur eine Regenzeit, die a
iſt. Eine ziemliche Strecke über die Wendekreife hinaus, in beiden geı
nen, ift noch berfelbe Sal. In ganz Nord: und Südafrika, mit Au
Sebirgögegenben, ja felbfl' in Neapel, Gicilien, dem fübl. Spanier
gal, kennt man wenigſtens für gewöhnlich weder Eis, noch unſere
Im San. pflegen bereite die Mandelbäume zu blühen, und die Garter
beihen in dieſer Zeit zum Theil beifer als im Sommer. Weiter hina
Kirchenſtaat, gefrivit es öfter; noch mehr in Oberitalien. Dieſſeits di
der Winter immer mehr fleigt, wird er ſchon ziemlich anhaltend und
erreicht endlich jenſeits bes Polarkreifes einen Brad von Kälte, ber un
lung überfleigt. Diefelbe Sortfchreitung findet nach dem Suͤdpol zu fl
MWinterfeldt (Hans Karl v.), k. preuß. Generalleutnant
ſchwarzen Adlerordens und des Ordens pour le merite, warb 1707,
in Vorpommern geb., und begann die militairifche Laufbahn im 16. 3
Küraffierregimente v. Winterfeldt, von welchem er bald zur Garde b
ſetzt ward. Friedrich d. Gr., der ihm ſchon als Kronprinz fein Vertra
hatte, erhob ihn, der damals noch Lieutenant war, bald nach feiner
gung, zum Major und Flügeladiutanten, umb fendete ihn wenige DR
(1740) nad) Petersburg, das dortige Cabinet dafür zu gewinnen, baf
in den erften fchlefifdyen Krieg miſche, ten er befchloffen hatte.
warb vollkommen erreicht und IB., zum Deere zuruͤckgeeilt, trat aı
eines Grenabierbatailons, mit welchem er ſich bei der Überrunpels
(8. März 171), befonder& aber in der Schlacht bei Mollwig (10. Ap
nete, wo er verwundet, balb barauf zum Oberfllieutenant und nach
sung Oberft und Generaladjutanten befärbert ward. Er leitete dar
Mänzende Gefecht bei Rothſchloß (22. Zun.). Im zweiten fälef
(1744) machte ex fich zuerft wieder bei dem Ruͤkzuge aus Boͤhmen br
er abermals eine Wunte empfing. 1745 lieferte er ben ungariſchen le
Binterpunkt Winterſchlaf der Thiere 889
H- Schlawentiz (11. April) ein glänzendes Befecht, und fchlug bafb darauf
eneral Nadaſti bei Landshut, wofür ihn ber König, der ihn zu biefen Unters
mgen ganz befonders ausgewählt hatte, zum Generalmajor ernannte. Er
barauf vorzüglichen Antheil am Siege von Hohenfriedberg (4. Juni) und an
Ackichen Gefecht bei Katholifch» Hennersdorf (23. Nov.), und that dem
Böhmen fliehenden Feinde bei Zittau noch beträchtlichen Schaden. In ber
ma breödner Frieden eingetietenen 1 1jährigen Waffenruhe war er, als Ges
Nutant, immer in der Nähe des Königs, und im Befig von deffen größtem
nen, Tobaß er von ihm zu den verfchiedenartigften wichtigften Geſchaͤften
ht ward. Den dritten ſchleſiſchen Krieg vorausfehend, firebte er burch Ein»
ı guter Nachrichten über die Militatreinrichtungen der Nachbarftaaten und
me des wahrfcheinlichen Kriegsfchauplanes ſich darauf beſonders vorzubereis
NIS die aus dem dresdner Gabinet erhaltenen Papiere keinen Zweifel über
ſicht der Gegner übrigließen, brang er in den König, der ihm drohenden
durch einen unvorhergefehenen Angriff zuvorzukommen. Seine Anficht ges
be Oberhand über die entgegengefebte Meinung der Prinzen und einiger Ges
und man hat ihm damals den Vorwurf einer großen Leidenfchaftlichkeit und
we gemacht. — Er warb furz vor dem Ausbtuche des Krieges Generallieute⸗
nd erhielt ben ſchwarzen Adlerorden. Als Friedrich die fächfifche Armee in
lager bei Pirna einfchloß, warb W. abgefendet, um den König Augufl von
Berbindung mit Öftreich abzuziehen, erreichte jeboch feinen Zweck nicht. Im
Blacht bei Prag befehligte er die Divifion des linken Fluͤgels und warb am
wendet; fpäler ward er der Armee des Prinzen Auguft Wilhelm zuge⸗
Dieſer Prinz ward bekanntlich wegen ber bei Babel und Zittau begangenen
ham Könige ebenfo hart behandelt, als alle unter ihm flehende Generale,
ahme W.'s, bee nun bei dem Armeecorps des Herzogs dv. Bevern anges
de, welches Friedrich, nach eignem Geſtaͤnbniß, eigentlicd, ihm anvers
Der Herzog lageste barauf am 31. Aug. (1757) an der Landskrone bef
B. jenſeits bee Neiſſe, den rechten Flügel gegen Moys, den Holzberg
mabierbatailionen befegt haltend. Im öftreich. Lager war ber Miniſter
zekommen, umd bie Generale befchloflen, um biefem ein Compliment zu
den Angriff auf W.'s Stellung, zu welchem fie in ber Naht sum 7.
a Bat. und 70 Ebcadronen zufammengezogen. Am 7. bes Moegm® begann
HF auf Holzberg, jene beiden Bat. mußten ihn nad) tapferer Gegenwehr
W., der ben Derzog vergeblich um Unterſtuͤtzung bat, eilte an der Spitze
Agade nach dem bedrohten Punkte, erhielt hier aber eine Schußwunde in
ſt, am welcher ex den folgenden Morgen ſtarb. Friedrich, ber ihm ſtets
Ites Vertrauen geſchenkt hatte, betrachtete feinen Tob als einen ber größe
te, die er je erlitten, und auch bie Keinde ehrten den gefallenen Gelben.
semsome Bildſaͤule ſteht auf dem Wilhelmbplage zu Berlin. Eine Bios
u ihm gab fein Sohn heraus (Leipz. 1809).
Binterpuntt wird derjenige Punkt der Ekliptik genannt, In welchem bie
, bei ihrem fcheinbaren Umlaufe, ben weiteſten Abftand fübmärts vom
erlangt bat. Dies gefchicht um ben 21. Dec. Wir haben alsdann den
m Tag (nämlich von beildufig 74 Stumbe) und bie Sonne befchreibt den
Bogen über ımferm Horizont. Der Winterpuntt ift der Anfang vom Zei⸗
Steinbocks, obſchon biefes Sternbild den Ort verlaffen bat (vgl. Vo rs
R F Nachtgleichen), und jener Punkt daher jetzt in das Bild bes
uw fällt. '
Binterfhlafder Thiere. Es gibt eine Eleine Anzahl von Thieren,
außer der täglichen Ruhe, die fie mit den meiften übrigen Thieren theilen,
Monate hindurch In einer Art von Scheintob, oder wenigſtens in voͤligre
22 *
810 Winterſchlaf der Thiere
Unthaͤtigkeit RUegen. Außer dem Igel und der Fledermaus gehören al
Säugthiere, die man MWinterfchläfer nennt, durchgehends zu ber Semi
fingerten. Auch befchränten fie fich nicht bloß auf die kaͤltern Klimate
auch in fehr warmen Gegenden finden fie ſich. So hält die Jerboa in Ara
der Taurid in Madagascar den Winterfchlaf. Die Zeit, wo fie den €
fangen, faͤllt meiftens in den Monat, wo das Futter anfängt zu mangelı
die Pflanzenwelt ebenfalls in einen Zuftand von ſcheinbarer Unthätigkei
Der Inſtinkt treibt die Thiere um biefe Zeit, fich eine ſichere Schiaffiel
den. Die Fledermaus verbirgt ſich in dunkle Höhlen oder in bie Mau
nee Gebaͤude. Der Igel widelt ſich in Blätter ein, und legt fich gewoͤh
Geſtrippe von Farrenkraͤutern. Hamſter und Murmelthiere vergraben
Erbe, und die Springmaus von Canada ſchließt fich in eine Kugel von
Dabei rollen ſich diefe Thiere gewöhnlich fo zufammen, daß die Bär!
Kälte geſchuͤtzt ſind, daß bie Eingeweibe bes Unterleibe® und felbf die Bu
ſammengedruͤckt werben, wodurch der Umlauf des Blutes unterbrochen u
biefer Thiere, beſonders bie Nager, wie ber Hamfter und bie Wanderta
vorher Worräthe an, von benen fie wahrfcheinlich leben, bis der Schl
mannt. Während dieſer Periode bemerkt man num zundıderft Abnahme!
Diefe wird bei manchen Thieren um 20°, bei andern um 40 — 50° Sa
‚mindert; doch ift fie immer noch größer als bie Temperatur bee Luft a
tesmonaten. Wenn fie im Winter erweckt werben, fo nehmen fie ſehr!
ihre natürliche Wärme an, und biefe ünftliche Erwedhung ſchadet Ihnen:
ner athmen bie Winterfchläfer viel langſamer und unterbrochener. £
man mehre Minuten, ja wol gar eine Viertelftunde lang, nicht dem
Athem, felten wird man mehe al6 einmal in ber Minute fie athmen find
verberben fie auch durch das Athmen die Luft weit weniger, umb Eins
verborbener Luft viel Länger aushalten als wenn fie wachen. Natuͤrlie
das Herz verhaͤltnißmaͤßig ebenfo langſam bewegen. Beim Hamſter fü
Winterſchlafe nur 15 Malin der Minute, während man im wachende
bei ihm wol 115 Herzensfchläge zähle. Ihre Meisbarkeit ift ſehr gering
bat Hamſter in dieſem Zuftande gerglicdert, die nur dann umb wam
ſchnappten, wenigſtens das Maul öffneten und auf deren Gedaͤrme &d
und Weingeift wenig oder gar keine reisende Wirkung hatten. Murmel
man nur durch ſtarke elektriſche Schläge wem. Ebenſo if die |
gemindert, Magen und Gebärme find gewöhnlich leer, und ſelbſt wenn
erwacht find, zeigen fie nur in geheizten Zimmern Freßbegierde; fo ver
auch ihre Gewicht während des Winterfchlafes ungemein. Die Urſacher
ſtandes hat man gewoͤhnlich in einem abweichenden Bau des Koͤrpe
Wahr iſt es, daß die Venen in der Hegel viel weiter und größer find, de
terien, von ben Venen uͤberwogen, nicht die gewoͤhnliche Thaͤtigkeit be
nen. Auch öffnet ſich bie große Hohlvene nicht bloß in das rechte Herzol
fie theilt fich in 2 anfehnliche Stämme, und die Xhymusbrüfe, die bei d
im Mutterleibe fo bebeutend groß ift, hat bier ebenfalls einen aufierorden
fang. Indeffen muß man doch, wenn man die Urfachen dieſes Zuſtand
manche äußere Uyıflände nicht uͤberſehen. Es ift gewiß, daß die Kaͤlt
auch nicht die einzige Urfache iſt, doc) einen bedeutenden Antheil an bie
nung bat. Daher Thiere diefer Art auch mitten im Sommer einſchle
man fie in Ealter Temperatur zu erhalten weiß, dagegen bleiben fie mu
man fie gegen den Winter in geheiste Zimmer bringt und mit Futter verf
fallen fie bier fogleich in Schlaf, wenn das Heizen eine Zeitlang umter!
Bei mandıen Winterfhläfeen wirkt vorzüglich eingefchränkte Luft; fo
den Hamſter ſehr bald zum Schlafen bringen, wenn man ihm in ein
Binpingerobe (Familie) 84 1
iches man einige Fuß tief in die Erde graͤbt. Unter den Voͤgeln find auch
ihen, nach ſichern Zeugniffen, einem ähnlichen Winterſchlafe unterwor⸗
Mauerfhwalbe findet man in Schottland nicht allein in ben Ritzen alter
fondern man bat fie auch oft aus ben Schlamme des Waſſers gezogen,
ch Wärme wieder erweckt, ſodaß man daraus eine allgemeine Regel hers
je indeffen keineswegs gültig iſt, ba fie vielmehr bekanntlich als Zuge
Binter waͤrmere Klimate auffuchen. Die im Schlamme gefundenen
ı find hoͤchſt wahrſcheinlich durch zufällige Urfachen aufgehalten, haben
hricht verſteckt, und find fo In dieſen Zuftand verfallen. Auf Ahnliche
man audı einfl einen jungen Rudud erflarrt im Waffer gefunden, ohne
en Vögeln der Winterichlaf Naturgeſetz waͤre. Bei den Froͤſchen hinges
el andern kriechenden Amphibien iſt der Winterfchlaf fehe gemein. So⸗
exe Temperatur unter 50° Fahrenh. finkt, vermindert fich fogleich die
zerzensſchlaͤge von 30 bis auf 12 in ber Minute. Wenn man ihnen in
jande mit Gewalt Futter beibringt, fo findet man es nach geraumer Zeit
daut. Huch bleiben Froͤſche, Schlangen und Eidechfen, die man in
chen Kälte erhält, oft jahrelang in einem ſolchen Zuſtande. Daher
bag man bisweilen Kröten in Steinen eingeſchloſſen gefunden , bie viel»
Jahrhunderte darin gelegen. Auch die übrigen niedrigen Thiere, als
und Jnſekten, halten bekanntlich ihren Winterfchlaf. Einen unvollkom⸗
aterfchlaf findet man bei bem gemeinen Bären, der im Mov., wo ec vors
iſt, fich in feinen Bau zurüdzieht, ben er mit Moos gefüttert hat, und
ter über felten erwacht. Aber wenn dies gefchehen, pflegt ex fich die Tatzen
bie ohne Haare und vol Eleiner Druͤſen find, baher man geglaubt hat,
e Nahrung allein aus ihnen ziehe. Auch der Dach verfchläft den groͤß⸗
des Winters, indern er feine Schnauze in einen Fettbeutel am ‚Hinter
itzingerode. Diefe Familie iſt eine ber aͤlteſten beutfchen im Eichs⸗
brer Zeit gehören bavon on: 1) Graf W., würtemberg. Staatemis
Akanzler der E, Drden, geb. 1752. Er hatte ſich früh dem Milltair⸗
Kömet und war als Dfficter in heffifche Dienſte getreten; bie Werhält
ben ihn aber Halb einem ihm wenig angemeffenen Lebenskreiſe und fürs
egeiſtige Bildung durch Reifen und ben Umgang mit ben ausgezeichnet»
Bm feiner Zeit, wobei er bie Stunden feiner Muße dem elfrigen Stu⸗
zeſchichte und Politik der neuern Zeit zu weihen Gelegenheit fand. Ohne
weften Wunſch nach einer Staateſtelle gehegt zu haben, uͤberredete ihn
kedrich (nachher Friedrich I. König) von Wuͤrtemberg, in wuͤrtemberg.
treten. Er wurde 1801 DMinifter der auswärt. Angelegenheiten und
s Minifter. Die Auszeichnung, mit welcher er an ber Spige ber Re⸗
der ſchwlerigſten Zeit und Lage Innern und äußern Stürmen begegnete,
bie Kraft des Beiftes und Charakters, die Gewandtheit und Gerabheit
lung der vielfachen Interefſen bes Staats find ſelbſt von Denen aners
en, welche in ihm fletö nur den Fremdling fahen und nicht faffen woll⸗
flicht und Ehrgefühl ebenſo große Triebfedern zu eblen Handlungen fein
Baterlandeliche. Er nüste noch in der Zuruͤckgezogenheit von den Ge⸗
weiche ihm vergönnt worden, indem ex die Geſandtſchaften an den Höfen
„ Dresben, Hanover und Kaffel uͤbernahm; er lebte. abwechſelnd an
wenen Höfen feiner Beſtimmung, oder auf feinem Schloß Bodenflein
d. Seit 1825 iſt der General Graf v. Biemark an feine Stelle in jenen
aftepoften getreten. — 2) Graf W., ehemaliger würtemb. Staates
zwaͤrt. Angelegenheiten Minifter, Sohn des Vorlgen, geb. 1778. Er
Geſandter in Karlsruhe, Mänden, Paris, Petersburg und Wien,
348 Wipperthal Wirkung
ſowie im Hauptquartier ber Alliirten während der Feldzuͤge 1814 und 181
gleich er fich nicht ber diplomatifchen, ſondern ber abminiftrativen Laufbaf
met hatte, fo machte er doch, nachdem ihn der vorige König von Wärten
wenige Jahre in dieſer gelaffen hatte, im jener einen fo ſchnellen Weg,
nach 12 Fahren bis zu ihrer hoͤchſten Stufe durchlaufen hatte. Er lebt
allen Geſchaͤften getrennt, in der Zuruͤckgezogenheit. — 3) Ferdinanl
v. W., ruſſ. Benemi bes Cavalerie und Generaladjutant des Kalfers, g
Er verliebte eine ſtuͤrmiſche Jugend, der Durft nach ehrenvollen Thate
17% aus heffifchen Dienften zur oͤſtreich. Armee in ben Niederlanden,
fpäter wieder in heffifche Dienfle, too er am Rhein mitlämpfte, dann wi
die Fahnen ſtreichs, wo er bis zum Frieden von Campo » Formio authi
ward er Major in ruff. Dienften, biente im Feldzug von 1799 als Frein
Bewilligung Rußlands abermals unter ſtreich und zeichnete ſich in den
von Stodady glänzend aus. 1802 wurde er Generaladjutant des uf
Iritete 1805 die Unterhandlungen mit Öftreich und Preußen mit berfe
zeichnung, mit welcher er bei Duͤrrenſtein kämpfte. 1809 focht er ı
ter ſtreich bei Aspern, und warb bafelbft auf dem Schlachtfeld zum
ſchalllieutenant befördert. In dieſer Schlacht zerfchmetterte ihm eine K
kugel ben rechten Fuß. Als Napoleon gegen Rußland zog, war er, ü
wo es Befrelung vom Sranzofenjoche galt, ber Erſten Einer, bie fi
Sahne ber Freiheit fammelten. Er wurbe being Verfolgen bes Feindes lı
von Moskau gefangm und Napoleon befahl, ihn fofort zu fufilizen. 1
fehl wurde aus Rüdficht für die franz. Generale in ruſſ. Gefangenſchaf
nommen und General W. gegen Wilna transportict. Ein polniſcher Ge
es auf diefem Wege um bie Erlaubniß erfuchte, ſich einen Pelz kaufen
und der dieſe Bitte verweigerte, erhielt ſpaͤter durch W.'s Fuͤrſprache el
hafte Wiederanftelung in der ruff. Armee. Der General Szernitfcheff b
aus den Händen der Sranzofen, und er ging num einer Reihe von Giege
welche ihn ben berühmteften Feldherrn feiner Zeit an die Seite gu fet
machten. Die Schlachten bei Kalifh, Lügen, Dennewis und bei %
Sturm von Soiſſons umd die Erpedition gegen Napoleon bei &t. : Disl
ihm einen Ehrendegen mit Diamanten erwarb, wanden unvergänglid
um das Haupt diefes echtdeutfchen biedern umb hochherzigen Mannes, b
Menſch, als Batte, Vater und Freund die Kiebe und Achtung Aller gR
feinen Kreis traten. Er ſtarb am 17. Juni 1818 zu Wiesbaden.
MWippertbal, dab, auf dem rechten Rheinufer in der preuf
Jülich» Kleve Berg iſt eine der gemerbfleißigften Gegenden Deutſchla
1816 hat die Bevölkerung fowol als ber Wohlftand diefes Thales ſeh
mm. Hier bilden Elberfeld (f.d.), Gemark, Ober: und Unterbarn
perfelb und Rittershauſen beinahe eine aneinanderhängende Stadt mit
ſten Gebäuden umd reichten Fabriken und mehr al 40,000 Einw.
Mirbel (Cartefianifhe), f. Descartes.
Mirbelwind, f. Winb.
Wirklichkeit heißt das Banze des Dafelns in Zeit und Hau
begriff bes Gewirkten; im engern Sinne aber und entgegengefegt bem'
ten ober den Vorflelungen ber Einbitdimgätraft das Dafein der Ding,
ed von unfern Vorſtellungen abhängig befteht. Die Wirklichkeit beg
ſowol die Natur ale die Gefchichte nach ihren Erfcheinungen. In eis
Sinn aber verfteht man vorzugsweiſe darunter das Ganze menſchlicher X
ober die Gegenwart und unterfcheidet in Beziehung auf die Kumfk bie gı
der hoͤbern Wirklichkeit.
Wirkung, jebe durch eine Urfache (In ber Phyſik durch eine |
Wisbaden 848
beachte Veränderung, ober das Streben nach einer ſolchen Veränderung.
Nefung muß eine Uefache (cause) entfprechen (cessante causa, cessat
‚und mit ber Größe der Wirkung muß bie Größe der zu ihrer Hervor⸗
angersandten Kraft im Werbäitniffe ſtehen. Diefe Säge dringen ſich
ande auf; wogegen über Das, was man unter Groͤße der Kraft zu ver⸗
be, ein muͤßiger Streit geführt worden iſt Won der Wirkung (effectus)
ge (eonsequentia) im philofophifchen Sprachgebrauche unterfchieden.
: verfteht man Das, was auß einem Grunde (ratio), welche nicht, wie bie
nach dem Wodurch? ſondern nad) dem Warum? fragt, erkannt wird.
baden (Wiesbaden), eine dem Herzoge von Naffau gehörige
de wegen ihrer Bäder berühmt iſt. Sie liegt auf einer Bleinen Ebene, m.
). von Wiefen und fruchtbaren Betreidefluren, n. N. von fanft ſich erhe⸗
ebengelaͤndern umgeben, durch hohe Waldgebirge vor rauhen Winden ge»
Uns die Stadt her ziehen fich große Gemuͤſe⸗ und Obftgärten, und auf
en fieht man freumbdliche Meierhoͤfe ober anmuthige Doͤrfchen. Sie hat
> geößtentheild gutgebante H. und gegen 4600 Einm., iſt lebhaft, mit
einlichen Straßen und gutem Pflafter verfehen, und mitten in ber Stadt
& eine mit Hecken und Allen umgebene Esplanade, die zu Spaziergäns
Bon dem alten Schloſſe tft noch etwas Mau rwerk übrig; das neue
baute Joh. Ludw. von Naffau gegen das Ende b. 16. Jahrh. Die herr
lothek, welcher Weigel vorftcht, zähle über 27,000 Bde. Das Rath⸗
wegen der in Holz gearbeitsten und andern Verzierungen ſehenswerth.
e des fehr geſchmackvollen neuen Curſaals beträgt 350, die Tiefe 170 Fuß,
landiſche Marmorſaͤulen tragen ihn von Innen und Außen. Die Römer
ihon bie mattiafifchen Quellen, und nody bemerkt man bier die Spuren
)xuſus erbauten Caſtells auf dem Kirchhofe; auch hat man Überzefte roͤ⸗
Jäber und viele alte Brabmäler um die Stadt herum entbedt. Schon bie
e hatten hier eine Pfalz, welche Karl d. Gr. oft bewohnte. Otto d. Gr.
5 Wisbaden zur Stadt. Wisbaden zaͤhlt 14 warme und 2 kalte Mine
t Die heißefte Duelle hat 151° Fahr. Man benutzt das Waffer weit
» Baden als zum Trinken. Die Stadt hat nur ein trinkbares Waſſer,
hren vom ſchwalbacher Wege hereingeleitet wird; alle übrige Brun⸗
Stadt find ſalzig. Der Babehäufer find 23, mit Ausſchluß des Hoſpi⸗
mb des öffentlichen bürgerlichen Bades; jedes enthält 10— 30 Badeſtuͤb⸗
verfchloffen werden können, und deren Boden mit Backſteinen ausgelegt
n bezahlt gewoͤhnlich für fein Bad wöchentlich 1 Thlr. bis 1 Thlr. 12 Or.
mäle wird von ben Hauptquellen aus das Waſſer in die übrigen Bäder
: geleitet. Die Einw. von Wisbaden find fehr gefällig und überhaupt
ı Lebensart. Sie treiben alerhand bürgerliche Gewerbe, Acker⸗ und
Daher fallen fie auch nicht fo gierig über bie Beutel der Fremden her,
ı manchem andern Badeorte gefchieht. Die Landesbehörden haben auch
y in der Stade. Unter allen Spasiergängen um Wisbaben ber iſt die
ige, welche ſich vom Derrengarten bis zum ehemaligen Wiefenbrunnen
nd den herrlichen Curſaal umgibt, die fchönfte. Aber einen unendlichen
u an großen und ſchoͤnen Naturfcenen hat die umliegende Gegend. Wir
von nur die Safanerie, von einem Walde umgeben, in einem freundli⸗
ez Klarenthal, ein ehemaliges Kiofter, in deffen Rähe man alte Grab»
et; Sonnenberg, eine alte Burg mit weitläufigen , malerifchen Ruinen;
erg, von welchem man eine reizende Ausficht mach Main; und dem Rheine
möthat, eine ſchoͤn angelegte Meierei; bie Walkmuͤhle, mit recht artigen
md einem Zanzfale; das Jagdſchloß, die Platte, wo man eine der reich»
lchten in Deutſchland genießt; und Bieberich mit feiner herrlichen Fuͤr⸗
344 Wiſchnu Wiſſenſchaft
ſtenwohnung und der ebenfo herrlichen Umgebung. über Wisbaben vgl
Ebharbt's „Geſchichte und Befchreibung der Stabt Wisbiben”‘ (Wiefen 18
rer amt „Beſchreibung Wisbadens und feiner Heilquellen (8
Wiſchnu, f. Indiſche Mythologie.
Wismar, eine Stade im Großherzogthume Medienburg- Schu
Dfifees oder Wismar: Diftrict, ift mit Mauern und Graben umgeben,
an einem Meerbufen der Oftfee, ber einen geräumigen und fichern Haf
Sie hat 1300 H. und 7600 Einw., melche fid) Hauptfächlich mit dem H
See und dem Schiffbau befchäftigen. Auch befinden ſich eine Karten» m
backofabriken hier. Die Stabt ift alt und gehörte ehemals zu ben Hanſeſtaͤt
Anfange d. 17. Jahrh. wurde fie zum Herzogthum Schwerin gefchlagen,
weſtfaͤliſchen Frieden an die Schweden, die fie vorher eingenommen hatten,
ten. Seitdem ift bie Stadt mehre Male belagert und eingenommen worbe
ward die Stadt Wismar mit ihrem Gebiete, nebft den Ämtern Poel, auf
gl. N., und Neuktofter von Schweden bem Herzoge v. Medienburg Cd
die Summte von 1,200,000 Thlr. Banco uͤberlaſſen.
Wis muth (au Bismuth), ein Metall von roͤthlichweißer Karbe, |
Textur und von 10fachem [pecif. Gewicht; es ift faſt fo hart wie Kupfer,
ber zaͤh noch gefchmeidig,, ſondern ſproͤde. Es ſchmilzt faft ebenfo leicht
und verfluͤchtigt ſich in der Gluͤhhltze. Hat die atmofphärifche Luft Zutritt
zieht ſich das geſchmolzene Metall mit einer braungelblichen Haut (Wi
aſche), während es in höherer Temperatur mit blaͤulicher Flamme verbrem
gelbliches Oxyd ſublimirt. Mit Waſſer verbunden erſcheint dieſes Ory
weißes Pulver, ſpaniſch⸗ oder Wismuth⸗Weiß genannt. Das Wis
ein in ber Natur nicht ſehr Häufig verbreitetes Metall von ziemlich eingefe
Gebrauche. Es kommt am häufigften in gediegenem Zuſtande, feltener.
muthglanz mit Schwefel, als Wiemuthblei und Wismuthlupfer mit I
Kupfer und Schwefel, enblih ale Wismuthoder mit Sauerftoff verbus
Alles Metall wird aus dem gebiegenen Wismuth gewonnen. Dieſes wi
Ende zerkleint und entweder auf einem Saigerherde aufgefaigert oder in
nen, theilß liegenden, theils ſtehenden Röhren behandelt. Lestere find ı
durchloͤcherten Boden verfehen und buch den Herd eines Flammenofent
während die erflern über ben Rofte eines Ofens liegen. Das gewonnene M
in eifemen Keffeln nochmald umgefhmolzen. Das Wismuth finder fi}
gebirge in Böhmen, in Schweben ıc. und wird zu einigen Metallgemifdye
Bereitung des Spanlſchweiß benutzt, auch als Heilmittel.
Wiſſen, das, iſt eine Überzeugung, welche fi) entiweber auf ©
ſchauung und Erfahrung gründet (das Hiftorifhe W.), oder auf mat!
Anfhauung, d. 1. die reine, unabhängiu von aller Erfahrung uns in
Anfhauung von Gröfe, Geftalt und Zahl (das mathbematifhe V
auf die Begriffe des Verftandes (die verftändige, oder philoſophi
kenntniß); meiftend aber ift es das Ergebniß aler diefer Erkenntniffe u
Dee Charakter biefer Übergeugungsmeife ift, daß fie fi) immer auf bie
beſchraͤnkten, bedingten Werhältniffe der Welt bezieht, und uns bei allem
nach Einheit und Ganzheit nur Stuͤckwerk zeigt: denn wir vermögen aı
Mege nicht über die Grundkraͤfte bee Materie oder unſers Gemuͤths bina
gen. Alein eben diefer Weg führt von felbft zu einer zweiten Art ber
gung, welche aus dem Berouftfein ber Ideen von Einheit, Wollendung u
dingtheit entſpringt. (&. Blaube.)
Wiffenfchaft, im Allgemeinen jebe erweiterte, deutliche und
Kenntniß ober der Inbegriff Deflen, mas man weiß. Im engern Si
iſſenſchaftskunde Witt (Zohann u. Cornelius de) 845
ie durch Wiſſenſchaft ein organiſch verbunbenes Ganzes von Erkenntnis
Begenfage eines bloßen Aggregats derfelben. Einem ſolchen Ganzen, in
6 Einzelne als nothwendiges Glied erfcheint, iſt Einheit ber Idee nothe
Es muß ein Grundſatz da fein, nad) welchem bie Materie der Wifſen⸗
r einzelnen hergehörigen Exkenntniffe, zur Einheit des Ganzen verbunden
e andre Brundfäge, die in einer Wiffenfchaft vorlommen, müffen von
uptgeumbfage abgeleitet und ihm untergeordnet fein. Wiſſenſchaftlich
a ſonach eine Erkenntniß aus Principien, mithin zugleich eine foldhe,
Idee eines Begenftanbes entwickelt und ihn fo nicht bloß als feiend, ſon⸗
ich als werdend darſtellt. Diefes ift Im hoͤchſten Sinn in ber Wiſſen⸗
chthin ober in der Philofophie der Fall, welche nach den legten Gründen
ı Peincipien forſcht. Wiſſenſchaft unterfcheibet fi von Gelehr ſam⸗
. (Bol. Encyklopaͤdie ber Wiffenfhaften.)
ſſenſchaftskunde ſowol als Encyllopädie der Wiſſenſchafte⸗
ichnet entweder im Allgem. bie Theorie ber Wiſſenſchaft ober denjenigen
ogik, welcher bie allgemeinen geſetzlichen Bedingungen ber Wiſſenſchaft
entroidelt, ober insbefondere, ba6 von Fichte (ſ. d.) unter legterm Nas
ſtellte Syſtem.
genſtein, ſ. Sayn.
tt (Johann de), Großpenfionnair von Holland, berühmt als Staats⸗
kannt durch fein tragifche® Ende, war der Sohn bes Buͤrgermeiſters Ja⸗
itt in Dordrecht, und 1625 geb. Schon biefer kam als Gegner bes
Zilhelm II. von Dranien für geraume Zeit in den Kerker. Joh. be W.
ihm den Haß gegen das Haus Dranien, die Grundſaͤtze des Republika⸗
b forgfältiger Ausbildung feiner Talente trat ex in die Dienfte feiner Va⸗
mb war einer der Deputirten, die die Staaten von Holland 1652 nach.
Kdten, dieſe Provinz von den Maßregeln abzubtingen die Würde eines
Ktains auf den jungen (2jährigen) Prinzen Wilhelm III. von Oraaien
m. Beine Beredtfamteit erwarb ihm hier bas allgemeine Vertrauen.
pi erhalten, war während der Gährungen, die in den Generalſtaaten
RE unmöglih. Eine Partei wollte während bes Krieges, den England
nd führte, dem Prinzen Wilhelm III. immer mehr Macht und Würbe
t wiſſen. Eine andre, W. an ihrer Spise, ſuchte diefem alle zu entzie⸗
e Statthalterfchaft gänzlich aufzuheben. Der Krieg mit England, bald
bald unglädlicy geführt, hatte Lähmung des Handels, Unmillen bes
m bie legtere Partei zur Kolge, den jene, bie oranifche genannt, um fo
ste, bie 1654 biefe mit Cromwell einen Srieben ſchloß, der bie geheime
enthielt, daß das Haus Dranien von allen Staatsaͤmtern ausgeſchloſ⸗
Ite. So ſchien bie vepublifanifche Partei gefiegt zu haben, und de W.,
mſionnair, benugte Die Zeit des Ftiedens, bie dem Staate geſchlagenen
u heilen. Nachdem Karl LI, wieder ben Thron der Stuarts eingenoms
neigte fich de W. mehr auf Frankreich Seite, welche Stimmung bei
zwiſchen den Generalſtaaten und England wieder ausbrechenden Kriege
ung erhielt. Da der Biſchof von Münfter während defielben ebenfalls
efteen zu den Waffen griff, fo wuchs der Unwille bes Volks gegen de W.
he, under ſah ſich, ibn zu beſchwichtigen, genoͤthigt, dem Prinzen von
eößere Mechte einzuräumen, mit England 1667 Frieden zu fchließen.
6 Verhältniffe zu verfchlimmern, entwickelte jegt Lubwig XIV. feine
suf bie fparifchen Niederlande. Die oraniſche Partei drang barauf, ben
zilhelm zu dem Poften zu erheben, den feine Ahnen bekleidet hatten. De
} durch, daß bie Würde des Statthalter und Generaleapitains von eine
nt, und er, wenigfiens in Holland, von diefer ganz ausgefchloffen fein
846 Witte
fonte. De W.'s Feinde mehrten fih. Er mußte mit England ımb
eine Tripelallianz gegen Frankreich fchliefen. Sie führte ben aachner F
1668 herbei und Löfte ſich fo fchnell wieder auf, als fie entſtanden wm
machte Ludwig XIV. mit England vereint einen Einfall in bie vereinigt:
Iande (1672). Wilhelms Freunde ſetzten es durch, daß er zum Ob
ernannt wurde. Der erfte Feldzug ging fehr unglüdlih. Man fehriel
zäthereien von de W. und feinen Freunden zu. Meuchelmoͤrder bedroh
. ben des Erſtern. Wilhelm warb durdy die allgemeine Stine pm (
ernannt. De W. legte fein Amt nieder. Aber die Stimmung bes Vel
mit fo wenig geändert, ale der Haß ber oranifchen Partei befriedigt. |
der, Cornelius, ward befchuldigt, dem Prinzen nad bem Leben gı
haben, gefangen genommen, gefoltert und, da er Nichts geſtand, aus
mit Verluft aller Güter verbannt. Durch bie Nachricht, daß er ihn im
ſprechen wollte, bewogen, eilte Joh. be W. dahin; allein plöglich er
Volksaufſtand im Hang. Die ſchnell aufgebotene Bürgergarde Eomm
zerſtreuen, da die meiften Dfficiere berfelben dem Prinzen ergeben waren.
vom Poͤbel das Gefaͤngniß erbrechen. SBeide Brüder fanken unter da
deſſelben (20. Aug. 1672). Die Staaten foberten vom Gtattkalter Un
Beſtrafung deu Moͤrder, bie aber nie erfolgte. — Daß bie Uetheile der;
Aber fo einen Mann ſehr verfchieden lauten, iſt natürlich; doch flinem
überein, «8 fei ihm in keiner Art Verrath gegen das Vaterland vorzuwen
fach und beſcheiden war er in allen feinen Verhältniffen. Er fiel al
Parteienwuth, ohne bag ihm die oranifche Partei etwas aufbürben kom
sicht zu Ihe zu gehören, und die Abficht gehabt zu haben, fie durch die
derdruͤcken zu wollen. Übrigens ift auch de IB. als politifchee Schriftl
geweſen, und hat über bie Begebenheiten feiner Zeit manches Treffliche
Witte (Karl), Doctor der Rechte und ber Philoſophie zu Bret
fee Dann, der im feinem 16. Fahre die Würde eines Doctors beider
eine außgezeichnete Art, nachdem er alle deßhalb erföderlidhen Pruͤfum
shrenvolifte beftanden hatte, bei der Univerfität zu Heidelberg erhielt, |
ein merkwuͤrdiges Beifpiel aufgeftellt zu werden von Dem, was glüdtid
nicht ganz außerordentliche Naturgaben unter zweckmaͤßiger keitung aue
höbpitig vermögen. — Kar W. ift geb. zu Lochau, einem Dorfe in
Sein Vater, Pfarrer daſelbſt, bekannt als ein Mann von Kopf
en batte von jeher eine große Neigung zu ber Pädagogik gezeigt,
Jahre lang Erzieher der Kinder einer Familie v. Salis in ber ital. Schw
Durch feine frühen Befchäftigungen und Meifen war er mit vielen nar
ziehen und Erziehimgsanftalten Deutſchlands bekannt geworben, wog
fortgefeutes Nachdenken über die Erziehungswiſſenſchaft fruchtbringend
So nahm er ſich vor, feinen Sohn felbft auf das forgfältigfte, jeder
Natur gemäß, zu erziehen. eine wohlgefinnte, verfländige Gattin,
größtentheild zu feiner Lebensgefährtin gebilbet hatte, unter ſtuͤtzte ihn bei
mühungen mit tem regfien Eifer. Im 4. Sabre las der junge WB. ſch
deutſch, rechnete auch bewundernswuͤrdig im Kopfe, felbft mit Bruͤchen.
ihn der Vater biefe Übung nicht mit demfelben Nahdıud fortfeken,
Geiſt zum Nachtheile des Körper allzu [ehr anzuſtrengen ſchien. Diefe
gme keineswegs auffallend zuruͤck, und das Kind genoß immerwaͤhrer
Geſundheit. Vom 5. Jahre an begann ber regelmäßige Unterricht in
und Alten Sprachen. Selbſt hebraͤiſch lernte ber Knabe mie Luft und
Schreiben ohne Anleitung durch ſich ſelbſt. Im 8. Jahre erregte er bie A
Bett mehrer außgezeichneten Gelehrten, Päbagogen und Schulmänner
Bunt, Schuͤt, Tieftrunk, Ollvier, Tillich, u. A. Er Hatte bis *
Wittekind 847
ee nur eine halbe bis ganze Stunde ben Tag über, im 7. etwa eine bis ans
bund im 8. 2—24 Stunde Unterricht erhalten, laut ber daruͤber mitgetheil⸗
heiten. Der Ruf einer fo feühzeitigen Entwicklung verbreitete ſich jegt
nd mehe, und auf einer Reife, die ber Vater mit dem Knaben nach Leipzig
‚ erregte biefer hier eine foldye Theilnahme, daß ſich mehre wohlwollende Bes
des Orts vereinigten, ihm eine jährliche Penflon von 550 Thlen. zu geben,
bee Bater fich einzig der Ausbildung feines Sohnes auf der Univerfität da⸗
Damen könne. Mehre Prüfungen hatte der Knabe, ſowol in Leipzig als auch
Wen auf böhern Befehl, zur allgemeinen Zufriebenheit beftanden, und fo
tumster bie Zahl der Stubirenden auf die gewöhnliche Art ohne Anflanb aufs
neu. Gpäter ging derſelbe, 10 J. alt, mit feinem Water, auf den
‚des Königs von Weftfalen, der Beiden als ihr Landesherr eine Penſion vom,
kasten gugefichert hatte, von Leipzig nach Goͤttingen. Der Vater war zu
be feiner Stelle enthoben worden. Der Sohn fchrich hier im 12. Fahre
Be lat. Schrift aus dem Gebiete der Höhern Mathematik, für welche er eine
me Vorliebe zeigte. Während der * Fahre, weiche er hier zubrachte, ftubirte
lelem Eifer alte und neue Sprachen, Geſchichte, Geographie, Mathema⸗
une, Chemie, Naturgefchichte, Philofophie u. ſ. w. Mit biefen fortges
beudien verband er Privatvorlefungen über niedere und höhere Mathematik.
‚Sabre warb er Doctor ber Philofophie zu Gießen, und im 14. Mitglied ber
haft naturforfchender Freunde in der Wetterau. Zugleich ſchrieb er fein
Wert, und zwar beutfch über einen Gegenſtand der hoͤhern Mathematik.
hm ſich feiner fein früherer rechtmaͤßiger Landedherr, der König von Preußen,
wm, und verlängerte ihm die obgebachte Penſion noch auf 4 Jahre. Nun ftus
Lauch bie Rechte, Diplomatik und Cameralwiflenfchaften, und begab ſich
mach Heidelberg, wo ex den 20. Aug. 1816 bie Doctorwuͤrde erhielt.
Müdkehr nach Berlin wollte er fich dort dem akademifchen Lehramte
gerieth aber defhalb in einen Streit mit der Suriftenfacultät, woruͤber
das Minifterium erflattet wurbe. Da e6 unter diefen Verhaͤltniſſen nicht
Wien, ihn fein gewünfchte® Lehramt fofort antreten zu laffen, wurde er
huͤlfreiche Vermittelung zu einer literarifchen Reife von einigen Jahren
gefegt, auf welcher er anfing, nun auch ein größeres Publicum zu
‚ wenn auc) nicht auf dem ausſchließenden Wege bes wiffenfchaftlichen
Nach feiner Ruͤckkehr von biefer Reife ward er zum Prof. der Rechte
Ttät zu Breslau ernannt. Geitdem hat ex fich beſonders als Kenner
itex der altital. Literatur (beſonders bes Dante) aufgezeichnet. — Seine
efchichte”, welche von feinem Water herausgegeben worden (2 Bde.,
enthaͤlt eine Menge richtiger Erziehungsgrundfäge, und kann Altern und
aüslich fein, wierool man dem Ganzen mehr Orbnung und Ausführung
‚ die flörende Polemik aber ganz wegwünfchen möchte.
Bittefind, ein berühmter Kürft der alten Sachſen und einer ihrer vors
kn Anführer im Kriege gegen Karl d. Gr., deffen Begebenheiten nur zum
Wannt find. Die Gachſen, ein zahlreiches und tapfere® Volt, bewohnten
R der Oſtfalen, Weſtfalen und Engern, zu welchen Lestern W. gehörte,
Bliche Deutſchland zwiſchen dem Rhein, der Eibe und Nordſee, oder das
Weftfalen und Niederfachfen. Sie beimruhigten durch häufige Einfälle
Wbarn, befonders die fränkifchen Grenzen. Karl d. Gr. beſchloß daher, fie
ine Herrſchaft zu bringen. Zugleich wurde bie Religion als ein Bewegunge«
gs gebraucht. Der Krieg begann gegen fie im J. 772, und dauerte bis
5 30 Jahre hindurch, mit Inbegriff verfhiebener Waffenſtillſtandsvertraͤge,
mit den Sachſen machte, wenn neue Kriege ihn anderswohin riefen. Auch
He Sachſen bei aller Tapferkeit Häufige und bebeutembe Niederlagen, weil
248 Wittelsbach Wittenberg
die Franken durch beſſere Kriegekunſt und Kriegszucht, durch zuuedinnäfige
und ben guten Gebrauch berfelben ein großes Ubergewicht über fie hatte
jeder Niederlage verlangten bie Sachfen Frieden und verſprachen Gehorſe
fobald Karl fidy mit feiner Kriegemacht wieber entfernt hatte, griffen fie:
zu ben Waffen. So fing aud) W. 782 einen neuen Krieg an. Ein von
entgegengeſchicktes Heer wurde faſt gaͤnzlich aufgerieben. Kari kam num
“ einem mächtigen Heere, und ale ihm W., der fih nach Dänemark gefikı
auf fein Verlangen nicht ausgeliefert wurde, raͤchte ex fich dafuͤr, tube cı
Rage 4500 gefangenen Sachſen bie Köpfe abfchlagen ließ. Durch biefi
sen wurden die Sachfen zur Verzweiflung und zu einem neuen Aufftae
Aber fie wurden (783) in 2 blutigen Treffen bei Detmold und am f
gefchlagen, daß fie faſt keinen Wiberftand mehr leiften konnten. Karl ver
auch gelinde Mittel, und bewog durch große Verfprechungen bie beiden ı
der Sachſen, W. und Albion, fi ihm gu unterwerfen und das Chriſte
zunehmen (785). W. erhielt ſ. Befigungen wieder; tie Einige behaup
machte ihn Karl zum Herzoge von Sachſen. Durch Biſchoͤfe und Priefı
ſchickte, und durch 8 Bisthinmer, bie er in Weflfaten und Niederſach
fuchte ex die Sitten der Nation zu mildern und fie im Gehorfam p
Dennoch empörten fi bie Sachſen zu wiederholten Malen, aber imme
Nachtheil. Eeſt im J. 803 endigte der Friede zu Gels, der ihnen verſchi
rechte gewährte, aber die Annahme der chriftlichen Religion zu einer be
dingungen machte, biefe mit ber aͤußerſten Exbitterung geführten R
Daß W. der Stammoater ber ſaͤchſiſchen Regenten fei (f. Wettin), if:
ſchichte keineswegs zu beweiſen. W. fol fein Leben im J. 807 im ein
wider den ſchwaͤb. Herzog Geroald verloren haben. Sein Leichnam I
Paderborn, dann in Engem in ber Grafſchaft Ravensberg beigefegt u
Dier befindet fich ein Monument, welches ihm Kalfer Karl IV. foll hab
en.
Witteldbad, f. Otto von Wittelsbad.
Wittenberg, biefe durch Luther und Melanchthon weithiftort
Hegt in dem merfeburger Regierungsbezirke der preuß. Provinz Sach
Eibe, uͤber die eine hölzerne, 500 Ellen lange und 11} Elfen breite B
Sie iſt jetzt ſtark befeſtigt. Vor der legten Belagerung im J. 1813 &ı
Däufer , verlor aber durch diefeibe 285 Wohnhäufer, und zähle mit dei
6345 Einw. Seit 1817 find 2 neue Vorftädte auf dem linken und rech
entflanden. Die Schloß » und Univerfitätslicche, an die Luther am 31.
feine berühmten 95 Säge anſchlug, und in ber Luther, Melanchthon u
fürften Friedrich ber Weife und Johann der Weftändige begraben liegen
auf koͤnigl. Koften von den während der legten Belagerung erhaltenen Bi;
wiederhergeſtellt worden. — Die 1502 von Sriebrich dem Weiſen ge!
verficät, welche mehre Grundſtuͤcke, darımter 8 Dörfer und auferben
Thle. an Gapitalien (darunter 79 Stipendien) befaß, iſt von ber preuß
mit ber halliſchen vereinigt, dafuͤr aber ein theologiſches Seminarium er
den. 1547 wurde fie in Solge der Schlacht bei Mühlberg von Kaifer 3
genonmmen, allein Eigentbum, Gotteßbienft und die Gräber der BRı
von dem großmuͤthigen Sieger geſchuͤzt. Im flebenjährigen Kriege wurde
1760 vom 10. — 14. Det. durch die auf den Weinbergen aufgeftellte 9
bombarbirt, und der preuß. Commandant, Obrift Sakemon, zur Üibe
thigt. Das Schloß und 114 Häufer wurden hierbei ein Raub der
Sie hörte auf, eine Feſtung zu fein, warb aber, da fie noch mit einen
naffen Graben umgeben war, anf Napoleons Befehl, im J. 1813,
Marſchall Wictor, beim Vorruͤcken der Ruffen fo gut wiederhergeſtest
Witterung Witterungskunde 849
ters. Wittenberge Garniſon beſtand damals aus polniſchen Truppen.
Marz bis 20. April durch das Eorpo des Gen.«Lieut. v. Kleiſt blockiet,
es Waffenſtillſtandes verſtaͤrkt, palliſadirt und mit einem bedeckten Wege
ward es nad) der Schlacht bei Deunewig vom Buͤlow'ſchen Corps einge⸗
Ende Dct. ruͤckte die Brigade des Generalmajors v. Dobſchuͤtz davor, bie
Belagerung begann aber erft nach der Eroberung Torgaus, am 28. Der.
ben Franzoſen befefligte, ungefähr 100 Schritte vor dem Schloßthore ges
nenhaus warb in ber Nacht zum 2. San. 1814 erſtuͤrmt, der bededite Weg
xht zum 7. genommen, in der folgenden das Couronnement beffelben
und durch bie hier aufgeführte Batterie am 12. in bie Baftion längs des
6 Breſche gelegt. Da der Gouverneur, General la Poype, bie Auffo⸗
e Übergabe ablehnte, fo ſtuͤrmten die Preußen Wittenberg um Mitternacht
wen. Die gegen bie Brefche gerichtete drang zuerſt ein, und [ehr ſchnell
Platz, mit Ausnahme des Rathhauſes und Schloffes, genommen, In
Die Garniſon geworfen hatte, die ſich indeß bald darauf ohne Bedingung
Yer Verluſt der Belagerer betrug etwa 400 Mann, davon beim Sturm
r, 100 Dann. Der General, Graf Tauenzien, ber diefe Belagerung,
von Torgau, geleitet hatte, erhielt das Großkreuz bed eifernen Kreuzes
hrennamen Zauenzien von Wittenberg. — Bel der dritten Subelfeler
mation legte der König in Wittenberg den Grund zu einem Denkmale us
Men Bildfäule in Berlin, nach Schabow's Model, in Eifen gegoffen und
geſtellt worden ifl. S. „Wittenberge Denkmäler der Bildnerei, Baukunſt
rei, mit biftor. und artift. Erläuterungen”, heraußg. von I. G. Schadom
er koͤnigl. Akad. der Künfte zu Berlin, Wittenberg 1825, 4. mit Kpfım.).
Drganifation ber Univerficät f. den Aufl. vom Hofe. Poͤlitz in deffen
PR Geſch. und Staatsék.“, 1828, Dec. („Erinnerungen an bie Hochſchule
9").
tterung, f. Wetter.
tterungskunde. Die Witterungstumbe oder DReteorologie-befchäfe
It Aufſuchung der beſtimmten und feften Regeln und Grundfäge, wonach
>» und heinungen in dem Dunft » oder Luftkreife erfolgen
Dazu gehört die Kenntnis 1) aller Ruftarten und ihrer Verwandtſchaf⸗
8 aͤußern Baues ber Erbflächen, beſonders dee Gebirge » und Höhenzüge,
ſes aller Ströme und Fluͤſſe, der geoßen Bandfeen, Waldungen und ums
Merre; 3) der Abdachung ber Länder in Niederumgen und des Abhanges
ı Bandes von KAquator nach den Polen; 4) bes täglichen und jährlichen
gen Umlaufs des Erbballs; 5) der wechfelfeltigen Ab: und Zuſtroͤnm⸗
malwaͤrme und Kälte; 6) ber vom Lande angesogenen Abdunſtungen ber
e und ber mit ihnen verbundenen großen Seen; 7) ber täglichen Lufts
den Gebirgsſchluchten beim Umfchwung des Erdballs; 8) ber Luft
m ober Winde, durdy bie mannigfaltigen Schattenfeiten der Bebirge,
Berge, Wolken, der Nachtſeite des Erdballs und a. Erhöhungen; 9) ber
u des Gleichgewichts der Luft durch elektrifche Erplofionen und a. feurlge
sungm; 10) der Schnees und Eislagen auf hohen Bergen und Gebir⸗
der Schneelinie u. a. Gegeyſtaͤnde mehr. Ale diefe vielfeitig mitwir⸗
achen enthalten bie hinreichenden Gruͤnde zur Erfcheinung der täglichen
ober des Wetters. Aus den Schriften ber alten Griechen und Roͤmer
rwege bekannt, auf welche damals die poetifdhen und profaifhen Raturs
rathen find, und in dem Mittelalter war die Witterungskunbe fogar ein
(rologie ober Sterndeuterei, wovon noch jegt Anzeigen des Wetters In
ern mit Aberglauben bie Überrefte der Finfterniß des menfhlichen Geis
ren Beibehaltung als ein Maßſtab der Kindheit des größern Publicums
850 Witterungskunde
in dieſem Theile ber Naturkenntniß angeſehen werben kann. Gogar
fange des 17. Jahrh. erklärte Theophraſtus Paracelfus (in |. Bar
Meteoren) die Nebenfonnen für meffingene von ben Luftgeiſtern fabe
und die Sternſchnuppen für die Ereremente der Geſtirne, weiche
dauung ihrer aftralifchen Speifen entfländen. Bei diefen aflrologifi
ten, die man zur Erklärung meteorologiſcher Erfcheinungen anıyent
fid) Bauern und alte Frauen noch andre MWitterungs » und Wetterreg
aus dem Verhalten mancher Thiere und ben Veränderungen ber Plan
Groͤßtentheils waren diefe Regeln nur für ein nahe bevorſtehendes o
ter auf 1 ober 2 Tage in einem gewiſſen Orte anwendbar, jeboch fand
ſchiedene Erfahrungsfäge, welche ganze Jahreszeiten voraus anzuzeigen
3. B.: Ein ſchoͤner Herbſt bringt einen mwindigen Winter; wenn
in großen Deerden und zeitig kommen, fo wird es fruͤh und ein firenge
wenn Schwalben niedrig und Bienen nicht weit von bem Bienen|
gen, fo kommt Regen ıc. Dieſe fogen. Haus⸗ oder Wauerregels
den fortgefegten Beobachtungen ber Lanbwirthe und Naturforfcher n
vermehrt, und daraus entitanten große Sammlungen foldyer Regeln.
zeigte fich bald eine gewiſſe Unzuverlaͤſſigkeit, wodurch biefe Haudrege
wuͤrdigkeit, wenigſtens für die Vorausſicht auf mehre Monate, verlo
neuste Stubium der Phyfik, welches beſonders in Deutfchland vor |
breißigjährigen Kriege begann, bekam feit Erfindung der Luftpump:
meter, Thermometer und a. meteoroffopifdhen Inſtrumente bald ein
tung; wenigſtens trugen fie zu beſſern Begriffen vom Luftkreife bei.
man jedoch das wahre Wetter» und MWitterungsoratel gefunden zu hal
jene neuerfimdenen Werkzeuge für die ficherfien Verkuͤndiger der U
zungen an. Jeder Beſitzer eines ſolchen Wetterglafes, denn fo naı
Luftfchweremeffer (Barometer), wollte an deſſen hohem oder tiefem
Queckſilbers den Zuftand bes Luftkreiſes bloß aus beffen Dichte und
Eennen.- liber bie Urfachen des Steigens und Fallens der Baromete
den Zuſammenhang ber Witterung mit der Dichte der Luft, entflaı
Anzahl von unzureichenden Hppothefen, und dies veranlaßte bie Er
Menge ähnlicher Mefinfirummente. Aber man ift bei ihrer vielfältigen
und allen Verbefferungen in dee Witterungstunde um Nichté weite
fo viel man ſich auch felbft noch in unfern Tagen bamit befdyäftigt
Vortheile werben ober follen unfere Nachkommen auch davon haben
Cyklus von 19, oder einer andern beliebigen Anzahl von Jahren, n
lauf dieſelbe Witterung wiederkehrt? — Innerhalb eines Jahrhund
unftreitig mehre Jahre geben, bie nad) Befchaffenheit ihres Witterın
ſowol in Ruͤckſicht auf die Winter: als Sommermonate, einander ähı
gen. Wo findet man aber wol bei Vergleichung gleichartiger Begenftär
lichkeiten heraus? Menſchengeſtalten — Geſichter — und Charakter
Pflanzen, Soffitien, und Tage, Begenden und Gedanken [eben oft ein
lic) wie Zwillingẽgeſchwiſter, amd find dennoch verfchieden und einand
dies ſchon Leibnig gelehrt hat. Alte diefe Snftrumentalbemühungen ı
tungen, wobin auch die der pfalzbairiſchen meteorologifchen Befenfi
Beitrag zur Witterungskunde von bem verdimftvollen D. Schön zu 1
hoͤren, dürften Daher mol zu keinen befriedigenden Ergebniffen im Aug
ren. Daß fich jedoch einfl, wenn diefe allgemeinen und beſondern, ober
kumatiſchen Geſetze für die Witterung und deren Worausficht auf
werben, ein nicht unbetraͤchtlicher Nutzen für die Localwitterung bat
läßt, wird Niemand in Abrebe ſtellen. Sobald nur einige ſcheinbar⸗
die vielfältigen Inſtrumente aufgeregt warm, ba entfland auch rim
Witterungslunde 81
n über Wetter und Mitterungen, deren Geſchichte ber Abt Richard
e naturelle de l’air et des meteores”, Paris 1770, 7 Thle., deutfch
) aufzählt. Gartefius bemühte ſich im 17. Sahıh., alle Lufterfcheinum«
niſch, Stahl chemiſch, de Luc phyfiſch und Toaldo ſeleniſch, d. h. buch
uß bes Mondes, zu erklaͤren. 1724 gab Pater Cotte zu Paris zuerſt
uch der Meteorologie heraus, das auch ſ. großen Mängel hatte. So ſchaͤ⸗
e (harffinnige Bemerkungen und Erklärungen man in demſelben, wie in
ften der Herren v. Sauſſure, be Luc, Horrebow zu Kopenhagen, umb in
m fang. und enpi. Selehrten (f. „Memoires de ’acalemie des seien-
„Philosophieal transactions‘') über meteorologifche Gegenflänbe findet,
y body das Unfichere und Schwankende in dieſem helle des menfchlichen
uch darin nicht verfennen. Ebenſo ſchraͤnken fich die mühfamm Unter
eines Lambert, Mayer und Gatterer mehr auf Elimatifche und Locals
ein und verfeblen den Überblick des Banıer. Die Wittegungekunde
enie Fortſchritte machen, fo lange man auf den alten Landſtraßen, ben
ungen mit Localwettererſcheinungen, mit Beobachtungen der Baromes
Zhermomsterftände, fortwandert. Wer kann fi) beim Anblid eines
6 Dauerwand oder Abputzes aus ben Kammern von Derculanum und
inen Begriff von der Bauart der alten Roͤmer machen? Ebenſo wenig
von einzelnen Veränderungen, welche bie meteoroſkopiſchen Werkzeuge
sehe oder weniger eingefchränkten Gegend von dem über ihr befindlichen
sftande anzeigen, auf bie Witterung im Allgemeinen einen richtigen
sachen koͤnnen. Es verdient daher diefer Theil der Natuikenntniß eine
? Meviflon durch ſachkundige Männer, bie eine richtigere Bahn nach fer
md» unb Erfahrungsfägen betreten. Welchen unüberfehbaren großen
ürde aber eine zuverläffigere Witterungskunde für die Landwirthſchaft
menfchliche Leben überhaupt gewähren! Dahin kann uns jedoch nur die
ng ber hierzu erfoderlichen allgemeinen Naturgefege und ihrer Modalitaͤ⸗
» Sobald wir dieſe Haupt⸗ und Grundurſachen aller Erfheinungen ber
gen in unferm Dunflkreife genauer kennen, dann wird und muß ſich
g als eine nothwendige Kolge jener Vorderſaͤtze vorherbeſtimmen
ine ſyſtematiſche Witterungẽekunde erfodert Gewißheit, Gruͤndlichkeit und
bie. Beim Aufbau einer ſolchen Lehre muß man außer den oben bereits
m Gaͤtzen Folgendes beruͤckſichtigen. Ale Witterungserfcheinungen
ı 3 Dauptclaffen eingetheilt werden, nämlich In allgemeine oder Zonal⸗,
oder Elimatifche, und in bie befonderite oder Kocalwitterung. Durch die
ib der Charakter ber Witterung eines ganzen Erdtheils oder Landes unter
fite und Länge beſtimmt; die andre zeigt die Abänderungen dieſer Wit⸗
ch den eigenthuͤmlichen Wefchaffenheiten umd nach ber Lage einzelner Ges
er Provinzen an; und die dritte befchäftigt fih mit dem Wetterwechſel in
Drtern. In Berädfihtigung dieſer Eintheitung kommt es auf den Über⸗
zanzen der dreierlei Erdgürtel, auf die Kenntniß ber Beſchaffenheit bes
elner Begenben, und dann auf die Rage und Umgebungen befonberer
) die biöher in denfelben gemachten Erfahrungen in Abſicht des Wetters
n. Die Haupturſache aller Witterung liegt in dem jährlichen Fluge bes
mr Die Sonne und in der unabläfjigen Ab» und Zuneigung eines ober bes
elis feiner Oberfläche von und zu ihr, woburc ber Stand der legtern
ugenblid beflimmt ımb die Einwirkung der Sonnenſtrahlen auf bie ih⸗
enſtehenden Körper mehr oder weniger befördert werden muß. Nach bee
Beſchaffenhelt eines Landes wird num durch dieſes fortwährende Ab⸗ und
Des Erdballs von und zu ber Sonne bald eine größere, bald eine geringere
Armeſtoff aus dem letztern entwidelt und dadurch bie Luft verbiinnt.
858 Witterungskunde
Durch bie rollende Bewegung des Erbballs um die Sonne fällt in jel
blick eine neue Lichttangente auf ſeine Oberflaͤche, und dieſe ewigen Auf
dergaͤnge der Sonne, bie in jedem Augenblick über irgend einem Ha
Eerdballs flattfinden, verurfachen eine fortwährende Luftverbänuung u
tung jener In den höhern, biefer in ben niedern Regionen bee Atmofphär
entfleht eine beftändige Luftſtroͤmung aus der Schattinfeite des Erdk
und aller auf ihm befindlichen Erhöhungen. Diefe Zuftrönsung ber Di
verbünntere, ober ber Eältern in bie märmere Luft, erzeugt die meiften
Dünfte. Mit den Grundſtoffen des Waſſer⸗ und Sauerftoffgafes «
Waͤrmeſtoff aus der Oberfläche aller Körper umd bildet Duͤnſte, die in
Ruftregionen Wolken, in ben niebern aber Nebel genannt werben. I
teter die Wolkenmaſſe nach allen Richtungen über bie unter ihr liege
ift, um defto Fühler ober kaͤlter wird es in denfeldben. Im Winter f
Dunſtkreis tiefer zur Erde herab ale im Sommer. Sobald nun aus d
der beftänbigen Sommerwärme ein Theil derſelben von der ſuͤblichen
nach Norden herſtroͤmt, fo fangen an den untern Bergregionen Schne
zu ſchmelzen und die mildere Jahreszeit tritt ein, oder es begimmt |
Mon den briden Seiten bes Äquators ziehen nady den Eisgegenden ob
amd Nordpol Wolken und Nebel hinab. Auf dem fogen. feften Lande
jene Dünfte die Gipfel der hohen Berge in Nebel» und Wolßengeftali
durch bie Einwirkung der Sonnenftrahlen im Winter herabgefallenen
fi) auf allen Seiten der Gebirge, einzelner Berge und Lanbhöhen E
ſtehen in der mildern und wärmern Jahreszeit die Duͤnſte. Im Win
Sonne ihres niedrigen Standes wegen auf bie mittäglichen Bergſeiten
auf befindlichen Schneelagen nur [ehr ſchwach. Im Frühling erfol
wirkung der Sonnenſtrahlen auf die Morgenfeite der Schneeberge fe
er, und im Sommer liefern bie Mitternachtfeiten aller Gebirge die m
und Niederſchlaͤge. Der Herbſt erfcheint immer um befto beiterer ın
je weniger ſich noch Schnee⸗ und Eislagen auf bee abendlichen Seite
welche in dieſer Jahreszeit von den Strahlen der Sonne am meiften be
den, befindet. Ofters wird auch fchon ein Theil bes neutgefallenen Herb
den Berghöhen abgethaut, und es entftehen baher im Spaͤtherbſie,
Mov., niet feltem anhaltende Regentage. Bruchige Gegenden und
een, große Waldungen und Höhenzüge find Nebeln und Regengäffen
dee flache und niedrige Gegenden ausgeſetzt. Die meiften europälft
berge liegen in ben fübmwefttichen Gegenden von Europa, daher komm
Immer Regen und Wolkenzuͤge von biefer Seite. Die Richtumg ber
‚aber auch durch den Schwung des Erdballs von Weften nah Oftes
Abhang nad Norden bin, desgleichen durch die größere Wärme in den
Rändern mährenb der Sommermonate bedingt und hervorgebracht.
in den letztgenannten Rändern während ber langen Sommertage |
ſchneller fliegen die abgebunfteten Suͤdweſtwolken dahin. Da fid bi
f. fortwährend raſchen Fluge um die Sonne in jedem Augenblid ine
Standpunkte gegen fie befindet, fo muß ſich wenigftens alle 8 Tage ei
fland der Erde und ihres Dunſtkreiſes in gebirgs⸗, waffer > und wal
dem zeigen. Durch dieſen Wettermechfel ift ber Irrthum von dem |
Mondes auf die Witterug entftanden, der aber nach unwiderleglichen Gh
unsuläffig ift, wie der Einfluß der Geſtirne. Der eben erwaͤhnte, tägl
Standpunkt des Erdballs muß auch nach den befondern Bagen und 1
tem eines Landes größere und geringere Luft und Zuſtandséveraͤnl
Dunſtkreiſes hervorbringen, die theils aus Zonals, ſehr oft aus klima
wol aus Localurſachen gebildet werden. Diele Veränderungen bat m
Witterungskunde 853
reinwirfenben Kraft des Mondes zugefchrieben. Faſt immer, ober boch
firmen im Dunftkreife warme und Ealte Luft und Wolkenzuͤge In vers
Richtungen über einander. Die unterften Wollen werden die Regen⸗
il die obern Troͤpfchen auf die unten herabflieken und ſich zu Tropfen
Menn die Luftfäule fie nicht mehr tragen kann, fallen fie herab. Die
arme Luft hat überall ein Beſtreben, aufwaͤrts zu fleigen, und die kalte
Luft deingt an die Stelle, von welcher fi jene erhebt. Der Wärme:
ber nie dem Erdballe von ben Sonnenflrahlen oder von irgend cinem
teörver mitgetheilt, fondern nur durd) die Einwirkung der Sonne aus
:mfelben befindlichen Körpern aufgeregt und entwidelt. Die wärme:
raft ber Mondſtrahlen ift noch nicht bekannt, vielleicht ift diefe Ent:
hau machen! ? Durd die Nähe des Nortpoleifes und der dadurch
denen Nordländer ward die freie Wärme von Europa bisher abgezogen,
nem Naturbeobachter vorkam, als nähme die Wärme ab, da es bodh
feit 2000 Jahren in diefem Erdtheile um viele Grade waͤrmer gewor:
te ſchwediſch- norwegifdt;en Gebirge find die Schupmauer gegen sine
Kälte, bie font aus Norden nach Deutfchland kommen mürde. Staͤn⸗
hohen Beryketten gegen Süden dem Sübwinde entgegen, fo würden
ı in Deutfchland nicht fo felten fein Dieſe Umftände mildern die zu
e und zit große Hitze, welchen fonft Europa ausgeſetzt fein würde. Lie:
Sommermonaten an den Ufern der arktiſchen Länder noch Eisſchollen
hrsciegange, die von den Mecredwelkn in Bewegung gelegt werden,
t fih auf der Nordfeite der Nordoftachirue bafelbft noch Schnee, fo
unt kalte Winde im Scmmer von Nord und Norboft nach Sub und
Die ‚Srhöbung des Erdballs am Äquator, die bis ION. und S. Br.
beträgt, verhindert den Einfluß der Luftbefchaffenheit ber einander ent:
en gemäfigten Zonen und der beiten Pole. Edenſo treten die nördt.
ihn Mebel der Kaͤlte nah Eid und Suͤdweſt entgegen. — Sin die
er Erde dringt ein großer Theil der im Sommer rege gewordenen Waͤr⸗
bintet ſich mit der freien Märme, die fich im Innern derfeiben ent»
mn nach dem Derbftgleichtage die Winde zwiſchen Welten und Dften
nur in ihrem ange mit den dagwifchen fallenden Mittelminden bis
te des Oct. abwechſeln, dann bleiben fie wenigſtens 3 Monate in die⸗
enden fichen und der ſuͤdl. Zheil non Europa hat einen firengen , der
en milden Winter. Geht abir ber Wind von Wet nach Norbweft und
ind Nordoſt nad Often, dann erfolgt cin Falter und ftrenger Winter
Kite Europens und ein müfiger für die jenfeit® der Gebirge liegenden
Bei diefer Beſtimmung der Wintermwitterung muß man auf den Bau
verbundenen Erdtheile (Europa, Alien und Afrika) befonders Müd-
„ und auf den erwähnten Gang des Winters durch die beiden Thaͤler,
er Zlbbachungen zu beiden Seiten ter lanzen Bergfette von Sierra
Spanien bis zu der nerrzinskeiſch- ochotskiſchen Bergkette in Sibirien
wund Afien achten. Dieſe vorläufigen aphoriftifhen Ideen koͤnnen un-
eg bezeichnen, welchen die Naturkorſcher betreten müßten, wenn fie
zungrtunde größere umd wuysr:äffigere Fortſchritte machen wollten.
zeiſe wuͤrde aber auch dir Witterungichre sine ganz andre Geſtalt er-
ne bee wichtigſten aller menſchlichen "Kenntniffe werden. - Dir aͤltern
a ber Witterungslebre findet man in des P. Cotte „Traité de metco-
aris 1774, 4). Damit verbinde man Maner's „Lehrb ter phur.
and Meteorologie” (Gert. 1805, m. K.) und Fampadius's „Atme-
Sceib. 1806). Über den richtigen Behrauch metecrolog Juſteumente
, Stark's „Anlcit. zum Gebr. der meteoroleg. Inſtrumente“ (Aitqab.
Gichente Aufl. 2b. XI. 23
854 Witthum Witwencaſſen
1815,m.8.) .S. auch D. Schoͤn's, Witterungskunde in ihren Grunbla
1818); Bode's ‚Gedanken über ben Witterungslauf (1819) und St
teorologifche® Jahrb.“, 1813—17.
Witthum (vidualitium, dotalitium, douaire), der Theil v
tern des Mannes, welchen nad) feinem Tode feine Witwe zu fodern 5
Verhaͤltniß hat vielfache Veränderungen erfahren. In Mom hatte
Nichts zu fodern als die Rückgabe ihrer Mitgift (dos), und wenn fie ar
nen Zufchuß aus dem Nachlaffe bed Mannes. Bei den germanifhen R
die Frau der Regel nach ohne Vermögen war, wurde e6 gewöhnlich, ihr
der Verheirathung einen Theil von den Gütern bes Mannes zum leber
Genuß (auch wol zum Eigenthum) aussufegen, was man ihre dos naı
wurde in mehren Ländern gefeglich ein Dritttheil oder ein Viertheil
Das Lehnweſen änderte die Sache, Indem es dem Manne unmöglich um
Lehngüter fo zu verfügen, und auf der andern Seite brachten num auch
dem Manne häufig baares Vermögen zu; daraus entftand zweierlei:
gentliche dotalitium, eine Art der Zuruͤckgabe des von ber Frau dem
beachten Vermögens, indem ihr flatt des Capitals doppelte und eb
gewöhnlichen Gegenvermaͤchtniſſe gleichfalls doppelte, alfo eigentlich vi
fen auf Lebenszeit (als Leibgedinge) bezahle wurden, wobei fie
felbft nicht zuruͤckbekommt. / Sie hat aber meift bie Wahl, entweder
ober bie vierfachen Zinfen zu nehmen. Dies Leibgebinge verliert fie auch
fie fich wieder verheicathet ; in mandyen Rändern iſt es aber bei Lehngt
gewiffes Verhältniß zum Werthe des Lehns eingefchräntt. 2) Cigent
thum (vidualitium), der ſtandesmaͤßige Unterhalt, welcher ber Wi
Gütern des Mannes (fürftlihen Witwen aus dem Lande) gewährt w
gehört Wohnung (Witwenfis), baares Gelb, Naturalien; es wird
Genuß eines Guts oder Grundſtuͤcks dazu angewiefen. Dies Witthu
liert fie, wenn fie zur zweiten Che fchreitet.
MWitwencaffen find Anflalten zur Unterflügung binterlaffen
Es gibt deren 2 Hauptgattungen, welche weſentlich von einander verfi
1) ſolche, die ein durch Vermaͤchtniſſe, oder Schenkungen, oder Beſold
gebildete® Capital befigen, beffen Zinfen jährlich umter bie Witwen ve
den, im Verhaͤltniß zu ben von ihren Chegatten geleifteten Beiträgen.
um ganz ficher zu geben, gewöhnlich keine beſtimmte Summe zugeſich
die Größe der Unterfiügung richtet fich mach der Zahl ber Intereſſen
Witwen; von diefer Art ift Die Univerfitätswitwencaffe in Göttingen.
die auf Leibrentenfuß (f. Leibrente) eingerichtet find. Ihre Natur i
Eine anfehnliche Anzahl von Chemännern, deren Frauen noch fämmtli
find, macht ſich anheifchig, entweder auf einmal, oder nad) und nad
Beldfumme durch ihre Beiträge zufammenzubringen , um ihren derein
wen eine dem Beitrage gemäße, ſtets gleiche Penſion bi6 zum Tode ber
bis zur Muͤndigkeit der Kinder zu verfihern. Dean kann in diefe A
zweierlei Weife eintreten: a) auf Gapitalfuf, d. h. durch Herſchiefung
me auf Einem Brete; b) auf Gontributionefuß, d. h. dergeftalt, Bat
Jahr zu beflimmten Zeiten eine gewiffe Summe als Beitrag bergil
Größe der der Witwe zugeficherten Leibrente wird berechnet: a) nadı |
alter des Mannes und der Frau zur Zeit bes Eintritt6; b) nach dem
lichen Tode Beider; e) nach ber Gröfie des Einſatzes, welcher lepter
fallen ift, wenn die Frau vor dem Manne ftirbt. — Beiden Anftalten
Caritalfuß eingerichtet find, ift die Berechnung leichter zu uͤberſehen u
mehr gefichert als bei denen auf Gontributionsfuß. Hinſichtlich der Arı
der Berechnung haben Tetens und Keitter, bie Hauptſchriftſteller In di
Big 555
en Grundſatz aufgeftelit: Bei dem wahrfcheinlichen Tobe bes Mannes muß,
itrag mag auf Capital⸗ oder Gontributionsfuß gefhehen, bie volle Summe
ben fein, welche, mit Zinfen und Zinfenzins berechnet, erfoderlich iſt, um ber
bis zu ihrem wahrfcheinlichen Tode die beftimmte verfprochene Penflon zu
ffen. — Die Sicherheit einer Witwencaſſenanſtalt beruht hauptfächlich auf
ni zum Grunde geledten Berechnung ber Wahrſcheinlichkeit der Sterblichkeit.
Wahrſcheinlichkeit ift von mehren Schriftſtellern, insbeſondere von Süß»
„Die göttliche Drbnung des menſchl. Geſchlechts ꝛtc.“) in Tabellen dargeftelit
I; wie richtig indeffen auch diefe Tabellen hinſichtlich ber Sterblichkeit uͤber⸗
fein mögen, fo hatte man doc) Unrecht, fie unbedingt bei den Witiwencaffen
kunde zu legen; denn 1) bei diefen Anfialten find die Witwen gewöhnlich
Woefuchte Anzahl gefunder Weiber, auf welche die Sterblichkeit der Weiber
gemeinen nicht anwendbar ift; 2)haben die Frauen die Zeit ihrer möglichen
mgerichaft uͤberſtanden, fo tritt bei ihnen eine ganz andre Sterblichkeit ein;
heigebrachten Sefunbheitsfcheine der Ehemänner beroeifen wenig: die Sterb⸗
imter den Ehemännern, welche einfegen, ift größer als die Sterblichkeit unter
lanlichen Geſchlecht uͤberhaupt. Es iſt daher zur Vermeidung einer fehler⸗
Berechnung in dieſer Hinſicht von Kritter folgender Grundſatz aufgeſtellt
Kb bei verſchiedenen Anſtalten der Art zur Richtſchnur angenommen worden:
beine MWitwencaffe aus 2000 Theilnehmern, welche im Durchſchnitt 40
und deren Frauen 32 Sabre alt find, unb werben jedes Fahr 200 neue Mit⸗
genommen, fo ergibt fich gegen ba8 50. Fahr, wann ber erfte Stamm
Theilnehmern mit ihren Frauen als völlig ausgeftorben angenommen
‚ Folgendes Verhaͤltniß der höchften und beftändig ſich gleichbleibenden
Witwen, welche Penfionen erhalten, und der Perfonen, weldye beitragen,
3:5, d. h. 5 Intereſſenten müffen fo viel beitragen, al8 3 Witwen Pen⸗
m. — Witwencaffen, welche ihre Verſprechungen nicht halten koͤnnen,
Regel nur dadurch vom gänzlichen Untergang zu retten, daß mit ben
wegen einer Verminderung der Penfion übereingefommen wird.
ja bemerken, baß dergleichen Anftalten nicht gerade den Armen zu gut
auch nicht fehr von Sparfamen gefucht werden koͤnnen, weil man durch
ſamkeit zwar nicht eine gleich große Rente feiner künftigen Witwe zu⸗
„ aber auch dabei nicht Gefahr läuft, das Ganze zu verlieren, wenn
früher ftirbt; daher find diefelben hHauptfädylich ba zu empfehlen, wo bei
ern wenig Sparfamkeit zu erwarten iſt. Vollſtaͤndige Belehrung
Gegenftand findet man in „Eclaireissemens sur les etablissemens
®alcules sous la direction de Leonh. F uler, par Mr. Fuss’, deutfdy von
Atenb.1782, 4.); Kritter's, Aufloͤſ. der wichtigit. Fragen üb. die Erricht.
ker WWitwencaffen” (Bätt. 1763); Deffen „Plan der neuen Einricht. der
Uwenpfleggeſellſchaft“ (1787, 4.); Karſten's „Theorie von Witmencaffen
784); Tetens's,Einleit. zur Berechn. der Leibrenten“ (8p4.1785 u. 17786,
; Deffen „Mache. von bem Zuftande d. Witmencaffe zu Kopenhagen 1797"
1803) ; Florencourt's ‚Abhandlungen aus der jurift. und polit. Reden
it e. Vorrede von Kaͤſtner“ (Altenb 1781).
it. Der Wis, als Eigenfchaft de Subjects, ift eine auf borzugliche An⸗
chende Fertigkeit, die Ähnlichkeiten an denjenigen Dingen, welche ber na⸗
Berſtand als verſchiedenartige zu betrachten pflegt, leicht, ſchnell und leben⸗
faſſen umd darzuſtellen. Da dies Auffinden der Ähnlichkeit Vergleichung
st, fo kann man auch fagen, der Witz iſt eine natürliche Fertigkeit ber vers
en Urtheilskraft im Auffinden folcher Ähnlichkeiten, durch welche bie
s eine firmreiche Beziehung treten, ober kurz ausgedrückt, eine fpielenbe
kaft. Der Wis aber, als Product, bezeichnet ben seien und (inuxeis
23
856 Witz
chen Vergleich und was durch benfelben bewirkt wird, ja oft auch verſte
ter dem Wigigen das Simnreiche überhaupt, beſonders aber fofern es
außgefprochen wird (die Franzoſen fagen daher bon mot). Der Bis y
fo mehr als Fertigkeit, je leichter ex Dasjenige verknüpft, was fir den gı
Blick in keiner Beziehung zu flehen ſcheint, mithin je tiefer die Ähnl
ferner je reicher ex feibft an Auffindumg ſolcher Beziehungen if. Er
lent fehr unterftügt durch Lebendigkeit, Leichtigkeit und Dannigfaltigl
ſchauungen, Lebhaftigkeit ber Einbildungskraft, und damit verbundene
Sertigkeit im Vergleichen überhaupt ; weßhalb ihn Jean Paul auch ben
ten Berftand zu nennen fcheint. Er äußert ſich ebenfowol im Erkenntni
im Gebiete der Kunft und des gemeinen Lebens, in Reden und Hand
wol ernſt als beiufligend. Das Belufligende deſſelben aber beruht vo
ber ſchnellen und fpielenden Äußerung ber Verfiandeschätigkeit, und ifl
fer, je mehr es durch finnreiche Beziehung ungleichartiger Begenftänd:
und um fo läcdherlicyer,, je größer und anſchaulicher der Contraft der
Gegenflände iſt. Lestere Art pflegt man mol auch vorzugsweife Wit
und die Einfälle deffelben erfcheinen dann gewoͤhnlich unter der Form de
ciation und werben oft durch Vergeſellſchaftung der Vorflelungen be
Im legten Falle, und infofern fein Zwedck Leine ernſtliche Belehrung ,
ſpielende Außerung ber Kraft fein einziger Zweck iſt, iſt er im vollen
Wortes ſpielende Urtheilskraft. Hier kommt es nicht barauf an, ob
keit ober Verſchiedenheit in der Wirklichkeit exiſtirt, oder bloß durch
der Einbildungskraft fcheinbar hervorgebracht Ift. Indeſſen darf der
nicht willkuͤrlich fein (denn der Wig ift feine Urtheilskraft), und feibft
verhältniß, welches er aufftelt, muß einen Grund haben, in einer,
noch fo geringen, Beziehung, welche man ben Vergleichungspunkt (te
parationis) nennt. Je tiefer, treffender und finnreicher biefer Verglei
. ergriffen iſt, deſto finnreicher und tiefer ift ber Wit, und um fo fchaler
je zufaͤlliger diefe Beziehungen, und je leichter fie auch dem alltäglich
die Augen fallen. In Rüdficht feiner Gegenſtaͤnde if der Wis Sad >
wis; legterer geht auf die Beziehumg der Gegenſtaͤnde (dahin gehoͤr
MWortfpiel), erfterer aber auf Gegenftände der Wahrnehmumg oder Beg
Arten des Wiges find in Hinficht ihrer Darſtellung eigentlich, wenn I
an bie Wahrnehmung und ben eigentlichen Ausdruck hält, ober unci
bildlich, wenn er das Sinnliche mit dem Nichtfinnlichen, oder umg
gleiht. Man redet auch von einem fharffinnigen Wis; das ift num ı
ſolcher, welcher buch Blide in das Weſentliche und Innere ber Ding:
oder man will bamit bezeichnen den Wig, der ſich der Unterfcheidung:
gegenfegungen des Scharffinne ſcheinbar oder als Mittel zu Vergleichun
Was feine Wirkungen anlangt, fö ift der Wis im Ganzen eine heilfan
Natur, wenn die Freiheit, bie in der fplelenden Thaͤtigkeit beffelben lie:
ſchraͤnkungen der Einfeitigkeit, Pedanterie und Schwerfaͤlligkeit en
Doc kann er, wo er herifchende Ihätigkeit wird, auch dem Verſtar
fühle nachtheilig wirken, und führt oft zu Kälte oder zur Zerſtreuung
Grade firirt, zur Abfpannung bes Geiſtes und Aberwig. Selten auch
Wigige geliebt. Daher muß ſich der Wig mit andern Vorzuͤgen des
binden. Und er ift vorzüglich angenehm, wo er mit Gutmuͤthigkeit fir
vermieden und gehaßt insbefondere, wenn er, als &pott, die Abficht
legen. Der Witz kann, weil er Talent iſt, nicht Zweck ber Exsiehuny
Entwidelung deſſelben aber wird befonderd durch mannigfaltige u
Anſchauung, leichten gefelligm Umgang und heitere freie Verhaͤlt
Rigt. Durch freien gefelligen Umgang wirb ein gewiſſer Takt im der An
- Bladimir Bohlfahrtsausfchuß 857
vorgebracht, ohne welchen der Wigige leicht zum Witz bold wich, d. h. zu
n{chen, der Wis am unrechten Orte anwendet oder verſchwendet. T.
adimir (Mlodimir), Zar von Rußland, ward (981), nad) dem Tode
em Brüder, Here des ganzen bamaligen ruffifchen Staates, und ver>
enfelben durch Befiegumg verfchiebener benachbarter Völker. Bei Geles
ner Vermählung mit der griech. kaiſerl. Prinzeffin Anna Romanowna
(988) taufen, und nahm mit feinem ganzen Volke die hriftl. Religion
erſten Religionsichrer ber Ruſſen kamen aus Konftantinopel, und von
de der noch jegt in Rußland uͤbliche Ritus ber griech. Kirche eingeführt. "
als der erſte chriſtl. Regent, und, weil er viele Klöfter und Schule ftif:
2 uff. Geſchichte der Heilige, endlich weil er den Grund zu ber nachma⸗
Be des Reichs legte, auch der Große gmannt. Erftarb 1015. Seine
sen theilten zu ihrem eignen Verderben das Reid) unter ih. Zu feinem
fliftete die Kaiferin Katharina I. am 22, Sept. 1782 den St.» Wiadis
be Die Eintheilung des Monats in fiebentägige Perioden (Wochen)
Usfprung im graueften Alterthum und im Orient, und wird baher, wol
Inzecht, von ber Moſaiſchen Schöpfungsgefchichte hergeleitet. Dagegen
itere Benennung ber Wochentage von einem aftcologifchen Aberglauben
Ptolemaͤiſche Weltordnung zählte nämlich 7 Planeten in der Orbnumg::
Supiter, Mars, Sonne, Venus, Merkur, Mond; und der Aber⸗
diefe Planeten hinter einander weg , jeden immer eine Stunde, regieren.
n alfo irgend einmal eine erfte Tagesſtunde mit dem Saturn an, ſo faͤllt
.„ wie man leicht flieht, dee Mars, umd auf die 25., oder erſte des andern
: Sonne (Sonntag); fo fortgehend, auf die erfte des nächften Tages der
.w. Man könnte auch annehmen, daß der Anfang mit ber Sonne, als
hmſten Planeten nad: Ptolemäifhen Begriffen, gemacht worben fei,
man gleich uͤberſieht, die nämlihe Ordnung noch ungejwungnten ber:
han iſt gleichbedeutend mit Odin, eine ber mädhtigften Gottheiten des
Man hat ihn auch von dem indifchen Buddha herleiten wollen. Die
Men und Thüringer verehrten namentlich den Wodan als ihren Kriege:
jene ſchwuren in dem Kampfe mit Karl d. Gr. ein feierlich«s Geluͤbde,
alle feindliche Gefangene zus opfern. (Vgl. Nordifhe Mythole-
: Mömer fanden ihren Mars in demſelben wieber.
bifahrtsausfchuß, Comite de salut public. Unter diefem Nas
eierte ber Berg, oder die Partei des Terrorismus (f. d.) im Natios
? (fe Frankreich) die Dictatur, melche bie Männer des Schreckens an
um die Bironbdiften (f. d.) und die gemäßigte Partei niederzufchmets
£ der Berg herrſche und bie Republik über ihre innern und dußern Feinde
Der richterliche ober vielmehr Henkersarm, welcher diefem anfangs
ter zwoͤlfkoͤpfigen Souverain blindlings gehorchte, war dad Revo lu⸗
zunal(ſ. d.). Der Wohlfahrtsausfhuß ward an der Stelle des kaum
Iten Comite de defense generale den 6. April 1793 errichtet und vom
aus deffen Mitte feine Mitglieder (karunter Danton, Bartere,
zewaͤhlt waren, mit unumfchräntter Vollmacht zu geheinsen Berath⸗
und zur Auffiche über die Miniſter verfeben ; nur nach eignem Ermeſ⸗
in jeder Hinficht für die Öffentliche Wohlfahrt forgen; baher ward ihm,
ate fpäter, auch das Recht exthrilt, Haftbefehle zu erlaffen. Die herr>
tei ging dabei von ber Anficht au, bag Frankreich, von Innen und
obt, nicht tie im Frieden (fo wollten es die Girondiſten) regiert, fon»
Zeiten des hoͤchſten Gefahr nur durch verzweifelte Mitul gerettet warı=
SB - Wohlfahrtsausfchuß
den könne. Als aber, nach dem Sturze der Gironde (K., 2. Jun
Berg nach dem Vorfchlage des Wohlfahrtsausſchuſſes erflärte, baf
zung Frankreichs nur aus 2 Parteien, Patrioten umd Feinden der Re
fiehe, und jene zur Verfolgung dieſer auffoberte, ba trat an die €
ſetzes das Schrecken. Bald nachher warb Nobespierre (f.d.) !
4793 Mitglied des Wohlfahrtsausſchuſſes, deffen Mitglieder anfan
ernannt, nun aber gewöhnlich wieder beflätigt wurden. Seitdem!
Ausſchuß bie Bergpartei, und durch biefe ben Convent. Als einzige
nem Verfahren erklärte Hobespierre: die Spannkraft ber Volksregi
volutionszuftanbe fei la vertu et la terreur! Bald fah dieſes U
politiſchem Wahnſinn in ſich allein jene Tugend (der Jakobiner) rei
darum trat er Ale zu Boden, die nicht dachten wie Er. Mit ihm
” nem Sinne arbeiteten im Wohlfahrtsausſchuſſe St.⸗Juſt, Couthon
Varennes, Collot d'Herbois und Herault de Sechelles. Nur Ca
ebenfalls Mitglieb des Wohlfahrtsausfchuffes , beſchraͤnkte ſich allein ı
Zeitung ber Heere, und überließ feinen Genoffen das innere, ohne
Mofregeln zu nehmen. Auf den Antrag jener Diänner warb die nei
einftweilen cufgehoben, und die revolutionnaire Regierung dem W
fhuffe vom Eonvente am 4. Dec. 1793 gefeglich übertragen. Mı
Wohlfahrtsausſchuß zu Richtern der Verdächtigen, in allem Gemeint
bie, aus den wildeſten Menſchen Revolutionsausfchüffe, beren Zat
flieg. Die legten noch übrigen Proceßformen wurben abgefchafft; a
traten Wahnſinn und Wuth, Grauſamkeit mit Thorheit gepaart, $
Verrath. Endlich erklärte fich der eine Zeitlang durch Robespierre ar
fahrtsausſchuſſe entfernte Danton gegen das muslofe Biutfoftem, um!
ſelbſt wiligte in die Verurtheilung ber Häuptlinge des parifer Poͤbe
1.794), unter welchen Hebert (f. d.) der Abſchaum ber Geſellſchaf
bald darauf ward auch Danton (5. April), nebft Herault de Sechelles
pierre geflürzt. Nun blieb diefer Wahnfinnige bis zum 28. Juli 17
Leben und Tod von 30 Mill. Menſchen. Eremannte Fonquien
(f. d.) zum Öffentlichen Anklaͤger. Die Befängniffe Häuften und fuͤl
Gefangenen wurden gemißhandelt, von Spionen verrathen und oh
gung verurtheilt; das Vermögen ber als verbächtig Werbafteten war
und die Guillotine kam nicht vom Plage. Auf gleiche Art wuͤtheten e
möächtigte des Wohlfahrtsausſchuſſes, vorzuͤglich Collot d’Herl
eier (f. d.) und Sof. le Bon in den Provinzen. Unter den zahlloſen E
diefe® Syſtems befanden ſich der edle Malcsherbes (f.d.) und
Lavoifier(f.d.). Endlich wurden die Diitglieber bes MWohlfahrtsau
die des Sicherheitsausfchuffes unter fi) uneins. KBeide hatten, je
unter ihren Gliedern. Dieſe und nicht Tallien führten eigentlich den |
herbei. Im Wohlfahrtsausfchuffe bildeten Robespierre, Couthen u
„gens de la haute main” eine Partei; bie zweite: Barrere, Billa
P’Heboiß „les gens revolutionnaires’4; die dritte: Carnot, Prie
„les gens d’examen”. Im Ausfchuffe der allgem. Sicherheit gehoͤl
Partei: Vadier, Amar, Jagot, Louis (du bas Rhin), Vonulland, ,
dition‘' genannt; die zweite: Danton, Lebas, „ecouteurs”; bie |
Bayle, Lapicomterie, Ele Lacofte, Dubarran, „les gens de eont
nannt. Robespierre wollte ben unbiegſamen Camot aus bem
ſchuſſe ausfloßen; dagegen arbeitete Billaub de Varennes an Mobespi
Nur Couthon, St.⸗Juſt, bie Jakobiner und der Geheimerath vom
noch an dem ‚Haupte der Demagogie. Als aber St.» Juft am 25. 3
fahrtsausſchuſſe, zum Heile des Staats” wirklich eine Dictatut vorfd
Wohlgemuth Wohnung 859
uRatiomalconuente Vadier, Collot d'Herbois, Billaud be Varennes, Cam⸗
and vorzuͤglich Tal lien (ſ. d.) und Freron gegen Robespierre; ber Dietator
Ba Anhang wurden geächtet, und Barrab's (f. d.) Sieg m 9. ——
Jali) führte am 28. Juli Robespierre, deſſen Bruder, St.⸗Juſt, C
ud, jafammen 105, auf das Blutgeräft. Der Sonvent erlangte jegt fein An
wieder; die Falobiner und die Anhänger des Terrorismus (la queue de Ro-
re) wurden vollends befiegt; zugleich gab ber Convent dem Wohlfahrtsaußs
dem Revolutionstribunale eine beſchraͤnktere Vollmacht und Einrich⸗
blutige Willkuͤr hoͤrte auf, und als die neue Verfaſſung den 28. Oct.
eine Directotialregierung (f. Directorium) einführte, loͤſte fich der Con⸗
uf, und in feinem fluchbelaſteten Grabe verſanken zugleich mit ihm die Res
n6regierung, das Schreckens ſyſtem und der Wohlſahrtsausſchuß. ©. „Me-
'inedits de Senart'' (Beneralfecret. des Wohlfahrtsausſchuſſes, ft. 1796)
Revelations puisees dans les cartons de salut public et de surete gene-
2. A., Paris 1824). Die „Mem. historiques de M. de la Bussiere”
ce's Geheimſchreiber) erzählen, wie finnzeich diefer employe au Comite de
ublie eine Dienge Verhaftete der Verurthejlung entzog. K.
Bohlgemuth (Midael), geb. in Nürnberg 1434, geft. daſelbſt 1519.
auch diefer Kuͤnſtler durch feine Werke weniger befannt wäre als er ed ift,
ent er doch ſchon als Lehrer bes noch berühmter gewordenen Albr. Dürer,
noch, als W. 82 J. alt war, malte, dankbar genannt zu werben. Zu fels
t war er ber beſte Maler Nürnbergs, weiches noch ein großes Altargemälde
w bat, das früher ber Auguflinerkicche gehörte, jegt In der bortigen Galerie
indet. Auch die zwickauer Hauptkirche hat Bilder von ihm; das bewun⸗
Bert von ihm aber befigt bie Stabt Schwabach) unweit Nuͤrnberg. Einige '
mach geglaubt, das jüngfte Bericht in Danzig fei von ihm. Auch die wiener
nee Galerien befigen ſchoͤne Werke von ihm. Und wenn auch die trockene,
g, die die beutfchen Kuͤnſtler jener Zeit alle haben, bei allen feinen
worwaltet, fo ift body der Farbenglanz, der Eräftige Charakter In allen Fi⸗
richtige ——— tion verſelben nicht genug zu rühmen. In Privat⸗ und
Sanmlungen wird inzwifchen Manches als fein Werk ausgegeben, ivas
folches zu erweiſen iſt. Wie die meiften feiner Zeitgenoſſen war er zugleich
und Kupferſtecher. Vorzuͤglich von ihm gefertigte Blätter in Holz⸗
enthaͤlt die 1493 erfchienene Chronik von Nürnberg.
Bohnung. Es ift einleuchtend, daß die Wohnung einen fehe großen Eins
f die Befunbheit der Dienfchen haben muß; denn auf der einen Seite vers
in bier die laͤngſte Zeit, und auf der andern Geite wird bei der Wahl und
zichtung der Wohnungen auf bie Umftände, welche ber Geſundheit ſchaͤdlich
glich find, gerade zulegt Rüdficht genommen. Überdies find auch bie Ums
Baer ſchaden, fo zahlteich, daß fie kaum alle zu vermeiden find, und eine
mg, welche gar keine Krankheitsurſachen enthält, kaum gefunden wird.
ollen hier diejenigen, welche am bäufigften vorlommen, kurz anführen.
Aßige Anhöhe, auf der fi) bie Wohnung befindet, ift nüglich, eine zu große
Ki. Wohnungen, bie fid) auf großen Ebenen befinden, find allen den
faltigen Veränderungen unterworfen, welche bier in der Luft, den Winden,
pben ꝛc. vorfihgeben. Befinden fich diefeiben in bichten Wäldern, fo ift
tguıg sicht frei, der Boden, ber immer feucht bleibt, ſchadet; am (häblich-
re find Sämpfe im der Nähe ber Häufer. Dee Aufmthalt am Meere wird
5 zufäßigen Urfachen ſchaͤdlich, am fich iſt er es nicht. Außer ben Übers
Par‘ machen auch Erdbeben und Schneelauinen manche Wohnung ſehr
ch. Die Städte werden durch hohe Mauern, welche fie umgeben, enge
be gepflafteste Straßen, durch Unreinlichkeit auf benfelben, durch die Aut«
—
360 Wolwoda Wolcott
duͤnſtungen, welche manche Handwerke und Manufacturen veranlaſſen
Kirchhoͤfe, welche ſich in der Mitte derſelben befinden, ungeſund. Die €
‚welchen die Haͤuſer gebaut werden, find bisweilen fo beſchaffen, daß fü
tigkeit der Atmofphäre anziehen und die Wohnung feucht und fühl mad
ift eine ſehr beträchtliche Höhe der Häufer theils dadurch ſchaͤdlich, daß fi
zug auf den Straßen befchräntt, und den Zugang der Somnenſtrah
len Gemaͤchern verhindert, theil6 dadurch, daß das Häufige Teeppenſt
Menſchen beſchwerlich und nadıtheilig ift. Schlechtgebaute Keller ver:
Scheintod der Eintretenden, wenn ber Luftzug in benfelben fehlt; <
Zimmern find bie Senfler bald zu Elein, bald find fie fo geſtellt, daß
fhädliche Folgen hat. Manche Häufer find durch Rauch, der ſich:
bäuft, durdy den Geruch, den die Abtritte verurfadhen, unangenehm
lid. Jedes neuerbaute Haus ift fo feucht, und bie verfsbiedenen Bau
verbreiten fo üble Dünfte, daß der Aufenthalt in demfelben bedenttic
Endlich aber ift eine vorzüglich reichhaltige Quelle vieler Krankheiten
Luft, welche theilß durch die Überfüllung der Wohnungen von Menf
durch Unreinlichkeit jeder Art erzeugt wird.
Woiwoda, ein flamifdes Wort, das fo viel als Heerführer
(dux belli) bedeutet, und aus den beiden flawifhen Worten Woi, Zrı
Wodit', anführen, zufammengefest iſt. Die Sürften ber Walachei u
hießen ehemals Woiwoden, ehe fie von den griech. Kaifern, mit dena
ger Verbindung waren (1439), den Zitel Defpoten erhielten, an deſſ
nachher den Titel Hospodar, fo viel al6 Here, annahmen. Sept heist
der tuͤrkiſche Pachter der Abgaben eines Bezirks. Im ehemaligen Koͤn
len nannte man Woimoden die Statthalter in ben Landfdyaften (
ſchaften), in welche das Meich eingetheilt war. Sie verwalteten bie S
geſchaͤfte, Juſtiz und Polizei, und machten die erſte Claſſe der weltiic
fiände aus. Wenn in Kriegszeiten ein Aufgebot des Adels ftattfand, fo
Woiwode ben Abel feiner Woiwodſchaft in das Feld.
Molcott (Sohn). Diefer u.d.N. DeterPindar bekannte
Dichter, geb. 1738 zu Dobbrode, einem Dorfe in Devonfhire und
Kingsbridge und Bodnim, ſtudirte bei feinem Oheim, einem Wundarz
theker zu Fowey in Cornwall, mit Eifer die Apotheker⸗ und Arzneiku
her letztern er ſich noch in Londons Krankenhaͤuſern ausbilbete, um |
Heimath fie ſelbſt zu üben. Doch trieb er nebenher Poeſie und Zeichnen
W. Tkelawney, ein Verwandter von ihm, 1768 Gouverneur von J
worden war, begab er fich in deffen Gefolge dahin. Während das Ed
deira anhielt, fchrieb er einige feiner beiten Sonette, eine Schilderung
ſchoͤnheiten diefer Infel entbaltend. Auf Jamaica übte er die Kunſt
arztes, und wurde vom Gouverneur zum Phyſikus ernannt, der ibı
Doctordiplom aus Schottland verfchaffte. Faſt wire er für inımer in
geblieben, denn nachdem er einige Zeit das Amt eines Pfarrers durch gei
träge und Leitung des Unterrichts auf der Juſel vesfehen hatte, mwünfe
Pflanzer für beftäntig in diefer Stelle zu behalten; aber der Biſchof
gab die Erlaubniß nicht dazu. Da nun ber Gouverneur flach, kehri
England zurüd, und lieg ſich ald Arzt zu Truro nieder; allein hier gerie
ſeines Hauges zur Satvre mit mehren Leuten in der Nachbarfchaft in ur
Verhaͤltniſſe. Dies, und daß er nach dem Tode feines Oheims ein ı
Einkommen erbte, beflimmte ihn, ſich mehr ſeiner Neigung jur Did
zum Zeichnen zu überlaffen. Ce nahm ſich des fpäterhin ale Dialer m
ber Bönigl. Kladersie bekannt gewordenen Sohn Opie an, und fepte it
un Unterricht in don Stand, bald als Portenitmaler reifen zu eöunen. |
Wole Wolf (Chriſtian, Freiherr v.) 861
London, wo feine literariſchen Beſchaͤftigungen bald eine Quelle reiche
‚8 für ihn wurden, denn feine ſatyriſchen Schriften las man allgemein
Zergnügen. Nur fand man daran auszuſetzen, baß fie nicht felten bem
fland verlegten, und zu oft gegen Perfonen von wahren Verdienſten
sen. Nachdem einige Streitigkeiten mit den Verlegern feiner Werke,
Beibrente,, die ex fich von ihnen bebungen hatte, befeitigt waren ‚ befarke
e mit W. Gifford, der ihn in feiner „Baviade” und „Mäviade” hart
n hatte, umd die ſich mit einer Prügelei zwiſchen Beiden endigte. Spaͤ⸗
ı ee Händel andser Art mit dem Ehemanne einer jungen Frau, ber er
der Kunſt fcenifcher Darftellung gegeben hatte. Indeſſen wurde biefe
it mit einigen Zeitungsartikeln abgethan. Nachdem er das Geſicht ver⸗
er 1819 zu Sommers » Tomn 81 J. alt. Die Anzahl feiner Schriften
- 1813 ift ſehr anfehnlih. Eine, jedoch nicht Alles enthaltende, Ausg.
2. Sie gibt in der Einleitung feine Lebensgeſchichte kurz ſtizirt. Mehr
km Schriften f. in den „Zeitgenoffen‘‘, XXIV.
:, der ſchuͤtzende Geiſt der Erde, die uralte Seherin. Von ihr peife
ji ber Edda Voluſpa, das Geſicht ber Wole.
(Chriftian, Freih. v.), Kanzler der Univerfität Dale, ein berühmter
ilsſoph und Mathematiker, warb 1679 zu Breslau geb. Sein Vater,
‚bemittelter, aber gebildeter Handwerker, wendete Alle an, um fels
‚ der frühzeitig vortreffliche Anlagen zeigte, eine gute Erziehung m -
rhielt den erſten Unterricht auf dem Gymnaſium zu Breslau, und ging
fena, um Theologie zu fiudiren. Doc waren Mathematik und Phi⸗
Lieblingswiſſenſchaften, mit denen ex fich faſt ausfchließend beſchaͤf⸗
wtefius’s u. Tſchirnhauſen's Schriften machte er fi) vor allen befannt.
Entſchluß, fich dem akademiſchen Leben zu wibmen, habilitierte ſich
paig durch eine Disputation („De philosophia praetioa universali,
hematica eonscripta‘), die eine fehr günflige Meinung für ihn
b hielt mathematifche und philofophifche Vorleſungen, die häufig bes
k Durch verfchhiedene Werke, bie er über einzelne Theile ber Mathe⸗
gab, murbe fein Name auch im Auslande rühmlich bekannt. Als der
5chweden in Sachſen (1706) auch ihn von Leipzig entfernte, erhielt er
I Empfehlung (1707) den Ruf als Prof. der Mathematik und Ras
bie Univerfität Halle. Hier erwarb er fich durch feine ſyſtematiſche
‚, fowie durdy mehre mathematifche Schriften, großen Ruhm. Die
und Beflimmtheit ber Begriffe und Lehrfäge in feinen mathemati⸗
gen war etwas bis dahin ganz Ungewoͤhnliches. Daher kam es, daß
pbie, bie er, nad) dieſer Methode bearbeitet, herausgab, allgemeinen
fi) ſchnell durch Deutfcyland verbreitete, und man anfing, diefe Dies
if andre Wiffenfchaften, nicht felten mit Übertreibung und Pedanterie,
1. W. wurde jedoch von feinen Collegen in Halle, beſonders von den»
\ogen, weldye ben damals überhandnehmenden Pietismus begünfligs
m Brundfägen feine philofophifche Denkart zuwider war, heftig ans
einen Beligionsverächter und Irrlehrer erklärt, und bei der Regierung
last. Durch eine Gabinetsorbre des Könige Friedrich Wilhelm, -
1723, ward er feiner Stelle entfegt, umb ihm unter Andrehung
: (des Stranges) befohlen, Halle in 24 Stunden, und in 2 Tagen
taaten zu verlaflen. Cr fand in Kaffel günftige Aufnahme, und bei
2 zu Marburg eine ehrenvolle Anftelung. Der Streit über fein phis
Spftem ward num allgemeiner, und faft ganı Deutfchland nahm Partez
z ihn. Indeſſen erhielt er aus dem Auslande viele Ehrenbeseigungen
afte Anträge, welche legtere er aber ebenfo ablehnte, wie ben Wax-
862 Wolf (Friedrich Auguft)
ſchlag, nach Halle zuruͤckzukehren, obgleich ber Proceß wider fee Ph
eine in Berlin eigens dazu niebergefegte Commiſſion zu feiner voͤlligen
entſchieden worden war. Erſt 1740, ale —— II., der ihn in
Thron beftiegen hatte, ging ex als Seheimerrath, Bicefanzler ber
Prof. des Natur» und Voͤlkerrechts nach Halle zurkd. 1743 heile ‘
Stelle, Kanzler ber Univerfität, und 1745 erhob ihn ber Kurfür
während des Reichsvicariats, in den Freiherruſtand. W. ſah fei
durch ganz Deutfchland und einen großen Theil Europas verbreitet,
zählige Schüler; aber er überlebte feinen Ruhm als akademiſcher
die Zahl feiner Zuhörer verminderte ſich in den legten Zeiten bedeutı
1754, 1m 76. 3. feines Alters. — W. hat unleugbares Verbienfl
fophie. Er hat fie zwar nicht mit großen und glänzenden Erfindu
aber die Aufmerkſamkeit vornehmlich auf bie ſyſtematiſche Methode |
firenge mathematiſche Methode brachte Ordnung, Licht und Gran
Ganze der Wiſſenſchaft, aber deckte auch, je meht fie angewendet wın
chen biefer Lehre um fo fichibarer auf. Daß diefe Methode in der Fı
hen Köpfen gemißbraucht wurde, kann ihm nicht als Schulb anger
Er machte fi) vorzüglich Leibnitz's Hypotheſen und Grundfäge zu
. fie weiter aus und popularificte fie. Durch bie Dienge feiner zum 2
ſchriebenen Schriften, und durch die große Zahl feiner Zuhörer, hat
audgebreiteten, und bei dem damals ſich regenden Pietismus und D
gleich ſehr wohlthätigen Einfluß atıf fein Zeitalter. Auch um die de
hatte es wefentliche Verdienſte. Ex entwickelte ihren Reichthum fir
Begriffe und fchrieb rein und verſtaͤndlich in berfelben. Die Kant'ſd
den Dogmatismus dieſer Methode gänzlich.
Wolf (Friedrich Auguft), der anerfannt größte Philolog feh
geb. am 15. Febr. 1759 zu Haynrobe, einem Kirchdorfe der Graffd
umwelt Rorbhaufen. Sein Vater war Santor und Organift bes D
Lehrer an der Jungfrauenfchule ber ebengenamten ehemaligen frei
Bis zum 7. Jahre warb W. von der geiftreichen Mutter mit großer
gen, und vom Water — als Elementarlehrer, beſonders in Sprach
von nicht gewöhnlichen Verdienſten — mit größter Strenge umterrid
hierauf das norbhäufer Bunmafium. Während ber Schuljahre wol
der Rector Hake, naͤchſt dem Water ber Erſte, durch welchen ex Lie
lichen Studium ber alten Sprachen gewann, und ber Muſikdirecto
welcher ihn dem Studium ber neuern Sprachen umb Literatur
weiſten auf die Entwidelung feiner Talente. Legterer, in DRanm vo
fen Anlagen, hielt das Studium der neuern Sprachen bei einige
alten für fo leicht, daß er feinem begierigen Schüler je ein Woͤrterl
Monate lieh, als welche Friſt hinzeiche, ſich die nöthige Woͤrtermer
wendiglernen und Abfchreiben anzueignen. Unter ber Anleitung dief
Hand bei W. die ihm vorherrfchend gebliebene Neigung zur Autodi
Gewohnheit, immer nur Eins und das mit größter Anſtrengung zu t
auf der Schule verglich er auf feinem Stübdjen bie alten und neuen |
fi sine vergleichende Grammatik anzulegen. Noch vor ſeinem Ab
derſitaͤt hatte W. die bedeutendſten Autoren der Alten, wie ber Framzo
Spanier und Engländer, zum Theil wenigftens gelefen. — ZurS
Vater ganz befonders an, unb nachdem ex ben Sohn ei ui
länglid, vorbereitet glaubte, übergab er ihn dem Unterrichte des gelehr
Schröter, welcher ihn zwar durch die Belanntfchaft mit dem Gchei
über Muſik fehr — aber ihn auch mit Mathematiſchern nart
Der Schüler, wie fpätex der Dann, durchaus abgensigt war, W. 1
Wolf (Friedrich Anguſt) 368
Hs Erholung; er fang mit im Stadtchore, übte mehre Inſtrumente und com⸗
Ne Heinere Stuͤcke; der Wunſch des Waters aber, Muſik zum Hauptſtudium
e beiden Söhne zu machen, warb nur durch den jüngern, Georg Friedrich,
I, weicher fich fpäterhin, ſchon im 21. Lebensjahre, durch feine „Clavierſchule
Ramen in diefem Fach erwarb. Dieſe vom Vater mit den Söhnen wol zu
Jeteiebene Paͤdomathie ſchwaͤchte jedoch des Knaben Körper, der fonft ſehr
Im werben ſchien. Nach Antritt des 19. J. 1777, bezog W. die Hochſchule
Bingen, mit bem feſten Vorſatze, ausſchließlich nur Philologie zu ſtudiren.
hilologiae studiosus” wie er in der Matrikel genannt zu werden bat, war,
zals durchaus ungewöhnlich, fogar dem Philologen Heyne dermaßen aufs
, daß man Bedenken trug, ihm zu mwillfahren; W. aber ließ ſich nicht davon
m, und war nicht zu bewegen, ſich als Zheologen einfchreiben zu laffen.
Inte, jedoch hoͤchſt unregelmäßig, weil das Selbftudiren ihn fehr verwöhnt hatte,
rer, Schloͤzer, Michaelis, Feder, Meiners und Henne. Diefem legten
mögenden und höchftachtbaren Manne empfahl fich W. indef weder durch ſei⸗
ringen Collegienbeſuch, noch durch die ſcheinbare Unregelmaͤßigkeit feiner Stu⸗
ſodaß ihn Heyne von ſeinem Collegium uͤber Pindar, wozu W. ſich meldete,
ei, als dazu wol wenig geeignet. übrigens lebte IB. bis Michaelis 1779
fingen ſehr glücklich (beſonders durch ben ihn geſtatteten freiern Gebrauch
Aliothek), obgleich ſonſt einſam, Wenigen bekannt und nur mit Einigen vers
Sein leidenſchaftliches Studiren warf ihn zu Goͤttingen 2 Mal in lebens⸗
he Krankheiten, aus denen ihn Baldinger rettete. Neben ſeinen Studien
mehren ihm empfohlenen Studenten Unterricht im Griechiſchen und in
Sprachen, befonders im Einglifchen , zu welchem Behuf er Shakſpeare's
beth mit erklaͤrenden Noten (Göttingen 1778) herausgab. Bon Heyne
B. fich fo fern, daß er auch nicht einmal eine Stelle in deſſen philologifchens
riur ſuchte, ſo wuͤnſchenswerth ihm ſolche in oͤkonomiſcher Hinſicht ge⸗
ke. Um ſich jedoch dem einflußreichen Manne auch zunftmaͤßig zu em⸗
u legte er ihm kurz vor feinem Abgehen von der Hochſchule 1779 in einem
Bine abweichenden Gedanken über Homer vor, welche Heyne indeß beharr⸗
zeremtoriſch abwies. 1779 ging W., von Heyne nicht eben aus wohl»
Ber Theilnahme dazu. veranlaft, als außerordentlicher Lehrer an das damals
Padagogium nach Ilfeld. Hier blieb er bie zum Frühling 1782, fleißig
und Lehren. Won hieraus machte er fich zuerſt der philologifchen Welt
durch feine Ausg. des Platonifchen „Gaſtmahls“, mit deutichen Noten,
æ Inhaltsuͤberficht und Einleitung, deren Ton, Styl, Art und Kunft ihm
Bifalt der Sebildeten, namentlich auch des preuß. Miniſters v. Zedlig, erwarb,
Ben W. es ganz eigentlich dabei abgefehen hatte, den Blick fchon damals
ke preuß. Hochfchule gerichtet, benn der Name Friedrich II. Klang Ihm ſuͤß im
been. Auf den Grund fehr genial behandelter Probelectionen ward er 1782
Bector ber Stadtſchule zu Ofterode am Harz ermählt, wohin er, nachdem er
3 Iifeld feine Hochzeit gefeiert hatte, im Srühlinge deff. 3. abging. Schon
J. 3. erhielt er, der kaum fein 24. Lebensjahr angetreten hatte, einen gedop⸗
Ruf, als Director des Gymnaſiums nad) Sera, mit 700 Thle. Gehalt,
u Dalle als ord. Prof. der Philofophie, beſonders der Paͤdagogik, und als
be des paͤdagogiſchen Inſtituts ber bortigen Hochſchule, an Zrapp’s Stelle,
ers Behalt von 300 Thlr. Des geringern Gehalts ungeachtet, 309 er dens
auf Semler's Rath, den Ruf nad Halle vor, weil er Ihm einen größern
ugskreis eröffnete. Im April 1783 ging er nad) Halle. Sn den erften Jah⸗
te W. hier einen ſchlimmen Stand. Der geringe Gehalt und die übermäßige
ogit machten ihm viel zu [haffen. Sein Hörfaal blieb leer, weil er auf dem
chie wenigſtens einen hoͤhern Ton angab als auf der ofteriber Schaue ı In
864 Ä Wolf (Friedrich Augufl)
Streben auf firengere philologiſche Studien ward von dem durch die p
Meifter arg verwähnten Studenten wenig begeiffen. Es gelang ihm in!
ter dem Beiftande des Miniſters v. Zedlis, das ihm untergebene paͤda
flitut in ein philologiſches Seminartum umzuwandeln; er ſtimmte fü
herab , die Studenten gleichwie ofteröber Schüler betzachtend, ward nu
und erhielt großen Zulauf. Erſt in den legten 10 I. feines Profeffoi
ging er in den erften höhern Ton zuruͤck. Als akademiſcher Lehrer gin
eignen Weg, den Grundſatz verfolgend,, daß das claffifhe Alterthumz I
Vorbild eines auf den edelſten und größten Ideen beruhenden äffentlid
vatlebens betrachtet, und fo als Bildungsmittel auf Hochſchulen be
möüffe. Er machte ſichs zur Hauptaufgabe feines Amts: bie Univ:
zum Mittelpuntte des umfaflendern philologifyen Studiums zu made
laͤndiſchen Schulen tüchtige, gründlichgebildete Lehrer und Vorſteher
und das Schulwefen mo moͤglich für immer von ber wiſſenſchaftelnden
Dädagogen zu befreien. Sich ale Schriftſteller zu zeigen, wie bie:
Lehrer es für ihren vorzüglidyen Beruf zu halten pflegen, war ihm b
Nebenſache; er wollte nicht Schriftfieller, fondern nur Lehrer fein.
vielleicht beifpiellofen Thätigkeit als Lehrer mag hier nur das angeführt
er, waͤhrend ber 23 Fahre feines Profefforats zu Dale, über 50 ve
haltreiche Gollegien gelefen hat, die bedeutenden Übungen und Wor
lologiſchen Seminarium ungerechnet. Nur zum Behuf einer mothole
lefung beforgte er gleich (1784) einen neuen Abdruck der Hefiodifchen ,
mit Vorrede und einer Art von Sommentar aus den gehaltenen Vorle
erfte und einzige Mal, daß er ein Collegium mit einer fhriftflellerife
Verbindung feste. In der Votrede erkennt man ſchon aus den vor
worfenen wenigen Worten bie ganze Betrachtungsart ber aͤlteſten Bei
fpäter in den Prolegomenen zum Domer vorgetragen. Gchwerlid) ı
Fünglinge feines damaligen Alters mit folchen Ideen fo lange an ſich
fie fo oft und vielfach durchgeprüft haben, ehe fie an öffentliche Beka
denken mochten. Überall aber war fein Beſtreben, die Kränze des R
zu hängen. Erwuͤnſcht kam ihm zu berfelben Zeit die von der halliſe
haus buchhandlung ihm bargebotene Gelegenheit, einen Abdrud ber
mer's nach der glasgowſchen Ausgabe zu beforgen; er laß feitbem 6
ganzen Homer. 1792 erſchien feine Bearbeitung der Demofthenifcyer
Leptines, welche durch vollendete Latinität, Reichhaltigkeit der Einlı
ſterhaften Gommentar und ſcharfſinnige Berichtigungen bed Textes fei
großes Gewicht gab. Ihr folgte 1795 der 1. Th. feiner „„Prolegome
mer”, in welchem ex feine Anfichten von der alten, urſpruͤnglichen Form
und „Odyſſee“, ihrer manntgfachen Schickſale und von dem erfprießiii
auf welchem fie wieberherzuftellen fein dürfte, ausfpricht; mit feltenen
begründend , geiftreich überredend und mit geoßer Gelehrfamkeit den 2
gend, daß „Ilias“ u. „Odyfſee“, ſowie wie fie haben, nicht das Wert £
dern mehrer Homerifhher Rhapfoden fein. Das Bud, madhte dur:
gebildete Europa unenbliche® Auffchen, erregte vielfeitigen Streit ur
wichtigften hiſtoriſchen, antiquarifchen und kritifchen Unterfuchungen aı
So willkommen indeß dem Verf. Widerfprudy war, wenn die Ange
Durch meiter gebracht wurde, fo widerlich war ihm die hier und da ver!
ßerung mehrer Gelehrten: daß ihnen über „Ilias“ u. „Odyfſſee“ fdyom .
Gebanken vor der Seele geſchwebt hätten. Sie fäumten auch nicht,
nun alsbald in der Taghelle ber Wolffchen Demonftration auf ihre
weiter zu träumen, nicht ohne wunderliche Seitenblide auf W.’e 9
Priorität, Die Steeitigkiiten, welche ihm daraus mit einigen ſolchen n
Wolf (Friedrich) Auguft) 865
Ropheten erwuchſen, find befannt; unter Leitern fuchte Henne fich auch noch
der Hanb das Anfehen zu verfchaffen, als fei Ex, zu befien Füßen W. gefeffen,
Auele, aus welcher diefer gefchöpft habe. Dies veranlakte die geiffreichen
wfe an Heyne“, von denen bie 3 erſten als trefflihe Muſter gelehrter Poles
unb feiner Ironie betrachtet werben. 1801. legte TB. das Eritifche Meſſer
hee Reden Gicero’8, beweiſend, daß fie unecht, ale blofe Declamiruͤbun⸗
pıfehen und des großen Mebners unmürbig feien. 1802 erfchien feine Ausg.
paston.. Nachdem IB. 1796 einen Ruf nach Leyden, 1798 nad) Kopenha⸗
As Dberdirector aller hoͤhern Schulen, und 1805 nad Münden abges
hatte, ward er, mit bedeutender Gehaltsvermehrung, zum koͤnigl. preuf.
arathe ernannt. Während er mit feiner neuen Recenfion ber Homerifchen
befhyäftigt war (1804— 7), ward die Hochſchule zu Halle aufgehoben. W.,
Einfommens und, was ihn tiefer ſchmerzte, feines in jeder Ruͤckſicht gefegnes
duhls beraubt, ohne Vermögen und zum Erwerb durch Buͤchermachen
ſchwierig als unluftig, fah fich in einer fehr brüdenden Lage. 1807 ging
Beſuch nady Berlin, wo er zu bleiben veranlaft ward, um bort in ber unges
Atkademie der MWiffenfchaften thätig zu fein. Mehr al einen in diefer Zeit
gelangten auswaͤrtigen Ruf lehnte er ab, da fein Dionardh ihm aus der Ferne
zficherung zugehen lief, daß alle mögliche Sorge für ihn getragen werben
a ihn dem Vaterlande zu erhalten. An ber Stiftung und Einrichtung der
hale zu Berlin nahm W. mit Rath und That den lebhafteſten Antheil. Für
wünfchte er die Oberaufficht der ſaͤmmtlichen berlinifchen Schulen und bie
Direction eines neuen von ihm einzurichtenden philologifhhen Semina⸗
in organifcher Verbindung mit den Gymnaſien und der Hochfchule der
‚ wozu er vortreftliche Vorfchläge und Anfichten eingereicht hat. Sein
unfch jedoch war: von allem Geſchaͤftthum, mas ihm Zeit und Kraft zum
ſchmaͤlern Eönnte, moͤglichſt befreit zu bleiben. Da ihm bie® nicht genügend
wurde, blieb er nur kurze Zeit im eigentlichen Staatsdienſte, als Director
Jehaftlichen Deputation und als Mitglied der Section für den öffentlichen
ht, im Miniſterium des Innern. Er trat bald ganz aus dem Gefchäfteles
ſich loſsſagend aud) von den regelmäßigen Arbeiten eines ordentlichen
4 der Akademie und eines ordentlichen Prof. der Univerfität, nur das
Wi vorbehaltend zu freien Vorlefungen auf der Univerfität, als Ehrenmits
fe Akademie. Der ihm feit 1807 gewordenen leibigen Muße verdanken wir
a bie unvergleichliche ‚„„Darftelung der Alterthumswiffenfhaft” und
fo geift = als kunſtreichen Überfegungen aus Horaz, Homer und Arifiophas
Die „„Analekten‘, eine der gehaltvollſten Zeitfchriften, brach er plöglich ab,
J ſeitdem Nichte mehr drucken, um nicht auch dem hereingebrochenen Cenſur⸗
Ra zz verfällen. Eine in den legtern Fahren oft wiederkehrende Kraͤnklichkeit,
ng fein Arzt nur vom waͤrmern Himmel des füblichen Frankreichs ers
ke, gab ihm den Entſchluß ein, dorthin zu reifen. Er verließ im April 1824
ı und kam, hoͤchſt erfhöpft durch die nur zu ungeduldig beeilte Reife, im
R Diar'eille an, wo ein heftiger, nicht ganz unverfchuldeter Lungenkatarrh
uber feines Lebens am 8. Aug. zerriß. Der clafiifche Boden der uralten
Kia birgt nun bie Reſte bes beutfchen Mannes, der die Philologie zuerft zur
ichaft und Kunfl erhob. — MW. binterläßt außer feinen lat. und beutfchen
ten, in denen er fich als fchöpferifchen Meifter in faft allen philologiſchen
Unen erweift, zahlreiche Schüler, welche die von ihm gefliftete preiswuͤrdige
e des ferien, von keinem Meifter abhängigen Selbftftudiums fortfegen wer⸗
kreng darauf bedacht, daß fie nimmer in eine Schule für —aner außarte,
ie feines Namentvetters, des hallifchen Philofophen. Die treue Anhaͤng⸗
t amd Liebe ber Mehrzahl feiner Schüler erfreute den Abend feines Lebens
800 Wolf (Arnoldine) Wolfe
amd enthob ihn dem Unmuthe, welchen ihm einige Schüler, und zw
fonft gerade am nächften geſtanden, dadurch erregten, daß fie, fiber d
einer durch Ihn gewonnenen Selbftändigkeit, bie Pietät gegen den vite
ter und Freund vergaßen. W.'s hohes, geiftreiches Antlig wird di
Friedrich Tieck zu verfchiebenen Zeiten gelieferte Marmorbüften von hd
lichkeit auf die Nachwelt kommen. Ein Schüler W.’s, Prof. Haı
Gymmaſium zu Baſel, fchrieb: ‚Erinnerungen an Friebrich Augı
(Bafel 1825).
Wolf (Amoldine), geb. zu Kaſſel am 21. San. 1769, Zeche
rungsprocurators Weiffel zu Kaſſel und Syndicus der Univerfität Mart
aber fchon im 4. Jahre verlor. Die Mutter forgte defto eifriger fuͤr eine
bung ihrer & Kinder. Im 12. J. wurde fie einer geſchickten Erzieherin
Schon in ihrem 15. 3. verlangten fie der Hofrath Schlözer in Göttin
Hofrath Witthof in Duisburg als Erzieherin ihrer Töchter ; allein bie 9
fie zu diefem wichtigen Gefchäfte noch für zu jung. Im 18. J. wurd
ſchrecklichen Krankheit Seabies humida befallen, und ſeitdem lebte fie ;
lang faft ohne Schlaf. Mitten im hoͤchſten Grade der Schmerzen fang
Altes, was ihr nur in das Gedaͤchtniß kam, darauf bichtete fie aus dı
ein Lied; fo folgten noch 5 andre, die fie in fhlaflofen Nächten verferti,
beförberte ein Sreund 1788 zum Drude, und e6 mußte bald eine zweite
ftaltet werben. Ganz entkräftet fiet fie nad) 6 Monaten in eine Art von
und behiele Nichts ale das Gehör und das Bewußtſein, mit der Furcht
graben zu werden. Nach 4 Wochen fing fie an, fich zur beffem und erhielt
Gefundheit wieber. Im 23. 3. heirathete fie den Bergrath Georg Fei
in Schmalkalden, mit dem fie 9 Kinder zeugte, und flarb am 5. Maͤtz 1
zelne Gedichte von ihr flehen im „Morgenblatt“, in den „Erholung:
„Keauenzimmerzeitung” u. in andern Zeitfchtiften. „Gedichte der Arm
"mit ihrer für die pſychiſche Kenntniß des Menſchen fehr widjtigen Kı
ſchichte, gab Dr. Wiß zu Schmalkalden 1817 heraus.
MWolfdietrich, f. Heldenbud.
Wolfe (James), ein befonder& durch feinen Helbentod beruͤhmt
englifcher General. Srühzeitig durch geoße militairiſche Talente ausgezei
er in dem Kriege, der 1754 zwifchen England und Frankreich wegen G
Reiten in Nordamerika ausbrady, zum Generalmajor befördert, und er
den Oberbefehl eines befonbern engl. Armeecorps von ungefähr 7000 9
beftimmt war, ben Scanzofen Canada zu entreißen. Es kam dabei vcı
die Eroberung von Quebeck, der Hauptftabt diefer Provinz, an. Die:
unter Admiral Saunders, auf weicher fi) IB. mit feinem Gorp® befü
zwar In dieſer Abficht den St.⸗Lorenzfluß hinauf, aber die erſten Werfurd
länder, zu landen und bie Franzoſen anzugreifen, ſchlugen fehl, und
Anftrengungen und Kummer über das Miflingen feiner Unternehmä
angegriffen, fiel in eine Krankheit. Als er wiederhergeſtellt war, gel
(Juli 1759), auf der öftlihen Seite von Quebeck zu landen. Da abıı
Heerführer, Marquis Montcalm, fich in einer feſten Stellung smifc«
ländern und der Stabt befand, und der Angriff auf die legtere dadurch
wurde, änderte. W. feinen Plan, ſchiffte fein Corps wieder ein und
demfelben (12. Sept.) im Weften von Quebed, ohne daß die Franze
mutben und verhindern konnten. Montcalm war num genöthig!
Stadt zu fihern, ben Engländern am folgenden Tage eine Schlacht
Das Traffen mar fehr hitzig, und von beiden Seiten warb mit gleichem
fochten. Auf welcher Seite bie überlegnere Anzahl von Truppen ober
Verluſt geweſen, ift aus den fich widerfprechenden Berichten nicht mit
Wolff (‚Herr und Frau) 867
buunehmen. Die Franzoſen mußten das Selb raͤumen. Beide Heerführer
u toͤbtlich verwundet und mußten aus dem Treffen gebracht werben. Auch
üben Stellvertreter wurden verwundet. IB. war in den legten Augenbliden
nicht um fi), ſondern bloß um den Ausgang ber Schlacht beforgt. -
keit erkundigte er fi) danach, und als man ihm die Nachricht brachte,
5* gaͤnzlich geſchlagen waͤren und von allen Seiten wichen, ſagte er:
nu Ich zufrieden‘, und wenige Augenblicke nachher verfchied er. Die Kolgen
ht waren fehr wichtig. Die Franzoſen verfäumten, wiber des flerbenben
6 Roth, Verftärkungen anſichzuziehen, zogen fich zu weit zuruͤck, und
die Stadt Quebed ihrem Schickſale, die, auch durch das Feuer ber engl.
Ieeingfligt, 4 Tage nach ber Schlacht auf ehrenvolle Bedingungen fich ers
Engländer eroberten nachher ganz Canada, das ihnen im parifer Frieden
— ®. war erſt 35 J. alt, und hatte fih, ohne mächtige Verbindung,
h fein Verdienſt emporgefhwungen. Sein Leichnam wurde nad England
hub in der Weftminflerabtei beigefegt, wo man dem Helben ein prächtige®
B errichtete. — Seine legten Augenblicke find durch ein ſchoͤnes, wol allges
—— (einen gelungenen Kupferſtich von Will. Woollett nach
des trefflichen Malers Benj. Weſt) verewigt worden.
V f „Che und Frau), beutfche Scyaufpieler, Mitglieder bes berliner
Die Kunſt des dramatifchen Kuͤnſtlers wird um fo ſchwieriger, je weiter
„ ber er angehört, in ihrer äfthetifchen Bildumg fortfchreitet. Wo man
mit Nachahmung der gewöhnlichen, Allen leicht erkenntlichen Wirklich⸗
gte, amd mit gewiffen allgemeinen Darflelungsformen zuftieben war, ba
fpäter ideale Bilder erbliden und in dem Darſteller einen wahren Seelen»
Man will, was die Phantafie bes Dichters gefchaffen hat, nicht
a und Geiſt deſſelben vollkommen wiedergegeben fehen, fonbern man
par vom Schaufpieler verlangen zu koͤnnen, daß er bie Fehler des Dichter®
mb feine Dichtung, wo fie mangelhaft erfcheint, vollende und verklaͤre.
nicht nur Bildung bes Geiſtes und ber Sitten, fondern auch mannig>
fe und Geſchicklichkeiten erfobert werden, welche fich nicht wie bie
Antonio im „Zaffo” meint, bequem und mit Spazierengehen verbienen
tet wol Jedem ein; denn wie will dee Schaufpieler fich in Zeiten ver⸗
Be er nicht durch die Geſchichte kennt, wie fi) dad Sein und Weſen von
auch nur auf Augenblicke aneignen Eönnen, deren inneres Leben dem feis
Seine Weiſe entfpriht? Mit Recht genießt alfo der dramatiſche Kuͤnſtler,
a Ideal fich nähert oder nachftrebt, einer hohen Achtung ; denn er if
Red bloß ein dienendes Werkzeug eines hoͤhern Genius (bes Dichter), ſon⸗
Midyafferdber Geiſt, in gewiſſen Schranken unabhängiger Bilbner. Daß
ferpaar,, von dem wir bier fprechen, in diefe Glaffe gehöre, barlıber iſt
in Zeitgenoffen nur Eine Stimme, und fo verdient auch fein Name der Nach⸗
Vewahrt zu werden. — Pius Alerander MW. wurde, fo viel ung bes
wuorben, 1782 im Kreife einer gebilbeten Familie zu Augsburg geboren,
ia Schauſpieler erzogen, fondern für den Stand bes Gelehrten beflimmt.
hatte er ſich auch diejenigen Kenntniffe früh zu erwerben gefucht, welche dieſe
wung erfoberte, und die ihm auch auf feiner fpäter eingefchlagenen Laufbahn
6 wurden. Mit lebhafter Phantafie, tiefem Gefühl, finnendem Ernſte,
leobachtungegabe und einem fcharfen Blick des Geiſtes außgerüftet, dabei
gt von einer mehr feingebilbeten als ſtarken und Eräftigen Geſtalt, und
—— des Gefuͤhls und des Gedankens leicht und ungezwungen
Organe, ſchien er zum darſtellenden Kuͤnſtler gleichſam von der Na⸗
fen. Er folgte dieſem Rufe, und wir finden ihn ſeit 1804 als Mitglieb
auſpielergeſellſchaft in Weimar, zu der Zeit, two fich das dortige Theater
868 Wolff (Here und Frau)
zu der Kunſthoͤhe zu erheben begann, auf der e8 ein Muſter für bie be
nen warb, welche ben Geiſt deffelben fich anzueignen geneigt oter
Da ſich 2 der größten Geiſter, die Deutfchland erzeugt hat, und die
dramatiſchen Dichter ihrer Zeit (Schiller und Goͤthe), felbft mit ber‘
Bühne angelegentlichft befchäftigten, fo fand ein Mann von W.'s €
Ienten, um fo mehr, ba er fi) Beider befonbern Gunſt zu erfreuen b;
Gelegenheit und Unterftügung, um fid) zum mahren Künftler auszut
theitungen darüber hat W. ſelbſt in Holtei's „Monatl. Beitr. zur |
dramatiſchen Kunft’’ (1828) drucken lafjen. Lange war man in Deutfd
kend geweſen, was man für das höchfte Ziel des darftellenden Kuͤnſtler
ſollte. Nachdem die ſteife manierirte Pracht, das conventionnelle Pat
declamatoriſche als dramatiſche Darftelungsart der Franzoſen, beſo
hoͤhern Drama, von dem Streben nach flacher Natuͤrlichkeit, aͤngſtl
mung der Wirklichkeit oder roher Darlegung des Affects durch Sturn
Wuͤthen und Toben auf den Bretern verdraͤngt worden war, und fi
Schauſpieler berufen glaubte, dem die Natur eine imponirende Geſta
dringende Stimme verliehen hatte, erhob ſich, beſonders durch Goͤth
Genius echter Kunſt, und zeigte durch Vereinigung des Gedankens
fühle, des Eräftigen Lebens der Natur mit dem gemeflenen Gange t
wie durch die Unterordnung des MWirklichen unter das Ideale, bas 3
der Künftler zu fireben habe. Die weimariſche Bühne bildete damal
verfchiedener Talente, bie gemeinfames Streben ımter Leitung eines |
gleihfam zu einer Künftierfamilie vereinigte. W. fühlte fi in t
Kreife bald einheimifch, und firebte, indem er ſich befonder® der Trageè
und in das Fach jugendlicher Helden oder ernſter, tiefer und erhaber
teat, nach fhöner und belehter Geftaltung des idealen Menfcdıen. €
fein Pofa, Mar Piccolomini, Weißlingen, Oreſt, und fpäterhin fei
den als mufterhafte Bildungen in ihrer Art ausgezeichnet und er
Schöpfer bald einen bedeutenden Ruf, der mit der Freiheit feiner i
immer gewachfen ift. Allein nicht bloß das ernfte Drama zog feine
ſondern er zeichnete ſich auch fpäter im Komifchen aus, wozu er in |
leicht beweglichen Phantafie, feinem feinen Beobadhtungsgeifte groß
fand. Vornehmlich fagte ihm das Humoriftifhe zu. Man fah ih
Vergnügen im Luftfpiele, wiewol die eigentliche Sphäre feines Talent
fpiel (in ber Bedeutung, wo es das ernfte Drama mit einfchließt) gebi
der legtern Zeit hat er fich der außgeführten Seelencharakteriſtik mit g
gewidmet. Man bene an den Maler im „Bild, Graf Leicefter,
„Fluch und Segen’, Herr v. Uhlm. W. wurde audy felbft dramati
Er ſchrieb ein heiteres Luſtſpiel: „Caͤſario“, welches uͤberall mit Beif
m wurde, ſpaͤter ein ruͤhrendes Drama „Pflicht um Pflicht” (gedr
ner's „Almanach für Privarbühnen”, 1. Jahrg.), dann ein aͤhnli
fiegt in Liebeſnetzen“, eine eine Poffe: „Der Hund des Aubri” und
mit Weber's charafteriftifcher Muſik auggeftattete und beliebte Thex
ctofa”’, welches nebft den beiden erſtgenannten in feinen „Dramat. Epi
Berl. 1823) gedruckt erfchien; endlich das Luſtſpiel, Der Mann von St
Während feines Aufenthalts in Weimar verheiratbete er fidy mit ein
welche gleich ihm in die heitern Höhen ber Kunſt fidy zu erheben fud
Beder, geb. Malcolmi. Mit einer hoben, wohlgebildeten Get
eine ausdrucksvolle Gefichtebildung und edle, würdevolle Haltımg. J
obmol dem Umfange der Töne nach fehr befchränkted Organ erleichtert
zu fprechen, die fie im hohen Grade befist. So eignete ſich ihr We
für das Trauerſpiel, indem fie die erften Heldinnen mit Gluͤck darſtellt
Wolfenbüttel Wolfzang (Fürft zu Anhalt) 369
gen und hoͤchſt anmuthsvoll waren ihre Darflelungen rein naiver umb ibeas
licher Geflalten, 8. Ipbigenia (in Goͤthe's Drama gl. N.), Stella,
Gtuart, Fuͤrſtin in der „Braut von Meſſina“, Klaͤrchen in „Egmont“,
in 5 von Berlichingen”, Leonore Sanvitale in Taſſo“, Eboli in
arlos u. a. In ſpaͤterer Zeit hat fie noch mehre Charaktere hoher Frauen
ann umb mit ungemeiner Meiſterſchaft dargeſtellt, z. B. Elifabeth in „Mas
‘,&appho. Allein auch im Scherzhaften hat fie fich vorzüglich in frü-
t mit vielem Gluͤcke gezeigt. Sie vertaͤth überall einen tief eindringenden
) einen fichern Überblick des Ganzen, einen zarten Sinn für die Dichterifchen
item Ihrer Partie, eine hohe Felnheit in ber Schattiumg verwandter See⸗
de; dabei wird ihe Spiel immer von einer hohen Anmuth befeelt, und
tingt ihr fo ſehr als das Hinreißen bes Zuſchauers in ruhigen und zarten
m. Die gebundene Rede verſtanden Beide mit unnachahmlicher Leichtigkeit
en, und bie Coſtumirung ohne eitle Glanzſucht zu ihrem kuͤnſtleriſchen
aprwenden. — W. mußte wegen Kraͤnklichkeit die Regie bes Schaufpiels
n. Er ſtarb 46 J. alt, den 28. Aug. 1828 zu Weimar, auf der Ruͤck⸗
bern Babe zu Ems nach Berlin. Seine Gattin fleht noch bei ber koͤnigl.
Mbühne im Fache wuͤrdevoller und leidenſchaftlicher Frauencharaktere und
nftanböroßen.
difenbüttel, Fuͤrſtenthum. Unter diefen Namen begriff man ehes
ı mweitern Sinne, die Befigungen ber altern Linie des Hauſes Braun⸗
ver BraunfhweigWolfenbüttel(f.d.)im niederſaͤchſiſchen Kreiſe.
ſtenhum Wolfenbüttel im engern Sinne, als Haupttheil des Ganzen,
en wolfenbüttel = ſchoͤningiſchen, Harz und Weferbesirt (58 IM
Einw.). — Die Stadt Wolfenbüttel, bis 1754 die Refidenz der
son Braunſchweig, liegt in einer niedrigen und fumpfigen Gegend an der
eiche durch die Stadt fließt. Sie war mit Feſtungswerken umgeben, hatte
ie eine Gitabdelle (die Dammfeftung ) und enthält mit 2 Vorſtaͤdten
8 gut gebaute 6. und 7000 E. Saͤmmitliche Feſtungswerke find
en. Es iſt hier ein altes fuͤrſtl. Reſidenzſchloß und Zeughaus, ein
und ein großes Armenhaus. Dem Schloſſe gegenüber ift das fchöne,
5 Auguft Wilhelm 1723 in Form des Pantheons zu Rom aufgeführte
> in deffen Erdgeſchoß ſich die herzogl. Reitbahn, oben aber die berühmte
Ifche Bibliothek befindet. Sie ift eine der vorzüglichflen in Deutſch⸗
durch ihren Bibliothelar, J. G. E. Leffing (f. d.), noch befann-
Sie befitzt viele Danufcripte (10,000), eine große Anzahl ber älteften
sınd foll überhaupt gegen 200,000 (wie Einige glauben, nur 110,000)
halten. ©. Ebert, „Zur Handfariftentunde”, 2. Bdchn., welches ein Vers
er griech. und lat. Handfchriften dieſer Bibliothek enthält (Leipzig 1827).
d zu Wolfenbüttel 3 Pfarrkirchen, ein Gymnaſium, bas immer einen
if dehauptet hat, und für das ganze Herzogthum folgende Obercollegien :
Ktorium, das gemeinfchaftliche Oberappellationsgericht für Waldeck, die
pifchen Häufer und für die braunſchweig. Lande, das Banbeägericht, die
md Srenscommifflen. In Wolfenbüttel wird ein beträchtlicher Handel
u getrieben; auch werben hier Bänder, Leinwand, Drell, Papiertape:
w, ladiıte Waaren, Taback, Vitriol ıc fabricht.
olfgang, Fürft zu Anhalt, geb. 1492. Geine Mutter war Mar⸗
Seifen ; u Schwarzburg. Nach dem Tode f. Vaters Woldemar fam er,
„u Beegierung, Sein Hoflager war zu Köthen. Diefer Fuͤrſt hatte in
zte, sitterlicher Haltung und Gewandtheit kaum feines Gleichen. Er
Natur froͤhlich und muthig. 1524 wurde Wolfgang in Worms, als
in Bekenntniß ablegte, deſſen Jünger und inniger Freund. As
eg, Siebente Aufl 2b. XII, 24
Diele Reifen machte, um Frieden zu ftiften, ben Legaten Gottes.
Eisleben von ben Grafen von Mansfeld eingeladen, wohin auch 2
daſelbſt d.18. Febr. 1546 flarb. Bei dem Ausbruche des Kriege ze
in den Kampf, ben die Schlacht bei Muͤhlberg endigte. Hierauf
den 12. San. 1547 den Fuͤrſten W. in bie Acht, als diefer cben au
Bernburg war. Das Land deffelben fchenkte er einem fpanifchen €
mens Ladrone. W. ſetzte ſich, ald er die Acht vernommen, $
riet durch die Stadt zum Thore, indem er Ruther’s Lied: ‚Eine fef
fer Bott", fang. Er fuchte einen Aufenthalt im Darsgebirge.
er voleder zu dem ungeſtoͤrten Beſitze feines Landes. 70 Sabre alı
Regierung feines Landes f. Vettern und verliebte 4 Jahre ruhig
Zerbſt, doch forgte er mit fürftt. Großmuth für Kirchen und Sch
Wolfgang der Gründer und auch Vollender der Reformation in
er f. Vetter, den weifen und gelehrten Fürften Georg, ber mit
namen des Gottfeligen führte, fpäterhin zu feinem Gehuͤlfen
Fuͤrſt Georg, welcher in Dierfeburg von Luther, Jonas und A. ze
ſchof geweiht worden war, hat oft und gern gepredigt.) W. hatte
vor feinem Tode feinen Sarg in f. Schlafgemady flehen, mit der Ir
ſtus iſt mein Leben, und &terben ifi mein Gewinn” (Phil.
ſtarb unverheirathet am 23. Mär; 1566 und iſt in der Barthol
Zerbft begraben, wo auch fein Bildniß ſich befindet. ©. „Zürf
Anpalt. Eine gefchichtliche Reformationspredigt, gehalten am {
von Dr. Friedr. Adolf Krummacher, herzogl. anhalt⸗bernburg.
(Deſſau 1820).
Woͤlfl (Joſeph), geb. zu Salzburg 1772, bildete ſich unte
und Mich. Haydn (ebenfalls In Salzburg) zu einem beliebten Som;
ders für das Pianoforte) und zu einem ber fertigften Pianoforteſp
die Ratur felbft durch eine ungemeine Größe und Gelenkigkeit der
zu baben ſchien. Als Mozart's Ruhm ganz Deutfchland erfüllt
Wolga 371
nent. 1801 kam er nach Paris, wo er allgemeine Bewunderung erregte,
leich eine franz. Oper für das Théatre comique: „L’amour romanesque“,
n Akt fchrieb und daſelbſt zur Aufführung brachte. 1805 ging er nach
d, wo er 1812 farb. Kolgende Anekdote bemeift feine Geſchicklichkeit und
gegenwart (f. Gerber's„Tonkuͤnſtlerlexikon“). Als W. ein Concert in Dres⸗
m wollte, und die Capelle zur Probe deſſelben verſammelt war, fehlte es an
iſteumente, worauf er fpielen wollte. Endlich wird es gebracht, aber es
m halben Ton zu tief. Um indeß das Orcheſter nicht aufzuhalten, fett fid)
5 ruhig an das Pianoforte und fpielt fein in C gefehtes Concert (ein® der
m für dies Inſtrument) aus Cis mit eben der Fertigkeit, Reinheit und Praͤ⸗
als waͤre es in diefer Tonart gefchrieben. — Er war ein befcjeidener, ans
r und munterer Mann, der feinen frühen Tod Leider durch eine ausſchwei⸗
bensart herbeiführte. Außer den angeführten theatcalifchen Werken hat er
dammer eine große Anzahl Sonaten, Duartette, Trios, Phantafien, Zu:
ir das Pianoforte, mit und ohne Begleitung, 15 verfchiedene Hefte Va⸗
ı für das Pianoforte, welche fehr vorzüglich find, 3 große Concerte für das
rte mit Orcheſter, „Die Beifter des Sees“, Ballade für Clavier und Ges
psig bei Häctel), 2 Hefte Gefänge mit Begleitung des Glaviers, nebft eis
smigen Hymne componitt.
olga, in Rüdfiht ihres gegen 570 deutſche Meilen fortgehenben Lau:
wößte Fluß von ganz Europa. Sie entfpringt im ruſſiſchen Gouvern.
mf den alauniſchen Höhen bei dem Dorfe Wolcho⸗Werchowie, aus einis
a, 20 Meiten oberhalb Twer, wird bei biefer Stadt für Laſtſchiffe ſchiff⸗
d nachdem ſich die Ocka oberhalb Nowgorod und die Kama unterhalb Ka⸗
ihe vereinigt haben, zum beträchtlichen Strome, ber ſich in mehr ale 60
12 Meilen unter Aſtrachan, in das kaspiſche Beer ergießt. Die Wolga
ı Laufe des Jahres immer feichter, und nur wenn gegen das Ende bes
a Schnee und Eis ſchmilzt, und dee Fluß dadurch fo anſchwillt, daß er
im Mai und Juni) aus feinen Ufern tritt, koͤnnen auf demſelben große
g die Sandbaͤnke und die niedrigen, alddann ganz unter Waſſer fichen-
bis Aſtrachan ficher hinabfahren. Die Ufer dee Wolga find überaus
„ felbft die näher gegen die Mündungen zu liegenden, noch nicht angebau>
berfelben. Nirgends wird in Rußland fo viel Eichenholz angetroffen
Naͤhe diefes Stroms, der für die Verbindung des innen Rußlands von
Wichtigkeit ift, und auch den ausländifchen Handel belebt, indem ber Ca⸗
WifchneisWolotfchod einen Nebenfluß der Wolga, nämlid) die Twerza, mit
), und biefen mit ber Schlina verbindet, welche in einer natürlichen Ver:
mit der Mſta, dem Wolchow und ber Newa ſteht, wodurch alfo eine
bet von Aſtrachan bis Petersburg, und mithin eine Verbindung des kaspi⸗
rece® mit der Oſtſee bewirkt wird; defgleichen verbindet der noͤrdl. Canal
ernement Wologda die noͤrdl. Keltma und den Dfchuritfch mit der füblichen
und dadurch die Kama unb Witfchegba, ducch biefe aber die Wolga und
das kaspiſche und weiße Meer mit einander. Die Wolga iſt, befonbere
achan an bis zu ihrem Ausfluß in das Meer, außerordentlich fifchreich;
ı ben Fiſchen, die im katpiſchen Meere ſich finden, drängen fich im Srüh« -
? fo außerordentliche Menge in bie Mündungen des Fluſſes und weiter hin:
I der Fiſchfang um dieſe Zeit über 10,000 Eleine Fahrzeuge befchäftigt.
be, weiche am häufigften gefangen werben, find Stoͤre, Sterlet, Kar⸗
Hechte von auferorbentlicher Größe, und vorzüglich der Haufen (im ruff.
