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Full text of "Allgemeine deutsche Real-Encyclopädie für die gebildeten Stände : . Bd. 11,2 D - J, und im Anhange Artikel über die katholischen Glaubenslehren von F - K"

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Converſations-Lexikon. 
re 


Siebente Originalauflage. 





Dritter Band _ 
D bis E. 


ꝛ — — 


600010988W | 








77 


Allgemeine deutſche 
Real-Encyklopaͤdie 
— für | 


die gebildeten Stände 


(Gonverfations-Leriton) 


— 


In zwölf Bänden. 





Dritter Band 
D bis E. 


Siebente Originalauflage. 
Wie ſie der Verfaſſer ſchrieb, 
Nicht wie ie fi ie der Dieoftahl druckte, 
Deſſen Muͤh' iſt, Laß ex Kiche 
Anbrer Mühe fs ı 


| Salderon 





Leipzig: 
% A. Brockhaus. 


LU — 


1827. 
er X 2 





Eonverfationd-Zerikon. 


Siebente Driginalauflage 





Dritter Band _ 
D bis E. 





Zur Nachricht. 


Bon der fiebenten Driginalauflage dieſes Werkes find drei verfchledene Ausyabe 
veranflaltet worden, die zu folgenden Preifen ſowol durch den Verleger als dur: 
alle andre Buchhandlungen des In: und Auslandes bezogen werden koͤnnen. 

Mr. 1, auf weißem Drudpapier, Pränumerationspreis für das ganze Wer 

15 Thlr., oder 27 51. Rhein. ⸗ 

Nr. 2, auf gutem Schreibpapier, 20 Thlr., ober 36 Fl. Rhein. 

Nr. 3, auf ertrafeinem Velinpapier, 36 Thlr., oder 64 Fl. 48 Kr. Rhein. 
Sammler, die ſich in portofteien Briefen an den Verleger wenden und den B 
trag ihrer Beftellung gleich beifügen, erhalten auf fech s Exemplare das fieben 
fret, oder können, wenn fie verfchiedene Ausgaben wählen, bei einem Betrage vo 
wenigftens 105 Thalern Ein Siebentel davon als Rabatt in Abzug bringen 








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Mdalus "ia. 3 


richtet und ihr Talent gebildet hatte, nach Paris, wo ihre Gelehrſamkeit durch 
eine Ausgabe des Kallimachus (1675), weldhe fie dem Hurtius, dumaligem 
Unterhofmeijter des Dauphins, zueignete, fo befannt wurde, daß ihr der Ders 
sog von Montanfier die Bearbeitung mehrer Ausgaben der alten Schriftfteller 
sum Gebrauche ded Dauphins auftrug. Zuerſt bearbeitete fie den Florus 
(f. d.) Auch nach ihrer Nerheitathund feste fie ihre gelebrten Arbeiten fort, 
Beſonders machte ihre ſchwache Überiegung ded Homer Auffeben, und gab. 
Veranlaſſung zu einem Stecite zwifchen ihr und In Motte, in weichem ſich 
zeigte, daB Madame Dacier noch weit weniger Logik verfiand, als la Motte 
die grishiiche Sprache, In ihren „, Gonsiderations sur les causes de la. 
corruption du gout*‘* vertheidigte fi den Homer mit dem Skharfſinne eines 
gründlichen Commentators, la Motte aber antwortete ihre mit ben Waffen 
des Witzes und der Sanftmuth; weßhalb man damals fagte: la Motte habe 
wie eine geijtreiche Stau, Mabame Dacier hingegen wie ein gelehrter Mann: 
gefchrieben. La Motte fandte fie der Königin Chriftine zu. Diefe war «6, 
weiche fie auch zum libertritt dee Eatholifchen Religion veranlaßte. Eben fo 
wenig fchonte fie in ihrem ,, 2iomere defendu “ den Pater Harboin, der eine 
fpöttelnde Lobrede dieſes Dichters gefchrieben hatte; man fügte, fie Habe ges 
gen den Verächter Homer’ mehr Beleidigungen ausgeftoßen, als biefer felbft 
alten feinen Helden in den Mund gelegt. Kerner nennen wir ihre Übers 
fegung des Terenz, zu welcher fid) die franz. Sprache fchon mehr. eignet, und 
dreier Stuͤcke des Plautus, in deren VBorrede fie mit Einfiht von dem Urs 
fprunge, der Ausbildung und den Veränderungen der dramatiſchen Poefie ves 
det. Als die erfte Überſetzung des Eomifchen Dichterd der Grieche verdient 
ihre „, Traduction du Plutus et des Nuces d’Aristophane‘“ eine Eilige 
Nachſicht. Shre „, Traduction d’Anacreon et de Sappbo‘°, mit meldyer eine 
Vertheidigung ber letztern verbunden ift, machte zu ihrer Zeit Gluͤck. Sie 
fchrieb auch Anmerkungen über die heilige Schrift, welche fie aber aus Grund⸗ 
fügen nicht herausyab. hr Leben war ganz den Wiflenfchaften und ihrem 
häuslichen Wirkungsfreife gewidmet, und endete 1720. Gleich achtungswerth 
durch ihren Charakter und buch. ihre Talente, gewann fie ebenfo viel Bes 
wunderer durch ihre Tugend, ihre Standhaftigkeit und ihren Gleihmuth, als 
durch ihre Schriften. Sie wurde Mitglied mehrer Akademien. 
Dadalus(Daidalos), Daͤdalien (Daidalien, Dädali), ganz gegliederte 
Figuren oder Bilder, die mit den Fuͤſten in fortfchreitender Bewegung find. Woher 
fie diefe Benennung haben, darüber ift man nicht einig. Winckelmann, dem 
Palaͤphatus und Diodor folgend, fügt: „Didalus fing an, die untere Hälfte 
der Hermen in Geflalt der Beine völlig von einander zu fondern, und von 
ihn follen die erjten Statuen den Namen Dädali befommen haben”. Auch 
ift die gewöhnliche Meinung, daß Daͤdalus zuerft an den Statuen die Schen⸗ 
kelbeine fortfchreitend und abgefondert geftellt habe (woraus fich die Sage er: 
Elärt, feine Statuen bitten fich bewegt), da alle friiheren Bildhauer die Bild⸗ 
fäulen mit nicderhängenden, von den Seiten und in der Mitte nicht abge: 
theilten Armen und Fuͤßen gebildet hatten, wie die mumienartigen Statuen 
der Agypter. Nach Pauſanias erbielt Dädalus feinen Namen von jenen 
Statuen (der Name diefor kamme dann von dededdsw, d. h. kuͤnſtlich ausar⸗ 
beiten). Böttiger (in f. „Vorleſungen üb. d. Archaͤologie“, Dresden 1806) ver: 
muthet, daß Daͤdalus nicht ein Eigenname, fondern ein Gemeinname aller er⸗ 
ſten Architekten, Metallurgen und Bildfehniger in der griechiſchen Vorwelt 
fei, alfo uͤberhaupt einen Kunftmenichen bezeichne, fowie daͤdal iſch, das Kunfl- 
reiche, Künftliche. Jede Kunſt pflenit fih im Anbeginn nur im Familien⸗ 
Ereife fort, und die Schüler werden ebenfalls Söhne genannt, Sy truuur 
. \* 


2 Dacien Dacier (Anna le Fevre) 


Was unter dem Titel: „Simon Dach's Poetiſche Werke“, angefuͤhrt 
wird, iſt nur eine Sammlung von Gelegenheitsgedichten auf das branden: 
burgifhe Haus (Königsberg 1696, 4.). Dach's weltliche Lieder find leid): 
ter und inniger Natur, oft bis zum Kindiichen naiv und treuherzig, und in 
feinen geiftlichen Gefüngen, deren ſich mehre in unſern Gefangbüchern erhal: 
ten haben, waltet eine file, tief gefühlte Andacht, ohne feurige Erhebung. 
Eine Auswahl aus Dach's und feiner beiden Freunde Gedichten liefert der 
5. Bd. von Wilhelm Muͤller's „Bibliothek deutfcher Dichter des 17. Jahrh.“. 

Darien, ehemals, nad) Ptolemäus, das heutige Banat, ein Theil von 
Miederungarn, gegen Abend zu, bis an die farpatijchen Gebirge, Siebenbür: 
gen, die Moldau, Walachei und Beffarabien; Einige rechnen auch noch But: 
garien und Servien mit Bosnien, oder das ehemalige Ober: und Unterme- 
fim dazu. Die Bewohner biefed Landes, Daci, aud) Davi, hatten ſich Lange 
Zeit den Römern furchtbar gemacht. Als Zrajan, im Anfange des 2. Jahrh., 
Dacien erobert hatte, theilte er e6 in Dacia Kiparia oder Ripensis, dis 
beutige Banat und einen Theil Ungarne, weil es von der Theis gegen Abend 
und von der Donau gegen Morgen umgrenzt wurde; Dacia mediterranen. 
Siebenbürgen, weil «8 in der Mitte ber beiden andern lag, und Dacia irans 
alpina,, die Walachei, Moldau und Beflarabien, oder das jenjeitd der Kur: 
paten, von Siebenbürgen aus gerechnet, gelegene Dacien. Jede diefer drei 
Provinzen ließ er durch einen Präfeet regieren, legte in denfelben Pflanzſtaͤdte 
an, und fchidte aus andern Laͤndern des römischen Reichs Goloniften dahin, 
um den Städten Einwohner, und dem Ackerbau arbeitende Hände zu ver: 
ſchaffen. Als Gonftantin der Große das römische Reich neu eintheilte, wurde 
Dacien eine Diöcefe der illpriichen Präfectur, und in fünf Provinzen obeı 
Diftricte abgetheilt. Mit dem Verfall des röm. Kaiſerthums ward es nadı 
und nach von ben Gothen, Hunnen, Gepiden und Avaren erobert. Von dir: 
fer Zeit an gehören die fernern Schickſale Daciens, deffen Name auch auf: 
hörte, in die befondre Geſchichte der Prouinzen, aus welchen es ehemals beftand. 

Dacter (Andre), geb. zu Caſtres in Dberlanguedoc 1651, von prote: 
ftantifhen Altern, ftudirte zu Suumur unter dem proteftantiihen berühmten 
Tanneguy Le Fevre, deffen Zochter Anna mit Eifer und Geſchmack die alten 
Sprachen trieb. Nach deffen Zode, 1672, ging er nad Paris. Der Her: 
z09 von Montanfier, dem feine Gelchrfamfeit bekannt wurde, ertheilte ihm 
den. Auftrag, den Pompejus Feſtus zum Gebrauch des Dauphins (in usum 
Delphini) zu erläutern. leide Neigung zu den Wiffenichaften knuͤpfte 
zwifchen ihm und Anna Le Fevre 1683 das Bund der Ehe, und zwei Jahre 
darauf gingen beide zur Eatholifhen Religion uͤber. Sie erhielten vom K6: 
nig anfehnliche Penfionen. 1695 ward Dacier Mitglied der Akad. der Zn: 
fchriften und der franz. Akademie. Legtere erwäblte ihn in ber Folge zu ih: 
rem beftändigen Secretair. Auch ward ihm die Aufficht über dans Cabinet im 
Loupre anvertraut. Er ftarb 1722, Dacier bat viele mittelmsßige Über: 
fegungen griech. und latein. Schriftftcher geliefert. Außer der Ausgabe des 
Pompejus Zeftus und der „„Oeuvres d’Horace en Latin et en Frangais ‘*, 
nebft den „, Nouveaux &claircissemens sur les oeuvres d’Horace * und ber 
,„„ Nouvelle traduction d’Horace *“ mit krit. Anmerk., find befannt: f. Ausg. 
des Valerius Flaccus; f. Uberſ. des Marc Antonin, des Epiftet, der Poetik 
des Ariſtoteles mit Anmerk., der Lebensbefchreibungen des Plutarch, des So: 
phokleiſchen Sdipus und ber Elektra, der Werke des Hippokrates, und meh: 
ser Dinlogen des Platon. | 

Dacier (Anna le Fevre), Gattin des WVorkergehenden, geb. 1651 zu 
Saumur, begab ſich, nach dem Tode ihres gelehtten Vaters, der fie unter: 





4 Daendels Dagobert 


die Alten eine Künftlerfamilie (KRunftfchule) des Dädalus: Talod, Perdix, 
Dipoͤnos, Skillie u. A. Nach der gewöhnlichen Meinung lebte er drei Diem 
ſchenalter vor dem trojanifchen Kriege, und mar ein Künftler von ausgezeich⸗ 
neten Talenten tn Architektur, Bildhauerei, Steinichneidetunft, auch Erfinder 
mehrer dazu nöthigen Werkzeuge, 3. B. Art, Richtwage. Als Bildhauer ars 
beitete er meiftens in Holz, und wur der Erxfte, der feinen Bildern geöffnete 
Augen gab. Dies that er in Athen, welches er, weil er feinen Schüler Ta⸗ 
(08 eiferfüchtig getödtet hatte, verlaffen mußte. In Kreta erbauete er das Las 
byrinth, verfertigte für Ariadne eine Gruppe Tänzer und Zänzerinnen aus 
weißem Stein, aber auch für Pafiphae die berüchtigte hölzerne Kuh. Mit 
feinem Sohne Ikarus eingekerkert, fann er auf Mittel zur Flucht. Die Fluͤ⸗ 
gel aus Leinwand, nach Dvib aus Federn mit Wachs befefligt, die dem all 
zubhoch firebenden Ikarus den Tod brachten, wodurch das Ikariſche Meer den 
Mamen erhalten haben foll, find bekannt. Dädalus felbft gelangte nach Sir 
cilien, an deſſen füblicher Küfte ein Ort von ihm Dädalium benannt wurde, 
Auch wurde zu Böotien, befonders zu Platda, ein bekanntes Feft (Daͤdala 
oder Daidalea), Bilderfeft, gefeiert. Man darf mit ihm einen fpätern Bild⸗ 
bauer Daͤdalus aus Sicyon nicht verwechſeln. Daß bier aus mehren Sagen 
ein Ganzes zufammengefloffen fei, wozu die Däbali, Kunftmenfchen, Veran⸗ 
laſſung gaben, ift nur allzuglaublich. dd. 
Daendeld (Hermann Wilhelm), ein niederländifcher General, geb. 
1762 zu Hattam im Gelbrifhen, nahm an den in Holland 1787 eingetres 
tenen Unruhen im Sinne bes fogenannten Patrioten einen fo bedeutenden 
Antheil, daß er mit vielen andern feiner gleichgefinnten Landsleute eine reis 
Rate in Frankreich fuchen mußte, wo er ſich in Duͤnkirchen mit Handelsſpe⸗ 
eulationen befchäftigte. Bei der Wendung, melche der Revolutionskrieg nahm, 
ward er 1793 in der neu errichteten Steilegion, Franc - etranger, ald Obrift 
angeftellt, und leiftete Dumouriez in feinem Zuge gegen Dolland bedeutende 
Dienfie. Mod) größere leiftete er Pichegru in dem Feldzuge von 1794, ber 
diefen zum Meiſter von ganz Holland machte. Duendeld trat nun ald Ges 
nesallieutenant in die Dienfte ber batavifhen Republik, und hatte von jetzt 
an auf die Regierungs : und Verfaffungsverinderungen einen bedeutenden Eine 
fluß. Bei der Thronbefteigung Lubwig Bonaparte's ward er von dielem mit 
Würden überhäuft und zum Generalgouverneur von Batavia ernannt. Nach 
der Vereinigung Hollands mit Frankreich rief ihn Mapoleon von diefem wich⸗ 
tigen Poften zurüd. Im Sommer 1812 traf Daendeld wieder in Europa 
ein. Er benugte feine Muße, um ein Compte rendu über feine Verwal⸗ 
tung in Java in 4 Koliobänden herauszugeben, wodurch zugleich über die 
Statiſtik und den Zuftand dieſes wichtigen Landes viel Licht verbreitet worben 
iſt. Späterhin ward er vom König der Niederlande zur Beſitznahme und 
neuem Eintichtung der wieder erworbenen Befigungen auf der Küfte von Afrika 
ernannt. Auch bier bewies er feine ‚bekannte Energie; er warb Friedensver⸗ 
mittier zwiſchen benachbarten Negerftaaten, beförderte die Anlegung neuer Pflan« 
zungen nach weilindifcher Manier, und ftörte den Sklavenhandel, bis ihn der 
Tod ereilte. 
Dagobert J. wegen feiner Kriegsthaten der Große genannt, Koͤ⸗ 
nig der Franken aus dem Merowingifchen Gefchlechte, folgte 628 feinem Va⸗ 
ter Klotar II., welcher das getheilte fränkifche Reich wieder vereinigt hatte. 
"Gr kriegte gluͤcklich gegen die Slawonier, Sachſen, Gascogner und Bretagner, 
aber er befledte den Glanz feiner Siege durch Grauſamkeit, rohe Willkür 
und ungezügelte Wolluft. Nach Belegung der Sachſen, fo wird erzählt, ließ 
er alle Diejenigen binrichten, deren Wuchs die Länge feines Degens überftieg. 





D’Aguefleau Dahl 5 


Ein beſonderes Verdienſt erwarb er ſich dadurch, daB er ben Franken beffere 
und vollftändigere Geſetze geben lief, Ex ftarb 638 zu Epinay in einem Al⸗ 
ter von 32 Jahren, und warb zu St.» Denis beerdigt, welches er 6 Jahre⸗ 
vorher gegründet hatte. 

D’Ugueffeau (Henry Francois), ein in den Jahrbuͤchern der fran⸗ 
zöfifchen Gefeßgebung und Beredtfamkeit ausgezeichneter Dann, geb. zu Limo⸗ 
ges 1668, zeigte früh die glädlichften Anlagen. Sein Water, Intendant von 
Languedoc, war fein erfter Lehrer. Der Umgang mit Racine und Boileau 
bildete fein Talent zur Dichtkunft. Er wurde 1691 in Paris Generaladvo⸗ 
cat, und in einem Alter von 32 Jahren Oeneralprocurator des Parlaments. 
In diefem Poften beivirkte er viele Verbefferungen ber Geſetze und Rechts⸗ 
pflege, und nahm ſich befonderd der Verwaltung der Hospitaͤler an. Bei 
einer Hungersnoth im Winter 1709 wandte er alle feine Macht an, um das 
Elend zu mildern. Als flandhafter Vertheidiger der Rechte der Nation und 
der gallicanifhen Kirche, verwarf er die Beſchluͤſſe Ludwigs XIV. und bes 
Kanzlers Voifin, zu Gunften der päpftliden Bulle Unigenitus. Unter ber 
Megentfchaft des Herzogs von Orleans mard er Kanzler (1717), fiel aber, 
weil er fi Law's unbeilbringendem Finanzſyſteme wiberfegte, 1718 In 
Ungnade, und zog ſich auf fein Landgut zu Fresnes zurüd, Hier gemoß er, 
wie er ſelbſt fagte, die fchönften Tage feine Lebens; er befchäftigte ſich mit 
bem Lefen der Bibel, mit dem Plane einer Gefekgebung und dem Unterrichte 
feiner Kinder. Mathematik, Aderbau, Künfte und Wiſſenſchaften fülten feine 
Muße aus. Als 1720 Lam das Mifvergnügen von ganz Frankreich erregt 
hatte, glaubte man eines Mannes, wie b’Agueffeau, der die Liche des Volks 
befaß, nöthig zu haben, um das allgemeine Murten zu ſtillen: b’Agueffeau 
warb alfo in feine vorige Würde wieder eingefebt. Diefer Zeitraum in fele 
nem Leben erfcheint für feinen Ruhm weniger glänzend: denn er nahm aus 
Law's Hand feine Stelle wieder an, und gab feine Einwilligung zu gewiffen 
unhaltbaren und verberblihen Planen, die das Parlament jedoch verwarf; er 
duldete auch am Ende fogar, daß eben dieſes Parlament nady Pontoife vers 
wiefen wurde. Nichtsdeſtoweniger ward er 1722 zum zweiten Male verwle⸗ 
fen, weil er fi dem Gardinal Dubois widerſetzt hatte, ward zwar 1727 vom 
Gardinal Fleury abermals zurhdberufen, erhielt aber fein Amt exft 1737 wie 
der. Er hatte die Abſicht, Einheit in die Vollziehung der alten Geſetze zu 
bringen, ohne ihre Grundlage zu erfchüttern, und das Mangelnde hinzuzuſetzen. 
Altein diefe Arbeit uͤberſtieg die Kraft eines einzelnen Menfchen. Er flarb 
1751, nachdem er 1750 die Kanzlerwiürde niedergelegt hatte, Seine durch 
mehre Ausgaben verbreiteten Schriften, fagt Bouterwek, find Mufter der wah⸗ 
ten Beredtſamkeit in ihrer Art: geiſtreich, verftändig, prunklos, zierlih, und 
bod) Eraftvoll, immer dem Gegenftande angemeffen und voll vortrefflicher Leh⸗ 
ven, befonders für Diejenigen, die fih zu Staats» und Juſtizmaͤnnern bilden 
wollen. Vortrefflich find die Vorträge, mit weichen er die Sigungen des Pare 
laments eröffnete. — Sein Enkel, der Marquis d'Agueſſeau (Henry 
Gardin Sean Baptift), feit 1814 Pair von Frankreich, feit 1789 Mitgl. d. 
Akad. d. Wiſſ. (geft. zu Paris den 22. Januar 1826), war Rechtsgelehrter, 
Mitglied der erſten Nationalverfammlung und unter Napoteon Senator; dann 
ein treuer Anhänger des Könige. 

Dahl (Johann Chriftian), Landſchaftsmaler, feit 1820 Mitglied der 
dresdner Akademie, geb. d. 24. Kebr. 1788 zu Bergen in Norwegen, follte 
anfangs Theologie ftudiren, hatte aber dazu weder Neigung noch die Mittel; 
daher wurde er in feiner Vaterſtadt bei einem Malermeifter In den Unterricht 
gegeben. Hier arbeitete er an allerlei Schildereien, Zimmerverzierungen u, C 


6b Dahome 


w., lernte jedoch wenig, außer, daß er den Drang nach dem Höhen deutti⸗ 
her. in ſich wahrnahm. As 1809 fine Lehrzeit vorüber war, übte er ſich 
ſelbſt, nad) eignce Luft und Laune, zwei Sabre lang, bald an Theaterdecora⸗ 
tionen, bald im Portraitiren, bald in Landfchaften. „ Vorzüglich zeichnete er 
gern nautifhe Gegenjtände; er ſtudirte Schiffe, Das. Meer und Norwegens 
Natur. 1811 ging er nach Kopenhagen, mo er, von Kunftfreunden ermun⸗ 


tert, in der dortigen Akademie feine Anlage für die heroiſche Landſchaftsmale⸗ 


rei, durch die Darſiellung norwegiſcher Naturfeenen und eigne Gompofitionen 
zu. weihnifcher Fertigkeit ausbildete, Zu den Ausſtellungen "in Kopenhagen, 
381% und 1815, yab er mehre Bilder. 1818 ging er über Berlin nach 
Dresden, Hier erregten feine norwegifhen Felſenkuͤſten und Schiffe, die mit 
den Wellen kämpften, die Aufmerkiamfeit der Kenner, Er malte mit großer 
Leichtigkeit, visler Wahrheit und Kraft. Seine Vorgründe: Felsmaſſen, Baum: 
gruppen, Pflanzenwuchs und Waſſerſtuͤcke, waren trefflich ausgeführt. Das 
erfte große. Bild von ihm, eine norwegische Zelfenlandfchaft mit einem Waf: 
ſerfalle, Das 1819 in Dresden ausgeſtellt war, kaufte der Erbprinz Chriftian 
von Daͤnemark. Zwei andre von demfelben: Sahre Eehrten ebenfalls in fein 
Vaterland zurüd. 1820 reifte Dahl durch Tirol nah Italien. Hier brachte 
‚er firben Donate in Neapel zu, meiſt im Gefolge des Erbprinzen Chriſtian. 
Er malte den Lundfiß, den der Prinz beivchnte, und fein fürftlicher Gonner 
überreichte dieſes Bild dem Könige von Neapel. Daun war er ſechs Monate 
in Rom, wo ihm Thorwaldſen, Prof. Bronftebt und der preuß. Generulcon- 
ſul Vartholdy mehrer Arbeiten auftiugen. Sm Sommer 1821 kehrte er durch 
Zirol, deffen pittorsste Natur ihn mächtig anzeg, nach Dresden zuruͤck. Viele 
Bilder haben nicht bloz das Verdirnit der Wahrheit nach der Natur, fondern 
auch das der dichteriſchen Veredlung des individuellen Charakters jener Gegens 
den,» die ihm den Stoff zu feinen Compofitionen darboten. Unter feinen vies 
len Skizzen von Italiens und Tirols Naturihonbeiten fieht man wahre Mur 
flerbilder von den Bewohnern der Yander, die er beſuchte. Auch von Dress 
dens Umgebungen hat er einige gut dargeſtellt. Nicht minder glüdlic hat 
Dahl feine Kunſtkraft in Erfindungen geuͤbt. Sa, zeigen von feinem Neid)e 
thum an trefflihen Studien fein Felſenbild mit einem Waſſerfalle, in der 
Mitte die Ruine eines Bergfchloffes; mehre Seeſtuͤcke mit Schiffen im Sturm 
u. a. vom 3.1820; ferner vom 5.1822: eine Minterlandfchaft mit reiner 
Eidye, im Abend, und das Bild der Ruhe, eine. Mondnadht am Meeresufer 
mit ausgeſpannten Fiichernegen. Größeres nod) darf man von dem beſcheid⸗ 
nen Künftler hoffen. Dahl ift ein Sohn der rauhen norwdifchen Natur, wels 
der am Golf von Neapel und auf den Höhen Roms den reisenden Farbene 
ton des Südens fich anzueignen ſtrebte und den hoͤhern Kunſtſtyl in ſich aus— 
bildete, der eine kuͤhne und feurige Einbildungskraft, und ſein tiefes Gefuͤhl 
fuͤr das Erhabene und Große beurkundet. 20. 

. Dahome (Dabomey), eins der bluͤhendſten Koͤnigreiche an der Skla— 
venfüfte von Guinea, bisher den Europäern nur durch den Sklavenhandel be= 
kannt, weßhalb ſich daſelbſt, namentlich) zu Fida, englifche, franzöfiihe und 
portugieſiſche Forts und Suctoreien befinden. Genauere Nachrichten von Die: 
ſem mächtigen Negerſtaate gab Leod's,, Voyage to Aſrica“' (Kondon 1820; 
franz. von Gauttier, Par. 1821). Alte Gemwächfe, Zuderrohr und alle tro: 
piſche Früchte gedeihen bier auf das uͤppigſte. Viele Bäume find fo groß, 
daß man aus ihnen Ganots verfertigt, in welchen 70 bis 100 Menſchen Pas 
haben. Eine Frucht, die wie eine reife Kaffeebohne ausficht, und anfanglid) 
keine befondere Suͤßigkeit au haben ſcheint, List auf der Zunge fo viel von 
diejem Eindrucke zuruͤck, daß ein Glas Effin darauf wie füßer Wein, und die 


Daire Daktyliothek 7 


ſauerſte Citrone wie eine reife Orange ſchmeckt. Die Wirkung dieſer wun⸗ 
derſamen Beere (Cerasus oxyglycus), welche alles dem Gaumen zuckerhaft 
macht, verliert fich nicht eher, ale bis man verſchiedne Male gegeffen hat. — 
Die Regierung ift völlig despotifh. Der König hat 3 — 4000 Weiber, von 
denen eine Anzahl bewaffnet und geuͤbt iſt; diefe bilden feine Leibwache. Auf 
den Graͤbern der Ahnen des Königs werden jährlih eine Menge DMenfchen, 
meiftens Gefangene, geopfert, theils um die Gräber zu brfeuchten, theils um 
Dielen Ahmen alferlei Bediente in die andre Welt zu fchiden. Es wird für 
eine Ehre gehalten, wenn der König felbft bei ſolchen Gelegenheiten den Scharf: 
vichter abgibt. Zu dieſem Feſte werden die europaͤiſchen Conſuln eingeladen, 
und waͤhrend der Hinrichtung fingen die Neger in Kreistingen Lieder zum 
Yobe ihres Monarchen. Zritt einer von ihnen fehl, fo wird er mitten in den 
Haufen dir Opfer geführt und ebenfalls hingerichtet. Will der König irgend 
einem feiner Ahnen eine frohe Nachricht zukommen laffen, fo fertigt er den 
rien beften feiner Hofbedienten an ihn ab, indem er ihn, nad) Mittheilung 
des Auftrags, den Kopf abhaut. Die Dahomicr haben ein fehr treues Ge: 
daͤchtniß, eb fie gleich nichts von Schrift wiffen. Ihre Sprache hat nicht fo 
vicl Naſen- und Kehltöne, mie die der weiter wefhwärts wohnenden Nationen. 
Ihre Gefünge find ziemlich wohllingend, und fie wiffen ihre plumpen muſi⸗ 
kaliſchen Inſtrumente gut zu bebandeln. Wenn fie tanzen, fo gefchieht es 
meiftens bei Mondſchein, unter einem großen Baume, wo fie fi hoͤchſt fan⸗ 
taſtiſch geberden. 20. 

Daire odır Dairo, ſ. Japan. 

Daktyliographik, die Steinſchneidekunſt (f. d.). 

Daktyliothek, griech., eine Sammlung von geſchnittenen Steinen. 
Nirgends wer die Steinſchneidekunſt zu höherer Vollkommenheit gediehen, als 
. ın Gricechenland, wo man geſchnittene Steine nicht bloß in Ringen trug (da⸗ 
-. berder Name von daxrvdıos, der Ring), fondern aud zum Siegeln gebrauchte 
.. und Prachtgefaͤße damit verzierte. Weit hinter den Griechen blieben in dieſer 
Runſt die Homer zurüd; weiche Roͤmer aber waren die erſten, welche von 
ſelchen Errinen Eammlungen anlegten. Scaurus, des Srila Eticfiohn, machte 
den Anfang (Plinius, Hist, nat., 37, 5); der geoße Pompejus brachte des Mi: 
thridates Sammlung nad) Nom, und ftelfte fie im Gapitel auf; eine ungleich 
werte Gifar im Tempel der Venus Genitriy, und unter Auguſt nachher 
M. Murcellus im Tempel des palatinifchen Apollo. In neuern Zeiten wett: 
eiferten Die Surftenbäufer Italiens, auch diefe Kunſtſchaͤtze um ſich zu verfams 
mein. Das Haus Gonzaga legte die erfle Daktyliothek an, ihm folgte das 
Haus Efte zu Modena, das Haus Farneſe, und in Florenz, aus dem Haufe 
Medici, Lorenzo der Praditige, Die Steine, Die er befüß, find noch kennbar, 
indem er die Gewohnheit hatte, fie mit Lor., oder Lor. de M., oder auch 
bloñ M. bezeichnen zu laffen. Seine Sammlung wurde zerftreut, von den 
Medici aber eine neue angelegt, der Grund zur jegigen flerentinifchen, der be: 
trächtlichften von allen; denn fir enthält gegen 4000 Steine. In Rom ent: 
fanden erft unter Julius I. und Leo X. unbideutende Semmlungen. Maria 
Piccolomini, ein römifcher Praͤlat, hatte bier die beſte, und Lucio Odeſcalchi, 
nachher Duca di Bragiani, erbte die der Königin Chriftina von Schweden. 
Spütirbin hatte Nom die Sammlungen in Ser vaticanichen Bibliothek (mehr 
durch Zufall, als Plan anfanımengebradt), in den Palaͤſten Warberini und 
Strozzi (Meiſterwerke enthaltend, jest in St. Petersburg), und noch jegt zeich: 
nen fih die dem Prinzen Piombine gehörige Ludoviſiſche Sammlung, und die 
dis Cardinals Borqgia zu Vellstri, berühmt durch ihre aͤgyptiſchen Steine und 
Scarabaͤcn, aus. Weupst bat fhöne geſchnittene Steine im Cabinet zu Por: 


8 Daktylologie Dalayrac 


tici und zu Capo HH Monte. Zu Catanea in Sicllien brachte der Prinz 
Piſcari eine große Sammlung von lauter einzeln in Sicilien gefundenen Steis 
nen zufammen. In Frankreich wurde die erfle bereits unter Franz I. ans 
. gelegt, in den biirgerlihen Kriegen aber zerftreut. Der Grund zu der jegigen 
fehe merkwürdigen, des Antitencabinet® der. königl. Bibliothek, legte Louvois 
unter Ludwig XIV. Kine gute Sammlung war die ded Herzogs von Dre 
leans, die ihm als Erbfchaft aus der Pfalz zufiel. Außerdem mehre Privats 
fammlungen. In England find die Sammlungen der Herzoge von Bes—⸗ 
borough, Devonfhire, Carlisle, Bedfort und Marlborough am befannteften. 
Auch Deutfchland befigt folhe Sammlımgen. In Sunsfouci find mehre vers 
einige, unter diefen die durch Winckelmann's Befchreibung fo berühmte von 
Muzel Stoſch. Wien hat ein eigned Gemmencabinet; bie dresdner Samms 


lung iſt nicht unbebeutend; einige gute Steine befist die Rathebibliothet zu | 


Leipzig. Die Sammlung zu Kaffel ift zahlreich, aber unbedeutend; fchöne 
Stüde befist Münden, Außerdem gibt es nocd manche Privatfammlung, 
An den Riederlanden ift das Cabinet des Könige bedeutend. Im koͤnigl. 
Schloſſe zu Kopenhagen ſieht man einige Gefäke mit eingelegten gefchnittenen 
Steinen, und Petersburg hat außer der Faiferlichen, deren Grundlage die des 
berühmten Steinfchneiders Matter war, an der did Grafen Poniatowski eine 
der reichften. Um die zierlichen und finnteichen, oder auch bloß merkwürdigen 
Bildwerke ſolcher Steine zu vervielfältigen, bedient man fid des Kupferftiche 
und des Abdrucks oder Abguffes (f. d.). So find nicht nur einzelne folcher 
Bildwerke, fondern auch alle Bildwerke von Einer Art zufammen, oder die 
eine® ganzen Cabinets durch den Kupferftich bekannt gemacht worden. Bilde 
werke einer geroiffen Art ftellten zufammen: Bellori, Bildniffe von Philoſo⸗ 
phen u. a.; Chifftet, Abraxas (ſ. Gnoſis); Gori, Steine mit Sternen; 
Ficoroni, Steine mit Inſchriften; Stoſch, Steine mit den Namen der Künfte 
ler. Abbildungen ganzer Summlungen lieferten Sort in dem Museum flo- 
renlinum, Micar und Mongez in der Gulerie von Floreny Mariette von 
dee ehemaligen franz., Leblond und Lachaux von der des Herzogs von Drs 
Trans, Edhel von der wiener. Außerdem gehören bieher dad Museum 
d’Odescalchi, die Cabinete von Gravelle, Stofh, Boſſi, des Herzogs von 
Marlborough. Wie fhön aber auch mehre diefer Abbildungen find, fo ges 
bührt doch den Abdrüden der Vorzug. Sammlungen folher Abdruͤcke nennt 
man ebenfalls Daftyliothefen, 3. B. die Rippertfche aus 3000 Stuͤcken bes 
fiehende Daktyliothek. Sie find ein wichtige Huͤlfsmittel für das Studium 
biefes Zweigs der Antike. (S. Pafte.) dd. 

Daltylologie oder Daktylonomie ift die Kunft, an den Fürs 
gern zu rechnen; im weitern Sinn die Fingerfprache, oder die Kunft, durch die 
Singer feine Gedanken auszubrüden. 

Daktylus, daktyliſch, f. Rhythmus. 

Dalai-⸗-Lama, f. Lama. 

Dalayrac (Nicolas), oder D’Alayrac, geb. zu Muret in Languedoc 
1753, ſtammte aus einer adeligen Familie, und kam 1774 nad Paris, wo 
er bei der Garde Dienfte nahm. Er hatte eine entfchirdene Neigung für 
Mufit und dramntifche Kunft, und befuchte deßwegen die Vorfteliungen der 
Dpern von Gretey, die in ihm die Luft, feine Kräfte in Ähnlichen Arbeiten 
zu verfuchen, erregten. Unter L'Anglé's Leitung erlernte er die Grundſaͤtze 
der Compofition. In feinen Werken findet man weniger Originalität als in 
denen von Monfigny, und weniger komifche Einfälle al8 in denen von Gres 
try; aber durch Naivetät, Anmuth und Zartheit dee Empfindung zeichnet er fich 
vor Belden aus. Einzig ift cr in den anınuthigen Melodien feiner Canzonetten, Cou: 


— 


Dalberg (Geſchlecht) Dalberg (R. Th. A. M) 9 


plets, Vaudevilles. 1782 debutirte er auf dem Theater der komiſchen Oper mit der 
„Eclipse totale““. Unter ſ. vielen Werken erhielten ben meiſten Beifall, auch 
auf deutfchen Thratern. „Die beiden Heinen Savoyarben”, „„Adolph et Clara, 
oder die beiden Gefangnen‘‘, „Azemia, oder die Wilden’, „„Raoul de Crequi‘, 
„‚Maison & vendre‘‘ (der Hausverkauf), „Zwei Worte im Walde”, „Der Dichter 
und der Tonſetzer“, „„Gulistan‘‘, „‚Nina‘“, u. A. In der Compofition der legten 
Dper wurde er jedoch von Parfiello, in der Compofition des „Sargino“ und 
der „Camilla“ von Paer übertroffen. Ducch die Vernachlaͤſſigung eines Katarrhs 
309 ſich Dalayrac 1809 den Zod zu. Die Schaufpieler der komifchen Oper 
befchloffen, ihm eine Büfte in ihrem Foyer aufzuftellen. Seine Compofitionen 
waren zum Theil für die drei Lieblingsfchaufpieler der komiſchen Oper, bes 
fogenannten Theätre Feydeau, berechnet, für Elleviou, Martin und Mad. 
St.-Aubin. Bon diefen mußte man feine Operetten fehen und hören. 

Dalberg (Gefchlecht der Sreihen. von), auch Dalburg. „ft kein 
Dalberg da?” fo mußte ehedem bet jeder beutfchen Kaiferkrönung der kaiſerl. 
Herold rufen, und der anwefende Dalberg beugte fein Knie vor der neugekroͤn⸗ 
ten Majeftät und empfing von ihr den Nitterfchlag ale erfter Reichsritter. 
So groß waren die Verdienfle bee Urahnen der jegigen Dalberge, der alten 
Kämmerer von Worms, und ihe Anfehen! Mit dem Erlöfchen der deutfchen 
Kaiſerwuͤrde (1806) fehien auch dieſes Vorrecht nur noch im Andenken an 
die Ehrmwürdigkeit vergangner Zeiten fortzulchen; aber Napoleon erinnerte an 
dieſes Dertommen, indem ex feftfegte: daß der Ritterfchlag der Dalberge künfe 
tig ein Attribut der franz. Kaiferwürde fein, ufd vor Frankreichs Throne ge⸗ 
fragt werden folle: „Iſt kein Dalberg da?“ — Die Familie erhielt die reichs⸗ 
freiherrl. Würde im 17. Jahrh. Das Gefchlecht iſt gegenwärtig geheilt in 
die Dalberg» Hernsheimer (von d. Pfarrborfe Hernsheim bei Worms, 
m. e. Schloß, wo fi) das Dalberg’fche Archiv befindet, und e. Garten) und 
die Dalberg= Dalberg’fhe Linie. Dom Scloffe Dalberg (erbaut am 
Ende des 12. Jahrh.) fieht man die Ruinen bei dem Dorfe Dalberg bei 
Stromberg in Nheinpreußen. Wir finden in dieſer Samtilie berähmte Be 
fhüger der deutfchen Literatur und Kunft: einen Johann von Dalberg (Dal⸗ 
burg), Kämmerer und 1482 Bifhof von Worms, geb. 1445, geft. 1503 
(ſ. G. W. Zapf, „Über 3. v. D. Leben und Verdienfte”, Augsb. 1789, ums 
gearb. Aufl. 1796, nebft Nachtrag, Zürich 1798), ber auch auf Veranlaffung 
des Konrad Celtes die Societas literaria Khenana s. sodalitas Celtica, 
welche zu Heibelberg ihren Hauptfig hatte, ftiftete, und ihr Vorſteher war; 
Molfgang v. Dalberg, Kämmerer von Worms, 1582 Erzbifch. u. Kurf. von 
Mainz, farb 1601 (f. deffen Leben von D. Heim); Adolf, Freih. von 
Dalberg, gefürft. Abt zu Fulda, weicher 1734 eine katholiſche Untverfität zu 
Fulda gründete; ferner den vormal. Großherzog Kart (f. d. folg. A.) und 
deffen Brüder: 1) Wolfgang Heribert, Reichöfteih. v. Daiberg, kur⸗ 
pfalzbaier. Ober: Appellatione = Gerichtspräfident, zuletzt badifher Staatsmi⸗ 
nifter, geft. zu Manheim 1806; 2) der 1813 gefl. Joh. Sriedr. Hugo, 
Freih. von Dalberg, Domenpitular zu Trier, Worms und Speier; beide wa⸗ 
ven Freunde und Beſchuͤtzer der Wiffenfchaften und Künfte, befonbers Letzterer 
ein ausgezeichneter Mann als Tonſetzer und Schriftfteller über die Muſik, 
auch Alterthumsforfher. Bon Wolfgang Heribertd Kindern nennen wie: 
Emmerih Joſeph (f. d.). 

Dalberg (Karl Theod. Ant. Mar.), aus dem reichsfreiherrl. Gefchlechte 
der Dalberge, Kämmerer von Worms, ehemal. Kurf. zu Mainz und Erzkanz⸗ 
ler, dann Fürft Primas des Mheinbundes und Großherzog von Frankfurt, end: 
lich Erzbiſchof zu Regensburg und Bifhof zu Worms und Kaukaun, WB 





14 Dal segno Damaſt 


matien und das illyriſche Gebirge, unfähig, wie vormals, Widerſtand zu thu 
Das ftelle, rauhe und ganz unfruchtbare Felfengebirge von Montenegro u 
ſchließt bogenförmig einen Theil biefer Provinz. — Der tuͤrtiſche Antheil v 
Datmatien, welcher ſich von Bosnien bis Albanien eritredt und zu Bosn 
gehört, enthält die Landſchaft Herzegewing mit der Stadt dieſes Name 
und die Stidte Scarbona und Trevigno. Wal. die befonders in naturbiſt 
Hinſicht lehtreiche „Reife nad) Dalmatien und Ragufa”, von €. $. & 
3. 1817). Des Generals Dejean Prachtwerk über Dalmatien (9 
) ſtellt den Inſektenreichthum Dalmatiens dar. 

Dalsegno, d. h. vom Zeichen an. In ber Mufit zeige bie 
Ausdruck un, dab man wicder von der frühen Stelle an fpielen fol, 
das naͤmliche Zeichen flebt. B 

Damajcenus i(Joannes), Joh. von Damascus, fpiter auch Z 
hannes Chryſorrhoas genannt, Urheber des erſten Spflems der chriftiid 
Theologie in der morgenlaͤndiſchen Kirche, oder Stifter der wiffenfchaftiid 
Dogmatik. Er verſuchte naͤmlich zuerft die in der griechifchen Kirche bis 
bloß auf Veranlaffung kirchlicher Streitigkeiten im. Einzelnen bearbeitete D 
matik ald ein Ganzes, gegründet auf Vernunft und Vibel, ſyſtematiſch d 
zuſtellen. Seine Auscinanderfegung des orthodoxen Glaubens in vier 8 
dern hat in der griechiſchen Kirche ein claſfiſches Anfchen genoffen. A 
ſchrieb er eine Dialektik nach Ariſtoteliſchen Grundfügen, eine Summlı 
pbiloſophiſcher Stellen aus aͤltern Schriften in alphabeliſcher Ordnung u. 
Die befte Ausgabe feiner griehiihen Werke ift von P. Mich. Lequien (9 
ris 1712, 2 Bde., Fol.) Er ſtand in Dieniten bei einem Khalifen, wu 
dann Mönd) im Kloſter Saba bei Jeruſalem, und flarb um 760, Er 
mit Nicolaus von Damascus nicht zu verwechſeln. 

Damasciren, damascirger Stahl. Durch Zuſammenſchn 
Sen von Eifen und Stabijbiben pflegt man den fogenannten Damascen 
ſtabl oder damascirten Stahl zu fertigen und dieſen zu Gewehrlaͤufen a 


Saͤbeltllingen anzuwenden, theild um den Arbeiten ein ſchoͤneres Anfchen 
geben, thrild um die Zühigkeit des Stahls zu vermehren, ohne ber Hd 
* * ade h 2 


Dalberg (E. J., Der ».). 11 


oder unduldſam zu fein. "Dem Hochflift Konflänz nüste er durch einen Schul: 
bentilgungsplan, durch Unterſtuͤzung der milden ‚Stiftungen, ſowie durdy Ans 
ordnungen zu beſſerm Held: und Weinbau. Ebenſo ermunterte er die mif: 
ſenſchaftliche Thaͤtigkeit der Geiſtlichen durch Ausſetzung von Preiſen fuͤr die 
beſten Arbeiten, die in ihr Sach einſchlugen. Als Privatmann machte er ſich 
es zum Geſetz fo fpnefam als möglich: zu leben, um immer etwas für Arme 
und Huͤlfsbeduͤrftige uͤhrig zu behalten. Als Gelehrter und Schriftfteller ges 
hörte Dalberg unſtreitig unter die ausgezeichnetften Männer feiner Zeit. "Er 
war auch Mitglied: des - franz. ‚Nationalinftituts. Ohne einer emtfchiebenen 
Lieblingsmeinung zu huldigen, nahm er an allen Reibungen' in ber gelehrten 
Welt innigen Antheil. Sein Umgang mit Herder, Goͤthe, Wieland, Schlls 
ler u. A. befruchtete feinen Geift immer mit neiten Ideen amd. Anſichten. 
Seine Schriften: betreffen meiftene Gegenſtaͤnde des philofophifchen Nachden⸗ 
fens und empfehlen’ ſich durch Gruͤndlichkeit der Forſchung und burd) .eine ges 
winnende Beredtjamkeit. Wir nennen darunter die „Betrachtungen Uber das 
Univerſum“ (5. Aufl.. 1805); die „Grundſaͤtze der Äfthetit” (Erl. 1791); 
und „Perikles, fiber den Einfluß der ſchoͤnen Künfte auf das öffentliche Gluͤck“ 
(Erf. 1806). Mebre Schriften diefer Art hat .er in franz. Sprache abgefaßt. 
Außerdem iſt er Verf. mehrer jurift. Abhandlungen; 3. B. einer Disputation, 
wodurch er Doctor der Rechte wurde. „Der deutiche Merkur”, „Das. deutſche 
Muſeum“, „Die Horen’ enthalten manchen ſchaͤtzbaren Auffas von-ihm. Db er 

gleich als ein Eräftiger Denker fidy gern mit theoretifchen Unterſnchungen bes 

fchäftigte, fo z0y ihn doch das Praktifche, unmittelbar ins Leben :Eingreifende, 

noc) mehr an; daher waren feine Licblingswiffenfchaften, außer der Kunſtphi⸗ 

loſophie, die Mathematik, Phyſik, Chemie, Botanik, Mineralogie, .technolog. 

Landwirthſchaft u. ſ. w. Dalberg ftarb d. 10. Febr, 1817; Seine legten 

Augenblide waren heiter und ftill wie die eines Weiſen und Chriften, der 

den Tod ald den Übergang zum fehönern Leben Eennt. Vgl. Krämer’s' ‚Ges 

daͤchtnißſchrift auf Dalberg“ (Gotha 1817), und deflen biogr. Schilderung 

Dalberg's, im 25. Heft der „Ziitgenoffen”. Sein Neffe, der Her. ©. 

Dalberg, Pair von Frankreich, ließ ihm 1824. im Dom zu Regensburg cin 

Denkmal fegen, das der Venetianer Luigi Zandomeneghi aus carariſchem Mar: 

mor verfertigt hat. Es zeigt feine Büfte und einen Gmius, der Dalberg’s 

Legte Worte: „Liebe, Leben, Gottes Wille”, aufichreibt. 

Dalberg (Emmerich Joſeph, Herzog von), Pair von Frankreich, Neffe des 
ehemaligen Zürften Primas, und Sohn des als Vorſteher des Theaters zu 
Monheim bekannten Schriftftellere Wolfgung Heribert Freih. v. Dalberg, 
geb. d. 31. Mai 1773 zu Mainz, Seine erften Schritte im Öffentlichen 
Leben that er theild unter feines Oheims Augen in Erfurt, theils im baier: 
ſchen Staatsdienfte, bis er 1803 Gefandter des Markgrafen von Baden in 
Maris ward, Er trat bier in eine enge Verbindung mit dem Fürften von Bene: 
vent (fe Zalleyrand:Perigord), ber ihn 1807 mit Fraͤulein von Brig: 
nolles, aus einem angefehenen genuefiichen Haufe, vermaͤhlte. Waͤhrend des 
Feldzugs von 1809 übernahm er die Leitung der auswärtigen Ungrlegenheiten 
in Baden, ohne feinen gefandtfchaftlichen Poften in Paris aufzugeben. Nach 
dem Frieden kam er nach Frankreich zuruͤck, wo er das franzoͤſiſche Staats: 
buͤrgerrecht erhielt, und darauf zum Herzog und Staatsrath erhoben ward. 
Tach Napoleons Vermaͤhlung mit der Erzherzogin Marin Yonife, bei melcher 
Gelegenheit Dalberg die vorläufigen Unterhandlungen mit dem Fuͤrſten Schmwar: 
zenberg eröffnet baben foll, erhielt er eine Dotation von vier Mill, Franken 
auf das Fuͤrſtenthum Baireuth, woruͤber Frankreich nach den Bedingungen 
des wiener Friedens zu verfügen hatte, und ber König von Bakıa ui 


12 Dalekarlien Dalmatien 


beinahe bie ganze Summe. Als ber Fuͤrſt von Benevent In Ungnade fit 
zog fi Dalberg mit feinem Gönner zurüd und trat in die Reihen der Mip 
vergnögten. Im Aprit 1814 machte Téileyrand, an der Spitze der provife 
eifhen Regierung, den Herzog zu einem der fünf Negierungsglieder, welch 
bie Reftauration des Haufes Bourbon beförderten. Dem wiener Congreß wohne 
Dalberg als bevollmaͤcht. franz. Miniſter bei, und unterzeichnete 1815 aud 
die Achtserklaͤrung gegen felnen ehemaligen Gebieter und Wohlthaͤter. Nape 
leon feßte dagegen nach feiner Ruͤckkehr ihn unter die zwoͤlf Verbannten, dern 
Güter eingezogen wurden. Nach der zweiten MWieberherftellung der koͤnig 
Herrſchaft erhielt Dalberg das Verlorene zurid, ward Staatsminifter, Pair 
erhielt eine Gefanttfhaft an den turiner Hof und lebt jegt in Parie. 26. 

Dalctarlien, f. Schweden. | 

Dalin (Dlof oder Dlaus von), der Vater der neuern ſchwediſchn 
Literatur des 18. Jahrh. Er wirkte auf das größere Publicum durch fein 
Zeitſchrift: „Der fchwebifche Argus” (1733 — 34), aber noch mehr durch fein 
geiftvollen Poefien, namentlid) Satyren (1729), durch ein herrliche® Gedick 
auf die ſchwediſche Freiheit (1742), viele Lieder, Epigeamme, Fabeln. (Di 
befte Ausg. ſ. poetiſchen Werke, Stodholm 1782 — 83, in 23) Ein gie 
ches Verbienft erwarb er ſich um bie Eritifche Behandlung der Landesgeſchicht 
(Stockh. 1777, 3 Bde., 4.; deutſch von Benzelftierna und Dähnert, Greift 
wald, 4 Bde., 4.), weßwegen er aud zum Hifforiographen des Reiche m 
nannt wurde (1756), fowie er auch an der Stiftung der Akademie der ſcho 
nen Wiſſenſchaften durch Ulrika Eteonora (1753) Antheil hatte. Er war get. 
auf de op Winberga in Hulland 1708, und ftarb als ſchwed. Hofkanz 
tee 1763. 

Dalmatica, ein langes, weißes Oberkleid mit weiten Ärmeln, tm 
gleichen fonft die Dalmatier trugen; dann das Oberkleid, welches die Diate 
nen in der römifchen Kirche feit Papft Syivefter I. über der Alba und Steh 
tragen. Desgleichen auch ein Stud der kaiſerlichen Krönungskleidung, die a 
Mlenberg verwahrt und In Frankfurt angelegt ward. | 

Dalmatien, öftreid. Königreich, mit 4 Kreifen: Zara, Spalatro ui: 
Macarsca, Ragufa, Cattaro; ein Küftenland am adriatiſchen Meere, das a 
Groatien, Bosnien und Albanien grenze und zu welchem verfchiedene Inſch 
gehören. Seit 1814 ift e8, mit Ausnahme des türkifchen Antheils, ganz den 
Kaifer von Öſtreich wieder unterworfen, und ziblt auf 275 OM. 320,000 
Einw. in 22 Städten 33 Flecken und 914 Dörfern. Dalmatien, chem 
ein anfehnliches Reich, wurde den Römern, nad) vielen vergeblichen Verfuder 
erft unter Auguftus unterworfen. Nach dem Verfall des abendiändifchen Ka 
ferthums ftand es anfangs unter der Herrſchaft der Gothen, dann der me 
genländifchen Kaifer. In der erften Hälfte des 7. Jahrh. eroberten es W 
Slawen, und errichteten hier ein Königreich, welches bis 1030 dauerte, da d 
zum Theil mit Ungarn, unter König Ladislaus dem Heiligen, vereinigt wer 
de; ein anderer Theil begab ſich unter den Schug ber damals mächtigen Wr 
publik Venedig, um gegen die Anfälle der Türken gefichert zu fein, doch em 
riffen die Lestern in der Folge den Venetianern einen Theil deffelben. Dirt 
ben Frieden zu Campo Formio (17. Oct. 1797) kam der venet. Antheit 
Dalmatien, ſowie Venedig ſelbſt, unter oͤſtreich. Herrſchaft. Aber im 
burger Frieden 1805 trat es Öftreidy an den franz. Kaifer ab, der es 
zum Königr. Stalien, hierauf 1810 zu Illyrien 309, jedoch das Land 
einen Generals Proveditore regieren ließ. — An ber ſchwachen Bevätkerm 
diefes frurchtbaren aber wenig angebauten Landes find Schuld der uͤbermaͤß 
Gebrauch Higiger Getränke, ſchaͤdliche Ausduͤnſtungen ber Suͤmpfe in verſchich 













Dalmatien 3 


nen Diftricten, häufige Auswanderungen, und ble in das 3. und 4, Glied 
fortdauernde Blutrache. Es gibt undurchdringliche Waldungen und mit Suͤm⸗ 
pfen bededite Gegenden. — Die Dalmatier oder Dalmatiner find ein ſchoͤ⸗ 
ner Menfchenfchlag, kuͤhne Seeleute und gute Soldaten, wenn fie gut anges 
führt werden. Venedigs ehemalige militalriiche Kraft beruhte ganz auf diefer 
Provinz. Man gibt den Dalmatiern überhaupt, und wol nidyt mit Unrecht, 
einen hinterliftigen Charakter und Raubbegierde Schuld; Streben nad) Unabe 
bängigkeit iſt faft allgemein; ein eigenthümlicher Zug ihres Charaktere ft, daß 
viele von ihnen ben Heldentod (tie fie ihn nennen) am Spieße, einem natüre 
lichen und ruhigen im Schoße ihrer Familien vorziehen. Sie reden eine fla« 
wiſche Mundart. Die Morladen (Morladyen), welche in dem Imern bes 
Landes und in den Gebirgsgegenden, auch im türkifchen Sandſchak Herſeck, 
wohnen, machen nur einen Theil der Nation aus. Sie find vortreffliche Sol⸗ 
daten, haben aber ebenfall einen entfdiedenen Hang zu Räubereien und zum 
Trunk, doch find fie dabei gaftfrei, wohlthaͤtig und gewiffenhaft in Erfüllung 
ihrer Berfprechen. Bei ihrer Abneigung gegen jede Unterwuͤrfigkeit leben fie 
in einer Art von Naturzuftande, Aber fie find auch bewegen ſtets eine gute 
Schutzwehr gegen die Angriffe der Türken von diefer Seite gewefen. Von 
den Sitten und Gebräucyen der Bergbewohner hat die Gräfin Rofenberg in 
einem, auch ins Deutfche überfehten Werke: „Die Morladen”, ein intereffans 
tes, aber durch Dichtkunſt verfchönertes, Gemälde aufgefleltt. — Die Bewoh⸗ 
ner der Inſeln treiben vorzüglich Fiſcherei, und gehen als Knechte auf dem 
feften Lande, oder als Mutrofen auf Kauffahrteifchiffen, in Dienfte. Die In⸗ 
fein find nicht fehr fruchtbar, weil man fie nicht gartenmäßig durch Terraſſi⸗ 
tung der Höhen, wie doch die Natur und bie Lage des Bodens mit ſich bringe, 
beftellt ; verfchiedene haben gute Häfen, und bringen viel Schiffbauholz here 
vor, daher auch viele Schiffe da gebaut werden. Die Bewohner des feſten 
Landes treiben Aderbau, Viehzucht und einigen Handel, vorzuͤglich aber wib⸗ 
men fie fi) dem Seelcben. So lange der dortige Boden nicht mehr her 
vorbringt als jegt, fo lange kann ber Bewohner weder Gewerbfleiß noch bes 
Deutenden Handel haben, zumal die großen Gemeinheiten nach bieherigem dal⸗ 
matiſchen Herkommen weder getheilt, noch die Übergroßen liegenden Gründe 
der einzelnen Beſitzer unter mehre Erben vertheilt zu werben pflegen. Die 
Dalmatier führen Unfchlitt, Hafenfelle (melche letztere erſt aus Bosnien bes 
zogen werben), etwas DI, Zeigen, Wein, Branntwein, Wachs und einge 
Talzene Fifhe .in verfchiedene Häfen aus, und nehmen bagegen Leinwand, 
Tuͤcher, Kaffee und Zuder, aber nur in geringen Quantitäten, ſodaß des 
Vortheil bes Tauſchhandels auf ihrer Seite iſt. Es gibt Golds, Eifen- und 
Steinkohlengruben im Lande, aber fie bleiben unbenuzt. Bara, die Hpefl. 
und der Sitz des Statthalters, hat H000, Spalatro 6800 Einw. Zu 
Dalmatien wird noch der ebenfalls unter oͤſtreich. Derrfchaft ftehende, aber 
eigentlih zu Albanien gehörende Diftriet von Cattaro, der in bogenförmiger 
Geſtalt um den Meerbufen liegt, gerechnet. Die 13 berühmten Buchten 
(Bocche di Cattaro) bilden den ficherften Hafen im adriatifhen Meere, 
und gewähren malerifche Anfichten. Die Bevölkerung ded ganzen Diſtricts 
wird auf 30,000 Serien gefhäst. Die Einwohner find vortreffliche Sees 
Keute, und waren Mmter der nachläffigen venetianifchen Regierung zur Raͤube⸗ 
zei, befonders auf dem Meere, geneigt; zu Land find fie durch ihre Ent 
ſchloſſenheit und Keckheit die gefährlichften Feinde der Türken in diefer Ges 
gend. Dei einem Kriege ſtreichs mit den Zürken ift wahrfcheinlich der 
Zwiſchen den alten und neuen Beſitzungen Öſtreichs eingeklemmte Theil 
Des tuͤrkiſchen Reichs, deſtehend aus Croatien, Bosnien, Servien und Dal 





18 Dämon 


Sterbliche erhalte mit jedem neuen eben einen eigenthuͤmlichen Dämon 
ihn bis ans Ende begleite, und feine Seele zu dem Drte der Reinigung 
Strafe führe. Im Allgemeinen dachte ſich das Volk unter ihnen bie | 
heit, fofern fie die menfchlihen Scidfale ienkt, und man theilte fie, ii 
ziehung auf bie Wirkungen, die ihnen zugefchrieben wurden, in yute und 
Geifter, in Agathodämonen und Kako daͤmonen. Die Römer bildete 
geiehifhe Dämonologie in ihrem eignen, teniger poetiſchen Charakter, 
vermifcht mit etruskiſchen Vorftellungen, weiter aus. Ihnen bedeute: 
Genius den Geift des individuellen Lebens. In biefem Allen erkennt: 
die urfprünglihe Idee: Wo eine unerktärliche Macht wirkt in Natum 
Freiheit, da ift etwas Daͤmoniſches; diefe Idee ward ausgebildet durch— 
tofophie, welche den Volksglauben berichtigen und die Vernunft mit 3 
Glauben verföhnen wollte. Um die Idee der Gottheit in ihrer Meinheii 
zuſtellen, mußte man bie mpthologifhen Anſichten alimaͤlig zuruͤckdraͤngen 
dies Eonnte nicht unvermerkter als durch die Antvendung ber 

ſchehen. Obgleich aber griechiſche Phiioſophen dies für Griechenland 
ten, fo darf man darum doch nicht glauden, daß auch biefe Ideen, wi 
Wort Diimon, griechiſchen Urfprungs feien; vielmehr ift es glaublid, bu 
ganze Dämonenlehre nady Griechenland nur verpflanzt ſei. Ihr eigene 
Urfprung iſt in den Religionen des Drients zu ſuchen. Die Hindu i 
außer dem hödıften Weſen, Parama, 33,000 Götter und eine unausf 
liche Zahl von Götterdienern. Den hoͤchſten Rang unter jenen Götten 
hauptete bie Dreielnigkeit, Brama, Wiſchnu und Ruddten, bie in ew 
Wechſel ſchaffen, erhalten und zerſtoͤten. Wenn des Zerftörers Anbeter 
ben, fo fendet er feine Diener, daß fie dieſelben zu ihm bringen, dam 
ihnen feine Seligkeit zu genießen gebe. Die Dämonen find hier die Di 
Syſtematiſcher ausgebildet finden wir biefe Lehre in der Religion Zorea 
oder dem chaldaͤiſch⸗ perſiſchen Magismus, der unftreitig als eine Hau 
bee Dämonologie anzufehen iſt. Um die Entftehung des Übels zu el 





nahm Zoroafter neben einem guten noch ein böfes Princip an, als Du 
altes Guten und alles Übels, und bildete diefe Idee alfo aus: Es gi 


Damaſt Damiens 15 


reizende Kaffeehaͤuſer, wo ſich die arabiſchen Maͤrchenerzaͤhler verſammeln. 
Unter den Straßen iſt die von St.⸗Paul, ber hier gewohnt haben ſoll, die 
größte, geradeſte und ſchoͤnſte. Der Paſcha von Damaſt iſt als Emir al 
Hadſchi der Begleiter und WVertheidiger der heiligen Karavane, die unter ſei⸗ 
ner Bedeckung von bier jährlich nach Mekka abgeht. Die Einwohner unter 
haften mehre Manufacturen, befonders in Mefler: und Säbelklingen, welche 
von diefer Stadt den Namen Damafcenerklingen führen, in feidenen und 
buummollenen Zeugen und eingelegten Arbeiten, treiben auch beträchtlichen 
Handel. — Die Damafcenerpflaume, eine große vorzugliche Art, ſtammt 
aus der Gegend dieſer Stadt, ift aber jest durch das ganze mittügliche Europa 
verbreitet. — Damafcenerrofen (rosa Damascena) ijt eine Nofengattung, 
deren Stod acht bis zehn Fuß hoch wird, und die fehr angenehm riecht; 
daher aud) Muscatrofe. — Damafcenertrauben nennt man diejenigen Trau⸗ 
ben, die am Stocke getrodnet werden, indem man den Stiel einkerbt; fie 
geben die beiten großen Roſinen. 

Damaſt, ein kuͤnſtlich gewebter Zeug, deſſen Grund ein glaͤnzender 
Boden iſt, in welchen man Ranken, Blumen und Figuren einwebt. Ans 
fangs gab es bloß feidene Damafte, nachher machte man fie aber auch aus 
Keinen und Molle, 3. B. damaſtenes Tiſchzeug. Nach Einigen fol diefe 
Art zu weben von den Babyloniern, nach Andern fpäter von den Einwoh⸗ 
nern zu Damaſcus erfunden worden fein; leßtere Stadt har ihr den Na⸗ 
men gegeben. Die eigentlihen Damafte find von einer einzigen Farbe: wers 
den fie bunt gewebt, fo verändern fie Namen und Einrichtung, und werden 
ras de Sicile (fieitianifcher Raſch) genannt. Zu dem feidenen Damafte 
gehört aud) der Damaft von Flor oder Gaze. In den neuern Zeiten haben 
zuerft dir Italiener und Holländer Damaft verfertigt, und noch im 17. Jahrh. 
erhielt man ihn nur aus Stalien, befonders aus Genua. Die Franzoſen 
folgten aber bald nah, und übertreffen jegt die Staliener. Auch aus ns 
dien und China befommen wir Damaft, den die Engländer beſonders gut 
nachmachen. Jetzt wird Damaft in Deutſchland in Menge verfertigt, vor⸗ 
zuͤglich in Böhmen und in der egl. ſaͤchſ. Oberlaufig bei Zittau. Nach deu 
drei verfchiedenen Arten, wie cr in Deutfchland gewebt wird, unterfcheidet 
man hollaͤndiſchen, franzöfifchen und italienifdyen Damaft. 

Damiat, Damiette, Handelsſt. in Niederaͤgypte n am ſeichten 
oͤſtlichen Hauptarm des Nil, zwei Meilen von beffen Mündung, in einer 
fruchtbaren Gegend; fie hat 14,000 Einw., zwölf Moſcheen, und ift ber 
Sig eines Eoptifhen Biſchofs. Ihre Hutbfeidenzeug : Kabriten, der Handel 
mit Leinwand) und Leinſamen, mit Baumwolle, ſyriſcher Seide, Reis (von 
welchem europ. Kaufleute jahrlih auf 500 Fahrzeugen 600,000 Süde, 
dem Werth nach für 14 Mill. Thaler ausführen), Kaffee Salmiak und Ge: 
treide find fehr beträchtlich. Wei Damint mußte König Ludwig LX. (f. d.) 
von Frankreich in dem Kreuszuge, 1250, fid) mit einem Theil feines Heeres 
den Saracenen gefangen geben. 

Damiend (Robert Francois), berüchtige durch fein meuchelmörberi: 
ſches Unternehmen gegen Ludwig XV., geb. 1715, in dem Dorfe Tieuloy, 
im chemal. Artois, der Sohn eines armen Pächter, übte fchon als Knabe 
fo boshafte Streihe aus, daß man ihn BRobert-le-diable nannte. Er 
hieß fi zweimal als Soldat anwerbin, und war nachher Bedienter im Je⸗ 
fuitencollegium zu Paris, verließ aber 1738 dielen Dienft, um ſich zu verheis 
rathen. Dann diente er in verfchiedenen Haufern der Hauptftadt, vergiftete 
einen feiner Herren mit einem Lavement, ſtabl 240 Louisdor, und nahm die 
Flucht. Darauf lebte er fünf Monate lang in St. Omer, Dünfirchen und 


16 Dämmerung Damon und Pythias 


Bruͤſſel, und aͤußerte fich allenthalben auf eine ausſchweifende Weiſe über 
Streitigkeiten zwiſchen Koͤnig und Parlament. Zu Poperingue, einer Eleinen 
Stabt bei Ypres, hörte man ihn fagen: „Wenn ich nach Frankreich komm 
werde ich fterben, aber der Vornehmſte des Landes wird auch fterben, um 
ihe werdet von mic fprechen hören.” Er war in einer Art von Geiſtesver 
wirrung, als er zu Ende 1756 nad Paris zuruͤckkehrte. In den erſten 
Tagen des folgenden Jahres ging er nad) DVerfailles, nahm zwei oder drä 
Tage lang Opium, und bereitete ſich zu der That vor, die er den 5. San. voh] 
309. As Ludwig XV. in den Wagen fteigen wollte, um von Verſaillen 
nad) Trianon zu führen, verfegte es mit einem Meſſer dem Könige, ob bie. 
fer gleich von den Großen des Hofs umgeben war, einen Stich in die recht 
- Seite, Der Meuchelmörder wurde ergriffen. Mit den graufamften Mar 
teen, die er ftandhaft ertrug, war es nicht möglich, ihm das 'geringfte Ge 
ſtaͤndniß zu entreißen, welches hätte vermuthen laffen, daß er Mitichufdige 
gehabt. Er betheuerte, daß er dad Verbrechen nidyt würde begangen haben, 
wenn man ihm fo reichlich, wie er es verlangt, zur Ader gelaffen hätte, und 
daß er geglaubt habe, ein verdienſtliches Werk zu thun. Er ward verurtheilt, 
von Pferden zerriffen zu werden, und das Urtheil wurde den 28. März 1757 
auf dem Greveplag zu Paris vollzogen. 

Dämmerung, das ſchwache Licht, welches die Sonne ſchon einige 
- Zeit vor ihrem Aufgange und noch nach ihrem Untergange in dem Luftkreiſe 
verbreitet. Der Luftkreis fängt namlich mit Hülfe der Dinfte und Wolken 
die Sonnenftralen auf, bricht fie und wirft fie auf die unbeleuchteten Theile 
der Erde, Die Morgendämmerung fängt an, und die Abendbämmerung hört 
auf, wenn die Sonne eine XZiefe von etwa 18° unter dem Horizonte erreicht 
hat. Diefe 18° machen nämlich) den Schungsbogen ber Eleinften Sterne 
aus, d. h. wenn die Sonne biefe Ziefe bat, fo find die Beinften Sterne 
einem gewöhnlichen guten Auge. fihtbar, ober es ift völlig dimkel. Die Dauer 
der Dämmerung ift verfchieden. In den Ländern unter dem Aquator währt 

e an den Tagen der Nachrgleihe 1 St. 12 Min., und wird deito Länge, 

mehr ſich die Sonne vom Aquator entfernt. Unter den Polen der Erde, 
wo 6 Mon. lang Tag, und 6 Mon. lang Nacht ift, dauert die Damme 
rung faft 2 Mon., fobaß dadurch ein großer Theil der halbiährigen Nacht 
erleuchtet wird. Sie ift doppelt mwohlthätig, indem fie die Nacht abkuͤrzt, 
und zugleich die fchüdlihe Wirkung der fchnellen Abmechfelung des Lichts 
und der Finfterniß auf unfere Augen verhindert. Vgl. Bode’s „Anleit. zur 
allgem. Kenntniß d. Erdkugel“ (Berl. 1803). 

Dämmerungsfreis, in ber Naturlehre der Kreis, weldyer bis 
Grenze der Dämmerung (f. d.) bezeichnet, und in einer Tiefe von 18° 
unter dem Gefichtskreife, mit dieſem gleichlaufend, befchrieben wird. 

Daͤmmerungsvoͤgel ſ. Schmetterlinge. 

Damon und Pythias, zwei edle Syracuſaner, beruͤhmt als ſeltene 
Muſter unerſchuͤtterlicher Freundſchaft. Pythias war unſchuldig von Dionne 
ſius, dem Tyrannen, zum. Tode verurtheilt worden, erhielt aber auf die Buͤrg⸗ 
(haft feines Freundes Damon die Erlaubniß, feine Angelegenheiten in einem 
benachbarten Orte perfönlicy in Ordnung bringen zu dürfen. Dagegen war 
dieſer ins Gefängniß gegangen, und hatte verfprochen, für Pythias den Tod 
zu leiden, wenn er zur beflimmten Zeit nicht zurudgefehrt fein wilde. Uns 
erwartete Hinderniſſe verzögerten deſſen Ruͤckkunft; fchon wandelt Damon 
getroft, und feſt überzeugt von der Treue feines Freundes, dem Richtplag zu; 
ſchon beginmt das Volk zu murren und ben leichtgläubigen Dumon zu be: 
klagen, als ploͤtzlich Pythias durch die Haufen des Volks feinem Freunde in 


| Danıpfbad Dampflochen: | 21 


kanpfen (Decatir, f. d.) in Gebrauch. C. ©. Fiſcher's „Darſtellung 
ab Kitk der Berdunftungsiehre” (Berlin 1810). 

