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Converſations-Lexikon.
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Siebente Originalauflage.
Dritter Band _
D bis E.
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600010988W |
77
Allgemeine deutſche
Real-Encyklopaͤdie
— für |
die gebildeten Stände
(Gonverfations-Leriton)
—
In zwölf Bänden.
Dritter Band
D bis E.
Siebente Originalauflage.
Wie ſie der Verfaſſer ſchrieb,
Nicht wie ie fi ie der Dieoftahl druckte,
Deſſen Muͤh' iſt, Laß ex Kiche
Anbrer Mühe fs ı
| Salderon
Leipzig:
% A. Brockhaus.
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1827.
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Eonverfationd-Zerikon.
Siebente Driginalauflage
Dritter Band _
D bis E.
Zur Nachricht.
Bon der fiebenten Driginalauflage dieſes Werkes find drei verfchledene Ausyabe
veranflaltet worden, die zu folgenden Preifen ſowol durch den Verleger als dur:
alle andre Buchhandlungen des In: und Auslandes bezogen werden koͤnnen.
Mr. 1, auf weißem Drudpapier, Pränumerationspreis für das ganze Wer
15 Thlr., oder 27 51. Rhein. ⸗
Nr. 2, auf gutem Schreibpapier, 20 Thlr., ober 36 Fl. Rhein.
Nr. 3, auf ertrafeinem Velinpapier, 36 Thlr., oder 64 Fl. 48 Kr. Rhein.
Sammler, die ſich in portofteien Briefen an den Verleger wenden und den B
trag ihrer Beftellung gleich beifügen, erhalten auf fech s Exemplare das fieben
fret, oder können, wenn fie verfchiedene Ausgaben wählen, bei einem Betrage vo
wenigftens 105 Thalern Ein Siebentel davon als Rabatt in Abzug bringen
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Mdalus "ia. 3
richtet und ihr Talent gebildet hatte, nach Paris, wo ihre Gelehrſamkeit durch
eine Ausgabe des Kallimachus (1675), weldhe fie dem Hurtius, dumaligem
Unterhofmeijter des Dauphins, zueignete, fo befannt wurde, daß ihr der Ders
sog von Montanfier die Bearbeitung mehrer Ausgaben der alten Schriftfteller
sum Gebrauche ded Dauphins auftrug. Zuerſt bearbeitete fie den Florus
(f. d.) Auch nach ihrer Nerheitathund feste fie ihre gelebrten Arbeiten fort,
Beſonders machte ihre ſchwache Überiegung ded Homer Auffeben, und gab.
Veranlaſſung zu einem Stecite zwifchen ihr und In Motte, in weichem ſich
zeigte, daB Madame Dacier noch weit weniger Logik verfiand, als la Motte
die grishiiche Sprache, In ihren „, Gonsiderations sur les causes de la.
corruption du gout*‘* vertheidigte fi den Homer mit dem Skharfſinne eines
gründlichen Commentators, la Motte aber antwortete ihre mit ben Waffen
des Witzes und der Sanftmuth; weßhalb man damals fagte: la Motte habe
wie eine geijtreiche Stau, Mabame Dacier hingegen wie ein gelehrter Mann:
gefchrieben. La Motte fandte fie der Königin Chriftine zu. Diefe war «6,
weiche fie auch zum libertritt dee Eatholifchen Religion veranlaßte. Eben fo
wenig fchonte fie in ihrem ,, 2iomere defendu “ den Pater Harboin, der eine
fpöttelnde Lobrede dieſes Dichters gefchrieben hatte; man fügte, fie Habe ges
gen den Verächter Homer’ mehr Beleidigungen ausgeftoßen, als biefer felbft
alten feinen Helden in den Mund gelegt. Kerner nennen wir ihre Übers
fegung des Terenz, zu welcher fid) die franz. Sprache fchon mehr. eignet, und
dreier Stuͤcke des Plautus, in deren VBorrede fie mit Einfiht von dem Urs
fprunge, der Ausbildung und den Veränderungen der dramatiſchen Poefie ves
det. Als die erfte Überſetzung des Eomifchen Dichterd der Grieche verdient
ihre „, Traduction du Plutus et des Nuces d’Aristophane‘“ eine Eilige
Nachſicht. Shre „, Traduction d’Anacreon et de Sappbo‘°, mit meldyer eine
Vertheidigung ber letztern verbunden ift, machte zu ihrer Zeit Gluͤck. Sie
fchrieb auch Anmerkungen über die heilige Schrift, welche fie aber aus Grund⸗
fügen nicht herausyab. hr Leben war ganz den Wiflenfchaften und ihrem
häuslichen Wirkungsfreife gewidmet, und endete 1720. Gleich achtungswerth
durch ihren Charakter und buch. ihre Talente, gewann fie ebenfo viel Bes
wunderer durch ihre Tugend, ihre Standhaftigkeit und ihren Gleihmuth, als
durch ihre Schriften. Sie wurde Mitglied mehrer Akademien.
Dadalus(Daidalos), Daͤdalien (Daidalien, Dädali), ganz gegliederte
Figuren oder Bilder, die mit den Fuͤſten in fortfchreitender Bewegung find. Woher
fie diefe Benennung haben, darüber ift man nicht einig. Winckelmann, dem
Palaͤphatus und Diodor folgend, fügt: „Didalus fing an, die untere Hälfte
der Hermen in Geflalt der Beine völlig von einander zu fondern, und von
ihn follen die erjten Statuen den Namen Dädali befommen haben”. Auch
ift die gewöhnliche Meinung, daß Daͤdalus zuerft an den Statuen die Schen⸗
kelbeine fortfchreitend und abgefondert geftellt habe (woraus fich die Sage er:
Elärt, feine Statuen bitten fich bewegt), da alle friiheren Bildhauer die Bild⸗
fäulen mit nicderhängenden, von den Seiten und in der Mitte nicht abge:
theilten Armen und Fuͤßen gebildet hatten, wie die mumienartigen Statuen
der Agypter. Nach Pauſanias erbielt Dädalus feinen Namen von jenen
Statuen (der Name diefor kamme dann von dededdsw, d. h. kuͤnſtlich ausar⸗
beiten). Böttiger (in f. „Vorleſungen üb. d. Archaͤologie“, Dresden 1806) ver:
muthet, daß Daͤdalus nicht ein Eigenname, fondern ein Gemeinname aller er⸗
ſten Architekten, Metallurgen und Bildfehniger in der griechiſchen Vorwelt
fei, alfo uͤberhaupt einen Kunftmenichen bezeichne, fowie daͤdal iſch, das Kunfl-
reiche, Künftliche. Jede Kunſt pflenit fih im Anbeginn nur im Familien⸗
Ereife fort, und die Schüler werden ebenfalls Söhne genannt, Sy truuur
. \*
2 Dacien Dacier (Anna le Fevre)
Was unter dem Titel: „Simon Dach's Poetiſche Werke“, angefuͤhrt
wird, iſt nur eine Sammlung von Gelegenheitsgedichten auf das branden:
burgifhe Haus (Königsberg 1696, 4.). Dach's weltliche Lieder find leid):
ter und inniger Natur, oft bis zum Kindiichen naiv und treuherzig, und in
feinen geiftlichen Gefüngen, deren ſich mehre in unſern Gefangbüchern erhal:
ten haben, waltet eine file, tief gefühlte Andacht, ohne feurige Erhebung.
Eine Auswahl aus Dach's und feiner beiden Freunde Gedichten liefert der
5. Bd. von Wilhelm Muͤller's „Bibliothek deutfcher Dichter des 17. Jahrh.“.
Darien, ehemals, nad) Ptolemäus, das heutige Banat, ein Theil von
Miederungarn, gegen Abend zu, bis an die farpatijchen Gebirge, Siebenbür:
gen, die Moldau, Walachei und Beffarabien; Einige rechnen auch noch But:
garien und Servien mit Bosnien, oder das ehemalige Ober: und Unterme-
fim dazu. Die Bewohner biefed Landes, Daci, aud) Davi, hatten ſich Lange
Zeit den Römern furchtbar gemacht. Als Zrajan, im Anfange des 2. Jahrh.,
Dacien erobert hatte, theilte er e6 in Dacia Kiparia oder Ripensis, dis
beutige Banat und einen Theil Ungarne, weil es von der Theis gegen Abend
und von der Donau gegen Morgen umgrenzt wurde; Dacia mediterranen.
Siebenbürgen, weil «8 in der Mitte ber beiden andern lag, und Dacia irans
alpina,, die Walachei, Moldau und Beflarabien, oder das jenjeitd der Kur:
paten, von Siebenbürgen aus gerechnet, gelegene Dacien. Jede diefer drei
Provinzen ließ er durch einen Präfeet regieren, legte in denfelben Pflanzſtaͤdte
an, und fchidte aus andern Laͤndern des römischen Reichs Goloniften dahin,
um den Städten Einwohner, und dem Ackerbau arbeitende Hände zu ver:
ſchaffen. Als Gonftantin der Große das römische Reich neu eintheilte, wurde
Dacien eine Diöcefe der illpriichen Präfectur, und in fünf Provinzen obeı
Diftricte abgetheilt. Mit dem Verfall des röm. Kaiſerthums ward es nadı
und nach von ben Gothen, Hunnen, Gepiden und Avaren erobert. Von dir:
fer Zeit an gehören die fernern Schickſale Daciens, deffen Name auch auf:
hörte, in die befondre Geſchichte der Prouinzen, aus welchen es ehemals beftand.
Dacter (Andre), geb. zu Caſtres in Dberlanguedoc 1651, von prote:
ftantifhen Altern, ftudirte zu Suumur unter dem proteftantiihen berühmten
Tanneguy Le Fevre, deffen Zochter Anna mit Eifer und Geſchmack die alten
Sprachen trieb. Nach deffen Zode, 1672, ging er nad Paris. Der Her:
z09 von Montanfier, dem feine Gelchrfamfeit bekannt wurde, ertheilte ihm
den. Auftrag, den Pompejus Feſtus zum Gebrauch des Dauphins (in usum
Delphini) zu erläutern. leide Neigung zu den Wiffenichaften knuͤpfte
zwifchen ihm und Anna Le Fevre 1683 das Bund der Ehe, und zwei Jahre
darauf gingen beide zur Eatholifhen Religion uͤber. Sie erhielten vom K6:
nig anfehnliche Penfionen. 1695 ward Dacier Mitglied der Akad. der Zn:
fchriften und der franz. Akademie. Legtere erwäblte ihn in ber Folge zu ih:
rem beftändigen Secretair. Auch ward ihm die Aufficht über dans Cabinet im
Loupre anvertraut. Er ftarb 1722, Dacier bat viele mittelmsßige Über:
fegungen griech. und latein. Schriftftcher geliefert. Außer der Ausgabe des
Pompejus Zeftus und der „„Oeuvres d’Horace en Latin et en Frangais ‘*,
nebft den „, Nouveaux &claircissemens sur les oeuvres d’Horace * und ber
,„„ Nouvelle traduction d’Horace *“ mit krit. Anmerk., find befannt: f. Ausg.
des Valerius Flaccus; f. Uberſ. des Marc Antonin, des Epiftet, der Poetik
des Ariſtoteles mit Anmerk., der Lebensbefchreibungen des Plutarch, des So:
phokleiſchen Sdipus und ber Elektra, der Werke des Hippokrates, und meh:
ser Dinlogen des Platon. |
Dacier (Anna le Fevre), Gattin des WVorkergehenden, geb. 1651 zu
Saumur, begab ſich, nach dem Tode ihres gelehtten Vaters, der fie unter:
4 Daendels Dagobert
die Alten eine Künftlerfamilie (KRunftfchule) des Dädalus: Talod, Perdix,
Dipoͤnos, Skillie u. A. Nach der gewöhnlichen Meinung lebte er drei Diem
ſchenalter vor dem trojanifchen Kriege, und mar ein Künftler von ausgezeich⸗
neten Talenten tn Architektur, Bildhauerei, Steinichneidetunft, auch Erfinder
mehrer dazu nöthigen Werkzeuge, 3. B. Art, Richtwage. Als Bildhauer ars
beitete er meiftens in Holz, und wur der Erxfte, der feinen Bildern geöffnete
Augen gab. Dies that er in Athen, welches er, weil er feinen Schüler Ta⸗
(08 eiferfüchtig getödtet hatte, verlaffen mußte. In Kreta erbauete er das Las
byrinth, verfertigte für Ariadne eine Gruppe Tänzer und Zänzerinnen aus
weißem Stein, aber auch für Pafiphae die berüchtigte hölzerne Kuh. Mit
feinem Sohne Ikarus eingekerkert, fann er auf Mittel zur Flucht. Die Fluͤ⸗
gel aus Leinwand, nach Dvib aus Federn mit Wachs befefligt, die dem all
zubhoch firebenden Ikarus den Tod brachten, wodurch das Ikariſche Meer den
Mamen erhalten haben foll, find bekannt. Dädalus felbft gelangte nach Sir
cilien, an deſſen füblicher Küfte ein Ort von ihm Dädalium benannt wurde,
Auch wurde zu Böotien, befonders zu Platda, ein bekanntes Feft (Daͤdala
oder Daidalea), Bilderfeft, gefeiert. Man darf mit ihm einen fpätern Bild⸗
bauer Daͤdalus aus Sicyon nicht verwechſeln. Daß bier aus mehren Sagen
ein Ganzes zufammengefloffen fei, wozu die Däbali, Kunftmenfchen, Veran⸗
laſſung gaben, ift nur allzuglaublich. dd.
Daendeld (Hermann Wilhelm), ein niederländifcher General, geb.
1762 zu Hattam im Gelbrifhen, nahm an den in Holland 1787 eingetres
tenen Unruhen im Sinne bes fogenannten Patrioten einen fo bedeutenden
Antheil, daß er mit vielen andern feiner gleichgefinnten Landsleute eine reis
Rate in Frankreich fuchen mußte, wo er ſich in Duͤnkirchen mit Handelsſpe⸗
eulationen befchäftigte. Bei der Wendung, melche der Revolutionskrieg nahm,
ward er 1793 in der neu errichteten Steilegion, Franc - etranger, ald Obrift
angeftellt, und leiftete Dumouriez in feinem Zuge gegen Dolland bedeutende
Dienfie. Mod) größere leiftete er Pichegru in dem Feldzuge von 1794, ber
diefen zum Meiſter von ganz Holland machte. Duendeld trat nun ald Ges
nesallieutenant in die Dienfte ber batavifhen Republik, und hatte von jetzt
an auf die Regierungs : und Verfaffungsverinderungen einen bedeutenden Eine
fluß. Bei der Thronbefteigung Lubwig Bonaparte's ward er von dielem mit
Würden überhäuft und zum Generalgouverneur von Batavia ernannt. Nach
der Vereinigung Hollands mit Frankreich rief ihn Mapoleon von diefem wich⸗
tigen Poften zurüd. Im Sommer 1812 traf Daendeld wieder in Europa
ein. Er benugte feine Muße, um ein Compte rendu über feine Verwal⸗
tung in Java in 4 Koliobänden herauszugeben, wodurch zugleich über die
Statiſtik und den Zuftand dieſes wichtigen Landes viel Licht verbreitet worben
iſt. Späterhin ward er vom König der Niederlande zur Beſitznahme und
neuem Eintichtung der wieder erworbenen Befigungen auf der Küfte von Afrika
ernannt. Auch bier bewies er feine ‚bekannte Energie; er warb Friedensver⸗
mittier zwiſchen benachbarten Negerftaaten, beförderte die Anlegung neuer Pflan«
zungen nach weilindifcher Manier, und ftörte den Sklavenhandel, bis ihn der
Tod ereilte.
Dagobert J. wegen feiner Kriegsthaten der Große genannt, Koͤ⸗
nig der Franken aus dem Merowingifchen Gefchlechte, folgte 628 feinem Va⸗
ter Klotar II., welcher das getheilte fränkifche Reich wieder vereinigt hatte.
"Gr kriegte gluͤcklich gegen die Slawonier, Sachſen, Gascogner und Bretagner,
aber er befledte den Glanz feiner Siege durch Grauſamkeit, rohe Willkür
und ungezügelte Wolluft. Nach Belegung der Sachſen, fo wird erzählt, ließ
er alle Diejenigen binrichten, deren Wuchs die Länge feines Degens überftieg.
D’Aguefleau Dahl 5
Ein beſonderes Verdienſt erwarb er ſich dadurch, daB er ben Franken beffere
und vollftändigere Geſetze geben lief, Ex ftarb 638 zu Epinay in einem Al⸗
ter von 32 Jahren, und warb zu St.» Denis beerdigt, welches er 6 Jahre⸗
vorher gegründet hatte.
D’Ugueffeau (Henry Francois), ein in den Jahrbuͤchern der fran⸗
zöfifchen Gefeßgebung und Beredtfamkeit ausgezeichneter Dann, geb. zu Limo⸗
ges 1668, zeigte früh die glädlichften Anlagen. Sein Water, Intendant von
Languedoc, war fein erfter Lehrer. Der Umgang mit Racine und Boileau
bildete fein Talent zur Dichtkunft. Er wurde 1691 in Paris Generaladvo⸗
cat, und in einem Alter von 32 Jahren Oeneralprocurator des Parlaments.
In diefem Poften beivirkte er viele Verbefferungen ber Geſetze und Rechts⸗
pflege, und nahm ſich befonderd der Verwaltung der Hospitaͤler an. Bei
einer Hungersnoth im Winter 1709 wandte er alle feine Macht an, um das
Elend zu mildern. Als flandhafter Vertheidiger der Rechte der Nation und
der gallicanifhen Kirche, verwarf er die Beſchluͤſſe Ludwigs XIV. und bes
Kanzlers Voifin, zu Gunften der päpftliden Bulle Unigenitus. Unter ber
Megentfchaft des Herzogs von Orleans mard er Kanzler (1717), fiel aber,
weil er fi Law's unbeilbringendem Finanzſyſteme wiberfegte, 1718 In
Ungnade, und zog ſich auf fein Landgut zu Fresnes zurüd, Hier gemoß er,
wie er ſelbſt fagte, die fchönften Tage feine Lebens; er befchäftigte ſich mit
bem Lefen der Bibel, mit dem Plane einer Gefekgebung und dem Unterrichte
feiner Kinder. Mathematik, Aderbau, Künfte und Wiſſenſchaften fülten feine
Muße aus. Als 1720 Lam das Mifvergnügen von ganz Frankreich erregt
hatte, glaubte man eines Mannes, wie b’Agueffeau, der die Liche des Volks
befaß, nöthig zu haben, um das allgemeine Murten zu ſtillen: b’Agueffeau
warb alfo in feine vorige Würde wieder eingefebt. Diefer Zeitraum in fele
nem Leben erfcheint für feinen Ruhm weniger glänzend: denn er nahm aus
Law's Hand feine Stelle wieder an, und gab feine Einwilligung zu gewiffen
unhaltbaren und verberblihen Planen, die das Parlament jedoch verwarf; er
duldete auch am Ende fogar, daß eben dieſes Parlament nady Pontoife vers
wiefen wurde. Nichtsdeſtoweniger ward er 1722 zum zweiten Male verwle⸗
fen, weil er fi dem Gardinal Dubois widerſetzt hatte, ward zwar 1727 vom
Gardinal Fleury abermals zurhdberufen, erhielt aber fein Amt exft 1737 wie
der. Er hatte die Abſicht, Einheit in die Vollziehung der alten Geſetze zu
bringen, ohne ihre Grundlage zu erfchüttern, und das Mangelnde hinzuzuſetzen.
Altein diefe Arbeit uͤberſtieg die Kraft eines einzelnen Menfchen. Er flarb
1751, nachdem er 1750 die Kanzlerwiürde niedergelegt hatte, Seine durch
mehre Ausgaben verbreiteten Schriften, fagt Bouterwek, find Mufter der wah⸗
ten Beredtſamkeit in ihrer Art: geiſtreich, verftändig, prunklos, zierlih, und
bod) Eraftvoll, immer dem Gegenftande angemeffen und voll vortrefflicher Leh⸗
ven, befonders für Diejenigen, die fih zu Staats» und Juſtizmaͤnnern bilden
wollen. Vortrefflich find die Vorträge, mit weichen er die Sigungen des Pare
laments eröffnete. — Sein Enkel, der Marquis d'Agueſſeau (Henry
Gardin Sean Baptift), feit 1814 Pair von Frankreich, feit 1789 Mitgl. d.
Akad. d. Wiſſ. (geft. zu Paris den 22. Januar 1826), war Rechtsgelehrter,
Mitglied der erſten Nationalverfammlung und unter Napoteon Senator; dann
ein treuer Anhänger des Könige.
Dahl (Johann Chriftian), Landſchaftsmaler, feit 1820 Mitglied der
dresdner Akademie, geb. d. 24. Kebr. 1788 zu Bergen in Norwegen, follte
anfangs Theologie ftudiren, hatte aber dazu weder Neigung noch die Mittel;
daher wurde er in feiner Vaterſtadt bei einem Malermeifter In den Unterricht
gegeben. Hier arbeitete er an allerlei Schildereien, Zimmerverzierungen u, C
6b Dahome
w., lernte jedoch wenig, außer, daß er den Drang nach dem Höhen deutti⸗
her. in ſich wahrnahm. As 1809 fine Lehrzeit vorüber war, übte er ſich
ſelbſt, nad) eignce Luft und Laune, zwei Sabre lang, bald an Theaterdecora⸗
tionen, bald im Portraitiren, bald in Landfchaften. „ Vorzüglich zeichnete er
gern nautifhe Gegenjtände; er ſtudirte Schiffe, Das. Meer und Norwegens
Natur. 1811 ging er nach Kopenhagen, mo er, von Kunftfreunden ermun⸗
tert, in der dortigen Akademie feine Anlage für die heroiſche Landſchaftsmale⸗
rei, durch die Darſiellung norwegiſcher Naturfeenen und eigne Gompofitionen
zu. weihnifcher Fertigkeit ausbildete, Zu den Ausſtellungen "in Kopenhagen,
381% und 1815, yab er mehre Bilder. 1818 ging er über Berlin nach
Dresden, Hier erregten feine norwegifhen Felſenkuͤſten und Schiffe, die mit
den Wellen kämpften, die Aufmerkiamfeit der Kenner, Er malte mit großer
Leichtigkeit, visler Wahrheit und Kraft. Seine Vorgründe: Felsmaſſen, Baum:
gruppen, Pflanzenwuchs und Waſſerſtuͤcke, waren trefflich ausgeführt. Das
erfte große. Bild von ihm, eine norwegische Zelfenlandfchaft mit einem Waf:
ſerfalle, Das 1819 in Dresden ausgeſtellt war, kaufte der Erbprinz Chriftian
von Daͤnemark. Zwei andre von demfelben: Sahre Eehrten ebenfalls in fein
Vaterland zurüd. 1820 reifte Dahl durch Tirol nah Italien. Hier brachte
‚er firben Donate in Neapel zu, meiſt im Gefolge des Erbprinzen Chriſtian.
Er malte den Lundfiß, den der Prinz beivchnte, und fein fürftlicher Gonner
überreichte dieſes Bild dem Könige von Neapel. Daun war er ſechs Monate
in Rom, wo ihm Thorwaldſen, Prof. Bronftebt und der preuß. Generulcon-
ſul Vartholdy mehrer Arbeiten auftiugen. Sm Sommer 1821 kehrte er durch
Zirol, deffen pittorsste Natur ihn mächtig anzeg, nach Dresden zuruͤck. Viele
Bilder haben nicht bloz das Verdirnit der Wahrheit nach der Natur, fondern
auch das der dichteriſchen Veredlung des individuellen Charakters jener Gegens
den,» die ihm den Stoff zu feinen Compofitionen darboten. Unter feinen vies
len Skizzen von Italiens und Tirols Naturihonbeiten fieht man wahre Mur
flerbilder von den Bewohnern der Yander, die er beſuchte. Auch von Dress
dens Umgebungen hat er einige gut dargeſtellt. Nicht minder glüdlic hat
Dahl feine Kunſtkraft in Erfindungen geuͤbt. Sa, zeigen von feinem Neid)e
thum an trefflihen Studien fein Felſenbild mit einem Waſſerfalle, in der
Mitte die Ruine eines Bergfchloffes; mehre Seeſtuͤcke mit Schiffen im Sturm
u. a. vom 3.1820; ferner vom 5.1822: eine Minterlandfchaft mit reiner
Eidye, im Abend, und das Bild der Ruhe, eine. Mondnadht am Meeresufer
mit ausgeſpannten Fiichernegen. Größeres nod) darf man von dem beſcheid⸗
nen Künftler hoffen. Dahl ift ein Sohn der rauhen norwdifchen Natur, wels
der am Golf von Neapel und auf den Höhen Roms den reisenden Farbene
ton des Südens fich anzueignen ſtrebte und den hoͤhern Kunſtſtyl in ſich aus—
bildete, der eine kuͤhne und feurige Einbildungskraft, und ſein tiefes Gefuͤhl
fuͤr das Erhabene und Große beurkundet. 20.
. Dahome (Dabomey), eins der bluͤhendſten Koͤnigreiche an der Skla—
venfüfte von Guinea, bisher den Europäern nur durch den Sklavenhandel be=
kannt, weßhalb ſich daſelbſt, namentlich) zu Fida, englifche, franzöfiihe und
portugieſiſche Forts und Suctoreien befinden. Genauere Nachrichten von Die:
ſem mächtigen Negerſtaate gab Leod's,, Voyage to Aſrica“' (Kondon 1820;
franz. von Gauttier, Par. 1821). Alte Gemwächfe, Zuderrohr und alle tro:
piſche Früchte gedeihen bier auf das uͤppigſte. Viele Bäume find fo groß,
daß man aus ihnen Ganots verfertigt, in welchen 70 bis 100 Menſchen Pas
haben. Eine Frucht, die wie eine reife Kaffeebohne ausficht, und anfanglid)
keine befondere Suͤßigkeit au haben ſcheint, List auf der Zunge fo viel von
diejem Eindrucke zuruͤck, daß ein Glas Effin darauf wie füßer Wein, und die
Daire Daktyliothek 7
ſauerſte Citrone wie eine reife Orange ſchmeckt. Die Wirkung dieſer wun⸗
derſamen Beere (Cerasus oxyglycus), welche alles dem Gaumen zuckerhaft
macht, verliert fich nicht eher, ale bis man verſchiedne Male gegeffen hat. —
Die Regierung ift völlig despotifh. Der König hat 3 — 4000 Weiber, von
denen eine Anzahl bewaffnet und geuͤbt iſt; diefe bilden feine Leibwache. Auf
den Graͤbern der Ahnen des Königs werden jährlih eine Menge DMenfchen,
meiftens Gefangene, geopfert, theils um die Gräber zu brfeuchten, theils um
Dielen Ahmen alferlei Bediente in die andre Welt zu fchiden. Es wird für
eine Ehre gehalten, wenn der König felbft bei ſolchen Gelegenheiten den Scharf:
vichter abgibt. Zu dieſem Feſte werden die europaͤiſchen Conſuln eingeladen,
und waͤhrend der Hinrichtung fingen die Neger in Kreistingen Lieder zum
Yobe ihres Monarchen. Zritt einer von ihnen fehl, fo wird er mitten in den
Haufen dir Opfer geführt und ebenfalls hingerichtet. Will der König irgend
einem feiner Ahnen eine frohe Nachricht zukommen laffen, fo fertigt er den
rien beften feiner Hofbedienten an ihn ab, indem er ihn, nad) Mittheilung
des Auftrags, den Kopf abhaut. Die Dahomicr haben ein fehr treues Ge:
daͤchtniß, eb fie gleich nichts von Schrift wiffen. Ihre Sprache hat nicht fo
vicl Naſen- und Kehltöne, mie die der weiter wefhwärts wohnenden Nationen.
Ihre Gefünge find ziemlich wohllingend, und fie wiffen ihre plumpen muſi⸗
kaliſchen Inſtrumente gut zu bebandeln. Wenn fie tanzen, fo gefchieht es
meiftens bei Mondſchein, unter einem großen Baume, wo fie fi hoͤchſt fan⸗
taſtiſch geberden. 20.
Daire odır Dairo, ſ. Japan.
Daktyliographik, die Steinſchneidekunſt (f. d.).
Daktyliothek, griech., eine Sammlung von geſchnittenen Steinen.
Nirgends wer die Steinſchneidekunſt zu höherer Vollkommenheit gediehen, als
. ın Gricechenland, wo man geſchnittene Steine nicht bloß in Ringen trug (da⸗
-. berder Name von daxrvdıos, der Ring), fondern aud zum Siegeln gebrauchte
.. und Prachtgefaͤße damit verzierte. Weit hinter den Griechen blieben in dieſer
Runſt die Homer zurüd; weiche Roͤmer aber waren die erſten, welche von
ſelchen Errinen Eammlungen anlegten. Scaurus, des Srila Eticfiohn, machte
den Anfang (Plinius, Hist, nat., 37, 5); der geoße Pompejus brachte des Mi:
thridates Sammlung nad) Nom, und ftelfte fie im Gapitel auf; eine ungleich
werte Gifar im Tempel der Venus Genitriy, und unter Auguſt nachher
M. Murcellus im Tempel des palatinifchen Apollo. In neuern Zeiten wett:
eiferten Die Surftenbäufer Italiens, auch diefe Kunſtſchaͤtze um ſich zu verfams
mein. Das Haus Gonzaga legte die erfle Daktyliothek an, ihm folgte das
Haus Efte zu Modena, das Haus Farneſe, und in Florenz, aus dem Haufe
Medici, Lorenzo der Praditige, Die Steine, Die er befüß, find noch kennbar,
indem er die Gewohnheit hatte, fie mit Lor., oder Lor. de M., oder auch
bloñ M. bezeichnen zu laffen. Seine Sammlung wurde zerftreut, von den
Medici aber eine neue angelegt, der Grund zur jegigen flerentinifchen, der be:
trächtlichften von allen; denn fir enthält gegen 4000 Steine. In Rom ent:
fanden erft unter Julius I. und Leo X. unbideutende Semmlungen. Maria
Piccolomini, ein römifcher Praͤlat, hatte bier die beſte, und Lucio Odeſcalchi,
nachher Duca di Bragiani, erbte die der Königin Chriftina von Schweden.
Spütirbin hatte Nom die Sammlungen in Ser vaticanichen Bibliothek (mehr
durch Zufall, als Plan anfanımengebradt), in den Palaͤſten Warberini und
Strozzi (Meiſterwerke enthaltend, jest in St. Petersburg), und noch jegt zeich:
nen fih die dem Prinzen Piombine gehörige Ludoviſiſche Sammlung, und die
dis Cardinals Borqgia zu Vellstri, berühmt durch ihre aͤgyptiſchen Steine und
Scarabaͤcn, aus. Weupst bat fhöne geſchnittene Steine im Cabinet zu Por:
8 Daktylologie Dalayrac
tici und zu Capo HH Monte. Zu Catanea in Sicllien brachte der Prinz
Piſcari eine große Sammlung von lauter einzeln in Sicilien gefundenen Steis
nen zufammen. In Frankreich wurde die erfle bereits unter Franz I. ans
. gelegt, in den biirgerlihen Kriegen aber zerftreut. Der Grund zu der jegigen
fehe merkwürdigen, des Antitencabinet® der. königl. Bibliothek, legte Louvois
unter Ludwig XIV. Kine gute Sammlung war die ded Herzogs von Dre
leans, die ihm als Erbfchaft aus der Pfalz zufiel. Außerdem mehre Privats
fammlungen. In England find die Sammlungen der Herzoge von Bes—⸗
borough, Devonfhire, Carlisle, Bedfort und Marlborough am befannteften.
Auch Deutfchland befigt folhe Sammlımgen. In Sunsfouci find mehre vers
einige, unter diefen die durch Winckelmann's Befchreibung fo berühmte von
Muzel Stoſch. Wien hat ein eigned Gemmencabinet; bie dresdner Samms
lung iſt nicht unbebeutend; einige gute Steine befist die Rathebibliothet zu |
Leipzig. Die Sammlung zu Kaffel ift zahlreich, aber unbedeutend; fchöne
Stüde befist Münden, Außerdem gibt es nocd manche Privatfammlung,
An den Riederlanden ift das Cabinet des Könige bedeutend. Im koͤnigl.
Schloſſe zu Kopenhagen ſieht man einige Gefäke mit eingelegten gefchnittenen
Steinen, und Petersburg hat außer der Faiferlichen, deren Grundlage die des
berühmten Steinfchneiders Matter war, an der did Grafen Poniatowski eine
der reichften. Um die zierlichen und finnteichen, oder auch bloß merkwürdigen
Bildwerke ſolcher Steine zu vervielfältigen, bedient man fid des Kupferftiche
und des Abdrucks oder Abguffes (f. d.). So find nicht nur einzelne folcher
Bildwerke, fondern auch alle Bildwerke von Einer Art zufammen, oder die
eine® ganzen Cabinets durch den Kupferftich bekannt gemacht worden. Bilde
werke einer geroiffen Art ftellten zufammen: Bellori, Bildniffe von Philoſo⸗
phen u. a.; Chifftet, Abraxas (ſ. Gnoſis); Gori, Steine mit Sternen;
Ficoroni, Steine mit Inſchriften; Stoſch, Steine mit den Namen der Künfte
ler. Abbildungen ganzer Summlungen lieferten Sort in dem Museum flo-
renlinum, Micar und Mongez in der Gulerie von Floreny Mariette von
dee ehemaligen franz., Leblond und Lachaux von der des Herzogs von Drs
Trans, Edhel von der wiener. Außerdem gehören bieher dad Museum
d’Odescalchi, die Cabinete von Gravelle, Stofh, Boſſi, des Herzogs von
Marlborough. Wie fhön aber auch mehre diefer Abbildungen find, fo ges
bührt doch den Abdrüden der Vorzug. Sammlungen folher Abdruͤcke nennt
man ebenfalls Daftyliothefen, 3. B. die Rippertfche aus 3000 Stuͤcken bes
fiehende Daktyliothek. Sie find ein wichtige Huͤlfsmittel für das Studium
biefes Zweigs der Antike. (S. Pafte.) dd.
Daltylologie oder Daktylonomie ift die Kunft, an den Fürs
gern zu rechnen; im weitern Sinn die Fingerfprache, oder die Kunft, durch die
Singer feine Gedanken auszubrüden.
Daktylus, daktyliſch, f. Rhythmus.
Dalai-⸗-Lama, f. Lama.
Dalayrac (Nicolas), oder D’Alayrac, geb. zu Muret in Languedoc
1753, ſtammte aus einer adeligen Familie, und kam 1774 nad Paris, wo
er bei der Garde Dienfte nahm. Er hatte eine entfchirdene Neigung für
Mufit und dramntifche Kunft, und befuchte deßwegen die Vorfteliungen der
Dpern von Gretey, die in ihm die Luft, feine Kräfte in Ähnlichen Arbeiten
zu verfuchen, erregten. Unter L'Anglé's Leitung erlernte er die Grundſaͤtze
der Compofition. In feinen Werken findet man weniger Originalität als in
denen von Monfigny, und weniger komifche Einfälle al8 in denen von Gres
try; aber durch Naivetät, Anmuth und Zartheit dee Empfindung zeichnet er fich
vor Belden aus. Einzig ift cr in den anınuthigen Melodien feiner Canzonetten, Cou:
—
Dalberg (Geſchlecht) Dalberg (R. Th. A. M) 9
plets, Vaudevilles. 1782 debutirte er auf dem Theater der komiſchen Oper mit der
„Eclipse totale““. Unter ſ. vielen Werken erhielten ben meiſten Beifall, auch
auf deutfchen Thratern. „Die beiden Heinen Savoyarben”, „„Adolph et Clara,
oder die beiden Gefangnen‘‘, „Azemia, oder die Wilden’, „„Raoul de Crequi‘,
„‚Maison & vendre‘‘ (der Hausverkauf), „Zwei Worte im Walde”, „Der Dichter
und der Tonſetzer“, „„Gulistan‘‘, „‚Nina‘“, u. A. In der Compofition der legten
Dper wurde er jedoch von Parfiello, in der Compofition des „Sargino“ und
der „Camilla“ von Paer übertroffen. Ducch die Vernachlaͤſſigung eines Katarrhs
309 ſich Dalayrac 1809 den Zod zu. Die Schaufpieler der komifchen Oper
befchloffen, ihm eine Büfte in ihrem Foyer aufzuftellen. Seine Compofitionen
waren zum Theil für die drei Lieblingsfchaufpieler der komiſchen Oper, bes
fogenannten Theätre Feydeau, berechnet, für Elleviou, Martin und Mad.
St.-Aubin. Bon diefen mußte man feine Operetten fehen und hören.
Dalberg (Gefchlecht der Sreihen. von), auch Dalburg. „ft kein
Dalberg da?” fo mußte ehedem bet jeder beutfchen Kaiferkrönung der kaiſerl.
Herold rufen, und der anwefende Dalberg beugte fein Knie vor der neugekroͤn⸗
ten Majeftät und empfing von ihr den Nitterfchlag ale erfter Reichsritter.
So groß waren die Verdienfle bee Urahnen der jegigen Dalberge, der alten
Kämmerer von Worms, und ihe Anfehen! Mit dem Erlöfchen der deutfchen
Kaiſerwuͤrde (1806) fehien auch dieſes Vorrecht nur noch im Andenken an
die Ehrmwürdigkeit vergangner Zeiten fortzulchen; aber Napoleon erinnerte an
dieſes Dertommen, indem ex feftfegte: daß der Ritterfchlag der Dalberge künfe
tig ein Attribut der franz. Kaiferwürde fein, ufd vor Frankreichs Throne ge⸗
fragt werden folle: „Iſt kein Dalberg da?“ — Die Familie erhielt die reichs⸗
freiherrl. Würde im 17. Jahrh. Das Gefchlecht iſt gegenwärtig geheilt in
die Dalberg» Hernsheimer (von d. Pfarrborfe Hernsheim bei Worms,
m. e. Schloß, wo fi) das Dalberg’fche Archiv befindet, und e. Garten) und
die Dalberg= Dalberg’fhe Linie. Dom Scloffe Dalberg (erbaut am
Ende des 12. Jahrh.) fieht man die Ruinen bei dem Dorfe Dalberg bei
Stromberg in Nheinpreußen. Wir finden in dieſer Samtilie berähmte Be
fhüger der deutfchen Literatur und Kunft: einen Johann von Dalberg (Dal⸗
burg), Kämmerer und 1482 Bifhof von Worms, geb. 1445, geft. 1503
(ſ. G. W. Zapf, „Über 3. v. D. Leben und Verdienfte”, Augsb. 1789, ums
gearb. Aufl. 1796, nebft Nachtrag, Zürich 1798), ber auch auf Veranlaffung
des Konrad Celtes die Societas literaria Khenana s. sodalitas Celtica,
welche zu Heibelberg ihren Hauptfig hatte, ftiftete, und ihr Vorſteher war;
Molfgang v. Dalberg, Kämmerer von Worms, 1582 Erzbifch. u. Kurf. von
Mainz, farb 1601 (f. deffen Leben von D. Heim); Adolf, Freih. von
Dalberg, gefürft. Abt zu Fulda, weicher 1734 eine katholiſche Untverfität zu
Fulda gründete; ferner den vormal. Großherzog Kart (f. d. folg. A.) und
deffen Brüder: 1) Wolfgang Heribert, Reichöfteih. v. Daiberg, kur⸗
pfalzbaier. Ober: Appellatione = Gerichtspräfident, zuletzt badifher Staatsmi⸗
nifter, geft. zu Manheim 1806; 2) der 1813 gefl. Joh. Sriedr. Hugo,
Freih. von Dalberg, Domenpitular zu Trier, Worms und Speier; beide wa⸗
ven Freunde und Beſchuͤtzer der Wiffenfchaften und Künfte, befonbers Letzterer
ein ausgezeichneter Mann als Tonſetzer und Schriftfteller über die Muſik,
auch Alterthumsforfher. Bon Wolfgang Heribertd Kindern nennen wie:
Emmerih Joſeph (f. d.).
Dalberg (Karl Theod. Ant. Mar.), aus dem reichsfreiherrl. Gefchlechte
der Dalberge, Kämmerer von Worms, ehemal. Kurf. zu Mainz und Erzkanz⸗
ler, dann Fürft Primas des Mheinbundes und Großherzog von Frankfurt, end:
lich Erzbiſchof zu Regensburg und Bifhof zu Worms und Kaukaun, WB
14 Dal segno Damaſt
matien und das illyriſche Gebirge, unfähig, wie vormals, Widerſtand zu thu
Das ftelle, rauhe und ganz unfruchtbare Felfengebirge von Montenegro u
ſchließt bogenförmig einen Theil biefer Provinz. — Der tuͤrtiſche Antheil v
Datmatien, welcher ſich von Bosnien bis Albanien eritredt und zu Bosn
gehört, enthält die Landſchaft Herzegewing mit der Stadt dieſes Name
und die Stidte Scarbona und Trevigno. Wal. die befonders in naturbiſt
Hinſicht lehtreiche „Reife nad) Dalmatien und Ragufa”, von €. $. &
3. 1817). Des Generals Dejean Prachtwerk über Dalmatien (9
) ſtellt den Inſektenreichthum Dalmatiens dar.
Dalsegno, d. h. vom Zeichen an. In ber Mufit zeige bie
Ausdruck un, dab man wicder von der frühen Stelle an fpielen fol,
das naͤmliche Zeichen flebt. B
Damajcenus i(Joannes), Joh. von Damascus, fpiter auch Z
hannes Chryſorrhoas genannt, Urheber des erſten Spflems der chriftiid
Theologie in der morgenlaͤndiſchen Kirche, oder Stifter der wiffenfchaftiid
Dogmatik. Er verſuchte naͤmlich zuerft die in der griechifchen Kirche bis
bloß auf Veranlaffung kirchlicher Streitigkeiten im. Einzelnen bearbeitete D
matik ald ein Ganzes, gegründet auf Vernunft und Vibel, ſyſtematiſch d
zuſtellen. Seine Auscinanderfegung des orthodoxen Glaubens in vier 8
dern hat in der griechiſchen Kirche ein claſfiſches Anfchen genoffen. A
ſchrieb er eine Dialektik nach Ariſtoteliſchen Grundfügen, eine Summlı
pbiloſophiſcher Stellen aus aͤltern Schriften in alphabeliſcher Ordnung u.
Die befte Ausgabe feiner griehiihen Werke ift von P. Mich. Lequien (9
ris 1712, 2 Bde., Fol.) Er ſtand in Dieniten bei einem Khalifen, wu
dann Mönd) im Kloſter Saba bei Jeruſalem, und flarb um 760, Er
mit Nicolaus von Damascus nicht zu verwechſeln.
Damasciren, damascirger Stahl. Durch Zuſammenſchn
Sen von Eifen und Stabijbiben pflegt man den fogenannten Damascen
ſtabl oder damascirten Stahl zu fertigen und dieſen zu Gewehrlaͤufen a
Saͤbeltllingen anzuwenden, theild um den Arbeiten ein ſchoͤneres Anfchen
geben, thrild um die Zühigkeit des Stahls zu vermehren, ohne ber Hd
* * ade h 2
Dalberg (E. J., Der ».). 11
oder unduldſam zu fein. "Dem Hochflift Konflänz nüste er durch einen Schul:
bentilgungsplan, durch Unterſtuͤzung der milden ‚Stiftungen, ſowie durdy Ans
ordnungen zu beſſerm Held: und Weinbau. Ebenſo ermunterte er die mif:
ſenſchaftliche Thaͤtigkeit der Geiſtlichen durch Ausſetzung von Preiſen fuͤr die
beſten Arbeiten, die in ihr Sach einſchlugen. Als Privatmann machte er ſich
es zum Geſetz fo fpnefam als möglich: zu leben, um immer etwas für Arme
und Huͤlfsbeduͤrftige uͤhrig zu behalten. Als Gelehrter und Schriftfteller ges
hörte Dalberg unſtreitig unter die ausgezeichnetften Männer feiner Zeit. "Er
war auch Mitglied: des - franz. ‚Nationalinftituts. Ohne einer emtfchiebenen
Lieblingsmeinung zu huldigen, nahm er an allen Reibungen' in ber gelehrten
Welt innigen Antheil. Sein Umgang mit Herder, Goͤthe, Wieland, Schlls
ler u. A. befruchtete feinen Geift immer mit neiten Ideen amd. Anſichten.
Seine Schriften: betreffen meiftene Gegenſtaͤnde des philofophifchen Nachden⸗
fens und empfehlen’ ſich durch Gruͤndlichkeit der Forſchung und burd) .eine ges
winnende Beredtjamkeit. Wir nennen darunter die „Betrachtungen Uber das
Univerſum“ (5. Aufl.. 1805); die „Grundſaͤtze der Äfthetit” (Erl. 1791);
und „Perikles, fiber den Einfluß der ſchoͤnen Künfte auf das öffentliche Gluͤck“
(Erf. 1806). Mebre Schriften diefer Art hat .er in franz. Sprache abgefaßt.
Außerdem iſt er Verf. mehrer jurift. Abhandlungen; 3. B. einer Disputation,
wodurch er Doctor der Rechte wurde. „Der deutiche Merkur”, „Das. deutſche
Muſeum“, „Die Horen’ enthalten manchen ſchaͤtzbaren Auffas von-ihm. Db er
gleich als ein Eräftiger Denker fidy gern mit theoretifchen Unterſnchungen bes
fchäftigte, fo z0y ihn doch das Praktifche, unmittelbar ins Leben :Eingreifende,
noc) mehr an; daher waren feine Licblingswiffenfchaften, außer der Kunſtphi⸗
loſophie, die Mathematik, Phyſik, Chemie, Botanik, Mineralogie, .technolog.
Landwirthſchaft u. ſ. w. Dalberg ftarb d. 10. Febr, 1817; Seine legten
Augenblide waren heiter und ftill wie die eines Weiſen und Chriften, der
den Tod ald den Übergang zum fehönern Leben Eennt. Vgl. Krämer’s' ‚Ges
daͤchtnißſchrift auf Dalberg“ (Gotha 1817), und deflen biogr. Schilderung
Dalberg's, im 25. Heft der „Ziitgenoffen”. Sein Neffe, der Her. ©.
Dalberg, Pair von Frankreich, ließ ihm 1824. im Dom zu Regensburg cin
Denkmal fegen, das der Venetianer Luigi Zandomeneghi aus carariſchem Mar:
mor verfertigt hat. Es zeigt feine Büfte und einen Gmius, der Dalberg’s
Legte Worte: „Liebe, Leben, Gottes Wille”, aufichreibt.
Dalberg (Emmerich Joſeph, Herzog von), Pair von Frankreich, Neffe des
ehemaligen Zürften Primas, und Sohn des als Vorſteher des Theaters zu
Monheim bekannten Schriftftellere Wolfgung Heribert Freih. v. Dalberg,
geb. d. 31. Mai 1773 zu Mainz, Seine erften Schritte im Öffentlichen
Leben that er theild unter feines Oheims Augen in Erfurt, theils im baier:
ſchen Staatsdienfte, bis er 1803 Gefandter des Markgrafen von Baden in
Maris ward, Er trat bier in eine enge Verbindung mit dem Fürften von Bene:
vent (fe Zalleyrand:Perigord), ber ihn 1807 mit Fraͤulein von Brig:
nolles, aus einem angefehenen genuefiichen Haufe, vermaͤhlte. Waͤhrend des
Feldzugs von 1809 übernahm er die Leitung der auswärtigen Ungrlegenheiten
in Baden, ohne feinen gefandtfchaftlichen Poften in Paris aufzugeben. Nach
dem Frieden kam er nach Frankreich zuruͤck, wo er das franzoͤſiſche Staats:
buͤrgerrecht erhielt, und darauf zum Herzog und Staatsrath erhoben ward.
Tach Napoleons Vermaͤhlung mit der Erzherzogin Marin Yonife, bei melcher
Gelegenheit Dalberg die vorläufigen Unterhandlungen mit dem Fuͤrſten Schmwar:
zenberg eröffnet baben foll, erhielt er eine Dotation von vier Mill, Franken
auf das Fuͤrſtenthum Baireuth, woruͤber Frankreich nach den Bedingungen
des wiener Friedens zu verfügen hatte, und ber König von Bakıa ui
12 Dalekarlien Dalmatien
beinahe bie ganze Summe. Als ber Fuͤrſt von Benevent In Ungnade fit
zog fi Dalberg mit feinem Gönner zurüd und trat in die Reihen der Mip
vergnögten. Im Aprit 1814 machte Téileyrand, an der Spitze der provife
eifhen Regierung, den Herzog zu einem der fünf Negierungsglieder, welch
bie Reftauration des Haufes Bourbon beförderten. Dem wiener Congreß wohne
Dalberg als bevollmaͤcht. franz. Miniſter bei, und unterzeichnete 1815 aud
die Achtserklaͤrung gegen felnen ehemaligen Gebieter und Wohlthaͤter. Nape
leon feßte dagegen nach feiner Ruͤckkehr ihn unter die zwoͤlf Verbannten, dern
Güter eingezogen wurden. Nach der zweiten MWieberherftellung der koͤnig
Herrſchaft erhielt Dalberg das Verlorene zurid, ward Staatsminifter, Pair
erhielt eine Gefanttfhaft an den turiner Hof und lebt jegt in Parie. 26.
Dalctarlien, f. Schweden. |
Dalin (Dlof oder Dlaus von), der Vater der neuern ſchwediſchn
Literatur des 18. Jahrh. Er wirkte auf das größere Publicum durch fein
Zeitſchrift: „Der fchwebifche Argus” (1733 — 34), aber noch mehr durch fein
geiftvollen Poefien, namentlid) Satyren (1729), durch ein herrliche® Gedick
auf die ſchwediſche Freiheit (1742), viele Lieder, Epigeamme, Fabeln. (Di
befte Ausg. ſ. poetiſchen Werke, Stodholm 1782 — 83, in 23) Ein gie
ches Verbienft erwarb er ſich um bie Eritifche Behandlung der Landesgeſchicht
(Stockh. 1777, 3 Bde., 4.; deutſch von Benzelftierna und Dähnert, Greift
wald, 4 Bde., 4.), weßwegen er aud zum Hifforiographen des Reiche m
nannt wurde (1756), fowie er auch an der Stiftung der Akademie der ſcho
nen Wiſſenſchaften durch Ulrika Eteonora (1753) Antheil hatte. Er war get.
auf de op Winberga in Hulland 1708, und ftarb als ſchwed. Hofkanz
tee 1763.
Dalmatica, ein langes, weißes Oberkleid mit weiten Ärmeln, tm
gleichen fonft die Dalmatier trugen; dann das Oberkleid, welches die Diate
nen in der römifchen Kirche feit Papft Syivefter I. über der Alba und Steh
tragen. Desgleichen auch ein Stud der kaiſerlichen Krönungskleidung, die a
Mlenberg verwahrt und In Frankfurt angelegt ward. |
Dalmatien, öftreid. Königreich, mit 4 Kreifen: Zara, Spalatro ui:
Macarsca, Ragufa, Cattaro; ein Küftenland am adriatiſchen Meere, das a
Groatien, Bosnien und Albanien grenze und zu welchem verfchiedene Inſch
gehören. Seit 1814 ift e8, mit Ausnahme des türkifchen Antheils, ganz den
Kaifer von Öſtreich wieder unterworfen, und ziblt auf 275 OM. 320,000
Einw. in 22 Städten 33 Flecken und 914 Dörfern. Dalmatien, chem
ein anfehnliches Reich, wurde den Römern, nad) vielen vergeblichen Verfuder
erft unter Auguftus unterworfen. Nach dem Verfall des abendiändifchen Ka
ferthums ftand es anfangs unter der Herrſchaft der Gothen, dann der me
genländifchen Kaifer. In der erften Hälfte des 7. Jahrh. eroberten es W
Slawen, und errichteten hier ein Königreich, welches bis 1030 dauerte, da d
zum Theil mit Ungarn, unter König Ladislaus dem Heiligen, vereinigt wer
de; ein anderer Theil begab ſich unter den Schug ber damals mächtigen Wr
publik Venedig, um gegen die Anfälle der Türken gefichert zu fein, doch em
riffen die Lestern in der Folge den Venetianern einen Theil deffelben. Dirt
ben Frieden zu Campo Formio (17. Oct. 1797) kam der venet. Antheit
Dalmatien, ſowie Venedig ſelbſt, unter oͤſtreich. Herrſchaft. Aber im
burger Frieden 1805 trat es Öftreidy an den franz. Kaifer ab, der es
zum Königr. Stalien, hierauf 1810 zu Illyrien 309, jedoch das Land
einen Generals Proveditore regieren ließ. — An ber ſchwachen Bevätkerm
diefes frurchtbaren aber wenig angebauten Landes find Schuld der uͤbermaͤß
Gebrauch Higiger Getränke, ſchaͤdliche Ausduͤnſtungen ber Suͤmpfe in verſchich
Dalmatien 3
nen Diftricten, häufige Auswanderungen, und ble in das 3. und 4, Glied
fortdauernde Blutrache. Es gibt undurchdringliche Waldungen und mit Suͤm⸗
pfen bededite Gegenden. — Die Dalmatier oder Dalmatiner find ein ſchoͤ⸗
ner Menfchenfchlag, kuͤhne Seeleute und gute Soldaten, wenn fie gut anges
führt werden. Venedigs ehemalige militalriiche Kraft beruhte ganz auf diefer
Provinz. Man gibt den Dalmatiern überhaupt, und wol nidyt mit Unrecht,
einen hinterliftigen Charakter und Raubbegierde Schuld; Streben nad) Unabe
bängigkeit iſt faft allgemein; ein eigenthümlicher Zug ihres Charaktere ft, daß
viele von ihnen ben Heldentod (tie fie ihn nennen) am Spieße, einem natüre
lichen und ruhigen im Schoße ihrer Familien vorziehen. Sie reden eine fla«
wiſche Mundart. Die Morladen (Morladyen), welche in dem Imern bes
Landes und in den Gebirgsgegenden, auch im türkifchen Sandſchak Herſeck,
wohnen, machen nur einen Theil der Nation aus. Sie find vortreffliche Sol⸗
daten, haben aber ebenfall einen entfdiedenen Hang zu Räubereien und zum
Trunk, doch find fie dabei gaftfrei, wohlthaͤtig und gewiffenhaft in Erfüllung
ihrer Berfprechen. Bei ihrer Abneigung gegen jede Unterwuͤrfigkeit leben fie
in einer Art von Naturzuftande, Aber fie find auch bewegen ſtets eine gute
Schutzwehr gegen die Angriffe der Türken von diefer Seite gewefen. Von
den Sitten und Gebräucyen der Bergbewohner hat die Gräfin Rofenberg in
einem, auch ins Deutfche überfehten Werke: „Die Morladen”, ein intereffans
tes, aber durch Dichtkunſt verfchönertes, Gemälde aufgefleltt. — Die Bewoh⸗
ner der Inſeln treiben vorzüglich Fiſcherei, und gehen als Knechte auf dem
feften Lande, oder als Mutrofen auf Kauffahrteifchiffen, in Dienfte. Die In⸗
fein find nicht fehr fruchtbar, weil man fie nicht gartenmäßig durch Terraſſi⸗
tung der Höhen, wie doch die Natur und bie Lage des Bodens mit ſich bringe,
beftellt ; verfchiedene haben gute Häfen, und bringen viel Schiffbauholz here
vor, daher auch viele Schiffe da gebaut werden. Die Bewohner des feſten
Landes treiben Aderbau, Viehzucht und einigen Handel, vorzuͤglich aber wib⸗
men fie fi) dem Seelcben. So lange der dortige Boden nicht mehr her
vorbringt als jegt, fo lange kann ber Bewohner weder Gewerbfleiß noch bes
Deutenden Handel haben, zumal die großen Gemeinheiten nach bieherigem dal⸗
matiſchen Herkommen weder getheilt, noch die Übergroßen liegenden Gründe
der einzelnen Beſitzer unter mehre Erben vertheilt zu werben pflegen. Die
Dalmatier führen Unfchlitt, Hafenfelle (melche letztere erſt aus Bosnien bes
zogen werben), etwas DI, Zeigen, Wein, Branntwein, Wachs und einge
Talzene Fifhe .in verfchiedene Häfen aus, und nehmen bagegen Leinwand,
Tuͤcher, Kaffee und Zuder, aber nur in geringen Quantitäten, ſodaß des
Vortheil bes Tauſchhandels auf ihrer Seite iſt. Es gibt Golds, Eifen- und
Steinkohlengruben im Lande, aber fie bleiben unbenuzt. Bara, die Hpefl.
und der Sitz des Statthalters, hat H000, Spalatro 6800 Einw. Zu
Dalmatien wird noch der ebenfalls unter oͤſtreich. Derrfchaft ftehende, aber
eigentlih zu Albanien gehörende Diftriet von Cattaro, der in bogenförmiger
Geſtalt um den Meerbufen liegt, gerechnet. Die 13 berühmten Buchten
(Bocche di Cattaro) bilden den ficherften Hafen im adriatifhen Meere,
und gewähren malerifche Anfichten. Die Bevölkerung ded ganzen Diſtricts
wird auf 30,000 Serien gefhäst. Die Einwohner find vortreffliche Sees
Keute, und waren Mmter der nachläffigen venetianifchen Regierung zur Raͤube⸗
zei, befonders auf dem Meere, geneigt; zu Land find fie durch ihre Ent
ſchloſſenheit und Keckheit die gefährlichften Feinde der Türken in diefer Ges
gend. Dei einem Kriege ſtreichs mit den Zürken ift wahrfcheinlich der
Zwiſchen den alten und neuen Beſitzungen Öſtreichs eingeklemmte Theil
Des tuͤrkiſchen Reichs, deſtehend aus Croatien, Bosnien, Servien und Dal
18 Dämon
Sterbliche erhalte mit jedem neuen eben einen eigenthuͤmlichen Dämon
ihn bis ans Ende begleite, und feine Seele zu dem Drte der Reinigung
Strafe führe. Im Allgemeinen dachte ſich das Volk unter ihnen bie |
heit, fofern fie die menfchlihen Scidfale ienkt, und man theilte fie, ii
ziehung auf bie Wirkungen, die ihnen zugefchrieben wurden, in yute und
Geifter, in Agathodämonen und Kako daͤmonen. Die Römer bildete
geiehifhe Dämonologie in ihrem eignen, teniger poetiſchen Charakter,
vermifcht mit etruskiſchen Vorftellungen, weiter aus. Ihnen bedeute:
Genius den Geift des individuellen Lebens. In biefem Allen erkennt:
die urfprünglihe Idee: Wo eine unerktärliche Macht wirkt in Natum
Freiheit, da ift etwas Daͤmoniſches; diefe Idee ward ausgebildet durch—
tofophie, welche den Volksglauben berichtigen und die Vernunft mit 3
Glauben verföhnen wollte. Um die Idee der Gottheit in ihrer Meinheii
zuſtellen, mußte man bie mpthologifhen Anſichten alimaͤlig zuruͤckdraͤngen
dies Eonnte nicht unvermerkter als durch die Antvendung ber
ſchehen. Obgleich aber griechiſche Phiioſophen dies für Griechenland
ten, fo darf man darum doch nicht glauden, daß auch biefe Ideen, wi
Wort Diimon, griechiſchen Urfprungs feien; vielmehr ift es glaublid, bu
ganze Dämonenlehre nady Griechenland nur verpflanzt ſei. Ihr eigene
Urfprung iſt in den Religionen des Drients zu ſuchen. Die Hindu i
außer dem hödıften Weſen, Parama, 33,000 Götter und eine unausf
liche Zahl von Götterdienern. Den hoͤchſten Rang unter jenen Götten
hauptete bie Dreielnigkeit, Brama, Wiſchnu und Ruddten, bie in ew
Wechſel ſchaffen, erhalten und zerſtoͤten. Wenn des Zerftörers Anbeter
ben, fo fendet er feine Diener, daß fie dieſelben zu ihm bringen, dam
ihnen feine Seligkeit zu genießen gebe. Die Dämonen find hier die Di
Syſtematiſcher ausgebildet finden wir biefe Lehre in der Religion Zorea
oder dem chaldaͤiſch⸗ perſiſchen Magismus, der unftreitig als eine Hau
bee Dämonologie anzufehen iſt. Um die Entftehung des Übels zu el
nahm Zoroafter neben einem guten noch ein böfes Princip an, als Du
altes Guten und alles Übels, und bildete diefe Idee alfo aus: Es gi
Damaſt Damiens 15
reizende Kaffeehaͤuſer, wo ſich die arabiſchen Maͤrchenerzaͤhler verſammeln.
Unter den Straßen iſt die von St.⸗Paul, ber hier gewohnt haben ſoll, die
größte, geradeſte und ſchoͤnſte. Der Paſcha von Damaſt iſt als Emir al
Hadſchi der Begleiter und WVertheidiger der heiligen Karavane, die unter ſei⸗
ner Bedeckung von bier jährlich nach Mekka abgeht. Die Einwohner unter
haften mehre Manufacturen, befonders in Mefler: und Säbelklingen, welche
von diefer Stadt den Namen Damafcenerklingen führen, in feidenen und
buummollenen Zeugen und eingelegten Arbeiten, treiben auch beträchtlichen
Handel. — Die Damafcenerpflaume, eine große vorzugliche Art, ſtammt
aus der Gegend dieſer Stadt, ift aber jest durch das ganze mittügliche Europa
verbreitet. — Damafcenerrofen (rosa Damascena) ijt eine Nofengattung,
deren Stod acht bis zehn Fuß hoch wird, und die fehr angenehm riecht;
daher aud) Muscatrofe. — Damafcenertrauben nennt man diejenigen Trau⸗
ben, die am Stocke getrodnet werden, indem man den Stiel einkerbt; fie
geben die beiten großen Roſinen.
Damaſt, ein kuͤnſtlich gewebter Zeug, deſſen Grund ein glaͤnzender
Boden iſt, in welchen man Ranken, Blumen und Figuren einwebt. Ans
fangs gab es bloß feidene Damafte, nachher machte man fie aber auch aus
Keinen und Molle, 3. B. damaſtenes Tiſchzeug. Nach Einigen fol diefe
Art zu weben von den Babyloniern, nach Andern fpäter von den Einwoh⸗
nern zu Damaſcus erfunden worden fein; leßtere Stadt har ihr den Na⸗
men gegeben. Die eigentlihen Damafte find von einer einzigen Farbe: wers
den fie bunt gewebt, fo verändern fie Namen und Einrichtung, und werden
ras de Sicile (fieitianifcher Raſch) genannt. Zu dem feidenen Damafte
gehört aud) der Damaft von Flor oder Gaze. In den neuern Zeiten haben
zuerft dir Italiener und Holländer Damaft verfertigt, und noch im 17. Jahrh.
erhielt man ihn nur aus Stalien, befonders aus Genua. Die Franzoſen
folgten aber bald nah, und übertreffen jegt die Staliener. Auch aus ns
dien und China befommen wir Damaft, den die Engländer beſonders gut
nachmachen. Jetzt wird Damaft in Deutſchland in Menge verfertigt, vor⸗
zuͤglich in Böhmen und in der egl. ſaͤchſ. Oberlaufig bei Zittau. Nach deu
drei verfchiedenen Arten, wie cr in Deutfchland gewebt wird, unterfcheidet
man hollaͤndiſchen, franzöfifchen und italienifdyen Damaft.
Damiat, Damiette, Handelsſt. in Niederaͤgypte n am ſeichten
oͤſtlichen Hauptarm des Nil, zwei Meilen von beffen Mündung, in einer
fruchtbaren Gegend; fie hat 14,000 Einw., zwölf Moſcheen, und ift ber
Sig eines Eoptifhen Biſchofs. Ihre Hutbfeidenzeug : Kabriten, der Handel
mit Leinwand) und Leinſamen, mit Baumwolle, ſyriſcher Seide, Reis (von
welchem europ. Kaufleute jahrlih auf 500 Fahrzeugen 600,000 Süde,
dem Werth nach für 14 Mill. Thaler ausführen), Kaffee Salmiak und Ge:
treide find fehr beträchtlich. Wei Damint mußte König Ludwig LX. (f. d.)
von Frankreich in dem Kreuszuge, 1250, fid) mit einem Theil feines Heeres
den Saracenen gefangen geben.
Damiend (Robert Francois), berüchtige durch fein meuchelmörberi:
ſches Unternehmen gegen Ludwig XV., geb. 1715, in dem Dorfe Tieuloy,
im chemal. Artois, der Sohn eines armen Pächter, übte fchon als Knabe
fo boshafte Streihe aus, daß man ihn BRobert-le-diable nannte. Er
hieß fi zweimal als Soldat anwerbin, und war nachher Bedienter im Je⸗
fuitencollegium zu Paris, verließ aber 1738 dielen Dienft, um ſich zu verheis
rathen. Dann diente er in verfchiedenen Haufern der Hauptftadt, vergiftete
einen feiner Herren mit einem Lavement, ſtabl 240 Louisdor, und nahm die
Flucht. Darauf lebte er fünf Monate lang in St. Omer, Dünfirchen und
16 Dämmerung Damon und Pythias
Bruͤſſel, und aͤußerte fich allenthalben auf eine ausſchweifende Weiſe über
Streitigkeiten zwiſchen Koͤnig und Parlament. Zu Poperingue, einer Eleinen
Stabt bei Ypres, hörte man ihn fagen: „Wenn ich nach Frankreich komm
werde ich fterben, aber der Vornehmſte des Landes wird auch fterben, um
ihe werdet von mic fprechen hören.” Er war in einer Art von Geiſtesver
wirrung, als er zu Ende 1756 nad Paris zuruͤckkehrte. In den erſten
Tagen des folgenden Jahres ging er nad) DVerfailles, nahm zwei oder drä
Tage lang Opium, und bereitete ſich zu der That vor, die er den 5. San. voh]
309. As Ludwig XV. in den Wagen fteigen wollte, um von Verſaillen
nad) Trianon zu führen, verfegte es mit einem Meſſer dem Könige, ob bie.
fer gleich von den Großen des Hofs umgeben war, einen Stich in die recht
- Seite, Der Meuchelmörder wurde ergriffen. Mit den graufamften Mar
teen, die er ftandhaft ertrug, war es nicht möglich, ihm das 'geringfte Ge
ſtaͤndniß zu entreißen, welches hätte vermuthen laffen, daß er Mitichufdige
gehabt. Er betheuerte, daß er dad Verbrechen nidyt würde begangen haben,
wenn man ihm fo reichlich, wie er es verlangt, zur Ader gelaffen hätte, und
daß er geglaubt habe, ein verdienſtliches Werk zu thun. Er ward verurtheilt,
von Pferden zerriffen zu werden, und das Urtheil wurde den 28. März 1757
auf dem Greveplag zu Paris vollzogen.
Dämmerung, das ſchwache Licht, welches die Sonne ſchon einige
- Zeit vor ihrem Aufgange und noch nach ihrem Untergange in dem Luftkreiſe
verbreitet. Der Luftkreis fängt namlich mit Hülfe der Dinfte und Wolken
die Sonnenftralen auf, bricht fie und wirft fie auf die unbeleuchteten Theile
der Erde, Die Morgendämmerung fängt an, und die Abendbämmerung hört
auf, wenn die Sonne eine XZiefe von etwa 18° unter dem Horizonte erreicht
hat. Diefe 18° machen nämlich) den Schungsbogen ber Eleinften Sterne
aus, d. h. wenn die Sonne biefe Ziefe bat, fo find die Beinften Sterne
einem gewöhnlichen guten Auge. fihtbar, ober es ift völlig dimkel. Die Dauer
der Dämmerung ift verfchieden. In den Ländern unter dem Aquator währt
e an den Tagen der Nachrgleihe 1 St. 12 Min., und wird deito Länge,
mehr ſich die Sonne vom Aquator entfernt. Unter den Polen der Erde,
wo 6 Mon. lang Tag, und 6 Mon. lang Nacht ift, dauert die Damme
rung faft 2 Mon., fobaß dadurch ein großer Theil der halbiährigen Nacht
erleuchtet wird. Sie ift doppelt mwohlthätig, indem fie die Nacht abkuͤrzt,
und zugleich die fchüdlihe Wirkung der fchnellen Abmechfelung des Lichts
und der Finfterniß auf unfere Augen verhindert. Vgl. Bode’s „Anleit. zur
allgem. Kenntniß d. Erdkugel“ (Berl. 1803).
Dämmerungsfreis, in ber Naturlehre der Kreis, weldyer bis
Grenze der Dämmerung (f. d.) bezeichnet, und in einer Tiefe von 18°
unter dem Gefichtskreife, mit dieſem gleichlaufend, befchrieben wird.
Daͤmmerungsvoͤgel ſ. Schmetterlinge.
Damon und Pythias, zwei edle Syracuſaner, beruͤhmt als ſeltene
Muſter unerſchuͤtterlicher Freundſchaft. Pythias war unſchuldig von Dionne
ſius, dem Tyrannen, zum. Tode verurtheilt worden, erhielt aber auf die Buͤrg⸗
(haft feines Freundes Damon die Erlaubniß, feine Angelegenheiten in einem
benachbarten Orte perfönlicy in Ordnung bringen zu dürfen. Dagegen war
dieſer ins Gefängniß gegangen, und hatte verfprochen, für Pythias den Tod
zu leiden, wenn er zur beflimmten Zeit nicht zurudgefehrt fein wilde. Uns
erwartete Hinderniſſe verzögerten deſſen Ruͤckkunft; fchon wandelt Damon
getroft, und feſt überzeugt von der Treue feines Freundes, dem Richtplag zu;
ſchon beginmt das Volk zu murren und ben leichtgläubigen Dumon zu be:
klagen, als ploͤtzlich Pythias durch die Haufen des Volks feinem Freunde in
| Danıpfbad Dampflochen: | 21
kanpfen (Decatir, f. d.) in Gebrauch. C. ©. Fiſcher's „Darſtellung
ab Kitk der Berdunftungsiehre” (Berlin 1810).
Dampfbad oder Dunftbad, in ber Heilkunſt, die Erwärmung
kastır Slider durch den Dampf oder Dunft heißer Arzneimittel, welden
an diefelben ſteigen läßt, um fie in Schweiß zu bringen. Dann auch
wc Schwitzbad: die Erwärmung des ganzen Körpers in einer fehr
heiten Stube. (S. Bäder.) Eine wichtige Erfindung fcheinen die
fbäder zu fein, welche ein franz. Arzt, Gales, im Hofpital
&.:lasis zu Paris, mit Erfolg anwendet. Sie find nicht allein weit min:
der babat als die gewoͤhnlichen Schiwefelbäder, und felbft als der Gebrauch
In Otmefelfaiben, fondern follen auch von ungleich größerer Wirkſamkeit, bes
Aabes bei Hautkrankheiten, als Kraͤtze ıc. fein. Noch ift zu bemerfen, daß
mit einer Vorrichtung von der Erfindung des D. Gale, der durch Wärme
veflichtigte Schwefel, bei der Cur, zwar den ganzen Körper gleichhmäfig ums
ger, dad Geſicht aber frei bleibt, und von dem erflidenden Dunfte durchaus
Bit beſchwert wird. In der Scheibefunft heißt Dampfbad der Dampf des
vcheaben Waſſers, um einen Körper darin aufzulöfen, und die dazu nöthige
Dampyfboot, f. Dampfmaldine.
Dämpfer (franz. sourdine, ital. sordina oder sordino), eine
an den raufchenden mufifalifhen Inſtrumenten, befonders an
m Exsitminftrumenten (fonft aber nur an den Hörnern, Pauken und Trom⸗
tem), um ihnen das Schreiende ded Tons zu benehmen, und ben Ton
after md ſchwaͤcher zu machen (zu dämpfen). Bei den Geigeninftrumenten
rent dieſe Vorrichtung am häufigften vor, und befteht am ziwedmäßigften
ss einem hölzernen (vorzüglich burbaumenen, auch wol elfenbeinernen oder
netalkern) Kamme, von deſſen Zuden ber Steg fell umklammert wird.
s Auftegem ber Dämpfer wird durch die Worte Con sordini, das Weg⸗
hen dirjeiben durch die Worte Senza i sordini, Silevano i sordini, oft nur
uch die Vuchſtaben S. S. bezeichnet; auch dad Pianoforte hat Dämpfer.
Dampfgefhüs. Ein Franzoſe, General Chaffeloup, fol 1805
erſt die Möglicjeit gezeigt haben, Dampfgeſchuͤtz zu verfertigen, und es
den feſten Plägen einzuführen. 1814 verfertigte ein franz. Ingenieur⸗
ficier Gefhüß diefer Art. Der Dampfkeſſel, auf einer Art von Lafette ru>
md, verfah zugleich ſechs Artillerieftüde mit Dampf. Mean brauchte nur
a Hahn zu drehen, um die 6 Kanonen mit Dampf und mit Kugeln zu
den. Diefe Mafchine bereitete 150 Scüffe in einer Minute. Napoleon
de Erfindung Beifall; allein die zur Vertheidigung von Paris beſtimm⸗
m Rofchinen diefer Art wurden auf höhern Befehl an dem Tage vernichtet,
2 melden die Alliirten die Werke von Paris angriffen. Später erneuerte
a vervollkommnete der Amerikaner Perkins diefe, wie ed fcheint, ihm
abefannt gehlichene Erfindung. (S. Dampfmafdhine und Perking.)
Dampflochen, Dampflochmethode. Die bei den Englin-
m fhon ange übliche Methode, die Speifen in heißem Waſſerdampfe über
ar kochenden Waſſer gar zu machen, ohne fie mit demfelben in Berührung
mmen zu laflen, ift in Deutſchland noch wenig im Gebrauch. Wahrſchein⸗
& hat zu diefer Kochmethode der Papin’fche Zopf (fe Papin) Veranlaſ⸗
mg gegeben, in welchem das Waſſer, vermittelſt der eingefchloffenen und ers
Mm Dämpfe, einen fo hohen Wärmegrad und eine fo ſtarke Preſſung er
it, daß man darin nicht nur das zähefte Fleiſch, ſondern auch Knochen weich
ad muͤrbe kochen kann. Das frei Eochende Waffer kann nur einen beſtimm⸗
u Waͤrmegrad, nicht über 212 Gr. Fahr. (fe Sieden) annehmen, weil
18 Damen
Sterbliche erhalte mit jedem neuen Leben einen eigenthuͤmlichen Dämon,
ihn bis and Ende begleite, und feine Seele zu dem Orte der Reinigung
Strafe führe, Im Allgemeinen dadıte fi) das Volk unter ihnen die
heit, fofern fie die menſchlichen Schidfale lenkt, und man theilte fie, in
ziehung auf die Wirkungen, die ihnen zugefchrieben wurden, in gute und
Geifter, in Agathodämonen und Kakodämonen. Die Römer bildeten
geiechifche Dämonologie in ihrem eignen, weniger poetiſchen Charakter,
vermifcht mit etruskiſchen Borftellungen, weiter aus. Ihnen bedeutete
Genius den Geift des individuellen Lebens. In diefem Allen erkennt
die urſpruͤngliche Idee: Wo eine unerklaͤrliche Macht wirkt in Natur
|
Sreiheit, da ift etwas Dämonifches; diefe Idee ward ausgebildet durch
lofophie, welche den Volksglauben berichtigen und die Vernunft mit bie
Glauben verföhnen wollte. Um die Idee der Gottheit in ihrer Reinheit
zuftellen, mußte man die mpthologifchen Anfichten allmaͤlig zur&ddrängen,
dies Eonnte nicht unvermerfter als durch die Anwendung der Dämonm
ſchehen. Obgleich aber griechifche Philoſophen dies für Griechenland
ten, fo darf man darum doch nicht glauben, daß auch diefe Ideen, wie
Wort Dimon, griechifchen Urfprungs feien; vielmehr ift es glaublich, daß
ganze Dämonenlehre nach Griechenland nur verpflanzt ſei. Ihr eigentli
Urſprung ift in den Religionen des Orients zu ſuchen. Die Hindu 34
außer dem hoͤchſten Weſen, Parama, 33,000 Götter und eine unausfprei
liche Zahl von Götterdienern. Den hoͤchſten Nang unter jenen Göttern
hauptete die Dreieinigkeit, Brama, Wifchnu und Ruddren, die in ewi
Wechſel fchaffen, erhalten und zerftören. Wenn des Zerftörerd Anbeter fir
ben, fo fendet er feine Diener, daß fie diefelben zu ihm bringen, damit ı
ihnen feine Seligkeit zu genießen gebe. Die Dämonen find hier die Dweta:
Spftematifcher ausgebildet finden wir diefe Lehre in der Religion Zoroafin‘
oder dem chalbdifch= perfifchen Magismus, der unftreitig als eine Hauptq
der Dämonologie anzufehen if. Um die Entftehung des Übels zu erkla
nahm Zoroaſter neben einem guten noch ein böfes Princip an, als Q
alles Guten und alles libels, und bildete diefe Idee alfo aus: Es gibt a
Reich des Lichts und ein Meich der Finfterniß; in jenem herrſcht
der Urheber und Verbreiter alles Guten, in diefem Ahriman, der Quell a
Übels, des moralifchen wie des phufifchen. Um den Thron des Ormuzd fie
die fieben Amſchaſpands (Erzengel), die Fürften des Lichts, unter denen
fetbft der erfte if. Ihnen find untergeordnet die Izeds, die Genien
Allem, was gut ift, von weldyer Art es auch ſei; diefen die Feruers.
gleiche Weiſe ift das Reich der Finfterniß unter Ahriman eingerichtet. Ex
Thron wird umgeben von den oberften ficben Diws, den Fürften des B
fen, und eine zahllofe Menge niederer Diws ftehen unter ihnen, wie die J
unter den Amfchafpande. Sin unaufhörlihem Streite unter einander fi
beider Reiche; aber einft wird Ahriman befiegt; das Reich ber Finft
hört gänzlich auf. Heeren hat barzuthun gefucht, daß biefe Ideale nach de
Verfaflungen gebildet feien, die den afiatiihen Monarchien eigen find, abe
Alles augenfcheinlicd mobificiet nad) dem Drte, wo, und den Zeitumftände
unter welchen der Gefeggeber und Religionsftifter auftrat. Letzterer blieb indE
nicht bloß bei diefen allgemeinen Begriffen fteben, fondern übertrug fie auch
einzelne Gattungen von Wefen. Aue vernünftige und unvernünftige, Lebenk
und lebloſe Wefen gehörten zu einem jener Neiche; die reinen Menſcha
Zhiere und Gewächfe zu Ormuzd's; die unreinen (giftigen, fchädlichen) F
Ahriman's Neiche. Auf diefe Weiſe war die Dämonologie im Parfismus p
einer Ausdehnung gediehen, unb in einen fuflematifhen Zufammenhang g
Damon 19
Hracht, wie man fie anderwaͤres nicht kannte. Ob Dorn („Biblifche Guofis”)
Mecht habe, daß die Agypter ihre Vorftellung von Dämonen von den Parfen
wntlehnt haben, verdient eine nähere Prüfung. Zwar finden wir bei ben
Agyptern den: Kreis des Mondes, Waffer, Erde und Luft mit Dämonen
wngefüllt, den Elementen und Körpern vorflehend, Steine, Metalle und
Mflanzen unter ihrem Einfluß, und die Menfchenfeelen in ihrer Macht, aller
Wings alfo ein weit verbreitete Reich der Dämonen; aber nicht jenen fo aufs
fallenden Dualiemus und Parallelismus des Zoroaſter'ſchen Syſtems. Wis
zen nun aber auch aͤgyptiſche und perfifch = chaldäifhe Daͤmonologie nicht aus
Einer Quelle gefloffen, fo berührten fie ſtich doch fpäterhin in einem Punkte,
am gemeinſchaftlich eine neue zu geftalten. Obſchon nämlich die Dämonens
Aehre auf verfchiedenen Wegen über Vorderaſien nach Griechenland kam, fo
war doch Ägypten die Hauptquelle für die höhere Dämonologie der Griechen,
unter denen fie durch die Orphiker und die Myfterien verbreitet, und von ben
SPpilofophen, bis nad) Chrifti Geburt herab, ausgebildet murbe., Während fie
aber auf ſolchem Wege zu ben Griechen kam, erhielten fie die Hebraͤer auf
zwei verfchiedenen andern Wegen. Zur Zeit der babylonifhen Gefangenfchaft
ſchoͤpften fie unmittelbar aus ber Quelle des halbäifch = perſiſchen Magismus,
und wenn fie auch früher Elohims und Engel gekannt haben follten (merk:
würdig ift, daß die legtern zuerft in der Gefchichte bed Chaldäers Abraham
vorkommen, und daß ihrer in den frühern Propheten gar nicht gedacht wird,
bei Daniel hingegen deflo mehr), fo wurde doch die Lehre von ihnen erſt in
und nach der babylonifhen Gefangenfhaft ausgebildet. Derfelbe Dualismus,
den wir in Zoroafter’d Spftem bemerken, thut fidy nun auch hier hervor; es
gibt gute und böfe Dämonen; fie merben claffificirt und bekommen eigne
Namen. Es find fieben gute Dämonen, welde den Staatsrat Jehovah's
ausmachen, und immer vor feinem Throne fliehen (ob. 12, 15). Bon
der andern Seite kam biefe Nation unter ben Seleuciden und Ptolemäern
auch mit Ägypten und den Griechen, befonders in Alerandrien, in lebhaftern
nud dauernden Verkehr, und zu ben aus dem Magismus oder Parfismus
aufgenommenen Vorſtellungsarten gefellten ſich aͤgyptiſch⸗ griechifche, weichen
Zufammenfluß man hauptfädhli im neuen Teſtamente wahrnimmt. Uns
möglid war ed, das Eindringen griechifcher Phitofopheme abzumehren, Uns
ter Esra und Mehemia verhallte bereits die Stimme der Propheten; an die
Stelle der Lehrer traten Gelehrte; Studien und Grübelei begannen, Volks⸗
glaube und Philofophie trennten fich, und die Philofophen felbft theilten ſich
in mehre Secten. Den altgläubigen Pharifäern fanden gegenüber die Sa⸗
ducker und Effder, und kein Hoherpriefter, Fein Sanhedrin vermochten zu
verhindern, daß nicht auch das Volk (dem fhon die Samaritaner gegenliber
ftanden) in dieſe Parteien ſich getheilt hätte. So fand es, als Chriſtus
auftrat. Pythagoraͤiſche und Platoniſche Philofophie, mit Drientalißmen ver
ſchmolzen, hatten bereitd den Keim entwidelt, der in der heileniftifchen Phi⸗
lofophie der Juden fich ausbildete, und ein Kabbalismus fand, von den fein»
ften Köpfen der Nation gehegt, neben der Rabbinen= Philofophie. In Hin⸗
fiht auf die Geifterlehre bemerkt man, daß der Ausbrud Dämon und daͤ⸗
monifh im Sinn eines böfen plagenden Geiftes beftimmter hervortritt. Hier⸗
aus entfprangen nun jene Begriffe von Dämonen, als Geiftern böfer Mens
ſchen, die in den Leib derfelben fahren und fie plagen, und von den Mitteln
- dagegen, z. B. von Wunder:räutern, wodurch man diefe Dämonen austreis
ben Eönne. So erfcheinen die Dämonen als Untergeifter eines (perfifchen)
Satanas, eines leidenfchaftlichen, feindfeligen, boshaften, menfchenfolternden
Pingegeiftes, Andererſeits mar ein Ausſpruch Chrifli (Motth. WR, 0,
I»
24 un Dampfmaſchine
dieſe Maſchinen in kurzer Zeit wiederhergeſtellt. Zu Redtuth in Co
neuerlich von Woolf 3 Maſchinen erbaut worden, bie zuſammen bie
900 Pferden haben; eine andre hat allein die von 600 Pferden.
Wafferpumpen, ſondern auch Gebläfe, Walzwerke, Drehz, Bohr: ı
maſchinen, Webeftühle, Kattundruderwalzen, Papiermühlen, Buchdi
u. [. 10. werden durch die D.⸗M. bewegt; fie vercichten verſchieden
Brauereien, Brennerelen, Zuderfiedereien u. dgl. Tragbare D.⸗
reits die Dienſte lebender Pferde bei allerlei Conſtructionen; andre bei
bau zerſchlagen Steine; manche dienen beim Landbau, indem fie 3
andre Mafchinen in Bewegung fegen; noch andre, wahre Dampfpfert
wagen) fieht man hie und da eine Reihe Laſtwagen ziehen. Viel
Schiffbau, beim Aus: und Einladen in Thaͤtigkeit, oder fie dienen
ziehen. Viele endlich fegen Schiffe in Bewegung, und von Jahr z
mehrt ſich die Zahl der Dampfböte. Wie mit der Verfertigung diefer
fo befchäftigen fich immer Mehre auch mit ihrer Vervolllommnung; ve
tenten, bie bi6 Ende 1821 für Erfindungen in dieſem Sache in Großbi
theilt wurden, fallen 100 auf die beiden legteen Jahtzehende. So wc
dere der oͤlonomiſche Effect allmälig vermehrt. Die Maſchine von Car
1 Buſhel (88 Pfund) Steinkoplennur 2 683 Milionen Pfund Waffer
die von Nerocomen hob ſchon 8 bis 9 Min, Pf., die beften Maſchin
und Boulton 20 bis 30 Mill. Pf, , die Woolf ſchen und andre von hol
650 und mehre Mill. Pf. und die neuerlich von Perkins erfundene Da
‚gar einen Nugeffect von 100 Mil, Pf. erwarten laſſen. Die Zahl
mafchinen in Großbritannien beläuft fid) auf 10,000, welche einer Geſa
von wenigftens 300,000 Pferden ober 14 bis 2 Mil. Menſchen gle
Auf dem Gontinente ſcheinen bis zum Anfange diefed Jahrh. nur foger
ſphaͤriſche oder Newcomen ſche D.:M. bekannt geweſen zu fein, feit dem
ſes Jahch. aber vermehrte ſich ihre Anwendung außerordentlich, befond
reich, in den Niederlanden und in der preußifchen Monarchie; in Fra
mehr als 300 vorhanden fein. Viele Maſchinen wurden aus ben bei
Englands bezogen, viele auf dem Continente erbaut. Naͤchſt Engl
Dampfmafchine 25
Immirkt eine Cendenſirung des Dampfs, der zu Wafler wird. Die Atmofphäre
xidt zn aufdie Kolbenflaͤche und madıt, daß diefer herabfinkt und die Laſt hebt.
IF der Kelba geſunken, fo wird das Waſſer durch einen dritten Hahn abgelaffen
au Yard den erften von neuem Dampf eingelaffen u. ſ. f. Diefe Einrichtung has
ba even Rewcomen und Cawley 1705 erfundenen D.⸗ M. — Bei dem
jweiten Syiteme ift der Dampfcylinder unten und oben verſchloſſen, fodaß die
Luft keinen Zugang hat. Iſt nun der erfte Hahn offen und die 3 andern find zu,
ſe firörat Dampf über den Kolben und drückt denjelben nieder. Darauf wird der
echte Haba geihloffen und der zweite geöffnet, ſodaß der Dampf durch eine Commu⸗
wcatigwschhre unter den Kolben treten kann, der aber durch ein Gegengewicht wies
deria die Höbegesogen wird; indem Augenblick wird durch einen dritten Hahn Waſ⸗
fm eingsiprißt, die Dämpfe werden zu Waſſer verdichtet, welches durch einen vierten
Haha abiäuft, worauf das Spiel der Mafchine durd) Öffnung des erften Hahns
wurd duch neues Einftrömen von Dümpfen über dem Kolben von ncuem beginnt,
Dicſes Princip der Kolbenbewegung liegt der erften Dampfnafchine des berühmten
Bart zum Grunde, weldye um 1774 entſtand. Die Condenfirung geſchah
arch nicht in dem Cylinder fetbft, fondern in einem befondern Apparate, dem Con⸗
benjator, Beidieiem zweiten Syſtem wird einfadyer Dampf, d. h. foldyer angewens
det, befen Derck ungefähr jenem der gewöhnlichen Luft gleich kommt; bei dem
bristen Syſteme aber wird der Kolben durch erhöhte Dampfkraft, d. h. durch
Dampf, deiim Preffung einem mehrfadyen Luftdrucke gleich ommt, bewegt. Der
Enticsber iſt unten offen, ſodaß die Luft freien Zutritt unter den Kolben hat; es
tritt durch einen erjiem Hahn Dampf, deffen Einfticität 2, 3 oder mehrmal größer
als Die der Luft iſt, Über den Kolben und drüdt ihn hinab; darauf ſchließt ſich der
erke Dahn, der zweite Öffnet ſich und der Dampf ftrömt in die freie Luft aus, Der
wid alsdann durch ein Gegengewicht wiederum in die Höhe gesogen.und
das Eid beginnt von neuem. Diefe 3 Syfteme bilden die erfte Clafſe der
Kolbendampfmafhinen. Sie haben die gemeinſchaftliche Eigenſchaft, daß
der Div auf den Kolben nur von einer Seite ftattfindet, weßhalb fie einfach
wirkende Maſchinen heißen. — Eine zweite Claſſe bilden die von Watt
erunenen doppeltwirkenden D.:M., bei denen immer Dampf, niemals die
Euft oder ein Öegengewicht die Bewegung des Kolbens und zwar beides, das Auf:
ſtrigen und dad Niedergehen beffelben bewirkt. Es gibt wiederum mehre Syfteme
despeitwirtender D.:M. — Viertes Syftem: doppeltwirk. D.⸗M. mit einfa⸗
cher oder niedriger Preffungder Dämpfe. Das Princip ift folgendes: Der Dampf
fromt, während die beiden erften Haͤhne offen ftehn, unter den Kolben und druͤckt
tn, da über ihm Verduͤnnung flattfindet, mit Gewalt aufwärts ; es ſchließen ſich
am bie beiden erften Hähne und die beiden legten öffnen fih. Durch den dritten
yird der Dampf unter dem Kolben mit dem Condenfator in Verbindung gefegt,
urch den vierten dringt zugleich der Dampf in den obern Theil des Cylindere und
radt ebenfo gewaltfam den Kolben herab, Der Dampf ftrömt alfo faft ununter-
cechen in ben Cylinder, aber wechfelsweife bald in den obern, bald in den untern
taum. Da die Bewegung der Kolbenftange fehr regelmäßig ift, fo kann eine
rreibftange an dem andern Arme des Balancierd leicht eine Kurbel in Bewegung
gen, wodurch mit Beihülfe eines Schwungrades eine gleichfürmige rotierende Bewe⸗
ung erhalten wird, weßhalb die doppeltwirkenden Mafchinen aud) rotirende ge
annt werden, um diefe fo wichtige Erhöhung ihrer Brauchbarkeit zu bezeichnen. —
einem fünften und ſechsten Syſtem rechnen wir die doppeltwirkenden Mas
Anen mit hoher Preffung. Sieunterfcheiden ſich von einander dadurch, daß die einen
nit einem Condenſator verfehen find und die andern nicht. Beide haben indeffen
seiche wefentliche Einrichtung und der Unterfchied Liegt nur darin, daß die Dämpfe
sei der einen in den Condenfator und bei der andern in bie freie Luft geführt werben,
20 Dampf
Beranlaffung zur Annahme des Satzes, daß ein Engel jedem Menfchen di
Schusgeiſt beigegeben ſei. Die chriftlihen Schriftfteller machten jene bi
Bedeutung von Dämonen zur herrfchenden, fodaß die Dämonen den Cmgr
entgegengefegt wurden. In dieſer Entgegenfegung bildete ſich nun bie
fterlehre aus zue Angelologie, db. i. zur Lehre von guten Engeln,
Dämonologie, Lehre von böfen Engeln. Bei diefer weitern Ausbilbu
aber derſchmolz in dem Chriftianiemus jüdifche und griechifch = phifofophift
Vorftellungsart oft wunderſam in einander. Wie Platon's Mythus eine ws
erfchöpfliche Quelle für die Neu: Platoniker, fo wurde er es auch für bi
Kicchenväter; und die chriftliche Dogmatil, die man bier mit Recht ver
Chriſtenthume unterfcheidet, wurde der Punkt, in welchem alfe Zmeige te
Dämonologie des Orients und Occidents fich vereinigten. (S. Engel, Teufe
Genien und Gabalit.) .
Dampf, Dampfe. Wenn man Körper, vorzuͤglich flüffige, €
nem ihrer Natur entfprechenden Grade von Hitze ausſetzt, fo dehnen fidy Ike
fämmtlichen Theile in einen weitern Raum aus, und erhalten zugleich eine
höhern Grad von fpecififcher Elafticität. Ihre Beſtandtheile vereinigen fi
mit dem MWärmeftoffe, und bilden in diefer Vereinigung dasjenige, was ma
Dämpfe, mwenigftens im gemeinen Leben, eigentlicher aber Dünfte (f.d.) nen
indem der Dunft ſich erft durch Entziehung einer gewiffen Menge von Waͤ
meftoff zu Dampf „verdichtet. . Die auf diefe Weiſe aus den Körpern abe
ſchiedenen elaftifhen Stoffe find von zweierlei Art. inige bleiben, wen
fie auch wieder erfalten, elaftifch, heißen daher permanent =elaftifhe Fluͤſſig
keiten, Luft⸗ oder Sasarten (fr & a8); diejenigen aber, welche durch die biok
Wirkung der Kälte ihre elaftifche Form wieder verlieren, werden insbeſonder
Dämpfe und elaftifche Dünfte genannt. Die Erzeugung derfelben kann me
ſchon bei einem gemöhnlichen Theekeſſel wahrnehmen; beffer aber noch bei du
Wind = oder Dampflugel (Aolopile), d. i. einer metallenen, mit einer offenn
Möhre verfehenen Kugel, in welcher Waffer zum Sieden gebracht wird. Br
einem gewiffen Grade der Wärme fängt das Waſſer, oder welche Fluͤſſigker
man fonft nimmt, zu kochen an, und verwandelt ſich in ein höchft elaſtiſcha
und fluͤſſiges Weſen, in Dämpfe, die aus der Nöhre oder Windkugel we
ein heftiger Wind ausftrömen, und, in ein Gefäß von gleicher oder ned
flärkeser Hitze aufgenommen, die Durchſichtigkeit, Clafticität und alle uͤbti
mechanifche Eigenfchaften der Luft haben und beibehalten. Treffen aber biek
Dämpfe außer dem Gefäße die atmofphärifche Fältere Luft an, fo erfcheina
fie darin als ein Mebel, vermifchen fidy mit derfelben, und verfchwinden en’
lich unvermerkt. Stoßen fie an die Oberfläche eines Falten Körpers, z. V
eines Glaſes, Steines ıc., fo verdichten fie fih in Tropfen, die ein Tha
der im Gefäße enthaltenen Stüffigkeit find. Die Elafticitit der Dämpfe iß
außerordentlih; nad den Verfuchen der Phnfiker entſtehen aus 1 Kubild
Waſſer 1470 Kubikzoll Dämpfe. Diefe Dämpfe nun, wenn fie in eine
engen Raume eingefchloffen werden, ber ihrer Ausdehnung Widerſtand ent
gegenfegt, bringen unglaublihe Wirkungen hervor, wie wir bei Vulkang
und Erdbeben fehen. Diefe Eigenfchaft der Dämpfe ift zu mehren wichtige
Erfindungen, 3. B. der Dampfmafchine, des Dampfboots u. f. f., benuf
worden; ſowle andererſeits der außerordentliche Hisgrad, den Wafferbämpk
anzunehmen fähig find, die Veranlaffung zu ihrer Anwendung beim Dampf
Eochapparat, PapinianzTopfe ꝛc. gegeben hat. Auch weiß man feit ku
zem die Sarben mittelft der Dämpfung auf Zeugen zu befeftigen; man be
dient ſich naͤmlich der MWafferdämpfe in der Tuchmanufactur, um nach da
Preffe dem Tuche die legte Zurichtung zu geben. So kam das Dampf
”
Danıpfbad Dampflochen- 21
ETrumpfen (Decatir, ſ. d.) in Gebrauch. C. ©. Fiſcher's „Darſtellung
and Kritik der Verdunſtungslehre“ (Berlin 1810).
Dampfbad oder Dunſtbad, in der Heilkunſt, die Erwaͤrmung
Eranker Glieder durch den Dampf oder Dunſt heißer Arzneimittel, welchen
man an diefelben ſteigen laͤßt, um fie in Schweiß zu bringen. Dann auch
fo viel ald Schwigbad: die Erwärmung ded ganzen Körpers in einer fehr
Itark geheizten Stube. (S. Bäder) Eine widtige Erfindung fcheinen die
Schiwefeldampfbäder zu fein, welche ein franz. Arzt, Sales, im Hofpital
St. Louis zu Paris, mit Erfolg anwendet, Sie find nicht allein weit min-
der koſtbar als die gewöhnlichen Schtwefelbäder, und felbft ald der Gebrauch
Der Schwefelfalben, fondern follen auch von ungleicy größerer Wirkſamkeit, bes
fonders bei Hautkrankheiten, als Kraͤtze ıc. fein. Noch ift zu bemerken, daß
mittelft einer Vorrichtung von der Erfindung des D. Sale, der durch Wärme
verflüchtigte Schwefel, bei der Eur, zwar den ganzen Körper gleichmäßig ums»
gibt, das Gefiht aber frei bleibt, und von dem erftidenden Dunfte durchaus
nicht befchwert wird. In der Scheidetunft heißt Dampfbad der Dampf des:
Zochenden Waſſers, um einen Körper darin aufzulöfen, und bie dazu nöthige
Borrichtung, |
Dampfboot, f. Dampfmaldine.
Dampfer (franz. sourdine, ital. sordina oder sordino), eine
Vorrichtung an den raufchenden mufikalifchen Inſtrumenten, befonder an
den Saiteninftrumenten (fonft aber nur an den Hörnern, Pauken und Trom⸗
peten), um ihnen das Schreiende des Tons zu benehmen, und den Zon
fanfter und ſchwaͤcher zu machen (zu dämpfen). Bei den Geigeninffrumenten
fommt diefe Vorrichtung am häufigften vor, und befteht am zwecmaͤßigſten
aus einem hölzernen (vorzüglic) burbaumenen, auch wol elfenbeinernen ober.
metallenen) Kamme, von deſſen Zaden der Steg fell umflammert wird.
Das Auffegen der Dämpfer wird burdy die Worte Con sordini, das Weg⸗
nehmen derjelben durch die Worte Senza i sordini, Silevano i sordiui, oft nur
durch die Buchſtaben S. 8. bezeichnet; auch das Pianoforte hat Dämpfer.
Dampfgefhüg. Ein Franzoſe, General Chaffeloup, foll 1805
zuerft die Möglichkeit gezeigt haben, Dampffgeſchuͤtz zu verfertigen, und es
in den feſten Plaͤtzen einzuführen. 1814 'verfertigte ein franz. Ingenieur⸗
offtciee Gefchüg diefer Art. Der Dampfleffel, auf einer Art von Lafette ru⸗
hend, verfah zugleich ſechs Artillerieftücde mit Dampf. Man brauchte nur
einen Hahn zu drehen, um bie 6 Kanonen mit Dampf und mit Kugeln zu
Inden. Diefe Maſchine bereitete 150 Schüffe in einer Minute. Napoleon
gab der Erfindung Beifall; allein die zur DVertheidigung von Paris beflimms
ten Maſchinen diefer Art wurden auf höhern Befehl an dem Tage vernichtet,
an welchem die Alliirten die Werke von Paris angriffen. Später erneuerte
und vervolllommnete dee Amerikaner Perkins diefe, wie es fcheint, ihm
unbekannt gebliebene Erfindung. (S. Dampfmafhine und Perkins.)
Dampfflochen, Dampfkochmethode. Die bei den Englaͤn⸗
dern ſchon lange übliche Methode, die Speifen in heigem Waſſerdampfe über
dem Eochenden Waffer gar zu machen, ohne fie mit demfelben in Berührung
kommen zu laffen, ift in Deutfchland nody wenig im Gebrauch. MWahrfchein:
ih hat zu diefer Kochmethode der Papin’fche Zopf (fe Papin) Veranlaſ⸗
fung gegeben, in welchem das Waſſer, vermittclft der eingefchloffenen und ers
histen Dämpfe, einen fo hohen MWärmegrad und eine fo ſtarke Preffung er
hält, daß man darin nicht nur das zaͤheſte Steifch, fondern aud) Knochen weich
und mürbe kochen kann. Das frei Eochende Waffer kann nur einen beftimm-
ven Wärmegrad, nit über 212 Gr. Fahr. (fe Sieden) annehmen, weil
8 Dampfmaſchine
ertiftet. Anfangs erſchwerte die heftige Erſchuͤtterung bie Anwendung großer Mafe
en, boch bald wurde auch diefes Hinderniß durch die Einführung ber Maſchinenn
iplindern gehoben. Allmaͤlig wagten ſich auch europäifdye Dampffchiffe auf das
ie Reiſe von Dublin nach London und zuruͤck wurde damit gemacht. Im März 181
am das erfte Dampfboot nach Paris, in demſelben Jahre kam ein anderes nach,
tedam und nach Köln, ein drittes nad) Hamburg. Ein Jahr früher fchon entftand,
Berlin eine Dampfſchifffahrtsgeſellſchaft für die Fahre zwifchen Berlin und Ci
mburg, zwifchen Berlin und Hamburg und zwifchen Magdeburg und Hanabı
och Löfte fich dieſe Geſellſchaft nach einigen Jahren wieder auf, 1818 kam einer
aaͤtige Dampfpoft zwifchen Greenod und Belfaft zu Stande, mehre Schiffe gi
viſchen Englandund Irland/ eins zwiſchen England, Spanien und Portugal.
Bchjiffe.verfehren jegt zwiſchen Venedig, Trieſt unb Pavia; mehte zwifchen P
urg und Kronftadt; einige Bugfirböte im Hafen von Stoekholm. 1821 baf
m ſich ſchon 6 zu Borbeaurs feit 1318 wird die Donau damit befahren; befg
ns werden die Dampfſchiffe auf diefem Fluſſe als Bugfirböte angewendet.
nigen Jahren findet man die Dampfböte auf dem Genfer = und auf dem Veh
it 1825 auf dem Rheine; das Packetboot „Hylton⸗ Joliffe macht eine regeh
ge 14tägige Fahrt zwifchen London und Hamburg, und gewiß wird bie Damp
hifffahrt zwiſchen England und Dftinbien zu Stande fommen, Im Aug. 18
ng das erſte Dampfihiff, die „Enterprice*‘ (mit 2 Mafchinen, jede mit ber I
m 60 Pferden, und mit 600 Tonnen Laft) von England nad) Oftindien,
der nicht fo fehnell an, als man gehofft hatte, Seit 1825 beſteht in Londoneine
seine Dampffchifffahetsgefellichaft, die Dampfböte kauft, erbaut und verkauft 0
ßt 2 Dampfichiffe zwifchen London und. Dftende regelmäßig hi
efe Fahrt dauert etwa 15 Stunden. In Rotterdam beſie a
Yampfbootgefefchaft. Auch die koͤlniſche Handlungskammet hat mit der
ne preuß. rheiniſche Dampfſchifffahrtsgeſellſchaft gebildet. — Für die
yifffahre find Maſchinen mit hoher Preſſung weit vorzuͤglicher, als —
Sie erfodern viel weniger Raum, beſonders auch, weil fie ungleich merk
ohlen beduͤrfen. Die Bewegung ift fe: mo viele Kraft erfodert wird,
nfter; namentlich haben fie den Vorzug, daß fie allein, eine fehr große Abd
x Wirkung zulaffen, was bei der Schiff
Dampfimeffee - Dam — 2090
= Rauch aus dem Öfen, toelcher aus Badfteinen zufammengefest ift,
ne Bänder zufamnmıengehalten werden, wird durch eine weite Röhre
Fifenblech, die zugleich als Maftbaum dient, abgeführt.
wlich die Dampfwagen betrifft, fo werden diefe durch Dampfs
nen Scienenwegen bewegt, an welchen die Laftwagen angehängt find.
on ein folcher Dampfwagen zwifchen Leeds in England und den unweit
liegenden Steinkohlenbergwerken im Gange, welcher folgende Einrich⸗
Die Eifenbahn oder der Schienenmweg unterfchieb fi) von den gewoͤhn⸗
dag an der einen Seite beffelben vorftehende Kaͤmme angegoffen find.
: auf dem die Dampfmafchine jft, und der in Größe und Form einem
nit einem einzelnen Fuhrfaffe gleichkommt, hat auch vier niedrige guß⸗
» vote die hinten angehängten Kohlenwagen; aber er hat nach ein fünfe
Mitte zwifchen dem linten Hinter» und Vorderrad umlaufendes Stirn⸗
elches in die Kaͤmme greift, umd durch zwei Heinere Stirnräder, bie
Kurbeln verfehenen Wendelbäumen angebracht find, herumgetrieben
€ zwei Kurbeln erhalten ihre Bewegung unmittelbar,von den aufs und
en Kolbenſtangen in den zwei Dampfeplindern, die ſich in dem blecher»
eiſernen Dampfleffel ſelbſi befinden und nur fo weit herausragen, als «6
ON der Hähne, die Durch die Kolbenftangen ſelbſt vermittelft eines einfa-
WErmus zur Zulaffung des Dampfes geöffnet und gefchloffen werden,
Nachte. In dem Keſſel ſelbſt befindet ſich auch der Ofen, um mit we⸗
die groͤßte Menge Dampf hervorzubringen. Das Ganze iſt mit hoͤl⸗
N, von eiſernen Reifen gebunden, eingefaßt, um das Zerſpringen des
ZU verhuͤten. An dem hintern Boden des Keſſels iſt das Loch zur
ebracht und an dem vordern das gekroͤpfte 16 Fuß in die Luft ragende
ger Mangels an Raum zur Mitfuͤhrung des Waſſers, und um die
rTeinfichen, ift Bein Condenfator angebracht und die Mafchine gehört
tern Syſtem mit hoher Preffung der Dämpfe. Diefer Dampfivagen
Reden mit 60 Ctr. Steinkohlen beladen. Außer Leeds gibt ed auch
K ĩ Uingworth, Newhaven in England, zu Koͤnighuͤtte in Schleſien
breuck bei den dortigen Steinkohlenbergwerken, ſoiche Dampfwagen.
NOOn dem oben beſchriebenen dadurch ab, daß die Schienenwege keine
nunmd die Raͤder des Wagens unmittelbar durch die Wendelbaͤume her⸗
werden. Vgl. Biot, „Lehrb. d. Experimentalphyſik“, Zte X. deutſch
Evpzg. 1825, B. 4, ©. 301 fg.). Viele in Journalen zerſtreute No⸗
Grens „Grundriß der Naturlehre“, herausg. von Kaſtner (Halle
‚930, namhaft.
apfmeſſer, Vorrichtungen, durch welche man die Erpanfivkiaft
enach Graben zu beftimmen fucht.
npfwagen, f. Dampfmafdine -
mpier (William), ein engl. Seefahrer, geb. 1652, aus einer anges
mie in der Grafſchaft Somerfet, machte drei Reifen um die Welt.
Wigte er 169175 die zweite wurde am 14. San. 1699 angefangen; er fam
england zurüc, unternahm aber 1704 neue Streifjlige, die er 1711
Bei feinen Erpebitionen verheerte er die fpanifchen Befigungen und bes
d außerordentlich, Er gab 1699 zu London eine Sammlung feiner Reis
73 bi6 1691 heraus, Sie ift wegen ber darin befindlichen nüglichen
en für die Schifffahrt und Vereicherungen der Exdbefchreibung mehrs
und aufgelegt worden. D. unterfuchte die Weftküfte von Neuhols
eb Neuguinea, entdeckte die nach ihm benannte Straße zwiſchen Neu⸗
Neubritannien, und gab der Iegtgenannten großen Inſel, die diefe
ftlich bildet, ihren Namen, ,
30 Danas Daͤnemark (Geſchichte)
Danad, die Tochter des Königs Akriſius von Argos, warb von Ihrı
ter In einen ehernen Thurm verfchloffen, weil ein Orakelſpruch ihm getveiffag
baß ein von feiner Tochter geborene Sohn ihn ums Leben bringen werde.
Jupiter, von Liebe entbrannt für die reizende Jungfrau, flieg, in einen g
Regen vertvandelt, durch die Öffnung des Dachs in ihren Schoß. As!
erfuhr, daß feine Tochter Mutter geworden, gab er fie fammt ihrem Kinde in
Nachen den Wellen preis. Aber die Meergöttinnen, beforgt für die Erhaltı
Goͤtierſohns, geboten den Wogen, das Fahrzeug unverfehrt an Seriphoß, ı
epktadifchen Infeln, zu tragen. Der Beherrfcher der Infel, Polpbektes, ot
mehr deſſen Bruber Diktys, nahm fig auf, und erzog das Rind, welches d
mm Perfeus befam (f.b.).
Danaiden, bie funfsig Töchter des Damaus. Diefer war ein
des Belus und bewohnte anfangs mit feinem Bruder Ägyptus, der
Söhne hatte, Libyen. Beide entzweiten 3 und Danaus floh mit
Töchtern nad) Argos. Die funfjig Söhne des Ägyptus folgten ihm dahin,
Verföhnung an, und verlangten von Danaus feine Töchter zur Ehe. Die
ligte aus Ztvang ein; da er aber den Söhnen ſeines Bruders nicht traute, un
dies durch ein Drafel belehrt worden tvar, daß einer feiner Eidame ihn tödten
verband er feine Töchter duch feierlichen Schwur, ihre Männer in der Braı
umzubringen. Alle thaten dies, ausgenommen Hypermneſtra, welche ihr
mahl, Lynkeus, am Leben lief. Zur Strafe für ihr Verbrechen waren fir
Untermoelt verurtheilt, in ein burchlöchertes Gefäß unaufhi Wa ger zu fe
Schon die Alten gaben diefer Sage bie hiſtoriſche Erklärung: die Danaiden
in dem twafferleeren Argolis Brunnen entdeckt und Gifternen angelegt.
Dancourt ($lorent Carton), ein franz. Schaufpieler und Sc
dichter, geb. 1661 zu Fontainebleau, und aus guter Familie. Sein Lehrer
2a Rue, ein Jefuit, hoffte ben talentvollen Knaben für den Orben zu bilden.
Dancourt z0g die Rechtötoiffenfchaften vor, die er aber im 23. Jahre, aus |
einer Schaufpielerin, mit der Bühne vertaufchte. Obgleich er die erſten Ro
oͤhern Luſtſpiel darftellte, gelang ihm, als Schriftfteller, doc vorzugsw
Riedrigtomifche. Cr hatte ein befonderes Talent, Bauern fprechen zu laffen
Dänemark (Geſchichte) 31
Bra Ewerh in der Seeraͤuberei fuchten, und auf allen Meeren, wohin fie kamen, auf
alım Kiſten ded Oceans gefuͤrchtet wurden. Als die Roͤmermacht zu zerfallen ans
fang, da ward auch im Süden der Name von Dünen und Normännern bekannt,
weil manche diefer Seehelden jegt an folchen Küften und Flußmuͤndungen landeten,
bie ehedem die Wachtfchiffe der Roͤmer befchügt hatten. Normänner (unter diefem
algeminm Namm begriff man Dänen, Schweden und Norweger) landeten in
Ensiand 832 und fifteten daſelbſt zwei Reiche, ließen fi) unter Rollo 911 auf
ber franz. Küfte in der Normandie nieder, bevoͤlkerten die Faͤroer, die Orkaden, die
Seland und einen Theil von Srland, und zogen nach Spanien, Stalien
we Sicilen. Wohin fie kamen, verbreitete fic) der Ruhm ihrer Waffen, aber
auch ihrer Wilbheit, ihrer Näubereien. In ihrer Nationalverfaffung änderte fich
bard) diefe Streifzuͤge wenig: fie blieb ein Foͤderativſyſtem mehrer Clane oder
Grimme, deren jedes fein eignes Haupt hatte, die zufammen unter einem Oberkoͤ⸗
zige ſtanden. Erſt als die deutfchen Könige aus dem Stamme der Karolinger ſich
{m ihee einheimifchen Angelegenheiten mifchen wollten, zogen fid) die Stämme en⸗
ger zufonımen, und es fchieden fi) Norweger und Dänen in zwei abgefonderte
Staaten. Gorm der Alte unterwarf zuerft 863 Jütland, und verband dis 920
ale Heine Diniihen Staaten unter feinem Scepter. Sein Enkel Sven, ein krie⸗
gxtiſcher Fuͤrſt „bezwang 1000 einen Theil Norwegens, und 1014 England; fein
eöhern Sohn Knud vollendete 1016 nicht nur die Eroberung von England, fons
dem befigte auch einen Theil von Schottland, und unterwarf ſich 1030 ganz Nor
3 wegen: unterihm flieg Die Macht Dänemarks auf ihren höchften Gipfel. Staats⸗
4 Eiugheit beweg ihn zur Annahme der chriſtlichen Religion und zur Einführung des
| Ciftatfums in Dänemark, das eine völlige Umwandlung der Nation her⸗
| werben. Knud, der 1036 flach, hinterließ feinen Nachfoigern ein mächtige®
3 Reich, ai ſchon 1042 ging England, und 1047 Norwegen verloren. Das bi:
Bäfce Lach fiel, durch innere Unruhen enteräftet, in die tieffte Ohnmadıt. Mit
Even Bogms Eſtritſon beftieg 1047 eine andre Dynaſtie den Thron; aber das
bach) Eoeng und Knuds Kriege gegründete Lehnweſen raubte dem Reiche, unter
biefer Dynaftie, ie, außerdem großen Waldemar, dem Throne keinen einzigen wuͤr⸗
digen Regenten gab, alle Kraft, und machte die Regenten von der Wahl der Biſchoͤfe
wu des Mais abhängig, ſtuͤrzte den Landmann in Leibeigenſchaft, ließ den Ackerbau
‚4 verfallen und gab den Handel ganz in die Gewalt der beutfchen Hanſe. Die Koͤ⸗
aD zuften in ihrem Handfäftningar (die erfte 1320) das Wahlrecht der Stände
‚7 metamen; der Reichsrath ſchraͤnkte ihren Willen ein, und vernichtete alles Gute,
vg *8 ven der Krone ausgehen Eonnte. Mit Waldemar III. erloſch 1376 die maͤnn⸗
gg Wi VNachtemmenſchaft der Eſtritſiden. Seine ſtaatskluge Tochter Margarethe
ach ihres Sohns Olav IV. 1387 erfolgtem Tode das Ruder des daͤniſchen
ſchwang ſich auf die Throne von Schweden und Norwegen, und ſtiftete
1397 bie falmarifhe Union. Nach dem Abfterben der Regenten aus
1 6tamme waͤhlten Die Dänen den Grafen von Olden burg, Chriftian
4 Mr 1088 um Könige, Diefer Cheiftian iſt der Stammbalter ber feitdem in un
— Erbfolge regierenden koͤnigl. daͤniſchen Familie, aus welcher Rußland
Eqhehen in neuern Zeiten Regenten erhalten haben, und welche auch über
9 hertſcht. Er vereinigte Norwegen, Schleswig und Holftein mit der
.,ı Bar aber durch feine Capitulation fo gefeffelt, daß er mehr das Haupt bes
Ratzs, als der König eines freien Volks zu fein ſchien. Cine nod) härtere
Alatien mußte fein Sohn, König Sohann, 1481 in Dänemark befchroören ;
ud in Norwegen ward feine Macht mehr eingeſchraͤnkt; Holftein und Schleswig
«mit feinem Bruder Friedrich. Johanns Sohn, König Chriftian I.
b), dr Böfe, ein graufumer, aber keineswegs unfähiger Kürft, fuchte die ernie⸗
Abhängigkeit, worin er von den Ständen gehalten wurde, abzuwerfen,
26 Dampfmaſchine
weßhalb die Conſtructien der letzeern einfad et iſt. — Ziebentes Erfiem Ei
wirkſam ſich auch ſolche Maſchinen mit heber Petry emeiin, to vetliett ma,
doch bei beiden Spftemen einen bedeutenden Trail der Damzrtzaft, eder man laͤßt ſu
unbenugt entweichen. Der Dampfbatnimüch, n2: rem er gewirkt und nun de:
Cylinder verläßt, ned) beinahe die veile Zentien, wie beim Ernrritt in denſelben
Um nun aud) diejenige Kraft zu benutzen, die werdicteter Dampfmwährent feine‘
Erpanfion oder jeiner Abfpannung, 6:8 su einer viel zerinzeen Dichtigkeit zur augen
vermag, hemmt man entweder den Zubrang bis frichen Dampfes aue dem Kid
wenn der Kolben erft einen Theil feines Laufs vellendet Fat; cder man Lit den ur
dichteten Dampf, nachdem er in einem Crlinder gewirkt, nit ſegleich entweichen,
fondern in einen zweiten (oder dritten) viel groͤßern Grlinder überachen, in melden
er noch einmal durch feine Erpanfien wirken kann. Die erite Art diefer Erpanfionk
mafchinen unterfcheidet fih ven den verigen Maſchinen b:c$ durch eine beſondes
Einrichtung der Steuerung, wedurch nimlich eine Hanmung be? Dampfeintritt
oder eine frühere Abfperrung bewirkt wird, bevor der Kciben feinen ganzen kur
vollendet hat. Dahin gehören namentlich die Maichinen des Amerikaners Oliver
Evans und desrerft. Freund zu Berlin. — Das Princip der Erpanſionsme
fhinen mitmehren Dampferiindern, welche das ahte Erftembilten, bat mer
Unterarten, indem 1, fie auch entweder mit oder chne Condenſator arbeiten inne, |
und 2) indem man zumeilen eine beiondere Erwärmung ber fi erpandirenda
Dämpfe anbringt, weburd ihre Spamnkraft mährenb ter Erpantirung verſtaͤrkt
wird, oft aber dieie Erwaͤrmung weglaͤßt. — Als einneuntes Syoſtem dürfenmir.
endlich die von dem jetzt in Lenden angeſiedelten Amerikaner J. Perkins erfur:
dene Dampfmaſchine erwaͤhnen. Das Eigenthuͤmliche dieſet Maſchine beſteht
hauptſaͤchlich in einer vorher noch nie verſuchten Methode, den Dampf zu erzeugen,
Das Waffer wird nämlich in einem damit vollkommen angefüllten und verfchloffene
Gefäße erhist, bis es eine Temperatur erlangt hat, bei welcher bee. Dampf die Kraft
von 30, 40 oder mehr Atmofphären hat. Dies ftarke enlindriihe Gefäß nen
P. den Generator oder Erzeuger. Hat das Waſſer einmal diefe Temperatur m |
reicht, fo laͤßt man durch ein Ventil beftändig kleine Portionen diefed Waſſers ent
weichen, welche ſich fogleich in Dampf verwandeln. Ebenſo wird aber ſtets ds,
entweichende Waſſer wieder durch andres, mittelft einer Druckpumpe erfegt. Di,
Erzeuger bleibt daher immer angefuͤllt, und da er in einem lebhaften Feuer fteht, 1 i
wird das Waffer in demfelben fortdauernd auf derielben hoben Temperatur, und
biemit bei der gleichen großen Zenfion erhalten. Der augenblidlic und in einem
fort ſich bildende Dampf wird unmittelbar in einen Cylinder geleitet, deffen Kolbe Ä
er in Bewegung feßt. Bei diefer ganz neuen Dampfbildungsmethode kann die Mr
ſchine nicht nur einen ungleich Heinern Raum einnehmen, fendern fie gemübrt eine
bewundernswürdige Erfparung an Brennmaterial. Die von Perkins erfundenn
Dampfaefhtige beruhen auf demſelben Dampferzeugunasprincip. Außer dem
Dampfenlinder mit feinem Kolben, gehören zu einer Dampfmaſchine noch cm
Menge anderer Theile, von denen einige ſich auf die Erzeugung, andere auf die Mer:
wendung des Dampfes bezichen; lebtere machen die Dampfmafchine im engen
Sinne aus. — Der Dampferzeugungsapparat, der gewohnlich einm
befondern Raum einnimmt, befteht aus dem Keffel und dem Ofen. Der erſter
muß eine hinlänalicye Größe und Feftigkeit haben, gefuͤllt und geleert, fortdauern
mit Waſſer gefpeift, und zumeilen gereinigt und ausgebeſſert werden können. Mus
muſi beobachten konnen, wie hoch das Maffer im Keffet ftcht, wie heiß es ift, wi
ſtark der Dampfdend. Der Danıpf muß in den Cylinder ſtroͤmen, nöthigenfa
aber auch im die Luft entweichen können. Der Ofen mus feuerfeft und vor Allen
fo conſtruirt fein, daß mit demielben Quantum Kohlen oder Holz bie größtmeg
liche Mergedigmpf erzeugt werde. Der Heigftoff muß volllommen verbrennt
Damrfx.ıfhine
en... 22 umeismwertediehrue Erisurerung die Anwendung großer Me
sau auch Diefes Zt: sus Sie Einfuhrung der Mafhinnm::
ae ee Allmaͤlig CGL:fO 1a mut wropäiihe Dampffchiffe auf des N
rn. Zuzsännad Era una aus zurbebamitgemacht. Im März 1St
ce =. Zampfbortnar Furt rzenriziken Jahre kam ein andres nah $:
a - —
a ar rc Köln, ein pain un Zamiurz. Ein Jahr früher ſchon entftun.
„m... ae Dampfihittahzen ira” far do gahrt zwiſchen Berlin unb har:
er „zz. >=hen Berör. un Sanmwrz; 22: swifhen Magdeburg und Hamkurz;.
= „2. "indiefe Geieiiia Minan en. Feen wieder auf. 1818 kam eine TS
2.24 Dampfpcl 3wiſthen Dizened ar: Bertt au Stande, mebre Schiffe ginz
rimer England unt Saant,eine in "en Enziand, Spanien undPortugal. Mi
Zamffe verkehren jegt zwiſcher Bserei a, Tricſt unb Pavia; mehre zwiſchen Pets:
arg und Krenſiadt; einige buz-"riiez im Hafen von Stodholm. 1821 bei.
zer fich [hen 6 zu Berbearz, 113153 wird die Donau damit befahren; bei:
aerd werden tie Dampfıhıflı cuftisrem Fluſſe als Bugfichöte angemendet. Ea
znigen Jabzen finder man bir Damzftöte auf dem Genfer = und auf dem Bodent
feit 1825 auf bem Rheine; 125 Padetbeot „Hriton=Soliffe” macht eine tegelm:;
ßige 1Ftäsiue Sahrt zwiihen Len? en und Hamburg, und gewiß wird die Dam;
fhifffehrt zwiiden Eng:ant une Tſtindien zu Stande kommen. Im Aug. 18%
ging dae erfar Dampf ®, Bir „Enterprice* (mit 2 Maſchinen, jede mit der Kr“
von 60 Prexuen, ums mt 6 Zennen Loft) von England nad) Oftindien, far’
abeenidi': dulan, Demancchefithatte. Seit 1825 beſteht in London eine al:
meine Dnvfſdictatrie⸗c tiuſchaft, die Dampfböte kauft, erbaut und verkauft. Die:
Lig 2 Dimzfihiffe zwiſchen London und Oſtende regelmäßig hin und’ bergeher |
diefe Fahrt tauert etwa 15 Stunden. In Rotterdam beftcht eine nicderländig
Dampfteotgefelihaft. Auch die koͤlniſche Handlungskammer hat mit der main
eine preuß. cheinifhe Dampfichifffahrtsgefellfchaft gebildet. — Für die Dam—
ſchifffahrt find Maſchinen mit hoher Preſſung weit vorzuͤglicher, als ande
Sie erfodern viel weniger Raum, beſonders auch, weil fie ungleich wmig
Kohlen beduͤrfen. Die Bewegung iſt ferner, wo viele Kraft erfodert wird, mi
ſanfter: namentlich baben fie den Verzug, daR fir allein eine fehr große Abdndeu:
ter Wirkung zulaſſen, was bei der Schifffahrt oft höchft wichtig wird, Lets
wollte der Zufall, daß auf einigen der erſten Dampfhiffe mit hoher Preffton tr]
alcsfãlie fih ereisneren, Die natürlich von ihrem Gebrauch auf lange abfchredta|
rösezud die Amer:kaner Ab immer aligemeiner und mit vollem Vertrauen folde
EAßœnꝛA zerenen, da ne Sei ihnen noch feinen Unfall veranlaften. — Die ge
girl ze Lardamg eins fihen Dampibootes ift Folgende. Im Vorder: mil
Damon 2 gabrznas beriaden ũch Kaijuͤten für Neifende, wenn es ale Pad:
rm een me. Der ser Raum für die Waaren. In der Mitte if.
Sur tn. De Damorfel ſtett, wenn man von dem bintern Theile M
Senze 22 mm der ars, der Criitder und das Schwungrad lief
Lam „e Fendt m Srrungracken des Kolbens wird an jeder Leite des Beete
Br zu nn Mm mern Let und Criinder mittelſt eines mit einer Kur
Baum im m onrge. ya anzediangeen Waſſertadern gleichende
2 =- 2. 2° zemtner rn vaes umafibe LI Fus im Durchmeſſer m
Da Feen oe tn dom me Rein, De Schaufeln aber zus Mider
Keen Be o,.n Bine Eiewerim Inädis Halbmeſſers unet
sm. rare Zen m Zauvin. die in die unterfte Eoü
se Inee, ln zz anwmede Setoſe zu vetb uͤten, weich
ne. wmanna DD Me warmshrmwerdenfinnee, gibe ms
UBER Tu. ia di TEN Durch das ſehr tun
rose er idnrade Ganz des Schiffes oder Bee
LI%
wr..
-
„in
Dänemark (Gefchichte) 31
ften Erwerb in ber Seeräuberei fuchten, und auf allen Meeren, wohin fie kamen, auf
allen Küften des Oceans gefürchtet wurden. Als die Roͤmermacht zu zerfallen ans
fing, da ward auch im Süden der Name von Dänen und Normännern bekannt,
weil manche diefer Seehelden jegt an folchen Küften und Flußmuͤndungen landeten,
die ehedem die Wachtfchiffe der Römer befehügt hatten. Normänner (unter diefem
allgemeinen Namen begriff man Dänen, Schweden und Norweger) landeten in
England 832 und ftifteten dafelbft zwei Reiche, ließen fich unter Rollo 911 auf
ber franz. Küfte in der Normandie nieder, bevoͤlkerten die Säroer, bie Orkaden, die
Shetlande, Island und einen Theil von Iceland, und zogen nach Spanien, Stalien
und Sicilien. Wohin fie kamen, verbreitete fid) der Ruhm ihrer Waffen, aber
auch, ihrer Wildheit, ihrer Raͤubereien. In ihrer Nationalverfaffung änderte ſich
duch diefe Streifzüge wenig: fie blieb ein Foͤderativſyſtem mehrer Clane oder
Stämme, deren jedes fein eigne® Haupt hatte, die zufammen unter einem Oberkoͤ⸗
nige ftanden. Erſt als die deutfchen Könige aus dem Stamme der Karolinger ſich
in ihre einheimifchen Angelegenheiten mifchen wollten, zogen fid) die Stämme ens
ger zufammen, und es fchieben fich Norweger und Dänen in zwei abgefonderte
Staaten. Gorm der Alte unterwarf zuerft 863 Sütland, und verband Bis 920
alle Eleine dänifchen Staaten unter feinem Scepter. Sein Enkel Son, ein fie
gerifcher Fuͤrſt, bezwang 1000 einen Theil Nortvegens, und 1014 England; fein
größerer Sohn Knud vollendete 1016 nicht nur die Eroberung von England, fon»
bern befiegte auch einen Theil von Schottland, und unterwarf fid) 1030 ganz Nor⸗
wegen: unter ihm flieg die Macht Dänemarks aufihren höchften Gipfel. Staates
klugheit bervog ihn zur Annahme ber chriftlichen Religion und zur Einführung des
Chriftenthbums in Dänemark, das eine völlige Ummandlung der Nation ber
vorbrachte. Knud, der 1036 farb, hinterließ feinen Nachfolgern ein mächtiges
Reich, aber fhon 1042 ging England, und 1047 Norwegen verloren, Das bis
nifche Reich fiel, durch innere Unruhen entkraͤftet, in die tieffte Ohnmadt. Mit
Sven Magnus Eftritfon beftieg 1047 eine andre Dypaftie den Thron; aber das
durch Svens und Knuds Kriege gegründete Lehnweſen raubte dem Meiche, unter
diefer Dynaſtie, die, außerdem großen Waldemar, dem Throne keinen einzigen wuͤr⸗
digen Regenten gab, alle Kraft, und machte die Regenten von der Wahl der Bifchöfe
und des Adels abhängig, flürzte den Landmann in Leibeigenfchaft, ließ den Ackerbau
verfallen und gab den Handel ganz in die Geroalt der deutfchen Hanſe. Die Ks
nige mußten in ihrem Hanbfäftningar (die erfte 1320) das Wahlrecht der Stände
anerkennen; ber Reichsrath ſchraͤnkte ihren Willen ein, und vernichtete alles Gute,
was von der Krone ausgehen kommte. Mit Waldemar IH. erloſch 1376 die männ>
liche Nachkommenſchaft der Eftritfiden. Seine ſtaatskluge Tochter Margarethe
faßte nad) ihres Sohnes Dlav IV. 1387 erfolgtem Tode das Ruder des dänifchen
Staats, ſchwang ſich auf die Throne von Schweden und Norwegen, und ftiftete
1397 die falmarifhe Union. Nah dem Abfterben der Negenten aus
Skiold's Stamme wählten die Dänen den Grafen von Oldenburg; Cheiftian
I., 1448 zum Könige. Dieſer Chriftian ift der Stammhalter der feitdem in un=
unterbrochener Erbfolge regierenden koͤnigl. daͤniſchen Familie, aus welcher Rußland
und Schweden in neuern Zeiten Regenten erhalten haben, und welche auch über
Dldenburg herrſcht. Er vereinigte Norwegen, Schleswig und Holftein mit der
Krone, war aber durch feine Capitulation fo gefeffelt,, daß er mehr das Haupt des
Reichsraths, als der König eines freien Volks zu fein ſchien. Cine nod; härtere
Capitulation mußte fein Sohn, König Sohann, 1481 in Dänemark beſchwoͤren;
aud) in Norwegen ward feine Macht mehr eingefchräntt; Holftein und Schleswig
theilte er mit feinem Bruder Friedrich. Johanns Sohn, König Chriftian I.
(f. d.), der Böfe, ein graufamer, aber keineswegs unfähiger Fürft, fuchte die ernies
drigende Abhängigkeit, worin er von den Ständen gehalten wurde, abzumerken,
32 Dänemarf (Gedichte)
aber er verlor daruͤber Schweden, weiches 1523 die calmar’fcye Union zerriß, v
bald heruad) auch feine beiden andern Kronen. "Dänemark und Norwegen erhoben
feines Waters Bruder, Sriedrich I., auf den Thron. Unter diefem Prinzen
langte bie Ariftofratie völlige Oberhand; bie Leibeigenfchaft wurde geſetzlich, bu
Reformation eingeführt, und Norwegen 1522 auf ewig mit Dänemark verbunde,
Chrifttan III., fein aͤlteſter Sohn, theilte Schleswig unb Holftein mit feinen Brb
dern Johann und Adolf, welder Letztere der Stifter des Haufes Holfteir
Gottorp mwurbe, legte aber dadurch ben Grund zu langwierigen Samilienftreitig
keiten. Ihm folgte 1559 König Friedrich DI. , der die Dithmarfchen bezwang und
Liefland in einen Krieg mit den Schweden verwickelt wurde, ben der ftetti-
ner Friebe 1570 endigte. Chriftian IV., feit 1588 König, mifchte fich in be,
Hiährigen Krieg, und brach zu zweien Malen mit Schweden, das legte Mal nit
fo fehlechtem Erfolge, daß Daͤnemark im brömfebroer Frieden 1645 Sämpteianh|
Herjebalen jenfeits dem Gebirge, Gothland und Öfel, Provinzen, welche es noh
feit ber Union behalten hatte, ganz, Hallanb aber auf 30 Jahre an Schweden ab
treten mußte. Die Sehler der dänifchen Regierungsform und die Sebundenheit da
Krone hatten hauptſaͤchlich das Unglück ber daͤniſchen Waffen herbeigeführt. Ei
verfolgte fie auch in dem neuen Kriege, den König Friedrich II. 1657 mit der
Schweden begann: in dem roffilder und Fopenhagner Frieden 1658 und 1660
verlor es Schonen, Blekingen, Bahus, und das Eigenthum von Halland; diel
bewirkte 1660 bie Aufhebung der reichsftändifchen Verfaſſung, indem felbft dr‘
Nation eine völlig abfolute Gewalt mit ber Erblicykeit der Krone in des Könige |
Hände niederlegte. Daffelbe that Norwegen 1661. Der bänifche Adel wußte |
jeboch ſich im Beſitze der wichtigften Staatsämter zu erhalten, und der Erfolg nt |
ſprach nicht den Erwartungen von der neuen Staateform. Chriftian V. und Frieb⸗
rih IV. unterlagen in dem nordifchen Kriege; doch erlangte Dinemark nad:
Karl AU. Falle, durch ben Frieden zu Friedrichsburg 1720 den Sundzoll von.
Schweden und behauptete den Beſitz von Schleswig. Seit diefer Zeit genoß de |
Staat einer langen Ruhe, aber bie Wunden, bie ihm fein Unglüd und feine fehler
hafte Regierungsform geſchlagen hatten, vermochte das nun angenommene frieble
che Syſtem nicht zu heilen. Daͤnemakk ift ein Staat, ber bei feinen wenigen Hälfte
quellen nur durch weiſe Mäßigung und einen ſtreng geordneten Haushalt fein
Selbſtaͤndigkeit fihern kann; einmal geftört, bebarf die Staatsmafchine, in Zolae
des koſtbaren Militairetats, Lange Zeit zu ihrer Herftellung. — 1726 vereinigte
Dänemark die Grafſchaft Ranzau, 1761 Holftein= Pıdn und 1773 HolfteinsGots
torp mit der Krone ; für Letzteres trat es in einem Vergleiche mit Rußland bie 1667
erworbenen Grafſchaften Didenburg und Delmenhorft ab. AufFriedrich TV. war
1730 Chriftian VI. gefolgt, der 1746 die Krone feinem Sohne Friedrich V, hir
terließ. Chriftian VII. (f. d.) nahm das Scepter 1766; feine Regierung mat
eine Minifterregierung (ſ. Struenfee und Brand). Der jegige König
Friedrich VI. (f. d.) ward in einem Alter von 16 Jahren fuͤr mündig erklaͤrt,
und am 14. April 178% feinem gemuͤthskranken Bater zum Mitregenten gegeben,
dem er nach deſſen Tobe 1808 als König folgte. Zufolge des mit Rußland ge
fchloffenen Schugbündniffes drang ein bänifches Hülfscorpe 1788 in Schweden
ohne Widerftand ein; aber auf Englands und Preußens Vorftellungen warb 2
Wochen nad) dem Anfange ber Feindfeligkeiten ein Waffenſtillſtand gefchloffen, wels
cher diefen frugytlofen Feldzug endigte, der den ohnehin verfallenen Finanzen 7 Mil:
lionen Rthlr. gekoftet hatte. Gluͤcklicher behauptete Daͤnemark feine Iteutralität
1792, al& die verbündeten Mächte verlangten, daß es an dem Kriege negen Krank
reich Theil nähme. Dagegen verwidelte es fein Beitritt zur nordiichen Conven⸗
tion 1800 in einen Krieg mit den Briten, worin die daͤniſche Flotte am 2. April
1801 bei Kopenhagen eine Niederlage erlitt, bie Tapferkeit der Danen aber dem
34 Dänemarf (Statiſtik)
nimm 339}, das ganze Reich aber mit feinen Nebenländern 2761 U M., tvove
auf das unwirthbare Island mit der Küjte von Grönland 1705 DM. kommen
Die Volksmenge vom eigentlichen Dänemark wird auf 1,230,000, die von Hab
ftein und Lauenburg auf 370,060, die von Island im J. 1823 auf 49,269, der.
Faͤroern auf 5300, und den übrigen Colonien auf 101,000 berechnet, ſodaß da}:
ganze Reid) 1,750,000, nach andern Angaben 1,864,634 M. zählt. Die Ein:
wohner, theils Diinen, theils Deutiche, reden Daͤniſch im eigentlihen Dünemakt,
Norſiſch auf Jsland und Faͤroder, und Deutſch in der hochdeutſchen, plattdeutſcha
und frieſiſchen Mundart. Unter den Bauern herrſcht keine Leibeigenſchaß
mehr, aber doch Hörigkeit der Scholle im eigentlidyen Dänemark. Die Haupt
infel Seeland (dan. Saͤlland) wird durd) den Sund (f. d.) von Schweden, di
Inſel Fuͤhnen (dan. Fyen) durd) den großen Belt von Serland, und durch den kle
nen Belt von der Halbinſel Juͤtland (din. Jylland) getrennt; die 3 Meerenge
Öffnen den Zugang aus dem deutfchen in das baltiiche Meer. Das Land ift, bil
auf einen mäßigen Landruͤcken, welcher Durch die Herzogthümer Läuft, vollig eben; ,
die Küften find flach, doch meiſtens gegen das Eindringen des Meere durch, Wattre '
u. fe w. geſchuͤtzt, und bedürfen bloß gegen das deutihe Meer Einftlicher Deicki
der Boden befteht cheild aus Marſchen, theil aus Geeſt, und ift mäfig feuchebar.|
Strichweiſe finden fi Moräfte und einige Waldungen. Durch unvorfichtige,
Ausrotten der legtern, welche den nördlichen und norbweftlichen Küften Sütlan
Schuß gegen die Meereswellen gewaͤhrten, find große, vorher urbare Strecken, ode
Sandwuͤſten geworden. Die Kirche zu Skagen, in dem nördlichften Kirch 'piek
Juͤtlands, liegt gegenwärtig faft ganz in dem vom Meere angefpülten Flugſande
begraben. Erſt in neuern Zeiten ſucht man duch Anpflanzungen (Zannen, Bir
ten, Pappeln u. f. w. Sandrohr oder Sandhafer) diejer Verwuͤſtung zu ſteuern
wodurch bereits ein großer Theil jener Flugfandftrecden wieder in urbaren Stand ge
fegt worden fein fol. Das Reich hat, außer dem Grenzſtrom, der Elbe, bloß Ki
ftenflüffe ; es gibt mehre Binnenfeen, wie der Schall: und Ratzeburgerſee, beide
im Lauenburgiichen, der Plöner = und Selenterfee in Holftein, und nıchre Mer
bufen, worunter der Limfiord in Nordjuͤtland der anjehnlichfte iſt. Der Katte
gat oder Skagerrack zwiſchen der jütländifchen und [chrordiichen Küfte wird von Cr.
nigen auch als Meerbufen aufgeführt, hängt durch den Sund und die beiden Belt:
mit der Dftiee zufammen. Das Klima ift meiftens gemäßigt, aber febr feucht
Dänemarks Haupterzeugniffe find Getreide, Rapſaat, Tabak (4 Mil. Pf. groͤß
tentb. ind Ausland verkauft) u. ſ. w.; Hanf und lache bifricdigen das Bedärf
niß nicht vollig, ebenfo der Krapp, der übrigens vorzuͤglich gut gedeiht, und de
Hopfen. Der Gartenbau wird im eigentlichen Dänemark vernachlaͤſſigt. Ere
grad wird jlatt der Pferdehanre zum Polſtern genommen. An Waldungen ift
Mangel, und das Holz theuer; aber an Torf ift das Land außerordentlid) reich, -
und faft jedes Dorf hat feinen Zorfitih. Die Viehzucht allein liefert bedeutende !
Ausfuhrartikel, 3. B.: jährlich aus dem eigentlichen Dänemark 16,000 Pferde
und 7000 Ochſen. Die Zahl des Hornviehes beſtimmt Olofſen ohne die Herzogthuͤ
mer auf 1,484,000 Stüd; die Schaͤfereien (1,338,000 St., darunter an 20,000 |
Merinos) find bedeutend, ſowie die Schweine- und die Federviehzucht. Das
Wild hat abgenommen; wilde Schweine finden fidy nicht mehr. Die Fiſcherei,
verforgt einen Thril von Norddeutichland mit Hiringen, Schollen, Schellfiichen,
Auftern und Hummirn; 1816 gewann Dänemark für Kifhe 500,000 Ihr.
Species. Aus dem Mineralreihe find Thon, Eifen, Kupfer, Alaun, Kate hi
Segeberg und Salz (nicht hinreichend) aus den oldesloher Salzquellen anzumerken.
Die wenigen Manufacturen find größtentheild in Kopenhagen und Altona ; die du:
niſchen Handſchuhe, die aus Sütland kommen, find berühmt; aber die Zuckerraf⸗
finerien haben in den neueften Zeiten verloren ; Handel, befonderd nach Weftindien
|
Daniel ('Proppder) 35
und Schifffahrt fangen voieder an fich zu heben; der holfteiner Canal verbindet die
Oft: und Nordſee. Die Octroi der afiatifchen Compagnie wurde 1812 auf 30
Fahre nach dem Frieden verlängert; allein ihre Actien find im Werth gefallen.
Daͤnemark enthilt jest ohne Island und die Färoer 100 Städte, 37 Mfl.,
2305 Kirchfp. mit 1099 Edelhöfen und 5500 Dörfer. Das eigentlihe Daͤne⸗
mare ift in 7 Stiftsämter: Seeland, Fühnen, Lanland, Aalburg, Aarhuus,
Ribe und Wiborg, abgetheilt; die Herzogth. Schleswig und Holflein werden von
einem Staithalter, und Lauenburg von einem Landdroften verwaltet; Island und
bie Säroer flehen unter einem Stifteamtmann. Die Monardie ift uneingefchräntt ;
ihre Grundgefege find die Souverainetätsacte, das Königegefeg von 1665, und das
Eingeburtsrecht. Die Krone ift in männlicher und weiblicher Linie erblih. Der
erftgeborene Sohn des Königs heißt Kronprinz; die uͤbrigen Prinzen von Geblüt
heißen Prinzen von Daͤnemark. Die Refidenz ift Kopenhagen; der Zitel feit dem
1. San. 1820: König zu Dänemark, der Wenden und Gothen, Herzog zu Schles⸗
wig, Holftein, Stormarn, der Ditmarfchen, und zu Lauenburg, wie auch zu Ol⸗
denburg. Die Ritterorden find der vom Elephanten, und der vom Danebrog
(Reichsfahne), von welchem die Danebrogsmaͤnner die legte Glaffe ausmachen; nod)
gibt ed mehre Ehrenzeichen. Stände gibt e8 im eigentlichen Dänemark nicht.
Das hoͤchſte Staatscollegium ift der Öcheime Stuatsrath, unter deffen Leitung die
gefammten innern Angelegenheiten feit 18314 fichen. Die herrſchende Reiigion tft
die lutheriſche, mit ungekraͤnkter Duldung der übrigen Neligionsparteien, aud) der
Juden. Es gibt 8 Bischöfe; unter diejen flehen die 7 Stiftspsöpfle und 1097
Prediger. Island hat feinen eignen Biſchof; die 3 Herzogthiimer haben 2 Ges
neraljuperintendenten, 4 adelige Convente großen Einkommens, und 493 Pres
diger. Für die geiftige Bildung gibt es 2 Univerfitäten (Kopenhagen und Kiel),
1 Kunſtakademie, 1 koͤnigl. Societät der Wiffenfchaften, 1 Ritterakademie, viele
beiondere Anftalten und mehre Gelehrtenvereine, 40 gelehrte Schulen, 13 Schuls
lebrerfeminarien, an 150 Schulen des wechfeljeit. Unterr. u. ſ. w. Die Staatseins
kuͤnfte betragen 84 Mil. Thlr. und ihre Aufbringung drüdt die Untertbanen , bei
der Wohlfeilheit aller Kandeserzeugniffe, ſehr; der Sundzoll bringt noch jekt an
500,000 Thlr. ein. Die Staatsſchuld beläuft fi) muchmaflich in Sitber auf
10 Mitt. aufere, und 100 Mi. Rbthlr. innere Schuld, mit Einſchluß zwei neuer
Anteiben in Hamburg und in London. Die Circulationsmaffe der Vankzettel bes
trug 1823 etwas Über 21,325,000 Rothlr.; das Papiergeld ftcht etwa zu 40
Procent gegen Eingende Münze, und hat der Bankthlr. in Sitber 96 Schill., und
14 Mark hbamb. Banco Wirth. Das Vermögen der Bank (die erften 6 Procent
im Werth eines jeden Grundſtuͤcks im Reiche Dänemark find 53. Th. von den
Sculdnern abgetragen, und werden bis zum Abtrag mit 64 Procent der Bank jührs
lich verzinfet) iſt ſehr anſehnlich. Die Landmacht beftand 1523 aus 30,533 M.
ohne die Miliz und Landwehr. Das Seewefen ſteht unter dem Admiralitaͤts⸗ und
Commiffariatscollegium. 1826 zählte die Flotte 4 Linienſch, 7 Freg., 4 Cors
vetten, 9 Briggs, 1 Schooner, und 80 Kanonirichaluppen. ©. F. Thaarup's
„Statiſtik der daniichen Monarchie” (Kopenh. 1812 fg., 6 Th.), und defien „Ans
leit. 3. Kennen. des dänischen Handelsrecht und Überfidht der Handelsſtatiſtik“
Kopenh. 1823).
Daniel, ber Prophet, Zeitgenoffe des Ezcchiel, von vornehmen hebräifchen
Geſchlecht, ward in feiner Jugend (600 vor Chr.) gefangen nach Babel geführt, und
an dem babyloniſchen Hofe für den Dienjt des Könige Nebukadnezar eriogen.
Mach drei Sahren trat er dieien Dienjt an, den er ohne Verlegung feines Gewiſ⸗
fens und mit Ruhm verwaltete. Bine Verordnung des Könige, der er nad) feis
nen Religionsqrundſaͤben £eine Genuͤge leiften konnte, brachte Ihn in die Loͤwen⸗
zrube, Durch die Vorjehung wunderbar erhalten, lebte er hernach RENE NS,
,*
38 Daniſche Sprache, Literatur und Kunft |
ſiſche Sprache in der That die daͤniſche geweſen, welche die Irlaͤnder rein erhalten
haben. Die erjten Bilder dieſer Sprache waren wol, wie in Schweden und Nor⸗ b
wegen, die Skalden, welche in rein germanijchen Mundarten dichteten, und den
Fürften und Führern überall folgend, die Götter und Thaten ihrer Nation In reim ı
loſen Berien fangen. Nach der Einführung des Chriftenthums (um 1000) baue: !
ten nur nod) die hiftoriichen Gefänge fort (bis 1265). Zur Einführung beffelben
in Dänemark, womit zugleich) die Schreibekunft vekannt wurde, legte der deutſche
Miſſienair Anſchar (fe Ansgar) den Grund. Knud (Kanut) der Örofe (1015
bis 1036), vorzüglich durch feine Gemahlin Emma zu großem Fifer für das Chris
ſtenthum und zur Freigebigkeit gegen die Geiftlichen bewogen, ſchickte angeliächfiick
Lehrer nad) Dänemark, fliftete die Visthuͤmer Echonen, Seeland und Kühne,
und breitete auch im übrigen Norden das Chriftenthum aus. Er fuchte Dandd '
und Gewerbe zu befördern, ließ neue Münzen prägen, und gab beftimmtere Ge
ſetze. Gleich nad) dem Chriſtenthum kam, befonders ducd) franz. Ritterzuͤge, auch
das Ritterthum nad) Skandinavien, und verbreitete ſich Leiche bei feinen zu kühne |
Unternehmungen und Abenteuern aufgelegten Bewohnern. Am däniichen Hof
waren Nitterfpiele etwas fo Gewoͤhnliches, daß jeder Fremdling, der ihn befudhte,
mit den Hofleuten eine Ranze bredyen mußte. Die Dänen nahmen ſchon an ir
erften Kreuzfahrt Antheil. Diefer neue Geift der Mitterfcyaft mußte auch auf
die Doriie einen guͤnſtigen Einfluß haben. Das Altefte, was uns aus der däni-
fchen Poeſie noch übrig ift, ifE dad Epos von den SEntdingern, welches zuerſt Thor
£elin vollfiändig herausgab („De Danorum reb. gest. secul. III. et IV. poema
dan. dialect. anwlosaxon. ete.“ Kopenh. 1815, 4.). Aus viel fpäterer Zeit (16.
Jahrh.) ift die Sunimlung der von Wedel und Syv und zulegt von Abrahamſon,
Myerup und Rahbeck 1812 — 14 in 5 Th. herausgegeb. Kaͤmpferweiſen und fie
besrtomanzen (Kjempevifer und Elskovsviſer), welche der um die nordiiche Poefe
verdiente W. L. Grimm („Altdaͤniſche Heldenlieder, Balladen und Märchen“, He:
deib.181 1) verdeutſcht hat. Auch haben Nyerup und Rahbeck eine auserleſene Samm⸗
lung ungedrudter dänischer Gedichte des Mittelalter mit wichtigen Anmerkumgra
vor &urzem herausgegeben. Zwar ift ihr portifcher Werth ungleich, aber Die meiften
enthalten wahre Maturpoefie, und find volksthuͤmlich. Die neueften dänifchen
Dramatiker haben aus diefer Fundgrube manchen Stoff geholt. Unter den Heb
benliedern druten mehre auf den Cyklus unfers alten Heldenbuchs (f. d.) hin.
Die erften daͤniſchen Hiftoriker find Sueno (Svend) Aagefen (um 1188), und
der bertihmte Saxo Grammaticus, eigentlich Lang, aus Schonen (ft. 1204), welche
beide auf Veranlaſſung des Erzbiſch. von Lund, Abfalon, Erfterer eine kurze Ge
fchichte der daͤniſchen Königevon 300 — 1136 („„Suenonis Argonis opuscula®, :
ed. Stephan. Sora, 1642), Zegterer eine ausführt. Geſchichte Daͤnemarks (,‚Histo-
riae libb. XVI.““, ed. Stephanius Sora, 1644; Klotzius 1771, 4.) bie 1186 in ,
16 Bbn. in einer forgfältigen latein. Sprache fehrieben. Die Neformation, welche }
(1527) vom Hofe ausging, mehr aber noch die Ausdehnung des Handels, hatten !
großen Einfluß auf die daͤniſche Bildung. Durch die Reformation murde der ger :
manifche Charakter der Literatur in Dänemark begründet. Deutfche gewann |
entichiedenen Einfluß auf Kirche und Literatur; Dänen ftudirten in Deutfcdyland; ı
Deutſch war die Sprache des Hofs; Lateiniſch die Sprache der Gelehrten. Die |
ſchriftſtelleriſchen Verſuche in der Landesſprache maren noch unbedeutend. Merk
wuͤrdig IfE eine der lutheriſchen nachgebildete Überfeg. des N. X. (1524). Erftim !
16., mehr noch im 17. Jahrh., bildete ſich die diniihe Sprache zur Bücher
fprache, und zeichnete fi) durch melodifhe Sanftheit und Wohllaut, ebenfo wie
durch kraͤftize und entfprechende Bezeichnung des Adftracten aus. Doch ſcheim
auch gegenwärtig Die poetiſche Sprache die Profa noch weit hinter ſich zu laſſen.
Die erſte daͤniſche Sprachlehre wurde von Eric, Pontopidpan (Ropenh. 1668) ab:
—.
D Danneder
Lehrers Suibat (fie erſchien im Druch ficherte.ihm den wohlverdlenten Ehren
Die Eompofition jenes Milon verwirft Danneder noch auf den heutigen Tag
Im Übrigen quälte er ſich Inge zum Theil mit unfruchtbaten Arbeiten für die
ſchaft ab, und füllte den Marmorfaal des futtgarter Schloffes, und das €
zu Hohenheim mit Kinderfatuen und Karpatiben, die zum Theil noch vorh
{et Doch unterzog er fich gern jeber Arbrit, um ſich babucd; die Etlaubn
teifen® zu erringen. In dieſer Akademie ſchloß D. eine innige Freundſcha
einem. ihrer berihmteften Zöglinge, mit Schiller, dem feine Kunſt in fpÄtere
ein Monument ftiftete. Zu gleicher Zeit mit Ihm verließ er bie Akademie 1
umd wurde vom Herzog als Hofbildhauer mit 300 Fl. jähel. Gehalt ange
Drei Jahre fpäter folgte auch die Verguͤnſtigung, nad) Paris zu reifen, 4
ohne weitere Unterftügung , als daß fein Gehalt fuͤr da6 zweite Jahr in Pari
400 51. erhöht wurde. Mit diefen geringen Mitten teilte Danneder 17
Buße nad) Parks und traf dort mit einem andern Zögling der Karlsſchule,
verdienten Hofbildhauer Scheffauer, zuſammen. Die Liebe zur Kunft ba
jungen Männern die haͤrteſten Entbehrungen fröhlich ertragen, und die Anf
ve koͤſtlichet Bildwerke ließ fie oft den Hunger vergeffen. D. fand hieran
berähmten und tedlichen Pajou einen treuen Meiſter. Indeſſen beſchaͤftigt
in Paris mehr das Studium ber Natur, als daß der reinen Form; und eben
ſes lleß ihn an eigne Arbeiten noch gar nicht denken. Nur ein einziges DR
einen figenben Mars halb Lebensgröge, fandte er als Zeugnif feiner Stubiem
Stuttgart ein. — 1785 verlieien Danneder und Scheffauer gemeinfchafttich
ris, und wanderten zu Fuße nad) Rom. Anfangs ſtand hier Danneder jie
allein; In der Folge lernte er Canova (geb. 1757) kennen, ber damals [her
gefangen hatte, berühmt zu werden, und mit Ganganelli's Monument beſch
war. Diefer gewann den deutſchen Künftler lieb, war ihm in feinen Ge
förderlich, befuchte ihn öfters bei einen Arbeiten, und erfreuete ihn mit feine
tie Während Göthe's zweijährigen Aufenthalts in Nom (1786 — EEE
Dannecker die erfte Bekanntſchaft diefes Dichters; auch letnte er hier Driee
Hnlich kennen. In Nom fuͤhete Di, von Stuttgart aus beaufttagt / feinen
Arbeiten in Marmor aus, eine Ceres und einen Bacchus. Die Folge diel
Donusder - 49
⁊ durch diefe letztern Werke errungenen Meiſterſchaft ſchlen die Produckts
13 Kuͤnſtlers · zu ſtelgern. Beſonders trat er nun als Portralteur auf.
aber hatte er die Buͤſten des Herzogs Friedrich Eugen und feiner Gemah⸗
jest im Beſitz der Kaiſerin Mutter von Rußland) gefertigt. Dazu kam
zuͤſte des Erzherzogs Karl in cararichem Marmor nach bem Leben. Von
runde Schiller war ſchon bei deſſen Aufenthalt in Stuttgart 1797 eine
h der Natur, in Lebensgröße, entflanden. ine zweite koloffale, in cas
Marmor, ſchuf der Künftler, von Liebe und Schmerz begeiftert, nach dem
Singers. Diefe Büfte ziert Dannecker's Atelier, und nur Gypsab⸗
ı davon in die Melt ausgegangen, deren einer die Univerfitätsbibliothef im
tfhmicht. Auch hat er fie für den Grafen von Schönborn s Wiefentheid
t Ein dritte Buͤſte von Schiller fertigte der Künftler fpäter für den
um von Baiern; fie ift zwiſchen dem Eoloffalen Daß und Lebensgröße.
chen arbeitete er fpäterhin die Büfte Gluck's und Friedrichs des Siegrei⸗
false in Marmor, und fiir den verft. Großherzog von Baden die Buͤſte
etgaͤngers und Großvaters. Im SI, 1808 drohte ein fehr vortheilhafter
h München den Kuͤnſtler feinem Vaterlande zu entreißen, aber bie Liebe zu
ad den Seinigen hielten ihn, bei einer mäßigen Entſchaͤdigung von Sei⸗
Staates, zuruͤck. Nach mancherlei Zwifchenbefchäftigungen wärd endlich
a8 Bacchusbraut auf dem Panther reitend, in Marmor angefangen
mb 1816 an den Herrn von Bethmann in Frankfurt abgefandt, der e6
mfgeftellt hat. Zu der Waffers und Wieſennymphe am Baſſin des obern
t uttgarter Anlagen in Sandflein verfertigte D. 1809 bloß das Modell.
den Grafen Zzechinj verfert. Baßrelief: die tragifche Mufe, welche ſich
Diſe der Geſchichte fügt (3%. 4” hoch, 1° 10” breit), hat er 1825 wies
— Bu einem neuen Werke veranlaßte den Kuͤnſtler König Friedrich etwa
En Amor, deffen Stellung der Monardy fo angab: das Haupt zur Erde
Hte der Fleine Gott, nach geleertem Köcher mit abgefpanntem Bogen in
Verlegenheit dargeftellt werden. Aber der Künftler dachte fich den Mo⸗
tiſch und legte, ohne der Aufgabe ungetren zu werben, eine idealere Bes
ndu8 Bild. Unter feinem Meißel ward es der himmliſche Amor, darges
m Augenblide, wo Pſyche das gluͤhende Di auf feine Schulter hat fallen
Yer englifhe General Murray fah diefes koͤſtliche 1814 in Marmor fertig
Bildchen, und wünfchte er für fih in Marmor wiederholt. Statt dies
h zu erfüllen, erbot fi) Danneder, ihm einen Pendant zu verfertigen.
d feine Pſyche, in der er die himmliſche Unfchuld, ein rein = fittlic) = ſin⸗
m — nad feinem eignen Ausdruck — darfiellen wollte. Dies Mars
ard ſpaͤter von D. für den regierenden König von Wuͤrtemberg wicder⸗
u Des gelungenften Büften gehören noch zwei vom verft. König Fried⸗
prechend ähnliche von Lavater, die des Prinzen Paul von Wuͤrtemberg,
Antikenkopf, Lie der verwitweten Großherzogin von Baden, Stephanie,
ei Büften der Königin Katharina von Würtemberg (für den Herzog von
, für ihre Söhne und für ihre Töchter), wozu das Modell nach den Les
. Sept. 1318 angefangen warb. Nicht minder glüdlicy ward die Büfte
z Wilhelm von W. ausgeführt, und die des ruffifchen Generals Freih.
ndorf, Gefandten am würtemb. Hofe, fowie die der verft. Gemahlin
Seitdem verfertigte D. eine Figur für das Grabmal des verft. Ders
denburg, erſten Gemahls der verew. Königin Katharina. — Was aber
die Phantafie und das Studium des Künftters 8 Jahre lang ausſchließ⸗
seucd) genommen hat, ift fein Chriftus, deffen Urbild der Kuͤnſtler einem
Traumgeſicht verdankt, und wozu die Eleine thönerne Skizze 1816 ent⸗
ieſes Foloffale Marmorbilb warb 1824 vollendet und nach St.⸗Peters⸗
46 Dante Allghieri
burg am die Kalferin Mutter von Rußland abgeſchickt, die es dem Kaifer AU
als Geſchenk gab. D. wollte In diefem Werte den Mittler zwiſchen Gott u
Menfchen darftellen. Sollte Chriftus überhaupt ein Gegenftand für die plı
Kunft fein, fo mußte das Menſchliche feiner Natur vorherrfchen, das G
tonnte nur angedeutet werden. Denneder hat dies beſonders in Hauptfot
Stirnwoͤlbung gelegt, und dadurch den Ausdruck der Gottmenſchlichkeit fo gl
wiedergegeben, daß der antike Jupiterskopf dagegen gehalten, unwillkuͤrlich
göttlichte Thierhelt und an einen aufgerichteten Loͤwenk opf erinnert. Das B
thum aber ift ungemein tief und geiftig durch das Emporwinten mit ber $
während bie Rechte auf die Bruſt zeigt, und durch das leichte Emporſtrebe
Falten des Gewandes angedeutet, das bei großen Einfachheit, und el
6 den ganzen Körper umbuͤllt, doch ſeht weich und unkoͤrperlich erfcheint.
Nackte wollte der Kühfier vermeiden, weil es ihm mit der fittlichen Witcdell
und feiner Religion unvereinbar ſchien; er ließ ſich felbft dutch die Bemerh
Thorwaldſen's, der das Modell in D.’S Werkitatt betrachtete, nicht von berfl
tigen Aufgabe, die er ſich im Faltenwurf des Langen herabfliefenden Leil
ſeht, abſchrecken. Übrigens ging der Arbeit ein fortgefektes Studium
Schrift zur Seite, und er benupte jede Stelle, die eine Andeutung uͤber died
Geſtait des Heren zu enthalten fcheint; fo beftimmte ihn der Bericht des —
Kms, daß Chriſtus fein Kreuz nicht ſelbſt tragen konnte, den Bart, der
und Eräftig mit flammenden Lichtern auf dem Gopsmodell ausgedrückt iſt, im
mor weit weicher und flaumiger zu geben. Auch die Augen- find quelienda
Lippen beredter geworden. Es iſt kein Ztweifel, daß er aufdiefes Merk
fien Stu it und, wenn wir fo fügen dürfen, Frömmigkeit
Seitdem befehlftigte ihn 1825, die 7 8: hohe Statue des Evangeliften
(für die koͤnigl. Gapelte auf dem Nothenberg). Auch wiederholt er fein Chr
in derfelben Größe von weißem Marmor. &o arbeitet D, unermuͤdet vom)
Morge bis zum Abend mit Jünglingskraft im Dienfte der Muſe fort,
in Motiven und Eompofition, das Sinnteiche dem Phantafieteichen vı
voll Wahrheit, Natur und Leben, ift fein Genius dem der Alten verwandt)
net, an deren Stubium er ſich emporgebilbet hat, und die Nachbarfchaftie
Dante Alighieri | 4
und an die Höfe verfchicdener Monarchen. Cr verheirathete ſich um 1291
mma, der Tochter des Manetto Donati, mit der er mehre Kinder zeugte.
Ehe war nicht glüdtich, und Gemma trennte fid) von ihm. Dante wurde
ju dem ehrenvollen Amte eines der Prioren oder oberften Magiſtratsperſonen
Vaterſtadt erhoben; jedoch zu feinem Ungluͤck. Florenz war damals durch
tim der Bianchi und Meri (der Weißen und Schwarzen) entzweit. Die
1, ald die ſchwaͤchere, fuchte Huͤlfe bei dem Papſt Bonifaz VIII. Diefer bes
‚ dan fi) Damals in Kom aufhaltenden Bruder Philipps IV. von Frankreich,
wu Valois, nach Florenz zu ſchicken, um die dortigen Unrnhen beizulegen.
twiderfegte fich als Prior diefem Vorhaben, weil er davon gefährliche Folgen
eörriheit des Staats fürchtete, und ward dafuͤr 1302, fammt den Hauptern
laachi, verwieien und feiner Güter beraubt, da er die ihm auferlegte Geld⸗
von SNOO Fire nicht bezahlen fonnte. Sein Leben war nun eine fait ununs
hme Kette von Widerwirtigkeiten. Er und feine Ungluͤcksgefaͤhrten traten,
Agige behaupten, auf die Seite der Gibellinen oder Anhänger des Kaiſers,
deſſen Huͤlfe allein fie hoffen Eonnten, in ihr Vaterland zuruͤckzukehren. Bes
dsson find zahlreiche Stellen in feinem Gedichte, welche die bitterfien Angriff?
@ Oberhaupt der Kirche enthalten. Dante lebte zunaͤchſt einige Zeit in Arezzo;
1304 der Berfuch der Binnchi, ihre Ruͤckkehr nach Florenz zu erzwingen,
fhlagen war, verlieh er Zoscana, und nahm feine Zuflucht zu Alboin della
am Verona, ber fich durch die ausgezeichnete Unterftüpung, welche Talent
Bndienft bei ihm fanden, unter feinen Zeitgenoffen den Namen des Großen
ben batte. Aber Dante's Gemüth, in jleter Unruhe und Erwartung feiner
Meufung, konnte, wie Petrarca erzählt, feinen Unmuth und feine Bitters
KR vec feinen Wohlthätern nicht verbergen, und darin fcheint der Grund zu
B, dej et nirgends eine bleibende Stätte fand. Daher fcheinen über die Ehre,
We „Dirina commmedia“ in ihrem Mauern entftanden fei, mehre Städte Italiens
wjsfennen. Außer verjchiedenen italienifchen Drten befuchte er aud) Paris.
wfchte endlich, durch Kaiſer Heinrich VII. wieder nach Florenz zu gelangen,
üb er cin Werk uber die Monarchie („‚De monarchia‘‘, Baiel 1559, und im
k ber venet. Ausg. ſ. Werke) fchrieb; aber auch biefe Hoffnung fchlug
Seine legten Jahre verlchte er zu Ravenna bei Guido Novelio da Palenta,
Neſer Etadt, der als ein Freund der Mufen ihm gern Schuß gewährte. Hier
ram 14. Sept. 1321, und ward in der Kirche der Minoriten begraben, wo
roenstinnifche Patricier, Bernardo Bembo, Vater des bekannten Cardinals,
an prächtiges Denkmal errichten lief. Die Fiorentiner, die ihren großen
sger ausgeſtoßen und verfolgt hatten, beeiferten fich jegt, ihe Unrecht zu fühs
Wem fie jeinem Andenken die Verehrung erwieſen, bie fie ihm felbft verfagt
‚ &ie ftelten fein von Giotto gemaltes Bild öffentlich auf, foderten, wie⸗
eblich, feine Ajche von den Ravennaten, und beioldeten .cinen Gelehrten,
entiiche Vorleſungen über fein Gedicht zu halten. Boccaccio fhilderte ihn,
t,Vita di Dante“, ale einen Mann von ernficm, aber fanften und feutfeligen
ter; ganz andere dagegen Giovanni Villani. Won fechs Kindern, die Dante
6, haben feine beiden Älteften Söhne, Pietro und Jacopo, ſich als Gelehrte
I gemacht, und u. A. einem Gommentar ber das Gedicht ihred Vaters ges
n, der jedoch nicht and Licht getreten ift. Dieſes große Gedicht, welches
12 gegm 60 Ausgaben erlebt, und eine Menge von Commentatoren gehabt
nfapt gewilfermaßen das All der Welt, und it, wie dieſes, unendlich und
mölih. Dante's ernſtes Gemuͤth, genihrt von dem Geifte der Alten, von
les in bie Tiefen der Scholaſtik eingeweiht, durchdrungen von dem reinften
t Liebe, die es ſchon früher in feiner „„ Vita nuova“ (uͤberſ. von $rdr. v. Oeyn⸗
2p;. 1824), der in Profa abgefaßten Gefchichte feiner erften Jugendliebe,
48 Dante. Milghleri
und in feinem „„Amoroso oonvivio® ausgeſtroͤmt hatte, fang in frommm
rung, wie das Irdiſche, geläutert durch Chriftenthum, in ben ewlgen U
Gefchaffenen zuruͤckkehrt. Im drei Theilen ruht das ganze Gedicht, der»
Fegefeuer und dem Paradies, von benen man richtig den erften plaſtiſch
ten maleriſch und ben britten muſikallſch genannt hat. Denn wie in de
Geſtalten mit unerfhöpflicher, feibit das Äußere nicht fcheuender Kühn
bildet und gerundet find, fobaß nur des Dichters ordnende Seele durch t
hinzieht, fo ſchließt ſich im Fegefeuer das Reich der Karben auf, bie im
Alles Inı reinem Lichte ftrahlt. An das Sedifche hingegeben, ja ange
Erdſcholle ſich nicht entwindend, liegt bie menſchliche Natur in dem erften
Zrieb und ihre Schöpferkraft erfchlittert eine Wett im zweiten, und im dri
geniefit fie der zuhigen Vollendung, wie bie Homerifchen Götter im Olyn
hazdt (Verſuche ber den Charakter der italieniſchen Dichter", 1. Bd.), €
den „Horen“ von Schiller) und Boutertoef („Befchichte ber ſchoͤnen Wiffe
Bd. 1. ©. 61. fg. ff.), welcher Iegtere mit einer gewiſſen elgenfinnigen P
gegen das Gedicht eingenommen ift, indem er auf höchft profaijche Mei
Seltfamleit hervorhebt, haben fortfchreitende Inhaltsanzeigen des Ganzı
Die Benennung „‚Commedia‘* gründet ſich auf eine Vorftellung Dant
Formen der Wohiredenheit, welche ihm, wie er in feinem, zuerft wahrie
teiniſch gefchriebenen Werke: „De vulgari eloquentia“, angibt, tragij
und elegifdy war, fodaß, was er Tragödie nannte, anfıngs wunderbar
zuletzt aber graufend und ſchrecklich wirdz was ihm Komoͤdie hieß, von ein
Beginn zu einem glüdlichen Ausgang fortfchreitet. Diefem angemeſſen
der Styl fein, und feine Umbildung ber Sprache mochte mithin, wie di
des-Stoffs, diefe Benennung veranlaffen, welche nun nicht mehr befrei
wenn man fie gegen eine Stelle im Parabiefe hält, wo er das Gedicht
nennt, an weldyes Himmel ımb Erde Hand gelegt haben. Das Beim
aber wurbe fpäter von Andern Hinzugefügt ; in den äiteften Ausgaben wirl
ter feibft mit dem Beitoorte „il divino“* oder „‚ilteologo** belegt, Unwuͤrd
uns Übrigens, in Dante’s aͤußerer Lage die erfte Veranlaffung zu biefei
aufzufuchen. Beiläufig ift hier audy die, ſchon von Bottari (1753) v
* —* —
Danten 49
Romanls, worin Alberico's Viſſon gleichfalls abgedruckt iſt. 1821
mtoni die „„Divina commedia‘ angeblich nad) einer von Boccaccio vers
mdfchrift heraus. in ital, Sprachichrer zu Paris, B. Bagioli, gad
£ „Divina commedia‘‘ nach der Crusca heraus, nebſt e. guten Com⸗
khle.). Dante's ſaͤmmtl. Werke find erfchienen, Venedig bei Zatta,
8, 5 Bde, 4. 8.8. Kannegießer hat eine Überf. und Erklärung dee
tomödie, in 3 Bdon. (Leipz. 1814 — 20), geliefert, welche er zum
de bearbeitet, 1825 herausgab. Streckfuß fing feine Überfegung ſeit
rauszugeben. rüber hatte A. IB. Schlegel an bem angef. D. Proben
ſchen Überfegung geliefert, und lange vor ihm Bachenſchwanz eine volle
ſ. in Prof. Ganz in Dante's Leben verflochten find feine herrlichen
dichte, Sonette und Canzonen, und des Dichters nicht minder würdig.
ift noch fein in einer männlichen Profa gefchrichene® Gaſtmahl („II con«
n Werk, von welchem felbft Bouterwek fagt, ed fei werth, den beffern
8 Altertum an die Seite geftellt zu werben. Es enthält den Kern fets
sten Kenntniffe und Anfichten, und erläutert dadurch feine Porfien und
s Leben. Bon diefen Convito beforgte 1826 der Marcheſe Trivulzio
be. neue Ausg. Zu den gründlichften neuern Forfhungen über Dante
e Auffäge des D. Witte im „Hermes“ und in den „Schlef, Provinzials
825. 1826 erfchien eine deutiche Überfegung ſaͤmmtl. Heinen Gr
te'svon Karl Ludw. Kannegießer, Wilh. von Luͤdemann und Karl Witte
gleitet von einem Commentar. — I. Pietro Vincenzio aus berh
t der Rainaldi, erhielt den Namen Dante, well er in der Poefie dieſem
un ſtrebte. Cr und feine Familie find in dee Mathematik berühmt
. Wahrfcheinlich gehört In diefelbe Familie IE Giov. Battiſta
we Perugia, auch unter dem Namen Dädalus, wegen feiner großeh
ka Geſchicklichkeit, bekannt. Er machte ſchon im 15. Jahrh. den Were
sen, und flog einige Mab uͤber den See von Perugia. M _
aton (George Jacques), Abvocat, geb. 1759, enthauptet d. 8. April
Yirfer Mann ſpielte in den erften Jahren dee franz. Revolution, die ee
derte, eine fehr bedeutende Rolle, Sein Äußeres war ungewoͤhnlich und
Erin Wuchs war Eoloffal, feine Umriffe athletiſch, feine Züge har,
widrig, feine Stimme erichütterte das Gewölbe des Sigungsfaals, feine
keit war heftig, feine Bilder und feine Einbildungsfraft waren ebenfr
ie feine aͤußere Geſtalt, vor welcher Jedermann zuruͤckſchreckte, und, wie
ich ausdruͤckte, felbft die Freiheit zitterte. Diefe Eigenfchaften halfen Ihm
innen, und man fah ihn, wie Robeöpierre, der Dictatur mit Stetigkelt
gen. Nach Ludwigs Verhaftung zu Varennes prafibirte er in der Vers
des Marsfeldes, wo die Entthronung ded Königs verlangt wurde,
warb er zum Gehuͤlfen des Procurators der pariſer Gemeinde ernannt,
yen in der Hauptftadt wuchs 1792 ; er half bie Exeianiffe des 20. Juni
ınd leitete die vom 10, Aug. cin. Nach Ludwigs XVI. Sturze ward
Birglied des einftweiligen Vollziehungsraths, erhielt das Juſtizdepar⸗
driß die Ernennung der Agenten bei den Heeren und in ben Departemen⸗
wodurch er in den Stund gefeßt wurde, ſich viele Creaturen zu verſchaf⸗
Geld floß von allen Seiten in die Hände des Minifters, und aus dies
verſchwenderiſch als Sold für Verbrechen und Werbegeld für Parteis
de. Man beſchuldigte ihn geroiß nicht mit Unrecht, aus Fanatismus
nberbiuticenen vorbereitet zu haben. Cr bebiente fich der Achtung,
Schrecken jeden Gedanken bes Widerftandes von Seiten ber Royaliften
lagen. Den 3. Sept. verbreitete der Einmarfch der Preußen in die
ollgerarine. B in d d iß unter dei
ir. iebente u 1 es Hauptſtadt, un — “
50 Danzig
Reglerungemitgliebern. Alle Mintfter, bie ausgezeichnetſten Deputirten,
Wobeßpierre felbft, der damals Briſſot fürchtete, verfammelten ſich bei Di
der allein Muth behielt, das ganze Ruder der Gewalt an fich ri, die Ver
gungsmaßtegel, welche alle waffenfähige Sranzofen an die Grenze gegen die {
trieb, anorbnete und die Verlegung der Verſammlung jenfeits der Loire verhin
Danton zeigte bier einen erhabenen Muth. „Betrachtet mich“, tiefer aus,
Natur hat mir das finftere und derbe Antlig der Freiheit gegeben. Ich ii
meinem Gehirne Huͤlfsmittel, die den Exdkreiß zittern machen können. Dei
terland ift in Gefahr; um es zu retten, gilt es Kuͤhnheit, immer Kühnbeit,
nichts als Kühnheit”. Won dieſem Zeitpunfte ſchreidt fich ber eingerurzeltz
ber, den Robeöpierte gegen ihm mährte ; er konnte ihm nie die Überlegenheit ĩ
ben, die Danton damald über Ihn an den Tag gelegt hatte. Genöthigt, Br
haft von den geheimen Ausgaben feines Minifteriums abzulegen, behaupte
daß fi in Revolutionszeiten die Ausgaben nur in Maffe berechnen liefen
ſtimmte für die Todesſtrafe gegen die zurüdgeöchrten Ausgewanderten, und»
nahm die Vertheidigung des Gottesdienſtes. Die Kampf zwifchen der S
und der Bergpartei nahm mit jebem Tage einen ernftern Charakter an. I
ſchien die Folgen diefer Spaltung zu fürdten. Den 26. Nov. 1793, WE
genheit der Vernunftfeſte, bei denen die Herbertiften die erſte Rolle fpielten, &
er fih von Neuem gegen bie unzeitigen Angriffe auf die Diener des Gotteds
und ſchloß ſich ſpater an Robespierre an, um Herbert und deffen Anhänger ası
Blutgeruͤſte zu bringen. Ihre Vereinigung war aber nicht von langer Daue
verborgene Feindſchaft, welche zroifchen ihnen herefchte, fiel gleich in die A
Danton wollte den Despotismus, welchen Nobrspierre in den Ausfall
übte, zu Boden treten, und ber gewandtere Nobespierre trachtete ihm zu
am ſich einen gefährlichen Nebenbuhler vomder Seite zu fchaffen. St;
tete gegen ihn einen Bericht in dem Wohlfahttsausfchuffe ab, und
in der Nacht vom 31: März 1794. mit denen, die man feine Mitſchuldi
verhaftet. Im Palais Luremburg in Verwahrung gebracht, zeigte er ei
‚gene Heiterkeit und geftand Lacroit, daß er'von feiner Verhaftnchmum
unterrichtet gewefen fei, aber nicht daran habe glauben Binnen. 8
Danzig 51
wovon 2148 Kurden. Ihr ſchoͤner Hafen und Ihre vortheifhafte Lage
e einen großen Einfluß auf den Land» und Seehandel; fie war daher
„8 Mitglied der altın Hanfa und hieß die Kornkammer des Nordens,
kommt fchon im 10. Jahrh., Gedance (Gedansk) gefchrieben, vor.
te fie mit dem Lande, in weichem fie liegt, die Beſitzer. Dünen und
Pommern und die deutichen Ritter firitten um fi. 1310 kam fie um
haft des deutſchen Ordens. Die Thätigkeit der Einwohner ftellte
ftere Kriege verminderten Wohlftand bald wieder her und gab der Buͤr⸗
Kraftgefuͤhl, ſodaß fid) Danzig 1454 für unabhängig vom deutichen
tte, und von der Republik Polen bald ale felbftändig anerfannt wurde,
hatte ihr eignes Geſetzbuch, welches die danziger Willkuͤr hieß, und ers
ı bedeutendes Gebiet. Die Gewalt des Königs von Polen repräfentirte
ed Stadtraths, das rocchfelte und der Burggraf genannt wurde. Die
g ihre eigne Münze mit ded Königs von Polen Bildniffe, hielt in Wars
Secretair, und gab bei Reichſstagen und Koͤnigswahlen ihre Stimme
ordnete. Danzig bette nach der Landfeite große ſchwerfaͤllige Befeſti⸗
ich der Weichfel zur ift fie duch Wälder und Morifte beinahe unzugängs
e Niederung Eann leicht unter Waſſer gefept werden. hr Gebiet ent«
w wohlhabende Dörfer und die danziger Höhe, eine fandige Erdzunge
tädtchen Hela, die den Meerbufen, das Pauzkerwieck, bildet. Dies
be einen politifchen und militairifchen Werth. Jenen verlor fie mit der
von Preußens Grenzen ; diefer wurde ihr um fo geführlicher. Seit
die Stadt gleichſam vom preuß. Gebiet umfchloffen; die Weichfel und
ſſer in preußiicher Gewalt; bie ſtarken Zölle drüdkten ſie ſchwer. Dans
43 und Bevölkerung fanten, und der legte König von Polen erklärte,
zig feinem Schickſale uͤberlaſſen müffe. Als daher Preußen deffen Uns .
verlangte, mußte der vernünftigere Theil der Einwohner, dem dieſer
on Unabhängigkeit Läfliger wak als ihr gänzlicher Verluft, leicht über
Familien Meifter werden, die bie jegt regiert hatten. Vertragsmaͤßig
Preußen am 28, Mai 1793 die Außenwerke. Das Bolt griff zu den
d ein kurzer Kampf erhob ſich, endigte jedod) nad) wenigen Tagen mit
fung der Stadt, die unter Preußens Herrſchaft wieder aufblühte, und
Gluͤck genoß, bis zum Ausbruche des preußifch = franzöfifchen Krieges.
3 1807 ward Danzig von dem Corps des Marſchalls Lefebvre umringt,
chließung auf der Landfeite durch Wegnahme der Nehrung am 20. volls
wol die Befatung bei den Auefüllen vom 21. und 26. großen Muth
ionnten diefe Anftrengungen doch nicht verhindern, daß ſich der Belages
{, auf den Zigantenberge feftichte und die Bousmardfchange, oder viels
'rümmer, am 13. eroberte. In der Nadıt vom 23, zum 24. April
Bombardement, und dauerte mit Imiichenrdumen bis zum 21. Mat
mbdem verfuchte der General Kamenskoi vergebens, ſich mit 5000 M.
in die Stadt zu merfen, und eine englifcye Corvette, welche die nöthle
errärhe, Geld ıc. zuführen follte, und mit vollen Segeln die Weichfel
gerieth aufden Grund und ward von den Belngereen genommen. Es
- an Pulver zu mangeln, der Seind hatte fi) im bedeckten Wege des faft
ten Hagelbergs feftgefegt, und beabfichtigte einen Hauptflurm, deffen
ri feiner Überlegenheit (50,000, gegen eine Befagung von 7000 M.)
ihbaft war; da gab endlich der Gouverneur, Graf von Kaldteuth, den
n Auffoderungen Gehör, und fchloß am 24. Mat eine Capitulation auf
dingungen, die er dem General d'Oyré d, 22. Jul. 1793 bei dor Übers
Rainz bewilligt hatte. Die Befagung verließ am 27. die Seftung mit
ı und der Verpflichtung, 1 Jahr larg nicht aegen Brent zu dinen.
62 Danzig
Dir Marſchal Lefebure echlelt zur Belohnung den Titel anes Herzogs von Di
unter ihm hatten General Lariboiſſiere als Chef der Artillerie, Chaffeloup um!
chener als Directoren des Genieweſens, die Belagerung geleitet, während
in der Stadt 600 Häufer mehr oder weniger zerftört, einige 6O Bürger getöbtı
verwundet worden waren. ine Kriegöftener von 20 Mil. Franken war
Stadt mit Beroilligung allmaͤliger Abzahlung aufgelegt. Durch den tilfiter
den ward Danzig als freie Stadt mit einem Gebiete von 2 Kieues, die bun
wiulkuͤrliche Erkiaͤrung Napoleons auf 2 deutfche Meilen ausgedehnt wurden,
Ftankteichs, Preußens und Sachſens Schug anerkannt; es konnte aber, al6|
Waffenplag, feiner Unabhängigkeit niemals froh werden, da fortwährend ein
Gouverneur, General Rapp, in Garniſon dafelbft blich, da 1808 der Code 9
Icon eingeführt und durch das Eontinentalfoftem der Hauptnahrungszmeig
Handel mit England, verfümmert ward. Unter fo druͤckenden, allen Wohiftanl
nichtenden Verhältniffen nahte das J. 1812, und mit ihm, wegen des ruff
Krieges, neue ſchwere Laſten; am 31. Dec. wurde die Feſtung in Belagen
fand erklaͤrt. Es gelang den franz. und polnifchen Zruppen des 10. Armen
ſich beim Ruͤckzuge in die Stadt zu werfen, ebenfo langten noch Verftärkunge
Spandau und Magdeburg an, fodaß die Garnifon 30,000 M. betrug, als
Ende Jan. 1813 das ruffiſche Einſchließungscorps, aus 6000 M. Kofacken
hend, erfchien, welches jedoch bald durch ein Corps von 7000 M. Infanteri
2500 M. Cavalerie mit 60 Feldgeſchuͤtzen, unter dem Gencrallicut. vonkoewis,
loͤſt ward. Die blutigſten Ausfaͤlle und Angriffe fanden ftatt am 4. Febr., 6.1
27. April, 9. Juli zc.; am 1. Juni wurden die Belagerer durch SOCU M. 1
Landwehten, unter Oberft Graf Dobna, verftärkt. Den Oberbefchl hatte,
dem Waffenſtillſtande (24. Aug.), der Herzog von Wuͤrtemberg übernerz
diefer lieferte den Belagerten bei Ausfällen und durch Angriffe auf Außerpofl
hitigen Gefechte vom 28, und 29. Aug., 4., 7. und 17. Sept. und 1.Naa
englifches Geſchwader nahete fich von dir Seefeite, und beſchoß gemeinfchaftid
den Landbatterien die Stabt vom 1. Sept. an, unter andern audy mit
ſchen Raketen; die zweite Parallele war eröffnet, als endlich am 17, NM
Gapitulation zu Stande kam, nach welcher die Garnifon am 1. Jar 18H
Daphne Darcet 33
a@werth find: die Oberpfarrftcche zu St.⸗ Marken, mit dem fungſten Ge:
ı van End; die Synagoge; das akad. Gymnaſium; "die naturforſch.
“m. c. Sternwarte (divfe Geſellſch. feierte am 2. Jan. 1826 ihren
getag 3. 84. Male; auch gibt fie Dentſchriften heraus); das kgl
hetsinſtitut. 1823 find 747 Schiffe ein= und 758 ausgelaufen u.
Im S. der Stadt zw. der Weichſel und Nogat ift der fruchtbare Werber,
I; an der Mündung der Weichſel liegt die Feſt. Muͤnde, die den dan⸗
Sir Neufahrwaſſer vertheidigt. Üb. die letzte Belagerung ſ. m. des
ſiteis, Relation de la defense de Danzig en 1813(Paris 1820) und
heih, mifit, Zeitſcht.“, 1825, 8. u. 9. 9.
Japhne, eine Tochter dee Flußgotted Peneus, wurde von Apollo, durch)
MR ihe Geliebter, Leucippus, umgekommen war, mit Liebe verfolgt. Die
mbliche Nymphe flehte endlich die Erde (nach Andern ibren Vater Peneus)
in Ihren Schoß aufzunchmen. Ihre Bitte wurde echört; in dem Aigen:
Apollo fie mit ausgeftredten Armen umfaffen wollte, ward plötlich ihre
ghemmt, die Süße wurzelten in die Erde, die Arme wurden zu Zweigen,
lo amarmte ſtatt ihrer den ihm fortan geheiligten Lorberbaum.
aphnis. Die ſiciliſche Hirtenfage preift ihn, des Hermes und einer
eSohn, und von den Nymphen erzogen, als Erfinder deg bukoliſchen Ge⸗
md wegen ſeines Spieles auf der Hirtenfloͤte. Gr weidete feine Kühe am
Eine Nymphe, Ecyenaie, die der ichöne Juͤngling liebte, drohte ihm mit
I wenn er je eine Andre liebe. Von einer ſiciliſchen Fuͤrſtentochter in
rauſcht, vergaß er fich, und 309 fich die gedrohte Strafe zu. Einige laſſen
am fterben, Andre durch die Nymphe in Stein verwandelt werden.
ihen beweinten feinen Tod, und Hermes erhob ihn in den Himmel.
Exie, wo er geftorben, floß ein Quell, an dem die Sicilier nachmals
ecet (Sean Pierre Joſeph), ein trefflicher praftifcher Chemiker, der die
sen in feiner Miffenfchaft für das Auftommen des franz. Gewerbweſens
uchtbarfte benust hat, geb. 1787 zu Paris. Die Chemie war ein Erb:
r Familie; fein Vater, der 1801 als Oberaufieher der Porzellanmanus
Seores ſtarb, zeichnete fich gleichfalls als praftifcher Chemiker aus, und
bater tar der berühmte Rouelle, der Wicderherftellee der Chemie in
. Darcet trat früh, als er durch das Studium der Mathematik und.
enſchaften den Grund zu feiner Ausbildung gelegt hatte, in die praßtifche
Nachdem erin feinem 24. Jahre Muͤnzwardein geworden war und u. A.
(oerbereitung ein neues Verfahren im Großen ausgeführt hatte, machte
e mit der Zufekung die Seeſalzes, und kam dahin, die Bereitung des
em Protoxyd des Barytmetalls im Großen zu bewirken. Dieſe Ver:
ten zu neuen Entdeckungen uͤber die Wahlverwandtſchaften; aber von
ı Wichtigkeit fuͤr das Gewerbweſen war die Zerſetzung des Seeſalzes,
t Örcken wiederholt, endlich zur Anlegung von Manufacturen kuͤnſtli⸗
ims (Soda) führte. Unter feinen übrigen Entdeckungen zeichnen wir
(uffindung des Verfahrens beim Härten der alten Waffen und bei den
ı von Kupfer und Erz; die Auszicehung von Kali aus Kaftanien und die
des Kaſtanienzuckers; die Gewinnung der Gallerte aus Knochen mit:
Säure. — Das Ludwigsſpital zu Paris verdankt ihm mufterhafte Eins
zu Bädern und Räucherungen, ſowie er auch ein Mittel anaab, die in
durch Mercurialfalben verunreinigte Waͤſche zu bleichen. Bon großer
t war eine andre Entdedung, wozu cin Preis von 3000 Zr. anregte,
irdige Ravrio Demjenigen beftimmt hatte, der ein Mittel fände, die Ver:
em die ungefunden Quedfilberdünfte zu ſichern. Darcet's Entbedung,
54 Dardanos Dardaneflen
die den Preis gewann, erfüllte den Zweck vollkommen und ed hat dieſer Zwel
franz. Induftrie dadurch fehr an Bideutung gewonnen. Auch hat er eine,
Geſundheit der Arbeiter ſichernde Vorrichtung bei der Bereitung des Berlinert
angegeben. 2
Dardanosd (Dardanıs), der Stammwater der trojanifhen Rd
Sohn des Zeus und der Elektra, des Atlas Tochter, wanderte ans Samoth
nad) Andern aus Arkadien, Kreta u. f. m. in Phengien ein, und ließ ſich i
Gegend, die nachher Troas hieß, nieder, Hier erbaute er eine Stadt, nad
Dardanum ober Dardanus benennt. Cr zeugte mit Batein, des Teukros
ter, der ſchon früher aus Attika hier eingewandert war, den Erichthonius. €
Nachkommen hießen bei den Dichtern Dardaner, Nach neuer Anſicht iſt
der Name eines arkadiſchen Stammes, deſſen Geſchichte man in der Fabe
Dardarus erzählt.
Dardanarius, ein Komjude, Kornmucherer, ber Getreide au
und bis zur böchften Thrurung liegen laͤßt, ober auch ein foldyer, der bie 4
durch falſches Mag und Gewicht betrügt. Daher heift Dardanatica
unerlaubte Vertheuern ber Lebensmittel und intbefondere die Verheimlicum
Zuruͤckbehaltung des Getreides wider das ausdruͤckliche Staatsverbot, auh D
brauch falfchen Mafes und Gewichts,
Dardanellen, die vier feſten Schiöffer, welche an dem Hellefpa
der europäifdyen und afintifchen Küfte einander gegenüber erbaut find, ux:
Mecrenge od. die 12 Stund. lange Dardanellenſtraße beherrſchen, ſodaß
der Schlüffel von Konftantinopel angejehen werden. Ihren Namen hal
wahtſcheinlich von der alten Stadt Dardanum. Der erfte Eingang des Helle
wird durch zwei Schlöffer vertheidige, welche die neuen Schlöffer beißen
fie erft in der Mitte des 17. Jahrh. unter Mohammed IV. angelegt uc
ben türkifchen Flotten gegen die Venetianer Schug zu gewähren. Die
des einen Schloffes von dem andern beträgt beinahe 2000 Kıftr, Wii
nördlicher liegen die alten-Schlöffer, die Mohammed II. gleich nach
zung Konftantinopeld erbauen ließ, und die nicht über 750 Kiafter auf
liegen. Mehr vorwärts wird ber Canal ſchmaler, und anderthalb Stan
Darjes Darius . 55
yatte, ungeachtet des widrigen Windes zu den Selnigen zuruͤck. Durch
noartete Ereigniß gewarnt, nahm die Pforte das Erbieten des Buron
d.) an, die Schloͤſſer wicderherzuftellen,, der fie auch bald in einen uns
son Zuſtand veriegte. Allein die Schlaffheit der Türken hat fie nicht
ten, und ſchon 1795 urtheilte Eton, der als englifcher Refident lange
fei geweſen war, in einer Schilderung dieſes Reichs, daß eine Flotte leicht
furchtbar gehaltenen Dardanellen paffiren fonne. Aufjedem Ufer, fo
ſtehen vierzehn große Kanonen, die man mit Huubisgranaten ladet,
faft mit der Oberfläche des Waſſers gleich, in gewoͤlbten Schießlöchern
wa Thuͤren, welche man Offnet, wenn man fie abfeuern will; die Kugeln
ender einen Seite des Canals bis zur andern. Diefe ungeheuren Stüde
dt auf Lavetten, fondern auf dem Erdboden, mit dem Hintertheile gegen
ur; fie konnen nicht gerichtet werden, fondern der Kanonier muß wars
des Schiff, das er befchiegen will, der Mündung gegenüber fommt; man
ne halbe Stunde, um eins berfelben zu laden. Daß diefe Schilderung
ar, dewies die am 19. Schr. 1607 von dem englifchen Admiral Duckworth
unih. und + Freg. nebft mehren Brandern und Bombardierbooten auss
Durchfahrt durch die Dardanellen, die er ohne Verluſt bewerkſtelligte, und
Folge am 20, zum eriten Male eine feindliche Flotte im Angeſicht von
inopl erfchien. Sie follte durch ihre Gegenwart die angefnüpften Unter«
im unterſtuͤtzen, richtete aber nidht® aus; vielmehr waren die Türken,
br Unterhandlungen, unter der Leitung des franz. Gefandten Sebaftiani,
befhaftiat, Kenſtantinopel gegen einen Angriff zu fichern, und die Dars
Koffer in Bertheidigungsftand zu fegen, daß Duckworth am 2. März nicht
aſt zuruckfahren konnte, was ihm, feinem eignen eftändniffe zufolge,
eigiter überhaupt nicht mehr moͤglich gewefen wäre.
Irjes (Joachim Georg), Philofoph in der Mitte des 18, Jahrh., geb.
171%, ftudirte zu Roſtock und Jena, in welchem letztern Orte er, von
durd) feine philoſophiſchen und juriſtiſchen Vorlefungen ſolchen Beifall
Ftiedrich II. ihn 1763 als Geh.-⸗Rath umd Prof. der Philofophie nach
xrief. Hier fliftete er die Eonigl. Akademie der Wiffenfchaften, und bes
sch Lehren und Wirken bi an feinen Zod 1791 das Anfeben diefer Unis
8 eifrigfte. In feinen philoſophiſchen Anfichten wich er febe von dem
ı Wolfianiämus ab, und näherte fidy feinem Zeitgenoffen Grufius.
enft befland in einem deutlichen und lebhaften Vortrage feiner Gedan⸗
ı einer, feinem Zeitalter angemeffenen Bearbeitung der pbilofopbifchen
ton durch lat. und deutiche Handbuͤcher, vorzuglid) bee Naturrechts und
Auch nahm er die Cameralwiſſenſchaft unter die Gegenſtaͤnde des aka⸗
nterrichte auf,
in, der Name mehrer perfifchen Könige; nad) Andern der Koͤnigs⸗
Merkwuͤrdig find: L Darius, vierter König von Perfien, der Sohn
cs, Statthalter von Perfie, trat der Verſchwoͤrung gegen den Pſeudo⸗
. der fich des perfiihen Throns bemichtigt hatte. Nachdem es den
ien gelungen war, jenen aus dem Wege zu riumen, festen fie unter
t, daß fie am nächften Morgen zu Pferde vor Sonnenaufgang zuſam⸗
ı wollten, und daß derjenige von ihnen König fein folle, deffen Pferd
nde Sonne zuerft wichernd begrüßen werde. Da nun der Stullmeifter
von dieſer Verabredung hörte, führte er in der Nacht das Pferd feines
em beftimmten Orte mit einer Stirte zufammen, und durd) diefe Lift
dag am folgenden Morgen des Darius Pferd zuerft wieherte. Darius
König begrüßt, und das Volk billigte die Mahl. Seine Regierung
h große Ereigniſſe merkwürdig. Die Stadt Babylon empörte fich
55 Darius
theils well die Einwohner zu ſchwere Abgaben bezahlen mußten, theils work
koͤnigl. Reſidenz, noch unter Eorus, von dert nad) Suſa verlegt worden ı
Darius belagerte fie beinahe zwei Jahre ohne Erfolg, und war tm Begriff a
sichen, als Zoporus, einer feiner Feidherren, Ihn durch heidenmüthige Sribft
opferung inden Beſitz der Stadt fette. 3. verſtuͤmmelte feinen Körper felbſt auf
graufamfte, ging zu den Vabyloniern Über und gab vor, daß er dieſe Diifhand
von Darius erfahren habe, und daß er die ſchrecklichſte Rache dafür an dem Tg
nen zunehmen wuͤnſche. Die Babylonier gaben ihm eine Befehlshaberſtelle
ba er durch mehre glückliche Ausfälle ihre Vertrauen gewann, fo vertrauten fi«
endlich die ganze Stadt an, die er jegt ohne Verzug dom Darius überlieferte.
der Untertoerfung Babylons zog Darius mit 700,000 M. gegen die Scytize
ber Donau (513 v. Chr.), die ihn durch verſtellte Flucht fo tief in ihr unwirt
Band hineinlockten, daß er mit großem Verluſt ſich und feine Krieger rettete. ã
Theil feines Heeres ließ er unter der Anführung des Megabyzus in Thraclen za
um das Land nebft Maccdonien zu erobern ; er felbft ging mit dem andern ”
nach Aften, um In Sardis fein Heer zu ergänzen. Darauf wandte er feine=
fen gegen Indien, das er zum Theil ſich unterwarf (608 v. Chr.). 601 vera
ten gehen auf Naros, in welche ſich die Perfer gemifcht hatten, einen %:
ber tonifchen Städte, welchen Athen beförderte, Darius aber durch die WE
oberung und Beftrafung von Mitet (496) dämpfen lief. Um fid) an dem =
am zu raͤchen, fündte er den Marbonius mit einem Hrere durch Thrac
cebonien gegen Griechenland, und cine Flotte follte bie Küften angreifenme
lein ein Sturm jerſtoͤrte und zerſtreuete bie Flotte, ald fie das Vorgebirgee
umfegelte, dad Heer aber wurde von den Thraciern überfallen und gröftee
niedergehauen. Jetzt verfammelte Darius ein Heer von 500,000 M. un»
eine Flotte von 600 Schiffen aus. Naros wurde erobert und Eretria auf“
gepländert, Von da ging das Heer unter Datis und Artaphernes nach
ber, und wurde von Hippias in bie Ebenen von Marathon geführt. We]
tten die Athenienſer bei ihren Nachbarn Huͤlfe gefucht; ihr eigner Merl
nnte fie retten. 10,000M. ftark, chekten fie unter Miltiades dem perfl
‚Deere entgegen, und trugen, begeifkert von dem Gedanken; für Freiheit und g
— ERS 100 rc *
..
Darlehn | 57
# machte, belaſtete er 7000 Kameele. Darlus war bucch biefe Nies
mig gedbemüthigt, daß er an Hlerander einen ſtolzen Brief fchrieb, worin
dfegeld für die Gefangenen und eine neue Schlacht anbot, wenn er es
ven möchte, nach Macedonien zuruͤckzukehren. Alexander belagerte
z. Sept fchrieb ihm Darius einen zweiten Brief, worin er ihm nicht
her verfagten Königstitel gab, fondern ihm auch 10,000 Talente Loͤſe⸗
ander Afiens bis an den Euphrat und feine Tochter Statira zur Ges
tot. Aber diefe Vorfchläge fanden Leinen Eingang, Alerander
fi) Kanpten, und Darius fah ſich gezroungen, nochmals ein Heer zu
n, welches die meiften Schriftftellee auf eine Million angeben. Mit
ge von Babylon nach Ninive, während Alexander Über den Tigris
tiihen Arbela und Saugamela trafen beide Deere zufammen, und nach
fom Kampfe (331 v. Chr.) fah fih Darius zur Flucht gezwungen.
bemichtigte fi) ber Hauptſtadt Sufa, eroberte Perfepoli& und ganz
Darius aber war in Ekbatana in Medien eingetroffen, wo er noch ein
000 M. hatte, darunter 4000 Griechen, bie ihm bis ans Ende treu
urdem 4000 Schleuderer und 3000 Reiter, welche Beffug, der Statts
Baktrien, anfuͤhrte. Mit diefen wollte er fich dem Sieger entgegenfteß.
ine Verſchwoͤrung des Nabarzanes und Beſſus feine Plane vercitefte,
nüthtge Fürft wollte der ihm davon zugefommenen Nachricht nicht glau⸗
elite, daß er nicht früih genug fterben Eönne, wenn feine Unterthanen
tens fir unwürdig hielten. Bald darauf bemächtigten fich die Verräther
fen, führten ihm gefeffelt nad) Baktrien, und als ſich Darius meigerte
flgen, durchbohrten fie ihn mit ihren Pfeilen und Überließen ihn feinem
Lt Ein Macedonier, Polyſtratus, erblidite den Wagen des Darius, und’
km cr an einer nahen Quelle feinen Durſt Löfchen wollte, das Seufjen
enden. Er eilte herbei, und fand den König mit dem Tode ringend.
tihn um einen Zabetrunf, den Polnftratus ihm reichte, worauf er ihm
‚ dem Alerander fuͤr die Großmuth zu danken, mit ber er den gefange⸗
men begegnet ſei. Kaum hatte Darius nad) diefen Worten den Geift
#, als Alerander herbeilam. Bet dem Anblid des Leichnams vergoß
a. Er lich ihn einbalfamiren, und [hide ihn der Syſigambis, um
den andern perfifchen Monarchen beizufegen. Darius ftarb (330 v.
0. Jahre feines Alters mit dem Ruhme eines milden, friedliebenden
en Fuͤrſten. | |
fehn (mutnum), ein Vertrag, wodurch der eine Theil (der Dars
litor) eine bejtimmte Quantitaͤt verbrauchbarer Dinge (res fungibi-
Getreide, gemünztes Eeld u. dal.) einem Andern (dem Echuldner,
s Eigenthum überläßt, um folche beliebig zu verbrauchen, feiner Zeit
o viel von derfelben Art zuruͤckzugeben. Diefer Vertrag gehört zu den
zen, d. 5. er wird veltftänd@g, perfect, durch den wirklichen Empfang
ꝛehenen Summe, und unterfcheidet ſich ſowol von dem Vertrage Über
zu gebendes Darlehen, ald auch von drin Reihvertrage (cominodatum),
a letztern die gelichene Sache nicht zu verbrauchen, fondern nur zu ges
nd in Natur zuruͤckzugeben ift. Wer nicht die freie Verwaltung feines
3 hat, kann weder ein guͤltiges Darlehn geben (die gegebenen Gelder
ihn fogleih in Natur zuruͤckgefodert) noch empfangen (hat er die Gel⸗
ıcht, fo iſt Feine Verpflichtung zum Erfag vorhanden) und bie römifchen
% Senafusconsultum Macedonianum , aus den Zeiten des K. Claus
ven ein Darlchn, welches einem in väterlicher Gewalt ftchenden jungen
‚eben wird, für unverbindlich, d. h. der Darleiher hat gar Fein Zurück
echt gegen den Schuldner, obwol er das, was Ihm darauf wirklich ge⸗
58 Darm, Darmcanal
aahle wird, auch nicht wleder herauszugeben ſchuldig ift, und die Schuß di
fpätere Anerkennung gültig werden kann. Aus dem Darlehnsvertrage
folgt nur die Verbindlichkeit zur Zuruͤckgabe des Empfangenen, in —
Zahl; es Lönnen aber mandyerlei Rebenbeſti mmungen hinzugefügt werd⸗
bie Entrichtung von Binfen, die Sicherheitoleiſtung durch Pfand und Bin
und die [hriftliche Form des Vertrags. Die Zinfen waren im alten Rı
hoch (centesimae, d. i. 12 Procent, waren erlaubt), das tanoniſche Recht
fie für ſuͤndlich, und fie wurden daher auch in weltlichen Gefegen verboten,
aber die Folge war, daß fie unter andre Gefchäfte und Namen (Berta
Verpfaͤndung von Grundſtuͤcken mit Nutzungsrecht für den Gläubiger unt
ſungsrecht für den Schuldner, Gülten und Rentenkauf u. dgl.) verftcdt
In der neuern Zeit find die Zinfen, ohne weldye Niemand leicht fein Gelb u
würde, wicber erlaubt worden, man hat fie aber in Deutfehland duch N
fee, welche in bie Landesgeſebgebung übergingen, auf 5 Procent befchrä
nur für gewiſſe Gefchäfte, z. B. Wechſel, 6 Procent geftattet. Allein im
werden unter dem Namen des Disconto viel höhere Zinfen genommen.
Binfen.) Die ſchriftliche Form des Vertrags, d. h. die Ausſtellur
Schuld ſcheins, gehört nicht zum Werfen des Vertrags (fie kann aber in eineı
Vertrag, den Kiteralconteact, uͤbergehen), fondern fie erleichtert nur den !
Im roͤmiſchen Rechte kam «6 nach mancherlei wechſelnden Beſtimmung
die Beweiskraft der Schuldſcheine endlich unter Zuftinian dahin, daß m
Sabre lang nad) Ausſtellung einer Schuldverſchreibung das Recht hat, g
Güttigkeit derfelben aus dem Grunde zu proteflicen, daf man das darin anı
Darlehn nicht empfangen habe (querelo, und exceptio non numeratae peı
nach zwei Jahren aber damit nicht mehr gehört werden folle, felbft wenn
weifen wollte, daß man das Geld nicht befommen hate. Diet ift noch jch
ned Recht, aber auf Wecyiel z. B. nicht anwendbar. In dem neuern curg,
Rechte iſt etwas Anders hinzugefommen, nämlid) eines Theils, daß manı
Tunden, wenn fie vor einem äffntlihen Bramten aufgenemnen, und mi
öffentlichen (koͤnigl., fürfit., kirchi. u. ſ. w.) Siegel beglaubigt, auch, was gm
noch dazu gehörte, ein deutliches und beflimmtes Bekenutniß enthielten ı
Darmfaiten Darnifiädter Handelscongreß 59
rim (duodenum), den leeren Darm (jejunum), und den Krummdarm
em). Den untern, weitern Theil des Darmcanals nennt man den dicken
ku, und diefen theilt man in den Blinddarm (coecum), nebft dem wurms
migen Anhang, den Grimmdarm (colon) und den Maftdarm (intestinuns
tem), dad Ende defielben. Die Gedärme (fo nennt man den ganzen Darm»
uuel) fh, wie der Magen und die Speiferöhre, mit vielen Heinen Schleimdrüfen
uihen, weiche, gegen den Maſidarm zu, immer gröher und gebrängter werden,
ih den Darmichleim abfondern, welche die innere Wand der Gedaͤrme umgibt,
--Darmfaiten, zum Behufe der Geigeninftrumente und Harfen, werden
Wabriin Rem und Neapel, aus foryfültig ausgefuchten Gebärmen der Schafe,
Shut, Zigen und Kagen, verfertigt, und auf einem Darmhafpel und Seiler⸗
Wie wimmengedreht. Die Zurichtung der Gedaͤrme zu diefem Zwecke ift fehe
Ilm. Zu den feinften Violinfaiten nimmt man 3, zu den ftäskften 7 Daͤrme,
ui Bapfaiten 120. Es gibt-im Koͤnigreich Neapel, woher die beften,
romaniſchen Saiten fommen, große Darmfaitenfabrilen. Die gro⸗
iten, 3. B. zu den Wippen der Drechsler, verfextigen die Seiler.
mßebt , oder Deffen s Darmftadt, ſ. Heſſen, das Großherzog⸗
Darmfiadt, Haupts und Mefidensftadt des Großherzogs von Heſſen,
nfkkmtum Startenburg, hat 1279 H. (darunter 53 öffentliche) und 20,000
Ban. or Mititair. ie iſt der Sitz der höchften Staatsbehörben, und eine®
iensgerichts (feit 1818 zugleich, für Hohenzollern), hat ein Muſeum,
Ans Velethek, Zeichnenfchule, ein Pidagogium und Gymnafium, ein Operns
winfn Das große Erercichaus hat 319 F. Länge, 157 5. Br, 83 8.