Iner weißen Farbe Beluga genannt), Aus dem Roggen des Sterlet und
ſen wirb bekanntlich der aus Rußland zu uns kommende Kaviar, ſowie aus
: und den Eingeweiden des letztern die Daufenbiafe bereitet. Auch See⸗
2A *
578 Wolke
hunde kommen aus dem kaspiſchen Meere in die Muͤndungen der Wolga ınb
den da gefangen. Widmann fchlägt den reinen jährl. Gewinn von biefe Fi
auf 4,700,000 Rubel an.
Molke (ChHriftian Heinrich), als deutfcher Paͤdagog und Sprachleher
rühmt, kaiſ. ruſſ. Hofrath und Prof., wurde am 21. Aug. 1741 in dem ba
anhalt⸗zerbſtſchen, fett 1813 zum Großherzogth. Oldenburg gehörigen, Stu
Jever geb. Nach dem Wunfche feines Vaters, welcher einen Danbel mit Pie
Rindvieh, Leber und Schuhen trieb, follte der Sohn einft dieſes Geſchaͤſt fe
ven. Aber ſchon im Gjähr. Knaben regten fich Anlagen zu einem höheren
Er verfuchte für ſich das Leſen, welches er mittelft des fogenannten, ihn uf
fprechenden Buchftabirens bei einer Schule haltenden Frau erlernen folk,‘
daffelbe zu erlernen, und der Verſuch gelang zu feiner Freude fo gut, daf ai
mehre Gapitel in der Bibel und Sonnabends eine Predigt aus einer alten
tefen Eonnte. Nachdem er auf ben Hochſchulen zu Göttingen unter Kdfiner,
mann und Henne, und zu Leipzig unter Gellert, Erneſti und dem Phrfite‘
ler 6 Jahre lang ſtudirt hatte, entftand 1770 in ihm der Wunfch, eine Er
Erziehungsanftalt zu errichten, in welcher die aufblühende Menſchheit für dia‘
Zwecke berfelben nad) einem naturgemäßen Stufengange wahrhaft menſchöch
det würde. Diefer Plan fegte ihn In Verbindung mit Bafedom (f.d.),
mals noch in Altona lebte, weldyer ihm verfprach, durch feines Namens
diefe Anftalt zu empfehlen, wenn W. ihm verfpräche, Mitarbeiter an dem
ſedow angekündigten Elementarwerke zu werben. W. ging in diefe Bedi
und übernahm nicht nur die Bearbeitung der in das Gebiet der Natur
einfchlagenden, fondern auch die Darftellung andrer von Baſedow vorg
Gegenftände (von 1770— 73). Nachdem Baſedow 1774 in einer eigne
das in Deffau errichtete Philanthropin angekündigt und zur Unterftügmg
aufgefobert hatte, Iuder, unwillig daruͤber, daß die Unterflügungen mi
erwünfchten Maße eingegangen waren (auf ben 14.—16. Mai 1776),
gräbniffe des Philanthroping ein, wozu auch über 120 Perfonen erfchl
welchen viele namhafte Gelehrte waren. Mit Vergnügen bemerkten dick
fchritte, welche eine Anzahl Kinder, Juͤnglinge und ein ZOjaͤhr. Dorf!
in Sach- und Sprachkenntniſſen, befonders durch WB.’ Bemühungen,
Zeit gemacht hatten und unterzeichneten gegm 1000 Thlr. für das
pin. Ungeachtet mannigfaltiger Kränkungen unb Unannehmlicykeiten,
erfahren mußte, wibmete er doch diefer Lehr: und Erziehungsanſtalt fi
und erft nad) Aufldfung berfelben ging er nad) Petersburg, wo er fih
mit gleich unverändertem Eifer dem Erziehungs » und Unterrichtsgeſchaͤfn
und zum kaiſerl. Hofrath ernannt wurde. Seit biefer Zeit aber privatifirte
als Greis raſtlos thätig, in Leipzig, und von 1805—14 in Dresden,
Berlin, wo 1814 meift auf feinen Betrieb die Geſellſchaft für die deutſche
entftand. Beine zahlreichen Schriften enthalten theils Anleitungen par‘
mäßen Erziehung ımd zum Elementarunterrichte in nüglichen Kenntniſſen
tigkeiten, theils beziehen fie fich auf die Reinigung der beutfchen
Fremdwoͤrtern und auf bie Einführung einer andern als ber biöher
Schreibweiſe der Wörter uniferer Sprache. Zu den erftern gebören: „
oder Anleit. zur koͤrperlichen, verftandlichen und fittfichen Erziehung” (Rei
und „Die Mittheilung der allererften Sprachkenntniffe und Begriffe”
41805). Früher ſchon ſchrieb er: „Erſte Kenntniſſe für Kinder von
kenntniß an bis zur MWelttunde” (1783). Nach der in diefer Schrift
Methode, welche viel Ähnlichkeit mit ben fpäter von Olivier, Gtephani
belanntgemachten Methoden bat, lehrte W. 1773 Innechafb 4 Moden
345. alten Tochter, ohne Buchftabiren, deutſch und franzoͤſiſch leſen
Wolken 378
ußer den ſchon erwähnten Beiträgen zum Elementarwerke: „Bes
100 von Chodowiedi zum Elementarwerk gezeichneten Rupfertafeln‘
„1781 und 1787), auch feanzöfifch (1782 und 1788) und latein.
veifung, wie Kinder und Stumme zum Verſtehen und Sprechen
kenntniſſen und Begriffen zu bringen find” (Leipzig 1804). Seine
Ihe die deutfche Sprache zum Gegenftande haben, find: „Dü-
isehe Gedigte, Singedigte, Gravschriften, Leder, Roman-
en’ (1804), bei deren Mittheilung W. auf den Wohlklang ber nie
Sprache aufmerkfam machen wollte. Gein Hauptwerk aber ift:
utfchen Gefammtfprache, zur baldigen Erkennung und Berbeffe-
u wenigft 50,000 fehlerhaft gebildeten deutfchen Wörter , aud) zur
nes großen Zeit» und Geldverluftes” (1812). Durch Auffuchung
n den Wörtern der deutſchen Sprache ſuchte er die rechte Form dieſer
kimmen, bie überflüffigen fehlerhaften Buchſtaben, z. B. das aud)
Lverworfene Verbindungs » 8, ſowie bie in bie beutfche Sprache auf:
remdwoͤrter durch vorgefchlageneineue beutfchelzu verbringen. Die:
ie Frucht langer und tüchtiger Siudien und enthaͤlt einzelne treffliche
d Verſuche zur Reinigung und Verbeſſerung der deutſchen Sprech⸗
eiſe. Aber es fehlt im Ganzen doch das Beſtreben, eine lebende
einem neuen Maßſtabe conſequent umzuformen, und daher koͤnnen
riften, in jener neuen Sprache verfaßt und gedruckt, keinen Eingang
3. ſtarb am 8. Januar 1825 zu Berlin im 84. J. feines Alters.
Selbftbiographie deffelben fteht in der Haube und Spener'ſchen Zeit.,
ich W.'s „Lebensgeſchichte“ von Haſſelbach (Aachen 1826).
n nennen wir die In betraͤchtlicher Höhe über der Erde ſchwebenden
fferdünfte. Vom Nebel find fie Wolken nur durch die Höhe und
Bere Undurchſichtigkeit verfchieden. Letztere hat ihren Grund in der
wo die Dunſttheilchen ſich verdichten. Doch findet darin ein großer
tt, indem es Wolken gibt, bie den Himmel trüben, ja verfinftern,
re, die, einem leichten Schleier ähnlich, die Sonnen - und Mond:
cheinen laffen. Die Wolken entſtehen auf ähnliche Art wie der Ne:
erigen Dünfte, die aus den Meeren, Seen, Zeichen, Flüffen und
sbboden aufſteigen, erheben fich vermöge ihrer Elafticität und gerin⸗
in der Atmofphäre fo hoch, bis fie eine ſehr duͤnne und kalte Luft
velcher fie nicht mehr fleigen Eönnen, fondern vielmehr verdichtet wer⸗
Urt und Weife aber, wie diefe Verdichtung und die ganze Wolken»
gehe, find die Phyſiker verfchiebener Meinung. De Luc, beffen
thaftefte ift, glaubt, daß ſich das Waſſer nach feinem Auffteigen in
es Wolken bildet, in Gasgeftalt in der Luft befinde und gar nicht
tee wirkte, daher bie Luft in ben obern Regionen immer troden fei.
eflärt er für Anfammlungen von Bläschen, bei deren Bilbung aus
Bärmeftoff wenigftens zum Theil wirken foll, weil fie nach feiner Ex»
xe Wärme dem Körper mittheilen, den fie benegen. Nach Hube find
immlungen von niedergefchlagenen Bläschen und unterſcheiden fich
tive Elekteicität von den Neben, deren Elektricitaͤt meiftentheile po-
sen Nebel und Wolken ihre Elektricität, fo entſteht Regen. Völlig
d inbeßdiefe Erklaͤrungsarten keineswegs. Mehr darüber in Mayer's
die phyſiſche Aſtronomie, Theorie der Erde und Meteorologie“ (Götz
Auch bie Veränderung der Winde iſt bei der Bildung von Wolken
efentlich wirkfam. Wo diefe Veränderungen geringer und felten
jen den Wenbekreifen, muͤſſen auch die wäfferigen Lufterfcheinungen
aber wenn fie fid) ereignen, auch deſto heftiger fein, wegen der
314 Bolten
Menge waͤſſeriger Dünfte, die fi) vorher in der Atmoſphaͤre gefamm
Sehr verfhieden find die Entfernungen, in welden die Wolken übe
Thweben. Duͤnne und leichte Wolken überfteigen noch um Vieles tie H
hoͤchſten Berge ; dichte und ſchwere Wolken dagegen berühren nicht nın
gipfel, fondern ſelbſt die Spigen der Thürme, ja die Gipfel der Bi
Durchſchnitt Bann man bie Entfernung der Wolken von ber Erde eine h
rechnen. Auch in Größe und Umfang find fie fehr verfchleden. Bein
man die Länge und Breite auf eine beutfche Meile angegeben und bie
Bergreifen) oft mehre Hundert, jn taufenb Fuß gefunden; andre find
ſehr geringen Dimenfionen. — Die Naturgefchichte ber Wolken, abı
den phufifchen Geſetzen ihrer Entſtehung, ift durch Howard's Beobadhı
Wolkengeſtalten und deren Anwendung auf Meteorologie und Witte
gluͤcklich eeitutert worden. Homarb nimmt 3 genau ımterfcyiebene Hi
gen an, bie in jeber Wolkenmaſſe entitehen, bis zur größten Ausdehn
mm und endlich abnehmen und verfchminden koͤmmen. Diefe Geſtalt
a) Cirrus, fchlängelnde oder auseinander laufende, nach allen Ridytumg
dehnende Faſern; b) Cumulus, convere oder Eonifche Haufen, die >
rigontalen Grundlinie aufroärts zunehmen, und e) Stratus, weit o
zufammenhängende, horizontale Schihten. Man nimmt 3 Euftre
obere, mittle und untere an, wozu noch die vierte ober unterſte gerer
kann. Sn der obern iſt die Atmofphäre In dem Zuſtande, daß fie Fe
fih aufnehmen und emporheben kann, indem fie das Wäfferige zert
enthält, oder in feine Beſtandtheile getrennt in fi) aufnimmt. Diefer
Atmofphäre zeigt die größte Barometerhöhe. In biefe Region gehört
der die geringfte Dichtigkeit, aber die größte Höhe und die verfchiedenfte ?
und Richtung hat. Er ift bie frühefte Botſchaft eines heitern und beſtaͤ
ter6 , das fich zuerft durch wenige im Luftraum ſich ausdehnende Fäden ;
nehmen allmaͤllg an Laͤnge zu, und es fegen fich an den Seiten nette an.
des Cirrus iſt ungewiß, von wenigen Minuten nach ber erſten Erſchei
mehren Stunden. Laͤnger dauert er, wenn er allein erfcheint und in
Höhe, kürzer, wenn er fich tiefer in der Nähe andrer Wolken bilder.
Region der Luft iſt der Sitz des Cumulus, der gewoͤhnlich die grüßt
hat, und ſich mit dem ber Erde am nächften ziehenden Luftſtrom beweı
fer Region wird ber Streit bereitet, ob die obere Luft oder die Erde fiegı
ann viel Feuchtigkeit aufnehmen, aber nicht ın vollkommener Aufl
Feuchtigkeit vereinigt fi), und zeigt fich gehäuft, oben nach beflimm
begrenzt, koniſch aufſteigend, unten auf der dritten Region wie auf «
ruhend. Die Erfheinung, Zunahme und Verſchwindung de Cumu
nem Wetter find oft periodifh und mit dem Grabe der herrſchenden
übereinflimmend. Er bilder fid, gewoͤhnlich einige Stumben nach: Som
erreicht feine höchfte Stufe in den heißeften Rachmittagsſtunden, nü
verfchwindet um Sonnenuntergang. Große Maffen von Cumulus
Winde abgelehrten Seite bei flarfem Winde deuten auf Windſtill⸗
Wenn der Cumulus bei Sonnenuntergang nicht verſchwindet, fondern ı
ift in dee Nacht ein Gewitter zu erwarten. Giegt die obere Region ur
nenbe Gewalt, fo werden die geballten Maſſen des Cumulus am obern
gelöft und zichen flodtenartig In die Höhe, wo fie in Cirrus Abergeb
hingegen die untere Region die Oberhand, wo die dichteſte Feuchtigke
und in Tropfen aufgeloͤſt wird, fo fenkt ſich die Grundlinie des Cum
und die Wolke dehnt fich zu Stratus aus, der von mittlere Dichtigkeit i
fen tiefere Grundfläche gemöhnlich auf der Erde ober dem Waſſer rubt
die eigentliche Nachtwolke, und erfcheint zuerft gegen Sonnenuntergar
Holle 875
m jene fchleichenben Nebel, die an windftillen Abenden aus ber Tiefe ber Thaͤ⸗
fleigen und fi mellenattig verbreiten. Der Stratus flieht und zieht ſchich⸗
fe, bis ex endlich als Regen niederfält. Diele Erfcheinung, die Auflöfung
olten in Regen, oder die Regenwolke, heißt Nimbus. Durch Verbindung
yelchmmgen für bie 3 Dauptgeflaltungen der Wolken erhielt Howard Be⸗
agen fire Zwifchenerfcheinungen, nämlich Cirro⸗Cumulus, Eleine, rund»
hezizontal georbnete Maflen; Cirro⸗Stratus, horizontale, an ihren Gren⸗
zehrmenbe, unten concave Maffen, bald einzeln, bald In pen; Cumu⸗
atus, eine dichte Molke mit ber Grundlinie des Cumulus, ober abgeplat⸗
ummlosGirrus, die Wolke, die ſich in Regen entladen hat, eine horizontale
£, über welcher Cirrus liegt, während Cumulus feitwärts und unten fid)
E. Nach Howard folgt auf Cirrus abwärts Ciero-Cumulus, und dann Cir⸗
ats, Cumulus und Stratus. Auch ber eigentliche Stratus, die hori⸗
Wolkenſchicht, kann ſich zuwellen hoͤher erheben als zu andrer Zeit, was
chreszeiten, Polhoͤhe oder Berghoͤhe abhängt, wie auch bee Cumulus balb
bald niedriger ſchwebt, im Ganzen aber bleiben die Wolkenſtellungen immer
wife Kbereinander. Lucas Howard legte feine Beobachtungen in feinem „Ka-
ı slonds” nieder, woraus Gilbert's „Annalen“ im Jahrg. 1815 einen
gaben. Ihm folgte Th. Forſter in feinen „Unterfuchungen über bie Wol⸗
k Dem Engl. , Leipz. 1819). Goͤthe machte („Zur Naturwiſſenſch.“, 1. Bo. )
ſterſche Anwendung ber Theorie.
Bolle nennt man im Allgemeinen benjenigen Theil der Bedecum ber
chiere, der unter ben oberen Spitz⸗ ober Stachelhaaren — liegt, und
kundbbaae beißt, überhaupt Haare, bie einen groͤßern natürlichen Bufam-
KB haben als andre, in&befondere aber die Hautbedeckung der Schafe. Alle
N ausgefehten Theile bes Körpers der Schafe bedecken fih mit Wolle. Wo
Leine Wolle trägt, hat ed Haare, wie anbre Thiere, z. B. auf der Naſe,
Unterbeinen; man nennt fie Beinwolle. Zu ben beftändig wolletragenden
Haut des Thieres im gefunden Zuſtande gehören diejenigen, die eine
lage haben. Die Geftalt des Wollhaares ift im Allgemeinen entweder
ſchlicht, oder, auf verſchiedene Art von ber geraden Geſtalt abweichend, ge:
gekräufelt'ober geſchlaͤngelt. Die Abtheilungen von Floͤckchen ober Büfcheln,
bie einzelnen Wollhaare auf dem Körper des Thieres verbinden, nennt
el, deffen Bildung bei jeder Wollart etwas Eigenthuͤmliches hat. Die
im Zuſammenhange abgeſchorene Wolle Heißt Fließ. Denkt man ſich
in einer Haut auögebreitet, fo bildet die Wolle vom Kopf, den Beinen,
und Schwanze — welche die fchlechtefte iſt — die Außerften Schelle
m ober ben Rand. Die Verſchiedenheit der Wolle auf verfchiedenen Thie⸗
gt im Allgemeinen ab von Abſtammung, Kreuzung der Racen, Kihna, Nah⸗
* Lebensweiſe ber Thiere, ſowie unter Indwiduen eines Stammes von
Geſchlecht und aͤußern Einwirkungen. Man cheilt bie Wolle in dieſer Hin⸗
sebaupt 1) in arobe, bie lang, entweder ſchlicht oder nur unregelmäßig ges
t tft, ober bie Lanbwolle ber einheimifchen Racen, und 2) In feine, regel⸗
geſchlaͤngelte uud gefeäufelte. Man nennt biefe fpanifche, oder, ba nicht
bafe in Spanien feine Wolle tragen, Merinowolle. Unter der groben
inndet gleichfalls Verſchledenheit ftatt. Die meiften Arten derfeiben find mit
feinern, mehr ober weniger ſchlichten Haaren vermifcht, andre aber weni⸗
w ber erſten Art gehört bie meifte gemeine Landwolle, zu ber andern befon-
ı feine eiberfläbter Wolle in Holftein. Das fchlichte Wollhaar waͤchſt auf
Igewachfenen Thieren im Laufe eines Jahres gemöhnlid 68 Zoll. Die
wolle ift nicht fo lang al& bie [chlichte und wird auf gefunden und erwach⸗
Ehieren binnen einem Jahre nur 1—2 Zoll, meift aber zwiſchen 14 —
376 Wolle
I 300 lang. Veredelte Wolle nennt man die Wolle aller Schafe,
Vermiſchung feiner fpanifcher Staͤhre mit groben Schafen herrühre
unmittelbar oder aus einem folgenden Geſchlechte. Sie bleibt der grobı
faͤnglich in Länge und Sproͤdigkelt ähnlich, nähert ſich aber [chen aı
Stufe der Veredlung in der Kräufelung der feinen. Die Zucht eines
Schafſtammes durch Fortbildung der aus Spanien eingeführten €
forote die Werebiung des Landſchafs In Deutſchland, iſt von Sachſen co
daher man auch Die feine Merinowolle fächfifche nenne. (Vgl. Schaf;
Ger dem fächfifehen Schafftamme haben fid) aud) In Mähren, Ungar
edle Stämme gebifdet, und in neuern Zeiten iſt zu ben feinwolligen Ra
Schaf in Neufldwales gelommen, das ſchon viel Wolle in den H
Nach einer Schrift von Ternaux (Paris 1827) über franz. Schafjud
handel war die ſpan. Wolle vor 40 Jahren die theuerſte. Seit 17
mehr feit 180% find die Preife immer mehr gefallen; bie der ſaͤchſ. U
geftiegen. So koftete im I. 180% das Kilogramm der ſpan. allerfelı
im 3. 1827 nur 9 Fr.; die franz. alterfeinfte damals 18 Fr. , jest.
die fächf. Elesta *) damals 16, jeht 34 Fr. — Die Wolle, wie fie ı
Hand in den Handel fommt, wicb in fogenannte Schurſorten einget
dem Alter der Schafe zerfältt fie in Lammwolle und Wolle von alteı
Bet diefen unterfcheidet man Wolle, die nur ein Mal im Laufe des at
wird, einfchürige, und folche, die 2 Mai gefchoren wird, zweiſchi
theilt man in Sommerwolle, die im Sommer gewachfen und im Der
iR; und in die im Fruͤhjahr gefhorene Winterwolle. WWoße, die von
außer ber Schurzeit kommt, beißt Schlachtwolle, Wolle von erfran
fallenem Vieh, Raufwolle, und Wolle, die erft bein Gerben von?!
nomnten wird, Gerberwolle. In techniſcher Hinficht dient die Wolle,
Anhänglichkeit und leichten Aufidsbarkelt zum Sitzen, wegen ihres
hangs zum Spinnen, mit Pferbehaaren vermifcht zum Polftern,
‘wolle zum Watten. Lammwolle wird vorzuͤglich zu Huͤten, Strü
mie andrer Wolle vermifcht, zu Tuch, Sommerwolle bloß zu gewöhnt
einfchärige Wolle zu verfchiebenen Zeuchen und Kuh, Winterwolte ı
weiſe zu Tuch, Zeuchen ze. gebraucht. Grobe und halb veredelte W
weder verarbeitet, tie fie von dem Schafe kommt, oder die längern f
von den kuͤrzern abgefondert, umd beide Sorten beſonders benugt. 3
dern heißt Kammen, und die dazu fich elgnende Wolle Kammwolle
gefämmter Wolle bereitet man Steumpfgarn und verſchledene glatt
Stoffe. Ungeldmmte, gewoͤhnliche Wolle dient zu Tuchleiſten.
forsie die bochverebelten Gattungen, find zum Kaͤmmen tweniger
grobe. Ungekaͤnmt bleibende, zum Verſpinnen beftinmte Woße he
Merkzeuge, womit die Haare geloͤſt und zum Spinnen in Ordnung
den, Streihmolle. Zeuch aus kurzer Gtreihwolle, das durch Weber
Dichthelt und eine Dede von kurzen gleichlaufenden Haͤrchen erhält
Bon dem Kaufmann wird die Wolle nad) der Belchaffenheit und Gt
Spanien werben bie Schafe vor ber Wäfche fortirt, alsdann gefchoren
die Wolle gewaſchen. Ste kommt in den 4 Sorten: Refina, Prin
und Tercera in den Handel. Die Merinos oder ſaͤchſiſche Wolle wird
4 Hauptforten netheilt: Electorals, Prima», Secundas und Tertie
führlichere Belehrung geben: Wagner’s „Beiträge zus Kenntniß unt
der Wolle und Schafe“ (2. Aufl., Berlin 1824), und in beſender
auf Merinowoße und veredelte Schafzucht, F. B. Weber: „Über di
*) Elocta, d. i. auseriefene ; ehemals Electoralwolle, d. i. hucfürſtlich
Bollen Böllner 877
vn und ebeln Wolle” (Breslau 1822), und J. DM. Freih. v. Ehrenfele:
ad Electoxalſchaf u. die Electoralwolle⸗ (Prag 1822). Ferner: „Neuefte Ans
kber Wolle und Schafzucht, nach 3 franz. Schriftftellern”, von Chrift. Karl
(Prag 1825, 4.) (aus deſſen „Dkonomiſchen Neuigkeiten“, 1824, befons
gedruckt); „Das Schaf und die Wolle 1e.", vom Prof. Ribbe (Prag 1825);
tt, „Das Ganze der Schafzucht ıc.” (Wien 1825, 2 Thle., 2. Aufl.). Bus
schen wir auf die in ber „Allgem. Zeitung“ (1824 fg.) mitgetheilten Nach»
kber den Wollhandel auf dm neuerrichteten Wollmärkten zu Berlin, Bres⸗
Mettin, Dresden, Leipzig, Kicchheim unter Ted, Nümberg u. a. a. D.
Nollen. Wenn wir unter Willen das Vermoͤgen bed Geiſtes, fich felbft
men, veriteben, fo iſt das Wollen die wirkliche Anwendung dieſes Vers
es if verbunden mit der Vorſtellung eines Zwecks und umfaßt die flüchtis
r bebächtigere Überlegumg Deffen, was für diefen Zweck gefchehen kann, und
m unſers Handelns. Ihm gehört alfo auch der Entfchluß an und ber
a Beziehung auf ein künftiged Thun oder Verhalten. Und dadurch iſt bas
rfünſchen vom Wolten verfchieben; denn biefes bleibt auf ber bloßen
es Begehrens und Berlangens flehen; das Wollen ift aber ein Beſtim⸗
Wirkſamkeit.
;ollmeffer, eine im J. 1823 bekannt gewordene Erfindung des Woll⸗
A. ©. F. Köhler und des Mechanikus K. Hoffmann. Die beiderſeitige
ung der Erfinder von einem Jeden in feinem Fache konnte um fo mehr zu
veckmaͤßigen Ganzen führen, da fie ſich zue Zeit der Erfindung Beide in
fanden. Diefes Inſtrument bat insbefondere darin den entfchiedenen Vor⸗
andern ſchon befannten erhalten, daß mit ihm bie Durchmeſſer von 400
en zufammen gemeſſen werben, welches zu weit ficherern Mefultaten
das Meſſen einzelner Haare. Das Meffen geſchieht auf einem ganz eins
ungekuͤnſtelten Wege: es werben nämlich die zu meffenden Wollhaare
ber Mitte des Inſtruments befindliche Eleine Vertiefung eingelegt; ein
fodann bie eingelegte Wolle mit einem Gewicht von ungefähr 3 leip⸗
zum Marimum tee Entgegenwirkung ihrer Elafticität zufamımen,
ultat wird dann ſogleich an einem Gradbogen in einem 60 Mal vergrös
flab angezeigt. Diefes Inſtrument wurde auf den Wunfd des Hm.
gen Befigerd einer Kammmoligefpinnftfabrik in Zwidau, im fächl. Erz⸗
Isachdem er fich von ber Zweckmaͤßigkeit deſſelben überzeugt hatte, nach ihm,
rs Wollmeffer genannt, worauf er eine Broſchuͤre über den Nutzen
brauch diefes Wollmeſſers herausgab. Diefe Inſtrumente werben bei bem
Hus K. Hoffmann in Leipsighfabritmäßig angefertigt, und ein Exemplar
w ihm jetzt für 40 Thlr. verkauft. |
Iöllner (Johann Ehriftian v.), der Sohn eines Prediger, geb. zu Doͤv⸗
7, wurde Staatsminifler und Chef des Depart. der geiſtl. Angelegenheiten
I. Staate unter der Regierung des Koͤnigs Friedrich Wilhelm IL. In dies
ten ſuchte er, dem Geiſte ber Zeit und den bisher in jenem Staate befolgten
ken ganz entgegen, Glaubenszwang, Schwärmerei und Myſticismus wier
hend zu machen, und felbft den Monarchen mit dergleichen geiftigen Aus⸗
ngen und Berirrungen anzufteden. Die Wirkung davon war das befannte
wedict, welches ber jetzt regierende König fogleid) beim Antritt feiner Regie
berrief. Woͤllner hatte zu Halle Theologie ftudirt und wurde 1759 Pres
Großbehnitz unweit Berlin. Nachdem er feine Predigerftelle niedergelegt
paxrd er Kammerrath des Prinzen Heinrich von Preußen, denn er hatte ſich
hriften als einen Mann bewährt, der auch im Gebiete der Ökonomie nicht
tende Kenntniffe befaß. 1786 ward er vom König Friedrich Wilhelm AL.
378 Wolluft Bolley
in den Adelſtand erhoben und zum Geh. Oberfinangrath unb Intendan
Baumelens ernannt, bis er 1788 Minifter wurde. Er wußte fi ı
des Monarchen einen großen Einfluß zu verfchaffen, unb ba er zugl
geheimen Orbendverbindungen ſtand, fo gelang es Ihm, fich des fein:
kreiſe eigentlich fremden Miniftetiums zu bemächtigen.. Nach dem
Wilhelms II. echielter feine Enttaffung und lebte nun auf einer feiner
tiez bei Beeskow In Brandenburg, wo er 1800 ftarb. In feinen frı
wo er bie Lackirthſchaft und Skonomie überhaupt praktiſch gebt he
mehre Werkedaruͤber, welche man in Dieufels ‚Gelehrtem Deutſchlar
findet, z. B. Stanz Home's „Grundſaͤtze des Aderbaus und des WM;
Pflanzen, aus d. Engliſchen mit Anmerk.“. Auch Predigten bat er!
und insgeheim verſchiedene roſenkreuzeriſche Reden, da er dieſem Dr!
und viel en vaflt gewirkt haben fol, Sein Drbensname war hier: Ch
Wo llu ſt iſt in moralifcher Bedeutung ber.Dang gr innlichen
enoften Sinne zur Geſchlechtsluſt. Ste macht nicht nur bie niedere €
fchen zur herrſchenden und iſt infofern uͤberhaupt vernunftwibrig, fon
auch burch ihre Außfchweifungen den Körper umtldytig, ben Geiſt als
Bermemft zu dienen, und zerſtoͤrt die Achtung vor der Menſchenwuͤrde
ift fomit der größte Feind der häuslichen, bürgerlichen und menſchliche
Ihr ſteht die Enthaltſamkeit und Keufchheit in hoher Würde entgegen
Genuß nur fofern fih hingibt, als er durch bie Pflicht geftattet iſt.
Wolfey (Thomas), Gardinal, Ersbifchef von York und €
Heinrichs VIH. von England, war von niederer Herkunft — der |
Sohn eines Fleiſchers gu Ipsroih —, befaß aber große Talente. Ex fl
ford, wurde daſelbſt Lehrer der Grammatik und bekleidete nachher
Stellen, bis er endlich Capellan unb Almoſenier bes Könige Heinrk
Bei dem Sohne und Nachfolger deffeiben, Heinrich VIII. wußte er fü
zu ſetzen, daß er bafd eine große Bewalt erhielt. Er bekam nach und
dene Bisthuͤmer, wurde endlich Erzbiſchof ven York, Großkanzler
und erlangte durch diefe Würde einen hoͤchſt bedeutenden Einfluß auf!
öffentlichen Angelegenheiten Europad. Der Friede zwiſchen ‚Deintl
Ludwig XL (1514) war vorzuͤglich fein Werl. Kari J. (V.) von
Franz I. von Frankreich bewarben fich wechſelsweiſe um bie Gunſt bes
genden Miniſters. Franz verfchaffte ihm (1515) den Garbinaishe
Leo X. ernannte ihn zugleich zum Legaten a latere fir England. B
lihen Zufammentunft Heinriche und Franz I. (1520) in dem wegen d
haltenen prächtigen Turniers fogenannten Camp de drap d’er, zwiſch
ten Arbres und Guines, war auch W. zugegen und zeigte fein
durch einen verfchwenberifchen Aufwand. Heintich VIIL hielt zwiſch
mächtigen Nebenbuhlern Kranz und Karl dad Gleichgewicht. €
neigte er fich mehr auf die Seite des Lebtern, aber der von Frankreich ı
nene W. zog ihn davon ab und lenkte ibn zu der franz. Partel. Bei
dung Heinrichs VIII. von feiner Gemahlin, Katharina von Aragoni
fehr thaͤtig. Er beförderte die Liebe des Könige zu der ſchoͤnen Arma
ihn dadurdy von den Staatögefchäften zu entfernen. Auch warb ihm
dem Cardinal Campeggio, vom Papfte Auftrag gegeben, in biefer €
chen. W.'s Ehrgels ging fo weit, daß er felbft nach der yäpfll. Krane |
ihm Karl V. Hoffnung gemacht hatte. Aber er verlor unerwartet!
ſehr veränderlichen Königs, wozu Anna Boulen vieleicht beigetragen b
ihm das aroße Siegel abgenommen, und er wegen feiner Hanbiungen ı
lament oͤffentlich angeklagt und (1530) in fein Erzbistum York ven
ward er verhaftet, und follte nach London in ben Tower gebracht werde
Voltmann 99
n ber Abtei zu Leicefter, in einem Alter von 60 Jahren. ©. Gas
fe of Card, Wolsey’' hat 3. W. Singer (Lond. 1825, m. X wm.)
| . |
mann (Karl Lubwig v.), einer ber vorzuͤglichſten deutſchen Geſchicht⸗
y zu Dibenburg d. ©. Febr. 1770 geb. und durdy feines Waters Dienſt⸗
ı dem Grafen Lynar, einem ber reichſten, wie der kenntnißreichſten,
iplomatiker, ſchon fruͤh mit dem Leben der höhern Welt vertraut, bes
3 Vater auf alle Art die Phantafie des Knaben duch ergesifende Schil⸗
hmter Zeitgenofjen, großer Höfe, geheimer Begebenhetfen zu erregen
on als 15jähriger Juͤngling fprach er diefe Richtung in Oden, Hym⸗
dichten amdrer Arten aus; er lebte und- webte mit Homer, Oſ⸗
ck, Hölty, die feinem Gefühlen am melften zufagten. In Göttin
788 bezog, volbmete er ſich weniger dev Rechtskunde als dem Stu⸗
rn und neuen Gprächen, bis ihn ploͤtzlich die Gefchichte fo mächtig er»
beſchloß, ihr allein: zu leben. 4702 ging er nad; Oldenburg zuruͤck
rlefungen über die Geſchichte für die Schirler des Gymmaſtums das
8 Wunfches, in dieſen Wirkungskreis auf einer Univerfität zu treten,
eine Ruͤckkehr nach Böttingen Verwirklichung zu fchaffen ſuchte. Aber
ve Ritus ımd feine Armuth fehtenihm undberfteigliche Hinderniſſe ent⸗
E Bürger, der f. friiher fie Schiller's, Thalia“ bearbeiteten, aber darin
nmenen „Dtto III. trefftich fand, öffnete ihm ein neues Feld, das der
chriftſtellerei. WW; ſchrieb (17794) |. „Sefchichte der Deutſchen in der
A, deren 2. Bd. nie erfchien, die aber auch feinen Präftigen Lebenskelm
He franz. Rebolution ergriff ihn jetzt auf eine Weiſe, die ihm damals
uzog. Er ſah in ihr einen Riefenfchrite zur Vervollkommnung des
hlechts und entfagte feinem Vaterlande darum ganz. Von Spittler bes
inete er hiſtoriſche Vorleſungen, bie zahlreich befucht wurden, ind. Re⸗
en, Goͤttingiſchen Anzeigen‘ berelteten ihm einen Ruf nach Jena, wo
der Geſchlchte und nis Schriftſteller gleich thaͤtig war. Namentlich
be f. „Altere Menſchengeſchichte (eine derunglaͤckte Anwendung Kant’:
d), f. Geſchichte Frankreichs”, f. „Kleinen hiſtor. Schriften” aus, und
m f. Überfegung des Tacitus. 1796 machte er eine Neife ins Vaters
# Harz nady Preußens Hauptſtadt u. ſ. f. Getäufcht In den Ausſich⸗
ingen angeftelle zu werden, gefeffelt an Berlin durch f. Zeitfchrift:
nb Politik“, de 1800 begann, aber, wie er fagt, durch den Cenſur⸗
e Eabinetöbefehfe gelähmt, nle zu Kraft, Einfluß und Werth gelangte,
fo gluͤcklich, Hier in diplomatifchen Verhaͤltniſſen als Refident bes Lands
eſſen⸗ Homburg, als Gefchäftsträger der Städte Bremen, Hamburg,
geſtellt zu werden, wobei er ale Schriftfteller in f. „Geſchichte der Re⸗
rehr Leiftete, ale im Ganzen genommen anertannt wurde. Seine dis
aufbahn aber warb durch die Lage der Dinge von 1806 geftört, und
ber um fo fleißiger, von feiner liebenswuͤrdigen, eben mit ihm verheis
in, Karolina Stoſch, unterſtuͤtzt, an mandjerlei Werfen. Nament⸗
er jest beinabe f. Überfegung des Tacitus, f. „Geſchichte bes weſtfaͤll⸗
z 2c.°, ein fehr vorzuͤgliches Werk, bis er im Sommer 1813 krank und
Prag ging, wo er bis zu feinem Tode (1817), den ein Schlagfluß her⸗
t mancherfei hiſtoriſchen Arbeiten kleinerer Art befchäftigt war, außers
eine „Geſchichte Boͤhmens“ in? Thin. fchrieb, die unter uns weniger
Wiewol W.'s ſaͤmmtlichen Werken der Stempel einer höhern Vollens
d zeigen fie boch alle ein geniales Talent, das aber bahinmelkt, ohne
ıfchaften etwas Großes und Bleibendes gefördert zu haben. Liebe zu
süffen ſtoͤrte ihn zu oft in anhaltender ernſter Thätigkeit, und feine Eis
580 Molzogen
telleit und Weichheit laͤhmten feine Kraft und zogen ihn zur Empfindele
Geſchichte des britifchen Reich" ift f. beſtes Werk, aber er ließ fie unvol
Überfegung des Tacitus (vgl. d.) ift von vielen Merkmalen flüchtig
lichkeit entſtellt. Nachdem W. lange ber Lobredner Napoleons geweſen
Miniſter Stein feine Dienſte an, in der Hoffnung, zu einem wicht,
der Verwaltung, wenigfiens zu einee Stelle bei ber berliner Akademie
tät zu gelangen. Aber feine Plane ſchlugen fehl. Überhaupt hatze 5
fahren, wie factiöß die deutfche Literatur ift, um feinen eignen Ausdu
hen; er ſelbſt aber trug auch kein Bedenken, fein Scherflein zu bi
Mefen beisutragen. Geine Urtheile über Joh. v. Muͤller's Verdie
dürften für biefe Bemerkung wol mehr als zu ſehr fprechen, und der X
nen herrſcht, um fo weniger zu bißigen fein, je mehr ec Freund von Di
lin geroorden zu fein verfichert, obfchon das Urtheil felb den Weifall n
fangenen haben dürfte. Die „Memoiren des Freih. von S—a“ (P
Thle.), die er anonym herausgab, find in vieler Hinſicht felner une
Denkmal feiner fchlecht verhällten Eigenliebe. Seine Werke wurd
Witwe (Prag 1818 — 21) in 14 Bon. gefammelt. Eine Selbſtbi
W. fteht im II. Hefte der „Zeitgenoffen”.
Wolzogen (Iufus Adolf Ludwig, Freih. von), k. preuß.
nant, geb. d. 3. Gebr. 1773 zu Meiningen, ſtammt aus einem alten
ſchlechte, welches urfprünglich in Tirol und in dem 16. und Anfang b
hunderts in Niederöftzeich blühte, aber wegen bes Übertritts zur evany
ſchen Kirche genöthigt ward, im Beginn bes dreißigiährigen Krieges bi
Aufopferung großer Befigungen zu verlaffen. Die Familie fand jedo
Anftelung in hohen Würden bei dem brandenburgifchen Hauſe und &i
in der Grafſchaft Henneberg an, wo fie Mitglied der freien Reicheriute
Der Vater des gedachten Ludwig von W. ftarb als ſachſen⸗meini
Rath fchon im erften Jahre nach deſſen Geburt, ſodaß die Mutter fe
vier Geſchwiſter Erziehung allein zu leiten hatte. Die damals blühen!
in Stuttgart veranlaßte fie, ihre 3 Söhne dahin zu geben. Im I
auch der hier in Rede ftehende jüngfte Sohn dieſer Schule anvertraut
er mehre Preife und ben ihr eignen Orden: Bene meremtibus, erhal
J. 1792 verließ er die Anftalt und wurde als Lieutenant bei der wuͤr
Garde zu Fuß angeflelt. Damals war ber Kriegefchauplag ziwifche
deten Beeren und der franz. Republit am Rhein ; der junge W. folgte |
zu einem thätigen Leben und feiner Vorliebe für bie preuß. I
feinen Abfchied, wurde im Frühjahr 1794 Porteparfähnrich in dem
gimente Hohenlohe-Ingelfingen und konnte nur noch einen Theil des
zu feiner Ausbildung benugen. 4797 wurde er Faͤhnrich und gleich
tenant in gedachtem Regimente. Sn diefer Laufbahn blieb er, bis 1
309 Eugen von Würtemberg ihn, mit Exlaubniß des Königs von Pre
jiehung feines älteften Prinzen anvertraute, mit welchem er anfänglid
fpäter in Erlangen, und endlid in Stuttgart f. Aufenthalt nehmen |
J. 1805 wurde der Lieutenant von W., nachdem er bie erbetene Entl
preuß. Dienft erhalten, würtembergifher Major, Slügelabiutant ı
herr, in welcher Würde er den Prinzen auf beffen Reifen begleitete.
Ende deffelben Jahres die würtembergifchen Truppen an dem Feldzu
reich Theil nahmen und auf das fchleunigfte mit ber franz. Armee vu
ten, fo echielt von W. den Befehl, zuruͤckzukehren, und wurde als Qi
bei dem Generatftabe angeftelit, in welcher Eigenfchaft er ven Feld;
mitmadhte. Als 1806 der Krieg gegen Preußen ausbrach, bat der in
Dprifllieutenant und Commandeur der Garde zu Fuß apanciste v. W
Wood sel
ın Preußen um Anftellung, wozu auch die allerhoͤchſte Willfahrung erfolgte.
sard die Abreife, wegen Verzögerung feines Abfchiebes aus k. würtembergis
Nenſten, erft 1807 möglich, wo er waͤhrend der Friedensunterhandlungen zu
mE. auartiere anlam. Die Rebucirung des preuß. Heeres veranlaßte
en König um die Erlaubniß zu bitten, in kaiſerl. ruſſ. Dienfte treten zu duͤr⸗
Mach erhaltener koͤnigl. Bewilligung ward er 1807 im September ale Mas
m kaiſ. rufſ. Seneralftabe angeftellt und 1811 zum Obriftlieutenant und
mjutanten des Kaifers erhoben. Als folcher wurde er in demfelben Jahre
De, die Befehle des Kaiſers hinfichtlich des Operationsplanes zu dem bevors
fin Kriege auf der wefttichen Grenze des Reichs in Vollziehigng zu fegen, bei
Gelegenheit er alles Land zwifchen ber Dina, dem Niemen, dem Dnieper
Bug zu bereifen hatte. Beim Anfange bes Feldzugs von 1812 zum Ober:
und bem commanbdirenden General ber ruffifchen Heere Barclat de
it, hatte er Gelegenheit, thätigen Antheil an dem Kriege zu nehmen
| wichtige Dienfte zu leiſten; unter Anderm brachte er die Vereinigung.
Baration’fchen Heeres mit der erften Weftarmee bei Smolensk zu Stande.
kb des Feſdzugs von 1813 befand er fic im Gefolge bes Kaiſers und wurde
Bcehlachten bei Groß⸗Goͤrſchen, Baugen, Dresden und Leipzig zu wichtigen
jen verwendet, auch am Abend des 18. Octobers vom Kalfer zum Generals
mannt. Zu Ende deffelben Jahrs, nachdem die Drganifation der deutfchen
mbigt war, woran er thätigen Antheil zu nehmen hatte, wurde derfelbe als
Generalſtabs des 3. deutfchen Armeecorpe angeftellt, weiches unter dem
des Herzogs v. Weimar nach den Niederlanden ruͤckte, und dafelbft im J.
ſehr ſchwierigen Verhaͤltniſſen in manchen Perioden bie einzige Verbindung
fen Deere mit dem Vaterlande ſicherte. Während des wiener Gongrefles
je der Generalmajor v. W. den E. ruff. Dienft mit dem E. preußifchen und
gleichen Range wieder in das preuß. Deer aufgenommen. ine ſchwere
Folge der vielen Strapatzen, nöthigte ihn in Baden bei Wien zuruͤckzu⸗
Buebucch er verhindert warb, an dem Seldzuge von 1815 Antheil zu neh»
Meſſen Ende er jedoch noch nach Paris kam. Nach erfolgten Frieden er⸗
Ihn ehrenvollen Auftrag, dem militairiſchen Unterricht der koͤnigl. Prinzen
ir, auch ward er zu diplomatifchen Aufträgen verwendet, endlich aber
P. preuß. Militatecommiffair bei der deutichen Bundesverſammlung ans
a weldyer Eigenfchaft er fich noch gegenwärtig befindet, nachdem er 1820
terallieutenant befördert worben war. Am 13. Maͤrz 1826 übernahm er,
von den Eonmmiffarten ber Bundesverfammalung, bie deutiche Feſtung Lu⸗
Dr. v. W. erhielt 1812 den k. ruff. St.-Annenorben 2. Claſſe; 1813
en. Orden pour le mörite, und das Commandeurkreuz bes €. k. oͤſtrelch.
ſdéordens; 1814 in Paris den E. ruf. St.» Annenorden 1. Claffe und
23 des ©. bair. Max⸗Joſefſsordens; 1815 des großherzoglich fachfen-
Bichen Falkenordens Großkreuz; 1849 den E. preuß. rothen Adlerorden 3.
4824 den rohen Adlerorden 2. Claſſe mit Eichenlaub, und das Großkreuz
B, öfter. St⸗Leopoldsordens; 1825 das €. preuß. goldene Verdienſtkreuz für
ze Dienfle. — Dr. v. W. iſt feit 1820 mit der T. des verſt. k. würtember>
Benerallieutenants von Lilienberg vermaͤhlt.
Wood (Matthew), einer von Londons Aldermen, ber durch die Rolle, roelche
— 21 in der Befchichte ber verftorbenen Königin fpielte, bekannt geworben
wird aber nicht eher möglich fein, ihm zwifchen dem verbammenben Urs
Mauer Feinde und dem Lobe feiner Freunde Gerechtigkeit widerfahren zu laflen,
Fbie jeßige Beneration mit ihren Leidenfchaften verſchwunden iſt. Er wurde
erten in Devonfhire geboren, wo fein Water ein angefehener Wollhaͤndler war,
von einer zahlreichen Familie umringt, in einem hohen Alter ftarb. Mat⸗
SB Wood
thew, fein aͤlteſter Sohn, wurde, nad) dem Schulunterrichte zu Terton un)
ter, In der legten Stadt zu einem Verwandten gethan, der große Dandeläge
machte, zu deren Behufe W. öfters die weſtlichen Grafſchaften Engine
teifen hatte. Er ging 1790 in die Dienfte eines londner Großhändler als $
der. Etliche Jahre darauf fing er an auf eigue Rechnung Gefchäfte zu treibe
deßhalb mit einem Andern zufammen und eröffnete eine große Farbeahe
Dry salter (f. Nemnich's „Engl. Waarenencykl.“), in London. Geine Ge
eine geborene Page aus MWoodbridge. Ihre 3 Söhne und 2 Zächter bag
forgfältige Erziehung erhalten. Der ditefte Sohn ſtudirte in
Prediger in London. Alte Steunde dee Hauſes loben bie Harmonie, den
and die Gaftfrelheit deſſelben. Im J. 1805 affociiete ſich W. mit dem
lieutenant Wigan, und nad) beffen Tode mit ben Sohne. Auch iſt Wit
ein Compagnon ded Hauſes, und bie Handelögenoffenfhaft macht nunz
Mood, Wigan und Wood in Hopfen fehr bedeutende Gefchäfte. WB. hats
theil an einem Kupferbergwerte in Cornwall, in welchem täglidy 1200 dust
ten. Schon 1802 wurde er von einem londner Stabtbejirke zu deſſen Exdi
ter in dem londner Gemeinderathe erwaͤhlt und bald nachher zum Aldermun.
tere Würde gereichte ihm deſto mehr zur Ehre, weil er, abwefend in Sci
nicht darum bewerben konnte. 1809 verwaltete er das wichtige Amt ei
riff zur großen Zufriedenheit feiner Mitbürger. Nicht lange darauf
Stadt London einen Ausſchuß (for theimprovement ofthe city), umei
chenen Mißbraͤuchen zu feuern, erfprießliche Einrichtungen zu machen und
dige Verbefferungen, beſonders Bauten, ind Werk zu richten ; fie wählte
Daupte deffelben, und er widmete diefem Gegenftande feine ganze Zeit,
trug er viel dazu bei, daß ein neues Gefängnig für Schuldner gebaut
fie nicht mehr gezwungen waren, ſich unter ben niedrigfien Verdrechern in
aufzuhalten. Dean fal) zuerft 1814 öffentlich, daß feine politifchen Ge
antiminifteriell waren. Die Königin Charlotte wollte die Prinzefim
durchaus nicht bei Dofe annehmen. Letztere fah voraus, daß ihr biefer
bei der erwarteten Ankunft der fremden Monarchen ben Aufenthalt in
leiden würde, bat alfo um Erlaubnig zum Reifen, weldye man ihr g
Bei biefer Gelegenheit, wo Brougham In der Correfpondenz für die
Feder führte, veranftaltete W. eine Adrefje, die mit großem Pomp uͤberg
um ihr das Beileid über den angeblichen Unbill zu bezeigen. Die
waͤhlte ihn 1816 zum Lordmayor. Der unermübdete Eifer und die Thaͤti
che er in diefem Amte bewies, waren mufterhaft. Nie ſtand es mit ber
Altſtadt Londons beffer; W. war bei Senerögefahren und Auflaͤufen in Pe
genwärtig. Deßwegen erzeigte man ihm bie nicht fehr gewoͤhnliche Ehen,
bedeutende Amt auch für 1817 zu Übertragen. Mit der Prinzefjin von
er in Briefwechfel, und ale fie Königin ward, ging er nad) Frankteich und
fie nad) England. Diefe Zürftin war gewohnt, immer nach eignem Guchänl
felten oder nie nad) dem Rathe Andrer zu handeln; mithin ift es nicht weh
ich, dag MW. ihre Reife nach England und die Auftritte, werin fie als
erfchien, veranlaßt habe. Dies behaupten inbeß feine Feinde, worunter, fu
genug, Brougham, Generalfiscal der Königin Karoline gehörte, und ſogt
feiner Sreunde. Brougham fagte im Haufe der Gemeinen, W. babe ebe
befondere Weisheit (absolute wisdem) dadurch bewiefen, daß er ber König
rathen, nad) England herüberzufommen, welche Bemerkung fo auffiel, &
feit der Zeit ben Spottnamen absolute wisdom behalten hat. Gele rt
(fo unerweislich dies auch fcheint, und fo beftimmt er felbft es oͤffentlich geieugp
die Königin zu der Reiſe nach England beredet, follte er bie Abſicht gebaut
den Proceß feiner hohen Goͤnnerin durch ihre Gegenwart zu binterteeiben, 3
Woollet Woolſton (Thomas — William) 883
u verhindern u. ſ. w., fo iſt er in feine eignen Schlingen gefallen, benn alle
Mäne ſchlugen fehl. Wenn er aber auch mit Brougham zerfiel, und von Lu⸗
m geringfcdyägig behandelt wurde , fo genoß er doch das Zutrauen der Königin
mer Partei bis ans Ende, und er hat nicht unbeutlich zu verftehen gegeben,
och Manches zu entbedien habe, welches mehre Punkte in der Gefchichte ber
enen Königin aufhellen werbe. 82.
Booliett (William), geb. d. 22. Aug. 1735 zu Maidftone, warb ber
ir einer ganz neuen Manier, die Landfchaften zu flechen. Er war ein Schuͤ⸗
Branzofen Vivares, geft. 1782, der gewöhnlich ale Kuͤnſtler zu den Englaͤn⸗
Wechrzet wird, verbeſſerte aber das Verfahren, das er von jenem gewonnen
Bleichſam fpielend führte TB. in f. Werken die Nadel und wußte dadurch
u, Felfen und Pflanzen eine Mannigfaltigkeit und charakteriftifche Wahrheit
u wie man fie vor ihm felten gefehen hatte. Die Vorgruͤnde radirte er mit
ich breiten Strichen, die er dann mit dem Grabſtichel uͤberſchnitt und
Hung der Zwiſchenraͤume aneinanderbrachte. Punkte an ben rechten
swugebracht, gaben biefen Vorgruͤnden noch mehr Kräftige. Sein Wafs
feine Luft find von der reinften und fauberften Grabſtichelarbelt. Alte f.
machen einen überrafchenden und hoͤchſt gefälligen ECindruck. Die größte
Arbeiten iſt Jacob and Laban, nad Claude⸗Lorrain; die gefuchteften
des Gen. Wolfe, der 1776 bei feinem Exfcheinen vor der Schrift 2
R Eoftete und jetzt mit 25 — 45 Guineen bezahlt wird, und die Schlacht
Dogue , nah B. Well; Niobe, Phaethon, Celadon und Amella,
, Ceyx and Aleyone und Cieere at his villa, alle nad) Rich. Wil⸗
.Fishery, nady Ri. Wright und Roman edifices in ruins, nad)
zain. Bel f. fpätern Arbeiten ließ er fi) von f. Schülern Browne,
Elis, Emes, Smith und I. Vivares unterflügen. WB. war Engraver
enty und ſtarb zu London d. 22. Mai 1785. Inder Weitminfterabtei
bist. Eine genauere Nachricht Über ihn, die hier nicht benugt werben
e das „Gentieman’s mag.”, Bd. LXXVIH, 1. W.'s Werkebe ehe
es 174 Blättern.
fon (Xhomas), ein berüchtigter englifcher Freidenker, 1669 zu
Br geb. Ex ſtudirte zu Cambridge Philofophie und Theologie, lehrte
Folge beide Wiſſenſchaften, warb Baccalaureus der Theologie und
fe iums zu Cambridge. Bei einer ſtarken Einbildungskraft
um Verſtande hatte er viel Ehrgeiz. Um fich zu einem hohen Amte in
tische, nad) weichem er trachtete, vorzubereiten, ſtudirte er mit uͤbertrie⸗
Ber die Kicchenväter, wodurch aber fein ſchwacher Kopf auf Irrwege ges
Er behauptete, die Geſchichten des Alten und Neuen Teſtaments waͤ⸗
wat Allegorie. Man nahm ihm bewegen feine Stelle im Sidneycolles
Verluſt und das Fehlichlagen aller Hoffnung , einen hohen geiftlichen
je erhalten, erwecken in ihm einen bittern Haß gegen die engl. Geiſtlich⸗
ſich in den geöbften Schmaͤhungen über fie ergoß, und verwirtte feinen
| —— man Ihn 4 Jahre hindurch einſperren mußte. Als er wieder
ee fort, feine ſonderbaren Meinungen In Schriften zu bes
* "de —— berfelben fah man die Geſpraͤche über die Wunder
Allanbe es on the mirasles of eur Saviour““, London
4 Ka Dieferm Buche beſchuldigt er Jeſum der Magie und legt einem juͤdi⸗
Minen Einwuͤrfe gegen bie Auferftehung in den Mund, bie er ebenfalls
von einer geifligen Auferftehung verſtanden wiffen will. Seine Schrif⸗
Ben befonders von ben Juden häufig gelefen und verbreitet; verfchiedene
gen, munter benen auch Thom. Sherlock, fchrieben Widerlegungen ber»
7. Di Blegierung ſand für nöchig, ſtrengere Maßregeln gegem ihn zu ergtri«
884 Wordsworth
fen. Er wurde 1728 verhaftet, nach einiger Zeit zwar wieder frı
aber fortfubr, feine Meinungen zu behaupten, wurde er abermals
niß Kingsbench geſetzt, wo er 1733 ſtarb. — Mit dieſem if nid
der Moralphilofopp William Wollafton, weicher 1659 geb.
ſtarb. Er führte die Sirtlichkeit auf den Begriff der Wahrheit pu
den Say auf: jede Handlung iſt gut, die einen wahren Gag aus
geſchah in dem Buche „The religion of nature delinented‘' (Lonl
tee, und ind Stanz. Überfegt: „Ebauche de la religion naturel
darin an Sohn Clarke einen Gegner.
Wordsworth (Wilhelm), einer der ausgezeichnetiten neue
lands, geb. zu Cockesmouth 1770. Als er feine erſte Erziehung i
Hamtsheab in einer romantifchen Gegend der Grafſchaft Lancafle
kam er nady Cambridge, um feine Studien fortzufegen, wiewol
gehabt zu haben fcheint, ſich zu einer Berufswiſſenſchaſt zu bilden.
Fahre hatte er auf der Schule einen nicht unglädlichen Beweis fel
Anlagen gegeben, und fchon 1793 ließ er eine poetifche Beſchreil
reife durch Frankreich, Die Schweis, Savoyen und Stallen („Deser
in verse‘') und bald nachher eine Epiftel („An evening walk”) t
Gedichte enthalten ſchoͤne malerifche Beſchrelbungen, aber die Dar
abweichend von dem Styl, dem er fpäterhin annahm. Bald nadı
vom feften Lande verließ er Cambridge, und ale er einen Theil von
wandert hatte, wählte er eine Hütte in dem Dörfchen Alforden ,
Bridgewater in ber Grafſchaft Sommerfee, wo er mit Coleridg
trauter Sreundfchaft lebte. Gie wohnten hier faft In gänzlicher
und brachten ihre Zeit theild mit Wanderungen in der Umgegenb u:
theils mit Entwuͤrfen au literarifhen Arbeiten zu. Während diefer :
wurden die Inrifchen Balladen („Lyrieal ballads‘‘) entworfen und
endet, ein Verſuch, wie Coleridge („Biographia litteraria”, Bd.
ob Gegenftände, die ihrer Natur nach der gewöhnlichen poetifche
nicht empfänglich find, fic) in der Sprache des gewoͤhnlichen Beben
ftellen ließen. Diefe Gedichte, worin man zuerft die Eigenheiten
det, welche W. und feine Freunde auszeichnen, erfhienen 1798,
Schweſter durch Deutfchland reifte, wo er Coleridge wiederfand.
eine Zeitlang im Auslande; 1800 aber ließ fi W. zu Graſſmer
fand nieder, und lebt feitdem bier, oder in dem benachbartm Rydal
gen Einkünften feines väterlichen Erbes und des Amtes eines €
einnehmers der Graffchaften Cumberland und Weflmoreland, an
trefflichen Gattin, mit welcher er feit 1803 verbunden iſt. Bei al
gen zu thätigen Anftrengungen und bei dem Beiſtande mächtiger Fr
Dichter leicht im öffentlichen Leben ſich auszeichnen und für die €
winnen innen, aber gleichgültig gegen bie Verſuchungen bes Ei
Meichthums, 309 er es vor, in feiner ländlichen Einſamkelt gu bleiben
eine Sammlung vermifchter Gedichte heraus, weichen er im ber neue
eine Vorrede und einen Anhang beifügte, worin er barguthum ſuch
ihm angeflimmte einfache Ton auf alle Dichtungsarten anwendba
nem erften Auftreten an mit dee berefchenden flachen Kritik im Zu
er diefem neuen Zon nicht gleich anfangs Freunde gereinnen, um
die Waffen des Spottes wie mit Gründen angegriffen, bis ex enbiic
Nachahmer und Freunde fand, weiche man die Lake sehsel (Gr
nen pflegt, weil er und Coleridge die Gern von Weftmoreland fo b
ſtaͤnden ihrer dichterifchen Schilderungen gewählt haden. Es iſt u
daß ex mit einem reichen Gemuͤthe, einer ſchoͤpferiſchen Phantafie u
Wörlig Worms 886
zefuͤhle begabt iſt, aber ſelbſt feine wohlwollendſten Beurtheiler haben
bien koͤnnen, daß er in feinem Streben nach Einfachheit im Ausdrucke,
feinen erzaͤhlenden Gebichten, nicht felten in Spielerei verfällt und
Radh der Herausgabe einer etwas feltfam, wiewol kräftig gefchriebenen
zur Sortfegung des Kriege auf der pyremäifchen Halbinſel (1809),
Miniſter nicht fchonte, machte er eine lange Paufe, und erſt 181% gab
hſtuͤck eines lange verfprochenen Gedichte („The reelusc"), eine durch
und Darftellung originelle Dichtung „The exeursion”, heraus, der
‚The white Doe of Rylstone”, gleichfals ein Bruchſtuͤck des größern
anſchloß. Darauf folgten, außer Beinen Gedichten, „Peter Bell’
‚Ahe waggoner” (1819), 2 poetifche Erzählungen, ein Sonet⸗
[he river Dudden”), nebft einigen andern Dichtungen (1820), und
die Befchreibung feiner neuen Reiſe durch Stalien („Memorials of a
eontinent‘) und bie Sammlung feiner Dichtungen (London 1822,
‚ weiche jeboch das erwähnte befchreibende Gebicht : „The exoursion”',
itz, eine Stadt im Herzogthum Anhalt:Deffau, 3.Stunden von ber
u, mit einem geſchmackvollen Luftfchloffe, ber gewöhnlichen Sopinyr-
Herzogs, 240 H. und 1800 Einw. Der Ort iſt berühmt getvorden
zuͤglich ſchoͤnen Garten, im engl. Geſchmack, den der verftorbene Herzog
riedrich Kranz bier anlegte. Eine kurze Beſchreibung dieſes Gar⸗
h in Hirſchfeld's Theorie der Sartentunft”. Vorzuͤglicher und um:
ne „Beſchreibung der fürfli. anhalt s beffauifchen Landhaufes und engl.
Woͤrlitz“, von X. v. Rode (mit Kpf., Leipz. 1788). In biefem Garten
ogen. gothifhe Haus, welches eine intereffante Sammlung merkwuͤr⸗
anſtwerke (befondere Gemälde) enthält. Die ehemalige chalkographi⸗
aft zu Deffau hat eine Reihe von Blättern in Aqua Zinta, Anfichten
und andern gefhmadvollen Anlagen und Gebäuben in und bei Defe
jegeben.
m s, aufbem linken Ufer des Rheins, ehemals eine freie Reichs ſtadt.
feteden zu Luneville (1801) kam fie mit dem ganzen linken Rheinufer
p und gehört feit dem parifer Frieden zu ber großherz. heffiichen Rhein:
He liegt in einer angenehmen, fruchtbaren Gegend (in. dem von den
m gepriefenen Wonnegau) und hat in 970.9. über 6800 Einw., wel⸗
Theil vom Weinbau und der Rheinſchifffahrt näheren. Es gibt hier
bofabriken und eine Bleizuckerſabrik. Die proteft. Religion iſt bie vor-
bie Kathollken haben außer der Domtlicche, einem ehrwürbigen Ge⸗
em fchon im 8. Jahrh. der Grund gelegt wurbe, bie aber erſt im 12.
abet warb unb 470 Een lang und 110 Ellen breit fein foll, noch eine
utheraner 2, und bie Reformicten eine Kirche. Unter ben Weinforten,
d bei Worms gezogen werden, zeichnen ſich durch Guͤte und Feuer aus:
nmild, welcher Wein un bie Liebfrauenkirche herumwaͤchſt und daher
a hat; der Eaterlöcher und ber Lug ins Land, digabei einem ehemali-
nme waͤchſt. Worms iſt eine der aͤlteſten und in ber frühern beut-
bte beruͤhmteſten Städte Deutfchlande. Die Römer hatten hier eine
g, und es war ber Sig oder doch längere Aufenthalt der fruͤhern frän-
ve, felbft Karte d. Gr., ber fpätern Karolinger, fpäter der Sig rhein.
erzoge. Im ber mittlern und neuern Gefchichte fpielt Worms gleich-
oße Holle; theils durch die vielen Reichſtage, welche die Kaifer hier
wevon bie merfwürbigften die beiden von 1495, welcher Deutfchland
an gab, und von 1524, auf weldhem Luther (f. d.) freimüthig fein
enntniß vor dem Kaifer und den verfammelten Reichsſtaͤnden ablegte;
Siebente Aufl, Bd. XI, 25
386 Woronzoff (Familie)
theils durch die innere Wichtigkelt, die es durch ſeinen Gewerbfleiß
Handelsverkehr, durch ſeine große Bevoͤlkerung, die ſich noch am Enl
jährigen Krieges auf 30,000 Seelen belief, erlangt hatte; theils
Ben Antheil, den es als Glied des cheinifchen Städtebundes an ben
Fehden zwiſchen ben benachbarten Fürften nahm. Bon biefer Bi
Worms in den legten 2 Jahrhunderten durch mancherlei Urfadhen, |
durch die vielen Kriege zwiſchen Deutſchland und Frankreich, hei
1689 wurde Worms, ſowie Speier, auf Louvois’6 Befehl von den |
ganz verwuͤſtet. Seitdem iſt bie Stadt zwar wieder gut aufgebaut
gibt es noch Plaͤtze, wo flatt ehemaliger Gebäude nur Gärten find.
Fahren des franz. Revolutionskrieges litt Wormö wieder fehr, Ind
felnd von beiden Parteien befegt wurde. Zu Worms war audh eh
altes Bisthum, beffen Fürftbifchof der jedesmalige Erzbifchof zu Ma
MWoronzoff, eine in hohen Kriege» und Givilftellen ı
ruſſiſche gräfliche Familie. Zu ihr gehörten 3 durch Ihre Schön
Rolle in der neuern ruffifhen Geſchichte beruͤhmte Frauen. 1) Eti
die Beliebte des Großfuͤrſten und Kaiſers Peters IEL., nachmalige €
laͤnski; 2) die Gräfin Butturiin, 3) die Fuͤrſtin Daſchkoff,
Katharinens II., welche mit dem Grafen Panin den Plan zur Erhel
auf den Thron entwarf und ausführen half. Sle waren die Nichten |
lers Strafen Michael W., der als ruffifcher Vicekanzler den Allia
ſchen Ausland und Schweden zu Peteröburg d. 25. Juni 1745, uni
mit ſtreich zur Vertheidigung der Erbfolge der Maria Therefla, fo
Subfidienverteag mit Großbritannien abfchloß, nach welchem ein ru
von 37,000 Dann im Solde der Seemädhte bid an den Main marfd
Abſchluß des aachner Friedens 1748 bewirkte. In den legten Jahi
rung der Kalfern Ellſabeth fand der Vicekanzler W. an der Spitz
(chen Partei, deren Seele der Großfürft Peter war; allein der Kanzle
das Haupt ber dänifchen Partei, behauptete im Cabinette der Kaiſer
wiegenden Einfluß, bis er 1757 in Ungnabe fiel, worauf der Gra
Banzler wurde. — Ein Graf Alerander W. war früher Befant:
europäifchen Höfen, wurde vom Kaiſer Alerander 1802 zum Reichske
und erhielt darauf die Leitung der auswaͤrt. Angelegenheiten. 1804
Entlaffung, behielt aber feine Titel. Er zog ſich nad) Moskau zu
dafelbft 1806. — Sein Bruder ©... TB. war ruffifcher Gefandter
die franz. Revolution ausbrach. Katharina erlärte fidy gegen bie
felben, und Graf W. ſchloß zu London den 25. Maͤrz 1793 mit ort
nen Doppelvertrag, wovon der eine bie Hanbelöverhältniffe zwiſchen
England, auf den Fuß des für England fehr vortheifhaften Hanbeli
17766, auf 6 Jahre erneuerte, der andre aber ſich auf die gemeinſam⸗
beider Mächte bezog, um der Ausbreitung ber franz. Revolution einen
gegenzufesen, um durch vereinigte Mafregein ben Handel Frankreichs
tralen Mächten auf jebe Art zu hemmen, und um ſich gegemfeltig |
mit Srankreich beisuftehen. Diefer wichtige Vertrag wurde befanntl
tern Punkte von der Kaiſerin nicht vollzogen, indem fie damals ihre
len ausführte s auch nahm Katharina in der Folge keinen thaͤtigen A
Kriege gegen Frankreich, weil Großbritannien fich weigerte, mit ih
und Trugbündniß gegen bie Pforte einzugehen. Dieſe ganze Unteebe:
Graf W. Er blieb Sefandter in London auch unter ben folgenden
Paul I. ernannte ihn zum General. Unter Alerander I. hatte er Thei
bandlungen,, welche die dritte Coalition durch den petersburger Trac
Fraitéè de concert) vom 11. April 1805 herbeiführten. — Gen!
Wörterbuch Wonvermann 887
ael W., k. rufſ. Ben. der Infanterie und Generaladjutant, iſt Militairge⸗
mwerneur von Meurußland (zu Odeſſa Langeron's Nachfolger). Geb. zu
m, ward er bei feinem Vater in England erzogen, bekleidete dann ebenfalls
‚Siplomatifche Poften, und zeichnete fich im Kriege aus, vorzuͤglich in ben
we 1813 und 1814 gegen Frankreich. Mit einer drohenden Erklärung an
oohner des Depart. ber Ardennen und ber Aisne und Marne, wenn fie die
mgegen bie Altitten ergriffen, betrat er Frankreichs Boden, wo er an meh⸗
Mlachten und Befedyien hell nahm. Bei Craone wurden er und Sacken
MBtäng 1814 von Rapoleon gefchlagen, worauf ſich Beide mit einem Ver⸗
4000 Dann nad) Laon zuruͤckzogen. Als aber Blücher nadı dem Siege
wieder Über die Alane gegen bie Marne zog, befegte Graf W. Chalons
Bun; auf dem Marſche gegen Paris bewies er zulegt noch bei dem Ans
biefe Hauptſtadt viel Tapferkeit. A815 z0g er ein zweites Mal mit nach
„ und befehligte hierauf bis 1818 das ruffifche Sontingent bei dem Bes
‚ wo er zu Maubeuge fein Hauptquartier hatte. Er hielt auf gute
und erwarb ſich die Achtung der Einwohner. Won dort begab ex fid)
‚ur Zeit des dafelbft verfammelten Congrefles, wo er von feinem Mon⸗
und Genernlabjutant er war, mehre Beweiſe von Ach⸗
ie. In der Folge wurde er zum Militairgeneral geuverneur von Neuruß⸗
Beflorabin ernannt. Im Junl 1826 bevollmächtigte ihn und den nad
ſMmopel als Befandten beftimmten Geheimenrath v. Ribeaupierre ber Kals
‚ in Akjermann mit den tuͤrkiſchen Commiffarien über die Ausgleichung
on zwiſchch Rußland und der Pforte zu unterhanden. — Ein Ver»
von ihm iſt ber Graf v. Woronzoff⸗Daſchkoff, den Alerander 1.
feinen außerordentlichen Geſandten und devollmaͤchtigten Minifter am k.
n.Dofe zu Münden ernannte, wo ſich derſelbe noch jest befindet.
— f. Lexikon.
stfuß, ſ. Rhythmus.
A— piel. unter dem MWortfpiel verſteht man nicht jebes Spiel mit
Ben ſonſt koͤnnte auch das Meimecho und die hoͤrbare Malerei in Worten
jet werden; fondern man verfleht vorzugsweiſe barumter die Darſtel⸗
chiedenheit durch Lautähnlichkeit der Worte, z. B. viele Fenſter
Ip finfter: inceptio est amentium, haud amantium, wobei mit wißiger
Das, was ein Gegenſtand iſt, und was er nicht iſt, aber ſein will oder
——————— — und in einer Rede verbunden wird. Es wird alſo zum
78 kautaͤhnlichkeit der Worte, bei Verſchiedenheit, ja oft Entge⸗
—— — und ein Wortſpiel iſt um ſo vollkommener, je weni⸗
| dee Worte oder eines Zuſatzes durch Präpofitionen,
Be. — Gewiß gehören Wortſpiele ober der Witz, der vorzugs⸗
den Worten, alſo der äußern Form, Liegt, zu ber untergeorbnetften Art
pet, mb duͤrfen daher auch nic zu fehr gehäuft werden, aber es gehört
In ben Annehmlichkeiten ber Rede, durch ſchnell gefundene Ahnlichkeit der
\ diedene in hen Vorſtellungen herauszubeben.,
end ermann (Philipp), ‚ein berühmter Landſchafts⸗ und Thiermaler
‚geb. 1620 zu Harlem, ſtarb ebendafelbft 1668. Er
Ye feinem Vater, Paul W., dann bei. feinem Landsmann, Joh.
, Por viel und gut, erhielt aber wenig für feine Arbeit; deſto mehr
| die Kunſthaͤndier durch Verkauf ſ. Werke ins Ausland. Cr malte
ar ** Pferbemaͤrkte, Reiterſcharmuͤtzel, Fiſchereien ec. und pflegte
2 gern Pferde anzubringen, unter weichen ſich Immer ein weißes mit
ausjeichnet. - Der Krieg, der damals in den Niederlanden ges
de, 1 zu einigen f; Gemaͤlde bie Ideen gegeben heben Inc,
nicht erreichte, fo empfiehlt ihn doch feine überaus (döne Zeichnur
weicher Pinſel. Vgl. „Üb. die Compoſition in Phil. Wonverman
(Eeipz. 1789. — Peter ®., fein Bruder, iſt ebenfalls alt
befamnt.
Moymoden, f. Woiwoda.
Wrack, im Nieberfächfifchen, im Hochbeutfchen Brad,
in feiner Art, der Ausſchuß, 3. B. von Porzellan u. ſ. w., das in
gluͤckt und amtauglich iſt. In der Schifferfprache heißt Wrack dei
fheiterten oder fonft untauglich gewordenen Schiffes, uͤberhaup
Meer von derungluͤckten Schiffen an das Ufer treibt. Das Recht
ner, fich Deffen, was das Meer ans Land wirft, zu bemächtige, h
recht. (Bol. Strandredt.)
Mrangel (Kart Guftav, Grafv.), ſchwediſcher Feldma
kriegeriſche Thaten zu Lande und Waſſer ausgezeichneter Welbher
ſtammte aus einer alten und berühmten ſchwediſchen Familie. S
mann Wr., war fchwedifcher Reichsrath und Feldmarſchall, wı
Generalgouverneur von efland. Karl Guſtav trat zeitig im .
lernte in ber beruͤhmten Schule bes großen Könige Guſtav Adolf.
diefem die Feldzuͤge in Deutfchland. Als der verdienſtvolle ſchwebi
ner (1641) ftarb, war We. als Generatmajor Einer von Denen,
bifche Heer umter fehr mißllchen Umftänden bis zur Ankunft de
fehtehabers Torftenfohn befehligten. Unter Torſtenſohn machte
in Deutfdyland, und begleitete ihn (1643) auf dem kuͤhnen Zuger
den Krieg gegen Dänemark zu führen. (S. Torftenfohn.) M
nach dem Tode des Abmirals Claas Kiemmming, den Oberbefehl uͤl
Flotte, weiche am 25. Juni 1644 der Übermacht der daͤniſchen h
fen. Durch einige hollaͤnd. Schiffe verftärkt, gelang es iym, t
am 13. Ort. bei der Inſel Femern zu fchlagen. Er befeßligte ma:
res kleines Corps in Holftein und Schleswig gegen die Dänen m
Siebe zu Brömfebrd (23. Aug. 1645) diefen Krieg embigte. |
wieder nach Deutfchland, umd als Zorftenfohn-( 1646) wegen Ri
BWebna« Freudenthal 389
‚ aber beide Heere vereinigten fich von neuem, und ſchlugen (17. Mat 1648)
Amarspaufen unweit Augsburg das vereinte kalſerl und batrifche Heer mit
» Beriuſte. Wr. befegte hierauf Balern und behandelte es fehr hart, bis end»
ran Münfter und Oenabrüd gefchloffene Friede alen Kriegeunternehmungen
Voeden in Deutſchland ein Biel fegte. Zr. ging nun nach Schweden zuruͤck,
misbte einige Jahre in Frieden. Als Karl Guſtav den ſchwediſchen Thron
R , begleitete er biefen (1655) auf dem Zuge nad) Polen, und war in
Hägigen Schlacht bei Warfchau (18. — 20. Juu 1656) gegenwaͤt ⸗
noch Im Laufe diefes Krieges Schteeben (1657) von Dänemark angegrife
1, eilte Karl Guſtad dieſem neuen Felnde zu begegnen, und eroberte fehr
tar, Schleswig und Juͤtland. Br. belagerte bie Feſtung Kronburg, die
mach 21 Tagm (6. Sept. 1658) ergab. Es ward ihm Hierauf der Ober⸗
bie ſchwediſche Flotte aufgetzagen, bie Kopenhagen angreifen follte, al
Anternehmen gluͤckte nicht, weil bie Dänen waͤhrend ber Belagerung von
Ing Zeit gehabt hatten, die Hauptſtadt in Vertheidigungsſtand zu fegen, und
Wänd, Flotte zum Entfag ankam. Ungeachtet des Voriheils, den Mr. über
ge (29. Der. 1658) erhielt, mußte doch ber Angriff auf Kopenhagen aufs
eben. Im folg, 3. veseltelte er bagegen die von ben Dänen auf der Infel
chte Randung. Dre Tod des Könige von Schweden endigte (1660)
frieg. Als Ludwig XIV. 1674 einen Krieg gegen das beutfche Reich bes
6 Schrpeben auf die Seite Frankreichs, und griff (im Nov.) unerwartet
des Kurfürften von Brandenburg an, der auf dieſen Angriff nicht vor»
„ ad mit feiner ganzen Macht gegen bie Stanzofen am Mheine ſtand.
bas 16,000M, ſtarke ſchwediſche Heer, welches in das Beanden-
fiel und bas Land ühel behandelte. Er wurde aber bald frank; ein Um ⸗
mahrfcheinlic zu dem unglädtichen Ausgange bes ganzem Unternehmens
Des große Kurfürft Fele drich Wilhelm (f. d.) eilte mit feinen Zxups
beine zuruch früher, als es bie Feinde erwarten konnten. Geln bes
marfalliDerflinger (f. d.) überfiel (12. Junl 1675) den ſchwe⸗
Wangelin in Rathenow, und nahm ihn mit feinem ganzen Regl⸗
(u », Ebenfo unerwartet griff am 18. Juni 1675 der Kurfücft mit
eiterei das ſchwediſche 13,000 DR. ftarke Heer bei Foehebellin (ſ. d.)
hielt einen volfiändigen Sieg über daffelbe. Die Schweden mußten
9 räumen, und verloren felhft einen Thell von Vorpommern. Wr.
feine Stelle, wegen Alters und Krankpeit, nieder, und ſtarb im
‚Bür feine frühern Stege war er (1645) in den Grafenſtand erho⸗
bnas&reubenthal (Mubolf, Graf), k. 8. Oberfilännmerer, Chef
n Gabinets, Ritter des goldenen Vlleßes ıc., ausgezeichnet als Menſch
Diaatömanın, gehört zu den wenigen Großen, welchen bie Achtung des
amd die Liebe des Volks in gleichem Mage zu Thell ward. Geb. zu
Zur 1764 ımd von feinen Altern trefflich erzogen, finbiete er auf ber
ide Wien Phiofophle amd die Rechte, dann auf der Bergakademie zu
die Bergwiffenfcyaften, machte bergmännifche Relfen und trat hierauf
Doffectetale feine ftantsbürgerliche Laufbahn an. Er flieg von Siufe zu
unb wurde 4801 DBierpräftent dev montaniftifchen Hoffielle, ober ber
er ine Münz« und Bergwelen. Als foldyer leitete Graf W. den geſamm ⸗
Bergbau mit Exnft, Eifer, Einfiht und Siam für bie großen Forts
iemer MBilfenfchaften,.mweiche dem gebildeten Bergmann unentbehrlich ind.
7 ging ex in ber Eifenhüttenfunde auf den berühmten Merken feiner
Por; | und Gftg in Böhmen, mit dem erſten Belfpiel und Dur
ee Eineichtungen und Producte voran. Cr war theils Mitgränden,
“
Zeitalter be du itterfiche Thaten berühmt
ar r Hohenftaufen durch ri Th h
300 Wrede
theils lebhafter Befoͤrberer und Mitglied vieler vaterlaͤndiſchen Bild
z. B. der Geſellſchaft der Wiſſenſchaften zu Prag, ber patriotiſch⸗okone
ſellſchaft, des polytechnifchen Inſtituts, der ſtaͤndiſchen Malerſchule,
vatoriums der Muſik, des Nationalmuſeums u. ſ. w. — As I
frunz. Invaſion 1805 ber Kaiſer und die Regierungsbehoͤrden Wi
wurde Graf W. zum Hofcommiffaie ernannt. In dieſem ebenfo ı
ſchwierigen Poften gebot er ben franz. Behörden Achtung, und leiflel
die ausgezeichnetſten Dienfle. Nach dem Frieden von Presburg zum o!
merer und Chef des Geheimen Cabinets ernannt, befand er fich ſtets
fon des Kaiſers, empfing und voßzog feine unmittelbaren Befehle. Un
den jegt gegen 9OO €. Kämmerer (darunter 20 Fürften und 600 Graf
Leibärzte, die Aviticalcaffen der k. Kamille, die Oberdirection ber $
(haften, die Schagtammer, das Naturaliencabinet, bie Bemäfdegale
Gbrigen Kunſtſammlungen, die Infpection der kaiſ. Burg, bie Schlo
haften, emblich die k. Kammerkünftier und bie oberfte Hoftheaterbin
Dienft raubte ihm jegt jede Minute, und beffenungeachtet nahme er in
allen Bortfchritten der Wiſſenſchaft den lebhafteften Antheil. Seinen
und feiner Unterflügung verdankt ſtreich die erſte Geognoſie (von Re
deren Anwendung auf den Bergbau man früher bei der Hofkammer
Begriff hatte. In feiner Eigenſchaft als Chef des Geheimen Cabinets
beim Kaifer den Vortrag In Gnadenſachen, und wendete unzählig
Gutes zu. — As 1810 Graf Wallis zum Finanzminifter ernannt,
ztehung der fchon mehr als LO0O Millionen betragenden Bankozettel
wechfelung in Einlösfcheinen zu 4 inogeheim befchloffen war, trat bie 1
entgegen: ob bad neue Papier Anwerth finden und dem ganzen neue
werde Vertrauen gefchenkt werben? Graf Wallis erklärte, es werd
fein, wenn die neuen Zettel bie Signatur bes Grafen Webna erhielten.
man noch feinen Namen auf allen den (etwa 600 Mill) Einiös> u
tionsfheimen, die von 1811 — 13 ausgegeben wurden. Go groß u
ben, der Credit und die Achtung, Im welcher WB. allgemein beim Pul
Daß fpäter jene Papiere weit unter dem pari fanfen, verſchuldete nich
credit, fondern bie Natur bes Papiergeldes und bie Gewalt der Umfti
einer langwierigen, ſchmerzhaften Krankheit ſtarb Graf W. am 30.
Als wenige Stunden vor feinem ‚Dinfchelben ber Kaiſer ihn befuchte, u
daß zu feiner Wiederherſtellung Beine Hoffnung fel, fagte er mit Thraͤn
„Ich verliere an ihm nicht nur einen treuen Diener, fondern audy e
der 20 Sabre lang feine Ehre darein fegte, mir im Gluͤck wie im Uı
boten die Wahrheit zu fagen !": — Worte] welche Den, bem fie galte
der adeln ale Den, ber fie [prach. *)
Wrede (Karl Philipp, Fuͤrſt v.), koͤnigl. bairiſcher Felbmarſo
neralinſpector des Heers, Herr von Ellingen, Engelhardszell, Sub:
u.f.w., Mitglied des koͤnigl. bair. Staatsraths (ſeit 1817), ſtam
alten Geſchlechte in Baden, iſt geb. den 29. April 1764 zu Heldelberg
ſelbſt feine Stubien und widmete ſich der Sorftwicthfchaft. Baron W.
Hofgerichtörath in Manheim, dann Affeffor beim Oberamte Heide
im Kriege Öftreiche mit Frankreich, pfälzifcher Landescommifſait bei
Corps unter Hohenlohe, und Oberlanbescommiffait bei dem oͤſtrei
1793 — 98, unter Wurmſer, dem Herzog Albert und dem Erzherze
ner Oberforftmeifterftelle, die er gekauft hatte, entfagte er, als er 1
*) Die Grafen Wrong find urfprünglich ein fchlefiiches Geht,
Wrede 891
t, für den Erzherzog Karl ein Eurpfalzbairifches Corps zu bilden, das er,
treich. Divifionen, zuerft den 14. Dct. in dem Cavaleriegefecht bei Fried⸗
im Neckar aufden Kampfplag führte. Auch in mehren andern Befechten
ten der Feldzuͤge 1799 u. 1800 zeigte Obrift W. ſ. richtigen milit. Blick
aftvolle Thätigkeit. Er ward 1800 Generaimajor, deckte in dieſem Feldzuge
19 der Öftreicher und Eimpfte die Schlacht von Hohenlinden mit. Nachdem
beitete er mit an der neuen Geftaltung des bair. Deerd, und wurde 1804
utenant. 1805 erhielt er, an des verwundeten Gen. Deron Stelle, beit
L über das im Zelde ſtehende bairifche Heer. Bon jeyt an beginnt feine
militairifche Laufbahn. Der Umfchwung, ben das bairiſche Heer in Ber:
tie dem franzöf. erhielt, fügte feinem lebendigen Geifte zu, und ber Feld⸗
805 gab ihm vielfache Gelegenheit zur Auszeihnung. Im März 180%
das Großkreuz der Ehrenlegion. 1807 befehligte ev an der Seite des
Kronprinzen, jegigen Könige, in Polen, und 1809 die 2. Divifion des
Deeres, mit welcher er an den Siegen bei Abensberg und Landshut ei-
‚ecingen Antheil hatte. Er verfolgte den Feind über die Sfar und rettete
effen Bei Neumarkt (Beffiered gegen Hiller) das fchon gefchlagene Heer.
burg, das er fehnell eroberte, brach er in Verbindung mit ben andern
Heerführern in Zirol ein und befegte nad) wenigen Tagen Sinnfprud.
Tirols Unterwerfung vollendet glaubte, zog er ſich über Salzburg und
ilmaͤrſchen nad) Wien, und gab durch fein puͤnktliches Eintreffen der
ei Wagram ben Ausſchlag, wobei er eine leichte Wunde erhielt. Er trich
bis Inaim, und kam nad) erfolgtem Waffenſtillſtande nad) Salzburg zu:
in Tirol von neuem ausgebrochenen Unruhen zwangen ihn, feine Trup⸗
inmal in biefe Gebirgsſchluͤnde zu führen. Nach dem Frieden ernannte
eon zum franz. Reichögrafen und dotierte ihn im Innviertel mit Mond:
hardszell ꝛc. Zum Gen. der Cavalerie ernannt, führte er mit Deroy
Baiern nad) Rußland. Er focht in der Schlacht bei Polotzk, und über:
I beim Vorbringen Witgenftein’6 Marmont und Gouvion St.⸗Cyr ver:
pen, und aud) Deroy fiel, den Oberbefehl, worauf er die Flucht des auf:
mz. Heeres bedite, und am G. Dec. ben Reſt feine® Corps über die zuge:
ilia bei Danufchev führte. 1813 führte er das neugebilbete bairiſche
12. Aug. aus dem Lager von München an den Inn. Nachdem cr hier
Dftceichern gegenüber geftanden hatte, ſchloß er am 8. Oct. den Vertrag
wodurch ſich Baiern den Verbündeten anſchloß, übernahm hierauf den
‚über das vereinigte bairifcheöftreich. Heer, und führte daffelbe mit aͤu⸗
melligkeit vom Inn an den Main. Er hatte Würzburg erobert, Krank:
beſetzen laffen, ald Napoleon mit feinem Heere auf dem Ruͤckzuge aus
ti Danau ankam. Hier lieferte IB. demfelben am 30. und 31. Oct. die
.Danau), in welder er ſchwer verwundet ward. Nach feiner Wieder:
eilte er zu feiner Armee nach Frankreich, mo er das 5. Armeecorps be:
: nahm Theil an der Schlacht bei Brienne (1. Febr. 1814) und eroberte
m. Dierauf ſchlug er Marmont bei Nosny, drängte Dudinot bei Don-
ruͤck, bedte den 18. $ebr. fg. den Rückzug des großen Heeres von Troyes,
ann den Sieg bei Bar fur Aube, und trug zu dem bei Arcis fur Aube
) viel bei. Auf dem Schladhtfelbe bei Bar fur Aube erhielt er den St.⸗
m 2.Claffe. Sein König gab ihm d. 7. März 1814 den Feldmarſchalls⸗
erhob ihn (9. Sun. 1814) zum Fürften. Hierauf verlieh er ihm und
aligen Chef des Hauſes, am 24. Mai 1815, das im Norbgau liegende
Stabt und Schloß mit 19 Dörfern und 16 Weilern) als ein Fuͤrſten⸗
Thron = und Mannlehn, unter bairifcher Hoheit. Diefe Belohnung
u Theil für den von ihm mit dem Fuͤrſten v. Metternich unterhanbdelten,
3928 Wren
und den 3. Juni 1814 zu Paris unterzeichneten Vertrag, nach welche
an Oſtreich Zirol, Salzburg, das Inn⸗ und Hausruckviertel abtrat,
Würzburg und Aſchaffenburg ſogleich in Beſitz nahm und fich von De
Eünftigen Erwerb von Mainz und ber Rheinpfalz verfprechen ließ. —
Congreffe in Wien zeigte er fich als geiſtvollen Diplomatiker, wie er fi
muthigen Heerführer gezeigt hatte. Bei dem Wicderausbruche des Krlı
drang er an ber Spige bes bairifchen Heeres in Lothringen ein, md gi
Juni über die Saar. Die Ereigniffe in den Niederlanden öffneten ihn
ins Herz von Frankreich. Nach Beendigung des Krieges Lehrte er nach!
ruͤck, und nahm nun als Reichsrath oder Mitglied ber erften Kammer aı
Handlungen des erften Landtags in Baiern 1819 Antheil. Dann ward e
ren wichtigen Sendungen beauftragt und am 1. Oct. 1822 als Generat
die Spitze des bairifchen Heers geftellt. Fuͤrſt W. vereinigt ſchnellen
große Beſonnenheit, Feuer und Ruhe mit unermuͤdeter Thaͤtigkeit und ı
neter perſoͤnlicher Tapferkeit. (S. „Zeitgenoſſen“, Heft XXIL)
Wren Gir Chriſtopher), einer der gelehrteſten und beruͤhmteſter
ſter, geb. den 20. Det. 1632 zu Eaſt Knoyle in Wiltſhire, wo ſein Bat
war. Schon in ber Schule zu Weſtminſter entfalteten fich feine großen
und bereits in fenem 13. Jahre erfand er ein neues aſtronom. Infirın
er, fowie eine Abhandlung vom Urfprung ber Fluͤſſe, feinem Vater in:
tat. Berfen widmete. In Orford, wohin er in feinem 14.5. ging, !
fi) durch große Fortfchritte in den mathemat. Wiſſenſchaften aus. All
gendarbeiten find Beweife eines fruchtbaren, reifen und hochgebitbeten @
ward in f. 20. Fahre 1657 zum Lehrer der Afteonomie Im Gresham⸗ Coll
don ernannt, vertaufchte aber dieſe Stelle 1660 mit dem Lehrſtuhle di
mie in Oxford. Seitdem zeichnete ex fich durch Arbeiten in allen Theile
thematit und Naturwiffenfchaften aus, und vertraut mit allm Werken?
und der ganzen gelehrten Welt, erweiterte er umabläffig das Gebiet b
haften. Als Mitglied der koͤnigl. Geſellſchaft nahm er an den wilfen
Beftrebungen berfelben den thätigften Anthell. Am merkwuͤrdlgſten ı
feltene Verbindung theoret. Wiffenfchaft und des prakt. Genies, beffen
Ecaft fo viele bemunderte Merle hervorgebracht hat. Die Vollendung
der Petersliche unter der Regierung des Papftes Innocenz X. und ur
ni's Auffiht war zu jener Zeit ein Gegenfland allgemelner Aufmerffar
ſcheint dazu beigetragen zu haben, W.'s Geiſteskraͤfte in das Gebiet zu f
ce feinen Ruhm finden follte. Der Tod feines großen Vorgängers Jt
bahnte ihm den Weg. Sein erſtes Werk war das prächtige Sheldons
Oxford, ducch deffen Erbauung (1663) er bald berühmt wurde, und
nachher erbauete er das Pembrokecollegium In Cambridge, aber nie wart
fen Arbeiten je feinen Lieblingsbefchäftigungen, der Mathematik ımd !
wiffenfchaften, untreu. Er reifte 1665 nach Frankreich, mo die unter Eu
errichteten Bauwerke, befonderd das Louvre, für ihn eine lehrreiche €
den. Es iſt merkwürdig, daß er, ohne je Italien gefehen zu haben, in ch
das verhältnifmäßig aͤmer an Dentmälern der Baukunſt war als anl
und nur vorzügliche gothifche Gebäude befaß, und bei ber herrfchenden |
(ofigkeit feiner Zeitgenoffen, die erftaunenswärbigen Entwuͤrfe zu faffe
zuführen vermochte. Der große Brand in London (1666) öffnete fet
ein neues Feld, und bie dadurch veranlaßten Entwürfe nahmen feine gan
Eraft in Anſpruch. Er machte gleich nachher einen Plan zu einer neuen |
vor allen andern Entwürfen Beifall fand. Diefer Plan kam jeboch nid
führung, obgleich IB. zum erften Baumelfter für die Wiederherſtellun⸗
ernannt wurde, weil ſich die Hauselgenthämer nicht zu Aufopferungn
Wright 808
Tach feinen Entwürfen ward der Bau ber Paulskirche (f. d.) begons
in 35 Jahren (1676-1740) herzlich vollendet: ein Werk, das nach bee
leche zu den vollfonunenften Dentmälen der neuen Baukunſt gehoͤrt. Ei⸗
se Nachkommen bat 1749 9 verfchiedene Plane von W. herausgegeben,
ke Brundeiffe der St.⸗Paulskirche darſtellen. Irrig ift die gewöhnliche Ans
af 3. die Peterslicche zum Muſter genommen habe; ber Plan war ganz
Exfinbung; bingegen hat man noch das Modell eines Altar aus ber Pe⸗
das er ausführen wollte, wenn fein erfter Entwurf waͤre angenommen
"Dos fogen. Monument in Eomon, ober bie Säule zum Andenken bes
An London, warb 1671 angefangen und in 6 Jahren ausgeführt, eine
canelitte borifche Säule, die auf einem 40 Fuß hohen, mit Basrellefs
Poſtament fteht und 202 Fuß hoch iſt. Immenbig führt eine ſchnecken⸗
von 345 ſchwarzen Marmorſtufen zum Gipfel, wo nad, WB.’6
von Bronze ſtehen follten, bie eine ben König Kari IL, ber die
Fiute Erbanung ber neuem Stadt ermunterte, und bie anbre, eine weibliche
Ve gerettete Stadt vorfiellend. Später aber flellte man eine ſchlechte Baſe
and umbauete es uͤberdies von allen Seiten mit unanfehnlichen Häufern.
fe Aber 60 Kirchen und öffentliche Gebäude, bie nach W.'s Plan unb um»
— von 1668 — 1718, während welcher Zeit er Oberaufſeher aller
war, vollendet wurden. Außer den genannten Merken gehören zu
kglichften der neuere Theil des Palaftes Hamptoncoust, der Palaſt zu
‚ das Theater zu Drford, die Kirche zu St.⸗Stephan Walbrook, das
—— und ein Fluͤgel des herrlichen Spitalpalaſtes fuͤr die Matroſen
. Er ſetzte feine Arbeiten bis in fein 86. Jahr (1718) fort, wo er
jänte verbrängt wurde. Seitdem lebte er abgefchieben und den Wiffens
wegeben, in feinem Haufe zu Samptoncourt, und kam nur zuweilen nach
em über die Kusbefferung der Weftminflerabtei die Aufſicht zu führen,
großen Werkes, der Pauiskicche, zu freuen. Seinem Sohne übers
3 legten Stein auf bie Kuppel derfeiben zu legen. Geine Kräfte nab>
One ab, und wahrfcheintich trug der Ummuth, ben der Greis über bes
smüthiges Betragen empfand, nicht wenig bei, ein Leben abzukuͤr⸗
oe und Arbeitſamkeit ſoweit uͤber die gewöhnliche Grenze —*
‚hatten. Er flach 1723 an den Folgen einer Erkältung, bie ev fich auf
von Damptoncourt nad) London zuzog. Man fand ihn tobt in feinem
wo er ſich nach dem Efien zum Schlafen niebergefegt hatte. Er warb in
Mich e begraben, deren deren Bau er begonnen und vollendet, und fein Grab⸗
die ſchoͤne Inſchrift: „Si maonumentum requiris — eireumspice”.
| ber koͤnigl. Geſellſchaft, 2 Mat Mitglied des Parlaments und
h Sroßmeifter der großen Freimaurerloge. Über ſ. Antheil an ber Wieder⸗
= Sreimaurerverbindung vgl. Freimaurer. eine nachgelaffenen
» feine Zeichnungen wurben von feinem Sohne herausgegeben. Man
* auch mehre Entdeckungen im Gebiete der Naturwiſſenſchaften, unter
3 Juſtrument zur WBeftimmung ber Menge des jährl. fallenden Regens;
Biest an, aſtronom. Beobachtungen mit größerer Genauigkeit und Leich⸗
‚ und war der erſte Urheber des Verſuchs, Fluͤſſigkeiten in die
Der There zu [peigen. Sein Leben befchrieb ber Baumeifter Eimes in den
Kies of the life and works of Bir Christopher Wren‘' (London 1823, 4.)
Britannica”.
Bright (Str Thomas), ein engl. Schiffscapitain, der im April ober Mai
I franz. Krbegegefangenſchaft fiel. Weiler Georges und andre Verſchworene,
Bilichertoe und Picot, den 27. Aug. 1803, dann Armand Poliguac im Ans
HE deſſ. J, und zulegt Pichegru, Lajolais, Jules Pollgnac u, A. am 16.
304 Bucher
San. 1804 auf dem Beftabe von Belville ans Land geſetzt hatte, fo
naparte, Fouche und Real, baf er die Werbinbungen und Abfichten d
nen in Frankreich ſelbſt genau kenne; er follte Daher als Zeuge gegen
ten auftreten. Allein WB. behauptete flanbhaft, daß er nur bem erha
die Angeklagten auf der franz. Küfte zu landen, vollzogen habe, von
aber Nichts wiſſe. Hierauf — fo wird erzählt — hoffte man * l
Geſtaͤndniß von Ihm zu erpreſſen, und die Staatsraͤthe Raͤal und
als Voltzieher von Napoleons Willen genannt. Dann habe man h
aufs befte für ihn in Srankreich zu forgen, wenn er das verlangte G
würde; W. fei aber unerfchütterlich bei feiner erften Ausſage gebliebei
Langte England duch fpan. Vermittelung W.'s Auswechſelung,n
fagte diefelbe zu; allein im Nov. b. 3. machte der „Meniteur" bekannt
bei der Nachricht von dem Ungläde der Öfveicher bei Ulm aus Verz
das Leben genommen. Dagegen warb in England behauptet, daß S
babe erdrofieln laffen, damsit er nicht Zeugniß ablege von ber exlitter
lichkeit. Als in der Folge der engl. Schiffsarzt, D. Warden, zu |
einer Unterrebung mit ihm auf St.⸗Helena fagte: „Dan glaubt in (
lich algemein, daß Sie den Capitain W. im Tempel habe erbroileln le
wie Warben erzähle, Bonaparte folgende Antwort: „Wozu hätte ic
Bon allen Menſchen, die ich in meiner Gewalt gehabt habe, hätte i
ihn beim Leben erhalten; denn in dem Proceß, den ich damals de
nen machen ließ, Eonnte ja W. als der bebeutenbfle Zeuge auftretı
Hauptperſonen der Verſchwoͤrung, namentlich Pichegru, nach Frankrei
hatte”. Zugleich betheuerte Bonaparte, daß Cayitain W. im Gefaͤng
pel Hand an ſich gelegt habe, und zwar um ein Gutes früher als es in
befanntgemacht worben fe. Fouche und Savary behaupten das Naͤn
Proceß fallt in die Monate März, April und Mai 1804, W.sR
legten Tage des Det. 1805. Napoleons Verficherung kann fo viel bewei
Ws Mißhandlung und Ermordung Nichts gewußt habe ; ber Werbad
immer noch auf Savary, Foucho und Real laften, bie fich oft ſtaatsinqui⸗
tür erlaubt haben, und, wenn fie W.'s Geſtaͤndniß durch die Folter bi
wollen, diefe vergebliche Gewaltthat nicht anders als durch beffen Er
hüllen konnten. Indeß find weder Actenftüde nody glaubwuͤrdige Zei
bie jenes Gerücht, das Saalfeld als eine Thatfache annimmae, beftätl
den „Mem. du Due de Rovigo sur la mort de Pichegru, du Cı
de Mr. Bathurst ete.” (Paris 1825), wird dieſes Gericht widerlegt
MWucher (usurarie pravitas). Wer einem Andern Geld zı
brauche vorſtreckt, muß billigerweife dafuͤr einen Theil von Dem e
der Andre mit diefem Gelbe verdienen kann. Dies find bie Sinfen (v
auch Geſuch genannt), deren Maß eben hierbucch beſtimmt if, und
ftänden wechſelt. Denn wo mit dem Capital viel gewonnen werde
auch nicht unbillig, einen größern Theil an den Darleiher abzugeb
Zinfen find daher oft die Wirkung einer fleigenden Lebendigkeit des bür
kehrs. Allein fie ſtehen auch mit ber allgemeinen Rechtöficherheit uu
Zuſammenhang, und werben größer werben müffen in dem Grabe, a
leihen wegen ſchlechter Rechtspflege unb Möglichkeit willkuͤrlicher Re
regeln ein gewagtes Geſchaͤft ift. Daher find fehr hohe Zinſen obme |
gerliches Verkehr das fichere Zeichen einer fhlechten Staa
genheit eines Geldſuchenden benugen, um ihm höhere als bie gemein
chen Zinfen abzudringen, iſt Mucer, und ba dies meift bie aͤrmere
erfahrene Leute trifft, fo haben die Staaten nöthig gefunden, ſich di
Bebdruͤckungen und Überliftungen anzunehmen. Geldgefcyäfte foßen
Wundarzneikaaſt Wider . .:'. 808
eines Volles, two nur der Krieger geehrt wird, den Selaven und Frem⸗
„weiche ſich mit Schlautgkelt und Verzicht auf äußere Ehre unter ihren
uldnern durchwinden, und fich Demäthigungen, Gewaltthaten ges
n, um fich durch erben zu entfchäbigen. er bie Werdchtlichs
: auf dem: Gewerbe der Geldwechſsler (Gampforen) lag. Im Mittels
dazu, daß man wegen wißverſtandener biblifcher Stellen alles Zinsneh⸗
ünde und Wucher mellätte, was bie Folge hatte, daß die Gelbdarleiher
eeſteckte Zinfen, Renten und Guͤltenkauf. Kauf von Gütern mit Vorbe⸗
ickkaufs u. dgl. zu helfen fuchten. Die Geiſtlichkeit, im Beſitz des meis
ı Geldes, ging bier mit einem guten Beifpiele voran. Nach und nad;
Nehmen offener Zinſen wieder erlaubt, allein Reiche » und Landesge⸗
erten, theils einen gefegiichen Binsfuß Feftzuhalten, theils alles Nehmen
fen ale Wucher zus beſtrafen. Jenes war meiftens 5 vos Hundert jaͤhr⸗
yatte 1 Pröcent monatlid, ventesimas, alfo 12 Proc. jaͤhrl.); ob der 6:
erlaubt fei, iſt Lange geftritten worden. Kür Beine Dartehen auf kurze
Bechfelgefehäfte und den Handel überhaupt, vorzüglich aber Seehandel
geroagte Geſchaͤfte, laͤßt ſich gar kein Zinsfuß fefihalten. Den Wucher
e Reichsgeſetze mit Verluſt eines Viertheils des Capitals, an weichem ber
trieben worden iſt: eine ſehr ungleiche Beſtrafungsweiſe, bei welcher ein
numener Thaler in dem einen Falle mit wenigen Thalern, im andern mit
d noch mehr beſtraft werden koͤnnte. Dieſe Geſetze haben den Wucher
tten koͤnnen, weil ber Geldſuchende in bee Noth ſich doch den Klauen des
cherers preisgibt, und umgekehrt das Nehmen eines größern Gewinne
n Darlehen unvermeidlich tft. Der menfchlidhe Wis iſt auch fehr gefchäfs
1, für die verbotenen Zinſen Masten zu erfinden, fodaß beim Empfang
m der Schufbner fchweigen muß, weit ex fonft fein Gelb erhält, und
Baahlen felten einen Beweis des Wuchers hat. Daher tft fdyon oft davon
eweſen, alle Wuchergefehe aufzuheben, was aber auch bebenktich fein
bie Strafen koͤnnte man abfchaffen, wenn man nur ein gewiſſes
das gewöhnliche Verkehr außer dem Handel) für klagbar erklärte, und
r das Zuvlelgezahlte etwa Doppelt zuruͤckzufodern erlaubte. Mit Bent
Itheibigung des Wuchers ec.“ (a. d. Engl. von J. A. Eberhard, ‚Halle
man v. Somnenfels, Abhanbl. uͤber Wucher und Wuchergeſetze (Wien
4791); ſ. auch J. C. Roth's „Abhandlung uͤber den Wucher und bie
mfelben ohne Strafgeſetze Einhalt zu thun’’ (Nürnberg 1793).
ndarzneitunft, f. Chirurgie.
nder find Ereigniffe, welche Denen, bie fie ſahen, eine ſolche Verwun⸗
Sthigten,, daß fie ihnen nach ben bekannten Geſetzen der Ratur und bes
m Weltlaufs unerklaͤrlich erfchienen. Ste ftehen daher immer in Bezie⸗
nfern Verfland und find für diefen unerklaͤrbare Wirkungen, welche mit
erkannten Kräften und beren Äußerungen zus ftreiten fcyeinen. Die Er⸗
na Wundern, die ſich vormals zugetragen haben follen, wird uns daher
lex bleiben, je weniger wir befriedigend auszumitteln vermögen, mit weichen
nmittelbaren Zeugen und erſten Erzähler ſolche Ereigniffe angefehen haben.
chichten aus umferer ober einer nicht lange vergangenen Zeit laſſen fich viel
Iren als Rachrichten diefer Art aus einer entlegenen Vorzeit ; und find die
ver ben Verdacht einer abfichtlichen oder unabſichtlichen Taͤuſchung erha⸗
eint ber Glaube an ihre Wahrhaftigkeit die ficherfte Auskunft. Mit dem
hichten in ber Bibel verhält es ſich fo; und ba die meiſten berfelben ganz
je ohne eine zur Beustheilung hinlängliche Angabe der Nebenumſtaͤnde
„ſo mußten fe ir die fogen. natürlichen Erklärungen Verfuche bleiben,
ge weniger den Über fie verhängten Tadel der Willkuͤr verbienen.. Als
306 Wunder ber Belt Wunderbar in aͤthet. Hnfiht
Bew⸗iſe für die heit der Sache Jeſu hatten feine Wunbertparen
nur ben Zweck, feine Beitgenofien aufmerkfans und gläubig zu waqhen, zu
"ben fie aber erſt durch Die Shrek Sr cf mh Dun Dekan,
gültige Wahrheit feiner Lehre beglaubigte. — Die rag, abi
find, beantwortet zum Theil der oben gegebene relative Votriff
ders. Unwiſſenden Menſchen erſcheint Vieles wunderbar, was ein mh;
Kenntniß der Natur und ber Wirkſamkeit ihrer verborgenen Kraͤft⸗
(vgl. Magnetismus) ganz in ber Ordnung und nut Im dem Gimme:
findet, wie es die Entftehung des geringfien Grashalmes fl. Der
Auguſtinus fagt: „Bott thut in den Wundern Nichto wiber bie Nater;
ide Dinge erfcheinen und widernatuͤrlich, aber nicht Bott, ber bie
bat". Nach ihm fege Luther hinzu: „Die Wundermerke, fo tägsic
geſchehen, find größer, als die von Chriſto geſchehen find, ba er auf
Gott hat ihm etliche Heine und ſeltſame Wunderwerke fürbehalten, def
wecke, und durch ein ſolch ſonderlich (einzeln hervortretenbes) unbe
führe in die täglichen Wunder der weiten Welt”. Aber wir dürfen ach
geffen, daß ber hohe, gottbegeifterte Menſch eine Höhere Macht über Die
Abt und ihre Kıäfte genauer kennt und verfkeht, mit weichen er zu
Bunder der Welt (bie fieben). Unter dieſem Namen hat
Denkmäler der Kunft verftanden,, bie entweder Ihrer ungeheuern Gräfe
‚ober ihrer ausgezeichneten Schönheit wegen fo unlıbertrefflich ſcheinen,
Die Wunder ber Welt, und da gerabe ihre Zahl nur 7 ausmacht, bie 7
genannt hat. Es waren: 1) bie dgyptifchen Pyramiden (f.b.), an
von Einigen der Pharos (f.d.) von Alerandrien hierher gerechnet
Bauern und 3) die fogen. hängenden Gärten zu Babylon (f. an
Semiramis); 4) ber Tempel der Diana’ zu Ephefus (f.d.); 8)
ſaͤule des olympifchen Zupiters (f. Jupiter); 6) das Maufoleum ¶
fia und Maufoleum); 7) ber Koloß zu Rhodus (f. Kolof).
man nicht glauben, daß dieſes die einzigen, ja auch nur bie erflew
wefen ſelen, welche bie erhabene Größe des Alterthums bezeichnen.
derkreis, dem bie Griechen erft nach Alexanders Zeit zuſe
Philo der Bpzantiner, defim Buch: „De septem erbis agent.” ((
Leipzig 1816) zuerft der Bibliothekar der Vaticana, Leo Allatius,
gab. Schinkel in Berlin hat die Anſichten von jenen Wunberbauen für
des . Theater gemalt. Hirt hat Über das Maufoleum und dem
Diana, Quatremore be Quincy Über den olympifchen Jupiter, und Die
tion d’Egypte“ über andre Kunſtbaue bed Alterthums viel Lehrreiches
Bunberbar in äfthetifher Hinſicht. Der
baren In aͤſthetiſcher Dinficht ſeht den Begriff des Wunberbaren
Wunderbar nennen wir nur, was vom bem uns befannten Bange ber
end fcyeint. Ob es wirklich davon abweicye, barauf Fonamat bat biefem
Nichts an, Alles aber darauf, daß der Begenfland, wegen bee ſchari
uinfers Gebanfenlaufs, wegen des Übereafcyenden, Nenn, El
‚ober wenigftens noch Unbegriffenen, einen Buftank I ul
‚Buftanıd der Werwunderung ober Bersunbeung ı
Wunderbar in aͤſthetiſcher Hiaficht 7
it, baber leben mir daffelbe, und die Kunſt, Ihrem Innern Ucfprunge nach
6 WBamiderbare beutenb, bewegt ſich gen in deffen Gebiete. Hieraus mmts
08 aſthetiſche Wunderbare, das iſt Dasjenige, was durch den Schein be.
628 gefätit. Dieſes iſt aber ber Ball, wenn es, In fi lebendig, unferer
le ei unbegrenztes Geld der Thaͤtigkeit eröffnet, und uns durch fin Ber Be
über das Gewoͤhnliche und Autägliche erhebt, woraus ſich ergibt, eines⸗
das Wunderbare mit dem Exhabenen verwandt iſt, anderntheils,
5 608 den Schein des Wunderbaten verliert, fobalb es ine ge=
RM dem Exhabenen Ift es aber insbe ſondere verwandt, weil wvir
n — Motefüng Ainer ungersöhniähen Kraft echiicen, die in un das Gefuͤhl
erleht Reaft erideikt and uns Über bie Ichifche Natur erhebt. Erfcheint
a WBunderbaren die Wirkung uͤbermenſchlicher Kraft, welche unferer Kraft
End’ enitgegenfteilt, dann iſt das Wunderbare zugleich furchtbar; aber Her
von ber x geöfeen ober geringern Ausblidumg des Geiſtes ab. Indeſſen
darf body, wie wir in der obigen
inberbatenie ohne Bedeutang ſein und auf en kindiſches Gaukelſpiei der
Äfie Hinmarrten.‘ "Derin die finnlichen Fermen, unter welchen bie Kanfl;; die
fein des Schönen; wirkt, ſind nicht ſchoͤn ohme Belebung durch Ideen, de⸗
heute fie enchalten ſollen. Und fo ſoll alfo auch das leichtefte Märchen, als
der Si ikunſt/ (einen port. Sinn enthalten. Natuͤrich iſt es aber wol,
das Wunderbare in der Kunſt fich zeigt, derſelbe Grad von Verſtaͤnd⸗
frättfinden kann, beffen fie ſonſt tool fähig iſt; denn es liege ia der
De Winiderbaren, daB daſſelbe, indem es uns etwas gibt, noch weis Mch-
föt. So ift auch das Wunderbare dem Wahrſcheinlichen, nicht aber dem
geſett. Denn wahrſcheinlich iſt, was den Schein bes wirklich
gleich des Gerwöhnlichen hor; aber bie Wehtheit der
t ————— des Dargeſtellten. Um biefer Wahrhelt
IE ins fogar jene geſcheaclofe Vermiſchung der gemeinen Wirtuichkeit
dedbaten in Hielen Erzählungen und man muß fogar das Nomanhafte
lemantifchen wöHl unterfäpelden. — Das Wunderbare wird aber buech
der befondern Kinfte befonders mobificht. Anders erfchent «6 in der
i An den bifbehden Känften. Am größten und unbefchränkteften iſt
| in jener." Denn durch den ausgefprodhenen Gedanken laͤßt fidy
che und Ungewöhnliche am leichteften vor die Phantafie führen, ımb
tung übermenfchlicher Thaten und Weſen andeuten und davfleken.
rrit bad Wunderbare hervor im Gedichte ff. d.), welches feine erha⸗
jenftände in die günftige Ferne der Vergangenheit ftelt, und vorzuͤglich in
tichen Epopöte, die al® Urgedicht und Sage einer Nation auf die dunkle
8 tnd ihrer erften Kämpfe beutet, aber auch in ihren ſpaͤtern
s bare gern al feinen Beftandtheil aufnimmt, tote im dcs
> AfE die Erfyeinung des Wunderbaren im Drama. Denn hier
ji * che Gegenwart, und kann ſeht leicht in Gaukelei der Sinne
et in der Somantfgen Oper, und 4 Muflt,
iſt In dlefer Verbindung mit der Poefie am
0 Wundetbaren hervorzubringen. Die bildenden Künfte,
Aüge firieen, und die Formen der Natur nachbliden, find
im; | dit ihefflen jeboch umter Ihnen Die Malerei, welche ſich der
⸗ —— bebieit, und die Bewegung der Mimik in ihren Figuren
—X * als die Piaftit und Architektur, welche in dem Beſtreben nach
gen leicht iin daB Abenteurriiche verfäne. — Unter verſchiedenem
us Wwaaſchelruthe Baͤrfel
Charakter ſtellt ſich das Wunderbare, welches mit dem Vollsglauben v
bei den verſchiedenen Voͤlkern und zus verſchiedenen Zeiten der Kunſt dar.
thifche der Griechenwelt bat einen heitern Charakter, und erfcheint ei
-finnreiches Bilderſpiel der Phantafie; bas Myſtiſche in der romantiſchen
Zeit überhaupt hat einen ernſtern Charakter, und iſt oft aus bem trüben
fen Meiche der Ahnungen von der Unterwelt gefchäpft.
Wuͤnſchelruthe (lat. virgula mersurislis) iſt eine unter ge
gläubifchen Umſtaͤnden verfertigte, entweder einfach bogenförmig gefckı
auch zweidflige, in einem Stiel verbundene Ruthe, wie eine Babel ge
Holz, Meſſingdraht oder Metal, welche von aberglaͤubiſchen Menſche
det wird, um da, wohin fich diefe auf eine eigenthuͤmliche Weiſe mit
gehnitene Ruthe vorzäglich neigt, verborgene Gchäge unter der Erbe n
Beſonders wird fie im Bergbau gebraucht, um eble Metalle, Mineral
terirdifche Wafler und Erzgänge damit ausfindig zu machen. Mic h
Aberglaube von Betrügern ift benugt worden, bedarf hier einer weitid
führung. Auch würbe diefe Anwendung ber fogen. Wuͤnſchelruthe u
noch als Denkmal ehemaligen’ Aberglaubens genuumt werden, wenn nl
‚gen Jahren ein Jtaliener, Namens Campetti (ein junger Landmann, zu
am Ufer bed Garbafees geboren), durch ernſtliche und nachdruͤckliche
Metalle und Waffer unter der Erde, vermittelft koͤrperlicher Erupfindun
nehmen zu können, großes Aufſehen gemacht hätte, und auch bie von
ſtellten Verſuche allerdings fehr für diefe Behauptung zeugten. Ritter,
ter Naturforſcher zu hen, veifte auf Befehl des Könige von Baie
Campetti nad) Sargnano, brachte ihn mit-nady München, um wied
fuche anzuftellen ; und es wurden biefe Verſuche auch wirklich, beſonders
felliespendeln, gemacht, von denen man behauptet, daß fie in ber Naͤ
tallen fhwingen. Ritter hat vornehmlich bei diefer Gelegenheit ſich ei
ments bedient, das er Balancier genannt bat, und das ganz einfat
Stabe oder Beinen Streifen von Kupfer ober anderm Metalle, unge
lang und einen halben breit, beſteht. Die nähern Nachrichten darkbes
in Aretin’6 „Neuem liter. Anzeiger (1807), von Nr. 22 an; auch hat
ßerſt anziehende Belsuchtungen biefer Derfuche 1808 herausgeg. (V
dbomantie.)
Würde ift der innere Werth eines Gegenſtandes, welcher baı
daß er ſ. Zweck in ſich feipft hat. Vorzugsweiſe ommmt daher die Würbed
zu, denn fie iſt ein Weſen, welches Zwecke erkennt, ſich felbft ſetzt und d
Handlungen beftimmt. Daß ein Gegenfland aber feinen Zweck in fic
hindert ihn nicht, auch. Zwecke nach Außen zu erfüllen, d. i. nüslich 5
ift diefe Beziehung der erftern untergeorbnet.
Wurf, f: Balliſtik.
- Würfel oder Eubus ift ein von 6 gleichen Quadratflaͤche
Körper, der 12 Kanten und 8 Eden hat, von denen jebe ber ander
Er gehört daher zu den regulairen Körpern, und zwar iſt er ber eing
welcher von 6 Flächen begrenzt wird. Sein koͤrperlicher Inhalt ift, &
leicht überzeugen kann, wenn man fich jede Seite des Würfels in k
Theile zerlegt denkt, gleich einem Product aus ber Zahl ber Theile eine
Höhe) in die Zahl einer Quadratflaͤche (dev Grundfläche), und biefe j
wieder gleich einem Producte aus einer Seite. (Höhe) der
( Grundlinie). Weil nun diefe Seiten alle einanber gleich ſind, fo wisd
des Würfels durch breimalige Dultiplication ber Zahl ber Theile in ©
ſelbſt erhalten. If z. B. eine Seite gleich 10, fo iſt der koͤrperücheJ
40X 10% 10 = 1000. Daher wird audy jedes Product, das durd
Burfrab " Bur 898
323 irgend einer Zahl mit fich ſelbſt entſteht, die Cubikzahl diefer
efe Baht felbft wieder die Cubikwurzel aus jenem Probucte ges
Stereometrie bezieht den Inhalt jedes Körpers auf einen zur Ein
mann Würfel, durch defien Ganzes oder auch Vruchtheile fie dieſen
lehrt.
read wird, zum AUnterfchiebe von dem Schöpfeade, ein Rad ge:
hes das Waſſer bloß fortwirft und nicht Ihöpft. Gewoͤhnlich beſteht
zurſtad aus einer Anzahl an einer Welle in ſchiefer Richtung angebrach⸗
In. An ber unten Hälfte dieſes Randes iſt unten auf beiden Selten
Verkleldung, die nur einen fehr Beinen Raum zwiſchen ſich und dem
In diefe Verkleidung kann ſich unterhalb dad Waffer von denjenigen
neinziehen, die man trocken zu machen fucht.
ns (Albert Aloyſius Ferdinand), ausgezeichnet unter ben jetzt lebenden
es Komiſchen auf Dee Buͤhne, warb 1783 zu Greifenhagen in Pommern
verlor ex feine därftigen Älteen, und ſeibſt der Unterricht einer Dorf⸗
ihm nur kurze Zeit zu Theil. Den Verfolgungen einer harten Stief⸗
g ex ſich durch die Flucht, biemte dann zuerſt bei Handwerkern, fpaͤter
ſten, umd lernte in dieſer Lage die Sitten der niebern Staͤnde kennen,
böttbung er fo gluͤcklich geworben iſt. Puppenſpieler weckten zuerſt feine
n Theater, und als er endlich in Neuſtrelit ein wirkliches Schauſpiel
h, faßte er den Entſchluß, ſich ſelbſt auf den Bretern zu verſuchen. Er
mehren mißlungenen Bemühungen, dieſe Laufbahn bei Kunſtreitern;
es ein Unterkommen bei wandernden Schauſpielertruppen in Schlefien.
Nal betrat er die Bühne als Plumper in Er mengt fich in Alles” (fpd-
en Rollen). Doc führte im feine Stimme von bedsutendem Um⸗
ıgemeiner Eieblichkelt bald In das Fady erfier Zenorpartien, und er des
elmonte. In Warfchau fand er fein erſtes anftändiges Unterforamen
bt bie 1804 ;' dann machte er eine Kunſtreife nad) Breslau, Bam
zurg, und blieb an legterm Drte. ine zweite Kunftreife führte ihn
1809 nach Berlin, wo er feft engagirt warb, und nach Beendigung
agenen Reife mit Kotzebue's Pachter Feldkuͤmmel feine neue Laufbahn
ſcht lange darnach wurde zum erften Dal das „Hausgeſinde“ gegeben,
welche in 2 Jahren einige und achtsig Mal wiederholt ward. Mit der
wenz hatten W.'s erſte Tenorrollen ein Ende. Er wäre indeß vielleicht
n abgegangen, hätte er fidy nicht durch das gluͤckliche Auffaffen des Ko⸗
m Sitten und Eigenthümlichkeiten ber juͤdiſchen Nation, z. B. in der
er Verkehr“, den Haß berfelben zugesogen. Doch hatte ein gegen ben
jeleiteter Criminalproceß Leine weitern Solgen. Auf einer darauf un⸗
ı Kunſtreiſe über Hamburg durch ganz Norddeutſchland bis nach dem
Rain ward ihm bie glänzenbdfte Anerkennung feiner Verdienſte. 1817
dem nen eingerichteten Theater in Leipzig eine Stelle an, die er aber
um fortan völlig frei feine Kunft zu üben. Cine ausführliche Cha⸗
ſes außgezeichnetm Kuͤnſtlers zu geben, erlaubt bier der Raum nicht.
# flıe Diejenigen gefagt, die ihn noch nicht ſahen: er iſt in der Darſtel⸗
drigkomiſchen bis in feine feinften Schattirungen einer ber gluͤcklichſten
. Eine unerföpflidhe Laune, Feſtigkeit und pſychologiſche Richtig⸗
arakterzeichnung, ein gluͤcklicher Takt, das Komifche im Leben aufzu-
Neberzugeben, eine fanfte, melodifhe Stimme, und ein bis zum Be:
särbigen biegfames Organ find die hervorſtechenden Vorzuͤge feines Ta⸗
8 f. ‚Heinrich im „Zinngießer”, Adam im „Dorfbarbier”, Lorenz im
”, Grad im „Lügner und Sohn”, Ferdinand in den „Deillingen”,
fer Berkehr”, Schneider im „Schneider und Sänger”, Mag im „Ins
400 Wuͤrmer Wurmſer
termez30” u. ſ. w. iſt er ein Liebling von ganz Norddeutſchland gewerde
ausführlichen Biographie und der Geſchichte feines ungluͤcklichen Pros
ein Freund und Verehrer feiner Kunft in Damburg vor einigen Jah
fhrift: „Hamburgs Wächter“, an welche Diejenigen verwiefen werd
fen Komiker näher Eennen lernen wollen.
Wuürm er innen als Krankheitsueſache bei Menſchen und dei
Eommen. Die gemöhnlichften bei den Menſchen find im Dearmmanal,
Madenwürmer (Askariden), in ben dicken Gebärmen, die Spulwur
lich in den fogenannten dünnen Gebärmen, mo auch die Bandwuͤrm
ten. Die Madenwuͤrmer find den Kaͤſemaden äbntich, manche aber
nahe eines Singergliebes lang. Sie find befonders häufig bei Kind⸗
ein ſehr laͤſtiges Jucken im Maſtdarme, Drängen zum Öftern Suhl
dere Beſchwerden verurfachen. Die Spulwuͤrmer find ben. Regenwuͤr
body mehr weißlich von Farbe unb mit einem Ringe, der mit Beinen
fest ift, an der Spige bed Kopfes verfehen. Die Maulöffnung befteh
denen Saugröhren. Gie find oft klumpenweiſe, ober ihrer viel in ein
fammengewidelt, an mehren Stellen ber Därme. vorhanden, ſowol
als bei Erwachſenen, und verurſachen durch Ihe Saugen unb ihre SB
viel Reiz auf die Wände der Gebärme, und daher Kneipen und Schme
leibe, meiſtens in ber Nadelgegend, und beſonders nach dem Gemuſſe
oder andrer Dinge, die ihnen zumiber find. Gewoͤhnliche Zeichen ihr
find Übelkeit, Zuſammenfluß wäfferichten Speichels in dem Munde,
Athen, blaffes, aufgedunfenes Geficht mit blaͤulichen ober braͤunlich
ſonders an dem untern Angenrande, Erweiterung des Augenfleen
Schlaf mit hafbgeöffneten Augenlidern, auch zuweilen mit Zaͤhneknit
weißer Urin, ein dicker, gefpannter Unterleib. Über die Bandmwiı
eignen Artikel. Über die Entſtehung der Eingeweidemärmer haben
Naturforſcher verfchiedene Meinımgen gehegt. Der Annahme, daß!
Augen in die Gedaͤrme komme, ſteht Mehres entgegen, 3. B. daß je
und fo auch der Menſch, ihre eignen Arten von er haben; daß
außerhalb ber Eingeweide in der Natur nirgends vorfommen; baf
fywendung wäre, bie der weiſen und zweckmaͤßigen Einrichtung, |
halben in der Ratur wahrnehmen, ganz zuwiderliefe, wenn man anı
daß der Same der Würmer außerhalb der thierifchen Koͤrper verbreitei
beftimmt wäre, fich nirgends als in ben Eingeweiden der Thiere,
einen Zufall in dieſelben Lime, zu entwickeln. Es iſt Daher weit foig
zunehmen, daß der Urſtoff zu den Würmern, ober ber Same berfelbe
rifchen Körper angeboren ift, und nur befondere krankhafte Verhaͤltn
gung und Ausbildung derfelben beguͤnſtigen. Es gibt baber zuweilen ei
Gonftitution, während welcher man weit mehr als zu andern Beiten bi
bemerkt, daß Würmer Urfache entroeber ber ganzen Krankheit, ode
ften Symptome derfelben find. War dies bei fieberhaften Krankheit
nannte man fie auch wol geradezu Wurmfieber, obgleich die Wuͤrmer
Spulwürmer) nur die entfernte Urſache waren.
MWurmfer (Dagobert Sigmund, Graf v.), kalſerl. oͤſtt. G
(haft, flammte aus einer angefehenen und reichen Familie in Eifaß, ı
geb. Anfangs wollte ex fi den Wiffenichaften widmen, trat abı
Kriegsdienfte, machte ben ganzen fiebenjährigen Krieg mie, umb um
Selbwachtmeifter aus bemfelben such. 1773 warb er Chef eine
ments, und einige Jahre ſpaͤter Feldmarſchall⸗Lieutenant. Im balı
gekriege befehligte er eim beſonderes Gorps in Böhmen. Aus ber G
Krieges ift bekannt, dag im dem erſten Selbzuge (1778) von beiden
Wurmſer 401
gewagt wurde; aber beide Armeen beunruhigten ſich haͤufig in den Winter⸗
m, beſonders an der Grenze von Schleſien und der Grafſchaft Glatz. Ge:
e letztere, unb gegen Gag ſelbſt, befchloß IB. eine Unternehmung. Es
um (18. Yan. 1779), die Preußen in Habelſchwerd zu uͤberwaͤltigen und
fangene zu machen — faſt der einzige bedeutende Vortheil, den die Öſtrei⸗
iefem Kriege über die Preußen erhielten —, aber gegen Glatz ſelbſt fonnte
B weiter ausführen. Die Preußen rücdten verftärkt vor, und ber am 8.
ſchloſſene Waffenftiltftand, auf welchen ber Friede zu Teſchen folgte, machte
ern Unternehmungen ein Ende. W. ward in ber Folge zum commanti-
heneral in Galizien, und 1787 zum General der Gavalerie ernannt. Beim
he des franz. Revolutionsfrieges erhielt er den Auftrag, ein Armeecorps
Bgau zufammenzuziehen. Er ging am 31. März 1793 bei Ketſch, zwifchen
in und Speer, über den Nhein, griff am folg. Zage den franz. Nachtrab
Kine an und lic feine Vorpoften bis Landau ftreifen, welches er, doc) ohne
ffoderte. Sein Hauptquartier war hierauf zu Speier, wo da8 Condé'ſche
mit ihn vereinigte. Am 13. Oct. eroberte er, In Verbindung mit dem
son Braunfchweig, die berühmten weißenburger Linien. Durch nachfol⸗
Er gluͤckliche Gefechte ward er (im Dec) gendthigt, Uber den Rhein zu:
‚im San. 179% von feinem Corps abgerufen, bei welchem der Prinz
Aeck einftweilen in f. Stelle trat. Im Aug. 1795 kam er wieder zum
und nachdem die Franzoſen am 23. und 29. Oct. bei Manheim gefchlagen
Sparen, griff er dieſe Seftung an, die fi Ihm am 22. Nov. ergab. Nach⸗
Dec. 1795 zwifchen den Deutfchen und Sranzofen ein Waffenftiliftand abs
3 worden, nahm W. fein Hauptquartier zu Manheim, Am Rhein herrfchte
Rai 1796 eine faft gänzliche Unthaͤtigkeit; defto lebhafter wurde der Krieg
1 geführt. Beaulieu, der ſich mit dem oͤſtr. Heere bis in das Tirol hatte
ben muͤſſen, legte ben Oberbefehl deffelben nieder, und W. trat an f. Platz.
1. Sul. 1796 im Hauptquartiere zu Trient ein, machte fogleich Anftals
Pordringen, um das von den Sranzofen blodirte und von Vukaſſowich ta:
Migte Mantua zu befreien, und vertrieb die Franzoſen aus verfchiedenen
RM. Diefe hoben zwar die Blodade von Mantua auf, erhieiten aber (3.
entfcheidende Vortheile über die getheilten öftr. Armeecorps, die ſich
h zurüdsichen mußten. Dennoch drang W. unter verfchiebenen Gefech⸗
Mantua vor, mo er am 13. Sept. anlam. Am 30. warf er fi), von den
IR gedrängt, in die Seftung, welche nun aufs neue blockirt wurde. Zwar
& verfchiedene glüdliche Ausfälle, aber die Schlacht bei Arcole (15. Nov.),
reicher unter Alvinzy gefchlagen wurben, hatte auch die Kolge, daß Man
B eingefchloffen wurde. Der Verluſt der Schlachten bei Rivoli und bei der
unweit Mantua (14. und 16. San. 1797) verfchlimmerte die Lage diefer
von deren Schickſal aud) das Schickſal Staliens abzuhängen ſchien. Die
Bepkeit eines Entfages, Mangel an Lebensmitteln und beſonders der gänzlis
gel an den nothwendigen Arzneien bei eingeriffenen Seuchen nötbigten end⸗
Feldmarſchall am 2. Febr., Mantun, nach einer Blodade von 9 Monaten,
3. General Serrurier zu übergeben. Für W. mar die Gapitulation fehr
und ber franz. Öbergeneral Bonaparte ließ Ihm In feinem Berichte an das
slum volle Gerechtigkeit widerfahren. Der unglüdliche, aber verbienftvolle
je ‚Held ging nad) der Übergabe von Mantua nach Wien und wurde zum
irenden General in Ungarn beftimmt. Ehe er aber noch diefen Poften an:
e, flarb er zu Wien an den Folgen der In der hartnaͤckigen Vertheidi-
m Mantua ſich zugegogenen Krankheit. Außer dem Ruhme eines tapfern
Mhtsvollen Feldherrn gebührt ihm aud) das Lob eines edelmuͤthigen und
Mannıs. Einen Beweis feiner Toleranz gab er dadurch, dafi er in
Rer. Siebente Aufl. Bd. XII. 285
ut
termezzo! u. ſ. w. iſt er ein Liebling von ganz Norddeutſchlant
ausführlichen Biographie und ber — ſeines —ã
ein Freund und Verehrer feiner Kunſt in Hamburg ver einigen.
ſchrift: „Hamburgs Wächter", an welche Diejenigen verwiefen m
fen Komiker näher Eennen lernen wollen.
t m. Bi gehen —
ommen. ie gew ti den [pen find im
Madenwürmer (Aekariden), in den dicken Gebärmen, die Spoi
lic) in den fogenannten bünnen Gedärmen, wo auch bie Bandei
ten. Die Madenisürmer find den Kaͤſemaden ähnlich, manche a
nahe eines Fingergliedes lang. Cie Fb ren Ha — —
ein fehr Läftiges Jucken im Mafldarıme, Drängen zum Öftern &
dere Befdywerben verurfachen. Die Spukmärmer find ben Regem
doch mehr weißlich von Farbe und mit einem Ringe, der mit Bieis
feet, an der Spige des Kopfes verfehen. Die Maulöffnung bei
denen Saugröhren. ie find oft klunwenweiſe, oder ihrer viel in
fammengrwidelt, an mehren Stellen ber Daͤrne vorhanden, k
als bei Erwachſenen, und verurſachen ducch ihr Saugen und ihre
viel Reiz auf bie Wände der Gedärme, und daher Kneipen und Sch
leibe, meiftemb ig ber Nabelgegenb, und beſonders nad} den Gemu
ober andrer Dinge, die ihnen zuwider find. Gewöhnliche Zeichen
find libeiteit, Zufammenfluß toäfferichten Speichels in dem un
Athem, blaffes, aufgedunſenes Geficht wit biäulichen ober braͤun
fonbers an bem untern Augenrande, Erweiterung des Augenfi
Schlaf mit Hafbgeöffneten Augenlidern, auch zuweilen mit. Zähne
weißer Urin, ein Dieter, gefpanntee Unterleib. "Über die Bandı
eignen Artitel. Über die Entftehung ber. Cingeweldewarmer ha
Naturforſcher verfäyiedene Meinungen gehegt. Der Annahme, d
Außen in die Gedärme komme, ficht Mehres entgegen, z. B. ba
und fo auch der Menſch, ihre eignen Arten von haben; I
außerhalb ber race in der Natur nirgends vorfommen;
ſchwendung wäre, bie der weifen und zweckmaͤßigen Einricytun;
halben in der Ratur wahrnehmen, ganz zuwiderliefe, wenn man
daß der Same der Würmer —S in thieriſchen Köcper verhn
beftimmt wäre, ſich nirgends als in den Eingeweiden der Thier
einen Zufall in biefelben kͤme, zu eutwickeln. Es iſt daher weit ı
zunehmen, daß ber Urſtoff zu den Würmern, ober ber ——
riſchen Körper angeboren iſt, und nur beſondere krankhafte Verh/
gung und Ausbildung derſelben beguͤnſtigen. Es gibt daher gerwailı
Conflitution, während welcher man weitmehr.aldıgu)
bemerkt, daß Würmer Urfache emtweder ber ganzen;
fien Symptome derfelben find. Wardiesibei fü
nannte man fie auch wol geradezu Wurmficber,
Sputroinmer) nur die entfernte Urfache toaten.
Wurm ſer (Dagobirt Sigmundy)
ſchall, ſtammte aus einerrangefehenen.
geb. Anfangs wollte ex ſich bei
Kriegsdienfte, machte ben gamen
Teldwachtmeifter aus beinfelben
ments, und einige Jahre
gekriege befehligte ex ein
Krieges iſt bekannt, La
402 Bürtemberg (Gefchichte)
Prag einen Sottesbinft für bie proteftant. Militairs einrichten ließ,⸗
figen Zutheraner ihren eignen Gottesbienft erhielten.
Bürtemberg(Königreih). Sefchichte. Keingrößerer St
land, feiner in gang Europa iſt auf eine ſo eigenthümlicheund einzige Arı
das Königreich Würtemberg oder eigentlich richtiger Wirtemberg. Bir
alemannifcher Sauname gewefen fein. Dan hat bie Unterfchriften
Wirdeneberch, Wirtenberc, feit 1090. So viel iſt gewiß: Wuͤrtemberg
lich der Name einer Burg des unweit Stuttgart am mittlern N
Stammhauſes, wo 1083 d. 11. Febr. die Capelle eingeweiht word
wurde Würtemberg Familienname, dann der Rame eines Derzogthu
Königreichs. Am Ende d. 14. Jahrh. nennt bie Gefchichte zum erſte
von Würtemberg; bie zur Mitte d. 13. Jahrh. kommt bie Samilie ı
gelegentlich wieder vor, von der Witte d. 13. Jahrh. an aber in m
Reihe, und die Geſchichte Schwabens ift voll ihrer Thätigkeit und
beflimmten Zweck hinzielenden Wirkens zur Machtvergrößerung durı
lichkeit und ritterliches Umfichgreifen. 1139 finden wir zum erfte
von Wirtemberc vor. Es gab nie eine Graffchaft, die fo hieß, unt
ſchichtlichen Grund, daß Kalfer Heinrich IV. zur Belohnung treuer ;
milte mit der Grafſchaft Würtemberg belehnt habe, ſowie bie Hohenſi
ſchwaͤbiſchen Herzogthum. Die Herren und Grafen von Würtember
ſpruͤnglich Eaifert. Beamte gewefen, deren Amtsbezirk fich endlich in
beit hätte; fie waren die Beſitzer ausgebehnter, ihnen eigenthuͤml
Güter in Schwaben, welchen, wie mehren andern, Ehrenhalber de
beigelegt wurde, und denen auch fpAterhin landvogteiliche Ämter ı
von den Kaifern, Schutzvogteien aber von Kloͤſtern und Stiftern ver
Außer ihren eigenthümlichen Samillengütern erwarben fie, balb di
durch freie Übertragung, viele Gefälle, auch die meiften Sagdgercchti
ter der Bedingung und Obliegenheit, dafür Kiöfter, Städte, Dörfer
ritterlich zu ſchuͤtzen und zu regieren. Diefe mit der Verpflichtung, d
Toften zu tragen, belegten Einnahmen heißen in Würtemberg die.
find alfo die von dem Regenten zu verwaltende Staatscaſſe. Geſonl
die Patrimonialgäter der Negentenfamilie, unter dem Namen Kam
gut, jest Hof: und Domainenfammer. So erſcheint bier, was fon‘
tommt, Das, was der domus angehört, von Dem, was ber dominnı
gent anwenden fol, gefchieden. Was er zur Megierung nicht nöthi
als Erſparniß betrachtet, wofür Erwerbungen (für den Staat) zu
Steuerbeiträge follten nur bewilligt werben, wenn die Kammer für
ſten, die nicht bloß nach allgemeiner Zweckmaͤßigkeit, fonbern auch
haͤltniß des Landes zu ermäßigen find, nicht hinreichte. Sobald alfo t
nöthig waren, Eonnte nicht mehr von Erfparniffen und dadurch gem
bungen fir die Regenten allein die Rebe fein. Was erworben wurd
erwerben geweſen, weil das Land Steuern zuſchoß; es war alfo ind.
fiht nur zum Nugen des Landes erworben. Diefer Staatszuſtand
unter folgenden Hauptperfonen. Ulrich mit dem Daumen, um di
Jahrh., iſt der Graf von Würtemberg, von welchem die wü
ſchichte in ununterbrochener Folge bis auf unfere Zeit herabläuft. As
Geſchichte Familiengeſchichte; Deſſen, was er und feine Nachfolger
Leuten theils befeffen, theil® zu ſchuͤtzen und zu ſchirmen gehabt haben,
gelegentlich Erwähnung. MWürtembergifche theils eigne, chells durd
pflihten erhaltene Beſitzungen waren zu feiner Zeit, neben den alt
gen Wuͤrtemberg und Beutelſpach im Herzen von Niederſchwaben
Stuttgart, Lemberg, Kanftade, Waiblingen und Marbach; er ſelbſt
Bürtemberg (Geſchichte) 408
ppingen bazu ertoorben haben; gewiß iſt, daß die Grafſchaft Urach durch
iſt ans bisherige Kamiliengut fich anſchloß. Überhaupt war die Fami⸗
Zeit her im Remse, Vils und mittlern Neckarthale beguͤtert; fie hatte
Enzgau, aufiwärts Calw und Tübingen zu ; ſelbſt in Oberſchwaben mar
ver Guͤtererwerb gelungen, aber von biefem Allen nichts zuſammenhaͤn⸗
ſchloſſen; uͤberall, fogar in ihrer alten Deimath und ſelbſt am Fuße bes
es war ihre Beſitzthum von Gütern anderer Herren mannigfach durch⸗
Um fo ſchwieriger mußte ihr Emporkommen fein und um fo verbieng:
nittelbar vor Ulrich mit dem Daumen waren ihr die Derzoge von Teck,
fen von Tübingen, die Grafen von Vaihingen und Andre an Macht
nreichthum überlegen, gewaltige Reicyeftäbte waren gegen fie in Eifer⸗
Fehde; wohlhabende Kiöfter ftredkten nach jedem But bie Hände aus.
amen nicht vorwärts, und jene gingen insgeſammt zu Grunde. Eine
be, in mehren Geſchlechtsfolgen erhaltene Kraft der Familie, und eine
jung jedes günfligen Umſtandes erflärt die außerordentliche Erſcheinung,
te Andre überflüigelte und bob auslaufen, bald durch Vogteiſchutz für
ch machen konnte. Damals war ganı Deutfchland, vorzuͤglich Schwa⸗
in bedeutendes Oberhaupt. Die Macht ber alten Hohenſtaufen hatte
beinahe in Nichts verloren, ber edle Stamm ſelbſt wurde bald barauf
bie Könige und Kalfer von Deutfchland feit dem Ende Friedrichs IL. bie
von Habsburg waren Gchattenbilder. rei und beinahe in jeder Hin⸗
ngig flanden die größern und bie Beinern Herzen Schwaben neben ein:
galt es, fich in der Mitte derfeiben hervorzuthun. Unter foldyen Um⸗
bee ſich Graf Uleich mit dem Daumen, das Haupt der bi6 dahin wenig
Hirtemberg. Familie, weit und breit einen Namen; ihm, dem unter
ı and tapferften Ritter im ganzen Schwabentande, mußten ſelbſt die
Imifchen Könige, welchen er furchtbar war, gute Worte geben, und
sch Kauf vermehrte er fein angeſtammtes Gut, wie man aus Urkunden
auch dutch Krieg und Eroberung; 8 Mal, fagt eine alte Chronik, kam
d aus dem Felde, und nie ward er geſchlagen. Dieſer eigentliche
b Ahnherr der Größe des wuͤrtemberg. Haufes ſtarb 1265. Gein
Bachfolger, Graf Eberhard der Erlauchte, verwaltete das uͤberkommene
Länger als 50 Jahre mit einer fo gluͤcklichen und raſtloſen Anftrengung,
inmal fo viel an Land, Leuten und Eigkünften hinterließ, als er ererbt
und ohne Nachtheil beftand er ernfthafte Fehden mit den Kaiſern Ru⸗
eburg, Adolf von Naffau, Albrecht von ch. & mächtig und
ex ſchon zur Zeit der Ermordung bes Lestern, daß man Anſpruͤche auf
x deutſchen Könige von ihm erwartete. Heinrich von Luremburg wurde
b Eberharb, welcher fich jetzt vorzüglich wiberfpenflig bezeigte, von ihm
han, von feinen Feinden, deren er eine Menge hatte, aller Orten an⸗
3 feinen Unterthanen verlaffen, aller feiner Burgen und Städte, ſei⸗
andes fo durchaus beraubt, daß er bei dem Markgrafen von Baden ei»
Zuflucht fuchen mußte. Damals wäre es um den fo ſchoͤn auſbluͤhen⸗
FBürtemberg geſchehen gewelen, wenn nicht Heinrich VII. unvermuthet
Zrab in Itallen gefunden hätte. Nun erhob fich der niedergebrädte
g wieder, gewann das Werloreme zuruͤck und flgte bis an das Ende ſei⸗
yerech Ankauf noch mandye Ähdre Beſitzungen hinzu. Er verlegte das
ifpacdh, wo das Begraͤbniß feiner Familie war, deren Grabesruhe ber
wit barbarifcher Wuth geflört Hatte, von da nad) Stuttgart; er felbft
mitte wohnte, da auch die Burg Wuͤrtemberg, ihr bieheriger Aufent⸗
tt und Afche lag, feit biefer Zeit meiſtens zu Stuttgart; und fo fing
m, bie Hauptſtadt des wuͤrtemberg. Gebiete zu werben. Ir (0 reger
%
404 Wauͤrtemberg (Gefchichte)
Geiſt des Laͤndererwerbens befeefte die Famille, dag Ulrich, Eberharbs
bei Lebzeiten feines Waters jene Herrſchaften im Elſaß erfaufte, welt
fere Zage wuͤrtembergiſch geblieben und erft durch die franz. Mevolutie
verloren gegangen find. Während der 19 Jahre, die er nad) bem Tel
ters regierte (A325— 44), wurden von ihm über 81,000 Guld. av
verwendet. Darumter ift Tübingen, bis jet die zweite Stadt Wuͤrt
ihm nicht Höher als 20,000 Pf. Heller zu fichen kam, weil man nicht t
Landes felbft, fondern nur die Gefälle, Rechte unb Güter kaͤuflich
konnte, an denen bie Verpflichtung zum Erfag der Regierungskoſten h
vierte Graf, Ulrichs Sohn, Eberhard der Greiner, der männlichfe
Zeit in ganz Deutfchland, und von großem Namen felbft jenſeits bes R
Franzoſen, erlaufte während der Zeit feines Mirkens (1344—92) geg⸗
gang oder zur Hälfte, und eine Menge Dörfer und andre Güter, us
vertheidigte, was er erworben und ererbt hatte, in ununterbrochenem 9
die Reicheftädte. Auch unter ben nachfolgenden Grafen, bis zur Stif
theilbarkeit und Erhebung der geſammten Länbermafle zum Herzogthu
einer ober der andre, welcher nicht durch eine oder mehre beträchtliche (
diefelbe vergrößert hätte. Namentlich warb von Eberhard IV. (er ſta
Grafſchaft Moͤmpelgard erheirathet durch Verbindung mit der Erbgräf
welche es 1443 ihren Söhnen, Ludwig und Ulrich V., hinterließ.
obgleich Ulrich ber Vielgeliebte genannt wurde, wankte die alte haushaͤ
nung, welche erft Eberhard V. (1450), der Stifter ded münfinger Di
der, auch gegen Eberhard den Süngern, fefter ftelte. Die Erweite
biets ſchritt hauptſaͤchlich durch Ankauf fort, ben eine ſparſame Hau
guͤnſtigte; Andres ſchloß ſich freiwillig an, von Eroberungen iſt felter
Rede; es fcheint, daß man häufig durch geſchicktes Vorbereiten den M
ſchen gemwaltthätiger Befignahme und angebotener Verbindung einf
Verſchwendung ber aus ſchweifenden Nachbarn kam dieſem Spiteme de
mannigfaltig zu flatten, während die wärtemberg. Dynaſtie fich zug!
Beit in ſtrenger Mannhaftigkeit erhielt. Ergiebige Geldquelle waren
Lanbvogteien in Ober und Niederichwaben und im Elſaß, oͤfters in:
Provinzen zugleich, welche jenen Ulrichen und Eberharden häufig voı
übertragen wurden. Dabei fuchten fie häufig, anftatt Klöfter und
pflichtgemäß zu ſchirmen, biefelben auszufaugen : ein Hauptgrund der za
den und ber oͤftern Enthebung’von den Landvogteien. Gegen bie J
Froͤmmigkeit der würtemberg. Stammherren ebenfalls fehr hHaushäl
wußte ihre Klugheit unter günfligen Umftänden Schulden zu mache
auch wol die Rüdzahlung. Aber die Hauptfache für bad Gedeihen
des Landes ift unftreitig der Umſtand, daß gerade in diefem Zeitpunkt
zu erwerben und zu gewinnen, nie.eine Theilung bes väterlichen Ert
und zwar nad) einem richtig gefühlten und fefigehaltenen Grundſatz.
hard dem Erlauchten fällt es durch eine zufällige Veranlaſſung ein, dx
thum in fpäterer Zeit einmal getheilt werden könnte, und der bloße €
ihm den Ausruf aus: „Wo Gott für fei!“ Jhm waren 2 Söhne und v
kel ermachfen ; fein älterer Sohn flarb vor ihm, ber Enkel aber lebte ; al
fic) der Kicche widmen, und der noch übrige Sohn blieb einziger Erbe.
verlangte der Bruder Eberhards des Greiners, von feinem Weilbe au!
druͤckliche Theilung des everbten und gewonnenen Gutes, aber der E
ihn mit Gewalt, davon abzufiehen. Erſt 1442, da bie Hauptms
war, theilten bie 2 Söhne Graf Eberhards IV. alles würtemberg. Be
erſten Mat in 2 gleiche Hälften, doch nur bie 1482 dauerte bie Krems
m Stlannte man, daß dadurch die Kraft des Hauſes gelaͤhmt worden fei.