Dampfbad oder Dunftbad, in ber Heilkunſt, die Erwärmung 
kastır Slider durch den Dampf oder Dunft heißer Arzneimittel, welden 
an diefelben ſteigen läßt, um fie in Schweiß zu bringen. Dann auch 
wc Schwitzbad: die Erwärmung des ganzen Körpers in einer fehr 
heiten Stube. (S. Bäder.) Eine wichtige Erfindung fcheinen die 
fbäder zu fein, welche ein franz. Arzt, Gales, im Hofpital 
&.:lasis zu Paris, mit Erfolg anwendet. Sie find nicht allein weit min: 
der babat als die gewoͤhnlichen Schiwefelbäder, und felbft als der Gebrauch 
In Otmefelfaiben, fondern follen auch von ungleich größerer Wirkſamkeit, bes 
Aabes bei Hautkrankheiten, als Kraͤtze ıc. fein. Noch ift zu bemerfen, daß 
mit einer Vorrichtung von der Erfindung des D. Gale, der durch Wärme 
veflichtigte Schwefel, bei der Cur, zwar den ganzen Körper gleichhmäfig ums 
ger, dad Geſicht aber frei bleibt, und von dem erflidenden Dunfte durchaus 
Bit beſchwert wird. In der Scheibefunft heißt Dampfbad der Dampf des 
vcheaben Waſſers, um einen Körper darin aufzulöfen, und die dazu nöthige 










Dampyfboot, f. Dampfmaldine. 
Dämpfer (franz. sourdine, ital. sordina oder sordino), eine 
an den raufchenden mufifalifhen Inſtrumenten, befonders an 
m Exsitminftrumenten (fonft aber nur an den Hörnern, Pauken und Trom⸗ 
tem), um ihnen das Schreiende ded Tons zu benehmen, und ben Ton 
after md ſchwaͤcher zu machen (zu dämpfen). Bei den Geigeninftrumenten 
rent dieſe Vorrichtung am häufigften vor, und befteht am ziwedmäßigften 
ss einem hölzernen (vorzüglich burbaumenen, auch wol elfenbeinernen oder 
netalkern) Kamme, von deſſen Zuden ber Steg fell umklammert wird. 
s Auftegem ber Dämpfer wird durch die Worte Con sordini, das Weg⸗ 
hen dirjeiben durch die Worte Senza i sordini, Silevano i sordini, oft nur 
uch die Vuchſtaben S. S. bezeichnet; auch dad Pianoforte hat Dämpfer. 
Dampfgefhüs. Ein Franzoſe, General Chaffeloup, fol 1805 
erſt die Möglicjeit gezeigt haben, Dampfgeſchuͤtz zu verfertigen, und es 
den feſten Plägen einzuführen. 1814 verfertigte ein franz. Ingenieur⸗ 
ficier Gefhüß diefer Art. Der Dampfkeſſel, auf einer Art von Lafette ru> 
md, verfah zugleich ſechs Artillerieftüde mit Dampf. Mean brauchte nur 
a Hahn zu drehen, um die 6 Kanonen mit Dampf und mit Kugeln zu 
den. Diefe Mafchine bereitete 150 Scüffe in einer Minute. Napoleon 
de Erfindung Beifall; allein die zur Vertheidigung von Paris beſtimm⸗ 
m Rofchinen diefer Art wurden auf höhern Befehl an dem Tage vernichtet, 
2 melden die Alliirten die Werke von Paris angriffen. Später erneuerte 
a vervollkommnete der Amerikaner Perkins diefe, wie ed fcheint, ihm 
abefannt gehlichene Erfindung. (S. Dampfmafdhine und Perking.) 
Dampflochen, Dampflochmethode. Die bei den Englin- 
m fhon ange übliche Methode, die Speifen in heißem Waſſerdampfe über 
ar kochenden Waſſer gar zu machen, ohne fie mit demfelben in Berührung 
mmen zu laflen, ift in Deutſchland noch wenig im Gebrauch. Wahrſchein⸗ 
& hat zu diefer Kochmethode der Papin’fche Zopf (fe Papin) Veranlaſ⸗ 
mg gegeben, in welchem das Waſſer, vermittelſt der eingefchloffenen und ers 
Mm Dämpfe, einen fo hohen Wärmegrad und eine fo ſtarke Preſſung er 
it, daß man darin nicht nur das zähefte Fleiſch, ſondern auch Knochen weich 
ad muͤrbe kochen kann. Das frei Eochende Waffer kann nur einen beſtimm⸗ 
u Waͤrmegrad, nicht über 212 Gr. Fahr. (fe Sieden) annehmen, weil 


18 Damen 


Sterbliche erhalte mit jedem neuen Leben einen eigenthuͤmlichen Dämon, 
ihn bis and Ende begleite, und feine Seele zu dem Orte der Reinigung 
Strafe führe, Im Allgemeinen dadıte fi) das Volk unter ihnen die 
heit, fofern fie die menſchlichen Schidfale lenkt, und man theilte fie, in 
ziehung auf die Wirkungen, die ihnen zugefchrieben wurden, in gute und 
Geifter, in Agathodämonen und Kakodämonen. Die Römer bildeten 
geiechifche Dämonologie in ihrem eignen, weniger poetiſchen Charakter, 
vermifcht mit etruskiſchen Borftellungen, weiter aus. Ihnen bedeutete 
Genius den Geift des individuellen Lebens. In diefem Allen erkennt 


die urſpruͤngliche Idee: Wo eine unerklaͤrliche Macht wirkt in Natur 
| 





Sreiheit, da ift etwas Dämonifches; diefe Idee ward ausgebildet durch 
lofophie, welche den Volksglauben berichtigen und die Vernunft mit bie 
Glauben verföhnen wollte. Um die Idee der Gottheit in ihrer Reinheit 
zuftellen, mußte man die mpthologifchen Anfichten allmaͤlig zur&ddrängen, 
dies Eonnte nicht unvermerfter als durch die Anwendung der Dämonm 
ſchehen. Obgleich aber griechifche Philoſophen dies für Griechenland 
ten, fo darf man darum doch nicht glauben, daß auch diefe Ideen, wie 
Wort Dimon, griechifchen Urfprungs feien; vielmehr ift es glaublich, daß 
ganze Dämonenlehre nach Griechenland nur verpflanzt ſei. Ihr eigentli 
Urſprung ift in den Religionen des Orients zu ſuchen. Die Hindu 34 
außer dem hoͤchſten Weſen, Parama, 33,000 Götter und eine unausfprei 
liche Zahl von Götterdienern. Den hoͤchſten Nang unter jenen Göttern 
hauptete die Dreieinigkeit, Brama, Wifchnu und Ruddren, die in ewi 
Wechſel fchaffen, erhalten und zerftören. Wenn des Zerftörerd Anbeter fir 
ben, fo fendet er feine Diener, daß fie diefelben zu ihm bringen, damit ı 
ihnen feine Seligkeit zu genießen gebe. Die Dämonen find hier die Dweta: 
Spftematifcher ausgebildet finden wir diefe Lehre in der Religion Zoroafin‘ 
oder dem chalbdifch= perfifchen Magismus, der unftreitig als eine Hauptq 
der Dämonologie anzufehen if. Um die Entftehung des Übels zu erkla 
nahm Zoroaſter neben einem guten noch ein böfes Princip an, als Q 
alles Guten und alles libels, und bildete diefe Idee alfo aus: Es gibt a 
Reich des Lichts und ein Meich der Finfterniß; in jenem herrſcht 

der Urheber und Verbreiter alles Guten, in diefem Ahriman, der Quell a 
Übels, des moralifchen wie des phufifchen. Um den Thron des Ormuzd fie 
die fieben Amſchaſpands (Erzengel), die Fürften des Lichts, unter denen 
fetbft der erfte if. Ihnen find untergeordnet die Izeds, die Genien 
Allem, was gut ift, von weldyer Art es auch ſei; diefen die Feruers. 
gleiche Weiſe ift das Reich der Finfterniß unter Ahriman eingerichtet. Ex 
Thron wird umgeben von den oberften ficben Diws, den Fürften des B 
fen, und eine zahllofe Menge niederer Diws ftehen unter ihnen, wie die J 
unter den Amfchafpande. Sin unaufhörlihem Streite unter einander fi 
beider Reiche; aber einft wird Ahriman befiegt; das Reich ber Finft 
hört gänzlich auf. Heeren hat barzuthun gefucht, daß biefe Ideale nach de 
Verfaflungen gebildet feien, die den afiatiihen Monarchien eigen find, abe 
Alles augenfcheinlicd mobificiet nad) dem Drte, wo, und den Zeitumftände 
unter welchen der Gefeggeber und Religionsftifter auftrat. Letzterer blieb indE 
nicht bloß bei diefen allgemeinen Begriffen fteben, fondern übertrug fie auch 
einzelne Gattungen von Wefen. Aue vernünftige und unvernünftige, Lebenk 
und lebloſe Wefen gehörten zu einem jener Neiche; die reinen Menſcha 
Zhiere und Gewächfe zu Ormuzd's; die unreinen (giftigen, fchädlichen) F 
Ahriman's Neiche. Auf diefe Weiſe war die Dämonologie im Parfismus p 
einer Ausdehnung gediehen, unb in einen fuflematifhen Zufammenhang g 











Damon 19 


Hracht, wie man fie anderwaͤres nicht kannte. Ob Dorn („Biblifche Guofis”) 
Mecht habe, daß die Agypter ihre Vorftellung von Dämonen von den Parfen 
wntlehnt haben, verdient eine nähere Prüfung. Zwar finden wir bei ben 
Agyptern den: Kreis des Mondes, Waffer, Erde und Luft mit Dämonen 
wngefüllt, den Elementen und Körpern vorflehend, Steine, Metalle und 
Mflanzen unter ihrem Einfluß, und die Menfchenfeelen in ihrer Macht, aller 
Wings alfo ein weit verbreitete Reich der Dämonen; aber nicht jenen fo aufs 
fallenden Dualiemus und Parallelismus des Zoroaſter'ſchen Syſtems. Wis 
zen nun aber auch aͤgyptiſche und perfifch = chaldäifhe Daͤmonologie nicht aus 
Einer Quelle gefloffen, fo berührten fie ſtich doch fpäterhin in einem Punkte, 
am gemeinſchaftlich eine neue zu geftalten. Obſchon nämlich die Dämonens 
Aehre auf verfchiedenen Wegen über Vorderaſien nach Griechenland kam, fo 
war doch Ägypten die Hauptquelle für die höhere Dämonologie der Griechen, 
unter denen fie durch die Orphiker und die Myfterien verbreitet, und von ben 
SPpilofophen, bis nad) Chrifti Geburt herab, ausgebildet murbe., Während fie 
aber auf ſolchem Wege zu ben Griechen kam, erhielten fie die Hebraͤer auf 
zwei verfchiedenen andern Wegen. Zur Zeit der babylonifhen Gefangenfchaft 
ſchoͤpften fie unmittelbar aus ber Quelle des halbäifch = perſiſchen Magismus, 
und wenn fie auch früher Elohims und Engel gekannt haben follten (merk: 
würdig ift, daß die legtern zuerft in der Gefchichte bed Chaldäers Abraham 
vorkommen, und daß ihrer in den frühern Propheten gar nicht gedacht wird, 
bei Daniel hingegen deflo mehr), fo wurde doch die Lehre von ihnen erſt in 
und nach der babylonifhen Gefangenfhaft ausgebildet. Derfelbe Dualismus, 
den wir in Zoroafter’d Spftem bemerken, thut fidy nun auch hier hervor; es 
gibt gute und böfe Dämonen; fie merben claffificirt und bekommen eigne 
Namen. Es find fieben gute Dämonen, welde den Staatsrat Jehovah's 
ausmachen, und immer vor feinem Throne fliehen (ob. 12, 15). Bon 
der andern Seite kam biefe Nation unter ben Seleuciden und Ptolemäern 
auch mit Ägypten und den Griechen, befonders in Alerandrien, in lebhaftern 
nud dauernden Verkehr, und zu ben aus dem Magismus oder Parfismus 
aufgenommenen Vorſtellungsarten gefellten ſich aͤgyptiſch⸗ griechifche, weichen 
Zufammenfluß man hauptfädhli im neuen Teſtamente wahrnimmt. Uns 
möglid war ed, das Eindringen griechifcher Phitofopheme abzumehren, Uns 
ter Esra und Mehemia verhallte bereits die Stimme der Propheten; an die 
Stelle der Lehrer traten Gelehrte; Studien und Grübelei begannen, Volks⸗ 
glaube und Philofophie trennten fich, und die Philofophen felbft theilten ſich 
in mehre Secten. Den altgläubigen Pharifäern fanden gegenüber die Sa⸗ 
ducker und Effder, und kein Hoherpriefter, Fein Sanhedrin vermochten zu 
verhindern, daß nicht auch das Volk (dem fhon die Samaritaner gegenliber 
ftanden) in dieſe Parteien ſich getheilt hätte. So fand es, als Chriſtus 
auftrat. Pythagoraͤiſche und Platoniſche Philofophie, mit Drientalißmen ver 
ſchmolzen, hatten bereitd den Keim entwidelt, der in der heileniftifchen Phi⸗ 
lofophie der Juden fich ausbildete, und ein Kabbalismus fand, von den fein» 
ften Köpfen der Nation gehegt, neben der Rabbinen= Philofophie. In Hin⸗ 
fiht auf die Geifterlehre bemerkt man, daß der Ausbrud Dämon und daͤ⸗ 
monifh im Sinn eines böfen plagenden Geiftes beftimmter hervortritt. Hier⸗ 
aus entfprangen nun jene Begriffe von Dämonen, als Geiftern böfer Mens 
ſchen, die in den Leib derfelben fahren und fie plagen, und von den Mitteln 
- dagegen, z. B. von Wunder:räutern, wodurch man diefe Dämonen austreis 
ben Eönne. So erfcheinen die Dämonen als Untergeifter eines (perfifchen) 
Satanas, eines leidenfchaftlichen, feindfeligen, boshaften, menfchenfolternden 
Pingegeiftes, Andererſeits mar ein Ausſpruch Chrifli (Motth. WR, 0, 
I» 





24 un Dampfmaſchine 


dieſe Maſchinen in kurzer Zeit wiederhergeſtellt. Zu Redtuth in Co 
neuerlich von Woolf 3 Maſchinen erbaut worden, bie zuſammen bie 
900 Pferden haben; eine andre hat allein die von 600 Pferden. 
Wafferpumpen, ſondern auch Gebläfe, Walzwerke, Drehz, Bohr: ı 
maſchinen, Webeftühle, Kattundruderwalzen, Papiermühlen, Buchdi 
u. [. 10. werden durch die D.⸗M. bewegt; fie vercichten verſchieden 
Brauereien, Brennerelen, Zuderfiedereien u. dgl. Tragbare D.⸗ 

reits die Dienſte lebender Pferde bei allerlei Conſtructionen; andre bei 
bau zerſchlagen Steine; manche dienen beim Landbau, indem fie 3 
andre Mafchinen in Bewegung fegen; noch andre, wahre Dampfpfert 
wagen) fieht man hie und da eine Reihe Laſtwagen ziehen. Viel 
Schiffbau, beim Aus: und Einladen in Thaͤtigkeit, oder fie dienen 
ziehen. Viele endlich fegen Schiffe in Bewegung, und von Jahr z 
mehrt ſich die Zahl der Dampfböte. Wie mit der Verfertigung diefer 
fo befchäftigen fich immer Mehre auch mit ihrer Vervolllommnung; ve 
tenten, bie bi6 Ende 1821 für Erfindungen in dieſem Sache in Großbi 
theilt wurden, fallen 100 auf die beiden legteen Jahtzehende. So wc 
dere der oͤlonomiſche Effect allmälig vermehrt. Die Maſchine von Car 
1 Buſhel (88 Pfund) Steinkoplennur 2 683 Milionen Pfund Waffer 
die von Nerocomen hob ſchon 8 bis 9 Min, Pf., die beften Maſchin 
und Boulton 20 bis 30 Mill. Pf, , die Woolf ſchen und andre von hol 
650 und mehre Mill. Pf. und die neuerlich von Perkins erfundene Da 
‚gar einen Nugeffect von 100 Mil, Pf. erwarten laſſen. Die Zahl 
mafchinen in Großbritannien beläuft fid) auf 10,000, welche einer Geſa 
von wenigftens 300,000 Pferden ober 14 bis 2 Mil. Menſchen gle 
Auf dem Gontinente ſcheinen bis zum Anfange diefed Jahrh. nur foger 
ſphaͤriſche oder Newcomen ſche D.:M. bekannt geweſen zu fein, feit dem 
ſes Jahch. aber vermehrte ſich ihre Anwendung außerordentlich, befond 
reich, in den Niederlanden und in der preußifchen Monarchie; in Fra 


mehr als 300 vorhanden fein. Viele Maſchinen wurden aus ben bei 
Englands bezogen, viele auf dem Continente erbaut. Naͤchſt Engl 


Dampfmafchine 25 


Immirkt eine Cendenſirung des Dampfs, der zu Wafler wird. Die Atmofphäre 
xidt zn aufdie Kolbenflaͤche und madıt, daß diefer herabfinkt und die Laſt hebt. 
IF der Kelba geſunken, fo wird das Waſſer durch einen dritten Hahn abgelaffen 
au Yard den erften von neuem Dampf eingelaffen u. ſ. f. Diefe Einrichtung has 
ba even Rewcomen und Cawley 1705 erfundenen D.⸗ M. — Bei dem 
jweiten Syiteme ift der Dampfcylinder unten und oben verſchloſſen, fodaß die 
Luft keinen Zugang hat. Iſt nun der erfte Hahn offen und die 3 andern find zu, 
ſe firörat Dampf über den Kolben und drückt denjelben nieder. Darauf wird der 
echte Haba geihloffen und der zweite geöffnet, ſodaß der Dampf durch eine Commu⸗ 
wcatigwschhre unter den Kolben treten kann, der aber durch ein Gegengewicht wies 
deria die Höbegesogen wird; indem Augenblick wird durch einen dritten Hahn Waſ⸗ 
fm eingsiprißt, die Dämpfe werden zu Waſſer verdichtet, welches durch einen vierten 
Haha abiäuft, worauf das Spiel der Mafchine durd) Öffnung des erften Hahns 
wurd duch neues Einftrömen von Dümpfen über dem Kolben von ncuem beginnt, 
Dicſes Princip der Kolbenbewegung liegt der erften Dampfnafchine des berühmten 
Bart zum Grunde, weldye um 1774 entſtand. Die Condenfirung geſchah 
arch nicht in dem Cylinder fetbft, fondern in einem befondern Apparate, dem Con⸗ 
benjator, Beidieiem zweiten Syſtem wird einfadyer Dampf, d. h. foldyer angewens 
det, befen Derck ungefähr jenem der gewöhnlichen Luft gleich kommt; bei dem 
bristen Syſteme aber wird der Kolben durch erhöhte Dampfkraft, d. h. durch 
Dampf, deiim Preffung einem mehrfadyen Luftdrucke gleich ommt, bewegt. Der 
Enticsber iſt unten offen, ſodaß die Luft freien Zutritt unter den Kolben hat; es 
tritt durch einen erjiem Hahn Dampf, deffen Einfticität 2, 3 oder mehrmal größer 
als Die der Luft iſt, Über den Kolben und drüdt ihn hinab; darauf ſchließt ſich der 
erke Dahn, der zweite Öffnet ſich und der Dampf ftrömt in die freie Luft aus, Der 
wid alsdann durch ein Gegengewicht wiederum in die Höhe gesogen.und 
das Eid beginnt von neuem. Diefe 3 Syfteme bilden die erfte Clafſe der 
Kolbendampfmafhinen. Sie haben die gemeinſchaftliche Eigenſchaft, daß 
der Div auf den Kolben nur von einer Seite ftattfindet, weßhalb fie einfach 
wirkende Maſchinen heißen. — Eine zweite Claſſe bilden die von Watt 
erunenen doppeltwirkenden D.:M., bei denen immer Dampf, niemals die 
Euft oder ein Öegengewicht die Bewegung des Kolbens und zwar beides, das Auf: 
ſtrigen und dad Niedergehen beffelben bewirkt. Es gibt wiederum mehre Syfteme 
despeitwirtender D.:M. — Viertes Syftem: doppeltwirk. D.⸗M. mit einfa⸗ 
cher oder niedriger Preffungder Dämpfe. Das Princip ift folgendes: Der Dampf 
fromt, während die beiden erften Haͤhne offen ftehn, unter den Kolben und druͤckt 
tn, da über ihm Verduͤnnung flattfindet, mit Gewalt aufwärts ; es ſchließen ſich 
am bie beiden erften Hähne und die beiden legten öffnen fih. Durch den dritten 
yird der Dampf unter dem Kolben mit dem Condenfator in Verbindung gefegt, 
urch den vierten dringt zugleich der Dampf in den obern Theil des Cylindere und 
radt ebenfo gewaltfam den Kolben herab, Der Dampf ftrömt alfo faft ununter- 
cechen in ben Cylinder, aber wechfelsweife bald in den obern, bald in den untern 
taum. Da die Bewegung der Kolbenftange fehr regelmäßig ift, fo kann eine 
rreibftange an dem andern Arme des Balancierd leicht eine Kurbel in Bewegung 
gen, wodurch mit Beihülfe eines Schwungrades eine gleichfürmige rotierende Bewe⸗ 
ung erhalten wird, weßhalb die doppeltwirkenden Mafchinen aud) rotirende ge 
annt werden, um diefe fo wichtige Erhöhung ihrer Brauchbarkeit zu bezeichnen. — 
einem fünften und ſechsten Syſtem rechnen wir die doppeltwirkenden Mas 
Anen mit hoher Preffung. Sieunterfcheiden ſich von einander dadurch, daß die einen 
nit einem Condenſator verfehen find und die andern nicht. Beide haben indeffen 
seiche wefentliche Einrichtung und der Unterfchied Liegt nur darin, daß die Dämpfe 
sei der einen in den Condenfator und bei der andern in bie freie Luft geführt werben, 


















20 Dampf 
Beranlaffung zur Annahme des Satzes, daß ein Engel jedem Menfchen di 
Schusgeiſt beigegeben ſei. Die chriftlihen Schriftfteller machten jene bi 
Bedeutung von Dämonen zur herrfchenden, fodaß die Dämonen den Cmgr 
entgegengefegt wurden. In dieſer Entgegenfegung bildete ſich nun bie 
fterlehre aus zue Angelologie, db. i. zur Lehre von guten Engeln, 
Dämonologie, Lehre von böfen Engeln. Bei diefer weitern Ausbilbu 
aber derſchmolz in dem Chriftianiemus jüdifche und griechifch = phifofophift 
Vorftellungsart oft wunderſam in einander. Wie Platon's Mythus eine ws 
erfchöpfliche Quelle für die Neu: Platoniker, fo wurde er es auch für bi 
Kicchenväter; und die chriftliche Dogmatil, die man bier mit Recht ver 
Chriſtenthume unterfcheidet, wurde der Punkt, in welchem alfe Zmeige te 
Dämonologie des Orients und Occidents fich vereinigten. (S. Engel, Teufe 
Genien und Gabalit.) . 

Dampf, Dampfe. Wenn man Körper, vorzuͤglich flüffige, € 
nem ihrer Natur entfprechenden Grade von Hitze ausſetzt, fo dehnen fidy Ike 
fämmtlichen Theile in einen weitern Raum aus, und erhalten zugleich eine 
höhern Grad von fpecififcher Elafticität. Ihre Beſtandtheile vereinigen fi 
mit dem MWärmeftoffe, und bilden in diefer Vereinigung dasjenige, was ma 
Dämpfe, mwenigftens im gemeinen Leben, eigentlicher aber Dünfte (f.d.) nen 
indem der Dunft ſich erft durch Entziehung einer gewiffen Menge von Waͤ 
meftoff zu Dampf „verdichtet. . Die auf diefe Weiſe aus den Körpern abe 
ſchiedenen elaftifhen Stoffe find von zweierlei Art. inige bleiben, wen 
fie auch wieder erfalten, elaftifch, heißen daher permanent =elaftifhe Fluͤſſig 
keiten, Luft⸗ oder Sasarten (fr & a8); diejenigen aber, welche durch die biok 
Wirkung der Kälte ihre elaftifche Form wieder verlieren, werden insbeſonder 
Dämpfe und elaftifche Dünfte genannt. Die Erzeugung derfelben kann me 
ſchon bei einem gemöhnlichen Theekeſſel wahrnehmen; beffer aber noch bei du 
Wind = oder Dampflugel (Aolopile), d. i. einer metallenen, mit einer offenn 
Möhre verfehenen Kugel, in welcher Waffer zum Sieden gebracht wird. Br 
einem gewiffen Grade der Wärme fängt das Waſſer, oder welche Fluͤſſigker 
man fonft nimmt, zu kochen an, und verwandelt ſich in ein höchft elaſtiſcha 
und fluͤſſiges Weſen, in Dämpfe, die aus der Nöhre oder Windkugel we 
ein heftiger Wind ausftrömen, und, in ein Gefäß von gleicher oder ned 
flärkeser Hitze aufgenommen, die Durchſichtigkeit, Clafticität und alle uͤbti 
mechanifche Eigenfchaften der Luft haben und beibehalten. Treffen aber biek 
Dämpfe außer dem Gefäße die atmofphärifche Fältere Luft an, fo erfcheina 
fie darin als ein Mebel, vermifchen fidy mit derfelben, und verfchwinden en’ 
lich unvermerkt. Stoßen fie an die Oberfläche eines Falten Körpers, z. V 
eines Glaſes, Steines ıc., fo verdichten fie fih in Tropfen, die ein Tha 
der im Gefäße enthaltenen Stüffigkeit find. Die Elafticitit der Dämpfe iß 
außerordentlih; nad den Verfuchen der Phnfiker entſtehen aus 1 Kubild 
Waſſer 1470 Kubikzoll Dämpfe. Diefe Dämpfe nun, wenn fie in eine 
engen Raume eingefchloffen werden, ber ihrer Ausdehnung Widerſtand ent 
gegenfegt, bringen unglaublihe Wirkungen hervor, wie wir bei Vulkang 
und Erdbeben fehen. Diefe Eigenfchaft der Dämpfe ift zu mehren wichtige 
Erfindungen, 3. B. der Dampfmafchine, des Dampfboots u. f. f., benuf 
worden; ſowle andererſeits der außerordentliche Hisgrad, den Wafferbämpk 
anzunehmen fähig find, die Veranlaffung zu ihrer Anwendung beim Dampf 
Eochapparat, PapinianzTopfe ꝛc. gegeben hat. Auch weiß man feit ku 
zem die Sarben mittelft der Dämpfung auf Zeugen zu befeftigen; man be 
dient ſich naͤmlich der MWafferdämpfe in der Tuchmanufactur, um nach da 
Preffe dem Tuche die legte Zurichtung zu geben. So kam das Dampf 


” 


Danıpfbad Dampflochen- 21 


ETrumpfen (Decatir, ſ. d.) in Gebrauch. C. ©. Fiſcher's „Darſtellung 
and Kritik der Verdunſtungslehre“ (Berlin 1810). 

Dampfbad oder Dunſtbad, in der Heilkunſt, die Erwaͤrmung 
Eranker Glieder durch den Dampf oder Dunſt heißer Arzneimittel, welchen 
man an diefelben ſteigen laͤßt, um fie in Schweiß zu bringen. Dann auch 
fo viel ald Schwigbad: die Erwärmung ded ganzen Körpers in einer fehr 
Itark geheizten Stube. (S. Bäder) Eine widtige Erfindung fcheinen die 
Schiwefeldampfbäder zu fein, welche ein franz. Arzt, Sales, im Hofpital 
St. Louis zu Paris, mit Erfolg anwendet, Sie find nicht allein weit min- 
der koſtbar als die gewöhnlichen Schtwefelbäder, und felbft ald der Gebrauch 
Der Schwefelfalben, fondern follen auch von ungleicy größerer Wirkſamkeit, bes 
fonders bei Hautkrankheiten, als Kraͤtze ıc. fein. Noch ift zu bemerken, daß 
mittelft einer Vorrichtung von der Erfindung des D. Sale, der durch Wärme 
verflüchtigte Schwefel, bei der Eur, zwar den ganzen Körper gleichmäßig ums» 
gibt, das Gefiht aber frei bleibt, und von dem erftidenden Dunfte durchaus 
nicht befchwert wird. In der Scheidetunft heißt Dampfbad der Dampf des: 
Zochenden Waſſers, um einen Körper darin aufzulöfen, und bie dazu nöthige 
Borrichtung, | 

Dampfboot, f. Dampfmaldine. 

Dampfer (franz. sourdine, ital. sordina oder sordino), eine 
Vorrichtung an den raufchenden mufikalifchen Inſtrumenten, befonder an 
den Saiteninftrumenten (fonft aber nur an den Hörnern, Pauken und Trom⸗ 
peten), um ihnen das Schreiende des Tons zu benehmen, und den Zon 
fanfter und ſchwaͤcher zu machen (zu dämpfen). Bei den Geigeninffrumenten 
fommt diefe Vorrichtung am häufigften vor, und befteht am zwecmaͤßigſten 
aus einem hölzernen (vorzüglic) burbaumenen, auch wol elfenbeinernen ober. 
metallenen) Kamme, von deſſen Zaden der Steg fell umflammert wird. 
Das Auffegen der Dämpfer wird burdy die Worte Con sordini, das Weg⸗ 
nehmen derjelben durch die Worte Senza i sordini, Silevano i sordiui, oft nur 
durch die Buchſtaben S. 8. bezeichnet; auch das Pianoforte hat Dämpfer. 

Dampfgefhüg. Ein Franzoſe, General Chaffeloup, foll 1805 
zuerft die Möglichkeit gezeigt haben, Dampffgeſchuͤtz zu verfertigen, und es 
in den feſten Plaͤtzen einzuführen. 1814 'verfertigte ein franz. Ingenieur⸗ 
offtciee Gefchüg diefer Art. Der Dampfleffel, auf einer Art von Lafette ru⸗ 
hend, verfah zugleich ſechs Artillerieftücde mit Dampf. Man brauchte nur 
einen Hahn zu drehen, um bie 6 Kanonen mit Dampf und mit Kugeln zu 
Inden. Diefe Maſchine bereitete 150 Schüffe in einer Minute. Napoleon 
gab der Erfindung Beifall; allein die zur DVertheidigung von Paris beflimms 
ten Maſchinen diefer Art wurden auf höhern Befehl an dem Tage vernichtet, 
an welchem die Alliirten die Werke von Paris angriffen. Später erneuerte 
und vervolllommnete dee Amerikaner Perkins diefe, wie es fcheint, ihm 
unbekannt gebliebene Erfindung. (S. Dampfmafhine und Perkins.) 

Dampfflochen, Dampfkochmethode. Die bei den Englaͤn⸗ 
dern ſchon lange übliche Methode, die Speifen in heigem Waſſerdampfe über 
dem Eochenden Waffer gar zu machen, ohne fie mit demfelben in Berührung 
kommen zu laffen, ift in Deutfchland nody wenig im Gebrauch. MWahrfchein: 
ih hat zu diefer Kochmethode der Papin’fche Zopf (fe Papin) Veranlaſ⸗ 
fung gegeben, in welchem das Waſſer, vermittclft der eingefchloffenen und ers 
histen Dämpfe, einen fo hohen MWärmegrad und eine fo ſtarke Preffung er 
hält, daß man darin nicht nur das zaͤheſte Steifch, fondern aud) Knochen weich 
und mürbe kochen kann. Das frei Eochende Waffer kann nur einen beftimm- 
ven Wärmegrad, nit über 212 Gr. Fahr. (fe Sieden) annehmen, weil 


8 Dampfmaſchine 


ertiftet. Anfangs erſchwerte die heftige Erſchuͤtterung bie Anwendung großer Mafe 
en, boch bald wurde auch diefes Hinderniß durch die Einführung ber Maſchinenn 
iplindern gehoben. Allmaͤlig wagten ſich auch europäifdye Dampffchiffe auf das 

ie Reiſe von Dublin nach London und zuruͤck wurde damit gemacht. Im März 181 
am das erfte Dampfboot nach Paris, in demſelben Jahre kam ein anderes nach, 
tedam und nach Köln, ein drittes nad) Hamburg. Ein Jahr früher fchon entftand, 
Berlin eine Dampfſchifffahrtsgeſellſchaft für die Fahre zwifchen Berlin und Ci 
mburg, zwifchen Berlin und Hamburg und zwifchen Magdeburg und Hanabı 

och Löfte fich dieſe Geſellſchaft nach einigen Jahren wieder auf, 1818 kam einer 
aaͤtige Dampfpoft zwifchen Greenod und Belfaft zu Stande, mehre Schiffe gi 
viſchen Englandund Irland/ eins zwiſchen England, Spanien und Portugal. 
Bchjiffe.verfehren jegt zwiſchen Venedig, Trieſt unb Pavia; mehte zwifchen P 
urg und Kronftadt; einige Bugfirböte im Hafen von Stoekholm. 1821 baf 
m ſich ſchon 6 zu Borbeaurs feit 1318 wird die Donau damit befahren; befg 
ns werden die Dampfſchiffe auf diefem Fluſſe als Bugfirböte angewendet. 
nigen Jahren findet man die Dampfböte auf dem Genfer = und auf dem Veh 

it 1825 auf dem Rheine; das Packetboot „Hylton⸗ Joliffe macht eine regeh 
ge 14tägige Fahrt zwifchen London und Hamburg, und gewiß wird bie Damp 
hifffahrt zwiſchen England und Dftinbien zu Stande fommen, Im Aug. 18 
ng das erſte Dampfihiff, die „Enterprice*‘ (mit 2 Mafchinen, jede mit ber I 
m 60 Pferden, und mit 600 Tonnen Laft) von England nad) Oftindien, 

der nicht fo fehnell an, als man gehofft hatte, Seit 1825 beſteht in Londoneine 
seine Dampffchifffahetsgefellichaft, die Dampfböte kauft, erbaut und verkauft 0 
ßt 2 Dampfichiffe zwifchen London und. Dftende regelmäßig hi 
efe Fahrt dauert etwa 15 Stunden. In Rotterdam beſie a 
Yampfbootgefefchaft. Auch die koͤlniſche Handlungskammet hat mit der 

ne preuß. rheiniſche Dampfſchifffahrtsgeſellſchaft gebildet. — Für die 





yifffahre find Maſchinen mit hoher Preſſung weit vorzuͤglicher, als — 
Sie erfodern viel weniger Raum, beſonders auch, weil fie ungleich merk 
ohlen beduͤrfen. Die Bewegung ift fe: mo viele Kraft erfodert wird, 
nfter; namentlich haben fie den Vorzug, daß fie allein, eine fehr große Abd 

x Wirkung zulaffen, was bei der Schiff 


Dampfimeffee - Dam  — 2090 


= Rauch aus dem Öfen, toelcher aus Badfteinen zufammengefest ift, 
ne Bänder zufamnmıengehalten werden, wird durch eine weite Röhre 
Fifenblech, die zugleich als Maftbaum dient, abgeführt. 
wlich die Dampfwagen betrifft, fo werden diefe durch Dampfs 
nen Scienenwegen bewegt, an welchen die Laftwagen angehängt find. 
on ein folcher Dampfwagen zwifchen Leeds in England und den unweit 
liegenden Steinkohlenbergwerken im Gange, welcher folgende Einrich⸗ 
Die Eifenbahn oder der Schienenmweg unterfchieb fi) von den gewoͤhn⸗ 
dag an der einen Seite beffelben vorftehende Kaͤmme angegoffen find. 
: auf dem die Dampfmafchine jft, und der in Größe und Form einem 
nit einem einzelnen Fuhrfaffe gleichkommt, hat auch vier niedrige guß⸗ 
» vote die hinten angehängten Kohlenwagen; aber er hat nach ein fünfe 
Mitte zwifchen dem linten Hinter» und Vorderrad umlaufendes Stirn⸗ 
elches in die Kaͤmme greift, umd durch zwei Heinere Stirnräder, bie 
Kurbeln verfehenen Wendelbäumen angebracht find, herumgetrieben 
€ zwei Kurbeln erhalten ihre Bewegung unmittelbar,von den aufs und 
en Kolbenſtangen in den zwei Dampfeplindern, die ſich in dem blecher» 
eiſernen Dampfleffel ſelbſi befinden und nur fo weit herausragen, als «6 
ON der Hähne, die Durch die Kolbenftangen ſelbſt vermittelft eines einfa- 
WErmus zur Zulaffung des Dampfes geöffnet und gefchloffen werden, 
Nachte. In dem Keſſel ſelbſt befindet ſich auch der Ofen, um mit we⸗ 
die groͤßte Menge Dampf hervorzubringen. Das Ganze iſt mit hoͤl⸗ 
N, von eiſernen Reifen gebunden, eingefaßt, um das Zerſpringen des 
ZU verhuͤten. An dem hintern Boden des Keſſels iſt das Loch zur 
ebracht und an dem vordern das gekroͤpfte 16 Fuß in die Luft ragende 
ger Mangels an Raum zur Mitfuͤhrung des Waſſers, und um die 
rTeinfichen, ift Bein Condenfator angebracht und die Mafchine gehört 
tern Syſtem mit hoher Preffung der Dämpfe. Diefer Dampfivagen 
Reden mit 60 Ctr. Steinkohlen beladen. Außer Leeds gibt ed auch 
K ĩ Uingworth, Newhaven in England, zu Koͤnighuͤtte in Schleſien 
breuck bei den dortigen Steinkohlenbergwerken, ſoiche Dampfwagen. 
NOOn dem oben beſchriebenen dadurch ab, daß die Schienenwege keine 
nunmd die Raͤder des Wagens unmittelbar durch die Wendelbaͤume her⸗ 
werden. Vgl. Biot, „Lehrb. d. Experimentalphyſik“, Zte X. deutſch 
Evpzg. 1825, B. 4, ©. 301 fg.). Viele in Journalen zerſtreute No⸗ 
Grens „Grundriß der Naturlehre“, herausg. von Kaſtner (Halle 
‚930, namhaft. 
apfmeſſer, Vorrichtungen, durch welche man die Erpanfivkiaft 
enach Graben zu beftimmen fucht. 
npfwagen, f. Dampfmafdine - 
mpier (William), ein engl. Seefahrer, geb. 1652, aus einer anges 
mie in der Grafſchaft Somerfet, machte drei Reifen um die Welt. 
Wigte er 169175 die zweite wurde am 14. San. 1699 angefangen; er fam 
england zurüc, unternahm aber 1704 neue Streifjlige, die er 1711 
Bei feinen Erpebitionen verheerte er die fpanifchen Befigungen und bes 
d außerordentlich, Er gab 1699 zu London eine Sammlung feiner Reis 
73 bi6 1691 heraus, Sie ift wegen ber darin befindlichen nüglichen 
en für die Schifffahrt und Vereicherungen der Exdbefchreibung mehrs 
und aufgelegt worden. D. unterfuchte die Weftküfte von Neuhols 
eb Neuguinea, entdeckte die nach ihm benannte Straße zwiſchen Neu⸗ 
Neubritannien, und gab der Iegtgenannten großen Inſel, die diefe 
ftlich bildet, ihren Namen, , 





30 Danas Daͤnemark (Geſchichte) 


Danad, die Tochter des Königs Akriſius von Argos, warb von Ihrı 
ter In einen ehernen Thurm verfchloffen, weil ein Orakelſpruch ihm getveiffag 
baß ein von feiner Tochter geborene Sohn ihn ums Leben bringen werde. 
Jupiter, von Liebe entbrannt für die reizende Jungfrau, flieg, in einen g 
Regen vertvandelt, durch die Öffnung des Dachs in ihren Schoß. As! 
erfuhr, daß feine Tochter Mutter geworden, gab er fie fammt ihrem Kinde in 
Nachen den Wellen preis. Aber die Meergöttinnen, beforgt für die Erhaltı 
Goͤtierſohns, geboten den Wogen, das Fahrzeug unverfehrt an Seriphoß, ı 
epktadifchen Infeln, zu tragen. Der Beherrfcher der Infel, Polpbektes, ot 
mehr deſſen Bruber Diktys, nahm fig auf, und erzog das Rind, welches d 
mm Perfeus befam (f.b.). 

Danaiden, bie funfsig Töchter des Damaus. Diefer war ein 
des Belus und bewohnte anfangs mit feinem Bruder Ägyptus, der 
Söhne hatte, Libyen. Beide entzweiten 3 und Danaus floh mit 
Töchtern nad) Argos. Die funfjig Söhne des Ägyptus folgten ihm dahin, 
Verföhnung an, und verlangten von Danaus feine Töchter zur Ehe. Die 
ligte aus Ztvang ein; da er aber den Söhnen ſeines Bruders nicht traute, un 
dies durch ein Drafel belehrt worden tvar, daß einer feiner Eidame ihn tödten 
verband er feine Töchter duch feierlichen Schwur, ihre Männer in der Braı 
umzubringen. Alle thaten dies, ausgenommen Hypermneſtra, welche ihr 
mahl, Lynkeus, am Leben lief. Zur Strafe für ihr Verbrechen waren fir 
Untermoelt verurtheilt, in ein burchlöchertes Gefäß unaufhi Wa ger zu fe 
Schon die Alten gaben diefer Sage bie hiſtoriſche Erklärung: die Danaiden 
in dem twafferleeren Argolis Brunnen entdeckt und Gifternen angelegt. 

Dancourt ($lorent Carton), ein franz. Schaufpieler und Sc 
dichter, geb. 1661 zu Fontainebleau, und aus guter Familie. Sein Lehrer 
2a Rue, ein Jefuit, hoffte ben talentvollen Knaben für den Orben zu bilden. 
Dancourt z0g die Rechtötoiffenfchaften vor, die er aber im 23. Jahre, aus | 
einer Schaufpielerin, mit der Bühne vertaufchte. Obgleich er die erſten Ro 





oͤhern Luſtſpiel darftellte, gelang ihm, als Schriftfteller, doc vorzugsw 
Riedrigtomifche. Cr hatte ein befonderes Talent, Bauern fprechen zu laffen 


Dänemark (Geſchichte) 31 


Bra Ewerh in der Seeraͤuberei fuchten, und auf allen Meeren, wohin fie kamen, auf 

alım Kiſten ded Oceans gefuͤrchtet wurden. Als die Roͤmermacht zu zerfallen ans 

fang, da ward auch im Süden der Name von Dünen und Normännern bekannt, 

weil manche diefer Seehelden jegt an folchen Küften und Flußmuͤndungen landeten, 
bie ehedem die Wachtfchiffe der Roͤmer befchügt hatten. Normänner (unter diefem 
algeminm Namm begriff man Dänen, Schweden und Norweger) landeten in 
Ensiand 832 und fifteten daſelbſt zwei Reiche, ließen fi) unter Rollo 911 auf 
ber franz. Küfte in der Normandie nieder, bevoͤlkerten die Faͤroer, die Orkaden, die 
Seland und einen Theil von Srland, und zogen nach Spanien, Stalien 

we Sicilen. Wohin fie kamen, verbreitete fic) der Ruhm ihrer Waffen, aber 
auch ihrer Wilbheit, ihrer Näubereien. In ihrer Nationalverfaffung änderte fich 
bard) diefe Streifzuͤge wenig: fie blieb ein Foͤderativſyſtem mehrer Clane oder 
Grimme, deren jedes fein eignes Haupt hatte, die zufammen unter einem Oberkoͤ⸗ 
zige ſtanden. Erſt als die deutfchen Könige aus dem Stamme der Karolinger ſich 
{m ihee einheimifchen Angelegenheiten mifchen wollten, zogen fid) die Stämme en⸗ 
ger zufonımen, und es fchieden fi) Norweger und Dänen in zwei abgefonderte 
Staaten. Gorm der Alte unterwarf zuerft 863 Jütland, und verband dis 920 
ale Heine Diniihen Staaten unter feinem Scepter. Sein Enkel Sven, ein krie⸗ 
gxtiſcher Fuͤrſt „bezwang 1000 einen Theil Norwegens, und 1014 England; fein 
eöhern Sohn Knud vollendete 1016 nicht nur die Eroberung von England, fons 
dem befigte auch einen Theil von Schottland, und unterwarf ſich 1030 ganz Nor 
3 wegen: unterihm flieg Die Macht Dänemarks auf ihren höchften Gipfel. Staats⸗ 
4 Eiugheit beweg ihn zur Annahme der chriſtlichen Religion und zur Einführung des 
| Ciftatfums in Dänemark, das eine völlige Umwandlung der Nation her⸗ 





| werben. Knud, der 1036 flach, hinterließ feinen Nachfoigern ein mächtige® 
3 Reich, ai ſchon 1042 ging England, und 1047 Norwegen verloren. Das bi: 
Bäfce Lach fiel, durch innere Unruhen enteräftet, in die tieffte Ohnmadıt. Mit 
Even Bogms Eſtritſon beftieg 1047 eine andre Dynaſtie den Thron; aber das 
bach) Eoeng und Knuds Kriege gegründete Lehnweſen raubte dem Reiche, unter 
biefer Dynaftie, ie, außerdem großen Waldemar, dem Throne keinen einzigen wuͤr⸗ 
digen Regenten gab, alle Kraft, und machte die Regenten von der Wahl der Biſchoͤfe 
wu des Mais abhängig, ſtuͤrzte den Landmann in Leibeigenſchaft, ließ den Ackerbau 
‚4 verfallen und gab den Handel ganz in die Gewalt der beutfchen Hanſe. Die Koͤ⸗ 
aD zuften in ihrem Handfäftningar (die erfte 1320) das Wahlrecht der Stände 
‚7 metamen; der Reichsrath ſchraͤnkte ihren Willen ein, und vernichtete alles Gute, 
vg *8 ven der Krone ausgehen Eonnte. Mit Waldemar III. erloſch 1376 die maͤnn⸗ 
gg Wi VNachtemmenſchaft der Eſtritſiden. Seine ſtaatskluge Tochter Margarethe 
ach ihres Sohns Olav IV. 1387 erfolgtem Tode das Ruder des daͤniſchen 
ſchwang ſich auf die Throne von Schweden und Norwegen, und ſtiftete 
1397 bie falmarifhe Union. Nach dem Abfterben der Regenten aus 
1 6tamme waͤhlten Die Dänen den Grafen von Olden burg, Chriftian 
4 Mr 1088 um Könige, Diefer Cheiftian iſt der Stammbalter ber feitdem in un 
— Erbfolge regierenden koͤnigl. daͤniſchen Familie, aus welcher Rußland 
Eqhehen in neuern Zeiten Regenten erhalten haben, und welche auch über 
9 hertſcht. Er vereinigte Norwegen, Schleswig und Holftein mit der 

.,ı Bar aber durch feine Capitulation fo gefeffelt, daß er mehr das Haupt bes 
Ratzs, als der König eines freien Volks zu fein ſchien. Cine nod) härtere 

Alatien mußte fein Sohn, König Sohann, 1481 in Dänemark befchroören ; 
ud in Norwegen ward feine Macht mehr eingeſchraͤnkt; Holftein und Schleswig 
«mit feinem Bruder Friedrich. Johanns Sohn, König Chriftian I. 

b), dr Böfe, ein graufumer, aber keineswegs unfähiger Kürft, fuchte die ernie⸗ 
Abhängigkeit, worin er von den Ständen gehalten wurde, abzuwerfen, 









26 Dampfmaſchine 


weßhalb die Conſtructien der letzeern einfad et iſt. — Ziebentes Erfiem Ei 


wirkſam ſich auch ſolche Maſchinen mit heber Petry emeiin, to vetliett ma, 
doch bei beiden Spftemen einen bedeutenden Trail der Damzrtzaft, eder man laͤßt ſu 
unbenugt entweichen. Der Dampfbatnimüch, n2: rem er gewirkt und nun de: 
Cylinder verläßt, ned) beinahe die veile Zentien, wie beim Ernrritt in denſelben 
Um nun aud) diejenige Kraft zu benutzen, die werdicteter Dampfmwährent feine‘ 
Erpanfion oder jeiner Abfpannung, 6:8 su einer viel zerinzeen Dichtigkeit zur augen 
vermag, hemmt man entweder den Zubrang bis frichen Dampfes aue dem Kid 
wenn der Kolben erft einen Theil feines Laufs vellendet Fat; cder man Lit den ur 
dichteten Dampf, nachdem er in einem Crlinder gewirkt, nit ſegleich entweichen, 
fondern in einen zweiten (oder dritten) viel groͤßern Grlinder überachen, in melden 
er noch einmal durch feine Erpanfien wirken kann. Die erite Art diefer Erpanfionk 
mafchinen unterfcheidet fih ven den verigen Maſchinen b:c$ durch eine beſondes 
Einrichtung der Steuerung, wedurch nimlich eine Hanmung be? Dampfeintritt 
oder eine frühere Abfperrung bewirkt wird, bevor der Kciben feinen ganzen kur 
vollendet hat. Dahin gehören namentlich die Maichinen des Amerikaners Oliver 
Evans und desrerft. Freund zu Berlin. — Das Princip der Erpanſionsme 
fhinen mitmehren Dampferiindern, welche das ahte Erftembilten, bat mer 
Unterarten, indem 1, fie auch entweder mit oder chne Condenſator arbeiten inne, | 
und 2) indem man zumeilen eine beiondere Erwärmung ber fi erpandirenda 
Dämpfe anbringt, weburd ihre Spamnkraft mährenb ter Erpantirung verſtaͤrkt 
wird, oft aber dieie Erwaͤrmung weglaͤßt. — Als einneuntes Syoſtem dürfenmir. 
endlich die von dem jetzt in Lenden angeſiedelten Amerikaner J. Perkins erfur: 
dene Dampfmaſchine erwaͤhnen. Das Eigenthuͤmliche dieſet Maſchine beſteht 
hauptſaͤchlich in einer vorher noch nie verſuchten Methode, den Dampf zu erzeugen, 
Das Waffer wird nämlich in einem damit vollkommen angefüllten und verfchloffene 
Gefäße erhist, bis es eine Temperatur erlangt hat, bei welcher bee. Dampf die Kraft 
von 30, 40 oder mehr Atmofphären hat. Dies ftarke enlindriihe Gefäß nen 
P. den Generator oder Erzeuger. Hat das Waſſer einmal diefe Temperatur m | 
reicht, fo laͤßt man durch ein Ventil beftändig kleine Portionen diefed Waſſers ent 
weichen, welche ſich fogleich in Dampf verwandeln. Ebenſo wird aber ſtets ds, 
entweichende Waſſer wieder durch andres, mittelft einer Druckpumpe erfegt. Di, 
Erzeuger bleibt daher immer angefuͤllt, und da er in einem lebhaften Feuer fteht, 1 i 
wird das Waffer in demfelben fortdauernd auf derielben hoben Temperatur, und 
biemit bei der gleichen großen Zenfion erhalten. Der augenblidlic und in einem 
fort ſich bildende Dampf wird unmittelbar in einen Cylinder geleitet, deffen Kolbe Ä 
er in Bewegung feßt. Bei diefer ganz neuen Dampfbildungsmethode kann die Mr 
ſchine nicht nur einen ungleich Heinern Raum einnehmen, fendern fie gemübrt eine 
bewundernswürdige Erfparung an Brennmaterial. Die von Perkins erfundenn 
Dampfaefhtige beruhen auf demſelben Dampferzeugunasprincip. Außer dem 
Dampfenlinder mit feinem Kolben, gehören zu einer Dampfmaſchine noch cm 
Menge anderer Theile, von denen einige ſich auf die Erzeugung, andere auf die Mer: 
wendung des Dampfes bezichen; lebtere machen die Dampfmafchine im engen 
Sinne aus. — Der Dampferzeugungsapparat, der gewohnlich einm 
befondern Raum einnimmt, befteht aus dem Keffel und dem Ofen. Der erſter 
muß eine hinlänalicye Größe und Feftigkeit haben, gefuͤllt und geleert, fortdauern 
mit Waſſer gefpeift, und zumeilen gereinigt und ausgebeſſert werden können. Mus 
muſi beobachten konnen, wie hoch das Maffer im Keffet ftcht, wie heiß es ift, wi 
ſtark der Dampfdend. Der Danıpf muß in den Cylinder ſtroͤmen, nöthigenfa 
aber auch im die Luft entweichen können. Der Ofen mus feuerfeft und vor Allen 
fo conſtruirt fein, daß mit demielben Quantum Kohlen oder Holz bie größtmeg 
liche Mergedigmpf erzeugt werde. Der Heigftoff muß volllommen verbrennt 








Damrfx.ıfhine 


en... 22 umeismwertediehrue Erisurerung die Anwendung großer Me 
sau auch Diefes Zt: sus Sie Einfuhrung der Mafhinnm:: 


ae ee Allmaͤlig CGL:fO 1a mut wropäiihe Dampffchiffe auf des N 
rn. Zuzsännad Era una aus zurbebamitgemacht. Im März 1St 


ce =. Zampfbortnar Furt rzenriziken Jahre kam ein andres nah $: 


a - — 

a ar rc Köln, ein pain un Zamiurz. Ein Jahr früher ſchon entftun. 
„m... ae Dampfihittahzen ira” far do gahrt zwiſchen Berlin unb har: 
er „zz. >=hen Berör. un Sanmwrz; 22: swifhen Magdeburg und Hamkurz;. 
= „2. "indiefe Geieiiia Minan en. Feen wieder auf. 1818 kam eine TS 


2.24 Dampfpcl 3wiſthen Dizened ar: Bertt au Stande, mebre Schiffe ginz 
rimer England unt Saant,eine in "en Enziand, Spanien undPortugal. Mi 
Zamffe verkehren jegt zwiſcher Bserei a, Tricſt unb Pavia; mehre zwiſchen Pets: 
arg und Krenſiadt; einige buz-"riiez im Hafen von Stodholm. 1821 bei. 
zer fich [hen 6 zu Berbearz, 113153 wird die Donau damit befahren; bei: 
aerd werden tie Dampfıhıflı cuftisrem Fluſſe als Bugfichöte angemendet. Ea 
znigen Jabzen finder man bir Damzftöte auf dem Genfer = und auf dem Bodent 
feit 1825 auf bem Rheine; 125 Padetbeot „Hriton=Soliffe” macht eine tegelm:; 
ßige 1Ftäsiue Sahrt zwiihen Len? en und Hamburg, und gewiß wird die Dam; 
fhifffehrt zwiiden Eng:ant une Tſtindien zu Stande kommen. Im Aug. 18% 
ging dae erfar Dampf ®, Bir „Enterprice* (mit 2 Maſchinen, jede mit der Kr“ 
von 60 Prexuen, ums mt 6 Zennen Loft) von England nad) Oftindien, far’ 
abeenidi': dulan, Demancchefithatte. Seit 1825 beſteht in London eine al: 
meine Dnvfſdictatrie⸗c tiuſchaft, die Dampfböte kauft, erbaut und verkauft. Die: 
Lig 2 Dimzfihiffe zwiſchen London und Oſtende regelmäßig hin und’ bergeher | 
diefe Fahrt tauert etwa 15 Stunden. In Rotterdam beftcht eine nicderländig 
Dampfteotgefelihaft. Auch die koͤlniſche Handlungskammer hat mit der main 
eine preuß. cheinifhe Dampfichifffahrtsgefellfchaft gebildet. — Für die Dam— 
ſchifffahrt find Maſchinen mit hoher Preſſung weit vorzuͤglicher, als ande 
Sie erfodern viel weniger Raum, beſonders auch, weil fie ungleich wmig 
Kohlen beduͤrfen. Die Bewegung iſt ferner, wo viele Kraft erfodert wird, mi 
ſanfter: namentlich baben fie den Verzug, daR fir allein eine fehr große Abdndeu: 
ter Wirkung zulaſſen, was bei der Schifffahrt oft höchft wichtig wird, Lets 
wollte der Zufall, daß auf einigen der erſten Dampfhiffe mit hoher Preffton tr] 
alcsfãlie fih ereisneren, Die natürlich von ihrem Gebrauch auf lange abfchredta| 
rösezud die Amer:kaner Ab immer aligemeiner und mit vollem Vertrauen folde 
EAßœnꝛA zerenen, da ne Sei ihnen noch feinen Unfall veranlaften. — Die ge 
girl ze Lardamg eins fihen Dampibootes ift Folgende. Im Vorder: mil 
Damon 2 gabrznas beriaden ũch Kaijuͤten für Neifende, wenn es ale Pad: 
rm een me. Der ser Raum für die Waaren. In der Mitte if. 
Sur tn. De Damorfel ſtett, wenn man von dem bintern Theile M 
Senze 22 mm der ars, der Criitder und das Schwungrad lief 


Lam „e Fendt m Srrungracken des Kolbens wird an jeder Leite des Beete 
Br zu nn Mm mern Let und Criinder mittelſt eines mit einer Kur 


Baum im m onrge. ya anzediangeen Waſſertadern gleichende 


2 =- 2. 2° zemtner rn vaes umafibe LI Fus im Durchmeſſer m 
Da Feen oe tn dom me Rein, De Schaufeln aber zus Mider 
Keen Be o,.n Bine Eiewerim Inädis Halbmeſſers unet 
sm. rare Zen m Zauvin. die in die unterfte Eoü 

se Inee, ln zz anwmede Setoſe zu vetb uͤten, weich 


ne. wmanna DD Me warmshrmwerdenfinnee, gibe ms 
UBER Tu. ia di TEN Durch das ſehr tun 
rose er idnrade Ganz des Schiffes oder Bee 


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Dänemark (Gefchichte) 31 


ften Erwerb in ber Seeräuberei fuchten, und auf allen Meeren, wohin fie kamen, auf 
allen Küften des Oceans gefürchtet wurden. Als die Roͤmermacht zu zerfallen ans 
fing, da ward auch im Süden der Name von Dänen und Normännern bekannt, 
weil manche diefer Seehelden jegt an folchen Küften und Flußmuͤndungen landeten, 
die ehedem die Wachtfchiffe der Römer befehügt hatten. Normänner (unter diefem 
allgemeinen Namen begriff man Dänen, Schweden und Norweger) landeten in 
England 832 und ftifteten dafelbft zwei Reiche, ließen fich unter Rollo 911 auf 
ber franz. Küfte in der Normandie nieder, bevoͤlkerten die Säroer, bie Orkaden, die 
Shetlande, Island und einen Theil von Iceland, und zogen nach Spanien, Stalien 
und Sicilien. Wohin fie kamen, verbreitete fid) der Ruhm ihrer Waffen, aber 
auch, ihrer Wildheit, ihrer Raͤubereien. In ihrer Nationalverfaffung änderte ſich 
duch diefe Streifzüge wenig: fie blieb ein Foͤderativſyſtem mehrer Clane oder 
Stämme, deren jedes fein eigne® Haupt hatte, die zufammen unter einem Oberkoͤ⸗ 
nige ftanden. Erſt als die deutfchen Könige aus dem Stamme der Karolinger ſich 
in ihre einheimifchen Angelegenheiten mifchen wollten, zogen fid) die Stämme ens 
ger zufammen, und es fchieben fich Norweger und Dänen in zwei abgefonderte 
Staaten. Gorm der Alte unterwarf zuerft 863 Sütland, und verband Bis 920 
alle Eleine dänifchen Staaten unter feinem Scepter. Sein Enkel Son, ein fie 
gerifcher Fuͤrſt, bezwang 1000 einen Theil Nortvegens, und 1014 England; fein 
größerer Sohn Knud vollendete 1016 nicht nur die Eroberung von England, fon» 
bern befiegte auch einen Theil von Schottland, und unterwarf fid) 1030 ganz Nor⸗ 
wegen: unter ihm flieg die Macht Dänemarks aufihren höchften Gipfel. Staates 
klugheit bervog ihn zur Annahme ber chriftlichen Religion und zur Einführung des 
Chriftenthbums in Dänemark, das eine völlige Ummandlung der Nation ber 
vorbrachte. Knud, der 1036 farb, hinterließ feinen Nachfolgern ein mächtiges 
Reich, aber fhon 1042 ging England, und 1047 Norwegen verloren, Das bis 
nifche Reich fiel, durch innere Unruhen entkraͤftet, in die tieffte Ohnmadt. Mit 
Sven Magnus Eftritfon beftieg 1047 eine andre Dypaftie den Thron; aber das 
durch Svens und Knuds Kriege gegründete Lehnweſen raubte dem Meiche, unter 
diefer Dynaſtie, die, außerdem großen Waldemar, dem Throne keinen einzigen wuͤr⸗ 
digen Regenten gab, alle Kraft, und machte die Regenten von der Wahl der Bifchöfe 
und des Adels abhängig, flürzte den Landmann in Leibeigenfchaft, ließ den Ackerbau 
verfallen und gab den Handel ganz in die Geroalt der deutfchen Hanſe. Die Ks 
nige mußten in ihrem Hanbfäftningar (die erfte 1320) das Wahlrecht der Stände 
anerkennen; ber Reichsrath ſchraͤnkte ihren Willen ein, und vernichtete alles Gute, 
was von der Krone ausgehen kommte. Mit Waldemar IH. erloſch 1376 die männ> 
liche Nachkommenſchaft der Eftritfiden. Seine ſtaatskluge Tochter Margarethe 
faßte nad) ihres Sohnes Dlav IV. 1387 erfolgtem Tode das Ruder des dänifchen 
Staats, ſchwang ſich auf die Throne von Schweden und Norwegen, und ftiftete 
1397 die falmarifhe Union. Nah dem Abfterben der Negenten aus 
Skiold's Stamme wählten die Dänen den Grafen von Oldenburg; Cheiftian 
I., 1448 zum Könige. Dieſer Chriftian ift der Stammhalter der feitdem in un= 
unterbrochener Erbfolge regierenden koͤnigl. daͤniſchen Familie, aus welcher Rußland 
und Schweden in neuern Zeiten Regenten erhalten haben, und welche auch über 
Dldenburg herrſcht. Er vereinigte Norwegen, Schleswig und Holftein mit der 
Krone, war aber durch feine Capitulation fo gefeffelt,, daß er mehr das Haupt des 
Reichsraths, als der König eines freien Volks zu fein ſchien. Cine nod; härtere 
Capitulation mußte fein Sohn, König Sohann, 1481 in Dänemark beſchwoͤren; 
aud) in Norwegen ward feine Macht mehr eingefchräntt; Holftein und Schleswig 
theilte er mit feinem Bruder Friedrich. Johanns Sohn, König Chriftian I. 
(f. d.), der Böfe, ein graufamer, aber keineswegs unfähiger Fürft, fuchte die ernies 
drigende Abhängigkeit, worin er von den Ständen gehalten wurde, abzumerken, 


32 Dänemarf (Gedichte) 


aber er verlor daruͤber Schweden, weiches 1523 die calmar’fcye Union zerriß, v 
bald heruad) auch feine beiden andern Kronen. "Dänemark und Norwegen erhoben 
feines Waters Bruder, Sriedrich I., auf den Thron. Unter diefem Prinzen 
langte bie Ariftofratie völlige Oberhand; bie Leibeigenfchaft wurde geſetzlich, bu 
Reformation eingeführt, und Norwegen 1522 auf ewig mit Dänemark verbunde, 
Chrifttan III., fein aͤlteſter Sohn, theilte Schleswig unb Holftein mit feinen Brb 
dern Johann und Adolf, welder Letztere der Stifter des Haufes Holfteir 
Gottorp mwurbe, legte aber dadurch ben Grund zu langwierigen Samilienftreitig 
keiten. Ihm folgte 1559 König Friedrich DI. , der die Dithmarfchen bezwang und 
Liefland in einen Krieg mit den Schweden verwickelt wurde, ben der ftetti- 
ner Friebe 1570 endigte. Chriftian IV., feit 1588 König, mifchte fich in be, 
Hiährigen Krieg, und brach zu zweien Malen mit Schweden, das legte Mal nit 
fo fehlechtem Erfolge, daß Daͤnemark im brömfebroer Frieden 1645 Sämpteianh| 
Herjebalen jenfeits dem Gebirge, Gothland und Öfel, Provinzen, welche es noh 
feit ber Union behalten hatte, ganz, Hallanb aber auf 30 Jahre an Schweden ab 
treten mußte. Die Sehler der dänifchen Regierungsform und die Sebundenheit da 
Krone hatten hauptſaͤchlich das Unglück ber daͤniſchen Waffen herbeigeführt. Ei 
verfolgte fie auch in dem neuen Kriege, den König Friedrich II. 1657 mit der 
Schweden begann: in dem roffilder und Fopenhagner Frieden 1658 und 1660 
verlor es Schonen, Blekingen, Bahus, und das Eigenthum von Halland; diel 
bewirkte 1660 bie Aufhebung der reichsftändifchen Verfaſſung, indem felbft dr‘ 
Nation eine völlig abfolute Gewalt mit ber Erblicykeit der Krone in des Könige | 
Hände niederlegte. Daffelbe that Norwegen 1661. Der bänifche Adel wußte | 
jeboch ſich im Beſitze der wichtigften Staatsämter zu erhalten, und der Erfolg nt | 
ſprach nicht den Erwartungen von der neuen Staateform. Chriftian V. und Frieb⸗ 
rih IV. unterlagen in dem nordifchen Kriege; doch erlangte Dinemark nad: 
Karl AU. Falle, durch ben Frieden zu Friedrichsburg 1720 den Sundzoll von. 
Schweden und behauptete den Beſitz von Schleswig. Seit diefer Zeit genoß de | 
Staat einer langen Ruhe, aber bie Wunden, bie ihm fein Unglüd und feine fehler 
hafte Regierungsform geſchlagen hatten, vermochte das nun angenommene frieble 
che Syſtem nicht zu heilen. Daͤnemakk ift ein Staat, ber bei feinen wenigen Hälfte 
quellen nur durch weiſe Mäßigung und einen ſtreng geordneten Haushalt fein 
Selbſtaͤndigkeit fihern kann; einmal geftört, bebarf die Staatsmafchine, in Zolae 
des koſtbaren Militairetats, Lange Zeit zu ihrer Herftellung. — 1726 vereinigte 
Dänemark die Grafſchaft Ranzau, 1761 Holftein= Pıdn und 1773 HolfteinsGots 
torp mit der Krone ; für Letzteres trat es in einem Vergleiche mit Rußland bie 1667 
erworbenen Grafſchaften Didenburg und Delmenhorft ab. AufFriedrich TV. war 
1730 Chriftian VI. gefolgt, der 1746 die Krone feinem Sohne Friedrich V, hir 
terließ. Chriftian VII. (f. d.) nahm das Scepter 1766; feine Regierung mat 
eine Minifterregierung (ſ. Struenfee und Brand). Der jegige König 
Friedrich VI. (f. d.) ward in einem Alter von 16 Jahren fuͤr mündig erklaͤrt, 
und am 14. April 178% feinem gemuͤthskranken Bater zum Mitregenten gegeben, 
dem er nach deſſen Tobe 1808 als König folgte. Zufolge des mit Rußland ge 
fchloffenen Schugbündniffes drang ein bänifches Hülfscorpe 1788 in Schweden 
ohne Widerftand ein; aber auf Englands und Preußens Vorftellungen warb 2 
Wochen nad) dem Anfange ber Feindfeligkeiten ein Waffenſtillſtand gefchloffen, wels 
cher diefen frugytlofen Feldzug endigte, der den ohnehin verfallenen Finanzen 7 Mil: 
lionen Rthlr. gekoftet hatte. Gluͤcklicher behauptete Daͤnemark feine Iteutralität 
1792, al& die verbündeten Mächte verlangten, daß es an dem Kriege negen Krank 
reich Theil nähme. Dagegen verwidelte es fein Beitritt zur nordiichen Conven⸗ 
tion 1800 in einen Krieg mit den Briten, worin die daͤniſche Flotte am 2. April 
1801 bei Kopenhagen eine Niederlage erlitt, bie Tapferkeit der Danen aber dem 





34 Dänemarf (Statiſtik) 


nimm 339}, das ganze Reich aber mit feinen Nebenländern 2761 U M., tvove 
auf das unwirthbare Island mit der Küjte von Grönland 1705 DM. kommen 
Die Volksmenge vom eigentlichen Dänemark wird auf 1,230,000, die von Hab 
ftein und Lauenburg auf 370,060, die von Island im J. 1823 auf 49,269, der. 
Faͤroern auf 5300, und den übrigen Colonien auf 101,000 berechnet, ſodaß da}: 
ganze Reid) 1,750,000, nach andern Angaben 1,864,634 M. zählt. Die Ein: 
wohner, theils Diinen, theils Deutiche, reden Daͤniſch im eigentlihen Dünemakt, 
Norſiſch auf Jsland und Faͤroder, und Deutſch in der hochdeutſchen, plattdeutſcha 
und frieſiſchen Mundart. Unter den Bauern herrſcht keine Leibeigenſchaß 
mehr, aber doch Hörigkeit der Scholle im eigentlidyen Dänemark. Die Haupt 
infel Seeland (dan. Saͤlland) wird durd) den Sund (f. d.) von Schweden, di 
Inſel Fuͤhnen (dan. Fyen) durd) den großen Belt von Serland, und durch den kle 
nen Belt von der Halbinſel Juͤtland (din. Jylland) getrennt; die 3 Meerenge 
Öffnen den Zugang aus dem deutfchen in das baltiiche Meer. Das Land ift, bil 
auf einen mäßigen Landruͤcken, welcher Durch die Herzogthümer Läuft, vollig eben; , 
die Küften find flach, doch meiſtens gegen das Eindringen des Meere durch, Wattre ' 
u. fe w. geſchuͤtzt, und bedürfen bloß gegen das deutihe Meer Einftlicher Deicki 
der Boden befteht cheild aus Marſchen, theil aus Geeſt, und ift mäfig feuchebar.| 
Strichweiſe finden fi Moräfte und einige Waldungen. Durch unvorfichtige, 
Ausrotten der legtern, welche den nördlichen und norbweftlichen Küften Sütlan 
Schuß gegen die Meereswellen gewaͤhrten, find große, vorher urbare Strecken, ode 
Sandwuͤſten geworden. Die Kirche zu Skagen, in dem nördlichften Kirch 'piek 
Juͤtlands, liegt gegenwärtig faft ganz in dem vom Meere angefpülten Flugſande 
begraben. Erſt in neuern Zeiten ſucht man duch Anpflanzungen (Zannen, Bir 
ten, Pappeln u. f. w. Sandrohr oder Sandhafer) diejer Verwuͤſtung zu ſteuern 
wodurch bereits ein großer Theil jener Flugfandftrecden wieder in urbaren Stand ge 
fegt worden fein fol. Das Reich hat, außer dem Grenzſtrom, der Elbe, bloß Ki 
ftenflüffe ; es gibt mehre Binnenfeen, wie der Schall: und Ratzeburgerſee, beide 
im Lauenburgiichen, der Plöner = und Selenterfee in Holftein, und nıchre Mer 
bufen, worunter der Limfiord in Nordjuͤtland der anjehnlichfte iſt. Der Katte 
gat oder Skagerrack zwiſchen der jütländifchen und [chrordiichen Küfte wird von Cr. 
nigen auch als Meerbufen aufgeführt, hängt durch den Sund und die beiden Belt: 
mit der Dftiee zufammen. Das Klima ift meiftens gemäßigt, aber febr feucht 
Dänemarks Haupterzeugniffe find Getreide, Rapſaat, Tabak (4 Mil. Pf. groͤß 
tentb. ind Ausland verkauft) u. ſ. w.; Hanf und lache bifricdigen das Bedärf 
niß nicht vollig, ebenfo der Krapp, der übrigens vorzuͤglich gut gedeiht, und de 
Hopfen. Der Gartenbau wird im eigentlichen Dänemark vernachlaͤſſigt. Ere 
grad wird jlatt der Pferdehanre zum Polſtern genommen. An Waldungen ift 
Mangel, und das Holz theuer; aber an Torf ift das Land außerordentlid) reich, - 
und faft jedes Dorf hat feinen Zorfitih. Die Viehzucht allein liefert bedeutende ! 
Ausfuhrartikel, 3. B.: jährlich aus dem eigentlichen Dänemark 16,000 Pferde 
und 7000 Ochſen. Die Zahl des Hornviehes beſtimmt Olofſen ohne die Herzogthuͤ 
mer auf 1,484,000 Stüd; die Schaͤfereien (1,338,000 St., darunter an 20,000 | 
Merinos) find bedeutend, ſowie die Schweine- und die Federviehzucht. Das 
Wild hat abgenommen; wilde Schweine finden fidy nicht mehr. Die Fiſcherei, 
verforgt einen Thril von Norddeutichland mit Hiringen, Schollen, Schellfiichen, 
Auftern und Hummirn; 1816 gewann Dänemark für Kifhe 500,000 Ihr. 
Species. Aus dem Mineralreihe find Thon, Eifen, Kupfer, Alaun, Kate hi 
Segeberg und Salz (nicht hinreichend) aus den oldesloher Salzquellen anzumerken. 
Die wenigen Manufacturen find größtentheild in Kopenhagen und Altona ; die du: 
niſchen Handſchuhe, die aus Sütland kommen, find berühmt; aber die Zuckerraf⸗ 
finerien haben in den neueften Zeiten verloren ; Handel, befonderd nach Weftindien 


| 


Daniel ('Proppder) 35 


und Schifffahrt fangen voieder an fich zu heben; der holfteiner Canal verbindet die 
Oft: und Nordſee. Die Octroi der afiatifchen Compagnie wurde 1812 auf 30 
Fahre nach dem Frieden verlängert; allein ihre Actien find im Werth gefallen. 

Daͤnemark enthilt jest ohne Island und die Färoer 100 Städte, 37 Mfl., 
2305 Kirchfp. mit 1099 Edelhöfen und 5500 Dörfer. Das eigentlihe Daͤne⸗ 
mare ift in 7 Stiftsämter: Seeland, Fühnen, Lanland, Aalburg, Aarhuus, 
Ribe und Wiborg, abgetheilt; die Herzogth. Schleswig und Holflein werden von 
einem Staithalter, und Lauenburg von einem Landdroften verwaltet; Island und 
bie Säroer flehen unter einem Stifteamtmann. Die Monardie ift uneingefchräntt ; 
ihre Grundgefege find die Souverainetätsacte, das Königegefeg von 1665, und das 
Eingeburtsrecht. Die Krone ift in männlicher und weiblicher Linie erblih. Der 
erftgeborene Sohn des Königs heißt Kronprinz; die uͤbrigen Prinzen von Geblüt 
heißen Prinzen von Daͤnemark. Die Refidenz ift Kopenhagen; der Zitel feit dem 
1. San. 1820: König zu Dänemark, der Wenden und Gothen, Herzog zu Schles⸗ 
wig, Holftein, Stormarn, der Ditmarfchen, und zu Lauenburg, wie auch zu Ol⸗ 
denburg. Die Ritterorden find der vom Elephanten, und der vom Danebrog 
(Reichsfahne), von welchem die Danebrogsmaͤnner die legte Glaffe ausmachen; nod) 
gibt ed mehre Ehrenzeichen. Stände gibt e8 im eigentlichen Dänemark nicht. 
Das hoͤchſte Staatscollegium ift der Öcheime Stuatsrath, unter deffen Leitung die 
gefammten innern Angelegenheiten feit 18314 fichen. Die herrſchende Reiigion tft 
die lutheriſche, mit ungekraͤnkter Duldung der übrigen Neligionsparteien, aud) der 
Juden. Es gibt 8 Bischöfe; unter diejen flehen die 7 Stiftspsöpfle und 1097 
Prediger. Island hat feinen eignen Biſchof; die 3 Herzogthiimer haben 2 Ges 
neraljuperintendenten, 4 adelige Convente großen Einkommens, und 493 Pres 
diger. Für die geiftige Bildung gibt es 2 Univerfitäten (Kopenhagen und Kiel), 
1 Kunſtakademie, 1 koͤnigl. Societät der Wiffenfchaften, 1 Ritterakademie, viele 
beiondere Anftalten und mehre Gelehrtenvereine, 40 gelehrte Schulen, 13 Schuls 
lebrerfeminarien, an 150 Schulen des wechfeljeit. Unterr. u. ſ. w. Die Staatseins 
kuͤnfte betragen 84 Mil. Thlr. und ihre Aufbringung drüdt die Untertbanen , bei 
der Wohlfeilheit aller Kandeserzeugniffe, ſehr; der Sundzoll bringt noch jekt an 
500,000 Thlr. ein. Die Staatsſchuld beläuft fi) muchmaflich in Sitber auf 
10 Mitt. aufere, und 100 Mi. Rbthlr. innere Schuld, mit Einſchluß zwei neuer 
Anteiben in Hamburg und in London. Die Circulationsmaffe der Vankzettel bes 
trug 1823 etwas Über 21,325,000 Rothlr.; das Papiergeld ftcht etwa zu 40 
Procent gegen Eingende Münze, und hat der Bankthlr. in Sitber 96 Schill., und 
14 Mark hbamb. Banco Wirth. Das Vermögen der Bank (die erften 6 Procent 
im Werth eines jeden Grundſtuͤcks im Reiche Dänemark find 53. Th. von den 
Sculdnern abgetragen, und werden bis zum Abtrag mit 64 Procent der Bank jührs 
lich verzinfet) iſt ſehr anſehnlich. Die Landmacht beftand 1523 aus 30,533 M. 
ohne die Miliz und Landwehr. Das Seewefen ſteht unter dem Admiralitaͤts⸗ und 
Commiffariatscollegium. 1826 zählte die Flotte 4 Linienſch, 7 Freg., 4 Cors 
vetten, 9 Briggs, 1 Schooner, und 80 Kanonirichaluppen. ©. F. Thaarup's 
„Statiſtik der daniichen Monarchie” (Kopenh. 1812 fg., 6 Th.), und defien „Ans 
leit. 3. Kennen. des dänischen Handelsrecht und Überfidht der Handelsſtatiſtik“ 
Kopenh. 1823). 