Hp. Inder Nähe der Landſit Karlshof u. ſ. w.
dumftädrifche landſtaͤndiſche Verfaſſung, f.Heffen,
Orehmogthum. J
dermſtadter Handelscongreß. Bei Gelegenheit des wiener
| ngreffed 1820, weicher die Schlußacte des beutfchen Bundes zur
vlg hatte, trafen Baiern, Wuͤrtemberg, Baden, Heffendarmftadt, die großs
md herzogl. ſaͤchſiſchen Häufer, Naffau und die fürftt. reußifchen Haͤuſer
wiiminfumft, vermöge welcher fie ihre wechſelſeitigen Handels » und Zollvers
lie durch einen vollftindigen gemeinichaftlichen Vertrag ordnen wollten.
Kr traten Kurheſſen, Waldeck, die fürftt. hohenzolleriſchen und ſchwarzburgi⸗
m dänfer diefer Verabredung bei, indem jede deutiche Negierung, welche den
uadfan der Verkehrsfreiheit begunftigt, fich zu jeder Zeit diefer Verbindung
Mirßen ann. Seit dem Sept. 1820 haben ſich die Bevollmaͤchtigten der ges
m Staaten periodifch zu Darmſtadt verfammelt, ohne daß aber bi jest eine
!Brundlage ihres Vertrags zu Stande gebracht wurde, Nach der zu Wien
Wafimen Übereinkunft weiß man, daß die Aufgabe des darmſtaͤdter Congrefs
Kit bloß in Derftellung eines wechfelfeitigen freien Verkehrs im Innern bex
inſtaaten, nach dem Geifte des 19. Art. der deutfchen Bundesacte, fondern
inHerftellung einer foldyen Mauthordnung gegen das Ausland beftcht, weiche
ſeits dem gemeiniamen national wirtbichaftlichen Zwecke des Vereins, andrers
aber auch den finanziellen Bedürfniffen der einzelnen Vereinſtaaten entfpricht.
Hinderniife, welche ſchon an fich die Erreichung diefes zwiefachen Zwecks ers
tm, werben noch bedeutender ducch die verfchiedenen Verhältniffe der einzels
Staaten, in Hinſicht ihrer Lage, Größe, Beduͤrfniſſe, bisherigen Handels⸗
ollfofteme und andrer befondern finanziellen Intereffien. Der deutfche Han⸗
tein hat fich gleich nad) dem Beginnen des Congreſſes angelegen fein laffen,
(ken durch abgeordnete Bevollmächtigte nicht nur die Wünfche und Bitten
ne zureichende Huͤlfe zur Minderung dee aus dem Handelsdrucke entfichenben
6 Darmftddter Handelscongeeß
deutſchen Volksnoch, fondern auch graccdmizige Materiallen vorzulegen. D
ſowol als durch die Anträge der baierfchen, wuͤrtembergiſchen und dadiſchen
flände, daß Ihre Regierungen ſich durch finanzlelle Rüdfichten von Verfolgu
gemeinfchaftlichen Zweckes nicht abhalten Laffen mögen, iſt zwar einige Eri
rung für den Gang der Unterhandlungen auf dem Congreffe eingetreten;
befeltigenden Schwierigkeiten find aber beſonders ruͤckſichtlich Baierns, Wi
berg6 und Badens allzırviele, als daß fich eine volle Beftiedigung der Wänfd
Hoffnungen, weldye laut genug ausgeſprochen find, bald erwarten ließe.
ſcheint vielmehr bet zu Wien von mehren fürdeutfdhen Staaten ausgefpn
Grundſatz des freien Verkehrs unter ihren Völkern das naͤmliche Schickſal
ben, welches das 1815 ebendafelbft verkündete Princip der Nheinfchifffah
heit feit zehn Jahren erfahren mußte. Die meiften Dinderniffe zeigen flı
bem barmftädtee Congreffe auf Seiten der baierfchen Regierung, bie dem
ſpruche des Principe der Handelöfreiheit zu Wien früher beigetreten zu fein f
als ſie die Folgen ber Aufhebung ihres alten Mauthfpftems im Detail bru
hatte, Wären: nicht die Erklaͤrungen ihrer Landſtaͤnde dazwiſchen getrete
ivuͤrde ſich vieleicht der Congreß ſchon auf unbeftimmte Zeit vertagt habrr
nur in diefer Ruͤcſicht ſcheint das baierfche Finanzminiſterium fich etrcad meE
gemeinſchaftlichen Ziel nähern zu wollen, obſchon es immer eine ſchwierige A
dlelbt, wie es des Erſatzes der zwei und einer halben Mill. Gulden Zolleim
nach gefchloffenem Vertrag gefichert fein fann. — Um üuͤber ben Grad der &
ſcheiniichkeit einer bafdigen Herſiellung des freien Verkehrs in Suͤddeutſchlat
Einer gemeinfchaftlichen Mauthanftalt ber vereinigten Staaten urtheilen zu ta
muß man ſowol die geographifchen und mercantilifchen Verhättniffe als die .
lichen Mittel zu Erreichung ihres Zweckes In Erwägung jiehen. —
befinden fich die großen Nachbarſtaaten in einem mercantilifchen Reit
Mehre deutfche Lande nehmen an dem Vereine entweder feinen Antheil, &
Gen fich fie die Folge eine neutrale Stellung zu geben. Selbſt die freie
Frankfurt, in der Mitte der unterhandelnden Staaten gelegen, und von derm
bieten von allen Seiten umſchloſſen, ift dem Congreffe zu Darmſtadt noe
beigetreten. Die Schweiz ift in Hinſicht des zu ergreifenden Syſtems g=
62 Darftellung
toelchen ſich die Bundestagsgefandten Frei. von Aretin (ſeitdem verftorbei
Bar. v. Wangenheim (ſeitdem außer Thätigkeit) am meiften außjeichneten
weder ohne Refultate enden, ober weit hinter dem zu erſtrebenden Ziele zur
ben, fo ift doch ſchon in einer Hinſicht etwas gewonnen worden. Es hat fi
uüch unter den vereinten füddeutichen Regierungen ein Gemeingeift zu Ergn
vegreffiver Maßtegeln gegen das feindfelige Ausland entwickelt, ber nach un
au Erreichung des Zieles führen kann. Frankreich verflärkte ihn zu feinem e
Nachtheile, indem es im April 1822 durch fehr erhöhte Aufiagen auf den Eu
des gemäfteten Schlachtviehes ben letzten Reft von Deutſchlands Productenl
zu vernichten ſuchte. Es ſchien wie in der Vorzeit darauf zu rechnen, daß in
deutſchland eine gemeinſchaftlichen Maßtegeln zu Stande kommen koͤnnen
wuͤrde es ſchwerlich um drei bis vier Mil. Sr. an der Einfuhr bes Viehes zum
nen, eine Ausfuhr von breifig bis vierzig Mill. für feine Weine und Fabriec
das Spiel gefegt haben. — Baden, Würtemberg und Baiern, welche ar
ſten durch die erhöhte Auflage auf dad Vieh verlieren, ergriffen ungewöhnlich
ſtarke Retorfionsmaßregein; doch nach verſchiedenen Anfichten, indem erſt⸗
Prohibitiv⸗, beide letztere aber dus erhöhte Zollſyſtem annahmen. Dieſem
auch noch einige kleinere zu dem Vereine gehörige Staaten bei. Indirect
dieſer, obwol nicht ganz gleichartige, gemeinihaftlihe Schritt gegen Fra—
dem Gongreffe zu banken, ungeachtet ſich auch hier roteber zeigt, wie ſchwer =
eine gänzliche Übereinfiimmung in der Wahl der Mittel auch nur unter fü
ſechs der Vereinftaaten zu Stande zu bringen. Vielleicht wird fie aber diefn
Verſuch von dem Bedhrfniffe überzeugen, ſich mittelft einer gänzlichen Verf”
gung Ihrer Maßregeln ihre gemeinſchaftliche Bedrängnip zu erleichtern, in A
dung mit der Schroeig einen geſchloſſenen Handelsſtaat zu bilden und entmehe:
Englands Princip ſowol den vortheilhaften Ankauf der rohen Stoffe, als de
ag der Fabricate in dem Vereingebiete zu ſichern, oder wenigftene nach Vf
und Preußens altem Beiſpiele dein leiztern Imed in feinem ganzen Umfer
verfolgen. — Im Febr. 1823 wurden bie Gonferenzen der zum Handelsce
Darmſtadt bevollmächtigten Commiſſarien der deutſchen Regierungen 7
AM. gehalten z auch zu Arnſtadt traten die bei dem beabfichtigten Vereine #
Darſtellung 63
EAN immer eine Afthetifche Idee, die in dem Künftler entftcht, er weiß ſelbſt
rw Über feine ganze Seele wird dadurch aufgeregt, alle feine geiftigen
Krike werden dadurch in jenes lebendige Spiel verfeßt, vermittelft deffen fie mit
endentlicher Leichtigkeit und ohne Bewußtfein von Abjicht und Regeln eine une
"able Menge angemeſſener Vorſtellungen hervorrufen und an einander reihen ; kurz,
u Mimduftande der Begeifterung (f. d.). Aber hier unterfcheiden wir zwei
Dasitı: 1\ des Empfangens oder Auffalfens des Gegenſtandes, durch deſſen Vorſtel⸗
‚Immgie Lraͤſte des Kuͤnſtlers zu außerordentlicher Thaͤtigkeit angeregt werden, und
D We Ausbildung der Vorſtellung des Gegenſtandes durch Erhöhung, Erweite⸗
ag hilliche Vergegenwaͤrtigung und Anknuͤpfung entſprechender Vorſtellungen.
Zu fein pet Punkten zeigt ſich vorzüglich das aͤſthetiſche Genie. Was Wunder
zum, wenn dm Kuͤnſtler jegt eine unausfprechliche Liebe für den Gegenftand feiner
VBDegiſarng ergreift, der noch nicht wirklich, fondern erft als Keim in ihm vorhane
Dani! Hier iſt di Grenze, wo der Menfch von bloßem Schonheitsgefühl und der
Eie fihh ganz ſcheiden. Während jener mit feiner Liebe fich ruͤckwaͤrts wendet,
we fe zu Schnfucht wird nach etwas Unerreichbarem, wendet des Kuͤnſtlers Liebe
ſich weroirti, fie wird Trieb, das, was in ihm lebt, auch außer fich zu verwirkli-
den. Erfüt von diefem Gedanken, unterwirft er nun die Schöpfung feiner Ein«
" Mlmeikeaft dem kaͤltern Urtheil, das Geſetzloſe erhält Geſetz, durch Verftand und
. Wonmft. Dies ift der dritte Moment des richtigen Denkens, Ordnens, Durche
Was, der formlichen Entwerfung des Plans, weldyen dann ein vierter begleitet,
Bas Renmt der Darftellung , wo die Afthetiüche Idee in die Wirklichkeit tritt, und
bes Gaahte zur Anſchauung wird. Alte Darftellung iſt demnach Veräußerung
: Ab mem, fie bdringt etwas Inneres zur äußern Anfchauung. Der Darftels
Vangieieh des Kuͤnſtlers dufert fich aber nicht unbeflimmt und wirkt nicht blind.
GR da Luͤnſtler nicht bloß darum zu thun, daß er darſtelle, ſondern er will
a Rinmtes darſtellen, den Gegenſtand feiner Begeiſterung, welcher ihn in
ben Zufan eines lebhaft ergreifenden Gefühle verfegt. Von biefem Gegenftande
u ah erwartet ex, daß er, wenn er num in die Wirklichkeit getreten, und ein
Gegwuſtend der Anfchauung für Andre geworden ift, den Beſchauer in einen glele
Ä d verieße, mas ihm nur unter der Bedingung gelingen kann, wenn
Dub der Infern Anfchauung gegebene Nachbild dem Urbild in feiner Seele gleicht.
| Died weh ihm aber nur in dem Maße gelingen, al& er Talent und Geſchick hat in
Ummerdung der Mittel, durch welche feine Kunft fid) ausdrüdt; und nur dann
Met man ihm ein Darftellungsvernögen zu (reiches aus mehren innern Faͤhig⸗
Wekza un) äußern Fertigkeiten befteht, vorzuͤglich aber auf der Phantafie und Ur⸗
Waft beruht). Alle fchöne Kunſt ift ein Meden des Geifies zum Geiſte durch
mittelft des Sinnes; mer ſich durch den Sinn nicht mitzutheilen vers
kan den Geiſt nicht ausfprechen. Wie wichtig ift deshalb die Darftellung!
Dad fe erreicht oder verliert der Künftier feinen Zweck. Man hüte fich aber, fie
ber bloßen mechanifchen Behandlung, mit ‘der Ausarbeitung zu verwechfeln,
De mr ba Mittel zur Daritellung ift, in welcher der Geiſt in allen Punkten ba
der Hand der Idee des Geiſtes untermirft. Ein Sinnlich-Anſchaubares
et beſtimmte Idee des Geiftes ausdrücken, und einen diefer Idee gemäßen
fand hervorbringen. Dies ift die Foderung. Erwaͤgt man nun diefe
FM, fo findet man, daß Anfchaulichkeit und Objectivität, Idealitaͤt und Totall⸗
id die Bedingungen find, unter denen diefes allein bewirkt werden kann, und
ie ufhung (Illuſion) in gewiſſen Künften die unmittelbare Folge davon iſt.
Shen Dbjectiviedt (Gegenftändlichkeit) zur erften Bedingung aller Darftellung
Euct ich, fpringt in die Augen, daß es eigentlich nur die bildenden Künfte find,
Bi) inter dieſen wieder vornehmlich die Plaſtik, welche darftellen Finnen, d. h.
Medal wirktichen, caumerfüllenden Gegenſtand ben dafür empfänglichen äußern
% Darftellung
Stumm hinftellen; denn biefe Künfte bringen Geſtalten Im eigentlichen €
or. Diefe finnlichfte Vergegenmärtigung vermag keine von den übrigen.
Im zu erreichen. Gleichwol follen und dürfen auch fie der finnlichen Vergeger
tigung nicht entbehren, ja neuere Kunfttheoriften muthen ihnen fogar aud
ftifdye (rein objective) Darſtellung zu. Wie wird died anders möglich fe
durch Zäufchung? Freilich nicht eine ſolche Tüuſchung, daß wir etwas Falichı
wahr, oder etwas Wahres für falſch hielten, ſondern eine ſolche, wodurch a
Vorftellungen ung wirkliche Dinge zu fein ſcheinen, wodurch wir etwas in umt
etwas außer und Vefindliches betrachten, und Bilder, die wir ſelbſt ſchaffen,
die Sinne wahrzunehmen glauben. „Es gibt”, fügt Klopftod, „wirkliche J
und Vorftellungen, die wir uns davon machen. Die Vorftellungen ven ger
Dingen Eönnen fo lebhaft werden, daß diefe uns gegenwaͤrtig und beinal
Dinge ſelbſt zu fein ſcheinen. Diele Vorftelungen nenne ich faſt⸗ wirkliche T
Wer ſehr gluͤcklich oder fehr ungluͤclich, und lebbaft dabei iſt, der wird wiſſen
ihm feine Vorſtellungen oft zu fait = wirklichen Dingen geworden find. Wie
die Gegenſtaͤnde ſich ſelbſt darfisilt, fo ſtellt fie der Dichter Andern dar.
Zweck der Darftellung (beffer: die Wirkung) iſt Tu 9. Die Darſt
i i jender ald die des zeichnenden Der Sin
. und diefer unterrucht das Gefehene, weil er Länger!
haftet, genauer, als der Geiſt das Gedachte, und kann daher leichter entd
daß er getaͤuſcht wird.” Nach ber beherzigenswerthen Bemerkung, daß nid
Gegenftände barftellbar feien, fpricht Klopftod von den Mitteln der Darfke
in der Poeſie. Er zählt folgende auf, von denen, der Veſchaffenheit oder
Inhalt gemäß, mehr oder weniger beifammen fein Eönnen. 1) Zrigung de
bene, welches ber Gegenftand hat; 2) genau wahrer Ausdruck der Leidenft
3) Einfachheit und Stärke; 4) Zufammendrängung des Mannigfaltigen; 6
Wapı Eleiner und doch vielbeftimmender Umftände ; 6) die Stellung der Geda
daß jeder da, mo er fteht, den tiefften Eindrud macht ; 7) Innerlichteit oder:
aushebung der eigentlichen innerften Beſchaffenheit der Sache ; 8) Ernſt.
Dichter hat eine foldye Überzeuaung von der Wahrheit und Wichtigkeit feiner
genftände, daß man fieht, er rede vielmehr um ihretwillen, als aus Neigur
Daru Darwin 65
: Hälfte, wiefern er Mimiker iſt, in ber Form ber bildenden Kunft
en. Die handelnde Perfon, die er aus dem Drama.des Dichters
er nicht bloß vorftellen, d. h. er fol nicht bloß einen Schein haben,
e Perſon fei, fondern fol fie darftellen, d. h. er foll jenen Schein bis
g erheben, als fehe man wirklich jene Perfon. Die meiften Schaus
daher nur zu richtig, daß fie Vorftellungen, und nicht, daß fie Dars
en. (S. Menfhendarftellung.)
ı (Pierre Antoine Noel Bruno, Graf), Pair von Stankreich, geb. 1767
er, einer der erften Staatsmaͤnner Frankreichs aus der Schule ber Revo⸗
tapoleons. Er tratim 16. Jahre in die militairifche Laufbahn, nachdem
zeichnete Schulbildung erhalten hatte. Beim Ausbruch der Revolution
wie alle junge Männer von Geift, den Grundfägen derfelben völlig hin,
zugleich in der Kriegeverwaltung eine glänzende Laufbahn eröffnete. Die
ng mit Poefie und Literatur verließ ihn nie, weder im Lagernoch unter den
en Arbeiten. Seinen Ruf ald Dichter fegte er durch eine meifterhafte
des Horaz feft, eine Überfegung für Weltleute, welcher keine andre
was Gleiches entgegenftellen Fann. (1. Ausg. 1800.) Um diefelbe
m ſ. „Cleopedie‘* oder Theorie der literarifchen Reputationen, ein
N Beift ımd feiner Wendungen. Napoleon mit feinem Scharfblid fand
em Haufen bald heraus, und wendete ihm befondere Gunft zu, wogegen
yt minder diefem ausgezeichneten Manne mit unbegrenztem Eifer erges
Es wurden ihm die wichtigften Gefchäfte vertraut, die er jedesmal Im
Frankreichs und feines Kaifers mit der größten Genauigkeit vollzog, wo⸗
ſich freilich von andern Seiten ebenfo großen Haß als unrichtige Beurs
wu. Died gilt insbefondere von feiner Verwaltung als Generalintens
%, 1806 und 1809 in Öftreich und in Preußen, Als Mitglied des
u erwarb fich Daru den Ruhm, mit dem Kaifer der fleißigfte und thaͤ⸗
beker deffeiben zu fein. Es gibt faft Leinen Poften in der hoͤhern Vers
den Daru nicht bekleidet hätte, und die erfte Neftauration fand ihn im
B Portefeuilleß der allgemeinen Kriegsverwaltung. Bluͤcher glaubte ihm
as dutch eine Sequeftration feiner Befigungen bei Meulan empfinden lafs
üflen, eine Maßregel, die zu unbillig war, um nicht gleich, fobald fie zut
der Monarchen gekommen, aufgehoben zu werden. 1818 warb er von
(VIN. in die Kammer der Pairs gerufen. Schon feit 1805 war Daru
des Nationalinflituts. Von eigentlichen Staatsämtern feit der Reſtau⸗
ferne, roidmete ſich Daru vorzüglich gefchichtlihen Studien, und wir
ihm zwei richtige Werke: „Das Leben Sully’8”, und „Venedigs Ges
Die legtere gehört zu den wichtigften Exrfcheinungen der neuern Literaͤr⸗
im Gebiet der Hiftorte. Sie erfchien 1819 in 7 Bon. (2. Ausg. 8
21; 3. A. 1825.) Als Mitglied der Pairskammer tft D. einet der
Vertheidiger der Grundfäge, welche die Revolution herbeigeführt, und
Verfaſſungsurkunde fanctionirt hat.
twin (Erasmus), englifcher Arzt, Naturforfcher und didaktiſcher
yb. 1732 zu. Eifton bei Newark in der Grafſchaft Nottingham, lebte
Dechy, wo er 1802 ſtarb. Erift Verf. folg. Werke: 1) „Zoonomie,
be des organifchen Lebens” (deutfch von Brandie, 1795 — 99; ital.
ij. 2) „Phytologia, or the philosophy of agriculture and garde-
th the theory of draining morasses and with an improved construc-
e drillplough‘“. Diefes Werk kann ald Seitenftüd zu feiner Zoonomie
werden (deutfch von Hebenftreit zu Leipzig). Kerner hat Darwin '
Systema vegetabilium‘“ ins Englifche überf. Auch ſchrieb man ihm
über die Erziehung der Töchter zus „A plan for female education in
Ir. Siebente Aufl. Bd. UL 5
\
66 Daſchkoff Daubenton
boartlingschools“ (kondon 1797, 4.), das wahrhaft philoſophiſch
die Erziehung des weiblichen Geſchlechts enthält. Der Verf. der
Staatsrath D. Hufeland, hat es für Deutſchland bearbeitet („Anteit
moral. Erziehung des weibl. Geſchl. Nach Darwin m. vielen Zuſ⸗
1822). 3) „Der botanifche Garten, oder die Liebe der Pflan
botanic garden etc.“*, London 1788): ein Gedicht voll phitofopl
das eine glühende Einbildungskraft zeigt. Das Linné ſche Serua
zur Grundlage feiner Gemaͤlde. Dvid verwandelte Menſchen in Pfl
in.hingegen die Pflanzen in ſchoͤne Frauen und Männer. Ergibt
Empfindungen, unfere Leidenfhaften, unfere Verirrungen; er leiht
menſchliche Geſtalten und perfonificirt Die Stoffe, welche zu ihrer Erı
tig find. Profeffor Crome hat „Abhandl. u. Bemerk. uͤb. verfchied:
ſenſchaftl. Gegenft. aus Darwin's Botanic garden‘ heraudge
1810). Hieran ſchließt ſich (1789, 4.) „The temple of nat
origin of society‘ („Der Tempel ber Natur”, 1808 von Kraus)
originelles Lehrgedicht. Miß Seward hat „Memoiren üb. Datwin’s |
herausgegeben.
Zaſch koff (Katharina Romanowna, Fuͤrſtin), geborene Gr
zoff. Diefe edle und berühmte Frau, früher Katharinas vertraute Fr
geb. 1744 und wurde im 18. Jahre Witwe. Sie arbeitete an
Ihronbefteigung, zugleich aber auch an einer gefeglichen Beſchraͤnkun
Macht. In Uniform und zu Pferde führte fie einen Theil der Zrup)
nen entgegen, bie ſich hierauf felbft an die Spitze ſtellte, und ihren (
Thron flürzte, Der Zürftin Daſchkoff Verlangen, als Oberſter im kai
regiment zu commanbiren, warb abgefchlagen. Sie konnte nicht in
Nähe bleiben. Wiffenfchaft war ihre Lichlingsbefchlftigung. Den
des Alterthums hatte fie durch das Studium der Griechen und Römeı
aufgenommen. Nach ihrer Ruͤckkehr aus dem Auslande ward fie 17
ber Akademie der Wiffenfch. und Praͤſident der neu errichteten ruſſiſche
Sie hat Mehres in ruſſiſcher Sprache gefchrieben, Luftfpiele u. a. m
förderte fie thätig bie Erſcheinung des „Wörterb, der ruffifchen Akad
Daun 67
zen Als Mitglich der Akad. der Wiffenfch. feit 1744, Bereicherte er die
Reiftm diefer Geſellſchaft durch eine Menge anatoraifdyer Entdefungen und
kererſahungen Über die Thiergattungen und Ihre Unterfchiede, ber die
Bang der Wolle und die Behandlungen der Thierkrankheiten. Die Mines
w, die Pflanzenkunde und die Okonomie verdanken ihm vieles Licht. Er
Renz neue Methode bekannt, die Mineralien einzutheilen. In der Ency:
kat ee den natuchiftorifchen Theil bearbeitet. Außerdem ift er Verf. einer
garinnlgiger Schriften, z. B. „Instruction pour les bergers‘‘, äıne
fkeutfch von A. Wihmunn) ; „„Aleimoire sur les indigestions““ (n. dd.
20 Frei von Buffon's Hnpothefen, war er der treuefte Beobachter der
In der Schreckenszeit der Revolution hatte er ein Zeugniß feines Buͤr⸗
zäthig, und wurde feiner Section als ein Schafhirt vorgeftellt, der fich
wärftige, die [paniihen Schafe in Frankreich einzuführen. Nun durfte
ine Studien fortfegen. Mit cinem von Natur ſchwachen Körper ere
auch Maͤßigkeit und Heiterkeit ein Alter von 84 Jahren. Er wohnte
Dec. 1799 zum erſten Male der Sitzung des Senats bei, als ihn ein
traf, und er bewußtlos in die Arme feiner Freunde ſank.
sun (Leopold Joſeph Marin, Reichsgraf von), fir. Feldherr, geb.
1766. Sein Srofvater und Oheim hatten dem £aiferl. Hofals Ge:
fälle gedient; gleichen Ruhm erwarb fi fein Vater, deffen glaͤn⸗
isde in den fpanifchen Erbfolgekrieg fült. Leopold Joſeph verdunfelte
feiner Vorfahren. Er errang die erſten Lorbern in den Zürkenfriege
— 39 als Generalmajor, und trug im oͤſtreich. Erbfolgektlege zur Bes
Prags, zur Erobsrung Baierns und zur Bertreibung der Franzoſen bie
Fhein viel bei. Sein kluges Berrehmen bei einen Zuge über din Rhein
Verheirathung mit der Gräfin von Fur, einer Guͤnſilingin Marie The:
chafften ihm die Stelle eines Generalfeldzeugmeiſters, und endlich 1757
Generalfeldmarſchalls. In dieſer Eigenfchaft befehligte er die oͤſtreichi⸗
im ſiebenj. Kriege. Er zog dem Koͤnige von Preußen, welcher Prag
tis Kolin (f. d.) entgegen, und lieferte hier die Schlacht (d. 18. Juni
redurch er den König zwang, die Belagerung aufzuheben und Böhmen
Ungeachtet er mit hoͤchſter Klugheit und Vorſicht handelte, fo erlitt
bei Leuthen, Zorgau und mehren Orten empfindliche Nivderlagen. Aus
Ekticht bei Kolin, ift fein größtes Unternehmen der Überfall bei Hochkir—
u ver Nacht vom 14. Det. 1758. Hier wuͤrde er das ganze preuß. Heer
üerkiben, wenn nicht der Prinz von Durlach mit feiner Colonne zu fpät ans
ara wäre. Bei Torgau (3. Rov. 1760) ward ihm der ſchon gehoffte Sieg
kner Verwundung, und durch Ziethen's Entfchloffenheit entriffen. Auch
e den preuß. General Fine, am 21. Nov. 1759, bei Magen fid) mit
R. gefangen zu ergeben. Dan hut Daun's zögernde, nur felten eine große
wagende Art, Krieg zu führen, getadelt; allein fie hatte weber Un⸗
wo Unemtichloffenheit zum Grunde, fondern entfprang aus der richtigen
feineß großen Gegners. Einem Zeldheren wie Friedrich, der, ohne
zur Rechenſchaft verpflichtet zu fein, die fühnften Unternehmungen,
fin hoher Geift nur die Möglichkeit eines glücklichen Erfolges erkannte,
Iufte und mußte, bem dieſe Kühnheit gerwiffermaßen abaendthigt wurde
Me Bienge feiner Feinde, denen er nur dadurch widerfichen konnte, daß er fie,
jden Einzelnen viel Zeit zu verlieren, fchnell nad) einander befiegte, Eonnte
Kara Wirkungskreiſe abhängige Daun nicht beffer widerfiehen, als wenn
Shih einem zweiten Fabius Sunctator gegen ihn benahm. .&riedrich felbft
weichen gefährlichen Gegner er an Daun habe. Gegründeter ift der
Kg Damm sicht Immer bis erfochtenen Bortheile in ihrem ganzen Umfange
sn
68 Daunen David (König)
zu benugen, und den Feind nad getvonnener Schlacht durch Verfolgum
nichten verftand, Dance Verbefferung bet oͤſtr. Infanterie wird ihm zu
ben. Maria Therefia verlieh ihm daß erfte Kreuz des zum Andenken der €
bei Kolin geftift. Maria » Xherefin » Ordens, und ſtets achtete die ed
narchin Daun’s rechtſchaffenen Charakter.
. Daunou (Pierre Claude Srangois), Deputicter des Depart. von Zi
in der franz. Kammer, Dauptrebacteurbes „Journal dessavans“‘ und Pro|
Geſchichte am College de France, geb. 1761 zu Boulogne, war beim Ausb
Revolution Mitglied der Congregation des Oratoriums, und leiſtete den von
flituicenden Verfammtung den ðeiſtlichen vorgefchriebenen Eid. Dann n
Deputicter im Nationalconvent, und flimmte hier, als das Scidfat $
XVI. entſchleden werden follte, für Gefängniß, fo lange der Krieg dauern
dann für Verbannung. Dies ftellte ihn auf die Seite der Girondiften,
entging ben Verfolgungen nicht, welche biefe Partei trafen. Im Rathe!
war Daunou der erfte Präfident. Nach dem 18. Brumaire wurde er Trik
er aber die Verfaſſung gegen die Eingriffe bes Machthabers vertheidigte,
auch ihn jene Wilikuͤr Bonaparte's, durch welche er die freiheitsliebenben S
aus dem Tribunate ftieß, und dies eine Elimination deſſelben nannte.
an war Daunou Bibliothekar bes Pantheons, Tpäter wurbe er Reichsarchiv
lor aber diefe Stelle nach der Reftauration der Bourbons. In der Kam
bört er zu den Rednern der Liberalen. Unter feinen Werken nennen wit fei
fles: „‚Essai sur les garanties individuelles‘, (3me ed., Paris, 1821.
Dauphin, ber Titel bes jebesmaligen Kronprinzen von Frankreich
Einderlofe Humbert IL, Dauphin von Viennois, trat fein Land, das Del
1349 dem Könige Philipp von Valois unter der Bedingung ab, daß dei
Sohn des Königs von Frankreich Eünftig Dauphin fein und das Land regieren
Der Dauphin behielt indeß bloß den Titel; das Land felbft ward mit der
vereinigt. Stirbt der Dauphin, fo erbt der ältefte feiner Söhne, wenn
einen Sohn hat, der Äitefte feiner Brüder, diefen Titel. Hat ber Koͤnl
Söhne, fo ruht der Titel Dauphin, welches unter Ludwigs XVII. Ra
dee Fail war; denn dem naͤchſten Prinzen von Geblät und vermuthlichen
Mg zum Wohnorte des Allerheiligſten. Hierauf unterjochte er bie Phis
wiefiter, Ebomiter, Monbiter, Ammoniter und befonbers die Syrler.
q erſtreckte ſich vom Euphrat bis an das Mittelmeer, und von Phönicen
zarab. Meerbufen. Es war von mehr als 5 Mil. Menfchen bewohnt.
ſcderte auch Schifffahrt und Handlung, und ſuchte fein Volt durch
1 namentlich die Baukunſt, zu verfeinern. Et erbaute ſich zu Jeru⸗
a prächtigen Palaft und machte den Gottesdienſt feierlicher, befonbers
Anftellung der heiligen Dicjter und Sänger. Der prächtige Tempel,
Bau er Vorkehrungen traf, kam erſt unter feinem Nachfolger zu Stande.
hob die Iprifhe Dichtkunft in feinen Pfalmen (f. b.) zu dem hoͤchſten
:Bortrefflichkeit, den fie unter den Sfraeliten erreicht hat. Auch vers
das Kriegds, Juſtiz ⸗ und Finanzweſen. Indeß verleiteten ihn feine
fangen in ber Liebe zu manchen Graufamteiten, die buch feine Reue
tzůch entſchuldigt werben,- und bie Eiferfucht unter den Söhnen ber vers
Rütter gab endlich zur Empörung in feiner eignen Familie Veranlaſſung.
nAbfalon ſuchte ihn vom Throne zu flürzen,. und kam in dem darüber
mRriege um. Durch die Zählung der flreitbaren Männer, die David
ilenheit feine® Rriegsglüd befahl, konnte bie Ruhe eben nicht allgemein
werden; fie ließ Exoberungsplane fürchten. Auch ließen bie Philifter
bad fühlen, wie er dadurch vom Gefeg abweiche. David übergab noch
Leben das blühende ifenelitifche Reich feinem Sohne Salomo. Vgl.
Kit. Lebensgeſchichte David's“, überf. mit Anmerk. von Didrichs,
777 — 80, (2 Bde.) ; Niemeyer’ „Charakterifitder Bibel”, 4, Bd.;
iognomie Davi’6", (Jena 1784).
vibd (Jacques Louis), der erfte Maler und Stifter der neuern franzöf.
ter zu dem Studium der Natur zuruͤckrief, welche ihm aber nichts Ans
au das idealiſche Schöne. . D., geb. zu Paris 1750, ging 1774 nad)
wibmete ſich vorzüglidy der großen Hiftorienmalerei. Seine Talente
kttung entwidelten ſich bald. Als er 1784 abermals nach Rom kam,
Beifterftäch, den Schwur der Horatier, welches ihm Ludwig XVI. nach
e ans den Horatiern des Corneille zu enttverfen aufgetragen hatte, aus⸗
aupteten Kenner und Liebhaber, daß dieſes Stuͤck unuͤbertrefflich fei,
70 David (Giacomo) Davila
dem Pomneuf ein Denkmal zu errichten. welches das Volk als Rieſen votſtel
Sm Proceffe Ludwigs XVI. ftimmte er für deffen Zod. Im Ian. 1794 prä
dirte er felbft im Gonvent. Nach Mobetpierre's Sturz war er in grozer Gefal
und nur fein Ruf als Maler rettete ihn vom Blutgeruͤſt. Zu den Kevol
tionsfcenen, welche Daviv durch feinen Pinfel zu verewigen fuchte, gehören: |
Ermordung von Marat und Pellstier, vorzuͤglich aber ber Schwut im Vallhau
und Ludwigs Eintritt in die Nation alverſammiung vom 4. Febt., welches €
mätbe er 1790 dem gefeßgebenden Körper verehrte. 1799 ftelite er feine Sabtı
rinnen (ber Gulminationspunft feines Talents) aus, zeigte fie mehre Jahre |
Gelb, und fol fi) damit 100,000 Fr. errgorben haben. 1804 ernannte
der Kaifer zu feinem erften Maler, und gab ihm den Auftrag zu vier Gemätdı
worunter die Darſtellung der Kaiſerkroͤnung Napoleons ſich auszeichnet. Audyı
hören zu feinen berühmteften Werken aus dieſer Zeit mehre Abbildungen bes K
ſers, beſonders wie er ald Conful auf dem Bernhardsberge zu Pferde den Tra
pen die Bahn zum Ruhm zeigt. 1814 malte D. den Leonidas, fein lehtes Gemäl
in Paris. Mitdiefem Bilde entfernte er fich wieber von f. früheren Kunftfpftem. 7
Napoleon von Elba zuruͤckgekehrt war, ernannte er David zum Commandar-
der Epreniegion. Nach Ludwigs XVM. zweiter Einfegung ward er in dem Z
cret begriffen, welches alle Regiciden aus Frankreich verbannt. Cr ließ fid]
Bruͤſſe nieder; auch wurde er bei der neuen Einrichtung des Inflitute im M
1816 davon ausgeſchloſſen. In Bräffel malte er den Amor, welcher Pfiym
Armen entfchlüpft. Sein neueftes, 1824 in Bräffel ausgeführtes Gemän
Mars, den Venus, Amor und die Grazien enttoaffnen, fand in Paris den grd -
Beifall. David ft. zu Bruͤſſel in der Verbannung den 29. Dec. 1825. Die :
theile über diefen Kuͤnſtler find verfdieden. Aber einftimmig hat man ihm
Xob der cortecteften Zeichnung und eines glüdtihen Golorits zuerkannt. 3
Stoff zu feinen Darftellungen fand er in ber Gefchichte feiner Zeit, an deren Bes
‚gungen er lebhaften Antheil nahm. S. auch Göthe's „Windelmann u. ſ. Jah
Der Kupferficher Moreau hat die beften feiner Merke ganz in feinem Geifte &«
den Grabſtichel verewigt. Die vorzüglichften feiner Gemälde, wie ber Schyums
Horatier, die Sabinerinnen, find von ber franz. Regierung angekauft, und in
Galerie des Patafts Luremburg aufgeftellt.
Davis Davouft 71
am Überfegt), welche neben Guicciardinl's und Macchiavelli's Werken einen
dedauptet.
Ddavit GJohn), ein engliſcher Seefahrer, geb. zu Sundridge in Devon⸗
“, wWibmete ſich früh dem Seedienft, und ward 1585 mit zwei Fahrzeugen abs
die nordweftliche Ducchfahrt zu entdecken. An der Spipe von Groͤnland
et dor dem Eife nicht landen. Er wandte fich daher nordweſtlich, und er⸗
inter 64° 15 N, Br. in Nordoften ein mit grünenden Infeln umgebenes
defien Eimpohner ihm zu erfennen gaben, daß im Norden und Weften ein
\ fl. Unter 66° 40 N. Br. erreichte er ein Land, das ganz von Eis
Wr, und an deffen Hüfte er bis zur ſuͤdlichſten Spige, die er das Vorgebirge
d Erkarmeng nannte, hinfuhr. Er kam darauf in eine 20 Stunden’ breite
Berras, von er eine Durchfahrt vermuthete. Da ihn aber widrige Winde hin⸗
kehrte er nach England zuruͤck. Jene Meerenge hat nachher feinen Namen
And behalten. Davis machte noch zwei Reifen in gleicher Abficht,
WE aber jhehmal durch das Eis an der Erreichung feines Zwedts, burch deſſen
9 Baffin fpäter fo berühmt machte, gehindert. 1605 ward er in
Fon von jepanifchen Seeräubern getödtet.
Da vouſt (Louis Nicolas), Herzog von Auerſtaͤdt und Fuͤrſt von Eckmuͤhl,
RNearſchal ſeit 1819 Pair von Frankreich, geb. 1770 zu Annou im ehema⸗
aus einer angeſehenen Familie, ſtudirte zu gleicher Zeit mit Bo⸗
BEpech auf der Militairſchule zu Brienne, 1785 war D. Unterlieutenant im Ca⸗
Royal Chainpagne, 1790 Chef des dritten Freiwilligenbataillons
ber Er zeichnete fi) unter Dumouriez in den Schlachten von Jemappe
ah Borrainden durch Fühne Tapferkeit aus. Als Dumouriez nad) der Schlacht
von Lerwizden mit Koburg unterhandelte, entwarf Davouft das kuͤhne Unterneh:
Wan Fhes Erftern, in der Mitte feiner Armee, zu bemächtigen, und es fehlte
wa Der es ausführte., Sm Juni 1793 ward er zum General ernannt, aber
Buch Bad Decaer, das alle ehemalige Adelige außer Thaͤtigkeit fegte, genöthigt,
g zu nehmen. Der neunte Thermidor riefihn wieder zu den Fah⸗
am, mir Moſelarmee bei ber Belagerung von Luxemburg, dann unter Picyegru
mee; er ward in Manheim gefangen, aber bald ausgewechfelt,
un) Knete fi bei dem Rheinübergange 1797 durch kluge Anführung ſowol als
hard perfönlihe Zapferkeit aus. In den italienifchen Feldzuͤgen unter Bonaparte
"fitteife fein Eifer an dieſen mit unauflöslichen Banden. Er begleitete ihn nach
IGupten, jeihnete ſich auch hier durd) Muth und Kühnheit aus (er mar es, der
sh dm Treffen von Abukir das Dorf angriff und eroberte), und [chiffte fich nad
sbemention von El = Arifch mit Defaig in Alerandrien ein, um nad) Frankreich
tichutehten. Sie erblicten (hen die Hierifchen Infeln, ale fie von einer eng:
va öregatte aufgebracht, und nad Pivorno zum Admiral Keith geführt wurden.
er behandelte fie als Kriegsgefangene, und erſt nad) einem Monate erhielten
ie Etlaubniñ zur Abreife nad) Zoulen. Bonaparte ernannte D. zum Divi⸗
jeneral, und übertrug ihm den Oberbefehl der Cavalerie der italienifchen Ars
Nach der Schlacht von Marengo ward er zum Chef der Grenadiere der con⸗
hen Garden ernannt, bie in diefer Schlacht den Namen der Granitfäulen
en hatten. Nach der Thronbeftrigung Napoleons (1804) zum Reichsmar⸗
nd Großkreuz der Ehrenlegion, auch Generaloberſt der kaiſ. Srenadiergarde erz
gehörte D. ſowie einige Andre, als Mortier, Beffieres, Soult, zu Denen,
je Würde nicht fowol ihrem Range in der Armee als der Gunft des Kaifers
ser unwandelbaren Anhänglicjkeit an feine Perfon zu verdanken hatten. In
ldzuge von 1805 rechtfertigte er f. Erhebung, namentlich in der Schladht
Herlig, wo cr den echten Flügel des Heers befchligte. Nach dem pres:
Frieden blieb er mit feinem Sorps in Deutfchland ſtehen. Der im Oct.
72° Davy .
1806 ausgebrochene Krieg mit Preußen verfegte daſſelbe nach Sachſen, c
Schlachtfeld bei Auerftädt, wo er mit dem rechten Flügel des Heers fo viel
ſcheidung des Tages beitrug, Da er bie vom Schlachtfelde bei Jena ganz ge
Schlacht von Auerftädt durch feine geſchickten Maßregeln allein gewann ,
nannte ihn Napoleon nad) dem Frieden von Tilſit zum Herzog von Au
Er blieb in Warſchau, ging dann nad) Breslau, und warb, da bie große
aufgelöft wurde, zum Oberbefehlöhaber der Rheinarmee erhoben. Bei bei
derausbruche des Kriegs mit Öftreich, 1809, waren feine Maͤrſche durch bi
pfalz an die Donau und die Tage von Regensburg eine fehr gefährliche A
Er hatte wefentlihen Antheil an dem Siege bei Eckmuͤhl. An der Schle
Afpern konnte nur eine feiner 4 Divifionen Antheil nehmen, beren Genera
‚Hilaice, mit dem größten Theile feiner Truppen an dem linken Donauufer ı
In der Schlacht von Wagram befehligte D. den rechten Flügel, deffen Be
gen hauptfoͤchlich den Rüdzug ber Öftreicher bewirkten. Nady dem Fri
bob ihn Napoleon zum Fürften von Eckmuͤhl, und 1811 zum Generalgou
der hanfeat. Depart. Am 20. Nov. ließ erden Rath Be der (f.d.) in Got
heben. In Rufland 1812 erlitt er mit feiner Heerdivifion, aufdem F
von Moskau, eine Niederlage, Im März 1813 fprengte er die Eibbrl
Meißen und Dresden; im Sommer d. J. ruͤckte er mit 50,000 M. Fi
und Dänen in Medienburg, fo geringe Streitkräfte ihm auch entgegen
nur bis Schwerin, Wallmoben gegenüber, vor, zog fid) aber bald hinter?
denig zuruck. Es war für Hamburg (f. b.) und die hanfeatifchen Der
Unglüd, daß er, obgleich Generalgouverneur derfelben, die Erhaltung di
taic über alle Beachtung der großen Leiden jener Diſtricte und befonder
burgs fegte; doch wurde er don ber zahlreichen Belagerungsarmee nicht
drängt, verlor indeß während der Belagerung an Wunden und Krankh⸗
11,00M, Aus feiner Vertheidigungsfchrift, die er 1814 in Paris eı
ließ, erfieht man, daß die graufame Behandlung der befegten Stadt kein
ſuchung wider ihn veranlaßt hatte. & blieb damals unangeftellt. Nach d
keht Napoleons nad) Paris (um März 1815) ward er zum Kriegeminifter
AS die Verbiindeten, nach dem Siege bei Waterloo, gegen: Paris vo
we (Guillaume u. Suillaume Francois) Decandolle 73
he Berfuche von höherer Bedeutung vornehmen, durch die er bald al& einer
ffimigften Chemiker befannt wurde. Auch feine Vorlefungen hatten ben
Beifall. Die mehrften feiner Schriften find ins Deutfche überfegt. 1815
ach Paris, lebte einige Jahre in Frankreich und Italien, und verfuchte
u Reapel vergeblich, herculanifche Rollen zu entwideln. Im Sommer
fe D. nach Norwegen, um wiffenfchaftliche Forſchungen anzuftellen, wo⸗
We Ndmiralitaͤt ein Dampfſchiff zu feiner Verfügung ſtellte. Er überzeugte
vach von dem glüdlichen Erfolge feines Verfahrens, das Befchlagen der
su Kupfer durch Anbringung des Eifene in gewiſſer Quantität für längere
rufen. Zugleich wurden unter ſ. Anleitung durch dyronometrifche Bes
iagen die trigonometr. Meffungen von Dänemark und Hanover mit der
un England verknüpft.
debure (Guillaume, und Öufillaumegrangoib), zwei Vettern,
minder Geſchichte der Bibliographie. Jener, der Ältere, beforgte die erfte
Li Kataloge der trefflichen Bibliothek des Herzogs de la Valliere (1783,
t) Diefer, ein parifer Buchhändler, geb. 1731 und geft. 1782, brach der
napbie eine neue Bahn, indem er, in f. „Bibliographie instructive, ou
ide la connaissance des livres rares et singuliers“* (Paris 1763 — 68,
th us Syſtem aufftellte, was bisher bloß Werk eines geroiffen Taktes gewes
w Nur Verblendung konnte, durch Zufammenftellung mit den bibliogras
Böntihritten fpiiterer Zeiten, das Verdienft dieſes Mannes herabwürdigen‘
Wer, trog des Tadels, den Le Mercier und A. dagegen erhoben (vol.
4 Bihliograph. Lexikon“, Bd. I, S. 452), immer als eines der vorzliglichften
wahifhen Hülfgmittel gefhägt wurde. Unter ſ. übrigen Werken ift zu ers
: „Supplement & la bibliographie instructive, ou catalogue des li-
Auabinet deM. Gaignat‘* (Paris 1769, 2 Bde). Zu beiden Werken
kle von Nee de la Rochelle als 10. Bd. herausgegeb. „Table destinde &
£hrecherche des Jivres anonymes etc.“*, die 1782 erfchien. Auch Des
Böhne, als Debure Frères in der Buchhaͤndlerwelt ruͤhmlich bekannt, haben
I! Bihliographen 1817 durch die Herausgabe des Kataloge über die reiche
Kate Bibliothek des Grafen Mac⸗Carthy Reagh ausgezeichnet.
ſecan (decanus), Dehant, Dechent (unterfchieden von Diako⸗
R Titel, welchen fonft mehre Beamte geführt haben, denen in ihrem Wir:
fe einige Perfonen (der Ableitung nad) zehn) untergeben find; fo in dem
hen Rechte eine Unterobrigkeit, deren Bezirk eine Decanie genannt
In den geiftlihen Collegien und auf den Univerfitäten ift der Titel des
noch üblich. Namentlich bezeichnet da® Decanat die Würde eines Obern
jio der Cardinaͤle, in den Collegien der Chorherren und Geiftlichen, in den
und Collegiatkirchen (wo der Dechant, entweder der erfte, oder dem
mtergeordnet ift), — daher Domdechant. Auf den Univerfitäten find
bie Directoren der vier Facultäten, deren Würde und Amt gewoͤhnlich uns
Ritgliedern oder Beiſitzern derfelben abwechfelt. Daher auch die Dechanel
i), d. i. die Güter und Gebäude zum Unterhalte eines geiftlichen Dechan⸗
yfein Kirchſprengel, oft nur feine Wohnung.
ecandolle (Auauftin Pyrame), einer der erften Pflanzentenner in
get. 1778 zu Genf, ftammt aus einer Familie, die ſchon im 16, Jahrh.
elehrten Welt einen Namen hatte, Er war Lehrer der Botanik zu Monts-
vo erden Pflanzengarten in den blühenden Zuftand brachte, der diefe An⸗
zzeichnet. Seine Neider benutzten den Umfland, daß er nad) Napoleons
evon Eiba feirie Stelle behalten hatte, um ihn der Regierung verdächtig zu
und ermwedten fo viele Verfolgungen gegen ihn, daß er feine Entlaffung
Seine Vaterjtadt legte 1816 einen neuen Pflangengarten an, worüber
78 Decatiren Decazes
ffe ihm die Aufficht anvertraute, und um ihn für immer zu gewinnen, |
einen Lehrſtuhl für die Dflanzenkunde. Decandolle ging jedoch vorher nach,
pellier zuruͤck, um feine unterbrochenen Vorlefungen zu endigen, und bie Bi
zung, womit feine Schäfer ihn empfingen, entſchaͤdigte ihm reichlich für den
druß, ben ihm die Ultens gemacht hatten. Seine 1813 erfchienene Grund
der Botanik („Theorie eleinentaire de botanique‘‘) ift in Roͤners Be |
auch unter ung als eine vorzügliche Anleitung zur Pflanzenkunde bekannt.
f. übrigen Schriften find ausgezeichnet: „‚Plautarum succulentarum hist
(jeit 1799, 4 Bde. Fol. und 4.) mit Abbild. von Nedoute; „Astra;
(1803, Fol. und S), gleichfalls mit Abbild, ; „‚Flore frangaise‘“ (1809
6 Bbe.), woran Lamarque Antheil hatte; „„Catalogus plantarum —
Montpelliensis“, 1813. über die Theorie des Lichts hat er einige
mungen befannt gemad)t, die durch neue Beobachtungen beftätigt wurben, "2
Decatiren, Dampftrumpfen, ein in Frankreich erfundenes tedimil
Verfahren, dur) welches man das Tuch, nachdem es völlig zubereitet Ift und)
ſcharfe Preffe erhalten hat, der Einwirkung von Wafferdämpfen ausfegt.
gefchieht auf einem ſtark geheizten Ofen mit einer eifernen Platte, die mit
groben Tühern Belegt wird, auf welche das aufgeftapelte, in regelmäßigen
in ‚einem Rahmen feft zufammengefaßte Tuch zu liegen fommt, um von
den feuchten Unterlagen ſich entwidelnden heißen Daͤmpfen durchzogen zur
Das Tuch wird dadurch wie beim Krumpfen dichter, erhilt,aber einen ba,
Glanz, da der bisherige Prefglanz nur wmecht war. M. f. die „Verhan
des Vereing 3. Beförder, des Gewerbfleißes in Preußen”, Aug. 1825. J
Decazes (Elle), Herzog, Pair von Frankreich, Hey. von Gluͤck
Dänemark, geb, zu St. » Martin = en = Luxe bei Libourne 1780, ſtammt auf)
1595 von Heinrich IV. geadelten Familie, und ſtudirte die Nechte im Ci
Vendöme, Unter Bonaparte'3 Negierung trat er als Rath in die Di
Königs von Holland und feiner Mutter, wurde dann Richter beim Tribunale;
Zuftanz in Paris, und 1810 Rath des Appeliationsgerichts daſelbſt. M
naparte'8 Ruͤckkehr von Elba erklärte er fich fo feft für Ludwig AVIIL. ud:
ben Urfurpator, daß er 40 Meilen von bier verbannt wurde. Im Schoß
76 Decazes
ex ſich wieder theils der Hofpartei, theils ber rechten Seite, und fuchte
Entwidelung ber liberalen Inftitutionen Einhalt zu thun. Diefes
zwifchen conftitutionellen und rein monarchiſchen Anfichten, was man,
früher geſchehen war, fein Schaufelfpftem (Bascule) nannte, regte mid
die ultraliberale Oppofition gegen ihn auf, ſondern entzweite ihn fogar m
folgerecht conftitutionelf-gefinnten Miniftern Defolles, Gouvion = St,=/
Louis, Sie widerfegten ſich naͤmlich jeder von Decazes in Vorfchlag gel
Abänderung des Wahlgefeßes, und nahmen endlich, als fie fich Uberftimm
ihre Entlaffung. Aber aud) das neue, vom König am 19, Nov, 1819
Minifterium, in welchem Pasquier, Latour» Maubourg und Roy bie
Stellen erhielten und Decazes den Vorfig führte, Eonnte ſich Uber die zu
Abänderungen des bisherigen Spftems nicht vereinigen, Deferre
neues Wahlgefeg, wobei Decazesszwar bie Einführung von oberen Mahled
zugab; jedoch den Wählern feine doppelte Stimme einräumen wollte)
Wahlgefes.) Auch die beiden andern Geſetzentwuͤrfe, wegen ber
wegen ber Verhaftung von Unuhftiftern, fanden im Minifterrathe nicht
Seite und des Centrums. Die Liberalen endlich waren ohnehin bamit gang
ten Beifall; noch größer war der Widerfpruch bei mehren Mitgliedern
zufrieden. Da geſchah es, daß ein ſchreckliches Verbrechen, bie Erm
Herzogev. Berry (f.d.)am 13. Febr. 1820, den leidenfhaftlichen Ha
ropaliften gegen Decazes, als den Befchliger der liberalen Ideen, die
Urfache jenes Frevels hielten, bis zur Wuth entflammte, ſodaß ber
Clauſel de Couſſergues den Minifter öffentlicy der Mitfehuld an der Exı
Prinzen anklagte. Weil nun Decazes einfah, daf der von ihm am 1:
Kammern vorgelegte dreifache Gefegentwurf den Erwartungen feiner
ſprach, und er überdies noch wahrnahm, daf auch die fönigliche Familie
nige feine Entlaffung verlangte, fo nahm der von den Liberalen veriaſſe
Ultras auf das. heftigfte angegriffene und durch die ſchaͤndlichſte Verla
erſchutterte Minkfter am 18. Febr, feine Entlaffung, und ſchlug den
Richelien zu feinem Nacyfolger vor, Der König genehmigte dies am
doch erhob er, zum Beweiſe feiner Zufriedenheit, den Grafen Decazed
Decemvire Dechiffrirkunſt 77
J Acqzzes, worauf ſich Letzterer an Pasquier wandte, und von dieſem erfuhr,
Ie franz. Geſandten in Laibach, ohne Pasquier's Wiſſen, beſondere Verhal⸗
iefe erhalten hatten. — Während des Herzogs Aufenthalt in Paris
e die Liberale Partei, ihn mit Talleyrand zu vereinigen, um das Minifterium
ren; allein fie konnte ihre Abſicht nicht erreichen, denn Decazes ftand mit
m und Deferre in gutem Vernehmen. Doch hatte der Herzog öfter Unters
un mit dem Könige, womit indeß die im Aug. 1821 erfolgte Entlaffung der
m Ruifter ohne Portefeuille, Gorbiere und Villele, in keiner Verbindung ges
a haben fcheint. Decazes fuchte vielmehr um feine Entlaffung von dem
Waftspoften an, und zog fich fchon im Julius auf feine Güter zuruͤck, wo
hit der Landwirthfchaft befchäftigte, deren verbefferter Zuftand im Depart.
X gtoͤßtentheils ſein Verdienſt iſt; auch dankt ihm Libourne die Errich⸗
por Geſellſchaft für den Aderbau, eines Mufeums, einer Scyule des wech»
m Unterrichts, eines Geftüts u.f. mw. Waͤhrend er fo ganz als Landwirth
—* in Paris die Miniſterialveraͤnderung vom 4. Dec. 1821, welche
de Triumph der Partei von Villèle über die Anhaͤnger von Decazes anges
waden kann. Bald darauf wurde an des Herzogs Stelle der Bicomte de
ttaubriand (f. d.) zum Botfchafter in London ernannt. Endlich Eehrte
J in den legten Tagen des Febr. 1822 nad Paris zurüd, wo bie Sigung
von 1821 noch fortdauerte. Doc) nahm er an den Verhandlungen
ammer Über das Preßgefeg, welches er und feine Freunde mifbilligten,
f Immittelbaren Antheil. Mur einmal ſprach er gegen den Suftizminifter,
für feinen Steund, den Hrn. von Lally⸗Tolendal, um einen Vorwurf
Neben abzumehren. — So lange Ludwig XVII. lebie, war die Deca⸗
Ag Partei, Deren Organ bas „„Journalde Paris‘ war, von den Royaliſten, ins⸗
avenden Anhängern ded gegenwärtigen Finanzminiſters von Villele, ebenfo .
— In der Pairskammer gehoͤren zu derſelben die Herren Ba⸗
ke keſtang, von Lally⸗Tolendal, Barante und Mole, in der Deputirten⸗
8 aber die meiften Doctrinairs und viele Mitglieder der linken Seite. Da
Inder legten Zeit auch der Fuͤrſt Zalleyrand ſich an die Doctrinaire zur Linken
‚f glaubte man, daß endlich eine Vereinigung zwiſchen Decazes und
d zu Stande kommen könnte, wobei der Erminifter Pasquier ald Vers
| R genannt wurde; allein bei dem perfönlichen Vertrauen, welches der König
d feinem ehemaligen Premierminifter fchenfte, that ber kluge Decazes
a Schritt, der Ehrgeiz verrathen, ober ihn auf die Seite ber Oppofition ziehen
— As Staatsmann befigt Decazes weder die Tiefe der Gedanken eines
noch) die Beredtſamkeit eines Deferre. Seine Reben enthielten immer
ae Stellen ; allein fie zeigten voeder das Zalent, in die Verhandlungen eins
noch die Sreimüthigkeit i in Gedanken und Ausdrud, welche Deferre
Übrigens ift Decazes ein Mann von vielem Verftand, der auch im Um⸗
pe liebenswuͤrdigſten Formen hat, ſodaß fchon fein Äußeres für ihn einnimmt,
h Heibt ihm das unbeftrittene Verdienſt des redlichen Wollens und der Treue
yaden König. — Dal. „Beitgenoffen”, Heft XIX. 20,
‚Decemvire, f. Appius Claudius Craffinus,
Dechiffrirkunſt, die Kunft, den Inhalt einer geheimen, mit verab-
Kia Zeichen (oft Ziffern, daher Dechiffrirkunft) gefchriebenen Schrift zu entraͤth⸗
Bor allen Dingen muß man die Selbftlauter auffuchen, Diefes gefchieht
Pigende Art: 1) Man zieht alle zweibuchſtabige Worte aus der geheimen
Kit heraus und ſchreibt ſie vor ſich hin. Hernach ſucht man auch die Worte,
k am Ende der einen und am Anfange der andern Zeile alfo getheilt find, daß
het der Zeile nur die zwei erften Buchftaben des Worte ſtehen; denn einer da⸗
muß nothwendig ein Vocal fein. Hierauf nimmt man die fünf Buchftaben
78 Dechiffrirkunſt
heraus, welche am meiſten vorkommen. 2) Man pruͤft dieſe fünf Bi
und verſucht, ob auch im jedem Worte der geheimen Schrift einer ober
vorfomme. Findet ſich ein Wort, in welchem Eeiner davon angitreffan [17
man die rechten Vocale noch nicht gefunden, und fucht aufs neue. Hatma
lich die Vocale gefunden, fo muß man 3) diefelben unterfcheiden. Weil ber
E im Drutfchen der gemeinfte iſt, fo fieht man zu, welcher Buchftabe fich Im]
heimen Sch eiften fehen läßt, wenn man vermuthen kann,
beutfch ift; diefer if gewiß E. 4) Die Buchſtaben X, C,H, S,R,W,
erden im Deutfchen durch bie kurzen Wörter an, auch, das, mir, ihm,
die Buchftaben 3, N, U, D, durch die Wörter ein, um, und, ausgeforie
übrigen find in der beutfchen Sprache noch folgende Eigenſchaften der
in Acht zu nehmen, A allein wird im Anfangs eines Worts doppelt gef
ſteht nie Im Anfange eines zweibuchftabigen Wortes, und fommt mitten
nur felten doppelt dor. Ckommt in Einem Worte von zwei Buchftaken
in keinem deutfchen Worte dreimal, folgt niemals auf einen doppelten
ausgenommen in bem Worte Iſaac, und. fteht nicht zu Ende eines Mortd, 4
einigen Nennwoͤrtern. D Eommt nie. dreimal in einem Worte vor, gehe)
einem Doppelbuchſtaben her, und ſteht in feinem Worte von zwei Bu
tenan, außer in dem Morte oͤd. E ſteht nie ju.Ende eines Worte von j
ftaben, als in dem Worte je, und dem Ausrufe He, wird niemals im
auch nicht zwifchen einerlei Buchftaben, doppelt gefunden. gebt vor Ei
pelten ber. © ift in Einem Worte von zwei Buchftaben. D ift chenfi
nem Worte von zwei Buchftaben anzutreffen, außer in dem Ausrufe Ha, Der
in keinem Worte doppelt, K ebenfalls nicht, iſt auch nie der zweite Wuch]
Worts, und-in keinem Worte von zwei Buchftaben zu finden. L findet
nem zweibuchftabigen Worte; zwiſchen zwei & fteht ferner fein boppelter
M fängt kein Wort mit zwei Buchftaben an, ſteht in keinem dreibuchftaßl
in der Mitte, außer: in Amt und Ems, kommt in menig einfachen.
Mat vor, es ftehe denn doppelt beifammen, kann nicht zu Anfange q
eines Worts ftchen, in. welchem der andre und britte Buchftabe vom X
Ende einerlei find, zwifchen zwei M kann kein doppelter Buchftabe
De:imalmaß Declme 79
andre sd dritte Buchſtabe einerlei find, außer In einigen mit un zuſam⸗
en Wörtern, ald unnuͤtz u. f. w., und wird in feinem Worte verboppelt,
Genugthuung. V findet fi faft nur in den Sylben ver, vor ıc., am
nur in Sklav und Guſtav, und hat nie einen Confonanten unmittelbar
. W kommt in keinem zweibuchflabigen Worte vor, außer in mo, ſteht
Worte von drei Buchftaben in der Mitte außer in zwo, und geht vor kei⸗
xlten Buchſtaben ber, außer in zween. X fleht in feinem Morte von -
Haben und kommt, außer in einigen Nennmörtern, nie zum Anfange
«ts vor. D fängt faft kein Wort an, fleht auch in keinem zwei s oder
m Worte voran, außer in Yfop. 3 kommt in keinem zweibuchſtabigen
rw, als in zu, ift in keinem Morte der andre Buchftabe, außer in Gar,
at in feinem Worte drei Mal vor. Übrigens ift diefe Kunft nur auf folche,
ımene Geheimfchriften anwendbar, in denen man fic) darauf befchräntt,
Raben des Alphabets durch andre Übereinkünftliche Zeichen oder Zahlen
m, und deren Entzifferung feinen bedeutenden Echwierigfeiten unterwors
Dagegen aber fcheitert alle Kunft an denjenigen Geheimfchriften, welchen
sterbücher zum Grunde gelegt werden, worin jedes Wort, oder auch wol
ge, mit einer Zahl bezeichnet find, und wobei man noch die Vorficht ans
1) die alphabetifd) gefegten Wörter nicht nach der Reihe, mit 1, 2, 3
ſondern möglichft unregelmäßig zu beziffern, und 2) fogenannte Non⸗Va⸗
.P. ungültige Zahlen, oder Zahlen, denen feine Wörter beigegeben find,
em Chiffriren den Valeurs, oder gültigen Zahlen untermiſcht werben, gu
inehmen. Kaft völlig unnüs iſt diefe Ältere Dechiffrirkunſt durch die neuere
Shifften zu fchreiben geworden, wobei nach einer ſehr einfachen Regel,
winbiich mittheilen und im Gedächtniffe bewahren läßt, doch die Zeichen
Bedaben ftet3 wechfein. Dies ift die, wo nicht allgemein, body bei fehr
Wen gebräuchliche Chiffre quarre oder Chiffre indechiffrable. (©.
wfdrift.)
echmal maß, die Eintheilung der zum Maß angenommenen Einheit
fathen 2c.) in 10 gleiche Theile; auc hat man verfucht, den Quadranten
Heß in Decimaltheile abzutheilen. In diefem Fall wird der 10, Theil
ben Dundranten ein Decimalgrad genannt. Die franz. Mathematiker
ber erfi den 100. Theil eines Quadranten einen Decimalgrad, und den
il eines folchen Grades eine Decimalminute.
cimalrechnung, eine Redhnungsart, in der man keine andern
ebraucht als zehntheilige, hunderttheilige, taufendtheilige u. f. w., die
r Derimalbrüdhe nennt. Joh. Regiomontanus bediente ſich ihrer zuerft
Zinustabellen. Sie gewährt große Vortheite und Erleichterungen. Da
mferer Art, die Zahlen gu fchreiben, die Stelle den Werth der Ziffern bes
daß jedesmal bie Ziffer zur Linken zehn Mal mehr gilt, als die.nächfte
n und umgelehrt, fo gibt bei ben Decimalbrüchen, die als eine Ausdeh⸗
Decimalfnftems in dem Sinne, wie es im Art. Zahlenſyſtem dar
rd, betrachtet werden können, ebenfalls die bloße Stelle des Zaͤhlers den
re den Menner des Bruchs an, fodaß man denfelben nicht hinzufegen
nan trennt die Ganzen von dem Decimalbruche durch ein Komma, ſodaß
ma, zwiſchen mehren Zahlen befindlich, das charateriftifche Zeichen ei⸗
albruchs if. 3.%. 5,36 heift 5 Ganze 3 Zehntel 6 Hundertel oder
tet, 5,009 heißt 5 Ganze und 9 Taufendtel u. f. w.
imalfyftem, f. Zahlenſyſtem.
ime, 1) eine franz. Münze, ein Zehntheil eines Franken, etwa zwei
‚ alter Münze; 2) in der Muſik der zehnte Ton (eigentlidy der neunte,
m, vom welchem man ausgeht, pflegt in der Muſik mitgezähtt zu wer⸗
50 Decimiren Dede
den
Ra, So einem beliebigen Grundton ausgerechnet, oder das Internal! me
ur Srrz ander folgende Etufen und folgende zehn Töne begreift, wenn m
ur Toren Töne, melde das Intervall anfangen und fchliefen, r
MEIST re die Decime die Terz der Octave, oder die Octave ber Terz eine
Sem Dre, und kann auch fo verfchicden gebraucht werden. — Deci
RI Moiteine gigur von 10 Noten, welche 8 von gleihem Werth gi
un Decimiren, 1) den Zehnten (den Decem), d. i. eine Angabe in
*
d ⁊V .en erdeben. Dieſe Erhebung oder Entrichtung heißt Decima
I Frroszweien bedeutet Decimation die Aushebung des 10. Ma
== 3% rt Wogimente, durchs Loos, um ihn hinrichten zu faffen. 3
„2.22 sur Beftrafung einer Mannfchaft, welche ein Verbrechen gegen |
z rim 3. B. revoltirt bat. Schon früh kommt diefe Strafe bei
Deciſion, überhaupt Entfcheidung, fie fei richterlich ober ge
—_Irr ZH’ werden befonders eine Reihe gefeggebender Befttimmungen f
eu: me t6ol über zweifelhafte Rechtsfragen ertheilt wurden (die 91 älter
stur nme l746wicder 40 folder Entfcheidungen gegeben wurden (neue
rer... Decifum nennt man eine richterliche Entfcheidung ohne Grün
=r erben und minderwichtigen Sachen ertheift oder eingeholt wird. —.
srocwedend B, Decifivrefcript. Der Ausdrud Decifivftimn
Jerrsivum bateineboppelte Bedeutung; a) ift es eine folche, welche bei der
22 Mescheit der Stimmen mitgezählt wird, und fteht alsdann der biof
er v. oonsultativum) entgegen; b) ift es das Recht bei Stimmengl
S-eiaerung gu geben, welches meift dem Vorfigenden eines Collegium
27 serweren auch den Meferenten, zumeilen wird die mildere Meinung ve
ua Xdei iſt noch ein Unterfchied. In einigen Verfaffungen darf der
2 mitſtimmen und gibt nur bei eintretender Stimmengleichheit
no, md andern mird feine Stimme mitgezählt, und wenn nun
sage versanden iſt, fo gilt, um einen Befchluß zu Stande zu krin
Ne rvelcppit
Deeius (Publius) Mus, ein edler Mömer, der fih als C
STer.ns Terauatud 340 v. Chr., in einer Schlacht gegen die Lateine
we Isse weibte; welchem Beifpiele fpäter audy fein Sohn und fein Ent
Qt Weihungen (devotiones) waren zu jener Zeit, wo Vater
3.3 Iroramiakelt die Herzen begeifterten, nicht ungewöhnlich, und gefi
ed Rererlichleit, Indem der fich felbft Opfernde, nad) Vollentung a
er Gedraͤuche, im fchönften Waffenſchmuck fich unter die Feinde fl
de Serien gu zeigen, wie ein Tapferer für fein Baterfand fterben müffı
sind Dierk auch ein rom, Kaifer (reg. nach Chr. 249 bis Dec. 251), ı
En. hen verfolgte und in einer blutigen Schlacht in Moͤſien gegen die C
were dere umkam.
Dede, Dedengemälde, Dedenftädl, Plafond. D
man den Theil eined Zimmers oder Saales, der felbige von oben fchli
werchtalich iſt fie wagerecht, Öfters auch gewoͤlbt. Wir betrachten hier nı
a derfelben. Die gewöhnlichfte ift, daß von den Enden und dem
xeennninde bis hinan zur Dede eine Hohlkehle gemacht, und wo dieſe
jr Over mit einigen Gliedern eingefaßt wird. Soll ber innere Raum
dentalls verziert werben, fo wird er öfter in Selber abgetheilt (Felderde
u wird nie Laubwerk, Blumenzügen und Arabesken verziert, entweder a
Exuxxaturarbeit), ober bloß gemalt. Ofter aber iſt e8 auch cin wirt
Rn, womit die Decke verziert ift (Deckenſtuͤck, Deckengemaͤlde). Wi
aa der ganzen Malerei nichts ſchwieriger ift, als Stüde diefer Art, fo i
&
8 Declamation
Beiten bes alten Roms und Griechenlands ftand die Redekunſt in fo hohem A
daß in den griechifchen Freiſtaaten Niemand leicht zu hohen Ehrenftellen emı
gen konnte , ber nicht ein guter Redner war; denn die Rednerbuͤhne war
der Ort, wo ſich der Republifaner bewährte. Daher wurde fie zu den Ha
den der Erziehung gerechnet. Von der Muſik, welche im Sinne der Alten ı
lic) Dasjenige umfaßte, was Überhaupt den hohen Sinn für das Echöne ı
üben und ſchaͤrfen lehrte, war ein wichtiger Theil bie Declamation, mit wel
Mimik verbunden war. Für die Lehre diefer Wiffen’chaft hatten die Alter
Kianggefchlechter und eigne Zeichen zur Betonung dir Spiben, eine Art und
über den Zert geſchriebener Noten, oder vielmehr eine Art von Kabulatur,
durch die verfhiedenen Richtungen und Wendungen der Buchflaben dieſe Ku
fehlechter und Zöne angegeben wurden. So wenig Zuverläffiges num aba
über den eigentlihen Umfang und das Verhältniß diefer Töne bis auf unferef
gekommen ift, fo bleibt doch wol fo viel ausgemacht, daß, auch bei wirklich we
denen beftimmtern Nachrichten, eine allzu ſtrenge Nachahmung der Mufitt
aus fehlerhaft, und die Declamatorik, ſowie fic die griedyifche Sprache und a
malige Zeitalter foderten und das griechiſche Obr liebte, fehr wenig zu
Sprache, zu unferm Zeitalter und zu unferm Ohre paffen möchte. Der
der Redner des Alterthums näherte fih mehr dem Gefange oder unferm
Recitativ. Mährend des Vortrags lieh der Redner gewöhnlich einen And
ter ſich treten, der ihm auf einem muſikaliſchen Infteumente von Zeit zu
Grundton und die vorzüglichften Abweichungen der Töne angab. Aufl
begleitete der Aulos bie Declamation auf der Bühne (vgl. Chor); in den
zichten von den römifchen Luftfpielen finden wir, daß fie mit Tibiis dexteh
‚sinistris begleitet waren, wobei auch zugleich Derjenige mit genannt wurde, 1
die modos, die Compofition und Melodie, machte. i der Declamatichll
Alles auf den verfchiedenen Tonarten oder Grundtönen, den mandjertei Bid
und Bewegungen ber Stimme und den Aecenten. Der Charakter des AR
mirenden Stüds beftimmt die Wahl des Grumdtons, und fir diefe verfil
Grundtöne nehmen Einige feit Schocher (einem bekannten Behrer der Deut
der in Naumburg geftorben ift) eine oratorifche Scala an, welche die verfiid
8 Decrefcendo Decretalen
örtliche Taͤuſchung hervorbringen zu koͤnnen; babei muß er bie Wirkung bı
namentlich bes ampenlichtes, und die Ränge ber auftretenden Figuren rid:
rechnen verftehen. Daher auch bie vortrefflichften Decorationen beim T
kaum anzufehen find. Im Allgemeinen möchten diejenigen Decorationen
mäßigften fein, welche mehr andeutend ald ausgeführt find, und die Aufm
des Zuſchauers, dem etwas Phantafie wol zuzumuthen ift, nicht von di
face, d. i. den handelnden Perfonen, ableiten. Schinkel’ und Gropius’
gen in diefem Sache find allgemein anerkannt. Des braunfchroeig. Thea
Febr. Beuther’6 „Decorationen für die Schaubtihne” (1 Liefer. Braunſch
m. Kpfen. Querfol.) enthalten ein verftändiges Vorwort üb. Theaterm
gelungene Muſterblaͤtter.
Decrefcendo, ein italieniſcher Kunftausbrud in ber Mufil, t
der Töne andeutend.
Decrer, überhaupt eine Entfcheidung, obrigkeitliche Verordnun
den Gerichten ift Decret im engern Sinne eine Verfügung, welche auf einfe
ſuchen der Parteien ergeht, und der Entſcheidung nad) rechtiichem Gel
Theile, dem Beſcheld (Erkenntniß, Sentenz, Urtheil) entgegengefegt.
cret in biefem Sinne wird nicht rechtskraͤftig und es find Dagegen alfo auch
Rechtsmittel weder nöthig noch zuläffig, wol aber einfache Beſchwerden
Ertrajubicialappellationen) nad) den Umftänden bei den höhern Gerichter
den vorgefegten Reglerungsbehoͤrden (den Sufkizminifterien, dem Staatsraı
2) Das Decret iſt im Banonifchen Recht die Zufammenftellung dre Altern]
Decretalen, und Concilienſchluͤſſe, weiche der Mönch Gratian im 11. Jah
tigte, das decretum Gratiani. (S. Kanonifhes Rede.) 83) S
folche Befehle der hoͤchſten Staatsgewalt, welche an einzelne Perfonen un
den ergehen, ohne ber Form nach Refolutionen auf Anträge und Bitten
zu fein, als Anftellung6 =, Entlaffungsdecrete u. dgl, 4) Im deutfche
recht wurden bie Exlaffe des Kaifers andie verfammelten Reichsſtaͤnde fı
und zwar Eaiferliche Hofbecrete, wenn fie aus dem Baiferlichen Gabinet a:
incipalcon
Defterdar Degrabation 8
atheils fotche fein, bie ee mit andern gemein bat, theils eigenthuͤmliche. —
finition muß beide angeben, und ift alfo eine ſolche Erklärung eines Bo⸗
Ihe die Gattung, unter welcher derfelbe ſteht, oder das gemeinfchaftliche
Nmerfmal (nota generalis s. genus) und das eigenthümliche Merkm
u Begriff von andern feiner Gattung umterfcheidet (nota apecialis s. diffe-
weihca), genau und deutlich angibt. Hieraus ergeben fidy alle Übrige
ra Definition, zu welcher die Koderung eine# beflimmten Ausdrucks und
Kürze hinzukommen. Sie ift analytifch, wenn ein Begriff durch Die Des
m in feine Merkmale aufgclöft und vollitändig dargeftellt wird, ober ſyn⸗
nenn durch Verbindung geroiffer Merkmale ein deutlicher Begriff erſt er-
h Die bloße Beſchreibung einer Sache unterfcheibet ſich Dadurch von der
%, daß in ihr nur einige Merkmale angegeben werben, die aber noch nicht
hfind, die Sache von alien andern Dingen zu unterfcheiden.
‚fterdar, im osmanifchen Rekhe der Oberauffeher der Finanzen, und
weiter des Reichs; verſchieden von dem Kasnadar « Bafıhi, dem Schag>
3 Sultans für deffen Privatcaffe, |
gen, ein Seitengewehr. Das Schwert (Ritterfchwert, Schlacht⸗
itercheibet fid) vom Degen durch größere Scyuere und Länge, und da⸗
Feb zweifchneidig, und zu Hieb und Stich gleich brauchbar ift, während
tin der Regel am Griff dreifantig ift, eine Schneide hat, und nur zum
t Stich dient. Zwar unterfchidet man Stoß⸗ und Haudegen, doch
anmig im Gebrauch, wie denn auch das Schwert gegeniodrtig nur bei
mon angewandt wird. . Stantödegen find fehr leicht, ter reich bersert
Imur zum Putz. — Der Pallafcı, das Seitengewehr der ſchweren Reis
beit, einſchneidig mit abgerundeter Spige, und.dient daher nur zum
& hat gewoͤhnlich ein großes, die ganze Dand bedeckendes Gefäß, waͤh⸗
den nur ein ſogenanntes Stichblatt hat, und die ehemaligen Schwerter
‚mit der Klinge ein Kreuz bildenden, Querſtab zum Schutze der Hand
Der Säbel, das Seitengewehr ber leichten Reiterei unb des Fußvolks,
Inger, bei diefem kuͤrzer, unterfcheidet fich von dem Pallafch durch feine
» Die fehr ſtark gekruͤmmten tuͤrkiſchen Saͤbel haben das Elgenthuͤm⸗
ie, wie unjere Sicheln, die Schneide innerhalb der Krümmung haben.
n und Nömer führten Eurze, breite Schwerter, gewoͤhnlich von Kupfer,
fie an der rechten Seite, wahrſcheinlich um dadurch in der Handhabung
’ nicht behindert zu werden. Ihnen aͤhnlich find unfere fogenannten
:der Jaͤger.
enfeld (Maria Sufanna Lonfe, Stelin von), Hofdame ber Kurs
der Pfalz Charlotte (geb. Kandgräfin von Heffen), deren Gemahl, Kurf.
(Sohn Friedrichs V. von der Pfalz) fi) nach Verftoßung felner Ge⸗
Sreiin von Degenfeld, mit welcher er lateinifche Kiebesbricte wechfelte,
and antrauen lies (15. April 1657) und fie zur Naugeäfin erhob, Sie
urfürften acht Kinder, und ftarb in der Schwangerfchaft, d. 18. März
e Kurfürft ft. d. 28. Aug. 1830. ©. Felix Joſ. Lipowsky's Schrift:
. Kurf. v. d. Pfalz; und Mar. Suf. Loyfa, Raugräf. v. Degenfeld“
524). — Die Schrift: „Fredegunde, oder Denkwuͤrdigk. 3. geh. Geſch.
HenHofcs“ (Berlin 1825) enthält ebenfalls die Geſchichte diefer Dame.
rando, f. Gerando be. i
'adation, die Entfegung von einer Würde; befonder6 im
die gänzliche Entfegung von dem geiftlichen Amte, von der Eigenfchaft .
den, die Aufhebung der ertheilten Weihe. Geiftliche konnen dem welt⸗
t nicht eher zu crimineller Beſtrafung übergeben werden, bi6 fie degra-
id ſelbſt in der evangelifchen Kirche geht die Degradation vorher. Gie
88 Dehnbarkeit Delanira
wird aberauch für fidh angewendet, um ein unwuͤrbiges Mitglied auszuſtoßen.
geſchieht auf eine feierliche Weife, indem die Amtskleidung dem
Städ vor Stuͤck abgenommen wird. — Indem Kriegsrehtift Degrabatioı
Strafe der Soldaten, durch welche ein Verbrecher von einem höhern zum uk
Grade herabgefegt wird. Sie fand fonft auch bei Officieren (mit verfchi
Geierlichkeiten, nach Maßgabe des veribten Verbrechens), und’ findet im ruf
‚Heere noch jegt ſtatt; bei den deutſchen Deeren ift fie als eine mit der Wirk
Dfficierftandes unvereinbare Strafart abgeſchafft, und ter ein Verbrechen be
das ihn diefer Wuͤrde unfähig macht, twird caffitt. Es koͤnnen daher nur a
officere zu Gemeinen, und zwar nur nach dem Ausfpruche eines Kriege
Standrechts, degradirt werden; im preuß. Deere befteht feit der Einführung
neuen Kriegsartitel (1808) die Einrichtung, daß gemeine Soldaten, welcha
eines entehrenden Verbrechens ſchuldig gemacht, in die zweite Claſſe des Soße
flandes degradirt werben; die zu diefer Claffe gehörenden find des Nationalgelt
verluſtig (auch der Kriegsdenkmuͤnze, wenn fie ſolche befaßen), und es kam
neuen Vergehungen auf Beſtrafung durch Stockſchlaͤge, welche fonft ganyd
ſchafft find, über fie erfannt werden. Im die erfte Elaſſe können fie nur mil
nehmigung des Königs wieder aufgenommen werden, und es ift bazu mwenigl
einjährige tadellofe Aufführung nöthig. 0
Debnbarkelt, diejenige Eigenfchaft der Körper, vermöge weichen!
ihren Theilen verſchledene Lagen gegen einander geben kann, ohne ihren Zufan
bang zu zerftören. Das Gegentheit ift Sprödigkeit. Jene Eigenſcha
befonber6 den Metallen eigen; body befigen fie diefelbe In verfchiebenen Ga
Über die außerordentliche Dehnbarkeit namentlich des Silbers, Goldes ul
Platina findet m. die neucften Erfahrungen und Verſuche in Biot's „Lehel
Erperimentatphpfit” (3. A. deutfch duch Fechner) Lpzg. 1824 fg. 41
8b. 1, S. 10 fg. Außer den Metallen find viele weiche und fläffige Körper, |
manche Harze, die Materie, aus welcher die Spinnen und Nachtfalter, inſecd
die Seidenraupen, ihre Fäden fpinnen u. a. m., bis zu einem erflaunti
dehnbar. Viele Körper erhalten diefe Eigenfchaft erft, wenn fie erhigt uni]
gemacht werden, 3. B. Siegellad und manche Harz: und Gummiartenz Ü
R R f fr
% Deldamea Dekagon
werden, find bevorredhtet, und werden in bie erſte Claſſe geſetzt. Streltigkent
die über dieſe entſtehen, pflegen von einem beſondern Gerichtsſtande, dem Detı
grafen (oberſten Auffeher und Richter in Sachen des Deichbaus) und feinen €
fhmwornen (Deihgefhwornen), die ihm ald Schöppen beigeorbiet find, &
ſchieden zu werden. Bon dieſen Perſonen wird auch von Zeit zu Zeit cine Unterſuchu
des Deichweſens (die De ich ſchau) angeftellt. Ihre Echlüffe heißen die Deie
wache, und die Beichreibung des ganzen Deichs und feiner Theile das Deichbu:
Deidamea (Didameia), ber Lykomedes Tochter, mit weldyer Achis
während feines Aufenthalts auf Skvros, den Pyrrhos und Onites zeugte.
Dei gratia, von Gottes Gnaben, eine Formel, welche regierende H—
ten ihrem Titel beifügen. Der Ausdrud ift aus einem Briefe des Apofteld Pazh
hergenommen, und wurde zuerft von den Geiſtlichen zu ben Zeiten Conftantins d
Großen gebraucht. Zu den Zeiten der Karolinger nahmen ihn auch die welllich
Zürften an. Die hohen Geiftlichen in der Eatholifchen Kirche führten nody ein
Zufag bei: von Gottes und des Apoſtoliſchen Etuhles Gnaben.
Deismus oder Thersmus, das Syſtem, nad) welchem Gott all
oberfte und legte Grund eier Dinge angenommen wird. Das Gegentheif fl
Atheismus ober die Gottesleugnung. Zuweilen fegt man bem Deismus
Dffenbarungsglauben entgegen, und verfteht dann unter einem Deiften —8
weicher zwar an das Dajein und an die Weltregierung Gottes glaubt, aber die
fenbarung verwirft, oder doc) feinen Glauben an Gott und die göttlichen Dia
btoß auf Gründe der Vernunft, nicht auf das Zeugniß der Offenbarung baut. #
diefem Sinne redet man 3. B. von enalifhen Deiften, welche die Offenbarung !
ſtreiten, ziemlich gleichbedeutend mit Naturaliften. Kant unterſchied zwiſch
Drismus und Theisinus fo, daß der erftere zwar eine hoͤchſte und Legte Urfdche al
Dinge, die er Gott nenne, nicht aber ein freies und vernünftiges Weſen ala
Urgrund aller Dinge annehme, der legtere aber das Dafein eines lebendigen Got
eines mit Verftand und Freiheit begabten Weſens, welches ber Schöpfer m
Regierer der Welt fei, behaupet. Diefe Unterſcheidung ift ganz willkicc
und daher von MWenigen angenommen worden. Man kann mit glede
Rechte —— (tat.) und — (rich) — In Indien, dent
92 Delaware Delavigue
ſpectors der Studien, und 1803 waͤhlte ihn die Claffe der mathem. Wiffenfd
zu ihrem beftändigen Seeretair, wogegen er das Generalinfpretorae aufgab.
doch ward er von Napoleon aud) zum Schagmeifter der Univerfität ernannt, 4
erften Sonnentafeln hatte Delambre 1792 geliefert, Ihre Wichtigkeit beftt
ihn, feine Beobachtungen "der Sonne fortzufegen, und fo erfchienen 1806
neuen Tafeln, die feitdem den betreffenden Berechnungen zum Grunde gelegt
ben. Ebenfo arbeitete er f. Tafeln der Trabanten des Jupiter 1817 um,
bereicherte folche mit neuen Beobachtungen, Als er 1807 Lalande im Coll
France erfegte, ward er dadurch) zu einer neuen Unterſuchung aller großen Pra
in der theoretifchen und praktifchen Aſtronomie geführt, aus welchen Unterſuch
fein clafifyer „Traits d’astronomie theoretique et pratique* (3
1814) hervorging. Diefem Traite folgten von 1817 bis 1822 bie nihem
claſſiſchen Geſchichtbuͤcher über die Sternfunde: „‚Hist. de l’astronomig
cienne“ (1817, 2 Bde, 4.)5 „Hist. de lastron. du moyen äge** (18
„Bist. de Tastron. moderne‘ (1821, 2 Bde.) und „Hist. de Pastrog
18me siecle‘* (2 Bde., 4.), zufammen 7 Bde., 4.; eine Reihe von
feine Nation gleiche aufzumeifen hat. Auch als Secretaire perpetnel vd
demie dev Wiffenfchaften hat Delambre die größten Verdienfte. Er ftarb 182
Delaware, ein Fluß in den Ver. Staaten, der feinen —
Delaware erhalten hat, welcher ſich unter Jakob I. als Gouverneur von
große Verdienfte um diefe Colonie erworben hatte. Der Delaware ſtroͤmt
Ten weit, ift 13 Meil. ſchiffbar, hat viele Wafferfälle, und bildet bei feinem
fluffe die Delaware: Bai, die 8} geogr. Meilen lang, und bei ihrem Aı
3 Meit,, höher hinauf aber bis 64 Meit. breit ift. Von dem Fluſſe hat der
Delaware feinen Namen, vor der Revolution ein Theil von Penfolvanien, Fa
leinfte unter den 25 Vereinigten Staaten; er enthält auf 100 I M.EQ
Einw. Der Hauptort ift Newcaftle, von 250 Häufern und 1200 Em, 3
mington, von 620 Häufern und 5000 Einw., hat eine Akademie,
Manufacturen, und treibt ſtarken Handel.
Delavigne (Iran Frangois Eafimir), dramatiſcher Dichter, |
au Havre. Er begann a Sigting feine Saufbahn * einer ——
8
4 Deliffe
ch⸗ oſtindiſchen Befigungen, und liegt In ber Praͤſtdentſchaf · Calcutta, Rh Ole zen
"er des Fluſſes Dſchumnah (Sumna), wo fie ſich auf 8 engl. Meilen in Di Fr
ıd an einigen Orten auf 4 Meil. in der Breite ausdehnt. Das kaiferl, Hr 224
loß (noch jegt der Mohnfig des enttheonten Großmoguls Akbat I. uptsint zurn
ehren taufend Köpfen bejtchenden Familie), mehre prachtvoll gebaute Eaifet! img
der, zahlreiche glänzende Mofchern und eine Menge gut gebautcr Privalid nn
id reicher Kauflãden find eine Zierde der auch in ihrem Verfalle nod) großer rer
e jegt 200,000 Einw., viele Fabriken und eine Sternwarte hat. Wand = eu
ifte Reifende von der ehemaligen Pracht derfelben und von den Reihthäenr ef
bien, welche die mogoliſchen Kaifer daſelbſt aufgehäuft hatten, grenzt gi tTE =
Ihafte. So mar der jogenannte Pfauenthron von maffivem Golde Wii
ıtte an deſſen Ruͤcklehne, die einen Pfauenſchwanz bildete, dur) zahlloſe
fee Art das natürliche Farbenſpiel nachgeahmt. Er ward auf 75
ſchaͤzt; Nadit Schah führte ihn als Beute hinweg. Was diefer
sarem Gelde, Kleinedien, koftbaren Gefaͤßen und Waffen aller Art alema me
iſerl. Scyags und Nüfttammern, ingleihen an Elephanten, Pferder—
eelen aus ben Eaiferl. Staͤllen raubte, ſchaͤzt man auf 425 Mit. Thaler
Delille (Jacques, auch Delisie, de Kille), der berühmtefte unter di
ſiſchen Lehrdichteen neuerer Zeit, geb. 1734 zu Aigues Perfe, einer nab
legenen Stadt in Auvergne. Sein Name feit der Revolution war Mi
elite. Ex glich ebenfowol an Häflichkeit al in der feltenen Verski
ner ſich auch in feinen Gedichten zum Muſter genommen hatte. Er
ıch Paris, und zeichnete ſich in dem Collegium von Liffeur durch feine fi
idelten Talente, befonders feine Nrigung zur Dichtfunft aus. Hier
das Collegium von Amiens, wo ſchon Greffet die Liebe zur Poefie
ıtte; bier fing Delille feine metrijche Überfegung der Georgien des W
3 kuͤhnes Unternehmen, denn er mußte in der franz. Spradye nad) Mile
n / bie man noch nicht entdeckt hatte. ¶ Dieſe Überfegung, welche Delillelil, nn
ahre vollendete, ob er gleich noch viele Jabre daran frilte, machte großes‘
fie erfchien zuerft 1770 in einer glänzenden Qunrtausgabe von Dibotm
iscours preliminaire und zahleeidyen Anmerkungen, durch welche ficy De
ich unter den franz. Profaitern eine ehrenvolle Stelle erworben hatı »
je feindeten den jungen Dichter an, 3. B. Clement, und ſchrieben gege
erſuch. Aber das Berdienft firgte; Delille wurde nad) Paris berufen,
vofeffor am Collège de la Marche, ſpaͤter am College de France ernam
ranzofen erfannten feiner Überfegung einen Platz unter ihren daffichen en
.Delille ſelbſt fegte den Virgil noch über den Homer und. wußte
ichönheiten in feinen Vorträgen mit außerordentlicher Anmuth und F
twickeln. Auch überfegte er ſpäter deffen „Üneide” (1803). Im feinem
774) ward er in bie Akademie aufgenommen. Auf die Überfegung der €
Igte fein eignes Lehrgedicht: „Les jardins, on l’art d’embellir les p
daris 1782) in 4 Geſ., wovon die beiden erften den Boden und die zun
rung dienenden Gehölze, ber dritte Die Auslegung der Rafenpläge, bi
ht und die Benennung der Gewaͤſſer, und ber vierte die biidenden Künfte
e zur Verſchoͤnerung eines Gartens wirken können. Man war mit ben (
miger zufrieden, als mit jener Überfegung des Virgil’fchen Gedichts.
n die meiften Kunftrichter, daß die Franzoſen im Fache des Lehrgedichts fein. —
6. Werk von gleichem dichterifchen Werthe befigen. Delille war nicht eigen) EE
eiftlicher, fondern nahm nur die untern Weihen an, um eine Pfründe — —
Tonnen. Bon dieſer, von feinen Beſoldungen als Profeffor im College I
ıd als Mitglied der franz. Akademie, ſowie von den Zinfen feines eignen Wet E_
n6, hatte er vor der Nevolution cin jährl. Einkommen von 30,000 Livres, —
Delille 95
t a SW WDrig blieben. Die Ehre, bie ihm das Nationaline
Rah wu Mitatie der dritten Claſſe erwies, verbat er Anfangs
der alten Honung der Dinge. Das Inftitut aber erklirte, c8
timmte Streit \tees für ihn offen laffen, und erſt nach feinem Tode
Späteehin, DEI einer mehr befeſtigten Regierungsform, ward er
ber zweiten Goſſe erwaͤhlt, und nahm die Stelle an. Es ift merk:
en Robespierte bei jeder Gelegenheit ſchonte. Dieſer Demagog
mmanen, die bei der Feier der öffentlidien Anerkennung der Gottheit
den fetten, ven Delille, der damals im Collöge de France lebte, vers
Der Dichter, der diefe Auffoderuing nicht ablehnen konnte, fchrich
n den „„Dithyrambe sur Fimmortalité de lFüme“, der ſelbſt den
sidyuß ecidrütterte, und ungefungen blieb. Seitdem (von 1794)
d aus Paris, und hielt fidy viele Monate lang im Wasgau auf, wo
taſie mit den ihn umgebenden großen Naturfcenen beichäftigte, und
Beitimmung des Menſchen, bald Über die Geſetze der Dichtkunſt nach⸗
den malrrifchen Umgebungen der Schweiz dichtete er feinen „Ilomme
, ein Lehrgedicht in 4 Geſaͤngen, über die Reize des Landlebens, mit
2 „,(seorziques frangaises“*, als Seitenſtuͤck der Georgien des Virs
re es gleichfam der zroeite, moralische Theil it. Delille hat 20 Sabre
Dichte gearbeitet, größtentheild aber 1704, während der Schreckens⸗
35 in den Thaͤlern des Wasgaus. Er vollendete es in Baſel, wo es
achtvoll erſchien. Mehre geben dieſem Gedichte den Vorzug vor den
Die traurigen Begebenheiten von 1794 haben viel Einfluß auf dafs
und in mehren Stellen herricht eine tiefe Melancholie und eine Ems
rselche in den „„Jardins“* nicht fihhtbar wird. Der Anblic der Leiden
mdes erzeugte das Gedicht: „Le mäalheur et la pitie‘* in 4 Gef.
3), durch eine Reihe Lieblicher und rührender Gemälde, und eine Fülle
rt Sprüche anziehend. Von Baſel begab er ſich nad) London, wo er
su den Emigranten gejählt wurde, und wo er fidy (1802) mit Demoi⸗
mpe, die lange Zeit jeine Reſegeſellſchafterin geweſen war, verhriras
deſchlos er, feine vaterländiihe Sprache durch Milton's Meiſterwerk
den er unter den Englaͤndern am meijten bereumderte. Man ficht e8
mung des verlorenin Paradieſes an, daß er fie mit Luſt arbeitete,
ñch Delille unter allen feinen Arbeiten in diefer am meiften als Did)»
Sie wurde in 15 Monaten vollendet; aber die Anftrengung, wit wels
ksendigen bemüht mar, gab Veranlaffung zu dem erften Anfalle von
m er ipäter erlitt. Als die politischen Stürme beruhigt waren, kehrte
tterland zuruͤck, und erwarb fich durch neue Erzeugniſſe feines thaͤtigen
mderung und Huldigung. So fchrieb er fein Gedicht Über die drei
zur, und (1812) das in Frankreich mit rauſchendem Beifall aufge⸗
bicht: „La conversation‘‘. Hier hatte er einen Stoff gewählt, den
t zu behandeln wußte. Mas über die Poeſie anlangt, fo gilt von dies
a Ganzen wol, mas von feinen übrigen gilt. Lebhaftes Gefuͤhl,
keit der Anſchauung, daher lebendige Schilderungen, Neinbeit und
kkeit des Ausdrucks, harmoniſcher Wohllaut und Fluß der Verfe find
detzuͤge, weßhalb Bouterwek nicht mit Unrecht ingt: „Ein didaktifches
e hoͤchſt elegante Landmann des Abbe Delille, kann ſehr viele Reize
I und der Diction haben, ohne darum ein Gedicht zu fein”. Delille
im Gedaͤchtniß aus, und in ihm bewahrte er, wie ehemals Taffo,
der hatte, fefter und ficherer auf als in feiner Schreibtafel. Co trug
‚000 Verſe jeiner Überfegung der „Aneid” in feinem Kopfe herum.
eſteckraft zuzunehmen ſchien, nahm feine Koͤrperkraft mit jedem Tage
98 Delorme Delos
unabhängigen Gerichtsverſaſſung und eines durch Strafgeſetze geregelten, aber!
feine Cenſur gebenimten Gedantenverkihre. Daher wird dies Buch, welchet
Verf. felbft 1772 ins Engliſche überfegt, in der fcanz. Ausgabe von 1784 [ehr
mehrt, in ber 4. engl. Ausg. 1784 aber von D. Ch. Coote mit Anmerk. beg
wurde, noch jegt in England als eins ber vorzüglichften Werke über die eng
Verfaffung betrachtet. Es ift zum legten Male 1806 aufgelegt, ins Heildul
(1772) und ins Deutfhe (1776) und neuerlich mit einer Vorrede vom Pro
Dahlmann (Altona 1819) überfegt worden. bat noch einige Schriften in
liſcher Sprache herausgegeben, u. a.: „History of the flagellants or Meng
of human superstition‘‘ (1782, 4.); „Essay, contsining, strieture
the union of Scotland with England‘ (London 1796, 4.). Bei Gelrge
des Thelluffon’fchen Teſtaments (welcher feinem Enfel ein Capital von wenig
20, und in dem wirklich eingetretenen Falle von 30 Mill. Pf. Sterl. aufjufj
verordnete) fhrich er: „„Observations on the power ofindividuals to presı
by testamentary dispostions the particular future uses to be ınade of’
property (London 1798, 4.). 3
Delorme (Marion), geb. um 1612 zu Chalons in der Champagne,
die Geliebte des ungluͤcklichen Ging « Mars. (S. Cardinat Ridyelieu.) @
vor dem Tode ihres Geliebten, knuͤpfte fie neue Verbindungen an, und ihr
tar der Sammeiplatz der feinften jungen Höflinge. Als fie ſich 1650 in die
der mißvergnügten Prinzen verwideln ließ, entging fie der Verhaftung nur |
eine wirkliche oder vorgebliche Krankheit, und wußte bald nachher das Geruch
ihrem T iten. Sie foll ihrem Leichenbegaͤngniß am Fenfterhige
haben. arauf ging ſie nach England, heitathete einen reichen Lord, Fam
inigen Jahren ald Witwe mit vieler Gelde zuruͤck, ward unterwegs von Rd
angefallen und gegwungen, ben Hauptmann derfelben zu heivathen, und als
einigen Jahren wieder Witwe geworden war, heirathete fie einen gewiſſen
in der Fande= Comte, mit weldyem fie fpäter nad) Paris Fam, wo fie1 700
dem Tode ihrer Freundin, der berühmten Ninon de Lenclos, in großen
als Witwe ſtarb. La Borde hat im Anh. zu den von ihm herausgeb, Bu
Ninon“ (Paris 1816, 3 Bde.) Marions abenteuerliches Leben erzählt,
108 Demidoff Demme
301 vor Eher · Hlerauf fluͤchtete er ſich nach Ephefus, und von da nach Xı
er aber nicht eingelaſſen ward. Er ging daher nach Korinth, uͤberzog von
thraciſche Gebiet des Lyſimachus, brachte feine Tochter Stratonice ald Gr
Seleukos nach Aſien, und nahm unterwegs Cillcien ein, woruͤber er mit
getfiel. ¶Er eroberte-Macedonten 294 vor Chr. und regierte 7 Jahre, v
durch felnm- Despotismus dieſen Thre Verlaſſen von ſeinen Soldaten
umirtvnd "ergab ſich endiich felnem-Schrolegerfohn; dieſer verwies ihn ı
mes "(dad Yela genannt) In Syrien; wo er 284 vor Chr., 54 Jahr alt,
Der obengmannte Demetitus Phalereus (aus Phaterus), ein b
Srichiicher Redner, Schuͤler des Theophraft, widmete feine erften Jahr
redefamkelt uud Phlloſophie, dann warf er ſich, gegen das Ende der Regle
randees d. Go., in den Strudel des Öffentlichen Lebens, Er wurde mac
Dtatthaltor von Athen und Archont (309 vor Chr.), und verſchoͤnerte
duvch prächtige Gebäude, Die Dankbarkeit der Äthenienſer, welche er bi
lleß· ihm Fotvirke Sertum, als Tage im Jahr, errichten. - Aber der erw
velbanmtr:ihn rm: Tode anfd ſtuͤtzee fie um, Etr flüchtete ſich nach X
ben:Bof. det Ptolemaͤer, wo er bie Anlegung ber Bibliothek und des Mu
flrden haden foll, alß deren Xuffeher Ptotemdus Lagi ihn beftellte. Bel de
den König Ptolemaͤub Phitadelphus fiel er in Ungnade und wurde nad) ein
near Beftung -verbankt, wo ier an einem Schlangenbiſſe ſtarb. Demetriı
zu bem gelehrteften Peripatetikern und ſchrieb über mehre Zweige der philo
ai Wiffenfchaften. Aber das unter ſeinem Namen auf uns g
ber den redneriſchen Vortrag gehört einem [pätern Zeitalter an.
doff (Nikslaus, Graf von), aus der alten Famille der:
Shpirien:die: Eifens, Kupfer, Gold und Silberbergiverke
Eultur in dieſen Wüften verbreitete. Graf Nikolaus ift 17
tocð butt geboren, Gehelmerath und Kammerherr bes Kaifers Alerander,
um 'ohanntterordens ımb Ehrenmitglicd der Univerfität von Mod
-teat fehtrin" Militaicbienfte, zeichnete fich ald Adjutant Potemtin’s im Ti
a6, vermaͤtite ſich mit einer Gräfin Stroganoff, und nahm den A
Dberſt.. As Feeund der Naturkunde und der Kuͤnſte, voll Eifer, die?
106 Demokrie
entfalten. Es ertwachen dann Kräfte, welche beſchaͤftigt werden muͤſſer
nicht ftörend und widerſtrebend wirken follen, und es wuͤrde in unſern Ta—
wirkſamſten Mittel fein, den unruhigen Sinn ber Völker zu beſchwichtigi
echt monacchifche Prineip, welches ja Bein andres Ziel haben ann, alt
einer höhern fittlichen Ausbildung entgegenzuführen, bauerhaft und zeita:
feftigen. Denn ſowie ein Gewölbe, deffen Fugen aus einanter weichen, n
befeftigt werden kann, daß man bie Laſt, welche es zu tragen hat, vermeht
die eine geſunde Seite verftäckt: fo find auch die wankenden Verhältniffe
nur dadurch aufs neue zu begründen, daß ber Druck auf die ſchadbaften
mindert, und Dan Seibel wirkenden Kräften eine ben Organismus |
fördernde Richtfing gegeben twerde. Die in bem Volke ſich regende Ari
Regierung, um ihrerMeifter zu bleiben, benugen, ſei es nahAugen odern
allein durch gewaitſames Zufammenpreffen wird fie nur entweder diefelbe
Schaden zerſtoͤten, oder wenn bie Kraft größer wird ale der Druck, das ı
Ausbrechen berfelben herbeiführen. Auch von diefer Seite möchte die T
ferer Zeit in ihrer demoktatiſchen Richtung vielleicht lange nicht fo aefit
antimonarchiſch fein, als man fügt, und felbft die Form, in welcher fie für
hier und ba mehr mit dem Buchſtaben des befichenden Geſebes als mit
des wahren Rechts im Widerſpruch ſtehen. Wenigftens ift Derjenige,
Verſtaͤrken biefer hier aus einander gefegten demokratiſchen Principien c
Monarchie für heilfam Hält, noch lange fein Demokrat in dem Sinne,
Volksteglerung an ſich oder flr irgend ein beftimmtes Volt, fuͤr wuͤnſcher
llaͤren oder gar flr ihre Einführung zu wirken fuchen müßte. Die Dem
Form der Staatsverfaffung, ift vielmehr nicht gerade darum die fehlerha
fie nicht auch eine kraͤftige Regierung für eine geraume Zeit aufitelfen €
aber darum, weil fie ber Regierung die wenigften Mittel darbietet, fich &!
denfchaften und Vorurtheile des Volks zu erheben. Denn da Niemand ı
durch die Wahlen des Volkes einen Antheil an ber Öffentlichen Gewe
kann, fo wird auch Im ber Regel nur Derienige dazu gelangen, welcher dei
ſchmeicheln verfteht, welcher fid) in Oefinnungen und Anfichten niedrig
‚und Gunfinöd) teidenfbhaftlicher eilt &13 der Haufe it 3
y8 Delorme Delos
unabhängigen Grrichtöverfaffung und eines durch Strafgeſetze geregelten, aber
feine Cenfur gehemmten Grdantenverkchre. Daher wird die Buch, meldet
Verf. ſelbſt 1772 ins Englifche überfegt, in der franz. Ausgabe von 1784 feh
mehrt, in ber 4. engl. Ausg. 1784 aber von D. Ch. Coote mit Anmert. bag
wurde, neoch jegt in England ald eins der vorzüglichften Werke über die eng
Verfaſſung betrachtet. Es ift zum legten Male 1806 aufgelegt, ind Hollaͤn
(1772) und ind Deutfhe (1776) und neuerlich mit einer Vorrede Pro
Dahlmann (Altona 1819) überfegt worden. D. hat noch einige Schriften in
liſcher Sprache herausgegeben, u.a.: „History of the flagellants or Meme
of human superstition‘‘ (1782, 4.); „Essay, containing, strieture
the union of Scotland with England‘ (London 1796, 4.). Bei Gelege
des Thelluſſon ſchen Teſtaments (welcher feinem Enkel ein Gapital von wenig
20, und in dem wirklich eingetretenen Falle von 3O Mill. Pf. Sterl. aufsafj
verordnete) ſchrieb er: „„Observations on the power ofindividuals to pres:
by testamentary dispostions the particular future uses to be ınade o£
‚property‘‘ (Xondon 1798, 4.). 3
Delorme (Marion), geb. um 1612 zu Chalons in der Champagne,
die Geliebte des ungluͤclichen Cing « Mars. (S. Cardinal Richelieu) @
vor dem Tode ihres Geliebten, nüpfte fie neue Verbindungen an, und ihr d
war der Sammelplag der feinften jungen Höflinge. Als fie ſich 1650 in die
der mißvergnuͤgten Prinzen verwideln ließ, entging fie der Verhaftung nl
eine wirkliche oder vorgebliche Krankheit, und wußte bald nachher das Gerüch
ihrem Tode zu verbreiten, Sie foll ihrem Leichenbegaͤngniß am Fenfter zuge
haben. Darauf ging fie nach England, heicathete einen reichen Lord, ul
einigen Jahren als Witwe mit vielen Gelde zuruͤck, ward unterwegs von
‚angefallen und gezwungen, den Hauptmann derfelben zu heivathen, und als
inigen Jahren wieder Witwe geworden war, heirathete fie einen gewiffen
in der Franche = Comte, mit welchem fie [päter nad) Paris kam, wo fie17
dem Tode ihrer Freundin, der berlihmten Ninon de Lenclos, in großem
als Witwe ſtarb. La Borde hat im Anh. zu den von ihm herausgeb, „Bi
Ninon“ (Paris 1816, 3 Bde.) Marions abenteuerliches Leben erzählt,
108 Demiboff Demne
301 vor Ehe: Hlerauf fluͤchtete er ſich nach Ephefus, und von da nad) Athen,
er aber nicht eingelaffen ward. -- Er ging daher nach Korinth, uͤberzog von hier
thrasifche Gebiet des Lnfimadyus, brachte felne Tochter Stratonice als Gattin!
Sel⸗ukos nach Afien, und nahm unterwegs Cilicien ein, wortiber er mit Selr
zetfiel. = Er eroberte-Macedonien 294 vor Chr. und regierte 7 Jahre, verlor:
durch felntn-Despotismus diefen Ehren. Verlaſſen von feinen Soldaten und
urmicdend, 'ergab et fich endlich feinem. Schrolegerfohn ; dieſer verwies ihn nach ©
mto (And) Wella genannt) In Syrien, wo er 284 vor Chr., 54 Jahr alt, ftarts
Der obengenannte Demetrius Phalereus (aus Phalerus), ein berih
grierhiſcher Redtner, Schuͤler des Theophraft, widmete feine erften Jahre der
redtfamẽeit uud Philo ſophie, dann warf er ſich, gegen das Ende der Regierung,
randers d. Go., In den Strudel bes oͤffentlichen Lebens. Er wurde macedom
Dtatthaltr von Athen und Archont (309 vor Chr.), und verſchoͤnerte die S
duvch prächtige Gebäude. Die Dankbarkeit der Athenienjer, welche er beherr
Ueß · ihm ſorviele Statuen, als Tage im Jahr, errichten. Aber der erwedte
veoldanmtr:ihn zum. Tode und ſtuͤrze fie um. Et flüchtete fich nach Ägpp@
den Hof ber Ptolemaͤer, 100 ex dir Anlegung der Bibliothek und des Muſeurn
forden · haben ſoll, als deren Auffeher Prolemäus Lagl ihn befteltte. Bel dem fa
den König Prolemäus Philadelphus fiel Ungrade und wurde nad) einer ee
ner Beftung verbankt, wo er an einem Schlangenbiſſe farb. Demetrius c
zu ben gelehtteften Peripatetikern und ſchrieb Uber mehre Zweige der phifofop 4
polleſchemWiſſenſchaften. Aber das unter ſeinem Namen auf und gekora
"Über den redneriſchen Vortrag gehört einem fpätern Zeitalter an.
2. :Demtdorf (Nikotaus, Graf von), aus der alten Familie der Der
‚welche. in-Stbirim:bie: Eifen», Kupfers, Gold» und Silberbergwerke mt
‚andıbie erſte Cultut in dieſen Wuͤſten verbreitete. Graf Nikolaus ift 1774 3
tec butt geboren, Grhelmetath und Kammerherr des Kaiſers Alexander, Comm
beat des Johanntterordens und Ehrenmitglied ber Univerfität von Mockan.
trat fehtrin Miuitairdienſte, ‚zeichnete ſich als Adiutant Potemkin's im Tuͤrlecs
na vermahite ſich mit einer Graͤfin Stroganoff, md nahm den Abſc
DObafk in Alte Freund der Naturkunde und: der Kunſte, voll Eifer, die Bid
106 Demoktit
entfalten. Es erwachen dann Kräfte, welche befchäftigt werden mäffen, wen
nicht ftörend und widerſtrebend wirken follen, und e8 wuͤrde in unfern Tagen ein
wirkſamſten Mittel fein, den unruhigen Sinn der Völker zu beſchwichtigen, um
echt monarchiſche Princip, welches ja Bein andres Ziel haben kann, ais dieX
einer hoͤhern fittlichen Ausbildung entgegenzuführen, Dauerhaft und zeitgemäß]
feftigen. Denn forte ein Gewoͤlde, deffen Fugen aus einanter weichen, nicht da
befeſtigt werden Fann, baß man bie Laſt, welche es zu tragen hat, vermehrt, ode
die eine gefunde Seite verftärkt: fo find auch die wanfenden Vethaͤltniſſe des S
nut Dadurch aufs neue zu begruͤnden, daß der Druck auf die [hadhaften Theil
mindert, umd den zweckwidrig wirkenden Kräften eine den Organismus des G
fördernde Nichtling gegeben werde, Die in dem Volke fich vegende Krafe mm
Regierung, um ihrerMeifter zu bleiben, benutzen, fei es nach Außen oder nach
allein durch gewaltſames Zufammenpreffen wird fie nur entweder diefelbe zu
Schaden jerftören, oder wenn die Kraft größer wird als der Druck, das ger
Ausbrechen derfelben heibei ent. Auch von diefer Seite mödyte die Tende
ferer Zeit in ihrer demokratiſchen Richtung vielleicht lange nicht To gefähell
antimonarchiſch fein, als man fagt, und fetbft die Form, in welcher fie ſicht
bier und ba mehr mit dem Buchftaben des beſtehenden Geſebes als mit dem)
des wahren Nechts im Widerfpruch ftehen. Wenigſtens iſt Derjenige, wm
Verſtaͤrken dtefer hier aus einander gefegten demokratiſchen Principien auch
Monarchie fuͤt heilſam hält, noch Lange fein Demokrat in dem Sinne, daft
Volksregierung an ſich oder für irgend ein beſtimmtes Wolf, fl wuͤnſchen
klaͤten oder gar für ihre Einfuͤhrung zu wirken fuchen müßte. Die Dennokuit
Form der Staatsverfaffung, iſt vielmehr nicht gerade darum die fehterhaftefikg
fie nicht auch eine kraͤftige Regierung fuͤr eine geraume Zeit aufſtellen £6
aber darum, weil fie der Regierung die wenigften Mittel darbieret, ſich Liber
denfchaften und Vorurtheile des Volks zu erheben. Denn da Niemand aı
durch die Wahlen des Volkes einen Antheil an der Öffentlichen Gerwäll
Eann, fo wird auch Inder Regel nur Derjenige dazu gelangen, welcher dem
ſchmeicheln verfteht, welcher fidy in Gefinnungen und Anfichten niedrigen,
i üftlicher ftellt als der Haufe ift, zu dem ee [pci
110 Demonfiier Denderah
Geferung befand; floh er in den Tempel des Neptun auf; der Inſel Kalautj
der Küftevon Argolis. Aber auch) bier fah er fich nicht ficher,. und nahm Gif
er immer bei fich trug. Er farb (319 vor Chr, nach A: 322) in einem
von 60 — 62 Jahren. ı Sein.Charakter ift nicht ganz rein zu fprechen vom
Beit, Ehrgeiz und Habſucht. Cicero erklaͤtte ihn fur den volllommenſten aller
ner, Immer ſprach er, wie es die Uniſtaͤnde, die Zeiten und die Zuhörer erfod⸗
bald fanft, bald heftig, bald erhaben. Die griechiſche Sprache wurde durch
einer Bolltommenheit ausgebildet, die Keinet vor ihmerreicht bat. , AnNad
und Überzeugungs kraft, Scharffinn und Feinheit in Auffindung und Auf
der Gruͤnde, Harmonie aller Theile zum Ganzen, Schönheit und Stärke bi)
drucks, Kraft und Wohlklang ber Sprache, uͤbertraf er alle feine Vorgängen, I
iſt in feinen Reden natuͤrlich, Eräftig, gedrängt, nichts muͤ uͤberall herzfdl
ſchoͤnſte Ebenmaß. Nur dadurch iſt der große Einflug di Mannes auf
Zeitgenoſſen zu erklaͤeen. Wir beſihen unter feinem Namen noch 61 Na
Eingänge und ſechs Briefe, einige, find unecht. Unter ben Älteften Ausg
Reden iſt die vorzüglichfte die parifer. vom 3.1570 in Fol., griech. mit
Comment, Die erfie Ausg, ſaͤmmtl. Werke lieferte Dieronpmus
und lat, (Bafel 1549), wiederholt 1572 und Frankfurt (1604 in Fok)
finden fich die Neben in Reiske's Ausg. der griech. Nebner, Eine treffli
der drei olynthiſchen Reden ins Deutfche führt den Tit⸗ ‚Demofthenes'®
reden, uͤberſ. u, m. vielen Anmerk. von Zr, Jacobs“ (Leipzig 1805 ).
lipp, Meden, deutſch v. X. G. Becker (neue Aufl. Halle 1824—— 25,2
Die Neben über die Krone, von Fr. v. Raumer (Berlin 1811),
Demouftier (Charles Albert), ein franz. Dichter, geb. zu Will
tets 1760, zeichnete ſich frͤh durch große Fortſchritte in den ſchoͤnen Wifft
aus, und uͤbte anfangs mit Erfolg das Gefchäft eines Advocaten, das er
aufgab, um fich ganz den ſchoͤnen Wiffenfchaften zu widmen. Er ſchrieb
fpiele, Opern und Gedichte. Sie find voller Wis, der freilich oft geſucht iſt
Briefe an Emilie über die Mythologie (ind Deutſche uͤberſ. von Noftig-Jänt
baben ihn in ganz Europa bekannt gemacht. Man Eann ihnen zwat
Oberflaͤchlichkeit, Ziererei und das vorwerfen, was man im Franzöfifchen Sg
Denderah 111
be man beim Naͤhertreten einen Tempel, welcher den Hintergrund dieſes
n Gemaͤldes ausmacht. Alles, was man hier ſehe, verſichern bie franz.
von den Iſiskoloſſen an, welche das Getäfel der Vorhalle tragen, bie
ſten Dieroginphe, feine einem Wunder⸗ und Feenlande entnommen.
iechenland und Rom, nod) das übrige Europa habe etwas dem Ahnliche®
ht. Für die Allgemeinheit dieſes Eindrucks fpricht der Umftand, daß
emeinen Soldaten ded Heers aus eignem Antriebe von dem Wege abbos
rje Heiligthuͤmer genauer zu befchen, und das alle einftimmig verficherten,
; entichädige für die Befchwerden jenes Feldzugs. Die Monumente
welche fie fpüter kennen lernten, verlöfchten diefen erften Eindrud nicht;
zIſistempel ſchien ihnen auch dann noch das vollendrtfte Denkmal dgyps
it. — Noch jteht von dem alten Tentyra, das bie in die Zeit des Strabo
zeodoſius fich erhalten haben mag, ein Typhoͤum, Ähnlich dem zu Ed»
weg. Es liegt weftlich dem nad) Mitternacht gerichteten Thore, von
ı und Gerölle fo umgeben, daß einzelne Seiten kaum mehr zu erfennen
nes Erſtaunen erregte aber zundchft der groge Tempel, deffen Ganzes uns
Seftalt eines T hat. Mur von der Oftjeite ift feine Anficht durch Truͤm⸗
ckt. Wegen der in allen Größen daran vorkommenden Geſtalt der Iſis
meigt, ihn für ein Iſaͤum zu halten. Ohne Hülfe von Kupfern würde
reibung feiner Hallen, Site und Zellen, die alle mit Dierogipphen wie
nd, unverftändlich bleiben. An der Dede des Porticus diefes Iſaͤum
„ auf die Soffiten aufgenagelt, Figuren und Embleme, welche auf die
e Bezug haben; an den beiden Außerften Soffiten bemerkte man die
yon des Thierkreiſes. Diefe Darftellung traf man an der Dede eines
wieder an, dag ſich im oberen Stode an der linken Seite des Veftibulums
Wie alle andre, war bied Zimmer mit Dierogipphen bedeckt, und das
g, dem Kintretenden links, nahm nur die Hälfte der Dedeein. Gen.
nerkte es und muchte feine Gefährten darauf aufmerkſam. Dice ift das in
zen fo viel bejprochene Planiſphaͤr. — Hintirdiejem großen Gebaͤude findet
Süden hin cin andrer Tempel, welcher der Iſis und Horus gemeinfchafts
t fein mochte. Sein Außeres erinnert weniger als das Iſaͤum an bie
Gefchledytern, welche da gemwefen fein mußten, che eine Nation aufblühen
elche ſolche Werke zu erfinnen Muth, Kenntniffe und Erhabenheit genug
dan die ablaufende Reihe von Jahrhunderten, während der man alles
5 und zu dem Grade von Rohheit zuruͤckſank, in welchem die arabifchen
diefer Trümmer fic) jegt befinden. — Vor Allen zogen aberdid Angaben
laniſphaͤre die Blicke der europaͤiſchen Gelehrten nad) diefem Punkte hin,
nomiſche Wichtigkeit bei d. Art. Vorruͤcken der Nachtgleichen
wird. uf beiden nämlich bemerkte man, daß der Löwe als erſtes Zeis
sährer der andern dargeitellt war. Man Eonnte ſich über die Äbſicht,
ung anzudeuten, darum nicht täufchen,, weil auf dem größern Planis
der Dede des Porticus ) die Zeichen auf zwei Streifen vertheilt erjcheis
senen einer aus dem Innern des Tempels herausgerichtet ift, der andre
Innern bes Tempels hineinweift. Auf dem £leinern (in dem obern Zim⸗
waͤrtig in Paris) ftehen fie auf einer Spirale. Jungfrau, Wage, Scors
ige, Steinbock, Maffermann, Fiſche, Widder, Stier, Zwillinge, Krebs,
r bei und noch üblichen Orbnung. Der Köwe ſchien fenach als ein Ans
n nach dem Ducchfchnittspunfte der Ekliptik und des Weltäquators hier
ingeftelit zu fein. Won der Lage diejer Durdjfchnittöpunfte hängt aber
Solſtitiums ab, der immer in der Mitte von beiden liegen muß. Wie
:£t, fo ift er auf der Planifphäre von Denderah im Krebſe verzeichnet.
is Winterfolftitium, wie man aus ben umgebenden Hieroglyphen fich
112 Denderah
herausdeuten wollte, fo lag damals ber Fruͤhlingspunkt in der Wage. Seh
liegt er in den Fiſchen, folglich um volle fieben Zeichen oder um 210° rüd)
Da nun bei gleichförmiger Bewegung 2152 Jahre zur Zuruͤcklegung eines 3
erfoderlich find, fo folgt, daß er, um aus der Wage in die Fifche zu Eommen, fl
mal zweitaufend einhundert zweiundfunfzig, alfo beinahe 15,000 Jahre zugdl
bat. Dies wäre ſonach das mindefte Alter dieſes Thierkreifes, vorausgefehl
man ihn auf wirkliche aftronomifche Beobachtungen gegründet, ‚nicht als eiml
aftronomifches Problem betrachten will, Die Folgerungen, die fich aus did
ter des Thierkreiſes ergeben, leuchten ein; wie viel Älter, al8 die Traditionen de
fenbarung vermuthen laffen, müßte das Menfchengefchlecht frin, das biefend
kreis erfand! M. 1. Rhode, „Verſuch Uber das Alter des Thierkreifed und N
fprung der Sternbitder“ (Berlin 1809, 4,). Andre Aftvonomen, namentiid
teom („Wiener Zeitfehrift“, 1822, Nr. 53, 54) und früher die Verfaffer derd
Beſchreibung von Agypten, „meinten, das auf dem tentytiſchen Thierkreife va
nete Solftitium fei das Sommerfolftitium. Der Frühlingspunet fiele dal
{chen Stier und Widder, alfo 45° weiter vorwärts, ald heut zu Tage,
würde folgen, daß der Thierkreis fünfundvierzigmal 714 Jahre alt wäre,
wuͤrde er nur 3228 Jahre alt zu fein fcheinen. Zu diefer letern Annal
man berechtigt, wenn das Sternbild, welches das erfle im Thier kreiſe ift,
fein follte, welches die Sonne zuerft nad) dem heliakifchen Aufgange
durchlief Und dies zu glauben, ‚hat man mancherlei Gruͤnde. Die
des Sirius erfolgte wenige Tage nach dem Sommerfolftitium ; er bezei
Wachſen des Ns und den Anfang des agrarifchen Jahıs in Agppten,
diefe Beziehung auf den Anfang des agronomifchen Jahres ſcheint biefe
fegung Gewißheit zu erlangen. Die beigegebenen Hieröglophen, die
der „Allg. Fir, 3., 1822, Nr. 60, einer eignen Deutung unterworfen hat,
lich dad Kind auf der Lotusblume beim Widder, die ſich erhebende Sonne,
lingopunkt, find beftärtende Gründe. — Aus artiftifchen und ajtronomie
den, wollte E. ©. Visconti diefes Planifphär und den ganzen Tempel,
ſicher gleichzeitig ausgeführt worden find, für weit jüngern Urfprungs haltaı
feste diefen Bau in die Zeit, wo der unbeftimmte Thoth, der Anfang des unbe]
120 Dennewig ,
zu Leipzig 1655 geb., kam in ſ. achten Jahre mit ſ. Ältern mac) Nitcnberg, mi
blieb, und ſich mit Verfertigung von Blafeinftrumenten, befonders Slötum
ſchaͤftigte. Er ftarb 1707. |
Dennewit (Schacht bei), 6. Sept. 1813. Was dem Marſchal
dinot bei Großbeeren (f. d.) nicht gelungen war, fellte Ney vollziehen;
Berlin erobern, Der Kronprinz von Schweden ſchien nämlid, am 4. Sept
Rabenſtein aus mit dem ruf ſchwediſchen Drere nach Roßlau, und dort ü
Elbe gehen zu wollen. Ney zog daher das franz. Heer in den Verfchanzum
Teuchel und Tragun, vorwärts Wittenberg zuſammen. Entweder molite «u
Kronprinzen angreifen, ober — was er aber zu verbergen fuchte — ſelbſt Uber
lin Herfalten. In dieſer Abſicht rüdte am 4. Nachmittags ein Theil ſeines
gegen Zahna vor. Hier ftand der preuf, Gen. = Maj. von Dobfayhs, und
mit Koſacken und Landwehr den wiederholten Angriff des Beindes zurüc,
am folg. age mit fünfmal ftärkerer Macht angegriffen, mußte er nach
‚ger Gegenwehr Zahna räumen, und aud) das Corps des Generald Tauenzien
aus Seyda verdrängt, Beide nahmen die Strafe nach Juͤterbogk, und dad]
liche Heer folgte; doch fuchte Ney den Kronprinzen zu taͤuſchen; und meh]
richte meldeten diefem, daß der Feind ſich nach Torgau ziehe, Der Kror
ſich aber nicht irre führen, fondern brach den 6. früh um 3 Uhr auf, md
‚Heer, nach einem Marfche von 2 Meilen, die Anhöhen von Lobeffen beſet
ihm General von Bülow, der. das 3. preuß. Armeecorps.befehligte, mel
er werde tiberflüigelt, indem das ganze feinliche Heer auf Juͤterbogk marſchirc
fort befahl ihm der Kronprinz, dem Feinde in die Flanke und in den Rüden
Ten, und die ſchwediſche Armee marfchirte auf das 3 Meilen weiter liegende
bogk. Ihr folgten die Ruffen, deren Vorhut jedody, unter fchernirfcheffi
MWoronzoff, vor Wittenberg ftehen’blieb. Unterdeffen hatte die Schlacht ihr
fang genommen, Das 4. preuß. Armescorps, unter Tauenzien, griff an.
geben® fuchte der Feind daffelbe aus feiner gutgewähtten Stellung zu verktäl
‚Hierauf, als jenes Corps feine Munition ſchon verfhoffen, kam Viiom
Seine Neiterei ſchlug das feindliche Fußvolk zuruͤck; aberibei Goͤlsdorf mag
Sieg, bis Borftell die Frangofen aus dem Dorfe warf. So ftanden im um
124 Depofitobant
ben, ſodaß er nichts weiter noͤthig haͤtte, als dem feiner MiebNirger, an dewä
zu zahlen hatte, und der ebenfalls Mitglied ber Bank war, baffelbe gut fd
und von feinem Conto Löfchen oder abfchreiben zu laffen. In der Bank wur
und Rechnung über die niedergelegten Summen gehalten, und Jeder konnte d
an Andre zahlen und von Andern, welche gleichfalls Geld in der Bank hattal
pfangen, ſo viel als nöthig war, ohne daß das Geld zu beruͤhren erfodert
Altes ward duch) Ab⸗ und Zufcpreiben abgemacht. Die Vortheile einer foldha
richtung find für ben Raufmannsftand einer geoßen Handelsſtadt ſehr groß.
1) liegt das Geld dafelbft am ſicherſten, da ein feuerfeftes Gebäude umd A
Bewachung flr das Geld in der Bank, mit den leichteften Koften für jebend
nen, zu ſchaffen ift; 2) wenn nur aufgewogene und probirte Münzen gi
In der Bank angenommen werden, fo ift ein Jeder ficher, nie durch leichtes
ſches Geld benachtheiligt zu werden; nie ift ein Irethun beim Zählen ıc.
gen ; an Zeit und Mühe iſt viel gewonnen; das Geld ruht, und iſt
Abreibung oder fonftiger Veränderung unterworfen. Jeder ift ficher, bad,
zu empfangen hat, ſtets in den vollfommenften ganz gleichen Muͤnzen zii
gen, Denn fo vief auf fein Folium in feiner Einnahme kommt, fo viel
von den in der Bank vorhandenen Geldvorräthen. Die VBolltommenhäfi
chen Bant geldes macht auch fehr bald, daß es mehr gilt als das umlaı
Geld von gleichem Namen und felbft ein Agio gegen folches Courant trägt
nach gleichem Münzfuß ausgeprägt iſt. Beſchraͤnkt ſich eine ſolche
darauf, flır die Inhaber der in der Bank liegenden Geldſummen Buch
nung über das U nd Bufchreiben der von ihnen auszugebenden oder
menden Summen zu führen, fo beißt fie eine Girobanf (f.d.) —
aber Necepiffe oder Scheine Über die an fie gezahlten Summen aus; fo
fie ſich gar nicht um Die, welche das Geld an fie zahlen, zu beluͤmmern, fe
Inhaber der Necepiffen werden von ihr als Eigenthämer des in dev Bank
gelegten Geldes betrachtet, und die Necepiffen laufen daher gleidy dem
ſelbſt um, und jeder Inhaber eines ſolchen Scheins hat ein Recht, die Sun
welche der Schein lautet, aus der Bank zu erheben, oder jeden Andern, der
baffelde Necht von ibm erhält, damit zu bezahlen. Man ſeht
Depofition Depoſitobank 123
Deyertationen am ſten. Zufolge des peinl. Geſetzbuches der
‚vom 12. Febr. 1810, gehört Deportation noch jetzt in Frankreich zu den
ya Etrafen, wird jeboch, wenn auch die Richter Darauf erkennen, nicht
dichang gebracht. Sie ift, ihrem Range nad), die dritte der infami⸗
beifrefen (indem nur der Tod und lebenslängliche Zwangsarbeit, ver⸗
Kiem fogenannten Kugelfchleppen, ihr vorgehen) und hat den bürgerlis
möge. Der Deporticte verliert den Befig feines Eigenthums, kann
wühe Handlung verrichten, und feine Erben treten in den Befig feines
Bub aller feiner Mechte ebenfo ein als wenn er wirklich geftorben waͤre;
Me Segierung ihm an dem Orte feiner Verbannung, der jederzeit außers
mupärichen Feſtlande des Reichs belegen ift, den Genuß der bürgerlichen
Iadniger derfelben geftatten. Ein ohne Erlaubniß der Regierung nad)
Deportirter wird ohne Weiteres zu der vorerwaͤhnten le⸗
N Zwangsarbeit verurtheilt. Hat er ſich auf fremden Grund und
Bütet, und geräth aufirgend eine Weiſe von neuem In den Bereich fran«
fo wird er wieder nad) dem Orte feiner Verbannung zuruͤckge⸗
in England gehört die Deportation zu den gefegmäßigen Strafen,
eine Niederlaſſung in Auftralien (f. Botanybai) beftimmt.
fition, Depofitum. (Jur.) 1) Verwahrliche Niederlegung, ein '
ein Theil (der depositarius ) die bewegliche Sache des andern,
zı bewahren, und ihm auf Verlangen zuruͤckzugeben übernimmt.
ben Realcontracten der Römer, weil die gegenfeitigen Pflichten durch
Üsergabe der Sache zur Verwahrung begruͤndet werben, ohne daß es
daruͤber bebürfte. Der Depofitar haftet für getreue und forgfäls
und muß dem Deponenten die Sadye (dad depositum) zuruͤck⸗
auch deſſen Recht an derfelben ſtreitig gemacht werben könnte. Er
an derfelben tragen, welchen er durch grobes Verfehen oder vorz
; ber Deponent hingegen muß ihm die darauf gewandten Auslagen
Brauchen darf der Depofitar die Sache nicht, — 2) Die Depofition
Beine Art, Verbindlichkeiten zu tilgen. Wenn der Öldubiger fich wider⸗
Wget, den fchufdigen Gegenſtand ( die Zahlung) anzunehmen (d. h. im
iendi ift), kann ſich der Schuldner von feiner Verbindlichkeit (und zus
Nr Gefahr ber Aufbewahrung, vom mweitern Zinfenlauf u. dgl.) befreien,
KE&chuib in gerichtliche Verwahrung gibt. Zuweilen ift fie auch ein Si⸗
; wenn man Einwendungen und Gegenfoderungen nicht hat fofort
hacchhen können, ober fie noch nicht fällig find, der Gläubiger, welchem
— muß, aber unſicher iſt. 3) Depoſition iſt auch ſo viel
37
ſepoſito bank, eine Bankanſtalt, bei welcher Vorraͤthe von baa⸗
ultea Seide, oder Muͤnzen, oder auch in ausprobirten Barren, niedergelegt
zu dedurch die Zahlungen im Großhandel zu erleichtern. Du nämlich
a Dias und Herzahlungen in einer großen Handelsftadt viel Mühe und
ke und die Kaufleute bemerken mußten, daß fie ftetd große Geldvorräthe
INeften muSten, um ihre Schulden zu bezahlen oder andre Verbindfichkeiten
im, unb daß wieder große Geldſummen von Andern in ihre Caffe einfloffen,
Fa uiche möglich war, Irrthuͤmer oder Betrug zu vermeiden, indem leichte
war Münzen unter einander gemiſcht, auch wol falſche Münzen mit eins
andy Jerthuͤmer beim Zählen nicht ganz zu vermeiden waren: fo verfielen
Base einer großen Handelsſtadt leicht darauf, ſich dahin zu vereinigen,
nun, Die fie zur Beſtreitung ihrer Zahlungen an einander gewöhnlich
halten mußten, licber an Einem Orte nicderzulegen, und
une, bie ein Jeder daſelbſt nieberlegte, ihm in einem Buche gut zu ſchre
126 Deputirtenfammer Derflinger
1784 zu Münfter in Weftfalen, wo fein Vater Kanzlift war, verließ fet
land 1803, nach der Befignahme deffelben durch die Preußen, begleitete ein
emigrirten Strafen nad) Frankreich, und blieb feitbem in Paris. Hier w
erft Lehrer in einigen Erziehungsanflalten, ftudirte die verfchiedenen lebend
chen Europas, und nahm dann an vielen Zeitfchriften, ſowol $rantreicyd
drer Länder, Antheil. Er trug dazu bei, fie wechfelfeitig mit ihren verf
Iterarifchen Producten befannt zu machen, und dab eine große Anzahl von
ten, theils für bie Jugend, theils im geographifchen und hiftorifchen Kache
"Die philotechnifche, und die koͤnigl. antiquarifche Gefellfchaft nahmen 4
ihre Mitglieder auf; 1822 Erönte die königl. Academie des inscriptiom
les lettres f. Preisfchrift „Über die Urfachen ber Auswanderungen ber Ro
im Mittelalter und ihrer Niederlaffungen in Frankreich““. Seine Suger
„Les soirees d’hiver‘, ift mehre Male aufgelegt worden; von f. „Merı
beautes de la nature en France‘ iſt 1819 zu Paris die 4. Aufl. er
Eine 1811 begonnene „Histoire generale de l’Espagne‘‘, wovon Bor
Cenſur zehn bereits gebruckte Bogen umzuändern befahl, hat der Verf. nid
fest. Mit Malte-Brun hat er ‚eine neue Auflage von Levesque’s „‚„Him
Russie‘‘ 1812, und mit Villenenve 1817 eine neue Aufl. von J. J. R
Merten beforgt, und 1821 Mientelle’6 „„Greographie de la France"
arbeitet. Ferner bat er die bei Belin in Paris erfchienenn A
Merle Fontenelle's, Montesguieu’s, Labrupere’s, Larochefoucault's,
und Diderot’8 beforgt, und mit biographifchen Notizen verfehen.
len Jahren fchreibt er die parifer Correfpondenznacdhrichten im „Morg
Er gehört zu den Mitarbeitern der „Biographie universelle‘, der „‚Rer
clopedique‘*, der Kortfegung des chronolog. Werkes „Art de verifier les
uf. mw. Noch führen wir anf. „Sammlung der beften fpanifhen Rs
mit Anmerk. und Einleitung” (Altenburg und Leipzig 1817); La Suian
ris 1822, 4 Bochn.); „La Grèee“ (Ebend. 1823, 4 Bde.) und „„Voya
&tudiant dans les 5 parties du monde‘ (Ebend. 1822, 2 Bde.).
Deputirtenfammer, [. Kammern.
Derftinger (Georg, Freiherr von), früher Dörfling genannt, 1
brandenburg. (Seneralfeldmarfchall, einer der erften Helden des von Fried
beim, dem großen Kurfuͤrſten, gegründeten preuß. Militairſtaats, geb, ü
1606, nad) einigen Nachrichten, in einem oͤſtr. Dorfe im Lande ob
war, nach Pauli, der Sohn eine proteflantifchen Landmanns in Böhm
trieb anfangs das Schneiderhandiwerk, und wollte, wegen der Unruhen in
um ſich den Religionsbebrüdungen nad) der Schlacht auf dem weißenS
entziehen, nach Berlin wandern. Als man ihn aber, weil er kein Gi
nicht über die Elbe fegen wollte, warf er fein Bündel in den Strom, |
zum Schmert. Eine Zeitlang diente er als Gemeiner, unter dem Gen
Thurn; ſchon als Dragoner quälte ihn der Gedanke, wie er einft Genera
koͤnnte. Dann trat er in ſchwediſche Kriegsdienfte, wo er unter Guſtav
hierauf unter Banner’ und Torſtenſohn's Fahnen focht. Die Botſchaft!
Siege bei Leipzig (1642), zu welchem er als Oberfter an der Spige feiner
regiments viel beigetragen hatte, Üüberbrachte er der Königin Chriftina, wi
daflıc zum Generalmajor ernannte. Nach bem Frieden als Fremder
ſchwediſchen Deere ntlaffen, wandte er fi) nad) Brandenburg, und trat *
Generalmajor der Gavalerie in die Dienfte des Kurf. Friedrich Wilhelm, :
Talente und feinen Muth zu belohnen bald Gelegenheit fand, 1657 mar
ling geb. Kriegsrath, 1670 Generatfeibmarfhall, 1677 Obergouvern⸗
pommerfchen Feftungen und 1678 Statthalter von Hinterpommern und
Er hatte fich feit 1654 in allen Feldzuͤgen des großen Kurfürften, gegen dA
J
Derfchawin Deſair 177
Seanzofen, durch Klugheit, Schnellblick, Thatkraft und Tapferkeit
Auch braudyte ihn der Kurfürft zu Geſandtſchaften, und Kaifer
1674, auf Anſuchen feines Landesherrn, in den Reichsfreiherrn⸗
men Waffenthaten führen wir nur einige an. Durch ben libers
ven am der Havel und die Wegnahme von Rathenau am 15. Juni
Yeflinger dem großen Kurfürften die Bahn zu dem Siege bei Feher⸗
), am 18. uni, wo er den Oberbefehl unter dem Kurfürften hatte.
x Stralſund. 1679 führten er und ber Kurfürfl bie Xruppen auf
den kuriſchen Haff, überfielen das ſchwediſche Deer und jagten es
Der tapfere Derflinger, deſſen Betragen ſtets einfach, befcheiben
Epradye, offen, nicht felten derb war, behielt auch als Greis noch
‚ thätigen Geift, und fein frifches, Eräftiged Herz. Er fiarb 1695,
89%. Nach f. Tode ward aufihn eine Gedaͤchtnißmuͤnze ges
keöfeite Mars und Hercules als feine Ahnen barftelit; bie Baupts
whlgetroffene Bruſtbild des Helden. Sein Geſchlecht erloſch mit
weich, Freiherr von Derflinger, ber als kön. preuß. Generallieut.
ohne Erben ſtarb. Vgl. Pauli's „Leben großer Helden”, ıc. IX;
mt. Nachr. v. dem Leben Derflinger’6” (Stendal 1786), undBarns
‚„Biogtapb. Dentmale (Berlin 1825, 2, Th.).
«win (Gabriel Romanowitſch), geb. zu Kafan 1748, gehört nebft
a Cherastoff und dem Trauerfpieldichter Oſeroff zu den vorzuͤglich⸗
dflandse. Er nahm 1760 Dienſte beim Ingenieurcorps als ges
‚ und zeichnete ſich im Felde aus, beſonders 1774 gegen den Rebel⸗
E Schon bamals entroidelte fich fein Dichtertalent. Unter Kas
1800 bis zum Reichsfchagmeifter, und 1802 bis zum Juſtizmini⸗
ey aber bald darauf von den Gefchäften zurüd, und lebte ganz den
imt ift feine „Ode an Gott”, die Czersky zu Wilna 1819 ins Las
x dat. Der hinefifche Kaifer ließ fie ins Chinefifche uͤberſetzen
in Gold gebruct, in einem Saale feines Palaftes aufhängen. Auch
"seht: „Der Wafferfall”, vorzüglihen Werth, In andern
der orientalifche Bilderdienft bisweilen in Schwulſt aus. Mehre
ſem Dichter findet man ins Englifche überfegt, In Borring’6 „Ruffi
, audy in von Borg’ „Poetiſchen Erzeugniffen der Ruffen” (Riga
23. Seine Gedichte find 1808 in 4 Bon. erfchienen; außerdem
Bafdh. und topograph. Werke gefchrieben. Derſchawin ftarb den 8.
IIinem Landgute Swanka, unmelt Nowgorod. 20.
{&, Dervis (perfilh: arm,) in der Türkei die Benennung
ıendregein Lebender Geiftlichen. Sie find beiden Mohammebdanern
m Ehriften die Mönche heißen, nach ihrem Stifter Mavelava, auch
haben ihren Ruhm in Saften und in der Beobachtung ſtrenger Ge⸗
teetienſtlicher Ha andlungen, und ſtehen bei dem Volke in dem Rufe
CSie leben zum Theil in Kloͤſtern zuſammen, zum Theil einzeln,
werden in der Regel die Imans (f. d.) gewählt. Sie haben allents
Wien Tafeln der Vornehmften in der Türkei, freien Zutritt. Bei
kn dieſe Mönche den Namen Fafir.
I, Rang. Feldherr, geb. 1768 auf dem Schloffe Begou bei Riom
pa Sansilie, trat 1784 in das Inf. Regiment Bretagne ald Uns
Etrug im Dec. 1793 zur Eroberung der hagenauer Linien bei, in
4, bei welchem er ftand, zuerft eindrang. 1794 diente er in der
mdichegru, mit fortwährenderfuszeichnung. Zur Rheinarmee uns
Wpuidberufen, vertheibigteer im Nov. den Bruͤckenkopf von Kehl.
«Benaparte nad) Ägypten, hatte an ben erſten Siegen Antheil,
130 Descartes
bänger gefunden. In dieſem frengdogmatifcyen Syſtem ging er won
Gewißheit, die er einzig im beutlichen Denken fand. Von diefem erf
das Dafeln des denkenden Wefens, nad) dem Hauptfage feines Si
denke, alfo bin idy” (cogito, ergo sum). Diefen neuen Rational
er, im Gegenfag des Empitismus der Engländer, und ber Ariftotelifch
Philoſophie, welche er lebhaft beſtritt, mit vielem Scharffinn aus,
die fitengfoftematifche (mathematifche) Methode mit vieler Schärfe
an. Durd) ihn verbreitete ſich aber auch unter den Neuern das Borı
flehe das Wefen der Philofophie und ihre Gewißheit in Definitionen, $
deren fyulgerechter Anordnung. Das denkende Wefen, ober die Ser
Körpern, deren Wefen in ber Ausbehnung befteht, weſentlich verfchiet
Einfachheit, Immateriafität, woraus auch ihre Unſterblichkeit bern
durch die Freiheit, welche der Seele zufommt, weil fie fic) frei dentt.
aber denkt nicht Altes deutlich, in Vielem ift fie dem Zweifel unterworf
fern nur ein unvolllommencs, endliches Weſen. Diefe eigne Unvo
führt auf die eines volltommenftenWefens, zu deſſen Vollkommenheit au
gehört. (Er bediente ſich alfo hier de6 fogenannten ontologifchen Ber
DafeinBottes[i.d.] auf eine andre Weife, als fich deffelben fruͤl
felm von Ganterburg bedient hatte ; daher auch der Gartefianifh
Die Idee eines abfolutvolltommenen Weſens, welche er für eine anı
Gickt, flelfte er an die Spige feines Spitems, und leitete von ihr alle dk
niß der Wahrheit ab. SeineUnterfuchungen erftredten ſich aber nur ar
ſche Phitofophie, namentlich Logit und Metaphpfit, welche nicht gen:
wurden. Fuͤr die oberften Probleme ber lebtern hielt er die Subftı
Gaufalität. Um die phyfiologifche und pſychologiſche Anthropologie £
BVerdienfte. Noch größere erwarb er ſich um Mathematik und Phyſik
fremde Entdeckungen und Beobachtungen, beftimmte fie genauer, un
ihre Stelle im Syſtem an. Die höhere Geometrie, auf welche er
giuͤcklich anwendete, die Optik, Dioptrik und Mechanik find .von ihm
lid) ertoeitert, ihre Methode vereinfacht, und dadurch die großen Erfint
he nachher Keibnig und Newton in diefen Wiffenfchaften machten, voı
Defeendenen Delete 131:
euten, f. Abfleigende Linie
er on, f. Abfteigung.
j — (remis dene GStaatöminifter, und felt 1822 Bot ⸗
— aa ae Zaiente und Energie ausgezeichneter Staats ·
f, geb. zt Mey 1774, ftammte aus einer adeligen Familie Lo⸗
wanderte eraus und machte mehre Beldzüge in der Armee des
mit. I ber Folge erhielt er die Erlaubniß, nach Frankreich jüs
m, und bildete — zu einem Sachwalter. Bonaparte etnannte.ihn
Appeltationehofe zu. Metz, dann zum Präfibentenbes
— to er fich durch Rechtuchkeit, Raͤßigung und Tha⸗
verlief Hamburg kurz vor der Einfchliegung 1818,
Sudroig XVIH. als erften‘Präfiventen des Appellationshofes zu
— hundert Toge hielt er ſich bei dem Könige in Gent auf.
ib Das Depart, bes Obertheins zum Abgeorbneten bei ber Kam⸗
‚machte er fich durch bie Kraft, mit welcher er die ultraroyall-
ffte, dem Miniftertum ebenfo bemerkbar als et das Vers
— 1816 bi 1818 betleldete er die Stelle eined Präfi-
J a und —E zugleich war er Mitglied des
im dem — für die Seſe Im Dec, 1818 ernannte
zum Gcoßfiegelbewahter und —ã Als ſolcher ſchloß er
Soſter Decages an ; indbefondere zeichnete er ſich 1819 durch feine
der dreiöefepparhlige über bie'Preffe aus, welche den 17, Mai, ben
2 ben 9. Zuni an die Stelle der-bißherigen Cenſur traten. Auch wis
I it ber Abänderung bes Wahlgefeged. Heflig klagte er
be am 23, 1819die Partetiucht der Uitras als die Urſache an, daß
‚Sliven begangenen Verbrechen unbeſtraft geblieben wären. Das uns
em ber Liberalen aber, daß alle Koͤnigsmoͤrder zutuͤkgerufen wers
8 er buch fein berühmte Jamais! zuchd® (am 17. Mai 1819).
irenmte er fich von den Doctrinairs, deren Grundfäge auch die feinigen
1, und unterftühte Decazes, als biefer im Febr. 1820 das Wahlges
(7 abändern vorfchlug. Ais hierauf in dem parlamentarifchen Kampfe
fehverfchläge des abgegangenen Premierminifters bie Erbitterung
auf das Höchfie geftirgen war, vollendete er, durch die Annahme ber
Fam Abänderungen des neuem Wahlgefegentwurfes am 9. Juni 1820,
I; rechten Seite und des Minifteriums. Indem er fo der
bes neuen Mahlgefeßes von 1820 wurde, leiſtete er den Royallſten
— ——— fi) aber die Aberalen gaͤnzlich zu Feinden. Zur Bes
n im ben Orafenftand, und ertheilte feinem Sohne ein
00 Fe. jähel. Einkünfte. Deferre ſelbſt hatte kein Vermögen
Familie. Us die neuen Wahlen von 1820 und 1821 eine
Ultearoyalliten in bie Deputirtentammer brachten, bifbete ſich eine
m ber rechten Seite gegen das Minifterium. Die Wortführer
und Billöfe, fltebten, ſelbſt in dad Minifterium zu tommen,
moirfte endlic) die am 14. Dec. 1821 erfolgte Minifterialverändes
ve Deferer, Pasguier, Latonr-Daubourg, Simron, Portal und
ſt m traten, und ‚Herr Peyronnet an Deſerre's Stelle Ju—⸗
vahrer wurde. Deſerre felbft foll zu bes Letztern Er
I mbaben, Er trat jegt nicht auf bie Seite ber Oppofition,
‚bem Gefehenfwärfe de 5 neuen Mirtifteriums, das die Jury bei dem
aufheben wollte, entgegen war, und deßhalb in ber Des
6, 1822) durch feinen Sreümd, Herrn Froc de la Boulayı,
‚als je von der Nutbarkeit des Geſchwornengerichts über:
9*
138 Deſtutt de Tracy Detail
und fuchte durch Landbau, Stubium der Philofophie und Umgang mit den Ph
den Eigenfinn des Schidfald zu vergeffen. Der Cardinal Fleurp wollte ihn
Geſandten nad) Peteröburg fenden, allein er ſchlug diefen Antrag aus. Erfl
1754 und hinterließ einen Sohn, der die Herausgabe f. Werte auf Befehl
wigs XV. beforgte. Nach Moliere und Regnard gilt Destouches fr den be
Luftfpieldich:er dec Franzoſen, und f. Luftfpiel: „Le glorieux“, und „Ley
losophe marie‘, werden ald Hauptwerke der franz. Bühne betrachtet. a
jedoch die komiſche Wirkung der moralifchen unterorbnete, fo gehören feine
mehr zu ber Zwittergattung der Schaufpiele, welche das fogenannte weinerlice®
fpiel vorbereiteten. Sein größtes Talent zeigte ſich in der feinften Charakteg
nung, in einer leichten Erfindung, angenehmen Wig, Eleganz, Lebhaftigkeiti
Anftindigfeit des Dialoge. Seine zahlreichen Epigramme find ſchwach. (
Prachtausgabe f. Werk erfchien 1750 in 4 Bbn., 4.
Deftutt de Tracy (Antoine Louis Claude, Graf), der gelefauftem
den jest lebenden philoſophiſchen Schriftſtellern der Franzoſen, war, als biel
volution ausbrach, Oberft bei ber Infanterie und Deputicter bei den Generalfiad
für den Adel von Bourbonnois. Er zeigte ſich ald Freund ber liberalen
wollte die atholifche Religion nicht Staatsreligion genannt wiffen und fü
für die Abfhaffung der Adelsprivilegien. Als Kafayette nach dem 10. Aug. 1i
Frankteich verlieh, begleitete er ihn, und theilte auch feine Gefangenfchaft bis 1
Mäprend der ganzen Dauer der Herrſchaft Bonaparte's war cr Senator,
er keineswegs zu den Schmeidylern des Gewalthabers gehörte. 1314
von Ludwig XVII. zum Pair des Reiche ernannt, und da er während ber
Tage von Napoleon kein Amt annahm, fo behielt er diefe Würde. Von der
dung des Nutionalinftituts an war er Mitglied deffelben und 1816 erhielt‘
Sig in der Akademie der Vierziger. Die Sranzofen ſchaͤten ihn als einem!
beiten Metaphyſiker. Sein „Commentaire sur l’esprit des lois de M®
quien*“ enthält eine Deduction der Hauptprincipien der Staatswiſſenſchaſt
dient aufmehren Univerfitäten der nordamerifanifchen Freiftaaten als Compenkil
Noch berihmter ift er durch feine ,, mens d’ideologie** (zuerſt Paris ld
— 4, 2 Bde., und dann in mehren Auft.), welche auch ins Italieniſche und
Determinismus Deutſcher Bund 139
# wie weit man In diefer Ausführung gehen dürfe, ohne die
um des en zu beeinträchtigen. Diejenigen, welche von dem Begriff
Iusheheit ausgehen, glauben hierin nicht zu weit gehen zu innen, und
aſ.d.) übertrifft darin vielleicht alle Anden. Won der andern Seite ift
Meilen (von unda, undulatus, Melle, wellenformig; Maler ıc., die
ion Grundſatz: daß alle Schönheit auf wellenförmigen Linien berube,
ihres Mangels an Correctheit der Zeichnung und an genügender
ihrer Werke gebrauchen) angenehm zu hören, die alten Bildner häts
vernadhiäffigt. Bisweilen mag das der Kall gewefen fein, er ift es
mume. Man findet öfters das Detail bei ihnen mit mehr Fleiß, aber
ur Geſchmack und Kunft ausgedruͤckt als in irgend einem Werke der
. Im Allgemeinen kann man fagen, der Klınftler folle darnach ſtre⸗
it als ſchoͤnen Schein darzuftellen, und dazu ift ihm nichts behuͤlf⸗
Ye Segenftände fo zu bilden, wie fie aus mäßiger Entfernung ſich als
Wie in den bildenden Künften, fo in der Poefi. Wer das
werachläffigt, wird leicht in den Fehler der Trodenheit und Kälte vers
her allzu fehr ins Detail gebt, und überall dieſes recht gefliffentlic) aus⸗
fih ins Breite, und wird ſchwerlich einen rechten Gefammteindrud
mel das Enfemble fehlt, welches man dem Detail entgegenfebt.
le.)
eminismus, in ber Metaphyſik und Moral diejenige Anficht,
Ales, was gefchieht, mithin auch jede menſchliche Handlung, durch
igfeit des Caufalzufammenhangs aller Dinge vollfommen beftimmt
die Sreiheitaufhebenden Beſtimmungslehre huldigt, heißt Deters
mb wenn er biefen Caufalzufammenhang auf ein Schickſal zuruͤckfuͤhrt,
sId, f. Lippe.
falion, Water des Hellen und Stammvater der Hellenen, Sohn
und der Pandora, führte aus Afien eine Solonie nad) Griechens
Wirk fich zu Lykorea auf dem Gebirge Parnaß nieder, von wo er in der
kafinfatt in Zheffalien machte, und die Pelasger vertrieb. Hier war es,
eräkmte iü berſchwemmung (Deukalion'ſche Flut im 16. Sahrh. v. Chr.)
Mde durch den Fluß Peneus entfiand, und welche die Zabel alfo erzählt:
Kr das menſchliche Geſchlecht, wegen feiner Berderbtheit, durch Waſſer
abeſcloſſen hatte, und der Regen bie fürchterlichften überſchwemmungen
im, uittete ſich Deukalion mit feiner Gemahlin Pyrrha auf den Gipfel des
M Nach Abfluß des Waſſers fragten fie das Orakel der Themis, wie fie
nicher Eroätfern follten. Dies gab zur Antwort: fie follten die Gebeine
wer inter fidy werfen. Dieien dunkeln Ausſpruch deuteten fie alfe, daß
ur, die Erde, deren Gebeine aber die Steine feien. Sie thaten demnach,
Cotel befohlen, und aus ben von Deufalion geworfenen Steinen wurden
ts denen von Pyrrha gerorfenen aber Weiber. Übrigens werden
nkiade von ben alten Schriftſtellern über die Überfhreemmung erzählt,
Iezjerägen, weiche die heiligen Bücher von Noah anführen, viel Ahnlich⸗
. (E. Eüntfluf.)
ertſche Baukunſt, f. Baukunft (Beichichte der).
etiher Bund. Eeitdem die Souverninetät der deutfchen Reichs⸗
mörrsflidy geroorden war (Kaifer Friedrichs II. Gonftitutionen von 1220
N zub ber weſtfaͤliſche Friede 1643 Eönnen als die entfcheidenden Punkte
Kueten), Sag in der Reichsverfaſſung ein großer innerer Widerſpruch zwi⸗
tg ſchen Unterordnung der Reichsſtaͤnde unter die Reichsgewalt unt
eirı Inhaber, den Kaifer, und dem naturgemisen Streben der einzelner
142 Deuiſcher Bund
gedrudt, und an die Gefandten und Miniſterlen verthellt. Die Streitigkeu
Bundeöglieder unter ſich fucht die Bundesverfammlung zuvoͤrderſt durch eine
miffion in Güte beizulegen, wenn das nicht gelingt, wird ein rechtliches Ver]
eingeleitet und von ben Parteien das oberfte Gericht eines Bunbesftantsen
welches den Streit in rechtlicher Form als Austrägalinftanz zu entfcheibet
(S. Austrägalinftanz.) Dafür beftehen die Befchlüffe vom 16,
1817 und 3. Auguft 1820 und es find ſchon verſchiedene Streitigkeiten aul
Weife geſchuchtet worden. Dem engern Rathe der Bundesverfanmfung lieg
ob, die Bundesbefchlüffe nöthigen Falls durch Gewalt zur Erecution zu bi
nad) der Ereeutionsordnung vom 3, Auguft 1820.
Es find in der Stiftungsurfunde des deutfchen Bundes mehre heile,
meine Einrichtungen zugefichert, theils einzelnen Claffen, vorzüglich den ch
em Reichsftänden (fuͤrſtlichen und gräflichen Inhabern oder Theilnehmen
Reichstagsftimme) befondere Rechte garantirt worden; fir die Exflnungf
Zuſicherungen hat die Bundesverfammlung zu forgen, ſowie fie durch die Ubi
mene Garantie einer landfchafttichen Verfaſſung auch die Berechtigung
pflichtung erhaͤlt, für die Aufrechthaltung derfelben zu forgen, und darüber
hende Streitigkeiten guͤtlich oder durch compromiffarifche Entſcheidung zu Kal
Diefe Garantie i ch nur von wenigen Bundesftaaten der Bundesverfamin
übertragen worden, Der 310 ed bes deutfchen Bundes (und ber durch ihm befl
Umfang der Bundesgervalt, forwie die Competenz der Bundesverſammlung
alſo auf folgende Hauptpunkte zurüdführen: 1) Äußere Sicherheit, d. 1. Umak
gigkeit der Bundesſtaaten von fremder Oberherrfchaft, und Integrität des Did
gebiets. Kriege fönnen die Bundesftaaten gegen fremde Mächte nur infofenm
ten, als fie felbft noch andre Länder und Neiche auferhalb des Bundes
Angriffe auf Länder, welche zum Bunde gehören, verpflichten den Bund
theidigung, und ziehen alſo de facto einen Bundeskrieg nad) fich. DI
Pflicht ftekt in genauefter Verbindung die weitere Pflicht und das ausdci
ausgeſprochene Recht des Bundes (Schlußacte der wiener Mi Bug
vom 15. Mai 1820, Art. 36 — 47), Streitigkeiten ber einzelnen Vunl
mit auswaͤrtigen Staaten zu prüfen, und jene, wenn fie Unrecht haben, gut]
144 Deutfhe bramatifhe Dichter
germanicae“ von Meyer ( Frankf. 1822) und in dem „Corpus juri
germanici academicum‘* von %. Michaelis (Tuͤbingen 1825).
Deutſche (jetzt lebende)j dramatiſche Dich ter. Sich
namentlichen Verzeichniſſe deutſcher jetzt lebender dramatiſcher Dichter, w
Zeit zu Zeit gegeben werden, fo ſollte man faſt auf den Gedanken kommen,
lands dramatifche Dichtkunſt Habe dermalen ihre höchfte Höhe erreicht; |
menreich genug find allerdings diefe Negifter, aber an dem, was man fo
im rechten Sinne des Worte dramatifhe Dichter nennt, hat das Vaterla
ungeachtet weniger nody wie jemals Überfluß. — Das, Lembert ſche Zafchaı
Schaufpieler fr 1823” gibt auf 10 Seiten die Namen von nicht weniger
dermalen lebenden bramatifchen Dichtern an, worunter mandye, in andern
der Kiteratur oder Kunft fehr achtungswerthe Perfonen aufgeführt werben,
gen aber doch eine nur mäßig ſtrenge Kritit kaum ben zehnten Theil wirkü
matifcher Dichter herauszufinden vermag, indem für die Bühne ſchreiben,
‚gend einen Stoff in Dialoge und Monologe zu bringen, keineswegs hinreid
dürfte, um Anfpruch auf das Prädicat dramatifcher Dichter zu machen, fel
auch fonft die Mufen dem damit Berhrten nicht abhold fein follten. — 1
Tragoͤden begegnen wir hier zuerft den Herren v. Auffenberg, Fouqué, Gi
Houwald, Zimmermann, Klingemann, Müliner, Raupach, Reinbeck, So
land und Werner, als den bebeutendften, deren Dichtungen zum Theil, w
nur eine Zeitlang, die Aufmerkſamkeit des Publicums in Anſpruch nahmer
ner, Grillparzer, Uhland, Werner, Raupady und Houwald ftehen oben an,
dienen es auch, wenn man dag, was fie lieferten, in Parallele mit dem ſetzt,
her von jenen Andern gefördert wurde. Daß übrigens die Bahn, welche
Mültner und Grillparzer (Legterer in der „Ahnfeau‘‘) einſchlugen, früher fd
unfern unfterblihen Schiller in der „Braut von Meffina”, diefem, als Die
ſich betrachtet, Meiſterwerke, das aber deffenungeachtet als deutfche Tragödie
d’oeuvreift, gebrochen wurde, ift befannt, und man darf mitZuverläffigkeit ar
daß ohne diefes, inihren Grundprincipien auf eine keineswegs lobenswerth
falsanficht gegründete Trauerfpiel, die Erfcheinungen eines „Vier und zwa
und des „Neun und zwanzigften Februars“, einer „Schuld“, einer „Ahnfee
icht ind Reben ao t r infofe, 6
118 " Deutſche Geſchichtskunde
furt Beifall und zugeſicherte Unterftügung, brachte eine bedeutende, durch fpl
Beitraͤge noch zu vermehrende Summe zur Dedung der Drudkoften zuſann
und lich num durch den großherz. bad. Generaflandesarchivrath, D. Dimge,
Plan der Hauptſache nach entwerfen und den zur Theilnahme geeigneten Mina
vorlegen. So conitituicte fih) am 20. San. 1819 zu Frankfurt eine Gefe
ſchaft fürDeutfhlands Ältere Geſchichtskunde, zur Herftell
einer Gefammtausgabe der Quellenſchriftſteller deutjcher Geſchichten des Mitte
ters, mit eignen, nad) Übereineunft Alter abgefaßten Statuten. Conflituirn
ordentliche und beitragende Mitglieder derfelben find die Staatsminiſter und F
herten von Stein, v. Aretin, v. Verkheim, v. Pleſſen, v. Wangenheim, fra
die Freiherren v. Landsberg, Mirbach, dv. Romberg, die Grafen von —**8*
bach und von Spiegel. Die Centraldirection wurde durch die 5 zuerſt genan⸗
Miniſter, dann duch den Secretair der Geſellſchaft, den großherz. bad. Lea
Nach Buͤchler, durch den die Redaction übernehmenden D. Dümge und den u
tier TH. Muͤlhens (für Comptabitität und Buchführung) gebildet. Hierza kam
als außerordentliche und Ehrenmitglieder der Direction der bremiiche Oma
Smidt und Rat) Schloffer zu Frankfurt a. M. inheimifhe und auswaͤrt
auferordentliche, correfpondirende und Ehrenmitglieder der Geſellſchaft find:
König von Baiern, der Fuͤrſt Metternich, die Fürjtäbte Ambrofius von Ra
Konrad IV. von Einfiedeln, der Landamman mir von Frirdberg zu St.»
ten, der Grafvon Müllinen in Bern, die Staatönnnifter o. Humboidt, Fulda
Göthe, der k. k. Geheimerath Graf Offolinskt, der bairiſche Vicepräfiden *
Atetin (verft.), v. Gagern, die Freiherren und Herren v. Hormayr, Niebuhe
Schlichtegroll VB. (verft.), u. S., Lanz, Laßberg, Koch-Sternfeld, Merian
Paris), Raumer, Lehr in Stuttgart, Adelung in Petersburg, Atx zu St.s@d
ln, Arnoidi, Bucholz (in Wien), van der Vivere in Nom, v. Fire
Barth, v. Fichard, v. Ittner, v. Besnard in Göttingen, von Delling in WE
hen, v. Gaal; die übrigen Mitglieder find: Muͤnter, Biſchof zu Seeland, S
lechner, Batton, Ve (zu Leipz.), Beyſchlag, Benecke (zu Hamburg), BI
Mury), Boerſch, Boͤttiger (in Erlangen), B uͤſchinzg, Creijer,
Dabfmann, die beiden Docen, Dobr Ehert, Eichhorn (Bw
118 " Deutſche Gefchichtsfunde
furt Beifall und zugeficherte Unterftügung, brachte eine bedeutende, durch fpk
Beitrige noch zu wermehrende Summe zur Dedung der Drudkoften zuſann
nun durd) den großherz. bad. Generallandesarchiveath, D. Dimge,
Plan der Hauptſache nach entwerfen und den zur Theilnahme geeigneten Mina
vorlegen. So conitituirte fi) am 20. Jan. 1819 zu Frankfurt eine Gefe
fhaft für Deutſchlands aͤltere Geſchichtskunde, zur Herſtel
einer Geſammtausgabe der Quellenſchriftſteller deutſcher Geſchichten des Mittı
ters, mit eignen, nach Übereinkunft Aller abgefaßten Statuten. Conftituire
ordentliche und beitragende Mitglieder derfelben find die Staatsminiſter undd
herren von Stein, v. Aretin, v. Berkheim, v. Pleffen, v. Wangenheim, fe
die Freiherren v. Landsberg, Mirbach, v. Nomberg, die Grafen von Solms⸗l
bach und von Spiegel. Die Eentraldirection wurde durch die 5 zuerſt genamı
Minifter, dann durch den Secretait der Gefellichaft, den großherz. bad. keg
Math Bücher, durch den die Redaction übernehmenden D. Dümge und den E
kier TH. Muͤlhens (für Comptabititdt und Buchführung) gebildet. Hierzu ka
als außerordentliche und Ehrenmitglieder der Direction der bremiiche Sem
Smidt und Rath Schloffer zu Frankfurt a. M. Cinheimifhe und auswic
aufiererdentliche, correfpondirende und Ehrenmitglicder der Geſellſchaft find:
König von Baiern , der Fürft Metternich, die Fuͤrſtaͤtte Ambroſius von DL
Konrad IV. von Einfiedeln, der Landamman Mi"sr von Fricdberg zu St.:@
ten, der Graf von Muͤllinen in Bern, die Stantentnifter v. Humboidt, Fald
Goͤthe, der k. &. Geheimerath Graf Oſſolinski, der bairiſche Vicepräfent
Atetin (verſt.), v. Gagern, die Freiherren und Herren v. Hormayr, Michut
Schlichtegroll V. (verft.), u. S., Lanz, Laßberg, Koch-Sternfeld, Meria
Paris), Raumer, Lehr in Stuttgart, Adelung in Petersburg, Atx zu St.⸗d
ten, Arnoidi, Bucholz (in Wien), van der Vivere in Nom, v. Fuk
Barth, v. Fichard, v. Ittner, v. Besnard in Göttingen, von Delling in
hen, v. Gaal; die übrigen Mitglieder find: Minter, Biſchof zu Seeland,
Icchmer, Batton, Beck (zu Leipz.), Beyſchlag, Vened
Murp); Boerſch, Boͤttiger (in Ertangen), B
Dablmann iben ® Docen, D
150 Deutſcher Handel
ſchriften, Todtenbücher ze.) erfcheint, 1826 bei dem Hofbuchhaͤndler Habn a
nover, von dem Archivarius Perg herausgegeben werben konnte. enthlu
urkundlichen Annalen der aͤltern Schriftfteller für Quellenftudium der va
ſchen Geſchichte. So erfreut ſich das Vaterland eines literarifchen
wie es bis jegt faft nur in den magdeburgifchen Genturien aufzuwelſen hat,
eines Nationalwerkes, auf welches der einftige Johannes Müller Deutfi
feine Nationalgeſchichte der Deutfchen gründen kann; auch ihm gelte
Wahlſpruch der Geſeliſchaft: Sanctus amor patriae dat animum !
Deutfher Handel. Deutfchland im engern Sinne, d. h. der
Staatenbund, hat eine fehr gluͤckliche natürliche Lage, um durch Bluͤthe des Pa
dels feinen Nationalwohlſtand zu erhöhen. Im Mittelpuntte von Europa
iſt es durch feine Angrenzung an drei Meere und durch Richtung feiner jablreich
Fluͤſſe von der Natur zu einem Handelsſtaate erfter Größe beftimmt. Dead
nimmt es feit der Mitte des 17. Jahth., wo die Hanfeftäbte, ſowie Nu
berg und Augsburg, die erften und reichften Dandelsftädte Europas zu fein auſd⸗
ten, mit Ausnahme der preuß. und oͤſtr. Bundesprovinzen, unter den Danke
flaaten nur einen untergeorbneten Rang ein, was urſpruͤnglich zum Theil al6 $e
feiner großen Zerftüdelung anzufehen fein dürfte. Diefe hat ſich zwar durch E
culariſationen und Mediatificungen in jüngerer Zeit bedeutend vermindert; all
es ift an die Stelle der politiſchen Kriege ein Kampf der Parteien in der beutfäl
Finanzwelt getreten, der auf Deutſchlands Handel feindfeliger einwirkt, ala fed
die Prohibitivipfteme verfchiedener feiner Nachbarftaaten. Die gute Zeit i v
vorüber, wo die Regierungen Deutſchlands ganz ftille der Arbeit und dem Fam
zuſahen, wo fie ſich darauf befchräntten, Hinderniffe hinwegzuraͤumen, die D
zu ebnen, auch Ordnung und Einklang im Ganzen zu erhalten. Damals u
der Wohiſtand beſonders Suͤddeutſchlands noch auf Landwitthſchaft und den Su
del mit Erzeugniffen begründet. Manufacturen und Fabriken waren ui
nete Räder in der Mafchine. Jetzt, mo das unbefchränkte Eingreifen der
tungen In die mercantilifchen Verbaͤltniſſe an der Tagesordnung, und
den Preis feiner Vedürfniffe an Fabricaten und Manufactucen größen 1
Producten zu bezahlen außer Stand geſetzt iſt, kann man mit den Kaufics
eines bedeutenden britifchen Dandelsplages, die ein englifcher Minifter fragte: #
152 Deutfcher Handel (Meffen)
und. gegenfeitig leiſten, was uns das Ausland verweigert, Allein der
Bund, mercantitifch unter ſich ſelbſt getrennt, läßt Deere von Douaniers ge
tig anrucken, und man unterhält mit großen Kriegskoften folche Zolllegionen,
zum Nachtheile der Morafität im Volke die Stantsfinangen zu bereichern,
befchränfte Umfang des innern Marktes in mehren deutſchen Staaten, ihre
rung, oft unverhältnifmäfige Zoͤlle oder mit Zeit = und Koftenverluft wı
Erſchwerungen der Einfuhr, die hauptſaͤchlich den kleinen Verkehr, als diem
tige Mutter bed großen, hemmen, nöthigen ung gleichfam, in unferm Probi
reichthum zu erſticken. Die Gitreldepreife müffen ſinken, und mithin der
Immer geringer werben, — Die Quelle, woraus die ſtaͤdtiſchen Gewerbe mi
vieljähriger Kriege ihre Nahrung ſchoͤpften, ift verfiegt, und ihr gegenwärti
fluß verhältnißmäßig unzureichend, um Bluͤthen fir den Handel zu treiben. Dem
lern und kleinern wehrloſen deutfchen Staaten, die einzel zu ſchwach find, um
gleichen Handelskampf beftehen zu koͤnnen, ftehen Ausland und größere
ſtaaten mit erclufiven Mercantilfpftemen fehlagfertig gegenüber — oft mit
Beindfeligkeit als Fremde, deren manche wenigftens zu Handelsverbind:
neigt find, Gehen wir aber, um ung dagegen zu fhliten, zu dem Ertremei
kommener Retorfionsmaßregeln gegen das Ausland Über, fo ift unfer deutfcher
bel’ eher vernichtet ald emporachoben ; denn eine unmittelbare Folge wire?
Frankreich und England aufhören würden, und einen Theil des Handels mit
Manufastyr = und Fabrikwaaren als Zwiſchenhandel nach dem Norden und
zu uͤberlaſſen. — ° &o weit ift freilich unfer Handel noch nicht herabgeki
wie Ihn der deutſche Handels = und Gewerbverein fhildert; denn hätten
er glaubt, Überall nur Paffivhandel, fo müfte feit dem Frieden faft all
euligendes baates Geld, das man in ganz Deutſchland nur auf 500 Mill,
annehmen Fann, ausgewandert fein. So vielift aber gewiß, daß Deutſe
Handelebilanz, mit Ausnahme Öftreiche, laͤngſt ſchon hätte tiefer fallen
irte nicht der Zwifchen = und Speditionshandel, den es feiner glücklichen
ber Tätigkeit und Geſchaͤftsgewandtheit feiner Bewohner, und ber Freihen
anſehnlichen Meffen verdankt, Hierin legt vorzüglich der Grund,
In juͤngſter Zeit defonders von dem deutfchen Handelsverein verkündete
noch nicht eingetreten ift, auch nicht fobald eintreten wird, ol
154 Deutſche Induſtrie
er in einer momentanen patriotiſchen Aufwallung dem Miniſterialcongre
in der Idee vorſchwebte, ſich ganz zum Vortheile der innern deutichen J
heit erklaͤten folte. Durch viele Erfahrungen mit den bißherigen Refu
{cher Vereine vertraut, mag es und einftweilen genügen, wenn der Dar
Dandelscongreß (f. d.) fo gluͤclich ift, den Grundſtein zu einig
lung ber Innern deutfchen Handelsfreiheit zu legen, und einen Mittelwe
ber mit der Zeit zu einem vollklommnen mercantilifhen Spftem der &
führen fann. — 2) Befferer Haushalt in den Bundesftaate
feltenee werdende Staatsanleihen, und fofort ftärkere Benutzung der Ca
den Induſtriehandel. Der vieliährige Kriegsaufwand wurde nur zu
Theil aus dem Einkommen ber Regierungen und Unterthanen beftritten.
anleihen kamen an die Tagesorbnung, und wurden ſeitdem befonders vo:
ſchen Kriegeftaaten fo fleißig wieberhoft, daß die Capitaliften ihre Gelder
Papierhanbel als zur Förderung der Induftrie verwenden. Dem Ge
fehlt es daher an numeraiten Kräften, und je geringer dieſe find, deſto n
der Handel in Stodung. — 3) Eine Deutſchlands Verhaͤltniſſen a
Handelspolitit. Wir dürfen diefe nur von dem ſuͤddeutſchen St:
erwarten, fobalb er einmal mehr als dem bloßen Namen nad) beftehen wi
delstractate, befonders mit Preußen, ſtreich, der Schweiz und den Ni:
koͤnnen ſich als wohlthätige Folgen zeigen, wenn fie nicht nad) dem Ke
ber neuern Diplomatie, von bem Grundfage mechfelfeitiger Überliftung ın
rechnung der Vortheile des Augenblicks, fondern der Beförderung eines <
gen Intereffe der unterhandelnden Staaten ausgehen. — 4) Verbe
der£andsund Waffer- Handeisftraßen. Für erftere ift im
Deutſchland ſchon viel geſchehen, und in ben norddeutfchen Staaten I
Jüngerer Zeit Preußen am meiften ausgezeichnet ; body bleibt darin noch vi
kunft vorbehalten, Letztere haben ihre Verbefferungen von Anwendung de
wiener Congreſſe ausgefprochenen Schifffahrtegrundfäge zu erwarten. (&.i
Elbe, Main: Nedar,RheinsundWeferfhiffagrt.) Der nuͤtl
Theil auch nöthigen Schiffbarmachungen der Heinen Geroäffer, welche bi
ſchen Vereinſtaaten in verſchiedenen Richtungen ducchftrömen, wolten wi
«3 deutſchen Sroicpen s und Speditionshandels ſteyt m Junge
ite des bi6 zur mercantilifchen Wuth gefleigerten Handel
pieren gegenüber. Der mit demfelben verknüpfte mühelofe
winn veijt die Gapitaliften in Hoffnung des Gluͤcks, dem polis
der Reiche und Staaten einen Theil ihres Vermögens zu vertrauen.
‚pitalien werden jest dadurch der inländifchen Werkthätigkeit mittelſt
Production, der ſtaͤdtiſchen Gewerbe und des Induftrichandels ents
jmwifchen würden alle diefe Verhaͤltniſſe, wenn fie aud) durchaus güns
ſcutſchlands fuccefiive Handelsſchwaͤchung und damit fortichreitende
ve bei Nationen nur minder ſchnell als bei Individuen bemerkbar
folge doch nicht aufhalten, "wenn die mercantilifche Iſolirung der meis
Bundes ſtaaten unter fich noch eine geraume Zeit fo bleiben follte,
eertig if, und wenn wir verabfäumen würden, alfe die Hülfsmittel
delche unferm Induſtriehandel, der die eignen Producte des Bodens
malarbeit zum Gegenftand Hat, wieder mehr empor zu heben geeignet
8 zum Theil nothwendige, zum Theil nügliche Mittel, dem gefuntes
‚Handel wieber empor zu helfen, find anzufehen: 1) Freiheit des
irkehrs im Innern der deutfchen Bundesftnaten.
verden möchte, durch zureichende Maßtegeln den deutfchen Bund gegen
beſonders England und Frankreich, in einem vollfommenen Retorſions⸗
fen, fo ausführbar ift es, alle Douanenlinien zwiſchen den einzelnen
desſtaaten aufzuheben, und fie, ohne bedeutenden Verluſt für einzelne
‚ am die Grenze Deutfchlands zu verfegen. So lange bie deutfchen
von Volk zu Volt, von Staat zu Staat gehemmt find, fo
—ES unter ſich felbft Die Benutzung ihrer natürlichen Huͤlfs⸗
vert, iſt wahrlich an einen dauerhaften Flor des Induſtriehandels
wa denken. Gelbft fein Zwiſchenhandel bleibt in ſteter Gefahr der
und die Spedition in dem Grade erfchwert, als man durch dir kuͤnſt⸗
kalzungen ber Regierungen die natürlichen Vortheile in der Folgezeit
kfahe Läuft, welche ſchon die geographiſche Lage zu fihern ſcheint.
htoer zu beweifen, daß die Prohibitivfpfteme deutſcher Bundesſtaaten
ſechſt als gegen das Ausland gerichtet waren, und daß fie ſich durch den
156 Deutſche Kirche
Reichsſt aͤnde Hoheit ſtehenden Erzbisthlimern, Bisthuͤmern und Abtı
und Anfchen gab. Ihre Domcapitel boten dem alten Abel, der alleandre
davon ausichloß, eine Menge ehrenvoller, einträglicher und meift ganz
loſer Pfruͤnden dar, die ben Ehrgeizund Eigennug diefes Standes an die
Kirche feſſelten und ihr feinen Einfluß auf FZürften und Voͤlker, wo fie deſſe
bienftbar machte. Dabei wimmelten die füblichen und weſtlichen Staate
Lande von Kloͤſtern der verſchiedenen geiftlichen Orden, die im Befige grı
thuͤmer die Bande der Abbaͤngigkeit des Bolks von der Kicche ducch kauf
zu befeftigen mußten. Wo von dem Intereffe der deutichen Kicche die Ned
ſtand man darunter nicht das Gedeihen religiöfer Bildung und wahrer
keit unter den deutſchen Katholiken, fondern den Beſitzſtand der Güter,
Privilegien, Macht⸗ und Ehrenvorzüge der Exzbifchöfe, Bifchöfe, Ahte,
Capitularen und Ritter, welche ſich mit den ihnen untsrgebenen Weltgeiſ
Möndyen für den Inbegriff der deutſchen Kirche hielten. Und diefe,
Zaufenden befichende Maſſe geiftlicher Perfonen bildete ein durch die I
ber Hieratchie wohlgegliedertes, ftetd gerüftetes Heer, das zum ftrengfi
fam gegen den Papft eidlich verpflichtet war, und Millionen abhängiger
an fein Intereffe band. Für die Seftftellung dieſes Verhättniffes hatten
ſeit der Entſtehung der chriſtlichen Kirche in Deutfchland geforgt. Mit
fenthume zugleich empfing fie roͤmiſche Liturgie und Discipfin, und blieb,
ter dee cömifchen Kicche, abhängig von den Nathfchlägen und Verordn
Päpfte, denen die politiſche Verwirrung Deutſchlands im Mittelalter, di
Kaiferwahlen und hiufigen Händel der Reichsſtaͤnde mit den Kaifeen, bei
anmachfen der deutichen Biſchoͤfe und Prälaten zu regierenden Landeshe
Gelegenheit gaben, ſich hier mehr als in andern gefchloffenen monarchi
‚hen einen überwiegenden Einfluß zu verfhhaffen, ihre Anmaßungen zum
des biſchoͤflichen Amtes und der deutfchen Kirchenfreiheit in herkömmliche
verwandeln, und unter allerlei Vorwaͤnden die Abgaben der Deutidyen ı
zu vermehren. Umfonft flelite die Kirchenverfammlung zu Bafel
dadurch eingeſchlichenen Mißbraͤuche und Bedruͤckungen von Seiten des J
das durch den liſtigen Unterbaͤndlet, Äncas Spivius, 1448 abgeſchloſſem
160 Deutſche Kirche (kath.)
die neuen Diöcefen fuͤr die Katholiken in den &indern dieſer Fuͤrſten, nach
ſchlaͤgen derfelben beftimmt. Demnad) wurden für Würtemberg zu Roter
Nedar, für Baden und Hohenzollern zu Freiburg, für Heflen« Dan
Mainz, für Kurheſſen zu Fulda, für Naffau und Frankfurt zu Limbur
Lahn Bisthlinser errichtet, unter denen das zu Freiburg die erzbiſchoͤfliche I
Jurisdiction über die übrigen hier genannten Bisthümer erhielt. Die)
Domkapitel find von den betheiligten Staaten bedeutend geringer dotirt als
Fifchen, auch die Domherrnftellen geringer an Zahl und überdies mit den I
tern eines Weihbiſchofs, Generalvicard, Dompfarrers u, f. 1. nerbunde
Bisthums Konftanz iſt noch nicht gedacht, es wird daher, wie Worms, a
hoben anzufehen fein. Den Weihbifchof Keller zu Rotenburg hat der P
Vollzieher feiner Bulle ernannt, und der ſeitdem verftorb. Prof. Want
in Freiburg war von feiner Regierung und feinen Discefanen zum Erzb
ſignitt. Doch außer der päpftlichen Ciecumfeription der Diöcefen und d
tigung ber Dotationen, die der Papft in einer Note des Cardinals Confı
10. Aug. 1819 in Hinfiht auf Fulda und Limburg allzu armfelig (tray
schino) nennt, hat St. Heiligkeit noch feine definitive Bewilligung abg
werben koͤnnen. Vielmehr fest die an die Gefandefchaft der deutſchen Fi
richtete Note, den von biefer Geſandtſchaft dem Papfte vorgelegten Gr
einer Vereinbarung Über die Verhaͤltniſſe der katholiſchen Kirche in den deutfd
desftaaten eine Menge von Einwürfen entgegen, die ganz den alten herrid)
Geift der roͤmiſchen Curie ausfprechen, und gerade das tadeln oder geführf
was bie deutfchen Fürften zur Herftellung wahrer Religiofität und einer &
Regierung der deutfchen Kicche beabfichtigten, z. B. die Wahl der Bild
Capitel und Landdecane bed Sprengels, was bemofratifche Umtriebe ver
die Bedingung achtjähriger Verwaltung eines Pfarr» oder Lehramtcs für!
petenten zu den biſchoͤflichen Würden, was Edelleute und Reiche, die nlfot
auch ohne ſolche Paſtoral⸗ und Lehramtserfahrung für tüchtig hält, v
Würden ausſchließen und ber Kirche den von dergleichen Subjecten zul
zeitlichen Mugen entziehen, die Studien der Geiſtlichen auf Univerjitäten,
Religion und Staat, gefährdet werden foll. Allerdings gaben jene, auf
162 Deutfche Kirche (kath.)
ten auf diefe Weiſe ebenfowie bie Edeln gelichenen Befig, um deſſen
Biſchoͤfe und Äbte, ebenfowie die Edien, vom Kaifer als Haupt diefe
ſtaates belichen wurden. Biſchoͤfe und Äbte wurden mit Ring und Stat
und bie frühen, felbft noch in den Gapitularen Kaiſer Karls wiederhia
gungen, baß bie Bifchöfe von Geifttichkeit und Volt zu wählen feien,
Abnahme. — Grade dieſes Verhättniß war es nun, was die Einigkei
Kaiſer und Papft aufhob. Nachdem naͤmlich Kaifer Heinrich IN. einen
genden Einfluß zu Rom geltend gemacht hatte, zeigte ſich die Reaction u
fer Heinrich IV. und Papft Gregor VII. Zu fehr hatte der Kaifer das J
recht mißbraucht, als daß ber Papft länger hätte ein dutch den Feudatit
geſchlichenes Unrecht anerkennen können. Gregor verbot alle Inveſtitu
kalen. Der große Inveſtiturſtreit wurde erſt unter Heinrich V. durch ein
zu Worms mit Papft Calixtus II. geſchloſſenen Vertrag dahin geſchlichtet
Kaifer auf das Recht der Inveftitur durch Ring und Stab verzichtete, un
der Inveftitur durch das Scepter begnägte, und zwar fo, daß die Wahl
Kalſer Commiffarien beiwohnen laſſen Eonnte, frei durch das Eapitel g
vom Papfte die Beftätigung erfolgen und der Gewählte vom Kaifer d
lien zu Lehn empfangen follte. Won dieſem Galirtinifhen Conc
datirt fich die unangefochtene Wahlfreiheit der Capitel.
Nachdem die päpftlihe Macht aus dem Inveſtiturſtreite fiegreich |
gangen, flieg fie immer höher. Der Papft erhielt viele Rechte auf die Bi
und den Srüchtegenuß beutfcher Beneficien: Rechte, die man Reſervatie
Annaten nannte. Deutfchland fand fid) dadurch beſchwert; auf den I
von Konftanz und Bafel wurden dieſe Beſchwerden vorgetragen, zu Baſel
paͤpſtliche Refervationen, die nicht im „Corpus juris electum‘* enthalten, u
jedoch eine anderweite Dotirung des päpftlichen Stuhls in Ausficht gegiber
ſchloſſen die deutfchen Fürften zu Frankfurt und Afchaffenburg über die Am
der bafeler Decrete cin Goncordat ab, welches man Concordata pr
nennt. — Die Eatholifche Kicchenverfaffung beftand in ihrem Mefen
jur Reformation. Die Landeshoheit, welche die Eatholifchen Bisthlimer i
der Zeit erlangt hatten, gab fie jegt vorzuglich den Angriffen der evangelifd
104 Deuiſche Kirche (kath.)
indeſſen die Erzbiſchoͤſe nicht ftehen bleiben, fie lleßen vielmehr am 25. Aug.
durch ihre Raͤthe ( Heimes, Bed, v. Tautphaͤus, Boͤnicke) im Bad Ems ein
fammentunft halten, und hier diejenigen Beichtäffe faffen, weiche unter dem
men ber emfer Punctationen bekannt find. Das Streben der $
tanten war, in Folge der kaiferl. Aufmunterung vom 12. Det. 1785, jene bi
Rechte, in deren Ausübung fie fchon feit Jahrh. gehindert worden, zuſamm
tragen und das deßhalb Angemeffene zu berathen. Sie gingen davon auf
alle Vorzüge und Refervationen, bie mit dem Primate in den erften Jahthu
ten nicht verbunden getvefen, ſondern aus den nachherigen Iſidor' ſchen Deere
zum offenbaren Nachtheil der Bifcyöfe gefloffen feien, jegt, wo die Unterſchie
und Falfchheit berfelben hinreichend erwiefen und anerkannt, nicht mehr in den
fang der päpftt. Jurisdiction gezogen werben Eönnen. Die Punctanten ſt
alſo die Uhr der Kirche um faft ein Jahrtaufend zurüd, und was fie auf dieſe E
nach Anleitung von Febronius, gefunden, follte ſtracks ing Leben treten. 4
tiefen fie fi bewegen, die deutſchen Goncordate wenigftens noch einftweilm)
hen zu laſſen. Über den ungeſchichtlichen Sinn diefer Menfchen, die ihred
mittenten gleich freigeworbenen Sklaven auftreten ließen, Fann es nur weni
merkungen bedürfen. Bon den neuern Hiftorikern ift e8 anerkannt, daß vn
ſchen Decretalen nicht fo fehr den Zuftand der Kirche geändert, als vielmdg
fliſſen geweſen feien, dem durch die Zeit bereits geänderten Zuftanbe a
fein. Unmoͤglich konnten einige Erzbifchöfe befugt fein, eine feit einem J
fend beftehende, von fo vielen. Goncilien als beftehend anerfannte Kirchen!
mit einigen Federſtrichen aufzuheben und in die Nechte der alten Metropoli
der einzutreten. Die Neffortverhältniffe zwiſchen Papft und Bifchöfen
Allgemeinen zufällig, und fo wenig ber Papft, wenn feine Rechte in den
wie fie vor tauſend Jahren waren, zucücverfegt werden, aufhört, die weit
Rechte des Papſtthums zu befigen, ebenfo wenig Eonnten umgekehrt die
des 18, Jahr. Uber einen Mangel weſentlicher Rechte klagen, noch ſich
Unverjägebarkeit berufen, Ein weſentliches Recht des Papftthums aber,
Dinges, das ein Recht auf Eriftenz hat, iſt es, daß in dem bergebrachten
zuſtande nicht willkuͤrliche Abänderungen gefchehen. Was würden jene &
166 Deutſche Kirche feit 1814 (kath.)
als eine felbft wieber zu bewachende Bewachungs⸗ und Zähmungsanftalt
tes, fondern als etwas Sittlidyes, geſchichtlich Gewordenes, auf eignen
Ruhendes betrachten werde! Dieienigen gingen allerdings von fehr fang:
‚Hoffnungen aus, die von einer deutſchen Nationalkiche traͤumten, Cu
eines deutſchen Patriarchats oder doch wenigftens Primats in Antrag
Dem Reiche war ein einfacher Staatenbund gefolgt, und wenn ſchon ir.
feit der Reformation eine eigentliche Nationalkirche allein darum undenk
well der Reichstag bei jeder Religions ſache in partes ging, fo mußte nach au
nem und nicht hergeftelltem Reichsverbande der Gedanke an eine National
fo mehr chimaͤriſch fein, Obgleich es ſich nicht leugnen läßt, daß der Bu:
Kenntniß zu nehmen haben würde, wenn ein einzelner Staat die teich&dep:
hauptſchlußmaͤßige Pflicht zur Herſtellung und Dotation der Eatholifhen
mer verkennen tollte, fo blieben doch die Verhandlungen der einzelnen Rh
diefen Gegenfland Sache der einzelnen Bundesglieder. Plant's Word
Corpus Evangelicorum herzuftellen, tonnte ebenfalls nicht angewandt mı
ja ohnedies ſchon jeder Einzelne beim Bundestäge den Befchluͤffen der Me
ber Regel wiberfprechen kann. — Bon Öftreid, kann hier keine Rede fei
neuen Begebniffe auf die öfte. Kirche von gar einem Einfluß gerwefen. 1
übrigen deutfchen Staaten war Baiern der erfte, der mit dem Papfte bat
dat ſchloß. Die bisherige rechtliche Kirchenorbnung warb darin anerkann
ſeht zu beklagen ift c6, daß der Papft ſich bewegen ließ, die alte Wahlfe
deuefchen Kirche aufzuheben und ein koͤnigl. Emennungstcdt an die Ste
au laffen. In dem übrigen Theile von Suͤddeutſchland gaben die Weffen!
Angelegenheiten (ſ. Konftang) den Anftoß zur Eröffnung von Verhar
Es traten die proteffantifchen Regierungen des noͤrdlichen Deutſchlands hi
Ausnahme jedoch von Preuzen, Sachfen und Hanover. Eine Commifli
ſich in Frankfurt, weiche über die Art, wie Bisthuͤmer zu errichten, fid
Nachdem alle die Verbehalte und Clauſeln, weldye bald diefe, bald jene &
wuͤnſchte, In den Grundzuͤgen zu einer Vereinbarung über die Verhältnil
tholiſchen Kicche in deutſchen Bundesftaaten aufgenommen waren, wuchſi
100 VParagtaphen an, deren letzterer ſich noch die Adoptation all Deſſen,
6 Deurſche Kirche ſeit 1814 (kath.)
eine ſelbſt wieder zu bewachende Bewachungs⸗ und Zähmungsanfknit beim
‚ fonbdern als etwas Sittliches, geſchichtlich Gewordencs, auf eignem
hendes betrachten werde! Diejenigen gingen allerdings von fehr fang
ffnungen aus, die von einer beutichen Naticnalkirche traͤumten, E
18 deutſchen Patriarchats oder doch wenigftens Primats in Antrag
m Reiche war ein einfacher Staatenbund gefolgt, und wenn fchon ii
der Reformation eine eigentliche Nationalkiche allein darum unden
lder Reichstag bei jeder Religions ſache in partes ging, fo mufite nad)
a und nicht hergeftelltem Reicheverbande ber Gedanke an eine Nationallie
nehr himärifc) fein, Obgleich es ſich nicht leugnen läßt, daß der Bun
antniß zu nehmen haben würde, wenn ein einzelner Staat bie reichtdepi
iptſchlußmaͤßige Pflicht zur Herftellung und Dotation der katholiſchen
t verkennen wollte, fo blicben doc) die Verhandlungen der einjeinen
fen Gegenſtand Sache der einzelnen Bundesglieder. Plank's Vorfd
rpus Evaugelicoruim herzuftellen, konnte ebenfalls nicht angewandt met
vhnedies ſchon jeder Einzelne beim Bundestage den Beſchluͤffen ber Dicht
Regel widerfprechen kann. — Bon Öftreid) kann hier keine Nebe fei
iern Begebniffe auf die Öftr. Kirche von gar keinem Einfluß geweſen.
igen deutſchen Stanten war Baiern der erfte, der mit dem Papſte
ſchloß. Die bisherige rechtliche Kicchenorbnung warb darin anerfai
t zu beklagen ift cs, daß der Papſt ſich bewegen ließ, die alte Mahl
ifchen Kirche aufzuheben und ein Eönigl. Ernennungsrecht ardie ©
taffen. In dem übrigen Theile von Suͤddeutſchland gaben bie Weſſ
gelegenheiten (f. Konftanz) den Anftoß zur Eröffnung von Verhaml
'fenten die proteffantifdyen Regierungen des nörblicyen Deutfchlands b
isnahme jedoch von Preuzen, Sachſen und Hanover. Eine Commi
yin Frankfurt, weiche über die Art, wie Bisthuͤmer zu errichten, ſig
achdem alle die Vorbehalte und Clauſeln, weldye bald diefe, bald jene
infchte, in den Grundzuͤgen zu einer Vrreinbarung über die Verhältni
nifchen Kicdye in deutfchen Bundesſtaaten aufgenommen waren, twuchfe
O Paragraphen an, deren Iegterer fid) noch die Adoptation all Deffen, W
18 im Site. Kirchenrecht noch Vortheilhaftes gefunden werden könnte,
18 biefen Grundzügen wurde nun eine Declaration in lateiniſcher Spra
ngsfegt, welche dem Papfte zur Annahme vorgelegt werben, und deren
!dingung der Errichtung der Bisthuͤmer fein follte. Eine Geſandtſchaf —
fem Zwecke nach Rom. Sie erhielten am 10, Aug. 1819 ald Antwort ERBE
Hung ber Gefinnungen des Papftes. Er verzichtete gern auf alles ihm
Üsliche, 3. B. auf die Vergebung von geiftichen Stellen in den Pi
möß den aſchaffenburger Goncordaten; ebenfo breilte er fich, die, bg mE
en (4. B. des Limburger und fulder Gapitels), Ausflattungen anzunchme mE —
: ihm zugemuthete Einwillung in Abänderung der Grundfäge der Kiche EEE -
ht annehmen. — Die beabficytigte Vereinigung, oder vielmeht Anerker ⸗
Frankfurt ausgearbeiteten Declacation kam aljo nicht zu Stande, BT E
Schte ſich hierüber weniger als darüber wundern, wie man es auh mu —
nnte, daß ber Papft ſchwach genug fein werde, die Unfreihelt der Kirche *
h anzuerkennen. Dan hat alfo nur dem Papſte Gelegenheit gegeben, _
tthelle zu verzichten, und die Freiheit ber Kirche vertheidigend, in bee
rigebotene Gemuͤther zu gewinnen. Indeſſen eröffnete Confalvi am ——
ipftticpen Darlegung einen Ausweg, indem er auf den Fall, daß die
Tobificationen der Declaration nicht angenommen werden feiten, in Gm
ften Wunfche, dem dringendſten Bedürfniffe der Gläubigen, nimlid>
feelenhirten zu haben, abjuheifen, und in beitändiger Bezichung auf —
—:
—
Deutſche Kritik 167
"eimägigen Einrichtung der kirchlichen Sachen in diefen Staaten von
rocden, den Vorſchlag machte, einftweilen die bezeichnete neue Begren-
xeſen in Vollzug zu feßen, um hernad) in gutem Einverftänbniffe den
er vorzuſehen. Die Geſandtſchaft ging in der Note verbale vom 3.
bierauf ein. Mad) weiten Unterhandlungen ward befchloffen, in
Erzbischum für Baden, in Rotenburg das Bisthum für Wuͤrtem⸗
für das Großherzogthum Heffen, in Limburg für Naffau und in
ıcheflen — weichen verfchiedenen Bisthlimern einzelne kleine Bundes⸗
eſchließen — zu errichten. Die erfte Ernennung der Bifchöfe kann
elſeitigem Einverftänbniffe ver Regierungen und ded Papſtes geſche⸗
e Biſchoͤfe Erſprießliches werden wirken können, wird abhangen von
nd Umficht, die die Biichöfe, und der Mäßigung, die die Cabinette
werben. — Die Krone Preußen hatte ſchon feit mehren Jahren
jen ber kirchlichen Berhältniffe ihrer Entholifchen Unterthanen unter:
1821 die Verhandlungen des laibacher Gongreffes dem nun verewig⸗
taatskanzler einige Muße gewährten, reifte er nad) Nom, und im
er Tage war das Concorbat in feinen Grundlagen abgefchloffen, wels
'g 1821 genehmigt ward. Über die Erziehung der Geiftlichen iſt
in jeder erzbiſchoͤfl. und biſchoͤfl. Stadt ein geiftliches Seminar erhalten
ndet werben folle, bamit darin eine foldye Anzahl angehender Kleriker
id nach Vorſchrift ber Befchlüffe von Trient unterrichtet und gebildet
als es der Umfang und der Bedarf der Sprengel fodern und der
miffaie beftimmen wird. — Die Unterhandlungen der handv. Re:
m päpftlichen Stuhle find noch nicht beendigt, und es handelt ſich
b die beftchenden zwei Bischlimer Hildesheim und Osnabruͤck nad)
der Regierung in Eins verſchmolzen werben follen. v. e. K.
be Kritik. Ein freies Erzeugniß des Volkes war die deutſche
mden. Die politiſche und bürgerliche Verfaſſung hatte ſich die Na⸗
n hoͤhern Ständen geben laffen, aber ihr geiftiges Leben ſchuf fie ſich
waren es vornehmlic, Fürften und Edle, meldye die fruchtbringende
ten; aber diefer, einen großen Einfluß auf die Literatur beabfich-
würde bald unthätig geworden fein, wenn er nicht auch bürger:
ver gehabt Hätte, und andre ähnliche Vereine jtellten fi) in Kurzem
nüber. Zu einem mit allgemeiner Anerkennung herrſchenden literari=
ofe, wie es in Frankreich die Acadé mie frangaise war, konnte eg
anzelung der deuticen Staaten nicht kommen; kein der Literatur
fton — Schriftſteller in gewiſſe beliebte Formen und Weiſen
Riverfit waren, feibft für die eigne Provinz, ohne allen Einfluß
alliteratur. Jedem Einzelnen war unbenommen, fid) aussufpr, :
m Der Sott oder der Reim gab. Die Dichter feit Tpig fangen in
an Weiſen friedfertig neben einander; das Publicum hörte Sehen.
treit, und auch Opitz's, Deutſche Poeterei“, welche er ſelbſt ai ft
mein gizitigen Kanon aufſtellen wollte, unterbrady ten Frieden Tick.
za Rube konnten nur äufere Einflüffe Widerſpruch u Farr;i, et
"Retiz, welche man bisher von der auslaͤndiſchen Yiterztus sine mm min
ſolchen Einfluſſes nicht fähig, da man bioß die matten ur.”
u SchriftftelleraustemEnde des 16. unt dem Kaufe .;% 17 Bu
SSchabımte, aus der franz. Literatur über, mit einie murber 2...
mas ber erfien Claſſiker, bleß einige werthloce Remane ur: Co... .
« eber auch aus den Hollintein, ten Nakatmemker %-. — .:.
em wolled Jahrhundert nach Spig war es erfi, ur eina Mi: Oo...
= der deutidyen Literatur mit tem dar ane.\-- .-..
252 —
1
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nm un”
—*
170 Deutfhe Kunft
auch feine Gegner fand. Unter Legtern machte ſich Kogebue durch die
ihm gefliftete Zeitfchrift: „Der Freimüthige” (an welhem auch M
nahm) am bemerktichften, während die „Zeitung f. d. elegante Welt” dir
der Schlegel ſchen Schulein Schutz nahm. Mit Entwidelung der manni
Anfichten ſcheint die deutſche Kritik mündig geworben zu fein, aber leide
fie nun in den Unterhaltungäblättern ald ein vielköpfiges Ungeheuer, u
Unendliche vervielfältigt bellt und laͤſtert.