Wärtemberg (Geſchichte) 405
w Bart(f.d.), von ber Linie, die nad) Urach hieß, nachher ber erſte Ders
trieb vorzüglich die Wiebervereinigung zu einem Ganzen, und das Schick⸗
mfligte diefeibe, Indem mit ihm der uracher Mannsſtamm ausftarb, und die
m Reuffen, weiche neben der erfigenannten beftand, nur durch den (oft wahn⸗
Men) Grafen Heinrich, den Sohn Ulrichs des Vielgeliebten, fortgepflanzt
Wirttid, fah Eberhard im Bart alle wärtemberg. Befigungen durch ben
ger Vertrag von 1482 in feiner Perfon wieder vereinigt, fobaß er Untheil-
bes Landes auch für alle Zukunft zum Vertrag in feiner Familie und zugleich
a Lande felbft machen konnte. Die 2 Gebiete wurben 1495 unter ihm vom
BRartmitian I. zum Derzogthun vereinigt, und die Familie zur herzoglichen
k Aun erſt wurde der Name Würtemberg zum Landesnamen, auch wie⸗
Untheilbarkeit des neuen Herzogthums ausgefprochen. Schon damals war
Bebeutendfle Staat in ganz Schwaben, fein Herzog wurde fpäter kreisaus⸗
Mer Fürft mie dem Biſchof von Konſtanz umd einziger Director ber Kreis:
etung. Auf dem Reichstage erhielt Eberhard ohne Widerſpruch bei der Er:
den Sig unmittelbar nad) den bisherigen Herzogen bes Reichs, vor allen
Mark: und Landgrafen. Eben den Bemühungen dieſes evein Mannes,
Landeshälften wieder zu vereinigen, und ben Grundſatz ber Untheilbar⸗
Geſetz zu erheben, verbanken bie Würtemberger zugleich ben erften Anftoß
agsmaͤßigen Entwidelung ihrer Verfaſſung. Eberhard hatte zufolge
ilienflreites den Buͤrgerſtand ausfchließlich durch Landesabgeordnete aus
im münfinger Vertrag von 1482 zur nähern Beflimmung und gruͤnd⸗
gung des gemeinen Weſens herbeigezogen. Die damals feſtgeſetzten
tgten Hauptpunkte betrafen zunächft das Geſetz über die Untheitbarkeit
„, die Verordnung über einen Hof: und Kanzleietat, und den Ausdruck
en Willens, von Seiten der Regierung und der Regiertem, baß fortan
Machthabern über Würtemberg Dasjenige, was ber Herrſchaft (Herrn
) nüglic und gut fein möge, unter Einwirkung der Prälaten, Näthe und
gethan werden folle. Schon hier war ber Lanbesabel nicht dabei, wel⸗
er Ulrich die verſchuldete Megierungscaffe (Kammer) gerettet werben
völlig abzog. Der Inhalt diefes Vertrags, wie man ihn auch beuten,
und felbft beflreiten mag, bleibt nad) den Grundſaͤtzen der ewigen Ver⸗
gefchichtlichen Folgerichtigkeit ein nie zu verwerfender Grundſtein für die
Ausbildung der wuͤrtemberg. Verfaſſung, und die Stimmführer des alls
Beften haben daher in unfern Tagen mit gutem, angeftammten Rechte
großes Bericht gelegt. Übrigens kommt das Beifpie! von einer Verei⸗
ſchen den Intereſſen des Fürften und des Buͤrgerſtandes auch fonft noch oͤf⸗
zwar in ben mächtigften Monarchien vor, indem es überall einen durchgrei⸗
ickelungspunkt für die Geſchichte des geſellſchaftlichen Werbandes bildet.
been hiſtoriſchen Unterfuchungen liefern Yaflır fortgefegt ſehr [chägbare Bel⸗
| Unter Chriſtoph (f.d.) ward das Lutherthum verfaffungsmäßige Reli⸗
Landes, und durch ihn und feine Nachfolger gebiehen die Tandfchaftlichen
e (permanente Delegationen) und die gefonderte Lanbescaffe ber ald Zus
ir befitnunste Schulden oder Anflalten frei bewilligten Landesſteuern zu ihrer
Amtichen Geſtalt. Ohne Erfolg blieb, was der in Frankreich verbildete Her»
Brich zu Anfange des 17., was der für gehoffte Unterſtuͤtzung von Öfteich
fgehrende Herzog Karl in der Mitte d. 18. Jahrh. gegen die Verfaſſung un⸗
nen. Erſt in unferer Zeit (1806), nachdem fie in ben legten Jahren ber Mes
Karlo durch Umtriebe verfchledener Art an Kraft und Achtung mannigfaltig
ıhatte, wurde fie mit dem Anfange bes Koͤnigthums durch unbebingte Macht⸗
menheit aufgelöft oder eigentl. nur geroaltfam ımterbrocyen. (S.d.WBeitere In
Währtembergifche Landftände, Friedrich KL und Wilhelm L)
406 Wuͤrtemberg (Geſchichte)
Auch in maucher andern Hinſicht find bie Schickſale bes Herzeg
wuͤrdig. Der erſte Herzog ruͤhmte ſich vor Kalfer und Reich, daß er
Walde ſicher im Schoß jedes feiner Unterthanen zu übernachten ſich
zroeiten konnten feine Raͤthe, Diener und Beamten auf immer von &
ten verjagen ; Ulrich, dem dritten Herzog, dem einen Sohne des ung!
verrückten Grafen Heinrich (dev andre war Graf Georg, der Stamm
Herzog Sriebrich I. an regierenden Linie) nahm ber ſchwaͤbiſche Bunt
thum und verfaufte es geradezu an bie ofle. Bruͤber Karl V. und Koͤn
Wahrend biefer oͤſtr. Regierung wuͤtheten bie verberblichen Unruhen be
ges. Nach 1djähriger Entfernung erobert Ulrich das Land wieder;
es als Öftr. Afteriehn anerkennen. Um fo mehr führt er Das Lutherth
in Folge biefe® Schritte Mitglied bes ſchmalkaldiſchen Bundes, ve
nad dem unglüdtichen Kriege beinahe zum zweiten Male an König 8
ihn ber Felonie gegen fein Haus anklagte. Dem Herzog Chriſtoph,
ne, gelang bie Mettung beffelben, jedoch ohne bes Afterlehns loewerd
nachdem Moritz aus Sachfen ſich erhoben hatte. Die Lage des Herz
Anfange bis in bie Mitte bes 16. Jahrh. war oft fhrediiich, währen
des fchmäbifchen Bundes, Öftreicher, Heffen, tole Bauern und €
wirthfchafteten. Durch den Schaden feiner Vorfahren gewitzigt,
Friedrich 1., ein Nachkomme George, des in Mömpelgard apan
ders von Herzog Ulrich, nicht, bis es des Afterlehns ledig war, 161
behielt fich aber die Nachfolge im Herzogthume vor, aufden Fall, m
temberg. Mannsſtanm ausſtuͤrbe. Diefe Befreiung Eoflete dem Land
Summe; aber gut war es, daß im breißigiährigen Kriege, ber num b
Öftreich nicht auch noch von borther Anfprüche an g m
Dieſer dreißigiährige Krieg iſt ber traurigſte Zeitraum in der würtemben
Gluͤcklich hätte fich das Herzogthum ſchaͤhen mögen, wenn ber Kail
erobertes Land behandelt hätte; allein e& ward zerciffen und zerſtuͤckell
Generale und der Erzbiſchof von Wien erhielten Theile zum Gefchen?,
griffen Baiern, Würzburg, die Erzherzogin Claudia von Öftreich ; |
gehören follte, wußte Niemand. Die Bergvefle Hohmtwiel, von &
theidigt, kam allein nicht in Zeindes Hand. Ron 1634 — 41 faul
rung Würtembergs von ungefähr 330,000 Menſchen auf 48,000 hi
hatte fliehen koͤnnen, war entflohen; bie Anbern hatte Krieg, Peſt
„weggerafft; Städte und Dörfer Tagen ganz ober groͤßtentheils in Schu
der fonft fchon fu angebaute, fruchtbare Boden war öde und wüfle. '
ten Willen der Schweden unter Kanzler Orenflierna und ben redlichen
fenen Bemühungen feiner mit Kiugheit thätigen Staatemänner, #
. Barembühler, verdankt Würtemberg feine gänzliche Wi
ſchen Frieden. Allmaͤlig erholte ſich das Herzogthum wieder, das Lan
den ganz verarmten Regenten und bie Regierungscaſſe faſt uͤber ſeine
gar neue Erwerbungen wurden gemacht, die man, ohne daß bie erf
darlıber je befannt geworden find, als beſonderes Fideicommiß ber Re
und wie ein Dajorat bes Megenten zu bebanbeln fid) gewoͤhnte. Obſch
ber auch auf Würtemmberg bie Zeit Ludwigs XIV. ſchwer brüdkte, co!
und andre Mordbrenner diefes Königs darin wütheten und gerfkörten
mer des dreißigiährigen Kriegs kam biefe neue Noth doch nicht gleich.
fig des Übels befand darin, daß Wuͤrtemberg eine in ihrer Art eingh
verberbliche Maitzeffenregierung,, jene der Grau v. Graͤvenitz, unter
hard Ludwig, hauptſaͤchlich dem Beiſpiele bes franz. Königs verda
dem fpanifchen Exbfolgekeiege hatte das Herzogthum vor Außen Fein
zu den Kriegen der franz. Revolsstion. Nur einmal gogen frembe Heer
Bürtemberg (Gefchichte) | 407
eiten ſchleſiſchen Kriegs; am beitten nahm Herzog Karl Theil, nicht
egerifcher Auszeichnung, aufgereljt von jugendlichen Übermuth und
‚geldern, außerdem in der Abficht, um durch feine Verbindung mit Öft:
feiebrich d. Gr., durch Beiftand der erfigenannten Macht, die Stände
& je Länger je mehr niederzudruͤcken. Das Herzogthum litt, dafür war
Gluͤck, daß der Verſuch, unumfchränkt zu regieren, durch die ober:
‚ntfcheidung bes Reichshofrathes, unter Gemwährlelftung von Preußen;
d Dänemark rüdgängig gemacht, und in bem vermittelnden Erbver⸗
mehr befchränkt wurde. Nach biefem abgewandten Sturm wurde, da
hängig vor fremdem Einfluß, auf welchen der Premierminifter, Graf
tin, unbefonnen gebaut hatte, den Dofaufwand ganz abftellte und ge⸗
sterhaltungen liebgewann , bie zweite Hälfte der Regierung dieſes Her⸗
r [chönften Zeiten des Landes. Kunft und Wiffenfchaft gebieh. Noch
san mit Achtung von feiner Karlsakademie zu Stuttgart; die meiſten
wen Würtemberg fich bis diefen Tag ruͤhmt, verdanken ihre Bilbung
Iten. Die Bevölkerung flieg bie auf 600,000 Menſchen; zur Ver:
5 Landes war während ber ganzen Regierungszeit ber Herzoge nichts
gefcheben, außer Dem, was Herzog Ulrich von der Pfalz erobert, Her⸗
für große Summen, bei lang fortdauerndem Widerfprudy des babis
I, von einem Markgrafen erfauft hatte. Die Landesreligion litt auch
$ von 1733 — 97 kathol. Fürften, Karl Alerander, und feine 3 Soͤh⸗
udwig und Sriedrich, insgeſammt mit ben Beinamen Eugen, zur Res
agten. Unter ber Regierung des Herzogs Karl Alerander zerrhttete ber
(f. d.) das Land als Finanzminifter. Won Karl Aleranders juͤngſtem
kedrich Eugen, flammt das ganze jegt vorhandene würtemberg.
ab; fowie auch von feinen Kindern, deren Mutter eine preuß. Prin:
Ye Ruͤckkehr der Dynaſtie zum Proteſtantismus ausgeht. — Schon
ch Eugen hatte die franz. Republik die uͤberrheiniſchen Befigungen
infichgeriffen, das Herzogthum felbft abwechſelnd befegt und geräumt,
ſchaͤdigung wegen auf dem Friedenscongreß zu Raſtadt Unterhandluns
. Der Sohn, der verftorbene König Friedrich I. von Würtemberg,
her Lage durch zeitgemäßes Anfchmiegen und Eräftiges Geltendmachen
fanten Perſoͤnlichkeit entfcheidende Vortheile zu gewinnen; er wurde
awachs von 12,000 Unterthanen in ber Mitte oder an den Grenzen
ides entſchaͤbigt und zur Eurfürftl. Würde erhoben. Aus diefen Ent:
bitbete ſich für einige Zeit ein neumürtemberg. Staatsorganismus,
sogthum nur durch den gemeinfchaftlichen Deren und durch Voran⸗
nverleibung verbunden. 1805 hatte Kurfuͤrſt Friedrich für Frankreich
nen an bem Kriege gegen ſtreich, dafuͤr erhielt ex Koͤnigswuͤrde,
et und neue Länbererwerbungen mit einer Bevölkerung von mehr als
nfchen. Jetzt war der Zeitpunkt, wo ſich das römifche Meich deutſcher
yer Form und dem Namen nach aufloͤſte. Sofort warb das neue König:
Staaten bes ſich eben bildenden Rheinbunbes und hatte als foldher
eil an allen weitern Landkriegen bes franz. Kaiſers, mit Ausnahme
. Durch den legten Krieg mit Oſtreich (1809) flieg endlich die Bevoͤl⸗
miberg6 auf 1,350,000 Einw. Die vorderöfte. Provinzen in Schwa⸗
etemberg umfchloffene oder daran grenzenbe Gebiete mehrer zuvor uns
cichsfuͤrſten und Reichsritter, Länderftriche, weiche Baden und haupt»
m gegen anderweitige Entſchaͤdigung abtraten, bifbeten jetzt, nebft
Theile des Deutſchmeiſterthums, die neuen Vergeößerungen. Auch
irz des franz. Kaiſers ficherte der König daB bisher Erworbene durch
ı Verbündeten Mächten mit kluger Tätigkeit. Seit 1815 bildet nun
Bürtembergifche Laubſtaͤnde 409
4. Das Bundescontingent zur 1. Abth. des 8. Heerhaufene 13,955
Bönfgreich nimmt im engern Rathe des deutſchen Bunbes die 6. Stelle
m Plenum 4 Stimmen. Zür das Chil ift der Orden der Wuͤrtemb.
Staffen beſtimmt; der Mititatrverdienftorben hat ebenfalls 3 Elafſen.
ı wurden von dem Könige Friedrich I. geftiftet. — Bar. J. D. G.
s treffliche „Befchreibung von Würtemberg, nebft einer Überficht ſei⸗
e (2. Ausg., Stuttg. 1823) und deff. Verf. „Wuͤrtemb. Jahrbuͤcher
.Geſch., Geogr., Statiftit und Topographie” (Stuttg. 1823); auch
ibuch für Reiſende durch Würtemberg” (Btuttg. 1827).
tembergifhe Landftände. Das ehemalige Herzogthum Wuͤr⸗
e eine ftändifche Werfaffung,, wodurch die Bewohner beffelben vor ans
ı Deutfchlande ausgezeichnet begänftigt waren. Im legten Viertel des
fing fie an ſich zu biben; buch den Tübinger Vertrag (f.b.)
ils Uleich feine Unterthanen alzu willkuͤrlich in Anfpruch nahm, erhielt
md Gehalt; unter Herzog Chriſtoph und feinen nächften Rachfolgern
n Hälfte d. 16. und im Anfange d. 17. Jahrh. vollendete fie mehr und
eſtalt, In welcher fie den Anfang d. 19. Jahrh. erreicht hat. Nur en
genau genommen, vorhanden, nämlich) das Volk, ober die Gefammt-
tgebürgerten Bewohner Wuͤrtembergs, und dieſes Volk wurde auf ſei⸗
m von 14 Praͤlaten und 68 Stat» und Ämterabgeorbneten vertreten.
ete ſich im 15. Jahrh., als er zu jener Steuer mit beitragen foNte, ab»
Schade, daß der Herzog ſelbſt mit unbefchränkter Wahlfreiheit die vor⸗
ve Zahl der Prälaten aus ber Geiſtlichkeit ergänzte, fo oft einer durch
: fonft ausgetreten war, wo natürlich nicht immer das reine perfönliche
er den Eintritt entfchied. Ihnen lag insbefondere ob, die Rechte ber
es Kirchenguts zu wahren. Die Abgeordneten ber Städte und Ämter
ver Zeit nicht aus der Ernennung freibeftimmter Wahlherren hervor,
vurden durch die obrigkeitlichen Perfonen der Städte und Ämter berus
age waren large Zeit felten; der engere Ausfchuß, faſt beftändig In
Kammen, mit Befugniffen, die Ihn beinahe der allgemeinen, nur vom
ıb zwar felten gern berufenen Bandebverfammiung gleichftellten, hatte
ſammenkuͤnfte je länger je mehr zu befeitigen geſucht. Er verwältete
ende ftändifche Delegation die Landesſteuercafſe, verfügte über bie fo»
eime Truche, und bewahrte die echte des Landes gegen bie Eingriffe
; er hatte feine eigne Kanzlei und ausgedehnte Gebaͤude dazu, Kaͤthe
lreiches Perfonat, zureichende Diäten. 2 Prälaten und 6 Abgeorb»
dten und Ämtern, bie fich, wenn nicht ein Landtag fie aufloͤſte, felbft
ildeten diefen engen Ausſchuß; In einzelnen Faͤllen verboppelte ex fich
inzugerufenen geößern Ausſchuß. Die eigentlichen Vollörechte nennt
face ſchon ber Tübinger Vertrag. Bis zu Ende 1805 dauerte
ung bed Herzogthums unmterbeochen fort. Der preöburger Friebe
c. 8.3. zwiſchen Kaiſer Franz II. und Napoleon gab dem Kurfürften
berg Koͤnigswuͤrde und Souverainetät, und in Folge ber legten, da
hen Zeitumftände eine Art von Dietatur begünfligten, erklärte der
mit dem Anfange feines Koͤnigthums (1806) die flänbifche Verfaſ⸗
verigen Herzogthums Wuͤrtemberg für aufgehoben und fich ſelbſt von
en unumfchränkten Herrn beffelben. Daß unter ber zu Presburg aus»
Gouverainetät eine Unabhängigkeit von Außen zu verfichen war, liegt
enn biefelbe fiegreiche Bervalt, welche den Frieden erzwungen hätte,
vollte natuͤrlich nicht ausnahmsweiſe in dem Kleinen TWBärtemberg die
x, wie die Folge hinlaͤnglich beiwiefen hat. Noch weniger war DEF vers’
Händigteit im Sinne Öftsehhi6, das in dam neugefchaffenem Meigebis
410 Würtembergifche Landflänbe
de it guten Grunde ein bloßes Werkzeug ber Solbatenherrfchaft ſah
a ae Gouverainetät allerdings Nichts übrig als bie Unbeb
‚Dale und Ztedbeud in ben Gemuͤthern, die 21**
ꝓloͤtlichen ——— der ganzen alten ung en, um
fie dem Könige, ben dies Kußerſte felbſt überafäte, ben dem Eib bes ımbı
horſams flatt bes verfafiungsmäßigen. Nur 2 Männer wibderſtrebt
fümen, verloren aber balb wieder bie Haltung; zu Ihnen geſellte ſich
ziger — — mit beſcheidenen Bitten um bie bisherige Verſa
Hoffnung einer beſſern Zeit regte fich damals mit außerordentlicher
beſſern Gemuͤthern, die Einführung ſtaͤndiſcher Verfaffungen erſchi
als der naͤchſte und ſicherſte Weg zu dem neuen Ziele, nach 5— grenzen!
fen des übermuths, der Schlaffucht, der Verkehrtheit. In Würtemb
8 Jahre vor dieſem feine ſtaͤndiſche Werfaffung noch gehabt, und ſich de
funben hatte, war über biefen Punkt Alles noch ziemlich Ri, als a
fon laut und Eräftig darüber gefprochen wurde. ehr verlor fi d
ternbeit, als fich Friedrich im Sept. 1814 nach Wim auf deu Com
hatte. Während feines Aufenthalts bafelbft bi6 zum Aufange von 18)
ein edles Selbfigefühl im Adel und Buͤrgerſtand, beglinfligt durch bie
de und bie Nachrichten aus Win. Dan verbarg ſich die Freude nid
hörte, daß Preußen hauptfächlich und Hanover in ſehr beifallswuͤrd
mungen auf Einführung flänbifcher Verfaſſungen in allen Staaten X
beftänden,, und kaum wurde fie dadurch etwas geträbt, wenn man bem
nig als Denjenigen nannte, ber fich hauptfächlich mit aller Kraft, u
unterflüst, dagegenſetze. Noch ehe in Win Etwas befchloffer war, bes
daſelbſt auf, langte mit bem Ian. 1815 wieder in feiner Hauptſtadt a
nahe mit feiner Ankunft, ſchon am 11. Ian., erließ er unerwartet bi
an feine Unterthanen, baf er ſtatt der erblänbifchen Verfafſung, welche
ber Zeit habe untergehen muͤſſen, eine neue, ben jegigen Verhaͤltniſſen
ftänbifche einzuführen und auf altes und neues Lanb — 2 N)
Aber nirgends in Wuͤrtemberg, wo man nachdachte, machte biefe Erkl
günftigen Eindruck; denn man glaubte ziemlich allgemein, daß es bed.
ficht bleibe, umter einer von ihm ſelbſt beliebten Form nach ber alten
ſchraͤnkt fortzuregieren. Wenige Tage barauf folgte eine neue koͤnigl. X
welche beſtimmte, wie e& zu halten fei mit der Wahl ber zum Laudta
nenben Volksvertreter. Was fie für dieſen Zweck feftfehte, war (die al
Übergahl des Abels abgerechnet) ungleich beffer als Alles, was im derſell
im Herzogthum Sitte geweſen war. Die nicht ganz unbeglterten S
befamen das Wahlrecht, und fie konnten, mit wenigen j
chen Landsmann wählen, wo er auch immer im Reich ſich aufhielt. 3
ertheilte der König das Recht der Landſtandſchaft den einſt mittel
und graͤfl. Famillen, bie mit ihren Ländereien an gefallen
ertheilte baffelbe Recht beinahe ebenfo vielen andern abeligen Famsilien, u
ade minder mit dem Hofe in Werbinbung flanden. Der Kauler ber
„ltfäingen und bee aͤlteſte Iutherifche —2** ſowie von Selten ber Kal
Wuͤrtembergiſche Landſtaͤnde 411
d ber aͤlteſte Decan, wurden auf ewige Zeiten zu Lanbſtaͤnden ernannt.
jene Virilſtimmfuͤhrer ber 2. Claſſe follten wohl im Nothfalle ben einft
wen, von welchen man zum voraus nicht vieles Nachgeben erwartete,
gewicht halten ; bie Abgeordneten des Volks, bie dem Könige fpäter am
fhaffen machten, ſchien er gar nicht zu fürchten. So wenig waren er
Rinifter von der erhöhten Stimmung vieler Würtemberger und von dem
Dinge unterrichtet. Die Wahlmaͤnner Eonnten ſich anfänglich zum Theil
kuͤhe in ihe Befchäft finden. Der König feiner Seite hatte einſtweilen
siffion von Staatébdienern verfchiedener Art ernannt, welche ihm ihre
umb Anfichten zu und von einer Verfaſſung fix das Königreich mittheis
es war bloße Form, denn natuͤrlich ging bie ganze Arbeit unter feinem
xften Einfluß vor fi), und der 15. Febr. 1815 war der wie ein Hoffeſt
Eag, an welchem bie Staͤndeverſammlung zu Stuttgart eröffnet wach,
us Verfaffung im Namen des ganzen Volks als koͤnigl. Befchent und
eg aus den Händen bes Könige zu empfangen. Dit Demuth und Uns
it, bofften der König und feine Miniſter, würden namentlich die Ab:
bes Volks fie annehınen. Diefe und bie Virilſtimmfuͤhrer ſammelten
nächften Tagen vor b. 15. Kebr. in Stuttgart; die erſten, meiſtens uns
und fchlichte Bürger, waren, einzelne Ausnahmen abgerechnet, nicht
geeignet, das Wefen einer Werfaffung zu beurtheilen. Sie wurben in
fofort von warmen Patrioten empfangen; bie koͤnigl. Verfaſſung, wel
eheimni$ fein ſollte, 16 man im Privathäufern vor. Sie ſollte nach ges
kunft, weil fie nicht ein Vertragsrecht gewähre und bie Ältere
licht nicht achte, ohne alle& Weitere verworfen werden. Das wußte in
Jedermann, nur der König nicht und der Rath feiner Miniſter. Am
Tage eröffnete er, mit Umgehung ber üblichen Feierllchkeiten, worauf
dberall viel hält, den Landtag in Perfon mit einer Anzede an die Stände,
me Berfaffung und entfernte fich im feſten Glauben, daß nun Alles in
Aber die in der vergolbeten Kapfel liegende Verfaſſungsurkunde blieb
e liegen, wie fie niedergelegt war. Der König hatte Baum der Thuͤr
gewendet, als ſich fogleich ber Verabredung gemäß, einige Mitglieder
d in abgelefenen Auffägen die Verſammlung auffoberten, nur auf die
des ehemaligen Herzogthums einzugeben. Die ganze Verſammlung
ne weitere Berathung, weil man fchon kannte, was ber König ſoeben
hatte, durch aufgehobene Hände der Auffoberung bei. Noch denfelben
ſchickte die Verſammlung bem Könige die Erklärung zu, daß fie, was
Verfaſſung in Vergleichung mit den koͤnigl. Reſcripten zu beffern fei,
meathung ziehen würde, und ſomit war feine Verfaffung zwar nicht mit
en Worten, jedoch nichtöbefloweniger verworfen. Unſtreitig war die
faflung von wenigem Werth für den Augenblick, und bie e haͤt⸗
bee Annahme unverantwortlich gehandelt. Der König ftand an, bie
ang fogleich zus entlaffen; er und die Minifter, denen ex fein Vertrauen
e ſchenkte, fanden ein gewiſſes Zögern und Unterhanbeln räthlicher und
tern Volksgeiſte angemeffener. Daß man 5 — 6 Virilſtimmfuͤhrer, wel⸗
fe abhingen, mit Gewalt zu einer Art von Eönigl. Partei in ber Stän-
ung zu machen fuchte, enthuͤllte Schwäche. Deſto muthiger verfuhren
‚ Bon dem meiſten Städten und Ämtern kamen Adreffen ein, wodurch
ers werben, bie Wisberberflellung ber Verfaffung des Herzogthums
aft zu betreiben; und obſchon biefe Geſuche bem Wolke von feinen Abs
feibfk erſt Häufig genug nach Ihrem Inhalt und Zweck auseinandergeſetzt
ı mögen, fo waren boch dee Aufmerkſamen auch auf dem Lande Diele.
e in allen Ständen aus bitterer Erfahrung dem fortgefegten Druck der
412 Wuͤrtembergiſche Lanbflänbe
willkuͤrlichen Herrſchaft entgegen. Eine falfche, durch bie urfpräng
zungen ber Stände ſelbſt zu wiberlegende, Nachrede gab ihnmen def
Schuld, fie verfänden unter der alten Verfaſſung nicht bloß die eigen
te, welche fie dem Volke gewährt hätte, fondern auch das volftänbige &
berfelben. Und body war im voraus aufgegeben: bie alte Wahlart d
geordneten, bie Abfonderumg des Adels, bie Nichtduldung des kathel
ſtes, das Geheinmißvolle in Verwaltung ber Landeögelber, bie Ausaztı
ſchuͤfſe in Stellvertreter der Ständeverfammlungen. Freilich verlang
zwar mit Iuverficht, das Recht follte auch als Wecht gelten und gel
Das Derzogthum, hieß es, habe feine Verfaffung nie aufgegeben w
fein wohlbegrändetes Recht zuruͤck; em Recht baranf fet auch bem
Durch einige Artikel des Reichsdeputationsſchlufſes von 1803 und de
Friedens von 1805 zugetheilt. Um ihrer Foderung mehr Gewicht
tem fie dem Könige ein erſchuͤtterndes, aber nicht uͤbertriebenes *
gen Roth vor, in welche das Land ſeit der Zeit der Sonveralnetaͤt
machten ihm nicht undeutlich Zweizuͤngigkeit um Vorwurf, indem |
nug an ben Eid erinnerten, wodurch er jene Verfaffung einfl als sum!
ſchworen habe; fie bedrängten ihn mit der gefährlichen Stinmmung bi
verlangten zugleich, daß er es gegen ben eben von Eiba gurkdigefonn
leon bewaffnen folle; an das wuͤrtemb. Beer, um auch biefe® fich
erliegen fie Dankadreſſen. Was den König betrifft, fo hatte er fich berı
liche Exörterungen mit des Verſammlung eingelaffen, einige bringen
den abgeſtellt, und da er die Stände auf der Brundlage bes alten 9
ruͤckt beftehen fah, das Zufammentreten einer Gommiffion verordnet
aus Stantsbienern, bie fein Vertrauen hatten, zur Hälfte aus MI
Derfammlung, welche diefe felbft wähle, un einen Weg ber Verein
mitteln. Auch ſchien es wirklich, als wolle er in einigem Hauptſach⸗
und in andern unweſentlichen Dingen fprachen bie Stände nachgiebige
Ganjen wollte der König dennoch die fortdauernde Bültigkeit des alten
feine Ausbehnung auf das gefammte Land nicht anerkennen, bie Staͤr
lung aber von biefem Grundſatze nicht abgehen, und fo zerſchlug fich di
Yung. Am 8. Aug. vertagte er die Verſammlung; fie folte am 1
aufs neue zufammentreten. Alle Mitglieber hatten vom Tage ber Ei
dahin einflimmig gehandelt; die einſt Unmittelbaren hofften noch auf
Dinge für fi) anfangs vom Congreß zu Wien, und dann von ber den
besverfammlung in Stanffurt; die Altwürtemberger fußten auf ihr ı
die Neuwuͤrtemberger glaubten, daß auch fie entfchieden vechtlich bie
des Herzogthuums in Anſpruch nehmen Eönnten. Einer ober zwei von
einigen altwürtemberg. Advocaten, als ımabhängigen Rechtsanwalten
Seele der Berfammlung gewelen. Die ganze Verhandlung muefte di
hen Proceffe in etwas ähnlich werden, weil ein Vertrag unleugbar als
für den Gehorfam des Landes vor Augen Ing. Wenngleich den reiten
ein unabhängiger Michter fehlte, fo trat die Klarheit des Wertragserd
ein, bergeftalt, daß, wer ihn nicht halten würde, wol auch ben Ruten
geben müßte. Der erfte unregelmäßige Schritt waͤre geweſen, wenn m
des pofitiven Rechts ohne Erſatz aufgegeben hätte. Dieſes aber wol
Befonnener. Die Zeit zwifchen der Vertagung und dem neuen Zufa
ließen jene Wortführer der Verſammlung nicht unbemugt. Vlele fahren
ihrer Heimkehr das Volk zu belehren, auch wol zu beacbeiten. Weil
einberufung von Seiten der Stände immer häufiger begehrt, umb bie St
me zweifelhafter wurde, fo kam Im Det. die Bandesuerfammilung as
Stuttgart zuſammen; fie beſtand durchaus noch aus benfelben Aitgü
Biertembergiſche LonbBänbe 418
ht aufgelöft, fonbern nur vertagt werben war. Mit welchem Solbſt⸗
ufteat, beweifen ihre Umzuͤge in den Kirchen, zeigt bie Feier d. 18.
gerſchaft in Stuttgart war entfchieden auf ihrer Geite. Allein bald
ammenkunft, am 11. Nov., that ber König einen entſcheldenden
Redhtasäfigkeit der Aufpeliche bed ehemaligen Dergogtäume auf feine
ward von ihm anerkannt, während er bucch eine ſogenannte Beleh⸗
ieß, daß bie messen Rande kein Recht hätten, fie zu verlangen. Dee
) me darin, baßı ed für ine folde große: allmälige, bsicch vezfeles
herbeige Einverleibung kein — Ein und Defiibe
h gäbe. Und boch war Alles burg bie Kräfte des Stammlandes in
ommen, von dem bie neuen Erwerbungen offenbar ausgeichleffen
burch eiue förmlich ober auch nur ſtillſchweigend anerkaunte Uns
Rechtözuflandee. Das auttweichende Vorgeben —— er
Landes auf bie Wohlthat einer Verfaſſung löfte mithin, im tlefern
ache betrachtet, die Einheit bes Staats, bie doch von einer andern
m behauptet wurde, und verſtrickte dadurch bie Regierung in einen
Wiberſpruch 5 ihren Foderungen für bie Gegenwart und
Befchräufumgen ruͤckſichtlich der Vergangenheit. Allerbinge wurden
nd von dem jetzt viel einwirkenden Praͤfidenten v. Wangenheim zu⸗
Innige Brunbfäge als Grundlagen einer für das ganze Land zu ent⸗
m Berfaffung aufgefielt, mit ber Erklaͤrung, daß von bes herzog⸗
noch für die neuere Beit Paſſende in fie — lan merben —
halles Deſſen bas Herzogthum auch jetzt na
the ‚ fo bleibe Nichts ob ale, was —** leer — —*
Hlung des Koͤnigreichs in 2 Staaten; jenes fo | dann au feine Ds Verfaſ⸗
b gehörig modiſickt, zuruͤckerhalten, und für olle
zach jenen 14 Artikein errichtet werben. — konnte —
var ed aber nicht. Der Ausſpruch der Regierung, dia alte Verfaſ⸗
milandes follte ben Beduͤrfniſſen der Zeit gemäß, alfo mit nothwen⸗
Beflimmungen, wieberhergefteßt werden, indem zugleich bie ſpaͤter
von Weftanbtheile bes Reiche von jener urſpruͤnglichen Grundlage
und auf bie neueſten Beſtimmungen ber erwähnten 14 Artikel hin⸗
m, vereieth deutlich in dem Mangel eines fixengen rechtlichen Zu⸗
bie verfiechte Abfichtlichlet. War nämlid ber König einmal mit
tinig über die Nothwenbigkeit bee Modificationen ins Pamkte ber als
‚ fo öffnete fich damit auch ein Weg, bie ſpaͤter erworbenen Länder
derſelben Rechte vermittelnd einzufchließen. Denn wo irgend ein
huſi and nur ais Ausgengepunkt, aber nicht als unabänberficher, abe
sungegrumb gelten ſol und kann, ba läßt fich auch mit gegenfeitiger
iber das Maß des Beizubehaltenden und Neuanzufuͤgenden ohne
Conſequenz unterhandein. Es flieht unter dieſen Umflaͤnden noch
Stände recht thaten, auf eine fo — ungleichartige Grund⸗
woburch fie zwar vor ber Hand das Blendwerk einer moͤglichen
ſchaffen und unterflügen halfen, bie wahren Schwierigkeiten bage⸗
ringen, Hinausſchieben und —— vlelfach erhöhten. Übrie .
e gemeinfchaftliche Gommiffien aus Stastsbienern und Mitglieberis
ammlung gu Entwerfung einer Verfaſſung unter ben obigen Bedin⸗
eſetzt. En dem Det. 1815 hatte ber Praͤſident und Gtaatsrath,
jenheim, den bebeutenbften Einfluß in dieſer Angelegenheit. Shan
Artikel ein Beweis Deſſen, was ex über den König vermochte; weis
Zangenheim einer ber 4 koͤnigl. Commiſſaire, welche in Verbindung
mm Wändilhen auf. dieſe Artika die Verſaſſung des Koͤnigreichs ante
414 Würtembergifche Landftänbe
werfen ſollten. Wangenheim machte In biefee Commiſſion mit ſch⸗
gefallen feine hervorleuchtende Überlegenheit als Rebner und denken
mann geltend, vielleicht Außerte fich fein Selbſtgefuͤhl oft Rärker dis ed
Der Verhaͤltniſſe erlaubte. Wangenheim'ſcher Gedanke war vornehel
idee von den beiden Kammern, In bie fich die ——
welche von jetzt an allmaͤlig im Guten und Boͤſen beleuchtet wurde
miſſaire, weiche mit den koͤnigl zuſammenſaßen, ernannte bie Verſen
wie ber König feinen Geheimenrath dazu beſtimmte, eine eigne fehr ya
comite, hauptſaͤchlich aus ben Advocaten in ihrer Altte
erwähnte Collegium der Vier berichten, und von dem fie zu weitern Sh
mächtigt werben ſollten; fie mochte dies fuͤr deſto nöthiger halten, wei
bereits allzu Wangenheimiſch zu werden ſchlen. Aus den Arbeiten d
birdete ſich nach und nad, ein eigner Verfaſſungſsentwurf, ber fpäte
Berfanımlung vorgelegt unb von ihr gebilligt wurde, und unter dem
ftaͤndiſchen bekannt iſt. Die Arbeiten der beiden Gommiffionen zoge
meidlich In bie Länge. Der Reſt der Stände hatte mehr Rufe als
mar; fie fammelten jedoch, In Sectionen getheilt, mandheriei Borarl
Tünftige Berathungen. Nur wurde von ihrer gelfligen Thaͤtigkeit nik
Mit einer ſchmerzlichen Maͤßigung ertrug es bie Verſammlung fa E
buͤhr, daß man den gefehlichen Charakter Ihrer Vergleihschmmiffton
würdigen mußte, und ſich fogar außer andern namhaften Verletzung
Mißbrauch von Zeitungsblättern und Zeitfchriften herabließ. Waren
Stände bisher zu wenig empfindlich geweſen gegen bie uͤ &:
oft unangenehm nach der Quelle ſchmeckte, fo hielt fie es darum fär ı
iche Pflicht, Aber eine vom König twährend der Zelt der Unterhandkr
Beſtimmung ausgefchriebene Steuer, forwie über daS eriaffene Gtatı
ber Staatsſchuldentilgung, laut die ſtaͤrkſten Wefchwerden zu führen.
Steuer an ımd für fich felbft griffen die Stände an, denn fie wußte
nothwendig war, wenn der Staat nicht ſtill fliehen follte, und auch nid
denbezahlungsanſtalt, ſondern daruͤber klagten fie, daß man fie nid
fragt habe, indem dergleichen Einrichtungen ohne ſtaͤndiſche Prüfung ı
ligung nicht gefeglich verbindend und wegen des leichten, wechſelnden A
Willkuͤr meiſtens flüchtig und zuweilen auch verderblich erwogen feiern.
führer des Königs dagegen erflärte, bie Verſammlung fel nicht conflite
bloß zu Schließung eines neuen Verfaflungsvertrags beiſammen; das
denken und ſich nicht in Sachen mifchen, bie ihr fremb feien. Überh
ganz ungmechmäßige und ſchlechthin verwerfliche Frage, ob fich bie U
für conflitwirt oder conſtituirend betrachte, die Handhabe zu vielem gel
verwirrenden Streitigkeiten. Der Strenge des Begriffe und den Werhäl
konnte fie ausfchtießend weder für conftituirt noch für eonſtituirend gelseı
fie ſich einzig und allein für conflituict, wie der König darum woRte
durch ein Reſcript von feiner Hand zufanımenberufen hatte, fo war
eine bloß verliehene,, die alfo fchlechterdings nicht gegen dem Willen bei
gebraucht werben konnte, wodurch benn ber frühere Zuſtand Fortbeftaul
Im Gegentheil mit dem Gewicht aller Folgerungen zu, daß fie
conftituirend, d.h. die Fünftige Verfafſung entwerfend fel, wie
te, fo hatte fie für den gluͤcklichen Erfolg ihres großen Befcyäfts
matifche Gültigkeit. Jede Zeit, wo eine neue Verfaffung gegrämbet
iſt ein Miittelzuftand; man kann bie alte biäher beftandene Orbuung nl
vor der gemeinfchaftlicyen Anerkennung ber neuen, und bie Befkfegux
im Laufe der Berathung ift wieder nicht möglich ohne eine wehlerwog
lich fortſchreitende Entfernung von dennoch in Kraft ſtehenden Bemb
H
Wartembergiſche Verfaſſung 415
er iſt jede Verſammlung ber Art, wie ihre Gefchäft, nothtuenbig- ver»
. b. fie ſteht in fortwährender Wechſelwirkung zwiſchen dem conſtituir⸗
ſtituirenden Leben&princip. Auch ließ ſich um diefe Zeit bereits eine zwar
Bürgerlichen und wenigen Abeligen beftehende, aber auf die Macht
znigl. Partei In der Verſammlung lauter vernehmen ; fie war im Beſitz
zelnen Zeitung”, griff durch fie Hauptfächlich ihre Gegner an und fuxchte
Darflellungen darin das größere deutſche Publicum für ſich gu gewin⸗
be gehäffigen Gerüchte find durch fie weiter verbreitet worden. Dies
verfönfiche Exrbitterung und machte nur noch flarefinniger. Überhaupt
Wärtemberg, die ganze fländifche Perlode über, bei dem gebildeten und
en Publicum ein ſtarker Terroriemus der Meinung. Endlich wurden
: von jmer Commiffion für Entwerfung ber VBerfaffung einzelne Artikel
gelegt; eine dritte Commiſſion, fie zu prüfen, warb von Ihn: nieder»
> die widerfprechendflen Gerüchte, wie er Diefes und Jenes aufgenom⸗
Samen ins Publicum. Go viel iſt gewiß, daß er, des ganzen Verfaſ⸗
B müde, beinahe entfchloffen war, alle Kreuz > und Quergüge mit einem
nechfchneiden, als fein Tod am 30. Det. 1816 unerwartet ſchnell er
weitern, endlich zum Biele führenden Verhandlungen über bie Verfaſ⸗
ilhelm L, König von Würtemberg. (Vgl. auch Friedrich L,
zerg mb Würtembergiſche Verfaffung.)
tembergifche Derfaftung. Ste iſt vertragsmelfe nad) den
Immungen ber Urkunde vom 26. Sept. 1819 ins Leben getreten. Der
ebeiten, Unterhanblumgen und Streitigkeiten, ein merkwuͤrdiger Bei⸗
een Staatswiffenfchaft, ift unter Wilhelm J., König von Wärtem»
Bürtembergifche Landflände gehörigen Orts ausführlich dar-
en. Hier follen bloß die wefentlichften Grundbeſtimmungen der Ver⸗
nen ſchnellen Überblic® zufanmiengedrängt werben, und zwar nach ber
stunde. Da der kuͤnſtliche Gliederbau eines philofophifchen Staats⸗
B im öffentlichen Leben unausführbar ift, und auch bie beſtdenkenden
barüber noch mannigfaltig abweichen, fo fcheint es weit zweckmaͤßiger,
Jonnelien Weg, wie er einmal gebahnt ift, nad) feinen verſchiedenen
infach zu verfolgen, als ben vorliegenden Stoff nach felbfterfonnenen
Berbindung zu ordnen, wodurch jederzeit ber urfprängliche und hiſtori⸗
er der Verfaffung getruͤbt wird, wäre das angezeigte Verfahren aud)
5 richtig. Ein ſchriftliches Denkmal der Art muß vor allen Dingen
klaren, beftimmten, zufammenhängenden Ausdruck freben, damit «6
: im Volle wurzeln und gedeihen koͤnne; daher wird eine theilmeife
bequemung an ben Buchſtaben des Inhalte unvermerkt für ben tiefern
ers eine Quelle ber Kritit, Diefe kann hier nicht als eigentliche® Ge:
werben, denn jebes conflitutionmelle Land fleht außer feinen allgemels
siffen auch noch unter befondern Bedingungen der Zeit, des Orts, ber
Religion, der Lebensbebürfnifie u. f. w., die ein entfcheibenbes Urtheil
aoͤglich, doch aͤußerſt ſchwer machen und ein umfichtiges Abwaͤgen drin»
en. Auf der andern Seite ift auch das bloße Wiederkaͤuen gewiffer
wer, Wendungen, Redensarten fo unnuͤtz als wiberlich, weßhalb eine
tung zwiſchen ben entgegengefeßten Fehlern, im Tone einer gelegent: _
tchloſen Meinung, am meiften geziemen mag. — Das I. Eapitel
Köntgreiche. Saͤmmiliche Beſtandtheile des Königreich® bilden
a ungertrennliche® Ganzes im Befitze Einer und derfelben Verfaffung.
azuwachs duch Kauf, Tauſch oder auf andre Weiſe nimmt vollguͤltig
gemeinſchaftlichen Stanteverfaffung. Als Landeszuwachs iſt Alles
as der König nicht bloß für feine Perſon, ſondern durch Anwendung
416 Bürtembergifche Verfaſſung
der Staatskraͤfte ober mit der ausdruͤcklichen Beflimmung, daß es einıp B
thell des Königreich ausmachen foll, erwirbt. Die woͤrtliche Anflhrung |
kunde gefchieht bei diefer Beftimmung nicht ohne Grund und mid noch um
aus ähnlichen Rüdfichten wiederkehren. Die Abfaffung dieſes 2. Para
wurde zunächft durch den Incorporationgftreit (1815) herbeigeführt, der
Gelegenheit zu ben intereſſanteſten, fehr weit ausfehenden Verhandlungen;
bat. Er kommt aud) hier in feinen Folgen ziemlich unverbedt zum Worfchen
Säparfe Beachtung fodert die Frage, wie ſich der König vom privatredhtädg
ſtaatsrechtlichem Standpunkte aus verhalte? inwiefern feiner Perfen ei
duelle oder algemeine Geltung beizulegen fei, je nachbem er feine Familie
Staat darſtellt, jene phyfifc, wahrnehmbar, biefen morxalifch unfictbaz?
welche Art beide nothwendige Stellungen gruͤndlich vermittelt werben Enng
mündlichen Erklaͤrungen der Stände haben ben Knoten mehr umgangen
An die obige Seftfegung fließt fich eine andre für den möglichen Fall,
Landeötheil abgetreten werben muß, zur Sicherung der dadurch abgeriffenent
mitglieder. Das Königreich Wuͤrtemberg ift ein Theil des beutfchen
daher haben alle organifchen Befchläffe dev Bundesverſammlung, welcht
foffungsmäßigen Verhältniffe Deutſchlands ober die allgemeinen Verhälmil
ſcher Staatsbürger betreffen, nachdem fie vom Könige verfündet find,
Mürtemberg verbindende Kraft. Jidoch tritt in Anfehung der Mittel
lung ber hierdurch begründeten Verbindlichkeiten bie verfaffungsmäfige
ung der Stände ein. Dieſer Paragraph, fo fahr er Im Allgemeinen
erregt in feiner Anmenbung aufs Befondere auch dem parteilofen und
Nachdenken die erftaunlichften Schwierigkeiten, die zum heil daher
die deutſche Bundesverfaffung nach ihrem gegenwärtigen Beſtande eine
thuͤmliche Schöpfung ift, die ſich durch feine Wergleihung auf eine
mein anerkannte Bafis zuruͤckbringen laßt. Wie leicht ſich die Gremer
wenn von den Rechten der Monarchien gegen einanber in Beziehung auf
nern Zuftand die Rede ift, Haben unlängfk die lauteflen Widerſpruͤche
tung eine® ſchnell beendigten Kriegs genugfan gelehrt, und zwiſchen
chen und ber Rage ber Bundesflaaten fehlt ed nicht an Ühntichkeiten.
ſoll ſich nach einer gefunden Politik nad) dem Mittelpunkte zu ver
Innere zu feiner legten Grenze kraftvoll hinſtreben. Diefer Grund
fühlt als offen ausgeſprochen, pflegt in ber hoͤchſten Inſtanz zu entſch
vgl. Behr, „Bon ten rechtlichen Grenzen ber Einwirkung des deutſ
auf die Verfaffung, Gefeggebung und Rechtspflege feiner Stiederftasten‘,
mit Zuſaͤtzen) Was bezeichnet die Urkunde mit dem Ausdrucke deb
Im wiſſenſchaftlichen Sinne führt jeder Theil des Koͤrpers biefen Rama,
er das Mittel und ben Zweck des Lebens aufs innigfle in fich verbindet,
Dienen zugleich ein Mitbefiimmen if. Die Anwenbung ergibt fidy im
den Falle von ſelbſt. I. Gap. Von dem Könige, der Thronfolgi
Reihsverwefung. Der König iſt das Haupt des Staats, "
alle Rechte der Staatsgewalt und bt fie unter den durch bie Werfaffung
ten Beflimmungen aus. inige Mitglieder ber Ständeverfammlung
unnoͤthigerweiſe an der Abfaffung dieſes Paragraphen gefloßen, verführt I
Begriff einer mechaniſchen Gewalt. In ber Kürze könnte man zichtig
fagen: Der König ift die lebendige, durchaus perfönlich gewordene
Je mehr die zuerkannte oberſte Staatögewalt in ihrer fittlidyen allgemeinen
cität gedacht wird, deſto weniger findet eine gerechte Beſorgniß ſtatt wegeat
lerung der Volksrechte. Unverletzlichkeit, Religionsbekenntniß des Koͤri
der Regierung, Beſtimmung der Thronfolge und Volljaͤhrigkeit, Reiter
während der Minderjährigkeit bes Thronerben, Grunbbeftiamungen üͤdt
Wuͤrtembergiſche Verfaffung 47
Ein Hausgefeg für die koͤnigl. Familie ift nachgefolgt. II. Cap.
Igemeinen Rechtöverhältniffen der Staatsbürger. Ein
ger Gegenſtand. Das Stantsbürgerrecht wird theils durch Geburt,
lid) Geborenen der Vater oder bei Unehelichen die Mutter das Staats⸗
yat, heil durch Aufnahme erworben. Letztere ſetzt voraus, daß ber
nde von einer beftimmten Gemeinde bie vorläufige Zuficherung de&
e Beifigrechts erhalten habe. Außerdem erfolgt durch die AnfteDung
itodienſte die Aufnahme In das Stantebürgerrecht, jedoch nur auf bie
Jienftzeit. Inwieweit das Staatsbuͤrgerrecht von ber Anftellung im
e abhängt, und mit diefem aufhört, wäre ber Verordnung eine größere
t zu wünfchen. Das Eindringen der Fremden burd, die Aufnahme
tödienft koͤnnte dem Lande gefährlich werben, meinten bei ber Bera⸗
Punktes verfchiedene Mitglieder dev Staͤndeverſammlung, geflligt auf
eiſpiele der Wergangenheit; deßhalb fek es zweckmaͤßig, die Wahl zum
e nicht ausfchließend von ber Negierung abhängig zu machen. Jeder
Retemberger hat den Hulbigungseid nach zuruͤckgelegtem 16. Jahre,
fgenommene bei der Aufnahme abzulegen. Es ift und bleibt eine be-
He, daß über den möglichen, obfchon unmahrfcheinlihen Fall Feine
ckommt, wie e8 mit bem Hulbigungseibe des Unterthanen genommen
fo lange der Regent ben Verfaffungseib proviforifch verweigert. Alle
er haben gleiche ſtaatsbuͤrgerliche Rechte, und ebenfo find fie zu glel⸗
Iegerlichen Pflichten und gleicher Theilnahme an den Staatslaſten ver»
weit nicht die Verfaſſung eine ausdruͤckliche Ausnahme enthält; auch
chen verfaffungsmäßigen Gehorſam zu leiften. Die vorbehaltene Los⸗
m Beiträgen zu den Staatslaſten fol wol mehr die abweichende Erhe⸗
46 den wirklichen Werth derfelben treffen; doch mögen auch früher ers
ſtets behauptete Rechte auf dem Wege des ruhigen Vergleiche eine bils
& finden. Kein Staatsbürger ift durch feine Geburt von irgend eis
umte ausgefchlaffen. Die Verpflichtung zur Wertheidigung des Vater
enſt der Waffen ift allgemein, abgefehen von ben Ausnahmen, weiche
kte und die befiehenden Geſetze näher beſtimmen. Soll einmal die
pgefiindene Ordnung eine umterfcheidende WBegünfligung rechtlich bes
en, fo find die Grenzen ber Gültigkeit unmöglich ficher auszumitteln,
ichelte Eigermug erweitert feinen Spielraum je länger je mehr. Der
jedem Bürger Freiheit der Perfon, Gewiſſens⸗ und Denkfreibeit,
Eigenthums und Auswanderungsfreiheit. Einer ber nächften Para»
Freiheit der Preſſe und des Buchhandels betreffend, Eonnte mit dem
ſchicklich verbunden werben ober auch ganz megbleiben, hätte man den
Bler’& bei der Berathung ber Landſtaͤnde genehmigt: „ber Staat ſichert
ung der Gedanken”. Go gehört ebenfalls zu der Freiheit der Perfon
Bdeädiiche Verfügung, daß Keiner feinem ordentlichen Richter entzo⸗
ann, d. h. ber ketztere foll gewiß und für Jeden beſtimmt fein. Die
pirb bloß in den geſetzlichen Faͤllen und Sormen verhängt, und bie Ur⸗
3 In den erfien 24 Stunden erklaͤrt. Deſſenungeachtet iſt von biefen
aßregeln bi8 zu einer foͤrmlichen Habeas⸗Gorpusacte im feften Sinne
e noch ein weiter Weg, und boch hat lediglich eine folche flrenge, uns
ewäheleiftung einen wirklichen ſtaatsbuͤrgerlichen Werth. Die Frei⸗
wifcyen Gedankenverkehrs läßt in keiner Verfaffumgsurkunde, fei fie
zlich, eine volllommen beflimmte und erſchoͤpfende Geſetzgebung zu ;
dergang ber Dinge befonders in unfern Tagen mit großem Nachbrud.
er Auswanderungsfreiheit ift endlich zu bemerken, daß ber Wegzug
leibenden Kinder ihres Stantöbürgerrechts beraubt. Diele
Siebente Aufl, 8b XII. 21
418 WVuͤrtembergiſche Berfaffung
Verordnung dürfte den Finanzen beffer zuſagen al6 ben Gefegen; benı
Staatsbuͤrgerrecht dem ehelich Geborenfsin im Wuͤrtembergiſchen un
erkennen, wofern die Altern daſſelbe genoffen, fo kann es auch ſpaͤt
fremde Schuld aufgehoben werden; fo ſollte man meinen. Schabde,
fo guter Gelegenheit dad Verhaͤltniß der Fremben im ımb zum ts,
Grundzuge ausgeſprochen wird. Cine Fremdenſchutzbill iſt gegenw
gute Verfaſſung ein Beduͤrfniß. Den vollen Genuß der ſtaatsbuͤrge
gewähren allein die 3 chriſtlichen Glaubensbekenntnifſe. Niamand |
gen werden, fein Eigenthum und andre Rechte für allgemeine Staats
rationszwecke abzutreten, bis auf bie endliche Eintfcheibung des Geheit
gegen vorgängige volle Entfhädigung. Der Inbegriff ber eben dar
fugniffe macht das wahre Palladium ber bürgerlichen Freiheit aus.
hemmte Wahl des Standes und Gewerbes nach eigener Neigung, bi
der Handels⸗ und GBemwerhsprivilegien mit Ausnahme befonders na
Bewilligungen durch ein Geſetz oder die Stände, das Recht zu ſch
{werben über das verfaffungswibrige Betragen einer Staatsbehoͤrd
fteigender Linie bis vor die Stände gebracht werden können, vollenden
der bürgerlihen Selbſtaͤndigkeit. Nähere Beſtimmungen über ben
chen Adel in Abficht auf bie Wahl zur Staͤndeverſammlung und bie (
Samilin. IV. Cap. Von den Staatsbehörden. A. Allgen
mungen. Die Staatsdiener werden, fofem.nicht Berfaffung ober beii
eine Ausnahme begründen, durch ben König ernannt, und zwar —
vorflände ausgenommen — auf Vorfchläge ber vorgefegten Collegien,
mal alle Bewerber aufjzuzählen find. Zum Antritt eins Staatsar
mäßige Prüfung und Anerkenntniß der Thaͤtigkeit unerlaßlich. Land
werden bei gleicher Thaͤtigkeit ben Fremden vorgesogen. Der Dicnil
König ſchließt den Schwur auf die Verfaffung in fih. Kein Rid
irgenb einer Urſache ohne rechtliche® Etkenntniß feiner Stelle entſetzt,
auf eine geringere verfest werden. Auf diefem Grunde rubt die richt
bängigkeit feſt, werm fie den innern Erfchütterumgen zu wiberfichen
mit den Richtern, fo verhält es ſich auch mit den übrigen Staat
Salle von Verbrechen und gemeinen Vergehen. Dagegen verbäng
barkeit und Dienflvernadyläffigung auf Gollegialanträge der vor;
hörde und des Geheimenraths die Entlaffung oder eine Verſetzu
luft, unter der Bedingung, die oberſte Juſtizſtelle vorher gutachtlic
vernehmen. Daffelbe Grundgefeg gilt aud) von den Vorſtehern und
amten der Gemeinden und andrer Körperfchaften, fowie bei Suspenſi
Berluft des Gehalte nachfichziehen. Verſetzungen ber Staatsdiener
an Gehalt und Rang muͤſſen außerorbentlich motivirt fein. Ein Gefet
unfähig gewordenen Staatsdiener, ſowie für ihre Hinterbliebenen. :
Könige ausgehende Verfügungen in Betreff der Staatsverwaltung
dem Departementsminifter oder Chef contrafigniet fein, welcher dadı
Inhalt verantwortlich wird. Fernere Verantwortlichleit des Deparı
ſters wegen eigner Verfuͤgungen ober zugewieſener Geſchaͤfte. Diefelde
lichkeit erſtreckt fich auf die übrigen Staatöbiener und Behörden. Sid
Wirkſamkeit bilden auf diefe Art ein dreifaches Erz um die Bruſt bes rüı
nes; gleicherroeife trifft den entlaruten Miethling im Gegentheil «
Strafe. Hierbei ift nicht zu vergeffen, daß die wahre, volle Ausben
lichen Verordnungen erſt erfolgen wird, nachdem fich der Öffentliche &
Kraft und auf allen Punkten erhoben bat. Wo er fehlt, da bilden fi
gern ſtille Verzweigungen unter den Behörden. Go Life ſich z. 8. ı
daß die Beamtenwelt in ben heutigen deutſchen Staaten übervonfiin
Wuͤrtembergiſche Verfaffung 410
+ Hauptkranfheit ihres gemeinen Weſens zuſammenhaͤngt, das allzu viele
Wie laͤßt ſich nun im Wege der Verfaſſungſurkunde eine Vereinfachung
und durchſetzen? B. Von dem Geheimenrath insbeſondere. Er
berſte, unmittelbar unter dem Koͤnig ſtehende, und ſeiner Hauptbeſtim⸗
bloß berathende Staatsbehoͤrde. Gr iſt gleichſam das Organ, womit
ſich ſelbſt wahrnimmt. Mitglieder des Geheimenraths, verſchledene
asdepartements: das Miniſterium der Juſtiz, ber auswaͤrtigen Angele⸗
des Innern und des Kirchen⸗ und Schulweſens, des Kriegs und ber
Alle Vorſchlaͤge ber Miniſter in den größten Angelegenheiten, wo nicht
band durch feine politiſche ober militairiſche Natur eine Ausnahme macht,
a ben Geheimenrath in Überlegung gezogen und mit feinem Gutachten
ı vorgelegt. Der Geheimerath entfcheibet zwar auch in gewiſſen firels
a, 3.8. bei Recurſen von Verfügungen, Straferkenntniſſen und bei eis
m auferordentlihen Maßregeln, doch thut er dies nur im Namen der
Staatswifienfchaft, und geht alfo damit nicht aus feinem vordezeichne⸗
ngökreife, den Berathen, heraus. V. Cap. Von den Gemeinden
zköärperſchaften. Die Bemeinden find die Grundlage des Staats.
atöbürger muß daher, ſofern nicht gefeglich eine Ausnahme befteht, eis
nude als Bürger oder Beiſitzer angehören. Die Aufnahme hängt unter
behalt in ſtreitigen Faͤllen von der Gemeinde ad. Die Erthellung des
nd Beiſitzrechts fegt die vorgängige Erwerbung des Staatsbuͤrgerrechts
Saͤmmtliche zu einem Oberamte gehörige Gemeinden bliben bie Amts»
Veraͤnderung ber Oberamtsbezirke iſt Gegenſtand der Geſetzgebung.
der Gemeinden werben durch die Gemeinderaͤthe unter geſetzmaͤßiger
g der Buͤrgerausſchuͤſſe, die Rechte der Amtskoͤrperſchaften durch die
umlungen verwaltet, nach Vorſchrift ber Geſetze und unter ber Aufſicht
behoͤrden. Keine Staatsbehoͤtde iſt befugt, uͤber das Eigenthum ber
und Amitskoͤrperſchaften mit Umgebung oder Hintanſetzung ber Vorſte⸗
en. Weber bie Amtskoͤrperſchaften noch einzelne Gemeinden follen
und Ausgaben ohne die triftigfte, yefeglich außgefprocdyene Befugniß
. Was nicht die örtlichen Bebürfniffe ber Gemeinden ober Amtes
angeht, kann als allgemeine Landesverbindlichkeit auch mur auf das
d vertheilt werden. Sämtliche Vorſteher der Gemeinden und Koͤr⸗
And, glei den Staatsdienern, auf Sefihaltung der Verfaffung und
r auf Wahrung des Rechts in ihrem befondern Kreife verpflichtet. Die
sr Gemeinden und der aus ihnen hervorwachſenden Körperichaften iſt
Be Unterpfand des Öffentlichen Gluͤcks im Großen und Kleinen: eine
Die In der letzten Zeit reißende Fortfchritte gemacht hat, auch das preuß.
geſchaͤft nach allen Seiten durchdringt, und zwar In den manntgfaltigften
m. Nicht weniger haben fich in Frankreich bie Eräftigften Stimmen
en, ohne daß die Sache felbft bie jetzt auf die erfprießlichfte Weife durch⸗
e. Gute Gemeindeeinrichtungen, gute Wahlcollegien, gute Volksver⸗
efe conflitutionnele Dreipeit ift unzertrennlich; fie bildet hauptſaͤchlich
es wahren Buͤrgerthums. Mehre Erfahrungen der legten Zeit, zum
außer: als innerhalb Deutfchland, haben gelehrt, daß bie Unabhängig-
e und Popularicät ber Wahlen leicht durch frembartige Beruͤhrungen in
men kann; auf ähnliche Weiſe verhält es fich mit manchen andern Rech⸗
erlichen Zuſammenwirkung. Sie ſtehen natürlich und nothwendig uns
ficht der Staatsbehoͤrden; wer aber die Schwäche, die Eitelkeit, bie
le Furcht, die Unkunde In den untern Kreiſen bes Lebens kennen gelemt
nen body bie mohlthätigften Bewegungen ausgehen follen, und bamit
, Sei, Bortheit, Inſtinkt der höher zugeordneten Perlöntichkeiten
27 *
420 Würtembergifche Verfaſſung
erwägt — und ber Ausſchlag iſt groß, auch ohne bie Wage ber Thewil
Leine unverhälmißmäßigen Doffnungen begen, und die Form vom be
noch zu unterfchelden wiſſen. VI. Gap. Don dem Verhältniffe der J
Staate. Die richtigſte Politik ſeht zwiſchen ihnen eine Nebenorbum
Linie feft, ohne druͤckende und ſchimpfliche Abhängigkeit nach biefer ob
Derfelbe Grundſatz herrſcht darüber in ben Verfügungen ber winten
fungsurkunde. Die Unabhängigkeit des kirchlichen Eigenthums {fl
Abgeorbneten in den ſtaͤndiſchen Berathungen über diefen Punkt
Gruͤmdlichkeit ins Licht gefegt worden. Die allgemeinen Beſtimm
eine ausdrückliche Erwähnung überfläffiE. Was gefchieht, wenn
Eünftigen Zeiten eine andre als bie evangel. Gonfeffion bekennen fol
wort geht zuruͤck auf die fruͤhern Religions⸗Reverſalien. Wiederherf
gefonderten Verwaltung des evangel. Kirchenguts im vormaligen
Mürtemberg. In Betreff der Einrichtungen für die kath. Kirche herr|
liche, parteiloſe Liberalität. VIL Cap. Von Ausübungder Sta
MWechfelfeitigkeit zwiſchen dem Könige und den Ständen in bekannte:
nellen Formen. Ohne Beiflimmung ber Stände kann kein Geſetz gı
hoben, abgeändert oder authentiſch erläutert werben. Vollziehend
Könige. Sehr folgenreich ift der O1. Paragraph. Alle Geſetze um
gen, welche mit einer ausdrücklichen Beftimmung der gegenwärtigen
urkunde im Widerfpruche ftehen, find hierdurch aufgehoben. Die ül
verfaffungsmäßigen Mevifion unterworfen. Dadurch umterfcheitet
berg preiswuͤrdig von vielen andern Läntern, two alte unb neue Geſes
Chaes durch einander gehen. Begnadigungsrecht bed Könige. Z
VBermögensconfiscation iſt aufgehoben. VII. Cap. Von dem Fir
Umfang des königl. Kammerguts. Verwendung beffelben, feine U:
Leit ohne Einwilligung der Stände. Givillifie des Könige. J
Kammergut — ein Privateigenthum der koͤnigl. Familie. Ohne
bee Stände kann keine directe noch indirecte Steuer ausgefchrieben
werden. Vor bem Anfinnen einer Steuerverwiligung muß die N
oder Nüslichkeit der zu machenden Ausgabe, fowie die richtige Bar
fruͤhern Staatseinnahmen und die Unzulänglichkeit der Kammereinki
fein. Ein $undamentalartitel für die Okonomie des Staats, der:
in volle Kraft eintritt, wenn der Finanzzuftand nicht bloß nach Haupt
dern mit Belegen bed Einzelnen zur Sprache kommt. Eine allgeme
Iation kann verbergen, was gerade zu wiffen Hauptfächlich noth thut
Ständen genehmigte Hauptetat gilt In ber Regel 3 Jahre. Das 8
rium legt den Ständen die Steuerrepartition vor und den monatlichen
über bie eingegangenen Steuern und etwaigen Ausflände. Die
auch die der neuern Landestheile, iſt unter bie Gewaͤhrleiſtung ber ©
Die Schuldenzahlungscaſſe wird unter Leitung und Verantwortlichkel
verwaltet. IX. Cap. Von den Lanbftänben. Die Stände fin
Mechte des Landes in dem durch die Verfaffung beftimmten Verhaͤltnif
tem geltend zu machen. Wermöge dieſes Berufs haben fie bei der Ausuͤ
feggebungsgewalt durch ihre Einwilligung mitzuwirken, in Besiehu
gel oder Mifbräuche, bie fich bei der Staatsverwaltung ergeben, |
Vorſtellungen und Beſchwerden bem Könige vorzutragen, auch wegen
widriger Handlungen Klage anzuſtellen, die nach gewiſſenhaftet Praf
wendig erfannten Steuern zu verwiligen und uͤberhaupt das umgerteı
des Könige und des Vaterlandes mit treuer Anhänglichkeit an bie €
Berfaffung zu befördern. Der Geheimerath ift das vermittelnde Di
dem Könige und den Ständen. Der König beruft alle 3 Jahre die 2
Würtembergifche Verfafſung 42
e. Diefe theilen fi) in 2 Kammern. Die erfle (Kammer ber
erren) befieht 1) aus den Prinzen bes Eönigl. Haufes, 2) aus den
fuͤrſtl. und gräfl. Familien und den Vertretern der flanbeöherrl. Ges
auf deren Befigungen vormals eine Reichs⸗ oder Kreiſtagsſtimme
) aus den vom Könige erblich oder auf Lebenszeit ernannten Mitglie⸗
weite Kammer(der Abgeordneten) ift zufammengefest 1) aus
en des ritterfchaftl. Adels, welche von dieſem aus feiner Mitte ges
‚ 2) aus den 6 peoteflant. Beneralfuperintenbenten, 3) aus bem
‚ einem vom Domcapitel aus deffen Mitte gewählten DRitgliebe, und
szeit nach Älteften Decan kath. Confeffion, &) aus dem Kanzler ber
ität, 5) aus einem gewählten Abgeordneten von jeder der Städte
Tübingen, Ludwigsburg, Ellwangen, Ulm, Heilbronn und Reut⸗
B einem gewählten Abgeordneten von jebem Oberamtsbezirke. Jebes
das 30. Lebensjahr zurückgelegt haben. Sonſtige Erfoderniffe def
othwendig die Schärfe ber Beflimmungen befonders in dieſem Punkte
mehren der 135. Pagaraph, indem er verlangt, ein Abgeorbneter
Criminalunterſuchung verflochten fein. Iſt es nicht möglich, ihn in
ch dent Gange des gewöhnlichen herrſchenden Rechts zu verwideln,
Abſicht auf.feine Geſchaͤftsfuͤhrung ale Abgeorbneter: Dann flänbe
ldes Richters, infofern er ſchon vor der Conſtitution vorhanden war,
und bie Unverträglichkeit beider Bedingungen faͤllt in bie Augen. Die
von den Städten, bie eignes Landfchaftsrecht haben, und von ben
ren werden aus den befleuerten WBüsgern jeber einzelnen Bermeinde
e Zahl ber Waͤhlenden verhält fich zur Zahl der ſaͤmmtlichen Bürger
be wie 1 zu 7, fobaß 3. B. auf 140 Bürger (gegen bie man wegen
und ımerwachfenen Geſchlechts ungefähre 700 Seelen rechnen kann)
ner fommen. So preiswürbig die Anordnung für das Wahlrecht im
jetreffen ift, fo bleibt body fuͤr manches Einzelne im Hergange ber
ine Elarere Einficht zu wünfchen übrig, denn in dieſer Begend fließt
Herzblut einer gefunden Conſtitution. Die Wahl iſt fo eingerichtet,
le ber Wahlmaͤnner aus den Begüterten genommen werden; als
kmlich diejenigen, welche im naͤchſtvorhergegangenen Sinanziahre bie
iche birecte Steuer gaben. Das eine fehlende Drittheil ergänzen bie
er Beguͤterten durch Stimmenmehrheit, wobei fie ihrer Pflicht ge:
I Andres zu fehen Haben als auf das perfönliche Verdienſt des zu Er⸗
Der Gewaͤhlte gilt für den Abgeordneten nicht bes einzelnen Wahl⸗
ın des ganzen Landes. Alle 6 Fahre iſt eine neue Wahl der Abge-
ffen, welche nicht Amtshalber Sie und Stimme in der zweiten Kam
ie bisherigen find wieber wählbar. Die erfle Kammer erfobert zu ber
, angenonmenen Beſetzung die Anweſenheit ber Hälfte, bie zweite
Erfcheinen von 2 Drittheilen ihrer Glieder. Die Gisungen ber
ner find Öffentlich. Unter beſondern Umftänben werben bie Sitzun⸗
im. Die Minifter Einnen an den Werhandlungen ber beiden Kam⸗
men. Geſetzentwuͤrfe gehen nur von dem Könige an bie Stände,
Ständen an den König. Die Stände Haben aber das Petitionsrecht,
Befege ſowol als auf Abänderung ober Aufhebung ber beftehenben
Der König allein fanctionirt und verkündet bie Befege. Er eröffnet
Sktaͤndeverſanmlung, aud) kann er fie vertagen oder ganz auflöfen.
dem Stantsgerichtähofe. Ihm kommt das Urtheil zu über
en, welche auf ben Umſturz ber Verfaſſung gerichtet find, und über
seiner Punkte derſelben. Bei jedem Beſchluß muß eine gleiche An»
!. und ſtaͤndiſchen Richtern anmefend fein. Die Steafbefugnig dee
'Y7 - Würzburg (Großherzogthum)
Gerichtshofes. Gegen ben Ausſpruch beffelben finbet Beine Appellatio
das Rechtsmittel ber Revifton und der Wiebereinfegung in ber vorigen
den dringendſten Bebürfniffen eines jungen conflitutionneien Staat
pragmatiſche Befchichte feines fortbauernden Gens und Wirken; di
glaubigt er ſich vor feinem hoͤchſten Tribunale. Begreiflich täge fid
nicht aus Zeitungen aufammenfehen, und hier Bann biefe Luͤcke defi
wähnt werben.
Würzburg, das Großherzogthum, ift feit 1814 ein Shell dei
Balern. Das ehemalige Biscthum Würzburg wurde 7EL gefliftet
als erſter Biſchof daſelbſt von dem heil. Bonifacius beſtellt und geweil
Kirche von ben fraͤnkiſchen Koͤnigen mit einigen Beſitzungen begabt, welch
Milde der deutſchen Kaiſer und Könige in der Folge vermehrte. Die E
erwarben von den benachbarten fraͤnkiſchen Grafen und Herren mehre
aus welchen zuſammen der große Landesumfang des Fuͤrſtenthums 2
bildete. Der Zufall, daß ein Fuͤrſt, ein geborener Herzog von Sach
munb, des Kurfuͤrſten Friedrichs des Sanftmuͤthigen Bruber, 14
Wuͤrzburg wurde (1443 abgeſetzt, ſtarb 1463), gab Weranlaffım
Nachfolger, von ber Mitte d. 15. Jahrh. an, ben Titel als Herzoge
annahmen, wie denn die Behauptung, daB fon der fränkifche Koͤni
oben genannten Bifchof das Herzogthum Kranken geſchenkt babe, geſchit
aus unerwieſen iſt, auch mit biefem Titel keine beſondern Rechte für t
verbunden gewefen find. In geiſtlichen Angelegenheiten land ber Bild,
burg unter dem Eribiſchof zu Mainz, feibft nachdem Papft Benebic
dem Bifchofe zu Wuͤrzburg das erzbifchäfl. Pallium und das Kreuze
Sein Titel war: bes heil. rim. Reichs Fuͤrſt umb Biſchof zu Wuͤrzbr
zu Franken. Ihm zur Seite fland ein zahlreiches Domcapitel, ba
thuͤmliche Befitzungen hatte; angefehene abelige Familien befleideten
Seit die Exrbämter des birhöft. Hofes. Der ganze Flaͤcheninhalt de
wurde auf 87 IM. mit 250,000 Einw., und bie jährlichen Einkünfte
ſchofs wurden auf 500,000 Buld. angegeben. Im Folge bes Fried
vie wurde das Hochftift Würzburg, fowie die andern ummittelbare
Befigungen in Deutfchland, durch ben Reichsdeputationshauptſchlu
mit Ausnahme einiger, andern fuͤrſtl. Häufern gugethellten, ungefs
(mit 37,000 Einw.) betragenden Ämter, an Balern zur Entfchädig:
verloxenen Rheinprovinzen als ein weltliches Erbfuͤrſtenthum überlaffen
Fuͤrſtbiſchof, aus dem freiherrl. Haufe Fechenbach, erhielt für den
Würzburg eine jährliche Penfion von 60,000 Build. und überbied A
als Coadjutor bes Fürftbifchof6 von Bamberg. Durch ben Frieden vı
(26. Dec. 1805) wurde Würzburg dem ehemaligen Großherzog Ferdi
von Toscana, ber fein 1803 mit dem kurfuͤrſtlichen Titel ale Entſchaͤ
tenes Herzogthum Salzburg nebft Zubehör an Oſtreich abtrat, zugethe
Eurfürftl. Titel von Salzburg auf Würzburg übertragen, Baleın ab
entfyädigt. Am 30. Sept. 1806 trat ber nee Kurfuͤrſt dem rheint
bei und nahm den Titel als Großherzog von Würzburg an. Die beka
niffe 1813 und die Verhandlungen des wiener Congreffed veränderten d
niffe aufs neue. Der Großherzog erhielt feinen Erbſtaat Toscana
Würzburg fielan Baiern zurüd.
Das Broßherzogthum Würzburg, ſowie es gegenwärtig einen 2
termainkreife des Königreichd Baiern ausmacht, hat auf 914 DI
Einw., größtentheils kath. Religion. Das Land ift eben, aber auf!
hohen ober walbigen Gebirgen, dem Rhöngebirge, dem großen und |
berge und Steigerwalb, umgeben. Außer mehren kleinen Bthffen du
Würzburg (Stadt — Univerfität) 428
großen Theil deſſelben und nimmt die fraͤnkiſche Saale auf. Der Bo⸗
fruchtbar und bringt viel Getreide, in einigen Gegenden mehr als ber
erfobert, hervor; vorzüglich wichtig aber iſt der Weinbau, ber befon»
Anhoͤhen bes Mainthals betrieben wirb.. Die edelſten Gotten, der
keiſtenwein, wachfen nur in ber Nähe ber Hauptſtadt und bringen bes
mmen ins Land, das nicht reich an Mineralien il und wenig Manu⸗
Fabriken hat. — Die befefligte Hauptſt. Wuͤrzburg (1930 H.,
w.) bat eine angenehme, doch etwas verſteckte Lage an beiden Ufern
über welchen eine 540 Fuß lange ſteinerne Brüche von 8 Bogen, mit
ı Heiligen befegt, führt. Unter den öffentlichen Gebaͤuden zeichnet
und fhöne, 1720 neu erbaute, ehemalige Reſidenzſchloß, eins ber
ſtenſchloͤſſer, mit einem ſchoͤnen Garten aus (gegenwärtig bewohnt es
ie vermwittwete Königin von Baiern; vorher bewohnte e6 ber jehige
ronprinz); naͤchſt ihm das große, reiche und trefflich eingerichtete Ju⸗
welches ein Entbindungshaus, einen botaniſchen Garten, anatomi⸗
nb verſchiedene Sammlımgen hat. Unter den pielen Kirchen find be⸗
rkenswerth: die große Domkirche, deren erſter Stifter Biſchof Burk⸗
ahrh. geweſen fein ſoll, bie aber feit 1042 von Grund aus wieder auf⸗
e, mit ihren Grabmaͤlern und ber Schoͤnborn ſchen Capelle; das fehr
erbaute neue Muͤnſter mit den überbleibſeln des heil. Kilian, des
ei6; die praͤchtige vormalige Stifte und Hanger Pfarrkirche mit ih⸗
ppel; bie Univerſitaͤtskirche mit einer Sternwarte auf dem majeſtaͤti⸗
e zc. Überhaupt findet man bier viele anfehnliche Häufer; zunaͤchſt
late find die Straßen, weldye alle bed Nachts durch Laternen erleuch-
sit und zegelmäßig, die meiften andern find ſchmal und keumm. Noch
in Würzburg bie Gef. 5. Vervollkomnmung der Künfte und Gewerbe,
wngefchule für junge Handwerker; bie Srauengefellfch. 3. Unteritüg.
nfifertigkeiten; das Gymnaſium; die Centralinduſtrieſchule; bie Heb⸗
; die Schwimmfchule; die Blindenanſtalt; mehre Seminarien;
Ifche Carolineninſtitut; die Thierarzemeifchule u.a. m. Würzburgs
za MWollenzeuch und Tuch, Spiegel, Leder, Taback, Slauberfals
doch find fie nicht fehr erheblich. Auch unterhält die Stade Main⸗
» Handel, beſonders mit Wein. Außerhalb, auf bem linken Ufer bes
an einem 400 8. hohen Berge die Eitabelle Marienberg. An einem
6 Berges, die Leifte genannt, wächft dee Reifkenwein, und auf
) unweit ber Stadt liegenden Steinbesge bee Steinwein. Auch
Nandersader. am Main hat guten Weinbau. Überhaupt umgeben
orgen Meinberge bie Stadt. In bem benachbarten ehemaligen GI:
ex Zell befindet fich die Bucchbruddermafchinenfabril der Herren König
burg (Univerfität). Es war Joh. v. Eglofſtein, ber 55. Biſchof
g, welcher zuerſt den Verſuch machte, in ber alten Haupiſtadt der
Franken nach dem Muſter von Bologna eine Univerfität zu gründen.
ıgen begannen 1403. Allein bie bamalige Stiftung überlebte ihren
Die Kriegsſtuͤrme, weiche in den Zeiten ſeines Nachfolger® über
en, riſſen die noch nicht feſtgewurzelte Dflange wieder aus. Erſt 1582
ieberherflelung ober vielmehr die neue Gruͤndung von dem Fuͤrſtbi⸗
aus den Geſchlechte ber Echter v. Mespelbrunn, auf feflerer Grund⸗
t, und darum wird biefer Julius mit Recht als der eigentliche Stif⸗
uͤrzburg blühenden Hochſchule geruͤhmt, und letztere nach Ihm Julia
fe reichliche Dotation derſelben, ſowie des gleichfalls von ihn geſtifte⸗
nahm Julius aus den Guͤtern und Einkuͤnften der im Bauern⸗ und
426 Wurzel Wyttenbach
zunaͤchſt unter der Leitung einer in ber Univerſitaͤtsſtadt befinblichen X
ratel genannt. Es iſt fehr zu beklagen, daß ber reichliche Univerfität
mit frembartigen Ausgaben belaftet iſt, welche e6 (da aus ber allgem
eaffe vor der Hand nur fehr fparfame Zuſchuͤſſe zu erwarten find) m
chen, bie Profefforen auf eine Weife gu befolden, wie es den Pfleger
ſchaft gebührt, im Allgemeinen aber ſcheint diefe Univerfität ihrer jung
Münden allzu ſehr nachftchen zu müͤſſen.
Wurzel, f. Pflanzenanatomie.
Wurzel wird in der Mathematik diejenige Größe genannt,
mit ſich felbft multipliciet eine Potenz (f. d.) oder Dignität hervo
ift 2 die Wurzel von 4, 8, 16x., weil 2.2=4; 2.2.2 =
2=16. Im erſtern Falle fagt man: 2 ift die Quadrat = ober
von 4; im andern Kalle: 2 ift die Cubik⸗ oder dritte Wurzel von 8;
tem Balle: 2 if die Biquadrat⸗ ober vierte Wurzel von 16. Aus ei
algebraiſchen Größe die Wurzel ausziehen, heißt daher diejenige Zu
mehrmals mit fich multiplicirt dieſe Dignität hervorbringt.
Wurzen, Amt und Stadt im leipziger Kreife des Königre
Die Stadt ift forbifchen Urfprungs und Hegt auf ber Straße von ;
Leipzig, unmeit der Mulde, wo die Fähre durch eine Bruͤcke erfep:
deren Koften zu 180,000 Thlr. angefchlagen find. Wurzen hat 5%
gen 3000 Einw., Bierbrauerei und einige Fabriken; auch iſt fie I
Juſtiz⸗ und Rentamts. Hier befindet ſich das von dem Biſchof He
fen 1114 geſtiftete Collegiatſtift Wurzen, welches aus LP:
chanten und 5 Canonicis beſteht. In dem Capitelshauſe verſammel
die meißner Domherren. In dem Dome zeichnen ſich einige biſchoͤftid
aus. Schoͤttgen, ein geborener Wurzener, hat die Geſchichte feiner X
fhrieben („Hiftorie der Stiftsſtadt Wurzen”). Die Stiftsregier
Gonfiftorium zu Wurzen wurden mit Bewilligung des Domcapitels
1818 eingezogen. Die Stelle des erſtern vertritt nun die Landest
Geſchaͤfte des legten find dem leipziger Conſiſtorium übertragen; d
Stift: Wurznifche Bezirk fortwährend als ein gefchloffenes Ganzes bı
deſſen Stiftsftände werden jedes Mal befonders zu den Landesverſan
rufen.
Muth, f. Tollheit und Hundswuth.
Wüthendes Heer, oder, wie bie Alten es nannten, Wuͤ
ift, nad) der Sage, ein Haufe Rachtgefpenfter, welche, befonder& im f
und Mansfeldifchen, zu gewiffen Zeiten im Selbe und Walde unter
ſchrei und Hundegebell umberziehen ſollten, indem fie einen alten Me
fem Stabe (den treuen Eduard genannt) an ihrer Spige hätten; 5
Geſtalten, auf feltfamen Pferden figend, mit feurigen Augen ıc. dabe
ben. Diefe® Heergefpenft, deffen Benennung man von dem alten nor!
Wodan (f.d.) hergeleitet hat, war ohne Bweifel die Ausgeburt furd
bafter Menſchen, die, durch ganz natuͤrliche Erfcheinungen erfchredi
men Dinge zufammenfesten; indeffen glaubte man ehedem mit völlig
an diefe Spukereien und erzählt, daß ein ehemaliger Edelmann, ber
licher Fagbliebhaber, aber dabei ein großer Tyrann feiner Untertba
nad) feinem Tode num als Poltergeift mit mehren feiner Geſellen, die
Schidfal gehabt, umherziehe.
Wyttenbach (Daniel), der berühmtefte unter Hollands P
neuern Zeit, geb. zu Bern 1746, wo fein Water, ber au) Danielki
al® Prediger angeftellt war, fich durch mehre bogmatifche und moraliſd
bekanntmachte und 1779 als Prof. su Marburg ſtarb. Der Sohr
& Zantippus 427
ken's Schüler, wurde 1771 Prof. der griech. Sprache und der Philoſophie
Ipttenbachs Athenaͤum zu Amſterdam, 1799 Prof. ber Beredtſamkeit zu Ley⸗
yeivatifirte 1816 einige Zeit zu ‚Deibelberg und Lehrte dann wieder nad
tgurüd, wo er, von Blindheit und Alter gedrückt, 1819 geftorben if. Er
we ſich durch tiefe Kenntniſſe in den Wiffenfchaften des Alterthums aus unb
wre Thägbare Ausg. griech. und roͤm. Claſſiker beforgt, audy mehre andre
Ren in feinem Fache verfaßt. Wir begnügen und, feine Ausg. des Plutarch
hi moralia”, Oxford 1795 — 1810, 6 Zhle. in 7 Bon. £., oder 12Bbn.
meifterhafte „Vita Ruhnkenii‘, womit er feinem ehemaligen Lehrer ein
auch von Seiten ber Batinität ausgezeichnetes Denkmal gefegt, f. „Biblio-
itiea” und feine „Seleeta prineipum historicorum etc. anzuführen.
fhrieb eine „Vita Wyttenbaehii‘ (Gent 1823). eine „Opuscula” ers
Leyden 1821, und eine Auswahl berfelben von Friedemann (Braunfchw.
— W.s Witwe, Johanna, geb. Gallien, aus Hanau, Berfafferin
beeiftoollen Werke, lebt in Paris, und erhielt 1827 von der Univerfität
bei ihrer 3. Säcularfeier, die philoſoph. Doctorwuͤrde.
i x.
B 24. Buchſtabe des beutfchen Abe, welcher einen aus 88 zufammengefehten
keichnet.
Ruten (Santen), Stabt in ber preuß. Provinz Kleve: Berg, im Megies
Birke Dürffeldorf (cheinberger Kreis), unweit des Mheins, mit 2650 E.,
Fabriken und ift wegen der roͤmiſchen Alterthümer, die in der Nähe ges
den, merkwürdig. Hier follen Ulpia castre, und in der Nähe Vetera
anben haben. Man fieht noch daſelbſt den Grund eines Amphitheaters.
man auf dem Vorſtenberge die Spuren von dem Prätorium des
6, und in der Nähe der alten Burg die ber colonia Trajana entdeckt
bippe, die launenhafte, zänkifche Ehehälfte des Sokrates, deren
si nicht auf die Nachwelt gelommen fein würde, wäre fie nicht eben bie
Sokrates geweſen. Nur einem ſolchen Weiſen war es möglich, bie
Zanthippe zu ertragen. Als Alcibiades ihn fragte, wie er ſich ent⸗
— mit einem ſolchen Weibe zu leben, antwortete Sokrates: „Weil ſie
deduld übt, und ebendadurch mich fähig macht, alles Unrecht, das mir von
beiderfährt, zu ertragen”. Auch Zenophon legt in bem bekannten „Philos
a Gaſtmahle“ dem Sokrates eine Vertheidigung feiner Frau gegen die uns
Musfälle des Antifihenes in den Mund. Als einft Alcibiades dem So⸗
Inen vortrefflichen Kuchen überfendete, riß fie ihn aus dem Korbe, in wel⸗
ikberbracht wurbe, und trat ihn mit Füßen. „Du wirft nun nicht davon
nen‘, war Alles, was Sokrates laͤchelnd fagte. KZanthippe ließ aber auch
neafter ihres Gatten Gerechtigkeit volderfahren. Sie rühmte e& öffentlich,
ſher unter alien, auch ben erſchuͤtterndſten Ereigniffen, ſtets gleihmüthig
‚umveränberter Miene gefehen hätte. Diefer Zug läßt faft vermuthen, daß
palter der Zanthippe abſichtlich von den Schriftftellern zu fehr in Schatten
worden fel, um ben Contraſt mit Sokrates deſto auffallenber zu machen.
an Kamen bezeichnet man inbeffen gewöhnlich ein unverträgliches, zank⸗
Weib, weiches dem Manne das Leben fauer madıt.
anthos, f. Stamander. |
antippus, eindem Körper nach unanfehnlicher, aber durch geiftige Faͤ⸗
s fehr ausgezeichneter Feldherrt der Lacedaͤmonier, von benen er im erckten
428 Zenien Eenokrates
puniſchen Kriege den Carthaginenſern mit einem nur kleinen Heere g
mer zu Huͤlfe geſchickt wurde. Der roͤmiſche Conſul Regulus hatte
legene Flotte der Carthaginenſer beſiegt, die Landung in Afrika bewe
carthag. Feldherren geſchlagen, und war. bis gegen Carthago vorgeht
harten Friedensbedingungen, welche er ben Beſiegten vorſchrieb, brak
Verzweiflung. Sie uͤbertrugen dem &. den Oberbefehl uͤber Ihe He
die Roͤmer in eine fuͤr ſie nachtheilige Stellung, ſchlug ſie mit gro
und machte ſelbſt ihren Anführer, Regulus, zum Gefangenen. Die C:
erhielten dadurch wieder ein Übergewicht Über die Römer. Aber fo viel
&. dabei zu danken hatten, fo fücchteten fie doch aus einer kleinlichen
ſchen Eiferfucht, daß er ein zu großes Anfehen erlangen möchte. Ei
daher nach Lacedämon zuruͤck, gaben aber insgeheim ben Auftrag, ihn
fahrt nad) Europa aus dem Wege zu räumen. Doch ſcheint biefe 2
keineswegs erwiefen, und einige griech, Schriftſteller laſſen ihn wo
fein Vaterland zuruͤckkehren.
Zenien, (von dem griech. Worte Kenion, Gaftgefchen?), C
man ben eingelabenen oder zum Beſuch gefommenen Gäften bei den:
Nömern zu geben pflegte. Der bekannte roͤmiſche Epigrammatift
die Überfchrift: „Xenien““, dem 13. Buche ſ. Sinngedichte — einer
ſtichen, die er feinen Sreunden und Gönnern wibmete, und deren jed
Rubrik irgend eines zu einem Gaſtmahle gehörenden Gegenftandes &
enthält. Unter demfelben Namen erfchien in Echiler's „Diufenal
41797 (Tübingen, bei Cotta) eine Anzahl von mehr als 400 Diſticher
ben damaligen Zuftand der Gelehrfamkeit in Deutfchland Bezug hatı
literarifche Unmwefen mit Laune und Geiſt rügten, ſchlechte Schrift
nem, öfter mit bitterm Spott geißelten, bisweilen aber auch feine ı
Bemerkungen über Welt» und Menſchenleben überhaupt enthielten.
derfelben nannte man Öffentlich, Goͤthe und Schiller, und es iſt biefer
nicht widerfprochen worden. Diefe „Xenien“ wurden mit fo großer!
Iefen, daß der Almanach in Eurzer Zeit zum dritten Dale aufgelegt w
Es ftand aber auch balb eine große Anzahl Gegner wider fie auf, unter
die meiften viel Schwäche und bloß den Schmerz belelbigter Eitelkel
fleliten. Nicht ungegruͤndet war indeffen der Vorwurf, den man b
machte, daf unter ber großen Menge dieſer Diftichen auch ſchwache
Versbau fehlerhafte fich finden. Man hat vor einigen Jahren bie
Breslau wieder abgedruckt. Ausführliche Nachrichten über bie burd
Fehde enthalten bie Men. 54 —60 des „Allg. lt. Anzeigers" (Leipz. 1
land's Urtheil findet man in den „Literarifchen Spießruthen, oder bed
berüchtigten Renien“ (Weimar, ohne Jahrzahl). Gegenwärtig findet
„Xenien“ größtentheils die durch wifienfchaftliche Kritik gerechtfertigtn
eines geiftvollen Urtheils über eine voruͤbergegangene Perlobe ber |
muthwilliger fatyrifcher Form.
Zensfrated, ein berühmter griech. Philoſoph, gebuͤrtig au
war ein Schüler des Plato, zugleich mit Ariſtoteles, unterfchieb fich
fem lebhaften und talentvollen Mitfchüler dadurch), daß er nur lanı
Mühe den Unterricht feines Lehrers faßte. Plato ſchaͤtzte ihn fehr hr
nes eifernen Fleißes und feines beharrlichen Charakterd; nur fand
Schüler einen Mangel der feinern Sitten, und erinnerte ihn baber ı
Grazien zu opfern. Mit Plato reifte er auch nady Sicilien. Rad di
gab er fi) mit Ariftoteles nach Kleinafien, Lehrte aber bald zurud u
zweite Nachfolger des Plato in der Akademie (f.b.), welcher er X
bis an feinen Tod, 314 v, Chr., mit großer Achrung vorftand. In
Zenophanes Zenophon 429
er fich fehr zu dem Pythagoraͤismus hin. Die Seele hielt er für eine ſich ſelbſt
mbe Zahl. Ex ftand wegen feiner Rechtlichkeit fo in Anfehen, daß, als er
or Bericht ein Zeugniß ablegen follte, die Richter den babei gewöhnlichen Eid
we nicht verlangt, fondern fein bloßes Wort als hinlänglicdy angenommen ha=
Ben. Die Athenienfer ſchickten ihn mit Aufträgen an den König Philipp von
benien. Auch gegen die Großen behauptete er feinen Charakter ale praßtifcher
b, und von einem anfehnlichen Geſchenke, das Alergnder ihm fandte, nahm
langem Weigern einen fehr unbedeutenden Theil an, nur um den König nicht
n. Als einen Beweis, wie gut er feine Leidenfchaften zu beherrfchen
‚erzählt man, daß die befannte Buhlerin Lais vergebens ihre Künfte und
ihrer Schönheit aufgeboten, ihn zu befiegen, und aus Verdruß über die
gene Abficht ihn eine Statue genannt habe. Won feinen philofophifchen
ift Eeine auf uns gefommen. — Er ift von einem andern Xenofras
dem Beinamen der Arzt, zu unterfcheiden, der zu ben Zeiten bes Tiber
fero lebte, und von deffen Schriften nur noch ein Werk über die Benugung
Mertbiere als Nahrungsmittel übrig ift, das einen ziemlich vollſtaͤndigen Bes
ss den Kenntniffen gibt, welche man damals über die Naturgeſchichte der
Bd Schalthiere hatte.
enöphaned, ein griech. Philoſoph, beruͤhmt als der Stifter ber eleati⸗
whutle. Die Zeit feiner Geburt und feines Todes iſt nicht ganz gewiß. Er
BZeitgenoſſe des Pothagoras und Anarimander und fol ein Alter von 100
erreicht haben. Nachdem er aus feinem Vaterlande, Kolophon, vertrie=
eher war, ging er nach Sicilien und dann nach Großgriechenland. Hier
Rd) gegen 536 v. Chr. zu Elea nieder, und davon hat fein Syſtem, und die
5 die er fliftete, den Namen erhalten. Er blieb nicht bei den Meinungen
Bergänger in der Philofophie ftehen, ſondern ftellte neue Unterfuchungen
atur der Dinge an. Er beftritt in feinen Silfen die mythifchen Fabeln
ttern, wie Homer und Hefiod fie Dargeftellt hatten, und war einem, nur
ebildeten, idealifchen Pantheismus zugethan. Seine Dauptfäge find:
abe iſt Eins und unveränderlich, das Volllommenfte und Befte, — und
des Seins wird Bott genannt. Diefer ift als ſolcher einzig, ſich voll⸗
ich und baher kugelartig, weder begrenzt noch grenzenlos, weder beweg⸗
unbeweglich, unter keines Menfchen Form vorzuflellen, Alles vorftellend
end. Die Vielheit ber Dinge ift nicht wahrhaft. In empirifcher Hin⸗
er behauptet haben, daß Alles aus Erde und Waſſer entflanden ſei. Er
Mine Veränderung ber Oberfläche unferer Erde durch Waſſer an, und hielt
End für einen bewohnten und angebaueten Weltkörper. Er leugnete die
Beeit, kuͤnftige Dinge vorherfagen zu koͤnnen, und behauptete, daß weit
Jutes als Boͤſes in der Welt anzutreffen fei. Im Allgemeinen klagte er über
pewißheit des menſchlichen Wiſſens. Won feinen Gedichten, in denen er
Wifche und andre Gegenſtaͤnde vorgetragen hatte, finden ſich nur noch Bruch«
sim Athenaͤus, Plutach u. A. Die Bruchflüde feines Kehrgedichts „IIzoe
gs" find geſammelt in des Stephanus „Poösis philosophica‘, fpäterhin
diger von Fuͤlleborn und endlich von Brandis.
enopbon, ber berühmte griech. Sefchichtfchreiber und Feldherr, war geb.
m ungefähre 450 v. Chr. Sein Leben fällt gerade in die Periode, mo in
ke größte politifche und geiftige Reibung mar, und in welcher die ausgezeich«
Deänner, zu denen er ſelbſt gehörte, auftraten. Er war einer der vertrau⸗
ſchuͤler und Liebling des Sokrates; auch kann man aus feinen Schriften,
ich aus ber „Apologie”' und ben „„Denkwürbigkeiten des Sokrates”, den
Geiſt der Sokratiſchen Philofophie am beften kennen lernen. X. war nicht
zeculativer Philoſoph, er wendete die Phitofophie vielmehr auf das Leben
450 Zerres I,
an. Er roibmete ſich dem ©taate, in dem er geboren war, umb fod
Lehrer zugleich im peloponnefifchen Kriege. Als der perfifche Für, Cr
zum Unterfchiede von dem Stifter jener Monarchie alfo genannt —
Bruder, Artarerres Mnemon, den väterlichen Thron fireitig machte,
die Lacebämonier ein Hülfsheer zu, bei dem ſich £. als Freiwilger
ein Guͤnſtling des Cyrus wurde. Inden Ebenen von Babylon verlor Cı
und Leben, aber auch die vornehmften Anführer bed griech. Huͤlfshe
der Schlacht ober wurden durch Lift gefangen und getödtet. X. tral
führer an die Spige des no 10,000 M. ſtarken griech. Heers, da
ſehr bedenklichen Lage befand, flößte ihm wieder Muth und Zuverf
führte es aus Dberafien durch Länder, deren Bewohner größtentheil:
finnt waren, auf einem gegen 500 deutfche Meilen langer Wege, w
terei unterftügt, unter taufend Gefahren und Beſchwerden nach Gri
rüd. Diefer Ruͤckzug iſt berühmt in der Kriegsgeſchichte; man hat
lichen Unternehmungen in den neuern Zeiten verglichen, aber bie Umf
Grunde zu verfchieden, um überhaupt einen Vergleich zu geftatten.
diefen Ruͤckzug und zugleich die ganze Unternehmung bes jüngern C
„Anabasis" befchrieben, die vorzüglich Sames Kennel geographiſch
(Auszugsweife überf. von Alb. Lion, mit Anm., Gött. 1823.) Di
der Verf. diefer Schrift fei, hat C. W. Krüger (Verf. ber „Vita X«
in f. Schrift: „De authentia et integritate Anabaseos Xenophon
1824), gezeigt. X. begleitete nachher den fpartanifhen König Ageſila
Zuge nad) Aſien gegen die Perfer. Inder Folge ward er den Athenien
fit feines Patriotiemus verdächtig gemacht und aus dem Gebiete
verbannt. Er lebte nun an verfchiederien Orten Griechenlands, aud
ganz von Öffentlichen Gefchäften zuruͤckgezogen, bloß ben Wiſſenſchaft⸗
in einem Alter von 87 Jahren. Außer den vorhin emähnten Werl
„Das Gaſtmahl der Philofophen”, als Gegenftüd eines aͤhnlichen
Plato, verſchiedene Meinere Schriften, zur Politit, Kriegswiſſenſch
nomie gehörend, eine Gefchichte der Griechen in 7 Büchern, als Fı
Geſchichte des Thucydides, bie zur Schlacht bei Mantinea, und das
tern Cyrus, belannter unter dems Namen ber „Cyropaͤdie“ (zuletzt vo
von Dindorf herausgegeben). Diefes berühmte Wert ift feine eigenttid
fondern mehr Hiftorifcher Roman ; es enthält X.'s Grundſaͤtze über bi
tungsverfaffung, eingekleidet in die verfchönerte Biographie beg groͤß
damals befannten Regenten. X. hielt bie monarchiſche Regierung!
befte, und ſcheint fie feinen Landsleuten annehmlich haben machen zu ı
Styl ift überhaupt, und befonders in dieſem Werke, mufterbaft u
feine Sprache durchaus rein. Er ift daher einer von den Glaffikern,
gendlichen Unterricht vorzüglich gewählt werden, obgleich feine philofo
für Anfänger nicht geeignet find. Die Griechen ſchaͤtzten fein Werbienfi
ſteller fo Hoch, daß fie ihn die griech. Biene und bie attifche Muſe nan
Werke find, einzein und zufammen, haͤufig herausgegeben und oft:
den. Die neueften Ausg. find von Schneider und Weste. — Eine
erotifhen Dichtern gehörender Zenophom lebte gegen den Anfang!
n. Chr., war aus Ephefus geb., und fchrieb einen Roman: „Geld
brokomes und der Anthia”, welchen Bürger 1775 deutfch uͤberſetzt ba
XRerxes l., König von Perfien, in der Geſchichte durch den
Erfolg ſeines Kriegszuges gegen die Griechen bekannt, war ungefä
Chr. geb., und der zweite Sohn des um Perfien fehr verdienten D
fiaspie (f.d.), und wurde feinem Altern Bruder, Artabazanes, 1
send des Privatſtandes des Vaters geb. worden war, ohne Zwiſt in dx
Zimened (Francisco) 481
Nachdem er ſich Ägypten in einem einzigen Feldzuge unterworfen
bte ex auch bei: fchon von feinem Water entworfenen Plan, Griechen:
terjochen, ausführen zu können. Ex verfammelte in diefer Abficht ein
Heer. Die Sefchichtfchreiber geben die Zahl deffelben auf 1 Mill. Köpfe
ı auch, wie fidy mit aller Wahrfcyeinlichleit annehmen läßt, bie Gries
wie gewöhnlich übertrieben haben, und der Troß an Weibern und Skla⸗
e dem Heere folgten, wenigſtens die Hälfte deſſelben ausgemacht hat,
e Macht des X. doch immer noch hinreichend gewefen fein, die Griechen
. Aber mas vermag felbft das größte Soͤldlingsheer gegen die Begeiſte⸗
roch fo Meinen Volkes, das für den eignen Herd, für Weib und Kinder
fegte mitteift einer Schiffbrüde über den Hellespont. Die Griechen ers
:en Feind an der Grenze des Landes, in den Engpäffen von Thermos
.). Nachdem hier der heidbenmüthige Leonidas (f. d.) mit feinen
gefallen war, drang &. mit Übermacht weiter vor umd verbrannte das
wohnern verlaffene Athen. Das erfte Seetreffen bei Artemifium war
kheil entſcheidend geweſen, hatte jedoch den Griechen neuen Muth eins
das zweite Treffen, bei Salami (f.d.), in welchem, nad) Angabe
tfchreiber, 2000 perfifche Schiffe gegen 380 griech. fochten, fiel für die
kdlich aus. X. Heß feinen Feldherrn Marbonius in Griechenland zu⸗
ee nicht lange nachher bei Platäd gänzlich gefehlagen wurde. Er ſelbſt
dam und Unwillen nach Perfien zuruͤck und fiel bald nachher durch die
Mörbers.
enes (Srancikco), Carbinal, Erzbifchof von Toledo und fpan. Pre⸗
„ ein berühmter und wirklich großer Staatemann, dem Spanien ſehr
anken hatte, war 1437 zu Torrelaguna, einem Eleinen Drte in Alfta=
fein Vater Advocat war, geb. Er ftudirte zu Salamanca, reifte hier=
m und brachte eine päpftliche Bulle mit, welche ihm die exfte offen wer⸗
he Dfründe in Spanien zuficherte. Der Erzbifchof von Toledo weigerte
se Stelle zu geben, und ba &. über diefe Zuruͤckſetzung fich zu heftig ge=
& ließ er ihn in das Gefaͤngniß fegen. &. kam jedoch wieder in Freiheit
Bine geiftliche Stelle im Kicchfprengel Siguenga, bdeffen Bifchof, der
zalez Mendoza, ihn zu feinem Großvicar ernannte. Er trat nachher
ciſcanerorden, wurde Beichtvater der Königin Iſabelle von Caſtilien
hezbifchof von Toledo. Diefe Würde nahm er erſt nach vielen Weigern
war ein ausdruͤcklicher Befehl des Papſtes nöthig, um Ihn dazu zu bes
bewies ſich als Erzbifchof fehr thätig, indem er für bie Armen väterlich
Menge Misbräuche abfchaffte und ſtreng darauf hielt, daß die Öffentlis
mit redlichen und geſchickten Männern befegt wurden. Den Geiftli=
Sprengels gab er roeife Vorfcheiften, bewirkte, aller MWiberfprüche uns
e Reform der Bettelorden in Spanien, gründete 1499 die Univerfität
Henares und unternahm einige Jahre nachher ein Werk, welches allein
rühmt gemacht haben würde — eine Ausg. bes Alten Teftaments in 6
S. Polyglotte.) Früher ſchon (1514) hatte er ebenfalls zu Hena=
3. des Neuen Teſtaments in ber Urfprache veranftaltet. X.'s Thaͤtigkelt
auch auf andre Begenftände. Es herefchten in der koͤnigl. Familie Uns
Philipp von Öfteeih, Sohn des Kaiſers Marimitian I., hatte fich
3, ber einzigen Tochter Ferdinands des Katholifchen von Aragonien
vella, Königin von Caſtilien, vermählt. Nach dem Tode der Letztern
p, ba feine Gemahlin die einzige Erbin Ihrer Mutter war, das Königs
1. Dies gab zu Uneinigkeiten zwifchen ihm und feinem Schwiegerva⸗
e Xt. befeitigte. Nach Philipps fruͤhem Tode (1506) wurde Ferbinand
jaſtilien für feinen minderjaͤhr. Enkel, den nachmaligen Kaifer Karl V.
482 ‚ Zimencd (Auguflin Louis, Marquis be)
Auch hierbei hatte X. durch fein Anfehen und feinen Einfluß viel mitgen
hielt vom Papfte den Cardinalshut, wurde zum Großinquifitor von |
nannt und befam einen großen Antheil an ben Staatsgefchäften. Da
dinands mißtrauifche Denkart Eannte, verließ er den Hof und ging in
thum zurüd. Die Belehrung der Mauren und der Gedanke, diefen‘
einige Provinzen zu entreißen, befchäftigte ihn vorzüglich. Fr entm
Abſicht den Plan, nad) Afrika überzufegen, um bie Seftung Oran wı
die in den Händen der Mauren war, und der auch von Ferdinand geneh
&. wendete die Einkünfte feines Erzbisthume, des reichiten in Europs -
jährl. 300,000 Dukaten ein — zu diefem Zuge an. Eine Meuterii,
einem Theile der Truppen entftand, die keinen Geiftlihen zum Anf
wollten, dämpfte er augenblicklich durch Strenge. Im Mai 1509 1
. der Küfte von Afrika. In erzbiſchoͤflicher Kleidung, über die er einen H
von Prieftern und Mönchen, wie bei einer geiftlichen Proceffion, ums:
er felbft das gelandete Heer an. Es erfolgte bald in ber Nähe von
Schlacht, in welcher die Mauren befiegt wurden. Die Seftung wurde fc
und die Beſatzung derfelben niedergemacht. &. ließ Oran neu befeitis,
delte die Mofcheen in Kirchen und kehrte dann als Sieger nad) Spanier
ihn Zerdinand feierlich empfing. Als diefer 1516 ftarb, und fein Ent
minderjährig war, wurde X. Regent von Spanier, und bemirkte wi
nur 2 Jahre dauernden Regentfchaft außerordentlich viel. Er brachte,
bie Sinanzen, bezahlte die Kronfchulden und brachte die veraͤußerten Daı
der an die Krone. Die fpan. Großen, die ihn wegen feiner ſtolzen und
handlung haften, demüthigte er. Er flellte da8 Anfeben der Gefep
und feste die fpan. Kriegsmacht auf einen refpectabeln Fuß. Alle fein
und Ideen waren groß. Er befaß viel Klugheit und Standhaftigkeit, m
in feinen Entfchließungen, aber fchnell in der Ausführung. Das jr
hatte ihm nod) lange nachher das Anfehen zu banken, in welchem ei
ftand. Daß er die Wiffenfchaften fehr beförderte, ift ſchon oben erwähnt!
&. war ein wahrhaft großer Mann. Man hat ihm nidyt ganz ohne Or
Härte und felbft Grauſamkeit vorgeroorfen, aber die Umftände madıta
Betragen bisweilen nothwendig ; feine Strenge war vorzüglich gegen dis
gen der Großen des Reichs gerichtet. Bei verfhiedenen Gelegenheiteng
als Menfchenfreund, und felbft fein Religionseifer verleitete ihn nicht gl
keiten. Als er beim Einzuge in das eroberte Dran die Menge der erichlagt
ſah, vergoß er Thränen. „Es waren Ungldubige”, fagte er, „aber Mi
man zu Chriften machen Fonnte; ihr Tod hat mir den größten Vortheil
entriſſen“. Sein Leben und die Geſchichte feiner Staatsverwaltung iſt v
denen Schriftftellern befchrieben worden; f. unter andern „Histoire &
Ximenes, par Flechier, evöque de Nismes‘' (Amfterdam 1700); „|
dem Staatsminifterio des Cardinals RXimenes“ (Hamburg 1791).
imenes (Auguftin Kouis, Marquis de), ein befannter frar
aus einer urfprünglich fpan. Familie, geb. zu Parf6 d. 28. Gebr. 17%
Jugend Soldat und focht in der Schlacht bei Fontenai (11. Mai 1745)
dete er fi) durd) den Umgang mit den audgezeichnetften franz. Gelch
Jahrh.; vorzüglich war er mit Voltaire eng verbunden, weldyer met:
Ausgaben feiner Werke Verſe von X. aufnahm. X. fchrieb einige T
u. a. „Don Carlos”, ein Gedicht: „Cesar au senat romain’’, und eit
welchem er den Gedanken ausführt, daß die Wiffenfchaften ebenfo zu‘
Ludwigs XIV. beigetragen haben, wie diefer Monardy zu ihren Fortſcht
„Diseours’' von ihm, der eine zum Lobe Voltaire's, der andre überben @
lean's auf f. Jahrhundert, werben geſchaͤtzt. Auch fchrieb er „‚Lettres ı
Kimenes (Leonardo) Yarmouth 488
s Heloise d& J. J. Rousseau‘, Seine Werke erfchlenen 1772 und 1792,
tern u. d. T.: „Codicile d’un vieillard”‘. X. war ein Anhänger der Sache
evolution, aber ohne Leidenfchaft und Eigennug; auch nahm er an ben’ Er»
Wim keinen Theil, noch bekleidete er öffentliche Ämter. Zuletzt ſchrieb er einen
kesurs au Rei’, und flarb zu Paris d. 4. Juni 1815.
: Zimenes (Leonardo), ein berühmter Mathematiker, welcher zu Florenz
Mai 1786 in einen Alter von 65 3. ftarb, hat fich befonders um die Hy⸗
und Aſtronomie verdient gemacht.
Xuthus, der dritte Sohn Helen und der Orſeis. Da er bei der Theilung
Binem Vater übergangen und von feinen Brüdern aus Xheffalien vertrieben
em, ging er nad) Attika, wo er dem Erichtheus gegen die Eleuſinier Beiſtand
" und fich mit deffen Tochter Kreufa (f. d.) vermählte, von feinen Schwäs
aber nad) der Gründung der attiſchen MWierftädte vertrieben wurde. Seine
we waren Achaͤus und Son (ſ. d.).
Eylograpbie, f. Holzſchneidekunſt.
d.
Bin aus dem Griechiſchen aufgenommener Buchſtabe, der feinen griechifchen
In Ipſilon behaiten hat, zu den Selbftlautern gehört und völlig wie unfer i
F Sn urfprünglich griech. Wörtern und Namen wird er mit Recht beibehalten,
ia kann er in allen deutſchen fuͤglich mit i vertaufcht werden. In griech. Form
man ihn auc) den pythagoraͤiſchen Buchſtaben, weil die Pythagoraͤer das
Dervorgehen der Dyas aus der Monas, oder die heil. Drei, nach Andern
ung (Zyseıa), oder den Scheideweg des Lebens damit bezeichnet haben
- Man nennt ihn auch den Drudenfuß.
Bas (ſprich Ei), auch Ya, ift ein Meeresarm, der aus dem Zuiberfee in
difche Provinz Holland tritt, und die natuͤrliche Trennung zwiſchen dem
and füdlichen Holland bildet. Aus dem Y führt ein Canal Amſterdam
jnach Edam und Horn.
ag⸗the-Kian, gemeiniglid Klang, der große Fluß, auch der blaue
t, iſt der größte Strom in China und überhaupt einer der größten
defien Lauf auf 400 Meilen gefhägt wird. Er entfpeingt wahrſcheinlich
chineſiſcher Oberherrfchaft ftehenden Provinz Sifan und tritt, nachdent
"getwaltige Felsbaͤnke und zmwifchen enge Selfenpäffe fich durchgedraͤngt hat,
iger, fanfter Strom in die große chinefifhe Ebene ein. Beine Quele ift
genauer befannt,, indem noch kein Europäer biefe Gegenden betreten hat.
ſſermaſſe wird durdy die beträchtlichen Nebenflüffe Yalong, Mitsho,
an, Yun, Yon und Kan vergrößert. Er fließt anfangs von feiner Quelle
= bi6 Yunnan, wendet ſich dann nach N.⸗O. durch die Provinz Setſchuen
wang, wo erden Londſee Tong⸗ting-hu bildet, tritt in die Prov. Kiang-
ft bei. Ranking vorbei und ergießt ſich dann durch eine 15 Meilen breite
g in das chineſiſche Meer. 5 Meilen von feine Mündung liegt die 20
lange und 5—6 Meilen breite Inſel Tſong⸗ming.
armoutb, eine regelmäßig gebauete und befeftigte Stadt in der engl.
Daft Norfolk Norfolkſhire) am deutfchen Meere, auf einer Halbinfel zwi⸗
use See und bem Fluſſe Yare, deſſen Mündung (mouth) einen guten Hafen
U Sie heißt audy Great Yarmouth, im Gegenfage von Little (Klein) Yars
das gegenüber in der Graffhaft Sufſolk liegt, und wohin eine Brüde
Dieſe Stadt zählt 154 Strafen, 3200 Häufer und 18,000 Einw., die
» Dandel mit dem Auslande, vorzüglich mit den Oftfechäfen, mit Hulp,
v.s&es, Siebente Aufl. 8b. All, 28
434 Homann Vork (Zriedridy, Herzog v.)
Portugal und dem mittelländifchen Meere treiben. Nah Norwich w
Yarmouth viele Güter eingeführt, und ebenfo die eignen Fabricate von
führt. Die Küftenfahrr befteht in der Einfuhr von Steinkohlen und Xı
Korn, Malz und Worſtedzeuchen. Nach Grönland werden einige Schi
Wallfiſchfang ˖ gefhict, aud gehen Schiffe aus, um Kabeljau zu fan
Dauptnahrung der Einwohner befteht jedoch feit ben aͤlteſten Zeiten in de
und Makrelenfiſcherei. Den ganzen Monat Oct. hindurch wird in der
Harmouth eine fehr wichtige Perlenfifcherei getrieben, wozu gegen 150
braucht werben. Die Dienge der gefangenen Heringe iſt gemöhnlidy aı
lich groß, und fie werben von hier auf 40—50 Schiffen nah Spanie
gal und verfchledenen Häfen Italiens verführt. Zu den ausgezeichneten
gehören die Nikolaikirche, das Theater, das Fiſcherhoſpital, das Zucht
Math» und Zollhaus. Es iſt auch ein Seebad hier vorhanden.
Yeoman, in England ein Mann, der ein freies, freies Lant
welches ihn im Range unmittelbar der Gentry nachfegt. Sonft waren 2
der koͤnigl. Leibwache aus diefem Stande, daher noch jegt die koͤnigl. ſegen
zergarde , weiche jedoch nicht, mie in Frankreich, aus wirklichen Schme
ben, etwa 200 M. ſtark find, und fich durch ihre feltfame, altvaͤteriſch
außzeichnen, Neomen of the Guard genannt werden. Sie thun Beine e
Kriegsdienfte, beziehen nur die Wache im Tower und fcheinen Nichts
eine Art von Polizeifoldaten zu fein.
Yermak, aud Jermak, der Eroberer Sibiriens, f. Strogan
Yermoloff, f. Sermoloff (Alerei Petrowitſch).
Yorik, f. Sterne (Lorenz). |
York und Albanien (Friebrih, Herzog von), Bruder de
Georg IV. von Großbritannien, geb. d. 16. Aug. 1763, wurde fdyom um
1764 zum Fürftbifchof zu Osnabruͤck poſtulitt, und regierte das Land:
— 1802. 1811 warb er zum zweiten Dale zum Generaliffimus ber b
macht ernannt; aud war er Raiferl. öfte. Feldmarſchall, Großmeiſter!
orbens, und hatte außer einer Rente von 18,000 Pf. wegen des ak
Bisthums Denabrüd ein Einkommen von 24,000 Pf. In einem Alte
Jahren am er nach Berlin, um ben preuß. Kriegsdienft zw lernen. |
maͤhlte er ſich 1791 mit Friederike, König Friedrich Wilhelms II. vos
Tochter (geft. d. 6. Aug. 1820), und kehrte hierauf nach London zurud. Ü
zu Oatlands-Park bei London und ward nach dem Tode ber Prinzefjin!
(6. Nov. 1817) Kronerbe, ſtarb aber Einderlos d. 5. San. 1827. Ce
Leben hat ihn mehr als einmal der firengflen Beurtheilung, felbft im Pa
bioßgeftelt. 1793 erhielt er den Befehl Aber das britifhe Heer in Ziande
ches zu der großen Armee unter dem Prinzen v. Koburg gehörte. Untei
ten Sir Ralph Abercrombie, Sir Wil. Erskine und andre Offie
großer Auszeichnung; allein der Feldzug hatte, bei ben Fehlern des
nen Plans, keinen glüdlihen Erfolg. Dee Herzog nahm Valenciennes:
Belagerung von 6 Wochen. Die unglüdliche Unternehmung gegen D
kann ihm nicht zur Laft gelegt werben. Sie war von Oſtreich mit dem b
net verabredet, um baburch das Parlament zu gewinnen, daß England al
macht an dem Kriege Theil naͤhme. Nach Playfair („Polit. pertraits"
London 1813) ſollen felbft Officiere vom Generalflabe des Prinzen v.
aus Unzufriedenheit darüber, da& Valenciennes, zu deffen Einnahme!
° die Öftceicher beigetragen hatten, den Briten übergeben wurde, ber Unter
auf Dünkicchen entgegengewirkt haben. Wenigftens äußerten die ſtre
Freude, als die Engländer unter dem Herzog von York die Schladt we
ſchoote bei Duͤnkirchen gegen Houchard (8. Sept.) verloren und 4000 I
York (Friedrich, Herzog von) 435
tten. Der Feldzug von 1794 endigte fo, daß ber Herzog ſich einfchiffen
795 ward er zum Oberfeldheren ber britifdyen Deere ernannt. Er ftellte
bräuche ab, traf manche gute Einrichtung und warb, wegen feines mils
gens dabei, von dee Armee geliebt. 1799 befebligte er die Erpedition
nd, an der ein ruff. Huͤlfecorps unter dem General Effen Theil nahm.
b ſich die hollaͤnd. Flotte dem Viceadmiral Mitchel, und der Derzog lan⸗
elder, aber zu ſpaͤt. Es hatte nämlich an Trane portſchiffen gefehlt, um
?. zu gleicher Zeit überfegen zu Bönnen. Auch waren ohne die Schuld des
‚eit und Ort fehlecht gewählt. Man landete in einer ungunftigen Jahr
de Aug.) und, ſtatt tiefer füdlih, im Nordholland. Das Wetter war
und die Ruffen (behaupten die Engländer) thaten ihre Schuldigkeit nicht.
te Biune an der Spige des franz.sholländ. Heers bei Bergen (19. Sept.)
Serbündeten. Zwar griff der Herzog den Feind am 2. Oct. bei Alkmar
und drängte ihn zuruͤck; allein er benuste diefen Vortheil nicht, und
am 6. von Brune zuruͤckgeſchlagen. Hierauf kam den 18. eine Capi⸗
zu Alkmar zu Stande, nad) weldyer bie Engländer 8000 Kriegeges
uͤckgaben und das Gebiet der Republik raͤumten. Der Herzog übernahm
der die Leitung des Heerweſens. Allein feine Verbindung mit Miſtreß
de für feinen Ruf fehr nachtheitig. Als er mit diefer lifligen Sau Bes
machte, bielt er fie flir eine Witwe. Sie wußte ihn lange zu täufchen ;
ver erfuhr, daß ihr Mann noch lebte, brach er allen Umgang ab, beging
Fehler, ihr eine Penfion von 400 Pf. zu verweigern. Sie ſchloß fich da⸗
Mitglied des Unterhaufes, den Oberften Wardle, an, welcher den Plan
yatte, den Herzog in der Öffentlichen Meinung zu verderben. Unterflügt
| Unzufriedenen, welche ſich zurüdigefegt glaubten, trat er den 27. San.
[n£ldger gegen den Herzog auf, und verlangte eine Unterfuchung f. Bes
Oberbefehlshaber. Er warf ihm vor, daß er bei Vergebung der Milis
Penfionen ıc. Mißbräuche geduldet, Beſtechungen zugelaffen und bes
seh den Einfluß feiner Buhlfrau, der Mad. Clarke, ſich habe leiten laſ⸗
Klage fand vor dem Unterhaufe itatt, und der Kanzler der Schatzkam⸗
auf den Fortgang der Unterfuchung. Die Clarke erſchien mehrmals vor
yanfe perſoͤnlich. Sie geftand ein, Gelb empfangen zu haben, um Be⸗
B zu unterflügen; allein der Herzog habe ihr dazu bie Erlaubniß gegeben.
n Antworten beluftigten das Publicum und fchabeten dem Herzog in ber
Meinung, ohne irgend einen erheblichen Klagepunkt zu beweiſen. Viel⸗
e der Herzog mit einer Mehrheit von 278 Stimmen gegen 196 freiges
18 babe er felbft einen Antheil an den vorgefallenen Beflehungen und
fgkeiten genommen. Dennod drang Wardle auf die Motion, von dem
Abſetzung des Herzogs ald Befehlshabers der Landarmee zu verlangen.
e diefe Adreſſe durch die Stimmenmehrheit verworfen , allein der Herzog
st, den 20. Mir; 1809 feine Stelle freiwillig niederzulegen. Doc)
. Mai 1811 fegte ihn fein Bruder, der damalige Prinz Regent, in die
Feldmarſchalls und Oberbefehlshabers der gefammten brit. Landmacht
Indeß war die Urfache feiner Entlaffung,, feine Verbindung mit Mi⸗
', die unter dem Schuge feiner Gunſt Handel mit Mititairftellen und
jetrieben haben follte, noch in friſchem Andenken. Daher trugen d. 6.
Milton und Francis Burdett im Unterhaufe auf den Beſchluß an: „Es
Unterhaufe fehr unſchicklich, daß die Raͤthe bes Prinz: Megenten diefem
nennung des Herzogs zum Generalcommando vorgeſchlagen“; allein
vurde, da die Grenville⸗Fox'ſche Partei dem Prinz⸗Regenten ergeben
ner großen Stimmenmehrheit verworfen. Das Volk unterhielt ſich da⸗
Spottgebichten auf bie Prinzen des koͤnigl. Hauſes. Übrigene woich jeher,
’ 8
Deren mem nme rar gen ame
1 u
und vieler fremden Orden. Wir beffagen den Mangel an zuv
lien, ber uns hindert, etwas Beftimmtes über die frühern Bi
gezeichneten Feldhertn mitzutheilen, deſſen Leben wir nur feit 18
mögen. Er war damals Oberft und Commander en Chef di
befehligte in dem Feldzuge d. 3. exft die Avant:, ſpaͤter die Arı
des Herzogs von Weimar, deſſen Eibübergang et nach den Un
fo geſchicki deckte, daß die nachdrängende feindiidhe Überniacht
langen Eonnte. Im Gefecht bei Wahren in Medienburg verwur
ben gebracht, entging er dem Schickſale des Bluͤcher'ſchen Di
fand dort eine Anftellung. Bei der neuen Bildung des preuß.
ex als Generalmajot zum Inſpecteur ſaͤmmtlicher leichten Trupp
bri dem preuß. Hülfscorpg *) unter dem Generallieut. v. Gtaw.
ex deſſen Oberbefehl, ald jener General wegen Kraͤnklichkeit denfi
Dirfer Feldzug führte zwar einige higige Gefechte herdei, aber fı
Rage des Generals, ald Bonaparte dem LO. Corps den Rüdiı
befahl; er führte hier die 3. Golonne, welche, die Nachhut bilt
1812 von Mitau abzog, verfolgt von den Abtheilungen dir &ı
und Paulucci, die am 27. bereits in Memel eintuͤckten, währe
‚pen ſich bereits an der Memel ausbreiteten. Nidıt ſowol das N
welche durch der Truppen erprobte Tapferkeit hätte verbeſſert n
vielmehr ein Blick auf die politiihen Verhältniffe veranlaften
zu ber befannten Convention vom 30. Dec. 1812, kraft weis
Corps von den Frangofen trennte, und unabhängig neutrale Qu
darüber Seydlitzs Tagebuch ber preuß. Armeccorps im Feld,
lin 1823.) Diefer Schritt, der gleichfam das Zeichen zur allg
in ganz Preußen gab,’ ward zwat zuerft von dem Könige, noch d
fihten beengt, ſcheinbar gemißbilligt, aber bald genug durch di:
Staat annahm, auf das glängendfte gerechtfertigt. Der Gene
fuͤrwahr nicht leichten Entſchluß ebenfo fehr feine Umſicht und G
kundet, als zu dem großen Befreiungswerke wefentlich beigetragı
heriaen Greianiffen kuͤhn bie Bahn aebrohen. Nachdem ba
York, Vorkſhire 487
ei Weiffig mit ruhmwuͤrdiger Ausdauer gegen das überlegene 5. franz. Ars
s unter Sebaſtiani. Während des Maffenftiliftandes beträchtlich verftärkt
erſtes Corps der preuß. Armee dem fchlefifhen Heere unter Bluͤcher zuges
nahm e8 entfcheidenden Antheil an dem Siege an der Katzbach (26. Aug ).
eneral erfocht darauf (3. Oct.), ale völlig felbftändig zu bettachten, dem
ber Bertrand bei Wartenburg (f.d.), in deffen Kolge das fchlefifche
ıf das linke Eibufer überging. Es ift bekannt, baß er von biefer gläns
Waffenthat den Ehrennamen Graf York v. Wartenburg führt. Ebenfo
ig ift fein Verdienft in der Schlacht bei Leipzig, ba bei dem am 16. bei
ı uber Marmont ertämpften Siege des fehlefifchen Heers fein Corps aus:
7 den wichtigen, hartnddig vertheidigten Punkt Mödern eroberte. Eine
- Schilderung dieſes mörderifchen Gefechte würde hier zu weit führen; mer
Gang deffelben genau Eennt, wird ſich fagen, daß nur eine fo unerfchütters
igkeit, wie fie den General v. Y. auszeichnet, den Sieg fefleln tonnte. Am
Schlachtfelde abmarſchirt, draͤngte er ſchon wieder am 20. die fliehenden
ei ihrem Übergange über die Unftrut bei Freiburg. Als die verbündeten
rauf fiegreich in Frankreich eingedrungen waren, fand der General zuerft
i Montmirait (11. Febr. 1814) Gelegenheit, feinen Feldherenberuf aufs
um fo ficherer zu beurfunden, da e8 hier die Rettung eines Verbündeten
er General Saden hatte ſich zu voreilig in ein Gefecht mit Bonaparte eins
Das allgemadı feine völlige Niederlage herbeiführen mußte, als der Gene⸗
sf dem Schluchtfelde erfchien und durch feine Anordnungen das Gefecht,
mit eignem großen Verluft, inſoweit wieberherftellte, daB Saden wenig»
a gänzlichen Untergange gerettet ward. Ein nicht geringeres Verdienſt ers
ich) in der Schlacht bei Laon (9. März). Denn in Gemeinfchaft mit dem
dv. Kleift unternahm er den — nicht angeordneten, fondern bloß genehmig⸗
sächtlichen Angriff auf den franz. rechten Flügel, der die Zerſtreuung des
Marmont und Arrighi zur Foige hatte, der Schlacht erſt einen entſchei⸗
rakter gab, und unter andern Umſtaͤnden die Vernichtung Bonaparte's
haben wuͤrde. Wenn dies auch bisher noch nicht im Publicum ſo ge⸗
rden zu fein ſcheint, fo hat fein König den Werth der That hinlaͤnglich
erteihung bes Großkreuzes des eifernen Kreuzes anerkannt, welches nad)
ten bloß der General erhalten Bann, der als Oberbefehlshaber eine ent⸗
e Schlacht gewinnt. Mach der Eroberung von Paris folgte der General
narchen nad) England, ward zum Grafen York v. Wartenburg erhoben,
e anfehnlichen Dotation beliehen und zum commandirenden General in
3 und dem Öroßherzogthum Pofen ernannt. Der Krieg, den Bonaparte’s
nach Frankreich veranlaßte, rief ihn zwar an die Spitze des 5. preuß. Ar:
das ſich an der Elbe und Saale fammelte, aber der Umfland, daß diefes
ı einer friedlichen Unthätigkeit verdammt blieb, mag wol ebenſowie einige
‚Eeit veranlaßt haben, daß er deſſen Oberbefehl hiemals wirklich uͤbernahm.
rlitt zu dieſer Zeit einen ſchmerzlichen, auf ſeine Gemuͤthsſtimmung gewiß
chen Verluſt durch den Tod des einzigen Sohnes, der als Officier im bran⸗
ſarenregiment in dem ungluͤcklichen Cavaleriegefecht bei Verſailles (1. Jul.
ich der ruͤhmlichſten Gegenwehr, mehrfach verwundet, wenige Tage darauf
zIm Gefolge dieſer Umſtaͤnde bat er nach der Ruͤckkehr des Könige um feine
ig, die ihm endlich bewilligt ward. Er lebt ſeitdem in ſtiller Zuruͤckgezo⸗
uf feinen Guͤtern in Schleſien. Am 5. Mai 1821 wurbe er zum Gene⸗
xſchall ernannt.
rk, Yorkfhire, die größte Grafſchaft Englands, mit dem Titel ei⸗
ogthums (275 TIM., mit 979,000 Einw.). Die Hauptſt. York, das
aeum der Homer, ift dem Range nad) die 2. in England (AR 7 any!
f
Schwefter, mit beren Wann er in Geſchaͤftsverbindung komme
dre Laufbahn gewleſen. Cr begann baher, 17%. alt, ale Sc
hen Fache aufzutreten, und ale er den Pacht eines mäßigen L
‘men batte, machte er fid) al Ötonomifher Schriftftelter befann
nen Reifen durch England, bie er in landwirthſchaftlicher Hinſich
er Gelegenheit, mannigfaltige Beobachtungen zu machen, bie
größerm Beifaile zu Tage förderte. Ein neues Werk folgte dı
Liebe zum Aderbau unter den Gebilbeten, die Luft zu Verfud,
immer mehr In ganz England zu. Spätere in gleicher Abficht u
fen nach Frankreich, Spanien und Irland hatten neue ähnliche I
zur Folge. Worzüglicyes Verdienft erwarb er ſich durch Beiſpiel
den Anbau ber Zutterkräuter, und als Secretait dee 1793 geft
ſellſchaft. Sie bechrte ihn 1808 mit einer goldenen Dentmünzı
tigen Dienfte im Landbau”. Die vorzüglichften Schriften V. ẽ
ſche überfegt. Ein Werk von ihm, das ale während eines Zeitz:
ten gemachten Beobachtungen und Verfuche enthält, iſt noch Ha:
erſt gedruckt werden, wenn fein Sohn aus der Krim zuruͤckeht
ein Landgut von 10,000 Morgen zur Belohnung für die von I
ſtiſche Überficht der Statthalterſchaft Moskwa erwarb.
Young (Edward), ein bekannter englifher Dichter, &
digers in Hampfhire, geb. zu Upham bei Vincafter 1681, flul
Rechtewiſfenſchaft, und wurde dafetbft 1719 Doctor der Recht
fi feühzeitig mit der Dichtkunft und gab von 1719 an nad) unt
Buſiris, „Die Rache” und „Die Brüder” (letzteres von J.“
Überfegt 1764), herauf, welche mit Beifall aufgenommen wur
Fehler feiner ſpaͤtern Gedichte Haben, daß fie zu bilderreich und feı
verfuchte er ſich in einigen moralifchen und religisfen Gedichten,
Satvyre. Da N. mehr Neigung zur Throlegie hatte, fo trat
Stand und wurde 1728 Capellan König George I. 2 Jahre fi
fehr eintraͤgliche Pfarrſtelle und verheirathete fih. Der Tod fei
ter beiden Rinder erfter Ehe verfepte ihn im eine wehmithige €
Ypern Hpfilantis (Familie) 489
Klagen oder Nachtgedanken über Leben, Rob und Unſterblichkeit, In 9
nebſt deffen Satyren auf die Ruhmbegierbe, überfegt von J. A. Ebert‘
uw. 1760 — 71, 5 Bde.), ferner vom Grafen v. Bentzel⸗Sternau
. M. 1825) und von M. H. A. Schmidt (Dresden 1825). — 9. ſtarb
Pfarrei zu Wetwpn 1765. Er mar ein Dann von Talent, wahrer Res
und liebensmwürdigen Sitten. Sein ganzes Wefen war zum Feierlichen
, und ale feine Handlungen hatten dieſen Anfttich. Über feinen Werth
er mag bier folgendes ſtrenge, aber ziemlich richtige Urrheil eines engl.
ters ſtehen. „Die Natur hatte D. eine reiche Kühe eines lebhaften und
Geiſtes gegeben. Er war vielfeltig und unerſchoͤpflich an Hülfämitteln.
Vorjzuͤge wurden durch entgegengefeäte Fehler gemindert. Beiſpiele von
an richtiger Beurtheifung und von einem fehlerhaften Gefhmad finden
reiten bet ihm. Oft fpinnt er einen ſtarken und glänzenden Gedanken mit
er, ind Kteinliche gehender Weitläufigkelt bis zum aͤußerſten Ende aus;
den ganzen Umfang feines Gemuͤths haben zeigen zu wollen, um ganz
Bilder und Gedanken zu vereinigen, die nur durch die größte Mühe mit
yerbunden werden konnten. Seine gluͤhende Einbildungskraft durchbricht
nken der Kritik, und er verliert ſich bisweilen in Schwulft, gerade wenn
recht erhaben zu fein”.
ern (Ypres), Stadt und Feſtung in der niederlänbifchen Grafſchaft
ern, am BÜperle, mit 15,300 Einw., welche Spitzen⸗, Leinwand» umb
ken betreiben. Ppern ift durch einen Sanal mit Bruͤgge, Dftende und
verbunden.
filantid (ſprich Hypfilantis), eine altgriechifche, von den Kommenen
nde Fanariotenfamilie zu Sonftantinopel, weiche die Hospodarenmwürde
bau und Walachei mehrmals bekteidet hat. Der Großvater der in der
Jeit bekannt gewordenen Fürften Alerander und Demetrius, wur
feht der Pforte unter fürchterlihen Martern hingerichtet. Der Urgroßs
ber Oheim hatten ben Tod durch die feidene Schnur erhalten. Der Bas
ſtantin Ypfilantis, Hospodar ber Walachei, wuide von der Pforte
fest, auf Berlangen aber wieder eingeſetzt. Dieſer aufgeklaͤrte
Mann war ii ee Jugend in Wien gervefen, wohin ihn Joſeph IH. ein-
tte. Der Monarch behandelte ihn mit väterlicher Güte und weckte zuerft
en Unterredungen mit ihm die Hoffnung einer beffern Zukunft in feiner
Als Rufland 1806 der Pforte mit Krieg drohte, erfuhr er durch feine
n Ronftantinopel, daß fein Kopf in Gefahr ſchwebe; er flüchtete daher
Familie nad) Jaſſy, wohin er auch bereit den größten Theil feiner Schäße
ausgewählte Bibliothek in Sicherheit hatte bringen laſſen. Der in bie
ingeruͤckte General Michelſon nahm ihn in feinen Schug, und die ruſſi⸗
rung wies ihm umd feiner Familie Kiew zu ihrem Wohnfige an. Wei dem
n bee Ruffen In die Walachek hoffte er diefes Fürftenthum unter Rußs
ug wieder zu erhalten; in diefer Abſicht begab er ſich dahin und bewaff⸗
Ialachen gegen bie Tücken, Eonnte aber ſtatt 20,000 M., die der ruffifche
on ihm verlangte, nur 5000 M. zufammenbringen. Das ruff. Huͤlfs⸗
daher zu ſchwach, und Y. mußte ſich über Siebenbürgen nach Rußland
vo er um 1816 zu Kiew geftorben iſt. Die vorzüglichften Schriften dies
gelehrten als thätigen Fürften find: „Anekdoten über das Seratl”; „Naͤ⸗
Inde des thirkifchsöftreich. Krieges”; eine Überfegung des Anakreon in itas
bes Hefiod und des Pindar in franz. Verfe, und mehre Werke in thrfi-
che. Seine Söhne traten in ruſſiſche Dienfte.
ättefte, Alerander, kaiſ. zuffifcher Generalmajor und Adjutant des
‚eb. am 12. Dec. 1792 zu Konftantinope!, ging 1805 mit (einen Water
‚ 440 Ypfilantis (Familie)
nach Peteröburg, und trat als Dfficier in die Chevalierdgarde. Er i
Auszeichnung bei Polozk 1812; als er noch Rittmeilter in dem Grodn
farenregimente war, riß ihm in der Schlacht bei Dresden, d. 27. Aug
Kartätfchenkugel die rechte Hand ab. 1814 hielt er ſich einige Zeit in 9
wo feine Schwefter mit dem Grafen v. Edling vermaͤhlt ift, die Beide :
: in Gübrußland leben. Um diefelbe Zeit ernannte ihn der Kaifer in Wien
ften und zu feinem Abjutanten; 1817 erhielt er das Commando einer .
gade und wurde Generalmajor. Auf einer Badereife 1820 lernte er die
(f.d.) kennen. Er trat in diefen Bund, und in der Folge fogar an bie
felben. Als er fah, daß der Ausbruch des Aufftandes nicht mehr verfche
Eonnte, er vielmehr, nachdem einer feiner Boten in Servien verhaftet n
bie Entdedung des ganzen Planes befürchten mußte, entſchloß er ſich zu
ten und in feiner Stellung als ruffifcher Officier und Unterthan durch:
ten Unternehmung, in der Moldau die Sahne bes Aufftandes aufzupfl.
ging mit wenigen Begleitern uͤber den Pruth und fchlug am 23. Febr.
Maͤrz) 1821 in der Hauptſtadt der Moldau, zu Jaſſy, unter den Augı
podaren, Michael Suzzo (f. d.), einen Aufruf an, in welchem cr verli
an biefem Tage Griechenland die Fackel der Freiheit angezündet, umd d
Tyrannei abgeworfen habe. (S. Sriehenaufftand.) Diefer €
bing mit dem Plane eines allgemeinen Aufftandes zufammen, ber in I
den Inſeln und in Konftantinopel gleichzeitig ausbrechen follte. Durch
in die Moldau hoffte Y. die Hauptunternehmung zu beoünftigen. Di
nigung des Aufftandes war zum Theil auch durch die Unternehmung d
Wladimiresko herbeigeführt worden. Diefer rohe, aber äußert tapfere
gene Walache hatte mit einem Daufen Arnauten, nad) dem Tode bes J
der Walachei, Aler. Suzzo (30. Jan. 1821), die waladhifchen Bauern
duren zu den Waffen gerufen, um durch den ruffifchen Schug, wie ert
Herftellung ber alten Rechte des Landes von der Pforte zu erlangen.
der übrigens mit Wiadimiresfo in Feiner Verbindung flanb, gab feinen
und allen Hetairiften, die zahlreich aus Rußland und Deurfchland zu
die Verfiherung , daß Rußland die Sache Griechenlandg unterſtuͤtzen a
lein die Militairinſurrectionen in Stalien, weßhalb ber Magreß zu Laib
melt war, beſtimmten den Kaiſer Alexander, dem Voͤlkerrechte gemäs,
maͤchtige Unternehmen der Hetairiſten oͤffentlich zu mißbilligen, und de
derſelben, den Fuͤrſten Aler. Y., zur Verantwortung zu ziehen. Dad:
gehorchte, fo ließ ihn der Kaifer aus den Liften dee ruſſiſchen Deeres ftre
hatte nämlich der suffifche Conful in Jaſſy fhon am 9. April 2 Kund
erlaffen, durdy die er den Fürften Y. und deffen Anhänger, im Numa
veraind auffoderte, fogleich nach Rußland zuruͤckzukehren, ale Moldau
Ruhe und zum Gehorfam gegen die Pforte ermahnte. Mich. Suzzo mı
(11. April) die Moldau verlaffen, und die Bojaren fandten Abgecrt:
Dforte, mit der Bitte, ihnen einen andern Hoepodar zu geben, inbem
fiherung binzufügten, daß fie den Aufftand felbft unterdrücken würden
Ihon auf dem Marfche nad) Buchareſt, als er dies erfuhr. Er und |
(etwa 5000 M.) beharrten ſtandhaft auf der Fortfegung ihres Unterneh
40. April hielt .ex feinen Einzug in Buchareſt, welche Stade Wladim
fi) mit 9. nicht vereinigen wollte, mit feinen Panduren kurz zuvor verl
Hierauf zog fich jener den 12. April nad) Tergowiſt, wo er feine Zeit ve
rend Wladimiresko mit der Pforte unterhandelte. Die Bojaren ſelbſt
oller Theilnahme an Y.'s Unternehmen enthalten, und viele derſelben mi
Kindern und Schägen nad) Siebenbürgen geflüchtet, weil ihnen die $:
Fanarioten verhaßt waren, Wiadimiresko's Aufftand aber war met:
Ypfilantis (Bamilie) 441
[)
ı als gegen bie Pforte gerichtet. Beide Inſurgentenhaͤupter befaßen daher
Mittel, ihrer Sache Anhang und Seftigkeit zu geben. Zugleich ruͤckten 3
‚, der von Widdin, der von Siliftria und der von Braila, mit 10,000 M.
e Truppen in die Walachei und Moldau ein. In Jaſſy, mo die Hetairi⸗
Bojaren die Verwaltung entrifien hatten, heriſchte völlige Anarchie. Der
re Juſſuf von Braila ſchlug die Griechen am 13. Mai bei Galacz, nahm
ade mit Sturm, zerflörte die griech. Klottille auf der Donau, und zwang
ie Detairiften, Jaſſy zu räumen, d. 18. Mai. Georg Kantakuzeno wid
beritand mit etwa 3000 M. nad) dem Pruth zuruͤck. Unterdeſſen hatte
bimiresto wieder in ben Befis von Buchareſt gefegt, wo er noch immer
Türken unterhandelte, und den Kiaya Mehmed, Paſcha von Siliſtria,
Stadt am 28. Mai überließ, indem er fih, nach einigen unbedeutenden
zeln mit den Tuͤrken, nach Pitefcht zog, um fich dem Kürften U. wieder
a. Diefer ließ ihn aber dafelbft durch den Gapitain Jordaki (auch Geor:
ber Georg vom Olympos genannt) aufheben, nad) Zergomift abführen
) einem über ihn, gehaltenen Kriegtgericht ald Hochverräther enthaupten
). Dies Verfahren erregte viel Unzufriedenheit, Verrath und Abfall, weil
Wiladimiresko M.'s Oberbefehl nicht förmlich anerfannt hatte. Zwar
b ein Theil feiner Arnauten, Waladyen und Panduren an die Schar der
m an; allein der Paſcha von Braila wußte bald unter diefen Arnauten
Wesbindungen anzuknuͤpfen. Als nun Y). aus feiner feften Stellung bei
gegen Dragafhan aufbrah, und fein Vortrab von 1000 M., den der
jordaki führte, von den Türken am 19. Suni angegriffen ward, da ergtif⸗
Walachen und Panduren die Flucht, und Jordaki mußte ſich mit einigen
Mann auf die heilige Schar der Hetairiften zuruͤckziehen. Sept ergriff auch
Kder Arnauten die Flucht und gaben die aus 5 Kanonen beftehende Artille⸗
inde preis. In diefem Augenblide trat ein Meffe des ermordeten Patriars
gorius (f. d.) hervor und foderte feine Gefährten auf, der Welt durch
Heldentod zu zeigen, daß ihre Cache eine heilige ſei. Nun rüdten bie
is Juͤnglinge in gefhloffenen Gliedern gegen den anflürmenden Feind und
weife im heiligen Kampfe. Nur Wenigen gelang es, fich mit Y. in
loſter Koflia zu retten. So war Griechenlands Blüthe, feine gebil⸗
d vernichtet. Vetſchiedene Befehlshaber, die gleich anfangs ihr Hell
uch gefucht, fchroeiften im Lande umher und beyingen die grobften Aus⸗
en. Alexander D. aber gab die theil® durch feine Fehler, theild durch
und Zuchtlofigkeit verlorene Sache ganz auf und erließ am 20. Juni 1821
ik eine Kundmachung, worin er ben Arnautenanführer Kaminar⸗Sawa,
wibigen Berräther (er war zu den Türken übergegangen), und als Urheber
meinen Aufiöfung und Flucht, Konflantinus Dukas, Baſilius Barlas,
ws Danoß, die beiden Fanarioten, Gregor Sutfos und Nikol. Skufo, oͤf⸗
mElagte, und bem Sluche der Helsenen preisgab. Als er felbit hierauf über
ge ging, ward erin Siebenbürgen verhaftet und nebft feinem Bruder Nis
Staategefangener auf die Feſtung Mungatſch in Ungarn abgeführt.
ge mourben Beide im Aug. 1823 nad) der Feſtung Xherefienftadt in Böhs
sacht, wo man fie äußerft mild behandelte. In ihrer Geſellſchaft befanden
‚ ein griech. Schiffscapitain und & andre griech. Officiere, die ſchon in
ſch ihre Mitgefangenen waren. Sie durften überall, innerhalb der Feſtung,
se an ber Seite eines Platzofficiers, herumgehen, und bewohnten mehre
erichtete Zimmer. Mac) jener Niederlage bei Dragafchan überlebte der
kehige Georg Olympios allein das allgemeine Mißgeſchick, das cr vorhers
amd vergebens zu verhindern gefucht hatte. Mit einer Handvoll Tapfern
b aus der Walachei in die Moldau zurück und endete ruhmvoll feine Kauf-
L
448 Ypfilantid (Familie)
bahn in bem Klofter Kofia, deffen Truͤmmer feinen mit Wunden
nam begruben. Die fchon erwähnte Abtheilung der griech. Xrup
Fürften Georg Kantakuzeno wurbe am Pruth, der Quarantaine t
genüber, von den Türken am 25. Juni bei Stinka angegriffen und n
Kampfe von ber tuͤrkiſchen Artillerie zerſchmettert. Kantakuzeno u
ſuchten einen Zufluchtsort auf dem jenſeitigen Ufer; ihre Untere
feft, endlich unterlagen fie mit Ehren. Der Fürft Georg Kantat
hat fein Verhalten in einer Druckſchrift zu rechtfertigen geſucht. Di
maki und andre Führer unterlagen im Kampfe ber Verzweiflung. 2
ten übergegangenen Arnauten aber'wurden, nachdem ihr Anführer S
in Buchareft am 19. Aug. von dem türkifchen Oberbefehlshaber meı
fen worden wur, größtentheil® von den Türken in ben Straßen u
Stabt niedergemegelt. Die Moldau und Walachei blieben von den t
pen befegt, welche die größten Unorbnungen begingen, und nicht che
den beiden Fuͤrſtenthuͤmern vöNig abzogen. ©. „Nouvelles obseı
Valachie etc., suivies d’un precis historique des evenemens gı
scs dans cette province en 1821, par un temoin oculaire, a
la bat. de Dragaschan. Par F. G. 1.” (Paris 1822.) — Nach
rander 2 Jahre in Mungatſch und 44 Fahre zu Thereſienſtadt gefefi
langte Rußland im Aug. 1827 feine Freilaffung. Diefe erfoigte abe
des Novembers, ſowie die feiner Mlitgefangenen, und zwar unter d
gemachten Bedingung, daß der Fürft die oͤſtreich Staaten nicht
Alex. Y. wollte ſich daher über Wien nad) Verona begeben, um t
allein er erkrankte zu Wien an einem alten Übel, Erweiterung bes H
die Bruſtwaſſerſucht entfland, und verfchied in den Armen feines B
"San. 1828, kaum 36 Fahre alt.