Daniel, ber Prophet, Zeitgenoffe des Ezcchiel, von vornehmen hebräifchen 
Geſchlecht, ward in feiner Jugend (600 vor Chr.) gefangen nach Babel geführt, und 
an dem babyloniſchen Hofe für den Dienjt des Könige Nebukadnezar eriogen. 
Mach drei Sahren trat er dieien Dienjt an, den er ohne Verlegung feines Gewiſ⸗ 
fens und mit Ruhm verwaltete. Bine Verordnung des Könige, der er nad) feis 
nen Religionsqrundſaͤben £eine Genuͤge leiften konnte, brachte Ihn in die Loͤwen⸗ 
zrube, Durch die Vorjehung wunderbar erhalten, lebte er hernach RENE NS, 

,* 








38 Daniſche Sprache, Literatur und Kunft | 


ſiſche Sprache in der That die daͤniſche geweſen, welche die Irlaͤnder rein erhalten 
haben. Die erjten Bilder dieſer Sprache waren wol, wie in Schweden und Nor⸗ b 
wegen, die Skalden, welche in rein germanijchen Mundarten dichteten, und den 
Fürften und Führern überall folgend, die Götter und Thaten ihrer Nation In reim ı 
loſen Berien fangen. Nach der Einführung des Chriftenthums (um 1000) baue: ! 
ten nur nod) die hiftoriichen Gefänge fort (bis 1265). Zur Einführung beffelben 
in Dänemark, womit zugleich) die Schreibekunft vekannt wurde, legte der deutſche 
Miſſienair Anſchar (fe Ansgar) den Grund. Knud (Kanut) der Örofe (1015 
bis 1036), vorzüglich durch feine Gemahlin Emma zu großem Fifer für das Chris 
ſtenthum und zur Freigebigkeit gegen die Geiftlichen bewogen, ſchickte angeliächfiick 
Lehrer nad) Dänemark, fliftete die Visthuͤmer Echonen, Seeland und Kühne, 
und breitete auch im übrigen Norden das Chriftenthum aus. Er fuchte Dandd ' 
und Gewerbe zu befördern, ließ neue Münzen prägen, und gab beftimmtere Ge 
ſetze. Gleich nad) dem Chriſtenthum kam, befonders ducd) franz. Ritterzuͤge, auch 
das Ritterthum nad) Skandinavien, und verbreitete ſich Leiche bei feinen zu kühne | 
Unternehmungen und Abenteuern aufgelegten Bewohnern. Am däniichen Hof 
waren Nitterfpiele etwas fo Gewoͤhnliches, daß jeder Fremdling, der ihn befudhte, 
mit den Hofleuten eine Ranze bredyen mußte. Die Dänen nahmen ſchon an ir 
erften Kreuzfahrt Antheil. Diefer neue Geift der Mitterfcyaft mußte auch auf 
die Doriie einen guͤnſtigen Einfluß haben. Das Altefte, was uns aus der däni- 
fchen Poeſie noch übrig ift, ifE dad Epos von den SEntdingern, welches zuerſt Thor 
£elin vollfiändig herausgab („De Danorum reb. gest. secul. III. et IV. poema 
dan. dialect. anwlosaxon. ete.“ Kopenh. 1815, 4.). Aus viel fpäterer Zeit (16. 
Jahrh.) ift die Sunimlung der von Wedel und Syv und zulegt von Abrahamſon, 
Myerup und Rahbeck 1812 — 14 in 5 Th. herausgegeb. Kaͤmpferweiſen und fie 
besrtomanzen (Kjempevifer und Elskovsviſer), welche der um die nordiiche Poefe 
verdiente W. L. Grimm („Altdaͤniſche Heldenlieder, Balladen und Märchen“, He: 
deib.181 1) verdeutſcht hat. Auch haben Nyerup und Rahbeck eine auserleſene Samm⸗ 
lung ungedrudter dänischer Gedichte des Mittelalter mit wichtigen Anmerkumgra 
vor &urzem herausgegeben. Zwar ift ihr portifcher Werth ungleich, aber Die meiften 
enthalten wahre Maturpoefie, und find volksthuͤmlich. Die neueften dänifchen 
Dramatiker haben aus diefer Fundgrube manchen Stoff geholt. Unter den Heb 
benliedern druten mehre auf den Cyklus unfers alten Heldenbuchs (f. d.) hin. 
Die erften daͤniſchen Hiftoriker find Sueno (Svend) Aagefen (um 1188), und 
der bertihmte Saxo Grammaticus, eigentlich Lang, aus Schonen (ft. 1204), welche 
beide auf Veranlaſſung des Erzbiſch. von Lund, Abfalon, Erfterer eine kurze Ge 
fchichte der daͤniſchen Königevon 300 — 1136 („„Suenonis Argonis opuscula®, : 
ed. Stephan. Sora, 1642), Zegterer eine ausführt. Geſchichte Daͤnemarks (,‚Histo- 
riae libb. XVI.““, ed. Stephanius Sora, 1644; Klotzius 1771, 4.) bie 1186 in , 
16 Bbn. in einer forgfältigen latein. Sprache fehrieben. Die Neformation, welche } 
(1527) vom Hofe ausging, mehr aber noch die Ausdehnung des Handels, hatten ! 
großen Einfluß auf die daͤniſche Bildung. Durch die Reformation murde der ger : 
manifche Charakter der Literatur in Dänemark begründet. Deutfche gewann | 
entichiedenen Einfluß auf Kirche und Literatur; Dänen ftudirten in Deutfcdyland; ı 
Deutſch war die Sprache des Hofs; Lateiniſch die Sprache der Gelehrten. Die | 
ſchriftſtelleriſchen Verſuche in der Landesſprache maren noch unbedeutend. Merk 
wuͤrdig IfE eine der lutheriſchen nachgebildete Überfeg. des N. X. (1524). Erftim ! 
16., mehr noch im 17. Jahrh., bildete ſich die diniihe Sprache zur Bücher 
fprache, und zeichnete fi) durch melodifhe Sanftheit und Wohllaut, ebenfo wie 
durch kraͤftize und entfprechende Bezeichnung des Adftracten aus. Doch ſcheim 
auch gegenwärtig Die poetiſche Sprache die Profa noch weit hinter ſich zu laſſen. 
Die erſte daͤniſche Sprachlehre wurde von Eric, Pontopidpan (Ropenh. 1668) ab: 


—. 








D Danneder 


Lehrers Suibat (fie erſchien im Druch ficherte.ihm den wohlverdlenten Ehren 
Die Eompofition jenes Milon verwirft Danneder noch auf den heutigen Tag 
Im Übrigen quälte er ſich Inge zum Theil mit unfruchtbaten Arbeiten für die 
ſchaft ab, und füllte den Marmorfaal des futtgarter Schloffes, und das € 
zu Hohenheim mit Kinderfatuen und Karpatiben, die zum Theil noch vorh 
{et Doch unterzog er fich gern jeber Arbrit, um ſich babucd; die Etlaubn 

teifen® zu erringen. In dieſer Akademie ſchloß D. eine innige Freundſcha 
einem. ihrer berihmteften Zöglinge, mit Schiller, dem feine Kunſt in fpÄtere 
ein Monument ftiftete. Zu gleicher Zeit mit Ihm verließ er bie Akademie 1 
umd wurde vom Herzog als Hofbildhauer mit 300 Fl. jähel. Gehalt ange 
Drei Jahre fpäter folgte auch die Verguͤnſtigung, nad) Paris zu reifen, 4 
ohne weitere Unterftügung , als daß fein Gehalt fuͤr da6 zweite Jahr in Pari 
400 51. erhöht wurde. Mit diefen geringen Mitten teilte Danneder 17 
Buße nad) Parks und traf dort mit einem andern Zögling der Karlsſchule, 
verdienten Hofbildhauer Scheffauer, zuſammen. Die Liebe zur Kunft ba 
jungen Männern die haͤrteſten Entbehrungen fröhlich ertragen, und die Anf 
ve koͤſtlichet Bildwerke ließ fie oft den Hunger vergeffen. D. fand hieran 
berähmten und tedlichen Pajou einen treuen Meiſter. Indeſſen beſchaͤftigt 
in Paris mehr das Studium ber Natur, als daß der reinen Form; und eben 
ſes lleß ihn an eigne Arbeiten noch gar nicht denken. Nur ein einziges DR 
einen figenben Mars halb Lebensgröge, fandte er als Zeugnif feiner Stubiem 
Stuttgart ein. — 1785 verlieien Danneder und Scheffauer gemeinfchafttich 
ris, und wanderten zu Fuße nad) Rom. Anfangs ſtand hier Danneder jie 
allein; In der Folge lernte er Canova (geb. 1757) kennen, ber damals [her 
gefangen hatte, berühmt zu werden, und mit Ganganelli's Monument beſch 
war. Diefer gewann den deutſchen Künftler lieb, war ihm in feinen Ge 
förderlich, befuchte ihn öfters bei einen Arbeiten, und erfreuete ihn mit feine 
tie Während Göthe's zweijährigen Aufenthalts in Nom (1786 — EEE 
Dannecker die erfte Bekanntſchaft diefes Dichters; auch letnte er hier Driee 





Hnlich kennen. In Nom fuͤhete Di, von Stuttgart aus beaufttagt / feinen 
Arbeiten in Marmor aus, eine Ceres und einen Bacchus. Die Folge diel 


Donusder - 49 


⁊ durch diefe letztern Werke errungenen Meiſterſchaft ſchlen die Produckts 
13 Kuͤnſtlers · zu ſtelgern. Beſonders trat er nun als Portralteur auf. 
aber hatte er die Buͤſten des Herzogs Friedrich Eugen und feiner Gemah⸗ 
jest im Beſitz der Kaiſerin Mutter von Rußland) gefertigt. Dazu kam 
zuͤſte des Erzherzogs Karl in cararichem Marmor nach bem Leben. Von 
runde Schiller war ſchon bei deſſen Aufenthalt in Stuttgart 1797 eine 
h der Natur, in Lebensgröße, entflanden. ine zweite koloffale, in cas 
Marmor, ſchuf der Künftler, von Liebe und Schmerz begeiftert, nach dem 
Singers. Diefe Büfte ziert Dannecker's Atelier, und nur Gypsab⸗ 
ı davon in die Melt ausgegangen, deren einer die Univerfitätsbibliothef im 
tfhmicht. Auch hat er fie für den Grafen von Schönborn s Wiefentheid 
t Ein dritte Buͤſte von Schiller fertigte der Künftler fpäter für den 
um von Baiern; fie ift zwiſchen dem Eoloffalen Daß und Lebensgröße. 
chen arbeitete er fpäterhin die Büfte Gluck's und Friedrichs des Siegrei⸗ 
false in Marmor, und fiir den verft. Großherzog von Baden die Buͤſte 
etgaͤngers und Großvaters. Im SI, 1808 drohte ein fehr vortheilhafter 
h München den Kuͤnſtler feinem Vaterlande zu entreißen, aber bie Liebe zu 
ad den Seinigen hielten ihn, bei einer mäßigen Entſchaͤdigung von Sei⸗ 
Staates, zuruͤck. Nach mancherlei Zwifchenbefchäftigungen wärd endlich 
a8 Bacchusbraut auf dem Panther reitend, in Marmor angefangen 
mb 1816 an den Herrn von Bethmann in Frankfurt abgefandt, der e6 
mfgeftellt hat. Zu der Waffers und Wieſennymphe am Baſſin des obern 
t uttgarter Anlagen in Sandflein verfertigte D. 1809 bloß das Modell. 
den Grafen Zzechinj verfert. Baßrelief: die tragifche Mufe, welche ſich 
Diſe der Geſchichte fügt (3%. 4” hoch, 1° 10” breit), hat er 1825 wies 
— Bu einem neuen Werke veranlaßte den Kuͤnſtler König Friedrich etwa 
En Amor, deffen Stellung der Monardy fo angab: das Haupt zur Erde 
Hte der Fleine Gott, nach geleertem Köcher mit abgefpanntem Bogen in 
Verlegenheit dargeftellt werden. Aber der Künftler dachte fich den Mo⸗ 
tiſch und legte, ohne der Aufgabe ungetren zu werben, eine idealere Bes 
ndu8 Bild. Unter feinem Meißel ward es der himmliſche Amor, darges 
m Augenblide, wo Pſyche das gluͤhende Di auf feine Schulter hat fallen 
Yer englifhe General Murray fah diefes koͤſtliche 1814 in Marmor fertig 
Bildchen, und wünfchte er für fih in Marmor wiederholt. Statt dies 
h zu erfüllen, erbot fi) Danneder, ihm einen Pendant zu verfertigen. 
d feine Pſyche, in der er die himmliſche Unfchuld, ein rein = fittlic) = ſin⸗ 
m — nad feinem eignen Ausdruck — darfiellen wollte. Dies Mars 
ard ſpaͤter von D. für den regierenden König von Wuͤrtemberg wicder⸗ 
u Des gelungenften Büften gehören noch zwei vom verft. König Fried⸗ 
prechend ähnliche von Lavater, die des Prinzen Paul von Wuͤrtemberg, 
Antikenkopf, Lie der verwitweten Großherzogin von Baden, Stephanie, 
ei Büften der Königin Katharina von Würtemberg (für den Herzog von 
, für ihre Söhne und für ihre Töchter), wozu das Modell nach den Les 
. Sept. 1318 angefangen warb. Nicht minder glüdlicy ward die Büfte 
z Wilhelm von W. ausgeführt, und die des ruffifchen Generals Freih. 
ndorf, Gefandten am würtemb. Hofe, fowie die der verft. Gemahlin 
Seitdem verfertigte D. eine Figur für das Grabmal des verft. Ders 
denburg, erſten Gemahls der verew. Königin Katharina. — Was aber 
die Phantafie und das Studium des Künftters 8 Jahre lang ausſchließ⸗ 
seucd) genommen hat, ift fein Chriftus, deffen Urbild der Kuͤnſtler einem 
Traumgeſicht verdankt, und wozu die Eleine thönerne Skizze 1816 ent⸗ 
ieſes Foloffale Marmorbilb warb 1824 vollendet und nach St.⸗Peters⸗ 





46 Dante Allghieri 


burg am die Kalferin Mutter von Rußland abgeſchickt, die es dem Kaifer AU 
als Geſchenk gab. D. wollte In diefem Werte den Mittler zwiſchen Gott u 
Menfchen darftellen. Sollte Chriftus überhaupt ein Gegenftand für die plı 
Kunft fein, fo mußte das Menſchliche feiner Natur vorherrfchen, das G 
tonnte nur angedeutet werden. Denneder hat dies beſonders in Hauptfot 
Stirnwoͤlbung gelegt, und dadurch den Ausdruck der Gottmenſchlichkeit fo gl 
wiedergegeben, daß der antike Jupiterskopf dagegen gehalten, unwillkuͤrlich 
göttlichte Thierhelt und an einen aufgerichteten Loͤwenk opf erinnert. Das B 
thum aber ift ungemein tief und geiftig durch das Emporwinten mit ber $ 
während bie Rechte auf die Bruſt zeigt, und durch das leichte Emporſtrebe 
Falten des Gewandes angedeutet, das bei großen Einfachheit, und el 
6 den ganzen Körper umbuͤllt, doch ſeht weich und unkoͤrperlich erfcheint. 
Nackte wollte der Kühfier vermeiden, weil es ihm mit der fittlichen Witcdell 
und feiner Religion unvereinbar ſchien; er ließ ſich felbft dutch die Bemerh 
Thorwaldſen's, der das Modell in D.’S Werkitatt betrachtete, nicht von berfl 
tigen Aufgabe, die er ſich im Faltenwurf des Langen herabfliefenden Leil 
ſeht, abſchrecken. Übrigens ging der Arbeit ein fortgefektes Studium 
Schrift zur Seite, und er benupte jede Stelle, die eine Andeutung uͤber died 
Geſtait des Heren zu enthalten fcheint; fo beftimmte ihn der Bericht des — 
Kms, daß Chriſtus fein Kreuz nicht ſelbſt tragen konnte, den Bart, der 
und Eräftig mit flammenden Lichtern auf dem Gopsmodell ausgedrückt iſt, im 
mor weit weicher und flaumiger zu geben. Auch die Augen- find quelienda 
Lippen beredter geworden. Es iſt kein Ztweifel, daß er aufdiefes Merk 
fien Stu it und, wenn wir fo fügen dürfen, Frömmigkeit 
Seitdem befehlftigte ihn 1825, die 7 8: hohe Statue des Evangeliften 

(für die koͤnigl. Gapelte auf dem Nothenberg). Auch wiederholt er fein Chr 

in derfelben Größe von weißem Marmor. &o arbeitet D, unermuͤdet vom) 
Morge bis zum Abend mit Jünglingskraft im Dienfte der Muſe fort, 

in Motiven und Eompofition, das Sinnteiche dem Phantafieteichen vı 





voll Wahrheit, Natur und Leben, ift fein Genius dem der Alten verwandt) 
net, an deren Stubium er ſich emporgebilbet hat, und die Nachbarfchaftie 


Dante Alighieri | 4 


und an die Höfe verfchicdener Monarchen. Cr verheirathete ſich um 1291 
mma, der Tochter des Manetto Donati, mit der er mehre Kinder zeugte. 
Ehe war nicht glüdtich, und Gemma trennte fid) von ihm. Dante wurde 
ju dem ehrenvollen Amte eines der Prioren oder oberften Magiſtratsperſonen 
Vaterſtadt erhoben; jedoch zu feinem Ungluͤck. Florenz war damals durch 
tim der Bianchi und Meri (der Weißen und Schwarzen) entzweit. Die 
1, ald die ſchwaͤchere, fuchte Huͤlfe bei dem Papſt Bonifaz VIII. Diefer bes 
‚ dan fi) Damals in Kom aufhaltenden Bruder Philipps IV. von Frankreich, 
wu Valois, nach Florenz zu ſchicken, um die dortigen Unrnhen beizulegen. 
twiderfegte fich als Prior diefem Vorhaben, weil er davon gefährliche Folgen 
eörriheit des Staats fürchtete, und ward dafuͤr 1302, fammt den Hauptern 
laachi, verwieien und feiner Güter beraubt, da er die ihm auferlegte Geld⸗ 
von SNOO Fire nicht bezahlen fonnte. Sein Leben war nun eine fait ununs 
hme Kette von Widerwirtigkeiten. Er und feine Ungluͤcksgefaͤhrten traten, 
Agige behaupten, auf die Seite der Gibellinen oder Anhänger des Kaiſers, 
deſſen Huͤlfe allein fie hoffen Eonnten, in ihr Vaterland zuruͤckzukehren. Bes 
dsson find zahlreiche Stellen in feinem Gedichte, welche die bitterfien Angriff? 
@ Oberhaupt der Kirche enthalten. Dante lebte zunaͤchſt einige Zeit in Arezzo; 
1304 der Berfuch der Binnchi, ihre Ruͤckkehr nach Florenz zu erzwingen, 
fhlagen war, verlieh er Zoscana, und nahm feine Zuflucht zu Alboin della 
am Verona, ber fich durch die ausgezeichnete Unterftüpung, welche Talent 
Bndienft bei ihm fanden, unter feinen Zeitgenoffen den Namen des Großen 
ben batte. Aber Dante's Gemüth, in jleter Unruhe und Erwartung feiner 
Meufung, konnte, wie Petrarca erzählt, feinen Unmuth und feine Bitters 
KR vec feinen Wohlthätern nicht verbergen, und darin fcheint der Grund zu 
B, dej et nirgends eine bleibende Stätte fand. Daher fcheinen über die Ehre, 
We „Dirina commmedia“ in ihrem Mauern entftanden fei, mehre Städte Italiens 
wjsfennen. Außer verjchiedenen italienifchen Drten befuchte er aud) Paris. 
wfchte endlich, durch Kaiſer Heinrich VII. wieder nach Florenz zu gelangen, 
üb er cin Werk uber die Monarchie („‚De monarchia‘‘, Baiel 1559, und im 
k ber venet. Ausg. ſ. Werke) fchrieb; aber auch biefe Hoffnung fchlug 
Seine legten Jahre verlchte er zu Ravenna bei Guido Novelio da Palenta, 
Neſer Etadt, der als ein Freund der Mufen ihm gern Schuß gewährte. Hier 
ram 14. Sept. 1321, und ward in der Kirche der Minoriten begraben, wo 
roenstinnifche Patricier, Bernardo Bembo, Vater des bekannten Cardinals, 
an prächtiges Denkmal errichten lief. Die Fiorentiner, die ihren großen 
sger ausgeſtoßen und verfolgt hatten, beeiferten fich jegt, ihe Unrecht zu fühs 
Wem fie jeinem Andenken die Verehrung erwieſen, bie fie ihm felbft verfagt 
‚ &ie ftelten fein von Giotto gemaltes Bild öffentlich auf, foderten, wie⸗ 
eblich, feine Ajche von den Ravennaten, und beioldeten .cinen Gelehrten, 
entiiche Vorleſungen über fein Gedicht zu halten. Boccaccio fhilderte ihn, 
t,Vita di Dante“, ale einen Mann von ernficm, aber fanften und feutfeligen 
ter; ganz andere dagegen Giovanni Villani. Won fechs Kindern, die Dante 
6, haben feine beiden Älteften Söhne, Pietro und Jacopo, ſich als Gelehrte 
I gemacht, und u. A. einem Gommentar ber das Gedicht ihred Vaters ges 
n, der jedoch nicht and Licht getreten ift. Dieſes große Gedicht, welches 
12 gegm 60 Ausgaben erlebt, und eine Menge von Commentatoren gehabt 
nfapt gewilfermaßen das All der Welt, und it, wie dieſes, unendlich und 
mölih. Dante's ernſtes Gemuͤth, genihrt von dem Geifte der Alten, von 
les in bie Tiefen der Scholaſtik eingeweiht, durchdrungen von dem reinften 
t Liebe, die es ſchon früher in feiner „„ Vita nuova“ (uͤberſ. von $rdr. v. Oeyn⸗ 
2p;. 1824), der in Profa abgefaßten Gefchichte feiner erften Jugendliebe, 





48 Dante. Milghleri 


und in feinem „„Amoroso oonvivio® ausgeſtroͤmt hatte, fang in frommm 
rung, wie das Irdiſche, geläutert durch Chriftenthum, in ben ewlgen U 
Gefchaffenen zuruͤckkehrt. Im drei Theilen ruht das ganze Gedicht, der» 
Fegefeuer und dem Paradies, von benen man richtig den erften plaſtiſch 
ten maleriſch und ben britten muſikallſch genannt hat. Denn wie in de 
Geſtalten mit unerfhöpflicher, feibit das Äußere nicht fcheuender Kühn 
bildet und gerundet find, fobaß nur des Dichters ordnende Seele durch t 
hinzieht, fo ſchließt ſich im Fegefeuer das Reich der Karben auf, bie im 
Alles Inı reinem Lichte ftrahlt. An das Sedifche hingegeben, ja ange 
Erdſcholle ſich nicht entwindend, liegt bie menſchliche Natur in dem erften 
Zrieb und ihre Schöpferkraft erfchlittert eine Wett im zweiten, und im dri 
geniefit fie der zuhigen Vollendung, wie bie Homerifchen Götter im Olyn 
hazdt (Verſuche ber den Charakter der italieniſchen Dichter", 1. Bd.), € 
den „Horen“ von Schiller) und Boutertoef („Befchichte ber ſchoͤnen Wiffe 
Bd. 1. ©. 61. fg. ff.), welcher Iegtere mit einer gewiſſen elgenfinnigen P 
gegen das Gedicht eingenommen ift, indem er auf höchft profaijche Mei 
Seltfamleit hervorhebt, haben fortfchreitende Inhaltsanzeigen des Ganzı 
Die Benennung „‚Commedia‘* gründet ſich auf eine Vorftellung Dant 
Formen der Wohiredenheit, welche ihm, wie er in feinem, zuerft wahrie 
teiniſch gefchriebenen Werke: „De vulgari eloquentia“, angibt, tragij 
und elegifdy war, fodaß, was er Tragödie nannte, anfıngs wunderbar 
zuletzt aber graufend und ſchrecklich wirdz was ihm Komoͤdie hieß, von ein 
Beginn zu einem glüdlichen Ausgang fortfchreitet. Diefem angemeſſen 
der Styl fein, und feine Umbildung ber Sprache mochte mithin, wie di 
des-Stoffs, diefe Benennung veranlaffen, welche nun nicht mehr befrei 
wenn man fie gegen eine Stelle im Parabiefe hält, wo er das Gedicht 
nennt, an weldyes Himmel ımb Erde Hand gelegt haben. Das Beim 
aber wurbe fpäter von Andern Hinzugefügt ; in den äiteften Ausgaben wirl 
ter feibft mit dem Beitoorte „il divino“* oder „‚ilteologo** belegt, Unwuͤrd 





uns Übrigens, in Dante’s aͤußerer Lage die erfte Veranlaffung zu biefei 
aufzufuchen. Beiläufig ift hier audy die, ſchon von Bottari (1753) v 
* —* — 


Danten 49 


Romanls, worin Alberico's Viſſon gleichfalls abgedruckt iſt. 1821 
mtoni die „„Divina commedia‘ angeblich nad) einer von Boccaccio vers 
mdfchrift heraus. in ital, Sprachichrer zu Paris, B. Bagioli, gad 
£ „Divina commedia‘‘ nach der Crusca heraus, nebſt e. guten Com⸗ 
khle.). Dante's ſaͤmmtl. Werke find erfchienen, Venedig bei Zatta, 
8, 5 Bde, 4. 8.8. Kannegießer hat eine Überf. und Erklärung dee 
tomödie, in 3 Bdon. (Leipz. 1814 — 20), geliefert, welche er zum 
de bearbeitet, 1825 herausgab. Streckfuß fing feine Überfegung ſeit 
rauszugeben. rüber hatte A. IB. Schlegel an bem angef. D. Proben 
ſchen Überfegung geliefert, und lange vor ihm Bachenſchwanz eine volle 
ſ. in Prof. Ganz in Dante's Leben verflochten find feine herrlichen 
dichte, Sonette und Canzonen, und des Dichters nicht minder würdig. 
ift noch fein in einer männlichen Profa gefchrichene® Gaſtmahl („II con« 
n Werk, von welchem felbft Bouterwek fagt, ed fei werth, den beffern 
8 Altertum an die Seite geftellt zu werben. Es enthält den Kern fets 
sten Kenntniffe und Anfichten, und erläutert dadurch feine Porfien und 
s Leben. Bon diefen Convito beforgte 1826 der Marcheſe Trivulzio 
be. neue Ausg. Zu den gründlichften neuern Forfhungen über Dante 
e Auffäge des D. Witte im „Hermes“ und in den „Schlef, Provinzials 
825. 1826 erfchien eine deutiche Überfegung ſaͤmmtl. Heinen Gr 
te'svon Karl Ludw. Kannegießer, Wilh. von Luͤdemann und Karl Witte 
gleitet von einem Commentar. — I. Pietro Vincenzio aus berh 
t der Rainaldi, erhielt den Namen Dante, well er in der Poefie dieſem 
un ſtrebte. Cr und feine Familie find in dee Mathematik berühmt 
. Wahrfcheinlich gehört In diefelbe Familie IE Giov. Battiſta 
we Perugia, auch unter dem Namen Dädalus, wegen feiner großeh 
ka Geſchicklichkeit, bekannt. Er machte ſchon im 15. Jahrh. den Were 
sen, und flog einige Mab uͤber den See von Perugia. M _ 
aton (George Jacques), Abvocat, geb. 1759, enthauptet d. 8. April 
Yirfer Mann ſpielte in den erften Jahren dee franz. Revolution, die ee 
derte, eine fehr bedeutende Rolle, Sein Äußeres war ungewoͤhnlich und 
Erin Wuchs war Eoloffal, feine Umriffe athletiſch, feine Züge har, 
widrig, feine Stimme erichütterte das Gewölbe des Sigungsfaals, feine 
keit war heftig, feine Bilder und feine Einbildungsfraft waren ebenfr 
ie feine aͤußere Geſtalt, vor welcher Jedermann zuruͤckſchreckte, und, wie 
ich ausdruͤckte, felbft die Freiheit zitterte. Diefe Eigenfchaften halfen Ihm 
innen, und man fah ihn, wie Robeöpierre, der Dictatur mit Stetigkelt 
gen. Nach Ludwigs Verhaftung zu Varennes prafibirte er in der Vers 
des Marsfeldes, wo die Entthronung ded Königs verlangt wurde, 
warb er zum Gehuͤlfen des Procurators der pariſer Gemeinde ernannt, 
yen in der Hauptftadt wuchs 1792 ; er half bie Exeianiffe des 20. Juni 
ınd leitete die vom 10, Aug. cin. Nach Ludwigs XVI. Sturze ward 
Birglied des einftweiligen Vollziehungsraths, erhielt das Juſtizdepar⸗ 
driß die Ernennung der Agenten bei den Heeren und in ben Departemen⸗ 
wodurch er in den Stund gefeßt wurde, ſich viele Creaturen zu verſchaf⸗ 
Geld floß von allen Seiten in die Hände des Minifters, und aus dies 
verſchwenderiſch als Sold für Verbrechen und Werbegeld für Parteis 
de. Man beſchuldigte ihn geroiß nicht mit Unrecht, aus Fanatismus 
nberbiuticenen vorbereitet zu haben. Cr bebiente fich der Achtung, 
Schrecken jeden Gedanken bes Widerftandes von Seiten ber Royaliften 
lagen. Den 3. Sept. verbreitete der Einmarfch der Preußen in die 


ollgerarine. B in d d iß unter dei 
ir. iebente u 1 es Hauptſtadt, un — “ 





50 Danzig 


Reglerungemitgliebern. Alle Mintfter, bie ausgezeichnetſten Deputirten, 
Wobeßpierre felbft, der damals Briſſot fürchtete, verfammelten ſich bei Di 
der allein Muth behielt, das ganze Ruder der Gewalt an fich ri, die Ver 
gungsmaßtegel, welche alle waffenfähige Sranzofen an die Grenze gegen die { 
trieb, anorbnete und die Verlegung der Verſammlung jenfeits der Loire verhin 
Danton zeigte bier einen erhabenen Muth. „Betrachtet mich“, tiefer aus, 
Natur hat mir das finftere und derbe Antlig der Freiheit gegeben. Ich ii 
meinem Gehirne Huͤlfsmittel, die den Exdkreiß zittern machen können. Dei 
terland ift in Gefahr; um es zu retten, gilt es Kuͤhnheit, immer Kühnbeit, 
nichts als Kühnheit”. Won dieſem Zeitpunfte ſchreidt fich ber eingerurzeltz 
ber, den Robeöpierte gegen ihm mährte ; er konnte ihm nie die Überlegenheit ĩ 
ben, die Danton damald über Ihn an den Tag gelegt hatte. Genöthigt, Br 
haft von den geheimen Ausgaben feines Minifteriums abzulegen, behaupte 
daß fi in Revolutionszeiten die Ausgaben nur in Maffe berechnen liefen 
ſtimmte für die Todesſtrafe gegen die zurüdgeöchrten Ausgewanderten, und» 
nahm die Vertheidigung des Gottesdienſtes. Die Kampf zwifchen der S 
und der Bergpartei nahm mit jebem Tage einen ernftern Charakter an. I 
ſchien die Folgen diefer Spaltung zu fürdten. Den 26. Nov. 1793, WE 
genheit der Vernunftfeſte, bei denen die Herbertiften die erſte Rolle fpielten, & 
er fih von Neuem gegen bie unzeitigen Angriffe auf die Diener des Gotteds 
und ſchloß ſich ſpater an Robespierre an, um Herbert und deffen Anhänger ası 
Blutgeruͤſte zu bringen. Ihre Vereinigung war aber nicht von langer Daue 
verborgene Feindſchaft, welche zroifchen ihnen herefchte, fiel gleich in die A 
Danton wollte den Despotismus, welchen Nobrspierre in den Ausfall 
übte, zu Boden treten, und ber gewandtere Nobespierre trachtete ihm zu 
am ſich einen gefährlichen Nebenbuhler vomder Seite zu fchaffen. St; 

tete gegen ihn einen Bericht in dem Wohlfahttsausfchuffe ab, und 

in der Nacht vom 31: März 1794. mit denen, die man feine Mitſchuldi 


verhaftet. Im Palais Luremburg in Verwahrung gebracht, zeigte er ei 
‚gene Heiterkeit und geftand Lacroit, daß er'von feiner Verhaftnchmum 
unterrichtet gewefen fei, aber nicht daran habe glauben Binnen. 8 


Danzig 51 


wovon 2148 Kurden. Ihr ſchoͤner Hafen und Ihre vortheifhafte Lage 
e einen großen Einfluß auf den Land» und Seehandel; fie war daher 
„8 Mitglied der altın Hanfa und hieß die Kornkammer des Nordens, 
kommt fchon im 10. Jahrh., Gedance (Gedansk) gefchrieben, vor. 
te fie mit dem Lande, in weichem fie liegt, die Beſitzer. Dünen und 
Pommern und die deutichen Ritter firitten um fi. 1310 kam fie um 
haft des deutſchen Ordens. Die Thätigkeit der Einwohner ftellte 
ftere Kriege verminderten Wohlftand bald wieder her und gab der Buͤr⸗ 
Kraftgefuͤhl, ſodaß fid) Danzig 1454 für unabhängig vom deutichen 
tte, und von der Republik Polen bald ale felbftändig anerfannt wurde, 
hatte ihr eignes Geſetzbuch, welches die danziger Willkuͤr hieß, und ers 
ı bedeutendes Gebiet. Die Gewalt des Königs von Polen repräfentirte 
ed Stadtraths, das rocchfelte und der Burggraf genannt wurde. Die 
g ihre eigne Münze mit ded Königs von Polen Bildniffe, hielt in Wars 
Secretair, und gab bei Reichſstagen und Koͤnigswahlen ihre Stimme 
ordnete. Danzig bette nach der Landfeite große ſchwerfaͤllige Befeſti⸗ 
ich der Weichfel zur ift fie duch Wälder und Morifte beinahe unzugängs 
e Niederung Eann leicht unter Waſſer gefept werden. hr Gebiet ent« 
w wohlhabende Dörfer und die danziger Höhe, eine fandige Erdzunge 
tädtchen Hela, die den Meerbufen, das Pauzkerwieck, bildet. Dies 
be einen politifchen und militairifchen Werth. Jenen verlor fie mit der 
von Preußens Grenzen ; diefer wurde ihr um fo geführlicher. Seit 
die Stadt gleichſam vom preuß. Gebiet umfchloffen; die Weichfel und 
ſſer in preußiicher Gewalt; bie ſtarken Zölle drüdkten ſie ſchwer. Dans 
43 und Bevölkerung fanten, und der legte König von Polen erklärte, 
zig feinem Schickſale uͤberlaſſen müffe. Als daher Preußen deffen Uns . 
verlangte, mußte der vernünftigere Theil der Einwohner, dem dieſer 
on Unabhängigkeit Läfliger wak als ihr gänzlicher Verluft, leicht über 
Familien Meifter werden, die bie jegt regiert hatten. Vertragsmaͤßig 
Preußen am 28, Mai 1793 die Außenwerke. Das Bolt griff zu den 
d ein kurzer Kampf erhob ſich, endigte jedod) nad) wenigen Tagen mit 
fung der Stadt, die unter Preußens Herrſchaft wieder aufblühte, und 
Gluͤck genoß, bis zum Ausbruche des preußifch = franzöfifchen Krieges. 
3 1807 ward Danzig von dem Corps des Marſchalls Lefebvre umringt, 
chließung auf der Landfeite durch Wegnahme der Nehrung am 20. volls 
wol die Befatung bei den Auefüllen vom 21. und 26. großen Muth 
ionnten diefe Anftrengungen doch nicht verhindern, daß ſich der Belages 
{, auf den Zigantenberge feftichte und die Bousmardfchange, oder viels 
'rümmer, am 13. eroberte. In der Nadıt vom 23, zum 24. April 
Bombardement, und dauerte mit Imiichenrdumen bis zum 21. Mat 
mbdem verfuchte der General Kamenskoi vergebens, ſich mit 5000 M. 
in die Stadt zu merfen, und eine englifcye Corvette, welche die nöthle 
errärhe, Geld ıc. zuführen follte, und mit vollen Segeln die Weichfel 
gerieth aufden Grund und ward von den Belngereen genommen. Es 
- an Pulver zu mangeln, der Seind hatte fi) im bedeckten Wege des faft 
ten Hagelbergs feftgefegt, und beabfichtigte einen Hauptflurm, deffen 
ri feiner Überlegenheit (50,000, gegen eine Befagung von 7000 M.) 
ihbaft war; da gab endlich der Gouverneur, Graf von Kaldteuth, den 
n Auffoderungen Gehör, und fchloß am 24. Mat eine Capitulation auf 
dingungen, die er dem General d'Oyré d, 22. Jul. 1793 bei dor Übers 
Rainz bewilligt hatte. Die Befagung verließ am 27. die Seftung mit 
ı und der Verpflichtung, 1 Jahr larg nicht aegen Brent zu dinen. 





62 Danzig 


Dir Marſchal Lefebure echlelt zur Belohnung den Titel anes Herzogs von Di 
unter ihm hatten General Lariboiſſiere als Chef der Artillerie, Chaffeloup um! 
chener als Directoren des Genieweſens, die Belagerung geleitet, während 
in der Stadt 600 Häufer mehr oder weniger zerftört, einige 6O Bürger getöbtı 
verwundet worden waren. ine Kriegöftener von 20 Mil. Franken war 
Stadt mit Beroilligung allmaͤliger Abzahlung aufgelegt. Durch den tilfiter 
den ward Danzig als freie Stadt mit einem Gebiete von 2 Kieues, die bun 
wiulkuͤrliche Erkiaͤrung Napoleons auf 2 deutfche Meilen ausgedehnt wurden, 

Ftankteichs, Preußens und Sachſens Schug anerkannt; es konnte aber, al6| 
Waffenplag, feiner Unabhängigkeit niemals froh werden, da fortwährend ein 
Gouverneur, General Rapp, in Garniſon dafelbft blich, da 1808 der Code 9 
Icon eingeführt und durch das Eontinentalfoftem der Hauptnahrungszmeig 
Handel mit England, verfümmert ward. Unter fo druͤckenden, allen Wohiftanl 
nichtenden Verhältniffen nahte das J. 1812, und mit ihm, wegen des ruff 
Krieges, neue ſchwere Laſten; am 31. Dec. wurde die Feſtung in Belagen 
fand erklaͤrt. Es gelang den franz. und polnifchen Zruppen des 10. Armen 
ſich beim Ruͤckzuge in die Stadt zu werfen, ebenfo langten noch Verftärkunge 
Spandau und Magdeburg an, fodaß die Garnifon 30,000 M. betrug, als 
Ende Jan. 1813 das ruffiſche Einſchließungscorps, aus 6000 M. Kofacken 
hend, erfchien, welches jedoch bald durch ein Corps von 7000 M. Infanteri 
2500 M. Cavalerie mit 60 Feldgeſchuͤtzen, unter dem Gencrallicut. vonkoewis, 
loͤſt ward. Die blutigſten Ausfaͤlle und Angriffe fanden ftatt am 4. Febr., 6.1 
27. April, 9. Juli zc.; am 1. Juni wurden die Belagerer durch SOCU M. 1 
Landwehten, unter Oberft Graf Dobna, verftärkt. Den Oberbefchl hatte, 
dem Waffenſtillſtande (24. Aug.), der Herzog von Wuͤrtemberg übernerz 
diefer lieferte den Belagerten bei Ausfällen und durch Angriffe auf Außerpofl 
hitigen Gefechte vom 28, und 29. Aug., 4., 7. und 17. Sept. und 1.Naa 
englifches Geſchwader nahete fich von dir Seefeite, und beſchoß gemeinfchaftid 


den Landbatterien die Stabt vom 1. Sept. an, unter andern audy mit 
ſchen Raketen; die zweite Parallele war eröffnet, als endlich am 17, NM 
Gapitulation zu Stande kam, nach welcher die Garnifon am 1. Jar 18H 


Daphne Darcet 33 


a@werth find: die Oberpfarrftcche zu St.⸗ Marken, mit dem fungſten Ge: 
ı van End; die Synagoge; das akad. Gymnaſium; "die naturforſch. 
“m. c. Sternwarte (divfe Geſellſch. feierte am 2. Jan. 1826 ihren 
getag 3. 84. Male; auch gibt fie Dentſchriften heraus); das kgl 
hetsinſtitut. 1823 find 747 Schiffe ein= und 758 ausgelaufen u. 
Im S. der Stadt zw. der Weichſel und Nogat ift der fruchtbare Werber, 
I; an der Mündung der Weichſel liegt die Feſt. Muͤnde, die den dan⸗ 
Sir Neufahrwaſſer vertheidigt. Üb. die letzte Belagerung ſ. m. des 
ſiteis, Relation de la defense de Danzig en 1813(Paris 1820) und 
heih, mifit, Zeitſcht.“, 1825, 8. u. 9. 9. 
Japhne, eine Tochter dee Flußgotted Peneus, wurde von Apollo, durch) 
MR ihe Geliebter, Leucippus, umgekommen war, mit Liebe verfolgt. Die 
mbliche Nymphe flehte endlich die Erde (nach Andern ibren Vater Peneus) 
in Ihren Schoß aufzunchmen. Ihre Bitte wurde echört; in dem Aigen: 
Apollo fie mit ausgeftredten Armen umfaffen wollte, ward plötlich ihre 
ghemmt, die Süße wurzelten in die Erde, die Arme wurden zu Zweigen, 
lo amarmte ſtatt ihrer den ihm fortan geheiligten Lorberbaum. 
aphnis. Die ſiciliſche Hirtenfage preift ihn, des Hermes und einer 
eSohn, und von den Nymphen erzogen, als Erfinder deg bukoliſchen Ge⸗ 
md wegen ſeines Spieles auf der Hirtenfloͤte. Gr weidete feine Kühe am 
Eine Nymphe, Ecyenaie, die der ichöne Juͤngling liebte, drohte ihm mit 
I wenn er je eine Andre liebe. Von einer ſiciliſchen Fuͤrſtentochter in 
rauſcht, vergaß er fich, und 309 fich die gedrohte Strafe zu. Einige laſſen 
am fterben, Andre durch die Nymphe in Stein verwandelt werden. 
ihen beweinten feinen Tod, und Hermes erhob ihn in den Himmel. 
Exie, wo er geftorben, floß ein Quell, an dem die Sicilier nachmals 


ecet (Sean Pierre Joſeph), ein trefflicher praftifcher Chemiker, der die 
sen in feiner Miffenfchaft für das Auftommen des franz. Gewerbweſens 
uchtbarfte benust hat, geb. 1787 zu Paris. Die Chemie war ein Erb: 
r Familie; fein Vater, der 1801 als Oberaufieher der Porzellanmanus 
Seores ſtarb, zeichnete fich gleichfalls als praftifcher Chemiker aus, und 
bater tar der berühmte Rouelle, der Wicderherftellee der Chemie in 
. Darcet trat früh, als er durch das Studium der Mathematik und. 
enſchaften den Grund zu feiner Ausbildung gelegt hatte, in die praßtifche 
Nachdem erin feinem 24. Jahre Muͤnzwardein geworden war und u. A. 
(oerbereitung ein neues Verfahren im Großen ausgeführt hatte, machte 
e mit der Zufekung die Seeſalzes, und kam dahin, die Bereitung des 
em Protoxyd des Barytmetalls im Großen zu bewirken. Dieſe Ver: 
ten zu neuen Entdeckungen uͤber die Wahlverwandtſchaften; aber von 
ı Wichtigkeit fuͤr das Gewerbweſen war die Zerſetzung des Seeſalzes, 
t Örcken wiederholt, endlich zur Anlegung von Manufacturen kuͤnſtli⸗ 
ims (Soda) führte. Unter feinen übrigen Entdeckungen zeichnen wir 
(uffindung des Verfahrens beim Härten der alten Waffen und bei den 
ı von Kupfer und Erz; die Auszicehung von Kali aus Kaftanien und die 
des Kaſtanienzuckers; die Gewinnung der Gallerte aus Knochen mit: 
Säure. — Das Ludwigsſpital zu Paris verdankt ihm mufterhafte Eins 
zu Bädern und Räucherungen, ſowie er auch ein Mittel anaab, die in 
durch Mercurialfalben verunreinigte Waͤſche zu bleichen. Bon großer 
t war eine andre Entdedung, wozu cin Preis von 3000 Zr. anregte, 
irdige Ravrio Demjenigen beftimmt hatte, der ein Mittel fände, die Ver: 
em die ungefunden Quedfilberdünfte zu ſichern. Darcet's Entbedung, 





54 Dardanos Dardaneflen 


die den Preis gewann, erfüllte den Zweck vollkommen und ed hat dieſer Zwel 
franz. Induftrie dadurch fehr an Bideutung gewonnen. Auch hat er eine, 
Geſundheit der Arbeiter ſichernde Vorrichtung bei der Bereitung des Berlinert 
angegeben. 2 

Dardanosd (Dardanıs), der Stammwater der trojanifhen Rd 
Sohn des Zeus und der Elektra, des Atlas Tochter, wanderte ans Samoth 
nad) Andern aus Arkadien, Kreta u. f. m. in Phengien ein, und ließ ſich i 
Gegend, die nachher Troas hieß, nieder, Hier erbaute er eine Stadt, nad 
Dardanum ober Dardanus benennt. Cr zeugte mit Batein, des Teukros 
ter, der ſchon früher aus Attika hier eingewandert war, den Erichthonius. € 
Nachkommen hießen bei den Dichtern Dardaner, Nach neuer Anſicht iſt 
der Name eines arkadiſchen Stammes, deſſen Geſchichte man in der Fabe 
Dardarus erzählt. 

Dardanarius, ein Komjude, Kornmucherer, ber Getreide au 
und bis zur böchften Thrurung liegen laͤßt, ober auch ein foldyer, der bie 4 
durch falſches Mag und Gewicht betrügt. Daher heift Dardanatica 
unerlaubte Vertheuern ber Lebensmittel und intbefondere die Verheimlicum 
Zuruͤckbehaltung des Getreides wider das ausdruͤckliche Staatsverbot, auh D 
brauch falfchen Mafes und Gewichts, 

Dardanellen, die vier feſten Schiöffer, welche an dem Hellefpa 
der europäifdyen und afintifchen Küfte einander gegenüber erbaut find, ux: 
Mecrenge od. die 12 Stund. lange Dardanellenſtraße beherrſchen, ſodaß 
der Schlüffel von Konftantinopel angejehen werden. Ihren Namen hal 
wahtſcheinlich von der alten Stadt Dardanum. Der erfte Eingang des Helle 
wird durch zwei Schlöffer vertheidige, welche die neuen Schlöffer beißen 
fie erft in der Mitte des 17. Jahrh. unter Mohammed IV. angelegt uc 
ben türkifchen Flotten gegen die Venetianer Schug zu gewähren. Die 
des einen Schloffes von dem andern beträgt beinahe 2000 Kıftr, Wii 
nördlicher liegen die alten-Schlöffer, die Mohammed II. gleich nach 


zung Konftantinopeld erbauen ließ, und die nicht über 750 Kiafter auf 
liegen. Mehr vorwärts wird ber Canal ſchmaler, und anderthalb Stan 


Darjes Darius . 55 


yatte, ungeachtet des widrigen Windes zu den Selnigen zuruͤck. Durch 
noartete Ereigniß gewarnt, nahm die Pforte das Erbieten des Buron 
d.) an, die Schloͤſſer wicderherzuftellen,, der fie auch bald in einen uns 
son Zuſtand veriegte. Allein die Schlaffheit der Türken hat fie nicht 
ten, und ſchon 1795 urtheilte Eton, der als englifcher Refident lange 
fei geweſen war, in einer Schilderung dieſes Reichs, daß eine Flotte leicht 
furchtbar gehaltenen Dardanellen paffiren fonne. Aufjedem Ufer, fo 
ſtehen vierzehn große Kanonen, die man mit Huubisgranaten ladet, 
faft mit der Oberfläche des Waſſers gleich, in gewoͤlbten Schießlöchern 
wa Thuͤren, welche man Offnet, wenn man fie abfeuern will; die Kugeln 
ender einen Seite des Canals bis zur andern. Diefe ungeheuren Stüde 
dt auf Lavetten, fondern auf dem Erdboden, mit dem Hintertheile gegen 
ur; fie konnen nicht gerichtet werden, fondern der Kanonier muß wars 
des Schiff, das er befchiegen will, der Mündung gegenüber fommt; man 
ne halbe Stunde, um eins berfelben zu laden. Daß diefe Schilderung 
ar, dewies die am 19. Schr. 1607 von dem englifchen Admiral Duckworth 
unih. und + Freg. nebft mehren Brandern und Bombardierbooten auss 
Durchfahrt durch die Dardanellen, die er ohne Verluſt bewerkſtelligte, und 
Folge am 20, zum eriten Male eine feindliche Flotte im Angeſicht von 
inopl erfchien. Sie follte durch ihre Gegenwart die angefnüpften Unter« 
im unterſtuͤtzen, richtete aber nidht® aus; vielmehr waren die Türken, 
br Unterhandlungen, unter der Leitung des franz. Gefandten Sebaftiani, 
befhaftiat, Kenſtantinopel gegen einen Angriff zu fichern, und die Dars 
Koffer in Bertheidigungsftand zu fegen, daß Duckworth am 2. März nicht 
aſt zuruckfahren konnte, was ihm, feinem eignen eftändniffe zufolge, 
eigiter überhaupt nicht mehr moͤglich gewefen wäre. 
Irjes (Joachim Georg), Philofoph in der Mitte des 18, Jahrh., geb. 
171%, ftudirte zu Roſtock und Jena, in welchem letztern Orte er, von 
durd) feine philoſophiſchen und juriſtiſchen Vorlefungen ſolchen Beifall 
Ftiedrich II. ihn 1763 als Geh.-⸗Rath umd Prof. der Philofophie nach 
xrief. Hier fliftete er die Eonigl. Akademie der Wiffenfchaften, und bes 
sch Lehren und Wirken bi an feinen Zod 1791 das Anfeben diefer Unis 
8 eifrigfte. In feinen philoſophiſchen Anfichten wich er febe von dem 
ı Wolfianiämus ab, und näherte fidy feinem Zeitgenoffen Grufius. 
enft befland in einem deutlichen und lebhaften Vortrage feiner Gedan⸗ 
ı einer, feinem Zeitalter angemeffenen Bearbeitung der pbilofopbifchen 
ton durch lat. und deutiche Handbuͤcher, vorzuglid) bee Naturrechts und 
Auch nahm er die Cameralwiſſenſchaft unter die Gegenſtaͤnde des aka⸗ 
nterrichte auf, 
in, der Name mehrer perfifchen Könige; nad) Andern der Koͤnigs⸗ 
Merkwuͤrdig find: L Darius, vierter König von Perfien, der Sohn 
cs, Statthalter von Perfie, trat der Verſchwoͤrung gegen den Pſeudo⸗ 
. der fich des perfiihen Throns bemichtigt hatte. Nachdem es den 
ien gelungen war, jenen aus dem Wege zu riumen, festen fie unter 
t, daß fie am nächften Morgen zu Pferde vor Sonnenaufgang zuſam⸗ 
ı wollten, und daß derjenige von ihnen König fein folle, deffen Pferd 
nde Sonne zuerft wichernd begrüßen werde. Da nun der Stullmeifter 
von dieſer Verabredung hörte, führte er in der Nacht das Pferd feines 
em beftimmten Orte mit einer Stirte zufammen, und durd) diefe Lift 
dag am folgenden Morgen des Darius Pferd zuerft wieherte. Darius 
König begrüßt, und das Volk billigte die Mahl. Seine Regierung 
h große Ereigniſſe merkwürdig. Die Stadt Babylon empörte fich 





55 Darius 


theils well die Einwohner zu ſchwere Abgaben bezahlen mußten, theils work 
koͤnigl. Reſidenz, noch unter Eorus, von dert nad) Suſa verlegt worden ı 
Darius belagerte fie beinahe zwei Jahre ohne Erfolg, und war tm Begriff a 
sichen, als Zoporus, einer feiner Feidherren, Ihn durch heidenmüthige Sribft 
opferung inden Beſitz der Stadt fette. 3. verſtuͤmmelte feinen Körper felbſt auf 
graufamfte, ging zu den Vabyloniern Über und gab vor, daß er dieſe Diifhand 
von Darius erfahren habe, und daß er die ſchrecklichſte Rache dafür an dem Tg 
nen zunehmen wuͤnſche. Die Babylonier gaben ihm eine Befehlshaberſtelle 
ba er durch mehre glückliche Ausfälle ihre Vertrauen gewann, fo vertrauten fi« 
endlich die ganze Stadt an, die er jegt ohne Verzug dom Darius überlieferte. 
der Untertoerfung Babylons zog Darius mit 700,000 M. gegen die Scytize 
ber Donau (513 v. Chr.), die ihn durch verſtellte Flucht fo tief in ihr unwirt 
Band hineinlockten, daß er mit großem Verluſt ſich und feine Krieger rettete. ã 
Theil feines Heeres ließ er unter der Anführung des Megabyzus in Thraclen za 
um das Land nebft Maccdonien zu erobern ; er felbft ging mit dem andern ” 
nach Aften, um In Sardis fein Heer zu ergänzen. Darauf wandte er feine= 
fen gegen Indien, das er zum Theil ſich unterwarf (608 v. Chr.). 601 vera 
ten gehen auf Naros, in welche ſich die Perfer gemifcht hatten, einen %: 
ber tonifchen Städte, welchen Athen beförderte, Darius aber durch die WE 
oberung und Beftrafung von Mitet (496) dämpfen lief. Um fid) an dem = 
am zu raͤchen, fündte er den Marbonius mit einem Hrere durch Thrac 
cebonien gegen Griechenland, und cine Flotte follte bie Küften angreifenme 
lein ein Sturm jerſtoͤrte und zerſtreuete bie Flotte, ald fie das Vorgebirgee 
umfegelte, dad Heer aber wurde von den Thraciern überfallen und gröftee 
niedergehauen. Jetzt verfammelte Darius ein Heer von 500,000 M. un» 
eine Flotte von 600 Schiffen aus. Naros wurde erobert und Eretria auf“ 
gepländert, Von da ging das Heer unter Datis und Artaphernes nach 
ber, und wurde von Hippias in bie Ebenen von Marathon geführt. We] 
tten die Athenienſer bei ihren Nachbarn Huͤlfe gefucht; ihr eigner Merl 
nnte fie retten. 10,000M. ftark, chekten fie unter Miltiades dem perfl 
‚Deere entgegen, und trugen, begeifkert von dem Gedanken; für Freiheit und g 
— ERS 100 rc * 





.. 


Darlehn | 57 


# machte, belaſtete er 7000 Kameele. Darlus war bucch biefe Nies 
mig gedbemüthigt, daß er an Hlerander einen ſtolzen Brief fchrieb, worin 
dfegeld für die Gefangenen und eine neue Schlacht anbot, wenn er es 
ven möchte, nach Macedonien zuruͤckzukehren. Alexander belagerte 
z. Sept fchrieb ihm Darius einen zweiten Brief, worin er ihm nicht 
her verfagten Königstitel gab, fondern ihm auch 10,000 Talente Loͤſe⸗ 
ander Afiens bis an den Euphrat und feine Tochter Statira zur Ges 
tot. Aber diefe Vorfchläge fanden Leinen Eingang, Alerander 
fi) Kanpten, und Darius fah ſich gezroungen, nochmals ein Heer zu 
n, welches die meiften Schriftftellee auf eine Million angeben. Mit 
ge von Babylon nach Ninive, während Alexander Über den Tigris 
tiihen Arbela und Saugamela trafen beide Deere zufammen, und nach 
fom Kampfe (331 v. Chr.) fah fih Darius zur Flucht gezwungen. 
bemichtigte fi) ber Hauptſtadt Sufa, eroberte Perfepoli& und ganz 
Darius aber war in Ekbatana in Medien eingetroffen, wo er noch ein 
000 M. hatte, darunter 4000 Griechen, bie ihm bis ans Ende treu 
urdem 4000 Schleuderer und 3000 Reiter, welche Beffug, der Statts 
Baktrien, anfuͤhrte. Mit diefen wollte er fich dem Sieger entgegenfteß. 
ine Verſchwoͤrung des Nabarzanes und Beſſus feine Plane vercitefte, 
nüthtge Fürft wollte der ihm davon zugefommenen Nachricht nicht glau⸗ 
elite, daß er nicht früih genug fterben Eönne, wenn feine Unterthanen 
tens fir unwürdig hielten. Bald darauf bemächtigten fich die Verräther 
fen, führten ihm gefeffelt nad) Baktrien, und als ſich Darius meigerte 
flgen, durchbohrten fie ihn mit ihren Pfeilen und Überließen ihn feinem 
Lt Ein Macedonier, Polyſtratus, erblidite den Wagen des Darius, und’ 
km cr an einer nahen Quelle feinen Durſt Löfchen wollte, das Seufjen 
enden. Er eilte herbei, und fand den König mit dem Tode ringend. 
tihn um einen Zabetrunf, den Polnftratus ihm reichte, worauf er ihm 
‚ dem Alerander fuͤr die Großmuth zu danken, mit ber er den gefange⸗ 
men begegnet ſei. Kaum hatte Darius nad) diefen Worten den Geift 
#, als Alerander herbeilam. Bet dem Anblid des Leichnams vergoß 
a. Er lich ihn einbalfamiren, und [hide ihn der Syſigambis, um 
den andern perfifchen Monarchen beizufegen. Darius ftarb (330 v. 
0. Jahre feines Alters mit dem Ruhme eines milden, friedliebenden 
en Fuͤrſten. | | 
fehn (mutnum), ein Vertrag, wodurch der eine Theil (der Dars 
litor) eine bejtimmte Quantitaͤt verbrauchbarer Dinge (res fungibi- 
Getreide, gemünztes Eeld u. dal.) einem Andern (dem Echuldner, 
s Eigenthum überläßt, um folche beliebig zu verbrauchen, feiner Zeit 
o viel von derfelben Art zuruͤckzugeben. Diefer Vertrag gehört zu den 
zen, d. 5. er wird veltftänd@g, perfect, durch den wirklichen Empfang 
ꝛehenen Summe, und unterfcheidet ſich ſowol von dem Vertrage Über 
zu gebendes Darlehen, ald auch von drin Reihvertrage (cominodatum), 
a letztern die gelichene Sache nicht zu verbrauchen, fondern nur zu ges 
nd in Natur zuruͤckzugeben ift. Wer nicht die freie Verwaltung feines 
3 hat, kann weder ein guͤltiges Darlehn geben (die gegebenen Gelder 
ihn fogleih in Natur zuruͤckgefodert) noch empfangen (hat er die Gel⸗ 
ıcht, fo iſt Feine Verpflichtung zum Erfag vorhanden) und bie römifchen 
% Senafusconsultum Macedonianum , aus den Zeiten des K. Claus 
ven ein Darlchn, welches einem in väterlicher Gewalt ftchenden jungen 
‚eben wird, für unverbindlich, d. h. der Darleiher hat gar Fein Zurück 
echt gegen den Schuldner, obwol er das, was Ihm darauf wirklich ge⸗ 


58 Darm, Darmcanal 


aahle wird, auch nicht wleder herauszugeben ſchuldig ift, und die Schuß di 
fpätere Anerkennung gültig werden kann. Aus dem Darlehnsvertrage 
folgt nur die Verbindlichkeit zur Zuruͤckgabe des Empfangenen, in — 
Zahl; es Lönnen aber mandyerlei Rebenbeſti mmungen hinzugefügt werd⸗ 
bie Entrichtung von Binfen, die Sicherheitoleiſtung durch Pfand und Bin 
und die [hriftliche Form des Vertrags. Die Zinfen waren im alten Rı 
hoch (centesimae, d. i. 12 Procent, waren erlaubt), das tanoniſche Recht 
fie für ſuͤndlich, und fie wurden daher auch in weltlichen Gefegen verboten, 
aber die Folge war, daß fie unter andre Gefchäfte und Namen (Berta 
Verpfaͤndung von Grundſtuͤcken mit Nutzungsrecht für den Gläubiger unt 
ſungsrecht für den Schuldner, Gülten und Rentenkauf u. dgl.) verftcdt 
In der neuern Zeit find die Zinfen, ohne weldye Niemand leicht fein Gelb u 
würde, wicber erlaubt worden, man hat fie aber in Deutfehland duch N 
fee, welche in bie Landesgeſebgebung übergingen, auf 5 Procent befchrä 
nur für gewiſſe Gefchäfte, z. B. Wechſel, 6 Procent geftattet. Allein im 
werden unter dem Namen des Disconto viel höhere Zinfen genommen. 
Binfen.) Die ſchriftliche Form des Vertrags, d. h. die Ausſtellur 
Schuld ſcheins, gehört nicht zum Werfen des Vertrags (fie kann aber in eineı 
Vertrag, den Kiteralconteact, uͤbergehen), fondern fie erleichtert nur den ! 
Im roͤmiſchen Rechte kam «6 nach mancherlei wechſelnden Beſtimmung 
die Beweiskraft der Schuldſcheine endlich unter Zuftinian dahin, daß m 
Sabre lang nad) Ausſtellung einer Schuldverſchreibung das Recht hat, g 
Güttigkeit derfelben aus dem Grunde zu proteflicen, daf man das darin anı 
Darlehn nicht empfangen habe (querelo, und exceptio non numeratae peı 
nach zwei Jahren aber damit nicht mehr gehört werden folle, felbft wenn 

weifen wollte, daß man das Geld nicht befommen hate. Diet ift noch jch 
ned Recht, aber auf Wecyiel z. B. nicht anwendbar. In dem neuern curg, 
Rechte iſt etwas Anders hinzugefommen, nämlid) eines Theils, daß manı 
Tunden, wenn fie vor einem äffntlihen Bramten aufgenemnen, und mi 
öffentlichen (koͤnigl., fürfit., kirchi. u. ſ. w.) Siegel beglaubigt, auch, was gm 
noch dazu gehörte, ein deutliches und beflimmtes Bekenutniß enthielten ı 





Darmfaiten Darnifiädter Handelscongreß 59 


rim (duodenum), den leeren Darm (jejunum), und den Krummdarm 
em). Den untern, weitern Theil des Darmcanals nennt man den dicken 
ku, und diefen theilt man in den Blinddarm (coecum), nebft dem wurms 
migen Anhang, den Grimmdarm (colon) und den Maftdarm (intestinuns 
tem), dad Ende defielben. Die Gedärme (fo nennt man den ganzen Darm» 
uuel) fh, wie der Magen und die Speiferöhre, mit vielen Heinen Schleimdrüfen 
uihen, weiche, gegen den Maſidarm zu, immer gröher und gebrängter werden, 
ih den Darmichleim abfondern, welche die innere Wand der Gedaͤrme umgibt, 
--Darmfaiten, zum Behufe der Geigeninftrumente und Harfen, werden 
Wabriin Rem und Neapel, aus foryfültig ausgefuchten Gebärmen der Schafe, 
Shut, Zigen und Kagen, verfertigt, und auf einem Darmhafpel und Seiler⸗ 
Wie wimmengedreht. Die Zurichtung der Gedaͤrme zu diefem Zwecke ift fehe 
Ilm. Zu den feinften Violinfaiten nimmt man 3, zu den ftäskften 7 Daͤrme, 
ui Bapfaiten 120. Es gibt-im Koͤnigreich Neapel, woher die beften, 
romaniſchen Saiten fommen, große Darmfaitenfabrilen. Die gro⸗ 
iten, 3. B. zu den Wippen der Drechsler, verfextigen die Seiler. 
mßebt , oder Deffen s Darmftadt, ſ. Heſſen, das Großherzog⸗ 


Darmfiadt, Haupts und Mefidensftadt des Großherzogs von Heſſen, 
nfkkmtum Startenburg, hat 1279 H. (darunter 53 öffentliche) und 20,000 
Ban. or Mititair. ie iſt der Sitz der höchften Staatsbehörben, und eine® 

iensgerichts (feit 1818 zugleich, für Hohenzollern), hat ein Muſeum, 
Ans Velethek, Zeichnenfchule, ein Pidagogium und Gymnafium, ein Operns 
winfn Das große Erercichaus hat 319 F. Länge, 157 5. Br, 83 8. 
Hp. Inder Nähe der Landſit Karlshof u. ſ. w. 
dumftädrifche landſtaͤndiſche Verfaſſung, f.Heffen, 
Orehmogthum. J 
dermſtadter Handelscongreß. Bei Gelegenheit des wiener 
| ngreffed 1820, weicher die Schlußacte des beutfchen Bundes zur 
vlg hatte, trafen Baiern, Wuͤrtemberg, Baden, Heffendarmftadt, die großs 

md herzogl. ſaͤchſiſchen Häufer, Naffau und die fürftt. reußifchen Haͤuſer 
wiiminfumft, vermöge welcher fie ihre wechſelſeitigen Handels » und Zollvers 
lie durch einen vollftindigen gemeinichaftlichen Vertrag ordnen wollten. 
Kr traten Kurheſſen, Waldeck, die fürftt. hohenzolleriſchen und ſchwarzburgi⸗ 
m dänfer diefer Verabredung bei, indem jede deutiche Negierung, welche den 
uadfan der Verkehrsfreiheit begunftigt, fich zu jeder Zeit diefer Verbindung 
Mirßen ann. Seit dem Sept. 1820 haben ſich die Bevollmaͤchtigten der ges 
m Staaten periodifch zu Darmſtadt verfammelt, ohne daß aber bi jest eine 
!Brundlage ihres Vertrags zu Stande gebracht wurde, Nach der zu Wien 
Wafimen Übereinkunft weiß man, daß die Aufgabe des darmſtaͤdter Congrefs 
Kit bloß in Derftellung eines wechfelfeitigen freien Verkehrs im Innern bex 
inſtaaten, nach dem Geifte des 19. Art. der deutfchen Bundesacte, fondern 
inHerftellung einer foldyen Mauthordnung gegen das Ausland beftcht, weiche 
ſeits dem gemeiniamen national wirtbichaftlichen Zwecke des Vereins, andrers 
aber auch den finanziellen Bedürfniffen der einzelnen Vereinſtaaten entfpricht. 
Hinderniife, welche ſchon an fich die Erreichung diefes zwiefachen Zwecks ers 
tm, werben noch bedeutender ducch die verfchiedenen Verhältniffe der einzels 
Staaten, in Hinſicht ihrer Lage, Größe, Beduͤrfniſſe, bisherigen Handels⸗ 
ollfofteme und andrer befondern finanziellen Intereffien. Der deutfche Han⸗ 
tein hat fich gleich nad) dem Beginnen des Congreſſes angelegen fein laffen, 
(ken durch abgeordnete Bevollmächtigte nicht nur die Wünfche und Bitten 
ne zureichende Huͤlfe zur Minderung dee aus dem Handelsdrucke entfichenben 





















6 Darmftddter Handelscongeeß 


deutſchen Volksnoch, fondern auch graccdmizige Materiallen vorzulegen. D 
ſowol als durch die Anträge der baierfchen, wuͤrtembergiſchen und dadiſchen 
flände, daß Ihre Regierungen ſich durch finanzlelle Rüdfichten von Verfolgu 
gemeinfchaftlichen Zweckes nicht abhalten Laffen mögen, iſt zwar einige Eri 
rung für den Gang der Unterhandlungen auf dem Congreffe eingetreten; 
befeltigenden Schwierigkeiten find aber beſonders ruͤckſichtlich Baierns, Wi 
berg6 und Badens allzırviele, als daß fich eine volle Beftiedigung der Wänfd 
Hoffnungen, weldye laut genug ausgeſprochen find, bald erwarten ließe. 
ſcheint vielmehr bet zu Wien von mehren fürdeutfdhen Staaten ausgefpn 
Grundſatz des freien Verkehrs unter ihren Völkern das naͤmliche Schickſal 
ben, welches das 1815 ebendafelbft verkündete Princip der Nheinfchifffah 
heit feit zehn Jahren erfahren mußte. Die meiften Dinderniffe zeigen flı 
bem barmftädtee Congreffe auf Seiten der baierfchen Regierung, bie dem 
ſpruche des Principe der Handelöfreiheit zu Wien früher beigetreten zu fein f 
als ſie die Folgen ber Aufhebung ihres alten Mauthfpftems im Detail bru 
hatte, Wären: nicht die Erklaͤrungen ihrer Landſtaͤnde dazwiſchen getrete 
ivuͤrde ſich vieleicht der Congreß ſchon auf unbeftimmte Zeit vertagt habrr 
nur in diefer Ruͤcſicht ſcheint das baierfche Finanzminiſterium fich etrcad meE 
gemeinſchaftlichen Ziel nähern zu wollen, obſchon es immer eine ſchwierige A 
dlelbt, wie es des Erſatzes der zwei und einer halben Mill. Gulden Zolleim 
nach gefchloffenem Vertrag gefichert fein fann. — Um üuͤber ben Grad der & 
ſcheiniichkeit einer bafdigen Herſiellung des freien Verkehrs in Suͤddeutſchlat 
Einer gemeinfchaftlichen Mauthanftalt ber vereinigten Staaten urtheilen zu ta 
muß man ſowol die geographifchen und mercantilifchen Verhättniffe als die . 
lichen Mittel zu Erreichung ihres Zweckes In Erwägung jiehen. — 
befinden fich die großen Nachbarſtaaten in einem mercantilifchen Reit 
Mehre deutfche Lande nehmen an dem Vereine entweder feinen Antheil, & 
Gen fich fie die Folge eine neutrale Stellung zu geben. Selbſt die freie 





Frankfurt, in der Mitte der unterhandelnden Staaten gelegen, und von derm 
bieten von allen Seiten umſchloſſen, ift dem Congreffe zu Darmſtadt noe 
beigetreten. Die Schweiz ift in Hinſicht des zu ergreifenden Syſtems g= 





62 Darftellung 


toelchen ſich die Bundestagsgefandten Frei. von Aretin (ſeitdem verftorbei 
Bar. v. Wangenheim (ſeitdem außer Thätigkeit) am meiften außjeichneten 
weder ohne Refultate enden, ober weit hinter dem zu erſtrebenden Ziele zur 
ben, fo ift doch ſchon in einer Hinſicht etwas gewonnen worden. Es hat fi 
uüch unter den vereinten füddeutichen Regierungen ein Gemeingeift zu Ergn 
vegreffiver Maßtegeln gegen das feindfelige Ausland entwickelt, ber nach un 
au Erreichung des Zieles führen kann. Frankreich verflärkte ihn zu feinem e 
Nachtheile, indem es im April 1822 durch fehr erhöhte Aufiagen auf den Eu 
des gemäfteten Schlachtviehes ben letzten Reft von Deutſchlands Productenl 
zu vernichten ſuchte. Es ſchien wie in der Vorzeit darauf zu rechnen, daß in 

deutſchland eine gemeinſchaftlichen Maßtegeln zu Stande kommen koͤnnen 

wuͤrde es ſchwerlich um drei bis vier Mil. Sr. an der Einfuhr bes Viehes zum 
nen, eine Ausfuhr von breifig bis vierzig Mill. für feine Weine und Fabriec 
das Spiel gefegt haben. — Baden, Würtemberg und Baiern, welche ar 
ſten durch die erhöhte Auflage auf dad Vieh verlieren, ergriffen ungewöhnlich 

ſtarke Retorfionsmaßregein; doch nach verſchiedenen Anfichten, indem erſt⸗ 
Prohibitiv⸗, beide letztere aber dus erhöhte Zollſyſtem annahmen. Dieſem 

auch noch einige kleinere zu dem Vereine gehörige Staaten bei. Indirect 

dieſer, obwol nicht ganz gleichartige, gemeinihaftlihe Schritt gegen Fra— 
dem Gongreffe zu banken, ungeachtet ſich auch hier roteber zeigt, wie ſchwer = 
eine gänzliche Übereinfiimmung in der Wahl der Mittel auch nur unter fü 
ſechs der Vereinftaaten zu Stande zu bringen. Vielleicht wird fie aber diefn 
Verſuch von dem Bedhrfniffe überzeugen, ſich mittelft einer gänzlichen Verf” 
gung Ihrer Maßregeln ihre gemeinſchaftliche Bedrängnip zu erleichtern, in A 
dung mit der Schroeig einen geſchloſſenen Handelsſtaat zu bilden und entmehe: 
Englands Princip ſowol den vortheilhaften Ankauf der rohen Stoffe, als de 
ag der Fabricate in dem Vereingebiete zu ſichern, oder wenigftene nach Vf 
und Preußens altem Beiſpiele dein leiztern Imed in feinem ganzen Umfer 


verfolgen. — Im Febr. 1823 wurden bie Gonferenzen der zum Handelsce 
Darmſtadt bevollmächtigten Commiſſarien der deutſchen Regierungen 7 
AM. gehalten z auch zu Arnſtadt traten die bei dem beabfichtigten Vereine # 





Darſtellung 63 


EAN immer eine Afthetifche Idee, die in dem Künftler entftcht, er weiß ſelbſt 
rw Über feine ganze Seele wird dadurch aufgeregt, alle feine geiftigen 
Krike werden dadurch in jenes lebendige Spiel verfeßt, vermittelft deffen fie mit 
endentlicher Leichtigkeit und ohne Bewußtfein von Abjicht und Regeln eine une 
"able Menge angemeſſener Vorſtellungen hervorrufen und an einander reihen ; kurz, 
u Mimduftande der Begeifterung (f. d.). Aber hier unterfcheiden wir zwei 
Dasitı: 1\ des Empfangens oder Auffalfens des Gegenſtandes, durch deſſen Vorſtel⸗ 
‚Immgie Lraͤſte des Kuͤnſtlers zu außerordentlicher Thaͤtigkeit angeregt werden, und 
D We Ausbildung der Vorſtellung des Gegenſtandes durch Erhöhung, Erweite⸗ 
ag hilliche Vergegenwaͤrtigung und Anknuͤpfung entſprechender Vorſtellungen. 
Zu fein pet Punkten zeigt ſich vorzüglich das aͤſthetiſche Genie. Was Wunder 
zum, wenn dm Kuͤnſtler jegt eine unausfprechliche Liebe für den Gegenftand feiner 
VBDegiſarng ergreift, der noch nicht wirklich, fondern erft als Keim in ihm vorhane 
Dani! Hier iſt di Grenze, wo der Menfch von bloßem Schonheitsgefühl und der 
Eie fihh ganz ſcheiden. Während jener mit feiner Liebe fich ruͤckwaͤrts wendet, 
we fe zu Schnfucht wird nach etwas Unerreichbarem, wendet des Kuͤnſtlers Liebe 
ſich weroirti, fie wird Trieb, das, was in ihm lebt, auch außer fich zu verwirkli- 
den. Erfüt von diefem Gedanken, unterwirft er nun die Schöpfung feiner Ein« 

" Mlmeikeaft dem kaͤltern Urtheil, das Geſetzloſe erhält Geſetz, durch Verftand und 
. Wonmft. Dies ift der dritte Moment des richtigen Denkens, Ordnens, Durche 
Was, der formlichen Entwerfung des Plans, weldyen dann ein vierter begleitet, 
Bas Renmt der Darftellung , wo die Afthetiüche Idee in die Wirklichkeit tritt, und 
bes Gaahte zur Anſchauung wird. Alte Darftellung iſt demnach Veräußerung 

: Ab mem, fie bdringt etwas Inneres zur äußern Anfchauung. Der Darftels 
Vangieieh des Kuͤnſtlers dufert fich aber nicht unbeflimmt und wirkt nicht blind. 
GR da Luͤnſtler nicht bloß darum zu thun, daß er darſtelle, ſondern er will 
a Rinmtes darſtellen, den Gegenſtand feiner Begeiſterung, welcher ihn in 
ben Zufan eines lebhaft ergreifenden Gefühle verfegt. Von biefem Gegenftande 
u ah erwartet ex, daß er, wenn er num in die Wirklichkeit getreten, und ein 
Gegwuſtend der Anfchauung für Andre geworden ift, den Beſchauer in einen glele 
Ä d verieße, mas ihm nur unter der Bedingung gelingen kann, wenn 
Dub der Infern Anfchauung gegebene Nachbild dem Urbild in feiner Seele gleicht. 
| Died weh ihm aber nur in dem Maße gelingen, al& er Talent und Geſchick hat in 
Ummerdung der Mittel, durch welche feine Kunft fid) ausdrüdt; und nur dann 
Met man ihm ein Darftellungsvernögen zu (reiches aus mehren innern Faͤhig⸗ 
Wekza un) äußern Fertigkeiten befteht, vorzuͤglich aber auf der Phantafie und Ur⸗ 
Waft beruht). Alle fchöne Kunſt ift ein Meden des Geifies zum Geiſte durch 
mittelft des Sinnes; mer ſich durch den Sinn nicht mitzutheilen vers 

kan den Geiſt nicht ausfprechen. Wie wichtig ift deshalb die Darftellung! 