Deutſche Kuuſt. Die ſchoͤnen Kuͤnſte wurden von den Der
Gluͤck betrieben, und unter dieſen vorzuͤglich Poeſie und Muſik. (S. 2
Poeſie und Deutſche Muſik.) Die biltenden Künfte, die Baı
d.) ausgenommen, wurden wegen Mangels an Öffentlichkeit und Gelege
zu eigen, in Deutſchland weniger begunftigt. Die Plaſtik wurde mehr
gierungstunft betrieben, und in ihe manches Erzeugniß hödhfter Kunftferti
fert. ‚ Aber die Verzierungen waren mehr fpmbolifch bedeutſam, als vor.
ger Form. Doch lieferte auch die Bildhauerkunſt einige bedeutende V
Bildhauer der Deutſchen.) Zerner erzeugte Deutſchland vich
Schnigarbeiten, dergleichen einige von Albrecht Dürer (3. B. in der Eliſ
zu Marburg) bekannt find. Diefer vervolltommnete auch die Form ol
fhneidetunft (ſ. d.) welche feit Anfang des 14. Jahrh. in Deutſchla
den war, und die (aud) deutſche) Erfindung ber Buchdruckerkunſt vorberei
bie Erfindung der Kupferfleherfunft (und zwar der Arbeit mit dem E
ſchreibt man einem Gold = und Silberfhmied in Oberdeutſchland (Nür
Augsburg), welcher 1460 Iebte, zu (f. Kupferſtecher kunſt und
ſchneidekunſt), die ber Agkunft (die Arbeit mit der Radirnadel) ein
deutſchen Stünftter (Einige fagen Michael Wohlgemuth 1434 bis 1519
aber Beides nod) des Beweifes bedarf. Um die Richtung zu bzeichnen,
bildende oder zeichnende Kunſt insbefondere unter den Deutſchen neuerdin
men, ift es nothwendig, aus der Geſchichte derſelben bie geichichtlichen
hervorzuheben, bie zu ihrer eigenthuͤmiichen Entwidelung früberhin gew
Im 13. bis zum 16. Jahrh. hatte Deutfchland eine eigenthümlidye Ba
ſich im Hochſtrebenden, mit der hoͤchſten Fuͤlle der Geſtaltungen beurkunl
172 Deutſche Kunft
— mithin in dem Geifte fortzuarbeiten, der die Kuͤnſtler des 14. und 1!
befeelte, und zunaͤchſt die eigenthirmlichen Ereigniſſe und Zuftände unfere
zum Gegenftande der Darftellung zu machen ; denn nur das Selbſterlebte
wandte kann in volltommen lebendiger Geftalt aus des Künftlere Gei
Micklichkeit treten. Um nun in jenem Beifte fortzuarbeiten, kann aud |
dium der altbeutichen und altitalienifchen Malerkunſt ſehr vortheilhaft fei
der Ausdruc in der Darftellung aufgefaßt, nicht die Unvolltommenheit dei
als gleichroefentlic nachgeahmt wird. Der Künftler kann ſich durch die |
falt und Gemütlichkeit dieler Werke anregen und begeiftern, während d
der Spätern, in äußern Formen weit velfendeter, ihm ſchon die Abficht zu
unverholen ankündigen, und durch dieſelbe die reine Natur fo leicht verlier
damit ift freilich nicht gefagt, daß der Künfkter bei der Nachahmung der Alı
bfeiben, ober daß er gar Zuftände ber Neligiofität und Nationalitaͤt in fic
‚gen folle, die in der Entwicelung der Völker ſchon verſchwunden find, und
lungsweiſen feſthalten müffe, denen das Reben und Wirken in der Gegenus
ic) widerfpricht. Sonach gilt es, in Allem was bie bildende Phantafi
Tann, nicht die Form, fondern den Geift zu ergreifen, und dadurch ang
eignem Geifte darzuftellen. — Nicht zu leugnen ift es nun, daß aus jene
ben der jüngern deutfchen, befonders in Rom verbundenen Mater, die,
Rage es felbft mit ſich bringt, von ber Antike ebenforol als von den he
Werten ber aͤltern und neuern italieniſchen Schule berührt, an ihre Arbeit:
ſchon manches Erfreuliche hervorgegangen ift, und daß, wenn auch ma
terung und Einfeitigteit bei minderm Talent ſich hier und ba hervorgethan
Anfoderung der Gegenwart, und die mächtig eingreifenden Bewegungen
einer befchräntten und das Alte ſklaviſch nachahmenden Kunftübung fein d
Intereffe verſprechen. Wir erwähnen num die jüngern beutfchen Male
hauptfächlich jene Richtung genährt und ausgebildet haben. Zu ihnen ge
nehmlich Peter Corneliusaus Düffeldorf (f. d. u. Sarton) und Ove
Luͤbeck, die Brüder Riepenhaufen, der zu früh verftorbene Pforr, Joſeph
Tirol, die Brüder Veith aus Berlin, Wilhelm Schadow aus Berlin,
Schnor ¶ d. usdeipuig u. A. Ihnen ſchließen ſich die bedeutenden Kunſtl
> 0 ver zaytmn zu Auye sun — Von ver
1. At Deutſches Theatet. Die Mimik wurde in
manch feibftändig 3. ©. von Madame Hendel⸗Schuͤ, von Seckendorf
B. Attieuden.) Ebenfo erhob ſich die Declamation (f. b.) der
tzůgl. als iyriſche Declamation feit Anfang diefes Jahrh. zur Selb⸗
44.
che Literatur und Wilfenfchaft. A. W. Schlegel aͤu⸗
hm vorkomme, als hätten bie Deutſchen gar keine Literatur, ſondern
ns auf dem Puntt, eine zu befommen. Allein er ſchloß dabei den
breatur in bie frangöfiichen Grenzen ein, und von derfelben bie gelehr⸗
ufchaftlichen Werke aus, welche doc) nicht minder zur Literatur eines
ı Dann aber führt er fort: „Wenn man unter Literatur einen uns
ufl, ein rohes Aggregat von Büchern verfteht, die kein gemeinfchafts
feelt, unter denen nicht einmal der Zuſammenhang einer einfeitigen
mg bemerkbar ift: wo die einzelnen Spucen und Andeutungen des
inter dem unüberfehbaren Gewühl von leeren und mifverftandenen
von Verkehrtheit und Verworrenheit, von uͤbelverkleideter Geiſtesar⸗
denhafter anmaßender Originalitaͤtsſucht faft unmerklich verlieren,
daß der Gipfelder Volllommenheit für eine buch Nationalität und
unıte Geſtaltung der Poefie in einer bedeutenden Anzahl von Werken
wen Gattungen wirklich erreicht wäre: dann haben wir allerdings eine
aman hat mit Recht bemerkt, daß die Deutfchen eine von den haupts
Rädyten Europas find”. Danunin dieſen Worten die Einheit oder
x ſchriftlichen Werke der Deutfchen zu einem Ganzen durch Nationas
twird, fo hängt die Beantwortung der Frage: „ob die Deutſchen in
eine Literatur haben, d. h. einen Vorrath von Werfen, die ſich durch
Beten untereinander vervolfftändigen, und worin eine Nation die hers
der Welt und des Lebens niedergelegt findet”, von ber
mmS&rage ab: ‚Haben die Deutichen einen Nationaldarakter? Denn
vf dieſe Echriften ſich der Nation für jedes geiftige Beduͤtfniß fo
währen möüflen, daß fie nach Menſchenaltern, nad) Fahrhunderten
rare Liebe zuihnen zuruͤckkehrt“, wird duch die Bilbungeftufen und
174 Deutſche Literatur und Wiſſenſchaft
ſpruͤnglichen Frelheit des Bodens, die ein unvergänglicher Charakter der S
erfcheint fie auch in guten Zeiten urſpruͤnglichet und dauerhafter romaı
felbft bie orientalifche Märchenmwelt. Ihre Begeifterung war fröhlich
her, zweckloſer, nicht fo einfeitig umd zerftörend, twie der Enthuſiasmu
wundernswuͤrdigen Fanatiker, bie den Erdkreis noch ſchneller und allgen
zuͤndeten, als ſelbſt die Römer. Cine gefühlte Rechtlichkeit, die mehr i
Gerechtigkeit des Gefeges und ber Ehre, eine kindlich aufrichtige und un
liche Zreue und Herzlichkeit der Gefinnung ift der tieffte, und hoffentlic
zu vertilgende Zug des beutfchen Charakters”. Schon diefe Züge, welı
den fchriftlichen Geifteserzcugniffen der Deutfchen fich zeigen müffen, u
nachzuweiſen fehr leicht fein würde, mußten bie beutfche Literatur zu einea
verbinden und vor Andern bezeichnen, wenn auch fchon die Geiſteswerke
ſchen aus den verfchiedenen Zeiträumen ihrer Bildung fid fo unähntid
als oft die Kiteratur verfchiedener Nationen. Denn aus jenem Freiheits
her der freien Ausbildung der Einzelnen und der Stände fo günftig war, ı
ſich auch jene Vielfeitigkeit ber deutichen Literatur, mit welcher fie die S
den Ertrag der Literatur fremder Völker aufnahm, zu den ıhrigen machte
in der Gefchichte, Wiffenfchaft und Kritik einen univerfellen Standpun
Mo aber Freiheit ift, da fucht fie fich nach allen Seiten des menſchlich
auszubreiten und in der Tiefe zu begründen. Keine Nation hat bahı
deutfche in allen Fächern des menichlihen Wiffens mit gleichem Ernſt
gleicher Gruͤndlichkeit gearbeitet, Beine fo verichiedenartige Anfichten des
ausgebildeten Formen (Syſteme) aufgeftellt, als die deutfche, Eeine uͤber!
fo foftematifche Geiftesbildung gezeigt, und die foftematiichen Anfoderu
dem Zweige bes Wiffens fo geltend gemacht, als diefe. Iſt dies Beine Ei
lichkeit der beutfchen Literatur? Ja, wenn aud) diefer Freiheltsjinn gar of
Tür, Zügellofigkeit, und in der Literatur in Schreibſucht, Nachahmungsl
worrenheit, Paraborie, Bormlofigteit und Verfehrtheit ausgeartet ift, |
gegen bie Literatur anderer Nationen nur durch Einfeitigkeit und fktavifd
tätenfurcht vor den Fehlern unferer Literatur gefichert, und deßhalb vor
Term Gepräge; wie uͤberall mit der Beftimmtheit auch Vefchränktheitt
khe Yiteratue und Wiſſenſchaft (Gefchichte) 175
mm Zeiten, fonbern felbft im Alterthume vergeblich fich nah)
A umfchen würde, von einer Ähnlichen raſtloſen Thaͤtigkeit und
Vechſelwirkung aller der Künfte und Wiſſenſchaften, deren einzi⸗
Iliches Augenmerk e8 iſt, den Menſchen ſeiner goͤttlichen Natur und
naͤher zu fuͤhren oder wuͤrdiger zu machen“. übrigens haͤngt ja jede
ven den Schickſalen und Thaten eines Volks ab; in ihr ſpiegelt ſich
Leben des Volks, ihre Perioden werfen gleichſam ein Bild zuruͤck
itigen Geſtalt des Volks, unter dem ſie entſtanden; und auch in dieſer
nie deutſche Literatur ein Ganzes bilden, wie ſchwer es auch immer fein
n su bemerken, an welchen das unüberfehliche Gewebe zufammenhängt.
ratur theilt fich in die poetifche und profuifche ; von jener werben wir
Deutſche Poeſie befonders handeln. Hier geben wir eine ges
ist des Ganzen ber deutfchen Literatur. Da eine Literatur fchriftlis
rvorausfegt, fo ift es begreiflich, marum wir vor Karl des Großen
inmal ben Anfangder deutfchen Fiteratur fuchen dürfen. Erſt nad)
ter großen Voͤlkerwanderung wurden die Verhaͤltniſſe der deutſchen
ınder ; fie erlangten einen feſtern Aufenthalt; eingewanderte Völker,
t ihnen vermiſchten, theilten ihnen von ihrer Bildung mit, Gejege
ft, deren Sammlungen (ber Burgunder, Alemannen, Baiern,
fen) zu den erften Urkunden deutſcher Bildung gehören. Das Chris
reitete jich vorzuͤglich durch Bonifacius im 8. Jahrh. immer weiter.
cer und zugleich die Bewahrer der Bildung umter den Deutfchen wa⸗
fie fingen zuerft an, die noch rohe Sprache zu fchreiben, und waͤhl⸗
hnen geläufige Inteinifche Alphabet. So ift dee Biſchofs Ulphilas
vier Cvangeliften in das Möjogothifche (um 360) das ültefte ſchrift⸗
der deutſchen Sprache. Die Franken, welche ſich in Gallien nie⸗
ten ſchon im 6. Jahrh. Schulen, in welchen ſich ihre Geiſtlichen bil⸗
ichher auch auf die uͤbrigen deutſchen Staͤmme uͤbergingen. Allein dieſe
raͤnkte ſich meiſt nur auf Leſen, Schreiben und cin wenig ſchlechtes
ſſen iſt es bemerkenswerth, daß nur die dentſche Sprache den Anfang
men Proſa vor Karls des Großen Zeiten aufweiſen kann, und unter
siihen Eprachen zuerft zur Schriftfprache ausgebildet worden iſt.
Cempendium der deutſchen Literaturgeſchichte“, 1. Bd., 2. Ausg.,
Die aͤlteſten ſchriftlichen Sprachdenkmale ſind aber geößtentheils
gen aus der Lateinifchen Sprache, welche Dadurch, daß fie gleichiam
Religion mar, und noch viele fpätsre Jahrhunderte von den Griftlis
a das Beduͤrfniß eines höhern Grades von Bildung hatten, vorzugs-
en wurde, zwar die Bildung der Landesſprachen bemnite, aber auch
iner freien Bildung fo lange aufbewahrte, big die deutſche Schrift:
zeigner Kraft entwidelte; die alten herrlichen Liederſagen aber, aus
Nibelungenlied“ und das „Heldenbuch“ erwachſen find, waren vor
tgejammelt, fondern gingen tebendig von Mund zu Munde. Mitbin
fem noch keine Literatur in dem oben gedachten Zinne, I. Der erfte
beurfchen Literatur aber beginnt mit Karl dem Großen und kann niit
chwaͤbiſchen Kaiſer oder der Minnefünger aeichloffen werden. Er
d Koch, von 768 bis 1137. Karl der Große lieg viele Kloſterſchu—
orved ıc., errichten, aus welchen die damals beruͤhmteſten Gelehrten
m Geſchaͤftsmaͤnner hervorgi ngen; er war für tie allgemeinere Ver:
Aung bemüht, und mollte in dieſer Abficht beſonders, daß auch Die
kt in den Schulen feines weiten Reichs bekommen follten. Cr ftif:
m’s Rath, eine Art gelehrter Geſellſchaft an feinem Hofe, an weld;er
Hnahm. Er ließ auch viele Denkmale der deutichen Sprache, befon-
PO |
176 Deutſche Literatur und Wiſſenſchaft (Gefchichte)
ders Geſebe und Lieder, ſammeln, in der beutichen Sprache predigen, und Ein
für den Unterricht des Wolts aus dem Latsiniihen überfegen. (&. Deus|
Sprache.) Nur fuhren feine Nachfolger nicht in demſeiben Geifte fort. J
war bie Trennung Deutfchlands von dem fränkifchen Reiche der felbftändigent
widelung ber deutſchen Sprache und Bildung ehr vortheilhaft. Die gröftend
ſchritte machten die Deutfchen unter den ſaͤchſiſchen Königen (von 919 an), 4
ders unter den drei Ottonen, und unter den fraͤnkiſchen Kaifern (von 1024).
10. Jahrh. zeichneten ſich mehre Stifte = und Kloſterſchulen in Deutſchlan
welche mit Bibliotheken ausgeftattet wurden. In biefen Zeitraum fallen bie
nikenſchriftſteller Eginhard, Witichind, Dithmar, Lambert, Bruno, die
foren und philoſophiſchen Schriftfteller Atcuin und Rhabanus Maurus (7
856), und vorzüglich die, welche in deutſcher Sprache ſchrieben, Otfried von
Fenburg, deffen metrifche Bearbeitung der Evangelien, in ihrer Treue und
beroundernewürdig, als eigentlicher Anfang der deutfchen Literatur geltend
(S.Dtfried.) Motker (Abt zu St.» Gallen, ft. 1022), Wilteram (
Ebersberg in Baiern, ft. 1085) und A., deren Schriften bei Koch (1. Bd.
— 33) verzeichnet find, und der Verfaſſer des Liedes auf dem heiligen
U. Ein neuer Zeitraum beginnt von den ſchwaͤbiſchen Kaifern (1138) und,
zur Reformation (Anfang des 16. Jahrh.). Deutſchland war jetzt nicht
Mildniß der Germanen im Tacitus; die Moräfte waren getrocknet, die WM
lichtet oder niedergebrannt ; Luft und Sonne hatten freien Spielraum;
Lebensart und Einwohner hatten ſich gemildert. Der fortgefegte Umgang
lien und andern Ländern von Europa, , bei den vielen Roͤmer⸗ und andern
gen; die fremden Sitten, die man durch die Kreuszlige hatte Eenmen let
beffern Mufter, die man häufig vor ſich fah, und der edle Eifer, ihren
werden, hatten eine heilfame Revolution in dem Gemüthe der Deutichen
gen. Lebensart und Sitten wurden dur das blühende Nitterwejen ı
die Ideenmaſſe vergrößert. Ton und Denkungsart vergeiftigt, und da die
immer mehr der Verbefferung und Verfeinerung der Denkart folgt, fo mar
Tee Theil von Deutſchland allmälig zum Befige alles Deffen’gelangt, was zur
dung ‚einer Nationalliterätur gehört. Ihre Morgenröthe brad nun an,
Dertſche Literatur und Wiſſenſchaft (Geſchichte) 177
da u. A, deutſch abgefaßt. Seb. Franke's Weltchronik iſt die erſte
werhichte der deutſchen Literatur. Die Philoſophie wurde nun eifriger
gaeem vorher nur philoſophiſche Werke der Alten und der Araber Üüberfegt
Briirieben worden waren; fie wurde mit der Theologie verbunden und zur
kung der Eirchlichen Grundjäge gebraucht, aber auch von diefen beherrfcht:
a ſcholaſtiſchen Philofophen zeichnen ſich mehre Deutfche feit dem Anfange
Yrrb. aus. Zu ihnen gehört der Dominicaner Albert der Große aus Laus
ter Donau (ftarb 1280), weicher in Paris und mehren deutſchen Städten
hie lehrte, wie auch große Korfehungen in der Nuturwiffenfchaft anftellte,
nicher deutfcher Schriftfteller ift der Myſtiker Joh. Tauler (ftarb 1361).
Ihm folgte im folgenden Jahrhundert der Theolog zu Strasburg Boys
geäberg, der ſatyriſch ftrafende Sebaft. Brant (geb. 1458, ft. 1520)
Ruhfolger Themas Murner (geb. 1475). Auch wide zu Ende dieſes
g die Mathematik, Aſtronomie und Mechanik von Deutfchland aus fleis
en und ausgeübt; daher mehre der wichtigften Erfindungen. Was biee
wie profaiiche Literatur fehr niedergedrüdt hatte, war vorzuͤglich Mans
Bihen, und daher Koftbarkeit derfelben, beſchraͤnkte Schulanftalten und
Ampingigfeit der Wiffenfchaften von den Mönchen und Geiſtlichen, In
mfıe blieben. Seitdem 14. Jahrh. aber wirkten die überall neugeftife
a Lehranſtalten (f. Univerfitäten), und feit dem 15. die Erfindung
| nft fo mächtig zu einer neuen Bildung hin, daß man von ihnen
m der Literatur datiren muß, Erſt durch legtere Eonnte eine gelehrte
we fie Deutfchland vor allen Übrigen Völkern fich erworben hat, und
ufmöglichft leichtem und. allfeitigem Umtaufch der Anfichten und Kennte
möglich werben. Vortheilhaft wirkte zu dieſer neuen Bildung der Uns
giehifchen Reichs (1453), deffen Gelehrte nach Italien entflohen, und
die Keime einer neuen Bildung burd) Erhaltung und Fortpflanzung
amkeit ausſtreuten. Der freie Geift aber, welchen das Studium der
2 vorzüglich auf Univerfitäten aufregte, bewirkte und begüunftigte die
frebungen der Reformation. Zu den Minnern, welche fchon früher
keitung der fogenannten Humanitätsftudien die höhere Bildung förders
he votzuͤglich Rud. Agricola (1442 — 85), Lehrer an der Univerfität
3, Konrad Celtes (1459 — 1508), der erſte gefrönte deutfche Dichter
‚dee Dolphiftor Joh. Zrithemius (1462 — 1516), vorzüglich aber
Drofeffor in Tübingen (1454 — 1525) und Ulrich von Hutten (1458
, Melandıthon, Joach. Samerarius und der berühmte Erasmus von
Endlich war auch die Aufhebung des Fauſtrechts und die Stiftung
suenen Landfriedens unter Marimilian I., dem großen Befdrderer der
Viſſenſchaften, ſowie die Gruͤndung einer feftern Reichsverfaſſung, und
Sad von Wohlſtand fehr förderlich für die aufblühende freiere Bildung.
Zitraum der neuern Literatur, von der Reformation bie auf unfere Zeiten.
zum Anfang des dreißigjährigen Krieges (1618); 2) bis zum Ende des
ges (1763) ; 3) von da bis auf unfere Zeiten. 1)Von dem durch Wohle
benden Kurſachſen ging Die große Umwaͤlzung aus, welche alle geiftige Kräfte
Iasung ſetzte. Die Streitigkeiten mit den Gegnern berfelben ermunterten
we Ausbildung, und übten die Geiftestraft ihrer Vertheidiger. Mit Lus
ehten deutfchen Manne, ber die Freiheit des Geistes von willfürlichen
mit Bräftiger deutfcher Zunge predigte, und die Urkunden des Chriftens
hmeiftechaft in beutfche Sprache übertrug, daß man ihn mit Recht den
ie beutichen Profa genannt hat (obgleich auch die deutfchen Überfegungen
x jur Bildung ber Profa beitrugen), verband fic der milde und gelchrte
Leachlins, Melanchthon; und wie Sener Öffentlich und mehr nad) Außen,
ter. Eiebente Aufl. Bd. III. 7 _
4
.
Dentiche Literatur und Wiffenfchaft Geſchichte) 179
be Denk⸗ und Preßfreiheit beguͤnſtigt, welche wir in dieſem Grade faſt bei keiner
aRztien finden ; keine Hauptftadt echob fich zum Gerichtshofe der Nationale
m Vorzüglich fand bie Geiftesfreiheit in dem aufblühenden preuß. Stante
kb Beglinftigung. Dan begann Über einzelne Wiffenfchaften, z. B. Bes
Kehrswiffenichaft, zu philofophiren, Und diefes zeigte bald einen vortheils
elf auf die Bearbeitung der Geſchichte und ihrer Hütfsriffenichaften,
je Bearbeitung des Staats⸗ und Privatrechtd. Hermann Conring, Sam,
find große Namen, welche hierher gehören, fomie Otto Guerike an der
har deutſchen Phyſiker glänzt. In der Theologie herrfchte der gröbfte Dogs
3, gegen welchen der Pietismus eined Spener und andrer frommen Mäns
weblthätiger Wirkung war. Ein Haupthinderniß der deutſchen Kiteratue
æ diefe®, daß auch in diefem Zeitraume die deutfche Profa noch Eeine Selb:
erbielt. Zwar empfand man fchon das Beduͤrfniß einer deutſchen
a ((. Deutfche Sprache), und Viele, wozu vorzüglich der gelehrte
Morhof (ftarb 1691) und der fleißige Juſt. Georg Schottel gehörten,
us heben bemüht, auch wurde die beutiche Sprache feit Chr. Thomaſius
haftlichen Vorträgen gebraucht ; allein immer blieb fie mit fremden, vors
a.und franz. Wörtern geſchmacklos vermifcht. Mit dem Wachsthum des
Einfinffes von Frankreich wuchs auch diefe Sprachvermengung und bie
gefucht in ber deutfchen Literatur. Ja der größte Genius, Welcher das
x den Deutfchen auftrat, Zeibnig (1646 — 1716), wollte feine Gedans
in der franzöfifchen als In feiner Mutterfprache mittheilen. Won Wichz
æ baber die Bemühungen Chriftians von Wolf, die Philoſophie auch in
Eyeadye verftändlich reden zu laffen. Diele Philoföphie wurde von zahle
ssern bearbeitet, von Andern, 3. B. Cruſius, geprüft, und fo das Dene
eriben in Deutfchland ungemein gefördert. Die vermittelft Leibnitz's
Hademie der Miffenfchaften zu Berlin bewirkte große Entdedungen in
matifchen und Naturwiſſenſchaften. Überall gründeten ſich literarifche
m und Vereine. Der Buchhandel fing an aufzublühen und Eritifche
traten als Gerichtöhöfe über Wiffenfejaften und Künfte hervor, Die
des durch Wolf beförderten fnftematifchen Beftrebens in den Wiſſen⸗
ade bald durch Liebhaberei für fchöne Literatur verdrängt, und die Deut:
un, was ihnen noch fehlte, Reinheit und Geſchmack in ihrer Mutters
juasholen zu wollen. Hierzu wirkte Alex. Baumgarten, der Stifter der
mad Gottſched (1700 — 66), der Sprachteiniger, der abet den franz.
einer genielos zahmen Poefie und Profa einzuführen ſtrebte. (S.
(de Kritik.) Gluͤcklich arbeitete feiner Schule (die leipziger genannt)
Me unter Bodmer und Breitinger entgegen, und die Dichter Haller, Hus
Geart, J. E. Schlegel gaben der Mutterfprache Schwungkraft, Leid):
. Bon einer andern Seite wurde die deutſche Kraft auf das
Kerchum durch Philoiogen und Archäologen (Joh. Mat, Gesner, Joh,
His, J. A. Ernefti, Chrift u. A.), befonders feit der Stiftung der
Göttingen, bingeleitet. 3) Diefe Beftrebungen teiften in dem dritten
dieſes Zeitraums durch Leffing, Klopſtock, Windelmann, Heyne, die
np, Derber, Wieland, Voß, Schiller, Göthe, Namen, welche jede ges
Salon vereheen muß. Erſterer trat, mit Wis und Scharffinn reid) aus⸗
a Gegner des franz. Modegeſchmacks und Stifter einer geiftreichen Kris
Da. RE Recht fast Fr. Schlegel (in der angeführten Abhandlung):
u, fein dialektiſcher Scharffinn und polemifcher Wiß, feine ganze litera⸗
ehämtichEeit und Wielfeitigkeit, wird noch fo lange ein nachahmungs⸗
Beifpiet fir uns bleiben, als der gegenwaͤrtige Zuftand der Literatur
!, Windeimann’sSBöegeifterung für das Alterthum un Di Kunft, in einem
. 2 3
180 Deutfce titeratur und Wiſſenſchaft (Geſchichte)
unfterblichen Werke dargeftellt, als eine gewaltige Maffe echabener Bildung n
in die Verderbtheit und Armſeligkeit ber damaligen literarischen Welt hingeſiel
die Grundlage des Beſten und Edelſten unter ung geworden. Klopſtoc echt
deutſche Sprache und Porfie durch feine unfterblichen Werke zu einer vorherl
geahneten Höheund Fülle der eigenthümlicyen Entwidelung. Hierzu wirkte and
Einfluß der engliſchen Literatur auf Deutſchland, namentlich bie Überfeg
Niefengeiftes Shakipeare. Während Unterfuhungen über die Sprache Su]
tung, Voß u. A. angeftellt wurden, uͤbte ſich diefelbe in allen Gattungen der WI
(haften und Poeſie. Kritiſche Anftalten bemühten fich, das Ganze der uberſi
den deutfchen Literatur zufammenzubalten und in Überſicht zu b Name
werden bie Verbienfte der Deutſchen um- eine gründliche Theologie (feit Mid
und Erneſti, Mosheim, dann Neinhard, Schleiermad)er, de Aue und
fophie (befonders | Metaphufit) (f- DeutfhePhilofophie), zu weldern
Jacobi, Kant, Fichte, Schelling u. A. durch eigenthuͤmliche Anfichten witkten
Philologie (man eines Heyne, Wolf, Hermann, Boͤckh u. A.), Ge
forfhung (Joh. Müller, Woltmann, Schroͤckh, Schmidt, Eichhorn, DA
Zſchocke / Manfo, Dohm, Niebuht, Luden ıc.), Mythologie (Voß, Creuzer,
Goͤrres) und Kritik, der umfaſſendſten, welche je ein Volk gehabt, in der
der Literatur unaustöfchlic fein. Unzaͤhlig find die originellen G—
Deutſchland in diefem Zeitraum erzeugt hat; Fein Volk kann deren fo viele
len, und, bei keinem Volke hat die Literatur ein fo umfaffendes Ganze ausgt
als bei den Deutfchen. Nur macht man ber neuern Literatut nicht ganz mi
recht den Vorwurf, daß fie uͤber den Inhalt zu oft die Form vernachläffige
einem Außerſten zum andern uͤbergehe. rhaupt aber iſt bei de I
Wiſſen hertſchend Über die Darſtellungskraft, und die Gruͤndlichkeit und Zu
deutfchen Geiſtes verträgt fid) nicht mit einer Leichtfertigen und oberflächli
handlung. Wir verweifen die Lafer auf das Werk der Frau von Set
Deutfchland, und auf das Uetheil eins Engländers Über die deutſche Kiten
dem 52. Sthde des „Edinburgh ı reviews“, Ceutſch in der „Iſis“ 18124
zwei eigenthlmliche Anfichten der Fremden von unſeret Literatur Eennen zuler
Wollen wir ie febft die jů ngfke Zeit der deutfchen Literatur Schildern, |}
Wen nn Hung me mean Benno nun 0 mn Tann mn
rief, Die chriſtliche Religion mehr auszubreiten, und hier, wie überall,
we Einführung der Malerkunft an die des Chriftenthume. Inden
IMfkeen wourden die Künfte am eifrigften ausgebildet. Alfred und Ari
mm ber Letztere ein Moͤnch von St.» Emmeran war, werden
u bairiſchen Kuͤnſtler jener Zeit genannt. Wernher von Te⸗
ete ſich befonders durch feine herrlichen Glasmalereien aus. Als
Jahrh. in Baiern werden Gleißmyller, Maier, Maͤchſelkircher, Fuͤ⸗
mhack gerühmt. In Franken finden wir die erſten Spuren der Kunſt
de heil. Bruno, der 1042 den Dom zu Würzburg von Grund auf
fi. Kaiſer Heincidy II. und feine Gemahlin, die heit. Kunigunde,
me die Künfte fehr. In dem Kiofter Heilsbronn findet man noch mehre
I den Zeiten des heil. Otto, Bifhofs zu Bamberg, der 1139 ſtarb.
; mürffen wir befonders erwaͤhnen, als denjenigen Ort, mo bie muͤhſam⸗
dichnigerei ſowol als die Malerei fehr früh zu einer hohen Stufe der
bracht wurden. Die uralten Malereien in der Marienkirche und in
Detirche dafelbft find merkwürdig. Zu den früheften nuͤrnbergiſchen
m: 16 Zraut, Kulenbach, Hans Bäuerlein und Michael Wohl⸗
t gab überbies viele treffliche Glas» und Miniaturmaler daſelbſt. Im
nabe zuerft das Klofter Hirihau dur) viele Kunſtſchaͤtze berühmt.
Wftee und Kirchen gaben der Kunſt Gelegenheit, fi) hier zu entfalten,
le Handfchriften bier mit Eöftlichen Miniaturen geſchmuͤckt wurden.
g Un, Nördlingen gab es fchon fruͤh kunſtgeſchickte Meifter. Am
wrde durch Karl dm Großen der ig aller Bildung errichtet. Mainz,
nz befonders Köln waren die erften Runftfige jener Zeit. Wir koͤnnen
dej die Periode von 1153 bis 1350 für deutiche Kunft, ſowie für Poe⸗
ne enticheibend war. Damals blühte in Köln die aͤlteſte deutſche
‚weriche die fpätere zu Nuͤrnberg an Reinheit des Styls und ſtiller Lieb⸗
Ibertraf. Die meiften ihrer Gemälde find auf Holz gemalt, welches
m Kreibegrumde, dann mit Leinwand über zogen wurde, auf welche
tan, baber bebeutende Summen fär die zum Theil aus deutſcher
per Tuͤcher nad) England, das fogar einen Theil der ſaͤchſiſchen Eler⸗
it, nad) Frankreich und den Niederlanden auswandern. Seit 1819
Nein England auf die Wolle gelegte Zollabgabe deren Ausfuhr aus
the vermindert worden; aber ohne Nugen für deffen Fabricanten,
das ſchlechtere, oder daß zu theuere Material übrig bleibt. Noch
aummwollenrocberei, die fich feit kurzer Zeit fehr ausgebreitet hatte,
% weil die Engländer das Material aus erſter Hand beziehen, und
ſchinen wohlfeiler verarbeiten koͤnnen. Unter allen erhält ſich das
‚bien, einer der erften Manufacturftanten, deffen Baummollenfabris
et englifchen in jeder Hinſicht erreichen, noch am meiften in der Höhe,
»Zubadsfabricationen find die einzigen, die ſich nicht feit 1813 im
nden. In Hinficht der Eifen = und Staplfabricate, Meffing, Go
rlzs und Stroharbeiten, u. m. A., würden wir das Ausland nicht
doch fließen daflır jährlich grope Summen aus, ohne daß twir unfern
ibeicaten gegen einen ‘Theil des Auslandes als Taufchmittel gebraus
ielmeht an Frankreich allein über 14 Millionen jaͤhrlich für Seidens
er bezahlen müffen. Daß der Abſatz unferer Manufacte und Fabri⸗
tiefer gefunten ift, als wir aus diefen angeführten Beifpielen erfehen,
unter Anderm auch der Thätigkeit unferer Seeftäbte, die ihre Capitale
a die Fabricate unmittelbar aus ben Binden der Hervorbringer zu bes
ıbeften auswärtigen Markt zu ihrem Verkaufe zu wählen. Sie als
a in den bedrängten Zeiten, wo aller Handel ftille ftand, Millionen
an die ſchleſiſchen, böhmifchen u. m. a. Werkftätte gefendet, um deren
age zu erhalten. — Woher diefer Verfall unferer Manufactur = und
1— woher das Übergewicht auswärtiger Reiche, wird man aus dem
scht fragen, weil es den Deutichen weder an Hülfsmitteln noch an
Ihätigkeit gebricht? — Die Angabe der Zuſammenwirkung vieler
siländifchen Übergeiwichts wird die Frage löfen. Mehre find aus der
verhaͤltniſſe und der ihnen folgenden Umftände an und für ſich ohne
= Eomcurtenz entfprungen; andre find nur biefer zuzurechnen. Zu
vum Kali hei her Atadkıma daR onranäifchen ‚Hanbola Iıherhaumt. der
@ genuge DEI LEUUWEN Atze guicht, UUUpgevuye und vrvvuujeL zu ha⸗
auch wiffen, was Andre vor und gleichzeitig mit ihm gedacht und ger
‚ er muß feinem Publicum zeigen, daß er diefes rolffe, und daher fehen
iſchaftlich » ärztlichen Werke mit den Scharen ihrer Citate ſtets einem
ı der europaͤifchen (jet fogar auch ſchon der amerikaniſchen) Geſammt ⸗
x den gegebenen Gegenſtand aͤhnlich, waͤhrend Engländer und Franzo⸗
e Beffeen unter ihnen, oft in einer Unkenntniß felbft ihrer eignen, va⸗
Kiteratur ſich überbieten. Wie Alles übertrieben werden mag, fo iſt
», an fic) gewiß fo herrliche Tendenz gemißbraudyt worden, und das das
fine Citatenunmefen, mit welchem viele beutfche Autoren die eigne
glänzend zu verhällen glauben, hat wol bie Ausländer zu dem Urtheite
e Literatur enthalte mehr Eignes, die unſrige fei mehr compilatorifch:
das viel begruͤndeter und wahrer wäre, wenn es ſich bloß auf die neuefte
t beutfchen Sournale erſtreckte, von denen bie meiften wirklich immer
ehe auf fremden Boden Wurzel zu [lagen beginnen. Da wir bei dem
ber vortrefflichen deutſchen Univerfalität ftehen, fo darf hier einer nicht
neiben, ber für die neuere deutſche arzneifundige Literatur hoͤchſt charak⸗
wir meinen bie Sucht zu Überfegungen. Wir mögen die meift etwas
tiebfebern der vielen Überfegungsanftalten, die Deutfchland jest zählt,
ichen, und es genüige hier, bie Erfcheinung felber foftzuhalten und zu bes
durch die, fich einander an Fluͤchtigkeit meift überbietenden Überfeguns
me alle Rüdficht auf innern Werth gewaͤhlten, ausländifchen Büchern
ien unfere Literatur einerfeitö mit einem Bailaſt uͤberſchwemmt wird,
‚ immer ſchwerer wird, das wahrhaft Beauchbare herauszufuchen, wie
its die deutſche Literatur dadurch getviffermafien vor dem Ausländer hers
t, der täglich jetzt fieht, tote Alles, was er fchreibt, der Ehre einer, ja
ır Überfegungen in Deutfchland gewürdigt wird, während Vieles davon
ft im demfe:ben Augenblick geboren und — zu Maculatur wird) Dafuͤr
: gleich, als Schluß der Betrachtungen uͤber die gtuͤndliche, univerfelfe
wü beutfchen Geiſtes, die vortrefflichen Werke deutſcher Schriftfteller
niſche Bibliographie erwähnt fein, eine Wiffenfchaft, die das Ausland
gericht kennt. Mas aber bie Haller, Ploucquet, Blumenbach, Pus
m auf biefelbe ein. Jintergeordnete Directionen wagen felten, die
nm: ober noch ungefannter Tonkünftier in die Scene zu ſeden;
inter ſchon das Zeugniß, daß eine Oper aufden Hauptbuͤhnen
Ar habe”. Lehtere.aber ſtehen in der Regel unter einer Leitung, welche
een ebenfalls nicht günftig ift, und die entweder das fogenannte Glafs
abticum ausfcjliefend vorführen zu müffen glauben, oder durch irgend
keit des Seſchmacks oder wol gar Eiferſucht gegen aufftrebende Talente
6, was ihrer Anficht entgegen ift, unbarmberzig niederbrücen. Sol⸗
anm Tonſeder in den äußern Berhältniffen keine befondere Aufmuntes
aatiſche muftkalifche Arbeiten finden. Aber gefällt einmal eine deutſche
‚sefeht, daß fie anftändig und volltommen gut in die Scene gefegt wurde),
günftige Exfolg doch mehr den Directionen als dem Tonfeger zu Gute,
ı gehören aber auch hauptſaͤchlich noch gute Sänger und Schaufpies
Schutdigkeit thun, und den eigenthuͤmlichen Charakter der Muſik aufs
wiederzugeben Im Stande jind. Nun fehlt es gegenwärtig faft durchs
gem und Sängerinnen, welche zu recititen vermögen ; dod) werden
ne bulch Webers, Spohr's und Andrer neueſte Werke in diefem Fade
Nat werben, ſich hierin eine Geſchicklichkeit zu erwerben, wie ehemals
Schauſpieler an den Vortrag der Derfe durch Schiller's und Göͤthe's
oͤhnt worben find. In Dinficht des melismatiſchen Vortrags halten
stihen Sänger fat größtenteils an Das, was fie von italienifcher Ges
nittelbar oder mittelbar aufgefaßt haben, und fodern entweder nur itas
w, in deren Vortrag fie ihren fremden Muftern meiſtens natuͤrlich
iffen, oder überladen bie einheimifche mit ungebtihrlichen Verzierun⸗
m Das fallen, was ihnen zu denfelben nicht binlängliche Gelegenheit
Inferbem muß bemerkt werben, daß bie auten und reinen Stimmen
werben; namentlich fehlt es jest in Deutſchland nicht bloß am hohen
a auch am hohen Sopran und an ben tiefen Baßſtimmen, welche fonjt
ren; Dagegen findet man ben tiefen Sopran (inezzo soprano) haͤu⸗
ı meiften Tenoriſten und Baffiften find Baritoniften. Wir wollen
3 Grund diefer Erfcheinung unterſuchen; aber das ſcheint ung gewiß,
rang ber Stimmen durch überladene Inſtrumentalbegleitung, worin
200 \ Deutſche Muftt
vorzüglich durch Friebrich den Großen geſtiftel. Graun (ein Sachfe) wı
Capellmeifter. Große Inftrumentatiften, wie Quanz, Friedrichs Lehrer
Flöte, Franz Benda, hoben die Goncert= und Kammermuſik.
biefer Schule grofie Throretiker wie Marpurg und Kienberger hervor.
auch Schutz, der tteffliche Liedercomponift,» Ihnen folgten ein Faſch, Rei
Himmel, Weber, Zelter u. A., welche zum Theil noch jest Zierden ber da
Tonkunſt find. Auch in Baiern und an den uͤbrigen beutfchen Höfen,
Braunſchweig, und in den blühenden Handelsftädten, wurde überalt Die
geliebt und beſchuͤtzt. Zonfeger, wie Vogler, Winter, Nomberg, Spobr,
gehören zu den erften in Deutſchland. Durch den Theaterſtyl wurde die
dem hoͤchſten Gipfel erhoben, Seitdem aber der Theaterftyl und die Com
ſich ausbildeten, wurde der Kirchenſtyl immer galanter, und mit dem Ti
vermifdyt; man fah ſich daher neuerdings genöthigt, zu ben alten Kirche
zurhekzufehren. Die deutſche Muſik, die in großen, tiefen Harmonien ben
tiſchen Charakter der Tonkunſt vorzüglich entwickelt hat, ſcheint am Ende
Jahrh., und am Anfang des 19, ihre Bluͤthe erreicht zu haben, Keine
Kann dieſer Muſik etwas Glelches an die Seite ſtellen. Ihre Tiefe der H
Reichthum der Injtrumentation und Fülle der Melodie festen Jtaliene
Franzofen in Staunen. (©. Deutſche Sänger und Deutſche
tuofen.) In den legten Jahren artete der Gefhmad in hatmomſche
bung, welche den Gefang unterdrüct, Seltſamkeit und Streben nach Drigit
vorzüglich feit Beethoven und Chrrubini, au, Der Modegeſchmack der
informiger und unfräftiger Liedelei, vorzuͤglich durd) die belicbte Guitarre
einige Zeit ergößte, bewundert jegt pikante Modulationen und mechaniſch
tängerei und fucht Entfehädigung am Auslaͤndiſchen. Da bei uns bie
mentalmuſik verhaͤltnißmaͤßig immer das Übergewicht über die Wocaimufit
fir welche der Staliener eine befonders günftige Ankıge und darauf gegeinbeiz
thode brfißt, fo iſt es wol zu erklären, warum jest in einem großen RI
Deutfeyland und namentlich an den Orten, wo bisher die Tonkunſt vorzgüdh
geübt ward, eine Spaltung in Hinſicht der muſit aliſchen Geſchmacks berrfähtg
dem eim Theil des Publicums mit faſt leidenſch aftlicher Vorliebe der neuen it
204 Deutſche Mufit
Verf. der Schrift von ber „Reinheit der Tonkunſt“ und dem Sc
geli geroorden, der die Fortſchritte der neuern Muſik gegen jenen in Sa
Was die Concertmurifanlangt, fo i
in Goncertftücte gefegt, in welchen die Virtuofitit auf irgend einem
ſich geltend macht. Was aber diefe Virtuofität anlangt, fo ift fie nid
neuelten Zeit auf ihre Spike getrieben worden, d. h. man hat die boch
rigkeiten auf irgend einem Inftrumente zum Gegenftand des Kunſtbe
Genuſſes gemacht, fondern mit ihr ift auch der Gipfel in der Ausbild
firumentatmufit überhaupt erreicht worden. Es gab nicht leicht ein
weiches in Deutjchland nicht virtuofenmäßig behandelt worden wäre, |
nen, Violon und Dundharmonica, fonft Brummeijen genannt, habeı
tern Zeit Erſtaunungswuͤrdiges leiſten müffen. Die Mechanik in der.
der Inftrumente wurde zulegt fo hoch getrichen, daß wir Knaben, ja K
fer Hinſicht anflaunen mußten. Indem Mafe aber, als das Virtuo
vermehrte, welches in der mechanifhen Tonkunſt, in der Fertigkeit
des Bogens, des Atheme, der Zunge, das Höchfte möglich zu mache
mithin dahingeht, in der kuͤrzeſten Zeit möglichft viele Zöne, gleichzei
einander folgend, fo hervorzubringen, das das Ohr einigermafen gerı
fehr allgemeinen Anfoderungen eines durch bloßes Hören gebildeten Ge
friedigt werden, in dem Maße fing man an einzufchen, daß aud) die
Aunfifertigkeit noch eine größere zu denken uͤbrig laffe, und daß es in-d
etwas gebe, was bloßer Fertigkeit unerreichbar ift. Viele fogenannte
hatten die Mufitübung ſchon troſtlos aufgegeben, da fie fich in dem,
das Wefentliche ber Kunft gehalten hatten, felbft von Kindern uͤberti
bis der Ekel an den leeren Birtuofenkünften, der tiefere Drang, feir
Tönen aus zuſprechen und das Beijpiel wahrer Künftter ihnen ein edl
Nacheiferung und den Gegenftand wahrer Mufikliebe zeigten. Wir b
lic) mehre deutſche Künftier, welche bei der größten Herrfchaft über das
der Tonerzeugung doch ſtets die Fertigkeit nur ale Mittel angefehen und
der mufitatifhen Darftelungskunft unter den Deutfhen dadurch aufe
haben, daß fie diefelbe von der innen Vegeifterung abhängig machten.
208 Deutſche Ppilofoppie
BWiffenfchaft.) Die eigentlich deutſche Phitofophie charakterifiet fic
das raftlofe Streben nach Syſtemen und Abteitung wiffenfhaftlicher S
fachen und möglihft umfaffenden Principien, als auch durch ihre ko
Richtung. Sie beginnt mit Leibnig (f. d.), bem erften philoſophiſche
ter den Deutichen am Ende des 17. Jahrh. Leibnitz's Lehre von den
Ideen, feine Monabologie und Throdicee, fein Streben nad) einem bi
cip, gaben allen dentenden Köpfen feiner Zeit zu thun. Er legte der
einem rationaliftiichen Realismus, welcyer jic) dem Lode’fhen Senſu⸗
gegenftelite, und das philoſophiſche Wiffen auf nothwendige und angebı
heiten der Vernunft durch Demonftration zuchdzuführen fuchte. !
diefe Anficht in der demonſtrativen Form des Syſtems aus, das zu de
Regierung Friedrich des Großen herrfchend war. Er ftellte Thon dir
ſchen Wiffenfhaften in einem deutlichen encyklopaͤdiſchen Zufammer
allein der Dauptfehler feiner Philoſophie lag darin, daß er die Wahrhei
finitienen und Beweiſen (in der demonftrativen Methode) befchlof
Seine unzähligen Schüler bildeten diejen Formalismus bis zum Eke
an Chr, X. Cruſius (feit 1747) und Joh. G. Daries wichtige Gegner,
im Einzelnen ald im Ganzen. Unter feinen Anhängern aber finder
Ppitofophen, welche einzelne Wiffenfchaften, befonders Logik, mit G
deten, 3. B. Lambert, Ploucquet, Reimarus, Baumga
u. A. Darauf bildete fi von 1760 — 80 ein Etletticismus int
phie. Einige folgten bald dem Descartes, welcher die Trennung des .
Geiſtes zu einem Grundcharakter der neuern Philofephie erhob, bald d
giſchen Forihungen eines Code, wie Feder, Garve u. A. Durch Hun
eismus und Locke s Pruͤfung des Verſtandes angeregt, ſuchte endlich d
nige Denker Immanuel Kant (. d.) (ſeit 1780), mit welchem di
Philoſophie(die zweite Periode der eigentlich deutſchen Phitofopt
die Grenzen des menſchlichen Ertenntnifverinögene gegen die Dogma
beftimmen, und das Verfahren der Vernunft im Phitofophiren, unte
ung pfochologiſchet Begriffe, zu prüfen, wodurd) cr das Reſultat fand:
liche Erkenntnik gehe nicht uͤber das Gebiet des Bewußtſeins und der
ih > £sing (Sr a innli X
Deurfche Philoſophie 209
ing ausgehend, fucht Hegel (f.d.) nun einen abfoluten Idealsmus in
t dialektiſcher Methode aufzuftellen, indem er die abfolute Idee, ale bie ſich,
5 Abfolute, erfaffende Vernunft, in ihrer nothwendigen Entwidelung betrach⸗
id diefelbe in ihrem Fuͤrſichſein (in der Logik), in ihrem Sein im Andern (in
aturphitofophie) und endiich in ihrer Ruͤckkehr in ſich ſelbſt (in der Phitofophie
eiftes), darſtellt.
Die bisher angeführten phitofophifchen Syſteme kann man als eine fortlams
Reihe phllofophifcher Anfüchten und Standpunkte betrachten. Viele andre
hiſche Anfichten und Syſteme entmwidelten fich entweder durch Oppofition
wbhicr genannten, oder fuchten einen der angeführten Standpunkte feftzuhals
und die auf demfelben liegende Anficht zu berichtigen, oder in volllommen auße
ver Form darzuſtellen. Das leßtere gilt 3. B. von Fries's neuer Kritik der
n Vernunft, und Krug's transfeendentulem Synthetigmus, In welchem
alle Hauptiehren der Kant'ſchen Kritik in foftematifcher Form verbunden
kb Barbifi ſuchte ebenfalls das Abfolute zur Bafis aller Philofophie zu ma⸗
Er fand es in dem Denken und wollte daher die Logik zur Quelle real
ketniife erheben. J. J. Wagner und Eſchenmayer fuchten Schelling’8 Lehre
Ian berichtigen, theild weiter zu bilden. In der Reihe eigenthuͤmlicher Den⸗
kt, welche vornehmlich im Gegenſatz gegen die obigen Anfichten die ihrige en
Ben, gehören Jaco bi durch feine Gefühls: und Glaubenslehre, nebft Köppen,
feiner Schüler, ferner,der hier fich anfchiießende Nationalismus Bouter
der aufden Glauben an die Vernunft gebaut ift; Platner’8 und Schulze's
Skepticismus, und Herbart's fcharffinnige metaphyſiſche Bruchſtuͤckr,
als Kritik andrer Syſteme erſcheinen. Die meiſten dieſer zuletzt ange⸗
philoſophiſchen Anſichten füllen, wenigſtens ihrer Ausbildung nach, noch
efte und zweite Decennium des gegenwaͤrtigen Jahrh., und es verdient bes
werden, daß die Forſchungen der Deutſchen im Gebiete der philoſophiſchen
ft fidy in demfelben Zeitpunfte um fo tiefer und vielfeitiger entwickelt has
welchen fich die größten politifchen Ereigniffe draͤngten, und eine faſt welt
Kuͤhnheit auch Deutjchlands politiiche Selbſtaͤndigkeit gefeffele hielt.
d großen Ereigniſſe, durch welche die Herrſchaft des Welteroberers geſtuͤrzt
hund das wieder. erwachte Streben und Drängen der von einander getrennten
Ra fremden Drud entfeflelten Ränder nad) einem neuen felbfländigen politie
kben, fcheinen dagegen mit ganz entgegengefegten Erſcheinungen im Gebiete
eſchen Philofophie zufammenzuhingen. Bon der einen Seite bemerft
haß gegenmärtig feine ber angeführten philofophifchen Anfichten eigentlich
md iſt, und die meiften, welche ſich mit Ausbildung und Mittheilung philos
er Lehren befchäftigen, fich entweder an eine der eben genannten Hauptan⸗
welche bie neuere Periode ber deutfchen Philofophie hervorgebracht hat,
irgend eine frühere anſchließen, biefelben nad) Form oder Inhalt, Im Gans
e Einzelnen, Eritifch oder dogmatiſch entwickeln und ausbilden, und nach
a einzelne Disciplinen, z. B. Moral, Afthetit, bearbeiten; ober die von
orausgeſetzte pfuchelogifche Grundlage zu berichtigen, und die Philofophie
Wege der Erfahrungsſeelenlehre zu begruͤnden fuchen, wie neuerdings 5.2.
„ nd in der That ift die pſychologiſche und anthropologifche Richtung un:
en Philoſophen durch den Gegenſatz der willfürlichen Speculation feit Kurs
e lebhaft hervorgerufen worden, wie man auch aus den zahlreichen Schrifs
e Anthropologie und Pfychologie abnehmen kann, welche in den listen Jah⸗
sienen find. Mit diefer pfpchologifhen Richtung ift die hiftorifche Anſicht
joſophie und die fleißige Bearbeitung der Ge fchichteder Philofophie
enhangend, indem die Verſchiedenheit und der Streit ſpeculativer Anſichten
ſt zur Recapitulation des Vorhandenen, zur Betrachtung über den Zuſam⸗
‚s£er. Sicbente Aufl. Bd. UL 14
208 Deutſche Ppilofoppie
Wiffenfchaft.) Die eigentlich deutfche Phitofophie harakterifirt
das rafttofe Streben nach Spftemen und Ableitung wiffenfchaftlicher
fachen und möglichft umfaffenden Principien, al® auch durch ihre
Richtung. Sie beginnt mit Leibnig (f. d.), bem erften philoſophiſi
ter den Deutichen am Ende des 17. Jahrh. Leibnitz's Lehre von de
Ideen, feine Monadologie und Throdicee, fein Streben nad) einem
ip, gaben allen dentenden Köpfen feiner Zeit zu thun. Er legte t
ionaliftiihen Realismus, welcher ſich dem Locke ſchen Sen|
gegenftellte, und das philoſophiſche Wiffen auf nothiwentige und angı
heiten der Vernunft durdy Demonftration zuruͤckzufuͤhten fuchte,
diefe Anficht in der demonftrativen Form des Syſtems aus, das zu
Regierung Friedcichs des Großen herrfchend war. Er ftellte Thon |
ſchen Wiffenfhaften in einem deutlichen encytlopaͤdiſchen Zuſamm
allein der Hauptfehler feiner Pbitoiophie lag darin, daß er die Wahth
finitienen und Beweifen (in ber demonftrativen Methode) beſchl
Seine unzähligen Schüler bildeten dieien Formalismus bis zum E
an Chr, X. Cruſius (feit 1747) und Joh. G. Daries wichtige Gegne
im Einzelnen als im Ganzen. Unter feinen Anhängern aber find
Ppitofophen, welche einzelne Wiffenfchaften, befonders Logik, mit
deten, 3. B. Lambert, Ploucquet, Reimarus, Baumg
u. A. Darauf bildete fi von 1760 — 80 ein Eklekticismus in
phie. Einige folgten bald dem Descarte, welcher die Zrennung dei
Geiſtes zu einem Grundcharakter der neuern Philofephie erhob, bald
giſchen Forihungen eines Lode, wie Feder, Garve u. A. Durch Hr
eismus und Locke's Prüfung des Verftandes angeregt, fuchte endlü
nige Denker Immanuel Kant (f.d.) (feit 1780), mit w.
Phitofophie(die zweite Periode der eigentlich deutſchen Philoſo
bie Grenzen des menſchlichen Erkenntnifvermögen® gegen die Dogn
beftimmen, und das Verfahren der Vernunft im Phitofophieen, un
gung piodyologifcher Begriffe, zu prüfen, wodurch er das Reſultat fanl
liche Erkenntniß gche nicht über das Gebiet
. 2 (Sr£,. ib hp,
Deurfche Philoſophie 209
ußgchend, ſucht Hegel (ſ. d.) nun einen abfoluten Ideasmus in
ektiſcher Methode aufzuſtellen, indem er die abſolute Idee, als die ſich,
olute, erfaſſende Vernunft, in ihrer nothwendigen Entwickelung betrach⸗
ſelbe in ihrem Fuͤrſichſein (in der Logik), in ihrem Sein im Andern (in
— und endlich in ihrer Ruͤckkehr in ſich ſelbſt (in der Philoſophie
1, darſtellt.
isher angeführten philoſophiſchen Syſteme kann man als eine fortlau⸗
philoſophiſcher Anſichten und Standpunkte betrachten. Viele andre
he Anſichten und Syſteme entwickelten ſich entweder durch Oppoſition
genannten, oder ſuchten einen der angeführten Standpunkte feſtzuhal⸗
e auf demſelben liegende Anſicht zu berichtigen, oder in vollklommen aus—
orm darzuftellen. Das letztere gilt 3. B. von Fries's neuer Kritik der
munft, und Krug's transfcendentalem Synthetismus, in welchem
Hauptlehren der Kant’fhen Kritik in fuftematifcher Korm verbunden
ardili ſuchte ebenfalls das Abfolute zur Bafis aller Philofophie zu ma⸗
find e8 in dem Denken und wollte daher die Logik zur Quelle real
eerheben. 3.3. Wagner und Eſchenmayer fuchten Schelling's Lehre
ichtigen, theils weiter zu bilden. In der Reihe eigenthümlicdyer Den⸗
elche vornehmlich im Gegenſatz gegen die obigen Anfichten die ihrige en
hören Jacobi durch feine Gefühle: und Glaubenslehre, nebft Köppen,
einer Schüler, ferner der bier fich anfchtießende Nationalismus Bouters
auf den Glauben an die Vernunft gebaut ift; Platner's und Schulze's
SEepticismus, und Herbart’8 fcharffinnige metaphyfifche Bruchſtuͤckt,
3 Kritid anderer Spfteme erfcheinen. Die meiften diefer zuletzt ange
loſophiſchen Anfichten fallen, wenigftens ihrer Ausbildung nad), noch
und zmeite Decennium des gegenwärtigen Jahrh., und es verdient bes
erden, daß die Forſchungen der Deutfchen im Gebiete der philofophifchen
ft ſich in demfelben Zeitpunfte um fo tiefer und vielfeitiger entwickelt ha⸗
chem fich die größten politifchen Ereigniffe drängten, und eine faft welt»
Rühnheit auch Deutjchlands politische Selbſtaͤndigkeit gefeffele hielt.
großen Ereigniffe, durch welche die Herrſchaft des Welteroberers geſtuͤrzt
das wieder. ermachte Streben und Drängen der von einander getrennten
emden Drud entfeffelten Linder nach einem neuen felbfländigen politie
‚ feheinen dagegen mit ganz entgegengefegten Exfcheinungen im Gebiete
m Philofophie zufammenzuhängen. Won der einen Seite bemerkt
gegenwärtig keine der angeführten philoſophiſchen Anfichten eigentlich
ft, und bie meiften, welche ſich mit Ausbildung und Mittheilung philoe
ehren befchäftigen, ſich entweder an eine der eben genannten Hauptans
Idye die neuere Periode der beutfchen Philoſophie hervorgebracht hat,
md eine frühere anfchlichen, diefelben nad) Form oder Inhalt, im Gans
inzelnen, Eritifch oder dogmatiſch entwickeln und ausbilden, und nach
inzelne Disciplinen, z. B. Moral, Afthetit, bearbeiten; oder die von
ußgefeßte pfuchologifche Örundlage zu berichtigen, und bie Philofophie
tege der Erfahrungsferlenichre zu begräinden fuchen, wie neuerdings 5.8.
Und in der That ift die pſychologiſche und anthropologifche Richtung un=
Phitofophen durch den Gegenfag der willkuͤrlichen Speculation feit Kurs
haft hervorgerufen worben, wie man auch aus den zahlreihen Schrif⸗
ıtbropologie und Pſychologie abnehmen Eann, welche in den legten Jah⸗
en find. Mit diefer pfychologifchen Richtung ift die hiſtoriſche Anficht
phie und die fleißige Bearbeitung der Gefchichteder Philofophie
angend, indem die Berfchicdenheit und der Streit [peeulativer Anlichhten
ur Mecapitulation Dre Vorhandbenen, zur Betrachtung Über den Aula
m. GOiscbente Kauf. Bd. IL 14
210 Deutſche Philoſophie
menhang der gleichzeitigen und aufeinander folgenden Anſichten, und fiber |
fhritte in der Entwickelung der Wiffenfchaft führen mußte. Aber aus der
ſchen Anficht der Philoſophie entwidelt ſich bei Schwaͤche des Verſtandes kei
beit und Indolenz; man fagt, am einer Wiffenfchaft, über deren Principi
fid) noch immer fleeiten Eönne, müffe überhaupt wol wenig Wahres fei
Wahrheit ift diefe gemeine Anfiht im Purblicum neuerdings ſehr häufig ge
und es ijt nicht zu leugnen, vielleicht durch den gegenwärtigen Zuftand der
phifchen Kiteratur erwiefen, daß fic das wiffenfcaftlicye Studium jegt en
meht zu dem Pofitiven und Hiftorifchen hinneigt, als zu den Syſtemen da
fophie; ja man möchte faft behaupten, daß in Beziehung auf biefelben ein;
der Abfpannung eingetreten, welcher bloß der Kritik, und der Anwendung
Umtauf gefommenen phitofophifhen Anſichten aufdie Bearbeitung einzelner!
ſchaften günftig iſt, was fidy befonders in den Naturwiffenfchaften, in de
Eunde, Nechtsiviffenfchaft und Theologie bemerken läßt. Viele haben den Ma
Softeme unter ben Deutfchen mit oder ohne Wig getadelt. Gewiß aber ij
über die Wahrheit einer umfaffenden Anficht nur dann vollkommen geurthe
ſelbſt der Itrthum deutlicher erfannt werden mag, wenn fie ſich in Form de
rechten Syſtems dargelegt hat ;und dies war das Beſtreben des gründlidendi
Je mehre und verſchiedene Spfteme dann auftreten, defto umfaffender wird
ſicht des Denkers. Welche die Nachtheile weit überwiegenden Vortheile mu
Deutſche von feinen Spftemen erhalten. Dazu kommt, daß nicht nur di
nen philoſophiſchen Wiffenfchaften, fondern alte Wiſſenſchaften uͤberhau
diefen fireng philofophifchen Geiſt eine höhere Geftalt gewonnen baten, ı
einer andern Nation fo fehr als ein einziges organiſches Ganze dargeftellt
find als von den Deutſchen, ja überhaupt kein wichtiger Gegenſtand dee!
beit bei ihnen ohne wiffenfchaftliche Bearbeitung geblieben iſt, wie oft aud
wendung der jedesmal herrſchenden Syſteme auf diefelben zu laͤcherlichen &
keiten, Ausſchweifungen und geſchmackloſer Prdanterei verleiten muft
lich eben darum keine neuere Nation einen ſolchen Einfluß auf die willen
Bildung in Euröpa geäußert hat als ſie. Von ganz entgegengefeßter
iſt das feit Kurzem herrſchende ency Elopädifche Streben, weldye® j
Deutfche Poeſie (1. Zeitraum) | 211
mt. Aus diefem Grunde wird man eine tiefere Beurtheilung aufgeftell
ter, welche bis auf die Grundlage derfelben ginge, und mehr als einen
Witz, oder eine trodene Bemerkung darüber enthielte, in unfern meiften
ı oft vergebend fuchen. Überhaupt legt man jest mehr Gewicht auf
ı al8 auf das Korfchen; daher fo vieles Dberflächliche und Unverdaute
er Philoſophie, daher jenes Streben nah einer flachen Popularität, die
Lebensanſicht zu nennen beliebt, und daher befonders in praftifch = philofos
Schriften, wie z. B. inder Muffe von Broſchuͤren uͤber Stantsverhältniffe,
en unfere Literatur jest uͤberſchwemmt wird, das Buhlen der Schriftfkeller
Fentliche Meimung, um die Sucht, den Geift der Zeit in abgedrofchenen Ges
chen zum Reden zu bringen. Überall aber, wo die gründliche Forſchung nicht
: Empfänglichkeit und die ihr gebührende Prüfung gefunden, bat fie fich
verloren, weil die Wilfinfchaft nur ducch rege Wechſelwirkung der Geifter
— Mit minder unginffig ald die Kritid und dag literarifche Treiben
t, ift der gruͤndüchen Behandlung der Philofophie gegenwärtig die Bes
it de akademiſchen Studiums. Meift nod) unreif, und zwar mit einer
ammatiſch⸗hiſtoriſcher Sprachkenntniß, welche man Philologie nennt, aus:
aber chne alle, eder ganz unzureichende Vorbereitung zur Philofophie,
größere Zahl der Studirenden in die philofophifchen Hoͤrſaͤle, beeitt fich,
d Pincholegie oder Naturrecht zu hören, um fo fehnell als möglid) an bie
Fenfchaften” zu kommen, zumal da in den meiſten deutfchen Ländern phi⸗
e Prüfungen nicht eingeführt, und Logik und Naturrecht faft die einzigen
iſchen Discipfinen find, welche gehört zu haben man befcheinigen muß.
kilpoſtſtudium huldigen viele Lehrer, denen cs nicht wahrer Ernft um die
t, und fie find im Stande, alle philoſophiſche Disciplinen in weniger als
ft, mit Einrechnung langer Serien, glüdlidy abzutyun, wodurch jedem
um Studium der Raum benommen wird. Und doch müffen fich die
‚ welche das akademiſche Studium durchlaufen, mit ſolchem philofos
Imterric;t auf Lebenszeit begnügen, da die Wenigjten auf ein gruͤnd⸗
rivatſtudium der Philoſophie Zeit, Luft und Siräfte zu wenden haben,
gest hervor, wie Neth es gegenwärtig thut, dem philoſophiſchen Unter:
Schulen und Univerfitäten größere Aufmerkſamkeit zu widmen, damit
die edelſte Örundlage aller humanen Bildung verloren gehe. 44,
sutiche Poeſie. Auch im ihe offenbart fich der Charakter der
nl. Deutfhekiteratur und Wiffenfhaft), vorziglic Durch
Fisfe und Gemüthtihkrit in einer Eräftigen, bildiamen und bedeu⸗
en Sprache. Ihre Entſtehung, wie überall, viel üfter ald die ber
it in Zeiten, wo die übrigen neueren Sprachen entweder noch’ gar nicht
u, oder in Europa noch nicht eingewandert, oder in tiefer Nacht verbor:
m. Mir nehmen die drei im Art. Deutſche Literatur bejeich
itrdume aud) für die Gefchichte der deutfchen Porfie an. I. Die
der alten deutſchen Eänger, von denen uns Iacitus erzählt,
h, wenn auch faͤlſchlich, Bardenlieder genannt, find verſchollen. Sie
bei dem der Echreibefunft nicht mächtigen Volke die Stelle der An:
CEhroniken und pflanzten daß Andenken großer Helden und Zürften fort.
Rieder es waren, die Karl der Grofe ſammeln und auffchreiben lieh, iſt
aber nicht bemwirfen worden. Doch auch von diefen Denkmaͤlern hat
schaften, es müßte denn das Bruchffüc aus dem Hildebrandelicde, wel⸗
zebrüder Grimm aus einer kaſſeler Handfchrift befanntgemadht haben
12), dahin zu rechnen fein. Nach der Einführung des Chrijtenthums
and, und namentlich feit Karl dem Großen, bietet die deutſche Poefie faſt
ibliſche überſetzungen und Paraphraſen dar, die meiſten nur als Sprach⸗
212 Deutſche Poeſie IL. Zeitraum)
denkmdler werthdoll. Detfried’6 „Evangelienharnronie” in kurzen vierzel
ſtrophen aus Ludwigs des Deutſchen Zeit iſt unter dieſen bibliſchen S
bedeutendſte. Das erſte deutſche Lied felert den Sieg des Weſifranken
wigs Ul. über die Normannen (881) und aus den Zeiten Kaiſer H
bat ſich der Lobgeſang auf deſſen Erzieher, den heiligen Anno, Erzbifche
in niebercheinifcher Mundart erhalten. In den übrigen Gedichten, d
Führt Haben, hertſcht die oberdeutſche Mundart, und namentlich die fraͤ
MI. Die Regierung der ſchwaͤbiſchen Kaifer aus dem Geſchlechte
laufen nimmt den erften Theil dieſes Zeitcaums ein, das eigentliche X
der romantiſchen Nitterpoefie und des Minnegefanges, gewöhnlich das
ſche Zeitalter auch in der Geſchichte der Poeſie genannt, theiis wegen j
hertſchaft, theils weil die meiften und vorzäglicjiten Dichter dieſer Perie
niſcher Abkunft waren, theils weil die ſchwaͤbiſche Mundart, als die geb
teichfte, die allgemeine Sprache der Pocfie geworden war. Der zunehm
fand Deutfchlands und die dadurch befscberte Cultur, die nähere Bi
mit Jtalien und Frankreich, vorzlglicy mit der gefangreichen Provence,
zuͤge welche dem ritterlichen Geifte der Deutſchen einen ſchwaͤrmeriſch⸗re
Schwung gaben, deredle Kunftfinn des Hohenſtaufiſchen Kaiferftamme
mit mandyen andeı en Foͤrderungsmitteln die ſchnelle und reich
lung der Poefie in diejem Zeitraume. Deutfhe Kaiſer und Fuͤrſten fo
Minnelieder oder ſchmuͤckten ihre Höfe mit den Liedern einheimifcher u
wandernder Sänger, und poetiſche Wettſpiele (Krieg aufder Wartburg)
mit Turnieren. Dem Beifpiele der Fürften folgten die Ritter, und die
auf diefe Weiſe als ein weſentlicher Beſtandtheil in das Leben und di
hoͤhern Stände ein. Die Reihe der Minneſaͤnger oder Minnefinger,d. h
‚ger der Liebe, beginnt mit Heinrich von Veldeck (1170), und ma
Namen von beinahe 300 Dichtern, welche in dieſem kurzen Zeit
Xiebe, die Frauen und ritterllche Ehre und Zunft in Liedern gefeiert hab
von dem Ziricher Ritter Rüdiger von Maneffa um 1313 vı
Sammlung enthält ihrer 140. (Herausgeg. von Bodmer und Breiting
17658 — 59,2 Bde., 4.) Als die berühmteften nennen wit Wolfi
Deutſche Poeſie (TI. Zeitraum) 213
ige Abendmahl genoß und welche nachher deffen Blut aufnahm). Uns
edichten aus biefem Fabelkreiſe zeichnen fich vorzüglih aus: Wolf⸗
von Efhenbadh „Markgraf von Narbonne”, „Titurel“ unb
', Sottfrieds von Strasburg „Zeiften”, Hartmann
Aue „Swain”’u.%.m. Endlich bearbeitete man auch die antife Sage
chte, jedoch in ritterlich modernem Gewande. Dahingehört Heinrich
Iided’s „Fneidt“ und „Der trojanifhe Krieg” des Konrad
rzburg. Mit Rudolf von Habsburg und der ihm folgenden unruh⸗
des Fauſtrechts beginnt der Verfall des eigentlichen Ritterthums in
ib und der ihm eigenthlimtichen und von ihm untrennbaren Poeſie. In
ng6periode ded Minnegeſanges und der Ritterpoefie zu dem Meifterges
der buͤrgerthuͤmlichen Dichtkunſt finden fich einige bidaktifche und ſatyri⸗
von Bedeutung, namentlid „Der Nenner‘ bes Hugo von Irymberg (um
die Fabeln des Boner, „Der Edelſtein“ betitelt (um 1324). Die epls
gebt zu den Reimchroniken Uber und die alten Rittergebichte werben zu
Volksbuͤchern verarbeitet. Die Gefangkunft, vorher ein freies Eigen»
ebitdetften Stände, und vorzüglich der Ritter, wird, durd) zünftige Mes
Befege befchräntt, in den Meifterfängerfchulen eingefchloffen ges
diefe Schulcn bildeten fich um die Mitte des 14. Jahrh., namentlich in
Strasturg und Mainz, als ein Mittelding zwifchen Akademien und
gilden aus, und die Handwerker würdigten die poetifche Kunft zu hands
jer Reimerei herab. Nichtsdeſtoweniger gingen aus diefen Inflituten,
nicht al® Ergebniffe ihrer zünftigen Ihätigkeit, ein Hans Sachs
vor ihm bie erften Keime des deutfchen Theaters in den Faſtnachtsſpie⸗
and NRofenplüt und Hans Folz hervor. Überhaupt wurde
weiten Hälfte des zmeiten Zeitraums nur eine Dichtungsart mit entſchie⸗
ik behandelt, nicht ohne Einfluß des großen geiſtigenUmſchwunges, welcher
Reformation herbeiführte, naͤmlich die mioralifch = fatyrifche. Wir nens
Belege dafür den „Reineke Fuchs“ des Heinrich von Alkmar, dab . |
te „Narrenſchiff“ des Sebaftian Brand, Thomas Murs
Narrenbeſchwoͤrung“ und „Schellenzunft”, Rollenhagen's
ı8ler” und den deutfchen MRabelais, Johann Fifhart. Es
ich in dem Zeitalter der Meifterfänger eine uͤberſchwenglich komiſche
he Laune, wie fie kaum zu einer andern Zeit unter den Deutichen
ft, und fie zeige fich unter der eigenthlimlichen Form gutmüthiger
und Derbheit, welche den Deutfchen angehörte. Als ein tuͤchtiger Res
diefer Volkslaune ift der Eulenfpiegel aufzuführen. In diefen Zeitraum
ie ſchon oben bemerkt worden, bie originellen Anfänge der dramatifchen
re Deutſchen (feit der Mitte des 15. Jahrh.), welche wir der Schule ber
zer zu Nürnberg verdanken. Vorher kannte man nur die Mofterien,
ungen biblifcher Gefchichten, größtentheils in lateiniſcher Sprache. Hans
Jarbier, Rofenplüt u. A. führten die Faſtnacht sſpiele ein (f.d.).
fft der geniale und erfindungsreiche Hans Sache (1494 — 1576), viels
dem Spanier Zope de Vega der fruchtburfte Dichter, dem auch cin Wie:
zoͤthe ein Denkmal zu fegen, nicht unter ihrer Würde achteten. Andre
em, wie z. B. „Fauſt“, biieben ungedrudt. Diefe dramatifchen Ver:
en vorbereitet worden zu fein durch die im 13, Jahrh. fi) ausbildenden
oltslieder, welche durch die Munnigfaltigkeit im Stoffe, indem fie fich
ände, Stimmungen und Lagen des damaligen Lebens beziehen, ferner
finntichen, handelnden Charakter und ihre ungezügelte Freiheit, Friſche
erkeit, eine in diefer Art neue Erfcheinung darbieten. Sie find jedoch,
adre lyriſche Gedichte, 5. B. die trefflichen Kriegslieder Weit Weber's
214 Deutſche Poefle (II. Zeitraum)
(1476) fein Erzeugniß der Meiſterſaͤngerſchulen. Im 14. und 15.%
das Singen und Muficiren dem beutfchen Volke Beduͤrfniß geworden.
zeugte eine In allen Claſſen verbreitete Volks poeſie, welche auch den
bandwerksmaͤßigen Meiſtergeſang gewiſſermaßen verdraͤngte. Im 17
ſchadete ihnen die wachfende Gelehtſamkeit und der Ruin des Wohlftant
dieſem Zeitraum (15. und 16. Jahrh.) fangen auch die epifchen Gedichte
gorifch und hiſtoriſch zu werben, z. B. Melchior Pfinzing’s „Teuerdank“
Marimitian I. zum Helden hat, und die Form der Profa anzunehmen,
der jegt fogenannte Roman vorbereitet wurde; aus den größern romantil
dichten hatten ſich früher ſchon Eleinere, al3 Romanzen und Balladen, ab
Aus den erſtern entftanden die deutichen Volksbuͤcher: „Die Melufine“,
Tome” und viele andre, welche bis auf unfere Zeiten das Volk ergoͤtzt hab
ihnen find einige Originale, wie der berühmte „Till Eulenfpiegel".
IF. Groß wie ein Heros ſteht der Eräftige Luther in dem britt
raume als religiöfer Sänger da, „deſſen Worte Schlachten find”. Cine
begann, als die romantifche verſchwand, und mit ihr bie neuere Poeſic,
Spipe ein achtungswerther Drutfcher, Martin Opig von Boberfeld
Bunzlau 1579, ftarb 1639) mit der fogenannten ſchleſiſchen Dicyterfd
Sein kraͤftiger Vorlaͤufer war Rudolf Wedheriin (1584 — 1651.) .
tionalepos der Deutichen war vergeſſen, feit das Öffentliche und das buͤrg
ben ſich im entſchiedenſten Gegenſatze der alten Ritterzeit entwickelte; ſi
Dichter auf lvriſche Darſtellung faſt beſchraͤnkt, und die Gelebrten ber
auf die Muſter des Alterthums. Die Deutſchen fingen nun an, nad
Muftern, oder foldyen, nan dafuͤr hielt, namentlich nach Franzoſen
Ländern, zu dichten, dis dieſe Nachabmung auf die Nacahmung dee
herabſank, und die Gallomanie ‚die deutiche Poeſie in der erſten Huaͤifu
Jahrh. im ihrer tiefften Erniedrigung zeigt. In diefem Be
viele Deutfche, welche in lateiniſcher Sprache bichteten, wie Ba
— 62), und auch mehre ausgezeichnete deutſche Dichter wie Flermmi
u. m. A. haben auch lateiniſche Verſe hinterlaffen. Opitz ift durch die E
der Sylbenweſſuug ſtatt dee Sylbenzaͤhlung und durch die Begründung ei
Deutſche Poefie (LIL, Zeltraum) 215
4, um die Unmwahrhelt und Leerhelt des Gemuͤths zu verbergen, und die
er Empfindung follte eine unerträgliche, ſuͤßliche Empfindeiei vertreten,
ı verkehrten Richtungen ging auch das große Dichtertalent eines Daun.
in Lohenftein (1635 — 33) unter. Doch fann man ihm Feuer und
mlichkeitin Behandlung feiner Mutterfprache, trog Überladung, Schwulſſt,
nfucht und Sophiſtik, nicht abfprechen. Hätte es zu feiner Zeit in Deutſch⸗
Bühne gegeben, fo wire wahrfcheinlich aud) fein dramatiſches Talent auf
jigern Wege ausgebildet worden. Sein Roman „Arminius und Thus«
af patriotifche een gebaut, vereinigt die feltenfte Kraft und die Erüftigften
igen eines in fremdem Schein befangenen Zeitalterd. Seine Nachahmer
in aufgeblafenen Schwulft und klaͤgliche Empfindelei, z. B. Heinrich Ans
Ziegler (1663 — 97), Verfaſſer der „Aſiatiſchen Baniſe“, Barthold
A. Das Vorzuͤglichſte, was in dieſem Zeitraum die Poeſie hervorbrachte,
sch Die geiſtlichen Lieder, welche wir mehren der oben angeführten Dichter
r Diele Geſtalt oder Ungeftalt der Poefie dauerte bis gegen die Mitte
Jahrh. Einige, wie Wernike, befämpften fie durch Wis. Wir fehen
waͤſſerige und platte Gelegenheitspoeſie auftreten, und es iſt nur aus der
ı Richtung, welche die Verftandebildung der Deutichen in dieſem Zeits
tkm, zu erklaͤren, wie man an einem Freih. von Ganit (1654 — 99),
. Beffer ꝛc. Geſchmack finden konnte. Nur der geniale Guͤnther ging
ser Leerheit feines Zeitalters unter, Bald jedoch zeigte ſich das Unbefricdis
- bisherigen Poeſie durd) einen, mit großer Heftigkeit Lange hindurch ge:
Ztreit zwiſchen Gottfched, welcher nebft feinem zahlreihen Anhange den
13. Poeſie vermäfferten Geſchmack und die Zugend der Correctheit empfahl,
Echweizern Bodmer und Breitinger, weldye vorzüglich auf die Mufter
hums und aud) ſchon auf die Engländer hinwieſen. Viel trug zum Siege
jeizer bei, Daß während ihres Kampfes einer ihrer Landsleute, Albrecht
Aler, mit feinen Eraftvollen und gedanfenreihen Gedichten auftrat. An
8 Schule Enüpfte ſich dugegen der Leipziger Verein jüngerer Dichter und
ler, von denen einige als Vorläufer des golderfen Zeitalters der deutſchen
nennen find, wie z. B., J. A. Cramer(fl.1788), Chr. Fuͤrchteg.
t (ſt. 1769), G. W. Rabener (ſt. 1770), denen ſich auch F. W. Gleim
). Chr. F. v. Kleift (ft. 1759), J. P. Us (ft. 1796), F. W. Za cha⸗
777), verbanden. Ferner zeichneten ſich Friedrich von Hagedorn
Jand Salomo Geßnerſſt. 1788) als gluͤckliche Befoͤrderer des Wohl⸗
ad der Leichtigkeit des poetiſchen Styles ruͤhmlich aus, und Chr. M.
d leiſtete das Unglaubliche in der grazioͤſen und witzigen Verfeinerung
n, dem franzoͤſiſchen Geſchmacke zuſagenden Gattungen der deutſchen
ſt. Am meiſten wirkte F. G. Klopſtock, der Schoͤpfer einer neuen
rache und der Begruͤnder der dem griechiſchen und roͤmiſchen Alterthume
eten Proſodie (Herameter und höhere Odenversmaße), und in feinen Dich⸗
3 Schwung, Tiefe und Erhabenheit Alles weit hinter ſich laſſend, was
md bisher angeſtaunt hatte, Neben ihm wirkte als erſter echt deutſcher
aſt in allen Fächern der Kunſt und Wiffenfchaft, beſonders müchtig aber
ebenter, ©. 3. Leffing. Um diefe Zeit wirkte auch die erſte Verpflan⸗
akſpeare's aufdeutihen Grund und Boden anregend und beflimmend
zroͤßten deutfchen Geijter, und der göttinger Dichterverein, Bürger,
Voß, die Stolberg kraͤftigten ihre lyriſche Mufe an ältern und
und englifchen Volksliedern. Uberhaupt behnte der deutfche Geift, ge⸗
ı dem Beten, was die alte und neue Welt in Kunſt und Wiffenichaft ges
h nad) allen Richtungen fruchtbar aus, ohne doch dudurd) feinen nationa⸗
Ipunet zu verlieren, nicht unuͤhnlich ſeinem in dem Herzen Europas gele⸗
216 Deutſche Poefie (III. Zeitraum)
nen Vaterlande. Keine Gattung der Poefte blich unverfucht, und neu
das ländliche Epo8) wurden erfunden.
* Zur Bezeichnung ber höchften Bluͤthe der beutfchen poetifchen Literatu
6, bie Namen Herder, Goͤthe, Schiller anzuführen. Wenn ı
Gülle Deffen, was biefe drei Heroen gefchaffen und gewirkt haben, Überfd
möchte man glauben, die Gefchichte grofer Zeiträume in ihnen perfonifich
ſtellt zu finden. Der Relchthum und dic biegfame Beweglichkeit der deutfchen:
errangen in dleſer Periode durch bie Nachbildung fremder Dichteriverke fafi
In bekannten Spradyen der alten und neuen Welt den hoͤchſten Grad, und
ven Voß, A. W. Schlegel, Gries, Stredfuß erinnern an dieg
fien Erſcheinungen auf diefem Felde. Der Zweck diefer Überficht erlaubt k
Mufterung deffen, was die deutſche Poeſie in jeder einzelnen Gat
fie bis zu Ende bes 18. Jahrhunderts geleiftet hat. Wir verweiſen dah
auf die Überfichten dieſer einzelnen Gattungen, theils auf die biographifcher
welche hier einſchlagen. Der Verfall von Deutſchlands Macht und Ba
während ein benachbartes Reid ſich im Kampfe erhob und dem ganzen i
Vaterlande Vernichtung androhte, konnte nicht ohne Einfluß aufden®ang de
ſowle überhaupt auf Kunft und Kiteratur, bleiben. Der Deutſche, duß
ſchuͤttert und innerlich, in feiner tiefften Nationalität angegriffen, flüchtet
drängenden und nieberfchlagenden Gegenwart in das herrliche Alterthu
Volkes zuruͤk, Troſt und Ergebung fuchend in den Sagen und Gefängen
aus jenen Fernen als lebendige Zeugen herübertönten. Andre gingen den!
ten Nachtlaͤngen des komantiſchen Mittelalters in Italien, Spanien und
ben Norden nady, und fo bildete ſich aus der Zeit heraus jene oft in zeitwi
terthuͤmelel und welſche Suͤßlichkeit und Ziererel freilich ausgeartete, aber
ſpruͤnglich und im Allgemeinen den Geſchmack erweiternde, kraͤftigende a
gende Schule ber neuen Romantiker. Unter ihnen glänzen als Kritiker?
Schlegel und L. Tieck hervor. Die bedeutendften Erfheinungen der
deutſchen Porfie ftehen mittelbar oder unmittelbar unter dem Einfluffe
biefe Männer bewirkten Geſchmacksrevolution, und von den ganz felbftint
nur aus fich felbft erflärbaren Geiſteswerken möchten wol nur die vo
Daul eine Auszeichnung in einer Gefammtüberficht ber beut
Deutfhe Pocfle (III. Zeitraum) 217
bee Werke zu großen Sammlungen in wohlfeilen Tafchenausgaben, bie Übers
Suche 2. Der menſchliche Geift kann und will nicht ruben; iſt er nicht
abig, Neues zu fchaffen, fo will er mindeft das Beftchende erhalten, oder
Prüfung und Sichtung Neues vorbereiten, Died dauert fo lange ale die
ng des Beflern nicht ganz verloren gegangen. Wir berufen ung ſtatt alles
ned auf bekannte Thatſachen unferer eignen frühern Kiteraturgefchichte. Ob
und eine foldye Zeit nahe bevorfiche, oder ob fie wol gar bereit angebrochen
kim wir unentſchieden; aber das dürfen wir une nicht verhehlen, daß viele
A Kraͤfte noͤchig find, um fie lange nod) von uns fern zu hälten. Die Lobs
ber Zeit verweiſen auf die Menge portiicher Erzeugniffe, die alljährlich zur
ie des müßigen Haufens im Norden und Süden Deutſchlands die Preffe vers
mund in Tageblaͤttern und Zafchenbüchern zur Schau liegen. Aber wir wenig
‚wihrkaft Selbftändigen und Eigenthüumlichen möchte da eine firengere Sichs
laffen! wie Weniges davon möchte zu einer Begeifterung hinreißen, wie
der eine nicht laͤngſt verfloffene Zeit fo häufig Zeuge gervefen! Niemand
die Leſewelt, und fage, fie wolle es nicht anders, fie brgehre nur leichten,
Genuß und verihmähe die Feſſel des wahrhaft Schönen. Mit weicher
dat fie jede neue Erſcheinung begrüßt, die etwas mehr ald die gemeine Dürfs
zur Schau trug |! Mit welcher lebendigen Theilnahme bat fie Die erften Gaben
5, das geiftige Vermaͤchtniß Ernſt Schulze’s in Empfang genommen !
te in ihnen glüdliche Vorzeichen einer beffern Zeit zu fehen und hieß fie
n. So allgemein verbreitet Ift das Gefühl der Unzulänglichkeit Deffen,
Gegenwart bictet, und die Sehnfucht nad) würbigern Leiftungen. Daher
m großen Theile der Eifer, mit welchem das laͤngſt Vergeffene hervorges
% Zerſtreute vereinigt, das Untergegangene aufs neue ind Leben gerufen
Bas von Älterer deutſcher Poefie irgendivo noch ungekannt vorhanden iſt,
ft und fort aufgefpürt und zu allgemeiner Kunde gebracht; Volkslieder, bie
e Stimmen untergegangener Tage alle Achtung verdienen, werben
gſammelt (Sammlungen von Meinert, von Schottfy und Ziska), alte
a and Märchen, in denen oft allein bie Poefie einer ganzen Zeit niedergelegt
Untergange gerettet (Sammlungen der Brüder Grimm), halbvergeffene
e einer fpätern Zeit, mit zweckmaͤßiger Auswahl des Beſſern, in neuen
der Leſewelt näher gebracht („Flemmings Gedichte” von G. Schwab und
8 „Bibliothek deutfcher Dichter des 17. Jahrh.“, Hagen’s „Gottfried
Etrasburg“, deffelben und Primiſſer's „Heldenbuch“, Buͤſching's „Hans
„Muͤnch's „Hutten“ ıc.) und auch wol neuere Dichterwerke, mit dankba⸗
ennung ihres Verdienſtes, zu vollſtaͤndigen Sammlungen vereinigt, aufs
Umlauf geſetzt. Wo die Gegenwart volle Befriedigung gewaͤhrt, da mag
dann und wann die Vorliebe Einzelner dem Vergangenen zuwenden, aber nie
die letztere fo zur herrfchenden Neigung werden, tie dies in unfern Zagen uns
her der Salt iſt. Damit fcheint uns die Eritifche Sichtung der Zeit auf das
je zuſammenzuhaͤngen. Es iſt noch nicht gar lange her, daß Deutfchland an
wenigen namhaften kritiſchen Inftituten genug hatte; jegt fehen wir nicht
Anzahl ber eigentlichen Recenfiranftalten bedeutend vermehrt, fondern auch
enden, der leichteften Unterhaltung gewidmeten Tageblättern, die ſich bis
it gelegentlichen Anzeigen und Theaterkritiken begnügt hatten, beurtheilende
hinzugefügt, ſodaß wir in Kurzem für jede Art cinfamer und gefelliger
heltung, für Iheetifche, Caffechäufer, für feinere Converſationscirkel, Ges
Kimmer und Zabernen befondere Eritifche Blaͤtter aufzumeifen haben werden,
k fo vervielfältigte Gelegenheit, auch bei mittelmäßiger Kraft vor aller Melt
ichter zu fpielen, der Kritik felbit erſprießlich geweſen oder Eünftig fein vorche,
Nee füglich umerörtert bielben; wenn und aber babei oft eine wehmürkige Se
218- Deutſche Poefle (TIL. Zeitraum)
innerung an die gelſtreichen Wortführer einer frühern Zeit, bie mindeft m
was fie wollten, angewandelt hat, und wenn diefe Empfindung nur noch ve
wird ducch das einzelne, obwol feltene Treffliche, was hier und da fich Dirbiet
bedarf auch dies wol keiner Erflärung. Könnten uns diefe Thatſachen zufan
genommen leicht in dem Glauben beftärfen, als neige es ſich witklich mit dem
poetifchen Schaffen unter und bereitd zum Ende, fo belebt wieder mandd]
wtebige, was bie jüngfte Zeit zum Vorſchein gebracht, aufs neue den Mut
die Hoffnung. Ünd fo wenden wir ung denn fogleich zu dem, was imbrm
dichterifchen Exfcheinungen ber Zeit Exfreuliches und Hoffnungsreiches fi
tet, ohne das Entgegengefegte ganz mit Stillfchtveigen zu übergeben, #
hierbei nicht darauf abgefehen ſein könne, Einzelnes zu entwickeln und au
len, fondern vielmehr, in allgemeinen und flüchtigen Umriffen auf Dash
was ſich ung aus den Beſtrebungen ber jüngften Zeit als eigenthlunlich
Ben, verftcht fich von ſelbſt. — Es ift ſchon von Andern bemerkt no
die Poefie des Tages vorzugsweiſe dem Iprifchen Elemente zuneige, und
auf die anſchwellende Maſſe von Liedern und Liedlein, die unfere Alm
Zeitblätter Jahr aus Jahr ein zu Markte bringen; fehen wit, wie
Drama daffelbe Element in ſich aufzumehmen ein Bedenken fragen; nehm
neben wahr, mit welcher Ämſigkeit die Iprifchen oder dem; Lyriſchen
Werke des Auslandes auf deutfchen Boden verpflanze werben, ſo duͤrſte
Sache ſelbſt kaum ein Zweifel zu erheben fein. Gedenfen wir dann berli
eignißfchtweren Zeit und wie eine foldye wol gerignet fein Eönne, den
ſelbſt zuchezubrängen und ihm zu noͤthigen, in bem Mittelpunkte feiner
füßle-v& der Übermacht der Aufern Erſcheinung Schug und Nube zu fi
ſcheint uns auch eine derHaupturfachen gefunden, warum es alfo hat ko
fen, - Manches Andre mag mitgewirkt haben; fo leugnen twir nicht, daß
tung fchonin einem frühern Zeitraum unferer Literatur vorbereitet worbenz
wie gern zu, daß es leichter fei, ein fehlerfreies Lied zu dichten, als eim
Epos oder Dramaz und die. Mittelmäßigkeit und Werthloſi—
durch diefe Kleinarbeit in unferer poctifchen Literatur immer heimifcher
Raßmann's namenreiche Dichterverzeichniffe zu Binden anzuſchwellen
Deutſche Poeſie (IH. Zeitraum) 219
im Gebiete der epifchen Poeſie zu berichten. Ernſt Schulze's „Bezauberte
ud „Gicilin”, ſowie Fouqus 8 „Corona“ gehören nicht mehr der neucften
und doch dürfen und müffen wir hier an fie erinnern, da feit ihnen nichte,
tihnen um den Preis wetteifern Eönnte, in biefer Gattung erfchienen ift.
8 fogenannte Homer’fche Epos, das in der Sage, alfo in dem innerften
sben des Volks feine Wurzel bat, in unferer bijtorifch abgeklaͤrten Zeit nicht
deihen fönne, fieht man, ſcheint cd, nach gerade ein; daß aber jene Ver⸗
tromantiichen Epos fo wenig Nacheiferer gefunden, bürfte bei der herre
ı VBormeigung zum Lyriſchen auffallen, wenn nicht die Schwierigkeit der
g und ein gewiſſer Starrſinn des groͤßern Leſepublicums gegen metriſche
werke von einiger Laͤnge, vielleicht auch die Scheu der Dichter ſelbſt vor
an deren Vollendung Jahre zu fegen waͤren, die Erfcheinum hinlaͤnglich
n. — Und hier gedenken wir ſogleich, da es ung nicht um ein kunſtgerechtes
es Fachwerk zu thun ſein kann, der Romanze, deren innerſtes Weſen, ſeit⸗
e Klänge auf ſpaniſchem Boden verhallt find, von keinem Volxe fo tief und
seiffen worden ift als von dem unfrigen, und wenn wir bier abermals,
ge vor Auen, Uhland nennen, fo gefchieht es, weil wir ihn gerade zur Diefer
g vor allen andern deutichen Dichten berufen glauben. — Gern ſchwiegen
reiner Gattung, die lange und mit Recht zu den begünftigft ien gehört bat,
re, mit unverdienter Vernahhläffiaung, nur von wenigen unferer deffern
meiſt von feichen, die Ihr von jeher ihre Kräfte zugewendet haben, bear-
id. Mir meinen den Roman. Mas von Edhilling, Ir. Laun, Sr.
„Clauren und van der Velde, von Hoffmann und Fonuqué in diefer Gat⸗
ſpendet worden, hat immer dankbare Leſer gefunden; dennoch fcheint es,
eit Kurzem die Novelle oder novellenartige Erzaͤhlung die beſten Kraͤfte fuͤr
in nehmen wolle, ſodaß ſelbſt Goͤthe in feinen vielfach beſprochenen „Wan⸗
en recht, als waͤre es ihm darum zu thun, dieſe Eigenheit der Zeit zu paro—
öfters den Gang des Romans unterbricht, um an ſchickliche er Stelle eine an⸗
x Etzaͤhlung der Art einzuſchalten. Was auch die naͤchſte Urſache davon
se; ob mehr die engen Grenzen, welche die raͤumliche Def chraͤnkung unferer
ahe dem erzaͤhlenden Dichter vorfchreibt, ober die groͤßere Leichtigkeit und
igkeit des pecuniniren Gewinne, oder aber jene echte Vorliebe, die, bei
denem Talente, Beruf heißt: fo viel ijt gewiß, daß wir ung diefer veränder:
htung hoͤchlich zu erfreuen I atten wenn jedes Jahr nur eine Erzaͤhlung uns
wie Tieck's neueſte Novellen, „Die Gemaͤlde“ bis zum „Dichterleben“ (in
rania“ 1826). Indeß mag das ſchon Freude gewaͤhren, mas in dieſer Gat⸗
n v. Loͤben, H. v. Chezn, von Arnim, F. Horn, Fr. Kind, Wilib. Alexis
hrenwerthes, zum Theil Meiſterliches geboten worden iſt. Auch ſteht zu
daß eine gewifle weiche Verſchwommenheit und Breite, die hier und da in
rt Darſtellungen nody wahrzunehmen gewefen, bei fortgefestem Studium
tigen, geftaltreichen, von Lindau und einigen Andern mit Glüd übertrages
Scott' ſchen Romane allmälig verſchwinden werde.
nter allen Dichtarten ift keine in der Ichten Zeit fo eifrig bearbeitet worden
dramatiſche, namentlich die Tragedie und das ernſtere Schauipiel, und
int es, als ob fein junger Dichter auf foldhen Namen Anſpruch madyen zu
glaube, menn er nidyt ein oder ein paar Trauerſpiele über die Breter gefens
. Mag bie Erfenntniß der hohen poctifchen Vedeutung diefer Gattung,
die Zeit ſelbſt, die mit mehr Gluͤck, als die meiften ihrer Dichter, den tra⸗
Dolch gefchwungen, ihr Theil daran babın, das läßt ſich dennoch nicht ver:
daßz manche unreine Triebfeder auch mit unterselaufen, von der unfere fru:
amatiichen Dichter, denen es um die Kunſt ein beiliger Eumit war, wire
Die tbratralifche Darſtellung bes dynen Werkes dat, au bei ven
>
220 Deutſche Poefle (III. Beitraum)
ſchwachen Kräften, die ben meiften heutigen beutfchen Bühnen zu Gebo
fo viel Verführerifches, Applaus der Menge, wenn es gelingt, oft nur du
der Buͤhnenkuͤnſtler gelingt, fo viel Reiz, die Ausficht auf pecuniaire !
iſt bei der dermaligen Einrichtung, nach welcher ein dramatifches Gedicht,
in den buchhaͤndleriſchen Vertrieb kommt, mehrmals handfchriftlich zu I
tragen wird, fo ficher, daß man fich nicht wundern darf, wenn junge Dicht
ein gutes Ausfommen und das laute Lob der Menge Uber Alles geht, dab
führt, einer Gattung ſich hingeben, der fie leider nur allzu felten gewad
Daher fo viele verunglücte Verſuche, daher bei aller dramatifchen Frut
die bejammernswuͤrdige Leerheit unferer Theaterrepertorien. Gute Ver
und eine reine Sprache findet man nun wol in ben meiften jener Verſuch
aber gelten dieſe uneriaßlichen Erfoderniffe bei Dichter und Publicum nur z
Surrogate der Poefie felbft, ſodaß man die Correctheit und Gefchmeibi,
Ausdruds ſchon hoch anrechnet und zufrieden ift, wenn hier und da ein anz
Bild die innere Leere verbirgt. Aber wie arm erfcheint nun dad Meifte an
Poefie, an innerm frifchen Leben, an dramatiſcher Vollendung. Cine bi
Graͤßliche hinabgetriebene Unnatur, mit der man die naͤchſtvergangene Z
bieten zu wollen ſcheint, kann body unmöglidy bie echte tragifche Größe
Möchten doch unfere jungen Dichter, die bald von einem übermächtigen S
erdruͤckt fehen, bald in geifttofer Form fich ſelbſt verlieren, endlich einmal fidy«
Ben, bei Shakſpeare und Calderon in bie Schule zu gehen um von ihnen zu ler
nur bei ber innigften Vermaͤhlung des Stoffes und der Form von einem Ru
die Rede fein koͤnne. Die Überfegertuft unferer Tage kommt ihnen zu Hülfe,
Fer Theil der Meiſterwerke Shakſpeare's liegt in theilweis trefflichen Überte,
vor Aller Augen, und auch Galderon ift und durch Die meifterhaften Überfegun
Gries, Schlegel und v. d. Malsburg näher gebracht worden. So Intıpfen |
hier wieder Hoffnungen an, gegründet auf manches aud) in verfchlten Beſti
noch fichtbare Talent, gegründet aber auch auf einzelne mehr ober weniger er
Dichtungen, mit denen von Houwald, Werner, Grillparzer, Kind, Raupach
— Immermann, Robert u. A. in dieſer letzten Zeit die Leſewelt
juͤhne beſchenkt, ober, tie von Kleiſt, nach ihrem Tode noch erfreut haben.
Deutfche Profn 221
ud role hätten und deß freuen müffen, wenn fie nicht unter feindfeligen
inem Dolche geworben waͤre, der gegen ben Eingelnen ausſtoͤßt. Jene
es nur mit der Sache zu thun hat, ift immer willkommen; nicht fo
Smliche, die, im Dienfte eines beleidigten, Üüberfpannten und krankhaf⸗
fühl und der Erbitterung fi) an dem Charakter des Individuums has
haft, ja feibft pöbelhaft vergreift. Wir haben nicht nöthig, Namen
3a Jedermann fie ſich jeibft nennen wird ; aber wol wünfchen wir, ohne
yingten Lobrednern einer dahin geſchiedenen Zeit zu gehören, daß auch
ebiete die Gutfinnigkeit und die beſſere Sitte früherer Tage zuruͤckkehre.
es Zeichen der Zeit in der neueften [dyönen Literatur Deutfchlande ift
mehr Überhandnehmende und immer frivoler werdende Auslinderet.
x deutfchen Poefie, das Gefühl des Mangels an etwas wahrhaft Gros
kigenthuͤmlichkeit und Vollendung Epoche Machendem im Vaterlande,
ve Blicke vorzuglid) nach England, mo burdy Byron, Scott und Moore
'eriode der Poeſie auf eine glänzende Weife erfchaffen worden war.
aahme des Deutfchen an dem wahrhaft Großen und Neuen in der Lites
temben vielfach verwandten Nation konnte an und fuͤr ſich nicht tadelns⸗
m, aber fie artete gar bald in überſchaͤtzung und modifche Begier aus,
t beſchraͤnkend auf die Meifter, führte fie wetteifernd auch des Schuͤ⸗
elches jenen beliebten Geiftesrichtungen ded Einen oderdes Anbern von
hrern nachlief, nicht ohne Nachtheil und Ungeredjtigkeit für deutfche
ducte in Nachdrüden, Überfegungen und Nachahmungen zu uns Über.
glomanie bald Mode wurde und durch die Scott’fchen Romane aud)
eſewelt ergriff, fo konnte ed nicht fehlen, baß die buchhaͤndleriſche
elleriſche Speculation dadurch rege wurden, und die Überfegungstunft
e Weife in fchnelles Sabrikroefen unter. Die Beifpiele davon liegen
:am Tage, ald daß wir fie namentlic) anzuführen brauchten. Das
abenmwefen und der Wetteifer in Wohtfeilheit der Drucke brachten diefes
gen immer tiefer herunter, und fo wurde nicht nur das ausländifche
yndern auch die Ehre der deutfchen Literatur durch dergleichen Arbeiten
ehmungen geſchaͤndet. Frankreichs Modeliteratur blicb nun auch
und da ſie weniger reich und anziehend als die engliſche iſt, ſo muͤſſen
ſſiker derſelben ſich wol auch in die liederliche Ubertragungsjagd der
otheken fuͤgen, ja ſelbſt die alten Heroen der Poeſie, Cervantes und
hat man auf ſolche Weiſe fuͤr die Gemeinheit des großen Modege⸗
echt gemacht. Meyer's ſogenannte freie Bearbeitung des Shakſpeare
iplusultra Deſſen, was auf dieſem Felde frecher Unverſtand zu leiſten
gedenken wir aber auch Deſſen, was in dieſen letzten Jahren die deutſche
3 dem Auslande in würdigen Übertragungen empfangen bat, und vor
Nante’ von K. Streckfuß. Tieck ift damit befchäftigt, A. W. Schles
ung des Shakſpeare zu revidiren und vollftändig zu machen. Uns»
meiterungen unſers poetifchen Horizonts find die Übertragungen von
, wie Zalvj ung foldhe aus Serbien, W. Müller aus dem neuen Gries
) Kauriel’s Sammlung und Rhefa aus Fitthauen geliefert haben. 50.
ſche Profa. Dem, was wirind. A. Deutfche Literatur
fagt haben, fügen mir noch Folgendes hinzu. Die beutfche Profa
Herrſchaft der fremden, d. i. der lateinifchen und romanifchen Spras
Jeit von derjenigen Ausbildung zurüdgehalten, welche jede Sprache
ftſprache erhält. Die erften Beiträge zur Bildung derfelben finden
erfegungen (vom 11. Jahrh. an). Ein freieres Feld eröffnete fich ihr,
eutſch predigte (denn die Kanzelberedtſamkeit ift faſt der einzige Zweig
222 Deutfches Recht
der Öffentlichen Beredtſamkeit bei den Neuern) und polemiflete Nz ſpaͤte
die Miffenfchaften in deutfcher Sprache bearbeitete und vortrug (feit%
1694). Darum ift such der didaktiſche Vortrag der herrfchende in der
Proſa geblichen. Diefem zunaͤchſt iſt der hiſtotiſche und erzählende a
en Deutichen auegebildet worden. Die erfie deutſch geſchriebene
fi von Stiinbörel (Ulm 1473). Es genügt hier, die wichtigſten
vollſien der neueren Proſaiker der Deutfchen, deren Werke claſſiſch genan
tönnen, anzuführen. Hierher gehören als einentliche Stifter der neuerr
Profa: Leſſing, der große Theolog Kor. Moshcim, Vater der neuern
Kanjelberedtſamteit (geb. 1694, ft. 1755), und f. Nacfolg Serufal
Gramer, Spalding, Zollitefer, Teller, Stumm, Neinbard, Erd, Hanſ
bed, Stolz, Löffler, Schleiermacher, Niemeyer, Ammon, Marejzoll,
Veillodtet, Harms, Draͤſeke, Krummacher, Tzſchirner, Schuderoff;
Winckelmann (ft. 1768), Juſtus Moͤſer (ft. 1794), Heif. Pet. Sturz (
Duſch, Joh. Kaip. Lavater (fl, 1801), M. Heinfe, Georg Forſter, Licht
Bimmermann, Engel (ft. 1802), Moriz, Sutzer (it. 1779), Thom. Abtt !
Garve (ſt. 1798), Moſes Mendelsſohn (ff. 1736), Mufius, Wielant
vorzuͤglich aber Göthe, v. Thuͤmmel, Klinger, J. P. Miller, Kogehur,
Schlegel, befonders A. W. Schlegel; i
Joh. Mütter, Sch. N. Voigt, Poſſelt, Chi
Pölig; in dem phitofophiichen Vortrag: Kant, Heidenreich, Fichte („Ne
deutiche Nation”, Mufter kraͤftiget Bercht mleit ‚Schelin
cobi,
pen, der wahrhaft popula J
Voß, E. Ei Far Görres —8 ; in der eigentlichen Re i
Jacobs, Delbruͤck; ja ſelbſt ſſ
ſtaͤnde: Feuerb chariaͤz in der Schilderung der Natur: von Humt
im Kleinen M n. (Bl. Deutſche Sprache.)
Deutfhes Recht (Jus germanicum). Die germanifthen «
welche fich endlich zu einem deutfchen Volke in ber engern ®
darin einen eigenthuͤmlichen gemeinfchaftlichen Charakter entwickelt haben,
Deutſches Recht 223
m Franken zwiſchen 511 ımd 53%; der Baiern ımd Alemannen zwi⸗
und 638; der Friefen, Sachſen, Augeln aus den Zeiten Karls des
er Lengetarden von 643 an bis 724; der Angelſachſen von Athalbert
01 — 604 bis zur normanniſchen Eroberung.) So übereinflimmend
er derfelben im Ganzen ift, fo unficher iſt doch der Schluß von einem
ne auf den andern in Anfehung ber einzelnen Verhältniffe, und fie beduͤr⸗
ich einer viel iſolirtern biftorifchen Behandlung ale ihnen bisher zu Zheil
Finen Anfang dazu madıt Philipp’s „Befchichte des angelſaͤchſiſchen
jöttingen 1825.) Den zmeiten Abſchnitt bilden die koͤniglichen Capi⸗
ſpaͤtern Zeit, mo fich die fönigliche Gewalt [hon mehr zur Staatöge-
n hatte, deren Wirkung für dus eigentliche Deutfchland aber in An
3 Umfangs und ihrer Dauer noch genauerer biftorifchen Unteriuchungen
ad fühig ift. Von dem 10. Sahrb. an wurde dus Lehnverhaͤltniß faſt
Form des Grundbeſitzes und feibft die Grundlage des öffentlichen Rechte;
dech das Bedürfnig eines vollftindigern und geregelten Rechtsſyſtems,
zunehmende Bevölkerung, Landesanbau, Gewerbfleiß und Handel
anze weftliche Europa erweckte, fo wenig befriedigen, daß das römifche
hes bald nachber im obern Italien von neuem gelehrt wurde, Schüler
aͤndern an fich 309, und alle Rechtsverfaſſungen mehr oder weniger
Theils Nachahmung, theils Oppofition ward die Veranlaffung, auch
‚heimischen Rechte in fuftematiicher Form zufammenzuftellen, wovon
tung Eike's (Ekkard's) von Repkow, fpäter der Sachſenſpiegel genannt
215 und 1235) in Deutſchland eine zahlreiche Nachkommenſchaft von
zen, Umarbeitungen, Auszügen und Nacıträgen nad) fich gezogen hat,
ı Siofelbe Zeit faft in allen europaͤiſchen Rändern von Neapel ( Kaifer
[. Sefegbud) durch Peter de Wineis 1231) bis inden Norden (K. Wol⸗
juͤtiſches Necht 1240) ein Ähnliches gefchah, und eine Menge von
vol durch ausdruͤckliche Geſetze als durch Gewohnheit ihre eignen Rechte
218 Anſehen des roͤmiſchen Rechts (zu welchem das longobardiſche Lehn⸗
(nhang bildete) wurde deſſenungeachtet immer groͤßer und allgemeiner,
elbſt in öffentlichen Angelegenheiten bedeutenden Einfluß; die gemein⸗
eſetzgebung des Reichs wurde durch die immer mehr bervortretende Lan⸗
ch mehr gelibmt ; die einbeimiſchen Rechte Ichten aber in den Gerichten
tuͤhlen, Landgerichten ) ebenfalls fort, und hatten, bei großer Abwei⸗
zelnen, Doch auch manche gemeinfchaftliche Grundlagen ; bis ſich end»
lich vom 19. Jahrhundert an, eine feitbem immer höher gefliegene
et Zandesgefesgebung (der Partienlarrechte) hervorthat. Faft
ekam feine Landesordnung, der Reichskammergerichtsordnung v. 1495
aͤtern Umarbeitungen und Zuſaͤtzen folgten Landesproceßordnungen, der
nung K. Karls V. (welche den fuͤrchterlichſten Mißbraͤuchen der Straf⸗
gengeſetzt wurde) peinliche Gerichtsordnungen der einzelnen Staaten.
ht verlief man um die Zeit des dreifigjübrigen Krieges die romanlfis
ide, und fing an bie nationalen Quellen deffelben hiſtoriſch zu brauchen,
wendlich auch wieder auf die wiffenfchaftliche Bearbeitung des Private
t wurde. Man muß hieran dem berühmten Hermann Conring (ff, -
n großen Antheil zuichreiben, obgleich Georg Beyer der erſte war, wel⸗
ı Wittenberg eigne Vorleſungen über das deutfche Privatrecht hielt,
man jegt van deutſchem Recht fpricht, fo verfteht man darunter nur
ht, inſofern die Quellen des in Deutfchland geltenden Rechts nicht
vn und püpftlichen Geſetzgebung aefucht, auc) nicht aus der particula-
ung der einzelnen Kinder abgeleitetwerden. In welcher Art man bier von
‚en deutſchen, wirklidy gültigen und brauchbaren Nechte fprechen koͤnne,
224° Deutſches Reich
üft ſeht beſtritten worden. Zuerſt war man ſehr freigebig damlt, allgeı
ſche Rechtsgewohnheiten, und Entwickelungen aus gewiſſen Grundbeg
ſcher Rechtsverhaͤltniſſe anzunehmen, aus welchen ſich Theorien uͤber d
fammenfügen, wovon aber die einen oft fo unſicher waren als die andeı
von fehr localen und zufälligen Beftimmungen das Allgemeine abzuteit
ten. Andre leugneten daher lieber das Dafein eines gemeinen deutid
als wahrer unmittelbar verbindlicher Rechtsnormen ganz, und ließen fı
Erklärung der Particulargefege und Ergänzung ihrer Luͤcken aus einer c
Theorie und Analogien gefallen. Das ift aud im Ganzen die Anſicht d
Bearbeiter bed deutichen Privatrechts, nur dag Eichhorn („Einleitung in:
vatrecht“, Göttingen 1823, 2. Ausg., 1826) die leitenden Principien jed
inftituts, welche zu Erftätung und Ergänzung des pofitiven Rechts di
Laͤnder dienen follen, bloß auf dem hiſtoriſchen Wege aus der Übereinftir
ätteften Rechtsdenkmaͤler und Ihrer Fortbildung abzuleiten ſucht. (Ne
gunennen Mittermaier's „Srundfäge d. d. Privatrechts“, Heidelb. 182
1826).
Deutfches Reich, Das deutſche Reich entftand durch di
der fehnkifhen Monarchie im Vertrage zu Verdun 843. 924 um
hinzu, König Dtto der Große verband 961 das Königreidy Italien u
romiſche Kaiferkrone mit den deutfchen Reiche, das hierauf das heific
KReich deutfcher Nation genannt wurde, Doch waren bie italienifche
nicht Stände des deutſchen Reichs, fondern fanden mit bemfelben in ble
verbindung, welche erft in den neueften Zeiten gänzlich aufgelöft worden
men warb feit Otto dem Grofen als ein Theil des deutfchen Reichs betra
blleb es bis zur Auftöfung deſſelben. Auf kuͤrzere Zeit erfannten ſelbſt
von Dänemark wegen Jütland (948), die Könige von Polen wegen Ed
Ottos IL. Zeiten bis 1355, die Könige von Ungarn, als ſolche, von
zu Heinrichs IV. unruhiger Regierung, die Oberlehnsherrtlichkeit ded
Reichs an. In aͤhnlichem Verhaͤltniſſe gegen daffelbe ftand Preußen, als!
der beutfchen Ritter, von 1230 — 1525, und Lirfland, das den Sch
gehörte, von 1205 — 1556. Mit der deutfchen Krone hatte Konad
226 Deutſches Reid) (Stände) .
Hung und Krönung gebeten. Aber Ludwig der Baier verordnete
duch die Stimmenmehrheit Erwählte durch biefe Wahl rechtmaͤßi
feine paͤpſtliche Krönung und Weihe nöthig ſei. Die Krönung u
Karl der Große eingeführt hatte, zu Aachen, fpäter immer zu Fran
Die Reichsinſignien und Reichskleinodien, weiche man. bei der Kai
brauchte, wurden theils feit Siegmunds Zeiten zu Nürnberg, theils
wahrt. — Als fpäterhin die deutfchen Kaifer ſchon bei ihren Kebze
folger wählen ließen, führten Letztere bis zur Geiangung zum Kaifert
ſchen Königstitel. Der erfte römifhe König diefer Art war Hein
Sohn Kaifer Friedrich II., gewaͤhit 1220. Audy ein folcher rd
mußte eine Wahlcapitulation unterfchreiben, durfte ſich aber währı
jeit des Kaifers nicht in die Reichsregierung miſchen. Außet den £
ten gab es auch Reichserbbeamte, die ihre Würben von jenen zu Lehn
Kurfürft, Erbämter und Erzämter.) Auf den Fall des 2
Minderjährigkeit oder langen Abiwefenheit des Kaifers, waren du
Bulle der Kurfürft von Sachſen für Ober= und Niederfachfen und V
der Kurfuͤrſt von der Pfalz in dem fräntifchen, ſchwaͤbiſchen und den
reifen zu Reichövicarien beftimmt. Sie übten, jeder in feinem 2
alle Taiferliche Rechte (mit Ausſchluß der Fuͤrſten und Thronbelehm
Kaiſerthrone felbft geſucht werben mußten) 6, hatten bie Einkuͤn
die oberfte Gerichtöpflege, und fegten cbenfallß jeder in feinem Bezl
tiatsregierung ein, welche die Befugniffe des Reichshoftaths verfal
ſchaͤfte mit dem. Tode des Kaiſers aufhörten, Das Reichskammerge
fegte im Namen der Reichsverweſer fein Amt fort. Auch fonnten die
Meichötage berufen, und bie angefangenen fortfegen. Öftteihund 2
ten fein Reihhevicariat an. In Italien war der Herzog von Savopaı
Die Stände bed Reihe (Reicheftände) oder die unmittell
beffelben, die aufden Reichstagen Sig und Stimme hatten, waren e
liche, zu denen die geiftlichen Kurfürften, die Erz» und Biſchoͤfe, Pr
Abtiffinnen, der Hoch ⸗ und Deutfhmeifter und ber Johannitermei
wurden, oder weltliche, nämlich die weltlichen Kurfürften, Herzoge, F
Deurfches Reich (Keihsrag) 227
ver beriefen die Raifer jährlich zweimal ordentliche und auch außerordent⸗
verfammiungen (Comitien) zur gemeinfchaftlichen Berathung mit den
er das Beſte des Reichs. Die Stände hatten; als Reichskörper, mit dem
meinfchaftliche Ausübung aller Majeftätsrechte, mit Ausſchluß der kaiſer⸗
vate. Alle von ber Enticheidung des Kaifers und Reichs abhaͤngenden
eiten Eonnten nur auf dem Reichstage verhandelt werden. Dieler wurde
ortmwährend zu Regensburg gehalten. Früher erfchlen der Kaifer pers
ven Reichstagen, in [pätern Zeiten durch feinen Principalcommiffariuß,
yefürft war und einen Concommiffarius zur Seite hatte. Kurmainz, als
nzler in Deutfchland, war Director der Reichsverſammlung. Die
chen Geſandten überreichten ihre Beglaubigungsfchreiben ſowol dem
mmiffarius als dem Kurfürften von Mainz, bei welchem Legtern fich
Imärtigen Sefandten legitimirten. In Abweſenheit des Reichserzkanz⸗
:ihn fein Divectorialgefandter. Alles an den Reichstag Gerichtete ging
m; und wurde von der mainzifchen Kanzlei den übrigen Kanzliften in
ictiet, fpäterhin gewoͤhnlich gedruckt vertheilt, welches die Dictatur hieß,
ablungen gefchahen in drei Collegien, nämlich: 1) Dem Kurfürftencolies
dieſem fammelte Kurmainz die Stimmen, und gab bie feinige an Sachs
Dem fürftlihen Collegium, welches ſich in die weltliche und geiſtliche
te (die proteſtantiſchen Biſchoͤfe von Luͤbeck und Osnabruͤck ſaßen «uf
bank). Die Reichsgrafen hatten in dieſem Collegium keine Virilſtim⸗
m waren in die wetterauiſche, ſchwaͤbiſche, fraͤnkiſche und weſtfaͤliſche
k, von welchen jebe nur eine Stimme (votum curiatuın) hatte, getheilt,
e Reichspraͤlaten oder Abte, Pröpfte und Abtiffinnen. Sie theiten fidy
äbifche und cheinifche Bank, und hatten zufammen nur zwei Stimmen.
torium in dem Zürftencollegtum führten abwechſelnd der Erzbiſchof von
ab der Erzherzog von Öftreih. 3) Dem reichsftädtifchen Collegium, ges
reheinifche und ſchwaͤbiſche Bank. Die Reicheftadt, wo der Reichstag
übe, hatte das Directorium, und jede Reichsſtadt hatte eine Stimme
sichötage. Megelmäßig entfchied die Stimmenmehrheit, nicht aber in
und folhen Sachen, melde Rechte der einzelnen Reichöftände betrafen.
us catholicorum.) Jedes der dreireichsftändifchen Collegien faßte
fe beſonders. Darauf verfammelten fich das kurfuͤrſtl. und das fuͤrſtl.
in einem Saal, wo fie Ihre Verhandlungen bis zu einem gemeinſchaftll⸗
uß fortfegten. Dies hieß die Res und Corelation. Hierbei ward dad
che Collegium nicht zugelaffen ; doc) ward ihm jener Beſchluß mitges
dann, er mochte nun die Beiftimmung der Städte erhalten oder nicht,
utachten dem Kaifer übergeben. Erhielt er nım durch ein Baiferliche®
18 = ober Beftätigungsdecret Geſetzeskraft, fo hieß er Neichsfdluß oder
ufum. Den Inbegriff fämmtlicher Befchlüffe eines Reichstags nannte
ibfchieb oder Reichsreceß. Waren der Kaifer oder die beiden Collegien
ward ber Gegenftund ausgefegt. Wenn bloß die Neichöftädte nicht ein«
»urde ed zwar zu Protokoll genommen, aber ohne weitere Folge, troß
ungen des mweftfälifchen Friedens, der auch ihnen auf dem Neichdtage eine
e Stimme zuficherte. Mach erfolgter Unterfchrift der Reichsbeſchluͤſſe
elben befannt gemacht, und den Reichsgerichten zur Einregiftrirung und
ig mitgetheilt. Manche Angelegenheiten wurden auch durch Ordentliche
wdentlihe Reichsdeputationen (I. d.) entſchieden. Die Reichs⸗
19 hatte das Recht, Gefege zu geben, aufzuheben und auszulegen, Krieg
ı zu befchließen, Gefandte anzunehmen und zu [hiden, Buͤndniſſe und
u fchließen u.f. w. In Ruͤckſicht der zu unternehmenden Reichskriege,
ie Berathichlägung bucch ein kaiſerl. Commiſſenederꝛ. vorgeſchlagen
+.
228 Deutſches Reich (Reichstag)
werden mußte, entſchied Mehrheit der Stimmen;; und auch bie Staͤn
in einen beſchloſſenen Reichskrieg nicht gewwilligt hatten, mußten, nac
der Reichsmatrikeln, ihre Gentingente ſtellen. Diefe Reichsmatrikeln
ter Autorität des Kaiſers und des Reichs abgefaßte Verzeichniffe der K
und ber Summen, welche jeber von ihnen zu ben Koften bes Reiche zu z
Sie verbantten ihren Urfprung den Römerzügen, welche in feühern Zeit
fer unternahmen, um fid vom Papfte trönen zu laffen. Alte Vaſallen
mußten fie mit ihren Afterlehnsleuten dahin begleiten, bei Strafe, ihre &
lieren. Die Dauer diefer Römerzüge und ber dabei zu leiftenden Kriege
auf 6 Wochen beftimmt, welche man Nömermonate nannte. Als m
Siegmunds Zeiten (1411 — 37), da der Gebrauch des Schießpulve
Gang am, anfing, befoldete Heere zu halten, und als die Römerzüge al
waren, wurden für jeden Reiter, den ein Stand zu ſtellen hatte, 12,
Fußgänger 4 51. feftgefegt, und diefe Gelder, welche man Römermon
wurden ben Kaiſern in auferorbentlichen Fällen, namentlich in Reichel
wiligt. Das Recht, nach einem Reichskrlege Frieden zu ſchließen, gebuͤ
dem gefammten Reichskoͤrper, und warb den Ständen durch den weſtfül
den ausdruͤcklich zugefichert ; doch maßten ſſch die Kalfer dieſes Recht allei
halb in der MWahlcapitulation Karla VII. (1742) befiimmt ward, daf
nye im Fall einer dringenden Nothwendigkeit und mit Zugiehung des⸗
coilegiums Präliminar = und Definitivverträge für das Reich follten fd;
nen. In frühern Zeiten hatten bie Kaifer das Recht, ohne Zuziehung i
Neichebtindniffe zu ſchliehen; allein ſchon Marimilian I. mußte 14951
ſich in kein dem Reiche nachtheiliges Buͤndniß einzulaffen. Karl V.t
ſich, keine Alllanz ohne den Rath, der Kurfürften einzugehen, und ge
mußte bei feiner Wahl zum roͤmiſchen König (1653) angeloben, daß
hoͤchſt eifigen Sachen bloß die Kurfürften, fonft aber alle Stände, un
mung beftagen wolle. In dem weftfälifchen Frieden ward den ſaͤmmtlu
den in Ruͤckſicht der zu fchließenden Reichsbuͤndniſſe das Stimmrecht
Die fremden Gefandten, welche das Reich empfing, verhandelten mit
durch Denkſchriften, die fie dem mainziſchen Directorialgefandten über
Deutfches Reich (Reichstag) 229
ng. Die erfte allgemeine Polizciverordnung war vom $. 1530. Übri⸗
n die Stände das Recht in ihren Landen polizeiliche Verfügungen zu tref⸗
I da die Ungleichheit der Sitten, der Bildung und der politifchen Verfafe
eſtaͤndiges Hinderniß einer allgemein gleichen polizeilichen Verfaffung was
der Gebrauch des gemünzten Geldes in Deutfchland befannt wurde, bes
ar das Münzrecht als kaiſerliches Regal. Karl der Große verbot fogar,
als in feinem Palaft Münzen zu prägen. Ohne jedoch fich um kaiſerl.
gen diefed Rechts zu bemühen, uͤbten fpäterhin viele weltliche Reichs⸗
ſelbe aus, und ſchon zu Friedrichs U. Zeit (1218 — 46) muß das
t der Fuͤrſten außer Zweifel geweſen fein, da diefer Kaifer ihnen
feine Muͤnze in ihren Landen fchlagen zu laffen, wodurch die ihrige an
slieren koͤnnte. Kari IV. (1349 — 78) beftdtigte den Kurfürften nicht
Rünz =, fondern auch das Bergwerksrecht, und durch den meftfälifchen
ırde den fämmtlidyen Neicheftänden, außer ihren übrigen Doheitsrechten,
verfichert. Doch blieb die Ausübung beffelben den Reichsgeſetzen unter⸗
‚aber nie find die wegen der Mißbraͤuche des Münzrechts gegebenen
rdnungen gehörig befolgt worden. (S.Münzfuf.) Unter Anderm
h, nad den Reichsabſchieden von 1570 und 1594, alle neugefchlagene
uf den jährlich in jedem Kreife zu haltenden Muͤnzprobationstagen ges
en, ebe fie in Umlauf gefegt rourden. In früheen Zeiten übten die Kai⸗
on im 9. Jahrh. gebraͤuchliche Zollrecht, infofern es nicht einem Reiche»
iehen war, allein aus. Unter den ſchwaͤbiſchen Kaifern und während
:gnums eigneten ſich die Stände in ihren Kindern dieſes Recht zu, wel⸗
den Kurfürften in der goldenen Bulle, und den ſaͤmmtlichen Reichsſtaͤn⸗
ſifaͤliſchen Frieden beftätigt wurde; nur ward in legterm beftimmt, daß
Hrivatautorität angelegte, dem Beten des Reichs ſchaͤdliche Zölle aufge⸗
follten. Fruͤher war in Karls V. Wahlcapitulation die Einwilligung
ten zur Anlage neuer Zölle zuerft angeordnet, und den Neichsftänden
dergleichen unter dem Namen von Bruͤckengeld, Wegegeld ıc. einzufühs
ern weftfülifchen Srieden ward Freiheit und Sicherheit des Handels und
ahrt in allen Provinzen des Reichs auf den Fluͤſſen und in den Häfen
Den Reichsſtaͤnden ftand es frei, in ihren Laͤndern Meffen und Märkte
Die Meffen zu Leipzig, Braunfchweig, Stanffurt a. M. und
; waren aber von den Kaifern befonders bevorrechtet. Marimilian I.
erſten Poften im Reiche ein, und beflellte den Kranz von Taxis zum
ralpoſtmeiſter. 1747 wurde das Reichögeneralpoftmeifteramt zu einem
ı fürfltichen Zhronleben erhoben. (S. Poſt, Poftwefen.) Außer
poften errichtete Ferdinand II. (1619 — 37) in feinen Erbftaaten lan»
Poſten, und feinem Beifpiele folgten, obfchon mit Widerfpruc, von
Seite, die meiften größern Reichsſtaͤnde. Die kaiſerl. Einkünfte (aus
und Hoheitöcechten) waren in fruͤhern Zeiten fehr beträchtlich, wurden
nd des Interregnums und nachher unter Rudolfs I. Nachfolgern, theils
Anmaßungen der Reichsftände, theils durch Schuld der Kaifer ſelbſt, fo
tlich verringert, daß die legtern fpäterhin, um Ihrer Würde zu genügen,
kuͤnften aus ihren Erbländern ihre Zuflucht nahmen. Die gewöhnliche
es Kaiſers war die Hauptſtadt feiner Erbſtaaten. Unter kaiſerl. Re:
n verſtand man diejenigen Rechte, welche die Kaifer ohne Zuziehung ber
; ganzen Reiche ausübten, wie die Oberlehnsherrlichkeit, die Schuß » und
echtigkeit über die römifche Kirche und den päpftlichen Stuhl (fruͤherhin
eftätigung der Papftwahlen), das Necht, einen Mitbewerber um den paͤpſt⸗
on auszufchließen, einen Commifjarius zu den Biſchofs⸗ und andern
Wahlen im Reiche zu ſchicken, die Ausübung des Rechts der erflen
230 Deutſches Deich
Bitte In allen unmittelbar Stiftern, und in den mittelbaren, fa de
Kaifer im Normaljaht 1624 gehabt hatte, dns Recht der Standese
Wappenertheilungen, der Legitimation und Rehabilitation, bie Entſch
Rangſtreitigkeiten und die Ertheilung von Induiten und Anftand&briefi
feinem Namen wurden von den Univerfitäten bie Gelehrtengrade erthı
buch feine Pfalzgrafen ließ er Doctoren, Licentiaten, Magifter, B
Motarien ernennen, Dichter Erönen u. ſ. w. — Die erſte Art der Reiche]
11427) der gemeine Pfennig, eine Vermögensfteuer. Nach und nad
tänbde felbft zu den Reichebebürfniffen bei, und vertheilten bie hierzu ı
Summen auf ihren Unterthanen, welches das Subcollectursecht hieß.
mermonate waren eine andre Art von allgemeinen Steuern. Zu eine
monat gehörten für das ganze Reich 20,000 M. Infanterie und 4000
lerle, welche nad} bem oben angeführten Anfchlage zu & und 12 Fl., d
von 128,000 $1. ausmadıten. Übrigens ftand es den Reichöftänden |
pen oder Geld zu geben, und fie bebienten fich auch in dieſer Mückficht d
iecturrechts. Die Einnehmer diefer Steuern in den Legeftäbten, Augsbı
furt am Main, Nürnberg und Leipzig, hießen Pfennigmeifter. — Die
fer verwalteten bie Gericht spflege ſelbſt, oder durch die von ihnen
Herzoge und Grafen, Diefe maßten ſich nad) und nach, während ber
euhen, welche bad Reich erſchuͤtterten, die weltliche, forwie die Biichöfe :
liche Gerichsbarkeit an. Im weltlichen Rechtsſachen behielten jedoch die
Brecht, die Urtelöfprliche der Staͤnde aufzuheben und zu verbeſſern. D
feiten der Feichsſtaͤnde ließen die Kaifer In fruͤhern Zeiten durch Ihr
ſchlichten. Da aber daffelbe den Befehdungen nicht Einhalt tyun konni
1495 das kaiſerl. Reichskammergericht errichtet, und bald nachher ber
sath gegrümdet. Außer diefen beiden hoͤchſten Gerichtöhöfen gab es
Reichẽgerichte, deren Gerichtsbarkeit ſich aber nur über gewiffe Provinze
Austräge waren durch Gefeg oder Vertrag beſtimmte Richter, welche u
flanz die Streitigkeiten der Reichsunmittelbaren entſchieden. Sie w
vom Kaifer Albrecht I. eingeführt, und wurden von Marimilian 149
Die Voliſtreckung der Austrägalurtheile mußte auf Befehl der hoͤchſte
Deutſche Schaufpieler 239
m; fa vieleicht der größte mimiſche Kuͤnſtler auf der deutfchen Bühne.
annten Kuͤnſtlern gefellt ein außgebreiteter Nuf nod) zu: Dead. Stich
Dem. Lindner (in Frankfurt; durch Wahrheit und Conſequenz der
ansgezeichnet); Mad. Neumann (in Karlsruhe) und den Komiker
ie Erftere ift unftreitig ein reiches Talent, für die Darſtellung jugends
n in der Tragödie und vornchmer Damen in Converfationsftücen ges
würde noch mehr fein, wenn fie fid von einer gefallfüchtigen Ma⸗
im wüßte, telche die Kraft ihrer Darſtellungen abflumpft. Ihr in
ficht entgegengefegt erhebt Mad. Neumann die Lichlichkeit ihrer Nas
t, aber fie entfernt fich wenig uͤber die Erſcheinung des Weibes in der
en Gonverfation. Der Komiker Wurm (f. d.) endlich hat in der ges
ilderung aus dem Leben gegriffener, burlesker Charaktere eine aner⸗
tät.
ve alphabetifche Reihe ber befannteften Schaufpieler ber deutſchen
kauf Voltftändigkeit feinen Anſpruch; doch glauben wir keinen Künfts
ange überfehen, eher vielleicht mandjen vom dritten Range in daffelbe
n zu haben. I. Unter den Damen bemerken wir: Mad. Anfhüg
berinnen im wiener Burgthe Dem. Bauer (angenehm in muns
hen Liebhaberinnen; in Berlin) ; Dem. Bed (tragifche Liebhaberin;
);.Mad. Bird: Pfeifer tragifche Liebhaberin, nicht ohne Manier; in
Mad. Brede (auögezeichnet in vornehmen Damen im Luftfpiele und
ittelrollen; bisher in Stuttgart); Br. v. Buſch (in feinen Damen
und Trauerſpiei gelobt; beim darmſtaͤdter Hoftheater); Mad. Carl
berin; früher in Münden); Mad. Devrient (Gattin des berliner
Hund Mad. Devrient, geb. Böhler (in naiven und launigen Soubrets
jüglic beliebt; in Leipzig) ; Mad. Eßlair (Heldinnen und Mütter; in
‚ Mad. Zeige (in Heldinnen gefchägt; in Kaſſel); Mad. Fries (ebenſo;
> Mad. Gebhard (Liebhaberinnen; in Reval); Mad. Gehlhaar (Ans
tund Charakterrollen; in Mainz) ; bie durch Bildung ausgezeichnete
iſt (fonft Boͤhler d. Ättere, in Liebhaberinnen; Anſtandsdamen und
gen Charakteren gerngefehen, ald Donna Diana geſchaͤtzt; in Leipzig);
Inoch (in jugendlichen Licbhaberinnen; in Weimar); Frau von Heigens
imar; in hohen Charakteren ausgezeichnet Rab. Hartwig (gegenwaͤr⸗
Gen Müttern und Charaktertollen fehr gefchäut ; Dresdner Hofthenter) 5
er (Ältere Rolten ; in Hanover) ; Mad. Keller (mittlere Heldinnen und
An; in Hanover); Mad. Klingemann (in Heldinnen von Ruf; in
ig); Mad. Korn und Mad. Kebervein (am Burgtheater in Wien);
bert (Biöper Sängerin, jegt zum Schaufpicl übergegangen; am wiener
B); Mad. Liebic (Mütter; in Prag); Dad. Lorzing (tragifche weibs
Me; in Weimar); Dad. Löwe (In Anſtandsrolien und affectvollen
Geaufpiel ausgezeichnet; am wiener Burgtheater); Dem. Naaß (in
vazb grmeffenen Charakteren mittlern Alters ſchaͤtbar; In Karlsruhe) 5
(in Soubtettenrollen angenehm; b ven); Mad, Michke
(fine der dorzüiglichften Darftelle
322 Deutſche Ritter
1555 foͤrmlich beſtaͤtigt. Nur durften bie Buͤndniſſe der Reicheſtaͤnde nicht gap
Reichsoberhaupt, und ebenfo wenig gegen die Neichsverfaffung gerichtet, ode}
Reiche nachtheilig fein. Auch follte fein Reichsſtand ein Offenfivbinbniß,
feinen Mitſtand eingehen, aufer im Fall einer. Gewaltthaͤtigkeit, —
tung drei Jahre lang von dem Urheber verweigert worden wars Die
Friede erlaubte dann dem Beleidigten, ſich bucch die Waffen Necht zu verfd
Dies waren die Grundzüge einer Verfaffung, welcher man jehr
tes, und fehr viel Böfes nachſagen Fonnte. Sie gab den Deutfche
Einheit noch Kraft, und machte das größte Volk Europas zu einem
mächtigften.. Aber eben dadurch bewahtte fie die Deutſchen vor
glüd, ein eroberndes und unterbrüdendes Volks zu fein, und führtefi
Aulgemeinheit, Vielfeitigkeit und Gruͤndlichkeit der Euftur, in melcher ji
von feinem andern übertroffen werben, den meiften aber weit voraus ji
Reichsverfaſſung hatte wenig Mittel pofitiven Wirkens, allein manches
mochte fie zu hindern ; die Zerſtuͤckelung Deutfchlands machte es allai
daß die Reformation gedeihen konnte, welche der Bekenner des evangelifcil
ſtenthums fuͤr die fegensreichfte Begebenheit ber neuern Zeit zu halten b
gedrungen ift. Diefe Zerftüdelung ift eine Aufgabe, welche die Vorfeh
Deutſchen gegeben hat, um daran feine Kräfte zu.diben, und in beftim
tung zu entwideln, dergleichen Aufgaben ſich in der Geſchichte eines
Bolkes gleichfalls erkennen laffen. Das Princip der Reichsverfaſſung wat!
fang an mehr das eines Staatenbundes als das eines einfachen.
hat ſich auch in ber neuern Zeit ebenfo raſch als confequent weiter fortg
Krieg gegen das revolutionnalre Frankreich und die verfchiedenen feit 179%
nen Friedensfchlüffe zeigten die gänzliche Unhaltbarkeit der Reichsverfaiiug
ihnen banken wir eine Zufammenziehung der ehemaligen 300 Staa
39 größere Maffen. Die Auftöfung des beutfchen Reichs am 6, Ad
das Zerfallen einernur dem Schein nach noch beftehenden Form: Sel
tag war fchom vorher durch die Secularifationen der geiftlichen Gebiete,
und die Vorfchläge der Reichsbeputation zu deffen neuer Einrichtung wart I
fer vertworfen worden. Der Rheinbund (f.d.) beruhte auf denfelben @
234 Deutſche Sänger
ihres Engagements In Lelpzig 1825 — 26 als Zemire in Spohr’s Oper Prob
gelegt); Mad. Cornet (in Braunſchweig brauchbare Sängerin) ;
(üttere Tochter der beruͤhmten Schaufpielerin Schröder beim Theater in Dre
als Eurpanthe, Jeffonda, Emmeline, Agathe ausgezeichnet, und überall, wo I
ſchaftliches Spiel ſich mit Geſang verbindet); Mad, Devrient, (font Böhler di
gere, gehört mehr durch ihr Spiel als durch Geſang der Oper an, wiewol
biefer ihr Talent beurfundet); Mad. Eberwein (bei ber Dper in Weimar,
geſchaͤtzte und fhägbare Sängerin zweiten Ranges, verftändiger und
voller Vortrag bei einer nicht ‚gerade brillanten Stimme, und Tob:
Spiel); Dem Erhart (finge mit einer befchränkten Stimme meift
in ital, Manier zin Leipzig) ; Dem. Eunike (fingt zweite Partien beider bi
befige Talent und viel Kunſtfertigkeit, womit aber viel geſchnoͤrkelt und
wird; ift jest von der Oper abgetreten); Dem. Bisher (Schrorfter des
md der fonft fo ausgezeichneten Sängerin Fiſcher⸗ Vernier; jegt im ©
dem Bernehmen nacy, nicht nur eine fehr bedeutende Stimme, fondern
geämblichen und Eunftmäßig gebildeten Vortrag brfigen; die Veftatin toi
ihrer vorzüglichften Leiſtungen gerechnet); eine andre Dem. Fifcher OD
des Baffiften; hat durch einige Concerte, die fie im nördlichen Deutfchland;
vom Vater gegeben, fich al eine angehende Concrttfängerin von Fleiß und
gegeigt, weldye aber mit einigen organifchen Hinderniſſen zu Kämpfen bat)i
Frank (bei der barmftädter Oper, wenn wir nicht Ieren; hat vor einigen Sal
ßen Beifall gefunden); Dem. Zune (bei der Dresdner deutfchen mb it
Dper; urfprünglidy wohllautende Stimme, hoher Sopran, in guter i
Schule gebildet, aber fehr veränderlich, was Kraft und Neinheit der Int
fange); Mad. Gervais (erfte Sängerin bei der Oper in Karlsruhe; foll
vour und Ausdrud befißen); Mad. Gruͤnbaum (erfte Sängerin der fi
in Wien, Sängerin vom erften Range, hoher Sopran, wegen ihrer
und Feinheit im Vortrag ſchwieriger Paffagen, die fie faft immer mit
Stinnme ausführt, vornehmlich bewundert, daher auch vorzüglich im
—— —— im gehaltenen Vortrag außgezeichtet) a
Deutfche Sänger 235
in Itallen geboren und aus ital. Schule, infofern fie fhon im erften Jahre
Lebens nad) Wien kam und auf der deutfchen Opernbühne einheimifch gewor⸗
R audy am diefer Stelle aufgeführt werden; ihr Vortrag, der vornehmlich
ke Atere italienifche Gattung geeignet ift, beruht auf der vortrefflichiten Mies
b; fie fl im großen, gehaltenen Styl und im Recitätiv Meiſterin; fie if, ſeit⸗
am leipziger Stadttheater angeftellt war, nicht wieder aufgetreten, Indem
Krankheit dee Stimme leidet); Dem. Paaſche (bei ber Oper in Hamburg ;
des junges Zalent, mit einer fchönen Stimme begabt), Dem. Pohl
gerin bei der Oper in Hamburg; wird in Bravourpartien gelobt); Dem.
gerin bei der Oper in München ; guter Vortrag, aber etwas ſchwache
; fie iſt ebenfalls Winters Schülerin) ; Dem. Schäfer (eine talentvolle
Schuͤlerin der Dem, Schmalz, welche mit Beifall die Bühne betreten
Schechner (eine in Mündyen geborene und ausgebildete Sängerin, bie
großes Auffehen madıt) ; Dem. Schmalz (in Berlin; jetzt von der
abgetreten, ront eine wadere Bravourfängerin) ; Dem. Schmidt (junge-
Sängerin beim Theater in Weimar) ; Mad. Schäg, (Theaterfängerin ;
„ jetzt in Paris); Mad. Schulz (große Bravourfängerin in Berlin);
Schweitzer (eine unter Winter gebilbete fertige Sopraniftin ; jegt in Kaffel);
Seel (Hoffängerin in Muͤnchen; Schlilerin Winter’8; durch geſchmackvolie
ber Im neuen ital. Goncertgefang ausgezeichnet); Mad. Seidler⸗Wranizky
erin der Oper in Berlin, Schweiter der oben angeführten Mad. Kraus;
derch die Leichtigkeit und Anmuth, mit welcher fich ihre Stimme in elegans
bewegt, 3.8. als Prinzeffin von Navarra im „Sohann von Paris”, eine
Stellen unter ben deutfchen Sängerinnen ein; ihre Erfcheinung ift eben»
| , doch ohne Spiel); Dem. Siebert (Tochter des Baffiiten; eine
Sängerin, welche viel Fertigkeit befigt); Dem. Sigl (hoher Sopran,
6 Bravourfängerin aufder Bühne einen vorzüglichen Rang ein, und
Yen Vortrag der neuern Italienifhen Schule in hohem Grade angerig»
5 Rlnden); Dem. Sontag (früher in Prag und bei der Eaiferlichen
Wim, jest in Berlin beim koͤnigsſtaͤdter Theater; jugendlicher Reiz,
mme und erfreuficher Aufſchwung in der Ausbildung derfelben, zogen
We Paris 1826 die Aufmerkfamkeit auf fie); Mad. Spigeder (brauchbare
kefängerin an der Wien jest beim koͤnigsſtaͤdter Theater in Berlin); Dem.
(in Hanover); Mad. Strauß (in Karleruhe; Sängerin zweiten Ranges,
we and Methode nicht ausgezeichnet) ; Dem. Veltheim (jet bei der deutſchen
ka Dresden, verfpricht im Bravourgefange etwas zu werben); Dem. Bio
x kaiferl. Oper in Wien angeftellt; eine angenehme Sängerin für zweite
a); Mod. Waldmuͤller (bei der kaiſerl. Oper in Wien; eine in Altpartien,
Eanfred, ausgezeichnete Sängerin); Mad. Weichfelbaum (fingt erfte Pars
Ider Dper in Danheim; fie befigt einen fehr anmuthigen Itatienifchen Vor⸗
ub ift ſelbſt italien. Abkunft).
2. Das maͤnnliche Perfonal ber deutfchen Sänger. 1) Zenoriften: Bab⸗
socher bei der kaiſerl. Oper in Wien, jest in Pefth und Ofen; hoher Zenor,
4 Ausbildung, weniger Spiel) ; Bader (bei ber berliner Oper; Zenorift ers
anges, Eräftige Bruſtſtimme, angenehmer Vortrag, leichtes gefaͤlliges Spiel) ;
san (bei der Deutfchen Oper in Dresden ; zarter hoher Tenor, etwas ſchwach,
h ausgebildet im Vortrag, weniger im Spiel); Braun (in Hamburg) ; Cors
oll eine der fchönften Tenorſtimmen befigen, und ift zuerft auf der braune
ser Bühne aufgetreten); Eunite (in Berlin, war einer der vorzuͤglichſten
fen, teitt jeßt felten mehr auf); Haͤhnle (bei der Oper in Darmftadt) ; Ham⸗
suter Theaterſaͤnger bei der fluttgarter Oper); Haßloch (bei der Bühne in
me); Daiginger (Zenorftimme von feltnem Umfange, bedeutende Fertigkelt
L Geſang obne Spiel; jegt in Karlsruhe, früher beim Theater an der Wim,
236 Deutfche Sänger
Hoͤfler (ſchaͤzbarer Theaterſaͤnger; beim Leipziger Theater) ; Jäger (viel Umfa
Ausbildung, eine Kopfſtimme, aber ſteif auf der Bühne ; angeftellt beim königt
Theater in Berlin); Kiengel (jegt beim hamburger Theater; unter ben deutſche
terfängern durch gründliche Methode und Fertigkeit fehr ausgezeichnet, bei
kraͤnklicher falfetirender Stimme; auch nicht zu verachtendes Epiel); 2
der deutfchen Oper in Münden; einer der vorzüglichfien Tenoriften, Fr
doch kraͤftige hohe Stimme, Einförmigkeit im Vortrag und Spiel) ;
«bisher bei der Oper in Amfterdam ; die Stimme mehr Baritonz Hi
fein zuweilen Überlabener Vortrag iſt dod) im Hecoifchen ausgezeichnet,
Spiel unterftügt)s Moltke (bei der DO) Weimar; angenehmer XI
etwas veraltete Methode); Nieſer (ſchoͤner Tenor ʒ in Frankfurt a. Dh)
(pafficte Stimme; nicht ohne Vortrag); Nebenftein (in Berlin; fingt u
deutende Partien, und ſcheint ſich jest mehr auf Schauſpiel zu. bafehränkt
ner (beliebter Tenoriſt mit vortrefflicher Vruftflimme; bei der kaiſcch
Mien) ;:Rofenfeld(für-zweite Partiens jet in. Dresden); Stöger (%
in Oper Prag);) Strobe (in Hanover) ; Stümer (in Berlin; fhmadhe
‚guter Vortrag, ‚ befonders in Gtud’fhen Opern); Urſpruch ‚(in
ſeine angenehme Stimme wird gelobt); Wetter. (exhebt fich zum A
erften Ranges, jegt in Leipzig); Weichfelbaum (in Manheim ; Virtus
Manged, mit ungemeiner Fertigkeit, aber unbelebtes Spiel); Wild. (ford
Oper in Darmftadt, jest in Kaffel ; der deutſche Troubadour ; Ton und)
ausdtucksvoll, die Stimme foll an Umfang und Stärke verloren ham)
(jest in Riga; fonft ein fehr ausgezeichneter Sänger von viel muftlalif
dung), Zimmermann (Theaterfänger in Pefth). 2) Baffiften: Bercholifl
fel) ; Devrient (Neffe des Schaufpielers in Berlin) ; Deny (in Buffonpaztl
‚amgeftelit beim Theater in Weimar) ; Dobler (ſchoͤner Baß, hölzern im
Frankfurt a, M.); Fiſcher (bisher in Berlin und München angeitellt; 8
Schaufpieler erſten Ranges, ausgezeichnet durch Eunftmäfigen Vortrag
herrſchung einer ziemlich umfaffenden, gleichen Stimme, in Buffonparti
amüberteefflich,. wie in ferieufen ; im den erſten mag er fowol in Hinfi
fangsvortrags als in Hinficht des lebendigen Spiels mit den Italienermi
Deutſche Schauſpieler 237
be; man wirft Ihm vor, daß er zu viel ſchnoͤrkle und tenotiſire; fein
ich etwas gebeffert) 5; Spitzeder (einer der erften beutfchen Buffong; am
ee Theater in Berlin); Strohmeyer GBaſſiſt erſten Ranges, vielleicht
utſche Baffift, durch Fülle und Kraft der Stimme, wie durch geſchmack
dung ;Regiffeur der Oper in Weimar) ; Wauer (ftarke Stimme, braudhs
ger in zweiten Partien ; bei der Oper in Berlin) ; Wehrſtaͤdt (beim braun
Theater; in Spiel und Geſang ſchaͤtzbar); Woltereck (bei der Oper in
; Toll eine gute Stimme haben, und ſich im Vortrag fleißig ausbilden),
niften: Blum (in Berlin; angenchme Stimme, gefälliges Spiel); Eh:
fenft braver Sänger und im Spiel nicht minder außgezeichnet) ; Heigl
außner (wackerer Saͤnger; jetzt beim dresdner Theater); Haͤſer (Bruder
nten Sängerin; ein in muſikaliſcher Hinſicht ausgebildeter Sänger und
aswerther Schaufpieler) ; Dinge (Buffon in Stettin) ; Keller und Laroche
ehe Schaufpieler); Mittermeier (bei der Oper in München; ebens
hme Stimme ald höcft anziehender und kunfifertiger Vortrag, wegen
iels mehr zum Goncertfänger geeignet) ; Rede (ſ. Deutfhe Schaus
I); Staudacher (bei der Oper in München; fpielt und fingt vorzuͤglich fee
Fpartien mit Ausdrud und Beifall); Unzelmann (ſ. Deutfhe Scha us
: Buffonpartien in der Oper) ; Wächter (in ferieufen und Mittelpartien
net; bei dem Eönigöftädter Theater in Berlin); Walter (Buffon In
'; befonders In dem Localfomifchen gern gefehen); Wurm (f. Deutfche
pieler).
utſche Schaufpieler, jest lebende. Wenn man bedenkt, wie
men, flehende und wandelnde e8 in Deutfchland gibt, fo leuchtet ein,
ſchland bedeutend mehr Schaufpieler zählt als Muſiker und bitdende
Wenn man aber wiederum erwägt, was der Schaufpieler fein und lets
fo findet man, daß von diefer bedeutenden Anzahl von Schaufpielern nur
inftier find. Der Grund davon liegt darin, daß gerade bei Ausuͤbung
ft der Naturalismus den meiften Spielraum hat. Diefer Naturaliss
ft ſich an den Trieb zur Nachahmung, die fi beim Schaufpieler auf bie
ang des in der wirklichen Welt Gefchehenen oder, wenn von Phantafies
ie Rebe ift, des aufden Bühnen Üblichen richtet, dem die meiften, nach
ihrer Individualität, mehr oder weniger hinzuzufegen wiffen. Diefer
mus, der ſich inftinftmäßig der Nachahmung des Vorhandenen hingibt
em die Meiften flehen bleiben, wenn fie wahrnehmen, daß eine geriffe
ſolchem Nepräfentiren ſich einftellt und die Menge damit zufrieden zu ftefs
rb auch in der Regel durch die Verhältniffe Derer, welche zur Bühne ge⸗
nfligt. Aus einem verworrenen, zügellofen Leben, ohne Kenntniß ber
und in&befonbere der Dichteriwerke, deren Ideale fie uns vor Augen fuͤh⸗
betreten viele die Breter nur, um fie zum Schauplag eigner Eitelkeit
13 fie trauen ſich die Gewandtheit zu, noch weit mehr vorzuftellen, ale
md rechnen es nur dem Schickſal zu, wenn fie nicht geworden find, was
ften vorftellen. Die höhern Anfoderungen einer poetiſchen Bildung, die
t vorbereitender Studien ift den Meiften unbekannt, und fo hängt das
ihrer Individualität ab; ift diefe einem gewiſſen Suche angemeff.n, has
der Wirklichkeit und auf der Bühne genug gefehen, was fie fid) im buns
akmungstriebe angeeignet haben, fo ift ihre Laufbahn als Schnufpieler
‚ und fie werden, wenn nicht als die Erften glänzen, doch wenigſtens
n Erften Beifall finden. Diefe Art von Schaufpieler, welche die grös
ausmacht, wird fehr beguͤnſtigt Durch das auf der deutfchen Bühne uͤber⸗
ſchende Natuͤrlichkeitsprincip, bei weldyem es ziemlich dahin gekommen
eider und Decorationen bie Hauptſache find, und dag eine Role Inielen,
238 Deurfge Schauſpieler
faſt fo viel als Kleider wechſeln heißt. Das größere Publicum naͤmlich, welch
Schauſpiele eigentlich nur Mannigfaltiges ſehen und hören will, und ven den
rakteren nur bie gröbern Züge auffaßt. die zur Handlung unentbehrlich find, |
feine Einbitdungskraft durch die der Wirklichkeit faft gielchtommenden Profi
und durch das Charakteriftifche oder Glaͤnzende des Coftlms ſchon fo fehend
ſpruch genommen und beſchaͤftigt, daß nur sine leibliche Körperhaltung und
gung, und etwas Declamation für die [hönen Bilder und Sentenzen des D
die ja doch nicht fo felten ift, erfodert wird, um die Menge glauben zu mach
babe einen Charakter dargeſtellt. In der That, feit die Kunft der Decontg
und Garderobiers bis zur höchften Taͤuſchung geftiegen ift, bat ſich bie Kun
Schauſpielers immer mehr verloren. Der Beweis wuͤrde ſich durch ben
ſchein liefern laffen, werm man den Verſuch machen wollte, einige &
ohne Goftüme und Decorationen aufzuführen, Im Zrauerfpiel wrde
daß die meilten Schaufpieler nur Drelamatoren mit Eoftüme fin
fationsftüd, wo zwar dag Coftüme die Täufchung weniger
daher gewöhntich um fo deutlicher die Schwaͤche und Unfaͤhigkeit, einen Ci
nad) des Dichters Anleitung zu erſchaff⸗ en, und an eignet Perfon fortjchn
geftalten. Das Luftfpiel ift gegenwärtig nur Converfationsftüd, und wo
teöfe wird, da fehen wir bei unfern Schaufpielern ben Anzug ebenfalls bad)
thun. Da nun das Meifte heutzutage auf eine grobe Nahahmung des ®
geſtellt ift, fo kommt «8 hauptfächlid) auch darauf an, was ein Individuum
und was es zu erfahren Gelegenheit gehabt hat. Sm diefer Hinſicht mi
Wandern der Schaufpieler, abgefehen davon, daß es dem Kamiliaichoe
Schaufpielers mit dem Publicum, und der Gewoͤhnung des lehtern an fon
zu ertragende Angewohnheiten des erflern entgegenwirken wide, von Wort
wenn nur nicht das Nomadiſiren andrerfeits ber humanen Bildung nachthe
Ein gutes Auskunftsmittel bietet das Gaftrollenfpielen in der neuern Zeit
dern, ba die ftehenden Bühnen nicht gar zu fehr die Eigenſchaft
Waſſer annehmen, und durch wohlthätige Penfionsanftalten endlich zwi
ſchen Invalidenhäufern werden. Aus der Maffe routinirter und umge
— —— hebt fon nun bie geringe Anzabı derer um fo glängenber be
Deutſche Schaufpieler 239
epriejen; ja vielleicht der größte mimifche Kuͤnſtler auf der deutfchen Bühne,
ier genannten Künftlern gefellt ein ausgebreiteter Nufnod) zu: Mad. Stidy
din); Dem. Lindner (in Frankfurt; durch Wahrheit und Conſequenz bee
lung ausgezeichnet); Mad. Neumann (in Karlsruhe) und den Komiker
. Die Erftere iſt unftreitig ein reiches Talent, für die Darſtellung jugends
jereinen In der Tragoͤdie und vornchmer Damen in Gonverfationsftücden ges
y und würde noch mehr fein, wenn fie fid) von einer gefaltfüchtigen Mas
ı befreien wüßte, welche die Kraft ihrer Darftellungen abftumpft. Ihr in
t Dinficht entgegengefegt erhebt Mad. Neumann die Lirblichkeit ihrer Na⸗
rKunft, aber fie entfernt fich wenig über die Erjcheinung des Weibes in der
2 feinen GSonverfation. Der Komiker Wurm (f. d.) endlich hat in der ges
n Schilderung aus dem Leben gegriffener, burlesker Churaftere eine aner⸗
Birtuofität. |
olgenbe alphabetifche Reihe der befannteften Schaufpieler der deutfchen
macht auf Vollſtaͤndigkeit keinen Anſpruch; doch glauben wir keinen Künfts
ten Ranges überfehen, eher vielleicht manchen vom dritten Range in daffelbe
mmen zu haben. I. Unter den Damen bemerken wir: Mad. Anſchuͤtz
ichhaberinnen im wiener Burgtheater); Dem. Bauer (angenehm in muns
jendlichen Liebhaberinnen; in Berlin); Dem. Bed (tragifche Liebhaberin;
ıheim) ;. Mad. Birch Pfeifer tragifche Kirbhaberin, nicht ohne Manier; in
en); Mad. Brede (ausgezeichnet in vomehmen Damen im Luftfpiele und
n Mittelcollen; bisher in Stuttgart); Fr. v. Bufch (in feinen Damen
fpiel und Zrauerfpiel gelobt; beim barmflüdter Hoftheater); Mad. Carl
iebhaberin; früher in Münden); Mad. Devrient (Gattin des berliner
pielerd) und Mad, Devrient, geb. Böhler (in naiven und launigen Soubrets
a vorzüglich beliebt ; in Leipzig) ; Mad. Eßlair (Heldinnen und Mütter; in
abe); Dead. Feige (in Heldinnen geſchaͤtzt; in Kaffel); Mad. Fries (ebenſo;
hen); Mad. Gebhard (Liebhaberinnen; in Reval); Mad. Gehlhaar (Ans
men und Charafterrollen; in Mainz) ; die durdy Bildung ausgezeichnete
Benaft (fonft Böhler d. Ältere, in Liebhaberinnen; Anſtandsdamen und
‚ ruhigen Charakteren gern gefchen, ald Donna Diana geichägt; in Leipzig) ;
dartknoch (in jugendlichen Lirbhaberinnen; in Weimur) ; Frau von Heigen⸗
Weimar; in hohen Charakteren ausgezeichnet) ; Mad. Hartwig (gegenwirs
miſchen Mütteen und Charakterrollen fehr geſchaͤtzt; dresdner Hoftheater) ;
Huber (Altere Rolten ; in Hanover); Mad. Keller (mittlere Heldinnen und
errollen; in Hanover); Mad, Klingemann (in Heldinnen von Ruf; in
hmeig); Mad. Korn und Mad. Koberwein (am Burgtheater in Wien);
embert (bisher Sängerin, jegt zum Schaufpiel hbergegangen; am wiener
sater); Mad. Liebih (Mütter; in Prag); Mad, Lorzing (tragifche weibs
araktere; in Weimar); Mad. Löwe (in Anſtandsrollen und affectvollen
m Schaufpiel ausgezeichnet; am wiener Burgtheater); Dem. Maag (in
en und gemeffenen Charakteren mittlern Alters ſchaͤtzbar; in Karlsruhe) ;
Nayer (in Soubrettenrollen angenehm; bisher in Dresden) ; Mad. Miedke
ig; eine der vorzüglichften Darftellerinnen im Sache ber Heldinnen) ; Dem.
(tragische Liebhaberinnen ; am Burgtheater in Wien); Mad, Reinhold (in
; ausgezeichnet in Soubretten); Mad. Schirmer (in fanften tragifchen
innen und MWeibern, und in ibyllifchen Mädchenrollen trefflich; in
); Mad. Schmella (Eomifhe Alte; in Leipjig); Mad. Sontag (in
Jeldinnen ausgezeichnet; früher in Prag, jett auf dem koͤnigsſtaͤdter Thea⸗
rin); Mad. Schrödh (fonft Mad. Fleck, jegt in mittlern tragifchen Rol⸗
aͤftigt; in Berlin); Mad. Unzelmann (in Breslau, tragifhe Rollen ;
se in Berlin, fonft Dem. Stanz); Dem. Rofalie Wagner (in Dress
240 Deutſche Schaufpleler
den, jegt in Prag und ihre Schweſter Louiſe am koͤnigſtaͤdter
Berlin); Mad. Merdy (fanfte Charaktere in mittlern Jahren; in
DI. Unter den männlichen Schaufpieleen find zu nennen: Anfchüg (f
im poetifhen Schaufpiel; im Burgtheater zu Wien); Baubius (Bie
jüngere Rollen; Breslau); Becker (erfte Liebhaber und jüngere Held
Dresden) ; Beyer (mittlere Helden und männliche Charaktere; prage
Befcyort (Väter und ältere Anftanderollen; Berlin); Blumauer (Vate
Charaktere); Brand (in alten und Charakterrolien geachtet ; in Reipzig)
ſter (Vaͤtet und Ältere Charaktere, befonders in Converfationeftücen ;
Earl (vornehmlich in Darftellung komiſcher Charaktere in der Localpof
3. B. Staberle; früher Director des Ifarthortheaters in München)
(Bonvivants, Schwäger; früher in Hamburg); Coftenoble (in Charai
Schau⸗ und Luftfpiel gefchägt; im Burgtheater zu Wien); Demmer
und jüngere Rollen; Manhelm) ; Devrient (in Dresden und in Leip;
des berl. D.; in juͤngern Helden: aulßgezeichnet) ; Duͤrand (tragif
ber; Weimar); Feiftmantel (komiſche Perfonen, befonders in ber
Prag); Gebhard (Liebhaber und Charakterrollen; Petersburg); Gerb
Tier6 und gewandte Charaktere im Schaufpiel; Bremen); Gern, d. Se
ter); Gnauth (komiſche Rollen und Intriguants; Stuttgart) ; Gruͤner (.
ältere Charaktere; Darmftadt); Haake (Heldencharaktere und junge!
Converfationsftüd; Breslau); Hartmann (Liebhaber und Helden; Ber
ckel (fpielt jüngere männliche und markirte Eomijche Charaktere mit Aut
war in Frankfurt); Heurteur (affsctvolfe männliche Rolien ; jegt im 2
in Wien) ; v. Holbein (feine männliche Charaktere und Helden ; Directo
ters in Hanover); Hölfen (Liebhaber und juͤngere Helden; jet in $
Hunnius (ältere komiſche Charaktere und Väter; Weimar) ; Jacobi (exe
haber; Hamburg); Jerrmann (Intriguants und poetifche Alte in der
Megiffeur in Königsberg) ; Julius (in männlichen Charakteren vornehm
nehmlid) im Schau⸗ und Luftfpiel ſchaͤbbar; Dresden); Joſt (dtten
Charakterrollen, auch im Luftfpiel; Danzig); Katzianer (in jünger
Helden ausgezeichnet; in Hanover); Keller (in feinfomifchen Charakter
Deutfhe Sprache 4
Polawsky (Chevallers und jüngere minnfiche Mollen; Prag); ei
: jege gefeierte Localkomiker im leopoldftädter Theater in Wien); Reben⸗
tere männliche Charaktere und Liebhaber, auch im Singfpiel, ausgezeich⸗
in); Rohde (ſtarkkomiſche Rollen; Stuttgart) ; Rott (jüngere Helden
aber ; jegt auf dem Theater an der Wien) ; Rüger (fpielt Vaͤter; im Thea⸗
x Burg in Wien); Schmelfa (vielleicht der launigſte Komiker auf der
Bühne; koͤnigsſtaͤdter Theater in Berlin); Schuſter (der gefeierte Local⸗
uf dem leopoldftädter Theater in Wien); Solbrig (Vaͤterrollen; auf Rei⸗
tawinsky (Charafterrolien; Breslau); Stein (in tragifchen Liebhabern
en juͤngern Rollen ſchaͤtzbar; Leipzig); Thieme (männliche Helden und Ans
Im im Sonverfationsftüd ; zulegt in Leipzig); Thürnagel (Helden und
Manheim); Unzelmann, Vater (in Berlin, fonft in Eomifchen Chas
Im recitirenden Drama beliebt; hat kürzlich fein Schauſpielerjubllaͤum
; Unzelmann, der Sohn (in Witdfängen, jüngern naiven und burs
Sharakteren Außerft gewandt; jest in Manheim); Urban (erfte Lieb⸗
3 dem Familiengemätde und in der Tragödie; Münden); Vesper⸗
in feiner Charakteriftit, befonders im Converſatlonsſtuͤcke ſehr ſchaͤtz⸗
fpielt Intriguants und Charaktere mittlern Alters; Münden); Vo⸗
ter; jest Secretair und Regiſſeur des Theaters an der Wien); Wallbach
er und jüngere Männer; jetzt in Wien) ; Weidner (fcharfgezeichnete Intri⸗
und Helden; Frankfurt); Werdy (Väter und überhaupt männliche Rollen
wakter und Würde; Dresden); Wilhelmi (felne Eomifche Charaktere im
ationsftüd ; Prag) ;v. Zahlhas (poetiſche Väter, Intriguants und Helden;
a); v. Zieten (Väter in der Tragoͤdie, fpielt auch beivegliche Alte iin Gone
asſtuͤck; Leipzig). 44.
Jeutfche Sprade ift ein Zmeig des alten germanifchen Sprachſtam⸗
Andre fchreiben teutfch von Teut, Zeutonen. Richtiger iſt die Ablei⸗
mXTheut, Deut, Diet (Bolt), Der german. Sprachſtanim theilt ſich in
den deutfhen Hanptzweig, ben nordiichen oder fEandina.siichen und den
fchen oder englifdyen Zweig. Die eigentlich deutfche Sprache zerfällt
wgrauen Alterthum in zwei Urmundarten, bie ſuͤd⸗ und norddeutfche, ober
wand niederdeutfche, die fich wieder in mehre Provinzialmundarten aufiöfen.
rauch im Einzelnen und in Nebenverhältniffen die Wörter und grammati⸗
seen diefer Mundarten von einander abweichen, fo geben fich doch alle als
zurzel entwachfen zu erkennen. Gewoͤhnlich denkt man inder, wenn man
eitern Zufag von ber deutfchen Sprache redet, bloß an das Hochdeutſche,
emeine Schriftfprache, welcher fich die Sprache der gebildeten Stände
Hands hier mehr, dort minder fern von den Antlängen und Eigenheiten
fchaftlichen Sprache, nähert, Die Frage, wo das reinite Deutfd) gefproe
zbe, Läßt fich daher, obne einfeitig zu urtheilen, nicht in der Art beantwor⸗
j man das Gebiet deffelben auf eine Gegend befchränft, wie e8 z. B. Ade⸗
at, nach deffen Anficht das Hochdeutſche bloß bie oberiächfifche oder vielmehe
he Mundart if, Nach Anleitung der Geſchichte dev Bildung unierer
ſprache, verfieht man darunter die geläuterte Eprache des Oberbeutichen,
eit Luther die vorzüglicyften Schriftfteller aus ihren Grundkraͤften entwickel⸗
durch fie auch Eingang in die feinen Gefellfchaften aller Gegenden fand, mo
geſprochen wird. Man ſetze daher dem Niederdeutſchen nicht das Hoch⸗
, fondeen das Oberdeutſche entgegen, wie es bereits 1701 der wackere
lehrer Boͤdicker that. „Die hochdeutſche Sprache”, fayt er, „ift Beine Munde
3 einzigen Volkes der Deutjchen, fondern aus Allem duch den Zleiß der
en zu ſolcher Zierde erwwachfen, und in ganz Deutſchland üblich”. Am
m frei von landſchaftlichen Eigenheiten ift die Sprache, fetbft der Gebildeten,
„ser. Siebente Aufl. Br. III. 416
242 Deutfche Sprache
im fictichen Deutfcyland, zumal in ben ſuͤdlichſten Gegenden, in de
ber Alpen und Karpathen, und in ben weſtlichen und ſuͤdöͤſtlichen
Dort (in Oberſchwaben, Oberbaiern und Öftreich) ift fie rauher in di
ten, reicher an Ziſchlauten; hier (im weſtlichen Weſtfalen, am N
Mecklenburg und Pommern) verſchwimmt fie in breitern Grundlaut
Weichheit. Verſchiedenheiten, die größtentheils in dem Einfluffe d
die Sprachwerkzeuge begründet find. Freier von jenen Eigenheiten ın
iſt das Hochdeutſch im mittlern Deutichland, beſonders in Oberfachfen
den Nicfengebirge ſich naͤhernd, thells rauher, theils fingend, und n
denburgijchen Niederungen hin, wieder weich und matt wirds im fi
derfachfen (Hanover, Braunſchweig, Göttingen) ift es noch reine
Deutfchlands Grenzen wird die beutfche Sprache unter den AÄbkoͤmn
fcher Anſiedlet in Kurland und Lirfland am reinften gefprochen, weil h
ſchaftliche Volksſprache feinen nachtheiligen Einfluß haben kann. 1
ſprung der deutſchen Sptache weiß man nichts Zuverlaͤſſiges. ini
aus der indifhen, Andre aus der perfifdyen ableiten, und nod) Andı
einen gemeinfchaftlichen Urfprung mit der griechiſchen, ja Morkof te
griechiſche Sprache aus der Altefien deutfchen ab. (Bol. auch Kanne,
ſchaft der griechiſchen Sprache niit der deutichen”.) „Die Unterſuchu
Sprachen“, fagt Voß, „ergibt gemeinfamen Urſprung, und in ber
teutoniſchen fogar fanftere Anlagen. Die Ältefte Sage lehrt, daß die
Bean Anbau und Sittlichkeit mit dem Dienfte des Bacchus und der
uellnymphen aus der Nordgegend Thraka empfingen; und die Gi
une in dieſem thrafifchen, oder, wie man fpäter es
ein deutſches Geſchlecht, Gothen am ſchwarzen Meere, die, obgleich ü
tauſend von den Urvätern entfernt, dennoch in den Sprachformen ein
Ahnlichkeit niit der gtiechiſchen behaupteten. Die füdlihe Schweſter gı
Weltverkeht, heiten Himmel und Freiheit zur höchiten Ausbildung,
ſant zurüd. Aber bei alten Stuͤtmen erhielt fie andy in der Verw
Vorrecht einer unvermifchten, Eraftvollen, und aus innerm Trieb fich &
deredelnden Stammſprache, bir unter den Baſtardinnen des bezwung
Deutfhe Sprache 243
ung ſinnlicher als nichtfinnlicher Gegenftände, in deren Gebiet ſich der
s Waldes nicht verſtieg. Bei den, mit den Sfandinaviern häufig ver:
n, Gothen, die fi, von den Hunnen vertrieben, zu beiden Seiten der
Yonau ausgebreitet hatten, und namentlidy bei denen, die von ihtem Mohn:
'sfien, ber heutigen Walachei, Moͤſogothen hießen, zeigt fich, wahrſchein⸗
n des Verkehrs mit den benachbarten Griechen, die erfie Spur von Schrift
ratur, um die Mitte des 4. Jahrh. Ul fil as (f.d.), ein vornehmer Gothe,
n Veranlaſſung feine Landsleute die chriftliche Neligion annahmen, ſuchte
O die Schreiblunft einzuführen, und überfegte, da er Bifchof geworden
‚Bibel. Der größte Theil der vier Evangeliften und ein Stuͤck des Bricfs
mer find davon auf ung gekommen, und wir finden in jener Sprache eitte
Oberdeutſch, mit niederbeutfchen und fremden, vielleicht thracifhen Woͤr⸗
iſcht, in den meiften grammatifchen Formen von den deutſchen Mundarten
nicht weſentlich verfchieden. Eine der fonderbarften grammatifchen Eis
ı der Sprache des Ulfilas ift der dem griechiſchen aͤhnliche Dualis. Wie
he ſich vom Oberdeutſchen zum Niederdeutſchen neigt, verrathen ſchon
pörter ains, twai, thrins u. ſ. w. Auch findet man mehre angelfächfifche
Snglifchen vorhandene Wörter, das Oberdeutfche aber, als die eigentliche
ge, blickt überall hervor. Die Morgenröthe der eigentlichen Literatur,
t auch der Sprachbildung, bricht jedoch erft im 8. Jahrh., mit der Zeit
$ Großen, an. Mus bis auf diefe Zeit ſpaͤrlich von Schriftſtellerel ers
.Kochs „Sompend. der deutfchen Lit.-Geſch.“, I, 18 — 20), waren
roifche liberfegungen aus dem Kirchenlatein, die nicht nur die lateiniſchen
tionen, fonbern fogar die Beugung der Wörter nachformten. Die bett:
Rundart war die oberdeutfche, aber nad) der rohen Ausſprache des Volks
nu Doch füllen auch in diefe Zeit die Lieber, durdy welche die Sprache
e poetifche Bildung erhielt. Mit Karl beginnt der ſogenannte fraͤnklſche
s(von 768 — 1137), in welchem bed Guten viel geleiftet wurde, da Kurl
durch Eroberungen und Staatskunſt, fondern aud) durch das, mas er
kung that, den Namen des Großen verdiente. Er legte den Monaten und
deutſche Namen bei, fing felbft eine deutihe Sprachlehre an, und that
Batiche, um Sprache, Poefie und Wiffenfchaft zu befördern. Indeß wa⸗
fortfchritte nur langfam, und zeigten fid) erſt unter feinen Nachfolger bes
es Miet Recht fagt Fulda, daß bei der treuberzigen Bemühung, die Aus:
n ihrer uͤbervollen, rauhen Mahrheit aussudrüden, gleichwol immer bad
serliche Wefen der deutfchen Sprache heil und Elar hervorleuchte, Zur
ug Einiges hier fichen: SKeferip, Geſchreib; Keſchrifti, Schrift; Stap,
chaf; erkipit, ergibt; chaldan, halten; Unchuschida, Unfeufchheit; aikan,
iscauuohe, beſchauen; ſcuunto, ſchauend; Flur, Feuer. Als Probe einer
ion: Singularis: Weg, Weges, Wege und Wega, Weg; Pluralis: Nom.
Sen. Wego, Dat. Wegum und Wegon, Acc. Wega. Ebenſo wechſeln
agationen; das Praͤteritum mit dem Huͤlfszeitwort haben iſt noch gaͤnz⸗
fannt. Nur allmaͤligen Fortſchritt machte die Bildung der Sprache auch
m ſaͤchſiſchen Koͤnigen (912 — 1024), unter denen Notker Labeo u. A.
Da aber unter allen Dichtern und Schriftſtellern diefer Zeit kein fo her:
nder Kopf war, daß er fir die Übrigen geſetzgebend geworben waͤre, fo kam
ner Einheit, und man bemerft an ihnen Mangel an Gleichfoͤrmigkeit in
9 der Beugungen und Endungen ber Woͤrter, wie noch jet bei ung, Eben:
8 unter den fraͤnkiſchen Kaifern (1024 — 1136), in welcher Zeit Willeram,
e noch das Lobgebicht eines Ungenannten auf den 1075 verftorbenen Erz:
x Ran, Anno, ſich auszeichnen. Befonders dies letzte Gedicht vertünniat
sund Sprache die Niihe eines ſchoͤnern Zeitulters, welches unter ven (md
16*
252 Deurfches Theater
einzigen von bes geſchmackbeſtimmenden Capitale (mie in Frankrelich) als norma
aufgeftelle fehen, fondern im Gegentheil meift, jedes feinen eignen, von Particulan
Anfichten oder individuellen Verhältniffen beflimmten Kunftweg gehen, freilich nich
immer zum Vortheil der Kunft, jedenfalls aber doch zum Vortheil einer audy nich
immer unerguidlichen Vielfeitigkiit. Diefe Vietfeitigkeit, ſowol in den Beſtrebun
gen al& in den Leiltungen, iſt denn auch der charalteriftifche Unterfchied aller deut
fhen Bühnen, fowol unter ſich als zufammen, gegen bie Theater in den großen
Städten des Auslandes, und fie bieten hierin, indem faft jedes feine eigne Buha
verfolgt, und in einer oder der andern Gattung der aufzuführenden Sachen ſich ause
zuzeichnen ſucht, dabei aber doch alle (mit Ausnahme der beiden wiener eigentlichen
Hoftheater, vog denen das eine außfchließlid; dem recitirenden Drama, das andre
der Oper gewidmet ift) durch das Beduͤrfniß und den Geſchmack bes Publicums gen
zwungen find, in allen Darftellungsfächern wenigſtens etwa® zu leiften, cine wahr⸗
haft bewundernswuͤrdige Verfchiedenheit in der Einheit, und Einheit in der Vers
fhledenheit, dar. Zum Vortheil der Kunft an fich, fowie zum Vortheil der kuͤnſt⸗
leriſchen Ausbildung ihrer darfellenden Mitglieder, gereicht dies verfchiedenartige
Streben, welches jede deutfche Bühne ihrer Stellung nad) haben mußt, allerdings
nicht; denn theild wird dadurch die nicht immer bedeutende Kraft des Ganzen, die,
würde fie gut geleitet, auf einen Zweig ausſchließlich gerichtet, immer noch Erſprieß⸗
liches gewähren Eönnte, zerfplittert, theild wird auch dadurch, daß die Darſtellen⸗
ben häufig gezwungen find, in den von einander abweichendften Dingen aufzutreten,
nicht allein manches Zalent von feiner wahren Bahn abgelenkt, fondern auch bei
den Scyaufpielern jener unfelige Hang, in Allem zu glänzen, genährt, weichem
wir die Maffe von Allesfpielern verdanken, die in keinem Fache etwas Füchtiges
leiften. Es iſt dies aber in neuerer Zeit bei weiten ſchlimmer geworben, als es noch
vor einigen Decennien war; auf den mehrfien Theatern reichen Sonde und Krifte
nur eben aus, die gefteigerten Anmuthungen der Zuſchauer, ſowle die gegen ſonſt
ungeheuern des Perſonals, nothduͤrftig zu befriedigen, faft kein andres Mitglied
findet mehr Anftellung als ein ſolches, welches in allen Faͤchern und in allen Artem
der Darftellungswelfe herumzupfuſchen verftcht, und heute den Thaddaͤdel in einer
Zaubrroperette, morgen den Chevalier im Converſationsſtuͤck und Übermorgen einen
tragifhen Deros Hergefticulirt. — Bei den Bühnen der großen und volkreichen
Städte, die fich zum Theil mit dem Praͤdicat: „Hof und „National“ zu ſchmuͤ⸗
den pflegen, ift died nun zwar im Betreff der Mitglieder nidyt ganz fo, jedoch in
Betreff der vondem Ganzen verlangten Reiftungen. Auch hier fieht man auf dens
felben Bretern, wo vielleicht geftern der geharniſchte Geift vor meift leeren Baͤnken
vorüberwandelte, heute „Unfer Verkehr‘, oder den „Stralauer Fiſchzug“ toben,
und wenn auch nicht gerade was fingt und teillert, in der Tragödie und im recitirens
den Drama überhaupt auftritt, fo fehlt es doch nicht an fogenannten Univerfalges
nies, die bald nie Frau Ruskachel das Paradies, bald als Lear die Logen entzuͤcken,
dın Kenner aber und echten Kunftfreund bedauern laſſen, daß fie ihr großes herrlis
ches Zalent fo zerfplittern. Nicht minder ungünftig, tie diefe eingeriffene Viel⸗
ſeltigkeit ſowol unter den Darſtellern ſelbſt als in Betreff des Darzuftellenden, If
zuweilen auch die ſcheinbar die Kunjt benünfligende Auszeichnung, welche fie in
neuern Zeiten mehr wie früher von den Großen ber Welt genießt. Oft ſchwand
fhon — die Erfahrung mandyer Orte bezeugt dies — mit dem Präbicat „Dof” ber
Geift von den Bretern, welcher allein im Stande iſt, die Taͤuſchung wahr, das
alte und traurig Wahre zur postiichen Erfcheinung zu machen, und nidit felten
glaubt der Vorfteher, ſowie der Künftler, der feinem Namen und Stande jenes bie
Menge imponirende Wörtchen vorfegen kann, ſich der Mühe überhoben, die Ach⸗
tung eben jener Menge durd) Eünftierifche Anftrengung erft noch zu verdienen. Mer
dem Hofe dient, kann nicht immer und Im allen Fällen der Kunft dienen, denn
Deutſche Sprache 248
mm: „Über teutfche Sprache und Literatur“, Werfin 1781, von J.
gleichem Titel, Osmbr. 1791, von Tralles: „Schreiben von der
rache und Literatur 2c.”, Breslau 1781, und von Wezel: „Über
iffenf&haften und Geſchmack der Deutfchen‘‘, Leipzig 1731), wideb⸗
echtfertigen; allein jene Schrift erfchien zu einer Zeit, der nicht nur
its vorhergegangen tar, fondern in welcher bereits auch Klopſtock,
and, Engel u. A. durch eine edle Bildung des poetiichen und pro⸗
rue den Deutſchen den Rang eines wohlredenden Volles unbeftreite
hatten. Wieviel aber gewann nicht unfere Sprache feitden noch uns
ven Händen eines Voß, Scylegel u. A.? Leſe jeder Deutſche, der
ande noch nicht ganz entartet ift, hierüber das vortreffliche Werk von
den Wortreihthbum der deutfchen und franz. Sprache, und beider
Ioefie” (Berlin, 2. Aufl. 1819 — 20, 3 Bde.). Dreierlelift es be⸗
den Geift der deutfchen Sprache charakteriſirt: ihre Bildfamteit, m
nenden unerſchoͤpflichen Kraft beftehend, durch Huͤlfe ihrer Vlegungs⸗
öfpiben, ſowie durch Wortzufanmenfegungen neue Bildungen zu ers
deichthum, benn die Summe ihrer Mörter überfteigt auch die reichfte
ben Sprachen, und mehrt ſich, bei der Kreiheit unferer Dichter und
t täglich; endlich ihre Univerfalität, d. h. das Vermögen, ben Geift
Sprachen zu umfaffen, und das Beſte jeder ſich zuzueignen. Welche
chte Homer's und Virgil's Gedichte wie Voß, Platon’s Dialogen wie
z, Shakſpeare's und Calderon's Schaufpirle wie Schlegel, Gries und
loſto's, Taſſo's Gedichte wie Gries und Streckfuß, den Dante wie der
u. Kannegießer, den Cervantes wie Tief nachzubilden? Mönen immers
jerfusche, ausländijche Formen zu ung überjutragen, unglücklich genug
n, für Das, weſſen unſere Sprache faͤhig iſt, beweiſen fie doch. Und wies
Je fi fi e noch leiſten Eönnen, wenn wir nicht einfeitig ung zu ſehr befchränft
iſt in der That ein großer Verluft, daß bas fogenannte Hochdrutiche
prache geworben iſt, und das Niederdeutſche fo fehr verbringt hat.
r, wozu die Verfuche von Voß in plattdeutfchen Idyllen, Hebel's
Gedichte“, Gruͤbel's „Gedichte in nürnberger Mundart” u. m.
führen! Kin Wörterbuch, das den ganzen Reichthum unferer
aſſen fol, muß alle Mundarten beriidjichtigen, und naͤchſt den
‚die Gloſſarien zu Rathe ziehen. Erkennen wir übrigen® mit Dan,
[her Hinſicht Adelung, Campe, Fulda, Kinderling, Volgtel, Stoſch,
infius ıc. geleiftet haben; e6 find trefflihe Worarbeiten. Die
Sprachlehre ſchrieb im 16. Jahrh. Valentin Ickelſamer unter dem
he Grammatica, darauß einer von ihm felb3 mag lefen lernen’,
y. verdienen die grammatifchen Arbeiten eines Dpig, Morhof, Schots
e —— Die neuern vorzuͤglichſten Sprachlehren ſind von
matz, Moritz, Roth, Huͤnerkoch, Reinbeck, Heyſe, Heinſius, Poͤ⸗
3 (ber in der Darſtellung der Geſetze unſerer Sprache eine neue, der
Entwidelung folgende Bahn bricht). Durch Merke, wie Klop⸗
natifche Gefpräche”, die Schriften v. Radlof, Voß 8 „Zeitmeſſung“,
kann unſere ſo bildſame Sprache nur noch gewinnen.
be Sprache. Geſellſchaften für denriſhe
Philoſophiſche Unterſuchungen über das Weſen ber Sprache im Alls
rterbächer aller Art, Sprachlehren für Alt und Jung, fuͤr akade⸗
und für Dorffchuten, Hülfsbücher nad) unzühligen Lehrweiſen, da⸗
aber vereinzelte Korfchungen über mundartliche Eigenthumlichkeiten
z alten Sprache, fo weit derfelbe aus Lingft vorhandenen oder neuer
ı ſchriftlichen Dentmätern zu erkennen war — alled Dies yulammrıa>
a6 Deutſche Sprache
genommen, fehlen zu großen Hoffnungen für die Mutterſprache zu er
und es durfte nicht Wunder nehmen, daß eine deutſche Akademie ber W
tem bereits 1807 es an der Zeit hielt, auf ein voltftindiges Spftem der
Sprachgefeggebung einen namhaften Preis auszufegen. Daß derfelbe ve
gewonnen ward, mußte nach ſolchen Vorarbeiten allerdings befremden, f
nicht ſchon damals die Überzeugung feft hiett, daß eine Sprache, wie di
als ein lebendiges, ſich aus ſich felbſi herausbildendes und nach unumftöf
fegen zum Volltommneren oder Unvolltommneren fortſpinnendes Ganze
Gefege vorfchreiben laffe, wie alle ähnliche frühere und ſpaͤtere Verſuche z
beweilen. Es ift Thorheit, den Entwidelungsgang einer lebendigen Ep
wie alles Otganiſche, das Princip ihrer Bildung und Fortbildung in
trägt, dur) Grammatiken binden und aufhalten zu wollen. Mag ma
len, zum Behufe des gemeinen Fortkommens und als Übung des Denk
die Sprache nad Ihrem dermaligen Stande, auf Negeln zuruͤckgefuͤhrt,
noch als Norm aufftellen; die eigentliche Wiſſenſchaft Hat damit nichts
Für fie gibt es neben dem philofophiſchen und kritiſchen, nur noch den
Weg, der ailein jenen beiten den Erfolg fichern kann, Indem er die in ih
en Entwicklung, ohne Verliche für diefe oderjene Zeit, von Stufe zu
folgt und nachweiſt, wie das Vorhandene nad) innern nothwendigen €
einem fruͤhern hervorgegangen ift, und in dieſem ftühern feinen Grun
Erklaͤrung findet. Mit welchem Gluͤcke diefer Weg von Jakob Grimr
fen, der hier richtig ſah, in feiner deutſchen Grammatik eingefchlagen n
Über iſt unter den Kennern nur Eine Stimme. ‚Sein Iwed‘, die Führ
weifes: „daß und wie alle deutfche Sprachftimme innigft verwandt
tige Form unverſtaͤndlich fei, wo man nicht bis zu den vorigen, alten
binaufiteige, daß folglich die gegenwaͤrtige grammatiſche Structur nur
aufgeftelit werben dürfe”, muß ſchon jest für gelungen erkannt werden.
iſt der Meg zu tiefer Einſicht in das Weſen der Sprache gebahnt.
Sorgfalt für die poetiichen Überrefle einer untergegangenen Zeit, bie
als ein theures Erbe, als einen unablöslichen Theil unfers innigften V
trachten angefangen, eine Sorgfalt, der allein die Behandlung ber V
Deutſche Sprache 247 |
3 die deutfchgefinnte Senoffenfchaft zu Hamburg (1646), der Blumenor⸗
: Schäfer an der Pegnitz zu Nürnberg (1644) und der wenig erjprießliche
nenorden an der Eibe (1660). Der Zweck des Palmenorbens, wie ihn fein
htſchreiber, G. Neumark, angibt: „die Mutterfprache in ihre uralte an⸗
re Reinigkeit und Zierde wieder einzuführen, fie von dem fremden, druͤcken⸗
prachenjoche zu befreien und durd) alte und neue Kunſtwoͤrter zu befeftigen”,
such von den fpäter entitandenen, die fich jenem als Toͤchtervereine anfchlofe
ww Liche und zum Theil mit ſchwaͤrmeriſchem Eifer verfolgt. Wie man aud)
fe Verbindungen, deren Wirkfamkeit in der Regel den prunkvollen Namen
wäg entſprach und bald in Spielerei ausartete, zu denken geneiat fei, das
wit laͤßt ſich ihnen nicht ftreitig machen, daß fie der zunehmenden Ausländes
em Dumm entgegenfegten und eine lebendige Theilnahme an der Fortbildung
Btterfprache auch in den höhern Ständen der Geſellſchaft rege machten (ber
morden beftand zum bei weitem größern Theile aus Fürften und Adeligen).
viel größsen Gewinn brachte die 1697 gegründete und dreißig Jahre ſpaͤter
ettfched erneuerte leipziger deutfche Gefellfchaftz auch die zu gleichen Zwe⸗
ſt um dieſelbe Zeit geftifteten Vereine zu Halle, Frankfurt a, d. O., Baſel,
Sena und Helmftädt entftanden und gingen unter, ohne merkliche Spuren
kmmerlichen Dajeins zu hinterlaffen. Als aber in neuefter Zeit mehre Jahre
z&emaltherefchaft vonder Nothwendigkeit überzeugt hatten, die gemeinfame
sprache, als das ſicherſte Verwahrungsmittel gegen völlige Unterjochung und
Zerfpaltung, feſtzuhalten, und die Begeilterung für die Sache des Vater⸗
auch der vaterläudifchen Sprache fich zumendete, trat die Idee, durd) das
menwirken vieler Kräfte in gefellfchuftlichen Verbindungen die Spradye zu
s umd die Erforfchung ihres Wefens zu fördern, aufs neue ing Leben. Die
we Erfenntniß von dem, was Noth thue, die in größerer Anzahl vorhandenen
beiten und die mit jedem Jahre zunehmende Menge von Hülfsmitteln aller
Ben an dem Gedeihen diefer neuen Vereine nicht zweifeln, Zuerſt trat (1815),
Beife und Kraufe begründet und unter der Mitwirkung von Zeune, Jahn,
ws, Piſchon u. A., die berlinifche Geſellſchaft fire deurfhe Sprache zufams
Ihr Zweck follte, noch der Urkunde vom 20, Dec. deffelbin Jahres, fein:
Benichaftliche Erforfchung des gegenwärtigen Zuſtandes der Mutteriprache
Ausmittelung alles Deffen, was im Geijte derfelben zu ihrer writern Aus⸗
amd Verbeſſerung gefchehen Eönne. ie befteht mit einer feie 1818 etwas
Verfaſſung noch jebt fort und bringt die Ergebniffe ihrer Berathungen
yfchungen in eignen Sahrbüchern (deren .erfter Band 1820 erſchien) von
Zeit zu Öffentlicher Kunde, Daffelbe gilt von dem 1817 von Grotefend
ten franffurtifchen Gelchrtenverein für deutiche Sprache, der ſich gleich⸗
ie alfeitige Fortbildung der Sprache zur Aufyabe gemacht und durch bie
zgabe der ausihm hervorgegangenen Gefellfchaftsichriften („Abhandluns
I frankfurtifhen Gelehrtenvereins für deutfche Sprache“, 1. St., 1818)
Eifer wie feine Tätigkeit bethätigt hat. So erfreulich dieſes Allen
uß, denen die Sache der Mutterfprache am Herzen liegt, und fo ſehr
e beftehenden Vereine auf andern Wegen noch als dem der gefellichaftlichen
ang und Arbeit, ihre Zwecke zu fordern fuchen (die berliner Geieltichaft vers
die Herausgabe des Dtnit von Mone und die fchon feit der Mitte des vori-
Hrch. beſtehende koͤnigsberger Gefellfchaft gab eine anſehnliche Unterflügung
ke's Barlaam), fo darf doch nicht geleugnet werben, daß von dem geordneten
menwirken Bieler zu Einem Zwecke, woran wir bei einem gelchrten Vereine
maͤchſt denken, nur theilweis Einiges zu fpüren gewefen, und baß ein Werk,
rimm's Sprachlehre (Goͤtt. 1826, 2 Th.) die Mifjenfchaft weiter gebracht
ils die an ſich fehr loͤblichen Arbeiten aller beutfchen Spracyuereine WÄR
a8 Deucſches Theater
mengenommen &o wentg wir neben biefen gemeinfanıen Veſtredungen
hufe der Wiſſenſchaft, aller einzelnen für den Bedarf des gemeinen Leben
geförderten Lehr» und Handbcyer gedenken koͤnnen, fo bürfen wir doch €
und Maaß s „Spnonymik”, 3 Thle., umgearbeit. Augsb. von Gruber (u
eu 1826 fg.), IH. Heinfius Volksthuͤmliches Mörterbuch der
race”, (Hanover, 1818 — 22, 4 Bbe.) und Pilig’s: „Gefamm
deutſchen Sprache 1.” (Reipz. 1825, 4 Thle.) nicht unerwähnt laffen.
Deutſches Theater. Marionettenartige Schaudarſtellu
dem Gtegreife, Puppenfpicle, ohne theatralifche Vorrichtung, bie vielei
13. Jahrh. hinaufgehen, find die erften Anfänge des deutichen Theat
Carnevalsmummereien gaben dazu Veranlaſſung. Bibliſche Geſchichte
tiſch dargeſtellt (Myſterien genannt), und ſogenannte Moralitäten warer
Schauſpieie, welche vorzüglich in den Kloͤſiern aufgeführt wurden. Seit
des 15. Jahrh. wurden dergleichen, beſonders komiſchen Inhalts, von
fenptät Schnepperer genannt (bie erſten Faftnadytsipiele, welche gedı
den), und Dans Fol, im 16. von dem fruchtbaren Hans Sachs umt
Deutſche Poefie) gedidıtet, und wahrſcheinlich von Liebhaberu odı
umziehenden Faftnachtöfpielern (etwas Ähnliches waren die fogenannte
ſorecher zur Zeit der Meifterfänger), vorzüglich in den Meichöftädten
Sie waren berb und unausgebildet, aber kraͤftig, luſtig, ſchlicht und
bichtet. Ihre Darftellungen auf Bühnen ohne Dady mochte bem angen
Die Überfegungen der Alten, 3. B. des Terenz, teldye in dieſe Zeiten fa
ten auf das Vol nicht, und ſcheinen auch nicht aufgeführt worden zu fi
miſche Beluſtigungen dauerten neben den Schaufpielen fort. Im 1
machte das deutfche Theater keine bedeutende Fortſchritte. Überfegung
nur die Dichter und gaben den Schaufpielen einen etwas regelmäßigen 3
bang. Nach Martin OpisLf.d.), der auch ber ital. Oper einige
nachbildete, 3.8. die „Daphne“ des Rinuccini, wurden die fogenannten
dien und fingenden Poffenfpiele häufiger. Im Anfange diefes Jahrh.
ſchon geordnete Schaufpielergefelfchaften (f. Schaufpieltunft),
Faſtnachtsſpiele und geiftlihen Komödien durch Vorftellungen Überfei
250 Deutſches Theater
ſelbe, am eigentolimlichften dev geniale Lenz). Dennoch bewirkte biefes eine
theithafte Veränderung in der Schaufpieltunft, „Die Erſcheinung duͤrgen
Träuerfpiele", fagt Iffland (in dem angeführten Auffage), „wie „Mil
Sampfon”, der „Hausvater” von Diderot u. A., fegten den Stäntsactiennum
zuerſt in Verlegenheit mie ſich ſelbſt. Hier waren Menfchen gefchitbert,
Schaufpieleribemerkten mit Erftaunen, daß diefe als Menſchen aus dem
tiebergegeben werden mußten. Alte Verſuche, die Schwulft mit ber M
natur zu vereinen,» fcheiterten. Zudem erſchienen einige Schaufpieler und
fpieletinnen, welche das wahre lebendige Leben, ein blühendes Gefuͤhl, bie
des Herzens und die Sitte des guten gefelfigen Lebens in diefen neuen S
auf die Bühne brachten”, In diefem Zeitraum finden wir einen Eckhof (ik,
„Der Erſte, welcher der deutfchen Schrufpielfunft Bedeutung, Werth, A
Namen erworben hat“, in Anſtandsrollen, Vätern (j. B. Odoardo in
„Smilia”) und feintomiſchen Charaktern ausgezeichnet: Reinecke, Wi
belin, Brandes u. A. Die Schaufpielergefellfchaften wurden. beffer,
wurden eingeführt; mehrer Höfe und Städte hatten ihre Geſellſchaft auf
Zeit, 3, B. Weimar, München, Wien, wo das Komiſche herrfchend blick,
Leipzig, Braunſchweig, Hamburg, wo Leffing feit 1767 dramaturgifizte,
die Deutfchen anfingen, die englifchen Dichter und namentlich Shakfpeate;
kennen zu lernen, befonders durch Wieland und Eſchenburg, hatten dieſe
einen großen Einfluß aufdie Bildung des deutfchen Theaters. Schröbe
fetbft Luſtſpieldichter, begann in dem Gebiete idealifcher Darftellungen «it
Periode, indem er Shakfpeare, freilich in mangelhaften Brarbeitungen, 5
die Buͤhne bra Noch müffen wir unter den beſſern Dichtern, weich
für das deutſche Theater arbeiteten, Leifewitz, Gerſtenberg („Ugolino“,
ſtellbar), Hippel (Verf. mehrer Luſtſpiele) und Bock erwaͤhnen. Gottet und)
ner arbeiteten nad) franz. und ital, Vorbildern. ine neue Erfdyelnung
deutſchen Bühne (feit 1752) war die Eomifche Operette, aus welcher
neuere deutſche Dper entitanden iſt (die ältere fogenannte Oper hörte eg
auf). Ihr Stifrer war Chr. Weiße, und fie pflangte,fich durch die Com
von Sandfuf, Hi Schweizer, Wolf, Benda in Kurzem fort. Na
Deutfches Theater Ä 251
es ꝛc. follte die Kraft perſonificiren; bie Herren betrugen ſich wie die
id das harte Wort, das der Zorn herausſchleudern foll, wurde oft zu
chimpfworte“. Nachher erweckten jene großen Dichter durch ihre Werte
: echten Tragödie wieder, und hoben dadurch die Schaufpielfunft in eine
te. Den hohen Vorbildern firebten viele mit ungleichen Erfolge in
itiken, hiſtoriſchen und romantischen Stoffe, nah. DIndeffen darf
ugnen, daß hier aud) ein Unterfchied zwifchen dramatiſchen und theas
dichten auflam, weldyer nicht zum Vortheil der deutfchen Bühne war.
durch unmittelbare und perfönliche Einwirkung jener großen Dichter
Durftellungstunft, namentlich von dem Eunftlichenden Weimar aus,
ortſchritte. (S. Göthe, „Morgenblatt“, 1815, im 16. und 17. Stud.)
) bildende Schaufpielerfäyule zeichnete ſich im höhern Style durch ihre
yoetifches Ganze zu bilden, aus; und wirft noch in den Beflrebungen
en Künftlerpaars in weiterm Kreife fort. Ihr gegenüber fteht die bers
‚ an deren Spitze Iffland und ihm zur Seite ein Fleck und eine Uns
ethmann ftand. Diefer Schule ſchloß fid) die leipziger Bühne fruͤ⸗
Opitz, Chrift, Schubert, Ochfenheimer, Mad. Hartwig, Schirs
islih an. Das Hauptſtreben ift hier aufindividuelle, bis ins Einzelne
Charakterzeichnung gerichtet, worin der Meifter fo einzig war; und
yen ganz angemeffen ift die Sphäre der Fumiliengemälde und fogenanns
erſtuͤcke, welche Iffland in feinen eintönigen Dramen mehr für den.
als für ein poetifches Publicum gearbeitet hat. Die durdy ihn ents
ule bildete den Converfationston zur hoͤchſten Seinheit aus. _ In der
Gattungen ftehen die Kotzebue'ſchen Schaufpiele, deren höchfter Zweck
Überraichung, Mannigfaltigkeit und Nührung iſt, und die daher bei
Haufen der Schaufpieler und Zufchauer die meiſten Freunde fanden.
ın man ihnen Kenntniß des Theaters, Wis und Leichtigkeit des Dias
ſprechen: Erfoderniffe, welche man an den leblofen und churafterlofen
er, welche oft mit hoͤherm Geſchmack, aber nach Afthetifchen Theorien
icht findet. Die neuern Dichter, deren Werke gegenwärtig auf der
Jen werden, find unter dem Art, Deutfche dramatiſche Dich⸗
ie bedeutenden Schaufpieler unter dem Art. Deutfhe Schaufpies
hrt. Durch die verfificirten Stüde hat fid) leider auch die Schöntebs -
gehoben ; die Mimik ift von unfern Theatern ziemlich verfchrounden,
rakterloſen Luftfpiele und Farcen der neueften Zeit begunftigen die Che».
icht. Wir verweifen unfere Leſer auf die „Geſchichte des leipziger Thea⸗
;lümner), in welcher nicht nur Diefes, fondern auch die wichtigften Er⸗
ber deutfchen Bühne überhaupt gewuͤrdigt worden find. Die Oper,
die Blüthe der deutfchen Muſik emporwuchs, erreichte zwar in poetis
t ihre Ausbildung nicht; doch fand fie leichter ihren Boden in dem Ges‘
Imantifchen, und trug dadurch einige Zeit den Sieg uͤber das Schau⸗
Pantomimen und Ballets hoben fid) vorzüglich durch Staliener und
Die politifchen Revotutionen der legten Jahre erfchätterten das deutſche
e, das gegenwärtig ſich großentheils auf Wiederholung des Alten und
esten Zeit erfchienenen meifterhaften liberfegungen der Spanier und
vie auf die Fabritüberfegungen a. d. Franzoͤſiſchen beſchraͤnkt.
gentliches deutfches Theater, in dem Sinne, in welchem die Franzofen
mptitadt ein Theätre francais haben, befigt Deutfchland nun zwar
wie es eine eisentliche (deutſche) Hauptſtadt hat, und kann es auch, vers
einmal gegebenen ſtaatlichen, buͤrgerlichen, literariſchen und kuͤnſtleri⸗
Itmiffe, nicht haben: dafür beſitzt es aber eine Menge vor ſich unter ein
hr
unabhängiger Anſtalten diefer Art, die nicht ihren Proteryp in era
252 \ Deurfches Theater
einzigen von ber geſchmackbeſtimmenden Capitale (wia du Ftankteich als nor
aufgeſtellt ſehen, fondern im Gegentheil meift, jedes feinen eignen, von Particuld
anfichten oder individuellen Verhaͤltniſſen beftimmten Kunſtweg geben, freifich mi
immer zum Vortheil der Kunft, jedenfalls aber doch zum Vottheil einer auch
immer unerquicklichen Vielſeitigkeit. i kei
gen als in den Leiſtungen, iſt denn auch der charatteriſtiſche Unterſchied aller
Then Bühnen, ſowol unter fid) als zufammen, gegen bie Theater in dem
Städten des Auslandes, und fie bieten hierin, indem faft jedes feinreigne
verfolgt, und in einer oder der andern, Gattung der aufzuführenden Sadım ſich
zuzeichnen ſucht, dabei aber doc) alle (mit Auenahme der beiden wiener cigı
Hoftheater, von denen das eine ausfchliei dem recititenden Drama, dat
der Oper gewidmet iſt) durch das Beduͤrfniß und den Gefchmad des Publiq
zwungen find, in allen Darftellungsfächern wenigfteng etwas zu leiften, ein
haft bewundernswuͤrdige Verſchiedenheit in der Einheit, und Einheit in ber
fehledenheit, dar. Zum Vortheil der Kunſt an ſich, ſowie zum Wortheilder‘
ieriſchen Ausbildung ihrer darftellenden Mitglieder, gereicht dies verſche
Streben, welches jede deutfche Bühne ihrer Stellung nad) haben muß,
nicht; denn theild wird Dadurch die nicht immer bedeutende Kraft bes Gargen,
wuͤcde fie gut geleitet, auf einen Zweig ausſchließlich gerichtet, immer noch
liches geroähren Könnte, zerfplittert, theils wich auch dadurch, daß die Din
ben häufig gezwungen find, in den von einander abweichendften Dingen
nicht allein manches Talent von feiner wahren Bahn abgelenkt, fondern
den Schaufpielern jener unfefige Hang, ih Allem zu glänzen, genaͤhrt,
vie die Maffe von Allesfpielern verbanfen, die in keinem Fache etwas
leiſten. Es ſt dies aber in neuerer Zeit dei weitem ſchlimmer geworben, als #)
vor einigen Decennien war; auf den mehrften Theatern reichen Fonds und,
nur eben aus, die geſteigerten Anmuthungen der Zufchauer, forvie bie geam
ungeheuern des Perfonals, norhbärftig zu- befriedigen, faſt fein andres
findet mehr Anftellung als ein ſolches, welches in allen Fächern und in allen
der Darftellungspeife herumzupfuſchen verftcht, und heute den Thabbäbelin
Baubrroperette, morgen den Chevalier im Converfationsftüct und übermorg
Deutiche Theater 253
x find die Anfichten und die Soderungen eines Hofes die der Kunſt, und
Kritik, die chrliche, offene, unummunbene, nur das Hödhfte der Kunſt
ibende, nicht ohne Ruͤckſicht — die jeder Hof fodert — ausfprechen kann
da ift es um fo ſchneller um das Wahre, morauf es eigentlid) anfommt,
je lodender der Schimmer der Sicherheit vor ihr, je Äußerlich belohnen⸗
zen in Wünfche und Anfichten ist, die unter folhen Verhaͤltniſſen als bie
ckfichtigt werden müffen. — Betrachtet man nun nach diefen Ruͤckſich⸗
naligen Theater Deutfchlande, fo wird man ein Divergiren In ihren Rich»
: gleichfam gefpaltenes Streben, vereint mit einer Überall ſich zeigenden
nenheit der Einrichtung, wie des Perfonals, finden, welches alles zus
(8 Erreichen des wahren Ziels derjelben ungemein ſchwer, wo nicht une
icht. Vorzuͤglich hemmend tritt hier den Vorftehern folcher Anftatten,
nun von einem Hofe, ober durch eigne Wahl und Neigung dazu berufen
erfonliche Intereffe und der Egoismus der Echaufpieler in den Weg,
ıffen theils, daß die Directionen, chne Ausnahme, mehr denn zu häufig
find, bloß darum manches Individuum zu befolden und ihm Rollen an«
, weil die Schweſter oder der Bruder, der Mann oder die Frau beffel«
üglich entbehrt werden fann; andern Theile, daß ſehr häufig einzelne
jen allein darum verpfufcht werden, weil diefer oder biefe im aufgeblafes
erduͤnkel fidy nicht entſchließen können, eine fogenannte Hülfsrolle zu
, und felbige daher, aus Noth, Händen übergeben werden muß, beren
8 Eingreifen augenblicklich jede Art von Illuſion bei dem Zufchauer zer⸗
einer Suufion, die, feit der Decorateur und der Mafchinift gewiffermas
uptperfonen der Theater geworden find, ohnedies felten genug fich zeigt.
un im Allgemeinen, wie wir gezeigt haben, die deutfchen Theater fich
mit einziger Ausnahnıe der beiden wiener Hoftheater, das an der Burg
3 kaͤrnthner Thore naͤmlich) der verfihiedenartigften Leiſtungen befleißis
‚ und hierin nicht einmal das der Hauptfladt in der preuß. Monarchie
en ift : fo ift doch faft auf jedem der größern derfelben ein befonderes
u biefer oder jener Gattung ven Vorftellungen fichtbar, und wird dieſes
mtiveder durch den Geſchmack des Hofes, von welchem die Bühne ges
zt, öfter aber noch durch die individuelle Vorliebe, Kunftanficht oder
res Vorftehers, Regiſſeurs u. f. w., am ſelteſten durch den entfchiedes
des Publicums beftimmt, das hundertköpfig, wie es ift, bekanntlich
eignen fejten Willen für die Dauer hat und ſich immer dann im Ganzen
nfien zu zeigen pflegt, wenn ihm recht viel und mancherlei, und nur
vas Neues geboten wird. So war 3. B. das Theater in Berlin, fo
ter Iffland's Leitung fland, am ſtaͤrkſten im recitirenden Fache, die
ft Hingegen weit weniger bedacht. Jetzt hat fid) dies geändert, und
Liebhaber ſtimmen darin uͤberein, das die Muſen des Gefanges und
‚ft, oder vielmehr die Goͤttinnen des Ballets und der raufchenden In⸗
uſik, den Sieg über das beſcheidener und weniger pomphaft auftretende
ar, Melpomene und Thalia, davon getragen haben. In Darmftadt
jall; auch bier iſt die Oper der Glanzpunkt des Ganzen, während in
vie man verfichert, das Converjationsftüd unter den dafelbft gegebenen
ie oberfle Staffel einnehmen fol. Andre Bühnen folgen andern Im⸗
: Art, oft mit, oft ohne Gluͤck. So war noch vor nicht langer Zeit das
pziger Theater, unter Direction dv. Franz Seconda, mehr aus Ger
e aus Eünftlerifcher Überzeugung, gleichfalls beſonders auf das Conver⸗
jeftelle und von ihm das bunte Kind der Phantaſie, die Sinne beſte⸗
ganz verbannt, und das jegige neue leipziger Stadttheater Dagegen fidh,
— —
EB
I
254 Deutſche Tpeaier
wie man fagt, mit einiger Vorliebe zum Trauerfpiele hinmeigend, erfunden. i
Dresdner Hoftheaterhat gegenwärtig das Gluͤck, einen grohen deutſchen DIE
feinen Kenner alles Dramaturgifchen zum leitenden Berather zu haben und werd
Einfluß diefes Geiftes ſich bis jegt iveniger ald man erwarten möchte, zeigt, fo
von der Grund wol mehrin andern Umftänden. — Daaber, um aufs nein]
ruͤckzukommen, in den mehrften Faͤllen in Deutfchland bei weiten eine oft välig;
gruͤndete Privatlichhaberei, oder Gondenienz, oder Ähnliches Bedeutendes entiäg
fo entftcht auch faft immer nur Einfeitiges und Unzulangendeg daraus, unbbi
hat davon fo wenig Gewinn, wieder Kenner Freude. Ein ſchlagendes 5
Jen die, einft mit vollem Necht, fo hochgefeierte Buͤhne von Weimar,
fet von einem ber größten Kenner und Dichter unferer Nation, befchligt v
Eunftfinnigen Sürften, ber ffe unterftüßte, ohne fie in die Feſſeln des Hi
zu ſchlagen, mit verhältnißnndßig ſeht befehränkten Mitteln, fic) zu einm
Bitde für alte Anftalten biefer Art erhob, und e8 war, Bis der Geiſt, berbal
leitete, fich ſcheu vor dem Gebell des Aubty ſchen Hundes zurickzog undfl
nun in Deutſchlands einftigem Athen das Hifkrionenwefen ebenſo zerfpittit
einfeitig waltet wie an den mehrften andern Orten,
Eine Überficht der damaligen bedeutendern) deutſchen Theater moͤge di
Andeutung des kuͤnſtleriſchen Zuſtandes derſelben — ber freilich genugſam
fie im Ganzen nicht mehr find, was fie waten — noch folgen, Die Quanti
Zahl) hat allerdings in neuerer Zeit infofern bedeutend zugenommen, baf in:
Städten, die fonft nur von gleichfam nomadifitenden Schaufpielechorben zufa
gewirfelt, auf gut Gluͤck ohneinnern Halt und ohne eine andıe Tendenz aldßr
des Eunftentfernten, rohen und zerfahrenen Lebens — dann und wann, tolebi
von Beduinen, heimgefucht werden, eigne, ſtehende Gefellfchaften exri
den; die Qualität (das Kunſtwerthe und das Streben nach Kunft) ging
immer gleichen Schritt, und wie faft in allen Verhäftniffen des neuern
hen Lebens, ſieht man auch hier, ſtatt der fonftigen Innern Gediegen
Stellen auf den Schein und auf das ſchimmernde Aufere, was nothewendig
Kurz oder lang,” ba wie hier, den völigen Verfall des Ganzen herbeisiehent
Mie billig, erhalten die Theater der Nefibenzen und Haupſtaͤdte den Workritig
Deutſche Virtuoſen 255
pectakelſtuͤcke u. KÄhnl. dominirten hier, und erſt ſeit dem Erſcheinen der Des
e Sontag gab man auch glänzende Opern. — München hatte zwei Thea⸗
eide mit dem Präpdicat „Hof“ geſchmuͤckt, obfhon das am Iſarthore ein.
iches Volkstheater war. Letzteres ift jegt gefchloffen. — Auch Dresten bes
ren gewiſſermaßen zmei, ein beutiches nämlich, welches fich in neuerer Zeit
er Verbeſſerung und Erweiterung zu erfreuen hatte, und eine italienifche
geſellſchaft, auf welche immer viel verwendet worden ijt (die einzige noch ſte⸗
ital. Opernbühne in Deutſchland). In Stuttgart, Kaffel, Braunſchweig,
Kadt, Hunover, Karlsruhe, Schwerin und Weimar befinden fich überall
heater, von denen jedody manche, wie z. B. das in Hanover und Schwerin,
keifch betrachtet, durchaus nur zu denen des zweiten und dritten Ranges ges
werden Eönnen, deſſenungeachtet aber ſaͤmmtlich, wie die in Wien, Berlin wef.
ter Oberleitung eines vom Hofe dazu ernannten Hofwuͤrdentraͤgers ſtehen.