Waͤhrend diefer Zeit hatte fih Demetrius Ypfilantis
tem von feinem Bruder Alerander zu den Infurgenten nad) Grieche
Demetrius (geb. den 25. Dec. 1793), war 1815 als Cornrt |
Garde: Hufarenregiment getreten, unb bald darauf Abjutant bei den
jewsky geworden. Als Second:Capitain (fo viel als Obriſtlieutenant
truppen) zeichnete et fich in dem Selbzuge 1814 aus. ent tratı
baber in Morea auf, wo er, fo lange die ruſſiſche Partei das liberge
Anfehen ſtand. Er führte den Vorfig in der griech. Reglerumg zu
dann ale Fürft des Peloponnes ausgerufen und zum oberften Feldt
ponnes ernannt; Ende 1822 war er Präfident des gefeugebenden R
die engl. Partei emporkam, ward er 1823 feiner Anftellung enth
fid) Darauf von den Öffentlichen Angelegenheiten zuruͤck, nahm jebod
Anlaß thätigen Antheil ımd führte öfter die Truppen mit Exfolg ar
er den Peloponnes bei bem Einfalle des Dram Alt, indem er ſich ıw
Hellenen in die Feſte Argos warf, und ben übrigen Heerhaufen 3
fich zuſammenzuziehen. Gegen den Befchluß ber dritten Nationalver
Griechen su Epidaurus, nach weichem ber britifhe Geſandte in I
über den Frieden zwifchen der Pforte und den Griechen, auf die B
innern Verwaltung Griechenlands ohne Einmifhung der Tuͤrken,
tung eines jährlichen Tribute, zu unterhanbeln erfucht wurde, legte.
am 42. April 1826 eine Proteftation ein, worin er bie Unabhängig!
terlandes als ein Ziel darftellte, das ale Griechen erreichen koͤnnten
ten. Als Capodiſtrias 1828 Präfident der helleniſchen Mepubitl gere
hielt Fürft Demetrius ein Commando in Akarnanien, wo er jebed
unbebeutende Vortheile ertämpft hat. Fuͤrſt Demetrius iſt von Gef
als groß, hat aber eine fehte Haltung. Er hat mehr ein deutſchet
.
Harte (Juan de — Tomas de) 448
t, die Farbe ift blond, fein Blick verräth Kraft und Klugheit. Seln Cha»
Mbrav. Am Umgunge fehr gewandt, weiß er gut zu ſprechen; er fchreibt
Mich und Ruſſiſch mit Fertigkeit. eine Lieblingsſchriftſteller im Aligrie⸗
u find Thucydides und Polybius; im Franzöfifchen Racine und Voltaire.
in 3. Bruder, Georg, geb. zu Konftantinopel den 21. Mär; 1794,
te feinen Bruder Alerander auf dem Zuge in die Moldau und Walachel, und
fein Ungluͤck wie feine lange Befangenfhaft. — Der 4. Bruder, Niko:
geb. su Konftantinopel am 16. Aug. 1796, befehligte zulegt die heilige
Er hatte daſſelbe Schickſal ale feine Brüder Alerınder und Beorg. —
der 9. haben 2 Schweftern. Die ältefte der ganzen Samilie, Kathari⸗
zu Konftantinopel 1791 geb.; Maria, geb. ebendafelbft 1798, brachte
be ihres Vaterlandes ihre ganze Mitgift dar, die in 350,000 Franken bes
— Der juͤngſte Bruder, Bregor Theodat, geb. zu Buchareft 1805, hat In
eine Bildung erhalten. Die Mutter lebt noch zu Kiſchenew, der Hauptſt.
bier. Die jährl. Einkünfte der Familie belaufen fi) auf anderthalb Min.
Papier. Bol. die Nachrichten über bie Familie Ypfilantis, von Alexander
‚in „Zeitgenoſſen“, ‚dritte Reihe, 1, 3.
ziarte 1) Suan de M., Enigl. Bibliothekar, Überfeger im Staates
at und Mitglied der fpan. Akademie, bekannt ale Bibliograph, geb. 1702
Inſel Zenerifa. Er ward in früher Jugend nach Paris geſchickt, wo er
in Gollegium Ludwigs XIV. mit der claffifchen Literatur ſich vertraut machte.
werss Sjähr. Aufenthalt in Frankreich reifte er nad) London und bald nachher
Heimath, to er fid) vorzüglich mit dem Etubium der engl. Sprache*bes
e. Er ging 1724 nach Madrid, in der Abficht, die Rechtsgelehrſamkeit
e fpan. Univerfität zu ſtudiren, feine Neigung zur Philologie und Biblio⸗
"aber behielt die Oberhand, und er benutzte mit bem raftlofeften Fleiße die
liothek, too ber Hiſtoriker Juan de. Ferreras, unter deffen Aufficht diefe
d, ihn bald auszeichnete und zum Bibliothekſecretair beförderte. Die
r bibliographifhen Studien war das VBerzeichniß der griech. Handſchrif⸗
1. Bibliothek, deffen 1. Th. 176% in Fol. u. d. X.: „Regiae Biblio-
itensis Codices MSS. Joannes Yriarte — excussit, recensuit,
ieibus, anecdotis pluribus evulgatis illustravit — etc.” Diefer
Nachrichten von beinahe 60 Handfchriften, die Konftantin Laskaris
& Hand abgefchriehen hatte. Unter den Abhandlungen, bie biefen Bd. be⸗
auch eine über Plagiate. Während der Befchäftigung mit diefen Werke,
Bd. beſchloß, bearbeitete Y. Verzeichniſſe der geogr., chronolog. und mas
erke der koͤnigl. Bibliothek, bie 1729 und 1730 erfchienen, lieferte viele
gen und Zufäge zu Antonio's literariſchem Werke über die fpan. Schtifts
bearbeitete die griech. Paldographie. Als Mitglied der fpan. Akademie,
er 1722 trat, war er fehr thätig und trug viele Bemerkungen zu ber Abs
kg Liber die fpan. Orthographie, zur caftilifhen Sprachlehre und zu dem
Buche der Akademie bei. Unter feinen latein. Gedichten zeichnet man feine
hen Epigramme aus. Er mar ein fleißiger Mitarbeiter an dem „Diario de
katos”, feine literarifche Liebhaberei war da8 Sanımeln fpan. Sprichwoͤr⸗
en er gegen 15,000, fowol aus Schtiftftellern al8 aus bem Munde bes’
kfanımenbracdhte. Seine latein. Sprachlehre, woran er 40 Fahre arbeitete,
bie Sprachregeln in fpan. Reimen mit einer Erläuterung in Profa; fie ward
Enady feinem Tode von feinem Neffen 1771 zu Mabrid herausgegeben, der
fa (1774) auch bie vermifchten Schriften feines Oheims befanntmachte. Er
771 zu Madrid. 2) Tomas de Hriarte, des vorigen Neffe, Übers
ı der Staatskanzlei und Oberarchivar des Kriegsraths, einer der beften
fpan. Dichter, geb. 1752. Ex trat zuerft (1770) mit einem Luiinieie
444 Yſenburg Yvernois
(„Hacer que hacemos‘) auf, das er unter dem anagrammatiſchen N
Ymareta herausgab, worauf mehre für das Eönigl. Theater überfi
Schaufpiele und ein paar eigne dramatifche Arbeiten folgten. Die!
Erfllingsarbeiten wurden vergeffen, und fein literarifcher Ruhm ift al
Fabeln gegründet. Ehe diefe erſchienen, gab er ein Lehrgedicht in 5 G
die Mufit („La musica”) heraus, deſſen erfle Ausgabe (Madrid 17°
pographiſche Schönheit fid) auszeichnet. Diefes aus 5 Gefängen be
dicht fand in Spanien großen Beifall, aber obgleich es den gruͤndlichen
Kunft vereäth, ſehr verftändig angelegt und in zierlicher Sprache geſch
blidt doch das Syſtematiſche zu fehr hervor, und es fehlt durchaus an d
Auffaffung des Stoffes. Es ward von Srainville (1800) ins Franz
In feinen literarifchen Fabeln („„Fabulas literarias”), die zuesft 178:
führte Y. den neuen Gedanken aus, Iiterarifche Wahrheiten zum Gtofl
Gabeln zu wählen, und zieht unter dieſem Gewande gegen Alles zu Felde,
für Jerthum in der Dichtkunft galt. Sie find Producte einer unportifd
welcher feine Landsleute fich nad) franz. Muſtern bildeten. Sie fin
und verftändig, ohne Naiverät, Schalkheit und Sröhlichkeit, haben
großen Reiz durch die leichte Sprache und durdy die elegante Anwentu:
cher Versmaße, die in der fpan. Sprache zuläffig find. Man but ı
Üderfegung diefer Fabeln von Bertuch (Leipzig 1788) und eine framı.
zu Paris erfchien. Er fammelte 1787 feine Schriften in Berfen und
Jeeeion de obras en verso y prosa') zu Madrid in 6 Bdn., wovon
Fabeln und das Gedicht über die Muſik enthält. Im 2. ftehen 11 mei
Epifteln, die ebenfalls hauptſaͤchlich gegen die Verirrungen der Gelehr:
find. In den übrigen Bbn. findet man, außer vielen eignen und viele
deten Gedichten, auch eine metrifche Überfegung der Horazifchen Epifte
fonen mit erläuternden Anmerk. Einer der Feinde, die er durch feine S
gereist hatte, Juan Pablo Forner, machte unter dem Zitel: „Der gel
(„Elasno erudito), einen gehäffigen Angriff auf ihn, wogegen er fi
Heinen Schrift („Para casos tales suelen tener los maestros ofieiale:
digte. Nach der Herausgabe jener Sammlung ließ er (1788) ein Lu
senorita mal criada‘) drucken, dem. wie einem frühern („El senorite:
die fpan. Kritiker die ſtrenge Beobachtung der 3 Einheiten und den Ab
die „monstruosas composiciones de nuestros antiguos poetas” zul
Verdienſt anrechneten, die aber beide keineswegs bedeutend find. ®.|
(2gl. „Ensago de una biblioteca espanola de los mejorese scritor
nado de Carlos III., por Sempere y Guariaos”, Madrid 1789, 6!
Yſenburg, f. Iſenburg.
Yverdun (GEverdon, Ifferten), eine gewerbfleißige Stadt des
cantons Waadt, in einer angenehmen Lage am Neuffchatelerfee, an
dung der Orbe in denfelben, auf einer Inſel. Über jeden ber beiden
Fluſſes, welche diefe Inſel bilden, führt eine ſchoͤne Brüde. Die Stat
und gerade Straßen mit 334 regelmäßigen Häufern und 000 Einw.,
Theil in verfchiedenen Leinwand =, Big: und Cattunfabrifen befcyäftig!
zuͤglich aber einen fehr bedeutenden Tranſitohandel zwiſchen Frankreich
land und der Schweiz treiben. Zum Behuf des Handels find 2 Kauf
derlagshäufer vorhanden. Es gibt hier ein gutes Spnmaftum. In be
von der Negierung ihm eingeraͤumten alten Schloffe legte ber beruͤhn
Peftalozzicf.d.) 1804 f. Erziehungsanftalt an, wo fie noch gegenrͤrti
gibt es zu Sfferten eine Armen: und eine Zaubftummenanflatt. 3
Schwefelbad war ſchon den Römern bekannt.
Yvernois (Sie Trance d’), gder ber Ritter, ein genfer St
3 Zabielo (Michael, Graf — Zofep) 443
nf 1756, erhielt dafelbft eine vortreffliche Erziehung. Sein unruhiger
rwickelte ihn in die Unruhen, welche den Keinen Freiſtaat erfchütterten,
dlich 1782 als einen feiner gefährlichften Bürger verbannte. Mach der
ı im San. 1789 kehrte er zuruͤck und wurde Staatörath. Als er aber
zerhandlungen mit dem franz. Gen. Montesquiou (zu Landecy, 2. Nov.
Einmifhung der franz. Republik in die innern Angelegenheiten Genfs
'gen, und nad) dem Siege, den die demokratiſche Partei dafelbft erlangte,
mehr in feiner Vaterftadt fpielen konnte, fo begab er ſich nad) England,
sald mit dem Lord Eardley, deſſen Kührer er war, mehre Reifen in Eu:
e. Unterdeffen war Genf 1798 mit Frankreich vereinigt, er felbft aber,
2 andern genfer polit. Schriftfiellern, Mallet du Pan und Jacq. Ant.
‚ für unfähig erflärt worden, je franz. Bürger werben zu Einnen. Nach
g feiner Reifen ließ fi Y. in England nieder, und gab polit. und literar.
eraus, in welchen er feinen Haß gegen Frankreich nicht ohne Scyarffinn
famteit ausſprach. Dies erwarb ihm bie Gunft der brit. Megierung, die
tel eines Ritters ertheilte. Nach dem Umfturze der Eaifer!. Regierung in
41814 ernannte ihn die Republik Genf zu ihrem Gefandten in London,
> er fidy in derfelben Eigenfchaft auf den Songreß zu Wien. Als Napos
Das zweite Mat abgedankt hatte, Eehrte er nach Genf zuräd. Unter den
des Ritters d’V. find feine „Reflexions sur la guerre”, worin er die .
gkeit zeigte, Frankreich in feine alten Grenzen zurädzuführen, und fein
des pertes que la revolution et la guerre ont causees au peuple
zu bemerken. Die Abrigen Schriften tee Ritters haben größtentheils
Te verloren, da fie fih nur auf voruͤbergegangene Verhältmiffe, Budgets
jogen.
8.
Buchſtabe des deutſchen Abe (wenn man das Y nicht zählt) und der
den Sauſelauten.
, Bar (Czar), ein Titel der Beherrſcher Rußlands. Das Wort iſt
Den flamwonifchen Sptache, und bedeutet fo viel als König; der Kaiſer
en diefer Sprache Keffar genannt. — Bis zum 16. Jahrh. hießen die
r der verfchiedenen ruſſ. Provinzen Großfürften (Weliki Knaes), und fo
oßfürften von Wladimir, Kiew, Moskwa ıc. Der Großfuͤrſt Waſilei
ft (1505) den Titel Samobderfheta an, welches ebenfo viel ald das griech.
okrator bedeutet, und im Deutfchen durch Selbſtherrſcher ausgedrückt
iſileis Sohn, Swan II., nahm 1579 den Titel eines Zaar von Moskwa
ine Nachfolger lange fortführten. 1721 wurde Petern I. vom Senute
eiftiichkeit im Mamen der ruff. Nation der Zitel eines Kaiferd von Ruf
egt, wofür im Ruffifhen das lat. Wort Imperator gebraudjt wird.
re der größern europ. Mächte meigerten ſich bie gegen die Mitte des vor.
efen Zitel anzuerkennen. Der ältefte Sohn und muthmaßliche Thron
Zaars mard ehemals Zarewiz (Sohn des Zaars) genannt; aber mit dem
agluͤcklichen Alexei, Sohn Peters I., hörte diefer Titel auf, und die Eaifer!.
urden gie Großfuͤrſten genannt. Kaiſer Paul I. flhrte (1799) den Zitel
der Gefarewitfch) für feinen zweiten Sohn, den Großfürften Konftantin,
— Auch die ehemal. Sürften der dem ruff. Scepter nun unterworfenen
ufien (Georgien) und Imirette nannten fid Zaarr.
iello (Michael, Graf), aus einem alten litthauifchen Gefchlecht, war
d auf Soldat, und machte ſich 1792 als poln. Ben. in dem Kampfe mit
446 3abier Zach (Franz, Freih. v. — ‚Anton, 2
Rußland ruͤhmlich bekannt. Als der König Stanislaus den Drohun
Macht Rußlands nachgab, nehm Graf 3. feinen Abfchied und begab fi
men. Bei dem von Koscius;ko 1794 geleiteten Nationalaufftande v
ruhig; weil man aber feine Sefinnungen fannte, wurde er in Aarld
und nach Prag geführt. Hier erhielt er endlich feine Freiheit und die Eı
nad) Dresden zu begeben. — Sein älterer Bruder, Joſeph 8., wa
Anhänger Rußlands. 1794 wurde er in Warfchau von den Polen vert
man in den Papieren bes ruff. Gen. Igelſtroͤm feinen Briefmechfel n
fand, von dem proviforifchen Nationalgerichtähofe (3. Mai) geric
Gtaatöverräther am 4. Mai gehangen.
Zabier, f. Sabier.
Zabira (Georg), ein gelchrter Grieche und Kaufmann, lebt
ſzallas, einem Sieden in Kleintumanien. Er war der Sohn eines
in Italien gebildeten Kaufmanns, geb. zu Sialifta in Wacedonien, ı
Theſſalonich erzogen. Um das 3. 1764 kam er ald Kaufmannadien
garn und erlernte zu Kolotſcha bie Latein. ſowie die neuern europ. Sp
legte fich eine Bibliothek an. Neben feinen Handelögefchäften leitetı
Schule für feine Staubensgenoffen. In [pätern Fahren befachte er m
Univerfitäten und widmete fich hierauf zu Szabadſzallas dem Handel ı
ratur. 1795 lich er Kantemir's Werk über die Kantakuzenen und 2
druden. Unter feinen hinterlaffenen Handfchriften iſt befonders bad
Ad vızov' wichtig: ein biographifches Verzeichnig alfer neugriedy. €
die feit der Eroberung von Konftantinopel gelebt haben. In feinem
vermachte er alle feine Bücher und Handſchriften der griech. Kirche zu
ein Legat für die Bibliothek. Er flarb am 19. Sept. 1804.
Zach (Stanz, Freih. v.), Bruder des öftreich. Generals v. Zach, q
burg 175%, ift einer der ausgezeichnetften Mathematiker und Aſtrono
Zeit. Nachdem er in oͤſtreich. Kriegsdienften geftanden und fich einige
don aufgehalten hatte, ward er mit dem Charakter eines Obrifkiieuten:
hofmeifter der zu Eiſenberg wohnenden verwitweten Herzogin von Gar
die er 1804 und 1805 auf einer Reife durch Frankreich begleitete. ©
rühmlihem Eifer und zum Beften der Wiffenfchaft die Direction der
bei Seeberg von 17871806 , wo er fie niederlegte. Seitdem lebt
im Audlande, und im Gefolge der Herzogin zu Paris und in Stalier
noch vor kurzem in der Nähe von Genua aufhielt. Auch Hier ift Bar
die Aftronomie thätig gewelen, 3.3. bei der Anlegung einer Sternwi
pet, als Zurlo dafelbft Minifter war, und vor kurzem bei Erbauung ı
in der Nähe von Lucca. Baron v. 3. hat die Aſtronomie durch trefflid
gefördert und erweitert, worin fi) Grünblichkeit mit Faßlichkeit und
Darftellung und ded Vortrags vereinigen. Bekannt in einem weiten
feine „Sesgraphifchen Ephemeriden‘’, fowie die Kortfegung bderfelben: ,
Correfpondenz zur Beförderung der Erd» und Himmelskunde“. Ein
fegung dieſer gehaltvollen Zeitſchrift laͤßt er in Italien u. d. T.: „Corr
astronomique’’ ericheinen. Außerdem bat er einige gehaltreiche Abhan
zeine aſtronom. Beobadhtungen, und namentlic) über die Ablenkung dei
aus feiner Normalrichtung durch den Einfluß der Gebirgswaſſer: „L
des montagnes et ses eflets sur les fils- A-plomb’’' (Aviguon 181:
herausgegeben; auch finden fich in mehren Zeitfchriften, 3. B. in ber „
gelehrten Zeitung”, ereffliche Arbeiten von ihm. Won feinen aſtconom.
ten wie nur noch die „Trabulae motuum solis novae et correctae” (G
4.) an. In Genua gab er den „Almanacco Genovese” heraus. 1!
er eine Reife in die Schweiz und hielt ſich eine Zeitlang zu Genf auf
icharia Zaftleeven (Hermann — Cornelius) 447
Anton, Baron v.3., iſt oͤſtreich. Feldmarſchalllieut. Er war 1800
sartiermeifter bei der Armee unter Melas, und wurde in der Schlacht bei
gefangen. 1805 diente er unter dem Erzherz. Karl und 1809 unter dem
Johann. Zulegt war er Commanbant ber Feftung Olmüg und wurde
fonnitt.
haria, einer der fogen. 12 Heinen Propheten, deffen Geburtsort aber
ant ift wie das Jahr, da er die Welt betrat. Seine Weiffagungen be:
vornehmlich auf die ſich bald verbeffernde Lage bes juͤdiſchen Volks, ins
leich zum Wiederaufbau bes Tempels Eräftig ermunterte, und, wie alle
|, auf fittliche Befferung binarbeitete.
Hari (Juſt Friedrich Wilhelm), geb. d. 1. Mat 1726 zu Frankenhau⸗
irſtenthume Schwarzburg, ftudirte von 1743 an zu Leipzig die Rechte,
e fich aber faft ausfchlieglicy mit der fchönen Literatur und ber Dichtkunſt
fich zur Gottſched'ſchen Schule. Bein erſtes größeres Werk war: „Dee
RR“, ein komiſches Heldengedicht, der erſte, wiewol unvolllommene Ver«
Art in Deutfchland (1742), wobei ee Pope zum Vorbilbe hatte. Gott»
te dieſes Gedicht zueeft in den „Beluftigungen des Verſtandes und Witzes“
and hat das Verdienſt, auch diefen Dichter aufgemuntert zu haben. Abre
ſich, wie andre gute Köpfe, bald von Gottſched, und kam In Verbin⸗
jenen geiftvollen jungen Männern , die ſich damals in Leipzig zufammen=
yatten, und als Vorbereiter eines beſſern Geſchmacks in Deutfchland ana
db. Der Beifall, mit welchem ber „Renommift" war aufgenommen worben,
s ihn, in diefer Gattung fortzufahren, und fo entflanden nad) und nad)
wn komiſchen Heldengedichte: „Phaeton, „Das Schnupftuh” und
In der Hölle”. Für dieſe Gattung hatte 3. das meifte Talent; jebod; find
ke faſt in Vergeffenheit gerathen, weil fie fidy zu fehr auf Schilderung der
iten befchränten, und die Darftellung oft gedehnt iſt. Nachdem fich 3.
Öttingen aufgehalten hatte, ward er 1748 Lehrer am Sarolinum zu
‚ und 1761 Prof. der fhönen Wiffenfchaften; auch ward ihm bie
die Buchhandlung und Buchdruderei des Waifenhaufes dafelbft aufs
er, nebft der Herausgabe öffentlicher Blätter, mehre Jahre hindurch
Rarb am 30. San. 1777. 3. zeigte als Lehrer und als Schriftfteller
Nicht ohne Gluͤck hat er fid) auch In der befchreibenden Dichtkunſt
beften Gedichte diefer Art find Die „Tageszeiten“ und „Die 4 Stufendrs
er6". Auch gelangen ihm muſikaliſche Gedichte, die ex zum Theil ſelbſt
e, und leichte, gefällige Lieder gar wohl. Überall zeichnet er ſich durch
che vor vielen feiner Zeitgenoffen aus, obwol er nicht correct war. Er-
auch eine beutfche Überfegung von Milton’s „Verlorenem Paradies” in
die aber matt, untreu und unharmoniſch ift, und keinen Beifall fand.
tedenen andern, zum Theil unvollendet gebliebenen Gedichten find noch
‚Sabeln und Erzählungen in Burkard Waldis's Manier" (Braunſchw.
hatte den glüdlichen Gedanken, das Andenken unferer Altern deutſchen
erneuern, und gab bie nach feinem Tode von Efchenburg fortgefegte
BB: „Auserleſene Stuͤcke der beften deutſchen Dichter von Opig bis auf
par Beiten x.” (1. Bd. 1766, 2. Bd. 1771) heraus. Die erſte voll
lung feiner poetiſchen Schriften. erfchien in 9 Bon. (Braunſchweig
»1765); ein 2. verbefferte Aufl, in 2 Bdn. (Braunfchw. 1772). Nady
ode gab Eſchenburg noch einen Band hinterlaffener Schriften (1781)
boc (Gabor), f. Saducder.
ftleeven oder Sachtleeven (Hermann), einer der geoßten Maler
Kung der landſchaftlichen Profpecte, geb. 1609. Er lebte und ſtarb zu
448 Zaͤhigkeit Zahlenſyſtem
Utrecht 1689. Seine Landſchaften ſtellen entweder die Umgebung von Utr
. Mheingegenden dar. Heiter und herrlich iſt der Charakter feiner Nat
freundlicher Himmel woͤlbt ſich über Städte und Gebirge, und eine wu
weht in den weiten Räumen und fonnigen Fernen. D’Argenville fprict r
Reiſe nach Ftalien, welche die flammaͤndiſchen Schriftfteller leugnen. ©:
maͤlde find fehr zerftreut; treffliche Bilder von dem größten Umfange hatt
tie zu Pommersfelden von ihm aufjumeifen. Bei Descamps findet ſich
zeichniß feiner Arbeiten. 3. hat auch in Kupfer geflohen. — Ein Brut
Landſchaftmalers ift Cornelius, geb. zu Rotterdam 1612, welcher!
und Bauernftuben in Braumer’s Geſchmacke malte und durch feine gen
rakteriſtik im Einzelnen und Kleinen ſich auszeichnet.
Zaͤhig keit iR die Eigenſchaft der Körper, ihre Maſſen nicht leid
zu laffen und bei ſtarker Ausdehnung nicht zu zerreißen. |
Zahl. Mehre Einheiten (ein mathemat. Ausdeud für jede fürfi
hende Größe) von gleicher Art bilden eine Zahl oder Anzahl, welche durh
oder Zahlzeichen ausgedrückt wird. Iſt die Einheit in einer Zahl ein oder
vollkommen genau enthalten, fo ift es eine ganze Zahl; eine gebroch
hingegen oder ein Bruch, wo jenes nur theilweife der Fall iſt. Zify
gebrochene Zahl; denn hier ift die Einheit nicht ganz enthalten, fond
theile getheilt geweſen, und davon find nur 3 folder Viertheile genommen
Iſt bei der Zahl noch angegeben, was die Einheit für eine Sache der S
iſt, 5. B. ob Thaler, Ellen, Pfunde ıc., fo nennt man fie benannte
Unterfchied von der unbenannten, melde nur die Menge der Einhri
(Vgl. hiermit Rechnenkunſt und Nenner.)
Zahl (goldene), f. Calender.
Zahlenſyſtem. Die wiffenfhaftlidhe Bildung eines Zahlenge
ein Zahlenfyftem genannt. In dem bei uns gemöhnlidyen unterfcheitet
ben einander ftehenden Zahlen von der rechten nad ber linken Hand al
Zehner, Hunderter, Zaufender, Zehntaufender, Hunderttauſender;
mehr als 6 Zahiſtellen vorhanden find, fo bezeichnen fie in der hier
von neuem beginnenden Ordnung die Millionen, bei mehr ale 12 be
bei mehr ale 18 die Trilionen ıc. So weiß man, daß bei 415, alfo4
1 Zehner und 5 Einer find; füllt in der Reihefolge aber eine Stelle
durch O bezeichnet, damit die Stellung der übrigen Zahlen nicht ini
verliert, 3.8. 93120415 find neunzig und drei Millionen, ein Mal
zwanzigtauſend, vier Mal hundert, zehn und fünf. Man fieht,
hei der fehlenden Stelle der einfachen Zaufender eine O den Plat
fonft alle folyende um dieſe Stelle ihren Werth verlieren mwürben.
Zahlengebäude im Zufammennehmen von jedesmal 10 Einheiten, die
der Bezeihnung 1, 2,3, 3, 5, 6, 7, 8, 9, O Eennen, befteht, fe
es das dekadiſche, nad) tem griech. Worte Dekadikos (Öexudıxoc , de
Ein andres Zahlenfnftem ift das dyadifcheoderbinarifche, endlebat
dikos (Örudıxog, die Zwei), welches bloß in der Verbindung der zwei
und O befteht; es ift hiernach 1 eins, 10 zwei, 11 drei, 100 vier,
4110 feche, 111 ficben ꝛc. Leibnitz bildete es zuerft in f. Dyadik une.
Weiſe laſſen ſich Zahlenfnfteme bloß mit 3 oder aud) + Zahlen auffteDen,
fär die Mathematik keinen weitern Werth haben. Die Römer nahm $
en zuſammen und fchrieben diefe fo: V ; dann brachten fie 2 folder F
men, woraus das Zahlzeichen x, X entftand, 5 Zehner fchrieben fieL, 2
Funfziger gaben einen Hunderter, den fie C (den vorberften Buchſtaben we
tum, hundert) fchrieben. 5 folcher Hunderter gaben einen
Fuͤnfhunderter einen Tauſender M (den erften Buchſtabden von mile,
Zaͤhler Zaͤhne 449
braucht man hierbei die Abkürzung, daß eine Ziffer linker Hand, icdoch
bar an eine andre gefchrieben, jene um fo viel vermindert, als fie Einheiten
war demnach IV vier, XL vierzig, XKC neunzig ıc. Auf diefe Weife wurde
lgendermaßen gefchrieben: MDCCCXXIX. — 8 gehören hierher aud)
naßen die Zahlenfpfte meder Decimals Duobecimal: Rechnung, die
efimal:Eintheilung, die Syfteme der figurirten Zahlen (f.d.)
hen der Polpgonal = oder vieledigen Zahlen. Diefes find befendere Zahlen»
bie bei der Lehre der Progreffionen abgehandelt werden, aber fehr wenig
m Nutzen haben. P. S.
ihler, ſ. Nenner.
ihne. Unter allen Knochen des menſchlichen Körpers find die Zaͤhne, die
heichen ausgenommen, die Meinften, aber deffenungeachtet find fie für
nheit und Gefundheit fehr wichtig. Für die Schönheit, weil die Rundung
e des Geſichts davon abhängt; für die Gefundheit, weil die Speiien von
erft zermalmt werden müffen, und fchlechte Zähne ſchlechte Säfte ins
zum Begleiter haben, welche fi) dann gleidy mit ben überdies unvollkom⸗
suten und alfo minder leicht verdaulichen Speifen mifchen. Zugleich Bir:
re Buchſtaben ohne die Zähne nicht deutlich ausgefprochen werden, und die
md daher auch für die Ausfprache fehr wichtig. Die meiften Menſchen adı=
Ihre Zähne viel zu wenig, weil fie diefe Verhältniffe überfehen, und daher
fo wenige, toelche volllommen gute Zähne haben. Bei Kindern zeigen fich
n Zähne gewöhnlich im Verlauf oder gegen das Ende des 6. Monate. Hier
ı bie erften Schneidezähne zum Vorfchein, denen in dem zweiten halben
ie andern Schneidegähne folgen. Die Spig: und Badenzähne kommen
pad 4. halben Jahre. Alte diefe Zähne beißen Milch- oder Wechſelzaͤhne,
m 7. Jahre an allmaͤlig ausfallen, um denen zu weichen, die fuͤrs ganze
en follen. Das Kind hat nur 20 Zähne, der Erwachfene in der Regel
ih 8 Schneide: und 4 Spig s oder Eckzaͤhne (Augenzähne) ; die uͤbrigen
enzähne, wovon die 2 hinterflen die Weisheitszaͤhne heißen, weil fie
ft im 25. jahre erfcheinen. — Jeder Zahn hat eine Krone (fo nenne
er dem Zahnfleifche ſtehenden heil), den Körper, den Hals, der vom
bededt ift, und eine oder mehre Wurzeln, bie in den Zahnhöklen der
find. Die Schneide : und Eckzaͤhne haben nur eine Wurzel, die Baden
deren 2— 3. Die Krone der Zähne ift der wichtigſte Theil. Sie iſt
porsellanartigen Schmelye bedeckt, der ſehr hart iſt, aber durch fehr harte
durch Hitze und Kälte und fchnellen Wechſel beider leicht Riſſe bekommt.
I, fo wich die darunter befindliche Knochenſubſtanz der aͤußern Luft preisge⸗
yon Beinfraß ergriffen, und dies iſt dann bie gewoͤhnlichſte Urfache der .
8, ſchmerzhaften Zähne. Da indeffen bie Zähne in diefer Krone eine kleine
„ worin ein zacter Nerv und Blutgefäßchen liegen, fo können auch
mkheitsſchaͤrfen darin eine Entzündung und Verderbniß des Zahnes ven
aus erregen. Vorzuͤglich werfen ſich leicht Rheumatiemen, Sicht, venes
ärfen auf die Zähne. Um die Zähne gefund zu erhalten, muß man fich
zu beißen wie vor zu kalten Getränken und Speifen hüten ; am meiften
Bellen Wechfel der Temperatur, ferner alles Zerbeißen fehr harter Körper,
Enaden von Nüffen meiden, keine Faͤden ab» und eine Knoten aufbeißen,
}elbne durch das Erftere im Schmelz befchädigt werden, und das Kestere fie -
‚in die Zahnhoͤhle erfchüttert und locker macht, und der unterfte Theil ibrer
srine Subſtanz hat, die unter dem Namen der hornartigen meicher als die
K, mithin dadurch unmittelbar leiden kann. Säuren aller Act löfen ben
Moder Zähne auf, befonders thum dies die ſtaͤrkern, und müffen daher ſorg⸗
Inmieden werden. Alle Zahntincturen, die Shure bei fi) haben, ſchaden
ARer. Giebente Aufl. Bd. XI. 29
450 Zahnſchmerz
daher in ber Länge auf die empfindlichſte Weiſe, obſchon fie fuͤr der
Zähne rein machen. Da der Schmelz durch rauhe, fpisige Ding:
den kann, fo find auch alle metallene Zahnſtoͤcher, Zahnpulvier ı
Korallen, Gremortartari zc. Dinge, die man forgfältig vermeiden r
die viel Fleiſch, wenig Brot genießen, nicht die befte Verdauung
rauchen, finden, daß der Schleim im Munbe ſich an den Zähnen fe
Meinftein erzeugt: ein Niederfchlag jener im Schleim enthaltenen
er nimmt vorzüglich die Theile des Zahnes ein, welche bei dem Eſſe
in Berührung kommen, alfo die untern Theile überhaupt, dann d
[hen Krone und Hals gelegenen, vom Zahnfleifch begrenzten Punkt
fleiſch wird dadurch nach und nach abgetrennt; Verderbniß, haͤßlic
dem Munde find die unausblelbliche Folge. Um ihm zuvorzukomn
taͤglich die Zähne mit einem guten Zahnpulver, lauem Waffer un
Zahnbürfte reinigen. Wo er fchon iſt, muß man ihn vom Zahnarı
fen, und dann bie Wiederkehr auf gleiche Weiſe verhüten. Den
Zähnen kann man oft noch durch Ausfeilen der brandigen Stelle «
durch Arzneien, Plombiren aufhaltm, ſodaß der Zahn noch virle ©
werden Tann; man darf nie gu voreilig den Zahn herausnehm
immer Gefahr damit verbunden if. Zu kuͤnſtlichen Zähnen bed
gewöhnlich der Menfchenzähne aus Leichnamen gefunder Menſch
man fie aus Wallroß⸗, aus Kuhzähnen, Elfenbein. Der kuͤnſt
entweder auf die zurlckgebliebene Wurzel mittelft eines Stiftes v
Bold gepflanzt, oder mo dies nicht geht, an die gefunden Nachb
Golddraht befeftigt. Da aber alle ſolche Zähne bald ihre Farbe ver:
riechend werden, fo verfertiat man jegt in Dresden, Paris, Münd
lanartige, die zwar dieſen Fehler nicht haben, aber fürchten laffen,
Härte gar leicht den entgrgenftehenden natürlichen gefchadet werte,
nicht entſchieden iſt, ob fie den Ruf behaupten werden, den ihnen Fe
Paris u.a. D. bereits verfchafft hat. Die Lehre von den Zühnen
Hunter, Blake, For vorzüglich bearbeitet in A. Serecd’s „‚Essai s
et la physiologie des dents ou nouvelle theorie de la dentition‘
mit Kupf.). Für den Zoologen tft Cuvier's Schrift: „Des dents ı
res’. (11 Liefer., Paris 1825, m. Kupf.) wichtig; doch kennt der‘
ten von Den, Medel, von Baer u. A. zu wenig.
Zahnſchmerz, Zahnweh. Go nennt man die Schmer
den Zähnen ſelbſt oder in den zu ihnen gehörenden Theilen ihren Sit
erreichen bisweilen einen fehr heftigen Grab, ſodaß fie ale naͤchttich
und den Kranken zur Verzweiflung bringen. Bisweilen verbreiten ſ
Zahne aus weiter auf die nahen Theile, manchmal bis in den Kep|
taffen fle auf ihrer Höhe plöglich nach oder hören ganz auf und Eel
einiger Zeit wieder zurüd. Wie alle Schmerzen, fo befinden auf fi
im Nerven, und zwar in demjenigen, welcher in einen befondern E.
ladenknochen feinen Lauf hat und an jeden Zahn wenigftene ein ?
Diefer Nerv aber wird von fehr verfchtedenen Urfadyen auf krampfb
reizt und dadurch ſchmerzhaft afficirt. Dem gemäß find auch die A
fchmerzen, welche man gewöhnlich unterfcheidet, fehr verfchieden.
Durchbruche der Zähne, welcher von einem entzundeten Zuſtande dei
begleitet wird, beobachtet man Schmerzen, die gewöhnlich nech hie
Ebendaſſelbe findet ſtatt bei fpätern zufäligen Entzuͤndun
umd der Theile, wrlie Ach im den Zahnhöhlen befinten.
t, Rheumariimus , Kledten, Yudytung, Ne Lulfenc
gerſchaft Bahniihmerun Aervar , waorldae MM gamaands ur
Zähringen Zaire 451
möhnlichften iſt aber der Zerſtoͤrungsproceß der Zähne mit Schmerzen ver»
15 bierber gehören ſowol die mechanifchen Verletzungen der Zähne, als auch
aniſche Zerflörung, welche germöhnlich mit dem Namen der Fäule und Faͤul⸗
egt wird, der Garies in den andern Knochen entfpricht, und durch vieleriel
3de erzeugt wird. Endlich aber find diswellen ſolche Außere Umſtaͤnde, weiche
den reizen, gar nicht vorhanden, der Nerv ſelbſt ift frank, cin Zufati, der
lich Neuralgia genannt wird. — Schon hieraus wird man abnehmen, daß
Infchmerz nicht immer durch ein und daffelbe Mittel zu heben ift, im Gegen»
nd dieſelben nach Maßgabe dee Urfprungs und der Art auszumählen, und
en bald Blutentziehungen, bald beruhigende, bald ſolche Mittel, welche beu
8 ertödten, bald Ableitungen durch Blafenpflafter. In vielen Källen mut
nee Zahn herausgezogen werden, um dadurch den nachthelligen Reiz zu ent>
zähringen, ein Dorf ımmeit Freiburg, im ehemaligen oͤſtr. Breisgau,
Treiſamtreiſe des Großherzogthums Baden, mit einem zerftörten Schloſſe
„ don welchem die alten Herzoge von Zähringen, tie Ahnherren des
B Baden, ſich nannten. Der leßtverflorbene Großherzog ftifiete am 26. Dec.
einen neuen Hausorden des zähringifchen Loͤwens, deſſen Decoration das
un dieſes Haufes, einen Löwen, und die Ruine der Burg Zaͤhringen bar
(Bol. Baden.)
Zaims ımb TZimarioten, Inhaber tuͤrkiſcher Kriegslehen, welche nach
om Sultan Murad I. im 14. Jahrh. gemachten Einrichtung, Spahis eder
& fielen muͤſſen und ſtatt des Soldes den Genuß dieſer Ländereien haben,
Worte unterhält naͤmlich nur 10 — 12,000 Spapis (f.d.), die auß der
ffe bezahlt werden und die Kapikuly heißen. Die übrigen Spahis werden
Lehnstraͤgern ausgerüftet und ins Feld geführt. Die Zahl fämmtlicher
d. i. folcher Lehndtraͤger, die von den ihnen angewieſenen Ländereien (Fair
ih 20,000 — 100,000 Asper beziehen (ein kaiſerl. Asper gilt etwa 4
), beläuft fih auf 6689. Sie ftellen für jede 5000 Asper Einnabme in
einen Reiter gerüftet ind Feld, ſodaß ein Zaim nicht weniger als * und
20 ftelen muß. Die Zahl der Timarioten abır, oder derjenigen Lehnlei:te,
6000 — 19,999 Asper Einkünfte genießen, beträgt 52,649, und diefe
„für icde 3000 Asper einen Spahi, einzeln genommen alfo 2 umb böchitens
Geld bringen. Hiernach ergibt ſich als mindefter Betrag fÄmmtlicher von
BR ftellenden Reiter 134,054 M. 1792 wurde befchloffen, alle Tımare
Regslehen, nach dem Abfterben ihrer dermaligen Befiger, mit den Domai⸗
BRFeichs zu vereinigen, dagegen ſollte aber auch dieſes die Unterhaltung fo
Teuppen, ale bisher jene Lehen ftellten, Ubernehmen ; mithin bat der Ber
Infelben hierdurch Beine weſentliche Minderung erlitten. Außerdem unterhält
Inte noch ein Savaleriecorps, das aus den ehemaligen Buͤchſenmachern und
chmieden gebildet und jest zum wirklichen Kelddienfte bıftimmt if. Die
dieſer Reiterei, die den Ramen Dchjebeddſchiy führt und in 60 Ortas ver:
MR, wovon cine jede 500 M. enthalten fol, iſt indeffen niemals vollſtaͤndig
Mrägt hoͤchſtens 18,000 M. Seit der Einführung eines europaͤiſchen Heer⸗
kamd nach der Aufhebung der Janitſcharen (im J. 1826) hat auch ein Theil
Nirei eine andre Einrichtung erhalten; jeboth beftehen noch in vielen Provin⸗
be Reiterlehen, umd deren Aufgebot.
dire, Zayo, Fluß in Niederguinea, ift auch unter dem Namen Congo
bekannt. Er entſpringt unter dem 1. Gr. S. Br., oder nach Tuckey aus
Dre WBangara im Norden der Linie. Er ift 50 deutfche Meilen weit (at,
Iende Strömungen, ein felfiged Flußbette und mehre Wolleriiür. Wire tt
waifchen Fluͤſſen fteigt und fällt feine Waſſerhoͤhe periodiih. An \emer MÜ
29 *
458 Zajonczek Zakrzewski
bung im aͤthlopiſchen Meere (5° 7’ S. Br.) liegen das Säulen: mb d
vorgebirge. Im N. des Zaire find die Ufer fanft anfleigend, mit immer
Wäldern, mit Wiefen und Feldern bebedit; im &. aber hoch und ſteil
digen, jedoch fruchtbaren Ebenen. Zu Angoy am Zaire, mit dem Hafe
benda, wird noch immer ein ſtarker Sklavenhandel getrieben. Die Ele
fasten am Zaire, in welchen man auch viele ſchwarze Juden, Nacht
vom Könige Johann IL. feit 1492 aus Portugal vertriebenen Hebraͤer,
Neger (Dondos) antrifft, find meiften® den Portugiefen zinsbar, dere
bare Befigungen im ©. des Zaire bie zum fchwarzen Vorgebirge aus d
zen Angola und Benguela beftehen. Die Unhaltbarkeit der vom Oberfil
wei und von Mungo Park aufgeftellten Hppothefe, daß der Niger ſich
Zaire ausmuͤnde, oder mit demfelben Ein Fluß fei, ift ſchon vor 27 Jahre
ſchen Geographen aus phyſiſchen Gründen, in v. Zach's „Monat. Corn:
Thl. V, gezeigt worden.
Zajonczet (Joſeph, Fuͤrſt), Senator, General ber Infanter
halter und Vicekoͤnig des Königreichs Polen, geb. 1752 zu Kamtinied, |
einer armen abeligen Famllie. Wie alle junge polniſche Edelleute wid
dem Kriegebienft, ward Lieutenant in einem Infanterieregiment und |
Dbriftlieutenant; 1793 wurde er Oberſt und Chef eines Regiments.
dem Kriege Polens gegen Rußland bei und zeichnete fid) fo aus, daß er:
salmajor befördert wurde. Aber das Gluͤck begünftigte die Sache der
und mit vielen feiner Landsleute vrrließ 3. feine Heimath, um in Fra
neues Vaterland zu fuchen. Auf dem Wege bahin ward er in Galizie
nem Bruder, der Mitglied des hohen polnifchen Nationalraths gemefen
haftet und in die Feſtung Joſephſtadt eingeſchloſſen. Als er feine Freih
erlangt hatte, begab er ſich nach Paris und ward bei der franz. Armıe
als Brigadegeneral angeftellt. Die tapfere polniſche Legion trug das Ik
Erfolgen der franz. Waffen in Stalien bei, und überall, mo fie getras
behauptete auch 3. einen ausgezeichneten Plug. Hierdurch war er Ra
kannt und lieb geworden, der ihn daher mit nad) Agypten nahme. Aug
fem Himmelsſtriche focht 3. mit großer Unerſchrockenheit und Einficht,
voll erwaͤhnt findet fich fein Name in den Berichten von den meiſten Txef
die fogenannte Armee des Orients lieferte. Daher warb ee 1802 von!
ligen erften Sonful Bonaparte zum Divifionsgeneral ernannt und erhiel
befehl über eine Divifion franz. Truppen in Italien. 1812 begleitete nı
Napoleon auf dem Zuge gegen Rußland. An der Spige eines franz. I
riß ihm in dieſem Feldzuge eine Kugel das eine Bein weg, deflen Stele
nes erſetzen mußte. Seit dieſem Unfalle diente Gen. 3. nicht mehr in!
der franı. Truppen; eine höhere Beftimmung gab ihn feinem Vatetla—
1815 ernannte ihn der Kaiſer Alerander, aid König von Polen, zu fein
halter, Wiceköntg oder Namieſtnik, worüber die ganze polnifche Ration «
unb erhob ihn 1818 in den polnifchen Fuͤrſtenſtand. Kaifer Nikolau
ibn am 25. Dec. 1825 In allen Würden und Rechten, die ihm 8. Au:
das Decret vom 29. April 1818 ertheitt hatte. Kürft 3. fiarb zu Wi
28. Juli 1826.
Zakrzewski (...), Nuncus (Deputicter) von Pofen auf dem
Meichötage, gehörte zu den edien Polen, die am entfchloffenften fir bie €
Waterlandes und gegen die Ruffen fich thätig erwiefen. Sein perfönti«
bewirkte großentheils die Exhebung der Nation zur Vertheidigung der ©
vom 3. Mai 1791. Am Ende des J. 1792 wurde er ale Feind der Rı
fegt, nad) dem Aufſtande der Polen unter Kosciussko aber im J. 1794 1
Nuncius von Pofen exwaͤhlt, hierauf zum Präfidenten des Nationalratk
Zaleukus Zambeccari 458
t der Polize verwaliung beauftragt. Nach Warſchaus Übergabe an ben Feld⸗
I Suwaroff ließ Katharina II. ihn, nebft Ignaz Potocki, Thaddaͤus Mo⸗
und vielen andern ausgezeichneten Polen verhaften und auf eine ruſſiſche
; Bringen. Paul gab Allen die Freiheit. Jetzt ging 3. nach Galizien, wo er
:802 geftorben if.
aleukus, der Geſetzgeber der Republik Lokris, einer griechifchen Kolonie
ßgriechenland (ſ. d.). Er lebte nad, Einigen 500 3. v. Chr. und war
üler bes Pythagoras, nach Andern lange vor dieſem, Ichon im 7. Jahrh.
men Lebensumftänden, ſowie von feiner Gefeßgebung, finden wir wenige
nmenhängende Nachrichten in den alten Schriftftellern. Seine Geſetze ſchel⸗
: fireng gervefen zu fein. Um den Lurus zu unterdruͤcken, verordnete er, daß
metliche Dienen Geſchmeide von Bold und Edelſteinen tragen follten. Der
ch follte mit dem Vertufte beider Augen beflraft werden. Der Sohn des
ers felbft wurde überführt, biefed Verbrechen begangen zu haben. Aus
3 für den Vater bat das Volk inftändig, dem fchuldigen Sohne die Strafe
fen; abee 3. blieb unerbittlih. Um jedoch die Regung der väterlichen Liebe
Strenge des Gefeges zu vereinigen, ließ er zuerft ſich felbft und dann de
ein Auge ausftehen. Das Beiſpiel firenger Gerechtigkeit, das er dadurch
u, nach der Berfiherung der Schriftſteller, die Folge gehabt haben, daß
d lange er lebte, von keinem Ehebruche zu Lokris weiter etwas hörte. Um
jefeße immer aufrechtzuerhaltin, verordnete er, daB jeder, der einen Vor⸗
a einım neuen Befege machen wolle, mit einem Strick um den Hals erſchei⸗
e, damit man ihn fogleich erdroffeln koͤnne, wenn fein Vorfchlag nicht für
IB das ſchon beftchende Gefeg befunden würde.
aluski, ein polnifches Geſchlecht, das in den Jahrbüchern der Staats»
erargefchichte feines Vaterlandes eine ausgezeichnete Stelle behauptet. An⸗
CEhroſoſtomus, war Biſchof von Wermeland und Großkanzler von
Ee farb 1711. Seine nicht für den Druck gefchriebenen „Epistolae hi-
iliares“ (Braunsberg 1709 — 61) enthalten viele Beiträge zu der pol⸗
chichte — Andread Stanislaus, der mit feinem Bruder Jos
a8 cine gelehrte Reife durch einen großen Thell von Europa machte, war
Ploczko, wurde 1735 Krongroßkanzler, 1746 Bifchof zu Krakau, und
. Er vermadhte der Univerfität zu Krakau feine 20,000 Bde. ftarke Bi⸗
— Eeine Brüder Martin (geb. 1699, geft. 1765) und Joſeph An»
'(ge6. 1701, geft. 1774) waren Eiferer gegen die Diffidenten und Sefuis
nude. Martin, Krongroßſecretair, trat in ben Sefuiterorben und wurbe Prior
w. Sof. Andreas war Biſchof von Kiow, beförderte die Wiffenfchaften und
Be Zeitlang, wegen feines Eifer gegen die Diffidenten, als Befangener in
w. Gr fliftete Die Marianifche Akademie zu Ehren ber heil. Jungfrau, und
| feine anfehntiche Bibliothek den Jeſuiten. Er gab bie „Leges, statuta,
tudines es privilegia regni Poloniae” (Warſchau 1732, ol.) heraus;
yapt man fein „Specimen historicum Polonicae eritieae" (Warſchau
4) — Ein Graf Fofeph Zaluski, Adjutant des Kaiſers von Rufland,
1826 von den 3 Schutzmaͤchten der Republik Krakau zum Curator der Unis
daſelbſt ernannt.
ambeccari (Francisco, Graf), berühmt ale Aeronaut, war geb. 1756
ıgna und ſtammte aus einer alten Famille, bie zu ben 40 Senatoren biefer
yehörte. Gorgfältig erzogen, erwarb er fich gute mathematifche Kenntniffe
t in Ein. fpanifche Dienſte als Seeofficier. Er wurde von deu Türken ges
und in den Bagno nad) Konftantinopel geſchickt. Endlich bewirkte ber fpan.
te feine Fteilaſſung Graf 3. machte jegt eine Meife in die Levante und nad)
hierauf befuchte er bie Dauptflädte Europas. Dann ging er in fein Va⸗
Zampieri Zanguebar 455
> gefchlagen und gefangen genommen hatte, im ital. Geſchmack angelegt und
=. 1820 ertaufte der Staat diefe Stadt mit einer Umgebung von 12,000
sen von dem Senator Brafen Stanislaus Koſtka von Zamoiski und überließ
nafuͤr einige und funfzig andre Staatsguͤter. Hierauf wurde Zamodc feiner
zufigen Vorſtaͤdte beraubt und zur Keftung umgebildet. Als Anerkennung der
aͤndiſchen Sefinnung des legten Beſitzers wird noch das Kamilienwappen auf
Seflungsmauern erhalten. Auch ift das Erbbegraͤbniß in der Familiengeuft
allegĩatkirche zu Zamotc geblieben. Cin ſchoͤnes großes Schloß, einige andre
aliche Gebäude, worunter das Zeughaus, 4 Kirchen, worunter eine griechifche,
Ber (Bafilianer und barmherzige Schweftern), ein Theater zeichnen die Stadt
welche ungefähr 3500 Menfchen, mit Ausſchluß der Befagung, in 400 Haͤu⸗
siwohnen. Audy befinden fich hier ein Symnaflum, eine Bibliothel und eine
ckerei: Stiftungen des [yon genannten, um fein Vaterland hochverbiens
h. Zamoiski (f.b.).
ampieri (Domenico), bekannter unter dem Namen Domenichino, ein
ter Maler der lombardiſchen Schule, geb. zu Bologna 1581. Er war ein
Calvart's und nachher dee Caracci. Sein Talent entwickelte ſich langfam,
erſetzte dieſen Naturfehler durch unablaͤſſigen Fleiß und erwarb ſich einen
teten Ruhm durch die treue Schilderung des Innern. In Rom, wo er
Albani befand, empfing er die bedeutendſten Aufträge. 1629 begab er ſich
eapel. Hier fol er aus Unmuth über feine neidifchen Kunſtgenoſſen, viel
an beigebrahtim Gift, 1641 im 60. Jahre geftorben fein. 3. war zus
guter Architekt. Papſt Gregor XII. übertrug ihm die Aufficht über hie
ã Gebäude. Der Palaft und die Gärten der Billa Aldobrandini zu Srascati
eh feiner Angabe eingerichtet. Man fchägt in feinen Gemälden vorzüglich bie
Bfition. In Srescogemälden iſt er meifterhaft, weniger in Ölgemätden. Seine
iſt groß und correct; beſonders ift der Ausdrud in den Sefichtszügen
Zür ein Meiſterſtuͤck wird fein heil. Hieronymus für den Hauptaltar
deſſelben della Carita zu Rom (er erhielt daſuͤr nicht mehr als 50 Scudi)
eil. Caͤcilie (geftochen von Sharp) gehalten. Er malte vorzüglich Legen⸗
Rartyrien. 3.8 Originalgemälde find nicht häufig; die fo reiche dresdner
tzt eins derfelben. Seine Hauptwerke befinden fidy zu Grotta ferrata.
netti (Anton Maria, Graf), ein geachteter Kunſtkenner zu Venedig, geb.
Bo, lernte früh zeichnen und brachte es darin zu einer großen Fertigkeit. Er
die Erfindung bed Hugo da Carpi, Holzſchnitte und Rupferfliche von 3,
Mm abzudruden, beförderte die Kunft mit unermüdetem Eifer, fammelte
ans Kunſtcabinet und flarb 1767. eine „Lettere sulla pittura, soul-
architeetura” (Rom 1754, 7 Bde., 4.) find für die Kunftgefchichte wich»
" find feine Sammlungen von Gemmen, Kameen, Handzeichnungen ıc.,
bus geftochen mit Anm. von Gori, biefe in Holz gefchnitten erfchienen.
in Neffe, Anton Maria 3. der Jüngere, hat ſich als Bibliothefar von
zco zu Venedig durch Schriften über Kunft und Alterthum ruͤhmlich
mtgemadht.
WBanguebar, bie Küfle, im oͤſtlichen Afrika, erſtreckt fi vom Gap Dels
‚oder vom Kluffe Coavo bis zur Küfte Ajan, in einer Länge von etwa 200
em länge des indifchen Meeres (10° S. Br. bis AN. Br.). Der Boden an
häfte iſt niedrig, fumpfig und waldig, und viele Klippen, Sandbaͤnke und eis
pfeln erſchweren von der Meerefeite den Zugang. Im Weſten fleigt das Ge⸗
Lupata empor, und ſcheidet das Land von den unbefannten Theilen des Innern
k. Bon vielen Küftenflüffen beroäffert, morunter der Quilimanzi und der
ndodcho bie beträchtlichften find, iſt es fruchtbar an Getreide, Reis, edeln
früchten, und hat Überfluß an Rindvieh und Schafen. Die Bewohner, größe
454 3amoisti (Geſchlecht) Zamosc
teiland zuruck und ſtudirte vor zuͤglich die Theorie der Aeromantit. Miu
ſinnteichen Vorrichtung glaubte er bie Lenkung bes kuftballs, folgih die $
Luftſchifffahet erfunden zu haben. Er hatte fen Verfahren auf die Berfk
dee Laftſtroͤmungen in ben höhern oder tiefern Luftſchichten gegrändet u
ſich mittelft Vermehrung oder Verminderung des Gafes nad) Belieben erh
nieberlaffen, und dann durch ben Lufiſtrom fortruderm. Als er aberte
21. Sept. 1812 angefimdigten Verſuch bei unguͤnſtiger Witterung un
dlieb fein Bau an ‘einem Baume hängen, das Maſchinenweſen gerieh:
nung, und der Ball fing Feuer. So verungluͤckte diefer kuͤhne Lufiſchiffn
Alter von 56 Jahren.
moisi. Unter mehren berühmten Männern aus dem Geii
Zam nennen wir 1) Johann 3. (lat. Samoseius), geb. 1542
größte polniſche Staatemann und Gelehrte feiner Zeit. Er hatte zug
Padua ſtudirt, und flarb 1605 als Kanzler und Großfeldhert. Durd; it
lich erhielt Siglsmund III. die poln. Krone. Ex ſtellte 5. Th. auf eigne
‚Heer auf, mit welchem er die Grenzen der Republi gegen die Schweden
und Tataren verteidigte. Zugleid) beförberte er die Cultut der Wiſſenſcha
Berufung fremder Gelehrten, Antegung von Bibliotheken und Stiftunc
Bildungsanftalten. Ex fehrieb unter Y.: „De Senatu Romano“ (in (
„Thes. ant rom.“,1.); „De perfecto Senatore”. Intereſſante Brief,
ſtehen in Luͤnig's „Litteris procerum Europae“. — 2) Andrzeo ?
großkanzler, ber glorreiche Vertheldiget der Unabhängigkeit feines Ba
Fruͤher Officer von Much und Einfiht ; dann Senator und Großkanjle
fuchte er die Unruhen bei ber Wahl des Königs Stanislaus Poniatowekit
Im der Folge entfagte er allen feinen Stellen, weil er dem Waterlanden
mit Nugen dienen konnte, und Nichts Eonnte ihn bewegen, das Reichefin
zu übernehmen. Doc) unterzog er ſich (1776) des Auftrags des Reichen
Geſetz ſammlung zu ordnen, in welchem er bie Rechte des dritten Standel
(polnifh, Warſchau 1778, 3 Bde., Fol.; deutſch von Nikiſch, Warkda
Diefe vorteeffliche Sammtung erhielt den Beifall des Koͤnigs, aber nicht
tigung des Reichstags. Wald nad) der Staatöveränderung 1791 ftarh
am 12. Ian. 1792. Die allgemeine Stimme nannte feinen Ramen mit l
Et lebte als Philofopb, in dem echten Sinne des Worte, gerecht, weiſen
tbätig. Vorzuͤglich gab er das erfte Beiſpiel der Abſchaffung der Leiteiged
feinen Gütern. Seine Gemahlin Conftantia, geb. Prinzeſſin Gzartog
ber edeiften ihres Geſchlechts, Kennerin umd Veförderin dee Wiſſenſchen
zu Wien 1797. (Vgl. Bamosc.)
Zamolris, der Gete, foll nach Einigen Preh
ler geweſen fein, nach Herodot aber gehört er einem frühen
IV, 94 und 96). Er wird als ein weifer umb umfi
Alterthum gerühmt. Ee foll demfelben viel)
rod.”, IV, 93) und weife Gefege gegebei
goͤtilich verehrt. 5
Zamora (Antoniobe);
Jahrh., war befonders gli
fihienen gu Mabrib. 177£
Zampieri Zanguebar 455
geſchlagen und gefangen genommen hatte, Im ital, Geſchmack angelegt und
t. 1820 ertaufte der Staat biefe Stadt mit einer Umgebung von 12,000
m von dem Senator Grafen Stanislaus Koſtka von Zamoiskiĩ und überließ
afuͤr einige und funfzig andre Staatsgäter. Hierauf wurde Zamode feiner
ufigen Vorftädte beraubt und zur Feſtung umgebildet. Als Anerkennung der
Indifchen Gefinnung des legten Beſibers wird noch das Familienwappen auf
eflungsmauern erhalten. Auch if das Erbbegraͤbniß in der amiliengeuft
Uegiatiche zu Zamotc geblieben. Ein ſchoͤnes großes Schloß, einige andre
liche Gebäude, worunter das Zeughaus, & Kirchen, worunter eine griechifche,
tee (Bafilianer und barmherzige Schweſtern), ein Theater zeichnen die Stadt
weiche ungefähr 3500 Menſchen, mit Ausſchiuß der Befagung, in 400 Hu:
moohnen. Auch befinden ſich hier ein Gymnafium, eine Bibliothek und eine
ruckerci: Stiftungen des ſchon genannten, um fein Vaterland hochverdien ⸗
Yo. Bamoisti (f.b.).
Bampieri (Domenico), bekannter unter dem Namen Domeniching, eia
ater Maler ber lombarbifchen Schule, geb. zu Bologna 1581. Er war ein
ee Galvart’8 und nachher der Caracci. Sein Talent entwidelte fid) langſam,
erſetzte biefen Naturfehler durch unabläffigen Fleiß und erwarb ſich einem
iteten Ruhm durch die treue Schilderung des Innern. In Rom, wo er
Abani befand, empfing er bie bebeutendften Aufträge. 1629 begab er ſich
Reopel. Hier foll er aus Unmuth Über feine neidifhen Kunftgenoffen, viel«
ich an beigebtachtem Gift, 1641 im 60. Sabre geftorben fein. 3. war zus
in guter Urchtteke. Papft Gregor XI. Üdertrug ihm bie Aufficht Uber die
Gebäude. Der Palaft und die Gärten der Billa Aldobrandini zu Frascatl
d) feiner Angabe eingerichtet. Man ſchaͤtt in feinen Gemälden vorzüglich bie
. Sn Frescogemälden iſt er meifterhaft, weniger in Ölgemälden. Seine
g ift groß und correct; beſonders ift der Ausdrud in den Geſichtszügen
Für ein Meiſterſtuͤck wird fein heil. Hieronymus für ben Hauptaltar
deſſelben della Caritä zu Rom (er erhielt daſuͤr nicht mehr als 50 Scudi)
heit. Gäcilie (geftochen von Sharp) gehalten. Er malte vorzüglich Legen ⸗
artytien. 3.’8 Driginalgemälbe find nicht häufig; die fo reiche Dresdner
ist Feind berfelben. Seine Hauptwerfe befinden ſich zu Grotta ferrata.
etti (Unten Maria, Braf), ein geacpteter Kunflkenner zu Venedig, geb.
|, lernte früh zeichnen und brachte e8 darin zu einer großen Fertigkeit. Ex
die Erfindung des Hugo da Carpi, Holzfhnitte und Kupferftihe von 3,
abzubruden, beförberte die Kunft mit unermüdetem Eifer, fammelte
68 Runftcabinet und flarb 1767. Seine „Lettere aulla pittura, scul-
2 "(Rom 1754, 7 Bde, 4.) find für die Kunſigeſchichte wich ·
m von Gemmen, Kamen, Handzeihnungen ıc.,
biefe in Holz gefchnitten erſchienen.
ee, bat ſich als Bibliothekar von
Kunft und Alterthum ruͤhmlich
fa, erſtreckt fi) vom Gap Del»
einer Länge von etwa 200
PR. Br). Der Boden an
454 Zamoiski (Geſchlecht) Zamosc
terland zuruͤck und ſtudirte vorzuͤglich die Theorie der Aeronoutil. Mix
finnreichen Vorrichtung glaubte er die Lenkung des kuftballs, folglich die 9
Rufelchifffahet erfunden zu haben. Er hatte fein Verfahren auf die Verſch
dee Luftfirömungen in den höheren oder tiefern Luftfchichten gegründet w
ſich mittelft Vermehrung oder Verminderung des Gaſes nach Belieben erh
nieberlaffen, und dann durch den Lufiftrom fortrudern. Als er aber bu
21. Sept. 1812 angekündigten Verſuch bei ungüunfliger Witterung un
blieb fein Bau an inem Baume hängen, das Maſchinenweſen gerierh
nung, und dee Ball fing. Feuer. So verungluͤckte diefer kuͤhne Luftſchiffe
. Alter von 56 Sahren.
Zamoiski. Unter mehren berühmten Männern aus dem Bei
Zamoiski nennen wir 1) Johann 3. (lat. Sanıoseius), geb. 1542
aröfte polnifche Staatsmann und Gelehrte feiner Zeit. Er hatte zu
-Pabua ftudiet, und ftarb 1695 als Kanzler und Großfeldherr. Durch ib
lich erhielt Sigismund III. die poln. Krone. Er flellte 5. Th. auf eigne
Heer auf, mit welchem er die Grenzen der Republik gegen bie Schweden
und Tataren vertheidigte. Zugleich beförderte er die Cultur ber Wiſſenſcha
Berufung fremder Gelehrten, Anlegung von Bibliothefen und Etiftun:
Bildungsanſtalten. Ex fhrieb unter X.: „De Senatu Romano” (in (
„Ihes. ant. rom.“, 1.); „De perfecto Senatore”. Intereſſante Brief
fiehen in Luüͤnig's „Litteris procerum Europac”. — 2) Anbdrzev 2
großkanzler, der glorreihe Vertheidiger der Unabhängigkeit feined Va
Fruͤher Dfficter vol Much und Einſicht; dann Senator und Großkanzle
ſuchte er die Unruhen bei der Wahl des Könige Stanislaus Poniatowskib
In der Folge entfagte er allen feinen Stellen, weil er dem Waterlante n
mit Nutzen dienen konnte, und Nichts konnte ihn bewegen, das Reichsſie
zu übernehmen. Doch unterzog er fih (1776) des Auftrags des Reichtt
Sefesfammlung zu ordnen, in welchem er bie Rechte des dritten Standei
(polniſch, Warfchau 1778, 3 Bde., Fol.; deutſch von Nikiſch, Warſche
Dieſe vortreffliche Sammlung erhielt den Beifall des Koͤnigs, aber nicht!
tigung des Reichetage. Bald nach der Staateveränderung 1791 flach
am 12. Jan. 1792. Die allgemeine Stimme nannte feinen Ramen mit |
Er lebte als Philofopb, in dem echten Sinne des Wortes, gerecht, weiſe
tbätig. Vorzuͤglich gab er das erſte Beiſpiel der Abichaffung der Leibriged
feinen Gütern. Seine Gemahlin Conftantia, geb. Prinzeſſin Czartee
ber edeiften ihres Geſchlechts, Kennerin und Befoͤrderin dee Wiſſenſchaft
zu Wien 1797. (Vgl. Zamosc.)
Zamolris, der Gete, foll nad Einigen Pythagoras's Sklav u
ler gervefen fein, nach Derodot aber gehört er einem frühern Zeitalter an
IV, 94 und 96). Er wird ale ein welfer und um fein Volk verbienter
Alterthum geruͤhmt. Ee ſoll demfelben die Unfterblichleit der Seele geist
rod.“, IV. 93) und weife Geſetze gegeben haben, deßhalb wurde er nach fei
göttlich verehrt. |
Zamora (Antonio de), ein ſpaniſcher Luftfpielbichter im Anfan⸗
Jahrh., war befonders gluͤcklich in der Zeichnung ber Charaktere. ©. „C
ſchienen zu Mabrid 1774 in &.
Zamosc (ſp. Samosj), die ftärkite Feſtung des Koͤnigreichs Pe
Woiwodſchaft Lublin, zwifchen diefem Punkte und Lemberg amd in für:
sung von Warfchau, liegt am Wieprz. Sie wurde 1809 von ben Pole
teicheen und 1813 von den Muffen den Franzoſen genommen. Der Ort
jorat der Zamoiski, und ward von dem berühmten Krongroßfeibhern u
großkanzler Joh. Zamoiski, nachdem er den Erzherzog Maximilian ven
Zampieri Zanguebar 455
hlagen und gefangen genommen hatte, im ital. Gefchmad angelegt und
1820 erkaufte der Staat diefe Stadt mit einer Umgebung von 12,000
on dem Senator Brafen Stanislaus Koſtka von Zamoiski und uͤberlleß
einige und funfzig andre Staatsgüter. Hierauf wurde Zamodc feiner
ın Vorſtaͤdte beraubt und zur Feſtung umgebildet. Als Anerkennung der
hen Gefinnung des legten Beſitzers wird noch das Familienwappen auf
196mauern erhalten. Auch ift das Eibbegraͤbniß in der Familiengtuft
atkicche zu Zamokc geblieben. in ſchoͤnes großes Schloß, einige andre
» Gebäude, worunter das Zeughaus, 4 Kirchen, worunter eine griechifche,
Bafilianer und barmberzige Schweſtern), ein Theater zeichnen die Stadt
ve ungefähr 3500 Menfchen, mit Ausſchluß der Beſatzung, in 400 Haͤu⸗
nen. Auch befinden ſich hier ein Gymnaſium, eine Bibliothek und eine
erei: Stiftungen des ſchon genannten, um fein Vaterland hochverdien-
Zamoisti (f.d.).
n pieri (Domenico), bekannter unter dem Namen Domenichino, ein
Maler der lombardiſchen Schule, geb. zu Bologna 1581. Er mar ein
alvart’8 und nachher der Caracci. Sein Talent entwidelte fich langfam,
feste diefen Maturfehler durch unabläffigen Fleiß und erwarb fich einen
sten Ruhm durch die treue Ecilderung des Innern. In Rom, wo er
bani befand, empfing er die bedeutenbften Aufträge. 1629 begab ex ſich
el. Hier fol er aus Unmuth über feine neidiſchen Kunſtgenoſſen, viels
an beigebrahtim Gift, 1641 im 60. Fahre geflorben fein. 3. war zu⸗
uter Architekt. Papft Gregor XII. übertrug ihm die Aufſicht über hie
baude. Der Palaft und die Gärten der Villa Aldobrandini zu Krascati
tiner Ungabe eingerichtet. Man ſchaͤtzt in feinen Gemälden vorzüglich die
mn. In Stescogemälden if er meifterhaft, weniger in Ölgemälden. Seine
ift groß und correct; befonder& ift der Ausdrud in den Geſichtszuͤgen
. Zür ein Meiſterſtuͤck wird fein heit. Hieronymus für den Hauptaltar
deſſelben della Carita zu Rom (er erhielt daſuͤr nicht mehr als 50 Scudi)
il. Caͤcilie (geftochen von Sharp) gehalten. Er malte vorzüglich Legens
lartyrien. Z.'s Originalgemätde find nicht häufig ; die fo reiche dresdner
Bst keins derfeiben. Seine Hauptwerke befinden ſich zu Grotta ferrata.
etti (Anton Maria, Graf), ein geachteter Kunſtkenner zu Venedig, geb.
lernte früh zeichnen und brachte es darin zu einer großen Fertigkeit. Er
Ne Erfindung des Hugo da Carpi, Holzfchnitte und Kupferfliche von 3,
abzudsuden, beförderte die Kunft mit unermüdetem Eifer, fammelte
es Kunſtcabinet und ſtarb 1767. Seine „Lettere sulla pittura, soul-
chiteetura” (Rom 1754, 7 Bde., 4.) find für die Kunſtgeſchichte wich⸗
find feine Sammlungen von Gemmen, Kameen, Dandzeichnungen ıc.,
fer geftochen mit Anm. von Gori, dieſe in Holz gefchnitten erſchienen.
Reffe, Anton Maria 3. der Jüngere, hat ſich als Bibliothekar von
» zu Venedig durch Schriften Über Kunft und Alterthum ruͤhmlich
nacht.
guebar, die Kuͤſte, im oͤſtlichen Afrika, erſtreckt ſich vom Cap Del⸗
vom Fluſſe Coavo bis zur Kuͤſte Ajan, In einer Länge von etwa 200
96 des indifchen Meeres (10° S. Br. bis A N. Br.). Der Boden an
I niedrig, fumpfig und walbig, und viele Klippen, Sandbanke und klei⸗
schweren von der Meeresfeite den Zugang. Im Welten ſteigt das Ber
a empor, und fcheidet das Rand von ben unbefannten Theilen bes Innern
zon vielen Küftenflüffen bewaͤſſert, worunter der Quilimanzi und ber
v0 bie beträchtlichfien find, iſt es fruchtbar an Getreide, Reis, edeln
n, und hat Überfluß an Rindvieh und Schafen. Die Bewohner, größe
438 Zanotti (Franc. Maria — Giampietro — Euftadjio) ?
tembeils Abkoͤmmlinge der Araber, die dem Jolam folgen, haben bier mekı
ten, ale Qulloa, Melinda, Dlagadoro, Subo zc., gebildet, welche ſorſt
von den Portugiefen abhingen, jest aber dem Iman von Maskate in Aral
terworfen find. In dem von Portuyal abhängigen Königreih, Melint
fen König in der Hafen» und Handelsſtadt Mombaſſa (Mondaza) auf)
gi. N.reſidirt, liegt die portug. Stadt Melinde, mit einem Hafen. Ami
bafa wurden die Portugiefen von den Arabern 1820 vertrieben; barauf u
fen ſich 1824 die vornehmften Einw. dein engl. Schuge. Das Königreid
ift reich an Goldſtaub, Kokosnüffen, Ambra ꝛc. In Quiloa hat der“
gl. N. an ber Mündung des Coavo ein portug. Fort und treibt Sklavenha
Zanotti (Francesco Maria). Diefer durch Geift und Gelchefam
gezeichnete Mann war den 6. San. 1692 zu Bologna geb. Nach dem frit
des Vaters, der als komiſcher Schaufpieler glänzte, empfing er eine fü
Erziehung beiden Jeſuiten. Sein vielfeltiger Geift bemädhtigte fich wit
keit aller Gegenftände des Unterrichts, vornehmlich der philofopbifchen, |
fhen und mathematifchen Wiffenfchaften, und ſchon 1718 ward er Pref.
Tofophie und Bibliothekar, 1723 Secretair und 1766 Präfident der Unia
Bologna. In diefem Zeittaume erfchienen feine wichtigften Werke. Ver
ter Dichtkunſt, übte er fie mit Erfolg, ſowol in to&cunifchen als Int. Ver
ſchrieb auch 5 Abhandlungen, In benen er Regeln für die einzelnen Dicht
tungen aufftellt. Bei der Feier des Jubilaͤums in Rom 1750 hlelt er, |
Wunſche Bensdicts XIV , auf dem Capitol eine Lobrede auf die ſchoͤnn
die fich durch Eleganz und Inhalt empfiehlt. Um feinen Begenftand ned
beleuchten, fchrieb er eine zwelte Rede gegen jene erfte, und widerlegte dief
tritten.. Alle 3 Reden, die ein Ganzes bilden, erfhienen in demif. S. ı
Bologna. Dieſelbe Schönheit der Schreibart, und zugleidy einen Reit
tiefin und erhabenen Ideen, finden wir in feinen philoſophiſchen und pbwf
Werken, namentlic) feiner Moral und feinen Dialogen Aber den Drud de
Den meiften Ruhm aber erwarb er fich durch feine Sommentarien ber ä
worin er eine Geſchichte biefer gelehrten Anftalt und eine Analyfe ala!
vorgelsgten phufikatifch » mathematiſchen Arbeiten liefert. Überdies enh
Schriften dieſer Geſellſchaft von ihm mehre gehaltvolle Auffäge Aber
analytiſche, phyſikaliſche und muſikaliſche Gegenftände. Noch ermäh
Wert: „De viribus centralibus“, worin er die Lehre Newton's ven el
kraͤften erweitert und erläutert vortrug. ine Sammlung feiner Weil
1779 zu Bologna. Er ftarb am 24. Dec. 1777. — Er tft nicht zu verwel
tem Maler und Schriftſtelle Giampietto Cavazzoni Z., weihe
Doris geb. und zu Bologna erzogen, ein Schüler des Paſinelli war urd
Kunftgefchichte von Bologna gehoͤrige Schriften verfaßte. Als Secreten
mientinifhen Malerokademie zu Bologna fchrieb er die „Storia dell’ ac
Clementina” (2 Bde., $ol., Bologna 1739). Er ſtarb 1765. — Eı
Z., aus Bologna, geb. 1709, mar dafelbft Lehrer der Afttonomie umd ſta
Er machte fi um das Studium der Mathematik verdient, ſewie burd
achtungen über die Kometen und Über die Geftalt der Erde; ingleicher
optifchen und hydrometrifchen Verſuche.
Zanni, f. Harlekin.
Zante, mit dem Beinamen Spartlvento, eine ber vorzuͤglichſten
ſieben Inſeln im ioniſchen Meere an der Kuͤſte Griechenlands, welche d
(he Republik, oder, wie fie jegt heißen: die Verein. Staaten der io
Inſeln (f.d.) bilden. Im Alterehume hieß fe Zakynthos, war nah
. ‚ben Griechen und Roͤmern, den Neapolitanern und felt Ende des 14. Fi
Venetianern unterworfen. 1797 kam fie, wie die übrigen Sinfeln, in di
Zappi Zarlino 467
zofen, denen fie 17799 von ben Rufſen wieder entriſſen wurde. Seitdem
nen Shell der genannten Republik ausgemacht, die durch den am 5. Nev.
ı Paris zwiſchen Rußland und England gefhyloffenen Vertrag unter den
baren und ausſchließenden Schug Großbritanniens geftellt wurde. Dir
mte ift 4)M. groß und hat gegen 40,000 grieh. Einw. Sie beſteht
heils aus einer ausgedehnten Ebene, melche ſich von der nördlichen zur ſuͤd⸗
hfte erſtreckt, im Welten von einer Hügelkette und im Often durch ben
copo und die bergigen Umgebungen der Stade begrenzt iſt. Sie hat känen
ch Quellen, aber kein gutes Trinkwaſſer. Überall findet man Spuren un:
en Feuers, daher fie auch den Erdbeben fehr ausgeſetzt iſt. Merkwuͤrdig
ſchon von Herodot erwähnten Pechquellen, welche fich bei Chieri, 2 Mei⸗
ver Hauptſt, an 3 — 4 Stellen eines Moraftes in der Geftalt Heiner Tei⸗
ben. Die Ufer und der Grund find naͤmlich ſtark mit Steinoͤl belegt, wel⸗
Feühlingsgewaͤſſer auf die Oberfläche bringen und abfegen. Man fammelt
BOO Tonnen, und es wird nur zum Kalfatern ber Schiffe gebraucht. Der
Kebare Boden der Inſel licfert nur auf 4 Monate für feine Bermohner Ges
ſenn zwei Drittel der Inſel find mit Reben bepflanzt, wovon jährl. 40,000
ein gewonnen werden; desgleichen erntet man. 12 — 13 Miu. Pfund
B, welche größtentheils nach England gehen, an 60,000 Zonnen Dliven;
eine bedeutende Menge von Pomeranzen und Limonien. Das Gewerbe
Einw. beftcht in Baummollenfpinnerei, Weberei und beträchtlichen is
ereien. — Die Hauptft. Zante liegt am Fuße eines Berges, auf dem
a Venstianern erbaute® Fort mit fehr ausgedehnten Feſtungswerken ſteht.
9.000 Einw., ift nach ital. Art gebaut, mit engen Straßen und maſſi⸗
5 Stockwerke hohen Häufern. Hier find 2 Quarantainehäufer. Die
vom 29. Dec. 1820 bis zum 6. San. 1821 durch Erderfchütterungen
ungewöhnliche Naturereigniffe fehr gelitten.
pi (Giovanni Battiſta Zelice), geb. zu Imola 1667, gehört zu den
chen Dichtern feines Zeitalters. Nachdem er zu Bologna bie Mechte
ſo ſchnelle Fortſchritte gemacht hatte, daß ihm fchon in feinem 13. Jahre
de ertheilt worden, begab er fih nach Rom, wo er bald nicht bloß
lehrter, fondern auch als Dichter glänzte. Ex war einer der Stifter
ine ber Arkadier, in welcher er den Namen Tirfi Leucaflo annahm, und
befondern Zierde gereichte.” Ein phantaftifch- graziöfer Charakter zeichnet
en, befonder® die Canzonen und Madrigale, aus ; nur zumellen dürfte
rwurf des Geſuchten und Gekuͤnſtelten treffen. Seine Talente hatten
Clemens XI. erworben, der ihm zu anſehnlichen Pfründen Hoffnung
tte. Aber er ftarb 1719, noch ehe er zu ihrem Befig gelangt war. —
‚ Sauftina Maratti, die Tochter des berühmten römifchen Malers
atti, war nicht nur durch Schönheit, fondern ebenfalls durch Dichter
gezeichnet. Sie hatte in der Arcadia den Namen Aglaura Cidonia.
rlino (Biufeppe), geb. 1540 (nady Gerber 1520) in Chioggia bei Ves
be abriatifchen Meerbufen, geft. 1599 zu Venedig, und von niederlaͤnd Mei⸗
Mmentlic, Adrian Willart, gebildet, gehörte vor Rameau und Rouffeau zu
Pen theoretifchen Mufikern. Er beſtimmte die Verhaͤltniſſe des ganzen und
Kon® genauer, und legte durch fein ausführliches Handbuch über die Hars
„Institusioni armoniche”, Vened. 1562, 1573, Fol.) den Grund zu eis
chen Bearbeitung diefe® Gegenſtandes. Schon im 18.5. trat er ale
Meter in dleſer Hinficht auf und ſchrieb eine Menge Werke, weiche unter
men feiner „Instituzioni armoniche” und „Dimostrazioni armoniche‘*
‚4 Bbe., Fol.) in Venedig vollitändig gefammelt erfchlenen. Als Compo⸗
Ne ex fich befonbers durch eine große Mufik befannt, die er al Capellmei⸗
438 Zarskoje Selo Bauner
fler an der St. : Marcustiche in Venedig zur Feier des Seeſicges bi
führte. Der jegige Tonkuͤnſtler wird ſich nicht leicht entfchließen,
fteif gefchriebenen Werke zu ſtudiren, wuͤrde aber über den Zufland
16. Jahrh. manchen Aufſchluß darin finden.
Zarskoje Selo (Sarskoje Selo, d. i. Saras Dorf, von
men einer ehemaligen Befigerin, als bee Ort noch ein Dorf war), ei
ſchloß, 25 Werfte oder 34 deutſche Meile füdlidy von Petersburg, vı
Chauffee duch fehr einförmige Gegenden führt. Katharina I. legte hir
an, das Elifabetb (1744) vergrößerte und verfdhönerte, und dem
deren Rieblingsaufentbalt e& war, mit großem Koftenaufmwanbe fı
Pracht und herrlichen Anlagen gab. Das große, 3 Stockwerk hohe E
tig verziert, felbft die aͤußern Gefimfe und architektonifchen Verzier
goldet; doch äft, mit Ausnahme Deffen, was Katharina IL. erſchuf
das Meifte in antitem Geſchmack. Man bewundert vorzuͤglich bie
treppe, den Saal mit Spiegelmänden, bie Capelle, bie Porzellanjii
Derniteinfaal, in meldyem die Wände von oben bis unten mit Bildf
Bernftein verziert find. Die Zimmer enthalten prädtige Meubten ı
mälde, auch ift bier eine Öalerie mit Bionzen, von Künftlern ber
akademie verfertigt. In ben Gärten, die in engl. Geſchmack von ein
Namens Duſch, gut angelegt find, findet man eine Eremitage mi
Vaſen, cömifche und gothifche Tempel, Pyramiden, und unter n
und Obelisken auch Dentmäler und Zriumphbogen, welche Kathar
Männern, die fid) unter ihrer Regierung auszeichneten, dem Graf.
und den Brüdern Orleff bier errichtete. Den Eingang des Garten
koloſſaler Triumphbogen in antiker Korm, von gegoffenem Eifen ern
Inſchrift: „Meinen theuern Maffenbrüdern geheiligt”. Bei dief
liegt die Stadt Sofia, womit jegt Zarskoje Selo vereinigt, und ı
Jahren ein Eaiferl. Lyceum für die Bildung von Civilbeamten errid
Das kalfer. Schloß, in welchem fid) das Lyceum befand, brannte 1!
Detersburg) M.f. die Beſchreib. in Loudon's „EncyElcpätie
ſens“ (deufh, Weimar 1324).
Zauberei, f. Magie.
Zauberlaterne, Laterna magica, beißt ein optifcher Apı
beffen Pleine auf Glas gemalte Figuren im Dunkeln vergrößert an eiı
geftellt werden koͤnnen. Die Vergrößerung gefchieht durch 2 in ei.
Laternenform gefegte Linſenglaͤſer, von denen das erfte die Strap
zweite fendet, ale ob fie von einem entlegenern Gegenftande Lümen u
deift. Um das Bild defto fläcker zu esleuchten, ift an der Ruͤckwe
ein Hohlſpiegel angebracht. Die Zauberlaterne hat auf bie Erfindu
nenmitroftops (f. b.) geleitet. über den mehrfachen Gebrauch
ments f. Wiegleb’6 und Funk's „Natürliche Magie”.
Zauner (Franz, Edler v.), Hofbildhauer, Profeffor und R
Akademie der bildenden Künfte zu Wien, mar geb. zu Seldpatan üı
im deutfchen Zirol 1746. Die Luft zur Bildhauerei zeigte ſich fri
bildete fie bei einem Vetter, der Bildhauer war, aus. Der Trieb,
kommnen, bracte ihn 1766, arm an Geld, aber reih an Kunſteife
Er arbeitete 5 Jahre bei dem geſchickten Peof. Schletterer. Jede N
nußte er, um thrild nach ber Natur, theild nad) den wenigen vorba
fen der Antiken fi zu bilden, und fo babnte ſich fein Genie den eigt
von dem Zwange der Schule. Der Hofbildhauer Bayer gebraucht
Arbeiten zur Verzierung des Gartens zu Schönbrunn. Raſtloſes
Nacht fortgefeutes Stublum brachte ihn fo vorit, daß er nun mänfdıe,
3ea (Infel) Zea (Don Francisco Antonio) 459
oas Schoͤnes auszuführen. Bald fand ſich Gelegenheit. Es follten Sta;
tigen Brunnen in Schönbrunn verfertigt werben. 3. meldete fich deß⸗
m Bunftliebenden Fuͤrſten Kaunitz, der ihm auftrug, binnen 15 Tagen
zu einem der Brunnen zu arbeiten, die 3 größten oͤſtreich. Fluͤſſe vorflels
8 Model erhielt Beifall, 3. führte es nun im Großen aus, erwarb fid)
Gunſt der Kaiferin Königin Maria Therefia, fowie des Fuͤrſten Kau⸗
urbe 1776 als Penfionnair des Hofes nach Rom gefchidt, wo er ſich *
urch theoretifch und praßtifch ausbildete, und 1781 nady Wien zu der
Profeffur der Bildhauerkunſt berufen wurde. Hier brachte er das in un»
Manier ausgeartete Studium der Bildhauerei auf richtigere Grundfäge
: ihm die Natur, in Berbindung mit der Antike, darbot. Don eignen
bete er aus: Klio, die Mufe, figend dargeftellt, in carrarifhem Mar»
a Fuͤrſten Kaunitz; das Denkmal der gräfl. Fries'ſchen Familie zu Veß⸗
loſſale weibliche Karyatiden, am Palaſt des Grafen von Fries am Jo⸗
zu Wien; 2 Bruftbilder Kaiſer Sranz II.; Hymen, im Mufeum des
Fries; die in Bronze gegoffene Eoloffate Bildfäule , die Kaifer Franz II.
eim Joſeph II. zu Ehren auf dem Joſepheplatze bei der kaiſerl. Burg
807 errichten ließ. Mach der Idee des Kuͤnſtlers follte bie Monument,
mteſtes Werk, einfach, edel und erhaben fein, mic es der große Monarch
Er wählte daher den Moment, mo ber geliebte Derrfcher in ruhigem
1Pferde fist, den Arm fanft vor fich hingeſtreckt, und in der Mitte feis
‚ für deffen Wohlfahrt wachend, einherreitet. Durch das römifche Co⸗
x die Architektur des Piedeſtals und durch die Wahl der Verzierungen
das Ganze im reinen antiten Gefchmad zu halten. In den Basreliefs
der Künftier Joſephs Meifen und feine Liebe für Aderbau, Handel und
aften. Diefe Bitdfäute iſt jegt faſt die größte in Europa. 3. veranflaltete
In Bronze ganz nach einer von ihm felbft ausgedachten Methode, erhielt
ß, die Statue erſt im Kleinen zu gießen, und bierbei ſowol als bei dem
Guß im Großen beftätigte der gluͤcklichſte Erfolg alle Erwartungen,
ſtler am 19. Sept. 1800 die Figur des Kaiſers, und am 26. Febr.
bes Pferdes in der möglichften Vollkommenheit aus ber abgenommenen
mmen ſah. — Das Denkmal Kaifer Leopolds II., von 3. in weis
z gearbeitet, befindet fich in einer Seitencapelle der Augufliner = Dofr
. Es ſtellt dieſen Monarchen auf einem Sarkophage liegend vor, in
Ansuge, mit roͤmiſchem Mantel. Über ihn gebeugt liegt die weinende
I, im langen Trauermantel. Außerdem hat man von dieſem Künftler
kn in Marmor, welche bie treffendfte Ähnlichkeit und viel Ausdruc mit
feinen Ausarbeitung vereinen. Ex flarb zu Wien d. 3. März 1822. Wi,
13ia), die alte Keos, eine fruchtbare griechiſche Infel, dem Vorgebirge
in Attica gegenüber, 34 IM., mit 5000 Einw. Sin der Stadt at. N.
iech. Biſchof feinen Sig. Unter den Trümmern von Juli oder Julia,
Staͤdte, die einft auf diefer Inſel blühten, und einer der ſchoͤnſten des
B, ward die Parifche Chronik (ſ. Marmorchronik) gefunden. Die
liegt auf der Stelle des alten Karthda. Über die Alterthuͤmer dieſer ſchoͤ⸗
hat zuerft Bröndfted 1810 genaue Unterfuchungen angeſtellt. Wir bes
ij bei der großen Bevölkerung der alten Keos den Leuten, die über 60 5.
erlaubt wurde, ſich felbft das Leben zunehmen. Der Greis verfams
feine Freunde und nach einem feftlichen Abfchiede, trank er, die Stirn
ss ummunden, einen Becher von Mobnfaft, und entfchlummerte.
(D. Srandisco Antonio), Wicepräfident des Congreſſes von Colombia,
febrteften und auggezeichnetflen Bürger des fpanifhen Amerika. Geb.
aada und erzogen in der Hauptſt. dieſes Vicekoͤnigreichss, S.⸗Fe de Bos
460 Zea = Bermudez
gota, erwedte er durch feine Zatente das Mißtrauen der fpanifchen
der Priefler. Er wurde nebft mehren andern auf gleiche Weiſe ve
nern 1792 gefangen nad; Spanien gefandt, fand aber dort eine
und man ließ ihn feine Studien fortfegen. 3. zeichnete ſich auch
und machte eine Reife durdy Europa. 1806 ward er Prof. der Be
auffeher bei dem koͤnigl. botanifchen Garten in Madrid; dann tı
des fpanifchen Amerika als Abgeordneter von Neugranada in ber X
Cortes, während des Krieges mit Frankreich, auf, begab fidy Im der
don und fehrte von da in fein Vaterland zuruͤck, wo er für bie €
‚thätig war. 1818 ftand er als Präffdent des Regierungsrathes
an der Spitze der Verwaltung. zu St. Thomas (ehemals Angoftar
Generalintendant der Armeen der Republik. Bel Einfegung di
Republik Venezuela (jetzt Colombia) in Angoftura (Febr. 1819
Vicepräfidenten ernannt, legte aber im Aug. 1819 feiner Befun!
Stelle nieder, welche General Arismendi, dann Roscio erhielt.
nach Europa, und begab ſich uͤber Paris nad) Madrid, wo er übı
heiten der Republik unterhandelte. Da es hier zu keinem Abſchl
wieder nad) Paris, two er ald Abgeordneter der Begierung von |
Cabinette der europäifchen Regierungen eine Note (Paris 8. Apri
in welcher er die Anerkennung jenes Freiſtaats verlangte, die Bi
mit Solombia einlud, und in Anfehung der colombifhen Staate
Srundfag der Segenfeltigkeit aufſtellte. Dann begab er fid) nad
von den Miniftern nicht ungünflig empfangen wurde. Er fchlei
lombia ein Anlehen von 2 Mill. Pf. St. ab, ohne dazu ermädyt
farb bald darauf im Bade zu Bath im Nov. 1822. Jenes Anich
und nur mit großen Einfchräntungen von feiner Regierung anerkaı
Zea:Bermudez(D. Francisco be), ein in der neuefte:
gegeichneter fpanifcher Diplomat, gegenwärtig Ein. fpan. Geſar
verliebte feine Jugend an der Seite des gelehrten Fovellano
Verwandten, machte fich deſſen Kenntniffe eigen und ſammelte
deren Herausgabe aber ihm die Zeitumftände noch nicht geftattet he
der Unruhen des Kriegs hielt ex fi) in Malaga auf und unten
fhäfte. Darauf trat er in die Dienfte der Cortes, welche ihn alt
Petersburg ſchickten, wo er, von der zu Cadiz befindlichen Regentſ
tigt, im Namen des Königs Ferdinand VII, mit dem ruff. Rei
Graf Rumjänzoff den bekannten Sreundfchafts » und Bundesve
Luky, den 20. Juli 1812 abſchloß und unterzeichnete, in welcher
die Legitimität der ordentlichen und ber auferorbentlihen zu Cat
Cortes, fowie die von denfelben befchloffene und befanntgemad
foͤrmlich anerkannte, die Handelsverbindungen Rußlands mit S
und der ſpaniſchen Regierung feinen Beiſtand gegen Frankreich zuf
merkwürdigen Vertrag, welcher in der Sammlung des Hrn. v. M
Schoͤll in f. „Hist. des traites de paix”' (10.3d., &. 543) n
das fpan. Milttair 1820 jene Conftitution toieberherfleflte, fo vid
Meffeleode an Hrn. v. 3. die befannte Rote, in welcher ber Kali
Mevolution und die Regierung von 1820 mißbißigte. Bam ned
8. von Ferbinand VII. als Befandter nach Konflantinopel gef@id
Poſten er im Juni 1823 abberufen, und als der tuffifche Hof die
Pine be en zum fpon. Geſandten in Petersburg abgelehet
Fin. geofbiktannifchen Hoſe ernannt wurde. Nach den
Ae hr DR ta Jull 1824, emamni
up te Kr. —— EAN
Zea⸗ Bermubez 461
odurch er bie Entlaſſung bes Grafen Ofalla, ſowie bie Ernennung von
chfolger bewirkt haben ſoll. Herr v. 3. ging uͤber Paris, mo er längere
ilte und mit dem Grafen Villoͤle Öftere Unterredungen hatte, nadı Mas
er im Sept. 1824 unter fehr fchroierigen Verbältniffen die Leitung der
Angelegenheiten übernahm und fpäter an die Spige des ſpan. Miniſte⸗
€. Er handelte anfangs, tie e& ſchien, in Übereinftimmung mit Bra.
Die große Aufgabe war, das Syſtem ber Maͤßigung, zu welchem ſich
3. nach feinem Charakter, feiner Bildung und feiner Erfahrung bekennt,
überfpannten Foberungen der fogen. apoftolifdyen Faction zu behaupten,
It (über 300 Mit. Realen) zu decken, an Frankreich bie Foderung von
Er. gu bezahlen und den Grebit des Staats wiederherzuſtellen. In legterer
mitte er bereits in Paris Unterhandlungen wegen eines Anlehens mit dem
athſchild angeknuͤpft, die aber zu feinem Reſultate führten, weil bie Dars
ma Theil der von den Cortes ausgeftellten Bons mit einrechnen wollten.
fe andrer Act traten ihm bald auf allen Seiten in den Weg. Gleich an⸗
eitete eine mächtige Partei, zu welcher auch der Suftizminifter Calomarde
Farliſtas gehörten, an der Entfernung bes Hrn. v. Z.; das bisher befolgte
ſeliche Reactionsſyſtem dauerte noch eine Zeitlang fort. Gleichwol befchuls
bden Hen. v. Z., daß er die Conſtitutionnellen, die Freimaurer u. ſ. w. bes
» Angefehene Perfonen in ber Ein. Familie theilten diefe Anſicht. Indeß
bh der Miniiter durch die Unterſtuͤzung des franz. und beſonders bes ruff.
B, des Hrn. v. Oubril. Allen Hr. v. Ugarte fand für gut, fich den Ab»
‚und Hrn. v. Galomarde zu nähern und mit ihnen an dem Sturze des
B zu arbeiten, entweder aus Unzufriedenheit, weil diefer ſich nicht feiner
wie er erwartet hatte, ganz hingab, oder aus Vorſicht, um nicht ſelbſt
wahrfcheinlichen Fall des Hrn. v. 3. mit verwidelt zu werden. Kun
Minifter genöthigt, die Entfernung diefes mächtigen Oberhaupts der
Camarilla ernftlich zu betreiben. Er bewirkte daher beffen Ernennung
5 zum £ön. fpan. Gefandten am Hofe zu Zurin. Hr. v. Ugarte
mächtige Freunde zuruͤck; unter diefen war ber bänifche Geſandte,
h, einer ber eiftigften. Hr. v. 3. veranlaßte daher die Abberufung
ein er konnte feine Feinde nicht entwaffnen. Die Abfolutiften mach⸗
dem Minifter immer mehr zum Staatsverbrechen, daß er gemäßige
die beftändigen Hemmungen, welche derfeibe in Allem, was er vor»
Ruhe, bewogen ihn endlich, das Geſuch um feine Entiaffung dem Könige
ben. Damals fol die Gemahlin des Infanten Don Carlos dem Könige
Baben, daß feine Sicherheit und die Ruhe des Staats gefährdet fei, wenn
B. Länger beibebielte. Allein der König nahm 3.8 Geſuch nicht an, und
fogar in dem Vertrauen feines Monarchen, vorzuͤglich durch bie gemein»
sit Dem Genetalintendanten der Polizei, Hrn. Recacho, bewirkte Uns
eines Aufſtandes der Carliftas im Aug. 1825. (S. Spanien.) Um
Stimmen der einſichtsvollſten Männer im Klerus und dem Adel zu hie
auf 3.6 Borfchlag rine Berathungsiunta errichtet. Zugleich verfuhr
trenge gegen die überfpannten Anhänger des fogen. Abfolutiemus. Als
neichtung des Rebellen Beſſieres unb feiner Mitſchuldigen (im Aug.
e erlärte Bopaliften waren und meit mächtigen Perfonen in Verbindung
negte gegen ben Minifter die heftigfte Erbitterung. Obgleich nun auch
pa KEuspechnade (eigentlich Yuan Francesco Martin), der in den Zeiten
ifo gapfıs für den ſpaniſchen Thron gekaͤmpft, 1823 aber die Sache der
‚hatte, ungeachtet der gehofften königl. Begnadigung mit dem
4, und die gegen bie Freimaurer überhaupt ausgelgroihrne or
133.
‚Pr. v. 35. trat Hierauf im Anfange des Jahres 1820 jenen U
Dresden an, welden er 1828 mit dem in London vertaufek
Spanien behauptete Syſtem der Mäfigung murde beibehalte
entfernt ; die confultative Junta aber ward in einen Staater
gens Ift die Lage Spaniens feitdem nicht beffer geworden.
Zeche, ehemals, und in einigen Gegenden Oberden
viel als Innung, Zunft. Gegenwärtig ift es 1) ein bergmaͤnn
fo viel als Berggebäude oder Grubengebäubde oder Grube(f
woͤhnlich, mehre Perfonen den Bau einer Zeche gemeinſchaf
beift fie eine Gewerkzeche, und die Geſellſchaft, die fie bau
Diefe theilt das Feld oder die Zeche in 128 eingebildete Theile
Nach diefen Kuren werden alsdann ſowol die Koften der Zub:
als auch der Gewinn, die Ausbeute, an bie Gewerke verthet
niſchen Sprache find viele mit dem Worte Zeche zufammeng
3. B. eine Zeche befahren, ſich in die Grube begeben, um bi.
ten zu befehen ; eine Zeche belegen, Arbeiter annehmen und
tem laffen; das Gegentheil davon heißt: bie Zeche liegen ı
einftellen. Zecjregifter heißt die Rechnung über @inma.
Beche oder Grube. — 2) Zeche heißt auch fo viel als die t
gend ein Gefchäft die Glieder einer Gemeinde nach einander
druck: um die Zeche (umjech ig, zechum), wechfeletveife,
dem Lande find an vielen Orten die Unterthanein
Angelegenheiten um die Zeche Botendienfle zu ’
gehütet ac. — Endlich 3) beißt Zeche fo
ſchaft. Daher bie Ausdruͤcke: Bechbri
findet; die Brie (das Belag)
bezahlen, im unelgenili
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eiß gemiſcht,
8 bitdete den
cc) daß volle
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er Lehrer des
ten. Man
dand und dee
zeichnen, die
t und den zar⸗
Buchsbaum;
achs uͤberzoge
Leichtigkeit und
ımen, und mit
fe Stizzen auf
;afeln. Die Li⸗
in ihr verherrlich⸗
elles und Protoge ·
eworfenen Linien,
inheit und Reinheit
emaͤlde; etwas Har ˖
sührten Gemätbe, und
‚din Einfluß der byzan⸗
=. ‚übern trocknen und magern
." „zule veranlaßte. In Hinfiht
s... bie Zeichnenbuͤcher von Schnorr,
(2 Thle. Stuttg. 1821).
vom Zeit betrachten, ſo theilen ſich
pe ber Feder, mit der Kreibe und
8 auf welßes Papier; bei dem
%, bei letzterm aber wosiden jie
458 Zarskoje Selo BZauner
fler an der St. s Marcustichhe in Venedig zur Feier des Seeſieges b
führte. Der jegige Tonkuͤnſtler wird ſich nicht leicht entſchließen
ſteif gefchriebenen Werke zu ftubiren, wuͤrde aber über den Zuflan!
16. Jahrh. manchen Auffdyluß darin finden.
Zarskoje Selo (Sarskoje Selo, d. i. Saras Dorf, von
men einer ehemaligen Befigerin, als der Drt noch ein Dorf war), «
ſchloß, 25 Werfte oder 34 deutfche Meile ſuͤdlich von Petersburg, t
Chauffee durch fehr einförmige Gegenden führt. Katharina I. legte bi
an, das Eliſabeth (1744) vergrößerte und verfchönerte, und den
deren Lieblingsaufentbalt e8 war, mit großem Koſtenaufwande
Draht und herrlichen Anlagen gab. Das große, 3 Stockwerk hohe €
tig verziert, feibft die aͤußern Gefimfe und architektoniſchen Verzier
goldit; doch ift, mit Ausnahme Deffen, was Katharina U. erfchuf
das Meifte in antikem Geſchmack. Man bewundert vorzüglid) di
treppe, den Saal mit Spiegelmänben, die Capelle, bie Porzellan;
Bernſteinſaal, in welchem die Wände von oben big unten mit Bild
Bernftein versiert find. Die Zimmer enthalten prächtige Meubien
maͤlde, auch ift hier eine Galerie mit Bionzen, von Künftlern der
akademie verfertigt. In den Gärten, bie in engl. Geſchmack von ei
Namens Duſch, gut angelegt find, findet man eine Eremitage m
Vaſen, römifche und gothifche Tempel, Pyramiden, und unter ı
und Obelisten audy Denkmäler und Triumphbogen, welche Kathaı
Männern, die fidy unter ihrer Regierung augzeichneten, dem Gral
und den Brüdern Orloff hier errichtete. Den Eingang des Garten
koloſſaler Triumphbogen in antiker Korm, von gegoffenem Eiſen er
Inſchrift: „Meinen theuern Waffenbrüdern geheiligt“. Bet die
liegt die Stadt Sofia, momit jegt Zarskoje Selo vereinigt, und
Fahren ein Ealferl. Eyceum für die Bildung von Cidilbeamten erric
Das kaiſerl. Schloß, in welchem fidy das Lyceum befand, brannte 1
Detersburg) M. ſ. die Befchreib. in Loudon’s „Encyklopaͤdie
ſens“ (deutſch, Weimar 1824).
Zauberei, f. Magie.
Zauberlaterne, Laterna magica, heißt ein optifcher Ap
beffen Eleine auf Glas gemalte Figuren im Dunkeln vergrößert an ei
geftellt werden können. Die Vergrößerung geſchieht durch 2 in ei
Laternenform gefegte Linfengläfer, von denen das erfte die Strah
zweite fendet, ale ob fie von einem entlegenern Gegenſtande kaͤmen;
deift. Um das Bild defio flärker gu erleuchten, iſt an der Ruͤckw
sin Hohlſpiegel angebracht. Die Zauberlaterne hat auf bie Erfindr
nenmikroſkops (f. d.) geleitet. Über den mehrfachen Gebraug
ments f. Wiegleb's und Kunt’s „Natürliche Magie”.
Zauner (Franz, Edlerv.), Hofbildhauer, Profeffor und Hi
Akademie der bitdenden Künfte zu Wien, war geb. zu Felbpatan i
im beutfchen Tirol 1746. Die Luft zur Bildhauerei zeigte ſich fr
bildete fie bei einem Vetter, der Bildhauer war, aus. Der Trieb,
kommnen, bracte ihn 1766, arm an Gelb, aber reich an Kunſteife
Er arbeitete 5 Fahre bei dem geſchickten Prof. Schletterer. Jude A
nußte er, um theild nach ber Natur, theild nad) den wenigen vorha
fen der Antiken ſich zu bilden, und fo babnte ſich fein Genie den eig!
von dem Iwange der Schule. Der Hofbildhaucr Bayer gebrauch
Ürbeiten zur Verzierung des Gartens zu Schönbrunn. Kafliofes
Nacht fortgefrgtes Studium brachte ihn fo weit, dag er nun wänfchtr,
ſel) Bea (Don Francisco Antonio) 459
es auszuführen. Bald fand ſich Gelegenheit. Es follten Sta;
ınen in Schönbrunn verfertigt werben. 3. meldete ſich deß⸗
benden Fürften Kaunitz, der ihm auftrug, binnen 15 Tagen -
‚er Brunnen zu arbeiten, die 3 größten oͤſtreich. Fluͤſſe dorſtel⸗
thielt Beifall, 3. führte ed nun im Großen aus, erwarb ſich
r Kaiſerin Königin Maria Therefia, ſowie des Fuͤrſten Kau⸗
> ald Penſionnair des Hofes nach Rom geſchickt, wo er ſich *
etifch und praßtifch ausbildete, und 1781 nad) Wien zu der
er Bildhauerkimft berufen wurde. Hier brachte er das in un⸗
sgeartete Studium ber Bildhauerei auf richtigere Grundſaͤtze
atur, in Berbindung mit der Antike, darbot. Bon eignen
: Klio, die Mufe, figend dargeftellt, in carrarifhem Mar»
Kaunitz; das Denkmal der gräfl. Fries'ſchen Familie zu Veß⸗
‚liche Karyatiden, am Palaft des Grafen von Fries am Jo⸗
2 Bruftbilder Kalfer Franz II; Hymen, im Mufeum bes
in Bronze gegoffene Eoloffale Bildfäule, die Kaiſer Franz II.
hl. zu Ehren auf dem Joſepheplatze bei der kaiſerl. Burg
en lieg. Nach der Idee des Kuͤnſtlers ſollte dies Monument,
ik, einfach, edel und erhaben fein, wie es der große Monardy
te daher den Moment, wo der geliebte Herrſcher in ruhigem
t, den Arm fanft vor fich hingeſtreckt, und in der Mitte feis
Wohlfahrt wachend, einherreitet. Durch das römifche Co⸗
tektur des Piedeftals und duch die Wahl der Verzierungen
im reinen antiten Geſchmack zu halten. In den Basreliefs
rt Joſephs Reifen und feine Liebe für Aderbau, Danbel und
e Bildſaͤule iſt jegt faft die größte in Europa. 3. veranftaltete
janz nad) einer von Ihm felbft ausgedachten Methode, erhielt
atue erft im Kleinen zu gießen, und hierbei ſowol als bei dem
ı Großen beftätigte der glüdlichfte Erfolg alle Erwartungen,
ı 19. Sept. 1800 die Figur des Kaiſers, und am 26. Sebr.
3 in der möglichften VBolllommenheit aus der abgenommenen
fah. — Das Denkmal Kaifer Leopolds II., von 3. in wei⸗
et, befindet ſich in einer Seitencapelle der Auguftiner = Hof-
‚elit diefen Monarchen auf einem Sarkophage liegend vor, in
‚ mit roͤmiſchem Mantel. Über ihn gebeugt liegt die weinende
n Zrauermantel. Außerdem hat man von diefem Kuͤnſtler
nor, welche die treffendfte Ähnlichkeit und viel Ausdruc mit
rbeitung vereinen. Ex flarb zu Wien d. 3. März 1822. WI.
alte Keos, eine fruchtbare griechiſche Inſel, dem Vorgebirge
genüber, 34 DIAM., mit 5000 Einw. Sn der Stadt gl. N.
f feinen Sig. Unter den Trümmern von Julie oder Julia,
ie einft auf diefer Inſel blühten, und einer der ſchoͤnſten des
»Pariſche Chronik (ſ. Mrmorchronik) gefunden. Die
r Stelle des alten Karthäa. Über die Alterthuͤmer dieſer ſchoͤ⸗
Iröndfted 1810 genaue Unterfuchungen angeftelt. Wir bes
oßen Bevölkerung der alten Keos den Leuten, die über 60 5.
urde, fid) felbft da& Leben zunchmen. Der Greis verfam>
ide und nad) einem feftlichen Abfchiede, trank er, die Stimm
en, einen Becher von Mohnſaft, und entfchlummerte.
i8co Antonio), Wicepräfident des Gongreffes von Colombia,
nd ausgezeichnetſten Bürger des fpanifchen Amerita. Geb.
zogen in der Hauptſt. dieſes Vicekoͤnigreichs, S.⸗Fe de Bo⸗
460 Zea : Bermudez
gota, erweckte er durch feine Talente das Mißtrauen der ſpaniſche
der Prieſter. Er wurde nebft mehren andern auf gleiche Weiſe ve
nern 1792 gefangen nady Spanien gefandt, fand aber dort eine
und man Heß ihn ſeine Studien fortfegen. 3. zeichnete ſich auch
und machte eine Reife durdy Europa. 1806 ward er Prof. ber Bi
auffeher bei dem koͤnigl. botanifchen Garten in Madrid ; dann t
des fpanifchen Amerika als Abgeordneter von Neugranaba in ber 9
Cortes, roährend des Krieges mit Frankreich, auf, begab ſich In dei
don und Eehrte von ba in fein Vaterland zuruͤck, wo er für die €
‚thätig war. 1818 ſtand er als Präftdent des Regierumgsrathes ı
an der Spitze der Verwaltung zu St. Thomas (ehemals Angoſtu
Generalintendant der Armen der Republit. Bei Einfegung bi
Republik Venezuela (jetzt Colombia) in Angofturs (Febr. 1819
Vicepräfidenten ernannt, legte aber im Aug. 1819 feiner Geſun
Stelle nieder, welche General Arismendi, dann Roscio erhielt.
nach Europa, und begab fidh uͤber Paris nach Madrid, wo er üb
heiten der Republik unterhandelte. Da es bier zu keinem Abſchl
wieder nach Paris, wo er al® Abgeordneter der Regierung von |
Cabinette der europäifchen Regierungen eine Note (Paris 8. Apti
in welcher er die Anerkennung jenes Freiftants verlangte, die Bi
mit Colombia einlud, und in Anfehung der colombifchen Staatı
Grunbfag der Gegenſeitigkeit aufſtellte. Dann begab er fidy nad
von den Miniftern nicht ungünflig empfangen wurde. Er ſchlo
lombia ein Anlehen von 2 Mill. Pf. St. ab, ohne dazu ermädy
farb bald darauf im Babe zu Bath im Nov. 1822. Jenes Anich
und nur mit großen Einfchränkungen von feiner Reglerung anerkaı
ZeasBermudez(D. Francisco de), ein in der neuefte
gezeichneter fpanifcyer Diplomat, gegenwärtig Ein. fpan. Geſar
verliebte feine Jugend an der Seite des gelehrtn FJovellano
Verwandten, machte fi) deffen Kenntniffe eigen und ſammeite
deren Herausgabe aber ihm bie Zeitumflänbe noch nicht geftattet h
der Unsuhen des Kriegs hielt er fi in Malaga auf und unten
fhäfte. Darauf trat er in die Dienfte der Cortes, weldye ihn alı
Deteröburg ſchickten, wo er, von der zu Cadiz befindlichen Megentf
tigt, im Namen des Königs Ferdinand VII. mit dem ruſſ. Rei
Graf Rumjänzoff den bekannten Sreundfchafts » und Bundesv
Luky, den 20. Juli 1812 abſchloß und unterzeichnete, in welche
die Legitimität der ordentlichen und ber außerorbentlihen zu Ga
Cortes, fowie die von benfelben befchloffene und befanntgema«
foͤrmlich anerkannte, die Handelsverbindungen Rußlands mit €
und der fpanifchen Regierung feinen Beiftand gegen Frankreich, zu!
merkwuͤrdigen Vertrag, welcher in der Sammlung des Hrn. v.
Schoͤll in f. „Hist. des traitcs de paix“ (10.8d., &. 543) n
das fpan. Mitttair 1820 jene Gonftitution wiederherftellte , fo ric
Neffelrode an Hrn. v. 3. die bekannte Rote, in welcher ber Kal
Revolution und die Regierung von 1820 mißbifigte. Bald nad
3. von Ferdinand VII. als Gefandter nad Konflantinopel gefdhid
Doften er im Juni 1823 abberufen, und als der ruſſiſche Hof di
nennung beffelben zum fpan. Geſandten in Petersburg abgelehnt
fandten am koͤn. großbritunnifchen Hofe ernannt wurbe. Nach ber
ften fpan. Miniſters, Grafen d'Ofalia, im Juli 182%, emasnn!
zu defien Nachfolger. Damals hatte Dr. von Ugarte (f.d.) viel
Bea» Bermubez 461
odurch er bie Entlaffung des Grafen Ofalia, ſowie bie Ernennung von
chfolger bewirkt haben fol. Herr v. 3. ging über Paris, wo er längere
ülte und mit dem Grafen Bilele öftere Unterrebungen hatte, nad) Ma⸗
ee im Sept. 1824 unter fehr ſchwierigen Verhaͤltniſſen die Leitung der
Angelegenheiten übernahm und fpäter an die Spige des fpan. Miniftes
t. Er handelte anfangs, wie es ſchien, in Übereinflimmung mit Bın.
Die große Aufgabe war, das Syſtem der Maͤßigung, zu welchem fich
"3. nach feinem Charakter, feiner Bildung und friner Erfahrung bekennt,
überfpannten Koberungen der fogen. apoftolifcyen Faction zu behaupten,
be (über 300 Mid. Realen) zu dedien, an Frankreich die Foderung von
Br. zu bezahlen und den Gredit des Staats wiederherzuſtellen. In legterer
jatte ex bereits in Paris Unterhandlungen wegen eines Anlehens mit dem
othſchild angeknuͤpft, die aber zu feinem Mefultate führten, weil die Dars
Theil der von den Cortes ausgeftellten Bons mit einrechnen wollten.
e amdrer Art traten ihm bald auf allen Seiten in den Weg. Gleich au⸗
jeltete eine maͤchtige Partei, zu welcher audy des Suftizminifter Calomarde
rliſtas gehörten, an der Entfernung bes Hrn. v. 3.; das bisher befolgte
che Reactionsfyjtem dauerte noch eine Zeitlang fort. Gleichwol befchuls
Hm.v.3., daß er die Sonflitutionnellen, die Freimaurer u. ſ. w. bes
Angeſehene Perfonen in der kön. Familie theilten diefe Anficht. Indeß
der Mintiter durch die Unterftügung des franz. und beſonders des ruff.
„ des. Hrn. v. Dubril. Allen Hr. v. Ugarte fand für gut, ſich den Ab»
und Hrn. v. Salomarde zu nähern und mit ihnen an dem Sturze bes
B au arbeiten, entweder aus Unzufriedenheit, weil dieſer ſich nicht feiner
zwie er erwartet hatte, ganz hingab, oder aus Vorſicht, um nicht ſelbſt
wabrfcheinlichen Fall des Hrn. v. 3. mit verwidelt zu werden. Rum
Minifter genötbigt, die Entfernung diefes mächtigen Oberhaupts der
Camarilla ernftlich zu betreiben. Er bemirkte baher deſſen Ernennung
5 zum £ön. fpan. Sefandten am Hofe zu Turin. Dr.v. Ugarte
mächtige Freunde zuruͤck; unter diefen war der daͤniſche Geſandte,
b, einer der eiftigften. He. v. 3. veranlaßte daher die Abberufung
Bein er konnte feine Feinde nicht entwaffnen. Die Abfolutiften mach⸗
e dem Minifter immer mehr zum Staatsverbrechen, daß er gemaͤßigt
bie befländigen Hemmungen, welche derfeibe in Allem, was er vor»
r, bewogen ihn endlich, das Geſuch um feine Entlaffung dem Könige
. Damals fol die Bemahlin des Infanten Don Carlos bem Könige
lhaben, daß feine Sicherheit und die Ruhe bes Staats gefährdet fei, wenn
Z. länger beibehielte. Allein ver König nahın 3.’6 Geſuch nicht an, und
fogar in dem Vertrauen feines Monarchen, vorzüglic durch die gemeine
Ric dem Seneralintendanten der Polizei, Den. Recacho, bewirkte Uns
g eines Auffandes ber Garliftas im Aug. 1825. (8. Spanien.) Uns
Stimmen der einſichtsvollſten Männer im Klerus und dem Adel zu hoͤ⸗
auf 3.6 Vorſchlag rine Berathungsjunta errichtet. Bugleich verfuhr
Strenge gegen die überfpannten Anhänger des fogen. Abfolutismus. Als
seichtung des Rebellen Befjieres und feiner Mitſchuldigen (im Aug.
le erklaͤrte Royaliften waren und mit mächtigen Perfonen in Verbindung
regte gegen ben Miniſter die heftigfte Erbitterung. Obgleich nun audy
we Empecinabo (eigentlich, Juan Francesco Martin), ber in den Zeiten
ı fo tapfer für den ſpaniſchen Thron gefämpft, 1823 aber die Sache der
rtheldigt hatte, ungeachtet der gehofften koͤnigl Begnadigung mit dem
imgerichtet, und die gegen die Freimaurer überhaupt ausgefprochene To⸗
468 Sch Zechin
desftrafe, am fieben angefehenen Öfficieren”) zu Granada am 9. |
den ausdruͤcklichen Befehl des Könige (oder Calomarde's), fireng
fo nahm dennod) der Daß der Hofpartei gegem den feit kurzem
des Miniſterraths ernannten Hrn. v. 3. fo zu, daß der König ent
1825 feine Entlaffung unterzeichnete. Jede Partei gab die Urfad
ſchieden an. Einige fagten, England und Frankreich hätten dem
Beiftand entzogen, weil er nicht in die von ihnen begehrte Anerke
haͤngigkeit von Merico habe willigen wollen; Andre behaupten di
Wahrſcheinlichkeit, er ſei gefallen, weil er die Anerfennung bei
Mexicos angeratben habe. Dr. v. 3. behielt übrigens bie Gnade I
fein Nachfolger, der Herzog von Infantado, hehandelte ihn mit
Br. v. 3. trat hierauf im Anfange des Jahres 1826 feinen Gefan!
Dresden an, welchen er 1828 mit dem in London vertaufchte.
Spanien behauptete Syſtem der Maͤßigung wurde beibehalten. H
entfernt ; die confultative Junta aber ward in einen Staaısrath v
gene iſt die Lage Spaniens feitdem nicht beffee geworben.
Zeche, ehemals, und in einigen Gegenden Oberbdeutfchla:
viel als Innung, Zunft. Gegenwärtig ift es 1) ein bergmaͤnniſcher
fo viel als Berggebäude oder Grubengebäude oder Grube (f.d.).
woͤhnlich, mehre Perfonen den Bau einer Zeche gemeinfhaft:ich ı
beißt fie eine Gewerkzeche, und die Geſellſchaft, die fie baut, ei
Diefe theilt das Feld oder die Zeche in 128 eingebildete Theile, wei
Nach diefen Kuren werben aledann ſowol die Koften der Zubuße zu
als auch der Gewinn, die Ausbeute, an die Gewerke vertheitt.
niſchen Sprache find viele mit dem Worte Zeche zufammengefigte‘
3.8. eine Zeche befahren, ſich in die Grube begeben, um die Anfl
tem zu beſehen; eine Zeche belegen, Arbeiter annehmen und fie au
tm laflen; das Begentheil davon heißt: die Zeche liegen laſſen,
einftellen. Zechregifter beißt die Rechnung über Einnahme ur
Zeche oder Grube. — 2) Zeche heißt audy fo viel als die Reihe, ;
gend ein Gefchäft die Glieder einer Gemeinde nach einander trifft.
druck: um die Zeche (umzechig, zehum), wechfelöweife, Einer um d
dem Lande find an vielen Orten die Unterthanen verbunden, ix
Angelegenheiten um bie Zeche Botendienfle zu thun; das Vich u
gehütet ꝛc. — Endlich 3) heift Zeche fo viel als Gelag, das T
fhaft. Daher die Ausdrüde: Zehbruder, der ſich öfters bei?
findet; die Zeche (das Belag) bezahlen, den Aufwand für eine
bezahlen, im uneigentlihyen Sinne bie bei einer Sache aufgelaufe
zahlen müffen.
Zechin (ital. Zecchino, von dem Worte zecca, bie Mün;
geprägt wird) mar die eigentliche Nationalgoldmünze der ehemalig:
nedig; doch nennt man die Goldmünzen einiger andern Ränder,
türtifche, im Italienifchen auch Zechinen. Die florentiner Zechi⸗
den barauf geprägten Lillen bes großherzogl. Wappens, Gigliati,
öftreich. , beſonders die fremniger Dukaten, merden in Stalien U:
Die venetianifchen Zechinen waren den ungarifchen Dukaten an €
gleich, galten aber in Venedig felbft 4 — 5 Procent mehr als biefe.
neu geprägten bebielt man immer die alte Zeichnung bei, weil di
Revante, wohin diefe Geldforten im Handel häufig gingen, daran.
) Sie waren nur ber Theilnahme an einer Freimaurerloge angel
Geſellſchaft der Vertheibiger des Glaubens und ded Königs (melde |
ftotifchen Gefellichaft der Gonceptioniften getrennt bat) gebört baben !
Zehen Zehnt 4693
in iſt de Dukaten (f.d.) wol zu unterfcheiden, indem In Stalien eis
ir Silberdukaten geprägt werben.
ven, die bekannten Theile der Küße, deren Zahl ber der Finger gleicht,
ructur ber der Singer ähnlich iſt, deren äußere Sorm und Größe aber von
ger, der verfchiedenen Beſtimmung und Function wegen, abweicht. Si:
der aus 3 Knochen (bie große Zehe nur aus 2); ferner befigen fie, außer:
dem Nagel, den Blut⸗ und lymphatiſchen Gefaͤßen und Nerven, den
re Muskeln, welche eine Bewegung berfelben veranlaffen, Ligamente und
fein. Die Zehen leiften beim Gehen mwefentlihe Dienfte; beim Verluſt
ird es unficher, wankend, das Laufen ift Baum möglih. Springt man
Hoͤhe herab auf die Zehen, fo wird dee Stoß durch die Belenkverbindimg
ehr vermindert. — Ihre häufigften Krankheiten find, außer den Verwun⸗
welche oft Starrframpf veranlaffen, die beſchwerlichen Leichdorne; auch
ehr leicht von der äußern Kälte; bie große Zehe iſt oft der Sig der Gicht
. Bisweilen find fie überzählig, feltener ift ihre Zahl vermindert, manch⸗
re Stellung von der normalen abweichend. Dies find bie Kehler ber ers
ug biefer Theile.
Int oder Zehnte iſt eine Naturalgabe, welche vom rohen Ertrage des
es erhoben wird, aber body nicht immer, wie man aus der Benennung
nnte (melche von ber Abgabe der Juden an bie Leviten herrährt), din
ſondern bißmellen ten achten ober zwölften ıc. Theil vom Ganzen des vos
6 ausmacht. Der Zehnte wird bald nur von den gewöhnlichen Getreb
ch Wein) entrichtet (großer Zehnte, grosses dimes), was bie Regel iſt,
auch von der mit andern Gewaͤchſen, Hülfenfrüchten, Kraut, Wurzeln
en Feldern; Kieinodzehnte, Schmalsehnte, mennes dimes, Beides
macht ber Feldzehnten, welcher als Reallaſt auf den Grundſtuͤcken liegt,
es ſehr flreitig werden kann, ob auch von neuangelegten Feldern (Nen⸗
land) Zehnten (Novalzehnten) gegeben werden müffen. Es komme
Dorfjehnte vor, melder von Gärten und Thieren gegeben wird,
Blutzebnte und lebendiger Zehnte. Aud von Bergweiksproducten
e dem Staate entrichtet, wenn biefe von Privatperfonen gewonnen
on allen jenen erfonnenen Abgaben‘, fagt Arthur Young mit Recht,
te am verberbiid,fien: eine wahre Brandſchatzung, welche das Einkom⸗
bmanns fo ſtark angreift, daß ihm alles Muth sum Fleiße geraubt und
ke am Berbefferungen bei ihm verdrängt wird. In einem unaufhoͤrli⸗
Igegen einander liegen Die, welche den Zehnten heben, und Die, welche ihn
m haben. - Unter dern Scheine ber vollkommenſten Gteichheit ift dieſe
! ungleichfte von allen und verdient fchon in dieſer Hinficht ben bitterften
efe Ungleichheit entfteht dadurch, daß fie vom rohen, nicht vom reinen
r erhoben wird, welches Letztere doch allein Gegenftand dee Befteuerung
Es gibt naͤmlich fo fruchtbare Begenben, daß bie Hälfte ihre® rohen
z voͤllig hinreicht, das angelegte Sapitalmit dem gewöhnlichen Gewinnſt
eſtatten, ſodaß die Hälfte als Grundrente für den Gutsbefitzer uͤbrig
gen gibt es wieder Andre, die ſehr unfruchtbar find, und deren Anbau fo
a verurfacht, dag zur Wiedererflattung des angelegten Capitals mit dem
» GSewinnft & der ganzen Emte gehören, ſodaß nur 4 der Ernte als
für den Gutöbefiger übrigbleibt. Der Zehnte Bann alfo auf einem
Boden nur den 5. Theil der Rente, und auf einem unfrudhtbaren die
Btente wegnehmen. Und ebenſowie durch ihre Ungleichheit wirkt dieſe
4 daburch hoͤchſt nachtheilig auf den Nationalreichthum, daß fie jebe
Wirbefferung und Vervollkommnung der Bodencultur beinahe unmoͤt⸗
‚ denn da ber Zehntherr Immer mit erntet, wiewol er au den Kottep.
464 Zeichen Zeichnungskunſt
welche ben hoͤhern Ertrag veranlaßt haben, nichts beigetragen, fo m
pflichtige von dergleichen Verbeſſerungen —— werden
der Zehnte in vielem Fälen den Grundbeſitzer ad, den Anbau mind
Fruͤchte mit dem Anbau ergiebigerer zu vertauſchen, weil diefe wicht fı
tet oder nicht fo gut vom Zehntheren benugt werben fönnen. So ko
Adam Smith’s Verfiherung, in England erſt verfuchen, dem Krapı
bringen, nachdem eine Parlamentsacte verordnet hatte, daß von jed
beſtellten Ader Belb flatt des Zehnten 5 Schillinge entrichtet werde
ber fo nüslichen Verbreitung des Sutterträuteranbaus umd ber Chf
mancher Gegend von Deutfchland nicht® mehr im Wege, als bie Sure
ertrag dieſer Benugungsweife der Felder ben Zehntheren überlaffen ı
ernten will, wo er nicht geſaͤet bat’. — Mit Recht iſt daher den R
Abſchaffung der Naturalzehnten als eine der weiſeſten Maßregeln a
eine folhe Abſchaffung aber ohne Entfchäbigung des Zehntheren waͤ
keit. Gehört dee Zehnte dem Staate, fo if er zur Beſtreitung bi
wandes beflimmt, und bie Lüde in der Staatscaſſe, welche durch
Aufhebung des Zehnten entfliehen würde, müßte durch Abgaben ber
ger ergänyt werden; find aber Privatperfonen die Zehnrhercen, fo?
zung noch weniger den Zehnten unbedingt und ohne Erſatz abſchaffe
Eingriffs in wohl erworbene Rechte fih ſchuldig zu machen. Alles &
hierbei darauf an, mit dem Zehnten eine fo wohlthaͤtige Veränderung
daß weder ber Zehntberechtigte etwas verliert, noch der Zehntpflicht
Nachtheil Jenes gewinnt; dies kann aber nur dadurch geſchehen,
Grundſtuͤcke nach einem Ducchſchnittsertrage von mehren Jahren
darnach den Theil, welcher dem Zehntherrn jaͤhrlich gebührt, beftimm
mag dann dieſer Theil in Natur, d. h. in Koͤrnein, abgeliefert, oder no
preife in Münze bezahlt werden, auf jeden Fall wird auf ſolche Weil
reicht, daß her Landmann fernerhin von ber Verbeſſerung der Bobencu
ſchreckt, und nicht gehindert wird, feine Grundſtuͤcke nady freier !
Zeichen, aftronomifche, matbematifche, arithmetiſche, chem
metrifche, f. Charaktere.
Zeichenlehre, Inder Medicin, f. Semiotik.
Zeichnende Künfte nennt man alle Künfte, bei welchen
fihtbaren Formen die Grundlage iſt, alfo auch die Malerei, Bildl
bildende Kunft) und die Architektur; ferner die Kupferfledherei ıc.
Zeichnungskunſt, als ſelbſtaͤndige Kunſt betrachtet, iſt bie
ſter der Malerei und tritt ſpaͤter mit der Beometzie in Verbindum:
Kunſt, fihtbare Formen und Verhältniffe zu einander durch Licht mt
Flächen darzuſtellen. Umfcreibungen durdy Linien, und Verſuch
auf einer Fläche Dasienige nachzubilden, was rols In ber Natur in gi
men erblicken, dies ift ber Anfang alles Zeichnens. Gkiagraphi
bei den Griechen foldye Rinearverfuche, einen Schatten auf einer Biäd
ben. (Bol. Silhouetirkunſt.) Der altgrieh. Sage nad, wur
und Plaflif bei derfelben Gelegenheit erfunden ; denn bie Tochter b
welche den Schatten bes Profils ihres ſcheidenden Geliebten an ber ii
den der Water dann ausfchnitt und in Thom mobellirte, wird um® al
rin genannt. Zeichnung ift eine Kunſt der Taͤuſchung, fie wil und |
vorzaubern, bie nicht wirkiih da find; nur durch den geifligen Ein
das Auge, fpricht fie zu uns, fie läßt fich nicht begreifen, dem taſte
bleibt fie fremd. Sie beftimmt die Kormen durch Yinsarummwifle w
die Nähe und Gerne der darzuſtellenden Begenflände durch Hätfe ber
Ze chnungskunſt 466
cht mehr zum Sinn als zu den Sinnen. Dan kann bei den früheften Ber ·
w Zeichnen ſchon verſchledene Epochen annehmen, tie ſich faſt bei allen Nas
siederholen. 1) Bezeichnete man die Begenftände nur durch rohe formio’e
4. B. ein Doal war ein Kopfıc. 2) Um folche Zeichnungen m. hr in die
faßenb zu machen, füllte man den Umriß mit ſchwarzer oder anbdrer Farbe
zeichnete dann in diefen ſchwarzen Schattentig mit Weiß bie Augen und
saunen, Nafe, Mund und Haare Zu allen biefen Abbildungen [chrieb
Mamen und überhaupt erklaͤrende Worte, wie wir fie auf den Altern Va⸗
m. Dieſe Sitte wurde bei den Briechen felbit in den blühenden Zeiten der
ng6kunft beibehalten, denn die Kiguren ber großen Gemaͤlde des Polyanct
efdye zu Delphl waren fogar durch überſchriften bezeichnet. In der 3. Epo⸗
man ſchon an, Lie noch fchattenlofen Zeichnungen zu illumlniren; man gab
die Fatben der verfchiebenen Gemänder an, aber Alles völlig Huch. So
elene und Andromadhe in Homar’6 Geſaͤngen ihre Teppiche. Inder.
erkte man bei Liefer Flachmalerei den Mangel der Rundung. Ardices
8 (wahrfcheintich erdichtete Namen) fingen an, durch das Schraffis
dig die Rundung bee Körper außzudrüden. So zeichnete in neuerer Zeit
I Garavaggio mehre Frekcos in Rom, mo er fi) mit siner einzigen Farbe
‚, die Schatten aber durch Schraffirungen ausdrüdte. Wan nennt dieſe
ober peintures hachces. Diefe Manier zu zeichnen war aber aͤußerſt
lokles und Aleanthes erfanden die Monochromen oder einfarbigen Ge⸗
nicht mit den Monogrammen, ober mit Linien flizgieten Zeichnungen zu
find) ; bei den Monochromen wurden die Sarben mit Weiß gemifcht,
dies der Manier, welche man jegt en cnmayeu nennt. Dies bildete den
Bau dem Zeichnen in das eigentliche Malen, welches fi) durch das volle
"bes Hintergrundes von der Zeichnung unterföeidet. Die Griechen waren
und genau bei ihrem Unterricht un Zeichnen; Pamphilus, der Lehrer des
gte, daß feine Schuͤler 10 Fahre hei ihm aushalten mußten. Man
sftufen annehmen: In dee erften wurde Feſtigkeit ber Hand und des
orben, bie Lehrlinge mußten mit Griffeln auf Zufeln zeichnen, bie
übersogen waren; in der zweiten fiudirten fie Lie Beinheit und ben zar⸗
der Striche, Indem fie mit dem Griffel auf geglätteten Buchsbaunss
bis weilen auch auf Membranen oder zubereitsten, mit Wachs uͤberzoge⸗
len arbeiteten. In dee beitten Lehrepoche mußten fie Keichtigkeit und
erben; bier wurde ber Pinfel flatt des Griffel genommen, und mit
Weiße Tafeln ſchwarze oder zothe, auf ſchwarze Tafeln weiße Stissen auf:
I Hierzu nahm man audy oft gekreidete oder gegypſte Tafeln. Die Lis
Rueng wurde zus hoͤchſten Vollkommenheit gebracht, und in ihr verherrlich⸗
Bßten Meiſter ihren Triumph. Der Wettficeit des Apelicd und Protoge»
Boicyen mit ungemeiner Zariheit und Leichtigkeit hingeworfenen Linien,
15 Die Meiſterhand verriethen, ift bekannt. Dieſe Seinheit und Reinheit
Ne ift auch der Haupivorzug aller berühmten Wafengemälte ; etwas Har⸗
krocknes erhielten ſeibſt die auf folche Umriſſe ausgeführten Gemälde, und
E wol behaupten, daß biefe Art zu zeichnen, durch bin Einfluß der byzan⸗
Schule auf bas weftliche Europa, auch den früheren trodinen und magern
altitalieniſchen ſowol, als altbeutfchen Schule veranlaßte. In Hinficht
wbe Zeichnen zu lernen, find zu empfehlen bie Zeichnenbächer von Schnorr,
pt amd Ramſauer's, Zeichnungslehre (2 Thle, Stuttg. 1821).
ur wir Die Zeichnungskunſt in der neuen Zeit betrachten, fo theilen fich
gu zeichnen in 3 Dauptgattımgen ein: mit der Feder, mit der Kreide und
De. Ban zeichnet theils auf farbiges, theils auf weißes Papier; bei dem
erden bie Lichter mit weißer Kreide aufgefeht, bei letzterm aber werden ſie
Ber. Siebente Aufl. Bd. XII. 30
466 Zeichnungskunſt
ausgeſpart. Die Federzeichnungen haben ſtets etwas Hattes, U
geben ſie der Hand Sicherhelt und Leichtigkeit; beſonders nuͤtzlich
ſchafto zeichner. Es gibt zweierlei Arten von Feberzeichnungen: ı
der Schattenſeite die Zeichnung mit Schraffirungen verſtaͤrkt, od
die Umriſſe mit der Feder angegeben und der Schatten wird ſanf
iſt beſonders geeignet für architektoniſche Zeichnungen, wie auch für
zen. Die Kreidezeichnungen find die gebräuchlichften und ans ger
Kunfliehrlinge, weil fid hier Fehler derwiſchen und verbedien lafſe
fi dazu fowol der ſchwarzen als rothen Kreide, und böht, werm |
ift, mit weißer Kreide die Lichter auf. Behandelt man bie Kreide
ſchabt und fie vermifcht mit Eleingn Rollen von Papier ober Leder
Wiſcher heißen, fo bekommt indie Zeichnung sin aͤußerſt weich
Anſehen, obgleich, weniger firende Beſtimmtheit. Diefe Manie
franzoͤſiſchen Namen des Wiſchers, aud) a l’estompe heißt, eigt
um breite Maffen und Schatten und Helldunkel anzugeben und eiı
Bichteffect hervorzubringen. Es gibt auch Kreidegeichnumgen, wo
der dargeftellten Gegenſtaͤnde ganz leicht mit bunten Gtiften an
diefe eignen fich befonders zu Portraits. In diefe Gattung von 3
ten ferner bie mit Bleiftift und Silberſtift auf Papier und Pergan
zarten Ausführung kleiner Gegenflände eignen; man nennt bie6 c
nungen , bis weilen find fie ganz zart mit einer trodnen Farbe un
Tuſchen gefchieht vermittelft des Pinſels, auf weißes Papier, :
Lichtern, entweber mit chineſiſcher Tuſche, ober mit Sepia umd 9
digo und Garmin gemifcht. Diefe Art zu zeichnen geftattet Die hoͤ
und iſt in allen verſchiedenen Gattungen der barzuflellunden Geg
wendbar.
Ale Zeichnungen werben in 5 Glaffen eingetheilt: in Get
Entwürfe, in ausgeführte Zeichnungen, in Studien, in Akadem
Jene find die erften Einfälle, die der Kuͤnſtler aufs Papier wirft, ı
bes Werk darnach ausuführen. Man nennt fie Skipen oder
Zweck ift bloß, dem erften noch schen Gedanken feſtzuhalten, u
ſtrenge Richtigkeit ober Zartheit von ihnen erwarten darf, fo hoe
gefchägt, wenn ein Meifter fie mit Geiſt und Kuͤhnheit entwarf.
auch todiste Zeichnungen (dessins heurtea) ; fie machen ben größu
Sammlungen von Hanbzeihnungen aus. Ausgeführte 3ı
man diejenigen, bie forgfam vollendet und mit Andeutungen aller J
gearbeitet find. Unter Studien verfieht man einzelne heile ve
die entweder nach ben Leben oder nach dem Runden (d’apreas I:
find, als Köpfe, Hände, Füße, Arme, zumellen auch gauze Fi
gehören auch Zeichnungen nad) Gkeletten und Muskeln, welde ı
die Anatomie zu ſtudiren. Von Gewaͤndein, von Thieren, Baͤ
Blumen und Landfchaften macht fi der Kuͤnſtler ebenfalls Studi
bei der Ausführung von großem Nugen find. Akademien oder ?
die Figuren, welche in ben Malerakademien nad) bem lebenbigen
werden. Das Model wird bei Lampenerleuchtung in allerlei S
wobei kuͤnſtliche Lagen ber Stieder, Verkürzungen und ſchwere Wes
men, um die Schüler unter Aufficht ber Profefforem darin zu übe
wurf umd Bekleidung zu fludiren, werden bie Gewaͤnder auf di
(Mannequin), eine hoͤlzerne Figur, deren Gelenke beweglich finb,
nach geseichnet; oft werden die Gewaͤnder naß Darauf gelegt, um fc
ter den Formen anzuldyeaiegen un tiefe duechſchimmern zu laffı
(f. b) find Zeichnungen auf gramma Dante , neue le,
Zeichnungskunſt, Zeichnungsfculen 467
ide Gemälde. — Noch bedienen ſich bie Kuͤnſtler verfchiedener Hülfe-
den Umriß eines Gemaͤldes auf eine andre Leinwand zu uͤbertragen,
recht treu copixen wollen, oder wenn fie ihren Entwurf nur auf den
Fdem fie ihn auszuführen gedenten, wiederholen wollen. ou bie
ng verkleinert oder vergrößert werden, fo pflegt man Süden in abgemef:
zaten Über beide Tafeln zu ziehen. Dann wird es leicht, in jedes Qua:
u zeichnen, was im Driginal darin ſteht. Soll es ganz in derfelben
‚ fo zeichnet man oft den Umriß durch einen aufgefpannten ſchwarzen
elchem man ihn hernach abdruͤckt; dies gibt zwar Beine beſtimmte Form,
tet genau bie Piäge an, wo jede Partie hinkommen muß, und erfpast
a Kuͤnſtler viel Zeit. Will man die ſcharf beſtimmte Korm aber nach⸗
muß man eine C alque machen, d. h. man nimmt mit Firniß getraͤnk⸗
ucchfichtige6 Papier, und legt es auf das Gemälde; der Umriß wird
em feinen Stift umfchrieben, bann auf der andern Seite des Papiers
tee Kreide beſtrichen, und nun abgebrüdt, indem man ben Umriß mit
nochmals übergeht; dies nennt man calkiren.
Janbdzeichnumgen großer Meiſter werben ſtets fehr geſchaͤtzt, ba fich in
ıfle Feuer, womit fie eine Idee faffen, am deutlichſten und genisifien
Es wird eben daher, weil bier Alles auf die flüchtige Leichtigkeit am:
mit die Idee außgefprochen iſt, weit ſchwerer, eine taͤuſchend Ähnliche
mer Dandzeichnung zu machen, als von einem ausgeführten Gemaͤlbe
Malerſchulen unterfcheiden fich ebenfo fehe in der Zeichnung als in der
ab ein geuͤbtes Auge wird die Meifter ebenfo leicht in ihren Zeichnungen
& Lönnen wie in ihren Gemaͤlden. Der Styi der Zeichnung iſt bei ber
leniſchen Schule ebenfo hart, trocken und mager, wie bei ber altdent⸗
aß dort edlere und ſchoͤnere Formen durchblicken und richtigere Verhaͤlt⸗
ı altdeut[dyen oft aber noch bedeutungsvollerer Zieffinn , ber fidh mehr
W zur bildenden Kunſt binneigt. Später wurde in Stalien bie roͤmiſche
h Rafael's reinen Sinn für ſchoͤne und charaktervolle Formen ımb durch
ke Antike, bie echte Lehrerin und Bewahrerin ſchoͤner Zeichnung ;
e Schule wollte fie gerade hierin übertreffen und verlor durch Über
fie an Gelehrſamkeit und fiteng anatomiſchem Stublum wol voraus
& Die Meifter dieſer Schule wählen oft Lühn verkürzte Stellungen,
Muskelkenntniß zu zeigen. Bei den Römern iſt jeder Pinfelftcich zu⸗
Lund gezeichnet. Die Kiorentiner brauchen den Pinfel biöweilen, ale
trockener Zeichenſtift wäre. In der lombardiſchen Schule ſchimmert
ene Zeichnung durch dem zauberiſchen Farbenſchmelz, doch iſt fie mehr
md dem Gefühl abgelauſcht, als nach ſtreng wiſſenſchaftlichen Regeln
zei der venetianiſchen Schule verſchwimmt die Zeichnung oft in der
arbenglut, und wenn fie bei einigen Meiſtern kuͤhn und kraͤftig hervor»
es mehr die Formen gemeiner Naturen ohne tiefern Sinn, ohne Adel
‚ zur imponirend durch ihre kecke Wahrheit und üppige Fülle. Die
Iab die italieniſchen Niederländer, denn am biefer und ihrer Schule bes _
leiche Vorzüge, nur mit noch weit unedlerer Gemeinheit gepaart. Die
war zu Pouſſin's Zeiten fehr correct in der Zeichnung, und mit Hecht
dieſen Meifter ben franz. Rafael; fpäter wurde der Styl aͤußerſt ma-
David führte richtige und reine Zeichnung und firenges Studimm der
rein; durch letzteres fo wie durch fehr feſte Zeichnung unterfcheidet ſich
any. Schule. Die jetzt lebenden deutſchen Meiſter haben zwar ver⸗
tyl um fo mehr aber iſt er aus eignem Gemuͤth und eignem Studium
ad ber großen Meiſter entſproſſen, und dieſe Eigenthimntikituän it an»
ich 5 möchte nuc nicht eine fo geoße Anzahl beoujten n Mrve vor
D*,
mumgslehre zur Geisftädung für Militaie · und Givitperfonen‘
59 Rpfrtaf., Dünden 1825). — Eine augem Beichnungsls
mentarwerk für ben Beichnumgelinterricht ic.“ (4 Abth. mi
von Miville; Tert vom Prof. Hanhart, Bafel 1829). Au
Methode zeichnen zu lernen die Zeichnenbuͤcher von Schnore, 9
ſauers Zeichnungslehre“ (2 Thle., Stuttg. 1821) zu empfe
Zeit ift das allgemeine Werhättnig, in welchem
Dinge ftehen, infofern fie entſtehen, blühen und verſchwin
mahrnehmenten Geifte nothwent ige Form, durch melde
Mannigfaltige als nach einander beftchend zur Einheit ver
Zeit kein aͤußerer Gegenſtand, auch kein Verhaͤliniß einzeln:
Sie iſt vielmehr, wie die Erſcheinungẽwelt, deren Form fie ifl
Unterbrechung. Bon einer beftimmten Zeit aber (relative?
Hinficht Deflen, was die Zeit erfuͤlt. Hiernach unterfcpeil
genheit, Gegenwart und Zukunft als ihre relativen Beftandtf
ander übergehen. Um bie Folge und Dauer einzeiner Diny
zum menfchlichen Bedärfniß abzumeffen, hat man bie großen ı
förmigen Bewegungen ber Gimmelökötper, bie zunaͤchſi mi
bung ftehen, zum Maßſtabe genommen, daher bie phyfifche ot
Ein ſolches Zeitmaß gewährt uns nämlich die Natur felbft, du
bare Umdrehung bes Himmelsgewoͤlbes, d. b. durch die Um
um ihre Axe. Dieb gibt die Sterngeit(f.d.). Fuͤr die bt
bältniffe aber Eonnte, aus wichtigen Sründen, bie Stengel
Niemen. Dan mußte die Sonnenzeit (ſ. d.) nehmen. :
yleichförmig if, und weder mit des Sternzeit noch mit der ;
angibt, genau übereinfonsmt, fo hilft doch dieſem Übelftante |
dermöge welcher man die wahre Gonnengeit in mittlere der
glelchung.)
Zeitalter, die vier (Mythol). Der Gedanke, daß
Zeiten Zeitmeffen 469
me Befege und Richter; fie kannten nur ihre Ufer, Leine Schiffe, eine
ne Kriege und Krieger; ihre Felder trugen Früchte, obne geadert zu
herrſchte in diefem Zeitalter ein immerwährender Fruͤhling. Unter
:glerung folgte 2) da6 fllberne Zeitalter. Jupiter theitte das Jahr in 4
. Die Meafchen, die vorher auf den Feldern und in den Wäldern
ten, fingen num an, Häufer zu besiehen und das Feld zu bauen. Dur»
as eherne ober erzene Zeitalter ein, in dem fchon Wildheit und Liebe
m fich zeigte, doch aber die Menſchheit ſich noch Beiner Verbrechen ſchul⸗
Endlich erfchien 4) da? eiſerne Zeitalter. In dieſem hörten Treue
eit auf, und Betrug, Dinterlift, Habfucht und Gewalt traten an ihre
m fing an, Schiffe zu bauen, die Felder auszumeſſen; man fuchte die
erborgenen Beichthämer auf; man entbedite das Eifen und ſchmiedete
entflanden Kriege, Raub und Mord, und Afteda floh zum Himmel
: Giganten ſtuͤrmten ben Himmel. Diefe Darflellung Ovid's iſt von
> Philofophen vielfältig nachgeahmt und weiter bearbeitet worden. Des
[hen das eherne und eiferne noch das heroifche, welches die gries
neit begreift. Etwas Ähnliches dieſer Weltalter findet fi) in dem
ber. (Bol. Periode und Weltalter.)
n. Dieſes Ausdrucks bedient man ſich 1) in ber muſikaliſchen Takt⸗
der Rhythmik und Profodie. Dort find es die Theile des Takté,
6, und man zebet bier wie dort von guten und ſchlechten Zeiten,
Arfis und Thefis beſtimmt werden. (S. d. und Rhythmus.)