Dad fe erreicht oder verliert der Künftier feinen Zweck. Man hüte fich aber, fie 
ber bloßen mechanifchen Behandlung, mit ‘der Ausarbeitung zu verwechfeln, 

De mr ba Mittel zur Daritellung ift, in welcher der Geiſt in allen Punkten ba 
der Hand der Idee des Geiſtes untermirft. Ein Sinnlich-Anſchaubares 

et beſtimmte Idee des Geiftes ausdrücken, und einen diefer Idee gemäßen 
fand hervorbringen. Dies ift die Foderung. Erwaͤgt man nun diefe 

FM, fo findet man, daß Anfchaulichkeit und Objectivität, Idealitaͤt und Totall⸗ 
id die Bedingungen find, unter denen diefes allein bewirkt werden kann, und 
ie ufhung (Illuſion) in gewiſſen Künften die unmittelbare Folge davon iſt. 
Shen Dbjectiviedt (Gegenftändlichkeit) zur erften Bedingung aller Darftellung 
Euct ich, fpringt in die Augen, daß es eigentlich nur die bildenden Künfte find, 
Bi) inter dieſen wieder vornehmlich die Plaſtik, welche darftellen Finnen, d. h. 
Medal wirktichen, caumerfüllenden Gegenſtand ben dafür empfänglichen äußern 





% Darftellung 


Stumm hinftellen; denn biefe Künfte bringen Geſtalten Im eigentlichen € 
or. Diefe finnlichfte Vergegenmärtigung vermag keine von den übrigen. 
Im zu erreichen. Gleichwol follen und dürfen auch fie der finnlichen Vergeger 
tigung nicht entbehren, ja neuere Kunfttheoriften muthen ihnen fogar aud 
ftifdye (rein objective) Darſtellung zu. Wie wird died anders möglich fe 
durch Zäufchung? Freilich nicht eine ſolche Tüuſchung, daß wir etwas Falichı 
wahr, oder etwas Wahres für falſch hielten, ſondern eine ſolche, wodurch a 
Vorftellungen ung wirkliche Dinge zu fein ſcheinen, wodurch wir etwas in umt 
etwas außer und Vefindliches betrachten, und Bilder, die wir ſelbſt ſchaffen, 
die Sinne wahrzunehmen glauben. „Es gibt”, fügt Klopftod, „wirkliche J 
und Vorftellungen, die wir uns davon machen. Die Vorftellungen ven ger 
Dingen Eönnen fo lebhaft werden, daß diefe uns gegenwaͤrtig und beinal 
Dinge ſelbſt zu fein ſcheinen. Diele Vorftelungen nenne ich faſt⸗ wirkliche T 
Wer ſehr gluͤcklich oder fehr ungluͤclich, und lebbaft dabei iſt, der wird wiſſen 
ihm feine Vorſtellungen oft zu fait = wirklichen Dingen geworden find. Wie 
die Gegenſtaͤnde ſich ſelbſt darfisilt, fo ſtellt fie der Dichter Andern dar. 
Zweck der Darftellung (beffer: die Wirkung) iſt Tu 9. Die Darſt 
i i jender ald die des zeichnenden Der Sin 
. und diefer unterrucht das Gefehene, weil er Länger! 
haftet, genauer, als der Geiſt das Gedachte, und kann daher leichter entd 
daß er getaͤuſcht wird.” Nach ber beherzigenswerthen Bemerkung, daß nid 
Gegenftände barftellbar feien, fpricht Klopftod von den Mitteln der Darfke 
in der Poeſie. Er zählt folgende auf, von denen, der Veſchaffenheit oder 
Inhalt gemäß, mehr oder weniger beifammen fein Eönnen. 1) Zrigung de 
bene, welches ber Gegenftand hat; 2) genau wahrer Ausdruck der Leidenft 
3) Einfachheit und Stärke; 4) Zufammendrängung des Mannigfaltigen; 6 
Wapı Eleiner und doch vielbeftimmender Umftände ; 6) die Stellung der Geda 
daß jeder da, mo er fteht, den tiefften Eindrud macht ; 7) Innerlichteit oder: 
aushebung der eigentlichen innerften Beſchaffenheit der Sache ; 8) Ernſt. 


Dichter hat eine foldye Überzeuaung von der Wahrheit und Wichtigkeit feiner 
genftände, daß man fieht, er rede vielmehr um ihretwillen, als aus Neigur 


Daru Darwin 65 


: Hälfte, wiefern er Mimiker iſt, in ber Form ber bildenden Kunft 
en. Die handelnde Perfon, die er aus dem Drama.des Dichters 
er nicht bloß vorftellen, d. h. er fol nicht bloß einen Schein haben, 
e Perſon fei, fondern fol fie darftellen, d. h. er foll jenen Schein bis 
g erheben, als fehe man wirklich jene Perfon. Die meiften Schaus 
daher nur zu richtig, daß fie Vorftellungen, und nicht, daß fie Dars 
en. (S. Menfhendarftellung.) 
ı (Pierre Antoine Noel Bruno, Graf), Pair von Stankreich, geb. 1767 
er, einer der erften Staatsmaͤnner Frankreichs aus der Schule ber Revo⸗ 
tapoleons. Er tratim 16. Jahre in die militairifche Laufbahn, nachdem 
zeichnete Schulbildung erhalten hatte. Beim Ausbruch der Revolution 
wie alle junge Männer von Geift, den Grundfägen derfelben völlig hin, 
zugleich in der Kriegeverwaltung eine glänzende Laufbahn eröffnete. Die 
ng mit Poefie und Literatur verließ ihn nie, weder im Lagernoch unter den 
en Arbeiten. Seinen Ruf ald Dichter fegte er durch eine meifterhafte 
des Horaz feft, eine Überfegung für Weltleute, welcher keine andre 
was Gleiches entgegenftellen Fann. (1. Ausg. 1800.) Um diefelbe 
m ſ. „Cleopedie‘* oder Theorie der literarifchen Reputationen, ein 
N Beift ımd feiner Wendungen. Napoleon mit feinem Scharfblid fand 
em Haufen bald heraus, und wendete ihm befondere Gunft zu, wogegen 
yt minder diefem ausgezeichneten Manne mit unbegrenztem Eifer erges 
Es wurden ihm die wichtigften Gefchäfte vertraut, die er jedesmal Im 
Frankreichs und feines Kaifers mit der größten Genauigkeit vollzog, wo⸗ 
ſich freilich von andern Seiten ebenfo großen Haß als unrichtige Beurs 
wu. Died gilt insbefondere von feiner Verwaltung als Generalintens 
%, 1806 und 1809 in Öftreich und in Preußen, Als Mitglied des 
u erwarb fich Daru den Ruhm, mit dem Kaifer der fleißigfte und thaͤ⸗ 
beker deffeiben zu fein. Es gibt faft Leinen Poften in der hoͤhern Vers 
den Daru nicht bekleidet hätte, und die erfte Neftauration fand ihn im 
B Portefeuilleß der allgemeinen Kriegsverwaltung. Bluͤcher glaubte ihm 
as dutch eine Sequeftration feiner Befigungen bei Meulan empfinden lafs 
üflen, eine Maßregel, die zu unbillig war, um nicht gleich, fobald fie zut 
der Monarchen gekommen, aufgehoben zu werden. 1818 warb er von 
(VIN. in die Kammer der Pairs gerufen. Schon feit 1805 war Daru 
des Nationalinflituts. Von eigentlichen Staatsämtern feit der Reſtau⸗ 
ferne, roidmete ſich Daru vorzüglich gefchichtlihen Studien, und wir 
ihm zwei richtige Werke: „Das Leben Sully’8”, und „Venedigs Ges 
Die legtere gehört zu den wichtigften Exrfcheinungen der neuern Literaͤr⸗ 
im Gebiet der Hiftorte. Sie erfchien 1819 in 7 Bon. (2. Ausg. 8 
21; 3. A. 1825.) Als Mitglied der Pairskammer tft D. einet der 
Vertheidiger der Grundfäge, welche die Revolution herbeigeführt, und 
Verfaſſungsurkunde fanctionirt hat. 
twin (Erasmus), englifcher Arzt, Naturforfcher und didaktiſcher 
yb. 1732 zu. Eifton bei Newark in der Grafſchaft Nottingham, lebte 
Dechy, wo er 1802 ſtarb. Erift Verf. folg. Werke: 1) „Zoonomie, 
be des organifchen Lebens” (deutfch von Brandie, 1795 — 99; ital. 
ij. 2) „Phytologia, or the philosophy of agriculture and garde- 
th the theory of draining morasses and with an improved construc- 
e drillplough‘“. Diefes Werk kann ald Seitenftüd zu feiner Zoonomie 
werden (deutfch von Hebenftreit zu Leipzig). Kerner hat Darwin ' 
Systema vegetabilium‘“ ins Englifche überf. Auch ſchrieb man ihm 
über die Erziehung der Töchter zus „A plan for female education in 
Ir. Siebente Aufl. Bd. UL 5 


\ 





66 Daſchkoff Daubenton 


boartlingschools“ (kondon 1797, 4.), das wahrhaft philoſophiſch 
die Erziehung des weiblichen Geſchlechts enthält. Der Verf. der 
Staatsrath D. Hufeland, hat es für Deutſchland bearbeitet („Anteit 
moral. Erziehung des weibl. Geſchl. Nach Darwin m. vielen Zuſ⸗ 
1822). 3) „Der botanifche Garten, oder die Liebe der Pflan 
botanic garden etc.“*, London 1788): ein Gedicht voll phitofopl 
das eine glühende Einbildungskraft zeigt. Das Linné ſche Serua 
zur Grundlage feiner Gemaͤlde. Dvid verwandelte Menſchen in Pfl 

in.hingegen die Pflanzen in ſchoͤne Frauen und Männer. Ergibt 
Empfindungen, unfere Leidenfhaften, unfere Verirrungen; er leiht 
menſchliche Geſtalten und perfonificirt Die Stoffe, welche zu ihrer Erı 
tig find. Profeffor Crome hat „Abhandl. u. Bemerk. uͤb. verfchied: 
ſenſchaftl. Gegenft. aus Darwin's Botanic garden‘ heraudge 
1810). Hieran ſchließt ſich (1789, 4.) „The temple of nat 
origin of society‘ („Der Tempel ber Natur”, 1808 von Kraus) 
originelles Lehrgedicht. Miß Seward hat „Memoiren üb. Datwin’s | 
herausgegeben. 

Zaſch koff (Katharina Romanowna, Fuͤrſtin), geborene Gr 
zoff. Diefe edle und berühmte Frau, früher Katharinas vertraute Fr 
geb. 1744 und wurde im 18. Jahre Witwe. Sie arbeitete an 
Ihronbefteigung, zugleich aber auch an einer gefeglichen Beſchraͤnkun 
Macht. In Uniform und zu Pferde führte fie einen Theil der Zrup) 
nen entgegen, bie ſich hierauf felbft an die Spitze ſtellte, und ihren ( 
Thron flürzte, Der Zürftin Daſchkoff Verlangen, als Oberſter im kai 
regiment zu commanbiren, warb abgefchlagen. Sie konnte nicht in 
Nähe bleiben. Wiffenfchaft war ihre Lichlingsbefchlftigung. Den 
des Alterthums hatte fie durch das Studium der Griechen und Römeı 
aufgenommen. Nach ihrer Ruͤckkehr aus dem Auslande ward fie 17 
ber Akademie der Wiffenfch. und Praͤſident der neu errichteten ruſſiſche 
Sie hat Mehres in ruſſiſcher Sprache gefchrieben, Luftfpiele u. a. m 
förderte fie thätig bie Erſcheinung des „Wörterb, der ruffifchen Akad 





Daun 67 


zen Als Mitglich der Akad. der Wiffenfch. feit 1744, Bereicherte er die 
Reiftm diefer Geſellſchaft durch eine Menge anatoraifdyer Entdefungen und 
kererſahungen Über die Thiergattungen und Ihre Unterfchiede, ber die 
Bang der Wolle und die Behandlungen der Thierkrankheiten. Die Mines 
w, die Pflanzenkunde und die Okonomie verdanken ihm vieles Licht. Er 
Renz neue Methode bekannt, die Mineralien einzutheilen. In der Ency: 
kat ee den natuchiftorifchen Theil bearbeitet. Außerdem ift er Verf. einer 
garinnlgiger Schriften, z. B. „Instruction pour les bergers‘‘, äıne 
fkeutfch von A. Wihmunn) ; „„Aleimoire sur les indigestions““ (n. dd. 
20 Frei von Buffon's Hnpothefen, war er der treuefte Beobachter der 
In der Schreckenszeit der Revolution hatte er ein Zeugniß feines Buͤr⸗ 
zäthig, und wurde feiner Section als ein Schafhirt vorgeftellt, der fich 
wärftige, die [paniihen Schafe in Frankreich einzuführen. Nun durfte 
ine Studien fortfegen. Mit cinem von Natur ſchwachen Körper ere 
auch Maͤßigkeit und Heiterkeit ein Alter von 84 Jahren. Er wohnte 
Dec. 1799 zum erſten Male der Sitzung des Senats bei, als ihn ein 
traf, und er bewußtlos in die Arme feiner Freunde ſank. 
sun (Leopold Joſeph Marin, Reichsgraf von), fir. Feldherr, geb. 
1766. Sein Srofvater und Oheim hatten dem £aiferl. Hofals Ge: 
fälle gedient; gleichen Ruhm erwarb fi fein Vater, deffen glaͤn⸗ 
isde in den fpanifchen Erbfolgekrieg fült. Leopold Joſeph verdunfelte 
feiner Vorfahren. Er errang die erſten Lorbern in den Zürkenfriege 
— 39 als Generalmajor, und trug im oͤſtreich. Erbfolgektlege zur Bes 
Prags, zur Erobsrung Baierns und zur Bertreibung der Franzoſen bie 
Fhein viel bei. Sein kluges Berrehmen bei einen Zuge über din Rhein 
Verheirathung mit der Gräfin von Fur, einer Guͤnſilingin Marie The: 
chafften ihm die Stelle eines Generalfeldzeugmeiſters, und endlich 1757 
Generalfeldmarſchalls. In dieſer Eigenfchaft befehligte er die oͤſtreichi⸗ 
im ſiebenj. Kriege. Er zog dem Koͤnige von Preußen, welcher Prag 
tis Kolin (f. d.) entgegen, und lieferte hier die Schlacht (d. 18. Juni 
redurch er den König zwang, die Belagerung aufzuheben und Böhmen 
Ungeachtet er mit hoͤchſter Klugheit und Vorſicht handelte, fo erlitt 
bei Leuthen, Zorgau und mehren Orten empfindliche Nivderlagen. Aus 
Ekticht bei Kolin, ift fein größtes Unternehmen der Überfall bei Hochkir— 
u ver Nacht vom 14. Det. 1758. Hier wuͤrde er das ganze preuß. Heer 
üerkiben, wenn nicht der Prinz von Durlach mit feiner Colonne zu fpät ans 
ara wäre. Bei Torgau (3. Rov. 1760) ward ihm der ſchon gehoffte Sieg 
kner Verwundung, und durch Ziethen's Entfchloffenheit entriffen. Auch 
e den preuß. General Fine, am 21. Nov. 1759, bei Magen fid) mit 
R. gefangen zu ergeben. Dan hut Daun's zögernde, nur felten eine große 
wagende Art, Krieg zu führen, getadelt; allein fie hatte weber Un⸗ 
wo Unemtichloffenheit zum Grunde, fondern entfprang aus der richtigen 
feineß großen Gegners. Einem Zeldheren wie Friedrich, der, ohne 
zur Rechenſchaft verpflichtet zu fein, die fühnften Unternehmungen, 
fin hoher Geift nur die Möglichkeit eines glücklichen Erfolges erkannte, 
Iufte und mußte, bem dieſe Kühnheit gerwiffermaßen abaendthigt wurde 
Me Bienge feiner Feinde, denen er nur dadurch widerfichen konnte, daß er fie, 
jden Einzelnen viel Zeit zu verlieren, fchnell nad) einander befiegte, Eonnte 
Kara Wirkungskreiſe abhängige Daun nicht beffer widerfiehen, als wenn 
Shih einem zweiten Fabius Sunctator gegen ihn benahm. .&riedrich felbft 
weichen gefährlichen Gegner er an Daun habe. Gegründeter ift der 
Kg Damm sicht Immer bis erfochtenen Bortheile in ihrem ganzen Umfange 
sn 































68 Daunen David (König) 


zu benugen, und den Feind nad getvonnener Schlacht durch Verfolgum 

nichten verftand, Dance Verbefferung bet oͤſtr. Infanterie wird ihm zu 

ben. Maria Therefia verlieh ihm daß erfte Kreuz des zum Andenken der € 
bei Kolin geftift. Maria » Xherefin » Ordens, und ſtets achtete die ed 
narchin Daun’s rechtſchaffenen Charakter. 

. Daunou (Pierre Claude Srangois), Deputicter des Depart. von Zi 
in der franz. Kammer, Dauptrebacteurbes „Journal dessavans“‘ und Pro| 
Geſchichte am College de France, geb. 1761 zu Boulogne, war beim Ausb 
Revolution Mitglied der Congregation des Oratoriums, und leiſtete den von 
flituicenden Verfammtung den ðeiſtlichen vorgefchriebenen Eid. Dann n 
Deputicter im Nationalconvent, und flimmte hier, als das Scidfat $ 
XVI. entſchleden werden follte, für Gefängniß, fo lange der Krieg dauern 
dann für Verbannung. Dies ftellte ihn auf die Seite der Girondiften, 
entging ben Verfolgungen nicht, welche biefe Partei trafen. Im Rathe! 
war Daunou der erfte Präfident. Nach dem 18. Brumaire wurde er Trik 
er aber die Verfaſſung gegen die Eingriffe bes Machthabers vertheidigte, 
auch ihn jene Wilikuͤr Bonaparte's, durch welche er die freiheitsliebenben S 
aus dem Tribunate ftieß, und dies eine Elimination deſſelben nannte. 
an war Daunou Bibliothekar bes Pantheons, Tpäter wurbe er Reichsarchiv 
lor aber diefe Stelle nach der Reftauration der Bourbons. In der Kam 
bört er zu den Rednern der Liberalen. Unter feinen Werken nennen wit fei 
fles: „‚Essai sur les garanties individuelles‘, (3me ed., Paris, 1821. 

Dauphin, ber Titel bes jebesmaligen Kronprinzen von Frankreich 
Einderlofe Humbert IL, Dauphin von Viennois, trat fein Land, das Del 
1349 dem Könige Philipp von Valois unter der Bedingung ab, daß dei 
Sohn des Königs von Frankreich Eünftig Dauphin fein und das Land regieren 
Der Dauphin behielt indeß bloß den Titel; das Land felbft ward mit der 
vereinigt. Stirbt der Dauphin, fo erbt der ältefte feiner Söhne, wenn 
einen Sohn hat, der Äitefte feiner Brüder, diefen Titel. Hat ber Koͤnl 





Söhne, fo ruht der Titel Dauphin, welches unter Ludwigs XVII. Ra 
dee Fail war; denn dem naͤchſten Prinzen von Geblät und vermuthlichen 


Mg zum Wohnorte des Allerheiligſten. Hierauf unterjochte er bie Phis 
wiefiter, Ebomiter, Monbiter, Ammoniter und befonbers die Syrler. 
q erſtreckte ſich vom Euphrat bis an das Mittelmeer, und von Phönicen 
zarab. Meerbufen. Es war von mehr als 5 Mil. Menfchen bewohnt. 
ſcderte auch Schifffahrt und Handlung, und ſuchte fein Volt durch 
1 namentlich die Baukunſt, zu verfeinern. Et erbaute ſich zu Jeru⸗ 
a prächtigen Palaft und machte den Gottesdienſt feierlicher, befonbers 
Anftellung der heiligen Dicjter und Sänger. Der prächtige Tempel, 
Bau er Vorkehrungen traf, kam erſt unter feinem Nachfolger zu Stande. 
hob die Iprifhe Dichtkunft in feinen Pfalmen (f. b.) zu dem hoͤchſten 
:Bortrefflichkeit, den fie unter den Sfraeliten erreicht hat. Auch vers 
das Kriegds, Juſtiz ⸗ und Finanzweſen. Indeß verleiteten ihn feine 
fangen in ber Liebe zu manchen Graufamteiten, die buch feine Reue 
tzůch entſchuldigt werben,- und bie Eiferfucht unter den Söhnen ber vers 
Rütter gab endlich zur Empörung in feiner eignen Familie Veranlaſſung. 
nAbfalon ſuchte ihn vom Throne zu flürzen,. und kam in dem darüber 
mRriege um. Durch die Zählung der flreitbaren Männer, die David 
ilenheit feine® Rriegsglüd befahl, konnte bie Ruhe eben nicht allgemein 
werden; fie ließ Exoberungsplane fürchten. Auch ließen bie Philifter 
bad fühlen, wie er dadurch vom Gefeg abweiche. David übergab noch 
Leben das blühende ifenelitifche Reich feinem Sohne Salomo. Vgl. 
Kit. Lebensgeſchichte David's“, überf. mit Anmerk. von Didrichs, 
777 — 80, (2 Bde.) ; Niemeyer’ „Charakterifitder Bibel”, 4, Bd.; 
iognomie Davi’6", (Jena 1784). 
vibd (Jacques Louis), der erfte Maler und Stifter der neuern franzöf. 
ter zu dem Studium der Natur zuruͤckrief, welche ihm aber nichts Ans 
au das idealiſche Schöne. . D., geb. zu Paris 1750, ging 1774 nad) 
wibmete ſich vorzüglidy der großen Hiftorienmalerei. Seine Talente 
kttung entwidelten ſich bald. Als er 1784 abermals nach Rom kam, 
Beifterftäch, den Schwur der Horatier, welches ihm Ludwig XVI. nach 
e ans den Horatiern des Corneille zu enttverfen aufgetragen hatte, aus⸗ 
aupteten Kenner und Liebhaber, daß dieſes Stuͤck unuͤbertrefflich fei, 





70 David (Giacomo) Davila 


dem Pomneuf ein Denkmal zu errichten. welches das Volk als Rieſen votſtel 
Sm Proceffe Ludwigs XVI. ftimmte er für deffen Zod. Im Ian. 1794 prä 
dirte er felbft im Gonvent. Nach Mobetpierre's Sturz war er in grozer Gefal 
und nur fein Ruf als Maler rettete ihn vom Blutgeruͤſt. Zu den Kevol 
tionsfcenen, welche Daviv durch feinen Pinfel zu verewigen fuchte, gehören: | 
Ermordung von Marat und Pellstier, vorzuͤglich aber ber Schwut im Vallhau 
und Ludwigs Eintritt in die Nation alverſammiung vom 4. Febt., welches € 
mätbe er 1790 dem gefeßgebenden Körper verehrte. 1799 ftelite er feine Sabtı 
rinnen (ber Gulminationspunft feines Talents) aus, zeigte fie mehre Jahre | 
Gelb, und fol fi) damit 100,000 Fr. errgorben haben. 1804 ernannte 
der Kaifer zu feinem erften Maler, und gab ihm den Auftrag zu vier Gemätdı 
worunter die Darſtellung der Kaiſerkroͤnung Napoleons ſich auszeichnet. Audyı 
hören zu feinen berühmteften Werken aus dieſer Zeit mehre Abbildungen bes K 
ſers, beſonders wie er ald Conful auf dem Bernhardsberge zu Pferde den Tra 
pen die Bahn zum Ruhm zeigt. 1814 malte D. den Leonidas, fein lehtes Gemäl 
in Paris. Mitdiefem Bilde entfernte er fich wieber von f. früheren Kunftfpftem. 7 
Napoleon von Elba zuruͤckgekehrt war, ernannte er David zum Commandar- 
der Epreniegion. Nach Ludwigs XVM. zweiter Einfegung ward er in dem Z 
cret begriffen, welches alle Regiciden aus Frankreich verbannt. Cr ließ fid] 
Bruͤſſe nieder; auch wurde er bei der neuen Einrichtung des Inflitute im M 
1816 davon ausgeſchloſſen. In Bräffel malte er den Amor, welcher Pfiym 
Armen entfchlüpft. Sein neueftes, 1824 in Bräffel ausgeführtes Gemän 
Mars, den Venus, Amor und die Grazien enttoaffnen, fand in Paris den grd - 
Beifall. David ft. zu Bruͤſſel in der Verbannung den 29. Dec. 1825. Die : 
theile über diefen Kuͤnſtler find verfdieden. Aber einftimmig hat man ihm 
Xob der cortecteften Zeichnung und eines glüdtihen Golorits zuerkannt. 3 
Stoff zu feinen Darftellungen fand er in ber Gefchichte feiner Zeit, an deren Bes 
‚gungen er lebhaften Antheil nahm. S. auch Göthe's „Windelmann u. ſ. Jah 

Der Kupferficher Moreau hat die beften feiner Merke ganz in feinem Geifte &« 





den Grabſtichel verewigt. Die vorzüglichften feiner Gemälde, wie ber Schyums 
Horatier, die Sabinerinnen, find von ber franz. Regierung angekauft, und in 
Galerie des Patafts Luremburg aufgeftellt. 


Davis Davouft 71 


am Überfegt), welche neben Guicciardinl's und Macchiavelli's Werken einen 
dedauptet. 
Ddavit GJohn), ein engliſcher Seefahrer, geb. zu Sundridge in Devon⸗ 
“, wWibmete ſich früh dem Seedienft, und ward 1585 mit zwei Fahrzeugen abs 
die nordweftliche Ducchfahrt zu entdecken. An der Spipe von Groͤnland 
et dor dem Eife nicht landen. Er wandte fich daher nordweſtlich, und er⸗ 
inter 64° 15 N, Br. in Nordoften ein mit grünenden Infeln umgebenes 
defien Eimpohner ihm zu erfennen gaben, daß im Norden und Weften ein 
\ fl. Unter 66° 40 N. Br. erreichte er ein Land, das ganz von Eis 
Wr, und an deffen Hüfte er bis zur ſuͤdlichſten Spige, die er das Vorgebirge 
d Erkarmeng nannte, hinfuhr. Er kam darauf in eine 20 Stunden’ breite 
Berras, von er eine Durchfahrt vermuthete. Da ihn aber widrige Winde hin⸗ 
kehrte er nach England zuruͤck. Jene Meerenge hat nachher feinen Namen 
And behalten. Davis machte noch zwei Reifen in gleicher Abficht, 
WE aber jhehmal durch das Eis an der Erreichung feines Zwedts, burch deſſen 
9 Baffin fpäter fo berühmt machte, gehindert. 1605 ward er in 
Fon von jepanifchen Seeräubern getödtet. 
Da vouſt (Louis Nicolas), Herzog von Auerſtaͤdt und Fuͤrſt von Eckmuͤhl, 
RNearſchal ſeit 1819 Pair von Frankreich, geb. 1770 zu Annou im ehema⸗ 
aus einer angeſehenen Familie, ſtudirte zu gleicher Zeit mit Bo⸗ 
BEpech auf der Militairſchule zu Brienne, 1785 war D. Unterlieutenant im Ca⸗ 
Royal Chainpagne, 1790 Chef des dritten Freiwilligenbataillons 
ber Er zeichnete fi) unter Dumouriez in den Schlachten von Jemappe 
ah Borrainden durch Fühne Tapferkeit aus. Als Dumouriez nad) der Schlacht 
von Lerwizden mit Koburg unterhandelte, entwarf Davouft das kuͤhne Unterneh: 
Wan Fhes Erftern, in der Mitte feiner Armee, zu bemächtigen, und es fehlte 
wa Der es ausführte., Sm Juni 1793 ward er zum General ernannt, aber 
Buch Bad Decaer, das alle ehemalige Adelige außer Thaͤtigkeit fegte, genöthigt, 
g zu nehmen. Der neunte Thermidor riefihn wieder zu den Fah⸗ 
am, mir Moſelarmee bei ber Belagerung von Luxemburg, dann unter Picyegru 
mee; er ward in Manheim gefangen, aber bald ausgewechfelt, 
un) Knete fi bei dem Rheinübergange 1797 durch kluge Anführung ſowol als 
hard perfönlihe Zapferkeit aus. In den italienifchen Feldzuͤgen unter Bonaparte 
"fitteife fein Eifer an dieſen mit unauflöslichen Banden. Er begleitete ihn nach 
IGupten, jeihnete ſich auch hier durd) Muth und Kühnheit aus (er mar es, der 
sh dm Treffen von Abukir das Dorf angriff und eroberte), und [chiffte fich nad 
sbemention von El = Arifch mit Defaig in Alerandrien ein, um nad) Frankreich 
tichutehten. Sie erblicten (hen die Hierifchen Infeln, ale fie von einer eng: 
va öregatte aufgebracht, und nad Pivorno zum Admiral Keith geführt wurden. 
er behandelte fie als Kriegsgefangene, und erſt nad) einem Monate erhielten 
ie Etlaubniñ zur Abreife nad) Zoulen. Bonaparte ernannte D. zum Divi⸗ 
jeneral, und übertrug ihm den Oberbefehl der Cavalerie der italienifchen Ars 
Nach der Schlacht von Marengo ward er zum Chef der Grenadiere der con⸗ 
hen Garden ernannt, bie in diefer Schlacht den Namen der Granitfäulen 
en hatten. Nach der Thronbeftrigung Napoleons (1804) zum Reichsmar⸗ 
nd Großkreuz der Ehrenlegion, auch Generaloberſt der kaiſ. Srenadiergarde erz 
gehörte D. ſowie einige Andre, als Mortier, Beffieres, Soult, zu Denen, 
je Würde nicht fowol ihrem Range in der Armee als der Gunft des Kaifers 
ser unwandelbaren Anhänglicjkeit an feine Perfon zu verdanken hatten. In 
ldzuge von 1805 rechtfertigte er f. Erhebung, namentlich in der Schladht 
Herlig, wo cr den echten Flügel des Heers befchligte. Nach dem pres: 
Frieden blieb er mit feinem Sorps in Deutfchland ſtehen. Der im Oct. 





72° Davy . 


1806 ausgebrochene Krieg mit Preußen verfegte daſſelbe nach Sachſen, c 
Schlachtfeld bei Auerftädt, wo er mit dem rechten Flügel des Heers fo viel 
ſcheidung des Tages beitrug, Da er bie vom Schlachtfelde bei Jena ganz ge 
Schlacht von Auerftädt durch feine geſchickten Maßregeln allein gewann , 
nannte ihn Napoleon nad) dem Frieden von Tilſit zum Herzog von Au 
Er blieb in Warſchau, ging dann nad) Breslau, und warb, da bie große 
aufgelöft wurde, zum Oberbefehlöhaber der Rheinarmee erhoben. Bei bei 
derausbruche des Kriegs mit Öftreich, 1809, waren feine Maͤrſche durch bi 
pfalz an die Donau und die Tage von Regensburg eine fehr gefährliche A 
Er hatte wefentlihen Antheil an dem Siege bei Eckmuͤhl. An der Schle 
Afpern konnte nur eine feiner 4 Divifionen Antheil nehmen, beren Genera 
‚Hilaice, mit dem größten Theile feiner Truppen an dem linken Donauufer ı 
In der Schlacht von Wagram befehligte D. den rechten Flügel, deffen Be 
gen hauptfoͤchlich den Rüdzug ber Öftreicher bewirkten. Nady dem Fri 
bob ihn Napoleon zum Fürften von Eckmuͤhl, und 1811 zum Generalgou 
der hanfeat. Depart. Am 20. Nov. ließ erden Rath Be der (f.d.) in Got 
heben. In Rufland 1812 erlitt er mit feiner Heerdivifion, aufdem F 
von Moskau, eine Niederlage, Im März 1813 fprengte er die Eibbrl 
Meißen und Dresden; im Sommer d. J. ruͤckte er mit 50,000 M. Fi 
und Dänen in Medienburg, fo geringe Streitkräfte ihm auch entgegen 
nur bis Schwerin, Wallmoben gegenüber, vor, zog fid) aber bald hinter? 
denig zuruck. Es war für Hamburg (f. b.) und die hanfeatifchen Der 
Unglüd, daß er, obgleich Generalgouverneur derfelben, die Erhaltung di 
taic über alle Beachtung der großen Leiden jener Diſtricte und befonder 
burgs fegte; doch wurde er don ber zahlreichen Belagerungsarmee nicht 
drängt, verlor indeß während der Belagerung an Wunden und Krankh⸗ 
11,00M, Aus feiner Vertheidigungsfchrift, die er 1814 in Paris eı 
ließ, erfieht man, daß die graufame Behandlung der befegten Stadt kein 
ſuchung wider ihn veranlaßt hatte. & blieb damals unangeftellt. Nach d 


keht Napoleons nad) Paris (um März 1815) ward er zum Kriegeminifter 
AS die Verbiindeten, nach dem Siege bei Waterloo, gegen: Paris vo 


we (Guillaume u. Suillaume Francois) Decandolle 73 


he Berfuche von höherer Bedeutung vornehmen, durch die er bald al& einer 
ffimigften Chemiker befannt wurde. Auch feine Vorlefungen hatten ben 
Beifall. Die mehrften feiner Schriften find ins Deutfche überfegt. 1815 
ach Paris, lebte einige Jahre in Frankreich und Italien, und verfuchte 
u Reapel vergeblich, herculanifche Rollen zu entwideln. Im Sommer 
fe D. nach Norwegen, um wiffenfchaftliche Forſchungen anzuftellen, wo⸗ 
We Ndmiralitaͤt ein Dampfſchiff zu feiner Verfügung ſtellte. Er überzeugte 
vach von dem glüdlichen Erfolge feines Verfahrens, das Befchlagen der 
su Kupfer durch Anbringung des Eifene in gewiſſer Quantität für längere 
rufen. Zugleich wurden unter ſ. Anleitung durch dyronometrifche Bes 
iagen die trigonometr. Meffungen von Dänemark und Hanover mit der 
un England verknüpft. 
debure (Guillaume, und Öufillaumegrangoib), zwei Vettern, 
minder Geſchichte der Bibliographie. Jener, der Ältere, beforgte die erfte 
Li Kataloge der trefflichen Bibliothek des Herzogs de la Valliere (1783, 
t) Diefer, ein parifer Buchhändler, geb. 1731 und geft. 1782, brach der 
napbie eine neue Bahn, indem er, in f. „Bibliographie instructive, ou 
ide la connaissance des livres rares et singuliers“* (Paris 1763 — 68, 
th us Syſtem aufftellte, was bisher bloß Werk eines geroiffen Taktes gewes 
w Nur Verblendung konnte, durch Zufammenftellung mit den bibliogras 
Böntihritten fpiiterer Zeiten, das Verdienft dieſes Mannes herabwürdigen‘ 
Wer, trog des Tadels, den Le Mercier und A. dagegen erhoben (vol. 
4 Bihliograph. Lexikon“, Bd. I, S. 452), immer als eines der vorzliglichften 
wahifhen Hülfgmittel gefhägt wurde. Unter ſ. übrigen Werken ift zu ers 
: „Supplement & la bibliographie instructive, ou catalogue des li- 
Auabinet deM. Gaignat‘* (Paris 1769, 2 Bde). Zu beiden Werken 
kle von Nee de la Rochelle als 10. Bd. herausgegeb. „Table destinde & 
£hrecherche des Jivres anonymes etc.“*, die 1782 erfchien. Auch Des 
Böhne, als Debure Frères in der Buchhaͤndlerwelt ruͤhmlich bekannt, haben 
I! Bihliographen 1817 durch die Herausgabe des Kataloge über die reiche 
Kate Bibliothek des Grafen Mac⸗Carthy Reagh ausgezeichnet. 
ſecan (decanus), Dehant, Dechent (unterfchieden von Diako⸗ 
R Titel, welchen fonft mehre Beamte geführt haben, denen in ihrem Wir: 
fe einige Perfonen (der Ableitung nad) zehn) untergeben find; fo in dem 
hen Rechte eine Unterobrigkeit, deren Bezirk eine Decanie genannt 
In den geiftlihen Collegien und auf den Univerfitäten ift der Titel des 
noch üblich. Namentlich bezeichnet da® Decanat die Würde eines Obern 
jio der Cardinaͤle, in den Collegien der Chorherren und Geiftlichen, in den 
und Collegiatkirchen (wo der Dechant, entweder der erfte, oder dem 
mtergeordnet ift), — daher Domdechant. Auf den Univerfitäten find 
bie Directoren der vier Facultäten, deren Würde und Amt gewoͤhnlich uns 
Ritgliedern oder Beiſitzern derfelben abwechfelt. Daher auch die Dechanel 
i), d. i. die Güter und Gebäude zum Unterhalte eines geiftlichen Dechan⸗ 
yfein Kirchſprengel, oft nur feine Wohnung. 
ecandolle (Auauftin Pyrame), einer der erften Pflanzentenner in 
get. 1778 zu Genf, ftammt aus einer Familie, die ſchon im 16, Jahrh. 
elehrten Welt einen Namen hatte, Er war Lehrer der Botanik zu Monts- 
vo erden Pflanzengarten in den blühenden Zuftand brachte, der diefe An⸗ 
zzeichnet. Seine Neider benutzten den Umfland, daß er nad) Napoleons 
evon Eiba feirie Stelle behalten hatte, um ihn der Regierung verdächtig zu 
und ermwedten fo viele Verfolgungen gegen ihn, daß er feine Entlaffung 
Seine Vaterjtadt legte 1816 einen neuen Pflangengarten an, worüber 





78 Decatiren Decazes 


ffe ihm die Aufficht anvertraute, und um ihn für immer zu gewinnen, | 
einen Lehrſtuhl für die Dflanzenkunde. Decandolle ging jedoch vorher nach, 
pellier zuruͤck, um feine unterbrochenen Vorlefungen zu endigen, und bie Bi 
zung, womit feine Schäfer ihn empfingen, entſchaͤdigte ihm reichlich für den 
druß, ben ihm die Ultens gemacht hatten. Seine 1813 erfchienene Grund 
der Botanik („Theorie eleinentaire de botanique‘‘) ift in Roͤners Be | 
auch unter ung als eine vorzügliche Anleitung zur Pflanzenkunde bekannt. 

f. übrigen Schriften find ausgezeichnet: „‚Plautarum succulentarum hist 
(jeit 1799, 4 Bde. Fol. und 4.) mit Abbild. von Nedoute; „Astra; 
(1803, Fol. und S), gleichfalls mit Abbild, ; „‚Flore frangaise‘“ (1809 

6 Bbe.), woran Lamarque Antheil hatte; „„Catalogus plantarum — 





Montpelliensis“, 1813. über die Theorie des Lichts hat er einige 
mungen befannt gemad)t, die durch neue Beobachtungen beftätigt wurben, "2 
Decatiren, Dampftrumpfen, ein in Frankreich erfundenes tedimil 
Verfahren, dur) welches man das Tuch, nachdem es völlig zubereitet Ift und) 
ſcharfe Preffe erhalten hat, der Einwirkung von Wafferdämpfen ausfegt. 
gefchieht auf einem ſtark geheizten Ofen mit einer eifernen Platte, die mit 
groben Tühern Belegt wird, auf welche das aufgeftapelte, in regelmäßigen 
in ‚einem Rahmen feft zufammengefaßte Tuch zu liegen fommt, um von 
den feuchten Unterlagen ſich entwidelnden heißen Daͤmpfen durchzogen zur 
Das Tuch wird dadurch wie beim Krumpfen dichter, erhilt,aber einen ba, 
Glanz, da der bisherige Prefglanz nur wmecht war. M. f. die „Verhan 
des Vereing 3. Beförder, des Gewerbfleißes in Preußen”, Aug. 1825. J 
Decazes (Elle), Herzog, Pair von Frankreich, Hey. von Gluͤck 
Dänemark, geb, zu St. » Martin = en = Luxe bei Libourne 1780, ſtammt auf) 
1595 von Heinrich IV. geadelten Familie, und ſtudirte die Nechte im Ci 
Vendöme, Unter Bonaparte'3 Negierung trat er als Rath in die Di 
Königs von Holland und feiner Mutter, wurde dann Richter beim Tribunale; 
Zuftanz in Paris, und 1810 Rath des Appeliationsgerichts daſelbſt. M 


naparte'8 Ruͤckkehr von Elba erklärte er fich fo feft für Ludwig AVIIL. ud: 
ben Urfurpator, daß er 40 Meilen von bier verbannt wurde. Im Schoß 








76 Decazes 


ex ſich wieder theils der Hofpartei, theils ber rechten Seite, und fuchte 
Entwidelung ber liberalen Inftitutionen Einhalt zu thun. Diefes 
zwifchen conftitutionellen und rein monarchiſchen Anfichten, was man, 
früher geſchehen war, fein Schaufelfpftem (Bascule) nannte, regte mid 
die ultraliberale Oppofition gegen ihn auf, ſondern entzweite ihn fogar m 
folgerecht conftitutionelf-gefinnten Miniftern Defolles, Gouvion = St,=/ 
Louis, Sie widerfegten ſich naͤmlich jeder von Decazes in Vorfchlag gel 
Abänderung des Wahlgefeßes, und nahmen endlich, als fie fich Uberftimm 
ihre Entlaffung. Aber aud) das neue, vom König am 19, Nov, 1819 
Minifterium, in welchem Pasquier, Latour» Maubourg und Roy bie 
Stellen erhielten und Decazes den Vorfig führte, Eonnte ſich Uber die zu 
Abänderungen des bisherigen Spftems nicht vereinigen, Deferre 
neues Wahlgefeg, wobei Decazesszwar bie Einführung von oberen Mahled 
zugab; jedoch den Wählern feine doppelte Stimme einräumen wollte) 


Wahlgefes.) Auch die beiden andern Geſetzentwuͤrfe, wegen ber 
wegen ber Verhaftung von Unuhftiftern, fanden im Minifterrathe nicht 
Seite und des Centrums. Die Liberalen endlich waren ohnehin bamit gang 





ten Beifall; noch größer war der Widerfpruch bei mehren Mitgliedern 
zufrieden. Da geſchah es, daß ein ſchreckliches Verbrechen, bie Erm 
Herzogev. Berry (f.d.)am 13. Febr. 1820, den leidenfhaftlichen Ha 
ropaliften gegen Decazes, als den Befchliger der liberalen Ideen, die 
Urfache jenes Frevels hielten, bis zur Wuth entflammte, ſodaß ber 
Clauſel de Couſſergues den Minifter öffentlicy der Mitfehuld an der Exı 
Prinzen anklagte. Weil nun Decazes einfah, daf der von ihm am 1: 
Kammern vorgelegte dreifache Gefegentwurf den Erwartungen feiner 
ſprach, und er überdies noch wahrnahm, daf auch die fönigliche Familie 
nige feine Entlaffung verlangte, fo nahm der von den Liberalen veriaſſe 


Ultras auf das. heftigfte angegriffene und durch die ſchaͤndlichſte Verla 
erſchutterte Minkfter am 18. Febr, feine Entlaffung, und ſchlug den 


Richelien zu feinem Nacyfolger vor, Der König genehmigte dies am 
doch erhob er, zum Beweiſe feiner Zufriedenheit, den Grafen Decazed 


Decemvire Dechiffrirkunſt 77 


J Acqzzes, worauf ſich Letzterer an Pasquier wandte, und von dieſem erfuhr, 
Ie franz. Geſandten in Laibach, ohne Pasquier's Wiſſen, beſondere Verhal⸗ 
iefe erhalten hatten. — Während des Herzogs Aufenthalt in Paris 
e die Liberale Partei, ihn mit Talleyrand zu vereinigen, um das Minifterium 
ren; allein fie konnte ihre Abſicht nicht erreichen, denn Decazes ftand mit 
m und Deferre in gutem Vernehmen. Doch hatte der Herzog öfter Unters 
un mit dem Könige, womit indeß die im Aug. 1821 erfolgte Entlaffung der 
m Ruifter ohne Portefeuille, Gorbiere und Villele, in keiner Verbindung ges 
a haben fcheint. Decazes fuchte vielmehr um feine Entlaffung von dem 
Waftspoften an, und zog fich fchon im Julius auf feine Güter zuruͤck, wo 
hit der Landwirthfchaft befchäftigte, deren verbefferter Zuftand im Depart. 
X gtoͤßtentheils ſein Verdienſt iſt; auch dankt ihm Libourne die Errich⸗ 
por Geſellſchaft für den Aderbau, eines Mufeums, einer Scyule des wech» 
m Unterrichts, eines Geftüts u.f. mw. Waͤhrend er fo ganz als Landwirth 
—* in Paris die Miniſterialveraͤnderung vom 4. Dec. 1821, welche 
de Triumph der Partei von Villèle über die Anhaͤnger von Decazes anges 
waden kann. Bald darauf wurde an des Herzogs Stelle der Bicomte de 
ttaubriand (f. d.) zum Botfchafter in London ernannt. Endlich Eehrte 
J in den legten Tagen des Febr. 1822 nad Paris zurüd, wo bie Sigung 
von 1821 noch fortdauerte. Doc) nahm er an den Verhandlungen 
ammer Über das Preßgefeg, welches er und feine Freunde mifbilligten, 
f Immittelbaren Antheil. Mur einmal ſprach er gegen den Suftizminifter, 
für feinen Steund, den Hrn. von Lally⸗Tolendal, um einen Vorwurf 
Neben abzumehren. — So lange Ludwig XVII. lebie, war die Deca⸗ 
Ag Partei, Deren Organ bas „„Journalde Paris‘ war, von den Royaliſten, ins⸗ 
avenden Anhängern ded gegenwärtigen Finanzminiſters von Villele, ebenfo . 
— In der Pairskammer gehoͤren zu derſelben die Herren Ba⸗ 
ke keſtang, von Lally⸗Tolendal, Barante und Mole, in der Deputirten⸗ 
8 aber die meiften Doctrinairs und viele Mitglieder der linken Seite. Da 
Inder legten Zeit auch der Fuͤrſt Zalleyrand ſich an die Doctrinaire zur Linken 
‚f glaubte man, daß endlich eine Vereinigung zwiſchen Decazes und 
d zu Stande kommen könnte, wobei der Erminifter Pasquier ald Vers 
| R genannt wurde; allein bei dem perfönlichen Vertrauen, welches der König 
d feinem ehemaligen Premierminifter fchenfte, that ber kluge Decazes 
a Schritt, der Ehrgeiz verrathen, ober ihn auf die Seite ber Oppofition ziehen 
 — As Staatsmann befigt Decazes weder die Tiefe der Gedanken eines 
noch) die Beredtſamkeit eines Deferre. Seine Reben enthielten immer 
ae Stellen ; allein fie zeigten voeder das Zalent, in die Verhandlungen eins 
noch die Sreimüthigkeit i in Gedanken und Ausdrud, welche Deferre 
Übrigens ift Decazes ein Mann von vielem Verftand, der auch im Um⸗ 
pe liebenswuͤrdigſten Formen hat, ſodaß fchon fein Äußeres für ihn einnimmt, 
h Heibt ihm das unbeftrittene Verdienſt des redlichen Wollens und der Treue 
yaden König. — Dal. „Beitgenoffen”, Heft XIX. 20, 
‚Decemvire, f. Appius Claudius Craffinus, 
Dechiffrirkunſt, die Kunft, den Inhalt einer geheimen, mit verab- 
Kia Zeichen (oft Ziffern, daher Dechiffrirkunft) gefchriebenen Schrift zu entraͤth⸗ 
Bor allen Dingen muß man die Selbftlauter auffuchen, Diefes gefchieht 
Pigende Art: 1) Man zieht alle zweibuchſtabige Worte aus der geheimen 
Kit heraus und ſchreibt ſie vor ſich hin. Hernach ſucht man auch die Worte, 
k am Ende der einen und am Anfange der andern Zeile alfo getheilt find, daß 
het der Zeile nur die zwei erften Buchftaben des Worte ſtehen; denn einer da⸗ 
muß nothwendig ein Vocal fein. Hierauf nimmt man die fünf Buchftaben 





















78 Dechiffrirkunſt 


heraus, welche am meiſten vorkommen. 2) Man pruͤft dieſe fünf Bi 
und verſucht, ob auch im jedem Worte der geheimen Schrift einer ober 
vorfomme. Findet ſich ein Wort, in welchem Eeiner davon angitreffan [17 
man die rechten Vocale noch nicht gefunden, und fucht aufs neue.  Hatma 
lich die Vocale gefunden, fo muß man 3) diefelben unterfcheiden. Weil ber 
E im Drutfchen der gemeinfte iſt, fo fieht man zu, welcher Buchftabe fich Im] 
heimen Sch eiften fehen läßt, wenn man vermuthen kann, 
beutfch ift; diefer if gewiß E. 4) Die Buchſtaben X, C,H, S,R,W, 
erden im Deutfchen durch bie kurzen Wörter an, auch, das, mir, ihm, 

die Buchftaben 3, N, U, D, durch die Wörter ein, um, und, ausgeforie 
übrigen find in der beutfchen Sprache noch folgende Eigenſchaften der 

in Acht zu nehmen, A allein wird im Anfangs eines Worts doppelt gef 
ſteht nie Im Anfange eines zweibuchftabigen Wortes, und fommt mitten 
nur felten doppelt dor. Ckommt in Einem Worte von zwei Buchftaken 
in keinem deutfchen Worte dreimal, folgt niemals auf einen doppelten 
ausgenommen in bem Worte Iſaac, und. fteht nicht zu Ende eines Mortd, 4 
einigen Nennwoͤrtern. D Eommt nie. dreimal in einem Worte vor, gehe) 
einem Doppelbuchſtaben her, und ſteht in feinem Worte von zwei Bu 
tenan, außer in dem Morte oͤd. E ſteht nie ju.Ende eines Worte von j 
ftaben, als in dem Worte je, und dem Ausrufe He, wird niemals im 
auch nicht zwifchen einerlei Buchftaben, doppelt gefunden. gebt vor Ei 
pelten ber. © ift in Einem Worte von zwei Buchftaben. D ift chenfi 
nem Worte von zwei Buchftaben anzutreffen, außer in dem Ausrufe Ha, Der 
in keinem Worte doppelt, K ebenfalls nicht, iſt auch nie der zweite Wuch] 
Worts, und-in keinem Worte von zwei Buchftaben zu finden. L findet 
nem zweibuchftabigen Worte; zwiſchen zwei & fteht ferner fein boppelter 
M fängt kein Wort mit zwei Buchftaben an, ſteht in keinem dreibuchftaßl 

in der Mitte, außer: in Amt und Ems, kommt in menig einfachen. 

Mat vor, es ftehe denn doppelt beifammen, kann nicht zu Anfange q 





eines Worts ftchen, in. welchem der andre und britte Buchftabe vom X 
Ende einerlei find, zwifchen zwei M kann kein doppelter Buchftabe 


De:imalmaß Declme 79 


andre sd dritte Buchſtabe einerlei find, außer In einigen mit un zuſam⸗ 
en Wörtern, ald unnuͤtz u. f. w., und wird in feinem Worte verboppelt, 
Genugthuung. V findet fi faft nur in den Sylben ver, vor ıc., am 
nur in Sklav und Guſtav, und hat nie einen Confonanten unmittelbar 
. W kommt in keinem zweibuchflabigen Worte vor, außer in mo, ſteht 
Worte von drei Buchftaben in der Mitte außer in zwo, und geht vor kei⸗ 
xlten Buchſtaben ber, außer in zween. X fleht in feinem Morte von - 
Haben und kommt, außer in einigen Nennmörtern, nie zum Anfange 
«ts vor. D fängt faft kein Wort an, fleht auch in keinem zwei s oder 
m Worte voran, außer in Yfop. 3 kommt in keinem zweibuchſtabigen 
rw, als in zu, ift in keinem Morte der andre Buchftabe, außer in Gar, 
at in feinem Worte drei Mal vor. Übrigens ift diefe Kunft nur auf folche, 
ımene Geheimfchriften anwendbar, in denen man fic) darauf befchräntt, 
Raben des Alphabets durch andre Übereinkünftliche Zeichen oder Zahlen 
m, und deren Entzifferung feinen bedeutenden Echwierigfeiten unterwors 
Dagegen aber fcheitert alle Kunft an denjenigen Geheimfchriften, welchen 
sterbücher zum Grunde gelegt werden, worin jedes Wort, oder auch wol 
ge, mit einer Zahl bezeichnet find, und wobei man noch die Vorficht ans 
1) die alphabetifd) gefegten Wörter nicht nach der Reihe, mit 1, 2, 3 
ſondern möglichft unregelmäßig zu beziffern, und 2) fogenannte Non⸗Va⸗ 
.P. ungültige Zahlen, oder Zahlen, denen feine Wörter beigegeben find, 
em Chiffriren den Valeurs, oder gültigen Zahlen untermiſcht werben, gu 
inehmen. Kaft völlig unnüs iſt diefe Ältere Dechiffrirkunſt durch die neuere 
Shifften zu fchreiben geworden, wobei nach einer ſehr einfachen Regel, 
winbiich mittheilen und im Gedächtniffe bewahren läßt, doch die Zeichen 
Bedaben ftet3 wechfein. Dies ift die, wo nicht allgemein, body bei fehr 
Wen gebräuchliche Chiffre quarre oder Chiffre indechiffrable. (©. 
wfdrift.) 

echmal maß, die Eintheilung der zum Maß angenommenen Einheit 
fathen 2c.) in 10 gleiche Theile; auc hat man verfucht, den Quadranten 
Heß in Decimaltheile abzutheilen. In diefem Fall wird der 10, Theil 
ben Dundranten ein Decimalgrad genannt. Die franz. Mathematiker 
ber erfi den 100. Theil eines Quadranten einen Decimalgrad, und den 
il eines folchen Grades eine Decimalminute. 

cimalrechnung, eine Redhnungsart, in der man keine andern 
ebraucht als zehntheilige, hunderttheilige, taufendtheilige u. f. w., die 
r Derimalbrüdhe nennt. Joh. Regiomontanus bediente ſich ihrer zuerft 
Zinustabellen. Sie gewährt große Vortheite und Erleichterungen. Da 
mferer Art, die Zahlen gu fchreiben, die Stelle den Werth der Ziffern bes 
daß jedesmal bie Ziffer zur Linken zehn Mal mehr gilt, als die.nächfte 
n und umgelehrt, fo gibt bei ben Decimalbrüchen, die als eine Ausdeh⸗ 
Decimalfnftems in dem Sinne, wie es im Art. Zahlenſyſtem dar 
rd, betrachtet werden können, ebenfalls die bloße Stelle des Zaͤhlers den 
re den Menner des Bruchs an, fodaß man denfelben nicht hinzufegen 
nan trennt die Ganzen von dem Decimalbruche durch ein Komma, ſodaß 
ma, zwiſchen mehren Zahlen befindlich, das charateriftifche Zeichen ei⸗ 

albruchs if. 3.%. 5,36 heift 5 Ganze 3 Zehntel 6 Hundertel oder 

tet, 5,009 heißt 5 Ganze und 9 Taufendtel u. f. w. 

imalfyftem, f. Zahlenſyſtem. 

ime, 1) eine franz. Münze, ein Zehntheil eines Franken, etwa zwei 

‚ alter Münze; 2) in der Muſik der zehnte Ton (eigentlidy der neunte, 

m, vom welchem man ausgeht, pflegt in der Muſik mitgezähtt zu wer⸗ 






50 Decimiren Dede 
den 


Ra, So einem beliebigen Grundton ausgerechnet, oder das Internal! me 
ur Srrz ander folgende Etufen und folgende zehn Töne begreift, wenn m 
ur Toren Töne, melde das Intervall anfangen und fchliefen, r 
MEIST re die Decime die Terz der Octave, oder die Octave ber Terz eine 
Sem Dre, und kann auch fo verfchicden gebraucht werden. — Deci 
RI Moiteine gigur von 10 Noten, welche 8 von gleihem Werth gi 
un Decimiren, 1) den Zehnten (den Decem), d. i. eine Angabe in 
* 


d ⁊V .en erdeben. Dieſe Erhebung oder Entrichtung heißt Decima 
I Frroszweien bedeutet Decimation die Aushebung des 10. Ma 
== 3% rt Wogimente, durchs Loos, um ihn hinrichten zu faffen. 3 
„2.22 sur Beftrafung einer Mannfchaft, welche ein Verbrechen gegen | 
z rim 3. B. revoltirt bat. Schon früh kommt diefe Strafe bei 


Deciſion, überhaupt Entfcheidung, fie fei richterlich ober ge 
—_Irr ZH’ werden befonders eine Reihe gefeggebender Befttimmungen f 
eu: me t6ol über zweifelhafte Rechtsfragen ertheilt wurden (die 91 älter 
stur nme l746wicder 40 folder Entfcheidungen gegeben wurden (neue 
rer... Decifum nennt man eine richterliche Entfcheidung ohne Grün 
=r erben und minderwichtigen Sachen ertheift oder eingeholt wird. —. 
srocwedend B, Decifivrefcript. Der Ausdrud Decifivftimn 
Jerrsivum bateineboppelte Bedeutung; a) ift es eine folche, welche bei der 
22 Mescheit der Stimmen mitgezählt wird, und fteht alsdann der biof 
er v. oonsultativum) entgegen; b) ift es das Recht bei Stimmengl 
S-eiaerung gu geben, welches meift dem Vorfigenden eines Collegium 
27 serweren auch den Meferenten, zumeilen wird die mildere Meinung ve 
ua Xdei iſt noch ein Unterfchied. In einigen Verfaffungen darf der 
2 mitſtimmen und gibt nur bei eintretender Stimmengleichheit 
no, md andern mird feine Stimme mitgezählt, und wenn nun 
sage versanden iſt, fo gilt, um einen Befchluß zu Stande zu krin 
Ne rvelcppit 
Deeius (Publius) Mus, ein edler Mömer, der fih als C 
STer.ns Terauatud 340 v. Chr., in einer Schlacht gegen die Lateine 
we Isse weibte; welchem Beifpiele fpäter audy fein Sohn und fein Ent 
Qt Weihungen (devotiones) waren zu jener Zeit, wo Vater 
3.3 Iroramiakelt die Herzen begeifterten, nicht ungewöhnlich, und gefi 
ed Rererlichleit, Indem der fich felbft Opfernde, nad) Vollentung a 
er Gedraͤuche, im fchönften Waffenſchmuck fich unter die Feinde fl 
de Serien gu zeigen, wie ein Tapferer für fein Baterfand fterben müffı 
sind Dierk auch ein rom, Kaifer (reg. nach Chr. 249 bis Dec. 251), ı 
En. hen verfolgte und in einer blutigen Schlacht in Moͤſien gegen die C 
were dere umkam. 

Dede, Dedengemälde, Dedenftädl, Plafond. D 
man den Theil eined Zimmers oder Saales, der felbige von oben fchli 
werchtalich iſt fie wagerecht, Öfters auch gewoͤlbt. Wir betrachten hier nı 

a derfelben. Die gewöhnlichfte ift, daß von den Enden und dem 

xeennninde bis hinan zur Dede eine Hohlkehle gemacht, und wo dieſe 
jr Over mit einigen Gliedern eingefaßt wird. Soll ber innere Raum 
dentalls verziert werben, fo wird er öfter in Selber abgetheilt (Felderde 
u wird nie Laubwerk, Blumenzügen und Arabesken verziert, entweder a 
Exuxxaturarbeit), ober bloß gemalt. Ofter aber iſt e8 auch cin wirt 
Rn, womit die Decke verziert ift (Deckenſtuͤck, Deckengemaͤlde). Wi 
aa der ganzen Malerei nichts ſchwieriger ift, als Stüde diefer Art, fo i 


& 








8 Declamation 


Beiten bes alten Roms und Griechenlands ftand die Redekunſt in fo hohem A 
daß in den griechifchen Freiſtaaten Niemand leicht zu hohen Ehrenftellen emı 
gen konnte , ber nicht ein guter Redner war; denn die Rednerbuͤhne war 
der Ort, wo ſich der Republifaner bewährte. Daher wurde fie zu den Ha 
den der Erziehung gerechnet. Von der Muſik, welche im Sinne der Alten ı 
lic) Dasjenige umfaßte, was Überhaupt den hohen Sinn für das Echöne ı 
üben und ſchaͤrfen lehrte, war ein wichtiger Theil bie Declamation, mit wel 
Mimik verbunden war. Für die Lehre diefer Wiffen’chaft hatten die Alter 
Kianggefchlechter und eigne Zeichen zur Betonung dir Spiben, eine Art und 
über den Zert geſchriebener Noten, oder vielmehr eine Art von Kabulatur, 
durch die verfhiedenen Richtungen und Wendungen der Buchflaben dieſe Ku 
fehlechter und Zöne angegeben wurden. So wenig Zuverläffiges num aba 
über den eigentlihen Umfang und das Verhältniß diefer Töne bis auf unferef 
gekommen ift, fo bleibt doch wol fo viel ausgemacht, daß, auch bei wirklich we 
denen beftimmtern Nachrichten, eine allzu ſtrenge Nachahmung der Mufitt 
aus fehlerhaft, und die Declamatorik, ſowie fic die griedyifche Sprache und a 
malige Zeitalter foderten und das griechiſche Obr liebte, fehr wenig zu 
Sprache, zu unferm Zeitalter und zu unferm Ohre paffen möchte. Der 
der Redner des Alterthums näherte fih mehr dem Gefange oder unferm 
Recitativ. Mährend des Vortrags lieh der Redner gewöhnlich einen And 
ter ſich treten, der ihm auf einem muſikaliſchen Infteumente von Zeit zu 
Grundton und die vorzüglichften Abweichungen der Töne angab. Aufl 
begleitete der Aulos bie Declamation auf der Bühne (vgl. Chor); in den 
zichten von den römifchen Luftfpielen finden wir, daß fie mit Tibiis dexteh 
‚sinistris begleitet waren, wobei auch zugleich Derjenige mit genannt wurde, 1 
die modos, die Compofition und Melodie, machte. i der Declamatichll 
Alles auf den verfchiedenen Tonarten oder Grundtönen, den mandjertei Bid 
und Bewegungen ber Stimme und den Aecenten. Der Charakter des AR 
mirenden Stüds beftimmt die Wahl des Grumdtons, und fir diefe verfil 





Grundtöne nehmen Einige feit Schocher (einem bekannten Behrer der Deut 
der in Naumburg geftorben ift) eine oratorifche Scala an, welche die verfiid 








8 Decrefcendo Decretalen 


örtliche Taͤuſchung hervorbringen zu koͤnnen; babei muß er bie Wirkung bı 
namentlich bes ampenlichtes, und die Ränge ber auftretenden Figuren rid: 
rechnen verftehen. Daher auch bie vortrefflichften Decorationen beim T 
kaum anzufehen find. Im Allgemeinen möchten diejenigen Decorationen 
mäßigften fein, welche mehr andeutend ald ausgeführt find, und die Aufm 
des Zuſchauers, dem etwas Phantafie wol zuzumuthen ift, nicht von di 
face, d. i. den handelnden Perfonen, ableiten. Schinkel’ und Gropius’ 
gen in diefem Sache find allgemein anerkannt. Des braunfchroeig. Thea 
Febr. Beuther’6 „Decorationen für die Schaubtihne” (1 Liefer. Braunſch 
m. Kpfen. Querfol.) enthalten ein verftändiges Vorwort üb. Theaterm 
gelungene Muſterblaͤtter. 

Decrefcendo, ein italieniſcher Kunftausbrud in ber Mufil, t 

der Töne andeutend. 

Decrer, überhaupt eine Entfcheidung, obrigkeitliche Verordnun 
den Gerichten ift Decret im engern Sinne eine Verfügung, welche auf einfe 
ſuchen der Parteien ergeht, und der Entſcheidung nad) rechtiichem Gel 
Theile, dem Beſcheld (Erkenntniß, Sentenz, Urtheil) entgegengefegt. 
cret in biefem Sinne wird nicht rechtskraͤftig und es find Dagegen alfo auch 
Rechtsmittel weder nöthig noch zuläffig, wol aber einfache Beſchwerden 
Ertrajubicialappellationen) nad) den Umftänden bei den höhern Gerichter 
den vorgefegten Reglerungsbehoͤrden (den Sufkizminifterien, dem Staatsraı 
2) Das Decret iſt im Banonifchen Recht die Zufammenftellung dre Altern] 
Decretalen, und Concilienſchluͤſſe, weiche der Mönch Gratian im 11. Jah 
tigte, das decretum Gratiani. (S. Kanonifhes Rede.) 83) S 
folche Befehle der hoͤchſten Staatsgewalt, welche an einzelne Perfonen un 
den ergehen, ohne ber Form nach Refolutionen auf Anträge und Bitten 
zu fein, als Anftellung6 =, Entlaffungsdecrete u. dgl, 4) Im deutfche 
recht wurden bie Exlaffe des Kaifers andie verfammelten Reichsſtaͤnde fı 


und zwar Eaiferliche Hofbecrete, wenn fie aus dem Baiferlichen Gabinet a: 
incipalcon 





Defterdar Degrabation 8 


atheils fotche fein, bie ee mit andern gemein bat, theils eigenthuͤmliche. — 
finition muß beide angeben, und ift alfo eine ſolche Erklärung eines Bo⸗ 
Ihe die Gattung, unter welcher derfelbe ſteht, oder das gemeinfchaftliche 
Nmerfmal (nota generalis s. genus) und das eigenthümliche Merkm 
u Begriff von andern feiner Gattung umterfcheidet (nota apecialis s. diffe- 
weihca), genau und deutlich angibt. Hieraus ergeben fidy alle Übrige 
ra Definition, zu welcher die Koderung eine# beflimmten Ausdrucks und 
Kürze hinzukommen. Sie ift analytifch, wenn ein Begriff durch Die Des 
m in feine Merkmale aufgclöft und vollitändig dargeftellt wird, ober ſyn⸗ 
nenn durch Verbindung geroiffer Merkmale ein deutlicher Begriff erſt er- 
h Die bloße Beſchreibung einer Sache unterfcheibet ſich Dadurch von der 
%, daß in ihr nur einige Merkmale angegeben werben, die aber noch nicht 
hfind, die Sache von alien andern Dingen zu unterfcheiden. 
‚fterdar, im osmanifchen Rekhe der Oberauffeher der Finanzen, und 
weiter des Reichs; verſchieden von dem Kasnadar « Bafıhi, dem Schag> 
3 Sultans für deffen Privatcaffe, | 
gen, ein Seitengewehr. Das Schwert (Ritterfchwert, Schlacht⸗ 
itercheibet fid) vom Degen durch größere Scyuere und Länge, und da⸗ 
Feb zweifchneidig, und zu Hieb und Stich gleich brauchbar ift, während 
tin der Regel am Griff dreifantig ift, eine Schneide hat, und nur zum 
t Stich dient. Zwar unterfchidet man Stoß⸗ und Haudegen, doch 
anmig im Gebrauch, wie denn auch das Schwert gegeniodrtig nur bei 
mon angewandt wird. . Stantödegen find fehr leicht, ter reich bersert 
Imur zum Putz. — Der Pallafcı, das Seitengewehr der ſchweren Reis 
beit, einſchneidig mit abgerundeter Spige, und.dient daher nur zum 
& hat gewoͤhnlich ein großes, die ganze Dand bedeckendes Gefäß, waͤh⸗ 
den nur ein ſogenanntes Stichblatt hat, und die ehemaligen Schwerter 
‚mit der Klinge ein Kreuz bildenden, Querſtab zum Schutze der Hand 
Der Säbel, das Seitengewehr ber leichten Reiterei unb des Fußvolks, 
Inger, bei diefem kuͤrzer, unterfcheidet fich von dem Pallafch durch feine 
» Die fehr ſtark gekruͤmmten tuͤrkiſchen Saͤbel haben das Elgenthuͤm⸗ 
ie, wie unjere Sicheln, die Schneide innerhalb der Krümmung haben. 
n und Nömer führten Eurze, breite Schwerter, gewoͤhnlich von Kupfer, 
fie an der rechten Seite, wahrſcheinlich um dadurch in der Handhabung 
’ nicht behindert zu werden. Ihnen aͤhnlich find unfere fogenannten 
:der Jaͤger. 
enfeld (Maria Sufanna Lonfe, Stelin von), Hofdame ber Kurs 
der Pfalz Charlotte (geb. Kandgräfin von Heffen), deren Gemahl, Kurf. 
(Sohn Friedrichs V. von der Pfalz) fi) nach Verftoßung felner Ge⸗ 
Sreiin von Degenfeld, mit welcher er lateinifche Kiebesbricte wechfelte, 
and antrauen lies (15. April 1657) und fie zur Naugeäfin erhob, Sie 
urfürften acht Kinder, und ftarb in der Schwangerfchaft, d. 18. März 
e Kurfürft ft. d. 28. Aug. 1830. ©. Felix Joſ. Lipowsky's Schrift: 
. Kurf. v. d. Pfalz; und Mar. Suf. Loyfa, Raugräf. v. Degenfeld“ 
524). — Die Schrift: „Fredegunde, oder Denkwuͤrdigk. 3. geh. Geſch. 
HenHofcs“ (Berlin 1825) enthält ebenfalls die Geſchichte diefer Dame. 
rando, f. Gerando be. i 
'adation, die Entfegung von einer Würde; befonder6 im 
die gänzliche Entfegung von dem geiftlichen Amte, von der Eigenfchaft . 
den, die Aufhebung der ertheilten Weihe. Geiftliche konnen dem welt⸗ 
t nicht eher zu crimineller Beſtrafung übergeben werden, bi6 fie degra- 
id ſelbſt in der evangelifchen Kirche geht die Degradation vorher.  Gie 





88 Dehnbarkeit Delanira 


wird aberauch für fidh angewendet, um ein unwuͤrbiges Mitglied auszuſtoßen. 
geſchieht auf eine feierliche Weife, indem die Amtskleidung dem 
Städ vor Stuͤck abgenommen wird. — Indem Kriegsrehtift Degrabatioı 
Strafe der Soldaten, durch welche ein Verbrecher von einem höhern zum uk 
Grade herabgefegt wird. Sie fand fonft auch bei Officieren (mit verfchi 
Geierlichkeiten, nach Maßgabe des veribten Verbrechens), und’ findet im ruf 
‚Heere noch jegt ſtatt; bei den deutſchen Deeren ift fie als eine mit der Wirk 
Dfficierftandes unvereinbare Strafart abgeſchafft, und ter ein Verbrechen be 
das ihn diefer Wuͤrde unfähig macht, twird caffitt. Es koͤnnen daher nur a 
officere zu Gemeinen, und zwar nur nach dem Ausfpruche eines Kriege 
Standrechts, degradirt werden; im preuß. Deere befteht feit der Einführung 
neuen Kriegsartitel (1808) die Einrichtung, daß gemeine Soldaten, welcha 
eines entehrenden Verbrechens ſchuldig gemacht, in die zweite Claſſe des Soße 
flandes degradirt werben; die zu diefer Claffe gehörenden find des Nationalgelt 
verluſtig (auch der Kriegsdenkmuͤnze, wenn fie ſolche befaßen), und es kam 
neuen Vergehungen auf Beſtrafung durch Stockſchlaͤge, welche fonft ganyd 
ſchafft find, über fie erfannt werden. Im die erfte Elaſſe können fie nur mil 
nehmigung des Königs wieder aufgenommen werden, und es ift bazu mwenigl 
einjährige tadellofe Aufführung nöthig. 0 
Debnbarkelt, diejenige Eigenfchaft der Körper, vermöge weichen! 
ihren Theilen verſchledene Lagen gegen einander geben kann, ohne ihren Zufan 
bang zu zerftören. Das Gegentheit ift Sprödigkeit. Jene Eigenſcha 
befonber6 den Metallen eigen; body befigen fie diefelbe In verfchiebenen Ga 
Über die außerordentliche Dehnbarkeit namentlich des Silbers, Goldes ul 
Platina findet m. die neucften Erfahrungen und Verſuche in Biot's „Lehel 
Erperimentatphpfit” (3. A. deutfch duch Fechner) Lpzg. 1824 fg. 41 
8b. 1, S. 10 fg. Außer den Metallen find viele weiche und fläffige Körper, | 
manche Harze, die Materie, aus welcher die Spinnen und Nachtfalter, inſecd 
die Seidenraupen, ihre Fäden fpinnen u. a. m., bis zu einem erflaunti 


dehnbar. Viele Körper erhalten diefe Eigenfchaft erft, wenn fie erhigt uni] 
gemacht werden, 3. B. Siegellad und manche Harz: und Gummiartenz Ü 
R R f fr 








% Deldamea Dekagon 


werden, find bevorredhtet, und werden in bie erſte Claſſe geſetzt. Streltigkent 
die über dieſe entſtehen, pflegen von einem beſondern Gerichtsſtande, dem Detı 
grafen (oberſten Auffeher und Richter in Sachen des Deichbaus) und feinen € 
fhmwornen (Deihgefhwornen), die ihm ald Schöppen beigeorbiet find, & 
ſchieden zu werden. Bon dieſen Perſonen wird auch von Zeit zu Zeit cine Unterſuchu 
des Deichweſens (die De ich ſchau) angeftellt. Ihre Echlüffe heißen die Deie 
wache, und die Beichreibung des ganzen Deichs und feiner Theile das Deichbu: 

Deidamea (Didameia), ber Lykomedes Tochter, mit weldyer Achis 
während feines Aufenthalts auf Skvros, den Pyrrhos und Onites zeugte. 