Ztaͤdte Augsburg, Bamberg, Bremen, Breslau, Brünn, Danzig, Düffels
ad Elberfeld, Frankfurt a. M., Freiburg im Breisgau, Grüß, Hamburg,
Wberg, Leipzig, Linz, Luͤbeck, Manheim, Nuͤrnberg, Peſth und Ofen, Prag,
und einige andre, haben meift ftehende, theild auf Actien, theils allein auf
nen Sende ihrer Unternehmer gegründete, theild fogenannte ftindifche, d. h.
m Etänden bes Kandes gewiffermaßen garantirte, Theater, und es gehören
wenige davon in kuͤnſtleriſcher Ruͤckſicht, mit zu den beflen des deutichen Va⸗
bes, wie z. B. die Bühnen von Leipzig, Scankfurt und Hamburg. Andre
gegen freilich hoͤchſt mittelmäßig und oft durchaus um nichts beſſer als bie
Büichen wandernden Schaufpielergefellichaften, deren Zahl, obſchon fie fich
ier Zeit durch bie Verhältniffe der Gegenwart etwas gemindert hat, noch
ſehr anſehnlich ift. Oft jedoch findet der Freund der Kunft mit angenehmer
Kung bei folchen fogenannten Heinen Bühnen Zalente und eine Rundung der
ung, wie manchem ſich brüftenden Hof» und Stadttheater zu wuͤnſchen
b Bemerkung verdient noch, daß in manchen ihrer Volkszahl nach fehr be:
Ben Stoaͤdten kein ſtehendes Theater fich auf die Länge zu halten im Stunde
Wr dagegen oft weit Eleinere Drte allein und aus eignen Mitteln recht an-
he fort und fort gut erhalten. So hat 3.3. Königsberg und Bremen, bei
folksmenge und anjehnlichem Handelsſtand, nie ein eignes Theater auf die
heben können, und alle Unternehmungen diefer Art fcheiterten noch Yafelbf£
Ragdeburg vermag nur einen Zheil des Jahres hindurch die Koften einier
arten Gefellfchaft zu deden ; dagegen haben Breslau, Brünn, Linz, Mem⸗
‚a.D. (Städte wie Hamburg, Leipzig, Frankfurt a. M. u. ſ. f. garnicht zu
n) faft zu allen Zeiten, die oft für diefe Orte fehr trüdend waren, ihre
n aufrecht erhalten, welche zum heil, wie die in Manheim und Breslau,
beffern gehören, oder wenigftens in manchen Perioden gehörten. 12.
Yyeutfche Birtuofen. Da man die Namen Virtuos und Virtuofi-
Üglich in denjenigen darftellenden Künften gebraucht, bei welchen die aͤußer⸗
rtigkeit am fihtbarften hervortritt (f. Virtwofität), mithin von der aus⸗
Muſik, von der Tanzkunſt und Mimik; da ferner, wenn wir an den ge:
eutichen Balletmeifter Horfchelt (Stifter des in feiner Art einzigen Finder:
n Wien, jest Eönigl. Balletmeifter in München) und etwa an die reifende
Kobler erinnert haben, von der kunſtmaͤßigen Ausuͤbung der Tanzkunſt in
Hand wenig zu fagen uͤbrig bleibt; von den deutſchen Ecjaufpielern und
n aber ſchon in bef. Art. gefprochen worden ift, fo werden wir unter-gegens
rt. ein Verzeichniß der berüihmeeften jest lebenden Inftrunentufoietuofen
en. Bgl., was die allgemeinen Bezichungen anlangt, d. Art. Deutſche
, I. Die berühmteften Pinnofortefpieler find die ſchen unter den Come
en (f. d.) genannten Meiſter: Hummel (feine Spielort verkinner wie hadıkı
256 ‚ Deutſche Virtuoſen
Leichtigkeit mit der größten Soliditaͤt und feine Phantaflen bewaͤhren den 9
in der Harmonie); Moſcheles (lebt gewöhnlich in England ; noch brillant
Schwierigkeiten faſt unübertrefflich, hoͤchſt elegant und glänzend); mit ihen
eifert Friedrich Kalkbrenner an alänzender Fertigkeit; Ferd. Ries (in
and aus der aͤltern Schule Joh, Bapt. Cramer (in London), und D. S
Paris oder Petersburg); ferner Beethoven (fpielt nicht mehr Öffentlich);
Arnold und Aloys Schmidt (Beide jest in Berlin, meifterhaft ausgebilberd]
ebenſo fertig als ausbrudsvoll); Capellmeifter Ronradin Kreuzer (angen
todids, ohne große Bravour); Fr. Schoberlechner (aus Wien, bisher im
Burg; glänzende Fertigkeit). Außerdem find ung dem Rufe nady bekannt
nofortefpielee M. C. v. Bocklet (aus Prag; auch Violinfpieler) ; Louis ®
Berlin); Leidesdotf (in Wien); Kuhlau; A. Klengel (Hoforganift it
Muͤhlenfeld (auf Reifen); Karl Derzog (in Wien) ; EN A. Pi *
conz Cramer (aus Prag); Hier, Payer (in Wien); W. A: Mozart der
Lemberg); Kouife David (Virtuofin im 16, Sahıez aus Hantburg); ud
dine Blahetka (in Wien), I. Als Orgelvirtuofen zeichnen fich vor Allen,
hann Schneider (Drganift und Bruder des Componiften ; in Dresden);
(Organift der Schloßkirche in Altenburg); Rink; Umbreit; Böhner (ei
ponift, voll Gedanken, aber ungeordnet); Niem (in Bremen). AL
Violinfpielern ſind die berühmteften: P. Rode (privatiſitt jest und. veifkl
Italien); Kiefewetter (gegenwärtig in London, in Schwierigkeiten fall
windlich); Louis Spohr (jest Capellmeifter in Kaffelz voll Seele und A
grofartig im Spiel); Louis Maurer (aus Berlin, jest Concertmeifter in
brillanter Spieler); Karl Müller (Concertmeifter in Braunſchweig, in ber
nik ungemein). Berner nennen wir Ft, Frünzt (Capellmeiſter in Mündy
Piris (Mufiedirector bes Confervatoriums in Prag); Joſ. Manfeder
tuos in Wien, ein höchft Kieblicher, angenehmer Wiofinfpieler); $
(Orchefterbireetor in Wien, Bravourfpieler); Möfer (Concertmeifterim
im Concert und Quartettfpiel ausgezeichnet); Gubr (jegt Mufikdirector
furt, feuriger Violinfpieler); Feska (Comtertmeifter in Karlsenhez
** (auf Reifen); A. Matıhät —— * — i
260 Deutſchland von 1272 — 1519
Blutgeruͤſt, und die Beffern und Gedrüdten blickten mit forgenvollen Herz
her nach einem Exretter aus der Gefahr, fuͤrchtend, in der Verwirrung die
eines Mächtigern zu werden. R .
Da führte das Schickſal (1272 — 91) Rudolf J. Grafen von f
burg, auf Deutſchlands Thron, und die Eräftige Hand dieſes großen d
brachte bald wieder, wenn auch burch harte Maßregeln, Ordnung in das (
Des Adels Raubichlöffer wurden zerjlört, dad Fauſtrecht faſt gänzlich abge
und der eigne Vortheil der gegen die kaiſerliche Macht Immerfort anſiehenden
Fürften durch Verheirathung mit vieler Politi€ unmittelbar an den Throngeh
Sſtreich, Steiermark und Krain eroberte Rudolf von Ottofar, der Bähmend
und ward der Stifter einer Dynaftie, die noch jegt im weiblichen Stamme
reichs Throne herrſcht. Albrechts von Öftreich, Rudolfs zweiten Nachfol
gierung (1298 — 1308) ward wichtig durd) die während derfelben errung
heit der Schweiger. Unter Heinrich VII. (von Luremburg; 1308 —
fich der berühmte Streit zwiſchen den Guelphen und Gibellinen, als
Kampf der hohenftaufiichen Erben gegen den Papſt. Heinrich zog nad,
zur Vermittelung, und eine neue Gefahr drohte der innern Ruhe und Geſ—
keit in Deutichland, Als ihn in Italien der Tod ereilte, fah das Reich
zwei Könige, Friedrich von Oſtreich und Ludwig von Baiern, an feiner ©
mit wuͤtheuder Exbitterung ſich befämpften. Ludwig fiegte, erhielt audı
— 47) die Kaiferfrone vom Papfte, konnte aber neue heftige Irrungen
heiligen Vater nicht verhliten, der ganz Deutfchland mit dem Interbiet
Da ſchloſſen ſechs Kurfürften des Reichs (ausgenommen Bshmen) den
, als Gegengewicht wider die paͤpſtliche Einmiſchung in die Köni
jeder Fürft, der die Stimmenmehrheit Eünftig fuͤr ſich haben werde, folle
derfpruc) König fein. Kart IV. König von Böhmen, Heintichs VI. Gil
bei Ludwigs Leben (1346) zum Gegenkönig gewählt, war Alleinherr, als.
ſich ihm entgegenftelfende Gegenkönig, Günther von Schwarzburg, gefter
Er vermehrte bie königlichen Einfünfte durdy Einführung des Briefadels,
dem. Reiche ein Grundgeſetz in der goldenen Bulle (1356), welches die Ki
das ausichliegliche Wahlrecht ber fieben Kurfürften, zu Mainz, Trier, Ki
262 Deutfchland von 1648 — 1806
Unterpfand rer Glaubensficherheit befaßen. Der päpfttiche Stuhl bot ?
um nur einen feften Punkt in Deutfchland ſich zu erhalten, und fand die?
den immerwährenden Nunciaturen zu Wien, Brüffel und Kötn, und da
Verbreitung des fhon 1540 geftifteten Ordens der Jeſuiten. Ferdina
aud eine Reichshofrathsordnung. Seins Nachfolgers, Maximilians
gierung (1564 — 76) ward unfreundiic, bezeichnet durch die kirchlichen
feiten unter den Proteftanten, die Wiberfprüche zwifchen Melanchthon unl
die Erfpeinung der Formula concordiae, durch welche bie Trennung bt
mirten von den Lutheranern vollendet wurde, und endlich durch die Geumt
Händel. Unter feinem Sohne, Rudolf TI., warb allmaͤlig der ſchreckiüch
jährige Krieg in der Errichtung der Union und der Ligue vorbereitet; bie :
ften in Böhmen erhielten in dem fogenannten Majeſtaͤtsbriefe bie freie R
übung, bie Univerfität Prag und dad Recht, neue Kirchen und Schulen aı
und kurz darauf, unter Matthias (1618), griff man ſchon zu den Waffe
dinand II. (1619 — 37), ein fanatiſcher Kathoiik, war ganz dazu geſchaf
glühenden Funken zur verwuͤſtenden Flamme zu bringen. Der dreißigjähe
beginnt mit allen feinen Schteden: das Blut ber Union fließt in Ströme
und Wallenftein unterwerfen den größten Theil ded Reichs dem Eaiferlichen
das Reſtitutionsedict, nad} welchem alle feit 1552 von den Proteftanten eir
oder fecularificte Stifter, Güter u. f. w. der katholiſchen Kitche zurücigege
den ſollten, die katholiſchen Stände aber das Recht erhielten, ihre proteft
Unterthanen zu ihrer Religion anzuhalten oder zum Auswandern zu nöthige
ſchon hier und da mit Gewalt vollzogen; Ferdinand glaubte am Ziele zu
Guſtav Adolf von Schweden, nad des Cardinals Richelien Plan, zur R
Mettung erſchien. Nach feinem Zode trat Frankreich gegen Öftreich auf,
Kurfürft Friedrich Wilhelm von Brandenburg ergriff 1640 die Sache d
flanten als feine eigne; Banner und Zorftenfon, Wrangel und Turenne er
ſich Ruhm, und der weftfätifche Friede (1648) gab dem erſchuͤtterter
nach dreißig ſchrecklichen Fahren die lang entbehrte Ruhe wieder. Noch |
Brandenburg einmifchte, hatte, nach Ferdinands IT. Tode, fein Sohn $
1. 1637 _ 5m, bie Medleung angett Diefer —** von an Baal
Diameter Diana 273
n ein fie einſchließendes Trümmergeftein, Cascalho genannt, zerſchlaͤgt
gleichfalls waͤſcht ıc. Das Cascalho enthält neben den Diamanten aud)
x. Man fammelt in der trodenen Jahreszeit dies Ttuͤmmergeſtein und
den Regenmonaten duch Neger waſchen. Allee Vorſicht ungeachtet,
; die Neger dad) genug Diamanten, indem fie diefelben verſchlucken u.f.m.
chleichhandel ift fehr bedeutend. Die Kunft, Diamanten mit Diamantpuls
sifen wurde 1475 erfunden, vorher wurden fie in ihrer natlırlithen Geſtalt
ı Spisfteine genannt. Man hat ihn auf verſchiedene Weiſe gefchliffen.
fetten haben eine platte Grundfläche (die Einfaffung), über welche fich
en triangulaiter Kacetten erheben, von denen die ſechs oberften (die Sterne
in eine Spige zufammenlaufen. Der Brillant läßt fich ale zwei abe
e Kegel vorftellen, deren Grundflächen zufanımenftößen. Der obere Kes
yer nach der Faſſung des Steins noch fichtbar bleibt, heißt die Krone oder
ion, der untere hingegen die Cuͤlaſſe. Die Fläche ber Krone heift bie
id die der Chlaffe die Gafette. Die Brillanten find entweder vieredig,
oval. Man gebraucht die reinen volllommen durchſichtigen Diamanten
nude, als Ningfteine, oder um andre Ningfteine, Saphire, Smaragde
damit einzufaffen (karmeſiren). Farbe, Reinheit, Durchfichtigkeit, Wolle
es Schnittes und Größe bedingen den Werth der Diamanten. Die uns
wust man zum Glasſchneiden (hierzu befondere die Kryſtalle mit zugeruns
förmigen Kanten), zum Graviren und zum Bohren der Edelfteine, aud)
iefeiben zu Pulver geftoßen, welches Diamantbrod heißt und zum Schleis
Niamanten ımd andern harten Edelfteinen dient. — Der Preid der Dia:
ſt zu allen Zeiten fehr hoch geweien. Rohe Diamanten, die nicht gefchlifs
m können, Eoften das Karat in Paris 30 bis 36 Franken, folche, die zu
ind, Eoften 48 $r. das Karat; die mehr als 1 Karat wiegen, fhägt man
Quadrat ihres Gewichts, multiplicirt mit 48 Fr. Geſchliffene Dia⸗
} tie 3 Gran ſchwer, koſten 160 bis 190 Fr. das Karat ;1 Karat fchwere
288 $r., 14 Rarat fchwere 400 bis 480 Fr., 3 Karat ſchwere bis 1900
katat fchwere 2400 bis 3000 Sr. ; man ſchaͤtzt diefe über 1 Karat ſchweten
» Qundrat ihres Gewichts multipliciet mit 190 Fr. Ein Brillant von
t Echwere wurde von Ali Pafcha mit 760,000 Fr. bezahlt. — Ausgezeich⸗
: Diamanten find die des Großmoguls, 279 Karat ſchwer, der des Kaifere
Fland, 193 Karat, der des öftreichifchen Kaifers, 139 Karat; alle diefe
us Indien ; der größte brafilianifche, im Beſitz des Königs von Portugal,
O Karat. Den fogenannten Regent in der franz. Krone; den ſchoͤnſten
„kaufte Thom. Pitt 1701 fuͤr 20,400 Pf. Et. in Djtindien. Er wog
at, Pitt ließ ihn fchleifin; nun wog er beinahe 137 Karat. Er verkaufte
ʒ für 300,000 Thlr. (damals 2! DILL, Livres in Bankzetteln) an Frank⸗
iher heißt er der Regent. Man ſchaͤtzt ihn gegenwärtig an 149,000 Pf.St.
en Pitt'ſchen Diamant f. Ebert's „UÜberlieferungen” (‚Dresden 1826), 1,2.
pt vgl. d. A. Diamant, in Klaproth's und Wolf „Chen. Wörtert uch”
1807) und den 1. Supplementband.
iameter, Durchmeſſer eines Kreifes, dieienige gerade Linie, die durch
telpunkt deffelben von einem Punkte des Umkreiſes bie zum gegenüber lies
ezogen wird, und fomit den Kreis in zmei gleiche Theile theilt, auch die
sehne iſt. Der Halbmeffer (Radius) ift die Hälfte dieſer Durchfchnittös
id daher das Stuͤck zwiſchen dem Mittelpunkte des Kreifes und deffen Um»
- Diametralifch, diametral: gerade durch, geradezu.
ana, beiden Griechen Artemis, Tochter des Jupiter und der Latona,
sſchweſter ded Apollo. (S. Delo®.) Als fie noch Kind war, erühlt Kalle
in feinem Hymnus, bat fie ihten Vater, daR er ihr vergänmen vaddgte, ewia
se 7. Eisbente Aufl. Bd. IE 48
274 Diana von Poitiers
Jungfrau zu bielden, denn die Schmerzen ihrer Mutter hätten Ihe Die!
gemacht. Zugleich bat fie, daß er ihr Bogen und Pfeile, eine Stadt
birge, 60 Oceaniden und 20 amnifche Nymphen ſchenken, und ihr erla
eine Fackel zu tragen und dem Wilde nachzujagen. Jupiter aber
mehr als fie bat. Er ſchenkte iht Z0 Städte zu ihrem ausfchlieflid
und viele andre, wo fie gemeinſchaftlich mit andern Gottheiten vn
follte. Nun begab ſich Diana auf den waldigen Leukus in Kreta, und
Dean, wo fie ſich eine zahlreiche Begleitung Gjähriger Nymphen
Dann ging fle zu den Cyklopen auf der Infel Lipara, und verlangte von
eybonifchen Bogen und Köcher und Pfeile. Diefe erfüllten den Befeh
und bewaffnet erfchten fie jegt in dem arfadifchen Gebiete des Pan, der
nen Jagdhunden beſchenkte. Mit diefen fing fle am Fuße des Berges
vier ſchoͤne Hirſche mit goldenem Geweih, fpannte fie vor ihren Wag
damit zuerft aufden thraciſchen Hämus. Aufdem Olymp in Myſien
eine Fackel von einem Baume, und zuͤndete fie an Fupiters Bligen an.
mit der Beute ber Jagd beladen nad) dem Wohnfige der Götter zurkdti
ihr im Vorhofe Mercur und Apollo entgegen ; Erſterer nahm ihr die W
ver dad Wildpret ad. Die amnifchen Nymphen fpannten die Hirfches
ließen fie auf den Wieſen der Juno tweiden, und gaben ihnen aus golber
Waſſer zu trinken. Dann trat Diana in den Goͤtierſaal und fegte ſich m
Wie diefer den Wagen der Sonne, fo Ienkt fie den Wagen des Mond
und Benus verfuchten umfonft, fie zu befiegen; nur Jagd, Muſik und!
ten fie. Ohne Schonung beſtrafte fie die Sungfrauen, bie das ihr ge
Lübbe der Keufchheit verlegten; aber noch härter ſtrafte fie Den, der d
Ährer eignen Keuſchheit zu beleidigen wagte. Aktaͤon, des Kadmus Er
im Bade belaufchte, ward von ihr in einen Hirſch verwandelt und von
nen Hunden zerriſſen · Dennoch gluͤckte es endlich dem fhönen Jäger
fie die Macht der Liebe empfinden zu laſſen. Wenn fie des Nachts als |
tete, und den (chönen Schläfer, von ber Jagd ermübet, im Walde fcylın
ſenkte fie fich aus ber Hoͤhe hermieder und Lüfte ie Lippe des reigenben |
der ein Gluͤck genof, das keinem Gott und einem. Sterblichen zu I
Dianenbaum Diaftimerer 275
nig Hehnrichs II. von Frankreich, ſtammte aus dem alten Geſchlechte Pols
er Dauphind. Sehr jung an den Großſeneſchal der Normandie, Louis
, vermäbhlt, warb fie im 31. Jahr Witwe, und einige Zeit nachher die Ges
} jungen Herzogs von Orleans, und als diefer Thronfolger geworden war,
te fich der bitterfte Haß zwiſchen ihr und der Herzogin von Etampes, ber
n Stanz I., welche über die bej ihrte Nebenbuhlerin bitter fpottete. Diana
h an ihr durch Vermeifung, fobald Heinrich UI. 1647 König geworden war,
ı Namen fie unbefchränkt herrfchte. Bis zu feinem Tode (1559) übte fie
eiſt und Anmuth eine fo unerfchütterliche Gewalt über ihn aus, daß abers
Zeitgenoſſen ihr Zauberkräfte zufchreiben. Sie z0g ſich fodann auf ihr
Anet zuruͤck, wo fie eine wohlthätige Anſtalt für 12 arme Witwen ftiftete,
36 ſtarb. Man bat Dentmünzen mit ihrem Bilde, dag den Gott der Liebe
iem tritt, und der Umfchrift: Omninın victorem vici, die Befiegerin des
ws,
ianenbaum oder Silberbaum ift aus der falpeterfauren Sifbers
19, durch Quedfilber gefülltes und in prismatifchen Nadeln, welche baums
uppirt find, kryſtalliſirtes Silber. Um diefe dem Auge gefällige Kryſtal⸗
zu erzeugen, loͤſt man einen Theil reinen Silbers in Satpeterfäure auf,
t die gefättigte Aufiöfung mit 20 bis 30 Thellen Waffer, und legt darin
ilgam aus 8 Th. Quedfilber und 1 Th. Blattſilber, worauf ſich nach einis
en die Kryſtalliſation bildet. Haͤngt man in jene Auflöfung Quedfilber in
nwand gewidelt, vermittelt eines ſeidenen Fadens, fo kann man die ent»
‚Vegetation aus der Stüffigkeit ziehen und fie unter Glasglode aufbewah⸗
(uch bilden fich fchöne Silbervegetationen beim Abtreiben des Queckſilbers
Igamirwerfen. Seit Erfindung der Bolta’fchen Säule ift e8 gelungen, den
baum auch durch Einwirkung derfelben auf Verbindung von Metallen mit
darzuſtellen; leitete man den eleftrifhen Strom 5.3. duch falpeterfaure®
fo fetten ſich die Silbernadeln auf eine ganz ähnliche Weile an den Draht
u an. Vgl. Biot's „Experimental⸗Phyſik“, deutfch durch Fechner, 2. Bd.
fg. Ä
ſia poſon hieß bei den Alten die Dctav:; fowie Diapante die
te (ſ. d.).
laſtimeter, ein von dem als Phyſiker, Mathematiker und erfin⸗
ı Kopf bekannten D. Rommershauſen in Aken erfundenes Meßinſtrument,
deſſen jede Entfernung von einem Punkte aus beſtimmt werden ſoll. Der
jeter hat ganz die Geſtalt eines Fernrohrs ohne Glaͤſer, jedoch find an der
es Objectwglaſes 4 Pferdehaare in verſchiedenen Abftänden parallel ausge⸗
Sieht man nun in der Entfernung einen Gegenftand, deſſen Größe be⸗
b, 3. B. einen Menfchen, eine aufgeftellte Stange u, dgl., fo verfudyt man,
welchen der Fäden dies Object fcheinbar paßt, und kann nun, da man
liche in einander liegende Dreiecke (das im Fernrohr durch den Abftand des
son den beiden Haaren und dem Abftand diefer unter fi) und das größere
e Entfernungen des Objects vom Auge und durch das Obiect ſelbſt gebildet)
von denen man das eine (im Fernrohr) in allen feinen Theilen, von dem ans
x eine Seite (die Größe ded Objects) Eennt, auch die. Größe der zweiten
es größern Dreiecks (die Entfernung des Objectd vom Auge) leicht finden.
iſch iſt dies wahr, praftifch dürfte es fich aber nicht ſtets als genau richtig
n, indem die Größe des Menfchen, die meiftens zum Object genommen
ſehr Differirt, und bei der Kleinheit der einen und der bedeutenden Größe
nm Seite fchon die gerinafte Abwrichung der erftern, eine große Differenz
m. Zu eigentlichen Meffungen, twie der Erfinder will, dürfte daher her
eter fich wol nicht, dagegen aber zum flüchtigen Croquiren und gar unge
18 * \
776 Diaſhtuus Dibdin
faͤhten Beftimmeng einer Entfernung für Milltairs im Felde, . B. |
tilerie, zuc Erkennung des Abftandes einer anchdenden feindlichen
recht gut eignen.
Diaſyr mug, eine redekuͤnſtleriſche Figur, welche darin beſtel
Verkleinerung eines Gegenſtandes uͤbertrieben wird. Er iſt Gegenſab br
bel (ſ. d.), melde ins Große übertreibt; fein Zweck und feine Wirkun
fallen mit Zweck und Wirkung der Hyperbel ziemlich zufammen; den
dort ift es darauf abgefehen, diejenige Anfchaulichkeit, welche durdy Bi
bracht wird, durch die Größe des Untetſchiedes zwiſchen den beiden
je oder Verhaͤltniſſes zu ſtei
Diär, bie Lebensordnung in Speife und Trank, Bewegung u
Schlafen und Wachen u. f. to., oder die Gefundheitäpflege. — Diäteti
ſundheitslehre, odet bie Lehre, wie man die Gefundheit erhalten foll. Gini
[hp e6 Verhalten ift ein der Geſundheitspflege gemaͤßes. (Bgl. Makro
Diatonifch, eine Folge von Tönen, die durch ganze und grofe h
fortſchreitet; daher die gewoͤhnliche Tonleiter: diatoniſche Scale. (
Zonleiter.) .
Diatribe (von ara) bedeutet urſpruͤnglich entweder eine gel
terhaltung, oder eine gelehrte Schrift, namentlich Schulſchrift. D
Sprachgedrauch aber verfnüpft damit den Begriff einer, in bitten Ausde
faßten, befonders Literarifch > kritifchen Schmaͤhſchrift; und in diefem €
dienen 3. B. die fogenanntın Recenfionen einer, nach kurzer Dauer umte
nen, after s kritifchen Schule unferer Zeit den Namen von Diatribet,
Diaz, 1) Michael ein Aragonier, Geführte des Chriftoph ı
entdeckte 1405 die Golbminen von St.:Chriftoph in der neuen W
trug viel zur Gruͤndung von Neu⸗ Fiabela (nachher St.:Domingo) bei,
1512. YBartholomäus, ein Portugiefe, Er wurde 1486 von
tung (unter Johann IE.) ausgeſendet, um einen neuen Weg nach Oſtindi
hen. Er fegelte muthig nach Süden, und fand gluͤcklich die ſuͤdliche S
Afrika. Allein die Meutereien feiner Soldaten und bie gefährlichen Sti
bier holıtheten, noͤthigten ion zur Ruͤckkeht nach Liffabon. Diaz, nannte
Dictatur Diderot 279
Dietatur, 1) Amt und Würde des. Dietatord; 2) bie Art, wie etwas
mäßig zur Kunde des beutfchen Relchstags gebracht und eln Stüd der Reiches
nn oder ein Gegenftand der Berathichlagung wurde, (S. Deutſches Reid.)
Dietion, Styl, mit welchem fie oft zufammenfältt. Im engern Sinne
cht die Diction mehr auf dem Ausdrud der Gedanken und Empfindungen und
Wahl der Ausdrücke, der Styl im engern Sinn aber auf ihrer logifchen und
senatifchen Verbindung.
Didaktik, der Theil der Pädagogik oder Erziehungsmiffenfchaft, welcher
den Regeln handelt, nach weldyen man durch Unterricht die geiftige Kraft,des
nfchen zur Freiheit und zur möglichften Vollkommenheit entwideln fol. An
Khließe ſich die Methodik, welche von der Anwendung und Befchaffenhrit des
richte, als Erziehungsmitteld, ober dem zwedmäßigften Verfahren bei dems
wm, nach Berfchiedenheit der Lehrgegenftände und der Zöglinge handelt. Die
tigfeit in Ausübung diefer Theile der Pädagogie wird oft im weitern Sinne
Uaktik, Lehrkunft, genannt.
Didaktiſche Poefie, T. Lehrgedicht.
Didaskallen, bei den Griechen bald die Aufführungen eines Schaus
ſelbſt, bald fchriftliche Auffäge, roorin Nachrichten gegeben wurden von den
und dem Inhalt der Schaufpiele, von Zeit, Det und Erfolg der Vers
ob fie wirklich aufgeführt worden oder nicht, ob fie von Dichtern, denen
gsseldgrieben wurden, wirklich feien u. ſ. w. Viele alte Schriftfteller Haben ders
Wien gefchrieben, und es fcheint, daß fie nicht bloße Theateranzeigen, fondern
mh Ramatifche Kritik enthalten haben, Zergliederung des Plans, Entwidelung
"Ehönheiten und Fehler. (S. Dramaturgie.)
Diderot (Deénys), geb. 1713 zu Langres, in Champagne, und erzogen
bie Schule der Sefuiten, die ihn zum Mitgliede ihres Ordens machen wollten,
Sub yon [. Water zum Rechtsgelehrten beftunmt und der Leitung eines pariſer Ans
äbergeben. Allein der Juͤngling befchäftigte ſich lieber mit den fchönen Wiſ⸗
Selbſt der Unwille feines Vaters und der Mangel an Unterftügung,
Folge davon war, machte. ihn nicht irre; er fuchte Hülfdquellen in feinen
Bieten, und fand fie. Er legte ſich mit Eifer auf Mathematik, Phyſik, ſpecu⸗
Be Philoſophie und fchöne Wiffenfchaften, und machte fich bald unter den ſchoͤ⸗
Mabkiftern der Hauptitadt einen Namen. Den Grund zu feinem Ruhme legte
Etech feine „„Pensdes philosophiques‘‘, 1746, eine gegen die chriftliche Nefigion
Flugſchrift, die viel Lefer fand. Sie brachte ihn auf ein Fahr in den
u Vincennes, und das Parlament ließ fie durch den Scharfrichter verbrens
ie. Der Beifals, welchen diefe Schrift erhielt, ermunterte ihn darin fortzufah:
m; dech wagte er es nicht, eine Fortfegung herauszugeben. Auch in f. „„Lettres
heiss aveugles*‘ (London 1749), in welchen er feine Wahrnehmungen an Blind»
Jecenen mittheilt, find Angriffe auf die chriftliche Meligion eingemebt. Sin f.
Aetires sur les sourda** ftellt er die Entftehung unferer finnlichen Vorſtellungen
ke. ie Eidous und Touffaint gab er ein „„Dictionnaire universel de mede-
Int (6 Bde., Hol.) heraus. Der Beifall, mit welchem dieſes Werk, fo man⸗
ed auch war, aufgenommen wurde, brachte ihn auf den Gedanken, ein ency⸗
Leriton auszuarbeiten. Er entwarf ben Plan dazu, und vereinigte
Di pr Ausführung deſſelben mit d’Aubenton, Rouffeau, Marmontel, Le Blond,
Mennier, befonders aber mit d'Alembert, der naͤchſt ihm den größten Antheil an
Ihier weitumfaffenden, Frankreich zur Ehre gereichenden Unternehmung bat. Cr
WR unterzog ſich der Ausarbeitung aller in die Kuͤnſte und Handwerk: einſchlagenden
und füllte, als Derausgeber, auch in andern Fällen manche von feinem Ges
Wim aaffene Lüde aus. (S. Encyklopädie) Der Gewinn der 20jaͤh⸗
in Infrengung , bie ihm biefe mühfame Arbeit koſtete, war bei feiner wenig
278 Dichtkunſt Dictator
Da die Erfahrung lehrt, daß Regenwaſſet, oder auch deſtillirtes, von allen ſu
Belmiſchungen befteites Waſſer, bei gleichem Waͤrmegrad eine ſtets gleidel
tigkeit behält, fo nimmt man dieſes gewoͤhnlich zur Einheit an, und geht!
Wergleihung von folgenden Grundfägen aus: 1) Körper, die gleichen Ra
nehmen, verhalten ſich in ihrer Dichtigkeit wie ihre Maffen, für weiche m
Gewicht der Körper ſetzt, weil man Fein andres Mittel hat, bie Quamitkt
einem beftimmten Raume enthaltenen Materie zu finden. 2) ‚Daben dei
gleiche Maffen, fo verhalten ſich ihre Dichtigkeiten umgefehrt wie bie Räm
de einnehmen. — Man vente ſich jett einen Körper, der, „bei einem Geil
4 Pf. einen Raum von nur 2, und einen andern Körper, ber bei einem &ı
von nur 2 Pf. gleichwol einen Naum von 4 Kubikfuß einnimmt, fo wird, ı
dutch bloßes Nachdenken findet, die Dichtigkeit des erftern viermal größer!
des legtern fein, ein Refultat, welches man allgemein fo ausbrüdt: die Z
keiten zroeier Körper verhalten fich wie die Qustienten der Gewichte dieſer!
durd) dieRäume, die fie einnehmen (hier alſe =2:4=1:})
muß des Unterſchiedes gedacht werden, ben die —ẽ und dynamiſche
lehte in ihrer Anſicht von der Dichtigkeit macht. Nach dem atemi
Spfteme (f. Atome) ift ein Körper dichter als der andre, wenn er, beig
Rauminhalte, mehr Atome und weniger leere Zwiſchenraͤume enthält; m
dynamiſchen (f. Dynamik) heißt Dichtigkeit dagegen der Grab der S
eines beftimmten Raumes durch unfprängliche Grundfräfte. Scharfſinnig
Über diefe verſchiedene Anficht trägt namentlicdy vor Kaſtner in f. „Einki
neuere Chemie” (‚Halle 1814).
Dichrkunft, f. Poefie
Didfteine, f. Diamant.
Dictator, die hoͤchſte obrigkeltliche Perfon in dem republikaniſcha
bie nur in außerorbentlichen und dringenden Faͤllen, twelche bie größte Kraft}
zlehenden Getvalt erfoberten, ernannt wurde. Die Macht des Dictatordı
ganz unumſchraͤnkt, ſowol in-der Staatsverwaltung als bei dem Drei
ner Appel: Upon en, Sie nehm — va feiner Waht iht
7 8
280 Dido
geordneten Hanshaltung fo unbedeutend, daß er ſich genöthtge ſah, feine X
zu verdufern. Die Kaiferin von Rusland- kaufte fie für 50,000 Livtes,
ihm den Gebrauch derſelben auf Lebenszeit. D. war ſelbſt in Petersbutg
aber der Kaiſerin durch ein zweideutiges Quatrain, worauf er bald abreifte.
rend er mit der Encyklopaͤdie bejhäftige war, und viele Unannehmlichk
den Druck derfelden pft Fahre lang hemmten, zu erfahren hatte, gadr ?
drer Art herauß, als den finnreichen, aber ſchluͤpfrigen Roman: „Les.bi
discrets“‘, und die beiden rührenden Zuftfpiele: „Le fils onturel® ı
pöre de famille“, Sie find u. d. X: „Theätre de Dideror‘*, oft
und mit einen: Aufiag Über dramatiſche Kunſt begleitet, ber viele farflie
Fi kungen enthält. Diderot farb 1784. Liber feinen Charakter iftı
Seine Freunde ſchildern ihn ats einen offenen, uneigenn!
Dann; dagegen ihm feine Feinde Hinterlift und Eigennus zut Laſt leg
gen das Ende ſeints Lebens gab er manche Blöfe durch den Streit, in!
mit Rouffeau, von welchem er fid) gelaͤſtert glaubte, einließ. Wie un
diefer Verdacht war, zeigt der zweite Theil dir „„Uon “, inmeid
das ehrenvolifte erwähnt wird. Aus ſeinem Nachlaß find nach f. Tode ı
treffliche Werke exſchienen. Dahin gehört fein „Essai sur la peintu
Cramer ins Deutfche übeefet; ferner ein ſchon 1772 gefchriebener Di
„Abdication d’un de la färe‘‘, welcher Äuferft demokratiſche Gr
verräth; und endlich Die beiden lebendigen Schilberungen: „La religien
xis 1796), und „Jacques le fataliste et son maitre* ( Ebendaſelbſt).
legten Roman befaß der Prinz Heinrich von Preußen eine Abſchrift und i
fie zum Drud nad) Frankreich; in Deutfcyland hatte man bereit® vorher
frgung. Von Diberot wurde zuerft gefagt, was man nachher oft wied
v fchöne Selten, aber ein gutes Buch habe ſchreiben koͤnnen. €
hen, das Pofitive in der Religion leugnenden Anfihten und fein
mentarifche Pſychologie gegrlindete Elare Moral, ſowie überhaupt feir
encyllopaͤdiſchet Geift empfahlen feine phitofophifchen Schriften bei fein
noffen und Landeleuten fehr. Im der Portit und Poefie verbreitete er bir
des moraliſch Mührenden und ber angenehmen Natuͤrlichkeit, daher n
Didot (Familie) “ 281
feiner Schäge zu bemächtigen. Ihr erfchien Im Traume ber Geiſt Ihres
18, entdrdte ihr dad begangene Verbrechen, rieth ihr zur Flucht, und zeigte
verborgenen Ort an, mo feine Schaͤtze befindlich waren, die Pygmalion ver⸗
geficcht hatte. Hierauf giny fie mit allen Schägen und ihren treuen Ges
‚zu Ediffe nach Afrika, nachdem fie zuvor auf Cypern eine Anzahl junger
ran Bord genemmen hatte, deren fie zur Stiftung einer neuen Pflanzftabt
te. Sie landeten auf ber afrikaniſchen Küfte, nicht weit von Utica, einer
mFflanzftabt, deren Einwohner fie aufs befte empfingen und ihr den Rath
auf der Stelle, wo fie gelandet fei, fi) anzubuuen. Eie erkaufte dazu von
eytorenen ein Stuͤck Land und erbaute erft die Feflung Byrſa, und fpäter
Bago(i.d.)umd. J. 888 v. Chr., welches bald zu einem anjehnlidyen Orte
. Dobuch ward ein benachbarter Fuͤrſt, Jarbas, veranlast, der Dido
hand anzubieten, und da fie diefem Antrage ebenfo wenig willfahren wollte
Wincid;en konnte, opferte fie freimilig ihe Leben auf dem Scheiterhaufen.
kgike die Untreue des Aneas als die Urfache ihres Todes an; allein feine
Erzaͤhlung von dem Zufammenteeffen des Ancas und der Dido ift Erdichtung,
Be iiber 200 Fahre auseinander waren.
Didot. Dieſe parifer Buchdrucker- und Buchhaͤndlerfamilie hat ſich durch
Bartigen Einn in Betreibung ihrer Kunſt und ihres Gewerbes und durch die
d ſchoͤnen Werke, die. aus ihren Preffen hervorgingen, fo ausgezeichnet,
fie wol mit den Elzeviren zufammenjtellen ann. 1) François Am⸗
Sohn des Buchdruckers und Buchhandlers François Didot, geb. 1730,
ie gegoffenen Stege und die Preffen mit einem Zuge. "Aus feiner Schrift:
gingen die ſchoͤnſten Typen hervor, die man bis dahin in Frankreich) gefeben
uud bei ihm wurde zuerft auf Belinpapier gedrudt. Auf Fehlerlofigkeit
er die sröste Sorgfalt. Auf Befehl Ludwigs XVI. beforgte er eine Samm⸗
Claſſiker, für den Unterricht des Dauphins beftimmt. Ähnliche Samm-
der Graf von Artois bei ihm drucken. Er ſtarb 1804. 2) Pierre
18 D., Bruder des Vorhergehenden. Ihm wurde von feinem Vater das
ergeſchaͤft übergeben; er kaufte aber auch eine Druckerei dazu, und wurde
von Monſieur, dem Könige Ludwig XVIII. Er trug durd) Verbefs
ju ben Fortſchritten feiner Kunſt bei, und hat einige ſehr ſchoͤne nachherige
> DB. die „Voyages d’Anacharsis“, geliefert. Er ftarb 1795. 3)
e D. der Ältere, der fih an die Dlänner des erften Ranges in feince
gereiht hat, Sohn von Francois Ambroife, geb. 1761, übernahm 1789
Vater die Druderei. Er vollendete zuerft die von Senem angefangene Samm:
den Dauphin. Bald aber genügte ihm dies nicht mehr; bei dem allgemets
unge, den fo viele technifche Beftrebungen durch tie Revolution nahmen,
'enadı dom Ruhme, Frankreichs Bodoni zu werden, und fahte den Plan zu
kusgaben von claſſiſchen Schriftitellern in Folio, ‚die die beften vorhandenen
klih übertreffen folten. Er ſcheute Erine Koften, fie mit allem Glanze
km Zierden ber zeichnenden Kunft, wozu er die erſten Meifter bericf, auszu⸗
Selbſt einen Theil feines Vermögens opferte er diefem Lieblingsgedanken.
Krgil (1798) erfchien diefer Anftrengungen würdig, noch mehr aber fein Ras
3 1801, den Lie Sranzofen für das erſte tnpographifche Erzeugniß aller Laͤn⸗
Zeiten halten. Won diefen und einigen andern Ähnlichen Ausgaben find
O Eremplare abgezogen. Unter den aus feiner Preffe hervorgegangenen
bemerken wir nod) Visconti's Ikonographie als vorzüglich ausgezeichnet.
Schriftgießerei wibmete D. der Verbefferung der Lettern die Anftrengungen
Jahren. So brachte er Typen von 18 verſchiedenen Arten, nach einem
Berbättniffe abgeftuft, hervor: mit diefen drudte er 1819 einen Boikanı
„Demriade”. Auf bie Correstheit und Reinheit des Textes, auf volikumg
283 Didymäus Dienſtthuer
mene Gleichhelt in der Orthographie wendet D. nicht geringere org
typographiſche Schoͤnheit. Auch als Kiterator hat er ſich befannt gema
Ausgaben des Virgil und Horaz ftehen Iateinifche Vorreben von ihm, u
hat er Mehres in franz. Profa fowol als in Verſen gefhrieben. U
gierungen bat er Ehrenbegeugungen erhalten, von der Republik, Napou
wig XVII; von Letzterm den Orden des heil. Michael. 4) E
Bruder des Vorhergehenden, Druder und Schriftgieer. Er ift €
neuen Schreibfehrift, und eines befondern Verfahrens, die Lettern 5
welche er Stereotppen nannte. (S. Buch drucke rkunſt.) 1826,
tes d’un voyage dans le Levant en 1816 et 1817, beren Verf. er
5) Henri D., Sohn des Pierre Frangois und Vetter ber beiden Wort
zeichnete fich ſchon früh als Schriftſchneider aus; dann fuchte er befond
$en der Lettern zu vervolllommnen, welches ihm auch durch Erfindung
Siefinftruments gelang. Er nennt fein Verfahren fonderie polyama
daffelbe nicht nur bei weitem zeiterfparenber als das alte, fonbern bie ge
tern find auch wohlfeller.
Didymaus (eigentlich Zwilling), Beiname des Apollo, er
er Zwillingsbruder der Diana war, oder von dem zwiefachen Kichte der
des Mondes, welches er den Menſchen verlieh. Apollo hatte unter di
men einen ber berühmteften Tempel und ein Orakel zu Didyma beide
Pindar gibt auch Dianen den Beinamen Didyma.
Diebsinfeln, f.Ladronen.
Diemen (Anton van), Oberbefehlshaber des holländifchen
geb. 1593 zu Cuylenburg. Ungluͤcklich als Kaufmann und von feinen
verfolgt, ging er nad) Indien, wo er durch feine Schönichreibefunft de
feinem Glüde legte, und ſchnell bis zur hoͤchſten Würde flieg. Er ze
Stelle ein ausgezeichnetz6 Talent zur öffentlichen Verwaltung, und ı
Befeftigung der holländifchen Handelsmacht in Indien bei. Abel T
et 1642 mit zwei Schiffen ins Suͤdmeer ſchickte, gab hier einem Landı
für einen Theil von Neuholl
nt
2834 Dietrichſteine
Kupferſtichcabinet, theils in Privatfammlungen. Seine radirten B—
zwei Sammlungen herausgekommen, von denen die erſte fehr ſelten
wenige Abdruͤcke davon gemacht, und die meiſten Platten ausgeſchliffer
zweite, aus 34 Platten beſtehend, erſchien nad) feinem Tode. Zingg
Verdicnſte um fie erworben.
Dietrich ſteine, die. Das alte gräftiche, In einer Linie für
Dierricftein, katholiſchet Rellgion, ſtammt aus Kaͤrnthen, beſitzt Guͤt
oͤſtteich, ob und unter der End, in Mähren und Böhmen. Man I
ab von den altın, im Saan⸗, Sau: und Gurkthale maͤchtigen Graf
ſchach und Frieſach, die, nach Hormayı, Nachkommen des großmaͤhriſ
Zwetbach, eines Guͤnſtlings des Kaiſers Arnulf, ‚fein folten. Der
Stanımvater des Hauſes, Neinpert, ftarb 100%. Das Schanneum
figt Urkunden von 1103 und 1104, worin ein Ruprecht von Dietrichftein
mas ſchon darum bemerkenswetth ift, weil vor der Erloͤſchung der Gi
und vor dim Ausgang der ſaliſchen Kaiſer, nirgends Familiennamen
gefunden werden. In den Fehden des Herzogs von Kaͤrnthen, aus
Sponheim, mit Biſchof Edvert von Bamberg, focht Heinrich von 5
unter den Fahnen des Herzogs, und endigte den Kampf durd) Die Gefane
des Biſchofs in dem Zreffen im Ravanthale 1296. Auch in ber wel
Schlacht im Marchfelde (unfern des Wahlplages von Aspern und W.
ſchen Rutolf und Ottokar, am 26. Aug. 1278, wo ein Liechtenſtein
reichs Banner trug, und 22 Trautmannsdorfe eitterlic fielen, focht e
von Dietrichſtein. In dem Streite 1335 um Kaͤrnthens Befis, zwiſd
und Otto, Herzogen von Oſtreich und der tiroliſchen Gräfin, Mar
Maultafcye, war das Geſchlecht der Dietrichfteine eins der erſten, die
und ihre Burgen der Sadye des Hauſes Habsburg weihten. Dama
Stammburg Dietricyftein das erfle Mal zerftört, als fie Niklas, genann
ner, gegen die kriegeriſche Maultaſche vertheidigte. Unter dem Herzoge
Eifernen trugen Niklas und Dietmann von Dietrichftein viel zudem
Nadfersburg Stadt ih Steiermark) bei, durch welchen des Drrzogs|
. Dietrichfleine _ 285
Seorg fheilten die hollenburgiſche Linie in zwei Üfte: Slegmund
9. Adam nannte ſich in der Folge von Nikolsburg, einer maͤh⸗
t, dieer 1575 erworben hatte. Diefer beruͤhmte Staatsmann
wichtigen Verhandlungen Theil, 3.8. bei dem paffauer Vertrage
m Religionsfrieden zu Augsburg 1555 ; auch befand er ſich zwei⸗
fter des Kaiſers Marimilian am Hofe Philipps U., und fein Bes
glüdtiche Ende des Infanten Carlos (am 24. Jul. 1568) ift viels
affigfte und Sreimüthigfte, was man über jene Begebenheit Eennt.
endung 1561 nad Rom an Pius IV., dem der duldfame Maxi⸗
ug: „zur Verhütung blutiger Meinungskriege folle die Kirche in
aud) den Laien den Genuß des Abendmahle in beiden Geftalten zu»
Coͤlibat auf die Art aufheben, wie er fchon feit Jahrhunderten in
Lirche nicht mehr beftche, war bei der Behnrrlichkeit des römifchen
Derfelbe Adam Dietrichftein bewirkte die Wahl des Erzherzogs
ı König von Polen. Auf feinem Schloffe zu Nikolsburg witmete
n Wiffenfchaften, fehrieb über die ErblichEeit der ungarischen Krone,
einem Freunde Hugo Blotius, dem erſten Vorſteher der Eaiferl.
inen vertrauten Briefwechfel Über die intereffanteiten Gegenſtaͤnde
und der damaligen Zeitgefhichte. Adam flarb 1590; auch er-
Srabe mit Marimilian D. Sein Eohn, der Cardinal Franz,
nuͤtz und Statthalter in Mähren, geboren zu Madrid den 22,
erdient als Gruͤnder der Größe feines Hauſes beiondere Erwaͤh⸗
nach dem gelehrten Stanislaus Pawlowsky Gefandter in Nom,
ran mehren Höfen, endlich Präfident bes Eaiferlihen Staatsraths.
Erzherzoge den blödfinnigen Kaifer Rudolf genstbigt hatten,
reich an Matthind abzutreten, Erönte der Cardinal von Dietrichs
en als König von Ungarn. Er verweigerte ftandhaft, die Aus⸗
ajeitätsbriefd und der Zoleranz auf Mähren, ſchlug durch eigne
ſchen Nebellen Boeskay aus Mähren hinaus, wurde fpäterhin von
snfurgenten geächtet, und entzog fic ihrer Verfolgung in einem
mache feines Schloffes Nikolsburg. Als nad Tilly's und Wal:
uf dem weißen Berge (1620) Böhmen dem Kaiſer Ferdinand II.
en war, rettete des Cardinals Fuͤrbitte allen Auftuͤhrern, mit Aus
Anftifter, Teuffenbach und Bitowa, das Liben. Hierauf refor⸗
r Schonung den Protejtantisinus in Mähren, und führte zuc Bes
Verks, ſtatt der verhaßten Jeſuiten, den Piariftenorden ein. 1621
den mit dem fiebenbürgifchen Fuͤrſten Bethlen Gabor. Rudolf IT.
7 das Haus Dietrichflein in den Grafenftand erhoben. Ferdi:
felben, durd) des Cardinals Verdienſte dazu bervogen, 1631 die
Der Carbinal farb zu Bruͤnn den 19. Eept. 1636. 1653
s Dietrihftein Ein und Stimme im Reichsfuͤrſtenrathe auf
und wurde zur Behauptung derjelben 1684 vom Kaiſer mit der
gadin liegenden Hecrſchaft Trasp beichnt : als dieſe aber 1803 an
fen ward, erhielt der Fuͤrſt zur Entſchaͤdigung die Standeeheirs
nsburg (Schloß und Dorf an der Argen, feit 1806 unter würs
it, mit 900 Einw. und 8000 Zt. Einkünfte), Die Kürten von
iche fortwährend die hochfte Wuͤrde in Oftreich, am Hofe und in
st haben, befigen große Majoratherrſchaften in Mähren und Voͤh⸗
ſich Nikolsburg auszeichnet. Zu dieſer Herrſchaft (im maͤhriſchen
zören die Stadt Nikolsburg mit einem praͤchtigen Schloſſe und
unter 3060 Juden, ferner vier Marktfl. und acht Dörfer, Nvx
ibet, immer in abſteigender Linie, die fürftlihe Wirte, Die
286 Dietſch Diffamatton
Reichegrafen von Dietrichftein beffgen anfehnliche Güter in Bſtreich,
und Jiigrien. Der jet lebende Fürft, Franz von Dietrichftein, geb.
©. k. Wirkt. Geh.⸗Rath und Kämmerer. Vormals Generalmajor bei |
nieurcorps, erhielt er beim Sturm auf Valencienmes den Therefienorder
ter Thugut's Minifterium zu diplomatiſchen Sendungen nach Petersbn
und Münden gebraucht, und ſchloß 1800 mit Moreau den parsdorfer $
ftand, trat aber in demf. I. ganz außer Dienſt. Gein Vater, Fin
Baptift, hatte 1304 die fteierifhen Fideicommißherrſchaften der gräfl. F
tie geerbt, Proskau in Schlefien aber, wovon das Haus bisher ſich nar
an den König von Preußen verkauft. — Des regierenden Fürften Fra
Graf Moris (geb. 1775), k. k. Wirkt. Geh.:Rath, Kämmerer, Hofran
Oberſthofmeiſters⸗ Stellvertreter des Herzogs von Reichftadt, war in de
von 1796 Adjutant des Feldzeugmeifters Alvinzy, in dem von 1797 A
Erzherz. Karl, und 1798 bei Mad, dem Generaliffimus des neapı
Heers, dann mit ihm Gefangener in Paris und deſſen Gefährte auf fi
aus jener widerrechtlichen Gefangenhaltung. Auch war er Adjut. des |
1805 bei Ulm. 1815 wurde er Oberfthofmeifter des damaligen J
Yarma (jest Herzog von Reichftadt), und ftand in vertrauter Freundich
Dichter und Hofrath, Heinrich von Collin, dem er in der Karlskirche i
fepönes Denkmal errichtet hat. 1826 wurde er zum k. k. Hofbibliort
emannt. — Bu der graͤfl. Dietrichftelin » Hollenburgifchen Linie gehört
Sofeph Karl, geb. 1763, £. k. Kämmerer, Gouverneur der oͤſtt.
dant, ein ausgezeichneter Gefhäftemann, telcher mit feltenem Überblie
dehnten Geſchaͤfte dieſes Inſtituts feit feiner erften Entwickelung acht
durch leitete. Er ſtarb den 17. Sept. 1826. Die Stelle eines Gour
Bank verteitt ſeitdem Melchior von Steiner, Chef des Großhandlungeh
ner und Comp. — Das neue Schloß Dietridhfteim liegt im villach⸗
Jlyrien, auf einer Randfpige, der Ruine der alten Burg Dietrichfteim
Dieerfch (Barbara Regina), eine geſchickte Malerin aus der
Künftterfamilie diefed Namens, geb. zu Nürnberg 1716. Ihr Bat
An, die Natur in Vögeln, Blumen und Infekten nadjuahmen umd
Differenzialrechnung Dilemma 287
tömifchen Rechts Derjenige, gegen welchen ein ſolches Geruͤcht verbreitet wird
: Diffensat) eine Klage (Provocation ex lege diffamari) gegen den Diffamans
Vablır, daß diefer entweder feine Behauptung erweiſe, oder für immer damit
a Seitſchwerigen verwieſen werde. Wegen bloß beleidigender Nachrede, ohne
‚Dabei einer Koderung zu berühmen, concurrirt die Diffamationsklage mit der
iedentiage. 37.
Differenzialrechnung, ſ. Infiniteſimalrechnung.
Diffeſſion (von diffitiren), in ber Rechtsſprache die Handlung, wo⸗
ub Jemand eine gegen ihn gebrauchte Urkunde, ein producirtes Inſtrument, für
unb untergefchoben erklärt ; daher der Diffeffionseid, oder der Eid, durch
Jemand eine Urkunde, dem Inhalt und der Unterfchrift nach, abſchwoͤrt.
Fecognosciren.)
Diger iren, beim Scheidekuͤnſtler oder Apotheker bie Behandlung eines
mehrer Körper, die erreicht ober aufgelöft werben follen, indem man folche
Bpatich gepulvert, mit einer Fluͤſſigkeit Lbergoffen in einem verfchloffenen Ges
einer geltnden Wärme kuͤrzere oder längere Zeit ausſezt, wodurch unter andern
a, Eligire und Tincturen getvonnen werben.
Digefta, .Römifhes Recht.
Dignitarien (von Dignitas, Dignität, Würde, Grad), Wuͤrdentraͤ⸗
piefenders Diejenigen, welche hohe Staats» oder Hofämter beffeiden, daher
aitarien, grands-dignitaires, Grofimürdenträger in Frankreich, oder die
richsbeamten, 3.58. die Prinzen oder Generalgouverneurs der Provinzen.
waden auch die hohen Hofämter, welche zum Theil von Prinzen bekleidet
wämtlich dee Grand-Marechal du palais, Grand-Chambellan, Grand-
pe, Grand-Veneur und Grand-Mattre des cerdmonies, mit letzterm Nas
Imennt. In der englifchen Kirche find Dignitarien diejenigen Geiftlichen,
Biſchoͤfen und Pfarcherren in der Mitte ftehen, alfo Archidiaconi,
Praebendarii. — Dignitas heißt in der roͤmiſchen Kirche ein mit einer
J it oder Verwaltung verbundenes Kirchenamt.
ion, ehemalige Hauptſt. des Herzogthums Burgund, am Fluß Ouche,
Pheuptfl. im franz. Departement der Cöte d'Or. Sie ift groß, mohlges
Aſtigt, und enthält mit Ihren drei Vorſtaͤdten ungefähr 20,000 Einw.
Ber Sit eines Biſchofs, zu deſſen Kirchfprengel jest die Depart. ber Cöte
u der Dbermarne gehören, und ber unter dem Erzbiſchof von Befangen
Er gab Hier ehemals reiche Kiöfter, vorzüglich eine weibliche Giftercienfers
he die Mutter aller übrigen wurde. Unter den öffentlichen Gebäuden
BR das alte, aber weitläufig und gut gebaute Refidenzfchloß der vormaligen
ie von Burgund aus. Die Stade hat Manufacturen von Muͤtzen
hen, Spielkarten, Mollmzeuchen und Wachslichtern; uͤberdies bes
Weinbandel. Die Akademie der Wiſſenſchaften, jest Gefellfchuft
Buster, Künfte und Wiffenfchaften zu Dijon, ift 1725 errichtet, und
dem Könige beftätige worden. Außerdem hat fie eine Akademie von brei
eine öffentliche Bibliothek von 40,000 Bdn., ein Dufeum und andre
J. Anſtalten. — Die Gegend, worin die Stadt liegt, heißt Te Dijons
Sa dem Pfarzdorfe Gontainele Dijon, eine Stunde von der Stadt,
ige Bernhard, nachheriger Abt zu Clairvaux, geboren.
dife, f. Aftrda und Horen.
Diletama, Dilemm, in der Logik, ein verfänglicher und gewoͤhnlich bei
Mapıngen gebrauchter Schluß, in welchem ein Sas zur Vorausſetzung erhos
Bi, aus welchem man zwei (dann im eigentlichen Sinne Dilemma, Depp.ts
er mehre (Polylemma, Vielſchluß) falfche und ungereimte Folgen ableis
ifo der Oberſat ein hypothetiſches Worderglieb und ein disjunctives Hin⸗
288 Dilettant Dillis
terglied hat, im Unterfag ferner, die in dieſer Disfunction enthaltenen
Folgen aufgehoben werben, und dann im Schluffage auch das Vorderg
Vornusfegung aufgehoben wird. Das Verfaͤngliche die ſes Schluffes lieg
man die möglichen Folgen, welche in bemfelben angenommen werden, ı
gleich genau überfehen und als ſolche prüfen kann. Der Sag. B.,
fid) in feinen Entſchließungen ändern, wird durch ein Dilemma fo wider
Gott feine Entfchliefungen änderte, ſo haͤtte er entweder nicht Alles ve
überlegt, oder er hätte Manches nicht recht uͤbetlegt, ober er handelte ne
Nun aber ift alles dreied ungereimt (hier müffen die Gründe hinzugefi
folglich ift es falſch, daß Gott in feinen Entſchließungen veränderlich fei.
Dilettant, nad) einem italienifchen Auedrude, der Liebhabe
und Wiffenfchaft, der diefe jedoch nicht zu feinem Geſchaͤft macht; ſa
gen an diefen Gegenftänden, ſowie feine Beſchaͤſtigung damit, heift d
tismus. Lesterer iſt der Meifters und Kennerſchaft entgegengejeht,
diefe oftan Wärme übertrifft.
Dillenius (Johann Jakob), Pflanzenkenner, geb. 1687 zu
machte ſich ſchon vor Linne (f.b.) durch Unterfuchungen ber die Fortp
Gewaͤchſe, befonders der Kenptogamen, bekannt. Auf die Einladung
Pflanzenkenners, Wilh.Sherard, ging er 1721 nach England, wo er theil
theil auf dem Landſitze feines Freundes zu Eitham lebte. Hiee gab er
Werke heraus, befonders das 1732 erſchienene Prachtwerk: „„Ulortus
sis‘, wozu er alle Abbildungen mit der größten Treue felber gezeichnet
feine legte Schrift über die Mooſe („‚Llistoria muscorumf*), die fein
die Krone aufjegte. Sherard fliftete, wie man glaubt, eine eigne &
Ba auf der Univerfität zu Orford, zu Gunften feine® Freundes, ber
bier ſtarb.
Dillis (Georg), geb. in einer Einöde des bairiſchen Landderi
zeigte ſchon in früher Jugend vorzügliche Talente. Sein Vater koun
aahlreihen Famili⸗, für die Bildung des Sohnes wenig thun. Als ab
fürft, Mar UL, von den Gaben des Gjährigen Knaben hörte, rief
München, und wollte denſelben fehon im 8. J. nach Rom fender. |
290 Diner Dinte (gemeine)
Diner, das Mittagmahl, der Mittelpunkt der Tafelfreuden,
der Regel in drei Hauptgaͤnge mit beliebigen Einſchiebſeln: Suppe ı
richte, Fleiſch und Braten, Nachtiſch. Diefe drei Abtheilungen weif
des Geſchmacks mit den raffinictefien Genüffen auszufüllen, ja die Fe
alter und neuer Zeit haben dieſe Kunft in ein Spftem gebracht. Sie u
diner brun und blond, wie Brunette und Blondine, je nachdem die S
im dunklern oder hellern Eolorit erſcheinen, und halten ein blondes Di
Triumph der Kochkunſt. Ein Diner muB fi eröffnen mit einer heij
und diefe wird am fliglichften nach neuer franzöfifcher Manier fervict, fi
Zafelsimmer eintretenden Gifte auf ihren Couverts die rauchende Supp
Dann fotgt (dev koͤſtliche Effect des Caviars ift nicht überall anerkannt)
d’apres, d. h. ein Spigalas feiner adffringivender Wiine: Madera, 9
(nur diefe und die feinen Deffertweine pflege man in Frankreich al6 Re
teinten, den gewoͤhnlichen Tiſchwein aber mit Waffer zu vermifchen), u:
die Suppe erſchlafften Verdauungsfibern zu flärken, und mit gehöriger
tüchtige Portion Rindfleifdy zu uͤberwaͤltigen. Genf, Trüffeln oder }
müuſe erleichtern diefe Arbeit, und find der Mörtel des Grundſteins, auf!
nachfolgende Hohe und höchfte Genuͤſſe gefegt werben. Dann kommen
zendere Zwifchen = oder Voreſſen, und hieran ordnen ſich die Fiſche, bie
Gang, die Braten mit ihrem zahlreichen Gefolge von Compots, Salatı
1c. Alled verdrängen. Hier muß der Koch feine Talente glänzen laſſ
Haut gont der Schmeiker verlangt von ihm, daß er das Fleiſch, zumal
pret, vom Rande ber Verweſung ihm vor die Zähne rüde. Die Ham
‚guten Effers ift damit gethan, und bloß zum Spaß, oder dem Wirth di
ment zu machen, ſchifft er auf Eremen und Geleen in das Luftgefilde des!
Smunte, wenn anders nicht ber Weingott, der mit Abhub des zweiten €
intritt feines Regiments verklindet, ſtrenges Embargo auf die Zungen le
ter und Käfe (le biscuit des ivrognes) find, wenn das Gebäude der T
zum höchften Gipfel errichtet iſt, die Schlußziegel auf dem Forſte des Da
wird ein braver Gourmand nie verabfäumen, die Vollendung feines !
einer Kaffe ſchwarzen Caffees, der auch wol eine Dofis reigenden Ligue
292 Dinter Dio Caſſius
gehoͤtigen Grade von Wärme ausſetzt. Man hat dieſen Einfall ſchon
ſchirmen ausgeführt.
Dinter (Guſtav Friedtich), Paͤdagog, geb. 1760 zu Borna, w
ter Gerichtsdirectot war, befuchte Die Fürftenfchule zu Grimma und die
zu Leipzig, wo er 1783 Magifter ward. Nachdem er als Paftor zu 8
Borna mehre junge Leute zu Landſchullehrern vorbereitet hatte, Bam er
Director des Schullehrerſeminariums nad) Friedrichsſtadt bei Dresden,
1807 diefe Stelle mit dem Paftorat zu Görnig bei Borna, und ward 1E
preuß. onfiftorial und Schulcath zu Königsberg und D. der Theologie
Bildung vieler Landſchulen, befonders im Königreich) Sachſen erwarb fi
beftrittene Berbienfte, indem er bei unermuͤdlichem Fieiße, die Babe eine
meinen Klarheit und flete Berüdfichtigung des Praktifchen beim Unterri
Seine Schriften, welche großentheils ohne Vorfegung feines Namens
find, umfaflen mehre Gegenftände der Unterrichtskunſt, des theoretifchen
tiſchen Schulweſens und der Volksbildung überhaupt. Er begann feine
leriſche Laufbahn mit: „Erklaͤrender und ergänzender Auszug aus den
Katechismus" (Meuftadt a. d. Orla 1800, 12.) ; derfelbe mit beigefügte
erklaͤrungen (1801, 5. Auf. 1815.) (Beide ud. T.: „Glaubens u
lehte des Chriftentyums”.) Diefen folgte: „Die vorzüglichften Regeln
chetik, als Leitfaden beim Unterricht künftiger Lehrer in Bürger» und La
(1802, 4. Aufl. 1818); „Die votzuͤglichſten Regeln der Pädagogik,
und Schulmeifterfiugheit”, (1306, 3. Aufl. 1818); „Anweiſung zum
der Bibel in Volksſchulen“, (1814 u. 1815, 2 Thle., 2. Aufl. 1816). '
fhrieb er: „Malvina, ein Buch für Mütter” (1819); „Unterhaltung
Hauptftücke des lutheriſchen Katechismus" ; Schulverbeflerungsplane ; R
aufgaben, auch dal. für preuß. Landſchullehrer; Anweijungen zum Red
wenbiglernercien für Rechnenſchulen; Schulgebete zu allen Jahreszeiten
gebete für Bürger» und Landſchulen; Gedächtnigübungen, mehre Sch
und Vorlefungen, als: „Ein gruͤndliches Studium ber alten Claſſiker if
Gegengift gegen die Schwärmerei unferer Tage” (1818). Im J. 1
heraus: „Reine Reden an künftige Voltsichullehrer" (4 Bde, 18
Dioeces Diogenes (von Ginope) 293
ſchmeichelnd und voll Sklavenſinns; fein chetorifcher Styl iſt der Gefchichte
bt angemeffen. Herausgeg. von Reimarus (Hamburg 1750 — 52), überf.
ı Wagner und Penzel. |
Divdeces (Dioicéſis, Dioekefis), 1) Statthalterfhaft. Nah Strabo
e ſchon unter Auguft und Ziber wenigftens in Afien die Eintheilung des römis
m Reiche in Discefen gebräuchlich. Späterhin theilte Conftantin das ganze
ih in 14 Discefen, welche zufammen 120 Provinzen enthielten. Jeder Pros
s war ein Proconful, und jeder Diöces ein Reichsvicar (Stellvertreter des Kai⸗
) vorgeſetzt. 2) Kirchfprengel, in der chriftt. Kirchenverfaffung, bei den Kathos
n ein Landesbezirk, der in kirchlichen Angelegenheiten der Gerichtsbarkeit eines
biſchofs oder Biſchofs unterworfen iſt; bei den Proteftanten die ſaͤmmtlichen
sreien, welche unter Aufficht eines Superintendenten ftehen. Diefe Einrich⸗
u fchreibt ſich aus der Zeit Conftantins (4. Jahrh. nad) Chr.), des römifchen
Herd, her, der die chriftliche Religion zur Staatsreligion machte. — Diöces
8u8, nicht nur Derjenige, ber an einem Orte die bifchöfliche Gerichtöbarkeit hat,
ihern auch ein jeglicher Geiftlicher in einer Dioͤces.
Diocletian (C. Valerius), mit dem Beinamen Jovius, von niedriger
heart, ward 284 nad) Chr. vom Heere zum römifchen Imperator erklaͤrt. Er
me gegen die Feinde glücklich, ſchlug den Carinus in Möfien (286), befiegte die
Bemanıen, und machte fich durch feine Güte fehr beliebt. Doch nöthigten ihn
We nun Empdrungen und Angriffe auf das roͤmiſche Reich, ſich Mitregenten zu
Men, nämlich den (DR. Aurel. Valerius) Marimianus (286), einen herrſchſuͤch⸗
We, rauhen und graufamen Krieger, der, während Diocletian im Morgenlande
die Perfer glücklich war, und dann in Deutfchland bis an die Quelle der Dos
kang, in Gallien fiegte; fpäter (292) auch den C. Galerius, ſowie Maris
Be den Conftantius (Chiorus) zum Caͤfar wählte. So war das Reid) in 4
getheilt. So lange Diocletian wirkte, der auch Agypten wieder einnahm,
Wat die Üübereinflimmung ; allein diefer legte (305) zu Nikomedien bie Kaiſer⸗
nieder, in demſelben Sahre auch Maximian zu Mailand. Diocletian zog
Und, Salona in Dalmatien zuruͤck, vergnügte ſich mit Gärtnerarbeit und lebte
bapfirter Rube bis 313. Er hatte die unumfchräntte Herrfchaft gegründet,
die Conſtantiniſche Familie nun befeftigte.
Diodorus, aus Argyrium in Sicilien gebürtig, und daher Siculus ges
Mat, ein beruͤhmter Gefchichtfchreiber unter Julius CAfar und Augufl. Um
Bar Befäichte bie moͤglichſte Voliſtaͤndigkeit und Genauigkeit zu geben, bercifte er
Un Theil von Europa und Aſien. Sehr zu bedauern iſt es, daß der größte
u dieſer feiner Geſchichte, die er hiftorifche Bibliothek nannte, und in welcher
Ob pragmatifche Behandlung mit der chetorifchen nad) dem Mufter des Theo⸗
md Ephoros verband, und an welcher er 30 Jahre gearbeitet hatte, vers
Ban gegangen ift. Sie beftand aus 40 Büchern, war vorzliglich genau abgefaßt,
WB mthielt die Gefchichte faft aller Völker der Erde. Wir haben davon nur bie
Wr — 6, und 16 — 20 übrig behalten. Die beften Ausgaben find von
eing und Eichſtaͤdt, mit Heyne's Commentar (Zweibruͤcken und Stras⸗
1793 — 1807, in 11 Bdn.). Verdeutſcht von Stroth und Kaltwaſſer.
Diogenes aus Sinope, einer Stadt am Pontus, im 4. Jahrh. vor Chr.,
!heräämtefte unter den chnifchen Phitofophen. (S. Cy niker.) Daer mit
ke Bater, ben man der Muͤnzverfaͤlſchung angeklagt hatte, aus feinem Geburts⸗
Beerbannt worben, ging er nach Athen, und bat den Antiſthenes, ihn zu feinem
Sr anzunehmen. Erſt nachdem diefer den Dringenden abzuweiſen feibft mit
(gen vergeblich gefucht hatte, ward ihm feine Bitte gewährt. Diogen: 8 wide
wich ganz dem Unterrichte feines Lehrers, deffen Grundſaͤtze er bald noch erwei⸗
& Er verachtete nicht nur, wie diefer, alles philoſophiſche Wiffen, und eiferte
294 Diogenes (von Apollonia)
gleich frelmuͤthig gegen das Sittenverberbniß feiner Zeit, fondern er trieb zu
eigne Anwendung feiner moralifdyen Lehren bis aufs Äußerfte. Antifthened
rer Ernſt mißfiel; Diogenes hingegen verftand mit Heiterkeit und Witz ſeu
genoffen ihre Thorheiten zu zeigen, und war daher geſchickter, ein Gittent
geoßen Haufens zu fein, fo wenig er auch in der That befferte. Zugleich
feinen Grundfag, alles Entbehrlihen fid zu entäußern, auf bie ungezn
Art anzuwenden. Er lehrte, der Weiſe müffe, um glüdlid zu fein, fi
bängig vom Glüde, von den Menſchen und von ſich felbſt zu erhalten fu
dem Ende müffe er Reichthum, Anfehen, Ehre, Künfte und Wiffenfdal
alle Annehmlicykeiten des Lebens verachten. Er felbft wollte feinen Zeitgn
Mufter cpnifcher Tugend fein, Daher unterzog er ſich den härteften Pı
und riß ſich von jedem Zwange los. Dft kaͤmpfte er mit dem Hunger, |
ihn mit den fchlechteften Speifen, befliß ſich, felbft bei Mahlzeiten, wo!
Überfluß herrſchte, der ſtrengſten Enthaltfameit, und ſtreckie feine Hand
iu einem Almoſen aus. Am Tage ging er ohne Schuhe, ohne Rod, ı
langen Barte, einen Stod in der Hand und einen Querfad auf der &d
Athen einher; Nachts ruhte er in einer Tonne, wiewol man dies
hat. Alten Ungemaͤchlichkeiten der Witterung bot er Trog, und ertn
Schimpf und Beleldigung des Volks mit der größten Ruhe. Seinen
Becher warf er, wie man erzählt, als ein entbehrliche® Geraͤth fort, d
Knaben mit der Hand Wafler ſchoͤpfen ſah. Nie ſchonte er die Thor
Menſchen; laut und unerbittlic, ſprach er gegen alle Laſter und Mißbra
bediente ſich dabei der Satpre und ber noch furchtbarern Itonie.
felbft die Geblideten hörten ihn gern, und verfuchten ihren Wig an ihm
fie aber feine Überlegenheit, fo gingen fie oft in Beleidigungen über, die
wenig außer Faſſung brachten. Oft machte er ihnen Vorwürfe über‘
und Handlungen, welche die Schamhaftigkeit empörten, und es iſt d
glaublich, daß er ſich der Ausſchweifungen ſchuldig gemacht habe, welche fe
ihm Schul gaben. Sein unanftändiges Betragen beleidigte mehr den V
als die Sitten, doch find viele Anekdoten von diefem Sonderling erdich
einer Reife nad der Inſel Agina wurde er von Seeräubern gefangen,
Diomedes Dion 295
: bielt bie Luft für den Urſtoff und erflärte auch das geiftige Leben aus dem Athmen.
t lebte im 5. Jahrh. vor Chr. in Athen.
Diomedes. 1) Der König der Biftonen, ber alle fein Land betretende
ende feinen menfchenfreffenden Roffen vorwarf. Hercules töbtete ihn und ent⸗
hrte Die Hoffe. 2) Der Held vor Troja, des Tydeus und der Deipyle Sohn, Kö:
z von Argos, vorlor feinen Bater fruͤh vor Theben, war Theilnehmer des zwei⸗
ı 3uge6 nad) Theben, und befand fich unter den Feiern der Helena, deren Ent:
kung zu raͤchen er mit den übrigen Königen Griechenlands vor Troja entboten
uxbe, wo er die Argiver, Tyrinther und mehre andre Völkerfchaften befehligte.
erwegener Muth machte ihn zu einem ber erften Helden; nad) Neſtor's Zeugnig -
lertraf/ er darin alle feine Altersgenoſſen. Von Pallas beſchirmt, focht er nicht
w mit den tapferften Feinden, viele berfelben erlegend, fondern wagte ſich felbft in
m Ramıpf mit ben Unfterblichen. Als Venus ihrem Sohne Äneas gegen ihn zu
Bitte kam, verwundete er die Göttin mit dem Speere an der Hand, und würde
den Äneas entriffen haben, wäre nicht Apollo zur Rettung herbeigeeilt. Aber
WAR gegen diefen drang er dreimal kampfluſtig an, big die drohenden Worte des
Weiabaren Gottes ihn zuruͤckſchreckten. Won Pallas ermuntert, wandte er fich
We gegen den Mars, verwundete ihn in den Unterleib, und zwang ihn, nad) dem
map zuruͤckzukehren. Auf gleiche Weife that er ſich in der Rathsverſammlung
Yewe, Er widerſprach kuͤhn Agamemnon’s Vorfchlag, Troja unverrichteter Sache
gwelaflen, und hintertrieb ihn; auch blieb er bei feiner Meinung, als Achill die
mughetene Ausſoͤhnung verweigerte. Dadurch, daß er die Pferde des Rhefus er⸗
X er eine der Bedingungen, unter denen allein Troja erobert werden
Auch holte er mit Ulyſſes die ebenfalls zur Eroberung der Stadt noͤthigen
des Hercules und den Philoktet von Lemnos herbei, und befand ſich mit in dem
um Dferde, durch welches endlich Die Einnahme Trojas gelang. Zwar kam
Ic in feine Heimath zurück, aber Venus verfolgte ihn mit ihrer Rache. Dieſe
au We ir Bemahlin des Abroefenden, Agialin, eine ftrafbare Leidenfchaft gegen den
eingeflößt, und Diomedes mußte bei feiner Ruͤckkunft verfprechen, Argos
aſſen und bei Todesftrafe nie zuruͤckzukehren. Er fchiffte hierauf mit feinen
Im Freunden nad) Stalin; doch wird von feinem Aufenthalte daſelbſt viel
hytechendes gefabelt. Bald foll er hier in einem hoben Alter geftorben, bald
m Lörige Daunus umgebracht, bald auch bloß auf den nad) ihm benannten
Yin verſchwunden fein. Ihm wurde nach feinem Tode göttliche Ehre erwieſen.
Dion, ein Sprakufaner, der fich in der Gefchichte dieſes Staats einen un⸗
Babächen Ruhm erroorben bat. Er lebte zu den Zeiten der beiden Dionyfe, mit
lem verwandt war, und auf die er einige Zeit hindurch vielen Einfluß hatte.
Ur aber verſuchen wollte, die tyranniſchen Grundſaͤtze des juͤngern Dionyſius
di Lehren. der Philoſophie zu verdraͤngen, gelang es ſeinen Feinden, ihn bei
ig zu machen und feine Verbannung zu bewirken. Dion begab ſich
Griechenland, wo er durch feine fchöne Geſtalt, noch mehr aber durch tie
Aukden Eigenfcyaften feines Verſtandes und Herzens, ſich fo zahlreiche Anhaͤn⸗
MR wichaffte, daß er befchloß, Gewalt grgen einen Kürften zu gebrauchen, der
haften Lehren fein Ohr verfchloffen hatte, und fein Vaterland zu befreien. Zu
In Ende ſchiffte er ſich mit 800 muthvollen Kriegen ein, landete auf Sicilien,
ab eilte, da Dionyſius vor wenigen Tagen nach Stalien gereift war, nad) Syra⸗
Dh mo er unter dem Jubel der Eintvohner einzog. Dionys Eehrte zurück, machte
Adige Verfuche, cin Anfehen wieder herzuſtellen, ward aber endlich gezreunaen,
ix Krone zu entfagen und ſich mit feinen Schägen nid) Stalien zu flüchten. Aber
ah Dien, gegen den feine Mitbürger ungerechtes Mißtrauen heqten, fah fid) ges
die Stadt zu verlaffen. Als fich jedoch neue Unorbnungen entfpannen,
Kamen ihn zutuͤck, und er var eben beſchaͤftigt, die republikaniſche Regierung wie⸗
Dioptriß Diplom 299
month, andy bie mit Löchern oder Ritzen verfehenen, auf einem Lineale fenkrecht
when Metaliplatten felbft; 2) ein wunddrztliches Werkzeug.
Dieptriß, die Lehre von den gebrochenen Lichtftrahlen oder von den Ges
a, mac weichen das Sehen erfolgt, wenn die Kichtftrahlen, bevor fie das Auge
ithen, durch verfchiebene brechende Mittel, z. B. aus der Luft erft noch durch
word Ange gehaltene Glas des Fernrohrs, gehen, Die Dioptrit macht alfo
fan Kell der Optik, d. i. der Lehre vom Sehen überhaupt, aus. Sie erktärt
BR Die Lehre von der Berechnung ber Lichtſtrahlen überhaupt, und beftimmt hier=
WB De Wege, welche diefelben nehmen, wenn fie in ebenen und krummen Flaͤ⸗
werden. Hieraus leitet man die Eigenfchaft der Kinfengläfer, die
fenheit der Strahlenbrehung im menfchlichen Auge, die Erfcheinung des
Ben Luc, Einfengläfer und die Zufammenfcgung derfelben, folglich die Theorie
ebher, Vergößerungsgiäfer ıc. her. Die Alten Eannten diefe Wiffenfchaft
Die Naturkunde der neuern Zeit hat ihr ungemein viel zu verdanken,
fe, oder vielmehr durch Hülfe der Glaͤſer, die fie bilden lehrte, find dem
Ben Auge Segenftände erreichbar geworden, von denen man bis dahin
Mehnte. Kepler, Snellius zu Leiden, Gartefius, Newton u. X. erweiterten
zur diefe Willenfchaft, fondern gründeten auch einen großen Theil ihrer Ent:
x aufbiefelbe. In unfern Zeiten hat vorzüglich Dollond in London durch)
ichtigen Erfindungen (f. Ahro,matifc) die Dioptrik ungemein.bereichert.
lieferte zuerft eine vollftändige Anwendung der allgemeinen Arithmetit auf
Bere — Dioptrifch, mas diefer Wiffenfchaft angemeffen ift, oder ſich
beieht. (Vgl Brehung der Lichtfirablen, Fernrohr, Lin»
Bläfer.) ©, „‚Dioptrica auctore Leonhardo Eulero“* (Petersburg
m 11, 3 Bde., 4.) Deutfcher Auszug durch Klügel „Analytifche Diop⸗
(ip. 1778, 2 Bde., 4.).
Dierama, ſ. Drama.
Dieftorides (Pebanius), geb. zu Anazarbus (Caͤſarea Auguſta) in Ci⸗
wi 1. Jahrh. nad) Chr., ein griechiſcher Arzt, der ein beruͤhmtes Werk über
Phieria medica in fünf Büchern binterlaffen hat. Es ift befonders für die
von Wichtigkeit, da die meiften Heilmittel, von denen der Verf, fpricht,
Din Dflanzenceiche genommen find. Außerdem werben ihm noch zwei andre
MR ngefchrieben, von benen da8 eine: „„Alexipharmaca“‘, mit der genannten
ia medica als die drei legten Bücher derfelben verbunden worden. Es hans
wu des Giften der drei Maturreiche und ihren Gegengiften. Das andre führt
Del „Euperista‘‘, und handelt von den leicht zu erhaltenden Heilmitteln.
Bike Ausgabe des Dioskorides ift von Saracenus (Frankfurt 1598, $ol.),
ft Commentar, von Matthiolus (Vened. 1565, Fol.).
Diosluren, Kaftor und Pollur, die beiden Zwillingsfähne des Supiter,
tem der Kämpfer, Reiter und Schiffer. (S. Kaftorund Pollur.)
Ippthong, Doppellauter, d. i. ein Laut, der aus zwei zuſammenge⸗
Bocaten, Seibfilautern, befteht, oder eine Verbindung zweier verfchiedenen,
einer Mundoͤffnung ausgefprochenen Wocale, 3. B. au, ei, eu, du, ai;
aber &, 5, üi, weiche man fonft faͤlſchlich für Diphthongen hielt, weil man
der unfchidlich gebildeten Schriftzeichen irrig glaubte, daß fie aus a und e,
e, w und e oder I hervorgegangen feien.
Diplom, (von dmios, ich lege zwiefach zufammen), eigentlich ein Doppel
KK d. h. ein Brief, der nur einmal zufammengelegt if, und dadurch in zwei
getheilt wird. Man verficht aber allemal unter Diplom eine mit Unter
ft und Siegel beglaubigte Urkunde, in welcher Rechte, Freiheiten, Würden
werben; 3. B. ein Abelebiplom, d. h. ein Adelsbrief, eine Urkunde, in
ber Adel setheilt ober betätigt wird. So auch Doctorbiplom, Magiſter⸗
r2
Dippel Diren 35
Dippel (Johann Konrad), ein Schwärmer, geboren auf dem Schloffe
Arnflein bei Darmftadt den 10, Aug. 1763, fludirte zu Gießen Theologie,
aMeicin, weil er die Feffeln der Orthodoxie nidyte ertragen konnte, Er irrte
ulhiedenen Gegenden von Deutfchland und Holland umher, hielt zu Stras:
ng Vorleſungen, und ging endlich nad Dänemark. Hier ließ er feinen Daß
wen die Geiſtlichkeit fo zügellod auß, daß er aufBornholm gefangen gefegt wurde.
er wieder loskam, begab er fich nach Schweden, und feste ſich dafelbft durd)
Miche Cuten in ſolches Anfehen, daß ihn der König in einer ſchweren Krankheit
mh Gtecholm berief. Auf dringendes Anſuchen der Geiſtlichkeit mußte er das
ald ein Religionsfpötter verlaffen; ging dann nad) Berleburg, und ftarb den
Ani 1734 auf dem Scyloffe Wittgenftein. In f. früheren Sahren erſchienen
fee Eitten zweideutig. Bei aller Schwärmerei und Theofophie, wozu ihn das
Win kim des Jakob Böhm gebracht hatte, war er einer der gelehrteften Min:
IR, der die Unftatthaftigkeit mancher Dogmen gluͤcklich, aber kuͤhn aufdeckte, und
ader Chemie nicht gemeine Kenntniffe hatte. Er foll der Erfinder des berli-
Be Bıns geweien fein, wenigftens die Zufammenfegung deffelben theoretifch ges
men. S. zahlreichen Schriften gab er unter dem Namen Chriftianus
mmscritus heraus,
Diptihon, Diptychum (Griech.), bedeutet urfprünglich daffelbe,
Diploma, ein zwiefach Zufammengelegtes. Die Griechen und Römer hatten
hunter mehren Formen ihrer fchriftt. Aufſaͤtze auch die, daß fie metallene,
ame und hölzerne Taͤfelchen von einerlei Größe an einander legten, und mit
in Gelenke, oder mit durchgezogenen Riegelchen befeftigten, um fie bequemer tragen
Im, oder auß einer Hand indie andere gehen zu laffen. Dieſe heißen urfprüng-
IDiplomata ober Diptycha. Jene und dieſe Benennung erhielten in
Ban Zeiten andre Bedeutungen. Die Diptycha wurden wichtig in der chriſt⸗
Bi Sichenverfaffung, wo man deren drei Arten hatte: der Biſchoͤfe, der Leben⸗
a der Verſtorbenen. Die erſten enthielten Namen und Keben verdienter Bi:
B; hide wurden an Seiertagen verlefen, und dies gab Veranlaffung zum Ka:
Wr In den Diptochen der Lebenden ftanden die Namen um die Kirche vers
lebender Päpfte, Patriarchen, Bifchöfe und andrer Geiftlichen, Kaifer,
Fürften und andrer Großen zum Behufe des Kirchengebets; in denen der
denen waren die in dem Heren Verftorbenen angeführt, deren auch in dem
Mlegıtete gebacht ward. Außerdem findet man nod) Diptycha mit den Namen
" Directe Abgaben, f. Abgaben.
“ Directorium, die oberfte Leitung eines Gefchäfts in einem geſellſchaft⸗
A Decein und ber Ausfchuß oder die Perionen, welchen diefelbe übertragen if.
Se Nomen führte ein Collegium von fünf Staatsbeaniten, welchem nad) der
a Conflitution die vollziehende Gewalt in Frankreich übertragen worben war,
hes auch in andern Staaten, wo dieſes einen herrſchenden Einfluß hatte, als
Schweiz, Holland u. f. w. nachgeahmt wurde. Die beiden gefeßgebenden
emählten die Mitglieder dazu: alle Jahre ging eins ab, und wurde durch
exſett. Das Directorium verwaltete überhaupt Alice, was die Conſtitu⸗
area 1791 der Eönigl. Gewalt übertragen hatte. Die fieben Etaatsminifter
unmittelbar unter ihm, und es hatte freie Macht fie ab: und einzufegen.
Rah de Revolution vom 18. Brumaire wurde diefer Staatskoͤrper, wie Die ganze
Kat in Berbindung ftehende franz. Conftitution vom 3. III, aufgehoben. Zur
des Directoriums und des 18, Brum, find die „Meıinoires de Gohier‘*
* 1824, 2 Bde.) (Louis Serome) des letzten Praͤſidenten des Directo⸗
wi
Diren, ſ. Eumeniden.
Gmn.ser. Sicbente Aufl. Bd. III. 20
306 Dis "Discontiren
Dis, Name des Pluto (f.d.) und des. Habdes bei den MI
DIS, In der Mufit, die um einen halben Ton erhöhte zweite
tenifcyen Scala; gleich der um einen halben Kon erniebrigten dritte
Discant, f. Sopran.
Discantfhlüffel, f. Schtäffel
Disciplin, 1) der Theil der Erziehung, welcher in der Le
ſchraͤnkung geſetzwidriger Neigungen und Begisrden befteht, wobet 1
Hauptrolle fpielt ; 2) die Zucht felbft, z. B. Kriegs: oder Mannszu
etplinicen, zur Zucht und Ordnung gewöhnen. Sonft wurde das
Geißel ſelbſt, als ein Mittel der Frömmigkeit, Disciplin genannt.
ven Religionen wird die Disciplin der Doctrin, oder den Glaubensl
Unterricht in benfelben entgegengefegt, und begreift die Rirdyenzı
Aufficht über die Kicchenglieder, in Beziehung auf gottesdienſtliche ot
drige Handlungen, und die Handhabung bed Zwanges in biefer Bi
dem wiffenfchaftlichen Gebiete nennt man fo jedes befondere Fady, o
dere Wiſſenſchaft. -
Discontiren, abredinen, abziehen, wirb befonber® bei
braucht, bie erſt nach einer gewiſſen Zeit zahlbar find, und die der 2
gleid), wenn fie vorgezeigt werden, mit einem gewiffen verhätmigm
baar auszahlt und folchergeftalt an fich kauft; oder aud) gegen baa
mit Verluft einiger Procente, an einen Andern abtreten. Discont
zug. Man fagt z. B., ber Disconto ift geftiegen oder gefallen, d. h
—X ‚ober geringerer Abzug gegeben, welches ſich nach ber größern
Summe des an einem Handelöplage umlaufenden baaren Geldes rich
Berechnung über den Disconto wird der Tag, wo der Handel vom !
ſchloſſen wird, als der erſte Tag, und an Orten, wo Reſpecttage bei
zahlungen ftattfinden, die Mitte berfelben als der legte Tag angenoı
Discontant pflegt mehr auf den Acceptanten ala die Indoffanten oder
Wechſels zu fehen, und überhaupt gibt es barin, wie bei Waaren, P
cunda = und Zertiapapier, d. h. der Discont richtet fich nad) ber auf t
plage angenommenen Meinung von der Sicherheit des Acceptanten di
Discorbia . Dispenfation 307
agheit, Redlichkeit und Einſicht ihrer Verwaltung. — Discöntor
isse d’escompte) in Frankreich, eine Zettelbanf, welche zu Paris
ner Geſellſchaft von Privatperfonen mit einem Capital von zwoͤlf Mill.
et wurde. Während der Revolution wurde fie aufgehoben, und an
sat in neuern Zeifen die Banque de France.
:ordia, f. Erik.
:retionstage, im Wechſelrechte, Nachſichts⸗ ober Srifftage, welche
rfaltzeit des Wechſels zugeftanden werden. Sie find nicht auf allen
‚en gleih. Amfterdam 5.8. gibt deren ſechs, Hamburg elf, Leipzig
an nennt fie gewöhnlicher Reipecttage. Man betradıtet es als ein uͤb⸗
wenn der Accedtant die Refpecttage ſaͤmmtlich benutzt, und es iſt Sitte,
en Wechfel bei der erften Prifentation zu bezahlen.
eu 8, bei den Griechen und Römern, eine fteinerne ober metallene, flach
in der Mitte durchbohrte und durch Riemen an ber Hand befeftigte
- Das Discusmerfen gehörte zu den gymnaftifchen Übungen. Es
n olympifchen und andern Spielen für eine große Ehre gehalten, den
Schleudern des Discus zu übertreffen. Perſeus foll ihn erfunden ha-
pollo tödtete damit den Hyacinth. An manchen Orten wird der Teller,
Hoftien bei der Sontecration liegen, Discus genannt, Desgleichen auch
Theil einer Bluͤthe.
junction, f. Urtheil 0. |
pache, die Auseinanderfegung ober Vertheilung eines Seeſchadens
x Theilnahme verpflichteten Perfonen, nach demjenigen Seerecht, wel⸗
Fund Ladung zur Zeit des erlittenen Schadens unterworfen waren. Die
zen Seehäfen von der Obrigkeit zu dieſem Gefchäfte angefegte Perfon
yacheur. Diefer entwirft nad) Gefegen, Herkommen, Schifföpapieren
rung (dem Uber den Schaden aufgenommenen Protokoll) die Berech⸗
beftimmt die Ausgleihung zwiichen den Verficherern, Befrachtern und
ei betheiligten Perfonen. (Vgl. Avarie.) |
penfation, die Aufhebung oder Modiftcation eineß verbietenden
reinen einzelnen Fall, welche von der hoͤchſten Gewalt ausgeht, und fo
(tt fein kann, als die verbietenden Geſetze felbft find. Sie fteht, mas
ngelegenheiten betrifft, in monarchifchen Staaten dem Regenten zu, allein
llzu haͤufigem Gebtauch das ganze Geſetz aufhebt, oder auch in einzelnen
Berhältniffen die Grundlagen der Stantöverfaffung erfchättern kann, fo
ftitutionelle Ausnahmen diefer Befugniß. In geiftlichen (vorzüglich in
) ift die Dispenjation in ber Fatholifchen Kirche eine Sache der geiftlichen
des Biſchofs; In den wichtigen Fällen (3. B. von abgelegten Geluͤbden)
Dapfte felbft vorbehalten. Die weltliche Regierung kann nur verlangen,
nterthanen dergleichen nicht ohne ihr Vorwiſſen fuchen und erhalten. In
lichen Kirche iſt das Dispenfationsrecht an die Landesherrn, oder menn
iſch find, an die Staatsregierung und die von derſelben eingefegte oberfte
zehoͤrde gelommen. Die Dispenfation ift Gnadenſache; es kann alfo
igung derfelden nie ein rechtliches Gehört verlangt werden. Sie hat ihre
3 Örenzen, indem fie eines Theils den erworbenen Rechten Andrer nicht
daher die Ertheilung und Ihre Wirkungen wol im Wege Rechtens anges
den koͤnnen, andern Theil, indem fie niemals mit rechtlicher Wirkung
Geſetzen eintreten kann, welche eine ſchon von Natur oder nad} den Vor
er Rellgion unbedingt unerlaubte und fhändliche Handlung verbieten.
3. B. das Verbot der Ehe zwiſchen Ältetn und Kindern, und zwiſchen Ger
einer Dispenfation unfähig („Preuß. allg. Landrecht“, X. TE, ii. I,
id ebenfo würden Dispenfatlonen zu Mord, Diebſtahl, Betrug urn Aw
re | 20°
308 Dispenfatorium Diffidenten
beim, was ſchon nach dem Vernunſtrecht für Werbrechen Hk, ohne vedy
ung fein. Der Souveraln ift ſchon durch feine Eigenſchaft ais Mega
Verboten ber gewillkuͤtten Gefeggebung frei (princeps legibus solutus
von jenen natürlichen Verboten kann er ſich auch nicht bißpenfiren, ſ
wenn er fie Übertritt, nicht zur perſoͤnlichen Verantwortung gezog
Seine eigne Befreiung geht daher rechtlich nicht welter, als er auch
penficen fönnte, und conftitutionelle Gefege können ihn aud hierin no⸗
änten.
fer Dispenfatorium, ein Apothekerbuch oder Arzneibuch,
Arzneimittel angegeben find, welche in der Apotheke vorräthig gehalten '
ten, auch die Art ihrer Zubereitung den Apotheken vorgefchrieben wirl
des Land und viele große Städte haben ihre eignen Dispenfatorlen, n
Die Apotheker ſich zu richten verbunden find.
Difpondäus, f. Rhythmus,
Dispofition, ſ. Schlacht.
Disputation, ein von Zweien oder Mehren zugleich muͤnd
oͤffentuch angeſtellter, geiehrter Streit, bei welchem bie eine Partei (der
das Gegentheil von Dem zu behaupten fucht, was die andre (der Refp
Defendent) behauptet hat. Der Hauptziel eines ſolchen Wettſtreits ſ
nur fein, bucch methodifche Aufftellung der Beweiſe und Gegenbeweiſe
und damit Einftimmigkeit der Meinungen herbeizuführen; der Mebe
Übung ober Beroährung der Denk > und Sprachfertigkeit. Die Regelr
putirens ftellt bie angewandte Logik auf. — In augural: (Einweihung:
tation, eine folche, die zumAntritt einer atademifchenStelfe gehalten wi
bititationsdisputation, durch welde das Recht, Vorleſungen
erlangt wird. — Promotionsdisputation (pro gradu), durch t
eine akademiſche Würde erwirbt. Ste werden mit ober ohne Präfes, b.|
tern vorfigenben Lehrer der Univerfität oder Schufe, gehalten. — Auch wie
Dieputiren zum Grunde gelegte Streitſchrift Disputation genannt,
Diffenters (wörtlich: Widerfprechende, Andersbenkende), f
eanifhe Kirche.
Diffonanz Diterich 309
einen Bertrag zu Stande, durch den fie ber Extholifchen Partei wieder gänztich gleich
welt wurden; aud) hob der Reichstag von 1768 die ihnen nachtheiligen Schlüffe
wf. Da aber ber Krieg mit den Öegenconföderationen ausbracdh, und das
Weich getheilt wurde, fo ging nichts in Erfüllung, bis endlich bie Diffidenten 1775
die Freiheiten wieder befamen, mit Ausnahme des Nechts, auf Senator » und
Axiſterſtellen Anſpruch zu machen. Die neuern Schickſale Polens haben den
Diffidenten mit ben Katholifchen gleiche Rechte verfchafft.
Diffonanz, Zufammenktlang zweier oder mehrer Töne, deren Verbin
Isng an ſich betrachtet dem Ohre widrig ift ; dann der Zon oder das Intervall felbft,
> meiches diefe Wirkung £ervorbringt und um mufitalifch zu wirken, regelmäßig in
ia canfonirendes Intervall übergehen (aufgelöft werden) muß. (S. Inter⸗
sell ımb Accord.)
Diftanz, die Weite, der Abftand oder die Entfernung eines Dinges von ei⸗
mem andern, welche eigentlich nach der kuͤrzeſten Linie zwifchen ihnen gemeffen wird.
Hierbei bedient man ſich getoiffer gegebenen Mittel, fo 3. B.um die Diſtanz derSonne
anb aller Planeten vonder Erde zu beflimmen, benugtman feit dem 18. Jahrh. den
Berlbergang der Venus vor der Sonne. — Diftanzenmeffer, ein mathe.
wat. Inſtrument, durch welches man cine Diftanz glei) vom Standorte aus bes
Bann kann, wie z. B. der Diaftimeter (f. d.).
Diftichon, d. i. ein Doppelvers, befonders ein aus einem Herameter
ab Pentameter beflehendes metriſches Zeilenpaar. So z. B. Schiller's Diflichon .
da Diſtichon:
Sm Hexameter fteigt des Springquells filberne Säule,
Sm Pentameter drauf fällt fie melodifch herab.
De fidy der Erguß der Empfindung in dem fortftrömenden Herameter, die Maͤßi⸗
yong in dem mit zwei füft gleichen Einfchnitten verfehenen, bemmenden Pentames
ie ſehr lebendig abfchildert,, fo ift dies Versmaß ohne Zweifel die paffendfle Form
re Elegie(f.d.), und wurde daher das elegiſche Versmaß genannt. Zugleich
Es Diftichon zur lieblichen Einfaffung einzelner kleiner Gemälde von Gedanten
m Empfindungen geeignet. Dive ift die natürliche Urfache, warum der Grieche
he Epigramme faſt ausichlieglid) in diefe Form goß; der Deutfche folgt auch hier
nit slchlicher Wahl der Spur des Griechen. Die Nationen, welche das Vers⸗
mu nicht haben, nennen wol auch jedes kleine Gedicht in zwei Verfen ein Diſtichon.
Dite rich (Johann Samuel), geb. d. 15.Dec. 1721 zu Berlin, zuletzt Ober⸗
anffiorialrath und Archidiaconus an der Marienkirche dafelbft, wo fein Vater
keffelbe Archidiaconat bekleidete. 1738 ging er, vorzuͤglich um Alex. Baumgarten
u biren, auf die Univerjität zu Frankfurt, 1742 auf die zu Halle, ward 1744
Hanslebrer, 1748 dritter Prediger an der Marienkirche und Gehülfe feines Va⸗
ins, nady deflen Tode 1751 er in die zweite und 1754 in die erfte Predigerftelle
Wer in das Archidiaconat einruͤckte. 1763 ernannte ihn die Königin zu ihrem
Beichtvater; 1770 ward er Oberconfiftorialeath, und ftarb am 14. San. 1797.
D. war ein Dann von hellem Blicke und achtungsmwerthem Charakter, der ſich aud)
in der Periode, ats Wöllner die Eicchlichen Angelegenheiten leitete, durch moralifche
Angheit auf feinem Poften zu behaupten mußte und feinem Gollegen, dem hyperor⸗
ederen H. D. Hermes (der nicht mit J. A. und Tim. Hermes zu verwechſeln
Fi, ohne Bitterkeit die große Verſchiedenheit ihrer beiderfeitigen theologifchen Dent:
at zu verftehen geben konnte. Als ihm einft bei einem Candidateneramen, da er
fine Brille vergefien hatte, Hermes die feinige reichte, um die Stelle aus dem A.
T. die Diterich hatte aufichlagen laffen, nachzulefen, äußerte Diterich: „Ich danke
Ihnen, licher Herr College, id) zweifle aber, daß ich durch Ihre Brille werde die
beit. Schrift leſen Eönnen”. — D. machte ſich verdient durdy ſ. „Kurzen Ent⸗
wurf der chtiſtlichen Lchre” (neue A. 1781). Er hatte dieſen Katechismus 1754
310 Dithyrambus Ditters von Dittersdorf
für feine Katechumen aufgefegt und 1763 vermehrt, 1772 aber u. d. X nl
weifung zut Gluͤckſeligkeit nad) ber Lehre Jeſu (neue Ausg. 1788), hetartxa
Dann ſchrieb er: „Andachten für Cheiften, welche zum heil. Abendmahl 9
(1775). Zweiundbierzig von ihm gedichtete Lieder find großentheil6 in umfere
Gefangbäüder(f.d.) aufgenommen, fowie 26 Nahahmungen alter Lie
viele Umfchmelzungen Älterer Lieder. Durch eine Sammlung, an welche
Collegen Kichhofund Bruhn einigen Antheil hatten, die er u. d. T.: „Lin
öffentl, Gottesdienft” 1765 herausgab, und die zufolge eines Eönigl. Refert
ben dem Porfl’fchen alten Gefangbuche bei dem öffentlichen Gottesdienſte in’
gebraucht wurde, veranlaßte D. die Gefangbuchveränderung in Deutſchland
zur Ausarbeitung des neuern berliner Geſangbuchs, von 1780, ward er von
Ding und Teller, welche damit beauftragt waren, zu Rathe gezogen. 1
fhägt man noch fein „Gefangbuch für die häusliche Andacht" (Werlin 1787
Dithyrambus, Beiname des Bacchus, weil er zwei Mal geben
den fein follte, ein Dal von f. Mutter Semele, und dann aus der Hüftef.
Jupiter, ober weil ihm mehre Mütter gegeben wurden. Dann ein Ged
Ehre des Gottes an feinen Feften gefungen. Da man diefe Feſte mit ala
muth feierte, der dem trunkenen Gott gefallen mußte, fo konnte es nicht fehl
audy ber zu dieſem Gottesbienft gehörende Dithyrambus eine Art trunke
ſerei athmete. Daher tühnere Bilder und Wortverhindungen ; je mehr fd
. Unordnung, je näher der Kühnheit des Trunkenen, deſto dithyrambiſch
Nach der wilden phrygiichen Zonart ward er in Chören gefungen. Ation a
thomnaͤ, auf der Infel Lesbos, wird für ben Erfinder gehalten; im die öffı
Spiele führte ihn zuerft Laſos aus Hermione ein. Endlich bezeichnet amd
thytambiſches Gedicht ein Iprifches Gedicht von wilder, ſtuͤtmender Brad
wie viele Oden des Pindar.
Ditterd von Dittersdorf (Karl), geb. zu Wien 1739, ı
betiebteften und vieleicht der erfte unter den komifchen Theatercomponiften
Nation, voll Charakter, Laune, naiver Erfindung, Gewandheit in dern
fhen Declamation und Behandlung feiner Texte, ſelbſt Dichter, Ei]
zeigte er fich ſchon als Künfkler auf der Violine. Der berühmte Hornifl:
empfahl ihn ben Kürften von Hilbburahaufen fo, dafi diefer den jungen
312 Dobberan Dobrowsky
ſten zu behaupten, ohne daß er den Befehlen von Conſtantinopel ante
horchte als ihm gut důͤuchte. Als Bonaparte 1799 in Sprien einfid, 4
außer ſich vor Wuth, daß europäifche Chriften es wagten, feine Landfel
zu wollen. Diefer Ingeimm fteigerte feine ungeftüme Tapferkeit, unıı
von dem emigrirten Franzoſen Philippeaur, der als Ingenieur die Bert
trefflich Teitete, befonders aber von Sir Sidney Smith, ber mit einigen
Kriegeſchiffen den nachdruͤcklichſten Beiſtand leiſtete, Eonnte D. ſich rät
Mann, vor dem Europa gezittert hatte, zum Ruͤckzuge gezwungen zu bi
hatte fpäterhin blutige Fehden mit dem Grofvezir und dem Paſcha von S
farb 1804. Dijezzar's Regierung mar fo biutgierig und geaufam, da
den Namen Diezzar (dev Schlächter) führte.
Dobberan, Schloß und Sieden (210.9. und 1400 Ein.)
eine Stunde von der Oſtſee, im Herzogth. Mediendurg = Schwerin. Jr
fieht man die Begeäbniffe ber alten Herzoge von Medienburg und andre
Eine Viertelmeite davon zieht fi der Heilige Damm, ein hoher
die Natur kuͤnſtlich gebilbeter und wunderbar gefärbter Steine, weht u
hinaus. Das Meer fol diefe Steine in einer Nacht, vielleicht durch et
aufgeregt, ausgervorfen haben. Das vormalige Eiſtercienſerkloſter ift jet
liches Jagdſchloß. Das eine Stunde von Dobberan entfernte Se
Aitefte deutſche Seebadeanſtalt, ward auf Befehl des Herzogs 1793 ange.
an der Oftferküfte liegt, umgeben von Eleinern Gebäuden, das große
weldyem das Seewwaffer durch Pumpen und Röhren zugeführt wird. T
Talte und erw aͤtmte Bäber ; aud) find Vorrichtungen zum Negenbad, 4
douche ic. Gebadet wird in der See mittelft Badekarren mit + Rid
die Badezeit über in der See bleiben, und aus deren innerm Raume, de
Heiden dient, eine Treppe ins Waffer hinabführt. Gegen die Machtt
wellen ift da& Ufer durch eine Mauer geihügt. Ein hohes, fdyattenreic
vor dem Babe zum Nuhen und zur Abkühlung biftunmt, mit einer fd
ſicht auf die weite See, ftcht am Ufer. Nach dem Bade kann man inı
walbe ſich Bervegung machen. Geit 1811 iſt ein Haus für 12 arme
eichtet, welche die Bäder ganz frei erhalten. Da nur wenige Curgaͤſt
Rinen a f 4 a
- Dobfchäs Doctorwärbe 313
ſchen Ausg. des Jornandes für bie frankf. Geſellſch. für die Ältere deutſche
befchäftigt. Liber f. Leben f. Hormayr's „Archiv”, Aug. 1824,
obſchütz, preuß. Gmerallieutenant. Nach dem Frieden von Tilſit war
Auswechfelung und Organiffrung der Kriegsgefangenen uͤbertragen; er bes
deſes Geſchaͤft ehrenvoll, und zog ſich hierauf in die Stille des Privatleben
Landgut bei Glogau zuruͤck, wo er jedoch bald den ihm angetragenen Poften
reiſslandraths übernahm. Als ſich 1813 das preuß. Volk zum legten ent⸗
ven Kampfe erhob, trat D. wieder in Wirkfamkeit, organifirte als Divi⸗
die 2. Divifion der ſchleſiſchen Landwehr. Er leiftete durch die geſchickte
fchloffene Behauptung der Stadt Keofien, eines damals für die Armee in
a wie für die Deckung Berlins gleich wichtigen Punktes, feinem Vaterlande
efentlichen Dienft, der ihm um ſo mehr zum Nuhme gereicht, ale ihm nur
kılängliche Mittel zu Gebote flanden, den, fogar auf den Waffenſtillſtands⸗
geftügten Foderungen des Marſchalls Victor, zu widerſtreben. Er wurde
zum Gemeralmajor ernannt und übernahm nad) dem Waffenſtillſtand das
mdbo über die zum 4. Armeecorps gehörige Neferve bei Berlin, trug in
igenſchaft bei der Schlacht von Grofbeeren fehr viel zur Behauptumg der
e die Erhaltung Berlins fo wichtigen Pofition von Blankenfelde bei, befeh⸗
dem Zeitraum zwifchen diefer Schlacht und der von Dennewitz eine deta⸗
ufitellung in der Gegend von Zahne und vertheibigte fid), von feindlicher
cht mehrmals angegriffen, tapfer und nahm an der Schlacht von Dennewig
ie Wertheidigung der Höhe von Juͤterbogk den ruͤhmlichſten Antheil, und
endlich) den Sranzofen bei der Verfolgung nad) diefer Schlacht am 19. Sept.
khiberg ein fehr glückliches Gefecht, in dem drei franz. Chaffeurregimenter
michtet wurden. Am 23. Oct. übernahm D. mit f. Brigade die Einfchlies
on Wittenberg, verivandelte dieſe Ende Dec. in eine förmliche Belagerung,
Im in der Nacht vom 12, bis 13. Jan. 1814, da das Belagerungscorps fchon
den bedeckten Weg vorgeruͤckt war, und der Seind die Gapitulation vermeis
Feſtung mit Sturm, Nach diefer Wuffenthat erhielter den Oberbefehl über
decorps der Citadelle von Erfurt, ohne jedoch, da die Werke ſtark und die
Belagerung gering waren, etwas Ernflliches gegen diefelve unternehmen
. Nach dem Frieden war Dobſchuͤtz ald nad) Abgang des Fürften Rep⸗
Rd des ruſſiſchen Gouvernements Suchfen bis zur Ruͤckkehr des Königs uns
xuß. Verwaltung ftand, Millitaircommandant in Dresden; während des
ıge& 1815 Generalgouverneur der Rheinprovinzen und endlidy nad) Beendi⸗
des Kriegs Commandeur der glogauer Divifion. 1818 wurd er zum Öenes
tenant befördert,
Docke (Dodforme), 1) in der Schiffsbaufunft entweder der Ort, wo bie
e im Hafen eigentlic) liegen, oder auch eine befondere Abtheilung im Hafen,
Kriegsſchiffe und Guleeren hinter einem Baume liegen, und dafelbit nufges
ausgebeſſert und Ealfatert, oder neu erbaut werden. In diefen Dodenbes
ı find gemeinlicy große Schleufen oder Thüren angebracht, welche das Sees
lußwaſſer von dem Eindringen abhalten, um ungehindert arbeiten zu Eönnen.
e Arbeit geendigt, und foll das Schiff ablaufen, fo werden die Eihleufen ges
Das Waſſer dringt in die Docken, hebt das auf dem Stapel (Geruͤſte befind⸗
Echiff, und führt e8inden Strom. Nach der Benugung der Docke tft auch
nlage. Entweder find fie troden und erhalten erft durch Schleuſen Waſſer
rme); ober fie find an fich voll Maffer (le bassin) ; oder fie werden nur durch
zewaͤſſert (le chantier). 2) In der Baukunft heißen Do den Eleine, dide,
Sims oder Kranz tragende Säulen, welche zufammen ein Beländer (Docken⸗
yer oder Baluftrade) ausmachen.
Doetorwärde. Der Name eines Doctor (Gelehrten) kam vor er
314 . " Doctrinairs Döperlein
Eneftehung der hohen Schulen auf. Die damit verbundene Würde er
auf der hohen Schule der Nechtögelehrfamkeit zu Bologna zwifchen 1128
öffentliche Geroihr, wo der berühmte Irnerius (Werner) feit 1128
lehtte, und als Lehrer der Rechte vom Kaifer beftätige wurde. Diefer fü
fer Lothar II., deſſen Kanzler er war, bewogen haben, die Doctorpren
mit angeftellten Prüfungen verbundene Erhebung zum Doctor) einzufüh
der Suriftenfacultät Bam diefe Anftalt zur theologiſchen, und man gibt <
Sacultät zu Paris dem Petrus Rombardus, der 1159 Biſchof von Pa
zuerſt die theologiſche Doctorwuͤrde ertheilt habe, 1329 wurde Wilh.
vom Collegio zu Aſti zuerft zum Doctor artium et medicinae promc
den: Phitofephen kam diefe Wuͤrde zulegt, weil fie ſich fpäter zu eine
Facuftät verbanden. Doc) behielten fie gewöhnlicher den Mia
Doctorpromotionen find feierlich und öffentlich, oder ohne Feier!
plome). Die Rangordnung ift: Doctor der Theologie, der Jurispr:
Mediein und der Phitofophie. Außerdem werben zu Orford und Camt
Doctoren der Muſik gekrönt. Der große Haydn erhielt von Orford biei
titel, forwie Romberg.
Doctrinairs. In der franz. Deputirtenfammer zeichnete |
» zweiten Wiederkeht der Bourbons eine kleine Zahl von Männern au
fich weder zu den Anhängern der unumſchraͤnkten Gewalt, noch zu den!
‚gern der Revolution zählen Laffen wollten. Sie flimmten mit dem dama
nifter Decazes und beBleideten zum Theil Stellen im Minifterium, wie di
raͤthe Camille Jordan und Noyer: Gollard. Ihr Spitem bezweckte ein
tionelle Monarchie mit einer groͤßern Kraft der Regierung als die ſtrengen
len zugeftehen wollten, aber audy mit mehr Befchränkung der Herricherger
befonders mit wenigern Ruͤckſchritten zur alten Berfaffung ale die Ronal
langtın. Mit Decazes traten auch fie von ihren Stellen ab, und habın ft
ganz mit der liberalen Oppofition vereinigt. Ihr Wortführer war befonder
Collard, ihr votzuͤglichſter Schriftfteller aber außerhald der Deputirten
Guizot. (S. Franzöfifhe Kammern)
Dodoua, cin berühmter, der Sage nach von Deukalion erbaut
Doge Dogmatif | 315
als 2. Prof. der Theologie nach Jena an, wo er als Beh. Kirchenrath, D.
logie und 2. Prof, der Theologie am 2. Dec. 1792 flarb. Um die Eregefe
«+ Dogmatik und Moral erwarb ſich D. große Verdienſte. Sein „Sefatas“
an bei f. eriten Erſcheinung 1775 (3, Ausg. 1789) mit großem Beifall aufs
en. Seine „Sprüde Salsmonis“ (1778) galten, vor der Erfcheinung ber
ben Bearbeitung, als die befte praktifche Erklärung biefes Buche. Durch
n Altorf fiudirende Ungarn bewogen, arbeitete er 1780 f. Dogmatik („‚In-
iheol. christ.‘“) aus, in welchem J. er auch die „Theol. Bibliothek” herauss
anfing. Als Dogmatiker war er im füblichen Deutichland der Exfte, wel⸗
dem ältern Lehrſyſteme bedeutend abging, ftreng in der Wahl der Beweis⸗
ıch einer gründlichen Eregefe verfuhr, reichhaltig in Anfuͤhrung der verfchies
tern und neuen Meinungen, buͤndig und behutfam in der Beurtheilung,
kehrſatz der Dogmatik fügte er die Geichichte der Entftchung und Ausbil⸗
ſſelben in gedrängter Kürze bei, und bewies auch dadurch feine Eritifche Bes
aft mit dem Kern ber Literatur in der dogmatifchen Theologie und Phitofos
Bein Compenbdium der chriſtlichen Moral zeichnete ſich durch Umfang, Auss
zedankenfuͤlle und praftifche Anleitung zum Gebrauche derfelben für Predis
Auch feine Vorlefungen waren fehr praktiſch und empfahlen ficy durch
ziehenden Vortrag, Als Prediger fuchte er befondere Rührung zu erwe⸗
Sonntags Nachmittags unterhielt er ein Predigerinftitut bei fi, wo jeder
amweſenden Studirenden kritifhe Bemerkungen über eine Predigt mittheilte,
Jöderlein mit bewundernswuͤrdiger Treue des Gedächtniffes nicht nur wies
, fondern auch mit ungemeinem Scharfiinn beurtheilte, iS. Hänlein’s
smon’d „Neues theol. Sournal“, 1. Bd., 1. St., und Schlichtegroll's
eg”, 1792, 11.
)age, Name des Oberhaupts in den ehemaligen italienifchen Sreiftaaten
hg und Genua (ſ. d.). Er ward aus dem Adel, in deffen Händen die
war, erwaͤhlt. Im Venedig bekleidete er feine Würde lebenslang, in
i Sabre. Seine Macht war fehr eingefchränft.
sgma, 1) Lehriag, Lehrmeinung, nad) A. ein fpnehetifcher Sag In der
ie, der die Gewißheit in fich jelbit, feinem Inhalte nach, trägt. Die
Be Philoſophie Icugnet Legtere, weil die reine Vernunft nicht über Begriffe
ehe. 2) Ein Gtaubensfag, eine Glaubenslehre in der Religion ; daher
jatiſch, die Glaubenslehre betreffend.
Dogmatif, die wiffenichaftlidye oder foftematifche Darftellung der chriſt⸗
zlaubenslehre (Dogmen). Sie fanmielt die in den heiligen Büchern einzeln
Rreut vörgetragenen religiöien Sdeen, entwideltund beweift diefelben und vers
ie zueinem Ganzen. Wer dieie richtige und ſchwere philofophifche Wiffen:
uit Erfolg behandeln will, muß ebenſowol der Auslegungskunſt als auch der
phie Eundig fein. Den erften Berfuch, die chriftliche Glaubenslehre voll⸗
und zufammenhängend vorzutragen, machte der Kirchenvater Origenes im
ch., welchem Aur. Auguſtinus im +, Iſidorus Hifpalenfis im 6. und Jo⸗
von Damascus (f. Damascanus)im 8. Sahrh.nachfolgten. DieSchofas
ı Mittelalter ſtellten zwar fcharfjinnige Unterfuchungen über Gegenftände der
yon Slaubenslehre an, verficlen aber auf [pisfindige Fragen, und überlus
e Wiffenfchaft mit unnügen Zeinheiten. Daher die unguͤnſtige Nebenbedeu⸗
8 Dogmatifchen. Unter den Proteftanten fchrieb zuerſt Dielanchtbon ein
cht noch geſchaͤtztes Lehrbuch der chriftlichen Glaubenslehre. Seit dem voris
ihrh. beſonders ward diefe Wiffenfchaft von den proteftantiichen Theolo⸗
t vielem Erfolg bearbeitet. N.
Jogmatif, die katholifche, iſt in neuern Zeiten vorzüglich bearbeitet wor⸗
n Neubauer, Stattler, Zimmer, Gallura, Schwwarzhuber, Shark, Ai
stint, Brenner, Hetmes u. A. Die Eatkoliichen Bearbeitungen ntergiv
316 Dogmatis mus
ben ſich ſehr zu Ihrem Vorthell von den proteſtantiſchen. Der protefl
matiker hat bie unlößbare Aufgabe, das Spftem feiner Kicche nach
ſchen Buͤchern darzuftellen und doch zugleich die ihm, dem Werfaf
" SProteftanten zuftehende reiheitder Forſchung anzuwenden. Aust
diefe Aufgabe zu töfen, find große Widerſpruͤche, gefuchte Wendunge
ftanden, und man kann nicht umhin, die Kunft zu bewundern, mit
ſtantiſchen Dogmatiter auf einem fo dornichten Felde fid bewegt hat
tholifche Dogmatiker hat in der die Schrift erflärenden Tradition un
cilien feiner Kirche eine fefte Grundlage, auf der er, ohne ineonſequ
fortbauen kann.
Dogmatismus, au Dogmaticismus, dogmatil
heißt 1) das ſtreng wiſſenſchaftliche Lehrverfahren überhaupt, nament
bei welchem man, wie in der Mathematik gefchieht, wo die Grund
Wahrheiten find, von Grundfägen ausgeht, und auß biefen durch Bar
fäge ableitet, mithin von dem Allgemeinen zu dem Beſondern fortid-
ſes progreffive oder fpnthetifche Verfahren ift nur ba möglich und anıoen
der Grundfäge ſchon gewiß fein kann (daher auch mathematifcye Mit!
auf gefegmänigem Wege aufgefunden hat, um das Gewonnene oder
haltene durch Unterordnung zu entwickeln, und es gewaͤhrt dem Strel
heit und Gewißheit der Erkenntniſſe die größte Befriedigung. 3
philoſophiſche Grundfäge diefelbe Getwifheit, wie die mathematiſchen
und man fie dennoch ohne Prüfung und Erweis als Grundfige au
ſtillſchweigend vorausſetzt, um aus ihnen alle philofopnifche Wahrh
rechter Orbnung abzuleiten, infofern heift 2) Dogmatismus oder day
thode in dee Phitofophie, der Form nach, diejenige, welche etwas als;
ober vorausfegt (behauptet), worauf fie ihr ganzes Syſtem baut; befor
diefe Vorausfegung willtürlich und ohne vorhergegangene Prüfung
iſt, oder, der Materie nach, diejenige Anficht, welche die Möglichkei
matifdyen Erkenntniß des Weſens der Dinge (Die objective Realität unf,
niß und das Dafein objectiver Kriterien ber Währheit) behauptet. T
Eer, d. i. der, welchen jene Methode in der Philoſophie befolgt, glaubt
Dogmengeſchichte 317
daß der Menſch nur die Erſcheinungen, nicht bie Dinge an ſich zu erken⸗
je, mithin feine Erkenntniß bloß fubjective Gültigkeit habe, über das
Dinge a priori aber mit Gewißheit nichts beftimmen £önne.
mengefchichte. Vermoͤge ihrer Aufgabe, den Urfprung und bie.
‚gen der chriftlichen Glaubenslehren hiftorifch darzuſtellen, ſoll diefe Wifs
chweiſen, was in jeder Periode der Entwidelung des kirchlichen Chris
on der fich rechtgläubig nennenden Kirche und von einzelnen Secten ale
‚eligionswahrheit anerkannt und gelehrt wurde, aus welchen Quellen
a Lehren hervorgingen und mit welchen Gründen man ihre Glaubwürs
es oder beftritt, welche verfchiedene Grade der Wichtigkeit fie in verfchies
ı erhielten, und welche Umftände das Urtheil daruͤber beftimmten, ends
Art des Vortrags, der Form und Zufammenftellung der Glaubensleh⸗
stode eigen war. Die Öffentlichen Glaubensbekenntniſſe, Acten der Kirs
ungen, Briefe und Verordnungen der Kirchenobern, Liturgien und
r, die Werke der Kirchenviter und fpätern Kirchenfchriftfteller, auch
gleichzeitiger Gefchichtfchreiber find die Quellen der Dogmengefchichte,
um in ben Urſprachen man mit genauer Kenntniß ber politifchen, Li⸗
Rirchengefchichte verbinden muß, um den Stoff biefer Wiffenfchaft auf
n in das rechte Licht zu ftellen und fich den herrſchenden religisfen und
zeiſt jeder Periode mit den Verhaͤltniſſen, Umftänden und Perfonen,
immten, treu zu vergegentodttigen, wird aber nur Der vermögen, ber
Sachkenntniſſen auch Scharfſinn, Combinationsgabe und philofophis
genug befigt, um bündige Refultate auszumitteln, Unbefangenheit und
keit genug, um Zeiten und Meinungen zu finden, wie fie wirklich was
t und Billigkeit genug, um, was ganzen Zeitaltern ald wahr und götts
‚ nad) den Bedingungen des Standpunktes ihrer Bildung zu würdigen.
bte der chriftlichen Dogmen feit der Entftchung des Chriſtenthums bis
nan am bequemften in acht Perioden. Die 1. von der Stiftung hrift>
nden bis zum Auflommen bes Gnofticiemus (um 125) ift das Zeitalter
hen Einfalt, die ſich auf Verbreitung der Lehren Jeſu ohne gelehrte
ig und foftematifche Anordnung derfelben beſchraͤnkte. Die 2. (von
>) zeichnet ſich durch Erwachen der Speculation, zuerft in den Syftemen
er, und durch Anwendung griechiicher Philofophie auf die chriftliche
Kestere wurde in Alexandrien befonderg von Clemens und Drigenes
aͤhrend die durch Juſtin, Irenaͤus, Zertullian und Cyprian angeregte
aͤngiger Einheit der Kirche und des Glaubens zu Verketzerungen und
m fuͤhrte. Das Beduͤrfniß feſter Lehrbeſtimmungen follte das Conci⸗
caͤa (325) befriedigen, aber dieſer Verſuch, eine geſetzgebende Gewalt
lauben der Chriſten aufzuſtellen, entzuͤndete einen Parteigeiſt, der in
Arianiſchen, Neſtorianiſchen und monophyſitiſchen Streitigkeiten mehr
ungewiß machte, was rechtglaͤubige Lehre ſei und die Entſcheidung dar⸗
Hände der Hierarchen brachte. Die 3. Periode (325 — 604) ift daher
r der firdhlichen Beftimmung des Lehrbegriffs durch das Anfehen der
ıd Kirchenobern, unter denen einige an Geift, Charafterkraft und Thaͤ⸗
‚eragende Lehrer (Athanafius, Bafilius d. Gr., die beiden Gregore,
3, Auguflinus und die beiden Püpfte Leo I. und Gregor I.) die Orakel
ubigen wurden. Die 4, Periode, von dem Tode diefes Gregors (604)
jor VII. (1073), zeigt ur im Vorbringen der Kirchenregenten zur uns
n Herrſchaft Leben, fonft aber blinden Kirchenglauben, geiftlofe® Nach⸗
u vor interfahung und Neigung zum Abenteuerlichen. Auch in der
nun von der Iateinifchen immer mehr gefchiedenen Kirche fiegte dex
yucch die Entfcheidung des Bilderftreits für die Bilderverehrung und Ühe
=»
318 Dogmengeſchichte
Entartung der Bpzantiner druͤckte ben Geiſt dieſer Kirche nicht ment;
Die Verbreitung des Ielamismus. Dennoch kam in ihr während 1
durch Johannes von Damascust (ft. 764) die erfte Dogmatiß, eine foftı
vlſion des griechifchen Kirchenglaubens zu Stande. In der 5. Periodı
VII.bis Luther (1073 — 1517), entwickelte fidy neben dem Glauben
der nun auf den hoͤchſten Gipfel ihrer Macht geftiegenen Päpfte burd
Erwathen des philoſophiſchen Geiſtes in der Inteinifchen Kirche die fcyot
Togie, die ihren fubtil außgefponnenen dogmatiſchen Spftemen nur dadı
nach Duldung verfhaffen konnte, daß fie der päpftlihen Gewalt bi.
und das Bemühen, Vernunft und Chriſtenthum in Übereinftimmun,
auf eine gezwungene Demonftration ber Erweislichkeit des herrfcher
glaubens befchränkte. Die Gegner der Scholaftik, die Myſtiker, brc
kenntniß der Dogmen felbft nicht weiter, weckten aber durch ihr Dringe
Religiöfiekt und thätiges Chriftenthum den Sinn für die wahren Zwi
lichen Religionslehre, aus dem eine feit den Eoncilien zu Konftanz un
mehr zu unterdrüdende Oppofition gegen das roͤmiſche Kirchenthum
&o war die 6. Periode, das Zeitalter der Reformation, vorbereitet.
Ufche Kirche ſchloß darin ihren alten Kirchenglauben mit den durch
gegen ben Protoftantismus nothtoendig gewordenen genaueren Beſtim
einzelne Dogmen auf der Kirchenverfammlung zu Trient ſchon 1564 a
durch die Reformatoren auf die Bibel als einzige Erkenntnißquelle hrifl
heit zucüchgeführten Proteftanten legte der Ser freier Unterfuchung d
einer neuen lichtvollen und fhriftmäßigen Behandlung der Dogmen.
thon gab der lutherifchen, Calvin der teformirten Kirche die diefem E
ende Dogmatik. Doc, kaͤmpften die Meinungen der Parteien im 2
Kirchen um den Preis der Alleinguͤltigkeit mit einer Hitze, die Die Vereu
der Autorität fombolifcher Lebtnormen nothwendig zu machen fchien
ſchließung derfelben durch Die Concordienforntel (1580) für die lutheriid
die dortrechter Synode (1618) für die reformicte Kicche beginnt die 7,
Dogmengeidichte, das Zeitalter des Stillſtandes der Orthodoren in bei
und der Ve tung andersdenEenderThrologen. Diefe von den antitrinit
Dom | 319
wtannten Grundfäge der Lehrfreiheit geftatteten eine burch Fein Syſtem oder
ci gebimmdene, rein grammatifch = biftorifche Eregefe, deren Ergebniffe nun
Beitung der philofophifchen Vernunft zur Beſtimmung des Inhalte der chriſt⸗
Glaubenslehre um jo mehr hinreichend erfchienen, da eine gründlichere Ges
forihung gleichzeitig nachzumeilen mußte, wieviel von Gehalt und Form der
en Dogmen des alten Kichenfoftems Menfchenwerk und Folge wechſelnder
ftände gewefen ſei. Der dabei über die Schranken des Heiliamen vorbrins
m Reigung zu neuen Seftaltungen figten fid) bald Vertheidiger des alten Sys
mit ungleicher Gonfequenz entgegen, um aufgegebene Dogmen zu retten und
uͤrdigten wieder Anſehen zu verſchaffen. So entftand ein Kampf zwifchen
und fupranaturaliftiihen Dogmatikern, der, feit im 19. Jahrh. eine
Myſtik und Überfrömmigfeit, forie der durch den Verſuch einer Union
teftantiichen Confeifionen aufgeregte Parteigeift und eine mißtrauiſche Pos
af die Seite der letztern getreten find, in ſcharfen, unerfreulichen Gegenfigen
Kirchen und einzelne Gemeinden fpaltet. Dieſer Zwieſpalt fallt unter den
Mlanten am ſtaͤrkſten ins Auge, blieb aber auch der Eatholiichen Kirche nicht
I, die in dieſer Periode wiſſenſchaftlicher und politifcher Revolutionen flarke
waffung erhielt, an ihren wichtigften Unterſcheidungslehren irre zu werden und
‚unverfennbare Zeichen verrieth, daß die gepriefene Einheit ded Glaubens bei
‚ver Wirklichkeit auch nicht zu finden fei. Mur die griechiſche Kirche hat feit
Jremnung von der lateiniſchen, was ihre Dogmen betrifft, wefentliche Ver⸗
engen nicht erfahren und an jenen Gährungen im Ganzen keinen Antheil ges
Er weil die ihr angehörenden Wölker entweder nicht mehr oder noch nicht für
Ichaftliche Bildung empfänglid) waren. — Saft in diefer letzten Periode ift die
Em der Dogmatik und Kicchengefchichte beiläufig mit abgehundelte Gefchichte
durch Erneſti, Semler und Bed zu dem Range einer felbftändigen
ft erhoben und von Münfdyer („Handbuch der chriftlichen Dogmenge:
, Marburg 1802 — 4, 4 Bde.), freilich nur bis zum Anfange des
am beften bearbeitet worden. Was für die Geſchichte einzelner Dogmen=
Verdienſtliches geleiftet wurde, wartet noch auf eine befriedigende Zus
ng, weiche in dem kurzen „Lebrbuche der chriftlichen Dogmengefchichte”
i (Reipzig 1805) begreiflicher Weile nicht geiucht werden Ennn. 31.
hm ( Chriſtian Wilhelm v.), k. preuß. Geh.⸗-Math und Kammerpräfis
durch Srundfüge, Geijt und Verdienft ausgezeichneter Stantemann und
„ geb. zu Lemgo den 11. Dec. 1751, Schn des Iutherifchen Prediger
bildete fich durch das Studium der alten Literatur und der britifchen Clafs
5 Die und der Eindrud, den die Werke der aufbluͤhenden fchenen Literatur
ſchen aufihn machten, gab feiner Neigung zur Geſchichte eine höhere Rich⸗
bei ihn fein gutes Gedaͤchtniß unterſtuͤtzte. In Leipzig findirte er Rechts⸗
feit, Philoſophie, Gefchichte und alte Literatur und erhielt 1773 den
Berlin, ald Lehrer der Pagen ded Prinzen Ferdinand, Bruder des Koͤ⸗
‚Allein diefe Stelle war feinen Studien hinderlich ; er legte fie daher nach 6
nieder, blieb jedoch in Berlin, wo ihn Buͤſching zu literariſchen Unternebs
aufmunterte, unter welchen f. Überf. von Sves „Reifen nach Indien und
, mit Zufägen, die wichtigfte war. 1774 ging er nach Göttingen, wo er
iothek benugte. Dier begann er ſ. „Befchichte der Engländer und Franzoſen
Indien (Leipz. 1776, erfter Bd.). 1776 nahm er den von Schlieffen ers
Ruf als Profeffor an das Carolinum zu Kaſſel an, Ichrte mit Beifall bei
ettencorps, ımd gab mit Boje das „Deutſche Muſeum“ heraus, Die Ges
es öfktichen Aſiens war fein Hauptſtudium, und es erſchien von ihm, aus
gefundenen Originalhandſchriften, des aus Lemgo gehürtigen Kämpfer
uch Japan“. 1777 ward ihm die Stelle eines Hofmeiſters beitem Weo
3@ ‚ Dopm
ten Sohne des Kronpeinzen von Preußen angetragen. Dohm ging
und wurde dem großen Filedrich vorgeftellt ; allein er lehnte jenen Ar
bat um eine Anftellung im-austoärtigen oder Finanzbepartement.
pfehlung ded Minifter von Herzberg wurde er 1779 bei dem Depart.
Angelegenheiten mit dem Charakter eines Kriegstaths und Geh.⸗·Se
Archivars, angeftelft. Hier arbeitete er in deutfchen Reichsſachen ; auch
Theil des Haus: und Staatsatchivs unter feiner Aufjicht. Wie er ſich
gange mit Herzberg, aufdemfelben Wege, den diefer feibft gegangen ı
ſchaͤftsmanne gebildet, bekennt er felbft in der Vorrede des 1. Bos. f
digfeiten“. Aufer den laufenden Gefdyäften Iernte er die Begebenheit
mit urkundlicher Gruͤndlichkeit kennen. Insbeſondere nahm er ar
Theil, welche gegen Oſtreichs Abſicht, Baiern durch Tauſch zu erwer
waren, und durch welche zufegt der deutfche Fuͤrſtenbund gebildet w
Herzberg.) Im diefer Zeit gab D., außer ſ.,Geſchichte des bair
geſtreits ( Frankfurt u. Leipzig 1779, 4. ), zwei Staatsichriften hera
banziger Srrungen” und „Über den Fürftendund”. Auch erfchien 1
berühmtes Werk „Über die bürgerliche Verbefferung der Zuden“‘, wo
delsfohn veranlaft hatte. Es traf gleichzeitig mit Joſephs II. Reforn
handlung der Juden zufammen, ohne baß diefe den Verf. auf die For
bracht hatten. D. befaß fortwährend bas Vertrauen Hetzberg's; der J
ihm 1783 den Charakter eines Geh.⸗Raths, und ernannte ihn 1786 3
Birectorialgefandten im weſtfaͤliſchen Kreife ynd zum bevollmächtigter
koͤlniſchen Hofe. Friedrich Wilhelm U. erhob ihn in den Adelftant
nahm den Gefandtichaftöpoften nur ungern an. Die Geſchaͤfte n
haͤuft; befonders machten, nad) Friedrichs Tode und Herzberg's Abg
Minifterium, die aachner und noch mehr die luͤtticher Commifſion feir
unangenehm. Das Reichskammergericht hatte nämlich dem Kreisd
Beilegung der Unruhen in der Reichsſtadt Aachen und die Reform dı
derfelben aufgetragen. D. entivarf eine verbefferte Conſtitution; abı
genblicke ihrer Einführung (1792) wurde Aachen durch die franz.
deutſchen Neiche getrennt. Einen ähnlichen Auftrag hatte ber Aufſtan
322 Dollart Dolomien
Eenft von Gotha umterftügte ben jungen DEU, daß er felt 1770, in !
joudon, ftubiren, dann & Jahre lang In Italien, und befonders in
unft widmen konnte. Der Antiquar Reifenfteln leitete feine Stud
und Windelmann würdigte ihn feiner Aufmerkſamkeit. Sein erſ
Bedeutung war Windelmann’s Denkmal, das die Ehre erhielt, im!
Rom aufgeftellt zu werden. Nach feiner Zuruͤckkunft wurde ihm
Aufſicht über die herzogl. Kunſtkammer und die Galerie der Abgüffı
übertragen. In der Folge errichtete er eine Zeichenſchule. Die bet
Werke find die Basrelicf in der Neitbahn zu Deffau, eine große Cru
Liebe und Hoffnung, für die Hauptkirche zu Lüneburg, Lribnig’& Dent
nover und Kepler's Denkmal zu Regensburg. Aus allen f. Arbeiten
Bekanntſchaft mit den claffifchen Werken der alten Kunft hervor.
Gotha den 30. März 1816. Zwel ſ. Söhne find ebenfalls Künfkter,
Dollart, Meerbufen der Nordfer zwiſchen Oſtfriesland und
Provinz Gröningen, am Auöfluffe der Ems, 24. deutfche Meilen I
Meile breit, entfland aus einem vom Meere verfchlungenen Strich La
Nachrichten zufolge, brach zuerft 1277 das Waſſer mit unmwiberftcht
beein, und da die Fluten ſich in den folg. J. vornehmlich 1287, m
. ten, fo bildeten fie nad) und nad) den jegigen Meerbuſen, auf deffen
an funfzig größere und Beinere Ortſchaften geftanden haben ſoilen. Aı
von Sanfon, Allart 2. berausgeg. Charten des Fuͤrſtenth. Oſtfriesla
ber Homann’fhen von 1730, findet man Abbildungen bes verſchlin
ſtriche, deren Richtigkeit dahingeftellt bleiben muß. Durch die Verve
der Wafferbaukunft find in den legten Jabth. bem Meere, befonders a
oftfriefifchen Seite, bedeutende Strecken Landes wieder abgewonnen
dauerhafte Eindeichungen vor ähnlichen Unfälten gefichert worden.
Dollond (John), ein Engländer, berühmt durch diejenige $
der Sernröhre, von weicher im Art. Achromatiſch die Rede gewe
machte diefe Erfindungen, geleitet durch einen Win des berühmten E
Man hatte ſich nämlid) bis dahin genoͤthigt gefehen, den Glaͤſern der Fe
verhättnigmäßig fehr geringe Öffnung (Apertut) zu Laffen, indem mamt
Dolz 323
agtzeit an. Auf dem erften Kreuzzuge im mittelländifchen Meere gerleth er mit
em Dfficier feiner Galeere in Streit und tödtete ihn. Das Bericht in Malta
wrtheilte ihn, das Kleib zu verlieren, aber der Großmeiſter begnadigte ihn hinfichte
y feiner Jugend. Endlich gab auch der Papſt die dazu erfoderliche Einwilligung.
srüber hatte D. neun Donate im Gefängniffe zubringen muͤſſen, und hier Ges
end an ber Poeſie gefunden. Er ſetzte diefes Studium zu Mes, wohin er als
gabinieroffidier in Garnifon kam, fort. Der Herzog de fa Rochefoucault lernte
Klee kennen, und bewirkte, daß die Akademie der Wiſſenſchaften Dolomieu zu
* Correſpondenten ernannte. Um ſich ganz ſ. Studien zu widmen, nahm D.
Abſchied und Echrte nach Malta zurüd, von wo er 1777 im Gefolge des Bailli
Bohan nad) Portugal ging. Er erforfchte dieſes Land, befuchte 1781 Sicilien
B die umliegenden Inſeln, Neapel und den Veſuv, bereifte 1782 die Pyrenaͤen
» 1783 das von dem Erdbeben verwuͤſtete Calabrien. Geheime Mitteilungen,
er bei ſ. Ruͤckkehr dem Großmeiſter machte, und die beim dabei betheiligten Hofe
i Meapel verrathen wurden, hatten zur Folge, daf ihm dies Königreich verboten
rb, und daß er in Malta jelbft viel Unannehmlichkeiten erfuhr. Indeſſen durch⸗
eht: er die Gebirge Italiens, Tirols und Graubuͤndtens. Um f. Sammlun⸗
on Malta abzuholen, ging erdahinzurtd, und kam im Mai 1791 nach Frank
Br wo er ſich auf das Landgut feines als Opfer der Volkswuth umgelommenen
Bundes, des Herzogs de la Rochefoucault, Roche⸗Gupon zuroͤckzog. Nach dem
idor begann er aufs neue ſ. geologiichen Neifen durch Frankreich, ſtets
, den Hummer im der Hand und den Sud auf dem Rüdın. 1796 warb.ee
‚Ingenieur und Profeffor, und bei der Einrihtung des Inſtituts zu deffen Mit⸗
ernannt. Er gab in beiden Elgenfchaften yerfchiedene Schriften, Die Zheorie
und die Naturder Mineralien betreffend, heraus. Mit euer ergriff ee
WBetegenheit, welche ihm der Zug nad) Agyptendarbot, dieſes Land zur beſuchen.
Fin die Beſetzung von Malta, auf dem Wege dahin, verbitterte ihm die aanze
eehmung, und bald ſah er fich, durch die Lage, in welche die Armee in Agyp⸗
erh, in Unthaͤtigkeit verſetzt. Ex ſchifſte ſich im Maͤrz 1799 nach Europa
erwegs bekam das Fahrzeug einen Leck, ſodaß man nur mit Noth Tarent
pe. Hier behandelte man die Mannſchaft als Kriegsgefangene, und als man
ihre Sreilaffung befchloffen hatte, erkannte man Dolomieu und behielt ihn
L Einundzwanzig Monate mußte er in einem ungefunden Gefaͤngniſſe Miß⸗
Wangen und Entbehrungen erbulden. Man verfügte ihm felbft Bucher und
Beimaterialien. Aber feine Geiſtesſtaͤrke hielt ihn aufrecht. Zwei oder drei
Jer, die er der Aufmerkſamkeit ſ. Wächter entzogen hatte, benugte er, um an
Rand mit einem Hotsftift und mit Lampenruß feine mineralogifch:phitofophi«
Fabhandlung und andre Abhandlungen nirderzuichreiben. Nachdem er, in
des am 15. März 1801 zwifchen Frankreich und Neapel abgeichloffenen Fries
Eisine Freiheit erlangt hatte, beftieg er den durch Daubenton's Tod erledigten
uhl der Mineralogie an dem Diufeum der Naturgefrhichte. Aber feine durch
angenſchaft untergrabene Gefundheit ward durch eine Reife, welche cr ins
‚1801 in die Gebirge der Schweiz, Savoyens und des Dauphine mad; ‘, ers
R, und er farb zu Chateauneuf den 28. Nov. d. J. Mit der größten Leiden«
für die Geologie verband D. alle dazu erfoderliche phyſiſche und moraliiche
haften. Es iſt daher fehr zu bedauern, bag er feine Anfichten und Beobachs
Bu nicht in ein Ganzes hat zufammenfaffen Eönnen.
Yolz (Johann Chriſtian), Wicedirector an der Rathöfreifchule in Leipzig,
Paͤdagogik und Unterricht ald Lehrer und Schriftiteller verdienter Schul⸗
‚geb. den 6. Nov. 1769 zu Solßen in der Nirdirlaufig, ſtudirte feit 1782
m Lyccum zu Lübben, wo Thieme, dann Suttinger, em Talente hie
| 2
324 Dom
erſte, ſpaͤterhin fo fruchtreiche Michtung gaben. Selt 1790 ſtublrte re}
vorzüglich Philoſophie, Geſchichte und Theologie; auch bildete er fich umtı
müller’6 Anleitung zum Katecheten. Er wurde Magiſter und wollte fi
tiren; altein feine Bekanntfchaft mit Plate (f.d.), der als geſchickter
die 1792 vom Bürgermeifter K. W. Müller (fd.) und Rofenmäl
geftiftete Leipziger Rathefreiſchule leitete, beftimmte ihn für das Schulfac
fing 1793 an, als freitwikiger Mitarbeiter an gebachter Anftalt Unterricht
len. 1796 trug ihm ber Oberhofprediger Reinhard bie Stelle eines Dir
Schultehrerfeminarium in Dresden an ; er blich jedoch in Leipzig, und w
zum Vicedirector an der Freiſchule ernannt. Seitdem hat er diefer mol
Rehranftalt feine Kräfte treu gewidmet, unb defhalb auswaͤr
Wenn der Geiſt des beſſern Unterrichtsweſens durch jene Anſtalt zunaͤchſt
angeregt worden iſt, fo iſt dies Roſenmuͤller's, Muͤller's, Plato's ur
Verdienſt. 1793 gab er in Gemeinſchaft mit Plato und Roſt die „Ch
gionsgeiänge für Buͤrgerſchulen“ heraus, aus welchen mehre Licder von i
deffen neuen Gefangbücher aufgenommen worden find. Dann ben
Berrenner und Roeninüller, feine In den Erbauungeftunden der Freiſchi
tenen: Katechetiſchen Untereedungen” druden zu laffen, von roelchen |
drei Sammlungen (3 Aufl., 1801 — 18) erfchienen find. Auch von f.
Katechifationen”, fünf Samml., 1799 — 1301, wurden bie erften Bde.
1819 neu aufaclegt, und von feiner „Katechetiſchen Anleitung zu den erfl
übungen“ (1790) erſchien 1820 die 5. Aufl. des 1. und 1816 die 3. Ar
Theile. Durch die genannten Schriften und durch f. „Ratedyetifchen Z
lehrungen“ (5 Bdchn. 1805 — 18) hat der Verf. das Fady der Kateche
haft bereichert, und es möchte bie Literatur des Auslandes wol Bine ühn
figen. Dieſelbe praktiſche Brauchbarkeit Haben feine mehrmals aufgeleg
bücher fiber bie Gefchichte, unter welchen der Abriß der allgemeinen Menfı
Völfergefchichte (3 Bde., 1813, und die neusften Ercigniffe von 1812 —
39 1821) cbenfo ſachreich als zweckmaͤſig abgefakt ift. Auch f. übrigen
für Schuren find mehrmals aufgetigt worden. Außerdem fchrich er: „E
Rofennüliir’s Leben und ne" tısıo) und den „Verſuch einer Geld
Domainen 325
‚von Baht. Frauchetti (m. Kpfın., Mailand 1821, 4.); die zu Toledo mh
wo6; bie zu Rouen, Rheims, Amiens und Notre⸗Dame zu Paris, (f. „„Ca-
Irales frangaises, dessinees,-lithograph. et publ. par Chapuy, avec un at-
Kstorigae et descriptif par Joliınont‘‘, 36 Liefer., Paris 1823 fg., enthält 26
hedralen; in der 1. u.2. Liefer. Notre Dune.) ; die zu Lund, Drontheim, Upfala ;
m York, Salisbury, Weftminfterabtei, Canterbury, (f. J. Britton's „Hist.
entiquities ofthe metropolifan Church of Canterb.‘‘, London 1823, mit
„u. beffelb. Berfs. „Cathedratical antiquities) ; die zu Oppenheim, Ulm,
Sreiburg (f.d.) im Breisgau, Meißen, (f. des D. Moller's „„Dents
der dentfchen Baulunft“, Darmftadt 1825, und „Der Dom zu Meißen,
‚bargeft. u. befchrich. v. F. W. Schwechten“, Berlin 1826, 3 Hfte.). Über den
zu Köin ſ. Boifferde. Die Metropolitanticche zu St.:Stephan in Wien
rieb. Frz. Ziska (Wien 1823), und die Baugeſchichte derfelben, Primijivr
Yormayı’8 „Geſchichte Wiens”. (Vgl. d. A. Münfter.) Den Dom zu
kınz hat Bergmann auf Stein gezeichnet, in den „Samml. der vorzuͤglichſten
\eürdigkeiten bed Großherzogth. Baden’ (Konftanz 1825, Fol.). &. auch
kebeing „Die Kathedralen von Rheims und Vork, nebft den Grundriſſen
2 andern merkwuͤrd. Kirchen u. ſ. w. (Muͤnchen 1825, Fol., mit Kupfern).
Baitand erfcheint ein großes Prachtwerf: „Chiesi principali d’Europa“ ;
r Rom feit 1822 die „Sammlung der aͤlteſten chriſtl. Kirchen oder Baſiliken
Bvom 4. bis 13. Jahrh., aufgenommen u. herautgeg. von J. G. Gutenſohn
J. M. Knapp (Architekten) mit einer archäolog. hiſtor. Befchreibung von Aut.
I, Prof. der Archaͤol. an der Univerfität zu Rom“, 7 Dfte., jedes 7 Bl.
Domainen, Güter, welche dem Staat oder den Regenten und der Zus
Aeſſelben gehören, um davon den Staatsaufwand überhaupt, oder den Auf⸗
des Hofes und den Unterhalt der fürftlichen Familie zu beftreiten. Dan uns
dabei die Ausübung gewiffer der Negierung vorbehaltenen Rrchte (nutz⸗
Regalien, f.d.) und ben Beſitz foldyer Güter, welche an fich ihrem Gat⸗
ff nach gemeines But find, und daher von der Regierung und der regie⸗
Barmilie nach Privatrecht erworben und befcflen werden: Domainen im
GSinne. Diefe Güter erfüllen wieder 1) in Staatsdomainen, welche Eis
des Staats find, und entweder dem gemeinen Gebrauche Aller, oder ber
g eines Theile des Staatsaufwands oder der Unterhaltung des Fuͤrſten
find. Zu der legten gehörten die Zafelgüter (bona meusalia) der ehes
geiftlichen Fürften in Deutichland. 2) Stammalter der regierenden Fa⸗
r beren Genuß dem jedesmal regierenden Herrn, das Eigenthum aber der gan⸗
bmilie zuficht; Rammergüter. 3) Privatgut des Souveraind, Schatullglis
Es find in ben deutſchen Staaten fehr abweichende Anficyten darüber aufges
worden, welche Eigenfchaft man bei den Domainen im zweifelhaften Fall vors
pen müffe, die des Staatsguts oder die des Familienflammauts, eine Frage,
j im Staatsrecht von großer praftiiher Wichtigkeit iſt. Es ift gewiß, daß
mverainen Familien Deutfchlande ein bedeutendes Allodialbeſitzthum mits
em, als fie zur fürftlichen Würde gelangten und daß fie alfo einen großen Theil
ſomainen nicht vom Staate erhalten haben. Sie haben dieſen Güterbefiß
ee durch manche Erwerbungen vergrößert, welche ebenfo unabhängig vom
ne waren; aus Erſparniſſen von den Einkünften, welche fie zu verzehren bes
waren, durch Erbſchaften u. ſ. w. Allein auf der andern Seite ift ed ebenfo
Big, doß Thon das urfprüngliche Erbgut der fürftlichen Familien großentheils
Reichäglitern entftanden iſt, welche zur Dotation der Grafen und Fuͤrſtenaͤmter
m, und daß ein noch größerer Theil ſpaͤter durch ſolche Erwerbungsarten bins
enmmen ift, welche ſich nicht auf die Perfon und Kamilte des Kürten, (anheun
326 Domalnen
af den Staat bezogen. Dabln gehören vorzuͤglich die Secularifatichen b
Güter nach der Meformation und der Depoffedirung der geiſtlüchen Flu
1808, {n gleichen die Decupation der Neiheftibte. Es war baber rei
feglich (kaiferl. Sommiffionsdecret vom 13. Febr. 1671), daß die Kamn
aus weichen urſpruͤnglich dee ganze Negierungsaufroand (Hof, Staatsdie
Kriegsweſen ıc.) Hatte befkcitten werden muͤſſen, feibft zu den Koften dert
glerung (Reichökriege, Römerzlige, Reicheſteuern u. ſ. w.), welche von den
gettagen werben nıußten, verhältnifmäfig beizutragen habe. Mdenm bie $
‚gäter nicht mehr zureichen, die Regierungsausgaben zu decken, mußte bas
fhlefen, welches nun überall der Fall ift, da felbft Die Unterhaltung des J
der fücfttichen Fam.lie in vielen Ländern nicht mehr vollftäntig aus den fog
Kammermitteln beftritten werden kann, und alfo auch hier das Land fut
verpflichtet ift, das Fehlende, was zu Behauptung des fürftlichen Anfeheı
iſt, Herbeigufchaffen. Deßwegen ift aber felbft der Theil der Kammergü
her nicht als wahres Staatseigenthum, fonbern als fürftliches Stamm
fehen ift, nicht reines Privatgut der fuͤrſtlichen Famliie, fondern der St
her dem Souverain gegenüber durch die Stände vertreten wird, iſt berec
die ungeſchmaͤlerte Erhaltung deſſelben zu fehen, und es ift der Sache an
daß ſowol wegen bes im Kammergute befindlichen eigentlichen Staateg
auch wegen der fubfidiaicen Verpflichtung des Landes, Veräußerungen
pfändungen des Rammergutes nur durch Zuftimmung der Stände rechti
werben, ſowie wegen feiner Eigenfchaft als Familienfideicommiß auch da
der Agnaten erfoderlic) bleibt. Vorzuͤglich wird dleſe Betrachtung auch di
tig, wenn ein tegierender Stamm außfticht, und die Allodialverlaſſen,
dem Staatögute gefondert werben foll. Die Kammergüter innen der F
von ber Staatsoerlaffenfchaft nicht getrennt werben, fondern nur die Pı
bes Regenten' und des erlofhenen Stammes. (Bol. Staatsgu
Srankreich unterſcheidet man: 1) Stantsgut (domaine de l’&tat oder publi
auch Landftraßen, Hafen, Fluͤſſe, Candle, Meeresküften, Stußufer, |
werke u, f. w. gehören (Code civ., a. 538 — 541), umd wozu auch die@
Emigrantengüiter gerechnet wurden (Charte const., a. 9,). 2) Dotation
Domainsnmefauf 327
‚ diefe iſt entweder Zeitpacht oder Erbpacht. Die Verpachtung auf kurze oder
wre Zeit hindert mehr oder weniger die Kortfchritte In der Cultur und die Ans
Bang von Fleiß und Capital auf die Grundſtuͤcke; Vererbpachtung vereinigt am
eflen den Nutzen der Regierung mit dem des Erbpaͤchters und mit dem ftelgen«
Nabau des Bodens. Der erfte zu feßende jaͤhrl. Erbfchafiskanon kann in Mes
oder in Naturalien beftehen ; im erſten Falle ift.er den Preisſchwankun⸗
„welchen die edlen Metalle in einem längeren Zeitraume mehr ale die Natura⸗
Bis find, unterworfen. Auf melde Weiſc indeffen die im Befig der Re⸗
befindlichen Grundftüde benust werden mögen, höchft felten gewaͤhren fie
fo anfehnlichen Wirthfchaftserting, wie Privatländereien, daher ſcheint #6
* en Caſſe ſowol als dem Nationalreichthum am zutraͤglichſten zu ſein,
weichen Domainen auf dem Wege der Veräußerung in Privateigenthum zu vers
Der hin und wieder aufgeftellte Grundfag ber Unverfußertichit der
Minen fchreibt ſich Yon der Zeit der Verfaffung her, da die Negenten nod) keine
Wen von ihren Unterthanen erhoben, fondern von ihren eignen Gütern Ichten,
en Landbefig ald Befoldung empfingen, und fämmtliche Kriegebebürfs
Naturalleiftungen beftritten wurden. Aber jeder Regent hat das Necht,
gar die Pflicht, feinen Staat foreic und gluͤcklich zu machen als er kann.
E.nun hierzu die allmälige Ummandlung und Aufhebung der Domainen als
I, fo mag diefelbe ohne Bedenken flattfinden. Werden die aus dem Verkaufe
Grundſtuͤcke gelöften Summen zur Abtragung der Staatsſchulden benukt,
dadurch ein Theil der den Gläubigern verpfündeten oder angewieſenen
inkünfte frei gemacht, und dem Staate ein größeres Einkommen verſchafft,
Domainengrundftüde ſelbſt jemals zu verfchaffen im Stande wiren. Dazu
daß der Anbau der in Privateigenthum verwandelten Domainen gar bald
mit der Vermehrung der Erzeugniffe des Bodens nimmt aber auch die
g des Landes zu; dadurch vergrößert fich mit der Volldmenge das Nas
mmen, und mit dem allgemeinen Waarenverbrauch nothwendig auch der
der Berbrauchöftsuer. In der neueften Zeit find faft alle Staaten zur Vers
ber Domainen gefchritten, und überall, wo der Erloͤs zur Tilgung der
Bhuld verwendet worden, hat die Öffentliche Caſſe ſowol als der National⸗
durch diefe Maßregel gewonnen. K.M.
omainenverfauf im vormaligen Königreich, Weflfalen. Da bie
fie dieſes Staats zu den großen Ausgaben, welche die beftindigen Kriege
eons ihm verurfachten, nicht hinreichten, fo ſchlug der Sinanzminifter des
98 Hieronymus, Graf von Buͤlow, vor, rinen Theil der Staatsdomainen zu
Sen. Der weſtfaͤliſche Staatsrath billigte dicfes, auch von andern Regie⸗
a im Nothfall angewandte Mittel, weil man dadurch dem Lande neue Opfer
ste, und zugleich den Stand der (größtenthrild von den frühern Megierungen
ſtellten) Staatsſchuldſcheine, in denen ein Theil des Kaufſchillings erlegt wer⸗
onnte, verbefferte. Nach der Auflöfung des Königreich aber erklärte Kurs
‚unterm 14. San. 1514 diefe Domainenveräuferungen für ungültig, die
nern zu Danover und Braunſchweig verführen in demſelben Sinn, und wur⸗
n Berfolg durch landesherrliche Verordnungen darin unterftügt, während Die
» Regierung diefeiben beftätigte. Diefe hatte naͤmlich das Königreidy Weſt⸗
anerkannt; die Haͤuſer Danover, Braunfchweig und Kucheffen Hingegen hats
se Staaten weder fürmlid) abgetreten, noch die weſtfaͤliſche Regierung ale
rechtlich vorhanden angefihen. Daher wurden von ihnen die Käufer der ver:
tm Stantsgüter ihres in gutem Glauben und laͤſtiger Weife ermorbenen Ei»
ums ohne die mindefle Entſchaͤdigung gewaltſam entfegt, ausgenonmen in
imben, weiche Preußen im tilfiter Sricden abgetreten, und Hanover num in
328 Domalnenverfauf
Befig genommen hatte, namentlich Im Hitdeshelmifchen, wo bie Käufer
— —E— thells Im Beſit blieben. Zwar foderte ter ð
Stein, als Generaladminiſtrator der von den Fcanzofen wiedererobenen
Provinzen, an den fid) jene Domainentäufer, deſonders die kurheffiſchen,
hatten, den Kurfürften von Heffen (29. Dini 1814) auf, die Käufe anzm
allein vergebens. Nun fuchten die Domainenkäufer bei dem Gongr:ffe
durch ihren Bevollmächtigten und zugleich Mitbetheiligten, Phil. With, 1
ber (ſ. d.) um die Wiedereinfegung In Ihr verforenes Eigenthum an. H
hielt derfelbe von dem preuß. Congreßgeſandten, Freih. v. Humboldt,
vom 8. Junl 1815, die amtliche Nachricht: „daß in der von bem Eongnı
unterfchreibenden Acte die Rechte feiner Committenten wah;
feien“, ſowie von dem kaiſerl. oͤſtt. Congreßgeſandten, Freih. von Weffer
amtliche ſchriftliche Eröffnung vom 19. Juni 1815: „daß der Kurfürkt
fen die Verbindlichkeit Habe, die Domainen anzuerkennen“. Allein defle
tet enthielt die Congreßacte durchaus feine Beflimmung über die Angekı
des aufgelöften weftfällf—hen Staats. Alle Schritte der Domainenkaͤuſ
kurheſſiſchen Regierung waren vergeblich, und auf ihre Vittfchrift vom
1816, daß ber Kurfuͤrſt die Sache der Beurtheilung der oberften Bande
unterwerfen möchte, erfolgte am 27. Gebr. der Beſcheid: „das Geſuch |
Statt". Daffelbe ward auf die Schrift vom 8. April, worin fie um ge
Erlenntniß wegen Aufrechthaltung des Befigftandes baten, erwibert, (
folglos war die Verwendung der kurheſſiſchen Landftände zu. Gunſien t
bei dem Kurfürften, Der preuß. Staatskanzler, Fuͤrſt v. Hardenberg,
oͤſtt. Geſandte am Laffeler Hofe, Graf von Buol⸗Schauenſtein, verwiej
die Käufer an bie Entſcheidung des Bundestages; doch wandten fd
Iegtern Rath, mit der Bitte um Schutz nod einmal an die kurfuͤrſti. Rey
Kaffel, Allein fie erhielten keine Antwort. Nun fandten fie ihren Be
tigten an ben Bundestag. Auf deſſen Vorftellung ſetzte die Bundesverſe
27. März 1817, indem fie ihre Befugniß in diefer Angelegenheit «
durch den Eurheflifchen Gefandten ben Kurfürften von ihrer Anficht der
Kenntniß, daß den Supplicanten zur Ausführung ihrer Eintede des zun
Domenidinwi-i:... Dominicaner 331
mg vorgelegt werben, alfo gehörten bie Einnahmen von den Staatsguͤtern zu dem
taneichaße, und fie fo wenig als die Staatsguͤter felbft konnten Ihrer Beſtim⸗
ug entzogen und veräußert werden, ohne ftändifche Einwilligung. Diefes führt
a Berlepfch aus. Über die Rückgabe der Kaufgelder handelt Schmitt am aus⸗
Rlichften.
Domenidhino, f. Zampieri. ,
Domicillium, bie Wohnung, batte bei den Römern befondere Rechte;
zurde für unverletzlich gehalten (3. B. fein Schuldner durfte in feinem Domieil
haftet werden; Erin Polizeis oder Serichtödiener durfte die Schwelle eines Pris
Dauſes betreten, um auch einen Nichtbereohner deffelben darin zu vechaften,
uam es Erin Öffentliches Haus war). Diefe Rechte hat das Domicil noch In Eng⸗
w und in den Niederlanden. Dann heift Domicil überhaupt der Aufenthaltes
w im engern Sinne der Drt, wo man einheimifc, ift, im Gegenſatz desjenigen,
B8 man ſich nur auf einige Zeit aufhält. Erroachfene Kinder 3. B. haben ihr Do⸗
Mitar da, wo Ihre Altern wohntaft find, d. h. fie gehören dahin, find daſelbſt
deimifch, wenn fie auch, wie 3. B. dienende Perfonen, an einem andern Orte
aufhalten. In der Rechtsſprache ijt domicilium habitationis der Wehnort;
ium originis der Geburtsort; domicilium necessarium der nothgedrun⸗
Aufenthaltsort, welchem das domicilium voluntarium, der freigewaͤhlte Aufs
‚ entgegengefegt if. Forum domicilii ift der Gerichtshof des Ortes,
man einheimijch ift, im Gegenſatze des forum contracius, forum de-
znb foram apprehensionis. — Domicilirte Wechſel ſind folche, des
zahlung, wenn etwa der Drt, wo der Ausſteller wohnt, kein Wechfelplag iſt,
Men Handelshaus eines in der Nähe befindlichen Wechſelplatzes angewieſen wird.
Bauch will man die Schwierigkeiten vermeiden, melde der Verkauf des Wech⸗
Mi heben könnte. 3.8. A. in London trafjirt auf 3. in Lüneburg, in Hamburg
3. in Limeburg acceptict den Wechfel und domicilirt ihn bei B. in Hams
Kat ann der Wechfel in London nach dem hamburger Cours verkauft wers
MR zr der Inhaber wendet fid) bei Verfallzeit, anftatt an 3. in Lüneburg, an
Re Hamburg, welcher Iegtere zahlt, wenn er mit Fonds zur Einlöfung verfehen
Daher haben domiicilirte Wechſel aud) einen geringern Cours, al& direct ges
e. Dominante, herrfchende Note, nennt man bie fünfte Stufe der Quinte
|M$enigen Tonart (oder auch quinta toni), in welcher ſich die Melodie bewegt, weil
Bin der Grundſtimme gewöhnlich noch öfter gehört wird, ald der Grundton der
Busrt ſelbſt. Um fie von Deminanten verwandter Zonarten, in welche die Mo⸗
arten aus der Grundtonart hingeleitet worden ift, zu unterfcheiden, nennt man
Baudy die tonifche Dominante ober Oberdominante. Unterbominante ift dagegen
& virrte Etufe vom Grundton; die fünfte abwärts gezählt. Daher heißt auch
m Brine Eeptimensccord auf der fünften Klangfiufe der harten und weichen Ton⸗
m Dominanterxccord.
Domingo (St.) f. Haiti.
Domimicaner weiden die Predigermöndye (Praclicatores) nad) ihrem
Eifer Dominicus (f. d.) genannt. Bei ihrer Entftehung (1215 zu Zous
Iafe) waren fie ergulicte Chorherren nady der Riegel des h. Auguſtinus, mit der Bes
Ramung, gegen die Keber au predigen. Diefe Negel und Beſtimmung behielten
fe bei, als fie 1219 die der Carthaͤuſertracht aͤhnliche weiße Kleidung und den Cha⸗
suhter eined Moͤnchsordens annahmen. In Frankreich hießen fie Sakobiner, weil
RR erſtes Kiofter zu Paris in der Jakobsſtraße war. Die ſchon 1206 von h. Dos
ainiens geſtifteten und ſeit 1218, wo cr auch cin Nonnenkloſter zu Nom anlegte,
reiter aufgebreiteten Dominicanerinnen folgen decſelben Siegel, nur find fie such
U 4
330 . Domainenverfauf
tem Könnte, fo halte ſich dieſelbe in ber Angelegenheit der weſtf. Dor
nicht für competent". S. d. Ausj. a. d. Protokoll in der Beil. zu d.
vom 23. Dec, 1823 b. 3. 5. San. 1824, Die Eurheff. Geſandtſch
vor diefem Befchluffe bei dem Bundestage erklärt, da mit mehren RE
Domainen ein gütliches Ablommen theil6 getroffen worben fei, theil
mit voller Beruhigung erwartet werben koͤnne.
Die Rechtsſchritte und Gerichteerkenntniffe über diefe Sache ge
gegengrfegten Grundfägen aus. Einige fehen in dem Königreich U
eim Raubwerk, und wenden auf die Staatehandlungen die Vorſchrift
ſchen Rechts über Räubereien an, weil Hanover, Kurheffen und &
nicht mit Feankreich Krieg geführt, ſondern nur einen Überfall erduld
Fuͤrſten die Länder nicht abgetreten, alfo ihr volles Recht behalten,
nad) geendigtem Raubzuftande wieber in wirklichen Beſitz genommen r
ber Gongreß zu Wien dieſes Recht ſtillſchweigend anerkannt, indem er
reich Weſtfalen gar nicht erwähnt habe. (©. „Über die Aufrechthalti
fügungen des Jerome Bonaparte in Kucheffen“,) Andre behaupten,
vertrag zwiſchen den Fuͤrſten und ihren Unterthanen fei durch bie Fluch
und bie Unterwerfung der legtern unter ein neues Staatsoberhaupt i
willige Huldigung aufgelöft, das öffentliche Eigenthum fei in den n
übergegangen, und mit gutem vollen Recht veräußert, wenn es nach X
neuen Stanteverfaffung veräußert worben. Andre beziehen fich auf
europäifche Völkerrecht, auf die Gründung des weſtf. Staats im til
auf feine Anerkennung von allen Mächten des feften Landes, auf den
pariſer Friedens vom 30. Mai 1814, welcher ben ungeftörten Befig
thums in den abgetretenen Landen zufichert, und auf den Umftand, de
fenden Fürfien ihre Länder durch bie Siege der Mächte wiedererhalten
denen das Königreich Weftfalen anerkannt worden. Diefes macht vor;
geltend, und er ſchließt von dem rechtmaͤßigen Verkäufer des Staats;
rechtmaͤßig erworbene Eigentyum des Käufers. Noch Andre, undna
Appellationsgericht zu Wolfenbüttel, gehen von dem Eroberungsted
ſchraͤnken daffelbe auf das Recht der Verwaltung, und ſchließen davo
Domenidine“-:.:: Dominicaner 331
mg vorgelegt werben, alfo gehörten bie Einnahmen von ben Staatsguͤtern zu dem
taasſchatze, und fie fo wenig als die Stantsgüter felbft Eonnten ihrer Beftims
ma entzogen und veräußert werden, ohne ftändifche Einwilligung. Diefes führt
a Berlepſch aus. Über die Ruͤckgabe der Kaufgelder handelt Schmitt am aus⸗
rlchften.
Domenidhino, f. Zampieri.
Domicillium, die Wohnung, hatte bei den Römern befondere Rechtes
wurde für unverletzlich gehalten (3. B. kein Schuldner durfte in feinem Domicil
Maftet werben; Eein Polizeis oder Gerichtsdiener durfte die Schwelle eines Pris
Kkaufet betreten, um aud) einen Nichtbewohner deffelden darin zu verhaften,
un es kein Öffentliches Haus war). Diefe Rechte hat das Domicil noch in Eng⸗
ww und in ben Niederlanden. Dann heift Domicii überhaupt der Aufenthaltes
B; im engern Sinne der Drt, mo man einheimiſch ift, im Gegenſatz desjenigen,
man fidy nur auf einige Zeit aufhält. Erwachſene Kinder 3. B. haben ihr Dos
Wlan da, wo Ihre Altern mwohntaft find, d. h. fie gehören dahin, find bafelbft
Meimifch, wenn fie auch, wie 3. B. dienende Perfonen, an einem andern Orte
aufhalten. In ber Rechtsſprache iſt domicilium habitationis der Wohnort ;
- originis ber Geburtsort; domicilium necessarium der nothgebruns
Aufenthaltsort, welchem das domicilium voluntarium, der freigemählte Aufa
Mpaltßort, entgrgengefegt if. Forum domicilii ift der Gerichtshof des Ortes,
& welchen man einheimijch ift, im Gegenſatze des forum contractus, forum de-
RE und foram apprehiensionis. — Domicilirte Wechſel find folche, des
B Bezahlung, wenn etwa der Drt, wo der Ausſteller wohnt, Fein Wechſelplatz iſt,
kein Handelshaus eines in der Nühe befindlichen Wechſelplatzes angewiefen wird,
Beturch will man die Schwierigkeiten vermeiden, welche der Verkauf des Wech⸗
DR yaben könnte. 3.3. A. in London trafjirt auf 3. in Eineburg, in Hamburg
8. in Luͤneburg acceptict den Wechſel und domicilirt ihn bei B. in Ham⸗
cht kann der Wechſel in London nach dem hamburger Cours verkauft wers
der Inhaber wendet fid) bei Verfallzeit, anftatt an 3. in Luͤneburg, an
% Hamburg, welcher legtere zahlt, wenn er mit Sonde zur Einlöfung verfehen
' Daher haben domikcilirte Wechſel aud) einen geringem Cours, als Direct ges
Et
I”
Dominante, herrſchende Note, nennt man bie fünfte Stufe der Quinte
Meeigen Tonart (oder auch quinta toni), in welcher fich die Melodie bewegt, weil
hin der Grundſtimme gewöhnlich noch öfter acbört wird, al& der Grundton ber
Busrt feibft. Um fie von Deminanten verwandter Tonarten, in welche die Mos
kletten au® der Grundtonart hingeleitet worden ift, zu unterjcheiden, nennt man
Band die tonifche Dominante ober Oberdominante. Unterdominante ift dagegen
fe vierte Stufe vom Grundton; die fünfte abwärts gezählt. Daher heißt auch
m Keine Septimenaccord auf der fünften Klangſtufe der harten und weichen Ton⸗
æ Deminantenaccord.
Domingo (Et), f. Haiti.
Domimicaner weaten die Predigermöndye (Praclicatores) nach ihrem
Eifer Dominicus (f. d.) genannt. Bei ihrer Entftehung (1215 zu Zous
air) waren fie regulirte Chorherren nad) der Regel des h. Auguſtinus, mit der Bes
Kamumg, gegen die Ketzer zu predigen. Dieſe Regel und Beſtimmung behielten
ſe bei, als fie 1219 die ber Carthaͤuſertracht Ahrztic;e weiße Kleidung und den Cha⸗
sabter eined Moͤnchsordens annıhmen. Sin Frankreich hießen fie Sakobiner, weil
& erſtes Kiofter zu Paris in ber Jakobsſtreßfe wur. Die ſchon 1206 vom h. Dos
naiens geflifteten und feit 1218, wo er auch cin Nonnenkloſter zu Nom anlegte,
zeiten anfgebreiteten Dominicanerinnen folgen derfelben Regel, nur find fie vuch
332 Dominicanen,
sur Arbeltſamkeit verpflichtet, die dem maͤnnlichen Bioelge wegen felneh h
rufs nicht zugemuthet wurde. Dazu Bam noch eine britte Stiftung bed
nieus, die RKitterſchaft Chrifti, urſpruͤnglich ein Verein von Rittern ın
ten zur kriegeriſchen Bekaͤmpfung der Keger, der ſich nach dem Tode de
in den Orden von der Buße des h. Dominicus für beide Geſchlechter we
und den dritten Drden der Dominlcaner ausmacht. Diefe Tertlati
- ohne feiertiche Geluͤdde zu thun, für die Beobachtung einiger Faſten und
Zuſicherung großer geiftlicher Vortheile; übrigens bleiben fie in ihren b
und häuslichen V. rdaͤltniſſen. Nur einige Eongregationen ber Domini
de bitten Ordens vereinigten fich, beſonders in Kati, zum Kofler
wurden wirkliche Nonnen, unter denen die b. Katharina von Siena die b
war. Um ſich der Ausbreitung und Befeftigung bes katholiſchen Glaube
der Zweck ihrer Stiftung und die erfte Probe ihres Eifers bei Ausrottun
genfer war, mit Exfolg widmen zu innen, erhielten die Dominicancı
Vorrechte eined Bettelordens, welche ihren ſchneilen Anwuchs ungemein
ten. Nicht nur Europa, auch die Küftenländer von Afien, Afrika u
ecfuͤllten fie mit ihren Klöftern und Glaubensboten. Ihre ſtrengmonart
faffung, welche alle Provinzen und Zweige ihres Ordens zu einem &
einem General verband, fihherte ihre Dauer und ben Zuſammenhang it
den Veftrebungen nad) Einfluß auf Kirche und Staat. Allerdings ı
fidy durch das im Zeitalter ihrer Stiftung fehr vernadjläffigte Prediger
ihre Miſſienen gemeinnüsig, durch große Gelehrte aus ihrer Mitte, wiı
Große und Thomas von Aquinum, wichtig und um die Beftimmung
hen Lehrbegriffs verdient, aber auch als Handhaber der Inquifition
in Spanien, Portugal und Itallen ausfchließend übertragen wurde,
Nachdem fie 1425 die mit ihrem urfprünglichen Geluͤbde einer gaͤnzlich
ſtreitende Erlaubniß, Schenkungen anzunehmen, erhalten hatten, entt
fih vom Bettein, und befchäftigten ſich im ruhigen Genuffe reichlicher
ſtolz auf eine vor andern Orden behauptete Würde, mehr mit der Poli
tdeologiſchen Wiſſenſchaften. Sie gaben den Königen Beichtväter, den u
Lehrer und der Andacht den Rofenkranz, der ihnen reichliche Zinicn trug.
Entftehung hatten fieanden Kcanciscanern (f.b.
338 Domrery la Pucelle Donatus
ftleg Indeß immer höher; nach dem erneuerten Hochvercathögefege war 9
Vermögens und ſ. Lebens ſicher. Einſt ſtellte D. ein Gaſtmahl an, x
natoren und Ritter in Schrecken zu fegen. Sie wurden in einem ſchwa
verfammelt, wo für jeden ein Sarg mit feinem Namen ftand; barauf 6
plögtich die Thären, eine Schar .nadtr, ſchwarz gefaͤrbter Perfonen, ı
Schwertern und brennenden Sadeln, trat herein und umtanzten bie Exi
bis der Kaifer ſich an ihrer Todesangſt genugfam getweidet hatte und fie
ließ. Die Sucht, in weder der Tyrann unaufhörlicy ſchwebte, vern
Graufamkeit. Da führte ein Zufall ferner Gemahlin, der verruchte
einen Zettel in bie Hand, auf welchem, nebſt vielen neuen Schlachtopfer
und die beiden Anführer ber prätorlanifchen Cohorte verzeichnet waren. .
deckung bewog fie, ſich gegen ihn zu verſchwoͤren, und ihn in feinem Zi
zu ermorden. Er hatte 15 J. regiert und war 45 Jahre alt geworden
zu Rom den prachtvollſten Tempel erbaut.
Domremy la Pucelle, Geburtsort der Jeanne d’A
ein kleines Dorf im feanz. Depart. der Vogefen (Wasgau), nicht m
Stadt Vaucouleurs (im Daasdepart.), in einet fruchtbaren Gegent
Weidepläge und gute Viehzucht hat. Hier zeigt man noch das Haus,
das begeifterte Hirtenmaͤdchen geboren wurde. Nahe bei demſelben iftdı
Dräfecten des Vogeiendepart. ihr errichtete Denkmal, mit ihrem Bru
Marmor, das am 10. Sept. 1820 feierlich eingeweiht wurde. Dabeil
eine Schule zum unentgeltlichen Unterrichte junger Maͤdchen. S. bie
in ber „‚Hist. ubregee de la vie et des exploits de Jeaune d’Arc, paı
(mit Kupf., 1821, Fol.).
Donatiften, die Anhänger bes Donatus, eines numibifchen
der wegen ſ. 311 bei einer ftreitigen Biſchofswahl geltend gemachten 8
die Trabitoren, d. h. ſolche Beifttiche, welche während der Verfolgungen i
VBücjeran heidniſche Obrigkeiten ausgeliefert hatten, fir amisfaͤhig ang:
mit f. Freunden aus der Gemeinſchaft der roͤmiſchen Kirche trat, und
Secte ftiftete, welche gefallene Chriften, wenn fie auch ſchon getauft wi
ohne Wiedertaufe aufnahm. Diefe Schismatiker Herrfchten in den chriftl
Donau Donauſchifffahrt und „Handel . 335
efür Schulen, und Donatfchniger, Fehler wider die erſten Regeln ber
cachlehre.
Donau, d.1. tiefes Waſſer, ein deutſcher Fluß, den die Roͤmer, von ſel⸗
Quellen bis Wien, Danubius, unterwärtd Iſter nannten, entfpringt aus 3
iin, der Brege, Brigach und einer Eleinern auf dem Schloßhofe des Fuͤrſten
Kürftenberg zu Donauefchingen (im Badifchen) 2050 Fuß über dern Meere, 28°
8.479 58’ Br., wo das vereinigte Gewäffer den Namen Donau erhaͤlt. Mache
B fie die Iller oberhalb Ulm aufgenommen, wird fie bei 8— 12 Fuß Tiefe ſchiff⸗
‚ and durchſtroͤmt dad Königreid) Baiern, dann von Engelhartözell bis Drfowa
DO Meilen) den oͤſtr. Kaiferftant, und zulegt die Türkei, bis fie, nach einem Lauf
332 Meilen, umd nachdem fie 30 fchiffbare Ftuffe, darunter die Iller, Wer⸗
und Altmühl, den Regen, die Rabe, den Lech und Inn, die March, far, Enz,
au, Sau, Murr, Theiß, Aluta und Morama, den Sireth, Pruth und Temes,
E90 andern Ftüffen aufgenommen hat, ſich ins ſchwarze Meer ergiekt. Ihre
Indung hat 5 Arme, genannt Kilis, Suline =, Kıdrillo =, Porteßa = und Islawa⸗
fi. Der erite Arm ift die Hauptmündung und der tieffte. Er ſteht jest, als
am von der Pforte an Rußland abgetretenen Beßarabien gehörig, unter ruffis
r Landeshoheit. Der vierte und fünfte find gleichfalls fchifbar. Die Stroͤ⸗
ng des Fluſſes bringt fo viel Waſſer ind ſchwarze Meer, bag man ſolches in der
Fenung von 10 Meilen von der Küfte nody wahrnehmen kann. Es find die
er ded Schwarzwald, der ſchwaͤbiſchen Alp, des Boͤhmerwalds, der tiroler
ker, Cärntifchen und Erainijchen Alpen, des morladjifchen, Earpathifchen
ulgarifchen Gebirge. Die Strudel und Wirbel der Donau hat die Kunft in
land und Ungarn viel gefahrlofer gemacht; aber Drfowas Untiefen und
Hinderniffe unter tuͤrkiſchem Scepter erfchweren das fernere Herabfchiffen
Be ſchwarze Meer. Der Fluß iſt fiſchreich; am befannteften find feine Haus
Geſchichtlich ift der römifche Donaulimes durch blutige Kriege, z. B. mit ben
emannen, und durch den Zug der römifchen Handelöftraßen berühmt. Hier
die Awaren und die Magyaren in Deutfchland ein. Hier, in der Donaus
de Marchfeldes gründete und befeftiate das Haus Habsburg feine Monars
ker bekaͤmpften deutiche Deere die Macht dev Pforte ; hier behauptete ſich das
BÖRteic) gegen Napoleons Übermadht.
Yonaufchifffahrt und »- Handel. Die Donaufchifffahrt bes
Bbei Ulm, und wird von ba in fuͤnf Abtheilungen, naͤmlich von Ulm bis Mes
rg, von Regensburg bi Wien, von Wien bi Pefth, von Pefth bie Bel⸗
md von da bis Galacz und Kilianova, wo ſich der Strom in das ſchwarze
ergießt, fortgefegt. Da man wegen deffen reißenden Laufes hauptfächlich
au That, d. h. den Strom hinunterfahren kann, fo find die Schiffe, die alle
Segel haben, ſchlechter als auf irgend einem Fluſſe Deutfchlande gebaut.
pa fie ausnahmsweiſe zu Berg, d. h. den Strom hinauf, fo Eönnen weder Rus
ach Segel benugt, fondern fie müffen, nad) Verhaͤltniß ihrer Größe und des
eftandes, von Pferden, deren man bei gewöhnlicher Wafferhöhe eines auf
Bert Gentner Ladung rechnet, an einem Taue gezogen werden. In ber, ber
æſchifffahrt eigenthuͤmlichen nautifhen Sprache heißt das Fahren den Strom
ater die Naufahrt, und das Fahren hinauf der Gegentrieb. Zu erfterer bes
man fich der Fahrzeuge von 128, von 90 bie 100 und von 30 bis 40 Fuß
erſtere Keliheimer, auch Hohenau, von 3 — 4000 Gentner Ladungsfaͤhig⸗
de zweite Gamfel, und die dritte Piätten genannt. Bei dem Gegentrieb ges
he man drei Schifföguttungen, naͤmlich Klobzille, von 136 — 140 $. Länge,
aunte Nebenbei, ftatt Anhänge, 130 — 136 8. lang, und Schwemmer von
B. Länge. Die Schifffahrt auf der Donau kann nur durch geſchickte und ers
336 Donauſchifffahrt und » Kandel
fahrene Schiffer betrieben werden, weil biefe fehr reißend und dabei vol!
if, an vielen Orten ſich mitten im Fahrwaſſer berfelben fpigige Feiſe
die Ufer Häufig bergig und die Schiffe, da fie nad) vollbrachter Reife int
Wien andie dortigen Schiffer oder das kaiſerl. Schiffamt verkauft werber
und zwar meiſtens von weichem Holze erbaut find. Am ſchwieriaſten If
fahrt aufwärts in Ungarn, mo zum Theil, wegen der niedrigen Ufer, fı
üche Leinpfade angebracht, und nur Menfchen zum Ziehen gebraucht wert
Doch find die ungarifcyen Schiffe für den innern Verkehr viel foliderg
haben daher eine dauernde Beſtimmung. Volle Schifffahrtöfreiheit
wiener Convention von 1815 ausfpricht, eriflict noch nicht auf diefem €
fofern er Oſtreich, Balern und Wuͤrtemberg gemeinſchafilich if; denn i
ſtehender Verträge iſt ein dreifaches Stapeimonopol in Anwendung.
Schiffer dürfen die Waaren nur bis Regensburg, und bie regensburge
nach Wien bringen, wo ihnen zur Rüdfahrt lediglich Weine mitzunehn
iſt. Die wiener Schiffer, die ebenfalls nicht weiter als bis Negenst
dürfen, haben dagegen das Recht, ſtromaufwaͤrts alle Gattungen Gaͤt⸗
bringen, kommen aber felten, außer mit Ladungen ungariſchen Kupfer
aus der Türkei nad Wien gebrachten Ghiter. Die Schiffer zu Wien u
gensburg bilden Innungen, und haben Neihefahrten, fobaß, mit Aus:
Winters, wöchentlich wenigſtens ein befrachtetes Schiff von Ulm nach
gi: In Hinſicht des Transports von Reifenden und deren Effecten iſ
hifffahrtöfeeiheit nicht befcpränft. Der Donauhandel ift zwar nich
tend als der auf dem Rhein und der Eibe, weil das Mauthfpftem der dj
fhen und wärtemberg. Staaten, deren Gebiet die Donau durchfließt, I
feitigen Verkehr hindert, und ſtreich und die Tuͤtkel nur einen Theil
und wuͤrtemb. Probucte nöthig haben, doch gehört er nicht unter diew
den der Ströme Deutſchlandse. Ulm, als der erfte Punkt des Donauha
ſchaͤftigt ſich Haupt’ächlidy mit dem Speditions · und Leinwandhandel. 5
Waaren fommen ihm über Strasburg und Schafhaufen, die italieniſch⸗
lich über Augeburg zu. Aus den Niederlanden geht das Meifte Uber Ut
Donau nah Wien. Regensburg benugt diefen Strom beſonders zum (
J n 464 sich ob 3
8
Don gratuit Donner 337
ie bie Vereinigung mit dem karlſtaͤdter Canal, ber bis Brod In Kroatien fort⸗
ihrt werden ſoll.
Die Verbindung bed Donauhandels mit dem Rheinhandel beſteht durch Lau⸗
x und ‚Deilbronn, deren erſteres vorzüglich von ber bairiſchen Regierung beguͤn⸗
wird. Die größten Vortheile würde aber der Donauhandel gewinnen, wenn
(den von Karl dem Großen projectirte, und aud auf dem bairifchen
stage zur Sprache gebrachte Verbindung der Donau mit dem Rhein mitteift
Maine, übe: deren Ausführbarkeit fid) Wiebeling zur Genuͤge ausgefprochen
„ Inder Zolge zu Stande gebracht werden follte. Nicht minder vortheilhaft
te aber auch für den Handel fein, wenn die Donaufchifffahrt nach den 1816
[dern wiener Congreſſe verabredeten Artikeln, von öftr., bairiſchen und wärtems
ig. Sommiffarien, deren Zufammentritt ſchon feit zehn Fahren vergebens erwar⸗
wird, durch eine gemeinfchaftliche Verorbnung regulirt würde. Mit derfelben
_ der Convention gemäß, die Beſchraͤnkung der Schifffahrtsfreiheit aufhoͤ⸗
es sukzbe ein einfoͤrmigeres Schifffahrtsſyſtem und Gebührentarif zu Stande
fü Leinpfade und Befeitigung der gefährlichen Stellen in dem Fahrwaſſer
als biäher geforgt, auch die Größe der Hinderniffe, welche die Ausübung der
ebnungen der Schifffahrt in den Weg legt, gemindert werben. —8*
E um fo mehr zu wuͤnſchen, als durch die neuerlich verſtaͤrkten öftr. Mauthbe⸗
en der deutſche Donauhandel fo abnimmt, daß ſchon (1822) die zu um
abgehenden Schiffe kaum mehr die Hälfte der Befrachtung, wie in
Jahren, erhalten konnten. 73.
Den gratuit, freiwitliges Gefchent, eine außerordentliche, jedoch frei-
Abgabe, weiche die Regenten bei außerordentlichen Antäffen von ihren Stäns
federn, oder auch ungefobert zu erhalten pflegen. Es findet befonbers in
m ändern flatt, wo ber Meyent ohne Einwilligung der Stände keine neue
pbe auflegen darf, 3. B. diejenigen ehemal. franz. Provinzen, die noch Land»
be hatten, nänılid) Bourgogrie, Provence, Languedoc, Bretagne, Artois und
Minigreich Navarra, bewilligten dem Könige eine Steuer ald Don gratuit.
Ze pflegte einſt in den oͤſtr. Niederlanden und in den deutfchen Hochſtiftern,
B Stänbeverfaffungen hatten, zu gefchehen.
7 Donner (Georg Rafael), Bildhauer, geb. auf einem D. des Stifte Hels
ken in der Herrſchaft Eckartsau in Niederöftreich 1680, war anfangs Gold⸗
Mer, echielt feine erſte Bildung in der Kunft von Johann Siuliani, einem Bild»
& Ver ſich in dem erwähnten Stifte aufhielt, wurde dann Stempelfhneiber,
mete fich feit 1726 ganz der Bildhauerkunft. D.'s Werke prangen als Meis
Be in mehien Kirchen und Palaͤſten Öſtreichs; vorzüglich bewundert man bie
len Bildſaͤulen, bie eine Zierde des Springbrunnens auf dem neuen Markte
Bien ind, und die Statue Karls VI. zu Breitenfurt. Unter feinen Schülern
Einen als vorzuͤgliche Kuͤnſtler, ſ. Brüder, Matthias, Medailleue und Prof.
Bebeuniie, und Sebaſtian, einen gefchidten Bildhauer; ferner Fritſch, Bal⸗
SHE. Moll und Friedrich Öfer. Er ftarb in Wien den 16. Febr. 1741.
Donner. Diefer mit dem Ausbruche des Blitzes verbundene Knall iſt eine
Erſcheinung, bie mit dem nifternden Laute des Funkens bei elsktrifchen
verglichen werden Bann. Als eine Wirkung der Erſchuͤtterung ber Luft
er Eh nicht völlig erflären, oder man müßte ſich unter dem Blige eine ſchreck⸗
vorftellen, wenn diefe durch bloße Zertheilung der Luft zur Hervor⸗
jenes fo volltoͤnenden Lautes hinreichend fein follte. Nach der Erklärung
Ene’& entfücht er durch die gewaltſame Ausdehnung der Luft, indem fich der elek⸗
he Seoff, weicher piöplic, in großem Überfluffe gebildet worden iſt, durch den
Senf zurfent, ſein Licht entläßt, und dadurch die Erfcheinung des Blitzes hervor
Wngt; das Boken Hingegen ift Folge einer ftufenweifen, oder in verfchiedenen eins
Genn.s Ber. Giebente Aufl. Bd. 111, 22
338 Donnerlegion Deppelmayr
zelnen Maffen erfolgenden Verdichtung des aus der Luft entftandenn
dampfs. Im die lerren Räume, welche diefe Verdichtung veranlaft,
Luft mit Gewalt ein, und bringt einen Schall hervor, in welchem fich ein
des Rollen mit ſchwaͤchern ober ſtaͤrkern Schlägen verbindet, je nahdımt
teten Dunftmaffen entweber gleihförmige, ununtetbrochen fortgehemde
ober Heinere und größere Haufen bilden. Das durch die Verdichtung er
Waſſer faͤlt in Regen herab. Die Anhänger der neuern franz. Chemie
Donnerẽnall aus der plöglichen Entſtehung einer großen Wolke her. |
fügt die Behauptung auf bie Betrachtung, daß fich im Sommer, wenn
term Himmel zu donnern anfängt, auf einmal Wolken zeigen, welche vo
da waren, und auch nicht vom Winde herbeigetrieben wurden.
witter fortbauert und die Donnerſchlaͤge aufeinander folgen, entftchen
nad immer mehr ncue Wolken, und dies hält nebft dem Regen fo Lange «
Donner dauert. Demnach waͤre der Donner nicht eine Folge des Blig
dem ſich das Waffergas in der Atmoſphaͤre durch plögliche Erkältung in &
wandelt, nimmt e6 einen 900 Mat kleinern Raum ein ald vorher; es eu
leerer Raum ; bie obern Schichten und die Nebenſchichten drängen fich he
indem fie aufelmanberfallen, entftcht das Geraͤuſch. Diefelbe Erſcheinu
im Kleinen, wenn man eine Büchfe aufmadht, deren Decel gut anfchfiei
Peitfche Enalit, weil ihre ſchnell zurlicfgegogene Spise eine gewiſſe Muffe
fich zuruͤckreißt, wodurch ein leerer Raum entfteht, In welchen ſich die u
Luft mit Gewalt eindrängt, und dadurch das Klatſchen verurſa
Donners iſt verſchieden nach der Beſchaffenheit der Oberflaͤche und der um
Körper. — Donnerbädjfe, der fonſtige Name des Schießgewehrs
nerhaus, ein zur elektrifchen Geraͤthſchaft gehörende Modell eines Hau
welches man das Einfchlagen bes Blitzes in eln Haus ohne Wetterableiter
nen nahahmen kann, — Donnerkeit, kegelförmig zugefpigte Steine, ı
man fonft wähnte, daß fie mit dem Blitze auf die Erbe film. Man
Steine find Verfteinerungen von jegt unbefannten Schalthieren, bie torg
Kentichkeit mit einem Pfelle oder einem Singer auch Pfeilfteine und Fü
jenannt werden. Andre find fkeinerne Streitärte, deren man fi in attı
342 Dortrecht
im weftfälifchen Kreiſe, jetzt In der preuß. Provinz Weſtfalen, zum Reyı
zirt Arnsberg gehörig, mit 9UO H. 4600 E.; der Sig eines Oberbnz;
eines Land: und Stadtgerichts. D. ward 800 von Karl dem Grofe
Dörfern als Stadt geftiftet. An der Nordfeite ftand dicht an den Mau
halb die alte Kaiferburg Munda, in der einft der Graf Teutmann, vi
Dfalzgraf, haufte, weichen Karl der Große 788 mit der Grafſchaft Der
lehnte. Bald nady Gründung der Stadt fol Karl den oberſten Stubit
lichen Freiſchoͤffengerichts dafelbft geftiftet haben. 808 fing er den Do
teon'& zu bauen an, welchen Ludwig der Fromme vollendete. Deinti
1005 hier eine Kicdyenverfammlung, und 1016 einen Reichdtag. lber
Dortmund Jahrhunderte lang oft der Ort ber Eaiferl. Hofhaltung. Als
1180 hier einen Reichatag hielt, faß er felbft, zuc Sem beim Hauptſtuhle
gel am Rathhaufe, ald Stuhlherr, zu Gerichte; noch 1327 verweilte
hier längere Zeit. Cine merkwuͤrdige, 21monatliche Belagerung von-
herren hielt Dortmund 1387 und 1358 aus, und erfämpte fi einen
Zrieden. Die Macht und der Flor der Stadt fliegen immer höher,
Jahrh. hatte Dortmund gegen 50 Thürme, 4 Baftionen und dreifache b
en; Es zählte 10,000-H. und gegen 50,000 Eintv., und befaß feit 15
drei Achigymnafien Weſtfalens. einen Hauptflor gab ihm die £
hatte damals große Fabriken in Tuch, Eifen und Huͤten, anſehnliche Bie
" und war der Stapelplag zwiſchen Antwerpen und Bremen, wo alle d
Waaren drei Ange lang zum Verkauf ausgeftellt werden mußten. Aber
ruhen, die allmälige Auflöfung der Hanfe, die Religionskriege im 1
Jahrh. und das Streben der Großen, bie Kleinen immer mehr zu beſch
ſich diefelben zu unterwerfen, führten D.'s Verfall herbei. 1803 ward
dem Prinzen von Dranien zugetheilt, im Oct. 1806 von franz. Tru
und den 1. März 1808 von Napoleon an den Großherzog von Berg
Iept war es der Hauptort des Depart. der Ruhr. In dem Vertes
Mai 1815 emtfagte ber König der Niederlande biefem Gebiete zu |
Krone Preußen. Das alte Archiv zu D. enthaͤlt wichtige Schriften un
aus ber Zeit, als hier noch ber Hauptfreiftuhl des Femgerichts fand,
344 Double Dover
talfoftems, hatten bie franz. Douaniers polltiſche Wichtigkeit. Glewn
gaden von 6 Mann getheilt, hatten militaitiſche Einrichtung, und wera
waffnet, So bewachten fie in drei Linien die franz. Srenzen gegen bie €
alles verbotenen Waaren, zu benen nicht bloß die mantam, abe fet
halb erzeugten und verfertigten Waaren gehörten. Auch erhoben fiedie
zoͤlle. Ihre Anzahl gab man 1812 auf 80,000 an, und bie Koften bi
nenverwaltung betrugen ſchon 1809 gegen 50 Mil. Franken. Die
Schärfe, mit ber das franz. Zollweſen ausgeführt wurde, die Störung:
faft alle Lebensvechättniffe, befonbers in den neuen Provinzen va
seien, welche fich die Douaniers gegen Reifende erlaubten, hatten befoı
neuen Provinzen bie Gemüther außerorbentlich wider fie aufgeregt, unl
ingrimm traf daher bei den Bewegungen, welche 1813 in Deutfchland ı
‚gegen bie Franzoſen ftattfunden, zuerft dieſe Menſchenclaſſe und die Zom
welche in Hamburg und Amfterdam gleich zu Anfang niedergeriffen un
wurden.
Double, ein Kunſtausdruck beim franz. Theater, der den €
eines für ein gerolffes Zach angenommenen Schaufpielers bezeichnet.
ſteht aber Darunter Beinen zweiten Schaufpieler. Diefe heißen weconc
* actenr pour les seconds röles.
Doufa oder van der Does, geb. 1545 zu Nordwyk
Staatsbeamter, Ppitotog, Gefcichtfchreiber und Dichter, flubirte k
Löwen, hielt ſich einige Zeit in Paris auf, und lebte dann im Genuſſe dı
Städes und im Umgange mit ben My fen, bis er 1572 als Geſandte
land ging, um bie Königin Elifabeth"für die Sache der Niederländer ;
Als Oberbefehlshaber in dem von den Spaniern belagerten Leiden, de
Klugheit und unerſchuͤtterlichem Muthe alle Gefahren, ſelbſt als Hunı
Deft ſich zu der Geißel innerer Zwietracht gefellten. Adgerichtete Ta:
ihm, mit den erwarteten Befreiern eine Verbindung zu unterhalten,
pries er in feinen Verſen dieſe treuen Voten. Der Statthalter Wil
ſchaͤdigte die Stabt für ihre Leiden durch die Stiftung der Univerficät,
Eurator Doufa ward. Seine ausgebreiteten Verbindungen mit ben (
2 aubsa u ihn in raum n FElichiisn Der 2 a
346 Drache
und Sterbenden. Man findet in diefer reichen Compofition ſchoͤne
wohl gruppirte und tief gedachte Geftalten; der Ausdruck ———
großer Wahrheit wiedergegeben, die Farben find lebhaft und kräftig;
der Schönheit in Thränen und reicher Kleidung, ntitten unter den
der Peft, welche vorzugsweife gegen fleifchlofe Körper zu wüthen fdheint,
einen großen Gedanken aus. Nach Vanloo's Tode warb Dohen zu
der Gapelle des heit. Gregots bei ben Invaliden gewählt, _ Dann munbe‘
Hofe der Triumph der Tethys über die Gewäfler su malen Übertragen,
mälde wurde um fo ſchoͤnet gefunden, je weniger Die Grazien, womit er,
ſchoͤnern gemuät, etwas von der Ziererei,und dem fchledyten Gefchmad
ber damals Mode war, Der. Zod des heil, Ludwig, in der Capelte ber
ſchule ift eine feiner ſchoͤnſten Arbeiten, vorzüglich in Dinficht der traf
numg. Im Anfange der Revolution berief ihn Katharina U. nad
ihm eine Penfion von 1200 diubeln nebft freier Wohnung, und ernannt
Profeffor bei der Malerakademie zu Petersburg. Nach der Kaiſerin
ihm Pauf I. gleiche Gunft. Er malte viel in den Eaiferl, Paläften um)
Peteröburg 1806 den 5. Juni.
Drache, 1) Sternbild am nördlichen Himmel; bie Fabel fagt,
babe den Drachen, welcher die goldenen Apfel im Schlafgemach ber
wacht, und welchen Hercules töbtete, an den Himmel verfeßt. — 2) Di
hafte Dradye. Bon biefem Ungeheuer gebt die Zabel faft fo tmeit hinsufi
Geſchichte reicht. Man fhüdert ſ. Geftalt jo ſchrecklich als möglich, ud,
zum Wohnplatze beinahe alle bekannte Ränder, befonders das damals ach
kannte Indien und Afrika. Seine Gröfe gab man nicht leicht unter 20,
auf 70 Elen an, Won lepterer Art war ber Drache, der nad) dem Alan
anders des Eroberers Zeiten in Indien lebte, und göttlich verehrt murie
hatte. er nad) diefen Befchreibungen nicht, fondern wie Schlangen
durch Windungen des Körpers foı Der ganze Körper war mit
deckt, und nach Vielen der Hals mit einer Mähne geziert.. _ Übrigeng
ſich diefe Erzählungen faft alle, und nur darin ftimmen fie überein, daß dei
vortreffliche Sinnenwerfjeuge, befonders ein ſchatfes Geſicht habe. Ihm
348 Draft Drais
wurden fie-faft nirgend& mehr zum Infanteriebienft gebraucht, and bi
eine gute Gattung Gavalerie, ber man die für die Hufaren zu fÄmereı
Cuiraſſiere zu leichten Pferde gibi. — Dragonaden (Dragonatit
d.h. Bekehrungen, welche mit Kriegsgetvalt erzwungen werden follen, ;
tehrungen. Ludwig XIV. ſchickte nämlich in diefer Abſicht (1684 Z
die Eevennen, um durch fie die Hugenotten zu zuͤchtigen.
Draht, das nad) gewiffen Formen, gewoͤhnlch runden, indie
gebehnte Metal. Man hat Platin⸗, Gold», Silber, Kupfırs
Stahl, Meſſingdraht ic. Gegenftand eigner Fabriken iſt nur der
Meſſingdraht; mit der Anfertigung der Übrigen Metalldraͤhte befchyäfüs
zelne Menfchen, oder es ift ein Zweig der Gold = und Silberfabriken. —
brication ded Eifendrahtes eignet fid nur fehr feſtes, dehnbares
Stabeifen, welches vorher zu feinen Stäben ausgeredt fein muß. Z
Stibe werden vermittelft einer beſondern Vorrichtung, durch Ereisförmi
gen gezogen, welche ſich indem, aus dem hirteften Stahl gefertigten 3
finden. Der Ducchmeffer der Öffnungen deſtimmt die Stärke des Dir
muß der feinfte Draht durch alle vorhergehenden größern Öffnungen n
gangen fein. Aber auch ungeachtet dieſer Vorficht, wird das Eiſen dar
hen fteif und fpröde, ſodaß die Härte und die daraus entfpringende Spu
erſt nad) jedem Zuge durch Ausglühen gehoben werben muß. Das Aut
ſchieht entweder vor der Effe bei Holzkohlen, oder in Öfen. Der entftant
fpan muß vor dem neuen Ducdhzichen fehr forgfältig weggefchafft werden
bie Zicheifen leiden und der Draht verborben wird. Die Kraft, meld: d
ziehen verrichtet, befteht entweder aus einer Zangenvorrichtung, bei welt
Zangen in dem Augenblicde des Anpadens des Drahtes ſchließen und naı
tem Zuge wieder öffnen, oder aus Malzenvorrichtungen an denen das
ducchzuziehenden Drahtes befeftigt ift, und welche ben Draht bei der Beu
ihre Are, auf ihrer Oberfläche aufrollen. Die letzte Vorrichtung iſt mr
ven Drähten, aber dann auch vorzugsmeife anwendbar. — Zur Anfert
M effingdrahte& werden ble ausgewalzten Tafeln in Drahtbaͤnder
welche ebenfalls mittelſt Zangen und Matzen (Leiern) zu Draht ausgezoat
350 Draifine Drake
genſtand erſchlenene Schrift verwirft auch in einem Anhange die Tremmı
ſtin von der Polizel bei den Landbeamten.
Draifine (franz. Velocipede), ein vom Forftmeifter v. Drai
heim 1817 erfundener zweiraͤderiger Wagen zum Selbſtfahren. Buell
ander laufende Räder verbindet nämlic) ein Geſtell, auf deffen obern Et
in Form eines Sattels angebracht iſt. Vor dem Sattel iſt ein Bügei
auf dem beim Fahren die Arme ruhen; und vor dieſem geht ein mis eim
ſtabe verfehener Schenkel in bie Höhe, wodurch die Fahrmaſchine, dad
Mad, wie bei allen Wagengeftellen, beweglich ift, gelenkt wird. Wü
Draiffine nun zum Fahren gebrauchen, fo fegt man ſich auf den Sattein
Indem man mit einem Fuße um ben andern auf ben Erdboden auftritt
ſchine fort. Dabei muß man aber zwei Dinge-febr in feiner Gewalt h
mal eine gute Balance, und dann eine gute Fertigkeit im Lenten. 8
diefe beiven Hatipterfoderniffe ſich zu eigen gemacht hat, fol auf guta
Wege in einer Stunde bequem eine deutſche Meile zuruͤcklegen koͤnnen.
land hat ihr Verbefferer, Knight, ein Patent daruͤber erhalten.