‚eift. Da die größten Mißverſtaͤndniſſe ſich an diefen Ausdrud ink:
nter demſelben die fubjective Anficht, die Wuͤnſche und Beduͤrfniſſe
er Mehrer, mit dem Beduͤrfniſſe der Völker und einer Zeit
vermwechfelt wird, fo ift es zweckmaͤßig, in einem Werke, welches bem
t entſprechend fein fo, eine Beftimmung beffelben nicht zu übergehen.
ibende de Prabt, der auch gern als Organ biefe® Zeitgelfte® gelten
Ihn für ben Ausdruck der Bedürfniffe der lebenden Menſchen und das
räfte. Noch beſtimmter fpricht fich der geiſtvolle lbelen über ihn fo
Zeitgeift iſt Die Summe berefchender Ideen, die duch Inhalt ober
heit eigenthuͤmlich angehören und fie von andern unterfcheiden. Frei⸗
bivendigkeit erzeugen aufammen foldyen Geiſt“. Gewiß eine Beſtim⸗
velcher das treffende Wort nicht gilt: „Denn was die Desin den Geiſt
anen, das iſt ber Herren eigner Geiſt“.
leichung nennt man ben Unterſchied zwiſchen mittlerer und wahrer
st (ſ. d.). Man ſtelle fi, um den nicht ganz leichten Gegenſtand
vem andern Geſichtspunkte zu beleuchten, eine eingebilbete (mittlere)
welche ben Aquator zus Jahresbahn hätte und benfelben mit gleich⸗
chwindigkeit durchliefe. Dieſe würde mittlere Zeit, gleich unfern ges
afcyen » und Pendeluhren, deren richtigen Gang vorausgefeht, zeigen;
vahre, die Ekliptik mit ungleichförmiger Geſchwindigkeit durchlaufen⸗
hre Zeit macht, melche jede richtig geftellte Sonnenuhr zeigt. Das
ern Worten, die Zeitgleichung ift der Unterfchied zwiſchen bee mittlern
jeraden Auffteigung (f. d.) der Sonne: eine Erklärung, bie man
erflehen muß, wenn man in Erwaͤgung zieht, daß bes mit ber wahren _
ich culminirende Äguatorspunkt ihre wahre gerade Auffteigung ber
an vgl. bie Lehrbuͤcher der Afteonomie, unter denen fich in deutlicher
gexabe dleſes Gegenſtandes auszeichnet Bode's „Sterntande (3. A.,
raß, ſ. Tempo.
reſſer, ſ. Chronometer.
470 Zeitrechnung Zeitungen
Zeitrehnung, f. Chronologie.
Zeitrenten, f. Renten und Annuitäten.
Zeitfchriften, Journale, f. Literaturzeitungen.
„Handb. ber Geſch. der Literatur‘, III, 57, und den folg. Art. €
tiſtik der perlotifchen Druckpreſſe, aus d. Franz. des Iſid. Lebru
„Miszellen“, 1828.
Zeitungen. Dieſes Dittel, die Zeitereigniffe ſchnell be
Fern darüber in Umlauf zu ſetzen, neue Erfindimgen nritzuthei
Nachrichten aller Art zu verbreiten, und dadurch ben Bang ber |
fchäfte zu erleichtern, ſowle auf die oͤffentliche Meinung einzuwirk
den Fortſchritten der Cultur hervorgegangene Erfindung neuerer Ze
Einführung der Buchdruckerkunſt und ber Poſten begünfligt, nad
mnüberfehbare Ausdehnung und’ einen fo unüberfehbaren Einfluß
Das deutfche Wort Zeitung kommt nicht von Zeit her, fondern vor
Theidinge oder Theidung (engl. tidings), geſchehene Dinge, Bege!
ren Urfprung hatten fie in Stalin. Der Krieg, den die Republik
Soleiman II. in Dalmatien führen mußte, gab Veranlaffung, di
nedig von 1563 an die eingegangenen Kriege » und Handelsnachrid
keinen Blättern (notizie seritte) an einem befondern Orte den N
Leſen mittheilte. Das Lefegelb dafür wurde in einer jegt nicht r
Scheldemuͤnze, gazetta, bezahlt, und biefer Name ging auf bie I
fetbft in Statien und fpäter in Frankreich (gazette) über. Eine 60
tung dleſer Blaͤtter wird In der Magltabechyi’fhen Bibliothek zu
wahrt In England erſchlen ber „English mereury” zuerſt
große fpanifche da die britifchen Küften bedrohte. Der drei
gab einer eignen engl. „„Kriegechronit” die Entftehung. Daun ent
land Mereuries. Die erften eigentlichen englifhen Zeitungen find:
blie intelligencer”, und 2) die „London gazette‘ von 1669.
Land kamen im Anfange bes 16. Jahrh. Ähnliche Blaͤtter auf, und
Relationen zuerſt zu Augeburg und Wien 1524, zu Megene
Dillingen 1569, zu Nürnberg 1571, wo fie anfänglich in Brieffo
erfchienen, jedoch ohne Angabe des Drudorts ober einer Nummer.
fortlaufende deutſche Neuigkeitsblatt kernt man die „Avifo, Relatie
was fich brgeben oder zugetragen bat in Deutſch⸗ und Welfchlant
Frankreich ıc., in Oft: und MWeftinbien ıc.”, 1612, in numerirt
druckt. 1615 wurde zu Frankfurt a. M. das „Frankfurter Yon
Buchhändler Emmel angefangen. Diefem gebührt das Verdienſt
regelmäßiger Zeitungen. — 1617 kamen ebendaſelbſt die „Poft:?
welche der Poſtmeiſter dv. d. Birghden veranflaltete. 1618 |
„Poſtreiter“ in Fulda, und beinahe ebenfo frühe Spuren bat man !
augsburger und bruͤſſeler Zeitungen. Geitbem erfchienen nad) uı
fhiedenen Drten unter den Titeln: Relation, Riſttetto, Gorrefpon
burger Correfpondent), Courier, Chronik, Realzeitung w.
Zeitungsbiätter, die in der Megel mit einem landesherrlichen Privi
waren und von ben Regierungen unter Cenſur geftellt wurden.
Aber eiſt mit dem Anfange der franz. Revolution erhielten die
tungen den böhern Charakter, der ihnen früher, wo fie fidy auf bie
von Neuigkeiten einfhränkten, mit Ausnahme Englands, gänzfi
ſtellten fi nun, da die Preffen freigegeben wurden, anflatt der fr‘
lich betrachteten AeitungefKreiber, durch Talent, Geift, Patriotiemt
Beburt aukgezeichnete Männr anihre Star, Ne Nurlierten (ih 7
ſchen Parteien und Garten, tir er aliiyen æ... Êſ0em[!mRzxXXIXX
Zeitungen, franzöftfche 471
zörtert, bie Verhandlungen der Nationalverfammlung, durch Geſchwind⸗
z aufgezeichnet, in ihnen mitgetheilt und, je nachtem die Blätter ber einem
e andern Partei zugethan waren, gelobt ober getadelt. So ſchwer es fein
aus ihnen den wahren Zuſtand ber Dinge kennen zu lernen, fo wickten fie
dentend auf die politifdhe Ausbildung des Wolis und gewoͤhnten baffelbe,
e öoffentlichen Angelegenheiten nachzudenken. Bei den Engländern war dies
Hon früher fo gewefen. Die Fcanzofen ahmten eigentlich ihnen nur darin
wußte aber weniger al& ihre Nachbarn Maß und Ziel zu halten, und es
Dem Blätter wie Marat's „Amidu peuple” und Hebert’s „‚Perc Duchesne”,
m auf der Stufe, zu der unſere Givilifation gelangt iſt, kaum für denkbar ges
Haben follte. Eine Gefchichte bed franzoͤſ. Zeitungswefens wäh:
ww Revolution wuͤrde hoͤchſt anziehend, aber auch zugleich faft eine Gefchichte
evolution felbft fein. Wir begnügen uns, bie wichtigften Erfcheinungen
Bet in den verfchiedenen Epochen der Revolution und feit der Reflauration
B.verzeichnen. — Über den Doniteur, beffen Napoleon vorzüglich ſich
, um durch das Organ deffelben feine Entwürfe vorzubereiten und befannts
„ſ. den befond. Art. Er hat feit der Reſtauration, da fich bie koͤnigl.
g mehr der halbofficiellen Blätter, die Häufig unter dem befondem Ein:
einen oder bes andern Miniſters fieben, bedient, um auf bie Öffentliche
zu wirken, an Intereffe und Abfag fehr verloren; body war er auch ſchon
ſowol feines hohen Preifes (jährl. 100 Fr.) als auch feiner noihwendigen
t wegen, keineswegs das gelefenfte unter den parifer Zagblätten. Das
de Paris’' erfchien zuerſt 1777 und erhielt ſich während und nad) ber
mußte aber f. politifchen Charakter ſehr oft ändern. Eine Zeitlang
von Möderer, Corancez und St.Aubin mit befonderm Erfolge vebigiet.
des Minifteriums Decazes (1818 —20) fland es unter dem Einfluffe
ſters, und die liberalen Blätter nannten es fpottiweife das Journal de
Es endigte im Juni 1827 feinen ſchwankenden und zweibeutigen Bang.
ette de France‘ war die erſte regelmäßig erfcheinende franz. Zeitung,
t 1631 gegrüntet. ie bildete bie 1792 eine Reihe von 163 Bon.
fi, mit wenigen Unterbrechungen, die Revolution durch erhalten
feit der zweiten-Reftauration, nebfl der „Quotidienne”, bem „Dra-
"u.a. zu den Pastelblättern ber Ultras. Die „Gazette war 1825
elplatz des liberalen Apoftaten Benaben, dann wurde fie nebſt dem
blanc” von Hm. Soflhene de la Rochefoucauld (Director des Depatt.
Künfte) durch Anlauf zur Verfügung des Miniſters geftellt. Die franz.
werden nämlich auf Actien unternommen; da nun diefe verkauft wers
begreift es ficy, wie Journale er kauft werben. Man nannte dies amor⸗
FJeder Minifter bediente fid) gern eines eignen Journals; fo nahm He.
Nas, Min. des Ausmärt., den „Drapeau‘, und ber Dein. des Innern, Hr.
Nöre, die „Gazette‘. Diefe hörte im Juni 1827 auf; dagegen nahm ins
827 bie „Etoile”‘, ein Abendblatt, den Namen „Gazette de France‘ an
de Villele's Drgan, deffen Vertheidigung fie noch jegt führt, fowie fie -
kenb das jegige Minifterium mit der bitterften Heftigbeit angreift. Die -
+ gehörte ſchon vorher dem Suftizminifter, Hm. v. Peyronnet, und der Son»
in. ie erhielt 20,000 Fr. aus der Schatzkammer, woflr fie die Art. des
Billele aufnahm. Übrigens prebigte fie den Sefuitiemus. — Die „Quo-
es’ gehört dem Hin. Michaud, dem Geſchichtſchr. der Kreuszüge, bem Hrn.
Bes u. A. Gie iſt bigot, feodal und migueliftifch, ein Arſenal bes Jeſui⸗
‚ Die „Auotidienne” fteht an ber Spige bee Contreoppofition. In ben
zeiten ber Revolution zeichneten ſich noch befonderd al antirenateinonat
‚tes des apötres” (von Peitier geleitet) und der „Ami Aurart,
[4
uewunsreun zu QIUMBIE MV UEL Are [NE Ave
zumachen.
Eine ber michtigften parifer Zeitungen, welche 1791 began
erhalten hat, ift das „Journal des debats”’ (son 1804 — 14 ui
„Journal de l’empire'' genannt). Dit ihm verband tie Ne
zuerſt ein „Feuilleton”, das bie debats litteraires umfaßte. \
iente bemächtigten ſich bier des Eritifchen Richterſtuhles, wie |
ihm folgte Etienne. Insbeſondere hatte es an dem Abbe Bei
einen Mitarbeiter, durch ben es fo gehoben wurde, daß es bis au
abgefebt haben fol. Die parifer Zeitungen begnügten ſich feitber
fen Nachrichten, fondern teferten ſaͤmmtlich, in einem fogen:
oder im Blatte felbft, auch literariſche und Theaternachtichten.
Geoffron ein außerorbentliches Talent, und er lieferte in dieſem
fehe anzichend gefchriebene Auffäge, die fid durch Kenntniffe un
als durch ſchatfe Satyre und Humor auszeichneten. Nach Beo:
Anzahl ber Abnehmer geſunken. Dann waren bie beſten Mita
des debats ‘ Maltebrun, Hoffmann, und Duricquet im Dram
Beltlang war «6 ein gehaltvolles minifterieles Blatt, da beſon
und Chateaubriand ihre Anfichten darin mittheilen legen. As |
dem Minifterium trat, wurde das, J. des dcbats” durch ihn eir
Jetzt find die Redactoren beffelben der Staatsrath Bertin:Di
&ie find Royaliſten, aber den uͤbertriebenen Anfprlihen der G
Adels abgeneigt. Auch haben fie ſich laut gegen bie jefaltifhe
gegen das Eyftem des Hın. v. Billele ausgefprochen Jedt zäh
bats” an 12,600 Abnehmer.
Unter Napoleon rar das Zeitungewefen in Feankrelch, wi
mit Ausnahme Englands, geſunken und in Allem, was zur Pi
Echo Deffen, was der, Moniteur“, in welchem der Gewaltherrfch
Paragraphen einrädn lleß, dekauntmachte. Nach feiner Zur
an nn Make nun Mutbnta aban Fin much mn Bann
Zeitungen, franzöfifche 478
und vorfichtig. Ihn leiten zunaͤchſt Etienne, Jay und Tiſſot. Er fol zu
3 20 000 Abnehmer gehabt hab. Anfangs galt die Actie 3000, jetzt
fe. — Der „Courrier francais’', welchen Koͤratry leitet, ift weit freimä
aber weniger Abfag, und der Herausg. mard oft vor das Griminalgericht
Der Hauptredacteur, Ebatelain, ehem. Officier, führte ſonſt beinahe alleisı
Polemik. — Das „Journal du commerce” gehört faft nur parifer Hans
; es handelt Finansfragen oft mit großer Sachkenntniß ab; in ihm ver⸗
n vorzüglich Lufitte's Meinungen. Dauptrebactenr iftder chem. Kaufmanız
— Zwiſchen ben Liberalen und ben Ultrajournalen ſteht ber mit dem jegigen
ım entflandene „Messager des chambres‘, ein zum Theil minifterielle®
ber Mitte. Die Herren Sapefigue und Malitourne leiten die politifchen
ady fließen mehre auß der Feder des Hrn. v. Martignac. Der „Messa-
samıbres’’ iſt daher jest die Hauptquelle für politifdy thatſaͤchliche Bes
n, obſchon das Miniftesium gewifle Doctrinen deſſelben verleugnet. —
{dichte ber franz. Zeitblätter find die fogen. Tendenzproceſſe merkwürdig.
völlige Seeigebung der Preffen im 3. 1819 wurde die politifche Partei
naͤhrt und verurfachte folche Ärgerniffe, daß die Regierung mit 2 andern
rgefepen, welche fie ben Kammern nach ber Ermordung des Herzogs von
legte, auch aufs neue vorfchlug, bie Journale unter Genfur zu fielen:
lag, ber zwar heftigen Widerſpruch bei allen Parteien fand, aber dennoch
witirtentammer am 30. Maͤrz 1820 durchging. Dieſes Ausnahmegeſetz
x Seffion von 1820 audy für die Zeit der Sitzung von 1821 verlängert,
we aufgehoben und durch polizeiliche Aufficht erſeht, weil man die Cenſur
repraͤſentativen Verfafſung umverträglic, fand. ‚Dagegen wurden bie
«ge gegen ben Mißbrauch ber Preffe um fo ſtrenger abgefaft. Es wurden
wol die Eigenthuͤmer als bie Herausgeber verantwortlich; auf Verges
nd, Mißbrauch dee Preßfreiheit ftanden Geldſtrafen und Haft; felbft die
gebeime Sim, bie einem verdaͤchtigen Art. sum Grunde liegen, fonns
gefunden werben, wenn die Tendenz gefährlich arſchlen. Die Eigen⸗
deßhalb verbunden, fie Zeitungen und periodifdye Blätter beflimmte
die von 750 Ze. bis 10,000 Fr. Renten fliegen, einzulegen. Für
eine Buͤrgſchaft von 10,000 Zr. Renten erfoderlih ; alfo nady dem
bder Renten berechnet, eine Bapitalfumme von 150,000 Zr. Es gelang
Böle, die Cenſur wieberherzuftellen ; als er aber die Wahlverfanunlungen
if, mußte die Senfur aufhören. Nah V.'s Sturz wurbe 1828 vom neuen
m den Kammern ein milderes Prißgefeg vorgelegt und andenomnıen.
Zeitungsanftalten haben in Frankreich und England einen großen Um⸗
Ind auch in induftriellee ſowie in kaufmaͤnniſcher Dinficht fo wichtig, daß
ufchland nichts Gleiches aufzuftellen haben. So biichäftigt der „Cons-
l“ in Paris eine eigne Drucktrei von 8— 10 Peeffen, die Tag und
'haͤtigkeit find; außer 6— 8 daran mitarbeitenden Eigenthuͤntern und
cteur en Chef find noch 10 — 12 Redacteurs für derſchiedene Faͤcher an»
id die monatlichen Ausgaben erfobern gegen 50,000 Scanten. Das
das den Redacteurs und den Mitarbeitern, welche nur einzelne Artikel
igezahlt wird, ift fer bedeutend. Fuͤr einen Artikel von 1 oder 14 Ce⸗
wden in ber Regel LOO — 120 und oft bis 150 Franken bezahlt. Der
a6 bei biefen Anftalten ift ebenfo bewundernswuͤrdig als die Geſchick⸗
Franzoſen, über jeden einigermaßen wichtigen Vorful augenblicklich an⸗
reb@et zw improvificen. Dies gilt beſonders bei den Verhandlungen ber
der Wribumäle und bei den Schaufpielen. Nur wınige Stunden nach⸗
ine ober Andre gefchehen, verhandelt oder bargeflellt worden, findet
rm Blättern der Hauptſtadt die umſtaͤndlichſten Berichte daruͤber. Der
474 Zeitungen, englifche, italienifche, fpanifche, niederlän
Gapitalwerth eines Zeitungbinſtituts iſt in Paris oft ſehr bebeutend
nach Maßgabe bes Abſatzes, zuweilen den Werth einer Millon Frau!
über. Auch erhebt die Regierung, außer dem Zeitungsſtenpel, wc
Abgaben von einzelnen Blaͤttern, bie fie als Penfionen für Gelchrten
zu benutzen pflegt. — In England fleigt ber Werth guter Zeitungsa
höher, und Hr. Perry, Eigenthümer des „Morning ehroniele”, fı
dieſes Blatt auf 100,000 Pf., alfo 2,700,000 Srantın. Hier hatt
wefen überhaupt mehr politifche Bedeutung als in Frankreich, dran t
deſſelben ift durch den Genuß der vollkommenſten Preßfreiheit, im &
Schlimmen, felbftändiger ausgeprägt. Dee Unternehmer bekennt
zu irgend einem feſten politifchen Syſtem, und je uͤberzeugender er be
Beurtheilung ber Begebenheiten vorträgt, auf defto mehr Leſer kanı
Die wichtigſten engl. Blätter find: von der Oppofitionspartei „T.
ehronicle”, von ber minifteriellen Partei „The eourier”, und als Ga
Miniſterium trat, die „Sun’. Einen unabhängigen Charakter ſuchen
zu behaupten; zu bem leidenfchaftlichfien Ultenroyalismus bekennen fi
times‘, jest ba® „Morning journal” genannt. Auch „The states
morning post”, „Ihe morning herald“ find als wichtige Iuflitute ı
Überhaupt hat fi bie Zahl der britifchen Zeitungen ſeit 1782 — 11
land von 50 bie 135, Im Schottland von 8 bie 31, und Im Irland v
vermehrt. In London allein erfchienen im I. 1826 überhaupt 170 pe
ten, und man zählte in Großbritannien zuſammen 483 Zeitungen uı
Blätter. Jede Woche werben in London 300,000 Zeitungsblätter,
Grafſchaften Englands 650,000 Zeitungebiätter gebrudt. Daber
nahme der Regierung von dem Zeitungsverkehr (duch den Stempel
fen) von der Höchften Bedeutung, aber ſchwer zu berechnen. Noch ı
e8 die darin angelegten ungeheuern Capitale und bie davon bezogenen
wie der ganze induſtrielle Mechanismus dieſes Geſchaͤfts. — Dal
ehroniele”, ehemals von Hrn. Perry redigirt, war das Organ ber |
fett Perry's Tode bat das Blatt an Einfluß verloren; doch iſt es bie
tung, welche alle Pırlamentsverhandiungen ohne Abkürzung gibt. 2
tionnelle „Times‘‘ (jaͤhrlich 7000 Erempl.) hat einen voͤllig felbftänl
ter, ohne einer Partei ausſchließend zu dienen; fie behandelt aber au
den Nuten nicht einfieht, mit Bteichgültigkeit, ja mit Verachtung.
meidet die Redaction Alles, was gegen ben Anftand ober die guten SU
Naͤchſt der „Times“ ift der „Morning herald” das unabbängigfle Bu
duch Sarcadmen fehr unterhaltend. Der „Courrier de Londres"
franz. Zeitfchrift in London, hat 1826 aufgehört. Von ihm find fi
ſchienen.
Italien, Spanien (vbis zur Revolution vom 7. März 1820
tugal bieten fuͤr das Zeitungsweſen wenig Bemerkenswerthes bar. 9
franı. Occupation diefer Ränder hatte es fid) allerdings mehr als biähe
allein Napoleon ließ Eeine freie Wirkſamkeit zu. Gegenwaͤrtig ift es Ir
dern aus begreiflichen Urfachen noch mehr gefunten. Der „Restaurad
drid iſt feit der Reftauration 1823 dem politifhen Syſtem des Kim
umb die „Gaceta’' von Madrid hat einen halbofficiellen Gharafter.
Zeitungen find die „Gazetta di Firenze”, die „Gazette di Milanı
„Diario di Roma’ mol bie einzigen, die im Auslande gelefen werden
Im Könige. der Niederlande findet man Zeitungen In beBdul
Sprache. Mehre unter den letztern, und vor allen der „‚Vrai Hberal“
gehörten zu ten keckſten europdifchen Zeitungen, weßhalb bie Heren
ſtets mit den Tribumdten zu ıhum hatten. Die Preffe fetbft iſt zwar
Zeitungen, ſchweizer, deutfche 475
nn feel, allein die Geſetze über die Vergehungen ber Preffe find um fo ſtren⸗
ı werden nicht felten mit großer Härte gehandhabt, beſonders feit bes Ge⸗
a 1815; doc iſt 1829 der Entwurf zu einem mildern Preßgefege den
zw vorgelegt worden. ine lange Reihe von Jahren genoß die (franzöf.)
te de Leyde” einen großen Ruf und wurbe als Gazette diplomatique
vopa betrachtet. Sie war das Eigenthum der Famulle Luzac in Leyden,
ie mehre Benerationen hindurch mit der größten Sorgfalt und im reinften
Style vedigirt Hat. Won dem in hollaͤnd. Sprache erſcheinenden Zeitungen
sten genannt) iſt die harlemer Zeitung bie beliebtefle und bie, welche dem
a Abfap hat. Faſt in jeder hollaͤnd. Stadt erfcheint eine foldhe Coutant,
: geößtentheils mit ſogenannten Inteligengnacheichten gefällt find, und bei
Immmstlich die ſonderbare Gewohnheit eingeführt ift, daß fie fogar am Rande
r in die Quer bedrudt find. Im J. 1828 waren ber haager „Nieuws-
— die „Gazette des Pays-Bas“, ber „Industriel“ und
Die bedeutendſten polit. Blätter. Überhaupt erſchlenen 1826 in hole
ache 80 Tagebl. und Wochenſchriften, und 35 Monatsſchriften.
der Schweiz erſchienen im 3. 1324 11 politifche Blätter, als 7 deut⸗
anz. umb 2 ital. — Unter den beutfchen ift ber „Schweizerbote““, von
zu Aarau, ein fehe nuͤtzliches Volksblatt feit 1804; der „Allgem. ſchwei⸗
jeſpondent“ erfcheint zu Schaffhauſen feit 12 Fahren; die zuͤricher „Frel⸗
ig‘ ſchreibt D. Bürdii. Die „Meue zuͤricher Zeitung‘ enthält das meifle
der Schweiz und visle gute Iiterar. Nachrichten. Die ‚Gazette de Lau-
von Miẽeville redigirt, wird auch in Frankreich viel gelefen; „Le nouvel-
“, von Fiſcher su Laufanne feit 1824, iſt reih an Nachrichten aus
und an literar. Notizen. Der „Corriere suizzero‘ zu Lugano fagt
die Schweiz als bie „Gazzeta Tioinese”, welche auch zu Lugano ers
Unter den nordifchen Zeitungen find beſonders die ſchwediſchen
orwegifhen (vg. Schwebifhe Sprache und Literatur)
38 felbfiindigen Charaktere zu bemerken.
eutf&land mar, wie in Frankreich, bie zum Anfımge ber franzoͤſ.
"Der Zeitungsverkehr unbedeutend, und gegen England, Frankteich und
lande gerechnet, iſt er e6 auch immer geblieben. Durdy die Bes
deutfhen Bunbesverfammiung vom 20. Sept. 1819 iſt er auf6 neue
ue Aufficht geſtellt worden. Bis zu dem Anfange der franz. Revolu⸗
Fin Deutſchland der „Damburger Gorrefponbent” faft die einzige Zeitung,
Nachrichten aus den entfernten Rändern und Gegenden durch originale
mıderzen einzog. Neben ihe erfchlen in Hamburg noch eine fogenannte
ung”, bie jedoch, ungeachtet fie gu Zeiten fehr gute Redacteurs hatte,
eich, am Ende bie Concurtenz mit bem „Gorrefpondenten” nicht aushalten
tab aufhören mufte. Aus diefen und Ähnlichen Quellen wurden nun für
de von Provinsialblättern die ihnen zuſagenden Artikel durch bloßes Anftreis
\eiben compilist, was denn eine Zeitung redigiren hieß. Aus diefer Beſchaͤfti⸗
be fich zums hell die Verachtung erklären, bie in Deutfchland mit dem Be⸗
res Zeitungsſchreibers verbunden ward, und auch in neuerer Zeit, wo man
eſchaͤft wuͤrdiger behandelte, noch nicht ganz aufgehört hat. Der Abſatz des
seger Gorrefpondenten” flieg von dem Ausbruche ber Revolution an fort
», da befonders in diefem Zeitpunkte, und nody eine geraume Zeit nachher,
actlon vortzefflic war, und Insbefondere die Nachrichten aus England und
Immentöverhandiungen mit ausgereichneter Sorgfalt geliefert wurden. Man
Men Zeitraume den Abſatz des, Correſpondenten“ zwifchen 30 — 36,000
Yan. Durch bie Einverieibung Hamburgs in das franz. Meich, feit wel⸗
1. es neben dem beutfchen auch einen franz. Text liefern mußte, erhielt da&
476 Zeitungen, deutfche
teeffliche Inſtitut einen ſolchen Stoß, daß der Abſatz bald nur ned «
Eremplare betrug , und auch nach ber Freiwerdung Hamburgs bat «6 f
wieder erholen koͤnnen, woran, außer der vermehrten Concurrenz bar
furter, die Laffelee Zeitungen, bie hamburger „Börfenhaiientifle‘
unten noch zu nennende neue Zeitblätter, auch die Redaction wol mi
möchte. 1828 erfchienen in Hamburg 21 Zeitungen, Tag⸗ und Woe
Raiſonnirende Blätter, im Charakter ber franz. und engl. Zeiten
bis in neuerer Zeit in Deutfchland keine, wenn mir nicht etwa bie neı
fpräche im Reiche dee Todten“, die fogar in Wien regelmäßig nachged
dahin sählen wollen. Dagegen kilbete ſich 1798 in Deutſchland ein ne
inflitut aus, das bald alle andre überflägelte: bie Allgemeine Bel
Buchhändler Cotta, damals in Tübingen, faßte dazu die erſte Ide
fich dafür zuerſt mit Schiller, dann mit Poffelt und Huber. Sch
ſchon vor der. Ausführung wieder bavon lot. Poſſelt aber that ſehr
Cotta ſelbſt und fein Affocie Zahn die Hauptſache zu beſorgen hatter
aus Neufchatel in Tübingen eintraf umd die Hauptherausgabe übernaf
8, Sept. 1798 behielt diefe Zeitung ihren erſten Titel: „Neueſte
Ein Nerbot traf fie unter dieſem Titel, und fienahm nun dem ber
Zeitung” an. Nach Verlauf des erſten haiben Jahres wurde fie von A
Stuttgart, dann 1803, wegen Senfurfhwierigleiten, nach dem
ſchen Ulm, und als dies auch unter wuͤrtenbergiſche Obechrrrichal
Augeburg verlegt, wo fie fid) noch gegenwaͤrtig befindet und von be
zung mit befonderer Liberalität behandelt wird. Nach Duber’s Tode
nahm Stegmann (f. d.), der früher in preuß. Diplomat. Dienften (
gationſdrath in Turin) geflanten hatte, die Derautgabe, und fie bi
tung biefe® ausgezeichneten Mannes, der einem fo ſchwierigen Geld
men gewachſen ift, bis jegt (1829) zu erfreuen. Zweiter Derausgeber ı
lang Hr. Widemann, der früher in Paris in einem minifteriellen Bun
ihm war befonder® die Redaction der Frankteich und England betreffend
vertraut. Die „Allgemeine Zeitung” hat in allen europ. Ländern Gorre
ihr mit Nachrichten an die Hand geben; außerdem bedienen fid) ihrer &
und auslaͤnd. Megierungen, um in halkofficielen Artikeln das Publi
cm Ideen zu bearbeiten. Dies ift von der öftreich. vorzüglich bei tem
mit ihrem Papicrgelde und ihren Staatepapieren oft mit vielem Geld!
ſelbſt das franz. Minifterium hat 1818— 20 ſich fehr häufig ber „Ak
tung‘ bedient (noch mehr indeß ber londner Blätter). In ten Beilag
häufig anziehende Über fichten der polit. Literatur einzelner Länder. B
digen Meifenten und von den wichtigſten publie eharaetera unfere
biegraphiſche Nachrichten und Charakterifliten gegeben. Den Nekrel
züglidy Hr. Hofrath Böttiger in Dresden. Bei allen dieſen Vorzuͤgen
ber Abfag ber „Allgemeinen Zeitung ‘im Grunde ımbebeutend, und
mehr ale den Koftennufmand tedın. 1817 betrug cr gegen 2000 Era
geben Einige benfelben zu 5000, Andre au 1500— 2000 an. Ben:
an iſt fie mit einer Druckmaſchine gedrudt worden. Außer dieſem
gibt Cotta noch feit 1828 „Das Ausland‘, ein Tageblatt für bie Kun
gen und firtlichen Lebens der Völker aufierbalb Deutſchland, und na
Plane „Das Inland‘ feit 1829 in Münden beraut. Das lezztere
Deutſchland und nimmt voryügliche Nüdficht auf Baiern.
Während der frang. Unterjohung Deutfchlanbe konnte ſich bad
tungemefen nirgends ausbilden, denn jedes Blatt hütete ſich, eine pet
au erzählen, fo fange fie nicht im „DMoniteur'' ober doch in ben balbefl
fer Blaͤttern geftantem hatte. Der in Kaffel damals erfheimente „Weit
Zeitungen, beutfche ' 477
' wurde von Murhard u. X. in feiner Art zrmedimißtg beforgt und vom man⸗
eeffiichen Mitarbeiter, 3.3. von Villers, oͤfters mit anziehenden Beiträgen
feuert. Die Freiwerdung Deutſchlande 1813 gab einer Menge politifcher
e im Geiſte der erwachenden Zeit ihre Entfichen. Kogebue wurde von dem
Bemeral Witgenſtein zur Herausgabe einer Zeitung, um anf das Volk zu wir
ngelaben ; ſo entſtand In Berlin deſſen „Ruſſich⸗deutſches Bolksblatt”. Eben⸗
ann Nicbuhr ein andres Journal unter dem Titel: „Der preuß. Correſpon⸗
Weide gingen aber bald unter. Nach ber überſchreitung der Eibe durch bie
Deere unternahm F. A. Brockhaus (damals nach in Altenburg) ein po»
Blatt unter dem Titel: „Deutſche Blätter”, die in bee erſten Zeit mit el
Ieferordentlichen, mehr aber in der damaligen Zeit als In ihrem Werth be⸗
nen Beifall gelefen wurden. Zu den berühmteften Zeitungen biefer Periode
Bor vor allen der Rheiniſche Merkur" von Goͤrres (f. d.) gezählt werben.
B. Fan. 1814 erſchien das erſte, und am 10. Ian. 1816 das legte Stuͤck.
ch einen Gabinetöbefehl bewirkte Unterbrüdung deſſelben kam dem Vf. viel
t ungelegen; denn ber Kon des „Nheinifchen Merkur“ ließ ſich unmoͤg⸗
er ruhigen Zeit, und am wenigſten in einem rein monarchiſchen Staat
tutionnele Kormen, fortführen. — Der „Deutfche Beobachter” warb
ber Einnahme Hamburgs von einem Hm. Dävel,' Secretair Tetten⸗
unternommen und fpäterhin eine Zeitlang von Cotta, dem Unternehmer
ermeinen Zeitung”, fortgeführt. Cotta war hier aber nicht fehr gluͤcklich,
Unternehmung koſtete ihm in kurzer Zeit gegen 25,000 Mark B. Einbufe.
jetzt In Daͤvel's Hände zuruͤck, und fand an Mödling und Benzenberg
‚ weicher Letztere durch fie beſouders feine ſtaatswirthſchaftlichen Ideen
fegte. Mit Anfange 1819 hörte Benzenberg's Theilnahme auf, und
er Bundestagebefchläffe vom 20. Sept. 1819 boten dem Unter
else vieleicht erwuͤnſchte Gelegenheit dar, das Blatt ganz aufhören zu
Sſtreichiſchen, das bis dahin außer der offickeiem wiener, Leine Zei:
Hiegend einer literar. oder polit. Bebeutung hervorgebracht hatte, war im
ein Blatt, der „Öftreichifche Beobachter” ntftanben, das bald als
betrachtet und In ganz Deutfchland mit Aufmerkſamkeit gelefen wurde,
einzige war, das ſich von 1809—12 erlaubte, von Zeit zu Zeit einige
über Spanien und bie polit. Stellung ber europ. Mächte in bie Nacht
Imaligen Zeit zu werfen. Der Eigenthlmer und Herausgeber dieſes Blattes
nn iſt noch Hr. v. Pilat, ein geborener Hanoveraner, ber in Wien zur roͤm
"Übergegangen und als Privatfccretaie beim Sürften Metternich angeſtellt
und deſſen Stellung daher befonbered Vertrauen einflöfen mnfte. Der Ab»
in dem gedachten Zeitraum bie auf 6000 Eremplare geftiegen fein.
Undh dem „Öröperus"‘ (1824, Ne. 228, 230, 257 fg.) verhält ſich die eigent⸗
Zeitungsllteratur mit Einfchluß der böhm., ungar., ttallen., zur
iſchen, wie 2749447. — Die Preufifhe Staatszeitung fland
unter ber Leitung eines eben fo liberalen als kenntnißreichen Mannes, bes
rathe Staͤgemann; verſchiedene Einwirkungen aber verleideten demſelben
muögabe, die 1821 an den Im Fache der Erzählung bellebten Schriftſteller
ofe. Heun (unter dem Pfeudonamen Clauren bekannt) uͤberging. Zweiter
Igeber war Hr. Karl Muüͤller. 1824 erhielt fie eine neue Einrichtung umd
Mohn einen neuen Herausgeber, und wird jegt (1829) als eine ber beſten
mr Beitungen betrachtet.
as den im Geiſt unferer Zeit redigirten Blätter durfte man vor bem 20.
A819, der für das deutfche Zeitumgswefen eine neue Norm rinführte, mwoch
Imsartiche „Oppofitionablat:”', ben „Fraͤnkiſchen Dierkur”, dir Rzeinlſchen
478 Zeitungen, amerikaniſche zc.
——— die (von Friede. Seybold gegruͤndete) „Neckarzeitung“ und!
eitung’' re
| Dem „Oppofitionsblatt”, durch das weimariſche Inbufiriscemt
tuch und deſſen Schwiegerfohn Froriep begrümbet, lag eine anzicher
Grunde, und nur der Titel in Verbindung mit bem Zufage: oder
weimarifche privilegiete Zeitung, warb unfdidlid gefunden. Zub
ältefter Sohn bes Dichters, ein Mann von Kenntniß, Geiſt, Patelı
zu rauhem und berben) und ſchriftſtelleriſcher Gewandiheit, exhieitt
ausgabe, und das Inſtitut gewann balb freien Auffcywintg, bie bie
Wartburg (f.d.) und die Nachrichten daruͤber bie weimariſche Rei
Bebränge brachten, daß das „Oppoſitioneblatt“ einige Tage lang ge
umd- der zeitherige Herausgeber am Enbe bavon entfernt wurde. Di
ſchwankte jest eine Zeitlang In mehren Bänden, bis fir endlich $.
hielt. Aus dem Titel wurde das .Anftößige weggelaflen; arsch herefd
Theil fehr gehaltvollen Auffägen, wie in ben politifchen Nachrichten,
gemäßtgter, ruhiger Ton ; dennoch gab eine Abel gewählte diplomatiſch
bie endliche Veranlaffung, daß das Blatt mit dem 27. Nov. 180 au
Der fränkifche, in Bamberg erfcheinenbe „Merkur wurde von
ter befannten D. Wegel einige Fahre lang mit bedeutendem Erfolge h
Wetzel'n ſtand Wis, Laune und Satyre flet6 gu Gebot, und ex wu
ben in feinem Blatt trefflich zubedienen. Die „Rheinifdyen Blätter‘
Haofrath Weigel in Wiesbaden (ber ſich aber nach dem 20. Sept. dar
und die „Speirer Zeitung‘ vom D. Butenfhön mit Geiſt und pol
(jedoch beſonders mit einem gewaltigen Antiboruffimus) rebigiet.
„RNuͤrnberger Eorrefpondent” als vielgelsfenes Blatt zu erwähnen.
Redacteur, D. Biſchoff, flarb 1824.
| Durch die Beſchluͤſſe des deutſchen WBundestages vom 20.
weiche 5 Jahre lang (ſeitdem auf unbeftimmte Zeit verlängert) in Kra
ten, wurden ale beutfche Zeitungen, auch in ben Staaten, wo, wi
und Wuͤrtemberg, bie Cenſur durch bie Landesverfaſſung foͤrmlich auf
aufs neue umter Genfur oder minifterielle Aufficht genommen. Di
die Folge, daß ber „Deutfche Beobachter”, welchen ein Herr Lieſch
gart herausgab, durch einen Bundestagsbeſchluß 1823 unterdruͤckt u
Unter den übrigen polit. Blättern nesmen wir zuerfl die ber Ver
ten, tin welchen überhaupt im J. 1827 an 840 period. Blätter erſch
ter 137 zu Neuyork und LLO in Pennſylvanien. Selbſt die Inbia⸗
Zeitungen zu lefen. Zu New⸗Echota erfcheint ſeit dem 24. Febr. 18
nal der Chirofefen, u. d. T.: „Der ChiroferPhönir”, den ein C
Boubenott, rebigiet, halb in engl., halb in der Stammfprache (nad
Chirokeſen, N. Hueß, erfundenen Alphabet) in der großen Gfpalti
engl. und norbamerikan. Tagebl. Dieb ift die erſte Literature, weiche t
beginnt. Hueß ſelbſt verfteht weder engl. noch fonft eine Sprache auße
Die Rep. Colombia hat bereits 16 polit. Bl; auch bie Abeig
Staaten, Paraguay ausgenommen, haben period. Blätter. In Ch
erft 1810 eine Druckerei aus Norbamerika erhielt, erfcheinen jetzt
Die britiſchen Colonlen haben ebenfall$ ihre Papers. Auf dem Gap
gegründete „South African commercial advertiser”, Melt des Le
Entfernung entfeffelt, fRatift. wichtig. — Die Hellenen leſen ſeit 18
in ihrer Sprache; auch gibt jegt Maxime Rapbaud in Patras eine Ü
„Courrier d’Orient”, heraus. Dagegen ift in Smyprena an bi
„Speetateur oriental” im J. 1827 ein Turkophile, der „Observaser
und fpäter der „Courrier de Smyrne’' getreten. Sogar in Tripoli
ungen (Handelöbl., gelehrte Zeit., Unterhaltungsbl.) 479
heint felt dem 31. Juli 1827 eine polit. und literar. franz. Monats ſchrift
„L’investigateur Africain“. — Außer ben polit. Zeitungen, unter wel-
üngfle die „Polnifche Staatszeitung” ift (Warſchau feit 1829), welche zu:
e das Ausland Bekanntmachungen in deutfcher und franı. Spradye gibt,
die Handelö», die Gelehrten⸗ und bie Unterhaltungsblaͤtter zu erwähnen.
n eigentlihen Handelsblättern kennen wir die lonbner „Lioyds list”,
sdanıer „Zeetidingen”, ba® „Journal de eommerse‘', die hamburger
haltenlifte”, eine nürnberger „Danbelögeitung”, das von Haſſe in Schner-
keipzig heraudgeg. „Eibeblatt”, polptechnifchen Inhalts, dem feit 1824
e Boͤrſenliſte beigelegt wird, und die „Preuß. Handelszeitung” in Berlin.
jalten ſaͤmmtlich Waaren⸗ und Wechfelpzeife, Curſe der Staatöpapiere,
ten uͤber das Ankommen und Abgehen der Schiffe, Verzeichniſſe von
ents und gezahlten Dividenden und ähnliche, bie Handelswelt betreffende
‚ Die hamburger, Boͤrſenhallenliſte“ (jegt von Niebour und Runge be
De überhaupt ats das vorzüglichfte diefee Blätter zu betrachten iſt, theilt
enmal bie neueften polit. Nachrichten mit.
ir die gelehrten Zeitungen, als Reviews, „Rev. encyelop.‘, „Bibi.
Hermes“, wiener, Jahrbuͤcher“ ıc., f. Literaturzeitungen. Hierher
hach bie einzelnen Faͤchern gewidmeten Zeitſchriften, als: bie von D. Zim⸗
zu Darmfladt herausgeg. „Allgem. Kirchenzeitung“ (7. Jabrg., 1828),
eine „Katholifche Kiechenzeitung” (Hadamar und Koblenz) entgegen,
beslinner „Evangel. Kiechenzeitung”', herausgegeben von D. Dengftenberg
&, 1828), gegenübertrat. Auch gibt der Pfarrer Spieß in Frankfurt
bia“ feit 1828 Heraus. — Eine „Allgemeine Schuizeitung‘, von D.
san, erfcheine in Darmfladt feit 1824; — eine „„Befundheitszeitung‘'
5 Streit frit 1828 in Breis; — eine „‚Klora‘', ober botan. Zeitung, in
(11 .Yabhrg., 1828); — eine landwirthſchaftl. Zeit., von Schnee, in Halle;
ethſchaftliche (2. Jahrg. 1828) zu Büdingen, fowie „Kunftblätter”
a Torten u.a. a. O.; — die „Allgem. militair. Zeitung’ zu Darm»
— In Frankreich erfcheinen ähnliche Blätter: 5.8. „Le Carholi-
Baron von Eckſtein; — „La revue protestante”, deren Haupt
.Coquerel if; — „La gazette de sante” u. a. — Als ench⸗
Blatt muß der „Hesperus” von Andre vor allen andern genannt
"weiter unten).
deutſchen Unterbaltungsblätter find mit ber vom Hofrath
1801 in Leipzig gegründeten Zeitung für bie elegante Welt,
ter des Hofe. Meth. Müller Leitung noch fostbauert, entflanden. Da
wg für bie elegante Welt” damals der Schlegel'ſchen Schule huldigte, fo
Kobebuce (f. d.), mit Merkel verbunden, 1803 ein ähnliches Blatt ent»
us „Sertmüthigen”, weichen jest D. Auguſt Kuhn berausgibt. Seitdem
be Zahl der Unterhaltungeblätter beftänbig vermehrt, obgleich auch viele
nel wieder untergegangen als entflanden find. Die bebeutendften, außer
erwähnten, find das fluttgarter „Morgenblatt" (21. Jahrg., 1828),
ee „Abendzeitung”, ber berliner „Geſellſchafter“ und das von Kotze⸗
ndete „‚Literarifche Wochenblatt”, das mehr in bie Kategorie der Uns
wblätter als der gelehrten Zeitungen zu [een mar. eres begann
b iſt unter verfchledenen Medactionen von 2. 5. Huber, Haug, Ruͤckert
b Beimar), Madame Huber, geb. Henne, mit Giäd und Beifall fort
eden, da ber Unternehmer (Buchhändler Cotta), ber auch ſtets Antheil
Bebaction genommen, viel auf dies Blatt verwendet. Schon ſeit «is
yo IP baffelbe mit einem „Runftblatt” und niit einer literariſchen Bei⸗
nt. Erſteres hat 1820 den D. Schon, und birfe den Dofe. D. Müll»
480 Zeitungen, Unterhaltungsblätter
ner in Weißenfels zu Gpecialzebactoren erhalten. Lepterer hat fd
action niebergelegt und in Braunſchweig ein eignes miscell. Blatt: „
blatt‘, gegründet. Die Redaction des liter. BI. leiter jept Wolfgang 1
beesbner „Abendzeltung” entfland 1817 und warb von bem unter de
‚men Theodor Heß bekannten Hofe. Winkler und dem Hoftath Kint
von Erſterm allein, herausgegeben. Die „Abendzeitung’ hat ſich ein ı
cum erworben, wad fie vorzüglich den Theaterkritiken und dem X
Mitarbeiter, welche kleine Erzählungen dazu beizuteagen pflegen |
Henn, Schilling, Yan ber Velde u. A.), veidankt. chem fruͤl
sin liter.» Exit. Beiblatt, von 1826— 28 erſchien eine ſtaͤdtiſche Beil
„Einheimiſches“, jest (1829) e. art. Beiblatt: „Flora“, von Reiche
gegeben; auch bat Boͤttiger ein ſachreiches „„Artiftifches Notizenbla
Der In Berlin erfcheinende Gefeltfch after beſteht ſeit 1016 und um
Bubig mit Befchi und Umſicht rebigiet. — Über das „Literariſche
f. Kotzebue. Nach deffen Tode wurde e6 von der Verlagebandiumg fı
daß ein andrer Redacteur dafür wäre ernannt worden. Später nahr
Hoftath D. Müliner in Weißenfels thaͤug an; allein Die Zahl der I
innerhalb eines Jahres von 2000 auf 800 herab. Die Idee zu bief
übrigens von bem erſten Gründer ganz auf eine lichte, oft fFechenbe Un
rechnet, bie aber nicht felten ind Perfönliche und Bemeine ausartete. J
wurde e6 das Eigenthum des Deraußg. dieſes Lexikons, ber ihm eine
ernfteen Charakter gegeben, und baffelbe feit dem Dec. 1820 „Rita
derfationsblatt”, und ſeit Juli 1826 „Blätter für literarij
haltung” genannt hat, weil es ale ein literarifhes Sprachsinm
bildeten vom jeder Meinung und Anfichten betrachtet werden Bann,
ber Urbanitaͤt nie verleugnen wird. Es verbreitet fi über Allcs,
neueſten literartfchen Zeit das höhere geſellige Leben berühren Lam. ı
Late" von Müllner, zuletzt von Michaelis geleitet, folgten dad fü
„Mitternachtblatt“ und (1823) ber „Literarifche Beobachter‘ (ven
mid F. Strich), die beide mit 1823 aufgehört haben. In Dünen
„Eos, in Karlsruhe bie „Charie, ober theiniſche Morgenzeitung
Kunft», Literatur» und Alterthumsblait (von F. K. Freih. v. Erlach
der „Ährenlefer“, in Dreöden feit 1826 die „Morgenzeitung“ von #ı
Kind mit dramat. und literar. Beilagen von Tieck und Ebert (bat 182
in Weimar das von Edm. Oſt (Peucer) und St. Schuͤte feit 11
neuen Form tedigirte „Journal für Literatur, Kunft, Lurus un
18328 eingegangen). In Leipzig befteht noch bie von Bergk herautg
gemeine Modinzeitung‘’ (bereit6 der 20. Jahrg.) ; in Dredben der „!
Philippi); in Hamburg die „Originalien“, der „Wandebecker Betr
felszeitung“; in Berlin das „Berlinee Converfationsblatt”, ba |
die „Mufikalifche Zeitung”, die „Schnelipoft”; in Leipzig ber „
„Hebe“; in München die „Mufilzeitung” und bie „Nheaterzeitw
Stöpel, und an and. Orten ähnliche Blätter, ber Unterhaltung gebifd
widmet. In Rußland hat die von Oldecop beutfch heramdgegebn
teröburger Zeitfchrift” benfelben Zweck. Die Verbreitung dlieſer
wenigen Außnahmen nicht über die Grenze des Landes, in welche
nen. Den größten Abfag hat das „Morgenblatt“, das beſonderd u
reich gebt; man ſchaͤtzt denfelben auf 1500, den der ‚„Abennbzeitum
den des „Geſellſchafters“ auf 600 Exemplare, fowie den ber „E
tung“ auf etwa 1000 und den bes Kuhn’fchen „Sreimüthigen” auf
plate. In den Öfteeih. Staaten hatte ſich die encyklopaͤtiſche nd
Journaliſtik vor wenig Fahren ſehr ausgebildet. Allein das auch im Ah
Zeitungen, Unterhaltungeblätter ‚481
Journal der exflern Art, der in Drag erfchienene, vom Math Ans
auf das zweckmaͤßigſte zufammıengeflellte, überaus reichhaltige „Deb:
em Herausgeber mit nach Stuttgart gefolgt, und das früher von
d Graͤffer, feit 1821 von Caſtelli trefflich redigirte wwiener „Gonper:
ıt mit 1822 aufhören müffen. Dagegen gehört noch jest zu ben
Unterhaltungsblättern bie in Wien von Schickh feit 1816 geleitete
e Kunſt, Literatur, Xheater und Mode”. Auch der „Sammler“,
chen Blaͤtter“ und bie von Baͤuerle felt 1808 herausgeg. „Allgem.
find hier zu nennen. Ernſtern Inhalts iſt das vom Freih. v.
iete wiener „Archiv füe Geſchichte, Statiſtik, Literatur und Kunfl”,
ee 18. Jahrg. erfchien, und das mit ber Verfekung Hormayr’s nad
loſſen iſt. Diefe und andre in Zeitungtform erfcheinenben hal⸗
ben in Deutſchland die Monatsſchriften groͤßtentheils verdraͤngt Aus
nd hier zu nermen: „Bremer Beiträge”, von J. A. Cramer, Ebert
9. „Der beutfche Merkur (erſt von Wieland, dann in Verbin:
felben von Bertuch und von Reinhold, hierauf vom Böttiger und
on 1773—1810. „Deutſches Muſeum“ (zusft mit Dohm von
on dieſem allein) von 1776—88. Acrchenholz's „Bänbers und
von 1782— 91; dann nahm folche den Titel „ Minerva’ au, uns
: (nachher non Bran fortgefeht) noch jetzt erſcheint, jedoch mehr auf
eſchraͤnkt. Die „Zhalia” und die „Horen“ von 1795—97, „Eu»
Aum’ u. a. Zeitfchriften ber neuromantiſchen Schule. „Roswitha,
fe" von Kind u.a.m. Gedike's und Wiefter’s „Berlin. Donate»
"83; die „Deutfche Monatsfcheift” feit 1790. Die weimariſchen
Eberi's „‚Überlieferungen” (feit 1825), der „Drpbeus” von Weich»
24) und ähnliche find in zwangloſen Heften erfchienen. — Aus
unter dem deutfchen Stadtinteligenz » und Provinzialblättern mehre
igen Inhalts, welche bei einer freifimigen Genfur durch Publici⸗
peranlaffen Lönnen. Unter diefen nennen wir: die „Dorfzeitung” in
a (11. Jahrg. 1828) ; die „Biene“, von M. Richter In Zwickau;
Patriot. Wochenblatt“ u.a. In dieſem Geiſte find nach einem um⸗
e ganz Deutfhlanb entworfenen Plane die noch beſtehende, Natio⸗
Deutfchen”, und der „Allgemeine Anzeiger ber Deutfchen” von
et worden.
don bat ber ehätige und einſichtsvolle Buchhändler Golburn die der
'baltungeblättern zum Grunde liegende Idee, nach dem Plane un:
? Reife nach China bekannten, jest in London eingebürgertm Lands⸗
r, dorthin verpflangt, und es erfcheint ſeit 1818 die ſehr zweckmaͤßig
rary gazette‘‘, die 1819 ſchon uͤber 3000 Abonnenten zählte. Eine
Wochenſchrift für Literatur, Unterhaltung und Belehrung: „The
eint feit 1829 gleichzeitig auch in Leipzig bei E. Fleiſcher. ies
and monatlich erſcheinende Unterhaltungejoucnale, ober Magazines.
he Literatur) — In Frankreich waren bie befonbem Un⸗
ter noch vor kurzem unbekannt, wogegen jebe polit. Zeitung in ihrem
arifhe, Kunſt⸗ und Khentermachrichten mittheilte. Außer ben in
yeraustommenben,, ber Politik, Literatur oder ber Unterhaltung ge⸗
term wurden in neuerer Zeit einige Zeitfchriften in Brochurenform
ntlich ober monatlich ausgegeben. So machte 1818 und 1819 bie
Minerve frangaise“ in politifcyer Hinficht außerordentliches Aufſe⸗
hglichften Mitarbeiter waren: Etimme, Jay, Jouy, Tiſſot und
. Ban fchägte ben Abſatz auf 15,000 Exemplare und den reinen
den der 7 Eigenthuͤmer auf 3I0 — 40,000 Franken Revenue. Nach
iebente Aufl, Bd. XII.
482 Zeitungen, Unterhaltungsblätter |
den Befchränkungen der Preßfrelhelt hörte fie im Maͤrz 1820 auf. 8
zwar in einzeinen Brochuren fortzufegen und dann auch in ben „Lett
des‘, allein bei dee Steenge der polizeilichen Maßregeln und der ®
der Hanbhabung der feftgefegten Beſchraͤnkungen ohne bebrutenden
„Mercure de France” war länger als ein Jahrh. faſt das einzige ber
teratıse und ber Unterhaltung gewibmete, woͤchentlich erſcheinende I
ganze Sammlung von 1672— 1813 beflekt aus 1657 Bdon. in 12.
Bin. in 8. Er wird noch fortgefegt, genießt gegenwärtig aber nur ı
fall. Ein größeres Publcum, auch im Auslande, haben die ſeit 1€
wörhentiid) berausgegebenen „„Tablettes universelles” gefunden, w
Politik und Literatur in zum Theil ſehr geiftvollen Auffägen verbr:
Charakter einer legitimen Dppofition gut sus behaupten wiffen. Seit
aber biefe „Tabletten” im minifteriegen Geiſte reblgirt, ba ed den
lungen iſt, dem Hm. Coſte dad Eigenthum für eine [ehr Hohe Gum
Franct) abzukaufe. Weniger ernſt, aber oft fehr anziehend, war
ein ber muntern Unterhaltung gewidmetes Blatt, der aber, nachder
der Cenſur unterbrochen worden war und unter andern Titeln (als,
erſchien, doch 1823 aufhören mußte. Die „Lunes Parisiennes‘‘ m
demſelben Grunde in den „Diable bolteux”, und der „Courrier de
in den „Corsaire‘ verwandeln. Das gehaltvollſte in Ppitofophieund:
ſermaßen flimmführende Blatt iſt der Globe” in Paris, an welde
fin Antheil nimmt. Das KRunfturtheil der Franzoſen Hat dadurch⸗
auslaͤndiſche Literatur betrifft, eine unbefangenere, parteilofe Richt
In Itallen gibt «8 ebenfans ſolche Zeitſchelften. So umfafı
nale Areadico di Roma“ Literatur, ſchoͤne ſte und Allerlei. Sr
ſcheint ſeit 1828 die „Echo“ („Eco“), burch welche Paolo Lampat
mit Italien literatiſch verbinden will. Ähnliche Zeitſchriften gibt edi
landen, in Schweden, Daͤnemark ıc., welche ber Raum bier nicht eh
ven geſtattet; obnchin bringt jedes Jahr In diefen melſtens ephemen
gen neue Namen und Titel hervor, während bie Gache ſelbſt dieſelb
ſoſern iſt auch die nach ber Idee des koͤnigl. preuf. Beneralpoftmell
in Berlin 1824 (31 ©. Fol.) herausgeg. „Radhweifimng ber vorzägl
Sprachen erſcheinenden polit. und nicht polit. Tag» unb Wochenbl.
Zeitſchr. nebſt Bemeik. des Preiſes ꝛc.“ ſchon veraltet. Diefe nansıl
deutſche Zeitungen, von benen 9 außerhalb Deutſchland umb der pen
erſchienen (zu Mitau, Lemberg, Dfen, Petersburg, Strasburg,!
Schaffhauſen und Zuͤrich). Nach dem Hespetus“ gab es im J. 18
1416 period. Blaͤtter, welche jaͤhrl. 140 Mill. Bogen in Umlauf bi
alle mithalten wollte, würde jaͤhrl. 20,000 Thlr. bezahlen; und di
ſeibſt ſezte in Capital von 20 Mil. jährl. in Bewegung. — Eine Bi
Einwohnerzahl und der Zeitfchriften eines Landes und Volkes gibt fr
tate: 1827 erſchlenen In den nordameritan. Verein. Staaten 25 A
11,600,000 Einw.; in Großbeit. 483 Zeit. und perlob. Garamal. auf
Einw.; in Schweben und Norwegen 82 Journ. auf 3,866,000 €
Kirchenflaate 6 Zeitungen auf 2,598,000 Einw. (&todhelm wit 7
bat 30, und Rom mit 154,000 Einw. nur 3 Soumm.). Dinre
1,950,000 Einw. 80 Sourn., von denm 71 in din. Sprache; 23
litit, 25 den Wiffenfchaften gemidmrt. Preußen bat 12,416,000 €
Journ. und petiod. Schriften (Berlin hat 224,000 Einw. und 537
ten; Kopenhagen hat 109,000 Einw. und 57 IJornn:). Die Ried
6,143,000 Einw, und 150 FJouenale und Zeit. Im deutfchen Bus
sel) und Preußen; kommen auf 13,300,000 Einw. 305 Joum u
Zeig Selter (Karl Friedrich) 483
a Sachfen auf 1,400,000 Einw. 54 Zeit.; in Hanover auf 1,550,000
> Zeit. ; in Balern auf 3,960,000 Einw. 48 Zelt. ; Frankreich hat auf
Einw. 490 period. Schr. (660 Diudereien, oder 1500 Preflen; davon
81 Drudereien oder 850 Preff.n). In Paris allein, das 890,000 ©.
einen 176 period. Echrilten. BK.
itz, ehemals bie zweite Statt bes zum Koͤnigreiche Sachfen gehörigen
daumburg 3:5, durch den Vertrag vom 18. Mai 1815 an Preußen at»
gebört jest zum Megierungsbesiut Merfeburg im Herzogthum Sachen.
t Zeitz liegt 5 Meilen von Leipzig In einer angenehmen, fruchtbaren Ge:
rechten Ufer ber weißen Eifter, über welche eine fleinerne Bruͤcke führt,
and an einem hoben Berge, daher bie Straßen groͤßtentheils abſchuͤſſig
e zählt 618 H. und 7000 Einw., die ſich theils mit Arbeiten in den hir
b>, Zeuch⸗ und Ledermanufacturen , theils mit Feld⸗ und Gartenbau be:
. Die Stade ift alt, hat aber, als chemaliger Sig verfchiedener Behoͤr⸗
Theil gute Gebäude, ein Schloß, die Morigburg genannt, 4 Kirchen
richt unberühmtes Gymnaſium, das eine gute Bibliothet von 12,000
vielen Handſchriften befigt. Nahe bei der Stadt an der Eifer ift der fc:
Thiergarten, ein fehr ſchoͤner Park. Das ehemalige Bisthum Zeit
8 von Sttol. errichtet, um die Bekehrung der Wenden zum Chriſten⸗
jefördern. In der Folge fanden es der Viſchof und feine Geiſtlichen ge-
Hren Sig (1029) nach dem mehr Annehmlichkeiten barbietenden Namm:
slegen, und das Stift erhielt nun die Benennung Naumburg: Ice. As
ithol. Biſchof, Zul. Pflug, 1564 flarb, wurde dem Kurhauſe Sachfen
a Vergleich die Adminiftration des Stiftes übertragen. Schon früher
fachfen die lanbesfürftl. Hoheit und Schutzgerechtigkeit über bie in feinen
Megenen Stifter behauptet. Kurfürft Johann Georg I. vermachte in ſei⸗
wuente (1652) das Stift Naumburg Zeig, nebft verſchiedenen andern
nem jängften Sohne Moritz, welcher der Stifter der ſachſen⸗zeitziſchen
wurde, bie bereits im erften Viertel des vor Jahrh. mit feinen Söhnen
rb. Durch einen 1726 gefchloffenen Vergleich wurde das weltiiche
t dem Kurhauſe Gachſen auf immer übertragen, die Kirchenſachen
dem fächfifchen Geheimenraths collegio überlaffen. Diefe Verfaffung
beibehalten worden, wo das ganze Stift Naumburg: Zeig, mit Aut»
Bezirks von einer Quadratmeile, an Preußen abgetreten wurde,
Igewebe (tela cellularis) nennt man bie Urbildung ber organifchen
Iche ſich in allen einzelnen Organen befindet, fie alle umgibt und ver»
nd woraus fich die letztern nach der Anficht mancher Phufiologen bilden.
na Die Muskelfibern der Länge nach auseinander reißt, bemerkt man viele
kg Faͤſerchen, welche den getrennten Fibern anhängen, biefe find eben rei⸗
webe. Es beſteht aus einer großen Menge Heiner Zellen, welche unter
ufammenhängen, und thleriſchen Dunft, Fett oder auch krankhafter Welfe
Ferige Stüffigkeiten enthalten.
orten waren eigentlich bei ben Suden Diejenigen, welche für die Ehre
ab ihres Tempels, ſowie für ihre Gefege, eiferten, und bie öfter& ſoweit
aß fie einen vermeintlihen Gottesveraͤchter oder Sabbathsſchaͤnder fofort
ober fonft aus dem Wege räumen, ohne weiter dadurch verantwortlich zus
Best belegt man Diejenigen mit biefem Namen, welche ohne Überlegung
ungebührlicher Strenge fi zu Religionsvertheidigern aufwerfen und ge=
Wenkende elfern.
[ter (Karl Friedrich), Profeſſor und Director der Singakademie in Ber⸗
b. daſeibſt 1758. Sein Vater, ber ein Maurer und aus Sachfen gebürtig
jihn das joachimethaliſche Gymnaſium befuchen und in allerhand nuͤtz⸗
831*
DIWyLTIE VEU WIRTET BEEEEEH HEUUEUGE wu jr da aa di 2 gs
mehr Eintrag that, fo unterfagte ihm fein Water endlich da
Er verfprach zu — und trieb fleißiger ſein Handwer
von neuem zu feiner geliebten Kunſt zuruͤck. 1783 ward er ı
fterftüd zum Daurermeifter aufgenommen, audy hat er der B
Baumefen In der Folge nie ganz entfagt. Erſt felt diefer ;
würdigen Faſch im reinen Sag und im boppelten Contrapur
richt nehmen, der ihm auch auf feiner ganzen künftigen Laufb
tec geworden ift. 3. war feit Entſtehung der Faſch'ſchen €
Stublum und Vortrag großer kirchlicher Vocalmuſik zum Ge:
weilen auch Öffentlich aufführt, eines der thätigften Mitgli—
und wurde bald der tüchtigfte Behülfe feines Lehrer im ber £
fi) immer mehr erweiternden Inſtituts. Daſſelbe führte er ı
(1800) mit großem VBerbienft fort, und ſowie bie Mitglied
1801 dankbar die Büfte des Stifter derfelben aufſtellten (de
3. 1801 herausgab), fo haben fie auch ihre Dankbarkeit geg
bei der Feier 1825 bewiefen, und feine Büfte, von Rauch gec
neben der feines Vorgängers ſtehen. Seine zweite Frau, eh
war eine der eriten Dilettantinnen Berlins unb eines der er
Akademie; fie ftarb 1806 und hinterließ ihm 11 Kinder. 1:
König von Preußen zum Prof. der Tonkunſt bei der berliner
und Wiffenfhaften und berief ihn in demf. J. zur Verbeffer:
nach Königsberg. In demf. 3. ftiftete ex für fröhliche Untert
gefang die erfte berliner Liedertafel, befen Mitglieder, aus |
dern der Singakademie beftehend, und in 2 Tenor- und 2%
die von ihnen theils gebichteten, theils componitten Lieber aı
ſchriftl. Büchern üben und vierftimmig bei einem gefelligen DR
bat einen Chor von 30 Männerflimmen. Für diefes Inſtit
feither durch ale Städte Deutſchlands verbreiteten Liedertafeln
auch die originellſten humoriflifchen Lieder componirt, die fe
Stich erfchienen find. Seine Compofitionen begeigen dem grit
Bilduna : was fich unter benfelben am meiften hervorhebt. fir
Zelter Zend - Avefta 485
f. die berliner Liedertafel). Won feinen Motetten, die in der berl. Singaka⸗
vorgetragen werben, ift aber leider wenig im größern Yublicum bekannt. Um
salmufik in Berlin hat er das größte Verbienft, ſowie er felbft einer der größe
mer und Verehrer ber aͤltern kirchlichen Vocalmuſik iſt. Auch hat er in der
Uſchen Theorle mehre wackere Zöglinge, 3. B. Felix Mendelsfohn; die vor⸗
ken Geſanglehrer und Organiſten in Berlin find feine Schüler. Sein tuͤch⸗
tiger Charakter, der ihn auch zum Freunde Goͤthe's gemacht bat, ſcheint
uf zweier humanen Künfte, der Baus und Tonkunſt, zu beurfunden.
Der Blick in das Leben, reiner Raturfinn, reges Gefühl auch in vorgeruͤck⸗
tem, durch eine kräftige Sonftitution des Körpers unterftügt, gefundes Urs
Eflige, wohlwollende Thaͤtigkeit find ihm eigen. Gerh. v. Kügelgen hat
elter, ein Pferd, das einen guten Paß geht, Paßgaͤnger, folglich bes
a Reiten ift; daher auch in den alten Ritterromanen die Damen gewoͤhn⸗
R selten. Es kommt von dem nicht mehr gewöhnlichen, aber in alten
| a fich noch findenden Worte: ber Zelt (franz. amble) ber, das ben
WS Dfecdes zwiſchen Paß und Trab bedeutet.
Bad, ſ. Perfifhe Sprache.
Eud=Avefta (lebendiges Wort) if dee Name ber heiligen Bücher, wel»
Meqhhkommen der alten Perſer, die Gebern (f. db.) oder Gauern in Perfien
Jarfen in Indien, von ihrem Religionslehrer und Geſetzgeber Zoroafter
Zerbufcht vor mehr als 4000 Jahren erhalten zu haben behaupten. Eng⸗
> franz. Reifende hatten fchon früher über die Religion der Gebern und ihre
einige, aber amvolftändige Nachrichten gegeben. Anquetil bu
(f. d.) erlernte während feines Aufenthalts in Indien bie heil. Sprache,
jene Bücher gefchrieben find, brachte Abfchriften derfeiben bei feiner Ruͤck⸗
Europa (1762) mit, und gab 1771 eine franz. Überfegung des Zend>
aus. Er erfchien nachher eine deutfche Überfegung von Kleuker, unter
Send» Avefia, Zoroaſter's lebendiges Wort u. [. w.” (Riga 1776 —
&), und fpäter: „Zends Avefta im Kleinen, ein Auszug aus ben Zend:
in Keuter 1789). Englifche und beutfche Gelehrte erhoben bald Zwei⸗
ke Echtheit und das Alterthum diefer Schriften, woraus Streitigkeiten
über welche der „Anhang zum Zend⸗Aveſta u. f. w.“ (von Kleuker,
| e Auskunft gibt. Auch bie Feueranbeter felbft follen zugegeben has
“der echte Zend» Avefta längft verloren fei. Ihre jegigen heil. Buͤcher feien
des Mittelalters, und die Religion der jegigen Gebern fei eine Miſchung
gebeifchen, chriftlichen und vielleicht felbft mohammebanifchen Vorftelluns
agegen hat neulich Nase („Über das Alter und die Echtheit der Zendſpra⸗
je6 Zend» Avefta”, überf. v. Hagen, Berlin 1826) die Echtheit des Zend⸗
Benigſtens einiger Theile deffelben, erwiefen, aber den Verf. unentfchleben
Der Zend⸗Aveſta befteht aus 5 Büchern, welche In der Zendſprache ges
K find. Ein Theil derfelben fol dem Zoroafter von Ormuzd, dem hoͤchſten
er, geoffenbart worden fein. Sie enthalten die Lehren von dem höchften
en (Drmujd), von den Benien des Himmels (Engeln), von bem böfen
Ahriman), von den Belohnungen und Beftrafungen in einer andern Welt
„ amd werben beim Öffentlichen Gottesdienfte vorgelefen. Ein andrer Theil
u befteht aus einer Sammlung Bleinerer Auffäge und Bruchftüde verfchies
xt, 3.8. Gebete, Lobpreifungen der vornehmften Genien des Himmels,
u. ſ. w. Diefe find von verfchiebenen Verfaffern und in verfchiedenen
ten gefchtieben. Auch find in diefen Büchern hiſtoriſche und geographi-
Wzen enthalten, die jedoch verfchlebener Auslegungen fähig zu fein fcheinen.
3 Inhalt der Zendſchriften vgl. Rhode, „Die heil. Sage und das gefammte
EIE.5 VERTIEFT viuyie um VIE OU. WILDUIP., I IUTIWyER Dis vu 88
Athen reifte. Er war ein Zögling der von Zenophanes (f.
tifhen Schule. Man fchreibt diefem Zeno die Erfindung oder t
uͤbeng ber Dialektik zu, deren er fi) als logiſcher Disputirkum!
des elentifchen Syſtems mit großem Ecyarffinn bediente. Von
nicht8 auf und geflommen; nur von einigen Schriftftelern,, be
teles, find Bruchſtuͤcke feiner Lehrfäge aufbewahrt worden. H
eine Vielbeit und Theilbarkeit der Dinge, ben Raum und die
bauptungen der dem eleatifhen Syſtem gegenüberftehenden en
widerlegen fuchte. Seine künftlihen Schlüffe, gegen die Den
hen Bewegung gerichtet, insbefondere der fogenannte Achilles, |
ſchildert übrigen® den 3. ald einen edeln Mann voll Kraft u
As fein Verſuch, das von dem Tyrannen Nearchus unterbrüc
mifleng, ſtand er alle Martern ruhig aus, und big fid) endlid)
um nicht bie Sache und bie Theilnehmer an derfelben zu verratt
in einem Mörfer geftampft werden fein. — 2) Zeno, der
Schule, war geb. aus Kition (Citium), auf ber Inſel Cypern,
kur's, And lebte ungefähr von 340— 260 v. Chr. Sein Bate
mann, hatte von feinen Handelsreiſen nad) Athen die neueſten
gen Philofophen mitgebracht, durch welche die Wißbegierbe de
und genährt wurde. Aus Begierde, fid) weiter auszubilden, o
zählen, durch den Ver'uſt feines Vermögens bewogen, wibm
der Philoſophie, und hörte zuerft den Cyniker Krates, Dann die.
Akademiker Zenofrates. Da ihn keins von den Spftemen, r
kannt gemacht hatte, ganz befticdigte, fo bildete er ſich ein neue
Mängel und Fehler der andern vermeiden, das Brauchbare ı
aber in fich vereinigen follte, doch in der Haupiſache ein gemäf
Vor dem Orte, wo er lehrte, der Stoa, erhielt fein Spflem ir
men des floifhen. (Vgl. Stoa, Stoiker.) Er trat mitb:
ner Zeit auf, wo die Grundſaͤtze ter Epiturdifchen Schule grof
und «ben dadurch cher cine Verfchlimmerung als Veredlung de
foraen war. Wen allen den Geanern. melde K.'s Einftem fand
Zeno (Xpoftolo) Zenobia 487
Er fol im fpäten Alter fich feibft getöbtet haben: ein Beiſpiel, dem nach⸗
ehre Stoiker folgten.
zeno (Apoſtolo), beruͤhmt als Dichter und Literator, geb. ten 11. Decd
— erhielt eine ſorgfaͤltige Erziehung, bie feinen aufgemwrditen un
iſt fruͤh mit Renntniffen bereicherte. Seine erfie Berühmtheit aber folt®
Posfie verbanten. Der Erfolg feiner Melotramen, einer damals fehr belieb>
ee auch fehr gemißbrauchten Dichtungsatt, war ebenfo glänzend als verdient.
sehren Seiten ward ihm die Stelle eines Theaterdichters angetragen, er aber
wor, in feinem Baterlande zu bleiben, und unternahm unter d. Zitel: „Gior-
ie’ letterati d’ Italia‘, eine Zeitfchrift, bie noch jegt ihren Werth behauptet.
745 feine Sattin, mit welcher er nicht ganz gluͤcklich gelebt hatte, geftorben
Big er auf die Einladung Karls VI. als Hofdichter nad) Wien... Zwar war
Reife, auf der er das Bein brady, als auch die erfie Zeit feines Aufents
en wenig erfreulich fuͤr ihn ; bald jedoch änderte fich feine Lage, und er
hoͤchſt giüdtich durch die Gunft und perfönliche Auszeichnung des Kai⸗
Beifall, den er erntete, flieg mit jedem neuen Drama; uͤberdies warb
Hiftoriogeaphen ernannt. Diefe ÄAmter verwaltete er bis 1729, wo er
Eſicht auf fein zunehmendes Alter fie nicberlegte und nad; Venrdig zuräc-
Der Kaifer, der ihn als Freund lichte, ließ ihm feinen voßen Gehalt, ges
Verſprechen, ihm jährlich ein neues Melodrama zu [chiden. In Venedig
bis zum 11. Nov. 1750 in literarifher Muße, im Befis einer Eoftbaren
be md Muͤnzſammlung, bie er wenige Monate vor feinem Tode ben Domi⸗
n von ber ſtrengen Obſervanz fchenkte. Als Dichter hat Apoftolo 3. Wer
wuze tie mufilalifche Poeſie der Staliener ; namentlich hat er bei der italten.
mich feine Melodramen, zu welchen er große und glänzende Gegenſtaͤnde
eine regelmäßigere Geftalt gegeben; ein Verdienſt, das felbft Metaftafio
Eennt. (S. Oper und Ital. Poeſie.) Vorzüglicher und von bleiben;
e aber ift, was er als Bibliogroph und Hiftoriker leiſtete. Wir erwaͤh⸗
feine Anmerfungen zu $ontanini’s „Biblioteea della cloquenza Ita-
€ „Dissertazioni Vossiane”, feine Nachträge zu Forefli’6 „‚Mappa-
zieo” und feine Lebensbefchreibungen bes Sabellico, Guarini, Davila
Manutius, fowie die Beiträge, womit ex Andrer Arbeiten (5. B. Mus
förberte. Sein reicher Handfchriftlicher Nachlaß wäre zum Theil nech jetzt
achung werth.
nobia (Septimia), eine berühmte Hertfcherin in ber zweiten Hälfte bes
., die fi) namentlich durch männlichen Heldenmuth, einen hohen Grad
ngbeit und Lift über ihr Zeitalter erhob. Gemahlin des Odenathus, des
8 des palmprenifchen Reichs in Syrien, übernahm fie nach deffen Tode im
‚2677 die Regirrung und verwaltete fie im Namen Ihrer Soͤhne mit vielem
Bei der Schwäche der bamaligen roͤmiſchen Kaifer, die ihe Stolz verach⸗
ste fie ſich der Oberherrſchaft derfeiben entzogen, vergrößerte ihr Reich durch
Uche Eroberumgen, und nannte ſich Königin des Orients. Nachdem Kaifer
w ihr Heer, welches den hartnädigften Widerſtand leiftete, gefchlagen hatte, _
endlich felbf in Palmyra belagert. Alle Hoffnung eines gluͤcklichen Aus:
fe fie war verſchwunden. Aurellan ſchrieb ihr eigenhändig und verfprach
Beben, wenn fie fich ihm ergeben würbe. Aber 3. verwarf diefen Antrag
willen, und antwortete, daß ihr immer Muth genug übrigbieiben werde,
epatra zu ſterben. Der Kalfer wagte nun einen neuen Angriff, eroberte im
Malmyra und nahm die 3. gefangen. Ex führte fie mit fi) nad) Rom und
Achte durch fie den glänzenden Triumph, den er hielt. 3. erfchien in unbes
Icher Pracht, in einem mit Edelſteinen eich beſezten Gewande, und war an
ı Ketten gefefleit, welche ihr nachgetragen wurden. Ihr ſchoͤner Wuche, ihee
unter den Jefakten gu Manheim, ftubirte im Seminarium un
zu Heldelberg, und ward dafelbft 1770 nach einer Disputat. „E
sophia” zum Magifter ernannt. Um fi) in der franz. Spra
nen, verlebte er anderthalb Jahre zu Meg, befuchte dann die
fäte m Göttingen und die prakifche Schule am Reid skammer
worauf er zum Profeffor des Staatsrechts in Heidelberg ernan
laubte ihm der Kurfücft Karl Theodor, vorher noch eine Zjähri,
machen. 3. ging jegt twiebre nach Göttingen, benupte bafelbft t
reiſte dann über Berlin, Braunfchwelg, Hanover, Wolfenbüt
den nach Wien, wo er ſich mit dem Verfahren des Reichehofcat
‚Hierauf wurde er in Ingolftadt beider Rechte Doctor, und trat ı
delberg als Lehrer auf. Er las mit großem Beifall juridifche C
gefdichte. Der Kurfürft ernannte ihn zum Geheimenrathe, ur
feliſchaft in Manheim zus ihrem Ditgliede. In der Folge ward eı
Geſandtſchaft auf dem Gongreffe zu Raſtadt beigegeben, und n
Theodors 1799 !ald Geheimerrath nach Muͤnchen berufen. J
kungskrelſe gingen von ihm 1799 und 1802 die merkwürdigen
zur Verbefferung des Erziehungs» und Unterrichtömefens, ſow
der Vollscultur. Darauf ward er 1808 Chef der Studienfectic
tath und Generaldirector bes Miniſterium des Innen, 1820 8
Juſtizminiſter. 1818 erhielt er das Großkreuz des Givlloerbi
ward er in ben Freiherrnſtand erhoben und mit einem Lehen I
Feier feines 5Ojährigen Amtsjubildums 1827 erhielt ex den &
Unter mehren wichtigen Lelftungen diefes durch Kopf, Kenntni
Thaͤtigkeit gleich audgezeichneten Staatemannes erinnern wir 7
Gonftitution. Dieſes Vorbild für andre deutfche Staaten ift
geweſen.
Beolith, ein Foſſil, von meiſt weißer, auch rother, bi
blaͤulicharauer Rache, weiches durch Erwaͤrmen elektriſch wicb.
Zerboni di Spofetti Zub 489
Me fliegen ließ. Auch gibt man ihm eine bee Horen zur Gemahlin. Bei
mern hieß er Savonius. Unter feinem Schutze flanden die Blumen und
bie. Man ftellte ihn als einen fchönen, fanften Juͤngling ver, nadt mit
Blumenktanze auf dem Daupte, oder in der Kalte feines Mantels Blumen
» Bei unfern Dichten kommen nicht nur häufig Zephyre, fondern auch
‚Betten vor.
erboni di Spofetti ward unter ber Regierung Friedrich Wilhelms II.
as Opfer des Minifterdespotismus und der Hofränke. Durch die Revolu⸗
Stankreidy war eine befondere Furcht über die Höfe und Cabinette gekom⸗
Derall witterten fie Jakobiner, jeder freigefinnte und freimüthige Mann
wbächtig; mit befonderer Angſtlichkeit wachten die Preußen in dem erobers
Me von Polen. Den Aufftand in Breslau im Dct. 1796 verftand der Mi⸗
nicht zu befhmwichtigen, er waͤhnte fogar, daß die Schlefier gemein.
Sache mit den Polen machen würden. In diefem Glauben beftärkte ihn
« den er von dem Kriegsrath Zerboni aus Peterkau erhielt, und ber ale
von Freimuͤthigkeit In der preuß. Geſchichte aufbehalten zu werben ver
ige6 daraus foll hier mitgetheilt werden: „Es find (am 6. Det. 1796)
in dee Haupiſt. Schleſiens vorgefallen, bie in einem wohlcegierten Staate
find. Unfere Staatöverfaffung ift gut, unfere Sefege find weife, wo
Pder Fehler anders liegen, ale in der Ausübung ber legtern? Was hiervon
Ge Schuldrehnung Ew. Ercellenz kommt, hat Ihnen Ihr Gewiſſen in
vom 6. zum 7. biefes Monats gefagt. Wehe Ihnen, wenn bie guten
, bie Sie da faßten, das Schidfal aller Ihrer biöherigen Entfchlüffe has
legten Jahre werben dann unrühmlich und Ihe Andenken verhaßt fen!
Uen das Gute, aber Sie haben nicht die Kraft, es zu vollbringen. Sie
Knie vor der Conveniens und huldigen ber Laune des Moments. Der
Kenntniffen ohne Ahnen, der denkende Kopf ohne gefellige Feinheit hat
en Werth. Sie haben das Vorurthell der Geburt, das man ſonſt ers
r Zeit, mo man jedem grauen Wahne dreift in die Augen leuchtet,
lich ſtrengen Grenzlinien unausſtehlich, und fich bem gebildeten Buͤr⸗
traͤglich gemacht. — Das Schiefal hat wenigen feiner Lieblinge ei»
skteis angewieſen, den es Ihnen fo früh gab. Auf dem Orte, wo Sie
koͤnnten Sie für Schleſien, für Suͤdpreußen thun? und was gefchieht
? — — Sie find von Ihren geiftlofen Schreiben, bie mit wenig Ge
für jede Laune Sr. Hochgräfl. Excellenz eine gefegliche Formel zu fins
find, nur die Ausdrüde der Livrer gemohnt. Aber Sie bedürfen nad»
meheit. — —“ Auf dieſes Schreiben, das der Minifter v. Hoym dem Ko»
petheilt hatte, wurde 3. zuerft nad) Glaz, dann nad) Spandau und von
Magdeburg ale Staats» und Maieftätöverbrecher auf Lönigl. Gnade ges
Da jener Brief allein dazu nicht hinreichend fchien, fo hatte der Miniſter
us ben Briefen, die in Z.'s Schreibtifch gefunden worben waren, Auszüge
Saffen, woraus ſich ergeben follte, daß 3. das Haupt einer Verſchwoͤrung
Jahre lang ſchmachtete 3. in engem Gewahrſam, bie es ihm endlich gelang,
Wege des Rechts feine Vertheibigung einzuleiten. Er ward freigefprochen.
crat er in feine Dienftverhältniffe zuruͤck und war zulegt Oberpraͤſident dee
aogthums Pofen, geſchmuͤckt mit mehren Orden bes Königreiche. — Uns:
Titel: „Actenftüde zur Beurtheilung ber Staatsverbrechen des fübpreuß.
‚and Domainenraths Zerboni und feiner Kreunde” (1804), machte 3. feine
ie befannt. Im Sun. 1825 ward er wegen Kraͤnklichkeit von feinen Amts:
en entbunden, und ber biöherige RegierungssChHef:Prafitent Baumann
er.
erbfl, eine Stadt im Herzogthum Anhalt⸗Deſſau, wox chraania Tr DusyL
490 Zerbufcht Zerlegung der Kräfte
ftadt des Fuͤrſtenthums Anhalt» Zerbfl. (S. Anhalt.) Die Gtab
größte in ſaͤmmtlichen Ländern der anhaltifchen Häufer, Liegt an ber
Meile von der Eibe, im einem ebenen, fandigen Boden, hat ein ſchoͤm
gelegenes Mefidenzfchloß, eine fehr alte Kirche von ſchoͤnem altdeutſche
dem gegenwärtigen Herzog erneuert), 4 Vorſtaͤdte und in 1580 9.
Lutheraner und Reformicte find bier unter einander vermifcht, und ber
in gleicher Anzahl aus Mitgliedern beider Gonfeffionen. Es ift Hier eir
naſium und eine berühmte Toͤchterſchule; eine bedeutende Gold» und
und eine Wachsfabrit; das zerbſter Bier iſt berühmt. Jetzt befindi
für die anhaltifchen und ſchwarzburg. Häufer errichtete O berappellatlo
Zerduſcht, f. Zoroafter.
3 ergliederung, ſ. Analyſis; Zergliederungstu
tomie.
Zerknirſchung (contritio) wird die Traurigkeit genannt, |
Menſchen bei einer aufrichtigen und lebhaften Reue über feine Suͤnde
weil er ſich durch das niederfchlagende Bewußtſein berfeiben gleich,
und in feinem Innern vernichtet fühlt. Sie entfleht durch die Schr
wiffens, welche die Erfenntniß ber Sünde bei ber Vorſtellung des übe:
ſetzes bewirkt; nach proteflant. Anficht ohne eigned Verdienſt des Rer
einer göttlichen Einwirkung, weil das Geſetz und ber Ausfpruc di
Gottes Stimme iſt; nach Eathol. Anfiht, ale Handlung bes freien !
ein Verbienft haben und zur Rechtfertigung bes Suͤnders vor Gctt mil
Diefe Berfhiedenheit hat einen bebeutenden Einfluß auf die Moral b
gehabt, welcher noch jest in dem fittlichen Zuftande ihrer Glieder merl
Zerlegung oder Zerſetzung (hemifche Trennung, Schi
chemiſche Verfahren, wodurch die zu einem gleichartigen Ganzen vert
gleichartigen Beftandtheile eines Körper& getrennt werden. Die Mt
dies gefchieht, ald Abdampfen, Auflöfen, Niederfhlagen, Schmely
sen und Sublimiren, wirfen mittelft der chemiſchen Verwandtſt
indem fie mit einem Beſtandtheile des zu zerlegenden Körpers näher u
als diefer mit dem ihm verbundenen Beſtandtheile, bewirken fie, taf
verläßt und fi) mit ihnen verbind:t. Sie unterfcheibet fi) alfo weſe:
mechaniſchen Trennung ber Körper, welche durch Drud und dufe
gefchieht und die Körper In gleichartige Theile zertheilt.
Zerlegung ber Kräfte und Bewegungen. Mfrı
über diefen Gegenſtand allgemein faßlich zu fprecyen, von ber Zufaw
der Kräfte und einem Beifpiele ausgehen. Man nehme ein vierediged
liges Bret, und rolle auf deffen oberer Kante eine Walze fort, um welı
mit daran hängender Bleikugel gefchlagen iſt, ber fi) beim Rollen abr
wirken 2 Kräfte: die Hand, die die Walze in horizontaler Rice
und die Schwere, welche bie Kugel in verticafer Richtung hintreibt; d
die folchergeftalt von den 2 gleichzeitig auf fie wirtenden, hier, ihrer
nach, einen rechten Winkel einfchließenden Kräften bewegte Kugel wirkl
ift aber, wie man bei Anftellung des Verſuchs finden wird, die D
Vierecks. Eine einzige, in legterer Dinficht allein thätige Kraft würde e
wirkt haben, was bie beiden, einen Winkel einfchließenden, gemein
gleichzeitig auf die Kugel wirkenden Kräfte zuſammen bewirken. Die 2
der Diagonale erfcheint ale das Ergebniß einer einzigen, aus jenen bei
nad) gewiffer Maßgabe, zufammengefegten Kraft, und jene beiden S
fi, Im umgekehrten Falle, hinfichtlicd der Wirkung, 98 auß der Zur!
einzigen entflanden betrachten. Durch dieſes Beifpiel wird der Gege
- Dauptfadye volommen Mor, und man begreift, daß das Grgrönif f
Serrenner | 491
ein würde, wenn die zufanmenfeßenden (Seiten) Kräfte auch nicht einen
ondern einen beflebigen andern Winkel mit einander eingefchloffen hätten.
emein, die Größe und Richtung einer Kraft durch eine gerade Linie außs
fo verzeichne man ein bellebige® Parallelogramm, deſſen Diagonale jene
Wdrüdt; die Seiten deffelben ſtellen die zuſammenſetzenden (Seiten⸗) Kräfte
mmengefegten (mittlern) Kraft dar, und koͤnnen gleich dieſen Kräften un⸗
eſchieden fein, da der Winkel, unter dem man fie an die Diagenale Iegen
llkuͤclich Ift. (Vogl. Winkelhebel im Art. Hebel und Zufammen»
der Kräfte) Die unzählbaren Anwendungen biefe® Satzes lehrt bie
"ausführlicher Eennen; über den Kall, dba von mehr ald 2 Kräften die Rebe
tfammenfegung der Kräfte, der auch wegen ber liter. Notizen mit
tigem im Zufammenhange zu leſen iſt. D.N.
srenner (Karl Chriftoph Gottlieb), E. preuß. Conſiſtorial⸗ und Schufs
ector des kön. Schullehrerſeminariums in Magdeburg und Schulinfpector
Ritter des rothen Adlerordens, wurde den 15. Mai 1780 in Belendorf
ns Dorfe nicht weit von Magdeburg, wo f. Vater, Heine. Gottlieb,
in Derenburg als Confiftorialrath und Generalfuperintendent flach‘, ale
: Kanzeltebner, ſowie als Volks⸗ und paͤdagogiſcher Schriftfteller berühmt,
war. Unfer 3. bereitete fi auf dem Pädagogium zu Klofter: Bergen,
‚den damals Gurlitt, Lorenz und Rathmann waren, auf die Univerfität
ste bann in Halte Theologie, wurde 1802 vom Propft Roͤttger ale Leh⸗
idagogium zu Magdeburg angeftellt, 1805 zum zweiten Prediger in der
3 heil. Geiſte dafelbft, und nad Bluͤhdorn's gemwaltfamer Entfernung
feanz. Gouvernement, zum erſten Prediger an derfeiben Kirche gewaͤhlt,
s Amte er bis 1823 blieb, nachdem er früher 1816 zum Ein. preuß. Con»
nd Schitlraih ernannt worben rear, und 1822 den rothen Adlerorben 3.
alten hatte. 1823 legte er fein Predigeramt nieder und wurde Director bes
ken kön. Schultehrerfeminariums in Tragbeburg, in welchem er noch jetzt
Egezeichnete Art thätig it. — Schon 1805 und fpäter 1808 wurden
acht, das ftäbtifche Schulweſen Magbeburgs beffer zu organifiren.
i 1819 begann nun wirktich die neue ſorgſam vorbereitete Organifation
urgifchen Stadtſchulweſens, das jet in feiner ausgezeichneten Zweckmaͤ⸗
B Zceffihkeit mit Recht die Aufmerkſamkeit des Ins und Auslandes er»
Ste ift, was die innere Einrichtung deffelben betrifft, zum großen Theile
Noch jetzt beforgt er als Schulinfpector bie Anorbnung and Einrichtung
ichts, der Disciplin und des ganzen Innern der Schule, befondere aber
srauf, daß nicht nur jede einzelne Schule ihre Befimmung felt im Auge
orıteen daß auch ſaͤmmtl. Schulen (und daß iſt eben das Charakteriſtiſche
b. Stadſchulweſens, daß burd) das Ganze hindurch ein fehr zweckmaͤßiger
rhang herrſcht) als ein mwohlgeortnetes Ganzes ſich In die Hand arbeiten.
Einrichtung des magdeb. Schulmefens befchrieb er felbft in f. „Kursen
über das neuorganifirte Schulmefen in Magdeburg‘ (1820), und deffen
fegung (1821), am ausfährlichften aber den jegigen Zuſtand deſſelben in
fee d. 1. Bd8. von f. „Sahrb. für das Volksſchulweſen“, das auch u. d. T.:
zulweſen der Stadt Magdeburg” (Magdeb. 1825), erfchienen ift. Auch
3. entworfene Statut für eine Schullehrerwitwencaffe hat die Genehmi⸗
oberften Behörde erhalten, und die ftädtifhe Schulbibliothek, die jeber
mitgeftlich benugen kann, wirb mit jedem Sabre bedeutend vermehrt. Das
ste Seminar für Volksſchullehrer, welches 3. feit 1823 dirigirt, zählte
Seminariſten, welche außer dem Director felbft, von 2 andern angeftells
mund 10 Hüuͤlfblehrern in Allem unterrichtet und gelibt werben, was ih⸗
Adung eines brauchbaren Schullehrers nöchig und nägtich iſt. 2. woher
490 Serbufcht Zerlegung ber Kräfte
ftadt des Fuͤrſtenthums Anhalt» Zerbft. (S. Anhalt.) Die Etı
größte in ſaͤmmtlichen Ländern der anhaltifchen Häufer, liegt an be
Meile von der Elbe, in einem ebenen, fandigen Boden, hat ein ſchoͤ
gelegenes Nefidenzfchloß, eine fehr alte Kirche von ſchoͤnem altbeutfd
dem gegenwärtigen Herzog erneuert), 4 Borftätte und in 1580 £
Lutheraner und Reformirte find bier unter einander vermifcht, und bi
in gleicher Anzahl aus Mitgliedern beider Gonfeffionen. Es iſt hier e
nafium und eine berühmte Töchterfchule; eine bedeutende Gold⸗ un
und eine Wachsfabrik; das zerbfler Bier ift berühmt. Sept befini
für die anhaltifhen und ſchwarzburg. Häufer errichtete Oberappellat
Zerduſcht, f. Zoroafter.
Zergliederung, f. Analyfis; Zergliederungst
tomie.
Zerknirſchung (contritio) wird die Traurigkeit genannt,
Menſchen bei einer aufrichtigen und lebhaften Reue über feine Suͤn
weil er fich durch das niederfchlagende Bewußtſein derfeiben gleid
und in feinem Innern vernichtet fühlt. Sie entfteht durch die Sd—
wiſſens, weiche die Erfenntniß der Sünde bei ber Vorſtellung des üt
ſetzes bewirkt ; nach proteftant. Anficht ohne eignes Verbienft des R
einer göttlichen Einwirkung, teil das Geſetz und ber Ausſpruch
Gottes Stimme iſt; nach Eathol. Anficht, als Handlung bes freien
ein Verdienſt haben und zur Rechtfertigung des Suͤnders vor Gott n
Diefe Verfhiedenheit hat einen bedeutenden Einfluß auf die Moral
gehabt, melcher nody jest in dem fittlichen Zuftande ihrer Glieder m
Zerlegung oder Zerſetzung (chemifche Trennung, Sch
chemiſche Verfahren, wodurch die zu einem gleihartigen Ganzen ve
gleichartigen Beſtandtheile eines Körper getrennt werben. Die M
dies gefchieht, ald Abdampfen, Auflöfen, Niederſchlagen, Schme
ren und Sublimiren, wirken mittelft ber chemifhen Berwandt|
indem fie mit einem Beftanbtheile des zu zerlegenden Körpers näher
als diefer mit bem ihm verbundenen Beſtandtheile, bewirken fie, d
verläßt und ſich mit ihnen verbinde. Sie unterfcheidet fich alfo wel
mechanifhen Zrennung ber Körper, welche durch Druck und aͤuß
gefchieht und die Körper in gleichartige Theile zerthellt.
Zerlegung der Kräfte und Bewegungen. Wir
über diefen Gegenſtand allgemein faßlich zu ſprechen, von der Zuſa
dee Kräfte und einem Beifpiele ausgehen. Man nehme ein vieredig:
liges Bret, und rolle auf deffen oberer Kante eine Walze fort, um wı
mit baran hängender Bleikugel gefchlagen iſt, der ſich beim Rollen al
wirken 2 Kräfte: die Hand, bie die Walze in borkzontaler Richt
und die Schwere, welche bie Kugel in verticaler Richtung hintreibt;
bie foldyergeftalt von den 2 gleichzeitig auf fie wirkenden, hier, ih:
nach, einen rechten Winkel einfchließenden Kräften bewegte Rugel wir!
ift aber, wie man bei Anftellung des Verſuchs finden wird, bie 1
Vierecks. Eine einzige, in letzterer Hinficht allein thätige Kraft würde
wirkt haben, was bie beiden, einen Winkel einfchließenden, gemelı
gleichzeitig auf bie Kugel wirkenden Kräfte zuſammen bewirken. Die
der Diagonale erfcheint ale das Ergebniß einer einzigen, aus jenen bı
nad gewiſſer Maßgabe, zufammengefegten Kraft, und jene beiden
ſich, im umgelehrten Falle , hinfichtlich der Wirkung, qie au der Ju
einzigen entftanden betradgten. Dvx Art DEI Rh der Gag
Hauptſache vollommen War, vd vonn vearüt, Val an Andre
Serrenner \ 491
ouͤrde, wenn bie zufanmmenfegenden (Seiten) Kräfte auch nicht einen
en einen beltebigen andern Winkel mit einander eingefchloffen hätten.
n, die Groͤße und Richtung einer Kraft durch eine gerade Linie aus⸗
yerzeichne man ein beliebiges Parallelogramm;, beflen Diagonale jene
‚dt; die Seiten deffeiben ftellen diegufammenfegenben (Seiten⸗) Kräfte
engefegten (mittlern) Kraft dar, und können gleich biefen Kräften un»
eben fein, da der Winkel, unter dem man fie an bie Diagenale legen
ich ift. (Vgl. Winkelhebel im Art. Debel und Zuſammen⸗
: Kräfte) Die unzähibaren Anwendungen dieſes Satzes lehrt die
führlicher Eennen; über den Fall, ba von mehr als 2 Kräften die Rebe
nmenfegung der Kräfte, der aud) wegen ber liter. Notizen mit
n im Zufammenhange zu leſen iſt. D.N.
nner (Karl Chriſtoph Gottlieb), k. preuß. Conſiſtorial⸗ und Schul⸗
des koͤn. Schullehrerſeminariums in Magdeburg und Schulinſpector
er des rothen Adlerordens, wurde den 15. Mal 1780 in Beiendorf
Jorfe nicht weit von Magdeburg, wo f. Vater, Heinr. Gottlieb,
Derenburg als Conſiſtorialrath und Generalfuperintendent flach‘, ale
‚nzelredner, ſowie als Volks⸗ und paͤdagogiſcher Schriftfteller berühmt,
Unfer 3. bereitete fi auf dem Pädagogium zu Klofter: Bergen,
damals Gurlitt, Lorenz und Rathmann waren, auf die Univerfität
dann in Halte Theologie, wurde 1802 vom Propft Röttger als Leh⸗
ogium zu Magdeburg angeftellt, 1805 zum zweiten Prediger in der
eit. Geiſte dafelbft, und nad Bluͤhdorn's gewaltfamer Entfernung
3. Gouvernement, zum erften Prediger an derfelben Kirche gereähtt,
nte cr bis 1823 blieb, nachdem er früher 1816 zum Ein. preuß. Con»
Schulraih ernannt worden war, und 1822 den rothen Adlerorden 3.
ı hatte. 1823 legte er fein Predigeramt nieder und wurde Director bes
Eön. Schulfehrerfeminariums in Wragdeburg, in welchem er noch jegt
ezeichnete Art thätig if. — Schon 1805 und fpäter 1808 wurden
acht, das ftädtifche Schulweſen Magdeburgs beffer zu organifiren.
819 begann nun wirklich die neue forgfamı vorbereitete Organifation
zifchen Stadtſchulweſens, das jegt In feiner ausgezeichneten Zweckmaͤ⸗
seffiicheeit mit Recht die Aufmerkſamkeit des Ins und Auslandes er:
iſt, was die innere Einrichtung deffelben betrifft, zum großen Theile
och jest beforgt er als Schulinfpector die Anorbnung and Einrichtung
B, der Disciplin und des ganzen Innern der Schule, befonders aber
if, daß nicht nur jede einzelne Schule ihre Beftimmung feft im Auge
:en daß auch ſaͤmmtl. Schulen (und das iſt eben das Charakteriſtiſche
ztadſchulweſens, daß durch das Ganze hindurch ein fehr zweckmaͤßiger
19 herrſcht) als ein wohlgeordnetes Ganzes ſich In bie Hand arbeiten.
wichtung des magdeb. Schulweſens befchrieb er felbft in f. „Kurzen
das neuorganifirte Schulmefen in Magdeburg‘ (1820), und beffen
ing (1821), am ausfuͤhrlichſten aber ben jegigen Zuftand beffelben in
. 1. Bd8.von f. „Jahrb. für das Volksſchulweſen“, das auch u. d. T.:
yefen der Stadt Magdeburg‘ (Magdeb. 1825), erfchienen ift. Auch
itworfene Statut für eine Schullehrerwitwencaffe hat die Genehmi⸗
ften Behörde erhalten, und bie ftädtifche Schulbibliothek, die jeder
ftlich benugen kann, wirb mit jebem Sabre bedeutend vermehrt. Das
Keminar für Volksſchullehrer, welches 3. feit 1823 dirigirt, zählte
ninariften, welche außer dem Director felbft, von 2 andern anget«L-
ıd 10 Huͤlfslehrern in Allem unterrichtet und geübt werhen, war \ihe
ng eines brauchbaren Schullehrets nötig amd nt . I. wer
498 Zeruane Akherene Zeſchau
mit einem Lehrer und den meiſten Seminariſten in dem ſchoͤnen mb
eingerichteten Seminargebäude. 1825 wurten JO Seminariften als
candidaten aus der Anſtalt entlaffen. — 3. bat fidy aud) als Sci!
praftifche Lehr⸗ und Methodenbücher große Verdienfle um das Schub
ben. Mit f. „Denkuͤbungen“ (Leipz. 1812), welche kurze Begriffserkl
halten (2. Aufl., 1828), ſteht ſ. „Huͤlfsbuch für Lehrer und Erzieher b
übungen ber Jugend” (Leipz., neue Aufl. 1824, 4 Bde.) in Berti
f. „Methodenbuche für Volksfyultehrer” ift die 3. Ausg. erſchienen
„Neuen beutfchen Kinderfreunde” wird bald die 6. Aufl. nöthig w
„Deutſchen Schulfreund“, der zuerſt ducch feinen Vater herausgegeben
3. in vielen Bon. fort, und gibt ſtatt beffeiben ein „ Jahrbuch des X
jene!’ heraus, von bem bereit der 2. Heft dee 3. Bds. erfchienen ifl.
er einen „Leitfaden zum Religionsunterricht”, Bas „ Schulgeſangbuch“
tafel", „Vorlegeblaͤtter für den Unterricht in der deutſchen Sprache”,
ber Schulerziehung, Schulkunde und Untertichtswiſſenſchaft“ (Ra
und andre Echriften mehr.
Zeruane Akherene, in der alten perfifchen Religion, die Ze
jen, der Urgrund des Seins, von weldyem das wirkende Wort, Honon
Zeſchau (Heinrich Wilhelm v.), Ein. ſaͤchſ. Generallieutena
ſecretait der Militairangelegenheiten, erſter Generaladjutant des Koͤni
verneur von Dresden, iſt geb. 1760 zu Garrenchen bei Luckau in ber‘
in welcher Provinz ſein Vater eine Landesaͤlteſtenſtelle bekleldete.
welche anzudeuten zu weitlaͤufig waͤre, veranlaßten, daß er vom 8.
feine Erziehung in Buͤckeburg als Edelknabe an dem Hofe bes Grafen
Schaumburg⸗kLippe erhielt und dem Wunfche der Gräfin zu Folge in
riode dieſes Zeitraums Herder's Unterricht genoß. Won 1774 bie Ex
hielt ex feine militairiſche Bildung in der daſigen Mititaiefchule auf den
feine. Nachdem feine Wohithätsein, die Gräfin, forvie ihre Gemal
einander geflorben waren, trat er in kurf. fächf. Dienfte und wurde 177
lieut. beim Inf. Meg. Kurfürft angeftent, 1789 zum Premierlieut.
mentsadjutanten befördert, wohnte als folcher dem Feldzuge 1793 — 9
ne, mithin der Belagerung von Mainz, dem Treffen bei Biffingen, !
von Kafferdlautern wo fein Pferd unter ihm erfchoffen wurde) und n
send dieſes Feldzugs vorgefallenen Eleinern Gefechten: bei. Zu Ente 1
ihn der Generallieutenant v. Lindt zu feinem Abdjutanten. Als folder
diefen General, als derfelbe das Commando des Reichscontingents fü
und 1796 an den Rhein. In letzterwaͤhntem Feldzuge focht er auch in
bei Weplar mit. 1795 zum Gapitain befördert, erhielt er 1796 eim
pognie im Reg. Kurfürft. 1804 zum Major ernannt, führte er fe
1806 ın dem Gefecht bei Saalfeld. Bekanntlich war der Ausgang bir
ungluͤcklich; indeß hatte fein Bataillon mit einer Auszeichnung gefoch
wie bie Theilnahme bed Regiments Kurfürft überhaupt, befonders rü
kannt worden ift. Bel biefer Gelegenheit erhielt das Pferb bes Majer
und nad 3 Schußwunden. Auch der Schlacht von Jena wohnte v. 3.
Monarch ehrte fpäterhin, nad) der Ruͤckkehr von dem Feldzuge 1807 i
die Leiftungen des Hrn. v. 3. durch die Verleihung des St.⸗Heimichte
erhob ihn 1808 unter Ertheilung bes Oberſtlieutenante patents zu frine
jutanten. Schnell flieg er von diefer Stufe zum Commandeur eines
segiment® und beim Ausbruch bes Feldzugs 1809 zum Generalmajor
bier. In dieſer Eigenfchaft gab er in der Schlacht bei Wagram durch!
feiner Brigade mehre Beweiſe ſowol von Tapferkeit als au von Einfi
fonnenheit, welche in&befondere durch bie Ertheilung des Ordens ber |
Befen 498
me wurden. Nach dem Frieden übertrug ihm ber König bas Commando
afanteriedivifion, mo er zu ber damaligen Umgeflaltung des Heeres vielfach
fend mitwirkte. Als ber größte Theil beffelden 1812 den verhaͤngnißvollen
3 nach Rußland antrat, traf ihn als ben jlingften ber 3 Divifionsgenerate
06, Im Lande zurüdzubleiben und das Commando dee übrigen Infanterie
Depots zu übernehmen. Während er darauf in den erflen Monaten 1813
zau mit der Drganifation neuer Bataillone befcyäftigt war, verlieh ihm der
das Commandeurkreuz des St.⸗Heintichsordens, und faſt gleichzeitig erhielt
dem König von Preußen den St.⸗Johanniterorden. den legten Tagen
be. bekam er. von feinem Monarchen den Befehl, fich bei den obwaltenden
iden fofort auf die Feſtung Königflein zu begeben, um bas Commando der⸗
pe übernehmen. Allein in den erften Tagen des Sept. ward ihm bie Beſtim⸗
fi) zu dem mobilen Tcuppencorp® zu verfügen, wo er anfänglich ba6 Com⸗
einer Diviſion, am 22. deff. Monats aber, als beide Diviſtonen wegen des
m Verluſtes in eine einzige verfchmolzen worden waren, ben Oberbefehl
fe erhielt. Beim Antritt deffelben wurde ihm das Officierkreuz bee Ehren»
u hell. Unter feiner Anführung focht die fächfifche Divifion vereinigt mit
franz. Armeecorps in der Schlacht bei Leipzig. Hier war es, mo fein Bild
ſturmbewegten Zeit und aus dem Strudel mächtiger und ungewöhnlicher
ffe im teinften Lichte der Treue und unerfchütterlichen Pflichterfuͤllung her⸗
In Folge der ftattgefundenen Begebenheiten behielt ihn der König um
fon und ernannte ihn zu felnem erften Generaladjutanten; er begleitete
lg nach Berlin, Sriedrichsfelde, Presburg und Larenburg, und wurde von
w Ende Mai 1815 ale Mitglied der zur Übernahme der Landesverwaltung
ägreihe Sachſen beflimmten Commiſſion nad) Dresden vorausgeſchickt.
Holgter Ruͤckkehr des Königs und flattgefundener Meorganifation ber erften
Öcden ward jene Commiſſion aufgelöft. Darauf übertrug ber König dem
.v. Z. das Directorium der für die Militaircommanbofachen beftimms
Kriegskanzlei, womit der unmittelbare Vortrag in diefen Angelegen»
dem König verbunden war, und verlieh ihm bald nachher das Großkreuz
Et.» Heinzihsordene. Im Nov. dieſes Jahres erhielt er auch das Praͤ⸗
der Rriegeverwaltungstammer. Im Sept. 1817 vertrauete ihm ber Koͤ⸗
Beilegung des Ranges eines Conferenzminifters das Staatsfecretariat
alrcommandoangelegenheiten bei feiner Perfon an. Als er auf fein Anſu⸗
gen feiner wankenden Geſundheit von dem Poſten eines Präfidenten ber
erwaltungsfammer im Det. 1824 enthoben wurde, verlieh ihm der König,
eweis alleıhöchfter Zufriedenheit mit den in dieſer &telle geleifteten Dien-
m tin. Hausorden der Rautenkrone und übertrug Ihm im Febr. 1823 bei
kener Erledigung den Poften eines Gouverneurs ber Reſidenz mit Beibe⸗
des Stantsfecretariate. Am 26. Juni 1828 ward fein Dienftjubildum
5
efen (Philipp v.). Über den Namm des Mannes herrſcht Ungewißheit.
E fchrieb ihn auf verſchiedene Art: Philipp, gewöhnlicher aber Filipp Zefe,
Gäften, auch Zefen von Fürftenau, und im Lat. Caesius. Er mar 1619
rau, einem damals kurſaͤchſ. Dorfe, unweit Deffau, wo fein Vater Pfar:
‚ geb., ſtudirte zu Halle, Wittenberg — wo er Magiſter wurde — und
‚ umd befchäftigte ſich vorzüglich mit Philologie, Dichtkunſt und beutfcher
e. Ein Öffentliches Amt bat cr nie bekleidet, ſcheint aber in großem Anſe⸗
tanben zu haben. Er wurde Baiferl. Pfalzgraf, als Poet gekrönt, in ber
eadelt, amd erhielt von einigen ſaͤchſ. Fürftenhäufern den Titel als Rath.
ieten Reifen in Deutfchland und Holland ließ er fich zu Hamburg nieder, mo
Iftard, Schon 1643 Hatte er daſelbſt bie Deutfchgefinnte Genoſſenſchaft
486 | Zenith Zeno
Neligionsſyſtem der alten Baktrer, Meder und Perſer ober bes Zer
a. M. 1820).
Zenith (arab.), der Punkt, welcher gerade über dem Haup
tel des Zufchauers fteht, und als der höchfte Punkt des Himmels
Scheitelpunkt. Jeder Ort der Erdfläche hat fein eignes Zenith, un
mit Hülfe des Bleiloths, nad) welchem die Achſe eines Fernrohrs
wird, fodaß das Auge dadurch gerade in dem Scheitel ſteht. — :
fegte oder Fußpunkt heißt Nadir (f.d.). |
Zeno, ein Name, der in der alten Geſchichte häufig vorkom
find 2 Philofophen diefes Namens berühmt geworden. 1) Zeno
aus Elea, einer griech. Colonte in Großgriechenland, Icbte ungel
Chr.; tenn er blühte um die 80. Olymp., in meldyer Zeit er mit Y
Athen reiſte. Er mar ein Zögling der von Zenophanes (f.d.)
tifhen Schule. Man fchreibt diefem Zeno die Erfindung oder doch !
bung ber Dialektik zu, deren er ſich als logiſcher Disputirkunſt zun
des elentifhen Syſtems mit großem Scharfſinn bediente. Von fein
nichts auf ung gelommen; nur von einigen Schriftſtellern, befond
teles, find Bruchſtuͤcke feiner Lchrfäge aufbermahrt worden. Hierzu
eine Vielheit und Theilbarkeit der Dinge, den Raum und die Ber
hauptungen der dem eleatiſchen Syſtem gegenüberflehenden empiri
widerlegen ſuchte. Seine kuͤnſtlichen Schluͤſſe, gegen die Denkbar
chen Bewegung gerichtet, insbeſondere der ſogenannte Achilles, ſind
ſchildert übrigens den 3. als einen edeln Mann voll Kraft und S
Als fein Verfuch, das von dem Tyrannen Nearchus unterbrüdte €
miſilang, fland er alle Martern ruhig aus, und big ſich endlich felb
um nicht die Sache und bie Theilnehmre an derfelben zu verratben.
in einem Mörfer geftampft werden fein. — 2) Zeno, ber Stift
Schule, war geb. aus Kition (Citium), auf ber Inſel Cypern, ein?
kur's, And lebte ungefähre von 340— 260 v. Chr. ein Vater, ei
mann, hatte von feinen Handelsreiſen nach Athen die neueſten Ed
gen Philofophen mitgebracht, durch welche bie Wißbegierde des jw
und genährt wurde. Aus Begierde, ſich weiter auszubilden, ober,
zählen, durch den Veriuft feines Vermögens bewogen, widmete «
der Philofopbie, und hörte zuerft den Cyniker Krates, dann die Dial
Akademiker Kenofrates. Da ihn keins von den Syſtemen, mitt
kannt gemacht hatte, ganz beftiedigte, fo bildete er fi ein neues S
Mängel und Fehler der andern vermeiden, das Brauchbare und!
aber in fich vereinigen follte, doch in der Hauptfache ein gemäfigt:
Von dem Drte, wo er lehrte, der Stoa, erhielt fein Spftem in der
men des floifchen. (Bol. Stoa, Stoiker.) Er trat mir diefem
ner Zeit auf, wo die Grundfüge ter Epikurdifhen Schule großen N
und «ben dadurch cher cine Verfchlimmerung als Vereblung dec Mi
forgen war. Von allen den Gegnern, welche 3.8 Syſtem fand, ka
Charakter verwerflich machen können. Er war Philofoph nicht blof !
fondern aud) in feinem ganzen Leben, fowie er audy bei Bearbeitung t
nicht allein den wiffenfchaftlichen Zweck, fondern zugleich Lie Veredli
beabfichtigte. Ein Beweis, welches Vertrauen er ſich durdy feine.
ben, ift der Umftand, daß man die Schlüffel der Seflungsmerke von
riederlegte. Durch das Anfchen, das er fid) bei dem macebonifen
gonus erroorben hatte , beroirtte er vorientliche Vortheile für die Athen
bewieſen ihm diefe ihre Donkbarteit daturdı, Tal Tr gen unfafelnene I
mal mit der Infhtift: „Sen titen wor Kam tigeen aslikumm
Zeno (Apoftolo) Zenobia 487
Er fol im ſpaͤten Alter fich ſelbſt getöbtet Haben: ein Beiſpiel, dem nach»
re Stoiker folgten.
eno (Apoftolo), beruͤhmt als Dichter und Literator, geb. ben 11. Decd
t Benedig, erhielt eine forgfältige Erziehung, die feinen aufgeweckten un
eiſt früh mit Kenntniffen bereicherte. Seine erfte Berühmtheit aber ſolltẽ
ocfle verdanken. Der Erfolg feiner Melodramen, einer damals fehr belieb»
e auch ſehr gemißbrauchten Dichtungsart, war ebenfo glänzend als verdient.
'bren Seiten warb ihm die Stelle eines Theaterbichterd angetragen, er aber
or, in feinem Vaterlande zu bleiben, und unternahm unter d. Zitel: „Gior-
"letterati d’ Italia”, eine Zeitfchrift, bie noch jeßt ihren Werth behauptet.
15 feine Gattin, mit welcher er nicht ganz glücklich gelebt hatte, geftorben
kıg er auf bie Einladung Karls VI. als Hofdichter nad Wien... Zwar war
Ve Reife, auf ber er das Bein brach, als auch die erfte Zeit feines Aufent⸗
MWien wenig erfreulich fire ihn; bald jedoch änderte fich feine Lage, und er
Ic hoͤchſt gluͤcklich durch bie Gunft und perfönliche Auszeichnung des Kal⸗
Der Beifall, den er erntete, flieg mit jedem neuen Drama; Überdies ward
kım Hiftoriogeaphen ernannt. Diefe Ämter verwaltete er bis 1729, wo er
Eſicht auf fein gunchmendes Alter fie nicberlegte und nach Venedig zuruͤck⸗
Der Kaifer, der ihn als Freund liebte, ließ ihm feinen vollen Gehalt, ges
Verſprechen, ihm jährlich ein neues Melobransa zu ſchicken. In Venedig
Bis zum 11. Nov. 1750 In literarifcher Muße, im Beſitz einer koſtbaren
und Muͤnzſammlung, bie er wenige Monate vor feinem Tode ben Domis
: von der firengen Obfervanz ſchenkte. Als Dichter hat Apoftolo 3. Vers
ms tie mufilalifche Poeſie der Staliener ; namentlich, hat er bei der italien.
wch feine Delotramen, zu welchen er große und glänzende Gegenflände
e:nne regelmäßigere Geſtalt gegeben; ein Verdienſt, das ſelbſt Metaftafio
erkennt. (S. Oper und Ital. Poeſie.) Vorzüglicher und von bleiben:
e aber ift, was er als Bibliogroph und Hiſtoriker leiſtete. Wir erwaͤh⸗
feine Anmerfungen zu Fontanini's „Biblioteea della cloquenza Ita-
e „Dissertazioni Vossiane”, feine Nachträge zu Foreſtis „Mappa-
rico” und feine Lebensbefchreibungen bes Sabellico, Guarini, Davila
Manutius, forle die Beiträge, womit er Anderer Arbeiten (3. B. Mus
Förberte. Sein reicher handſchriftücher Nachlaß wäre zum Theil nech jegt
mntmachung werth.
nobia (Septimia), eine berühmte Herrfcherin In der zweiten Hälfte bes
., die fi) namentlich durch männlichen Heldenmuth, einen hohen Grad
zheit und Lit über Ihr Zeitalter erhob. Gemahlin bes Odenathus, des
des palmprenifchen Reichs in Syrien, übernahm fie nach deſſen Tode im
267 die Regierung und verwaltete fie im Namen Ihrer Söhne mit vielem
‚Bei der Schwäche ber damaligen römifchen Kaifer, die ihr Stolz derach⸗
te fie fich der Oberherrſchaft derfelben entzogen, vergrößerte Ihr Reich durch
che Eroberumgen, und nannte ſich Königin des Orients. Nachdem Kaifer
ihr Heer, welches ben hartnädigften Widerſtand leiftete, gefchlagen hatte, _
endlich felbft in Palmyra belagert. Alle Hoffnung eines glüdtichen Aus:
&r fie war verfchwunden. Aurelian fchrieb ihr eigenhändig und verfprach
eben, wenn fie fich ihm ergeben würde. Aber 3. verwarf biefen Antrag
illen, und antwortete, daß ihr immer Muth genug Ubrigbleiben werde,
a zu flerben. Der Kalfer wagte nun einen neuen Angriff, eroberte im
ra und nahm die 3. gefangen. Er führte fie mit fidy nach Rom und
chte durch fie den glänzenden Triumph, den er hielt. 3. erſchien In umbes
ber Pracht, In einen mit Edeifkeinen reich defekten Gewantıe, un wer an
Betten gefeffelt, welche lhr nachgetragen wurden. Ihr Edort Wohnt, ar
unter den Jefaiten zu Manheim, ftudirte im Seminarium m
zu Heidelberg, und ward bafelbft 1770 nach einer Disputat.l
sophia zum Magifter ernannt. Um fidy in der franz. Spra
nen, verlebte ex anderthalb Jahre zu Meg, beſuchte dann bie
fäte m Göttingen und bie prakiiſche Schule am Reid,stammeı
worauf er zum Profeffor des Staatsrechts in ‚Heibelberg ernan
laubte ihm ber Kurfürft Karl Theodor, vorher noch eine Zjähri
machen. 3. ging jet wieder nach Göttingen, benugte dafelbft I
reiſte dann über Berlin, Braunfchweig, Hanover, Wolfenbüt
den nach Wien, wo er fi) mit bem Verfahren des Reichshofraı
‚Hierauf wurde er in Ingolftabt beider Rechte Doctor, und trat ı
delberg als Lehrer auf. Ex las mit großem Beifall juridifche C
geſchichte. Der Kurfürft ernannte ihn zum Geheimentathe, uı
feliſchaft in Manheim zu ihrem Mitgllede. In der Folge ward e
Geſandtſchaft auf dem Gongreffe zu Raſtadt beigegeben, und H
Theodors 1799 !al8 Geheimercach nach Muͤnchen berufen. S
kungskreiſe gingen von ihm 1799 und 1802 die mertwuͤrdiga
zur Verbefferung des Erziehungs · und Unterrichtömefens, ſow
der Volkscultur. Darauf ward er 1808 Chef der Studienſectti
zath und Generaldirector des Minifterium des Innen, 1820 |
Zuftigminifter. 1818 erhielt er das Großkeeug des Civilverdl
ward er in ben Freiherrnſtand erhoben und mit einem Leben |
Feier feines 5Ojäpeigen Amtsjubildums 1827 erhielt er den S
Unter mehren wid;tigen Leiftungen dieſes durch Kopf, Kenntni
Thaͤtigkeit gleich audgezeichneten Staatsmannes erinnern wir ı
Gonflitution. Dieſes Vorbild für andre deutfche Staaten ift
eweſen.
Zeolith, ein Foſſil, von meiſt weißer, auch rother, b
blaͤulichgrauer Farbe, welches durch Erwaͤrmen elektriſch wird
X bat, daß es ſich vor dem Loͤthrohre ſchaͤumend aufblähe
ſeſtein).
Zerboni di Spofetti Zerbft 489
e fliegen ließ. Auch gibt man ihm eine der Horen zur Gemahlin. Bei
een bieß er Savonius. Unter feinem Schutze flanden bie Blumen und
te. Dean ftellte ihn als einen [hönen, fanften Süngling ver, nadt mit
lumenkranze auf dem Daupte, ober in der Falte feines Manteld Blumen
Bei unfern Dichteen kommen nicht nur häufig Zephyre, fondern auch
etten vor.
zboni di Spofetti warb unter der Regierung Friedrich Wilhelms II.
B Opfer des Miniſterdespotismus und der Hofraͤnke. Durch die Revolu⸗
frankreich war eine befondere Furcht über bie Höfe und Cabinette gekom⸗
erali witterten fie Jakobiner, jeder freigefinnte und freimüthige Mann
Yichtig; mit befonderer Ängftlichkeit wachten die Preußen in dem erobers
evon Polen. Den Aufftand in Breslau im Oct. 1796 verftand der Mi⸗
pi nicht zu befhwichtigen, er wähnte fogar, daß bie Gchlefier gemein⸗
» Sache mit den Polen machen wuͤrden. In biefem Glauben beftärkte ihn
I, den er von bem Kriegsrath Zerboni aus Peterkau erhielt, und ber als
* von Freimuͤthigkeit in der preuß. Geſchichte aufbehalten zu werben vers
iges daraus foll hier mitgetheilt werden: „Es find (am 6. Oct. 1796)
In der Haupiſt. Schlefiens vorgefallen, bie in einem wohlregierten Staate
bet find. Unfere Staatsorrfaffung ift gut, unſere Gefege find weife, wo
der Schler anders liegen, als in der Ausübung der legtern? Was hiervon
zoße Schuldiechnung Ew. Ercellenz kommt, bat Ihnen Ihr Gewiſſen in
t vom 6. zum 7. diefes Monats gefagt. Wehe Ihnen, wenn bie guten
je, die Sie da fafiten, das Schidfal aller Ihrer bisherigen Entfchlüffe ha⸗
ve legten SSahre werden dann unruͤhmlich und Ihe Andenken verhaßt fen!
wollen das Gute, aber Sie haben nicht bie Kraft, es zu vollbringen. Sie
bee Knie vor der Gonvenienz und huldigen der Laune bes Moments. Der
Kenntniſſen olıne Ahnen, der denkende Kopf ohne gefellige Seinheit hat
en Werth. Sie haben das Vorurtheil der Geburt, das man ſonſt ers
er Zeit, wo man jedem grauen Wahne dreiſt in die Augen leuchtet,
ich ſtrengen Örenzlinien unausftehlich, und fich dem gebildeten Bürs
traͤglich gemacht. — Das Schiedfal hat wenigen feiner Lieblinge el»
skreis angewieſen, den es Ihnen fo früh gab. Auf dem Orte, wo Sie
Eönnten Sie für Schlefien, für Suͤdpreußen thun? und was gefchieht
z? — — Sir find von Shren geiftlofen Schreiben, bie mit wenig Ger
te für jede Laune Sr. Hochgräfl. Excellenz eine gefegliche Formel zu fin»
en find, nur die Ausdruͤcke der Livree gemohnt. Aber Sie bebürfen nad»
beit. — —“ Aufbdiefes Schreiben, das der Minifter n. Hoym dem Ko>
rtheilt hatte, wurde 3. zuerft nad) Glaz, dann nach Spandau und von
Nagdeburg ald Staates und Majeſtaͤtsverbrecher auf koͤnigl. Gnade ges
a jener Brief allein dazu nicht hinreichend ſchien, fo hatte ber Miniſter
8 ben Briefen, die in 3.8 Schreibtifc gefunden worden waren, Auszüge
ıffen, woraus fid) ergeben folite, daß 3. das Haupt einer Verſchwoͤrung
ihre lang fhmachtete 3. in engem Gewahrſam, bis es ihm endlich gelang,
Wege des Mechts feine Vertheidigung einzuleiten. Er ward freigefprochen.
at ec in feine Dienſtverhaͤltniſſe zuruͤck und war zulegt Oberpräfident bee
gehums Pofen, geſchmuͤckt mit mehren Orden des Königreichs. — Uns
itel: „Actenflüde zur Beurtheilung ber Staatsverbrechen bes fübpreuß.
md Domainenraths Zerboni und feiner Freunde (1801), machte 3. feine
e bekannt. Im Sun. 1825 ward er wegen Kraͤnklichkeit von feinen Amts⸗
ı entbunben, und ber bisherige RegierungssChef Prafident Baumann
er.
u eine Stadt im Herzogthum Anhalt⸗Deſſau, war ehemals bie Haupt
490 Zerbufcht Zerlegung der Kräfte
ſtadt des Fuͤrſtenthums Anhalt» Zerbft. (S. Anhalt.) Die Stab
größte in ſaͤmmtlichen Ländern der anhaltiſchen Häufer, liegt an der
Meile von der Elbe, in einem ebenen, fandigen Boden, bat ein ſchoͤne
gelegenes Reſidenzſchloß, eine fehr alte Kirche von ſchoͤnem altbeutfche
dem gegenwärtigen Herzog erneuert), 4 Borftätte und in 15809.
Lutheraner und Reformirte find hier unter einander vermifcht, und der
in gleicher Anzahl aus Mitgliedern beider Confeffionen. Es ift hier ein
- nafium und eine berühmte Toͤchterſchule; eine bedeutende Gold⸗ und
und eine Wachsfabrit; das zerbſter Bier iſt berühmt. Jetzt befinde:
für die anhaltiſchen und ſchwarzburg. Däufer errichtete Oberappellatlo
Zerduſcht, f. Zoroafter.
Zergliederung, f. Analyſis; Zergliederungstu
tomie.
Zerknirſchung (contritio) wird die Traurigkeit genannt, t
Menfchen bei einer aufrichtigen und lebhaften Meue über feine Suͤnde
weil er fich durch das nieberfchlagende Bewußtſein berfe:ben gleicht;
und in feinem Innern vernichtet fühlt. Sie entfteht durch die Schr
wiſſens, welche die Erfenntniß der Sünde bei ber Vorflellung des über
ſetzes bewirkt; nach proteftant. Anficht ohne eignes Verdienſt bes Reu
einer göttlichen Einwirkung, weil das Geſetz und ber Ausſpruch de
Gottes Stimme iſt; nach Eathol. Anficht, als Handlung bes freien
ein Verdienſt haben und zur Mechtfertigung de Suͤnders vor Gert mit
Diefe Berfchiedenheit hat einen bedeutenden Einfluß auf die Moral b
gehabt, welcher noch jest in dem fittlichen Zuftande ihrer Glieder mer
Zerlegung oder Zerſetzung (hemifche Trennung, Schi
hemifche Verfahren, wodurch die zu einem gleichartigen Ganzen vert
gleichartigen Beſtandtheile eines Körper® getrennt werden. Die Mit
dies gefchieht, als Abdampfen, Auflöfen, Nieberfhlagen, Schmelz
sen und Sublimiren, wirken mittelft der hemifhen Berwandtfd
indem fie mit einem Beſtandtheile des zu zerlegenden Körpers näher we
als diefer mit bem ihm verbundenen Beſtandtheile, bewirken fie, daß
verläßt und fich mit ihnen verbindet. Sie unterfcheibet fich alfo weſer
mechanifhen Trennung der Körper, welche durch Druck und Aufen
gefchieht und die Körper in gleichartige Theile zerthellt.
Zerlegung der Kräfte und Bewegungen. Wir
über diefen Gegenftand allgemein faßlich zu fprechen, von ber Zufam
ber Kräfte und einem Beifpiele ausgehen. Dan nehme ein vierediges
lges Bret, und rolle auf deſſen oberer Kante eine Walze fort, um weil
mit daran hängender Bleikugel gefchlagen iſt, der ſich beim Rollen abn
wirken 2 Kräfte: die Hand, die die Walze in horizontaler Richtu
und die Schwere, welche bie Kugel in verticaler Richtung bintreibt; di
bie foldhergeftalt von den 2 gleichzeitig auf fie wirkenden, hier, ihren
nach, einen rechten Winkel einfchließenden Kräften bewegte Kugel wickli
ift aber, wie man bei Anflelung des Verſuchs finden wird, bie Di
Vierecks. Eine einzige, in legterer Hinficht allein thätige Kraft wuͤrde el
wirt haben, was bie beiden, einen Winkel einfchließenden, gemeinfi
gleichzeitig auf bie Kugel wirkenden Kräfte zufammm bewirken. Die L
ber Diagonale erfcheint als das Ergebniß einer einzigen, aus jenen bei
nach gewiſſer Maßgabe, zufammengefegten Kraft, und jene beiden I
fi, im umgekehrten Kalle , hinfchtlich der Wirkung, 46 auß ber Zert
einzigen entftanden betradıten. Turck Te Beinuäiaisk der Gegen
Hauptſache voltommen or, und van frartt , VoR ah Ierapead
Serrenner 491
vürbe, wenn bie zufammenfegenden (Seitens) Kräfte auch nicht einen
en einen beliebigen andern Winkel mit einander eingefchloffen hätten.
n, bie Größe und Richtung einer Kraft durch eine gerade Linie außs
yerzeichne man ein bellebige6 Parallelogramm, beffen Diagonale jene
ickt; die Seiten deffelben ſtellen die zuſammenſetzenden (Seiten⸗) Kräfte
engeſetzten (mittlern) Kraft dar, und koͤnnen gleich dieſen Kraͤften un⸗
eden ſein, da der Winkel, unter dem man ſie an die Diagenale legen
lich iſt (Vgl. Winkelhebel im Art. Hebel und Zufammens
: Kräfte) Die unzählbaren Anwendungen dieſes Satzes lehrt die
‚führlicher Eennen; über den Fall, da von mehr ald 2 Kräften die Rebe
mmenfegung der Kräfte, der auch wegen der fiter. Notizen mit
n im Zufammenhange zu leſen iſt. D.N.
nner (Karl Chriftoph Gottlieb), k. preuß. Conſiſtorial⸗ und Schul⸗
: des Ein. Schullehrerſeminariums In Magdeburg und Schulinfpector
:er des rothen Adlerordens, wurde den 15. Mai 1780 in Belendorf
Yorfe nicht weit von Magdeburg, wo f. Vater, Heine. Gottlieb,
Derenburg als Confiftoriafrath und Seneralfuperintendent flarb', als
mzelredner, ſowie als Volks: und paͤdagogiſcher Schriftfteller berühmt,
Unfer 3. bereitete fi auf dem Pädagogium zu Klofter: Bergen,
damals Burlitt, Lorenz und Rathmann waren, auf die Univerſitaͤt
dann in Halfe Theologie, wurde 1802 vom Propft Röttger als Leh⸗
ogium zu Magdeburg angeftellt, 1805 zum zweiten Prebiger in der
eilt. Grifte dafelbft, und nad, Bluͤhdorn's gewaltfamer Entfernung
13. Sonvernement, zum erften Prediger an derſelben Kirche gewaͤhlt,
nte er bis 1823 blieb, nachdem er früher 1816 zum Ein. preuß. Con»
Schulraih ernannt worden war, und 1822 den rothen Adlecorden 3.
ı hatte. 1823 legte er fein Predigeramt nieder und wurbe Director des
Eon. Schultehrerfeminariums in Tragdeburg, in welchem er noch jett
ezeichnete Art thätig iſt. — Schon 1805 und fpäter 1808 wurden
acht, das ftädtifche Schulweſen Magdeburgs beffer zu organifirem,
819 begann nun wirklich die neue ſorgſam vorbereitete Organiſation
zifchen Stadtſchulweſens, das jest in feiner ausgezeichneten Zweckmaͤ⸗
seffiichkeit mit Mecht die Aufmerkſamkeit des Ins und Auslandes er:
iſt, was die innere Einrichtung deffelben betrifft, zum großen Theile
och jegt beforgt er ald Schulinfpector die Anordnung and Einrichtung
8, der Disciplin und des ganzen Innern ber Schule, befonbere aber
if, dag nicht nur jede einzelne Schule ihre Beſtimmung feft im Auge
en daß auch ſaͤmmtl. Schulen (und das ift eben das Charakteriftifche
tadſchulweſens, daß durch das Ganze hindurch ein fehr zweckmaͤßiger
ig herifcht) als ein wohlgeordnetes Ganzes fich In die Hand arbeiten.
wichtung des magdeb. Schulweſens befchrieb er felbft in f. „Kursen
das neuorganifirte Schulmefen in Magdeburg‘ (1820), und beffen
ny (1821), am ausfuͤhrlichſten aber ben jegigen Zuſtand deſſelben in
. 1. Bds. von f. „Jahrb. für das Volksſchulweſen“, das auch u. d. T.:
efen der Stadt Magdeburg” (Magdeb. 1825), erfchienen ift. Auch
itworfene Statut für eine Schullehrerwitwencaffe hat die Genehmi⸗
flen Behörde erhalten, und die ftädtifhe Schulbibliothek, die jeder
Itlich benugen kann, wird mit jedem Jahre bedeutend vermehrt. Das
Keminar für Volksſchullehrer, welches 3. feit 1823 dirigirt, zählte
aineriften, welche außer dem Director felbft, von 2 andern angetrt»
d 10 Häülfsiehrern in Allem unterriägtet und geübt weruen, rad \he
19 eines brauchbaren Schullehrers nöthig amd nbakdy Kt, AD. aiyer
498 Zeruane Atherene Zeſchau
mit einem Lehrer und den meiſten Seminariſten in dem ſchoͤnen m
eingerichteten Seminargebäube. 1825 wurden 30 Seminariſten alı
candidaten aus der Anſtalt entlaffen. — 3. bat fi auch als Schri
praftifche Lehr: und Methodenbücher große Verdienfle um das Schu
ben. Mit. „Denkuͤbungen“ (Leipz. 1812), weldye kurze Begriffserk
halten (2. Aufl., 1828), fteht [. „Huͤlfsbuch für Lehrer und Erzieher |
übungen der Jugend” (Leipz., neue Aufl. 1824, 4 Bde.) in Ver
ſ. „Methodenbuche für Voltsfhuliehrer ift die 3. Ausg. erfchienen
„Meuen beutfchen Kinderfreunde” wird bald die 6. Aufl. nöthig u
„Deutſchen Schulfreund“, der zuerſt Ducch feinen Vater herausgegebe
3. in vielen Bon. fort, und gibt ftatt deffeiben ein, Jahrbuch bee $
ſens“ heraus, von dem bereits der 2. Heft des 3. Bds. erfchiemen ifl.
er einen „Leitfaden zum Religionsunterricht”, Bas „ Schulgeſangbuch“
tafel“, „Vorlegeblaͤtter für den Unterricht in der beutfchen Sprache“,
der Schulerziehung, Schulkunde und Unterrichtswiſſenſchaft“ (Ri
unb andre Echriften mehr.
Zeruane Akherene, in der alten perfifchen Religion, bie 3
jen, der Urgrundb des Seins, von meldyem das wirkende Wort, Honot
Zefhau (Heinrih Wilhelm v.), En. ſaͤchſ. Generaltieuten
fecretaie der Mititairangelegenheiten, erſter Generaladjutant des Kön
verneur von Dresben, iſt geb. 1760 zu Barrenchen bei Lurckau in der
in welcher Provinz fein Vater eine Landesaͤlteſtenſtelle beBeidete.
welche anzubeuten zu weitläufig waͤre, veranlaßten, baß er vom 8.
feine. Erziehung in Büdeburg als Edellnabe an dem Hofe des Grafer
Schaumburg⸗Lippe erhielt und den Wunſche der Graͤfin zu Kolge in!
tiode diefes Zeitraums Herder's Unterricht genoß. Won 1774 bie €
hielt ex feine militairiſche Bilbung in ber daſigen Mititaiefchule auf be
feine. Nachdem feine Wohlthaͤterin, bie Gräfin, forwie ihr Gemi
einander geflorben waren, trat er in Eur. ſaͤchſ. Dienſte und wurbe 17:
lieut. beim Inf.» Meg. Kurfürft angeftelit, 1789 zum Premierlieu
mentsabjutanten befördert, wohnte als folcher dem Feldzuge 1793 —
ne, mithin der Belagerung von Mainz, dem Treffen bei Biffingen,
von Kalferdlautern wo fein Pferd unter ihm erfchoffen roucde) und ı
send dieſes Feldzugs vorgefallenen kleinern Gefechten bei. Zu Ende
ihn der Generallieutenant v. Lindt zu ſeinem Adjutanten. Als ſolche
dieſen General, als derſelbe das Commando des Reichscentingenta fi
und 1796 an den Rhein. In letzterwaͤhntem Feldzuge focht er auch in
bei Weplar mit. 1795 zum Gapitain befördert, erhielt er 1796 ein
pognie im Reg. Kurfürft. 1804 zum Major ernannt, führte er fi
1806 ın dem Gefecht bei Saalfeld. Bekanntlich war ber Ausgang ti
ungluͤcklich; indeß hatte fein Bataillon mit einer Auszeichnung gefod
wie bie Thellnahme des Regiments Kurfürft überhaupt, befonders ri
Fannt worden ift. Bei diefer Gelegenheit erhielt das Pferd des Maje
und nadı 3 Schußwunden. Auch der Schlacht von Jena wohnte v. }
Monacch ehrte fpäterhin, nach der Ruͤckkehr von dem Feldzuge 1807
die Leiftungen bed Den. v. 3. durch die Verleihung des St. = Heinzidt
erhob ihn 1808 unter Ertheilung des Oberſtlieutenante patents zu frin
jutanten. Schnell flieg er von diefer Stufe zum Commanbeur einel
regiment® und beim Ausbruch bed Feldzugs 1809 zum Generalmajor
bier. In diefer Eigenfchaft gab er In der Schlacht bei Wagram durch
feiner Brigade mehre Beweiſe ſowol von Tapferkeit als auch von Einf
fonnenheit, welche insbefondere durch bie Ertheilung des Ordent da
Selen 498
at wurden. Nach dem Frieden übertrug ihm ber König das Commando
‚fanteriedivifion, wo er zu der damaligen Umgeflaltung des Heeres vielfach
nd mitwirkte. Als ber größte Theil deffelben 1812 den verhaͤngnißvollen
nach Rußland antrat, traf ihn als den jlingften der 3 Divifionsgenerate
8, im Lande zuruͤckzubleiben und das Commando der übrigen Infanterie
Depots zu übernehmen. Während er darauf in den erften Monaten 1813
2 mit ber Organifation neuer Bataillone befchäftigt war, verlieh ihm der
a8 Commandeurkreuz des St.⸗Heinrichsordens, und faſt gleichzeitig erhielt
em König von Preußen den St.» Sohanniterorden. ben legten Tagen
r. bekam er. von feinem Monardyen ben Befehl, fich bei ben obmaltenden
yen fofort auf die Feſtung Rönigflein zu ‚begeben, um das Commando der⸗
übernehmen. Allein in den erften Tagen des Sept. warb ihm die Beſtim⸗
ſich zu dem mobilen Truppencorps zu verfügen, wo er anfaͤnglich das Com⸗
inee Divifion, am 22. deff. Monats aber, als beide Diviſtonen wegen bes
n Verluſtes In eine einzige verfchmolzen worden waren, ben Oberbefehl
e erhielt. Beim Antritt deffelben wurde ihm das Officierkreuz der Ehren:
Theil. Unter feiner Anfuͤhrung focht die faͤchſiſche Diviſion vereinigt mit
sanz. Armeecorps in der Schlacht bei Leipzig. Hier war es, wo fein Bild
ſturmbewegten Zeit und aus bem Strudel mächtiger und ungewöhnlicher
e im reinſten Lichte der Treue und unerfchütterlichen Pflichterfuͤllung her:
In Folge der flattgefundenen Begebenheiten behielt ihn ber König um
fon und ernannte ihn zu felnem erſten Generalabjutanten; er begleitete
g nach Berlin, Friedrichsfelde, Presburg und Larenburg, und wurde von
Ende Mai 1815 als Mitglied der zur Übernahme der Landes verwaltung
greihe Sachſen beflimmten Commiſſion nady Dresden vorausgefchidt.
olgter Ruͤckkehr des Königs und flattgefundener Meorganifation der erſten
hoͤrden ward jene Commiſſion aufgelöft. Darauf übertrug der König dem
.v.3.d08 Directorium der für die Militaircommandoſachen beſtimm⸗
Kriegskanzlei, womit der unmittelbare Vortrag in diefen Angelegen»
m König verbunden war, und verlieh ihm bald nachher das Großkreuz
t.⸗Heinrichsordens. Im Nov. dieſes Jahres erhielt er auch das Praͤ⸗
r Kriegederwaltungskammer. Im Sept. 1817 vertrauete ihm dee Koͤ⸗
E Beilegung des Ranges eines Conferenzminiflere das Staatesfecretariat
Wircommandoangelegenheiten bei feiner Perfon an. Als er auf fein Anfus
en feiner wankenden Gefundheit von dein Poften eines Präfidenten der
mwaltungstanımer im Dct. 1821 enthoben wurbe, verlieh ihm der König,
veis alleihoͤchſter Zufriedenheit mit den in dieſer Stelle geleifteten Dien⸗
ı Lin. Hausorden der Rautenkrone und übertrug Ihm im Febr. 1823 bei
ner Erledigung den Poften eines Gouverneurs ber Refibenz mit Beibe⸗
des Staatsſectetariats. Am 26. Juni 1828 ward fein Dienftjubilkun
fen (Philipp v.). Über den Namm des Mannes herrſcht Ungewißheit.
ſchrieb ihn auf verfchledene Art: Phitipp, gewöhnlicher aber Filipp Zeſe,
'äfien,, auch Zefen von Kürftenau, und im Lat. Caesius. Er mar 1619
m, einem damals kurſaͤchſ. Dorfe, unweit Deffau, wo fein Vater Pfar:
geb., ſtudirte zu Halle, Wittenberg — wo er Magifter wurde — und
und befchäftigte ſich vorzüglich mit Philologie, Dichtkunſt und beutfcher
Ein öffentliches Amt hat cr nie bekleidet, fcheint aber in großem Anfe:
mden zu haben. Er wurde Eaiferl. Pfalsgraf, als Poet gekrönt, in ber
adelt, und erhielt von einigen ſaͤchſ. Kürftenhäufern den Titel ats Rath.
len Reifen in Deutfchland und Holland ließ er fich zu Hamburg nieder, wo
ſtarb. Schon 1643 hatte er daſelbſt die Deutfchgefinnte Genoffenfchaft
494 Sitergefch:ei Zeuge
ober ben Roſenorden, gefliftet, In weich.r sc ben Namen des Zöriigen (
führte. Die Verbeſſerung der deutſchen Sprache und Dichtkunſt ſcheint de
zweck disfes Vereins geroefen zu fein. 1648 wurde ec uud) in die gmit
Befelfchaft unter dem Namen des Wohlfelenden aufgenommen. S
thätig und arbeitete mit ungemeiner Leichtigkeit, beſaß viel Kinntniffe
Talente. Uber fein übertriebener Eifer, alles Fremdartige aus unfscer €
verdrängen, flatt deſſen eine Menge unnötbiger und fonderbarer Reum
Geſchmack und ohne Kritik in diefelbe einzuführen, haben ihn, ſtatt dei
Ruhmes, nur Tadel und Spott zugezogen. 3. und feine Stüulerw
veränderte Ortbograpbie einführen. Sie nahmen dabıi zur Dauptıeg
man fo [reiben folle, wie man fpreche, aber fie gingen darin offenbar zu
ſchrieben 3. B. Maͤnſch, waͤrden, Faͤder, flatt Menſch, werben, Seh
weit ſonderbarer und auffallenber war ihr Beſtreben, an die Stelle als
ſtaͤndlicher Wörter andre, oft ganz Iäppifche, Ausbräde einzuführen, ı
nafe, Schießprügel, Kopfdeckel, Zeugemutter ıc., anflatt Schomfles
But, Natur. Den aus ber Mythologie befunnten geiechifchen um)
Gottheiten gaben fie abgefchmadte deutfche Namen. Gie nannten die D
din, Minerva Alugin, Venus Luftin, Pomona Obflin, ben Vurcan!
Einige von 3. anflatt der fremden eingeführte, die Sache ausdiuͤckent
Woͤrter find uns indeß geblieben, und er hätte unflreitig manches Cu
Sprache wirkten können, wenn ex babei mit mehz Kritik gehandelt umdi
mus nicht übertrieben hätte. Die Zahl ber von ihm heraußgegebeny
ktitiſchen, fatyrifchen und moralifhen Werke beträgt über 70, und niehed
er unvollendet hinterlaffen. Fuͤr eins ber beſſern f. Gedichte, has
Theil f. Lebensgeſchichte erzähle, hält man: „Priorau, oder das Lob il
bes’ (Amfterdbam 1689). Auferdem ſind ihm einige Lieder gelungen.
Zetergefchrei, ſ. Todesſtrafen.
Zethus, ſ. Amphion.
Zettelbank, diejenige Bankanſtalt, welche Zettel, Togsnamiı
noten, bie auf einzelne beftimmte Summen von Muͤnze lauten, in il
mit dem DBerfprechen, benn Nennwerth diefer Noten baar ausyuzcbuuj
baber, welcher diefelben der Bank zur Umtauſchung gegen baar⸗ Migl
(8. Circulationsbant.)