Dei gratia, von Gottes Gnaben, eine Formel, welche regierende H— 
ten ihrem Titel beifügen. Der Ausdrud ift aus einem Briefe des Apofteld Pazh 
hergenommen, und wurde zuerft von den Geiſtlichen zu ben Zeiten Conftantins d 
Großen gebraucht. Zu den Zeiten der Karolinger nahmen ihn auch die welllich 
Zürften an. Die hohen Geiftlichen in der Eatholifchen Kirche führten nody ein 
Zufag bei: von Gottes und des Apoſtoliſchen Etuhles Gnaben. 

Deismus oder Thersmus, das Syſtem, nad) welchem Gott all 
oberfte und legte Grund eier Dinge angenommen wird. Das Gegentheif fl 
Atheismus ober die Gottesleugnung. Zuweilen fegt man bem Deismus 
Dffenbarungsglauben entgegen, und verfteht dann unter einem Deiften —8 
weicher zwar an das Dajein und an die Weltregierung Gottes glaubt, aber die 
fenbarung verwirft, oder doc) feinen Glauben an Gott und die göttlichen Dia 
btoß auf Gründe der Vernunft, nicht auf das Zeugniß der Offenbarung baut. # 
diefem Sinne redet man 3. B. von enalifhen Deiften, welche die Offenbarung ! 
ſtreiten, ziemlich gleichbedeutend mit Naturaliften. Kant unterſchied zwiſch 
Drismus und Theisinus fo, daß der erftere zwar eine hoͤchſte und Legte Urfdche al 
Dinge, die er Gott nenne, nicht aber ein freies und vernünftiges Weſen ala 
Urgrund aller Dinge annehme, der legtere aber das Dafein eines lebendigen Got 
eines mit Verftand und Freiheit begabten Weſens, welches ber Schöpfer m 
Regierer der Welt fei, behaupet. Diefe Unterſcheidung ift ganz willkicc 


und daher von MWenigen angenommen worden. Man kann mit glede 
Rechte —— (tat.) und — (rich) — In Indien, dent 








92 Delaware Delavigue 


ſpectors der Studien, und 1803 waͤhlte ihn die Claffe der mathem. Wiffenfd 
zu ihrem beftändigen Seeretair, wogegen er das Generalinfpretorae aufgab. 
doch ward er von Napoleon aud) zum Schagmeifter der Univerfität ernannt, 4 
erften Sonnentafeln hatte Delambre 1792 geliefert, Ihre Wichtigkeit beftt 
ihn, feine Beobachtungen "der Sonne fortzufegen, und fo erfchienen 1806 
neuen Tafeln, die feitdem den betreffenden Berechnungen zum Grunde gelegt 
ben. Ebenfo arbeitete er f. Tafeln der Trabanten des Jupiter 1817 um, 
bereicherte folche mit neuen Beobachtungen, Als er 1807 Lalande im Coll 
France erfegte, ward er dadurch) zu einer neuen Unterſuchung aller großen Pra 
in der theoretifchen und praktifchen Aſtronomie geführt, aus welchen Unterſuch 
fein clafifyer „Traits d’astronomie theoretique et pratique* (3 
1814) hervorging. Diefem Traite folgten von 1817 bis 1822 bie nihem 
claſſiſchen Geſchichtbuͤcher über die Sternfunde: „‚Hist. de l’astronomig 
cienne“ (1817, 2 Bde, 4.)5 „Hist. de lastron. du moyen äge** (18 
„Bist. de Tastron. moderne‘ (1821, 2 Bde.) und „Hist. de Pastrog 
18me siecle‘* (2 Bde., 4.), zufammen 7 Bde., 4.; eine Reihe von 
feine Nation gleiche aufzumeifen hat. Auch als Secretaire perpetnel vd 
demie dev Wiffenfchaften hat Delambre die größten Verdienfte. Er ftarb 182 
Delaware, ein Fluß in den Ver. Staaten, der feinen — 





Delaware erhalten hat, welcher ſich unter Jakob I. als Gouverneur von 
große Verdienfte um diefe Colonie erworben hatte. Der Delaware ſtroͤmt 

Ten weit, ift 13 Meil. ſchiffbar, hat viele Wafferfälle, und bildet bei feinem 
fluffe die Delaware: Bai, die 8} geogr. Meilen lang, und bei ihrem Aı 

3 Meit,, höher hinauf aber bis 64 Meit. breit ift. Von dem Fluſſe hat der 
Delaware feinen Namen, vor der Revolution ein Theil von Penfolvanien, Fa 
leinfte unter den 25 Vereinigten Staaten; er enthält auf 100 I M.EQ 
Einw. Der Hauptort ift Newcaftle, von 250 Häufern und 1200 Em, 3 
mington, von 620 Häufern und 5000 Einw., hat eine Akademie, 
Manufacturen, und treibt ſtarken Handel. 


Delavigne (Iran Frangois Eafimir), dramatiſcher Dichter, | 
au Havre. Er begann a Sigting feine Saufbahn * einer —— 
8 





4 Deliffe 


ch⸗ oſtindiſchen Befigungen, und liegt In ber Praͤſtdentſchaf · Calcutta, Rh Ole zen 
"er des Fluſſes Dſchumnah (Sumna), wo fie ſich auf 8 engl. Meilen in Di Fr 
ıd an einigen Orten auf 4 Meil. in der Breite ausdehnt. Das kaiferl, Hr 224 
loß (noch jegt der Mohnfig des enttheonten Großmoguls Akbat I. uptsint zurn 
ehren taufend Köpfen bejtchenden Familie), mehre prachtvoll gebaute Eaifet! img 
der, zahlreiche glänzende Mofchern und eine Menge gut gebautcr Privalid nn 
id reicher Kauflãden find eine Zierde der auch in ihrem Verfalle nod) großer rer 
e jegt 200,000 Einw., viele Fabriken und eine Sternwarte hat. Wand = eu 
ifte Reifende von der ehemaligen Pracht derfelben und von den Reihthäenr ef 
bien, welche die mogoliſchen Kaifer daſelbſt aufgehäuft hatten, grenzt gi tTE = 
Ihafte. So mar der jogenannte Pfauenthron von maffivem Golde Wii 
ıtte an deſſen Ruͤcklehne, die einen Pfauenſchwanz bildete, dur) zahlloſe 
fee Art das natürliche Farbenſpiel nachgeahmt. Er ward auf 75 
ſchaͤzt; Nadit Schah führte ihn als Beute hinweg. Was diefer 
sarem Gelde, Kleinedien, koftbaren Gefaͤßen und Waffen aller Art alema me 
iſerl. Scyags und Nüfttammern, ingleihen an Elephanten, Pferder— 
eelen aus ben Eaiferl. Staͤllen raubte, ſchaͤzt man auf 425 Mit. Thaler 

Delille (Jacques, auch Delisie, de Kille), der berühmtefte unter di 

ſiſchen Lehrdichteen neuerer Zeit, geb. 1734 zu Aigues Perfe, einer nab 
legenen Stadt in Auvergne. Sein Name feit der Revolution war Mi 
elite. Ex glich ebenfowol an Häflichkeit al in der feltenen Verski 
ner ſich auch in feinen Gedichten zum Muſter genommen hatte. Er 
ıch Paris, und zeichnete ſich in dem Collegium von Liffeur durch feine fi 
idelten Talente, befonders feine Nrigung zur Dichtfunft aus. Hier 

das Collegium von Amiens, wo ſchon Greffet die Liebe zur Poefie 
ıtte; bier fing Delille feine metrijche Überfegung der Georgien des W 
3 kuͤhnes Unternehmen, denn er mußte in der franz. Spradye nad) Mile 
n / bie man noch nicht entdeckt hatte. ¶ Dieſe Überfegung, welche Delillelil, nn 
ahre vollendete, ob er gleich noch viele Jabre daran frilte, machte großes‘ 
fie erfchien zuerft 1770 in einer glänzenden Qunrtausgabe von Dibotm 
iscours preliminaire und zahleeidyen Anmerkungen, durch welche ficy De 
ich unter den franz. Profaitern eine ehrenvolle Stelle erworben hatı » 
je feindeten den jungen Dichter an, 3. B. Clement, und ſchrieben gege 
erſuch. Aber das Berdienft firgte; Delille wurde nad) Paris berufen, 
vofeffor am Collège de la Marche, ſpaͤter am College de France ernam 
ranzofen erfannten feiner Überfegung einen Platz unter ihren daffichen en 
.Delille ſelbſt fegte den Virgil noch über den Homer und. wußte 
ichönheiten in feinen Vorträgen mit außerordentlicher Anmuth und F 
twickeln. Auch überfegte er ſpäter deffen „Üneide” (1803). Im feinem 
774) ward er in bie Akademie aufgenommen. Auf die Überfegung der € 
Igte fein eignes Lehrgedicht: „Les jardins, on l’art d’embellir les p 
daris 1782) in 4 Geſ., wovon die beiden erften den Boden und die zun 
rung dienenden Gehölze, ber dritte Die Auslegung der Rafenpläge, bi 
ht und die Benennung der Gewaͤſſer, und ber vierte die biidenden Künfte 
e zur Verſchoͤnerung eines Gartens wirken können. Man war mit ben ( 
miger zufrieden, als mit jener Überfegung des Virgil’fchen Gedichts. 
n die meiften Kunftrichter, daß die Franzoſen im Fache des Lehrgedichts fein. — 
6. Werk von gleichem dichterifchen Werthe befigen. Delille war nicht eigen) EE 
eiftlicher, fondern nahm nur die untern Weihen an, um eine Pfründe — — 
Tonnen. Bon dieſer, von feinen Beſoldungen als Profeffor im College I 
ıd als Mitglied der franz. Akademie, ſowie von den Zinfen feines eignen Wet E_ 
n6, hatte er vor der Nevolution cin jährl. Einkommen von 30,000 Livres, — 







































Delille 95 


t a SW WDrig blieben. Die Ehre, bie ihm das Nationaline 
Rah wu Mitatie der dritten Claſſe erwies, verbat er Anfangs 
der alten Honung der Dinge. Das Inftitut aber erklirte, c8 
timmte Streit \tees für ihn offen laffen, und erſt nach feinem Tode 
 Späteehin, DEI einer mehr befeſtigten Regierungsform, ward er 
ber zweiten Goſſe erwaͤhlt, und nahm die Stelle an. Es ift merk: 
en Robespierte bei jeder Gelegenheit ſchonte. Dieſer Demagog 
mmanen, die bei der Feier der öffentlidien Anerkennung der Gottheit 
den fetten, ven Delille, der damals im Collöge de France lebte, vers 
Der Dichter, der diefe Auffoderuing nicht ablehnen konnte, fchrich 
n den „„Dithyrambe sur Fimmortalité de lFüme“, der ſelbſt den 
sidyuß ecidrütterte, und ungefungen blieb. Seitdem (von 1794) 
d aus Paris, und hielt fidy viele Monate lang im Wasgau auf, wo 
taſie mit den ihn umgebenden großen Naturfcenen beichäftigte, und 
Beitimmung des Menſchen, bald Über die Geſetze der Dichtkunſt nach⸗ 
den malrrifchen Umgebungen der Schweiz dichtete er feinen „Ilomme 
, ein Lehrgedicht in 4 Geſaͤngen, über die Reize des Landlebens, mit 
2 „,(seorziques frangaises“*, als Seitenſtuͤck der Georgien des Virs 
re es gleichfam der zroeite, moralische Theil it. Delille hat 20 Sabre 
Dichte gearbeitet, größtentheild aber 1704, während der Schreckens⸗ 
35 in den Thaͤlern des Wasgaus. Er vollendete es in Baſel, wo es 
achtvoll erſchien. Mehre geben dieſem Gedichte den Vorzug vor den 
Die traurigen Begebenheiten von 1794 haben viel Einfluß auf dafs 
und in mehren Stellen herricht eine tiefe Melancholie und eine Ems 
rselche in den „„Jardins“* nicht fihhtbar wird. Der Anblic der Leiden 
mdes erzeugte das Gedicht: „Le mäalheur et la pitie‘* in 4 Gef. 
3), durch eine Reihe Lieblicher und rührender Gemälde, und eine Fülle 
rt Sprüche anziehend. Von Baſel begab er ſich nad) London, wo er 
su den Emigranten gejählt wurde, und wo er fidy (1802) mit Demoi⸗ 
mpe, die lange Zeit jeine Reſegeſellſchafterin geweſen war, verhriras 
deſchlos er, feine vaterländiihe Sprache durch Milton's Meiſterwerk 
den er unter den Englaͤndern am meijten bereumderte. Man ficht e8 
mung des verlorenin Paradieſes an, daß er fie mit Luſt arbeitete, 
ñch Delille unter allen feinen Arbeiten in diefer am meiften als Did)» 
Sie wurde in 15 Monaten vollendet; aber die Anftrengung, wit wels 
ksendigen bemüht mar, gab Veranlaffung zu dem erften Anfalle von 
m er ipäter erlitt. Als die politischen Stürme beruhigt waren, kehrte 
tterland zuruͤck, und erwarb fich durch neue Erzeugniſſe feines thaͤtigen 
mderung und Huldigung. So fchrieb er fein Gedicht Über die drei 
zur, und (1812) das in Frankreich mit rauſchendem Beifall aufge⸗ 
bicht: „La conversation‘‘. Hier hatte er einen Stoff gewählt, den 
t zu behandeln wußte. Mas über die Poeſie anlangt, fo gilt von dies 
a Ganzen wol, mas von feinen übrigen gilt. Lebhaftes Gefuͤhl, 
keit der Anſchauung, daher lebendige Schilderungen, Neinbeit und 
kkeit des Ausdrucks, harmoniſcher Wohllaut und Fluß der Verfe find 
detzuͤge, weßhalb Bouterwek nicht mit Unrecht ingt: „Ein didaktifches 
e hoͤchſt elegante Landmann des Abbe Delille, kann ſehr viele Reize 
I und der Diction haben, ohne darum ein Gedicht zu fein”. Delille 
im Gedaͤchtniß aus, und in ihm bewahrte er, wie ehemals Taffo, 
der hatte, fefter und ficherer auf als in feiner Schreibtafel. Co trug 
‚000 Verſe jeiner Überfegung der „Aneid” in feinem Kopfe herum. 
eſteckraft zuzunehmen ſchien, nahm feine Koͤrperkraft mit jedem Tage 











98 Delorme Delos 


unabhängigen Gerichtsverſaſſung und eines durch Strafgeſetze geregelten, aber! 
feine Cenſur gebenimten Gedantenverkihre. Daher wird dies Buch, welchet 
Verf. felbft 1772 ins Engliſche überfegt, in der fcanz. Ausgabe von 1784 [ehr 
mehrt, in ber 4. engl. Ausg. 1784 aber von D. Ch. Coote mit Anmerk. beg 
wurde, noch jegt in England als eins ber vorzüglichften Werke über die eng 
Verfaffung betrachtet. Es ift zum legten Male 1806 aufgelegt, ins Heildul 
(1772) und ins Deutfhe (1776) und neuerlich mit einer Vorrede vom Pro 
Dahlmann (Altona 1819) überfegt worden. bat noch einige Schriften in 
liſcher Sprache herausgegeben, u. a.: „History of the flagellants or Meng 
of human superstition‘‘ (1782, 4.); „Essay, contsining, strieture 
the union of Scotland with England‘ (London 1796, 4.). Bei Gelrge 
des Thelluffon’fchen Teſtaments (welcher feinem Enfel ein Capital von wenig 
20, und in dem wirklich eingetretenen Falle von 30 Mill. Pf. Sterl. aufjufj 
verordnete) fhrich er: „„Observations on the power ofindividuals to presı 
by testamentary dispostions the particular future uses to be ınade of’ 
property (London 1798, 4.). 3 
Delorme (Marion), geb. um 1612 zu Chalons in der Champagne, 
die Geliebte des ungluͤcklichen Ging « Mars. (S. Cardinat Ridyelieu.) @ 
vor dem Tode ihres Geliebten, knuͤpfte fie neue Verbindungen an, und ihr 
tar der Sammeiplatz der feinften jungen Höflinge. Als fie ſich 1650 in die 
der mißvergnügten Prinzen verwideln ließ, entging fie der Verhaftung nur | 
eine wirkliche oder vorgebliche Krankheit, und wußte bald nachher das Geruch 
ihrem T iten. Sie foll ihrem Leichenbegaͤngniß am Fenfterhige 
haben. arauf ging ſie nach England, heitathete einen reichen Lord, Fam 
inigen Jahren ald Witwe mit vieler Gelde zuruͤck, ward unterwegs von Rd 
angefallen und gegwungen, ben Hauptmann derfelben zu heivathen, und als 
einigen Jahren wieder Witwe geworden war, heirathete fie einen gewiſſen 
in der Fande= Comte, mit weldyem fie fpäter nad) Paris Fam, wo fie1 700 





dem Tode ihrer Freundin, der berühmten Ninon de Lenclos, in großen 
als Witwe ſtarb. La Borde hat im Anh. zu den von ihm herausgeb, Bu 
Ninon“ (Paris 1816, 3 Bde.) Marions abenteuerliches Leben erzählt, 











108 Demidoff Demme 


301 vor Eher · Hlerauf fluͤchtete er ſich nach Ephefus, und von da nach Xı 
er aber nicht eingelaſſen ward. Er ging daher nach Korinth, uͤberzog von 
thraciſche Gebiet des Lyſimachus, brachte feine Tochter Stratonice ald Gr 
Seleukos nach Aſien, und nahm unterwegs Cillcien ein, woruͤber er mit 
getfiel. ¶Er eroberte-Macedonten 294 vor Chr. und regierte 7 Jahre, v 
durch felnm- Despotismus dieſen Thre Verlaſſen von ſeinen Soldaten 
umirtvnd "ergab ſich endiich felnem-Schrolegerfohn; dieſer verwies ihn ı 
mes "(dad Yela genannt) In Syrien; wo er 284 vor Chr., 54 Jahr alt, 
Der obengmannte Demetitus Phalereus (aus Phaterus), ein b 
Srichiicher Redner, Schuͤler des Theophraft, widmete feine erften Jahr 
redefamkelt uud Phlloſophie, dann warf er ſich, gegen das Ende der Regle 
randees d. Go., in den Strudel des Öffentlichen Lebens, Er wurde mac 
Dtatthaltor von Athen und Archont (309 vor Chr.), und verſchoͤnerte 
duvch prächtige Gebäude, Die Dankbarkeit der Äthenienſer, welche er bi 
lleß· ihm Fotvirke Sertum, als Tage im Jahr, errichten. - Aber der erw 
velbanmtr:ihn rm: Tode anfd ſtuͤtzee fie um, Etr flüchtete ſich nach X 
ben:Bof. det Ptolemaͤer, wo er bie Anlegung ber Bibliothek und des Mu 
flrden haden foll, alß deren Xuffeher Ptotemdus Lagi ihn beftellte. Bel de 
den König Ptolemaͤub Phitadelphus fiel er in Ungnade und wurde nad) ein 
near Beftung -verbankt, wo ier an einem Schlangenbiſſe ſtarb. Demetriı 
zu bem gelehrteften Peripatetikern und ſchrieb über mehre Zweige der philo 
ai Wiffenfchaften. Aber das unter ſeinem Namen auf uns g 
ber den redneriſchen Vortrag gehört einem [pätern Zeitalter an. 

doff (Nikslaus, Graf von), aus der alten Famille der: 
Shpirien:die: Eifens, Kupfer, Gold und Silberbergiverke 

Eultur in dieſen Wüften verbreitete. Graf Nikolaus ift 17 

tocð butt geboren, Gehelmerath und Kammerherr bes Kaifers Alerander, 
um 'ohanntterordens ımb Ehrenmitglicd der Univerfität von Mod 


-teat fehtrin" Militaicbienfte, zeichnete fich ald Adjutant Potemtin’s im Ti 
a6, vermaͤtite ſich mit einer Gräfin Stroganoff, und nahm den A 
Dberſt.. As Feeund der Naturkunde und der Kuͤnſte, voll Eifer, die? 











106 Demokrie 


entfalten. Es ertwachen dann Kräfte, welche beſchaͤftigt werden muͤſſer 
nicht ftörend und widerſtrebend wirken follen, und es wuͤrde in unſern Ta— 
wirkſamſten Mittel fein, den unruhigen Sinn ber Völker zu beſchwichtigi 
echt monacchifche Prineip, welches ja Bein andres Ziel haben ann, alt 
einer höhern fittlichen Ausbildung entgegenzuführen, bauerhaft und zeita: 
feftigen. Denn ſowie ein Gewölbe, deffen Fugen aus einanter weichen, n 
befeftigt werden kann, daß man bie Laſt, welche es zu tragen hat, vermeht 
die eine geſunde Seite verftäckt: fo find auch die wankenden Verhältniffe 
nur dadurch aufs neue zu begründen, daß ber Druck auf die ſchadbaften 
mindert, und Dan Seibel wirkenden Kräften eine ben Organismus | 
fördernde Richtfing gegeben twerde. Die in bem Volke ſich regende Ari 
Regierung, um ihrerMeifter zu bleiben, benugen, ſei es nahAugen odern 
allein durch gewaitſames Zufammenpreffen wird fie nur entweder diefelbe 
Schaden zerſtoͤten, oder wenn bie Kraft größer wird ale der Druck, das ı 
Ausbrechen berfelben herbeiführen. Auch von diefer Seite möchte die T 
ferer Zeit in ihrer demoktatiſchen Richtung vielleicht lange nicht fo aefit 
antimonarchiſch fein, als man fügt, und felbft die Form, in welcher fie für 
hier und ba mehr mit dem Buchſtaben des befichenden Geſebes als mit 
des wahren Rechts im Widerſpruch ſtehen. Wenigftens ift Derjenige, 

Verſtaͤrken biefer hier aus einander gefegten demokratiſchen Principien c 
Monarchie für heilfam Hält, noch lange fein Demokrat in dem Sinne, 

Volksteglerung an ſich oder flr irgend ein beftimmtes Volt, fuͤr wuͤnſcher 
llaͤren oder gar flr ihre Einführung zu wirken fuchen müßte. Die Dem 
Form der Staatsverfaffung, ift vielmehr nicht gerade darum die fehlerha 
fie nicht auch eine kraͤftige Regierung für eine geraume Zeit aufitelfen € 
aber darum, weil fie ber Regierung die wenigften Mittel darbietet, fich &! 
denfchaften und Vorurtheile des Volks zu erheben. Denn da Niemand ı 
durch die Wahlen des Volkes einen Antheil an ber Öffentlichen Gewe 
kann, fo wird auch Im ber Regel nur Derienige dazu gelangen, welcher dei 





ſchmeicheln verfteht, welcher fid) in Oefinnungen und Anfichten niedrig 
‚und Gunfinöd) teidenfbhaftlicher eilt &13 der Haufe it 3 














y8 Delorme Delos 


unabhängigen Grrichtöverfaffung und eines durch Strafgeſetze geregelten, aber 
feine Cenfur gehemmten Grdantenverkchre. Daher wird die Buch, meldet 
Verf. ſelbſt 1772 ins Englifche überfegt, in der franz. Ausgabe von 1784 feh 
mehrt, in ber 4. engl. Ausg. 1784 aber von D. Ch. Coote mit Anmert. bag 
wurde, neoch jegt in England ald eins der vorzüglichften Werke über die eng 
Verfaſſung betrachtet. Es ift zum legten Male 1806 aufgelegt, ind Hollaͤn 
(1772) und ind Deutfhe (1776) und neuerlich mit einer Vorrede Pro 
Dahlmann (Altona 1819) überfegt worden. D. hat noch einige Schriften in 
liſcher Sprache herausgegeben, u.a.: „History of the flagellants or Meme 
of human superstition‘‘ (1782, 4.); „Essay, containing, strieture 
the union of Scotland with England‘ (London 1796, 4.). Bei Gelege 
des Thelluſſon ſchen Teſtaments (welcher feinem Enkel ein Gapital von wenig 
20, und in dem wirklich eingetretenen Falle von 3O Mill. Pf. Sterl. aufsafj 
verordnete) ſchrieb er: „„Observations on the power ofindividuals to pres: 
by testamentary dispostions the particular future uses to be ınade o£ 
‚property‘‘ (Xondon 1798, 4.). 3 

Delorme (Marion), geb. um 1612 zu Chalons in der Champagne, 
die Geliebte des ungluͤclichen Cing « Mars. (S. Cardinal Richelieu) @ 
vor dem Tode ihres Geliebten, nüpfte fie neue Verbindungen an, und ihr d 
war der Sammelplag der feinften jungen Höflinge. Als fie ſich 1650 in die 
der mißvergnuͤgten Prinzen verwideln ließ, entging fie der Verhaftung nl 
eine wirkliche oder vorgebliche Krankheit, und wußte bald nachher das Gerüch 
ihrem Tode zu verbreiten, Sie foll ihrem Leichenbegaͤngniß am Fenfter zuge 
haben. Darauf ging fie nach England, heicathete einen reichen Lord, ul 
einigen Jahren als Witwe mit vielen Gelde zuruͤck, ward unterwegs von 
‚angefallen und gezwungen, den Hauptmann derfelben zu heivathen, und als 
inigen Jahren wieder Witwe geworden war, heirathete fie einen gewiffen 
in der Franche = Comte, mit welchem fie [päter nad) Paris kam, wo fie17 





dem Tode ihrer Freundin, der berlihmten Ninon de Lenclos, in großem 
als Witwe ſtarb. La Borde hat im Anh. zu den von ihm herausgeb, „Bi 
Ninon“ (Paris 1816, 3 Bde.) Marions abenteuerliches Leben erzählt, 














108 Demiboff Demne 


301 vor Ehe: Hlerauf fluͤchtete er ſich nach Ephefus, und von da nad) Athen, 
er aber nicht eingelaffen ward. -- Er ging daher nach Korinth, uͤberzog von hier 
thrasifche Gebiet des Lnfimadyus, brachte felne Tochter Stratonice als Gattin! 
Sel⸗ukos nach Afien, und nahm unterwegs Cilicien ein, wortiber er mit Selr 
zetfiel. = Er eroberte-Macedonien 294 vor Chr. und regierte 7 Jahre, verlor: 
durch felntn-Despotismus diefen Ehren. Verlaſſen von feinen Soldaten und 

urmicdend, 'ergab et fich endlich feinem. Schrolegerfohn ; dieſer verwies ihn nach © 
mto (And) Wella genannt) In Syrien, wo er 284 vor Chr., 54 Jahr alt, ftarts 
Der obengenannte Demetrius Phalereus (aus Phalerus), ein berih 
grierhiſcher Redtner, Schuͤler des Theophraft, widmete feine erften Jahre der 
redtfamẽeit uud Philo ſophie, dann warf er ſich, gegen das Ende der Regierung, 
randers d. Go., In den Strudel bes oͤffentlichen Lebens. Er wurde macedom 
Dtatthaltr von Athen und Archont (309 vor Chr.), und verſchoͤnerte die S 
duvch prächtige Gebäude. Die Dankbarkeit der Athenienjer, welche er beherr 
Ueß · ihm ſorviele Statuen, als Tage im Jahr, errichten. Aber der erwedte 

veoldanmtr:ihn zum. Tode und ſtuͤrze fie um. Et flüchtete fich nach Ägpp@ 
den Hof ber Ptolemaͤer, 100 ex dir Anlegung der Bibliothek und des Muſeurn 
forden · haben ſoll, als deren Auffeher Prolemäus Lagl ihn befteltte. Bel dem fa 
den König Prolemäus Philadelphus fiel Ungrade und wurde nad) einer ee 
ner Beftung verbankt, wo er an einem Schlangenbiſſe farb. Demetrius c 
zu ben gelehtteften Peripatetikern und ſchrieb Uber mehre Zweige der phifofop 4 
polleſchemWiſſenſchaften. Aber das unter ſeinem Namen auf und gekora 

"Über den redneriſchen Vortrag gehört einem fpätern Zeitalter an. 

2. :Demtdorf (Nikotaus, Graf von), aus der alten Familie der Der 
‚welche. in-Stbirim:bie: Eifen», Kupfers, Gold» und Silberbergwerke mt 
‚andıbie erſte Cultut in dieſen Wuͤſten verbreitete. Graf Nikolaus ift 1774 3 
tec butt geboren, Grhelmetath und Kammerherr des Kaiſers Alexander, Comm 
beat des Johanntterordens und Ehrenmitglied ber Univerfität von Mockan. 


trat fehtrin Miuitairdienſte, ‚zeichnete ſich als Adiutant Potemkin's im Tuͤrlecs 
na vermahite ſich mit einer Graͤfin Stroganoff, md nahm den Abſc 
DObafk in Alte Freund der Naturkunde und: der Kunſte, voll Eifer, die Bid 











106 Demoktit 


entfalten. Es erwachen dann Kräfte, welche befchäftigt werden mäffen, wen 
nicht ftörend und widerſtrebend wirken follen, und e8 wuͤrde in unfern Tagen ein 
wirkſamſten Mittel fein, den unruhigen Sinn der Völker zu beſchwichtigen, um 
echt monarchiſche Princip, welches ja Bein andres Ziel haben kann, ais dieX 
einer hoͤhern fittlichen Ausbildung entgegenzuführen, Dauerhaft und zeitgemäß] 
feftigen. Denn forte ein Gewoͤlde, deffen Fugen aus einanter weichen, nicht da 
befeſtigt werden Fann, baß man bie Laſt, welche es zu tragen hat, vermehrt, ode 
die eine gefunde Seite verftärkt: fo find auch die wanfenden Vethaͤltniſſe des S 
nut Dadurch aufs neue zu begruͤnden, daß der Druck auf die [hadhaften Theil 
mindert, umd den zweckwidrig wirkenden Kräften eine den Organismus des G 
fördernde Nichtling gegeben werde, Die in dem Volke fich vegende Krafe mm 
Regierung, um ihrerMeifter zu bleiben, benutzen, fei es nach Außen oder nach 
allein durch gewaltſames Zufammenpreffen wird fie nur entweder diefelbe zu 
Schaden jerftören, oder wenn die Kraft größer wird als der Druck, das ger 
Ausbrechen derfelben heibei ent. Auch von diefer Seite mödyte die Tende 
ferer Zeit in ihrer demokratiſchen Richtung vielleicht lange nicht To gefähell 
antimonarchiſch fein, als man fagt, und fetbft die Form, in welcher fie ſicht 
bier und ba mehr mit dem Buchftaben des beſtehenden Geſebes als mit dem) 
des wahren Nechts im Widerfpruch ftehen. Wenigſtens iſt Derjenige, wm 
Verſtaͤrken dtefer hier aus einander gefegten demokratiſchen Principien auch 
Monarchie fuͤt heilſam hält, noch Lange fein Demokrat in dem Sinne, daft 
Volksregierung an ſich oder für irgend ein beſtimmtes Wolf, fl wuͤnſchen 
klaͤten oder gar für ihre Einfuͤhrung zu wirken fuchen müßte. Die Dennokuit 
Form der Staatsverfaffung, iſt vielmehr nicht gerade darum die fehterhaftefikg 
fie nicht auch eine kraͤftige Regierung fuͤr eine geraume Zeit aufſtellen £6 
aber darum, weil fie der Regierung die wenigften Mittel darbieret, ſich Liber 
denfchaften und Vorurtheile des Volks zu erheben. Denn da Niemand aı 


durch die Wahlen des Volkes einen Antheil an der Öffentlichen Gerwäll 
Eann, fo wird auch Inder Regel nur Derjenige dazu gelangen, welcher dem 
ſchmeicheln verfteht, welcher fidy in Gefinnungen und Anfichten niedrigen, 

i üftlicher ftellt als der Haufe ift, zu dem ee [pci 

















110 Demonfiier Denderah 


Geferung befand; floh er in den Tempel des Neptun auf; der Inſel Kalautj 
der Küftevon Argolis. Aber auch) bier fah er fich nicht ficher,. und nahm Gif 
er immer bei fich trug. Er farb (319 vor Chr, nach A: 322) in einem 
von 60 — 62 Jahren. ı Sein.Charakter ift nicht ganz rein zu fprechen vom 
Beit, Ehrgeiz und Habſucht. Cicero erklaͤtte ihn fur den volllommenſten aller 
ner, Immer ſprach er, wie es die Uniſtaͤnde, die Zeiten und die Zuhörer erfod⸗ 
bald fanft, bald heftig, bald erhaben. Die griechiſche Sprache wurde durch 
einer Bolltommenheit ausgebildet, die Keinet vor ihmerreicht bat. , AnNad 
und Überzeugungs kraft, Scharffinn und Feinheit in Auffindung und Auf 
der Gruͤnde, Harmonie aller Theile zum Ganzen, Schönheit und Stärke bi) 
drucks, Kraft und Wohlklang ber Sprache, uͤbertraf er alle feine Vorgängen, I 
iſt in feinen Reden natuͤrlich, Eräftig, gedrängt, nichts muͤ uͤberall herzfdl 
ſchoͤnſte Ebenmaß. Nur dadurch iſt der große Einflug di Mannes auf 
Zeitgenoſſen zu erklaͤeen. Wir beſihen unter feinem Namen noch 61 Na 
Eingänge und ſechs Briefe, einige, find unecht. Unter ben Älteften Ausg 
Reden iſt die vorzüglichfte die parifer. vom 3.1570 in Fol., griech. mit 
Comment, Die erfie Ausg, ſaͤmmtl. Werke lieferte Dieronpmus 
und lat, (Bafel 1549), wiederholt 1572 und Frankfurt (1604 in Fok) 
finden fich die Neben in Reiske's Ausg. der griech. Nebner, Eine treffli 
der drei olynthiſchen Reden ins Deutfche führt den Tit⸗ ‚Demofthenes'® 
reden, uͤberſ. u, m. vielen Anmerk. von Zr, Jacobs“ (Leipzig 1805 ). 
lipp, Meden, deutſch v. X. G. Becker (neue Aufl. Halle 1824—— 25,2 
Die Neben über die Krone, von Fr. v. Raumer (Berlin 1811), 
Demouftier (Charles Albert), ein franz. Dichter, geb. zu Will 
tets 1760, zeichnete ſich frͤh durch große Fortſchritte in den ſchoͤnen Wifft 
aus, und uͤbte anfangs mit Erfolg das Gefchäft eines Advocaten, das er 
aufgab, um fich ganz den ſchoͤnen Wiffenfchaften zu widmen. Er ſchrieb 
fpiele, Opern und Gedichte. Sie find voller Wis, der freilich oft geſucht iſt 
Briefe an Emilie über die Mythologie (ind Deutſche uͤberſ. von Noftig-Jänt 





baben ihn in ganz Europa bekannt gemacht. Man Eann ihnen zwat 
Oberflaͤchlichkeit, Ziererei und das vorwerfen, was man im Franzöfifchen Sg 


Denderah 111 


be man beim Naͤhertreten einen Tempel, welcher den Hintergrund dieſes 
n Gemaͤldes ausmacht. Alles, was man hier ſehe, verſichern bie franz. 
von den Iſiskoloſſen an, welche das Getäfel der Vorhalle tragen, bie 
ſten Dieroginphe, feine einem Wunder⸗ und Feenlande entnommen. 
iechenland und Rom, nod) das übrige Europa habe etwas dem Ahnliche® 
ht. Für die Allgemeinheit dieſes Eindrucks fpricht der Umftand, daß 
emeinen Soldaten ded Heers aus eignem Antriebe von dem Wege abbos 
rje Heiligthuͤmer genauer zu befchen, und das alle einftimmig verficherten, 
; entichädige für die Befchwerden jenes Feldzugs. Die Monumente 
welche fie fpüter kennen lernten, verlöfchten diefen erften Eindrud nicht; 
zIſistempel ſchien ihnen auch dann noch das vollendrtfte Denkmal dgyps 
it. — Noch jteht von dem alten Tentyra, das bie in die Zeit des Strabo 
zeodoſius fich erhalten haben mag, ein Typhoͤum, Ähnlich dem zu Ed» 
weg. Es liegt weftlich dem nad) Mitternacht gerichteten Thore, von 
ı und Gerölle fo umgeben, daß einzelne Seiten kaum mehr zu erfennen 
nes Erſtaunen erregte aber zundchft der groge Tempel, deffen Ganzes uns 
Seftalt eines T hat. Mur von der Oftjeite ift feine Anficht durch Truͤm⸗ 
ckt. Wegen der in allen Größen daran vorkommenden Geſtalt der Iſis 
meigt, ihn für ein Iſaͤum zu halten. Ohne Hülfe von Kupfern würde 
reibung feiner Hallen, Site und Zellen, die alle mit Dierogipphen wie 
nd, unverftändlich bleiben. An der Dede des Porticus diefes Iſaͤum 
„ auf die Soffiten aufgenagelt, Figuren und Embleme, welche auf die 
e Bezug haben; an den beiden Außerften Soffiten bemerkte man die 
yon des Thierkreiſes. Diefe Darftellung traf man an der Dede eines 
wieder an, dag ſich im oberen Stode an der linken Seite des Veftibulums 
Wie alle andre, war bied Zimmer mit Dierogipphen bedeckt, und das 
g, dem Kintretenden links, nahm nur die Hälfte der Dedeein. Gen. 
nerkte es und muchte feine Gefährten darauf aufmerkſam. Dice ift das in 
zen fo viel bejprochene Planiſphaͤr. — Hintirdiejem großen Gebaͤude findet 
Süden hin cin andrer Tempel, welcher der Iſis und Horus gemeinfchafts 
t fein mochte. Sein Außeres erinnert weniger als das Iſaͤum an bie 
Gefchledytern, welche da gemwefen fein mußten, che eine Nation aufblühen 
elche ſolche Werke zu erfinnen Muth, Kenntniffe und Erhabenheit genug 
dan die ablaufende Reihe von Jahrhunderten, während der man alles 
5 und zu dem Grade von Rohheit zuruͤckſank, in welchem die arabifchen 
diefer Trümmer fic) jegt befinden. — Vor Allen zogen aberdid Angaben 
laniſphaͤre die Blicke der europaͤiſchen Gelehrten nad) diefem Punkte hin, 
nomiſche Wichtigkeit bei d. Art. Vorruͤcken der Nachtgleichen 
wird. uf beiden nämlich bemerkte man, daß der Löwe als erſtes Zeis 
sährer der andern dargeitellt war. Man Eonnte ſich über die Äbſicht, 
ung anzudeuten, darum nicht täufchen,, weil auf dem größern Planis 
der Dede des Porticus ) die Zeichen auf zwei Streifen vertheilt erjcheis 
senen einer aus dem Innern des Tempels herausgerichtet ift, der andre 
Innern bes Tempels hineinweift. Auf dem £leinern (in dem obern Zim⸗ 
waͤrtig in Paris) ftehen fie auf einer Spirale. Jungfrau, Wage, Scors 
ige, Steinbock, Maffermann, Fiſche, Widder, Stier, Zwillinge, Krebs, 
r bei und noch üblichen Orbnung. Der Köwe ſchien fenach als ein Ans 
n nach dem Ducchfchnittspunfte der Ekliptik und des Weltäquators hier 
ingeftelit zu fein. Won der Lage diejer Durdjfchnittöpunfte hängt aber 
Solſtitiums ab, der immer in der Mitte von beiden liegen muß. Wie 
:£t, fo ift er auf der Planifphäre von Denderah im Krebſe verzeichnet. 
is Winterfolftitium, wie man aus ben umgebenden Hieroglyphen fich 





112 Denderah 


herausdeuten wollte, fo lag damals ber Fruͤhlingspunkt in der Wage. Seh 
liegt er in den Fiſchen, folglich um volle fieben Zeichen oder um 210° rüd) 
Da nun bei gleichförmiger Bewegung 2152 Jahre zur Zuruͤcklegung eines 3 
erfoderlich find, fo folgt, daß er, um aus der Wage in die Fifche zu Eommen, fl 
mal zweitaufend einhundert zweiundfunfzig, alfo beinahe 15,000 Jahre zugdl 
bat. Dies wäre ſonach das mindefte Alter dieſes Thierkreifes, vorausgefehl 
man ihn auf wirkliche aftronomifche Beobachtungen gegründet, ‚nicht als eiml 
aftronomifches Problem betrachten will, Die Folgerungen, die fich aus did 
ter des Thierkreiſes ergeben, leuchten ein; wie viel Älter, al8 die Traditionen de 
fenbarung vermuthen laffen, müßte das Menfchengefchlecht frin, das biefend 
kreis erfand! M. 1. Rhode, „Verſuch Uber das Alter des Thierkreifed und N 
fprung der Sternbitder“ (Berlin 1809, 4,). Andre Aftvonomen, namentiid 
teom („Wiener Zeitfehrift“, 1822, Nr. 53, 54) und früher die Verfaffer derd 
Beſchreibung von Agypten, „meinten, das auf dem tentytiſchen Thierkreife va 
nete Solftitium fei das Sommerfolftitium. Der Frühlingspunet fiele dal 
{chen Stier und Widder, alfo 45° weiter vorwärts, ald heut zu Tage, 
würde folgen, daß der Thierkreis fünfundvierzigmal 714 Jahre alt wäre, 
wuͤrde er nur 3228 Jahre alt zu fein fcheinen. Zu diefer letern Annal 
man berechtigt, wenn das Sternbild, welches das erfle im Thier kreiſe ift, 
fein follte, welches die Sonne zuerft nad) dem heliakifchen Aufgange 
durchlief Und dies zu glauben, ‚hat man mancherlei Gruͤnde. Die 

des Sirius erfolgte wenige Tage nach dem Sommerfolftitium ; er bezei 
Wachſen des Ns und den Anfang des agrarifchen Jahıs in Agppten, 
diefe Beziehung auf den Anfang des agronomifchen Jahres ſcheint biefe 
fegung Gewißheit zu erlangen. Die beigegebenen Hieröglophen, die 

der „Allg. Fir, 3., 1822, Nr. 60, einer eignen Deutung unterworfen hat, 
lich dad Kind auf der Lotusblume beim Widder, die ſich erhebende Sonne, 
lingopunkt, find beftärtende Gründe. — Aus artiftifchen und ajtronomie 





den, wollte E. ©. Visconti diefes Planifphär und den ganzen Tempel, 
ſicher gleichzeitig ausgeführt worden find, für weit jüngern Urfprungs haltaı 
feste diefen Bau in die Zeit, wo der unbeftimmte Thoth, der Anfang des unbe] 























120 Dennewig , 


zu Leipzig 1655 geb., kam in ſ. achten Jahre mit ſ. Ältern mac) Nitcnberg, mi 
blieb, und ſich mit Verfertigung von Blafeinftrumenten, befonders Slötum 
ſchaͤftigte. Er ftarb 1707. | 
Dennewit (Schacht bei), 6. Sept. 1813. Was dem Marſchal 
dinot bei Großbeeren (f. d.) nicht gelungen war, fellte Ney vollziehen; 
Berlin erobern, Der Kronprinz von Schweden ſchien nämlid, am 4. Sept 
Rabenſtein aus mit dem ruf ſchwediſchen Drere nach Roßlau, und dort ü 
Elbe gehen zu wollen. Ney zog daher das franz. Heer in den Verfchanzum 
Teuchel und Tragun, vorwärts Wittenberg zuſammen. Entweder molite «u 
Kronprinzen angreifen, ober — was er aber zu verbergen fuchte — ſelbſt Uber 
lin Herfalten. In dieſer Abſicht rüdte am 4. Nachmittags ein Theil ſeines 
gegen Zahna vor. Hier ftand der preuf, Gen. = Maj. von Dobfayhs, und 
mit Koſacken und Landwehr den wiederholten Angriff des Beindes zurüc, 
am folg. age mit fünfmal ftärkerer Macht angegriffen, mußte er nach 
‚ger Gegenwehr Zahna räumen, und aud) das Corps des Generald Tauenzien 
aus Seyda verdrängt, Beide nahmen die Strafe nach Juͤterbogk, und dad] 
liche Heer folgte; doch fuchte Ney den Kronprinzen zu taͤuſchen; und meh] 
richte meldeten diefem, daß der Feind ſich nach Torgau ziehe, Der Kror 
ſich aber nicht irre führen, fondern brach den 6. früh um 3 Uhr auf, md 
‚Heer, nach einem Marfche von 2 Meilen, die Anhöhen von Lobeffen beſet 
ihm General von Bülow, der. das 3. preuß. Armeecorps.befehligte, mel 
er werde tiberflüigelt, indem das ganze feinliche Heer auf Juͤterbogk marſchirc 
fort befahl ihm der Kronprinz, dem Feinde in die Flanke und in den Rüden 
Ten, und die ſchwediſche Armee marfchirte auf das 3 Meilen weiter liegende 
bogk. Ihr folgten die Ruffen, deren Vorhut jedody, unter fchernirfcheffi 
MWoronzoff, vor Wittenberg ftehen’blieb. Unterdeffen hatte die Schlacht ihr 
fang genommen, Das 4. preuß. Armescorps, unter Tauenzien, griff an. 
geben® fuchte der Feind daffelbe aus feiner gutgewähtten Stellung zu verktäl 
‚Hierauf, als jenes Corps feine Munition ſchon verfhoffen, kam Viiom 
Seine Neiterei ſchlug das feindliche Fußvolk zuruͤck; aberibei Goͤlsdorf mag 


Sieg, bis Borftell die Frangofen aus dem Dorfe warf. So ftanden im um 














124 Depofitobant 


ben, ſodaß er nichts weiter noͤthig haͤtte, als dem feiner MiebNirger, an dewä 
zu zahlen hatte, und der ebenfalls Mitglied ber Bank war, baffelbe gut fd 
und von feinem Conto Löfchen oder abfchreiben zu laffen. In der Bank wur 
und Rechnung über die niedergelegten Summen gehalten, und Jeder konnte d 
an Andre zahlen und von Andern, welche gleichfalls Geld in der Bank hattal 
pfangen, ſo viel als nöthig war, ohne daß das Geld zu beruͤhren erfodert 
Altes ward duch) Ab⸗ und Zufcpreiben abgemacht. Die Vortheile einer foldha 
richtung find für ben Raufmannsftand einer geoßen Handelsſtadt ſehr groß. 
1) liegt das Geld dafelbft am ſicherſten, da ein feuerfeftes Gebäude umd A 
Bewachung flr das Geld in der Bank, mit den leichteften Koften für jebend 
nen, zu ſchaffen ift; 2) wenn nur aufgewogene und probirte Münzen gi 

In der Bank angenommen werden, fo ift ein Jeder ficher, nie durch leichtes 
ſches Geld benachtheiligt zu werden; nie ift ein Irethun beim Zählen ıc. 
gen ; an Zeit und Mühe iſt viel gewonnen; das Geld ruht, und iſt 
Abreibung oder fonftiger Veränderung unterworfen. Jeder ift ficher, bad, 
zu empfangen hat, ſtets in den vollfommenften ganz gleichen Muͤnzen zii 
gen, Denn fo vief auf fein Folium in feiner Einnahme kommt, fo viel 

von den in der Bank vorhandenen Geldvorräthen. Die VBolltommenhäfi 
chen Bant geldes macht auch fehr bald, daß es mehr gilt als das umlaı 

Geld von gleichem Namen und felbft ein Agio gegen folches Courant trägt 
nach gleichem Münzfuß ausgeprägt iſt. Beſchraͤnkt ſich eine ſolche 
darauf, flır die Inhaber der in der Bank liegenden Geldſummen Buch 
nung über das U nd Bufchreiben der von ihnen auszugebenden oder 
menden Summen zu führen, fo beißt fie eine Girobanf (f.d.) — 
aber Necepiffe oder Scheine Über die an fie gezahlten Summen aus; fo 
fie ſich gar nicht um Die, welche das Geld an fie zahlen, zu beluͤmmern, fe 
Inhaber der Necepiffen werden von ihr als Eigenthämer des in dev Bank 
gelegten Geldes betrachtet, und die Necepiffen laufen daher gleidy dem 
ſelbſt um, und jeder Inhaber eines ſolchen Scheins hat ein Recht, die Sun 





welche der Schein lautet, aus der Bank zu erheben, oder jeden Andern, der 
baffelde Necht von ibm erhält, damit zu bezahlen. Man ſeht 


Depofition Depoſitobank 123 


Deyertationen am ſten. Zufolge des peinl. Geſetzbuches der 
‚vom 12. Febr. 1810, gehört Deportation noch jetzt in Frankreich zu den 
ya Etrafen, wird jeboch, wenn auch die Richter Darauf erkennen, nicht 
dichang gebracht. Sie ift, ihrem Range nad), die dritte der infami⸗ 
beifrefen (indem nur der Tod und lebenslängliche Zwangsarbeit, ver⸗ 
Kiem fogenannten Kugelfchleppen, ihr vorgehen) und hat den bürgerlis 
möge. Der Deporticte verliert den Befig feines Eigenthums, kann 
wühe Handlung verrichten, und feine Erben treten in den Befig feines 
Bub aller feiner Mechte ebenfo ein als wenn er wirklich geftorben waͤre; 
Me Segierung ihm an dem Orte feiner Verbannung, der jederzeit außers 
mupärichen Feſtlande des Reichs belegen ift, den Genuß der bürgerlichen 
Iadniger derfelben geftatten. Ein ohne Erlaubniß der Regierung nad) 
Deportirter wird ohne Weiteres zu der vorerwaͤhnten le⸗ 
N Zwangsarbeit verurtheilt. Hat er ſich auf fremden Grund und 
Bütet, und geräth aufirgend eine Weiſe von neuem In den Bereich fran« 
fo wird er wieder nad) dem Orte feiner Verbannung zuruͤckge⸗ 
in England gehört die Deportation zu den gefegmäßigen Strafen, 
eine Niederlaſſung in Auftralien (f. Botanybai) beftimmt. 
fition, Depofitum. (Jur.) 1) Verwahrliche Niederlegung, ein ' 
ein Theil (der depositarius ) die bewegliche Sache des andern, 
zı bewahren, und ihm auf Verlangen zuruͤckzugeben übernimmt. 
ben Realcontracten der Römer, weil die gegenfeitigen Pflichten durch 
Üsergabe der Sache zur Verwahrung begruͤndet werben, ohne daß es 
daruͤber bebürfte. Der Depofitar haftet für getreue und forgfäls 
und muß dem Deponenten die Sadye (dad depositum) zuruͤck⸗ 
auch deſſen Recht an derfelben ſtreitig gemacht werben könnte. Er 
an derfelben tragen, welchen er durch grobes Verfehen oder vorz 
; ber Deponent hingegen muß ihm die darauf gewandten Auslagen 
Brauchen darf der Depofitar die Sache nicht, — 2) Die Depofition 
Beine Art, Verbindlichkeiten zu tilgen. Wenn der Öldubiger fich wider⸗ 
Wget, den fchufdigen Gegenſtand ( die Zahlung) anzunehmen (d. h. im 
iendi ift), kann ſich der Schuldner von feiner Verbindlichkeit (und zus 
Nr Gefahr ber Aufbewahrung, vom mweitern Zinfenlauf u. dgl.) befreien, 
KE&chuib in gerichtliche Verwahrung gibt. Zuweilen ift fie auch ein Si⸗ 
; wenn man Einwendungen und Gegenfoderungen nicht hat fofort 
hacchhen können, ober fie noch nicht fällig find, der Gläubiger, welchem 
— muß, aber unſicher iſt. 3) Depoſition iſt auch ſo viel 
37 


ſepoſito bank, eine Bankanſtalt, bei welcher Vorraͤthe von baa⸗ 
ultea Seide, oder Muͤnzen, oder auch in ausprobirten Barren, niedergelegt 
zu dedurch die Zahlungen im Großhandel zu erleichtern. Du nämlich 
a Dias und Herzahlungen in einer großen Handelsftadt viel Mühe und 
ke und die Kaufleute bemerken mußten, daß fie ftetd große Geldvorräthe 
INeften muSten, um ihre Schulden zu bezahlen oder andre Verbindfichkeiten 
im, unb daß wieder große Geldſummen von Andern in ihre Caffe einfloffen, 
Fa uiche möglich war, Irrthuͤmer oder Betrug zu vermeiden, indem leichte 
war Münzen unter einander gemiſcht, auch wol falſche Münzen mit eins 
andy Jerthuͤmer beim Zählen nicht ganz zu vermeiden waren: fo verfielen 
Base einer großen Handelsſtadt leicht darauf, ſich dahin zu vereinigen, 
nun, Die fie zur Beſtreitung ihrer Zahlungen an einander gewöhnlich 
halten mußten, licber an Einem Orte nicderzulegen, und 
une, bie ein Jeder daſelbſt nieberlegte, ihm in einem Buche gut zu ſchre 






















126 Deputirtenfammer Derflinger 


1784 zu Münfter in Weftfalen, wo fein Vater Kanzlift war, verließ fet 
land 1803, nach der Befignahme deffelben durch die Preußen, begleitete ein 
emigrirten Strafen nad) Frankreich, und blieb feitbem in Paris. Hier w 
erft Lehrer in einigen Erziehungsanflalten, ftudirte die verfchiedenen lebend 
chen Europas, und nahm dann an vielen Zeitfchriften, ſowol $rantreicyd 
drer Länder, Antheil. Er trug dazu bei, fie wechfelfeitig mit ihren verf 
Iterarifchen Producten befannt zu machen, und dab eine große Anzahl von 
ten, theils für bie Jugend, theils im geographifchen und hiftorifchen Kache 
"Die philotechnifche, und die koͤnigl. antiquarifche Gefellfchaft nahmen 4 
ihre Mitglieder auf; 1822 Erönte die königl. Academie des inscriptiom 
les lettres f. Preisfchrift „Über die Urfachen ber Auswanderungen ber Ro 
im Mittelalter und ihrer Niederlaffungen in Frankreich““. Seine Suger 
„Les soirees d’hiver‘, ift mehre Male aufgelegt worden; von f. „Merı 
beautes de la nature en France‘ iſt 1819 zu Paris die 4. Aufl. er 
Eine 1811 begonnene „Histoire generale de l’Espagne‘‘, wovon Bor 
Cenſur zehn bereits gebruckte Bogen umzuändern befahl, hat der Verf. nid 
fest. Mit Malte-Brun hat er ‚eine neue Auflage von Levesque’s „‚„Him 
Russie‘‘ 1812, und mit Villenenve 1817 eine neue Aufl. von J. J. R 
Merten beforgt, und 1821 Mientelle’6 „„Greographie de la France" 
arbeitet. Ferner bat er die bei Belin in Paris erfchienenn A 
Merle Fontenelle's, Montesguieu’s, Labrupere’s, Larochefoucault's, 
und Diderot’8 beforgt, und mit biographifchen Notizen verfehen. 

len Jahren fchreibt er die parifer Correfpondenznacdhrichten im „Morg 
Er gehört zu den Mitarbeitern der „Biographie universelle‘, der „‚Rer 
clopedique‘*, der Kortfegung des chronolog. Werkes „Art de verifier les 
uf. mw. Noch führen wir anf. „Sammlung der beften fpanifhen Rs 
mit Anmerk. und Einleitung” (Altenburg und Leipzig 1817); La Suian 
ris 1822, 4 Bochn.); „La Grèee“ (Ebend. 1823, 4 Bde.) und „„Voya 
&tudiant dans les 5 parties du monde‘ (Ebend. 1822, 2 Bde.). 

Deputirtenfammer, [. Kammern. 
Derftinger (Georg, Freiherr von), früher Dörfling genannt, 1 

brandenburg. (Seneralfeldmarfchall, einer der erften Helden des von Fried 
beim, dem großen Kurfuͤrſten, gegründeten preuß. Militairſtaats, geb, ü 
1606, nad) einigen Nachrichten, in einem oͤſtr. Dorfe im Lande ob 
war, nach Pauli, der Sohn eine proteflantifchen Landmanns in Böhm 
trieb anfangs das Schneiderhandiwerk, und wollte, wegen der Unruhen in 
um ſich den Religionsbebrüdungen nad) der Schlacht auf dem weißenS 
entziehen, nach Berlin wandern. Als man ihn aber, weil er kein Gi 


nicht über die Elbe fegen wollte, warf er fein Bündel in den Strom, | 
zum Schmert. Eine Zeitlang diente er als Gemeiner, unter dem Gen 
Thurn; ſchon als Dragoner quälte ihn der Gedanke, wie er einft Genera 
koͤnnte. Dann trat er in ſchwediſche Kriegsdienfte, wo er unter Guſtav 
hierauf unter Banner’ und Torſtenſohn's Fahnen focht. Die Botſchaft! 
Siege bei Leipzig (1642), zu welchem er als Oberfter an der Spige feiner 
regiments viel beigetragen hatte, Üüberbrachte er der Königin Chriftina, wi 
daflıc zum Generalmajor ernannte. Nach bem Frieden als Fremder 
ſchwediſchen Deere ntlaffen, wandte er fi) nad) Brandenburg, und trat * 
Generalmajor der Gavalerie in die Dienfte des Kurf. Friedrich Wilhelm, : 
Talente und feinen Muth zu belohnen bald Gelegenheit fand, 1657 mar 
ling geb. Kriegsrath, 1670 Generatfeibmarfhall, 1677 Obergouvern⸗ 
pommerfchen Feftungen und 1678 Statthalter von Hinterpommern und 


Er hatte fich feit 1654 in allen Feldzuͤgen des großen Kurfürften, gegen dA 
J 


Derfchawin Deſair 177 


Seanzofen, durch Klugheit, Schnellblick, Thatkraft und Tapferkeit 
Auch braudyte ihn der Kurfürft zu Geſandtſchaften, und Kaifer 
1674, auf Anſuchen feines Landesherrn, in den Reichsfreiherrn⸗ 
men Waffenthaten führen wir nur einige an. Durch ben libers 
ven am der Havel und die Wegnahme von Rathenau am 15. Juni 
Yeflinger dem großen Kurfürften die Bahn zu dem Siege bei Feher⸗ 
), am 18. uni, wo er den Oberbefehl unter dem Kurfürften hatte. 
x Stralſund. 1679 führten er und ber Kurfürfl bie Xruppen auf 
den kuriſchen Haff, überfielen das ſchwediſche Deer und jagten es 
Der tapfere Derflinger, deſſen Betragen ſtets einfach, befcheiben 
Epradye, offen, nicht felten derb war, behielt auch als Greis noch 
‚ thätigen Geift, und fein frifches, Eräftiged Herz. Er fiarb 1695, 
89%. Nach f. Tode ward aufihn eine Gedaͤchtnißmuͤnze ges 
keöfeite Mars und Hercules als feine Ahnen barftelit; bie Baupts 
whlgetroffene Bruſtbild des Helden. Sein Geſchlecht erloſch mit 
weich, Freiherr von Derflinger, ber als kön. preuß. Generallieut. 
ohne Erben ſtarb. Vgl. Pauli's „Leben großer Helden”, ıc. IX; 
mt. Nachr. v. dem Leben Derflinger’6” (Stendal 1786), undBarns 
‚„Biogtapb. Dentmale (Berlin 1825, 2, Th.). 
«win (Gabriel Romanowitſch), geb. zu Kafan 1748, gehört nebft 
a Cherastoff und dem Trauerfpieldichter Oſeroff zu den vorzuͤglich⸗ 
dflandse. Er nahm 1760 Dienſte beim Ingenieurcorps als ges 
‚ und zeichnete ſich im Felde aus, beſonders 1774 gegen den Rebel⸗ 
E Schon bamals entroidelte fich fein Dichtertalent. Unter Kas 
1800 bis zum Reichsfchagmeifter, und 1802 bis zum Juſtizmini⸗ 
ey aber bald darauf von den Gefchäften zurüd, und lebte ganz den 
imt ift feine „Ode an Gott”, die Czersky zu Wilna 1819 ins Las 
x dat. Der hinefifche Kaifer ließ fie ins Chinefifche uͤberſetzen 
in Gold gebruct, in einem Saale feines Palaftes aufhängen. Auch 
"seht: „Der Wafferfall”, vorzüglihen Werth, In andern 
der orientalifche Bilderdienft bisweilen in Schwulſt aus. Mehre 
ſem Dichter findet man ins Englifche überfegt, In Borring’6 „Ruffi 
, audy in von Borg’ „Poetiſchen Erzeugniffen der Ruffen” (Riga 
23. Seine Gedichte find 1808 in 4 Bon. erfchienen; außerdem 
Bafdh. und topograph. Werke gefchrieben. Derſchawin ftarb den 8. 
IIinem Landgute Swanka, unmelt Nowgorod. 20. 
{&, Dervis (perfilh: arm,) in der Türkei die Benennung 
ıendregein Lebender Geiftlichen. Sie find beiden Mohammebdanern 
m Ehriften die Mönche heißen, nach ihrem Stifter Mavelava, auch 
haben ihren Ruhm in Saften und in der Beobachtung ſtrenger Ge⸗ 
teetienſtlicher Ha andlungen, und ſtehen bei dem Volke in dem Rufe 
CSie leben zum Theil in Kloͤſtern zuſammen, zum Theil einzeln, 
werden in der Regel die Imans (f. d.) gewählt. Sie haben allents 
Wien Tafeln der Vornehmften in der Türkei, freien Zutritt. Bei 
kn dieſe Mönche den Namen Fafir. 
I, Rang. Feldherr, geb. 1768 auf dem Schloffe Begou bei Riom 
pa Sansilie, trat 1784 in das Inf. Regiment Bretagne ald Uns 
Etrug im Dec. 1793 zur Eroberung der hagenauer Linien bei, in 
4, bei welchem er ftand, zuerft eindrang. 1794 diente er in der 
mdichegru, mit fortwährenderfuszeichnung. Zur Rheinarmee uns 
Wpuidberufen, vertheibigteer im Nov. den Bruͤckenkopf von Kehl. 
«Benaparte nad) Ägypten, hatte an ben erſten Siegen Antheil, 











130 Descartes 


bänger gefunden. In dieſem frengdogmatifcyen Syſtem ging er won 
Gewißheit, die er einzig im beutlichen Denken fand. Von diefem erf 
das Dafeln des denkenden Wefens, nad) dem Hauptfage feines Si 
denke, alfo bin idy” (cogito, ergo sum). Diefen neuen Rational 
er, im Gegenfag des Empitismus der Engländer, und ber Ariftotelifch 
Philoſophie, welche er lebhaft beſtritt, mit vielem Scharffinn aus, 
die fitengfoftematifche (mathematifche) Methode mit vieler Schärfe 
an. Durd) ihn verbreitete ſich aber auch unter den Neuern das Borı 
flehe das Wefen der Philofophie und ihre Gewißheit in Definitionen, $ 
deren fyulgerechter Anordnung. Das denkende Wefen, ober die Ser 
Körpern, deren Wefen in ber Ausbehnung befteht, weſentlich verfchiet 
Einfachheit, Immateriafität, woraus auch ihre Unſterblichkeit bern 
durch die Freiheit, welche der Seele zufommt, weil fie fic) frei dentt. 
aber denkt nicht Altes deutlich, in Vielem ift fie dem Zweifel unterworf 
fern nur ein unvolllommencs, endliches Weſen. Diefe eigne Unvo 
führt auf die eines volltommenftenWefens, zu deſſen Vollkommenheit au 
gehört. (Er bediente ſich alfo hier de6 fogenannten ontologifchen Ber 
DafeinBottes[i.d.] auf eine andre Weife, als fich deffelben fruͤl 
felm von Ganterburg bedient hatte ; daher auch der Gartefianifh 
Die Idee eines abfolutvolltommenen Weſens, welche er für eine anı 
Gickt, flelfte er an die Spige feines Spitems, und leitete von ihr alle dk 
niß der Wahrheit ab. SeineUnterfuchungen erftredten ſich aber nur ar 
ſche Phitofophie, namentlich Logit und Metaphpfit, welche nicht gen: 
wurden. Fuͤr die oberften Probleme ber lebtern hielt er die Subftı 
Gaufalität. Um die phyfiologifche und pſychologiſche Anthropologie £ 
BVerdienfte. Noch größere erwarb er ſich um Mathematik und Phyſik 
fremde Entdeckungen und Beobachtungen, beftimmte fie genauer, un 
ihre Stelle im Syſtem an. Die höhere Geometrie, auf welche er 
giuͤcklich anwendete, die Optik, Dioptrik und Mechanik find .von ihm 





lid) ertoeitert, ihre Methode vereinfacht, und dadurch die großen Erfint 
he nachher Keibnig und Newton in diefen Wiffenfchaften machten, voı 






 Defeendenen Delete 131: 
euten, f. Abfleigende Linie 


er on, f. Abfteigung. 
j — (remis dene GStaatöminifter, und felt 1822 Bot ⸗ 
— aa ae Zaiente und Energie ausgezeichneter Staats · 
f, geb. zt Mey 1774, ftammte aus einer adeligen Familie Lo⸗ 
wanderte eraus und machte mehre Beldzüge in der Armee des 
mit. I ber Folge erhielt er die Erlaubniß, nach Frankreich jüs 
m, und bildete — zu einem Sachwalter. Bonaparte etnannte.ihn 
Appeltationehofe zu. Metz, dann zum Präfibentenbes 
— to er fich durch Rechtuchkeit, Raͤßigung und Tha⸗ 
verlief Hamburg kurz vor der Einfchliegung 1818, 
Sudroig XVIH. als erften‘Präfiventen des Appellationshofes zu 
— hundert Toge hielt er ſich bei dem Könige in Gent auf. 
ib Das Depart, bes Obertheins zum Abgeorbneten bei ber Kam⸗ 
‚machte er fich durch bie Kraft, mit welcher er die ultraroyall- 
ffte, dem Miniftertum ebenfo bemerkbar als et das Vers 
— 1816 bi 1818 betleldete er die Stelle eined Präfi- 
J a und —E zugleich war er Mitglied des 
im dem — für die Seſe Im Dec, 1818 ernannte 
zum Gcoßfiegelbewahter und —ã Als ſolcher ſchloß er 
Soſter Decages an ; indbefondere zeichnete er ſich 1819 durch feine 
der dreiöefepparhlige über bie'Preffe aus, welche den 17, Mai, ben 
2 ben 9. Zuni an die Stelle der-bißherigen Cenſur traten. Auch wis 
I it ber Abänderung bes Wahlgefeged. Heflig klagte er 
be am 23, 1819die Partetiucht der Uitras als die Urſache an, daß 
‚Sliven begangenen Verbrechen unbeſtraft geblieben wären. Das uns 
em ber Liberalen aber, daß alle Koͤnigsmoͤrder zutuͤkgerufen wers 
8 er buch fein berühmte Jamais! zuchd® (am 17. Mai 1819). 
irenmte er fich von den Doctrinairs, deren Grundfäge auch die feinigen 
1, und unterftühte Decazes, als biefer im Febr. 1820 das Wahlges 
(7 abändern vorfchlug. Ais hierauf in dem parlamentarifchen Kampfe 
fehverfchläge des abgegangenen Premierminifters bie Erbitterung 
auf das Höchfie geftirgen war, vollendete er, durch die Annahme ber 
Fam Abänderungen des neuem Wahlgefegentwurfes am 9. Juni 1820, 
I; rechten Seite und des Minifteriums. Indem er fo der 
bes neuen Mahlgefeßes von 1820 wurde, leiſtete er den Royallſten 
— ——— fi) aber die Aberalen gaͤnzlich zu Feinden. Zur Bes 
n im ben Orafenftand, und ertheilte feinem Sohne ein 
00 Fe. jähel. Einkünfte. Deferre ſelbſt hatte kein Vermögen 
Familie. Us die neuen Wahlen von 1820 und 1821 eine 
Ultearoyalliten in bie Deputirtentammer brachten, bifbete ſich eine 
m ber rechten Seite gegen das Minifterium. Die Wortführer 
und Billöfe, fltebten, ſelbſt in dad Minifterium zu tommen, 
moirfte endlic) die am 14. Dec. 1821 erfolgte Minifterialverändes 
ve Deferer, Pasguier, Latonr-Daubourg, Simron, Portal und 
ſt m traten, und ‚Herr Peyronnet an Deſerre's Stelle Ju—⸗ 
vahrer wurde. Deſerre felbft foll zu bes Letztern Er 
I mbaben, Er trat jegt nicht auf bie Seite ber Oppofition, 
‚bem Gefehenfwärfe de 5 neuen Mirtifteriums, das die Jury bei dem 
aufheben wollte, entgegen war, und deßhalb in ber Des 
6, 1822) durch feinen Sreümd, Herrn Froc de la Boulayı, 
‚als je von der Nutbarkeit des Geſchwornengerichts über: 

9* 




















138 Deſtutt de Tracy Detail 


und fuchte durch Landbau, Stubium der Philofophie und Umgang mit den Ph 
den Eigenfinn des Schidfald zu vergeffen. Der Cardinal Fleurp wollte ihn 
Geſandten nad) Peteröburg fenden, allein er ſchlug diefen Antrag aus. Erfl 
1754 und hinterließ einen Sohn, der die Herausgabe f. Werte auf Befehl 
wigs XV. beforgte. Nach Moliere und Regnard gilt Destouches fr den be 
Luftfpieldich:er dec Franzoſen, und f. Luftfpiel: „Le glorieux“, und „Ley 
losophe marie‘, werden ald Hauptwerke der franz. Bühne betrachtet. a 
jedoch die komiſche Wirkung der moralifchen unterorbnete, fo gehören feine 
mehr zu ber Zwittergattung der Schaufpiele, welche das fogenannte weinerlice® 
fpiel vorbereiteten. Sein größtes Talent zeigte ſich in der feinften Charakteg 
nung, in einer leichten Erfindung, angenehmen Wig, Eleganz, Lebhaftigkeiti 
Anftindigfeit des Dialoge. Seine zahlreichen Epigramme find ſchwach. ( 
Prachtausgabe f. Werk erfchien 1750 in 4 Bbn., 4. 