Drake (Francis), Seemann, geb. zu Tavoſtock in Devonſh
Ternte das Gewerbe eined Seemanns bei einem Küftenfahrer, der aud
Waaren nad) Irland und Frankreich überführte. D. gewann bie Lit
An dem Grade, daß diefer ihm bei feinem Tode fein Fahrzeug vermachte.
mwandter, Sir John Hawkins, lief ihm Unterricht ertheilen. Im 18.
D. einzelne Sefchäfte auf einem Schiffe verrichten, welches nach Bitca
trieb; im 20. machte er eine Reife nad) der Küfte von Summen, und im
er den Oberbefehl eine iffs, und benahm fich In dem ungluͤcklichn
welches Sir John Hawki jegen die Spanter in bem Hafen von Bere
beftchen hatte, mit vieler Tapferkeit; allein er verlor auch Dabei Alles wa
Er faßte nun einen folchen Haß gegen die Spanier, daß er bloß auf Mi
Ahnen allen möglichen Schaden zuzufügen. Kaum hatte er diefe Abfid
land merken laffen, al6 eine Menge Abenteurer fih ihm anſchloß. Er br
zwel Unternehmungen nad) Weftindien, vermied zwar noch mit den Ep
fammenzutteffen, der Erfolg feiner Reife twar aber fo günftig, dag man
352 Dramaturgie
nech höhere Grabe zuläßt, indem das Vergegenwaͤrtigte noch nicht das €
tige felbft ift. Vergegenwaͤrtigen kann man auch in der Erzählung, €
aun aber eine Handlung in ihrer allmaͤligen Entwidelung, mit ihren Us
Veränderungen, von bem Augenblick des Entfchluffes bis zum Erre.
Zwecks, als gegenmärtig ſich cceignend dar; fo iſt eine folche Darftelung
tiſch, gleichviel, in welcher Form man bargeflelft habe. Göthe's Wa
wirkliches Drama, und jede Darftellung, die in allen Punkten das Bı
immer entwidelt, immer im Fortſchreiten begriffen ift, iſt dramatiſch
man freilich nidyt meinen, nur da fei Handlung, wo, wie Leſſing ſich am
Froſch ſich die Maus and Bein bindet und mit ihr umherfpringt. Nieht
lung äußert ſich auch in einem aͤußern Greigniffe, denn das Dandeinge
nen aus, und ed gibt eine Handlung der Seele, bei welcher die Veraͤnde
Veränderungen des Seelenzuſtandes find. Hier treten fie freilich nicht!
vor als wo ſich auch die Aufern Zuftände verändern, und wo die bewirt
nungen aͤußere Ereigniffe find. Sollen nun Handlungen als gegenmwi
eignend bargeftellt werden, fo kann es nicht beffer gefchehen als durch die
Derfonen felbft, oder durch Steltvertreter derjelben, welche ihren Wil
finnungen und Zuftände durch Rede offenbaren, und gleichfam felbi
Daher die dialogifche Form, wodurch jedoch allein ebenfalls noch Feind
fleht, wie Manche geglaubt haben; weil der bloße Dialog, menn er. $
hend ift, etwas Hemmendes haben ann; da hingegen bei Darftellung ı
tung ein beftändiges Vorwaͤrisſtreben, eine lebendige Bewegung in dem
gange und cine Spannung auf den Ausgang flattfinden muß. Wol
fid) in einem Dialog findet, da nennen wir aud) ihn dramatiſch, wie
ſten Platon’fchen, ober Klinger’ dialogiſches Meifterftüd „Der Wet
der Dichter”, Bei Darftellung einer Handlung bilden ſich Gedanken
ſchluͤſſe zu Thaten aus; die Entſchluͤſſe fegen Umftände, wodurch fiet
den, voraus, diefe machen auf den Erfolg, und mehre Erfolge auf eine
Beruhigung begierig. Daher eben jenes Vorwaͤrtsſtrebende, lebendig
gende, Spannende. Daher Überhaupt der große Reiz der dramatifd
„Sie tocdt”, fagt A, DW. Schlegel, „Ipätigkeit, welche der wahre Gr
346 Drache
und Sterbenden. Man findet in biefer reichen Gompofition fchöne Charakterkoͤn
wohl gruppirte und tief gedachte Geſtalten; der Ausdrud des Schmerzes if ug
großer Wahrheit wiedergegeben, die Farben find lebhaft und Eräftig; der Ankm
der Schönheit in Thränen und reicher Kleidung, mitten unter den Verwüftur
der Peft, welche vorzugsweife gegen fleildylofe Körper zu wüthen fcheint, de
einen großen Gedanken aus, Nach Vanloo's Tode ward Doyen zu Ausmalze
der Gapelle des heil. Gregors bei den Invaliden gewaͤhlt. Dann wurde ihre pe
Dofe dir Triumph der Tethys über die Gewaͤſſer zu malen übertragen. Grin &
mälde wurde um fo fchöner gefunden, je weniger die Örazien, womit er ed zu ver
fhönern gewußt, etwas von ber Ziererei und dem ſchlechten Geſchmacke zeigtes
bee damals Mode war. Der Zod des heil. Ludwig, in der Capelle der Mita
ſchule ift eine feiner ſchoͤnſten Arbeiten, vorzuglich in Hinficht der trefflichen Anoxh
nung. Im Anfange der Nevotution berief ihn Katharina II. nach Rußland, 4
ihm eine Penfion von 1200 Yiubeln nebfl freier Wohnung, und ernannte iu zu
Profeflor beider Malerakademie zu Petersburg. Mach der Kaiferin Tode beiräggt
ihm Paul I. gleiche Gunft. Er malte viel in den kaiſerl. Patiften und ſtat b 2
Petersburg 1806 den 5. Juni.
Drache, 1) Sternbild am nörblihen Himmel; die Fabel fagt, Fumt
babe den Drachen, welcher die goldenen Apfel im Schlafgemady der Heßperiben
wacht, und melden Dereules tödtete, an den Himmel verfegt. — 2) Der fi
bafte Drache. Von diefem Ungeheuer geht die Kabel faft fo weit hinauf *7
Geſchichte reicht. Man ſchildert ſ. Geſtalt ſo ſchrecklich als moͤglich, und gibt
zum Wohnplatze beinahe alle bekannte Laͤnder, beſonders das damals noch _
kannte Indien und Afrika. Seine Öröfe gab man nicht leicht unter 20, oft
auf 70 Ellen an. Bon legterer Art war der Drache, der nad) dem Allan zu A
randers des Eroberers Zeiten in Indien lebte, und göttlich verehrt wurde. M
hatte er nach diefen Beſchreibungen nicht, fondern wie Schlangen bewegte er
duch Windungen des Körpers fort. Der ganze Körper war mit Schuppen
det, und nad) Vielen der Hals mit einer Mihne geziert. Übrigens widerſprech
ſich diefe Erzählungen faft alle, und nur darin ftimmen fie überein, daß der Drag
vortrefflihe Sinnenwerkjeuge, befonders ein ſcharfes Geſicht Habe. Ihm wird e
ſelche Stärke beigelegt, daß es ihm eine Kleinigkeit war, einen Elefanten zu eu
gen. Seine Nahrung beftand in Blut und Fleiſch von allerlei Thieren; auch
er verfchiedene Srüchte. Das Sonderbarfte ift, daß beflenungeachtet dieſes M
gefangen und zahm gemacht werden Eonnte, wovon die alten Schriftfteller manch
lei zu erzählen wiflen, Diefen Fabeln fcheint aber dennoch ein wirkliches CU"
zum Grunde zu liegen, und wahrfcheinlich ift diefes kein andre6 ale die große AF
gottöfchlange (Boa constrictor, f.d.) Der fabelhafte Drache des :
alters bat vier Lömenfüße, einen langen, dien Schlangenſchwanz und einen umgl‘:
beuern Rachen, aus welchem Seuerflammen ftrömten. In den Ritterzeiten fpie
biefer Drache eine Hauptrolle; er gehört zu den Ungeheuern, welche bie bepanzertg'*
Momanenhelden zu befiegen hatten. Diefe Sagen wurden mahrfcheinlich digg:
mangelhafte Nachrichten vom Nilkrokodill, welche durch die Kreuzzuͤge nach Euroge‘
Samen, und übertriebene Beſchreibungen unferer größten intändifchen —
veranlaßt. — 3) Der elektriſche Drache, das Spielwerk der Knaben, hat
zu einer hoͤchſt wichtigen Erfindung gegeben. Franklin bediente ſich 17682 ſc
zuerft als eines Leiters, um vermittelft deffelben die Elektricität ber Luft ober Dei
Wolken herabzuziehen, und die Elektricität de6 Gewitters zu beweifen. Der Drachie
war von Pappe, wie bie gewöhnlichen Drachen, momit Kinder [pielen, und aup
demfelben war eine metallene Spige befeſtigt. Er ließ ihn an einer hanfenger
Schnur, an deren unterſtem Ende ein Schlüffel hing, in die Höhe ſteigen. Uns
die Schnur, ohne die elektriſche Materie abzuleiten, anfaſſen zu können, war unten
|
Drebbl : Dredfeln . 355
Arzneien, ald heftige Abführungsmittel ıc. Neuere Schriftſteller haben
Kußdend auch in der Aſthetik gebraucht.
Rrebbel (Cornelius), Phyſiker und Mechaniker, geb. zu Alkmar in
Aland, 1572, ein bloßer Landmann, befaß viel Beobachtungsgeift und ein
gen, das ihn bei f. mechanifchen und optifhen Verfuchen unterftüßte. In
s wurde er fo befunnt, daB ihm der deutfche Kaifer, Ferdinand II., den Uns
feiner Prinzen übertrug, und ihn zum Faiferl. Rathe ernannte. In den
m, 1620, nahmen ihn die Truppen des Kurfürften Friedrich V. von der
jefangen, und beraubten ihn f. ganzen Vermögens, doch ward er auf hohe
e wieder freigegeben, und an den Hof Jakobs I. von England, Friedrichs
tgervater, der im Umgange mit Gelehrten fich fehr gefiel, geſchickt. Seit
zeit lebte er in ſteter Beſchaͤftigung mit feiner Wiffenfchaft zu London, wo
+ farb. - Die Nachrichten, welche ſ. Zeitgenoffen von f. Verſuchen geben,
egen des Wunderglaubens jener Zeit theild nicht völlig zuverläffig (fo foll er
hiff verfertigt haben, auf welchem er unter dem Waffer zwei Meilen weit,
zeſtminſter bis Greenwich, fuhr), theild grenzen fie ans Fabelhafte (3.8.
aͤhlung von den Mafchinen, durch welche er eine Kälte, die der des Winters
jeweſen fei, hervorgebracht habe u. ſ. w.). Gewiß iſt es, daß er in der Dies
und Optik für die bamalige Zeit große Kenntniffe befaß, und mehre mathe
re Inſtrumente erfand, u. a. das zufammengefcgte Mikroſkop (ein Mittels
vifchen Teleſtop und Mikrojkop, geriffermaßen ein Diegatoftop), und das
ometer (gegen 1630), welches nad) ihm Halley, Fahrenheit und Reaumur
bommneten. Die Erfindung des Teleſkops, welches ihm Einige ebenfalls
n, ift wahrſcheinlich Älter, und dem Zachar. Sanfon um 1590 zuzufchreiben.
„Tractatus de natura eleinentorum et quinta essentia** herausgeb. von
Ernſt Burggrav zu Leiden 1608, erſchien mehrmals (deutfh, Hamburg
Leipzig 17255 hotländiih, Rotterdam 1702). ©. „„Epistolä de ma-
asironormica perpetuo mobili‘* gab Joach. Morfius heraus zu Leiden
Ein deutfcher Brief an Kaijer Rudolf IL, in welchem er ein Snftrument
äbt, welches er Machinam musicam perpetuo mobilem nannte, fteht in
deffer's „„Deliciis physico - mathemat.“, Bd.2. ... S.
Drechfeln iſt die Kunſt, haͤrtern Körpern, als Holz, Knochen, Horn,
win und ſelbſt Metallen, verſchiedene, vorzüglich runde Figuren und kuͤnſt⸗
Beitatten auf der Dreh oder Drechſelbank, vermöge mancherlei Dreheiſen,
yeilen. Der Name fommt von Drehen, indem der bearbeitete Koͤrper, zwi⸗
en Spitzen der Reitftöde, vermöge einer Schnur den Dreheifen in der Runde
en gedreht wird. Dochgibt es auch noch eine Art zu-drehen, welche Paſſig⸗
. oder Kunftdrehen genannt wird, bei weichem, vermitfelft einer befonder®
ingerichteten Drehbank die abzubrehende Sache nicht allein in bet Runde hets
weht, fondern auch zugleich hin und hergeſchoben wird, wodurch verfchiedene
edige und andre Kormen entflehen, Das Drechſeln auf der Drechſelbank
e Sehr alte Befhäftigung. Zuerſt drechfelte man wahrſcheinlich nur glatte
n und Säulen, und fing erft fpäter an hohl zu drehen, und vorzuͤglich Trink⸗
und Becher zu fertigen. Auch ift dad Drechſeln auf der Drechfelbant fchon
[tere her als eine der Gefundheit heilfame und fehr angenehme Beſchaͤftigung,
ylidy von Denjenigen, weldye durch geiftige Anftrengung oder figende Lebens:
Ichwaͤcht worden find, ober als ein nüglicher Zeitvertreib gelibt iind fleißig bes '
m worden. Die Dreh = oder Drechfelbant hat in der neuern Zeit vielfältige
»ſſerungen erhalten, Etwa feit 1780 iſt die einfache Drehärbeit mit der Aufs
welche aud) beweglich gemacht werden kann, im Gebrauche. Desormaur's
rt du tourneur‘*, mit 37 Kpf., &, hat D. Thon umgeaärbeit, Die Dive:
in ihrem ganzen Umfange” (Simenau 1825, m. 95 Abbiw.):
2, *
356 Drei Dreifelderwirthſchaft
Drei, Dreizahl (Trias), eine vom früheften Alterthum heryh
Zahl (vgl. 3. B. Moſ. 4, 19, 12.); noch heute fagt da6 Speichen: U
ten Dinge find drei. Dies muß feinen Grund in der Natur diefer il!
Die Zah! Drei ftellt ung die Einheit und den Gegenfag, das Prinipmi
mente der Entwidelung , oder aud den Gegenfag und bie verbinden |
(Spnthefis) dar; fie ifE die erfte ungerade Zahl, die auch die erſte geriten
hierin liegt ihre eigenthümlicye Bebeutung und Vollklommenheit. Gcen
terthum mußte man rahrnehmen, daß fie überall zu finden iſt, wo man &ı
tung des Mannigfaltigen wahrnimmt. Daher Anfang, Mitte, Ende, m
mel verfinnlicht ducch Aufgang, Culminationspunkt, Niedergang ; Mes
tag, Abend; Abend, Mitternacht, Morgen; und überhaupt im den fogm
Dimenfionen der Zeit: Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft. Abra
Raume kehrt diefe Dreizahl zurlid, in oben, mitten, unten ; techts, mitten
und überhaupt in den Dimenfionen des Raums: Länge, Breite, Dick de
Für das Geficht ſtellt ſich die Dreizahl dar in ber regelmäßigen Figur be?
welches ebenfalls zu unendlichen fombolifhen Darftelfungen angerene
iſt, und für das Ohr am volflommenften im Dreiflang (f.d.) (Trias!
nice). Da das Dreifache auch Die Grundlage der Symmetrie ift, fo ep
auch das Dreigefkaltete, abgefehen von den fombolifchen und andern Bey
gen, die fich daran fnüpfen, in der Architektur und den Geraͤthſchaften, me
facher Art find. Hierher gehören die Triginphen In der Architektur; der 1
der Dreigad, die drei Vlige des Jupiter; die Ältere dreifaitige Lyra; ol
Drelgahl bei den erftern Gegenſtaͤnden, ſowie bei dem dreiföpfigen Cerben
ſpeclellere fpmbolifche Beziehungen hat. Auch bei der Entwictelung anf
danken begegnen wir, wie fhon oben angedeutet, jener Trias in dem Sche
sin), Enfdegenfegen (Antithesis) und Vereinigen (Synthesis) wiedet, jaa
fachen Zahl Urfprung in unferm Geifte ift nur aus jenen urfprünglichen Ja
des Denkens, bie ſich in den zufammengefegten des Begreifens, Uctbeih
Schließens wiederholen, erflärbar. Daraus folgt jedoch keineswegs, dal
erft auf die Dinge Übertragen. In Hinſicht auf die Methode der philofe
Entwidelung hat man derfchieben n Gebraud) von der Trias gemacht; wo
Dreifelderwirchfchaft Ä 337
erauf mit Sommergetreibe, als zweite und letzte Saat fchloß. Die Armuth
Anger war wol die erfte Verantaffung diefes Feldſyſtems, mit dem Kaifer
ver Große in Stalien auf feinen Zügen nad) Nom bekannt geworden war.
eit die Domainen feines Staats reichten, führte er auf ſolchen die nämliche
ſtellung ein, die damals allerdings, unter den kaum feßhaft gewordenen
n mit ihrer gleichen Erbfchaftstheilung unter den Söhnen, eine Verbeffe:
er Landwirthſchaft zu fein ſchien. Sie bildete fich zuerft in einem Lande,
Bevölkerung damals fehr abnahm. In Italien felbft und alfenthalben in
bland, wo fid) die Menfchen vermehren, hat man in unfern Zeiten an
e reine Braache abzufchaffen, und in dem fuͤr die Braache beftimmten Sabre
fein, Rüben, Mohn, Flachs, Hanf, Erbfen u, ſ. w. zu fien. Go fteht
gt in Mitteldeutfchland faft allgemein die Selbbeftellung. Bis nad) Hols
em alten Hauptfig der Saflen, am rechten Elbufer, ift jedoch die Dreifels
bfchaft niemals vorgedrungen, und wahrfcheinlich auch niemals in den ſuͤd⸗
Riederlanden (Belgien) herrfchend gewefen, weil dort fchon in ber Periode
nifchen Herrfchaft eine zahlreiche Bevölkerung und eine gute Getreide und
ultur beftand, Längft hätte man allenthalben fatt der Drelfelderwirthſchaft
nünftigere Wechfelwirthfchaft eingeführt, wenn fic nicht mit jener das
yſtem der Gutsherren von den Seldern ihrer fogenannten Unterthanen und
nen, und nun fogar die aufs weitefte getriebene Benutzung der Stoppel⸗ ımb
eide auf fremden Boden vor Maitag und nad) Michaelis, ja fogar in ber
e der Begrünung der Braache mit Unkräutern und Gräfern eingefchlichen
Proc) fördert die Dreifelderwirthichaft, mit ‚ihrem Mangel aller Beftiebis
das Vergnügen großer Hafenhegen und der Parforcejagden. Daher find
dthiere allenthalben zum Schaden der Production fehr häufig, wo die Dreis
irthſchaft herrſcht, und fo felten, wo, mie in Holfteln und Mediienburg,
wirthſchaft oder Wechſelwirthſchaft, im Wechſel tief und flach wurzelnder
bfe, die beide mehr Production liefern, eingeführt find, Es ift übrigens
96 ein Vorurtheil, daß die Dreifelderwirthfchaft auf gleicher Bodenfläche
ften Getreide liefere, felbft wenn folche die Stallfütterung des Hornviehs
köte.- Die Landwirtbfchaft, welche in einer gegebenen Zahl von Fahren im
» ift, den meiften Dünger nachhaltig zu fchaffen, wird dadurch fähig, zu⸗
riet Getreide, viel Fleiſch für die Schlachtbank und viele Handelsgewächfe
sgen. Diefes zu erreichen, muß aber der Wechfelmwirthfchaft und ſogar der
s oder Koppelwirthfchaft Leichter werden als der Dreifelderwirthfchaft, felbft
efe die Stallfütterung des Hornviche unterftügt. So lange die Römer vieler
bedurften, die auf einer großen Anzahl von Samilienftellen Keiner Obers
m heißen Stalien viel zu produciren gezwungen waren, um fich von ihrem
zu ernähren, zwang fie dies, die Spatencultur mit ber tiefen Erdruͤhrung
nd zu nehmen, denn nur alddann konnten das Getreide und alle flach) wurs
Bewaͤchſe In den Sommermonaten fid) erhalten, che dieſe eintraten, ben
befchatten, und dadurch in einiger Feuchtigkeit erhalten. Seitdem dieſe
zügige Beſtellung verſchwunden ift, die von Zeit zu Zeit das Feld gewiſſer⸗
tejolte, ift das erfte Kornland der Welt (Sicilien) nicht immer mehr im
», feine mäßige Bevölkerung von 1,600,000 Einw. mit Getreide zu verſor⸗
aͤhrend e8 früher, bei einer ungleich ftärfern Bevölkerung, davon ausführte,
dem Italiener gebraucht das Grabſcheit bei Teiner Feldbeſtellung der fleißige
Ander in Belgien, und das ebenfo gut in der üppigen flandrifchen Marſch
der fandigen Gampine von Nordbrabant, wenigftens alle 6 Sahre. Sein
wigenmerf ift, viel Vieh zu ernähren, und werin ihm dies gelungen iſt, fin»
, die reichen Getreibeernten von felbft, als Folge eines fehr fruchtbaren Bo⸗
Beil aber der Belgierebenfalls weiß, daß ein zu uͤppiger Boden nur mäßig
’
358 Dreifuß Dreißigacker
producitt, fo faugt er durch erſchoͤpfende Saaten einen uͤberreichen Bade
aus, und baut dafuͤr auch nicht, wie fo häufig in England der Zattift, &
Dreifuß (Tripus), ein ſymboliſches Gerät des griechiſchen Au
tommt zuerft vor in Verbindung mit bachifchen Neligionsideen, dann ı
dem deiphifchen Orakel oder Apollodienft (f. Delphi), überhaupt als Se
Weiſſagung, goͤttlichet Herefhaft und Weisheit, mit verſchiedenen Heilig
vornehmlich in Delphi, Athen, Theben, Dotona, wo man auc eine
ſchen Gebraud) von ihm machte. Creuzer bemerkt, daß mar: dieſes Ga
diedreifaftige Lyra, auch auf die brei Jahreszeiten des Älteften Calenda
babe. Häufig finden wir den Greif ald Bewahrer deffelben. Im ders:
Beit und bis zu Anfang freierer Kunftübung, um die 50. Dlpmpiade,
man fidy des Dreifußes hauptſaͤchlich zu Weihgeſchenken, ferner als Fü
Wettipielen, die ja auch mit Gottcedienft in Verbindung ftanden. €
Olymp. 48, 3, der erfle Wettkampf, in welchem ber Sieger einen Ara
gleichzeit'g mit der Ernennung der Reifen, unter weldyen, dr?
der Dreifuß herumging, gefeiert. Bis in die ſpaͤtere Zeit erhielt ſich da
als Preis dionyſiſcher Feſtchoͤre. Sehr alt find die Sagen von geraubtn,
ten ober verlorenen Dreifüßen, auf welche ſich faft überall Herrſchertechtt
Anfprüche griinden. Bekannt iſt z. B. der Dreifußtaub des Hercuich,
Kandelaberfuß in der koͤnigl. Antikenſamml. zu Dresden eine intereffen
lung gibt. Die aͤlteſte Statuengruppe, welche diefen Gegenftand vorit
fanias, XIH, 4), war ein Weihgefchent, welches die Phocäer, wegen
die Theſſalier erfochtenen Sieges, nach Delphi ſandten. Es keftand «
Bildern ded Hercules und Apollo, die fi um den Dreifuß fleitten, und
auf der einen, die Leto und Artemis auf der andern Seit Die weit
sung des bier Angeführten hat Ottfried Müller in f. Differt. „De r
pin (tt. 1820, 4.) und in ber als Fortfeg. davon zu betradytenden 2
in Boͤttiger's „Amalthen" (B. 1. ©. 319 fg.), gegeben, wo men auf
Abbildungen findet,
Dreiftang (Trias harmonica), jeder au drei verfchiedenen
beftehende Accord, dann, umd im engen Sinne, ber vollkommen €
Dreißigjähriger Krieg | 359. Ä
reißigjaͤhriger Krieg (von 1618 — 48). Die entfernten
n dieſes Krieges liegen in der Reformation des 16. Jahrh. und in dem Mes
rieden zu Augsburg 1555. Laͤngſt hatten ſich Katholiſche und Proteflanten
tichland mit gleidy ſtarker Eiferfucht beobachtet; nur gegenfritige Furcht
m Ausbrud) der Feindfeligkeiten zurückgehalten. Durch die 1608 geſchloſ⸗
ion der protejtantifchen Fuͤrſten, welcher von katholiſcher Seite 1609 bie
itgegengeſetzt wurde, erhielt das unter ber Afche glimmende Feuer neue
ig, bis es endlich in Böhmen zu hellen Flammen auftoderte. Hier hatte
h und nad) felbft in den oͤſtr. Erbſtaaten ausgebrritete, evangelifche Lehre
en Rudolf 1. (1609) abgedrungenen Majeftätsbrief größere Freiheiten und
langt. Vermoͤge deffelben wurde den Stätten und dem Ritterflande auch
bt, Kirchen und Schulen aufzubauen, geftuttet. In einer Beinen Stadt,
tab, und in Braunau erbauten darauf, unter der Negierung des Kaifere
18, die protsftantifchen Unterthanen, gegen den Willen ihrer Gutsherren,
Auf Eaiferl. Befehl wurde die in Kloflergrab erbaute niebergeriffen, die
nau gejperrt, Die Proteftanten, weiche ſich deßhalb an den Kaiſer wand⸗
jelten Drohungen zur Antwort. E8 verbreitete ſich das Gerücht, der Kais
: von diefer Antwort nichts, fie fei in Prag abgefaßt worden. Als am 23,
18 die kaiſerl. Raͤthe auf den Scyloffe zu Prag verfamnielt waren, drans
jeordirete der proteflantifchen Landftände bewaffnet (Graf Thurn, W. v.
3, 3. A. Graf von Schlick, Ur. Kinsky u. X.) in den Saal, und verlangs
iffen, ob einer von den Nathen Antheil an der Abfaffung des kaiſerl. Schreis
»e. Da nun zwei den Proteſtanten ohnehin verhaßte Käthe (von Martl⸗
Slawata, nebft dem Secretair Fabricius) harte Antwort gaben, wurden
n trockenen Schloßgraben hinabgeworfen, kamen aber fo ziemlich unbeſchaͤ⸗
yn. Die Proteftanten bemaͤchtigten fi) daraufdes Scyloffes, verjagtem
ten, welche von den bohmifchen Stunden als Urheber der Bedruͤckungen
t wurden, und griffen, unter Anführung des chrgeisigen Grafen von
ı den Waffen. Die Union fandte den Proöteftanten in Böhmen ein Hälfte
ter dem tapfern Grafen Ernſt von Mansfeld. Der Kaifer ließ fein Heer
zymen anrüden. Mitten unter diefen Unruhen ftarb Matthias (10. März
Die Böhmen erklärten feinen Nachfolger In der öfter. Monarchie, der d.
. 1619 215 Serdinand II. zum roͤmiſchen Kaifer erwaͤhlt wurde, weit fie
aß des Protefiantismus kannten, ſchon am 17. Aug. der böhmifchen Krone
‚ und uͤbertrugen dieſelbe dem (reformirten) Kurfürften von der Pfalz,
ich V., der fie auch, nach einigen Bedenklichkeitin, vorzuͤglich auf das
ſeiner ebrgeizigen Gemahlin, Eliſabeth, T. Jakobs I. von England, an»
Aber fhon im folg. J. endigte der große Sieg der ligiftifchen Truppen auf
ion Berge bei Prag (3. Nov. 1620), welcher die Flucht des neuen Königs
: batre, die böhmifchen Unruhen, mit völliger Unterdrückung der dafigen
ten. Ferdinand erflärte nunmehr Friedrich V. in die Reichsacht, und
rgang war unvermeidlid), da fich die Union, in Folge des ulmer Vergleiche
1629) aufgelöft hatte, Die Pfalz wurde von bairiſchen und fpunifchen
erobert, odyleich zwei tapfere Männer, Graf Ernft von Mansfeld und
Sbriftian von Braunſchweig, mit ihren von Raub und Plünderung ſich
u Truppen zur Huͤlfe herbeieilten. Allein die Übertragung der pfitzifchen
e an den den Kaifer unterflügenden Marimitian von Baiern (1623), t00> -
katholiſche Partei in dena Kurfürftenrathe das übergewicht erlangte, und .
hritte des bairifchen Generals Tilly an den Grenzen des nieberfächflfchen
an welchen er, obgleich 1624 Eein Feind mehr ini Felde ftand, mit dem
yeere dechend ftchen blich, proteftantifche Kirchen weanahm, Lutheraner
ind andre Gewaltthätigfeiten verübte) erweckten bie proteftantifchen Für:
346 Drade
und Sterbenden. Man findet in biefer reichen Sompofition ſchoͤne Charakterkoͤ
wohl gruppirte und tief gedachte Geſtalten; der Ausdrud des Schnuerzes iſt &
großer Wahrheit wiedergegeben, die Farben find lebhaft und Eräftig; der Ang
der Schoͤnheit in Thränen und reicher Kleidung, mitten unter den Verwuͤſtur
der Peſt, weldye vorzugsweife gegen fleiſchloſe Körper zu wüthen fcheint, dr
einen großen Gedanken aus. Nach Vanloo's Tode ward Dopen zu Aus
der Capelle des heit. Gregors bei den Invaliden gewaͤhlt. Dann wurde ihre yeah
Dofe dir Triumph der Tethys über die Gewaͤſſer zu malen übertragen. Grin Se
maͤlde wurde um fo ſchoͤner gefunden, je weniger die Grazien, twomit er es zu vet
fhönern gewußt, etwas von der Ziererei und tem fchledhten Gefchmade jeigtex
der damals Mode war. Der Zod des heil, Ludwig, in der Capelle der Mi
ſchule ift eine feiner ſchoͤnſten Arbeiten, vorzuͤglich In Hinſicht der trefflichen Ano
nung. Im Anfange der Revolution berief ihn Katharina II. nad) Rußland, A
ihm eine Penfion von 1200 Rubeln nebft freier Wohnung, und ernannte iju 328
Profeffor bei der Malerakademie zu Petersburg. Nach der Kaiferin Tode berät
ihm Paul I. gleiche Gunft. Er malte viel in den kaiſerl. Palaͤſten und Rarb Ai
Petersburg 1806 den 5. Sunt. -
Dracde, 1) Sternbild am nördlihen Himmel; die Zabel fagt,
babe den Drachen, welcher die goldenen Apfel Im Schlafgemach ber Hesperiben|
wacht, und welchen Hercules tödtete, an den Dimmel verfegt. — 2) Der fi
bafte Dradye. Won diefem Ungeheuer geht die Zabel faft fo weit hinauf als
Geſchichte reiht. Man fchilbert ſ. Geſtalt jo ſchrecklich als möglich, und gibt
zum MWohnplage beinahe alle bekannte Laͤnder, befondere das damals noch
kannte Indien und Afrika. Seine Größe gab man nicht leicht unter 20, oft,
auf 70 Ellen an. Bon legterer Art war der Drache, der nach dem Allan zu _
Sanders des Erobererß Zeiten in Indien lebte, und göttlich verehrt wurbe. M
hatte er nach dieſen Beſchreibungen nicht, fondern wie Schlangen bewegte er
durch Windungen ded Körpers fort. Der ganze Körper war mit Schuppen J
bet, und nach Vielen der Hals mit einer Mihne gesiert. Übrigens widerfpredit
ſich diefe Erzählungen faft alle, und nur darin ſtimmen fie überein, baß der Dr
vortreffliche Sinnenwerkjeuge, befonders ein ſcharfes Geficht habe. Ihm wid i
ſelche Stärke beigelegt, daß es ihm eine Kleinigkeit war, einen Elefanten zu er .
gen. Seine Nahrung beftand in Blut und Fleifdy von allerlei Thieren; auch
er verfchiedene Früchte. Das Sonderbarfte ift, daß deflenungeadhtet dieſes
gefangen und zahm gemacht werden Eonnte, wovon die alten Schriftſteller manch
lei zu erzählen wiſſen. Dielen Sabeln fcheint aber dennoch ein wirkliches IE
zum Örunde zu liegen, und wahrfcheinlidy ift dieſes ein andres als die große AR-
gottsfchlange (Boa constrictor, [.d.) Der fabelhafte Drache bes Dit
alters hat vier Lömenfüße, einen langen, dien Schlangenſchwanz und einen ung}
heuern Rachen, aus welchem Seuerflammen ftrömten. Inden Ritterzeiten fps
dieſer Drache eine Hauptrolle; er gehört zu den Ungeheuern, welche die bepanzertaer
Romanenhelden zu befiegen hatten. Diefe Sagen wurden mwahrfcheinlich »r
mangelhafte Nachrichten vom Nilkrofodill, welche durch die Kreuzzuͤge nach
Samen, und Übertriebene Befchreibungen unferer größten Inländifchen
veranlaßt. — 3) Der elektrifche Dradye, das Spielwerf der Knaben, hat And -
zu einer hoͤchſt wichtigen Erfindung gegeben. Franklin bediente fid) 1752 ſam
zuerft als eines Leiters, um vermittelft deffelben bie Elektricität ber Luft ober ber:
Wolken herabzuziehen, und die Elektricitaͤt des Gewitters zu beweifen. Der Drach⸗
war von Pappe, wie die gewöhnlichen Drachen, womit Kinder fplelen, und auf:
demfelben rar eine metallene Spige befefligt. Er ließ Ihn an einer hanſenen
Schnur, an deren unterftem Ende ein Schlüffel hing, in bie Höhe ſteigen. Um
die Schnur, ohne bie elektriſche Materie abzuleiten, anfaffen zu können, war umten,
\
y
X
362 Dreizack Dres den
Drelz ack Trident), [. Neptun.
Dreizahl (Trias), ſ. Drei.
Dreſchen, Drefhmafcine Um den Samen oder fi
der geernteten Feldfrüchte von den Hülfen zu fondern, trich man in da
Zeiten Pferde, Ochſen u. a. Thiere über das Getreide, damit fie die Kür
traten. Später erfand man Maichinen zum Drefcyen. Hierher gehört di
walze (tribula od. tribulum), der Dreſchſchlitten (traha), und der Drefcn:
fer kommt in den Büchern der Israeliten vor), welche von Ochſen oder Pfin
gen wurden. Noch ſpaͤter kam das eigentlicye Drefchen, d. i. das Dreſchen
Drefchflegel auf der Scheuntenne, auf, und ift die gewoͤhnliche Art zu der
blieben. Um jedoch beim Drefchen den Aufivand an menfdylichyer Kraft,
lohn und Zeit fo viel als möglich zu eriparen, und die Körner fo rein und
men als möglic zu gewinnen, hat man die eigentlichen Dreſchmaſchinen
duch Stoß auf die Ähren wirten, und eine auf iene Zwecke befontiieb
Einrichtung haben, erfunden. Im Allgemeinen verrichten fie das Dr:
weder durch Stempel oder durch Schlägel, welche gehoben werden und wii
derfallen, oder dutch Walzen, welche uͤber das Getreide herrolfen, ober dutch
flegel, welche entweder gleich den Stempeln gehoben, oder durch eine Wel
werden. Die Garben bleiben entweder anf ihrer Stelle liegen, oder wert
Menfchen untergelegt, ober die Dreichtenne bewegt fich zugleich mit der art
Maſchine, und treibt die Garben unter die Dreſchflegel, Stampfen oder‘
und wieder hervor. Man nennt fie, wegen der Ahnlichkeit über De
auch Dreihmühlen. Seit dem 17. Jahıh. beſtrebte man ſich vorz
mer mehr zu vervolllommnen, und in ber neuefien Landwirthſchaft gibt·
vielerlei Vorrichtungen.
Dresden, Reſidenz des Königs von Sachſen, licgt im meißniſca
an der Elbe, welche das eigentliche Dresden und Neuſtadt von einente
Dresden mit mehr ats 55,060 Einw. beftcht aus der Reſidenz, oder dem ı
hen Dresden, aus der Neuſtadt ſeit 2 fo genannt, und feit Auguk 1
angebaut, font Altdresden), und aus ſt
angelegt). Vielleicht gibt «8 keine Reſidenzſtadt von gelcher GBer in
\ \
. Dresten im %. 1813 . 363
e; der Palaisgarten in Neuftadt, der Garten des Prinzen Anton und der des
en Marimilian in Friedrichsftadt. Um Dresden find der plauenſche Grund
a8 feifersdorfer Thal, welche Beder befchrieben hat, dem Naturfreunde be⸗
„ſowie in der Nachbarſchaft das koͤnigl. Luſtſchloß Pillnis(f. d.), die Fe⸗
Königftein, der zu einer Srrenheilanftalt eingerichtete Sonnenftein,‘ die
bfifhe Schweiz(f.d.) und die durch die Eeffelsdorfer Schlacht beruͤhm⸗
Shen bei Keffelödorf. Einen Wegweifer in einem Umkreiſe von 10 Meilen .
Iresden enthält der 2. Theil von Haſſe's „Belchreibung Dresdens und ber
genden Gegend” (2, Aufl, mit 1 Charte) und Lindau’s „Nundgemaͤlde der Ges
von Dresden”, mit Lehmann’s eriveiterter Reiſekarte. Der fiebenjährige
brachte den Slor der Stadt fehr herunter; durd) das Itägige Bombardement
uli 1760, wo Friedrich der Große bie Stabt belagerte, wurde bie Kreuzkirche
360 Hiufern in den Grund geſchoſſen. Überhaupt ift Dresden den Zerftös
nn des Kriegs oft ausgeſetzt gewefen, und die Wichtigkeit dieſes Elbpaſſes hat
nlegung eines feften Platzes wahrſcheinlich ſchon im 9. Jahrh. Gelegenheit ges
- ©. überdie frühere Geſchichte Weck's „Beſchreibung vor Dresden” und
»e's „Diplomatiihe Gefchicdhte von Dresden“, 1816. Die Oftreicher befeßs
ie Stadt 1809, ohne ihr zu ſchaden. In den folg. Jahren fing man an, bie
ngswerke abzutragen, womit man jedod) beim Ausbruche des ruſſiſchen Kriegs
hielt. Marſchall Davouft ließ, ohne Noth, 19. März 1813, einen Pfeiler
wei Bogen der Brüde fprengen, die das ruffifche Souvernement 1814 wieder
wute. Um verderblichften wurde für Stadt und Gegend der Feldzug 1813.
D. folg. Art), Nach Yjührigen Kriegs- und andern Drangfalen (von 1806
5) zogen endlich, zugleich mit dem von feinen Sachfen erfehnten König Fried»
Auguſt, den 7. Suni 1815, die Küufte des Friedens und Fleißes in das, von
ver als das deutiche Florenz gepriefene Dresden wieder ein. Seitdem find an
Stelle der ehemaligen Feſtungswerke neue Wohngebaͤude, Gärten und Baums
kungen getreten, Noch zeichnet ſich die Stadt durch gute Unterrichtöanftalten
enter welchen fich die 1816 nen eingerichtete chirurgifchmedicinifche Akademie,
Die damit verbundene Thierarzneifchule, die feit dem Frieden neu gegründete
Hairakademie, die 1725 angelegte Ritterakademie, oder Erziehungsanftalt für
tten, die Akademie der bildenden Künfte und die damit verbundene Bauſchule
eihnen. Dielepte, 176% erweiterte Akademie, von welcher ſich ein Zweig in
sig befindet, veranftaltet jährl. am 3. Aug. eine Ausftellung von Kunſtwerken.
y büben hier mehr als anderswo verfchiedene Gewerbzweige, z. B. die Fabrik
Etroharbeiten, die weit verbreiteten Drechslerwaaren u. few. Die Anſtalt
D. Struve, in welcher Mineralbrunnenwaſſer Eünftlich nachgebildet, und fos
in dem dazu eingerichteten Garten von Curgaͤſten getrunfen als auch verfandt
ven, zieht jeit 1820 große Aufmerkſamkeit auf ſich. Die bei Rittner erfchienes
Kunſtblaͤtter (Anfichten von Dresden und deffen Umgebungen), fowie die vom
f. Richter und deffen Sohn gez. und radirten Anfichten von Dresden und deſſen
zegend, in2 Sumnit. von 100 Bl., find zu empfehlen.
Dresdentm 5%. 1813. Der Wendepunft des Kampfes um bie
tfchaft von Deutſchland und Europa, den Napoleon 1513 ausfocht, war
sden. ine Refidenz bietet allemal viel Streitmittel dar, fei ed auch nur, um
yolitifchen Kräfte eines Staats fefter zufammenzuhalten. Hier ward der duch
Feſtungen Zorgau, Wittenberg und Magdeburg von Napoleon fchon behaup⸗
Eibftrom ein Grund mehr, um fich mit f. ganzen Deere (& cheval, d. h. an
en Ufern des Fluffes) bei Dresden aufjuftelen, Cr hatte meifterhaft in feine
echnungen, Pirna, den Lilienftein, den Königsflein und Stolpen gezogen, fos
die Gegend einem großen verfchanzten Heerlager glich, aus deffen Schoße
Iachtfäulen gegen Prag, Berlin und Breslau ſich hinwälzen Eonnten. Wir
364 Dresben im J. 1813
beſchraͤnken und auf die wichtigften Ereigniffe. Der König von Gade
Refidenz den 25. Febr. 1813 verlaffen. Den 7. März zog ine aus From
Sachſen beftehende, hoͤchſtens 3500 M. ftarke Heeresabtheilung, auf d
marſche aus Polen, von leichten Truppen ber Ruſſen gedrängt, in Du
Bald darauf, den 12., ruͤckte der Marſchall Davouft mit 12,000 M.m
nonen von Meißen, wo er die Brüde hatte abbrennen laffen, nach Du
100 er den Oberbefehl übernahm. Wor der Neuftadt hatten bereits Er
mögel mit Kofaden ftattgefunden. Der Marfchal ließ daher am 19.9
Pfeiler und zwei Bogen der Elbbruͤcke fprengen, eine, wiefelbft Franzoſen
ganz unnöthige Zerftörung ; 309 hierauf mit f. Truppen ab, und liesde
Durutte mit 3000 Franzoſen zurüd, Die Neuftadt ward gefpent, ı
den 22. einer Koſackenabtheilung übergeben. Bier Tage darauf fetzten e
dert Kofaden über die Elbe, Durutte verließ ſogleich Dresden, und denlel
ruͤckte ein Eleiner Haufe Fußvolk von der Heeresabtheilung unter Winzin
die Neuftat ein. Die Ruffen ſchlugen Bruͤcken unters und oberhalb d
Auf Winzingerode folgte Bluͤcher, deifen Heer bis zum 16. Aptil bei Du
Die Eibe ging. An die Preußen ſchloß fich das zweite ruſſiſche Heer untı
dowitfch, und am 24. hielten der Kaifer Alerander und der König von P
ven Einzug. Ihnen folgten noch 16,000 Mann. Die Monarchen bi
hierauf am 30. zu dem Heere, welches der andringenden Macht unter
(2. Mai) bei Lügen Iſ. d.) eine blutige Schlacht lieferte. Sie kehrt
Abends nady Dresden zurüd, und ununterbrochen zogen jegt ihre Ed
Dresden und Meißen auf das rechte Elbufer. Am 8. Mai hielten bie .
mod) die Neuftabt befegt, während das franz. Heer unter Napoleon in
einruͤckte. Auf beiden Ufern ward an diefem und am folgenden Tage hefti
Wällen und aus den Häufern gefeuert. “Der hartnädigfte Kampf war:
Elbufer, wo die Franzoſen eine Bruͤcke ſchlagen wollten. Doch am 10.|
fid) die Verbündeten nach Bauen zurüd,, und die Franzoſen ruͤckten ihne
Fuße nach. Diefe Märfche waren dem Lande aͤußerſt verderblich. D
an alle Lebensmittel mit f ic) fort, und die Franzoſen aländenn.
ifchof
we mit weiberrennjeninas VER DDEMERZULLER DISEREE MENTISSBRSIESE SAH] 66
halt ftürmten die Garten mit 16 Kanonen hervor und trieben die Dre
Vorſtadt zurüd ; auch das Werk vor Moczinski's Garden ward gegen
genommen. Jetzt erkannten die Verbündeten die Unmoͤglichkeit, eine
M. vertheidigte und fo Elug befejtigte Stadt zu erobern; fie zogen
Einbruch der Nacht in ihre vorige Stellung auf die Anhöhen zurüd.
zofen aber lagerten fid) vor den Schlägen und in den Vorſtaͤdten. U
gen unaufhoͤrlich Kriegsvoͤlker und Geſchuͤtz über die Brüde, und ar
27. Aug. rüdten die Heermaffen unter Marmont und Victor in die
Um 6 Uhr begann die Schlacht aufs neue. Vergebens griff Napole
das Mitteltveffen der Verbuͤndeten aufden Höhen von Zfchernig und
gegen 10 Uhr wandten fich die Anſtrengungen der Franzoſen gegen dei
gel, weldyer aus Ruſſen und Preußen bejtand; doch ward fortmw!
ſchwach, das Mitteltesffen befchoffen; und hier war ed, mo eine ©
einer franz. Seldbattsrie gegen Mittag Moreau (f.b.) in der NS
tödtlich verwundete. Die entfcheidende Unternehmung ward gegen d
gel gerichtet, welcher fich von Toͤltſchen an der weſtlichen Thalwand de
Grundes bis gegen Gorbis, an der Heerftraße nad) Freiberg, aust
hier aufgeftellten Truppen waren zum Theil neu geworben und fAylcch
bei durd) die hirteften Entbehrungen in dem ausgeplünderten Rand
Da fie nun durch das tiefe Weißerigthal von dem Mitteltreffen gänzl
ten und nicht ffar@ genug waren, um mehre wichtige Punfte, wo von
Heerſtraße Schluchten nach der Elbe abfallen, gehörig zu beobachten,
dem König von Neapel, mit der Hrermaffe unter Victor und der fin
ſchen Neiterei unter Latour-Maubourg, diefen Flügel völlig zu umge
gegen Mittag aus dem Engpaſſe von Cotta und dem Zfdyonengrunde
hervorbrach. Nach tapferer Gegenwehr auf den Höhen am Rande t
tbales, wo aber der Negen das Kleingemehrfeuer unmöglich machte
ſtreicher von der feindlichen Reiterei überwältigt und von ihrer 9
weggedraͤngt. Da fie nun den richtigen Weg in den plauenfchen
Dresden im J. 1813 . 367
Fung um. Die Zahl der verwundeten Franzoſen belief fich an diefen beiden
zen Tagen auf mehr ald 10,000 M. Die Zahl ihrer Todten war beträchtlich,
ich aber nicht genau angeben. Es befanden ſich jept 24 Spititler in der Stadt.
Sleons Gluͤcksſtern ging unter feit dem 27. Aug. Die Beten von Oudinot's
erlage bei Grofbeeren (f.d.), von Macdonald's Niederlage an der Kaßs
(f. d.) und von Vandamme's Nicderlage bei Kulm (ſ. d.) zerfiörten ben ſtol⸗
ntwurf, in Breslau, Berlin und Prag feine Triumphe zu feiern. Von nun
inen die Hin: und Herzüge der franz, Kriegsmacht, die immer ſchwerer auf
Den, ihren Stuͤtzpunkt, drüdten, und die Umgegend gänzlich verheerten. Die
zoſen legten 3 neue Schanzen vorder Altſtadt an; aud) follte Meißen ein neves
kuverf von Dresden bilden, und das franz. Heer ſchien in diefem verfchansten
: den andeingenden Streitkräften der Verbündeten hinter mächtigen Bollwer⸗
a trotzen. Unterdeſſen ruͤckte das Heer der Verbündeten aus Boͤhmen aufs
vor, und rufjifche und preuß. Scharen ſtreiften auf den faufiger Straßen bis
» Nähe von Dresden und Großenharn. Napoleon trich jene zwar zurüd;
Ney's Niederlage bei Dennewig (f.d.) am 6. Sept. und Bluͤcher's Vor⸗
‚en am 10. gegen Herrnhut, nöthigten den franz. Kaifer, von der böhmifchen
izze nach Dresden zuruͤckzugehen, und aufdas rechte Elbufer fich zu wenden.
e Heerzuͤge machte das Land zur Wuͤſte. Won den zu 50 bis 100 Mann In
en Hütten zufammengedrängten Stanzofen wurden felbft die Gräber aufge
:t, Die Leichen geplündert und die Särge zu Wachtfeuern verbraucht. Mit
Mangel nahm die Zuchtlofigkeit Immer mehr uͤberhand. Am 14. brach Nas
um wieder gegen die böhmijche Grenze auf, und drang am 15. bis Kulm vor;
ı feine Garden wurden bei Nollendorf am 16. von Colloreto mit Verluſt zus
geworfen, und er Echrte den 21. nad) Dresden zuruͤck. Jetzt ließ er, gegen
* frühere Zufage, den Eonnenftein befeftigen, und die Irren In der dafelbft bes
Ichen Heilanftalt wurden ſchonungslos fortgijagt. Die Öftreicher befegten dar
aden 17. Freiberg ; Streificharen von dem Heere bes Kronprinzen von Schwe⸗
deangen bis nach Leipzig vor, und Blücher vereinigte ſich mit Bubna. Napoleon
sgte zwar die Preußen nach Bauen zuruͤck, mar aber ſchon den 24. wieder in
Wen. Gr ließ jetzt das rechte Elbufer gänzlich raͤumen, und zog feine Truppen
das linke. In Dresden lagen am 27. über 30,000M. Den 28. und 29,
m die Verbiindeten den Brüdenkopf bei Meißen an, doch ohne Erfolg, Nun
n Napolsons Scharen über Freiberg gegen Chemnis, und über Noffen gegen
jig, wohin aud) die verbündeten Heere ihre Richtung nahmen. Endlich ents
d Bluͤcher's unerwarteter Übergang (3. Det.) bei Martenburg über die Eike
oleons Abzug aus Dresden. Er verließ diefe Stadt den 7. Det. früh. Der
ig von Sachſen folgte. (S. Leipziger Schlacht.) In und um Dresden
‚eine Heeresmacht von etwa 30,000 M. zuriick, unter St.Cyr und dem Gra⸗
yon der Lobau. Die Sranzoien mußten an demielbin Tage Pirma verlaffen,
ie nur noch den Sonnenftein beiegt hielten. Dem Königftein bewilligten die
blindeten die Neutralität, Hierauf erſtuͤrmte Bubna am 8. den Bruͤckenkopf
Pirna, und die Verbündeten griffen einen heil der in 8 großen Schanzen bes
mden Außenwerke der Neuſtadt ven ber baugner Straße heran. Zugleich nd»
en fich die Ruſſen 16,000 M. ſtark unter Zolftoi, Iwanoff und Markoff bis
112. Det. Dresſden, damit fi binter ihnen Benningfen’8 Heer unbemerkt Über
Ten nad) Leipzig zoͤge. St.-Cyr griff hieraufam 17. den General Tolſtoi auf
Höhen von Ridnig und Zichernis an. In Gefahr, umgangen zu werden, 30:
ſich die Stuffen mit einem Verluſte von 6 Feldſtuͤcken und einigen hundert Dann
Sefangsnen, auf Dohna zurück; aber fhon am 20, draͤngten fie den Marſchall
er nach Dresden hin, das nunmehr an beiden Ufern eingefchloffen war, da bie
Generale von Ehafteler mit 10,000 M., und Klenau von Leipzig her zu Tol⸗
dern die Eönigl. Spiegelfchleifmühle mit trefflichem Mafchinenwerke,
dergerijfen oder verbrannt. Vom 4.Nov. an war die Befagung dure
Verfhanzungen befhräntt. Jetzt wollte St.:Cyr fi) auf dem rer
mad Torgau den Weg bahnen. Er foderte daher von den Einwohner
der von ihnen aufgezeichneten Lebensmittel, damit das Heer Mundv
Hierauf zogen den 6. unter Lobau 10,000 M, Fußvolt und 1000.
nebft 200 Wagen mit franz. Eigenthum, aus der Neuftadt auf die
Großenhayn; allein fie twurden aufder Fläche der Drachenberge bei
von dem Fürften von Wied-Runkel zurücgefchlagen, und rüditen 2
Stadt wieder ein. Graf Dumas ließ nun die nody vorhandenen (
Mehlvorräthe aus den Stabtmühlen und den öffentlichen Anftalten
aber die Mühlen ftanden till und viele Brunnen verfiegten, weil das
ſchnitten war. Mit dem Hunger zugleich wüthete das Nerverfieber ur
baten und Einwohnern. Aus den Krankenhäufern wurden täglich üb:
getragen, und in der Stabt ſtarben wöchentlih 2— 300 M. Endl
Stadt Abgeordnete in das oͤſtr. Lager ſchicken, melde die Capitulalio
die St.:Cyr den 11. mit Klenau zu Herzogswalde abſchloß, und nad
Beſatzung vom 12. bie 16. Nov. frei abzog, aber die Waffen ſtrecken
fammen 1759 Officiere und 27,714 Gemeine. Über 6000 Kranke t
Spitaͤlern zurüd, Der Gefammtwerth der eroberten Kriegebebürfni
5 Mitt. Thaler geſchaͤtzt. Die Capitulation ward aber von dem Ober
Fürften von Schwarzenberg, nicht genehmigt, und bie Befagung wurde
gen. Vom 17. Nov. an führte der ruffifche General Goutieff den $
der Stadt. Dresden erhielt eine ſtarke ruffifhe Vefagung und wu
der ruffifchen Landesverwaltung unter dem Kürften Repnin. Über di
diefer achtmonatlichen Leiden f. m. die „Darftellung der Ereigniffe in 2
1813” v. W. A. Lindau (Dresden 1816), und „Napoleons Seldzug |
von D. von Odeleben.
Dresdens Kunftfammlungen. Das beutfche Zi
370 Dresdens Gemäldegalerie
Gemaͤlde von Nikolaus Pouffin, 3. B. Noah's Opfer, die Anbetun
die Ausfegung des Mofes in den Nil, das Reich der Flora ; von L
heilige Familie „le Since” ; und von Moucheron mehre gute Ar
neuern deutfchen Meiftern bemerken wir viele koͤſtliche Arbeiten von
nige von Menge, ein treffliches eignes Bildniä von Graff, eine Kint
Vogel und Gerhards von Kügelgen letztes Gemälde: der verlorene €
den Gemälden deritalieniichen Schule in der aͤußern Galerie ſ
merkwuͤrdig: Johannes der Täufer, von Battoni; eine treffliche
von Rafael’$ Heiliger Cäcilta, von Gtulio Romano; und die heilige I
tari. — Die innere Galerie enthaͤlt 348 Gemälde. Das erſte dan
fael s Modonna, mit dem heil. Sirtus und ber heil. Barbara, aus i
ſchoͤnſter Zeit, 3 — 4 I. vor f. Tode gemalt, und urſpruͤnglich für d
Benedictinermönd)e vom heit. Sirtus zu Piacenza beftimmt, das Ir
donnen. Hoͤchſt anzichend ift es, hier die herrlichften Werke Correggs
drei verfchiedenen Manieren flüdien zu köͤnnen. Nirgends kann man
ter beſſer kennen fernen ald hier. Die großen Werke feiner erſter
uͤberaus felten ; die Madonna des heil. Franciscus ift ein Gemälde aı
welches an Reinheit des Styls und tiefem Gefühl mit Rafael's Wert
aus feiner zweiten Periode iſt die heilige Nacht, die wundervoll ſchoͤne
bild, deſſen Dauptgedante gewiß das Hödhfte iſt, was neuere chriſilich
vorbrachte, und deſſen Ausführung an Vollendung und Zauber Al
was irgend ein Kuͤnſtler jemals leiftete ; außerdem iſt noch die Mader
Georgs, aus der jreeiten Periode, ein Bild von Farbenpracht und
Aus der dritten, vollendetften Periode Correggio's: feine Madonna I
baftian, feine Heine Magdalena, dieſe echte Perle im Gebiete der Ku
Bildniß feines Arztes. Rafael's gelichter Schüler, Giulio Romano,
ner Heiligen Samilie, Maria mit dem Wafferbeden, dem großen Me
nad. Won Andrea del Sarto find mehre herrliche Werke da, beſonder
Opfer, und die Verlobung ber heil. Katharina mit dem Jeſuskind. X
da Bind: das wunderfam ausgeführte Bildniß des Herzogs Sforzan
Bon Bartolomeo Badnacavallo: ein Altarblatt im granbiofen ©:
370 Dresdens Gemäldegalerie
Gemälde von Nikolaus Pouffin, 3. B. Noah's Opfer, die Anbetung
die Ausfegung des Mofes in ben Nil, das Reich der Flora; von Le
beilige Samilie „le Silence” ; und von Moucheron mehre gute Arh
neuen deutfhen Meiftern bemerken wir viele töftliche Arbeiten von 5
nige von Mengs, ein treffliches eignes Bildniß von Graff, eine Kinde
Vogel und Gerhards von Kügelgen legted Gemälde: der verlorene &ı
den Gemälden deritalieniichen Schule in der aͤußern Gaterie fü
merkwuͤrdig: Johannes der Täufer, von Battoni; eine treffliche
er Cecilia, von Giulio Romano; und die heilige Ne
tari. — Die innere Galerie enthält 348 Gemälde. Das erfte daru
fael’6 Modonna, mit dem heil. Sirtus und der heil. Barbara, aus Di
fchönfter Zeit, 3 — 4 I. vor f. Tode gemalt, und urſpruͤnglich für da
Benedictinermönde vom heil. Sirtus zu Piacenza beftimmt, das Idea
donnen. Hoͤchſt anzichend ift «6, hier die herrlichiten Werke Correggio
drei verfchiedenen Manieren ſtuͤdiren zu fönnen. Nirgends kann man d
ler. beffer Eennen lernen als hier. Die großen Werke feiner erfien
uͤberaus felten ; bie Madonna des heil. Franciscus if ein Gemälde auı
welches an Reinheit des Styls und tiefem Gefühl mit Rafael's Werte
aus feiner zweiten Periode ift bie heilige Nacht, dies wundervoll ſchoͤne!
bild, deffen Hauptgedanke gewiß das Hoͤchſte ift, was neuere chriſiliche
vorbrachte, und deſſen Ausführung an Bollendung und Zauber Alk
was irgend ein Kuͤnſtler jemals leiftete ; außerdem iſt noch die Madon
Georgẽ, aus der zweiten Periode, ein Bild von Sarbenpracht und |
Aus der dritten, vollendetften Periode Correggio's: feine Madonna u
baftian, feine Heine Magdalena, diefe echte Perle im Gebiete der Kun
Bildniß feines Arztes. Rafael's geliebter Schüler, Giulio Romane,
ner heiligen Familie, Maria mit dem Mafferbeden, dem großen Meij
nah. Won Andrea del Sarto find mehre herrliche Werke da, befonders
Opfer, und die Verlobung ber heil. Katharina mit dem Jeſuskind. Bi
da Vinci: das wunderfam ausgeführte Bildniß des Herzogs Eforza ve
Von Bartolomeo Bagnacavalio: ein Altarblatt im grandiofen Styl, d
Een thronende Marin mit dem Jefuskind, zu deren Füßen vier Heilige
370 Dresdens Gemäldegalerie
Gemälde von Nikolaus Pouffin, 3. B. Noah's Opfer, bie Anbetung
die Ausfegung des Mofes in den Nil, das Reich der Flora; von Le
heilige Familie „le Silence” ; und von Moucheron mehre gute Arhı
neuern deutfchen Meiſtern bemerken wir viele koͤſtliche Arbeiten von J
nige von Menge, ein treffliches eignes Bildnis von Graff, eine Kinde
Vogel und Gerhards von Kügelgen letztes Gemälde: der verlorene Er
den Gemälden deritalienifchen Schule in ber aͤußern Galerie fir
merkwuͤrdig: Johannes der Täufer, von Battoni; eine treffliche!
von Rafael's Heiliger Cäcilta, von Giulio Romano; und die heilige Ne
tari. — Die innere Galerie enthaͤlt 348 Gemälde. Das erfte daru
fael's Medonna, mit dem heil. Sirtus und ber heil. Barbara, aus di
ſchoͤnſter Zeit, 3— 4 3. vor f. Tode gemalt, und urſpruͤnglich für dar
Benedictinermoͤnche vom heit. Sixtus zu Piacenza beftimmt, das Idea
donnen. ¶ Hoͤchſt anzichend ift «8, hier bie herrlichften Werke Correggis’
drei verſchiedenen Manieren ſtuͤditen zu fönnen. Nitgends kann man d
ler beſſer kennen lernen als hier. Die großen Werke feiner erfien
uͤberaus felten; die Madonna des heil. Franciscus ift ein Gemaͤlde au:
welches an Reinheit des Eiyis und tiefem Gefüht mit Rafael's Wertn
aus feiner zweiten Periol die heilige Nacht, dies wundervoll fhöne$
bild, deffen Hauptgedante gewiß das Hoͤchſte ift, was neuere chriftliche
vorbrachte, und veffen Ausführung an Vollendung und Zauber Au
was irgend ein Kuͤnſtler jemals leiftete ; außerdem iſt noch die Madom
Georgẽ, aus der zweiten Periode, ein Bild von Farbenpracht und f
Aus der dritten, vollendetften Periode Gorreggio’s: fene Madonna dr
baftian, feine Heine Magdalena, biefe echte Perle im Gebiete der Kun!
Bildniß feines Arztes. Rafael's gelicbter Schüler, Giulio Romans,
ner heiligen amilie, Maria mit dem Wafferbeden, dem großen Meiſ
nad. Won Andrea del Sarto find mehre herrliche Werke da, befonders
Opfer, und bie Verlobung der heil. Katharina mit dem Iefuskind. Bi
da Vinci: das wunderfam ausgeführte Bildniß des Herzogs Sfotza ver
Bon Bartolomeo Bagnacavallo: ein Altarhlatt im grandiofen Stol, d
Dresden. Tapeten nach Rafael. Doublertenfammlung 371
Amerinen umgeben, feine Ruhe auf ber Flucht nach AÄgypten, ſein Beſuch der Eli⸗
ſabrth bei Marien, ſich als ſolche Werke auszeichnen, durch welche man bie tiefite
Tizenthuͤmlichkeit diefer unfterblichen Meiſter kennen lernt. Als Zierden der Gas
Inte muß man nod) erwähnen: die himmliſch⸗ſchoͤne, zart ausgeführte heilige Caͤ⸗
die von. Carlo Dolce, fein das Brot fegnender Heiland ; die reizende Magdalena
in Lebensgröße, von Battoni; die ausbrudsvolle büßende Magdalena von Frans
auchini; Loth mit feinen Töchtern, ein hoͤchſt wirkungsvolles Gemälde von Guer⸗
das da Gento ; die heilige Nacht von Carlo Maratti; die Ruhe aufder Flucht nach
von Francesco Zrevilani ; die Madonna mit dem Jeſuskinde, welches den
Beinen Johannes küßt, von Geminiani; Hero und Leander von Francesco Mola ;
Ne Madonna della Rofa von Parmegiano ; die heilige Nacht von Giulio Procaes
aut, und SSofeph mit Potiphar’s Weib von Carlo Cignani. Ungern vermißt man
ia diefer ſo reihen Sammlung Dominichino’6 Werke, von dem kein einziges Ges
wide Hier if. In dem Paftellcabinet find noch über 150 Gemälde. Der
Uumse mit bem Pfeil, von Rafael Menges, ift das Kleinod dieſes Cabinets; unter
von diefem Kuͤnſtler gemalten Portraits: fein eignes und die feiner Schwe⸗
; von einer derfelben, Thereſia Menge, find fchöne Emails und Miniaturar⸗
luten Hier. Das Chocolatenmädchen von Liotard iſt befannt; von der Paftells
wakerin Rofalba Carriera find faft alle übrige Portraits in diefem Gabinet. — Dir
Gunärdegaterie fteht umter Aufficht des Oberkammerherrn. Vom Anfang des
Bai’s an bis Ende Sept. ift von 8 bie 12 Uhr Vormitt. und außer Mittiv. und
Gnab. von 3 bie 6 Uhr Nachmitt. die Galerie offen ; nad) vorgängiger Meldung
Ku auch außer diefer Zeit Fremden die Sammlung gezeigt. Künftler haben in
iq gebrachten Stunden die Erlaubniß, in der Galerie zu arbeiten,
2) Tapeten nah Rafael's Zeichnungen. Dieſe ſechs Ellm ho⸗
hs Zapeten werden im japaniſchen Palaſt verwahrt und gezeigt. Caſanova gab
Bamniaffuung zur Entdeckung diefer feltenen Kunftdentmale, als er in f. Vorlefuns
Ne Vermuthung des Cardinals Albani mittheilte, daß fich Teppiche nach Ras
Es Beichnungen, Geſchenke Leos X., in Dresden befinden müsten, da von 12
WWolle gewirkten Tapeten, die der Papft in Arras verfertigen Heß, 7 nach Ras
MR die übrigen nady feiner Schüler Zeichnungen wären. Der Hausmarfchall,
Achere v. Racknit, forfchte nach, und fand endlich 6 Teppiche, theild noch gut
dichten, theils unfcheinbar ; der 7. war nicht aufzufinden. Die unkenntlich ge
weisen wurden forgfältig gereinigt. Sie ftellen dar: 1) die Erblindung des
Bsuberere Eipmas in Paphos, eine kunſtvolle Gruppirung; 2) Paulus, in Athen
‚ eine herrliche Geftalt; 3) das Opfer zu Loſtra, eine fchöne Gruppe;
11 und Johannes im Tempel (Ap.⸗Geſch., Cap. 3); 5) Chriftus, als er
Ik RPetens fagt: „Weide meine Schafe” ; 6) den wunderbaren Fiſchzug. Ohne
IR Aufl war der Tod des Ananias der Gegenſtand des verlorenen 7. Teppiche. Ras
EA Geiſt iſt uͤberall ſichtbar, obgleich einzelne Theile durch die Schuld der Werk:
H udfer im Arras mißlungen find. ber die Originalzeichnungen, bekannt u. d.
I Aumend. Mafael'ſchen Cartons, ſ. Sarton.— 3) Der Gemaͤldeſaal auf dem
Brühl'ſchen Garten, auch der Doublettenfaal genannt, war in fruͤhern Zels
ua zur Aufnahme der Werke neuerer Kuͤnſtler beſtimmt. Seit den Veraͤnderun⸗
in der Gemälbegalerie erhielt dieſe Sammlung einen anfehnlichen Zuwachs von
— nieheriäu. und franz. Meifter, fowie von einigen Gemälden des Grafen
Ruta, weiche bort nicht Pas fanden, ſodaß fie jegt ungefähr 250 Gemälde ent:
Ye. Merkwuͤrdig find die großen Landſchaften und Anfichten von dem Meifter in
ie Yerfpective, Bernhard Bellotto, genannt Ganaletto, aus Venedig, der feit
ER Müglied der Akademie zu Dresden war. Viele ſaͤchſiſche Gegenden, z. B.
Sinigfirtn und Sonnenftein, ein Bergaufzug im plauenfhen Grunde und mehre
zus Unfstpten von Dresden, welche bie ehemalige Geftalt veriglebon Gebaͤude
2 %
372 Dresdens Augufteum
and Stadttheile zeigen; find von dieſem Kuͤnſtler mit treffenber Wahrheitkunia
Auch ſieht man hier mehre Anfichten ſaͤchſiſcher Gegenden, 3. B. dee DiiuM
Kitienfteines 2c. von dem Hofmaler Alerander Thiele. — 4) Das Augılı
oder die Eönigl. Antifenfammlung ift in ben einfach fehönen und
len des japanifchen Pataftes würdig aufgeftellt. Über diefe Sammtung, be
der ſie unter der Leitung des Archäologen Boͤttiger Jah, unvergeflich bikd, diE
ein ſchoͤnes Werk, das „Augufteum”, von Beder, mit treuen Abblldunge‘
bedeutenden hier befindlichen Antiten, und ein genaues Verzeichniß vom Jr
Haſe (Dresden 1826). Um die Mitte des 16. Jahrh. Eaufte Kurflef
einige kleine Antilen und Münzen; Johann Georg III. wermebrte fie mit
Alterthuͤmern; Auguft I. nahm um 1720 jene Antiten aus der Kunfila
und durch die Erwerbung der Eoftbaren Sammlung des Fürften Chiginies
die ee 1725 fir 60,000 Scudi erhielt, und vieler einzelnen Antiken aus ben!
lungen bev Cardinaͤle Albani und Bellori, der Mumien, die der berli
bella Valle aus Ägypten mitgebracht hatte, und der vom Grafen v. W
Stalien gefammelten Denkmale, ward er der eigentliche Stifter des
Sein Nachfolger, Auguft UI., bereicherte die Sammlung durch den As
Bronzen und modernen Bildhauerarbeiten des Grafen Brühl, durch einigeid
tium gefundene Denkmale, und vorzüglich durch die brei unvergleichlichen &
der Herculanerinnen, die er fuͤr 6000 Th. von den Erben des Prinzen €
Savoyen Eaufte, Der jebige König vergrößerte ebenfalls die Sa
wurde befonders dadurch ihr zweiter Stifter, daß er fie aus den engen 9
großen Garten 1785 im Exdgefchoffe des japanifchen Pataftes aufitellen li,
ber fah der damalige Auffeher nur auf Ebenmaß, nicht auf Gehalt, Spt
deutung, und paarte oft das Mittelmäßige mit dem Vortrefflichften tm biet
Sälen zufammen. (Der 11. und 12, Saal enthalten bloß neue Bildwerie) 4
ben Ätteften Bildwerken gehören die Loͤwen von aͤgyptiſchem Spenit, vom
zwei den Eingang des Kumftfchages hüten, der dritte und ſchoͤnſte ſich aber uf
mienzimmer befindet. Ein Iſisbild mit dem Nilſchluͤſſel. Vier Mi
denen beſonders die beiden von della Valle mitgebrachten merkwuͤrdig find.
iſt ein echt = aͤghptiſcher Sarkophag aus Sykomorus. Diefe Alterthlmen
1 zsj282 14 see
ij RB
m
374 Dresden. Münzcab. Kunſtkamm. Modellkamm. Dribuz
zellan. Das, chinefifche und japaniſche Porzellan, das 8 Birmer fült; mil)
viele alte Bafen und Geräthe aller Art, Gögenbitderic. Die Majolicanfiie
9. Zimmer find ald Seltenbeiten ſehenswerth. Das Anzichendfte aber
reiche Sammlung von ſaͤchſiſchem Porzellan, worin man die Fortfchritie nen
erſten merkwürdigen Verſuchen an bis zur heutigen Vollendung beobachten
8) Das Münzcabinet befindet ſich gleichfalls in einem fchön verziert
in Exdgefchoffe des japanifchen Pataftes. Diefe ſchon unter Johann Georgi
deutenbe Sammlung wurde unter den beiden Auguften vermehrt, und vom
gierenden Könige durch den Ankauf einzeiner Stuͤcke und ganzer Sammlmyal
3: Di des Madal'ſchen aus 9000 beftehenden Grofchencabinets, anjehnih
hert. Die Sammlung von griech, und rom. Münzen iſt zwar nicht zahlead
duch manches feltene Stud? bedeutend, Am reichten ift das Eabinet von
ſchen Münzen in Gold und Sitber. — 9) Die Kunftfammer. Kur.
gründete diefe Sammlung, die fich feit 1739 im Zrottigergebäube befindet,
ter der Obhut des jedesmaligen Auffehers des mathematifchen Saale ftebt,
vielen Seltenheiten, die hier mit manchen Spielereien gepaart wurden,
merkwuͤrdigſten: Chrifti Geburt in Alabafter von Sebaft. Walther; rin
Erucifit von I. v, Bologna ; Eucifers Fall, eine Gruppe von BO Figuren auft
13 Zoll hohen und 8 Zolf breiten Stüde Elfenbein „Run; von Kaufungen
Köhfer feftgehalten, von getriebener Arbeit in Stahl ıc. In dem zur
mer gehörenden Uhrenzimmer findet man 150 Uhren, worunter Gäctnel
Uhr mit 360 Zeigern, welche den Zeituntetſchied ebenfo vieler Deter zeigt.
Die Modellfammer, Diefe Sammlung, welche Kurfürft Job.
anlegte, befindet ſich in einem Theile des Zwingergebäubes, In neueren Ba
fie, außer verfehiedenen Arbeiten des verftorbenen Modellmeifters Gärtner,
Zuwachs erhalten. Der Vorrath an Modellen und Maſchinen zut Waffen
Civil: und Kriegsbaukunſt ift nicht unbedeutend ; Gärtner’s Merke find
ſehenswerth, unter andern feine Modelle zu 200 Fuß langen Brücken ob
ſchenpfeller. In einem andern Pavillon des Zwingers
werthen Modelle von dem Tempel Salomonis, der Stiftählitty und einer
Droits reunis Drouais | 375
mad. Es wird mit Nutzen gebraucht bei Verftopfungen ber Eingeweide des
Unterleibs, in bupochonbdrifchen und hyſteriſchen Zufällen, gegen Schwäche und
Welsbarkeit der Nerven, Magenkraͤmpfe und Koliken, Rheumatismen, Gicht, Skor⸗
but, Ausichläge ac. Das Badehaus ift ein großes Gebaͤude, in deſſen obern Stock⸗
werden bie Badegaͤſte wohnen. Hier ift zugleich ber Badebrunnen, aus welchem
bes Waſſer in 7 [ehr gut eingerichtete Baͤder geleitet wird. Man kann bier auch
Xropfs, Dunft: und Dampfbäder haben. Für das Vergnügen ift durch Muſik,
Zanı, Spiel ıc. geforgt, und ſchoͤne Anpflanzungen, Allen und Spaziergänge ma⸗
Ger die Gegend zu einem Garten. S. Brandis's „Anleit. 3. Gebraud) des Dri⸗
Wurger Bades” (Miünfter 1792).
Droits r&eunis, f. Bereinigte Gefälle
Droske, niht Droſchke oder Troſchke, aus dem Ruffifhen, ein
richter, vierräderiger Wagen, welcher unbededt ift, und auf beffen Seltenfigen
bald mehr, bald weniger Perfonen figen können. Die niedrigen Näder find mit
Lechfluͤgein überdedt.
Drontheim (pr. Trontjem), 63° 25° 6 N. B., 130 Meit. von Stock⸗
Ye, 700 engl. Meil. vom Nordcap, Hauptſtadt des norweg. Stiftamts gl. N.,
ner Größe und der Zahl ihrer Einw. (8830) nad), die vierte Stadt des Koͤnig⸗
‚ wurde vom König Karl XIV. duch f. Krönung zum K. von Norwegen in
Domkirche dafelbft am 7. Sept. 1818 zur Krönungsftadt erhoben. Sie liegt
mden Nid, der einem tiefins Land hineinttetenden Meerbuſen gleicht, und ihr
sencyerlei Vortheile zum Betriebe eines nicht unbedeutenden Handels gewaͤhrt.
I 3iumechol;, Stodfiih, Häring, Thran, Selle, befonders Rupfer und Eifen von
In benachbarten Hüttenwerken, find dir vorzüglichften Ausfuhrartifel; auch eine
Zuderfieberet, eine Juchtenfabrik und andre Fabrikanſtalten von minderm Umfange
Kxbern ben Wohlſtand der Stadt, die zugleich der Sig einer Akad. der Wiſſen⸗
haften, und eines Seminars zum Unterrichte junger Lapplaͤnder iſt. Vor den
wiſten nordiſchen Städten zeichnet ſich D. durch eine gute Bauart, fchöne regel⸗
wisige Strafen und einen großen Palaft aus. Es hat eine alte, ehrwärdine Doms
She, wohin vormals der ganze Norden wallfahrtete, indem darin das Grab des
M. Diaf fich befindet. Hier werden auch Karls AIV. Kronungsinfignien aufbes
wirt. In dem Hafın von D. liegt auf einem Felſen die Feſtung Munkholm.
Dee romantifchen Umgebungen, Wafferfülle und Landen, tiefe Uferichluchten,
ine Menge Inſeln und landeinwaͤrts hohe Gebirgszuͤge, find mit freundlichen Lands
Kaufen gefchmüdt. Aber bei dem alten Klima kommen Baumfruͤchte nur felten
pr Reife, und felbft bie Eiche gedeiht hier nicht mehr. Statt des Hornviehes erz
: Midt man große Deerden von Ziegen, welche dad Moos der Klippen aufiuchen, oder
am Ufer fich von Seepflanzen nähen. Nahe bei Drontheim fieht man Ameifen>
ksıfm von Mannshöhe; auch wußte man hier fchon langft Ameifenefilg zu
Iezeiten.
Drofometer, Thaumeſſer, ein Werkzeug, die Menge des gefallenen
Zhaues zu meſſen, befteht in einer Wage, deren eined Ende eine Platte trägt, die
den Thau gut annimmt, das andere cin Gegengewicht hat, das nicht fo leicht bes
Khanet wird.
D ro uais (Jean Germain), geb. 1765 zu Paris, der bedeutendfte Maler
ws David's Schule. Die Sehnfucht, in Rom die Denkmale der Kunjt zu ſtudi⸗
um, trieb ihn 1783 zur Mitbewerbung um den großen Preis, der in einem +jühri-
gen Denfionat beſteht; doch aus Unzufriedenheit mit feiner Arbeit zerriß er fie und
überließ den Preis einem Anden. Seinen Lehrer, der ihm, als er verwundert die
Stuͤcken des Gemaͤldes fah, darüber Vorwürfe machte, fragte er: „Sind Sie zu:
frieden mit mir?" „Vollkommen“, verficherte David. „Wohl! fo habe ich ja ben
Yes, rief Drouais entzüdt; „Dies war mein Ziel; der Preis der Akademie ges
DUWNUYTETE WU Je 888 yryyzrv gtvyre grey wer...
Freunde vereinigten fi), ihm in der Marienkirche (in ber Via late)
ju fetzen. |
Drouet (Sean Baptifte), Poftmeifter zu St.» Menehoulb
Er war e8, der Ludwig XVI. auf feiner Flucht duch St. Menel
hatte, durch feinen Sohn ihm auf einem Nebenwege zuvoreilen und ü
nes verhaften ließ. Im Sept. 1792 ward er dafür als Abgeordneter
Depart. in den Convent aufgenommen, wo er für Ludwigs XVI.
Man ſchickte ihn im Sept. 1793 zur Nordarmee. Im Oct. d. J. i
von der Armee des Prinzen Koburg eingefchloffen, verfuchte er, mit eu
nern zu entlommen, um bie Hilfe, "deren der Platz benöthigt war, 3
gen, ward aber gefangen und nach Spielberg in Mähren geführt.
1794 fprang er von bem Fenſter feined Sefängniffes herab, um zu ent
aber ein Bein und ward zurüdgebracht. Im Nov. 1795 ward er
Beurnondille und Andern, zu Baſel gegen die Tochter Ludwigs AVI
felt, und trat hierauf, ald ehemaliges Mitglied des Convents, in |
Sünfhunder. Das Maͤßigungsſyſtem, welches damals in Frank
mißfiel ihm ; er ward mit Baboeuf Rädelöführer einer Sakobinerverfd
befhalb (11. Mai 1796) verhaftet, entwich aber und flüchtete ſich in
Da jedoch der hohe Gerichtshof ihn wegen der Babveuffchen Ange
fprach, Eehrte er nach Frankreich zurüc. Er warb nun in mittlern S
behörben gebraucht, und war feit 1799 Unterpräfeet zu St. Menebo:
März 1814 Napoleon, welcher nach dem Gefedyt von Arcis auf Par:
biefes zum Stuͤtzpunkte feiner Unternehmungen machen wollte, die ball
richt mittheilte, daß die zahlreichen Befasungen der Jothringifchen {
vereinigten, um dem verbündeten Heere in den Rüden zu fallen, unt
Provinz ein ernftlicher Krieg von Parteigängern eingeleitet fei, um d
der Befagungen zu unterftügen. Diefe Nachricht erfüllte Napolcoı
Hoffnungen, und bewog ihn, nicht auf Paris zurädzugehen. Die
drangen nun ungehindert dahin vor, und Napoleons Schickſal entj
ahbaa um albauae M.E.nBammub anti IL Fathl Fr m au aA MNaaca .b Dan
in —
*
J
um gewiſſe Stellen ſtaͤrker und in das Auge ſpringender zu machen.
gen derſelben gruͤndet ſich auf die Beobachtung, daß helle Farben ein
hervortrett tender, dunkle zuruͤckweichender machen. Da nun die Matı
per auf Flächen darzuftellen hat, fo fieht man wie wichtig für fie m
Druder find. Micht aber bloß die gehörige Rundung, fondern au
Beleuchtung wird dadurch bewirkt; denn das Licht beleuchtet jeberzei
genditi: ; Theile eines Begerftandes am meiften. Der Maler mad
die Drucker zugleich die Sch attenmaſſen Übergänge und Halbſchatte
bringt duch fie Haltung in fein Gemälde. Kin eigner Kunſtausdru
Biden und Drüden, d. h. die Lichter beiler, die Schatten be
Man blidt ein fertiges Gemälde auf, indem man die Lichter mit cini
fen von einer nody glänzendern Farbe erhöht, wodurch diefe Partien
hervorheben,
Druckwerk, eine Maſchine, welche vermittelft des Drud
In die Höhe treibt. Sie beftcht aus einer Pumpe, in welcher das in |
ten Stiefel hineingstretene Waſſer durd) die Gewalt des Kolbens ins
Stiefel ſeitwaͤrts oder auch oberwaͤrts verbundene Möhren getrieben wi
meine Wafferpumpe (f. Pumpe) ift ein Drudwert. Man be
Druckwerke, theild allein, theils in Verbindung mit Saugwerken, zum
fachen und zuſammengeſetzten Mafdyinen, um das Waſſer aus der
Höhe zu heben. So find die Feuerſpritzen nichts anders ale Dru
zwar meift doppelte.
Druiden, Prieſter der Celten oder Galen. Sie machten
minen in Indien, mit denen fie viel Verwandtes haben, eine eigne Kr
ftanden gleich diefen in dem größten Anſehen, intem fie zugleid) die €
Philoſophen diefer Voͤlker waren, und felbft auf die Regierung des
größten Einfluß hatten. Julius Caͤſar liefert uns die meiften Na
ihnen. Nach ihm beforaten fie alle öffentliche und Privatopfer, erklärte
fäge ihrer Religion, theilten alle Arten von Belohnungen aus, fafen ii
Daisan nad Krhend so (MRarichr nn Kaltimmsan Kia Kerafean fire hayanamm
Drufen Druͤſen 379
ber Geſtirne, über die Größe der Welt und der Erde, über dad Weſen der
p und die Macht der Götter. Auch übten fie die Aftrologie, Zauberei und
Rfagerei. Nach Plinius waren fie auch in der Naturlehre und Arzneikunde
unerfahren. Die legtere aber verunftalteten fie Durch Aberglauben. Merk⸗
Ng ift ihre Meinung von der heiligen Miſtel (eine Schmarogerpflanze, welche
Hin ber Erde, fondern nur auf andern Bäumen, befonders auf der Eiche waͤchſt,
och jegt als ein heilfames Mittel wider die fallende Sucht gerühmt wird),
he fie ale das Deiligfte in der Natur und als eine Univerfalarznei anfahen, ſowie
derhaupt die Eiche für’ heilig hielten, und von ihr den Namen erhalten haben
b Die Dr: ın hatten ein gemeinichaftliches Oberhaupt, das durch Stim⸗
sehrheit aus ihrer Mitte gewaͤhlt wurde, und feine Würde lebenslaͤnglich bes
Ihr Hauptfig war in Britannien. Die druidifchen Tempel, deren einer bei
te in England liegt, haben viel Ahnlichkeit mit den indifchen. — Druiden⸗
such Zeutenfuß durd) Verftummelung), nannte man fonft in einander vers
ene Dreiede.
rufen, BBölkerfchaft in Syrien, in den Gebirgen des Libanon und Ans
ton, welche einen Bezirk von ungefähr 55 5M. bewohnt, und aus 160,000
‚ befteht, morunter 40,000 maffenfühige Männer, Ihre angebliche Abs
kung von Stanfen, die zur Zeit der Kreuzzüge in jene Oegenden gekommen,
e Fabel. Ihr Name kommt von einem ihrer Neligionsichrer her. Zu Ende
5. Jahrh. fing diefes Eleine Volk an, in Europa Auffehen zu erregen; befons
Degen der Religion, aus welcher fie ein großes Geheimniß machen. Die uns
E Erde verborgenen heiligen Bücher der Drufen fprechen Grundſaͤtze aus, "die
rheber als die berechnetſten Egoiſten brandmarken und die Menſchheit entehs
Der Laie, der von dieſen Buͤchern zufaͤllig Kenntniß erhaͤlt, wird mit dem
beſtraft. Dieſe ift ein Gemiſch der ſadducaͤiſchen, ſamaritaniſchen und mo⸗
nedaniſchen Religionsſecten. Die Druſen hatten zeither unter mehren Sheiks
Herren geſtanden; ein gewiſſer Ibrahim aber mußte ſich zu ihrem alleinigen
baupte zu machen, befam dadurch die ganze Macht f. Nation in die Hände,
ward auf diefe Art den Türken geführlich. Im Anfang des 17. Jahrh. erreiche
de Drufen unter dem berühniten Emir Fakreddin (gemöhnlich Fakkardin) den
ten Gipfel ihrer Macht ; oliein diefer wurde 1631 zu Conſtantinopel ſtrangu⸗
und obgleich man ihnen andre Fürften gab, fo kamen fie doch nie wicder zu
ı vorigen Ruhm. Zwar verfuchten fie 1773 noch einmal, in Vereinigung
ven Muffen, ſich frei zu machen; allein fie mußten bald in das vorige Verhaͤltniß
ven Türken zuruͤckkehren. Sie ſtehen jegt unter Emirn (Fuͤrſten), und diefe
r unter einem Großemir, find der Pforte zinsbar, aber faft ganz unabhängig,
treiben Feld⸗, Mein: und Seidenbau. In Anfchung ihrer Religion theilt
ſie in Weife (Akales, Gelehrte oder Eingemweihte) und in Weltliche (Djabel oder
3, Unmiffende, Uneingeweibte) ; fie haben keinen öffentlichen Gottesdienft,
ren beſuchen chriftfiche und mehammebanifche Kirchen, haben aber eigne Syms
—8 gottesdienſtliche Perſonen, und naͤhern ſich uͤbrigens den Chriſten am
Drüſen, 1) im thieriſchen und menſchlichen Körper, weiche, lockere Theile,
glatter, ovaler oder Länglicher Korm und verfchiedener Größe. Sie bilden zwei
fm. Die abfondernten (zufammengehäuften) find aus einer Menge Eleiner,
Hliher Körper zufamnıcngefegt, die entweder aus Eleinen hohlen Saͤckchen, oder
einer Verwickelung ven zarten Äderchen gebildet werden, und eine befondere
figkeit abfondern, welche ſich in mehren Gandien, und zulegt in einem Ausfuͤh⸗
$canal fammelt, und zu weiterm Gebrauch ausgeleert wird. Hierher gehören
Speicheldrürfen im Munde, die große Magenfpeicheldräfe (Pankreas), die Bruft-
» die Schleimbrüfen in bee Luftroͤhre u. fe m. Die andre Claſſe befteht aus
380 Drufus (Marcus Livlus — Nero Claudius
den Lymphdruͤſen (zuſammengewickelten Druͤſen), weldye aus einer!
einſaugender Adern (Lymphgefaͤße) beſtehen, deren allezeit mehre fie
ſolche rundliche Drüfe eins, wenigere aber und größere aus ihr hera
den nächften, groͤßern Dröfen hingehen, zulegt aber in den Bruſtg
thoracicus) ſich endigen. Diefe Drüfen haben den wichtigen Zwech d
menen Stüffigleiten zu veredein und dem Leben immer näher zu bringe
fimitation). „Hierher gehören die Gekroͤedruͤſen, die Leiften«, A
dröfen und v.a.m. 2)Beiden Pflanzen ift die Druͤſe (glandul
Körper auf den Blättern oder Stängeln, oder innerhalb im Zelln
Fleiſche, der zur Ausbünftung und Abfonderung dient. 3) "Tine :
der Pferde, bei welcher eine weißliche oder zaͤhe Stüffigkeit aus der $
dem Munde täuft. Dabei find die Drüfen an dem Kinnbacken gefd
es zeigen ſich Beulen. Dan fagt dann, von der Druͤſe ober mit der £
befallen werben. Das Pferd wirft die Druͤſe ab, wenn die Feuchtigke
und das baldige Ende der Krankheit hoffen läßt. Die gutartige Druͤſ
bei welcher fich der Ausfluß aus der Nafe am neunten Tage verliert. i
ober falfche Druͤſe verwandelt ſich gewoͤhnlich in den Rotz.
Drufus, 1) Marcus Livius, war123 vor Chr. zuglei
Sracchus Volkstribun, und Vater ber Livia, welche des SM. Cato
Mutter des Cato von Utica war. Er arbeitete den Planen des Boll
Gracchus fo geſchickt entgegen, daß ihm die Ariftokraten den Beinam
Senatus gaben. Dann machte er durch f. Siege in Thraclen bie Dona
des Reichs, triumphirte und flarb als Eenfor 110 v.Chr. 2). €
eus Liv ius (Großvater der Livia, der Gemahlin des Auguftus) wı
von Geift und großer Kraft, und befaß dabei eine hinreißende Berebtfi
er beachtete im Feuer feiner Thätigkeit zu wenig die gefeglichen Formen
das Gefuͤhl feines Werthes, ſowie feine ausſchweifende Freigebigkeit, v
bisweilen zu unuͤberlegten Handlungen. Rom tar damals durch ber
ſchen dem Senat unb den Rittern in zwei Parteien getheilt. Die V
tern, welche feit der Zeit der Gracchen auf das hoͤchſte geſtiegen war, e
ferfucht des Senats, der für fein altes, faft verlorenes Anfehen eil
332 Dfe chaggernath
geſchrieben, haben ihm ben Titel eines Waters der engliſchen Kritiken
gewann ein fo großes Anjehen, daß ihn die damaligen dramatiſchen Dix
Nichter der Bühne erfannten, und ſich von ihm die Prologen oder &y
Stuͤcke ſchreiben ließen. 1681 machte er feine merkwürdige Gate:
andAbitophel‘“, bekannt. Sie iſt gegen die Partei des Herzogs von!
gerichtet, und verfpottet viele der angefehenften Perfonen damaliger 3
dichteten Namen. Nach Jakobs II. Thronbefteigung trat er zur kathoũl
über, wofuͤr ihn der König zu feinem Hiſtoriogtaphen ernannte. %
feine neue Rellgion, und zu feiner Vertheidigung machte er jettt ſ. de
bei: „The kind and the panther‘‘, befannt, worin er die römifche Ki
dem Bilde einer milhweißen Hirſchkuh, ihre Gerechtſame gegen bie pre
welche als ein Panther vorgeftellt wird, vertheidigen läßt. Aber Jakob
rung mwährte nicht lange, und unfer Dichter verlor feine Stelle; me
Schriftftellerei, ald einem bloßen Erwerbszweig, feine Zuflucht nehmen ı
arbeitete von nun an zutweilen etwas fabrikmaͤßig; indeffen tragen ade ſ
Werke das Gepräge feines geoßen Talents an ſich. 1693 erfchien fi
und Juvenal, 1697 fein Virgil, der zu den meifterhafteften Über
die irgend eine neuere Nation aufweiſen ann. Sein ietztes Wert n
Homer, Dvid, Boccaccio und Chaucer entiehnten „Fables ancient ar
translate into verses, with original poems“. In diefer Sam
feine gepriefene Obe: „„Alexander's feast, orte power of music, is
SL-Cecilia’s day‘‘, die von Händel 1725 vortrefflich componiet iſt,
und Gongreve’s ähnliche Gebichte hinter ſich zurüctät. Ramler ki
überfegt; aud hat man eine Nachbildung berfelben von Kofegarten.
find f. lyriſchen und fatprifchen Gedichte unftreitig die außgezeichnetften
üſchen Literatur biefer Zeit, obgleich er mehr aus dem Kopfe als ausl
fang. Dryden lebte in Dürftigkeit, und ſtarb 1701, und wurde in de
ſterabtei zwiſchen Chaucer und Cowley beigefegt. Die neuefte und x
Ausgabe f. Schriften, nebft feinem Leben, ward von Walter Scott b
Eondon 1808) geliefert,
Dibaggernarh, Jaggernath, Juggernauth, eigentlich Dſa
Dſchamy Dſchingis ⸗Khan 383
m Tempel als Eoftbare Reliquie aufbewahrt, aber nur MWenigen gezeigt,
ch, befonders an zwei Hochfeften, im März und Jul., ftrömen die Pilger in
en Scharen zu der Pagode. Mean rechnet deren mindeftens 1,200,000
4, von welchen, wie man behauptet, in der Regel 9 Zehntheile unterwegs
Mangel, Beſchwerde oder Krankheit weggerafft werden; fo viel iſt wenig⸗
zewiß, daß bis auf 12 Meiten in der Runde der Weg zum Heiligthum mit
bengebeinen beftreut ift. Diele alte Leute unternehmen die Wallfahrt in der
E, aufdem heiligen Gebiete zu fterben. Nicht weit vom Tempel ift ein Platz,
a Eucopiern Golgatha genannt, wohin man gewoͤhnlich die Leichname wirft,
o man immer Hunde und Geier ſich nähren ficht. Die von den Pilgern bes
8 Abgaben werfen ein.anfehnlidyes Einkommen ab, das, nad) Abzug der Kos
ge Unterhaltung des Tempels, der Regierung zufällt. Als 1803 die Lands
won den Engländern den Mahratten entriffen ward, traten jene in alle Rechte
shern Befiger, aber die Abgabe ward während der Verwaltung des Marquis
Zellesley den Pilgern nie abgenommen; nad) feiner Abreife aus Indien hins
(1806) von der bengalifchen Regierung eine Verordnung zur Verwaltung
agode und Vefteuerung der Pilger erlaffen. Die Aufficht über die Tempel
be Driefter ward 1309 dem Rajah von Kurdah Übertragen, mit der Verpflich⸗
die alten Anordnungen zu handhaben. Kine Straße von Galcutta zu dem
wi ward feit 1810 angelegt, wozu ein reicher Hindu, Rajah Sukmoy Roy,
wo Pfd. St. beitrug, unter der Bedingung, daß fie feinen Namen führe.
Dſchamy, Molla (Djiamy), eigentlich Abdurchaman ebn Achmed, bes
Bee perſiſcher Dichter, geb. 1414, hatte jenen Beinamen von feiner Heimath
kw, in der Provinz Khoraſan. Er verdunfelte die größten Geiſter feiner Zeit.
Bultan Abu Said rief ihn an feinen Hof nad) Herat; aber Dſchamy, ein
unger der Lehre der Sophi, 309 die Verzuͤckungen eines Mpftikers den Vergnüs
a des Hofes vor, Er febte ſich oft in die Halle der großen Mofchee zu Herat,
fi) freundlich mit Leuten aus dem Volke unterhielt, fie in den Lehren der Zus
und des Glaubens unterrichtete, und fie immer durch feine milde Beredtfams
u gewinnen wußte. Als er 1494 farb, wardie ganze Stadt in Trauer. Der
en ließ ihm auf öffentliche Koften ein glänzendes Leichenbegaͤngniß ausrichten,
se Erde öffnete fi, fagten die perfifchen Dichter, wie eine Mufchel, um dieſe
Lebare Perle aufzunehmen. Er war einer der fruchtbarften Schriftfteller Pers
und hinterließ über 40 Werke, meiſt myſtiſchen Inhalts. Sieben der ans
idſten Schriften vereinigte ev u. d. T.: „Die fieben Sterne des Bird”, Dazu
m: „Juſuf und Zuleika”, eines der unterhaltendften Werke in der perfifchen
che, wovon Law in den „Asiatic miscellanies‘ Bruchſtuͤcke bekannt gemacht
und die anmuthire Dichtung „Medſchnun und Leila“, die Dr. von Chezy
6 1805) franz. und Hartmann (2p3. 1807, 2 Bde.) deutſch uͤberſetzte.
„Behariſtan“, eine Darſtellung der Sittenlehre in Proa und Verfen, wird
Zadi's „Shuliftan” verglichen. Bruchſtuͤcke daraus ließen Jeniſch (in der
thologia persica‘‘) und Wilfen (in der „Chrestomathia persica‘‘, Leipzig,
) abdruden. Nach Göthe faßt er alle Bemühungen der frühern perſiſchen
er zufammen, Klarheit und Beionnenbeit ift fein Eigenthum.
Dſchingis-Khan (auch Genghis⸗Khan). Dieſer berühmte Eroberer
ber Sohn eines mongoliſchen Hordenanführers, mit Namen Yeronkai oder
nkai, der zwar über 30 bis 40 Familien gebot, jedoch den Tatarkhans oder
die damals dic oͤſtliche Zatarel und den ganzen nördlichen Theil von China
efchten, Tribut zahlte. Dſchingis-Khan wurde geb. im J. 559 der Hegira, ober
— 64 nad) Chr. Geb., und erhielt den Namen Temudipn. Die kriegeris
Iulente des Juͤnglings waren von f. Lehrer, Karakhar, fo gut ausgebildet
u, daß er im 13. J. ſchon im Stande war, die Zügel der kleinen Herrſchaft
bald in Schreden fegen follte. Eine große Anzahl von Stämmen
nunmehr wider ihn. Er aber fand einen mächtigen Befchüger in dem
Baraitifchen Mongolen, Namens Dung, der ihm feine eigne Tochter zur
durch ward ein Krieg mit einem zuruͤckgeſetzten Nebenbuhler veranfaf
zufammen, und e8 follte eine große Schlacht geliefert werden am Fu
birge, als der Schwiegervater, erſchreckt durch die drohenden Gefah
zuruͤckzog. Termudjyn bemerkte jedoch) in Zeiten den Abfall, und‘
ſogleich zwiſchen Onon und Zula, von wo auß er den karaitifchen 5
leiſten konnte, welche der Mache der Feinde preißgegeben waren. D
des Edelmuths ftellte den Frieden zmifchen Schwiegervater und Eid
der aber nicht von Dauer mar. 1202 bektiegten fie einander förmii
Khan verlor in einer Schlacht mehr ald 40,000 M., und auf der Flr
Der Sieger fand jedoch einen neuen, furchtbaren Gegner in ber Pe
des Dberhaupts der naimanfchen Zataren. An den Ufern des Altı
fammen, Tarank wurde ſchon im Anfange des Gefechte verwundet,
der Flucht, nachdem er alle feine Soldaten bis auf ben legten Mar
bauen fehen. Diefes merkwürdige Gefecht ficherte dem Sieger die
über einen großen Theil der Mongolei, und den Befig der Hauptſt
rom. Sm Frühling bes folg. 3. hielt er eine Art von Reichstag ir
douk, f. Geburtelante, wo ſich Abgeordnete von allen ihm unterwo
einfanden ; diele festen ihm die Krone auf, und riefen ihn zum Khal
Chan im Angefichte des Deere aus. Zugleich prophezeite ihm ein
man, den die Mongolen fehr verehrten, daß er ber die ganze Erde b
und befahl ihm, ſich fortan nicht mehr Temudiyn, fondern Dſchi
nennen. In derfeiben Verſammlung machte Dfcingiss Khan au
ches und militairiſches Geſetzbuch bekannt, das noch jegt in Afien un:
VYza Dſchingis⸗Khany befannt iſt. Dieſes Gefegbuch iſt auf den 9
gegründet, denn Dſchingis befännte ſich zu feiner beftimmten Religi
ner auch nur den entfernteften Vorzug vor derandern. Alle Maͤ
dient, obne Unterfchied des Glaubens, waren an f. Hofe willtomr
386 Dualismus Dubois
Theil ſ. Staaten ging abet auf Kublai über, ben man als ben Stiſter
Nfchen Dynaftie in China zu betrachten pflegt.
Dualismus, Dualift., 1) Die philoſophiſche Anficht,
Weſen der Dinge auf die Annahme zweier ungleichartigen, als urfprün
nicht von einander abzuleitenden "Principien aller Dinge, 3. B. des?
Realen (oder des Wiffens und Seins), oder der materiellen und ber dent
ſtanz, gründet und zur&dführt, heißt Dualismus. Erfann dogmeti
ober ſteptiſch fein. Im engern Sinne beihränttman ben Dualismuda'
nahme jroeier Grundweſen eines böfen und guten, wie in den oriental. Ra
auf die Annahme zweier verfchiedenen Principien im Meufchen, naͤmic
gen und eines £örperlichen Princips; biefes iſt ber (metaphyſiſch⸗) ni
Dualismus. Wer diefer Anfiht zugethan ift, heist Dualifl. ®
dere die Verfchiedenheit und den Gegenſatz beider Principien (auch ſel
mus genannt) nur annimmt, infofern er dem Bewußtſein erſcheint, b
fcher, wer diefem Gegenſatz objective Wahrheit beitegt, trangfcendentai
Dem Dualismus fteht entgegen der Monismus, welcher Sdealismuse
mus, Spiritualismus oder Materialismus ift. 2) Sn der Theolı
Dualiömus die Lehre Derer, welche nur einigen Auserwählten di
allen Übrigen aber die ewige Verdammniß zufpredhen.
Dublin, Hauptft. des Koͤnigreichs Itland, in der Nähe eine
Liffey in zwei Theile getcennt, weldye ſieben Bruͤcken verbinden, wotunta
die Königin» und die Carlilebruͤcke die vorzuͤglichſten find, bat 15,6
gegen 190,000 &. Eine fhöne Allee (Circular Road) umgibt bie fait
gebaute Stadt. D. hat großentheild breite, regelmäßige, vortrefflid ı
und des Nachts erleuchtete Strafen, hohe, zierlih gebaute Häufer ı
Plaͤtze. Unter den legten zeichnet fich Stephans-Grün (St. - Stepher
aus, ein viecediger Platz, davon jede Seite 1000 Fuß lang, umd der mi
genen Bildſaͤule George II. gesiert iſt. Nur die Libertp, der kleinen
Stadt, worin die Hefe des Volks wohnt, hat hüttenihnliche Häufer u
einen unangenehmen Anblid. Die fhöuften Gebaͤude find: das Eh
der Vicefönig wohnt; der Palaft des Herzogs von Leinfter; das Dii
Duchoborʒy Duclos 389
ct Wuchs, eine reine, anmuthige Sprache, Einfachheit und Wahrheit des Spiels,
vs Gefühl für Porfie, und befonders die Wärme ihres Vortrags. Ebenfo [ehr
sücte fie als Hermione, Semiramis, Dido und in der Rolle der Roxane ward
befränzt. Nach dieſen glänzenden Erfolgen zog fie fid) auf einige Monate zus
k, um einerneuen Schaufpielerin, derreigenden Georges (ſ. Pariſer Thea⸗
t), freies Feld zu laffen. 1803 trat fie wieder als Amenaide auf; vielleicht wuͤrde
ſich noch Länger zuruͤckgeſetzt gefehen haben, wenn nicht die Kaiferin Sofephine die
nmliche Anftellung der Künftlerin 1804 veranlaßt hätte. Es entfland nun ein
ftiger Kampf zwiſchen den Anhängern der beiden Nebenbuhlerinnen. Wejonder&
xGeoffrop (f. d.) einer ihrer heftigften Gegner. Aber bald Iäuterte ſich, trotz
# Parteigefchreis, die öffentliche Meinung. Ward ihrer juͤngern Nebenbuhlerin
1Rollen, bie Kraft und Ziefe fodern, der Preis zuerkannt, fo behauptete doch bie
Be Künftierin in gefühlvollen den Vorzug. Seit 1808 wurbe fie durch Kraͤnk⸗
Phkeie oft Lange Zeit von der Bühne entfernt, ift aber 1822 von neuem aufges
en.
Duchoborzy,f. Sriehifhe Kirche.
Ducis (Scan Francois), dramatifcher Dichter, bekannt buch f. Bearbel⸗
m mehrer Stüde von Shakfpeare, geb. um 1732 zu Verfailles, trat ſpaͤt als
Bicifefteller für die Bühne auf. Sein erſtes Stuͤck „Ameliſe“, machte fo wenig
win ale viele fe:gende. Defto mehr Aufmerkjamkeit erwedite fein „Hamlet“,
IAs erſte Shak;penre’fche Stück, welches auf die franz. Bühne fam. Diefe Nach:
ideng aber ſowol als die nächftfolgende: „Nomeo und Julie“, und die [pätern,
zen dem franz. Volksgeſchmack fo ganz angepaßt, und der Bang der Handlung
cinigen fo ganz verändert, daß zuweilen nur der Titel an dus Urbild erinnert;
Mein eben deßwegen fanden diefe Bearbeitungen in Frankreich defto groͤßern Beifall.
are verſuchte er in f. „Odipus bei Admet“ die Griechen nachzuahmen, kehrte aber
iu Shakſpeare zuruͤck, und bearbeitete nach und nach „Rear“, „Macbeth,
lei" und andre Stüde. Unter f, eignen Arbeiten zeichnet ſich „Abufar oder
jb abiihe Familie“ aus. Sein Styl iftzumeilen hart, aber edel und voll tras
ı Mr Würde. 1778 ward er an Voltaire’s Stelle in die Akademie gerufen. Dann
‚0 er als Secretair bei Ludwig XVIII. angeftelt. Er blieb diefem unter allen
Bexitniffen treu, und Ichnte unter Napoleon die 40,000 Fr. jaͤhrl. eintragende
wre eines franz. Senators und das Kreuz der Ehrenlegion ab, zu einer Zeit, wo
aihdarben mußte. Die Ruͤckkehr Ludwigs XVIII. verfüßte fein Alter. Höchft
wsädt war er, als der König ihm bei ber erſten Audienz einige f. Verſe recitirte.
bin gluͤcklicher“, fagte er, „‚ald Bolleau und Nacine ; fie recitirten ihre Verſe
Betz; XIV., mir eecitict der König die meinigen”. Er ſtarb den 31. März 1816
Verſailles. ©. „Oeuvres‘ erfdienen 1519 zu Paris in 3 Bon. Campenon
16523 zu Paris „Letires sur la vie, le caract. et les Ecrits de J. F. Ducis“
. D. vereinigte das Schredliche von Dante und Shakſpeare mit dem Liebs
Born von Horaz und Geßner. In f. Weſen war er einfach, gutmüthig, Endlich,
— aber ein Löwe, wenn man ihm etwas zumuthete, was gegen ſ. Recht⸗
it war.
Duclos (Charles Pincau), bekannt als Romandichter, Charakteriſtiker,
irenſchreiber und Grammatiker, geb. 1705 zu Dinant, erbielt zu Paris
far gute Erziehung, machte frühzeitig ſ. Kenntniſſe geltend, wurde 1739 Mitglied
Atademie der Inſchriſten, 1748 Mitglied und bald darauf beſtaͤnd. Secretair
in franz. Akademie. Obgleich er ſich in Paris niedergeleſſen hätte, fo waͤhlte ihn
nf, Vaterſtadt 1744 5 ihrem Maire. Asdie Stande von Vretayne, jur Be:
etaurg ihres Eifer für das Wohl des Königreichs, Divjenigen aus ihcer Mitte
waren ſellten, Die fich der koͤrigl. Onade am wuͤrdigſten gemad;t hätten, wurde D.
afimmig unter dieſe Zahl gerechnet, und in den Adelftund erhoben. Micht fange
388 Dubos Ducesneis
denn nad) Aufzählung aller Ämter und Würden, Heißt es: Solidier ts
bona, viator, mortuo precare!
Dubos, Du Bos (Jean Baptifte), einer der erſten franz. Apkes
her die Theorie der Künfte auf einen allgemeinen Grundfag zu bauen wef;
die Kunſttheorie durch f. Vergleichung der Poefie, der Malerei, und Muj
Mexions sur In poesie, la peinture et la anusique““, Paris 1719, 6.
in 3 Bdn., Über. von Zune 1759 und mehrmals; der 3., welcher eine:
fung über die theatralifchen Vorftellungen der Alten enthält, von Leffing
ſ. „Zhrate. Bibliothek”, 3. St.) bereiherte. Als Grundlage f. Theen
das Beduͤrfniß auf, welches jeder Menſch fühlt, ſ. Gemuͤthskraͤfte zu de
und ſ. Empfindungen in Wirkſamkeit zu fegen. Geb. zu Beauvais 1670
er daſelbſt und zu Paris, wurde 1695 in dem Bureau der auswaͤrt. Ange
dem Minifter Torcy angeftellt, welcher ihm die Beforgung wichtiger &
Deutſchland, Italien, England und Holland übertrug. Auf diefen Rz
melte er f. Exfahrungen über die Kuͤnſte, welche er in jenem Werke aufftelt
fe Zurüdkunft erhielt er ein Kanonikat, eine Penfion und 1722 die Stel
ftänd. Secretairs der franz. Akademie. Als Geſchichtſchreiber hat erfit
„Histoire de la ligue de Cambrai‘ (Pazis 1721, 2 Bbe., 12.) un
toire critique de l’etablissement de la monarchie frangMisc dans les
Amfterd. 1743, 2 Bde., 4. und 12.) ausgezeichnet. Voltaire rechnet
die en welche das Jahsh. Ludwigs XIV. verherrlicht Haben.
zu Paris 1742.
. Ducange, f. Duftesne.
Ducaten, f. Dukaten. B
Ducaton, 1) eine holländ. Goldmuͤnze (audy Ruyder genannt),
6 Thir., und. eine Silbermünge, ungefähe 1 Thle. 17 Gr.; die erfle if
tionalmlinze, die nur im Lande circulirt, die Silberducatons aber werde
llch im Handel mit Oſtindien gebraucht ; 2) eine franz. Silbermünze (cm
Dulaten ober 1 Thlr. 12 Gr. werth), fo viel als ein Laubthaler; 3) eine
diſche Minze von ungefähr 1 Thlr. 13 &r. .
Duchesne ober Du Chesne (Andre), Taten. Chesnius, Di
390 Du-Deffand Duett
vor f. Tode ward er an Voltaire s Stelle zum Hiftoriograpben von Funke
nannt. Er ftard zu Paris 1772. Zu. beften Romanen gehören die „Caxfe
du Coimte de B * (1741, 12,), und zu den beften Memoiren ſ. lem
les nocurs du XV Illıne siecle* (1751, 12); beide reich an feinen
den Bemerkungen, befonders über das weibliche Geſchlecht und über die tie
„‚Considerations sur les moenrs de ce sitcle“ (1749, 12.) in Banks
nier, find voll geitelcher treffender S takterzeichnungen und tiefer A
NT.“ wird geichägt, doch ertenntm
Sr&ern biſtotiſchen Wirth haben ſ. „Memeires
AIV. er XV.“ Diefe arbeitete Duclos au l
Sie erfhienen erft 1791 (2 Bde,, verdeurihtw
Huber, Berlin 1791). Endlich hat er fich au f. „Remarques sul
maire gönerale de Portroyal‘‘ (1764, 12.) als Spradyforfcher ausgeyiga
ki gab die „Ocuvres completes de Duclos“‘ (Paris 1809, 10 Biel
er lebte Bd. enthält ein Bruchſtuͤck einer Selbſtbiographie. Im den
„Memoires de Madame d’Epinay** (1818) lernt man Duclos's Char
einex nicht guͤnſtigen Seite kennen.
Du⸗Deffand (Marie de Vichy Gamrond, Marguit), ge
aus einer edlen Familie in Bourgogne, und erzogen in einem Klefter j
eutwickelte ſchon in zarter liebenswuͤrdige und glänzende Ei —
Ütern verheiratheten ſie 1718 an den Marquis Du = Deffand; als aba
Ährer Großmutter ihr eine Rente von 4000 Livres verſchaffte, Lisß fie Rh
Gatten ſcheiden. Man beſchuldigte fie, eine Zeit lang der Gegenftand R
Schaft des Regenten, Herzogs von Orleans, gervefen zu fein. An demg
‚Hofe der geiftreichen Herzogin von Maine zu Sceaur kam fie mit Boltain
nac, Fontenelte, La Motte, Madame de Lambert, Mademoifelle Diiz
nahe Berührung. Doc; mehr noch von den Reigen der Hauptſtadt angeyeg
fie hier den Umgang der größten und ausgezeichnetſten Schriftftelfer di
Auslandes, die fie in ihrem Haufe verfamnielte. Diderot, Madame D
die Herzogin von Boufiers, Henault (mit dem fie bis an f. Tod, 1770,
Berhättniß Ichte), bie Herzoginnen von Grammont und Chauines, der.
Dufresne Dufresny 491
ur Baß⸗ und Mittelſtimmen haben. Im erſtern Falle iſt zugleich der Sag ein
‚geilimmiger Satz. Iſt das Tonſtuͤck ein Inftrumentalftüd, fo nennt man dafs
SR iaibeſondere ein Duo, es mag ein oder mehre Stimmen zur Begleitung has
ee nicht. Duett im engern Zinne nennt man in Dpern, Gantaten u. f. w.
imfid mit zivei Hauptpartien. Das Duet iſt concertirend, wenn der Haupts
in den Stunmen abwechſelt, ſodaß die Melodie bald in die höhere, bald in die
Stimme verlegt wird, wozu eine grüntliche Kenntniß der Harmonie, und
dere des zweiftimmigen Satzes, ſowie der Regeln des doppelten Gontras
um fo unentbehrlicher ift, da bei zwei Stimmen jede falfche Gegeneinanders
dir Intervallen weit mehr auffällt, als wenn biefelbe durch den Zutritt meh⸗
}eimmen gedeckt werden kann. Dir Vortrag eines Duetts ift nicht minder
jerig, und ſetzt voraus, daß fich Die Saͤnger in ihren Manieren genau kennen,
yamfeitig nach einander richten, damit die volltommenfte Einheit harmoniſch
licht werde.
- Dufresöne oder Du Fresne (Charles), Herr von Cange, baber oft
ange genannt, ein Kiterator, der fih um die Geſchichte des Mittelalters,
ih ſ. Vaterlandes, ſowie um die brzantinifche Geſchichte, ſehr verdient ges
bat. Geb. 1610 auf einem Landgute bei Amiens, aus vornehmer Samilie,
kte er in dem Jeſuitercollegium dafelbft, nachmals zu Orleans und zu Paris,
kstern Orte wurde er 1631 Parlamentsatvocat, 1645 Eönigl. Schagmeifter
Anime, von wo ihn eine Peft 1668 nad) Paris vertrieb. Hier widmete er ſich
der fiteratur und gab f. großen Werke, namentlich f. Gloſſarien für die mittlere
muere Graͤcitaͤt und Eatinität, f. „‚Ilistoria byzautina‘‘ (1980, Paris, Fol.),
Imalen des Zonatas, f. Numismatik des Mittelalters und andre bedeutende
Ab heraus. Er ſtarb 1658.
Dufresny (Charles Rivière), gab zu Paris 1648, Großenkel der unter
Rımen la belle Jardiniere bekannten Bäuerin, welche die Neigung Heins
IV. auf ſich gezogen hatte, wußte ſich, unter unguͤnſtigen Umftänden fı Weg
em. Muſik und Zeichentunft, Architektur und Gartenkunſt, beſonders
Porfie waren feine Licblingsunterhaltungen ; in allen diefen Künften war er,
gerade eine gebildete Erziehung erhalten zu haben, und ohne beſondern Fleiß,
IS aid mittelmäßig. Sein Fanilienverhältnig brachte ihn an den Hof Lud⸗
u .; fe Gewandtheit verdantte er die Anftellung als Eönigl. Kammerdiener,
in die Stelle als Auficher der königl. Gaͤrten, und das Privilegium einer
kaömanufactur. Aber der lockere und verſchwenderiſche D. trat Beides fr
mittelmäßige Summe an einen Anderen ab, und verkaufte in der Folge aud)
iger Weife eine von Ludwig XIV. ihm ausgefegte Keibrente von 3000
Bald darauf verkaufte er, um dem Hofzwange zu entgehen, auch f. Kams
elle, und zog nad) Paris, wo er im Verein mit Regnard für das Thea⸗
uukitete. Man kann ihm große Menfchen = und Sittenkenntniß, Feinheit und
nicht abfprechen; nur erreichte er nicht die Lebendigkeit des Vortrags und
Srärkeim Komiſchen, wie Andre feiner Zeit; die Entwidelungen ſ. Stüde find
ſchwach. Doc) gehören f. Euftfpiele zu den vorzüglichen Converſations⸗
ber Franzoſen, und zeichnen ſich durch die Kunft aus, das Laͤcherliche der
e, auch mo es im Leben nicht auffälft, hervorzuheben. 1710 erhielt D.,
eme neue Gnade des Könige, das Privliegium über den „Mercure galant‘‘,
wihed er 1713 gegen eine Leibrente wieberabtrat. Seine Werke find in 6 Bdn. zu
Fari11731 und 1747 in 4 Thin.) erfchienen, und gewähren eine aufheiternde Rec:
ia. D. hatte ein auegezeichnetes Süd in allen Verlegenbeiten. Als er zulegt ohne
Hilftmittel war, überreichte er dem Negenten eine Bittfchrift, und dieſer ließ ihm
000 Livres zahlen. Hiervon baute er das niedliche Gebaͤude, befannt untrı
a Vamen: „das Daus des Plinius”. Cr ſtarb zu Paris 1724.
392 Duguay» Trouin Dufaten
DuguaysTrouln (Rene), einer ber berühmteften Seemäne
alters, geb. 1675 zu St.-Malo, Sohn eins relchen Kaufmannd und a
Seemanns, machte auf einem Fahrzeuge von 18 Kanonen, das |. Famılı
Kelege gegen England und Holland ausrüftste, 1689 f. erften Seez
Muth bewog f. Familie, ihm 1691 ein Fahrzeug von 14 Kan. anzueten
die Küften von Itland verfchlagen, benupte er dieſen Zufall, nahm in €
und verbrannte, ungeachtet einer bedeutenden Anzahl feindlicher Truppen,
Einft ward er gefangen und nad) Plymouth gebracht. Dort gemamr
einer Englaͤnderin; fie verfchaffte ihm die Freiheit. Nun machte er aberm
Kreuzzug nad) den englifchen Küften, und nahm 2 Kriegsfchiffe. Lett,
J., erregte er die Aufmerkfamkeit der Negierung. Ludwig XIV. fandtei
Degen. Er nahm fortwährend engliſche und hollaͤndiſche Schiffe an de
ſchen und fpanifchen Kuͤſten; 1696 eroberte er einen geoßen Theil der un
fenaer ausgelaufenen hollaͤnd. Flotte. 1697 kam cr als Gapitain int
Marine. Im fpanifchen Kriege zeichnete er ſich fo aus, daß ihn der Ru
Abelftand erhob; denn er habe (fo hiefi es In dem Patente) mehr ale &
ſchiffe und 20 Kriegsfchiffe erobert. Durch die Wegnahme von Rio:
1711, brachte er der Krone fiber 25 Millionen ein. Unter Ludwig AV.
f. Vaterlande wichtige Dienfte in der Levante und im mittell aͤndiſchen Mı
farb zu Paris, 1736. &. Memoiren erſchienen dafelbft 1740 in 4 Bd
maß [hrieb ſ. Eloge.
Dujardin (Karl), Maler, geb. 1640 zu Amſterdam, ein Se
Verghem, war unübertrefflich in Landſchaften, Thierſtuͤken und Baml
Fruh ging er nad) Italien, und ward Mitalied der Schilder Bande zu
welcher er den Namen Bodsbart erhielt. Seine Arbeiten fanden große
Auf der Ruͤckreiſe in fein Vaterland machte er zu Lvon bedeutend: Schulh
ex ſich dadurch entzog, daß er feine reiche, aber ſchon bejahrte Wi
Er ging mit ihr nad) Amfterdam, wo ihn f. Gemälde fehr theuer
Dennoch verließ er, wahrſcheinlich aus Abneigung gegen f. Frau, auch dl
heimlich wieder, und ging nad) Rom, wo er f. alten Freunde und B
fand, und mit großen Aufwand lebte. Von da ging er nach Venedig,
394 Dufer- Dumas
Dnuker (Karl Andrens), Phitolog, geb. 1670 zu Unna, In der &
Mark, genoß ben erften Unterricht auf dem Gymnaſium zu Hamm, bein
Univerfität Franeker, wo Perigonius fein Lehrer war, ward 30 J.alt,
Geſchichte und Beredtſamkeit an dem Gymnaſium zu Herbom, und 170
Subrector an der Schule im Haag. Er machte ſich zuerft befannt der
Brief über den Fluß Oaxes, der aus zugsweiſe 1711 in dem Vibius Sequ
Heffelins erſchien. In demj. 3. gab er f. „Opuscula varia de latiuits
consultorum veterum‘* keraus (2, verm. Aufl. 1761). Ad Burmannar
niuss Stelle nad) Leiden ging, theilte man deſſen Lehrſtuhl der Geſchichte
zebtfamkeit zwifchen Dufer und Drakenborch. Dufer eröffnete f. Voric
einer Rede über die Schwierigkeiten der grammatiſchen Auslegung der gri
lat. Schriftfteller, welche man in Kapp's „Sammt. ausgewählter Reden
Nach 18. 3. legte Duker, f. Gefuncheit wegen, fein Amt nieder, begab '
Meyderich, und ftarb dort 1752. Sein Ruhm ale Philolog beruht vor
auff. Ausg. des Florus und Thucndidee. Außerdem findet man Anmerd,
in Drafenbordy's Livius, Oudendorp's Sucton, Burmann's Servius u.|
Dulon (Ludwig), der blinde Flötenipieler, geb. zu Oranienburg an
vet 1769 den 14. Aug., verlor in ber erfien Woche feines Lebens durch ein
ſchickten Augenarzt fein Gefiht ; dennoch entwidelte er fein muſikaliſches
ſchnell, daß er ſchon im 13. J., unter Begleitung f. Vaters, fich in dm
üchſten Orten Deutſchlands mit außerordentlichen Beifall auf ber Feten
Auch auf dem Claviere trug er Seb. Bach's Fugen rein und ohne Anſtoj
er componicte felbft, indem er, ohne ein Inftrument zu gebrauchen, Alles
Berorbentlicher Genauigkeit in die Feder dictitte. Hofrath Wolke lehrte zu
1796 den blinden Kuͤnſtler ein ihm ganz fremdes Alphabet und Zifferztich
berfelbe die taftbaren"Lettern leſen, fie componiten, fogar von Anbern gefe
len angeben und Redyenerempel machen konnte. Seine von ihm feitftwe
ziehende Lebensbefchreibung in 2 Bbn. gab Wieland, Züri) 1807 und 18
aus. Sn den legten Jahren ſ. Lebens ftellte er feine Kunſtreiſen ein, lebt
Würzburg und ſtarb daſelbſt den 7. Zuli 1326.
Dumarfais(Gefar Chesneau), Sprachforfcher, geb. 1676 zu 9
Dumouriez 395
re Lafayette zur parifer Nationalgarde. 1792 wandte er alle Kräfte an, bie
egſserklaͤrung gegen Öftreich zu verhindern. Während der Schrediensregierung
brand er. Im Sept. 1795 kam er in den Ruth der Alten. 1797 fprach er
hdrücklich gegen die Annäherung der Truppen, melde das Dirsctorium In die
gend der Hauptſtadt berief, und wurbe von dem fiegenden Iriumvirat zur Des
tation vecurtbeilt. Er flüchtete nady Deutſchland. 1799 gab er zu Hamburg
gut gefchriebenes Journal unter dem Titel: „„Precis des eveneinens milit,*
aus, das feine tiefen Kenntniſſe in der Kriegskunſt beftätigte. Nach den 18,
umaire kehrte er nach Frankreich zuriick. 1800 ward er Chrf des Generalſtabs
pweiten Reſervearmee, und wohnte dem Feldzuge in der Schweiz von 1801 bei.
m Aug. 1802 Isgte er den Plan zur Bildung einer Ehrenlegion vor. Bald wurde
‚Divifionsgeneral, dann Chef des Generalſtabes. Zu Ende 1805 kam cr zur
when Armee in Deutſchland, bei welcher er auch 1809 wieder im Generalſtabe
imte, 1812 begleitete er Napoleon in dem Feldzug gegen Rußland, und wurde
Wert, ald Generalintendant der franzöf. Armee, bei der Übergabe von Dresden
biensgefangen. In der neueften Zeit hat er an zefangen, f. „Pr&cis des evgne-
ms‘ fortzufeßen, wovon 19 Bor. bie 1825, mit 8 Atlas Fol, (240 Sr.) er⸗
Wesen find. Der 19. Bd. endigt den Krieg von 1807.
Dumouriez (Charles Francois), geb. zu Cambray 1739, ſtammt aus
am Parlamentöfamilie der Provence, kam 1757 zur Armee in Deutfchland, uns
kn Darfchatl Eſtrees, und wurde dabei zum Kriegscommiffair ernannt. Nach⸗
hente ec als Cornet bei dem Negiment d’Escar. Den Tag vor der Schlacht
Koftertamp verwundet, gerieth er in Gefangenfchaft, erhielt 1761 eine Haupt:
De, wurde 1763 verabfchiedet und empfing das Ludwigskreuz. Kein
Geiſt verfkattete ihm nicht, in Ruhe zu bleiben; er hot den Genuefern,
Maaf Yacıi ſ. Dienfte an, und begab ſich, da beide Theile fein Anerbisten abiıhne
aufelgne Rechnung nad) Sorfica, kam dann nad) Frankreich zuruͤck, und legte
ver, wie man fich diefer Inſel bemädhtigen follte, fand aber Eein Gehör. Er
Padinauf nad) Spanien, befuchte die portugiefiidyen Grenzen, und fchrieb 1766
| Iaketanntm: „Verſuch über Portugal” (1768). Als man fich zur Eroberung
Mäefica entſchloſſen hatte, ward er als Generalquartiermeiſter bei der kleinen
welche man dahin ſchickte, angeſtellt, und hierauf Oberſt. Er veruneinigte
Male mit allen Generalen, namentlich mit Marboeuf. 1770 gab ihm
g den Auftrag, bei der Confoͤderation von Bar gegen den ruſſiſchen
Axicken. Er wohnte dem Feldzuge, 1771, gegen die Ruſſen bei. 1773
war ihn In einer Angelegenheit mit Schweden nad) Hamburg, weil er aber
W ehaltenen Vorſchriften überfcheitten hatte, wurde er in die Baflitle gefegt.
Meinem der Sommiffaire ernannt, denen die Unterfuchung Übertragen war,
Ph auf der Kuͤſte des Canals ein Kriegshafen errichten ließe, ſetzte er es durch,
ur 1778 da8 Commando von Cherbourg übergeben wurde. 1788 wurde er
1789 erklaͤrte er fi) zu Paris in einer Stugfchrift für die damals herr⸗
R Grundſaͤtze, konnte es aber body nicht dahin bringen, Mitglicd der Genes
mwerben. Cr ging daher nach Cherbourg zurücd, war Commandant
eatmitiz diefer Stadt und Gouverneur der Niedernormandie. Zu Ende
I begab er ſich nochmals nad) der Hauptfladt, und ließ fi in den Jakobiner⸗
fschmen, Später fuchte er mit Mirabeau, den er anfangs befehdet hatte,
Köck g zu treten. Um diefe Zeit ward er als Marechal:te:Gamp in ber
Armeedivifion angeſtellt; aber wenig mit einem Platze zufrieden, der ihm
Kae Bei, fi) bemerkbar zu machen, darbot, blieb er in der Hauptſtadt, und
Mnideite mehr als je den Jakobinern. Er trat, nachdem er das Minifterium,
nanchen er einige Zeit angeſtellt geweſen war, verlaſſen hatte, als Generallieute—
396 Dumourieʒ
nant in bie Atmee kLuckner's an der Nordgrenze und erhielt, als Lafayette a
dert war (19. Aug.), den Oberbefehl über deffen Heer. Die Preufen,
und vereinigten Emigritten hatten ſich damals ſchon der Feſtungen La
Verdun bemeiftert, und ruͤckten gegen die Champagne vor. Ernahmf.E
Grantpre und ließ die 5 Pälfe des argonner Waldgebirges befegen, da akı
von Groir:aur:Bois von den ſtreichern mit Gerwalt durchbrochen worden
er ſich gegen St. Menchould zurid, während Kellermann die Stellunzt
(20. Sept. 1792) Echauptete, und eröffnete hierauf Untethandlungen mi
nig von Preufen. Im Oct. begab er ſich nad) Paris, und arbeitete mit!
ziehungsrathe einen Plan für den Winterfeldzug aus, Bei f. Rüdkche:
foberte er die Belgier ben 24. Oct. buch eine Proclamation zum Aufite
ihren Souverain auf, und griff ben 6. Nov. bie Öftreicher in ihrem Lag
mappe an. Xrog ihrer geringen Anzahl uͤberließen ihm die Kaiferlichen
einem langen und blutigen Gefechte den Sieg, worauf er an der Mass ı
bie Winterquartiere bezog. Jetzt brach fein Verdruß gegen den Mini
aus, mit dem er während des ganzen Feldzugs in offener Fehde geſtan
weil diefer fein Heer an allen Veduͤrfniſſen Mangel leiden ließ. Darauf
ſich nad) der Hauptfiadt, un, wenn man f. Memoiren glauben mil, d
fuch zur Rettung Ludwigs XVI. zu machen, deſſen Proceh damals feinz
nahm. Bei einer zweitin Reife dahin fah er weit mehr Deputicte auf
der Gironde; allein er errang wenig Einfluß und wurde felbft bei dem Ger
geklagt. Den 15. Febr. lich er den Feldzug mit dem Bembardement v
sicht eröffnen, und machte felbft von Breda und Klundert aus, welche
er genommen hatte, einen Angriff auf Holland. Der grögte Theil feiner
aber, die erinden Winterquartieren unter dem General Valence zerfir
konnte dem Prinzen von Koburg feinen Widerftand leiſten. Diejer gi
franz. Vorpoften an der Roer an, warf fi, und entfegte Ma
zog jept f. Truppen in der Ebene von Zirlenont zufammen, und
Öftreichern die Schlacht bei Neerwinden, die er, f. Angabe nad), duch I
Schuld, der den linken Fluͤgel befehligte, verlor. Einen neuen Verlufte
A ch um Wückuge ae?) 3 3
mußte. Allein im parifer Frieden 1783 wurden jene Artikel aufge
dem ward an der Wiederherftellung diefer Stadt gearbeitet, fo weit
Lage Frankreichs erlaubte. Die Wichtigkeit der Stadt riß den He
hin, im Aug. 1793, gegen Koburg’s Rath, mit einem eignen Ce
Meilen von der Hauptmaffe dee oͤſtr. Heers vor Duͤnkirchen zu ruͤcke
rigſten Anftalten ber Belagerung zu treffen. Man erwartete täglid
als General Houchard ſich fo unvermuthet und Überlegen niherte, u
Belagerten einen fo wüthenden Ausfall thaten, daß der Herzog ge
ſich eiligft mit Feldmarſchall Freitag, unter deffen Leitung er comme
zuziehen und die Belagerung aufzuheben. In Friedengzeiten hat X
Steihäfen, einen au6gebreiteten Handel. Auch feine Tabacksfal
deutend.
Dunois (Sean von Orleans, Graf v.), und von Longuevil
geft. 1468, ein natuͤrl. Sohn Ludwigs, Herzogs von Orleans, de
dv. Burgund ermordet wurde, und der Frau von Canny⸗Dunois. Du
Damen „Baftard von Drleane” durch Kriegsthaten berühmt mache
f. Laufbahn mit der Niederlage Warwick's u. Suffolk's, die er bie 9
Bon den Englänbern belagert, vertheidigte er Orleans mit dem größt
die Jungfrau von Orleans ihm Entfag zuführte. Dem Grafen Dun
einzig und allein die Ehre, bie Feinde aus der Normandie und Gui
haben. 1441 brachte er ihnen den toͤdtlichen Schlag bei Chatillon
kann wol fagen, daß Karl VIE feinen Thron Dunois's Degen verde
hielt von ihm den Titel „Wiederherſteller des Landes“, die Grafſche
und die Würde eines Oberkammerherrn von Frankreih. Ludwig ?
nicht weniger. Deffenungeadhtet war D. die Seele der Partei, we
Ludwig erhob und ſich den Bund der Öffentlichen Wohlfahrt nannte,
Duns (John), ein Scholaftiker vom Sraneißcanerorden zu
Jahrh., aus Dunfton in Northumberland, oder der Stadt Duns
Iand, daher auch Scotug genannt, fowie f. Anhänger Scotifte
Bau FAAAMGAM ıını Scharfinninftan Nanbar f Noait achialt an ya Main
len aus der Kriegsfchule zu Ka Fleche entwich, um in Nantes als €
See zu gehen. Man holte bie Flüchtlinge ein, und der berühmte
zu jener Zeit zu 2a Fleche in Boſatzung lag, verfchaffte ihm Verzeit
Kriegsfchule zu Paris war er fleißiger als früher, mußte aber, als
ficht zur Beförderung im Serdienfte zeigte, unter der Landmacht D
Beim Ausbruche des Kriegs mit England (1778) fand er endlich ©
in vielen Seegefechten auszuzeichnen. Nach dem Frieden erweiterte
denen Seezuͤgen feine Kenntniffe. Als das Gerücht fich verbreitete,
rouſe auf einer wuͤſten Inſel gefcheitert wäre, fammelte Dupetit:T
zeichnungen zur Auerüftung eines Schiffes, das Lg Peyroufe auffudy
den Pelzhandel auf der Nordrvrftlüfte von Amerika treiben follte,
ein ausgezeichneter Botaniker, wollte ihn begleiten; konnte aber, ve
Tutionsgericht eingeferkert, erſt ſpaͤter nachfolgen. Er traf f. Brud
Trance. Dupetit⸗-Thouars wurde auf f. Fahrt von Unfällen all
Die Portugiefen, aus Miftrauen gegen die Franzoſen, bemädhtigter
und führten ihn ald Gefangenen nad) Liffabon, wo er lange im Kerl
f. Befreiung vertheilte erunter f. Mannſchaft, was ihm die portu;
rung ald den Ertrag dee verkauften Wracks f. Schiffes gegeben hatte
Nordamerika. Hier machte er zwei Berfuche, die Nordweſtkuͤſte zı
reichen, und beſuchte mit de la Rochefoucault Liancourt den Niagar
f. Vaterlande der Revolutionsſturm ſich gelegt hatte, kehrte er heim ı
der Seedienſte. Auf dem Zuge gegen Äunpten befehligte er ein altes
Kanonen, wo Dolomieu, der Beſchüͤtzer f. Sugend, an |. Seite
voraus, was zu befürdyten war, wenn man Nelſon's Ankunft in be
falfchen Stellung auf der Rhede von Abulir erwarten wollte, und rie
ter Segel zu gehen. Unerſchrocken focht er gegen die fiegreichen feint
und fiel (1798) in dem Kampfe.
Dupin. J. Andreas Maria, einer ber berühmteften
gelehrten und Abvocaten unſerer Zeit, geb. 1783 zu Varzy, verler |
einen Gewaltſtreich der Revolutionsbehoͤrden. Der nächtliche Über:
chen Haufes, die Durchſuchung der Schriften und alle Auftritte, we
bung eines Hausvaters begleiten, prägten ſich f. Gemuͤthe fo tief ein,
- Dupin (Charles) 401
bekannt. 1815 kam er in die Deputirtenkammer, wo er ſich durch edlen
n auszeichnete. Cr widerfegte fid) dem Antrage, Napoleon den Wetter des
ande zunennen, er ftimmte für des Kaifers Abdankung, verlangte, ‚die Des
ntammer folite fic zur Nationalverfammlung erklaͤren, und ſprach gegen den
lag, Napoleon U. zum Thronfolger auszurufen. Nach der Ruͤckkehr des
B befchäftigte ſich Dupin ausfchließend mit der Rechtögelchrfamkeit, und
‚nebft Berryer, Ney's Vertheidiger. Er fchrieb in diefer Angelegenheit einige
e Denkſchriften, voorunter diejenige, welche die Übereinkunft vom 3. Jull
zu Gunſten des angeflagten Marfchalld anzuwenden fuchte, großen Beifall
. Blieb ihm in dieſer Rechtsſache nichts als die Ehre der Vertheidigung, fo
z Erfolg f. Beredtſamkeit um fo belohnender, als er im folg. 3. die Engläns
ilſon, Bruce und Hutchinfon vertheidigte, die wegen der Theilnahme an La⸗
"8 Entweichung angeklagt waren. Nie verfagte er einem der virlen Anges
3, die In jener Zeit von dem Parteihaffe verfolgt murben, f. Beiftand. Durch
ithige Schriften und Eräftige Reden vertheidigte er die Freiheit der Preſſe;
bereit, bie Raͤnke einer mächtigen Partei und ihre Rachſucht zu entlarven.
mögezeichneten Geiftesgaben verbindet D. die edelſten Gefinnungen, und bie
mmtıptgkeit, womit er ſ. Beruf erfüllt, ift Iaut anerkannt worden. Außer
mannten Werke hat er mehre Schriften über das römifche und franz. Recht
Bgegeben, und eine gute Ausgabe des Natur s und Voͤlkerrechts von Burlas
iin 5 Bdn. beforgt.. ©. „„Memoires, playdoyers et consultations‘‘ find
Bon. 4. gefammelt, — II. Charles D,, f. Bruder, ausgezeichnet als Geos
, Ingenieur und Wafferbaumeifter, geb. 1784, feit 1801 Zoͤgling der von
kon geftifteten polytechnifchen Schule zu Paris, legte ſich mit Eifer auf die
utrie, und bemühte fich, die mathematiſchen Wiſſenſchaften für den Staats⸗
fruchtbar anzumenden. Während der Kriege Napoleons diente er auf ber
» und war 1805 fehr thätig bei der Anlegung des Hafens zu Antwerpen.
war er ald Freiwilliger auf dem Gefchwaber unter dem General Gantheaume,
ing mit ihm nach Corfu. Dupin blieb auf den ionifchen Inſeln als Secre⸗
er neugeftifteten onifchen Akademie. Er veranlaßte die Stiftung von Olym⸗
npreifen für Schriften in der alt= und neugriechifchen Sprache, wozu man alle
ropa und Afien lebende Griechen einlud. In Corcyra Überfegte Dupin die
bifchen Meden des Demoſthenes und fchrieb cine Abhandlung Über diefen
er. 1911 verließ er die ionifchen Infeln und ging nach Stalien. Hier gab
keflinnigen geometrifchen Unterfuchungen heraus. In Toulon rettete er 1813
Hönen Bildwerke, die Puget für Ludwigs AIV. Galeeren gemacht hatte, und
Frinnerungen an den Ruhm der franz. Seehelden wurden cine Zierde des von
n geftifteten Muſeums im Zeughaufe zu Toulon. Er begann bier ſ. Dars
ig der Schiffbaukunſt im 18. und 19. Jahrh., die er bis 1315 fortſetzte.
dem zweiten parifer Srieden machte er eine Reiſe nach England, das er wähs
ines Aufinthalts von 20 Monaten in verfchiedenen Richtungen durchkreuzte.
bedeutende Feucht diefer Reifen waren fe Denkfchriften über das Scewefen,
ruͤcken und Straßen in Srankreih und England, Nah f. Ruͤckkehr 1818
rer Mitglied der Akademie, und las in den Sigungen derfelben mehre gehalts
Abhandlungen vor, u. A. über die Vortheile der Gemwerbfamkeit und der Mas
2. Bei der Stiftung des neuen Conſervatoriums der Künfte und Handwerke
er zum Lehrer der angewandten Mechanik ernannt. Seit 1820 erſchien fein
wert: „Voyages dans la Grande-Bretagne‘“ (deutich Überf., Stuttgart
‚fg.), eine umfaffende Darſtellung der Vorzüge und Mängel der britifchen
altung in Beziehung auf Landmacht, Serwefen, Artillerie, Strafenbun, Ges
eweſen, Bergwerke, Gewerbſamkeit und Handel. Dupin urtheilt zwar nicht
e unbefangen über die Nebenbubler f. Vaterlandes, indeß hat er manche nach»
w.seer. Gicbente Aufl. Bd. III. 2%6
402 Drauuplleitaͤt Dupuis
theilige Einrichtungen bes Inſellandes und auffallende Mißbraͤuche ber L
gruͤndlich geruͤgt.
Dauplicitaͤt, Doppelheit, bedeutet in der Philoſophie das 3
Gegenſaͤte oder auch ben Gegenfag zweier Kräfte (3. B. das
zuruͤckſtoßenden unb anziehenden Kraft), oft in gemeinen Reben die Aufı
Dinges auf zwiefache Weiſe, daher auch die Zweideutigkeit ober Zweizin
Duptif (duplica), in der Rechtsſprache, bie zweite Antwort des
oder die Antwort aufdie Replik. (S. Proce ß). Dan wendet diefe]
auch auf literariſche Streitfchriften an.
Dupont de l’Etang, f. Baylen, Capitulation von.
Dupont de Nemours (Pierre Samuel), geb. zu Part
1739, gehört ſowol in Hinſicht f. Kenntniſſe und Talente, als f. min
len Charaktere, f. trefflichen Grundſaͤte und f. tabeltofen Zeben® zu den
fien Menfcyen der neueften Zeit. Er hatte in Paris als Privatgeleht
ungelannt gelebt, bis er 1773 f. Grundfäge über Phitofophie und polu
nomie in ben „Les ephemerides du citoyen‘, entwidelte, woburd «
Mipfallen des Minifters Choifeul zugog, und Frankteich zu verlafien
tourde. Mehre auswärtige Regenten boten ihm eine Zuflucht an; der
von Baden ernannte ihn zum Geh.⸗Legationstath j der Großherzog der
und Jofeph II. traten mit ihm in Briefwechſel; Guftav IIE. von Schi
ihn mit bem Wafaorden, und der König von Polen, Stanislaus Any
ihn zum Director der Nationalerziehung ernennen. Doch zog er ed ven,
einen, von dem Sinanzminifter Zurgot ihm gegebenen Anfteltung in fü
fand zuruͤckzukehren. 1782 und 1783 legte er mit D. Button, dem
des englifchen Cabinets, den Grund zu dem Frieden, wodurch die Unahi
der Vereinigten Staaten anerkannt wurde. Dann trug er als Genen
des Handels und der Manufacturen und Staatsrath, viel zur Welebung!
Gewerbfleiges bei. 1787 und 1788 von Ludwig X VI. zum Secretair!
beinverfammlung ernannt, ward er 1789 Mitglied der erflen Nationat
lung, in ber er ſich dutch edle Grundſaͤtze, Muth und Talente auszeichnet,
frellte er ſich ben Raͤnken der Parteien entgegen. Zweimal war er Pl
Ruti u0 i h milioten Giunrian:
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der Spanier. Im |
1647 nad) Beankreich zueüberufen, befehfigte er bie
‚ Vorbeauz ʒwang er zur Unteemärfigkeit, al&
n 1637 bervor.. 1
ahuſeden ru
“
4
Duranmte (istancesco), einer Der gropten Kirhencomponite
in Neapel geb., und verdankte f. erfte Bildung dem berühmten Alı
Der Ruf Pasquini’s und Pittoni's zog ihn nad) Rom. Hier arbeite
Leitung diefer Künftler, und erlernte von dem einen die Kunft des 1
der Melodie, von dem andern alle Hülfsmittel des Contrapunktes.
als Capellmeiſter nady Neapel zuruͤck, componirte aber faft ausſchl
Kirche. In der Ficchlichen Vocalmuſik erftieg er eine hohe Stuf
Auch bildete er die berühmteften Zonkünftler des 18. Jahrh. in Neap
Sacchini, Piceini, Guglielmi, Traetta, Somelli ıc., und ftarb zu‘
62 Jahr alt.
Durchbrechen der feindlichen Schlachtlini
evolution, die oft mit Vortheil angewendet wird. In dieſer Abfıd
eine beſtimmte Anzahl Schiffe auf ein gegebenes Signal ſchnell außt
gehen mit vollen Segeln quer durd) die feindliche Kinie, um den Fei
der andern Seite zu beichicßen, wo er oft zwei bis drei volle Geſchuͤ
halten hat, ehe er darauf zu antworten vermag. Faſt alle Seetreffe
Holländern und Engländern, und zwifchen diefen und den Franzo
Beifpiele des Durchbrechens der feindlichen Linie. Der niederlän
Ruyter ſcheint der Erfinder dieſes Manoeuvres zu fein; er führte es
1666 hei Duͤnkirchen aus, wo er mehre Mate durch die Flotte des A
brach und jein ſchon abgefchnittened Vordertreffen rettete. Diefi
wurde indeß, wenigſtens bei den Engländern, fo ungewöhnlich, daß
fteuctionen für Seegefechte auf ganz entgegengefrgten Grundfügen b
englifchee Gutsbefiser, John Clerk, wurde durch Nachdenken über |
welche die englifche Seemacht in deu Ichten Kriegen mit Frankreich
auf die Unzweckmaͤßigkeit der gewöhnlichen Angriffsweife aufmerkfan
f. Anſichten ſchon 1780 dem Slaggencapitain des Admiral Rodner
fer erklaͤrte fpäterhin feiber, daß er in der firgreihen Schlacht gegen
12, Aprit 1782 die ihm befannt gewordenen Grundſaͤtze Clerk's bei
der gluͤcklich vollbrachten Durchbrechung der feindlichen Linie den €
erhauf Falten (fehlechte Noten),
mie verftcht man unter Durchgang burd die Sonnen
tigen Dimmelsbegel ten, da Venus oder Mercur bei Um ⸗
ae ne le neh —
des
nd ſich alſo als dunkele, jeht nur auf uͤcſeite erleuchtete Kugeln, in
Siede, bi Enden zu deivegen ſcheinen. Wenn
‚don verſchiede nen, weit von einander entfernten Punkten der
ſo aber. e nicht für alle Beobachter bie naͤmliche Zeitdauer; _
eſchiedenheit von der Parallare (f. b.) des Planeten ſowol ats:
yerle fhmmung De Durcginae Dr Yen Ci
ſer
j eher Lorkihe begleitete Durchgang ber Venus
tete ſich zulegt am 3. Zuni 1769 (die naͤchſt zu
ein), und hat in ber Geſchichte der.
ließ benfelben
406 Durchmeſſer Duͤrer
weltlichen urflieſten zuerſt. Unter Karl V. war er ſchon geroötaliä.
erhielten ihn auch bie Fuͤrſten, welche auf dem Reichstag Sig und Gum
Die aͤlteſte Urkunde Uber das einem Fürften ertheitte Präbicat, Ducchlande
würtembergifdye von 1664.
Durchmeſſer, f. Diameter.
Durchſchnitt, ſ. Riß und Profil,
Durchſichtigüeit, die Eigenſchaft der Körper, dem Bu
Durchgang zu verſtatten. Sie hängt indeß nicht allein davon ab, daß er
gehoͤriger Menge, ſondern daß er es auch in merkllch geraden Linien bucht
tönnen zwei an und für ſich fehr durchſichtige Subftanzen, 3.8. B
Öl, wenn man fie vermengt, unducchfichtig werden, weil fie bie Lichtft
verſchiedene Art brechen. Dagegen wird Papier, weiches an und für ſih
-fichtig ift, vermittelft des Befeuchtens mit Waffer oder DI durchfichtig. €
ferner bei der Durchſichtigkeit nicht aufdie Härte oder Weiche der Körper
MPorofität an, wie man aufden erften Blick glauben ſollte; ber harte Di
durchſichtig, bie weichſten Holzarten find es dagegen nicht, rel dies
Richtung der Lichtftrahlen in der Maffe nicht an jene Eigenſchaften der $
bundenift. Man muß alfo vielmehr die Unveränderlichkeit diefer geradlin
tung der Lichtſtrahlen als den eigentlichen Grund der Durchſichtigkeitl
— Scarffinnige Unterfuhungen und Vermutungen über Durchſicht
Undurchſichtigkeit der Körper in dem hier angegebenen Sinne trägt ve
in feiner „Optice‘* (@ondon, 1706, 4.) im 2, Budye ; und über die Sc
weiche das Licht bei diefem Durchgange durch bie verfchiedenen Körper e
Verſuche angeitellt Bouguer: „„Traits d’optique‘“ (Paris 1760, :
diefer Schwächung des Lichts vermitelſt bucchfcheinender Körper beruht
der neuerlich, von Lampadius angegebene Photometer, weldherine
befteht, in die fo viel Scheiben durchſcheinender Körper eingefchobenn
das dadurch betrachtete Licht ganz unfichtbar wird. S. „Prakt. Abh
das Gasticht" von Accum, deutſch durch Lampadius (Weimar 1816).
Durchzeichnen, ſ. Calquiren.
Pose
Ahnlichkei
bewegung, von ihm —— unverlennbar.
n ee Zu ſ. ee ——
is und bie
— ES Bee me
ffion, mit dem Ztel 37 Stüdke,
Johannis, mit dem Titel 15 Bi., das Leben der Maria, mit dem
h Br — als Bee gemacht, daf Dürer nicht
machte bioß Zeichnung Holz
deutſchen Sprache hin, worin fein Freund, Willie
ihm and. Seine Schriften, welche Tat ins Soteinifhe,
fe 10, Überfegt wurden, find in einee Sammlung herausgefommen
408 . Dürrenberg Dufch u
u Arnheim bei 3. Janfen 1603 in Fol. Sein Leben hat I. 5. Kech
1791) beſchtieben.
Diürrenberg, 1) der berühmte Salzberg im Herzogtum €
1 Stunde von Hallein, 1067 Fuß über der Stadt, aus dem jährich :
Centner Salz bereitet werden. 300 Menfdyen arbeiten täglich; die Ausb
nen 600 I. (da6 Werk ward 1123 entdedt), grenzt ans Ungeheuere. 2)«
wert, 3 Stunden von Merfeburg an der Saale, das jüngfle in Sachfen,
Bergrath Borlad) angelegt und erft feit 1763 gangbar; der Kurfürft von
ertaufte 1764 das dazu gehörige Rittergut Duͤrrenberg. Es hat 5 Gu
und treffliche Mafchinen, auch wird viel Salz von Artern und Köfen &
bracht, wo ſich gute Anftalten zur Aufbewahrung der gradirten Seole
Man brennt gröftentheild Braunkohlen, die in der Nähe gegraben wirde
wird bier Düngefalz verfertigt. In dem am 18. Mat 1815 zwiſchen Pu:
Sachſen geſchloſſenen Vertrage ift beftimmt worden, wie viel Satz jäl
den Werten von Dürrenberg und Köfen für das Koͤnigreich Sachſe
werden fol.
Durst, der Reiz, den das Verlangen nad; Fluͤſſigkeit in Thierenı
ſchen erregt. , Dur) Die Lebensproceffe im thierihen Körper werden un
eine Menge von Feuchtigkeiten verbraucht, deren Erfag zur Erhaltung t
unbedingt nöthig ift. Der Durft und die mit demfelben verbundene um:
Empfindung und Erfchlaffung in alten Theilen iſt die Stimme der R
durch fie das Gefchöpf auffobert, den Abgang und Verbrauch der Fu
durch das Trinken zu erfegen. Dieſes Beduͤrfniß ift aber nicht immer g
fondern e8 kommt dabei fowol auf die genofferfen Speifen als auf die I
an, worin baffelbe ſich aufhält. Im Sommer, wo die Ausduͤnſtung
der Abgang der Feuchtigkeiten, am ſtaͤrkſten ift, trinken alle Thiere mi
Menſch mehr als im Winter. Kaltblütige und träge Gefchöpfe ertragen
weit länger ald warmblütige und thätige. Die Wuch und bie nachhetig
fung und Ermattung find ebenſo ſchreckliche Folgen des Durſtes wie des
Auch Gewaͤchſe leiden Durft, erfchlaffen und welten In alten ihren Theile
Begießen zeigt ſichtbare und ſchneile Wirkung. Bei thierifhen Körpen
©
Duffel Dutens 409
Yuffet (Johann Ludwig), geb. zu Haslau in Böhmen, war einer der ber
ſten Pianofortefpieler und Componiften füc dies Inftrument, geb. ungeführ
Anfangs zeichnete er ſich ald Künftter auf der Darınonika aus, ging dann
ad) Paris, von da nad) London, wo er 1796 eine bedeutende Mufithandlung
jtenftecherei in Verbindung mit Correi anlegte. 1800 Fam er nad) Hanıs
vo er ſich längere Zeit aufhielt, ging in der Folge nach Berlin, und warb der
Bekannte, Vertraute und Begleiter des durch ſ. rühmlichen Tod, wie ſchon
bucch f. großen Zalente, namentlich für Muſik, bekannt gewordenen Prins
is von Preußen, auf deſſen Tod er auch eine f. Gefühle ausdrüdende So⸗
ter dem Titel „„Elegie‘ fchrieb. Er wurde nachher beim Fürften von Iſen⸗
ageftellt, trat aber bald in die Dienite des Kürften von Benevent, mit dem
Paris ging. Als Componift zeigt er viel Eigenthuͤmlichkeit, reiche Erfin⸗
md ein Feuer des Gefühle, welches ebenfo auch in f. trefflichen, fichern und
ch großen Spiele unverkennbar war. Erftarb 1812. Ein Vegzgeihnißfe
fitionen gibt Gerber. |
Jüffeldorf, Hauptft., Sis der Regierung des zur preuß. Provinz Juͤ⸗
leve= Berg gehörigen düffelborfifchen Regierungsbezirks, fonft die Hauptſt.
rzogthums Berg, breitet fich auf einer ſchoͤnen Ebene am Rhein aus; und
n der Suͤdſeite von der Düffel befpült, die unter dem Schloffe ſich mit dem
vereinigt. Durch das franz. Bombardement wirrde dad Schloß und ein
Theil der anfehnlichften Gebäude in einen Schutthaufen verwandelt. Die
ift eine der ſchoͤnſten am Rhein ; die Steaßen find zum Theil regelmäßig ane
und die Häufer durchaus von gebrannten Steinen erbaut. Sie enthält
H. mit 26,600 Einw., und theilt ſich in die Attftadt, Neuſtadt und Karles
"Die Neuftadt wurde vom Kurfürften Johann Wilhelm erbaut. Die Ges
find Paläften ähnlich, und die breite Strafe ift mit Linden beſetzt. Die
jadt verdankt ihre Entftehung dem Kurfürften Karl Theodor, von welchem
‚den Namen erhielt. Sn der neueften Zeit ift fie noch mehr vergrößert wors
Sie befteht aus mehren Vieredlen, die einen großen Plag einfchließen. Se⸗
brdig find: die Collegiat⸗- und Hauptpfarrkirche mit den Grabmaͤlern der
Jerzoge von Juͤlich und Berg, unter welchen ſich das marmorne Maufoleum
13098 Johann auszeichnet; die Sefuitenkirche, weldye jedoch mit Verzieruns
erladen ift; die bronzene Reiterſtatue de& kunſtliebenden Kurfürften Joh.
m, welchem Düffeldorf fein Emporkommen verdanft (fie fteht aufdem Markte
von Grepelio gegoſſen); die zweite marmorne Statue deffelben Kurfürften,
{8 von Grepello, in der Mitte des Schloßhofes (von dem ſchoͤnen Schloffe
ind nur nod) die Ruimn vorhanden) ; die Sternwarte im ehemaligen Sefuis
gium, und die ſchoͤne Sammlung phufitalifcher Inftrumente. Die Gemäldes
die teichfte an Werken von Rubens u. a. großen Meiftern der niederländis
ınd flamändifhen Schule, fonft die vorzüglichfte Zierde Düffeldorfö, wurde
duͤnchen gebracht ; nur die Eoftbare Sammlung von (14,241) Driginalhande
ngen, 23,445 Kupferftichen und Gypsabdrüden ift zum Gebrauche der D,
Eademie nod) vorhanden. Die Stadt hat bedeutende Seiden = und Baums
pinnereien, Spiegelfabriken, Eſſig⸗ und Seifenfiedereien, auch Zuderrafe
t. Fuͤr den Rheinhandel ift D.'s Hafen einer der befuchteften am Fluſſe.
ver Zwiſchenhandel zu Waffer und zu Lande ift nicht unbedeutend. D. hat
genannte Beurt oder Rangfahrt nad) Holland und dem Klevefchen, welche
ießlich von neun Schiffern betrieben wird, ſodaß 5 davon die Transporte nach
dam, und die 4 andern die Zransporte nad) Dorteecht und zuruͤck beforgen.
: Nübe-der Stadt ift der Hofgarten mit gefhmadvollen Anlagen,
Dutend (Louis) ſtammte von proteftantifchen Altern aus Tours, geb. tar
730, farb in London 1812, Gluͤckſsumſtaͤnde begnftigten (. engen
410 Duyal (Valentin Jameray)
liche Ausbildung fo auffallend, daß er in hohem Alter f. Tage al briifde
graph und als Mitglied der Akademie der Wiſſenſchaften in Eonden zn
ſchriften in Paris beſchloß. Mit Mühe fand er eine Hofmeiſterſtelle, aa
mißlungene Verfuche im Trauerſplel uͤberzeugt hatten, daß er zum Di
Anlage habe. Betty Pitt, des großen Chatam Schwefter, empfahl ih
Bruder. Ein Lord, deffen Sohn er unterrichten follte, bemerkte, daß 1
gruͤndllchen Kenntniffen nicht reich war, und wurde ſelbſt defien Lehre,
Sohn Bastheil davon habe. Viele lebende und tobte Sprachen erlerm
nad) einander. Der Zögling ſtarb, und D. uͤbernehm den Unterricht der
wen Schweter deffelben. Als aber das Mädchen ſich in ihn verliebte,
aus Pflihtgefühl das Haus ihres Waters. Seitdem bereicherten bie?
denzie, George Pitt, Northumberland, Algernon u. A. ihn mit Penfin
tichen Pfründen und Legaten. Er ging dreimal als britifcher Gefhäftkt
Zurin, durchreifte mehrmals ganz Europa, und knuͤpfte mit ben meifte
ſchen Gelehrten perfönliche Bekanntſchaft an. Die Lifte f. oft aufgeich
bemeift die Vielfelti, diefeß Gelehrten, der durch den Umgang mit I
Ständen gebildet, in f. Schriften auch die Gefchliffenheit eines Beltz
legt. In 6 Bon. gab er Leibnig’s ſaͤmmtl. Werke in Genf heraus; fi
nicht ganz voliftändig, übrigens ſchaͤzen Mathematiker des Herausg. L
der mathematiſchen Abtheilung. Durch die beiden Sammlungen: „le car
tique“ und „‚Poesies‘* machte fi D. ald Dichter bekannt. ©. „Hechr
ine des decouvertes attribudes aux modernes“‘ beweiſen des d
Veleſenheit, zugleich aber audy, daß D. das Wiffen und Erfinben der Atı
nig zu hoch ftellt. Sein „Tocsin, ou appel au bon sens**, den er mehr
druden ließ,, enthält ſchatfe Ausfälle auf Voltaire und Rouſſeau; über
D. ein Gegner der reformirenden Ppitofophie und geifelte ihre Helden bei
legenheit. Drei f. Schriften über alte Münzen und Denkmünzen da
jeder neuen Auft,, ſowie ſ. Kenntniffe fih erweiterten, oder f. Hypotheſn
nen er reich war, ſich beſchraͤnkten, in vielen Punkten um. Sn f. „Oen
Its“ (London, 4 Bde.), findet man auch f. „Logique, ou l’art de rais
Sein oft von ihm verbeff. „‚Itindraire des routes les plus frequentees
Bücher. Das empörte
th. Er ergriff eine Feuerſchaufel, trieb bamit ben Bruder aus f. eige
nung, umd fchloß fid) in diefelbe sin. Die andern Brüder und der Sur
en, aber Duval öffnete nicht cher die Thuͤr, als bie fie mit ihm eine
witulation gerichtlich abgeſchloſſen hatten, worin f. Hercen ihm völliges-
lies Vorgefallenen geloben, und täglich 2 Stunden zum Studiren zuges
ten, dagegen er ihnen fr Kleidung und Koft nod) zehn Jahre zu 2
‚Nun war D, geſichert; eiftiger als je febte er |. Seloſtunterticht in
ten des Waldes fort, wo ſ. Kühe weideten. So umgeben von f. Lands
anden ihn le eines Man machte ihm auf
den Vorſchiag, f. Studien bei dem Jefuiten zu Pont» As Mouffon fort»
; aber er nahm das Exbieten nur unter der Bedingung an, daß feine Freie
h ränft wiirde. Ex machte bald fo reifende Fortichritte, daß
mit ſich 1718 nach Paris nahm, um indrück zu
auf ihn machen würde. Doch Duval dußerte mit
igkeit, daß alle dieſe Pracht der Hauptſtadt und ihre Opern weit hin⸗
ät des Aufsund Untergangs der Sonne zurldbtieben. Nach ſ.
jr ernannte ihn Leopold zu f. Bibliothekar und zum Profeffor der Gefchichte
er Akademie zu Lumeville, Diefe Stelle, und der Unterricht, den er den dort
jungen Engländern, ‚unter welchen ſich auch ber beruͤhmte Yörb Chatam
theilte, verfchafften ihm bie Mittel, ſ. alte Einfiedelei von St-Unneneu aufs
ffen. Als Lothringen an Frankreich abgetreten worden war, ging er mit der
ten Bibliothek nach Florenz, wo er 10.3. lang wohnte. Kater Franz
Wien, um unter ihm eine Medaillenfammlung zu bilden. Hier
Bei alter Gelehtſamkeit war Duval aͤußerſt beſcheiden. Won ibm find‘
„Oeuvres, de mem, sur sa vie. (Prtereb, und
2’ Bor, 4.). Sein Leben von A. B, Kaifer (Nirnderg 1788, 2. Tuogh.
Dab al (Alerandee), Mitglied der Acadeinie frang., einer deribel
en Dichter unſerer Zeit, geb. 1767 in Rennes, widmete ſich dom Seedienſt
unter dem Admiral Graffe den amerikaniſchen Krieg mit, Dann ward
ic bei der Deputation ber Staͤnde von Bretagne, die fich in Paris bes
ättniffe bewegen ihn, f. Abſchied zu nehmen, under wurde
raph bei dem Ganalbau von Dieppe gebraudt. Sane Kübens
412 " Duval (Amury)
ſchaft fuͤrs Theater bewog ihn, 1791 als Schaufpieler beim Theatre ira
zutreten. Bald aber riefen Ihn die Gefahren des Waterlandes wire
Waffen, und er machte die erften Feldzüge des Revolutionskrieges als $
mit. Cine Zeitlang zum Theätre frangais zuruͤckgekehrt, traf ihn dad
alter Schaufpieler diefes Theaters, ins Gefaͤnguiß geworfen zu werben, ı
ging, nebft f. Cameraden, dem Blutgerlifte nur durch bie Heidenmüthig
keit eines Schreiberd im Gomite der allgemeinen Sicherheit, ber es wagt
Ulagebocumente bei Seite zu fchaffen. Durch den 9. Thermidor befreit,
das Theater, um fic bloß ber Literatur zu widmen, in der er ba fü
gluͤcklichſten Luſtſpiel · und Dperndichter galt. ' Dan hat von ihm gegen!
von welchen viele ſich auf dem franz. Repertoire erhalten haben. Au
mehren deutſche Bearbeitungen erſchienen, z. B. von „Eduard in €
durch Kogebue, vom „Haustyrannen“, einem trefflichen Charaktergem!
Iffland; f. Heinen Opern, 3.8. ‚‚Maison à vendre‘“‘, „Le prisonni
Tag aus dem Jugendleben Heinrichs V.“ und andre gehören zu den Lu
flellungen der franz. und der deutfchen Bühne. .&. „Qeuvres compk
ris 1822 fg., 9 Bde). ©. Bruder, AmauryD. (f. d.), ein gründiic
ber alten und neuen Literatur, hat durch kritiſches Urtheil auf ſ. Bildung x
eingewirkt.
Duval (Amury), einer ber ausgezeichnetſten Gelehrten Frank
1760 zu Rennes, Er bildete ſich früh zum praktiſchen Rechtsgelehtte
Thon im zwanzigften Jahre mit Auszeichnung ald Redner im Parlamen
tagne auf, tvo er unter Anderm durch die Vertheidigung eines jungen M
her in einem Anfall von Eiferfucyt feinen Nebenbuhler erſchoſſen hatte, ı
* erwarb. Er verließ jedoch bald die gewaͤhlte Laufbahn, um fich dem dipl
Sache zu widmen, und wurde 1785 Gefandtfchaftsfecretait in Neapel. !
befuchte er alle Denkmäler des Alterthums, und fammelte während feine
tigen Aufenthaltsin Neapel reihen Stoff zu einem Werke über die Alterth
das er ſchon lange entworfen hatte. Cr blieb aud) nach der Dienftent
Geſandten, unter welchem er ftand, noch einige Zeit in Stalien, um fein:
gen fortzufegen. Als er 1792 in Rom mar, erhielt er durch Baffeviite,
Dyer Dyk 413
[4
ns. Literatur bearbeitet. Unter feinen übrigen Schriften find auszuzeichnen:
ekroͤnte Preisfchrift über die Begräbniffe bei den alten und neuern Völkern
sepultures chez les anciens et les modernes‘‘); fein Werk über die
der von Paris (‚Paris et ses monumens“‘, 3Bde., Fol.); die in Verbins
sit feinem Bruder, dem fruchtbaren Theaterdichter, Alerandre Duval, here
ebenen „Abhandlungen und Bemerk. über das Theater ber Roͤmer“, die 15
kllen follen, 26.
Ryer (Bohn), Lehrdichter, geb. zu Aberglasney 1700, ſtudirte auf der
imfterfchute, ward Maler, lebte in ſehr beſchraͤnkten Umſtaͤnden, kam von einer
sach Italien kraͤnklich zuruͤck, legte den Pinfel nieder, widmete fich dem geifts
Stande (1740), erhielt einige feine Pfruͤnden, und wandte in den legten J.
8 ſ. Fleiß vorzüglich auf das Kehrgedicht über die Wolle(, The fleece‘*, London.
‚ worin er diefen wiberftrebenden Stoff dichterifch zu behandeln fuchte. Am
ſchaͤtzt man f. poetifche Befchreibung des Grongarhügele (‚‚Grongar-Hill“‘),
Denham's „„Copers-Hill““ durch ungefuchte Gedanken, Wärme des Ges
reizende Naturmalerei und fanfte Anmuth des Styls weit übertrifft. Dies
Ifche Landfchaftsgemälde erreichten bei weitem nicht feine „,„Ruins of Rome**
yk (Anton von), ein nieberländ. Meifter und der berühmtefte aller Pors
aler, geb. zu Antwerpen 1598 od. 1599. Sein Vater mar gefchidt in der
aalerei und f. Mutter berühmt als die Eunftoolifte Stiderin von Landſchaften
Iguren. Heinrich van Palen wurde fein erfter Lehrer; da diefer lange in Ita⸗
Isbirt hatte, und gute Zeichnung mit blühendem Colorit verband, fo erhielt
ing gleich anfangs eine treffliche Methode; er übertraf bald f. Mirfchüter.
is nahm ihn nun in f. Schule auf, und vertraute ihm die Ausführung mehrer
t Zeichnungen an, zu denen er ihm nur flüchtige Entwürfe gab. Eine Ama⸗
ſchlacht und die Cartons für die Tapeten, worauf die Gefchichte des Decius
dargeſtellt wurde, erwarben ihm das volle Vertrauen und bie Achtung des
8; er war bald mehr fein Gehuͤlfe als fein Schuͤler. Cigne Neigung fos
die Eiferfucht des Rubens beftimmten van Dyk, ſich immer ausfchließender
ictraitmalerei zu widmen. Wiele behaupten, Rubens habe auch aus Neid
Meht, den mit ihm metteifernven Schüler zu entfernen und nach Stalien zu
I; doch ſprach fich hierin wol mehr die ſorgſame Liebe des Lehrers für den viels
echenden Süngling aus. Diefer malte erſt noch brei Gemälde: ein Ecce Ho⸗
men Chriftus am Olberge und die Gemahlin des Rubens für f. Lehrer, wofür
fer ein herrliches weißes Roß fchenkte, und ihn mit vielen Empfehlungsfchreis
nach SStalien fendete. Doc wenig Meilen von Brüffel, in dem Dorfe Sas
m, feſſelte die Liebe fir ein Bauermaͤdchen den jungen Künftter fo, daß er ges
8 Zeit dort verweilte und 2 Altargemälde für die Dorflirdye ausführte, auf bes
nem f. Geliebte als Madonna dargeftelit ift, und auf dem andern er felber als
i Martin auf dem Roß des Rubens, Sein Zögern wurde bekannt, und Ru⸗
bot Alles auf, um durch einen Eunfterfahrnen Italiener, den Nitter Nannt,
wicht und Kunfteifer wieder in bes Juͤngslings Seele zu entflanımen. Es
I; van Dyk riß ſich ſchmerzlich los, und eilte, von Nanni begleitet, nad)
®, und zuerft nad) Venedig. „Hier bildete er ſich befonders nad) Tizian und
Veronefe, und eignete fid) die Glut und den Schmebz ihres Colorits an. _
Reifegeld war verthan, da ging er nach Genua, wo er viele Portraits zu mas
Jam und fid) große Summen erwarb, Er unternahm nun die Reife nach
wo der Sardinal Guido Bentivoglio fein Befchüger wurde, deffen Portrait
tezeichnet ſchoͤn malte. Dies und die Portraits hrs dort lebenden Engländers
Sherley und f. Gattin, machten fo großes Auffchen, daß der andern Künfts
d ihn nöthigte, wieder nach Genua zuruͤckzukehren, wo er viele Portraits for
\
BT male VIELEN HULJLEN, To DTIIUYMEE UI RIVER, UND VIELE SO
bewundert, daß faſt alle Kürften und Reichen von ihm gemalt f
teifte nad) London und Paris, kehrte aber bald nad) Antwerpen zı
cifie und eine Geburt Chrifli, die er für Dendermonde malte, gebe
Merken. Ban Dyk's Ruhm wuchs fo fehr, daß man in Eng
nicht mit mehr Achtung aufgenommen zu habın. König Karl 1.
doc er würde nie dahin zuruͤckgekehrt fein, wenn nicht fein Fr
Digby, ihn dazu überredet hätte. Diefer ſtellte ihn bei f. Antunf
ber ihm eine goldene Kette nebft f. reich mit Diamanten eingefaß
ihm den Bathorden, ein anfehnliches Tahrgehalt, eine Sommer >
wohnung ertheilte. Van Dyk beiohnte diefe Großmuth durdy rafl
reicherte England mit f. Meiſterwerken, und führte außer einer
viele mythologifhe und hiftorifche Gemälde aus. Geine Prady!
dem überaus glänzenden Haufe, welches er machte; ſ. Feſte, and
Damen des erfien Ranges Theil nahmen, Übertrafen alle ander
Sinnigkeit, die erften Zonkünftier und Mimen wetteiferten, fie t
zu verfchönern. Er hielt fich überdies einen Harem von ſchoͤnen
bei feinen hiftorifchen Gemälden benugte. So verfchwenbete er fı
Kräfte und f. Gefundheit; doch würde fein reicher Kunſterwerb i
fegt haben, wenn er fich nicht in das Studium der Alchymie ver
Herzog von Buckingham fuchte ihn auf andre Wege zu bringen u
bensmuth zu geben, indem er ihn mit der wunderfhönen Maria $
des fchottifchen Grafen von Goree, vermählte. Wan Dyk befud
terftadt und gina von da nach Paris, wo er wünfchte, die Galerie t
In. Da aber Pouffin diefen Auftrag ſchon hatte, Eehrte er fchr
zurüd. Krank und erfchöpft fhlug er doch dem König den Plan.
malerei vor, wo bie merkwuͤrdigſten enaliichen Feſte und Prachta
gebildet werden, und erbot ſich, die Cartons dazu zu erfinden. T
geführt voerden konnte, uͤbereilte ihn in 42. Lebensjahre 1641 dei
feierlich in der St.-Paulskirche begraben; der engliſche Dichter |
> Materie in den Wirkungen der Natur, aan Klon Te
8.Folge einer bildenden Kraft be ee ee
; ee ee 2 N,
aus einem
n (durch und
e Beftandtheile eines Körpers) entgegengefegt.
B AR it nun em ng Despot; 2) ein grel⸗
n —— aus
Vonsinem und bemfeiben — auch bie Hertſchaft ki,
€.
ft — en 0 my Fe bei, Keks
Be — —
Kau de Gologne, Kölnifhed Waffer, eine waffer!
riechende, geiſtige Fluͤſſigkeit, welche theils des Wohlgeruchs wegen
regung der Nervenfunctionen gebraucht wird. In dem letztern Fe
Tropfen davon auch innerlich genommen, gewoͤhnlich aber riecht m
ten, Schwaͤchen ꝛc., an Tuͤcher, welche damit befeuchtet find, u
Schläfegegend, oder auch In andre Stelfen, welche fhmerzhaft |
Mittel wird aus Weingeiſt und aromatifchen Kräutern oder flü
verfchieben bereitet. — Eau de Luce ift eine Verbindung von
fluͤchtigem Alkali (ammon. liquid... Es muß weiß wie Milch
fein, und ſich gleihmißig erhalten. Der Geruch beffelben ift ftaı
gend, der Geſchmack ſcharf und beißend. Diefe Eigenfchaften for
Mugen, den es hat, verdankt ed dem Ammonium, Man trägt es
verwahrten Flaͤſchchen bei fich, und gebraucht es bei Ohnmachten
Außerdem reibt man es bei Laͤhmungen und Nheumatismen eir
deffelben auch gegen die Stiche der Inſekten und Vipern.
Ebbe und Flut, die Bewegung des Meeres, vermöge |
deffelben täglich zweimal zu beſtimmten Zelten fteigt und fälle. I
die Flut, das Fallen die Ebbe genannt. Durch das beraufifeige
bei der Flut das Fliefen der Ströme nicht nur an ihren Mündung
eine anfehnlidye Streda heraufwärts gehemmt. Das Steigen fo
len erfolgt allmülig. Die gröite Hohe erreicht e8 ungefähr 6
Zeit, in welcher es die größte Tiefe hatte, und umgekehrt. Ebbe
alfo ungefähr von 6 zu 6 Stunden regelmaͤßig auf einander. Sı
tiefen Meeren, beſonders zwifchen den Wendetreifen ftcht das V
Gegenden, wo nicht Nebenunftände die Sache Ändern, am t
Stunden darauf, nachdem der Mond durch den Mittagskreis de
ft. Diefen höchften Stand nennt man hohe und volle See. 7
einige Minuten geftanden bat, fingt es an weſtwaͤrts abzulaufen,
6 Stunden ſ. niedrigiten Stand, welcher die.tiefe See heißt. Es
nur einige Minuten, worauf das Waſſer von Often ber wie
Ebel | 47
Enue auf ba mittelländifche Meer erſtreckten, mo Ebbe und Flut bei weitem
t fo bemerkbar find, wie in andern Dieeren. Unter den Neuern ſtellten Galilei,
cartes, Kepler u. 1. verfchiedene Hypotheſen auf, die aber nicht alle Erfcheie
gen derfelben volfftändig erklärten, Newton fah nad) Entdeckung fı Gravitaͤts⸗
rie die Wirkungen der Anziehung von Mond und Sonne auf die Gewaͤſſer der
w Leiche ein und verbreitet fich daruͤber im 3. Buche f. „Philos. natural. prin-
‚matheın.* befondersin den Propos. 24, 36 und 37 auf eine ſ. würdige Weife,
ih ſ. Berechnungen indeß doch nicht auf alle Phänomene erſtreckten, fo ſetzte
paciſer Akademie d. Wiſſenſch. 1740 einen Preis über dieſen Gegenſtand aus,
über unter mehren Mitbewerbern drei Preisſchriften von Daniel Bernoulli, Mate
min und Euler (die erſtere und ausfuͤhrlichſte in franz., die beiden andern in lat,
Irache) veranlaßten, welche dem 3. Bde. der genfer Ausg. von Newton's oben
Werke, ©. 133, beigefügt find und alle hierher gehörigen Unterfuchungen era
id behandeln. Es wird darin aus dem Gefege der Gravitation bewielen,
A wenn eine Kugel von beträchtlicher Größe, die mit einer duͤnnen Rage eines
1 Weſens umgeben ift, in allen ihren Theilen gegen einen dußern Punkt oder
er gravitict, die fie umgebende Fluͤſſigkeit die Kugelgeftelt verlaffen und die
eines elliptifchen Sphaͤroids annehmen muß, deffen Achfe gegen din anziehen»
Körper gerichtet iſt. Je näher nun der Mond ber Erde ift, deſto größer muß
ſ.Wirkung auf Ebbe und Flut fein, und eben dieſes gilt von der Sonne; denn
bes Waſſers gegen dieſe Körper wächft in demielben Verhaͤltniß, in
n das Quadrat ihres Abſtandes von der Erde abnimmt. Die Erägheit des
3 und die Umdrehung der Exde verſpaͤten Indeß nicht nıte die Flut, ſondern
Dern auch ihre Höhe. Es folgt aus dem Angeführten, daß, unter übrigens
en Unfäneen die ftärfflen Fluten in die Tage des Voll⸗ und Neumondes
Bm, wo die Wirkungen von Mond und Sonne zu diefem Erfolge confpiriren ;
Slaten heißen Springfluten, und bie betriffende Zeit Springzeit.
Br Mond alsdann zugleich in der Erbnnähe, fo wird die Flut noch betraͤchtlicher.
den großen Fluten, weiche im Febr. und Dec. 1825 den Küftenländern von
, dem nördlichen Deutfchland u. f. w. fo verderblich geworden find, vereis
fi einige dieſer Umſtaͤnde mit-andern Zufaͤlligkeiten, heftigem Sturm u. ſ. m.
den oben angegebenen drei Differtationen Über biefen Gegenft. behundelt
ı ausführlicdy Lalande in f. „Astronomie“ 3, Bd. Ferner ſ. m. d. A.
und Flur in Gehler's „Phyſikal. Wörterb.”, 1. Bd. ine gedrüngte
er. Bezuge gewährt auch Vohnberger's „Aftronomie” (zäbingen
75
Ebel (Sodann Boirfricd), vorzuͤglicher ſtatiſtiſcher und geologiſcher Schrift⸗
geb. um 1770 zu Frankfurt a. d. D. Als er nach der Vollendung feiner
ı Studien Doctor geworden var, "ging er nad) Frankreich, wo er mit Sie:
Aannt wurde, beflen Schriften in Deutſchland zu verbreiten er nicht wenig beis
Um 1801 fam er nach der Schweiz, wo er meilt in Zürich lebte. Er durch⸗
das Land während f. mehrjährigen Aufenthalts nach allen Richtungen mit dein
FR eines naturkundigen Beobachters, und das Ergebniß f. Unterſuchung wuren
, Berte, die uns über die natürliche und ſtatiſtiſche Beſchaffenheit der Schweiz
Mubarſten Nachrichten gegeben und vorzuͤglich den Reiſenden bie befte Anleitung
baten. S. „Anleitung, auf die nüglichfie und zenußvellfte Art die
veiz zu berriſen“ (3; Aufl., Zuͤrich 1810, + Bre.), dag bekannteſte ſ. Werke,
Franz. und Engl. überfegt worden. gi f. Schilderung der Gebirgevoͤlker
Beweis‘ (Fäbingen 1753 — 1802, 2 Bde.) entwirft cr ein Did von den
* Appenzell und Glarus. Die Schrift „Über den Bau ber Eide in
1lipengebirgen” (Zuͤrich 18°) wirft zugleich einen Blick aufden Bau der Eide
** und gibt ſchaͤgbare Wr ‚hrighten über die geognoftifchen Verhaͤltniſſe der
Geny.s Ber. Siebente Kuyt. Vd. 27
418 Ebeling
Alpen. Zur Zeit dei helvetiſchen Republik erhielt Ebel, als Zei
nung f. Verdienfte un die Schweiz, das Bürgerrecht.
“Ebeling Ehriſtoph Daniel), geb. 1741 zu Garmiffen
ſchen, ſtuditte zu Göttingen von 1763 — 67 Xheologie, befe
fhichte und Epegefe, welche ihn zu einem genauen Stubium ber ori
hen, beſonders der arabifchen, führte. Aber ebenfo fehr befchäft
ſche Gefhichte, die claffifche Literatur der Griechen, Römer unt
das Stubtum der fhönen Miffenfchaften, um welches ex endlich d
entfagte. Um ſich ein andres Fortkommen zu verſchaffen, ging
nach Leipzig, und nahm 1769 eine ihm angebotene Stelle an d
merzienrathe Wurm zu Hamburg geſtift. Handlungsakademie an.
an guten Handbuͤchern zur Erlernung neuerer Sprachen fehlte, fo
für die Handlungsakademie, 1773 feine „Vermiſchten Aufjäge in ı
heraus, welche nach und nad) 6 Aufl. erlebten, und denen er ähn
für die italien., franz., ſpaniſche und hollaͤnd. Spradye folgen liel
Urſachen warf er ſich immer mehr in die geographifchen Studien, ı
fegungen vieler, befonbers englifcher Neifebefchreibungen. Bald a
begüunftigt duch bie Verhältniffe Hamburgs, der Handelsakadem
ſing ſchen Hauſes, noch nähere Quellen geographifchher Rachti
Beſonders beſchaͤftigten ihn England, Spanien, Portugal und An
lic) bie nordamerlkaniſchen Freiſtaaten. So konnte er bei dee neue
Gen Bůſching ſchen Geographie die Bearbeitung von Portugal und?
amerit. Staaten Übernehmen. Theils bie lange Unterbrechung d
dem Auslande, theils der Wunſch des Verfs., f. Werke die erreich
menheit zu geben, waren Urſachen des fangfamen Fortſchreitens biefi
aber vollendet iſt, wird mit Hecht als ein Meiſterſtuͤck beirachtet. Pic
ropa hat man dieſes anerkannt, fondern mehr noch in den nordameril
ten felbft. Saft alle gelehrte Geſellſchaften dieſes Landes haben ſich
unter ihre Mitglicder aufzunehmen, der Congreß hat ihm förmlich ı
Diefes fein Hauptwerk führt den Titel „Erdbefcyreibung und Gefci
amerita” (Hamburg 1793 — 99, 5 Bde). Nah Wurm's X
Eben 419
Ehen (Kriedrih Baron v.), feit 1621 General im Dienfte ber Rexublik
embia, geb. 1773 zu Kreuzburg in Schleficn, ftammt aus einer 1227 geadel»
Smilie, welche 1600 die Sreiherrenwürde erhielt, und fid) auch Eben und
aunen ſchrelbt. Sein Vater, k. preuß. Generallieut. und Ziethen’6 Nachfolger
IChef des Leibhufarenregiments, ftarb 1792 an den Folgen einer bei der Ein»
Ime von Frankfurt a. M. erhaltenen Wunde. Als Fahnenjunker im Reg. f.
MS zeichnete ſich der junge Eben in dem Feldzuge 1787 gegen bie Patrioten in
aus; in der Folge ald Premierlieutenant in den Feldzuͤgen 1792 u, 1793
die Franzoſen. Bei Kreuznach ſchwer verwundet, diente er hierauf bei den
Zruppen, war Adjutant des Parteigängers, des Oberften Szekuly, und
den preuß. Berbienftorden. 1799 nahm er ſ. Abſchleo, wurde Malteferrits
sad trat 1800 in englifche Dienfte als Rittmeifter beim Regiment York Hufe _
b Nach ber Auftöfung diejes Regiments beim Frieden 1802 ſtellte ihn der
von Wales 1803 bei dem 10. Reg. leichter Dragoner, oder Prince of We-
ewn, an. Damals arbeitete er die Dienflinftructionen für die leichte Meites
> bie Fußjaͤger in ber englifdyen Armee aus; auch errichtete'er auf Befehl des
gen eine Compagnie leichter N ferde, nad) Art der ungarifchen Hufaren, von
ändern, und fein für die neue Bewaffnung der engliſchen Cavalerie enttdorfor
Rannal wurbe von dem Oberbrfrhlshuber, dem Herzoge von Vork, bei der Ar
eingeführt. 1806 ward er Majer ih einem Sägerregiment; 1307 diente er
zum Sticden als Freiwilliger in den preuß. Truppencorpo, unter dem General
e, und 1808 ging cr mit einer Schar ausgewanderter Portugieſen nad
ta, wo er im Dec. als Commandant ber englifchen Zruppen angeftclit wurde.
Ver Einfchiffung des britifchen Heeres bei Corunna bildete Eben aus zerftrens
miſchen Sorbaten ein Corps von 1000 M., das zu den Heere des nachmal.
s von Wellington flief. Er felbft blieb in Oporto, von wo cr die eriglifche
aſſe und Kriegévorraͤthe aller Art nad) Kiffaben in Sicherheit brachte: Hier
Jete er aus Dejerteurß der franz. Schweizerregimenter ein kleines Corpé und
k dann im Febr. 1809 eine Abtheilung der Lufitanian Legion nach Galicien,
und der Diarquis de la Romana die Bewaffnung des Landes unterftügten.
xtugal zuruͤckberufen, übernahm er in Braga, wo das Volk im Aufruhr
1. März 1809 den portug. General Bernardin Gomez Freyre d'Andrade und
sb ermorbet hatte, ben ihm angrfragenen Oberbefebl, war aber nidyt im
mie f. undisciplinirten Heechaufen, der aus 18,000 Ordonnanibauern
Bern) und nicht mehr als 995 regulaiten Soldaten beftand, ohne Mlunition,
als bis zum 20. März fid) gegen das vordringende franz. Heer unter Soult
em, Mit Caſſe, &ahnch und Kanonen trat er ls Ruͤckzug nach Oporto
Beer am 26. März den Aufitand des Volks gegen die Anhänger der Franzoſen,
hen 15 ermordet worden waren, flillte; aber [yon am 29. eroberte Eoult
Bisbe mit Sturm, und Eben, weldyer die zerſtreuten portug. Truppen bei
a wieber fanımelte, verlor bei der Pluͤnderung fein Bermiögen. Sein Bes
perwarb ihm bie Achtüng der Nation, ſodaß ihn der Biſchof von Oporto, Pas
hEleite, welcher die Revolution gegen die Sranzofen leitete, mit einem geldes
| Befchentte; auch wurden alle von ihm empfohlenen Dfficiere befördert.
fand Lord Bercöforb, der die portug. Armee, in welcher Eben ald Ober⸗
tanne worden war, neu organifirte, für gut, Ihn, den biöherigen britifchen
In, bloß als Dberftlieutenant bei jener Armee anzuſtellen. Esen foberte daher
Biiieb, weldyen ihm Beresford bemilligte, nicht aber die portug. Regierung,
he virtimehr zum Boitverncur von Ertaval ernannte. Auf den Befehl des engs
Befandteri nahm er die Stelle an mit dem Patente eines portug, Oberften.
der Solge ligte et die 2000 M. ſtatke Loval Lujitanian Legion, in der
Neqht bei Babes in den Linien von Torres Vedras und bei der Verfolgung
27°
a20 Ebenbaum
Maſſena's 1811 zum engl. Oberfifiettenant und zum portugleſtſchen
ernannt, commandirte er eine Brigade Linieninfanterle in der Ed
d’Onor, bei der Einſchließung von Almeida, vor Rodrigo unb ke!
auf 1812 ein Corps in Spanien, 1813 warb er zum Gouverneur ü
vinz Traz-o8: Montes, und 1814 zum Oberften in ber engl. Armee
tanten des Prinzen⸗Regenten ernannt, aus bem portug. Dienfte ı
Brigadegenetal, unter dem Borgeben, er fei vormals Cavalerieofficu
laſſen, was jedoch ohne die Zuftimmung der portug. Regierung g
blieb er mit Erlaubniß des Prinzen-Regenten in Portugal, und tra
Dienfte in der Armee von Brafilien an, wurde aber, auf Betrieb
angebliche Verſchwoͤrung bes Generals Freyre d' Andrade bi
verhaftet. Von allen Angeklagten waren ihm nur zwei Dfficiere peri
unter f. Papieren fand man nicht, bis auf zwei ihm ohne fein Bon
mene Briefe ohne Namensunterfchrift, mit verflellter Hand. Gl
jur Verbannung verurtheift, wodurch er auch f. Anftellung beim Pr
verlor. Vergebene hielt er um eine wörtliche Abfchrift f. Procafa
die Herausgabe f. von der portug. Regierung zurädbehaltenen 9
mititairiichen Tagebücher u. f. w., an. Eelbft in England wur
nad) englifchen Gefegen vor ein Kriegegericht zu ſtellen, nicht erfüllt
Land verlaffen, weil man die Aliens Bill aufihn anwandte. Eben
Hamburg, wo er vergeblich bei dem Könige von Portugal zu Rio:
Revifion f. Proceffes anhielt. Doch gab ihm ber portug. Gefant
die Verficherung, daß der König fein Here von ber Falfchheit der An
Unſchuld völlig überzeugt fel. 1821 begab ſich Eben nach Suͤdam⸗
Republit Colombia f. Dienfte an. Odgleich nun der Beſchluß gef
feemden Officer mehr anzuftellen, fo machte doch Bolivar mit bie
Ion Krieger, den Beresford’6 Haß verfolgte, eine Ausnahme. B
als Brigadegeneral in die Armee ber Republik ein, und hat feitbem
nifict und nad) dem Siege Bolivar's im April 1822, zu der Beſet
mitgewirkt.
Ebenbaum. Mehre Bäume führen diefen Namen, 3.2
erhard (Aug. Gottlob) Eberhard (Johann Auguſt) AM
auſikaliſche Inſtrumente verfertigt. — Ron Ihm haben Die Kunfttifchlen,
reiner den Namen E beniften.
berbard (Auguft Gottlob), einer der vorzügfichern deutfchen Erzählen,
9 zu Belzig, im ehemal. Kurkreife, wo er aber nur'bis in fein zweites Jahr
fein Vater in Halle angeftellt wurde. Schon im früheften Anabenalter
Neigung zur Dichtkunſt. Als er im 12. J. f. Vater verloren hatte, wurde
legeſohn in den heitern Kreis der Samilie von Madai aufgenommen. Ger
eigung, doch mit ernftlihem Eifer, ſtudirte er Theologie, bis ein Beſuch
tigen Richter ’fchen und Winkterfdyen Gemaͤldeſammlungen in Leipzig den
ab, eine lebhafte Neigung zur bildenden Kunft in ihm zu entwickeln, wel⸗
ch, aller Hinderniffe ungeachtet, eine ziemliche Neihe von Jahren vorzugs⸗
tab. Er fohrieb dabei vielerlei in Profa und in Verſen, ohne an eine öfs
Mittheilung zu denken. 2118 er 1792 in der Ankuͤndig. einer belletriſt.
t: Idas Blumenkörbchen”, das Anerbieten las, annehmliche Beiträge
Louisd’or für den Bogen zu honoriren, lang ihm dies fo unglaublich, daß
eine Mindbeutelei hielt, Neckend warf er eine kleine Erzählung aufs Pas
ſchickte fie durch einen Dritten an die fogenannte Ida. Das erſte Honos
Fer dafuͤr erhielt, feste ihn in ben Stand, 1793 Mainz zu fehen, und den
m Oppenheim bis Neumied zu bereifen. Beſcheidenheit hielt ibn in den
Fahren von weiterer Verfolgung der Schriftſtellerbahn ad. Nur zu fs
ing ſchrieb er die Erzählung: „Lift und Lift, oder, was ein Kuß nicht vera
te fich im erften Bande f. „Gefammelten Erzählungen” befindet. Hierauf
re fich in Halle größtentheile voiffenfchaftlichen Zwecken, beſonders bei des
eckel's pathologifchen, und bei Reil's mühfamen Unterfuchungen der Ners
es Gehirns. — Eine Reife in die fächfifche Schweiz 1796 veranlaßte
opp Lafleur's ſaͤmmtliche Werke’ zu fehreiben. Vielfältige Aufmunteruns
Seiten ded Hofraths Becker machten ihn zum Mitarbeiter an deſſen Ta⸗
und. „Erholungen”. Nady und nach erfchienen von ihm: „Ferdinand
der arme Stötenfpieler”, in 2 Thln., „Geſammelte Erzählungen”, in.
„Fet⸗Elaf“, „Federzeichnungen von Ernft Scherzer®, und, auf Veran⸗
on Gall's Vorlefungen in Halle, „Iſcharioth Kralls Lehren und Thaten”.
wiftftellerifche Thätigkeit wurde gehemmt, felt er nach dem Tode f. Freum
zuchhaͤndlers Schiff, ſich der Leitung der Gefchäfte der Renger'fchen Buch»
unterzog. In dieſem Verhältnig fand er nahe Beranlaffung, gegen das
es NaPpdrucks in Deutfchland nach f. Kräften zu impfen. Daneben gab
Andchen „Flatterroſen“ heraus, und 1812 und 1816 die Monatsjchrift
, welche mancherlei Arbeiten von ihm felbft. mit und ohne f. Namen ents
jeit 1818 machte er fich die ſchwierige Aufgabe, eine Kelfenhöhe zwiſchen
ſſtein und Halle in einen Garten zu verwandeln. In glücklichen Familien⸗
Ten lebend, bewohnt er jegt dort ein heitered Landhaus. Sein nrurftes
3: „Hannchen und die Küchlein”, ein erzählended Gedicht in zehn Abs
arde dreimal aufgelegt.
erbard (Johann Auguft), geb. 1739 zu Hafberftadt, gehört unter bie
deren Verbienfte größer find, als ihr Ruhm. Er ftudirte 1756 in Halle
, übernahm 1759 eine Hauslehrerftelle, und wurde Gourector und zweiter
an ber Hofpitalkicche ſ. Vaterftadt. Noch in demſ. J. legte er ſ. Amter
egleitete den Vater f. Zöglings, Freih. v. d. Horft, nad) Berlin, wobin
‚ Präfident der kurmaͤrkiſchen Sammer berufen worden, und blich mebre
i ihm, auch nachdem berfelbe 1766 Staatsminifter geworden war. Die
mg mit diefer Familie hatte auf Eberhard’s wiſſenſchaftlichen, geiftigen
ligen Charakter einen hoͤchſt vortheilhaften Einfluß. Hier fand er cine an:
Bibliothek, Hufe zum Selbitftudium und Umgang wit gilt Se
Er nahm daher 1774 die Predigerftelle zu Charlottenburg an, fa
Schwierigkeiten, bis er zulegt durd) einen ausdrädlichen Bei
richs II. eingefegt wurde. 1778 nahm erdiedurh G. F. Me
Stelle eines Profeffors der Philofophie zu Halle an, wo er zum X
gen verfchlebene Lehrbücher herausgab. 1786 ward er In die be
ber Wiffenfchaften aufgenemmen, 1805 Seheimerrath und 1808
Er ftarb 1809 im nicht ganz geendigten 70.3. Deutſchland ve
flgren populairen Denker und zugleich al& einen angenehmen u
Schriftſteller. Nicht nur In der ſtrengern Methode eigentlicher |
fe „Sütenicehre der Vernunft“, f. „Worbereitung zur natürlich
Theorie der ſchoͤnen Künfte und Wiffenfchaften”, und f. „Gef
phie” Beweiſe find, fendern auch in der fortlaufend abhandelnden
mit Unterhaltung verbundenen Belehrung und Überführung de
trefflih und muſterhaft. Seine „Apologie des Sokrates“, J
In 1782), f. „Handburch der Äfthetit" (Halte 1803 — 5, /
uffäke in ſ. Vermiſchten Schriften” (Halle 1784 — 88) fü
infich, und durch f. „Verſuch einer allgemeinen deutichen €
1796 — 1802, 6 Wde., fpäter auch in einem Auszuge) übe:
bisher hierin geſchehen war.
berbard im Bart, erfter Herzog von Würtemborg,
nach der Theilung der würtemberg. Beſitzungen zwifchen 1. B
dem älteren, welcher bie uracher, und defien Bruder, Graf Ulrich
welcher die neufener ober ftuttgarter Linie fliftete. Eberhards 2
ſten Mannsalter, und bald nad) ihm auch fein erfigeborner Sohn
das gefammte But des Vaters an Eberhard, der damals noch
Bei dem Etreite, der Üüber die Vormundſchaft entftand, Imdeı
Waters Bruder, auch noch Kurfürft Friedrich der Siegreiche
Bruder ſ. Mutter Mechtllde, Anfpruch darauf machte, gefchiel
Stände, der Risterfchaft und Landſchaft, zum erftm Mal Exwi
rich wurde Vormund; aber nicht zum Vortheil Eberhards, Inden
war, ſ. Muͤndel zu erziehen und in Ordnung zu halten, fonber
und beffere Bildung wild und roh aufwachfen ließ. Eberhard fi
Eberhard im Bart 423
tg ber trefflichen Prinzeffin Barbara von Mantua, 1474, befefligte Ihn baein,
wirkte von nun an in geräufchlofer, aber fletiger und ununterbrochener Thaͤ⸗
für das innere Wohl von Wuͤrtemberg. Man hatte erkannt, wie ſchaͤdlich
eilung für Land und Sumilie geworden, welche jüngft unter ſ. Vater und
pP gefchehen war. Daher ſchloß er fürs erfte mit f. Vettern, den Grafen der
yon Neufen, fo enge Bündniffe, daß jeder Krieg Einer Linie von nun an ein
ſchaftlicher für beide wurde; dann verhinderte er das Zerftüdeln in noch
belle, vereinigte endlich beide Hälften unter f. Perfon wieder zu Einem
n durch den mit f. Vetter, dem jüngern Eberhard, 1482 zu Miünfingen ges
men Vertrag, und machte Untheilbarkeit des Landes auf ewige Zeiten zum
Is und Samiliengrundgefeg, ine Reihe von fernern Verträgen änderte und,
zte endlid) diefe Verordnung, deren Garantie Kaifer und Reid) felbft, bei ber
bften Veranlaffung, der Erhebung der würtemberg. Befigungen zum Ders
mn, über fi) nahmen. Weil er aber in diefer Sache mit einem Manne zu
hatte, wie jener jüngere Eberhard, auf welchem ſich wegen f. Charakterloſig⸗
echaus nicht zu verlaffen war, und um der Verordnung felbft mehr Kraft und
Mit zu geben, zog er die 3 Stände, Prälaten, Ritterfchaft und Landſchaft,
Berhanblung, fchloß die Verträge mit ihrer Einwilligung, und trug Ihnen
Iuier auf, darob zu wachen, daß fie gehalten würden. Deffelben Eberharde
zder muthmaßlich fein Nachfolger war, kamen nod) manche andre Beſtim⸗
ie in jene Verträge, wodurch er ihm f. Kürftengewalt befchränkte, 3. B. daß
ohne ſ. Stiinde vom Lande veräußern, f. Unterthanen nicht mit ungewohn-
gen befchwerlich fallen dürfe ıc., welche dann fpäterhin zu eigentlichen
eßen twurden, fowie die Ständeverfammlungen überhaupt und Mitwir⸗
Berfelben bei wichtigern Angelegenheiten des Staats hierdurch bei den Wuͤr⸗
bgern in Übung kamen. Auf diefe Art ift Eberhard im Bart zum Vater der
Ken Verfaſſung f. Landes geworden. Durch die Städteorbnungen aber,
rer den Hauptſtaͤdten Stuttgart und Tübingen gab, geſchah zum erften Mal
‘für eine gleichformige Geſetzgebung, durch die Stiftung ber Univerfität Tuͤ⸗
11471 zum erften Mal etwas für höhere Bildung in Würtemberg. Obgleid) .
Im felbft, einem Gebot f. Vaters gemäß, kaum Lefen und Schreiben gelehrt
fühlte er dennoch fpäterhin ben edelſten Drang, ſich ald Dann noch auszu⸗
ließ fih von Gelehrten, deren Umgang er liebte, manches Werk der Alten
utſche überfegen, und ſchrieb mandyes Merkwürdige, das er gelefen und ges
tte, felbft nieder. Fromm, wie er war, wandte er viel Fleiß darauf, den
ungen in ben Klöftern f. Landes vorzubeugen, und diefelben fo einzurichten,
Muſter an Tugend und $römraigkeit für fein übriged Volt wuͤrden. Dies
LE war er ein Vater; dafuͤr birgt jenes fein Rühmen vor Kaifer und Fürs
iß er im dichteſten Walde im Schoß jedes f. Unterthanen ficher übernachten
dafuͤr jenes naive Lob f. Volkes, dag wenn der Vater im Himmel flürbe,
ter Eberhard ihn erfegen könnte, Erliebte den Srieden ; aber wenn f. Ehre °
5 Wohl ded Staats es verlangte, griff er ſelbſt gegen Mächtigere furchtios
Waffen. Gegen Kaifer und Reich erfüllte Eberhard f. Pflichten, mie es
ackern Reichsfuͤrſten gebührte. Nie ließ er e8 weder an Geld noch an Manns
hien, wenn bie Ehre des Kaiſers und Reichs es erfoderten; viel trug er zur
ng von Ruhe und Drönung ats oberfter Hauptmann bes ſchwaͤbiſchen Bun⸗
Diefe Verdienfte erkannte Kaifer Maximilian J., und erhobihn, ohne
chen und Wiffen, zum Herzog, und die unter ihm bereit6 wieder vereinig⸗
gungen der Samilie dieffeitd des Rheins zum ewig untheilbaren Herzogthum
nberg, auf dem glänzenden Reichstag zu Worms (1495). Es geichah da=
ichts Beftemdendes, denn längft waren die Grafen von Würtemberg den
en deutſchen Häufern beigerechnet ; lange vorher bei Leiſtungen für das Reich
424 Ebert (Joh. Arnold) Ebert (Friedrich Ad
fogac ben Kurflrften gleichgehalten. Nur kurze Zeit genoß ber Heris
Mürde; er ftarb im Febr. 1496, kinderlos. Cinige Jahre nad ſ. Zi
Marimilian, an f. Grabe ftehend: „Hier liegt ein Fuͤrſt, Eug und bi
ner im Reich; fein Rath hat mir oft genügt”. &. I. €. Pfifter, „E
Bart, erfter Herzog in Würtemberg, aus echten größtentheild handic
ſchichtsquellen· (Tübingen 1822): eine treffliche Vereidyerung der Grid,
Ebert (Jobann Arnold), Dichter und Überjeger, defonders cn
geb. 1723 zu Hamburg, und erzogen auf bem Johanneum und tem E
daſelbſt, hatte an Hagedorn nicht bloß einen wohlthaͤtigen Unterfiüg
auch ungeachtet des Abftandes ihrer Jahre und damaligen Kenztnit
lichen Frrund. Die Eiche zur englifhen Eprache wurde bei ihm durc
munterung geweckt und genaͤhrt. 1743 ging E. nad) Leipzig, um T
fludiren, 309 aber ba!d bie humaniftifchen Studien vor, und nahm daſ
Breunden Giſeke und Cramer, an dem „Jünglinge”, einer bamals ſehi
Wochenſchrift, Antheil. Nicht Tange nad) der Gründung des Can
Braunfchroeig wurde er 1748 bei der bamit verbundenen Penjionsanftal
und unterrichtete den Erbprinzen, nachherigen Derzog von Braunſchu
englifchen Sprache. Um dieſe Zeit faßte Ebert den Entſchlus, f. Lan
Werke der beften engliſchen Dichter und Schriftſteller durch Überf. beka
en. Das vorzüglichfte, was er davon lieferte, waren Voung’s „Na
(Braunfhw. 1760 — 71, 5 Bde., Leipz. 1790 — 95), deren Über
du ſ. Zeit den Ruhm eines der größten Meifter in der Überfegungszunft ei
Glower's „Leonidas“. 1753 erhielt er die Stelie eined ordentl. Prof.
num, und [pätechin den Hoftathscharakter. Bis 1773 lebte er im eheloi
Eine frühere Geliebte hatte er, nahe vor der Verbindung, durch den Te
Sept verheirathete er ſich und Ichte in einer glüdlichen Ehe, bis er 1
Ebert befaß einen lebhaften und feutigen Wig, und eine regſame Phantsf
Schriften erſchienen, von ihm ſelbſt noch gefammelt, u. d. T.: „I.
Eriſteln und vermiichte Gedichte”, wozu nad) f. Tode noch ein T
wurde. (Hamb, 1789 und 1795, 2 Bde) S. Lebensbeſchr. fint
Schlichtegrol’® „Nekroleg", 1. 8b, j
Ebioniten Echiniten 425
b die Meine Schrift: „Über öffentliche Bibliotheken, beſonders beutfche Unis
tätsbibliothefen” (Sreiberg 1811) fich für den Beruf ausgewielen, in den er
wirkjam eintrat. Die Neichhaltigkeit der dresdner Bibliothek, die ihm für ſ.
iographiſchen Studien ein weites Feld öffnete, gab Ihm den Muth, ſich an ein
Egemeincs bibliographiiches Lexikon“ (Reipzig 1821, 4.) zu wagen, durch dag
be heſchraͤnktern Anfichten ausländiicher Bibliophilie aufden höhern Standpunkt
[her Bücherkenntniß erheben koͤnnte. Die rühmlichfte Anerkennung hat es
gentiich auch in England gefunden. Neben diefem Werke, das wohl hinreichend
e, die ganze Kraft jedes nicht unthätigen Mannes in Anfpruch zu nehmen, fand
Boch, Muße zu andern Arbeiten, die ibm Erholung von einem fauern Berufe.
‚ wozu fein laͤngſt vorbereitsted „Leben Friedr. Taubmann's“ (Eifenberg
54) und fein „Torquato Taſſo, nach Ginguensé dargeſtellt“ (Leipzig 1819) und
-ufläge in verfchicdenen Zeitfchriften 2c. gehören. Schon 1812 hatte er durch
2 „Diss. Hierarchiae in relig. ac literas commoda“‘ ſ. Bertrautheit mit dem
Mtelalter beurfundet, und das Diplom im Voraus verdient, mit dem ihn die
wefurter Gefellfchaft für Altere deutfche Gefchichtstunde 1819 beehrte. Mie
Big er feitdem für die Zwecke diefed Vereins geweſen, beweifen f. Beiträge zu
Archive. Bei diefer Tätigkeit, zu ber auch ein fehr verbreiteter Briefwech⸗
mt, lebt Ebert doch recht eigentlid) auch den inneren Gefchäften der Biblio⸗
altung und übt praftifd) das, mas er als Foderung an f, Collegen in einer
beitsfchrift, die ſchon zwei Aufl. erlebte („Die Bildung des Bibliochelare”
Wig 1820, aid 2. Thl. erſchien ſ. Schrift: „Zur Handfchriftentunde”, Leipz.
85) darzızlegen fid) gedrungen fühlte. Wie frhr er geeignet war, folche Anfober
Ben zu machen, hat er durch f. „Beſchrelb. der k. Öffentlichen Bibliothek zu Dres
” (Reipz. 1822), aud) den entfernteften Freunden f. Faches dargethan. Nach
e kurzen, aber nicht fruchtlofen Anftellung als Bibliothekar in Wolfenbüttel,
be &, 1825 nad) Dresden als Bibliothekar zurücdgerufen. Hier begann er
& eine Zeitfchrift: „LÜberlieferungen”.
Ebioniten, fe Nazarener.