Zeuge (testis), eine Perfon, welche über etwas fchen Berzopl
kunft gibt, oder einer Handlung beiwohnt, um künftig ben Hergang it
zu koͤnnen. Ohne Zeugen würde bie Rechtspflege koum möglich fein, I
eine allgemeine Bürgerpflicht, ſich dazu brauchen zu laſſen, und die abyi
fage mit einem Eide zu befräftigen. In England läft man auch Kinder
niß zu, wenn man gute Baffungskraft und gehörige Begriffe von Et
findet; in Deutſchland fobert man das 20., ineinigen Ländern das 18.9
Zeugniß iſt Jeder verpflichtet, nur nicht, wenn er dat urch ſich ſelbſt fd
eine andre Pflicht verlegen würde; daher kann das Zeugniß verweign
wenn man von fich ſelbſt etwas Unerlaubtes verraihen, ein Kunſtgehein
den, in Criminalſachen gegen Altern, Kinder, Geſchwiſter, Ehegatie
ſoll. Geiſtliche dürfen nit um Das, mas ihnen im Beichtſtuhl werten
Advocaten nicht um bie Geheimniffe ihrer Partei befragt werten. Geld
zungen machen einen Sneibentflreit aus, uͤber welchen der Zeuge fürmädı
gehoͤr und Erkenntniß aud) in höherer Inſtanz verlangen kann. Zeugm
ſchuldig, ſich vor einem andern als ihrem ordentlichen Richter zu fielen.
nicht als Kunſtverſtaͤndige vememmen werden, koͤnnen fie nur bezengen,
ſinnlich wahrgenommen haben, nicht urtheilen, wenn es nicht ein Urt
meinn Lebens iſt, weiches mit ker Begriffobezeichnung ter Sinnrar
Beughaus Beuyung 465
Um zu beweifen, müffen fie von eignee Wahrnehmung, nicht
n reden; ein Zeuge, welcher pofitio fage, daß er etwas wahrgenom⸗
sd dutch andre, die es nicht bemerkt haben, nicht widerlegt. Sie
ngen, nicht nahe Verwandte eines Theils, nicht intereffict bei der
als Betruͤger, Meineidige und dergl. beflraft fen. Zwei Zeugen,
befangenheit nichts einzuwenden Ift (claffifche Zeugen), machen einen
wenn ihren Ausfagen kein Gegenbeweis entgegenfleht; ein Zeuge
Anfang eines Beweiſes, welcher, wenn fonft kein Entſcheidungs⸗
durch einen Eib ergänzt ober weggeraͤumt werben muß. 37.
aus. Unter Zeug, womit dieſes Wort zuſammengeſedt iſt, ver»
m Stoff, die Materle, woraus etwas gemacht wird; 2) ein mecha⸗
nittel oder Werkzeug, womit etwas gemacht wird, 3. B. Hebezeug,
Geraͤthſchaften zu verfchiedenen Beduͤrfniſſen (Weißzeug, Tiſchzeug).
baus 1) jedes Gebaͤude, in welchen eine Menge Geraͤthſchaften oder
wahrt werden, 5. B. in Seeſtaͤdten das Bebäube, worin man Vor⸗
iffbau Hat, und beim Jagdweſen das Haus, worin das Jagbzeug
sd; 2) im engen Sinne ein Gebäude zur Aufbewahrung von Bes
en zum Krlege erfoderlichen Sachen. Das ausländifche Wort Ars
einlich von ars) druͤckt noch mehr aus und bezeichnet zugleich einen
gebedürfniffe (3. B. Geſchuͤtz, Schiffe u. f. w.) verfertigt werben.
r, Zeugwaͤrter find Auffeger über gewiffe Arten von Kriegeges
- Generalfeidgeugmeifter ift bei dem oͤſtr. Heere ein Titel,
Generals dee Cavalerie bei andern Heeren gleich iſt, ohne alle Ruͤck⸗
erie; aber im ehemaligen Koͤnigreiche Polen hieß der Befehlshaber
‚rongroßfelbgeugmeifter.
ng. Es gibe nicht leicht einen Begenfland, ber von jeher, beſon⸗
neuem und neusften Zeit, die Naturforfcher fo viel und angelegent-
hätte, als die Enträthfelung bes großen Naturgeheimniſſes der Zeu⸗
8 auf Einſicht In die Art und Urſachen der Entflehung organifcher
flanzen, Thiere und Menfchen) ankemmt. Es iſt aber auch ein Ges
für die Naturwiſſenſchaft von der größten Wichtigkeit iſt, und man
a, daß ohne die rechte Theorie ber Zeugung keine wahre Naturwiſ⸗
ch iſt; denn wie wenig wiffen wir von ber Natur, wenn wir nichts
yung der Naturdinge wiffen! — Die erſte Frage, worauf es hierbei
eſe: 0b alle Eniſtehung organifcher Wefen durch das Dafein und bie
ex beiden Geſchlechter (Brgattung) bedingt fel ober nidyt? und [chen
Ichied für dat Letztere, nämlich für die Werneinung der Frage, intem
daß die niedern Thiere, 3.8. Inſekten, Würmer, aus der Gaͤh⸗
Iniß todter Stoffe fich ergesgen Eönnten; und er nannte diefe Erzeu⸗
ratio aequivoca. Diefe Meinung war lange Zeit herrſchend, bis
forfcher Redi (im 17. Jahrh.) bie entgegengefegte Anficht begründete.
nlich die Entftehung der Maden im faulenden Bleifche bisher ale den
Beweis für die dquivole Erzeugung betrachtet, aber, Redi bewies durch
Verſuche, daß diefe Maden durch Eier entflehen, welche Inſekten
gen) tn das Fleiſch legen, mithin nichtß Andres als Larven von In⸗
e ſich durch Eier fortpflanzen. Vomn dieſer Zeit an wurde die aͤqu'⸗
3 der Thiere und Pflanzen bezweiſelt, und des berühmten Harvey
e Außfprud): „omne animal ex ovo’ (alle Thiere entſtehen aus Ei⸗
Signal zu diefer einfeitigen Anſicht, welche eine Zeitlang allgemein
de. Aber fie blieb nicht lange ohne Anfechtung. Die Infuſorien
en) wurden entdeckt, und diefe Heinern, nur mit bewaffnetem Auge
itroßop) ertennbaren Geſchoͤpfe ([.ISnfufionsthierden), die
406 Beugung
nie anders, als während ber Faulung thierifcher ober pflanzlicher
Waſſer erſcheinen, ſprachen felbft deutlich genug für die Art Ihrer S
eine Meinung, die durch allgemeine Annahme gleichſam fanctien
Menſq nicht fo leicht auf, follte er auch zu den wunderlichſten Re
Zuflucht nehmen müflen. Ein ſolches Rettungsmittel war bie (
fonderbaren Hppothefe, nämlich die Annahme einer fogenarnten A
Panſpermie. Diefer Annahme zufolge ſollte bie Atmoſphaͤre mit e
Menge unmblich Heiner Eier dieſer Thierchen geſchwaͤngert fein, ıx
Bereitung einer Infufion (Aufguß) durch die Faͤulniß herbeigelodk ı
in der faulenden Subftanz, ihrem künftigen Nahrımgeftoffe, aus!
Diefe fonderbare Hypotheſe, welche im vor. Jahrh. durdy beinahe !
erhielt und von ben damals berühmteften Naturforfchern,, 3. 8. 2
Spallanzani u. a., vertheidigt wurde, ſtand mit einer andem, fa
baren, der Einfrhachtelumgshnpothefe nämlich, In genauer Verbin
diefer Letztern enthält die Mutter nicht nur den Keim der Frucht fe
gattımg, ſondern die Keime aller fi) entwidelnden Individuen ein
Art (speeies) lagen fchon in der erſten Mutter in einander einzel
diefe ſchlummernden Keime durch bie Begattung nur zur Entwidelun
umd noch gegenwärtig werben. Jene Dppothefe der Panſpermie w
menbach, tiefe der Einſchachtelung der Keime zuerft durch Fricdi
und gegenwärtig wird bie univerfelle Zeugung, d. b. biejenige, wi
gattung organifcher Individuen, durch allgemeinere Naturprocei]:
keinem wiſſenſchaftlichen Naturforfcher mehr bezweifelt. Demnn
fuforien, fondern auch das Dafein der Eingeweidewuͤrmer find We
individuellen, fondern univerfellen Entftehungsart organifcher Weſi
zwungene in ber Erklärung der Eniſtehungsart diefer Wuͤrmer, we
miflen aus der zufäßigen Verſchluckung der Keime von Würmern
ſers berzuleiten genöthigt waren, Togleich in bie Augen fänt. — ?
Hypotheſen und willkuͤrliche Eiklaͤrungsarten mußten von ſelbſt fal
die erftn Grundlinien einer wiſſenſchaftlichen Zeugungstdeotie
Dirfe waren aber fo lange unmöglich, als man zur Eiklaͤrung der A
gen noch nicht mit allgemeinen philofophifchen Grundwahrheiten
Werke geben konnte, ſondern Alles aus einzelnen Erfahrungen erf
glaubte und daher auch den Akt der Zeugung, ohne zugleich deſſen Al
zuerkennen, für einen ganz befondern nahm, der nur bei organifd
(naͤmlich bei Xhieren und Menſchen — bei den Pflanzen erkami
ſchlecht und die Begattung viel fpäter) vorfommen könne. — Au
punkte, welchen gegenwärtig die Naturwiffenfchaft erftiegen bat, mı
ald allgemeines Naturgefeg betrachtet werben. Dem zufolge ift die @
Dinge durch Zeugung bedingt, und es kann in der ganzen fidhebar
geben, was nicht gezeugt worden wäre. Diefe Behauptumg flinm
men mit dem Sprachgebrauch überein, weldyer alle Naturbinge N
(Naturproducte) nennt, und dadurch verräth, baf man ſehr früh
meinheit jenes Naturgefege® geahnt habe. Wo aber von Erseucniil
da muß auch eine Zeugung wrauegeſetzt werden, was fich von feikf
fonft das Wort Leinen feiner Ableitung entfprechendben Sinn bitte
Ahnung nur dunkel gefühlt wird, erhebt bie Wiſſenſchaft, wo fie:
Klarheit und prägt es in deutlicher Darſtellung aus: eine Wahrh
auch die weitere Ausführung dieſes Artikels einem Beleg liefrem mdyı
gung beruht auf einem Gegenfag ; diefer Gegenſatz heißt Maͤnnlich
lichkeit, und diefe Entgegenfegung iſt ebenfalls keineswegs auf Pfanı
Menſchen beſchraͤnkt, fondern ebenfo allgemein als bie Zeus ung ſet
3 .
Z:ugung 497
Kräfte in ber Natur find demnach ein männliche und weibliches Peir.cip
chende, zeugende Kraft), in deren Wechſelwirkung die Zeugung befteht. Das
iche verhält fi zum Weiblichen wie Poſitives su Negativem, ober als Ac⸗
khaͤtiges) zu Paffivem (Reidendem), oder auch als Beflimmendes zu dem Be:
werdenden, was aber nicht fo zu verftehen iſt, als ob das Männiiche das als
‚ätige und Beflimmende, das Weibliche dagegen das rein Paffive oder Leis
päre, fondern fo, daß das Männliche das vorzugsmelfe oder überwiegend
in Beziehung auf das Weibliche ift,, welches daher in ber Zeugung (Wech⸗
mg) vom Männlichen mehr beſtimmt oder modificirt wird, als umgekehrt
Innliche vom Weiblichen. — Wenn nun das Verhältniß der zeugenden Kıäfte
under ein naturgemaͤßes und normales iſt, und wenn Bein Äußeres Hinderniß
folg des Verhaͤltniſſes för, fo geht aus der Wechſelwirkung Beider ein
I hervor, welches ein mehr oder weniger erfennbare® Ebenbild feiner Erzeu: .
muß, und, nach Befchaffenheit dee legtern und andrer Umſtaͤnde, verſchie⸗
mennungen erhält, die auf feinen Urſprung deuten, und woron bas Wort Er⸗
(Product) die allgemeinſte iſt. Die Wahrheit diefer allgemeinen Anficht
Befen der Zeugung möge vorerft durch Beiſplele für dem Leſer Klarheit und
ing erhalten. Ude mineralifche Körper find umflreitig Erzeugniffe entge:
er Elemente. Jedes Element ift aber einerfeitd Stoff, andrerſeits
bee Stoff ift die reale, die Kraft die Ideale (geiflige) Seite des Elements.
je (polare) Entgegenfegung ber Kräfte zweier Elemente treten dieſe mit ein:
1Wechſelwirkung, wobei gegenfeitige Anziehung und Abſtoßung ftattfins
möge der Anziehung entſteht Vereinigung dee Elemente, vermoͤge ber Abs
Zrennung, bie aDemal zugleich bei jeber neuen Verbindung erfolgt. Die
ken Elemente ſtellen einen (mineralifchen) Koͤrper dar, ein Product der zeus
Bräfte der Elemente, welche bei ihrer Erzeugung ihr eigenthämliches Da:
gegenfettig geopfert haben, ſodaß der Preis bes einen Erzeugniſſes der
individuellen Daſeins ber Elemmte iſt. Soft z. B. die Säure dem
Lauge) polar entgegengefegt; fie treten daher bei der Berührumg mit
Wechſelwirkung, es entficht ein Kampf der Kräfte, ber ficy durch Auf:
bart, wobei ein Theil der Stoffe in Gasform entweicht, eine Folge
oßung des Stemdartigen, was in die neue Verbindung der fauern und
Stoffe nicht mit eingehen kann. Das Product dieſer Wechſelwirkung
adten Stoffe ift ein Satz, d. h. ein Erzeugniß, das weder fauer noch als
dern falsig ift, d. h. eine Eigenfchaft angenommen hat, welche eine ge:
» Durchdringung (rin Eindgewordenſein, eine Ineinsbildung) der Säure
ge oder deren Eigenfchaften ausdrüde. In biefem Beifpiele ſieht man ben
J einer Zeugung. Die Eigenfchaften der mit einander wechfelmirkenden
md des Alkali waren die zeugenden Kräfte, von welchen man die Säure als
welche, die Lauge als das weiblid;e Princip betrachten Bann, und das Sals
Erzeugniß, weiches auf Koften der eigenthümlichen Natur der geugenden
bee Saͤure und Lauge) entſtand. Und fo iſt es in der ganzen fogenannten
ſchen Ratur, in welcher der Chemismus herefcht ; alle hemifchen Proceffe
Ihfelfpiele geugenber Kräfte, woraus ımaufhörlich neue Erzeugniffe hervor:
säbhrend die alten aufgelöft werden, um wieder andre neue zu geugen. Da
Haupt alle Katurproceffe auf polarer Entgegenſetzung der Kräfte und deren
pirfung beruhen, fo trifft die Zeugungstheorie, hinſichtlich ihres allgemei»
Us, nothwendig mit der Theorie der Polarität(f. db.) zufammen, b. 5.
» Eins. Die befondere (fpecielle) Zeugungstheorie bezieht ſich daher auf bie
mgsarten der organifchen Dinge im engern Sinne (der Pflanzen, Thiere
sefchen), aber biefe befondere Zeugungstheorie muß durdy die allgemeine,
“rg. Sicbente Aufl. Bd. XII. 32
gamiemus, andrerſeits zeal, Indem der Beugungsftoff des MA
Hdge Same) ſich mit dem Keim im Zeugungeſyſtem des Weibes
angehenden Organismus von lelblicher Geite zu brgränden.
Ewpfaͤngniß ift alfo dee Anfangspunkt eines neuen Individuu
Zypus (Worbitde) der Altern ſich entroidelt; denn in tem Eryeı
drer Bilbungsteieb wirkfam fein als in den Erzeugen, deren Le
fremdes) ſich in dem Kinde erweitert und fortfegt. Und fo bı
Gachtelung präformirter (ſchon gebitbeter) Keime, um zur beyı
Gattungen von Pflanzen und Thieren (und fo auch der Menſch
auf unfere Zeiten fortpflangen konnten. — Urfprüngli muß
des Organiſchen eine univerfele (generatio aequivoca), d. h.
fein, die nicht durch orgamifche Individuen entgegengefepten &:
war. Die erften Pflanzen, Thiere und felbft Menſchen mü|
FTraͤfte der elementariſchen Natur und nach Naturgefegen entflc
noch unbefannt, wenigſtens noch zu dunkel find, und erſt in f
Aufklaͤrung eiwatten. Wer bie erſten Menſchen, Thiere und
bar von Gott, d. d. durch einen außer oder übernatürlichen Z
man es nad dieſer Vorflellungsart nennen mäßte — erfchaffen
haut ben Knoten, ben die Wiſſenſchaft erſt auflöfen fo. Was
ex duch Kräfte der Natur, weiches urſpruͤnglich feine oder göttli«
ex ſchafft es nach Naturgefegem, weiche ebenfalls von ihm ftamn
unwiſſenſchaſtlichen Annahme einer unmittelbaren göttlichen Zer
fung follen ale Thier / und Pflangengattungen von einem erften
wie man es, der Mofaifchen Urkunde gemäß, von den Menſqh
das Paradies wäre ſonach der Verfommlungsert ber erſten Paaı
vorhandenen Pflanzen: und Thiergattungen geweſen, in berei
Menſchen als Beherrſcher auftraten, Es iſt eden nicht ſchwet,
dieſe Vorausſetzung mit ben Geſetzen uud der Ordnung bee N
wenige Thies und Pflanzengattungen koͤnnen in verfhiedenen
maten gedeihen, fondern bei weitem bie meiften erfodern eine eigı
umgebung, und es ir daher i feine Gegend denkbar, in welcher al
Zeugung 490
ere und bei Kamtſchatka. Wir finden diefelbe Thierart wieder bei den Falk
In. Phoca ursina (der Seebaͤr) ift häufig dei Kamtſchatka und den Be⸗
In; wie finden fie wieder bei der füdlihen Kuͤſte von Reufeeland und an
3 dee Neujahrsinſein. In den niedsigern SBreitegraden kommen birfe
m, die überhaupt nur in einer Balten Polargegend gebeihen, gar nicht vor.
dem Punkt ift nun das erfte Paar entſtanden? Und bat es die geringfte
inlichkeit für ſich, daß diefe Thiere, die ſich mitten im ewigen Eife am bi»
den, quer durch die heißeſten Begenden, wo man fie nie fand, durchge⸗
ten, zur um an dem entgegengefehten Pol ſich fortzupflanzen?“ — Sol⸗
dele laffen ſich unzählige beibringen, woraus die Nothwendigkeit einer ur
y natürlichen, umiverfeilm oder aͤquivoken Erzeugung ber erflen Organis⸗
ben jegt vorhandenen Battungen an ſehr verſchiedenen Orten hervorgeht.
naungsart muß anfangs allgemein gemefen fein, fie tft, wahefcheinlich all⸗
a die fecundaire, Individuelle Zeugung übergegangen, und findet noch
ss niederſten Organiemen flatt, wozu der Schimmel, bie Pilze, Flechten,
Sonferven u. f. w. von Seiten des Pflanzenreichs, die Infufionäthtere,
Eingemeidemücmer, von Geiten des Thierreichs als Welege dienen. Wie
ber, oder nach welchen Gefegen diefe Ergeugungsart zu benken babe, dar:
He Ideen der Naturwiſſenſchaft noch zu unmtwidelt, Die noch gegenwär-
abende aͤquivoke Zeugung ber niederften Pflanzen und Thiere ifl durchgaͤn⸗
die Zerſallung (Auflöfung, Gaͤhrung, Faͤulniß) höherer Deganifationen
Der Schimmel waͤchſt bekanntlich auf Früchten und vegetabilifchen Spei⸗
d fie in Gaͤhrung und Faͤulniß übergehen, die Infuforien entfichen aus
HS der Aufgüffe der Pflanzen und thieriſchen Theilen aller Art, und die
ı wachlen in Sämpfen und Waffergräben, überhaupt in fiehenden Wat
häufig Graͤſer und andre Pflanzen faulen. . Daß num bei diefer Zerfallung
freigewordene Kräfte und Stoffe, vermoͤge ihres polaren Verhaͤltniſſes
ww, fich su neuen Organlſationen geringerer Art verbinden Binnen, läßt
t gut denken; aber dieſe aͤquivoke Zeugung leibet Beine Anwendung
sunloerfelle Entflehung der erſten Organismen, vom nieberfim bie zum
jeil noch eine andern da waren, aus deren Zerfallung fie entflehen konn⸗
man uͤberbies aus der Auflöfung höherer Drganifationen wol niebere,
„ umgelchrt, aus der Zerfallung niederer Höhere Organifationen hervor»
& Die erſten Organismen aller Gattungen ber organifchen Reiche muͤſ⸗
sihmwendig aus dem Zeugumgsact ber elementaren Kräfte des Planeten und
w hervorgegangen fein, aber — unter welchen Umfländen, bei welcher
id der gemaͤßem Zuftande der Entwidelung unfers Planeten, nach welchen
ns und beſondern Gefegen? — Nach Oken's Theorie ift urſpruͤnglich als
niſche aus bem Meere hervorgegangen, in welchem ſich der organifche Urs.
en feinften Stoffen des Planeten, durch ben zeugenden Einfluß der Some,
Diefer Urſtoff ift Schleim, der, feiner chemiſchen Subſtanz nach, aus ei»
m Verbindung (Syntheſe) des geläuterten Kohlenſtoffs mit Sauerftoff
ſerſtoff beſteht, d. h. aus einer gleichartigen Maffe, worin ſich bie durch
en Elemente des Plansten (Exde, Waffer und Luft) vereinigt
Diefe Maffe iſt dee Meerſchleim, des noch jet ergeugt wird, und wels
als todte Maſſe befteht, ſondern lebendig iſt durch die Infuſorien (Infu⸗
r), woraus er beſteht, und welches die Anſangsſpunkte alles Organiſchen
as ber Vereinigung dieſer belebten Anfangẽepunkte zu beſtimmten Geſtal⸗
nden die hoͤhern Organiſationen, umb big erſte Schöpfung ging in der
Zone dor fi, wo der Meerſchleim am haͤufigſten in richten Meeresſtel⸗
£ wurde. — Diefe Anficht muß vorerft als ein finnvoller Verſuch betrach⸗
a, dieſe ſchwere Aufgabe zu Idfen. Gie laͤßt noch manche Erage, mranche
5% *
Sn
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0: Sms * Beuris
Zweifel unerdrtert, unb ihre — fest viele philsſephiſche €
—— Kenntnifſe, namentlich Kenntuiß ber Geſetze voraus
fich der Embryo Im Mutterlelbe entwickelt, um bie Moͤglichkeit, bei
38* Thiere ımb- ker ir ee Far wert Per
Eine , denkbar oder nicht denkbar gu finden. Aud darüber hat
age 9 Naturforſcher in feiner Kr (1819, VL. „©. 1117) eine Er
a —— hung ber erſten Menſchen“, verfucht, um
fee Tafel 23) verde
Dh ein Kup
fofern fie auf das Nähere uud Befondre der individuellen
um gang verflanden zus werden, viel anuatomiſche und phofiologiſche Ar
aus, hinfidytlich ber organiſchen Einrichtung ber Biugungscheile oder dı
ſyſtems und deffen Verſchledenheiten bei den verfchiedenen Mhiergattin
um konnte hier nur der Begriff diefer Theorie und bloß allgemeinere I
gu derfelben n werden. Wer ſich näher umterrichten will, dem |
Dim’ 6 Werk über dieſen Gegenſtand zu empfehlen. D das unter dem ch
erſchienen it: „Die Bengung” (Wamberg und Würzburg, 1805).
Burbach’ „Phpflelogie” (1.8b., £p}. 1826).
Zeus, f. Jupiter ı
Zeuris, ein beräßmster griechifcher Maler, ungefähr 00 J.
. war geb. aus Heraklea in Großgriechenland umd ein Schüler des at
Malers Apolodorus, dem man das Werdienfl einer trenen Nachahm
tm, — Zeichnung und eines guten Colorits beilegt. 3. uͤbertref
verſtand die Kunſt, Licht und Schatten gehoͤrig zu vert
ven ein treffliches Colorit. eine Bemätde wurden daher auch ſehe
* bezahlt, ſodaß er fie zuletzt gar nicht mehr verlaufen wollie, wu
Uußerung, tie man ihm beilegt, nicht zus bezahlen wären. Der Ri
3 erwarb, erregte die Eiferſucht ſ. Lehrers Apolloborus, der eine Ga
haben fol. Vorzuͤglich gluͤcklich war 3. in weiblichen Bemi
riftſteller rühmen f. Helena, bie er fhr die Stadt Krotons -
dern — * — malte. a Rrelbunbutserfärhe 5 ber fü
chen autgefucht. Beruͤhmt war auch ſ. Jupiter auf bem Throne figend,
dern Böttern umgeben. Noch werben von ihm ein Hercules im der A
lan erdruͤckt, ein Athlet, eine Alkrwele, eine Penelope erwähnt. 3
fam, f£. Werke waren aber deſto voRenbeter. Er war ein treuer aa
Als er mit feinem Kunſtgenoſſen, dem beruͤhmten Parchaflus, eine
über die größere Geſchicklichkeit in der Kunft eingegangen war, malte cı
ben fo natürlich, daß die Wögel auf dieſelben zuflogen. Parrhafius Re
Tafel mit einem gemalten Vorhang entgegen. Als 3. verlangte, daft
aufgezogen würde, um das, feiner Meinung nad), hinter bemfelben
Gemälde [chen zu können, bekannte er ſich für überwunden, weil er
fein Gegner aber felbft einen Käuflier getäufcht habe. Er ſcheint cl
chicüchkeit in befeffen pn haben. Denn old er ein ı
einen Knaben malte, der einen mit Weintrauben trug, flogen di
der nach den Trauben. 3. fanb —A —
den Traubenkorb weg. „Wäre der Knabe“,, ſagte er, ——
ſtellt, fo wärden die Wögel fich vor ihm gefchent dabea· Um Biefe |
von den Wirkungen f. Gemälde richtig zu wärdigen, vergl. Ide al iſir
‚Jliufion, Rachahmung, und mas Goͤthe fo herrlich über biefen
"Auffage über Myrons Kuh („Senf und Aitertbum”, 3. Bo) bemerkt
erzählt eine, dielleicht nur zum z erſonnene, Anekdote vom der Ar
des. Gr habe nämlich eine ‚Hekuba gemalt und fei bei ber Wetzadtn
ale Maaßen Häglihen Grfichts derſeiben in ein fo heftiget Lachen ge
Zeyſt Ziegel 501
über geftorben ſei. Von allen feinen Werken iſt Nichts bie auf unfere Zeb
kommen.
Zeyft (Zei), ein Dorf mit mehr als 1200 Einw. und einem ſchoͤnen Schloſſe
niederländ. Provinz Utrecht, eine Stunde von ber Stadt Utrecht entfernt, im
ehr angenehmen Gegend, wo ſich viele Gärten und ſchoͤne Spaziergänge fin
Es gehoͤrte ehemals dem graͤflich naſſauiſchen Haufe, ward aber 1752 an eis
aufmann in Amflerbam verkauft, ber es der Bruͤdergemeinde zu Anlegung
Bolonie, die jegt aus 300 Mitzliedern befteht, einräumte. Die Herrnhuter
nun bier große Bruͤder⸗ und Schweflerhäufer und Fabriken angelsgt, wo
Bichlerwaaren, Handſchuhe, Leder, Band, Seifenkugeln, Gold» und Sit»
elten, Lackirwaaren und Talglichter von vorzüglicher Büte verfertigt werben.
R Zeyſt breitet fich eine weite Heide aus, wo von ber franıöfifch : hollaͤnd.
Bbei ber Threnbeſteigung Napoleons eine 148 Fuß hohe Erdpyramide er
iegel, ein künftlicher Stein aus Lehm⸗ ober Thonerde, welche viel Eifen
und ſich daher im Feuer roth brennt. Die Kunſt, Ziegel zu formen und gu
‚ iſt fo einfach, daß man ihre Spuren bei den ätteften Voͤlkern anteifft.
1. Bud, Mofis wird der Thurmbau zu Babel fo befchrieben, daß man
sannt und Aſphalt zum Bindemittel der Backſteine genommen habe. Be⸗
fegt man ben Thurmbau zu Babel gewöhnlich in das 5. Jahrh. nach der
dflut, und es möchten alfo wol wenige menſchliche Künfte fein, deren
ag ſich in fo frühen Zeiten findet. Auch Herobot erzähle, daß bie Mauern
!on aus gebrannter Erde, mit Afphalt (Bergpech) verbunden, aufgeführt
und die Kinder Sfrael wurden von Pharao gezwungen, Thonerde zu graben
gel zu brennen, da man bie Städte Pithom und Raamſes bauete. Die
m vesvolllommneten biefe Kunft, nach Plinius's Bericht. Sie hatten
Arten von Ziegeln, wovon die erftern 6, die zweiten 12, und die größten
lang waren. Auch die Roͤmer muͤſſen e8 fehr weit barin gebracht haben;
jan’s Säule, aus diefem Stoff aufgeführt, iſt nad) 1700 Jahren noch
mrbaft. Im Mittelalter bediente man fi) häufig glafirter Ziegel und
in verſchiedenen Karben zur Versierung an; z. B. bildete man bamit
in, wie an der Marienkicche zu Elbing und in bem Schloſſe zu Graudenz,
en Gebäuden des 14. Jahrh. in England. Unter den neuen Völkern
die Holländer am weiteſten in ber Kunſt bed Ziegelbrennens gebracht zu
Denn fomwol ihre Häufer als aud das Pflafter ihrer Höfe widerſtehen der
uchten Witterung ihres Landes auferordentlich sange. Ihnen flehen wenig»
rengl. Ziegel, deren man ſich zum Häuferbau in London bedient, weit nad).
be Stoff, um Ziegel su machen, befteht in einer Miſchung von Thon und
bie man Lehm ober Ziegelerde zu nennen pflegt. In manchen Gegenden
nan auch Mergel dazu, welcher befanntlidy aus Thon und Kalk zuſammen⸗
kz doch darf nicht zu viel Kalk darunter fein. An mehren Deten wirb auch
a durch Vermitterung des Porphyrs erzeugt, indem ber Feldſpath fich durch
e ber Zeit an ber kuft zerſetzt; dieſer gibt ebenfalls gute Ziegel. So kann
⸗ Erde, die aus Alaun und Kiefel befteht, zu Ziegeln brennen; fobalb
TE zu dieſer Mifchung tritt, ſchmilzt im ſtaͤrkern Feuer bie Maffe zu einer
e. Die Erfahrung bat gelsbrt,, baß die dauerhafteſten Ziegel aus einer Erbe
werden, welche 3 Theile Thon und 1 Theil Kalk enthält. Wird ſolch eine
ag einer ſtarken Feuerhitze ausgeſetzt, fo füngt fie an zu verfchladen, und
durch viel härter und dichter als gewöhnliche Ziegel. Solche halbverſchlackte
mgen weniger Waſſer ein und zerfallen alfo im Winter viel weniger als bie
n.. Die letztern naͤmlich, wie man an den Dachziegeln häufig genug fieht,
, der beftändigen Näffe des Winters ausgefest, die Beuchtigkeiten in ihre
L
502 Ziegler
Zolſchenraͤume auf. Diefe gefcieren, dehnen ſich aus, und ber Ziegel faͤlt
das Waſſer aufgethauet ift, auseinander. Daher pflegt man in Hold ws
land die gewöhnlichen Ziegel ansuftreichen oder mit einer Art Firniß a
‚ ben, damit Die Feuchtigkeit nicht eindringen könne. — Ein Daupterfob
daß die Ziegel vor dem Brennen hinlaͤnglich ausgetrocknet feien. Wenn fi
big noch feucht find, ſo wuͤrde das Waffer, durch die Hitze in Dämpfe ven
die Maſſe zum Zerplagen bringen. Daher trodnet man die an der Luft |
trockneten Ziegel oft noch bei gelindem Feuer, ehe man fie in ben Dfen bei
Den Ziegelofen macht man ungefähre 12 Fuß hoch, faſt ebenfo lang ı
Die Wände, ungefähe 1 Fuß bi, neigen fi) nad) oben ſchraͤg gegen «
Die Ziegel kommen auf flachen Boden ju lichen und werben, bei jedem!
etwa 10— 20,000 an der Zahl, mit alten Dachziegeln bededt. Damm mt
Beisholz angezündet und 2—3 Tage lang ein mÄßige® Feuer unterhalten
anfangs ſchwarze Rauch anfängt durchſcheinend zu werden. Dies ift ein
daß bie Ziegel hinlaͤnglich teoden find. Nan ſetzt man das Ofenloch mul
and Lehm fo weit zu, daß mur noch eine Öffnung zu ein paar Scheitm $
zu einem Bündel Reiſig übrig blelbt. Dann wird dieſer Feuerſteffe
bracht, angezimdet und das Feuer fo lange verftärkt, bie die Flamme n
fylägt, und die Bogen anfangen weiß zu werben. Nach und nach vermich
dann das Feuer, und läßt es ungefähr nad) 48 Stunden endlid
In Schweden pflegt man auch Schladen aus dem Eifenhätten unter
maſſe zu werfen, wodurch fie noch viel bauerhafter wird. Man kann
gemahlene alte Ziegel ober geſtoßenes Glas hinzuthun, wodurch dat Beil
befördert wird. Die Farbe der fertigen Ziegel beweift nicht immer ihre Ok
engl. Ziegel find hellgelb und etwas braͤunlich, welches wahrfcheiuih
Steinkohlenmaſſe herrührt, die, mit den Eiſenkalken vermifcht, einen
darflelet. Denn Eifem iſt in der meiften Ziegelerde. Die Gewalt des
kalkt die, und es kann nun, nach der Verſchiedenheit der beigewmlſchee
mandherlei Sarben geben. — Die Ziegel haben von ihrer Form und
verfchiedene Namen. Ägyptiſche Luftfteine werben nur an der Luft getrodet
nenziegel und Keffelzlegel find mondförmig; Balz» oder Mauerziegel
parallelepipedifche Geſtalt; Pflaſterziegel find 4» ober Geckia und d
pflaſtern der Fußboͤden; SKeilziegel haben eine keilformige Beftalt ;
find unten zund, oben aber durchloͤchert zum Aufnageln; Kaffziegel
Biberſchwaͤnze mit einer Öffnung in der Mitte. Hohlziegel find concıe
gel zum Deden der Forfte. Ochſenmaͤuler find Dachziegel von einer
drüdten Geſtalt. Paßsiegel, Pfannenziegel, Schlußziegel find wie ein
gen, fehr gut zum Dachdecken, aber fehr ſchwer von Gewicht. Gehe
find glaſurte Ziegel, die in China mit Biet, fonft auch mit Kalk, Gype Au
fpath überfhmolsen werden. Klinker Bodfteine haben einen Zuſat von Ka
werben bei ſehr ſtarkem Feuer gebrannt; fie find ſehr hart und dauerhekt
felbe gilt von den Mundſteinen oter ſolchen Ziegeln, bie zufaͤlig am Mund
Ofens geflanden und einen fehr ſtarken Feuergrab ausgehatten haben. DI
kannten ſchwimmende Ziegel. Piinius fagt, fle würden In Spanien wel
aften aus eine Art Bimsftein gemacht und ſaͤnken im Waſſer nicht mehr
1791 fand Fabroni bei Caftel dei Piano, auf dee Brenze zwiſchen Tobat
dem Kirchenſtaat, eine Art Bergmebl, welches aus 79 Theilen Kiefel, 8
len Waſſer, wenigem Alaun und nody wenigerm Eifen befand. oma
Erde Ziegel gebildet wurden, fo ſchwammen fie im Waffer, umd «6 if aifel
Plinius's Ausfage beftätlat.
Ziegler (Kredriky Windeln), ehemalan . Keffchaufpleie i
Kheaterconfulent und Dramaturg , geb. a Wruuuktuuun U, wirt
Zierde Zierpflanzen 608
IT. um feiner ausgezeichneten Talente und um feiner ſchoͤnen Figur willen auf
orzüglichften deutfchen Theater geſendet, um fid) für die Hofbühne auszubil⸗
‚ bei welcher er auch beinahe 40 Fahre hindurch angeftellt blieb. Er wurde zu»
b ein fehe fruchtbarer Dichter, deffen Stuͤcke damals mit jenen Iffland's und
ebut's die wiener und überhaupt die fübdeutfhen Bühnen vorhersfchend erfuͤll⸗
Wenn man aud) jept feine bereits veraltete Sprache nicht mehr ertragen kann,
nn man feinen Stuͤcken gleihwol Eifindungsgeiſt, theatralifche Situationen,
atniß des Effects und einen ziemlich guten fortfchreitenden Bang nicht abſpre⸗
, Seine „Parteienwuth“ und einige Lufifpiele, 5. ®. „Die Temperamente“,
um noch an mehren Orten mit Bergnügen gefehen. Als 1798 Kotzebue nach
u tam, waren 3. und Brodmann an ber Spitze feiner Gegner. 3. war von
m Zeit audy für polit. Zwecke thätig, durch manche wohlgelungene Gelegen⸗
Mäde und auf mancherlei andre Art. Seine äftbetifchen Schriften, fein
Imicht über Schaufpiellunft”, feine „Zergliederung des Hamlet ꝛtc.“, find uͤbri⸗
Ivermorren und werthlos. Seit 1821 penflonnist, lebte er in Preßburg, und
68 3. alt d. 21. Sert. 1827 zu Wien.
ZSierde, Zierlichleit und Zierratben find Musbräcde, welche ſich
anſchauliche Form eines Gegenſtandes besiehen, und zwar auf das Verhaͤlt⸗
helles zu dem Ganzen und des Zufälligen zu dem Wefentlichen feiner
nach. Es iſt bie Zierlichkeit nämlich die Beſchaffenheit eines Gegenitandes,
ge deſſen Das, was an ihm ift, oder feine äußern Theile durch ihre Form eis
mgenehmen Eindrud hervorbringen, ober, wie man fagt, den Begenflandb
Znern. Und fo nennt man audy diefe Theile felbft, ſofern fie eine gewiffe
Eändigkeit haben, zierlich. Unter dem Gefege des Schönen aber finbet bie
hkeit nur dann flatt, wenn fie dem Beifte und der Befchaffenheit bed Ganzen,
Beben dieſe Theile find, Keinen Eintrag thut, fonbern biefe dem Ganzen anges
ausgebilbet find. Zierlichleit der Form (Eleganz) ſteht als ſolche und in
auf diefe Ausarbeitung Ind Ausfhmüdung der Theile in einem gewiſſen
mit der Einfachheit, welche das Große und Erhabene behauptet. Zierde
as, was wahrhaft die Annehmlichkeit eine® Ganzen, in oder an welchem
bt, und man nennt felbft einen Gegenfland fo, der als felbftändiger
Ganzen (3.3. eine Perfon ats Glled einer Geſellſchaft betrachtet) ben
eſes Ganzen erhöht, oder zur Erfuͤllung feines Zweckes beiträgt. Bier»
endlich find Das, was man zur Versierung, zur Erhöhung ber angeneh-
eine Begenftandes von Außen her anmenbrt, oder die Mittel der Ver⸗
Sie gewinnen in äfthetifcher Hinficht um fo mehr Werth, je mehr fie fich
ſentlichen des Gegenſtandes anſchließen, 3. B. die Ranieren in der Muſik
Darakter des Zonftüds, Schnitzwerk in der Baukunſt dem Charakter und
wflimmung bes Gebaͤudes. (S. Verzierungskunſt.)
serpflanzen (die), Pflanzen, welche zur Zierde dienen und für dieſen Zweck
Wanzt werden. Urſptuͤnglich ſcheint die Sehnſucht nach dem Umgange mit der
B die Erziehung derſelben Denjenigen wuͤnſchenſswerth gemacht zu haben, denen
Berhättniffe nicht geſtatten, die freie Natur zu genießen. Dleſe edle Neigung
aber aus in Luxus, und fo wurde die befcheidene Herde zur Prachtanlage für
Liebhaber. Die Cultur der Zierpflanzen iſt ein Theil der Gartenkunſt, mie
w fie gleiche Perioden durchlaufen und große Abänderungem bucch den herr
en Zeitgeift erfahren hat. Der gegenwästige Charakter der Ziergaͤrtnerei iſt
mehr derfelbe, welcher noch vor einem halben Jahrh. bie lebendigen Formen
Istue entfremdete, und die von Ihrer gefehmäßigen Entmwidelung entfernte,
terdruͤckte Natur eine verebelte nannte! In China und Japan, ba wo bie
u bes Väter nicht veralten, da mag auch heutzutage noch \enır GREXo om
tärlicher Natur vorherefchen, denn ala Zeugen dafüız gelten ie van hart
angenehm fein kaun, und ohne ba wir das aͤſthe tiſche Gefühl |
Roſe verleugnen, freuen wir und body, daß man anfängt, auı
ſchoͤn zu finden, und ſchon die gemeine Päonte mit einfacher Bli
als die gefühlte, Als feltener Zeuge der fruͤbern Werbreitung ı
feeiftbiätterigen Pflanzen hat fich noch das Bandgras in Alter
ba pie Straͤucher und Bäume mit jenem krankhaften Laube it
überleben vermochten, ober von bee Bleichfucht geheilt, ſich Eleli
Grin, das uns an andern Gewaͤch ſen erfreut. Unfer Kur-Iin
tue von einer edlern Seite auf. Nicht mehr jene jwangnol umf
der Sträucher und Bäume, nicht mehr jene unſtaͤt wechſelnde
geenzbar aͤndernde Gtreifung und Fleckenbildung in der Farbe
„mehr bie an den Tod erinnernde, weiße und gelbe Umfdumung d
‚Biel für die Zierde ber Gärten, fondern jene noch weit größer
in den von der Ratuc ſelbſt gefhaffenen Formen gibt uns ein Wi
tung ber Anlagen, die un im Kleinen den Genuß jener erhabene
waͤrtigen, deren Begenftände uns ihre mannigfad) wechſelnde E
zwungener Form und in unbegrenjter Fuͤlle, nux in ihren Grup
naͤher vor Augen führen und für dauernden Genuß vorbereiten
aendlich verſchieden ſind dieſe Anlagen, je nach dem Beduͤrfniß,
und bem Charakter des Einzelnen, der fie bilbet! Wilde Baum
Haine, Lünftliche Grotten und Felfenpartien erfreuen ben Eine
qholiſch rankenden, kriechenden Pflanzen, in ihren von der Na
gerten Schmude, während ein Andrer fein Gaͤrtchen nur in dei
ein Dritter e8 mit duftenden Blüthen gefdhmäct und In gierliche
bie Ergögung ber äußern Sinne geſchlet glaubt. Ja der Vierte
Pfongen am Fenſter und fie find vieleicht die einzigen Geſchoͤp/
lich flimmen und feinen Umgang erhalten mit der Iebenden S
der denkende und gebilbete Menſch beguägt ſich nicht mit dem vo:
drehe hen har eimeine Ahchtin honhadhtste Msaenflanh auf Ih:
Zierpflanzen 506
enblich der Stufenfolge und Gliederung der beobachteten Formen. Hier
t der Ort, um irgend einen Theil der wiſſenſchaftlichen Botanik, die in die
ftigung mit den Zierpflanzen eingreift, am wenigſten den ihrer Beziehungs⸗
wofür jedem Anfänger befondere Anleitungen (5. B. „Katechismus der Bor
Reipsig 1825) zu Gebote fiehen, autzuführen; bagegen finden wir «6
äßiger, die Gruppen des Pflanzenreichs, die fogen. natürlichen Familien,
abe ihrer vorzuglichften und befannteften Zierpflanzen aufzufuͤhren.
Bir heilen das Reich der Gewaͤchſe naturgemäß, den Hauptorganen ber voll»
ı Pflanze entfpzechend, in 8 Stoffen. Die beiden erften, die der Pilz» ober
pflanzen, umd die der Flechten: oder Doppelteimpflangen,
m keine Zierpflanzen, welche man cultivirt, fondern Bönmen nur im Freien,
natürlichen Gruppen, durch ihre fehr mannigfaltige Form und bunten, nody
Erdzeuqung erinnernden, nicht grünen Farben das Auge erfreuen. II. CL.
te Rryptogamen, Wurzelpflanzen. Das deutlicher werdende Gruͤn
Bet ihre höhere Gewaͤchenatur, aber auf ihrer niedern Stufe find fie als iſo⸗
hwimmende Wurzeln zu betrachten. Dahin gehören die Algen, zu welchen
üben gerechnet werden, unb die Tange. In höherer Entwidelung fols
oofe und endlich die Farrn, bei denen fich eine vollkommene, obwol nody
efchloffene Blattbildung darſtellt. Die Fruchtbildung iſt bei allen dieſen
Mepptogamen von der der vorigen Claſſe wenig verſchieden, nur deutlicher
re. In der Abtheilung der Farrn oder Farrnkraͤuter, auch KarrenkrAuter
) genannt, finden ſich die erſten Zierpflanzen. Nur ihre Wurzel iſt wie bei
em Pflanzen vollendet, ihr Stamm liegt bei den meiften in ber Erde und
8 Schuppen, welche bie übriggebliebenen Struͤnke ber abgeflorbenen Wedel
fe Wedel find als Zweige zu betrachten, deren Zweigelchen von ber Blatt
Ingefaßt, wie Rippen eines einzelnen Blattes erfcheinen, und an ihren
auf ber Ruͤckſeite der Blattflaͤche ihre Keimkornkapfeln tragen. Wo da»
Blattſubſtanz verlümmert if, da treten bie Keimkornkapſeln auf freien
im Geſtalt einer Ahre oder Rifpe zufammen. Die Webel der mehrften
n fi) durch ſpiralfoͤrmiges Aufrollen, indem fie vorher in diefer Rich⸗
engewickelt erfcheinen. Die größte Anzahl der Farinkraͤuter gehört
Bone an, weit weniger ber gemäßlaten und nörblichen. Vorzuͤglich bes
feuchte Felsſchluchten, überhaupt ſchattigen Boden, auch als Schma-
te Baumftämme, wenige wachen an fonnigen Zelfen, Ruinen und
k Die Farrnkraͤuter zeigen eine unendliche Diannigfaltigkeit in ihrer Größe,
eſchiedenartigen Zufammenfegung ihrer Wedel, und groͤßtentheils erſchei⸗
enter einer zierlichen und zarten Bildung, weßhalb man vorzüglich in neues ,
auf fie in Besiehung zur Gartenverzierung mehr aufmerkſam geworben ift.
Atur iſt nicht ſchwierig, und ihre Dauer fehr lange. Die einheimifchen, in
entſchen Waldungen vortommenden Arten gräbt man mit ihrem Stocke
‚ fest fie auf kuͤnſtliche Kelfenpartien, oder an Dauern, überhaupt an
Plaͤtze, am liebflen in Verbindimg mit Wufferanlaygen, auf Bafjins oder
ers und Brunnen. Die der heißen Zone cultivict man in ähnlidyen kuͤnſtli⸗
agen im warmen Haufe, wo fie für Decoration höchft vortheilhaft zu ver⸗
find, oder man fegt fie in Töpfe und behandelt fie wie andre Pflanzen.
lehung der Farrnkräuter aus Samen gewährt viel Vergnügen, wegen dee
Kowechfelung der Formen, die die Wedel in ihren erſten Lebensperioben
fen. Der Same behält feine Keimkraft eine lange Reihe von Jahren bin»
nan fäet ihn in feingefiebte Kauberde, in flache Scherben, bebedit ihn dann
ckeltem Moos, um die Keuchtigkeit moͤglichſt gleichförmig zu erhalten und
noch überbieß mit Glasplatten gu. In dieſer Stellung nehmen Ir ben kioe
Dias im Zreiblaften ein. Fuͤr freie Aalagen braudybar And: Teterach
508 Bierpflanzen
oßleinarum , Polypodium vulgare und befim Abduberung P. can
Lonebitis,.
Phegopteris, P. Dryopteris, P. saldareum, Aspidium
ris, A. Thelypteris, A. rigidum, A.aeuleatum, A. Filix mas,
sum, A. bulbiferum, A. fragile, A. Filix femina, Onocles sens
thiopteris germanica, Allosorus erispus, Blechnum bageale ut B.
Asplenium Triehomanes, A, viride, A. Adianthum nigrum, Se
oflicinarum, Pteris aquilisa, Adianthum pedatum, Woodsia ilvens
regalis; für die Gewaͤchthaͤuſer viele ſchoͤne Arten der Gattungen 4
. Hemionitis, Gymnogramma, Notochlaens, Polypodiuze, Aspid
mum, Woodwardia, Doodia, Aspienium, Allantodie, Pteris,
‚ hellandhen, Davallia, Dicksonis, Tedea, Osmunda. ſ
dig die Battıngen Ly pe Arie: Werten deren Wedel Eh
Cyathea, deren teen Stamm fenkrecht über Die Oberflaͤche ber (
Buß hoch erheben, wodurch diefe ſchaͤnen Pflanzen das Anſchen einer 1
nem. Die hoͤchſte Vollendung dieſer Familien finb die Yalmenfarı
derſelben Stamm⸗ und Wedelbildung einen abgeſonderten Perg
Fruchttheile haben. Hierher gehören die Battungen —— unb Zu
Im Arten in. Oft» und Weflindien; umter erſterer finden fich ſolch⸗
Sago gewonnen wird. : (&. Palmen) — IV. Fr Scheide
Slie unterſcheiden ſich fehe leicht durch eine fdeidenartigei Entısi
Theile, befonber® deutlich ſchon bei ihrer Keimung, wo fie weit einer ein!
de Erde durchbrechen, und aus diefer Spike von innen bie Abrigen I
’
Sie find die erſten Gewaͤchſe mit wahren Biättern und Wikchen, ar
Diefe Geblide noch nicht die —— — und Bollendumg, wi
genden Glaffen. In 3 Hauptſtufen entwickelt biefe Giaffe 1) bie 8
pflanzen, 2) bie Bräfer, Binfen und Gchwertel, 3) bie Bitten und Pal
dee erften Dednung finden ſich nur in ben Famillen der Arongemwäche,
cam und Geerofen foldhe, deren Gultur unſern Gaͤrten zur Zierde ge
gehören bahin bie zahlreichen Arten ber Gattungen Arum, Calsdium,
'Calla, ‚Dracontium, Pothos, Gumpfgewaͤchſe der heißen uud er
die Ach wegen ihrer meiften® fpieß> oder fpaten "Blätter, ub
ſchoͤnen Anftandes noch mehr als wegen —8 duͤtenfoͤrmigen —2*
verſchiedener Farbe und Größe, in die eigentlichen
anſehnlich auf fleiſchlgen Kolben figen, für Wersierung der warmen pr
Im. Bon den Alismaceen find «6 bie Battungen Aponogeten,
Alisma, Butomus, Stratiotes, größtmtheils einheimiſch, amgene
unſerer Baſſins und Teichraͤnder. Letztere Gattung, Beratiotes,
ſchwimmenden Aloe und entfaltet ihre weißen, dreiblaͤttrigen Wiächen
Schafte. Auch die Vallisneria (f. d.) gehört hierher. Die Serre
böchfte Vollendung der Wafferfcheidenpflangen, ſchidfoͤrmige Blaͤtter,
Bluͤthe. Die Gattungen Nuphar und Nymphaca find im eimgeinen
phar lutea und N. alba) der Schmuck unferee Teiche, Eamäle und &ı
_ mit prachtvollen zorben Bläthra Nelumbe und Anneslea bie Wüdffe
verzieren, umt? eine Nelumbo mit gelben Btäthen IR auch dern Occh
geworden. Auf ber zweiten Stufe beginnen die Graͤſer, mb bei *
die immortelle Eigenſchaft Ihrer Spelzen, oder bie Schlaukhelt
der Bau der innern Bluͤthen, was einzelne Arten für Cultur —*
arurldinacea , unſer einheimiſches rohraͤhnliches Glartzgreo, re m
gröngeftteiften Blaͤttern, twahrfcheintich in dieſer Breiaberuug in
"tee dem Namen des raſes in Gaͤrten gebaut; — 5*2*2*
‚ Briza major eifdmige haͤngende Ährchen, 2 bei ja
ber Luft. Das grofe Schalmeientohr, Arunde denax, einst uud u
x
Bierpflangen - 607
der füblichen Flora, und Bambusa arundinacea zeigt ımd im Kleinen
geasartiger Bäume in Indiens Oſten und Weſten. Das Zuckerrohr,
ı ofieinarum, ber Reid, Oryza sativa, und ber Mais ober türkifche
ea Mais, gewähren liebliche Formen und find boppelt ſchaͤtzbar durch
ung. Die Eppergeäfer, befonbers der Papyrus der Alten, tragen meis
foͤrmig zuſammengeſetzte Bluͤthen auf ſchlankem Halm ohne Knoten.
(the zeigt fih da6 Gras als Commelina, Tradescantia, in vielen
sten, deren einige bie freien Beete mit hochblauen Bläthen ſchmuͤcken,
3 gefhäpten Haufe ihre zarten vergänglichen Bluͤthen enifalten. Die
Schwertel vermitteln beutlicher noch mit den Graͤſern der Lilien Ver⸗
. Bei zierlich emporfirebendem Wuchs und ſchwertfoͤrmigen fattelähns
r gegenüber liegenden Blättern treiben fie Bläthen von zarten Haͤuten,
färbt und gezeichnet mit prangenden Karben, 3 Staubfaͤden und einem
n, unter der Bluͤthe; fo die zahlreichen Arten der ſchoͤnen Gattungen
Sisyrinchium, Iris, Gladiolus, Babiana, Ixia, Crocus, faſt ade
ı des Frühlings, deren knellige Wurzeln nad) dem Abbluͤhen außer der
pahrt werden bis zum Winter, wo Ihe Trieb von neuen beginnt. An
ih tie mit 6 Staubfaͤben verfebenen Amarpllideen, deren Gattungen:
„ Leucoyum,.Narcissus, Paneratium, Crinum, Haemanthus,
und die Bromellaceen, durch Bromelia Ananas mit der efbaren Frucht,
e americana (die fogenannte große Aloe), Pitcairnia und Tillandsia
wg: größtentbeils Pflanzen ber ‚heißen Bone, mit ſchoͤnen Bluͤthen,
üglidy beliebt. Die legte Ordnung der Scheidenpflangen beginnen bie
wächfe, unter denen Asparagus, ber Spargel, Draeaena, bie Mais
wrfchiedenen Arten u. a, den wahren Liliengewäcfen vorausgehen, aber
ihren Fruchtknoten innerhalb (nicht unter der Bluͤthe) tragen. Unter
t gehört Veratrum, Germer, Colchicum, bie Zeitlofe, Hemerocallis,
ım, Erythronium, Gloriosa, Lilium in feinen vielen ſchoͤnen Arten,
be weiße (L. album) und die Feuerlilie (L. bulbiferum) die befannteften,
B aber, L. tigrinum und L. Chalcedonicum, ein page von ben ſchoͤn⸗
Ferner Fritillaria, wohin bie Kaiſerkrone, F. imperialis, und das ſo⸗
bigei, F. Meleagris, gehören, und Tulipa, berem bekannteſte, T.
ı, die gemeine Gartentulpe, 1559 in Augsburg bekannt wırnde. Dann
ı, Eucomis, Lashenalia, Phormium, die neuferländifhe Flachslilie,
Hyacinthus, deren befanntefte iſt H. orientalis, die gemeine Garten⸗
Scilla, Ornithogalum, Albuca, Allium, Agapanthus, Hypoxis,
Antherieun, Polianthes, Asphodelus, Drimia, Veltheimia, Ale-
atophylium, Aloe. Auf biefe an Asten reihen Sattungen folgen die
waͤchſe, die mit den Orchideen, ober Knabenkraͤutern, Orchis, Ophrys,
Serapias, Disa, Epidendrum, Vanilla, Cimbidium, Limodorum,
im, deren eine fehr bedeutende Anzahl den heißen Klimaten, verhaͤltniß⸗
ige der gemäfigten amd nördlichen Zone gehören, in jenem aber zum
Schmaropes auf faulen Baumſtaͤmmen wachen, beginnen, dann durch
mg der Gewuͤrzlilien oder Scitamineen, von denen man in Bärten die
Canna, da6 Blumenrohr, Känpfera, Maranta, Hedychium, Zin-
rcuma, Costus u. a. cultivirt, au den eigentlichen Bananen oder Hells
ı Pifangs, Musa, Heliconia, Ravenala, übergeht. Die Musa pa-
sapientum und rosacea blühen in umfern Gewaͤchshaͤuſern, und erftere
nehme, aromatifche, eßdare Fruͤchte, die Ravenala ober Urania speciosa
ng polmenähnlich, hat einen Stamm und große Blätter in einem umge»
ber, fie.biäht bei uns nicht. Die eigentlichen Palmen befchließen tie
lanzen, indem fie die Stammbildeng unter allen Gewaͤchſen bis zur
*
.-.
f
vos Zierpflanzen
haͤqh ſten Woßenbüng auffährten, ſodaß man Yaimen Bent, deren Ctam
Een lang iſt. Die Gun de Pat 1 pa wenn fie dia
Gtandort gewöhnt find ; nur bie Erziehung aus Samen, ber Zranäpert
mehrung find ſchwierig. Ja England cuitivisen bie Deren Eobäigenek
ſchiedene Arten. — V. Ei. Blattpflangen, biumeniofe. Ste
2 oder mehren Samenläppchen, durchlaufen —ä ber Bil
bern höhere Bildung. —ã— — aber den Baue des Bi
ein Kelch, bet entgen wol gefüsbt und wohtziehen, aber ohne innen
Biumentern. Die erſte Ordnung enthält wieber unvollfonmeeme,
Algen und bie Elaſſe‘ der Wurzeipflangen hier. wiederholend,
lebende, dahin gehören die nicht cultivirten Chara, Ceratophyliam: 1
Caulinia, Naias, dann de Eycopodiaceen, Walanophoreen unb die
legtere mit dem Wemder der Natur, der geofen pilzaztig in Sumatra
fe eBantalaceen (Thesium,
talum) und bie @iängneen (Hippophaö, Elasagnus), ſich anfchließen.
ginnen bie VWedel⸗ oder Zapfendaͤume, an fie ſchließt fich die vielgeſt⸗
ter Peoteaceen, durch den Silberbaum, Protea tea, befonbert
endlich die Thymelaeen, wie Pimelen, Struthiola, Passerina, Gaid
Eine dritte Ordnung beginnen Die Mildengemächfe, die Atripliceen,
nie, Salsola, Atriplex, Axyris, Chenopodium, Pollichia, Caı
-Blitum, . Basella, Beta, Spinacia, Thelygonum, Amaranthus, Ce
‘phrena, Phytolaoca, Ririna, unter denen die Celoſien und Gomphee
morteſlen beliebt find. Zunaͤchſt mit diefen verwandt erſcheinen die Ka
- Amentaceae, von demen auch viele die Luſtgebuͤſche verzieren. 9
die Gattungen Salix, Weide, Populus, Pappel, Betula, Birke, 4
Carpinus, Halnbuche, Querous, Eiche, Corylus, Hofel ‚ Liquid
Storarbaum, Fagus, die Rothbuche, Castanea, ber echte
endlich die Ruͤſter oder Ulme. Alte koͤnnen nur im großen Maßſtabe di
gen gelten. Ihnen folgen die Nefſelgewaͤchſe, durch diejenigen unter I
mit brennenden, aiftabfondernben Haaren befegt, allgemein befannt;
ten der Gattung Urtiea nährt das heiße Ausland, und fie zieren die (Bei
obwol mit jener Eigenſchaft zum hell noch flärker begabt. Dann Paı
Glaskraut, Humulys, bee Hopfen, die natürliche Guitlande, Cannabl
endlich auch Bäume wie Morus, der Maulbeerbaum, mit Broussonetis,
maulbeerdaum, Artocarpus, dem merkwuͤrdigen Brotbaum und Ficı
genbaum. Dielen verwandt if die Familie der Monimieen, nett dem ſcho
wohlsiehenden Bierfträudern Calycanthus und Chimonanthus. Di
Ariſtolochieen ober Oſterluzeigewaͤchſe enthält die weniger anſehnlich
Asarum, und die echte Oſterunzei, Aristolochia , in vielen Arten, v
frauwartige großblättrige A. Sipho „ weiche Lauben bebedit und deſche
ihrer pfeifentopfähnlichen Bluͤthe befannt ft. Die Eiphorblacen a
k: mehren Stufen zu Bewächfen mit breifächrig jerplagender Frucht
pflanzen hier mehre Arten ber Wolfsmilch, Euphorbia , des Wunder
cinus, Jatropha, Buxus u. f.w. Mit biefen nahe verſchwiftert fin!
gewaͤchſe, die Meniſpermeen und Laurineen. Letztere enthalten ben ı
Laurus nobilis, andre Laurusarten find ber Kampher⸗, Zirmet⸗
baum; auch Myristica ſchließt ſich hier an. — VI. Ci. Einblumen
Monopetalen. Entwickeln Innerhalb des Kelchs eine Bh
den meiften die Staubfäden trägt. Die erſte Familie, bie ber Piuzab
hält die ſchoͤne Getung © Statice, deren mehre Arten ſowol tun freien ©
Bierpflangen | 6509
uch in Töpfen cultiviet werden, und Armeria , die befannte Grasnelke, beven
us Finfaffung für Beete Häufig gebraucht wird; endlich Plumbago, in einigen
gen Arten bie Zierde der Häufer. Ihnen nahe verwandt find die Rictagineen,
urn Mirabilis mit wohltiechenden Btäthen Abends erfreut, Boerhaavia, Al-
a, Oxybaphus u. a. Die Dipfaceen bieten uns die ſchoͤne Gattung Valeriana,
Rdie befanntefte, (yönfte Art, Valeriana rubya zu rechnen iſt. Dann Patrinia,
2, Seabiosa, eine große Battung, in viele Gruppen zerfallend, Knautia und
vous ſelbſt. Die Geisblattgewaͤchſe, Caprifoliaceae, enthalten diemit Recht fo
Je länger je lieber, Diervilla, Symphoricarpos, und die beſcheidene Lin-
verwandt find Sambucus und Viburnum, wohin der Schneeball gehört.
ablaceen entwickeln zuerſt ale Sternkraͤuter die Gattungen Galium, Asperula,
knella, Rubia, Spermacoee, dann die Sträucher und Bäume Psychotria,
» Houstonia, Bouvardia, Coffea, Gardenia u. f. w. Aber wie geof und an
mugens reich ift die Bansilie der Syngeneſiſten oder Compositae;; auch zerfallen fie
ze Gmppen. Als Cichoriaceen find zu bemerken Catananche, Crepis (Bark-
; zubra, Tolpis barbata), Hieracium, Prenanthes. ine zweite Gruppe,
iferac, enthält die Gattungen Eupatorium, Vernonia, Liatris, Stevia,
Balsamita, Tanacetum, Gnaphalium, Eliehrysum, Xeranthemum,
ſchoͤne Gewächfe, Iegtere Battımgen: Immortellen. Drittens ſtellen
Marne die befannten umſtrahlten Formen in ihren Biäthenkäpfen dar. Dahin
» Doronicum, Arnica, Inula, Solidago, Aster, Cineraria, Kaulfuseia,
ww, Boltonia, Verbesina, Jaegeria, Galinsogea, Sanvitalia, Heliopsis,
malmum, Telekia, Ximenesia, Centrachena, Chrysanthemum, Pyre-
» Anthenis, Bellis, Achillea, Helenium, Tagetes, Zinnia, Bidens, Cos-
Beorgina, Calliopsis, Coreopsis, Rudbeckia, Tithonia, Helianthus, Sil-
» Calendula, Aretotis, Gorteria, Gazania, bann die Gruppe der diftel-
a Spnareen, in den Gattungen Serratula, Carthamus, Carduus, Cnicus,
Echinops, ven denen befonder® die vorlegte an ſchoͤnen Arten reich iſt.
enefiften folgen die Cueurbitaceen, die Kuͤrbisgewaͤchſe, aus denen
wer Momordica und Trichosanthes Zierpflangen liefern. Reicher daran
e Bamitie der Sampanulaceen oder Glockenbluͤthler, deren vollkomm⸗
gen alle bie Blumenform tragen, die ihr Name begeihnet. Noch un»
Blürhen hat aber Stylidium, Goodenia, Lobelia, Velleia, Scae-
enaultia, Cyphia, regelmäßig aber Jasione, Phyteuma, Trache-
panula, Adenophora, Wahlenbergia, Roella, Michauxia, Cana-
*Die Lippenbiüthen, Labiatae, haben in der Regel enchenförmige Blumen,
Band 2 turge Staubfäben ; einige nur 2, wie Rosmarinus, Collinsonia,
5 Monarda, unter jenen aber find folgende zu nennen: Teucrium. Satu-
Eryssopus, Nepeta, Elsholtzia, Lavandula, Sideritis, Mentha, Lamium, _
beis , Betonica, Stachys, Ballota, Marrubiun, Leonurus, Phlomies,
ss, Dracocephalum, Melittis, Ocymum, Plectranthus, Scutellaria,'
Be. Dieſe Familie geht über in die Werbenaceen, wohin Verbena, Aloy-
üachytarpheta, Vitex, Myoporum, Stenochilus u. a. zurehnen. Die
Seline oder rauchblaͤttrigen Gewaͤchſe enthalten bekannte Zierpflanzen in ben
gen Heliotropium, Myosotis, Lithospermum, Anchusa, Cynoglossum,
mlodes, Pulmonaria, Symphytun, Cerinthe, Borrago, Echiun, Eb
mbang bilden bie Polemoniaceen, mit Kapfeln, nämlih Hydroplıyllum,
» Polemonium, und die fhöne Gattung Phlox, mit ihren vieien Arten, eine
use Zierbe des Sommere. Die Polpgaleen mit ihrer Gattung Polygala, Mu-
Mie Xcanthacern: Justicia, Dicliptera, Eranthemun, Thunbergia, Cros-
m(Harrachia), Barleria, Ruellia, Aeanthus, und die Gesnereen: Gesneria,
ae, Trevirania, Martynia, Gloxinia, Besleria, nebſt ben Bignoniacren:
810 Zierpflanzen
Catalpa, Bignonia, Jacaranda, Spathodea, Teeoma, Cobaea, I
men eine natuͤrliche Meibe und enthalten viele treffliche Zietpflangen.
die Scrophiilarinen, worunter Gratiolu, Schiganthus, Caleciolaria
Bannaya, Hornemannia, Tittmannia, Conobes, Stemodia, Ge
stilleia, Herpestis, Dodartia, Nemesia, Linaria, Antirrhiuum, A
endlidh Celsia, Hemimeris, Rhinanthus, Alectorolophus, Melam
phrasia, Pedicularis, Mimulus, Chelone, Pentastemon, Digital
pflanzen enthaltend, zu nennen. — VII. GI. Kelchbluͤthler, trag
biätteige Blumenkrone nebft Staubfäden auf dem Keldye. Hier entmic
die Kamilie der Doldengewächfe, Umbelliferae, aus denen man aufı
und Astrantia faum andre Öattımgen als Zierpflanzen sieht. Die E;
Hederaceae, mthalten Sträucher, weiche Ouizlanden bilden, fo Hedeı
ſelbſt, der mehr burd feine edigen Blätter als bı:cdy die ſelten erſchein⸗
fehntichen Bluͤthen als Schmuck dient. Die Therebinthaceen enthal
Gattung Rhus, Schinus, Pistacie, Ailanthus, Brucca, Averrhoa, ]
zum Theil nur in Gewaͤchthaͤuſern erziehbar. ‚Die Rhamneen liefen
Luſtgebuͤſche zu verwendende Sträucher und Bäume, andre find and
mwärmere Glashaus. BDah.n gehören bie Battunyen Rhamnus, Zizr
rus, Ceanothus, Phylica, llcx, Pomaderris, Cassine, Evonynu
u.a. Die Rofaceen sstwideln fi als weniger anfehnliche Kräuter
©tufe, Alchemilla, Poterium, Sanguiserba, Agrimonia, Geum,
tentilla, Fragaria u. a , an fie ſchueßen fi die Sträucher, Rabı
Leptere Sattung im einse Menge von Arten und Spielarten, ergoͤtt
und Farbe, zum Theil durch Geruch. Die Sedeen enthalten größte
pflanıen, die Gattungen Sedum, Crassula, Semperrivum, Saxifr
grenzen Cunonia, Callicoma, Hydrangea, Philadelphus u. a., eh
Die Loaſeen enthalten die wenigen Gattungen: Gtonovia, Loasa, Blu
Mentzelia, Turnera. Zahlreich bdurch Arten verbreitet über Ama
iſt Cactus mit feinen Verwandten, zum Theil (hönbläthige, zum Th
ihren Wuchs anfehnliche, faftig = fleifchige, flachlige Straͤucher. Aa
der Bluͤthe umd Feucht zeigt fi Ribes, wohin bie Johannis⸗ und!
gehört. Die Knoͤtrichgewaͤchſe entwickeln unter den Gruppen der Poh
ronychieen, Portulaceen eine Menge Formen, aber nur wenige dien
bob darf Polygonum, Begonia, Gomphrena, Celosia, Achyrs
lephium, Talinum, Claytonia nicht ungenannt bleiben. Die Aijch
foft aus lauter Sıttpflangen, wohin bie große und durch viele Arten |
@attung Mesembryanıhenun:, Tetragonis, Glinus, Sesuvium, .
zu rechnen. Die Pomaceen enthalten Gillenia, Spiraca, Pyraı
Die Onagreen beglumen mit Haloragis, Lopesia, Circea, und br
Epilobiun, Oenothera, Fuechsia, Combretum. Unter den Gali
fi) die (hömem Gattungen Cuphea, Lythrum, Rhexie, Melaston
Lagerströmia u.a. Un diefe fchließen fich die Morteen mit ihren mi
Blättern, unter ihnen bie Gattungen, Myrtus, Punica, Melaleuca, M
Callistemon, Calothamnus, Eucalyptus, Eugenia u. e. Dea
Claſſe bilder die Familie dee Ampgdaleen, Prunus unb Amygdalus in
men, in Hinſicht auf Bluͤthe und Frucht ſehr vollendet. — VUL 6
blüthler. Bei ihnen erfheinen alle gleichartige Theile auf dem E
gefondert, ſodaß diefeiben frei find, und nicht gegenfeitig bei dem Abfal
ander abhängig. . Die Familie der Kreuzbluͤthler, Crusiferae, bata
gen die Satiungen Iberis, Alyssum, Draba, Lunaria, Hesperis, C
Heliophila, und Jeder kennt wenigſtens Lad und Levfoye. Angrenz
find Reseda, Epimedium, Berberis u. a. Die Gapparibers pig
Bierpflangen &11
tungen Cleomo, Crataeva, Capparis u. f. w. Hieran reihen ſich tie
:aceen, mehre Stufen durchlaufend durch die Gattungen Fumaria, Cory-
Cysticapnos, Adlumia, Chelidonium, Glaucium, Roemeris, Arge-
'apaver, deren letztere Battung als Zierpflange tn mehren Arten gemein iſt.
tee bieten zahlreiche Arten zur Zierde der Gärten aus den Gattungen
Helienthemum, Cistus. Groß und an Gattungen zeich ift die über ben
Theil dee Erde verbeeitete Familie der Hälfengemächfe, ddr Leguminofen,
durch gefiederte Blätter und widenartige Bluͤthe ein Schmuck unferer
und Haͤuſer. Die befannteften find Lupinus, Orobusj, Lathyrus,
salega, Lotus, Medicago, Astragalus, Coronilla, Trifolium, Meli-
‚assia, Robinia, Acacia, Mimosa, alle viele eigenthuͤmliche Formen
femd. Die Ranunkelgewaͤchſe oder Ranunculaceen enhalten ſchoͤne Zier⸗
In reichlicher Anzahl in den Gattungen Ranunculus, Anemone, Hepa-
lsatilla, Clematis, Thalictrum, Adonis, Garidella, Nigella, Del-
, Aeonitum, Trollius, Helleborus, Paeonia, und unmittslbar gehen
tes, angrenzenb an Sträucher und Bäume, wie Dillenia, Liriodendron,
»; Asinina, Annona u.a. Die Rautengewächfe oder Rautaceen zeich⸗
ucht durch ihren angenehmen Bau allein, fondern meiften® auch durch kraͤf⸗
nıch aus; man cult.virt bie Battungen Ruta, Dietamnus, Fagonia, Zy-
m, Guajacum, Crowee, Eriostemon, Zieria, Peganun, Melianthus,
Agathosma, Barosma u. ſ. w. Die Sapindaceen oder Seifenbaum⸗
khrt wenig anfehnliche Zierpflanzen, außer einigen Bäumen, von ihnen
æria, Paullinia, Aesculus, von Kräutern nur etwa Cardiospermum.
vaceın, die Malvengewaͤchſe, bilden eine lange Reihe von Formen, deren
en ſchoͤner Bluͤthen geſchaͤtzt find. Allgemein bekannt find die Gattungen
Lavatera, Kitaibelia, Althaea, Hibiscus, weniger gemein, aber ſchoͤn
; Malope, Gossypium, Urena, Malachra u.a. Die Storchſchna⸗
Die der Geraniaceen, enthält eine gruße Menge von Arten in wenigen
Erodium, Geranium, Pelargonium, Monsonia, und viele von jenen
bes gemeinften Gewaͤchſen; auch durch Schoͤnheit und Geruch ange
e gibt es viele bei ihnen. Byttneriaceen cultivirt man weniger,
ia, Byttneria, Sterculia im Gewaͤche haus. Die Familie ber Nel⸗
oder Caryophylleen ift minder zahlreich an Gattungen und Arten; man
aus dee Hauptgattung Dianthus, deren eine Art, Dianthus caryo-
Die gemeine Gartennelke, durch ihre Abänberungen allein viele Dienfnen
t, dann gehören hierher Lychnis, Silene, Agrostemna, an fie ſchließt
mn. Bon den Elaeocarpeen iſt noch wenig zu fagen, ba fie felten vorkom⸗
Ziliaceen aber, bie Lindengemächfe, erfreuen uns duch, Tilia, und in
zauſern durch mehre särtlihere Battungen, von denen wir Sparmannia
Die Theaceen enthalten ben Theeſtrauch, Lie Hauptgattung Thes, dann
umd einige weniger befannte Bewächfe. Unter den Malpighiaceen zeigt
ghia in unſern Häufern, ebenfo Triopteris und ihre Verwandten. Die
n, bie Hartheugemächfe, enthalten in wenigen Battungen viele Arten;
„ Hypericum, Manımea, Clusia kommen in Gärten gewöhnlich vor.
ıbete Bildung der freien Frucht zeigt ſich in dee Testen Bamilie, in der ber
ewaͤchſe oder Aurantiaceen. Genugfam bekannt find die vielem Varietaͤ⸗
itrus, beren Früchte Citronen, Limonien, Pomsranzen, Sinaäpfel u. dgl.
Beruf, den die Bäume durch Wuchs und Geruch bieten, erhöhen.
en wie fo in ſyſtematiſcher Reihe der Gewaͤchſe gedacht, die uns ergögen,
n® auch erlaubt, zu bemerken, daß eine ſolche aus ber Natur gefchöpfte
ig ber Gewaͤchſe für ihre Betrachtung im Ganzen den innigſten Einfluß
Führe Wartung und Pflege. In den meiften Familien zeigt fich bie nahe
entweder Sträucher, wenn fle von unten auf ſchon veraͤſtelt ſu
zm Gipfel nur aus Äften beficht, getragen von einfachen &
zung ber Gärten werben alle angewendet, und esif eine!
Gultur, die einzelnen Arten dergeſtalt aͤſthetiſch zu vretheilen, I
Höhe und Wuchs, auf bie Form ihrer Theile: vorzüglich di
auf Farbe der Bluͤthe, und auf die Zeit ihrer Erfheinung,
auf Gerliche und Gontrafte mit andern Gegenſtaͤnden, ben A
ſchmacks entſprechen. Die Bläthencalmder geben Nahweifun
der Gewaͤchſe, die für bie meiften fehr beftimmt ift, und hiernaı
feinen Garten fo einzurichten, daß alle Monate der warmen
teszeit fein Bluͤthenfchmuck das Auge ergögt. Für die kalt
man ſich den Genuß der Vluͤthenwelt durch Schuß vor dei
Salons und Gewaͤchthaͤuſern, durch Aufftelimg folcher Gew
Zeit ihre Bluͤthen entwideln, oder duch ſchoͤne Belaubung
Für einen ſolchen Wintergarten find beſonders die Heinen €
vom Vorgebirge der guten Hoffnung und aus Neuholland, |
die Knollen » und Zwiebelgemwächfe zu empfehlen, aber auch
aͤſtiger und faferiger Wurzel vertragen das Treiben und biete
chem als im gewöhnlichen Klima. (S. Garten kunſt.) V
tergaͤttner, oder Anweiſung die beilebteſten Modeblumen um
in Zimmern zu überwintern” (4. Aufl, Weimar 1818, 2 Thi
„Die Geheimnifſe der Blumiſterei zc.” (3. Aufl., Nümberg
Biethen (Hans Joachim v.), En. preuß. General t
des ſchwatzen Ablerordeng u. f. w., ward ben 18. Mai 1699
Gute Wuſtrau in der Grafſchaft Ruppin geb., begann feine n
in feines 14. Jahre beim Infanterieregimente v. Schwendy
darauf, wegen unverbienter Zurüdfegung, feine Entlaffung, |
auf dem väterlichen Gute und trat 1726 beim Dragonerregi
als Premierlieutenant wieber in Dienfte, wo er fi nun mi
feiner neuen Waffe widmete. Nichtöbeftomeniger warb er vı
Kameraden in Händel verwickelt, die ihm auerft einiäbriam A
Biethen (‚Hans Joachim v. — Graf von) 513
iben anerkannte) beinahe gefangen nahm, verfügte der König feine Befoͤrde⸗
zum Oberſt und Chef des nunmehr formirten Qufarenregimente und verlich
m Verdienftorden. Es mag bemerkt werden, daß er im Feldzuge von 1742
er Vorhut eines von Olmüg aus abgefandten 15,000 Mann ſtarken Corps
toderau unfern Wien vordrang, in welche Nähe der öfte. Hauptfladt nie wie:
ı preuß. Feldherr gekommen ift. Der zweite fchlefifche Krieg begann (1744),
‚. jeichnete fich fchon im erſten Seldzuge fo vortheilhaft aus, daß er zum Be:
najor befördert ward; im zweiten Seldzuge wollen wir nur feines berühmten
I nach Jaͤgerndorf durch die öfter. Armee, feiner Theilnahme an der Schlacht
ſchenftledberg, wo er die Meferve befehligte, und beſonders des für ihn fo
khen Gefechte bei kathol. Hennersborf (23. Nov.) erwähnen, mit welchem
kse ruͤhmliche Thaͤtigkeit vor der Hand ſchloß, da er hier verwundet ward, und
weauf, nach der Schlacht bei Keſſelsdorf, der Friede eintrat. Der ruhige
um von da bis zum Ausbruche des dritten fdhlefifchen Krieges brachte dem
ı nicht den erfreulichen Zuftand, den er fo fehr verdiente; der Tod feiner Gat⸗
B des einzigen Sohnes beugten ihn noch tiefer als die Ungnade Friedrichs,
pur feinen Feinden angefacht, ſich vielfach und hoͤchſt unangenehm Außerte,
kurz vor dem Ausbeuche des fiebenjährigen Krieges durch eine perfönliche
jmenkunft mit dem Könige auf eine Art befeitigt ward, bie diefem Fürften
Ehre gereiht. Es würde zu weit führen, wenn mir alle die ausgezeich⸗
aten aufzählen wollten, durch welche 3. in biefem Kriege feinen Feldherrn⸗
u vielfach beurfundete. Wir erwähnen bloß, daß er fuͤr ausgezeichnet Kluge
a der Vordertruppen vor der Schlacht bei Prag den ſchwarzen Adlerorden er:
Set Kollin, wo er auf dem rechten Fluͤgel 100 Schwadronen befehligte, ver⸗
Bmward, bei Leuthen duch das Zurüchverfen des Nabafti’fchen Corps die
gum Siege brach, und die ihm daranf übertragene Verfolgung des Feindes
ee Umficht und Tätigkeit leitete; fpäterhin aber bei Dedung des großen
olmuͤtzer Belagerungsheer beſtimmten Transportes ber feindlichen Übers
Laudon’s Thätigkeit weichen mußte; daß er auf dem Schlachtfelbe von
wo er das After. Hauptheer zuruͤckhielt, zum General der Cavalerie ers
; daß er es war, der den blutigen Zag bei Torgau zur Entfcheidung
ol ihm der König barliber bittere, aber unverbiente Vorwürfe machte.
Eh dem hubertöburger Frieden (1763) verheirathete fih 3. in f. 65. Jahre
, und es warb ihm zuerſt ein Sohn geboren, den Friedrich aus der Taufe
In der Wiege zum Cornet ernannte, ſowie er denn von nun an feinen Feld⸗
Pr durch Beweiſe von Gnade und Zuneigung erfreute, die diefer fo fehr
‚ und wovon einzelne Züge noch jest allgemein bekannt, zum Theil durch
bſtichel vereroigt find. Unermuͤdlich wie er war, wollte der 79jaͤhrige Greis
noch an dem bairiſchen Echfolgekriege Theil nehmen, allein der König
e wiederholten Anträge in Rüdficht auf feine ſchwaͤchliche Gefundheit
ab. Go von feinem Monarchen geehrt und geliebt, von feinen Untergebes
Denen, bie ihm näher ftanden, faft angebetet, von der grojen Menge mit
ſcher Bewunderung verehrt, ducchlebte er ein heiteres Greifenalter, bis
J San. 1786 zu Berlin ein fanfter, ſchneller Tod fein ruhmvolles Leben
Ange Krankheit endete. Der Prinz Heinrich ließ ihm 1790 zu Rheinsberg
mkmal feben; bekannter ift die von Schadow gearbeitete Bitdfäule des Hels
Be Friedrich Wilhelm I. 1794 auf dem Withelmeplage in Berlin aufftellen
Bein Leben bat Louife Joh. Leop. v. Blumenhagen (Berl. 1800) herausge⸗
— Gein obengedadhter, 1765 geb. Sohn war früher Nittmeifter bei den
en und ift jest koͤn. Landrath des ruppiner Kreifes und Ritter des rothen
wdens 3. Claſſe, noch jegt wohnhaft auf dem väterlichen Gute Wuſtrau. —-
Bemerallieutenant, Graf v. Ziethen, Ritter des ſchwatzen Adlerordens und
w⸗dex. Siebente Aufl. Bb. XII. 53
514 Ziffern Zigeuner
mehrer a. Orden, war ber Sohn bes Rittmeiſters v. 3. bei dem chema
darmenregimente, diente 1806 bei dm Regim. Königin Dragenrr (ie
Kuiraffier), hat ſich Insbefondere In dem Kriege von 1813 — 15 gegen
zofen auf das ruͤhmlichſte ausgezeichnet. Nach dem zweiten parifer $ı
ex zum Befehlshaber bes preuß. Befagungäheers ernannt. Nach feiner ?
ward er Militairgouverneur von Schleſien. Er ſtammt aus dem Hauf
im Laͤndchen Belin, und ift ein Vetter des Landraths.
Ziffern find die Zeichen der Zahlen (f.d.) Sie find aber m
Iehnte Zeichen, vote die Buchftaben, mit welchen die Griechen und meh
Voͤlker die Zahlen ſchrieben, oder eigenthümliche, wie die cömifd
neueren , ober richtiger die arabiſchen Zahlen. Diefe Zahlzeichen (123
90), welche ſich noch dazu erſt fpäter beſtimmter ausgebildet haben, fe
den Arabeın; welche nach Abulpharag („Dynası“, I, ©. 16) de
ihre Erfindung beifegen. Schon im 9. Jahrh. kommen fie, jedoch ſeltn
Frankreich vor. Erſt im 11. Jahrh. wurde ihr Gebrauch in Europa a
Die römifchen Ziffern follen nach be Matthaͤis von den Nägeln fich I
welche die Etrusker und dann bie Römer in ihrer diteften Zeit in ihre Ze
lich einfchlagen ließen, um damit die Zeitrechnung zu bezeichnen. on
ſchen Zahlzeichen findet ſich mahrfcheintich auf der Inſchrift der columıs
die Ältefte Spur.
Ziffernmethobde, in der Muſik die Methode, die Töne mn
bältniffe durch Ziffern zu bezeichnen. Da durch Zahlen nicht an ſich die
Stufen der diatonifchen Zonleiter, auch nicht die Dauer bes Tons, fı
nicht die Zonart bezeichnet wird, fo entftehen alfo verfchledene Ziffeem
Schon Rouffeau hat die Ziffernfcheift für Toͤne vorgefchlagen. Es ii
ziemlich allgemein gezeigt, daß diefelde nur für den erſten Anfang bei
und zur Bezeichnung ganz einfacher Melodien und Harmonien zureick.
übrigens neben der Antenfchrift zur Abkürzung des Schreibens laͤngſt au
worden fei, fieht man aus dem Art, Besifferung.
Zigeuner, ein Nomadenvolk, deffen offenbar aſiatiſche Biduay
he und Eitten durchaus von allen europälfchen abweichen. Der Nut
von Mehren für eigentlich deutfch gehalten, und von Zieh » Sauner
lein Dem fteht entgegen, daß fie fchon bei ihrer Ankunft In Ungaen im
15. Jahrh. Zigant und Zingani, auch von den Staliennn, Walıkad
von den Türken Zingari, Tſchingani und Zigani genannt werden.
kommt nicht von den Signnnen ber, melde Herodot vom Pontus bis A
Meere wohnen läßt, fondern es ift vielmehr fehr wahrſcheinlich, bafır!
lich indifch if. Denn am Ausfluffe des Indus gibt es noch jetzt ein Tel
die Tſchinganen, und der Lieutenant Pottinger, welcher fie kuͤrzlich in ®
auf der perfifchen Grenze traf, beftätige die Ähnlichkeit ihrer Sitten m
bräuchen der Zigeuner. Die Holländer nennen diefe Heiden, die &ha
Dänen Tataren, die Engländer Ägnptier (Gypsies), die Franzoſen Bit
hemiens), die Spanier endlich Gitanos, welches überhaupt den ſchlauen
bezeichnet. Sie nennen ſich ſelbſt Pharaon, auch Sinte (mas mit Ei
hindoſtaniſchen Namen der Hindus, übereinftimmt). Dies Volk if zwsz!
Europa verbreitet, und e8 Finnen leicht an 700,000 durdy Europa serfiren
deſſen fcheinen bie meiften im ſuͤdl. Spanien herumzufchweifen. In Engl
tıber 18,000. Meſſterhaft hat fie Walter Scott im „Afttologen” geſchül
in England glaubt man, daß fie indifchen Urſprungs feien, und zwar fel
Stamme der Sinder gehört haben, einer indiſchen Kaſte, die um 14
mur’s Kriegszuge gerigrenat werben id. Sarr Sache it mit wenig V
heiten in ganz Europa dirielbe und Kat nat Ar iin ut
Zigeuner 515
te überein. Dan will jetzt für fiein England Schulen fliften und
onsanftalt fie belehren. In Deutſchland und Frankreich find fie nur
sahleeicher aber in Ungarn, Slebenbuͤrgen und der Moldau, wo an
. Noch häufiger trifft man fie In Beflnrabien, der Krim, um Kon:
in der ganzen Tuͤckei. Man kennt ihe Außeres Anſehen: die gelb:
ivenfarbe ihrer Haut, die Kohlenſchwaͤrze ihrer Haare und ihrer
mdende Weiße ihrer Zähne, tweßwegen manche ihrer Mädchen, vor;
mien, für große Schönheiten gehalten werden. Dazu kommt das
Glieder, welches felbft den Männern nicht fehlt, die uͤbrigens ein
6, ſcheues Anfeben haben. Der Zigeuner ift ſchlank und gewandt,
em ober flarfem Wuchs; feine Phyſiognomie zeigt Leichtfinn und
. Sie haben felten fefte Wohmnplaͤtze. Wo es das Klima erlaubt
deßwegen bie füdlichen Länder vor), find fie hordenmeife in Wäldern
zutreffen. Selten führen fie Zelte mit fi), fondern gegen die Win⸗
ı fie fich durch den Aufenthalt in Höhlen und Grotten, ober fie bauen
‚ die einige Zug in die Erde gegraben und obenher mit Rafen, auf
t, bedeckt find. In Spanien, und felbft in Ungam und. Si.ben:
I dennoch mehre, bie Gewerbe treiben. Sie find Gaftwirthe, Pfer⸗
indler, Schmiede, beſſern alte Keffel und Pfannen aus, verfertigen
Naͤgel u. dgl. Einige arbeiten audy In Holz Löffel, Spindeln, Troͤ⸗
effen dem Landmann auf dem Felde. Dan ruͤhmt ihre muſikaliſche
beſchraͤnkt fi aber auf Inſtrumentalmuſik, die fie meift nach Lem
Sie ſpielen die Violine, die Maultrommel, blafen Walbhorn,
16. Ihre Tanzmuſik ift froh und gefühlvoll, daher bei den Baͤllen
gewoͤhnlich eine Bande Zigeuner fplelt; auch bei den ungarifchen
Mat'onaltänzen gibt es keine beffern Spielleute. Bei ihren Natio⸗
überhaupt ift ihre Mimik ſprechend. — Die in Deutfchland fonft
ı Zigeuner verübten meiſtens Gaunereien, indem bie Weiber wahr;
xte fchlugen, die Männer aber ihre fogen. „ſtarken Mannskuͤnſte“
er, Seiltänger ıc.) trieben. 1801 entdeckte man In dee Mark eine
Die ſich das Hohe Corps zum heil. Kreuz nannte, einen König hatte
: hielt. Ihre Weiber find in jüngern Jahren, befonders in Spas
nen. Sobald fie etwas älter werden, treiben fie durchgehends Wahr:
Iromantie. Dies Gewerbe Ift ihnen durch die ganze Welt eigen, und
Ne ihres Erwerbes. Die Kinder gehen bis ins 10. Fahr vollkommen
‚fene haben nur Hemd und Hofe, ober Mod und Schürze, roth oder
Buß: oder Kopfbededung. Bel den anfäffigen Zigeunern aber ift
t wahrzunehmen. Zu ihrem Dausgeräthe gehört nothwendig, außer
l, Keffel, Pfanne, noch ein filberner Becher; zu ihrem Viehftande
in Schwein. Ihre Nahrung iſt ekelhaft. Unter den Gemuͤſen lie:
mund Knoblauch), ganz nach morgenländifcher Sitte. Sonſt aber
ihnen willkommen, felbft das von verrediten Thieren; daher eine
fie das willfommenfte Ereigniß iſt. In Ungarn wurden fie vor eini⸗
ahren beſchuldigt, mehre Menſchen geſchlachtet und gegeffen zu ha:
ebde dies Verbrechen mit ber größten Strenge an ihnen beftcaft; ben»
e wirkliche Schuld unerwiefen. Unter ben Getraͤnken ziehen fie den
len übrigen vor. Taback ift ihre größte Lederei. Sie kauen und raus
‚Mann ats Weib, mit foicher Begierde, daß fie Alles Hingeben, um
i zu befriedigen. Eine eigentliche Religion haben fie nicht. Unter den
: Mohammedaner, und in Spanien wenigftens, ſowie in Sikm
n fie Hriftiiche Gebraͤuche an, aber ohne ſich um Unterciäht sur um
eiſtlichen Dingen zu befümmern. In Sichenbirgen \afen Re inte
95 *
516 Zigeuner
Kinder oft mehrmals an verfchhledenen Orten taufen, um befto nu
zu befommen. Die Ehen werden auf die rohefle Weiſe gefchloffen.
darum, ob das Mädchen feine Schwefler oder eine Fremde ift, h
junge Bigeuner, ſobald ee will, gewöhnlich in feinem 14.— 15. Jahı
Laffen fie fih wol trauen, aber von einem Zigeuner, der die Exell
vertritt. Kein Zigeuner heicathet eine andre als eine echte Zigeuneriz
ter überbrüßig, fo jagt er fie ohne Umftände fort. An Erziehung t
rohen Volke nicht zu denken. Cine allgemeine, faft thierifche Lich
dern macht, daß fie dieſelben nie ſtrafen, ſondern daß biefe von
Müßigganges, des Stehlens und ber Betrügereien gewohnt werden.
verberbniß iſt unter diefem Wolke fo groß, daß fie eine wahre Freud
keiten finden; daher Ältere fchlechte Regierungen ſich ihrer als Mad
ten. Dabei find fie höchft feige und ſtehlen nur da, wo fie es mir Eid
Sie brechen nie zur Nacht in die Häufer. Als in Spanien die Peſt
herrſchte, ſah man bie Zigeuner in ganzen Horden einbrecdyen, um
Einwohner zu plündern. Dabei kann man ihnen aber keineswegs
ſprechen. Sie find nicht allein dußerft ſchlau bei ihren Unternehmu:
in Siebenbürgen verrichten fie die Goldwaͤſche mit vieler Geſchicklid
ihrer natürlichen Feigheit find fie, In Spanien wenigften®, nie zum |
genommen worden. In Ungarn hingegm und in Siebenbürgen h
teilen im Kriege gebraucht, aber ohne befondere Beweife ihrer Kapfı
ren. — Lange und oft hat man ſchon an die Verbannung Yiefee 9
ropa gedacht. In Frankreich und Spanien, In Stalien und Deutf
fhon im 16. Jahrh. Gefege gegen die Duldung berfelben gegeben.
felbft die Verfolgungen nur auf kurze Zeit. In die füdlichen Gegend
fi) immer bald wieder ein. Da fie in den öfk. Staaten ſehr zahle
auch eine Art von Verfaſſung haben, indem fie von Oberzigeunern ct
gewiffermaßen regiert werben, fo dachte bie große Marla Therefla zue
zu Menſchen und Bürgern umzuſchaffen. Sie gab 1768 eine Vere
fortan die Zigeuner feſte Wohnfige wählen, ſich zu Gewerben entf
Kinder Heiden und in bie Schule [hidden ſollten. Viele ihrer ekelhafı
wurden unterfagt, und felbft befohlen, daß man fie nicht mehr Ziger
Neubauern nennen follte. Da diefe Verordnung ohne Erfolg blieb,
1773 zu fo ftcengen Mafregeln, daß man den Altern ihre Kinder mi
auf hriftliche Weife erziehen ließ. Allein hierdurch wurde der an ſich
ebenfo wenig erreicht als durch die milden Verfügungen der ruſſiſch
Doch find Joſephs II. weife Verordnungen (feit 1782) zur fitelichen
chen Verbefferung der Zigeuner in Ungarn, in Siebenbürgen und im
ganz ohne Erfolg geblieben.
Was ihre Sprache betrifft, fo find die meiflen Wörter indiſch⸗
theils kommen fie mit wenigen Veränderungen im Sanſtkrit, im Mal⸗
Bengalifchen vor, theils haben fie allerdings feit den 4 Jahrhundert
in Europa aufhalten, manche Wörter von den Völkern angenommen
fie leben. Auch der engl. Bifchof Heber zu Calcutta fagt inf. „N
journey through the upper provinces of India etc.” (kondon 18
er habe an den Ufern des Ganges ein Lager von Zigeumern,, die das
als ihre Mutterfprache redeten, angetroffen; daſſelbe Volk hatte J
Derfien und Rußland gefunden. Auch ihre Grammatik iſt gany morge
ſtimmt mit den indiſchen Dialekten fehr überein. Diefe Ähnticpkeit E
Merk des Zufalis gelten, zumal da auch Körperbildung und Sitten ı
den indoftanifchen Urfprung fließen laſſen. Man hat noch gensu
dadurch erläutern wollen, daß man fie von einer elgnen Kaſte der Hin
Zimmer i 617
kann bied nicht die in Hindoftan geehrte Kafte der Subber, d. h. ber Hands
r unb Aderbauer, fein, fondern man muß auf die Parias ſchließen, die von
Hindus verachtet werben, weil fie im aͤußerſten Schmutz leben und das Fleiſch
Wallenem Vieh verzehren. Indeſſen laͤßt fidh doch gegen dieſe Vermuthung
einwenden, daß nicht mol abzufehen ift, warum diefe Kafle gerade ihr Vater:
verlaffen und fich durch gang Europa zerſtreut haben fol. Dazu kommt, bag
tion ber Tſchinganen am Ausfluffe des Indus, ein räuberifches Wolf, we⸗
n6 dem Namen nach mehr Anſpruͤche auf Verwandtfchaft mit den Zigeunern
', und daß fich die Zigeuner felbft Sinde nennen: ein Name, der ohne Zwei:
E Sind oder Indus zufammenbängt. Bel ihrer erften Ankunft in Stalten
fie ſelbſt, daß fie vom Indus herfämen. Dann bat der Engländer Richards
e einiger Zeit eine indifche Nation befchrieben, die ev Nuts, auch Pentſchpiri
äfigers nennt. Dan fehe eine Abhandi. über die Ähnlichkeit der Zigeuner:
mit der hindoflanifchen in ben ‚„Transaetions of thelit. society of Bom-
1820). Obgleich fie fich zue mohammebanifchen Religion bekennen, fo find
‚durch Sitten und Gebräuche, befonters durch Diebereien, Wahrfagerküns
Unreinlichkeit den Zigeunern aͤußerſt ähnlih. 1417 werben die Zigeuner
I Deutfchland erwähnt. Sie fcheinen aus der Moldau zunächft nach Deutſch⸗
kb Stalien gekommen zu fein. Damals ſchon zogen fie in Horden, einen Ans
an der Spite, umher. Man fchäpte die, weiche 1418 allein nach der Schweiz
5 auf 14,000 Mann. In Paris liefen fie im G. 1427 herum. Man hielt
unge für Pilger, bie aus dem gelobten Lande kaͤmen, daher ſchonte man nicht
ver, fondern fie erhielten fogar Schutz- und Sreibtiefe, 5.38. von Sigismund
Irndeß weiß man, baß fie in fpätern Zeiten dergleihen Urkunten fehr ges
erzufchieben wußten. Welche Urfache fie aus ihrem Vaterlande vertrieben,
ganz Mar, doch ſehr wahrſcheinlich, daß es die Sraufamkeiten waren, die
auf frirem Eroberungszuge nad Indien verübte. Es war 1398, als
e Eroberer ganz Indien durchſtreifte und Alles mit Blut und Verhees
te. Vgl. Grellmann's „Hiſtor. Verſuch über die Zigeuner” (2. Aufl,
1787), und Job. v. Müllers „Schweizergefchichte” (Bd. 3), „Saͤmmtl.
Adl. 21, ©. 369 fg.).
mer (Batrieue Benedict) , einer der ausgezeichnetſten Eath. Theologen,
Abtsgemuͤnd den 22. Febr. 1752, fludirte gu Ellwangen und Dillingen
ſſen ſchaften, Philoſophie, Theologie und Kirchenrecht. Nachdem er 1775
erweihe erhalten hatte, warb er zu Dillingen im Studienconvicte Repeti⸗
Kirchenrechts, ımb 1783 an ber dortigen Univerfität Prof. ber Dogmatik.
rhielt er feine Entlaſſung, uͤber deren Urfache ein noch nicht enthuͤlltes Dun:
t. Nach der Außerung feines Biographen Sailer, welcher damals mit 3.
Schickſal hatte, wird diefe Entlaffung ale Werk des ängftlichen lichtiofen
feiner Gegner angefehen. ine Zeitlang lebte er nun als Pfarrer zu Steins
Als der 1325 verstorbene König von Baiern, Maximilian Joſeph, zur
mg kam, warb 3. 1799 an die bairiſche Univerfität Ingolſtadt als Prof. der
tie berufen und 1800 mit der Univerfität nach Landshut verfest. 1806
um das Lehrfach der Dogmatik abgenommen, vermuthlich weil er ficy in eis
iner Schriften als Anhänger der Identitaͤtsphiloſophie gezeigt hatte. Nach
albjaͤhrigen Ruheſtande wurde er jedoch als Lehrer der Archäologie und Exe⸗
der angeftelt. 1819 und 1820, wo er bas Amt eines Rectors der Univer⸗
Heidete, wählte man ihn zum Abgeordneten für bie zweite Kammer der Staͤn⸗
sımlung des Koͤnigreichs Baiern, und die Staͤndeverſammlung felbft er:
ihn zum Mitgtiede der Gefesgebungscomite, in welcher er als der Alteſte
fig hatte. Im Oct. 1820 farb er. Er ſchrieb mehre theologifche und phi⸗
ſche Schriften. Zu den erſten gehören feine „Diss. de vera et conıpleta
615 Zimmermann (J. G., Ritter v.) Zimmermann (E.
potestate ecclesiastica illiusque subjeeti” (Difingen 1784);
christlangse theoreticae systema eo nexu atque ordine delü
omnium optime tradi explanarique posse videtur” (Sect. I, «
„Veritas christ. relig. s. theol. ehrist. dogmaticae” (Sect. 1 e
1789 —.90); „Fides existentis Dei, sive de origine hujus fid
derivari poseit et debeat criticum examen etc.” (1791). Zu I
Schriften gehören: „Philoſophiſche Meligionstehre” (1. Thl.); „
Idee bes Abfoluten” (1805); „Philoſoph. Unterfuhungen über de
Verfall des menfchlichen Gefchlecht®” (3 Thie., 1809).
Zimmermann (Johann Georg, Ritter v.), wurde geb. ;
ner kleinen Stabt des Cantons Bern, am 8. Dec. 1728. Sein Batı
herr. Er ſtudirte in Goͤttingen bie Arznetwiflenfchaft, ward Doctor
fi) durch Kenntniffe und Gefchidlichkeit aus. Nachdem er einige 3
ſikus zu Brugg gewefen war, kam er 1768 als Eönigl. großbrit. Leibı
Titel eined Hofraths, nach Hanover. Gein Aufenthalt in Brugg,
lem für ihn paffenden Umgange abgefchieben gewefen war, und wo cı
Sahren 1755 und 1764 feine nachher zu erwaͤhnenden Schriften ver!
am melften berühmt gemacht haben, hatte den Keim zur Hypochondt
widelt, welche ihn fein ganzes Leben hindurch nicht wieder verließ. 7
Ürst hatte er einen großen und verbienten Ruf; beſonders wußte er
Scharfblicke die Natur der Krankheiten zu erkennen. As Schriftſi
eines noch au&gebreitetern Ruhms, und feine Schriften vereinigten S
hellen Überblic mit einer anzlehenden, nur zumellen geſuchten Berrbtf
ne Werke „Über bie Einfamkcit” (Leips. 1784 und 1785, 4 Thte.
Nationatftolze” (Züri 1789) find In diefer Hinſicht ausgezeichn:
und murden faft in alle lebende Sprachen überfegt; dazu am, baj
Seiten der überall bemerklichen tiefen und originellen Gedanken un!
mitgetheilten Kenntniffe als trefflich anerkannt wurden. Nicht minte
warb ihm feine Schrift: „Von der Exfohrung in der Arzneiwiſſenſch
Werke verſchafften ihm unter Anderm auch bie Zuneigung der Kaiferint
Katharina II., die ihm einen chrenden Ruf an ihren Hof zukomme
jedoch ablehnte. Auch Friedrich d. Or. mar ec bekannt worden. Sr
Krankheit ward er zu ihm berufen, und dies gab Ihm Veranlaſſung
Monarchen und fein Verhaͤltniß zu ihm Mancherlel zu fchreiben, mas
Ruhm nicht vermehrt hat; 3.8. „Über Friedrich den Großen und
rebung mit ihm kurz vor feinem Tode“ (Leips. 1788); „Fragmente I
den Großen” (1790, 3 Bde.) u. ſ. w. Am heftigften fchrieb damals y
Vahrdt, worauf das bekannte Pasquill: „Dr. Bahrdt mit der eiſe
erfchien (f. Kogebue), das den Ritter 3. rächen wollte, feine Ru
ſchmerzlichſte ftdrte. Dies und fortwährende Kraͤnklichkeit, in Werks
ner leidenſchaftlichen Empfindlichkeit, trübten 3.8 Anficht von der V
Leben nach und nach fo fehr, daß er ſich durch feine lebten ſchrifiſteller
ten faft um den Ruhm brachte, deffen er früher mit Recht genoffen ha
am 7. Oct. 1795.
Zimmermann (Eberhard Auguft Wilhelm v.), einer jener ı
then deutfchen Gelehrten, die ſich durch Gründlichkeit de Studiums
deten Fleiß vorzuͤglich ausgezeichnet haben, gehörte in dem Fache der
Ethnographie, Anthropologie und Zoologie, wenn auch nicht zu Den
eigentlih Schöpfer ober Begründer Ihrer Wiſſenſchaften nınnen kann,
nen, welche das Vorhandene und Aufgefundene meifterhaft zu benuse
darauftellen, und dadurch unter allen Elaſſen der gebildeten Menſchbe
sen willen. Er mar geb. den 17. Aug. 1743 zu Ülsen im Geuifchen,
Zimmt 519
befannt durch ein Werk über die Todtenurnen ber alten Deutſchen — Su⸗
ıbent war; dann bildete er fich auf der Univerfität Göttingen, und [päter
en. An erflerm Drte hatte er ſich Hollmann's und andrer Mathematiker
pfiter Beifall erworben , eine Probefchrift über die Analyſe ber Curven, und
yon eine meteorologifche Beobachtungsreife auf den Harz gefchrieben. Im
faßte er zuerft den Gedanken, welcher dann bie leitenbe Hauptidee durch alle
lehrten und ſchriftſtelleriſchen Bemühungen wurde, die thierifche Schöpfung
ch zu begrenzen, und auf bie Wanderungen und Verzweigungen ber Thier⸗
vom Menfchen ſelbſt ausgehend, fein unverwandtes Augenmerk zu richten.
ignes Vermögen und die Großmuth des braunfchweigifchen Fürftenhaufes
bn in den Stand, mehre Reifen nad) England, Italien und Frankreich zu
hmen, welche für das Studium feiner Wiſſenſchaft ihm geoßen Vortheil
en. Auch befuchte er Rußland und Schweden. Mach England machte er 3
yene Reifen und gab in London ſAbſt 1788 feinen „Political survey of the
; state of Europe” mit 16 flatiftifchen Tafeln heraus. Hier ſchloß er auch
ungen, wodurch er ſchnell alles Merkwuͤrdige erhalten konnte, was in dem
er Phyſik und der Erdkunde auf den britifhen Inſeln und in Nordamerika
‚ Früchte feiner Reife nach Stallen finden ſich in f. „Allgemeinen Blicke
ten’ (1797) und in der Abhandlung uͤber die Molfetta in Apulien. In
efand er ſich 1789, eben als ſich die erften Bewegungen der Revolution zeig»
Hier entwarf er ben Plan zu f. „Geographiſchen Annalen”, wovon 3 Jahr⸗
sfchienen find. Die eigne Anficht der revolutionnairen Bewegungen in Frank⸗
zauptſtadt ließ ihn die Folgen berfelben für ganz Europa ahnen, aber auch
nd, welches fie über Frankreich ſelbſt bringen roürden. 1795 erfchien zu
fein: „Sranfreich und die Freiſtaaten von Nordamerika”, und fpäter die
geine Üiderficht Frankreichs von Franz I. bis auf Ludwig XVI. und der Frei⸗
yon Nordamerika“ (1800) in 2 Bon. Erſteres ift mehr geo> und ethno>
das andre politifch = Hiftorifch. Seit 1766 Prof. der Phyſik am Collegio
9 zu Braunſchweig, fpäterhin mit bem Titel eines Hofraths, warb er nun
n feinem Fürften zum geheimen Etatörath ernannt und feiner Geſchaͤfte
o entbunden, nachdem er vorher ſchon vom Kaifer Leopold In den Abel:
; erhoben worden. Das bebeutendfte Unternehmen von 3.’8 ſchriftſtelle⸗
tigkeit iſt unſtreitig ſein „Geographiſches Taſchenbuch oder Tafchenbuch
", welches in 12 Jahrgaͤngen von 1802 — 13 einen großen Theil ber
nnten Exde in einem gefälligen und lehrreichen Vortrage behandelt, und
eine Art von Auszug, mit den neueften Anfichten und Entdeckungen berei⸗
nter dem Titel: „Die Erde und ihre Bewohner nach den neueſten Entbeduns
Thle.), erfhien. Ferner gehören zu feinen eigenthuͤmlichen Verdienſten f.
ve über die Natur der Körper, namentlicy über die Gompreffibilität und
tät des Waſſers, worüber er 1779 auch ſchrieb. Noch in feinem hohen Als
bäftigte er fich mit Üiberfegungen und Bearbeitungen ausländifcher Werke,
auf fein Lieblingsſtudium bezogen, und die er alle mit großer Sorgfalt aus:
An der politifhen Rage der Welt nahm er fortwährend den lebhafteften Ans
id zeigte fich als ben entfchledenften Haffer der franz. Tyrannei, welche feit
uf feinem deutſchen Vaterlande laftete; ja er ſprach fich in feinen Schriften
: mit einer Sreimüthigkeit aus, die ihn oft in große Befahr beachte. Die
ung beflerer Tage, deren Morgenröthe er noch erlebte, hielt ihn immer aufs
ı Sturme der Zeit. Er flarb den 4. Juni 1815 im 73. 3. feines Alters,
a er dem braunſchweigiſch- wolfenbüttelfchen Kürftenhaufe fat 50 Sabre
dient hatte.
immt, die Rinde des Zimmtbaumes (Laurus einnamomum), welcher
efchlechte der Lorbern gehört und auf Ceylon, Borneo, der malabarifchen
ſo oner, deurothdrauner Sarde, und zwat (gyarfem, aber zugleld
füßem Geſchmack fein. Man rechnet, daß jährlich 3 — 400,
nad) Europa gehen und halb fo viel in Indien abgefegt wird. —
ein tem Zimmt ähnliches Gerchrz, daß faſt bie Geflalt der Gew:
für bie unentwidelte Bluͤthenknospe des Zimmtbaums gehalten '
Zingarelli (Micolo), ein berütmter und fruchtbarer 2
Sproͤßling der echten neapolitanifchen Muſikſchule, Capellmeiſte
he in.Rom. Er war geb. zu Neapel d. 4. April 1752. Im
feinen Vater und wurbe ins Confervatorium zu Loretto gefchidt,
ſik unter Fenaroli zu erlernen. Hier waren Cimaro’a und Gioı
ſchuͤler. Um ſich noch fefter in der Kunfttheorie zu fegen, na
Speranza Unterricht. Als er das Gonfervatorium verließ, er
meiſterſtelle zu Torre bel’ Annunziata. 1781 componicte er fü
Carlo in Neapel ſ. Oper „Montezumn”, welche Haydn ſeht gefi
der Scala zu Mailand f. „Alyinda” mit vielem Erfolg aufführen
dieſem Werfe eine leichtere und einfache Manier gewählt. Sei
alle ital. Bühnen, befonders aber für Mailand und Venedig. €
“find: „Pirro”, „Artaserse”, „Romeo e Giulietta” (eine f.
auch in Deutſchland nad) Verdienft bekannten Opern, aus welch
„Ombra adorata, aspetta” durch Grefcentini’6 Vortrag claffi
ferner die Buffa „Il meroato di Monfregoso”, „Il Conte di Sal
chia rapita”, „Il ritratto”, und 2 vortrefflihe Dratorien: „
liberata” und „I trionfo di Davide”. 1789 war er in Pari
‚Antigone” (von Marmontel), die aber wegen ber öffentlichen U
damald erelgneten, nur 2 Vorfteungen erfuhr. Nach f. Ri:
widmete er ſich ganz der Kirchenmuſik. Er murde nach Guglicl
als Director der vaticanifchen Capelle nad) Nom berufen. 1811
poleon nad) Paris berufen, dann aber von demfelben zum Direcı
teten Gonfervatorlums in Rom (1812) ernannt ; hierauf wurbe €
der Peteröiche. 1813 mußte er aber auf Napoleons Befehl R
fi als Di di uen Gonfervatoriums nad) Neapel deg
Date tn Am Ltt En han Mackana. Adams
Zint 8241
1734 zu St.⸗Gallen geb. , bildete fich 3. unter Wille zu Paris zum Ku⸗
er aus und nahm jene reinliche Zeichnung an, bie alle f. Dervorbringungen
fig macht. 1766 ward er Lehrer am der Kunſtakademie zu Dresden, und
ge von Landfchaften in aßen Größen beweiſen, wie fehr er in ben Charak⸗
Begenden, wo er nun lebte, eingedrungen. Vorzuͤglich gefielen ſ. Anſich⸗
radirten Umriſſen, die, aufs ſauberſte mit Sepia ſchattirt und angefaͤrbt,
© Beſtimmtheit der Formen und eine gluͤckiiche Anordnung der Vorgruͤnde
er ben Aberli’fchen Landſchaften ſtehen, bie gleichzeitig ebenfo ſehr geſucht
3., als ein Schweizer, d. h. als ein geborener Handelsmann, benuste
E und trieb ein ſehr eintraͤgliches Geſchaͤft mit ſ. Landſchaften, die noch jetzt
find. Su jener Zeit der unbeſtimmten Contoure und der zaghaften Zeich⸗
ette 3., bei dem Alles klar und mit dem hellſten Sonnenfchein beleuchtet
wohlthaͤtig auf f. jlingern Zeitgenoffen und auf f. Schüler. Seine Blaͤt⸗
Br als Vorlegeblätter in den Schulen daher ſtets mit dem beften Erfolge ge⸗
werden, obyleidy von einer tisfern Bedeutung der Landſchaft bei ihm keine
A. Eine vouftändige Sammlung f. Werke erfchien bei Tauchnitz in Leip>
B—6. Gen, Zeichenbuch“ in 3 Heften war Selbſtverlag und iſt in Orts
den jetzt ziemlich ſelten. Mit frinem Landemanne und Freunde Graff
ſcher Herzlichkeit verbunden, ‚erreichte 3. bei fortwährender Munterkeit
von 60 Jahren. Cr ftacb 1816. 19.
nE (engl. spelter), ein Metall von blaulichweißer Farbe, ſtrahlig blaͤtteri⸗
h, ſtarkem Metallglanz und 7fachem fpecif. Gewicht. Es ift faft fo hart
‚ klingt und ift Im erwaͤrmten Zuftande fo biegſam, zähe und geſchmei⸗
es ich zu duͤnnem Draht und Blech verarkeiten läßt. Es ſchmilzt in einer
welcher das Eifen anfäuft, und verflächtigt ſich in der Rothgluͤhhitze. Im
rzieht fich das gefchre.olzene Zink mit einer grauen Haut, und verbrennt
der Verfluͤchtigungshitze mit einer gruͤnlichen Flamme unter Abfegung ei⸗
gelblichweißen Sublimatt, Zintblumen genannt, welche das ein»
Dryd diefed Metalles find. Es verbindet fih mit den meiften Metal
nnt find mehre feiner Verbindungen mit Kupfer, 3. B. Meffing,
Ein Heiner Eifengehalt ertheilt dem Zink eine foldıe Sprödigkeit, daß
untauglichi ift. — Es gibt nur 3 Zinkerze, aus denen das Metall dars
: 1) Kohlenſaurer Galmei, iſt gelblich und geaulichweiß, geaus
und gelblihhraun, but ungefärbten Strich, perimutterartigen Glas:
rchſichtig und findet ſich in kleinen thomboedriſchen Kepftallen, teaubens,
tropffteinartig, auch derb. Er ift halbhart, fein fpecif. Gewicht — #.5,
Beſtandtheile find Zinkoxyd und Kohlenſaͤure. Er kommt zu Villach in
‚zu Tatnowitz in Schlefien, zu Sferlohn und Aachen in Rheinpreußen
Der kiefelfaure Galmei ift weiß, grünlid, grau, gelb und braun,
end, durchſcheinend, findet fich in rhombifiyen Tafeln, flachen Pyrami⸗
Eugelig traubiger und eierförmiger Seftalten, auch derb. Er iſt halbhart,
Gewicht — 3. 5 und die Beſtandtheile find Zinkoxyd und Kiefelerde. Er
Aachen, in Sclefien, Polen, im Breisgau, in England, Schottland ıc.
Die Blende ift oͤlgruͤn, ſchwefel⸗, citron⸗, wach®=, honig⸗, orangegelb,
ıh, roͤthlich⸗ und ſchwaͤrzlichbtaun und (hröars ; hat Diamantglans , If
end und findet fi) in Zetraedern, Rhombendodekaëdern und Oktaẽdern,
z iſt weich und von 4fachem fpecif. Gewicht. Die Beftandtheile find,
Schwefel. Sie kommt in Ungarn, Sachſen, Böhmen, am Harz ıc.
Saͤmmtliche Zinkerze werben zerkleint und geröftet und bann in Retorten
Bhren deſtillirt, da die Fluͤchtigkeit des Metalls keine andre Art der Reduc⸗
et. In England geſchieht die Operatlon in gußeiſernen Ziegeln mit
tem Boden, ſodaß die Zinkdaͤmpfe durch eine in der Bobenöffnung befind:
522 Bindgref
liche Roͤhre in den Verbichtungdraum geleitet werden. In ber Gegen
gebraudyt man Röhren, und in Schlefien muffelartige Gefäße aus The
thönernen oder elfernen Ableitungsröhren,ber Zinkdaͤmpfe mit dem Gi:
rat? mittels oder unmittelbar verbunden find. Das erhaltene Zink m
umge'chmolzen werben. Bel Goslar am Harz gewinnt man das Zinf,
in dem unten Theile ber Schadhtöfen eine Schleferplatte befeftigt, a
das Zink abfegt und aus dem Ofen tröpfelt. — Man walzt das Zint
und benußt diefelben zum Dachbeden ıc.; ober man benugt es entwel
liſchen Zuftande; gewöhnlicher aber ald Galmel und Blende zur 2
Meflings ıc., indem man es mit Kupfer zufammenfchmelst.
Da in neuen Zeiten dee Zinkverbrauch ſich fehr vermehrt bat,
Platten zum Dachdecken, auch zu Geſchirren, zu galvaniſchen Saͤul
nungeplatten u. f. w., fo iſt auch der Ertrag gut eingerichteter Zinkl
wichtiger geworden. Eins der vollfommenften Hüttenmwerke ift die Ly
bütte bei der Koͤnigshuͤtte in Oberfchlefien. Der k. poln. Berg: und
for Hollunder hat eine „Ausführliche Beſchreibung des in Oberfchlefier
nigreiche Polen, und in dem Bebiete von Krakau gewöhnlichen Zinkhüt
(Leips. 1824) herausgegeben. Nicht minder bekannt ift die k. bairifd
Zinkfabrik zu Hamersbach bei Augsburg, wegen ihrer Streckwerke, E
Meffingfabrication. Ihr verdankt Baiern die Einführung eines nen
das ber Holzſchrauben. Die Holländer, melde anfehnliche Zinkgrı
haben ſchon feit geraumer Zeit ihre Schiffe ſtatt Kupfer mit Zinkbled
tem Exfolg befchlagen, und dabei wahrgenommen, daß bie Zinkbleche vi
den Meerwaſſer bei weitem nicht fo ſchnell wie Kupferbleche zerftört w
Franzoſen find ihnen nicht nur In dieſer Anwendung des um 2 Dritul
lern Zinks nachgefolgt, fondern laſſen auch, vorzüglich in Paris, in ad
fern, Apotheken, Effigladen u. f. w. die Schenktiſche und Zurichttaft
blechen übersichen. Daffelbe geſchieht jegt in London. Insbeſonder⸗
England zuerſt vor 40 Jahren angeftellten Verſuche, Zinkbleche zur Di
anzuwenden, allen Erwartungen, bie man ſich davon machte, entfp
man weiß nıın mit Gewißheit, daf kein andres Metall in diefer Beziebe
fahen Vortheil bee Wohlfeilheit und Dauerhaftigkeit fo auffallend ı
währt. Übrigens erhöht der innere Werth der Zinkblehe den ed
Gebäubes, welches damit gedeckt wird, namhaft, indem biefe Bleche, u
unbrauchbar werden, von jedem Gelbgießer ober Meffingfabricanten au
licher Zufag zum Kupfer bei der Meffingerzeugung im Werthe des Zin
kauft werden. Seit mehren Jahren hat man aud in Berlin und in
die Dedung ber Daͤcher mit Zinkblech eingeführt; Berlin 3. B. bebur
lein über 30,000 Gin. Zinkbleche. Diefeibe Anwendung hat bei dem nı
baue in Pillnig ftattgefunden, worüber man in Andre’s „Hesperus“,
59, das Nähere findet. Seit Eurzem hat auch der Architekt H. W. Ed
Zineplatten zu Abbildungen benust, die dem Kupferſtiche näher komm
Steindrude. — Unter Zinkſtuhl verfieht man gewiffe Vorricher
Ocherhuͤtte bei Godlar, um ben Zink in feiner metallifhen Geſtalt aui
zen zu gewinnen So heißt nämlich eine in dem Schmeljzofen angebt
fertafel, mit einem flarken Abhange aus dem Ofen. Auf derfeiben flı
ftein, der das Loch des Ofens verfchließt. Der fodann auf bem Zinkſt
meinte Zink wird nachher noch einmal geſchmolzen, gereinigt und in r
gegoffen.
Zindgref(Sulius Wilhelm), geb. 1591 zu Deidelberg, we
fludirte. Nach wancherlei Reiten und Lebenswechſein in den Stuͤrn
ßigjaͤhrigen Krieges Rarb er an der Bet ya &t.-Srar inter Bilche fr
Zinke Zinn 523
ve 1635. Sein vielfeitig gebilbeter und in ber Schule bes Lebens gebies
ift Hat und manche Früchte feiner Thätigfeit Hinterlaffen. Sein Haupts
bie „Apophthegmata oder fcharffinnigen Eugen Sprüche ber Deutfchen”,
äsbare Sammlung für deutfche Sittengefchichte in einer reinen Kraftſpra⸗
erd. 1653, 12., und öfter). Als Dichter ift er nicht ohne Iprifches und
atiſches Talent, und einer der Älteften Anhänger der Opitz'ſchen Schule.
Nuͤller's „Bibl. deutſch. Dichter des 17. Jahrh.“, 7 Bdochn.)
ı fe heißt 1) ein zugeſpitzter Theil eines Inſtruments, z. B. einer Gabel;
igern bie Enden am Hirſchgeweihe; 2) ein aus Horn ober Holz verfertigs
ilen mit Leber überzogenes, mit 7 Köchern verfehenes, etwas gekruͤmmtes
ument, ohne Stürze mit einem Mundſtuͤck, der Trompete ähnlich und
3 2 Zuß lang. Es war ehemals gewöhnlicher und wurbe beſonders ge⸗
um bei Chören die Partien zu dirigiren und den Discant der Pofaunen zu
Der Umfang des gemöhnlichen Zinken mar vom kleinen a bis c. Die
fer hießen davon ehemals Stabtzinkeniften. Im Stalienifchen heißt es
[cornettino), franz. cornet à bouquin. Die gekruͤmmte Zinke hat beis
Agur eines großen lateinifhen S. Beiden Orgeln beißen Zinken bie Pfels
de den Ton biefes Blasinſtruments nahahmen und zum Schnarrwerfe
in, ein Metall von blaulich-filbertwerger Farbe, ſtarkem Metallglanz und
jenem Bruch. Das fpecif. Gewicht iſt — 7.3; die Härte und Bieg⸗
ıd gering, doch meit größer als jene des Bleies; es iſt klingend, laͤßt ſich
Bleche (Stanniol) fhlagen und knirſcht beim Biegen. Es iſt eins
uͤſſigſten Metalle, überzieht fich dabei in reiner Luft mit einer grauen Haut
e), entzündet fich bei fehe hoher Temperatur und verflüchtigt ſich in weiß⸗
Yömpfen. Man kennt zweierlei Oxyde ober Kalte, einen grauen und eis
‚ welche beide zu Ihrer Neduction die hoͤchſte Weißgluͤhhitze erfobern.
ereinige ſich mit mehren Metallen, zumal mit Eifen, Kupfer und Blei.
ig von Zinn und Kupfer fcheint nach 2 beftimmten Proportionen zu ers
in bem gewöhnlichen Glocken⸗ und Stuͤckgut mehr oder weniger deut:
find. — In der Natur kommt das Zinn wenig verbreitet und nur in
gen vor. Die eine derſelben iſt der feltene Zinnkies, beftehenb aus
jfer und Schwefel. Als eigentliches Zinnerz kann nur der Zinnftein
‚natürliche Zinnoxyd angefehen werben. er findet ſich in niedrigen
hen Prismen mit flachen Pyramiden, gewoͤhnlich in Zwillingskryſtallen,
und eingefprengt und in zartfaferigen Maffen, als fogenanntes Holzzinn.
ie IE braun, gelb, grau und weiß, andrerfeits auch ſchwarz; der Glanz
ztig, der Bruch uneben und mufchlig, die Hirte faft gleich der de® Quar: .
pecif. Gewicht ⸗ 17. Er kommt im böhmifch-fächfifhen Erigebirge, in
‚ aufder Halbinfel Malacca und der Inſel Banka vor. — Das Zinnerz
Hdem es geroͤſtet worden, zerfluft und gewafchen, darauf nochmals geroͤ⸗
ann entweder in Flamm⸗ oder in Schachtöfen verſchmolzen. Daß erhal⸗
‚ wirb nochmal eingefhmolzen. — Man benugt das Zinn zu fehr bünnen
GStanniol genannt (zum Belegen der Spiegel, oder gefärbt, zum Belegen
achın), Inder Faͤrberei, zum Glockengut, Stuͤckgut und Bronze, und in
ng mit Blei, weil diefe Regirung härter als reines Zinn iſt, zur Anfertis
Seräthen. Das mit einer gefegmäßigen Menge von Blei verfegte Zinn
obezinn. Jedes Zinn, auch daß beſte, iſt nicht ganz frei von Arfenit,
nift es, wie 3. B. das englifche Stangenzinn, mit Blei verfegt, weßhalb
das Zinn ſich fehr leicht aufloͤſt, nicht foldye Speifen, die leicht ſcharf und
ben, in zinnernen oder verzinnten Gefäßen zubereiten ober lange auftrwaks
624 Zinnober Zins
ren darf. Das chemifcye Zeichen des Zinns ift 4. — Man hat eine '
dieſes Metalles von Hagen: „Dissert. expandens stannum” (Kö
4.). Über die chemifchen Eigenfchaften deffelben verbreiten fi:
Charlard's „Recherches chimiques sur letain‘ (Paris 1781).
Zinnober, f. Quedfilber.
Zind (census), ein fehr umfaffender Name für Abgaben aller
in Naturalien (Getreide, Hühner, Eier, Wein, Wache, Schweine,
ſ. w.). ©. darüber Lang’s „„Hiftorifche Entwidelung der Steuerverfü
iin 1793), und Hülmann’s „Finanzgeſchichte bes Mittelalters”. 1
Geldcapitalien. (S. Wucher.) Dergleichen (usurae) Eönnen fow
Verſprechen gefodert werden, und dann wol geringer, aber nicht hoͤh
geſetzliche Zinsfuß, als auch dann, wenn der Schuldner nicht zur gehoͤ
zahlt hat, Verzugszinſen. Zinſen ſollen nad einer Werorbnung !
Rechts auf einmal nicht über den Betrag bed Capitals genommen, au
fen von Binfen berechnet werden (Anatocismus). Doch iſt das kei
leuten erlaubt, indem fie die Summe, welche der Eine bei dem Rechn
an ben Andern gutbehält (saldo) als neuen, baaren Vorfchuß in ber ni
nung vortragen und fih.nun davon die üblichen Zinfen berechnen. II.
ner gemietheten oder gepachteten Sache, f. Mietheund Pacht. AU
fen, Abgaben von Grundftücden an einen Zinsheren. Hier find fehı
Fälle anzutreffen. 1) Ein Theil diefer Zinfen find durch unabloͤslich gr
lehn erfauft, ober auch ein Theil des Kaufgeldes, welches beim Erweil
ftüde darauf flehen geblieben ift (census constitutivi und reservat
wenn ber Verkauf mit vollem Eigenthumsrecht gefchehen ift, in ber W
ift. Dergleichen Grundflüde (bona censitica,, fchlechte Zinsguͤter)
im vollen freien Eigenthum des Zinsmannes; der Zinsherr hat dave
feinen Zins zu fobern, hat, wenn er ruͤckſtaͤndig bleibt, deßhalb nur ee
Klage, nicht aber das Recht, den Zinsmann feines Guts zu entfigen;
es nicht der Einwilligung der Zinsherren bei Veräußerungen des Gras
In andern Fällen aber behält fich der Grundherr des Eigenthum ver u
Zins nur ein erbliches Nutzungsrecht gegen jährliche Abgaben, ſodch
Eigries bat als dieſes Colonatrecht, und fein in dem Gute kedentei
Vermögen, und auch diefed Beides nur mit bedeutenden Einſchraͤnke
faufen kann er dies Colonatrecht nicht an einen Dritten, und auch m
dern bes Meiers hat der Grundherr die Wahl. Mas er auftem €
muß er zu Beſſerung deffelben anwenden, und darf daher den aus ben
wandernden Kintern nur eine gewifle Summe geben. Bleibt dr
Abgaben fchuldig oder geräth erin Wermögensverfall, ſo wird ihm bas |
men (Abmeierungsrecht). 3) Zwiſchen diefen beiden Endpunkten liege
Erbzinsguter mit mancherlei Namen und fehr verfchiedener Beſtim
Rechte, wobei aber beide Theile, der Grunbherr und der Colon, ein m
thbum am Gute haben. Diefe Güter find häufig der römifchen Empi
gebildet. 4) DVerfchieden von diefen Eigenthumsverhältniffen find nod
welche ſich nicht auf eine Grundherrlichkeit, fondern auf bie Gerich!
gründen, und wo auch Zinfen, 3. B. Zinshühner von jedem Rauchfang
geld, vorkommen. Für welches diefer Verhaͤltniſſe die Vermuthung f
fi im Allgemeinen gar nit, und felbft in einem und bemfelben Be
großer Unfichrcheit angeben, da die verſchiedenen Entftehungsarten und 3
neben einander gefunden werden. So viel ift aber gewiß, die Maͤchtige
bier flets im Vortheil, und es find meit öfter die Rechte der Zinäherren €
umgekehrt duch; die Binsleute geiyraltert worden. Ein bloßer Gerichte
zum Grundheren, ein DIintherr yarı Eiaruikgtuner anna, Chlehtz
Zinszahl : Binzenborf 625
jins und Meiergäter verwandelt, und freie Zinsleute frohnpflichtig ge⸗
18 zur Leibeigenfchaft herabgedruͤckt worden. Der umgekehrte Gang der
br felten gewefen. — Dem Geſchaͤftsmanne find Otto's „Zinfen: und
jellen” (2. A., Bert. 1825, 4.) zu empfehlen. 37.
zahl, Roͤmerzinszahl, f. Periode.
endorf (Nikolaus Ludwig, Graf v.), ber berühmte Stifter der unter
de Brüdergemeinde (f.d.) oder Herrnhuter bekannten Religions»
wurde d. 26. Mai 1700 zu Dresden geb. Nach dem frühen Tode
6, der Burfächfifcher Conferenzminiſter war und in großer Achtung fland,
er Laufig auf dem Lande, in dem Hauſe feiner Großmutter, einer Frau
‚ erzogen, weiche eine fromme umd gelehrte Dame war, eine Samın-
yer Lieder und postifcher Betrachtungen herausgab und mit dem gelehe⸗
leiſch lat. Briefe wechfelte. 3.6 erfie Jugend fiel gerade in die Zeit,
ungen bee Pietiflen (f. d.) oft und viel befprochen wurden. Dies
and, daß der fromme Spener oft in das Haus der Frau v. Gersborf
ungen 3. daſelbſt ſah und einfegnete, trug, nebft den Andachtsuͤbungen,
n Hauſe gehalten wurden, unſtreitig viel bei, in dem lebhaften Kna⸗
Gefühle zu erregen, weiche bald in eine gewiffe Schwärmerei übergin-
ein Kind, fchrieb er Briefchen an den lieben Heiland, und warf fie
hinaus, in ber Hoffnung, daß der Heiland fie fchon finden werde. Diefe
wurde noch mehr in ihm unterhalten, als er, 10 J. alt, in das Paͤda⸗
Halle unter Franke's (f. d.) befondere Auffiht kam. Hier veranftals
aliche Zufammenkünfte und ftiftete einen myſtiſchen Orden vom Genſ⸗
Oheim und Vormund, der anders dachte und ihn zum Geſchaͤftsleben
woßte, ſchickte Ihn 1716 auf die Univerſitaͤt Wittenberg, deren theologi⸗
unter dem Namen der Orthodoxen bekannt, die heftigfien Gegner der
ietiften waren. 3. blieb jedoch unverändert bei feiner Denkart, und ale
Zubiläum der Meformation feierlich ge Wittenberg begangen wurbe,
‚ein und betrauerte den Verfall der Kirche durch Zaften und Weinen.
i übrigen Stubdien trieb er für ſich alein und ohne alle Anleitung die
Wiſſenſchaften, und fagte ſchon jetzt dem Vorſatz, kuͤnftig in den geiſt⸗
dzu treten. Er verließ 1719 Wittenberg und machte eine Reiſe nach
Frankreich, bie er unter dem Titel: „Attici Wallfahrt durch die Welt“,
at. Er ſuchte vorzüglich berühmte Geiſtliche auf, und fein Hauptge⸗
Unterredbungen über religioͤſe Gegenſtaͤnde mit ihnen zu halten. 1721
bei der Bandesregierung in Dresden angeſtellt, legte er diefe Stelle 11727
r, wie er benn während dieſer Zeit fehr wenig Antheil an den Gefchäften
3 genommen, dagegen aber ſich viel mit der Theologie befchäftigt und
achtsübungen gehalten hatte. 1722 vermaͤhlte er ſich mit einer Gräfin
bersdorf und gab einigen ber Religion wegen ausgewanderten maͤhri⸗
en die Erlaubniß, fid) auf feinem Gute Berthelsborf in der Oberlaus
a. Diefeim J. 1722 angelegte Colonie erhielt 1724 den Namım
(f.d.). 3. faßte nun den Vorfag, eine befondere kirchliche Gemeinde
Brunbfägen zu fliften, und machte diefe letztern in verſchiedenen, ſich
berfprechenden Schriften öffentlich befannt. Er fand daher auch eine
l Gegner, forie die Anlegung der neuen Colonie felbft ihm manchers
chkeiten zuzog. Doch ließ er ſich durch Nichts von feinem Vorhaben
hen. 1734 ging er, unter angenommenen Namen, nach Stralfund,
als Candidat der Theologie sgaminiren, und hielt in der Stadtkirche f.
Mit faſt unglaublicher Thaͤtigkeit machte er Reifen in verfchiebene
bie Glieder feiner Bemeinde, von welcher (dom Miſſionen ausgiugen,
; aber nicht uͤberall fand er güunftige Aufnahre. AR ann Aapwa
526 Binzenborf
Vaterlande warb er (17736) durch ein landesherrliches Mefeript foemlie
Als Veranlaffung zu diefem Befehl waren die von ihm eingeführten
Conventikeln, gefährliche Principien, durch welche die obrigPeitliche Auto
gefegt und der öffentliche Gottesdienſt verachtet werde‘, angegeben.
diefer Befehl 1747 zuruͤckgenommen. 3. hatte ſich unterdeſſen in Ber
ſchof der mährifchen Kirche einweihen Inffen. Da er in Berlin nicht 8
treten burfte, fo hielt er eine Zeitlang Privatandad;ten in feiner Web:
ſehr befucht wurden. 1739 ſchrieb er eine Art Katechienuus: „Das g
Herrn“, und machte eine Reife nach Weftindien auf die Inſeln St.⸗
St⸗Croix, mo bereit von der Bruͤdergemeinde Miffionen errichtet w
um diefe ganz einzurichten. In gleicher Abficht reifte ee 1741 nad |
wohin ihn feine L6jährige Tochter begleitete. Hier fuchte er auch unte
ferntern indianifchen Vötkerfchaften feine Gemeinde auszubreiten.
fen Reifen war er, außer ben Öffentlichen Vorträgen, die er hielt, ın
Gefchäften, die er bezweckte, faft unabläffig mit Gorrefpondenzen und
ben befchäftigt, und man muß über die Thaͤtigkeit des Mannes, bie al
feine trefflidhe Geſundheit unterfiügt wurbe, erflaunen. Er fchrieb u
Zeit gegen 108 Bücher, theils zur Untermwelfung und Erbauung fein
theils die Entflehung und Einrichtung ber Bruderkliche und feine Beft
zuftellen, theils Vertheidigumgen gegen Angriffe auf feine Perſoͤnlich
Stiftung. Man findet darin nicht felten herrliche Stellen, welde !
in f. Schilderung 3.’6 (in den „Belenntniffen merkwuͤrd. Männer”, X
fg., 222 fg.) gefammelt hat, aber auch viele verkehrte Anfidyten und ı
Ferungen, wozu ihn feine vorherrfchende Phantafie, Fluͤchtigkeit im
das Streben, neu und originell zu fheinen, verbunden mit Mangel a
verleiteten. Zumal find f. Lieder, die unverändert im alten Gefangbt
dergemeinde ftehen, vol fpielender, zweldeutiger und unanflänbiger 2
ſonders diejenigen Gefänge, worin er die myſtiſche Werbinbung de6 (
gams Jeſu mit feiner Braut, der Gemeinde, ſchildert, und nicht mi
war feine Luhre vom fogenannten Mutteramte des heiligen Beiftes.
doch in fpätern Jahren ſelbſt das Nachtheitige biefer Verirrungen, bi
f. Schriften zuruͤckgenommen, um fte durch gehaltvollere zu erfegen
Kraft feine® reichen und thärigen Geiſtes auf, feine Gemeinde auf
Weg zu leiten. Als er 1743 nad) Europa zurüdgelommen war, ı
Relſe nach Liefland, wo ſich bereit® Glieder feiner Gemeinde befanden
Eingang in Rußland wurde ihm jedoch unterfagt, und er ſeibſt auff
unter militalrifcher Bedeckung Über die Grenze gebracht. Er machte!
Reifen nad) Holland und England, hielt fid) in Iehterm Rande länger
auf, unb hatte bie Befriedigung, ungeachtet die Zahl feiner Begne
doch die von ihm geftiftete Gemeinde immer weiter verbreitet und nei
in andern Wettheilen, 5. B. in Dftindien, in Trankebar, entflchen zu |
fo vielen Wanderungen vermählte er ſich zum zweiten Date mit Anna
die 1725 mit ihren Ältern aus Mähren gelommen und viele Jahre
digen Schmweflern zu Herrnhut gemefen war. Er flarb d. 9. Mai 17
hut, wo er auf dem Gottekader ber Brüdergemeinde begraben liegt.
impartelifche® Urtheil Über ihn, von einem feiner Zeitgenoffen, ſteht
„Klemm Schriften”, Th. 1. Ausführlich ſchildern fein Leben: Davil
„Alten und neuen Brüderhiftorie" und Spangenberg’6 ‚‚Xeben det Gi
Zinzenborf” (Barby 1772— 75, 8 Thle.), woraus &. B. Heicyel (
und 3. C. Duvernois (Barby 1793) Auszüge lieferten. Müller bai
führten geiſtreichen Schilderung ſowol bie Werke von Cranz und Ep:
die Schriften des Grafen benutzt. Trefflihe Worte uͤber 3. und f.
Zirbelbaum Zittau 62e7
er,Adraſtea“ (4. Bos. 1. St.) geſprochen. Steffens hat ihn in ſ. Novel⸗
8, Walſeth u. Leith“ ſchildernd eingefuͤhrt.
irbelbaum, ſ. Pinienbaum.
Iirbeldräfe, eine eirunde Druͤſe zu oberſt im Gehirne, in welcher ſich
erden vereinigen, und welche von einigen Phyfiologen und Pſychologen,
Yeßcarte®, fir den Sitz der Seele gehalten wurde.
irkel, f. Cirkel umd Kreis.
ıfrta (fpr. Schiſchka), [. Zizka.
it her. Der Name kommt wol von dem griech. xuFapa her. Die zıIapu
echen war nach Drieberg’6 richtiger Beflimmung ein Saiteninſtrument mit
rt (zum Unterſchied von der Lyra); und nad) den meiflen Nachrichten war
5 Saiten bezogen. Eine Art derfelben fcheint die geozuyE geweſen zu fein.
a wurde mit dem Plektron gefpielt ober gefhlagen. Amphion ſoll fie
erfunden Haben. *) Andre leiten file aus bem Morgenlande ab und
Is auch bey den Hebraͤern, wo Subal fie erfunden haben fol. Dort wird
aufig mit ber Harfe verwechfelt. Die neuere zum Theil noch jetzt gebraͤuch⸗
iſt ein von Holz flach gebautes Inſtrument mie flacher Reſonanzdecke
Uloch, einer ungefähe 2 Zoll hohen Zarge, langem Hals mit Griffbret,
Boden. Gewoͤhnlich hat fie 6 Drahtfaiten, weldye dann Gdhgde
find; die polniſche Guitarre findet man CGEcge geflimmt. Aus
iſt die Guitarre entflanden.
ttau, ehemals die dritte unter den Secheſtaͤdten ber Oberlaufitz, jetzt die
dt im koͤnigl. ſaͤchfiſchen Landesthelle diefer Provinz, an ber Mandau,
bey der Stadt in die Neifſe fänt, hat 1007 Häufer, von denen die mei»
dem Brande, voricher 17577 faſt die ganze Stadt verheerte, geſchmackvoll
worden, an 60 aber noch WBrandftelien find. Die Einw., an 7400,
angel. Iutherifcher Confeffion, nähren ſich hauptſaͤchlich vom Handel,
Die Rage an der nur eine kleine Stunde von der Stadt entfernten boͤh⸗
‚ thells die in den umliegenden Dörfern ſtark betriebene Leinwand⸗
eberei Gelegenheit gibt. Gegenwärtig ift der Tranſitohandel mit
nittwaaren und Sarnen fehr lebhaft, der fonft fehr bedeutende
el aber geſunken. Auch andre Bewerbe haben hier guten Fortgang,
Kleinen, und das flarle Tuchmachergewerk lisfert ſ. Arbeiten meiflen:
answärtige Tuchhandlungen. Der Magiftrat, die einzige Behoͤrde in
» bat dedeutende Vorrechte (ſ. Laufig) und übt die Gerichtebarkeit mit
chaftl. Berechtfamen über 43,000 Seelen, da eine große Anzahl von Dörs
anfehnlichen Ritterguͤtern der Stadt gehören. Daher find auch die Ein»
Gemeinbdecaſſen fehr beträchtlich, und alle Öffentliche Anflalten wohlfuns
ter gehört ein bluͤhendes Gynmaſium, eine allgemeine beutfche Stadt⸗
e nach dem Muſter der leipziger Bürgerfchule 1814 errichtet und am
r beiderlet Geſchlechts zaͤhlt, ein Seminarium fuͤr Landſchullehrer, eine
chule verbundene Induſtrie⸗ und Arbeitsanſtalt, das reiche Jakobs⸗
einer eigenen Kirche u. ſ. w. Unter den oͤffentlichen Gebaͤuden zeichnet
beften Geſchmack aufgeführte, aber im Innern jegt noch nicht vollendete
e gu St. Johannis, bie interimiſtiſche Hauptlicche zu St.Petri und
4 3 Begräbmiäkichen, das Zuchthaus, welches das einzige in der Provinz
In feinen Bauern eine eigne Kirche hat, das neue Schauſpielhaus, das
in Privatmann 1810 erbaute Concerthaus, und der Marſtall mit den
Getreideniederlagen aus. Wohlunterhaltene Kunftftraßen, Baums
und Gpagiergänge umgeben die innere Stadt; Bärten, deren Befiger
Handel mit Bartengewächfen und Gemüfen auf 6 Meilen weit nach
® Zitherfpieler hießen Fithariſten, und die Saͤnger zur Zither Kitharoͤden.
528 Zitterfifche | Zizka
allen Seiten bin treiben, fuͤllen die Vorſtaͤdte. Die um bie Mitte
bier gebildete böhmifche Erulantengemeinde bat einen eignen Predi
der Peter⸗Paulskirche ihre eigne Kirche, Über welcher in 2 großen ©
ſtoriſchen und philologifhen Werken reihe Rathadibliothek wuͤrdig
©. „Zittau und feine Umgebungen”, von Chr. A. Peſcheck (Zittau 1
Zitterfifche ober elektrifche Fiſche werden befonbere Fiſch
welche dad Vermögen befigen, Körpern, die fie unmittelbar oder ver
der Materie berühren, eleftrifche Schläge ober Erfchätterungen mit)
her, welcher 1671 von ber parifer Akademie den Auftrag erhielt,
Cayenne bie dortige Länge des Secunden⸗Pendels zu unterſuchen, b
thieriſche Elektricitaͤt 1) an dem fogenannten Zitteraal (gymnotus e
eigentlich nicht zus dem Befchlecht der Yale gehört, zuerſt entbedit, u
Berkel machte deſſen Eigenfchaft (gwifchen 1680 und 89) bekann
warb man mit ben Eigenfchaften biefe® Fiſches befannter, und der gele
broek erzählte Das, was man 1762 davon erfuhr, am vollſtaͤndigſten
ad philos, nat.”). Die Verſuche, welche ein D. SchiNing aus Eu
der berliner Akademie der Wiffenfchaften berichtete, und welche bie 9
Eigenſchaften biefes Kifches mit dem Magnete zu beweifen ſchienen,
untichtig befunden worden. Ebenfo übereilt ſchloſſen andre Gelehri
Zitteraal ein befonderes Gefühl oder einen eignen Sinn zuſchrieben,
er ed follte vorher wahrnehmen firmen, ob er Körper, die im feinen '
kommen, mit dem eleftsifchen Schlage treffen werde oder nicht. —
tät dieſes Fiſches fcheint im Schwanze deſſelben am ſtaͤrkſten zu: fein,
dadurch Fiſche, die fi ihm nähern. Wenn er ſich ſchnell im TI
pflanzt fi) die Erſchuͤtterung bis anf eine Entfernung von 15 Fuf
Krampfroche (raia torpedo), im Wittelmeere, In der Oftfee und a
fern. Das elektrifche Licht, welches einige Belehrte in dieſem Fiſche
ben andre dagegen wirklich geſehen. Es hat völlig den hellen Gcyek
Entladung einer leydenſchen Flaſche zeigt. 3) Der Zitterwells ober I
electricus) wird im Nil und in andern afrikaniſchen Steömen gef
zwifchen der Küfte Zanguebar und ber Infel Madagascar gefum
Stachelbauch (tetrodon). Es iſt hierbei zu bemerken, daß fidy I
diefer Fiſche an beſonders dazu gesiyneten Organen entladet, bie a
beiden Seiten ihre® ganzen Körpers hinlaufen, oder als ſechteckiz
Fleiſchfaſern auf demfelben hervortreten, und mit einer Menge vor
und Nerven angefült find. Sollte nicht vieleicht die Anhäufung
ſchlummernden Wärmefloffs, dee durch fo viele kleine Wiutgefähe
Nerven unter und neben einander in fo Kleine abgefonbeıte Räume va
lich durch eine flärkere Reibung aufgeregt werden, und dadurch, ge
des Fiſchblutes, eine Erwärmung und endlich den elektriſchen Sqi
gen? Sind nicht unter allen Theilen bes thierifchen Körpers bie 9
elektriſche Wirkungen am empfänglichfien und die befter Reiter berfi
ift es auffallend, daß fich die thierifche Elektricitaͤt nur am Fiſchen gefi
doch in einer Fluͤſſigkeit leben, welche ber Erweckung der kuͤnſtuichm
fehr entgegen iſt; allein fieht man nicht, wenn 2 Cacholonge (cine u
achataͤhnliche Steinart) oder Ehalcedone in einem Eimer Waffer, im
mer, ſtark an einander gerieben werden, einen hellen Lichtſchein zwiſt
nen hervorftcahlen, der mit dem elektriſchen Scheine eine große
Zizka (Schiſchka). Johann Zi,ka von Trocnow, ber furchtbai
Huffiten, ſtammte aus einem abeligen boͤhmiſchen Geſchlechte weh m
auf einem feinen Altern aehirennen Meiechofe zu Trocnow in be
Schwarzenberg (hm Hrriihakt Sat Brunn \untuenzler Sri
Zizka | 529
ner Eiche geb. Als Raabe verlor ex das rechte Auge, hieß aber nicht defis
ie faͤlſchlich behauptet wird, Zizka, welches fein Geſchlechtsname war, und
bt Einäugiger bedeutet. Er kam ale Page an den Hof des boͤhmiſchen Kö:
enzel VI. und diente daſelbſt fpäter ald Kämmerer. Er zeigte von Jugend
Beiftesanlagen, aber auch einen duͤſtern Hang zur Einſamkeit. Zueiſt trac
zieger auf unter der Schar von Freiwilligen, weiche aus Böhmen und Un:
za deutſchen Orden gegen die Polen und Litchauer zu Hülfe zogen. Hier
? hell an dem Treffen bei Tanneberg, d. 15. Juli 1410, in weichem ber
bez fchon den Sieg errungen zu haben glaubte, eine geoße Niederlage erlitt.
vexfuchte ſich 3. in den Kriegen der Ungarn wider die Kürten, hierauf mit
gländern gegen die Sranzofen, am Tage von Azincout (1415). Nach
tadkunft blieb er antem Hofe des Könige Wenzel. Das Mißoeranuͤgen
oßen Theils der böhmifhen Nation über das Schickſal der beiden Reforma⸗
Buß und Hieronymus (f. d.), ergeiff auch ihn. Als nun ein Moͤnch
Kebte Schwefter, die Nonne war, entehrte und ihrem graufamen Scid[ale
', fans er auf Rache; Wenzel felbft äußerte eines Tages gegen ihn, wenn
BRittel wiſſe, die den Böhmen in Koftnig zugefügte Schmach zu rächen , fo
ees thun, er babe dazu feine volle königliche Einwilligung. Run verließ
Hof, erforfchte die Gefinnungen des Volks, und kehrte bald nad) Prag zus
Bchon war Niklas von Huſſynecz an die Spige der Aufrührer getreten, und
| verlangte von ben Bürgern Prags, daß fie bie Waffen ausliefern folten.
bete 3. fie bewaffnet auf das Schloß (15. April 1418). „So“, ſprach ex
Inig, „wollen wir für dich fechten”, ımd die Bürger behielten bie Waffen.
yalt von num an für das Haupt der Huffiten. Bei einem Aufzuge (30. Juli
Keaf den Priefter der Huffiten ein Steinwurf. Alsbald ſtuͤrmten fie, von 3.
et, das Rathhaus und warfen 13 Rathöheren unter die Spieße bes Volks.