Deftutt de Tracy (Antoine Louis Claude, Graf), der gelefauftem 
den jest lebenden philoſophiſchen Schriftſtellern der Franzoſen, war, als biel 
volution ausbrach, Oberft bei ber Infanterie und Deputicter bei den Generalfiad 
für den Adel von Bourbonnois. Er zeigte ſich ald Freund ber liberalen 
wollte die atholifche Religion nicht Staatsreligion genannt wiffen und fü 
für die Abfhaffung der Adelsprivilegien. Als Kafayette nach dem 10. Aug. 1i 
Frankteich verlieh, begleitete er ihn, und theilte auch feine Gefangenfchaft bis 1 
Mäprend der ganzen Dauer der Herrſchaft Bonaparte's war cr Senator, 
er keineswegs zu den Schmeidylern des Gewalthabers gehörte. 1314 
von Ludwig XVII. zum Pair des Reiche ernannt, und da er während ber 
Tage von Napoleon kein Amt annahm, fo behielt er diefe Würde. Von der 
dung des Nutionalinftituts an war er Mitglied deffelben und 1816 erhielt‘ 
Sig in der Akademie der Vierziger. Die Sranzofen ſchaͤten ihn als einem! 
beiten Metaphyſiker. Sein „Commentaire sur l’esprit des lois de M® 
quien*“ enthält eine Deduction der Hauptprincipien der Staatswiſſenſchaſt 
dient aufmehren Univerfitäten der nordamerifanifchen Freiftaaten als Compenkil 





Noch berihmter ift er durch feine ,, mens d’ideologie** (zuerſt Paris ld 
— 4, 2 Bde., und dann in mehren Auft.), welche auch ins Italieniſche und 


Determinismus Deutſcher Bund 139 


# wie weit man In diefer Ausführung gehen dürfe, ohne die 
um des en zu beeinträchtigen. Diejenigen, welche von dem Begriff 
Iusheheit ausgehen, glauben hierin nicht zu weit gehen zu innen, und 
aſ.d.) übertrifft darin vielleicht alle Anden. Won der andern Seite ift 
Meilen (von unda, undulatus, Melle, wellenformig; Maler ıc., die 
ion Grundſatz: daß alle Schönheit auf wellenförmigen Linien berube, 
ihres Mangels an Correctheit der Zeichnung und an genügender 

ihrer Werke gebrauchen) angenehm zu hören, die alten Bildner häts 
vernadhiäffigt. Bisweilen mag das der Kall gewefen fein, er ift es 
mume. Man findet öfters das Detail bei ihnen mit mehr Fleiß, aber 
ur Geſchmack und Kunft ausgedruͤckt als in irgend einem Werke der 
. Im Allgemeinen kann man fagen, der Klınftler folle darnach ſtre⸗ 
it als ſchoͤnen Schein darzuftellen, und dazu ift ihm nichts behuͤlf⸗ 
Ye Segenftände fo zu bilden, wie fie aus mäßiger Entfernung ſich als 
Wie in den bildenden Künften, fo in der Poefi. Wer das 
werachläffigt, wird leicht in den Fehler der Trodenheit und Kälte vers 
her allzu fehr ins Detail gebt, und überall dieſes recht gefliffentlic) aus⸗ 
fih ins Breite, und wird ſchwerlich einen rechten Gefammteindrud 
mel das Enfemble fehlt, welches man dem Detail entgegenfebt. 

le.) 

eminismus, in ber Metaphyſik und Moral diejenige Anficht, 
Ales, was gefchieht, mithin auch jede menſchliche Handlung, durch 
igfeit des Caufalzufammenhangs aller Dinge vollfommen beftimmt 
die Sreiheitaufhebenden Beſtimmungslehre huldigt, heißt Deters 
mb wenn er biefen Caufalzufammenhang auf ein Schickſal zuruͤckfuͤhrt, 


sId, f. Lippe. 

falion, Water des Hellen und Stammvater der Hellenen, Sohn 
und der Pandora, führte aus Afien eine Solonie nad) Griechens 
Wirk fich zu Lykorea auf dem Gebirge Parnaß nieder, von wo er in der 
kafinfatt in Zheffalien machte, und die Pelasger vertrieb. Hier war es, 
eräkmte iü berſchwemmung (Deukalion'ſche Flut im 16. Sahrh. v. Chr.) 
Mde durch den Fluß Peneus entfiand, und welche die Zabel alfo erzählt: 
Kr das menſchliche Geſchlecht, wegen feiner Berderbtheit, durch Waſſer 
abeſcloſſen hatte, und der Regen bie fürchterlichften überſchwemmungen 
im, uittete ſich Deukalion mit feiner Gemahlin Pyrrha auf den Gipfel des 
M Nach Abfluß des Waſſers fragten fie das Orakel der Themis, wie fie 
nicher Eroätfern follten. Dies gab zur Antwort: fie follten die Gebeine 
wer inter fidy werfen. Dieien dunkeln Ausſpruch deuteten fie alfe, daß 
ur, die Erde, deren Gebeine aber die Steine feien. Sie thaten demnach, 
Cotel befohlen, und aus ben von Deufalion geworfenen Steinen wurden 
ts denen von Pyrrha gerorfenen aber Weiber. Übrigens werden 
nkiade von ben alten Schriftſtellern über die Überfhreemmung erzählt, 
Iezjerägen, weiche die heiligen Bücher von Noah anführen, viel Ahnlich⸗ 
. (E. Eüntfluf.) 

ertſche Baukunſt, f. Baukunft (Beichichte der). 

etiher Bund. Eeitdem die Souverninetät der deutfchen Reichs⸗ 
mörrsflidy geroorden war (Kaifer Friedrichs II. Gonftitutionen von 1220 
N zub ber weſtfaͤliſche Friede 1643 Eönnen als die entfcheidenden Punkte 
Kueten), Sag in der Reichsverfaſſung ein großer innerer Widerſpruch zwi⸗ 
tg ſchen Unterordnung der Reichsſtaͤnde unter die Reichsgewalt unt 
eirı Inhaber, den Kaifer, und dem naturgemisen Streben der einzelner 























142 Deuiſcher Bund 


gedrudt, und an die Gefandten und Miniſterlen verthellt. Die Streitigkeu 
Bundeöglieder unter ſich fucht die Bundesverfammlung zuvoͤrderſt durch eine 
miffion in Güte beizulegen, wenn das nicht gelingt, wird ein rechtliches Ver] 
eingeleitet und von ben Parteien das oberfte Gericht eines Bunbesftantsen 
welches den Streit in rechtlicher Form als Austrägalinftanz zu entfcheibet 
(S. Austrägalinftanz.) Dafür beftehen die Befchlüffe vom 16, 
1817 und 3. Auguft 1820 und es find ſchon verſchiedene Streitigkeiten aul 
Weife geſchuchtet worden. Dem engern Rathe der Bundesverfanmfung lieg 
ob, die Bundesbefchlüffe nöthigen Falls durch Gewalt zur Erecution zu bi 
nad) der Ereeutionsordnung vom 3, Auguft 1820. 
Es find in der Stiftungsurfunde des deutfchen Bundes mehre heile, 

meine Einrichtungen zugefichert, theils einzelnen Claffen, vorzüglich den ch 
em Reichsftänden (fuͤrſtlichen und gräflichen Inhabern oder Theilnehmen 

Reichstagsftimme) befondere Rechte garantirt worden; fir die Exflnungf 
Zuſicherungen hat die Bundesverfammlung zu forgen, ſowie fie durch die Ubi 
mene Garantie einer landfchafttichen Verfaſſung auch die Berechtigung 
pflichtung erhaͤlt, für die Aufrechthaltung derfelben zu forgen, und darüber 
hende Streitigkeiten guͤtlich oder durch compromiffarifche Entſcheidung zu Kal 
Diefe Garantie i ch nur von wenigen Bundesftaaten der Bundesverfamin 
übertragen worden, Der 310 ed bes deutfchen Bundes (und ber durch ihm befl 
Umfang der Bundesgervalt, forwie die Competenz der Bundesverſammlung 
alſo auf folgende Hauptpunkte zurüdführen: 1) Äußere Sicherheit, d. 1. Umak 
gigkeit der Bundesſtaaten von fremder Oberherrfchaft, und Integrität des Did 
gebiets. Kriege fönnen die Bundesftaaten gegen fremde Mächte nur infofenm 
ten, als fie felbft noch andre Länder und Neiche auferhalb des Bundes 
Angriffe auf Länder, welche zum Bunde gehören, verpflichten den Bund 
theidigung, und ziehen alſo de facto einen Bundeskrieg nad) fich. DI 
Pflicht ftekt in genauefter Verbindung die weitere Pflicht und das ausdci 
ausgeſprochene Recht des Bundes (Schlußacte der wiener Mi Bug 





vom 15. Mai 1820, Art. 36 — 47), Streitigkeiten ber einzelnen Vunl 
mit auswaͤrtigen Staaten zu prüfen, und jene, wenn fie Unrecht haben, gut] 





144 Deutfhe bramatifhe Dichter 


germanicae“ von Meyer ( Frankf. 1822) und in dem „Corpus juri 
germanici academicum‘* von %. Michaelis (Tuͤbingen 1825). 
Deutſche (jetzt lebende)j dramatiſche Dich ter. Sich 
namentlichen Verzeichniſſe deutſcher jetzt lebender dramatiſcher Dichter, w 
Zeit zu Zeit gegeben werden, fo ſollte man faſt auf den Gedanken kommen, 
lands dramatifche Dichtkunſt Habe dermalen ihre höchfte Höhe erreicht; | 
menreich genug find allerdings diefe Negifter, aber an dem, was man fo 
im rechten Sinne des Worte dramatifhe Dichter nennt, hat das Vaterla 
ungeachtet weniger nody wie jemals Überfluß. — Das, Lembert ſche Zafchaı 
Schaufpieler fr 1823” gibt auf 10 Seiten die Namen von nicht weniger 
dermalen lebenden bramatifchen Dichtern an, worunter mandye, in andern 
der Kiteratur oder Kunft fehr achtungswerthe Perfonen aufgeführt werben, 
gen aber doch eine nur mäßig ſtrenge Kritit kaum ben zehnten Theil wirkü 
matifcher Dichter herauszufinden vermag, indem für die Bühne ſchreiben, 
‚gend einen Stoff in Dialoge und Monologe zu bringen, keineswegs hinreid 
dürfte, um Anfpruch auf das Prädicat dramatifcher Dichter zu machen, fel 
auch fonft die Mufen dem damit Berhrten nicht abhold fein follten. — 1 
Tragoͤden begegnen wir hier zuerft den Herren v. Auffenberg, Fouqué, Gi 
Houwald, Zimmermann, Klingemann, Müliner, Raupach, Reinbeck, So 
land und Werner, als den bebeutendften, deren Dichtungen zum Theil, w 
nur eine Zeitlang, die Aufmerkſamkeit des Publicums in Anſpruch nahmer 
ner, Grillparzer, Uhland, Werner, Raupady und Houwald ftehen oben an, 
dienen es auch, wenn man dag, was fie lieferten, in Parallele mit dem ſetzt, 
her von jenen Andern gefördert wurde. Daß übrigens die Bahn, welche 
Mültner und Grillparzer (Legterer in der „Ahnfeau‘‘) einſchlugen, früher fd 
unfern unfterblihen Schiller in der „Braut von Meffina”, diefem, als Die 
ſich betrachtet, Meiſterwerke, das aber deffenungeachtet als deutfche Tragödie 
d’oeuvreift, gebrochen wurde, ift befannt, und man darf mitZuverläffigkeit ar 


daß ohne diefes, inihren Grundprincipien auf eine keineswegs lobenswerth 

falsanficht gegründete Trauerfpiel, die Erfcheinungen eines „Vier und zwa 

und des „Neun und zwanzigften Februars“, einer „Schuld“, einer „Ahnfee 
icht ind Reben ao t r infofe, 6 








118 " Deutſche Geſchichtskunde 


furt Beifall und zugeſicherte Unterftügung, brachte eine bedeutende, durch fpl 
Beitraͤge noch zu vermehrende Summe zur Dedung der Drudkoften zuſann 
und lich num durch den großherz. bad. Generaflandesarchivrath, D. Dimge, 
Plan der Hauptſache nach entwerfen und den zur Theilnahme geeigneten Mina 
vorlegen. So conitituicte fih) am 20. San. 1819 zu Frankfurt eine Gefe 
ſchaft fürDeutfhlands Ältere Geſchichtskunde, zur Herftell 
einer Gefammtausgabe der Quellenſchriftſteller deutjcher Geſchichten des Mitte 
ters, mit eignen, nad) Übereineunft Alter abgefaßten Statuten. Conflituirn 
ordentliche und beitragende Mitglieder derfelben find die Staatsminiſter und F 
herten von Stein, v. Aretin, v. Verkheim, v. Pleſſen, v. Wangenheim, fra 
die Freiherren v. Landsberg, Mirbach, dv. Romberg, die Grafen von —**8* 
bach und von Spiegel. Die Centraldirection wurde durch die 5 zuerſt genan⸗ 
Miniſter, dann duch den Secretair der Geſellſchaft, den großherz. bad. Lea 
Nach Buͤchler, durch den die Redaction übernehmenden D. Dümge und den u 
tier TH. Muͤlhens (für Comptabitität und Buchführung) gebildet. Hierza kam 
als außerordentliche und Ehrenmitglieder der Direction der bremiiche Oma 
Smidt und Rat) Schloffer zu Frankfurt a. M. inheimifhe und auswaͤrt 
auferordentliche, correfpondirende und Ehrenmitglieder der Geſellſchaft find: 
König von Baiern, der Fuͤrſt Metternich, die Fürjtäbte Ambrofius von Ra 
Konrad IV. von Einfiedeln, der Landamman mir von Frirdberg zu St.» 
ten, der Grafvon Müllinen in Bern, die Staatönnnifter o. Humboidt, Fulda 
Göthe, der k. k. Geheimerath Graf Offolinskt, der bairiſche Vicepräfiden * 
Atetin (verft.), v. Gagern, die Freiherren und Herren v. Hormayr, Niebuhe 
Schlichtegroll VB. (verft.), u. S., Lanz, Laßberg, Koch-Sternfeld, Merian 
Paris), Raumer, Lehr in Stuttgart, Adelung in Petersburg, Atx zu St.s@d 
ln, Arnoidi, Bucholz (in Wien), van der Vivere in Nom, v. Fire 
Barth, v. Fichard, v. Ittner, v. Besnard in Göttingen, von Delling in WE 
hen, v. Gaal; die übrigen Mitglieder find: Muͤnter, Biſchof zu Seeland, S 


lechner, Batton, Ve (zu Leipz.), Beyſchlag, Benecke (zu Hamburg), BI 
Mury), Boerſch, Boͤttiger (in Erlangen), B uͤſchinzg, Creijer, 
Dabfmann, die beiden Docen, Dobr Ehert, Eichhorn (Bw 











118 " Deutſche Gefchichtsfunde 


furt Beifall und zugeficherte Unterftügung, brachte eine bedeutende, durch fpk 
Beitrige noch zu wermehrende Summe zur Dedung der Drudkoften zuſann 
nun durd) den großherz. bad. Generallandesarchiveath, D. Dimge, 
Plan der Hauptſache nach entwerfen und den zur Theilnahme geeigneten Mina 
vorlegen. So conitituirte fi) am 20. Jan. 1819 zu Frankfurt eine Gefe 
fhaft für Deutſchlands aͤltere Geſchichtskunde, zur Herſtel 
einer Geſammtausgabe der Quellenſchriftſteller deutſcher Geſchichten des Mittı 
ters, mit eignen, nach Übereinkunft Aller abgefaßten Statuten. Conftituire 
ordentliche und beitragende Mitglieder derfelben find die Staatsminiſter undd 
herren von Stein, v. Aretin, v. Berkheim, v. Pleffen, v. Wangenheim, fe 
die Freiherren v. Landsberg, Mirbach, v. Nomberg, die Grafen von Solms⸗l 
bach und von Spiegel. Die Eentraldirection wurde durch die 5 zuerſt genamı 
Minifter, dann durch den Secretait der Gefellichaft, den großherz. bad. keg 
Math Bücher, durch den die Redaction übernehmenden D. Dümge und den E 
kier TH. Muͤlhens (für Comptabititdt und Buchführung) gebildet. Hierzu ka 
als außerordentliche und Ehrenmitglieder der Direction der bremiiche Sem 
Smidt und Rath Schloffer zu Frankfurt a. M. Cinheimifhe und auswic 
aufiererdentliche, correfpondirende und Ehrenmitglicder der Geſellſchaft find: 
König von Baiern , der Fürft Metternich, die Fuͤrſtaͤtte Ambroſius von DL 
Konrad IV. von Einfiedeln, der Landamman Mi"sr von Fricdberg zu St.:@ 
ten, der Graf von Muͤllinen in Bern, die Stantentnifter v. Humboidt, Fald 
Goͤthe, der k. &. Geheimerath Graf Oſſolinski, der bairiſche Vicepräfent 
Atetin (verſt.), v. Gagern, die Freiherren und Herren v. Hormayr, Michut 
Schlichtegroll V. (verft.), u. S., Lanz, Laßberg, Koch-Sternfeld, Meria 
Paris), Raumer, Lehr in Stuttgart, Adelung in Petersburg, Atx zu St.⸗d 
ten, Arnoidi, Bucholz (in Wien), van der Vivere in Nom, v. Fuk 
Barth, v. Fichard, v. Ittner, v. Besnard in Göttingen, von Delling in 
hen, v. Gaal; die übrigen Mitglieder find: Minter, Biſchof zu Seeland, 
Icchmer, Batton, Beck (zu Leipz.), Beyſchlag, Vened 
Murp); Boerſch, Boͤttiger (in Ertangen), B 
Dablmann iben ® Docen, D 








150 Deutſcher Handel 


ſchriften, Todtenbücher ze.) erfcheint, 1826 bei dem Hofbuchhaͤndler Habn a 
nover, von dem Archivarius Perg herausgegeben werben konnte. enthlu 
urkundlichen Annalen der aͤltern Schriftfteller für Quellenftudium der va 
ſchen Geſchichte. So erfreut ſich das Vaterland eines literarifchen 

wie es bis jegt faft nur in den magdeburgifchen Genturien aufzuwelſen hat, 
eines Nationalwerkes, auf welches der einftige Johannes Müller Deutfi 
feine Nationalgeſchichte der Deutfchen gründen kann; auch ihm gelte 





Wahlſpruch der Geſeliſchaft: Sanctus amor patriae dat animum ! 
Deutfher Handel. Deutfchland im engern Sinne, d. h. der 
Staatenbund, hat eine fehr gluͤckliche natürliche Lage, um durch Bluͤthe des Pa 

dels feinen Nationalwohlſtand zu erhöhen. Im Mittelpuntte von Europa 

iſt es durch feine Angrenzung an drei Meere und durch Richtung feiner jablreich 
Fluͤſſe von der Natur zu einem Handelsſtaate erfter Größe beftimmt. Dead 
nimmt es feit der Mitte des 17. Jahth., wo die Hanfeftäbte, ſowie Nu 
berg und Augsburg, die erften und reichften Dandelsftädte Europas zu fein auſd⸗ 
ten, mit Ausnahme der preuß. und oͤſtr. Bundesprovinzen, unter den Danke 
flaaten nur einen untergeorbneten Rang ein, was urſpruͤnglich zum Theil al6 $e 
feiner großen Zerftüdelung anzufehen fein dürfte. Diefe hat ſich zwar durch E 
culariſationen und Mediatificungen in jüngerer Zeit bedeutend vermindert; all 
es ift an die Stelle der politiſchen Kriege ein Kampf der Parteien in der beutfäl 
Finanzwelt getreten, der auf Deutſchlands Handel feindfeliger einwirkt, ala fed 
die Prohibitivipfteme verfchiedener feiner Nachbarftaaten. Die gute Zeit i v 
vorüber, wo die Regierungen Deutſchlands ganz ftille der Arbeit und dem Fam 
zuſahen, wo fie ſich darauf befchräntten, Hinderniffe hinwegzuraͤumen, die D 
zu ebnen, auch Ordnung und Einklang im Ganzen zu erhalten. Damals u 
der Wohiſtand beſonders Suͤddeutſchlands noch auf Landwitthſchaft und den Su 
del mit Erzeugniffen begründet. Manufacturen und Fabriken waren ui 

nete Räder in der Mafchine. Jetzt, mo das unbefchränkte Eingreifen der 
tungen In die mercantilifchen Verbaͤltniſſe an der Tagesordnung, und 


den Preis feiner Vedürfniffe an Fabricaten und Manufactucen größen 1 
Producten zu bezahlen außer Stand geſetzt iſt, kann man mit den Kaufics 
eines bedeutenden britifchen Dandelsplages, die ein englifcher Minifter fragte: # 





152 Deutfcher Handel (Meffen) 


und. gegenfeitig leiſten, was uns das Ausland verweigert, Allein der 
Bund, mercantitifch unter ſich ſelbſt getrennt, läßt Deere von Douaniers ge 
tig anrucken, und man unterhält mit großen Kriegskoften folche Zolllegionen, 
zum Nachtheile der Morafität im Volke die Stantsfinangen zu bereichern, 
befchränfte Umfang des innern Marktes in mehren deutſchen Staaten, ihre 
rung, oft unverhältnifmäfige Zoͤlle oder mit Zeit = und Koftenverluft wı 
Erſchwerungen der Einfuhr, die hauptſaͤchlich den kleinen Verkehr, als diem 
tige Mutter bed großen, hemmen, nöthigen ung gleichfam, in unferm Probi 
reichthum zu erſticken. Die Gitreldepreife müffen ſinken, und mithin der 
Immer geringer werben, — Die Quelle, woraus die ſtaͤdtiſchen Gewerbe mi 
vieljähriger Kriege ihre Nahrung ſchoͤpften, ift verfiegt, und ihr gegenwärti 
fluß verhältnißmäßig unzureichend, um Bluͤthen fir den Handel zu treiben. Dem 
lern und kleinern wehrloſen deutfchen Staaten, die einzel zu ſchwach find, um 
gleichen Handelskampf beftehen zu koͤnnen, ftehen Ausland und größere 
ſtaaten mit erclufiven Mercantilfpftemen fehlagfertig gegenüber — oft mit 
Beindfeligkeit als Fremde, deren manche wenigftens zu Handelsverbind: 
neigt find, Gehen wir aber, um ung dagegen zu fhliten, zu dem Ertremei 
kommener Retorfionsmaßregeln gegen das Ausland Über, fo ift unfer deutfcher 
bel’ eher vernichtet ald emporachoben ; denn eine unmittelbare Folge wire? 
Frankreich und England aufhören würden, und einen Theil des Handels mit 
Manufastyr = und Fabrikwaaren als Zwiſchenhandel nach dem Norden und 
zu uͤberlaſſen. — ° &o weit ift freilich unfer Handel noch nicht herabgeki 
wie Ihn der deutſche Handels = und Gewerbverein fhildert; denn hätten 
er glaubt, Überall nur Paffivhandel, fo müfte feit dem Frieden faft all 
euligendes baates Geld, das man in ganz Deutſchland nur auf 500 Mill, 
annehmen Fann, ausgewandert fein. So vielift aber gewiß, daß Deutſe 
Handelebilanz, mit Ausnahme Öftreiche, laͤngſt ſchon hätte tiefer fallen 
irte nicht der Zwifchen = und Speditionshandel, den es feiner glücklichen 


ber Tätigkeit und Geſchaͤftsgewandtheit feiner Bewohner, und ber Freihen 

anſehnlichen Meffen verdankt, Hierin legt vorzüglich der Grund, 

In juͤngſter Zeit defonders von dem deutfchen Handelsverein verkündete 
noch nicht eingetreten ift, auch nicht fobald eintreten wird, ol 











154 Deutſche Induſtrie 


er in einer momentanen patriotiſchen Aufwallung dem Miniſterialcongre 
in der Idee vorſchwebte, ſich ganz zum Vortheile der innern deutichen J 
heit erklaͤten folte. Durch viele Erfahrungen mit den bißherigen Refu 
{cher Vereine vertraut, mag es und einftweilen genügen, wenn der Dar 
Dandelscongreß (f. d.) fo gluͤclich ift, den Grundſtein zu einig 
lung ber Innern deutfchen Handelsfreiheit zu legen, und einen Mittelwe 

ber mit der Zeit zu einem vollklommnen mercantilifhen Spftem der & 

führen fann. — 2) Befferer Haushalt in den Bundesftaate 
feltenee werdende Staatsanleihen, und fofort ftärkere Benutzung der Ca 

den Induſtriehandel. Der vieliährige Kriegsaufwand wurde nur zu 
Theil aus dem Einkommen ber Regierungen und Unterthanen beftritten. 

anleihen kamen an die Tagesorbnung, und wurden ſeitdem befonders vo: 
ſchen Kriegeftaaten fo fleißig wieberhoft, daß die Capitaliften ihre Gelder 
Papierhanbel als zur Förderung der Induftrie verwenden. Dem Ge 
fehlt es daher an numeraiten Kräften, und je geringer dieſe find, deſto n 
der Handel in Stodung. — 3) Eine Deutſchlands Verhaͤltniſſen a 
Handelspolitit. Wir dürfen diefe nur von dem ſuͤddeutſchen St: 
erwarten, fobalb er einmal mehr als dem bloßen Namen nad) beftehen wi 
delstractate, befonders mit Preußen, ſtreich, der Schweiz und den Ni: 
koͤnnen ſich als wohlthätige Folgen zeigen, wenn fie nicht nad) dem Ke 
ber neuern Diplomatie, von bem Grundfage mechfelfeitiger Überliftung ın 
rechnung der Vortheile des Augenblicks, fondern der Beförderung eines < 
gen Intereffe der unterhandelnden Staaten ausgehen. — 4) Verbe 
der£andsund Waffer- Handeisftraßen. Für erftere ift im 
Deutſchland ſchon viel geſchehen, und in ben norddeutfchen Staaten I 
Jüngerer Zeit Preußen am meiften ausgezeichnet ; body bleibt darin noch vi 
kunft vorbehalten, Letztere haben ihre Verbefferungen von Anwendung de 
wiener Congreſſe ausgefprochenen Schifffahrtegrundfäge zu erwarten. (&.i 
Elbe, Main: Nedar,RheinsundWeferfhiffagrt.) Der nuͤtl 





Theil auch nöthigen Schiffbarmachungen der Heinen Geroäffer, welche bi 
ſchen Vereinſtaaten in verſchiedenen Richtungen ducchftrömen, wolten wi 


«3 deutſchen Sroicpen s und Speditionshandels ſteyt m Junge 
ite des bi6 zur mercantilifchen Wuth gefleigerten Handel 
pieren gegenüber. Der mit demfelben verknüpfte mühelofe 
winn veijt die Gapitaliften in Hoffnung des Gluͤcks, dem polis 
der Reiche und Staaten einen Theil ihres Vermögens zu vertrauen. 
‚pitalien werden jest dadurch der inländifchen Werkthätigkeit mittelſt 
Production, der ſtaͤdtiſchen Gewerbe und des Induftrichandels ents 
jmwifchen würden alle diefe Verhaͤltniſſe, wenn fie aud) durchaus güns 
ſcutſchlands fuccefiive Handelsſchwaͤchung und damit fortichreitende 
ve bei Nationen nur minder ſchnell als bei Individuen bemerkbar 
folge doch nicht aufhalten, "wenn die mercantilifche Iſolirung der meis 
Bundes ſtaaten unter fich noch eine geraume Zeit fo bleiben follte, 
eertig if, und wenn wir verabfäumen würden, alfe die Hülfsmittel 
delche unferm Induſtriehandel, der die eignen Producte des Bodens 
malarbeit zum Gegenftand Hat, wieder mehr empor zu heben geeignet 
8 zum Theil nothwendige, zum Theil nügliche Mittel, dem gefuntes 
‚Handel wieber empor zu helfen, find anzufehen: 1) Freiheit des 
irkehrs im Innern der deutfchen Bundesftnaten. 
verden möchte, durch zureichende Maßtegeln den deutfchen Bund gegen 
beſonders England und Frankreich, in einem vollfommenen Retorſions⸗ 
fen, fo ausführbar ift es, alle Douanenlinien zwiſchen den einzelnen 
desſtaaten aufzuheben, und fie, ohne bedeutenden Verluſt für einzelne 
‚ am die Grenze Deutfchlands zu verfegen. So lange bie deutfchen 
von Volk zu Volt, von Staat zu Staat gehemmt find, fo 
—ES unter ſich felbft Die Benutzung ihrer natürlichen Huͤlfs⸗ 
vert, iſt wahrlich an einen dauerhaften Flor des Induſtriehandels 
wa denken. Gelbft fein Zwiſchenhandel bleibt in ſteter Gefahr der 
und die Spedition in dem Grade erfchwert, als man durch dir kuͤnſt⸗ 
kalzungen ber Regierungen die natürlichen Vortheile in der Folgezeit 
kfahe Läuft, welche ſchon die geographiſche Lage zu fihern ſcheint. 
htoer zu beweifen, daß die Prohibitivfpfteme deutſcher Bundesſtaaten 
ſechſt als gegen das Ausland gerichtet waren, und daß fie ſich durch den 












156 Deutſche Kirche 


Reichsſt aͤnde Hoheit ſtehenden Erzbisthlimern, Bisthuͤmern und Abtı 
und Anfchen gab. Ihre Domcapitel boten dem alten Abel, der alleandre 
davon ausichloß, eine Menge ehrenvoller, einträglicher und meift ganz 
loſer Pfruͤnden dar, die ben Ehrgeizund Eigennug diefes Standes an die 
Kirche feſſelten und ihr feinen Einfluß auf FZürften und Voͤlker, wo fie deſſe 
bienftbar machte. Dabei wimmelten die füblichen und weſtlichen Staate 
Lande von Kloͤſtern der verſchiedenen geiftlichen Orden, die im Befige grı 
thuͤmer die Bande der Abbaͤngigkeit des Bolks von der Kicche ducch kauf 
zu befeftigen mußten. Wo von dem Intereffe der deutichen Kicche die Ned 
ſtand man darunter nicht das Gedeihen religiöfer Bildung und wahrer 
keit unter den deutſchen Katholiken, fondern den Beſitzſtand der Güter, 
Privilegien, Macht⸗ und Ehrenvorzüge der Exzbifchöfe, Bifchöfe, Ahte, 
Capitularen und Ritter, welche ſich mit den ihnen untsrgebenen Weltgeiſ 
Möndyen für den Inbegriff der deutſchen Kirche hielten. Und diefe, 
Zaufenden befichende Maſſe geiftlicher Perfonen bildete ein durch die I 
ber Hieratchie wohlgegliedertes, ftetd gerüftetes Heer, das zum ftrengfi 
fam gegen den Papft eidlich verpflichtet war, und Millionen abhängiger 
an fein Intereffe band. Für die Seftftellung dieſes Verhättniffes hatten 
ſeit der Entſtehung der chriſtlichen Kirche in Deutfchland geforgt. Mit 
fenthume zugleich empfing fie roͤmiſche Liturgie und Discipfin, und blieb, 
ter dee cömifchen Kicche, abhängig von den Nathfchlägen und Verordn 
Päpfte, denen die politiſche Verwirrung Deutſchlands im Mittelalter, di 
Kaiferwahlen und hiufigen Händel der Reichsſtaͤnde mit den Kaifeen, bei 
anmachfen der deutichen Biſchoͤfe und Prälaten zu regierenden Landeshe 
Gelegenheit gaben, ſich hier mehr als in andern gefchloffenen monarchi 
‚hen einen überwiegenden Einfluß zu verfhhaffen, ihre Anmaßungen zum 
des biſchoͤflichen Amtes und der deutfchen Kirchenfreiheit in herkömmliche 
verwandeln, und unter allerlei Vorwaͤnden die Abgaben der Deutidyen ı 
zu vermehren. Umfonft flelite die Kirchenverfammlung zu Bafel 


dadurch eingeſchlichenen Mißbraͤuche und Bedruͤckungen von Seiten des J 
das durch den liſtigen Unterbaͤndlet, Äncas Spivius, 1448 abgeſchloſſem 











160 Deutſche Kirche (kath.) 


die neuen Diöcefen fuͤr die Katholiken in den &indern dieſer Fuͤrſten, nach 
ſchlaͤgen derfelben beftimmt. Demnad) wurden für Würtemberg zu Roter 
Nedar, für Baden und Hohenzollern zu Freiburg, für Heflen« Dan 
Mainz, für Kurheſſen zu Fulda, für Naffau und Frankfurt zu Limbur 
Lahn Bisthlinser errichtet, unter denen das zu Freiburg die erzbiſchoͤfliche I 
Jurisdiction über die übrigen hier genannten Bisthümer erhielt. Die) 
Domkapitel find von den betheiligten Staaten bedeutend geringer dotirt als 
Fifchen, auch die Domherrnftellen geringer an Zahl und überdies mit den I 
tern eines Weihbiſchofs, Generalvicard, Dompfarrers u, f. 1. nerbunde 
Bisthums Konftanz iſt noch nicht gedacht, es wird daher, wie Worms, a 
hoben anzufehen fein. Den Weihbifchof Keller zu Rotenburg hat der P 
Vollzieher feiner Bulle ernannt, und der ſeitdem verftorb. Prof. Want 
in Freiburg war von feiner Regierung und feinen Discefanen zum Erzb 
ſignitt. Doch außer der päpftlichen Ciecumfeription der Diöcefen und d 
tigung ber Dotationen, die der Papft in einer Note des Cardinals Confı 
10. Aug. 1819 in Hinfiht auf Fulda und Limburg allzu armfelig (tray 
schino) nennt, hat St. Heiligkeit noch feine definitive Bewilligung abg 
werben koͤnnen. Vielmehr fest die an die Gefandefchaft der deutſchen Fi 
richtete Note, den von biefer Geſandtſchaft dem Papfte vorgelegten Gr 
einer Vereinbarung Über die Verhaͤltniſſe der katholiſchen Kirche in den deutfd 
desftaaten eine Menge von Einwürfen entgegen, die ganz den alten herrid) 
Geift der roͤmiſchen Curie ausfprechen, und gerade das tadeln oder geführf 
was bie deutfchen Fürften zur Herftellung wahrer Religiofität und einer & 
Regierung der deutfchen Kicche beabfichtigten, z. B. die Wahl der Bild 
Capitel und Landdecane bed Sprengels, was bemofratifche Umtriebe ver 
die Bedingung achtjähriger Verwaltung eines Pfarr» oder Lehramtcs für! 
petenten zu den biſchoͤflichen Würden, was Edelleute und Reiche, die nlfot 
auch ohne ſolche Paſtoral⸗ und Lehramtserfahrung für tüchtig hält, v 
Würden ausſchließen und ber Kirche den von dergleichen Subjecten zul 


zeitlichen Mugen entziehen, die Studien der Geiſtlichen auf Univerjitäten, 
Religion und Staat, gefährdet werden foll. Allerdings gaben jene, auf 





162 Deutfche Kirche (kath.) 


ten auf diefe Weiſe ebenfowie bie Edeln gelichenen Befig, um deſſen 

Biſchoͤfe und Äbte, ebenfowie die Edien, vom Kaifer als Haupt diefe 
ſtaates belichen wurden. Biſchoͤfe und Äbte wurden mit Ring und Stat 
und bie frühen, felbft noch in den Gapitularen Kaiſer Karls wiederhia 
gungen, baß bie Bifchöfe von Geifttichkeit und Volt zu wählen feien, 

Abnahme. — Grade dieſes Verhättniß war es nun, was die Einigkei 
Kaiſer und Papft aufhob. Nachdem naͤmlich Kaifer Heinrich IN. einen 
genden Einfluß zu Rom geltend gemacht hatte, zeigte ſich die Reaction u 
fer Heinrich IV. und Papft Gregor VII. Zu fehr hatte der Kaifer das J 
recht mißbraucht, als daß ber Papft länger hätte ein dutch den Feudatit 
geſchlichenes Unrecht anerkennen können. Gregor verbot alle Inveſtitu 
kalen. Der große Inveſtiturſtreit wurde erſt unter Heinrich V. durch ein 
zu Worms mit Papft Calixtus II. geſchloſſenen Vertrag dahin geſchlichtet 
Kaifer auf das Recht der Inveftitur durch Ring und Stab verzichtete, un 
der Inveftitur durch das Scepter begnägte, und zwar fo, daß die Wahl 
Kalſer Commiffarien beiwohnen laſſen Eonnte, frei durch das Eapitel g 
vom Papfte die Beftätigung erfolgen und der Gewählte vom Kaifer d 
lien zu Lehn empfangen follte. Won dieſem Galirtinifhen Conc 
datirt fich die unangefochtene Wahlfreiheit der Capitel. 

Nachdem die päpftlihe Macht aus dem Inveſtiturſtreite fiegreich | 
gangen, flieg fie immer höher. Der Papft erhielt viele Rechte auf die Bi 
und den Srüchtegenuß beutfcher Beneficien: Rechte, die man Reſervatie 
Annaten nannte. Deutfchland fand fid) dadurch beſchwert; auf den I 
von Konftanz und Bafel wurden dieſe Beſchwerden vorgetragen, zu Baſel 
paͤpſtliche Refervationen, die nicht im „Corpus juris electum‘* enthalten, u 
jedoch eine anderweite Dotirung des päpftlichen Stuhls in Ausficht gegiber 
ſchloſſen die deutfchen Fürften zu Frankfurt und Afchaffenburg über die Am 
der bafeler Decrete cin Goncordat ab, welches man Concordata pr 
nennt. — Die Eatholifche Kicchenverfaffung beftand in ihrem Mefen 
jur Reformation. Die Landeshoheit, welche die Eatholifchen Bisthlimer i 
der Zeit erlangt hatten, gab fie jegt vorzuglich den Angriffen der evangelifd 














104 Deuiſche Kirche (kath.) 


indeſſen die Erzbiſchoͤſe nicht ftehen bleiben, fie lleßen vielmehr am 25. Aug. 
durch ihre Raͤthe ( Heimes, Bed, v. Tautphaͤus, Boͤnicke) im Bad Ems ein 
fammentunft halten, und hier diejenigen Beichtäffe faffen, weiche unter dem 
men ber emfer Punctationen bekannt find. Das Streben der $ 
tanten war, in Folge der kaiferl. Aufmunterung vom 12. Det. 1785, jene bi 
Rechte, in deren Ausübung fie fchon feit Jahrh. gehindert worden, zuſamm 
tragen und das deßhalb Angemeffene zu berathen. Sie gingen davon auf 
alle Vorzüge und Refervationen, bie mit dem Primate in den erften Jahthu 
ten nicht verbunden getvefen, ſondern aus den nachherigen Iſidor' ſchen Deere 
zum offenbaren Nachtheil der Bifcyöfe gefloffen feien, jegt, wo die Unterſchie 
und Falfchheit berfelben hinreichend erwiefen und anerkannt, nicht mehr in den 
fang der päpftt. Jurisdiction gezogen werben Eönnen. Die Punctanten ſt 
alſo die Uhr der Kirche um faft ein Jahrtaufend zurüd, und was fie auf dieſe E 
nach Anleitung von Febronius, gefunden, follte ſtracks ing Leben treten. 4 
tiefen fie fi bewegen, die deutſchen Goncordate wenigftens noch einftweilm) 
hen zu laſſen. Über den ungeſchichtlichen Sinn diefer Menfchen, die ihred 
mittenten gleich freigeworbenen Sklaven auftreten ließen, Fann es nur weni 
merkungen bedürfen. Bon den neuern Hiftorikern ift e8 anerkannt, daß vn 
ſchen Decretalen nicht fo fehr den Zuftand der Kirche geändert, als vielmdg 
fliſſen geweſen feien, dem durch die Zeit bereits geänderten Zuftanbe a 

fein. Unmoͤglich konnten einige Erzbifchöfe befugt fein, eine feit einem J 
fend beftehende, von fo vielen. Goncilien als beftehend anerfannte Kirchen! 

mit einigen Federſtrichen aufzuheben und in die Nechte der alten Metropoli 
der einzutreten. Die Neffortverhältniffe zwiſchen Papft und Bifchöfen 
Allgemeinen zufällig, und fo wenig ber Papft, wenn feine Rechte in den 
wie fie vor tauſend Jahren waren, zucücverfegt werden, aufhört, die weit 
Rechte des Papſtthums zu befigen, ebenfo wenig Eonnten umgekehrt die 
des 18, Jahr. Uber einen Mangel weſentlicher Rechte klagen, noch ſich 
Unverjägebarkeit berufen, Ein weſentliches Recht des Papftthums aber, 


Dinges, das ein Recht auf Eriftenz hat, iſt es, daß in dem bergebrachten 
zuſtande nicht willkuͤrliche Abänderungen gefchehen. Was würden jene & 








166 Deutſche Kirche feit 1814 (kath.) 


als eine felbft wieber zu bewachende Bewachungs⸗ und Zähmungsanftalt 
tes, fondern als etwas Sittlidyes, geſchichtlich Gewordenes, auf eignen 
Ruhendes betrachten werde! Dieienigen gingen allerdings von fehr fang: 
‚Hoffnungen aus, die von einer deutſchen Nationalkiche traͤumten, Cu 
eines deutſchen Patriarchats oder doch wenigftens Primats in Antrag 

Dem Reiche war ein einfacher Staatenbund gefolgt, und wenn ſchon ir. 
feit der Reformation eine eigentliche Nationalkirche allein darum undenk 
well der Reichstag bei jeder Religions ſache in partes ging, fo mußte nach au 
nem und nicht hergeftelltem Reichsverbande der Gedanke an eine National 
fo mehr chimaͤriſch fein, Obgleich es ſich nicht leugnen läßt, daß der Bu: 
Kenntniß zu nehmen haben würde, wenn ein einzelner Staat die teich&dep: 
hauptſchlußmaͤßige Pflicht zur Herſtellung und Dotation der Eatholifhen 
mer verkennen tollte, fo blieben doch die Verhandlungen der einzelnen Rh 
diefen Gegenfland Sache der einzelnen Bundesglieder. Plant's Word 
Corpus Evangelicorum herzuftellen, tonnte ebenfalls nicht angewandt mı 
ja ohnedies ſchon jeder Einzelne beim Bundestäge den Befchluͤffen der Me 
ber Regel wiberfprechen kann. — Bon Öftreid, kann hier keine Rede fei 
neuen Begebniffe auf die öfte. Kirche von gar einem Einfluß gerwefen. 1 
übrigen deutfchen Staaten war Baiern der erfte, der mit dem Papfte bat 
dat ſchloß. Die bisherige rechtliche Kirchenorbnung warb darin anerkann 
ſeht zu beklagen ift c6, daß der Papft ſich bewegen ließ, die alte Wahlfe 
deuefchen Kirche aufzuheben und ein koͤnigl. Emennungstcdt an die Ste 
au laffen. In dem übrigen Theile von Suͤddeutſchland gaben die Weffen! 
Angelegenheiten (ſ. Konftang) den Anftoß zur Eröffnung von Verhar 
Es traten die proteffantifchen Regierungen des noͤrdlichen Deutſchlands hi 
Ausnahme jedoch von Preuzen, Sachfen und Hanover. Eine Commifli 
ſich in Frankfurt, weiche über die Art, wie Bisthuͤmer zu errichten, fid 
Nachdem alle die Verbehalte und Clauſeln, weldye bald diefe, bald jene & 
wuͤnſchte, In den Grundzuͤgen zu einer Vereinbarung über die Verhältnil 


tholiſchen Kicche in deutſchen Bundesftaaten aufgenommen waren, wuchſi 
100 VParagtaphen an, deren letzterer ſich noch die Adoptation all Deſſen, 





6 Deurſche Kirche ſeit 1814 (kath.) 


eine ſelbſt wieder zu bewachende Bewachungs⸗ und Zähmungsanfknit beim 
‚ fonbdern als etwas Sittliches, geſchichtlich Gewordencs, auf eignem 

hendes betrachten werde! Diejenigen gingen allerdings von fehr fang 

ffnungen aus, die von einer beutichen Naticnalkirche traͤumten, E 

18 deutſchen Patriarchats oder doch wenigftens Primats in Antrag 

m Reiche war ein einfacher Staatenbund gefolgt, und wenn fchon ii 

der Reformation eine eigentliche Nationalkiche allein darum unden 

lder Reichstag bei jeder Religions ſache in partes ging, fo mufite nad) 

a und nicht hergeftelltem Reicheverbande ber Gedanke an eine Nationallie 

nehr himärifc) fein, Obgleich es ſich nicht leugnen läßt, daß der Bun 

antniß zu nehmen haben würde, wenn ein einzelner Staat bie reichtdepi 

iptſchlußmaͤßige Pflicht zur Herftellung und Dotation der katholiſchen 

t verkennen wollte, fo blicben doc) die Verhandlungen der einjeinen 

fen Gegenſtand Sache der einzelnen Bundesglieder. Plank's Vorfd 

rpus Evaugelicoruim herzuftellen, konnte ebenfalls nicht angewandt met 

vhnedies ſchon jeder Einzelne beim Bundestage den Beſchluͤffen ber Dicht 

Regel widerfprechen kann. — Bon Öftreid) kann hier keine Nebe fei 

iern Begebniffe auf die Öftr. Kirche von gar keinem Einfluß geweſen. 

igen deutſchen Stanten war Baiern der erfte, der mit dem Papſte 

ſchloß. Die bisherige rechtliche Kicchenorbnung warb darin anerfai 

t zu beklagen ift cs, daß der Papſt ſich bewegen ließ, die alte Mahl 

ifchen Kirche aufzuheben und ein Eönigl. Ernennungsrecht ardie © 

taffen. In dem übrigen Theile von Suͤddeutſchland gaben bie Weſſ 

gelegenheiten (f. Konftanz) den Anftoß zur Eröffnung von Verhaml 

'fenten die proteffantifdyen Regierungen des nörblicyen Deutfchlands b 

isnahme jedoch von Preuzen, Sachſen und Hanover. Eine Commi 

yin Frankfurt, weiche über die Art, wie Bisthuͤmer zu errichten, ſig 

achdem alle die Vorbehalte und Clauſeln, weldye bald diefe, bald jene 

infchte, in den Grundzuͤgen zu einer Vrreinbarung über die Verhältni 

nifchen Kicdye in deutfchen Bundesſtaaten aufgenommen waren, twuchfe 

O Paragraphen an, deren Iegterer fid) noch die Adoptation all Deffen, W 

18 im Site. Kirchenrecht noch Vortheilhaftes gefunden werden könnte, 

18 biefen Grundzügen wurde nun eine Declaration in lateiniſcher Spra 

ngsfegt, welche dem Papfte zur Annahme vorgelegt werben, und deren 

!dingung der Errichtung der Bisthuͤmer fein follte. Eine Geſandtſchaf — 
fem Zwecke nach Rom. Sie erhielten am 10, Aug. 1819 ald Antwort ERBE 
Hung ber Gefinnungen des Papftes. Er verzichtete gern auf alles ihm 
Üsliche, 3. B. auf die Vergebung von geiftichen Stellen in den Pi 

möß den aſchaffenburger Goncordaten; ebenfo breilte er fich, die, bg mE 
en (4. B. des Limburger und fulder Gapitels), Ausflattungen anzunchme mE — 
: ihm zugemuthete Einwillung in Abänderung der Grundfäge der Kiche EEE - 
ht annehmen. — Die beabficytigte Vereinigung, oder vielmeht Anerker ⸗ 
Frankfurt ausgearbeiteten Declacation kam aljo nicht zu Stande, BT E 
Schte ſich hierüber weniger als darüber wundern, wie man es auh mu — 
nnte, daß ber Papft ſchwach genug fein werde, die Unfreihelt der Kirche * 
h anzuerkennen. Dan hat alfo nur dem Papſte Gelegenheit gegeben, _ 
tthelle zu verzichten, und die Freiheit ber Kirche vertheidigend, in bee 
rigebotene Gemuͤther zu gewinnen. Indeſſen eröffnete Confalvi am —— 
ipftticpen Darlegung einen Ausweg, indem er auf den Fall, daß die 
Tobificationen der Declaration nicht angenommen werden feiten, in Gm 
ften Wunfche, dem dringendſten Bedürfniffe der Gläubigen, nimlid> 
feelenhirten zu haben, abjuheifen, und in beitändiger Bezichung auf — 






—: 
— 


Deutſche Kritik 167 


"eimägigen Einrichtung der kirchlichen Sachen in diefen Staaten von 
rocden, den Vorſchlag machte, einftweilen die bezeichnete neue Begren- 
xeſen in Vollzug zu feßen, um hernad) in gutem Einverftänbniffe den 
er vorzuſehen. Die Geſandtſchaft ging in der Note verbale vom 3. 
bierauf ein. Mad) weiten Unterhandlungen ward befchloffen, in 
Erzbischum für Baden, in Rotenburg das Bisthum für Wuͤrtem⸗ 
für das Großherzogthum Heffen, in Limburg für Naffau und in 
ıcheflen — weichen verfchiedenen Bisthlimern einzelne kleine Bundes⸗ 
eſchließen — zu errichten. Die erfte Ernennung der Bifchöfe kann 
elſeitigem Einverftänbniffe ver Regierungen und ded Papſtes geſche⸗ 
e Biſchoͤfe Erſprießliches werden wirken können, wird abhangen von 
nd Umficht, die die Biichöfe, und der Mäßigung, die die Cabinette 
werben. — Die Krone Preußen hatte ſchon feit mehren Jahren 
jen ber kirchlichen Berhältniffe ihrer Entholifchen Unterthanen unter: 
1821 die Verhandlungen des laibacher Gongreffes dem nun verewig⸗ 
taatskanzler einige Muße gewährten, reifte er nad) Nom, und im 
er Tage war das Concorbat in feinen Grundlagen abgefchloffen, wels 
'g 1821 genehmigt ward. Über die Erziehung der Geiftlichen iſt 
in jeder erzbiſchoͤfl. und biſchoͤfl. Stadt ein geiftliches Seminar erhalten 
ndet werben folle, bamit darin eine foldye Anzahl angehender Kleriker 
id nach Vorſchrift ber Befchlüffe von Trient unterrichtet und gebildet 
als es der Umfang und der Bedarf der Sprengel fodern und der 
miffaie beftimmen wird. — Die Unterhandlungen der handv. Re: 
m päpftlichen Stuhle find noch nicht beendigt, und es handelt ſich 
b die beftchenden zwei Bischlimer Hildesheim und Osnabruͤck nad) 
der Regierung in Eins verſchmolzen werben follen. v. e. K. 
be Kritik. Ein freies Erzeugniß des Volkes war die deutſche 
mden. Die politiſche und bürgerliche Verfaſſung hatte ſich die Na⸗ 
n hoͤhern Ständen geben laffen, aber ihr geiftiges Leben ſchuf fie ſich 
waren es vornehmlic, Fürften und Edle, meldye die fruchtbringende 
ten; aber diefer, einen großen Einfluß auf die Literatur beabfich- 
würde bald unthätig geworden fein, wenn er nicht auch bürger: 
ver gehabt Hätte, und andre ähnliche Vereine jtellten fi) in Kurzem 
nüber. Zu einem mit allgemeiner Anerkennung herrſchenden literari= 
ofe, wie es in Frankreich die Acadé mie frangaise war, konnte eg 
anzelung der deuticen Staaten nicht kommen; kein der Literatur 
fton — Schriftſteller in gewiſſe beliebte Formen und Weiſen 
Riverfit waren, feibft für die eigne Provinz, ohne allen Einfluß 
alliteratur. Jedem Einzelnen war unbenommen, fid) aussufpr, : 
m Der Sott oder der Reim gab. Die Dichter feit Tpig fangen in 
an Weiſen friedfertig neben einander; das Publicum hörte Sehen. 
treit, und auch Opitz's, Deutſche Poeterei“, welche er ſelbſt ai ft 
mein gizitigen Kanon aufſtellen wollte, unterbrady ten Frieden Tick. 
za Rube konnten nur äufere Einflüffe Widerſpruch u Farr;i, et 
"Retiz, welche man bisher von der auslaͤndiſchen Yiterztus sine mm min 
ſolchen Einfluſſes nicht fähig, da man bioß die matten ur.” 
u SchriftftelleraustemEnde des 16. unt dem Kaufe .;% 17 Bu 
SSchabımte, aus der franz. Literatur über, mit einie murber 2... 
mas ber erfien Claſſiker, bleß einige werthloce Remane ur: Co... . 
« eber auch aus den Hollintein, ten Nakatmemker %-. — .:. 
em wolled Jahrhundert nach Spig war es erfi, ur eina Mi: Oo... 
= der deutidyen Literatur mit tem dar ane.\-- .-.. 


252 — 


1 


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—* 





170 Deutfhe Kunft 


auch feine Gegner fand. Unter Legtern machte ſich Kogebue durch die 
ihm gefliftete Zeitfchrift: „Der Freimüthige” (an welhem auch M 
nahm) am bemerktichften, während die „Zeitung f. d. elegante Welt” dir 
der Schlegel ſchen Schulein Schutz nahm. Mit Entwidelung der manni 
Anfichten ſcheint die deutſche Kritik mündig geworben zu fein, aber leide 
fie nun in den Unterhaltungäblättern ald ein vielköpfiges Ungeheuer, u 
Unendliche vervielfältigt bellt und laͤſtert. 

Deutſche Kuuſt. Die ſchoͤnen Kuͤnſte wurden von den Der 
Gluͤck betrieben, und unter dieſen vorzuͤglich Poeſie und Muſik. (S. 2 
Poeſie und Deutſche Muſik.) Die biltenden Künfte, die Baı 
d.) ausgenommen, wurden wegen Mangels an Öffentlichkeit und Gelege 
zu eigen, in Deutſchland weniger begunftigt. Die Plaſtik wurde mehr 
gierungstunft betrieben, und in ihe manches Erzeugniß hödhfter Kunftferti 
fert. ‚ Aber die Verzierungen waren mehr fpmbolifch bedeutſam, als vor. 
ger Form. Doch lieferte auch die Bildhauerkunſt einige bedeutende V 
Bildhauer der Deutſchen.) Zerner erzeugte Deutſchland vich 
Schnigarbeiten, dergleichen einige von Albrecht Dürer (3. B. in der Eliſ 
zu Marburg) bekannt find. Diefer vervolltommnete auch die Form ol 
fhneidetunft (ſ. d.) welche feit Anfang des 14. Jahrh. in Deutſchla 
den war, und die (aud) deutſche) Erfindung ber Buchdruckerkunſt vorberei 
bie Erfindung der Kupferfleherfunft (und zwar der Arbeit mit dem E 
ſchreibt man einem Gold = und Silberfhmied in Oberdeutſchland (Nür 
Augsburg), welcher 1460 Iebte, zu (f. Kupferſtecher kunſt und 
ſchneidekunſt), die ber Agkunft (die Arbeit mit der Radirnadel) ein 
deutſchen Stünftter (Einige fagen Michael Wohlgemuth 1434 bis 1519 
aber Beides nod) des Beweifes bedarf. Um die Richtung zu bzeichnen, 
bildende oder zeichnende Kunſt insbefondere unter den Deutſchen neuerdin 
men, ift es nothwendig, aus der Geſchichte derſelben bie geichichtlichen 
hervorzuheben, bie zu ihrer eigenthuͤmiichen Entwidelung früberhin gew 


Im 13. bis zum 16. Jahrh. hatte Deutfchland eine eigenthümlidye Ba 
ſich im Hochſtrebenden, mit der hoͤchſten Fuͤlle der Geſtaltungen beurkunl 








172 Deutſche Kunft 


— mithin in dem Geifte fortzuarbeiten, der die Kuͤnſtler des 14. und 1! 
befeelte, und zunaͤchſt die eigenthirmlichen Ereigniſſe und Zuftände unfere 
zum Gegenftande der Darftellung zu machen ; denn nur das Selbſterlebte 
wandte kann in volltommen lebendiger Geftalt aus des Künftlere Gei 
Micklichkeit treten. Um nun in jenem Beifte fortzuarbeiten, kann aud | 
dium der altbeutichen und altitalienifchen Malerkunſt ſehr vortheilhaft fei 
der Ausdruc in der Darftellung aufgefaßt, nicht die Unvolltommenheit dei 
als gleichroefentlic nachgeahmt wird. Der Künftler kann ſich durch die | 
falt und Gemütlichkeit dieler Werke anregen und begeiftern, während d 
der Spätern, in äußern Formen weit velfendeter, ihm ſchon die Abficht zu 
unverholen ankündigen, und durch dieſelbe die reine Natur fo leicht verlier 
damit ift freilich nicht gefagt, daß der Künfkter bei der Nachahmung der Alı 
bfeiben, ober daß er gar Zuftände ber Neligiofität und Nationalitaͤt in fic 
‚gen folle, die in der Entwicelung der Völker ſchon verſchwunden find, und 
lungsweiſen feſthalten müffe, denen das Reben und Wirken in der Gegenus 
ic) widerfpricht. Sonach gilt es, in Allem was bie bildende Phantafi 
Tann, nicht die Form, fondern den Geift zu ergreifen, und dadurch ang 
eignem Geifte darzuftellen. — Nicht zu leugnen ift es nun, daß aus jene 
ben der jüngern deutfchen, befonders in Rom verbundenen Mater, die, 
Rage es felbft mit ſich bringt, von ber Antike ebenforol als von den he 
Werten ber aͤltern und neuern italieniſchen Schule berührt, an ihre Arbeit: 
ſchon manches Erfreuliche hervorgegangen ift, und daß, wenn auch ma 
terung und Einfeitigteit bei minderm Talent ſich hier und ba hervorgethan 
Anfoderung der Gegenwart, und die mächtig eingreifenden Bewegungen 
einer befchräntten und das Alte ſklaviſch nachahmenden Kunftübung fein d 
Intereffe verſprechen. Wir erwähnen num die jüngern beutfchen Male 
hauptfächlich jene Richtung genährt und ausgebildet haben. Zu ihnen ge 
nehmlich Peter Corneliusaus Düffeldorf (f. d. u. Sarton) und Ove 
Luͤbeck, die Brüder Riepenhaufen, der zu früh verftorbene Pforr, Joſeph 





Tirol, die Brüder Veith aus Berlin, Wilhelm Schadow aus Berlin, 
Schnor ¶ d. usdeipuig u. A. Ihnen ſchließen ſich die bedeutenden Kunſtl 


> 0 ver zaytmn zu Auye sun — Von ver 

1. At Deutſches Theatet. Die Mimik wurde in 
manch feibftändig 3. ©. von Madame Hendel⸗Schuͤ, von Seckendorf 
B. Attieuden.) Ebenfo erhob ſich die Declamation (f. b.) der 
tzůgl. als iyriſche Declamation feit Anfang diefes Jahrh. zur Selb⸗ 


44. 
che Literatur und Wilfenfchaft. A. W. Schlegel aͤu⸗ 
hm vorkomme, als hätten bie Deutſchen gar keine Literatur, ſondern 
ns auf dem Puntt, eine zu befommen. Allein er ſchloß dabei den 
breatur in bie frangöfiichen Grenzen ein, und von derfelben bie gelehr⸗ 
ufchaftlichen Werke aus, welche doc) nicht minder zur Literatur eines 
ı Dann aber führt er fort: „Wenn man unter Literatur einen uns 
ufl, ein rohes Aggregat von Büchern verfteht, die kein gemeinfchafts 
feelt, unter denen nicht einmal der Zuſammenhang einer einfeitigen 
mg bemerkbar ift: wo die einzelnen Spucen und Andeutungen des 
inter dem unüberfehbaren Gewühl von leeren und mifverftandenen 
von Verkehrtheit und Verworrenheit, von uͤbelverkleideter Geiſtesar⸗ 
denhafter anmaßender Originalitaͤtsſucht faft unmerklich verlieren, 

daß der Gipfelder Volllommenheit für eine buch Nationalität und 
unıte Geſtaltung der Poefie in einer bedeutenden Anzahl von Werken 
wen Gattungen wirklich erreicht wäre: dann haben wir allerdings eine 
aman hat mit Recht bemerkt, daß die Deutfchen eine von den haupts 
Rädyten Europas find”. Danunin dieſen Worten die Einheit oder 
x ſchriftlichen Werke der Deutfchen zu einem Ganzen durch Nationas 
twird, fo hängt die Beantwortung der Frage: „ob die Deutſchen in 
eine Literatur haben, d. h. einen Vorrath von Werfen, die ſich durch 
Beten untereinander vervolfftändigen, und worin eine Nation die hers 
der Welt und des Lebens niedergelegt findet”, von ber 

mmS&rage ab: ‚Haben die Deutichen einen Nationaldarakter? Denn 

vf dieſe Echriften ſich der Nation für jedes geiftige Beduͤtfniß fo 
währen möüflen, daß fie nach Menſchenaltern, nad) Fahrhunderten 
rare Liebe zuihnen zuruͤckkehrt“, wird duch die Bilbungeftufen und 














174 Deutſche Literatur und Wiſſenſchaft 


ſpruͤnglichen Frelheit des Bodens, die ein unvergänglicher Charakter der S 
erfcheint fie auch in guten Zeiten urſpruͤnglichet und dauerhafter romaı 
felbft bie orientalifche Märchenmwelt. Ihre Begeifterung war fröhlich 
her, zweckloſer, nicht fo einfeitig umd zerftörend, twie der Enthuſiasmu 
wundernswuͤrdigen Fanatiker, bie den Erdkreis noch ſchneller und allgen 
zuͤndeten, als ſelbſt die Römer. Cine gefühlte Rechtlichkeit, die mehr i 
Gerechtigkeit des Gefeges und ber Ehre, eine kindlich aufrichtige und un 
liche Zreue und Herzlichkeit der Gefinnung ift der tieffte, und hoffentlic 
zu vertilgende Zug des beutfchen Charakters”. Schon diefe Züge, welı 
den fchriftlichen Geifteserzcugniffen der Deutfchen fich zeigen müffen, u 
nachzuweiſen fehr leicht fein würde, mußten bie beutfche Literatur zu einea 
verbinden und vor Andern bezeichnen, wenn auch fchon die Geiſteswerke 
ſchen aus den verfchiedenen Zeiträumen ihrer Bildung fid fo unähntid 
als oft die Kiteratur verfchiedener Nationen. Denn aus jenem Freiheits 
her der freien Ausbildung der Einzelnen und der Stände fo günftig war, ı 
ſich auch jene Vielfeitigkeit ber deutichen Literatur, mit welcher fie die S 
den Ertrag der Literatur fremder Völker aufnahm, zu den ıhrigen machte 
in der Gefchichte, Wiffenfchaft und Kritik einen univerfellen Standpun 
Mo aber Freiheit ift, da fucht fie fich nach allen Seiten des menſchlich 
auszubreiten und in der Tiefe zu begründen. Keine Nation hat bahı 
deutfche in allen Fächern des menichlihen Wiffens mit gleichem Ernſt 
gleicher Gruͤndlichkeit gearbeitet, Beine fo verichiedenartige Anfichten des 
ausgebildeten Formen (Syſteme) aufgeftellt, als die deutfche, Eeine uͤber! 
fo foftematifche Geiftesbildung gezeigt, und die foftematiichen Anfoderu 
dem Zweige bes Wiffens fo geltend gemacht, als diefe. Iſt dies Beine Ei 
lichkeit der beutfchen Literatur? Ja, wenn aud) diefer Freiheltsjinn gar of 
Tür, Zügellofigkeit, und in der Literatur in Schreibſucht, Nachahmungsl 
worrenheit, Paraborie, Bormlofigteit und Verfehrtheit ausgeartet ift, | 
gegen bie Literatur anderer Nationen nur durch Einfeitigkeit und fktavifd 





tätenfurcht vor den Fehlern unferer Literatur gefichert, und deßhalb vor 
Term Gepräge; wie uͤberall mit der Beftimmtheit auch Vefchränktheitt 


khe Yiteratue und Wiſſenſchaft (Gefchichte) 175 


mm Zeiten, fonbern felbft im Alterthume vergeblich fich nah) 
A umfchen würde, von einer Ähnlichen raſtloſen Thaͤtigkeit und 
Vechſelwirkung aller der Künfte und Wiſſenſchaften, deren einzi⸗ 
Iliches Augenmerk e8 iſt, den Menſchen ſeiner goͤttlichen Natur und 
naͤher zu fuͤhren oder wuͤrdiger zu machen“. übrigens haͤngt ja jede 
ven den Schickſalen und Thaten eines Volks ab; in ihr ſpiegelt ſich 
Leben des Volks, ihre Perioden werfen gleichſam ein Bild zuruͤck 
itigen Geſtalt des Volks, unter dem ſie entſtanden; und auch in dieſer 
nie deutſche Literatur ein Ganzes bilden, wie ſchwer es auch immer fein 
n su bemerken, an welchen das unüberfehliche Gewebe zufammenhängt. 
ratur theilt fich in die poetifche und profuifche ; von jener werben wir 
Deutſche Poeſie befonders handeln. Hier geben wir eine ges 
ist des Ganzen ber deutfchen Literatur. Da eine Literatur fchriftlis 
rvorausfegt, fo ift es begreiflich, marum wir vor Karl des Großen 
inmal ben Anfangder deutfchen Fiteratur fuchen dürfen. Erſt nad) 
ter großen Voͤlkerwanderung wurden die Verhaͤltniſſe der deutſchen 
ınder ; fie erlangten einen feſtern Aufenthalt; eingewanderte Völker, 
t ihnen vermiſchten, theilten ihnen von ihrer Bildung mit, Gejege 
ft, deren Sammlungen (ber Burgunder, Alemannen, Baiern, 
fen) zu den erften Urkunden deutſcher Bildung gehören. Das Chris 
reitete jich vorzuͤglich durch Bonifacius im 8. Jahrh. immer weiter. 
cer und zugleich die Bewahrer der Bildung umter den Deutfchen wa⸗ 
fie fingen zuerft an, die noch rohe Sprache zu fchreiben, und waͤhl⸗ 
hnen geläufige Inteinifche Alphabet. So ift dee Biſchofs Ulphilas 
vier Cvangeliften in das Möjogothifche (um 360) das ültefte ſchrift⸗ 
der deutſchen Sprache. Die Franken, welche ſich in Gallien nie⸗ 
ten ſchon im 6. Jahrh. Schulen, in welchen ſich ihre Geiſtlichen bil⸗ 
ichher auch auf die uͤbrigen deutſchen Staͤmme uͤbergingen. Allein dieſe 
raͤnkte ſich meiſt nur auf Leſen, Schreiben und cin wenig ſchlechtes 
ſſen iſt es bemerkenswerth, daß nur die dentſche Sprache den Anfang 
men Proſa vor Karls des Großen Zeiten aufweiſen kann, und unter 
siihen Eprachen zuerft zur Schriftfprache ausgebildet worden iſt. 
Cempendium der deutſchen Literaturgeſchichte“, 1. Bd., 2. Ausg., 
Die aͤlteſten ſchriftlichen Sprachdenkmale ſind aber geößtentheils 
gen aus der Lateinifchen Sprache, welche Dadurch, daß fie gleichiam 
Religion mar, und noch viele fpätsre Jahrhunderte von den Griftlis 
a das Beduͤrfniß eines höhern Grades von Bildung hatten, vorzugs- 
en wurde, zwar die Bildung der Landesſprachen bemnite, aber auch 
iner freien Bildung fo lange aufbewahrte, big die deutſche Schrift: 
zeigner Kraft entwidelte; die alten herrlichen Liederſagen aber, aus 
Nibelungenlied“ und das „Heldenbuch“ erwachſen find, waren vor 
tgejammelt, fondern gingen tebendig von Mund zu Munde. Mitbin 
fem noch keine Literatur in dem oben gedachten Zinne, I. Der erfte 
beurfchen Literatur aber beginnt mit Karl dem Großen und kann niit 
chwaͤbiſchen Kaiſer oder der Minnefünger aeichloffen werden. Er 
d Koch, von 768 bis 1137. Karl der Große lieg viele Kloſterſchu— 
orved ıc., errichten, aus welchen die damals beruͤhmteſten Gelehrten 
m Geſchaͤftsmaͤnner hervorgi ngen; er war für tie allgemeinere Ver: 
Aung bemüht, und mollte in dieſer Abficht beſonders, daß auch Die 
kt in den Schulen feines weiten Reichs bekommen follten. Cr ftif: 
m’s Rath, eine Art gelehrter Geſellſchaft an feinem Hofe, an weld;er 

Hnahm. Er ließ auch viele Denkmale der deutichen Sprache, befon- 
PO | 





176 Deutſche Literatur und Wiſſenſchaft (Gefchichte) 


ders Geſebe und Lieder, ſammeln, in der beutichen Sprache predigen, und Ein 
für den Unterricht des Wolts aus dem Latsiniihen überfegen. (&. Deus| 
Sprache.) Nur fuhren feine Nachfolger nicht in demſeiben Geifte fort. J 
war bie Trennung Deutfchlands von dem fränkifchen Reiche der felbftändigent 
widelung ber deutſchen Sprache und Bildung ehr vortheilhaft. Die gröftend 
ſchritte machten die Deutfchen unter den ſaͤchſiſchen Königen (von 919 an), 4 
ders unter den drei Ottonen, und unter den fraͤnkiſchen Kaifern (von 1024). 
10. Jahrh. zeichneten ſich mehre Stifte = und Kloſterſchulen in Deutſchlan 
welche mit Bibliotheken ausgeftattet wurden. In biefen Zeitraum fallen bie 
nikenſchriftſteller Eginhard, Witichind, Dithmar, Lambert, Bruno, die 
foren und philoſophiſchen Schriftfteller Atcuin und Rhabanus Maurus (7 
856), und vorzüglich die, welche in deutſcher Sprache ſchrieben, Otfried von 
Fenburg, deffen metrifche Bearbeitung der Evangelien, in ihrer Treue und 
beroundernewürdig, als eigentlicher Anfang der deutfchen Literatur geltend 
(S.Dtfried.) Motker (Abt zu St.» Gallen, ft. 1022), Wilteram ( 
Ebersberg in Baiern, ft. 1085) und A., deren Schriften bei Koch (1. Bd. 
— 33) verzeichnet find, und der Verfaſſer des Liedes auf dem heiligen 
U. Ein neuer Zeitraum beginnt von den ſchwaͤbiſchen Kaifern (1138) und, 
zur Reformation (Anfang des 16. Jahrh.). Deutſchland war jetzt nicht 
Mildniß der Germanen im Tacitus; die Moräfte waren getrocknet, die WM 
lichtet oder niedergebrannt ; Luft und Sonne hatten freien Spielraum; 
Lebensart und Einwohner hatten ſich gemildert. Der fortgefegte Umgang 
lien und andern Ländern von Europa, , bei den vielen Roͤmer⸗ und andern 
gen; die fremden Sitten, die man durch die Kreuszlige hatte Eenmen let 
beffern Mufter, die man häufig vor ſich fah, und der edle Eifer, ihren 
werden, hatten eine heilfame Revolution in dem Gemüthe der Deutichen 
gen. Lebensart und Sitten wurden dur das blühende Nitterwejen ı 
die Ideenmaſſe vergrößert. Ton und Denkungsart vergeiftigt, und da die 
immer mehr der Verbefferung und Verfeinerung der Denkart folgt, fo mar 


Tee Theil von Deutſchland allmälig zum Befige alles Deffen’gelangt, was zur 
dung ‚einer Nationalliterätur gehört. Ihre Morgenröthe brad nun an, 


Dertſche Literatur und Wiſſenſchaft (Geſchichte) 177 


da u. A, deutſch abgefaßt. Seb. Franke's Weltchronik iſt die erſte 
werhichte der deutſchen Literatur. Die Philoſophie wurde nun eifriger 
gaeem vorher nur philoſophiſche Werke der Alten und der Araber Üüberfegt 
Briirieben worden waren; fie wurde mit der Theologie verbunden und zur 
kung der Eirchlichen Grundjäge gebraucht, aber auch von diefen beherrfcht: 
a ſcholaſtiſchen Philofophen zeichnen ſich mehre Deutfche feit dem Anfange 
Yrrb. aus. Zu ihnen gehört der Dominicaner Albert der Große aus Laus 
ter Donau (ftarb 1280), weicher in Paris und mehren deutſchen Städten 
hie lehrte, wie auch große Korfehungen in der Nuturwiffenfchaft anftellte, 
nicher deutfcher Schriftfteller ift der Myſtiker Joh. Tauler (ftarb 1361). 
Ihm folgte im folgenden Jahrhundert der Theolog zu Strasburg Boys 
geäberg, der ſatyriſch ftrafende Sebaft. Brant (geb. 1458, ft. 1520) 
Ruhfolger Themas Murner (geb. 1475). Auch wide zu Ende dieſes 
g die Mathematik, Aſtronomie und Mechanik von Deutfchland aus fleis 
en und ausgeübt; daher mehre der wichtigften Erfindungen. Was biee 
wie profaiiche Literatur fehr niedergedrüdt hatte, war vorzuͤglich Mans 
Bihen, und daher Koftbarkeit derfelben, beſchraͤnkte Schulanftalten und 
Ampingigfeit der Wiffenfchaften von den Mönchen und Geiſtlichen, In 
mfıe blieben. Seitdem 14. Jahrh. aber wirkten die überall neugeftife 
a Lehranſtalten (f. Univerfitäten), und feit dem 15. die Erfindung 
| nft fo mächtig zu einer neuen Bildung hin, daß man von ihnen 
m der Literatur datiren muß, Erſt durch legtere Eonnte eine gelehrte 
we fie Deutfchland vor allen Übrigen Völkern fich erworben hat, und 
ufmöglichft leichtem und. allfeitigem Umtaufch der Anfichten und Kennte 
möglich werben. Vortheilhaft wirkte zu dieſer neuen Bildung der Uns 
giehifchen Reichs (1453), deffen Gelehrte nach Italien entflohen, und 
die Keime einer neuen Bildung burd) Erhaltung und Fortpflanzung 
amkeit ausſtreuten. Der freie Geift aber, welchen das Studium der 
2 vorzüglich auf Univerfitäten aufregte, bewirkte und begüunftigte die 
frebungen der Reformation. Zu den Minnern, welche fchon früher 
keitung der fogenannten Humanitätsftudien die höhere Bildung förders 
he votzuͤglich Rud. Agricola (1442 — 85), Lehrer an der Univerfität 
3, Konrad Celtes (1459 — 1508), der erſte gefrönte deutfche Dichter 
‚dee Dolphiftor Joh. Zrithemius (1462 — 1516), vorzüglich aber 
Drofeffor in Tübingen (1454 — 1525) und Ulrich von Hutten (1458 
, Melandıthon, Joach. Samerarius und der berühmte Erasmus von 
Endlich war auch die Aufhebung des Fauſtrechts und die Stiftung 
suenen Landfriedens unter Marimilian I., dem großen Befdrderer der 
Viſſenſchaften, ſowie die Gruͤndung einer feftern Reichsverfaſſung, und 
Sad von Wohlſtand fehr förderlich für die aufblühende freiere Bildung. 
Zitraum der neuern Literatur, von der Reformation bie auf unfere Zeiten. 
zum Anfang des dreißigjährigen Krieges (1618); 2) bis zum Ende des 
ges (1763) ; 3) von da bis auf unfere Zeiten. 1)Von dem durch Wohle 
benden Kurſachſen ging Die große Umwaͤlzung aus, welche alle geiftige Kräfte 
Iasung ſetzte. Die Streitigkeiten mit den Gegnern berfelben ermunterten 
we Ausbildung, und übten die Geiftestraft ihrer Vertheidiger. Mit Lus 
ehten deutfchen Manne, ber die Freiheit des Geistes von willfürlichen 
mit Bräftiger deutfcher Zunge predigte, und die Urkunden des Chriftens 
hmeiftechaft in beutfche Sprache übertrug, daß man ihn mit Recht den 
ie beutichen Profa genannt hat (obgleich auch die deutfchen Überfegungen 
x jur Bildung ber Profa beitrugen), verband fic der milde und gelchrte 
Leachlins, Melanchthon; und wie Sener Öffentlich und mehr nad) Außen, 
ter. Eiebente Aufl. Bd. III. 7 _ 

































4 





. 