Eccebomo (Wed ein Menfh!) nennt man ein Grucifir, weil nach
« 19, 5, Pilatus in diefe Worte der Bewunderung ausbrach, als er ſah, mit
ber Duldung Chriftus die Geißelung ertrug.
Echelon, bie keiterfproffe. Ein Heer marfchirt en &chelon oder par
Blon, wenn es treppenförmig, d. h. in Eleinen, gleic weit auf einander folgens
Abtheilungen aufzieht oder vorruͤckt. Man bedient ſich des Angriffs en eche-
um nur mit einem Theile des Treffens das Gefecht zu beginnen, und den ans
t aufzufparen, d. h. man ruͤckt den Flügel, mit welchem der Angriff gefchieht,
Zeinde näher, und hält dagegen ben andern zuruͤck. Wenn z.B. eine Brigade
ſechs Bataillonen, die in Schlachtordnung aufmarſchirt fleht, en echelon ans
Fen fol, fo rüden die zwei Bataillone 3. B. des rechten Fluͤgels, erft 100 —
> Schritt vor, darauf fegen fich die beiden folgenden Bataillone in Marfch, fobaß
echte Flügel diefer 2. Abtheil. auf einer Perpendiculaire marfchirt, die den lins
Flügel der erften Abtheilung berührf; der 2. Abth. folgt dann die 3. der beiden
Oſten Bntaillone in der nämlichen Art u. f. m.
Echiniten, Berfeinerungen von Seeigeln, alfo von lebendigen Seethies
aus der Elaffe der Wuͤrmer, die noch jegt in ber Schöpfung vorhanden find.
gl. Organifſche Üderrefte.) Sie werden häufig angetroffen, zuweilen
auf Adern, und der gemeine Mann nennt fie Krötenfleine, weil er glaubt
5 alte Kröten fie erzeugen. Die Geftalt der meiften iſt halbkugelig. Sie haben
ei Öffnungen, doch nicht immer an berfelben Stelle, und find theil® der verftel>
Dte Kern, theils bie verfteinerte Schale von einem Seeigel, Anden Stellen, wo
: Theile ber Schalen zufanımengefügt waren, erbüdt van olk Inner im weite
426 Echiquier Echo
nerten Kerne fünf, ſeltener ſechs, doppelte, auf der Halbkugel von ebenn
herablaufende Nähte von tiefer ober flacher eingedruͤckten Löchern. Di:
und Warzen, womit bie Seeigel in ihrem natuͤrlichen Zuſtande beſeht find
feltener verfteinert gefunden. Die meiften Kerne find [ehr harte Hamf
einigermaßen durchſichtig. Won Farbe find die Echiniten braun, grau,
goldgelb und [hrmärzlih. Außer ben ganzen Stuͤcken findet man aud) en
fleinerte Theile von Seelgeln, 3. B. Stüde von Schalen, Stacheln, dir!
fleine heißen. Sonft wußte man nicht, wofür man diefe halten ſel
Luc einen Echiniten aus England erhielt, der in Kreide lag, und an defen
verfteinerte Stacheln, obgleich beweglich, anlagen. Diefe Stadyein h
verſchiedene Geftalt, denn manche find platt und zugefpigt (biefe heißen !
nadeln), andre find glatt, geſtreift oder gekörnt, und dabei frumpf un
tifch ; noch andre haben die Form einer Dfive oder Eichel.
Echiquier, das Schachbret. Die Stellung der Truppen enı
iſt die ſchachbtetfoͤtmige Stellung, wo die Hintern Abtheifungen auf bie,
rume der vordern treffen. Sie wird gewoͤhnlich bei den Rüchzügen gehra
Echo, die Tochter der Luft und der Erde, eine Mpmphe, von n
Fabel erzählt, Juno habe fie, weil fie ihr durch ihre Schwaghaftigkeit hin
weſen, ben Jupiter bei den Rymphen zu belaufchen, in einen Fels verwan
fo, daß fie ihr die Stimme, zur Wiederholung des legten Worte, das ſi
. bern hörte, gelaffen habe. Cine andre Erzählung fagt, Echo habe ſich in
Affus verliebt, und als diefer ihre Liebe nicht erwibert habe, ſich dergeſtalt
daß nichts al6 die Stimme von ihr übrig geblieben fei.
Echo. Wenn der Schall an eine entfernte fefte Fläche anfchlägt,
er zuruͤck; und man hört ihn nad) einer kurzen Zwifchenzeit wieder; die
wan Echo oder Wieberhall. Wirt der Schall mehrmals wiederholt, wi
ſchieht, wenn er an Gegenſtaͤnde, die nicht gleich weit entfernt find, anlı
hoͤrt man ein vielſaches Echo. Diefes geſchleht nicht durch ein bioßee Zurl
der fallenden Lufttheilchen, ſonſt müßte jede Oberfläche eines hartenı
Körpers einen Wiederhall verurfachen ; fondern es wird wahrſcheinlich einı
Wölbung des zurhcgeworfenen Körpers erfodert, melde mehre divergiren
Echel Edhof a4n
en aus, und das Ohr kann weber den urſpruͤnglichen Schall vom erſten Echo,
te vielen unmittelbar in einander flicßenden Wiederlaute von einander unters
nn. Stehen hingegen mehre einzelne zuruͤckwerfende Flächen In verfchledenen
wenungen, fo kann jede derfelben ein eigne® Echo bervorbringen, wovon das
>08 ſtaͤrkſte ift, weil die andern durch den weltern Fortgang in der Luft ges
cht werden. Da der Schall nach eben den Gefegen zuruͤckgeworfen wird, nach
n das Licht zuruͤckprallt, worauf die Katoptrik beruht, fo nennen Einige die
vom Echo Katoptrit des Schalles, beffer Kataphonik oder Kataku⸗
Der Ort des fchallenden Körpers wird der phonifche, und der zuruͤckwerfende
Der Gegenftand der phonofamptifhe Mittelpunkt genannt. Zu den beruͤhm⸗
Echos gehört das zu Rosneath in Schottland und das in der Billa Vtmourtia
it Mailand, welches ein Mort 30 — 40 Mal wiederholt.
Eckhel GJoſecph Hilarius), einer der größten Kenner der Muͤnzwiſſenſchaft, -
1737 zu Enzersfeld in Oftreich unter der Ens, und von den Jeſuiten erzogen,
r fehr jung in den Orden, und verwaltete verfchiedene Lehrämter, bie er Pros
der Beredtſamkeit in Wien wurde, und zugleidy die Aufficht Äber das Münzs
et des dortigen Sefuitencollegiumß erhielt, da unter allen Zweigen der Alters
Slunde, welcher er mit bem größten Eifer oblag, die Muͤnzkunde ihn anzog,
reiche kaiferlihe Münzcabinet und die anjehnlicdyen Sammlungen vieler Lieb⸗
: waren die Schulen, mo er durd) Vergleihung der alten Münzen nad) und
jenen ſichern und fchnellen Blick erwarb, der die Prüfung der Dentmäter ſelbſt
htert und dem gelehrten Kenner das fcharfe Urtheil gibt, wodurch die wiſſen⸗
liche Bildung vollendet wird. Er fand die alte Münzkunde auf einem Stand»
te, wo ſich das Beduͤrfniß fühlbar machte, fie mit treuer Benugung der Vor⸗
een zur Wiffenfchaft zu erheben, ihre Grenzen abzuſtecken und nad) feiten
ndfägen ein lichtvolles Syſtem berfelben aufzuftellen. Dies war bie Aufgabe,
talle f. Forſchungen wibmete. Kine Reife nad) Italien, die er 1772 machte,
hm Gelegenheit, die neue Anordnung ber alten Münzen, bie f, Syſteme zum
ade lag, in derreichen Sammlung zu Florenz auszuführen. Nach ıf. Ruͤck⸗
177% ward er zum Auffeher des Münzcabinetd zu Wien und zum Profeffor
Ilterthumsbunde ernannt, und nach der Aufhebung ſ. Ordens widmete er fich
ſ. Wiſſenſchaft. Die erſte Frucht ſ. Forſchungen war fein ausgezeichnetes
k: „Numi veteres anecdoti‘, das 1775 in? Bon. 4. erſchien, und worin
ber 400 unbeſchriebene Münzen bekannt machte. Darauf folgte die neue Aus⸗
des, urfprünglic) von Sröhlidy und Khell, f. Vorgängern, beforgten Verzeich⸗
8 des Eniferlihen Münzcabinets, das nach der von ihm eingeführten Methode
dnet iſt. Mich diefen Vorbereitungen erſchien endtih 1792er Anfang des
ckes, das ihn den größten Muͤnzkennern an die Seite ftellte: „Doctrina numo-
ı veterum‘*, da8 1795 mit dem 8, Bde, vollendet wurde. Dieſes treffliche
rk umfaßt die ganze alte Muͤnzkunde, deren Theile in lichtvoller Ordnung, bei
Anwendung einer gelehrten und feharffinnigen Kritik, dargelegt werden.
nige Zage nach der Vollendung deffelben ſtarb er, Sein Leben erzählt der 1.
‚von Schlichtegroll's „Nekrolog“.
Eckhof (Konrad). Dieſer für die Geſchichte des deutſchen Theaters fo
kwuͤrdige Kuͤnſtler, geb. 1720 zu Hamburg, war der Sohn eines Stadtſolda⸗
and nachherigen Lichtputzers beim Schoͤnemann'ſchen Theater. Als Schreiber
em ſchwediſchen Poſtcommiſſair zu Hamburg, in deſſen Dienſten er ſich durch
3 und Ordnung auszeichnete, fand er die Zumuthung, auf die Kutſche der Frau
commiſſairin ale Lakai aufzufteigen, zu erniedrigend, als daB er nicht fogleich
Dienft hätte verlaffen follen. Er kam nah Schwerin zu einem Advoraten,
ugleich erklärter Freund der Muſen war, eine anfehnliche Bibliothek, vorzüg:
heatraliſcher Schriften befaß, und durch diefe in Eckhof, der fleißig las, den
[
niffes fo zu verbeden, baß man nie etwas davon gewahr ward. Ung
niß des menfchlichen Herzen® und der Sitten in jedem Stante, Feu
keit in feiner Declamation, paffende Action und treffendes Geberben!
tige, volle, biegfame Stimme, erhoben Eckhof zu einem der cerfte
Kuͤnſtler. Lange Zeit genoß er daher auch der allgemeinen Adytung
fehenften Städten Deutfchlande, namentlich in Hamburg, war zuiı
director in Gotha, und ſtarb hier 1774, bewundert als Künftle
trefflicher nachdruͤcklicher Redner, als Dichter, als Eritifcher Kenne
Sprache, geliebt und geachtet als Menſch, als gefitteter, ordnung
fetbft religiöfer Mann, der durch diefe Vorzüge zuerſt der beutfchen €
Bedeutung, Werth, Anfehen und Namen erworben hat.
Eckmuͤhl, Dorfan der Faber, im E. bairiſchen Regenkre
durch die Schlacht am 22. April 1809. Als Öftreich, durch den t
gen Napoleons Derrfcherplan entziindeten Volkskampf ermutbigt, o
noffen, hoͤchſtens auf England und die Pforte vertrauend, alle jein
und die vom Erzherzog Johann kaum erfchaffene Landwehr, mit eine
falteten Spanntraft aufbot, um unter bes Erzherzogs Karl Heerb
der raftlofe Dinifter Graf von Stadion nebft dem Herrn von Gen
deren freifinnige Proclamationen die beutfchen Völker zu den Wa
Gefchäfte leitete) die politifchen Folgen des preßburger Friedens, |
und Frankreichs Machtkreis in Deutfchland, Polen und Italien
und feine frühere unabhängige Stellung in dem europäiichen Staat
einzunehmen ; ale bereitd 6 Armeecorps unter dem Generaliſſimus,
nebft 2 Referven, 220,000 M. ſtark, die Sfar und Münden (am
wie die Donau und Regensburg (am 20, April) behaupteten, waͤhr
meecorps, unter dem Erzherzog Ferdinand von Efte, 36,000 Mat
Herzogthum Warfchau eindrang, und 2 Armeecorpg, zufanımen : |
unter dem Erzherzog Johann, nachdem Tirol (am 11. April) für:
hoben, Stalien bedrohten, da entſchied Napoleons Sieg bei Eckmuͤ
man INN an Kae Dana has Maraunährer mi marf frac ai
o0”pvr .. .. veo..wns m ....„„»>> BUEBI u
Sefechte bei Freiſin ing, Londshut und Regensburg, ſeien 100 Kanon
50,000 Geſangene, 3 Pontons und 3000 Fuhrwerke; er ſetzte hi
4 Wochen find wir in Wien”. Davouſt, Herzog von Auerftädt, ı
eines Fuͤrſten von Eckmuͤhl. Andemf. Tage hob Napoleon
den deutfchen Nitterorden in allen Staaten des Rheinbundes auf. -
waren die firategifchen Folgen ded Kampfes bei Eckmuͤhl und Regı
öfter. General Jellachich mußte München räumen, mo der König v
25, wieder eintraf Das oͤſtr. Hauptheer aber fuͤhrte der Erzherz
das Corps unter Bellegarde verſtaͤrkt, uͤber Cham und Waldmuͤnd
weis in Böhmen, worauf er daſſelbe am linken Donauufer, am Fu
berges und im Marchfelbe zu einem glorreichern Kampfe, der ſpaͤten
und Wagram flattfand , wieder aufftellte. Doch Wien konnte
Denn auf dem kürzern Wege drangen Napoleons Heermaffen auf d
nauufer, ohne den Volksaufſtand in Tirel zu achten, über den J
mehren Gefechten, u.a. bei Zittmanig, Salzburg, und vorzüglic
berg, wo amd. Mai Hiller mit 35,000 M., darımter die tapfer
wehr, einen hartnädigen Miderftand leiſtete, und hierauf bei Kre
auf das linke Donauufer ſich zog, über die Ems nach Öftreiche 4
die am 12. Mai mit Gapitulstion genommen wurde. Mape
13. fein Hauptquartier zu Schönbrunn. Vergeben fuchte der Er;
dem franz. Hecre in den Nüden au kommen. Die Wüctembirgeruni
und die Sachſen unter Bernadette, warfen kei Urfar am 17. Mai t
Collowrat mit Verluft Über die Donau zurüd. Drei Tage nach!
Napoleon felbft den Übergang Über die Donau, was die denfwürbi:
auf dem Marchfelde, die bei Aspern oder Eflingen und die bei Wag
hatte, wo Karls Seldherrntalent ſich glorreicher bewährte als an der
gensburg. Hoͤrt man den Verf. der Schrift: „Das Heer von In
war vorzuͤglich die perſoͤnliche Uneinigkeit zwiſchen den drei Hau
Kriegsminiſterlums, zwiſchen dem F.“M.⸗L. Grafen Gruͤnne, di
militairiſchen Ordner, zwiſchen dem techniſch und wiſſenſchaftlich
Quartiermeiſter, G.⸗M. Mayer, der aber ſchon im Schr. 1809 ale
nach Rrod normiefen wurdo. und dem Kreiherrn non Mimnfon. (Kor
Cam Edda 431
von etwas Beſtinmtes nicht. Er beſchaͤftigte ſich damals, wie man behauptete, mit
zerſuchen, das Andenken der Bewohner des Landes an die alte Herrſchaft aufzu⸗
ven. Blücher fand dieſen Eifer zu feurig, und gab Befehl den B. v. E. zu ver⸗
aften, der aber durch oͤftere Veraͤnderung ſ. Aufenthaltes den preuß. Gendarmen
atging. Erſt als Bluͤcher ſein Hauptquartier nach Frankreich verlegt hatt, wagte
ickſtein wledet hervorzutreten. Er hoͤrte nun auf, für Oſtreichs Vortheil zu ars
eiten, da dieſes weder ſ. Sendung beglaubigt, noch auch ihm perſoͤnlichen Schutz
noährt hatte. Dagegen fand er in Belgien ſelbſt maͤchtige Beſchuͤzer. Cr ward
urch ihre Vermittelung Peligeicommiffair in Gent, wo er eifrig bedacht war, bie
Sieger zu unterftügen. Das Verwaltungsfad) füllte jedoch f. Thaͤtigkeit fo wenig
u, daß er f. Zeit auch dazu benugen konnte, zahlreiche Auffäge Über die Angeles
‚nbeiten ded Tages zu ſchreiben, worin er fich zum Verfechter unbefchränkter Herr
Haft aufwarf. Man wirft ihm mehre Gewaltſchritte gegen Perfonen vor, die ihm
webichtig fhienen. Eckſtein mußte einige Zeit nachher f. Stelle in Gent aufgeben,
ward jedoch als Polizeicommiffaie im Großherzogthum Luxemburg angeftelit, mo
inf. alten Wirkſamkeit fortfuhr, und u. A. durd) Auslieferung eines nad) Lu⸗
vmburg geflüchteten Franzoſen, den Frankreich verlangte, das erſte Beiſpiel einer
Iihen Bereitwilligkeit im neuen Königreiche der Niederlande gab, Indeß ward
We Ausgelicferte fpäterhin von den Gerichten in Frankreich losgeſprochen. Edftein
kat ſpaͤter in Frankreichs Dienfte und lebt jetzt zu Paris,
Edam, Stadt in Nordholland, etwa 6 Meilen von Anıflerdam, an ber
'diberfce gelegen, mit 1000 H.,2800 E., Hafen, Schiffbau, Salzfiederel, Der
"Sandet mit Kaͤſe ift fehr wichtig; 1801 wurden 6,660,631 Pfund gewogen. Die
‚Saupteintheilung der holländ. Kaͤſe iſt in füße und faure Milchkaͤſe. Den letztern
kant man Komynes (Kümmel) Käfe, weil er mit Kümmel und Nigelein gewürzt
, auch Kastert. Won beiden Hauptabtheilungen gibt es viele Eorten. Die
&amer Käfe gehören ſaͤmmtlich zu den fügen Mitchlfen, und merden nad) der
Jube ihrer Rinde in roth⸗ und weißkruſtige getheilt. Es gibt ihrer von 34 bie 20
and. Der vorzüglichfte von allen ift der fogenannte Präfentkäfe, der alle Wolle
Immenheiten des beiten Kaͤſes in fich vereinigen muß, Cin Mittelpreis ift 20.bis
BGulden für 100 Pfund. Nach England geht in gewöhnlichen Zeiten eine uns
meunre Dienge; ebenſo nach Amerika, den Colonien, Spanien, Man rechnet das
ganze Kaͤſeerzeugniß in Holland auf 30 Mil. Pfund.
Edda: zwei Sammlungen alter isländifcher Didytungen, welche, infofern
ſe ron ben nad) Island gewanderten Norwegern (Mormännern) herrübren, germas
"Shen Urfprungs, und die Hauptquelle für die nordifche Goͤtter⸗ und Heldenge⸗
Kite find. Die erfte dieſer Sammlungen, welche man die ältere oder Saͤmun⸗
Kite Edda nennt, foll von Saͤmund Eisfuffon, einem gelekrten islaͤndiſchen Geiſt⸗
khen, nebft Are Frode, dem ülteften Geſchichtſchreiber des Nordens (meldyer von
1056 — 1133 lebte und zu Paris ftudirt hatte), veranftaltet worden fein. (Sig⸗
tuffon’6 Leben hat Arne Magnaͤus vor dem 1. Theile der Edda ausführlic) befchries
den.) Aber fomol dies ald daß ihr der allgemeine Name Edda zukomme, ift ges
Imanet worden. Sie beftcht aus einer Reihe von Öefängen ber Skalden und urs
ten Sagenliedern, daher die alte Edda ( Stammmutter der Porfie). Diefe alt
ſche Edda war fonft 400 3. in Island verborgen und vergeffen. Ein Theil
dafelben [cheint für immer verloren gegangen zu fein. 1643 entdeckte und rettete
dr Biſchof Brynjolf Soenfen zu Skalholt einen vorzüglichen und immer noch den
beten Mergamentcoder biefer alten Dichtungen. Seit diefer Zeit wurde die Edda
tiger bearbeitet, und befonders folgende Theile berfelben bekannt gemacht: Beg⸗
hamsanlda , Voludpaͤ (Wahrfagungen), Havamaal (erhabenes Geſpraͤch), und
itule oder das runifche Gapitel (worin Odin ſich f. Stärke in Zauberliedern
cipent). — Aus diefen damals noch voliftändigen Liedern und andern Befängen iſt
PHADETIIMEN Ausʒuge Die poetij chhen Nedensarten enthait, Die in D
vorlommen. Den isländifchen Text diefer Edda hat mit verfch
fehlerhaften) Überfegungen Refenius herausgegeben, Kopenhagen
her heißt fie auch die Refenifche Edda.) ine beffere Ausgabe vo:
1818. Kine dänifche Überfegung hat Nyerup, Kopenhagen 18C
cher fi) überhaupt um die Edda große Verdienfte erworben ba
liberfegung befigen wir von Ruͤhs (Berlin 1812). Der erfte Th
Saͤmundiſchen Edda wurde im Driginaltert 1787 von dem Magı
belebt durch Suhm's Eifer, mit einer lateiniſchen Überfegung un
hauptfächlich von Gudemund Magnus gearbeitet, bekannt gemu
ſchien 1818 auch der zweite Th. von dem Magnaͤiſchen Inſtitut
haltend die Volundarquida und alle Gedichte, welche die Verbindr
feandinavifchen und deutfchen Heldenalter bilden. Bearbeitungen
gen der früher bekannt gewordenen Theile haben unter din T
Schimmelmann, Gräter, Herder und Fr. Majer geliefert. Gin;
ungedrudte, Sagen der Edda haben v. d. Hagen und Grimm i
fpäter auch beutfch herausgegeben. In den Streitigkeiten über
das Alterthum der Ältern Edda, welche bie auf die neuere Zeit fi
find als Zweifler und Gegner beſonders Adelung, Schlöger und v
aufgetreten. Ihnen fehen entgegen P. E. Müller („Über die €
Lehre und den Werth der Snorriſchen Edda‘, Kopenh. 1811, un!
fprung und Verfall der isländifchen Hiftoriographie, nebft einem 2
Nationalität der altnordifhen Gedichte‘, Kopenhagen 1815), v
Gebrüder Grimm, Docen u. A., und es fcheint fi, die Wahrhei
zu neigen. Denn nicht nur die Innere Wahrheit und die eigenthuͤm
der Eddalehre, fondern auch gefhichtliche Spuren fprechen für dat
die Echtheit derfelben. UÜber den Zufammenhang der deutſchen
bes Heldenbuchs mit der Edda find von den legtgenannten Schrif
anziehende Unterfuchungen angeftellt worden.
Edelind (Gerard), geb. zu Antwerpen 1649, Dialer u
reiten, und. um die Erlaubniß des ungehinderten Umgangs mit ı
den er näher bezeichnen wollte. Diefer Geifttihe war Firmon
bewilligte diefen Umgang, ſchlug aber den Aufichub ab. Firm
feines Geſchaͤfts mit der tiefften Ergebenheit. Cr erbot jich feibf
den Nichtplag zu begleiten. Es gefhah. Edgeworth flieg mit
ruͤſt; Ludwig entkleibete fich felbft. Die Büttel warfen ihn unt
Da fagte Edgemworth die Worte: „Sohn des heiligen Ludwig, fl
empor ! und das Beil fiel. Unter unendlichen Grfahren gelang cı
reich zu verlaffen. Er kam 1796 in England an. Pitt bot ihr
Königs einen anfehnlichen Sahrgehalt an; er lehnte ihn aber ab,
nicht vermehren wolle, welche die britifche Regierung mit fo viele
Gunſten der franz. Ausgewanderten auf fich genommen habe. %
worth Ludwig XVII. nad) Blankenburg im Braunfchweigife
nad) Mitau. Sein edler Charakter hatte fid) auch unverkennbar ;
gedruckt, wie folgender Zug beweiſt. Sein König ſchickte ihn
Hof, um dem Kaifer Paul den Orden bes heiligen Geiftes zu i
diefer Monarch wurde bei dem Anblid von Firmont's ehrwuͤrdig
flalt ergriffen, daß er fich vor ihm auf die Knie warf und um fe
Wie Edgeworth fein Leben Ungluͤcklichen mit evangelifcdyer Liebe
fo follte er e8 auch im Dienfte der Dienichheit verlieren. 1807 n
franz. Kriegsgefangenen nach Mitau gebracht, wo Edgeworth bei
lebte. Unter ihnen herrfchte ein anfteddende® Fieber, das die fuͤre
wuͤſtungen anrichtete. Firmont, hiervon nicht zuruͤckgeſcheucht,
ſter Verpfleger; er achtete keine Gefahr, aber von der Seuche ar
am 21. Mai 1807. Die Herzogin von Angoul&me verpflegte ihı
die Ednigliche Famitie legte Trauer um ihn an, und Ludwig XVI
Grabſchrift. S. E.'s Biographie im 4. Hft. der „Beitgenoffen”.
Edict (jur.), eine Öffentliche Belanntmadhung. Im altı
die hoͤhern Staatöbeamten, welche alljährlicy wechfelten, beim Ar
HR Afbfansliche ——— ala ah Man te
Ebdict von Nantes Edinburg 435
Zeitlang ausgeuͤbt zu haben ſcheinen, bis alle geſetzgebende Gewalt in den aus⸗
ãcßlichen Beſitz der Kaiſer kam. Auch fie bedienten ſich dabei zuweilen ber
ictsform, wiewol auch allgemeine Grundſaͤtze häufig in der Entſcheldung beſonde⸗
Säle ( Decrete und Reſcripte) ausgeſprochen wurden. Seitdem iſt der Name
ict allgemeinen landesherrlichen Verordnungen gleichbedeutend mit Patent, Man⸗
„Verordnung, Ordonnance u. ſ. w. geblieben. — Edictalladung, eine
atliche Vorladung, durch offenen Anſchlag an mehren Gerichtsſtellen und heut⸗
age Einruͤckung in Zeitungen, welche dann erlaſſen werden muß, wenn entweder
"Aufenthalt des Vorzuladenden unbekannt ift, oder unbekannte Intereſſenten
Käubiger, Erben) zu Wahrnehmung ihrer Rechte aufgefodert werden müffen.
ur ein competente6 Gericht kann den Vorgeladenen geroiffe Sriften fegen, in wel⸗
m fie fich bei Verluſt ihrer Anfprüche (Prächufion) zu melden haben; Privataufs
berungen der Art find ohne rechtliche Wirkung und die neuerer Zeit uͤblich gewor⸗
mm Drohungen, fäumige Schuldner mit Nennung ihres Namens öffentlich zu
buen, find eine unerlaubte Selbſthuͤlfe. 37.
Edictvon Nantes, f. Hugenotten,
Edinburg, Hauptſt. Schottlands, liegt in der zu Suͤdſchottland gehöre
Grafſchaft Edinburg oder Mid-Kothian, unmeit des Meerbufens von Forth,
woblangebauten Gegend. E. bat ſich im leuten Jahrh. bedeutend vergroͤ⸗
; die Hafenſtadt Leith eingefchloffen, mit welcher «6 ein faft zufammenhängens»
Banze bildet, fleigt die Zahl f. Einw. jegt auf 138,000, da es 1687 deren nur
00 zählte. Das eigentliche E. befteht aus der Alt: und Neuftadt, und ift
Ver ſchoͤnſten und Häglichften Städte zugleih. Die Altſtadt Hat nämlich ſchlecht
ste Däufer und enge winklige Straßen; bie erftern liegen auf und an einer An⸗
über und unter einander, und einige derfelben haben, von einer Straße aus
hen, zehn Stockwerke, während fie von der andern nur zwei oder drei zählen.
tiefe Kluft, welche den Namen North⸗Loch führt, trennt die Altftadt von der
„auf welcher die Neuftadt liegt. Die Verbindung zroifchen diefen getrenn⸗
Deilen Edinburgs wird durch zwei Brüden, die Nord: und Suͤdbruͤcke, bes
Erftere, ein Meifterftüd der Baukunſt, ift 310 Fuß lang, und befteht aus
men Bogen, von 68 Fuß Höhe, weldye, befonders wenn man fie von unten
et, eine hoͤchſt malerifche Wirkung hervorbringen, und ſowol durch ihre
Hleit als durch ihr ſchoͤnes Verhaͤltniß gefallen. Die zweite Brücke geht über
Blu der Vertiefung fichenden Häufer hinweg, und gewaͤhrt das fonderbare Schaus
af man von ihr auf die in der Straße Wandelnden hinabfehen kann. Gaͤnz⸗
on der Altſtadt verfchieden ift die Neuftadt, die fi) mit den fhönften Städten
arena meffen kann. Hier durchfchneiden fich bie 3 — 4000 Fuß langen und
100 Fuß breiten, mit fhönen, aus Quaderfteinen erbaueten, Häufern befegs
Etraßen in rechten Winkeln. Zwei große Pläge, St.Andrew's⸗Square und
de⸗GSquare, verfchönern biefen Theil Edinburgs, der jedoch ein geringeres
H von Menfchen zeigt als die Altſtadt. In dieſer iſt der alte Pataft ber
Briiyen Könige, HolyroodsBoufe genannt, ein großes altmodifche® Gebäube,
ein regelmäßiges Viereck bildet, und beffen Fronte auf beiden Eden mit
haben Thürmen geziert iſt. Im Innern zeigt man ben mit einer Reihe von
Men der fchottifchen Könige behangenen großen Saal und die Zimmer, welche
Risigin Maria Stuart bewohnte, und die noch ganz in ihrer damaligen Geftalt
a find, Man zeigt das Gabinet, in welchem die Königin mit ihrem Günft:
ie ſaß, als die Verſchworenen hineindrahgen. Auf dem Fußboden des
‚Beast fieht man noch einige Blutstropfen, welche die Stelle bezeichnen, wo
eo von den Verſchworenen umgebracht wurde. Sn neuern Zeiten diente dieſer
Vote eine Beltlang der vertriebenen franz. Königdfamilie zum Wohnfige. Auf
Ganz feilen Seifen, dem hoͤchſten Theile der Erhöhung, won die Altfladt ge«
8
Edinburgs fteht das große Doipital, von einem patriotiſchen Golbf
Deriot, 1650 geftiftet, oben an; auch Watſon's und Gillespie's H
Maifenhaus zeichnen fid) aus, An der Spige der gelehrten Anftalı
verfität, von Jakob VI. 1581 geftiftet, die 1326 gegen 2300 St
Am berühmteften ift von jeher die medicinifche Facultaͤt geweſen,
talentvollften Männer v. Schottland, einen Duncan, Brewſter, Th
Hope ıc., zu ihren Mitgl. zählt. Die Bibliothek der Univerfität en!
Bde. u. erhielt feitdem durch Ankauf d. verft. Prof. Reimarus in Ha
medicin. Differtationen einen anſehnl. Zuwachs. Bedeutender nor
tenbibliothek, für welche einer der ſchoͤnſten Säle des Parlamentsh:
worden ift. Unter den gelehrten Sefellichaften in Edinburg hat fi
ciety durch gründliche Abhandlungen bemerkbar gemacht. Auch we
ſellſchaft für Naturgeſchichte unt. d. Namen der Werner’fchen gefti
bereitungsfchule für die Univerfität dient die berühmte Higb-Schoo
E. hat große Kerzengießereien u. Seifenfiedereien, roichtige Whisky
Brennereien, Stärkefabriten, Sttumpftvirkereien, Stedinadels unt
Man verfertigt ſchoͤne Kutfchen, Uhren, Blech⸗ und Meſſingwaa
über Leich, einen ſtarken Handel, zu deffen Beförderung drei oͤffen
Privatbanken, mehre Affeeuranzgefellfchaften und eine Börfe bie
erroähnte Hafenftadt, wohin der Leith- Walk, eine fchöne, breite
Däufern und Gärten befegte Straße führt, ift eng und fchmusig, ı
Einw., Schifföwerfte, Scyiffsdoden, Glashuͤtten, welche Flaſchen
fern, die feibft den englifdyen vorgezogen werden, bedeutende Seif
große Magazine der Edinburger. Merkwuͤrdig find die in der Un
vereinzelt und fleil zu einer großen Höhe heranfteigenden Felſenma
mehre eine Höhe von 1000 Fuß haben. Sie find bafaltartig, ı
Theil eine prismatifche Form. Es erſcheinen in E., das mit %oı
des engliſchen Buchhandels theilt, viele größere enchklopaͤdiſche Wer:
Beitfhriften. (S. Engliſche Literatur und Encykto;
hatten. anhar Blaintbinsarlaite nan (ER TCehilhort mie Min uuh Q na
Eduard (Prinz v. Wales) Eduard (Karl) 437
n. Nach Philippe Tode (1350) wurde der Krieg gegen deſſen Sohn, König
ann, fortgefeßt, der (1356) bei Poitierd gegen den Prinzen von Wales, Eduard,
Schlacht und mit ihr die Freiheit verlor. Er wurde als Gefangener nad) Eng⸗
geführt, und nicht eher loßgelaffen, als bis er (1360) im Frieden zu Bretigny
Englaͤndern verfchiedene franz. Provinzen mit der völligen Oberherrfchaft abe
. Eduard IT. nahm nun den Titel: König von Frankreich, an, den feine
hfolger erft in den neueften Zeiten (7. Nov. 1800) wieder aufgegeben haben,
ı Diefen Croberungen ging unter Johanns Nachfolger, Karl V., ſchon Vieles
) bei Eduards Leben, das Übrige aber, bisauf Calais und Bordeaur, unter feis
NMachfolger, Richard II., wieder verloren, Eduard fah die glänzenden Tha⸗
[. Jugend durch das Unglüd f. Altere verdunkelt. Sein heidenmüthiger Sohn,
Prinz von Vale, Eduard (f.d.) flarb vor ihm 1376. Gerechtigkeitsliebe
der Eifer, den Handel emporzubringen und die Rechte der Nation zu befeftigen,
hamı Edwards DU. Megierung aus; höchftend koͤnnte man ihm eine zuweilen
Rteiebene Strenge und den Ehrgeiz, auch König von Frankreich werben zu wollen,
m Vorwurf machen. Eduard wedte den Gewerbfleiß der Engländer, und gab
Müche Befege zur Belebung des Handels. Um die Tuchwebereien zu befördern,
er Weber, Färber und Walker aus Flandern nach England. Er fliftete (1349)
—— vom blauen Hoſenbande, einen der aͤlteſten und angeſehenſten Or⸗
opa.
Eduard, Prinz von Wales und erſter Herzog von Cornwall, bekannter
dem Namen der ſchwarze Prinz, Sohn Koͤnig Eduards III., empfing 1362
ſ. Vater die Belehnung uͤber die Grafſchaft Poitou und die Fuͤrſtenthuͤmer
und Gascogne, und vermaͤhlte ſich mit Johanna, Tochter Eduards
et, Grafen von Kent. Kurz darauf (1363) ſuchte Peter der Grauſame,
avon feinem natuͤrlichen Bruder, Heinrich, ans Caſtilien vertrieben worden
Hülfe bei Eduard, der ſich in Guienne befand, und der Prinz verſprach ihm,
Abtretung von Biscaya, ihn wieder auf den Thron zu fegen, aing auch mit
bedeutenden Heer Über die Pyrenaͤen, ſchlug Heinrich bei Navarette, und
BL Freund Peter wieder ein, ward von diefem aber mit Undank belohnt, und
nichts, denn während diefe® Zuges hatte der Krieg zroifchen England und
fi) emenert, Eduard mußte nach Guienne zurüd, und ungeachtet eine®
den Fiebers ließ er ſich in einer Sänfte zur Belagerung von Limoges fra»
Der Pak wurde genommen, und der. Steger ließ, außer ber franz. Befakung
300 Einw. über die Klinge fpringen. Darauf ging er nach England; bier
in eine Entkräftung, die ihn im 46. J. f. Alters (1376) zu Weftminfter hin»
. Bon f. Todestage an verloren die Engländer eine Befisung nad der andern
Man weiß nicht, ob Eduard von dem Schreden, das er unter
geinden verbreitete, ober von der Farbe feiner Rüftung den Beinamen des
Prinzen erhalten bat. |
Eduard (Karl), Enkel Jakobs IT., K. von England, Sohn von Jakob
Bund und Clementine, T. des Prinzen Sobieſky, bekannt unter dem Namen
Prätendenten, war 1720 zu Rom geboren, wo f. Bater die Kreundfchaft
Dipfte Siemens XI. und Innocenz XIII. beſaß. Als dem legten Sprößling
dem koͤnigl. Haufe Stuart ward ihm von der Wiege an jened Streben eins
Masdıt, das ihn mit einer Bruft voll Muth und kühner Entwürfe fchon im 22,
—XX forttrieb, um den Thron ſ. Vaͤter wieder zu erringen. Unterſtuͤtzt von
mrimifchen Hofe, begab er ſich 2742, als ſpaniſcher Courier verkleidet, von Rom
Paris, und es gelang ihm, Ludwig AV. für ſ. Abſicht zu gewinnen. Schon
Ben u Dünkirchen 15,000 M. nah England eingefchifft werden, ald der eng»
he Amiral Norris die franz. Flotte, noch bevor fie in See gegangen war, zer⸗
ke, Dies benahm dem franz. Hof die Luft zu einer zweiten Unternehmung s
440 Egeria Egerton
Am 27. Jun. kam ein Boot mit ber Nachticht, daß zwei Schiffe ans!
mi allerlei Berarf und Briefen angefommen fein, welche die Verfihem
tigften Unterftügung enthielten. Indeſſen hatte Egebe f, Sohn Pauli
febichten malen laffen, ob den Groͤnlaͤndern vieleicht ein Begriff beizubrt
doch ihre Wißbegierde zu erwecken wäre, Da dies nicht gelang, guart
mic f, beiden Söhnen bei den Gröntändern ſelbſt ein, um ihre Sprach
Sorgfältig zeichnete er alle Worte auf, deren Sinn er errieth; thatoftr
gefahr weite Reifen, um bie entfernten Groͤnlaͤnder aufzufuchen Ihe
zu gewinnen, welches ihm durch taufend Wohlthaten in einem hohen &
ober auch, um neue Handelsvortpeile für die Krone aufzuſuchen, weit
ihm jaͤhrlich ein Schiff zu ſchiken. Was ihm nicht gelang, das ge
nen, beſonders dem Paul, das Gronlaͤndiſche zu erlernen. Extiehit
3. in Kopenhagen die Gottesgelahrtheit ftudiren, zum Prediger eimmei
zum Nachfolger in Grönland geben. 15 I. hatte Egede, der Vater, i
unfer unaus ſprechlichen Muͤhſeligkeiten zugebracht, und 17361
hagen zuräd, um neye Vorfchläge zur Unterftügung ber gröntändifden
meinde zu thun. Die Regierung ernannte ihn zum Oberauficher ber gr
Miffionen, und beſtaͤtigte ſ. Sohn Paul im Amte eines dortigen
Als das Alter ihn zu f. ehrmürdigen Verrichtungen unfähig machte, jı
die Inſel Falſter zuruck, und ſtarb dafelbft 1758, Geine Schriften
gefehrieben und audy ins Deutfcye überfegt. Sie befchäftigen ſich mi
& ſchichte Groͤnlande und f. dortigen Bemühungen, Erfahrungen und
. Sohn, Paul Egede,geb. 1708, war vom 12. 3. an Gehuͤlfe ſ.
1723 nad) Kopenhagen, und brachte einige Grönländer mit, um fiei
nen Handwerken unterrichten zu laffen; aber fie flachen ſaͤmmtlich an?
Ungeachtet f. großen Neigung zum Seedienft, fügte er ſich doch dem Bi
ter , ſtudirte die Gotteögelahrtheit, und erhielt das Miffionsamt u
1734 ging erzu diefer Beftimmung ab, führte neue Coloniſten mit fi
big 1740 daſelbſt. In diefem I. kehrte er nach Kopenhagen zurlı
Stelle eines Kaplan am Hospital zum heil. Geift und den Auftrag, nı
die geönländifche Miffion zu forgen. Auch wurde ihm das Divectoriur
er A pie
nen, befonders dem Paul, das Sconländifche zu erlernen. Er
J. in Kopenhagen die Gottesgelahrtheit ftudiren, zum Prediger €
zum Nachfolger in Grönland geben. 15 3. hatte Egede, der Ba
unter unausfprechlichen Mühfeligkeiten zugebracht, und Eehrte 1
hagen zurüdl, um neye Vorfchläge zur Unterflügung der gröntänd:
meinde zu thun. Die Regierung ernannte ihn zum Oberauficher t
Miffionen, und beftätigte f. Sohn Paul im Amte eines borti
Als das Alter ihn zu ſ. ehrwuͤrdigen VBerrichtungen unfähig mad)
die Inſel Falſter zuruͤck, und ftarb dafeibft 1758, Geine Sch
gefchrieben und auch ind Deutfche überfegt. Sie befchäftigen fi
eſchichte Groͤnlands und ſ. dortigen Bemühungen, Erfahrungen
S. Sohn, Paul Egede,geb. 1708, war vom 12. J. an Gehuͤl
1723 nad) Kopenhagen, und brachte einige Grönländer mit, ur
nen Handwerken unterrichten zu laffen; aber fie ftarben ſaͤmmtlich
Ungeachtet f. großen Neigung zum Seedienft, fügte er ſich Doch dei
ters , ſtudirte die Sottesgelahrtheit, und erhielt das Miffionsu
1734 ging er zu diefer Beftimmung ab, führte neue Eoloniften ı
bis 1740 daſelbſt. In diefem 3. Eehrte er nad) Kopenhagen,
Stelle eines Kaplans am Hospital zum heil. Geift und den Aufte
bie groͤnlaͤndiſche Miffion zu forgen. Auch wurde ihm das Direct
tal der MWaifenkinder und eine Stelle im Rathe der Miſſionen ge
J. ernannte ihn der König zum Bifchof von Grönland, Er ſta
bat von ihm Nachrichten über Grönland, ale Auszug eines vor
halt. Tagebuchs; bänifch zu Kopenhagen 1789, 12. Kerner ei
groenlandicum‘‘ (ebendaf. 1754); eine „„Grammalica groe
liberf. des Evangeliums, der 5 Bücher Mofis, mehrer dänifcher
gien, und ber „Nachfolge Chriſti, von Thomas a Kempis, ir
Egeria, eine Nymphe, welche bei den Römern in gi
ftand, unb mit meldyer der König Numa In einer geheimen Ver!
442 Egoismus Ehe
Niederlanden geſchickt hatte, um die Aufruͤhrer zu begäpmen, zu Bräffelt
Dies geſchah am 5. Juni 1663, in Egmont's 46.3. Er flarb mit vn
der den Hilden bezeichnet. Der franz. Gefandte meldete dies Ereigrij .
den Worten: „Ich gabe dies Haupt fallen fehen, das zweimal Frank
machte!” Egmont hatte vorher an Philipp II. gefchriebem: „daß er nie
‚gen die atholifche Religion unternommen und nie feine Pflichten als gu
than verlegt habe’; aber man wollte ein ſchteckendes Beiſpiel geben. $
drüdte ſich hierüber fo auß: „er habe dieſe beiden Köpfe fallen Laffen, mei
ſolche Lach8töpfe mehr werth fein als mehre Taufende von Froͤſchen⸗.
Nacytommenfchaft erloſch in Procopius Franz, Graf v. Egmont, der C
Cavalerle des Königs von Spanien und Brigadier der Armeen des 2
Stankreich war, und kinderlos zu Fraga in Aragonien (1707) im 38
©. 3.3. de Cloet: „Eloge historique du comte d’Esmont etc“
1825.) (Marimilian von Egmont, Graf v. Büren, Ben. m Chef Kaiſer
der ſich in den Kriegen gegen Franz I. außzeichnete, wwar von einer anden
Egoismus, Die Natur hat einem jeden Menſchen die Selb
gepflanzt. Diefer zufolge betrachtet er die Dinge in Beziehung auf ſich
fie itm angenehme ober unangenehme Empfindungen madyen, ihm ni
ſchaͤrlich find. Diefe verabfcjeuet und meibet, jene hingegen liebt un!
Aber aus Sciöftliebe wird öfters Selbſtſucht (Egoismus), wo das Ver:
Befriedigung perfönlicher VBebürfniffe die herrfchende Begierde wird,
Pflichten gegen Andre und ihr Wohl nicht mehr beruͤckſichtigt werden. :
finnliche oder thierifhe Egoismus hat die Befriedigung thierifcher Bedkr
Zweck, und ift verabfcheuungsiwerth, er mag nun offenbar oder unter di
der Beſcheidenheit verborgen fein, weil er bie Perfon tief erniedrigt; ber
trachtet die hoͤchſten Gegenftände der Menfchheit als Genußmittel. 8
ſcheidet einen-togiichen, Afthetifchen und praktiſchen. Der logiſche Ego
hält es für unnöthig, fein Urtheis auch am Verftande Andrer zu prüfen.
fid) in Eigenfinn und Paradoxienſucht. Der äftpetifche Egoift beguix
feinem Gefhmade, wie fehr auch bie Kritik ihn cechtmäßig table. Der
Egoift endlich ift der, welcher alle Zwece auf ſich einſchraͤntt, der fein
444 Ehebruch
tm und Katholiken angenommenen Hinderniſſe, als vorhergegangem
Verſchiedenheit der Religion, entferntere Blutsverwandtſchaft und Scm
fowie die beiden Katholiken allein geltenden Hinderniſſe, als das Keuſct
geiftliche Verwandtfchaft ıc. waren im „Code Nap.* nicht gültig. ?
noch waren die Verſchiedenheiten ruͤckſichtlich der Eheſcheidung umd des
Zu gaͤnzlicher Eheſcheidung find nach proteſt. Ederechten die Urſace
bruch für beide Theile (nach dem kathol. Eherecht aber bloß zur beftänt
dung von Tiſch und Bett), nach „Code Nap.“* in der Regel blof fr da
und nur dann für die Ehefrau, wenn der Ehemann ſich den Ehebtuch im
erlaubt hat, welches beide Ehegatten bewohnen. 2) Die böslice
3) Die boͤsliche Verweigerung der ehelichen Pflicht. Won beiden |
„Code Nap.“* bei Aufzählung ber beftimmten Urſachen gänzlicher Ser
find die Urfachen dieſes Schweigens über diefen Punkt in ben weiten Z
über das Gefeg zu fuhen. 4) Graufame Behandlung und Lebensnat
Diefen fügt der „Code Nap.*‘ noch grobe Injurien bei. Streitige &x
fachen bei den Proteftanten find: a) Impotenz, b) beftänbige Krankhe
ferei, c) unverföhnficher Haß, d) Verurtheitung wegen grober Verbtech
gere Gefängnißftrafe. Der „Code Nap.“ aber fegte ausdruͤcklich a
dungsurfahen feſt: a) Verurtheilung eines Gatten zu entehrender €
Tieß durch den bürgerlichen Tod die Ehe von Rechtswegen aufheben, und
felfeitige Einwilligung der Ehegatten, unter befondern Einfchräntungn
Mann muß über 26, die Frau Über 21, aber noch nicht 45 3. ale fen
Ehe muß über 2 Jahre gedauert haben. 3) Die Ältern müffen darı
4) Sie müffen ihre civlirechtlichen Verhältniffe regen Sonderung der
ziebung der Kinder ıc. bereit geordnet haben. 5) Sie müſſen auf d
ſchaftlichen Gefuche nach Verfluß eines Jahres beharren, und es darf
derfelben binnen 3 3. nad) audgefprochener Ebeſcheidung ſich wiedern
then. In mehren deutfchen proteftantifchen Ländern hat man fehon |
Zeit den Weg einſchlagen Eönnen, daß beide Gatten ſich mit Bittfchri
Fuͤrſten gewendet haben, welcher fobann, kraft landesherrlidher und
Macht, ohne weiteres, oder nad) vorgängiger Unterfuchung, die Scheiti
Ehepacten Ehre 445
Schrift von R. M. von Soms-Euningham „Über moralifchen Ehebruch ꝛc.“
g 1811). |
Ehepacten, die bei Schließung ber Ehe zu Beftimmung der perſoͤnlichen
kermögensverhältniffe, ſowol während der Ehe, als auf den Todesfall, abges
men Verträge. Sonft wurden fie auch Ehezärter, Cheberedung
It.
kheſcheidung (divortium). Da die Ehe, ihrem Weſen nach, auf Liebe,
"zfcheinung nach auf einem Vertrage beruht, fo kann fie zwar niemals aufbes
:@- Zeit abgefchloffen werden, und ift mithin, ihrer Idee nach, ein erft mit
ode zu endigendes Geſchlechtsverhaͤltniß. Da aber in der Wirklichkeit weder
kgung Derer, bie in ein ſolches Verhaͤltniß zu treten erfläten, immer wahrs
iſt, noch auch durch Zwang tealifirt werden kann, indem die Außere Ges
Egemeinſchaft ohne die innere und ohne die Liebe unſittlich iſt: fo können auch
rabe und Handlungen der Ehegatten, welche dieſen Foderungen und mithin
wecke der Ehe widerfprechen, Gründe zur Trennung derfelben werben. Man
de Ehefheidungsurfahen.(S. Ehe.) Übrigens iſt e8 angemeffen,
ch bei der Trennung der Ehe die Kirche mitwirfe, und daß, wie bei ihrer Ein»
in gewiſſe Sormalitäten flattfinden.
Ehbeverlöbniß, fe Sponfalien, |
Ehre ift die perfönliche Würde, die wir befigen, inſofern fie vor uns felbft
A Andern anerfannt wird. Hierauf beruht der Unterfchied der innern (mo⸗
=) und Äufern Ehre. Auf jene bezieht fich der Ausdruck: Ehre haben, auf
Kr Ausdrud: in Ehren fiehen, oder halten ; ferner Ehrerbietung, d. i. bie
Deung, welche mit äußerer Chrenbezeigung verbunden ift, ein beſcheidenes
onen unter Höhere. Ehrfurcht, eine tiefe Hochachtung mit Erkenntniß
Bängigkeit und Untermwürfigkeit, ſowie mit Entfernung eines Betragens vers
wm, welches um die Gunft und den Beifall des Höhern bringen kann. Oft
merden dieſe Ausdrüde bloß als Worte gebraucht. Das mehr oder minder
Bewußtſein Deffen, was man feiner Ehre ſchuldig ift, heißt Ehrgefuͤhl,
F und natürliche Streben nach Ehre, Ehrliebe, das zu lebhafte oder
ftliche Streben aber Ehrgeiz und Ehrſucht. Übrigens ift die Aus
, welche von der innern ausgehen follte, wiederum die bürgerliche Ehre
Hupt, welche Jedem zukommt, dem man nichts Geſetzwidriges vorwerfen
der die Amtes und Standesehre insbefondere, die aufdem Beſitz des Stans
d Amtes beruht, infofern man ſich deflen würdig bezeigt. So befteht z. B.
we des Kriegers in der Tapferkeit, die Ehre des Kaufmanns im Credit u. ſ.w.,
wr biefe Eigenfchaften einer Perfon, die vermoͤge Standes oder Amtes fie bes
Kl, mwidertechtlich abfpricht, und ihr die hierauf ſich beziehende Ehre nicht bee
Begeht eine Injurie(f.d.). Mit der bürgerlichen Ehre aber ift die Ehr⸗
eit genau verwandt, welchen Ausdrud der Sprachgebrauch auf firenge Recht»
Ein Beziehung auf fremdes Eigenthum befchräntt hat, weil diefeß das erfte ift,
san im bürgerlichen Verkehr von jedem Menfchen verlangen, wenn auch nicht
erwarten darf. Doc, fagt das Rechtsſprichwort: Qnilibet praesumitar
», donee probetur contrarium (Man muß Jeden aͤußetlich für einen ehrli⸗
Rann halten, bis dad Gegentheil erwiefen.ift), weil Ehrlichkeit eine Tugend
wech welche man das Zutrauen der Menfchen erwicht, bie Abfprechung derfels
ver duch Zhatfachen vor Gericht gerechtfertigt werden muß, indem fie Leicht
wethwendigen Zutraueng beraubt, und den Bürger der Gefeße unmwerth und
ar erflärt; daher laͤßt man aud) die Verficherung gelten, wobei mar ſich auf
Ehrlichkeit beruft, und fie gleichfam zum Unterpfande gibt. Sie gehört zur
Gaffenheit und ſchließt Wahrhaftigkeit und Zreue verbunden in ſich; eigen-
E Betrug und Treuloſigkeit find ihr Daher entgegengeiekte Wer Kaoryaaiiiı
446 Ehrenberg
bie bürgerliche) Ehre nicht befigt, wird ehr lo s genannt. Ehrlo ſigke
ſchaͤndũche Handlungen aller Art, befonder® auch durch grobe Werbrd
mit entehrenden Strafen belegt werden, entftandene Beraubung ir
Achtung, aufdie fonft Feder von Rechtewegen Anfprudy machen fıza
famie.) Die mit geroiffen Gewerben verbundene EHrlofigkeit if e
Barbarei voriger Zeiten, und neuerdings ziemlich überall abgefäyafft we
Merkmale der aͤußern Ehre find Ehrenzeichen und Ehrenfielti
Eh renaͤmtern verfteht man foldye Ehrenftellen, die mit feiner oderı
Beſoldung verknüpft find. Ehrentitel find Dapeun bloß Zeichen vor
tern, vermöge welcher Jemand gar nichts von Amtswegen zu thunh
bloß einen gewiſſen Rang in ber bürgerlichen Geſellſchaft genießt. Ebı
find Angelegenheiten, Infonderheit von ſtreitiger Art, bei welchen man in
an feiner äußern Ehre zu leiden. Da ſolche Ehrenfachen oft zu blutig:
(Duellen oder Zweilämpfen). Anlaß geben, fo hat man fie hin und mie
fondere Ehrengerichte beizulegen geſucht. An einigen Orten z. ®.
fit, in einem Theil von Schlefien gibt es dergleichen, welche aus hohen:
ſtehen (auch die Ehrentafel genannt), welche über alle die Ehre des At
ben Angelegenheiten entfcheiben müffen. Allein der fogenannte Ehr
ober das point d’honneur, wollte e8 anfänglich; nicht leiden, daß ſolche
richtlich entfchieden wärben, weil der Stand der ftreitenden Parteien in |
gen fobere, daß Jeder mit eigner Kraft und eignem Muthe feine Anfp
fege, oder fih Genugthuung verfhaffe. (Vgl. Iweitampf). Unt
ſch ulden verfieht man gewoͤhnlich Spielſchulden, weil diefe nicht auf
den koͤnnen, mithin bloß die Ehre zu deren Bezahlung verpflichtet. €
(Honorar) nennt man bie Vergütung, bie ein Lehrer von feinen Schälm
lefungen, ein Schriftfteller vom Verleger, ein Arzt von ben Kranken ode
verwandten für feine Bemuͤhung erhält, die eigentlich nicht nach Ga
werben kann, und daher mehr um ber Ehre als um der Befolbung willen
men werben ſollte. Ehrengefhentund Ehrengabe ift Dasjeni
manchen Orten vorzüglich — fuͤrſtlichen Perfonen aus at
d
448 Eſthland Ei
Kriegsvoͤlker und Schiffe zu bewirken, dem Herzoge von Suͤdermanain
gentſchaft zu entreigen Und ihn feibft, wenn er Widerſtand eiftete, ans
au faffen, und den jungen König mit der vollen Obergewalt zü beftrdr.
welche Armfelt, det kutz vorher als Geiandter nach Neapel gegangın ws
und die ein Staliener, der, man weiß nicht wie, dazu gekommen war, ar
diſche Regierung geſchickt hatte, waren beinahe die einzigen Beweite, die
die Angeklagten vorbringen konnte. Armfelt find Schutz in Neapelin
Rußland, und ba man ihn nicht erreichen konnte, fiel defto ſchweret au
ſchuldigen eine Rache, welche weniger von dem Regenten, als von einige
gen, die man in den aufgefangenen Briefen laͤcherlich gemacht hattz,
wurde. Ehtenſtroͤm, der fih während der Verhandlungen ſehr birett
reich vertheibigt hatte; wurde zum Schwerte verurtheilt. Cr ging mit
Entſchloſſenheit zum Blutgeruͤſte. Seine hagere Geſtalt, und ſein la
Bart, den man ihm während einer neunmonatlichen Gefangenſchaft nic
men hatte, gaben ihm ein wildes und kuͤhnes Anfehen. Auf dem!
las er mit der größten Kaltblütigkeit die bafelbft angehefteten Todesurtheil
mar ber Scharfrichter bereit, den Todesſtreich ihm zu geben, ald man t
teilten Gnade antündigte. Die Tobeöftrafe ward in ewige Gefange
der Feſtung Katlftein umgewandelt. Als Guſtav IV: zur Regierung fa
er diefer Haft ein Ende, und gab Alten, die ihm einige Jahre früher zun
Gewalt hatten verhelfen wollen, Beroeife.feiner Gunſt. Ehrenſtröm at
meiſten gelitten hatte, wurde am meiften vernadjläffigt, und erhielt einen}
womit er ſich in die Abgeſchiedenheit zuruͤckzog.
Efihland, ober Statthalterfhaft Neval, ber noͤrdliche Thei
ſchen Provinz Liefland, hat auf 3I0 DM: 302,600 Einw. und bei vin
boden ergiebigen Getreidebau, Hanf, Flachs, Rindvieh, Pferde ı. R
Hauptſtadt. Die Eſt hen, eine finnifche Völkerfchaft, gehörten ſchen
ten Zeiten zu der ruſſiſchen Monarchie, und führten ben Namen Tſchr
ber Folge fuchten fie fich dieſer Oberherrſchaft zu entziehen; und feit 3
Rand dem deutfchen Orden verkauft wurde, muchte es einen Theil des ik
Staates aus, mit welchem es, nachdem e8 100 Jahre unter Schwede
Eichhorn (Friedrich Kar) * Eichſtedt 451
gt. Mehre einzelne Abhandlungen ftehen in den „Commentarien der göttingie
ven GSocietät der Wiſſenſchaften“ und in den „Fundgruben des Orients“. Seit
313 leitet er die Herausgabe der „Goͤttingiſchen gelehrten Anzeigen”. 26,
Eichhorn (Friedrich Karl), ausgezeichnet als Forfcher der deutfchen Ges
Jichte und Rechte, des Vorig. Sohn, geb. 1781 zu Jewa, ftudirte in Göttingen,
brte daſelbſt eine Zeitiahg und ward 1805 als Profeffor der Rechte in Srankfurt
d. O. darauf 1811 zu Berlin angeftellt, wo er bis 1817 blieb, als er in glei⸗
ver Eigenfchaft nach Göttingen kam. Im Feldzuge 1813 erwarb er fich das eis
erne Kreuz und den Wladimirorden; 1819 waid er hanöverifcher Hofrath, Die
heſchichte Deutſchlands in befonderer Beziehung auf Ausbildung der Staatövers
affung und der volksthuͤmlichen Rechte und Gefeggebungen, war früh der Gegen:
kond ſ. Forfhungen, deren Ergebniß ſ. „Deutſche Stantd = und Rechtsgeſchichte“
war, die zuerft 1808 — 18, und in der 3. Aufl. Göttingen 1821 — 23, 4 Bde.,
erſchien. Gemeinſchaftlich mit Savigny und Göfchen gibt er feit 1815 eine „Zeit
Weift für gefchichtlicye Nechtöwiffenfchaft” heraus, worin befonders f. Abhandlung
bee den Urfprung der deutfchen Städte, eine weitere Ausführung f., in dem oben
‚gaannten Werke dargelegten Anfichten hervorfticht. 26.
Eich ſt aͤdt (Heinrich, Karl Abraham), einer der vorzuͤglichſten Philologen
'wb Humaniften neuerer Zeit, geb. d. 8. Aug. 1770 zu Oſchatz, wo er zum Theil
we f. Vater, einem Prediger, dann aber auch vorzüglich auf der dortigen Schule,
ia den alten Sprachen Unterricht erhielt. Inf. 12.8. ging er nach Schulpforta,
im 15. bezog er die Univerfität Leipzig, wo er fich der Theologie widmete, ohne
Mekhatb den bumaniftifchen Studien zu entfagen. Seine Hauptbildung verdanfte
es Rorus, Platner, Bed und Reiz; mit dem erftern ftand er mehre Jahre in ens
Fan Verhaͤltniſſen, wodurch er in den Stand gefegt ward, deffen treffliche Biblio⸗
Ib in benugen. Er ward 1789 Magifter, fpäterhin durdy öffentliche Vertheidi⸗
einer Differtation Privatlehrer der Philofopbie und 1795 außerordenti. Pro:
derfeiben. 1797 berief ihn der Hofrath Schüg in Jena, der damals einen
Behälfen bei ber „Allgem. Riterat.sZeitung” brauchte und wünfchte, dorthin, wo
mit diefer Anftalt in nähere Verbindung trat. 1800 wurde er nach Walch's
Director ber großherzogl. Inteinifchen Gefellfchaft, die Ihm ihre neue Organi⸗
und dadurch ein neues Leben verdankt. Er gab auch ihre acta heraus. 1801
Bad er von dem Herzoge von Sadıfen = Meiningen zum Hofrath ernannt, und im
3. erhielt er, auf Berantaffung einiger an ihn ergangenen Anträge zu Profefs
in Danzig, Königsberg und Dorpat, einen Jahrgehalt vom gotbaifchen Hofe.
A der Hofrath Schuͤtz 1803 Jena verließ, ward Eichftiidt zum ordentl. Profeffor
Veredtſamkeit und Dichtkunft ernannt, und begann in demfelben Jahre die neue
Semifhe Allgemein. Literat.⸗Zeitung“, deren Redaction er noch gegenwärtig bes
1304 wurde er Oberbibtiothefar der Univerfitätsbibliothet, 1808 von der
Serlsgifchen Facultaͤt zu Rinteln zum D. der Theologie und das Jahr darauf vom
g von Weimar zum Geheim. Hofrath ernannt. S. Hauptarbeiten find,
Wels Ausg. von Claſſikern (Diodorus Siculns, Halle 1800 — 2, 2 Bde., und
Bares, Leipz. 1801), theils Eritifche, das Studium der echten Interpretation beförs
kende Abhandlungen („De dramate Graecorıum comico satyrico‘‘, Leip} 1793,
Mer Tibull, Phaͤdrus ıc.), und Überſetzungen hiftorifcher Werke, die ſich zunaͤchſt
uf das griechifche oder roͤmiſche Altertbum beziehen (Mitford’8 „Geſchichte Gries
Genlande”, aus dem Engl., Reipzig 1802 — 8, 6 Bde). Man rühint die Eles
ya, Kraft und Gewandtheit feines lat. Style, ben man mit vollem Rechte clafs
Wi nennen Eann.
Eichſtedt (Aidyftädt), Hauptft. des bairifchen Regenkreiſes an der Alts
mit 6000 Einw., urfprünglidh ein vom heil. Wilibald um 740 in einem
KEcqwalde des Nordgaus angelegtes Kiofter, dann der Sig eines gefürfteten, vom
29°
m
Eichhorn (Johann Gottfried) @
die Apokryphlſchen Schriften”‘, bie ſaͤmmtl. 1804 — 14 un =
che Schriften” In einer umgearbeit. Ausg. (Leipzig, 7 Bde.) m — "en.
ie latein. gefchrieb., 1791 zu Göttingen herausgek, €
Durch diefe Werke wirkte er auf das thätigfte zur Werbrei
uf die Kenntniß des biblifchen Alterthums und der morg:
legründeten Beurtheilung der biblifchen Schriften An jene‘
— 93 zu Nürnberg mit Einl. und Anmerk. von Gabler
", worin er die mofaifche Urkunde kritiſch prüft. Zwar ſtets
ten, wie außer einzelnen Abhandlungen, f. Werk Uberbie
Göttingen 1816 — 19, 3 Bde.) bezeugt, wandte ſich
Gebiete der Gefchichte. Zuerſt widmete er ſ. Thaͤtigkeit dee
ten Literatur, bie er in Jena und Göttingen mehrmal in fe
erläutert hatte, wodurch er Sinn und Neigung für biefen
Studiums erwedte, und zu einer zwedimäßigern Behand)
beiteug. Er entwarf den Plan zu einer 1796 begonnenen
je und Wiſſenſchaften feit der Wiederherftellung berfelben
hrh., deren einzelne, unter verſchiedenen Titeln erſchien—
die Geſchichte der Poeſie und Beredtſamkeit von Bouterwe
gowiſſenſchaften von Hohet, auch beſondere Werke bilden. — —
vollendet gebliebene „Allgemeine Geſchichte ber Cultut — ——
topa" in 2Bdn. Später gab er die Leitung dieſes en —⸗
geſammten Literargefchichte begann er 1799 (Göttingen) bj
diefes Werts folgte erſt 1814 die zweite, welche die Lite u —
letzten Jahrh. erzählt," nachdem jene zwei 3. früher ineimer - —
war. Ein umfaſſenderes Werk über die Geſchichte det tr —p gr
mge bis auf die neueften Zeiten begann er 1805. Auch — —
hmung tuht ſeit 1812. Es iſt nur erſt die allgemeine Ül
in den aͤltern, mittlern und neuern Zeiten unter ben verfe >
teratur der fchönen Redekünfte geliefert worden, von der —— u
en Wiſſenſchaften aber bloß die, im 6. Bde. des Werks EEE zur
irbeitete Gefchichte der theologifchen Wiſſenſchaften Volt — ——— -
jan auch die Bearbeitung ber uͤbrigen Wiffenfchaften erwa'“— —⸗—
ſtellungen aus dem Gebiete der Völkergeſchichte begann — —
t der franz. Revolution’, welche die Begebenheiten na — —
Quellen und Huͤlfsmitteln (in 2 Thin.) erzaͤhtt. u
tellung der Weltgeſchichte, meift nad) Gatterer's Plan,
ft. erſchien, 1814 mit bem 3. Bde. — und 18
ſuem bearbeitet ward. Er hatte den Plan, mit dieſem > —
mlung bewelſender Stellen aus den Quellenſchrifttele⸗)1(URVR
Mittelalters zu verbinden, für die Gefcichte der neue —— —
wichtigſten Staatsurtunden hinzuzufügen, um auf —
ing hinzulelten, es iſt jedoch bis jetzt nichts as die Kummer ee u — — .
ibern der Römer Antiqua historia ex ipsis veleru__ _ ur ——— —
hs contexta“‘, Göttingen 1811) in 2 Bon, und? = —# ui.
ja ex ipsis veferum script. graecor. narrat. Cont— Mer ur = —
erſchienen. Die „Geſchichte der drei legten Jahthund ⸗)DBBe—⸗
Inen Überblicke, al nad) den in den einzelnen Linder — ur.
ind Amerikas vorgefaliinen Veränderungen, er "rl Da
in der 3. Ausg. in 6 Bdn., welche die Gefhiht- — — —
ten. Sein lehtes hiſtoriſches Werk ift die ütgeſt 7 —
"7 nr (Hanover 1817), woriu er bie After HF HR
16 zu den fernſten gefhichtlihen Spuren — ur —— re =
Eichhorn (Friedrih Kart) Eichſtedt 451
Mehre einzelne Abhandlungen ftehen in den „Commentarien ber göttingie
Gocietät der Wiffenjchaften‘ und in den „Kundgruben des Orients“. Seit
b leitet ex die Herausgabe der „Söttingifchen gelehrten Anzeigen“. 26,
Eichhorn (Friedrich Karl), ausgezeichnet als Forfcher der deutfchen Ges
te und Rechte, des Vorig. Sohn, geb. 1781 zu Ja, ftudirte in Göttingen,
daſelbſt eine Zeitlahg und ward 1805 als Profeffor der Rechte in Frankfurt
.D., darauf 1811 zu Berlin angeftellt, wo er bis 1817 blieb, als er in glels
Sigenfchaft nach Göttingen fam. Im Seldzuge 1813 erwarb er ſich das eis
Kreuz und den Wiadimirorden; 1819 ward er handverifcher Hofrath. Die
jichte Deutfchlands in befonderer Beziehung auf Ausbildung der Staatsvers
ng und der volfsthlimlichen Nechte und Gefeggebungen, war früh der Gegen:
ſ. Korfchungen, deren Ergebnif ſ. „Deutfche Staats s und Rechtsgeſchichte“
die zuerft 1808 — 18, und in der 3. Aufl. Sättingen 1821 — 23, 4 Bde.,
en. Gemeinſchaftlich mit Savigny und Goͤſchen gibt er feit 1815 eine „Zeits
t für gefchichtliche Rechtswiffenfchaft” heraus, worin befonders ſ. Abhandlung
den Urfprung ber deutfchen Städte, eine weitere Ausführung f., in dem oben
anten Werke dargelegten Anfichten hervorfticht. 26.-
Eichftädr (Heinrich Karl Abraham), einer der vorzuͤglichſten Philologen
Humaniſten neuerer Zeit, geb. d. 8. Aug. 1770 zu Oſchatz, wo er zum Theil
fe Vater, einem Prediger, dann aber auch vorzüglich auf der dortigen Schule,
en alten Sprachen Unterricht erhielt: Inf. 12. 3. ging er nady Schulpforta,
im 15. bezog er die Univerfität Leipzig, wo er ſich der Theologie widmete, ohne
ialb den humaniftifchen Studien zu entfagen. Seine Hauptbildung verdankte
Rorus, Platner, Bed und Reiz; mit dem erſtern ftand er mehre Jahre in ens
WBerhältniffen, wodurch er in den Stand gefegt ward, beffen treffliche Biblio⸗
zu benugen. Er ward 1789 Magifter, fpäterhin durch Öffentliche Vertheidi⸗
z einer Differtation Privatlehrer der Philofophie und 1795 außerordenti. Pro⸗
& derfeiben. 1797 berief ihn der Hofrat) Schü in Jena, der damals einen
fen bei der „Allgem. Riterat.Zeitung” brauchte und wünfchte, dorthin, wo
diefer Anftalt in nähere Verbindung trat. 1800 wurde er nad) Walch's
"Director der großherzogl. fateinifchen Geſellſchaft, bie ihm ihre neue Organis
und dadurch ein neues Leben verdankt. Er gab auch ihre acta heraus. 1801
B er von dem Herzoge von Sacıfen = Meiningen zum Hofenth ernannt, und im
J. erhielt er, auf Veranlaffung einiger an ihn ergangenen Anträge zu Profefs
Sin Danzig, Königsberg und Dorpat, einen Sahrgehalt vom gothaifchen Hofe:
der Hofrat) Schuͤtz 1303 Jena verließ, ward Eichftädt zum ordentl. Profeffor
Deredtſamkeit und Dichtkunft ernannt, und begann in demfelben Jahre die neue
aifche Allgemein. Literat.Zeitung”, deren Redaction er noch gegenwärtig bes
1804 wurde er Oberbibliothefar der Univerfitätsbtbliothet, 1808 von der
BNogifchen Bacultät zu Rinteln zum D. der Theologie und das Fahr darauf vom
Bfherzog von Weimar zum Geheim. Hoftath ernannt, S. Hauptarbeiten find,
48 Ausg. von Claſſikern (Diodorus Siculns, Halle 1800 — 2, 2 Bde., und
tez, Leipz. 1801), theils Eritifche, das Studium der echten Interpretation beförs
be Abhandlungen („De dramate Graecorum comico satyrito‘‘, Leip; 1793,
Tibull, Phädrus ıc.), und Überfegungen hiftorifcher Werke, die ſich zunächft
das griechifche oder roͤmiſche Alterthum beziehen (Mitford’s Geſchicht⸗ Grie⸗
lands”, aus dem Engl., Leipzig 1802 — 8, 6 Bde.). Man ruͤhmt die Ele⸗
» Kraft und Gemandtheit feines lat. Style, den man mit vollem Rechte clafs
nennen kann.
Eiddyſtedt (Aichſtaͤdt), Hauptſt. des bairifchen Regenkreiſes an der Alte
ET, mit 6000 Einw., urfprünglicy ein vom heit. Wilibald um 740 In due
)walde bes Norbgaus angelegtes Kiöfter, dann der Sie on artirtieten, vom
g [)
Fu
die Walpurgiskirche, in weldyer die Bruftgebeine der heil. Walpurgi
MWalpurgisdt — eine Art Bergoͤl — geben follen, find befannt.
Eid (jnsjurandum, juramentum), die feierliche Verſich
rufung Gottes und bei der Hoffnung auf deffen Gnade (So wahr ı
daß man etwas thin werde, oder daß man etwas für wahr halte,
ten ſchon bie alten Völker, und leifteten ihn bei mandyen für heili—
genftänden; das Chriſtenthum kennt nur die oben angegebene Forn
liken fügen jedoch die Heiligen noch hinzu; einige chriftliche Religior
e8-für ſuͤndlich zu ſchwoͤren und geben nur eine feierliche Verficheru
wort. Die Eide zerfallen in 2 Haupiclaffen: I. Eide, wodurch
verfichert wird (juram. assertorium), entweder weil man es aus ı
mung weiß (jnram. veritatis), oder weil man nad) reiflicher Überleg
haͤlt (e8 von andern glaubwürdigen Leuten fo gehört hat ober aus
figen Gründen fchließt; wenigftens feinen Grund hat, das Gegentt
zunehmen, juram. credulitalis s. ignorantiae). Zu bdiefen affı
gehören die meiften im Proceß vorfommenden: der Gefährde
glaube gerechte Suche zu haben, daß man eine Friſt nicht ohne ı
fuche, u. ſ. w.; der von einem Xheile dem andern angetragene H
die Nichtigkeit einer ftreitigen Thatfache (jur. delatum), der vom R
gen, welcher einen Beweis beinahe geliefert hat oder gegen welchen el
Beweiſes vorhanden ift, aufzulegende (nothiwendige) Eid (jur. nece
cher im erſten Galle als Erfüllungseid den Beweis ergänzt, im
bandenen Beweis als Reinigungseid wieder entkraͤftet (juram.
juram. purgatorium). Der legte kommt aud) im Griminalproce ı
Diffeffionseid, wodurd man verfichert, eine Urkunde nicht ausg
ben oder unterfchrieben zu haben; der Schaͤtzungseid, baf ma
welchen man durch ungerechte Handlung eines Andern erlitten, auf
anfchlagen müffe u. f. w. TI. Die zweite Hauptclaffe bilden die
man etwas Künftiges zu thun gelobt: juram. promissorium. Da
Krönunaseide der Meaenten (aerecht zu reaieren, die Gefeke
Eiderdunen Eifel 453
— Metneib iſt die wiffentliche (bolofe), etdliche Verficherung einer Unwahr⸗
3 Eidespruch die Verletzung eines promifforifchen Eides, welche ſowol eine
Asfiche ale eine unadytfame fein kann. 37.
Eiderdunen, die zarten Brufifedern ber fogenannten Eider (Eiderguns),
s mollissima. Diefer nußbare Schwimmvogel bewohnt die nördliche Erde,
Hält ſich befonders häufig um Island und Grönland auf, auch findet man
auf den Faroer und auf den orkadifchen Inſeln. Er ift über 2 Fuß lang,
die ausgebreiteten Flügel meffen Über 34 Fuß. Sie brüten das erfte
L zu Ende des Sun. oder zu Anfange des Jul. Zu dem Ende baut das
Bchen ein ungelünfteltes Neft aus Gras, Moos ıc. auf einer fleilen $elfenklippe
ver Seeküfte, oder auf einer wüften Landfpige. Um die Eier und Jungen vor
Taͤlte zu bewahren, rupft ſich die Mutter eine Menge Federn aus der Bruft und
wt damit das Neft fo aus, daß man fie felbft kaum erblickt, wenn fie darauf
In bewohnten Gegenden des Nordens, mo die Menfchen die Dunen zu
zen wiffen, kommt kaum eine Eider daß erſte Mal zum Brüten, und muß daher
meuem legen. Dies thut fie auch zu drei verfchiedenen Malen. Die Einwoh⸗
Der nördlichen Begenden nehmen daher den Eidern die beiden erften Dale, oder
wenigſtens das erſte Mat die Eier mit den Federn weg, und laffen ihnen nur
Beiden lesten oder die legte Brut. Das Fleiſch der Eider achtet man nicht fon«
eh, überdies dürfen fie auch in Island und Norwegen nicht getöbtet werden;
mehr trachtet man den ſchmackhaften Eiern nad). Diefe, ſowie die koftbaren
ken, fucht man oft mit Lebensgefahr zu bekommen, indem fich die Kuͤſtenbewoh⸗
Ein Striden bis an die an fteilen Felien befeftigten Nefter herablaſſen. Mit 5
mb der beften Eiderdunen kann man ein ganzes Bett hinreichend füllen. Die
mländer brauchen auch bie abgezogene Haut mit ben Federn zu Unterkleldern
Bem bloßen Leibe. Die Fsländer und Norweger fammeln eine große Menge
e Dunen, und verkaufen diefelben gereinigt, das Pfund zu 2 Thaler, Man
Kalle Dunen in 2 Sorten: in Tangdunen und Grasdunen. Jene find ſchwe⸗
keſten aber auch mehr Muͤhe zu reinigen. Wenn eine Gans 3 Neiter in einem
ze baut, fo kann man ficher + Pfund Dunen redynen, davon geht aber die
Pe durch die Reinigung ab. Island liefert an gereinigten Eiderdunen jährlich
3 300, und an unreinen 1500 bis 2000 Pfund,
Eingenoffenfchaft, . Schweiz.
Eierſtock, ein weißer eiförmiger, mehr ober weniger großer, Körper, wel
bei den weiblichen Thieren, auf jeder Seite des Sruchtbehälters, in der Ber:
elung bes zarten Bauchfells, wodurch er in feiner Lage erhalten wird, und wor⸗
e zu⸗ und abführenden Gefäße und Nerven zu ihm gehen, feſt umfchloffen und
verwachſen kiegt. Die Subftanz ift gefäßreich, pelsig, zellig; in ihr zeichnen
ine Anzahl (beim Menſchen 12 bis 15) Feiner Bläschen (Ovula Graafiana,
ihrem Entdeder Graaf genannt), aus, die eine durchfichtige, in kochendem
fee gerinnende Feuchtigkeit enthalten, deren gefunde Beſchaffenheit die Bedins
der Erzeugung eines neuen, der Gattung ähnlichen Individuums mit enthält.
Empfängniß.) Bei der Befruchtung fchreillt der Eierftoc auf, und vers
et fich in feiner Maffe, worauf ein foldyes Bläschen (oder wird, ſodaß bie fins
tigen Franzen der fı ogenannten Trompeten des Sruchthälters, die in ihrer Nähe
ı und gleichfalls in einem ftärkern Leben begriffen find, es leichter losreißen,
te Öffnung aufnehmen, und durch ihren Canal in den Fruchthalter ſelbſt bewe⸗
Innen, m worin es ſich befefligt, verändert, und eine Frucht zu bilden anfängt,
ie in einer bei jeder Zhiergattung verfchieden geſetzten Zeit reift und geboren
G. Geburt.)
Eifel, ein an Dentmätern der Römerzeit und des Mittelalter reiches,
Hu. Dynaſtenland, zwifchen der Mofel, dem Rhein und der Kor, Güyns
454 Eigennamen Einbildungsfraft
nar’6 „‚Eiflia illustrata‘‘, hat Baͤrſch a. d. Latein. überf. m. Anm. herausgegeben
(Koͤln 1824, 2 Bde.).
Eigennamen, f. Namen.
Eigenthum. Das Recht der außfchließenden Behandlung und des voll
kommenen Gebrauchs einer äußern Sache heißt im eigentlihen Sinne Eigens
thumsrecht oder Eigenthum. Mit legterm Ausdrud bezeichnet man jedoch auf
die Sache fetbft, welche der Gegenſtand dieſes Rechts iſt. Inſofern die Ausſchlie⸗
ßung zu dem vollkommenen naturgemäfen Gebrauch einer Sache nothwendig iſt,
inſofern iſt auch das Eigenthum rechtlich nothwendig. Die ausſchließende Behand⸗
lung iſt aber nicht moͤglich ohne Beſitz, folglich iſt der Beſitz Bedingung des Eigen⸗
thums im Allgemeinen. (S. Beſitz.) Auch umfaßt das Eigenthum 1) das
Diepofitionsredyt oder die Proprietät, d. i. das Necht, Uber die Subſtanz einer
Sache ausdruͤcklich zu verfügen; 2) das Recht auf die Accidenzen der Sache, infos
fern fie zu beftimmten Zwecken angewendet werden Eönnen (Nutzungsrecht — Niefe
brauch), und 3) das Mecht zu befigen, fofern es ſich von diefen beiten Rechten trens
nen läßt. In jedem diefer Beftandtheile des Eigenthumsrechts liegen wiederum mehre
einzelne Befugniffe, welche auch einzeln von dem Eigenthuͤmer auf andre Perſonen
übertragen werden können. Hierdurch entfteht das vollftändige und unvollſtaͤndige,
beſchraͤnkte und unbefchränkte Eigenthum. Über den rechtlichen Urſprung des Eigen⸗
thums haben vorzuͤglich unter den Naturlehrern immer Streitigkeiten und verſchie⸗
bene Meinungen geherrfcht. Einige erklären die Befignahme herrenlojer Sachen
für hinlänglich, das Eigenthumsrecht zu begründen, Andre verlangen eine Übereins
kunft und gegenfeitige Anerkennung, Nur in einer rechtlichen Geſellſchaft kann
Eigenthumsrecht flattfinden ; daher hängt von der Eingehung derfelben das Eigens
thumsrecht ab, und der bloße Befig wird erft fpüterhin zum Necht des Eigenthums.
SmStaate werden die Erwerbarten des Eigenthums, ſowie die Beendigungsaiten deſ⸗
felben, zur Verhuͤtung der Streitigkeiten näher beftimmt, und diefe Beflimmungen
machen einen der wichtigften Gegenftände ber Gefeggebung aus. Übrigens läßt
ſich auch das Eigenthum als Gütergemeinfchaft denken. Diefe paßt aber nur auf
eine Heinere Geſellſchaft. Handel, Induſtrie und eine freiere Cultur fcheinen babeb
nicht zu gewinnen. | T.
Eilwagenfahrt, f. Poftwefen. '
Eimer, ein Maß zu flüffigen Dingen, befonders zu Wein. In Sachſen
hält er 63 bis 72 Kannen, und Ift die Hälfte einer Ohm, der fünfte oder fechöte
Theil eines Faſſes und der zwölfte eines Suderd. Sm Dandverfchen hält er 32 Kam
nen, und iſt ber 15. Theil eines Fuders. In Hamburg hält er 16 Kannen, iſt
der 5, Theil einer Ohm und der 30. Theil eines Fuders. Im Öftreichifchen mas
hen 40 Maß einen Eimer, und 32 Eimer ein Fuder. Im MWürtembergifchen if
ein Eimer fo viel ald eine Ohm ober Ahm, d. 1. 160 Maß, und 6 Eimer machen
ein Suder. In Nürnberg und Zurich hält ein Eimer 94 Kannen, in Bern aber
nur 25. Ä
Einbildungstraft, das Vermögen des Geiftes, Bilder von Gegens
ftänden in ung hervorzubringen. Sie äußert fich theild an urſpruͤnglichen Vorſtel⸗
lungen, theil® an foldhen, deren Stoff nicht durch einen gegenwärtigen, im
nern oder dußern Gegenſtand unmittelbar gegeben if. Demnach unterfcheidel
man 1) urfprüngliche Einbildungstraft oder Bildungsvermögen, d. i. bad Ber
mögen urfprünglicher, aus Empfindung erzeugter Bilder, wodurch wir um
3. DB. einen gegenwirtigen uns afficirenden Baum, ein beflimmtes gegenwär
tige8 Haus u. f. w. vorftellen; und 2) reproductive (zuruͤckrufende) Einbil
bungskraft oder Machbildungsvermögen, d. i. das Vermögen der Anfchauunge
auch ohne Gegenwart des Gegenſtandes. Nebſt dem Vermögen, gegeben
Einfalt 455
Borſtellungen aufzubewahren und berfelben fich unwillkuͤrlich ober vorfägfich wies
der beroußt zu werben, hat die Eintildungstraft auch 3) die Fähigkeit, Vorſtel⸗
lungen aller Art mit einander zu verbinden, und dadurch neue Bilder zu erzeugen.
Hier heißt fie productive Einbildungskraft oder Phantafie imengern Sinne, Hier
wirkt fie unwillkuͤrlich nach den bloßen Gefegen der Vergeſellſchaftung (Affociation)
der Vorflellungen, wobei das Gemüth dem Strome der Vorftellungen, wie fie der
Zufall herbeiführt, überlaffen ift, und Träume des Wachenden hervorbringt; ober
nach dem Geſetze der Zweckmaͤßigkeit, und in gewiſſer Abhängigkeit von dem Vers
Kante. Die Vergefelifchaftung der Vorftellungen kann aber entweder einem bes
‚Hiamten Zwecke des Verftandes gemaͤß geſchehen, oder fie geichieht nur dem Vers
Pandeögebrauc; Überhaupt angemeffen, den allgemeinen Gefegen deffelben entfpres
dab, und dann wirkt fie in unbeftimmter Zwedmäßigkeit. Im erſtern Salt ift
fedurd) den beflimmten Zweck gebunden, im zweiten ift ihr Wirken frei, ohne dar⸗
ma doch regel⸗ ober geſetzlos zu fein; das allgemeine Geſetz der Zweckmaͤßigkeit
AR ihrer Willkuͤr Grenzen, innerhalb deren fie ihr Spiel mit Freiheit treiben, bie
aber nicht überfchreiten darf. Die freie und doch zweckmaͤßige Thaͤtigkeit der
fie begründet allein die Möglichkeit einer ſchoͤnen Kunſt. Hier bildet fie nach
Sen, — fie dichtet, und wird baher Dichtungsvermögen genannt, Mach jener
4 doppelten Wirkſamkeit der Einbildungskraft kann man eine folche zwiefache Sphäre
Berfelben unterfcheiden: eine niebere profaifche, und eine höhere poetifche. Ihre
ee und naͤchſte Beflimmung ift naͤmlich, das Denk: und Bildgefchäft des Ver⸗
Sandes fr die mannigfaltigen Bedürfniffe und Zwecke des Lebens und des Erkennt
Witriebes zu beforgen; hier ift fie ſtets durch beftimmte Zwecke gebunden: ihre zweite
ober befteht darin, durch ihre freie, jedoch zweckmaͤßige, Tätigkeit das Gemüth
hemoniſch zu beleben, durch ideale, ber gemeine Wirklichkeit erhabene, Dichtuns
und Gebilde ihrer fchöpferifchen Kraft den Geiſt über die Befchränkungen des
eins zu erheben, und dadurdy das Dafein felbft zu verfhonen. Man kann
its ſchoͤner und wahrer über die Einbildungskraft in ihrer poetifchen Sphäre
Im, ald was Söthe in f. Gedicht: „Meine Göttin”, oder Tiedge in d. „Urania“,
ber fie gefagt haben. Zu groß, um überfchen, zu weit, um völlig gefaßt, zu reich, um er⸗
Möpft zu werden; mannigfaltiggenug, um allen Abänderungen der Lage bes Alters,
Bam Beduͤrfniſſe eine eigne Befriedigung zu gewähren ; geſchickt, jedem Zone derSeele
ine fo volle Harmonie zurüchzugeben, daß vom Helden bis zum Liebhaber Jeder
Yaubn follte, fie wäre bloß für feinen Zuftand gefchaffen; groß mit dem Einen,
Iauft mit dem Andern, uͤberall bereit, jeden Wunſch und jeder Sehnfucht Erfüllung
ja geben, fich in jede Sarbe zu kleiden, ift fie auch nadı Gram und Leiden die fanfte
und letzte Gefährtin unferer Klagen. Ihre Bilder find es, die ung in Freude und
Unglüd beberrfchen, Hoffnung und Furcht wird uns durch fie errest. Das ganze
Geheimniß von der Wirkfamkeit aller ſchoͤnen Kunft beruht darin, daß die Ein
tungäkraft ſchoͤpferiſch wird. Es verfteht fich, daß dies felbft nur durch eine ſchoͤ⸗
Kerifche Einbildungskraft zu bewirken ſei. Daß der Menid) ein ſolches fchöpferis
ſches Vermögen, felbftthätig Bilder und Ideen in ſich zu erzeugen, befiht, lehrt
Yen fein eignes Bewußtſein; denn kaum wird einer von der Natur fo fehr ver»
wehrloft fein, dag er nicht Weſen, Scenen, Lagen, Zuftände folte dichten können,
die er nie erlebt hat. Unendlich verſchieden aber find die Grade dieſes fchöpferifchen
Vermoͤgens der Einbildungskraft, und nur in feinen höhern Graden, wo e8 eigen»
Whäanfiche Formen und Charaktere zu erfinden, ein Mannigfaltiges von Begebens
kitm, Bildern und Ideen zu einem für die Vernunft zweckmaͤßigen Ganzen zu vers
Inkpfen vermag, kann man ed als eine entichiedene Anlage zur Kunft anfehen.
S. Genie, Phantafie, Darftellung, Kunft, Poeſie.)
Einfalt iſt dem Vielfaͤltigen und Mannigfaltigen entgegengefegt, wie das
wie Überfehbare dem Verwickelten, ſchwer zu Überfehenden, zu Exfennenden
456 - Elnflüffe auf den menfhlichen Körper
Man kann es in Intellectueller, moralifher und Afthetifcher Hinficht It
Wird bie Einfalt dem Verftande zugefchrieben, fo bezeichnet. fle bie natirie
ſchraͤnkung der Verftandesträfte eines Venſchen auf einen Kleinen Wickn
In diefer Hinſicht wird Einfalt ſtets als Fehler gerechnet, wo ſie mictä
Unmuͤndigkeit ift, welche allmaͤlig verſchwindet, oder mit Einfachheit
tend gebraucht wird. Den moralifc Einffttigen nennt man auh mM
ſchlichtem Herzen, einfacyer Sitte; feine Beſchraͤnkung ift freiwilig.“
fältigen Verſtandes ift, Bann nicht nad) weitaußfehenden und vermidelten?
handeln; wer einfältigen Herzens ift, will es nicht. Der Stimme fein
fens folgend, kluͤgelt er nicht Über feine Pflichten, er uͤbt fie aus, unbetim
den Grund derfelben, uͤber welchen der Phitofoph ſich oft germ in Zweifeln
und dem ber Meltling gern untergrübe. ein Leben zeichnet fid aus?
Übereinftimmung der Gefinnungen und Handlungen, welche alle entfem
nügige Nebenabfichten ausfchließt, wobel denn freilich feine Einfalt des
dem Weltklugen als Einfalt des Verftandes erſcheinen mag. Der Einf.
Verftande ift dem Gewandten, Pfiffigen, der Einfättige am Herzen da
ſchen, ungefähr tie die Moral der Politik, entgegengefegt. Sft mögen
Politifchen anftaunen, öfter werden wir ihn fürchten: ber moraliſch Eir
gewiß, burch Liebenswuͤrdigkelt das Herz zu gewinnen; er gewinnt es abı
gu wollen, denn auch hier iſt er frei von Abſicht. Der Charakter ber (
durchaus Naivetät (f.d.), die ſtets mit der Unſchuld verloren geht.
Nawetaͤt dem Künfttichen entgegengefest ift, fo iſt auch Einfalt in der
Anſchein von Kunftiofigkeit und Natürlichkeit. Im Eunftiofen Zufamme
aller einzelnen Theile eines Kunſtwerks zum Ganzen befteht die aͤſthetiſs
oder Einfachheit. Verſchmaͤhend alle Mittel, wodurch ein ſtetes Hind
das Gefallen die Aufmerkfamteit an ſich zu reißen fucht, nie fremden Anfı
gehorchend, noch dem Zeitgeift fröhnend, ſpricht die äfthetifche Einfatt ih
Seele anſpruchlos aus, und wartet ruhig auf die Seele, bie fie verftche.
fie mehr, als eben ber Zweck erfodert; ihre Kunſtmittel find-die einfad
Anordnung und Verbindung Ift die faßlichſte; nie fucht fie Beifall auf Ni
zu erfehleichen, iſt fern von allem Gefuchten, allem Prunk, alter Überladi
ift nich fi 2 ift ficher, tüchtig, wahr und im
Einflüffe auf den menſchlichen Körper 457
uch auf feines Gleichen durch Aufrufung ber Ideen beftimmend und, vermöge
zurch das Gehirn und gefammte Nervenfuftern vermittelten innigen Zufammens
36 mit dem Körper, auch auf dieſen theils willkürlich, theils unwillkuͤrlich eins
t. So bietet alfo der menſchliche Organismus der Außenwelt zwei Seiten dar,
& welche fie aufihn Einfluß hat, die geiftige und die koͤrperliche. Die Eörperlis
ı Einflüffe werden vermittelt theild durch das Nervenſyſtem, in Einwirkungen
F die Sinnorgane, befonders auf das Gefühl im Allgemeinen, theils durch Ans
ynung äußerer Stoffe in dem Ernährungs = oder Verdauungsproceß, theils durch
nwirfung auf das Reſpirationsſyſtem. Gleiches ſucht in der Natur Gleiches
f; was in der dußern Natur herefcht, fucht auch im Organismus das ihm Ent⸗
rehende zu erheben, und gegen das ihm Entyegengefegte in verftürkte Action zu
imgen. Daher wird eine Function des Körpers durch äußere Einwirkung geftärkt,
ke andre herabgefegt und geſchwaͤcht. Es hat aber der Organismus vermöge der
kainmohnenden Lebenskraft auch Selbſtbeſtimmung, wodurd) er den äußern Eine
widerfteht, die durch fie zerftörte Harmonie in den verfchiedenen Thaͤtigkeiten
Augenblid® wicderherzuftellen ſtrebt, theils durch das Geſetz der Gewohnheit,
der Einfluß von Augen feinen Reiz auf das Nerven'oflem verliert, theils
Umwandlung des aufgenommenn Heterogenen in Homogenes, theils durch
tung des Gegenſatzes der Bunctionen. Se ftärkir die Lebensenergie ift, deflo
iger iſt die Selbſtbeſtimmung des Organismus, defto weniger überwiegend
kise Beftimmbarkeit von dußern Einwirkungen, defto wenigern Störungen feiner
ae Form von denfelben iſt er unterworfen. Erregen fie aber eine bedrutende
in der Harmonie der Verrichtungen des Organismus, ehe noch deffen
Ehkteftimmung im Etanbe ift, ihnen zu widerfiehen, fo entfichen Krankheiten.
Die gewoͤhnlichſten dieſer Einflüffe find die atmoſphaͤriſchen, welche nicht nur auf
Bas wichtige Reſpirationsſyſtem einwirken amd tief in das Innere des Organismus
‚Mringen, fondern auc, oft plöglidy in ihrer Beſchaffenheit wechſeln, inden fie
in der Temperatur, theils im Antheil des belebenden Eauerftoffgafes, theils
Aufnahme fremder aufgelöfter Theile, Waſſer, Feuchtigkeit, Daͤmpfe mans
Art, verändert werden. Da nun diefe Beichaffenhrit dee atmofphärifchen
[hnell eintreten und von Niemanden leicht vermicden werden kann: fo entftes
oft bet vielen Menfchen zugleich Erankhafıe Störungen im Körper, die zwar
km Haupterſcheinungen ſich ähnlich find, jedoch auch, nach der Energle ber
beftimmung des Organiemus, bei jedem Individuum etwas Cignes in dee
der Zufälle und in ihren Berbindungen haben. (S. Epidemie) Hat
B, lange Zeit ein gelinder und feuchter Suͤd- oder Suͤdweſtwind geherrſcht, wel⸗
ber dem Inmphatifchen und ſchleimabſondernden Syſtem guͤnſtig iſt, und folglich)
Sunctionen erhebt, und es tritt nun plöglidy ein Ealter, trockener, mir Sauer:
—2 Aberreichlich verſehener Nordoſtwind ein, welcher den arteriellen Syſteme
mifpricht, es zur Oberherrſchaft emportreibt und entzündliche Befchaffenbeit in den
Sheyer ſetzt: fo wird diefe Entzuͤndung eher entfichen, als die Selbſtbeſtimmung
I Organismus den entftandenen Gegenſatz auszugleichen vermag, fie wird auch
egäglich im vorherefchenden lymphatiſchen und im Enftem der ſchleimabſondern⸗
ben Drgane als Katarıh, Huften, Bruftficher u. f. w. fich darftellen ; fie wird end⸗
BB bei ſolchen Individuen, welche zur arteriellen Conftitution fich neigen, heftig und
tungenentsündung, bei Andern, deren Eonftitution mehr phlegmatiſch iſt, als
Eleimhuften, bei Kindern anders als bei Erwachfenen u. f. w. erſcheinen. Die
das Verdauungsſyſtem wirkenden Einflüffe find die Nahrungemittel und Ge:
kinke, deren Menge und Belchaffenheit, Gifte und Arzneien. Die geiftigen Eins
Iafle werben thells durch Einneseindrüde auf das Nervenfoftem und Gehirn, tbrils
ur unmittelbare Wirkung, durch Mittheilung aufden Geiſt erregt, und wirken
Neber auf den Körper, Die am ftärkfien wirkenden find die Affecten und Keiden:
458 Einfupr« und Ausfuhrverbote
ſchaften, welche auf das Mervenſyſtem theils belebenden Einſluz bak
Bene, Hoffnung, theils niederdrüdenden, als Kram, Furcht, Schued, A
Einfuhrzund Aus fuhrverbote, Gelege, wornach gm
Waaren nicht in das Land, und gewiſſe inlaͤndiſche nicht aus dem kin
werben ſollen. Dan hift jene für vortheilhaft, wenn die Einwohne |
wogen werben, die verbotenen fremden Waaren felbft im Lande zu verfn
das Geld dafür auf den Ankauf inlaͤndiſcher Waaren zu verwenden; di
ſolchen Landesproducten fiir nüglich, die entweder das Land felbft noͤthi
welche die innere Induſtrie fo vervolltommnen kann, daß fie badurdı
werden und fobann, im Ausland gefucht, mehr Geld ober fremde Wu;
bringen. Allein beide Schluͤſſe find falſch; denn da fremde Waaren ni
wegegeben werden, fo muß das Land, weiches fie einführt, derem Wirtt
Producten bezahlen. Dies Hervorbringen aber gibt der innern Indr
ſtens ebenfo viel Befchäftigung, als ihr die eigne Verfertigung der ar
Waaren geben würde. Kaufte das Land die fremden Waaren nicht,
auch das nicht hervorbringen, momit es die fremden bezahlt, folgli
duſtrie gerade um fo viel vermindert. Wendete es aber feine Induſtrit.
vorbeingung ähnlicher Waaren im Lande, fo würde auf jeden Fall d
Induſtrie eingehen, der bisher die Quantität Waare verfertigt hat, wo
fremden Waaren Im Auslande bezahlte. Die Anwendung von Arbeit
hätte bloß getvechfelt, waͤre aber durch diefen Wechſel nicht vermehrt wor!
man annehmen, daß der neue Zweig der Induſtrie, welcher die auel.
fest, den Werth derfelben hervorbringen und alfo wirklich ben Nation
vermehren würde, fo iſt dieſes nicht einfeuchtend. Denn weßhalb jo n
laͤndiſchen Producte den inlaͤndiſchen vor? — Unfkreitig, weit die a
beffer ober mwohlfeiter waren. In beiden Fällen büßen alfo die Gonfı
wenn fie durch das Verbot genöthigt werden, ſchlechtere und theuere
kaufen als bisher; es wird dadurch der Beacht abnehmen, und zugle
ſelben Gelde eine geringere Quantitaͤt gekauft werden. Die Probuci
nen aber auch nichts, wenn fie bis dahin etwas anders machten, das ihn
einbrachte als ihr neues Geſchaͤft und wenn auch einige unter ihnen fich
Eingelege Einfommen ' ‚459
zelaͤhmt und vermindert wird, und behhalb die Preiſe im Lande oft weit hoͤ⸗
gen als dieſes bei der groͤßern Production für ben Abſatz ins Ausland geſche⸗
‚, wörbe. So war fonft der Preis der Wolle in Sachſen, wo die Ausfuhr
>; felten höher als in Preußen, wo fie verboten war, und die Tuchfabriken
Gen gediehen bei der Freiheit der Wollausfuhr beffer als in Preußen, bei
Berbote. Die Meinung, daß Ein: und Ausfuhrverbote erfprießlidy feien,
her blos durch die beſchraͤnkte Einficht unterhalten, welche einzig auf die
ı Wirkungen gerichtet ift, die aber die entfernten Wirkungen und den Zus
hang des Ganzen nicht zu faſſen vermag.
ingelegt nennt man ein Tonſtuͤck, welches eigentlich nicht in eine Mufſik
ſofern es zwiſchen den Saͤtzen oder Stüden diefer Mufif aufgeführt wird.
ers legen Sänger und Sängerinnen in eine Oper, wenn fie in ihrer zu fin
"Partie wenig Gelegenheit finden, ſich vortheilhaft zu zeigen, fremde Tons
zu. Dann aber follte doch wenigſtens auf einen paſſenden Ort in der Oper,
am paſſenden Text und auf ein von dem muſikaliſchen Charakter der Oper
ze zu fehr abftechendes Tonſtuͤck forgfältige Nüdficht genommen werden.
häufiges Einlegen fremder Stuͤcke muß die ſchoͤnſte Muſik zu einem
t werden.
Finbei t eines Werkes ift die Übereinftimmung feiner Theile, d. h. ihre
Yeitige Beftimmung durch einander zu einem Ganzen. Sie ifl jedem Werke
Kunſt unerlaͤßlich, weil e8 fonft aufhören würde, ein Werk der Kunft zu
X aber deßhalb die Anſicht der Baumgarten'ſchen Schule, daß uͤberhaupt
t des Mannigfaltigen die Schönheit beftehe, erſchoͤpfend fei, ift eine andre
Einheit iſt das Gefet der Form; es wird alfo darauf antommen, ob hie
* in der Form beſchloſſen ſei oder nicht. (S. Schoͤn, Schoͤ abei eit.)
en Einheiten des Drama f. Schaufpiel.
Einhorn. Nach von Zach's Prüfung der verſchiedenen Nadrichten aͤlte⸗
3 neuerer Zeit über das Einhorn, hat man, ſeit Buffon, daſſelbe mit Unrecht
ihe der fabelhaften Thiere verwieſen. Auch in der Gegend des alten Meroß
n ein ſolches Thier, von der Groͤße einer Kuh, von dem Vau einer Ga⸗
Wovon das Maͤnnchen ein langes und gerades Horn auf der Stirn hat.
Einlommen, Ertrag (Nationalökonomie). Im Allgemeinen wird
Wer die Maſſe von Werthen oder Gütern verſtanden, deren Beſitz waͤhrend
gewiſſen Zeitraums erlangt wird. Das Einkommen, das dem einzelnen
pr zufließt, heißt Privateinkommen ; dasjenige, das (ämmittichen Bürgern im
Be zufließt, heißt Nationaleinkommen, und dasjenige, das dem Staate aber
onalgefammtheit zu Theil wird, heißt Staatseinkommen. Cs gibt brei
quellen des Einkommens für den einzelnen Bürger wie für die Nation, naͤm⸗
B Srundeigenthum, das feinem Bürger eine Rente trägt (Landrente) ; 2) ges
velter Guͤtervorrath, welcher Zinfen oder Gewinuft abwirft (Capitalrente) ;
5) Arbeit, welche Lohn verfchafft (Arbeitslohn). Alles Privat : und National
Wen ift entweder rohes, ober reines Einkommen; unter dem erftern wird die
Maſſe von Gütern verftanden, welche während eines gewiffen Zeitraums in
anbes Beſitz gelangt, unter dem letztern derjenige Theil diefer Güter, welcher
rbleibt, nachdem die zur Unterhaltung der flehenden und umlaufenden Capitale
ztehendes Capital, Umlaufendes Capital), vermittelft welcher fie
ngebtacht find, erfoderlichen Koften abgezogen worden; alfo die Maſſe von
en, welche unmittelbar verbraucht oder verzehrt werden Kann, ohne daß dag
tal dadurch eine Verminderung erleidet. Der Unterfchieb zwifchen rohem und
m Einkommen iſt von großer praßtiicher Wichtigkeit, befonders in der Finanz⸗
iſchaft, deren Hauptforgfalt dahin gerichtet fein muß, ba nicht das Capital
458 Einfupr« und Ausfuhrverbote
haften, weiche auf das Mervenfpftem theils befebenden Einflu bakı
Benin, Boffnung, theils niedetdrucenden, als Gram, Zucht, Schrei, R
Einfuhrzund Yusfuhrverbote, Geſetze, wornach gen
Waaren nicht in das Kand, und gewiſſe inlaͤndiſche nicht aus dem fu
werden follen. Man hilt jene für vortheilhaft, wenn die Emmohnn |
toogen werben, die verbotenen fremden Waaren felbft im Lande zu verfen
das Geld dafuͤr auf den Ankauf inländifcher Warren zu verwenden; di
ſolchen Landesprobucten fuͤr nüglic, die entweder ba6 Land ſelbſt noͤthi
welche bie innere Induſtrie fo vervollfommnen kann, daß fie dadurch
werben und fobann, im Ausland geſucht, mehr Geld oder fremde Wa
bringen. Allein beide Schlüffe find falſch; denn da fremde Waaren ni
wegegeben werben, fo muß das Land, welches fie einführt, deren Wertt
Producten bezahlen. Dies Hervorbringen aber gibt der Innern Indu
ſtens ebenfo viel Befhäftigung, als ihr die eigne Verfertigung ber ar
Waaren geben würde. Kaufte das Land die fremden Waaren nicht,
auch das nicht hervorbringen, womit es die feemben bezahlt, folglich wir!
duſtrie gerade um fo viel vermindert. Wendete es aber feine Indufitiz ı
vorbringung ähnlicher Waaren im Lande, fo würde auf jeden Fall d
Induſtrie eingehen, der bisher die Quantität Waare verfertigt hat, wo
fremden Waaren im Auslande bezahlte. Die Anwendung von Arbeit
hätte bloß gewechfelt, waͤre aber durch diefen Wedhfel nicht vermehrt wort
man annehmen, daß der neue Zweig ber Induftrie, welcher die ausl
fest, den Werth berfelben hervorbringen und alfo wirklich den Nation
vermehren wiirde, fo iſt diefes nicht einleuchtend. Denn weßhalb zogn
laͤndiſchen Producte den inlaͤndiſchen vor? — Unftreitig, weil die a
beffer ober wohlfeiter waren. In beiden Fällen büßen alfo die Confi
wenn fie durch das Verbot genöthigt werben, ſchlechtere und theuere
kaufen als bisher; es wird dadurch der Begehr abnehmen, und zugli
felben Gelde eine geringere Quantitiit gekauft werben. Die Produ:
nen aber auch nichts, wenn fie bisbahin etwas anders madjten, das ihneı
einbrachte ald ihr neues Geſchaͤft und wenn auch einige unter ihnen ſich
Eingelegt | | Einfommen ' ‚459
elähmt und vermindert wird, und dehhalb die Preiſe im Lande oft weit hoͤ⸗
en als dieſes bei der größern Production für den Abſatz ins Ausland geſche⸗
würde. So mar fonft der Preis der Wolle in Sachfen, wo die Ausfuhr
; felten höher als in Preufen, wo fie verboten war, und die Zuchfabrifen
fen gebiehen bei der Freiheit der Wollausfuhr beffer als in Preußen, bei
ierbote. Die Meinung, daß Ein: und Ausfuhrverbote erſprießlich feien,
ber blos durch die befchränfte Einficht unterhalten, welche einzig auf bie
Wirkungen gerichtet ift, die aber die entfernten Wirkungen und den Zus
bang des Ganzen nicht zu faffen vermag.
ingelegt nennt man ein Tonftüd, welches eigentlich nicht in eine Muſik
ſofern es zwifchen den Saͤtzen oder Stüden diefer Muſik aufgeführt wird.
ers legen Sänger und Sängerinnen in eine Oper, wenn fie in Ihrer zu fins
Partie wenig Selegenheit finden, ſich vortheilhaft zu zeigen, fremde Tons
mn. Dann aber follte doch wenigſtens auf einen paſſenden Ort in der Oper,
en paſſenden Text und auf ein von dem muſikaliſchen Charakter der Oper
w zu ſehr abftechendes Tonftüd forgfältige Rudficht genommen werden.
allzu häufiges Einlegen fremder Stuͤcke muß die ſchoͤnſte Muſik zu einem
bet werden.
inheit eines Werkes iſt die übereinſtimmung ſeiner Theile, d. h. ihre
ſeitige Beſtimmung durch einander zu einem Ganzen. Sie iſt jedem Werke
Kunſt unerlaͤßlich, weil es ſonſt aufhoͤren wuͤrde, ein Werk der Kunſt zu
Db aber deßhalb die Anſicht der Baumgarten'ſchen Schule, daß überhaupt
t des Mannigfaltigen die Schönheit beftehe, erfchöpfend fei, ijt eine andre
Einheit ift das Geſetz der Form; es wird alfo darauf antommen, ob hie
heit in der Form befchloffen fe oder nicht. (S. Schoͤ n, Schoͤ abet eit.)
m Einheiten des Drama f. Schaufpiel.
kinhorn. Nach von Zach's Prüfung der verfchiedenen Sachrichten öltes
neuerer Zeit über das Einhorn, hat man, feit Buffon, daffelbe mit Unrecht
ihe der fabelhaften Thiere verwiefen. Aud) i in der Gegend des alten Merod
n ein folches Thier, von der Größe einer Kuh, von dem Bau einer Gas
bevon das Maͤnnchen ein langes und gerades Horn auf der Stirn hat.
inkommen, Ertrag Mationaloͤkonomie). Im Allgemeinen wird
er die Maffe von Werthen oder Gütern verftanden, deren Befig während
jewiſſen Zeitraums erlangt wird. Das Einkommen, das dem einzelnen
E quflicßt, heißt Privateintonimen ; dasjenige, das (ämmelichen Bürgernim
' zufließt, heißt Nationalemkommen, und dasjenige, das dem Staate aber
Itionalgefammtheit zu Theil wird, heißt Staatseintommen. Es gibt drei
juellen des Einkommens für den einzelnen Bürger wie flr die Nation, naͤm⸗
Srundeigenthum, das feinem Bürger eine Rente trägt (Landrente) ; 2) ges
ter Guͤtervorrath, welcher Zinfen oder Gewinnſt abwirft (Gapitaltente);
Arbeit, welche Kohn verfchafft (Arbeitslohn). Ale Privat » und Nationale
men ift entweder rohes, ober reines Einfommen; unter dem erftern wird die
Maffe von Gütern verflanden, welche während eines gewiffen Zeitraums in
des Befis gelangt, unter dem letztern derjenige Theil diefer Güter, melcher
Leibt, nachdem die zur Unterhaltung der ftehenden und umlaufenden Capitale
ehendes Capital, UmlaufendesCapitaf), vermittelft welcher fie
rebtacht find, erfoberlichen Koften abgezogen worden; alfo die Maffe von
a, welche unmittelbar verbraucht oder verzehrt werden ann, ohne daß dag
I dadurch eine Verminderung erleidet. Der Unterfchied zwifchen rohem und
Einkommen iſt von großer praktiſcher Wichtigkeit, befonders in der Finanz»
chaft, deren Hauptforgfalt dahin gerichtet fein muß, daß nicht das Capital
denken, daß die Gleichheit in der Befteurung nicht beffer zu
wenn Seder einen gewiſſen Theil feines Einkommens abgäbe,
führung ift Beine Abgabe fo großen Schwierigkeiten untermorf
die Ausmittlung des Einkommens der Staatsbürger ift höchf
muͤhſam. Wenige Kaufleute, Gewerbtreibende, Pächter 2
Bücher, daß fie felbft wiffen, was fie einnehmen; nur Rentn—
nen gewöhnlich fichere Angaben darüber liefen. 2) Das €
hoͤchſt veränderlich, daher muß eine Nachſicht der Steuerrolle
in jedem Sahre flattfinden. 3) Sol der Betrag der Abgabe ı
fteigen, fo gibt die Natur der Sache nirgends einen Maßſtal
fondern Alles hängt dabei von der bloßen Willkür ab. 4) Die:
hoͤchſt ungleich, daß fie vom Einkommen der Staatsbuͤrger, o
Verſchiedenheit ihres Bedarfs, erhoben wird, natürlich muß fi
vater, weldyer Stau und Kinder zu verforgen hat, härter drü
heiratheten, welcher mit jenem zwat ein gleiches Einfommen ge
niger Ausgaben davon zu beftreiten hat. Indeß ließe fich bod
man den Ältern, welche unverforgte Kinder ernähren, einen
Wollte man aber die nothmendigen Beblirfniffe zuvor vom (
fo waͤre die Anlage der Steuer noch ſchwierlger, denn wo würbe
belinie finden zwifchen Nothwendigem und Überflüffigem? &
Bedenkliche der Einfommenfteuer ſucht zu heben: v. Jakob ir
nanzwiffenfchaft”. (Vgl. Abgaben.) |
Cinyuartirung, metata bellica, einer von den
fentlic;en Rechts, dem die neuefte Zeit eine ganz veränderte R
nachdem zuvor, che man ſich von der Nothwendigkeit überzeugt
umgewandelte Verhältniffe auch neue Grundfäge aufgefucht n
gegründete Beſchwerden über Unrecht und Überlaftung entftaı
ältere Staatsrechts nahm den Sas an, daß es zur Schuldigk
gehöre, den im Solde des Landesherrn fichenden Kricgeleuten
Ian VA. sn Tacı sır naham Ch Granlarid ı
Einfprigungen 468
hatten zur Kolge, daß in Friedensſchluͤſſen (prager Friede vom
weftfät. Friede, Art. 8, $. 2.) und Reichsgeſetzen (Reichsab⸗
.20— 28. Wablcapitul. von 1658, Art. 4, $. 9) gegen ders
wen der reichsftändifchen Länder Vorforge getroffen wurde. Die
er, Kriegs macht aud) in der Literatur ded Cinquartirungsweſens
t aus; den zweiten macht ber fiebenjührige Krieg; aber bei weis
de diefer Gegenftand, ale in Folge der Coalitionen gegen das res
reich franzoͤſ. Deere nad) und nady alle deutſche Länder uͤber⸗
‚ von ihnen, in feindlichen wie in verbündeten Staaten, ihren
erhalt, und in der Regel noch etwas mehr verlangten. Man
wöhnt, die Einquartirung, welche nad) den Altern Rechten nur
ber Wohnung und Theilnahme der Gemeinen an Licht und Feues
beftand, als eine aufden Wohnhäaufern ruhende Meallaft- anzus
eſem Grundfage auch treu, als zu jenen einfachen Leiftungen noch
legung fremder Krieger hinzufam, unter welchen Vornehme and
hrlichkeit wetteiferten. Won der dltern Einquartirung war ein
Staatsbürger vermöge ihres Standes und befonderer Privilegien
felbe manche Verträge gefchloffen worden, mweldye nunmehr eine
utung erhielten, als die Parteien eigentlich beabfichtigt hatten.
zwifchen Pachteen und Verpachtern zeigten in biefer Beziehung
hwierigkeiten. S. G. M. Weber: „Über die Vertheilung der
1798) ; Hagfeld’s „Prüfung der Grundſaͤtze über die Peraͤquation
(1801) ; Feierlein's „Beiträge zu einer Fünftigen wiſſenſchaflichen
Kriegseinguartirungswefeng 20.” (1807); Schmid: „lber Vers
zsſchaͤden und der Einquartirung insbefondere” (1808). Am eins
an wol zu dem Mefultate, worüber das gefunde Nechtögefühl von
ungewiß ift, wenn man von der unleugbaren Verbindlichkeit des
jedem Einzelnen Schug gegen alle Befhädigungen von Außen zw
n Ende alle Kräfte des Staats daran zu fegen, und ihm dann,
3erfolgung diefer Anfprüche an den Feind abgeflanden wird, den
‚erfegen. Dies umfaßt auch alle zufällige feindliche Beſchaͤdigun⸗
zeſchaͤdigte fi nur nicht durch eigne Schuid zugezogen hat. Die
nahme und Verpflegung der Krieger trifft dann einen Jeden, wel⸗
» al8 Eigenthümer oder als Miether den erfoderlihen Raum inne
h dem Gelege der Gleichheit, im Verhältnig zu dem Vermögen
eilt werden, und dabei feine Befreiung ſtattfinden, welche nicht
ſthwendig fuͤr den öffentlichen Dienft ift. Aber die Gerechtigkeit
Reiftungen, welche doch ihrer Natur nad) in ihrer erften Ause
beit der Bürger mehr als den andern belaften, durch allgemeine
vergütet und ausgeglichen werden, und diefe allgemeinen Auflagen .
zerechtigfeit nach Eeinem andern Maßſtabe ald dem einer reinen
r ausgefchrieben werden. Eine Sammlung von Verordnungen
Nachrichten über Einquartirungen lieferte Grattenauer in feinem
ler, die Kriegstaften, Kriegsſchaͤden und Kriegseinquartirungen
etze“ (1810 — 11). 87.
ißungen (Injectionen), find theils in der Chirurgie, theils in
‚ewöhnlih. In der Chirurgie werden namlich, vermittelft einer
n natürliche oder durch Krankheit entftandene Höhlen und Candle, .
ndliche ſchaͤdliche Stoffe fortzufhhaffen, theil um Medicamente an
Stelle felbft zu bringen und verfchiedene Heilzwecke zu erreichen,
ie nach Maßgabe diefer Zwecke verfchieden find, hineingebradht.
eſchwuͤre ſucht man dadurch zu reinigen, toenn fie Ti, wort untar
DU 1, er UI
Eifen. Dieſes nüglichfte unter allen Metallen verbint
in mehrfachen Verhältniffen. Ganz reines Eifen heißt Sta
ſchlechtweg Eifen. Wenn diefes mit fo viel Kohle verbunden i
Gluͤhen und plöglichen Abloͤſchen in kaltem Waſſer eine bedeute
hält, als es vorher hatte, fo wird ed Stahlgenannt. Nim
fo zu, daß die Dehnbarkeit des Metalle6 ganz, und die Geichn
oder faft ganz verloren gebt, fo heißt es Roheifen oder G uf
fern unterfcheidet man wefentlidy wieder das graue und das w
che beide zwar gleich viel Kohle enthalten koͤnnen, aber in einem fe
ftande der Verbindung. Die Farbe des Stabeifens iſt Lichtgr:
mi tallifhem Glanz; die Farbe des Stable ift graulihweiß ine
das weiße Noheifen hat eine filberweike, mit einem außerorden
glanz verbundene Farbe, die jich mit vielen Abftufungen ins Lic
graue Roheiſen hat bei einem ftarfen Metallglanze eine ſchwarze
ind Lichtgraue verliert, Die Zertur des Stabeifene ift zadig ı
Stahls ift hoͤchſt feinkörnig, die des grauen Roheiſens ausgeze
weißen ſtrahligblaͤttrig. Die Härte des Stabeifeng ift fehr groi
lich verfchieden; der Stahl ift hiirtsr und wird durch ſchnelles
Vdaſſer nach vorhergegangener Gluͤhung (das fogenannte H 4:
deis weiße Roheiſen ift fehr Hart und diefe Härte vermehrt ſich
Vzaſſer; das graue Roheiſen ift ſehr weih. Die Feſtigkeit dei
durch Zaͤhigkeit, Gefchmeidigkeit, Biegſamkeit (Elafticität).
wird dem Eiſen durch Stoßen, Haͤmmern, Reibung, durch elel
durch langes ruhiges Stehen mitgetheilt. In der Temperatur
gelben, carmoiſinrothen, violetten und dunkelblauen Farben a
den Zuſtande laͤßt es ſich ſch weißen, d. h. Stuͤcken von St
laiſen ſich mit einander, oder Stabeiſen mit Stahl verbinden.
ftufen des Eiſens find noch nicht alle bekannt, zu den Orpden gel
Hammerſchlag oder Echmiebefinter, die Dammerfchladen und
466 Eiſen
feſtigt und ſchlagen entweder unten gegen einen elaſtiſchen ——
den Reitel. um nach enfolgtem ‚Hub mit deſto größerer Gewalt zuruͤt
den fehr ſchweren Stirnhaͤmmern, bie ganz vorn am Kopf —
werden, richtet man bloß durch bie Gewalt des Hammers aus, was
ten Haͤmmern durch Preilvorrichtungen bewirken will. Bei den &
iſt die dem Eifen zuzutheilende Form in den Walzen eingebreht und
Eifen wird beim folgenden Durchlaffen immer in die nächft kleinere
Die Walzen liegen mit den angebrebten Zapfen in ihren Gerüften ar
werden entreeber durch Keile, ober beffer durch Schrauben gegeneinn
ten. Die Verarbeitung ded Stabeifens zu feineren Eifenforten gefd
unter leichten und ſchnellgehenden Hämmern (Redhämmern,
mern, Bainhämmern), oder unter Walz: und Schneiden
tere beſtehen aus ſtaͤhlernen Scheiben von größerm und geringem
welche auf einer eiiernen Are fo neben einander gereihet find, daß bie
die Eleinern Scheiben mit einander abwechſeln, ohne daß fie im gerin
hen, oder fich verfchieben koͤnnen. Auf einer äweiten Are finder dieſel
flat und zwar fo, daß die geöfern Scheiben genau in die, durch die f
ben der erften Anordnung gebildeten Zmifchenräume greifen und ums
Stabeifen wird ferner auch zu Blech und Draht verarbeitet |
Rohſtahl ift, wenn er aus dem Herde gefommen und das Luppenftü
nannt) ausgeſchmiedet morben ift, noch fehr ungleihartig und muß d
ober taffinitt werben, welches dadurch gefchieht, daß mehre duͤnn aı
plettete) Rohſtahlſtuͤcke übereinander gelegt, in eine Zange gepadt ı
ohne Zuftrömen von Wind, erhist und unter dem Hammer uam
werden. ine andre Art von Stahl, der Brennftahl, Blaie
Gementftahl wird aus vorzüglidy gutem Stabeifen bereitet, welch
men verichloffenen thönernen Gefäßen, oder Kaften zwiſchen Koblen
ker Hite geglüht wird. Auch biefer Stahl muß wie der Robftahl d
ten verfeinert werden. Der volllemmenfte Stahl wird durch Um
Rohſtahls oder des Cementſtahls erhalten. Gewöhnlich wird aber m.
ur Darftellung des Gufftahls angewendet. Die Schmelsung gelte
Eifenbahnen | 467
terlat, mit welchem das Roheiſen gefchichtet wird, aus Coaks beftcht, eine Höhe
u 5 618 6 Fuß, und wenn man Holzkohlen gebraucht, eine Hoͤhe von 10 — 20
5. Diele Öfen find gewoͤhnlich von eifernen Plätten eingefaßt und haben eine
er mehre Öffnungen * die Form zur Einfuͤhrung der Geblaͤſeluft und eine andere
Abſtich des Eifens. Die Öfen hängen entweder frei und laſſen ſich um Ihre
zedeehen, fobaß das geſchmolzene Eifen aus der Gichtöffnung ausgegoffen wird
Bteuarzöfen), in weichem Falle auch die Abftihöffnung nicht nöthig if; oder
kfehen auf einem feften Fundament (Cupoloͤfen), welche legtere Einrichtung
icher iſt. — Die Formen, in melde das flüffige Eifen geleitet werden foll,
nur in wenigen Fllen (bei dem fogenannten Schalenguß) aus gegoffenem Eis
angefertigt; faft immer werben fie entweder aus magerm Sand, oder aus
gebildet. Zur Darftellung der Kormen bedient man ſich hölzerner oder mes
re Modelle, welche die Geftalt des zu gießenden Körpers befißen und in der
affe abgedruͤckt werden, weßhalb fie mit der nöthigen Verjuͤngung zum Aus⸗
aus der Korm verfehen fein müflen, um diefe nicht zu verlegen. In andern
Ben müſſen fie nad) verfchiedenen Richtungen theilbar fein, um fie ſtuͤckweiſe eins
zufammenfegen und wieder ausinander nehmen zu Binnen. Zuweilen
R man fidy mit Kernen von Formmaſſe, welche in die fertigen Formen geſetzt
dein, um ben Raum, den das flüffige Eifen einnehmen foll, zu begrenzen. In
m Fällen wird die Korm des darzuftellenden Körpers ohne Modell, aus freier
d, oder auf der Drebbank gebildet. Bei ſehr kuͤnſtlichen Suchen, die eine zu
bare Modellarbeit erfodern würden, pflegt man die barzuftellenden Körper aus
mmen zu bilden, diefe mit der Formmaſſe zu überziehen und dann das
anszufchmelzen, obaleich dieſe Art der Förmerei eigentlich ein Gegenftand
Statuengießer if. Die Formmaſſe wird durch die hölzernen oder eifernen
aften zufammengehalten, und nad) Maßgabe des erfoderlihen Modelles hat
pwel-, dreis und mebrtheitige Kaſten. Das Eifen wird in die Formen vermit⸗
Einguſſes geleitet, auch müffen in den meiften Faͤllen Öffnungen zum Ab⸗
m der ſich entwidelnden Dämpfe und Luftarten angebracht fein, welche mit der
Bin Verbindung ſtehen. Die aus fettem Sand und die aus Lehm angefertigs
Nimen mülffen vor dem Abguß getrodinet und mehr oder weniger flarf gebrannt
Bur Vollendung der Gußwaaren gehört endlich das Pusen, Schieifen, Aus⸗
Abdreben; in einigen Faͤllen das Überziehen mit einem Lack und in einigen
| HA.
Cifenbahnen (Iron-rail-road), deren Idee fchon den Riegelbahnen bet
Ba den deutfchen Bergwerken eingeführten Hundegeftängen zum Grunde lag,
Ben zuerft von den Engländern zur Erleichterung des ſchweren Fuhrwerks anges
Schon gegen bie Mitte des vorigen Jahrh. hatten fie hölzerne Rolle oder
ge (rail-road) von den Steinkohlenaruben zu dem nächften Seehafen ans
ß; feit 1770 belegte man die hölzernen Riegel mit Platten oder Schienen von
Bien, auf weichen die Mäder, wie vorher, A cheval licfen ; endlich baute man
Relitnege ganz von Eifen, Indem man die eifernen Schienen auf fleinernen
Bıöden, welche von 3 zu 3 Fuß in dem Boden eingegraben murben, bes’
2. Zugleich vertheilte man die Ladungen, ſtatt der ehemaligen grofen Was
auf mebre aneinander gehaͤngte Mleinere Wagen. Dieie Eiſenbahnen findet
Ijegt zweckmaͤßiger und wohlfeller als ſchiffbare Candle; doch gibt man den
michienm (tram-roads, cder plate-railways, aud) edge-railways genannt)
dan eigentlichen Riegelwegen ober rail-roads in England den Vorzug. Man
Die Koften einer einfach gelegten, flachen Eifenbahn (tram-road) auf flachem
fx :ede englifche Meile auf ungefähr 1100 Pf. St. Die Unterhaltungss
werden zu 4 Proc, des Anlagecapitals berechnet... Aufeiner engl. Eifenbahn
Ma Dferd ſo viel als 8 gleich ſtarke Pferde auf einer gewoͤhnlichen Chauſſee. Es
wmich ein gutes Pferd täglich B Stimden 60 Cr. bei trockener, 80 Ctr. bei
30 *
— — —
Eiſe ———
dt: er,
* ae Allem das Befte) ausw
man diejenigen 3 AR
Tugt DIE BiInTimrung DET ZUINDDUMIEN. STOLLEN DIT Wiugzten
flüffigen Körper ift ein nicht geringer Unterfchied, Jene dußern
vorige Geftalt wider anzunehmen; diefe, fich in größere Räume
man braucht davon aud) das Wort Ausdehnbarkeit. Zur Unterfd
die Elafticität der fiften Körper die attractive oder anziehende, un
die erpanfive oder ausdehnende nennen. Der Grad der Elaſticit
ſehr verfchieden, und manche Körper nehmen erft durch Kunſt eineı
Elafticität an. Körper, bei denen fie ganz unmerklich if, nen
ſche. — Als Urfache der attractiven Elafticität nimmt Gren die K
menhangs der heile oder die anziehende Kraft (Attraction) an; |
gegen beruhe auf der zuruͤckſtoßenden Kraft der Theileinder Mater
ftelit fich die feften elaftifchen Körper aus duͤnnen Fibern oder aus;
geſetzt vor, und befchäftigt fich vor Allem mit der Unterfuchung
welche an fich fchon ſolche Faͤden bilden. Die Federkraft einer
Körpers wird defto größer, je mehr feine Theile ausgedehnt wer
alle Theile des Körpers fo meit ausgedehnt, daß ihre Elaſticitaͤten
den Kraft im Gleichgewicht fteht, fo darf man die Ausdehnung ni
wenn fich die Theile nicht trennen ſollen. Die Gewichte, welche
ter verfchiedenen Spannungen gleich ſtark verlängern, verhalten (
nungen. Wenn drei gleiche Saiten, in den Verhältniffen, 1
gleich ſtark verlängert werden follen, fo find hierzu Gewichte nötb
2, 3 verhalten. Die Gefege der Elafticität bei flüffigen Körper
der feften verichieden. In ſchweren elaſtiſch⸗fluͤſſigen Materien:
ſchichten das Gewicht der obern; befinden ſie ſich daher in einem
faͤß, fo leidet der Boden deſſelben den Druck der ganzen Maſſe dei
ſigkeit, und die untern Schichten derſelben ſind begreiflich dichter
als die obern, welche auf die untern drüden. Man macht aud
zwiſchen abfoluter u. fpecififcher Elaſticitaͤt. Unter jene
Stärke, womit diefe Eigenfhaft der Körper der zuſammendruͤcke
fleht, an ſich und ohne Ruͤckſicht aufdie Wärme und Dichtigkeit.
Elba Elbeſchifffahrt 471
dermometer gebrauchen, wovon die Kugel im Dampfbehälter von Dämpfen ume
hen fein, die Röhre aber von denfelben unberührt bleiben muß. Dabei wird aber
me Tabelle erfobert, welche die abfolute Elafticität des Waſſerdampfes durch den
Birmegrad ausdrüdt. — Elafticitätszeiger, Mercurialzeiger oder
Barometerprobe ift ein Barometer, welches in der Abficht an die Ruftpumpe
Bybeacht wirb, um zu zeigen, wie groß die abfolute Elafticität der nach dem Aus⸗
Anyen noch unter der Glocke befindlichen Maſſe ſei. Das Quedfüber fällt in
nad) dem Maße, in welchem die Luft herausgepumpt wird, Da bie
@toden, unter die ein gewöhnliches Barometer gefegt werden kann, gewöhnlich
bequem find, fo hat man auf andre Einrichtungen des Elaſticitaͤtszeigers ges
; dahin gehört die des Engländere Smeaton, welche die Elaſticitaͤt der ver⸗
Luft unter der Glocke unmittelbar anzeigt. S. Brook’ „Vermiſchte Ers
über Elsktricität, Luftpumpe und Barometer”, aus d. Engl. von Kühn
? 1 )
€ st Diefe Heine Inſel (74 DOM., 13,000 E.), jegt unter toscanifcher
obeit, welche 1814 mit allen Souverainitätsrechten an Napoleon überlafs
von ihm feit dem 4. Mai befeffen wurde, bis er fie den 26, Febr. 1815 vers
; wird durch den Canal von Piombino von Italiens Kuͤſte getrennt. Sie liegt
Stalins, 9 Meilen von Corfica, und 114 M. von- Livorno entfernt,
Klima ift gefund. Der Dauptreihthum find Bergwerke (Magnetftein, SIL .
&). Die Eifenminen von Rio liefern jaͤhrlich 36,000 Centn. Erz, bie
& 60 Proc. reines Metall geben. Seefalz wird jährlich gegen 600,000
gewonnen ; auch der Kifchfang (an Thunftfc und Sarbellen) ift bedeutend,
find Aderbau und Vichzucht fehr unvolltommen, fobaß Getreide einges
werden muß. Hauptſtaͤdte: Porto⸗Ferrajo, an einer ſichern Rhede, bat
Eimv. und flarke Befeftigungen ; Portosfongone, ar einer guten Rhede, hat
Einw. As 1557 Philipp HI. von Spanien das Gebiet von Sieria an Cos⸗
L von Florenz abtrat, behielt er fich einige Inſeln und Küftenftriche, naments
das Fürftenthum Piombino, davon vor Dies wurde 1736 an das Königs
Neapel abgegeben, und blieb dabei unter der Benennung des Stato degli
Bi (Beſatzungsſtaat), bis Krankreich denfelben 1801 erhielt. Elba gehörte
Ländchen, und war, mit Ausnahme von Porto: Kerrajo, welches der Groß⸗
von Toscana befegt hielt, ugter Neapeld Dberherrichaft, ein Befigthum der
son Sora aus dem Haufe der Buoncompagni, welhen auch Piombino
gehörte. — Liber das Manufcript von Eiba f. Manufceripte,
Elbe, mtipringe aus dem Eibbrunnen auf der Eibwiefe an der böhmifchen
in der ſchleſiſchen Herrſchaft Kynaſt, und erhätt fofort Zumäfferung von 10
Duelin. Die Quelle liegt 4260 5. über dem Meeredfpiegel. In den ers
24 Meilen bie Dohenelbe finkt dee MWafferfpiegel 281% Fuß. Die beiden
, große und Heine Eibe, fließen bei Seedorf zufammen., Brei Melnid in
wird die Eibe ſchiffbar durch) die Aufnahme der Moldau; fie tritt bei Ders
m in Sachfen, bei Mühlberg in Preußen, fließt dann zwifchen Hanover
Bledienburg auf einer, und dem dinifchen und hamburger Gebiet auf der ans
Ra Seite, nad) einem Lauf von 148 Meilen in die Nordfee bei Kurhaven, nach⸗
We 53 Hüfte und fiber 300 Bäche aufgenommen. Bis Hamburg kommen
ber Fiut Seeſchiffe, hernach wird der Fluß viel feichter. Er ift ſehr fiſchreich
W yat.einige Goldkoͤrner in den ſaͤchſiſchen Vergzuflüffen, auch Carniole, Grana⸗
mx. Brüden find zu Dresden, Meifen, Torgau, Wittenberg und Magdeburg.
Elbefchifffahrt. Sie mar auf diefem anſehnlichen Fluſſe, der zehn
Staaten durchſtroͤmt, feit Jahrhunderten druͤckenden Laften und einfeitigen
derfelben unterworfen. Der magdeburger Stapel, die Schiffermo>
Bipele, Zoliftätten, hohe Zölle, ungleichartige Scifffahrtsanorbnungen
472 Eibeſchifffahrt
der verſchiedenen Uferftaaten, gegenfeitige, auf beſondere finanziele Ja
tichtete Beſchraͤnkungen, Willkür der Schifffahrte- und Zolibeamten, !
figung der Waſſerſtraße und Leinpfade u. f. w., mußten bie Handelth
ſes Stroms nothivendig von der Ausbildung zurüdhalten, weiche fe
der Schifffahrtöfreiheit fehr leicht erreichen tonnte. Nachdem der par
die Schifffahrtsfreiheit als Grundfag ausgeſprochen hatte, wurden au
ner Eongrefle 1915 von den Bevollmächtigten Öftreiche, Preußens, &
Frankreichs Artikel abgefchloffen, welche als Grundlage dienen folltn
Cünftige, gemeinſchaftůche Verträge die Schifffahrt auf den Fiäffen |
die in ihrem fdiffbaren Laufe verſchiedene Staaten trennen ober durchſ
wol fich zu dieſem Zwecke ſechs Monate nady Berndigung des wir
Commiffarien in Hinficht der Schifffahrt eines jeden folcher Slüffe werl
ten, um gemeinfdyaftliche Verträge und Verordnungen zu Stande p
erfolgte doch zuerſt vier Jahre nachher der Zufammentritt der Eibefh
miffarien zu Dresden, von Seiten Oſtreichs, Preußens, Sad
Diinemarts, Medienburhe, der anhaltifchen Häufer und der fein!
burg. ¶ Sſtbeich gab den Impuls zu diefem Schifffahrtscongerfie. €
In deffen erften Gonferenzen den Entwurf einer Eibefchifffahrtseinridh:
faſt ganz von dem beftehenden Rheinfhifffahrtöfgftem entiehnt war
wurf fand ſtarke Widerfprüche, indem fein Verf. theil6 die Werhättn
ſchifffahtt in ihren mannigfaltigen Beziehungen auf bie verfchiedenn
genug kannte, theil® auch die befondern Geſichtspunkte der verſchicden
ten, welche einem gemeinfchaftichen Spfteme einem Theil ihrer ©:
echte nicht aufopfern wollten, zu wenig beruͤckſichtigte. Die Un:
dauerten, mit Beinen Unterbredyungen, gegen britthalb Jahre, N:
renzen wurde am 23. Juni 1821 die Convention über bie Elbeſchifff
den abgefchloffen, jedoch unter der, befonders für Preußen wichtigen
daß auß derfelben bei Regulitung andcer Ströme nicht irgend eine 5
gen werden fole. Am 12. Dec. des nämlichen Jahres erfolgte ei
Auswechfelung der Ratificationsurfunden von den Bevollmächtigten
theitigten Uferftaaten. Seitdem 1. März 1822 ift diefer Staate
zu Erleichterung der Schifffahrt und bes Handels zu berathen, fi
Zeit zu Zeit Mevifionscommiijtonen vereinigen, zu welchen jede
einen Bevollmaͤchtigten fendet. Die erfte Vereinigung diefer Art
zu Hamburg ftattgehabt. — übrigens bat fchon feit der kurzen
Mavigationsucte in Kraft getreten ift, die Elbeſchifffahrt im Ve
an Lebhaftigkeit gewonnen, wid ift in mercantilifcher Dinficht ı
deutender Nebenbuhler der Handelsfchifffahtt auf dem Rheine
burch Hollands Finanzfpitem und Preußens Mauthanſtalten ir
derniffe, beſonders ruͤckſichtlich des wichtigen Zranfitohandelt
1825 errichtete Elb⸗ ameritan. Compagnie, fe Seehbandels
feit 1822 von X. L. Haffe herausgeg. „Elbe Wochenblatt”.
E Idee (Gigot d’), Generaliffimus der Royaliften in bei
zer Dann von großem Charakter, geb.zu Dresden 1752, dien
ſchen Armee und trat als Cavalerielieut. in die koͤnigl. franz. A
bei der Revolution auf fein Landgut bei Anjou zurbdh, wo ihn d
een der Vendee 1793 zw ihrem Heerführer wählten. Er fieg
endlich verwundet, aufder Inſel Noirmoutiers gefangen, vor e
ſtellt und erfchoffen (2. San. 1794).
Elberfeld, Kreis: und Handelsſtadt im Bezirk! Düffen
Provinz Kleve-Berg, mit 1941 H. und 24,500 Einw. or
bier faum 800 Menfchen. An Eiberfeld ftöät das volfreiche Am
Dieſes ganze Mupperthal bemohnt ein gemerbfleißiges und t
Das Hare und zur Bleiche befonders geeignete Bergwaſſer bei
Bewohner zuerft eingeladen, hier Leinwandbleichen anzulegen.
fommt aus Heffen, Braunfchmweig, Hildesheim und Hanover.
erft Fabriken fir Leinen: und Wollenband und für Schnürriem
keln verdantt Gemarke größtentheild feine Wohlhabenheit.
lien, Spanien, Rußland, Amerika, faft die ganze befannte We
noch diefe Waare in unglaublicher Menge. Borten, Bettzr
Zwirnſpitzen und Ranaetten befchäftiaen ebenfalls eine arofie An.
Elbeuf Eldorado 475
mund maͤrkiſchen Landes. Won hier aus werben uͤber Hamburg und Antwer⸗
Schiffeladungen mit Manufactutwaaren nach Derico, BuenossAyres, Chile,
zu and Dftindien abgefendet. Denn hier ift der Sigder Rheiniſch-weſt—
diſchen Compagnie (S. Seehandelsvereine.) Unabhängig von
feiben warb 1824 in Eiberfesd ein deutſch-amerikan. Bergwerksverein errichtet,
mit einem Capital von 500,000 Thlr. Gruben in Mexico baut.
Eb euf, Fabrik⸗ und Danufacturftadt in der Normandie, im Depart.
keder- eine, mit 6000 Einw., 4 Stunden von Rouen und 26 St. von Paris,
ker werben viele Tücher, Ratine und andre Zeuche von tuchartigem Gewebe vers
* Die Gattung derſelben weicht denen von Louviers und Sedan in der Fein⸗
ſteht ihnen aber in Dauer und Haltbarkeit der Farben nicht nach. Der
kuptabfag derſelben iſt in Frankreich. Jedoch gehen auch viele Heine Parti
ih Itallen, Spanien und der Levante. | J
El bing, weſtpreufiſche Kreis: und Handelsſtadt mit 2045 H. u. 19,469
Iam., bat vicle Unterrichts⸗ und Wohlthaͤtigkeitsanſtalten, liegt am Fluſſe Eibing,
mder Kraffuhlcanal mit der Nogat verbindet. Neben der Seefahrt ift hier eine
kädyzliche Fabricatur an Segeltuh, Zuder, Taback, Stärke, Seife ıc. eine
iffowerfte und beträchtliche Ausfuhr von Kandeserzeugniffen. oo
Eldon (Sohn, Kord), Großkanzler von Großbritannien und Pair des Meiche,
hart als Mechtögelehrter, iff der dritte Sohn des Kaufmanns William Scott
le an ber Tyne in Northumberland, geb. 1750. Er ſtudirte in Orforb
bannı die Mechte in dem Middle Temple zu London. Als er zu prafticiren ans
machte er wenig Aufiehen. Doch, fobald er Gelegenheit fand, feine Talente
Berkbar zu machen, flieg er im Kanzleigerichte, befonder& weil der Lordkanzler
Beleto ihn hervorzog. Durch diefen hohen Schuß wurde ihm der Kohn eines fejr
Rn Bervandes zu Schell und das Parlament, der Gegenftand fo vieler Anſtren⸗
pn und Wünfche unter den höhern Ständen Großbritanniens, öffnete ſich ihm,
Scott erſt den Burgflecken Weobley und in der Folge Borougkbridge vertrat,
Im Mathe der Nation, fowie bei alten Rechtshändeln, mo man ſich feine
Rerbat, zeigte er ſich als einen fcharflinnigen Rechtögelchtten ; und 1788 gab
der König das wichtige Amt eines Generalſachwalters mit der gewöhnlichen
pürde. Sir Sohn Scott, wie er nun hie, verwaltete diefe Bedienung ſechs
und wurde 1793 zum Generalfiscal gewählt. Aufdiefem mit vielen Unans
Ichkeiten verbundenen Poften roußte er ſich in einer unrubigen Zeit auf der
feines juriftifchen Rufes zu behaupten, und wurde 1799 zum Lordoberrichter
common pleas und mit dem Zitel: Lord Eldon, auf Eldon in der Graf
ft Ducham, in den Pairsftand erhoben. Hierauf folgte 1801 die fehr hohe
ide eines Großkanzlers, Lord High Chancellor. Zwar legte er diefelbe nies
Bi 06 das Fox'ſche Minifterium an dad Ruder trat, erhielt fie aber aufs neue,
36 1807 fiel und mit demfelben Lord Erskine abdanken mußte. Seit der Zeit
Mn, als Haupt der Rechtögelehrten in Großbritannien, feine mühevolle Stelle
an er ft zugleich Sprecher des Oberhaufes und Minifter) mit ſolcher Gewiffens
gmsfei, Maͤßigung und Gefchidlichkeit verwaltet, daß ihm felbft die oppoſitions⸗
Banten Rechtsgelehrten dies Lob nicht verfagen mögen. Mod) immer erfüllt der
mbliche Greis Pflichten, welche Manneskraft erfodern. Man weiß ihm nichts
uſagen, als daß er zu oft Bedenken triigt (he doubts) und ſich zu lange befinnt,
m das Endurtheil ſpricht. Aber gerade dies gereicht ihm bei Denfenden zum
u. Man wirft Lord Eldon auch vor, daß er am Alten hänge, weil es alt iſt.
migftens bat er in feiner langen Amteführung, bei der größten Gewiſſenhaftig⸗
IR, aidyt nur keine Einrichtung zur Beförderung der Geſchaͤfte und Verminderung
we Unkoſten getroffen , fondern ſich auch) jedem Vorfchlag dazu widerfegt. 62.
Eldorado, ein fabelhaftes Land, in welchem Bold und Edelſteine fo haͤu⸗
476 Elegie
fig fein ſollen, tote bei uns der Schlamm und die Steine auf den Stehe
Drellan, ein Begleit:‘ es Pizarco, brachte diefe Babel zuerſt nach &ı
ein Engländer gab fogar zu Ende des 16. Jahr, eine Befchreibung dar
die felbft mit einer Charte des Landes verfehen war. In den Werk!
38. in Voltaire's „Ganbide", kommt Eiborabo oft vor,
Elegie. Gewoͤhnlich denkt man fidy unter Elegle ein Klages d
gebicht (Threnobie), und der griechiſche Name deutet allerdings auf biefe
bin, indem er nichte Andres befagt als: „Ach! Acht rufen” (E11
Die Griechen und Römer aber hatten Etegien, welche nur von dem Ben
Namen führten, und des verſchledenartigften Inhalts waren. Das da
maß der Alten war das Diftichon (f. d.), der mit tem maͤnnlichen
felnde weibliche Pentameter, und in biefer Versart verfeufiten
rigeeit den fanften Schmerz, fonbern, tie Horaz fagt, auch
Die Freude, und bie ihres fügen Wunfches
@ewährte Liebe
bediente ſich ihres leichten Ganges. Selbſt die Kriegslleder eined 2
Kallinos bewegten ſich in dieſem Maß; Ichrendes Gedicht, «Derei
Sprüche, wurden bei den Alten elegiſch dargeſtellt. Wie ed kam,
fanfte Schwermuth, als Charakter der in biefer Versart bargefkellten $
1äßt fi) am beften Hiftorifch darthun, Dan muß zunächft auf den U
Dentameters zuruͤckgehen. Böttiger hat im erften Bande von Wieland'ı
Mufeum" dargethan, daß der Pentameter aus dem Gebrauche der
Doppelfite der Lydier entftanden fei. Die Älteften Dichter, die ſich /
ten, fangen daher nur Kriegögefänge In biefem Spibenmaß. ine zn
bes Pentameters beginnt mit dem Kolophonier Dimnermos, ber im
weichlichen Zeitalter6 zuerft feiner Doppelflöte und feinem Pentameter |
pfindungen einhauchte, und 'der Fiötenfpielerin Nanno Liebeselegien vı
wurde deßhalb von bem Alterthume für ben Stifter der zärtlichen und
den Elegie gehalten, Mit Simonides endlich beginnt die dritte Perio
dieſer ſich des Diſtichons am Liebften zu feinen Grabfchriften und Ter
men bediente, nannte man ein ſolches Fleines Gedicht Elegion, unt
gebildet, weit man jene Eigenſchaft zuerft und befonder® am 9
Man braucht e8 auch in der Bedeutung, daß es die elektrifche ©
wofuͤr man fonit auch elektriſches Fluidum oder elektrifche Fluͤ
ftanzen, in denen durdy Reiben ein merklicher Grad von El
die ſich aber nidyt durch ihre ganze Maſſe fortleitet, heißen elckt
elektriſche (idioelektriſche, auch Nichtleiter). Man rechnet |
ſelbſt metalliſche, Verglaſungen, alle Edelſteine, Harze, Fed
wolle, Wolle, Papier, weißen und Candiszucker, trockene L
Kalke oder Oxpde, Aſche von Thieren und vegetabiliſchen Sukf
hartgefrorenes Eis in einer Kaͤlte von 13 Grad unter O nach Fa
nach Réaumur u. A. Alle Koͤrper, welche durch Reiben nic
ſetzt werden, die Erſcheinung der Elektricitaͤt zu zeigen, führe
trifche (wiewol die Grenzen beider Glaffen fehr in einander lar
elektriſch werden, d. 1. durch Mittheilung von einem ander
Ciektricität erhalten, wie 3. B. Metalle, Waffer und andre
Berührung mit einem andern ſchon eleftrifirten Körper die (
und fortleiten, fo beißen fie Reiter der Eleftricität oder leitende.
per werden erft, wenn man fie erhigt, Yeiter, dahin gehört z. 2
Zuftand nicht leitende Glas; andre Körper, 3. B. trockenes,
werben durd) Reiben elektrifirt, obwol fie gute Leiter find, un!
man Halbleiter. Auch die Luft der Atmofphäre iſt ere
feucht und bei abnehmender Dichtigkeit ein Reiter. Einen K
Michtleitern umgeben ift, nennt man ifolirt. Die Iſolir
mer mit trodener Luft leicht dadurch zu bewirken, daß man ir:
feidenen Schnüren aufhängt, oder auf ein Geftell von Gla
Schwefel u. f. m. fett. Das Anziehen und Abftoßen der el
eine merkwuͤrdige Erfcheinung, und läßt mit Recht auf zwei ı
entgegengefeste Kräfte fchließen. Beide zeigen ſich fehr auffal
Derfon 3. B. eine Glasroͤhre reißt, und dabei ilolirt geſtellt
Elektricitaͤt = #79
nahm nur eine Art an, und leitete das Abftoßen und Anziehen bloß aus
und Weniger berfelben ber. Die Elektricität wird in den urfprünglich
Körpern, im Glaſe, Siegellad, Schwefel ıc., vornehmlich burd) das
cegt; bei Schwefel, Siegellad, Wache und Chocolade auch durch
und Erkalten. Im Zurmalin und einigen andern Materien wird fie
armen und Abkühlen und fonft durch Auflöfungen, wobei Aufbraufen
und durch Ausdünftungen hervorgebracht. Durch die Wirkung der
Elektricitaͤt Eönnen entzuͤndliche Körper, 3. B. Wafferftoffgas, Alkohol,
hieppulver, Kampher, entzlindet, dünne Metalldraͤhte gefchmolzen,
re und Pflanzen getödtet werden. Elektriſche Schläge zerlegen das Wafs
e Beftandtheile, in Waffer » und Sauerftoff, und umgekehrt bewirkt der
Funken die Bildung des Waſſers aus jenen beiden Elementen. Der
orin die Elektricität wirkt, heißt der elektriſche Wirkungskreis,
lettrifhe Atmofphäre Man kennt zwar nun die Gefege, nach
e elektrifche Materie wirkt, fo weit, daß man das, mas gefchieht, erklaͤ⸗
was gefhehen muß, vorherbeftimmen kann; aber defto unmiffender ift
in Hinfiht auf die Befchaffenheit des Grundftoffes, der die Elektricitaͤt
Da bei der größten Anhaͤufung der elektriſchen Materie in einem Koͤr⸗
Gewichtszunahme bemerkbar iſt, ſo iſt jene Materie unwaͤgbar. Viel⸗
Licht, Wärme und elektriſche Materie Modificationen deg naͤmlichen
nd der Waͤrmeſtoff iſt umgekehrt eine Modification des elektriſchen Flui⸗
Wenigſtens iſt durch die neueſten Entdeckungen rſted's, Ampore's u. A.
nagnetiſirenden Kraͤfte des elektriſchen Stroms und ſeinen Einfluß auf die
der Magnetnadel die nahe Verwandtſchaft zwiſchen elektriſcher und mag⸗
Naterie bereits dargethan. über die pofitive und negative Elektricitaͤt nimmt
Shnlich folgende Säge an: 1) Durch die ganze Koͤrperwelt iſt eine einzige
erie verbreitet, welche ben Grund aller eleftrifchen Erſcheinungen enthält,
yeile diefer Materie flogen fi) ab, werden aber von den heilen der Körper
. 3) Seder Theil eines Körper kann eine gewiffe Menge diefer Materie
fnehmen, ohne daß fie fich auf feiner Oberfläche anhäufen darf. Hat er
fe Menge, fo ift er nicht elektrifi rt. 4) Hat er mehr als eine ihm natürs
ige, fo ift er pofitiv, hat er weniger, fo ift er negativ elektrifirt. 5) Alle
Erfcheinungen entftehen durch Übergang oder durch proportionirte Vertheis
r Materie. Der vorgebliche Einfluß der Eleftricität auf das ſchnellere
ım der Pflanzen ift fehr zu bezweifeln, unb ebenfo ift ed auch mit manchem
n Einfluffe derfelben auf den thierifhen, namentlich den menfchlichen
ach welchem bei elektrifirten Perfonen der Puls ſchneller fchlagen follte,
tztere jedoch oft nur durch Beaͤngſtigung veranlaft wird. Gleichwol kann
rerſeits die mebicinifche Kraft der Elektricität nicht ableugnen, und man hat
ähmungen, rheumatifchen Beſchwerden, Zaubheit, Augenübeln, Kopfs
ıc. glücklich angewendet. Was die Gefchichte der Eleftricität betrifft, fo
aus Plinius d. Altern („Fist. natur.“, XXXVII, 3), daß er die ers
igenfchaft des Bernfteins ſchon gekannt habe, Das war aber auch Alles,
Iten von der Elektricität mußten, und auf dies, oder wenigftens nicht viel
yeänkten fich auch die Kenntniffe der Phyſiker von diefem Gegenftande bie
e des 17. Jahrh. Um diefe Zeit entdedte der Engländer William Gil⸗
nur mehre Körper, die efektrifche Erfcheinungen darbieten, fondern auch,
diefe fonderdare Eigenfchaft in ihnen allen durdy Reiben erregen koͤnne.
: erweiterten Otto v. Guericke, Bayle, Newton, Wallund fpäter Stes
y das Gebiet der Kenntnif in der Elektricitaͤt; Peiner aber verfolgte diefe -
angen mit fo viel Scharffinn und Gluͤck als Franklin zu Philabelshie.
m erwähnte Theorie ber elektr. Erfcheinungen woxd von alen Üiygiitter
480 Elektricitat (eflerifhe) Elektriſirmaſchl-⸗
abaptist, bis Ihe Symmer (1759) durch Aufftellung der ebenfalls mh
uſtiſchen Hypotheſe, eine neue Erweiterung gab. In der letten det
Ampäce u. m. A. ein noch viel weltereh Feld für dieſe Disckpiim abe
Anbau mit die Hauptaufgabe der Phyſik bes Tages iſt. — Auferdı
Keprb, überhaupt fu m, Prieftiep‘6 „Oefchichte der Eiektticitär", 4.1
Krhnig (Berlin 1772, gr. &.)5 in Bezug auf Franklins Theorie aber
Briefe von der Eiektricität", beutſch von Witte (Leipg. 1758), Cm
band. über ſ. bualift. Anfichten, welche übrigen auch jedes phyfital. |
widelt, ſteht in d. „Philos. trausact““, 1760, Vol. LI. Audmtı
Lehre abgehandelt im 2, Bde. der neueſten Ausg. v. Gehler's „Phyfikat
. Eleltricität, thieifhe, Salvanismus,
Elektrifirmiafchine, eine mechaniſche Vorrichtung, bi
man die uefprüngliche Eiektrlcität der elektriſchen Körper vermittelt X
und andern Körpern mittheilt. Sie befteht in einem eiektriſchen Körper
einen bequemen Mechaniemus ſchnell umgedreht, und heftig an einem a
ger gerieben, anhaltend und ſtark elektrifiet werben Bann; ferner ine
deuge, worunter man eben jenen Körper werficht, an welchem fid du
Körper bei ſeinem Umlaufe reibt; endlich In einem ifolirten Hauptleite
der erfte Leiter oder Gonductor genannt wird. Diefem theilt der elektri
feine Elektricität mit. Zu dem elektrifchen Körper wählt man Glas, ı
Fotm einer Kugel, ober einer Scheibe, oder eines Cyolinders; daher de
Scheiben · und Cylindermaſchinen. Diefe Giaskoͤrper werden ı
Pine fo befeftigt, daß fie ſchnell umgedreht werden koͤnnen. Das Kal
ches der elektrifche Körper bei feinem Umlaufe berührt, um ſich daran y
ein ſeidenes Kiffen, mit Pferdehaaren auegeftopft, Uber welches ein Bede
mit dem fogenannten Rirnmayet’fchen Amalgama, einer Miſchung von
ten Queckſũber, einem Theile Zint und einem Theile Zinn, durch Sch
eine Salbe verwandelt, beftrichen ift, um die Eiekttichtät zu derftärten.
Leiter (Gonductor) ift ein biedherner Eplinder, am Ende mit einem d
Kamme (Collector) verfehen, der feine Spigen dem elektriſchen Koͤrye
ſtreckt, um die Ciektricität aus ihm aufzunehmen ober fortzufeiten. 2
482 Elementarunterricht Elemente
Die zerſloſſene Harzmaſſe wird gleich In bie Form oder auf den Tel
her von einer leitenden Subftanz fein muß. Man nimmt dazu ei
dünne hölzerne, mit Staniol ahf beiden Flaͤchen belegte Scheibe
24 Linie hohen, aufgerichteten Rand hat, mit welchem das eingeg
ſtehen muß, ohne daß jedoch der Rand oberhalb bededt wird.
dieſes Kuchens muß ganz glatt und eben fein, und feine untere d
genau berühren. Der Dedel, oder, wenn es en hohler Cylind
mel, Leiter, muß von einer leitenden Materie, alfo entweder ve
trodenem Holz gemacht werden, das mit Staniol oder Silberpaplu
Form des Deckels ift rund, und darf einige Zoll weniger im Di
ais der Kuchen. Er muß iſolirt, d. 1. anfer Verbindung mit I
auf den Harzkuchen gededt und wieder abgenommen werben koͤnn
wan drei oder vier feidene Schnuͤren an feinen Rand, und hebt ih
lieben. _ Bewahrt man den Apparat vor Feuchtigkeit, fo haͤlt
Kuchen einmal erregte Elektricitaͤ Monate iang, und man fann
phors ftatt einee Eiektriſirmaſchine bedien. Auch laͤßt ſich ein
nad) und nach damit laden, und dagegen durch dieſe der Elcktrophi
ten. Über die Theorie dieſes Jnſtrumentes f. Biot's „Lehrb. di
2. Bd ©.230 fg.
Elementarumterricht, ber erſte Unterricht jedes
Anfängern, die noch feine Vorkenntniffe Haken, ertheitt wird; dar
aber aud) mit diefem Ausdrucke indbefondere ben erjzen Unterricht i
ben und Rechnen. Won diefen Gegenftänden des Elementaru:
eine neue paͤdagogiſche Schule die fogenannten Elementarpunkte,
Unterricht zucädgefährt teerden müffe, Echall oder Norte, Form
lehnt zu haben, weil bei dem Leſen Alles auf da6 Wort oder der
Rechnen Alles auf die Zahl Hinausläuft.
Elemente, Grundftoffe, Urftoffe, die Grunds
Körper, die nicht weiter aus gleihartigen Materien zufammengefe
find. Eine Materie, welche die Bisherige Kunſt nicht weiter zerteı
ein Grundſtoff, ein Clement, ober beffer ein unzerlegter Stoff gena
in 4 — m * 8
484 Elemente
Die genannten Grumbfubftanzen, ſowie bie meiften Körper, analflrt‘
Bei den Phyſitern follte dagegen künftig nur von biefen vier Grun!
Elementen die Rede fen, indem fie bie hemifchen Elemente zweckm
Worten Stoffe, Grundftoffe bezeichnen würden. Die erſte Gru
wiſſenſchaftlichen Theorie ber Elemente verdanken wir dem geiftceit
finnigen Naturforſcher Oken, welcher die uralte Idee einer Wim
terie (eines kosmlſchen oder Urelements) nicht nur wieder in Ant
(mas audy Schelling u. X. vor im gethan haben), fenbern auch i
mung mit dem gegenwärtigen Bilbungsftande ter Naturwiſſenſcha
nig und folgerichtia durch feine Theorie des Lichts und der Waͤrme
Urelement heipt naͤmlich dasjenige, welches die allgemeine Grun
Quelle, gleichſam bie Mutter aller andern Elemente iſt. Das Ur
Feuer. Im Feuer untetſcheidet man Licht und Wärme, meld
Empfindung des Leuchtens oder Schens und das Gefühl der Win
gen. Licht und Waͤrme find aber Tätigkeiten der Natur, milde
erifticen Eönnen und daher auch ein Eein erfobern, ein Gut:
weldyer wärme und leuchtet. Diefer Stoff ift alio die Ma
Urmaterie, auch Üther genannt, welcher durch den unendii
tet ift, und da die weſentlichſte Eigenſchaft aller Materie die Sc
haͤtt der Äther auch die erſte Urfache des Schwerſeins oder dir Urfr
aller mat:riellen Dinge. Als ruhend gedacht oder abgefchen
iſt der Äther eine volllommen gleichartige, unendlich feine, I
Materie — eine materielle Einheit; ald thätig gedacht, odı
tender und ſchwermachender Etoff ift er eine Dreiheit, naͤt
Urkeäfte der phrfiihen Melt ober materiellen Natur enthält,
recht einentlich (ohne bitblichen Ausdruck) fagen, der Äther oder
erſte Drgan der Allmacht des Schöpfers, infofern ſich dieſe in der
offenbart; deun Schwere ift tor Grund alles Seine, Licht und Wa
Urſachen aller Thaͤtigkeit und Bewegung, und daher alles Lebens ir
und wo die Schwere fehlte, ba waͤre fein Sein, wo Licht und Waͤrm
486 Elephant Eleufis
ſich aufnimmt, um fie, vermittelnd, dem Waffer und ber Erde nt
iſt das freiefte, thätigfte, mithin vorzugswelfe das erregende, bild
unter ben genannten dreien. Aus bem Waſſer ift alles Feſte heran
ihm hat ſich nicht nur das gange Deineralreidy niebergefchlagen, feat
it auch bie erfte Geburtsſtaͤtte der organifchen Welt. Aus dem V
Jeder leicht den Schluß ziehen, daß bie phpfiichen Elemente auch de
der chemiſchen find. Es kann Feine andern Grundſtoffe geben al6 du
aus der Zerfegung ber Euft, des Waſſers und der Erde hervorgehen.
ftoffe find Sauerftoff, Wafferftoff, Stickſtoff und Kohienſtoff, und
Zahl der chemlſchen Elemente der Zahl der phyſiſchen gleich. Waß
in Sauerftoff und Waſſerſtoff, Luft in Stickſtoff und Sauerſtoff, a
Ienftoff, in den Erben und Mineralien kommen alle vier Grundit
Waſſer iſt der Sauerftoff überwiegend oder herefchend, in ber Luft
Inden Erden der Kohlenſtoff. Unter diefen vier Grundftoffen b
Phyſiker den Sauerſtoff und Wafferftoff als die beiden Urſtoffe ode
elemente, ſodaß alle andre Stoffe oder chemiſchen Elemente nur
ober verſchiedene Combinatienen biefer zwei Urftoffe wären. Dirfi
auch viel Wahrfcyeinlichkeit, da es faſt außer Zweifel gefegt ift, da
ein in beſtimmtem Verhaͤltniß mit Saurrftoff fontheficter (combinn
der Kohlenſtoff aber ein terrificieter Waſſerſtoff ift, weldyer mit dem
alien Gegenfag bildet, wie der eigentliche MWafferfteff. So gir
lemente die anſchaulichſte Erkenntniß des Charakters der Natur,
in der Mannigfaltigkeit und Mannigfaltigeeit in der Einheit iſt
Raturgefchichte für Schulen" (Leipzig 1821), im Eingange.
Elephant, das größte Landthier, daß einen 3 Ellen la
Ruͤſſel (fein Hauptorgan), zwei lange, dide, gebegene Zähne,
Meine Augen, große, lappige, herabhängende Ohren, dicke &
kurzen Echwanz und eins dicke, [parfum mit Haaren befeste He
bräunticher Farbe hat. Er witd 12 bis 16 Fuß hoch. Seine T
getabilien. Er laͤßt ſich veumöge felner großen Klugbeit und Gele
Künften und Arbeiten abrichten. Bei den Perfern kommt er zuen
484 Elemente
die genannten Grundſubſtanzen, ſowle dle meiſten Körper, analoflıtı
Bel den Phyſikern follte dagegen künftig nur von dieſen vier Grm!
Elementen bie Rede fein, indem ſie die hemifchen Elemente zwidm
Worten Stoffe, Grundſtofſe bezeichnen würden. Die erfte One
wiffenfchaftlichen Theorie der Elemente verdanken wir dem geiſtteih
finnigen Naturforſcher Ofen, welcher die uralte Idee einer Welta
terie (eine kosmlſchen oder Urelements) nit nur wieder in Ami
(mas auch Schelling u. A. vor im gethan haken), fendern aud & ü
mung mit dem geyentvärtigen Vildungsftande der Naturni
nig und folgerichtig durch feine Theorie des Lichts und der Wdmz ı
Urelement heißt nämlic) dasjenige, welches bie allgemeine Green
Quelle, gleihfam die Mutter aller andern Elemente if. Das Uri
Feuer. Im Feuer unterſcheidet man Licht und Wärme, melk
Empfindung des Leuchtens oder Sehens und das Gefühl der Wim
gen. Licht und Waͤrme find aber Thätigkeiten der Natur, wilde
eriftiren koͤnnen und daher auch ein Sein erfobern, ein Eukitrat,
welcher wärme und leuchtet. Diefer Stoff ift alſo die Materie di
Urmaterie, auch ÄAther genannt, welcher durch den unendli
tet ift, und da die weſentlichſte Eigenſchaft aller Materie die
haͤlt der Äther auch die erfte Urfache des Schwerſeins oder die Urfr.
aller materiellen Dinge, Als rubend gedacht oder abgeſel ii
iſt der Äther eine vollfommen gleichartige, unendlich feine,
Materie — eins matrrielte Einheit; als thätig gedacht, oder
tender und ſchwermachender Etoffift er eine Dreiheit, naͤmlich int
Urkraͤfte dee phrfiihen Weit oder materiellen Natur enthaͤlt. M:
techt eigentlich (ohne bitblichen Ausdrud) fagen, der Äther odır dis
erfte Organ der Allmacht des Schöpfers, infofern ſich dieſe in der
offenbart; denn Schwere ift der Erund allcd Seins, Licht und W
Urſachen aller Thaͤtigkeit und Bewegung, und daher alles Leben ü
und wo die Schwere fehlte, da wäre Bein Sein, wo Lidyt und Wim
Leben und nur der Tod Eönhtte bereichen. _Demnadı
486 Elephant Eleufis
ſich aufnimmt, um fie, vermittelnd, dem Maffer und der Erbe mi
iſt das freiefte, thätigfte, mithin vorzugsweiſe das erregende, kridn
unter den genannten breien. Aus dem Maffer ift alles Seite herei⸗
ihm hat ſich nicht nur das gange Mineralreich niedergefchlagen, fort
iſt auch die erſte Seburtftkee der organifchen Welt. Aus dem Bü
Jeder leicht den Schluß ziehen, daß die phofifchen Elemente audı du
der hemifchen find. Es kann keine andern Srundftoffe geben als bij
aus der Berfegung ber Luft, des Waſſers umd der Erde hervorgehen.
ſtoffe find Sauerftoff, Waſſerſtoff, Stickſtoff und Kohienſtoff, undı
Zahl der chemlſchen Eienente der Zahl der phyfifchen gleich. Mafk
in Saurrfloff und Wafferftoff, Luft in Stidftoff und Sauerfloff, an
Ienftoff, in den Erden und Mineralien kommen alle vier Grundftı
Waſſer iſt der Sauerftoff überwiegend oder herrfchend, In ber Luft
Anden Erden der Kohlenſtoff. Unter diefen vier Grundſtoffen bi
Phyſiker den Sauerftoff und Wafferftoff als die beiden Urſtoffe eder
elemente, ſodaß alle andre Stoffe oder chemiſchen Elemente nur
ober verfchledene Gombinationen biefer zwei Urftoffe wären. Dirfe
auch viel Wahrſcheinlichkeit, da es faſt außer Zweifel gefegt ift, dai
ein in beftimmten Verhaͤltniß mit Sanerftoff fontheficter (combini
der Kohlenſtoff aber ein terrificitter Waſſerſtoff ift, welcher mit dem
gleichen Gegenfag bildet, wie der eigentliche Waſſerſtoff. So gikt
Elemente die anſchaulichſte Erkenntniß des Charaktere der Natur,
in der Mannigfaltigkeit und Mannigfaltigeeit in der Einheit iſt.
Maturgeſchichte für Schulen” (Beipzig 1821), Im Eingange.
Elephant, das größte Landthier, das einen 3 Ellen la:
Müffel (fein Hauptorgan), zwei lange, dicke, gebogene Zähne, ein
Heine Augen, große, lappige, herabhängende Ohren, dicke 5:
kurzen Schwanz und eine dide, ſpatſam mit Haaren befepte Har:
bräunficher Farbe hat. Er wird 12 bie 16 Fuß hoch. Seine N
getabilien. Ex laͤßt ſich vermöge feiner großen Klugheit und Gelet
Künften und Arbeiten abrichten. Bei den Perfeen kommt er zuer
BI SIUSSELJSUJE UNIV ZUGTJETRLON], TUE IT Dtiupujj usy Duurt]
Ienftoff, in den Erben und Mineralien fommen alle vier ©
Waſſer iſt der Sauerftoff überwiegend oder herrfchend, in be
in den Erben der Kohlenftoff. Unter diefen vier Grundfte
Phyſiker den Sauerſtoff und MWafferftoff als die beiden Urftof
elemente, ſodaß alle andre Stoffe oder chemifchen Element:
oder verfchiedene Combinationen diefer zwei Urftoffe wären.
auch viel Wahrfcheinlichkeit, da es faſt außer Zweifel gefegt i
ein in beſtimmtem Verhältnig mit Sauerſtoff fontheficter (cor
ber Kohlenſtoff aber ein terrificirter Wafferftoff ift, welcher m
gleichen Gegenfaß bildet, wie der eigentliche Waſſerſteff. €
Elemente die anfchaulicyite Erkenntniß des Charakters der N
In der Mannigfaltigkeit und Mannigfaltigkeit in der Einh
„Naturgeſchichte für Schulen” (Reipzig 1821), im Eingange
Elephant, das größte Landthier, das einen 3 EU
Müffel (fein Hauptorgan), zwei lange, dicke, gebogene Zähr
Feine Augen, große, lappige, berabhängende Ohren, dide
kurzen Schwanz und eine dide, ſparſam mit Haaren befebte
bräunficher Farbe hat. Er wird 12 bie 16 Fuß hoch. Si
getabilien. Ex läßt fid) vermöge feiner großen Klugheit und
Künften und Arbeiten abrichten. Bei den Perfern kommt e
phant vor. Selne Heimath ift das füdliche Aften und Aftit
ſcheidet man eine afintifche und afritanijche Gattung. Ern
J. alt. In Siam u. a. Fändern ehrt man (eine Spielart)
vorzüglich. Über den indifchen Eicphanten f. m. A. W. v.
Bibliochet”, 1Bd. — Elephantenpapier, fo benannt
gen, die 3 Ellen lang und ebenfo breit find. — Elfenbein
Wir erhalten bie meiften aus Afrita. Aus dem Abfall des ı
wird durch ſtarkes Gluͤhen das fogenannte Eölner Schwarz
vortreffliche ſchwarze Malerfarbe, dagegen licfert das in off
488 Eifen Eigin’s Wiarmordenfmals
gen brach. Nicht unwahrſcheinlich ift es, daß diefe Lehren dahin aim
Volksreligion und die Mythen berfelden zu erfiäcen und ihrem wahımB&
darzuftellen, Statt diefer trug man bie Lehre von einem einzig
zelgte die Hohe Würde und Eünftige Beftimmung der menfchlihen Sek;
terrichtete in der Kenntniß der Natur der Dinge und des MWittale, und!
aus der Größe, Pracht, Ordnung und Schönheit der Natur kennen.
Elfen, in der alten nordifhen Fabellehte, gewiſſe, bald ſiothe
fichtbat herumſchwelfende Geifter, die entweder als glänzende ober guter
ſehr ſchoͤne Weſen, helle Eifen (Riosalfar) im Himmel (Aifheim), odet a
böfe und haͤßlich gebildete Weſen, Schwartzelfen (Schwartalfat), unu
wohnen. Jene, fügt die „Edda“, find glaͤnzender als die Sonne, die
als Pech. Won den letztern fchreibt ſich der berüchtigte Alp her. V
„Dämenofogie',
Elfenbein, f. Elephant.
El gin (Lord, Graf), geb. 1769, ftammt von bem berühmt,
ten Gefaͤhrten Wilhelm des Eroberers, Nobert Bruce, ab, wi
ſenſchaften und vorzuͤglich dem Studium der Alterthuͤmer und dir &;
ging er als engliicher Geſandter am oͤſtt. Hofe in die Niederlande;
tepfeiben Eigenſchaft nach Konſtantlnopel, wo er vom Sultan
erhielt. 1800 gucheberufen, bereifte er Griechenland, wo
auf ſ. Anträge nicht einging, auf eigne Koften mehre a’
Rita Luſiori, Baleſtra, Ittar und den berüinten Kalmüůden
mit Ausmeffungen und Zeichnungen bfi
fü Neite und Forſchungen, die „Denkwuͤrdig
Lerd Eigin in Griechenland”, und 1814 brachte er mit wi
Menge berriicher Alterthuͤmer nach England.
Elgin's Marmordentmale (Elgin Marbl 5),
teefflicher Brucftüd tiechiſchen Bildhauerkunſt aus
dias, welche Lord Elgin waͤhrend ſ. Aufenthalts im oeman
gebracht und dem britiſchen Mufeum 1816 für 35,000 Pf. St.
Er benugte die Gelegenheit, weiche feine Miffion nach Konftantinop
liſabeth Charl.(Herz. v. Orl.) Eliſabeth Petr.(Kaiſ. v. Rußl.) 495
eſe Arbeit zu ihrer Zeit ſehr geſchaͤtzt geweſen ſein. Auch hatte fie von einigen
ragoͤdien des Sophokles, ſowie von zwei Reben des Demofthenes lat. Überfeguns
9 gefertigt. In diefer Sprache wußte fie ſich fertig und rein auszudrüden.
bestiy fand man von ihr eine vollft, Überfegung des Boethius „De consolat,
bilus.** größtentheils von ihr felbft geſchrieben. — Inden Buͤchern über Eliſa⸗
th8 Regierung hat nicht felten die Religion der Verf. Einfluß auf die Darftellung
2 Begebenheiten und Angabe der Beweggruͤnde ihrer Handlungen gehabt. Außer
Retoit bat auch Walſingham in f. Memoiren anzichende Aneldoten aus ihrem
eben geliefert. M. f. „Aleımoirs of the court of Qucen Elisabeih‘‘, von Lucy
ifin (London 1818, deutich Halberſtadt 1819, 2 Bde.) .
Elifaberb Charlotte, Herzogin von Orleans, einzige Tochter bes
burfürften Karl Ludwig von der Pfalz, geb. zu Heidelberg 1652, war eine durch
Beift u. Charakter ausgezeichnete Sürftin, die rin halbes Jahrh. an Ludwigs XIV.
flibte, ohne daß franz. Sitte ihr deutſches Gemürh veränderte. Sie ward am
fe ihrer Tante, der nachmaligen Kurfürjtin Sophie von Hanover, trefflich erzo⸗
un, hierauf als ein Opfer der Politik, in ihrem 19. 5. mit ders Herzoge Philipp
». Orleans vermählt. Sie war nicht ſchoͤn, hatte ein männlich einfaches Weſen
uud mar dabei voll Lebendigkeit und Grift. Leider durfte fie auf die Erzichung ih⸗
m Rinder gar nicht einwirken. hr zweiter Schn war ber nachmalige Regent.
Die Maintenon war ihre Zeindin, Ludwig XIV. aber ihr gemogen, da ihr gerades
mes Weſen, ihre Munterkeit und ihr Witz ibn anzogen. Sie begleitete ihn
ber auf die Sand. Fuͤr deutiche Gelchrte behielt fie die anhaͤnglichſte Verehrung,
AMonders fuͤr Leibnig, deffen Briefwechſel fie felbft mit franz. Gelehrten beforgen
hf. Sie ftarb 1722 zu St.Cleud. Sich ſelbſt und ihre Verhaͤltniſſe hat fie
mit natver Laune fehr originell in ihren deutſch geichrichenen Briefen geſchildert, die
Ka anziehender Beitrag zur Charakteriftit des Hofes Ludwigs XIV, find. Das
Denkwuͤrdigſte aus diefen Briefen findet man in dis Prof. Schuͤtz „Leben und Chas
Baßtır ber Herzogin Elifabeth Charlotte von Orleans“ (Reipzig 1820.)
Elifaberh Pertrowna, Kailerin von Rußland, Tochter Peters bes
Gassen und Katharinens I., geb. 1769, in dem Zeitpunfts, wo ihr Vater auf dem
Gipfel feines Gtüdes und Ruhmes ftand. Nach ihrem Negierungsantritt 1741
gefagt, Katharina I. babe vor ihrem Tode ein Teftament gemacht, nach wel⸗
ders ihre Ätefte Tochter Anna (verm. mitdem Herz. v. Holftein) Peters II, Nach⸗
n hätte fein, auf Anna aber deren jüngere Schweſter Eliſabeth folgen follen;
dies ift weder erwiefen, noch iſt es wahrſcheinlich, daß Fuͤcrſt Menfchikoff ein
Teſtament zugelaffen haben würde. Die rofen des Neichs und der Ges
Kt mählten nad) dem Tode Peters II., Annen, vermitw. Herzogin von Kurland,
Zochter Ivans und jlingere Nichte Peters J. Diefe verfuͤgte über die Throns
zum Brften des jungen Fuͤrſten Idan, Sohns ihrer Nichte Anna, die an Ans
Me Urich, Herzog v. Braunfdyweig, vermählt war, und ſich bald nad) dem Tode
Raiferin, nach Biron's Verbannung, zur Regentin waͤhrend der Minderjährige
ihres Sohnes hatte ausrufen laffen. Eliſabeth, von Natur nicht fehr thätig
Rp mehr vergnügungsfüchtig als ehrgeizig, ſchien gegen alle politiihe Piane gleiche
Big. Indeſſen beroies fie den Garden Aufmerkſamkeit und wählte fich ſelbſt Lieb⸗
Uber unter den Officieren derfelben. Die Negentin aber und deren Gemahl, ber
dan Oberbeſchl der Truppen führte, nabmen nicht bie gerinsften Maßregeln, fi
Mara Revointionen zu ſchuͤzen. Es bildete fich daher eine Partei für Elifabeth,
De Zochter Peters des Großen, an deffen Namen fo groge Erinnerungen hafteten.
‚Die Prinzeſſin widerſtrebte den Verfuchen nicht, die man machte, um fie auf den
zu feßen, und überließ jid den Rathichlägen Leſtocq's, eines Wundarztes
(bon riner vermuthlich franz. Samilie in Hanover), der, voller Ehrgeiz, eine Rolle
Rfpiemm wönfchte. Der Marquis von Chetardie, franz. Gefandter, deffen ans
die Vormundſchaft über des Werft. Kinder und die Regierung üf
vertrieb die trauernde Eliſabeth von der Wartburg, entzog ihr a
und verbot fogar den Einw. Eiſenachs, fie aufzunehmen. So
22jährige Witwe mitten im Winter mit ihren Kindern in der gr
umber, bis der Bifchof von Bamberg, ihrer Mutter Bruder, ihr
tenftein zum Aufenthalte anwied. Seine Vorfchiäge zu einer aı
rath wies fie mit Seftigkeit zuruͤck, Elnyte aber den aus Palaͤſtin
thuͤringiſchen Edeln ihre erlittenen Aeinfungen, Diefe fteliten t
grafen mit ſolchem Nachdruck zur Rede, daß feine beſſern Gefi
Er ſoͤhnte ſich mit Eliſabeth aus, berief ſi fen wieder nad) der Wart!
in den Befig ihres vollen Einkommens. Da fie aber den Überrei
helliger Stille zugubringen wuͤnſchte, fo räumte er ihr, neben ein
die Stadt Marburg nebft allen dazu gehörigen Dörfern, Einkuͤn
famen ein, wohin fie fih 1229 begab. Hier fliftete fie ein Hr
ganz der Andacht und Wohlthaͤtigkeit, ſchmiegte fid) aber zu fehr
nifhen Despotismus ihres Beichtvaters, Konrad von Marburg (
ſchlagen 1233). Ein Geſandtſchaft, durch welche ihr Vater fie
ihr Geburtsland zuruͤckzukehren, wie fie, der flchentlihen Bitte
und begab fid) dafür in das von ihr geftiftete Hospital, wo fie am
im 24. J. ihres edeln Lebens, verfchied. Die Bewunderung
erklärte fie für heilig; ſchon 4 Jahre nach ihrem Tode ward ſie
gor IX. unter die Zahl ber Heitigen aufgenommen, und ihr zu (
Folge an ihrem Begrabnißorte eine ſchoͤne Kirche gebaut und eir
mal errichtet, welches zu den ehrwuͤrdigſten Reſten der wilden.
land gehört. Es wurde gegen Ende Nov. 1810 nad) Kaffel, f
nah Marburg gebracht. Neliquien von ihr befinden fich zu B
(im Ktofter der Eliſabethinerinnen). Durd) ihre T. Sophie,
rich V., dem Großmüthigen, Herzog v. Brabant, vermählt, und
richs bes Kindes war, wurde Klifabeth die Stammmutter des
Daufes. Das Leben Eliſabeths hat, mit tiefer biftorifcher Kt
drauch des Wappens und Kitels von England. verzichtete. 08
Seite, geliebt in England, gefürdtet von Schottland und Kran
von Eucopa, fah Elitabeth die Bwerbungen um ihre Sand ſich
errueuern. Aber obgleich dieſe Bewerbungen ihrer Eitelkeit ſchme
doih Seinem entfcheidende Hoffnung auf ihre Hand und den Tre:
leg, der jüngfte Sohn de3 Herzogs v. Nortkumkerland, wurde i
dern fichtbar vorgezogen. Er hatte zu gleicher Zeit mit Gi habe
fen, und hier hatten fie die erfte Befanntichaft gemadit. Div E
war bald Erin Scheimmiß mehr, nur bedauerte man, daß fie auf ı
gefullen war; denn über Dudley's Charakter find nid.t die vorth
niffe vorhanden. Er erhielt den Namen eines Grafen v. Leicenk
Hoſenbandes Ind bie Stelle eines erfien Miniſters. Jesbt abert
Eliſabeths Leben ein, welche, wenn auch nicht glorreich für itren
hoch hoͤchſt einflußreich für ihr Negentenglüd wurde. Maria
nad) dem Tode ihres Gemahls in ihr Erbreich zuruͤckzukehren, u
Stifabeth, ihrer Verwandten, freien Durchgang durch ihre Sta
ihr abgefchlagen; denn Eiifabeth hafte und fuͤrchtete Marias <a
als ihre Macht. Ja Eliſabeth ließ ſelbſt insgebeim Schiffe auft,
auf ihrer Überfahrt nad) Schottland auffangen ſollten. Ardei I
glücklich in ihrem Reiche, wo fie über von dem Haſſe Glifabeing i
faͤhrlichſten Schlingen umfteut wurde. Eliſabeth zeigte fi Uber!
thätig, befonders gegen Katharina Grey und deren Geinahl Se:
Hartford, bloß weil die Spröflinge dieſer Ehe einft Anſpruͤche au
machen fönnen. Unterdeffen verlangte aud) Schottland, den f
vermaͤhlen möchte. Etilabetb Lie Marien ihren Günftling Dudle
Maria wich aus. Ihr Geſandter Metvil batte alle Schwaͤchen
Eitelkeit Eliſabeths Eennen gelernt, wie er in feinen für Eliſabe
Gefchichte Ichägbaren Denfwiürdigkeiten erzählt, und brachte die
nad Edinburg, dag Maria mebr als Weib denn ale Koͤnigin ge
das folglich keine wahre Ausſoͤhnung zwiſchen den beiden getroͤnte
Elifaberh (Königin von England) .493
Tode ihren Köcper zu unterfuchen. Das Parlament erneuerte dringend die
zm Vermaͤhlung, aber umfonft. Bon 1566 — 71 verfammelte fie kein
zıent, und in diefe Zeit fallen die Ereigniffe in Schottland, welche Marien
Beroait der Eliſabeth brachten und ſpaͤterbin die Hinrichtung der erften jur
Hatten. Maria wußte ſich Blog duch Flucht in die Staaten ihrer Neben⸗
a zu reiten, nachdem fid) diefe zur Schiederichterin der Streitigkeiten zwi⸗
Marien und ihren Unterthbanen aufgemworfen hatte. Allein obgleich Maria
S Gaſtrecht in Anſpruch nahm und nehmen Eonnte, wurde fie doch bafd al
gene behandelt, und Chiabeth warf ſich eigeninächtig zu ihrer Nichterin auf,
18 Schönheit und Liebenswuͤrdigkeit erweckten ihr zahlreiche Anhänger, aber
sten auch den Hay und die Eiferſucht ihrer Nebenbuhlerin. Man befchul:
Marien der Ermordung ihres Gemahls und der Angriffe auf Eliſabeths Le⸗
ind ohne das man ihre Ankläger ihr gegenüber ftellte, noc) ihr die Beweiſe
fchuldigungen vorlegte, die ihr gemadyt wurden, warb fie zum Tode verurs
und nad) 1Fjühr. Gefangenſchaft den 8. Febr. 1597 hingerichtet. In ders
Zeit ward Elijabeth der Vorfchlag gethan, fi) mit dem Herzoge von Anjou
naͤhlen. Sie wußte, weil fie nicht geradezu mit Frankreich bredyen wollte,
erzog mit Hoffnungen zu täufchen, die fie nicht erfüllen mochte, bie endlich
ihre Abficht bemerkte und fie oͤffentlich der niedrigften Neigungen befchufdigte,
r ſchon hatte fie der Papſt in den Bann gethan und ihre Unterthanen des Eis
e Treue entbunden, allein ihr Eräftiger Geift hatte den Bannſtrahl unwirkſam
hen gewußt, was freilich Dadurch erleichtert ward, daß die fhauderhafte Bar:
aausnacdht in Frankreich überhaupt gegen die Katholiken mit Unwillen und
rfuͤllte. Indeſſen ift nicht zu leugnen, daß bei aller Neigung zur Despotie
sth doch auch die Kunft, ein Reich unter ſchwierigen Verhältniffen zu regie⸗
Id ihre Würde zu behaupten, in hohem Grade verſtand und geſchickt zu uͤben
. Sun Schottland hatte der Eohn Mariad den Thron beftiegen. Diefen
Eliſabeth faſt zu überreden, baß fie ſchuldlos an der Hinrichtung feiner Mut⸗
‚ indem jie die tiefſte Verzweiflung heuchelte und mehre ihrer Raͤthe ftrafte,
ihr dazu gerachen hatten. Nicht fo gelang es ihr mit Philipp II. von Spas
der jene Hinrichtung als einen Frevel gegen die Bönigliche Hoheit überhaupt,
gegen die katholiſche Religion betrachtete. Schon von 1578 an hatte der eng»
Admiral Drake Perus Küften verheert, und da Elifabeth den Bruch mit
ten vorausfah, lich fie 1955 von neuem die jpanifchen Colonien feindlich bes
In. 1586 zerftörte Drake in Gadir eine ganze Transportflotte, mit Lebens⸗
n und Kriegsvorräthen beladen. Dadurch, fowie durch Religionseifer aufs
rt, beſchloß Philipp England zu überfallen. Er ließ daher die Armada aus:
(Philipp II), welche den 1. San. 1538 von Liffabon unter Segel ging.
Eliſabett entflammte alle ihre Unterthanen mit behem Muthe. Dies war
itpunft ihrer wahren Eroͤße. Sie hatte kaum 15,000 Matrofen ; aber bie
t London cüftete auf eigne Koſten 33 Schiffe, das gröste von 200 Tonnen
die Königin 34, worunter eins, der Triumph, von 1100 Zonnen, 40 Kas
führte. Der Reſt der Flotte belief ſich auf 42 Rabrzeuge von flachen Bord,
ig den Angriff der ungeheuern ſpaniſchen Schiffe auszuhalten. Allein die
chen leichten Schiffe, welche ſich ſchnell bewegten, wurden von Männern, wie
ee (f.d.), Hawkins und Frobiſher, unter dem Oberbifehle von Charles Ho⸗
angeführt. Die Holländer ruͤſteten auch eine Flotte von 90 Eegein auß,
18 Heer von Slandern zu hindern, in See zu gehen. Kaum hatte die fpanis
limada dag Cap Finisterre umſegelt, als fie von einem Sturme auseinander
ben wurde, Mebre Schiffe kamen durch Unwiſſenheit der Piloten und Unge⸗
ichkeit der Matroſen in die böcfte Gefahr, andre wurden von den engliücyen
fin cagegeiffen, genemmen und zerſtoͤtt. So nahm Drake 2 Gallen, TÜR
DANTEN HALLE, grunvbeten I au] VER Warp gegen SOpanıen, oas ma
reich feften Fuß faffen laffen wollte. Allein eine perfönfiche Zufar
welche man 1601 erwartete, als Heinrich in Calais und Eliſabe
befanden, hatte nicht flatt. Nur Sully fah die Königin. Der:
1598, befreite England von feinem gefaͤhrlichſten Feinde, der nid,
Unruben in Irland zu unterhalten, welche erſt fpit unterdruͤckt w
fer Gelegenheit erlitt Elifabeth den härteften Echlag, der fie treffe
Gffer, ihr Günftling, der ihre Truppen in Irland befehligte,
Sahne des Aufruhrs gegen die Königin auf. Sein Kopf fiel auf
and die Monarchin ſank darüber in tiefen Trübfinn. Sie wurd
und weigerte ſich dennoch, die nöthigen Arzneimittel zu nehmen,
fie winfche den Tod. AufKiffen figend, den Finger auf den S
Augen auf den Boden geheftet, fchien fie zehn Tage lang für nicht
welches der Erzbiſchof von Canterbury bei ihr bielt, Gefühl zu ba
nannte fie, auf feinen Rath, den König von Schottland zu ihren
in einen betäubenden Schlaf, und endigte ihr Leben den 3. April (‘
1603, Sie hatte 70 J. gelebt und 44 3. mit Glanz regiert. <
ter zeigte ſich eine vieleicht einzige Miſchung der edelſten Eigen‘
Geſchlechts, verbunden mit den Schwaͤchen des andern. Ihr N.
jegt bei den Engländern die Veaeifterung des lebhafteſten Patı
Detpotismus, woran Heinrich VIII. feine Unterthanen gewöhnt ;
Elifabetl) kaum bemerkt, weil man ihn fietd zum Beſten des St
fab. Ihre Falſchheit nannte man Politik, ihre oft kindiſche Eitel
legten Lebensjahre für die fchönfte Frau in Europa gelten zu wol
eine, durch ihre großen Eigenfchaften ausgelöfchte Schwaͤche. Ei
grundfäge war, daß das Geld beffer aufgehoben fei in den Taſchen
nen als in ihrem eignen Schaße, daher fie denn auch bei jedem Un
auf dir Unterſtuͤtzung ihres ganzen Volks rechnen konnte. In ihr
herrſchte große Ordnung, daher konnte fie die Schulden Ihrer Bor
ohne neue Auflagen zumachen. Sie erwarb fid) den Namen: %
beth Charl. (Herz. v. Orl.) Elifaberg Petr. (Kaiſ. v. Rußl.) 495
Arbeit zu ihrer Zeit ſehr geſchaͤtzt geweſen ſein. Auch hatte ſie von einigen
Dien des Sophokles, ſowie von zwei Reden des Demoſthenes fat. Überſetzun⸗
efertigt. In dieſer Sprache wußte fie ſich fertig und rein auszudruͤcken.
‚& fand man von ihr eine volift.-Überfegung bes Boethius „De consolat,
566° größtentheils von ihr felbft gefchrieben. — Inden Büchern Uber Eliſa⸗
SRegierung hat nicht felten die Religion der Verf. Einfluß auf die Darſtellung
egebenheiten und Angabe der Berweggründe ihrer Handlungen gehabt. Außer
ı bat auch Walſingham in f. Memoiren ansichende Anckdoten aus ihrem
geliefert. M. f. „Meinoirs of the court of Qucen Elisabeth‘, von Lucy
(London 1818, deutich Halberſtadt 1819, 2 Bde.) -
Eliſabeth Charlotte, Herzogin von Orleans, einzige Tochter bes
tſten Karl Ludwig von der Pfalz, geb. zu Heidelberg 1652, war eine durch
u. Charakter ausgezeichnete Fürftin, die ein halbes Jahrh. an Ludwigs XIV.
bte, ohne daß franz. Sitte ihr deutiches Gemuͤth veränderte. Sie ward any
ihrer Tante, der nachmaligen Kurfürflin Sophie von Hanover, trefflich erzo⸗
ierauf al ein Opfer der Politik, in ihrem 19. 3. mit dem Herzoge Philipp
leans vermählt. Sie war nicht ichön, hatte ein mäÄnnlic einfaches Weſen
ar dabei voll Lebendigkeit und Geift. Leider durfte fie auf die Erziehung Ihe
nder gar nicht einwirken. Ihr zweiter Sohn war der nachmalige Regent.
Raintenon mar ihre Zeindin, Ludwig XIV. aber ihr gewogen, da ihr gerades
5 Weſen, ihre Munterkeit und ihr Wip ihn anzogen. &ie begleitete ihn
uf die Jagd. Für deutiche Gelehrte behielt fie die anhänglichfte Verehrung,
yer® für Leibnig, deſſen Briefwechſel fie felbft mit franz. Gelehrten beforgen
Sie ftarb 1722 zu St.Cleud. Sich ſelbſt und ihre Verhaͤltniſſe hat fie
alver Laune fehr originell in ihren deutſch geichriebenen Briefen gefdyildert, die
tiehender Beitrag zur Charakteriftit ded Hofes Ludwigs XIV, find. Das
wuͤrdigſte aus dieien Briefen findet man in des Prof. Schü „Leben und Chas _
der Herzogin Elifabeth Charlotte von Orleans” (Reipzig 1820.)
Eliſabeth Petrowna, Kaiſerin ven Rußland, Tochter Peters bes
m und Statbarinend I., geb. 1709, indem Zeitpunfte, wo ihr Vater auf den
L feines Stückes und Kuhmes fand. Nach ihrem Negierungsantritt 1741
ı gefagt, Katharina I. habe vor ihrem Tode ein Teſtament gemacht, nad) wel⸗
ihre d!tefte Tochter Anna (verm. mitdem Herz. v. Holftein) Peters II, Nach⸗
In bätte fein, auf Anna aber deren jüngere Schweſter Elifabeth felgen ſollen;
Dies ift weder erwiefen, noch iſt e8 wahrſcheinlich, daß Fuͤrſt Menfchikoff ein
8 Teſtament zugelaffen baben würde. Die Großen des Neichs und der Ses
ählten nad) dem Tode Peter6 II, Annen, verroitw. Herzogin von Kurland,
ochter Jvans und jingere Nichte Peters J. Diefe verfligte über die Thron⸗
sum Brften des jungen Kürften Ivan, Sohns ihrer Nichte Anna, die an Ans
lrich, Herzog v. Braunfdyweig, vermählt war, und fid) bald nad) dem Tode
aiferin, nad) Biron's Verbannung, zur Regentin wihrend der Minderjährige
res Sohnes hatte ausrufen laffen. Eliſabeth, von Natur nicht fehr thätig
nehr vergnügungsfüchtig ald ehrgeizig, fchien gegen alle politiſche Plane gleiche
I Sindeffen bewies fie den Barden Aufmerkſamkeit und wählte fich ſelbſt Lieb⸗
unter den Officieren derfelben. Die Regentin aber und deren Gemahl, dee
Iherbefchl der Truppen führte, nahmen nicht die geringften Maßregeln, ſich
Revolutionen zu ſchuͤtzen. Es bildete fih daher eine Partei für Elifabeth,
ochter Peters des Großen, an beffen Namen fo große Erinnerungen hafteten.
Drinzeſſin widerſtrebte den Verfuchen nicht, die man machte, um fie auf den
n zu feßen, und überließ fich den Rathfchlägen Leſtocq's, eines Wundarztes
iner vermuthlic, franz. Familie in Danover), der, voller Ehrgeiz, eine Rolle
ten wuͤnſchte. Der Marquis von Chetarbie, franz. Gefandter, deffen ans
496 Eliſabeth Petrorona (Kaiferin von Rußland)
genehme Geſtalt und Sitten Eliſabeth für ihn eingenommen hatt,
Revolution, die man vor hatte, mir die Gelegenheit, Srankeei
ten zu ſich. ‚an vermochte Schweden, welches damals
Eabinet unzufrieden war, Rußland den Krieg zu erklären.
ſchwoͤrung leicht entdedt werden Fennn. Leſiocq war unbeferr.
wurde gewarnt; allein die natuͤtliche Guͤte ihres Charakters lief kei
auftonimen. Durch heuchleriiche Ihränen gelang es der Eliſabeth %
beruhigen. Dabei waren jedoch die Verſchworenen ſeldſt nicht char }
und Leſtocq drang auf Vollziehunz. Einft fand er bei Ei
dem Tiſche. Er zeichnete darauf ein Rad und eine Krone, und ragt;
fin: „Entweder, oder! Eins für mid, andre für Cie!" Di anti
bety. Ale ſchworene wurden benachrichtigt, und in einigen Et
Verſchwoͤrung ausbrechen. 2 ber Regentin, won der
richtige, drang auf Sicherheitsmaßregeln, allein Anna wollte den Bir
glauben ; fo wurden denn beide (6. Dec. 17:4) im Schlaf überfalen
gentin, ihr Gemahl und Sohn wurden in den Palaſt der Etifnberh gr
leid) verhäftste man Muͤnnich, Vater und Sohn, Dftermann, Gelof
nna und der Prinz Anton Ulrich wurden at *
Meere, und Ivan auf das Schloß Schluͤſſelburg gebracht.
Kaiſerin ausrufen. Muͤnnich, Oſtermann u. Andre ſollten bi
allein Elifabcth, wollte mild erſcheinen, und verbannte fie nach
wurde erfter Leibarzt, Praͤſident des Medicinalcollegiums ı:
Späterhin fiel er in Ungnade. Beſtuſcheff, der unter Anna Minilt:
und den Leſtocq hatte zum Kanzler erngnnen laffen, gewann ein bed
gewicht. Der Krieg mit Schweden war zu Abo 1743 durch Zı
telung für Schweden unter leidlichen Bedingungen geſchloſſen.
Eliſabeth 1748 ein Huͤlfscorps für Maria Therefin nach Deutſe
fie den Abſchluß bes aachner Friedens beſchleunigte. IndeB bilde
fie eine Verſchwoͤtung, woran u. X. Lapuchin und deſſen Fı
und Schönheit auszeichnete, Theil nahmen; aliein fie wurde entdedi
v. Lapuchin, in welcher die Kaiferin eine gefährliche Nebenbuhlern
Verſtand haben diefer Fuͤrſtin allgemeine Achtung erworben. u
Vermaͤhlung mit ihr, hatte Sriedrich bis zu fe Vaters Tode (174
ihr gehalten, aber ald cr den Thron beftieg, gab er die unzweil
wie fehr er die ausgezeichneten Eigenschaften feiner Gemahlin v
gie ſ. Zärtlichkeit beat. Er ſchenkte ihr das Schloß Schönhaufe
mer zubrachte. Sterbend gab erihr noch Beweiſe feiner Ber
ordnete in feinem Teſtamente außer 40,000 Thlr. jaͤhrl. Penſior
Mente von 10,000 Thlr.: „denn fie hat”, erflärteer, „wäh
Negierung mir nicht die mindefte Veranlaffung zum Mißvergn
ihre unerſchuͤtterliche Zugend verdient Ehrfurcht und Lieket"
ununterbrochene Kette von Wohlthaten; fie hatte jährlidy 24,00
ihrer Einnahme, zu Almofen und Penfionen für dürftige Famil
theilte das Intereſſe, welches Friedrich an den Miffenfchafte
Grade, und war ſelbſt Schriftftellerin. Mehre deutiche Sch
ind Stanz. und ſchrieb in letzterer Sprache felbit: „„La sare re
1779), Meditation à l’occasion du renouvellement de Pam
que la providence a pour les humains etc.“ (Berlin 1777);
tous les jours de la semaine** (Berlin 1777); „‚Reflexions
faires publiques en 1778, adressees aux personnes cra
Tiefes Gefuͤhl und ein heller Blick charafterifiren dieſe Werke.
Elirir, elixir, elixirium, (von dem arab, al-ecsir,
mittel, ober von r.dZu ich helfe, oder PAxw ich ziehe aus, oder
wählen, am 'tichtigften von elixare, auskochen), ift die Bezeich
eamente, wilde aus Wein oder Weingeift und verfchiedene:
Dlanzenfioffen beftchen. Das Wort ift jedoch faft aufer ©
und wird Durch Zinctur eriegt, von welcher c8 ſich aber Durch die
durchfichtige Beſchaffenheit und den weniger geiftigen Gehalt u
kannt find Kr. Hoffmann's und Stoughton's Magenelirire.
cerale Fr. Hoffmanni) wird bereitet, indem die Ertracte des
ınin enrt asırant envt chinnn wwrrrh an iw AM Ir..
Ellenborough i 499
inzler derfelben und 1773 einen Preis erhielt. Als er ſich den erften aka⸗
en Grad eines Baccalaureus erworben hatte, widmete er ſich in Lincolns⸗
. London der Rechtögelehrfamkeit. Bald erhielt er Ruf, und nady einiger
ebft Scott (fe. Eldon) unter den Suchwaltern den Vorrang. Auch Ers⸗
g damals ſ. glänzende Laufbahn an; aber Law war anerkannt an Rechtsge⸗
‚Eeit ihm überlegen. Sein Ruf an den Gerichtsſchranken erwarb ihm Freund»
es Sir F. Buller, eines Unterrichterd am Zribunal der Kingsbendy, deffen
ndung ihm a silk gown zu Wege brachte. Dem englifhen Sachwalter iſt
dene Gewand eine Auszeichnung, welche es ihm zur Vorjchrift macht, bei
ien, wo mehr als Ein Advocat für eine Partei angenommen wird, als Ans
oder Verteidiger, die Hauptrolle zu fpielen und fid) nie zu einer unterges
m herabzulaffen (he must lead or do nothing); ein kuͤhnes Unternehmen
en fo jungen Mann, als Law damals war. Allein er libertraf noch feinen
As Warren Haftings 1735 aus Bengalen zuruͤckkam, um dem über ihn
gten Proceffe beizuwohnen, fuchte er einen gerichtlichen Vertheidiger. Der
ıte Erskine fchlug den Antrag ab; Lam nahm ihn an. Dazu gehörte gros
uth; denn die Ankläger waren Burke, For, Sheridan und andre nicht uns
mde Minner. Lam hatte zu Gebuͤlfen Plomer und Dallas, verdiente, aber
3 wenig bekannte Sachwalter. Aber troß der anfcheinenden Überlegenheit
genpartei fisgten fie. Lam wich den beruͤhmten Burfe Beinen Finger breit
twortete ihm fo Eühn, daß ihn das hohe Parlamentstribunat mehre Male
dnung verwies. Erſt im fünften Jahre des Proceffed Eonnte er die Defen⸗
nfangen. Er ging die lange Anklage mit prüfendem Scharfiinne durch,
hre Unhaltbarkeit und that dar, daß Haſtings rin verfolgter, ſchuldloſer Mann
Das Anſehen, die Schönredneret iind den hohlen Wortkram feiner Gegner
pfte Law mit einer nüchternen, logifchen, allen Prunk verachtenden und kla⸗
iseinanderſetzung, welche ihre Wirkung nicht verfehlte; denn nach acht lan⸗
ahren, in welchen dieſer Rechtsſtreit 148 Tage einnahm, fanden ſich nicht
als 29 Lords zum Urtheilsſpruche cin, von welchen 21 Watren Haſtings für
chuldia, und nur 8 wegen Eines oder etlicher Klagpunkte fir ſchuldig erklaͤ⸗
Die Procefikoften beliefen fi auf 71,080 Pfd. St. Diefer Staatsproceß
ete fein und feiner Gehuͤlfen Gluͤck. Law befonder® flieg ſchnell. Er wurde
(ehne Generalſachwalter gewefen zu fein) zum Generaffiscal ernannt und
Ritter geſchlagen. Als 1802 Kord Kengen farb, machte ihn der König zum
ichter des Gerichts der Kingsbench und erhob ihn zum Pair, bei welcher Ges
zeit er den Titel Ellenborouah von einem Fiicherdörfchen annahm, wo f. Vors
Blange gemohnt hatten. Als Lord Grenville an die Spige des Minifteriume
Bab er ihm einen Sig im geheimen Staatsrathe, welches einiges Murren ers
Weil man e8 fir unconftitutionell hielt. Im Parlament mar er Widerfacher
aͤndiſchen Katholiken; er fagte, fie genöffen die ausgedehntefte Duldung und
n nur nad) politifcher Macht; aber fo langes fie mit dem römifchen Stuhle
tden blieben, Eönne er nicht zugeben, daß fie einen Zweck erreichten, welcher
ohlfahrt des Landes zu Grunde richten würde. 15 3. lang ſtand er feinem
As Lordoberrichter des Tribunals der Kingsbench vor; die auferordentlichen
berkundenen Mührwaltungen fchadeten feiner Geſundheit. Diefe erlag end»
Folgender Gelegenheit. Der Buchhändler Hone hatte die berüchtigten drei
en herausgegeben, worin die chriftliche Meligion verfpottet wird. Die ges
den Verhandlungen über die erfte fanden unter Abbot ſtatt, die Über die beiden
enter Ellenborough. Beide Richter hielten in ihren Erläuterungsreden an
Ex die Parodien für Schmähfchriften ; dennoch erfiärten die Geſchworenen
raicht für ſchuldig! und die Anweſenden, allem Anftande troß .bietend,
em darüber, Lorb Ellenborough, der ſich ſchon vorhet wyddoo Wet,
Zr”
FL} Elliot .
wurde durch dieſes Erelanifi tief eefchüttert. Wach einer langen Kıl
ee feine Ämter nieder, und ftarb am 13. Dec. 1818 im 70. I.