Lftarb vor Schreck über dieſen Vorfall. Sein Bruder und Nachfol⸗
Sigismund, zögerte, die Regierung in Böhmen zu übernehmen; da⸗
3. Zeit, feine Macht zu vermehren. Dody mußte er ſich anfang® von
Pilſen zuruͤckziehen. Als nun Sigismund die Anhänger der neuen Lehre
‚ verfchrooren ſich die Huffiten unter 3, Sigismund nie als König
in anzuerkennen. Sie legten Feſtungen an, und 3. ließ auf dem Berge
Stadt bauen, wovon die Huffiten den Namen Taboriten erhielten. Er
Die neue Stadt auf eine Art, die feiner Einficht in die Kriegswiſſenſchaft
te. Auch fchreibt man ihm den vortheilhaften Gebrauch der Wagen:
b.) zu, durch welche er, bei gänzlichem Mangel an Meiterei, fein Fuß⸗
Ba Die feindlichen Angriffe ſicherte. In Eurzer Zeit hatte ec feinen ſchlecht
Mes sund ungezügelten Daufen zu einem ‚Deere gebildet, Dem man nicht wi»
zu Bönnen glaubte. Einige glüdliche Gefechte, die ex lieferte, verſchafften
ze Waffen und Pferde zu einer Reiterei. Seine Unternebmungen wurten
€ bloß von Raubbegierde, fondern mehr noch von Rachſucht geleitet. 2.
ele Grauſamkeiten, theils um fid, furchtbar zu machen, theils weil er bein
ingeflüm feines fanatifchen Haufens nachgeben mußte. Um Prag gegen
er Sigismund, der mit großer Macht anrücdte, zu vertheidigen, begab
umb verfchanzte fich auf dem Berge Wittlom. Mit 4000 M. fchiug
L4. Juli 1420) die mwieberholten Stürme von 30,000 zuruͤck, und jener
E Deßhalb noch jetzt der Zizkaberg. Beldmangel, den der Kaifer nur zu oft
machte, baß der ganze Feldzug fruschtlo® blieb. 1421 eroberte 3. Las
ke Prag , und befam ba die 4 erſten Kanonen, die feit der Etfindung des
alders nad Böhmen gekommen, in feine Gewalt. Don diefer Zeit an
Kanonen, fowie das Eleine Gewehrfeuer,, welches leßtere jedoh antinur
Adelige fih anſchaffen Lonnten, bei den Huffitten und den Sgerrin ent
Ber. Gicbente Aufl Bb. XII. SL
530 | Znaim Zobel
Er gewöhnlich. 3. ſetzte feine Streifzüge in Boͤhmen fort, erob
Städte, gewoͤhnlich durch Sturm, und behandelte die Befiegten mt
Nach dem Tode bes Niklas v. Huſſynecz (1421) erkannten ihm alle
Oberhaupt an, allein er ließ dem König von Polen bie boͤhmiſche
Durch unglaublich ſchnelle Maͤrſche kam er uͤberall feinen Feinden yı
Belagerung des Scyloffe® Raby verlor erdurch einen Pfeilſchuß a
Auge. Jetzt ließ er fich bei dem Gefechten auf einem Karren fahr
feinen Leuten gefehen werden konnte, und nad) ber Beſchreibung, di
der Gegend machte, ordnete er bie Stellung des Heeres an. Er
nannte umkberwindliche Bruͤderlegion, mit welcher er gewoͤhnlich de
Schlacht entfchied. Ein beträchtliches Heer, das Kaifer Sigismunl
der ihn ſchickte, trieb er zuruͤck, ſchlug es bei Deutſchbrod (18. J
drang (1422) ſelbſt in Mähren und Öftreih ein. Als hierauf die
Willen nicht gehorchten, demuͤthigte fie der blinde Heeresfürft durd
lagen. Nur einmal, dei Krenfir in Mähren, mußte er weichen; ei
einzigemal, daß er ins offenen Felde gefchlagen wırrde.. Sigismu
lich die Statthalterſchaft von Böhmen an mit großen Vortheilen, m
ihn erklären wolle. Während der Unterhandlungen aber uͤberfiel it
Przibislaw im czaslauer Kreife belagerte, eine peftartige Krankpel
am 12. Oct. 1624. DIE über diefen Verluſt raſenden Taboriten
Stadt, hieben Alles nieder und verbrannten ben ungluͤcklichen Or
Schlachten gewonnen, und in mehr als 100 Gefechten gefiegt, «
blind. Er hielt ſich ſelbſt fuͤr ein Werkzeug der göttlidhen Rache,
mern von Mönchen und Prieftern, die er zum Feuertode fdhieppen |
mit kaltem, fürdhterlihen Hohne: ber Schweſter Brautlieb! —
der Kicche zu Czak lau begraben, und fein Lieblingsgewehr, ein eifı
ben, über feinem Grabmal aufgehangen. Dan erzählt, daß Kaifı
mehr als 130 Jahre nachher, als er auf einer Reife nad) Prag die !
lau befischte und erfuhr, daß 3. da begraben läge, darlıber fo betroff
er augenblicklich nicht nur die Kirche, ſondern bie Stodt ſelbſt, wo
wollte, verlaffen habe. Das Grabmal wurde 1623 auf Batferl. 9
hen, und 3.8 Gebeine fortgeſchafft. Eine Zabel ift es, daß 3.
feine Haut als Trommelfell zu gebrauchen, weil die Feinde badurı
fegt werden würden. &. Mar. Milauer’s ‚Diplomat. Hiftor. Aufſ.!
v. Zrocnom” (Prag 1824). (Vgl. Huffiten.)
Znaim (Inoym), eine Stadt im Markgrafthum Mähren,
bes Kreiſes gi. N., im einer angenehmen Gegend auf einem Berge,
die Taya fließt, hat 700 H. ımb 6000 E. Am Fuße des Berges
malige ſchoͤne Abtei der Prämonftratenfer, die jegt zu einer großen fi
fabrik eingerichtet iſt. In bee Nähe der Stabt warb am 12. Yull
den Oſtreichern und Franzoſen der Wafſenſtillſtand abgefchloffen, de
der wiener Friede folgte.
Zo bel (ruſſiſch Sobol), ein vierfüßiges Thier, das zum Gefch
der und Wiefel gehört, deffen Loftbarer Pelz ſehr gefhäpt wird, wx
in Sibirien und dem nördlichen China einheimifch iſt. Er lebt bert
famm Wäldern, in hohlen Bäumen oder unter ihren Wurzeln in der
ſchnell und fpringt mit vieler Leichtigkeit aufben Bäumen umher. Am!
bes Nachts geht er feinem Raube nach, der gewöhnlich in Heimen Sa
Vögeln beftcht; doch frißt er auch, wenn es die Jahreszeit mitfib
und Früchte. Die Karbe der Zobelfelle iſt ſchwarzgrau, braum ode
werben am meiften geiyäkt , wormn ie it (hmarıbratmı, Didhearig
find. Die Zobel find nit biak im Wulehung ter Aare | eeluent.
Sobtenberg 681
nach dem verfchiebenen Gegenden, wo fie ſich aufhalten, verfchieben.
ie Landfchaften gegen Oſten liegen, befto ſchoͤner find die Zobel. Am
ıd zahlreichften findet man fie an dem Lenaſtrome in der Landſchaft Ja⸗
n fängt fie vom Nov. bie in den Febr. mit Schlingen, ober ſchießt fie
it Rumpfen Bolgen, um bas Fell nicht zu verlegen. Daß bie nach Si⸗
eferien Staatögefangenen oder Verbrecher zum Zobelfange gebraucht
eine zwar lange angenommene, aber ungegränbete Nachricht. Ger
einige fich eine Geſellſchaft von 10 oder 12 Mann zur Zobeljagb, bie
führer wählen, und alle Zobel, die fie fangen, unter fich theilen. Sie
dieſem Behuf an einem paffenden Orte eine Hütte, verforgen ſich auf
t mit ben nöthigen Lebensmitteln, und ſtellen dann Fallen auf, in de:
Zobel fängt. Die Tataren legen fich beſonders auf diefe Jagd. Die
igentlich ein egal der Krone, bie den ang berfelben nur benjenigen
iens überlaffen hat, die einen Theil ihres Tribute damit besahlen müf:
erben aber jetzt weniger Zobel an bie Krone eingeliefert als ſonſt; denn
fie, weil man fie zu Häufig gefangen, überhaupt abgenommen, theils
wen kluͤger geworden, verkaufen iheen Fang an Schleichhänbler für el:
Preis, und zahlen ihren Tribut in andern Thierfellen oder auch in baa⸗
Die eingelleferten Zobelfelle werben mit einem Siegel bezeichnet und
weg geſchickt, doch werben auch ſehr viele heimlich verkauft. Won ben
ı guten Zellen wird das Stud mit 5—1O Rubel bezahlt. Dan hat,
2, auch weiße Zobel, ferner kaſtanienbraune mit einem Golbglanze
: mit einem Silberglanze. Die weißen find ſehr felten und theuer; von
Ibeaumen Eoftet das Stuͤck 20 — 40 Rubel. Ein vollſtaͤndiger Zobel-
er ſchwarzen Selen, bie einen Silberglanz haben, wird auf 5 — 10,000
tzt. Die Ruffen verftehen die Kunſt, die Zobel zu färben ober durch
ſchwaͤrzen, doch erkennt man die gefärbten Selle leicht an bem Mangel
‚ den bie von Natur ſchwarzen haben, ober dadurch, daß fie abfärben.
ch Raͤuchern ſchwarz gemacht find, erkennt man an ben gekruͤmmten
in bei einem guten Kelle müffen bie Haase alle gleich fein, und wenn
der Hand ftreicht,, nach allen Richtungen folgen. Die Chinefen aber
mft, die Zobel zu färben, In einem fo Hohen Grade ber Vollkommen⸗
daß man fie von ben echten nicht unterfcheiden Bann,
enberg, ein Berg in Schlefien, 2 Meilm von Schweibnig, 5 Mei:
lau entfernt, legt im Regierungübeziske Breslau und beſteht eigent-
r Reihe von Bergen, wovon nur ein einzelner Zobtenberg heißt. Er
inlich f. Namm von dem nicht weit entlegenen Gtäbthen Zobten,
s gemeinen Leben auch dee Zottenberg (Zothenberg) genannt. Nach
zermuthung fol auf demſelben die alte Aſciburg ober Afenburg (Abgard)
ven womit des Ptolemäus mons Asciburgius übeinflimmt. Der 2.
ı Niefengebirge In Verbindung, hat eine faft Eegelförmige Geftalt und
‚uber dem Meere. Auf 3 Selten wird er von einer weitläufigen Ebene
gen Mittag aber grenzt er an den Geiersberg. Der bequemfte Meg
mberg führt von dem Städtchen Zobten aus. Auf der hoͤchſten Spitze
id ſchon im 11. Jahrh. ein Schloß, das, nach mancherlei Veraͤnde⸗
iefiger, 1471 als Raubſchloß zerſtoͤrt wurde. Seit 1702 iſt an def»
ve kleine Kirche erbaut worden, wohin am Feſte Mariaͤ Heimſuchung
fahrten gemacht werden. GSübweflwärts hinter der Kirche iſt ein
eiler Helfen, von welchem man einem beträchtlichen Theil Schlefiens,
fchönen Fluren von Frankenſtein bis Liegnig, überfehen kann. Der
des Berges iſt bdicht mit Holz bewachſen. Es finden Ach ta mh air
be. Der Berg dient übrigen den Landuuten were Din
8
finnigen Wunden barzutpim, daB fie nichts Andres als Die ı
tende oder vom Körper der Sonne erleuchtete Atmofphäre di
Behauptung ift aber neuerlich von Laplace in f. „Mechanik des
ten worden. Man hat jedoch wahrnehmen wollm, da die St!
Verhättniffe der Sonnenflede zus und abnehme, eine Erfat
für Mairan's Anficht zu ſprechen fheint, indem die Sonnenfl
Meinung, dadurch entftehen, daß die felbftteudtende Sonne
Stellen des dunkeln Kerne entblöfe. Regnier meint (v. Zach,
1802, Zut.), das Zodiacalidt rühre von der Beugung des
Oberflaͤche unferer Exde ber. Bei diefer Meinungsverfchiedenh
auegemacht, als daß die Materie, von toelcher uns das Thie
bet wieb, von außerordentlich feiner Beſchaffenheit fein muß, &
ſten Sterne mitten durch diefelbe erkennt. Ausführliche ver!
Erſcheinung unter Andern Littrom’s „Populaire Aflronomie"
Bodiacus (Thierkreis) heißt in der Aftconomie berjı
f&eindaren Himmelskugel, innerhalb deffen fich jederzeic die
Diefer Streifen llegt zu beiden Seiten ber Sonnenbahn (EI
wiid von 2 berfelben parallel laufenden Kreifen begrengt. Ex ı
der, bie meift von Tieren hergenommen find, daher fein Nan
Boega (Georg), ein Däne, war einer der.gröften Alı
ferer Zeit und dabei einer der edeiſten und feltenften Männ
ſtammt aus ber Gegend von Verona. Er war den 20. D
Pfarrdorf in der jütländ. Grafſchaft Schadenborg) geb., wo
war. Er kam 1772 auf das Gpmnaflum in Altona und f
Göttingen. 1776 machte er eine Reife durch bie Schweiz nı
ſich den Winter in Leipzig auf. 1777 reiſte er zu f. Ältern
1778 in einer ihm unbequemen, unthätigen Rage in Kopenha
nahm er eine Hauslehrerftelle in Kjerteminde und reifte 1779
nad) Göttingen, und barauf wieder nach Stallen. Zuruͤckgel
Zoega 588
ie freigeworbene Form, das Mittel, wodurch das dichteriſche Gemuͤth fidh
verdußerlicht und Andern fichtbar erfcheint. 3. hingegen las in den Wer⸗
‚ten Künftter und Dichter mehr den tiefoerborgenen Gedanken, fie waren
imnißvolle, deutungsreiche Sinnbilder, die ihn ſtets wieder in das Heilig⸗
innern Gemuͤths zuruͤckfuͤhrten; er ließ fie auf feine Seele wirken wie die
r Natur und ded Lebens, deren Dolmetfcher fie Ihm waren. Er trennte
ınd auf ſolche Weife immer ſelbſtthaͤtig den innern geiftigen Sinn und die
- äußere Schönheit eines Kunftwerks, und in diefem Scheiden und Ver;
eben Z.'s Dinneigung zu den von ihm fo tief durchdachten Orphikern und
nitern. 3. hatte die echt antike Bildung nicht bloß mit Verftand und
iß aufgefaßt, fie war lebendig in ihn uͤbergegangen; Feine Geiſter neuerer
hrten fein innerftes Leben fo vielfach wie bie Alten. Je näher man ihn
ente, um fo deutlicher fühlte man dies; fein Umgang hauchte griechifchen
Kot durch die Form feines Geſpraͤchs, das in anmuthiger Kürze reich an
Hlichen Beziehungen war und abſichtslos belehrte. Sein Ernſt und feine
nad) Innen, die frühzeitig zum Schwermüthigen ſich hinneigte, hätte
& viele Sorgen und Leiden darin unterliegen Finnen, wenn nicht aus
and milde Heiterkeit ihm zugeweht wäre. So reigbar er auch für Heine Vers
täten war, fo überwand er doch biefe Stimmung durch große Geduld und
ch eine ſtete ruhige Heiterkeit. Dies drückte fich fehr wohlthuend in ihm
ein fliller Frieden, der durch Ertragen und Vergeſſen erworben wurbe und
:eben unabhängig macht von dem Erlebtn. Auffallend war in feinen
Sahren ein gewiſſer geifliger Chbelebienft, eine Anbetung Gottes in ber
yorherrfchend in ihm. Der Einfluß feiner Zeit, die durch die kalte Auf
u einer neuen Fruͤhlingswaͤrme des Glaubens überging, wirkte fpäter auch
Im Beobachten bed Kußerlichen der Religion war er ſtreng; er ließ es
beitiged Sinnbild auf-fich wirken, aber er haßte die nur halb verftandenen
ei. Im äußern Leben bewies 3. den freien Mann und war entfernt von
zweckloſen Scidlichkeiten. Für Eunftliebende Fremde, die Rom bes
e er ein trefflicher Führer. Man Eönnte 3. richtiger fchilbern durch
er war, als durch Das, was er that; denn fo unermuͤdet auch der Fleiß
er eine bewundernswerthe Menge des Einzelnen mit genauer Kennts
fo bellagt man doch mit Recht, daß er nicht dazu gelommen iſt, feine
ds größern Zufammenhange auszufprechen. Bei feiner Ankunft in Rom
rc) den Prof. Adler dem Cardinal Stefano Borgia vorgeftellt, deſſen
d Schuß er fich bald erwarb. Diefer Cardinal hatte eine Vorliebe für
Alterthümer, von denen er eine reihe Sammlung befaß. 3., der bie
Sprache verftand, wurde bald dee Ödip biefer uralten Räthfel. 1787
rine volftändige Sammlung aͤgyptiſcher Münzen bekannt, mit ausführs
sterungen. Der allgemeine Beifall, den dies für Geſchichte und Chro⸗
wichtige Werk erhielt, machte Pius VI. auf 3. aufmerkfam, und er trug
were Arbeit auf, die Obelisken zu erläutern. 1797 gab er auf päpftliche
2 großes Werk uͤber die Obelisken („De origine et usu obeliscorum”,
7) beraus, welches ihm den Ruhm der fharffinnigflen, ausgebreitetften
lichſten Gelehrſamkeit erwarb. Das Muſeo Borgiana Veliterno war
otiſchen Schriftrollen; 3. unternahm die hoͤchſt ſchwierige und mühevolle
fe zu erläutern; erft 1810 Eonnte diefe Frucht namentofer Anftrenguns
atgemacht werden. 3. fchrieb im deutſcher Sprache einen „Archaͤologi⸗
ſweiſer durch Rom‘, der vielen Eunftliebenden Reiſenden fehr nuͤtzlich
Ex felbft begleitete die ausgezeichnetften derfelben; fo war er unter andern
Jahr lang ber Führer des Prinzen Guſtav von Medienburg Schwerin.
es Werk 3.’3, welches Schäge der feltnften Kenntnige entudit, IR in
Danebrogordene ernannte, in Woman, Er mar Prof. ber 1
Mitglied der Akademien zu Kopenhagen, Göttingen, Berli
Rom ıc. Elgentilch gehörte.er Rom an, wo er allein den ihm
kungskrels finden Eonnte. x farb daſelbſt den 10, Febr. 1
Alten, die ihn kannten. Bon 11 Kindern uͤberlebten ihn 2 TE
der Mathematik ſtudirt. Die k. daͤntſche Regierung ſchuͤtzt fü
„Zoega's Leben. Samml. f. Briefe und Beurtheitung ſ. Werk:
der" (2 Thle., 1819). Derfelbe hat feine Abhandlungen he
findet man in Welder’6 „Zeitfchr. ſ. Geſch. umb Ausleg. der ı
baren Bemerkungen zu Visconti's „Museum Pio-Clementin.
nen anziehenden Auffag über 3., vom Staatsrath Motgenſt
hätt „Zeitgenoffen“, N. R., XIII.
Zoilus, ein griechifcher Rhetor, geb. aus Amphipol
Xhrayien, tebte ungefähr 270 vor Chr. Er iſt bloß durch fein:
der Werke des Plato und beſonders ber Gedichte des Homer be
berüchtidt worden; wegen der legtern warb er bie Geißel des
mastix) genannt. Von f. Schriften iſt Nichts auf bie Nachn
der Verluſt derfelben ſcheint nicht zu bedauern zu fein. 3. wol
that es aber aufeine für ihn nicht vortheilpafte Art. Ex ging
den, ſchmuzigen Anzuge einher, widerſprach Aden und redete v
fes. „Ich rede von allen Leuten Böfes”, antwortete er einft au
er das thue, „weil ich felbft nicht fo viel Boͤſes thun kann al
‚Zur verdienten Strafe bezeichnet das Sprüchwort jeden haͤmiſch
Tadler mit dem Namen Zoilus.
Zoll, ein Laͤngenmaß. (&. Fuß.)
Zoll, Mouth, Douane, ift eine auf die Einfuhr, Du
von Waaren gelegte Abgabe, welche entweder nach dem Werthi
wichte ober nach dem cubifchen Inhalte der Waaren erhoben n
von Zoll und andern ähnlichen Abgaben find in den wenigſten
fondert, gewöhnlich werden Geleitö» und Wegegelder mit eig
Ausfuhrzölen verwechſelt, und gar häufig, wird eine Abgabe
Zoll: und Mauthwefen 635
eutend, und ihre Anlegung erfobert große Vorficht, fol fie dem Handel nicht
blich werden; und was die Leitung des Handels betrifft, weldye man duch
zeabfichtigt, fo beruht ed hauptſaͤchlich auf irrigen, durch das Mercantils
m {f. d.) auf die Bahn gebrachten Vorftellungen, wenn eine Regierung dars
roße Vortheile fire den Nationalwohlftand ziehen zu können waͤhnt. Als
liche Verbrauchefteuer aber hat biefe Abgabe noch die befondern Fehler: 1)
e lange Zeit vor der Einführung des befteuerten Begenftandes in den Kreis
zerbrauchs erhoben wird; 2) daß fie von manchem Artikel gezahlt werben
der gar nicht einmal zum Verbrauch gelangt, fonbern auf dem Lager bes
nanns liegen bleibt, und 3) daß fie als eine Abgabe, welche vom Capital ers
wird, die Betriebfamkeit der Bürger hemmt und ebendadurch ihre Probucs
Seoächt. Über die Wirkung der Zölle auf den Verkehr ſelbſt f. d. folg. Art.
Je nachdem die Zölle entweder auf dem Lande oder aufbem Waffer erhoben
m, heißen diefelben Landzoͤlle ober Waſſerzoͤlle; letztere find auf den
ſendſten Fluͤſſen Deutfchlands bin und wieder, zum weſentlichen Nachtheil
‚ fo vervielfältigt und erhöht worden, daß die Kaufleute mancher Ge⸗
welchen der Fluß zuſtattenkommen könnte, die Landfracht vorziehen, fos
Werth der Waare beträchtlich und deren Maffe klein genug iſt, um fie auf
verfahren zu Binnen. — Die Zölle, welche bei der Ein» und Ausfuhr
en auß der einen Provinz des Landes in die andre entrichtet werben, hel⸗
innenzölle; diefe find die nachtheiligften von allen, denn fie bewirken
mr eine große Ungleichheit der Beſteuerung der einzelnen Bürger, fondern
zugleich den wichtigften Zweig des Nationalverkehrs, nämlich den Binnens
: weife Regierungen haben diefeiben daher auch in ihren Ländern gänzlich
und ben Untertbanen dadurch eine große MWohlthat erwiefen. — In
Staaten, namentlich in Großbritannien, wird dem Kaufmann die auf den
Verbrauch einer Waare gelegte Abgabe ganz ober zum Theil zuruͤckge⸗
n er die Waare nach andern Ländern ausführt; eine Vergütung biefer
Ruͤckzoll und ift in der Megel wegen der Erleichterung, die fie dem
waͤhrt, ſehr zu empfehlen. | KM.
I: und Mautbwefen. So nennt man das in einem Lande herr⸗
em von indisecten Auflagen auf bie in ein Land ober eine Provinz eins
elben herausgehenden Waaren und Transportmafchinen. Man braucht
| als Mittel, um die Gewerbtsthaͤtigkeit eines Landes ober einer Pros
allgemeinen Wohl zu leiten und zus regieren, aber um dadurch einen
Staatseinkommens zufammenzubringen. Jenes iſt defien ſta atswirth⸗
licher, dieſer deſſen finanzieller Zweck. Wir wollen denſelben nach
Behungen betrachten. In erſter Hinſicht ſezt man voraus, daß ein Land
fo beffer befinde, je mehr nügliche Dinge in demſelben producirt werben,
ter und wohlfeiler dergleichen Dinge von dem Wolke erlangt werben koͤn⸗
nun Lebensmittel, Holz und andre rohe Producte, welche theils roh,
tet die Bebürfniffe des Volks befriedigen koͤnnen, dergleichen nügs
te find, fo glaubt man von Seiten des Staats Alles thun zu mäffen,
das Volk einerfeits aufgemuntert wird, diefelben in größter Dienge zu
‚ andrerſeits fie ihm zu einem Preife zu fichern, ben die Einwohner
chwingen innen. Das Erflere glaubt der Staat dadurch befördern zus
baß er die Einfuhr folcher Producte aus fremden Ländern verbietet ober fie
em Zoͤllen belegt, daß dadurch der Preis der fremden Producte höher zu
t als der der inlänbifchen, wodurch dem die Einfuhr von felbft wegfaͤllt;
re dadurch, daß die Regierung die Auefuhe folcher inlaͤndiſchen Producte,
de Inlaͤnder bedürfen, entweder gänzlich verbietet ober fo hoch verzollt, daß
Wihe Preis für die Auslaͤnder fo fleigt, daß fie keine Käufer im Auslande
536 Zoll: und Mauthweſen
finten und alfo von ben Inländern wohlfell gekauft werben koͤnnen.
das Hauptmotin zur Production die Nachfrage oder das Verlangen de
ten nach den Probucten tft, und in einem Lande oft fo viele Product
hervorgebracht werden Finnen, baß fie das Bedürfnif bes Inlantes ı
fen, fo {ft leicht zu ermeffen, daß Erſchwerung der Ausfuhr foldher
Production nur hemmen müßte, unb deßhalb verlangt der flaatsın
Zwei des Mauthſyſtems, dag in Fällen, wo die Production das m
duͤrfniß leicht überfleigen kann, die Ausfuhr foldher Probucte nicht
ben, fondern wol gar noch durch Prämien aufgemuntert werben ſoll.
aber Lie rohen Landesproducte in ihrer rohen Geſtalt nicht von den J
braucht werden können, fo hält man e8 doch In Anfehumg foldyer Pre
ner kuͤnſtlichen Bearbeitung ober Veredlung fähig find, für rathſar
Ausgang indie Fremde durch Verbote ober Auflagen zu verwehren,
länder durch ben niedrigen Preis derfelben angereist werden follen, di:
rohen Erzeugniffe in Manufactur : und Fabrikwaaren zu verwandeln
biefee Beftalt von In⸗ ober Ausländern verbraucht. werden. Hiermi
licherweiſe das Verbot oder die Besollung der Einfuhr aller foldyer
dem Auslande verbunden, damit den Inländern die Gewerbsthaͤti
Verkehr damit menigftens im Inlande ausſchließlich gefichert werd
durch dergleichen Verbote und Zoͤlle gewiffe Gewerbe im Lande hervor
naͤhrt und erweitert werben koͤnnen, die ohne ſolche Mafregeln niem
wären, ober menigften® nicht den Umfang erhalten haben würden,
bezweifeln. Aber Nichts iſt auch gewiffer, als daß dergleichen Maß
einen Schein von Wohlſtand hervorbringen, und daß fie auf einer and
größern Nachtheil fliften als die Wortheile find, welche fie auf der ein
vorgebracht haben, daß fie immer zugleich nuͤzen und ſchaden, und de
ſten Fällen es faft unmoͤglich iſt zu berechnen, ob der Schaden odn
rößer ift. Da nım diefeß zu ergrimben fo ſchwer iſt, und dabei fo
mer vorlommen können, die das Gegentheil von Dem bewirken, ws
abſichtigt wird, fo fcheint es beffer zu fein, lieber bene Mathe Derjeni
welche wollen, daß fi die Regierung aller pofitiven Einmifdyung |
bee Gewerbsthaͤtigkeit enthalten foll, ha Jeber von felbft am leicht
lernt, was für ihn das Vortheithaftefte fei, und das, wenn Jeder D
was ihm für fi) am vortheilbafteften zu fein fcheint, auch der Vorthi
das Gemeinwohl am.ficherften befördert wird, wobei fich die Ei
Staats nur darauf zu befchränten braucht, daß Feder verhindert rei
thun, wodurch er das Recht und das Eigenthum des Andern verlegen
Wahrheit dieſer Behauptung wird noch einleuchtender, wenn man
Mafiregeln ber Mauth⸗ und Zollpolitik in ſtaatswirthſchaftlicher Hinf
trachtet. Sie laſſen ſich ſaͤmmtlich auf folgende Maximen zuruͤckfuͤl
Ausfuhr dee rohen Producte, welche das Volk zu feiner Conſumtio
durch Verdot oder Zölle verhindert werden. Dieſe Marine wird auf (
und andre nothwendige und allgemeine Volksbeduͤrfniſſe angemwantt.
Production von der Nachfrage abhängt, fo iſt begreiflih, daf bei
Ausfuhr inländifcher Producte nur fo viel Davon von dem Volle «
wird, als die inländifche Nachfrage verlangt; denn da das Übrige dei
Ausfuhr wegen keine Abnehmer finden würde, fo wird es NMiemat
werth achten, mehr als auf die innere Nachfrage mit Gewißheit zu rı
erzeugen. Mun aber find 3. B. die Getreideernten unficyer. Oft geb
riet, daß fie fir die inlaͤndiſche Nachfrage hinzeihen. Dann wird!
Mangel an Getreide , hrureung und Hungecönoth eintreten. Win
d:8 Getreides nicht verkimbert , ſo ware yaalaitı Vortn tie Myerhuuction
Zoll: und Mauthwefen | 687
befriedigt und regelmäßig jebe® Fahr viel mehr Getreide erzeugt
as Band zur inländifchen Confunttton nöthig hatte. Traͤte num eine
fo mürbe die auswärtige Nachfrage ſich von felbft gemindert haben,
Mißernte die Getreidepreiſe gefliegen fein würden, und ber Theil,
länder wegen des höbern Preiſes nicht kauften, wäre ben Inlaͤn⸗
zetommen. Folglich waͤre die regelmäßige Freiheit der Ausfuhr des
de die Urſache geweſen, daß im Inlande nicht leicht Mange! daran
e, weil ebendeßhalb Immer mehr Betreide im Lande erzeugt worden
Inland bedarf, wenn anders das Land Kräfte hätte, mehr zu er
dieſem Grunde haben daher auch mehre Länder das Mauthſyſtem in
"die Ausfuhr bes Getreides geändert umd lieber die entgegengefehte
ſommen, nämlich die Ausfuhr nicht nur zu erlauben, fondern felbft
en, damit man immer ficher fein könne, es werde bie möglichft
&t Getreide im Lande erbant werben, und dann würde es der inläns
tion nie oder doch Löchft felten fehlen koͤnnen. Um die inländifche
ton noch mehr aufzumuntern, hielt man es bielmehr für rathſam,
ımben Getreides ſtark zu berollen, damit fremdes (Betreide immer.
18 das inländifche. Aber die Folgen einer ſolchen Politik zeigten ſich
ımer als die ber Ausfuhrverbote. Denn werm nun die innere Bes
m, fo reichte das bisher im Lande gebaute Setreibe nicht mehr zum
und das Getreide wurde theurer. Der höhere Preis machte es
noͤglich, daß theils durch den Anbau fhlechterer Landſtrecken, theils
yarere Cultur der bisherigen Felder mehr Getreide gewonnen, und
che, gröfler gewordene Gonfumtion befriedigt werden konnte. Al:
etreidepteig war für bie Armen nicht zu erſchwingen, wenn nicht zus
t8lohn proportionirlich erhöht, und den Arbeitsloſen mehr gegeben
r. Maren nun die Producte, welche die Arbeiter verfertigten, wie
ber Fall war, für auslaͤndiſchen Abſatz berechnet, fo wurde bie Stei⸗
reife, wegen bes hoͤhern Arbeitslohns, eine Urfache ber Abnahme
und es konnten folglich die Arbeiter nicht mebr fo viel Befchäftigung
itſtand daher in ſolchen Ländern die ſchrecklichſte Noth unter den ars
inden Clafſen, indem e8 ihnen an Mitteln fehlte, die nöthigen Nah»
venn es auch nicht daran fehlte, zu besablen. Und fo wurde der
ohlfein des Volks durch dieſe Politik zu bewirken, auch bier verfehlt.
eideproduction ganz ber Freiheit fiberlaffen worden, und hätte der
je Einfuhr noch die Ausfuhr des Betreides durch fein Mauthſyſtem
n, fo würde das Nationalwohl bei vollkommener Freiheit weit ſicht⸗
den fein. Denn die Nachfrage, fie mochte nun von Innen oder von
t, würde ganz von felbft die Production in bem gehörigen Maße
ken. Länder, welche, beguͤnſtigt durch das Klima und die Frucht⸗
odens, fo viel Nahrungs » und Lebensmittel leichter und wohlfeiler
18 andre Nationen, werden diefe bamit verforgen und von biefen dus
sr: und Kunftproducte empfangen, welche, wenn fie folche ſelbſt
ihnen theurer zu ftehen kommen würden al& ihre Landesproducte,
ksfern; bei ſolchem freien Tauſche aber Eönnten beide Nationen fi
Sollten aber die Länder, welche fie auf dieſe Weife mit Lebensmits
oͤnnten, eine fo unweiſe Politik annehmen, wornach fie den Zugang
yensmittel durch hohe Eingangszöle erfchwerten, fo würde der nies
: nothmwenbigften Lebensmittel, ber durch dergleichen Sperre ent:
ſolches Volk felbft die fiöcke Triebfeder werden, ſich diejenigen
ihnen fonft die andern Völker lieferten, felber zu fabriciren, indem
der Nahrungsmittel den Arbeitslohn bei ihnen \o vitırig Aelen
538 Boll: und Mauthweſen
würde, daß fie unter ſolchen Umſtaͤnden die ſonſt von anbeen Völker
den Verkehr mit ihnen verſchmaͤhen, ihnen gelieferten Producte wol
und an ihre Landsleute verfaufen koͤnnten; dadurch hätten fie denn
beit, das Betreide, was fie fonft den Ausländern zufuͤhrten, an ib:
bürger abzufegen und von biefen bie nöthigen Fabrik⸗ und Manufaı
für einzutauſchen. Eine ſolche Veränderung würde zwar jenen Wi
webethun, aber mit der Zeit würde doch der Schade beffer und gruͤ
werden, al® wenn fie Retorfionen ober ähnliche Bewaltmittel geg
- gebrauchte unweiſe Politik angewandt hätten.
Eine andre Abficht bei dergleichen Verboten oder Zoͤllen iſt, bi
Conſumenten die Landesproducte zu wohlfeilen Preifen zu fichern, :
zu begünftigen. So iſt z. B. in Rußland der Ausgang ber im &
Dferde verboten oder ſtark bezollt, weil man befürchtet, daß der P
für die Armee zu hoch fleigen wuͤrde, wenn fie frei ausgeführt werde
erhellt aber bald, daß diefe Maßregel dem Nationalreichthum mei
Mugen bringt. Denn in Rußland Einnen, wegen der großen &te
den, vieleicht 100 Dal mehr Pferde gezogen werden, als bie Armee
Land nöthig hat. Es iſt aber klar, daß dei dem beſtehenden Hinde
Ausgangs der Pferde nicht mehr im Lande werben erzogen werden, ı
digung inlaͤndiſcher Nachfrage nöthig iſt, und daß biefe Erſchwerung
ſchen Debits der Pferbe bie Pferdezucht in einem hohen Grade unt
Wäre der Ausgang frei, fo wuͤrde man fidy befleißigen, noch fo vie
zu ziehen, ale die fremden Nationen verlangten, und dleſes koͤnnte di
leicht viele Millionen einbringen. Daß dadurch der Preis der Pfer!
land theurer werden würde, folgt nicht einmal nothwendig au I
Denn da man nicht einfieht, weßhalb nicht bei dem großen überfluß
jegt in Rußland verfault, noch eins, zweis, oder mehr Mai fo viel]
felben Koftenpreife erzogen werden könnten als dem jegigen , ba hier)
Mühe noch mehr Arbeit erfodert werden würde, fo iſt gar kein Gew
weßhalb die Pferde im Lande theuter werben follten. Es wuͤrde bi
erfolgen, wenn die Pferdezucht anfinge Eoflbarer zu werben. Geſetzt
Dferde fliegen dadurch etwas im Preife, fo würde dieſes für bas |
theilhaft als fchädlich fein. Denn der Werth des Grund und Se
Pferdezucht dient, würde dadurch erhöht und bie Mationaleinnahs
und wenngleich aud) bie Einkäufer zu diefer vergrößerten Einnahme de
ler einen Theil beitragen müßten, fo würben doch biefe auch durch
Ruͤckwirkung der durch die ertweiterte Pferdezucht vergrößerten Einnal
dezuͤchtler reichlich entfchädigt werben, und der Staat insbefonbdere küı
ven Wegen, ja felbft von dem Pferdehanbel nad) Außen, fo viel gewi
Das, was er für bie Pferde der Armee mehr bezahlen müßte, reid
biekte. — Insbeſondere glaubt man die Ausfuhr folcher rohen Pro
ten zu müffen, welche im Lande verarbeitet werden Binnen, um br
Manufacturiften Befchäftigung zu verfchaffen und durch Vermehr
ducte theils die äußern entbehrlich zu machen, theild bie Autländer
die aus den rohen Landesftoffen verfertigten Manufacturwaaren ja &
bem Lande nicht bloß der rohe Stoff, fondern auch die Wanufactur
wird. Allein warum werben die rohen Stoffe nicht im Laube ver:
kann nur aus folgenden Urfachen gefcheben: a) Weil es an geſchick
dazu fehlt. Diefe werben aber durch das Werbot der Ausfuhr biefer 3
erzeugt; man wird dadurch nur die größere Production biefer Ding
b) Weil es an Gapital und Unternehmern dazu fehlt. Wenn aber
vorhandenen Gopitale vmd Unterart \m Tantve \aue, warthellhe
Zoll⸗ und Mauthweſen | 539
yarum will man fie von ihren nüglichen Gewerbszweigen abziehen? Sollte
e Stoff, ber bisher im Auslande fabricirt wurde, ober doch daſelbſt fabri⸗
den wäre, menn er frei bahin hätte gehen Eönnen, im Lande fabricit wer⸗
würde es nicht anders möglich fein, als wenn Gapital und Arbeiter ein Ges
das fie biäher ohne Zwangsgeſetz ernährte, verlaffen und ein andres ergrei⸗
Oten, ba8 ihnen nur dadurch mehr Gewinn als das, welches fie biöher bes
‚ bringt, weil e8 ben Gewinn der Producenten ber rohen Stoffe theils durch
gen des Ausfuhrverbots erniebrigten Preis vermindert, thells die Ausgabe
ſumenten bee Manufacturwaaren durch den wegen ihres Einfuhrverbots
nz Preis derfelben vermehrt. Beides vermehrt nur die Einnahmen ber in»
en Danufacturiften auf Koften der Probucenten und Sonfumenten ber ro⸗
ebucte, vermehrt aber auf keine Weiſe die Nationaleinnahme. Die Woll⸗
mfetzeuger bekommen nun weniger für ihre Wolle und ihren Hanf, und die
anufacturherren und Manufacturarbeiter erhalten vieleicht einen etwas
Bewinn und Lohn für die neue Anwendung ihrer Gapitale und ihrer Ars
bei ihrem alten Befchäfte, welches fie verlaffen hab. Diefen Mehrge⸗
müffen die Confumenten bezahlen, dadurch aber werden fie nothwendig
‚ noch ebenfo viel Probucte andrer Art zu Laufen als bisher: Iſt im
jelegenheit, bie rohen Probucte immer mehr zu vermehren, und ift auf
derſelben vom Ausland zu rechnen, fo werben Gapitale und Hände ber
g derſelben zufliegen, und ber Werth, welchen das Ausland dafuͤr
vollkommen zureichen , die fremde Manufacturarbeit, welche das Land
‚ bamit auszugleichen, ja da® Land wird einen größern Überſchuß des
behalten, als wenn deflen Einwohner gezwungen wirben, fie ſtatt ihrer
peoductiven Befchäftigung felbft zu verrichten. Es ift ein Irtthum,
glaubt durch dergleichen Maßregeln die inlänbifche Arbeit zu vermehren,
nur einen Wechſel oder eine Weränderung ber bisherigen Beſchaͤfti⸗
hervor. Die Zwangsmaßregel erzeugt weder neue Arbeiter noch neue
fie lockt beide bloß von ihrer bisherigen Befchäftigung weg und zieht fie
an. Gaͤbe e8 müßige Hände und müßige Gapitale im Lande, welche
pugung der rohen Producte oder bei andern im Bande blühenden Servers
ommen mehr finden Finnen, fo werben biefe von felbft diejenigen -
zweige ergreifen, welche im Lande am vortheilhafteften betrieben wer:
Da: bie Unternehmer bie rohen Producte in der Nähe haben, die bes
Me ablauern Eönnen, und ber nahe Debit ihnen mehr Vortheil verfpricht
Butfemtern Ausländern, welche erſt das rohe Material aus unferm Lande
1Dd 66 verarbeitet uns wieder zuführen müflen: fo werden diefe von felbft
Rn Meanufactuesweige ergreifen, welche im Lande am vortheilhafteften bes
Berben Lönnen. Sie haben vor den Ausländern fo vie: Wortheile vorauß,
Iner weiten Begünftigung nicht bedürfen. Endlich e) kann bie Urfache,
die bei uns wachſenden rohen Stoffe nicht in größerer Menge bei uns vers
werben, auch darin liegen, weil in ben Ländern, wo Abfag unſerer Fa⸗
en zu erwarten waͤre, beren Einfuhr verboten ift, und man bält es deß halb
mäßig, ihnen die Erlangung unferer rohen Stoffe für ihre Fabriken zu er
ſowie fie den unferigen zu billigen Preifen zu fihern, bamit diefe wenig⸗
be Belegenheit Haben, eine geminnvolle Beſchaͤftigung zu finden. Aber
te Ausländer nicht auf andern Märkten jene rohen Stoffe finden, bie wir
Isiehen, und werden wir uns nicht durch eine folche Erſchwerung des aus⸗
1Debits der rohen Stoffe einen boppelten Schlag zustehen, indem ung
auslaͤndiſche Debit ſolcher Waare als deren Verarbeitung entgeht? Rohe
aden immer einen leichtern Vertrieb ale Manufacturwaaren. Halt Te ho&
540 Zoll⸗ und Mauthwefen
Ausland nicht mehr, fo wird die Inländifche Induſtrie vom ſelbſt befte
fie zu verarbeiten.
Ebenfo unzwedmäßig ſcheint daher II. die Maxime bes Da
fein, die Einfuhr folcher Materialien und Manufscturmaaren zu erfd
im Lande erzeugt werden innen. Denn warum werden gemiffe Ti
geriffe Manufacturwaaren nicht im ande erzeugt? — a) Weil!
Gapitalien fchon mit andern nüglichen Arbeiten befhäftige find. J
wäre es aber offenbar unpolitifch,, die Hände und Capitale den gewel
zu entziehen, und fie auf eine dem Lande weniger vortheilhafte Art '
gung zu lenken. Wäre diefe Beſchaͤftigung vortheilbafter, fo wür
nehmer nur der Belehrung bedürfen, um von ſelbſt dazu uͤberzugeh
man: b) Die Vorurtheile des Volks fire ausländifche Waaren mad)
Inlänbifchen Producte verfhmäht, fo lange fremde zu haben find.
Vorurtheil wird gerade durch Die Verbote und Belaſtungen ber fremt
terhalten. Wenn bie intänbifchen Waaren fo gut und fo wohlfell
fremden, weßhalb hat der Staat nöthig, fie zu verbieten? Wenn de
urtheile keinen Grund hätten, fo Eönnten fie gewiß niemals von gr
fein. Aber fagt man: Iſt nicht durch die Erfahrung klar, daß in ein
Ländern viele nüslidhe Waaren und Manufacturproducte bloß durch
flem bervorgelodt und eine Menge nüglicher Gewerbe bloß dadurch
men find, daß die fremden Waaren gleicher Art burch Verbote oder h
gefchloffen wurden? MWürben die Seldenmanufacturen in Preußer
Hut und Wogenmanufacturen in Rußland umd eine Dienge andrer
je in jenen Ländern emporgelommen fein, wenn man bie fremten 9
Art ganz frei hereingelaffen hätte? Allein wer leugnet denn, daß
gleichen Zwangsmaßregeln Manufacturen und Fabriken hervortreiben
Frage tft nur: ob es dem Volke fo großen Nugen gebracht bat, aid
oder ob nicht vielmehr neben dem Nutzen, den es brachte, allejeit ei
Nachtheil entftanden iſt, und ob nicht jene Gewerbe bei fortbaun
gleichfalls entſtanden waͤren, zwar fpäter und langfamer, aber fo, d
gar keinen Schaden, fondern lauter Vortheil davon gehabt Haben win
fe@ wird ganz klar, wen man erwägt, baß die neuen Gewerbe nie ı
betrieben werden koͤnnen, welche, ba fie durch die Verbote und Bejel
zeugt werden, nothwenbig andern ſchon vorhandenen Bewerben mt
müffen, welche diefelben bis jetzt unterhielten. Es geht alfo alle M
Gewerbe, oNer es geben mehre Befchäftigungen ein, ober fie werde
wenn man ein andres auf eine kuͤnſtliche Weife hervorruft. Die Ca
Hände, welche den durch die Zolfünfte hervorgerufenen neuen Zuden
in Preußen, Ruflınd, Schweden ıc. zugewandt wurden, waren :
Lantbaue, in ber Viehzucht, im Bergbaue ober mit andern inlänti
facturen beſchaͤftigt geweſen, und diefe mußten num ſchlechterdings u
mindert werden, als die durch fie bisher befchäftigten Capitale und f
ten, welche den neu hervorgetriebenen Gewerben zufließen mußte
Stande zu bringen. Nun aber muß das Volk den im Lande verfertigt:
theurer bezahlen und büßt alfo das ganze plus, welches es ben Inlaͤnd
für zahlt als den Ausländern, ein, kann alfo um fo viel weniger ande
fen, folgih aud um fo viel weniger andre Gewerbsleute ernaͤl
kaufte des Volk flr die in den alten Bewerben erzeugten rohen Pro!
waaren ıc , bie nöthigen Zuder vom Auslande. Jetzt werben jene 1
mehr in folcher Quantität verlangt, weil dee Gegenwerth (der fremde
mehr verlangt wird. Sonkt behielt das Volk van den Waaren, bie ed
Zuderfabriten zugeflofienen Sapitalıen neattitut'uane | oh must ei
Zoll⸗ und Mauthweien 6.1
bezahlte, noch eine bedeutende Summe übrig, jet muß es einen weit groͤ⸗
Berth in andern Probucten (28 fei Geld oder fonft etwas) an bie inlaͤndiſchen
fabricanten geben, um biefelde Quantität Zuder von ihnen zu kaufen, und
e alfo nothwendig an Vermögen zu kaufen und andre Gewerbe zu umterhals
Bolglich buͤßt die Nation durch eine folche kuͤnſtüche Störung der Gewerbe,
chen jede folche Zolloperation hervorbringt, allemal an ihrem Vermögen von
nen Seite mehr ein als fie von der andern gewinnt, und ber freie ungeſtoͤrte
Der Gewerbe fcheint in allen Fällen das Zuträglichfie zur Vermehrung des
nalreichthums zu fein. Das Zoll» und Mauthweſen, als ein Inſtrument ben
walreihthum zu vermehren betrachtet, fcheint daher unbedingt verwerflich,
ine Handelspolitik, welche ihm durchaus allen Einfluß in biefer Dinficht vers
Vie befte fuͤr das Wohlbefinden der Völker zu fein.
St aber einmal die Gewerbthätigkeit der Völker daburch georbnet, fo wird
Behutſamkeit erfobert, es wieder abzufchaffen und bie natürliche Freiheit der.
be tieberherzuftellen. Denn es würde dadurch das Vermögen und die Bes
igkeit Derer zerflört und zum Theil ganz vernichtet werben, welche nun
Übren Gapitalen und ihrer Tätigkeit, im Vertrauen auf das eingeführte
ſtem, eine beflimmte Richtung angewiefen haben. So hat England durch
denpolizei die innern Getreidepreiſe fo hoch in die Höhe getrieben, daß da⸗
Getreidebau eine Menge Gapitale zugewandt worden find, bie ihm nie
fein wuͤrden, wenn dieengl. Kornpolitik nicht die Concurrenz bes aus»
Getreides auf engl. Märkten erſchwert hätte. Jetzt fieht man nun zwar
land das Schaͤdliche diefer Politik ein und möchte fie gern wieder abſchaffen;
man durch eine plögliche Aufhebung ber bißherigen Politik das Vermögen
eßen Theils des Volks zerſtoͤren und einem ebenſo großen Theile ſeine Be⸗
g nehmen wuͤrde, ſo wird es allerdings ſehr ſchwer halten, den gemach⸗
wieder gutzumachen. Ein Volk, deſſen Salzwerke hauptſaͤchlich da⸗
Flor gebracht find, daß man dem wohlfeilern fremden Salze den Eingang
« würde unter den Eigmthümern der Salzgruͤnde und deren Bearbeiten
Ungiüd erleben, wenn die Regierung ploͤtzlich die Einfuhr des fremden
eben umd dadurch den Preis des inlaͤndiſchen bis auf die Hälfte herum:
wolte. Hätte aber die Regierung vom Anfange an die Einfuhr bes
lzes freigelaffen, fo würden die inländifchen Salzwerke, wenn fie das
t fo wohlfeil liefern konnten als fremde Völker, niemals in dem Grade
ke worden fein. Dagegen würden fid) andre Gewerbe in demſelben ausge⸗
Riben, welche etwas producirt hätten, wofür das fremde Salz gekauft wer»
Rate, und dabei würbe fich die Nation ebenſo gut, wo nicht viel beffer bes
Baben. Denn fie hätte dann nicht nöchig gehabt, das Salz fo theuer zu
t md alfo von Dem, was fie jegt für Salz geben muß, etwas übrig behal⸗
& andre Dinge dafür zu kaufen.
x einem ganz andern Lichte erfcheint ba Mauth⸗ und Zollwefen, wenn man
als ein Mittel betrachtet, einen Theil bes Staatseinkommens dadurch zu
Zwar gibt es Staatöichrer, welche baffelbe auch in dieſer Hinficht abſo⸗
Derflich finden und behaupten, daß daffelbe foldye wefentliche und unverbefs
Feh ler in fich enthalte, daß alle Mühe fie zu verbeffern, und dem Syſtem
wchte und weife Einrichtung zu geben, vergeblih ſei. Alein wenn man
zgeben muß, daß viele der jetzt beſtehenden Mauthen alle die Schler haben,
ssarı ihnen Schuld gibt, als: 1) daß fie die Betriebfamkeit und den Handel
23 2) Einige begünftigen und Andre benachtheiligen, und folglich Ungleich⸗
Vie Beſteunerung bringen; 3) zu geoße Erhebungskoſten verurfachen, und
n Beſteuerten viel mehrabnehmen, ald nöthig vohre, una dern &tante dir»
unobme auf anbeen Wegen zu verſchaffen; 3) daS fie garıy andır "Deriuun
und Bertheuung zu gelangen, Der LNMOgILpFert gieichrorm
gabe als —e erſcheinen, wodurch man das reine Ei
ohne daß man noͤthig hat, daſſelbe direct genau zu ergruͤnde
durch zu treffen, daß man bei der Auflage und deren Verth
hen folgt, welche ziemlich ſicher anzeigen, daß man bie €
Tommen nach einer gerechten und billigen Proportion erhebt.
und Mauthen bisher die oben gerlgten Fehler wirklich hat
Unentbehrlichkeit erfannt wird, fo iſt es das Problem bloß,
zu befreien und fie fo einzurichten, baf fie ben gerechten wm
dipien angemeffen eingerichtet werben. Diefe aber fobern:
Mauthe fo eingerichtet werben, daß fie vom seinen Einko:
menten bezahlt werden — und in der Regel wirklich
Nun muß Alles zum reinen Einkommen gezählt werden,
nicht notwendige Beduͤrfnißmittel bezahle wird. Auslaͤnl
aber geößtentheilß gu den entbehrlichen Dingen. Wenn di
eine mäßige Abgabe erhoben wird, ſo wird biefe In der Meg
Tommen bezahle und fließt daher aus ber Quelle, aus weld
bezahlt werben folen. Wenn daher bie Zollabgaben auf Di
Iande eingehen, ber Regel folgen, daß fie auf feine andern ax
legt werben ſollen als auf entbehrliche, es aber Regel iſt,
bloß vom reinen Eintommen gekauft werben, ober body von
des Einkommens gekauft zu werben brauchen: fo iſt man fid
bloß das reine Einfommen belegt. 2) Die Zölle, ſowie al
überhaupt, müffen fo eingerichtet werden, baß fie auch jede
als nach der Proportion feines reinen Einkommens treffen.
Einkommen eines Handarbeiters zu 25 Thlt. jährl. angenom
nothwendig gehalten, bag ber Staat 20 Procent von allem
heben muß, um feinen Bedarf zuſammenjubtingen, fo m
5 Tote. jähel, zum Staatsbedarf contribuiren. Naͤhme ma
Bolltarif 648
Jeg legen. Wie durch beſondere Wahl ber zu bezollenden Gegen⸗
ine kluge Erhebung dieſes Ziel erreicht werben koͤnne, iſt Die Auf⸗
ſe Politik. 4) Die Ungleichheit in der Beſteuerung durch Zoͤlle
yütet werden, daß bie zu belegenden Gegenſtaͤnbe nach bem vers
bes reinen Einkommens der verfchiebenen Glaffen der Einwohner .
‚ weiche fie zu genießen pflegen. Eine Abgabe von Champagner
tnicht Den, welcher fih auf gewöhnliche Tiſchweine befchräntt,
‚ welcher gar keinen Wein trinkt ıc. Und ebenfo werben die Zölle
ı, Batiſte, feine Tücher nie den Armeen, fonbern nur den Wohl:
; die Auflagm auf die allerfeinfte und theuerfie Waare werben
ann, fondern die Reichften treffen c. 5) Die Erhebungstofteh
n oft viel zu hoch angegeben worden und laffen fich durch kluge
‚enden Begenftände und durch mäßige ZoNfäge allenthalben ſehr
Das Contrebandiren laͤßt ſich durch maͤßige Zollſaͤtze ſehr vermin⸗
ꝛe daburdy, daß fie in ſolchen Schranken gehalten werden, daß
m al6 Gewerbe betrachtet nicht mehr beftehen kann. — &: viel
befondere die geographiſche Lage bes Staats fehr bei Einführung
ı Bande berathen werben muß. Ein Land, welches einen großen
e darin von irgenb einem andern Staate unterbrochen zu fein, das
mte leicht zu bewachende Eingänge hat, insbeſondere ein Infels
Häfen, bie einer leichten Bewachung fähig find, kann leicht ein
mes Zollſyſtem organificen, dahingegen Länder, welche aus lan⸗
ichen beftehen, bie Häufig von andern Ländern durchkreuzt und
den, mehr Schwierigkeiten haben, um ein gutes Zollſyſtem ein»
das Mauth⸗ und Zollweſen findet man in allen theoret. Schriften
und Abgabenwefen, befonber® aber in benen, welche von ber Por
Handels reden, ausführliche Belehrung; insbeſondere gegen das
Schrift von Brunner: „Was find Mauth⸗ und Zollanſtalten ber
t und dem Staatöintereffe?" (Nürnberg 1816), ferner Behr's
ft" gerichtet. Gleiche Tendenz haben Strehl und Los und andre
gen verwerfen Andre das Zoll⸗ und Mauthweſen als Mittel,
adel zu leiten, nehmen es aber, wenn es bloß als Mittel, einen
kationaleinkommens In die Staatscaſſe zur Beſtreitung ber öffent
zu bringen, benugt wird, in Schug. Dahin gehört insbeſon⸗
feiner „Staatsfinanzmwiffenfchaft‘‘, worin das Zollweſen und bie
ı überhaupt umter einem biäher nicht gewöhnlichen Geſichtspunkte
ze Schranken beftimmt werden, umter welchen es die Beftattung
zweckmaͤßigen Steuer erhalten Bann. 61.
(vgl. Tarif, von dem ital. tariffe, Verzeichniß, Scägunge-
eichniß oder bie Erhebungsrolle der Waarenzöle ift ein wichtiger
geſetzgebung, und bie Abfaffung beffelben fest eine gründliche
6 des In⸗ und Auslanbes, ſowie die kameraliſtiſche und ſtaats⸗
antniß des Waarenhandels voraus. Auf dem Tarif beruht die
ßigkeit oder Unzweckmaͤßigkeit de angenommenen Zolfuflems,
m Waaren⸗Ein⸗, Aus⸗ und Durchgang theils hoͤhern, theils
a unterwirft, oder gewiffe Waaren gänzlich davon befreit. Ein
Belt zu Beit nach den gemachten ge fehrungen geprüft und bes
eil bie Handelsverhaͤltnifſe durch den Wechfel ber innern, wie der
Rh verändern. Preußen hat daher feinen Bolltarif feit 1818
Fer Umſicht abgeändert. (S. ben neueſten „R. Preuß. Zolltarif
3 — 30, beftehend in der Erhebungsrolle vom 30. Det. 1827,
ph. Berzeichniß aller darin begriffenen, bei Ein» ober Ausgang
um wen vun men vun o
bilden verfuchte, ſ. die e Seife von von D. F. D. Sriedlänber:
ſyſtem. Nach den neueften gefeg!. Beflimmungen aus zugow
Diefes Syſtem huldigt noch immer dem Monopolwefen,
fimmungen der k. preuß. Zoll» und Gteuergefeggebung ,
1824, find in einem liberalern Geiſte als die britifchen abı
leſe man bie Schrift eines mit dem Handel genau befannı
Teuchtung des Kampfes über Handelsfreiheit und Werbotfpf
den, gegründet auf eime Darftellung bes Getreidehandel® unt
Delsverhältniffe” (Amfterd. u. 2p5. 1828). Der Bf. er
England, Frankteich u. X. angenommene Niederlags ſoſtem
und für die (vom den nörblichen Provinzen ber Riederlandı
mene Handel6freipeit. Noch erwähnen wir des aus ber @
nentalfpftems (f.d.) befannten Tarifs von Trianon, von
Zollvereine, Zollverbande. Da die verſchi
Deutſchland den Innern ‚Dandelöverkehr heramien und erſch
Bleinern deutſchen Staaten durch Zollverträge entweder an el
ſtaat fid) anzuſchließen, oder mit mehren andern Staaten ge
fländiges Handelsfgfiem aufzufleßen, um den gegeufeitigen
So ift «6 gekommen, daß man jegt dem Prohibitivfpflem, v
kleinern Bundesſtaaten nicht ausführbar if, Zoßverbande ı
dazu gaben Oſtreich und Preußen diuch ihre ſUrenggezogen⸗
traten, obmol ungern, ber Naturnothwendigkeit nachgebe
Gchwächere (ich an den Staͤrkein, der Kleinere Staat fich am
mehre Beine Staaten mit Preußen in einen Zolverband. Pı
bei der Einführung feines Zollſyſtems auf die Gouveraimeti
biete eingeſchloſſenen Staaten, ohne ſich ſelbſt zu ſchaden, Ba
Es machte daher an die eingelörperten (enclauizten), aber fe
Foderung, daß fie fid feinen Gefegen und Einrichtungen |
Duck» und Ausgangehandels anfchlöffen. Diefe Zum!
eine Nichtachtung der politifchen Gleichheit unter Souverai
Denn linterorbnunagen ımb Abflufımaen find in iebem Sta⸗
Zollvereine | 615
eben barum in ihrer eignen Handelepolitik nicht unabhängig und
in, fondern es wird vielmehr jeber von ihnen den Mittelpunkt
ſſtems in einen maͤchtigern und ſelbſtaͤndigern Handelsſtaate des
e alfo in Preußen, aufſuchen mäffen. Grenze endlich ein Peiner
utenbe Hantelsflaaten, fo darf nur ber größere und dauerhaftere
(hl zwiſchen beiden erifcheiden. Ein ſolches Anfchlieken iſt aber alte:
„ber auf Selten des Eleinern Staates verbunden; daher haben
taten, um ihre Scelbftändigkeie In biefer Hinſicht zu behaupten,
meinfchaftiiches Handelsſyſtem verabradet. Da fie ih aber ba:
tigen Leiſtungen verpflichten, fo baden fie ebenfalls ihr: Selb:
aͤnken müffen ; doch iſt hier die Beſchraͤnkung gegenfeitig und mehr
ch weniger empfinblid. Diefe Politid hat bie Folge gehabt, daß
bes 38 Bundesſtaaten bereitd allmaͤlig verſchwunden find und daß
Reutſchland In Folge ber jetzt beſtehenden Zollverbande in vier
lsgebiete theilen kann. Das 1. iſt Öftreich; das 2. Preu:
onarchie, welche nach Aufhebung der Binnenzoͤlſe ihr Zeitfufkin
geordnet bat, lebt gegenwärtig mit Anhalt: Deffau, %.: Köthen
rg, mit elnem heile von Schwarzburg-Sondershauſen unb feit
n⸗Darmſtadt In einem gemeinfchaftlihhen Zoßverbande.. Das 3.
ilden Balern und Württemberg mie Hohenzollern Dechingen
ingen,. und der don den beiben erſten Staaten am 18. San. 1828
ollverein trat mit dera 1. Juli 1828 In Vollziehung. (S. Wur:
atiſtik.) Das 4. Geblet bilden bie Koͤnigreiche Sach ſen und
urheſſen, das Großherzogth. Sachſen⸗Weimar-Eiſenach,
zraunſchweig, Naſſau, Oldenburg, Sachſen⸗Aiten⸗
burg⸗Gotha, S. Meiningen, ter Landgraf von Heſſen⸗
te Fuͤrſten Reuß⸗Greitz, Reuß⸗Lobenſtein und Edersdorf, Reuß⸗
chwarzburg⸗Rudolſtadt, ſowle bie frelen Städte Bremen
ta. M. Die Verhandlungen uͤber dieſen am 24. Sept. 1828 zu Kaſſel
nitteldeutſchen Handelsverein hatte bee k. ſaͤchſ. wirkt. Geh.⸗Rath
ritet. Wie ſchwlerig die vielverzweigte Unterhandlung ſein mußte,
aus ber Verwickelung der Srengverhältniffe jener Staaten und aus
t, bie in der eignen Verwaltung eines jeden derſelben siegen. Der
big mit vlelfachen Beſtimmungen kuͤnſtlich durchflochhtene Vertrag
Im Sinne bes 19. Art. ber deutſchen Beudesacte „zur Beförberung
ſt freien Verkehrs und ausgebreiteten Handels fowol im Janern
asjtaaten feibft, als auch nach Außen”, jedoch vorerfl nur auf die
ı 31. Dic. 1833 gefhloffen. Zus Erreichung bes vorgeſteckten
ı Dereinsftaaten ihre Dandelaftsafien, zumal diejenigen, welche die
en Haupthandeieplägen Deutſchlands, ſowie mit dem Rheine, dem
be und ter Weſer, ingleichen biefe Handelbplaͤtze uater einander
meſſenet eintichten und unterhalten, bie Straßenzuͤge vorzugsweiſe
en des Vereins fuͤhren, ſie jedoch moͤglichſt abkuͤrzen, auch neue
und dies bis zum 1. Oct. 1830 verwirklichen. Ferner will jeder
n Straßen durch Vereinfachung der Foimen und Coutrolen bei
ch⸗ und Ausgange, duch) eine liberale Behandlung der Rriſenden,
igung bes Verfahrens feines Beamten bei Ausſtellung, Abanbe
der Rabımgöbriefe ac. den Verkehr erleichtern. Es haben fid) daber
staaten verbinblih gemacht, bie In ihren Banden beflehenden Tran⸗
eleit, ſowie Chauſſee⸗, Weges, Brüder, Pflaftergeib) hinfichtlich
en, welche aus eincun Vereinslunde kommen odst wieber In einen
taat treten, einfeitig nicht gu erhöhen; boch hat ſich jeder Staat
;sente Zul. &b. X 55
548 Zoologie Zorn
unmictig find. Ste unterſcheiden ſich von dem eigentlich fogen. 1
aber den wahren Petrefacten dadurch, daß diefe letztern oryaniftet:
Erbtheilen durchdrungene und durch bie Länge ber Zeit verhärtet:
nemortene Körper find. Man unterscheidet die Zoolithen nach de
geſchichte angenommenen Eintheilung ber Thiere in 6 Glaffen : in!
oder foffile ſaͤugende Thierarten und beren Theile; zu biefen geht
und Zähne von ber nicht mehr bekannten Thierart Mammuth ([
und Urwelt); Ormitholithen oder foffite Wögelgerippe, von bene
weislich noch feine gefunden hat; Amphibiolithen, oder foſſile Koͤ
eon Amphitien; Ichthyolithen oder foffile Fiſche, von benen ſich gı
tippe in der Gegend von Verona finden, wobei biefes Wefondere i
gemeinfchaftlichen Lage Fluß⸗ und Serfifche, und von legtern aut I
Oceanen rortommen; Entomolithen ober foffile Inſekten, befonde
Helminthoiithen ‚oder foſſile Gewürme und Theile derſelben, bie
häufig gefunden werben.
Zoologie, f. hier.
Zoophyten, Pflanzgenthiere, f. Thier.
3ootomie, f. Anatomie.
Zorn Ifk der Verdruß als Affect In feiner männlichen, energi
sıfcheinend, wilche nach Außen geht und der unangenehmen Äußen
entgegenſetzt. Hierdurch ift er vom Arger verfchieben. Er wird am
Belritigung und Widerſpruch, überhaupt bj:rch ein un angenebmes
Entgegenwirfen eins® Andern veranlaft, und bringt das Beſtreben!
leibigung zu rächen, ben Widerfprud) zum Schweigen su bringen,
wirken zu vernichten. Das arterielle Gefaͤßſyſtem wird aufgeregt,
Parorpeınuß bes Zorns groß, von, hast, das Geſicht roth, arıfgetrie
ſtrotzen und sagen aus der Augenhöhle hervor, die Muskelkcaft wir
geſteigert, lebhaft und ſich zu äußern geneigt; daher Die lebhaften!
und die Merzerrung dee Geſichtszuge. Die Abſonderung der Gal
reichlich, auch ſcheint fie eine Tranthafte Beſchaffenheit anzunchı
Geiſt und das Gemuͤth find heftig aufgeregt, meiſtens auch gef
concenttirt fi; das Wahmehmungsuermögen nur auf ben @egenfli
ſelbſt. In den hoͤchſten Graden aber und bei neruöfen Individun
Aufregungen vieler Organe und Functionen ſehr bald in den entgeg
ſtand von Unterdiückung über; in dee Regel geſchieht dies erſt, mı
fchaft autgerobt hat, worauf noch längere Zeit einige Abfpannung f
Die Geneigtheit zum Born iſt bei den einzelnen Menſchen febr v
furchtbarſtin tobt dee Choterifche, Robuſte; der bluͤhende Sangri⸗
leide zum Dorn erregt, aber bie Leidenſchaft iſt kurz imd unkraͤftig;
wird der Melancholiker und Phlegmatitre In Zorn verſetzt; Der reb
ift ihm mehr unterworfen als der Gebildete, ber ſich zu beherrſchen ge
Gutmüth:ze iſt dem Zorn weniger zugaͤnglich als der Bäsgefinnt
Veranlaſſung und Mangel an Beſchraͤnkung und Eelbfkbehenfg mg
„zorn; doch nennt man oft auch fo jeden ſchnell hırvorbreddenden 3er
natürlich, daß eine Leldenſchaft, wie bie befdhriebene, auch der Befun
‚ theilig werden müffe; bie gewöhnlichften Frankhriten, Die ax euzegl
vorzüglich Gallenfieber, Entzundungen ber Leber, ded Dexgemt,
tes CEibrechen und Cholera, ja ſelbſt Manten (ira brevie Barer)
Solche Zufälle entfiehen unmittelbar nach dei Born; amubas felgen:
Dauer und öfteren Wiederkehr, 5. B. Kraͤmpfe,
fucht, Ausjehrung, mervöfe Fieber. Die DEU MR
anlapt Gomuulfionen tet Söuglingt; ja, man det c cc⸗
N
Zorndorf Boroafter j 549
iblicklich ben Tod beffelben berbeiführte. — Bei fo ſchlimmen Kolgın iſt es ohne
fel ſehr wichtig, den Zorn zu vermeiden, benfelben zu mäßigen und feinen Wir:
m vorzubeugen und zur begegnen. Die Bekaͤmpfung ber Leiderſchaft aber
immer von der Staͤrke und Bildung des eignen Geiſtes ausgehen müffen,
alle Veranlaffungen zum Zorn werden fi wol ſchwerlich immer entfernen
. Iſt er entflanden, fo läßt ex ſich bei ſchwaͤchern Individuen, Weibern
Rindern, dadurch unterbrüden, daß der Mann einen heftigern eutgegenſett;
am kraͤftiger Individuen kann nur durch Nachgiebigkeit gemäfi,.t werden.
Rhein Wirkungen des Zorns laſſen ſich oft durch berupigende und Lühlmbe
Hoerhüten oder mindern. |
Borndorf (Schlacht bei), bie blutlgſte und in mehrer Hiniicht audy
mmerkwürbigften des GSiebenjährigen Kriegs (f.b.), den 25. Aug.
4 Das ruff. Heer, das im Anfange 1758 unter dem General Fermor, ber
Wtelle des Grafen Aprarin gekommen war, das entbloͤßte Koͤrigreich Preu⸗
Kent hatte, ruͤckte im Aug. gegen Pommern und bie Neumark vor, verheette
md und begann ben Angriff von Kuͤſtrin. Die Stadt wurde bald in Aſche
‚ bie Seflung aber widerftand, da ber preus. Feldherr, Graf v. Dohna, ob»
as ſchwach, bem zahlreichen Heere ber Ruſſen fich entgegenzuftellen, boch
" gefunben hatte, die Befagung zu amterflügen, und jene ihre Aufinerkſam⸗
F ders König richten mußten, ber mit 14,000 M. feiner beflen Truppen in
Feen aus Schlefien heranzog. Kriebrich vereinigte ſich am 21. Aug. bei
t mit bem Grafen v. Dohna, ging auf einee vom Feinde nicht beachteten
Über bie Oder und fuchte ten Gen. Fermor in den Rüden zu faffen. Jener
Belagerung der Feſtung fogleich auf und zog den Gen. Braun an ſich. Dix
- beffen ſchwaͤchere Streitkräfte in Gachſen durch die Reichsarmee und in
mn durch Daun gedrängt wurden, durfte Feine Zeit verlieren, um ſich bire
me araufamften Gegnern zu befreien. Er rüdte bis Zorndorf vor, wo bie
50,000 M. ſtark, wie fie eẽ in ihren Tuͤrkenkriegen zus thun pflegte, ein
ſereck bildeten, in beffen Mitte Reiterei, Gepaͤck und Reſervecorps (-ufges
Ihre Front und rechte Flanke war ſchwer anzugreifen. Der König,
M. ſtark, beſchloß daher mit feinem Inden Fluͤgel den feindlichen rech⸗
affen, dann gegen den Rüden ber Ruffen zu wirken und fie zu vernich⸗
preuf. Geſchuͤtzſeuer wirkte aͤußerſt vechestend gegen das ruff. Quarre,
dem vorbringenden linken Slügel ber Preufen gingen große Fehler vor.
in Unordnung und wurde von ber ruff. Meitrrei zutruͤckgeworfen. Bars
Ben vol Giegeshoffnung, öffnete nun fein Viereck, um den Vortheil zu bes
*Und bier war es, wo Seydlitz, ber Held diefes Tages, mit des Meiterei die
u, bie im ein tegelloſes Gemetzel ſich aufzuloͤſen anfing, entfchied. Der größte
ms Schlachtfeldes mar bald von ben Ruſſen verlaffen; abes ba ibnen dee
BE verfperit, da alle Brüden hinter ihnen abgebrochen waren, ſammielten fie
E-umb da theilmeife und leiſteten verzweiflungsvolen Widerſtand, weicher
Seite mehre zweckloſe Angriffe vesanlafte, bei denen Seydlitz jedes Mat
bar Infanterie wieder auszugleichen hatte. Die Schlacht ſollt⸗
‚age erneuese werben; es fehlte aber dem Fußvolke bee. Preußen fo ſchr
elen und ihre Reiterei war fo ermattet, daß die Ruſſen Belegenheit fans
r Bandöberg a. d. Warthe zurüdzusiehen. Dan fchägte ihren Wertuft
Tobdte und 3000 Gefangene. Die Preußen zählten 10,000 Todte.
derfolgte die fliehenden Feinde bis Landeberg; aber fie waren fo ohnmaͤch⸗
nur ein Corpo unter dem Grafen Dohna zuruͤckließ, fie zu beobachten,
u größten Theile feiner Streitkräfte nach Sachſen zog.
fer oder Zerbufcht, Reformator der Volkereligion In Medien
fortfepreitenben Cutwickelung auch ia Perfien. Zadecluſſige Nach⸗
U.
. 2 e m
*
anfaͤnglich bloß die Magier diefe verbefferte Glaubensordnun
dieſelbe fogleich ins Allgemeinen unter den Medern Wurzeln
ihnen auf bie Perfex, ihre fiegreichen Beherefcher, überging. |
bat Manches für fih, befonders den Umſtand, daß bie Derfı
Maturdienſt eine große Empfaͤnglichkeit für jeden fremben C
großentheils aus Ihrer Vergötterung der wahrnehmbaren G
men fein mag. Kurz nad) der Zeit des Soktates war bie i
übrigens ſchon tief in Perfien eingedrungen. Folgendes !
Hauptlehren: Don Ewigkeit her beftanden 2 Weſen neber
amd Ahriman, die Principien des Univerfums. Demuzd ift
Licht, der Urquel jeder Vollkommenheit. Aud) die Natur |
früher dem Lichte an, unb er war inſofern gut; aber weil er d
beneibete, verfinfterte er dadurch fein eigne®, wurde ein Feind t
ter aßs6 Übels und 'aller der böfen Wefen, bie mit ihm quı
Gute ausziehen. Drmuzb und Ahriman vollendeten bie Sch
nen Epochen, auß denen derſchiedene Gattungen von Wefen il
Drmuyd ſchuf durch fein lebendiges Wort, b. i. bie Kraft fein
meinſchaft der guten Geifter, zuerft 6 unſterbliche Lichtgeift
Throns (Amfafpand); ferner 28 untergeordnete Genien (I
tanten der Monate und Tage, endlich Heere menſchlicher Se
man brachte ſeinerſeits die Zahl ber böfen Geiſter hervor, 6 €
Finſterniß, unzählige Dews niedern Ranges, Ade feine Fre
Die Guten wohnen unter Demuzd im Lichte, Ahriman lebt
Weiche der Finſterniß. 3000 Jahre herefchte Denmmd alein
perwelt hervorrief in ihren mannigfaltigen Anffufungen, zulet
feierte dann nach der Arbeit mit den guten Geiftern, gleich
flagt, das erſte Feft der Schöpfung (Bahandar). Wiederum
Welt der Unfhulb und Seligkeit 3000 Jahre. Im nächfter
raume begimmt ber Kampf zwiſchen dem Lichte und der Finfl
unb Ahriman, Beide theilen ſteeitend die Herrſchaft der W
‘Jahre verbreiten und befeftigen den Sieg des Ahriman; fi
Zrinyi 651
find die perfonificieten Theile und Elemente ber Natur. Die Geiſter ber
hen gelangen erſt buch eine abgefonberte felige Präeriftenz in Körper, ftreiten
tem frühen bimmlifchen Zuftande gegen vie böfen Dämonen, beſchuͤtzen die
ſchaffenen auf Erden und werden von ihnen verehrt. Die Menſchen felbft
ntweder Diener des Demuzd durch Weisheit und Zugend, oder Sklaven des
nan durch Thorheit und Laſter. Jene kommen nad) dem Tode über die Bruͤcke
nedad in bie Wohnungen der Seligen, dieſe ſtuͤrzen in die Hölle. Wann Ahri⸗
defiegt ift, erfolgt die Auferftehung ber Leiber und bie Erde ſchmuͤckt ſich zum
sthalte der Tugendhaften. Man muß fi hüten, die bargeftellte Lehre nit
e aus oͤrtlichen Beziehungen erklären zu wollen, wie denn eine modernflache
maͤßigkeit überhaupt den religisfen Inſtituten des Alterthums fremd ift. Frei»
yürt man in den aufgetragenen Farben Züge des aflatifchen Despotismus,
auch hier erfodert das vergleichende Auslegen Behutſamkeit (5. tiber ben
Memuß des Zoroafter: Rhode, „Die heil. Sage des Zendvolls”.) jene wer
Wen Staubensbeftimmungen fommen in bem Zend» Avefla, der heiligften Urs
Eder Zoroaftrifchen Religion, vor. Die Entdeckung diefes uralten ſchrift⸗
"Denkmals durch Anquetil du Percon, der die Nachricht leitender Spuren
DOrt und Stelle verfolgte, wollte anfaͤnglich Eeinen Glauben finden. Er war
us Paris abgereift, um bie Religion aller niht:mohammebanifdyen Voͤlker
ea, namentlich in Indien, zu unterfuchen: ein Unternehmen, das er trog der
lichen Hinderniffe gluͤcklich ausfuͤhrte. Zu Surate erhielt er von gelehrten
na Abfchriften der Buͤcher des ZendsAvefta in der Zend» umd Pehlwiſprache,
e die legtere felbft, und überfegte in Werbindumg mit den ſprachkundigen
sorenen den Zenbavefta ind Neuperſiſche. Zuruͤckgekehrt nach Brantrei
B er die in Indien gefammelten Schriften der parifer Bibliothek und gab ben
Evefta nebft mehren erläuternden Anmerk. franzöfifch heraus. Der berühmte
wat, Will. Jones, ſprach aus leldenfh-frlihen Nebenabfichten beſonders
> gegen die Wahrheit des außerordentlihen Factums, doch ohne fonderliche
5 fharffinniger waren die Einwendungen Meiners's; Kleuker, der beut:
etzer des Zend⸗Aveſta, kaͤmpfte die vorgebrachten Zweifel mit entfcheidens
e nieder. Jetzt warb die Echtheit bed Vendidad und Izeſchne, rin
andtheile des Zenb: Avefta, nicht laͤnger bezweifelt, und mit dem Übrigen
hinreichend, wie wir daran find. Die neurften Unterſuchungen des res
Alterthums, inſofern fie beſonders Indien un;faffen, haben mancher Punkt
Lehre des 3. beiläufig aufgeflärt. Die große literarifche Ausbeute, wel⸗
Zuch der beruͤhmte daͤniſche Kinguift Rast von f. Reife nach Indien zuruͤck⸗
se bat, verfpricht neue Erläuterungen und drüdt der Echtheit des Zend: Avefta
Verletzliches Siegel auf, wenn es dafuͤr noch andrer Beweiſe bebürfre ale
Eherigen. (Vogl. Zend⸗Aveſta.) Die Buͤcher aber, die manen d. N:
drakel des Zoroafter” kennt und welche beſonders bei Freunden ber Schwärs
und der fozen. geheimen Wiffenfhaften, durch die man den Stein der
u zu entdecken hoffte, in großem Anſehen geftanben haben, find offenbar eim
eſchobenes Product aus chriſtlicher Zeit.
Zrinyi (Zrini) (Niklas, Graf v.), Feldherr Kaiſer Ferbinande I. Ban
zoatien, Dalmatien und Stavonien, Tavernicus in Ungarn, neb. 1518,
gühmt ducch fein heroifche® Ende, das ihn neben den Spartaneckönig Leoni⸗
it. Er war aus dem alten flawifchen Geſchlechte der Grafen v. Brebir;
sau® hieß Zrini (feit 1347) von dem Schloffe Zrin. Schon als 12iihriger
verbiente fi Graf Niklas in der Belagerung Wiens von Karl V. ein Streit
:d eine goldene Kette. In der Kolge zeichnete ex ſich in den Feldzuͤgen gegen
A v. Zapolya aus, der das Königreich Ungarn dem Erzherzog Ferdinand ſtrei⸗
uöte, und gegen ben Sultan Suleyman, Zapolya’8 Bundesgeneſſen. 3.
552 Zrinyi
fuͤhrte faſt immer bie Vor⸗ ober Nachhut. Beſonders vervollkom
Dienſt der leichten Reiterei. Seine Heidengeſtalt, feine kebhaftigkeit
gebigkeit im Belohnen, ſein parteiloſer Ernft im Strafen unterwarft
dingt bie Gemuͤther feiner tapfern Scharen zu jedwedem, auch tem fd
. ternehmen. Daher kam 18 z. B., daß 1542 feine Ankunft in dem.
kenden Treffen bei Peſth mie ein Blig unter bie Seinde fuhr und ben 2
Sieges gab. Diit ähnlichem Erfolge und durch gleiche Überlegenkeit v
12 Sabre lang Kroatien, dem er als Ban vorfland, wider Die Oomau
fie 1562 von Szigeth hinweg. Ungarn hingegen mar großentheils ſch
ſcher Paſchalik, und ber Überreſt zum Tribut genoͤthigt. Da wellte S
Unuͤberwindliche von Belgrad aus auch noch Siigeth, In ber ſzalad
ſchaft an ber Grenze, erobern. Z., deſſen Name bereits fo viel als ein
galt, glaubten bie Tuͤrken, ſei noch in Wien; darum hofften fle bie:
bezwingen. Eine Niederlage, die ber tuͤrkiſche Wortrab bei Spiklei
Scharen erlitt, reiste des Sultans Zom zum ſchnellen Angriff. D
Großweſſit Mehmed Sokolowich, , ein kroatiſcher Renegat, zog mit 69,
dem Großherrn voraus. Über die angefchwollehe Draw mufte unter
Schwierigkeiten eine Brüde geſchlagen werben; bes firenge Befehi I
sruwanz nach mehien verunglüdkten Verfuchen dad Unmögliche, und b:
vom 1. — 5. Aug. über den Strom. Nun verfammelte 3. feine Krieg
- ber Zahl. Alte ſchworen — er zuerſt, dann jeder feinem Hauptma
Hauptleue Ihm, zuſammen — für ben Glauben, ben Kaiſer und ba
zu fterben. Um den Kortgang der Belagerung beffer zu verſtehen, if d
geths zwiſchen 2 Klüffen, wie aufeiner Inſel, feine moraflige Umgeku
theilung in die alte und neue Stadt und der Beflg einiger Caflslle n
Graben und Bollwerken wohl zu bemerken. Die Garniſon war kei ber
3000 M. ſtark. Die Türken warfen an 3 vortheifhaften Poſten B
verſahen fie mit gewaltigen Stüden und donnerten bamit Tag und Sı
alte Stadt, die einfache und ſchwache Ringmauern hatte; bie Belaga
fich durch tapfere Ausfälle. Als fie Infofern und noch mit Geſchuͤtz und
in der Fauſt das Außerſte gethan, etliche Stürme abgefchlagen, unter
heftige® anhaltendes Gefecht ruͤhmlich befanden und zwar viel Manu
von ihrem erprobten Muthe noch Nichts verloren, Im Gegentheil di
Fuß für Fuß vertheidigt Hatten, ſteckten fie dieſelbe mit eignen Hänten ı
fi) in die neue Stadt zusüd. Diefe hatte einen gwar tiefen und waffer
nicht breiten Graben. Die Kürken führten Erbberge auf, von denen
Gefhüg die ganze Stade beherrſchen und In Ruinen verwandeln ke
überall der Exfte auf ben Punkten ber Gefahr, wollte durch alle nur erfi
‚tel den Feind an der Ausfuͤllung des Grabens hindern; allein die umerı
zahlceichen Tuͤrken erfegten bei Nacht, mas ihnen bee Tag zerftdst
Erwaͤgung Ihrer furchtbaren Übermacht, Ihrer reihen Vorraͤthe und der
des Sultans felbft, wollte 3. fein Volk nicht umuͤtz aufopfern, gab de
. neue Stadt den Flammen preis ımd warf fi In das Schloß, din
fiärkfien Rettungspuntt. Dos Feuer der Belagerer dauerte unmtet
zugleich ſetzten fie der Feſtung, der ed an Mineurs fehlte, durch Min
der SSanitfcharenaga All Baffa das Waſſer abgeaben wollte, um deſto
Baftelen zu kommen, machten bie Belagerten einen Ausfall mit 400
nen troß des entfchicbenften Siege® — denn fie vernagelten bem Feinde
Stüde — bei ihrer großen Anzahl, einen empfindlichen Verluſt verſeht
Aug. bi6 1. Sept. gefyahen täglid) 7 und mehre Stürme auftus (
die 3. immer zuruͤckſchlug. Ebenfo ftandhaft wies er alle Voeſchlaͤzen
enngen des Feindes von ſich; (elbft bie Drohung des Großweſſits, hal
' Zſchokke 653
vorgeblich in tuͤrkiſche Gefangenſchaft gerathenen Sohn ermorden laffen
‚ wenn er die Feſtung nicht uͤbergaͤbe, konnte feinen Entſchluß nicht erſchuͤt⸗
Bor Zorn und Verdruß daruͤber außer fi, ſtarb Sulepman, welcher zuletzt
Goldzuͤlden auf 3.6 Kopf gefegt hatte, ben 4. Sept. an ber Lagerſeuche.
Beofiweffir verbarg feinen Tod den Truypen. Am 5. Sept. gelang es ben
2, das aͤußere Schloß In Brant zu ſtecken. 3. flüchtete mit den Seinigen in
nere; vergeblich ſuchte ber Kürten ganzes Fußvolk mit ihn zugleich in das
er innern Burg zu dringen. In diefer war aber weder Mund» noch Krieges,
), und ber längere Mefig berfelben ganz abhängig von dem aͤußern Schloffe.
ternahmen die Luͤrken am 7. einen allgemeinen Sturm. Schon fiel bas
36 in des Grafen Gemaͤcher; bie Burg brannte. Sept verfanımelte 3, bie
2. Ohne Panzer, nur mit Helm, Schild und Säbel trat er unter fie:
©”, riefen, „eures Eides! Wir müffen hinaus. Dder wolt ihr hier vers
„wollt ihr verhungern? So laft uns flerben als Männer. ch gehe voran,
as ich“. Damit flürze er bie Schioßbrüde hinaus, feine Sechshundert
und hinein unter die Hunberttaufende von Kürten. Bald traf ihn ber
unn ein zweiter Schuß; er fiel und kaͤmpfte, bis der dritte Ungarn® Leonis
ete. Alle die Erinigin kamen um, zum Theil zurüdgedrängt in das brens
Dehio. Aber hier fprangen plöglih — 23. hatte Lunten gelegt — bie ver
m Pulverkammern in bie Luft, und eine grofe Zahl Türken wurde zer⸗
wi. Die Belagerung hatte dem Sultan über 20,000 M. gekoftet, und
Dit bas Leben. Die Tuͤrken behauptiten ben Play bis 1689. Der Janit⸗
ga ließ 3.8 Kopf auf einer Stange ver bed Sultans Gejzelt aufſtellen;
Bed das furchtbare Haupt, aus Achtung gegen Z.'s Dildentod, dem kaiſerl.
A, Grafen v. Salm, nad) Raab gefhidt. Das Geſchlecht ber 3.6 ers
r03. Von 3.'6 zerflörter Frſte ſind nur noch bie mit Reben bepflanzten
be fehen. Ein Trauerſpiel: „Zrini“, von Theod. Körner, ſtellt die erzählte
e dar, verfeblt aber die wahre Erfchütterung durch ein unnatürliches
Effecthaſchen. An demfelben Fehler, wozu nod Mangel an firens
her Kritik kommt, leidet bie Biographie ded Helden in Hormayr's
Yiutach“ (7. B2.).
oFke (Johann Heinrich Daniel), der ausgezeichnete, dem denfenben,
erhaltungsluſtigen Publicum Deutfchlands gleich werthe Schriftſteller,
Magdeburg ben 22. März 1771, war der juͤngſte Sohn wohlbemittelter Ai⸗
müh verwaiſt, erhielt er feine eiſte Bildung auf der Kloſterſchule Unſerer
auen und dem Gymnaſium der Altſtadt, two er zuerſt größtentheild heim»
und neue Dichter und Philoſophen las. In Melandolie und Lebensübers
Wunfen, riß er ſich durch eine Seife, bie das Anfehen einer Flucht hatte, aus
Ssherigen Verhaͤltniſſen heraus, teieb fi eine Zeitlang mit wandernten
melern als Schaufpielbichter umher und bezog ſodann, mit ben Seinigen
bet, die Univerfität Frankf. a. b. D., wo er ehne feſten Plan Phitofophie,
de, Geſchichte und ſchoͤne Wiſſenſchaſten, auch Cameralwiſſenſchaften ſtu⸗
Schon 1792 trat er hier als Öffentlicher Lehrer auf, indeß konnte ex weber
ug noch Befoldung erlungm. Wie roenig bie anhaltende, ſtreng wiſſen⸗
se Anſtrengung ben Schwung ber Phuntafie, überhaupt das Spiel äfthetis
upfindungen unterdrudt hatse, zeigten bald darauf mehre ſchriftſtelleriſche
e im bdramatifchen Fache. Sie baben auf der Bühne zum Theil zu ihrer
ick gemacht, beſonders, Abaͤllino“, dee noch bis jegt Hoch in der Voiksgunſt
Diefe Bemühungen find Nichts weniger als eigentliche Kuaſtwerke, auch
bee wahrheitliebende Verf. nie fo wichtig damit gemeint haben ; fie find als
freie, jugendliche Ergiegungen zu betrachten, in benen das Talent einer
m, kräftigen Darftellung zum Beften ber folgenten, reifern Arbeiten (ih
anetrannt MUTTE, dewein DIE TEEIWINTGE Criveuung ves uri
Mäthe und Gemeinden dee 3 Bünde öffentlid) dankten. Ei
dlikaniſche Auszeichnung fpäter auf ein angemeffene Weiſe
feinee beifalswürdigen „Befchichte Graubimdtens“. Die €
Schweiz, durch frühere Ereigniffe und Stimmungen mu
brach 1798 aus; die Franzoſen drangen ein, mit ihnen Bo
feiebe, Leldenfchaftlichkeit über das Land, Zſch. dichte an fe
Unabhängigkeit des Feiftants, bem er näher angehörte; t
Entſchluß, als Freiwilliger gegen die Fcanzofem zu dienen.
Meinen Gantone war ſchnell entfchleben; zugleich wurden din
tens von einem franz. und von einem öfl.eich. Deere fo gefähr
unter diefem Wechfel der Dinge feinem mannbaften Vorha
befonbere ba jett eine naͤher liegende, geoße Tagedangelegenhei
bes Gemeinmwefen auf daß Iebbaftefte befyäftigte, naͤmlich d
ob die Bünbdter für fi) allein ftehen oder mit den Schweizern
sen? Die Vernunft empfahl das Regtere, die Leidenſchaft verk
drang aud damit buch, trog des entfchloffenen Widerſta
Tſcharner, im richtiger Erwägung ber Verhältniffe und aus |
Beſten geiciſtet hatten. Die Überfpannung machte fi ba
fhulbigungen und Ausbruͤchen des Verfolgungsgeiſtes; das
ſtellte, jegt aufgehobene Seminar wurde ein namhafte Op
gen Verdlendung. Zſch. uud Tſcharner, bisher in einem gei
Bungstreife glüciidy verbunden, ſollten noch einige Zeit auf e
plage öffen:lich neben und für einunder wirken, und zwar in
gen politifhen Mittelpunkte dee Schweiz, ale Deputirte bei
feanz. Behörden. Tſcharner, vieleicht nicht gewachſen oder in
Drange der neuen Dinge, zog ſich bald zuruͤck und erfchmwert
Zſch.o Schultern, der außerdem, ſeit dem Einzuge der Oſtra
Deputirtie von feiner bevolmädtigenden Baſfis voͤllig adgı
und adıln auf fih und feine Kraft geſteut. In dem Zuftan!
Stopfe der damalige Miniftee ber Wiffenfäyaft«
u Marne hama mrnchn un dm Ran FOR
Zſchokke 555
a vereinigten fich Eräftig zu einem und bemfelben Zweck. Er bat bem Pu⸗
inen Schlüffel über diefe merkwuͤrdige Zeit geben wollen in feinen „Diftorl»
nkwuͤrdigkeiten der ſchweizeriſchen Staatsumwaͤlzung“. Die ihm ertheilte
ht für Unterwalden wurde ſpaͤter auch über die Cantone Uri, Schwyz und
gebehnt; eine Erweiterung bes Wirkungskreiſes, die mit feinem erprobten
te in einem natuͤrlichen Verhaͤltniſſe ſtand. Seine herzergreifende Auffodes
Abbülfe des unerträglichen Elend in jenen Gegenden bleibt für immer ein
Denkmal voll&mäßiger Beredtſamkeit. Unter den Probucten jener Zeit er:
ıe „Geſchichte des Kampfs und Untergangs der Walbeantone” eine vorzüge
fmerkſamkeit. 1800 ernannte ihn die Sentralregierung in Bern zum Re⸗
commifſair, zugleich gab fie diefem Amte noch eine befondere Wichtigkeit
: Auffoderung, dem erften Gonful Bonaparte als Führer über den Bern,
dienen. Zſch. lehnte fie ab, geleitete aber den Generallieut. Moncey im
b Juni 1800 durch Uri Über ben Gotthard. Hierauf organifitteer, zus
ihm gewordenen Beſtimmung, die ital. Schweiz (Ganton Lugano und
aa) mit dem möglichft beften Erfolge und füllte ben Kreis allgemein oxrb»
‚hätigksit fo lange aus, bis die von ihm vorgefchlagenen Regierungsflatts
ıd Verivaltungstammern innerhalb der abgeſteckten Grenzen die regelmaͤ⸗
häftsführung übernahmen. Bi feiner Ruͤckkehr nad) Bern erhob Zſch.
dringendſten Klagen bei dem franz. Gefandten Reinhard und dem General
Dumas, Chef des Gieneralftabe® der 2. Reſervearmee, wegen der vielſa⸗
teffungen und Willkuͤrlichkeiten, die damals auf Maſſena's Befehl veruͤbt
Mag audy die offene Einrede hier role an mehren Drten zu fpät gekom⸗
im Ganzen fruchtlos geblieben fein, To chrt fie Darum den entſchiedenen
ht weniger, ber fie ausſprach. Daß Zſch. den zuletzt auferlegten Verpflich⸗
shmlich nachgekommen war, erklaͤtte die helvetifche Menierung ſtiſlſchwei⸗
yer offen genug, indem fie ihn zum Megierungsftatthalter bes Cantons
ſtimmte, wo die Bewegungen wegen des Bodenzinfe® und Zehnten einen
riſchen Charakter angenommen hatten. Bei einer Zufammenrottung be6
ken Landvolks flürste er, ohne die Gefahr kleinlich abzumägen, mitten uns
* Haufen, die ſoſort ſeiner beſchwichtigenden Rede wie einem ploͤtz⸗
e des Friedens ſich fuͤgten. Die neue geſetzliche Ordnung, deren eigen⸗
w Geiſt ein ſtrenges umfaſſendes Gentralift ĩren fein follte, ging fichtbar
ade entgegen, es fehlte ihr an Halt in ben unoorbereiteten Gemüthern,
t an einer feften gefchichtlichen Grundlage, die bei dem Kampfe der Par⸗
Leidenſchaften um fo empfindlicher vermißt mucbe. Die Gentralregierung
mit dem Landammann Aloys Reding an der Spige, richtete von neuem
amerk auf den abgefhafften Foͤberalismus, der allerding® in andern Zeiten
jefſern Sitten sine erträgliche Verfaſſungsform geweſen war, aber unter
altſchritten der Gegenwart und der immer weitergreifenden Gemuͤthszer⸗
g fi laͤngſt ſeldſt überlebt hatte. Zſch., mißmuthig uͤder den lahmen
e Dinge, legte feine Stelle als Statthalter von Baſel nieder, damit es
ine, aid heiße er durch feine amtliche Mitwirkung die Wiederherſtellung
ſtems yut, gegen das er ſich bei verſchiedenen Gelegenheiten unzweideutig
tte. Strenz zuruͤckgezogen von den Öffentlichen Angelegenheiten, lebte er
an auf dem Schloffe Biberftein im Aargau lediglich feinen Lieblingswiſ⸗
nz, während es ringsumher drohte, zuckte und ſtuͤrmte,
veniederliegenden Schweiz die unmwiderfiehlihe Hand B
yer Vermittelung gewährte, ber als Gluͤck gelten konnte, i
igten Übeln, wäre er nur ale eine Frucht des Landes und
6 der Zerne durchgedrungen. Der abermalige Umfchw
auch Zſch. wieder in Öffentliche Thaͤtigkeit, er wurde durcht
FUN groptemoeiuo LEETTENDES LEIDEN. D]@. © uoeipevenug U
nach Yarau führte fogleich zu ber Errichtung einer Maurerlog
für vaterländifche Eultur. Den „Misceden” ſtanden von 1
gm", eine Monatsfchrift, ergöglich zur &elte, ganz fo, m
Die großen Weltbegebenpeiten 1813 und 1814, verbund,
ſche der Verbündeten in die Schroeig, fanden bier manchen flı
bem das Feuer ber Zwietracht nach mehren Geiten ausging
viel an ihm war, ba® drohende Unheil mit Worten ber Maj
indem er von einer andern Geite bie Rechte und Freiheiten fel
mit glängender Überlegenheit vertheibigte. Daywilden fall
ſtelleriſche Arbeiten. Das umfaffende Wert: „Gefhichte des
feiner Fuͤrſten“, zu dem vor uͤglich Joh. v. Mäder ihn aufgen
tigte den Verf, bloß um e6 zu ſchreiben, 1812— 18. €
ſtete Ruͤckſicht auf die Bebürfniffe unſerer Zeit, wogegen v
Geiſt der hoben Vergangenheit zu ſeht in Schatten tritt, €
fo weit fie tad Wefentliche betrifft und zumal die Sach
Menſchheit begünftigt, eine natürliche, dem jebeömaligen €
frne Spracht, Euchbrungen von Klarheit, Wärme und Staͤ
fammengenommien erheben biefe literarifche Eiſcheinung met
Bücerflut, ſollten fie iht auch nicht geradezu einen Pla tr
der Hiſtoriker anmelfen koͤnnen. Daß treffüche Volbebuch:
torf”, ann neben dieſer Dannsarbeit für einen literarlſchen
dem Verf. fo viel Ehre ald dem Publicum Freude machte. |
die „Überlieferungen zus Befchichte umferer Zeit”, ein paffer
ruͤckgewuͤnſchten „Miscehen"”. Mit 1823 hörten fie auf, ı
Beſchtaͤnkungen ber Zeitverhältniffe. Sein neuefted und viel
Des Schwelzeilandes Geſchichte für dad Schweijervoll“.
nate, nachdem es erſchlenen, waren bloß für die Schweiz 51
fegt: ein unerhoͤrter Beifall, der beſſer ais jede Anpreifung
Zuchthaͤuſer | 657
fiſteller gehört Ih. gu denen, vie nicht ſowol eine ner. Bahn brechen, als
Borgsfundene zweckmaͤßlg nad) verfchiedenen Richtungen verbreiten, was ihnen
am theoretifcher Ziefe abgeht, durch praktiſchen Werth erſetzen, ſtatt der kuͤh⸗
Züge des Genies eine fefte Geſundheit des Geiſtes darbieten, und fo den Vor⸗
na der Menſchheit, obſchon in einiger Entfernung, doch mit Kraft, Geſchick
ebe machfolgen. Zfch.’s literariſche Thaͤtigkeit gleicht den geſuchten engl. Are
nicht bloß In Abſicht auf den fihern Zweck, fondern auch durch ihre bequeme
gkeit. In dem Kreife der Bürgepflichten vereinigt er Öffentlichkeit und
ichkelt des Betragens auf eine mujterhafte Weife; bie Erziehung feiner Kin⸗
e ihm von Anfang und unauegefeßt eine theure Dergensangelegenheit, der er
ergnuͤgen auch als Lehrer manche koſtbare Stunde opferte. Gegen fein Band,
m& Leider in der ietjigen Schweiz einen ſtarken Unterſchied macht, für feinen
u, bewies er fich jederzeit untadelhaft, und er hätte in beffern Zeiten und un»
gügliheen Menſchen leiht Brößeres gethan. Für den gefeigen Umgang
eit er, in ſchneidendem Begenfage mit den Etubengelehrten, eine ſelten ges
Munterkeit und die beweglichſte Gegenwart des Geiſtes, ſodaß fein leben⸗
ort das geſchriebene kraͤftig vertritt. In der reinen Pflege des Menfchlis
worin er feinen Beruf ficht und feinen Lohn empfindet, kann er bei unges
wter Befundheit, einem dauerhaften Körperbau, maͤßigem Lebensalter und
uber Gemuͤths heiterkeit noch manches ſchoͤne Jahr den Muſen des geſell⸗
Den Beſten weihen, wozu ihm und ſich ſelbſt zahlreiche Verehrer Gluͤck wuͤn⸗
Eine Sammlung feiner Schriften erſchien 1825 fg. in 40 Bochen. zu
Im 1. Bd. befinden fi feine lebensgeſchichtlichen Umeiffe.
suchthäufer. Der Name zeigt fchon die eigentliche Beſtimmung diefer
pen an; fie follen Erziehungshaͤuſer für ſtrafbare, aber noch einiger Befferung
Mitglieder des menſchlichen Geſchlechts fein ; die Steäflingr follen darin nicht
fraft, fondern auch gebeffert werten. Inwiefern diefer boppelte Zweck In
chthaͤuſern erreicht werde oder werden koͤnne, wird fich in Folgendem'zeigen.
Geſchichte von der Entſtehung dieſer Anftulten mag jenen Bemerkungen
m. — Zu der Zeit, da eine geläuterte Philoſophie die Menfchen menſch⸗
te und den Werth des Menſchenlebens fhägen lehrte, hörte man auf,
wirkliche Verbrechen, ſondern auch Vergehungen gröberer Art mit dem
afen, und errichtete inftaften, in denen bie Strafbaren ihre Schuld
muften, ohne doch der Geſellſchaft ganz entzogen zu werden; vielmehr
fe bereinft gebeffert In dieſelbe zuruͤcktreten. Beiden Nömern war Verbanz,
Strafe für Etaatsnerbrecher aus den Glaffen ter Bürger, Arkeit in den
erken der Strafe für Leibeigne und Sklaren, die fih wichtige Vergehungen
Schulden kommen laffen. In fpätern Zeiten wurden in den Ländern,
w Seemadt unterhielten, die Verbrecher auf den Galeeren eingefchmiebet:
Brauch, ber am legten bei dem Malteſerorden, als biefer noch Oulerren hatte,
war, jetzt aber nicht mehr ftatıfindet. In andern Ländern wurben fie und
mnoch jetzt als Knechte des Staats zu Öffentlichen Arbeiten gebrauht. In
} Bändern ift die Deportation der Verbrecher In noch unangebaute Gegenden
Mer Provinzen gewoͤhnlich; fo ſchickte England feine Verbrecher nad) Bota⸗
€ Rußland die feinigen nady Eibirien. Der eigentliche Zeitpunft, wo Zucht
entflanden, ift unbefannt. In England beftand zu Burn (Suͤdbury) in der
haft Suffolk bereits 1589 ein Zucht und Arbeitshaus, deffen Reglement
u Eden in f. „Gefchichte der arbeitenden Claſſen in England” ertoäpnt. Die
Aeißigen und fpeculativen Niederländer gaben uns Drutfchen , wie in vielen
Dingen, fo auch darin ein Beiſpiel, die Kräfte und Faͤhigkeiten, ſelbſt boͤ⸗
> perborbener Menſchen, zu nüglichen Zwecken zu veswenden. Jader Men
Pefer Axt in eigens dazu errichteten Anftatten von reeitiun Wergeijangro shan-
558 Zuchthäufer
halten werben, fucht man zugleich fie durch Arbeiten zu befchäftigen m
machen. In dieſer Abſicht wurden zu Amfterdam 1595 ein Zuchtbar
ner, und 1596 ein zweites für liederliche MWeibsperfonen errietet. N
waren faft in allen niederländ. Städten ähnliche Anftalten zu finden. !
land entftanden diefe Anftalten ebenfalls mit dem 17. Jahrh. Dich
ftädte, die durdy Gewerbſamkeit biühend geworden waren, und früher,
verainen Staaten gefchah, eine regelmäfige Polizei einfuͤhrten, gingen
Magiftrat zu Hamburg faßte 1609 den Beſchluß, ein Zuchts und Arb
zulegen, „bamit die Armen unterhalten, die Bettler abgefchafft, und a
heil gewehrt würde”. In Bremen befland 1617 ein Zuchthaus.
Reichsſtaͤdte folgten diefen Beifpielen. Später thaten es auch die #
verainer Staaten. Eo wurde 1708 das Zuchthaus zu Halle, und 17:
heim In Sadıfen, auf den Antrag der Landftände, ein Zucht: und Ar
richtet. Gegen die Hälfte d. 18. Jahrh. waren ſchon mehr als 50 3ı
beitshäufer in Deutfchland vorhanden. Kleinere Städte verkanden fi
ſchaftlicher Errichtung folcher Anftalten, oder gaben ihre Sträflinge in
Zuchthäufer gegen eine geroiffe jährliche Bezahlung. Dicfe öffentiid
waren in ihrem erften Urfprunge meiftens ziemlich eingefchränft. Als abe
land die Folter nad) und nad) abgeſchafft, und, flatt der fonft geroöhnli
verweiſung, häufiger auf Zuchthausſtrafe erfannt wurdr, da fand m
ſchiedenen Ländern nöthig, die ſchon beftehenden Anftalten dieſer Art
und neue Zucht: und Arbeitshäufer zu errichten. Durd) die mildern
rer Tage, durch die feltener vollzegene Zobesftrafe der Verbrecher, find
Zuchthaͤuſer mit Sträflingen aller Art größtentkeils uͤberfuͤllt; aber we
wegen jene firengern Gefege, jene häufigern Todesſtrafen zuruͤckwuͤnſch
härteften Strafen den Verbrecher nicht abſchrecken, hat laͤngſt die E
lehrt. Es find genug Beiſpiele vorhanden, baf während der Zeit, b
Dieb an den Galgen Enüpfte, auf dem Richtplatze ſelbſt Diebſtaͤhle br
den. Das erfte und mirkfamfte Mittel, die Übervoͤlkerung der Zub
und nach zu vermindern — beffen weitere Erörterung jedoch nicht bierh
ift, durch verbefferte Erzichung dee Jugend Verbrechen zu verhüten.
wichtiger Gegenſtand ift der, daß die Zuchthäufer, Ihrer urfprünglichen |
nach, nicht bloß Strafs, fondern auch wirkliche Befferungsanftalten |
und in biefer Ruͤckſicht ift immer noch nicht genug Ernſt bewie ſen worde
iſt die auf.häufige Erfahrung gegründete Bemerkung gemacht worden
haͤuſer, wenn nicht [chlimmer machen, doch nur wenig moralifche Beſſ
Een. Die Eintihtung der Häufer felbft ift Schul daran. Mount
nody nicht ganz verberbten, vielleicht bloß leichtfinnigen Sträfling mit
Boͤſewicht; der junge Verbrecher wird von bem ältern und erfahrener
und nad) feiner Entlaffung aus der Anſtalt dem Staate doppelt gefaͤhrl
wird man einen berüchtigten Verbrecher finden, der nicht früher, viele
ein Mat, Zuchthausſtrafe erlitten Hatte. Die eingeführten Meligionti
‚bie eifrigfien Bemühungen der Zuchthausprediger koͤnnen nur felten hi
dem Andern Befferung bewirken. Es gibt Erin andres Mittel, grögen
tät in den Anſtalten felbft, und die Kolgen derfelben, wenn die Straͤ
entlaffen werden, zu verhüten, als folde Anftalten in 2 Abteilungen
befferungshaus und das rigentlihe Zucht: und Vermahrungshaus, ı
In Sachſen find zu Zwickau die Streäflinge in 2 Claſſen, die härtere u
abgetheilt. ine gleiche Verfügung wurde auch in der 1811 zu Lichen
teten Strafanſtalt getroffen. Auch erkannte die ſaͤchſ. Regierung di
digkeit, Gemuͤthekranke und Waiſen, denen man in fruͤhern Zeiten de:
enthalt mit den Stehflingen ongewieten hatte, abzufondern, und jede
Zuder, Zuderftoff | 559
Talten unterzubringen. — Unter allen Büchern, die über zweckmaͤßigere Eins
der Befängniffe und Zuchthäufer geſchrieben worden, behauptet unftreitig
nr Briten John Howard (f. d.) oft aufgelegte® Werk den Vorzug. (©.
Über Sefängniffe und Zuchthäufer”, im Auszuge a. d. Engl. des Howard,
Per, Leipz. 1780.) Auch H. bringt auf eine Abſonderung der Züchtlinge in
nad) den Braden ihrer Verbrechen und Vergehüung:n, und aufeinen Un⸗
in ihrer übrigen Behandlung, 3. B. in Anfehung ber Koft, der aufexlegten
eo des Benuffes mehrer oder minderer Freiheit zc. Eein Landsmann Mac⸗
zıb deſſen deutfcher Herausgeber, Garve „„J. Macfarlan's Unterfuchungen
Armuth ıc.”, a. d. Engl. mit Zufägen von Garve, Keips. 1785), flellen
als das ſicherſte Mittel dar, die Einrichtung der Zuchthäufer zu verbeffern.
fich freilich dagegen einmenden, daß diefe gutgemeinten Vorſchlaͤge nicht
uısführbar find. Sehr viel hängt hierbei von dem Charakter und dem Bes
De Verwalter ober Vorſtehers ciner ſolchen Anſtalt ab, und es fehlt nicht
»ielen, daß die Derfaffung, die irgend eine Anſtalt diefer Art unter einem
mi geeigneten Vorſteher hatte, unter feinem minder fähigen Nachfolger in
erietb. Bas von Seiten bes Meligionslehrers für die moralifche Verbeſ⸗
we Züchtlinge gethan werden fünne und müffe, hat Wagniz in f. Schrift: -
w moralifche Berbefferung der Zuchthausgefongenen” (Halle 1787), ges
B. auch: Wagniz, „Nachrichten und Bemerkungen über die merkwürdige
Ehaͤuſer in Deutfchland” (2 Thle., Leipz. 1791 fg); „Über Zuchthäufer
Bthausfttafen 2c.”, von C. €. Waͤchter (Stuttg. 1786); D. Anöufchker:
merbannung der Miffethäter zur Bergarbeit“ (Keipz. 1795) und Juſt. Gru⸗
werf. uͤb. die rechte und zweckmaͤßige Einrichtung der öffent!. Sicherheitsinfti=
un Mängelund Vorbefferung’’ (Frkf. a. M. 1801). (Vgl. Sefängniffe.)
Eder oder Zuderitoff heißt überhaupt jebe füße, durch die Gahrung
und in Effig übergehende, im trodenen Zuftande verbrennliche Mates
Kohlenſtoff, Sauerftoff und Waſſerſtoff zufammengefert iſt. Er zer⸗
edene Gattungen, die eigenthuͤmliche Kennzeichen haben. Im Allge⸗
Harnzucker und Honig gehören, und 2) vegetabiliſche, die ſich in allen
hafter Pflanzen finden, und 3) in harten Erpitallificbaren Zudir, der
a) im Zuderrohr, weniger in einigen Baumfäften findet, b) in weichen
Zuder, der theild natürlicher, wie der Zuderftoff der Fruͤchte und
alifirbaren Zucker, der mit den vorhergehenden Gattungen in benfeiben
= aber auch in vielsn allein vorfommt. Der Zuderftoff war ſchon im
—8* bekannt, wo man den Honig, wie auch den Saft ſuͤßer Fruͤchte
eung geiſtiger Getraͤnke und zur Speiſe benutzte. In Indien und Arabien
E. man den an der Luft gehärteten Saft des dort wildwachſenden Zuckerrobts
Dandel bamit. Dan gebraud;te ihn wegen feiner Koftbarkeit nur als Arz⸗
Don früh aber, wie es ſcheint, preften die Araber das Zuckerrohr aus und
n Saft zu Syrup ein. Die Europäer lernten das Zuckerrohr während der
»e Eennen, das aus Dftindien und Arabien und Agypten, Cypern, Candia
„chenland verpflanst wurde, und von hier nach Sicilien kam, wo es ſchon
Babrh. große Pflanzungen gab, fpäterhin aus Stalien nach Suͤdfrankreich,
. (1420) und den canarifchen Infeln gebracht wurde. In Südamerika
man es erft im 15. Jahrh. Eennen, doch iſt ungewiß, cb man es bahin vers
Ber wildwachſend gefunden habe. Nach der Einführung des Sklavenhan⸗
Ses auch in Weftindien angebaut, welches bald fo viel Zuder lieferte, daß
Ae ganıe übrige Weit damit verfehen Ernnte und der Zuckerbau in Europa
In Nordamerika wurde das Zuckerrohr erft im 18. Jahrh. angrpflanzt,
man bie Zuderftoffe in 1) thierifche, wozu unter andern der Milch.
azuder, theils künftlicher ift, wie der Stärkesuder, und e) flüffigen, -
x
[4
cher Form gewann. — Der Saft de3 Zuckerrohrs (arund
aus Waſſer, kryſtalliſirbarem Zucht, nicht LroftaRijirt-arem-
andern Beſtandtheilen, und die Kiuterung beruht darauf, de
von den übrigen Stoffen zu fcheiden. Das reife Rohr wird
Zudermühlen zwiſchen 3 ſenkrecht flehenden hölzernen und
oder eifernen Walzen fo lange ausgepreßt, bis es gang trocker
Mohr, das man in den franz. Colonien begasse nennt, dien
wennene Saft (vesou) wird alsdann In einem Eupfirnen !
Kalt gekocht, um die überflüffige Shure ſegleich zu neutra!
wird nad) einandec ın 3 verfäyiedenen Keſſeln wiederholt. T
in den Kühlbotticy gefüllt, und dann, fo lange er noch waın
die auf einem Roſte über ciner Ciſterne ſtehen, und auf Bein
verftapfte Köcher haben. Die flüffigern Theile des Sifte
troͤpfeln dur) jene Offnungen, und werden zum Theil zu Y
die gelblichen eingedickten kryſtalliſirbaren Theile guck £bleit,
Farinzucker, oder Moscovade nennt. Man rechnet,
rohr LIU Pf. Eaft geten, woraus man 254 Pf. Rohzucker
liche Befchreibung des Verfahrens beim Zuderfieden findet
(hid;te von MWeftindien‘‘) Jener Kehzuder, der durch
und Bodens in Geruch, Gefhmad und Farbe verſchieden I
auf den Zuckerinſeln geläutert. Man thut die noch oatine
miye thönerne Gefäße, welche auf ihre, mit einer verfte
Spitze geftellt werden. Nach ber Abkühlung wicd ter Pfr
den Syrup oder ie Melaſſe auströpfein zu laffen, worauf
ders in der Ferm mit naffen Thon bedeckt wind, deſſen F
nech befindliche Melaſſe verduͤnnt und nad) und nach wegſp
Zrdeunfeln iſi dieſes Verfahren jedoch nicht fe allgemein ı
zöfifhen. Der auf dieſe Art geläutsrte Zucker, den man T
wid Caffonadenennt, wird alsdanı aus den Fornien
getrocknet, gepulvert und nach Europa geſchickt, wo man
Rei dieſem Maffiniren wird bie Gaſſonade mit Kalfwaſſer
Zufall 561
ch ber Verfchiebenheit bes Rohzuckers von ungleicher Güte. Ye Härter und
in Korn iſt, deflo reiner und theurer iſt er, obgleich der feine Zucker nicht
ber geöbere verfüßt. Die raffinieten Zuderforten kommen im Hanbel in
abfleigender Ordnung vor: Canarien= oder Koͤnigszucker (weil man ihn
ı den canarifchen Inſeln erhielt, oder aus canariſchem Rohzucker gewann),
zucker, Ordinaicfein, feine Raffinade, Mitteleaffinade, Ordinairraffi⸗
ser kleiner Melis (nad) ber Inſel Malta genaunt), feiner großer Melis,
roßer Melis, feiner Lumpenzuder, Mittellumpenzucker, ordinair Lumpen:
ver Sandiszuder wird aus einer Auflöfung von weniger concentrirtem Zu⸗
et, die man nad) der Abfiedung in ein mit Zwirnfaͤden durchzogenes Eu:
befäß gießt, wo biefelbe in ber geheisten Darrlammer um bie Faͤden in
anſchießt. Er iſt nach Beſchaffenheit bes dazu gebrauchten Zuckers ent:
Stich, gelb oder braun.
Ahorn, Zrauben, füßengrüdten, Mais und Runkelru:
der Zuder in der Hauptfache ebenfo gewonnen als aus Zuckerrohr. Au:
Zuckerahorn werden auch der Silberahorn, ber gemeine Ahorn und der
n dazu benugt. Der Zuderahorn, der in großer Menge in den weftlis
nden Nordamerikas mächft, bat die Höhe einer Eiche und muß 20 Sabre
she er feine volle Größe erlangt. Die Baͤume werden von Ende San.
Ende des März durch den Splint angebohrt,, und leiden dadurch keines⸗
Bbern geben im Gegentheil mehr Saft, je öfter man fie anbohrt. Ein
be gewoͤhnlich 5—6 Pf. Zuder, der aus dem Safte entweder durch Ge⸗
ber durch Selbſtverduͤnſtung, oder gewöhnlich durch Sieben gewonnen
ſer Ahornzucker ſteht in Eeiner Hinficht unter dem weftindifchen Rohrzu⸗
Berika liefert davon im Durchſchnitt jährlich 135 Mill. Pfund, und zwar
den eignen Bedarf. (S. Ruſh's „Account of the Sugar-Mappletree,
methods of obtaining sugar from it“, Philadelphia 1792), und von
Ahornzucker“ (Hanover 1814).
winnung ded Runkelruͤbenzuckers ift fchwieriger. Unter ben
Abarten des Gewaͤchſes iſt der weiße Mangold (beta eiela alba) das
Der Runkelruͤbenzucker iſt jedoch mit unangenehm fchmedenden
ig vermifcht, daß die Scheidung nicht immer gelingt, und der Syrup
en Geſchmacke gar nicht zu befreien iſt. Man erhält in der Regel von
ben 3—4L Pf. Rohzuder. (Vgl. Achard's „Europ. Zuderfabrication
Heüben ꝛc.“, Leipz. 1812, 3 Bde), und von Koppy’s „Runkelruͤbenzu⸗
Son‘, Brest. 1810.) Kirchhof's Schrift über Staͤrkezucker ſteht im 4.
Memoires de l’academie de St.-Petersbourg”, und eine faßliche Ans
' Bereitung deſſelben gab Lampadius (Freiberg 1812) heraus. Man
u am beften die Stärke aus Kartoffelmeht. In Syrupform iſt der Stärs
den Handel gefommen. Er verfüßt weit weniger ald Rohrzucker, ift
in feinen Eigenfchaften dem Zraubenzuder gleidy, und läßt ſich aud) zu
m und Weineffig benugen. — Der Zuder ift in trockener Luft beftänbig,
ciet beim Reiben im Dunkeln, zerfegt in waͤſſeriger Aufloͤſung die mei⸗
lſalze, befonders den Gruͤnſpan, ſchmilzt bei einer Temperatur über 80°
zerſetzt ſich alsdann, färbt ſich braum und verkohlt fich zulegt. Er iſt
rkſamſten faͤulnißwidrigen Mittelund wird In dieſer Abficht in der Haus⸗
eſonders auch um Fiſche einige Tage frifch zu erhalten, gebraucht.
all, 1) in metaphyſ. Hinſicht. Nach dem Grundfage, daß jede Er⸗
hre Urſache hat, oder durch eine andre Crſcheinung bedingt iſt, gibt es in
inen reinen Zufall, d. i. kein grund⸗ und zweckloſes Ereigniß. Wir res
von Zufall nur in fubjectiver Beziehung, nämlich infofern wir den Zu⸗
ng der Zwede und Urſachen in beflimmten Faͤllen nicht einzufehen im
x. Siebente Aufl. Bd. XII. 8%
568 Zufriedenheit . Zug
Stande find, und das Zufällige tft eine Erſcheinung ober ein Exeignif, I
als bedingt durch ein Andres erkennen, von welchem wir und alfo a
koͤnnten, daß es nicht ober anders hätte fein koͤnnen. Namentlich a
uns etwas als zufällig, inſofern e8 von uns nicht vorausgefehen werden
es als Naturwirkung ober als beſtimmte Folge unfer® Handelns, u
Hinficht nennen wir auch zufällig, was nicht in unferm Willen lieg
gegen unfere Abficht erfolge. Endlich wird auch das Zufällige dem '
entgegengefeßt (und heißt dann accidens) infofern es an einem Andet
dem ſchlechthin Nothwendigen, infofern es bedingt durch ein Andrei ((
nicht durch ſich ſelbſt ifl, und unter Vorausfegung der Bedingung
boben vorgeftellt wird, da hingegen ber legte Grund aller Dinge ©
ſchlechthin nothwendig gedacht wird. Wenn es nun feinen obie
gibt, fo iſt es auch thöricht, ihn zu perfonificiren, und den bfinden ;
sus purus), d. 1. ein regellofes Werden und Vergehen der Dinge, zu
machen. 2) In juriflifcher Bedeutung nennt man Zufall ebenfalls ein
nicht in der Willkuͤr bes Handelnden liegt. Dies ift wichtig zu beflim
den juriftifchen Folgen eines Ereigniffes (Nutzen oder Schaden) und ve
nung die Rebe ifl.
Zufriedenheit nennen wir gewöhnlich ben bauernden Gen
vermöge deffen der Menſch feine Schickſale und Verhaͤltniſſe feinen |
gemeflen findet. Unter Selbftzufriedenbeit In&brfondere vor
Zufriedenheit des Menſchen mit feinen Handlungen. Iſt diefe Zuftie
haft gegrlindet, fo entfpringt fie auß der Übereinflimmung unferer Ha
Sefinnungen mit den fittlihen Soderungen des Gewiffens und d
Verhättniffen, in welchen wir die fittliche Aufgabe zu verwirklichen!
wahrhaft fittlicy ihrer Form nach, fo artet fie nicht in Stolz und aitlı
ligkeit aus, welche das ſittliche Fortfchreiten hemmen und unterbrüden
die wahre Zufriedenheit des Geiſtes bie auf fein inneres Kigenthumy
nig£eit mit fich felbft, womit zugleich die Einigkeit mit ber Welt, um
denheit mit dem Außern insbefomdere verbunden Ift, inſofern Eein duf
jene Einigkeit rauben, kein noch fo großes Gluͤck fie zu vermehrnä
Sie nimmt den hödjften Charakter an, infofern fie religiös woird, =
Ungluͤck als Mittel, feine fittliche Gefinnung daran zu beweifen, au
Ein heiter Temperament und Gewoͤhnung die guten Seiten der D
hen, mögen die Zufriedenheit unterftügen, bie Hauptſache aber iſt
ſche beſchraͤnken, fein Streben auf unvergängliche Güter zu richten,
fehung unbedingt vertrauen.
Zug. Wenn 2 Körper folhergeftalt in zufammenhängender
ftehen, daß die Bermegung des einen das Nachfolgen des andern bewirl
einem Wagen gefpannten Pferde eins ber gewöhnlichften Beifpiele abı
man, ber eine Körper ziehe den andern. Diefer in der Erfahrung
darftellende Umftand führt in der Theorie auf anziehende Unterfuce
3. B. an einem über einer Rolle laufenden Faden ungleiche Gewichte
wird daß größere finfen und, das kleinere nachziehend, ein Steigen u
ſachen. Die hierbei ſich ergebente Befchleunigung ift, wie man le
ein in der Maſchinenlehre michtiger Gegenftand, und bie Theorie I
darnad) aus dem verfchiedenen Gewichte ber beiden Maffen beantwe
Unterfuchungen find befannt unter dem Namen der Theorie der ÜÜb
werden ausführlicher in den Lehrbüchern der Maſchinenlehre bebantelt
wir Buͤrja's „Grundlehren der Statik" (Berl. 1789) namhaft made
Zug, der kleinſte unter ben helyetiſchen Cantonen, liegt zwiſch
Zürich, Scrony, Rurern und Aarau.“ Sein Flaͤcheninhalt betrsgt a
Zugvoͤgel | Zumfteeg 663
Beſchaffenheit nach zerfällt er in 2 Theile, ben füböftlichen und norbweſtli⸗
ovon Diefa: fruchtbarer Thalboden und erfterer Gebirgsland if, wo jedoch
Hrgögipfel nicht 5000 Fuß erreichen und meiſtens fanft fich herabfenken.
zoßen Raum des Landes nehmen ber Zugers und der Egerifee ein. Die Ein-
deren Zahl etwas über 14,700 beträgt, find deutſchen Stammes und bes
ich zur kath. Kirche. Sie befchäftigen fich faft ausfchließlich mit Viehzucht
ſtbau. Das Volk befige die hoͤchſte Macht und übt fie thells in der Landes»
e, theils in den verfaffungsmäßigen Gemeinden, deren Abgeorbnete im drei⸗
dandrathe figen. Der dreifache Landrath ift die gefeßgebende, und ber Gan-
y die vollgienende Behörde. Zum Bunbesheere ftellt der Canton 250 Mann,
Gelbbeitrag befteht aus 1250 Schweizerfranten. — Der Hauptort iſt die
Bug, mit 2800 Einw., am Zugerfee und am Fuße des Zugerberges, in
= angenehmften Lagen, von blumenreichen Wiefen, Obftgärten, Eleinen
zgen und fhönen Randhäufern umgeben. Den Eee begrenzt gegen Mittag
k, Hinter ihm fleigt der Pilatus auf, und in ber Gerne ragen bie befchneiten
ber bernifchen Hochgebirge hervor.
wgpögel, f. Vögel.
widerfee (Süberfee) , ein Meerbufen der Norbfee, von den hollaͤnd. oder
. Provinzen Holland, Oberyffel und Friesland ıc. umgeben. Seine Flaͤ⸗
t57 OM. Sin einer frühen Periode fcheint er ein See geweſen zu fein,
eftliche® Ufer von den Wellen verfchlungen wurde. Die Lage der In⸗
del, Vlieland und der Sandbaͤnke an feinem Eingange, der dadurch für die
Wet fehr unſicher wird, fpricht noch jegt dafür. Der Handel von Amſter⸗
wbht vornehmlich auf feiner Lage an ber Zuiberfee. Im Süden fleht der Bu⸗
barlemer See (Meer) in Verbindung. Unter den ſich hineinergießen-
iſt die Yſſel der größte. Die große Fläche macht bei Stürmen die Schiff:
Bleine Fahrzeuge fehr gefährlich. Indeſſen zieht man den Weg über ihn
en Holland nad) Friedland vor, um ben Umweg länge ber Kuͤſte zu er⸗
a8 y, der Pampus, find Theile des Zuiderfeed, wovon das erflere ein
‚gu welchem der Legtere als Meerenge führt. Das Y macht die Verbin:
barlemer Meer. Ä
ich au, Kreisft. im Regierungsbezirke Frankfurt der preuß. Provinz
g, liegt 24 Meil. von Berlin, 1 Stunde von ber Ober, hat 4700 E.
und ein mit einer Erziehungsanſtalt und feit 1766 mit einem Paͤdago⸗
denes Waiſenhaus, welches von dem Nablermeifter Steinbart 1749
den ift. Es blüht unter der Leitung bes Hofraths Steinbart. Auch
ſich hier ein Schultehrerfeminar und ein Poſtamt. Zuͤllſchau hat Weberei,
Iu.a. Fabriken. Es gehörte nebft dem zuͤllichauer Kreife (14 LIM., 30,000
sen Derzogth. Kroſſen, das 1538 an Brandenburg fam und mit der Neu⸗
Wunden wurde.
um fleeg (Johann Rudolf), der berühmte deutſche Liedercomponiſt, war
n eines würtemberg. Kammerlakaien. Er wurde 1760 zu Sachfenflur im
sgrunde im Rittercanton Odenwald geb. umd auf Bitten feines Vaters ſpaͤ⸗
je militairiſche Pflanzſchule auf der Solitude bei Stuttgart aufgenommen.
ich beflimmte man ihn zum Bildhauer, aber fein muſikaliſches Talent ſprach
eutlich aus, als daß man hätte anftehen koͤnnen, ihn von einer Bahn zus
Ben, auf der er in der Kolge mit fo vielem Beifall wandelte. Die herzogl.
war damals reich an vorzuͤglichen Mitgliedern, 3. genoß den Unterricht der
ihſten Meifter mit vielem Erfolge. Schon während feiner akademiſchen
m componicte er mehre Gingfpiele, Cantaten und bie Befänge zu Schiller's
en", deffen Jugendgefährte und vertrauter Freund ee war. Als er hierauf
loncelliſt bei der herzogl. Capelle angeſtellt wurde, componirte er Klopſtock's
BS *
und „Das Pfauenfeſt“ die gelungenften. Gleichwol wollte
Gtavtercomponiften wiedererkennen. Außerdem hat er einig
taten componirt. Die meiften f. Compofitionen hat er bei E
Leipzig erfcheinen laffen. Im ber Wahl f. Texte und in de
handlung berfelben zeige ſich ein mit Poeſie befreundeter Siı
find leichtfaßlich und vornehmlich im Gentimentalen treffend.
an Charaktermannigfaltigkeit und tiefer Originalität, befonb«
derungen. Seine Begleitung kommt uns jet etwas lese un
Baͤſſe oft geroöhntich vor. Auch in Hinficht der Modulation
bildungskraft nicht genug. Dies iſt wol der Grund, warui
Lieder feltener gefungen werben ; doch gibt e8 mehre berfelben
Bebentfamkeit zorgetragen , überall anfprechen müffen und ı
Liebes angefehen werben Eönnen. Auch als Menſch war 3
Der Bildhauer Dannecker hat feine getroffene Bäfte zum Bı
kauft. Seine hinterlaffene Tochter bat ſich ebenfalls durch 1
kanntgemacht
Sunftwere n. Eine Zunft oder Innung heißt eir
werbleuten, bie zur Betreibung ihres Gewerbes außfchliegend |
beftimmte gefelfchaftlihe Verfaffung haben. Die Benem
wirb zwar zumeilen gleichbedeutend mit jenen Ausdruͤcken geb
nicht auf eine Verbindung von Handwerkern zu befchränfen,
Zwede fich zu beziehen, und die Gilden, urſprimgiich Verbi
ten, waren älter al6 bie Handwerkerinmungen. Das Wefen
dem Rechte dee Gewerbetrelbenden, als moralifche Perfone
Sewerbs angelegenheiten zu machen ‚und bie verbindende K
Andre außer ihrer Genoffenfchaft auszudehnen. Diefe Befi
mar mit der Zunftverfaffung feit ihrer Entftehung auf da® ge
befteht noch immer In einzelnen Xußerungen, obgleich das €
talt, ſich alle Gewerbverhaͤltnifſe umterzuorbnen, die ehemal
Bünfte Immer mehr beſchtaͤnkt hat. Schon im frühen Atı
fumgen des Volkes nach feinen Befchäftigungen, aber die ans
Bunftwefen 565
em, mögen überreſte jener roͤmiſchen Einrichtungen ober Erinnerungen an dies
bei der Stiftung der Zünfte mitgewirkt haben, bie fi) von felbft als treffliche
ldarboten, den Bürgerftand emporzuheben und ihn burch Einigung zu einem
gewichte bed Adels zu machen. Mit dem Auflommen der Städte, als Sis
r aus; ckildetern Betriebfamkeit, und der Gründung flädtifcher Verfaffungen,
t die Ausbildung der Zunftelnrichtungen, und ber Hauptgrund, warum ſich
ttelalter die induftrielle Gewerbfamkeit neben der Landwirthſchaft, die bei den
m und Römern ausfchliefend geachtet wurde, entwideln konnte, liegt in ber
Inbigkelt, welche die Gewerbleute durch die Ausbildung des Stabtwefens und
re Daraus hervorgegangene Sicherung ihrer bürgerlichen Freiheit erlangten.
laͤßt fich die Zeit ber Entftehung diefer Gewerbvereine In Italien nicht ange:
bgleich man ſchon im 10. Fahıh. Spuren derfelben, und 5. B. in Mailand
werbtreibenden unter dem Namen eredentia vereinigt findet, gewiß aber ift,
gere Verbindungen ber Gewerbleute [yon im 12. Jahrh. beſtanden, die im
ven bereits im Befige politifcher Wichtigkeit geweſen zu fein fheinen; ja man
“on ums biefe Zeit die Ausartung der Anftalt inbenfelben Mißbraͤuchen, wor⸗
san mehre Jahrhunderte fpäter in Deutfchland Hagte. Als man die Vor
er innigern Verbindung erkannte, ging man in ber Stiftung ſolcher Genof-
ten immer weiter, und bei dem Kampfe des Bürgerftanbes gegem den Adel
jn ben Zünften der Widerftand aus, den das demokratiſche Element dem ariſto⸗
ven entgegenfeste. Die Zünfte wurden, ſobald der Bürgerftand Einfluß auf
ng befam, bie Grundlage der Verfaffung, und Feder, der am Stabt:
pt Antheil Haben wollte, mußte Mitglied einer Zunft fein. -
Mad) in Deutfchland hing bie Entflehung der Innungen genau mit ber
mg flädtifcher Verfaffungen zuſammen, und wie biefe verfchlehen waren, je
pn in Städten roͤmiſchen Urſprungs ſich die alte Gemeindeverfaffung schalten
sder römifche Städte dem Hofrechte oder berifchaftlichen Schutze waren uus
worden, oder die alte Berfaffung freier deutſcher Bemeinden fortbauerte,
auch die Werhältniffe ber Handwerker verſchieden. Sa ben Älteften Zei⸗
die Gewerbe im Aligerseinen in ben Händen ber Härigen, und, wie es
ch unter Karl d. Gr. wurden fie auf den Gütern der größern Eigenthuͤ⸗
Beibeigne betrieben. Nur mit Geſchaͤften der Kaufleute war die Hoͤrig⸗
nbar. Doͤgleich es aber allerdings früh fchon neben den Hörigen auch
werker gab, fo flanden doch vor Entflehung des Weichbilbrechts auch dieſe
Ößern Gemeinden unter herefchaftlichem Schuge und Hofrecht, ausgenom⸗
Staͤdten römifchen Urfprungs (wie in Koͤln), wo dies nicht der Fall war.
leſem Rechte hatten fie, ais eine eigne Glaffe von Dienftleuten der Herrſchaft,
eine Art von eigner Verfaffung unter Meiftern jeder Genoffenfchaft, wie
m älteften Stadtrechte von Strasburg, das ins 15. Jahrh. hinauf, ureichen
und aus biefem Verhältniffe mögen ſich die Zünfte groͤßtentheils entwidelt
(Bergl. Eichhorn's „‚Deutfche Staats» und Rechtsgeſchichte“, Bd. 2,
ſen Abhandlung über den Urfprung der flädtifchen Verfaſſ. in Deutfchland,
Zeieſchr. für geſchichti Recytsroiffenfchaft", Bb. I, H. 2, und Bd. II, H.2,
Umann’s „Geſchichte des Urfprumgs der Stände in Deutfchland”, 3 Bde,
kt a. D. 1808.) Die Ausbildung der meiſten Innungen in Deutfchland
die legte Hälfte d. 12. Jahrh., und bie ausgemacht aͤlteſten Brifpiele find
e der Zuchfcherer und Krämer in Hamburg (1152), ber Bewandfchneiber,
und Wollwaarenhaͤndler (1153) und ber Schuhmacher (1157) in Mag⸗
Die Zünfte wurden von Kaiſern und Fürften bald begünftigt, balb unter⸗
je nachdem man die Städte oder den Adel beguͤnſtigen wollte. ine polis
Sebeutung aber erhielten bie Sewerbgenoffenfhaften erſt im 13. Jahrh.,
denn in den folgenden beiden Jahrh. der Antheil am Stadtergiment eine
666 Zunftwefen
Folge ihres ſiegreichen Kampfes gegen bie ältern Bürger wurde, Die im d
am Rhein und in Suͤddeutſchland Geſchlechter ober Hausgenoſſen hiche
welchen früher die Stadtaͤmter außfchließenb beſetzt werden mußten
verbindung wurde fo maͤchtig, daß ſelbſt freie Beſchaͤftigungen, bei nd
nomifcher Hinficht die Benoffenfchaft keinen Nutzen haben konnte, ſich
Schutz begaben. Die politifche Gewalt derfelben aber mußte ber befı
deshoheit weichen, und ſelbſt hinfichtlich ihrer gefellfchaftlichen Eimicht
fie durch biefe immer mehr beſchraͤnkt.
In Frankreich entfiand bie Zunftuerfaflung gleichfalls nad
dung ber flädtifchen Freiheiten, wurde befonders feit Ludwig IX. I
meiner verbreitet, aber nirgend war fie auch durd, Ausartang fo drid
derblich geworden, als fie es vor ber Revolution war. — In Englaı
Sewerbgenoffenfchaften nicht die Eigenheit ber deutſchen Zünfte, f:
bei ihrer Beziehung auf das bemokratifche Element der Verfaffung
Seite vorherrſchend. Der Urfprung dieſer Genoſſenſchaften fleigt au
Zeit der Ausbildung ber ſtaͤdtiſchen Verfaffung hinauf. In den Su
derem gibt, iſt ber Zuſammenhang ber Zünfte mit ber Vertretung bed
bes und ber Verwaltung des Gtabtregiments ſichtbarer geblieben als a
Lande. Die Rechte eines felbfiftändigen Gewerbebetriebs, oder eines fı
nm durch Kauf ober durch Aushalten einer beſtimmten Lehrzeit erwe
nach deren Verlauf, da Leine Gefellengeit flattfindet, das Meiſterrecht
res getwonnen iſt. Gewerbfreiheit aber, die in ben nicht corporirten €
nicht durch überreſte dee Gilbenverfaſſung beſchraͤnkt wird, gilt M
Grundfag, daher wird auf bie Befchaffenheit des Gewerbes Leine |
nonmen, fonbern e8 ſteht Jedem frei, fich zu einer beliebigen Zunf
und ba das Hauptvorrecht ber Gilden in dem ihnen zuſtehenden Well
fo laffen fich ſelbſt Nichthandwerker aufnehmen, um dieſes zu erlangen.
Die Innungen waren im Mittelalter, wo Bollöbildung und Bi
Gewerbe noch auf einer niedrigen Stufe flanden, wo biefe Vereine I
ihrer Mitglieder weckten und die vorhandenen technifhen Kenntniffe i
bewahrten und fortpflanzten, heilfame Anftalten. Aber gerade die U
den Gewerbmann zur Gerbfiftändigkeit erhoben, gaben feiner Betrid
dem Zunftwefen elgne felbftfüchtige Streben, das ſchon in jener frühen!
bitbete. Der Handwerker fuchte nur in außfchließender Berechtigu
übung feine® Gewerbes, ber Kaufmann nur in Monopolen feinen Ber
Folge davon war, daß, während ber ſtaͤdtiſche Gewerbmann und Kauf
thümer fammelten, der größere Theil bes Volkes, bie Landbewohner,
induſtrielle Gewerbſamkeit die Zünfte ohnehin früh eine feindſellge St:
men, arm blieben. Der höhere Wohlſtand, wozu in den Niederland
und zugleich das platte Land gelangten, fcheint gerade barin gegrümd
fein, daß man hier freifinnigern Anfichten Im Gewerbweſen folgte um
poliengeift nicht fo fehr die Oberhand gewinnen ließ, als es in Deutfä
ns Fey die Hemmung des Wohlſtandes der Landbetwohner auch
elbſt litt.
Die Hauptzwecke der Zunftverfaffung find: Sicherung bet U
eine beftimmte Anzahl von Gewerbleuten und Bewahrung ber eiım
gerworbenen Kenntniß bes Gewerbbetriebes. Der erſte Zweck wird du
kung der für eigne Rechnung arbeitenden Bewerbleute (Meiſter) erzeid
ſchloſſenen Bewerben in der Zeftfegung einer beſtimmten Anzahl ven
jeben Ort beſteht, bei ungefchloffenen aber durch bie erſchwerte Erwerb
ſterrechts berotrtt wird. Der antıre Ar wirt hetichert durch Einthei
lichen Arbeiter nad Ihrer Üyatiätet und non; ur drin ir
Zunftwefen,, Gewerbefreiheit 567
ag ber Nichtmeifter in Lehrlinge und GBefellen, durch das Erfoberniß einer
sit von beflimmter Dauer, durch das Wandern ber Befehlen, bucch die Vers
Seit zur Verfertigung eines Meiſterſtuͤckes, und endlich durch die Abweh⸗
»Ber Derjmigen, weldye ein Gewerbe treiben, ohne ſich geſetzmaͤßig die Erlaub⸗
gu erworben zu haben. Das Verhaͤltniß zünftiger und freier Gewerbe ift in
denen Theilen Deutfchlands verfchieben, im Allgemeinen aber find, außer
Egentlichen Handwerker, die meiften Äußerungen der induftriellen Bewerb»
Beit zünftig, und bei aller Durch den Begenftand ber Thaͤtigkeit bedingten Ders
mheit der Berfaffungen einzelner Innungen treten die angegebenen Zwecke bes
zwanges überall ein. In mehren biefer Eigenheiten ber Zunftverfaffung
bie Keime zu Mißbraͤuchen und Hemmungen der freien Bewerbthätigkeit,
B fo nachtheiliger wirken mußten, je mehr bie Gewerbſamkeit fich ins Große
itet und Manufacturfleig und Handel zunahmen. Die alte Einrichtung
Infte und der flarce Zunftziwang wurden daher immer mehr als ein Drud
mden, ber die Fabrication nieberhielt. Schon in frühern Zeiten fuchte man
sstfchland durch Reichsgeſetze (befonber® 1731) und durch Landesverordnun⸗
m alten Mifbräuchen des Zunftzwanges abzuhelfen, ohne jedoch bie geſell⸗
en Rechte der Vereine anzutaften. In neuen Zeiten aber fegte man ber
Berfaffung die Gewerbefreiheit entgegen, und Frankreichs Beifpiel ward
Deutfchland befolgt. Die Gewerbefreiheit muß allerdings ald Brundfag
8* gehandhabt werden, weil in rechtlicher wie in ſtaatswirthſchaftlicher
der Menſch die freieſte Ausuͤbung ſeiner Arbeitsfaͤhigkeit erhalten muß.
chraͤnkung ſeiner Gewerbthaͤtigkeit ſtoͤrt ihn in dem Rechte, ſich durch ſeine
Pſamkeit Guͤter zu erwerben, und Niemand darf ihn deßwegen an der Aus⸗
beſſelben hindern, weil etwa durch bie Mitbewerbung des Andern bie Eintraͤg⸗
Bieiner eignen Gewerbthaͤtigkeit beſchraͤnkt wird. Auch hier aber iſt es unver⸗
we Folge ber fortſchreitenden Entwickelung, das Hemmende und Widerſtre⸗
zuſtoßen, und je mehr die Zunahme der Fabrication und des Handels die
Negung der Thaͤtigkeit verlangen werben, deſto ſchwieriger wird es fein, bie
niſſe und Anmaßungen der Zuͤnfte zu erhalten, die ſich offenbar uͤberlebt
Es bedarf keiner Vereine mehr, Kenntnifſe und Fertigkeiten zu erhalten,
bürgerliche Geſellſchaft unverlierbar gewonnen hat, und was früher das
bewirkte, leiften jegt voltommener die vermehrte Mitberverbung in der
gung, und das Beſtreben, die Zunftgenoffen In vorzüglicherer Arbeit
em Abfage zu übertreffen. Das Nachtheilige jener Genoffenfchaften
onders in dem Verbietungsrecht und ber Befchloffenheit berfelben,, in ber
keit ber Lehrjahre und in der Befchräntung der Gewerbleute, nur zünfs
Berzichtete Gefellen annehmen zu dürfen. Das Wandern ber Gefellen, das
wech zu ben Nachtheilen gezählt hat, ift zwar jegt bei der ſchnellen Verbreitung
Erfindungen, in Hinficht auf techniſche Ausbildung weit weniger nüglich als
, läßt fi) aber, bei gehoͤriger poligeilicher Aufficht, infofern vertheibigen, als
s jungen Handwerker die Vortheile des Reifens für feine allgemeine Bildung
zen kann. Die Vertheidiger der Zuͤnfte, die nur zeitgemäße Umgeftaltung
I, glauben mit dem Weſen jener Anftalten bie Gewerbefreiheit vereinigen zu
a, wenn die Gefchloffenheit der Innungen, wo fie in der beflimmten Zahl
ewerbetreibenden befteht, mit billiger Entfchädigung für die durch Privilegien
Rechte, aufgehoben, Jedem ein Gewerbe auf die ihm beliebige Art zu
‚und dem Meifter erlaubt würde, Gehülfen zu fuchen, wo er fie erhalten
Es ift nicht zu leugnen, daß fchon dieſe Umbildung viele Hemmungen ber
Gewerbthaͤtigkeit entfernen würde, und allerdings iſt auch bie Bemerkung zu
en, daß man bei der Frage über Beibehaltung oder Abfchaffung der Zünfte
nur einfeitig dem rechtlichen und ſtaatswirthſchaftlüchen Gehdytägumtt hrdatt-
das Zunftwefen und bie Folgen feiner Aufhebung” (2. Auf
gen Ihn Litenman in den „Helbeib. Jahrb.“, 1817, Maͤ
die Bedeutung der Gewerbe Im Staate u. ſ. w “ (Honam 1821
mes", XVI. — Über die rechtlichen Verhältniffe des Bm
land fehe man: Ditloff's (Erlangen 1803) und Kulenka
Schriften über das Mecht der Handwerker, und Ortloff's „E
nungsgefegen u. Verorbn. fär bie Handiverker.” (Erlangen U
Bunge, ber fleifhige, mit Haut umgebene Körper I
wir in die Wurzel, die Im Rachen am Zungenbeine befeftigt i
die Spige theilen. Die Haut, melde die —X umgibt, ifl
die den Mund Im Innern überhaupt Äberzieht. Im Ganyen
gefäßreich, auf der Fläche fehr ende, weil ihre Gefäße viel
der Schleim im Munde fie befeuchtet. Unten ſchlaͤgt fich
und bildet das Bungenbänd hen, das bei neugeborenen
weit vorgeht und bann einen kleinen Einfchnitt fodert (bie Li
Die Zunge Ift da8 Organ bed Gefchmads. Zu diefem Zwed
reihen Zungenmwärgcdhen am hintern Theile, davon gro!
deutender Größe find. Es befichen diefe Wärzhen aus fe
Mervenenden. Die Zunge felbft beſteht aus Muskeln, bie ihı
Rachen befeftigt ift, erlauben, fid nach allen Richtungen im SIR
auf ale Weife zu verändern, um fo die Speifen nicht nım ı
auch theils theis in die Speiſ⸗
um zur Sprache zu dienen u. f. f. WBW
Menge, von den Nerven aber iſt nur einer, der vorzüglich a
Baden iſt, Inwiefern er fich bis in die en
Zungen wurden bie Nationen oder Provinzen gen
ſonſt der Malteſerorden theilte. Diefe waren Provence, 2
Statien, Aragonien, Deutſchland, Caſtillen und Englant
territter.)