Dentiche Literatur und Wiffenfchaft Geſchichte) 179 


be Denk⸗ und Preßfreiheit beguͤnſtigt, welche wir in dieſem Grade faſt bei keiner 
aRztien finden ; keine Hauptftadt echob fich zum Gerichtshofe der Nationale 
m Vorzüglich fand bie Geiftesfreiheit in dem aufblühenden preuß. Stante 
kb Beglinftigung. Dan begann Über einzelne Wiffenfchaften, z. B. Bes 
Kehrswiffenichaft, zu philofophiren, Und diefes zeigte bald einen vortheils 
elf auf die Bearbeitung der Geſchichte und ihrer Hütfsriffenichaften, 
je Bearbeitung des Staats⸗ und Privatrechtd. Hermann Conring, Sam, 
find große Namen, welche hierher gehören, fomie Otto Guerike an der 
har deutſchen Phyſiker glänzt. In der Theologie herrfchte der gröbfte Dogs 
3, gegen welchen der Pietismus eined Spener und andrer frommen Mäns 
weblthätiger Wirkung war. Ein Haupthinderniß der deutſchen Kiteratue 
æ diefe®, daß auch in diefem Zeitraume die deutfche Profa noch Eeine Selb: 
erbielt. Zwar empfand man fchon das Beduͤrfniß einer deutſchen 

a ((. Deutfche Sprache), und Viele, wozu vorzüglich der gelehrte 
Morhof (ftarb 1691) und der fleißige Juſt. Georg Schottel gehörten, 
us heben bemüht, auch wurde die beutiche Sprache feit Chr. Thomaſius 
haftlichen Vorträgen gebraucht ; allein immer blieb fie mit fremden, vors 
a.und franz. Wörtern geſchmacklos vermifcht. Mit dem Wachsthum des 
Einfinffes von Frankreich wuchs auch diefe Sprachvermengung und bie 
gefucht in ber deutfchen Literatur. Ja der größte Genius, Welcher das 

x den Deutfchen auftrat, Zeibnig (1646 — 1716), wollte feine Gedans 
in der franzöfifchen als In feiner Mutterfprache mittheilen. Won Wichz 
æ baber die Bemühungen Chriftians von Wolf, die Philoſophie auch in 
Eyeadye verftändlich reden zu laffen. Diele Philoföphie wurde von zahle 
ssern bearbeitet, von Andern, 3. B. Cruſius, geprüft, und fo das Dene 
eriben in Deutfchland ungemein gefördert. Die vermittelft Leibnitz's 
Hademie der Miffenfchaften zu Berlin bewirkte große Entdedungen in 
matifchen und Naturwiſſenſchaften. Überall gründeten ſich literarifche 
m und Vereine. Der Buchhandel fing an aufzublühen und Eritifche 
traten als Gerichtöhöfe über Wiffenfejaften und Künfte hervor, Die 
des durch Wolf beförderten fnftematifchen Beftrebens in den Wiſſen⸗ 
ade bald durch Liebhaberei für fchöne Literatur verdrängt, und die Deut: 
un, was ihnen noch fehlte, Reinheit und Geſchmack in ihrer Mutters 
juasholen zu wollen. Hierzu wirkte Alex. Baumgarten, der Stifter der 
mad Gottſched (1700 — 66), der Sprachteiniger, der abet den franz. 
einer genielos zahmen Poefie und Profa einzuführen ſtrebte. (S. 
(de Kritik.) Gluͤcklich arbeitete feiner Schule (die leipziger genannt) 
Me unter Bodmer und Breitinger entgegen, und die Dichter Haller, Hus 
Geart, J. E. Schlegel gaben der Mutterfprache Schwungkraft, Leid): 
. Bon einer andern Seite wurde die deutſche Kraft auf das 
Kerchum durch Philoiogen und Archäologen (Joh. Mat, Gesner, Joh, 
His, J. A. Ernefti, Chrift u. A.), befonders feit der Stiftung der 
Göttingen, bingeleitet. 3) Diefe Beftrebungen teiften in dem dritten 
dieſes Zeitraums durch Leffing, Klopſtock, Windelmann, Heyne, die 
np, Derber, Wieland, Voß, Schiller, Göthe, Namen, welche jede ges 
Salon vereheen muß. Erſterer trat, mit Wis und Scharffinn reid) aus⸗ 
a Gegner des franz. Modegeſchmacks und Stifter einer geiftreichen Kris 
Da. RE Recht fast Fr. Schlegel (in der angeführten Abhandlung): 
u, fein dialektiſcher Scharffinn und polemifcher Wiß, feine ganze litera⸗ 
ehämtichEeit und Wielfeitigkeit, wird noch fo lange ein nachahmungs⸗ 
Beifpiet fir uns bleiben, als der gegenwaͤrtige Zuftand der Literatur 
!, Windeimann’sSBöegeifterung für das Alterthum un Di Kunft, in einem 

. 2 3 































180 Deutfce titeratur und Wiſſenſchaft (Geſchichte) 


unfterblichen Werke dargeftellt, als eine gewaltige Maffe echabener Bildung n 
in die Verderbtheit und Armſeligkeit ber damaligen literarischen Welt hingeſiel 
die Grundlage des Beſten und Edelſten unter ung geworden. Klopſtoc echt 
deutſche Sprache und Porfie durch feine unfterblichen Werke zu einer vorherl 
geahneten Höheund Fülle der eigenthümlicyen Entwidelung. Hierzu wirkte and 
Einfluß der engliſchen Literatur auf Deutſchland, namentlich bie Überfeg 
Niefengeiftes Shakipeare. Während Unterfuhungen über die Sprache Su] 
tung, Voß u. A. angeftellt wurden, uͤbte ſich diefelbe in allen Gattungen der WI 
(haften und Poeſie. Kritiſche Anftalten bemühten fich, das Ganze der uberſi 
den deutfchen Literatur zufammenzubalten und in Überſicht zu b Name 
werden bie Verbienfte der Deutſchen um- eine gründliche Theologie (feit Mid 
und Erneſti, Mosheim, dann Neinhard, Schleiermad)er, de Aue und 
fophie (befonders | Metaphufit) (f- DeutfhePhilofophie), zu weldern 
Jacobi, Kant, Fichte, Schelling u. A. durch eigenthuͤmliche Anfichten witkten 
Philologie (man eines Heyne, Wolf, Hermann, Boͤckh u. A.), Ge 
forfhung (Joh. Müller, Woltmann, Schroͤckh, Schmidt, Eichhorn, DA 
Zſchocke / Manfo, Dohm, Niebuht, Luden ıc.), Mythologie (Voß, Creuzer, 
Goͤrres) und Kritik, der umfaſſendſten, welche je ein Volk gehabt, in der 

der Literatur unaustöfchlic fein. Unzaͤhlig find die originellen G— 
Deutſchland in diefem Zeitraum erzeugt hat; Fein Volk kann deren fo viele 
len, und, bei keinem Volke hat die Literatur ein fo umfaffendes Ganze ausgt 
als bei den Deutfchen. Nur macht man ber neuern Literatut nicht ganz mi 
recht den Vorwurf, daß fie uͤber den Inhalt zu oft die Form vernachläffige 
einem Außerſten zum andern uͤbergehe. rhaupt aber iſt bei de I 
Wiſſen hertſchend Über die Darſtellungskraft, und die Gruͤndlichkeit und Zu 
deutfchen Geiſtes verträgt fid) nicht mit einer Leichtfertigen und oberflächli 
handlung. Wir verweifen die Lafer auf das Werk der Frau von Set 
Deutfchland, und auf das Uetheil eins Engländers Über die deutſche Kiten 
dem 52. Sthde des „Edinburgh ı reviews“, Ceutſch in der „Iſis“ 18124 





zwei eigenthlmliche Anfichten der Fremden von unſeret Literatur Eennen zuler 
Wollen wir ie febft die jů ngfke Zeit der deutfchen Literatur Schildern, |} 








Wen nn Hung me mean Benno nun 0 mn Tann mn 
rief, Die chriſtliche Religion mehr auszubreiten, und hier, wie überall, 
we Einführung der Malerkunft an die des Chriftenthume. Inden 
IMfkeen wourden die Künfte am eifrigften ausgebildet. Alfred und Ari 
mm ber Letztere ein Moͤnch von St.» Emmeran war, werden 
u bairiſchen Kuͤnſtler jener Zeit genannt. Wernher von Te⸗ 
ete ſich befonders durch feine herrlichen Glasmalereien aus. Als 
Jahrh. in Baiern werden Gleißmyller, Maier, Maͤchſelkircher, Fuͤ⸗ 
mhack gerühmt. In Franken finden wir die erſten Spuren der Kunſt 
de heil. Bruno, der 1042 den Dom zu Würzburg von Grund auf 
fi. Kaiſer Heincidy II. und feine Gemahlin, die heit. Kunigunde, 
me die Künfte fehr. In dem Kiofter Heilsbronn findet man noch mehre 
I den Zeiten des heil. Otto, Bifhofs zu Bamberg, der 1139 ſtarb. 
; mürffen wir befonders erwaͤhnen, als denjenigen Ort, mo bie muͤhſam⸗ 
dichnigerei ſowol als die Malerei fehr früh zu einer hohen Stufe der 
bracht wurden. Die uralten Malereien in der Marienkirche und in 
Detirche dafelbft find merkwürdig. Zu den früheften nuͤrnbergiſchen 
m: 16 Zraut, Kulenbach, Hans Bäuerlein und Michael Wohl⸗ 
t gab überbies viele treffliche Glas» und Miniaturmaler daſelbſt. Im 
nabe zuerft das Klofter Hirihau dur) viele Kunſtſchaͤtze berühmt. 
Wftee und Kirchen gaben der Kunſt Gelegenheit, fi) hier zu entfalten, 
le Handfchriften bier mit Eöftlichen Miniaturen geſchmuͤckt wurden. 
g Un, Nördlingen gab es fchon fruͤh kunſtgeſchickte Meifter. Am 
wrde durch Karl dm Großen der ig aller Bildung errichtet. Mainz, 
nz befonders Köln waren die erften Runftfige jener Zeit. Wir koͤnnen 
dej die Periode von 1153 bis 1350 für deutiche Kunft, ſowie für Poe⸗ 
ne enticheibend war. Damals blühte in Köln die aͤlteſte deutſche 
‚weriche die fpätere zu Nuͤrnberg an Reinheit des Styls und ſtiller Lieb⸗ 
Ibertraf. Die meiften ihrer Gemälde find auf Holz gemalt, welches 
m Kreibegrumde, dann mit Leinwand über zogen wurde, auf welche 








tan, baber bebeutende Summen fär die zum Theil aus deutſcher 
per Tuͤcher nad) England, das fogar einen Theil der ſaͤchſiſchen Eler⸗ 
it, nad) Frankreich und den Niederlanden auswandern. Seit 1819 
Nein England auf die Wolle gelegte Zollabgabe deren Ausfuhr aus 
the vermindert worden; aber ohne Nugen für deffen Fabricanten, 
das ſchlechtere, oder daß zu theuere Material übrig bleibt. Noch 
aummwollenrocberei, die fich feit kurzer Zeit fehr ausgebreitet hatte, 
% weil die Engländer das Material aus erſter Hand beziehen, und 
ſchinen wohlfeiler verarbeiten koͤnnen. Unter allen erhält ſich das 
‚bien, einer der erften Manufacturftanten, deffen Baummollenfabris 
et englifchen in jeder Hinſicht erreichen, noch am meiften in der Höhe, 
»Zubadsfabricationen find die einzigen, die ſich nicht feit 1813 im 
nden. In Hinficht der Eifen = und Staplfabricate, Meffing, Go 
rlzs und Stroharbeiten, u. m. A., würden wir das Ausland nicht 
doch fließen daflır jährlich grope Summen aus, ohne daß twir unfern 
ibeicaten gegen einen ‘Theil des Auslandes als Taufchmittel gebraus 
ielmeht an Frankreich allein über 14 Millionen jaͤhrlich für Seidens 
er bezahlen müffen. Daß der Abſatz unferer Manufacte und Fabri⸗ 
tiefer gefunten ift, als wir aus diefen angeführten Beifpielen erfehen, 
unter Anderm auch der Thätigkeit unferer Seeftäbte, die ihre Capitale 
a die Fabricate unmittelbar aus ben Binden der Hervorbringer zu bes 
ıbeften auswärtigen Markt zu ihrem Verkaufe zu wählen. Sie als 
a in den bedrängten Zeiten, wo aller Handel ftille ftand, Millionen 
an die ſchleſiſchen, böhmifchen u. m. a. Werkftätte gefendet, um deren 
age zu erhalten. — Woher diefer Verfall unferer Manufactur = und 
1— woher das Übergewicht auswärtiger Reiche, wird man aus dem 
scht fragen, weil es den Deutichen weder an Hülfsmitteln noch an 
Ihätigkeit gebricht? — Die Angabe der Zuſammenwirkung vieler 
siländifchen Übergeiwichts wird die Frage löfen. Mehre find aus der 
verhaͤltniſſe und der ihnen folgenden Umftände an und für ſich ohne 
= Eomcurtenz entfprungen; andre find nur biefer zuzurechnen. Zu 
vum Kali hei her Atadkıma daR onranäifchen ‚Hanbola Iıherhaumt. der 











@ genuge DEI LEUUWEN Atze guicht, UUUpgevuye und vrvvuujeL zu ha⸗ 
auch wiffen, was Andre vor und gleichzeitig mit ihm gedacht und ger 
‚ er muß feinem Publicum zeigen, daß er diefes rolffe, und daher fehen 
iſchaftlich » ärztlichen Werke mit den Scharen ihrer Citate ſtets einem 
ı der europaͤifchen (jet fogar auch ſchon der amerikaniſchen) Geſammt ⸗ 
x den gegebenen Gegenſtand aͤhnlich, waͤhrend Engländer und Franzo⸗ 
e Beffeen unter ihnen, oft in einer Unkenntniß felbft ihrer eignen, va⸗ 

Kiteratur ſich überbieten. Wie Alles übertrieben werden mag, fo iſt 
», an fic) gewiß fo herrliche Tendenz gemißbraudyt worden, und das das 
fine Citatenunmefen, mit welchem viele beutfche Autoren die eigne 
glänzend zu verhällen glauben, hat wol bie Ausländer zu dem Urtheite 
e Literatur enthalte mehr Eignes, die unſrige fei mehr compilatorifch: 
das viel begruͤndeter und wahrer wäre, wenn es ſich bloß auf die neuefte 
t beutfchen Sournale erſtreckte, von denen bie meiften wirklich immer 
ehe auf fremden Boden Wurzel zu [lagen beginnen. Da wir bei dem 
ber vortrefflichen deutſchen Univerfalität ftehen, fo darf hier einer nicht 
neiben, ber für die neuere deutſche arzneifundige Literatur hoͤchſt charak⸗ 

wir meinen bie Sucht zu Überfegungen. Wir mögen die meift etwas 
tiebfebern der vielen Überfegungsanftalten, die Deutfchland jest zählt, 
ichen, und es genüige hier, bie Erfcheinung felber foftzuhalten und zu bes 
durch die, fich einander an Fluͤchtigkeit meift überbietenden Überfeguns 
me alle Rüdficht auf innern Werth gewaͤhlten, ausländifchen Büchern 
ien unfere Literatur einerfeitö mit einem Bailaſt uͤberſchwemmt wird, 
‚ immer ſchwerer wird, das wahrhaft Beauchbare herauszufuchen, wie 
its die deutſche Literatur dadurch getviffermafien vor dem Ausländer hers 
t, der täglich jetzt fieht, tote Alles, was er fchreibt, der Ehre einer, ja 
ır Überfegungen in Deutfchland gewürdigt wird, während Vieles davon 
ft im demfe:ben Augenblick geboren und — zu Maculatur wird) Dafuͤr 
: gleich, als Schluß der Betrachtungen uͤber die gtuͤndliche, univerfelfe 
wü beutfchen Geiſtes, die vortrefflichen Werke deutſcher Schriftfteller 
niſche Bibliographie erwähnt fein, eine Wiffenfchaft, die das Ausland 
gericht kennt. Mas aber bie Haller, Ploucquet, Blumenbach, Pus 

















m auf biefelbe ein. Jintergeordnete Directionen wagen felten, die 
nm: ober noch ungefannter Tonkünftier in die Scene zu ſeden; 
inter ſchon das Zeugniß, daß eine Oper aufden Hauptbuͤhnen 
Ar habe”. Lehtere.aber ſtehen in der Regel unter einer Leitung, welche 
een ebenfalls nicht günftig ift, und die entweder das fogenannte Glafs 
abticum ausfcjliefend vorführen zu müffen glauben, oder durch irgend 
keit des Seſchmacks oder wol gar Eiferſucht gegen aufftrebende Talente 
6, was ihrer Anficht entgegen ift, unbarmberzig niederbrücen. Sol⸗ 
anm Tonſeder in den äußern Berhältniffen keine befondere Aufmuntes 
aatiſche muftkalifche Arbeiten finden. Aber gefällt einmal eine deutſche 
‚sefeht, daß fie anftändig und volltommen gut in die Scene gefegt wurde), 
günftige Exfolg doch mehr den Directionen als dem Tonfeger zu Gute, 
ı gehören aber auch hauptſaͤchlich noch gute Sänger und Schaufpies 
Schutdigkeit thun, und den eigenthuͤmlichen Charakter der Muſik aufs 
wiederzugeben Im Stande jind. Nun fehlt es gegenwärtig faft durchs 
gem und Sängerinnen, welche zu recititen vermögen ; dod) werden 
ne bulch Webers, Spohr's und Andrer neueſte Werke in diefem Fade 
Nat werben, ſich hierin eine Geſchicklichkeit zu erwerben, wie ehemals 
Schauſpieler an den Vortrag der Derfe durch Schiller's und Göͤthe's 
oͤhnt worben find. In Dinficht des melismatiſchen Vortrags halten 
stihen Sänger fat größtenteils an Das, was fie von italienifcher Ges 
nittelbar oder mittelbar aufgefaßt haben, und fodern entweder nur itas 
w, in deren Vortrag fie ihren fremden Muftern meiſtens natuͤrlich 
iffen, oder überladen bie einheimifche mit ungebtihrlichen Verzierun⸗ 
m Das fallen, was ihnen zu denfelben nicht binlängliche Gelegenheit 
Inferbem muß bemerkt werben, daß bie auten und reinen Stimmen 
werben; namentlich fehlt es jest in Deutſchland nicht bloß am hohen 
a auch am hohen Sopran und an ben tiefen Baßſtimmen, welche fonjt 
ren; Dagegen findet man ben tiefen Sopran (inezzo soprano) haͤu⸗ 
ı meiften Tenoriſten und Baffiften find Baritoniften. Wir wollen 
3 Grund diefer Erfcheinung unterſuchen; aber das ſcheint ung gewiß, 
rang ber Stimmen durch überladene Inſtrumentalbegleitung, worin 














200 \ Deutſche Muftt 


vorzüglich durch Friebrich den Großen geſtiftel. Graun (ein Sachfe) wı 
Capellmeifter. Große Inftrumentatiften, wie Quanz, Friedrichs Lehrer 
Flöte, Franz Benda, hoben die Goncert= und Kammermuſik. 

biefer Schule grofie Throretiker wie Marpurg und Kienberger hervor. 
auch Schutz, der tteffliche Liedercomponift,» Ihnen folgten ein Faſch, Rei 
Himmel, Weber, Zelter u. A., welche zum Theil noch jest Zierden ber da 
Tonkunſt find. Auch in Baiern und an den uͤbrigen beutfchen Höfen, 
Braunſchweig, und in den blühenden Handelsftädten, wurde überalt Die 
geliebt und beſchuͤtzt. Zonfeger, wie Vogler, Winter, Nomberg, Spobr, 
gehören zu den erften in Deutſchland. Durch den Theaterſtyl wurde die 
dem hoͤchſten Gipfel erhoben, Seitdem aber der Theaterftyl und die Com 
ſich ausbildeten, wurde der Kirchenſtyl immer galanter, und mit dem Ti 
vermifdyt; man fah ſich daher neuerdings genöthigt, zu ben alten Kirche 
zurhekzufehren. Die deutſche Muſik, die in großen, tiefen Harmonien ben 
tiſchen Charakter der Tonkunſt vorzüglich entwickelt hat, ſcheint am Ende 
Jahrh., und am Anfang des 19, ihre Bluͤthe erreicht zu haben, Keine 
Kann dieſer Muſik etwas Glelches an die Seite ſtellen. Ihre Tiefe der H 
Reichthum der Injtrumentation und Fülle der Melodie festen Jtaliene 
Franzofen in Staunen. (©. Deutſche Sänger und Deutſche 
tuofen.) In den legten Jahren artete der Gefhmad in hatmomſche 
bung, welche den Gefang unterdrüct, Seltſamkeit und Streben nach Drigit 
vorzüglich feit Beethoven und Chrrubini, au, Der Modegeſchmack der 
informiger und unfräftiger Liedelei, vorzuͤglich durd) die belicbte Guitarre 
einige Zeit ergößte, bewundert jegt pikante Modulationen und mechaniſch 
tängerei und fucht Entfehädigung am Auslaͤndiſchen. Da bei uns bie 
mentalmuſik verhaͤltnißmaͤßig immer das Übergewicht über die Wocaimufit 
fir welche der Staliener eine befonders günftige Ankıge und darauf gegeinbeiz 
thode brfißt, fo iſt es wol zu erklären, warum jest in einem großen RI 





Deutfeyland und namentlich an den Orten, wo bisher die Tonkunſt vorzgüdh 
geübt ward, eine Spaltung in Hinſicht der muſit aliſchen Geſchmacks berrfähtg 
dem eim Theil des Publicums mit faſt leidenſch aftlicher Vorliebe der neuen it 











204 Deutſche Mufit 


Verf. der Schrift von ber „Reinheit der Tonkunſt“ und dem Sc 
geli geroorden, der die Fortſchritte der neuern Muſik gegen jenen in Sa 
Was die Concertmurifanlangt, fo i 

in Goncertftücte gefegt, in welchen die Virtuofitit auf irgend einem 

ſich geltend macht. Was aber diefe Virtuofität anlangt, fo ift fie nid 
neuelten Zeit auf ihre Spike getrieben worden, d. h. man hat die boch 
rigkeiten auf irgend einem Inftrumente zum Gegenftand des Kunſtbe 
Genuſſes gemacht, fondern mit ihr ift auch der Gipfel in der Ausbild 
firumentatmufit überhaupt erreicht worden. Es gab nicht leicht ein 

weiches in Deutjchland nicht virtuofenmäßig behandelt worden wäre, | 
nen, Violon und Dundharmonica, fonft Brummeijen genannt, habeı 
tern Zeit Erſtaunungswuͤrdiges leiſten müffen. Die Mechanik in der. 
der Inftrumente wurde zulegt fo hoch getrichen, daß wir Knaben, ja K 
fer Hinſicht anflaunen mußten. Indem Mafe aber, als das Virtuo 
vermehrte, welches in der mechanifhen Tonkunſt, in der Fertigkeit 
des Bogens, des Atheme, der Zunge, das Höchfte möglich zu mache 
mithin dahingeht, in der kuͤrzeſten Zeit möglichft viele Zöne, gleichzei 
einander folgend, fo hervorzubringen, das das Ohr einigermafen gerı 
fehr allgemeinen Anfoderungen eines durch bloßes Hören gebildeten Ge 
friedigt werden, in dem Maße fing man an einzufchen, daß aud) die 
Aunfifertigkeit noch eine größere zu denken uͤbrig laffe, und daß es in-d 
etwas gebe, was bloßer Fertigkeit unerreichbar ift. Viele fogenannte 
hatten die Mufitübung ſchon troſtlos aufgegeben, da fie fich in dem, 

das Wefentliche ber Kunft gehalten hatten, felbft von Kindern uͤberti 
bis der Ekel an den leeren Birtuofenkünften, der tiefere Drang, feir 
Tönen aus zuſprechen und das Beijpiel wahrer Künftter ihnen ein edl 
Nacheiferung und den Gegenftand wahrer Mufikliebe zeigten. Wir b 
lic) mehre deutſche Künftier, welche bei der größten Herrfchaft über das 

der Tonerzeugung doch ſtets die Fertigkeit nur ale Mittel angefehen und 





der mufitatifhen Darftelungskunft unter den Deutfhen dadurch aufe 
haben, daß fie diefelbe von der innen Vegeifterung abhängig machten. 











208 Deutſche Ppilofoppie 


BWiffenfchaft.) Die eigentlich deutſche Phitofophie charakterifiet fic 
das raftlofe Streben nach Syſtemen und Abteitung wiffenfhaftlicher S 
fachen und möglihft umfaffenden Principien, als auch durch ihre ko 
Richtung. Sie beginnt mit Leibnig (f. d.), bem erften philoſophiſche 
ter den Deutichen am Ende des 17. Jahrh. Leibnitz's Lehre von den 
Ideen, feine Monabologie und Throdicee, fein Streben nad) einem bi 
cip, gaben allen dentenden Köpfen feiner Zeit zu thun. Er legte der 
einem rationaliftiichen Realismus, welcyer jic) dem Lode’fhen Senſu⸗ 
gegenftelite, und das philoſophiſche Wiffen auf nothwendige und angebı 
heiten der Vernunft durch Demonftration zuchdzuführen fuchte. ! 
diefe Anficht in der demonſtrativen Form des Syſtems aus, das zu de 
Regierung Friedrich des Großen herrfchend war. Er ftellte Thon dir 
ſchen Wiffenfhaften in einem deutlichen encyklopaͤdiſchen Zufammer 
allein der Dauptfehler feiner Philoſophie lag darin, daß er die Wahrhei 
finitienen und Beweiſen (in der demonftrativen Methode) befchlof 
Seine unzähligen Schüler bildeten diejen Formalismus bis zum Eke 
an Chr, X. Cruſius (feit 1747) und Joh. G. Daries wichtige Gegner, 
im Einzelnen ald im Ganzen. Unter feinen Anhängern aber finder 
Ppitofophen, welche einzelne Wiffenfchaften, befonders Logik, mit G 
deten, 3. B. Lambert, Ploucquet, Reimarus, Baumga 
u. A. Darauf bildete fi von 1760 — 80 ein Etletticismus int 
phie. Einige folgten bald dem Descartes, welcher die Trennung des . 
Geiſtes zu einem Grundcharakter der neuern Philofephie erhob, bald d 
giſchen Forihungen eines Code, wie Feder, Garve u. A. Durch Hun 
eismus und Locke s Pruͤfung des Verſtandes angeregt, ſuchte endlich d 
nige Denker Immanuel Kant (. d.) (ſeit 1780), mit welchem di 
Philoſophie(die zweite Periode der eigentlich deutſchen Phitofopt 
die Grenzen des menſchlichen Ertenntnifverinögene gegen die Dogma 
beftimmen, und das Verfahren der Vernunft im Phitofophiren, unte 
ung pfochologiſchet Begriffe, zu prüfen, wodurd) cr das Reſultat fand: 
liche Erkenntnik gehe nicht uͤber das Gebiet des Bewußtſeins und der 
ih > £sing (Sr a innli X 





Deurfche Philoſophie 209 


ing ausgehend, fucht Hegel (f.d.) nun einen abfoluten Idealsmus in 
t dialektiſcher Methode aufzuftellen, indem er die abfolute Idee, ale bie ſich, 
5 Abfolute, erfaffende Vernunft, in ihrer nothwendigen Entwidelung betrach⸗ 
id diefelbe in ihrem Fuͤrſichſein (in der Logik), in ihrem Sein im Andern (in 
aturphitofophie) und endiich in ihrer Ruͤckkehr in ſich ſelbſt (in der Phitofophie 
eiftes), darſtellt. 
Die bisher angeführten phitofophifchen Syſteme kann man als eine fortlams 
Reihe phllofophifcher Anfüchten und Standpunkte betrachten. Viele andre 
hiſche Anfichten und Syſteme entmwidelten fich entweder durch Oppofition 
wbhicr genannten, oder fuchten einen der angeführten Standpunkte feftzuhals 
und die auf demfelben liegende Anficht zu berichtigen, oder in volllommen auße 
ver Form darzuſtellen. Das leßtere gilt 3. B. von Fries's neuer Kritik der 
n Vernunft, und Krug's transfeendentulem Synthetigmus, In welchem 
alle Hauptiehren der Kant'ſchen Kritik in foftematifcher Form verbunden 
kb Barbifi ſuchte ebenfalls das Abfolute zur Bafis aller Philofophie zu ma⸗ 
Er fand es in dem Denken und wollte daher die Logik zur Quelle real 
ketniife erheben. J. J. Wagner und Eſchenmayer fuchten Schelling’8 Lehre 
Ian berichtigen, theild weiter zu bilden. In der Reihe eigenthuͤmlicher Den⸗ 
kt, welche vornehmlich im Gegenſatz gegen die obigen Anfichten die ihrige en 
Ben, gehören Jaco bi durch feine Gefühls: und Glaubenslehre, nebft Köppen, 
feiner Schüler, ferner,der hier fich anfchiießende Nationalismus Bouter 
der aufden Glauben an die Vernunft gebaut ift; Platner’8 und Schulze's 
Skepticismus, und Herbart's fcharffinnige metaphyſiſche Bruchſtuͤckr, 
als Kritik andrer Syſteme erſcheinen. Die meiſten dieſer zuletzt ange⸗ 
philoſophiſchen Anſichten füllen, wenigſtens ihrer Ausbildung nach, noch 
efte und zweite Decennium des gegenwaͤrtigen Jahrh., und es verdient bes 
werden, daß die Forſchungen der Deutſchen im Gebiete der philoſophiſchen 
ft fidy in demfelben Zeitpunfte um fo tiefer und vielfeitiger entwickelt has 
welchen fich die größten politifchen Ereigniffe draͤngten, und eine faſt welt 
Kuͤhnheit auch Deutjchlands politiiche Selbſtaͤndigkeit gefeffele hielt. 
d großen Ereigniſſe, durch welche die Herrſchaft des Welteroberers geſtuͤrzt 
hund das wieder. erwachte Streben und Drängen der von einander getrennten 
Ra fremden Drud entfeflelten Ränder nad) einem neuen felbfländigen politie 
kben, fcheinen dagegen mit ganz entgegengefegten Erſcheinungen im Gebiete 
eſchen Philofophie zufammenzuhingen. Bon der einen Seite bemerft 
haß gegenmärtig feine ber angeführten philofophifchen Anfichten eigentlich 
md iſt, und die meiften, welche ſich mit Ausbildung und Mittheilung philos 
er Lehren befchäftigen, fich entweder an eine der eben genannten Hauptan⸗ 
welche bie neuere Periode ber deutfchen Philofophie hervorgebracht hat, 
irgend eine frühere anſchließen, biefelben nad) Form oder Inhalt, Im Gans 
e Einzelnen, Eritifch oder dogmatiſch entwickeln und ausbilden, und nach 
a einzelne Disciplinen, z. B. Moral, Afthetit, bearbeiten; ober die von 
orausgeſetzte pfuchelogifche Grundlage zu berichtigen, und die Philofophie 
Wege der Erfahrungsſeelenlehre zu begruͤnden fuchen, wie neuerdings 5.2. 
„ nd in der That ift die pſychologiſche und anthropologifche Richtung un: 
en Philoſophen durch den Gegenſatz der willfürlichen Speculation feit Kurs 
e lebhaft hervorgerufen worden, wie man auch aus den zahlreichen Schrifs 
e Anthropologie und Pfychologie abnehmen kann, welche in den listen Jah⸗ 
sienen find. Mit diefer pfpchologifhen Richtung ift die hiftorifche Anſicht 
joſophie und die fleißige Bearbeitung der Ge fchichteder Philofophie 
enhangend, indem die Verſchiedenheit und der Streit ſpeculativer Anſichten 
ſt zur Recapitulation des Vorhandenen, zur Betrachtung über den Zuſam⸗ 
‚s£er. Sicbente Aufl. Bd. UL 14 


208 Deutſche Ppilofoppie 


Wiffenfchaft.) Die eigentlich deutfche Phitofophie harakterifirt 
das rafttofe Streben nach Spftemen und Ableitung wiffenfchaftlicher 
fachen und möglichft umfaffenden Principien, al® auch durch ihre 
Richtung. Sie beginnt mit Leibnig (f. d.), bem erften philoſophiſi 
ter den Deutichen am Ende des 17. Jahrh. Leibnitz's Lehre von de 
Ideen, feine Monadologie und Throdicee, fein Streben nad) einem 
ip, gaben allen dentenden Köpfen feiner Zeit zu thun. Er legte t 
ionaliftiihen Realismus, welcher ſich dem Locke ſchen Sen| 
gegenftellte, und das philoſophiſche Wiffen auf nothiwentige und angı 
heiten der Vernunft durdy Demonftration zuruͤckzufuͤhten fuchte, 
diefe Anficht in der demonftrativen Form des Syſtems aus, das zu 
Regierung Friedcichs des Großen herrfchend war. Er ftellte Thon | 
ſchen Wiffenfhaften in einem deutlichen encytlopaͤdiſchen Zuſamm 
allein der Hauptfehler feiner Pbitoiophie lag darin, daß er die Wahth 
finitienen und Beweifen (in ber demonftrativen Methode) beſchl 
Seine unzähligen Schüler bildeten dieien Formalismus bis zum E 
an Chr, X. Cruſius (feit 1747) und Joh. G. Daries wichtige Gegne 
im Einzelnen als im Ganzen. Unter feinen Anhängern aber find 
Ppitofophen, welche einzelne Wiffenfchaften, befonders Logik, mit 
deten, 3. B. Lambert, Ploucquet, Reimarus, Baumg 
u. A. Darauf bildete fi von 1760 — 80 ein Eklekticismus in 
phie. Einige folgten bald dem Descarte, welcher die Zrennung dei 
Geiſtes zu einem Grundcharakter der neuern Philofephie erhob, bald 
giſchen Forihungen eines Lode, wie Feder, Garve u. A. Durch Hr 
eismus und Locke's Prüfung des Verftandes angeregt, fuchte endlü 
nige Denker Immanuel Kant (f.d.) (feit 1780), mit w. 
Phitofophie(die zweite Periode der eigentlich deutſchen Philoſo 
bie Grenzen des menſchlichen Erkenntnifvermögen® gegen die Dogn 


beftimmen, und das Verfahren der Vernunft im Phitofophieen, un 
gung piodyologifcher Begriffe, zu prüfen, wodurch er das Reſultat fanl 
liche Erkenntniß gche nicht über das Gebiet 

. 2 (Sr£,. ib hp, 





Deurfche Philoſophie 209 


ußgchend, ſucht Hegel (ſ. d.) nun einen abfoluten Ideasmus in 
ektiſcher Methode aufzuſtellen, indem er die abſolute Idee, als die ſich, 
olute, erfaſſende Vernunft, in ihrer nothwendigen Entwickelung betrach⸗ 
ſelbe in ihrem Fuͤrſichſein (in der Logik), in ihrem Sein im Andern (in 
— und endlich in ihrer Ruͤckkehr in ſich ſelbſt (in der Philoſophie 
1, darſtellt. 
isher angeführten philoſophiſchen Syſteme kann man als eine fortlau⸗ 
philoſophiſcher Anſichten und Standpunkte betrachten. Viele andre 
he Anſichten und Syſteme entwickelten ſich entweder durch Oppoſition 
genannten, oder ſuchten einen der angeführten Standpunkte feſtzuhal⸗ 
e auf demſelben liegende Anſicht zu berichtigen, oder in vollklommen aus— 
orm darzuftellen. Das letztere gilt 3. B. von Fries's neuer Kritik der 
munft, und Krug's transfcendentalem Synthetismus, in welchem 
Hauptlehren der Kant’fhen Kritik in fuftematifcher Korm verbunden 
ardili ſuchte ebenfalls das Abfolute zur Bafis aller Philofophie zu ma⸗ 
find e8 in dem Denken und wollte daher die Logik zur Quelle real 
eerheben. 3.3. Wagner und Eſchenmayer fuchten Schelling's Lehre 
ichtigen, theils weiter zu bilden. In der Reihe eigenthümlicdyer Den⸗ 
elche vornehmlich im Gegenſatz gegen die obigen Anfichten die ihrige en 
hören Jacobi durch feine Gefühle: und Glaubenslehre, nebft Köppen, 
einer Schüler, ferner der bier fich anfchtießende Nationalismus Bouters 
auf den Glauben an die Vernunft gebaut ift; Platner's und Schulze's 
SEepticismus, und Herbart’8 fcharffinnige metaphyfifche Bruchſtuͤckt, 
3 Kritid anderer Spfteme erfcheinen. Die meiften diefer zuletzt ange 
loſophiſchen Anfichten fallen, wenigftens ihrer Ausbildung nad), noch 
und zmeite Decennium des gegenwärtigen Jahrh., und es verdient bes 
erden, daß die Forſchungen der Deutfchen im Gebiete der philofophifchen 
ft ſich in demfelben Zeitpunfte um fo tiefer und vielfeitiger entwickelt ha⸗ 
chem fich die größten politifchen Ereigniffe drängten, und eine faft welt» 
Rühnheit auch Deutjchlands politische Selbſtaͤndigkeit gefeffele hielt. 
großen Ereigniffe, durch welche die Herrſchaft des Welteroberers geſtuͤrzt 
das wieder. ermachte Streben und Drängen der von einander getrennten 
emden Drud entfeffelten Linder nach einem neuen felbfländigen politie 
‚ feheinen dagegen mit ganz entgegengefegten Exfcheinungen im Gebiete 
m Philofophie zufammenzuhängen. Won der einen Seite bemerkt 
gegenwärtig keine der angeführten philoſophiſchen Anfichten eigentlich 
ft, und bie meiften, welche ſich mit Ausbildung und Mittheilung philoe 
ehren befchäftigen, ſich entweder an eine der eben genannten Hauptans 
Idye die neuere Periode der beutfchen Philoſophie hervorgebracht hat, 
md eine frühere anfchlichen, diefelben nad) Form oder Inhalt, im Gans 
inzelnen, Eritifch oder dogmatiſch entwickeln und ausbilden, und nach 
inzelne Disciplinen, z. B. Moral, Afthetit, bearbeiten; oder die von 
ußgefeßte pfuchologifche Örundlage zu berichtigen, und bie Philofophie 
tege der Erfahrungsferlenichre zu begräinden fuchen, wie neuerdings 5.8. 
Und in der That ift die pſychologiſche und anthropologifche Richtung un= 
Phitofophen durch den Gegenfag der willkuͤrlichen Speculation feit Kurs 
haft hervorgerufen worben, wie man auch aus den zahlreihen Schrif⸗ 
ıtbropologie und Pſychologie abnehmen Eann, welche in den legten Jah⸗ 
en find. Mit diefer pfychologifchen Richtung ift die hiſtoriſche Anficht 
phie und die fleißige Bearbeitung der Gefchichteder Philofophie 
angend, indem die Berfchicdenheit und der Streit [peeulativer Anlichhten 


ur Mecapitulation Dre Vorhandbenen, zur Betrachtung Über den Aula 
m. GOiscbente Kauf. Bd. IL 14 





210 Deutſche Philoſophie 


menhang der gleichzeitigen und aufeinander folgenden Anſichten, und fiber | 
fhritte in der Entwickelung der Wiffenfchaft führen mußte. Aber aus der 
ſchen Anficht der Philoſophie entwidelt ſich bei Schwaͤche des Verſtandes kei 
beit und Indolenz; man fagt, am einer Wiffenfchaft, über deren Principi 
fid) noch immer fleeiten Eönne, müffe überhaupt wol wenig Wahres fei 
Wahrheit ift diefe gemeine Anfiht im Purblicum neuerdings ſehr häufig ge 
und es ijt nicht zu leugnen, vielleicht durch den gegenwärtigen Zuftand der 
phifchen Kiteratur erwiefen, daß fic das wiffenfcaftlicye Studium jegt en 
meht zu dem Pofitiven und Hiftorifchen hinneigt, als zu den Syſtemen da 
fophie; ja man möchte faft behaupten, daß in Beziehung auf biefelben ein; 
der Abfpannung eingetreten, welcher bloß der Kritik, und der Anwendung 
Umtauf gefommenen phitofophifhen Anſichten aufdie Bearbeitung einzelner! 
ſchaften günftig iſt, was fidy befonders in den Naturwiffenfchaften, in de 
Eunde, Nechtsiviffenfchaft und Theologie bemerken läßt. Viele haben den Ma 
Softeme unter ben Deutfchen mit oder ohne Wig getadelt. Gewiß aber ij 
über die Wahrheit einer umfaffenden Anficht nur dann vollkommen geurthe 
ſelbſt der Itrthum deutlicher erfannt werden mag, wenn fie ſich in Form de 
rechten Syſtems dargelegt hat ;und dies war das Beſtreben des gründlidendi 
Je mehre und verſchiedene Spfteme dann auftreten, defto umfaffender wird 
ſicht des Denkers. Welche die Nachtheile weit überwiegenden Vortheile mu 
Deutſche von feinen Spftemen erhalten. Dazu kommt, daß nicht nur di 
nen philoſophiſchen Wiffenfchaften, fondern alte Wiſſenſchaften uͤberhau 
diefen fireng philofophifchen Geiſt eine höhere Geftalt gewonnen baten, ı 
einer andern Nation fo fehr als ein einziges organiſches Ganze dargeftellt 
find als von den Deutſchen, ja überhaupt kein wichtiger Gegenſtand dee! 
beit bei ihnen ohne wiffenfchaftliche Bearbeitung geblieben iſt, wie oft aud 
wendung der jedesmal herrſchenden Syſteme auf diefelben zu laͤcherlichen & 
keiten, Ausſchweifungen und geſchmackloſer Prdanterei verleiten muft 
lich eben darum keine neuere Nation einen ſolchen Einfluß auf die willen 


Bildung in Euröpa geäußert hat als ſie. Von ganz entgegengefeßter 
iſt das feit Kurzem herrſchende ency Elopädifche Streben, weldye® j 


Deutfche Poeſie (1. Zeitraum) | 211 


mt. Aus diefem Grunde wird man eine tiefere Beurtheilung aufgeftell 
ter, welche bis auf die Grundlage derfelben ginge, und mehr als einen 
Witz, oder eine trodene Bemerkung darüber enthielte, in unfern meiften 
ı oft vergebend fuchen. Überhaupt legt man jest mehr Gewicht auf 
ı al8 auf das Korfchen; daher fo vieles Dberflächliche und Unverdaute 
er Philoſophie, daher jenes Streben nah einer flachen Popularität, die 
Lebensanſicht zu nennen beliebt, und daher befonders in praftifch = philofos 
Schriften, wie z. B. inder Muffe von Broſchuͤren uͤber Stantsverhältniffe, 
en unfere Literatur jest uͤberſchwemmt wird, das Buhlen der Schriftfkeller 
Fentliche Meimung, um die Sucht, den Geift der Zeit in abgedrofchenen Ges 
chen zum Reden zu bringen. Überall aber, wo die gründliche Forſchung nicht 
: Empfänglichkeit und die ihr gebührende Prüfung gefunden, bat fie fich 
verloren, weil die Wilfinfchaft nur ducch rege Wechſelwirkung der Geifter 
— Mit minder unginffig ald die Kritid und dag literarifche Treiben 
t, ift der gruͤndüchen Behandlung der Philofophie gegenwärtig die Bes 
it de akademiſchen Studiums. Meift nod) unreif, und zwar mit einer 
ammatiſch⸗hiſtoriſcher Sprachkenntniß, welche man Philologie nennt, aus: 
aber chne alle, eder ganz unzureichende Vorbereitung zur Philofophie, 
größere Zahl der Studirenden in die philofophifchen Hoͤrſaͤle, beeitt fich, 
d Pincholegie oder Naturrecht zu hören, um fo fehnell als möglid) an bie 
Fenfchaften” zu kommen, zumal da in den meiſten deutfchen Ländern phi⸗ 
e Prüfungen nicht eingeführt, und Logik und Naturrecht faft die einzigen 
iſchen Discipfinen find, welche gehört zu haben man befcheinigen muß. 
kilpoſtſtudium huldigen viele Lehrer, denen cs nicht wahrer Ernft um die 
t, und fie find im Stande, alle philoſophiſche Disciplinen in weniger als 
ft, mit Einrechnung langer Serien, glüdlidy abzutyun, wodurch jedem 
um Studium der Raum benommen wird. Und doch müffen fich die 
‚ welche das akademiſche Studium durchlaufen, mit ſolchem philofos 
Imterric;t auf Lebenszeit begnügen, da die Wenigjten auf ein gruͤnd⸗ 
rivatſtudium der Philoſophie Zeit, Luft und Siräfte zu wenden haben, 
gest hervor, wie Neth es gegenwärtig thut, dem philoſophiſchen Unter: 
Schulen und Univerfitäten größere Aufmerkſamkeit zu widmen, damit 
die edelſte Örundlage aller humanen Bildung verloren gehe. 44, 
sutiche Poeſie. Auch im ihe offenbart fich der Charakter der 
nl. Deutfhekiteratur und Wiffenfhaft), vorziglic Durch 
Fisfe und Gemüthtihkrit in einer Eräftigen, bildiamen und bedeu⸗ 
en Sprache. Ihre Entſtehung, wie überall, viel üfter ald die ber 
it in Zeiten, wo die übrigen neueren Sprachen entweder noch’ gar nicht 
u, oder in Europa noch nicht eingewandert, oder in tiefer Nacht verbor: 
m. Mir nehmen die drei im Art. Deutſche Literatur bejeich 
itrdume aud) für die Gefchichte der deutfchen Porfie an. I. Die 
der alten deutſchen Eänger, von denen uns Iacitus erzählt, 
h, wenn auch faͤlſchlich, Bardenlieder genannt, find verſchollen. Sie 
bei dem der Echreibefunft nicht mächtigen Volke die Stelle der An: 
CEhroniken und pflanzten daß Andenken großer Helden und Zürften fort. 
Rieder es waren, die Karl der Grofe ſammeln und auffchreiben lieh, iſt 
aber nicht bemwirfen worden. Doch auch von diefen Denkmaͤlern hat 
schaften, es müßte denn das Bruchffüc aus dem Hildebrandelicde, wel⸗ 
zebrüder Grimm aus einer kaſſeler Handfchrift befanntgemadht haben 
12), dahin zu rechnen fein. Nach der Einführung des Chrijtenthums 
and, und namentlich feit Karl dem Großen, bietet die deutſche Poefie faſt 
ibliſche überſetzungen und Paraphraſen dar, die meiſten nur als Sprach⸗ 





212 Deutſche Poeſie IL. Zeitraum) 


denkmdler werthdoll. Detfried’6 „Evangelienharnronie” in kurzen vierzel 
ſtrophen aus Ludwigs des Deutſchen Zeit iſt unter dieſen bibliſchen S 
bedeutendſte. Das erſte deutſche Lied felert den Sieg des Weſifranken 
wigs Ul. über die Normannen (881) und aus den Zeiten Kaiſer H 
bat ſich der Lobgeſang auf deſſen Erzieher, den heiligen Anno, Erzbifche 
in niebercheinifcher Mundart erhalten. In den übrigen Gedichten, d 
Führt Haben, hertſcht die oberdeutſche Mundart, und namentlich die fraͤ 

MI. Die Regierung der ſchwaͤbiſchen Kaifer aus dem Geſchlechte 
laufen nimmt den erften Theil dieſes Zeitcaums ein, das eigentliche X 
der romantiſchen Nitterpoefie und des Minnegefanges, gewöhnlich das 
ſche Zeitalter auch in der Geſchichte der Poeſie genannt, theiis wegen j 
hertſchaft, theils weil die meiften und vorzäglicjiten Dichter dieſer Perie 
niſcher Abkunft waren, theils weil die ſchwaͤbiſche Mundart, als die geb 
teichfte, die allgemeine Sprache der Pocfie geworden war. Der zunehm 
fand Deutfchlands und die dadurch befscberte Cultur, die nähere Bi 
mit Jtalien und Frankreich, vorzlglicy mit der gefangreichen Provence, 
zuͤge welche dem ritterlichen Geifte der Deutſchen einen ſchwaͤrmeriſch⸗re 
Schwung gaben, deredle Kunftfinn des Hohenſtaufiſchen Kaiferftamme 
mit mandyen andeı en Foͤrderungsmitteln die ſchnelle und reich 
lung der Poefie in diejem Zeitraume. Deutfhe Kaiſer und Fuͤrſten fo 
Minnelieder oder ſchmuͤckten ihre Höfe mit den Liedern einheimifcher u 
wandernder Sänger, und poetiſche Wettſpiele (Krieg aufder Wartburg) 
mit Turnieren. Dem Beifpiele der Fürften folgten die Ritter, und die 
auf diefe Weiſe als ein weſentlicher Beſtandtheil in das Leben und di 
hoͤhern Stände ein. Die Reihe der Minneſaͤnger oder Minnefinger,d. h 
‚ger der Liebe, beginnt mit Heinrich von Veldeck (1170), und ma 
Namen von beinahe 300 Dichtern, welche in dieſem kurzen Zeit 
Xiebe, die Frauen und ritterllche Ehre und Zunft in Liedern gefeiert hab 
von dem Ziricher Ritter Rüdiger von Maneffa um 1313 vı 





Sammlung enthält ihrer 140. (Herausgeg. von Bodmer und Breiting 
17658 — 59,2 Bde., 4.) Als die berühmteften nennen wit Wolfi 


Deutſche Poeſie (TI. Zeitraum) 213 


ige Abendmahl genoß und welche nachher deffen Blut aufnahm). Uns 
edichten aus biefem Fabelkreiſe zeichnen fich vorzüglih aus: Wolf⸗ 
von Efhenbadh „Markgraf von Narbonne”, „Titurel“ unb 
', Sottfrieds von Strasburg „Zeiften”, Hartmann 
Aue „Swain”’u.%.m. Endlich bearbeitete man auch die antife Sage 
chte, jedoch in ritterlich modernem Gewande. Dahingehört Heinrich 
Iided’s „Fneidt“ und „Der trojanifhe Krieg” des Konrad 
rzburg. Mit Rudolf von Habsburg und der ihm folgenden unruh⸗ 
des Fauſtrechts beginnt der Verfall des eigentlichen Ritterthums in 
ib und der ihm eigenthlimtichen und von ihm untrennbaren Poeſie. In 
ng6periode ded Minnegeſanges und der Ritterpoefie zu dem Meifterges 
der buͤrgerthuͤmlichen Dichtkunſt finden fich einige bidaktifche und ſatyri⸗ 
von Bedeutung, namentlid „Der Nenner‘ bes Hugo von Irymberg (um 
die Fabeln des Boner, „Der Edelſtein“ betitelt (um 1324). Die epls 
gebt zu den Reimchroniken Uber und die alten Rittergebichte werben zu 
Volksbuͤchern verarbeitet. Die Gefangkunft, vorher ein freies Eigen» 
ebitdetften Stände, und vorzüglich der Ritter, wird, durd) zünftige Mes 
Befege befchräntt, in den Meifterfängerfchulen eingefchloffen ges 
diefe Schulcn bildeten fich um die Mitte des 14. Jahrh., namentlich in 

Strasturg und Mainz, als ein Mittelding zwifchen Akademien und 
gilden aus, und die Handwerker würdigten die poetifche Kunft zu hands 
jer Reimerei herab. Nichtsdeſtoweniger gingen aus diefen Inflituten, 

nicht al® Ergebniffe ihrer zünftigen Ihätigkeit, ein Hans Sachs 
vor ihm bie erften Keime des deutfchen Theaters in den Faſtnachtsſpie⸗ 
and NRofenplüt und Hans Folz hervor. Überhaupt wurde 
weiten Hälfte des zmeiten Zeitraums nur eine Dichtungsart mit entſchie⸗ 
ik behandelt, nicht ohne Einfluß des großen geiſtigenUmſchwunges, welcher 
Reformation herbeiführte, naͤmlich die mioralifch = fatyrifche. Wir nens 


Belege dafür den „Reineke Fuchs“ des Heinrich von Alkmar, dab . | 


te „Narrenſchiff“ des Sebaftian Brand, Thomas Murs 
Narrenbeſchwoͤrung“ und „Schellenzunft”, Rollenhagen's 
ı8ler” und den deutfchen MRabelais, Johann Fifhart. Es 
ich in dem Zeitalter der Meifterfänger eine uͤberſchwenglich komiſche 
he Laune, wie fie kaum zu einer andern Zeit unter den Deutichen 
ft, und fie zeige fich unter der eigenthlimlichen Form gutmüthiger 
und Derbheit, welche den Deutfchen angehörte. Als ein tuͤchtiger Res 
diefer Volkslaune ift der Eulenfpiegel aufzuführen. In diefen Zeitraum 
ie ſchon oben bemerkt worden, bie originellen Anfänge der dramatifchen 
re Deutſchen (feit der Mitte des 15. Jahrh.), welche wir der Schule ber 
zer zu Nürnberg verdanken. Vorher kannte man nur die Mofterien, 
ungen biblifcher Gefchichten, größtentheils in lateiniſcher Sprache. Hans 
Jarbier, Rofenplüt u. A. führten die Faſtnacht sſpiele ein (f.d.). 
fft der geniale und erfindungsreiche Hans Sache (1494 — 1576), viels 
dem Spanier Zope de Vega der fruchtburfte Dichter, dem auch cin Wie: 
zoͤthe ein Denkmal zu fegen, nicht unter ihrer Würde achteten. Andre 
em, wie z. B. „Fauſt“, biieben ungedrudt. Diefe dramatifchen Ver: 
en vorbereitet worden zu fein durch die im 13, Jahrh. fi) ausbildenden 
oltslieder, welche durch die Munnigfaltigkeit im Stoffe, indem fie fich 
ände, Stimmungen und Lagen des damaligen Lebens beziehen, ferner 
finntichen, handelnden Charakter und ihre ungezügelte Freiheit, Friſche 
erkeit, eine in diefer Art neue Erfcheinung darbieten. Sie find jedoch, 
adre lyriſche Gedichte, 5. B. die trefflichen Kriegslieder Weit Weber's 





214 Deutſche Poefle (II. Zeitraum) 


(1476) fein Erzeugniß der Meiſterſaͤngerſchulen. Im 14. und 15.% 
das Singen und Muficiren dem beutfchen Volke Beduͤrfniß geworden. 
zeugte eine In allen Claſſen verbreitete Volks poeſie, welche auch den 
bandwerksmaͤßigen Meiſtergeſang gewiſſermaßen verdraͤngte. Im 17 
ſchadete ihnen die wachfende Gelehtſamkeit und der Ruin des Wohlftant 
dieſem Zeitraum (15. und 16. Jahrh.) fangen auch die epifchen Gedichte 
gorifch und hiſtoriſch zu werben, z. B. Melchior Pfinzing’s „Teuerdank“ 
Marimitian I. zum Helden hat, und die Form der Profa anzunehmen, 
der jegt fogenannte Roman vorbereitet wurde; aus den größern romantil 
dichten hatten ſich früher ſchon Eleinere, al3 Romanzen und Balladen, ab 
Aus den erſtern entftanden die deutichen Volksbuͤcher: „Die Melufine“, 
Tome” und viele andre, welche bis auf unfere Zeiten das Volk ergoͤtzt hab 
ihnen find einige Originale, wie der berühmte „Till Eulenfpiegel". 

IF. Groß wie ein Heros ſteht der Eräftige Luther in dem britt 
raume als religiöfer Sänger da, „deſſen Worte Schlachten find”. Cine 
begann, als die romantifche verſchwand, und mit ihr bie neuere Poeſic, 
Spipe ein achtungswerther Drutfcher, Martin Opig von Boberfeld 
Bunzlau 1579, ftarb 1639) mit der fogenannten ſchleſiſchen Dicyterfd 
Sein kraͤftiger Vorlaͤufer war Rudolf Wedheriin (1584 — 1651.) . 
tionalepos der Deutichen war vergeſſen, feit das Öffentliche und das buͤrg 
ben ſich im entſchiedenſten Gegenſatze der alten Ritterzeit entwickelte; ſi 

Dichter auf lvriſche Darſtellung faſt beſchraͤnkt, und die Gelebrten ber 
auf die Muſter des Alterthums. Die Deutſchen fingen nun an, nad 
Muftern, oder foldyen, nan dafuͤr hielt, namentlich nach Franzoſen 
Ländern, zu dichten, dis dieſe Nachabmung auf die Nacahmung dee 
herabſank, und die Gallomanie ‚die deutiche Poeſie in der erſten Huaͤifu 
Jahrh. im ihrer tiefften Erniedrigung zeigt. In diefem Be 
viele Deutfche, welche in lateiniſcher Sprache bichteten, wie Ba 


— 62), und auch mehre ausgezeichnete deutſche Dichter wie Flermmi 
u. m. A. haben auch lateiniſche Verſe hinterlaffen. Opitz ift durch die E 
der Sylbenweſſuug ſtatt dee Sylbenzaͤhlung und durch die Begründung ei 


Deutſche Poefie (LIL, Zeltraum) 215 


4, um die Unmwahrhelt und Leerhelt des Gemuͤths zu verbergen, und die 
er Empfindung follte eine unerträgliche, ſuͤßliche Empfindeiei vertreten, 
ı verkehrten Richtungen ging auch das große Dichtertalent eines Daun. 
in Lohenftein (1635 — 33) unter. Doch fann man ihm Feuer und 
mlichkeitin Behandlung feiner Mutterfprache, trog Überladung, Schwulſſt, 
nfucht und Sophiſtik, nicht abfprechen. Hätte es zu feiner Zeit in Deutſch⸗ 
Bühne gegeben, fo wire wahrfcheinlich aud) fein dramatiſches Talent auf 
jigern Wege ausgebildet worden. Sein Roman „Arminius und Thus« 
af patriotifche een gebaut, vereinigt die feltenfte Kraft und die Erüftigften 
igen eines in fremdem Schein befangenen Zeitalterd. Seine Nachahmer 
in aufgeblafenen Schwulft und klaͤgliche Empfindelei, z. B. Heinrich Ans 
Ziegler (1663 — 97), Verfaſſer der „Aſiatiſchen Baniſe“, Barthold 
A. Das Vorzuͤglichſte, was in dieſem Zeitraum die Poeſie hervorbrachte, 
sch Die geiſtlichen Lieder, welche wir mehren der oben angeführten Dichter 
r Diele Geſtalt oder Ungeftalt der Poefie dauerte bis gegen die Mitte 
Jahrh. Einige, wie Wernike, befämpften fie durch Wis. Wir fehen 
waͤſſerige und platte Gelegenheitspoeſie auftreten, und es iſt nur aus der 
ı Richtung, welche die Verftandebildung der Deutichen in dieſem Zeits 
tkm, zu erklaͤren, wie man an einem Freih. von Ganit (1654 — 99), 
. Beffer ꝛc. Geſchmack finden konnte. Nur der geniale Guͤnther ging 
ser Leerheit feines Zeitalters unter, Bald jedoch zeigte ſich das Unbefricdis 
- bisherigen Poeſie durd) einen, mit großer Heftigkeit Lange hindurch ge: 
Ztreit zwiſchen Gottfched, welcher nebft feinem zahlreihen Anhange den 
13. Poeſie vermäfferten Geſchmack und die Zugend der Correctheit empfahl, 
Echweizern Bodmer und Breitinger, weldye vorzüglich auf die Mufter 
hums und aud) ſchon auf die Engländer hinwieſen. Viel trug zum Siege 
jeizer bei, Daß während ihres Kampfes einer ihrer Landsleute, Albrecht 
Aler, mit feinen Eraftvollen und gedanfenreihen Gedichten auftrat. An 
8 Schule Enüpfte ſich dugegen der Leipziger Verein jüngerer Dichter und 
ler, von denen einige als Vorläufer des golderfen Zeitalters der deutſchen 
nennen find, wie z. B., J. A. Cramer(fl.1788), Chr. Fuͤrchteg. 
t (ſt. 1769), G. W. Rabener (ſt. 1770), denen ſich auch F. W. Gleim 
). Chr. F. v. Kleift (ft. 1759), J. P. Us (ft. 1796), F. W. Za cha⸗ 
777), verbanden. Ferner zeichneten ſich Friedrich von Hagedorn 
Jand Salomo Geßnerſſt. 1788) als gluͤckliche Befoͤrderer des Wohl⸗ 
ad der Leichtigkeit des poetiſchen Styles ruͤhmlich aus, und Chr. M. 
d leiſtete das Unglaubliche in der grazioͤſen und witzigen Verfeinerung 
n, dem franzoͤſiſchen Geſchmacke zuſagenden Gattungen der deutſchen 
ſt. Am meiſten wirkte F. G. Klopſtock, der Schoͤpfer einer neuen 
rache und der Begruͤnder der dem griechiſchen und roͤmiſchen Alterthume 
eten Proſodie (Herameter und höhere Odenversmaße), und in feinen Dich⸗ 
3 Schwung, Tiefe und Erhabenheit Alles weit hinter ſich laſſend, was 
md bisher angeſtaunt hatte, Neben ihm wirkte als erſter echt deutſcher 
aſt in allen Fächern der Kunſt und Wiffenfchaft, beſonders müchtig aber 
ebenter, ©. 3. Leffing. Um diefe Zeit wirkte auch die erſte Verpflan⸗ 
akſpeare's aufdeutihen Grund und Boden anregend und beflimmend 
zroͤßten deutfchen Geijter, und der göttinger Dichterverein, Bürger, 
Voß, die Stolberg kraͤftigten ihre lyriſche Mufe an ältern und 
und englifchen Volksliedern. Uberhaupt behnte der deutfche Geift, ge⸗ 
ı dem Beten, was die alte und neue Welt in Kunſt und Wiffenichaft ges 
h nad) allen Richtungen fruchtbar aus, ohne doch dudurd) feinen nationa⸗ 
Ipunet zu verlieren, nicht unuͤhnlich ſeinem in dem Herzen Europas gele⸗ 


216 Deutſche Poefie (III. Zeitraum) 


nen Vaterlande. Keine Gattung der Poefte blich unverfucht, und neu 
das ländliche Epo8) wurden erfunden. 
* Zur Bezeichnung ber höchften Bluͤthe der beutfchen poetifchen Literatu 
6, bie Namen Herder, Goͤthe, Schiller anzuführen. Wenn ı 
Gülle Deffen, was biefe drei Heroen gefchaffen und gewirkt haben, Überfd 
möchte man glauben, die Gefchichte grofer Zeiträume in ihnen perfonifich 
ſtellt zu finden. Der Relchthum und dic biegfame Beweglichkeit der deutfchen: 
errangen in dleſer Periode durch bie Nachbildung fremder Dichteriverke fafi 
In bekannten Spradyen der alten und neuen Welt den hoͤchſten Grad, und 
ven Voß, A. W. Schlegel, Gries, Stredfuß erinnern an dieg 
fien Erſcheinungen auf diefem Felde. Der Zweck diefer Überficht erlaubt k 
Mufterung deffen, was die deutſche Poeſie in jeder einzelnen Gat 
fie bis zu Ende bes 18. Jahrhunderts geleiftet hat. Wir verweiſen dah 
auf die Überfichten dieſer einzelnen Gattungen, theils auf die biographifcher 
welche hier einſchlagen. Der Verfall von Deutſchlands Macht und Ba 
während ein benachbartes Reid ſich im Kampfe erhob und dem ganzen i 
Vaterlande Vernichtung androhte, konnte nicht ohne Einfluß aufden®ang de 
ſowle überhaupt auf Kunft und Kiteratur, bleiben. Der Deutſche, duß 
ſchuͤttert und innerlich, in feiner tiefften Nationalität angegriffen, flüchtet 
drängenden und nieberfchlagenden Gegenwart in das herrliche Alterthu 
Volkes zuruͤk, Troſt und Ergebung fuchend in den Sagen und Gefängen 
aus jenen Fernen als lebendige Zeugen herübertönten. Andre gingen den! 
ten Nachtlaͤngen des komantiſchen Mittelalters in Italien, Spanien und 
ben Norden nady, und fo bildete ſich aus der Zeit heraus jene oft in zeitwi 
terthuͤmelel und welſche Suͤßlichkeit und Ziererel freilich ausgeartete, aber 
ſpruͤnglich und im Allgemeinen den Geſchmack erweiternde, kraͤftigende a 
gende Schule ber neuen Romantiker. Unter ihnen glänzen als Kritiker? 
Schlegel und L. Tieck hervor. Die bedeutendften Erfheinungen der 
deutſchen Porfie ftehen mittelbar oder unmittelbar unter dem Einfluffe 





biefe Männer bewirkten Geſchmacksrevolution, und von den ganz felbftint 
nur aus fich felbft erflärbaren Geiſteswerken möchten wol nur die vo 
Daul eine Auszeichnung in einer Gefammtüberficht ber beut 


Deutfhe Pocfle (III. Zeitraum) 217 


bee Werke zu großen Sammlungen in wohlfeilen Tafchenausgaben, bie Übers 
Suche 2. Der menſchliche Geift kann und will nicht ruben; iſt er nicht 
abig, Neues zu fchaffen, fo will er mindeft das Beftchende erhalten, oder 
Prüfung und Sichtung Neues vorbereiten, Died dauert fo lange ale die 
ng des Beflern nicht ganz verloren gegangen. Wir berufen ung ſtatt alles 
ned auf bekannte Thatſachen unferer eignen frühern Kiteraturgefchichte. Ob 
und eine foldye Zeit nahe bevorfiche, oder ob fie wol gar bereit angebrochen 
kim wir unentſchieden; aber das dürfen wir une nicht verhehlen, daß viele 
A Kraͤfte noͤchig find, um fie lange nod) von uns fern zu hälten. Die Lobs 
ber Zeit verweiſen auf die Menge portiicher Erzeugniffe, die alljährlich zur 
ie des müßigen Haufens im Norden und Süden Deutſchlands die Preffe vers 
mund in Tageblaͤttern und Zafchenbüchern zur Schau liegen. Aber wir wenig 
‚wihrkaft Selbftändigen und Eigenthüumlichen möchte da eine firengere Sichs 
laffen! wie Weniges davon möchte zu einer Begeifterung hinreißen, wie 
der eine nicht laͤngſt verfloffene Zeit fo häufig Zeuge gervefen! Niemand 
die Leſewelt, und fage, fie wolle es nicht anders, fie brgehre nur leichten, 
Genuß und verihmähe die Feſſel des wahrhaft Schönen. Mit weicher 
dat fie jede neue Erſcheinung begrüßt, die etwas mehr ald die gemeine Dürfs 
zur Schau trug |! Mit welcher lebendigen Theilnahme bat fie Die erften Gaben 
5, das geiftige Vermaͤchtniß Ernſt Schulze’s in Empfang genommen ! 
te in ihnen glüdliche Vorzeichen einer beffern Zeit zu fehen und hieß fie 
n. So allgemein verbreitet Ift das Gefühl der Unzulänglichkeit Deffen, 
Gegenwart bictet, und die Sehnfucht nad) würbigern Leiftungen. Daher 
m großen Theile der Eifer, mit welchem das laͤngſt Vergeffene hervorges 
% Zerſtreute vereinigt, das Untergegangene aufs neue ind Leben gerufen 
Bas von Älterer deutſcher Poefie irgendivo noch ungekannt vorhanden iſt, 
ft und fort aufgefpürt und zu allgemeiner Kunde gebracht; Volkslieder, bie 
e Stimmen untergegangener Tage alle Achtung verdienen, werben 
gſammelt (Sammlungen von Meinert, von Schottfy und Ziska), alte 
a and Märchen, in denen oft allein bie Poefie einer ganzen Zeit niedergelegt 
Untergange gerettet (Sammlungen der Brüder Grimm), halbvergeffene 
e einer fpätern Zeit, mit zweckmaͤßiger Auswahl des Beſſern, in neuen 
der Leſewelt näher gebracht („Flemmings Gedichte” von G. Schwab und 
8 „Bibliothek deutfcher Dichter des 17. Jahrh.“, Hagen’s „Gottfried 
Etrasburg“, deffelben und Primiſſer's „Heldenbuch“, Buͤſching's „Hans 
„Muͤnch's „Hutten“ ıc.) und auch wol neuere Dichterwerke, mit dankba⸗ 
ennung ihres Verdienſtes, zu vollſtaͤndigen Sammlungen vereinigt, aufs 
Umlauf geſetzt. Wo die Gegenwart volle Befriedigung gewaͤhrt, da mag 
dann und wann die Vorliebe Einzelner dem Vergangenen zuwenden, aber nie 
die letztere fo zur herrfchenden Neigung werden, tie dies in unfern Zagen uns 
her der Salt iſt. Damit fcheint uns die Eritifche Sichtung der Zeit auf das 
je zuſammenzuhaͤngen. Es iſt noch nicht gar lange her, daß Deutfchland an 
wenigen namhaften kritiſchen Inftituten genug hatte; jegt fehen wir nicht 
Anzahl ber eigentlichen Recenfiranftalten bedeutend vermehrt, fondern auch 
enden, der leichteften Unterhaltung gewidmeten Tageblättern, die ſich bis 
it gelegentlichen Anzeigen und Theaterkritiken begnügt hatten, beurtheilende 
hinzugefügt, ſodaß wir in Kurzem für jede Art cinfamer und gefelliger 
heltung, für Iheetifche, Caffechäufer, für feinere Converſationscirkel, Ges 
Kimmer und Zabernen befondere Eritifche Blaͤtter aufzumeifen haben werden, 
k fo vervielfältigte Gelegenheit, auch bei mittelmäßiger Kraft vor aller Melt 
ichter zu fpielen, der Kritik felbit erſprießlich geweſen oder Eünftig fein vorche, 
Nee füglich umerörtert bielben; wenn und aber babei oft eine wehmürkige Se 




















218- Deutſche Poefle (TIL. Zeitraum) 


innerung an die gelſtreichen Wortführer einer frühern Zeit, bie mindeft m 
was fie wollten, angewandelt hat, und wenn diefe Empfindung nur noch ve 
wird ducch das einzelne, obwol feltene Treffliche, was hier und da fich Dirbiet 
bedarf auch dies wol keiner Erflärung. Könnten uns diefe Thatſachen zufan 
genommen leicht in dem Glauben beftärfen, als neige es ſich witklich mit dem 
poetifchen Schaffen unter und bereitd zum Ende, fo belebt wieder mandd] 
wtebige, was bie jüngfte Zeit zum Vorſchein gebracht, aufs neue den Mut 
die Hoffnung. Ünd fo wenden wir ung denn fogleich zu dem, was imbrm 
dichterifchen Exfcheinungen ber Zeit Exfreuliches und Hoffnungsreiches fi 
tet, ohne das Entgegengefegte ganz mit Stillfchtveigen zu übergeben, # 
hierbei nicht darauf abgefehen ſein könne, Einzelnes zu entwickeln und au 
len, fondern vielmehr, in allgemeinen und flüchtigen Umriffen auf Dash 
was ſich ung aus den Beſtrebungen ber jüngften Zeit als eigenthlunlich 
Ben, verftcht fich von ſelbſt. — Es ift ſchon von Andern bemerkt no 

die Poefie des Tages vorzugsweiſe dem Iprifchen Elemente zuneige, und 
auf die anſchwellende Maſſe von Liedern und Liedlein, die unfere Alm 
Zeitblätter Jahr aus Jahr ein zu Markte bringen; fehen wit, wie 
Drama daffelbe Element in ſich aufzumehmen ein Bedenken fragen; nehm 
neben wahr, mit welcher Ämſigkeit die Iprifchen oder dem; Lyriſchen 
Werke des Auslandes auf deutfchen Boden verpflanze werben, ſo duͤrſte 
Sache ſelbſt kaum ein Zweifel zu erheben fein.  Gedenfen wir dann berli 
eignißfchtweren Zeit und wie eine foldye wol gerignet fein Eönne, den 
ſelbſt zuchezubrängen und ihm zu noͤthigen, in bem Mittelpunkte feiner 
füßle-v& der Übermacht der Aufern Erſcheinung Schug und Nube zu fi 
ſcheint uns auch eine derHaupturfachen gefunden, warum es alfo hat ko 

fen, - Manches Andre mag mitgewirkt haben; fo leugnen twir nicht, daß 
tung fchonin einem frühern Zeitraum unferer Literatur vorbereitet worbenz 
wie gern zu, daß es leichter fei, ein fehlerfreies Lied zu dichten, als eim 
Epos oder Dramaz und die. Mittelmäßigkeit und Werthloſi— 





durch diefe Kleinarbeit in unferer poctifchen Literatur immer heimifcher 
Raßmann's namenreiche Dichterverzeichniffe zu Binden anzuſchwellen 


Deutſche Poeſie (IH. Zeitraum) 219 


im Gebiete der epifchen Poeſie zu berichten. Ernſt Schulze's „Bezauberte 
ud „Gicilin”, ſowie Fouqus 8 „Corona“ gehören nicht mehr der neucften 
und doch dürfen und müffen wir hier an fie erinnern, da feit ihnen nichte, 
tihnen um den Preis wetteifern Eönnte, in biefer Gattung erfchienen ift. 
8 fogenannte Homer’fche Epos, das in der Sage, alfo in dem innerften 
sben des Volks feine Wurzel bat, in unferer bijtorifch abgeklaͤrten Zeit nicht 
deihen fönne, fieht man, ſcheint cd, nach gerade ein; daß aber jene Ver⸗ 
tromantiichen Epos fo wenig Nacheiferer gefunden, bürfte bei der herre 
ı VBormeigung zum Lyriſchen auffallen, wenn nicht die Schwierigkeit der 
g und ein gewiſſer Starrſinn des groͤßern Leſepublicums gegen metriſche 
werke von einiger Laͤnge, vielleicht auch die Scheu der Dichter ſelbſt vor 
an deren Vollendung Jahre zu fegen waͤren, die Erfcheinum hinlaͤnglich 
n. — Und hier gedenken wir ſogleich, da es ung nicht um ein kunſtgerechtes 
es Fachwerk zu thun ſein kann, der Romanze, deren innerſtes Weſen, ſeit⸗ 
e Klänge auf ſpaniſchem Boden verhallt find, von keinem Volxe fo tief und 
seiffen worden ift als von dem unfrigen, und wenn wir bier abermals, 
ge vor Auen, Uhland nennen, fo gefchieht es, weil wir ihn gerade zur Diefer 
g vor allen andern deutichen Dichten berufen glauben. — Gern ſchwiegen 
reiner Gattung, die lange und mit Recht zu den begünftigft ien gehört bat, 
re, mit unverdienter Vernahhläffiaung, nur von wenigen unferer deffern 
meiſt von feichen, die Ihr von jeher ihre Kräfte zugewendet haben, bear- 
id. Mir meinen den Roman. Mas von Edhilling, Ir. Laun, Sr. 
„Clauren und van der Velde, von Hoffmann und Fonuqué in diefer Gat⸗ 
ſpendet worden, hat immer dankbare Leſer gefunden; dennoch fcheint es, 
eit Kurzem die Novelle oder novellenartige Erzaͤhlung die beſten Kraͤfte fuͤr 
in nehmen wolle, ſodaß ſelbſt Goͤthe in feinen vielfach beſprochenen „Wan⸗ 
en recht, als waͤre es ihm darum zu thun, dieſe Eigenheit der Zeit zu paro— 
öfters den Gang des Romans unterbricht, um an ſchickliche er Stelle eine an⸗ 
x Etzaͤhlung der Art einzuſchalten. Was auch die naͤchſte Urſache davon 
se; ob mehr die engen Grenzen, welche die raͤumliche Def chraͤnkung unferer 
ahe dem erzaͤhlenden Dichter vorfchreibt, ober die groͤßere Leichtigkeit und 
igkeit des pecuniniren Gewinne, oder aber jene echte Vorliebe, die, bei 
denem Talente, Beruf heißt: fo viel ijt gewiß, daß wir ung diefer veränder: 
htung hoͤchlich zu erfreuen I atten wenn jedes Jahr nur eine Erzaͤhlung uns 
wie Tieck's neueſte Novellen, „Die Gemaͤlde“ bis zum „Dichterleben“ (in 
rania“ 1826). Indeß mag das ſchon Freude gewaͤhren, mas in dieſer Gat⸗ 
n v. Loͤben, H. v. Chezn, von Arnim, F. Horn, Fr. Kind, Wilib. Alexis 
hrenwerthes, zum Theil Meiſterliches geboten worden iſt. Auch ſteht zu 
daß eine gewifle weiche Verſchwommenheit und Breite, die hier und da in 
rt Darſtellungen nody wahrzunehmen gewefen, bei fortgefestem Studium 
tigen, geftaltreichen, von Lindau und einigen Andern mit Glüd übertrages 
Scott' ſchen Romane allmälig verſchwinden werde. 
nter allen Dichtarten ift keine in der Ichten Zeit fo eifrig bearbeitet worden 
dramatiſche, namentlich die Tragedie und das ernſtere Schauipiel, und 
int es, als ob fein junger Dichter auf foldhen Namen Anſpruch madyen zu 
glaube, menn er nidyt ein oder ein paar Trauerſpiele über die Breter gefens 
. Mag bie Erfenntniß der hohen poctifchen Vedeutung diefer Gattung, 
die Zeit ſelbſt, die mit mehr Gluͤck, als die meiften ihrer Dichter, den tra⸗ 
Dolch gefchwungen, ihr Theil daran babın, das läßt ſich dennoch nicht ver: 
daßz manche unreine Triebfeder auch mit unterselaufen, von der unfere fru: 
amatiichen Dichter, denen es um die Kunſt ein beiliger Eumit war, wire 
Die tbratralifche Darſtellung bes dynen Werkes dat, au bei ven 


> 





220 Deutſche Poefle (III. Beitraum) 


ſchwachen Kräften, die ben meiften heutigen beutfchen Bühnen zu Gebo 
fo viel Verführerifches, Applaus der Menge, wenn es gelingt, oft nur du 
der Buͤhnenkuͤnſtler gelingt, fo viel Reiz, die Ausficht auf pecuniaire ! 
iſt bei der dermaligen Einrichtung, nach welcher ein dramatifches Gedicht, 

in den buchhaͤndleriſchen Vertrieb kommt, mehrmals handfchriftlich zu I 
tragen wird, fo ficher, daß man fich nicht wundern darf, wenn junge Dicht 
ein gutes Ausfommen und das laute Lob der Menge Uber Alles geht, dab 
führt, einer Gattung ſich hingeben, der fie leider nur allzu felten gewad 
Daher fo viele verunglücte Verſuche, daher bei aller dramatifchen Frut 
die bejammernswuͤrdige Leerheit unferer Theaterrepertorien. Gute Ver 
und eine reine Sprache findet man nun wol in ben meiften jener Verſuch 
aber gelten dieſe uneriaßlichen Erfoderniffe bei Dichter und Publicum nur z 
Surrogate der Poefie felbft, ſodaß man die Correctheit und Gefchmeibi, 
Ausdruds ſchon hoch anrechnet und zufrieden ift, wenn hier und da ein anz 
Bild die innere Leere verbirgt. Aber wie arm erfcheint nun dad Meifte an 
Poefie, an innerm frifchen Leben, an dramatiſcher Vollendung. Cine bi 
Graͤßliche hinabgetriebene Unnatur, mit der man die naͤchſtvergangene Z 
bieten zu wollen ſcheint, kann body unmöglidy bie echte tragifche Größe 

Möchten doch unfere jungen Dichter, die bald von einem übermächtigen S 
erdruͤckt fehen, bald in geifttofer Form fich ſelbſt verlieren, endlich einmal fidy« 
Ben, bei Shakſpeare und Calderon in bie Schule zu gehen um von ihnen zu ler 
nur bei ber innigften Vermaͤhlung des Stoffes und der Form von einem Ru 
die Rede fein koͤnne. Die Überfegertuft unferer Tage kommt ihnen zu Hülfe, 

Fer Theil der Meiſterwerke Shakſpeare's liegt in theilweis trefflichen Überte, 
vor Aller Augen, und auch Galderon ift und durch Die meifterhaften Überfegun 
Gries, Schlegel und v. d. Malsburg näher gebracht worden. So Intıpfen | 
hier wieder Hoffnungen an, gegründet auf manches aud) in verfchlten Beſti 
noch fichtbare Talent, gegründet aber auch auf einzelne mehr ober weniger er 
Dichtungen, mit denen von Houwald, Werner, Grillparzer, Kind, Raupach 





— Immermann, Robert u. A. in dieſer letzten Zeit die Leſewelt 
juͤhne beſchenkt, ober, tie von Kleiſt, nach ihrem Tode noch erfreut haben. 