Elliot (George Auguftus), Lord Heathfielb, der Vertheidig
tar, geb. zu Stobbs in Schottland 1718, flammte aus einem alter
ſchiechte. Nachdem er zu Edinburg Mathematik und die verwandu
ten getrieben hatte, befuchte er die franz. Militairſchule zu la Bere, w
bei dem Ingenieurcotps zu Woolwich Dienfte; 1737 wurde er Cor
tenden Grenadiergarde, er flieg ſchnell bis zum Oberſtlieutenant,
erg I. im Mai 1743 nad) Deutfchland, als diefer Marien Thereſu
reich zu Hülfe eilte, und ward im folg. Monat zum Generaladjut
Im fiebenjährigen Kriege focht er feit 1757 unter dem Herzog vo
Prinzen Ferdinand und Erbprinzen v. Braunfhweig ; als Chef und
Regiments leichter Reiterei, das er felbft geworben hatte, wurde er
und nad) dem Frieden Generaltieutenant. 1775 erhielt er die €
von Gibraltar. Gpanien, das mit Ftankreich verbunden, Feit 177€
wiſchen England und Nordamerika Theil nahm, hatte noch vor
Kriegserkiärung Gibraltar zu Waffer und zu Lande eingefchlofie
Zeitraume von mehr A163 Jahren hatte man alle Anftalten zu eu
getroffen, welche in der Kriegsgeſchichte eine der merkwuͤrdigſten
1782 am der Herzog von Grillen, oberfter Befehlshaber ber panif
eben die Injel Minorka von den Engländern erobert hatte, mit cir
vor Gibraltar an; fämmtlicye franz. Prinzen vom Geblüte befant
Lager. Ein Heer von 30,000 Mann Sranzofen und Spanier ftın
Berges. Schwimmende Batterien follten die Eroberung vollende
mit zwei Dächern fo verwahrt, daß ihnen Kugeln und Bomben kein
fügen Eonnten; es waren deren 10, die zufammen 147 metallene u
Kanonen führten; zur Bedienung jeder Kanone warn 36 Mann <
13. Sypt. 1782 näherten fie fih der Feſtung, und die auf denfi
Mannſchaft (aus Werbrechern beftehend, denen man, wenn fie ik
thun würden, eine jährliche Penſion von 200 kLivres verfprochen ha
feuern. _itiot wollte diefe Batterien mit glihenden Kugeln befchie
Emetica Emigranten 507
‚ unb nidyt toriter zum Kriegsdlenſt verpflichtet war. Sie ftanden unter ben
en,.ebenfo wie die Veteranen, in großem Anſehen. Nachher hat man jene Bes
ung aud) auf bürgerlidye Verhaͤltniſſe übertragen, und verfteht gewöhnlich unter
ritus einen langjährigen treuen Staatsdiener, der Alters halber, mit Beibe⸗
ang f. vollen Gehalts, in den Nuheftand verfegt (pro emerito erklärt) wird,
Emeritus unterfcheidet ſich dadurch von dem Penfionirtert, daß der Jahrgehalt
Letztern mehr als eine bloße Gnadenſache zu betrachten, und in der Negel auch
ager ift, als die früher bezogene Bejoldung.
Emetica (von dass, id) erbreche mich), Brechmittel, find Arzneiftoffe,
ie man anıvendet, um Erbrechen zu erregen. Am gemöhnlichften bedient man
dazu des Brechweinfteins (tartar. emet.) und der Ipecacuanhamurzel. Unge⸗
be } oder 4 Stunde nad) genommenem Brechmittel empfindet man eine Schwäche
der Magengegend, bald ftellt ſich Ekel ein, der Speichel im Munde fondert fid)
zroͤßerer Menge ab, das Geſicht wird blaß. Ein Gefühl von Angft und Schwäche
itet ſich Über den ganzen Körper. Hernach ziehen ſich die Bauchmuskeln und
Zwerchfell flark zufammen, der Athem wird angehalten, der Puls wird beichleus
und unter großer Anftrengung wird Alles ausgeworfen, was fid) im Magen
rt, zuerſt die Speilen und Getränke, aledann der Schleim und die Galle,
letztere aus dem Zwoͤlffingerdatm in den Magen Übertritt, endlich aber auch
Schleim, der fidy in der Luftröhre und in den Lungen angehäuft hatte. Waͤh⸗
W des Erbrechens wird die Haut wieder roth, Thraͤnen dringen hervor, Schweiß
Me aus. Nach Beendigung der wiederholten Stürme tritt Nuhe und Schlaf
b md bald Schweiß, bald vermehrter Urinabgang. Die näcjfte Urfache des
Bredsens fuchte man bald in convulſiviſchen Zuſammenziebungen des Magens,
eine der gewöhnlichen Bewegung entgegengefegte Richtung angenommen häts
baſd glaubte man, daß die Zufammenziehung der Bauchmuskeln und des
fells von Aufen auf den angefüullten Magen fo wirkte, daß er dadurch entleert
In den neueften Zeiten bewies Magendie durch Vivifectionen, daß ſich der
bei dem Erbrechen paſſiv verhält, und daß dieſe Erſcheinung theile von ber
mzichung der Bauchmuskeln und des Zwerchfellss, thrild von den ziehenden
ungen abhängt, welche die Epriierchre auf den Magen ausübt, theile end⸗
ach davon, daß die Lungen mehr nic der Gegend des Magens hingezogen wer⸗
Das Brechmittel felbft aber wird diefe zufamn:engeickte Muskelbewegung
Mich nur durch cine eigenthuͤmliche Cinwisfung auf das Nervenfnftem verans
tönnen. Auf dieielbe Weile verhalten ſich auch andre Umſtaͤnde, welche Er⸗
veranlaſſen, z. B. manche Gemuͤtbsbewegunzen, Ekel sc. und viele Krank⸗
der derſchiedenſten Organe, wie des Hirns, der Urinblaſe, Nieren. Daß
ein jo kraͤftiges Mittel mir großert Vorſicht anzuwenden iſt, und unter vielen
Schaden ſtiften kann, leuchtet von ſelbſt cin, weßhalb es nur auf Ver:
g eines guten Arztes gebraucht werden muß. Aus dem'elben Grunde iſt ben
term verbeten, Brechmittel obne Verichrift eines At:tes su dirensũten.
Emigranten, Emigres (Ausgewanderte, Wirel bie Geſchichte
nubre Beiipiels liefert, daß zahl reiche Bewobner cinza Yındae, wegen Reli⸗
esungen, wie 3. B. tie Huzenotten in Frarkeccich verneb miich im 17.
) und die Proteſtanten in Saleburg (1732, eder mesn ander Urfacken ſich
Im Entſchluß genoͤtbigt faken, ibte Heimatb zu yeristin 7. Ausmante:
g und Refugies): fo pfest man unter ter Bentnnurn, Emietanten dech
weife die Ausgeranberten zu verſteben, Die inten sztten J::zen der frana.
ion Srankreidy verliefen. Zoe: die Feinde der neuen Citmuns, als auch
Dyfer pelitifcyer Verfolgung mantertin sus in ads Yazkır see Noesarn, tieils
I ciaiger qeretteten Habe, theild velig hu. Minrizuns Liter, Kinder
WM Greſe, Pricſter und Edeucure budeten cin eten’o bunic c\8 unzinidürtizes
502 Eloges Elyſium
werke In den dortigen Tempeln erblickten, mit Erſtauncn aus: Hit
früher Ägypten bewohnt haben!
Eloged, Elogia, Lobreden, machen beſonders in der franyk
einen eignen Zweig der Beredtſamkeit aus. Sie traten im Zeitalter &ut
an die Stelle der eigentlichen Biographien; Liber dem Zweck, berüime
loben, wurde die treue Charakterzeihnung, Über der Höfticykeit die W
geffen. Vornehmlich ſuchte die frauz. Akademie da6 Werdienft dert
Reden zu ehren. Die eigentliche Epocye der Elogien begann mit Fon
her 1731 2 Bde. derfelben herausgab, die ſich ducch Klarheit, Leu
Eieganz der Darftellung auszeichnen. In ber Folge ſuchte man babeit:
ſchen Pomp zu wirken. Wortheilhaft zeichnen ſich einige diefer Reden v
(ber aud) „Essais sur les eloges‘“ gefchrieben hat), d Alembert, Kabar
dorcet aus.
EL ſa ß oder die beiden Depart. Ober» und Niederrhein (jene d
mit 370,660 Einw., diefes 101 OM., mit 504,600 Einm.) ein fü
bares Kand, deffen füblidyer Theil Obers, der nördliche Untereifaß y
war ehedem ein beutfches Herzogthum, auch Landgrafichaft; Gonratiı
sun war der legte Befiger deffelben, toie der Herzogthuͤmer Ftanten un
Da mit ihm fein Haus erloſch (1268), fo wurde Eifah, mie bie b
Herzogthümer, in mehre Befigungen deutſcher Reichsſtaͤnde zerftüch
fterfchen Frieden (1648) ward es mit Altım, was das Haus Öftei
deutfche Reich (10 freie Reichsſtaͤdte) bisher daſeldſt gehabt hatte,
getreten, doc) wurde den übrigen Reichsſtaͤnden, weiche darin Beſit
Ihre Verbindung mit dem deutfchen Reiche und unmittelbare Reichsftei
lich vorbehalten. Allein in der Folge fuchte Frankreich feine Beſikun
zu erweitern, und im ryswicker Frieden 1697 blieb die Stadt Strastı
was am linken Ufer des Rheins von Frankreich eingenonmen
Händen. Indeſſen hatten noch mehre Reichsſtaͤnde, Wuͤrtemberg,
Baden, Heſſen-Darmſtadt, Speier u. ſ. w. wichtige Befigungen in
deutſchen Beſitzungen ſah nad) dem Ausbruch der franz. Revolu—
tionalvrrfammlung als eine von der Natur ſelbſt angewie ſene Exoten
erhalb des Gebietes vı
Elzevir Email 303
‚en ihnen die liebſten waren. Ste üben ſich Im Ringen und andern Wett⸗
en, tanzen nad) den Melodien der Leier, welcher Orpheus die entzuͤckendſten
matlodt, oder wandeln in wohlriechenden Rorberhuinen an ben fachenden Ufern
Bonus, in reizenden Thaͤlern oder auf Wiefen von Haren Bächen ducchfchnite
mter dem Geſange der Vögel, bald einzeln, bald in Geſellſchaft. Ein ewiger
mg herrſcht; der Boden trägt jährlich 3 Mal Früchte, und alle Sorgen, alle
erzen und die Schwächen des Alters find von dem glücklichen Aufenthalte vers
— 2) Vergleichungsweiſe haben die Parifer einen ihrer Lieblingsgärten und
vVergnuͤgungsorte Eiyfee oder Eliſee genannt, welcher nebft Montbrillant in
zenannten elyfeifchen Feldern liegt. Erift mit einem prächtigen Patafte, In
m Concert und Spiel gegeben und gefpeift wird, verbunden. Der Garten iſt
‚ein, aber fehr niedlich und geſchmackvoll angelegt, mit vielen feltenen und
en Gewaͤchſen, mit ſchoͤnen Statuen, beſonders einer niedlichen Gepie der
ben Gruppe, Amor und Pfoche aus cararifhem Marmor, verziert, und bat
keine Pavillons und Häuschen, wo Erfriſchungen gereicht teerden, zu ihren
a mehre Tanzpläge unter Baͤumen; daneben find Baͤnke und Stühle für die
Ber und Tänzer, und Orchefter für die Muſiker, ferner mehre gemauerte Tei⸗
in grüner Anger, und ein treffliher Zummel: und Spielplag.
Elzevir oder Elzvier. Diefe Buchdruderfamilie zu Amſterdam und
ı hat fich durch fhöne Ausgaben berühmt gemacht. Ihre Wirkfamkrit faͤllt
J. 1595 — 1680. Am befannteften find: Ludwig, Mathias, Iſaak,
ärt mit Bonaventura), Johann und Daniel, abwechfelnd zu Amſterdam und
13 fodann Peter Elzevir zu Utrecht, der jedoch weniger geleiftst bat. Ludwig
er erfte Buchdrucker, toelcher den Confonannten V von dem Vocal U unter:
. Abraham und Bonaventura veranftalteten die Heinen Ausgaben der Claſſi⸗
12. und 16., welche heutiges Tages, wegen ihrer Zierlichkeit und Gortectheit,
jeſucht werden. Daniel war einer der thätigften aus diefer Samilte. Wenns
bie Elzevire ſowol in gelehrten Kenntniffen, als auch in Anfehung der griechie
und hebräifchen Ausgaben von den Etiennen (Stephani, Buchdruder und
händler zu Paris) übertroffen wurden, fo waren fie doch unuͤdertrefflich in der
ahlder Werke und in der Eleganz ihrer Schriften und Lettern. Ihre Ausg.
kegil, Terenz, des N. Teſt., des Pfulters u. a. m., mit rothen Lettern geziert,
Reifterftücke der Typographie, ſowol wegen ihrer Correctheit als ihrer Schön«
ie das Auge. Sie haben mehre Kataloge von ihren Ausg. herausgegeben.
este ift von Daniel (1674, 12.) in 7 Abtheilungen, doch fehr vergrößert durch
nahme fremder Schriften. S. Brunet's „„Notice de la collect. d'airteura
i les Elzev.“' im 4. Bd. des „Manuel du libraire“. |
Email (encaustum), leicht ſchmelzbare Glasfluͤſſe, mit welchen man ſtreng⸗
ere Metalle uͤberzieht. Die Bereitung deſſelben iſt ſehr verſchieden. Sm All⸗
en kann man 10 Theile Blei und 3 Th. Zinn durch anhaltende Galcination
en. Dem erhaltenen Oxyde fügt man 10 Th. Quarz, oder Feuerſteinpulver,
The:le Kochſalz hinzu, und läßt das Gemenge im Schmelztiegel vollkommen
zen. Man erhält dadurch ein weißes Email und eine Grundlaye des gefaͤrb⸗
nails, indem man gleich Anfang bei deffen Bereitung andre Metallornde hins
gt. Die fo erlangten Emails werben zerfloßen, und das Pulver mit Waſſer
immt; bie feuchte Maſſe trägt man auf die blanke Metallflaͤche, laͤßt folche
net unter der Muffel einfchmelzen und ſchleift und polirt die erhaltene Flaͤche.
ı die emaillirten Körper Malerei erhalten, fo werden fie mit Metallfarbe bes
md abermals eingekrannt. Das Emailliren eiferner Gefäße gehört zu den
'gcheimniffen. Die gereöhnlichere Art befteht aus Kiefelerde, Bleioryd, Nas
der Kali, Salpeter und Borax, der Hauptbeſtandtheil der bleifreien iſt Feld⸗
Die Beftandtheile des Email werden zerpulvert genau unter einander ges
503 Emanation Emancipation
mengt, In Tiegeln bei einer ſtarken Hige geſchmolzen und bie gefämeue
zerſtoßen, gemahlen, geſchlaͤmmt, als Brei in die Gefäße gegoffen, dire
berumgefchwentt, bi fie inwendig gänzlich bamit überzogen find, worauf d
flüffige abläuft, die Gefäße getrodnet und dann in Muffelöfen bis zur 8
hie erwärme werden, twobel das Email in Fluß geräth.
Emanation, der Ausfluß, daher in der Theologie und Phüd
Alten das Emanationsfpftem, oder die Lehre vom Ausfluffe aller Dinge a
böchften Princip, Diefe Lehre ſtammt aus dem Drient, So zeigt fie j
indiſchen Mothologle, und in der altperfiichen oder baktriſch » mediſchen
Boroafter(i.d.) Sie hat großen Einfluß auf die Philoſophie der din
ſchen Phitofophen gehabt, wie man aud) an Pythagoras bemerkt. Ir
logischen Dogmatik ift Emanationslehre die Vorftellung und Lehre von
inigfeit, vermöge welcher Sohn und heil, Geift als Ausfluͤſſe der Ger
fehen werden, — In der Na turle hre verftcht man darunter die Min
ton’s, nad) welcher die Lichtſtrahlen ausfliefende oder ausſtroͤmende Ihr
——— Koͤrpern fein ſollen. Man ſagt in letztetm Falle auch
ſoſtem.
Emangipation hieß beiden Roͤmern die Entlaſſung des S
ber väterlichen, und der Sklaven aus der Herrngewalt. Sie gefhah rcı
tor mittelft gewiffer Feierlichkeiten UnterderEmancipation der.
Ben wird die Auftebung der bürgerlichen und kirchlichen Befc:rintung
den, denen die katheliſchen Bewohner Großbritanniens und vorzuͤglich I
terworfen waren und zum Theil noch ſind. Das eroberte Irland war ve
gern in fruͤbern Zeiten hart behandelt werben, und wiederholte Verſet
fremden Herefchaft zu entziehen, hatten die Herrſcher bewegen, imm
Masregeiu zu gebrauchen. (S. Orangemen.) Die Urbimwohner t
fämmtiich Katholiten, waren von öffentlichen Ämtern und von aler
an den Parlamentswahlen ausgeſchioſſen; nur die der diſchoͤflichen Kir
Ellenborough 499
ı Kanzler derſelben und 1773 einen Preis erhielt. Als er ſich den erſten aka⸗
ifchen Grad eines Baccalaureus erworben hatte, widmete er ſich in Lincolns⸗
n zu London der Rechtsgelehrſamkeit. Bald erhielt er Ruf, und nad) einiger
t, nebſt Scott (f. Eid on) unter den Suchwaltern den Vorrang. Auch Erb»
! fing damals ſ. glänzende Laufbahn an; aber Law war anerkannt an Rechtsge⸗
ſamkeit ihm überlegen. Sein Ruf an den Berichtsfchranten erwarb ihm Freund»
ft des Sir 5. Bullen, eines Unterrichterd am Zribunal der Kingsbend), beffen
rwendung ihm a silk gown zu Wege brachte. Dem engliihen Sachwalter ift
B feidene Gewand eine Auszeichnung, welche e8 ihm zur Vorſchrift macht, bei
sceffen, mo mehr als Ein Advocat für eine Partei angenomnien wird, ald Ans
iger oder Vertheidiger, die Hauptrolle zu fpielen und fid) nie zu einer unterges
dneten herabzulaſſen (he must lead or do nothing) ; ein kuͤhnes Unternehnten
it einen fo jungen Mann, ale Law damals war. Allein er uͤbertraf nody feinen
uf. As Waren Haftings 1735 aus Bengalen zuruͤckkam, um dem über ihn
whängten Proceſſe beizuwohnen, fuchte er einen gerichtlichen Vertheidiger. Der
Icuhmte Erskine fdylug den Antrag ab; Law nahm ihn an. Dazu gehörte gros
Muth; denn die Anklaͤger waren Burke, Kor, Sheridan und andre nicht uns
ende Minner. Lam hatte zu Gebuͤlfen Plomer und Dallas, verdiente, aber
8 wenig befannte Sachwalter. Aber troß der anfchrinenden Überlegenheit
Gegenpartei fiegten ſie. Lam wid) dem berühmten Burke Eeinen Finger breit
bb antwortete ihm fo kuͤhn, daß ihn das hohe Parlamentetribunat mehre Male
e Drdnung verwies. Erſt im fünften Sahre des Proceſſes Eonnte ex die Defen-
Im anfangen. Er ging die lange Anklage mit prüfendem Scharfiinne durch,
ügte ihre Unhaltbarkeit und that dar, daß Haſtings ein verfolgter, Fchuldlofer Mann
R Das Anfehen, die Schönrednerei und 'den hohlen Worteram feiner Gegner
mpfte Law mit einer nüchternen, logiſchen, allen Prunk verachtenden und Eins
Auseinanderfegung, welche ihre Wirkung nicht verfehlte; denn nach acht lan⸗
Sahren, in welchen dieſer Mrechtsitreit 148 Tage einnahm, fanden fidy nicht
ale 29 Lords zum Urtheilöfpruche cin, von welchen 21 Warren Haftings für
ſchuidig, und nur 3 wegen Eines oder etlicher Klagpunkte fir ſchuldig erklaͤ⸗
Die Procehkoften beliefen ſich auf 71,080 Pfd. St. Diefer Staatsproceß
e fein und feiner Gehuͤlfen Süd. Law befonders flieg ſchnell. Er wurde
(ehne Generalſachwalter gewefen zu fein) zum Generaffiscal ernannt und
Kitter geſchlagen. Als 1802 Lord Kenvon farb, machte ihn der König zum
chter des Gerichts der Kingsbench und erhob ihn zum Pair, bei welcher Ges
it er den Titel Ellenborouah von einem Zifchrrdörfchen annahm, wo ſ. Vors
lange gewohnt hatten. Als Lord Grenville an die Epige des Miniſteriums
gab er ihm einen Sig im geheimen Staatsrathe, welches einiged Murren ers
, weil man es für unconjtitutionell hielt. Im Parlament mar er Widerfadyer
irländifchen Katholiken ; er fagte, fie genöffen die ausgedehntefte Duldung und
nur nad) politifcher Macht; aber fo langes fie mit dem roͤmiſchen Stuble
blieben, koͤnne er nicht zugeben, dafı fie einen Zweck erreichten, welcher
Wohifahrt des Landes zu Grunde richten würde. 15 53. lang ſtand er feinem
als Lorboberrichter des Tribunals der Kinasbench vor; die auflerordentlihen
verkimdenen Mühewaltungen ſchadeten feiner Geſundheit. Diefe erlag end»
bei folgender Gelegenheit. Der Buchhaͤndler Hone hatte die beruͤchtigten drei
herausgegeben, morin die chriftliche Religion veripottet wird. Die ges
Verhandlungen über die erfte fanden unter Abbot ftatt, die Uber die beiden
uater Eilenborough. Beide Richter hielten in ihren Erlaͤuterungsreden an
Jery die Parodien für Schmähfchriften ; dennoch erklärten die Geſchworenen
nicht für ſchuldig! und die Anweſenden, allem Anftande troß .bietend,
darüber, Lord Ellenborough, der ſich ſchon vorher unpaͤßlich befand,
32°
512 Emfer Punctation
von ben Nuntien ausgelibte unmittelbare Jurisbietion für anfger
Gegenftände fr rechtmaßige, feines Judults deduͤrfende Befugnir
tiebiction. Zugleich trugen fie darin, neben andern Vorfchläge
des Papites, auf Anderung des ihm zu leiftenden Vaſalien
fehöfr, Ermäßigung der Annaten= und Palliengelder, Au’
üſirter Ausländer von deutfchen Pfruͤnden, Aufhebung r
baͤltniſſe der Kloͤſter und Ordensleute mit auswaͤrtigen I
hinderniſſe in gewöhnlichen Dispenfationsfällen, Errie
gerichten als dritter Appellationsinftanz, Kevifion ? J
auch für den Fall einet Weigerung des Papſtes, i ws
einzugehen, auf Veranſtaltung eines allgemeinen e ‚cden;
und wenn biefes nicht zu Stande kaͤme, aufre te auch, iĩ
Beſchwerden an. Endiich verſprachen fie, nc ‚gung vom.
lichen Gerehtiame, auf Verbefferung der ? Hauptftrömer
nehmen. Diefer Schritt zu einer an ſich r „se Bundesacteni
bittniffe zum Papfte fand nur bei den Pre gaben von ein = ur
Katholiten aber getheilten Beifall. D «nd Preußen in jenen
tion, jedoch gab er in feiner Antwort mit ſ. angenommenen
zu erkennen, daß fie ſich vor allen? ach wie vor. Ein Vorfall
Sufftaganbiſchoͤfe verſichern moͤch / machte, daß der Herzog v. K
bee Punctation gerathen und ſie ‚erden Bundestag in Frantfu
figung wurde nun ein Haupte juni 1820 an daß preuß. Elbgte
Solite einmal auf bieder bit -', zur für die Ladung, der nach f.
menden Rechte zurlckgegane ,.. "sa Wanren zu erheben befohten it, 1
fugniffe, die die Erzbiſchöf 7, zurde das Schiff vom Zolle mit
nehmen, denn die erzbife Ay dve darüber vorgebrachten Klage
Kirche, und die alte Ob die Gefandten von Baiern und
ciplin Berathung des jen der preuß. Gejandefchaft ein
bie deutfchen Bifchör welche die preuß. Gefandtfchafi
zur Erweiterung d ynthieiten, daß bie freie Beſtimmu
vorgängigenRüd .. zn — Waaren zu den Souveram
entfernten, durd , “ya * ffahrtsabgaben, wovon in der Bun
bleiben, als ne we ‚a Berdrauchsjtener wären, daß die von
Dioceſen ein exwendiges Mittel gegen den Schleichha
baiern fogaer A rglet babe, bie Enclaven für dies Ungemad
eintretende cutſtehen Eönnte, zu entſchaͤdigen. D
Punctatio · ——— ſondern dem Herzog von Ko
zur Auslı" SE gpzit er preuß. Regierung auf eine billige Wei
iarſchreil "5% ber Herzog von A.⸗ Bernburg (22. Zuli 1i
klaͤrte, * £ = a un dadurch der freie Verkehr zwifdyen beid
und de
ent 53,„idle, bei den Englaͤndern auch Cyklopae⸗
Ende ——2 idete, aber den Griechen (welche dafür &y
Sad ee u dyniniın muinuar« fagten) in biefer 3
ginn za ichnete urfprünglich den Inbegriff und Kreis
Sa — chen, In weichen die alte Welt bie Viidung
vr {of (artes liberales der Römer; ſ. Kunſ
tig ft vom Leben auf die Wiffenfhaft übertragen,
de in Überficht, ſowol des gefammten Gebiets mı
ü
— lopaͤdie) als auch einzelner Felder derſelb
af nhiopldie), gebraucht. Doc) unterfcheidst man die
ng der einyeinen Wiſſenſchaften, welche aus einer kurz
Ellipſe . Ellora 501
ıchte. Der König von England uͤberſchickte Elliot den Bathorden, ber ihm von
m Überbringer an demfelben Orte umgehangen wurde, auf welchem er fich dem
ublichen Feuer ausgeſetzt und die Vertheidigungsunftalten angeordnet hatte. Die
Bataillons, die während der Belagerung in Gibraltar geftanden, erhielten eine
sgimentöfähne mit der Infchrift: Mit Elliot Ruhm und Sieg. Elliot felbft
6, mit Bewilligung des Königs, eine filberne Medallle fchlagen, von der er jedem
N diefer Vertheidigung geweſenen Soldaten cine einbändigen ließ. Nach Abſchluß
Srieden® ging Elliot nach England, und wurde zum Lord Heathfield und zum
Ritglied des Parlaments ernannt. Eine Schwaͤche nötbigte ihn 1790, ins Bad
wach Aachen zu reifen; allein hier trafihn auf f. Lieblingsaufenthalte Kalkofen bei
Kachen ein Schlagfluß, an welchem er am 6. Juli ſtarb. Sein Leihnam wurde
sach England gebracht, und der Koͤnig machte ſelbſt den Riß zu einem Denkmale,
dat ihm in Gibraltar errichtet wurde. |
Ellipſe, 1) in der Sprahlehreund Rhetorik Auslaffung eines ober
mehrer Wörter, die leicht hinzugedadht werden. Sie ift bedingt durch den Affeet
durdy die Kürze, Letzteres befonders bei Redensarten, welche durch Gewohn⸗
it fprichwoörtfich werden. 2) In der Mathematif eine von den 3 Arten der
Kegelſchnitte (f. Keget) hervorgehenden Rinien. Die Bahn der Erde und
Planeten um die Sonne hat, wie wir feit Kepler wiffen, dieſe Form. Sie ift
der Eilinie wefentlic) verfchieden ; obwol man fie im gemeinen Leben oval nennt.
Bie bictet dem Auge zu gleicher Zeit Abwechfstung und Ebenmaf, und wird daher
ten den Malern zu Begrenzung ihrer Gemälde dem Cirkel vorgezogen, Zwei Punkte
wiften längften Ducchmeffer derfelben haben die Eigenfchaft, daß die Summe
ier geraden Linien, bie man aus ihnen an irgend einen Punft ber Umfangslinie
ſich immer gleich bleibt, man mag fie ziehen, nad) weldyem Punkte man will:
kann man eine Ellipfe zeichnen, indem man auf ciner Flaͤche 2 Stifte ein-
laͤgt, um dielelben einen mit den Enden ringförmig zufammengefnüpften Faden
‚und nun die Bleifeder innerhalb dieſes Fadens dergeftalt herumführt, daß fie
ſelben bajtändig zum Dreieck ausfpannt. Die Punkte, wo die Stifte ftehen,
ijm die Brennpuntte, Foci. A. Mur.
Ellora, ein Dorfin Oftindien in dem ehemaligen Gebiete des Maratten⸗
en Dolkar (260 engl. Meilen von Bombay, 650 von Madras und mehr ale
M. von Balcutta entfernt), wird bloß von Braminen bewohnt. Die Tem⸗
welche man hier findet, können den wunterbarften Werken beigezaͤhlt werben,
je durch Menfchenhände ausgeführt wurden. Die Granitfelſen, in welchen
Tempel ausgewoͤlbt find (ihr Umfang beträgt 14 Meit.) ; die Groͤße derfelben
100 Fuß Höhe, 145 F. Länge, 62%. Breite), und ihre Verzierungen, — Allee
Indigt einen mühfeligen Fleiß an und ein Verfahren, das nur der legten Stufe der
Bwitifation angehören kann. fiber den Urfprung diefer uralten Bauwerke, ift
Khts bekannt. ine Sage nennt den Visvacarma ald Baumeiſter des Haupttems
‚und ale feine Gehütfen den Wifchnu und die Santhonen. Noch jest führt der
empel den Namen Visvacarma's. Das Gewölbe wird durch mehre Reihen
weeimäßiger Schulen getragen, welche drei uͤber einander ſich erhebende Galerien
büden. Sn befondern Abtheilungen find 42 Eoloffate Goͤtterbilder aufgeftellt, deren
Skulytur im Ganzen freilich fehr roh ift, Doch in den einzelnen Theilen mehr Kunſt
'mah eine qewiſſe Geſchmacksbildung zeigt. An jeder Seite der Saͤulengaͤnge des
—— ſind Sphinxe, ganz nach aͤgyptiſcher Art ausgehauen. Dieſe
aͤlet, welche Luft und Feuchtigkeit mit Vernichtung bedrohen, wenn man
uqt bad auf ihre Erhaltung bedacht fein follte, find zuerft durch den englifchen Ca⸗
Wan. B. Seely in f. Werke: „The wonders of Elora* (London 1324), de
ſarieben worden. Seely erzählt folgenden merkwuͤrdigen Umftand: Indiſche Sol⸗
ten bei der engliſchen Armee in Ägypten 1799 riefen, als fie mehre der Bild⸗
Wetragen gar bald fur Aues, was Emigrant hieß, em ung
weckten. Dies, noch mehr aber die Veſorgniß, Srankreiche
der Grund, daß ihnen bald in vielen Ländern der Aufenthalt
mit Einfchränfung zugeftanden wurde, An der Spitze der (
koͤnigl. Prinzen Sonde, Provence und Artois, von denen de
Flüchtlinge vereinigte, um gemeinfchaftlic mit den verbünde
land, zur MWiederherftellung dersalten Ordnung mitzuwirk
ſich ein eigner Gerichtshof gebildet, der die Suftizfachen des
gen Frankreichs entſchied. Allein Dumouriez's Eindringen
Holland vertrieb fie aus diefen Provinzen mitten im Winter
Zuftande, und Frankreichs Schredenfuftem, fowie Lie blut
und Toulon vermehrten ihre Anzahl täglich. Das Conde’f
ruſſiſchen Sold, und löfte fich in dem ruffifchsöftreichifchen F
As Napoleon an die Spitze der Regierung trat, erhielten, b
men, fämmtlicdye Emigranten die Erlaubniß, in ihr Vaterlaı
der jedoch manche, die im Audlande bereits fich niebergelaf
brauch machten. Die Gonftitution Ludwigs XVIII. ent!
liche Beftimmung, daß die Smigranten Fein Net haben
Güter zurüczufodern ; dies hinderte fie indeg nicht, mit Ent
bervorzutteten, die oft Veranlaffung zur Störung der Öffer
Die Kammern bewilligten ihnen daher 1825, auf Villèle's
gung in Renten ein Capital von 1000 Mill, Fr. für die u
güter. (Bol. Srankreid.) .
Emir (d. i. edel, fürftlich), ein Ehrenname, den fi
jenigen beilegen, welche ihr Gefchledyt von Mohammed und
herleiten. Man findet Emirs 1) in Arabien, wo fie Anfuͤh
den Horden oder Beduinen find. Ihre Abkunft ift jedoch z
Türkei ſelbſt. Sie bilden eine Art von Erbadel, tragen a
Zurbun von meergrüner Farbe, welches die Karbe Moham
haben gewiffe Vorrechte, übrigens auf Staatsaͤmter nicht n
Elzevir Email 503
im Leben ihnen die lebften waren. Sie üben ſich Im Ringen und andern Wett
Impfen, tanzen nach den Dielodien der Leler, welcher Orpheus die entzuͤckendſten
Köne eutiodt, oder wandeln in wohlriechenden Lorberhainen an den lachenden Ufern
es Eridanus, in reizenden Thaͤlern oder auf Wiefen von klaren Bächen durchſchnit⸗
en, unter dem Öefange der Vögel, bald einzeln, bald in Geſellſchaft. Ein ewiger
Bkähling herrſcht; der Boden trägt jährlich 3 Mal Früchte, und alle Sorgen, alle
Schmerzen und die Schwächen des Alters find von dem glücklichen Aufenthalte vers
rennt. — 2) Vergleichungsweiſe haben die Parifer einen ihrer Fieblingsgärten und
rgnügungsorte Einfee oder Eliſee genannt, welcher nebft Montbrillant in
ben fogenannten elpfeifchen Seldern liegt. Er iſt mit einem prächtigen Palaſte, In
weichen Concert und Spiel gegeben und gefpeift wird, verbunden. Der Garten ift
sur Hein, aber fehr niedlich und gefhmadvoll angelegt, mit vielen feltenen und
Femden Gewaͤchſen, mit fchönen Statuen, beſonders einer niedlichen Copie der
enlichen Gruppe, Amor und Pfyche aus carariſchem Marmor, verziert, und hat
Heine Pavillons und Häuschen, wo Erfriſchungen gereicht werden, zu Ihren
ten mehre Zanzpläge unter Bäumen; daneben find Baͤnke und Stühle für die
ſhauer und Tänzer, und Orcheſter für die Mufiker, ferner mehre gemauerte Tei⸗
ein grüner Anger, und ein trefflicher Tummel⸗ und Spielplatz.
Elyevir oder Elzvier. Diefe Buchdruderfamilie zu Amſterdam und
bat fich durch [höne Ausgaben berühmt gemacht. Ihre Wirkſamkeit file
die 3. 1595 — 1680. Am befannteften find: Ludwig, Mathias, Iſaak,
mit Bonaventura), Johann und Daniel, abwechſelnd zu Amſterdam und
; fobann Peter Elzevir zu Utrecht, der jedody weniger gefeiftst hat, Ludwig
ber erſte Buchdruder, welcher den Gonfonannten V von dem Vocal U unter:
w. Abraham und Bonaventura veranftalteten die Eleinen Ausgaben der Claſſi⸗
in 12. und 16., welche heutiges Tages, wegen ihrer Zierlichkeit und Correctheit,
gefucht werden. Daniel war einer der thätigften aus dieſer Familie. Wenns
bie Elzevire ſowol in gelehrten Kenntniffen, als auch in Anfehung der griechi⸗
und hebräifchen Ausgaben von den Etiennen (Stephani, Buchdrucker und
händler zu Paris) übertroffen wurden, fo waren fie doch unuͤbertrefflich in der
(der Werke und in der Eleganz ihrer Schriften und Fettern. ihre Aug,
Birgit, Terenz, des N. Zeft., des Pfulters u. a, m., mit rothen Lettern geziert,
Meifterftüde der Typographie, ſowol wegen ihrer Gorrectkrit als ihrer Schön«
für das Auge. Sie haben mehre Kataloge von ihren Ausg. herausgegeben.
tegte ift von Daniel (1674, 12.) in 7 Abtheilungen, doch fehr vergrößert durch
Aufnahme fremder Schriften. S. Brunet’$ „„Notice de la collect. d’auteurs
.p- les Elzev.‘‘ im 4. Bd. bes „Manuel du libraire‘*.
Email (encaustum), leicht fhmelzbare Glasſluͤſſe, mit welchen man ſtreng⸗
gere Metalle uͤberzieht. Die Bereitung deſſelben ift fehr verfchieden. Im Alle
Bemeinen kann man 10 Theile Blei und 3 Th. Zinn durch anhaltende Galcination
Wdiren. Dem erhaltenen Oxyde fügt man 10 Th. Quarz, oder Feuerſteinpulver,
2 Theile Kochfalz hinzu, und läßt das Gemenye im Schmelztiegel vollkommen
en. Man erhält dadurch ein weißes Email und eine Grundlage des gifürbs
em Emails, indem man gleich Anfangs bei deffen Bereitung andre Metallornde bins
aefügt. Die fo erlangtin Emails werben zerftofen, und das Pulver mit Wafler
hämmt ; bie feuchte Maffe trägt man auf die blanke Metallſlaͤche, laͤßt ſolche
tzednet unter der Muffel einfchmelzen und ſchleift und polirt die erhaltene Fläche.
"Celen die emaillirten Körper Malerei erhalten, fo werben fie mit Metallfarbe bes
malt und abermals eingekrannt. Das Emailliren eiſerner Gefaͤße gehört zu den
Sebckgcheimniffen. Die gewoͤhnlichere Art befteht aus Kiefelerde, Bleioryd, Nas
ken ober Kali, Salpeter und Borar, der Hauptbeftandtheil der bleifreien iſt Feld⸗
hach. Die Beſtandtheile bes Email werden jerpulvert genau unter einanber ger
jede andre Erkenntniß verwirſt; empiriſch, was ſich auf €
ihr gefhöpft ift; und Empiriker, deffen Kenntniß bloß
und Verfuchen beruht, und daher unzufanıntenbängend un!
aud) Der, welcher bloß der Erfahrung folgt. In der Philo
kunde ftellt man den Empiriker dem Rationaliſten entgegen
picifche Schule der gricch. Arzte im 3. Jahrh.
Emd, Mfl. und Badeort an der Lahn in der Wettera
ſau. Die Gegend under ift von mannigfaltiger Schönbe
und Steinklippen rauſcht die Lahn hin, und bewäffert anmu
Auen. 1583 wurden die erfien Brunnengebäude errichte
. dienen auch den Bäften zu Wohnungen. Jedes derfelben E
die in mehre Eleine Bäder abgetheitt find; auch find in jeden
nen. Die Privathiäufer find ze Aufnahme von Fremden.
zu Ems ift warm, von 18 — 44° Reaum, Der Trintbrun
das Kränchen, der Keffelz und Wappenbrunnen, der Mit
das Marienbrünnchen, der Springs und Wilhelmsbrunner
chen, und die 1812 entdedte Zwillingsquelle. Die Name
alten, die neuen, die Fuͤrſten⸗ und Iandgräflidyen Bäder, di
Mondelbad. Die ſtaͤrkſten Quellen find im alten, ehemale
Haufe. Der Mittel: ober Kurbrunnen ift der waͤrmſte. Da
tig aus inlaͤndiſchem Marmor erbaut. Am Kraͤnchenborn fı
50,000 Krüge zur Verſendung. Die Waſſer gehören zur G
linifchen, und haben noch auferdem viel Luftſaͤure. Das
born® wird, ſowie das des Kurbrunneng, häufig auswärts ı
Waſſer ift ſehr nuͤtzlich bei chronijchen Katarchen, Schleim,
gen der Lungen, in allerlei Magenübeln von Säure und Sc
in den Eingeweiden des Unterleibrs, Hämorrhoiden, Schle
Urinwegen, Gicht, fleifen Gliedern u. f. w. Auch rühmt
ſchwerden. Jenſeits der Lahn, am Spieß, ift die betäuben
lich der von Neapel. Selbſt in der Lahn [prudeln warme $
Emſer Punctation 5li
letzteres wegen Mangels an Waffer große Schwierigkeit; daher man 1826
nbahn in Vorſchlag brachte. Kommt diefe Verbindung zu Stande, fo
ex deuriche Handel vom Rhein und Weſtfalen die nieberländifchen Zölle ver:
und Deutſchland eine eigne freie Handelsſiraße bis in das Weltmeer ers
nfer Bunctation. Sn der Abſicht, fi) der Amtsrechte und des
influffes der Biſchoͤfe zu bemaͤchtigen und dadurch als wirkliche Eigenthuͤ⸗
biſchoͤfl. Gewalt in der Chriſtenheit zu conſtituiren, die Biſchoͤfe aber in
oollmächtigte des roͤmiſchen Stuhles zu verwandeln, hatten die Päpfte vor
‚ der trienter Kirchenveriammilung dahin gearbeitet, das ihnen zugeftandene
r Beſtaͤtigung neu gewählter Biſchof⸗ nach und nach auf die wichtigſten be⸗
Imtsbefugniſſe derſelben auszudehnen, indem fie ihnen Bevollmaͤchtigun⸗
ulte und Facultaͤtsvergleichungen) dazu erſt aufdrangen, dann ſelbſt nach⸗
anmutheten, und endlich durch Übertragung derſelben auf die unmittelbar
prengel eingreifende Jurisdiction ihrer Nuntien thrilweife wieder entriffen.
ſchland waren diefe Anmaßungen, wegen Mangels an Eintracht in Vers
ıg der Nationalkirchenre chte, ſo weit vorgeſchritten, daß der roͤmiſche Stuhl
ruͤckſi cht nicht nur der in jedem fuͤnften Jahre bei ihm nachzuſuchenden Be⸗
tigungen (Quinquennalfacultaͤten) der Erzbiſchoͤfe, ſondern auch der den
uren zugewieſenen unmittelbaren Ausübung erzbiſchoͤfl. Rechte in Dispens
» Appellationd= und geiftlichen Beneficienfachen, wie nicht weniger einer
>eftimmetck Erecutionen von der Metropolitengewalt, feiner Gollatur refers
ignitäten und Präbenden und durch ſolche Mittel nach Rom gezogener Eins
eg beutfchen Kirche, im 18. Jahrh. bereitd eines mehr als 100jährigen Bes
3 erfreute, deffen Rechtmaͤßigkeit noch nie mit Erfolg angefochten worden
Frfolglos blieben auch die Beſchwerden, welche Die durch Febronius Über die
Htlichkeiten diefer päpftlichen Eingriffe aufgeklärten und dabei am meiften
btigten drei theinifchen Kurfürften und Erzbiihöfe 1769 und 1777 deßhalb
saifer brachten. Doc) durch Joſephs IL. mächtige Reformen feit 1781 zur
nungermuntert und 1785 durch die Aufſtellung einer neuen, allen vier Erz⸗
(Mainz wegen Worms, Trier wegen Augsburg, Köln wegen Jülich und
id Sulzburg wegen Freiſingen) nachtbriligen Nuntiatur für die pfalzkairis
aaten zu Muͤnchen abermals von Papſte gereist, vereinigten fie ſich in dem⸗
ihre zu einer Beſchwerde über die paͤpſtlichen Nuntien an den Kaiſer, deffen
ihnen Schutz ihrer Metropolitanrcchte zufagte und den Nuntien alle Ges
keit im deutfchen Reiche abſprach. Der Unterftüsung des Kaiſers gewaͤr⸗
fen diefe vier Erzbiſchefe nun aufihrem Congreß im Badeorte Ems durch
nete, den 25. Aug. 1785, die unter dem Namen der emfer Punctas
kannte Übereinfunft zu gemeinichaftlicher Behauptung der urfpriinglichen
hen und reichsverfaſſungsmaͤßigen Rechte ihrer biſchoͤfl. und erzbifchöft. Ges
jen die Ein und Übergriffe der roͤmiſ chen Curie ab. Von den Grundſaͤtzen
eraͤußerlichkeit dieſer Rechte, vermoͤge goͤttlicher Einſetzung, weil Chriſtus
alt su binden und zu loͤſen allen Apoſteln und deren Nachfolgern, den Bis
ertheilt babe, der Befchränfung des papfttichen Primats über Die Kirche
Hecht der Oberaufſicht und oberrichterlicdhen Gewalt in causis majoribus,
tlaͤſſigkeit jeder darüber hinausgehenden, aus den befanntlidy unechten Iſi⸗
Decretalen gefolgerten päpftlichen Anmafung und der durch das afchaffens
oncordat nur für einige Exceptionsfaͤlle beſchraͤnkten, doch nie aufgehobenen
it der basler Decrete ausgehend, erfiärten fie in ihrer Punctuation die oben ers
; Ausdehnungen und Einmifhungen der Papftgewalt in die Angelegenheiten
chen Kirche mit wenigen altfanonifchen und reichsverfaſſungsmaͤßigen Außs
für unerträgliche, fofort abzufchaffende Mißbraͤuche, die yufatge ieriuihen
INICHLETE KICHULITLEIE ver VERUJIDCHE SAH EIE VDT. WED GIUUDTE
wahrt wären, da dieſe Deputation in der 29. Pienarfigun
die Immunitaͤten der deutichen Schifffahrt auf den Haupt!
Bundesacte von 1815, beftätigte. Weit indeffen die Bundet
daß den Staaten Eingangs = und Durchgangsabgaben von e
Waaren zu erheben, verboten fein folle, fo fand Preufen in
es ſelbſt mit hatte faffen helfen, nichts, was mit ſ. angenom
Widerſpruch ſtaͤnde, und erhob ſ. Zölle nad) wie vor. Ein
des köthenfchen Kaufmanns Friedheim machte, daß der Herze
unterm 13. Aug. 1820 vor den deutſchen Bundestag in $
naͤmlich gedachtes Schiff den 16. Juni 1820 an das preuß.
berg gelangte, foderte dieſes den Zolfag für die Ladung, der r
von den in die Enclaven gehenden Waaren zu erheben befohl:
fid) fotdye zu bezahlen weigerte, wurde das Schiff vom Zol
Der Bundestag beauftragte bei der darüber vorgebrachten
Köthen, durch Stimmenmehrheit die Geſandten von Baier:
uͤber und uͤber die Gegenbemerkungen der preuß. Geſandtſche
ſtatten. Die Gegenbenerkungen, welche die preuß. Geſant
hung des Bundestages abgab, enthielten, daß die freie Befti
Abgaben von ein= und durchgehenden Waaren zu den Sou
Regenten gehöre, daß die Schifffahrtsabgaben, wovon in be
fei, ganz verfchieden von der Verbrauchsſteuer wiren, daß bi
ergriffene Maßregel ein uothwendiges Mittel gegen den Sch!
Hof ſich ſtets geneigt erklärt habe, die Enclaven für dies Un:
den, der ihnen etwa daraus entſtehen Eönnte, zu entfchädiger
Sache gar nicht vor den Bundestag, fondern dem Herzog v
gerathen werden, fich mit der preuß. Regierung auf eine billig
einigen. Bis jegt iſt erft der Herzog von A.⸗ Bernburg (22. °
Zollſyſteme beigetreten und dadurch der freie Verkehr zwiſche
geſtellt worden,
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818 Encyklopaͤdie der Wiſſenſchaften
wähle, von dem man ausgeht. Alle Wiſſenſchaften laſſen ſich wel
anthropologiſche und ontologlfche. Jene haben den Menſchen nad fer
und moraliſchen Eigenſchaften, diefe das Ding, d. h. Altes, was uf
Innern vorhanden Ift, zum Gegenftanbe. Jedes diefer zroel großen dd
wieder in vier Abtheilungen ; das antheopologifäye in 1) Philofephie, 2)
3) Geographie, 4) Staatsreiffenfcyaft und Politi. Das entologifke
thematiß, 2) Phoſit, 3) Naturgefchlchte, 4) Technologie. Die Phi
ober bie Kenntniß der urſpruͤngůchen und um befiroitten nothueebig en
genfchaften des Menfchen hat folgende Theile: a) Kritik ber reinen
Kritik der Erkenntnißvermoͤgen des Menſchen, von Andern Sumbanımti
genannt oder Grundiehre der Philofophie, worin unterfucht, ob, unbe
daß es Grumbfäge für das Denken und Handeln gibt, weichen der Rs
diger und allgemeiner Wahrheiten gebührt; b) Logik, weiche bie Grm
welche die Denkkraft bei ihrer Thätigkeit zu befolgen Hat; e) Metap
fenfäjafe von ben allgemeinen und infofern nothwenbigen Eigenfchaftrn”
was je in den Kreis unferer Wahrnehmung, Beobachtung und 9
kommen kann; fie erſtreckt ſich demmach ſowoĩ uͤber alle
ontologiſche Wiſſenſchaften und ordnet fie der Philoſophie unter; €
Naturrecht, von denen jene bie urfprünglichen Pflichten (daher Pfüich
gendiehre, Sitteniehre), dieſes bie urfprimgiichen Rechte bes Menſch
auch philoſophiſche Nechtöiehre) ; beide Wiſſenſchaften, bie von und
den, wurden von den Alten ais eine einzige behandelt ; e) Neligionsph
turtheologie) oder die Lehre von dem Verhaͤliniß des Menfchen und |
ſchlecht zur Gottheit. Von biefen fünf Theilen der Phitofophie ı
erften: was ift wahr, ohme Ruͤckſicht der Anwendung für das &r
dein, und bilden daher bie fpeculative Phltofophie; dagegen Bilden di
bie praktiſche Philofophle, weil fie lehren, was der Menfch thun fol
wie er leben muß. — Die Befcdichte oder die Kenntniß von den ft
den und dem daraus hervorgeg ingenen jegigen Zuftande des Meni
heißt, wenn fie diefe Buftände in ihrer Gefammtheit umfaßt, allgeme
Univerfatgefchicpte, Geſch Menfchheit, zerfaͤllt aber, je n:
gisn einzeins Tenainn ob; ne ein un, Zhsit
520 Enbemie
(auch Noſologie und Therapie genannt), In die Materia mebica (amd!
oder Pharmaceutit genannt) und in die Chirurgie oder Buntı
(f. die einz. Art.) -— Die Technologie, oder der Inbegriff derjeri,
dur) deren Hülfe die Erzeugung, Bearbeitung, MWerarbeitung u!
Naturerzeugniffe zu beftimmten Zwecken am vortheilhafteften ma h
kann man in eine mathematifche oder mechanifche, in eine chemiſche w
ſikaliſche unterſcheiden, je nachdem bie zu einer gewiſſen technologiſche
gen Kenntniſſe vornehmlich aus der einen ober andern von biefen brei!
geſchoͤpft find. Es gibt mehre Lehrbuͤchet der allgem. Enchllopn
Efchenturg, Weiße (,Architektonik aller menſchl. Erkenntnis", H
Jaͤſche's „Srundlinien zu einer Architektonik und fpfternatifchen Us
pidie”, Leipz. 1819. Als encyklopaͤdiſche Tabelle der Wiffenfchafe
Encytlopaͤdiſche Generalkarte ıc. (Reipz. 1806) achtenswerth.
Endemie (von dr und druss, unter dem Volke einheimifd),
Krankheitsform, welche viele Bewohner einer Stadt, Gegend, ode
Landſtrichs zu jeder Zeit des Jahres Überfälle, und in der geographilt
ſchen Lage einer ſolchen Stadt oder Gegend, oder in bee Wohnung,
den Sitten und der Lebensart des Volks ihren Grund hat. Enden
ten kommen alfo das ganze Jahr hindurch unter den Einwohnern v
ſicht auf Wechfel der Jahreszeiten und Witterung, weil diejenigen
welchen fie herruͤhren, immer fortdauern. So hat jeder Weltide
jeder Landſtrich feine endemifchen, ihm eigenthuͤmlichen Krankheit
die Tropenländer (die ſuͤdlichen und heißen Länder) beſonders eine
Haut, Ausfchläge manchetlei Art, weil die beftändige Hitze die V
Haut in größerer Thaͤtigkeit erhält, und die Säfte nach der Oberflä
hinzieht. Im nördlichen Kindern kommen auch Ausichiige, aber
vor. So iſt allen noͤrdlichen Polargegenden, vorzünfich in Norweg
Ausſatz, die Radeſpqe, eigenthünlich, von der daſelbſt gewoͤhn
Naͤſſe, welche die Haut zu krankhaften Äußerungen geneigt ma
feuchte Gegenden find die Erzeugerinnen der heftigſten Tophen und
wit an dem in den weftinbiüchen Inſeln und an den Neeresküſten d
Engpien 523
fen Palaſt u f. Grabmale erbaut, daher wird er lateiniſch moles Hadriana ger
unt. Gie war gänz mit Statuen umgeben, wovon man im Graben (unter Urs
n VEEE.) den fchönen ſchlafenden Zaun fand, den man nachher im Pataft Barbes
& bewimbirte. Die Tumba des Kaifers war aus Porphyr. Innocen; II. bes
nannte fie zu feinem Grabmal, und man findet fie im Lateran. Grescentius ver⸗
hanzte fich darin gegen den Kaifer Otto DIE. (985), und das Gebäude erhielt ſeit⸗
zu den Namen turris Crescentii. Ihre jeßige Benennung hat die Engelsburg
im der bronzenen Bildſaͤule eines Engels, welche ſchon Benedict XIV. fol haben
.£N — Splte des Gebaͤudes feßen laffen, nach dem Modell von Pet, Vers
haffete aus t
” Enghien (Louis Antoine Henri v. Bourbon, Herzog v.), geb. zu Chan⸗
Bi b:2, Aug. 1772. Sein Lehrer war ber berühmte Abbe Millot. Schon 1789
wetieß der Hergog fein gährendes Vaterland, durchreiſte verfchiedene europäifche Laͤn⸗
ie, und fans’ 1792 nach Flandern, um unter den Befehlen [. Großvaters den Felbs
hm. Bon 1796 — 99 commandirte er mit Auszeichnung bie
bes Eonde’fchen Corps, das nach dem Frieden von Luneville aufgeloͤſt
Dann begab er fi) (1804) aus Liebe zur Prinzeffin Charlotte v. Rohan⸗
nad, Ettenheim, im Badenfchen, wo er ale Privarmann lebte. Er war
Bit ihr heimlich verheitathet. Um biefe Zeit umgaben ben erften Conſul Nachſtel⸗
aller Act; doc) der Prinz enthielt ſich jeder Theilnahme an denſelben, obwol
Ram gewußt haben Bann. Indeß hatte Bonaparte durch die Bekenntniſſe eines
Querelle und den von dem Gewuͤrzkraͤmer Philipp ausgelicferten Brief⸗
der Herrn Michaud und Marguerite mit den Eönigl. Prinzen, ziemlich vers
Anzeigen erhalten, daß Iehtere einen Plan entworfen hätten, ſich des franz,
zu bemächtigen, Daß Pichegru, die Derzoge von Polignac u. A. an der Spitze
Unternehmung ftänden, das England fic Eräftig unterftüge. Auch vermuthete
geheime Polizei, der Prinz fei verkieidet in Paris gewefen, was ſich jedoch [chen
ir Verhaftung des Prinzen wwiderlegte. Staatsrath Neal, der die Unterfuchung
Brefhroörumgsfache führte, ließ ſich durch einen nady Ettenheim gefchidten
mtäufchen, der ihm fagte, daß der Prinz öfter geheime Reifen mache und daß
General Dumouriez (e6 war der Marquis Thumery) bei fi) habe. Bona⸗
glaubte atfo, ſich des Prinzen bemächtigen zu müffen, den er als Mitglied des
anfah, ımd aus deffen Papieren er näheres Licht zu erhalten hoffte. Zu
Ende ward der General Ordoner nach Strasburg gefchickt, welcher die Verhaf⸗
des Herzogs und aller Perfonen feines Gefolges einem Escadronchef von der
erie übertrug. Nachdem diefer am 14. März durch einige Gendarmen
Eage des Hauſes, welches der Herzog bemohnte, hatte auskundſchaften Laffen,
er m ber Darauf folgenden Nacht daffelbe durch3 — 400 Dann, theild Solda⸗
teils Gendarmen, umringen. Der Derzog mollte fi, vertheibigen. Aber
cht war zu groß, und fo wurden der Derzog und Thumery, den man für
uxleg gehalten hatte, ein Oberft v. Grundſtein, ein Lieutenant Schmidt, ein
Ramens Weinbrunn, und 5 Domeſtiken verhaftet und nach Strasburg ges
Dies geſchah mit folcher Eilfertigkeit, dag man den Gefangenen nicht eins
mlaubre, fich völlig anzukleiden. Am Morgen des 18. ward die Reife mit dem
nad) Paris fortgefegt; als man am 20. gegen Abend vor den Thoren ber
ankam, fand man den Befehl vor, den Gefangenen nad) Vincennes zu
wo er nad einem Conſularbeſchluß (Gumbaceres hatte jedoch anfangs wider:
xcqchen) durch eine Militaircommiſſion gerichtet werben follte. Murat war Bons
waeue von Paris; daher Ing ihm ob, diefe Sommiffion zu ernennen. Auch er fol
egegen beim erften Conſul Vorftellungen gemacht haben. SPräfident der Commiſ⸗
en, Die ſich am Abend des 20. zu Vincennes verfammelte, war ber Gencral Hulin.
Ye commanbdirte Savary. Erfchepft von hunger und Ermibung,
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ben des Schloſſes durch Gendarmes d’Elite vollzichen. Der
dag man der Prinzeffin von Rohaneine Lode, einen Brief un
möchte. Ein Soldat übernahm den Auftrag, aber ein Offic
ben Worten aus den Händen: „Niemand darf hier Aufträge e
nehmen”. Der letzte Augenblid kam; der Herzog fland und
terlicher Saffıma zu den Genbarmen: „Wohlan, meine &ı
Augenblicke fiel der Prinz. — Fleury de Chaboulen, vormals
fecretair, erzählt: „Die Kaiſerin Zofephine und die Prinzeffü
Napoleon, dem Herzog dad Leben zu Iaffen. Cambacétès
ihm aufs eindreingendfte die ſchreckliche Nuslofigkeit der beabſie
vor. Er ſchien zu ſchwanken, als ſchon die Zodesnuchricht an
Berfahren hatte Napoleon felbft nicht erwartet; er hatte ſogar
fohlen, den Herzog zu verbören”. Napoleon hat inf. „Pie
rand befchuldigt, daß er ihm den Brief des Prinzen erft nach !
ben babe; allein der Prinz hat keinen Brief gefchrieben., Ta
geheime Erpedition nad) Ettenheim und Offenburg gewußt un
diſchen Staatsminifter gefchrieben. Caulaincourt (ſ. Vice
bition nach Offenburg aus, und fanbte Talleyrand's Schre
Savam's Schrift „Sur la Gatastrophr de M. le duc d’Eng
toeldye auf Zallenrand den Verdacht der Theilnahme warf, ver
verſchiedene Schriften. Talleyrand hat fich bei dem König Lu
fertigt. Dupin bat die Actenftäde bekannt gemacht und dag
Verfahren der von Murat ernannten Mititaircommiffion aufo
Hulin, hat dies ſelbſt offentlicy zugegeben, Nach ihm fällt
ſchleunigung der Volzichung des Urtheil® ganz auf Savar
Pr. XXII. S. 345 fü. Ludwig XVIII. und die Kammern
ein Denkmal in ber Kirche zu Vincennes fegen laffen.
England, der füdliche Theil Großbritannien
eigentliche England, das Fuͤrſtenthum Wales, die Inſel Mai
England 523
der Böden tum über das Meer, und enthaͤlt Marſchlaͤndet. Won dem
chſten Punkte Englands an stehe fich an der weftlichen Kuͤſte ein immer
Miteigendes Gebirge, das fich, bald mehr, bafd weniger, ber Mitte des Lan⸗
Ext, und das min das Gebirge von Cornwall nennt, Es nimmt cinen
En Lauf, thellt fich in mehre Zwelge, neigt ſich nach der Weſtkuͤſte, macht
Achen Grafſchaften gebirgig, und ſchließt ſich faſt an das Gebirge von Walch
en hoͤchſter Styfel, dee Snowdon, ſich 3456 Fuß über das Meer erhebt,
Zuptgebirge Englands iſt ber Peak, deffen Kette fich durch die Grafſchaften
Sancaſter und Hork erſtreckt, und befonders In Derbpfhire äußerft anziehende
: mit den merkwlirdigſten Höhlen, darunter die berühmte, mit den ſchoͤnſten
Fiten bedeckte Höhle von Caſtleton, bildet. Diefe Gebirgögegenben find
=. Wundern der, Natur. Die hoͤchſten Gipfel des Penkgebirges find ber
Fuß hohe Wharn und der 3987 Fuß hohe Ingleborongh. Es erſtreckt ſich
as Cheviötgchirge, welches die Grenze mit Schottland macht.“ Das Klima
Ds iſt feucht und verdnderlich, ohne heitern Himmel, aber nicht ungefund.
zigen Rindern erreicht der Menfch ein fo hohes Alter, und erlangt eine folche
Fadetr, ale in England. Sowol Hige als Kälte find fehr gemäbigt, und
iter ift milder als In jedem andern Lande unter gleicher, und ſelbſt unter ges
& Breite. Der Froft hält felten länger als 24 Stunden an, der Schnee vers
‚et in wenigen Tagen, und das ganze Jahr hindurch dauert das Vieh unter
Himmel aus, Im Ganzen ift der Boden fehr fruchtbar, zum Getreidebau und
»Bzucht gerignet, und mit' dem reizendſten Grün bededt; doch findet man
MU. Acres Halden und unangebaute Gegenden. Die Erzeugniffe find:
»e6 Nindvieh, fo ſtark und Eraftvoll, wie: In wenigen Ländern ber Erde, vor⸗
gute Pferde, viele Schafe, welche naͤchſt den fpanifchen die feinfte Wolle
Schweine in Menge, große und ftarke Hunde, vieles Federvich, befonber®
die man bis zu einer Schwere von dreißig Pfunden maͤſtet, ein großer Reich»
son Fiſchen, Auftern und Hummern; Raubwild gar nicht, und Speiſewild
mis. Man baut Getreide, mehr Welzen, weniger Roggen, fehr gute Gerfte,
ye Gartengewaͤchſe, Flache, wenig Hanf, binteichenden und guten’ Hopfen,
n, Suͤßhotz, Rhabarber, Obſt von vorghglicher Größe, aber waͤſſerig; ſtatt
eins, welcher wegen des vielen Negens und der häufig bedeckten Luft fehlt,
"man Cider. Den Mangel an Brennholz erfegt der unerfchöpfliche Reichs
in Steinkohlen; Bauholz wird eingeführt. Kein europüifches Land liefert
und fo gutes Zinn; ferner hat England Blei und Kupfer in Menge, vieles
Waſſer⸗ und Neifblei, Acfenik, Zink, Antimonium, Kobalt, Galmei, die
Walkererde, Porzellanerde, Toͤpferthon und Pfeifenerde, Salz, welches jes
icht zum Bedarf hinreicht, treffliche Vauſteine, Schwefel, Vitriol, Alaun,
er, Kreide, Alabaſter, Granit, Porphpr, Marmor, Feuerſteine, mineralis
taffer. — England hat, nad) Verhaͤltniß feine Groͤße, eine ſtarke Bevoͤlke⸗
‚ Sm eigentlichen England zählt man 9,539,000 und in Wales 607,380
» Die Engländer (Nachkommen der alten Angeln und Sadıfen), find ein
eund Eräftiger Menfchenfchlag, deren Sprache, eine Tochter ber plattdeut⸗
mit vielen (atelnifch = friefiich » franzöfifchen und britifchen Wörtern vermiſcht
Die Wallifer find Überbleidfel der alten Briten, welche in Wales und auf der
Man ſich unvermifcht erhalten haben, duch Baftfreiheit, Gutmuͤthigkeit
leſelligkeit fih von dem ernfien, zurückhaltenden und ungefelligen Engländer
beiden, aber fid) in Armuth, Unwiſſenheit und Aberglanben befinden, Ihre
he iſt die alte Enmrifche, biefelbe, die noch ımter den Einwohnern von Vre⸗
jeredet wird. Auf den normannifchen Inſeln leben Franzoſen, die ein ver:
Ss Sranzöfifc erden. Die herrfchende Religion in England iſt die Hochkirche,
Iche, anglitanifche(f d.). Die Regentenfamilie und die daten Granit
52 England. J. Volk und Adel
"und feiner Siege. Es zog ſich von dem fernern, zum Theil fen
probten Kampfe gegen das revolutlonaire Princip zurlick; es Liber:
ten die entſcheidende Stimme im: den Angelegenheiten Europas; +4
gen Maßregeln nicht, welche feine Regierung öffentlich mik
ſchraͤnkte ſich aufdie firengfle Neutralität. Erſt 1825 und 1526 &
gebenheiten in Amerika und in Portugal einen größern Charakter «
#8 feine unthätige Neutralität anf: "Aber, wie auch die Schickſalsu
gen, fo vier iſt gewiß, daß England felbft bri einem paffiven Verbal
Vorbild feiner Inftitutionen einen gröfern Einfluß auf. die Entwide
ten auszuüben fortfahren wird, als ber bloßen Waffengewait und pl
macht je möglich ift. Daher werfen wir nunmebe. einen Blick au
dleſer Einrichtungen und ihre Geftaltung in der neueſten Zeit.
1. Bevölkerung, Volksverfajfung, Adel. Dis
enthielt (1826) auf 182,479 DOM. 136,500,600 Einw., weren
mit 21,396,000 €, auf Europe kommen. Es nimmt alfo, wenn &
europsifche Volks;ahl in Anfchlag gebracht wird, unter den übrigen ẽ
"pa8 cine ber erften Stellen ein. Nach den officiellen Angaben betru
menge 1825 in England 12,422,700 ; Schottland 2,113,600 ; Itlan
Gibraltar, Helgoland und Malta 110,300; mit Hinzurechnung &
Marine (640,500 M.). Schon Lowe („The present state of En;
don 1822), ſchaͤtte die Geſammtvolksmenge Großbritanniens und
21,800,000. Hiernach nimmt das britifche Reich in Eutepa nah
Mill,), Frankreich (30 Mit.) und Oftreic (29 Mill.) die vierte x
man aber feine aufiereuropäifchen Unterthanen (nach Colquhoun
wealth, power and resources of the British Empire“, 181,
freie Eingeborene und 576,346 letbeigne Neger, ohne die
in den Vaſallenlaͤndern) Hinzuzähfen wollte, fo würde ihm
In Hinſicht auf die Dichtigkeit der Bevölkerung ſtehen die Hochia,
Yand, freilich ein rauhes Gebirgsland, noch unter der Türkei, indem
engl. OMeite 50 Einw., jene nur 30 Einw. enthalten (das er
23, Drutföland 90 — 170, Frankteich 150, das untere Italien
Ay . 239 ”
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530 England. I. Volk und Adel
v. Glarendon, war. Spätere ähnliche Faͤlle find ſelbſt in ber koriz
vorgekommen, und in andern werden fie duch die Sonberkarkit x
Rechte, welches heimliche und ohne Alterlihen Conſens gefcleffme C
Strafe verbietet, aber die einmal geſchloſſenen doch für gültig etikt,
tert. (S. Gretna Greten. Keine Steuerfceiheit, Beine Unglr
Gefege macht ben Abel zu einer Beſchwerde für die Übrigen Bürger; ı
chen Gemeinbedienften find bie wenigen Lords frei, und ihr Reckt, we
Haufe des Parlaments in Griminalfadyen gerichtet zu werden, ift, we
tigeit nicht weniger ſtreng als gegen Andre, wol aber noch viel fck
Gegenſtand des Neides. In der Bildungegefchichte des engl, Ar
jenes Grundgeſetz aus, welches man in dem ganzen Gange ber enzl.
und Verfaffung findet: treues Feſthalten an den altın Einrichtung;
mit allmaͤiigem zeitgemäßen, wierdol etwas langſamen $ortbilden,
Adel trägt noch manche Züge von den, was er ſchon unter den Ans
Eigentlichen Erbadel in unferm Sinne kannten dieſe freilich nicht
die erfte Glaffe der Vornehmen, waren nur die Mitglieder der koͤnigl
ſelbſt von diefen konnten vielleicht nur die Söhne und Enkel eine &ı
rechnet werben. Der Erzbiſchof des Landes hatte vermoͤge feiner geil
nicht wie man in neuern Zeiten oft fagt, als Kandbefiger, mit ihnen
gleiches Wehrgeld, gleiches Necht. Das Land war in Kreife oder
(Shires, fpäter Counties, Grafihaften), an deren Spige ein Ealdor
von den Dänen Eorl genannt) ftand; aber als koͤnigl. Beamter cl
Unter.den Freien genoffin die Diener des Königs und der Vornchme
ausgezeichnete Rechte, aber auch ihr Stand war keincswegs erd
fen; auch der bioße Landbauer (Ceorl) konnte ſich bazu erheben, wer
Land befaß, eine eigne Kirche, einen Glockenthurm, eine Halle, ı
ſtuhl im Burgthor unterhielt, und ſich in der allgemeinen Verſam
Könige einfand. Der Kaufmann erlangte ie Würde eines Thane
feine Koften drei Seereifen gethan hatte, und wer nur ritterliche Wat
fen onnte, um ben König von einem Sig (Manor) zum andem zu
aud) ohne Landeigenthum ſchon eine Mitteiftufe zum Than erreicht.
England. 1 WVolk und Adel 531
werpflichteten Lehnbeſitzer machten den Ritterftand ans, aber aus Ihnen ew
ein Derrenftand von zwei Claffen, Grafen und Baronen, welcher im Ber
erfönlichen Erfcheinens in dem Reichsrathe (dem Parlamente) blieb, waͤh⸗
Mitterfchaft denfelben nur durch Abgeordnete beſchickte. Daß fich unter
Beränderungen die Zahl der freien Landwirthe verminderte, und frrie Zins⸗
gehörigen Butsunterthanen gemacht wurden, war nicht ander& zu erwarten ;
zr die Bürgerfchaft, vornehmlich der Stadt London, ſchon zu mächtig,
>» Stand der bloß zinspflichtigen Lehnleute (Frecholders ) zu zahlreich,
B nicht bild die entgegengefegte Richtung wieder vorherrſchend gemors
we. Der Volksaufſtand gegen die Brdrüdungen der Varone unter Ri⸗
- (1381), mobei eine allgemeine Abfchaffung der Leibeigenfchaft mit ihren
Gen zur Sprache kam, war nur eine kleine Anticipation; nicht volle zwei
2 Sabre vergingen, und jede Spur von Unfreiheit (villenage) war verſchwun⸗
Die Grundeigenthümer aller Glaffen, auch die Srohnpflichtigen nahmen als
‚Iders an den Wahlen der Kitterfchaftsdeputirten zum Parlamente Theil,
e Diejenigen, welche Eein eignes Recht am Gute haben, die bloßen Pachter
ers), und welche es urfprünglich nur als Laßbauern, mit beliebiger Zuruͤck⸗
won Seiten ded Grundherren befommen haben (Copyholders), find davon
Hlofjen. Zu den zwei Stufen des Derrenftandes kamen fpäter noch drei
inzu. Eduard III., Im Glanze feiner Eroberungen, machte feinen älteften
⁊ (1357) zum Herzog v. Cornwall und ftiftete (1362) für f. jangern Söhne
ogl. Würden von Clarence und Lancaſter. Richard II. ernannte nicht nur
ern Oheime zu Derzogen v. Vork und Glouceſter, fondern auch f. Guͤnſtling,
‚be Bere, zum Herzog von Irland. Seitdem ift die Herzogswürde
e Stufe des engl. hohen Adels geblieben, doch befaß nur des Herzog v. Lan⸗
in wahres Herzogthum, indem Eduards III. vierter Sohn, Joh. v. Gaunt,
afichaft d. N. zur Apanage, mit wirklichen Hoheitsrechten erhielt. Auch
ift, obgleich du8 Herzogthum fchon 1461 wieder mit der Krone vereinigt
noch die befondere Verfaffung diefer Grafſchaft übrig geblieben. Eine große
on Familien gelangte feit jener Zeit zur herzoglichen Würde, allein biutige
"e der Häufer York und Lancafter um die Krone, und die häufigen Verurthei⸗
wegen Staatsverbrechen haben den größten Theil derfelben wieder weggenom⸗
Mur noch zwei Herzogstitel find aus der Zeit vor Karl V., die Derzoge v.
[E (v. 1483) und v. Somerfet (v. 1546). Karl II. bedachte vornehmlich ſ.
ichen Söhne mit diefer Würde. In den neuern Zeiten, feit George III. Res
8, ſchien man den Grundfag angenommen zu haben, diefen Titel nur an
m des Eönigl. Haufcs zu vergeben, allein die Thaten Wellington’s foderten
v eine Ausnahme, und er ift der Einzige, welcher feit 1766 die Herzogswuͤrde
. Jetzt find 13 englifche, 8 ſchottiſche (movon aber zwei zugleich engl. Ders
tel haben) und ein irländifcher Herzog vorhanden. Die meilten Herzoge haben
h den Titel von Marquifaten, Grafſchaften, Vicegrafihaften und Baronien
. ſowie überhaupt die höhern Zitel in England einige der niedern einfchließen.
yen fie und die Grafen [hob Richard II. noch die Marquis ein, indem er
benerwähnten Robert de Bere zum Marquis v. Dublin ernannte. Diefe
e ift nie häufig geworden. In England war 1789 nur ein Marquis, jetzt 17,
yottland 3, in Irland 12. Herzoge und Marquis werden im Kanzleiftyl
n genannt. Auf fie folgen die Grafen, Earls (f.d.), ber aͤlteſte aller
Titel. Der Titel Vis count rührt von Heinrich VI. her, und iſt ebenfalls
‚reich geweſen. Jetzt find in England 22, in Schottland 4, in Irland 52.
zrafen find in England 100, in Schottland 39, in Irland 74. Der Bas
in England 134, in Schottland 23, in Irland 74. (Es gibt außerdem
mdre Barone, 3. B. Barone der Schatkammer [of the erh ber
diefer keine andre hat, 3. B. felbft nur Baron ift, ben Zite
übrigen Vorrechte des hoben Adels find fehr unbedeutend.
nalfällen vom Oberhaufe gerichtet, in Civilſachen ſtehen fie
Gerichten. Wenn fie felbft zu Gericht figen, werden fie
als Zeugen. bie Nachreden gegen fie find in einigen alten
lum masnatum) mit befondern Strafen bedroht, indeflen n
wenig Gebraudy gemacht. Sie machten im I. 1813 5
Einfchluß der 6 Erzbifchöfe und 42 Biſchoͤfe), und dad geſa
weltlichen hohen Adele ſchlug Colquhoun auf I Mitt. Pf. €
hen Herren auf 240,000 Pf. St. II. Der niebere Adel (
man bloß auf die Bedeutung des Worts im gemeinen Leben
welche nicht von gemeinen Handtierungen, Kleinhandel und
feglichen Sinne gehören dazu: 1) alle Diejenigen, welche
find, daher er auch allen juͤngern Soͤhnen des hohen Adels u
zukommt, und 2) Alle, welche einen perfönlichen Adel burd
erlangt haben. Dieſer niedere Adel wird daher audy nie dur
ertheilt, er ift eine von felbft eintretende Folge einer gewiſſen
feufchaft erlangten Stelle. So gebörte aud) in Frankreich e
Titel, z. B. eines Sccretaire du Roi, nur das vivre nob
echte des niedern Adels ohne Adelsbrief theilhaftig zu wert
bloßen Gentleman wird durch Beinen Titel bezeichnet, er füh
(Master), welcher Niemanden verweigert werden kann. U
bilden fchon die Esquires (vgl. d.), Ecuyers (Arınigeri
fähige, in einigen Ländern Deutſchlands Siegelmäßige, weld
doc) das Recht haben, ein adeliges Wappen zu führen. Di
befonbere koͤnigl. Wappenbriefe erlangt, weiches aber Längfl «
Staatsämter, vom Kriedensrichter aufwärts, die Doctorm
Barrister, geben das Recht, ein Eaq. feinem Namen beizufi
Engländer unterläßt. Von Geburt find die Alteften Söhne!
gern Söhne der Pairs Esquires und vererben diefen Titel nac
geburt aufihre Nachkommen. Aller ausländifche Adel, felbft
merben in Fnaland nıır hen Rlennirnoe heinsıAhlt Mies Wirte
534 England. II. Staats verfaſſung
ihre Lindereien gegen angemeffene Binfen in Erbpacht oder auf antı ı
liche Weife auszuthun und dadurch dem größern Theile der Lantwirtt:
Exiftenz zu geben. Dies Letzte wäre dem alten Rechte Englants xu
maͤß, welches dem Grundheren unterfagte, feine Bauern wturch do
tern abzutreiben. So hat ſich auch fruͤherhin das urſpruͤnglich bloß arl
Willen des Grundherrn beruhende Recht der Co pyholders anih
ſchon in ein, wenigſtens auf die Lebenszeit des Bauers untiderruflidt
rentheils auch erbliches Recht verwandelt. Um naͤmtich noch auch Niefı
nern Verhaͤltniſſe der Nation fo tief eingreifenden Formen bes Grm
zu erwähnen, fo ift der Stand freier Grundbefiger, welche ihre Site
nad) Lebnrecht befigen, gleichviel ob fie Davon Krieg6s oder Hofbienfte d
vice, Grand-serjeanty) zu leiſten hatten, ober irgend andre Abagaben
davon ſchuldig twaren (freesocage, villein-socage) niemals ganz untt
den. Aus ihm find die jegigen Freiſaſſen (Freeholders) entftanden
Kari II. find alte Ritterlehen in freies Erhtehn (free and common soca
delt und alte Lehnsgefaͤlle und Dienfte (mit Ausnahme ber fire
meigne und der Hofdienfte, z. B. bei Krönungen), ganz abge‘
Aber audy felbft die frohnpflichtigen Gutsunterthanen (Villeins), aus
gefagt, die jegigen Zins· und Frohnbauern (Copyholders) entftanten
außer jenem Dienftverhittniß immer als freie Reute zu betrachten. D
am deutlichen aus der dreifachen Art von Gericht, welche in den Lehr
vorfam, und wiewol fie zum Theil felten mehr geübt wird, Doch tem
noch jegt beſteht. In bürgerlichen Sadyen befegen bie Freiſaſſen
(Court -baron at common law, Baron’s court, Freeholder's cor
Schöffen unter dem bloßen Vorfige des Gutsherrn oder feines Amtms
hen der Frohnbauern hingegen ift ber Gutshert felbft der Richter, na
dern Rechten des Gutsbezitks (Customary-conrt). Diefe Gericht: war
Wochen zu Halten, und zwar urfprünglich in der Dalle des Herm.
Straflachen hielten die faͤmmtlichen Eingefeffenen der Herrſcha
Stohnbauern drei ober zrori Mal ihr Nügegericht (Court-leet, beiden
Folk-right), im Namen bed Königs, doc) unter dem Vorſitz ded Dr
mannd (Steward), twelder zu dem Ende ein Rechtsgelehrter fevm mu
Engfand. II. Gtaatsverfaffung u 335
andem baffelbe der oberſte Gerichtshof der Nation iſt. Der König aber uͤbt
eimen Rathe oder dem engern Ausfchuffe deffelben, dem Gabinetsrathe, ſo⸗
Bgebende als richterliche Befugniffe aus; die drei oberften Gerichtshoͤfe has
- ähnliche Gewalt, als die römifchen Prätoren, indem ihre Entfcheidungen
maßen Geſetzeskraft haben, und überhaupt laufen dieſe drei Zweige der
gemalt in England fo durcheinander, daß es für keinen derfelben ein ſelb⸗
8 Organ gibt. Ebenſo wenig laͤßt fi) die Stellung des Königs und der
Däufer des Parlamente als eine Mifhung von Monarchie, Ariftokratie und
ratie betrachten. Das Parlament ift vielmehr durch und durch ariſtokra⸗
ke wenigen Stimmen abgerechnet, twelche ſich etwa vermöge ſingulairer Ans
inzelner Mitglieder fir die Maſſe des Volks und im Geifte derfelben erhe⸗
Im Ganzen aber ift auch das Unterhaus nur eine Verfammlung ber größern
igenthümer, und das Oberhaus ift ebendaffelde, nur in andrer Korm und
2 Zuthat von Geburtsariftofratie. Die Wünfche des Volks finden in kei⸗
: beiden Häufer ein gefegmäßiges, nothmendiges Organ , wol aber find feine
chen Rechte und feine Herrfchaft der Gefege, worauf die bürgerliche Frei⸗
aht, durch andre Anftalten gefichert, und das Beftehen diefer Einrichtungen
e Seit6 wieder durch die beiden Umftände garuntirt, daß eines Theils diefels
5 der Ariftofratie gegen die Neigung zur willkuͤrlichen Herrſchaft zum Vor⸗
seichen, andern Theils die Beforgnig obmaltet, dag das Volk, wenn ihm
richtungen entzogen werden würden (feine Volksgerichte in der Jury, feine
i8, Verſammlungen zu halten, und die SPreßfreiheit), nicht nur diefe mit
:behaupten, fondern leicht noch Mehres an fich reißen wuͤrde. Die koͤnigl.
trägt noch die Zeichen ihres Urfprungs aus alt = germanifcher Volksverfaſ⸗
Aus Führern einer freien Kriegsgenoffenfchaft find die Könige Oberlehns⸗
8 Landes, Geſetzgeber (die Befchlüffe des Parlaments find nur Bitten,
er König mit einem „Er wolle e8 überlegen‘ ablehnt) und Nichter geworden
ie Oberrichter in Weftminfter waren fehr lange ganz vom Könige abhängig,
fie jederzeit entlaffen fonnte, und der König iſt durch eine rechtliche Fiction
ſelbſt zugegen), aber die koͤnigl. Gewalt ift durch eine Menge von Verträs
Gewohnheiten befchränkt. Die Befugniffe des Parlaments find durch
[8 die natürliche Unmöglichkeit begrenzt, und haben ihm oͤfters eine Macht
inde gegeben, durch welche es die koͤnigliche überwältigt hat. Aber fie vers
h nichts gegen eine entfchiedene öffentlidhe Meinung, und fo haben die Eng»
icht Unrecht, zu fügen, daß es in ihrer Verfaffung drei Dinge gäbe, deren
be Befchaffenheit und Ausdehnung nicht genau angegeben werden Eönnten,
rogativen der Krone, die Befugniffe des Parlaments und bie Kreiheiten des
Die angelſaͤchſiſche Verfaffung bildet aud) hier die Grundlage und iſt
e fogenannte Eroberung Wilhelms I. (1066) zwar modificirt, aber in we⸗
n Dingen wenig verändert worden. ine allgemeine Anwendung des
tems, größere Ausdehnung der lehnsherrlichen Rechte und Einfuͤhrung ber
nifchen Hofverfaffung, womit die Einrichtung der obern Gerichte: und Re⸗
zbehoͤrden zuſammenhing, waren die Hauptpunkte der Veränderung. Aber '
fentlichere der alten Verfaffung, die gefeßgebende Gewalt der Nation in einer
n Verſammlung, der Wittena-gemote (Verſammlung der Meifen, d. 1.
böfe und Vornehmen) und der allgemeinen Volksverſammlung, der Mi-
note (großen Verſammlung) und die richterliche Gewalt des Volks über
andesgenoffrn, in dem Court-Baron und Courtleet über die Einfaffen einer
ft, indem Grafichaftögericht, County-court und dem Sherilfs-turn oder
minalgericht der Grafſchaft, in den Affifen und der Jury, und endlich in
erhaufe über die Pair, find beibehalten und die uͤbermaͤßigen lehnherrlichen
536 England. IL. Staatsverfaffung. König
Mechte ro die Frelheltsbrleſe ber Könige bis auf Heinrich TIL mid
worden“
A. Der König. (Chitty’s „Treatise on the law ofther
of the Crown and the relative duties and rights of the subject“, ĩ
Die Krone ift erblich, nach befondern Gefegen, welche das Parlamım
Macht Hat. Sie wird vererbt nach dem Rechte der Erflgebun y
Söhne, und in deren Ermangelung auf die Töchter, welche dem ml
tenverwandten des legten Königs vorgehen. In gänzlicher Ermangelı
eendenz kommen die nächften Seitenverwandten bes legten Königs me
ohne Unterfchieb der vollen oder halben Geburt, aber nur infofern fies
Erwerber der Krone abflammen. Die Ordnung dabei iſt ſtrenge &
ſodaß das weibliche Geſchlecht in der Altern Linie den männlichen Br
juͤngern Linie vorgeht, aber unter Geſchwiſtern immer die Söhne zur
folge gelangen, Die Krone geht auf den Thronfolger unmittelbar bir
einer befondern Befigergreifung bedarf. Es gibt alfo fein Zwiſchenteid
An England, wie in Srankreich, die beiden Grundſaͤtze: der König flirtt
Todte feht ben Lebenden In Beſitz (le mort saisit le vif) ; baher wirb and
Karls Il. sicht von der Reſtauration, fondern vom Todestage Karls I.
Die Voltjfhrigkeit des Königs tritt mit dem 18. J. ein; die Negentl
der Minderjshrigkeit ordnet der König in f. Teſtamente, oder wenn
than, das Parlament an. Der Thronerbe iſt feit Eduard III. art
von Cotnwall und kraft eines offenen Briefs Prinz von Wales. Di
Königs gefchieht in der Weftminfterahtei durch den Exzbifchof von Ca
Königin buch den Erzbiſchof von Vort, — Zum Unterhalt de !
‚Hofftaated, der hohen Beamten und Colfegien hat das Parlament H
dificatlon der Civillifte (f. d.) eintreten laffen. — Hohe
auf uni erbliche, vom König nach Willkuͤr befegt werden, find: 9 n
Lord High-Chancelor), zugleih Groffiegelberoahter (Keaper
Seal). 2) Der Großfhyagmeifter (sord Hligh-Treasurer), Praͤſtde
tammer. Diefes Amt wird feit Georg I. von fünf Commiſſat
welche Lords der Schagfammer heißen und deren erfter die ausarı
V αν νν |VEUEEEE URaSN AUREn Se VER AABEITZ SELL AIULAN
des Königs, zugefprochen wird (amoveantur manus doınin
petenti possessio salvo jure domini regis), und daß, u
Execution zu vermeiden, dag Urtheil ſelbſt die Stelle einer Ei
vertritt. Dies ift im Allgemeinen die Stellung ber Eönigl. 9
lament und die Nation. Sie iſt auch in den Colonien nicht
dem es ſtaatsrechtlicher Grundfag ift, daß überall, wehin f
britiſchen Staats verbreitet, auch die engl. Rechte einhrim
wiederholt fich alfo in den engl. Golenien das Bild der Verfa
bes. — Was die Beſchraͤnkung der Königegewalt in den <
Staatsverwaltung betrifft, fo gibt es z. B. in Anfehung der
die Vermittlerin zwifchen der öffentlichen Gewalt und der indi
muß, fir den König (und das Minifterium) Eaun eine Mög:
felben zu ftören. Der König iſt nur Beſchuͤtzer der gefelichen
Vollſtreckung fteht ihm nicht zu. Er kann keinem Staatebe,
niffe beilegen, als ihm durch das Geſetz felbft gegeben find, ur
gen, welche !die befondern rechtlichen Verhältniffe der einzel
find, wenn fie nicht von den Gerichten ausgehen, null und ni,
gnadigungsrecht des Königs ift fehr eingeſchraͤnkt. Es Eann
zelner Bürger beeinträchtigen, noch den Lauf der einmal erhob
dem Falle hemmen, wenn das Unterhaus gegen die höhern €
klaͤger auftritt. Nach gefüllten Urtheil Bann der König zwar
ganz ober zum Theil erlaffen, aber die Unfähigkeit zu öffentl:
mit mehren Verbrechen (befonders Mißbrauch der öffentlichen (
knuͤpft ift, fchlechterdings nicht aufheben. Daher findet au
Verlegung ber Habens:Corpus-cte eine Eönlgl. Begnadigung
ner Begnadigung wegen gemeinſchaͤdlicher Handlungen kann
gemacht werden, als bis diefelbe, 3. B. eine Anlage, welche
einem Fluſſe hindert, abgethan ift, und überhaupt gilt auch b
Satz, daß, wenn fie auf falfche Vorfpiegelungen gegründet f
England. II. Staatsverfaffung, Parlament 539
uflucht zur allgemeinen Vollsverfammlung, Indem er (1265) zwei Abger
aus der Ritterfchaft jeder Grafſchaft und zwei von jeder koͤnigl. Stadt» oder
emeinde (den Cities und Boroughs) berief, und wenn dies wirklich eine
ing und nicht eine alte Gewohnheit war, fo ift fie wenigftene fogleidy von
b UI., als er durch dad Zreffen bei Evesham wieder zur Freiheit und zur
ung gelangt war, beibehalten morden. Diefe Stände waren oft in einem
» verfammelt, wenn aber ſchwierige Faͤlle vorkamen, fo trat jeder Stand, die
rn, die Barone und die Ritterfchaft mit den Städten (gemeine Landfchaft)
zufummen, uͤbergaben jedoch alddann dem Könige ihre Antworten gemein»
H. Erſt unter Eduard III. (1327— 77) wurde die Trennung der beiden
„ in welchen ſich die Praͤlaten mit dem weltlichen Herrenftande, und die
ehaft mit den Städten vereinigte, zu einer bleibenten Einrichtung. Die
hoͤfe und Biſchoͤfe nahmen, vermöge ihrer geiftlihen Würde, an diefem
Theil, und erft nad) der normänniichen Eroberung wurden ihre Güter zus
g Lehnsherrſchaften gemacht und allen Pflichten derfeiben unterworfen. Vor
& VII. gehörten auch 27 infulirte Äbte und 2 Prioren zu den geiſtlichen
Sherren, allein durd) die Aufhebung der Klöfter verfchwanden fi. Die
en Pairs find nicht immer von Rechtswegen Mitglieder des Parlaments ge
fondern nur diejenigen, welche vom Könige dazu berufen wurden ; nach und
er ift Pairswuͤrde (hoher Adel, Lordfchaft) und (parlamentariſche) Stan-
er Meichöherrlichkeit unzertrennlich und gleichbedeutend geworden. Der
sat aber jederzeit dad Recht behalten, bie Zahl der Lords belichig zu vermeh⸗
gleich er jegt nicht mehr befugt ift, einen einmal ernannten Lord diefer Würbe
»eil er ſich durch ſchlechte Wirthichaft in die Unmöglichkeit verfegt habe, folche
upten) wieder zu beraubın. Unter Georg I. war im Hauſe der Lords [chen
U durchgegangen, dem Könige das Recht, neue Lords zu machen, auf eine
Zahl zu beichränfen, aber das Haus der Gemeinen verfagte ihr feine Zu⸗
ng, weil es die ariſtokratiſche Tendenz derfelben wol einfah. Kein König
. diefem Rechte fo vielfach Gebrauch gemacht, ald Georg IH. Don 1760
D find ernannt worden: 2 Herzoge, 16 Marquis, 47 Grafen, 17 Vie:
und 106 Barone, ndmlid) bloß in England, ohne die fchottifhen und ir⸗
en Titel zu rechnen. Dadurch war zu Ende diefer Regierung (Schr. 1820)
(der engl. Standesherren auf 291 erhöht worden (unter Jakob I. war ihre
96, im J. 1673, 154). Durch die Union mit Schottland und Irland
4 16 Abgeordnete aus dem ſchottiſchen und 25 aus dem irländifchen Her:
de und * irländiiche Biſchoͤfe (die 4 Erzbiſchoͤfe und 18 BVifchöfe Irlands
ı dabei ab) dazu gefommen, ſodaß das geſammte Oberhaus mit den 2
rzbiſchoͤfen und 22 Biſchoͤfen im 3. 1820 aus 363 Lords (worunter 25
he) beftand. Das Haus der Gemeinen (vgl. Unterhaus) befteht
3 Mitgliedern, naͤmlich 513 für England und Wales, 45 für Schottland
D für Itland. Aber die Repartition diefer Mitglieber ift fehr ungleicdy, mar
naufdas Verhältniß der Vevölkerung oder des Grundeigenthums fehen.
Bahlformen) Schon die Grafſchaften find von fehr ungleicher Größe.
itte 1821 über eine Mill, Nutland nur 18,000 Einw., und doch fendet
e die andre 2 Abgeordnete aus dem Stande der Grundbefiger (der Ritters
Sede der 12 Grafſchaften von Wales und den 33 Grafſchaften von
land fendet einen Abgeordneten, doc, find die ſechs kleinſten Grafſchaften
lands in diefer Bezichung vereinigt, fodaß immer Caithneß und Bute,
mnan und Kincof, Cromarty und Nairn zufammen einen Deputirten waͤh⸗
e 32 Sraffchaften Irlands fenten jede 2 Abgeordnete. An der Wahl nehs
»Lehnbeſitzer (Freeholders, Fteifaffen) Theil, deren Lehn einen jährl, Er⸗
:40 Schilling und darüber gewährt. Ihre Zahl it in den Geo FEoeo
|
—— en
von‘ Rriegeminifter Dundas, Vidcount Meivlile, tdegen Um
weltung, — und gegm den Gersog u: York, er
hen Berlaufs von Dfficierftellm. In dem letzten kam es ni
* die beiben erſten endigten mit einer Freiſprechung; aber
Rings war durch feine 7jaͤhrige Dauer und durch bie grefen 4
auf feine Wertheibigung wenden mußte, ſelbſt für
——— — iſt von dieſem — des Dt
dung einer Strafe Im Wege ber Geſehgebung, act of attein
ſtrafe außgefprochen wird, und bill of pains and penalitie:
beſchloſſen wird. Dieſes beſondere echt Bann in jebem He
bracht werben (gegen die verſtorbene Königin fing es in JD6
Seine gerichtliche Form, noch an. bie beftehenden Gtrafgefehe g
der Beſchluß von beiden Häufern — *
werden. Ama Howard, Gemahlin VBL,
Wenthworth, Graf Strafford u. X. find auf —*
C.:-Woltsfreiheiten. Die Freiheit des VWollfe
Necht (birth -right) jedes Englaͤnders, wovon ein jeder von
Ehrfurcht ſpricht, diefe Quelie ſeſter Anhänglichkrit.an feine |
nen König befteht In nichts, als was ein jeder Stadt feinen $
vechtlicher Sicherheit. Niemand —ã— —*
in ſeiner Freiheit gekraͤnkt, an ſeinem Vermoͤ
gefepmäßigen, richterfihen Spruch und In mie vh
‚ Ülleln was bie engl. Verfaffung ausjeichnet, find nicht-foree
druͤcklichen Anerkennungen dieſes fidy überall von * verſteh
charta an bis zur Bill of rights Wiſhelmo II. (f. @
ſonbern die Mittel, welche diefe Verfaffung einem Jeden ge
" feinem Vortheile in jebem Kalte in Bewegung zu ſehen. 2
gende Hauptfiaffen zuruͤckfuͤhren: I. Es Hi ein anslannte
engl. er daß — ee. Befehle ont
ene Geſetze verboten
nicht —— ete Bin
eıma. d. .t. ber aanıen Dierarchie bed
England. III. Regierungsverfaſſung 543
Iußſtein des Banzen, das wahre Palladium der Herrfchaft der Geſetze, welche
or fait 600 Sahren der engl. Rechtsgelehrte Bracton (, De legibus et con-
imibus Angliae‘, gefchrieben zwifchen 1262 und 1268) als das Ziel aller
reng angab, iſt die Pregfreiheit.
I. Regierungsverfaffung Auch in der Anorbnung ber Organe
eigentliche Landesverfaffung finden ſich in dem heutigen England noch häus
uren feiner frühften Zeiten. Was ſich von der angeljächfifchen Gemeinde⸗
nng verloren hat, ift nicht ſowol durch Geſetze aufgehoben, oder durch Eins
zen einer andern Art verdrängt, als vielmehr in fid) ſelbſt vereinfacht worden.
amt bei diefer Regierungsverfaffung hauptfächlid) auf die beiden Punkte an,
Drgane der öffentlichen Macht gebildet, und In welches Verhältniß fie ſo⸗
‚en einander ald gegen das Volk geftellt find. In beiden Beziehungen bietet
D große Eigenthümticdykeiten dar. In der erften zeigt ſich nämlich, daß ein
rider Theil Deffen, was in andern Ländern von dem oberften Centralpunkte
ntlihen Macht ausgeht, in England dem Volke ſelbſt überlaffen ift, und in
Eten wird die Strenge der hierarchiſchen Verfaffung des Stuntsdienftes durch
rviſſe Selbſtaͤndigkeit eines jeden öffentlichen Amtes, in welchem eine eigne
Kvortlichkeit des Beamten auf das eigne Recht feines Amtes gegründet iſt,
zrildert, A. Drganifation. An der Spise ber Verwaltung ſteht nas
Der König, ald Haupt der Etaatsgerneinde für Krieg und Frieden, im
hen und Weltlicyen, mit den Diniftern, den Staatsfecretairen und dem ges
Mathe, den Parlamente, den oberften Reichsbeamten und Gerichtshoͤfen.
> nig ift allgemeiner Srundherr des Landes, alleiniger und nothwendiger Lehns⸗
„ord Purainount) mit folder Strenge, daß, wenn er ein Gut lehnsfrei ver⸗
»iefe Verleihung von felbft nichtig wäre, Er ift die Quelle aller Gerichte»
(fons justitiae) ; Patrimonialgerichtöbarkeit ift unbefannt, außer daß der
= eines fogenannten adligen Gutes (Lord of the manor) das Erfenntniß
ewiſſe Eleine Vergehungen hat, wozu er die Gerichtsbank mit Frecholders bes
Der König ift ferner der allgemeine Beſchuͤtzer aller Unmündigen und Vor⸗
haftsbedürftigen (parens patriae), weßhalb er denn auch während der Vor⸗
chaft die Einkünfte des Vermögens bezichen kann; er ift endlich die Quelle
Zuͤrden, Ehren und Vorrechte (ons honvris). Die engl. Kirche erkannte
»on vor Heinrich VIII. als ihr Oberhaupt, und in diefer Eigenſchaft müffen
gungen (Canones), weldye biefelbe in ihrem geiftlihen Parlament (Convo-
> madıt, von ihm genehmigt werden, wie er denn auch, obmwol in Form einer
Empfehlung bei den Gapiteln, alle Erzbiſchoͤfe und Bifchöfe ernennt. Er iſt
w Friedenserhalter, und alle VBergehungen find Verlegungen der Lehnstreue
Be), des Eönigl, Friedens, oder wenigftens der Eönigl. Würde und Rechte.
er und Krieg und auswärtige Verhiltniffe Hängen von ihm allein ab, infofern
t Subfidien der Nation dazu nöthig hat. Er vergibt die meiften Staatsaͤm⸗
‚an aber ihre Befugniffe weder vermindern nod) vermehren. Erift Haupt
Sehlenden Gewalt im Staate, aber der Befehl feibft kann da, mo ein Staates
Ereinen Zweig der Verwaltung befteht, nur durch dieſes erlaffen werden. Das
: fferium hat eine weitere und eine engere Bedeutung. In der enden ges
Dazu die Cabinetsminifter (15), worunter die Staatsſecretairs für das Ins
"Gr die auswaͤrt. Angeleg., und für das Kriegs = und Golonialwefen mit dem
U des Lehnhofs (Exchequer, Schapfammer) als Sinanzminifter, die vier
hen Departementsminifter find. Der Lord Kanzler ift zwar mit der Ges
Tfaffung enge verbunden, er fteht an der Spitze der Reichskanzlei, welche für
Hften Gerichtshof nächft dem Parlament gehalten wird; er ernennt alle Fries
‚ter und mehre andre Beamte, aber der eigentliche Juſtiz⸗ und Polizelmis
E der Staatsſecretair für das Innere. Durch diefen gehen die Ernennuns
544 England. II. Regierungsverfaffung
gen der Richter, Beftätigungen und Milderungen der Steafurtheik, dd
digungen, und ihm liegt bie Erhaltung der innern Sicherheit und Ray
weitern Sinne rechnet man noch mehre andıe Beanıte, den Dberlm
Generalpoſtmeiſter, Generaltronanwald u. f. w. zum Minifterium. I
ſter werden vom Könige beliebig erwählt und entlaffen, und in ber Rs
weng ein Minifter durch eine Gegenpartei verbrängt wird, auch bie meta
mit Anhängern des neuen Minifters befet. Der-geheime Rat
Council) beftcht aus den Prinzen des koͤnigl. Haufes, aus den Minifn
dern vom König ernannten Männern, welche es der Regel nach lebende
(daher auch entlaffene Minifter gewoͤhnlich darin find), aber die Siguny
befonberes Erfodern befuchen (jegt find 152 Geh.-Raͤthe). Die beden ĩ
die hohen Kronbeamten und der Sprecher des Unterhaufes find vermig
burt ober ihrer Stellen Geheimeräthe. Die Geheimenräthe werben von
liebig entlaffen, und mit feinem Tode hört ihre Stelle von ſelbſt auf, deq
möge eines Gefeges von 1708 die Sunctionen des Collegium in dieſen
6 Monate dauern, wenn der neue König daffelbe nicht früher entiäft.
wird eine neue Lifte von Ihnen gefertigt und wer barin übergangen mil
duch auf Gch.-Rath zu fein. In den meiften Sachen ift der geheim
berathend, in Golonialangelegenheiten jedoch macht er eine richterliche
und zwar In erfter Inftanz in Sachen, welche die allgemeinen Verbitnii
vinz betreffen, die hoͤchſte Appellationeinftang aber in ben von den Obetz
Nebenländer entſchiedenen Sachen. (Byl. Geheimerathsver
gen und Cabinetsbefehle) — Die untere Verwaltum
altsgermanifche Grafſchaftsverfaſſung gegründet. Alte Freie vereinigen fü
ſchaften (Kichhfpiele, Lehnsherrſchaften), Hundertſchaften und Grafiı
biefer Vereine mit eigner Gemeindeverbindung, allgemeiner weczfelfeitig
gung, eignen Gerichten und Kriegöverfaffung. England ift befanacä
Ende in 20, Wales in 12 Grafſchaften (Gaue, Shires) getheilt, venm
her einige, Chefter, Durham, Pembroke, Heram (jegt zu Northumk
fchlagen) und Lancafter, den Titel der Pfalzgrafſchaften (Counties palı
ten, weil ihre Grafen koͤnigl. Rechte darin auszuliben hatten, wie bie alt
546 England. III. Reglerungsverfaſſung
geronktfamen Störungen des Wefige® und fielen den Beilkitand wide
firafen und entfernen alle Bettler und Landftreifer, Leiten aber aus:
Armmverpflegung und erörtern die Waterfchaft und Verſorgung unchrie
fie forgen überall für die Öffentliche Ordnung und bie Handhabung m&
ihnen hängt die Anlegung neuer Gafthäufer, Vier» und Brauntemi
fie ziehen aber aud) bie Erlaubniß dazu, wenn fie gemißbrauct mein
ein. Volksverſammlungen, Bittfcpriften von mehr als 10 Perimaı
zwei Friedensrichtern genehmigt werden. "Sie verrichten alfo faſt gamk
unferer Amtleute, Polizeidirectionen, und In ihren vierteljährigen Ex
ten fie die Stelle unferer Regierungen und höhern Verwaltungeilda
Seffionen follen dee Sheriff, die Coroners, Dberconftahles, die In
fängnißvorfieher, und alle Friedensrichter beiwohnen, body erſcheint m
gewoͤhnlich nur ein Eleiner Theil, ungefähr 12 — 40. Ein Friedens
atos rotulorum (Uctenbewahrer), welcher dazu vom Könige in dem en
hen Patent ernannt ift, gewoͤhnlich einer ber angefehenften innen
Der Präfident (Chairman) wird von den Friedensrichtern gewählt. Is
fionen werden die gemeinſchaftlichen Ausgaben’ der Grafichaft (Une
Straßen, Brüden, Gefängniffe, Gerichtögebäude, Beſoldungen u.
und auf die Kicchfpiele vertheilt, die Armenaufieher, Kirchenve
Beamte ernannt; Vergehungen, getinge und gemeine Di
reien, Injurien, Drohungen u. ſ. w., werben mit Hülfe einer Gras
urthellt, Beſchwerden und Appellationen gegen bie Anorbnungen cinyia
richtet erledigt. Diefe Einrichtung wich in und außer England aied
licyfte gepriefen, was England befist; ſchon der Oberhofrichter Coke m
fagt: wenn dies Amt techt verwaltet werde, habe es in ber ganzen ix
nes Gleichen nicht. Es wird ganz ohne Befoldung geführt; die Gb
laßt der Friedensrichter gewoͤhnlich feinem Schreiber ; nur in London um
ſter Hat man befoldete Ftiedensrichter anftellen müffen. 8 gibt wehlk:
ten einen_ehrenvollen und gemeinnüglichen Wirkungskreis; es vrrkab
fen und Stände des Volks, ba auch die Vornehmften ſich durch tüde
548 England. IV. Bürgerliche und peinliche Gefeggebun
Rechtswidrigkeiten ber Friedensrichter, ſobald ſich nur Beine niedrige?
Rachſucht, Eigennug oder Herrſchſucht dabei entdeckt, von dem De
war Schädenklagen angenommen, aber Erin Strafverfahren geftattıt.
Bererigkit und Neblichkeit find das, worauf, voie billig, allein geiet
Bu biefen Grundzuͤgen der Negierungsverfaffung gehört denn weſent.a
Municipaleinrichtung Englands, vermöge deren die gemeinhi
ten des öffentlichen Lebens bei weitem mehr dem freien Willen der B5
fen, als von Staatswegen bifohlen werden. Daß ſich ein größerer Ci
ienige hervorthut, was man ald feine eigne Schöpfung betrachtet un
der menfchlihen Natur. Die Regierung Läfe daher mit Recht dieiem
emeinſchaftlichen Wirken einen fehr großen Spielraum. Aber wei
gung ift, daß auch die Vuͤtger ſich verfammeln können, um berglei
gen zu befprechen, Dazu gehört in England weiter nichts ale die
eines Friedensrichters, welder Zeit und Ort der Verſammlung bei
Dies Necht, ſich zu berathfchlagen iſ. Petition), iſt durdy ein Pi
vom 3. 1820 nur modificiit, im Wefentlihen aber nicht verändert w
Kingefeffene der Grafſchaft dürfen unbewaffnet dergleichen Verfammix
nen, und die Sheriffs, Seiedensrichter, Majors können von denfelbe:
hoffen werden. Unter Beobachtung biefer Vorſchriften aber kanne
neindeverſammlung nicht verhindert werden.
WV. Buürgerliche und peinliche Geſetzagebung;
verfaſſung und Rechtswiſſenſchaft. In Beziehung ar!
recht, wenn man dieſes naͤmlich in einem weitern, auch die Erimin
ünfaffenden Sinne nimmt, iſt die Verfaſſung der britifchen Inſeln
ausgezeichnet, als in Beziehung auf das öffentliche, und auch diet zeig
haͤude, welches fruͤher als in andern Laͤndern Europas, eine gewiſſe Bo
Ausdehnung erhalten hat, in welchem aber eben deßwegen auch nun, !
Europa feine Rechtsverfaſſung fo ſehr umgeſtaltete, nicht nur viel &iti
fondern felbit viel Veraltetes anzutreffen if. Wenngleich die Erin
Rechts im Ganzen einen aͤhnlichen Bang genommen hat, wie inandı
inbem aud) hier bie.Älteften Volksrecyte fruh fAhon untergen
552 England, IV. Vürgerliche und peinfiche Gefeggebu
au Orford von Charles Winer (geft. 1756; Verf. eines großen Ren
engl. Redyts 1741 — 51, 24 Bde. Fol.) und 1800 zu Cambridge von G
ning, Lehrfiellen des gemeinen englifchen Rechts geftifter worden. (&
ftacb 1719. Der Proceß über fein Zeftament dauerte aber bis 1800;
des engl. Rechtsganges.) Der erfte Prof. der Viner ſchen Stiftung ze
der berühmte Sir Will. Bladftone (f. b.), deffen „Gommentarienä
Rechte" noch jeht das wichtigſte Werk darüber find, und zwar vornd
des barin vorherrſchenden philofophifcy:praktifhen Sinnes. Dernm
geber der Gommentarien ift Edw. Chriftian, Prof. zu Cambridge un!
f. Sohn Williams. Übrigens ift die juriſtiſche Literatur Englands an f
Abhandlungen nicht reich; Ihre Hauptwerke find Zufammenftellunges
ports für einzelne Gegenftände; Lorb Gele’ Inftitutionen (aus den
tobs I.), noch jegt ein® der gangbarften Werke, darf man nicht nad ih
urtheiten. Das Wichtigfte davon ift ein Sommentar über Littleton s Rı
ZH. Littleton war um 1472 Oberlandeichter) ; felbft über das pofitiu
gibt es faſt nur hiſtoriſch · antiquariſche Unterfuhungen (freilich fajt im
einer praktiſchen Tendenz) von Selden, Mador, Brady, Pettot,
Nath. Bacon u. A. Das gemeine Recht Englands umfaßt, mas!
betrifft, micht bloß das bürgerliche, fondern aud) das Criminalseht,
deffelben in beiden Vezichungen mit wenig Worten unb body mit Bel
zugeben, ift nicht wohl möglich. Daß das Spftem des Landeigenth
Kehnmwefen gegründet ift, wurde ſchon bemerkt, und obgleich unter Raı
turaliehmdienfte, mit Ausnahme einiger Dofbienfte, 3. B. bei der Kro
boben worden find, fo bleibt doch in allen diefen Verhaͤltniſſen, befen
folge, die lehnrechtliche Grundlage noch ſeht fichtbar. Eine große 4
iſt die große Freiheit der Engländer, über ihr Vermögen durch Teſtam
gen. Noch im 13. Jahrh. konnte über das Lehn gar nicht, von da
Vermögen nur Über ein Drittheil verfügt werden, aber durch Dülfe di
iſt es nach und nach dahin yefommen, daß auch die Kinder kein nothr
seht (feinen Pflichteheit), felbft nicht in Anfehung alter Stammicher
Daftıc iſt das Grundeigenthum mit eines ſolchen Denge befonderer B
weicher nach dem ojſentirchen Berhor Der Zeugen, Ole Sache n
Anſicht zuſammenfaßt, ſchuͤtzt den Unſchuldigen Niemand, w
dige durch ein beſtechendes Außere, durch erheuchelte Beid—
durch theatraliſche Kunſtgriffe des Sachwalters, der verdien
Die Fetter war auf Englandé freiem Boden nie geduldet, un
handlung des Gefangenen, dag ihn bei der öffentlichen Werhai
den Zufammenhang der Sache befragen darf, damit er nich
werde. Dafür aber kann aud) Niemand dem Gewiſſen der €
ſchreiben, tie Jury ſpricht auf den erften Anſchein, aufdie en
gründe ihr Schuldig, worauf der Richter die Todesſtrafe verki
nimmt ſich des Angeklagten an, wenn er einen Vertheidiger
entfernte Zeugen ſeiner Unſchuld nicht vor dem Gerichtstage
„Wir fuͤrchten ſehr“, bier es vor einiger Zeit im „Edinburgh
fer Punkt des engliſchen Criminalproceſſes mandyem Unfchuld
ftet bat”, daher tft auch hier nicht Alles Gold, was glänzt, ur
zung gerade diefer Anſtalten auf einen fremben Boden gar Viel
waͤgung bebürftig.
Engliſche Bank, f. Londoner Bank,
Engliſche Gartenanlagen, f. Bartenfı
Engliſche Geſchichte bid 1603, fe Großt
Engliſches Horn (Coruo inglese), eine verg
Heboe; ſteht jedoch fünf Zöne tiefer als die Hoboe, und dahe
die Partien für dies Snftrument gewöhnlich im Violinfchtüffet
die Tonart, aus welcher das Stud geht, für das englifche Ho:
her (alſo wenn 5. B. ein Stud aus C geht, für died Inftrum
werden. 8 hat bei weitem nicht da& Angenehme, noch auch
des Baſſethorns.
Engliſche Kirche, ſ. Anglikaniſche Kir:
pation.
Engliſche Krankheit (Rhachitis, Spina nı
BrLvIsG BYYWUUYEE joν ν wor wıy syaorQ1ss br Acer + Ve Ace V
und dem normaͤnniſchen Theile der Nation angehoͤren, weld
nehmere Leben bildete, bis nach und nad) die angelſaͤchſiſcher
Elemente zufammenmwuchfen, die fchon einen gemeinfamen
hatten. Die Balladenpoefie, fangbar und von mandernd:
gen, gehörte dagegen der angelſaͤchſiſchen Nationalitaͤt an u
Schottland und an den Nordgrenzen Englands. Beide
fen fich bis in das 12. Jahrh. verfolgen und die Balladenpe
gefang bis in das goldne Zeitalter der englifchen Literatur for
der eigentlichen gelehrten Literatur Englands, infoweit fie du
ift, wählen wir die Zeit, wo der Kaufmann William Garto
von einer weiten Reiſe, die Buchdruderkunft nach England
minfter, von 1474 an ungefaͤhr, übte, und da kurz vorher C
wenigften® ihrer Sorm nach, neu begründet und fie ben Fode
her gebracht hatte, da auch die Profa fich faft um dieſelbe
fo trifft aud) der Anfangspunkt dar engi. Poeſie und Beredt!
zuſammen. Der Zeit folgend, machte Garton zuerft mpthi
kannt, deren Gegenſtand die im Morben allgemein verbreit:
Zunft der Franken und Sachſen aus Troja war. Und mı
überfegt lieferte in einer Zeit, wo die claffifche Literatur in
baut war, follte auch da® mißfungene Unternehmen nicht im
Iſt es ja doch die anbrechende Morgendimmerung, die imm:
ter den Tudors heraufblühte. Denn von Giaffitern ging
aus. Che wir aber in das Einzelne eingeben, drängt fich be
zen der engl. Literatur die Bemerkung auf, daß der große,
Lage hervorgegangene, durch jahrhundertelange Kimpfe un
tigte, faſt übertriebene Freiheitsſinn und finftere Hochmutt
Mepublicaniemus, den der grofie Alfred durch bie Abtheilun:
ren, durch Wahlen der Stellvertreter und ihre Verfammlun:
der Geſchworenen begründete, auch hier fich wicderfindet.
junge Theologe oft nicht im Stande ſei, einen Say aus d
‚erklären. Die Urfachen der Fortdauer diefer mangelhafte
Theil, wie fo viele andre Mißbraͤuche in England, in dem
tismus und der herrichenden Kirche, deren Dlitglicder aus!
akademischen Pfränten haben, gegruͤndet, da bei einer zeit
Univirjitäten jene Pfrunden, einträglihe Stelien ohne &
Beſtimmung erhalten koͤnnten. Es zeigte ſich dies recht ar
der von dem Parlamente ernannte Ausſchuß zur Unterſuc
Ber niedern Siaͤnde in der Hauptftadt, nach ſpaͤter erhalten
Auftrages, unter des geiſtreichen Schottlaͤnders Brougban
waltung der Gelehrtenſchulen und der Colleges (f. Col
fitäten) auf den Univerfititen in den Kreis feiner Unter
bis das Oberhaus, als ſchon manche Mißbraͤuche aufgedec
ſchung in die Erzichung ber höhern Stände ſich entgeg
befangenen Würdigung der engl. Hochſchulen möchten die
tung doch von den Nachtheilen überwogen werben. — Di
Unterftügung ber Regierung, theits durch die Bemuͤhunger
‚geündeten Vereine für Wiſſenſchaften und Künfte wurden
ger gemacht und durch neue vermehrt. Die koͤnigl. Geſel
in London, feit dem Tode bes trefflichen Banks unter bes C
gibt fortdauernd jährlid, ihre Denkichriften („‚Philosophi
aus, und mit ihe wetteifert der gleichnamige Verein in
zwei Glaffen, der phyſiſchen und literariſchen, beftebt, und |
zum Präfidenten hat. Won den neugeftifteten wiffenfchaf
wir al die wichtigften:: die Merner’fche naturhiftoriiche &
die geologifche Geſellſchaft, die naturforfchende Geſellſch
1820), die Gartenbaugefeufchaften zu London und Edink
liche zu Glasgow (jeit 1809), die entomologifche Geſellſche
Baukunſt zu Londen, die ſaͤmmtlich Denkſchriften herau
560 Englifhe Literatur und Wiſſenſchaft
hard Philipps herausgegebene „Monilly magazine‘, das immer uf
Parteifarbe im Politiſchen wie im Neligiöfen trug, aber unter Anbine
ger Grundfäge noch fchr verbreitet ift; da6 „New anonthly magazine
feiner Eröffnung (1814) fid) jenem ſchroff entgegenftellte, aber untr k
Thomas Campbell’ Keitung feit 1821 ſich zu freien Anfichten bitanz
haupt an Werth gewonnen bat; das feit 1817 an die Stelle des ältra
beftandenen) „Scotch magazine‘“ gettetene reihhaltige „Edinburgh
and literary wiscellauy*, Blackwood's „Edinburgh magazine“, d
literarifche Urtheile und entſchiedene Zorpgrundfäge ausgezeichnet, Du
anazazine“, das ſich unter John Scott fehr bob, der aber kieia
einem Abgeordneten des Redacteurs von Blackwood's „„Magazier
wurde; und das 1822 begonnene „Brighton anagazine‘*, wo mn
Auszlige aus den Parlamentsteden findet.” Zu den Zeitfchriften
halte iſt aud) daß, feit 1758 jährlich) eridjeinende „Annual reriser
das eine Staaten: und Literaturgefchichte enthält, und das feit 1750
nad) faft gleichem Plane herausgegebene „New annual register
hier der heftweife erfcheinenden reichhaltigen Sammlung von wichtigen
ten: „The pampbleteer‘‘, die Valpy herausgibt, erwähnt werden.
wir die, für ein wiffenichaftlicyes Gebiet ausfchließend beſt immien Zer
finden wir feit 1810 auch eine, der claſſiſchen, biblifchen und me:
teratur gewibmete, das von Valpy herausgegebene „Classical joum-
auch Wiederdruce älterer philologiſcher Abhandlungen, fei
fert. Mit Im Angelegenheiten und der meraenlin
tigt ſich das "ei 1816 sefdyeinende fh ägbare „Asiat .
den Naturwiffenicpaften, der Aſtronomie, Mechanik und Erdkunde it
oben bereit genannten „Quarterly journal‘‘, das von Breiefter url
Vierteljahrsheften herausgegebene reichhaltige „Kdinburgh philose;
nal‘‘ gewidmet. Laͤnger beftchen das von Tilloch beforgte „„Philus
nal‘, Thomfon’s „Annals ofphilosophy, or Magazine of cheı
xalogy, mechanics, natural history, agriculture a,
son D. Sims ‚Botanical magazine“
* &r. Gsubman, weiche 1693 das ca Ükcte
eigung, die fräher nur ſchwach auf das Hr ifope Bing
417. Jahrh. auch auf andre und
Hohn Sreaves, Edm. Caſtle, Huiſch, Sam, Glar
ley Loft, Walton (die letztern Sechs Herausgeber ber le
Lightfoot, John Selden, Thomas Goodwin, John Sp
Pearſon, Ant, Seattergood eroͤrterten und erlaͤuterten bi,
von mehren Seiten und nach mehren Richtungen. Cine fi
" e. Samaritaniſch verftand Rob. Hunti
Caſtle, Hyde, welche Sprachlehren, Woͤrterbuͤcher und aı
kannt machten, und Ed. Bernard wußte die Alphabete vor
in. Im 18. Jahrh. erörterten griech, Metril Richarb X
d M Greammatile:
ſſiker
tacker, Gale, Hudſon, Creech, Rowe, Simſon, Greg
Zach, Pearce, Hearne, Waffe, Barnet, Elarke, Upten,
grave, Torwhitt, und gegen Ende bes Jahrh. ber
bruder Bentley s. Die bedeutendſten Namen ber
ausgeber des Aſchylus), D. Burney (Metriter), Blom fie
matiker und Lexikograph), Galsford, Dobree, Monk, Ct:
—— —— *
lich nicht mit dem freten Geiſt umfaffe, ber fie allein zur w
on @
| | | er
a. man auf. ifehen moch nicht, wie in.
at, Erſt in neuen, ft auch in wo
lat. ſich auszeichnete, ein 5
564 Engliſche Literatur ung Wiſſenſchaft
4.) heraus. Zur Kenntniß des gemeinen Hindoſtaniſchen gaben Gildhrf|
(1809) und ſpaͤter Shakſpeare (1813 und 1817) durch Sprachlehren un
bücher Anleitung, und Carey lehrte (1805) den bengalifchen Dialekt. 5
gezeichnete Auffäge über indifche Sprachgelehrfamteit und Literatur, beſt
Colebrooke, einem der erften Kenner der Sprachen und Sitten Indiens,
die feit 1799 in Calcutta erfcheinenden und in England nachgedruckten
researches‘‘, welche die Denkfchriften des von dem trefflihen Mill. So:
teten Gelehrtenvereins zu Calcutta liefern. Den Bemühungen biefer €
und ihres thätigen Präfidenten, John Anftruther, verdankt man auch, aı
Überfegungen aus dem Sanskrit und andern morgenländifhen Sprachen
in ben Urfprachen gedruckten indiſchen Werke, die aus ben Drudereien zu
und Serampore hervorgingen. Zu den wirkfamften Beförberungsmittel:
genländifchen Sprachſtudiums in Großbritannien gehört da® 1805 auf
fung des Marquis v. Wellesley, als bamaligen Gouverneurs von Indien
trefflich eingerichtete oftindifche Cellegium (East - India college) zu He
man die dem Dienfte der Gompagnie fidy widmenden jungen Leute ſowo
meinen, hiftorifchen und ftatiftifchen Kenntniffen, als auch in den Grur
der morgnländifchen Sprachen unterrichtet, worin fie ſich dann in der
Sprachſtudium beftimmten Lehranftalt zu Fort: Wiltiam bei Calcutta n
bilden. Daß bei diefer vielfachen Befchäftigung mit vielen fremden Spi
dem Beduͤrfniß, welches die Form öffentlicher Verhandlungen in Rechts:
Staatskunſt herbeiführten, bei der Liebe und dem Stolz auf frühere ei
Gtaffiter, auch die engl. Sprache durch Staatsmänner, Dichter, Geſc
ber zu immer größerer Vollkommenheit reifte, und an Umfang, Laute
ſchmeidigkeit gewinnen, freilidy aber auch, wie die Nation felbft, etwas
tionelles, Verfeſtigtes befommen mußte, war natuͤrlich. Sb fie aber in I
neuern Zeiten durch Verkehr und Einfluß der Franzoſen wirklich fo viel
habe und fo kräftig gediehen fel, als durch die frühen Eräftigen, in ber
Geiſtes der Nation wurzelnden Männer, unter welchen Shakfpeare vor ‘
gezeichnet zu werben verdient: dies ift eine Frage, deren Bejahung .
neinung von dee tiefen Würdigung der Nation abhängt. So viel
geroiß, daß Verfeinerung der Sprache, wie die Gefelligkeit fie hervor!
fih mindeften® noch nicht Bereicherung und Gewinn ift, Indem ja
Umfang ihres Gebietes von mehr oder minder tiefer vielfeitiger A
abhängt, fondern zuvoͤrderſt durch bie Gleichartigkeit mit den Elemente
dung und dann durch die inwohnende Bildbarkeit fich als ſolche reı
muß. Unter den engl. Grammatikern, Sprachforſchern und Lexikograph
die Namen Lowth, Th. Sheridan, John Walker und vor Allen Samuel
in neuerer Zeit Nares, Horne Took, Grabb, Edm. Malone, John Todd
Allen, Grant, Lewis, Sam. Adams u. X. Dagegen ift nad) dem, was
rer Zeit Hickes, Wanley, Eye, Price, Somner, Benfon, Thwaites u. 2
Erforfchung der nordifchen Urfprachen geleiftet, wenig felbft für da® Ange:
gefchehen. Der verwandte Dialekt des fchottifchen Miederlandes, wu
dur I. Jamieſon's etymologifches MWörterbudy (Edinburg 1808, 4.),
von ihm beforgten, zum heil bereicherten Auszug (Edinburg 1818), the
die verfchiedenen Sammlungen altf&hottifcher Gedichte (3. B. von Sibb
gehängten Stoffarien befannter. Fuͤr das Altirländifche lieferten Valla
das heutige Irlaͤndiſche Conellan und O'Reilly (1821), für die Sprache vc
Richard Sprachlehren und Wörterbücher, Selbſt die Umwandlungen, n
Mutterſprache in dem freien Tochterlande erlitten hat, wurden von dem Aı
Pickering in feinem Verzeichniffe der, den Bewohnern der Vereinigten Ste
nen Wörter und Redensarten zufanmengeftelit.
Englifche Literatur und Wiſſenſchaft 565
B) Alterthumstunde. Bliden wie aus dem Geblete des Sprachkunde
lchſt auf den Ertrag, den in unferm Zeitraume die Kunde bes claffifchen Alter
mö gewonnen hat, fo begegnen ung zuerft die ſchaͤbbaren, Denon's großes Werk
nenden Unterfuchungen, die Lord Eigin’s Gefandtfchaftsfecretair, William
ilton, in dem erften Theile f. Bemerkungen über verfchiedene Theile des Tuͤr⸗
„Aegyptiaca“t, 1809) uns mittheilt. User Griechenlands Urzeit hat Marfh
Ierae pelasgicae“‘, 1815) Forſchungen angeftellt. Die Geſellſchaft der Dilets
gab 1809 aus verfchiedenen Sammlungen in Großbritanien gemählte Proben
raͤgyptiſcher, hetruriſcher, griechifcher und römifcher Skulptur in fchönen Abbil⸗
gen nebft Befchreibungen heraus, worauf fie 1817 ein ähnliches Werk über die,
richt abgebildeten Alterthuͤmer Attikas, die Überrefte der Baukunft in Eleufis,
maus, Sunium ac. enthaltend, folgen ließ. Leake, dem wir auch ſchaͤtzbaro
tfuchungen über Griechenland (1814) verdanken, lieferte sine Topographie des
Athens, Sell eine Topographie von Troja (1802) und ein Werk irber die Als
imer von Ithaka, Stuart's und Revett's Werk Über Athens Alterthuͤmer
(1816) von Wood aus deren Nachlaß mit dem 4. Bde. ergänzt. Bon ben
tiquities of Ionia“ erfchienen bi6 1822 3 Bde. Combe befchrieb bie im bri⸗
3 Muſeum befindlichen alten Marmordentmale (1812 — 15) und Gefäße von
anter Erde (1810), fo wie auch (1814) die alten Münzen diefer Sammlung.
von Elgin’s Marmordentmalen (f. d.) erhielt man (1816) Abbils
m. Moſes lieferte (1814) eine Sammlung antiker Vaſen, Altäre, Dreis
c. —— Alterthuͤmer wurden in archaͤologiſchen und philologiſchen
udtungen von Drummond und Walpole (, Herculanensia““, 1810) erlaͤutert.
C. Theologie. Wie das oͤffentliche Leben beſonders und ſeine Schwin⸗
m in England ben Anbau der Sprachkunde foͤrderten, fo erging es auch in ans
Wiſſenſchaften. In der Theologie war die äußere, oder wenn man es fo nens
arf, die praftifche, nad) dem Staate geehrte Seite, naͤmlich die Kirche und
Beftatt, Das, wovon die Bearbeitung anhub, und deren Ausbildung duch
be Äußere Reibungen verhältnißmäßig noch mehr fortfchritt, ald durch die
Iode des Stubiums, wovon unten gefprochen werden wird. So ftrebte Hein⸗
IIII., ber durch feine Schrift über die fieben Sacramente gegen Luther für
Staubensbefchüger galt, fi) vom Papfte zu trennen, und deſſen Einfluß auf
8. Geiſtlichkeit zu hemmen ; aber, indem er bier ganz dem Nationalzug der
Hucht getreu verfuhr, und mithin ifolict wirkte, mußte wohl dad Werk langs
gehen und minder folgenreich und erſprießlich für Die Bildung der Nation wer⸗
us fonft der Fall ift, wenn gemeinfchaftliche Kräfte wirken. Er bob, wie
d VI., mehre Klöfter auf; aber hiermit war body nur ein mögliches, bedroh⸗
Diuberniß gehoben, immer noch kein Foͤrderungsmittel angegeben. Ja, als
Naria, Heinrich VIII. Tochter, diefe ſchwaͤrmeriſche Anhängerin des Papſt⸗
B, zur Regierung gelangte, da wurben furchtbare Rüdfchritte durch Feuer
Bit gethan, und ber Äußere Druck trieb Mehre, die in ihrem Freiheitsgefühl
ucht dulden mochten, in das Ausland, aus welchem fie, nach der Königin
„mit neuen Kenntnifien bereichert und gefräftigt, unter der Regierung der Ell⸗
buuchdlehrtn, Wie damals bereits der Adel gefunten, fo war das Volk an
isabenheit und Selbſtvertrauen durch Aderbau, Handel, Schifffahrt und
wüber bie Spanier gefliegen. Der engl. Freiheitsgeiſt trat auch in den Parteien
hezitaner, der Episcopalen und fpätse der Methodiften ungezügelt auf, und
keidenfchaftlichkeit, verbunden mit dem auf den äußern bürgerlichen Verkchr
Sinn, fcheint keine der flillen und andächtigen Pflege und Ausbildung
tniß vortheilhafte Stimmung zu fein. Aus ihr aber wird eben das
begreiflich, daß auch dies Studium unter den Englänbern eine Einfeltigkeit ges
um mußte, bie ch bis jetzt noch gehindert bat, zur Münbigkeit und Reife zu ger
564 Engliſche Literatur und Wiſſenſcheſt
A) heraus. Zut Kenntnlß bed gemeinen Öindoftantfchen gaben Gi
(1809) und fpäter Shakfpeare (1813 und 1817) durch ı
ducher Anleitung, und Carey lehrte (1805) den bengalifcyen Dial.
gezeichnete Auffäge Über indiſche Sprachgelehrſamkeit und Literatı, ir
Colebrooke, einem der erften Kenner der Sprachen und Sitten Intl
die feit 1799 in Galcutta erfcheinenden und in England nadaebruhn
researches‘‘, welche die Denkſchriften des von dem trefflichen BL
teten Gelehrtenvereins zu Galcutta liefern. Den Bemühungen drin
und ihres tätigen Präfidenten, John Anftruther, verdankt man aus,
Überfegungen aus dem Sanskrit und andern morgenländifchen Spuk
in den Urfprachen gedrudtten indifchen Werke, die aus den Drudeim
und Serampore hervorgingen. Zu ben wirkſamſten Beförberungkmit
genlänbifhen Sprachſtudiums in Großbritannien gehört das 1805 z
fung de6 Marquis v. Wellesley, als bamaligen Gouverneurs von Itdi
trefflich eingeric;tete oſtindiſche Crlegium (East - India college):
man bie dem Dienfte der Compagnie fi wibmenden jungen Eeute in
meinen, Hiftorifchen und ftatiftifhen Kenntniſſen, al6 aud) in ten &
der morgenländifchen Sprachen unterrichtet, worin fie ſich dann mt
Sprachſtudium beftimmten Lehranftalt zu Fort-William bei Calcun⸗
bilden. Daß bei diefer vielfachen Beſchaͤftigung mit vielen fremden €
dem Beduͤrfniß, welches die Form öffentlicher Verhandlungen in Ret
Staatskunſt herbeiführten, bei der Liebe und dem Stolz auf frühen
Elaſſiker, auch die engl. Sprache durch Staatsmänner, Dichter, &
ber zu immer größerer Vollkommenhelt reifte, und an Umfang, La
ſchmeidigkeit geroinnen, freilich aber auch, wie die Nation felbft, mm
tioneles, Verfeſtigtes bekommen mußte, fivar natürlich. Db fie aber
neuern Beiten dutch Verkehr und Einfluß der Franzoſen wirklich fo ri
habe und fo Eräftig gebiehen fel, als durch die frühen Eräftigen, in d
Geiſtes der Nation murzelnden Männer, unter weichen Shakfpeäre ve
gezeichnet zu werben verbient: dies iſt eine Frage, deren Bejehen
neinung von ber tiefern Würdigung ber Nation abhän,
568 Engliſche Llteratur und Wiſſenſchaft
RB. Medlein und Ebirurgie. Auch die Arznelkucde bi
auf den Gebrauch, und ihr Studium ging auf beiden
Gainbridge, von ber allgemeinen Grundlage der Philologie, Mathemz
aus, im geben erſt ſich weiter fortbildend. Hier hat es jedoch, wie ti
Engländern in jeder Wiffenfchaft iſt, nicht an einzelnen großen Köpfı
welche, beſonders in ber Anatomie, geoße Entbedungen gemadıt ba
unter Karl I. machte Harvey bedeutende Erfahrungen über den Buuu
befchrieb Wharton alle Druͤſen und entdecte bie Speicyelgänge in den!
Clopton Haver die glandulas mucilsginosas, Srancis Guſſon die
Bidloo gab Abbildungen des menſchlichen Körpers mit Tert von Cor
ym verwarf viel Hppothetifches Im Praktifhen, als Antiphlogd
tzte waren bie Hunters und Eruikſhank. Einen voliftändigen Un
erft Edinburg. Merkwürdige Anatomiter find die beiden Monroe, P
Husham, Pringle, Heberden, Bater, Darwin, Brown, Jenner,
der Brutalimpfung, Currie. Die Chirurgie warb erft 1745 von!
ſchaͤften getrennt und Prüfungen unterworfen. Außer den Vorleſun
rüber gehalten werden, gibt es auch noch Schulen genug, worin C
Nourfe, Sharp, Hunter, Bell ıc. ſich gebildet haben. Inder Er
war 1763 Smellie berühmt, und Aitkin (1789) durch fein Lehrbuch
gens Englifhe Medicin und Chirurgie in einem bef.A
F. Mathematik und Aftronomie wurden wegen ihn
für das Leben, beſonders für die Schifffahrt 2c., von den Engländer
ber algebraifche Gleichungen ſchtieb, wiewol unbemerkt und wirt
1579 Thomas Harriet. 1614 machte John Neper Logarithmen bel
Henty Briggs verbefferte. 162% ftiftete Smile einen Lehrftuhl zu £
metrie und Aſtronomie, Gutler einen für Mechanik; und überhaupt
watik die Grundlage aller Studien. 1655 ſchrieb John Wallis übr
uUnendlichkleinen. Leslie gab eine Geometrie, geometrifhe Analrſe
metrie heraus. Großer Kenner der griech. Geometrie und Hera
griech. Mathematiker war Barrom, der auch 1662 bie erſten Grünt
bes Unendlichen entwickelte. Er war Vorgänger Newton s, ber 16
570 Engliſche Literatur und Wiffenfchaft
John Fe. Miller. Eliſabeth Bladwell trieb 1741 Botanik, Nurelas
man Linne. John Hill 1766 war der Erſte, Hierauf Kohn Miller. Ex
Smith Linne’s Cabinet und ftiftete bie Linnc’fche Gefelifchaft. Aiton, ka
ner zu Kew, pflegte als Renner die ſchoͤnſten erotifhen Gewächfe, ud mı
durch die claffifche Beſchteibung des Pflanzengartens, dem er vorm, |
dient. Curtis gab ein botanifches Magazin heraus, George Edwatte 11
eine Naturgefchichte der Vögel, Thomas Pennant 1763 — 83 eine Zucg
Latham ein Naturfpftem aller Vögel, Adams ſchrieb Über bie Infuſiera
deren er 359 verfchiedene befchrieb, John Ellis über Korallen und Zoorden
mas Mertyn eine Koncyyliologie, A. Trembley Naturgefchichte vın Ai
Barbados, Lawſon Naturgefchichte der Carolinen. — In dem Grove #
ſchaͤftigung mit der Höhern Mathematik abnahm, erhielten die Naturnifa
defto eiftigere Verehrer, und wie vor 50 I. drei Briten, Blak, Caventifhun
ley durch ihre merkwuͤrdigen Entdeckungen ben Grund zur neuen Chemie }
Chemie), die Lavoifier's Namen trägt, fo war es in unferm Zeitraumer
lichen Humphry Davp vorbehalten, eine neue Umwandlung der Wiffenlar
gründen, als er (feit 1806) dutch Anwendung einer ſtarken galvanifcen !
die Zerfeßung der Alkalien und Erden bewirkte, und dadurch zu ber wichüz
deckung führte, daß fie oxydirte metallifche Subftanzen find. Er und fm
leute, Dalton, Leslie (durch ſchaͤtbare Unterſuchungen über die Natur da
1804), Brande, Thomfon, Brerofter, haben ſeitdem fortgefahren, dir
ſchaft durch Entdedungen und Erörterungen weiter zu bringen, und um
Wolke, das, feiner angeborenen Stimmung nad, immer der Ausükung ı
Nuͤtzlichen den Vorzug vor bloßer Forfchung gibt, in einem Manufactudz
man bei ſchwerem Abgabenbrud: ſtets auf Erfparung von Aufwand und R
ktaͤften hinarbeiten muß, konnte eine umfaffende Anwendung der Chemic }
ſchen Zwecken nicht ausbleiden. — Die Naturgefchichte- ward in mehrm
lange fo fehr vernachläffigt, daß die Briten hinter ben Sranzofen und Dratli
ruͤckblieben, was in ber Pflanzenkunde im Augemeinen nody immer der Fal
gleich die vaterländifche Botanik fortbauernb gepflegt wurde, un bie heben!
welche den englifchen Pflangengärten fehr förderlich waren; da hier jährlich
"
HH
2323
23;
Gefchichte im engern Sinn bin, als dem Organismus des S
eignen.‘ Denn von patriotifchem Intereſſe, man möchte ſag
gingen dort bie beſſern Gefchicht[chreiber aus. Raph. Dolint
und 1587 die Chroniken von Fnyland, Schottland und Srlaı
rifon ausgefchriebenen Urkun. : eine Gefchichte von England
melin fammelte die engl. Geſchichtſchreiber des Mittelalters, n
und Wil. Camden. Eine allgemeine Weltgef[hichte hatte :
angefangen, aber megen kalter Aufnahme nicht fortgefege.
N. T. gab 1650 Ufher, eine Chronif 1652 Ed. Simfon
Pierce Robinfon’s Annalen. Um Chronologie machte fidy 16
Marſham verdient, nicht Neroton. Indeß wurden immer Q
ſchichte gefammelt durch Roger, Twysden, Selden, Fell, G
chengeſchichte bearbeitete Cave 1674 in fpnoptifhen Tafeln
ſchichte dee Kicchenfchriftfteller. Von engl. Biſchoͤfen und E:
ton's „Anglia sacra‘‘ Nachricht. Fuller's „Berühmte Mi
Wood's, Atheuae Oxonienses“ find nicht zu vernadhläffiger
ber Beveridge, Warton, Duvell, Ufher, welche Kirchenverfe
gefege, Gebräuche und Alterthuͤmer mannigfach erläuterten.
Geſellſchaft die allgemeine Weltgefchichte, aus welcher Guthri
1767 einen Auszug machten, Die römifche Geſchichte bearb
Goldſmith, die griechifche derfelbe Goldſmith, Gillies und Mir
römifchen Reiche Gibbon, die Gefchichte Karls V. und der Ent
Mobertfon. Auswärtige neuere Staatengefchichte lieben die (
Stolz. Nur erft in den Zeiten der bedrohlihen Napoleonifdy:
fi) danach um, Für die innere eigne fammelte Rymer (ft. 1
wie Manning, Aftte, Senn, Lodge, Morgan, Howard, Harleı
Kriegsalterthuͤmer der Römer in Britannien, Leroy. Though
bearbeiteten diefe Stoffe noch roh. Diefe übertraf weit Hume
m"„.uw.‘.
576 Engliſche Literatur und Wiſſenſchaft
aufnahm, bald wieder ihre alten Rechte, und aus ber Bewegung ber Geifter, di
zu einer allfeitigen und fruchtloſen Erörterung geführt hatte, ging der Gewinn he
vor, daß die Grundlagen der politifchen Wiffenfchaften ftrenger unterfucht wurde
und was diefe Prüfung beftand, der Überzeugung defto fefter ſich aufdrang. X
ſonders mufiten die Zeitumftände vielfältige Deranlaffung geben, die Grundfä
der Staatswirthichaft, die erfi Adam Smith aus dem Zuftande der Kindheit erh
ben hatte, zu erörtern, und die Lage, tvorein mehre europäifche Staaten durch jer
Begebenheiten geriethen, warf oft ein helleres Licht auf viele dunkle Gebiete jem
Wiſſenſchaft, wie denn u. A. die Lehre vom Gelde, und befonder8 vom Papie
gelde, von ber Befteurung und viele Fragen der Danbelspolitit gründlicher aldj
vor erläutert wurden. Aller diefer Anregungen und Begünftigungen ungeacht
maren jedoch die Staatewiffenfchaften in England während jenes Zeitraums nid
eigentlich Lieblingsbefchäftigung, und es erfchien daher auch Fein Werk, das al
glänzendes Denkmal des gewonnenen höheren wiffenfchaftlichen Standpunftes ge
ten tönnte, den man meift nur aus ben Parlamentöverhandlungen, befonders de
Berichten (Reports) der Ausfchüffe, aus den Erörterungen in den politifchen um
Eritifchen Zeitfchriften und Gelegenheitsfchriften, die eben deshalb in England fi
häufig bleibenden Werth für die Mtffenfchaft haben, erkennen kann. Unter da
Werken, die ſich als gründliche Bearbeitungen einzelner Theile der Staatswiffenfchel
auszeichnen, müflen wir die Schriften des fcharfjinnigen Malthus über Bevoͤlbb
rung und über die Getreideeinfuhrgefege, Thornton’s Werk über. Großbritannimk
Papiereredit (1802) und Ricardo's Unterfuchungen über Staatswirthfchaft ul
Beſteuerung (1819) nennen. |
Bon einem Üiberblid des in den Wiffenfchaften Geleifteten Finnen wir mi
nicht abwenden, ohne die allgemeine Bemerkung zu wiederholen, daß von jeher der
Mohiftand und der Patriotismus der Engländer den Wiſſenſchaften mehr Vor
ſchub ale irgendwo gethan haben. Dies beweijen theild mehre reich gewordene
lehrte, wie Pope, Hume, Bladftone, Harofesworth, Gibbon, Paley, theils
vielen von Privatmännern angelegten und unterhaltenen Cabinette, mie daß b
ſche Mufeum, das Lewer'ſche, das Aſhmol'ſche, die Preisvertheilungen, ferner
zur Sörderung einzelner Wiffenf&haften gejtifteten Lehrftühle; und häufige gele
Geſellſchaften, Bibliotheken, wie die des britifchen Mufeums, Sions:Co
Banks, Radcliff, Bodley, Catham ıc. Ganz der Freiheit der Nation gemäß, 5
mäß dem Wohiftande, woburd Sinn und Neigung des Einzelnen für dies oder}
nes Fach geweckt und unterftügt wird, darf man eben den Einzelnen, mie fie
ſich hierin wirkten, toeit mehr Einfluß und Verdienft zufchreiben, als der Regieru
deren Wirkſamkeit in diefer Hinficht weit zurüctritt, und die Würde und Kraft
Volks nur mehr hervorhebt. Rechnen wir hierher, bloß als Gegenſatz, die Unie
verfitäten Oxford und Gambritge, fo fpringt dies fehr in die Augen. Zugleich wich
aber audy an ihrer VBerfaffung der engl. Nationalcharakter nur Elarer. Cine eignts
liche Akademie, als ausgeſprochenes, treffendes, durchaus gegliederte® Abbild bet
Eigenthümtichkeit des Wiſſens der Briten, iſt wol nicht zu ſuchen, und ee ift bes
reits aus Obigem klar, wie immer nur einzelne Köpfe und Talente mit großen und
vorgreifenden Entdedungen auftraten, aber Bein gemeinfames, befonnen nad) as
nen wirkendes Streben nach Wiffenfchaft fich zeigte. Wie die nun ganz dem
Sto’.e und der Freiheit der Engländer zufagte, ja notdivendig aus Ihnen hervor⸗
ging, fo wurde es auch durch die in der That Läffige und ſchlechte Verfaffung jene
beiden Univerfitäten uterhalten. Auch hier war und ift Bein Ganzes, durch feinel
Baues Gliederung und Ausdrud Anfprechendes, Belebendes und Haltendes.
Dazu hat es die Unempfänglichkeit für Theorie nicht fommen laffen. Wie demnach
fie mehre Wiffenfchaften gar kein Unterricht, für andre nur ein unvolifländiger,
der Freiheit, ja der Willkuͤr der Lehrer überlaffener Unterricht ertheilt wird, abet
waren jedoch die Staatswiffenfchaften in England während
eigentlich Rieblingsbefchäftigung, und es erfchien Daher aud
glänzendes Denkmal des gewonnenen höheren wiſſenſchaftlich
ten &önnte, den man meift nur aus ben Parlamenteverhant
Berichten (Reports) der Ausfchüffe, aus den Erdrterungen
Eritifchen Zeitfchriften und Gelegenheitöfchriften, die eben t
häufig bleibenden Werth für die Miffenfchaft haben , erkenr
Werken, die ſich als gelindliche Bearbeitungen einzelner Theile‘
auszeichnen, müffen wir die Schriften des fcharfjinnigen M
rung und über die Getreideeinfuhrgefege, Thornton’s Werk
Papiercredit (1802) und Ricardo’ Unterfuchungen über €
Befteuerung (1819) nennen.
Bon einem Überblick des in den Wiffenfhaften Geleifi
nicht abwenden, ohne die allgemeine Bemerkung zu wiederho
Mohiftand und der Patriotismus der Engländer den Wiff
ſchub als irgendwo getban haben. Dies beweijen theils meh:
lehrte, wie Pope, Hume, Bladftone, Hawkesworth, Gibt
vielen von Privatmännern angelegten und unterhaltenen Cal
ſche Mujeum, das Lewer'ſche, das Aſhmol'ſche, die Preisve:
zur Förderung einzelner Wiſſenſchaften geftifteten Lehrftühte ;
Geſellſchaften, Bibliotheken, wie die des britifhen Muſt
Banks, Radeliff, Bodley, Catham ıc. Ganz der Freiheit t
mäß dem Wohlſtande, wodurd Sinn und Neigung des Fin;
nes Fach geweckt und unterftüßt wird, darf man eben den €
fi) hierin wirkten, weit mehr Einfluß und Verdienft zufchreibe
deren Wirkſamkeit in diefer Hinficht weit zuruͤckttitt, und die
Volks nur mehr hervorbebt. Mechnen wir hierher, bloß ald
verfitüten Oxford und Cambritge, fo fpringt dies fehr in die ?
aber auch an ihrer Verfaffung der engl. Nationalcharakter nur
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ä
ikſpeate nennen al
1 Den Bea» bernd Pen
n t eben
&&, daß die Poefie zurlichzzeichen mußte, indem bas Komifche, deſſen
& angehöriges) Element der Humor ift, theils das Widerſpiel ber
Richtung einer Zeit, theils das der Poefie ift, Darum num
nie, und ſebt fich, fo zu fagen, falt in a
feiten weit zurlid, ©
noch ber geogeapbifch-topographifchen Ri
ne Einfeitigkeit, welche ber Poefte fremd
aßtlos, — ge — * * —
Seite durch welche Sprache
theils hierin die Zeit mehr, lie ml s doch —*
—
te um Weichheit und Melodie der Sprache, wie [hen
serfucht hatte, Spenfer wat Artoftifch eich an
tt Verwirrung, ‚ber der neunzeiligen, nach
Zeit lebte auch Shakfpeare,
ſchichte des engl. Theaters Epodye macht, fondern auch in
*
Ar
N
er
=:
Swiſt in feiner ſarkaſtiſch⸗ humoriſtiſchen Selbſtandigkeit,
dende feierlich kuͤhne Young, deſſen religioͤſes Pathos aber c
tet, und die trefflichen ſchottiſchen Volksſaͤnger Allen Ram
die Mitte bid gegen das Ende des 18. Jahrh. blühen der pt
Alenfide, der Elegiker Gray, der geniale Goldſmith, der b
ſtrong und die Lyriker Pencofe und Burns. In der Überga
Zeit, die ein eigenthuͤmliches Gepraͤge in ihren poetifchen Sc
der Verf. des „Leonidas“, Glover, der tief [hauende Compe:
Bloomfich.
Die tunftgemäße Profa der Briten ift jung und beginn
Bibel und der Claffiter. Nach einigen Vorgängern im Zeit
Heinrich VIII. voie z. B. Walter Raleigh, Habington, Dri
fchreiber, Joſeph Hall als Kanzelrebner, gewann die Pro
bürgerlichen Unruhen durch vielfeitige Übung, Gewandtheit
Dialog hatte bereits früher in Shakſpeare's Dramen eine
. Vollkommenheit erlangt. Wir nennen Milton, Cowley, di
den Dialektiker Hobbes, und den Vater der Staatsberebtfan
Gegen Ende des 17. und zu Anfange des 18. Jahrh. wird d
geläutert und verfeinert, und fie gewinnt befonder# in der &
große politifche Bedeutung. Dahin gehören der Kanzelredn
gene Temple, als politifcher Schriftfteller, der Phitofoph Ko
dete Shaftsbury und der Geſchichtsſchreiber Gilbert Burnet.
der Zeit: und MWochenfchriften bildet ſich feit Steele und Ad
Deriode find zunennen: Swift, Goldfmith und die Roman
fon, Fielding, Smollet ; ferner der humoriſtiſch⸗gemuͤthlich
der einfach klare Chefterfield, der ÄAſthetiker und Moratift H
Hurd, der gelehrte Sohnfon, der Moralphilofoph Adam Sr
Staatsredner Burke; Unter den übrigen Staatsrednern ver
Mob. Walpole, Will. Dirt (Graf Chatam), Willem Pit
Mer nun das Ganze iener dichterifchen Leiftunaen der Enalaͤr
Englifches Theater 381
ıdgmeut‘‘ in Herametern (1822) gehört — verſuͤndigt. S. T. Coleridge
ſ. d.) Hat bei ausgezeichnetem Talent, beſonders gur Schilderung des Furchtbaren
nd tiefer Vlicke ins Menfchenherz, ſich ebenfo oft als Southey, dem er ſonſt an
oetifhem Beifte überlegen ift, zu Abenteuerlichkeit und Zändelei hinreißen laffen.
— Sohn Wilfon, ein Dichter von vorzüglichen Anlagen, fingt in feinen erzaͤh⸗
enden und befchreibenden Gedichten, befonders „, The isle of palms* (1816) und
„Ihe city of the plague“‘ (1816) in der von Wordsworth angeftimmten Weiſe,
md nimmt, wie diefer, feinen Stoff am liebften aus den Gefuͤhlen des Volks und
un Freuden bed abgefchiedenen Lebens, und wenn auch, befondere wo er ſich zu
roͤhlichen Gegenſtaͤnden wendet, bie Zartheit feiner Empfindung entzüdend ift, fo
ſergreift er ſich doch nicht felten bei dem Streben nad) Einfachheit und Kraft des
Ausdrude. — ‚Thomas Moore (f. d.), ein Irländer, hatte ſich ſchon durch ſ.
umfchreibende Überfegung des Anakreon (1803) und feine Epifteln und Oben
(1806) den Ruf einer feltenen Zartheit und Melodie des Versbaues erworben, alb
rfpäter auch den Vorwurf unfittlicher Lüfternheit, den man feinen jugendlichen
Kedern mit Recht macht, in feinen Eräftigen und zarten irländifchen Volksgeſaͤngen
kied, und in einem erzählenden Gedichte, „Lalla Rookh'' (1818) einen höhern
girntalifchen Flug nahm, aber zu viel Schimmer, bei oft erfünfteltem Witze und
u bunter Schilderung fpricht er felten Eräftig zum Herzen. George Crabbe
ſ. d.) zwar nicht frei von Manier in feinen Schilderungen, ift ber treuefte und le⸗
jendigſte Nachbildner der Natur und dee feinfte Beobachter des Menfchenherzens
mad feiner geheimften Regungen, in einer einfachen und Elaren Sprache, wenn
auch die Kleinmalerei zumwellen in Kleinlichkeit fällt, und die Darftellung zu tief mit
Bem Segenftande finft. — Unter den übrigen Dichtern der neueften Zeit find noch
ganennen: Samuel Roger’, Bankier in London, Lehrdichter („„Pleasures of me-
Fery““, „„Italy‘°), in fchöner einfacher Sprache; Leigh Hunt, phantafiereich und
lend, doch nicht frei von falfchem Schimmer, vorzuͤglich bekannt durch die
lung Rimini (1816); Bary Cornwall ein vielverfprechender Dichter, der
(1820, durch f. erzählendes Gedicht: „„Sieilian Story“* ſich Auszeichnung er⸗
Rh; Percy Biſſhe Shelley (ftarb 1822) von vorzuͤglicher Anlage bei aller Vers
theit, beſonders durch „The revolt of Islam““ bekannt ; Bernard Barton und
en, beide Quaͤker, gluͤcklich in lyriſchen Gedichten, und der Letztere auch Über:
bee „Befreiten Jeruſalems“ in neunzeiligen Stangen; James Montgomery,
teligiöfer Lehrdichter mit elegifcher Natur; die Naturdichter Ctare und Dogg;
die Romanverfaffer, theild dem Horace Walpole im romantifchen Novellenton
ifeend, wie Anna Radcliffe, oder mit patriotifcher Tendenz, wie Lady Mor:
Bon in bäußlichen Charaktergemälden, wie Mary Edgeworth, ber vielen
mer Scott’& nicht zu gedenken. Die ihm zugefchriebenen Waverleynovellen
Bien einen glänzenden Zeitabfchnitt auf dieſem Selde der Literatur. Meben ihm
Segen der Amerikaner Wafhington Sroing, ihm geiftverwandt und doch eigenthuͤm⸗
IK, und der nationalere Cooper, der nur in ber Form feiner Romane an das engl.
Berbiid erinnert.
3) Englifhes Theater. Wir haben bei ber vorftehenden Überficht
Wmfäplich Die dramatiſche Poeſie und ihren Fortgang unerdrtert gelaffen, um fie,
das höchfte Erzeugniß, im Ganzen zu betrachten. ine weitläufigere geiftreiche
| Bürdigung hat A. W. Schlegel in feinen „Vorleſungen“ geliefert, dem wir hier
‚Bm Theil nachzugehen für Pflicht halten. Wie überall entfprang auch in Eng⸗
md das Schaufpiel zunaͤchſt aus der Religion, und ſchloß fich ihr zuerfl an, wenns
heich auch einige Spuren dramatifcher Spiele (wie die, welche in Wales den Na:
Ben interludes führen) noch auf die Roͤmerzeit hinweiſen. Und fo waren denn die °
Moralities und Mynteries hicrin das Urfprüngliche. Kür das Erſte Hält man die
Wunder der heil, Kotharine. Unter Heinrich VIII, wird „Erery man‘ al& das
geachtet werben kann. Rad) diefem Vorworte verfuchen
“Charakter der Einzelnen anzubeuten. William Word
zuerft durch ſ. lyriſchen Balladen (1798) mit der herrfcher
dete, zeichnete fich gleich bei feinem erften Auftreten durdy t
fachheit in Gedanken und Ausdrud aus, aber bei allen Vo
tiefes Dichtergemüth, eine ungemein kräftige Phantafie un!
geben, nahm er in jener Beftrebung nicht felten eine verkehr
leerer Spielerei führte. — Walter Scott (f.d.) der S
fang gleich in der erften der erzählenden Dichtungen, die fü
haben, dem „Lied des legten Dlinnefängers' (1805) im Ge
und zeigte ſchon bier jene ergreifenbe Treue in der Beſchreibu
wohnheiten und ber Lebensweiſe ber Vorzeit, jene Lebenbigi
von Charakteren, Exeigniffen und Ianbfchaftliher Natur,
britifchen Dichtern Niemand gleich kommt, als der Verf. d
allgemeine Stimme ihm zufchreibt, aber aud) hier, den lock—
Gewebe feiner Befchichten, auch hier, beider Kraft, die feiı
oft Nachlaͤſſigkeiten, wozu die ihm eigne Raſchheit im 3
konnte. — Ganz andere als bei Scott zeigte fi in Lord B
tergeift, der jenem an ureigner Kraft gewiß überlegen war
Eräftigften unferer Zeit gehörte, aber auch ein Gemüth, d
ſchaftlichkeit und finftere Weltanfchauung in der Harmonie
die Grundbedingung künftierifher Ausbildung und Erhebu
feine dichterifchen Vermögens hat er am meiften in feinen
gen, und vorzüglich in dem, durch Reichthum der Schilde
Sprache am hörhften ftehenden „Childe Harold’’ (1812) ge
digften Phantafie und dem feurigften Gefühle aber konnte er
ſchauung ermangelnd, und bei dem ducchaus fuhjectiven We
nen Charakteren kein Eräftig hervortretendes Leben verleihen,
gen, fcharf gezeichneten Geſtalten ausbilden, was denn ſich a
Englifches Theater 583
Bitwe”' nicht ohne komiſches Talent; Heywood ein bürgerliche® Trauerſplel „Die
durdy Güte getöbtete Frau”, kunſtlos und leicht und übrigens noch 220 Stuͤcke.
Ben Jonſon, von Shakſpeare fehr gefchägt, unterftügt und aufgemuntert, wähnte,
ſich über feinen Meiſter erheben zu können, weil er mehr Schulgelehrſamkeit befaß
als diefer. Er mar fleißig, Eritifch, mühfam, aber ohne Anmuth und Pathos, wie
feine „Satilina’‘ und „Sejanus” bervrifen. Im Luſtſpiel war er vorzüglicher, wie⸗
wol ihm ein ſchwerfaͤlliger, fatprifcherömifcher Zug, in der Intrigue Mangelhaftig⸗
keit, Unmwahrfcheinlichkeit und methodifche Breite eigenthuͤmlich blieben. Beau⸗
ment und Sletcher, die ſchon bei Shakſpeare's Rebzeiten über 50 Stüde ſchrieben,
ihm immer nachtretend, waren fruchtbar, leicht und biegfam, nur zu fehr Alles
auf Erfolg berechnend. Auch fie waren im Komifchen vorzüglicher, hatten natuͤr⸗
lichen Ausdrud, waren aber frech und unanftändig. „Die zwei edlen Vettern“,
„Der Ritter von der brennenden Mörferkeute, „Die treue Schäferin”, find bei
Schlegel ausführlicher beurtheilt. Ihnen fehr aͤhnlich find Maffinger und Shir⸗
e in. In diefer Reihe alter Dichter herrfcht eine gewiſſe Rafchheit und Natürliche
p Belt, die aus Unftärheit und Unordnung bes Dialogs hervorgeht, in welchem eine
h große Vorliebe fuͤr Wortfpiele ſichtlich iſt. Ihr Styl ift meift gewandt und gebil⸗
det, zumellen mit einem Beiſchmack von Zwang und Verwidelung , oft gefucht
@urs, aber gehoben durch gluͤcklich hingeworfene Bilder, durchaus faft gefärbt mit
einer unverkennbaren Zreuherzigkeit und Zierlichkeit. Won 1647—60 blieben
- Ward) Veranlaffung der Puritaner die Bühnen verfchloffen, und nun wurde der
: Heften Karls Il. eine Diode, die auch in die Kunft überging, und diefer Ton war
ſittenlos und unanftändig. Auch Frauen flimmten in diefen Ton ein, 5. B. Mi
Behn und Mrs. Centlivre. Durch Davenant wurde Opernmufit eingeführt und
das Decorationdwefen verbeffert. Lange blieb Dryden Liebling de Publicums.
JE eine Fehler 309 ber wigige Herzog v. Budingham in feiner Schaufpielprobe
The rehearsal‘*) gehörig duch. Ihm ahmte Anfangs Otway nach, der im eis
gmtlihen Sinne verhungerte. Sein „Geretteted Venedig”, feine „Waiſe“ ıc.
Piersathen manche gute Anlage, und find nicht ohne tiefes Gefühl und eigenthuͤm⸗
che Zeichnung, bei vieler Unanftändigkeit und Mangel an Compofition. Nun
achten fi) Wicherley und Congreve bekannt, pflanzten aber auch aufihre Nach⸗
Velger im Luſtſplel mehr oder weniger fittenlofe Unanſtaͤndigkeit und unzierliche
Ferm fort. Zu diefen Nachfolgern gehören Farquhar, Vanbrugh, Eibber, Steele
. A. Anftändiger, aber auch nüchterner wurde das Luftfpiel unter Anna. Colman
fd.) machte fid) als tüchtigen Charakteriftiter bekannt. Garrick arbeitete Shak⸗
fpeare oft, wie es ſcheint, nad) fehr eiteln, perfönlichen und befchränften Anfichten
wm, und fchrieb auch felbft für das Theater. Foote's Luftfpiele find meift fehr
nachlaͤſſig in der Anlage und Ausführung, die Charaktere aber originell und launig
bioidualifirt. Cumberland hat Weltton und Umgangsſprache, iſt aber flüchtig,
herzlos. Tuͤchtiger ift Sheridan's Eomifched Talent. Segen wir zu diefen anges
beten dramatiſchen Dichtern noch einige im Zrauerfpiel, fo ift die Gefchichte der
Bäbne ziemlic) ausgemeſſen. Wir nennen Nie. Rowe, geft. 1718. Ex bewuns
Inte Shakſpeare und war gefühlvoll, rührend. Adbifon’s „Cato“ iſt ein froftig
kanzöfirendes Stud, das vom Römifchen nichts hat. Thomſon ift fehr correct,
sber mehr für Lefer als Zufchauer. Ebenſo wenig ausgezeichnet ift Young. Lillo
Rrüc Häusliche und bürgerliche Lebensſcenen in gelünftelter blumiger Sprache bar.
An Moore, dem Berf. des „Spielers“, ruͤhmt man Charafteriftit und Situatio⸗
um, an Brooke's Stücken leidenfchaftliche, oft declamatoriſche Sprache, an Glas
son Hill Megelmägigkeit und Correctheit, jedoch ohne leidenfchaftliche Stärke. In
den neneſten Zeiten ift auch in England die dramatiſche Kunft immer mehr in Ders
fa gerathen. Die herrfchende Richtung auf das Äußere biirgerliche Leben und feine
Berhättniffe, beſonders Handel ıc., ift freilich ganz folgerecht diefelbe geblieben,
‚982 Englifhes Theater
Erſte angeführt, worauf „Hiycke scorns‘ und „‚Interiude‘ gefeist,d
Eduard VI. „Justy Juventus‘‘; dabei aud) nody die Tragikomätim. 1
ſchon „Bevatterin Gurton's Nadel" von 3. Stil erwähnt, das, kick
keit doc) viel Komiſches haben ſoll. Es wurden auch ſchwache Verfuche u
der antiken Tragoͤdie gemacht: „Fotrex und Porter, oder das Tram
nBorbodue”, aus den erften Zeiten der Elifabeth war, wie „Muftaphz
nDie ſpaniſche Tragsrie” war das erfte ernfte Stuͤck, unſichet nd I
Kilty ſchrieb „Tampaspe”; er war füßlich, verfchroben. Marlow's „E
Eunftlos, aber treu und einfältig und f. übrigen dramatiſchen Arbeiten
und Lühner Geſtalt. Unter den übrigen Vorläufern und Zeitgenoſſen
re's nennen wir Robert Green, Heywood, Decker, Rowley, Perle x.
englifche Theater hatte nun wol zwar Mafchinerien, aber keine eigentl
tationen. Denn In einiger Entfernung von den Wänden hingen I
‚Hintergrunde war eine über die erfte erhöhete Bühne. Man fpielte
Parterre war unter freiem Himmel. Tracht war die gewöhntide, ı
buͤſche auf den Hüten und Rofen aufden Schuhen. Knaben fpielten g
Muſik war in den Zwiſchenacten nicht. So fand Shatfpeare die Bi
fein Zeitalter ungebilbet gewefen, darf man wol nicht behaupten. Di
der Elifaberh brachte England in hohen Flot durch Handel und Ediff
Luft an den Alten war aufgeregt, wie an den Erjeugniffen der Italien
nier. Der Beift der Geſelligkeit war keck, Eräftig, muthwillig, witig
mehren Schilderungen und Darftellungen Shakſdeare's zu urtheilen,
feinen Hofton. Denn, wie ein Dichter auch riefenmägig über feine 34
‚gen und bie noch in ihrer Tiefe unentwidelt ſchuummernden Keime b
möge, nie wird man ihn body ganz unzufammenhängend mit ihr nen
Shaffpeare hatte ſich ſchon früher nicht bloß als dramatifcher Dichter b
und als Igterer genoß er allgemeine Achtung und Verehrung. Dies, ı
zende Aufnahme feiner Stüde, trog der wenigen äußern Huͤlfsmittel
lung, erweiſt ebenfalls wieder, daß fein Zeitalter wol nidyt roh gemeim
Es iſt hier der Ort nicht, dieſes Dichters unergruͤndliche Herrlichkeit n
folgen, ebenfo wenig, ald mandje über ihn im Schwange ‚gehenden Bi
Engtifches Theater 583
[ komiſches Talent; ‚Heywood ein biirgerliches J
Kb Ba, ta ig und Ürens na dan
Bm ide men, ‚aber * Anmuth und Pathos, wie
lina” und „Sejanus“ beweiſen. Im Luftfpiel war —— ‚wies
afchwerfälliger, fatpeifcherömifcper Zug, im der Intrigue rare
Ihefcheinlichkeit und methodifdje Breite. — blieben.
Fleicher/ die ſchon bei Shatſpeate ð Lebzeiten über 50 Stüde ſcheicben,
nachttetend, waren fruchtbar, leicht und biegfam, nur zu fehr Allee
#3 — licher, hatten natir |
ud, waren aber frech und unanftänbig. „Die zwei eblen Vettern",
te von ber brennenden Mörferkeule” , treue Gen find
isfuͤhtlicher beurtheilt. Ihnen fehr "shntich find Maffinger und Shirs
Niefer Reihe alter Dichter herefcht eine gewiſſe Raſchheit und Natürliche
s Unftätheit und Unordnung de Dialogs hervorgeht, in welchem eine
iebe fuͤr Wortfpiele fichtlic ft. Ihr Sipl ift meift gewandt und gebils
em mit einem Beiſchmad von Zwang und Verwidelung , oft gefucht
gehoben durch glücklich hingervorfene Bier, durchaus füft gefärdt
ctennbaren Zreuberzigkeit und Zierlichkeit. Won 1647—60 blieben
imlaffung der Puritaner die Bühnen verfchloffen, umd num wurbe der
61H, eine Mope, die auch in bie Kunft überging, und biefer Ton war
d unanſtaͤndig· Auch Frauen ſtimmten in dieſen Ton ein, 3. B. Miß
Mrs. Centlivte. Durch Davenant wurde Opernmuſik rt und
tionswefen verbeffert, Lange blieb Dryden Liebling des ums.
ler 309 der witzige v. Budingham in feiner Schaufpielprobe
earsal‘*) gehörig buch. ahmte Anfangs Otway nach, ber im eis
Binne verhungerte. Sein „Gerettetes Venedig”, feine „Waife” ıc.
tanche gute Anlage, und find nicht ohne tiefes Gefühl und.
ung, bei vieler Unanftänbigeeit und Mangel an
Wichetley und Gongreve bekannt, pflanzten aber auch ale Ra
Buftfpiel mehr oder weniger fittenlofe und unzierliche
Zu dieſen Nachfolgern gehören Farquhar, Vanbtugh, Eibber, Steele
Inbiger, aber auch nüchterner wurde das Luftfpiel unter Anna. ° Iman
te fidy Als tüchtigen Charakteriftier bekannt, Garrick arbeitete Shak-
wie «8 ſcheint, nad) fehr eiteln, perfönlichen und befchränkten Anſichten
hrieb auch felbft fir das Theater. Foote’s Luftpiele find meilt fehr
der Anlage und Ausfühtung, die Charaktere aber originell und launig
irt, Gumberland hat Weltton und Umgangsfprache, iſt aber
Büchtiger ift Sheridan’8 Eomifches Talent. Seen wir zu dieſen anger
matifchen Dichtern noch einige im. Trauerfpiel, fo. It die Geſchichte der
lich ausgemeffen, Wir nennen Ne Rowe, geft. 1718. Ex bewun⸗
peare und war geflihlvolt, clhrend. Adbifon’s Cato! ift ein froftig
18 Stüd, das vom Roͤmiſchen an bat. — fon iſt ſehr —
kr Leſer als Zuſchauet. Ebenſo wenii net iſt Voung. Lillo
he und buͤrgerliche Lebensſcenen In iger Sprache bar,
dem Verf, des „Spielere", rühmt man beraten und Situatio ·
u Stüden leibenfchaftliche, oft declamatoriſche Sprache, an Claz
iigkeit und Gorrectheit, jedoch ohne leidenſchaftliche Stärke. In
Be a ee: a in
u Die 9 auf |
by befonders Handel ic., iſt —* ganz folgeredst Nt gitun, .
584 Englifhes Theater
wenn auch die Stürme ber legten Jahre hler Manches gehimbert haben. Wie du
Ruͤckkehr zu den alten Sangweiſen, ober beftimmter zu reden, bie Ruͤckkehr zu
Wahrheit, Einfachheit und Kraft, bie durch das Abweichen von fremden Formen
und das Suchen im innerften Gemuͤthe bedingt war, im Ganzen gluͤcküche Folgen
für die Dichtkunſt hatte, fo konnte auch das Drama erwedt werden, wenn man
wieder auf den alten Weg zuruͤckkehrte; aber freilich haben während unſers Zeit
raums nur erft Funken aus der reichern Vorzeit herlibergeleuchtet, die noch Fein
bramatifchen Dichter weckten, ber auch nur neben den bleichern Geſtirnen jener Zeit
fich zeigen könnte. Wir fehen bei einem Ruͤckblick in die naͤchſt vorher gegangnım
eiträume, tie feit Länger ald einem Jahrh. das engl. Drama faft ganz aufgehört
‚. hatte, ald nach Dryden's und Otway's mißlungenen Verfuchen, Addifon, Them
fon und Johnſon noch unruͤhmlicher verunglüdten. Congreve's, Young’s, de
me's Trauerſpiele find faft die einzigen aus dem vorigen Jahrh., bie halb noch in
Andenken leben, aber in allen Zhgen fich als die Werke einer ſchwaͤchern, gefallen
Zeit verrathen, wo felbft die Verehrung Shakſpeare's abgenommen hatte. En
lich Echrte man zu der alten Quelle zuruͤckk. Neue Ausg. von Maffinger, Bram
mont und Fletcher (1312), Ford (1811) und andre Ihrer Zeitgenoffen kamen dem
erachten Bebürfniffe entgegen, und es erfchienen nun zahllofe Zrauerfpiele, ee
klaͤrte Nachahmungen der alten Mufter. Den Reigen führte die mit vorzüglider
Dichtergabe ausgeſtattete Schottländerin Johanne Baillie, die feit 1802 Xraume
fpiele herausgab, deren jedes eine befondere Leidenſchaft ſchildert, worauf fie Luß
fpiele nach gleichem Plane folgen ließ; einem Plane, der dem Geiſte Feſſeln anlegt,
worin er fich bei aller Anmuth in einzelnen Stellungen nicht leicht und frei bewegen
tonnte. Dazu kam das verkehrte Beftreben, in ihren Trauerſpielen den Styl de
alten einheimijchen Dichter mit der Manier der fogenannten claffifchen Schriftſteb
ler zu verſchmelzen. Ähnliche Nachahmungen des alt⸗engliſchen Schauſpiels, al
nicht ohne Verdienſt, gaben Coleridge („Gemwiffensqual”), Maturin („Be
und Manuel”), Cornwall („Mirandola”) und Milman („Zacio”, „Der Hall
Jeruſalem“ u. a.), Sohn Tobin („Honey-moon‘“) ; aber nur die Letztgena
und die Schottländerin möchten ſich im Andenken erhalten, nie werben fie
ihre Mufter erreichen, fo lange fie zu offenbare Nachahmer find, nicht ſowol
dem Geifte ihrer Vorbilder metteifern, als nur ihre Eigenheit nachbilden,
f&hreiben, wie jene jegt fchreiben würden, fondern wie fie felber, nach ihrer
nung, vor 260 J. gefchrieben haben Eönnten. Daher in allen dieſen Verf
Ingfttichkeit und Mühfeligkeit. In die Reihe der neueften Schaufpiefbichter fl
nun auch Byron und Ecott getreten. Jener gab feit 1817, wo er zuerft
„Manfred” auftrat, „Zalieri”, „Sardanapal“, „Die beiden Foscari““, „Kata
(1822) und „Werner (1822), aber es fehlt, bei trefflichen Einzelnheiten, ala
an dramatifcher Wirkung und Mannichfaltigkeit der Charafterzeichnung.
erinnerte in feinem „Halidon-Hill“ (1822) an die alte Bemerkung, daß gute €ı
zähler faſt nie gute Schaufpielbichter gewefen find. Blickt man indeß auf alle je
Verſuche zuruͤck, worin wenigftens die Atmung ſich ausdrückt, welcher Weg zu de
alten Lorbeerkraͤnzen führe, fo darf man glauben, daß eher Fortfchritte als Ruͤe
Tritte zu erwarten find, und wenn die Ahnung in begabtern und muthigern Ge
fteen zur Klarheit geworden iſt, die Kränze noch) errungen werden. — Ehen]
bürftig war in unferm Zeitraume die Ernte auf dem Felde des Luftfpield, wo me
bei der Nüchternheit und Schwäche, welche ſich in allen Beſtrebungen zeigten, fr
doch lieber den Wig und die Kebendigkeit, die man in Farquhar's und Wanbrug)
alten Luſtſplelen, bei allen widrigen Auswuͤchſen findet, gefallen ließ. Geiſtrei—
Bemerkungen über den gegenwärtigen Zuftand des englifchen Theaters f. in Tird
„Dramaturg, Blätter", Bd. 2. Vgl. auch den Art, London, Theater.
tifche Malerei Engliſche Medicin und Epirurgle 585
Tifche Malerei mb Englifche Dapik; ſ. Engliſche
Medici: d Chi ie Bir: ‚in dem Att.
| Bes —
et
b ) mal
e er! i n die Befugniß, in oder nahe bei London die Praris auszuüben
‚dat doch auch von diefem Mitt net der reichſten Erfahrung bie vers
fie gerabe nicht in ihrer Nähe wi A
die Nichtmitglieber
Inline fen Dad ef ko 18 bie X
* el en⸗
De an a man ve ——
die Philoſophie derſelben in Anſpruch zu nehmen haben. Das noch heute
—— Soyſtem, das
8 frei En Rn ee
je fo xein wi
16 eriges Diotto auf al feine Gedanken und Kanttangentiun,
18
Engliſche Pferde
cht — ersten fie die, Leiſtungen andrer anerkennt. —
ga — durch welche die engliſche Modiein ſich aus ·
angeführt fein, der ſich in der
Literat
det. Nur eine ſeefahtende Nation, — ———— unter allen
nit 10, 20, 60, ja mit 100 Guineen bejahlt wurde. Da
NER mar, fo glaubte man nicht zu theuer
Das Ausland fuchte mit Begierde eng. Pferde a ar dies trug
ur Vervolltommnung der engl, Pferdezucht bei. Indeß war die Aus⸗
eng fte verboten, und wenn auch einzelne auf das fifte Land kamen, fo
‚die Zucht davon nicht gehörig einzurichten, oder man hatte in England
‚der zweiten oder dritten Güte N haufen welche oft den ——
dies in der Normandie der Fall war, verfchlechterten. Übrigens iſt
Ydie Pferdezucht uͤberall gleich dluͤhend. Man kennt Eeinen Unterfchied
ft, veredelt heißt und die eigentlic) fogenannten englifchen Pferde
ſcheint in England einheimifch zu fein. Sie ift 4 Fuß bis 45.4, 5
"von ſtarkem Bau, einem Kopf , diem Halfe und fehr fchlanken Bei⸗
Pferde werden ohne befondere Sorgfalt in den Gebirgsländern, Corn»
nfhire, Wallis und Schottland, gezogen. Sie find unermüdet und
Bergläufer. Die zweite Nace begreift die Zug und Laſtpferde, die
ig, wohl und ftark gebaut, und wahrſcheinlich flandr;'hen Urſprungs,
> forgfältige Zucht ſeht vervolltommmet find. Die zahlteichfte ift die
durch mehre fremde Arten veredeite Race, welche alle Jagd, Meitz,
ab Gavalsriepferde begreift. Die fhönften darunter, mas Ebenmaß und
trifft, find bie Nenner (race-horses, chevaux de course), ——
ch von einem edeln fremden Hengſte und einer beruͤhmten eng)
ebenfalls aus fremdem Geſchlechte, oder von zwei edlen Sfatigepfanen,
vor einem veredelten Gefchlechte Uberhaupt abftammen, daher «8 unter
chetlei Abftufungen gibt. Im Allgemeinen find fie 4 $. 7—10 Bolt
iben einen ftarken, glatten Kopf, große Augen, lange Ohren, einen
n Hals und eine hohe, etwas fhmale Bruft; ber Bauch ift wenig wor
Gelente an den Beinen find ftark, ber Bau des Rüde KR gun
en (fd) gegen Benkul
fe Sudien) 1826 abgetretenen Rüftenftich
ein, zufanmen 53,000 IM. mit 123 Mill. Einw,, wovon 25,800
33 Mil. Eino. der Regierung unmittelbar unterworfen find,
iron Fuͤrſten gehört, En
ten), Mabrab und Bombapgetfeitt: Die ‚Einf, bettagen
iu ae ren faft 10 Mit. Das Activcapital
Präfidentfchaft
n König, iſt aber für feine Handlungen dem
lid Generalgouverneur als jeden Gouverneur der Praͤſi⸗
‚beigegeben. Die gebornen Briten und
— ——— anfingen; fie
ifchen Zeitraum von 450— 780. Als 570 Auguftin von Rom kam,
der Srifttiche Religion auch den Keim zu Wiffenfehaften und Kunft,
miſche Alphabet mit, wie es fich bereitß — kleinen Currentſchrift gebilz
— EG Warton („History of the engli a
te fun ke it
590 Englifhe Sprache
wandt waren. Was man gewoͤhnllch angelfädhfifch nennt, if ci
angelſaͤchſiſch, wovon noch mehre fchriftlihe Denkmale vorhanden in
ten des Könige Alfceb, zwei buchſtaͤbliche Überfegungen der vier &
des undchten Caedmon poetifche Umfchreibung der Genefis. 106
Einwanderung der Normannen , 3) der normännifc) » ſaͤchſiſche 3
normännifcefächfifhe Mundart, fagt Warton, war eine barbarili
ige und unblegfame Sprache. Ihr Grund war das Sädfiih:Di
jegt mit Franzoͤſiſchem vermifcht ward. Die fächfifche Sprache hau
Analogien, war von Dichtern und Theologen ausgebildet worden, a
mit dem Dänifchen vermifcht, doch viel Klarheit, Stärke und &
das von dem Eroberer und feinem Heer eingeführte Scanzöjifh a
von Deutfch, Galiſch und vesdorbenem Latein. Mit dem Anfange
begann 4) der frangöfifchefächfiiche Zeitraum. Die zuvor mit dem
vermifchte daͤniſch⸗ ſaͤchſiſche Sprache vereinigte fich jegt mit derz
ſchen, nad) deren Vorgang allmälig auch mit ber lateinifchen, und!
Huͤlfe beider zu der heutigen englifchen aus. 'Merkliche Fortſchritu
bildung that fie vornehmlid) in der zweiten Hälfte des 14. Fabch,, :
Zuwachs von Ideen zu enge geworden, ſich Immer mehr aus ber fi
cherte. An Chaucer, dem Vater der neuern engl. Poefie, ift die
am merklichſten, und befhalb hat man fie auch zuweilen ihm feib
So wurde denn die engl. Sprache eine Mifhung von Britifdem
Angelfächfifäyem, Altdeutſchem, Dänifhem, Normännifcem und
aöfifch ; durch veligiöfe Verhaͤltniſſe, worin England eine geraum
lien ftand, kamen auch italieniſche, durch Ausbreitung der Kuͤnſte n
ten griech. Kunſtwoͤrtet aller Art, durch den Handel eine Menge a
ſchen Wörter in die Sprache, welche deßhalb eine der gemifchteften i
kann. Sie wird In dem größten Thelle Englands und in dem
Schottlands gefprochen; in den gebirgigen Gegenden Schottland
Irland und ben englifchen Provinzen Wales und Cornwallis herzfd
alten britifchen verwandte Sprache. Die Mundarten find theils n
den, theils nad) den Graben der Bildung ‚Derer, bie fie fprechen, |
Englifcher Tanz - + Enparmonifch sa
tachtehren find in England Murray's, Allen's und Grand Werte
tfche if re — Braunſchw.
gli eridan's, —— a
ad , behauptet oe man Biel —
Frankreich ein nicht ganz entſchiedener Streit obwaltet
in Paris oder in Deleans, beſſet und. reiner. italienifch —
schen werde, fo auch in England zwiſchen London und Dublin, und faſt
als: 06 die Mehrheit der Stimmen ſich auf die Seite Dublins neige,
fifcher Tanz, ſ. Anglaife
| ie Waaren nennt man gemeiniglich nur die in Mancheſter
mwollenwaaren, und bie fogenannten kleinen Waaren, welche aus
u nd Speffieib in’den beutfehen Bandel Eommen. Es gibt ihrer aber
Heten, die in großer Menge ausgeführt werden, und fich durch Glite
b Woltenfto|
famancors, Zays; Hallfar führt biefelben Artikel aus wie Lerds, und
noch) Karfays; Nochdale liefert Boys; Norwich wollene Damafte und
tottingham feine Strümpfe; Etruria das weiße und ſchwarze Wedge:
gut; Mancheſter weiße Garne (fogenannte Water: und Muler
„die fogenannten Manchefter, baummoltene Batiſte,
Waaren; Birmingham Quincaillerie, Knöpfe und unzählige Heine
beffield Meffer und Scheeren; London felbft verfertige nicht minder faft
FE a es
heit, weßhalb diefe auch theurer find, und auferbem bie vortrefflich⸗
emmatifcjen Inftrumente, feine Glastwnaren, Sattlerarbeit, Wagen
E8 gibt viele Urſachen, welche den englifchen Waaren den Vorzug vor,”
jeftlandes, insbefondere Deutfchlande, verfchaffen, und man irrt fehr,
aubt, daß ein bloßes Verbot derfelben unfere Fabricate bald zueiner gleis
Wohlfeilheit führen wurde. Wir finden die erfte Urfache in ber vortreffe
. Staatsverfaffung, die jedes Individuum in feinen Nechten [hüst und
ib ihm die volle und freie Entwicklung aller feiner Anlagen und Talente
m der nationalen Gefetgebung durch das Parlament; im der, durch diefe
| bedingten, nothwendig auch auf Kenntniß des Praktifchen gerichteten
‚der Staatsbeamten, anftatt daß bei und Minifter und Räthe, mit oft
Einſichten über Gegenftände des Gewerbfleißes, bie Leitung
dem Gemeingeift des engl. Volks, der alle große Ideen, die die
et befördern koͤnnen, auch großherzig unterftügt und fic dazu vereinigt
Candle, ihre vortrefflichen Landſtraßen, ihte Anffalten zur Erleichterung
und aller Verbindungen), in der glücklichen infularifchen Rage, der uns
n Schifffahrt, und ber dadurch mannigfaltig erregten Ind
dtigeit und fich wechfelöweife unterfttigenden Induftrie. Endlich has,
16 mögliche Unterhaltung der D weiche in allen
anu — mit en —
— 5 — Einfluß ſowol auf die ———
‚a srmonifeh (in der Tonkunſt ) bei den Griechen eined der Klangge ⸗
welchen die zwei erften Intervalle Eleiner als halbe Töne (Bierteld-
n. Das Enharmoniſche ift auf biefe Art von dem Diatonifchen verfchies
ützutage nennt man enharmonifcpe diejenigen Töne, welche nad unten
Entauſtit, WAansmalereı, ging unjtreitt
Alten aus, auf Wachstafeln zu fchreiben. Die Wache
langten aber eine andre Behandlung, als jene zum Schre
farbe vermifchte Wachs war nicht duͤnn und fläffig, fonden
demnach mit einem heißen und platten Werkzeuge ausgede
den mußte. Dieſes Werkzeug hieß bei den Griechen Keſſ
riculum oder veruculumm , d. i. Brennftiel, Brennfpatel,
fahren felbft aber, das trockene und gefürbte Wachs mit |
tragen und auszudehnen, hieß eben deßhalb Enkauſtik,
dynaio, ich brenne ein. Weil es damit auf Haltbarkeit
abgefehen war, fo erhielt das Wort Enkauftit bald eine
andre, indem man weder die Verfchiedenheit des Stoffes,
Feuers unterfchied. Nicht nur gebrauchte man diefes U
rei auf Holz, Mauer und Elfenbein, fondern audy von de
fhirre, von Metallarbeiten, wobei Gold und Silber au
eingefhmolzen, und von Allem, mas im Feuer vergoldet
ches man Gold: oder Silberenkauftit nannte. Die Ne
lanmalerei und Schmelzarbeit Enkauſtik, und mit eben
Glasmalerei der mittlern Jahrhunderte, wie man fie an d
Kirchen fieht, diefen Namen geben. Es ergibt ſich von fe
der Wachsmalerei der Alten nichtö zu thun hat. Über die
ſehr wenig. Plinius („Hist. nat.“, 35, 11) berichtet u
fach verfchiedene Art derfelben gegeben habe. Bei der erft
zerlaffen, fein geriebene Erdfarbe, fo viel e6 einfaugen f
dann diefe Maſſe (eldodorifches Wachs) auf Holz ode
Spatel aufgetragen und geebnet. Erkaltet, war fie der €
ner mit einem Ealten fpigigen Griffel die Linien eingrub,
nicht die Malerei, fondern der Wachsgrund, welcher einge
fe8 Einbrennen gab der Malerei nur uneigentlich den Nam
die zweite Art, die eingebrannte Malerei auf Elfenbein, I
Vorftellungen eriftirt. Die richtigfte Meinung ſcheint!
Florenz, der ſich felbft mit enkauſtiſcher Malerei vielfach bi
gen/ Indem nach — rang mare age
a a Se a
it jene. man. ih ein
Bid, aha
rarkten, €
viren,
A
594 Enfemble Enterbung
nehme junge Leute in ber griech. Sprache unterrichtete. Bit rin⸗
Kenntniß der griech. Sprache und Literatur verband er eine grnam
mit der oscifchen und lat. Sprache, wodurch ſeia großer Einflus a
der legterm möglich gemacht wurde. Die Raubigkeit unb Härte ſ.
man ber Zeit, in welcher er lebte, zucechnen muß, werben mehr a
durch die Kraft feines. Autdrucks und das Feuer feiner Sprade. Q
ihn mit vieler Wärme, und Virgil zeigt, wie fehr er ihn fchätte,
nahme ganzer Verfe aus f. Gedichten in die eignen ‚Werke, Er u
in allen Gattungen der Poefic, bald weniger, bald mehr nad de
So ſchrieb er in Derametern ein epifcyes Gedicht „Scipio"; roͤmiſt
der ätteften bis auf feine Zeit; Tragoͤdien und Komödien, von mei
I "Ya übrig find; Satgeen und Epigramme; lberfegungn
die
um die lat. Sprache und Profodie erwarben ihm das römil
und berirkten, daß ihn die Roͤmer als den Water ihrer Porfie betu
—* 55. etc.), Sehne Bruchſtuͤcke hat geſammeit H
707, 9).
EnfemdLe, das Ganze, ohne Rädficht auf feine eingelnn
man bei Beurteilung eines Gegenſtandes der ſchoͤnen Künfte auf di
ſieht, bie alle Theile zugleich auf und machen, ohne auf das Einzel
nehmen, ſo fagt man: das Enſemble ift dabei fo oder fo beobadıtat
nen Gemätde: wenn man auf die Empfindungen hinſieht, wel
gung aller Gegenftände dewirkt, es fei num in Hinficht-auf den Berl
in Adſicht der „Harmonie der Karben, der Haltung, .de6 Helen ed
wenn die Darftellung der einzelnen Kuͤnſtler zu einem Ganzen zuſan
her man auch Häufig von einer Schauſplelergeſellfchaft überhaupt fa
gutes Enfemble odet fie bilde fein Enſemble. Im erften Falle yafl
fpieler nad) ihrer Perſoͤnlichkeit und Worzügen gut zufammen ı
mit einander, was man fagt, eingefpielt; im legtern Falle findet
ſtatt. Gewiſſe Darftelungen in der Kunft wirken, ald Ganzes.
Fall bei gewiſſen Landſchaften in der Malerei, wo die einzelnen G
nicht twirken, doch zuſammen eine teigende Anficht gewaͤhren. Um
e vom 30;;
-fich bei Sörter,. Hi
a — —
rat
der Macht und des Gluͤcks
meh 3 5 WERE
Famimonda&, ein thebanifther Feldhett, ber fein Vaterland.
—
Be gun n
und Epde | mid 599
1, nimm fe nung ragen. Oder Chir
jung entftan on
er ‚Pedro de Ponce, ein Paar
ʒorene Rinder des Connetable von Caftitien mit folchem Erfolg unter⸗
— — fondern auch Rechnen, Religion:
achen (ernten, und fogar einige Kenntniffe in dee Phpfit und Aftcos
——— der Soc ut. wurden gie Brface
dee von
— Erfaunen ange: Seine von Bien
2 ——
dennoch fieh er
ib — — ——
rag ag ———
m Sumpen —— in diele Verbrießtichkelten. Cr gtanbte näm-
Erben der reichen geäflichen Familie
j foderte Rechte zurüch. Es entſtand
a m feines: ‚entfchieden, fpäter aber,
ie ber Herzog. 0. Pentptöure (nebfk dem ——
SE, YUYLBJ1UBLVTOLe
Ephemeriden find Schriften, in welchen Tag
nung der Tage aufgezeichnet werden ; Zeitungen u. a. per
ten, worin die tägliche Witterung aufgezeichnet iſt. Desg
aſtronomiſche Tafeln, worauf die täglichen Stellungen der
Erfchyeinungen am Himmel verzeichnet find. — Ephem
Tag währt. — Ephemeron, in der Pflangenlehre, d
fpätern Herbft blühende Giftpflanze. — In der Thierlehre
tagsfliegen. Es gibt nämlich Kleine Fliegen oder Müden,
haben, daß mehre Geſchlechter an einem Tage geboren wer!
Epheſus, dieſe, nad) Suftin, von den Amazoner
drochus, dem Sohne des Kodrus, erbaute Hauptſtadt vo
war der Mittelpunkt alles Handels von Worderafien, wo;
Vieles beitrug. Obgleich Zeritörungen des Kriege und fü
Male vernichteten, fo wurde fie doch immer wiederhergeſt
wegen des zwifchen der Stadt und dem Dafen gelegenen un
der Welt gerechneten Dianentempel6, oder Artemifton, ale
Cherefiphon oder Ktefiphon genannt wird, Er war in ion
lang follen die gefammten Völker Kleinaſiens an diefem 2
deffen Länge 425 und die Breite 200 Fuß betrug, und w
(jede 60 F. hoch) geziert war. Noch merfwürbiger warı
zahlloſen Bildfäulen und Gemälde von den berühmteften I
Bis zu Plinius's Zeiten war er 7 oder 8 Mat zerſtoͤrt wor!
berüchtigten Heroftrat, 356 v. Chr. Dennoch wurde der
fern prächtiger als je wieder aufgebaut, wozu fie nicht bloß
ihre Weiber das Gefchmeide hergaben. Sept find feine X:
der Hirten mit ihren Heerben, fowie die prächtige Stadt,
Soluk, if. Hirt hat über dieſen Zenıpel geſchrieben.
Ephialtes, ſ. Aloiden.
Ephorus. Ephoren waren zu Lacedaͤmon (fe
Perſonen, welche 745 vor Chr. von dem Könige. Theopon
Lykurgus, eingelegt wurden, um zunaͤchſt als Stellnertret:
Nis innava WArrrtänaumaltenn . Kia nnuichslic nen
Epfralimiten Epibemie 600
Li Bde ra an Eh Shpardam
geprägten ſchlechten Geldes 6 geflrgen fein, ea
De — unges
auf beiden Kreiſen
groß find. Die Bewegung des einen Kreifes kann auch auf der innern
ten gefchehen, wo die Curve
eine der mit einem
‚alten Griechenlands, in Argolis, im ; vorzüglich berühmt
des 2
it Sieh epidemijae Kuna (one) net nem
d einem Orte, oder in einem
altezeit von
—— endlich
tankpeit entfteht. (Val. Ein fi an Re
2) & en manche Epidemien von einem eit durch beftinuute
Krieg, Belagerungen, Erdbeben u. f. w. durch die das Mer
Wirkungen die Entftehung der epibemifchen Krankheiten ſeh
felben wenigſtens bösartiger machen. Die Epidemie fängt
Kranken an, zuweilen befaͤllt fie plöglicy viele Menfchen auf
li. dann gefchieht, wenn eine Act von Witterung oder Win
genfegte übergeht. Wenn, z. B. nad) lange herrſchendem
wind mit warmer Witterung plöglich Nordoſtwind eintritt,
Menſchen über Huften, Schnupfen, Rheumatismen u. dal.
ift eine Epidemie gemeiniglich gelinde, allein je mehr fie fid) <
licher wird fie; gegen das Ende wird fie meiftene wieder gut:
gung ereignet fich oft fo allmdlig, als fie anfing, doch zuweilen
che Menfchen werden gar nicht von ber herrfchenden Epib:
ſcheinlich liegt die Urfache davon in ihrer Körperbefchaffenhei
Einflüffen entgegengefegt ift, und fie fähig macht, denſelber
voiderftehen. So findet man auch oft, dag Menfchen mit d
Hypochondriſten u. a. m. von der epidemifchen Krankheit
felten vermechfelt man die Begriffe von Epidemie und anflcı
Krankheit. Erſtere ift urſpruͤnglich nicht anftecdend, ihre E
tung hängt von allgemeinen Einflüffen ab, und in der Rege
fiedenden durch Berührung mit einem andern Körper bie
demfelben erregenden Stoff... Nur unter befondern Umſt.
die Krankheit fehr bösartig wird, und viele Kranke diefe
Raume beifanmen liegen, kann ein anftedtender Stoff in
welcher einen Dunſtkreis um den Kranken bildet, und in fol
diefem nahe kommen, diefelbe Krankheit zu erregen im St,
auch hier Taͤuſchungen vorfallen, und bei Ununterrichteten ı
vor der Anſteckung zu früh und ohne Grund ein. So wird
dung zugefchrieben, was bloß Folge einer widrigen Erſchuͤ
ſtems beim Anbtid eines Kranken, vielleicht unter efelhaften
durch die Krankheit, zu welcher der Körper ſchon geneigt
Borfchein kommt.
Evidermid, bie Oberhaut, ſ. Haut.
n einen fc)
a ae ar een
Buch . — Epigra '
—* —S——— ———
Seite einee Münge, auf welcher fih das Bi und. de Schrift befinden
zraphifä, wenn fie nut Schrift, anepigraphifd, ——
itten Epiktetos(90 I. nad) Chr.), "Diefer berlgmte Anhänger
a —— in Phrygien — ichie zu Rom ale der Sklave.
whroditus, eines ———
igen er mit einer Faſſung —— echten Stoiker
ah a ni Beten Sing auften Shenkgsk
60+ . Epikur
„Du wirft mie das Bein zerfchmettern”, ſagte Epiktet. Sogleich
den Schlag, und zerſchlug ihm das Bein. „Babe ich die ed nicht
fagte mit ruhiger Miene der Phitofoph. In der Folge ward er ft
aber fortwährend in der größten Armuth. Der Grundfag [.Bs
und Entbehren. Die Vortrefflichkeit ſ. Lehrfäge erwarb ihm agen
rung. Domitian verbannte ihn nebft andern Philofophen aus
Tyrann mußte Männer haffen, deren Brundfäge aller Ungerechtig
hen. Epiktet ließ ſich in Epiros nieder, Lehrte aber nach dem Tod
the, und ftand bei Hadrian und Marc ⸗ Aurel im größten Anfehen, ı
Statthalter.von Kappadocien. Arrian fammelte die Ausfprüce |
rers; wir befigen fie u. d. T.: „Enchiridion“. Außer diefem Hi
wit von ihm noch vier Bücher phifofophifcher Gefpräche (deutſch m
Schulz, Altona 1801, 2 Thle.). Won beiden Werken, befondert
iridion", gibt es viele Ausg. Schweighäufer hat (Leipzig 1799
zuſammen herausgegeben. Als einen Beweis der großen Ber
Epiktet allgemein zu Theil ward, erzählt man, daß nach f. Tode f.
3000 Dradhmen verkauft ward.
Epikur, geb. zu Gargettus bei Athen, 342 vor Chr. I
Phitofoph war von armen Ältern geb., und fo lernbegierig, daß er |
ſich nach Athen in den Lehtſaal des Grammatikers Pamphilius bey:
von dieſem den Vers Hefiob’6 hörte, worin das Chaos als das erfte«
Dinge angeführt wird, warf er die Frage auf: Wer denn das Chaoi
da es doch daß erfte geweſen fei? Der Grammatiker verwies ihn
phen, welche Epikur von jegt an mit Eifer befuchte. Aber Athen ge
ſ. Geift zu bilden und Kenntniffe einzufammeln, buxchreifete er veri
und eröffnete endlich in feinem 36. J. f. Schule in einem Garten i
ſtroͤmten ihm zahlreiche Schuͤler zu. Er lehrte, das Wohlſein fei I
aber nicht ein finnliches, aud) auf dem Wege des Laſters flüchtig
fondern ein geifliges, allein durch die Tugend erreichbares Wohl
Ruhe und Übereinftimmung der Seele mit fich felbft beftche. Dem
zwat das Lafter und huldigte der Tugend, aber nicht tim ihrer ſelbſt
606 Epimenldes Epinay
Nothbehetf, Infofern er von einem Kunſtwerke etwas fagt, maß dejee
fid) fetbft ausfpricht. In einem etwas veränderten Sinne nenn mm
(größtentheilß verfificirte) Rede, worin eine Schauſpielergeſelſchan a
gange von einem Orte von dem Publikum Abfchied nimmt,
Epimenides, ein berühmter Ppitofoph und Dichter da Ir
6. Jahrh. vor Chr. und aus Kreta geblirtig. Won Einigen wird nah
ten fieben Weifen Griechenland gerechnet, und Dagegen Perianber un
ausgeſchloſſen. Die Sage ſchildert ihn als einen Vertrauten dr Su
tehglichen Sehen der Zukunft. Als bie Arhener won Feinden wi
Krankheiten Heimgefucht wurden, und das Drakel ihnen erklärte, de
ſich dutch Entheiligung der Tempel, in welchen die Anhänger vi S
worben, ben Zorn ber Götter zugezogen, und muͤſſe wieder entfüntig
fen ſie den durch feine Weisheit und Frömmigkeit ‚berähemten Cyiamd
gu fidh, um durch ihn mit den Göttern verfi zu werden. Grm
Munde, und traf noch verſchledene nügliche:Eimrichtungm. Be
ange ſchlug ex alle Geſchenke unb verlangte zum Lohne nichtd, ad
von dem.ber Minerva gewelhten Ölbaum. Leicht izu deuten iſt die (
als Züngking in einer Höhle von einem Schlaf uͤberfallen worden, da
40, :nody Andern nody mehr Jahre gedauert habe, Bei ſeinem 3
habe er gu feinem Erſtaunen alles in feiner Vatetſtadt verändert gefrud⸗
in feinem Vaterlande in Hohe Alter. Diefe Gage legt Göthe’s Die
Epimenides Erwachen", zur Jahresfeier der Schlacht bei Bripzig |
Über ihn fe Heintich. „EpimenibeR aus Kreta”, Leipzig 1801.
Spimerheuß, ſ. Pandora.
@pimay.(Zouife, Frau v.); Diefe durch Rouſſeau's Liche un
kannt geroorbene geiftzeiche Jeau, war bie Tochter des H. Tardien Du
im Dienfte Budtoige XV. fein Leben in dlandem verlor, und fein fe
mittelmä Umftänden hinterließ. Dies und die Gewegenbeit, mı
velles am Hoſe genoß, machte, daß man einige Sorge für die Tod!
mit einem H. Delalive de Bellegarde, dem man eine Generalpädtrch
band. Die Verſchwendung des jungen Mannes verkuͤmmerte jedoch
na fi win, a an ve
‘Epiphaniasfeft; und bie nad — —E gel
mit diefenm Namen auch den Tag i ſte
nem a); ince Sc 127
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a” in „wethe Da6 portifche
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lebe fie Paufe feiner Erzählun,
Kr hlegie
Epos, die Benennung einer Claſſe von Geb
Gattung, oder vielmehr ein erzählendes Gedicht felbf
einer Gattung willkuͤrlichere und zufätligere Regeln aufg
ſchen, zumal wenn man es unter dem’ prädhtiger klingen
bedeutend mit Heldengedicht aufftellte. With. v. Dun
als eine folche dichteriſche Darſtellung einer Handlung d
Gemuͤth in den Zuftand der Iebendigften und allgemein
verfept. „Man braucht nur”, fagter, „diefen Zuftan
zugleich zu allen jenen wefentlichen Eigenfchaften der E
vität, der lebendigen Sinnlichkeit, der vollfommenen 2
beit aller ſolcher Parteilichkeit, welche die Sreiheit der X:
zu gelangen. Die Hauptmerkmale in diefer Definition
lung und der Erzählung. Vorzuͤglich if der letztere roic
ganze Gattung ihren Namen hat. Streng genommen
ganzes Weſen ableiten koͤnnen“. Dierzu bemerken wir
Handlung ift, welche das Epos barftellt (denn diefe gebö
Begebenheiten. Begebenheiten find aber etwas Verge
gene laͤßt ſich bloß erzählen. Was nur erzählt wird, ifl
mildernde Kerne gerückt, wirkt nicht fo eindringend mi
als das Gegenwärtige im Drama, läßt der Betrachtung
raum, geftattet mehr Ruhe. Somit ergibt ſich als Ci
Darftellung des Fortfchreitenden (denn Erzaͤhlung Een
Schilderndes, Befchreibendes, fondern ift ihrer Natur ı
aber ftetigen, Kortfchreiten begriffen)... Demnach erſch
ganzen Darftellung in befonnener Saffung, ruhiger Halt
lenzuftand fpiegelt fich in dem Gedichte wieder, welches n
Drama, erfchüttert, fondern das Gemüth ruhiger anfpri
wirfung nicht der gehörigen Kraft ermangele, wird die
erfodert, welche nicht ander® al® mittelft durchgaͤngiger U
GEntfaltuma srreichhar if} Mar ana hal (enad Sk6 Erlen
zıu ru 7 TzyCcvrı'U9), Ute zu VYIULETLULEES TU
eines Hollaͤnders, Namens Gheeracde, aus Gouda, und
war bie zu f. 9. 3. Chortnabe im Dome von Utrecht, dann
Deventer, wo er ˖ in Talent auf eine fo alänzende Weile zu
ibm vorauesefagt wurte, er werde einft dir gelehrteſte M
Nach dem Tode feiner Ältern, die er im 14. Jahre verlor,
minder, in den geiſtlichen Stand, und mit ten 17. 3. in
Gouda zu treten. Der Biſchof von Cambrap befreite ii
Nachdem er 1492 die pzisfterliche Weihe empfangen hatt:
um ſich in der Zpeeiogie und in den Humanioren zu verve
richtete dort einige reiche Englaͤnder, von weldirn Einer ihn
Penfion zahlte. Mit ihnen ging er nach Engtand (1497),
wohl aufnahm. Doch kehrte er bald nach Parie zuruͤck.
Kenntniffe zu bereichern, nad) Stalin. Hier wurde er in
logifche Doctermürde annahm, wegen f. weisen Scapulicr:
kranken angefehen, und nit Steinwuͤrfen verfolgt, die fein
Diefer Vorfall war tie Veranlaffung, daß er beidem Papf
feinen Ordensgeluͤbden anbielt, die er auch erbielt. Cr b
und Rom; aber fo glänzende Augfichten ſich ihm auch hi
doch licber den Einladungen feiner Freunde nad England
worin er bei Heinrich VIII. ſtand, noch aröfiere Vortheile
berühmten Großkanzler Thomas Morus beſuchte, ohne lid
ben, ward bieier dergeſtalt von ſeiner Unterhaltung entzuͤck
ſeid Erasmus oder ein Daͤmon“. Man bot ihn eine P
wenig geneigt, durch ein foldye® Amt ſich au feſſin. Zu &
Zeit die Profeffur der ariech. Sprache. Darauf ging er ne
durch die Niederlande und Deutſchland nach Ba’el, mo er
bei Froben leitete und 1536 ſtarb. Erin Grab befindet fi
mirten Münfter. €, vereinigte mit ausgebreiteter und g
ebenſo viel gelduterten-Befaumad und treffenden Wis. &
Erato Erbaͤmter 613
ake, Halle 1732, 2 Bde.) Außer ſ. Ausg. verfchiedener Clafſiker und ſ.
philolog. und theolog. Schriften fuͤhren wir nur ſein bekanntes Buch zum
Narrheit („Encomium moriae“*) und ſ. Colloquia an.
rato, cine Mufe, deren Namen fie als Yicbende oder Liebenswuͤrdige ans
» Biel bat fie mit Zerpfichore gemein, diefelben Attribute, daſſelbe Ge⸗
öfter auch eine Kithara und das Plectrum. ie waltet den Gelingen ber
, und rührt, wie Dvid in feiner Kunſt zu lieben berichtet, durch ihre zärtlis
der auch der fprödefien Mütchen Herzen. u.
ratoſthenes, ein Gelchtter aus den Zelten ber Ptolemder, geb. zu
in Afrika, 2759. Chr., Bibliothekar zu Alerandrien, machte fid) verdient
mathematiſche Erd£unde, brachte die vorhandenen Beftimmungen In «in
, und berichtigte und erweiterte zugleich die Wiſſenſchaft. Den meiſten
erwarb er ſich durch f. Unterſuchungen über die Größe der Erde; auch um bie
unde machte er fich verdient, und beobachtete zuerft die Schiefe dir Ekliptik.
Schriften ift blog eine vollftändtg Kbrig, „„Catasterisıni‘*, die von den Sterns
handelt (Schaubach, mit Commentar, 1795). Bon f. geouraphifhen Wers
"fange in vorzuͤglichem Anfehen ftanden, hat die wenigen Überreſte Seidef
jelt und herausgegeben, 1798.
rbach, ein fraͤnk. Grafengefchlecht, Iuther. Religion, das f. Stmmbaum
Eginhard, in Karls des Großen Zeit hinauf lettet, blüht jest in 3 Aſten:
an, Erbach und Schönberg. Sie befigen unter großherzogl. heſſiſcher und
t Oberhoheit 1L IM., mit 33, 420 E. Graf Karl, v. Erbady: Erbach,
bherr, beſitzt von Erbach 44 GM., mit 11,914 E. auferdem noch Güter
temberg u. Baiern (14 0M., 3700 E.) zuſammen 110,000 Gulden Eins
Er refidirt zu Roch im Wuͤrtemb. und zu Erbach, Stammſchloß in der
fe Erbach, auf dem Ddenmalde im Großherzegthum Heffen, mit einem
ale und Mufeum, das viele griech., roͤm. und meifiens altdeutiche Alterthuͤ⸗
t guten Gemälden und Zeichnungen aus der neuen Schule enthält. Einzig
Art ift die Gewehrfammer. In der gothiſch verziertin Begraͤbnißcapelle
imhard’s und Emma's Sarg aus dem Kloſter zu Seligenſtadt.
ebadel, f. Abel.
ebämter, eine Eigenthuͤmlichkeit der germanifchen Verfaffung, von mels
Alterthum nur wenige Spuren zeigt, welche ſich meift auf priefterliche Fa⸗
rıter besiehen. In dem beutfchen Gefolge entwickelte ſich die Sitte, auch
He und häusliche Dienftteiftungen bei dem Fuͤhrer, welche Griechen und Roͤ⸗
4 Sklaven und Freigelaffene verrichten ließen, als Auszeichnungen ben Ans
den der Getreuen zu Übertragen. Daraus entftanden die großen Hof⸗ und
‚ter 1) des inneren Hausweſens (Major domus, High Stewart, Camera-
kmmerer); der Küche (Seneſchall, Dapifer, Truchfeß) ; des Kellers (Schenk,
a, buticularius, pincerna, butler); 4) des Marſtalls (Marſchall, comes
connetable), alle zugleich mit einer obern Anfuͤhrerſtelle im Heere verbuns
In den Dienftmannfchaften der Kürften, Biſchoͤfe, Abte wiederholte fich diefe
sung, welche durch das Lehnweſen erblich und vervielfältiat wurde. Oberſte
te des deutfchen Reiches waren die weltlichen Kurfuͤrſten, melche für die
en Öelcgenheiten, wo Refte ihres Amtes auszuüben waren (Kaiferfrönung)
Vicarien (Erbſchenken Grafen von Altbann, Erbtruchſeſſe Grafen Truch⸗
Waldburg, Erbmarfchälle Grafen von Pappenheim, Erbkaͤmmerer Fuͤrſten
ahenzollern, Erbfchagmeifter Grafen v. Singendorf, Erbtbuͤrhuͤter dee Reichs
von Werthern, ohne Erzbeamte), beftellt hatten. Diefe Erbämter kamen
amd mit manchen andern vermehrt (Erblandmarſchaͤlle, Erblandvorſchneider,
-tümmerer, Stabelmeifter u. f. w.) in fehr vielen deutfdyen Ländern vor, und
fich hier zum Theil noch erhalten. Vaiern hat vier neue erbliche Oberkronaͤm⸗
614 Erbauung
ter (dem Kronoberſthofmeiſter, Oberſtkaͤmmerer, Oberfimarfchall und Oberſth
meiſter) errichtet. 37.