Zur echnung (Imputation) iſt das Urtheil, wodur
freien Urheber einer mit Befolauna ober ilbertretuna fittficher
Züri) (Ganton) 669
a Dem thım koͤnnen, was er gethan hat. Wahnfinn, Kindheit 2c. hebt das
Burechnung auf. Hieraus folgt, baß die Zurechnung und die daraus fol
Zerbienftlichkeit oder Strafbarkeit bei Erfüllung oder Überteetung des Ges
wfchtebene Grabe bat, melde von den Graben der Freiheit des Handelnden
»u. Die bürgerliche Gefesgtbung fchreibt zur Beurtheilung des Grades der
ungsfähigkeit folgende Regeln vor: Einem Menſchen wird feine Hands
a defto mehr zugerechnet: 1) je weniger äußere Beranlaffungen und Gründe
exe finnliche Reise er hatte, fie zu begehen; 2) je färker fein Worfag dabei
)) je mehr er aus eigner Kraft und mit eignen Mitteln dazu gewirkt hat; 4)
Iger und zahlreicher die Folgen feiner Handlung find, und je deutlicher er fie
ih oder vorherzufehen fähig war; 5) je mehr er Zeit hatte, die Handlung
legen und fie wirklich überlegte. Mur diejenigen Bolgen, welche die Hand»
eich nachſichzieht, und nur fo viel als ber Handelnde dazu beigetragen
eb ihm zugerechnet, und zwar das von ihm Beabfichtigte mehr als das ohne
Hicht Geſchehene. Jedoch fichert auch bie genauefte Beobachtung diefer Me:
völlig vor Itrthum, da die Richtigkeit des Urtheils über die Handlung eis
yern zu fehr von ber Kenntniß und unbefangenen Anficht dee Indivibualität,
geftufe und Gemüthsflimmung deffelben, der Verhältniffe und Umftänbe,
eichen er handelte, alfo folher Dinge abhängt, die ein fremdes Auge nicht
men uͤberſehen und würdigen fann. Daher wird vor menfchlichen Richter»
die Zurechnung, auf welder das Straferkenntniß oder bie Entfcheibung
ſters in Griminalfällen beruhet, auf Das, was von der Außenfeite und Wir,
nee Dandlung bem Thäter erweislich zuzufehreiben und nach bürgerlichen
gu ruͤgen ift, eingefchräntt, das Urtheil über den Innern Werth oder Un⸗
erfelben aber Gott und dem eignen Gewiſſen des Thaͤters überlaffen. Vor
höheren Bichterfluhle muß dem Menfchen begreiflicherweife eine viel größere
"son Handlungen und jede bderfelben in andern Graden der Schärfe ober
chnet werden als vor dem irdifchen Richter. Was diefer als eine leichte
behandelt, iſt oft nach den Grundfägen der chriftlichen Moral eine
de. Die ältern Theologen glaubten aus Roͤm. 5, 12 [chließen zu müf: .
it die Suͤnde Adams allen Menſchen zurechne ; doch ift dieſe harte Lehre
m von den proteftant. Theologen allmälig aufgegeben worden. E.
sich, der erſte dee 22 Cantone der helvetifchen Eidgenofienfhaft, nach
unter ihnen feflgefegten Rangordnung, und einer der 3 Vororte oder
be, welche abwechfeind die Bundesangelegenheiten leiten (f. Schweizeri⸗
Hdgenoffenfhaft), grenzt an da® Herzogthum Baden und bie Can⸗
khafhaufen, Thurgau, St.: Gallen, Schwyz, Zug und Aarau. Er ent»
#33 (nad) 3. 45) IM. 224,200 Einw. (in 6 St., 8 Mitefl., 149 Ges
n, 467 Drf.), folglich 6790 Menſchen auf einer Quadratmeile, und ge:
ber zu den am meiften bevölterten Gegenden der Schweiz. Mit Ausnahme
Berge von mittlerer Höhe (davon die hoͤchſte Spige, der Hoͤrnli, fi) 3589
ber das Meer erhebt) befteht der ganze Canton aus Hügeln und Ebenen.
llich 2 Bergketten von S. nah N. laufend, durchſtreichen denfelben. Die
shntere und höhere (bie Allmannslette) folgt ber auf derfelben entfpringenben
ich; diefer gegenüber, gegen W. zieht die andre Bergkette, ber Albis, fidh
ab bildet mit ihr das Thal, in welchem der Züricherfee mit feinen lieblichen,
gebauten Geſtaden und bee Hauptflabt liegt, und in welchem die wilde Sihl
Bfinmmat fließen. Der fruchtbarfte, flachfte Landftrich ift nordoͤſtlich von
mannskette, zwiſchen der Toͤs und dem Rheine, bis Schafhaufen. Das
ſſt mild, und der Boden ergiebig, beſonders durch den unermüdeten Fleiß
vohner; denn im keinem Santon hat der Landbau eine höhere Stufe ber
hmenheit erreicht; ſehr betraͤchtlich IE auch der Wein-, Obſt⸗ und Gemuͤ⸗
870 Züridy (Stadt)
febau. ‚Schöne ausgebehnte Walbungen befinden fich in verfchieben
die Viehzucht iſt anfehnlich, und von Mineralien gibt es befonder# 7
Eohlen. Allein diefe beträchtlichen Erwerböquellen werben von ben
“ überwogen, die nach und nad) fid) von der Stadt über dem ganzen
breitet haben. or der ſchweizeriſchen Revolution waren mit benfelt
Menfchen beſchaͤftigt. Es beftehen an 50 engl. Spinnmafchinen,
druckereien, mehre Sattunfabriten, auch werden von einzelnen viele
baummollene Tücher und Muffelin verfertigt; bie Seidenfabriken
anfehnlih. Die Einw. find deutſchen Stammes und befermen ſich,
me zweier Gemeinden, zu der reformirten Kiche. Der Canton ifl
feiner befondern Staatsverwaltung, ariſto⸗demokratiſch. Die Regie
Händen des großen und Beinen Rathe. Immer, aus 212 Mitglie
gibt die Befege und uͤbt die fouveraine Gewalt aus; ber kleine Ratl
dem großen Rathe gewählte Mitglieder bilden, hat die Wolziehung !
entfcheibet in letzter Inſtanz, legt aber bem großen Rath Rechnung ı
waltung ab. 2 Bürgermeifter führen abwechfelnd ein Jahr hindurch
beiden Räthen. Über geiftliche Angelegenheiten führt der Kiechencatt
fachen der Erziehungsrath, beide aus mehren Mitgliebern beſtehend,
fiht. Dee ganze Canton ift in 11 Amtsbezirke getheilt, deren jedem
mann vorfteht. Die erfte Inſtanz machen die Sriedensrichter. Die
Cantons betragen über 671,000 Schweizerfranken, die Ausg. etwas
Bundesheere ftellt er 3700 Mann, und fein Geldbeitrag if auf 74,4
franten angefegt. — Zürich, bie Hauptſt., liegt an ber ſchnell fi
mat, da, mo fie aus dem Züricherfee heraustritt, in einer uͤberau
und fruchtbaren Gegend. Die Limmat, welche im Canton Glarus e
fange die Linth heißt, und erſt bei Zürich den Namen Limmat erh
Stadt in 2 ungleiche Theile, weiche buch Bruͤcken mit einander v
Die Stadt ift mit Wall und Graben umgeben und hat in 1160 9.1
Unter den Öffentlichen Gebäuben zeichnen ſich vorzüglich aus: dasgı
in welchem der Staatsſchatz verwahrt und bei welchem ein Chorcherra
Srauenmünfter, das anfehnliche Rathhaus, das fehr zweckmaͤßig eing
fenhaus, eins der fchönften Gebäude, die 2 Zeughäufer, das ganz ne
u.f.w. In dem ehemaligen Zunfthaufe zur Meife Hält die Tagſat
fammlungen. An dem 1520 geftifteten akademiſchen Gymnaſium odrı
find 14 Profefforen angeflellt. Die vom Prof. Ufteri 1773 errichtete
ift das Mufter für andre Anftalten diefer Art getvorden. üÜberhau
Unterrichts» und Erziehungsanftalten, ale das politifche Inſtitut
fünftiger Staatsmaͤnner, das polgtechnifche Inſtitut, das medicmiid
Inſtitut mit 17 Profefforen, das Collegium Humanitatis u. f.w. ;
verfchiedene literarifche Kunft> und andre Sammlungen, 5. B. die €
nebft dem Münzcabinet und dem Relief von + ber Schweiz; bie an:
reiche Bibliothel der Chorherren; die phyſikaliſche Geſellſchaft beſidt
bliochet, ein Naturaliencabinet und vortreffliche Snftrumente; fern
Eenfaat, einen botan. Garten. Auch Privatperfonen (Schinz, Efcher, |
haben Kunft: und Naturalienfammlungen. Es gibt Privatvereine für
und patriot. Zwecke. 4 Buchhandiungen befinden ſich hier, worumter |
Fuͤßli u. Comp. die bedeutendfle Verlagshandlung iſt und die größte,
gerichtete Druckerei der Schweiz unterhält. Die zuricher Gelehrten |
ter allen Schweizern am meiften ausgezeichnet. Ulrich Zwingli, zwa
rich geb., hielt bier am 1. San. 1519 feine erfle Predigt und legte hi
zu der Blaubendänderung , Vie A vun Ari aus weitet in ber Od
tete. Die Namen Baum — M Tireraknr, era ala Tücher -
Züricherfee 571
(Beide rüflige, literariſche Kämpfer gegen Gottfcheb), Conrad und Salomon
r, Heidegger, Lavater find in dee Gefchichte der deutfchen Literatur bekannt.
fe Landleute ber Umgegend von Zuͤrich haben zum Theil viele Bildung; Hir⸗
Philoſophiſcher Bauer“ liefert ein Beifpiel davon. Die Sitten der Einw. Zuͤ⸗
ind einfacher und ftrenger als in verſchiedenen andern großen Städten ber
iz; Pracht: und Polizeigefege halten fie immer in gewiffen Schranken. In
herrſcht große Induſtrie; diefe Stadt ift nebft ben zundchft liegenden Dir:
e Mittelpunkt, in welchem ſich bie verfchledenen Gewerbzweige, die durch
zßten Theil des Cantons verbreitet find, vereinigen. Außer den fchon er=
n Baummollm>, Muffelins und Seidenmanufacturen gibt e8 hier Fabri⸗
Taback, Tapeten, Strohhäten, Taftſchirmen, Talglichtern, Seife, eine
sgießerei, viele Gerbereien und Färbereien. Mit den Erzeugniffen diefer Fa⸗
wird eim beträchtlicher Handel getrieben, aud) der Getreides und ber Weins
» fomwie der Speditionshandel zwifchen Deutfchland und Stalien find bedeu⸗
and die hiefigen Banquierd machen große Wechſelgeſchaͤfte. In der Stadt
Bindenhof ein angenehmer Spaziergang, und vor ber Stadt ift der Schuͤtzen⸗
me von der Sihl und Limmat beim Zufammenfluffe berfelben gebildete Lands
wit herrlichen Schattengängen und 2 Dentmälern Geßner's. Die Gegend
heich gewaͤhrt viele reizende Spaziergänge und Ausfichten, 3. B. auf dem
Beg, auf ber eine Meile entfernten Forche, wo man einen großen Theil ber
Schweiz Überficht, bei Negensberg, mo man bie fchönfte Überficht dee Als
genießt, und auf dem Schnabelberg oder der Hochwacht auf bem Albis,
un eine deutliche Anficht der ſchweizer Gebirge erhält. Auch Zürich hat in
Men Zeiten mancherlei Schidfale erfahren. ine fchon lange gebauerte
Bung zwifchen ben Regenten und Megierten erleichterte die 1798 von ben
beroirkte Revolution, von welcher jedoch diefer Ganton verhältnißmäßig
als andre litt. In dem Kriege, ben die zweite Goalition (1799) gegen
führte, und der auch die mit der fraͤnkiſchen Republik verbundene Schweiz
e Zürich ein fehr bedeutender militairifcher Punkt. Am 4. und 5. Sun.
bier ber Erzherzog Karl gegen die Franzoſen mit Gluͤck und befegte am
e Stadt. Im Aug. fielen neue Gefechte bei Zärich vor. Am 24. Sept.
ena die vereinten Öftreichifch = ruffifchen Truppen, und biefer Sieg ver
den Ruͤckzug derfelben aus der Schweiz. Das fonft berühmte und gefüllte
zu Zürich, in welchem man unter andern Merkwürdigkeiten Wilhelm
Kembeuft aufbewahrte, wurde unter diefen Umftänden geleert. Übrigens
lemorabilia Tigurina, neue Chronik oder fortgefegte Merkwürdigkeiten
We und Landfchaft Zürich" (Zürich 1820).
Anricherfee, nad) bem Genferfee der größte in der Schweiz, 5 Meilen
Kber höchftens nur 14 Stunden breit, gehört teils zum Canton Züridy,
a St. : Sallen und Schwyz. Seine Geftalt ift lang und ſchmal, in der
ig von Süboft und Nordweſt; er gleicht mehr einem großen Fluſſe als ei-
Ne, und wird in den obern und untern See unterfchieden. Der obere See
der Gegend von Uznach, vom Einfluß der Linth in denfelben an, und geht
Länge von 4 Stunden bis Rapperswyl, wo eine hölzerne, 1850 $. lange
dıber denfelben führt. Der untere See geht von Rapperswyl bie Zürich,
am Ende deſſelben liegt, 6 Stunden lang, iſt gegen 100 Klafter tief und
weich. Da, wo er an Zürich ftößt, geht die Linch, welche hier den Namen
erhält, aus bemfelben hervor. (S. Zurich.) Die Ufer deffelben find,
8 in der Nähe von Zürich, überaus reizend mit Weinbergen und vielen
mb gutgebauten Manufacturdörfeen befegt. Über den Weinbergen erheben
‚ und nach andre Berge, die immer höher anſteigen, und zulett ahlidt mon
ſcher von Glarus, Schwyz und Bündtn. Im Goſkeheke wm Staurt
gleicher Abficht benugt. Kanonierfhaluppen unter dem Br
Williams follten auf dem See die Unternehmungen ber X
en,
Zurla (Placidus), Cardinal und Generalvicarius d
geb. ira Benetianiſchen zu Legnago 1759, zum Garbinel ı
1823, hat fich durch wiffenfhaftliche Arbeiten befanntgem
wandte er auf bie Erforſchung dee Nachrichten von ben Ent
niſchen Reiſenden im 13. und 14. Jahrh., welche ferne &
dadurch die Bahn eröffneten, auf welcher Colombo und ı
ſterblichen Ruhm erwarben. (Er machte das Ergebniß ſ. U
in ſ. Abhandlungen über Marco Polo (der bis China vordr⸗
Eennen lernte) und über einige andre venetianiſche Reifente |
aurhift. Anm. von Roſſi, 1823). Ex hat darin bewiefen, d
dem nörblihen Theile bes atlant. Meeres Neufundlaud ım
von Nordamerika 100 Jahre vor Colombo entdeckt Haben, v
ſchen Völker noch 1380 mit ber neuen Welt in Werbinbung
von 980 — 1000 n. Chr. hatten Eennen lernen. Die Im; |
richten auf der Infel Friebland, wo audy Colombo, nach ber U
Ferdinand, um Erkundigungen einzugichen, geiwefen fein ſo
Smfel für bie Faͤrber. 3. theilt uns auch die alte vrnetianifd,
manche Angaben ber Hländ. Gaga beflätigt. Außerdem ha
binal über bie Reifen des Gabamofto und bes Rionciniotti
Abhandlungen geſchrieben. Mehre Jahre mit ber oberſten
ganda beauftragt, hat 3. feine aus ben Acten berfeiben gefd
in einer Rebe über die Vortheile, welche die Wiſſenſchaften,
geaphie, der hriftlichen Religion verdanken (Rom1823), n
Zurlo (Giuſeppe, Graf), ein berühmter italien, Sta
zu Neapel geb. Alte Literatur und Philoſophie beſchaͤftig
früben Alter. und er entwidelte ſchneü f. alüdlichen Anlanı
Zurüdprallung Burüdfirahlung 673
auf der Hof nach Gtcitien flüchten mußte, ließ ber König ihn zur Verwal⸗
Finanzen zurüd. Seine Thätigkeit war von furzer Dauer. Das Volk,
n ungerechten Verdacht gegen ihn hegte, bemädhtigte ſich f. Perfon und
te fein Haus; nur mit Mühe rettete er das Leben. Schon nach einigen
n wurde die koͤnigl. Megierung wieder eingefegt und der König ernannte J
anzminiſter. Das Land war mit Papiergeld uͤberſchwemmt, ber Credit
t und bie Bebürfniffe ebenfo groß als dringend. 3. flelite in kurzer Zeit
nen toleder ber, indem er dem Papiergelde hypothekariſche Sicherheit gab.
dafuͤr angebotene Belohnung lehnte er uneigennüsig mit der Erklärung
er fich um fo weniger durch das Unglück bereichern möchte, als ex fich ſtets
ne Armuth geehrt gefühlt habe. Sein Minifterium endigte 1803. 3. lebte
öffentlichen Gefchäften entfernt und lehnte jede Anſtellung in Neapel ab,
I der neue Regent des Landes ihn zum Suftisminifler ernannte. Waͤhrend
gen Monate, bie er in dieſem Poften blieb, richtete ex alle Zweige der Ges
töpflege wieber ein und fchrieb felbft eine Procekorbnung und ein Straf:
), welches die neue Sriminalgefeugebung dieſes Landes bildete. Bald aber
e Regierung das Juſtizminiſterium ein zu befchränkter Wirkungskreis für
fie übertrug ihm die innere Staatsverwaltung, welche nicht bloß wieder
tet, fonbern von neuem gefchaffen werden mußte. 3. traf bie zweckmaͤßig⸗
wohlthätigften Maßregein für die Staatswirthſchaft, Künfte und Manu⸗
‚ Öffentlichen Unterricht, ſchoͤne Kuͤnſte ıc. Außer andern Anſtalten erhielt
nhaus zu Aderfa eine mufterhafte Einrichtung. Seine rühmliche Thaͤtig⸗
pte mit der Auflöfung der bamaligen Regierung. Won Madame Murat,
rigen Königin, aufgefobert, fie zu begleiten, war er ebelmüthig genug, ſich
m Wuͤnſchen zu fügen. Er teennte ſich von ihr in Trieſt, uͤberſtand zu
eine ſchwere Krankheit, von der langfam genefend er ſich mit gelehrten Be:
m zu einer Überfesung des Anakreon befchäftigte, die dort anonym er-
welebte dann 3 Jahre in der Zuruͤckgezogenheit zu Rom und erhielt 1818
E- Ruͤckkehr in ſ. Baterland, wo er nach der Revolution im Juli 1820
um bes Innern erhielt, jedoch von Gectirern angefeinbet, nach eini-
en wieder verlor. Cr lebte feitbens in Neapel als Privatmann; bei ber
neuen Minifteriums im Juni 1822 follte cr die Verwaltung des In⸗
Men, was jedoch nicht gefchehen iſt. 3. flarb zu Neapel den 10. Nov.
8. fein Leben in ben „Zeltgmoffen”, 5. XVL.)
rüdprallung (Zurüdwerfung). Wenn ein bewegter Körper auf
as Hinderniffe ſtoͤßt, wodurch eine Veränderung ber urfprünglichen Rich⸗
nlaßt wird, fo fagt man, der Körper pralle an jenem Dinberniffe ab, von
zuruͤck. Hierbei gilt das bei der Zuruͤckſtrahlung der Lichiftrahlen flatt⸗
Beſetz, daß nämlich ſenkrecht anprallende Körper auch ſenkrecht zuruͤck⸗
ſfonſt aber der Winkel der Zuruͤkprallung dem Winkel, unter dem der
aſtoͤßt, gleich iſt und In keinem Kalle tie Ebene der Richtung eine Vers
leidet, d. h. daß die Linie der Zuruͤckprallung in der Ebene durch bie Linie
allens und ben Perpendikel vom bewegten Pımlte auf dem getroffenen
ıd liegt. (©. Zuruͤckſtrahlung.) D.N.
rüucdftrahlung (Reflexien). Wenn das Licht auf ganz ober doch
E umbducchfichtiae Flaͤchen faͤllt, fo wird «6 umter einem Winkl (bem Zu:
ngewintel) zuruͤckgeſtrahlt, weicher dem Einfallswinkel gleich If, bleibt
verfelben Ebene (bee Zuruͤckwerfungkebene): ſenkeecht einfalende Licht:
nerden alfo auch ſenkrecht zurüdigeworfen. Dies ift das der gefammten
zum Brunde liegende Befeg, davon wir zur Erklärung der Erſcheinun⸗
Behens in Spiegeln (f.d.) Gebrauch gemakt haben. BD Axor
mit Ihren Befegen erſcheint hiernach nur al& sin befonreee Sol her Du:
Zujfammenfegung Der Kräfte und Bew
ein Punkt von 2 Kräften zugleich getrieben wird, welche ſich
Größen nad) wie die beiben Geiten eines
fährt ihm ebenfo viel als ob ihn nur Eine raft Ktriebe, deren
durch die Diagonale jenes Parallelogramms ausgedruͤckt wi
Kräfte heißen bie Geitenkräfte, die daraus hervorgehende blu
die Richtung, in der fie thätig wir, die mittlere Richtung.
der Richtigkeit dieſes Satzes überzeugt, fo wird es nicht fhwa
niß, auch unter der Vorausſetzung von mehr als 2 auf ben P
ten, zu finden; benm je 2 diefer Kräfte werben fich zuerſt zı
vereinigen, bie fo gebildeten mittlem Kräfte aber —2 \
‚ober äußere Kräfte betrachten laffen, beren legte Ergebniß
Bichtung thätige Kraft wird. Go erhellt im Angemeinen,
mentommen mehrer Kräfte oder Betoegungen,. deren Richtu
ander einfließen, eine einzige Bewegung ober Kraft entflel
wegten Punkt nach einer zwiſchen jene fallenden Richtung fc
mas man umter Zufammenfegung ber Kräfte und Bewegung:
gan bavon im bürgerlichen Leben find zahllos. (Mg
raͤfte.
Zupberfee, f. Zuiderfee.
Zwang iſt äußere Nöthigung lebendiger Weſen; k
Recht, die Kraftaͤußerung freier Weſen gegen den Willen Ant
infofern fie angewendet wird, um Andrer Wien zu beſtimn
aus der Wilke des Handelnben hervorgeht, iſt fie Unrecht
Reauſirung des Rechts und unter ber Form des echtes ar
Mechtögefelfchaft weſentlich. (Vgl. Rehtspflichten,
fand.) Dadurch, daß ber Zwang durch das Geſetz beſt
ſchuͤtend zur Seite ſteht, folglich als gefegliche Macht und
ſtimmte Rechte möglich ; und auf der Anwendung defſelben g
Geſetzes beruht der Begriff dee Strafe (ſ. d.) Dan umtı
ficht der Mittel der Nöthigung den phyfifchen und den pſochiſ
Zweibräden Zweifel 815
E bee Zweck felbft, indem er ber Beſtimmungsgrund ber wirkenden Urſache
d er beißt Eubzweck, wenn er der hoͤchſte Zweck iſt, melden ein Object
Ichera dann als Hauptzweck verſchiedene Nebenz wecke (lines secundarli)
ordnet ſein koͤnnen. Ein Ding aber hat einen aͤußern Zweck, wenn es Mit⸗
fuͤr die Erreichung eines von ihm verſchiedenen Zweckes. In dieſer aͤußern
lativen Zweckmaͤßigkeit beruht Das, was wir Nutzen und Brauchbarkeit
‚ und es kann eine aͤußere Zweckmaͤßigkeit auch ohne innere ſtattfinden;
: fegt doch Etwas voraus, was einen innern Zweck hat und für welches fie
ift. Die innere Zweckmaͤßigkeit ift aber die Übereinflimmung eines Dinges
in feinem Begriffe liegenden Zwede. Sie findet flatt, wo die Form
aterie Eins ift, der Gegenſtand alfo in ſich zweckmaͤßig iſt, z. B. ber Or⸗
* Abſoluter Zweck kann aber kein bloßes Naturweſen ſein. (S. Te⸗
ie.)
weibrüden (franz. Deux-Ponts), eine jetzt zum Rheinkreiſe bes Koͤ⸗
© Balern gehörende Stadt, ehemals die Hauptſt. eines beſondern Fuͤr⸗
m gl. N. im oberrheiniſchen Kreiſe. Mach dem Abſterben der ehemaligen
von Zweibruͤcken kam dieſes Land (1390) an das Haus Pfalz. In ber
werzde e8 das Fürftenthum Zweibrüden genannt. Aus biefem Haufe ſtammt
uftav, der, als f. Verwandte, bie Königin Chriflina von Schweden, 1654
lerung niederlegte, von den ſchwediſchen Staͤnden zum König gewählt wurde.
us Tobe feines Enkels, Katie XI. (1718), kam Zweibrüden an einen ber
r Verwandten, unb nach beffen unbeerbtem Abfterben an die Nebenlinie des
ven Haufes Birkenfeld. Bon diefer pfalzzweibruͤcken⸗birkenfeldiſchen Linie
das jegige koͤnigl bairifche Haus ab. (S. Baiern.) Das Fürftenthum
icken wurde während bes Revolutionskrieges von den Franzoſen beſetzt,
wa lunevilſer Frieden mit dem übrigen linken Rheinufer an Frankreich abge⸗
d machte nachher einen Theil des Depart. des Donnersbergs aus. EB:
36 IM. eine Bevölkerung von 70,000 Menſchen. Durch den Frie⸗
eis am 30. Mai 1814 wurde es an Deutfchland zurückgegeben und ges
ßtentheils zum Rheinkreife des Koͤnigreichs Baiern; der übrige klei⸗
Ört zu ben übercheinifchen neuen olbenburgifchen, ſachſen⸗koburgiſchen
homburgiſchen Beflsungen. Wichtig iſt der Krapp⸗ und Dopfenbau.
wichtige Landgeftüt von Zweibsüden hat der vorige König v. Baiern
geftelt. — Die Stadt Zweibrücken iſt nicht groß, aber gut und
gebaut, beſteht auß ber Altſtadt, Neuftabt und Vorfladt, liegt in einer
— Gegend, von Anhoͤhen und Gehoͤlz umgeben, und bat 800 H. mit
1822) 6332 E. (ohne die beiden Vorſtaͤbte, welche 826 €. zählten). Es iſt
Gymnafium unb der Sig des Appellationdgerichts für ben Rheinkreis.
malige große herzogl. Reſidenzſchloß, fonft eins ber prachtvollſten Fuͤrſten⸗
Deutſchlands, liegt jetzt in Ruinen, die zu einer kath. Kirche umgebaut
ſind. Zu den ausgezeichneten oͤffentlichen Gebaͤuden gehoͤren die Stadt⸗
id bie luth. Kirche. Zweibruͤcken hat Tuch⸗, Leber» und Tabacksfabriken.
Riterargefchichte iſt Zweibruͤcken nicht unbekannt. Es erſchien bier ehemals
geſchriebene franz. Zeitung („Gazette de Deux-Ponts“), und von 1779
Ine Geſellſchaft von Gelehrten in der hiefigen herzogl. Druckerei eine Reihe
teten Dandausgaben griechifcher, römifcher und franz. Claſſiker heran.
veideutigfeit, f. Amphibolte.
de i fel heißt derjenige Zuftand der Seele, in welchem entgegenflehende
für und gegen die Wahrheit einer Sache fi) das Gleichgewicht halten.
uſtand ber Ungewitheit ift vernünftig, wo er feinen Grund in ber Sache
ze man nämlich die Nichtigkeit ber Beweisgruͤnde oder bie Richtigkeit der
ibſt nicht einfieht. Weil bei tem Übergange von niebern zu hoͤhern Stu⸗
676 Zweikampf
fen der Erkenntniß bie Meinung ſchwanken muß, biö fie ben vorige
aufgegeben und einen neuen errungen bat, fo iſt biefer —
Den, ber redlich nach Wahrheit forſcht, doch nur voruüͤbergehend, d
ihm zur Gewißheit oder zum Glauben führt. Im Zweifel bei
Traͤgheit ober Unglauben, jene, wo durch weitere® Forſchen neues 2
Überzeugung zu erringen if, diefen, wo die Grenzen, am denen |
Wißbegierde in allen Richtungen ihres SEtrebens emblich ſtillſtehen m
fheibungen hinweifen, bei been der zeligiöfe Glaube fich berubig
Sachen ber Religion entfteht viel öfter aus Unwiſſenheit mb Verwoi
geiffe, ober aus muthwilliger Empoͤrung gegen bie Autorität, die be
pfiehlt, als aus echter Wahrheitöliebe. Baco von Berulam fagt: „
Koften in ber Philoſophie bringe vielleicht zum Atheismus, tiefe
führt zur Religion zurüd”. (Vgl. Slaube und Skepticismu
Zweitampf. Der Name bezeichnet ſchon die Sache,
fi) in das graue Alterthum verliert. Ganz eigenthümlicher Art we
lichen Zweikaͤmpfe der Deutfchen, ba naͤmlich im zweifelhaften 5%
durch das Gefeg verpflichtet waren, ben Parteien einen 3
zutragen und ihnen aufzugeben, ihren Streit mit ben Waffen in be
machen. Man ging babei von dena, zwar in feinen Worberfägen vı
tigen, aber in ber daraus gesogenen Folgerung falfchen Grundſatze
als der Regierer ber Welt die Unſchuld in feinen Schug nehme, da
— und hierin lag der Jerthum — , fo oft e6 die Menſchen verlangt
unmittelbare Mitwirkung die Wahrheit oder Unwahrheit einer Be
Schuld oder Unſchuld einer Perfon an das Licht bringen werde.
tichtlichen Zweikaͤmpfe glaubte man alfo eben Das zu bewirken,
fogen. Gottesurtheile oder Ordalien bewirkt werben folte. Wann
beit der gerichtlichen Zweikaͤmpfe entflanden, iſt ungewiß. Zu den
citus ſcheint fie noch nicht üblich gewefen zu fein, fie wücbe fonfl ı
merkſamkeit nicht entgangen fein und er wuͤrde ihrer In feiner um
fhreibung von ber gerichtlichen Verfaffang ber Deutfchen gewiß
Bon den Franken ift es gewiß, daß fie den Zweikampf erft nad
Galliens von ben Burgundern annahmen und unter ſich einführten.
rakter dieſer Nationen durch bie beflänbigen Kriege verwildert war
mehr als jebe andre Tugend galt, fo konnte leicht dee Gedanke ent|
Zapfere auch immer das gute Recht auf feiner Seite babe. Und |
barbarifche Gewohnheit auf, zum Bewelſe feiner Behauptung fich ar
zu berufen. Beim gänzlichen Mangel einer ordentlichen Berichts
beſtimmter Gefege wurde das Schwert als die einzige Midhtfchnur |
Unrechts angefehen. Bei diefen Zweikaͤmpfen waren gewiſſe Zormi
genau beobachtet wurden. Die Richter teugen entweber ſelbſt auf |
an, ober der Beleidigte foberte feinen Gegner dazu heraus, um fei
beweifen. Selbſt bie Zeugen waren verbimben, ihre Ausſagen durch
zu beftätigen. Wenn bie Parteien an dem vorher beſtimmten Kay
ſchienen, wurden Kampfrichter (Grieswaͤrtel) beftellt, deren Amt e
Acht zu geben, daß Keiner von den Gtreitenden einen überwiegenben
den Anden haben möge. Die Waffen wurden umterfuscht umb &o
ward umter Beide getheilt, ſodaß Keinem bie Sonnenſtrahlen ober
ſchwerlicher als ſeinem Gegner fallen konnten. Der Übertounben ı
cher ſich dem Sieger ergab, wurde für ehr» und rechtlos, oft auch fi
klaͤrt, und feine Güter muchen eingegogen. Wenn der Überwunbene |
blieb , fo wurde er widıt erleb oh vrkieit den nfkänhiges Wegräbeil
ger war es erlautt , dern Wrelieaken | warm vr Wirt ao bye ah €
Zweiſchattige Zwerge 677
beöftog zu geben. Nicht die Abdeligen allein, fonbern alle Sreigeborene
pt hatten das echt, ihre Sache durch den Zweilampf zu entfcheiben, weil
ler Mann mit Leibesſtrafen belegt werben durfte. Wer ben Zweikampf
ig, wurde fogleich für fchuldig erfannt. Perſonen, die feibft nicht Fechten
als Geiftliche, Weiber, Breife und Schwache, mußten Verfechter flellen,
ſuͤr fie ſchlugen. Diefe gerichtlichen Zweikaͤmpfe bauerten lange Zeit fort,
man das Barbarifche und Unzweckmaͤßige derfelben erkannte. Die Kaifer
en felbft privilegirte Kampfgerichte,, von denen das zu Hau in Schwaben
längften erhielt. Jeder Eonnte feinen Gegner an einem ſolchen Orte um
npf berausfoden. Durch die Einführung ber päpfll. Decretalen (1235)
er beſſern Serichtöpflege wurben auch bie gerichtlichen Zweilämpfe, ſowie
alien, nad und nach abgefchafft. Als im 11. Jahrh. der Geiſt des Ritter⸗
Ach ausbilbete, wurden auch außergerichtliche Zweilämpfe gewöhnlich, bie
kgewaͤhlten Schiedsrichtern gehalten wurden, um über Ehrenfachen zu ent⸗
; Auch diefe verſchwanden in der Folge. An ihre Stelle kamen die Duelle
B noch jetzt in allen gefitteten Staaten mehr" oder weniger üblidy find und
wech Geſetze noch durch angedrohete Strafen ganz haben unterbricht wer»
Über die gerichtlichen Zweikaͤmpfe f. Meier’ „‚Befchichte ber Drdalien,
e ber gerichtlichen Zweilämpfe in Deutfchland" (Jena 1795). Degen
‚ namentlich unter Officieren, erließ der König von Preußen 1828 eine
Beige Sabinetsorbre. Auf den beutfchen Univerfitäten kam das Duellweſen
Werißigiährigen Kriege auf. Deffeiben warb bamals in den erneuten Sta⸗
m erfurter Untverfirät gedacht. Vgl. D. H. Stephani’s Schrift: „Wie
auf unſern Univerfitäten leicht abgefchafft werden könnten ꝛtc.“ (Leipz.
D. H. €. ©. Paulus: „Wider die Duellvereine auf Univerfitäten
Biederheufßell. der akad. Freiheit” (a. d. „Sophronizon’‘) (Heibelb. 1828).
eifch attige heißen die Bewohner ber heißen Zone, deren Schatten, weil
durch ihren Scheitelpunkt gebt, bald nord», bald ſuͤdwaͤrts faͤllt
iftimmig iſt der mufitalifhe Sap (f.d.), wenn die Harmo⸗
ſtuͤks aus 2 Stimmen weſentlich befteht. Dies ift der Fall bei dem
ett für 2 Infteumente oder Singftimmen ; dann aber aud) in ben voll» .
ufitflüden, aus welchen 2 Partien ſich concertirend hervorheben. Der
e Sag hat feine befonbern Schwierigkeiten, wenn er rein und wohlklin⸗
‚ und kann nur von Demjenigen bearbeitet werden, dee ſchon den volle
Gag verſteht, weil hier die weſentlichſte Intervalle immer anzumenben
Gomponift nicht ale Töne des Accorde immer gebrauchen kann.
erge find eine bloße Spielart, keine befondere Gattung des Menſchen⸗
. Die Pygmaͤen ber Alten, die Quimos, die Gommerfon gefunden ha»
ı end andre Iwergnationen find bloß Geſchoͤpfe ber Einbildungstraft. Es
Bes der Fall, daß umter den großem umd ſtarken Kindern gleich großer und
leeen ſich auch ein Zwerg befindet. Die Natur behandelt diefe Geſchoͤpfe
wer ganz ſtiefmuͤtterlich, und wenngleich kein Beiſpiel von einem Zwerge
nu iſt, der fich durch außerordentliche Talente ausgezeichnet hätte, fo find
Bfters nicht ohne Anlagen. Ein Zug, ber fie befonders charakterifirt und
bern noch mehr gleich macht, iſt bie hervorſtechende Eigenliebe und hohe
. bie fie gewöhntih von ihrer Kleinen Perfon haben. Bei ben Römern
ke Zwerge gu mancherlei Werrichtumgen, bisweilen felbft, um des Contra⸗
R, bei Fechterſpielen gebraucht. Am Dofe zu Konftantinopel wird immer
pi Zwerge als Pagen unterhalten. Die, melde zufaͤlligerweiſe zugleich
ſtumm oder verfchnitten find, werden als teeuere Leute vorgezogen. Auch
ertſchen Höfen fehite e8 noch in der erften Hälfte des worigen Salııh tut
beussfchaft niht an einem Kamımerswart,, tie man ehenald eb ‚We
er. &iebente Xufl 8b, Xi. 1 |
Ki
. il —
I Hi
Zwingli 879
- Die Briefe Pauli ſchrieb er in der Grundfprache ab und lernte fie auswen⸗
008 ihm nachher bei feinen Dieputationen gute Dienfle that. Den Feldzuͤgen
Iaener für den Papſt gegen die Sranzofen in der Lombarbei wohnte er 1512,
und 1515 als Feldprieſter bei, für welchen Dienſt ex bis 1517 vom Papfle
wnfion von 50 Gulden jährlich bezog. 1516 kam er als Prediger in das durch
fern Wallfahrten berühmte Kloſter Maria⸗Einſiedeln. Bier zeigte fich fein
erhaben über den Geiſt der damaligen Zeit, und ihm weit vorſtrebend, als
einer befiem Einficht ausgeräftst, wider die in der Kirche eingeriffene und
ſelbſt in moralifcher Hinficht fo verberblichen Mißbraͤuche, ja fogar wider bie
ahrten und die Verehrung ber Maria mit @ifer predigte, und die Biſchoͤfe zu
und Konflans auffoderte, bie Berbefferung der Religionsſaͤtze nach Antels
es goͤttlichen Wortes thätig zu befördern. Doch war er damals noch fo we⸗
daͤchtig, daß ihm der paͤpſtl. Legat Ant. Pulci 1518 das Diplom ale Ako⸗
»@aplan des heit. Stuhls gab. Bald darauf warb er nach Zürich berufen
at fein Amt als Leutpriefter oder Pfarrer am großen Münfter daſelbſt ben 1.
2519 mit einer Predigt an, worin er fid) für da8 reine Evangelium umb ges,
Deritopenzwang erklärte. Daher hat am 1. San. 1819 bie reformirte
in dee Schweiz ihe Jubelfeſt begangen. In diefem Pfarramte, zu dem er
ch eine Stelle als Chorherr erhielt, that er ſich beſonders durch feine Pie:
die bibliſchen Bücher hervor, und man kann als ficher anmehmen, baf
igten nebft denen wider Irrthuͤmer, Aberglauben und Lafter den Grund
nachmaligen Reformationsmerke legten. Er hatte eben diefelbe Veranlaf⸗
‚ die Luther hatte. 1518 fand fich nämtich Bernardin Samfon, ein
aus Mailand, in der Schweiz ein, in der Abſicht, für ben päpfli.
den Ablaßkram Geld zu gewinnen. 3., dee bei Samfon’s erſtem Ex»
noch in Einſiedeln predigte, widerfegte fich ihm ſowol hier als in Zürich
ganzen Gewalt feiner Kanzelberedtſamkeit, und erlangte, dba der Ablaß
U verhaßt geworden war, doch fo viel, daß er in Zürich nicht in bie
en wurde. Sogar der Bifchof von Konflanz, den Samſon's moͤnchl⸗
fehr beleidigt hatte, unterftügte 3. in feinem Angriffe auf jenen. Won
3. mit dem einflimmigften Beifall der Züricher und eines großen
übrigen Schweizer immer weiter; denn die Obrigkeit in Zürich unters
Derbefferungen dergeftalt, daß fie ſchon 1520 einen Befehl durch ihr
Jergehen ließ, vermöge deſſen das Wort Gottes ohne menfchliche Zufäge ges
foüte. 1522 wurde daſelbſt die Heformation auch in dußerlichen Sa⸗
mommm. In eben diefem Sabre fchrieb 3. fein erſtes Buch gegen bie
der roͤm. Kirche und fing das Studium ber hebr. Sprache an. Die von
VE ihm gemachten Anerbietungen zu hoben geiftlidhen Ehrenſtellen mach⸗
nicht wankend. 1523 Iud der Stand Zürich alle Theologen, die 3. eines
überführen Bönnten, zu einer Unterredung nach Zürich ein. Bei bleſer
waren an 600 geiftliche und weltliche Perfonen beifammen. 8. hatte
artikel, welche der Begenftand derfeiben fein ſollten, an ber Zahl
Wfgefegt; allein die Einwendungen des berühmten Job. Faber, nachmaligen
DRS zu Wien, ſchienen der Obrigkeit zu Zürich fo wenig befriedigend, daß fie
dr 3.8 Lehrart als viütig anerkannte und denfelben nebft feinen Gehuͤlfen
Welbens beftätigie. Die zweite Disputation, bei welcher 3. nebft feinen Amts⸗
In Gegenwart von mehr als 900 Perfonen die Berwerfung bes Bilberbiene
ber Meſſe mit ſolchem Erfolge vertbeibigte, daß fie auf obrigkeitlichen Be⸗
Unterricht fuͤr die Prediger des zuͤricher Gebiets entwerfen mußten, bas
einen richtigen Begriff von Z.'s Lehren bekaͤmen, faͤllt in ebendaſſelbe
und batte die Entfernumg aller Werke der bildenden Rimite 08 ten Riryen
Apr Zuͤrich und ihres Gebiets, ſowie 1574 die ———
8
580 Zwiſchenact
unmittelbaren Folge. 3. trat in eben dieſem Fahre in ben Eheſtan
43jähe. Anna Reinhard, der Witwe des Junkers Meyer von K
folgenden fein Glaubensbekenntniß von der wahren und falfchen ?
und hatte fomit in wenig Jahren das Reformationswerk In feinem
einen ziemlich feflen Fuß gebracht. Mit Eifer fuhr er im demſelbe
Obrigkeit zu Zürich, die ihn Immer fehr thaͤtig unterſtuͤtzt hatte,
Bettelmoͤnche ab, zog die Eheſachen vor die weltlichen Gerichte ı
beffere Verwaltung der Kirchengüter an. 3. war mit Luther und bi
ſchen Meformatoren völlig einig. Er nahm, wie fie, die Bibel zum
ſcheidungsgrunde an, verwarf ale menfchlichen Zufäge,, beſtritt die
ben Eigennug der Geiſtlichkeit, ſowie ben Aberglauben, mit Kxı
und wollte mit einem Worte bie chrifll. Kirche wieder auf die E
Jahrh. zuruͤckgebracht wiffen. Nur in einigem Punkten, von wei
Lehre von ber Gegenwart Chrifti im Abendmahl der einzige wicht
andern faft ſaͤmmtlich Gegenſtaͤnde der Liturgie betrafen, war feine
ihrigen verfchieden. Um auch diefe Verſchiedenheit in ber Lehre vı
und eine feit 1524 außgebrodyene Abfonderung ber beiben neuen R
Luther's und 3.’8 zus heben, wurde vom Lanbgrafen zu Heflen, Phi
mäthigen, eine Zufammentunft zwiſchen den fächfifchen und ſchwei
matoren 1529 (1.—3. Det.) iu Marburg veranftaltet. Won Sei
erſchienen als Hauptperfonen Luther und Melanchthon, von Seite
3. und Ölolampadius. Man unterrebete ſich mit Sanftmuth, u
bandelte der fonft fo heftige Luther den wadern 3. mit brüberlicher '
zwar ber Endzwed einer völligen Vereinigung nicht erreicht wurde,
viel zur Wirklichkeit, daB man einen Vergleich zu Stande bracht
erſten Artikeln man volllommen übereinftimmend die vornehmften |
feftfegte, und im 14. verſprach, daß, wenngleich man nicht übe
in Abenbmable ber wahre Leib und Blut Chrifli gegenwärtig ſei,
negenfeitig mit hriftl. Liebe begegnen wolle. 1531, als im vorhe
3. einigen Verfolgungen und perfönlichen Nachſtellungen nur mil
gen war, brach ein offener Krieg zwifchen Zürich auf einer, und dem I
Luzern, Schwys, Uri, Unterwalden und Zug auf ber andern Se
mußte, auf Befehl des gheicher Mathe, mit bem Banner des C
Führer jederzeit ein Beiftlicher war, zu Felde ziehen. Es kam an
Angriff, und 3. rief f. Landeleuten zu: „Bott zu vertrauen”. D
nee ben Zürichern mehr als doppelt überlegen und auch beffer angef
wurben die Legtern, gefchlagen, und 3. war unter Denen, die im Ke
nen Tod für das Vaterland flachen. Durch Calvin erhielt hernach
Btaubensbelenntniß die Geſtalt, die es noch jest hat. &. Zwing
Rotermund (Bremen 1818). 3.6 ſaͤmmtl. Schriften im Ausın
und Vögelin herausgegeben (Zürich 1819 fg., 2 Bde. in 4 Abth).
* und Prof. Schultes gaben den gefammten ſchriftl. Nachlaß 3.6
eraue.
Zwifchenact (Entre-acte) nennt man bei theatralifchen
biejenige Zeit, welche entweder zwiſchen 2 verfhiedenen Städm,
den verfchiedenen Acten eines Stuͤcks verläuft. In Deutfchland wie
fer Zeit jedesmal der Vorhang herabgelaffen, weiches aber in Fraukr
nur dann geſchieht, wenn während biefer Zeit die Decorationen pa vı
Vorkehrungen zur folgenden Abtheilung auf der Bühne zu treffen find.
fpiel und Act) Bei Dramen, Schauſpielen, Luſtſpielen u. dg)
ſtens in Deutſchland) diele Dniiigenwit genähnlich durch Inſtrument
aber feiten der Hantlung ded Sruäh reiht anaraen \Ü, vu
Zwiſchenhandel Zwifchenfpil - 6681
nan aud) die Muſikſtuͤcke (und vorzüglid die eigens hierzu componitten,
on Lindpaintner), durch welche jene Zeit ausgefüllt wird, Entre-aetes (Zwi⸗
©). Bei Opem und großen pantom. Ballets fällt dies jedoch in Deutſch⸗
der Hegel weg, um die Zuhörer nicht mit Muſik zu überladen. In Frank:
den auch bei ben Opern ſolche Entre-actes ftatt, welche vom Gomponiften
: Art kurzer Duverturen ober Einleitungen mit charakteriftifcher Beziehung
Handlung des folgenden Acts dazu componirt werden. Zweck und Beſtim⸗
kefer Zwiſchenacte iſt: dem Zufchauer ober Zuhoͤrer einen Ruhepunkt zu ges
m durch zu anhaltende geiftige Anfttengung nicht Überfpannung ober Ex:
ng zu erzeugen, zugleich aber auch einen leiſen Nachklang der durch das
jegangene erregten Gefühle zu erhalten, und das Bemüth in eine für das
[gende empfängliche Stimmung zu verfegem und darauf vorzubersiten. Dan
maus, in welcher genauen Verbindung biefe Zwifchenmufll mit dem Gan⸗
e, mb wie bebeutenb dadurch ber Eindruck deſſelben unterftügt ober (durch
mäßige Wahl derfelben) geftört werben kann. Hieraus entfpringt daher bie
ktende und unerlaßliche Verpflichtung für jeden Orcheſterdirigenten eines
in der Auswahl dieſer Zwiſchenmuſiken fehr behutſam und mit fleter
auf den Inhalt und Charakter der Darftellung überhaupt, und aufden
ber vorhergehenden und ben Anfang und Inhalt der folgenden Abtheilung
ins beſondere zu Werke zu gehen. Denn welchen ſtoͤrenden, widrigen
es macht, wenn 5. B. ein Act eines Stuͤcks mit Verzweiflung ober Trauer
und nun unmittelbar, während die Ditempfindung des Zuhoͤrers noch in
gkeit iſt, das Drchefter mit einem Iufligen Rondo, einer Symphonie ıc.
d fo jeden Nachklang der vorher erregten Gefühle gewaltſam erſtickt, ba»
man ſich faft in jedem Theater überzeugen. Vormals wurden bei den
die Zwiſchenacte der fogen. großen (d. h. eenften) Opern durch Ballet®
kleine Zwiſchenſpiele, die man Intermezzi (f. d.) nennt, ausgefült.
des Zwiſchenactes follte eigentlich, wie bei den Alten, bie Handlung des
es nicht fortfchreiten; das meuere aber fpielt oft noch hinter dem Vor:
©. Cailhava, „Art dela comedie”, I, 16., und Diderot, ‚„„Dixe.
e dramatique”, Gap. 14.
iſchenhandel ifl derjenige Handel, in welchem ein Land die Erzeug⸗
andern an ein drittes Land abfegt. Er befchäftigt fich daher bloß mit dem
ausländifcher Erzeugniſſe gegen einander, ohne den Probucenten des
des Abfag, oder den Sonfumenten deffelben Zufuhr zu verfchaffen. S.
Bolksowirthſchaftslehre⸗, 5. 432 fg. Gegen den Zwifhenhandel der Hol⸗
ur Gromwell's Navigationsacte (f. d) gerichtet.
wifchenmittel find in der Chemie im Allgemeinen ſolche Subſtanzen,
ine fonft nicht Rattfindende Wermandtfchaft vermitteln, Dig. B. läßt fich
bar nicht im Waſſer aufiöfen. Hat man aber das DI, durch Verbindung
w Baugenfalse, zu Seife gemacht, fo erfolgt die Auftöfung ,‚ und das Lau⸗
R das Zwiſchenmittel ber Verbindung geworden.
vifhenräume der Körper, f. Poren.
vifchenfpiel (Interludium) nennt man bei dem Choralſpiel auf ber
sjenigen kurzen Säge ober Accordfolgen, wodurch man von einer Verszeile
rals, auf welche ein Ruhepunkt der fingenden Gemeinde fänt, zu dem
d Accorbe, mit welchem bie folgende beginnt, überleitet; — auch dehnt
ſen Ausbdruck auf den Gas ober bie Accordfolge aus, durch welche man 2
us des Liedes verbindet. Letzteres iſt — erſteres aber, um Luͤcken
dem Abfägen ber Melodie zu vermeiden, zweckmaͤßig; nur duͤrfen fie keine
Berzierungen ober dem Charakter des Chorals woideripreineate Suurra
Pieran aber erkennt man vorzuͤglich den wahren Draasitten.
bei den einen herrſche das männliche, bei den andern das w
bei den 3. felen beiderlei Geſchlechter gleich, und bei ber 4. G
noch das andre Geſchlecht vorhirefhend. Nimmt man bie
nur ber ein wahrer Zwitter genaunt werben, beffen Aufere
allein beiberlei Formen zeigen, fondern ber auch neben dei
ftraͤngen zugleid, Eierſtoͤcke und einen Uterus befigt. Gibt «
find es Zwitter. Allein diefe find und bleiben fabelhaft.
" Bwölffingerdarm (Duodenum), das Gtäd b
ches unmittelbar nach dem Magen folgt, und bei den erwach
fähe 12 Finger breit lang if. Der Übergang aus dem Mag
barm heißt der Pförtner ; dieſes Stuͤck des Darmcanals gı
des binnen Darms über, welcher Leerdarım heißt.
Bwölftafelgefege. Schon im I. 454 v. Chr. ı
‚auf den Antrag der Tribunen befchloffen,, ein Nationaigefeg
dem Behufe fol eine Geſandtſchaft (Sp. Poſthumius Alb
A. Manlius) nach Griechenland geſchict worden fein, um b
bekannt zumachen. Darauf wurden, unter dem Gonfulate bes‘
finus, und des Titus Genucins Augurinus Conſulat und Teibı
hoben, und eine aus 10 Patriciern beſtehende, mit bictacori!
Geſetzcommiſſion trat (d. 15. Mai 451 v. Chr., nah R. €
Sie fammelte die Gefege und Herkoͤmmlichkelten, welche flat
des · und oͤrtlichen Rechte allgemeine Gültigkeit haben ſollt ⸗
die Nationaleinheit foͤrderndes römifches Staatsrecht; das
10 eichenen Tafeln anfgezeihnet, zu welchen (450) noch 2 b
Rome leges duodeeim tabularum. (Bgl. Roͤmiſches
Claudius) ©. Wacler's „Lehrd. der Geſch.“, und H
fit der biöherigen Verſuche zur Kritik und Herſteliung des
feagmente"' (Leipz. 1824). Seitdem hat D. X. C. €. Lelier
Facultaͤt zu Löwen gekroͤnten Preisfhrift: „Commentatio ı
Anhang.
kürkei und Griechenland. Beide Worte haben ſeit 4 Jahrhunder⸗
ber Geſchichte des europaͤiſchen Staaten» und Voͤlkerlebens eine traurige
xirdigkeit erlangt, die mit jedem Jahre fihr bie Tpätert Nachwelt unerklaͤrba⸗
b. In dem Urfige der europaͤiſchen Civiliſation hat aus dem wilden Sturme
ber Eroberer, mitten unter ben ebelften Truͤmmern ber altın Welt, ein Woft
fein gerettet, das wie der Ungluͤckliche im Schiffbruch mit ben. Wogen bes
; fo mit den Feinden des Chriſtenthums und der Civiliſation um Leben und
t kaͤmpft, waͤhrend das chriftliche Europa, fonft uͤberall für Ruhe und Sicher
det, dem Iegten Todeskampfe ber Hellenen 7 Jahre lang zuſchaute, ohne
luß zu faflen, tie ihn die Nachwelt von unferm Zeitalter zu erwarten
t hatte. Seit 1821 wußte Europa, daß bie Griechen als Volk noch vor»
fwaren; indem es aber dies zuerfl aus dem Naturkampfe ber Verzweiflung
‚ glaubte es, von Tag zu Tag den legten Funken des bellenifchen Lebens vers
„zu fehen. Jeder neue Feldzug, den die Barbaren aus Aflens Stippen⸗
— Sremblinge, welche einſt der Voͤlkerſturm aus Hochaſien gleich einem
hedtenheere auf die ſchoͤnen Fluren griechiſch⸗ chriftlicher Bildung geworfen
— gegen die Urbewohner des alten Landes unternahmen, ſollte, dies glaub⸗
w bofften Manche, ber legte fein, der die Vertilgung bee Ungluͤcklichen vollen»
arum fließ Europa die Arme bes um Hülfe Flehenden Jahrelang zuräd.
ee rang er fich wieder empor und vertheidigte mit blutenden Händen bie
feinee Väter. Gleichwol ertannte Europa in dem Dränger jenes Volke
ger als eine auf feften Grundlagen rubende Staatsmacht; vielmehr er:
von Tag zu Tag das Zufammenfinten diefer hohlen Mafſe von Serail⸗
d Janitſcharenpoͤbel. Bisher hatte jedoch den morfchen Staat die eifer-
taatskunſt naher und entfernter Mächte geftügt, darum verlängerte fich
ern Augen ber ebenfo fonderbare als ſchreckliche Kampf zwiſchen einem
d einem Volke, die beide, jener ald Staat, dieſes als Volk, dem Unter
Weich nahe flanden. Die hohe Pforte fhien fo wenig im Stande zu fein,
lechenvolk zu bezwingen, daß e& ben kuͤhnſten, den mächtigfien und den
m feiner Satrapen aus Afrika herbeirief, damit er bie legten Griechen er»
‚ ihre Frauen und Kinder als Sklaven an den Nil fchleppte, und Afrikaner
las claffifchen Boben fhleuberte. Solche Schande hatte Europa noch nicht
Ja es boten felbft einzelne Franzoſen die Hand dazu, Morea zu umterjochen
ropaͤer als Sklaven nad) Afrika zu liefern! *) Wäre es mit Hülfe biefer
term dem mächtigen Vicekoͤnig von Ägypten gelmgen, mas im Mittelalter
3 kuͤhnen Dynaftenfliftern in Aften und Afrika gelang, das ägdifche Meer
Deloponnes nebft Kreta mit dem Nillande zu Einem Gtaate zuſammenzu⸗
fo wuͤrde dieſe ägpptifche Dynaſtie, ähnlich den alten Fatimiden, allein im
geweſen fein, zumal wenn fie alle talentvolle Abenteurer aus Europa an
gen hätte, daB Mittelmeer zu beherrſchen, bie Darbanellen zu verſchließen,
ne . Regierung”, fagte ber Finonzminiſter BilEle in ber Deputirtenlam-
25. März 1826, „habe großes Interefle, den Pafcha von Ägypten mit Wohl:
ı behandeln‘. Aus einem eblern Beweggrunde zeigte ber britifche Mini
mehr Wohlwollen für die Griechen. Auch Eonnte ſchwerlich eine factifch ſou⸗
Macht des Wicelönigs von Ägypten im Mittelmerre und ter Troamte ver wa
taatstunſt willfommen fein.
als je entſchloſſen, mit Ehren gu fallen: darum wicd fie di
Bir haben gefehen (f. Griehenaufftand, und Ruß
ſiſcher Geſchäftstraͤger in Ronflantinopel, Here v. Mina
riſſene Verbindung zwiſchen beiden Gtaaten, im Jan. 182
füchte. Der Hauptgegenftand ‚der Unterhandlung betraf bie
beiden Fuͤrſtenthuͤmer Moldau und Walachel von täckiihen
beit der Verträge von Kainardſchi, Jaſſy und Buchareſt. D
Lord Steangford, und ber öftseich. Internuncius, Baron
ſtuͤtten Rußlands gerechte Foderung. Lord Gteangford we
‚großer Achtung behandelt; denn fie verdankte es dem britiſd
gu Teheran, daß der letzte Frled · novertrag mit Perfien endli
beſtaͤtigt wurde. Allein bie Unterflügung, welche deſonder⸗
amd einzelne Beiten, wie Lord Byron, den Griechen durch
fendungen und perföntichen Beiftand leifleten, machte die Pi
verlangte am 9. April, daß die beit. Regierung ihren Untertl
‚am ber griech. Sache verbieten folle. Indeß warm bereits die
unter ber griech. Fahne gefochten hatten, zur Ruͤckkehr nad
. worden. Das gute Bernehmen mit Rußland ſchien hierau|
zu fein, da eine große Zahl neutraler Transportſchiffe, euffifi
den Kapuban Paſcha gemiethet wurden, ber ben 28. Aptüi
fegelte, um Ipfara und Samos zu zerſtoͤren. Zu gleicher
Paſcha von Widdin, als Geraskire Waliffo, d. h. Dberbef
niſchen Truppen, den Befehl erhalten, in Morea einzudrin,
ſcha von Regroponte an der Käfte von Attika und Omer Brlı
ſcha von Salonichi), am der Weſtkuͤſte von Hellas den Fe
Auch war es der Pforte durch glängende Zuficherungen gelı
von Äghpten, Mohammed Ali, zu bewegen, daß er von felı
ciere auf europaͤiſchen Fuß eingerichteten Heere 20,000 Di
fehle feines Sohnes Idrahim Paſcha, nebft einer Flotte,
edenfolls aus gemietheten rufſ., öftreidh., fpan. und ital. |
gur Unterwerfung der Griechen dem Großheren zu Huͤlfe ſch
Tuͤrkei und Griechenland (1824) 586
oe der Militairpartei, die in Morea das Übergewicht hatte, zuruücktre⸗
Weſthellas begeben. Die Häupter jener Militairpartei, die Kapitas
fhienen ſich am bie Stelle der ehemaligen tuͤrkiſchen Paſchas und Be⸗
andes fegen zu wollen. Einer dee erflen mar Kolokotronis, durch Gie⸗
$. 1822) der Maͤchtigſte im Vollziehungsrathe. Von Teipolisga aus,
ber Halbinfel, vertheilte fich feine Faction nach allen Selten. Panos
einer der fchönften Männer eines ſchoͤnen Volks, befehligte zu Nau⸗
poli di Romania), dem Sige bes Raths; die Beſatzung von
beftand aus den Anhängern jenes ſtolzen, kuͤhnen und reichen Selb»
. Nach Kolokotronis kam Mauromichalis, ehemals Bei der Malno⸗
amen nad) Vorftand des Vollziehungsrathes. Negris, ber getwefene
: auswärt. Angelegenheiten, hatte fich zu Odyſſeus begeben, der zu
In ganz Oſthellas eine von der Centralregierung giemlich unabhängige
bauptete. *) Diefe Kapitanis erhoben, ‚ohne ſich an Regel und Ord⸗
ıden, Alles, was fie für fich und ihre Palikaris brauchten, fodaf nur
vefen zu Hydra und in Weſthellas, wo Maurokordatos befehligte, eine
erwaltung möglidy war. In Miffolunghi griff Lord Byron, als neuer
thätig ein; er und ber Obriſt Stanhope (f. b.) organifirten die Ars
con ſeibſt legte Schulen und Drudereien an.
effen bemühte fich ber zu Kranidi (am oͤſtlichen Ufer bes Golfs von Ars
nmelte gefesgebende Senat, der Willkuͤr, mit welcher die Glieder des
jraths verführen, Einhalt zu thun. Der Bericht über die Anklages
3 den Präfidenten Mauromichalis und andre Räthe, vom 31. Dec.
lelt fo auffalende Thatſachen von Despotie und Eigermus, daß ber
isherigen Vollziehungsrath aufloͤſte und zu Mitgliedern bes neuen den
zeorg Konduriotis als Präftdenten, und den Spezzioten Panajotis Bo⸗
cepraͤſidenten ernannte; Beide waren gute Patrioten und die einfluß⸗
wohner ihrer Inſeln, uͤbrigens aber ohne ausgezeichnete Talente.
etti war das dritte, und Nikolas Londos das vierte Mitglied. Die
r, welche ſpaͤter Anagnoſtes Spiliotakis erhielt, war dem Kolokotro⸗
der ſich aber, ungeachtet Lord Byron's Vermittlung, beharrlich wei⸗
Benat und Vollziehungsrath anzuerkennen. Dieſer letzte erklaͤrte nun⸗
&. Mär; 1824, Nauplia zur Hauptſtadt von ganz Griechenland und
e GSentralcegierung. Allein Panos verſchloß derſelben bie Thore; er
316 Rebell behandelt, und Nauplia zur Ser und zu Lande eingeſchloſ⸗
rimih und mehre Kapitanis, wie Nikitas u. A., unterwarfen ſich bee
Selbſt Kolokotronis räumte mittels Vertrags Tripolizza am 15. April.
men der Senat, und am 22. Mai auch die Regierung ihren Gig zu
ich bewirkte der libertehtt der Befagung des Hauptforts von Nauplia
eines Vertrage mit Kolokotronis, ber ſich mit allen feinen Anhaͤn⸗
Zuficherumg einer völligen Anmeftie, unterwarf. Nunmehr übergab
I. Juni Rauplia mit ber Citadelle Palamebes, wohin fofort der Senat
lerung ihren Sig verlegten. Eine allgemeine Amneftie endigte bem
zddem arbeiteten die Griechen in Weſthellas an ber beſſern Befeſti⸗
atoliton und Miffolunghi(f.d.), dem Bollwerke bes Peloponnes.
man in biefee Stadt eine Verſchwoͤrung, den Platz dem Jufſuf Paſcha
1. Die Sulloten, mit Lord Byron's neuen Einrichtungen und mit
der Feemben überhaupt ſehr unzufrieden, begingen grobe Ausſchwei⸗
an ſchickte eine große Zahl derſelben aus ber Stadt, die hierauf, unter
ines gewiffen Karaiskaki, fi am 12, April des Forts Waſſiladi be»
tarb 1825 zu Rauplia.
586 Tuͤrkei und Griechenland (18624)
maͤchtigten. Das Bolt nahm jebod an dieſer Rebellion nicht Theis, ı
thellung Truppen, unter Botfarts, Sturnaris und Trokas, ſ
ver, nahmen Waſſiladi wieber, und bie Verraͤther flüchteten ich a
Vriones. Dieſer Auffkand vereitelte die unternommıene Belagerums
Lord Bpron’6 Gefundheit litt durch biefe Ereigniffe, und er farb mad
gen Krankheit den 19. April 1824. Oſtern, fonft das Gel der!
durch eine allgemeine Teauer von 21 Zagen gefeiert. Des Dichten
Miſſolunghi, ımd feine Tochter ward von Griechenlanb abeptitt.
Der Feldzug foßte beginnen. Die Griechen waren unter ib ı
Berbindung mit England war unterbrodyen, und ber Lord» Dbercommi
(chen Inſeln erlaubte nicht, baß die Gelder ber Anleihe in Zanıte einfl
gelegt wurden. Unterdeſſen fand aber auch ber tuͤrkiſche Oberbefet
Hinderniſſe. Der Paſcha von Salonichi wellte ihm nicht gehorchen
von Skodra und Janina konnten, von ben frühen Werleften erſchi
gleich mit frifchen Truppen zu ihm floßen. Er blieb daher länger alt
unthaͤtig zu Lariffa. Die vom Kapudan Paſcha verfuchte Landung a
fen Inſel Sklathos mißlang ; doch warf er einige Zuufend Janit
Seflungen von Negroponte (f. d.), wo Odyfſeus und vorzüglich £
Winter über die Türken mehrmals gefchlagen hatten. Run erft ri
ind Feld. Zwar wurde fein Unterbefehlöhaber Bekir Paſcha von Ody
kitas am 1. Juni bei Zeituni gefhlagen; allein ein andrer Heertheil
mit den Türken von Negroponte und befeste die Landſchaft Attika;
Unterbefehlöhaber des Obyfieus, mußte fich in die Citabelle von Atha
Gleichzeitig hatte Ismail Gibraltar, der Admiral der Aguptifchen 8
unterjodht. Der Statthalter Tumbaſis rettete mc einige Greiſe, We
der nach Hydra; einzelne griechifch = kandiotiſche Banden zerftreuten |
birgen. Darauf unternahm Ismail Gibraltar den Angriff auf die,
Die tapfern Bewohner ſchlugen am 8. Juni ten Feind zuruͤck; allen
den fie auf einem andern Punkte der Inſel, wo fie es nicht erwartet
mit großer übermacht angegriffen. Dre hartnaͤckigſte Widerſtand nl
Vernichtung. Der Feind machte eine unermeßlihhe Beute. — WU
ſchah, rüftete fich Khosrem , der Kapudan Pafcha, bei der Infel DRi
Angriff auf Ipfara und Samos; 20,000 Afiaten, zur Landung bef
tm an ber Küfte von Smyrna, mo fie, ohne Sold und Lebentm:itte
Pluͤnderung veräbten und wehrlofe Griechen ermorbeten. So kama
fende in Pergamus um , wo Mord und Pluͤnderung 36 Stunden m
Das Eleine, far befeſtigte Felſeneiland Ipſara (f. Hydriot
ber Pfoste furchtbar gemacht buch die Zahl feiner Schiffe und Mean
hen bie kuͤhnſten und tapferften SSnfulaner bes Archipels Tod und ©
die Darbanellen trugen. Khosrew befaß genaue Kunde von den B
und Batterien der Infel. Ehe ex mit 14,000 Kerntruppen, neifs
bie Jemail Pliaſſa, ein Neffe des bekannten Ali Paſcha von Janin
den Angriff unternahm, bot er 3 Mal den Ipfarioten Werzeibung se
Sie verwarfen alle Vorſchlaͤge. 5000 Griechen und Albanefer hefe
tigften Punkte; auch bie Frauen rüfteten ſich zum Kampfe. Num ver
früh am 3. Juli, die Rhede von Mitylene, mit 2 Linienſchiffen, 6
Gorvetten, mehren Briggs und Goeletten, einer großen Zahl neugı
nierfchaluppen und mehr als 80 europ. Zranportfchiffen. Seine
gelte die Inſel; bie Kriegsſchiffe begannen das Feuer auf die Etadeu
rien des Forte, Waͤhrend bier ber Hauptangriff zu fein ſchien, gelanı
an der entgegengefegten Kuͤſte auf einer fanbigen Landzunge, wo ein!
banefer , unter dem Verräther Goda, eine Stranbbatterie nach kurzen
Türkei und Griechenland (1824) 567
Beh. Die Kürten erftürmten barauf die Anhöhen im Rüden der Stade.
umte ſich nicht halten. Nun retteten die Primaten und Ephoren auf bie
nd Barken im Hafen Greiſe, Weiber und Kinder. Einige Fahrzeuge ver»
amdre wurden von den Zürken genommen; einzelne Flüchtlinge wurden
ramz. Sregatten aufgenommen; die übrigen entlamen, unter Apoflolis She
uch Dpbra. *) Unterdeffen wurde die Stadt auf allem Seiten angegriffen ;
echen kämpften von Strafe zu Straße, von Haus zu Haus. Mord und
mg dauerten bie ganze Nacht. Ara Morgen bes 4. Jull hielten fidy noch
KForts und das Kloſter St. : Nikolaus. Nach hartem Kampfe zogen ſich
ſaͤmmtlich entfchloffen zu flerben, in das legte Fort, Tabia, zurüd;
| ten die Türken die Wälle, da zuͤndeten jene die Pulverminen an; bie
Werte und Ipfara warb das Grab der ipfariotifchen Helden und ber Sieger.
Mefer Schlag öffnete den Griechen die Augen. Das Volk und alle Behoͤr⸗
inben ſich zum vereinten Widerfiand. Hydra und Spizsia bemannten ihre
Iſara wurde von dem tapfeın Miaulis wiedergenommmen (den 15. Juli),
daſelbſt gerettet, der Felſen verlaffen. Mit geringerer Macht warb ber
amos (f.d.), Kos, Chios aurüdgefchlagen; fellift bei Kanbia litt ex
bie Griechen leifteten hier Widerſtand in den Stelungen von St.⸗Ru⸗
Ki, Mirabello und Laffidi. Gleiches Gluͤck auf dem Feſtlande. Gouras
die Barbaren bei Marathon. Der tuͤrkiſche Oberfeld herr, Derwiſch Pa⸗
en im Juli, Aug. und Sept., bei Gradia, bei Amplani, in der
Phocis, floh mit Verluſt feines Gepaͤcks nach Lariſſa zuruͤck. Dadurch
fin Plan, ſich über Salona mit Omer Vriones zu vereinigen, gaͤnzlich.
& vereitelte Maurokordatos durch Eräftige Matregein ale Entwürfe
und liftigen Omer Vriones, der zum dritten Male Akarnanien und
ogen hatte. Darauf gingen die Griechen zum Angriff über und dran⸗
die Mauern von Arta vor. — Unterbeflen führten die obern Behoͤrden
laute Befchwerden gegen die Agenten einiger chriſtlichen Maͤchte im
Diefe fhürten daB Keuer der Zrotetracht an und hemmten ben zafchen
innern Verwaltung. Gleichwol orbnete ſich das Ganze immer mehr.
Me Steuern nad) einer gerechten Vertheilung erhuben und die Staats⸗
ig verpadhtet. Eine unter vortheilbaften Bedingungen gefchloflene
dete ben Nationalcredit. Mit bem Vertrauen belebte fidy wieber ber
d man erblickte die griech. Blagge in Ancona, Livorno, Marfeille, bis
der Themſe. Die Regierung begann aufs neue, ein europaͤiſch geord⸗
De zu biiden. Der franz. Mititaircoder ward in Griechenland eingeführt.
Mapflege überhaupt erhielt eine beftimmt: Form. In Miſſolunghi gab es
Schtohof und ein Appelationegericht. Die Verhandlungen vor Bericht
ch. Übrigens galt Preßfteiheit. 4 Zeitungen erſchienen wöchentlich
u Miffolunghi die „DeBenifche Chronik’ und der, Telegraph“; zu Hy⸗
des Gefeges” **) (das Amtöblatt), und zu Athen die „Ephemeri⸗
Bam forgte zugleich für dem öffentlichen Unterricht. Während fo Alles neu
' werben mußte, begann ber zweite Theil des blutigen Feldzugs.
! &gpptifche Flotte war endlid am 19. Juli aus Alerandrien ausgelaufen:
ey, 14 Corvettn, 40 Briggs und Goeletten, und 240 Transpostfchiffe
DO DM. Landimgstsuppen. Ibrahim Pafıha ſollte Verſtaͤrkungen nach
zingen unb hierauf Morea überziehen. Unterdeſſen hatte ſich bie griech.
8 wies die Regierung den Ipſarioten den Hafenbezirk des Piraͤus bei Athen
an
Rfe Beitfehrift nennt ſich feit bem October 1825 bloß „Zeitung von Hybra”.
Mermafidi gab feit dem 19. Oct. 1825 eine griechifche „Allgemeine Zeitung‘
"wmasblatt heraus,
588 Tuͤrkei und Griechenland (1824)
Regierung mit den europaͤiſchen Mächten in ein feindliches Verhaͤttni
griech. Staatsfecretair Rhodios lehnte in einem Schreiben an Car
ſchlaͤge zu einer Vermittelung mit der Pforte ab. *) Dagegen er
durch feinen Lord - Obercommiffalz der ioniſchen Infeln, Sir Freder
15. Sept. die Zuruͤcknahme der von ber griech. Megierung am 7.
Kundmachung , nach welcher fie die europäifchen an ben Feind vermi
portſchiffe nicht als neutral, ſondern als feindliche Schiffe behandelt
Regierung erließ jedoch ein Manifeſt, in welchem fie ſich über die
winnſucht ber chriſtlichen Kaufleute, welche das Geſetz der Neutrali
der Tuͤrken fo offenbar verlegten, nachdruͤcklich beſchwerte. Die en
erkannte hierauf das von der griech. Regierung in der gehörigen $
Blockaderecht an, und der öftreich. Internuncius erließ an bie Gonfuln
den Befehl, jedes neutralwidrige Schiffmiethen zu verbinden. D
überließen einzelne chriſtliche Capitaine, und in der legten Zeit vor
fiſche, aus ſchaͤndlüchem Eigennug ihre Schiffe den Agyptern ımb fuͤl
Gefangene aus Griechenland in bie Sklaverei nad) Afrika: ein en
fahren, welches in ber franz. Pairskammer 1826 durch Chateaubri
bierauf gefeslich verboten wurde.
Waͤhrend dies geſchah, hatten fi) am 4. Sept. die aͤgyptiſche
Blotte in dem Golf von Budrun vereinigt, und nun entfpannen flı
fechte mit der griech. Flotte; am 10. Sept. dauerte ber Kampf bei)
gen Tag: vielleicht das erſte Seetreffen, das diefen Namen verdie
ſchrockene Kanaris fprengte mit feinem Brander eine aͤgyptiſche Fe
Kanonen und eine Brigg in die Luft; die Griechen verloren 10 Beine
lich brach die ottomaniſche Flotte das Gefecht ab und zog fich mit en
mehren Transportſchiffen am 21. Sept. nach Mitylene. Khosren
mit 15 Segeln nach Konftantinopel, und Ibrahim Pafcha mit ber
in den Golf von Budrum zuruͤck. Ex verfah aufs neue bie Inſeln, I
dia, welches fein Vater bereits als einen Beſtandtheil feines Vicekon
mit Truppen und Lebensmitteln. Bald nachher griff ihn Miautid
auf der Höhe von Kandia an. Ibrahim verlor eine Sregatte, 10:
umb 15 Zransportfchiffe; auch durch die Peſt geſchwaͤcht, melde
Schiffe ausgebrochen war, zog er fich in bie Häfen von Mbodos, ı
Europa wohl bekannten Admiral Jsmall Gibraltar durch den Tob
Plan, Morea anzugreifen, war für biefe® Jahr vereitelt.
Nach fo ruhmnollen Anfttengungen der griech. Flotte, ſtoͤrte di
fucht der Militairfaction abermals die Eintracht auf der Halbinfel.
len zu der dritten Regierungsperiode im Oct. ihren Anfang nahme
gefeßgebende Rath zu Nauplia aus 63 Mitgliedem. Maurokorde
Stelle ale Präfident des Senats nieder, die Panuzzo Motaras m
tronis und deffen Anhänger fielen bei der Wahl des Vollsiehungsratb
vorigen Mitglieder wurden beftätigt. Allein ungluͤckliche Exeiguiff
Thaͤtigkeit der Regierung. In Nauplia entftand ein peflartiges Mrı
welchem ber Vicepraͤfident Botaſſis und Manuel Tumbafis ſtarben;
Konduriotis begab ſich deßwegen nach Hydra. Zu gleicher Zeit brach i
ein Buͤrgerkrieg aus. Kolokotronis hatte der erneuerten Wahl bed
raths öffentlic, twiderfpeochen und die Truppenbefehlähaber auf fet
gem. Sofort verließen die Generale Kanellas, Papaganopulos, U
und Notarapuloß bie ihnen aufgetragene Belagerung von Patras;
*) Das Schreiben des Secretairs Rhodios vom 12./24. Aug. 184
ning, und Ganning’s Antwort vom 1. Dec. 1824, hat die Algım. 3
Nr, 99, mitgetheilt. ' a
Tuͤrkei und Griechenland (1824) 589
fich; fie ſelbſt mie ihren Anhängern ſtellten ſich unter bie Fahnen bes
in Tripolizza, wo Panos Kolofotronis an ihre Spige trat. Nun kehrte
8 am 9. Dec. nach Nauplla zuruͤck und rief aus Attila die Heerführer
Loflos u. A. nach Korinth; Koletti übernahm ben Oberbefehl, Chriflos
ogeni zogen vor Tripolizza. Die Mebellen wurden in mehren Gefechten
Panos Kolokotronis blieb, und feine Anhängen zerſtreueten ſich. Die
mazone Bobelina, Kolokotronis's Anhängerin, fiel durch den Dolch eines
wie es heißt, des Geliebten ihrer Tochter, dent fie deren Hand verfagt
Hfeus, welcher mit den Türken auf Negroponte in geheime Verbindung:
ar, erlitt von Gouras eine Niederlage, wurbe gefangen und in einen
TR zum Schutze Athens gebauten Thurm gefperrt; ber Verſuch zu
, mißlang; ex flürzte in bie Ziefe und blieb tobt. Kolokotronis ber
fidy jest von Allen verlaffen und fandte im Dec. 1824 feine Unterwer⸗
Die übrigen Anflifter des Aufruhrs entflohen nach den ioniſchen Inſeln;
iden fi, Andre wurden ergriffen und nebſt dem alten Kolokotronis nach
ein Kloſter gebracht, wo fie von einer Commiſſion gerichtet werden ſoll⸗
Mainotten⸗Bei Pietro Mauromichalis ward freigefprochen. Die Res
mähte fich nunmehr, den Behorfam des Heeres geſetzlich zu befefligen,
Inftalten, um Patrad, Modon und Koron aufs neue einzufchließen.
mes trat mit den Griechen in Unterhandlungen, bradı fie aber im Jahr
mad erhielt das Paſchalik Salonidhi. F
mgluͤckliche Ausgang des Felbzugs 1824 zu Waſſer und zu Lande ent⸗
Ronftantinopel abermals ben Haß und bie Wuth her Factionen. Huſſein
hlshaber ber Truppen des Bosporos, der SanitfcharensAga, der Mufti
nib Effendi (ein Mann von 76 Jahren, des flarrfinnigfte Anhänger
ttomaniſchen Politik), verbanden fi zum Sturze bes Großveziers.
ea wollte keine Art von Dagwifchenkunft der hriftlichen Mächte in hen
heiten ber Pforte zulaffen und foberte laut, baß, ehe bie Pforte
enthuͤmer räumte, Rußland die Feſtungen in Afien zurüdgeben
toßherr fah fich gendthigt, den allgemein geachteten, obwol nicht
Hanbelnben Großvrezier Ghalib Paſcha am 14. Sept. zu entlaffen;
pe deflelben, Mehemebd Selim, Paſcha von Giliſtria, war ein Ges
chanib Effenti. Um diefe Zeit hatte ber franz. Botfchafter, General
t, den 21. Sept. feine erſte feierliche Audienz beim Broßfultan; boch
ſpaͤter Antheil an den biplomatifchen Verhandlungen. Dem im Febr.
> ging er mit Urlaub nad) Paris zuruͤck, wo feine Gegenwart bei ber
9 des Procefjes Ouvrards nöthig war. Bisher hatte ber engl. Gefanbte
ıg ber Kürftenthümer betrieben; allein, mit Verfprechungen beftänbig
‚ verließ er endlich am 18. Det. 1824 Kanflantinopel, nachdem er noch
deu Abfchluß eines Vertrags zwiſchen ber Pforte und dem König von
md einige Bewiligungen für ben Handel bewirkt hatte. Er ging im
ahre als britifcher Geſandter nach Petersburg. Die Pforte ſelbſt fühlte
es bisherigen Krieges immer empfindlicher. Sie verlor bie Einkünfte
kand begriffenen Länder. Die Abgaben, welche ber Peloponnes allein
Tiefen fich jährl. auf mehr als 35 Mill. tuͤrk. Piaſter. Der Broßvezier
er, der Moldau und Walachei eine außerordentliche Steuer von 13
=, als Koften für die Befegung berfelben feit 1821, aufjulegen. Die
jaren entzogen fich ihr buch die Flucht. Vergebens ſtellten die Hoſpo⸗
gtädhliche Lage der Länder vor, weiche nicht einmal bie gemöhnlichen
vablen konnten. Die türk. Befehlshaber nahmen Alles weg, was fie
en Caſſen und in dem Privatbefige der Reichen an Geld und Koſtbar⸗
a. Darauf zogen in der That einige tuͤrkiſche Truppencorps ab, und
ren. O0 Degamıs Iorahim Die Welagerung VOR Ravarmo,
nern bes Peloponnes. Bergebens griff Miaulis mit feiner
12. zum 13. Mai die feindliche Flotte an, wo er eine äguj
vetten, 3 Briggs ımd mehre Traneportſchiffe verbrannte.
voßerbatos mit perfönlicher Gefahr Alles ums ben Muth
brachten Befagung von Navarino zu beieben. Konduriotie
fag auf der Landfrite heranellte, keinen Sehorſam. Go
Rapitamis, welche den Hydrioten und der Regierung Beine
daran, daß Navarind am 18. Mat capktulkte, worar
tem gegen Tripoltzza vordrang. In biefer Noth fah fich d
den alten Kiephtis- Anführer vom Berge Otenos, Kolokotı
Anhängern zu begnabigen, und ihm, nach dem er feleriic
angelodt hatte, den Dberbefehl Im Peloponnes zu Überte:
Ende des Mais 1825. Unterdeffen ward Reſchid Paſcha,
Die Qriechen geſchlagen hatte, in Akarnanien und Aetolien
April begann die dritte Belagerung von Riſſolunghi um!
Kapudan Paſcha langte nicht zeitig genug an, um den Ang
zu unterflügen. Et verlor im Mat bei Capo d’Dio gey
Sach turis mehre Schiffe und erreichte Modon.erft am Endı
him hatte bereits Kalamata genommen und Tripolizza, bat
Abzuge anzündeten, befegt. Er brang hierauf nad) alleı
vor und erreichte fogar Argos. Auch Nauplia wurde von U
einem Gefechte bei den Muͤhlen, 2 Stunden von der Hi
unter fortwährenden Gefechten mit Kolokotronis s Schar
ziehen. Dies blieb der Mittelpunft feiner Unternehmenngen
zung, fich zu unterwerfen, um Schutz zu finden, auch mi
horfam leiſtete, fo ließ ee Alles verwuͤſten, bie Männer n
und Kinder aber als Skiaven nach Agypten führen.
Slaͤnzender bewährte ſich der Heibengeift der Hellen
Verteidigung. Die Befagung wies ae Auffoderungen fı
Übergabe von ih. Moto Botfaris Rand an Be Ei
en nn Rn at. DA
Kürkei und Griechenland (1826) 601
erung, auf weiche bie engl. Partei durch den Staatsſecretair Maurokorba⸗
m Einfluß ausübte, nach einer mit bem beitifchen Comsmobore Damilten
t Unterrebung, am 24. Juli 1825 den Beſchluß, ſich Englands Schug zu
m. Allein noch ehe bie griech. Abgeordneten in London eintrafen, erließ
ſche Regierung, am 30. Sept. 1825, eine beflinnmte Neutralitätserkid-
ach weicher die Abſendung britifcher Hülfserpeditionen von Privatvereinen
he geflattet war. Überhaupt verbot ſchon bie ganze Lage ber europ. Politik
zelnen Macht die Zufage einer unmittelbaren Dazwilchentunft. Doch ließ
NRegierung wenigſtens durch ihren Conſul zu Alexandrien ben engl. Schif⸗
eefagen, für Rechnung bes Paſchas Kriegsbedürfnifſe aus Agypten nach
Hand uͤberzufuͤhren. Auch ſchien England das Viſitationsrecht ber Griechen
muen. Jene Erklärung beruhigte den Divan, und ber neue engl. Ge⸗
Gteatford:Ganning, begab fich endlich auf die Reiſe nach Konſtantinopel,
Baber unterwegs fehr lange, und hatte im Jan. 1826 mit Maurokordatos
helleniſchen Staatemännern auf Hydra eine Unterrebung , um ſich von
Ganzen zu unterrichten. Er begab fidy dann nady Smyrna und fegelte
15. Fan. in die Dardanelien, traf aber erſt In ben legten Tagen bes
Konflantinopel ein.
e Zeit (März 1826) verhandelte der Herzog von Wellington, als aus
VBotfchafter zu Gt.-Peteröburg, nebſt dem bort befindlichen, ehe⸗
tinopel angeftellt gewefenen, Befandten Lord Strangford, mit
Gabinet über die grieh. Angelegenheit. Denn am Enbe bes J. 1825
d in den Cabineiten ber erſten europ. Mächte der Gedanke an bie
umabhängigen Griechenſtaats immer mehr auszubilden. Dazu mochte
Eder erfolglofe Ausgang des unter fo günfligen Ausfichten begonnenen
Bypetfchen Feldzugs viel beiteagen. Der Kapudan Paſcha hatte nämlich
Auguft in Alexandrien, wo der kuͤhne Kanaris am 10. Auguſt mit
in ben Hafen cingebeungen war, um bie aͤgyptiſche Flotte
‚ ben Oberbefehl über die aͤgyptiſche Flotte übernommen und am 5.
no friſche Zrupyen and Band gefegt; ec hatte fich hierauf gegen
gewandt, um bie Einfchliegung diefe® Platzes von der Gerfeite zus bes
begann, gemeinſchaftlich mit Ibrahim, Reſchid Paſcha einen Winters
n auch diefer führte Leine Entfcheibung herbei. Zwar fchien Alles den
Der griech. Sache zu befchleunigen. Die griedy. Flotte (73 Kriegufchiffe
der) war zu fpät vor Navarino angelommen; die Regierung hatte
BD Mann unter den Waffen; bie Kapitanis verthaten das Geld, für wel⸗
meppen austüften follten, in Nauplia; bie Vorfleher ber franz. und norb>
Mhilhellenen⸗ Comites, Ben. Roche und Townſhend Waſhington, wirt
Beh und insgeheim den Schritten der engl. Partei entgegen, welche in ber
E Bie Oberhand hatte; bie Mitglieder des Senats und des Vollziehungs⸗
Ber zum Theil in keiner perfönlichen Achtung ; ter Staatsfecretair Maus
B, der faſt allein mit Einficht und Klugheit auf Ordnung bielt und deß⸗
ollers Parteien angefeindet wurde, hatte wenig Einfluß; die Inſulaner
a in der gemeinſamen Gefahr zue Rettung Moreas die legten Kräfte auf,
ver zugleich für bie clune Vertheidigung forgen. Deffenungeadhtst gelang
Hotte, die am 24. Noo. bei Miffolunghi einteaf, diefen Play, ber zum
belagert wurde, unb deſſen Befagung abermals einen von ber Sees und
werfuicchten Sturm abgefchlagen hatte, mit Kriegsbebarf und Lebensmit⸗
hen. Es war nämlich zu gleicher Zeit Gouras aus Livabien gegen Gas
en und hatte die Türken aus dieſem wichtigen Punkte (am 7. Ron.)
1 worauf er daB Belagerungsheer bes Reſchid Paſcha im Rüden angriff.
d ein von Ibrahim Pafcha gegen Korinth abgefandte® Corp von Rikita®
.
— vunua] Ep un 7. Dual. va
einer engl. Corvette die Behörden der Stadt unter Andro!
Übergabe auf Bedingungen auffobern; alten fie Iehnten
die Briechen nur zwifchen ber Freiheit und bem Tode waͤhl⸗
her fiel ein neues Gefecht zwiſchen beiden Flotten, Im &
und 28. Januar vor, wo ein engl. Fregattencapitain, €
Fahrenheit der Türken beobachten Eonnte; ber Kapudan Pı
Brander (unter Kanaris) eine Fregatte und mehre Kleine J
darauf, nach einem Zwiſte mit Ibrahim Paſcha, der fe
Divan verlangt hatte, den Oberbefehl über die Flotte nieder
über Janina nach Konftantinopel. Im Folge jenes Gefeı
chen, Miſſolunghi, aber mur auf einige Wochen, mit Le
bebarf zus verfehen. Ein fpäterer Verſuch, am 12. Febr.,
ägpptifche Flotte vereitelt. Unterbeffen waren bie am Ent
van nad) Griechenland abgefandten Commiffarien,, Hufe
fendi (dev Agent des Wicekönig6 von Aghpten) gu Lande Kl
im Lager von Miſſolunghi eingetroffen, um den Fall die
und dann nad) den Umfländen ju handeln. Wergleichtvorfi
ber griech. Regierung machen ſollte, wurden jebody von ihı
darauf verließ Reſchid VPaſcha Atarnanien und z0g ſich ge
ras und ben Oberſten Fabvier, welcher ein Gorps von 11
Fuß gebildet hatte, zu befchäftigen. Sbrabim leitete jet
Ee hatte 25,000 M., darunter gegen 9000 M. regulat
Frankreich erfaufte Geuerfählände, aus welchen Pierre Bo
mapartifcher, durch feine In Ägypten, &t.»-Dominge und €
famteiten befannter General, Miſſolunghi feit dem 24. Fe
tägigem Bombardement bot Ibrahim den Befehlshaber
große Summen fr bie Überlieferung diefes Plages an;
flotten, die Kanonen und alles bewegliche Eigenthum ml
feine Vorſchlaͤge wurden verworfen, und die Befagung ber
zum Siege Hierauf ſtuͤrmte Idrahim bie Werke von BRi
Kia some D STMAn neiif an han Milan man
Türkei und Griechenland (1826) 598
ı Heldenmuth um 5. Dale befreit. Allein nun wandte Ibrahim feine Ans
if die Außenwerke Miſſolunghis von der Seeſeite. Er drang mit Ganonier
ven und ſchwimmenden Batterien in bie Lagunen ein, erſtuͤrmte am 9. März
ie kleine, auch des Fiſchfangs wegen wichtige, Inſel Waſſiladi, wo bie
ag von 110 Mann den Heldentod ſtarb. Eine in die Pulverfammer bes
efallene Bombe, wodurch die Munition in Brand gerieth,, hatte ben Fall
unktes entfchieben. Hierauf nahm Ibrahim am 13. März 1826 die un-
fſolunghi gelegene, befeftigte Inſel Anatoliko mit Capitulation, nachdem
vefeftigte® Klofter auf der Landfeite, Namens Kundro, welches jene Inſel
erftürmt hatte, mo bie Befagung von 200 Mann niedergehauen wurde.
efen Unfällen konnte Miffolumghi nur durch die Ankunft der griech. Flotte,
ich in Hydra mit Lebensmitteln verforgen mußte, und durch das Vordrin⸗
Xeuppencorps unter Bouras und Fabvier von Balona her gerettet werben.
beſchid Paſcha hielt Gouras's Scharen auf, md Miffolunghif.d.) —
wall des Peloponnefos — fiel glorreich d. 22. April 1826.
fAaten die Gruͤndung eine® aͤgyptiſch⸗afrikaniſchen Militairſtaats in Eus
ieden. Denn Ibrahim hatte den Kapudan Pafcha, den Juſſuf Paſcha
id Pafcha entfernt; er war im Belt von Modon, Koron, Navarino
. Kam nım auch Rauplia In feine Gewalt, fo machte er fich bald zum
Inſeln des Archipels. Der Pforte war es dann nicht moͤglich, biefen
Gatropın in der Unterwerfung zu erhalten ; und alles bies hätte ber Wis
Agypten franz. Artillerieofficieren verdankt
eben dieſe Gefahr beſtimmte die Cabinette zum Handeln. Dazu kam
g ber Voͤlker. Das Schickſal Miſſolunghis, unter deſſen Truͤm⸗
ichdem 1800 Hellenen unter Noto Botſaris und Kitzos Tſavellas nach
Athen hin ſich durchgeſchlagen hatten, die Zuruͤckgebliebenen freiwil⸗
en, erregte in ganz Europa die lebhafteſte Theilnahme; aber nur in
durfte dieſe zuerſt laut und thaͤtig fich deweiſen. Hier zählte Die zu Pas
1825 gebildete Societe philanthropique en faveur des Green bie
Männer (Chateaubriond, Ehoifeul, Dalberg, Matth. Dumas, Fig
tte, Raine, Aler. v. Lameth, Larochefoucault⸗Liancourt, Caf. Pers
i, Kermaur, Villemain umb viele Andre) zu Mitgliedern. Sie hatte
neue 60,000 Kranken für bie Berforgmg Miſſolunghis mit Lebens:
det; fie erhielt zu demſelben Zwed von Amſterdam 30,000 Fr. Der
wies 12,000 $e. an. Der Herzog von Orleans unterzeichnete
Bheträchtliche Summen ; 40 Srauen aus den höhern Ständen fammelten
F Beiträge, und faft in allen Salons zu Paris war es Sitte, daß bie
keine Sammlung für die Griechen veranftaltete. Darauf folgte Deutſch⸗
we unterzeichnete ein König — Ludwig von Baleın — Beiträge, und ers
wer Krlegern — an ihrer Spige fleht der edle Oberſt v. Heidegger — für
ande Sache zu fämpfen. Es erhob fich die Stimme ber Dichter; es bil⸗
wewse Griechenvereine, 3. B. in Sachſen; alle traten mit bem ebeln Ey >
d.) in Verbindung. Griechifche Waiſen wurden in Deutfchland, in ber
und in Frankreich erzogen.
ssahte endlich, al& der Jammer bed Landes aufs höchfle geftiegen war,
hen langfam die Rettung. Es hatte nämlich Wellington auf Camming’s
ı PDeteröburg das Protokoll vom 4*. April 1826 unterzeichnet, welches das
den der 3 Hauptmächte zu Gunſten Griechenlands vorbereitete. Aber erſt
Fer von Rußland (f. d.) feine Serungen mit ber Pforte ſchlichten.
durch dem Vertrag von Aderman am 6. Det. 1826. Darauf ſchloß
mit ihm und Frankreich gemeinſchaftlich, zu London am 6. Juli 1827
Hicationevertrag Griehenlande. Canning wohnte die Entſcheidung ber
Igg. Giebente Aufl. Bd. XII. 8
504 Türkei und Griechenland (1887)
griechifch:türkifchen Frage leiten, ohne daß Rußland in einen Tanıkı
Pforte verwidelt, und Europa baburch von einem allgemeinen Kriege bel
Sein Tod und feines Nachfolgers (Wellington) ſchwankende, ja zwei
litik vereitelten zum Theil Canning's eble Entwürfe.
Unterbeffen hatte das ägypt. Deer faſt alle Theile von Morea durch
eine Einöde verwandelt, ohne auch nur ein einziges griech. Dorf unter.
bringen. Famillen von allen Punkten Griechenlands draͤngten fich unter’
Nauplias zufanımen, und bulbeten lieber alle Gräuel des Elends und!
irgend einen Vertrag mit ihren mufelmännifchen Henkern einzugehen
Verzweiflung wurden freilich manche biefer Unglädtichen zur Gerckabn
Indeß beftanden die meiften Gorfaren in den griech. Gewaͤſſern, Ye
die griech. Flagge verfchonten, ans Übelchätern und Wertotefenen aus!
Inſeln, aus Dalmatien und Stallen. Neue Scharen vom Krieger
den Gebirgen hervor, und Kolokotronis griff mehrmals das von 300
unter Soliman Bei (dem franz. Renegaten la Seve) vertheibigte 2
Einfluß des Klima und Seuchen hatten das ägyptifche Heer gef
ungeachtet Eonnte Tripolizza nicht erobert werden. Indeß traf da
1826 zuſammenberufene Volksverſammlung zu Megara mehr 9
Einrichtung der innen Verwaltung, befonders in Hinſicht ber Bird
der Staatseinnahme. Zugleich warb ein Zug nady Negroponte vorba
in Kandia 1825 wieberausgebrochene Aufſtand der Griechen unterfl
rabuſa von ihnen genommen wurde. — Allein Mangel an Gelb ul
teln, vorzüglich aber der Zwiſt der Heerführer, das Mißtrauen bern
führern getäufchten Palikaren, und ber Undank der Hellenen gegen
nen ober Zaftiler waren Schuld, daß keine wichtige Unternehmung ı
geſchah «8, daß Athen, nachdem bie Griechen in dem Kanıpfe, da
fegen ſollte, feig geflohen waren, am 7. Juni 1827 mit Gapitulatie
Paſcha überging. Vergebens war Lord Cochrane, durch die ſchlecha
von den Griechen theuer bezahlten Dampffchiffe in England lange enfgl
lich in Griechenland als Admiral an die Spige ber Seemacht, und Gm
an die Spige der Landmacht, Beide im Dienfte der Republik, g
manen blieben im Beſitz von ganz Oft» und Weſthellas. Die
noch ein blutiger Parteientampf in Nauplia ſeibſt. Hier beſchoß
ſitz der Feſte Palamede, die Stadt, um Sold zu erpreſſen. Die
zung flüchtete ſich auf die Inſel Agina. Jetzt wandte fie Ihre Buc⸗
Sie wählte den Grafen Capodiftrins (f.d.) zu Ihrem Praͤnc
Staatsmann nahm darauf (13. Juli 1827) feine Entlaffung aus dent
Eonnte aber erſt am 22. Januar 1828 feinen hohen Poften antreten.
Unterdeſſen hatten die Gefandten bee 3 Mächte am 16. Au.
den londner Pacificationsvertrag übergeben und barauf biß zum 31. Fu
verlangt. „Briechenland”, ſchlugen fie vor, „ſollte fich feibft vegieen
Pforte Tribut besahlen”. — Europa durfte jest um fo mehr Grieches
fländigkeit von ber Pforte verlangen, damit bie Geeräuberei in den g
kiſchen Gewaͤſſern aufhörte, welche die mit vielen Koſten verbunbem
von Kriegsgeſchwadern nöthig machte, bamit Bein aͤgyptiſch⸗afrikaniſh
und Räuberftant Europas ſchoͤnes Inſelmeer beherrfchte, damit bl
Ordnung an die Stelle blutiger Anarchie träte, welche zu unterbeihle
ſelbſt weder die Einficht hatte noch die Kraft. — Die helleniſche Aa
clamirte Tofort (am 25. Aug.) den nach dem londner Vertrage einge
fenftinftand ; allein der Reis:Effendi wies am 31. Aug. jede Jutene
Maͤchte zurüd. Hierauf festen bie Griechen Ihrerfeits die Feindſeht
und die tuͤrkiſch⸗ aͤgypliſche Flotte lief (9. Sept.) in die Bai von Nercch
Türkei und Griechenland (1828) | 696
3. ein britiſches Geſchwader, unter Admiral Codrington, vor ber
reinigte fi) am 22. ein feanzöfifche® unter dem Abm. Rigny und
ter dem Grafen Heyden. Sie verlangten von Ibrahim Paſcha
inſtellung ber Seindfeligkeiten. Er verfprach dies und lief mit
Flotte aus, ward aber genäthigt, in bie Bai zuruͤckzukehren. Als
iſtungen in Morea fortfegte und auf die Beſchwerden ber Admirale
ib, fo liefen die 3 Geſchwader in die Bai ein, wo bie tärkifch-
in Schlachtordnung fland. Von luͤrkiſcher Seite fielen die erften
2 Engländer tödteten. Died war das Zeichen zu einer moͤrderi⸗
0. Dct. 1827). Codrington vernichtete bie osmaniſch⸗aͤgyptiſche
Schiffen; ein Theil ward verbrannt, ein Theil auf den Strand
en zum Fechten unbrauchbar gemacht. Keines rich die Flagge.
m Sieg mit Hochgefühl. Nur der König von Großbritannien
irlamente (30. Jan. 1828) ein verhaͤngnißvolles Ereigniß!
ine unfreiwillige Waffenruhe ein. Deſto ärger trieben die See⸗
:n. Darum erließen bie Admirale der 3 verbündeten Geſchwader
rung an den gefeggebenben Rath der Hellenen, umb nach biutigen
s endlich, durch gemeinfchaftliche Maßregeln die Sicherheit der
n, befonders nachdem bie Briten den Hauptfig der Gorfaren zu
mdia (28. Sebe. 1828) zerflört hatten. Die Hellenen gingen
Hriege gegen bie Osmanen Über; allein ihre Unternehmung auf
ie Citadelle vergeblich belagerten (oom Nov. 1827 bis zum 13.
ar ebenfo zwecklos als für die Bewohner verberblich.
m Zom über den Tag von Navarin legte die Pforte auf alle
Im in Konftantinopel Befchlag (2. bi zum 19. Nov.), und hob
bindung mit ben Befandten der verbünbeten Mächte auf, bie
r die verlorene Flotte gegeben ſei. Zugleich rüftete fie fich zum
t entfaltete der Sultan, feit der Aufhebung bee Janitſcharen
326, eine außerorbentliche Willens » und Thatkraft, um ein neues
[che Art einzurichten; er leitete perfönlich bie Übungen deſſelben
alle Mittel, die ihm zu Gebote ſtanden, den Muth ber Moslem
Ben am 4. Dec. 1827 der uff. Botfchafter, Ribeaupierre, bann
anz., Guilleminot, und der britiſche, Stratford⸗Canning, Kons
ı bot zwar bie darüber betroffene Pforte in einer Note vom 15.,
afen Ribeaupierre, den widrige Winde im Bosporus zuruͤckhiel⸗
su verſoͤhnenden Maßregeln die Danb ; allein bamit flimmte ber
yernde, Rußland vielfach beſchuldigende Hattifcherif des Pabifchab
om 20. Dec. nicht überein. Aus allen Theilen bes Reiche wur:
B — ein biöher ungewöhnliches Verfahren — nach Iſtambol bes
im Jan. 1828 mit ihnen die Vorbereitung zuny Kriege befprach.
ale Moslem von 19 — 50 Jahren zum Kriege aufgeboten (30.
Heß fih Mahmud auf bie Nachricht, daß Perfifch Armenien in
uffen gefallen fei, dutch hinterliſtige Vorflellungen ber undulb⸗
a Armenier verleiten, alle kathollſche Armenier aus Galata und
. fobaß binnen 14 Tagen (im Jan. 1828) 16,000 derfelben in
uftande nach Afien auswandern mußten.
hatte der Präfident ber Hellenen, Graf Gapobifirias, den talent:
; feinem Staatöfecretaie emannt, und fowol ein Panhellenikon
malratd zu Nauplia (4. Febr. 1828) errichtet, als auch eine hel⸗
ank (14. Febr.) vorbereitet und das Heerweſen neu geordnet.
re ber Übergang in einen beffern Zuftand nur langſam erfolgen.
ıd Frankreichs und Rußlands, welche ben jungen — jedes
506. Türkei und Sriechenland (1828)
mit 6 Mid. Br. — nad) der Verfiherung de6 „Courrier de Sayın
lehn, oder nady A. mit 500,000 Fe. monati. Subſidien — unterfikt
die Verwaltung Nichts haben bewirken koͤnnen. Das Pacificatie
batte keinen Fortgang, weil die Pforte jeben Borfchlag verwark unh
Schlacht von Navarin fogar zu mißbilligen ſchien. Godringten warb!
berufen, und Malcolm trat an feine Stelle. In diefer Ungerigh
es gefhehen, daß Ibrahim eine Menge Transportſchiffe mit griechi
vor feinen Augen nach Ägypten ſandte.
Dagegen trat jegt Rußland felbfithätig auf. Der Minike |
klaͤrte (27. Febr.) an Frankreich und Großbritannien, daß fein Mi
Verlegung bes Tractats von Akerman und wegen des beleibigenten
vom 20. Dec. Genugthuung von der Pforte für fich fobere, übrigen
fiht Griechenlands mit ihnen gemeinfchaftild, handeln wollte. Die
Kaiſer Nicolaus am 14. März 1828 eine Kriegserklaͤrung gegen bie
Übergang über dem Pruth erfolgte aber erſt am 7. kai (n. Ex)!
an 3 Orten, zufammen 115,000 M., oder, nach Abzug des Zu
Streiter. Graf Diebitfch, der den Plan des Feldzugs entworfen ba
Chef de® Generalſtabes des Kaiſers, welcher am 19. Mai vor Bu
Feld marſchall Braf von Wittgenftein führte den Oberbefehl. Scher
befegte der Generallieut. Baron Kreuz Jafſy; der von dem Genrrol
Geismar geführte Vortrab des 6. Corps (unter dem Generalliut
Buchareſt am 12. Mai; das 7. Corps ſchloß am 11. Mai Wrailowe
ein, wo am 17. ber Großfuͤrſt Michael den Oberbefehl über das Gau
Belagerung übernahm. Der ruff. Eapit. Sawadowßkij vernichten
Flottille vor Brailow und erleichterte dadurch den Angriff. Enbih
Roth am 21. Krajoma, bie Hauptſtadt ber kleinen Walachei, beſch
Provinz vor der vom Feinde beabfichtigten Verheerung zu retten. Re
Türken eine fefte Stellung bei der Feſtung Ißaktſcha am redytm Deu
um bier den Übergang der Muffen gu verhindern; allein dieſer al
bei Satımnow am 8. Juni unter dem Schuge der ruſſ. Donasfll
dee tapfere Capit. Panojoti befehligte, auf den Beinen Kaͤhnen bel
Kofaden. Diefer Stamm bewohnt das rechte Donauufer und
willig dem ruff. Scepter unterworfen. Die Ruſſen (vom Tinten Wi
Beneral Rudzewitſch) trieben ben Feind aus feiner Stellung,
Bruͤckenbau begann, nachdem bereit ein 2 Meilen langer Danm ii
raftboden bis an daB Flußbette angelegt worden war. Am 9. Id
Koſchewoi (Anführer) der Saporoger⸗Koſacken (vormals Paſcha ven!
fen) den ruffifchen Kaiſer über die Donau. Nun capitulirte der Paldı
am 11. Juni, an welchem Tage der Brüdenbau vollendet war, und!
bei welchem ſich das Hauptquartier des Kaiſers befand, unter dım
Infanterie, Rudzewitſch, ging über bie Donau, ruͤckte bie gu dem N
vor und nahm am 19. Juni die Stellung bei Karaffu ein. Zu gi
gaben ſich die Feſtungen Matſchin (am 17.), Hirßowo (am 23),
(am 24) und Zultfcha (am 27. Juni), Auch unterwarfen fid freu
kraßowzen, Abkoͤmmlinge jener Doner, welche zur Zeit ber Unruhen
ter Peter d. Sr. in die Türkei gegogen waren.
Dagegen mißlang am 15. Juni ber biutige Sturm auf Braiie
3 Minen eine vor der Zeit gefprungen und bie dritte ohne Wirkung #
Gleichwol capitutixte der Paſcha, was ihm fpAter den Kopf koſtete,
Die Befagung erhielt freien Abzug. Die Ruſſen hatten jetzt die Ri
ihrer Gewalt, was die Verbindung des Heeres mit Rußland ſichette
die Adtheitungen einzeln vor; die Türken nahmen Leine Schlacht o
Tuͤrkei und Griechenland (1838) 597
, von Bazardſchick auf Koslubfchi gedrängt, nach bem Befecht am 7. und
.Fuli in die befeftigte Bergſtellung bei Schiumia, welche der Mittelpunft
Iperationen war. Das tuͤrkiſche Heer unter Huffein Pafcha*) zählte
wL0000M. Die Verſchanzungen zogen fi) 2 Stunden weit bin und
wäcdgern Stellen waren mit Baftionen verfehen. **) Um die Verbindung
Bfchen Heeres bei Schiumla links mit Giurgewo, Ruftihud und Wibbin
Im, follte die ſehr verfläckte Befagung von Wibdin aus ben ruff. rechten
In Der Eleinen Walachei aus Krajowa verbrängen ; allein der tapfere Baron
behauptete den Platz, {hiug den Ahmet Pafcha von Widtin, erbeutete
ager und eroberte ben wichtigen Poſten Kalafat, welcher die Eirine Walachei
Dem rechten Fluͤgel der taͤrkiſchen Stellung bildete das durch Natur und
Varna (f.d.), welches der Liebling bed Sultans, der Kapudan Pa»
ber kriegserfahrene Zufiuf Paſcha von Seres, vertheibigten. Um biefe
von Konftantinopel, um Varna und Schlumla, entbrunnte jet bee
pf. Es rüdte naͤmlich am 20. Juli die Hauptarmer, 45,000 M.
dem Selbmarfhall Wittgenftein, bei welcher ſich das kaiſerl Haupt⸗
fand, vor Schiumla, mährend ber Generallieut. Roth Giliftria belar
r Senerallieut. Graf Suchtelen Varna beobachtete. Allein der Groß⸗
x bei Schiumla keine Schiacht an, ſondern beſchraͤnkte fi) auf die Ver⸗
Zwar bemädytigten fidh endlich bie Ruſſen des Schläffele zum Bal⸗
von wo eine flärkere Heermaſſe bis Aidos hätte vorbringen können ;
hiumila und Varna durften nicht im Ruͤcken gelaffen werben, auch litten
Imtaillone, die zu weit vorgedsungen waren, bei Eski Stanıbul Verluſt,
Den Türken ward eine Schanze erobert. Je größer nun die Schwierigkeit
Aaem großen, faft ganz unwirthbaren Lande, wie bie Bulgarei ift, den Ber
Derieg unter dem moͤrbderiſchen Einfluffe des Klima mit Erfolg fortius
fo mehr wandten die Rufſen Alles an, wenigſtens Varna zu erobern.
dieſen Platz, in weichem gegen 20,000 Türen lagen, nach ungenauen
theilt, daher waren die anfänglid) fuͤr diefe Belagerung beflimmten
umgureichend. Nachdem endlich Varna durch den Generalabiutanten
ſchikoff von der Lanb » und durch die von Anapa zuruͤckkehrende Flotte
Meeres unter dem Admiral Breigh auch von der Geeſeite einge»
Breſche gefchoifen, der zum Entfage herbeirüdende Omer Vriones
Prinzen Eugen von Württemberg zuruͤckgedraͤngt worden war, erklet⸗
3 Sturmangriffe am 7. Oct. 5 Compagnien, nebſt ben freiwilligen
Matrofen, die Baftion und drangen bis in die Stadt, welche fie jeboch
- .Hierdurch beſtuͤrzt, yab der Feind allen weiten Widerftand
Suffuf Paſcha kam felbft ins xuff. Lager, um zu unterbanden. Nur
Paſcha zog fich in die Eibatelle. Darauf befegten bie Ruffen — nady
lichen Belagerung — am: 11. Oct. alte Baflionen der Seftung, ohne
Bug von Seiten ber Einw. Der Kapudan Pafcha erhielt mit 300 M.
Bug. „Juſſuf Paſcha von Seres ging mit mehren türkifhen Truppen
Seraskier Huffein Paſcha ill zu Erzerum geboren. Bei der Revolution
war er Janitſcharenaga und ünerlieferte, in Kolge geheimer Verfprechungen, .
nal von Zophana, welches unter feinen Befehlen ftand, den Zopdjis des Sul⸗
28 entſchied ben Untergang ber Sanitfcharen.
We Tuͤrken hätten die wichtigen Punkte Schiumla, Warna, Burgas u. a. nad
‚ Campbell, Montalenibert, Aubert: Dubayet und Gebaftiani verfaßten
und nach den von franz. Ingenieuren 1795 entworfenen Planen längft
machen koͤnnen; allein fie überließen Alles ber Natur, und das Übrige
nahe Gefahr 1828.
Ya
598 Tuͤrkei und Griechenland (1828)
zu den Muffen über” *) und begab fih nach Odeſſa. Der Artilierie-Be
Dietrich8 wurde zum Gommanbanten von Varna ermannt. Mach dis
zung sogen fich die Ruſſen am 15. Oct. von Schiumla zuruͤck — Diel
von Siliſtria konnte, da das ſchwere Befchäg zu ſpaͤt eingetroffen war, a
des Sept. ihren Anfang nehmen; dba nun ber Winter ungewoͤhnlich
und Krankheiten einziffen, aud Mangel an Futter uud Lebenöwittd
fo ward bie Belagerung von dem Gen.⸗Adjut. Fürften GSchtidherhati
den Gen. Roth abgelöft, hatte, am 10. Rov. aufgehoben, wobei ia d
famen, uͤberſchwemmten Lande, da es auch an Pferden fehlte, einige
den Moräften liegen bfieb.
Der Feldzug in Aſien war fiegeeih. Der Gen. » Abiet. |
ſchikoff eroberte mit Truppen, ‚die der Biceabmiral Greigh gelandet
22. Juni die Feſtung Anapa am ſchwarzen Deere, weiche ben tramil
Provinzen Rußlands gefährlich war. Hierauf unterwarſen fid, dem n
die räuberifchen Bergvoͤlker ber Umgegmd. Run brang das ruſſ. He
Grafen Paſskewitſch von Eriman, vom Kaukaſus und Aram
26. Juni (n. &t.) in die aſiatiſche Türkei ein, und eroberte im tuͤrkiſche
die ſtarke Feſtung Kars, den Mittelpunkt der tärkifcdhen Grenzmacht
feindlichen Lager, mit Sturm am 5. Juli. Während jetzt bie ruſſ.
ſchwarzen Meeres eine tuͤrkiſche Flottille am 8. Aug. vernichtete, bi
terien bei Inada (in der Nähe von Konftantinopel) zerſtoͤrte und dem ı
Varna unterſtuͤtzte, bermächtigte fich Paskewitſch durch raſchen Angriff
gen Achalkalaki, Gertwiß und am 26. Jull Poti, das, an der M
Phafis gelegen, den Beſitz von Mingrelien und Imirete ſicherte. Zus
Tuͤrken von Arsrum (Erzerum) aus vordringen und ſtellten beghalb I
ein Heer von 30,000 M. auf; allein Paskewitſch zog über ein una
birge und ſchlug den Keind an der Kura (16. Aug. fg.) und am 21.
macht deffelben gaͤnzlich, worauf er am 25. Akhalzich mit Sturm nahe
tabelle capitulirte. Bald fielen auch die Feſtungen Azkhur, Ardaghan, !
mehre fefte Schlöffer bis zum 21. Sept. in rufſ. Gewalt, fodaß das gu
lik Bajaſid bis zu den Ufern des Euphrat erobert war.
Der Feldzug in Europa entſprach minder ber allgemeinen Erma
Armee war nämlich nicht fo vollzählig , wie man berechnet hatte, und
Verpflegungsmitteln. **) Der Verluſt an Pferden konnte nicht fa
werben; die eingeriffenen Krankheiten aber ſchwaͤchten das Heer fo ſehe
bie Garde zur Erſtuͤrmung einer Feſtung mit verwendet werben muj
trat früh ein ſtrenger Winter ein, welcher dem boppelten Feldzuge ein €
Dmnod find die Ergebnäffe defielben bedveutend. In Europa und A
land 2 türkifche Fuͤrſtenthuͤmer und 3 Paſchaliks, 14 Jeſtungen um
erobert. Das Heer hält fortwährend (Fan. 1829) die Linte von Ke
dem neubefefligten Varna, den Fluß Kemtſchik, Prawodi, Kosludſch
des Trajan, Baſardſchick und 4 Übergangspunkte Aber die Doman (I
Matſchin, Iſaktſchi und Tultſcha), forte die Linie von Braĩlow bi8 1
dem Uferlande, befegt. General Roth führt gegenwärtig den Ob
*) Dies fagt ein Tagsbefehl des Grafen Woronzoff vom 13. Ott. .
abjutant Graf Woronzoff hatte nämlich, als der bie Belagerung commas
Menſchikoff ſchwer verwundet worden war, ben Oberbefehl über das Bel:
übernommen. Der Kaifer felbft war bei ber Belagerung zugegen unl
Aufentbalt auf dem Schiffe Paris.
**. Die hierbei ftattgefundenen Betrügereien oder Nachläffigteiten ıı
Armeebeamten haben eine firenge Unterfudyung veranlagt.
Tuͤrkei und Griechenland (1828) 699
f dem rechten Donauufer bis in bie Bulgarei hinein aufgefteliten Heer⸗
en.
Der ruſſiſche Kaiſer hatte inzwiſchen, wie vor dem Felbzuge, fo auch während
me and nad) bemfelben, dem in feinem Hauptquartiere eingetroffenen außer
Achen britifchen Sefanbten, Lord Heitesbury, wiederholt feine Neigung zu
mit ber Pforte erklärt, der ihm Entfyäbigung für bie Kriegskoſten
gſchaften gegen künftige Verlegung bee zuffifchen, auf Werträge geſtuͤten
geroähren koͤnnte. Die Pforte aber hat jede Vermittelung auf
des londner Vertrags vonfichgewiefen, und zur Unterhanblung mit bem
der 3 Mächte und den Abgeordneten der Dellenen, welche anfangs in
fpäter in Poros dies erwarteten, Abgeordnete zu ſchicken fich geweigert.
Hat Mahmud, welcher feit dem 15. Sept. aus Konflantinopel unter
chen Sepränge gezogen war umb feinen Aufenthalt in dem Lager bei
Achiflik (eine Caferne an dem entfernteften Ende ber Hauptſtabt) genom⸗
thaͤtiger als je einem neuen Feldzug mit ben Worten angekündigt: „Die
Die Unabhängigkeit find mehr werth als das Leben”.
wurden die Unterhanblungen in Konftantinopel mit dem Reis: Effembi
diſchen Geſandten, Herrn van Zuilen, geführt. _Diefer hatte
6: Effendi die Erklärung Frankreichs, Großbritanniens And Rußlands
. 1828 zugeſtellt, welche ber Pforte den Beweggrund und den Zweck
B Erpebdition nad) Morea zu erkennen gab. Der preuß. Geſandte, Hr.
b, riech ebenfalls ber Pforte nachzugeben; allein dis jest (Jan. 1829)
Mais. So hartnädig indeß ber Suitan ſelbſt die Worftellungen ber Fries
Da seter den Ulemas, von benen Mehre beßhalb nach Afien verbannt wur⸗
diickwies, fo zeigte er dennoch bei mehren Anläffen eine unerwartete voͤlker⸗
Befinnung. Er ſchloß 3. B. den Bosporus für den Handel der Neutra⸗
erſt am 13. Sept. Er ließ die ruſſ. Gefangenen gut behandeln
e ſelbſt die in Konftantinopel noch anfäffigen Ruſſen. Auch wurde der
Ä erhitzte Poͤbel gluͤcklicher als fonft im Zaum gehalten. Dagegen
den Suffuf Paſcha von Geres (Sohn des berühmten Ismail Bey),
nie eroberte Varna dem Seinbe geöffnet habe, von dem Mufti in bie
und fen Vermögen einziehen. Der Großwezier, Mehmed Selim,
feiner beim Entfage jener Feſtung bewieſenen Langſamkeit abgeſetzt
It verwiefen; fein ganzes Kelbgeräth aber dem zu feinem Nachfol⸗
Kapudan Paſcha, einem jungen Manne von 30 Jahren, Izet Meh⸗
. Enblidy rüdte aus Afien ein ſtarkes Meiterheer unter dem kuͤhnen
in in die Heerlinie ein, um den Feldzug 1829 zu eröffnen.
en hatte das franz. Sabinet, mit dem londner einverſtanden, zur
des londner Vertrags befchloffen, ein Truppencorps nad) Morea zu
während ber beitifche Admiral Godrington mit dem Vicekoͤnige von Agyp-
Herandrien am 6. Aug. einen Vertrag abfchloß, nach welchem Ibrahim
wie feinen ägpptifchen Truppen Moren räumen und bie gefangenen Grie⸗
Ugeben foßte. Auch bie ſchon in Ägypten befindlichen griech. Sklaven
wigelaffen ober lobgekauft werben. Es durften jedoch 1200 M. zur Be:
ber Feſtungen in Morea zuruͤckbleiben. Um Ibrahim hierzu zu nöthigen,
franz. General Maifon am 29. Aug. fg. mit 15,000 M. auf 154 Trans»
in Morea in der Bucht von Koron, bei Petalibi, gelandet.
uch einer guͤtlichen Unterhamblung räumte Ibrahim Navarin und ſchiffte
&. Det. mit etwa 21,000 M. ein, welche er nebſt den Truͤmmern ber Flotte
randrien führte; doch ließ er in den meflenifchen Feſtungen 2500 M. Tür:
Ügpptier als Befagung zuruͤck. Nun befegte Maiſon die Stadt Navarin
Iberftand. Darauf griff er die türkifchen Feſtungen in Meſſenien an. Die
600 | Tuͤrkei und Griechenland (1828)
Beſatzungen leilieten weder Widerfland, noch wollten bie Gommenubenie
ren; alfo wurden am 6. Det. bie Gitabelle von Navarin, am 7. DW
am 9. Det. Koron faft ohne Widerftand von den Franzoſen befest. Die
gen erhielten freien Abzug. Patras mit 3000 M. capitutirte am 5. Da
ohne Widerſtand, und die Fahnen dere 3 Mächte des londner Bay
neben der helleniſchen Nationalfahne auf den Waͤllen der befzsiten Eh
bie Befagung bed Schloffe® von Morea (an den Eleinen Darbanellen, ı
von Patras, dem von Lepanto gegenüber) verwarf bie Capitulation a
Sie ermordete den Pafcha, und der franz. General Schneider nefte fie
ſche fchießen, ehe die Türken am 30. Oct auf Gnade und Ungwabe fi
Saͤmmiliche Türken wurden jegt von bem frans. Admiral BRigup (am ie
der Hr. v. Roſamel den Seebefehl übernehmen folte) nach Syma wei
Commandanten von Koron, Moden und Patras aber (Achmet Be
pba und Jacobi) flüchteten ſich nach Frankreich, um dem Zorne des Sul
gehen. Hierauf wurde der Golf von Lepanto für neutral erklaͤrt, jedel
von Lepanto (in Rumelien) nicht gehindert, die gewöhnlichen Zoͤlle ud
Über Morea hinaus ward von ben Franzoſen nichts Zeindlidel
Türken unternommen, weil dee Sultan fonft den Krieg an Frantaich di
würde. Dies fuchten aber England und Frankteich möglichft zu vermeh
tie in dem Kriege der Pforte mit Rußland ihre Wermittelung geltend
tm. Dahee hat auch England einftweilen das Gebiet des helleniſchen
Morea und die Cykladen beſchraͤnkt; doch follen fich, nach einer ande
die Botfchafter in Poros über die Grenzen der wiebergeborenen Natien⸗
ponte an bis zum Golf von Acta, mit Einfluß des latztern, ver
Weil die Pforte aber an ihren Verhandlungen dafelbft unmittelbar ı
nehmen wollte, fondern vielmehr die Ruͤckkehr bes franzoͤfiſchen und dd
Gefandten nach Konftantinopel verlangte, fo verließen fie Poros un b
im San. 1829 nady Neapel. Um jebod, Morsa vor neuen Einfäln!
zu f[hügen, vereinigten fich die 3 Höfe zu London (durch ihre Minifie:
Polignac und Lieven) zu einer gemeinichaftlidhen Erklärung an die 9
Nov. 1828), in welcher fie ihr anzeigten: „daB fie, da ihre verbimäd
Eräfte fidy anfchickten, ſich aus Morea zuruͤckzuziehen, nachdem fie is
Sendung bafelbft vollbracht hätten, bis zu ber Zeit, wo eine defich
runft durch gemeinfchaftliche Zuſtimmung mit Ihnen das Schickſal del
welche die Allianz militairiſch habe befegen laffen, georbnet hab
Morea und die cylladifhen Infeln unter ihre pror
Garantie fiellten, und aus dieſem Grunde den Eintritt irgend
tairmacht in dieſes Land als einen Angriff gegen fi) ſelbſt betrachten ı
foderten daher die Pforte auf, ſich mit ihnen über bie endliche Pack
chenlands zu verftändigen”. Diefe Note überbrachte ber franzoͤſiſche
bert nach Konftantinopel.
Die Griechen festen unterdeſſen die Feindſeligkeiten fort. De
Großadmiral Cochrane kam nach Smonatlidher Abweſenheit ben IA
Bord bes neuen griech. Damipffchiffes, Hermes, in Poros an, unt
Dpfilantis brang an ber Spige von 5000 M. (unter ihm dienten bu
Kolokotronis, Zfavellas, Dengel, Vrathos u. X.) in das eigentliche £
bin) ein, ſchlug die Kürten bei Lomotico am 3. Nov., eroberte bisraul
Salona, dam bie Stadt epanto, Livadien und Vonizza. Reſchid Pafı
Konftantinopel berufen worden. — Auch auf Kandia war der Aufftsud
wie der ausgebrochen, was die Ermordung vieler Griechen in Kanca (1
Folge hatte. Ein Moreote, Hadſchi Michalis, weicher ſpaͤter im Kun
war der Urheber Veſes im (einen Kolgen fo traurigen Krieges. Mufi
Tuͤrkei und Griechenland (Literatur) 601
we bie aͤghptiſchen Trippen auf Kandia befshligte, hatte Mühe, ber Erbitte⸗
vor Tuͤrben gegen bie heilmifchen Bewohner der Städte Einhalt gu thun.
Dlogelei veranlaßte die Engländer, den Kriegöbafen von Kanea zu ſperren.
zeiechen bemaͤchtigten fich jedoch faſt des ganzen offenen Landes von Kandia.
nen zugleich ber rufſ. Contreadmiral Ricord mit einem Linienſchiffe und 3
Een bei Tenedos die Dardanellen ſeit dem 14. Nov. 1828 blockirte, um alle
w von Lebensmitteln und Kriegäbebütrfnifien nach Konſtantinopel zu verhin⸗
fo rüfteten die Briechen eine Menge Kaperfchiffe aus. Der Sultan warb
buch fo wenig zum Nachgeben genöthigt, daß er vielmehr alle nicht aus
artinopel gebürtige und dafelbft nicht anfäffige Griechen und Armenier (etwa
D Köpfe) aus der Hauptſtadt verwies, und am 29. Ron. in allen Moſcheen
Binen Ferman den Moslim ankündigte, daß fie auch während des Winters
vers Waffen und im Felde bleiben ſollten; — was bisher nie ber Kall gewe⸗
w. Zugleich vief er das ganze Bolt von 17 — 60 Jahren zu den Waffen.
Enterbeffen machten fich die Franzoſen zur Ruͤckkehr nach Toulon bereit. Ein
weiß der Erpedition verlief Morea, wo Seuchen und Entbehrungen viele
Ban bingerafft hatten, un San. 1829. Dagegen warb vom franz. Minifter
eine wifienfchaftliche Erpedition von 17 Sranzofen in 3 Sectionen, bes
Atademie Verhaltungsregeln gab, nad Morea veranftaltet. Auch
b Manz. Regierung mehre hundert Hellmen im Äghpten aus ber Sklaverei
Ken, und der König von Frankreich übernahm die Erziehung ber verwaiften
>
Bio bat ſich nach T7jährigem Todeſkampfe dus helleniſche Volk unter ben
Der 3 erſten europälfchen Mächte gefteltt. Nur Mahmud weigert fid) nodh,
muswichtungeurtheil gu widerrufen, das er ausſprach, als er vor wenig Jah⸗
ua Dram: Ali befahl, ihm die Afche des Peloponnefoß zu bringen! Die Dlis
Bee hat freilich Ibrahim, ſoweit feine Araber ftreiften, niebergebrannt, und
ſche Bolt ift im Elend, wie In dee Werwilderung, tief verſunken: doch
Gapobiftriad nach zahllofen Schwierigkeiten — er hat ſelbſt mit Verrath
zu kämpfen — bie größten Hinderniffe einer geordneten Verwaltung
BB zum Theii befiegt worden. Ex theilte für dieſen Zweck am 25. Aptil
helleniſchen Staat in 13 Departements. 7 davon bilden den Pelo⸗
DIM., 600,000 €.) ; das 8. bie Norbfporaden (5 DM., 6200 €.) ;
Dftiporaden (15 II M., 58,800 €.); da8 10. die Weſtſporaden STM.,
Me; das 11., 12. und 13. die Nord, bie Central⸗ und die Suͤdcykladen
‚ 91,500 €.). Das Ganje alfo: 487 TM., 796,500 E. — Der
tifche Agent bei der heilenifchen Regierung, der Bevollmächtigte der
9, Dawkins, übergab dem Präfidenten (am 19. Nov. 1828) fein
mublgungsichreiben, und bee franzoͤſ. Oberſt Fabvier kehrte aus Frankreich
zuruͤck, um das helleniſche Nationalheer zu organiſiren.
Bas den in den Art. Osmaniſches Reich und Griechenaufſtand
Wen Schriften fegen wir noch folgende hinzu: „The establishment of
kmerks in Europe” (London [Murray] 1828, man fügt, vom Lord Ruſſel);
turques au dix-neuvieme siecle”, von Gregor Paldologus, geb. zu
— (Paris 1827). Von v. Hammer's „Geſchichte des osmaniſchen
Br find ber 2. und 3. Bd. (bis 1574) 1828 erſchienen. J. Emerſon's
Me of Grece in 1825" (London 1826, 2 Bde.). Über den innern Zuſtand
. Berwaltung gaben die Briefe des Hm. Jam. Emerſon, Agenten des
| in London, an Hrn. Jof. Hume, ben Vorftand deffelben (Rondon,
Mov. 1825), und das Smbfa.rziden des Hrn. Lytton Bulwer (dev im J.
wäh Hrn. Hamilton Bromne, als Commiffair wegen der griech. Anleihe in
zu, nad) Griechenland ſich begab) am die proviforifche griech. Regierung vaur
dam, Dres. 1828); Soc. Mereuios Migo: „Histoire me
depuis la ehüte de PEmj
1828). — In milktaie, Hinficht verdient der 3. Up. de6 :
. . Heft der
f&rift", 1825, verglichen zu werben. Die befle Charte vo
die „Carte gener. de la Turquie d’Eurepe, en 15 feuill
matörlaux, rasscmblös par M. le Heut, göner. eemte On
gönör. du döpöt de la guerre, et M. le marsehal de sam
von dem Oberingenieur · Geographen Lapie (Paris 1824). -
v. Vaudoncourt „Carte je de la Turquie Europ:
mube”, 3. Aufl., Fol, 4 Bl. (Mänden 1828); Schmidt
der europ. Türkei, geſtochen von IB. Ihttnig, Bol. (Wert. 1
det Kriegefchauplages in Aflen, 3 BL, Bol. (Breel 1828)
(Sefhrieben Ende Januar 181
Verzeichniß
der in dieſem Bande enthaltenen Artikel.
W.
Seite Seite Seite
. . 1 Wagner (Ef) . 16 Walbburg (Friedrich
ad . — Wagram ( Schade Ludwig), Graf
Rhein . — Bei). 17 Truchſeß von W. 39
erficherung, Wahabi 20 Waldeck (Fuͤrſtenth) —
curanz — Beblepitlaten, f. Walbenfer
zilhelm Karl) — apitulation 24 Waldgätter, f. Faunen
Baht . 2 rahndeen (Georg) — mb Scye. . 42
ſ. Shifnd Wahlformen . . Waldhom, ſ. Hirn —
..... 3 Wahlreich.. 97 Waldis (Burkard), f.
(Job. Fried⸗ Wahlpenc, — Sym⸗ Burkarde —
sdwig) — — Waldmenſchen —
en. 4 Bahlfat Bahn, MWalbnymphen, f.
Wachsthum 5 Wahlſtadt — .. —
ren, Wachs⸗ —— Waldſtein⸗Wartem⸗
reien ſ. Verwandtſchaft berg len von) —
Bein, — 0 Walt, W 43
ri . 10 Wahn — Walhalla, aa,
— hei, | ſ. ſ. Nordiſche My⸗
Glorg Phi⸗ tho —
wwig Leon⸗ ah oo. — Walken, MWallerede —
11 Wahrſagen, Wahe⸗ Walkyren, ſ. Nordi⸗
Mo. fager, Wahrfager ſche Mythologie —
m . . — Munfe . . . Wal —
wer (Wil⸗ Wahrſcheinlichkeit 3 Wal (Anton — Fried⸗
dein). — Wab . . .. rich Adolf Heyne) 44
irth (KAuguft Waiſenhaͤuſer 32 Malace (William) 45
) Ludwig, Wakefield (Biitrt — Wallenſtein (Albrecht,
von). . 12 Priscilla — Edward Grofvon) . . 46
Waffenlehre, — Daniel) . . 34 Wallerſtein'ſche Kpuſt⸗
ngattung 413 Wale .*. . 35 fanmlungen . 51
Zagebaften 14 Malern . . 37 Wafahrten, f. Pro»
en Walckenaer (Charles efin . . . 52°
e (Johann) 15 Athanafe, Baron) — Walſfiſchfang, Walls
ser (Mar Bald, ſ. Böhnsifcher 2. —
N). .. — und bakeifchee Wald 38 Wallis ( Fuͤrſtenthum
ss . . 16 Walbbau — Prinz : Wales;
t. —_ MWaldburg (da8.Daut) — Hl)... 53
604 Verzeichniß der in dDiefem Bande enthaltenen Artikel
Seite
Wallis (Santoen) . 54 Waſa (Sufer), f. Weber (Bet),
Wallis (Johann) 55. Guftav 85 Wien .
Wallonen, Wallonifche —* San Wecyabiten (B:
Sare . Wechſel, Wedel
Wallraf (Ferbinand Be Goham Hi teft, Wechlck
Stan) . . — Wechſelreiter
MWalrath . —*8 Vogefen — MWerfelbegsift
MWalmoden (Ludwig, Waſhington (George) — Wechſelnotin
Graf v. — Hans Waſhington (Stadt) 87 Wechſelrecht, Bi
Ludwig, Graf v.) — 2 afbingtond-Snfein #8 ordiumgen, 1
Walpole (Robert) — Waffanıh . ſelproceßs
Walpole (Doratlo, Waflr . . 89 Wicchfelfeitiger
Lord) . 2.59 Wafferblei . 2 KM...
Walpurga . . 60 Waſſerbruch, ſ. Bruch — Weq r iwinkel
Walther von der Vo⸗ Waſſerdampf, f Wechſelwirlun
gelweide) 61 Dampf . — Weeckherlin (1
Walzer . 62 Waſſerfall — Nudolf)
Walzwert63 Woaſſergalle — Weckhherlin (U
Wandelſtern, ſ. Planet — Waſſerhoſe — Ludwig)
Wandern, Wander⸗ Waſſerkopf 94 Wedekind (Ges
ordnungen.. — Waſſerleitung, ſ. Kae ſtian Boris
Wanken der Erdare 64 du . . herr von)
Wanken des Mondes 65 Wafferproe, 1 Dia, Wedgewood (1
Wanker (Ferdinand — wood,
Geminian) . — — .. — Wernin⸗ (Jo.
Mappen — 66 Waſſerſchraube 96 tiſt — Jode
—*8 Way⸗ Waſſerſtoffgas, ſ. Gad — Weg (naſſer a
penherolbd... 67 Waſſerſtraßen. — denen) . .
Wappenkunde, f. De Maffefuht . — Wegelagerng
vadiE . — Waſſeruhr, f. Ube . 9 Wegemeſſer
Mara, f. Nordiſche Waſſervoͤgel, ſ. Vögel — Wegſcheider
Mythologie — Waſſerwage . — Auguſt
Warburton (William) — Wafferweihe —
Warde in .. 63 Waſſerziehen —
Warendorf — Watelet ( Glaube
MWarmbeunn . — Ham) . — Weichbild
Wim . .. MWaterländer, ſ. Tauf · Weichſel
Waͤrmemeſſer gefinnte . . . 100 Weichfeljopf
Waͤrmevertheilung — ABateeioo (Stade Weigel (Karl)
MWarnberger (Simon) 78 bei) . Weigel (Joha⸗
MWafhaun -. . . — Waterloo (Anton) 108 auſt Bottiet
Wartburg . . 79 Watt (James) — Weigelianer, |
Wartburg (Kriegauf) — Waten . . . 105 (Balentin)
MWartburgffli . 80 Waverlep »- Novellen — Weigl (Sofa
Marte . . 83 Rare. . . 11 Thaddaͤ)
Wartegeb . . — Wem. . 2 Weidhbiſchof
Wartenburg ref Meber (öſcahaid An Weihe, ſ. Drbk
bei)... — fen) 143 Weihkeſſel, ſ.
Mare . . 84 Weber (Karl Maria waffe .
MWafa ( Stadt — von) . . . 114 Weihnachten,
Shi) . — Meder (Sottfiid) 4117 nachtscyklus
Bergelchniß der in biefem Bande enthaltenen Artikel. 605
Site Seite Seite
141 Welfer (Familie). 174 Weffeling (Peter) . 225
(Meicior Belt 17% Weffenberg (Ignaz
Weitachſe, ſ. Weitore — Seintich von) . —
Pete) 442 Weltditer . . Weft (Benjamin) 227
ajetan v.) 143 Weltauge, ſ. zur 173 Weftenrieder Bump u
Broßherzogs Weltare .*. vom). . . 230
144 Weltbaärger . — Wellemad . . 231
Rart Xuguft, Weltgebaͤude, Weltaf, Weſtfalen (Heros:
sog v. Sach · Untverfam . . — tum —
Eiſenach), Weltgegenden . . 174 Kinigerih — Pro
iſche Lande Weitgeiftliche, Welte vi) . -
20.145 piiefler . . — BWeftfälifhe Domai»
Fuͤrſten · mai * nenkaͤufer, ſ. Do⸗
.148 fehlte — mainenkauf mb
Stadt) . — Welthandel . - Säreiber (Philipp
. 4149 Weltkenntnif . . 196 Wilhelm) . .2
we (Friede Weltkugel, [. Globus — Boftfälifger Side —
153 Weltmer . . . — Weſtgothen . . 237
f. Brannt · Weltpol, ſ. Pol . 197 Weſti ...240
d Alkohol — Welfkem . . — fter, WB. Abs
Dr — BWeltumfege . . — ti We. 243
Ye +. 154 Weltweisheit . . 198 Weſtphalen, f. Weſt⸗
Beinftein · Wenceslaus (brutfäher falen 245
oe. Kalfe) . . . — Weſtphalen Ku
t (Adam) — Wendetrei, f. Tro- Chriftign _
.....4355 _ Pie . . .200 PN 0.
wm... — Wenbeltreppe . . — Weſtpunkt, ſ. Abend»
Milan Sa · Wenden . pnt . . .246
156 Wendler ¶ Johann) 203 Weſtreenen van Ziel»
niftian Fer Werl (Iofpp — Tandt (Bild. Hein:
„2.457 al) . . — rich Jakob Baron) —
en (Johan · Be 2.204 Weiſtein (Johann
ul von) 4158 Werf (Adrian van der Heinih — Io
ker . „159 — Petervander) — hann Jakob) —
12. Werft, Schiffewerft — Wette (Wilhelm Mar⸗
ohannes) — Werner (Abraham tin Leberecht de) 247
tiebr. Botte Gottlob) . „ — Wetter, Wittergias 250
. 162 Meiner (Sriebr. Lud Wetterau , a
>. 0.463 tig Zacharias) 207 Wetterleuchten. . —
Meer . 164 Wernigerode, ſ. Stol⸗ Wettrlihtr . . —
(Richard bag... . 240 Wetterſcheide . . 254
Marquis Wernike (Chriſtian) — Weiterſtrahl, [.Wtlg —
em We... . —, BWettin (Grafen von) —
Pole (Wil Beth. . . . — BWottrennen der Pfer⸗
165 Will... 28 de... 0.0.2252
(Hay — Weſen W Wegel (Friede. Gott⸗
>— Vale Weſer Ib)... 263
— We aꝛſchifffahri Fra Werfen . . . 254
(Arthur Handei 212 Weyde (Roger von der) —
ey, Herzog Wesley (John), Wet: Wejel (Joh. a
on leyaner 5 War . . 25
606 Berzeichniß der in diefem Bande enthaltenen Artikl
Wbaab ehebi
v, 255
win...
—— — 256
u Ri —
fpiel . _
Whitbread (Saul,
Water u. Sohn) —
Whiteboye . . . 258
Whitefieid (George) 260
Wictef (Johann) . 261
Widdin und Paswan
Oslu.. 263
Wlderlgung . . 265
Widerſpruch
Widerfſiand —
Wiberftandder Mittel —
Widmer (Samuel) 266
Wiebeking (Karl Sr
rich von) B
Wiebel (Johann Wil⸗
beim von) . . 267
Wied (Graffhaft) 268
Seit⸗
Witdbad. . 289
Wildbahn . 290
Wildbann . —
Witdfangereiht, Wird:
fang, Witbfänge —
Widgeaft : . 291
Wildungen Karl Lud⸗
tig Eberhard Hein⸗
ic) Feiebrich von) —
Wilhelm 1, (Prinz von
Dranim) . . 293
Wilhelm TIL. (Cchflatt-
halter v. Holland) 297
— Wilhelm I. (König ber
Niederlande) . 300
Witpelm Friedrich
Georg Ludwig
(Kronprinz ber
Niederlande) . 302
Wilhelm ber Eroberer 303
Wilhelm (König von
harfe . .
Mindifägei
Windkugel
Windmeffer,@
me, —*
et.
Windfor .
Winfried, f.
der Heilige
Wingoiſ, {R
Mythologie
Winkel . .
Winkelmeffe|
labium
Mürtemberg) . 304 Winkier (Ih.
Wiedereinfegung inden Wilhelm I. (Kurfürft rich) ..
vorigen Stand, ſ. von Heffen) . 308 Winkier (Kal
Restitutio in inte- Wilhelm Ludwig Aus fried Thee
grum . 2.269 guft (Markgraf von MWinfpeare (Di
MWiedererzeugung , f. Baden) . . . 311 Winter Pete
Reproduction . — Wilhelm Friebe. Ent Winter (Joa
Wiedergeburt, ſ. Par Suͤrſt zu Lippe: Bůů⸗ ſtian Fried
lingenefie . — debug), f. Lippe 313 Winter. .
Wiederhoiungskreis — Wilhelmsbad . Winterfet (
Wiederſchall f. so Wilhelmshoͤble — Karl von)
und Ehe . . Wilhelms ſtein, ſ. Stein · Winterpunkt
Wiederſchein, Refle⸗ huder Mer . 315 Winterſchief
zion, f. Burüde Willen (Friedrich — Thiete
ſtrahlung — Wautees (John) . 316 Wingingerode
Wiederfehen nad dem Wilamoo (Johann ie) .
Zode . Gottlieb) . . 317 Wipperchal
Wiedertäufer, f. Lat Wie . . . 7318 Wirbel (Car
gefinnte Wige Johann Georg fh), f. Dr
Wieland „Sites — Peter Nirzander) — Wirbelsind, |
Martl Wintams (Helena Wirkuch keit
Pen (Pr Maria) 319 Wirkung .
— Stadt) . . 277 Wilke — Wisbaden .
Bin ...278 Wine . . . . 320 Wilden [.i
Wine Gongeeß . 285 Wilſon (Sir Robert Mythologi
Wiener Friede . . 288 Thomas — Ben Mismar .
Bil. de Wlsmh .
Wit... — Wimpfen . . .322 Willen. .
Wiberforce (Wit: Windel Thereſe Emil Wiffenfeaft
Kam). ....289 Ue Henr. aus dem) — Wiffenſchafte
Berzeichniß der in dieſem Bande enthaltenen Artikel. 607
Seite Seite Geite
n, ſ. Sayn 345 Belegen (Sof. Adolf Wuͤrtemberg . 402
ann de — Freih. v,) 380 Wärtembergifche Lande
wu) . — * (Matthew) 381 ſtaͤnde .4
ch) .. 346 Woollett (William) 383 Biber Ders
2.8347 Moolfton (Thomas), faffung 415
b, f. Otto Wollaſton (Wi . Werbung (Großher⸗
telsbach ABO lilam).. — 39 — Bits
2. — Wordsworth (Wil thum — Stadt) 422
‚f. Wetter 499 beim) . . . 384 Wuͤrzburg ⸗
Hunde . — Woͤrlitz s8 fitaͤt)...
. ..354 Vom j Wurzel, f. Pflanzen»
en. . — FBoromjoff (Famsilk) 386 antome . . 4
bob . 355 —— ſ. Serie Bukl . .. —
2.857 387 Wurzen (Stabt —
— Beh, . Be Collegiatſtift/) —
vautſchuß —8* Hundew
thlRic.) 359 MWoudermann (DL Wuͤthendes or . —
... lipp — Peter). — Wyttenbach (Daniel,
Woiwod, Woywoden, ſ. Woi⸗ Vater und Sohn
ſchaften 360 woda — Johanna). —
sohn) . — rad, Wrackrecht —
. . 361 Wrangel (Hermann, X.
Ifkion, Serie Graf von — Karl
) — GSuflan, Graf von) &..... 427
ebeich Au⸗ Wrbna⸗ Freudenthal Xanten —
33 (Rudolf, Graf) 389 Zanthippe
eibine) Wrede (Karl Phillpp Zune Seaman ⸗·
b, ſ. re Sücftvon) . 390 —
... Wren (Sir Chriſto⸗ —* —
mes) — re) . . . 392 Zum. -» . . 428
n8 Alexan⸗ Wright (Sir Thor Amokrates (der Philo
hau) . 367 md) . . .33 ſoph — der Arzt) —
tel (Fuͤrſten Wucher . . . 394 Kmophanes . 429
- Stadt) 369 Wundarzneitunft, f. Xmophon (dee Ger
(Fürft zu Chieurgle . . 395 ſchichtſchreiber —
... — Bunde der Dichter) —
ſeph) . 370 Wurder ber Wett (die Xerxes I. (König von
2. fidben) . 396 Pefim). .
riſtian Hein Wunderbar in inne Ximenes (Stande co) 431
.....37 ſcher Hinſich — Zimenes (
. . 8373 MWünfhelmtbe . 398 Louis, DMara.de) 432
. .375 Würde . . - .„ — Zimmes (Leonardo) 433
- + 377 Wurf, ſ. Balliſtit. — Kuthus.
.. — Büfl. . .. — — * — [oe
Joh. Chris Bufod . . . 399 ſchnei
.. — Wurm (Albert Aloy⸗
. . 378 fins gerdinand) — Y.
omas) — Mürmer
(Karl Zube Munmfer ( Dagebet y...... —
. .379 Sigmund, Grafv.) — DPelba) .. . . —
608 Berzeichniß der in diefem Bande enthaltenen Artite
GSeite Seite
VYang⸗ the⸗Kian. 433 Zahl..2448 Bea: Bermul
Varmouth — Zahl (gotdene), ſ. Ca⸗ Francieco
VYeoman. 434 me . . . — Bee, Zech
Demi . — Bahlenfy . — Zechbrude
Vermoloff, ſ. Jermolo Zähler, ſ. Nenner 449 Zechin
(Alexei Petrowitfh) — Zaͤhne — Zehen . .
Vorik, ſ. Sterne (ko⸗ Zehnſchmerz 450 Zehnt . .
m) : . . — Zaͤhringen 451 Zeichen, ſ. Ch
Hort und Albanien Zaime . — Zeichenlehre
(Sriedrich, Herzog Balte . — miotik
Im). . 2... — S ojonczef (Ser, Zeichnende Ki
Dort (Straf von War- Fürft) . 452 Zeichnungsku
'tmnbug) . . 436 Zateemeli(... ). — Zeichnungeleh
Dort (Grafſchaft — Balutı . „. . 453 Bit. . .
Stadt) . . 437 ZBalusti (Andreas Ehry- Zeitalter
Young (Arthın) . 438 ſoſtomus — Andreas Zeiten
Doung (Edward) . — Stanislaus— Mar⸗- Zeitgeiſt
Dyrem . . . .439 tin — Joſeph An Zeitgleichung
Dpfilantis (Familie — dreas — Joſeph, Zeitmaß, ſ. T
Konſtantin — Alex⸗ Graf) Zeitmeſſer, ſ.
ander — Demetrius —— (Franeedeo, mer .
— Berg — Ni Gr — Zeitrechnung,
kolaus — Gregor —8* Foham — nologie
Theodat — Katha⸗ Andrezey — Gon⸗ Zeitrenten, ſ.
rina — Maria) — flantia) . 464 und Annui
Driarte (Juan de — Zamolti6 . . Zeitſchriften
Zomasde) . . 443 Zamora (Antonio de) — Beitungen
Henburg, f. Item Bamosc Zeig (Statt -
burg 444 Bampieri(Domenico) 455 thum)
Yver — Zanetti (Anton Marla, Zellgewebe
—8 GSir Gran Graf — Anton Ma Beloten .
dd) . . — ria Z. d. J.... — Zelter (Karl
Zanguebar . . — Ber . .
3, Zanotti(Srancedco Ma Zend, f. Pa
ria — Glampietro Sprache
445 Cavazzoni — Eu Zend⸗Aveſta
Zaar, Zaare . flahio) . . . 456 Zmithb . .
Zabiello (Michael, Bf Zanni, f. Datteln — Zeno (ber Ele
— Joſeph, Graf) — Zante (Infel— Stadt) — der Storker)
Zabier, f. Sabier . 446 Bappi (Blovanni Bat- Zeno (Apoftolo
Zabira (Berg) . — tiſta Felice — Fau⸗ Zenobia (Sept
Zach (Franz, Freihr. v. find) . . 457 Zentgericht, f.
— Anton, Baron Zarlino (Giuſeppe) — gericht
von) ... — Zarskoje Selo.458 Zentner (Geor
Zacharia. 447 Zauberei, ſ. Magie — eich, Freihr.
Zachariaͤ (Juſt Fried⸗ Zauberlaterne Zeolith . .
rich Wilhelm) . — Bauner (Franz, ein Zephyr, Zepbyi
Zadoc, f. Sabucker — von). Zerboni di Ep
Baftleeven (Hermann Ben. . 459 Zebf . .
— Comeliud) .
Bähigkeit . 448
Bea (Don Franciseo
Antonio)
Zerduſcht, ſ.
ſter
I en Bas mn co
Seite Seite
Be (Adele). 520 Bean Saua
lieberunge« Bintblemuen, Bine 549
Inatomie490 _ Auhi 521 Pu . .—_
B. — BindgerfHetiabtiie Briupl (Rikies, Gref
nm...
oe Kraͤfte Bine . . . . 623 Zſchotie (Joh. Hein
egungn — Zinn, Zimfien . — ih Dank) . 553
Bart Ehri· Bimober, [-Dmedfie Bucthäufee . . 557
ul). _ be. . . . 524 Bade, Budefloff 559
jerene 492 6... — Bufal - . . . 561
——— Binbzaht, Romer zins ⸗ Bufeieden 562
zahl, f. Periode 525 Bug _
IR von) 493 Bingendorf (Nikolaus Bug (Eat - —
. Tobes · Ludwig, Graf v) — Stabdt
>. . 494 Biebeibeum, f. Vinien amd, Fake 563
mphlen — baum . . . 527
.. — Bibebräle . . — —8 —
— Zirkel, f. Giebel und Zumſi⸗eg (Johann
deugmeifter, ... — Biubelf).. . —
tee, Gene Bifte f.Bita. . — Bunftweln . .
‚gmeifter, Zithe . . — Bunge, Zungmbänd-
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Siebente Aufl. Bi. XI. 8
610 Verzeichniß der in dieſem Bande etjaltern Artikel,
Seite Seite
Zweikampf . 576 Zwingli (Ulrich). 578 Zwitter.
Zweiſchattige 577 Zwiſchenact . 580 Zw diffiagerdau
Zweiftimmig . — Bwifhenhandel . 581 3woͤlftafelgeſet
Zwerge, Zwergbaum — Bwifchenmittel —
Zwickau.. 578 8wiſchenraͤume der Anba
Zwietracht, ſ. Eris — Körper, f. Porn — Tuͤrkei und Gr
Zwilling, Zwillinge — Z3wiſchenſpie — lond . .
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