Erbauung (nad den griech. odxodasn) bebeutet Fortfchritt im Guten, nı
der Peſtimmung des Sprachgebrauchs: Im religiöfen Guten. Oft verficht m
‚unter Erbauung nichts weiter als die Erregung guter Gefühle, Erwedung u
Echärfung des Einnes für das Schöne, Wahre und Überfinnlicye. Auf diele
kann man zufillig erbaut werden, 3. B, in der Natur, durch den Anblick des geflü
ten Himmels, in Geſellſchaft durch ein ruͤhrendes Geſpraͤch u. ſ. w. Hat es al
hei der bloßen Anregung guter Gefuͤhle fein Bewenden, und wird Beine bleiben
Wirkung erzeugt, ſo kaun man nicht von Erbauung fprechen; denn es wird nid
in und auferhaut. Wenn dies gefchehen foll, fo muͤſſen wir über die Dinge, N
unſer Gefühl bewegen, nachdenken, danach gewiffe Grundfäge bilden, ınıd Cu
ſchließfungen fallen. Dazu gehört aber abficktliihe Saramlung des Gemuͤtht
Denn wer ſich mit jenen zufälligen Anregungen begnügt, wird wenig an Veredlug
ewinnen, indem er dann erft in Gefahr ſteht, bloß von zufäligen Gindrlden 54
—* zu laſſen. Mur wer ſich über die Sphäre des Siunlichen erhebt, das lung
Heiligthum der Seele erfpäht, feine Vorſtellungen von der Beſtimmung bes
ſchen berichtigt, und mit Huͤlfe der fie begleitenden Gefühle Entſchließungen fi
bie er von neuem immer belebt, nur der wird veredelt. Demnach ift €
ebenſo wenig Erleuchtung allein, ald Rührung allein, umd wer erbauen will,
ch ebenfo wenig bloß zu dem Verftande als bloß zu dem Herzen, ober zu der
bildungskraft wenden, fondern muß deu ganzen Menfchen bearbeiten. M
muß bei diefer Bearbeitung das religiöfe Element das vorberefchende, das U
gende fein. Won Cost, vera Urquell alles Mahren und Guten, geben alle
tungen auf, aufihn führen fie ale zurüd, Die Offenbarungen Gottes find
nicht nur in der Schrift, fondern auch in der Natur aufgethan. Diefe Eı
zu bewirken gibt es drei Weges Perftand, Herz und Sinnlichkeit; und nah
eigenthümlichen Verfchiedenheit der zu bearbeitenten Perfonen, richtet ſich nun
Art und Meife, auf die man denfelben beikommen kann. Gott ſelbſt wirkte, mie
bie Bibel erzaͤhlt, nach diefer Verſchiedenheit durch jeden dieſer Wege. Bald
zeugte er den Verſtand, bald ruͤhrte er das Herz, bald erſchuͤtterte er die Ei
keit, hoch fo, daß ber ganze Menſch aufgeregt wurde. Auch in dieſem Fache
ſich die Extreme beruͤhrt. Es gab Zeiten, two man auf dem Gebiete des ©
ausfchlieiegd den Verſtand befchäftigen wollte, und es glich bie Aufklaͤrung
onncnlichte eines kalten MWintertages, der bloß erleuchtet, aber nicht
u einer andern Zeit, namentlich in unfern Tagen, finden Viele das Heil der
wieder In bloßer Anregung von Gefühlen, und erzeugen fomit die immer mehr
fi greifende Empfindelei, Überfpannung, Schwärmerei, ſodaß einige S
auch in ben proteftantifchen Gottesdienſt gern die Gebräuche einfchwärzen w
welche durch die Sinnlichkeit auf das Gefuͤhlsvermoͤgen in hohem Grade mi
Über die Wahrheit liegt mitten inne. Das geheime, Innere geiftige Leben
man Myſiik nennen kann, iſt allerdings dem wahren Chrifteuthum nicht rail
und mol fehlte Kant barin, daß er das Wefen der Religion einzig und allein inbe
Pflichterfuͤllung beſtehen ließ. Meligion If etwas aanz Andres, was mehr enyfaH
den ala außgefprochen werden Braun, weil das Gefühl ebenfo viel Antheil daran de
als der Verftand, dem die Sprache dient. Es ift das Gefühl der Verwandiſche
mit Bott; aber Thorheit iſt es, ſich dieſe Werwandtfchaft näher verſinnliche 3
wollen, in uͤppigen Gefuͤhlen zu ſchwelgen, und einen unmittelbaren Umgang
Bott vorzugeben. Verſtand und Herz haben alfo bei der Erbauung gleichen a
tbeil. Zur Beförderung diefer Erbauung iſt bereit in der chrifttichen Kirche eb
Öffentliche Anſtalt errichtet ; doch nicht jeder Prediger in der Kirche kann die Zuhörr®
gleichem Grade erbauer, und auch von den leftern wird nicht jcder auf geiche 2
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ade; gleich fam in einpeine Ehöresu.vertheilens moburrdh aberbein bie
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ches entroeder gefeglich aus der feflgefegten Erbfolgeordnung
mente, oder aus einem Vertrage entipringt. Der Exbe, |
trag gebunden ift, hat die Frelheit, die Erbfchaft nur sub I
h. unter der Bedingung, daß er die Schulden des Erblaffe
nimmt, ald die Erbſchaft reicht), anzunehmen oder auszuf
Befignahme heißt Antretung der Erbſchaft, und dieſe kanı
ſchweigend gefchehen. Die Rechtslehrer unterfcheiden bi
Sprachgebrauch® den heres in actu primo, bi zur A
ben heres in actu secundo, nach Antretung der Erbſchas
dem der ganze Nachlaß zukommt; ben heres ex parte, b:
aufälit; den heres necessarius, Slotherben, welchem ohn
Erbſchaft nicht ganz entzogen werden darf, und welcher nad
fie auch nicht ausfchlagen konnte, und den heres voluntari
ausfchlagen oder annehmen kann. Die ab intesinto (von
Teſtament) erbenden Perfonen theilt Koch in 4 Claſſen.
lichen Nachkommen, die im erften Gliede nach den Köpfen
den folgenden nach Stämmen (in stirpes) fi in den Nac
lich der unehelichen, legitimirten und adoptirten Kinder mı
Geſetze vergleichen. In die 2. Claffe gehören die naͤchſten
befien vollbürtige Gefchwifter, und in deren Todesfall deren
bilden die Halbgefchrifter des Verft., und in deren Zodesfi
Consanguinei (Halbgeſchwiſter, die mit dem Erblaſſer eis
(die mit ihm eine Mutter haben) zufammen, fo nehmen jene
Vater, diefe, was er von der Mutter befaß, voraus. In
finden ſich alle übrige eheliche Verwandten, von denen der n
fernteren ausfchließt, die gleidy nahen aber zu gleichen Th
wigkes, Verſuch einer philofoph.sjurift. Darftellung des E
des römifchen Rechte und neuerer Geſetzbuͤcher“.
Erblehen oder Erbzinsgut iftein ſolches
frei veraußert werben. als auch auf männliche und weibliche
BUTTWHUNg einer IOFTDETDTHEIT, DIE „JEDEM DONE jen SU
Theilnahme von Seiten feiner Freiheit, mitgetheilt werben
fo fegte Kant in f. „Religion innerhalb der Grenzen der bloße
68) an die Stelle der Exrbfünbe den Begriff eines radicalen
ges zum Suͤndigen, der in der menſchlichen Natur mie einge
allgemein angetroffen wird, aber doch nicht angeboren ift, fo:
eine® Jeden auf eine unbegreifliche Weife hervorgeht, und de
und zurechnungsfäbig ift, obgleich er, fo lange der Mienfch I.
rottet werden kann. Mol. Serufalem’s „Betrachtungen
Wahrheiten ber Religion“, Th. 2, S. 691 fg. und Reinhart
lichen Moral", 3. Auft., $. 99.
Erbunterthänigkeit, ein Theil und Überreſ
Es berahen darauf das Dienft: und Schusrecht, und gewiſſ
Erlaubnißfcheine zum Dienfte auder bem Herrngute, das Iy
nale für die perfönliche Sreifprehung, das Iytrum reale für
beweglichen ober unbeweglichen Vermögens, das Abzugsgell
w. Sm Preußifchen iſt unterm 10. Sept. und 9. Oct. 180
keit aufgehoben worben.
Erbverbrüderungen waren im Mittelalter, w
träge freier Familien, ſich im Fall ihrer Erloͤſchung einfeitig,
feitig ein Erbrecht zugufichern ; find noch jeßt nach dem Uni
Reichsverfaſſung der wichtigfte praktifche Gegenftand des St:
ftendunaftien und ein Beweis, wie fehr ſich ſolches nicht au
fondern aus Befigergreifung zuerft ausbildere. Durch die or
und Mebiatifationen in unferm Jahrh., ift der Gegenftand ı
gen factifch verihrounden. Hätte ber Rheinbund fortgedaue
finatörechtliche Erbe unferer Ahnen aus unferer künftigen
ſchwunden fein. Die directen Entfagungen in Friedensſchluͤ
den Staaten und In Verträgen von noch fortdauernben Staa
Gewicht. In Ermangelung folder Entfagungen Ift das altı
bei Gelegenheit eines Stuatsvertrage mit Meiningen, ben
an Baiern, aufden Fall des Auffierheng des Sachſen⸗Er
mes, vorbehalten. Das Haus Sachſen (Mettin), bei
der Ern.ftinifchen und Albertinifchen, fteht durch den ſche
Nertrag in Erbverbrübderung mit den Häufern Heflen ı
Eftreichiichen Lehns⸗ und Anwartſchaftsrechte auf die Obe
Linie und andre Theile der füchfifchen Landeshoheit über!
greßburger Frieden gänzlich aufgehoben, da die fächfifchen
Mitglieder des Itheinbundes waren. Zwar haben bie H
Sachſen 1389 eine Erbverbrüderung gefchloffen; da fie c
neuem beſtaͤtigt worden ift, fo fcheint fie, wie fo mancher
trag, durch Nichtachtung der Erben der Gontrahenten, un
Bon einer beftimmten Aufhebung deſſelben ift indeß nichts
das Haus Sachſen feine, aus einer Eaiferlihen Anwart
ſchafts anſpruͤche an die juͤlich⸗ bergiſchen Rande, feit der Er
chen Regentenftammes derfelben (1609), noch nicht förn
behaupten Sachſens Staatsrechtöichrer, daß dieſes Har
ſchaftsrechte habe, welche freilich von anhalticher Seite, b
Matter: Nienburg, geleugnet worden iſt. Die Erbfolgere
gen vier Linien des Geſammthauſes S. Gotha find gerade
burgifche Linie mit dem Herzog Friedrich IV. ausgeſtorb
und es hat fich wenigſtens foviel ergeben, daß in den mandı
fchloffenen Erbverträgen von 1634, 1672, 1680, 1791 €
Entfcheibung aufgeftellt worden ift. Auch hat der juͤngſte
Nov. 1826 für künftige Fälle nichts entfchieden. — Das $
in feinen beiden Regentenlinien, hat nur in der jüngern fein
folgende Ermerbungen in Deutfchland feit 1689 ertoeitert,
Amt Neubaus, das Land Hadeln, Bremen und Verden,
Hildesheim, Lingen, einen Theil von Eichsfeld, Goßlar,
ven und Oſtfriesland. und die Staaten der alten Erbhufbi.
der eigentuchen und dauernden Nsulrane gehen in Der Lege
Bodens um fie her voraus. Diefe Wahrnehmungen begrün
ſolche Erfchütterungen der Erdrinde (die rigentlihen Eidbe
Urfachen herrühren können, fondern daß fie durdy gewiſſe im
oder feiner Rinde wirkende Kräfte heivorgebracht werden.
allen den. Erdbeben angehörenden Erfcheinungen eine Ähnlich!
nen der Vulkane, welche kaum erlaubt zu zweifeln, daß beide
hervorgebracht werben und nur verfchledene Arten find, wie fi
fer Urfachen zu erkennen geben, nach Verſchiedenheit der La—
der Oberflaͤche, oder des Theild der Oberfläche, auf den |
fheinung, melche die eigentlichen Vulkane von den Erdbeben
nur das Dafein des permanenten Krater und bie Wieder
durch denfelben, oder in deffen naͤchſtem Umkreiſe. Alte uͤbr
Vulkane, das unterirdifche donmerähnliche Getöfe, dus B
und Zerfprengen des Bodens, und das Ausſtroͤmen von elı
die Entzündung, ja felbft das Auswerfen von mineraliſchen
dann und wann, mehr oder weniger bei Erdbeben, wie bei vu
vor, ſelbſt, wenn jene ſich fern von thaͤtigen Vulcanen ereic
lichen vulkaniſchen Ausbruͤche find, wie wir ſchon bemerkt ha
Erderſchuͤtterungen begleitet, oder werden durch diefe angekuͤr
achtungen Iprechen für bie Meinung, daß die vultanifchen A
ben, die Erhebung des Bodens von Sinnen heraus und bad
bewirkte Zerreißen deffelben, von einer und berfelben Urſache,
felben chemifchen Proceffe bewirkt werden, der feinen Eig i
der jegigen Oberfläche der Erde haben muß. — Zu ben bede:
den legten hundert Jahren, gehören die, welche 1746 ganz
und 1755 Liſſabon zerftörten ; 20,000 Men ſchen kamen bei I
fi) von Grönland bie Afrıka, ja felbft bie Amerika aus. €
traf 1783 Gatabrien, 1812 die Provinz Caraccas in Ei
Aleppo in Syrien.
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Erbe 625
wendet. Man hat neuerlich eine uͤber 700 Fuß betragende Tiefe mit dem Erdboh⸗
me erreicht, und aus dem Bohrloche Salzfoole durch Saugpumpen gehoben.
Erde, ber Name des Planeten, welchen wir bewohnen. Wir können fiein Bo⸗
lehung aufihre phyſikaliſche, mathematifche und politifche Befchaffenheit betrachten.
(S. Geographle.) — Was die Geftalt der Erde zunaͤchſt betrifft, fo ftelit fie fich
dem frei um ſich blidenden Menfchen als eine kreisfoͤrmige Scheibe dar, aufderen
Rand das Himmelsgewoͤlbe gleichfam zu ruhen [cheint. Den gemäß wurde die Erde
m Höchften Alterthume für eine auf dem Waſſer ſchwimmende Scheibe gehalten. Als
in die großen Entfernungen, in denen man die Fläche bereifen konnte, widerfprachen
zar bald diefer befchränkten nur dem erften Anfchein enmommenen Vorftellung, und
man ahnete ſchon im Alterthum die Kugelgeftalt der Erde. Denn alle Erſcheinun⸗
gen find nur auf biefem Wege erklärbar. Eine Kugel von fo ungeheurem Umfange,
wie unfere Erde, und ringsum vom Luftkreife oder dem fcheinbaren Himmelsge⸗
wölbe umgeben, kann nothwendig dem Auge des In der Ebene fichenden Beobach⸗
ter feine andre Erſcheinung barbieten, als die befchriibene. Wie koͤnnte fich und,
von jedem beliebigen E tantpurfte aus, bie Erbe als cine vom Himmelögewölbe bes
graͤnzte Fläche zeigen, wenn fie nicht eine rings von diefem eingefchloffene Kugel
Wire; mie könnte fid) ſonſt der Geſichtskreis in eben dem Grade erweitern, In bem
Bir unfern Standpunkt höher nehmen; mie wäre es fonft erflärlich, daß wir die
Epigen und Gipfel von Xhürmen und Bergen aus der Kerne eher erblicken als ihren
Fuß 7? Aber außer diefen zunächft in die Augen fallenden Beweifen gibt es noch ans
Dre fuͤr die Kugelform der Erde. Dahin gehören die Erfcheinungen Ihres Schate
ten6 in rımder Seftalt auf dem Monde, wenn biefer durch fie verfinftert wird, ber
allmälige Aufgang und Untergang der Sonne, die Ungleichheit von Tag und Nacht,
Der veränderte Stand und Lauf der Geſtirne, und das alimälige Verſchwinden der
einen und Sichtbarwerden andter, ſowie wir und mehr und mehr von dem Äquatot
entfernen und den Polen nähern. Endlich ift es auch nur bei der Kugelgeftalt der
Erde möglich, fie zu umfdiffen, wie fo häufig gefchehen ifl. Die Art, wie unſere
Erde biefe runde Geſtalt angenommen hat, leuchtet ſehr wol ein, wenn wir fie un
bei ihrer Entſtehung als eine noch weiche, bildfame Maffe denken, die, indem fie
fid) um fich felbft ſchwingt, vermöge der Schwere, jeden Theil nach den übrigen
treibt, woraus denn eine mittlere Richtung aller Theile nach dem gemeinfchaftlichen
Mittelpunkt entftcht, aus der die Geftaltung der Kugel nothiwendig folgt. Mas
Höde Unwiffenheit von dem Herabfallen unferer Antipoden (f. Gegenfuͤß—⸗
ler ) u. dgl. m. gegen die Kugelfogm der Erde hat einwenden wollen, erſcheint als
&ichtig, wenn man erwaͤgt, daß Heiner ungeheuren Kugel, mie die Erde, der Be⸗
griff von Oben und Unten ganz wegfaͤllt, da Alles nad) ten Mittelpunkte zuftrebt,
und daß, wenn von Unten und Oben die Rede fein foll, die ganze Kugelflaͤche des
Unten, die fie umgebende Atmosphaͤre aber das Oben iſt. Wenn wir indeß die
Erde unbedingt eine Kugel nennen, fo ift das fireng genommen nicht ganz richtig.
Eie weicht von der Kugelgeſtalt ab, denn fie ift an den Polen eingedruͤckt und abge
plattet. Darauf wurde man zuerft durch bie Abweichungen in den Schwingungen
des Pendels, unter dem Äquator und nad) den Polen zu, geführt. Man beobachtete,
baf ein Pendel um fo langfamer feine Schwingungen machte, je mehr er fich dem
Aquator näherte, und ſchioß daraus zunaͤchſt auf die nach demfelben zu abnchmende
Schwerkraft. Diefe aber warb dadurch erklärbar, weil einmal der Kreis der täge
lichen Umwälsungen am Aquatot am groͤßten, die Koͤrper mithin ſchneller als an
den Polen umgeſchwungen werden, und dann, weil unter dem AÄAquator bie Rich⸗
tung dee Schwungfraft gegen den Mittelpunkt gerade, nach den Polen zu aber nur
ſchief entgegengefest if. Man ſchloß aus diefen Beobochtungen richtig, daß bie
Erde eine an den Polm abgeplattete Kugel cder ein Sphaͤroid fei, und erkticte dieſe
Geſtalt fehr genuͤgend durch die Erfahrung, daß die Theile einer weichen, um ſich
Gonv.s er. Siebente Aufl. Bd. II. 40
Dresden, begab fich, nachdem er in Wittenberg Philoſo
Deffau. Der Fürft von Deffau Leopold Friedrih Franz
fchafter auff. Reifen nad) England, Frankreich, der Sch
ches letzte Erdmannsdorf fchon 1761 befudht hatte, Seir
halben reiche Nahrung, und entwidelte ſich befonders fi
Nach f. Ruͤckkehr benugte ex die eingefammelten Kenntniſſ
deffauiichen Landes, und das Schloß von Wörlig, das L
Luifium, bezeugen dem gebildeten Geſchmack des Baumeiſt
ſich durch die Anlagen, womit der Fuͤrſt nach f. Angabe die
ſchoͤnern ließ, ein bleibendes Gedaͤchtniß in den Herzen A
chen. Auch die Gründung der chalkographiſchen Gefellfdy
und gewiß lag es an ſ. Eifer nicht, wenn fie den Erwart
nicht in vollem Maße entfprady. Unter den Werfen, die
vorgingen, nehmen f. zu Rom gezeichneten architektoniſcher
liche Stelle ein. Er ftarb 1800, Wir befigen von A.
diefes trefflichen Mannes.
Erdſtrich, Erdguͤrtel, Zone. Die geſam
in fünf Zonen getheilt: in die heiße, In die ſuͤdliche gemaͤßi
maͤßigte, in die ſuͤdliche kalte und In die nördliche Ealte.
Erdſtrich, welcher 23! Grad füdlidy und ebenſo viel noͤrdli
Erde Läuft, und beren Bewohner jährlich zivei Mal die S
Scyeitel haben. Ihre Grenzen zu beiden Seiten des A
Wendekreiſe, ober diejenigen Kreife, in welchen die So—
nung von dem Äquator erreicht. Da die Sonne auf
len faft immer ſenkrecht herabwirft, fo herrſcht in ihr ei—
Zug und Nacht find unter dem Aquator felbft immer
dekreifen kaum um eine Etunde verfhieden. Nah DB
der Länder diefer Zone ift jedoch die Hige nicht allenthal
nendften find die Sandwuͤſten Afrikas, weit gemaͤßig
Sinfeln des Südmeers. und noch milder ift daR Alima Me
628 Erdferne Erdftrich
Eure. Einige von Ihnen können ſich mit der Kohlenfäure nicht verbinden, di
übrigen geben damit unlöslicye Verbindungen. Es find folgende: 1) Die Then
oder Alnunerde kommt in der Natur fehr häufig, aber niemals rein, fondern mi
andern Frdarten, mit Metalloryden und bisweilen felbft mit Säuren verbunden vor
2) Die Beryllerde erfcheint blos in dem Smaragd und Berhyll und in einigen an
dern Mineralien. 3) Die Yttererde findet fich in dem Gabdolinit, in dem Htter
tantalu.f.w. 4) Die Zirkonerde findet ſich weniger felten als die vorhergehend
in dem Zirkon und Hyazinth. 5) Die Kieſelerde macht den häufigften Beſtand
theil der feften Maſſe unfere Erdkoͤrpers aus (f. Kieſel).
Erdferne (Apogaeum) und Erdnäühe (Perigaeum), f. Mond.
Erdmannsdorf (Friedrih Wilhelm, Freiherr von), geb. 1736 zu
Dresden, begab fi, nachdem er in Wittenberg Phitofophie ftudirt hatte, nad
Deffau. Der Fürft von Deffau Leopold Friedrich Franz wählte ihn zu ſ. Geſel
ſchafter auff. Reifen nad England, Frankreich, der Schweiz und Italien, wel
ches letzte Erdmannsdorf fhon 1761 befucht hatte, Sein Kunftfinn fand allen
halben reiche Nahrung, und entwidelte fid) beſonders für die ſchoͤne Baukunſ
Nach f. Ruͤckkehr benugte ex bie eingefammelten Kenntniffe zur Verſchoͤnerung dei
beffauifchen Landes, und das Schloß von Woͤrlitz, das Landhaus der Fuͤrſtin im
Luifium, bezeugen den gebildeten Geſchmack des Baumeiſters; nicht minder hate
fich durch die Anlagen, womit der Fürft nady f. Angabe die Gegend um Deffau ur
fchönern lieh, ein bleibendes Gedaͤchtniß in den Herzen Aller geftiftet, die fie befer
chen. Auch die Gründung der chalkographiſchen Geſellſchaft 1796 war fein Wal,
und gewiß lag es an ſ. Eifer nicht, wenn fie den Erwartungen der Kunftfcemke
nicht in vollem Maße entfprah. Unter den Werfen, die aus diefer Anftalt ho
vorgingen, nehmen f. zu Rom gezeichneten architektoniſchen Studien eine vorjlg
liche Stelle rin. Er ftarb 1800. Wir befigen von A. v. Node eine Biogruppe
diefes trefflichen Mannes.
Erdſtrich, Erdgürtel, Zone Die gefammte Erboberfläche wuh
in fünf Zonen getheilt: in die heiße, in die ſuͤdliche gemaͤßigte, in die nördliche ger
maͤßigte, in die füdliche kalte und in die noͤrdliche kalte. Die heiße Zone iſt der
Erdſtrich, welcher 234 Grad ſuͤdlich und ebenfo viel nördlich vom Aquator um bie
Erde Läuft, und deren Bewohner jährlich zwei Mal die Sonne ſenkrecht über dem
Scheitel haben. Ihre Grenzen zu beiden Seiten des Aquators find die bede
Wendekreiſe, ober diejenigen Kreife, in welchen die Sonne ihre größte Entf
nung von dem Äquator erreicht. Da die Sonne auf diefe Zone ihre tra
len faft immer ſenkrecht herabwirft, fo herrfcht in Ihr ein ewiger Sommer w
Tag und Nacht find unter dem Aquator felbft immer geih, an ben Dim
dekreifen kaum um eine Etunde verfhhieden. Nah Beichaffenheit unb Lay
der Länder diefer Zone ift jedoch die Hige nicht allenthalben glei, Am km
nendften find die Sandmwüften Afrikas, weit gemäßigter find die gluͤcklichen
Inſeln des Suͤdmeers, und noch milder iſt das Klima Perus. Hier gibt ed Ber
birge, auf deren Gipfel felbft die ſenkrecht herabfallenden Sonnenftrahlen den wi
gen Schnee nicht wegzuſchmelzen vermögen. Die beiden gemäßigten Zonen erſtre
den fid) von den Wendekreiſen nach den Polen zu, enthalten das meifte bewohat
Land und haben ein ungleiches Klima. Die Hige nimmt ab mit der Entfernun
vom Wendekreiſe, und in gleichem Grade wird der Unterfchied der Juhreszeiten
und das Ab» und Zunehmen von Tag und Nacht immer größer, bis zu dem Punkte
mo am kürzeften Tage die Sonne innerhalb 24 Stunden gar nicht über dem Her
zont erfcheint, und am längften Zage in eben der Zeit gar nicht untergeht, ſodaß ei
ein Mal im Jahre gar Beinen Tag und ein Mal gar keine Nacht gibt. Der durd
diefen Punkt, parallel mit dem Äquator und Mendekreife, laufende Kreis macht
die Grenze der gemäßigten Zone nach dem Pole zu, und beißt der Polarkreis;
einem Manifefte v.4. Febtr. 1811, das fein erſter Staat
ebenfalls ein amerikanifcher Seemann, unterzeichnet be
kannt, daß er der Sowerain diefer Inſeln fel, welche ben
fein führen follten. Die größte, Triſtan d'Acunha, iſt e
und ebenfo breit; fie hat einen 83000 Fuß hohen Pic, ve
gute Häfen (Port Reception), und ift reich an Vögeln, €
und Schweinen. Die üppige Vegetation ift der vom ber
Hoffnung gleih. Die zweite, ehemals Isle des ra=sign«
infel, und die dritte, ehemals Inaccessible, Pintadesit
und amerifanifche Seefahrer landen dajelbft und nehmen
verforgt der ameritanifche Minifter in Braſilien und ein A
bet auf dem Cap, den neuen Staat mit Samen und Pfla
Erfurt, Hauptſt. und Feſtung an dee Gera, ir
im 15. und 16. Jahrh., vorzüglich durch ihren Handel
hatte die Stapelgerechtigkeit und große Vortheile von bi
Landhandel in Deutſchland, da es faſt in ber Mitte beff
Ende des 16. Jahrh. gegen 60,000 Einw. Allein durd
des Handels, welcher fich nach Leipzig zog, ducch die t
Streitigkeiten unter den deutſchen Fuͤrſten um den Beft
ſchaft, ift diefeibe fo gefunten, daß die Stadt jet in 2781
hält. Auch hatte fie eine 1378 arfliftete Univerfität, welc
wurde. Micht leicht baut eine Stadt in Deutfchland, m:
viel Gartengewaͤchſe aller Art, als Erfurt. Dee Dauptz:
find indeß die Wollmanufacturen, doch find auch die Led:
tend. Die Mehrzahl der Einw. ift lutheriſch. Unter ant
nennen wir bie beiden Citadellen, den Petersberg und die
mit der großen 275 te. ſchweren Glode, Sufanna gena
guftinerflofter, in welchem jetzt das Iutherifche Gymnaſiu
Zelle, die er von 1506—12 bewohnte. Das Benedictin
Cammennaralchallae laub: mb Ran ER m nn om CA nen “an nl nan m
Schriften f. Bührerinnen warm. So befchäftigte ſich
wo er cpileptifche Anfälle befam, die ihn alle Geiftesan
thigten. Erſt in f. 16. Jahre Eonnte er, nach ſ. völlig
phie und Mathematik zuruͤckkehren. 20 3. alt, lernt
arzt Siebold auf deffen Durchreife duch Nürnberg en
dem jungen Handwerker fo viele arzneiwiffenfchaftliche
ihn zu bewegen fuchte, ſich in Würzburg dem Studiun
E. blieb aber bei f. Vorfage, als Handwerker zu eben,
Verhältniffe zu einer freifinnigen Anſicht gelangt war.
fephifchen Spftemen, und audy mit Kant's Lehren befi
das praftifche Leben fchon ale 14jÄhriger Knabe f. Leh
der Hauptfache ſtets treu blieb. „Da der eine diefer
bandfchriftlichen Auflage, „ein Sklave und der andre ei
Marc Aurel, fo war ic) durch fie beſtimmt, nichts im |
mas das Schickſal mir aufbrang, indem mich beide leh
hältniffen, fondern allein in meinem Innern mein Si
1787 nady dem Tode f. Mutter das Gewerbe ſ. Vaters
ren konnte, entichloß er fi, nadı Würzburg zu geben,
zu ſtudiren. Er blieb hier zwei 3. und erwarb fi dan
einifche Doctorwürde, Zur ärztlichen Praxis hatte er «
maligen Anfichten lagen, Seine Luft. Die franz. Revol
auch Deutfchland davon angeſteckt werden koͤnnte. Er
er dabei fpielen follte, denn er haßte die ariſtokratiſche Pi
fie wollte, und die bemokratifche um deffentwillen, wa® |
erweckte in ihm den Wunſch, nad) Nordamerika zu g
einen Betruͤger hintergangen, verlor er ſ. Vermögen un
heit. In ſ. Verhättniffen geftört, nahm er 1797 eine
ter dem Minifter v. Hardenberg an. Zwei J. fpäter gi
die Erlaubniß zur ärztlichen Praxis erhielt, welcher er fıc
Unter f. mediciniſchen Schriften nennen wir f. in RR
delten fi) in dem Waſſer des Fluſſes zu dem durchſicht
Erigena (d. i. der Icländer, Johannes) auch n
einer der denkendſten und gelehrteften Männer des 9.
gebürtig, in deffen Kiöftern ſich bis in dieſe Zeit die m
ſenſchaft echalten hatte. Seine philofophifche Anſicht
{hen Neuplatoniter an. Er lehrte: Gott iſt das We
ben die urfprünglichen Urfachen ihren Grund, aus we
vorgeht, und alle Dinge gehen ebenfalls in fein Wefen
in dem Werke „„De divisione naturae‘‘, weldyes Th.
geg. hat, vorgetragen. Er wurbe von Karldem Kablen n
aber deffen Hof wegen angeblich Ergerifcher Meinunge
berief ihn nad) Orford 877 ; bier ftarb er gegen 886.
platoniker zeigte ſich auch in der überſ. des Dionpfii
Hauptquelle mpftifcher Anfichten im Mittelalter gewe
mahl und die Gnadenwahl Außerte er freiere Meinunge
Erinnyen, die Furien, fe Eumeniden.
Eripbyle, Tochter des Talaus und Gatti
beftochen durch ein vom Polynices ihr geſchenktes Hale
dem Zuge ber fieben Fürften gegen Theben Theil nehm.
fand. Dafür tödtete fie ihr Sohn Altmdon. Sie w
Leben zurüdgerufen. Jenes Halsband war von Vul
Alle, die ed trugen, durch feinen Zauber ungluͤcküch.
Eris, (Discordia), die Göttin der Zwietrac
Schweſter der Nemefis und der Parzen. Als fie beit
nicht eingeladen worden, warf fie aus Rache einen q
ſchrift: der Schönften, in das Zimmer, wo die Götter
waren. uno, Minerva und Venus fritten um denſ
Zankapfel. Jupiter ließ den Hirten Paris auf dem
ihn der Venus zufprach, und von ihr mit der [hönen H
ber trojanifcye Krieg ſich entzuͤndete.
Eriſichthon oder Erefihthon, Sohn
Theflalien. heaina den Frenol sinen her (Sore® 4
- Erigene DL der Jelänber,Johantes) auch mit u
De Denken un gern Ber ben 0,
einer ah
I deffen Ktöftern fidy 6i6 in dieſe Beit die wa ⸗
erhalten hatte, Shine spe Auge fi
Neuyiatoniker an. Er lehete: Gore tft das Wefen
die urſprlinglichen Ueſachen ihren Grund, aus weiche
vorgeht, und alle Dinge gehen ebenfalls in fein Weſen
“Inden Werke „De divisione naterae“, weiches
geg. hat, vorgetragen, Ex wurde von Karl dem 828
aber deſſen Sof wegen angeblich keteriſchet Mengen
beriefihn nad) Orforb 877; hier ſtarb er gegen 880. €
platoniker zeigte fich auch In der lÜüber!. des Dionpfius ‘
„Dauptguiele mmpftifcher Unfichten im Mittelalter geworden
mahl und die Onabenwahl dußerte er freiere
” Erinnyen, de durien, f. Eumeniden,
Eriphyle, Tocter des Talaus und Gatun bi
Burgund herfiammend, iſt feit dem Anfanged. 12. Jahrh.,
Berne berühmt. 1.Rudolfv. E., Sohn Ulrich, welcher
glorreichen Kampfe gegen den Adel und Albrechts Partei
gen befehligte in dem Streite Bernd gegen den mächtigen (
gewann die Schlacht bei Laupen, welche das Schickſal
Der grogmüthige Sieger wurde dann der Befhüßer und (
fen von Nydau, und erhielt ihnen forgfältig ihre Erbſchaft.
Eidam ermordet. II. Johann Ludwig v. E., geb
Diefer ausgezeichnete Seldherr und Staatsmann hatte cı
dreifigjährigen Kriegs, und fpäter in franz. Dienften au
wig ATI. und XIV. großen Einfluß, und benahm ſich allı
Ehre, großer Einfiht und Tapferkeit» Er leiftete Guftav
Meimar, deren Freundſchaft und Vertrauen er befaß, gre
Tode Bernhards trat er in franz. Dienfte. III. Hier
1667, erft in franz., dann In öfte. Dienften, war einer d
feiner Zeit und insbefondere mit dem Prinzen Eugen ſehr b
auff. Landgute Hindelbanl. IV. Karl Ludwig v.
hatte vor der Revolution in Frankreich gebimt. 1793 m
Befehl über die Landesbewaffnung gegen die Franzoſen
ihm am 24. Sebr., den unentſchloſſenen Senat zu Erdftigen
men. Er erhielt uneingefchränfte Vollmacht, gegen Br
bald wurde fie zuruͤckgenommen, und nun griffen bie Sranzof
focht gegen Schauenburg ehrenvoll, aber, der Übermacht unte
ward auf dem Rüdzuge, beim Empfange der Nachricht vi
von einem Landfturmbataillon ermordet. V. Rudolf $
Bern 1749, verfuchte als Schuitheiß von Burgborf, bei be
unter Brune und Schauenburg,, durch die thätigfte Theil
Bern zu retten. 1801 verband er fid) mit Aloys Rebing
lung ber alteidgenoffifhen Staatsorbnung, und wurde 1!
lange vorbereiteten Aufftandes zum Oberbefehlshaber bet
640 Ernäprung
Bürgerkriegen zum Schladhtplages dann bewohnte hier De |
V’Eftrers ein Jaghſchloß, von dem noch ein Thurm flieht, der de
Geliebten Heinrichs IV. führt. Nach ihr bekam Ermenonpille jen
gefaͤhrte Heintiche, der den König nur zwei Tage uͤberlebte, vom
KRavaillacs Frevelthat hinweggerafft. Noch merkiwürdiger wurde
neuerer Zelt. I. I. Rouſſeau ftarb hier, wo er nur fechs Wed
Seine Gebeine wurben von der Pappelinfel ins Pantheon verfegt.
zu Ermenonville die Piäge, wo der große Kalſer Joſeph ausgerul
der Schmud der Kunft auf diefem ſchoͤnen Landfige nicht mind
Reichthum der Natur. Der alte Gitardin, Verf. eines guten I
Gartenkunſt, hatte in einem Laufe von 30 I. an 3 Mit. Franken
nerung von Ermenonville verwandt. Seine drei Söhne wollten |
lichen Befig aufheben, daher wurde Ermenonville 1821 zum öffe
außgeboten. Schon hatte die fogenannte bande noire, welche a
Merkwuͤrdige zerftörte, um Geld und nugbaren Boden zu gewin
Gebot gethan, ais Here Stanislaus v. Girardin, der liberale Dr
Seite (geft. 1827), mit 100,000 Fr. jene Gefeufchaft uͤberbot,
von ihm für 14 Dil. Fr. erflandene väterliche Erbgut für die Sı
der Natur und hiftorifher Denkmale fortdauernd erhielt. (S.M:
ziergang nach Ermenonville“; a. d. Franz. (Strasb. 1808).
Ernährung, die Aufnahme der Nahrungsftoffe von :
wandlung berfelben in organifche Maffe, welche zum Wachsthum
der verlorenen Theile des organiſchen Körpers tauglich iſt. Di
allen organifcyen Wefen eigen; am beutlichften ift ev am iebenden
per, welcher auf einer hoͤhern Stufe der Organifation ſtebt, wahr:
diefem laſſen fid) drei Acte des Ernährumgegefchäfts unterſcheiden.
Verdauung, fängt fhon im Munde an, indem die Mahrungsmi
zertheilt, und mit Speichel vermifcht, den erften Grab von Aufls
Im Magen werben durch die elgenthämliche Lebenskraft deffeiben,
ähnlichen Magenfaft, bie Nahrungeftoffe in ihre feinften Theie
eine brelartige Maffe, welche Chpmus genannt wird, aufgelöf
DURIGUERUMIY, WU OEBUy SU KSUEREL VUD TULTEHERLERE FRU
den Erbtheilungsvertrag vom 13. Schr. 1640 das Deryog
digen Antheile erhielt, und fo Stifter bee Speciuliinien
wurde. Er.teaf die vortrefflichften Anftalten zur Wiederau
vorwuͤſteten Landes, Kirchen: und Landesviſitationen, Sch
mung dee Landescollegien und Reorganiſation faft aller Bi
lizeigeſetze; eine neue Kirchenagende, eine verbefferte Con
tung eines Landkircheninſpectorats, dabei die Erbauung «
Gotha und die wohlthätigfte Fuͤrſorge für f. Unterthanen |
gluͤcksfaͤllen, milde Stiftungen. für Witwen, Waiſen um
Schifffahrt aufder Werra bis zur Wefer, und auf der Uni
Elbe, f. vaftlofen Bemühungen zur Beilegung der ſynkretiſt
ſchen den wittenbergifchen und heimfiädtifhen Theologe
eines throlog. Senats, als eines Hülfsmitteld zur Schalt
gion, nd vornehmlich um einen ewigen Srieden in der eva
Dies umd Mehres find Beweiſe ſ. weiſen und thaͤtigen Reg
deq Abt Gregorius aus Abyſſinien an Herzog Crnſts Hof
zogs fuͤr dieſen Dann und den Religionszuſtand in. jenem
an.den König von Äthiopien; die er dem Ybt mitgab, di
Wansleb's aus Erfurt nach Abpffinien, der vom-Dergog
echisjt, um nicht nur die genaueften Nachrichten über Diefe
dern auch Alles zu thun, was zur Beförderung der chriſtli
ten-fiche, die Briefe. des Patriarchen und Komos zu Alera
Briefivechfel mit dem Gar Alexei Michailowitſch zu Mos
—— der evangeliſch⸗ lutheriſchen Gemeinde daſelbſt, des
Gotha, des Herzogs aͤngſtliche Sorgfalt für die Erzichung
layg mit Pfalmen, Sprüden und Gebeten ihr Gedaͤcht
ebeafo merkwuͤrdige Erſcheinungen in f. Eben, als fie ihn ſ
tifiten und den Beinamen des Frommen rechtfertigen, den
Wandel verdiente. Drei Jabre vor ſ. Tode (1672) tam er
wedyfeleweije, fie vernachläifigen und flicbeir ihre Freunde u
ten-ihe Gluͤck und alte.gefellige Verhaͤltniſſe, und find. der fe
ſten Handlungen fähig. Bisweilen tritt die Erotomanie ur
Melancholie auf; die Kranken raſen nicht, ſondern fie fin
verfallen in Kieber, welches auf nervoͤſe Weoife verläuft und ı
fondere Ficherart (fidrre Crotique, Liebesficber) aufgeführt ı
beffeiken-ift bißreeiten, bei geheimer Liche, ſchwierig, doch
ſchaft beim Anblick des Belichten, oder wenn auch nur deffe:
das Geſicht wird belebt, bee Puls ſchinell, frequent, ſtatk un
erkannte Hippokrates dir Liebe des kranken Perdikax zu der Gi
Eraſiſtratus die Liebe des Antiochus zus ſeiner Stiefmutter €
ber verläuft oft ſchnell tödtlih. Außerdem gebt die Eretom.
heit über, führt zum Selbſtmord, verurſacht Bleichſucht, X
tytiaſie, Nomphomanle u. ſ. w. Gie hängt zum Theil von
wie andre Gemuͤthskrankheiten. Doc) find Juͤnglinge, wel
venſyſtem, eine Icbhafte Einbidungskraft haben, die von Ei
gungsfucht beherefcht werden, durd) Romanenlecture verderb
ziehung und Müfiggang verweichlicht find, derfeiben vorzuͤgli
auch bei den Mädchen findet man fie vorzüglich, die in ein ge
ohne Befriedigung fir ihr Herz und ihre Sinne gefunden zu h
bei denen, deren Gefühle aufgeregt, aber nicht befriedigt worde
folcher Kranken muß fid) nicht bloß auf die Eörperlichen Functi
noch muß man auf das Gemuͤth derfelben einzuwirken fuchen.
Er penius (Thomas) eigentſich van Erpen, einer de
tiften, geb: zu Gorcum in Holland 1584, ftudirte zu Keiden, |
Erfolge f. Studien verzweifelte. Bald faſite er jedoch beſſer
mit einem fo gluͤhenden Eifer zu denſelben zuruͤck, daß feine X
Bewunderung f. Lehrer erristen. Sein Ruhm beruht haupt
famtvit in den orientalifden Sprachen, deren Erlernung er a
Scaliner's beaann. Sich in ihrer Kenntnifi noch mehr zu ver
Beſchaffenheit von jeder Art und jedem Grade anzuwenden.
Brundfägen bes Brown'ſchen Syſtems entftand allmaͤlig die
theorie durch die Bearbeitungen, Berichtigungen und Erge
Erzte. Einige dee vornehmften davon warn: Röfchlaub,
und gruͤndlichſte, wol auch wiffenfchaftlichfle Außleger der Bi
Vieles, was Brown nur kurz angedeutet, oder dunkel und
hatte, ſtreng wiffenfchaftlidy zu begrimden, zu erflären. D
der Exregbarkeit, von der Unftarthaftigkeit der Unterſchiebur
benstraft anftatt.der Erregbarkeit, den Begriff der Opport:
fefter zu begründen und deutlicher aus einander zu ſetzen.
Anhaͤnger der Brown'ſchen Lehre,. erfannte doch mit hei
Blick das viele Gute derfelben, welches er zur Verbeſſerung
auf welche nad; feinem fehr wahren Urtheil aller Nusen der
den müfte, anwandte. Er ergänzte die Lücke, welche Bro:
gung des Organismus gelaffen hatte, indem er die Wicht
zum:£chen zeigte; er bewies, daß die Geſetze der allgemeine:
chaniſchen und chemifchen Geſetze durch die Organijation ı
fchränte und mobificiet, aber keineswegs ganz aufuchoben- :
Erregung mehr. die Oberhand befämen, wie es die Brebud
der Verdauung, bei Schwäche ber Verdauungsktaft, bei Fa
Erfahrung betätigt. Er beftritt die Behauptung, daß alle 2
nur auf dem Grade der Reizung berube, indem er darthat,
befondere Wirkung vieler Mittel auf einzelne Spfteme un
Merburs auf das lymphatiſche und. Drüfenfnftem, der Squil
u. ſ. w. Er behauptete die für die Prarie fo wichtige |
öfthenifcher Anlage, bei Schwäche und ſelbſt bei Nervenfieb
ſtattfinden könne. Sof. Krank, anfänglich unbedingter Ani
Syſtems, mußte jedoch bald durch feinen Scharfjinn und g
Maͤngel jenes Syſtems aufmerkſam gemacht'werden. Ce
noch andre Wirkungen ber reizenden Potenzen ald der bloß⸗
Künfte (Reipzig 1818, fa. 4, 16 Thle. 1827). Durd
bie neuere deutiche Bibliographie im eigentlichen Sinne des
begründet, und die Vollftimdigkeit, Genauigkeit, Anorbnus
tung deffelben macht es auf immer zu einem Muſter, wie bie
gedeihlich regiſtrirt werden muß. Welche Vielſeitigkeit,
aber dazu gehörte, ein Werk von fo unermeßlichem Umfange
die ift, fo zu begründen und zu leiten, wie er es gethan hat ı
ſehr am Tage, ale daß e8 einer Darlegung bebürfte.
Erskine (Thomas), Lordlanzier, Redner und Ned
in Schottland. Als er f. erfte Bildung zu Edinkurg und
batte, trat er ald Seecadet (Midshipmen) in Dienft, gin
Landmacht und kam mit f. Regiment nady Minorca. Fruͤl
genötbiut, einen neuen Beruf zu wählen und flubirte 1777
d. Rechtsſchule Lincoins-Inn zu London u. uͤbte ſich in der pr
beit. Er ward 1778 Advocat, und ſeine erſte Rede vor &
zenden Geiſtesgaben, und bewies jenen männlichen Muth, ı
Zeiten auszeichnete. Sein Ruhm wurd durch f. Vettheidig
pel, der nach der Schlacht bei Queſſant vor ein Kriegsgerie
fefter begründet und brachte ihn ins Parlament. Späterhin
und Genetalanwalt des Prinzen von Wales, verlor jedoch Die
ben befannten Thom. Paine vor Gericht vertheidigt hatte.
andern Würden zurud, Im Parlanıent faß er in den Weih
mer sin ftandhafter Verfechter der Rechte und Freiheiten d
des franz. Krieges fchrich er eine Flugfchrift über die Urfache
(„A view on Ihe cnusen aud consequencos of Ihe preseı
1797), die 48 Aufl. ericbte. In diefer bewegten Zeit, ı
Machthaber felbft zu unwürdiger Kundfchafterei führte, war
gen nit felten, die man, weil die Kiagbegründung bei nichet
beftande durch Eünftliche Anslegungen verfucht wurde, conatı
verrathsbeutelch) nannte. E. hatte fchon früher. durch fein
653 Erwerb mel. ::) Erzählung
gesandt werden. Bemetlt wan aber die erſten Bohendgeicun:3.-SB, ben-.anfunge
den Schlag der Hergens, eime Ausdehnumg der Bruß,, odar.eine Berpegung dr
genlider und bed Augapfels, fo hört man apf, Luft.einzublgfen, fehkjedorgkeyfl
brauch ber übrigen Mittel fo lange fart, bis der Perungluͤckte freier athmete
bann erſt Bann man dem Kranken ein wenig warmen Mein, ober aramatücen,
guß einfloͤßen. So lange er.nicht athmet, darf ex nichts in den Mund
weit dies zu beicht in die Luftwege fließt. In den Im en Fällen,‘ wo bie Une
compliciri ift, müffen diefe Huͤlfomittel nach Umſtaͤnden mohifcirt werben, ca
koͤnnen auch bisweilen Aderlaͤſſe nuͤtlich ſein, weiche jedoch wie andee Dim
von erfahrenen Ärzten angewandt und: verordnet werben. bürfen, m
Erwerb, Erwerben, beißt eine Sache als Figenthum anfchöriugn
uud Dee Act, durch welchen dieſes geſchieht, if} der F'e po ex b im weitern
Am engern Stine verſteht man darunter diejenige Art des Anſichbringens ing
genthums, ‚welche durch Arbeit und Induſtrie gefchiebt. (5. g e ‘” arb —
Erwan von Steinbach, ‚besühinter Bauweiſter i im 4
mM kufen; ſtrasbutget.) :
rg (vom nexı) wird mehren Wörtern vorgrfett, uerbas Bopnefunße ii
zuͤglichſte in feiner Art, ſowol im guten als boͤſen Sinn dadurch auszudruͤden.
verfland man unter den Erzaͤmtern die höchften Reichtämter,. welche bie Rucfkfg
bei ber Kaiſerkroͤnung durch ihre Erbbeamten verwalten lien. (©. Erbängg
und Kurfürcften.); . Der Kurfürf von Würtemberg nannte fich A
Exrzbifnof (f. d.) (archiepiscepus), Oberbiſchof. Erzbauß, ein: iebed,
einer Erzwuͤrde dekleidetes Haus, vorzugemeife dad Haus Öffreich, ..-E be
der vornehmſte unter den. Hergogen, ein Zitel, den bloß die Prinzen des
Dſteeich führen. Erzpriefter iſt ein Praͤlat hoͤhern Ranges, dee in g
WBertichtungen die Stelle des Biſchofs vertritt. Auch den preuß. Syperinteuhe
wid diefer Name beigelegt, aber freilich nicht im eigentlichen Sinn, weil di
gelifche Kicche kein Prieſterthum anerkennt. . H
Erzählungift die Mittheilung einer wirklichen ober erdichteteg £ Be
belt. Der Gegenſtand der Erzaͤhlung vird daher immer als etwas Ve
angeſehen, und unterſcheidet ſich dadurch von der Beſchreibung (f. 3
Eezaͤhlende will das Geſchehene einem Andern mittheilen, der dapon noch, au
welß, vder et tolll ihm davon genauere Kenntniß verſchaffen, oder. ihn am, dai ſi
wüßte erinnern, oder:ducch die Darſtellung ſelbſt ein beſtimmtes Urtheil Sei;
hervorbringen. Von biefen Brueden- und von bes. Angemeſſenheit der,fi
an das Geſchehene (Wahrheit) noch Alefprung, Entwidelung: mb Wirkung.
zählten Begebenheit, hingt bie Befchaffenheit der Erzählung, fowie der. Wenhi
ſelben überhaupt ab. Damit hängt zuſammen, ob der Erzaͤhlende fir ſeibſt ob
Andern erfahren hat, weil im erſtern Falle der Bericht gewoͤhnlich —**
genauer iſt. Die Unterſuchung der Wahrheit unterliegt den Grundſaͤtzen ber hiſt
Kritik. (S. Geſchicht e.) Aber oftift auch die Übung im Vertrag. femyr |
Unterhaltung Andrer durch die Mittheilung weck, und hier kommt c6 wict-
auf Wahrheit, ſondern hauptſaͤchlich anf die Form daer: Mittbellung, und im Ik
Fall insbeſondere auf das damit verbundene JIntereſſe an, welches man durch ge
zeiche Darſtellung einem ſelbſt erdichteten Gegenſtande zu geben weiß. In bi
Faͤllen unterſcheidet man das Erzählen von dem bloßen Herzaͤhlen, d. i. von her |
verbündenen Aufzählen ber Umftände der Begebenbeit,- nach) aͤußerer Folgeanm
wahre Erzaͤhlung foll eine: Begebenheit deutlich und; ink mistheilen,-. #
deit Dbiectteltät und inmerer: Zuſammenhang ber wirkenden. Umßande find !
Hauptet foderniſſo derſelben. Dies gilt in nach: hoͤherm Srabe von Der 29: Bil
Erzaͤhlung, als vollendeten, d, is Iebeabigen: und anfcanlaher, Dorflellung af
aſthetifchen Idee, sunter der Fiyrm einer WBegehenheht ‚ober. „Hantiung. ‚Unter. Din
654 ; Erzämter
ſtand als vergangen betrachtet, ſo verweilt er nik größerte. Ruhe anf demfrhh
Daher iſt der Erzaͤhlungsſtyl ruhiger und ausführlicher atö der dramatiſche und}
riſche, Hbwol er weder die Erhebung des Gefühle ausfchließt, noch in Brick
keit falten darf. Er fchildert.die Gegenftände objectiver, d. h. unabhängige ı
den Eindruͤcken, welche der Handednde oder leidenfchaftlich Bewegte von iham.a
pfängt: : Anch-hat ber erzählenbe Dichter darum einen größern und.freem Opl
raum, denn er ſtellt flr die Einbildungskraft, der duamsatifche Dichter zundhh-|
den Sinn dar. Was aber die mit Anſchaulichkeit verbundene Lebendigkeit Mrd.
ftellung betrifft, fo befteht fie in.der das Gefühl erregenden Entwidelung anzich
der Gegenſtaͤnde, und fie iſt es eben, deren Wirkung die fortdauernde Theilnah
ift, welche der. Refer. ader Zuhoͤrer an dem Erzaͤhlten nimmt. Dieſe fortbauen
Teilnahme äußert ſich Durch: Beſorgniſſe des Leſers für Die Perſonen, Diem
und Mitleid bei ihren. Schidfalen, amd: die geſpannte Aufmerkſamkeit auftie &
wickelung, welche am Ende.der Erzählung liegt; fie wird am ficherfien anbai
wenn hie Thatſachen, bedingt durch die Charäktere und den Ton des Ganıng
leicht und natuͤrlich uneinanderreihen. Wenn wir übrigens von der hoͤchſten
des erzuͤhlenden Gedichte, dem Epos, abfehen, und bei her poetiſchen Exj
im engern Sinne, "welche Freignifie und Vorfaͤlle aus dem Leben einzelner
Zum Gegenſtande hat,. ſtehen kleiben, dergleichen z. B. gewiffe Novellen find, fl
nen Pe, wie der Roman, ſich dem Dramatifchen durch Rinlogifche Form, den
ſcher durch die Brieffotm annaͤhern, die Grundform aber bleibt die monologi
zaͤhlende. Dem Zone und Zwecke nach gibt es nicht mur ernfihafte und
Erzählungen, zu welchen letztern auch die humoriſtiſche gehoͤrt, und die ſatyriſch
hören bann, ſondern auch idylliſche und naive, romantiſche amd phantaſtiſche (mi
bas Märchen gehört), bürgerliche und pfochologifchefentimentale Erzaͤhlungez.
der einen Art wird ſich mebe die Phantafie, in der andern mehr die Welt: und J
ſchenkenntniß des Erzähler zeigen. Won dem Roman unterfdyeidet fid) abe
ꝓortiſche. Erzählung im engern- Shine, wenn nicht durch die Verfification, dad
woͤhnlich durch geringeren Umfang und Mangel an Epifoden, daher fie fich nich
das ganze Leben riner Perfon erftredt, Indeſſen gibt es auch hier
Ebenſo ‘grenzt. bie verfificirte Erzählung, die oft nur die Äußere poetiſche
(Rhythmus und Reim) von der Dichtkunft entiehnt, um dem erzählten
durch eine wiekſamere Faſſung zu geben, an verfchledene andre Dichtunge,
4. DB, eines Theils an dag größere, romantifche Epos, andern Theils an bie
Ballade, das Idyll ꝛc. Die gewöhnlichen Formen für diefelbe find freie
Jamben, mit Daktylen vermiſchte Ottaven 2c. Unter den Eleinern Erzähle
der Italiener nennen wir die von Boccaccio, Taſſoni, Berni, Caſti ıc,; unter
der Engländer die von Chaucer, Goldfmith, Dryden, Prior, Pope, Walter
Bhyron ıc., unter denen der Franzoſen die von Marot, Lafontaine, Moncrif,
Srecaurt, Greſſet, Florian, Dorat, Boufflers und Marmontel, der jedoch nur
feine Erzählungen in Profa bekannt ift, und unter den deutſchen Erzählung
von Leffing, Wieland, von Thuͤmmel, Schilling, Schulz, Lafontaine,
St. Schuͤt, Steigentefh, Fouqué, Eonteffa, Pfeffel, Langbein, Kleift,
Kind (beſonders die metrifchen). — Da im Drama nicht Alles vergegenroärtigtd
den kann, fo tritt oft auch die Erzählung in daffelbe ein, aber dies muß vorfü
und fparfam gefchehen, wenn nicht das dramatifche Intereſſe geſchwaͤcht werden
Mo aber die Erzählung im dramatiſchen Gedichte nothwendig ift, da bezieht fü
gemöhnlid) auf eingreifende Vorgänge, und muß lebhafter bargeftellt und vorg
gen werden, als die gewöhnliche Erzählung, weil wir hier gewoͤhnlich auch die |
wirkung des Ereigniffes auf den Erzählenden wahrnehmen follen. 1
Erzämter, f. Erz.
fondern auch die verfe
mit vorfichtiger Überlegung gı
h 2 Re erde ae
Dhitofophie der Erziehun—
ineller ift I. Pauls
tat⸗ Thle./ Hof
Seat fpeifen ER 1a nenne Dreh br
— önnen ducch gu —
— — Kindes it. — Ausbild:
18 Kind dagegen Ye N — aber, * ſpaͤterhin allm
Die phofifhe Erziehung muj aud) Altes
— ———
Se rt Alan oem
fache in der phyſiſchen Erziehung; allein auch die Daut zı
ftärken, einen gehörigen Grad von Empfindlichkeit in derfe
das Beftehen der Gefundheit von größter Wichtigkeit, indem
Empfindlichkeit dee Haut, melche, feitdem wir von Kindhei
nachlaͤſſigt haben, allgemeiner Fehler geworben ift, fo le
fhäfte und viele Kränklichkeiten zur Folge haben. 2) Fruͤ
Ordnung. Die ganze Natur beobachtete in ihren Exfchein:
per pünktliche Ordnung und hoͤchſte Zweckmaͤßigkeit. Auc
erften Tagen an daran gemöhnt werden ; alle Gefchäfte des
leichter und ungeftörter von Statten. Alfo im Effen und
Machen, Abwartung der Auslcerung u, ſ. w. werde der DV
zogen. Die Erfahrung lehrt aud) durch ihren Erfolg den
wendigkeit davon. Jede Unordnung ftört das Ganze, je
Ordnung angeftrengt (3. B. Verdauung u. f. m.) erfodert n
ordentliche Menfchen werben felten alt; die Störung der
lichen Verrichtungen reibt fie bald auf, Alte Perfonen find
gewöhnt. 3) Schug gegen äußere Einflüffe, aber auch al
diefelben. Nicht alle Außere Einflüffe fehen in unferer Ge
nicht, oder doch nicht gänzlich entgehen, befonder® den atm
Kaͤlte u. ſ. w. Wir müffen daher fuchen, den Körper mit
durch ihre Einwirkung weniger fhädlid zu machen. Dal
Abwechſelung der freien Luft, täglicher Genuß derſelben ur
ihr, leichte, nicht zu warme Kleidung, Abhärtung gegen £
w. nothwendig ift. Nur darf die Abhärtung nicht in zu pie
nicht im Übermaß gefchehen. 4) Fruͤhzeitige Übung der
Bewegung des Körpers. Vorzüglich nuͤtzlich find daher die
zur Entwidelung der förperlichen Gewandtheit und Stärke
tung und Dauerhaftigkeit der Gefundheit, welches die Alten
griechifchen, fo gut mußten al& wir, aber beffer befolgten.
Kindheit an den Menfchen feine Glieder mehr aebrauchen. 1
660 Esceiquig Es corial
ſowol older ſ. Werke, als ſ. Überfegungen und Herausgabe
Fe und fpäterer Zeit, wie 3. B. Burkard Maris, Bote u.
Escoiquig (Don Juan), Ferdinands VII. ve
einer altadeligen Samilie von Navarra, war anfangs Page Karis IL
gung zu ben ernften Wiſſenſchaften zog er den geiftlichen Stand dem
vor, und empfing ein Kanonicat des Stifte zu Saragoffa. Seinelu
Eigenſchaften erwarben ihm zahlreiche Fteunde und Gönner am Ho
als dem Prinzen von Aflurien ein Lehrer gegeben werden follte, die I
Ex wußte bald die ganze Liebe des Prinzen zu gewinnen, für den er f. €
haft väterliche Zuneigung hegte. Die Sreimütbigkeit, mit welcher er fid
gegen den König und die Königin Über die Leiden, welche auf Spanie;
Berte, zogen ihm die Feindſchaft des Sriedensfürfen zu, weicher es
beadjte, daß er nach Toledo verwiefen wurde. Der Prinz verior ji
. Xehrer mit großem Kummer, und blieb durch einen geheimen Brief
in Verbindung. €. fuchte auch in der Verbannung durch Denkfgrifi
Könige einfandte, diefen über ſ. Günftling aufzuklären ; aber umfon:
gewann ber Friedensfuͤrſt bei dem Könige ein immer entfcpicdeneres Üib
den Prinzen, weldyer im März 1807 an E. ſchtieb, daß er für feine.
und bei ihm Math und Beiſtand ſuche. Sogleich begab ſich €. nad
eben der Proceß vom Escurial ftattfand. Et vertheibigte den Prinza
tigfte, und wirkte dadurch entfcheibend auf die Meinung des Volks cir
erdinand VII den Thron beftiegen hatte, brgnügte fich E. mit dei
taatsrathe. Et rieth zu der Reife nad) Bayonne, begleitete Zerdu
hin, zeigte in den Unterredungen mit Nopoleon,. ber feinen Einfluß fa
daher vor allen bearbeitete, ebenfo viel Verftand und Feſtigkeit als ı
an feinen Fuͤrſten, und tieth endlich biefem, der Krone nicht zu cntfag
erfolgen möchte. Judeß fand diefe Entfagung doch ftatt, und E. fol,
zen nach Valenyai, ward aber bald von ihnen getrennt und nach Bout
wo er 4% Jahr in der Zuruͤckgezogenheit lebte. Erſt im Dec. 1813 £
BValengai zurüd, als die eingetretenen UmftÄnde Napoleon geneigt geı
fich mit Serbinand VII. und dem Infanten zu verföhhen. Ex nahm ı
662 Eſoteriſch Esprits
poetiſchen Kraft des Gedichts, dem Reize und der Reinheit des Wersbaues, und bes
wunderte Die Treue, womit er dies empoͤrte Element ſchildert. 1808 ließ er di
Oper „Trajan“ aufführen, die zwar gut gefchrieben war, aber doch ihr ungemeines
Gluͤck mehr der Gunft der Regierung und den Umflänben verdankte. Schon inf.
Amtöverhältniffen, als Genfor der Theater und Büchercenfor, und Vorſtand der
erſten Abtheitung der Polizei, mußte er ſich viele Feinde machen, die fich vollends
erhoben, als er 1810 Mitglied des Inſtituts wurde, obgleich er auf diefe Ehre durch
fe Zalente Anfpruch hatte. Die öffentliche Meinung richtete ihn ſtrenge umd traf,
wenn fie f. Privatleben und f. Sitten vor ihren Richterſtuhl 309, in vielen Punkten
mit der Stimme des Neides zufammen. Zu diefen Unannehmlichkeiten, wogegen
E. weniger empfindlich als ein anderer war, kam noch, daß Napoleon ihn aus
Frankreich verwice, wozu ein Auffag in einer Zeitfchrift gegen ein Werkzeug des
ruſſiſchen Cabinets den Vorwand gab. Er hatte ſich drei Monate in Italien aufs
gehalten, als er die Erlaubniß zur Rückkehr erhielt. Er ftarb aber im Juni 1811
an ben Folgen einer Wunde, die er beim Umſturz f. Wagens, auf dem Lege zwö
[hen Neapel und Rom, erhalten hatte.
Efoterifch, geheim, bloß für Geweihte beftimmt. Bei den Myſterien
oder geheimen Geſellſchaften der Alten hatte man efoterifche und eroterifde
Lehren, jene für die Gemweihten, die gleichfam ins Innere des Heiligthums kamen
(Efoteriker), diefe fuͤr die Ungeweihten, oder Eroteriker, die in den Ber
böfen blieben. Auch in den Wiffenfchaften hat man in der Folge diejenigen Ber
ſtellungs⸗ und Lehrarten, weiche nur für tiefer Eindringende gehören, eſo teriſche,
und diejenigen, welche ben Faſſungskraͤften ber Ungelehrteren angemeffen find, er"
terifche genannt, |
Espagnolet, f. Spagnolet.
Efpinaffe (Julie Jeanne Eleonore de P). Diefe liebenswuͤrdige Fra
welche bie glängendften Geiftesgaben mit einem der heftigften Liebe fähigen Deya
vereinigte, geb. zu Lyon 1732, war von unehelicher Geburt, wurde aber für ein
Buͤrgers Tochter ausgegeben, und führte den Namen deffelben, ohne je ihre wahn
Abftammung in Anfpruch zunehmen. Von der Marquife Dus Deffand (kN
zur Öefellfchafterin gewählt, folgte fie deren Anerbietungen gern, da fie in einn
dürftigen Lage war. Anfangs lebten beide rauen in befter Eintracht. Aber pa
bald wurden Juliens Vorzlige erfannt, Aller Herzen huldigten Ihr, felbft d' Au—
bert, der geprüftefte Verehrer der Du = Deffand. Sobald diefe in der l'Eſpinae
eine fo gefährliche Nebenbuhlerin erkannt hatte, entfernte fie diefeibe von ſich. Ab
lein bie Verſtoßene hatte bereits zu zahlreiche Verehrer, und man bewirkte durch den
Herzog von Choifeul, daß der König ihr ein anftändige® Jahrgeld ausſetzte. Be
jegt an trat fie in die große Welt, und die glänzendften Cirkel wetteiferten um bie
Ehre ihres Beſitzes. D’Alembert erflchte vergebens Ihre Gegenliebe, ohne meh
als Sreundichaft zu erhalten. Der Marquis von Mora, ein edler, trefflicher (pe
nifcher Jüngling liebte fie, ward von ihr wieder geliebt, doc) fchnell Über den Ober
ften Guibert, befannt durch f. Verhältniffe mit Friedrich II, und der die Gunſt de
Frauen als einen ſ. Eigenfchaften gebührenden ZoU zu betrachten getvohnt war, wer
geſſen. Wer könnte die Verkettung diefer Verhaͤltniſſe, den Wechfel der feltfammn
Saunen der Liebe, die ihre Gunft blind verfchenkt, ohne Theilnahme betrachten,
wer die Briefe der ’Efpinaffe, in denen ſich ausfpricht, was glühende, unauflöglikt
Liebe einem zarten Herzen eingeben Bann, ohne Rührung lefen? Die darin
mit fo viel Anmuth und Zarthrit ausgedruͤckten Gefühle zeugen von einer ſeltenen
Bildung. Eine gute deutfche Überfegung ihrer Briefe erfchien in 2 Bon. 1809 von
Madame Spazier. Sie ftarb 1776.
Esprits. Diefe franz. Benennung entfpricht faft ganz unferer deutſchen:
Geiſter. Man gab fie, obwol ehedem mehr als jegt, allen ben Sihffigkeiten, welch
t von Susi jeroonnen —* bie entweder
5 Me und Mark dee Beftandtheife enthalten. So ee
une ran
m als Pfeffermünge, Lavendel, ee
it ziehen; ja Eh bie 5 der ne mehrer ntneatfhee
zen, als des Salpeters, Vitriols, Grünfpans u, fu t., wurden fonft uns
Sprits gerechnet. Jet bedient man ſich flatt dieſer Benennung, die fo
Erzeugniffe umfaßt, lieber ber beftimmtern, welche bie neuere chemiſche
tur an die Dand gibt; doch Eommt fie bei verkäuflichen Waffen und Ars
pi = Ei u —— ALLE =
uire (ausgefpr, 7 eleitet von dscuyer, h
Li: eigen ra englifcher Titel, über den Küttner ei Ya al
ſchwer aufzuzählen find, demen er ei d. h. nach den —
Aber man gibt ihn auch vielen aus ftichtrit, denen er nicht
en, Künftiern u,f.w. (S. England, Volksverfaffung.) DE
jenber Gründe gibt ihn eigentlich nicht, und doch nennt man Diejenigen,
abe Grunde haben, durchaus und vorzugsmeife fo. Die engl, Baucın
dre Gutöherren Esquite.
ab, f. Nebemiah,
B (Karl van), geb. 1770 zu Warburg im Stifte Paderborn, kam 1788
ftergeiftticher in die Benedictinerabtei Huysburg bei Hatberftadt, wo er ſpaͤ⸗
und Prior, bei ber Aufhebung der Abtei aber 1804 Pfarrer zu Huysburg
1811 ernannte ihn ber Fuͤrſtbiſch. v. Paderborn zum bifchöfl. Commiſſait
Im. e. Generafvicars im Saal: und Elbebepart, Im dieſem Poften bes
iel Anhaͤnglichteit an den roͤmiſchen Stuhl. An der hu des N
e unter f. u. f. Bruders Namen erfehien, foll er den wenigſten Anthei
m, und er fagte ſich in der Folge davon los. Er ſchtieb 1810 eine Da
efenen Abtei Huysburg”‘, und bei dem evangel. Zubelfeft 1817, eine „Kurze
Neligion“ ; welche von den Domſchuͤlern zu Halberſtadt zur Nachfeier des
ſtes oͤffentlich verbrannt und von einigen Gelehrten daſeibſt einer
gung werth geachtet wurde. Et ſtarb den 22, Det. 1824, Sein Bruder
'e dan Ef, Benedictiner der Abtei Diarienmänfter im Paderbornſchen,
arter zu Schioalenberg im Fürftenthum Lippe, und feit 1813 auferord,
heologie und kathol. Pfarrer zu Marburg, auch Mitdirector des daſigen
inariums, hat fid durch, feine Ye Beifall aufgenommene und
air (Berbinand), Hofſchauſpieler und Deyifene bes koͤnigl. Hofthea⸗
ünhen, wurde 1772 geb. Familientůckſicht en erlauben bis jeht weder
jere Angabe f. Altern, noch ſ. Geburtsorts. Seine frühen Verhältniffe
don der Bühne entfernt, und erft nach einigen Verſuchen auf Biebhabers
Betrat et in f. 23.9. die Bühne zu Insbruck. Die Natur ſcheint ihn durch
phyſiſche Anlagen zum Schaufpieler beftimmt zu haben, denn mit einen
en, angenehmen Drgan, fprechenden Zügen und einer * —
664 Eßlingen Eſſen
den Talent des Schuͤlers Berechtigkeit widerfahren, und berlef ihn 1703, bei Dv
gantfation des deutſchen Schauſpiels nach Prag. Obgleich nun die Kunftieiftum
gen des jungen, feurigen Mannes ungetheilten Beifall empfingen, fo war doch
fein Gehalt nicht zureichend, ihn daſelbſt nebſt f. Sattin, die nicht Schaufpiele
rin war, zu erhalten. eben den geifligen Anftrengungen auch noch mit bausf:
chem Mangel kaͤmpfend, erlag endlich ſ. Körper. Dies bewog ihn, Prag zu wp
laſſen. 1800 kam €. zum erften Dale nad) Stuttgart, wo ihn Hafelmeier, dei
das damalige Hoftheater gepachtet hatte, zugleich auch mit beif. eignen Geſellſchah
anftellte, die in Augsburg fpielte. Allein der fehr mäßige Gehalt Eonnte f. zerrüztteten
Vermoͤgensumſtaͤnde nicht verbeffern, und gute Vorbilder fah erin dieſer Zeitauhug
felten ; ihm blieb nichts, al8 bie Erinnerung an diekeiftungen eines Lange, Brodmanz,
—— Huf, Junker u. A. und die ihm inwohnende unverſiegbare Geiftesqurie,
Nach Aufloͤſung der augsburger Bühne ging E. auf das Theater in Nuͤrnberg; bie
brachte der 1806 erfolgte Tod f, erften Gattin eine bedeutende Veränderunginf
Kunftieben. Er fchritt zu einer zweiten Verbindung mit Elife Müller, die fchon frühe
als Schaufpielerin bei einigen großen Theatern befannt war. In ihrer Geſellſchat
unternahm er 1807 Kunftreifen nady Stuttgart, Manheim und Frankfurt, un
erhielt in Manheim Anftellung. Hier verlebte er mehre gluͤcküche Jahre. Dei:
Anerbieten einer höhern Befoldung, und die Ausficht, die noch aus früherer Zt.
herrührende Schuldenlaft tilgen zu koͤnnen, beflimmten ihn, ben an ihn ergange:
nen Ruf yon dem großherzogl. badenfchen Hoftheater in Karlsruhe anzunchmags
Endlich 309 der nun verewigte König Friedrich von Wuͤrtemberg 1814 diefen
dern Künftler aus f. beengten Lage. Bon jet an entwidelte E. von Leinen wibte
en Eindruͤcken geftört, das Höchfte der Kunft, ſowol in tragifchen Wollen,
heſeus in „Phädra“, Zell, Otto von Wittelddah, Hugo u. a., als aud) im
gerlihen Schaufpiel, wie 3. B. als Oberförfter in den „Jaͤgern“, Dallner
„Dienftpflicht” sc. 1818 trennte er fic von f. zweiten Gattin, und heirathete
Demoifelle Ettemaier. Gegenmärtig tft er bei dem Hoftheater in München
ſtellt und al einer der erften mimifchen Kuͤnſtler unter den jet lebenden
wiewol nicht zu leugnen iſt, daß er in f. Deldendarftelungen ſich zu fehr an ia
Mepräfentation der franz. Bühne anſchließt.
Eßlingen, f.Aspern. '
Eſſaͤer, oder Effener, eine Secte unter den Ruben, deren Urf
fowol, als die Urfache ihrer Benennung unbelannt ift, doch fcheinen fie erft
den Makkabaͤern, etwa 150 vor Chr, entftanden zu fein. Sie zogen fich in Pie
ſamkeit zurüd, und hatten Gütergemeinfhaft unter ſich eingeführt. Der
nahme in ihren Bund gingen Prüfungen vorher. Es gab 3 Grade in ihrem Bundt
der Grad der Strebenden, der der Nähertretenden und der der Bertrauten.
befaßen reinere Begriffe von Gott, als die gewoͤhnlichen Juben und eine g
Sittenlehre. Blutige Opfer brachten fie nicht ; ſtatt vieler Außerlichen Gebr
wibmeten fie fich dem Gebet und den ftillern Andachtsübungen, beobachteten
Sabbathöfeier fireng, lebten in arofier Mäßigkeit, und heilten durch Kräuter
Wurzeln allerlei Krankheiten. Sie widerfprachen den Spigfindigkeiten der Phe
tifäer und dem Epikurdismus der Sadducaͤer. Daß Sefus und Johannis zu bie:
fem Bunde gehört hätten, ift hiſtoriſch unerweislich. S. Bellermann’s „Bee
en rariähten aus dem Altertbum über die Effder und Therapeuten
Berl. ).
Eſſen Gohann Heinrich, Graf von), ſchwediſcher Feldmarſchall, au
einem alten lieflaͤndiſchen Haufe, geb. 1755 zu Kaſioes in Weſtgothland, bildet
fid) in Upſala und Göttingen und trat bierauf in den vaterländiihen Kriegtdienſt.
Bei einem Turniere in Stockholm, wo Guftav II. ihn ſah, machte er durch fein
Schönheit und Gewandtheit einen fo günfligen Eindruck, daß cc ven dieſer Zeit a
Grafen a — — — N —
ſich zwar verpflichteten, ‚zu ven en; auf
der Verfaffung fic) ftübenb, Daß es den Ständen zuftehe, einen Angeiffer
eelären, verwahrten fie fich gegen einen Angriff auf Rußland, und bes
„ daß fie, durch ihren Eid zur Treue gegen bie Verfaffung verpflichtet, und
irger ald Krieger, nicht zu ungerechten Kriegen mitwirken koͤnnten. Der
B Finnland, und begab fi, von dem treuen €, begleitet, nach Gothen ⸗
die Nortveger, welche unter dem Prinzen Karl von Heffen als Nuflands |
Schweden eingedrungen waren, bebrohten, €, — Kriegs⸗
men, hob in mehren Landſchaften Bauern aus und dem König -
ärkung zu. Nicht minder wirkſamen Beiftand leifteten die drohenden Erz
Gefandten Englands und Preußens gegen Dänemark, und es ward
llftand gefchloffen, der den König rettete, E. war aud) an Guſtavs
dem Maskenball, wo der König tödtlich verwundet ward, Unter den
en Regierungen behielt E. immer viel Anſehen am Hofe. Er b
von Sädermannland und den jungen König auf der Reiſe nach -
Ffich Guſtav weigerte, fid mit Kathatinens Enkelin zu vermählen. Nach
warb E. Oberbefehlöbaber in Stodholm, und Guftav IV, übergab ihm.
Dberbefehlin Pommern. Als Anführer des vereinigten Heers in bier
je, vertheidigte er 1807 zwei Monate lang Stralfund und fehlo einen che
Baffenftilftand mit dem franz. Feldherrn. Bald nachher ion er ſich auf
rich, als ber König, unzufrieden mit ſ. Feldherren, die Anführung ſ.
(bft ͤbernahm. Nach der Ihronentingung des Könige, 1809 ward €,
den Staatsrath gerufen. Karl XII. ſchickte ihn in demſ. I, als Ger
nit dem Stantsrath Ragerbielte nach Paris, um den Frieben mit Frank:
| wodurch Schweben twieber auf Eurze Zeit zu dem Befige von
gelangte. E. führte 1814 den Oberbefehl Ihre dos jur Eroberung von
beftimmte Heer. Während der Minderjährigkeit des Bringen Döfar
Oberbefehlshaber von Norwegen ernannt, legte aber 1816 diefe
und ward Selbmarfchall, #
ex (Robert Devereur, Graf von), ein tapferer Krieger und Günftling
cüſabeth von England, den fein Schickſal ſchnell von dem des
as Blutgeruͤſt führte, war der Sohn von Gautier Devereur,
Lettice Rnolles, einer Verwandten der Königin Elifabeth, geb. 1667
b, dem Schloſſe ſ. Vaters in der Grafſchaft Hereſordſhlre. Inf. ers
d ſoll f, Vater feine großen Hoffnungen von f. Anlagen gehegt haben,
1
666 Eifer
Een ſ. Vaters unterftägt, Ihm viele Freunde gewannen. Gr begkit
Bitten f. Mutter, wiewol nicht ohne Widerwillen, f. Stiefoater, de
cefter, 1585 nach Holland, 1586 erhielt er den Titel eines Genmi
tie, und legte in ber Schlacht bei Zuͤtphen Beweiſe der Tapferkeit ot
nannte ihn dafür im Lager zum Bannerritter. In England wurde
her beförderten Reicefter’6 Stelle, Großftallmeifter, und 1588 erna
beeh zum General ber Gavalerie, unter keiceſter's Befehlen, bei dem
zum Schuß gegen einen von Spanien befuͤrchteten Einfall verſamm
jegt an galt er als erklaͤrter Günftting der Monarchin, die ihn noch
" des. Hofenbandes ſchmückte. Dieſes [hnelle, unerwartete Giäd füh
Mann zuweilen über die Grenzen der Mäfigung. Nachdem er eü
mit einem andern Guͤnſtling der Königin gehabt hatte, fchloß er fid
laubniß dem Kriegs zuge an, durch den Sir John Norris und Fu
Don Antonio wieder auf Portugals Thron fegen wollten. Die I
ihm jedoch bloß zärtliche Vorwürfe darüber, und uͤberhaͤufte ihn bei!
mit neuen Wohithaten. Leicefter war das Jahr vorher geflorben.
zum Theil feine Erhebung dankte, unternahm nun Manches, was:
mißftet, befonbers eine heimliche Wermähtung mit dee einzigen Zu
Francis Walſingham, der Witwe von Sir Philipp Sidney. Dby
nicht Über diefe Angelegenheit ſprach, gebachte fie derfelben doch I
ohne Empfindlichkeit. Immer ünternehmenb und nad) Ruhm di
€. 1591 den Oberbefehl eines Truppencorps, welches Eliſabeth zu
Unterftügung nad) Frankteich fandte, Allein biefen Zeitpunkt benu
um ihm bei der Königin zu [haben ; jedoch mußte er dies Mal ihre 9
teln, und Etifabeth ernannte ihn 1593 zum Mitgliede ihres Geheim
einer glüdlichen Unternehmung gegen Cadiz, die E. mit dem Admiral
geführt hatte, und wodurch Cadiz in die Gewalt der Englänter ge
wurde er von der Monarchin mit Lobfprüchen, vom Volke mit Beifal
empfangen; allein daß er ſich merken ließ, er achte diefe ebenfo hoch a
dete ihm in Eliſabeths Augen. Die Königin ließ ihn dies empfinten
fein Stolz und er geriet in häufige Streitigkeiten mit der Monarcht
ni i 597 —
zn 667
5 wirkten
uf —* ‚Free X un Kr —
us
neerzeichnete. Immer noch hoffte fie, er würde ihre Gnade anflehen:
ebens. ———— welche am 26.
1 durch das Beil im Tower, dem Wunſche des Verurtheilten gemäß, er⸗
an erzähle: als Effer von f. Unternehmen gegen Cadig zuruckgekommen fei,
—3 Bat nigin ihm ihre Zärtlichkeit von neuem gefchenet, habe er
iffe laut werben Laffen, daß f. oft nothwendige Abrvefenheit ihm dem böfen
inde ne —5 möchte; — ne
‚gegeben, [prechen, daß, was er. begehen!
h die Befchuldigungen gegen ihn fein a diefen Ring ihe
che, —— daß fie f. Rechtfertigung anhören werde, E.
hf. Verurtheil on Gebrauch machen; er gab den Ring ber Gräfin
um ihn der — zu bringen. Allein der Gemahl der Gräfin,“
eind, beftimmte fie, ben Ring nicht —— So fiel er, zum 3=
‚Haffes und des Neides, im 34. J. f. Alters, €. war tapfer, bes
eich, gewandt, edelmüthig und fehr offen, dabei aber aud) unbefonnen
kußerit Heftige Gemüthsart, Sein Verhättniß zur Königin, die in ih⸗
h Alter fich noch fo verliebt zeigte, baß fie ihm nicht feten Lächertich exfäjlen,
ſo vermeffen, daß er ſich zuweilen Spöttereien gegen fie erlaubte, die zus
13 einigermaßen von ihm abwanbdten. Manche haben das ganz vertraute
d Alebten zur Liebenden zwiſchen ihm und Elifabeth bezweifeln wol⸗
Drford hat es beftimmt für Liede erklärt. Henry Jones und Banks
8 Berhältniß zum ftand der Tragödie gemacht.
Jede aus Wein oder weinartigen Fluͤſſigkeiten, Bier ıc,, durch bie
J Gährung (welche darum auch Effiggährung genannt wird) er⸗
ive heißt Efſig. Nach der geiftigen Gährung ift jede ſolche Stüffigkeit
meigt, in die faure überzugehen, und kann nur durch kuͤnſiliche
ibert werben. Bei Bereitung bes Eſſigs aber werden nen
g und Beförderung angewandt, Der Eſſig ift um fo beffer, je ſtaͤr⸗
ift er durch Deftillation von allen fremdartigen Stoffen gereinigt werben,
Tigfäure, welche überaus ſcharf, Mag und durchdringend
ing des Pulvers wurbe der Effig auch zum Sprengen ber Feismaſſen
ıgen angewendet. Schon Plinius ſpricht davon; das legte Bels
8 im Kriege kommt, nad) unferm Wiſſen, 1557 vor, wo
deſſelben bei f. Feldzuge in Italien bediente. — ———
ende, uͤber Kraͤuter — Effige liefert Paris in großer
mit dieſem Lupusartikel halb Europa, Gewoͤhnliche frane -
SAH zieht man aus Nantes und a. —
eines der Älteften und glaͤnzendſten Fürſten haͤuſet Itallens.
*
668 Eſte
Urſprung dieſes Geſchlechts findet Muratori unter den kleinen Fuͤrſten, dieimif
Jahrh. Statthalter der Karolinger in Toscana waren. Spaͤterhin erhieltm
von den Kaiſern mehre Bezirke und Grafſchaften als Lehn, namentlich Eſte, F
vigo, Montagnana, Caſalmaggiore, Pontremoli und Obertenga, und führten
Titel Markgrafen. Von einem derſelben, Guelſo IV., der 1071 das Herzogth
Baiern als Lehn erhielt, ſtammt das Haus Braunſchweig, welches man bet
auch lange das Eſtenſiſch⸗Guelfiſche nannte. Während d. 12., 13. u. 14. Jah
iſt die Geſchichte der Eſt e großentheils mit den Schickſalen der übrigen Herrſcher
milien und kleinen Freiſtaaten in Oberitalien verſtochten. An den Kriegen
Guelfen und Shibellinen erwarben die Markgrafen von Eſte, als Haͤupter
Buelfen, mancher Widermärtigkeit ungeachtet, nebft andern neuen Befisung
Serrara und Modena. Mod) mehr glänzt das Haus Efte durch f. Verdienſte
Künfte und Wiffenfthaften. Nicolaus II. (geft. 1383) war der Erfte, der
Hof von Ferrara zum Sig der Eleganz und des guten Gefhmads erhob, GM
zender fteht bald nad) ihm Nicolaus III. da (geft. 1441). Er ſtellte 1902 diem
f. Vater Albert gefliftete Univerfität zu Ferrara her, die waͤhrend f. DMinderjüke
keit eingegangen war, und fliftete eine andre zu Parma, Durch Belohnungen
er die außgezeichnetften Männer der Zeit an ſ. Hof, u. A. Guarini von Verm
den Ahnherrn des bekannten Dichters, und Johann Aurispa; auch vererbte «
Liebe zu den Wiffenfchaften auf ſ. Söhne, Lionel und Borfo, deren hoͤchſtes &
ben dahin ging, unter allen Städten Italiens Ferrara als das Vaterland de
lehrten und Dichter in Ruhm zu bringen, Die Regierung Lionels (geft. IM
glänzt weder durch Eroberungen noch andre politifhe Ereigniffe; aber kein FM
des Haufes Efte wurde wegen ber Liebenswürdigkeit des Charakters, Anmuth }
Geiſtes und Feinheit der Sitten von f. Zeitgenoffen mehr. gefchägt als Lionel,
beförderte Handel und Gewerbe, Künfte und Wiffenfchaften kauf ale W
ja er felbft gab ein Mufter von Beredtſamkeit in der lat. und ital. Sprach
Mit allen großen Männern Staliens ftand erin Briefwechſel, und trug meh
irgend ein Fuͤrſt f. Zeit dazu bei, die alte Literatur wieder in den Schwung
Glanz zu bringen, der das 16, Jahrh. fo verherrlicht hat. Auch unter f. Br
und Nachfolger, Borſo (geft. 1471), blüheten Handel, Aderbau, Gewerbe
alle Künfte des Friedens. Borſo war prachtliebend, da er aber weder Je
Deere unterhielt; fo erfchöpfte doch fein Aufwand nicht die Finanzen.
Friedrich III. war bei ſ. Reife durch Ferrara von der Aufnahme, die er bei X
gefunden, fo entzüdt, daß erihm 1452 den Titel eines Herzogs von Modena
Reggio ertheilte. Hierzu verfchaffte ſich Borſo noch vom Papſt Pius II. bie $
zogswuͤrde für Serrara, welches er als päpftliches Lehn beſaß. Sen Nachfe
Hercules I. (geft. 1505), hatte viel von den Venetianern und ihren Bunbdesyenef
auszuftehen, die das Haus Efte feiner Staaten berauben wollten; Mailand, $
renz und Neapel bewaffneten ſich für ihn, und fo entſpann ſich ein allgem
Krieg. Nach einem ungünftigen Sriedensichluffe (1484) behauptete Hetcüles
J. hindurch f. Neutralität, während Italien die größten Ummälzungen erfitt, |
dieſer Zeit bluͤhte f. Land in allen Segnungen des Friedens, und f. Hauptftaik
Glanze des Lurus und der Künfte. Sein Freund und Minifter war der als D
tee des „„Orlando inamorato“* berühmte Graf Bojardo von Scandiano;
Ariofto, damals noch fehr jung, erfreute fich ebenfalls fchon der herzogl. Ga
Altes, was von ſchoͤnen Geiftern f. Zeit in Anfehen fand, ſchmuͤckte den Hof
Ferrara. Auf Hercules I. folgte f. Sohn Alfons I. (geft. 1534), deffen pot
Gemahlin jene berühmte Lucrezia Borgia war, die durch feltene Talente und Lie
zu den Wiffenfchaften einigermaßen di Schande ihres frühern Lebens verwiſch
Im Dienfte |. Bruders, ded Cardinals Hippolyt, ſtand Ariofto; doch war bie
Fuͤrſt des großen Dichters nicht würdig. Der Cardinalshut ſchuͤtzte ihn fo wen
asranz, UND 509 ſich u. o. Y6. DES -OTUDEerE Johann Daptıf
roliſches Capuzinerkloſter zuruͤck, wo er unter Andachti
Merken feine Zage beſchleß. Seitdem Verluſte Ferrara
nur noch im Schimmer des alten Ruhmes. Franz I., €
1658; Alfons IV. ſtatb 1662; Franz I. ftarb 1694
Diefer Kürft, der früher Cardinal geweſen, beirathete
Braunfchtveig, T. des Herzogs von Hanover, und verein
trennten Zweige des Haufes Efte. Sein Sohn Franz HI.
einige Verdienfte um bie Wiffenfchaften; Muratori und X
thanen, und erhielten Jahrgehalte von ihm. Hercules II
- Modena, Reggto und Mirandola, vermählte f. einzige T
dem Erzherz. Ferdinand von Oſtreich; eine Frucht dieſer
rin von ſtreich. Hercules, der fich bedeutende Schäge |
die Liebe f. Volkes verloren hatte, flüchtete bei der Annd
1795 nad) Venedig; Modena und Reggio traten 1797 de
bei, und das Haus Efte wurde förmlich durch den Wert
(17, Oct. 1797) feiner Oberherrſchaft über diefe Laͤnd
dena.)
Eſtrées (Babriele d', Herzogin v. Beaufort), die
von Frankreich, geb. um 1571, war die T. Antoine d'Eſtt
aus einem der Älteften adeligen Häufer in der Picardie, der
eines Grand-mattre de l’artillerie bekleidete, und ſich ir
Noyon gegen den Herzog v. Mayenne außzeichnete, weßhal
dem Gouvernement der Provinz Isle⸗de⸗Frante belohnte.
alt fein, als Heinrich IV. fie bei einem Beſuche auf dem
erften Male fah, und fich fogleich von Ihren Reigen gefefle
deß, damals in einer Herzensverbindung mit dem Herzog.
fid) anfangs den Wünfchen des Königs wenig geneigt, ber
gen nicht nachlieh, und, ald Bauer verkleidet, durch bi
ſchlich, nur um die Geliebte zu fehen, So viel Zunelattna
Spruch, jedoch ihm felbft zum Sammer, lebendig begraber
Haimon, ber fie liebte, gab ſich an ihrer Seite den Tod.
Ethik' die Sittenlehre im weitern Sinne, ober
nunftmäßigen Handeln des Menſchen, fo viel als praktiſche
fteht aber Darunter im engern Sinne und in der neuern Zeit
von denjenigen Pflichten, welche nicht durch äußere Geſetze
dern auf Gebote des Gewiſſens fich gründen. (S. Mo
denjenigen Pflichten, welche unter äußern Gefegen ftehen,
von jener die Rechtslehre. — Et hiſch, fittenlehrig, zur
lehre gehörig; z. B. ethifche Schriften, welche das fittlicdy
betreffen.
Ethnographie, Voͤlkerbeſchreibung, Völker!
— Ethnographiſch, nad ber Voͤlkergeſchichte. T
lich entweder chronologiſch, d. h. der Zeitfolge nach, oder
daß die Geſchichte jedes einzelnen Volks beſonders vorget
(Bl. Geſchichte.)
Etienne, ſ. Stephanus.
Etienne (Charles Guillaume), dramatiſcher un
ler, geb. 1778 zu Chamoully im Dep. der Ober⸗Marne
Paris, wo er anfaͤnglich bei der Herausgabe einiger Zeitſch
bald dieſes Geſchaͤft aufgab, um ſich der Buͤhne zu widmen
kleine Stuͤcke auf Nebenbuͤhnen gebracht, als ſ. Luftip. ,
auf dem Theätre frangais aufgeführt ward, das ſich auf!
Bald nachher wurde er Secretair des Herzogs von Baffano.
ihn an Fievee’s Stelle, der fich den Lehren der Roͤmlinge
zum Genjor des „Journal de l’empire‘‘; zugleich erhiel
Reinertrage diefer Zeitfchrift. Später wurde ihm, als X
Abtheilung im Minifterium des Innern, die polizeiliche Au
ten übertragen. Sein naͤchſtes Stüd, „„Les deux gend)
ter daR Mationalinſtitut. was man ihm mit ben Marten hi
Are Napoleon von Eipa gurdidkchrte, erhielt €. [. ehemalige
Luſtſpiel, deffen Berfaffer übrigens [. Stelle als Cenſor verlor, wieder
2 pie Nr gern dub Nationalinftituts, bie dem Kaifer
den Verf. 1820 zum Deputixten zu und 1822 wieder zu ernente
Ahle mean, (ui ©, no min il Far
⸗ I), die er anteuil
eitete, —S die beruͤhmteſten ſind. Seine in Sekufgaft mit a
le herausgeg. Geſchichte der ve Bühne, vom Anfange der
zur allgemeinen Vereinigung („Histoire du Theätre frmgaise etc.“
Bbe.), iftein [hägdarss, mit Gefcmad und Unparteilichkeit gefchrier
iquette, das auf Überlieferung oder gefchriebene Worfchrift fich file
woniel, nad) welchem bie Formen des gefelligen Umgangs unter den vers
Ständen ber bürgerlichen Geſellſchaft beftimmt iſt. Wenn Adel und
a der Melt ſtets nur die Belohnungen des wahren Verdienftes wären, fo
S allerdings Feiner befondern Vorſchrift über die Ehrenbezeu, aeugungen, welche
jörgefcheiebene Etiquette befichlt; allem da fehr oft ber I
daf namentlich die erblichen Vortechte nicht allegeit von Perfonen befeffe
ingen, ſo erfodert Die bürgerliche Ordnung ſowol, ald felbft in gewiſe m
ie. gefunde Phitofophie, daf Regeln feſtgeſtelt werden mad) welchen
4 niedrigern Stande Lebende, zu dem in hoͤhern Staͤnden fich Ver
benchmen hat. Ohne diefe conventionelle Schugmader der höhern
: Gefelifchaft, die, ſobald fie nur nicht bis ind Lächerliche, —
trieben wird, ſonach allerdings nothwendig und wohlthaͤtig iſt, wuͤrden
13, Anmafung, Neid und Eigennutz das Band zerträmmern, auf wei⸗
und jede ftaatliche und gefellige Einrichtung beruht, und ſelbſt der —
Pen in der allgemeinen Gteichheitefchtwindelei untergehen,
einer kutzen Zeit in Ir Fan Ban kennen,
2 Eichente Aufl. Bd. II,
d vbienfird des
jen würde Jeden ſchon von ſelbſt beſtimmen, ihm das freimillig zu zellen, -
u
fufl. |. Stüds
% > Sranten begabt wurde, Nach Napoleons wurde das Verbot. ,
DT DEI PERL D Beirat,
ner .. . -.
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u... ."*’ .
Aus
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Hauptitadt ſchwarmten. Uberall hat aber Etiquette da n
müffen, wo die Sache fehlte. Philipp der Gute, Her;
Stolz ihn trieb, ſich den Königen im Range gleich zu ſetz
Vater der neuern, ſeitdem manche Höfe bald mehr bal
Etiquette betrachtet werden, denn, eben um es in den Au,
ften Fuͤrſten in der Chriftenheit gleich zu thun, umgab ı
Diener und Hofleute, und legte ihnen ein fo fteifes und aͤ
daß nur fpäter der fpanifche Hof, an welchem die Maur
Luft einyeimifch gemacht hatten, den feinen darin noch ü
die allgemeine Entwidelung freifinnigee Ideen die Lächerli
Etiquette ſowol an den Höfen als im Leben der vornchme
mindert, und man findet nur noch bier und dba einige W
Vorurthell, ober der Machd vieljähriger Gewohnheit unte
dem Alten und Veralteten Eleben.
Eton, Fleden in der Grafſchaft Budingham ,
Themſe, Windfor gegenüber (2500 Einw.), berühmt we
1441 dafelbft geftifteten Schule. Urfprüngli war die
nen beftimmte® Golleglum. Gegenwärtig ſtudiren bier
wohlhabender Ättern, da der Hufenthalt fehr koſtbar ift
find hier reicher als auf andern engl. Schulen. Die Bibli
Etruria, fe Wedgemwoob.
Etrurien, auh Hetrurien. Dieſes reizen
mittelländifchen Meere, öftlich von den Apenninen, noͤrd
füdtich von der Fiber begrenzt, das Vaterland ber kunſtreie
Geſchichte des neueften Kunſtgeſchmacks und bei den w
Unterfuchungen aus dem Grabe ber Alteften Vorzeit her
dieſes Land, das jegt, mit etwas veränderten Grenzen,
früheften Alterthum eine wohlgeformte Confoͤderation, reg:
ter der zwoͤlf Hauptſtaͤdte des Landes, von denen jede eine :
Tempel der Volturna hielten diefe Volksvertreter, Lucums
n. = \
22 Etymologie Eudämonismus 675
‚mit Griechenland kamen, fo erreichten fie bald den Grad von Bildung,
üxch fie Nebenbuhler der Griechen wurden. Fuͤr den Archdofogen und Kunfte
e find aus jenem Zeitalter der Ettusker befonders die Fortfchritte, die fie in
lerei und Plaſtik gemacht hatten, anziehend, indem das Studium der davon
vorhandenen Denkmäler (gefehnittene Steine, Sarkophage, Schalen u, ſ. w.)
"Auffchtäffe über ihre Mythologie gewährt. &. Inghirami’s „„Monum. +
ie*, Fiefote 1826, 6 Bdr., 4. (genauer als Gori’ „Museum Etruscum*‘.)
tiehenland und Ägypten erhielten fie bie Keime ihres Geſchmacks, der Reiz
‚in fich hatte, um felbft eine Epoche in dem Geſchmacke der neuern Zeit bes
zu innen. Dieeteurifhen Gefaͤße (Vaſen 2c.), mit ihten darakteriftis
Basreliefs und Malereien, find befonders von Millin Und im Böttiger's Abs
fung über die Vaſengemaͤlde der genaueften Unterfuchung unterworfen worden.
Bafe.) Die Miſchung der Farben, Schatten und Lichtvertheilung kann⸗
etrtieifchen Dealer jedoch nicht ; fehtarz oder roth (braumroth) waren ihte ges ,
ichen Farben. Xheateripiele, Mufit und Poefie waren ihnen nicht fremd, +
ıgen fie und ihre Kunftfertigkeiten, noch ehe fie die Höhe der griechifdjen er⸗
theils durch innern Zwiefpalt, theils durch das Andrängen fremder Völker,
der Zeiten unter, Sie ſeibſt verjagten bie in Etrurien früher angeſie⸗
Pelasger, während fie beten Sitten, Einrichtungen, Sprache und Mytho⸗
ganz fich zu eigen machten, Die Römer bekamen von ihnen ihre teligiss
Bräuche, ihre felihere Baukunft x. Am Schluffe der Zeit ihres Nuhınes
indres Volk aus Gallien und vertrieb fie ans ihren Pflanzftätten in Obere
5 ein Theil von ihmen Müchtete in die Alpen, und die Mhdtier erhielten das
hr Dafein. Endlich wurden fie ein Opfer der römifchen ſchſucht, bes
jedoch Sitten und Gefege, die Wahl der Confuln und upt billige
nur Oberbefehlshaber gaben ihnen die Römer. Sie firlen dann, mit
ih, unter bie Gewalt fremder Sieger, Won diefer Zeit an ift bie Ges
von Etrurien, ober, wie es in der Folge genannt wurde, Toscana, in bie
te Deutfchlands und Italiens verwebt. (S. Toscana.) Im Iunebile
en 1801 erhielt das Land dert Namen Etrurien wieber und wurde als ds
dem Erbprinzen von Parma, Ludwig, Infanten von Spanien,
Ferdinands 1., Herzegs von Parma, —7 Nach Ludwigs
Wernahm ſ. Witte, Marie Louife, König Karls IV. von Spamen T.
eng als Vormuͤnderin ihres Sohnes, Karl Ludwig, legte fie/aber am’
1807, in Folge eines zwiſchen Frankreich und Spanien geſchloſſenen Vers
. Nun ward Etrurien eine franz. Provinz, und ein Senatusconfule
Mat 1808 erklärte die Staaten von Toscana, u. d. T. der Depart, vom
yom mittelländifchen Meere und vom Ombrone, für einen Theil des franz
1809 wurde das Rand der Schweſter Napoleons, Ellſa, die nun Groß⸗
von Toscana genannt wurde, übergeben. 1814 erhielt Toscana feinen
Regenten wieder. Br s
ymoLogie, derjertige Theil der Sprachlehre und zwat der grammatis
hte insbeſondere / weicher fid mit der Abſtammung der Sekte bes
,
ingliche Bedeutung zu erforfchen; daher Etymolog, etpimolos
and etpmologifiren. Die Etymologleit und etpmologis
Berke find fpecielle, d. h. einer gewiffen Sprache (f0 5. B. das Eiymo-
gnum fir die griedjifche), oder genetelle, die fid) Uber mehre Spras
en und ihre Verwandtſchaft darzuftellen fuchen; twie das Werk vom
ubämonismus, Eudämorologie, bie Gluͤckſeligkeitslehte oder
bäude, weiches bie Gtücfeligkit des em u Kam, Syn)
d fie auf ihre Wurzeln oder Stammmwörter zurlietführt, um ihre wahre »
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en einer heilfamen, dem Einathmen ganz angemeflenen Lu
rig erörtert find.
Eugen (Franz) von Savoyen, befamnter u. d. N.
ter Sohn von Eugen Morig, Herzogvon Savoyen⸗Carigr
fons, und von Olympia Mancini (einer Nichte des Garbin
Paris 1663. Unter allen Helden und Staatsmännern
ſchichte kaum einen zweiten, der in beiden Eigenfchaften d
wefentliche und zahlreiche Dienfte geleiftet hätte al® Eugen.
Schlachtfeld und im Cabinet, gehörte er zu den feltenen M
genden durch keine Lafter verbunfelt wurden. Eugen war
geiftlichen Stande beftinimt worden. Er bat Ludwig XI
als Capitain beiden Dragonern. Der Kriegsminifter Loı
milie, und die Bitte wurde abgefchlagen. Aus Verdruß ü
und wegen verfchiedener Beleidigungen, die man f. Dei
Mutter zugefügt hatte, ging Eugen, wie ſchon zwei f. Bruͤd
in öfter. Dienfte. Er machte unter den beiden vortrefflich
Karl von Lothringen und Prinz Ludwig von Baben, f. eı
Türken ald Freiwilliger, zeichnete fich dabei fehr aus, und
Megiment Dragoner. Mit Verdruß hörte Louvois von den
Prinzen, und fügte zomig:a,Er foll nie zuruͤckkehten in
Prinz, dem diefe Worte hinterbracht wurden, erwiderte: ,
ruͤcktommen, Louvois zum Trotz!“ und wirklich fland er n
einem fiegreichen Deere in Frankreich. 1687 wurde er, nad
hacz, Feldmarſchalllieutenant. Als bald nachher der Kri
und Oſtreich ausbrach, bewog er den Herzog von Savoy
dem Kaiſer, und befehligte die dom Herzoge zugeſchickten 8x
voyen. Er lehnte die großen Anerbietungen Frankreichs, il
ben, ab, und wurde vom Kaifer zum Generalfeldmarſchall,
Italien geendigt war, zum Obergeneral in Ungarn ernannt.
ben hac Alan. Dransı SEE FE. a ALDON nn.
inmüthigften Verbindung mit-Mariborough gelang es ihm, die
8 und deffen Verbuͤndeter zu vereiteln. In der Schlacht bei Hoch ftädt
3. Aug. 1704) erhielten beide Helden einen entſcheidenden Sieg Über das
inte franzöfifch:bairifche Heet unter dem Kurfürjten von Baiern und dem Marz
Tallard, der felbft gefangen wurde. * ging 1705 wieder nach Itallen,
jac) einigen Monaten ganz Italien zu raͤumen. 1707 drang er felbt in
geich ein und belagerte Toulon, mußte aber wegen der it der Frans
nad) Stalien zurtchjiehen. In den folg. I. focht er an den Ufern des
eroberte Lille und feplug die Marfchälle Villas und Voufflers bei Mal
wo ex felbft gefährlic) verwundet wurde, Wie er aucy hier jene nur den
Geiſtern eigne Gemuͤthstuhe behauptete, erhellt aus der Antwort, bie er
Dffieieren gab, die inihn drangen, daß er für feine eigne Perfon forgen möchte,
ju ein Verband, wenn wir hire fterben follen?“ fügte er, „und kommen wir
fo ift dazu heute Abend Zeit genug”, Nachdem Marlborough abberufen
Mn, und Eugen ſich umfonft perfönlich in London für ihm bemnüht hatte, wur ⸗
ne weitern Unternehmungen, befonders nach der Niederlage des
(bei Denain), gehemmt, Der Friede zu Utrecht führte (1714) den
zu Raftadt herbei, der von Eugen und Villas abgefchloffert würde. Im
‚ge mit den Türken 1716, ſchlug Eugen die weit ftärkern türfifchen Deere
etdarbein und Temeswar, und eroberte 1717 Belgrad, nachdem er am 16.
nen entſcheidenden Sieg ‚über das zum Entſatz berbeigefommene türz
Deer erfochten hatte. Der paſſarowiter (1718) war die Frucht ſ.
. 15 Sriedensjahre hindurch, deren ſich ich nun erfreute, arbeitete Eus
€ gleichem Eifer im Cabinet, und als 1733 die polniſchen
neuer Krieg herbeiführten, erſchien er noch in ſ. Alter mit bem am
ging aber, ohne etwas Entſcheidendes gewagt zu haben, nad) Wien
1736, 723. alt, ftarb, Das öfte. Kriegswefen, daß er als
Feiegerathe ſeht verbeffert Hatte, gerieth nach ſ. Tode wieber in Verfall.
——— Leuchtenberg, Fuͤrſt zu Eichſtedt, vorher Vice:
1, geb. d. 3. Sept. 1781, Sohn des 1794 guillotinixten Vicomte
uharnois und Joſephine Taſcher de la Pagerie, fpäterhin Gemahlin Nas
Bonaparte’s und franz. Raiferin. Eugen wibmete fic im Laufe ber Mevos
Waffen, 129. alt, begleitete er f. Vater, al diefer die Rheinarmee
igte, Nach dem Tode deſſelben kam er, da auch ſ. Mutter damals im Ges
war, zu Hoche in der Wende. Nach d. 9. Thermidor kehrte er. nach Paris
dutter zurück, und widmete nun brei Fahre f. wiffenfchaftlichen Ausbildung.
beirathete 1796 den eben zum Obergeneral der ital Armee ernann ⸗
parte, —— begleitete feinen Stiefvater auf allen Feldzuůgen in Itas
bin . Er murde zu alfen höhern mititaicifchen Würden beförbert,
305 zum franz. Prinzen und zum Vicekönig von Stalien erhoben, In demſ.
te ex fich im Feldzuge gegen Oſtreich fehr aus, und wurde nad) Beendi⸗
(13. Jan. 1806) mit der Pringeffin Augufta von Balern vermaͤhlt.
ernannte ihm Napoleon zum Prinzen von Venedig, und adoptiete ihn als _
und Erben des Königreichs Italien. Im der Verwaltung des —
em zeigte er viel Verſtand und Maͤßigung, und machte ſich auf dieſem
ebt. Im Kriege von 1809 war er anfangs gegen den Erzherzog Johann
ich, fpäterhin aber gewann er das Treffen bei Raab, und zeichnete
®
—
7 Eubklides
bei Wagram durch hohe militairiſche Talente aus. Bei der Scheidung Napoleons
von ſ. Mutter benahm er ſich mit Wuͤrde. Am 3, Maͤrz 1810 ernannte ihn Na⸗
poleon zum kuͤnftigen Nachfolger des Fuͤrſten Primas, als Großherzog von Ftank⸗
furt. In dem ruſſiſchen Feldzuge befchligte er das dritte Armeecorps, und zeichnete
ſich an der Spitze deſſelben in den Gefechten von Oſtrowno und Mohilow und in
der Schlacht an der Moskwa aus. Bei dem verderblichen Ruͤckzuge verließ er die
Truͤmmer ſ. Armeecorps keinen Augenblick, theilte alle Beſchwerden und Entbeh⸗
rungen mit den Soldaten, und ermuthigte ſie durch ſein Beiſpiel. Ihm und Ney
hatte Frankreich die Rettung der wenigen Truͤmmer des franz. Heers aus dieſem
Feldzuge zu verdanken. Nach Napoleons und Murat's Abgange wurde er zum
Oberbefehlshaber ernannt, und zeigte auf dieſem wichtigen Poſten in jener ſchwie⸗
rigen Zeit große militairifche Zalente. Mir finden ihn wieder bei der Schlacht von
Luͤtzen, am 2. Mai 1813, wo er durch die Umgehung des rechten Flügels der Ver»
bündeten das Schickſal des Tages entichied. Napoleon fchidte ihn von Dtetden
nad) dem bedrohten Italien zurüd. Nach Aufhebung de& prager Congreſſes und
der Theilnahme ſtreichs an der Coalition wurden auch in Italien die Feindſelig⸗
keiten eröffnet, Er wußte ſich hier, ſelbſt nad) Murat’d Übertritt, geſchickt zu vers
theidigen. Nach Napoleons Sturz fchloß er mit dem Grafen Bellegarde einen
Waffenſtillſtand, der die Lombardei u. f. w. in die Hände Oftreich® lieferte. Eugen
ging zunaͤchſt nach Paris und dann zu f, Schwiegervater nad München. Er
wohnte dem Congreffe in Wien bei, Bei Napoleons Ruͤckkehr von Elba wurden
veranlafit, Wien zu verlaffen, und eine Zeitlang in Buireuth zu leben. An den
Begebenheiten des 3. 1815 nahm er keinen Theil. Es waren ihm in dem Ver
trage von Fontainebleau vom 11. April 1814, und fpiterhin auf dem wiener Con
greife, angemeffene Entſchaͤdigungen für f. Dotationen in Italien, die einen Cayls
talwerth von 20—25 Mill. Franken betrugen, zugefichert worden, die ihm theild
der Papft, theils der König von Neapel (letzterer 5 Mill.) auszahlen follen. Dur
eine Verordnung des K. von Baiern wurde er im Nov, 1817 zum Derzog von
Leuchtenberg ernannt, ihm das Fürftenthum Eichftedt unter bairifcher Landeshoheit
übergeben, und f. Nachkommen, im Fall des Ausfterbens der bairtfchen Linle, für
erbfähig erklärt. Er farb zu München den 21, Febr. 1824 und hinterließ 4%.
und 2 S. — Der Herzog Eugen war einer von den Männern, die unter einem dte-
fachen Äußern einen großen Charakter und hohe Talente verbargen. Aufrichtigtrt,
Redlichkeit, Menſchlichkeit, Liebe zue Ordnung und Gerechtigkeit bildeten bie
Grundlage ſ. Charakters. Weife im Rath, unerfhhroden im Kampfe, gemäfigt
in Ausübung der Gewalt, zeigte er ſich niemals größer als im Unglüd, wie die Er
eigniffe von 1812 und 1814 bewieſen. Unzugaͤnglich für den Parteigeift, trat er
aus dem Drange der politifchen Stürme rein und untadelhaft hervor. Als Pris
vatmann wie ald Fürft wohlwollend gegen Sedermann , zeigte er fich im Wohlthun
unerſchoͤpflich. Er lebte mehr mit dem Gluͤcke Andrer als mit fidy ſelbſt befchäftigt
und flarb im Befiß der allgemeinen Achtung und Liebe bei völliger Geifteskraft an
ben Kolgen organifcher Zehler des Gehirns. S. „Vie politigue et militaire
d’Eugene Beaularnais, vice-roi d’Italie* von Aubriet (2. Ausg., Par. 1825).
Seine Schwefter ift die Herzogin von St.⸗Leu, Hortenfe Eugenie, gefchieben von
Louis Bonaparte(f,d.) Ihm folgte f. Sohn, Herzog Auguft, geb. 10, Oct.
1810; f, dttefte Tochter Sofephine ward 23. März 1823 mit dem Kronprinzen
Oskar von Schweden, ſ. zweite, Eugenie Hortenfe, den 22. Mai 1826 mit dem
Erbprinzen von Hohenzollern: Hechingen vermählt.
Euflides. 1) Senannt ber Vater der Mathematit, geb. zu Aleranbria
in Agypten, ungefähr 300 vor Chr., ftudirte zu Athen unter Plato, lehrte zu Ales
randria unter Ptolemäus Soter die Geometrie, und erweiterte das Gebiet der Mas
thematit, Unübertroffen ift bie Strenge f, Methode, Seine Elemente (oraxeir)
Eufenfpiegel Euler 679
i es Reviſion (eine der bez
9 —— For deutfc) von Rorenz, 2. Aufl, Halle
‚Di — f. Schriften iſt Die über die geo (ir Analpfe. Was
die Mufit gefchricben, gibt ung den beften Begriff von dem Zuftande Diefer
wi den re 2) Euklides, aus Megara, war der Stifter der mes
n Ba Obgleich Mrgara von Athen ziemlicy entfernt und allen Mega⸗
Todesſtrafe verboten war, das Gebiet von Athen zu betreten, kam er .
de in weiblicher Kleidung zur Stadt, genoß einige Stunden den Unter»
ates, und Eehrte mit Anbruch des Tages zuruͤck. wich er
‚chen Grundfägen feines Lehrers ab, und verwandelte die
findige Disputickunft, Mit den Eleaten nahm er ‚daß nur Eines
er —* Eine nannte er das Wahre und Gute. Wegen Mißbrauchs
fektik wurde ſ. Schule auch die eriſtiſche genannt. Cr ſtatb 424 vor Chr.
üler war Eubulides, x
ulenfplegel (Tyl). Diefer Abenteurer, geb. zu Rneitlingen, einem,
te —* Def EU Bee farb gegen 1350 in dem Städtz
fen, 4 Meilen von Luͤbeck, wo fein Grabftein, mit der Anfpielung auf f.
‚ einem Spiegel und einer Eule fteht. Sein Name bezeichnet fpı .
wthwillig⸗ luſtige, närrifche Streiche, die aus reiner Freude an folhen +
erben; denn dergleichen verübend, zog Toll durch Niederfachfen und Weſt⸗
ſelbſt mach Polen und Rom, In der Volköfage leben fie noch immer fort.
md in welcher Sprache a fe Schwäne zuerft gefchrieben worden, laͤßt ſich
&) beftimmen. Aus dem Titel der alten Volksausgaben ſcheint zu erhellen,
iterft in plattdeuticher Sprache gefchrieben gewefen, und man hat, ſedoch
ftige Gründe, geglaubt, daß der durch f. Rarrenbeſchwerung,
1b a. Schriften diefes Schlages auch font bekannte Franciscaner, Thomas
der Theologie und Rechte D., ein Gegner Luther's, der Überfeger fei.
jeder Nachwelt haben nicht bloß den Äfthetifchen, fondern auch ben ſitt⸗
h dieſes Vollsbuchs angegriffen. Unanftändigkeiten find freilich hun
nden, fie ſallen aber dem Zeitalter zur Laft, in welchem der SchalE lebte
nee gefchrieben wurden. Übrigens erhielt es ſich Jahrhunderte als
nicht nur des deutfchen Volkes, fondern vieler andern; denn es ift im
häfche, frangöfifche, englifche, holländifche und potnifche Sprache überfept,
nachgeahmt, unzählige Dale aufgelegt, mit Anmerk. herausgegeben-und
Eleibet worden. (S. Reichard's „Bibliothek der Romane”, Bd. 2 u, 4.5
chichte der Hofnarren”’, und Görred+,‚lÜber die Volköbhcher.") Die ,
dEte Ausg. ift, fodiel man weiß, die hochdeutſche, Strasb. 1519, 4,
Kupferblatt von Lukas von Leiden hat den Namen Entenfeit
gle.)
Ter (Leonhard), Mathematiker, geb, zu Baſel 1707, erhielt von ſ.
Paul E., Prediger zu Riechen, den erften Unterricht in der Wiſſenſchaft,
äterhin fo groß wurde. Auf der Univerfität zu Bafel oenugte er ben
‚von Joh. Bernoulli, und war ber Freund von Dan, und Nik. Bernoulli,
yon ihrem berühmten Vater mit Gluͤck nachſtrebten. Im 19. 3. erhielt
© €, das Acceſſit des Preifes, den die pacifer Akademie der Wiſſenſchaften
fie Abhandlung Uber das Bemaften der Schiffe gefegt hatte, Aus Katha—
bie Stiftung der peteröburger Akademie vollenden wollte, berief fie auch
Nit. Bernoulli dahin. Nikolaus ſtarb, und Daniel fehrtein fe Waters
ielich, nachdem er E. eine Stelle bei der Akademie verſchafft hatte. Dept
biefer allein im Face der Mathematit die ganze Akademie, und arbeitete
et Anfttengung, welche Bewunderung verdient; denn et verfaßte mehr als
der Abhandlungen biefes Faches in den 46 Vhn., 4., weiche bie prterds
680° Euler
burger Akademie von 1727—83 herausgab und bei f. Tode hinterließ er noch m:
gefähr 100 ungedr. Abhandlungen, weiche die Akademie nad) und nad) erſcheinen
ließ. Der Akademie Ber Wiffenfh. zu Paris reichte er mehre Abhandlungen ein
(unter denen f. chenfalls gefrönte Preisfchrift; „„Inquisitio phys. in causam flu-
xus ac refl, maris‘‘, wobei er mit Bernoulli und Mac Laurin concuerirte) und
gewann oder theilte 10 Preiſe. 1741 folgte er einem ehrenden Hufe Friedrichs des
Gr. an die berliner Akademie zur Stelle eines Lehrers der mathemat. Wiffenfhaf:
ten, kehrte aber 1766 nach Petersburg zurüd und flach hier 1783 als Director der
mathematiſchen Glaffe der Akademie. Er erhielt, wo er fidy auch befand, aus
allen gebildeten Ländern Europas fortwährend Beweiſe der. ausgezeichnetſten Ad:
tung. 1755 wurde er von der franz. Akademie zu einem ihrer auswärtigen Mit
glieder ernannt, obfchon keine der damals fo gefuchten Stellen offen war. (rem
pfing auch bedeutende Geſchenke fire den Beiftand, den er Tob. Mayer (f.d.) ki
Verfertigung f. Mondstafeln geleiftet hatte; von ber londner Abmicalität 300 PM.
St. Antheil von dem damals wegen Erfindung der geogr. Länge ausgefekten
Preife. Seine Arbeiten zeichnen ſich beſonders dadurch aus, daß er, als unmit
telbarer Nachfolger von Bernoulli, und fo die Schule von Leibnitz fortfegend, die
analptifche Methode vorzüglich zu vervolllommmen fuchte, indem er immer me
bie Anfichten der reinen Geometrie entfernte, welche Newton's Schüler am meiſten
zu Hülfenahmen. Er ftelite zuerft das Beifpiel jener langen Debuctionen auf, in
weichen die Bedingungen des Problems erft mit Hülfe algebraifcher Symbole am⸗
gedruͤckt werden, und dann das Rechnen allein alle Schwierigkeiten entwickelt und
bejiegt.- Euler zeigte hier einen außerordentlichen Scharfblid und ein ebenfo tiefel
ale erfindungsreiches Genie. Er gab f. Wiffenfchaft eine ganz neue Seftalt. &
behandelte die Mechanik durch die Analyfis, und indem er fo den Umfang dien
Miffenfchaft erweiterte, vervollfommnete er fehr die Differenzial: und die Integtab
rechnung, worüber er fpäterhin einen unten näher bezeichneten ausführlichen Cr
ſus herausgab, der Alles Übertraf, was man bisher Über diefen Gegenſtand kannt.
Seine erfte Schrift „Uber das Bemaften der Schiffe”, und noch mehr fein Aufens
balt zu Petersburg beftimmten ihn ohne Zweifel, die Mathematik auf die Ev
bauung und Leitung der Schiffe anzumenden, und fo entftand f. in der franz. De
sinefchule eingeführte, auch ins Engl., Stal. und Ruſſ. überf. „Theorie compl.
de la coßstrnct. et de la ananoeuvre des vaiss.“* (n. Aufl, Par. 1776). Die
wichtigen Fragen tiber das Weltfoftem, weldye Neroton f. Nachfolgern aufsulbfen
binterlaffen hatte, waren der immerwährende Gegenftund von E.’6 Forfchunge,
und erwarben ihm den größten Theil der Preife, die er bei akademiſchen Bewerbum
gen erhielt. Kine ausführliche dioptrifche Abhandlung („Sur Ja perfection
des verres object. des lunettes‘‘, in den „Memoires de Berlin‘‘, 1747) wat
die Frucht f. Unterfuchungen über die Mittel, die Brillengiäfer zu verbeſſern. Schon
der Antheil, den er dadurch an der Erfindung der adyromatifchen Fernglaͤſer hatte,
würde hinreichend fein, um ihn auch hier ausgezeichnet zu nennen. In der Bo
handlung der Phyſik aber gibt er fich oft fehr unhaltbaren Hppothefen bin, und
ſcheint nur Gelegenheiten zum Rechnen aufzuſuchen. Auch mit der Philoſophie
im eigentlichen Sinne befchäftigte er fi. Er wollte die Unkörperlichkeit bes Seel⸗
beweifen, und die Offenbarung gegen die Freigeifter vertheidigen. In f. bekannten
„Lettres ä une princesse d’Allemagne sur divers sujets de phys. et de phr
los.“ (Bert. 1763, 3 Bde., feitdem mehre Mal aufgelegt, auch deutſch, Peteröb.
1773, bearbeitet) greift er das Leibnig’fche Syſtem der Monaden und der präftabis
litten Harmonie an; allein man fieht bald, daR dies nicht da Feld war, auf dem
er glänzen Eonnte. Seine zahlreichen Schriften, welche nicht in Sammlungen er⸗
fhienen find, hat Meufel verzeichnet. Wir bemerken noch f. „„Theoria motusm
planetarumn et cometarum‘* (Berl. 1744, 4.); f. „‚Iutroductio im analyıi
—
Eumeniden ° Euppemismus ' 681
Cauſanne 1748, 2 Vde., Überf. von Michelfon, Bert. 70
waͤhnten, noch immer als Hauptw. erkannten —— —
is“ (Bert, 1755, 4,, ebenf, v. Michelfon beuefch, Verl, 1700) | Ge
tiones calculi integralis“* (Petersb. 1768— 70, 3 Bde., 4, n. Ausg.,
Ih 120; f. ungemein faßliche „nleitung zur Algebra⸗ — von
| Bert. 1801, 2 Bde.) ; feine „Dioptrica‘* (Perersb, 1769 71, 3
‚„Opuscula analytica““,u.f. w. E. war von li Sharater,
heiter und ſiets guter Laune; er liebte Gefellfchaft und mußte fie durch
m Mit zu beleben, Die legten 17 3. ſ. Lebens brachte er in einem Zus
völliger Blindheit zu. Aus fs erften Ehe hatte et 13 Kinder gehabt, von ber
5 blieben, als er fid) zum zweiten Male, mit f. © ‚ verheiras
Bon f. Söhnen trat in die Bufflapfen des Vatsıs, Johann Als
ruſſ · Staatsrat, geb. zu Petersb. 1734, — daſ. 1800. Unter
Abhandlungen dieſes gründlichen und gewandten Mathematikers befins
allein ſieben gekrönte Preisſchriften. Ein Verzeichniß —— gibt
kameniden, Erinnyen (Futien bei den Römern), auch Diren
ht warn — der griech. Mythologie die Raͤcherinnen ber Blutſchuld, der Verbres
a egen ihre Altern, der Meineide. Graͤßlich erwuchſen fie aus den
x * werd — als Fe * Kronos ihn entmannte.
chen ſie zu tern des Acheron und der Nacht. Mythographen
re Zahl auf drei, und nennen fie: Alekto, Meghra und Tifpphone, Aſcho⸗
in dem Zrauerfpiel, das ihren Namen füpet, 50, und mit ihnen Schres
1b. Entfegen auf die Bühne gebracht. Das waren noch die ſchtecküchen,
eingehüliten, mit Schlangen ftatt der Haare, mit Eralligen Fingern, her⸗
Eter Zunge, deren Augen ſchwarzes Blut entträufelte, die Blutfaugerins
das Blut, wenn f e fi velcogen hatten, wieber zum Hals herand:
denen, wenn fie zuͤrnten, Gift entträufelte, das, wohin es fiel, wie eine
te wuchernd, ber Exde jeden Keim der Fruchtbarkeit raubte. Groß war
eu vor ihnen, Eaum ihren Namen wagte der Athener auszufprehen, und
je nur bie ehrwuͤrdigen Göttinnen, Mit den Fortſchritten der moraiiſchen
tifchen Ausbildung ber Hellenen erhielt auch der Mythus von biefen furchts
binnen vielfache Ummanblungen. Die Bildner gingen von der Idee
fchenjägerinnen aus, und ftellten fie als bie fhönften Fagdnymphen dar,
h den hohen Exnft ihrer Mienen, durch Fackei, Dolch und ähnliche
te ihre Beftimmung ankündigten. Die Qualen des böfen Getviffens fah
vorerjt bie philofophifche — auch der Glaube des
ie kleine, vor iche ft über dieſen 8 iſt die ai ſche
dung Bboitiger s: e—————— und us —
Griechen“, Weimar 1801.
unomia,f. Horen.
unuch, Verſchnittener (griech.), ſ. Caftration.
7 (franz. Neaux), Flecken im ehemai. Limburgifchen, jest im preuß.
m Niederchein, einige Stunden von — mit 10,200 Einw., iſt
ber Fabrikott. Die inufacturen, der Haupterwerbszweig des
jefern feit 25 3. fo ſchoͤne und feine Tücher, daß ihre Draps des Gobelins
uf den in Frankreich verfertigten gleichkommen. Von gleicher Trefflich⸗
hier fabricieten Caſimire. Man zähle 20 große und 30 mittlere und
kufer, bie das Tuchgefchäft betreiben.
upbemismus,- eine Figur der Redekunſt: die Umfchreibung einer >
„ober wideigen Sad mit mildern und gelindern Worten. So betiew
yıygsee Wa 1 ZN 27 I Su 2 2 Zu 2 21 212 2077 so... 10/705 ©
und mehre Jahrh. hindurch auch das perfifche und roͤmiſd
entfpringt in Armenien aus zwei Slüffen, dringt durch das 6
zulegt nach einem Kaufe von 500 Stunden, bei Baffora in
fen. Übrigens ift der Euphrat, welcher jetzt, da wo er ſich
Sat⸗al⸗Arab (Fluß der Araber) heißt, für Babylonien eber
Nil fuͤr Agypten, indem er vom Monat Auguft an das La
mit feinem Schlamme büngt. j
Euphroſyne, ſ. Grazien.
Eupyrion (griech.) nennt man jetzt beſonders d
braͤuchlichen chemiſchen Schnellfeuerzeuge, die ein Fl
ſaͤure und Federalaun und Schwefelhoͤlzchen enthalten, mel:
einer befondern Materie beftrichen find. Bei Bereitung
man Stäbchen aus weichem Dolze zuerft in zerlaffenen Sch
Gemenge von uͤberorydirtſalzſanerem Kali, einigen Xropf
etwas Zinneber oder einem andern Fardeſtoff (letzteres bios
wonaͤchſt man ſie trocknet. Stöft man nun ein ſolches Hoͤl
verbindet fich der Kati, wegen näherer Verwandtſchaft, mit
laͤßt die orydirte Sulzfäure los, deren Entbindung unter di
genthuͤmliche Wirkung fo großer Temperaturerhöhung mit |
bringt, daß fich der Schwefel am Hölzchen und fomit letztere
Eurhythmie, das ſchoͤne Verhäitniß in der Bew
in der Muſik, und vorzuͤglich in den Worten als Sprachtoͤ
worin eine Sprache vor der andern Vorzuͤge hat. Her
rhythmie uͤberhaupt ſchoͤne Ubereinſtimmung der Theile
Verhaͤltniß.
Euripides. Im erſten I. der 75. Olympiade
dem Tage, to die Griechen des Rerxes Übermacht bei Sala
diefem Orte Euripides geboren, und fo trafen hier die drei gröf
lands zufammen ; denn Aſchylus ſtand in der Reihe der Si
rn 2
Euripides
—* het, ja fe erhielten A Pete vor Bien
Bir tesöe nee
Ariftophanes, der Keinen verfchonte, gab durch beigende Parodien gar oft
1gbichter dem Gelächter preis. „Ariftophanes", fagt Jean Paul, „Lift
Biel Shrant fir ———
ffend itli fallen, weniger
eich m bei vormaltender Unfitichteit im Gangen", Die Zahl. Zragsbien
3
i any
19 aufung gekommen, Über deren Werth A. W. Schlegel Folgendes fagt:
1 [ämmtlich offenbart, fo kann man nicht umbin, ihn vielfady und ſtreng
Bon wenigen Schriftftellern laͤßt ſich mit Wahrheit fo viel Gutes und
n. Er mar ein unendlich finnceicher Kopf, in ben mannigfaltigften.
eiftes gewandt; aber einer Fülle von glänzenden und liebenswürbigen
ſtand bei ihm nicht der erhabene Ernft des Gemüthe, noch die ſtrenge
che Meisheit ordnend vor, die wir an Afchplus und Sophokles verehren.
immer nur zu gefallen, gleichdiel, durch welche Mittel, Darum iſt er
fo ungleich ; mandymat hat er hinreißend ſchoͤne Stellen, andre Male vers
wahre Gemeinheiten, Bei allen feinen Fehlern befigt er eine bemundernds
tigkeit und einen gewiſſen einfchmeicheinden Reiz“. Wer nun den
f. beiden Seiten will näher kennen fernen, der kann es, wenn er dieſes
es Schrift, „Vergleichung der Phädra des Euripides mit der des Ras
mmenhäft mit Dem, was er in f. fünften Worlefung über dramatiſche
Literatut gefagt hat, Ein Theil dei Fehler des Euripides mag freilich ſ.
aft falten, die eine Zeit der gruͤbelnden Sophiſtik, politifcher ſucht
hetorenkünfte war: Fehler bleibt es aber ſtets, den Fehlern des Zeitalters
Ein Hauptzwed? bed E. war, Ruͤhrung zu erwecken. „Er kannte,
rer Kunftrichter, „das Weſen der Leidenſchaften, und wußte Situatior
in denen fie ſich auf das vollfommenfte entwickeln Eonnten. Dabek
elegiſchen Ton, welcher felten ober nie feine Wirkung verfehlt. Die
t Perfonen haben vormals in dem Genuß eines ausgezeichneten Gluͤcks
) ber Ruͤckblick auf daffelbe in ihrem gegentwärtigen Zuftande hemmt das
der Leidenſchaften und ſtimmt ſie zut Wehmuth herab. Darum athmen
m bie Leidenſchaften weit öfter in fanften Klagen aus, als daß fie ſich
strbigen Größe erheben follten; darum ie auch fo rei) an Shtenfprie
fophifchen Tiraden, indem feine Perfonen immer noch Beſonnenheit
alten, über ihren Zuftand nachzudenken. €, wußte fehr gut Dasjenige
18 auf den Augenblick Wirfung thut. Die Zeiten der Kühnheit waren
;benen Aſchylus dichtete, und die alte Kraft dr Staats fing allmälig an
Nun gefiel des E, rührender Ton“, Aufjeden Fall iſt e8 wahr, wenn.
erkt, daß E. durch f. Werke eine ganz unbekannte Welt, die Melt des
aufgeſchloſſen hat, was ihm auch wol fo großen Beifall erwarb, Manz
in man Übrigens gegen feine lockern Plane, oft im ‚Charakters
mgen, auferwefentlichen Chorgefänge, zum Theil auch gegen feine Stoffe
enben; vorztiglich bleibt er in wahren, natürlichen Ausdrud ber Leidens
mziehenden Situationen, originellen Charaktergruppivungen, vielfeitiger
g der menfchlichen Natur, und iſt ein Meiſter in der Kunſt, den Dioay
Sage nach, fand er bei ihm einen unglüdlichen Tod:
riſſen, oder ſtarb an den Kolgen ihrer Biffe, 407 v. Chr
ein prächtige Denkmal errichten, mit der Auffchrift: „,
Angedenken erlöfchen!” Noch ehrenvoller war für ihn di
taphium, das die Athener ihm errichteten: „Ganz Grier
Denkmal, Dacedoniens Erde bedeckt nur feine Gebein:
Sophokles betrauerte öffentlich feinen Verluſt. In Be
1800, 5 Bde.) kann der des Griech. Unkundige ihn ziem
man Überfehe dann nicht, was Wieland über ihn im „At
cob8 in den Nachträgen zum Sulzer, 6. Bd., 2. St. gefa
Ausg. des E, find von Paul Stephanus (Paris 1602,
(Cambridge 1694, Fol.), von Musgrave (Orforb 1778,
rus und Bed (Leipzig 1779 — 88, 4.). Die neucften
von Matthid (Leipzig 1813 — 20, 6 Bde.) und von
Um einzelne Stüde haben ſich Valkenaer, Brund, Por
bient gemadht.
Europa, Inder Myth., T. des Könige Ageno
Nymphe Mella oder Telephaffa, und Schweiter des Ka
her „die Weiße” bebeutet, die Benennung unferd Weltth
find, veranlagt haben fol. Die Kabel erzählt, daß eine Zo
naͤpfchen von dem Pustifche der Göttin entivendete und et
dadurch noch erhöhte Schönheit gewann die Liebe Jupite:
fich in einen ſchoͤnen weißen Stier verwanbelte, und in bi
des Meeres erfchien, wo fie mit ihren Geſpielinnen luſ
Stier fo herrlich und zahm, daß fie es wagte, ihn zu bef
feiner ſchoͤnen Beute dem Meere zueilte und nad) der Inſe
Dier verwandelte er ſich in einen ſchoͤnen Juͤngling, der m
don und Rhadamant erzeugte. Späterhin vermählte fie
von Kreta, welcher, da er felbft kinderlos blieb, jene drei 0
eitt dee römifchen Waffen, Portugal, Spanien,
', Belgien, Helvetien, der zwifchen —— ar
; emaniens, bie ungarifchen Provinzen (damals Pannonien,
fen) befannter, und erhielten von denfelben rämifche Cultur, Sitten und
Aus Nomaden wurden Aderbauer, und blühende Städte ——
ehre der chriſtlichen Religion, welche ſich in den Provinzen des weiten
chs verbreitete, — für die Entwilderung der meiſten europdis
en, Nur Germanien widerftand der andringenden Macht Roms, und
dadurd die Verbreitung der römifchen Eultur in dem Norden von Euros
8 dahin der Geſchichte unbekannt blieb. Mit dem ——
Colich veraniaßt durch die Theilung im ein morgenlaͤndiſches und
cten ihre ganze Rohheit in dieſe Länder mit, wo jegt
ft vor der Barbarei, ber fiefen Unmiffenheit und dem
618 zurlichwichen. In Italien Hatten Oftgothen und
nen, in Spanien Weftgot
fien, und die Einw. Diefer Cänder unterborfen, ober —— nen
Das Reich der Franken erhob ſich unter Karl d. Gr, zu
folhen Größe, daß aus demfelben in der Folge diem neuen
Deutſchland, Italien, Burgund, Lothringen und Navarra
Mm. Uns eben-biefe Zeit fingen die nördlichen und oͤſtlichen Nationen
influf in die Wetthändel zu erhalten. Slaven fifteten in
id und dem nördlichen Deutfchland Reiche; in Ungarn
f, und vom Norden aus erfchlitterten die Normänner
md — in Europa zuruckkehrten. Die ——
Erfindung der Vuchdruderfunft, bie Reformation begtimfigten jene erften‘
uen eifenfhaftichen Bildung der — Voiter. Es —
m aus dem Chaos des Mittelalters die Staaten: Deutſe
en, Portugal, England, Schottland, Helvetien, alten Staa:
, Böhmen, Polen, Dänemark, Schweden, mit Island,
Durch die Eroberung Konftantinopeis (1453) traten die Tuͤrken,
Desyotleraus, in den sure
je8 Volk mit feinem fanatifchmilitaleifchen
686 Europa
päifchen Staatenbund, den Öftreich, Holland, Preußen und Sardinien ense
ten; auch Rußland verwandelte fich erft feit Peter I. aus einem afiatifchen in ei
europäifchen Staat. Die Verfuche Karls V., Beherrſchers der ſpaniſchen Miet
hie, und Ludwigs AIV., das beftehende Gleichgewichteſyſtem der europäif
Staaten zu zerflören, mißlangen, bis endlich in unfern Zeiten Napoleon 10 Jt
lang den Plan verfolgte, aus allen europaͤiſchen Staaten eine Univerfalmonardk
bilden. Seit der Geſtaltung der Staaten Europas find aus der Reihe ber feihh
digen verfhwunden: Ungarn, Polen, das deutfche Reich, Schottland, Boͤte
Venedig, Genua, Mailand. Hinzugelommen find: die Staaten des deukk
Bundes, die italienifchen, Jonien und Krakau.
Europa iſt von drei Seiten von dem Meere umfloffen, das bier verſchide
Namen führt, u, entweder zum nördlichen Eismeereod. zum atlantifchen Dcrany
hört, Kine ſchmale Meerenge des mittelländifchen Meeres trennt es von Afrik
gegen Oſten allein hängt e8 mit den feften Lande, nämlich In unbeflimmter Ge
mit Afien zufammen. uropa liegt in der nördlichen Ealten und in der nöchlide
gemäßigten Zone, vom 8° — 80° H. L., und vom 36° — 71° N. B.
Einſchluß der Infeln, welche gegen 15,000 UM. enthalten, beträgt der
halt Europas 153,000 OM., woven Rußland faft die Hälfte einnimmt,
größte Ausdehnung — in gerader Linie 750 Meilen — hat Europa zwiſchen
Cap. St.⸗Vincent in Portugal und dem nördlichen Ende der Grenze zwiſchen
ropa und Afien, an der Straße Walgatz. Die größte Brelte — von ungefähr
Meiten — hat diefer Welttheil zwifchen dem Cap Matapan in Morea und
Nordcap von Norwegen. Europa ift außerordentlich gut beroäffert, obgleich
Stroͤme wegen ber geringen Landmaſſe keinen fo langen Lauf und feine fo
Waſſerfaͤlle Haben ale in andern Erdtheilen, befonders in Amerika. on dei
nehmſten Strömen fließen der Ebro, die Nhone und der Po in das mitt
Meer, die Donau, der Dniefter und der Dnieper in das ſchwarze Meer; der
in das aſowſche Meer ; die Wolga in das Eafpifche Meer ; die Divina in bat
liche Eismeer ; die Düna, die Weichſel und die Oder in die Oſtſee; die Erbe,
fer und die Gewaͤſſer des Rheins in die Nordſee; die Seine in den Ganals bike
"und Garonne, der Duero und Tajo, die Guadiana und der Guadalquivit ia
atlantifche Meer. Den längften Lauf haben die Wolga und die Donau. Va
zahlreichen Seen befinden fich die größten, welche jedoch eine Vergleichung mit
nordamerikaniſchen aushalten, in Nordeuropa, nämlich in Rußland der
(der größte unter allen europäifchen Seen), der Onega⸗ und Peipusfee ; in
den ber Mälars, Wener⸗ und Wetterfee. An der Grenze von Deutſchland
der Schweiz ift der Bodenſee, an der Grenze der Schweiz und Italiens ber
fee. In Ungarn find der Platten⸗ und der Neufiedierfee. in großer Theil
Europa ift gebirgig, ber fübliche mehr als der noͤrdliche. Das höchfte Land M
Schweiz, von da der Boden ſich nach allen Seiten zufenkt und endlich gegen
Mord: und Oftfee in flache Ebenen ausläuft. Die ebenſten und niebrigften
find Holland und Norddeutfchland, Dänemark, Preußen und Rußland. DM
größte europäifche Gebirge find die Alpen in der Schweiz und Statien, welche wi
ba fich in viele Aſte nad) verfhiedenen Richtungen ausbreiten. Gie erfieden
weſtlich nad) Frankreich, und hängen vermittelft der Sevennen mit den Pyt
zufammen, die Frankreich von Spanien trennen. Suͤdwaͤrts läuft ein Arm I
Alpen zum mittelländifchen Meere, wendet fi) dann öftli und zieht unter dee
Namen der Apenninen durch ganz Italien. Oſtwaͤrts gehen mehre Arme von ie
Alpen aus, und erftreden ſich durch Suͤddeutſchland bis in die tuͤrkiſchen Provi
zen. Morbwärts von den Alpen läuft eine andre Gebirgskette, und fchridet
Schweiz von Frankreich, das Juragebirge genannt. In dem öftlichen Theile vo
Europa find die Karpathen zu bemerken, bie auf der einen Seite mit den Sudan)
Europa
a On —
fe aller cutopaiſchen Verge ift Ben gehörige Montblanc in
Ve DR 1078 ap ler dem Meer gefpägt wird, alfo beis
fo boch WIBIEDEHER BRLGED —— Mehre von
Baer: Ana, der Veſuv, der Hekla, find
t mopas iſt zwar nicht mit der —— Vegetation der
fett, aber doch faſt durchgehends des Anbaus empfäͤnglich. Nur die zur
‚Bone gehörigen Striche machen — eine Ausnahme. In Hinſicht
as kann man Europa in drei Landſtriche eintheilen, den warmen, wo der
abaum ohne Pflege blüht," bie zum 48° d. Br., mit angenchmem Frühling,
er und kurzem Winter; den gemäßigten, bis zum 65°, wo noch das
jur Reife gelangt; und in den Ealten, bis zum duferften Norden, wo. nicht
Jolz, fondern nur Rennthiermoos en alle Gultur erftiebt, aufer
thiere kein Hausthier das Klima erträgt, Die Producte find nicht fo
tig als in den Übrigen Exdtheilen, und viele derfelben find erft aus frem⸗
dahln verpflangt und einheimifc) gemacht worden. Dagegen hat Europa
eines forgfältigern Anbaus, Aus dem Thierreiche hat es * zum
‚eblern‘ a Ahr ——— in Spanien, Sachſen un!
feinften Wolle, Eſel, Ziegen, Schweine, — Kenne, 2
Pelzwild von verfciedenen Arten, Wallfifche, Seekühe,
‚und anders Gefliigel, eine große Menge von Firgen in den
Fluͤſſen, worunter befonders die Deringe vielen
em, nugbare Infekten, als Bienen, Seidenwuͤrmer,
gen, auch Auftern und Perienmufcheln. Aus dem Pflanzenreiche hat
etreide aller Art und hinreichend zum Verbrauch, fdyöne und —
, dieles Dbft, eble Sinfehere, als Feigen, Mandeln,
anzen, Dliven, Granatäpfel, auch Datteln, Flachs, Hanf,
the, Taback, die edelften Weinforten und einen großen
1%, Baus und Schiffsbauholz. Am längften tropt bie Weide und Bike
nördlichen Polarcirkels. Das Mineralreich liefert alle Metalle, edle
und überhaupt die meiften Mineralien in hoher Güte und hinreichender
Gold und Silber find Ungarn und Siebenbuͤrgen die reichten, .an
fehiedene Sprachen. — fprachen find: die deutſche, von welchet
andiſche, englifche, ſchwediſche und daͤniſche entftanden find; bie las
ober roͤmiſche, jegt nut Gelehetenfpracye, aber Mutter der italienifchen,
yen, fpanifhen, portugiefifchen und waiachiſchen —— die ſlaviſche,
ruſſiſche, polniſche, böhmifche, wendiſche, bulgarifche, und ſerviſche oder
sten; die neugriechiſche; die tuͤrtiſch- iatarifche; die finnifche, bie unz
Wil dweſtichen Theile
he bie meiften Bekenner zähle; die proteftantifche (Iutherifche, tefor⸗
glicanifche oder englifche), nebft mehren Secten, Wiebertäutten, Muse
jerupers, Zusuuit, Vu IWULELBIGERENUIEERE YYyjuysıaıy Is
delsgeſellſchaften und Meſſen befördert wird. Der Hand
auf Europa, fondern auf alle Erdtheile, und alle Meere r
befahren. Jedoch kommt keine europäifche Nation in bie
gleich, welche die Beherrfcherin der Meere iſt, und allein r
alle übrige zufammen. — Europa ift der Sig der Künfte ı
verdantt die Menſchheit Die Erforfchung der widhtigften W
Erfindungen, die [hönften Producte des Geiſtes, die Ex:
ten ; denn keine fchließt die Europder aus. Doch ftehen h;
jenigen Völker, welche die Töchterfprachen der lateinifchen
Stufe als die flavifchen Nationen. Der türfifhen Natic
ſchaftliche Bildung der übrigen europdifchen Nationen ga
Univerfitäten forgen für den höhern Unterricht, ihnen arbe
nafien und Lyceen vor, und mit der Volksbildung befchäfti
Deutfchland zahlreich vorhandenen Volksſchulen. An vi
demieen ber Wiffenfchaften, Kunft: und wiffenfchaftlichen
— Nach der natürlichen Kage zerfällt Europa in Weſt⸗ un
die porendifche Halbinfel (Portugal und Spanien), das W
das Shdalpenland (Italien), die Nordalpenländer (Helvet
Miederlande), die Nordfeeinfeln (Großbritannien, Irland
länder (Dänemark, Norwegen, Schweden und Preußen) t
hält die nordkarpathiſchen Länder (Rufland und Galizien),
Länder (Ungarn im weitern Sinne und die Türkei).
hen jet in Europa folgende Staaten: 3 Kaiferreiche, Di
Türkei; 16 SKönigreihe: Portugal, Spanien, Frankre
Miederlande, Dänemark, Schweden, Norwegen, Sarbint
Ben, Baiern, Sachſen, Hanover, Würtemberg und Pole
der Kicchenftaat; 8 republitanifche Staaten: die Schweiz,
Marino, Hamburg, Kübel, Bremen und Frankfurt; ein
fen; 6 Großherzogthuͤmer: Baden, Heſſen-Darmſtadt,
Euryal ber: ®)
rötut ar — —— 9 Gorgonen.
rvalus, ar —
me Ri: An 3 10) una, nude Ve na fmnige der
Waren.
dice. Ute de in Bun 6 tthumd, Se fen Ram
e berühmtefte Die Gattin des Drphenß, bie von dem Biß einer Schlange
She teofttofer Gatte flieg in Billtrtet nad, und het du fm tr
—— en Geliebte Sie ger
if nt na fe umfcen ft,
efes Unter
er mit il ——— Orpheus aber fah guclic, und
d id ef immer en. Def Fade ap ii oft von Dihunte,
up om, deb Deeanus Tochter, nad Befiod bie Mutter ber Grayiet
ufebia, Beben Örihe ie $ehmmnigksi; im m neuen legen Sin
Te * in Waldfine gan 270 mac Che —— *
u ren en
Sraste ann Set, Peroptr and von 314 Bitdhef a
der Folge‘ verur⸗
) Buͤcher f. evangelica‘
—— —
ie iſt, von den ern 6, in wel
Berge bes Chifethum vo ei Subentum et, 10 AO nicht ganz volle
ehaltene Blicyer, endlich auch eine Ledensbeſchreibung K
abi Berne), Kaum dntm geb. — Sa &neine ine
y Inteinifche, griechifche und arabifche —
— eä——
chmungen des menſchlichen Koͤrpers enthal⸗
eft ſpatet aufgefunden und bekanntgemacht
RER nie entdeckt. Albin gab eine gu Exie
I. Der Kst von
‚aßer. Siebente Aufl. Bd, Lee
Euterpe, gewöhnlid als Muſe der Muſik vorg.
dung der Flöte zugefchrieben wird. Sie wird dargeſtellt
kraͤnzte Jungfrau, eine Flöte in der Hand oder verfchi
neben ſich habend. Sie ift ihrem Namen nad) die Gebe:
Mufen.).
Eutbanafia, ein fanftes, leichtes, glückliches
diefen Namen einer f. Schriften.
Eutropiud (Fiavius), ein lat. Gefchichtfchreit
faat, unter dem Kaifer Julian die Waffen getragen. Sein
wie auch die Umftände f. Lebens. Er blühte um 3600 nac
tömifchhen Gefchichte („„Breviarimn historiae roınanae
dung Rome bis Valens, dem er zugeeignet if. Die Sch
aber die Klarheit lobenswerth. Die gefchägteften Au
canıp (Leiden 1729), Verſeik (Leiden 1762, 2 Bde,
sig 1804).
Ev 6, ſ. Adam.
Evalvation, ber Anſchlag, die Schaͤtzung.
die Kaufleute von der Schaͤtzung des Werthes eines Waa
von einem Andern uͤbernommen wird, ober wenn verbunden
fi) trennen. Bon Münzen gebraucht, ift es die Währu
die Einrichtung eines Bruchs nach feinem wahren Gehalt u
Evan, Beiname des Bacchus (ſ. d.).
Evangelium, griech. froͤhliche Botſchaft. We
von ber chriſtſichen Lehre, welche mit der fröhlichen Botſcha
Meſſias, von der Geburt des den Vaͤtern verbeißenen Met
den Schriften gebraucht, in welchen Marcus und Lucas un
und Johannes die Nachrichten von den Thaten und Schick
zeichnet haben. — Evangeliften hießen in ber aͤltern K
welche von einer Gemeinde zur andern reifeten und den Unt
Pas... u. Falle... . . Lana af.» Mm
malte, und Advocat war.
EA bes in der —
Heete, durch ftarke
den — Bi Kr Bu
nenn fung u ll ei,
itte auı
— ee
m Bande DD die Moe, über melhen ef 180% actenmifigen Aue
—— Admiral der hollaͤndiſchen Ktotte, ft. 1666. Zu ſ.
— ——
u
Glieder der auß Zeeland Fu
fic) damals aufer Dienften. Kaum erhielt
von dem Enbe feines Bruders, fo ſchrieb er an die
der im Thätigkeit zu treten, um meinem Vaterlande
2 dis Brlder un in Sfr Ruhen Serie Im Dief fü di pub
der Ehre: Möchte es mir vergännt fein, gleich ihnen mein Ende im
Ein
Am 4. I ib er ein gegen
ein Bein verlor und wenige Tage f. Verwundung ſtard.
land liegen ihm und ſ. Bruder in der Peterslir⸗
hir ee) woſelbſt auch bie Aſche dieſer
m ſpaͤter noch ein andrer Admiral Cornelius E., ein
ſcher 1679 ſtarb), —— €., gleichfalls Admiral in
ten und Nachkomme von dem ältern Corn, E., der 1721 endete,
| anſchauliche oder unmittelbare Gewißheit (f.d.).
v vr onen. In der Mathematik krumme Linien,
ng aus andern entfichen; in der Taktik: Bewegungen einer
jer vor dem Feind. eh at nenn
g — —————— Auch die
genannt. — eine
mgen zur See machen, bald dieſe, bald jene Stellung
1, ober ihm Abbruch zu thun.
1 dis Spfem die Einfhatelungsthe
lle erzeugte Weſen wie Eleinere Schachteln et:
Schachtel enthalten geweſen find. (©. B tudtung pie
—
Fo
E. ſtard L/UO. Weine „Leuvres meiees“ erjgtenen
hernach Amfterbam 1706, 5 Bde., 12., und 1750, 12:
ſten feiner Schriften ift Anmuth, Leichtigkeit und Frohſinr
rakter. Eine tiefer greifende Einficht findet ſich nur hier i
Ewald (Johann), einer der origineliften bänifchen
befonders als Tragiker und Elegiker ausgezeichnet, wur
geb., im Schleswigfchen aber, wo fein Water Prediger w
der feine, höchft unpaffend erzogen. Sein ftrenger, bi
dem Sohn einen Theologen nad) feinem Schlage mach.
ftrebte nur in die Welt hinaus. Eine Menge Heiligen⸗Le
entflammten feine Einbildungstraft. Das Loos eines M
Erdtheilen unter Heiden und Barbaren Faͤhrlichkeiten font
ſchien ihm eine Zeitlang das beneidenswerthefte; fpäter ex
Mobinfon Erufoe dermaßen, daß er einmal heimlich davor
fel zu ſuchen. Durch diefen Fehltritt warb die Strenge
pelt, der den Gedanken fefthielt, einen Theoldgen aus den
ihn deßwegen nach Kopenhagen ſchickte. Hier ward je
Zwang, welcher ſ. Neigungen, die ihyg jegt vorzüglich zum
gethan wurde, fo unerträglidy, daß er aufs neue entfloh, ı
preuß. Werbern anwerben ließ. Als man ihn aber in D
fchafft wurde, flatt dem Verfprechen gemäß, ihn unter die
Infanterieregiment einftelfte, entwich er während des Lau
ges den preuß. Fahnen, und trat in oͤſtr. Dienſte, mo man
handelte, fondern, da er fich bei mehren Gelegenheiten aus
ficier machen wollte, falls er zum Katholicismus überträte,
bald darauf durch f. Familie losgemacht, Lehrte er nach Ki
begann er mit Ernſt fich der Theologie zu widmen. Kine
aber riß ihn aufs neue auß diefer Bahn. Ein aus frühern ;
hen ward ihm untreu, und Welt und Leben dadurch den
Unthätia fchlenderte er in Sram verſunken, umber. unb n:
Ewald (Johann Ludwig) 693
Tod”, ein aus dem Sagenkreis ber Edda genommener Stoff, und ſ. „Rolf” (ein
‚ Xrauerfpiel, deffen Stoff aus der alten Geſchichte Dänemarks iſt) find Werke, die
bei manchen Mängeln das Gepräge echter Genialitit an fi) tragen, und mehre f.
Oden und Elegien gehören zu dem Beſten, was die neuere Zeit in diefer Hinſicht
bervorbradhte. Da die geringe Unterftügung, welche die Regierung dem Dichter
angebdeihen ließ, ihn fortwährend zur Beſchraͤnkung noͤthigte, mußte er fi) durch
Gelegenheitsgedichte einen Eleinen Erwerb verfchaffen. Der von f. Landsleuten bes
wunderte, von f. zahlreichen Freunden geliebte Mann flarb, nachdem er Jahre lang
mit allen Übeln einer durch ein etwas unorbentliche® Leben ſich zugezogenen Gicht
und mit Mangel und Noth gekämpft hatte, in Armuth 1781, kaum 383. alt,
Eine fhöne Ausgabe f. fammtlihen Dichtungen kam bald nad f. Tode in 4 Bon.
heraus. S. über ihn: Fuͤrſt's „Briefe über die daͤniſche Literatur”,
Ewald (Johann Ludwig), D. der Theol. u. Kirchencath, geb. 1748 in dem
fürftt. ifenburgifchen Städtchen Hayn der drei Eichen, erhielt f. erfte Bildung von
ſ. Ättern, und von einem Prediger, yon welchem er zwar menig Grünbliches lernte,
der aber fein Herz durch Vertrauen und Liebe bildete. Er wollte entweder Prediger
oder Baumeifter werden, Zu dem erften verweigerte der Vater, ein ſtrenger, red⸗
licher Pietift, die Einwilligung, weil des Knaben leichter munterer Sinn keinen
Geſchmack an den Erbauungsftunden ſ. Vaters fand, wo er bie für Ihn unverſtaͤnd⸗
lichen Propheten, fo gut wie die Lebensgefchichte Joſephs oder Jeſu, zum Schluß
aber immer in Valentin Wudrian’s Kreusfchule lefen mußte. Durch eine, von
den Poden zurüdgebliebene Augenkrankheit, durch welche er die Schkraft an dem
einen Auge verlor, bekam er eine ernftere Stimmung. Ohne gründliche Vorkennt⸗
niffe ging er nad Marburg , um Theologie zu ftudiren. Ein wackerer Prediger leitete
f. Studien. Auch voirkte der geiftreiche Profeſſor Robert wohlthätig auf f. Sitts
lichkeit. Nach vollendeten Studien übte er fich im Predigen, bis ihm Robert eine
Ha: stehrerftelle in Kaſſel verfchaffte, von wo er nach einem Jahre zu den juͤngern
Prinzen von Heſſen⸗Philippsthal, als Erzieher, berufen wurde, an deren Bildung
er zwei Ssahre arbeitete. Der Juͤngſte war der Vertheidiger von Gaeta. — Sein
Landeaherr, der Fürft von Iſenburg, beriefihn an eine Beine Dorfgemeinde. Es
war aber nur ein Verfuch, ob er demüthig genug fei, eine fo Eleine Stelle anzuneh⸗
men. Nach wenigen Wochen erklärte ihm der Fuͤrſt, daß er eigentlich zum Predi⸗
ger in Offenbach beftimmt fei. Hier fand die Moral und der populaire Rationalis⸗
mus, den er predigte, Beifall. 1767 verheirathete er fich mit einer geb. Dufay
aus Frankfurt. Manche in ber Folge eingetretene, nicht ganz unverfchuldete Leiden,
gegen die ihm f. fogenannte Philofophie kein Heilmittel gab, die Bekanntſchaft mit
Lavater, befonders aber die Correfpondenz mit dem feligen Pfarrer Hahn, damals
Prediger in Kornweftheim im Würtembergifchen, veranlaßten ihn, die Biber ruhis
ger und unbefangener zu lefen. Nun fand er Alles ganz anders, Eine f. Hype
thefen nach der andern flürzte zufammen. Er ertannte, Laß die Vernunft nicht
oberfte Richterin in Glaubensfachen fein, daß der Menfch fich nicht allein, wie und
wann er will, beffern, ftärfen und beruhigen könne, daß wir ein Weſen bebürs
fen, wie uns die Bibel Jeſus darftellt. Seine Überzeugung wurde fo. lebendig, die
Meue Über fein verkehrtes Predigen und ſ. Chriftenthumleeren Religionsunterricht
wurde fo brennend, daß er 1778 öffentlich feine Verirrungen geſtand und erklaͤrte,
daß er von nun an mehr im Geift des Evangeliums predigen wolle. Zugleich füns
digte er Erbauungsftunden, hauptſaͤchlich für die von ihm confirmirten Kinder an,
von denen jedoch Niemand ausgeſchloſſen fein ſollte. Diefe Predigt machte viel Auf⸗
fehen und zog ihm Verfolgungen zu, bie er indeß geduldig ertrug. Die Verſamm⸗
lungen wirkten gut. Es verbreitete ſich ein hriftlichsreligiöfer Sinn, ohne Secten⸗
geift. Einige Zeit nachher erhielt er einen Ruf als Generalfuperintendent, Con⸗
fiſtorialrath und Hofprediger nad) Detmold, in dee Graffchaft Lippe, Sein ihm
694 Ewiger Friede
wohlwollender Landesherr rleth Ihm ſelbſt, dieſe Stelle anzunehmen. Er gm
1781 dahin ab. Da er hier das Schulweſen in uͤbler Verfaſſung fand, fo ettich⸗
tete er ein Schullehrerſeminar, und machte fi) überhaupt um das Schulweſen ver:
dient. Aus guter Abficht ließ er in jener demofratiefüchtigen Zeit (1792) eine
kleine Schrift druden: „Was follte der Adel jegt thun?“ In welcher er rieth, freis
willig manche Vorzüge aufzugeben, bie jegt längft haben aufgegeben werden müffen.
Diefe und eine andre politifhe Schrift: „Über Revolutionen, ihre Quellen und
die Mittel dagegen” (1792), zogen ihm fo viel Verdruß zu, daß er die zweite Pres
digerftelle an der Stephansficche in Bremen (1796) annahm, wozu er faft einftim-
mig gewählt worden war, obgleich er auch dort Niemand kannte. on der theole
gifchen Facultaͤt in Marburg wurde er zum D. der Theologie ernannt. Auch i
Bremen fand er die Schulen in einem elenben Zuſtande. Er fuchte fie zu verbeflem.
Durch eine Vorlefung in dem dortigen, teefflich eingerichteten Muſeum, worin er
das Ideal einer guten Bürgerfchule aufftellte, fanden fich die meiften angefchenen
Bewohner der Stadt veranlaft, ihn und f. Freund D. Häfelt zu bitten, eine New
malſchule auf Subfeription zu errichten, die aber nur fo lange dauern follte, bis die
übrigen Kirchſpielsſchulen nach ihrem Muſter eingerichtet wären. Es gelang über
Erwarten. Das Sintereffe für Verbefferung des Erziehungsweſens veranlafte
1804 f. Reife in die Schweiz, wo er Pefkalozzi, Sellenberg und deren Anflalten
und Methoden Eennen lernte. Nach f. Zuruͤckkunft hielt er Öffentliche Vorleſungen
für Mütter und Lehrerinnen Über die Peſtalozzi ſche Methode und das ganze Exie
hungswefen und errichtete eine Peſtalozziſche Schule. Um biefe Zeit ward er and
als Prof. der Philofophie an dem Lyceum angeftellt. Nie hätte ex Bremen verlafe
fen, wenn f. Bruft nad) 7 Jahren das Predigen in der großen und oft übermäßs
angefüllten Kicche hätte vertragen innen. Er nahm daher 1805 einen Ruf nach
Heidelberg als Prof. der Moral und reformirter Kirchenrath an: eine Stelle, bei
der er gar nicht zu predigen brauchte. Hier, in diefem für ihn neuen Beruf, md
er, befonbers da er noch die Direction des Ephorats übernehmen mußte, durch bat
ohne Strafen auf die Sitten dee Studirenden gewirkt werden follte, manches ver
driegliche Geſchaͤft. Nur zwei Fahre Eonnte er hier wirken, ba ward er nach Kari
ruhe als geiſtlicher Miniftertals und Kirchenrath berufen (1807), wo er am 19,
März 1822 geftorben Ift. — Er hat außer f. afcetifchen Schriften eine Zeitfeeift:
„Urania“ und mehre Fahre eine „Chrifkliche Monatsfchrift” mit mehren Anden
herausgegeben. Seine Schriften mögen leicht 100 Bde. ausmachen. Mande
derfelben haben drei, vier Aufl. erlebt: alle, ohne Ausnahme, find ins Hollaͤud.
und einige ins Franzoͤſ. uͤberſetzt. Ex feibft hielt f. Biographie Salomons, f. „u
ten Süngling” und f. „Gutes Mädchen” für das Beſte, was er gefchrieben hat.
Übrigens hatte fich f. religiöfe Anſicht feit ber oben genannten Predigt nicht geändert,
fondern noch mehr befeftigt.
Ewiger Friede, die Idee eines ununterbrochenen rechtlichen Zuſtandes
ber Völker, wo fie ihre etwanigen Streitigkeiten nicht durch Gewalt ber Waffen,
fondern nad) Geſetzen der Vernunft entfcheiden. Diefe Idee liegt faft allen Friedent⸗
fchlüffen zum Grunde, denn in denfelben geloben ſich die ftreitenden Parteien ger
woͤhnlich ewige Sreundfchaft und ewigen Frieden. St. Pierre war der Erſte, ber
einen förmlichen weitläufigen Entwurf zum ewigen Frieden auffegte, den nachher
Rouſſeau bekannt machte. Merkwuͤrdig ift bie faft woͤrtliche Übereinftinmung der
Artikel St.⸗Pierre's für ſ. Volkerbund mit den Artikeln der deutſchen Bundesacte.
Bol. Heinrich IV.) Seitdem iſt diefer Gegenftand, unter Andern aud) von
Kant inf. Schrift: „Zum ewigen Sieden”, zur Spracye gebracht worden. Die
allgemeinen Mittel zur Verwirklichung des ewigen Sriedens, welche in Vorſchlag
gebradyt worden, waren bald dag politiiche Gleichgewicht, bild eine Univerfalmonars
hie, bald endlich ein allgemeiner Wölkerverein oder Stantenbund, der durch einen
Eraltation Exchequer 695
foctwaͤhrenden Congreß, als hoͤchſtes Voͤlkertribunal, alte Streltigkeiten der Staa⸗
ten ſchiedsrichterlich beilegen ſollte. Da aber dieſe Mittel unzulaͤnglich befunden
wurden, weil es dem ewigen Frieden auch bei Vorausſetzung ſeiner politiſchen Zu⸗
ſtaͤnde an einer hinlaͤnglichen Buͤrgſchaft fehlen wuͤrde, fo erklaͤrten Andre denſelben
geradezu fuͤr ein Hirngeſpinnſt, und traten wol gar als Vertheidiger des Kriegs auf,
wiefern derſelbe ein zur Befoͤrderung menſchlicher Bildung nothwendiges Übel ſei.
Die Vernunft muß indeſſen den Krieg immer als einen rechtloſen Zuſtand, der Leben
und Wohlſein vieler Tauſende zerſtoͤrt, verabſcheuen. Sie muß folglich immerfort
die Idee eines ewigen Friedens als eine rechtliche Foderung an die Voͤlker und Staa⸗
ten aufſtellen; fie wird aber ſchon zufrieden fein, wenn die von ihr gefoderte Ewig⸗
keit in der Wirklichkeit nur als eine fehr lange Dauer des Friedens erfcheint. (MgL,
Deilige Allianz.) D.
Exaltation, Erhoͤhung des Gemuͤthszuſtandes, beſonders aber krank⸗
hafte Erregung, die über den normalen Lebenszuſtand hinausgeht; mag fie phyſi⸗
[herr oder pſychiſchen Urſprungs fein.
Eranıheme, Hautkvankheiten mit Fieber verbunden, daher fie acute,
bigige Dautausfchläge genannt werden, um fie von dem langwierigen, denen fid daß
Sieber nur zufitlig beigefellt (weiche in der medicinifchen Kunftfprache Impetipinen
genannt werden), zu unterfcheiden. Die am häufigften vorfommenden find Blat⸗
tern, Mafern, Roͤtheln, Scharlach, Friefel, Biafenfieber, Neffifsiefl. Eine
jede hat ihre Eigenheiten, bie auf die Entfichungeweife, auf die Bildung und Stel⸗
Lung der veränderten Erfcheinungen in ber Haut und in ihrem. Verlaufe gegruͤndet
find (Bol. Hautkrankheiten, Blattern.)
Exarchat. Als Narſes, der Feldherr des morgenlaͤndiſchen Kaiſers Ju⸗
ſtinian, die Gothen und ihre Verbuͤndeten in Italien ganz befiegt hatte (662 — 64),
behandelte Juſtinian den mittlern Theil Italiens als eine Provinz bes morgenlaͤndi⸗
[hen Kaiferthbums, und ließ es durch einen Statthalter (Exarch), der f. Sig zu
Ravenna hatte, regieren. Aiſtulf, König der Longobarden, eroberte Ravenna und
das ganze Exarchat (752), aber deu fränkifche König Pipin nöthigt ihn (756), es zu»
ruͤckzugeben, und ſchenkte es dem Papft Stephan III. Seit diefer Zeit ift Ravenna
und fein Gebiet mit dem Kirchenſtaate vereinigt geblieben. — Bei den heutigen
Griechen ift Eraschu 8 ein Abgeordneter des Patriarchen, welcher in den Provin⸗
zen herumreift, und die Bifchöfe und Kirchen vifitirt.
Ercellenz, ein Zitel, den zuerſt die Iongobarbifchen Könige geführt haben
ſolben, und den ſich, nad ihnen, mehre roͤmiſche Kaifer, namentlid Karl d. Gr.,
Konrad L, Friedrich I. ꝛc. beilegten. Späterhin Iging er, befonders in Stalin,
auf die kleinern Fuͤrſten über, bie auch dieſe, nachdem Papft Urban VIII., 1630,
den Cardinaͤlen die Eminenz ertheilt hatte, ihn gegen die Altezza vertaufchten, um
fo mehr, da fchon früher einige Gefandte vom erften Range, zu Rom, ſich denfels
ben angemaßt hatten. Seitdem ift, durch den allgemeinen Gebrauch, die Ertelleng
in einen Amts⸗ ober Dienfttitel umgewandelt worden, der ſich in keinem Falle auf
Kinder oder Verwandte Übertragen läßt, mit dem Amte jedesmal aufhört, und nur
von wirklichen Diniftern, vonden erfien Hof und Militairwuͤrden, Ambaſſadeu⸗
ren und Geſandten (bevollmächtigten Miniftern) geführt wird.
Erception, Ausflucht, beſonders gerichtliche, f. Klagen und Einres
den. — Erceptionsgefege f. Ausnahmegefeye.
Exchegquer, der koͤnigl. Lehnhof in England, eins der drei oberfien Ges
richte in Weſtminſter (ſ. England, Gerichtöverfaffung). Es heißt fo, ſeit Wil⸗
heim dem Eroberer, von dem gleich einem Schachbret (franz. Echiquier) gerwürfels
ten Zußboden, welches in verfchiedenen Ländern u. a. auch in der Normandie und
früher im fräntifchen Reiche eine Auszeichnung des Saales für das hoͤchſte Gericht
der Pairs war. Daher hieß auch der oberſte Gerichtshof zu Rouen: Echiquier
696 Epcommunication Exequlen
de Normandie, — Erchequer⸗Bills, Schatzkammerſcheine; Obligationen,
zu deren Ausftellung das britifche Kinanzminiflerium durch ein Creditvotum vom
Parlament ermächtigt wird. Sie find nicht auf einen beſtimmten Abzahlungster:
min geftellt; fo lange fie laufen, tragen fie 3 Pence von 100 Pf. St. tägliche Zin⸗
fen (5 Procent), und ftehen gewöhnlich um ein Weniges beffer ale baares Gelb, weil
Banquiers und Kaufleute ihren Gaffenbeftand gern in diefem zinfentragenben Pa:
pier halten. Die Zinfen find aber nicht fundirt, fondern werden aus den allgemeis
‚ nen Einkünften entrichtet. Um nun den zu großen Anwachs diefer Obligationen zu
verhindern, deren Ausgabe ein nothivendiger Theil des Mechanismus ber britiſchen
Finanzen iſt, ruft der Staat alljährig einen Theil derfelben auf, um fie abzuzabten,
ober unter beftimmten Bedingungen in den Stocks zu fundiren, d. h. in eine fän
dige Schuld zu verwandeln, deren Zinfen durch. beftimmte, dazu aufgelegte Abga⸗
ben gefichert find. Wer ſich diefe Verwandlung nicht gefallen laffen will, kann, wen |
ihn die Reihe trifft, baare Zahlung verlangen.
Ercommunication, ſ. Kirhenbann und Interdict.
Erceuffion, die Ausklagung des Hauptſchuldners; baher beneficium ex-
cussionis, die Rechtswohlthat für Denjenigen, welcher ſich für Jemand verbürgt
bat, verlangen zu koͤnnen, daß der Hauptſchuldner zuerſt ausgeklagt werde. (Bol,
Buͤrgſchaft.)
Execution, die Ausführung (z. B. einer Muſik, fe Aufführung),
Vollſtreckung eines Urtheild im Civil: und Criminalproceß, ferner auch Beitreibung
der Abgaben, — Erecutor, Voliftreder, 3. B. eines Teſtaments. Erecutiv, |
vollſtreckend, z. B. vollſtreckende, ausübende Gewalt, im Gegenfag ber gefebachn
den. — Erecutoriulen (executoriales litterae), Vollftredunge> oder Ber
treibungebefebke.
Eregefe (grieh.), Erklärung, wirb vorzugsweiſe von der Erklärung be
heiligen Bücher gebraudyt. Won der Erklärung andrer Bücher, oder Schriften
der Profanferibenten, pflegt man das lateiniſche Wort Interpretation zu gebrauchen.
Ein Ereget iſt ein gelehrter Schriftaußleger, und eregefiren beißt Aberhaupt
erklären, auslegen, dann aber befonders den Sinn ber heiligen Schriften durch An
wendung der Sprachkenntniſſe und andrer Huͤlfsmittel entwickeln. Ihren Prind
pien nach iſt fie kirchliche, orthodoxe oder doctrinaire und dieſe wieder theils buchſtaͤb⸗
lich (grammatiſch), theils hiſtoriſch, theils philoſophiſch. Die Wiſſenſchaft, welche
die Grundſaͤtze der Auslegungskunſt darſtellt, kann man Exegetik nennen; ind
wird fie gewoͤhnlich mit einem andern aus dem Griech. entlehnten Worte Derme
neutik genannt. Da die heiligen Bücher in einer fremden Sprache, von Berfafr
fern einer fernen Zeit und eines fremden Volks gefchrieben find, fo leuchtet von ſelbſt
ein, daß, um ihr Verftändniß zu Öffnen, nicht nur eine tiefe Sprachkunde, fondern
auch eine Menge hiftorifcher, geographifcher und antiquariicher Kenntniffe erfodrt
werde; und da die Kenntniß der hriftlichen Glaubens» und Sittenlehre aus den
heiligen Büchern gefchöpft werden muß, fo ergibt fich, daß das ganze theologiſche
Studium von der Eregefe ausgehe. Die berühmteften Eregeten unter den Kirchen
ditern waren Origenes, Chrnfoftomus, Theodoret, Diodorus von Tarſus und
Hieronymus. Im Mittelalter, ald man fich faft ausfchließend an die Vulgata,
d. h. an eine Inteinifche Bibelüberfegung bielt, welche allgemein im Gebrauche wat,
und ed den meiften Theologen an Sprachkenntniſſen fehlte, ward die Exegeſe fehr
vernachläffigt. Durch die Neformation aber ward diefed Studium von neuem bes
lebt, und die legten Sahrh. haben eine lange Reihe vorzüglicher Eregeten, beſopeers
in der proteſtantiſchen Kirche, hervorgebracht.
Erequien, die Todtenfeier. Man verſteht in der katholiſchen Ri une
ter Erequicn nicht ſowol das Keichenbegängniß ſelbſt, als vielmehr die feierlichen
Seelenmefien, welche (gewöhnlid) einige Wochen darauf) für den Verflorbenen ges
f unbefannt. Das Berfahren; welches fe
Fans — —
—— = —
en ſie 12 ;
en D
— S. Maclaurin,
Kicche heerfchte bi ———
J— — — a
- verbunden ward, Nachdem Auguffinue's Lehre
cl Ha agemenen Eiman ‚gefunden hatte, pflegte man ihn feit dem 5.
d Luther ließ dieſen Gebraud)
ee et f Efoterifd.
— Gewach ſe, folche, welche einem von *
any Boden und Klima angehören und daher meift nut in unz
vaͤchshaͤu en Wenn «8 auch gelingt, fie zur Bluͤthe zu beine
{ ran doch feten Gele, —— ur Rur nach
—5* on, Äusdehnung, Ausbreitung, Erweiterung; daher Erpans
-aft, Ausdehnungskraft der Materie, vermöge welcher fie von ihrem Mittels
8 einen Raum einnimmt, entgegengefegt der Contractivfraft ober zuſam⸗
ben Kraft, Man unterſcheidet an ſich erpanfible Körper, wie Waͤrmie⸗
Br
fonders DAB Dptengen ordeutender Vuivetmaſſen. Bas
ver, Knallgold u. dgl. erzeugen bei ihrer Entzündung oder
große Menge elaftifcher Materien, welche fid) gemaltfam au
diefe Diaterien noch Überdies eingefchloffen, fo treiben die er
figteiten die Pfröpfe, welche fie einfchließen, mit ungemeiner
gen die Körper, in denen fie enthalten find. Von diefen Erp
kungen aller Feuergewehre, dee Minen und Bomben ab. Di
Waſſer durch die Hige verwandelt wird, find in einem hoben
man daher Waffer in einem verftopften oder verfchloffenen
diefe Dämpfe gegen die Winde des Gefäßes ober gegen ben
eine überaus große Gewalt au,
Erponent heißt in der Mathematik der Verhältn
ger. Wenn nämlic) eine Größe eins oder mehr Mal burc
wird, fo fegt man, flatt den Factor oft zu wiederholen, zur
halb eine Eleinere Ziffer, welche anbeutet, wie oft die Wied:
tion der Zahl ober Größe mit fich felbft hätte gefchehen follen
. B. a! —aaaaa.s
9:— 99,972
Erpofition, Auseinanderfegung: im Schauf
lung der Vorgefchichte, d. h. alles Desjenigen, was vor den
lung, mit weldyem das Stud anhebt, nad) der Vorausfeg
geben hat. Man kann fie eintheilen in die abgefonderte un
dem Zufchauer unmittelbar in der Form eines erzählenden
B. in den „Phönicierinnen” des Euripides; diefe empfängt ı
bar zufällig, indem die handelnden Perfonen unter einar
Vorgeſchichte erwähnen und dem Zufchauer Ear machen.
erſtrecken durch dad ganze Stüd bis zur Kataſtrophe, wie 3
des Sophokled. Nebenzweck der Erpofition ift Bekanntma
dem Orte und der Zeit der Handlung, mit den Charalteren |
ferner Erregung von Ahnungen und Vermuthungen, we
Sendlleinfelen zum et ’
it Bf lc 9) nd —
—
| een ne em
man bie *
he —— Fuͤße, auch die dußer⸗
fo Hat fie ſchon an ſich ihte Schwierigkeiten, mehr aber noch, inwieſern
Theile eines beftimmten
Die leichtefte
Be Bm ne te Ki Men Be
— — 13.8) te Aue e bloß
8
Theite des Nörpers an, und die Füße fein in folhem —
Wit Haben jedoch eine andre Meinung, und glauben
hier nur in dem Vermögen des Kuͤnſtlers ihre Urfache
1b bemerkt Watelet: Be Ver N OR
Bewegung der Ertremitäten, die Stellung einer Figur ober ihren!
zu beſtimmen, wenn man die Köpfe verdeckte · Preville, ber
Komiker, ftellte einft in einer Gefellfchaf , im welcher
Hi)
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9 zur Regierung gelangte Herzog, Philipp der Gute, von Burgund,
et. ¶Es iſt die jegt im Mufeum zu Paris befindlice berühmte Anz
—— tin Gemälde, welches in feinen verſchiedenen Theilen uͤber
enthäft, und ein Meifterftüct vom erften Range iſt. Es iſt auf Holz
jeltbücen gemalt, die äußerlich die Vilbniffe der beiden Künftler und ihrer
jargatethe, gleichfalls einer Malerin , oder, wie Andre dafür
in. Joh. van Eyd’s, zeigen, Won biefen Bart —* ſich der⸗
700 Ent
malen eine zu Berlin in ber Sammlung bed Herrn Solly; diefe ift die Haupter
anlaffung, warum man in neuerer Zeit gegen bie zuerft von Sandrart aufgeftek
Meinung, SSob. van Eyd fei um 1370 geb,, annimmt, fein Geburtsjahr falle m
um 20 oder 30 J. fpäter, denn eben jene Bildniffe der Brüder van End, diew
das ganze Gemaͤlde zwiſchen 1420 bis 1430 entftanden, zeigen den älteften bereit
als einen Mann von fehr vorgerüdten Jahren, einen Sechziger ungefähr [mas ben
auch mit der Angabe f. Geburtsjahres übereinflimmte], den andern, Johann, abe
als einen Dreißiger, welches er damals nicht mehr hätte fein Eönnen, wäre er wi
lich um 1370 geb. worden.) An dem glänzenden Hofe des Herzogs Philipp hat
ten die Bruder die befte Gelegenheit, durch Erblidtung von präcdytigen Stoffen, Gr
fchmeiden, Waffen, Geräthen, Feſten u. dgl. m. ihren Geſchmack vollends aus
bilden; befonders benußte dic6 Sohann bei f. Arbeiten, in welchen dieje Orga
flände von einer ganz außstorbentlihen Naturwahrheit find. Hubert erlebte bi
Vollendung des erwähnten großen Gemaͤldes in Gent nicht; er ftarb dafelbft, fomi
auch die Schwefter Margarethe, Johann vollendete es, und begab fi mit |
Frau nad) Brügge, woſelbſt er bis an f. Tod blieb und noch viele herrliche Wat
verfertigte. Was den Ruf diefes ausgezeichneten Kuͤnſtlers ſchon bei f. Lebzeite
erhöhte, war die von ihm bewirkte Einführung der Olmalerei (f. d.), dere
gänzliche Erfindung ihm fogar von Mehren noch lange nad} f. Tode, wiewol fälfd
lich, zugefchrieben wurt. Ferner erwarb fi) Joh. van Eyck noch große Verdienß
um die Kunft durch Das, was er in Dinficht auf Linien» und Luftperfpective und ia
Beziehung auf die Glasmalerei leiftete. In Betreff der erſten bemerken wir
daß es bis aufihn faft allgemeine Sitte war, ftatt des Dintergrundes den Gem
gen einen flachen Goldgrund zu geben, aus welchem bann die Figuren ohne Per
fpective hervortraten, wie dies an unzähligen Bildwerken aus der frühern Zeit und
zu fehen ift. Selbſt van Eyck beobachtete dieſe Gewohnheit noch bei f. erften Arbe
ten, und faßte, meiter gefchritten auf f. Eünftlerifchen Laufbahn, die bie dahinme
hoͤchſt unvollkommen angewendete Idee auf, den Bildern durch einen naturgemd
Gen Lufthintergrund,, eine natürlichere Gruppirung und Perfpective zu geben‘)
Dies gelang ihm, wie mehre f. nod) vorhandenen Acheiten zeigen, auf eine fo aus
gezeichnete Art, daß er hierin füglicdy der Vater der neuen Malerkunſt genannt wer
den kann, indem die Malerei durch ihn gewiffermaßen einen neuen Umfcyrmung za
die erſte Grundlage zu der hoben Stufe von Ausbildung empfing, welche fie frtden
in den ſchoͤnſten Zeiten der berühmteften nach ihm lebenden fReifter, ſowol der Ri
derlande, als Italiens, erhielt. Was die Glasmalerei anbelangt, fo fchreibt ma
ihm die Erfindung zu, auf ganzen Scheiben, mit Verſchmelzung der Farben u
fehr zarten Übergängen des Colorits, dergeftalt malen zu koͤnnen, daß keine Vern
ſchung moͤglich ift, was man bis dahin nur durch Zufammenfügung (Mofaik) vı
ler bunter Glasſcheiben zu erreichen vermochte. Der Einfluß, welchen fomit Je
van End, fowol als Kuͤnſtler wie als Erfinder ober vielmehr ald Werbefferer mehr
Zweige der Kunft fid) erwarb, mußtenothwendig groß fein, und die hierdurch g
wiffermaßen von ihm geftiftete Schule ſteht mit Recht an Beruͤhmtheit den befle
gleichzeitigen ober fpätern nicht nad), wenn man ihr gleid) den Vorwurf einer mei
verfehlten Zeichnung der Extremitäten des menfchlichen Koͤrpers (ein Fehler, b
ducch das, vermöge eines übertriebenen Schamgefühls, verhinderte Studium b
Nackten und der Anatomie überhaupt herbeigeführt wurde) nicht erfparen kam
Die Gefichter, Gewänder, Gruppirung, Vertheilung des Lichtes und Schatten
find dagegen bei Joh. van Eyd und f. meiften Schülern ſtets ausgezeichnet, un
*) Gleichzeitig mit ihm, jedoch nicht In der Vollkommenheit wie er, wandte
auch Pictro della Francesca und Paolo Uttella die Linicnperfpective flatt de
Soldgrundes an.
Eylau 701
der Stanz ſ. Farbengebung fo blendend als prachtvoll. Man hat von J. van Eyck
noch viele Arbeiten, die theils in Kirchen und Muſeen, theils in den Kunſtſamm⸗
lungen von Privaten aufbewahrt werden. Zu den Schülern dieſes großen Kuͤnſt⸗
lers rechnet man, außer dem ziemlich gleichzeitigen Antonello von Meſſina, Rogier
van Brügge, Hand Demling u. A. audy noch die fpätern großen Meifter, Albr.
Dürer, Luk. v. Leiden, Hans Holbein, Luk. Kranach u. f. w., über beren Leben
und kuͤnſtleriſches Verhäienig zu Joh. van Eyck Johanna Schopenhauer interefs
fante Nachrichten ertheilt. ine gründliche Forſchung über beide Brüder hat uns
Friedr. Waagen in f. „Hubert und Johann v, End” (Brest, 1822) gegeben.
Eylau Gchlacht bei), den 8, Febr. 1807, Am Ende bed erften Selb»
zugs in dem Kriege Napoleons mit Preußen und Rußland, hatte der ruffifche
Oberbefehlshaber, nach der Niederlage bei Pultustam 26. Dec. 1806, den Frans
ofen Warſchau und das echte MWeichfelufer bis Elbingen Überlaffen müffen. Als
lein kaum war das Heer wieder mit allem Nöthigen verfehen, fo befchloß Benning⸗
fen, mit 7 Heortheilen gegen bie untere Weichfel nach Thorn hin vorzudringen, um
Graudenz, Danzig und Kolberg zu befreien, deren Befagungen hierauf zu den preus
Sifhen Truppen unter Leftocq flößen follten. Daburc hoffte ee audy die obere
MWeichfel nebft Warfchau wieder zu gewinnen, und den Krieg an die Oder zu verſe⸗
den. Napoleon aber rüftete fich feinerfeits, Danzig, Oftpreußen und den Pregel
zu erobern, Schon rücdte der Fürft von Pontecorvo von Eibingen her gegen Koͤ⸗
nigsberg vor, als die Vorhut des ruffifchen Heeres unter Markow an der Paffarge
erfchien, und ihn nad) dem Gefechte bei Mohrungen (20 deutfche Meilen von r
migsberg), am 25. San, 1807 nöthigte, ſich nach Strasburg (15 deutſche Meilen
von Mohrungen) zurückzuziehen, wo er fi) mit Ney vereinigte. Darauf fchob
Benningfen f. rechten Flügel über Ofterode und Löbau gegen die Weichfel zwiſchen
Kulm und Eibingen vor. Jetzt erfannte Napoleon den Plan des ruffifchen Deers
führers. Er verließ daher mit den Garden Warſchau am 30. Ian. und zog alle
Theile f. Heeres nad) Wittenberg in Oftpreußen heran, um Benningfen einzufchlies
Sen, und ihm alle Wege zum Ruͤckzuge hinter den Pregel abzufchneiden. Schon
hatte ſich der Vortrab des rechten franz. Flügel® bei Ortelsburg auf die linke Seite
des ruffifchen Heeres gervorfen, als Benningfen unerwartet f. Plan aufgab, und,
ſtatt bis an die MWeichfel vorzudringen, nad) Ofterode zurüdiging. Es war naͤmlich
ein Adiutant des Majorgeneral ber franz. Deere, des Fürften von Neufchatel, von
den Koſaken aufgefangen worden, der dem Fürften von Pontecorvo den Befehl
bringen follte, fich bi6 Thorn zu ziehen, bamit die ihm nachrüdende ruffifche Armee
von Napoleon in ihrer Flanke umgangen werben könnte. Nun begann mit dem
Gefechte bei Paſſenheim, am 1. Zebr., ein achttägiger Kampf, der mit der Schlacht
Bei Eylau endigte, durch welche keins von beiden Deeren f. Zweck erreichte, Napo⸗
leon aber den empfindlichften Schlag erhielt, der ihn feit 1796 getroffen. Inden
erften Tagen ſchien e& zwar, als ob Napoleons Plan, der ruffifchen Armee den
Rüuͤckzug abzufhneiden, gelingen würde, allein indem Treffen, welches am 3. bei
Autenftein oder Bergfried, mo Soult die Bruͤcke Über die Alle nahm, und in den
Befechten, welche am 4. und 5. bei Deppen, wo Ney Vortheile erkaͤmpfte, in der
Berfolgung der Ruffen vorfielen, ließen diefe fih nicht aus der Faſſung bringen,
Benningfen z0g fidy zwar nicht ohne Verluft, aber body in guter Ordnung zuruͤck;
er bot fogar mehrmals dem Seinde die Stirn, und hielt ihn, wenn es ihm nüglich
fhien, mit feltener Seftigkeit ganze Tage lang auf. So geſchah es, daß, nachdem
in dem Treffen mit der. ruffiihen Nachhut bei Hoff oder Landsberg, obgleich die
Reiterhaufen unter d'Haupoult und dem Großherzoge von Berg den Sieg entfchies
den, alle Berfuche der Marfchälle Soult und Augereau, die Ruffen auf ihrem
Ruͤckzuge in Unordnung zu bringen, vereitelt worden waren, die Quartiere der beis
TEEN), Saunen Mile (83
der Schlacht bei die Heertheile
reau vor dem Orte, durch den fie. am nel
ra — Bett, u bu ide
— feiner erhkete fa du du 6, 71
, und die Garden) auf 90,000 Pant: Diet
am 8. Anbruch des Tages rückten 70,000
fen vor, um ſich dureh einen in Maffe au!
Sranzofen des Staͤdtchens wieber zu en. Den lu
rechten Gen. Tuſchkoff, das Mitteltveffu
Vorhut Fhrft Bagrationz; die Reiterei Gallidin.
——
te fr genomme
Kirchthurme das ganze Schlachtfeld die Anhöhe
beherefchten, waren von ben nicht befe
drangen baher die ruſſiſchen Scharffchligen bis an den Kircht
— — |
h Anftsengungen, um 5
gereau und einen Theile ber Garden ben Mittelpunkt der ı
ö ; denn bie Ungebuld, mit der 4
a Be men
trum wiederholte, vermmebete mr ſ. Verluſt; zuglel
Bi Soest Gau, doß bie Spige ber Augereau
links gerieth, daber auch der von Napoleon jegt
Reiterei unter Diucat und Veffiöres auf das —*
— ee —— 12 —
des ruſſij Bes Der linke wurde von ha
— umgangen ſodaß ſelbſt das ruſſiſche Mitteltreſſen dei
— ——
Eynard
anzoſen nicht bloß den Sieg entriſſen — —
— lea Allein
Di empf fie m afolgk, Manager male BRknge
gem Kamı B h ' an
f, am 9. aufs neue vorzuruͤcken gewagt hätte. Zufrieden mit dem Vor⸗
Beinde einen großen Verluſt zugefügt und Königeberg —— —
ſchug an, Murat verfolgte ihn am 9. mit der Reiterei, wurde
id mit Verluſt zurücgeworfen. Das franz. — —
in Eylau, ——
m mit Leichnamen und Verwundeten bedeckten Siem 2 Augen=
« Nach einigen umbedeutenden Gefedhten mit den Ruffen, fulegt bei
am 18., führte er an diefem Tage fein Heer ruͤckwaͤrts hinter die Paſ⸗
Folge der Schlacht von Eylau, bie Napoleon erſt einige Tage nach dem
ee Ruffen ald gewonnen anfehen Eonnte, mußte jeder ——
aufgeben, und ſich mit dem errungenen Zweck der Vertheidigung
Ruſſen hatten 13 Adler und 6 Fahnen genommen; aber an Todten
in (nad) andern Berichten 12,000 M.) verloren. Unter 18,000 Vers
fanden fidy 9 Generale. Der Verluſt der Fcanzofen ward auf 42,000
hägts fie felbft gaben ihn weit geringer an. Drei franz. Generale was
1, darunter Corbineau; fünf waren verwundet, ——
heil ganz aufgelöft und den übrigen einverleibt werden mußte, Ben⸗
Ite jet fein Heer am Pregel und vor Königsberg: ——
am ſich zog. Hätte er mit Napoleons Schnelligkeit den Angriff er⸗
Mürde wahrfcheinlic das franz. Heer gänzlich gefchlagen —
eſein ‚Hauptquartier bald wieder bis Landsberg vor, Napoleon aber
4 beidem Zuftande f. Heeres, das die gefchickteften Artillerieofficiere,
term der Neiterei verloren, und eine Menge Kranke hatte, bei dem Manz
nsmitteln, und auf den durch Schnee und Thauwetter verborbenen We⸗
uffen anzugreifen. Er ging daher in f, Gantonnirungen an bie Weiche
imo er ſich auf den Belagerungskrieg von Danzig und andern Plägen bes
EN
j
und fein Heer wieder herftellte. Nach Schöll (VII, 405) —F er aus
ee Dfterode, am Be ——— zu am 29.
von Preufen einen Separat antragen laſſen. aaa
fe Maier Megander und der König Seehcih Mike am 26,
Vertrag zu Bartenftein, der die Wiederherſtellung Preußens u:
Frankreichs auf die Nheingrenze begielte, —* aber einige
hoem Benningfen, erſt am 5. Jun,, ben Feldzug in Oftpreufen an
ngriffstweife erneuert hatte, die Schlacht bei Friedland und der
H(f.d.) vernichteten.
tard, einer ber ebelften, einſichtsvollſten und thätigften
iu Genf und Livorno, ſtammt aus einer franz. Familie ab,
eber ſich aus ber Provinz Dauphing, während der R,
Benf geflüchtet und — eingeblirgert hatten. Er ift den 28,
yon geb., wo f. Vater ein Handlungshaus befaß, Dafelbft eryı
793 in den Reihen der Vertheidiger diefer Stabt. Als Lyon von der 2
onvents erobert ward, rettete fid) bie Familie Epnarb — die
btzu Rolle im Waadtlande, und errichtete 1795 mit ſ. Bruder
zhaus in Genua, two er, als Maffena bie belagerte Stadt
iger diente. 1801 befand er ſich in Livorno, und uͤbernahm fi
‚König von Hetrurien ein Darlehn, wobei er viel gewann. In der
ihm bie Prinzeffin Elife Bacciochi den gewinnreichen G
SRH Pe
| iH Hi
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gruuspenugsiuyer mer ur energy ve ya na
genfchaft gefü'hrt., Hier offenbarte er die ihm verliehene ©
er fich mit antyern Gefangenen am Fluffe Chobar befand.
welchem ihm Bott den Befehl gab, zu den Kindern Jsrael 3
Wächter fein.s Volke beftellte. In einem andern Geſich
die Leiden, roelche Israel für feine Abgötterei treffen follten.
das Ende der Sefangenfchaft, die Rückkehr feines Volks
MWiederherftellung der heiligen Stadt und des Zempels, ı
Judas und Israels unter einer Herrſchaft und einen gli
Volks an. Bon der Belagerung Jeruſalems durch die Ch
und erzählte fie feinen Mitgefangenen. Er prophezeite woib
rus und Sidon, wider die Sdumder und Ammoniter. &
gen beſtehen aus 48 Capiteln; fie find dunkel, voll poetiſch
von den Syden erft fpäter in ihren Kanon aufgenommen,
geftorben, iſt ungewiß. |
Verzeichniß
er in dieſem Bande enthaltenen Artikel.
Seite
KR, Ä
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„ Däbalien,
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Seite
Dalmatica..12
Dalmatien.
Dal segno . . . 14
Damascenus (Joan⸗
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Damasciren, "Damas:
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Damask, Damasces
nerpflaume, Danıa®s
cenerrofen, Damass
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Damiat, Damiette .ı —
Damiend (Robert
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Daͤmmerungskreis —
6 Dämmerungsvögel, f.
Schmetterline . —
Damon und Pythias —
Dämon, Dämonifd,
Dämonologie. . 17
Dampf, Dämpfe . 20
8 Dampfbad, Dunftsab 21
Dampfboot, f. Dampf:
mafhine . - »
Dämpfer . © ® .
Dampfgefhüs 0 .
Dampftochen, Dampf
kochmethode ...
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Dampfmafdine,
Dampferzeugungss
apparat, Dampf
boot, Dampfiwagen —
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Dampfwagen, |.
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9. s ger. Gichente Aufl. Bd. IH,
Seite
Dampier (William) 29
Dane . ... 30
Danaiden .
Dancourt ( Florent
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Daͤnemark 0 © .
Danie l 0 . ee. 0. 35
Daniel (Gabriel) . 36
Daniel (Samuel) .
Daniel (Heinrich Gott⸗
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Daͤniſche Sprache, 8.
teratur und Kunſt —
Daniſchmend . ”
Dart .
Dannecker (Johann
Heintich von). . 43
Dante (Aighiei —
Dietro Bincenzio —
Giovanni Battifta) 46
Danton (George Jac⸗
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Daphnis .
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Dardanarius, Darda⸗
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Dar (Könige von
Perſien). 20
Darlehn... 67
Darm, Darmaanal,
Sr
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706 Verzeichniß der in dieſem Bande enthaltenen Artikel.
Seite
Darmfaiten . . . 59
Darmftadt, f. Heffen,
Großherzogthum. —
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Darmftädtifhe lands
fländifche Verfaſ⸗
fung, f. Heſſen,
Sroßherzogthum . —
Darmftädter Handels⸗
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Darftelung - . . 62
Daru (Pierre Antoine
Noel Bruno, Straf) 65 ”
Darin (Erasmus) —
Daſchkoff (Katharina
Romanowna, $ürs
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Datteln, f. Palmen —
Datum . oo. .
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Daunou (Vierte Glaus
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Davila (Arrigo Gates
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Davouft (Louis Nicos
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Davy (Dumphry) . 72
ebure (Guillaume
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Decan, Decanie, Des
canat, Dechant,
Dombechant, Des
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Decanbolle Auguflin
Pyrame) .
Decatiien . . . 74
Decazes (lie, ver
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Deduction..
Seite
Decemvire, ſ. Appius
Claudius Craſſinus 77
Dechiffrirkunſt . .
Decimalmaß. . . 79
Decimaltchnung .
Decimalſyſtem, ſ. Zah⸗
lenſyſten...
Decime, Decimale . —
Decimiren, Decimas
ton - 2 0. .
Decifion, Decifum,
Decifiv, Decifivres
feipt, Decifi oflims
Decius (Pubtius)
Mu “ ®
Dede, Dedengemäl:
de, Deckenſtuͤck, Pla⸗
fd . x...
Declamation, Decla:
min. - . .98
Declination, Declina⸗
tor, Declinatorium 83
Decoration, Decora⸗
teur, Decorationes
mil. . 2. .—
Decrefcendo . . 84
Decret . »
Decretaln .
. 85
Defenders, f. Irland —
Defenfi ion, Defenfionss
linie, Defenſivkrieg —
Defile, Defiliten . 86
Defilement + . —
Definiren, Definitum,
Definition . .
Deftrdar . .„ . 8
Dom . »
Degenfeld (Marin&u-
fanna Loyſa, Freiin
von) ..
Degerande, ſ. Geran⸗
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Degrabation .
Dehnbarkeit .
Deianira. .
Dei), Deichwefen 89
Dedama . . .90
88
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Dei gratia . . .
Deismus, Theĩmus
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7 Demarcationglinie
Seite
Deiostarus . . . RX
Dekade, Dekadiſches
Syftem, Deka:
gramm, Dekaliter,
Dekametre, Dekare —
Delugon -. - : .—
Delameron . . .91
Deken (Agathe) . . —
Delambre (Jean Bar:
tifte Joſeph) . . —
Delaware . . .
Delavigne (Jean Sean
gois Cafimir). . 92
Delegation, Delegat,
Delegant, Delega⸗
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Deift (Stadt — Sa:
kob — Wilhelm) —
Deipi 4
Delille (Jacques) 4
Delisle (Guillaume —
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Deloime (Johann
Ludwig) . . 0.
Delorme (Marion) %
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Delta . .
Deluc (Jean Andre) —
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Demagogifche Um-
triebe, fe Mainzer
Gentralcommilfion
und Umtriebe .
Deuray . -
Demeter, f. Ceres.
Demetrius (L —
Dhalereus) . .
Demiboff (Nikolans,
Straf von) . . 102
Demme (Hermann
ChriſtophGottfr.) 103
Demokatie- . .
Demokrit . . . 106
Demonftratien . 108
Demontiren, Demon
tirbatterien . .
11641
—
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Verzeichniß der in dieſem Bande enthaltenen Artitel.
Seite
Discretionstage. 307
Discus....
Disjunction, ſ. Ur⸗
theil...
Dispache, Dispa⸗
cheur.
Dispenſation ..
Dispenfatorium . 308
Difpondäus, f.
Rhythmus .
Dispofition, ſ.
Schlacht
Disputation, Inau⸗
guraldieputation
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Promotionebißpus
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Diffenters, f. Angler
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Diſtanz, Diftanzens
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Dithyrambus . . 310
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Dividende . - »
Divifion, Divifionss
general, Diviſions⸗
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Dogma, Dogmatiſch
Dogmait . . »
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Dogmatismus. . 316
Dogmengefchicdhte . 317
Dohm ( Chriftian
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Dolce (Carlo) . . 321
DU (Friedrich Wils
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Dom . . . +32
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Domainmvefauf 327
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Domicilium Domi-
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Flavius Sabinus) —
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Donauſchifffahrt und
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709
Seite
Donnerlegion, ſ. Le-
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Don Quipote, ſ. Ger:
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710 Verzelchniß der In dieſem Bande enthaltenen Artikel.
Seite
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Divifio .„ — Flavius Sabinus) — Dragoman. . ..—
(Jur) » — Domemy la Pucelle 334 Dragoner, Drogona=
me (Achmet) 312 Donatiften... + — dia... —
heran» » 20 Donatus (Ülius), Draht .... . 848
——— Donat, Donat · Drais (Karl Wilhelm,
—— 313 Be, + 335 — * 360
[72 — Donaul fahrt und ie oe
orwürde 0 — Handel». . — Drama, Dramasiich 351
tinaied . „314 Dongratmit .„ + 337 Dramaturgie .. „852
ma... % — Donner (Georg Ra Draper(Elifabeth)ife
rlein (Johann fall... #2 — Steme . ..u 888
heiftoph) . + — - Donner, Donners Draperie, Drapiren —
EZ 1 büchfe, Donners Dröfele Johann
Ma, Dogmatife — haus, Donner⸗ Heinrich Berne a
matit . 0 0 — keit, Donmermas Hat) 2 na —
matik (Eat) > — fhine 2.4338 Drafilh . . - 84
710 VWerjelchniß der In biefem Bande enthaltenen Arı
Seite Seite
Btbet (Gommeint) 365 "Dryden (Sohn) . 381 Dunkel, f.
Deehfeln . . — Dfänsgrmatt . + 382 Duͤnkirchen
Due Durlaht, » 366. Diamy . . . 383 Dumeis (
a ee — Dibingiekfen „ — Dreams,
Feehnepkanf, t Dualismus, Dualift 386 Duns (Joh
Zeigonomettie - — Dublin. - 0... — Dunciad
Dreleinigkeit . — Dubols (Guillaume, Dünfte, Z
Dreifeiderwicthſchaft — _ Garbina) . . — _ Dumfim
Dreifug . + . 358 Dubes (Iean Bap⸗ Duobdecima
Dreitlang ..· — tif)... _.9388 Duodeci
Dreifigedeer . » — Ducange, ſ. Dur nung, 7
Der 35 fiesne 2. — malſpyſten
Deeiftimmig . + 361 Ducaten, f. Dukaten — Duobecime
Del, [ Mepkun 962 Duaten . » _ cimale
Dreijahi, f. Drei. — Ducesne (Andre) . — Dupaty (9
Drefchen, Deefe Duchesnois (Jofes tifte D
ſchine — phine Rafin, Ma⸗ Charles
.. demoifell) .. — Dupetit »
J. Duchoborzy, f. Gries }
* 363 die Kieche . 389
Ducis (Jean Frans
go)... — Duplicitaͤt,
Duclos (Charles Pie Dupont de
neau) » ſ. Baplı
Du:Deffand Dade tulatien
reunis, f. de Vichy Gams Dupont de
Vereinigte Gefälle 375 rond, Marquife) 390 (Pierre |
Drobe- » +». — Dubley, fe Leicefter” — Dupuis
Drontheim. © + — Duell, f. Zweikampf — Frangoi⸗
Droſometer . . — Duett ©. . — Dupustren
h Gohann
im Bart” 422
ſohann Ar⸗
„424
(Friedrich
’ f Nazaser
lm) 2 0 0 —
Ediet, Edictalladung 434
5 Ediet von Nantes, f-
Stantspapiere · —
Effendi, Reis-Effendi —
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‚Herzog d. Brid⸗
gewwater ·—
Eginhard (Einard) 441
0 Egmont (Tamoral,
Grafvon) „ . —
von) er
ſcheidun⸗
Eheverloͤlniß, ſ.
Sponſalien » + —
Ehre, Ehrerbietung,
Ehrfur
hen, Ehrenſtellen,
einapmkhn, f
Einflüffe auf ben
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Eirfiper und Aus⸗
fuhrverbote
712 VWerzeichniß der in diefem Bande enthaltenen Ark
Selte
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462
Si (ine) . 463
Eim 2... . 46
Eifensahnen . . 367
Eiferne Krone . . 468
Eifeme Matte, f.
Matte... —
Eiferner Brief, Eis
fernes Gapltal, Ei«
ferner Pat, Eir
Inventar
Grefitktömefke,
flictätsjeiger 471
Ein or . —
Enraiffit! ı —
Einde Gigot d) . 474
Elberfeld
Chef... 475 €
Eibing .- - _
Eldon (John, Lord) —
Seite
Eigin (Lord, Graf) 488
Eilgin’d Marmor
denkmale . .
4 Elimination . 2489
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Eiifabeth die deilige _
Eifabeth (Rönigin
von England) . 490
Eũſabeth Charlotte
(Herz. v. Otleans) 495
Elifabeth Petrowna
(Kaiferin v. Rußs
an) . .
Glifaber) (Pplippine
7
Elifaberh (Chriftine),
Königin v. Preus
Ellenborough (ua
Lawstord) . . —
Elliot (George Augus
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Ellipſe 0.501
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Eloges, Elogia. «502
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Verzeichniß der in diefem Bande enfhaltenen Artikel, 71
Seite
689
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ngen (Cäfar
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ionen, Evolu⸗
Bescadre. .
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Marguetel de
Saint⸗Denis, Hr.
von Saint) . 692
Ewald (Sohann) .
Ewald (Tob. Ludw.) 693
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Exchequer, Erchequer-
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Eregefe, Ereget, u
gefiren, Exegetik.
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Seite
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Exorcismus
Erotiſche Pflanzen.
Exoteriſch, Eroteriker,
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