Deutfche Profn 221 


ud role hätten und deß freuen müffen, wenn fie nicht unter feindfeligen 
inem Dolche geworben waͤre, der gegen ben Eingelnen ausſtoͤßt. Jene 
es nur mit der Sache zu thun hat, ift immer willkommen; nicht fo 
Smliche, die, im Dienfte eines beleidigten, Üüberfpannten und krankhaf⸗ 
fühl und der Erbitterung fi) an dem Charakter des Individuums has 
haft, ja feibft pöbelhaft vergreift. Wir haben nicht nöthig, Namen 
3a Jedermann fie ſich jeibft nennen wird ; aber wol wünfchen wir, ohne 
yingten Lobrednern einer dahin geſchiedenen Zeit zu gehören, daß auch 
ebiete die Gutfinnigkeit und die beſſere Sitte früherer Tage zuruͤckkehre. 
es Zeichen der Zeit in der neueften [dyönen Literatur Deutfchlande ift 
mehr Überhandnehmende und immer frivoler werdende Auslinderet. 
x deutfchen Poefie, das Gefühl des Mangels an etwas wahrhaft Gros 
kigenthuͤmlichkeit und Vollendung Epoche Machendem im Vaterlande, 
ve Blicke vorzuglid) nach England, mo burdy Byron, Scott und Moore 
'eriode der Poeſie auf eine glänzende Weife erfchaffen worden war. 
aahme des Deutfchen an dem wahrhaft Großen und Neuen in der Lites 
temben vielfach verwandten Nation konnte an und fuͤr ſich nicht tadelns⸗ 
m, aber fie artete gar bald in überſchaͤtzung und modifche Begier aus, 
t beſchraͤnkend auf die Meifter, führte fie wetteifernd auch des Schuͤ⸗ 
elches jenen beliebten Geiftesrichtungen ded Einen oderdes Anbern von 
hrern nachlief, nicht ohne Nachtheil und Ungeredjtigkeit für deutfche 
ducte in Nachdrüden, Überfegungen und Nachahmungen zu uns Über. 
glomanie bald Mode wurde und durch die Scott’fchen Romane aud) 
eſewelt ergriff, fo konnte ed nicht fehlen, baß die buchhaͤndleriſche 
elleriſche Speculation dadurch rege wurden, und die Überfegungstunft 
e Weife in fchnelles Sabrikroefen unter. Die Beifpiele davon liegen 
:am Tage, ald daß wir fie namentlic) anzuführen brauchten. Das 
abenmwefen und der Wetteifer in Wohtfeilheit der Drucke brachten diefes 
gen immer tiefer herunter, und fo wurde nicht nur das ausländifche 
yndern auch die Ehre der deutfchen Literatur durch dergleichen Arbeiten 
ehmungen geſchaͤndet. Frankreichs Modeliteratur blicb nun auch 
und da ſie weniger reich und anziehend als die engliſche iſt, ſo muͤſſen 
ſſiker derſelben ſich wol auch in die liederliche Ubertragungsjagd der 
otheken fuͤgen, ja ſelbſt die alten Heroen der Poeſie, Cervantes und 
hat man auf ſolche Weiſe fuͤr die Gemeinheit des großen Modege⸗ 
echt gemacht. Meyer's ſogenannte freie Bearbeitung des Shakſpeare 
iplusultra Deſſen, was auf dieſem Felde frecher Unverſtand zu leiſten 


gedenken wir aber auch Deſſen, was in dieſen letzten Jahren die deutſche 
3 dem Auslande in würdigen Übertragungen empfangen bat, und vor 
Nante’ von K. Streckfuß. Tieck ift damit befchäftigt, A. W. Schles 
ung des Shakſpeare zu revidiren und vollftändig zu machen. Uns» 
meiterungen unſers poetifchen Horizonts find die Übertragungen von 
, wie Zalvj ung foldhe aus Serbien, W. Müller aus dem neuen Gries 
) Kauriel’s Sammlung und Rhefa aus Fitthauen geliefert haben. 50. 
ſche Profa. Dem, was wirind. A. Deutfche Literatur 
fagt haben, fügen mir noch Folgendes hinzu. Die beutfche Profa 
Herrſchaft der fremden, d. i. der lateinifchen und romanifchen Spras 
Jeit von derjenigen Ausbildung zurüdgehalten, welche jede Sprache 
ftſprache erhält. Die erften Beiträge zur Bildung derfelben finden 
erfegungen (vom 11. Jahrh. an). Ein freieres Feld eröffnete fich ihr, 
eutſch predigte (denn die Kanzelberedtſamkeit ift faſt der einzige Zweig 


222 Deutfches Recht 


der Öffentlichen Beredtſamkeit bei den Neuern) und polemiflete Nz ſpaͤte 
die Miffenfchaften in deutfcher Sprache bearbeitete und vortrug (feit% 
1694). Darum ift such der didaktiſche Vortrag der herrfchende in der 
Proſa geblichen. Diefem zunaͤchſt iſt der hiſtotiſche und erzählende a 
en Deutichen auegebildet worden. Die erfie deutſch geſchriebene 
fi von Stiinbörel (Ulm 1473). Es genügt hier, die wichtigſten 
vollſien der neueren Proſaiker der Deutfchen, deren Werke claſſiſch genan 
tönnen, anzuführen. Hierher gehören als einentliche Stifter der neuerr 
Profa: Leſſing, der große Theolog Kor. Moshcim, Vater der neuern 
Kanjelberedtſamteit (geb. 1694, ft. 1755), und f. Nacfolg Serufal 
Gramer, Spalding, Zollitefer, Teller, Stumm, Neinbard, Erd, Hanſ 
bed, Stolz, Löffler, Schleiermacher, Niemeyer, Ammon, Marejzoll, 
Veillodtet, Harms, Draͤſeke, Krummacher, Tzſchirner, Schuderoff; 
Winckelmann (ft. 1768), Juſtus Moͤſer (ft. 1794), Heif. Pet. Sturz ( 
Duſch, Joh. Kaip. Lavater (fl, 1801), M. Heinfe, Georg Forſter, Licht 
Bimmermann, Engel (ft. 1802), Moriz, Sutzer (it. 1779), Thom. Abtt ! 
Garve (ſt. 1798), Moſes Mendelsſohn (ff. 1736), Mufius, Wielant 
vorzuͤglich aber Göthe, v. Thuͤmmel, Klinger, J. P. Miller, Kogehur, 
Schlegel, befonders A. W. Schlegel; i 
Joh. Mütter, Sch. N. Voigt, Poſſelt, Chi 
Pölig; in dem phitofophiichen Vortrag: Kant, Heidenreich, Fichte („Ne 
deutiche Nation”, Mufter kraͤftiget Bercht mleit ‚Schelin 


cobi, 
pen, der wahrhaft popula J 
Voß, E. Ei Far Görres —8 ; in der eigentlichen Re i 


Jacobs, Delbruͤck; ja ſelbſt ſſ 

ſtaͤnde: Feuerb chariaͤz in der Schilderung der Natur: von Humt 

im Kleinen M n. (Bl. Deutſche Sprache.) 
Deutfhes Recht (Jus germanicum). Die germanifthen « 

welche fich endlich zu einem deutfchen Volke in ber engern ® 

darin einen eigenthuͤmlichen gemeinfchaftlichen Charakter entwickelt haben, 





Deutſches Recht 223 


m Franken zwiſchen 511 ımd 53%; der Baiern ımd Alemannen zwi⸗ 
und 638; der Friefen, Sachſen, Augeln aus den Zeiten Karls des 
er Lengetarden von 643 an bis 724; der Angelſachſen von Athalbert 
01 — 604 bis zur normanniſchen Eroberung.) So übereinflimmend 
er derfelben im Ganzen ift, fo unficher iſt doch der Schluß von einem 
ne auf den andern in Anfehung ber einzelnen Verhältniffe, und fie beduͤr⸗ 
ich einer viel iſolirtern biftorifchen Behandlung ale ihnen bisher zu Zheil 
Finen Anfang dazu madıt Philipp’s „Befchichte des angelſaͤchſiſchen 
jöttingen 1825.) Den zmeiten Abſchnitt bilden die koͤniglichen Capi⸗ 
ſpaͤtern Zeit, mo fich die fönigliche Gewalt [hon mehr zur Staatöge- 
n hatte, deren Wirkung für dus eigentliche Deutfchland aber in An 
3 Umfangs und ihrer Dauer noch genauerer biftorifchen Unteriuchungen 
ad fühig ift. Von dem 10. Sahrb. an wurde dus Lehnverhaͤltniß faſt 
Form des Grundbeſitzes und feibft die Grundlage des öffentlichen Rechte; 
dech das Bedürfnig eines vollftindigern und geregelten Rechtsſyſtems, 
zunehmende Bevölkerung, Landesanbau, Gewerbfleiß und Handel 
anze weftliche Europa erweckte, fo wenig befriedigen, daß das römifche 
hes bald nachber im obern Italien von neuem gelehrt wurde, Schüler 
aͤndern an fich 309, und alle Rechtsverfaſſungen mehr oder weniger 
Theils Nachahmung, theils Oppofition ward die Veranlaffung, auch 
‚heimischen Rechte in fuftematiicher Form zufammenzuftellen, wovon 
tung Eike's (Ekkard's) von Repkow, fpäter der Sachſenſpiegel genannt 
215 und 1235) in Deutſchland eine zahlreiche Nachkommenſchaft von 
zen, Umarbeitungen, Auszügen und Nacıträgen nad) fich gezogen hat, 
ı Siofelbe Zeit faft in allen europaͤiſchen Rändern von Neapel ( Kaifer 
[. Sefegbud) durch Peter de Wineis 1231) bis inden Norden (K. Wol⸗ 
juͤtiſches Necht 1240) ein Ähnliches gefchah, und eine Menge von 
vol durch ausdruͤckliche Geſetze als durch Gewohnheit ihre eignen Rechte 
218 Anſehen des roͤmiſchen Rechts (zu welchem das longobardiſche Lehn⸗ 
(nhang bildete) wurde deſſenungeachtet immer groͤßer und allgemeiner, 
elbſt in öffentlichen Angelegenheiten bedeutenden Einfluß; die gemein⸗ 
eſetzgebung des Reichs wurde durch die immer mehr bervortretende Lan⸗ 
ch mehr gelibmt ; die einbeimiſchen Rechte Ichten aber in den Gerichten 
tuͤhlen, Landgerichten ) ebenfalls fort, und hatten, bei großer Abwei⸗ 
zelnen, Doch auch manche gemeinfchaftliche Grundlagen ; bis ſich end» 
lich vom 19. Jahrhundert an, eine feitbem immer höher gefliegene 
et Zandesgefesgebung (der Partienlarrechte) hervorthat. Faft 
ekam feine Landesordnung, der Reichskammergerichtsordnung v. 1495 
aͤtern Umarbeitungen und Zuſaͤtzen folgten Landesproceßordnungen, der 
nung K. Karls V. (welche den fuͤrchterlichſten Mißbraͤuchen der Straf⸗ 
gengeſetzt wurde) peinliche Gerichtsordnungen der einzelnen Staaten. 
ht verlief man um die Zeit des dreifigjübrigen Krieges die romanlfis 
ide, und fing an bie nationalen Quellen deffelben hiſtoriſch zu brauchen, 
wendlich auch wieder auf die wiffenfchaftliche Bearbeitung des Private 
t wurde. Man muß hieran dem berühmten Hermann Conring (ff, - 
n großen Antheil zuichreiben, obgleich Georg Beyer der erſte war, wel⸗ 
ı Wittenberg eigne Vorleſungen über das deutfche Privatrecht hielt, 
man jegt van deutſchem Recht fpricht, fo verfteht man darunter nur 
ht, inſofern die Quellen des in Deutfchland geltenden Rechts nicht 
vn und püpftlichen Geſetzgebung aefucht, auc) nicht aus der particula- 
ung der einzelnen Kinder abgeleitetwerden. In welcher Art man bier von 
‚en deutſchen, wirklidy gültigen und brauchbaren Nechte fprechen koͤnne, 





224° Deutſches Reich 


üft ſeht beſtritten worden. Zuerſt war man ſehr freigebig damlt, allgeı 
ſche Rechtsgewohnheiten, und Entwickelungen aus gewiſſen Grundbeg 
ſcher Rechtsverhaͤltniſſe anzunehmen, aus welchen ſich Theorien uͤber d 
fammenfügen, wovon aber die einen oft fo unſicher waren als die andeı 
von fehr localen und zufälligen Beftimmungen das Allgemeine abzuteit 
ten. Andre leugneten daher lieber das Dafein eines gemeinen deutid 
als wahrer unmittelbar verbindlicher Rechtsnormen ganz, und ließen fı 
Erklärung der Particulargefege und Ergänzung ihrer Luͤcken aus einer c 
Theorie und Analogien gefallen. Das ift aud im Ganzen die Anſicht d 
Bearbeiter bed deutichen Privatrechts, nur dag Eichhorn („Einleitung in: 
vatrecht“, Göttingen 1823, 2. Ausg., 1826) die leitenden Principien jed 
inftituts, welche zu Erftätung und Ergänzung des pofitiven Rechts di 
Laͤnder dienen follen, bloß auf dem hiſtoriſchen Wege aus der Übereinftir 
ätteften Rechtsdenkmaͤler und Ihrer Fortbildung abzuleiten ſucht. (Ne 
gunennen Mittermaier's „Srundfäge d. d. Privatrechts“, Heidelb. 182 
1826). 

Deutfches Reich, Das deutſche Reich entftand durch di 
der fehnkifhen Monarchie im Vertrage zu Verdun 843. 924 um 
hinzu, König Dtto der Große verband 961 das Königreidy Italien u 
romiſche Kaiferkrone mit den deutfchen Reiche, das hierauf das heific 
KReich deutfcher Nation genannt wurde, Doch waren bie italienifche 
nicht Stände des deutſchen Reichs, fondern fanden mit bemfelben in ble 
verbindung, welche erft in den neueften Zeiten gänzlich aufgelöft worden 
men warb feit Otto dem Grofen als ein Theil des deutfchen Reichs betra 
blleb es bis zur Auftöfung deſſelben. Auf kuͤrzere Zeit erfannten ſelbſt 
von Dänemark wegen Jütland (948), die Könige von Polen wegen Ed 
Ottos IL. Zeiten bis 1355, die Könige von Ungarn, als ſolche, von 
zu Heinrichs IV. unruhiger Regierung, die Oberlehnsherrtlichkeit ded 
Reichs an. In aͤhnlichem Verhaͤltniſſe gegen daffelbe ftand Preußen, als! 





der beutfchen Ritter, von 1230 — 1525, und Lirfland, das den Sch 
gehörte, von 1205 — 1556. Mit der deutfchen Krone hatte Konad 








226 Deutſches Reid) (Stände) . 


Hung und Krönung gebeten. Aber Ludwig der Baier verordnete 
duch die Stimmenmehrheit Erwählte durch biefe Wahl rechtmaͤßi 
feine paͤpſtliche Krönung und Weihe nöthig ſei. Die Krönung u 
Karl der Große eingeführt hatte, zu Aachen, fpäter immer zu Fran 
Die Reichsinſignien und Reichskleinodien, weiche man. bei der Kai 
brauchte, wurden theils feit Siegmunds Zeiten zu Nürnberg, theils 
wahrt. — Als fpäterhin die deutfchen Kaifer ſchon bei ihren Kebze 
folger wählen ließen, führten Letztere bis zur Geiangung zum Kaifert 
ſchen Königstitel. Der erfte römifhe König diefer Art war Hein 
Sohn Kaifer Friedrich II., gewaͤhit 1220. Audy ein folcher rd 
mußte eine Wahlcapitulation unterfchreiben, durfte ſich aber währı 
jeit des Kaifers nicht in die Reichsregierung miſchen. Außet den £ 
ten gab es auch Reichserbbeamte, die ihre Würben von jenen zu Lehn 
Kurfürft, Erbämter und Erzämter.) Auf den Fall des 2 
Minderjährigkeit oder langen Abiwefenheit des Kaifers, waren du 
Bulle der Kurfürft von Sachſen für Ober= und Niederfachfen und V 
der Kurfuͤrſt von der Pfalz in dem fräntifchen, ſchwaͤbiſchen und den 
reifen zu Reichövicarien beftimmt. Sie übten, jeder in feinem 2 
alle Taiferliche Rechte (mit Ausſchluß der Fuͤrſten und Thronbelehm 
Kaiſerthrone felbft geſucht werben mußten) 6, hatten bie Einkuͤn 
die oberfte Gerichtöpflege, und fegten cbenfallß jeder in feinem Bezl 
tiatsregierung ein, welche die Befugniffe des Reichshoftaths verfal 
ſchaͤfte mit dem. Tode des Kaiſers aufhörten, Das Reichskammerge 
fegte im Namen der Reichsverweſer fein Amt fort. Auch fonnten die 
Meichötage berufen, und bie angefangenen fortfegen. Öftteihund 2 
ten fein Reihhevicariat an. In Italien war der Herzog von Savopaı 
Die Stände bed Reihe (Reicheftände) oder die unmittell 
beffelben, die aufden Reichstagen Sig und Stimme hatten, waren e 
liche, zu denen die geiftlichen Kurfürften, die Erz» und Biſchoͤfe, Pr 
Abtiffinnen, der Hoch ⸗ und Deutfhmeifter und ber Johannitermei 
wurden, oder weltliche, nämlich die weltlichen Kurfürften, Herzoge, F 





Deurfches Reich (Keihsrag) 227 


ver beriefen die Raifer jährlich zweimal ordentliche und auch außerordent⸗ 
verfammiungen (Comitien) zur gemeinfchaftlichen Berathung mit den 
er das Beſte des Reichs. Die Stände hatten; als Reichskörper, mit dem 
meinfchaftliche Ausübung aller Majeftätsrechte, mit Ausſchluß der kaiſer⸗ 
vate. Alle von ber Enticheidung des Kaifers und Reichs abhaͤngenden 
eiten Eonnten nur auf dem Reichstage verhandelt werden. Dieler wurde 
ortmwährend zu Regensburg gehalten. Früher erfchlen der Kaifer pers 
ven Reichstagen, in [pätern Zeiten durch feinen Principalcommiffariuß, 
yefürft war und einen Concommiffarius zur Seite hatte. Kurmainz, als 
nzler in Deutfchland, war Director der Reichsverſammlung. Die 
chen Geſandten überreichten ihre Beglaubigungsfchreiben ſowol dem 
mmiffarius als dem Kurfürften von Mainz, bei welchem Legtern fich 
Imärtigen Sefandten legitimirten. In Abweſenheit des Reichserzkanz⸗ 
:ihn fein Divectorialgefandter. Alles an den Reichstag Gerichtete ging 
m; und wurde von der mainzifchen Kanzlei den übrigen Kanzliften in 
ictiet, fpäterhin gewoͤhnlich gedruckt vertheilt, welches die Dictatur hieß, 
ablungen gefchahen in drei Collegien, nämlich: 1) Dem Kurfürftencolies 
dieſem fammelte Kurmainz die Stimmen, und gab bie feinige an Sachs 
Dem fürftlihen Collegium, welches ſich in die weltliche und geiſtliche 
te (die proteſtantiſchen Biſchoͤfe von Luͤbeck und Osnabruͤck ſaßen «uf 
bank). Die Reichsgrafen hatten in dieſem Collegium keine Virilſtim⸗ 
m waren in die wetterauiſche, ſchwaͤbiſche, fraͤnkiſche und weſtfaͤliſche 
k, von welchen jebe nur eine Stimme (votum curiatuın) hatte, getheilt, 
e Reichspraͤlaten oder Abte, Pröpfte und Abtiffinnen. Sie theiten fidy 
äbifche und cheinifche Bank, und hatten zufammen nur zwei Stimmen. 
torium in dem Zürftencollegtum führten abwechſelnd der Erzbiſchof von 
ab der Erzherzog von Öftreih. 3) Dem reichsftädtifchen Collegium, ges 
reheinifche und ſchwaͤbiſche Bank. Die Reicheftadt, wo der Reichstag 
übe, hatte das Directorium, und jede Reichsſtadt hatte eine Stimme 
sichötage. Megelmäßig entfchied die Stimmenmehrheit, nicht aber in 
und folhen Sachen, melde Rechte der einzelnen Reichöftände betrafen. 
us catholicorum.) Jedes der dreireichsftändifchen Collegien faßte 
fe beſonders. Darauf verfammelten fich das kurfuͤrſtl. und das fuͤrſtl. 
in einem Saal, wo fie Ihre Verhandlungen bis zu einem gemeinſchaftll⸗ 
uß fortfegten. Dies hieß die Res und Corelation. Hierbei ward dad 
che Collegium nicht zugelaffen ; doc) ward ihm jener Beſchluß mitges 
dann, er mochte nun die Beiftimmung der Städte erhalten oder nicht, 
utachten dem Kaifer übergeben. Erhielt er nım durch ein Baiferliche® 
18 = ober Beftätigungsdecret Geſetzeskraft, fo hieß er Neichsfdluß oder 
ufum. Den Inbegriff fämmtlicher Befchlüffe eines Reichstags nannte 
ibfchieb oder Reichsreceß. Waren der Kaifer oder die beiden Collegien 
ward ber Gegenftund ausgefegt. Wenn bloß die Neichöftädte nicht ein« 
»urde ed zwar zu Protokoll genommen, aber ohne weitere Folge, troß 
ungen des mweftfälifchen Friedens, der auch ihnen auf dem Neichdtage eine 
e Stimme zuficherte. Mach erfolgter Unterfchrift der Reichsbeſchluͤſſe 
elben befannt gemacht, und den Reichsgerichten zur Einregiftrirung und 
ig mitgetheilt. Manche Angelegenheiten wurden auch durch Ordentliche 
wdentlihe Reichsdeputationen (I. d.) entſchieden. Die Reichs⸗ 
19 hatte das Recht, Gefege zu geben, aufzuheben und auszulegen, Krieg 
ı zu befchließen, Gefandte anzunehmen und zu [hiden, Buͤndniſſe und 
u fchließen u.f. w. In Ruͤckſicht der zu unternehmenden Reichskriege, 
ie Berathichlägung bucch ein kaiſerl. Commiſſenederꝛ. vorgeſchlagen 


+. 





228 Deutſches Reich (Reichstag) 


werden mußte, entſchied Mehrheit der Stimmen;; und auch bie Staͤn 
in einen beſchloſſenen Reichskrieg nicht gewwilligt hatten, mußten, nac 
der Reichsmatrikeln, ihre Gentingente ſtellen. Diefe Reichsmatrikeln 
ter Autorität des Kaiſers und des Reichs abgefaßte Verzeichniffe der K 
und ber Summen, welche jeber von ihnen zu ben Koften bes Reiche zu z 
Sie verbantten ihren Urfprung den Römerzügen, welche in feühern Zeit 
fer unternahmen, um fid vom Papfte trönen zu laffen. Alte Vaſallen 
mußten fie mit ihren Afterlehnsleuten dahin begleiten, bei Strafe, ihre & 
lieren. Die Dauer diefer Römerzüge und ber dabei zu leiftenden Kriege 
auf 6 Wochen beftimmt, welche man Nömermonate nannte. Als m 
Siegmunds Zeiten (1411 — 37), da der Gebrauch des Schießpulve 
Gang am, anfing, befoldete Heere zu halten, und als die Römerzüge al 
waren, wurden für jeden Reiter, den ein Stand zu ſtellen hatte, 12, 
Fußgänger 4 51. feftgefegt, und diefe Gelder, welche man Römermon 
wurden ben Kaiſern in auferorbentlichen Fällen, namentlich in Reichel 
wiligt. Das Recht, nach einem Reichskrlege Frieden zu ſchließen, gebuͤ 
dem gefammten Reichskoͤrper, und warb den Ständen durch den weſtfül 
den ausdruͤcklich zugefichert ; doch maßten ſſch die Kalfer dieſes Recht allei 
halb in der MWahlcapitulation Karla VII. (1742) befiimmt ward, daf 
nye im Fall einer dringenden Nothwendigkeit und mit Zugiehung des⸗ 
coilegiums Präliminar = und Definitivverträge für das Reich follten fd; 
nen. In frühern Zeiten hatten bie Kaifer das Recht, ohne Zuziehung i 
Neichebtindniffe zu ſchliehen; allein ſchon Marimilian I. mußte 14951 
ſich in kein dem Reiche nachtheiliges Buͤndniß einzulaffen. Karl V.t 
ſich, keine Alllanz ohne den Rath, der Kurfürften einzugehen, und ge 
mußte bei feiner Wahl zum roͤmiſchen König (1653) angeloben, daß 
hoͤchſt eifigen Sachen bloß die Kurfürften, fonft aber alle Stände, un 
mung beftagen wolle. In dem weftfälifchen Frieden ward den ſaͤmmtlu 
den in Ruͤckſicht der zu fchließenden Reichsbuͤndniſſe das Stimmrecht 


Die fremden Gefandten, welche das Reich empfing, verhandelten mit 
durch Denkſchriften, die fie dem mainziſchen Directorialgefandten über 


Deutfches Reich (Reichstag) 229 


ng. Die erfte allgemeine Polizciverordnung war vom $. 1530. Übri⸗ 
n die Stände das Recht in ihren Landen polizeiliche Verfügungen zu tref⸗ 
I da die Ungleichheit der Sitten, der Bildung und der politifchen Verfafe 
eſtaͤndiges Hinderniß einer allgemein gleichen polizeilichen Verfaffung was 
der Gebrauch des gemünzten Geldes in Deutfchland befannt wurde, bes 
ar das Münzrecht als kaiſerliches Regal. Karl der Große verbot fogar, 
als in feinem Palaft Münzen zu prägen. Ohne jedoch fich um kaiſerl. 
gen diefed Rechts zu bemühen, uͤbten fpäterhin viele weltliche Reichs⸗ 
ſelbe aus, und ſchon zu Friedrichs U. Zeit (1218 — 46) muß das 
t der Fuͤrſten außer Zweifel geweſen fein, da diefer Kaifer ihnen 
feine Muͤnze in ihren Landen fchlagen zu laffen, wodurch die ihrige an 
slieren koͤnnte. Kari IV. (1349 — 78) beftdtigte den Kurfürften nicht 
Rünz =, fondern auch das Bergwerksrecht, und durch den meftfälifchen 
ırde den fämmtlidyen Neicheftänden, außer ihren übrigen Doheitsrechten, 
verfichert. Doch blieb die Ausübung beffelben den Reichsgeſetzen unter⸗ 
‚aber nie find die wegen der Mißbraͤuche des Münzrechts gegebenen 
rdnungen gehörig befolgt worden. (S.Münzfuf.) Unter Anderm 
h, nad den Reichsabſchieden von 1570 und 1594, alle neugefchlagene 
uf den jährlich in jedem Kreife zu haltenden Muͤnzprobationstagen ges 
en, ebe fie in Umlauf gefegt rourden. In früheen Zeiten übten die Kai⸗ 
on im 9. Jahrh. gebraͤuchliche Zollrecht, infofern es nicht einem Reiche» 
iehen war, allein aus. Unter den ſchwaͤbiſchen Kaifern und während 
:gnums eigneten ſich die Stände in ihren Kindern dieſes Recht zu, wel⸗ 
den Kurfürften in der goldenen Bulle, und den ſaͤmmtlichen Reichsſtaͤn⸗ 
ſifaͤliſchen Frieden beftätigt wurde; nur ward in legterm beftimmt, daß 
Hrivatautorität angelegte, dem Beten des Reichs ſchaͤdliche Zölle aufge⸗ 
follten. Fruͤher war in Karls V. Wahlcapitulation die Einwilligung 
ten zur Anlage neuer Zölle zuerft angeordnet, und den Neichsftänden 
dergleichen unter dem Namen von Bruͤckengeld, Wegegeld ıc. einzufühs 
ern weftfülifchen Srieden ward Freiheit und Sicherheit des Handels und 
ahrt in allen Provinzen des Reichs auf den Fluͤſſen und in den Häfen 
Den Reichsſtaͤnden ftand es frei, in ihren Laͤndern Meffen und Märkte 
Die Meffen zu Leipzig, Braunfchweig, Stanffurt a. M. und 
; waren aber von den Kaifern befonders bevorrechtet. Marimilian I. 
erſten Poften im Reiche ein, und beflellte den Kranz von Taxis zum 
ralpoſtmeiſter. 1747 wurde das Reichögeneralpoftmeifteramt zu einem 
ı fürfltichen Zhronleben erhoben. (S. Poſt, Poftwefen.) Außer 
poften errichtete Ferdinand II. (1619 — 37) in feinen Erbftaaten lan» 
Poſten, und feinem Beifpiele folgten, obfchon mit Widerfpruc, von 
Seite, die meiften größern Reichsſtaͤnde. Die kaiſerl. Einkünfte (aus 

und Hoheitöcechten) waren in fruͤhern Zeiten fehr beträchtlich, wurden 
nd des Interregnums und nachher unter Rudolfs I. Nachfolgern, theils 
Anmaßungen der Reichsftände, theils durch Schuld der Kaifer ſelbſt, fo 
tlich verringert, daß die legtern fpäterhin, um Ihrer Würde zu genügen, 
kuͤnften aus ihren Erbländern ihre Zuflucht nahmen. Die gewöhnliche 
es Kaiſers war die Hauptſtadt feiner Erbſtaaten. Unter kaiſerl. Re: 
n verſtand man diejenigen Rechte, welche die Kaifer ohne Zuziehung ber 
; ganzen Reiche ausübten, wie die Oberlehnsherrlichkeit, die Schuß » und 
echtigkeit über die römifche Kirche und den päpftlichen Stuhl (fruͤherhin 
eftätigung der Papftwahlen), das Necht, einen Mitbewerber um den paͤpſt⸗ 
on auszufchließen, einen Commifjarius zu den Biſchofs⸗ und andern 
Wahlen im Reiche zu ſchicken, die Ausübung des Rechts der erflen 





230 Deutſches Deich 


Bitte In allen unmittelbar Stiftern, und in den mittelbaren, fa de 
Kaifer im Normaljaht 1624 gehabt hatte, dns Recht der Standese 
Wappenertheilungen, der Legitimation und Rehabilitation, bie Entſch 
Rangſtreitigkeiten und die Ertheilung von Induiten und Anftand&briefi 
feinem Namen wurden von den Univerfitäten bie Gelehrtengrade erthı 
buch feine Pfalzgrafen ließ er Doctoren, Licentiaten, Magifter, B 
Motarien ernennen, Dichter Erönen u. ſ. w. — Die erſte Art der Reiche] 
11427) der gemeine Pfennig, eine Vermögensfteuer. Nach und nad 
tänbde felbft zu den Reichebebürfniffen bei, und vertheilten bie hierzu ı 
Summen auf ihren Unterthanen, welches das Subcollectursecht hieß. 
mermonate waren eine andre Art von allgemeinen Steuern. Zu eine 
monat gehörten für das ganze Reich 20,000 M. Infanterie und 4000 
lerle, welche nad} bem oben angeführten Anfchlage zu & und 12 Fl., d 
von 128,000 $1. ausmadıten. Übrigens ftand es den Reichöftänden | 
pen oder Geld zu geben, und fie bebienten fich auch in dieſer Mückficht d 
iecturrechts. Die Einnehmer diefer Steuern in den Legeftäbten, Augsbı 
furt am Main, Nürnberg und Leipzig, hießen Pfennigmeifter. — Die 
fer verwalteten bie Gericht spflege ſelbſt, oder durch die von ihnen 
Herzoge und Grafen, Diefe maßten ſich nad) und nach, während ber 
euhen, welche bad Reich erſchuͤtterten, die weltliche, forwie die Biichöfe : 
liche Gerichsbarkeit an. Im weltlichen Rechtsſachen behielten jedoch die 
Brecht, die Urtelöfprliche der Staͤnde aufzuheben und zu verbeſſern. D 
feiten der Feichsſtaͤnde ließen die Kaifer In fruͤhern Zeiten durch Ihr 
ſchlichten. Da aber daffelbe den Befehdungen nicht Einhalt tyun konni 
1495 das kaiſerl. Reichskammergericht errichtet, und bald nachher ber 
sath gegrümdet. Außer diefen beiden hoͤchſten Gerichtöhöfen gab es 
Reichẽgerichte, deren Gerichtsbarkeit ſich aber nur über gewiffe Provinze 
Austräge waren durch Gefeg oder Vertrag beſtimmte Richter, welche u 
flanz die Streitigkeiten der Reichsunmittelbaren entſchieden. Sie w 


vom Kaifer Albrecht I. eingeführt, und wurden von Marimilian 149 
Die Voliſtreckung der Austrägalurtheile mußte auf Befehl der hoͤchſte 


Deutſche Schaufpieler 239 


m; fa vieleicht der größte mimiſche Kuͤnſtler auf der deutfchen Bühne. 
annten Kuͤnſtlern gefellt ein außgebreiteter Nuf nod) zu: Dead. Stich 
Dem. Lindner (in Frankfurt; durch Wahrheit und Conſequenz der 
ansgezeichnet); Mad. Neumann (in Karlsruhe) und den Komiker 
ie Erftere ift unftreitig ein reiches Talent, für die Darſtellung jugends 
n in der Tragödie und vornchmer Damen in Converfationsftücen ges 
würde noch mehr fein, wenn fie fid von einer gefallfüchtigen Ma⸗ 
im wüßte, telche die Kraft ihrer Darſtellungen abflumpft. Ihr in 
ficht entgegengefegt erhebt Mad. Neumann die Lichlichkeit ihrer Nas 
t, aber fie entfernt fich wenig uͤber die Erſcheinung des Weibes in der 
en Gonverfation. Der Komiker Wurm (f. d.) endlich hat in der ges 
ilderung aus dem Leben gegriffener, burlesker Charaktere eine aner⸗ 
tät. 

ve alphabetifche Reihe ber befannteften Schaufpieler ber deutſchen 
kauf Voltftändigkeit feinen Anſpruch; doch glauben wir keinen Künfts 
ange überfehen, eher vielleicht mandjen vom dritten Range in daffelbe 
n zu haben. I. Unter den Damen bemerken wir: Mad. Anfhüg 
berinnen im wiener Burgthe Dem. Bauer (angenehm in muns 
hen Liebhaberinnen; in Berlin) ; Dem. Bed (tragifche Liebhaberin; 
);.Mad. Bird: Pfeifer tragifche Liebhaberin, nicht ohne Manier; in 
Mad. Brede (auögezeichnet in vornehmen Damen im Luftfpiele und 
ittelrollen; bisher in Stuttgart); Br. v. Buſch (in feinen Damen 
und Trauerſpiei gelobt; beim darmſtaͤdter Hoftheater); Mad. Carl 
berin; früher in Münden); Mad. Devrient (Gattin des berliner 
Hund Mad. Devrient, geb. Böhler (in naiven und launigen Soubrets 
jüglic beliebt; in Leipzig) ; Mad. Eßlair (Heldinnen und Mütter; in 
‚ Mad. Zeige (in Heldinnen gefchägt; in Kaſſel); Mad. Fries (ebenſo; 
> Mad. Gebhard (Liebhaberinnen; in Reval); Mad. Gehlhaar (Ans 
tund Charakterrollen; in Mainz) ; bie durch Bildung ausgezeichnete 
iſt (fonft Boͤhler d. Ättere, in Liebhaberinnen; Anſtandsdamen und 
gen Charakteren gerngefehen, ald Donna Diana geſchaͤtzt; in Leipzig); 
Inoch (in jugendlichen Licbhaberinnen; in Weimar); Frau von Heigens 
imar; in hohen Charakteren ausgezeichnet Rab. Hartwig (gegenwaͤr⸗ 
Gen Müttern und Charaktertollen fehr gefchäut ; Dresdner Hofthenter) 5 
er (Ältere Rolten ; in Hanover) ; Mad. Keller (mittlere Heldinnen und 
An; in Hanover); Mad. Klingemann (in Heldinnen von Ruf; in 





ig); Mad. Korn und Mad. Kebervein (am Burgtheater in Wien); 
bert (Biöper Sängerin, jegt zum Schaufpicl übergegangen; am wiener 
B); Mad. Liebic (Mütter; in Prag); Dad. Lorzing (tragifche weibs 
Me; in Weimar); Dad. Löwe (In Anſtandsrolien und affectvollen 
Geaufpiel ausgezeichnet; am wiener Burgtheater); Dem. Naaß (in 
vazb grmeffenen Charakteren mittlern Alters ſchaͤtbar; In Karlsruhe) 5 

(in Soubtettenrollen angenehm; b ven); Mad, Michke 
(fine der dorzüiglichften Darftelle 





322 Deutſche Ritter 


1555 foͤrmlich beſtaͤtigt. Nur durften bie Buͤndniſſe der Reicheſtaͤnde nicht gap 
Reichsoberhaupt, und ebenfo wenig gegen die Neichsverfaffung gerichtet, ode} 
Reiche nachtheilig fein. Auch follte fein Reichsſtand ein Offenfivbinbniß, 
feinen Mitſtand eingehen, aufer im Fall einer. Gewaltthaͤtigkeit, — 
tung drei Jahre lang von dem Urheber verweigert worden wars Die 
Friede erlaubte dann dem Beleidigten, ſich bucch die Waffen Necht zu verfd 
Dies waren die Grundzüge einer Verfaffung, welcher man jehr 
tes, und fehr viel Böfes nachſagen Fonnte. Sie gab den Deutfche 
Einheit noch Kraft, und machte das größte Volk Europas zu einem 
mächtigften.. Aber eben dadurch bewahtte fie die Deutſchen vor 
glüd, ein eroberndes und unterbrüdendes Volks zu fein, und führtefi 
Aulgemeinheit, Vielfeitigkeit und Gruͤndlichkeit der Euftur, in melcher ji 
von feinem andern übertroffen werben, den meiften aber weit voraus ji 
Reichsverfaſſung hatte wenig Mittel pofitiven Wirkens, allein manches 
mochte fie zu hindern ; die Zerſtuͤckelung Deutfchlands machte es allai 
daß die Reformation gedeihen konnte, welche der Bekenner des evangelifcil 
ſtenthums fuͤr die fegensreichfte Begebenheit ber neuern Zeit zu halten b 
gedrungen ift. Diefe Zerftüdelung ift eine Aufgabe, welche die Vorfeh 
Deutſchen gegeben hat, um daran feine Kräfte zu.diben, und in beftim 
tung zu entwideln, dergleichen Aufgaben ſich in der Geſchichte eines 
Bolkes gleichfalls erkennen laffen. Das Princip der Reichsverfaſſung wat! 
fang an mehr das eines Staatenbundes als das eines einfachen. 
hat ſich auch in ber neuern Zeit ebenfo raſch als confequent weiter fortg 
Krieg gegen das revolutionnalre Frankreich und die verfchiedenen feit 179% 
nen Friedensfchlüffe zeigten die gänzliche Unhaltbarkeit der Reichsverfaiiug 
ihnen banken wir eine Zufammenziehung der ehemaligen 300 Staa 
39 größere Maffen. Die Auftöfung des beutfchen Reichs am 6, Ad 
das Zerfallen einernur dem Schein nach noch beftehenden Form: Sel 
tag war fchom vorher durch die Secularifationen der geiftlichen Gebiete, 


und die Vorfchläge der Reichsbeputation zu deffen neuer Einrichtung wart I 
fer vertworfen worden. Der Rheinbund (f.d.) beruhte auf denfelben @ 





234 Deutſche Sänger 


ihres Engagements In Lelpzig 1825 — 26 als Zemire in Spohr’s Oper Prob 
gelegt); Mad. Cornet (in Braunſchweig brauchbare Sängerin) ; 

(üttere Tochter der beruͤhmten Schaufpielerin Schröder beim Theater in Dre 
als Eurpanthe, Jeffonda, Emmeline, Agathe ausgezeichnet, und überall, wo I 
ſchaftliches Spiel ſich mit Geſang verbindet); Mad, Devrient, (font Böhler di 
gere, gehört mehr durch ihr Spiel als durch Geſang der Oper an, wiewol 
biefer ihr Talent beurfundet); Mad. Eberwein (bei ber Dper in Weimar, 
geſchaͤtzte und fhägbare Sängerin zweiten Ranges, verftändiger und 
voller Vortrag bei einer nicht ‚gerade brillanten Stimme, und Tob: 
Spiel); Dem Erhart (finge mit einer befchränkten Stimme meift 

in ital, Manier zin Leipzig) ; Dem. Eunike (fingt zweite Partien beider bi 

befige Talent und viel Kunſtfertigkeit, womit aber viel geſchnoͤrkelt und 
wird; ift jest von der Oper abgetreten); Dem. Bisher (Schrorfter des 
md der fonft fo ausgezeichneten Sängerin Fiſcher⸗ Vernier; jegt im © 

dem Bernehmen nacy, nicht nur eine fehr bedeutende Stimme, fondern 
geämblichen und Eunftmäßig gebildeten Vortrag brfigen; die Veftatin toi 
ihrer vorzüglichften Leiſtungen gerechnet); eine andre Dem. Fifcher OD 
des Baffiften; hat durch einige Concerte, die fie im nördlichen Deutfchland; 
vom Vater gegeben, fich al eine angehende Concrttfängerin von Fleiß und 
gegeigt, weldye aber mit einigen organifchen Hinderniſſen zu Kämpfen bat)i 
Frank (bei der barmftädter Oper, wenn wir nicht Ieren; hat vor einigen Sal 
ßen Beifall gefunden); Dem. Zune (bei der Dresdner deutfchen mb it 
Dper; urfprünglidy wohllautende Stimme, hoher Sopran, in guter i 
Schule gebildet, aber fehr veränderlich, was Kraft und Neinheit der Int 
fange); Mad. Gervais (erfte Sängerin bei der Oper in Karlsruhe; foll 
vour und Ausdrud befißen); Mad. Gruͤnbaum (erfte Sängerin der fi 

in Wien, Sängerin vom erften Range, hoher Sopran, wegen ihrer 

und Feinheit im Vortrag ſchwieriger Paffagen, die fie faft immer mit 
Stinnme ausführt, vornehmlich bewundert, daher auch vorzüglich im 
—— —— im gehaltenen Vortrag außgezeichtet) a 





Deutfche Sänger 235 


in Itallen geboren und aus ital. Schule, infofern fie fhon im erften Jahre 
Lebens nad) Wien kam und auf der deutfchen Opernbühne einheimifch gewor⸗ 
R audy am diefer Stelle aufgeführt werden; ihr Vortrag, der vornehmlich 
ke Atere italienifche Gattung geeignet ift, beruht auf der vortrefflichiten Mies 
b; fie fl im großen, gehaltenen Styl und im Recitätiv Meiſterin; fie if, ſeit⸗ 
am leipziger Stadttheater angeftellt war, nicht wieder aufgetreten, Indem 
Krankheit dee Stimme leidet); Dem. Paaſche (bei ber Oper in Hamburg ; 
des junges Zalent, mit einer fchönen Stimme begabt), Dem. Pohl 
gerin bei der Oper in Hamburg; wird in Bravourpartien gelobt); Dem. 
gerin bei der Oper in München ; guter Vortrag, aber etwas ſchwache 
; fie iſt ebenfalls Winters Schülerin) ; Dem. Schäfer (eine talentvolle 
Schuͤlerin der Dem, Schmalz, welche mit Beifall die Bühne betreten 
Schechner (eine in Mündyen geborene und ausgebildete Sängerin, bie 
großes Auffehen madıt) ; Dem. Schmalz (in Berlin; jetzt von der 
abgetreten, ront eine wadere Bravourfängerin) ; Dem. Schmidt (junge- 
Sängerin beim Theater in Weimar) ; Mad. Schäg, (Theaterfängerin ; 
„ jetzt in Paris); Mad. Schulz (große Bravourfängerin in Berlin); 
Schweitzer (eine unter Winter gebilbete fertige Sopraniftin ; jegt in Kaffel); 
Seel (Hoffängerin in Muͤnchen; Schlilerin Winter’8; durch geſchmackvolie 
ber Im neuen ital. Goncertgefang ausgezeichnet); Mad. Seidler⸗Wranizky 
erin der Oper in Berlin, Schweiter der oben angeführten Mad. Kraus; 
derch die Leichtigkeit und Anmuth, mit welcher fich ihre Stimme in elegans 
bewegt, 3.8. als Prinzeffin von Navarra im „Sohann von Paris”, eine 
Stellen unter ben deutfchen Sängerinnen ein; ihre Erfcheinung ift eben» 
| , doch ohne Spiel); Dem. Siebert (Tochter des Baffiiten; eine 
Sängerin, welche viel Fertigkeit befigt); Dem. Sigl (hoher Sopran, 
6 Bravourfängerin aufder Bühne einen vorzüglichen Rang ein, und 
Yen Vortrag der neuern Italienifhen Schule in hohem Grade angerig» 
5 Rlnden); Dem. Sontag (früher in Prag und bei der Eaiferlichen 
Wim, jest in Berlin beim koͤnigsſtaͤdter Theater; jugendlicher Reiz, 
mme und erfreuficher Aufſchwung in der Ausbildung derfelben, zogen 
We Paris 1826 die Aufmerkfamkeit auf fie); Mad. Spigeder (brauchbare 
kefängerin an der Wien jest beim koͤnigsſtaͤdter Theater in Berlin); Dem. 
(in Hanover); Mad. Strauß (in Karleruhe; Sängerin zweiten Ranges, 
we and Methode nicht ausgezeichnet) ; Dem. Veltheim (jet bei der deutſchen 
ka Dresden, verfpricht im Bravourgefange etwas zu werben); Dem. Bio 
x kaiferl. Oper in Wien angeftellt; eine angenehme Sängerin für zweite 
a); Mod. Waldmuͤller (bei der kaiſerl. Oper in Wien; eine in Altpartien, 
Eanfred, ausgezeichnete Sängerin); Mad. Weichfelbaum (fingt erfte Pars 
Ider Dper in Danheim; fie befigt einen fehr anmuthigen Itatienifchen Vor⸗ 
ub ift ſelbſt italien. Abkunft). 
2. Das maͤnnliche Perfonal ber deutfchen Sänger. 1) Zenoriften: Bab⸗ 
socher bei der kaiſerl. Oper in Wien, jest in Pefth und Ofen; hoher Zenor, 
4 Ausbildung, weniger Spiel) ; Bader (bei ber berliner Oper; Zenorift ers 
anges, Eräftige Bruſtſtimme, angenehmer Vortrag, leichtes gefaͤlliges Spiel) ; 
san (bei der Deutfchen Oper in Dresden ; zarter hoher Tenor, etwas ſchwach, 
h ausgebildet im Vortrag, weniger im Spiel); Braun (in Hamburg) ; Cors 
oll eine der fchönften Tenorſtimmen befigen, und ift zuerft auf der braune 
ser Bühne aufgetreten); Eunite (in Berlin, war einer der vorzuͤglichſten 
fen, teitt jeßt felten mehr auf); Haͤhnle (bei der Oper in Darmftadt) ; Ham⸗ 
suter Theaterſaͤnger bei der fluttgarter Oper); Haßloch (bei der Bühne in 
me); Daiginger (Zenorftimme von feltnem Umfange, bedeutende Fertigkelt 
L Geſang obne Spiel; jegt in Karlsruhe, früher beim Theater an der Wim, 












236 Deutfche Sänger 


Hoͤfler (ſchaͤzbarer Theaterſaͤnger; beim Leipziger Theater) ; Jäger (viel Umfa 
Ausbildung, eine Kopfſtimme, aber ſteif auf der Bühne ; angeftellt beim königt 
Theater in Berlin); Kiengel (jegt beim hamburger Theater; unter ben deutſche 
terfängern durch gründliche Methode und Fertigkeit fehr ausgezeichnet, bei 
kraͤnklicher falfetirender Stimme; auch nicht zu verachtendes Epiel); 2 
der deutfchen Oper in Münden; einer der vorzüglichfien Tenoriften, Fr 
doch kraͤftige hohe Stimme, Einförmigkeit im Vortrag und Spiel) ; 
«bisher bei der Oper in Amfterdam ; die Stimme mehr Baritonz Hi 
fein zuweilen Überlabener Vortrag iſt dod) im Hecoifchen ausgezeichnet, 
Spiel unterftügt)s Moltke (bei der DO) Weimar; angenehmer XI 
etwas veraltete Methode); Nieſer (ſchoͤner Tenor ʒ in Frankfurt a. Dh) 
(pafficte Stimme; nicht ohne Vortrag); Nebenftein (in Berlin; fingt u 
deutende Partien, und ſcheint ſich jest mehr auf Schauſpiel zu. bafehränkt 
ner (beliebter Tenoriſt mit vortrefflicher Vruftflimme; bei der kaiſcch 
Mien) ;:Rofenfeld(für-zweite Partiens jet in. Dresden); Stöger (% 
in Oper Prag);) Strobe (in Hanover) ; Stümer (in Berlin; fhmadhe 
‚guter Vortrag, ‚ befonders in Gtud’fhen Opern); Urſpruch ‚(in 

ſeine angenehme Stimme wird gelobt); Wetter. (exhebt fich zum A 
erften Ranges,  jegt in Leipzig); Weichfelbaum (in Manheim ; Virtus 
Manged, mit ungemeiner Fertigkeit, aber unbelebtes Spiel); Wild. (ford 
Oper in Darmftadt, jest in Kaffel ; der deutſche Troubadour ; Ton und) 
ausdtucksvoll, die Stimme foll an Umfang und Stärke verloren ham) 
(jest in Riga; fonft ein fehr ausgezeichneter Sänger von viel muftlalif 
dung), Zimmermann (Theaterfänger in Pefth). 2) Baffiften: Bercholifl 
fel) ; Devrient (Neffe des Schaufpielers in Berlin) ; Deny (in Buffonpaztl 
‚amgeftelit beim Theater in Weimar) ; Dobler (ſchoͤner Baß, hölzern im 
Frankfurt a, M.); Fiſcher (bisher in Berlin und München angeitellt; 8 
Schaufpieler erſten Ranges, ausgezeichnet durch Eunftmäfigen Vortrag 


herrſchung einer ziemlich umfaffenden, gleichen Stimme, in Buffonparti 
amüberteefflich,. wie in ferieufen ; im den erſten mag er fowol in Hinfi 
fangsvortrags als in Hinficht des lebendigen Spiels mit den Italienermi 





Deutſche Schauſpieler 237 


be; man wirft Ihm vor, daß er zu viel ſchnoͤrkle und tenotiſire; fein 
ich etwas gebeffert) 5; Spitzeder (einer der erften beutfchen Buffong; am 
ee Theater in Berlin); Strohmeyer GBaſſiſt erſten Ranges, vielleicht 
utſche Baffift, durch Fülle und Kraft der Stimme, wie durch geſchmack 
dung ;Regiffeur der Oper in Weimar) ; Wauer (ftarke Stimme, braudhs 
ger in zweiten Partien ; bei der Oper in Berlin) ; Wehrſtaͤdt (beim braun 
Theater; in Spiel und Geſang ſchaͤtzbar); Woltereck (bei der Oper in 
; Toll eine gute Stimme haben, und ſich im Vortrag fleißig ausbilden), 
niften: Blum (in Berlin; angenchme Stimme, gefälliges Spiel); Eh: 
fenft braver Sänger und im Spiel nicht minder außgezeichnet) ; Heigl 
außner (wackerer Saͤnger; jetzt beim dresdner Theater); Haͤſer (Bruder 
nten Sängerin; ein in muſikaliſcher Hinſicht ausgebildeter Sänger und 
aswerther Schaufpieler) ; Dinge (Buffon in Stettin) ; Keller und Laroche 
ehe Schaufpieler); Mittermeier (bei der Oper in München; ebens 
hme Stimme ald höcft anziehender und kunfifertiger Vortrag, wegen 
iels mehr zum Goncertfänger geeignet) ; Rede (ſ. Deutfhe Schaus 
I); Staudacher (bei der Oper in München; fpielt und fingt vorzuͤglich fee 
Fpartien mit Ausdrud und Beifall); Unzelmann (ſ. Deutfhe Scha us 
: Buffonpartien in der Oper) ; Wächter (in ferieufen und Mittelpartien 
net; bei dem Eönigöftädter Theater in Berlin); Walter (Buffon In 
'; befonders In dem Localfomifchen gern gefehen); Wurm (f. Deutfche 
pieler). 
utſche Schaufpieler, jest lebende. Wenn man bedenkt, wie 
men, flehende und wandelnde e8 in Deutfchland gibt, fo leuchtet ein, 
ſchland bedeutend mehr Schaufpieler zählt als Muſiker und bitdende 
Wenn man aber wiederum erwägt, was der Schaufpieler fein und lets 
fo findet man, daß von diefer bedeutenden Anzahl von Schaufpielern nur 
inftier find. Der Grund davon liegt darin, daß gerade bei Ausuͤbung 
ft der Naturalismus den meiften Spielraum hat. Diefer Naturaliss 
ft ſich an den Trieb zur Nachahmung, die fi beim Schaufpieler auf bie 
ang des in der wirklichen Welt Gefchehenen oder, wenn von Phantafies 
ie Rebe ift, des aufden Bühnen Üblichen richtet, dem die meiften, nach 
ihrer Individualität, mehr oder weniger hinzuzufegen wiffen. Diefer 
mus, der ſich inftinftmäßig der Nachahmung des Vorhandenen hingibt 
em die Meiften flehen bleiben, wenn fie wahrnehmen, daß eine geriffe 
ſolchem Nepräfentiren ſich einftellt und die Menge damit zufrieden zu ftefs 
rb auch in der Regel durch die Verhältniffe Derer, welche zur Bühne ge⸗ 
nfligt. Aus einem verworrenen, zügellofen Leben, ohne Kenntniß ber 
und in&befonbere der Dichteriwerke, deren Ideale fie uns vor Augen fuͤh⸗ 
betreten viele die Breter nur, um fie zum Schauplag eigner Eitelkeit 
13 fie trauen ſich die Gewandtheit zu, noch weit mehr vorzuftellen, ale 
md rechnen es nur dem Schickſal zu, wenn fie nicht geworden find, was 
ften vorftellen. Die höhern Anfoderungen einer poetiſchen Bildung, die 
t vorbereitender Studien ift den Meiften unbekannt, und fo hängt das 
ihrer Individualität ab; ift diefe einem gewiſſen Suche angemeff.n, has 
der Wirklichkeit und auf der Bühne genug gefehen, was fie fid) im buns 
akmungstriebe angeeignet haben, fo ift ihre Laufbahn als Schnufpieler 
‚ und fie werden, wenn nicht als die Erften glänzen, doch wenigſtens 
n Erften Beifall finden. Diefe Art von Schaufpieler, welche die grös 
ausmacht, wird fehr beguͤnſtigt Durch das auf der deutfchen Bühne uͤber⸗ 
ſchende Natuͤrlichkeitsprincip, bei weldyem es ziemlich dahin gekommen 
eider und Decorationen bie Hauptſache find, und dag eine Role Inielen, 


238 Deurfge Schauſpieler 


faſt fo viel als Kleider wechſeln heißt. Das größere Publicum naͤmlich, welch 
Schauſpiele eigentlich nur Mannigfaltiges ſehen und hören will, und ven den 
rakteren nur bie gröbern Züge auffaßt. die zur Handlung unentbehrlich find, | 
feine Einbitdungskraft durch die der Wirklichkeit faft gielchtommenden Profi 
und durch das Charakteriftifche oder Glaͤnzende des Coftlms ſchon fo fehend 
ſpruch genommen und beſchaͤftigt, daß nur sine leibliche Körperhaltung und 
gung, und etwas Declamation für die [hönen Bilder und Sentenzen des D 
die ja doch nicht fo felten ift, erfodert wird, um die Menge glauben zu mach 
babe einen Charakter dargeſtellt. In der That, feit die Kunft der Decontg 
und Garderobiers bis zur höchften Taͤuſchung geftiegen ift, bat ſich bie Kun 
Schauſpielers immer mehr verloren. Der Beweis wuͤrde ſich durch ben 
ſchein liefern laffen, werm man den Verſuch machen wollte, einige & 
ohne Goftüme und Decorationen aufzuführen, Im Zrauerfpiel wrde 
daß die meilten Schaufpieler nur Drelamatoren mit Eoftüme fin 
fationsftüd, wo zwar dag Coftüme die Täufchung weniger 
daher gewöhntich um fo deutlicher die Schwaͤche und Unfaͤhigkeit, einen Ci 
nad) des Dichters Anleitung zu erſchaff⸗ en, und an eignet Perfon fortjchn 
geftalten. Das Luftfpiel ift gegenwärtig nur Converfationsftüd, und wo 
teöfe wird, da fehen wir bei unfern Schaufpielern ben Anzug ebenfalls bad) 
thun. Da nun das Meifte heutzutage auf eine grobe Nahahmung des ® 
geſtellt ift, fo kommt «8 hauptfächlid) auch darauf an, was ein Individuum 
und was es zu erfahren Gelegenheit gehabt hat. Sm diefer Hinſicht mi 
Wandern der Schaufpieler, abgefehen davon, daß es dem Kamiliaichoe 
Schaufpielers mit dem Publicum, und der Gewoͤhnung des lehtern an fon 
zu ertragende Angewohnheiten des erflern entgegenwirken wide, von Wort 
wenn nur nicht das Nomadiſiren andrerfeits ber humanen Bildung nachthe 
Ein gutes Auskunftsmittel bietet das Gaftrollenfpielen in der neuern Zeit 
dern, ba die ftehenden Bühnen nicht gar zu fehr die Eigenſchaft 
Waſſer annehmen, und durch wohlthätige Penfionsanftalten endlich zwi 
ſchen Invalidenhäufern werden. Aus der Maffe routinirter und umge 
— —— hebt fon nun bie geringe Anzabı derer um fo glängenber be 





Deutſche Schaufpieler 239 


epriejen; ja vielleicht der größte mimifche Kuͤnſtler auf der deutfchen Bühne, 
ier genannten Künftlern gefellt ein ausgebreiteter Nufnod) zu: Mad. Stidy 
din); Dem. Lindner (in Frankfurt; durch Wahrheit und Conſequenz bee 
lung ausgezeichnet); Mad. Neumann (in Karlsruhe) und den Komiker 
. Die Erftere iſt unftreitig ein reiches Talent, für die Darſtellung jugends 
jereinen In der Tragoͤdie und vornchmer Damen in Gonverfationsftücden ges 
y und würde noch mehr fein, wenn fie fid) von einer gefaltfüchtigen Mas 
ı befreien wüßte, welche die Kraft ihrer Darftellungen abftumpft. Ihr in 
t Dinficht entgegengefegt erhebt Mad. Neumann die Lirblichkeit ihrer Na⸗ 
rKunft, aber fie entfernt fich wenig über die Erjcheinung des Weibes in der 
2 feinen GSonverfation. Der Komiker Wurm (f. d.) endlich hat in der ges 
n Schilderung aus dem Leben gegriffener, burlesker Churaftere eine aner⸗ 
Birtuofität. | 

olgenbe alphabetifche Reihe der befannteften Schaufpieler der deutfchen 
macht auf Vollſtaͤndigkeit keinen Anſpruch; doch glauben wir keinen Künfts 
ten Ranges überfehen, eher vielleicht manchen vom dritten Range in daffelbe 
mmen zu haben. I. Unter den Damen bemerken wir: Mad. Anſchuͤtz 
ichhaberinnen im wiener Burgtheater); Dem. Bauer (angenehm in muns 
jendlichen Liebhaberinnen; in Berlin); Dem. Bed (tragifche Liebhaberin; 
ıheim) ;. Mad. Birch Pfeifer tragifche Kirbhaberin, nicht ohne Manier; in 
en); Mad. Brede (ausgezeichnet in vomehmen Damen im Luftfpiele und 
n Mittelcollen; bisher in Stuttgart); Fr. v. Bufch (in feinen Damen 
fpiel und Zrauerfpiel gelobt; beim barmflüdter Hoftheater); Mad. Carl 
iebhaberin; früher in Münden); Mad. Devrient (Gattin des berliner 
pielerd) und Mad, Devrient, geb. Böhler (in naiven und launigen Soubrets 
a vorzüglich beliebt ; in Leipzig) ; Mad. Eßlair (Heldinnen und Mütter; in 
abe); Dead. Feige (in Heldinnen geſchaͤtzt; in Kaffel); Mad. Fries (ebenſo; 
hen); Mad. Gebhard (Liebhaberinnen; in Reval); Mad. Gehlhaar (Ans 
men und Charafterrollen; in Mainz) ; die durdy Bildung ausgezeichnete 
Benaft (fonft Böhler d. Ältere, in Liebhaberinnen; Anſtandsdamen und 
‚ ruhigen Charakteren gern gefchen, ald Donna Diana geichägt; in Leipzig) ; 
dartknoch (in jugendlichen Lirbhaberinnen; in Weimur) ; Frau von Heigen⸗ 
Weimar; in hohen Charakteren ausgezeichnet) ; Mad. Hartwig (gegenwirs 
miſchen Mütteen und Charakterrollen fehr geſchaͤtzt; dresdner Hoftheater) ; 
Huber (Altere Rolten ; in Hanover); Mad. Keller (mittlere Heldinnen und 
errollen; in Hanover); Mad, Klingemann (in Heldinnen von Ruf; in 
hmeig); Mad. Korn und Mad. Koberwein (am Burgtheater in Wien); 
embert (bisher Sängerin, jegt zum Schaufpiel hbergegangen; am wiener 
sater); Mad. Liebih (Mütter; in Prag); Mad, Lorzing (tragifche weibs 
araktere; in Weimar); Mad. Löwe (in Anſtandsrollen und affectvollen 
m Schaufpiel ausgezeichnet; am wiener Burgtheater); Dem. Maag (in 
en und gemeffenen Charakteren mittlern Alters ſchaͤtzbar; in Karlsruhe) ; 
Nayer (in Soubrettenrollen angenehm; bisher in Dresden) ; Mad. Miedke 
ig; eine der vorzüglichften Darftellerinnen im Sache ber Heldinnen) ; Dem. 
(tragische Liebhaberinnen ; am Burgtheater in Wien); Mad, Reinhold (in 
; ausgezeichnet in Soubretten); Mad. Schirmer (in fanften tragifchen 
innen und MWeibern, und in ibyllifchen Mädchenrollen trefflich; in 
); Mad. Schmella (Eomifhe Alte; in Leipjig); Mad. Sontag (in 
Jeldinnen ausgezeichnet; früher in Prag, jett auf dem koͤnigsſtaͤdter Thea⸗ 
rin); Mad. Schrödh (fonft Mad. Fleck, jegt in mittlern tragifchen Rol⸗ 
aͤftigt; in Berlin); Mad. Unzelmann (in Breslau, tragifhe Rollen ; 
se in Berlin, fonft Dem. Stanz); Dem. Rofalie Wagner (in Dress 


240 Deutſche Schaufpleler 


den, jegt in Prag und ihre Schweſter Louiſe am koͤnigſtaͤdter 
Berlin); Mad. Merdy (fanfte Charaktere in mittlern Jahren; in 
DI. Unter den männlichen Schaufpieleen find zu nennen: Anfchüg (f 
im poetifhen Schaufpiel; im Burgtheater zu Wien); Baubius (Bie 
jüngere Rollen; Breslau); Becker (erfte Liebhaber und jüngere Held 
Dresden) ; Beyer (mittlere Helden und männliche Charaktere; prage 
Befcyort (Väter und ältere Anftanderollen; Berlin); Blumauer (Vate 
Charaktere); Brand (in alten und Charakterrolien geachtet ; in Reipzig) 
ſter (Vaͤtet und Ältere Charaktere, befonders in Converfationeftücen ; 
Earl (vornehmlich in Darftellung komiſcher Charaktere in der Localpof 
3. B. Staberle; früher Director des Ifarthortheaters in München) 
(Bonvivants, Schwäger; früher in Hamburg); Coftenoble (in Charai 
Schau⸗ und Luftfpiel gefchägt; im Burgtheater zu Wien); Demmer 
und jüngere Rollen; Manhelm) ; Devrient (in Dresden und in Leip; 
des berl. D.; in juͤngern Helden: aulßgezeichnet) ; Duͤrand (tragif 
ber; Weimar); Feiftmantel (komiſche Perfonen, befonders in ber 
Prag); Gebhard (Liebhaber und Charakterrollen; Petersburg); Gerb 
Tier6 und gewandte Charaktere im Schaufpiel; Bremen); Gern, d. Se 
ter); Gnauth (komiſche Rollen und Intriguants; Stuttgart) ; Gruͤner (. 
ältere Charaktere; Darmftadt); Haake (Heldencharaktere und junge! 
Converfationsftüd; Breslau); Hartmann (Liebhaber und Helden; Ber 
ckel (fpielt jüngere männliche und markirte Eomijche Charaktere mit Aut 
war in Frankfurt); Heurteur (affsctvolfe männliche Rolien ; jegt im 2 
in Wien) ; v. Holbein (feine männliche Charaktere und Helden ; Directo 
ters in Hanover); Hölfen (Liebhaber und juͤngere Helden; jet in $ 
Hunnius (ältere komiſche Charaktere und Väter; Weimar) ; Jacobi (exe 
haber; Hamburg); Jerrmann (Intriguants und poetifche Alte in der 
Megiffeur in Königsberg) ; Julius (in männlichen Charakteren vornehm 
nehmlid) im Schau⸗ und Luftfpiel ſchaͤbbar; Dresden); Joſt (dtten 





Charakterrollen, auch im Luftfpiel; Danzig); Katzianer (in jünger 
Helden ausgezeichnet; in Hanover); Keller (in feinfomifchen Charakter 


Deutfhe Sprache 4 


Polawsky (Chevallers und jüngere minnfiche Mollen; Prag); ei 
: jege gefeierte Localkomiker im leopoldftädter Theater in Wien); Reben⸗ 
tere männliche Charaktere und Liebhaber, auch im Singfpiel, ausgezeich⸗ 
in); Rohde (ſtarkkomiſche Rollen; Stuttgart) ; Rott (jüngere Helden 
aber ; jegt auf dem Theater an der Wien) ; Rüger (fpielt Vaͤter; im Thea⸗ 
x Burg in Wien); Schmelfa (vielleicht der launigſte Komiker auf der 
Bühne; koͤnigsſtaͤdter Theater in Berlin); Schuſter (der gefeierte Local⸗ 
uf dem leopoldftädter Theater in Wien); Solbrig (Vaͤterrollen; auf Rei⸗ 
tawinsky (Charafterrolien; Breslau); Stein (in tragifchen Liebhabern 
en juͤngern Rollen ſchaͤtzbar; Leipzig); Thieme (männliche Helden und Ans 
Im im Sonverfationsftüd ; zulegt in Leipzig); Thürnagel (Helden und 
Manheim); Unzelmann, Vater (in Berlin, fonft in Eomifchen Chas 
Im recitirenden Drama beliebt; hat kürzlich fein Schauſpielerjubllaͤum 
; Unzelmann, der Sohn (in Witdfängen, jüngern naiven und burs 
Sharakteren Außerft gewandt; jest in Manheim); Urban (erfte Lieb⸗ 
3 dem Familiengemätde und in der Tragödie; Münden); Vesper⸗ 
in feiner Charakteriftit, befonders im Converſatlonsſtuͤcke ſehr ſchaͤtz⸗ 
fpielt Intriguants und Charaktere mittlern Alters; Münden); Vo⸗ 
ter; jest Secretair und Regiſſeur des Theaters an der Wien); Wallbach 
er und jüngere Männer; jetzt in Wien) ; Weidner (fcharfgezeichnete Intri⸗ 
und Helden; Frankfurt); Werdy (Väter und überhaupt männliche Rollen 
wakter und Würde; Dresden); Wilhelmi (felne Eomifche Charaktere im 
ationsftüd ; Prag) ;v. Zahlhas (poetiſche Väter, Intriguants und Helden; 
a); v. Zieten (Väter in der Tragoͤdie, fpielt auch beivegliche Alte iin Gone 
asſtuͤck; Leipzig). 44. 
Jeutfche Sprade ift ein Zmeig des alten germanifchen Sprachſtam⸗ 
Andre fchreiben teutfch von Teut, Zeutonen. Richtiger iſt die Ablei⸗ 
mXTheut, Deut, Diet (Bolt), Der german. Sprachſtanim theilt ſich in 
den deutfhen Hanptzweig, ben nordiichen oder fEandina.siichen und den 
fchen oder englifdyen Zweig. Die eigentlich deutfche Sprache zerfällt 
wgrauen Alterthum in zwei Urmundarten, bie ſuͤd⸗ und norddeutfche, ober 
wand niederdeutfche, die fich wieder in mehre Provinzialmundarten aufiöfen. 
rauch im Einzelnen und in Nebenverhältniffen die Wörter und grammati⸗ 
seen diefer Mundarten von einander abweichen, fo geben fich doch alle als 
zurzel entwachfen zu erkennen. Gewoͤhnlich denkt man inder, wenn man 
eitern Zufag von ber deutfchen Sprache redet, bloß an das Hochdeutſche, 
emeine Schriftfprache, welcher fich die Sprache der gebildeten Stände 
Hands hier mehr, dort minder fern von den Antlängen und Eigenheiten 
fchaftlichen Sprache, nähert, Die Frage, wo das reinite Deutfd) gefproe 
zbe, Läßt fich daher, obne einfeitig zu urtheilen, nicht in der Art beantwor⸗ 
j man das Gebiet deffelben auf eine Gegend befchränft, wie e8 z. B. Ade⸗ 
at, nach deffen Anficht das Hochdeutſche bloß bie oberiächfifche oder vielmehe 
he Mundart if, Nach Anleitung der Geſchichte dev Bildung unierer 
ſprache, verfieht man darunter die geläuterte Eprache des Oberbeutichen, 
eit Luther die vorzüglicyften Schriftfteller aus ihren Grundkraͤften entwickel⸗ 
durch fie auch Eingang in die feinen Gefellfchaften aller Gegenden fand, mo 
geſprochen wird. Man ſetze daher dem Niederdeutſchen nicht das Hoch⸗ 
, fondeen das Oberdeutſche entgegen, wie es bereits 1701 der wackere 
lehrer Boͤdicker that. „Die hochdeutſche Sprache”, fayt er, „ift Beine Munde 
3 einzigen Volkes der Deutjchen, fondern aus Allem duch den Zleiß der 
en zu ſolcher Zierde erwwachfen, und in ganz Deutſchland üblich”. Am 


m frei von landſchaftlichen Eigenheiten ift die Sprache, fetbft der Gebildeten, 
„ser. Siebente Aufl. Br. III. 416 


242 Deutfche Sprache 


im fictichen Deutfcyland, zumal in ben ſuͤdlichſten Gegenden, in de 
ber Alpen und Karpathen, und in ben weſtlichen und ſuͤdöͤſtlichen 
Dort (in Oberſchwaben, Oberbaiern und Öftreich) ift fie rauher in di 
ten, reicher an Ziſchlauten; hier (im weſtlichen Weſtfalen, am N 
Mecklenburg und Pommern) verſchwimmt fie in breitern Grundlaut 
Weichheit. Verſchiedenheiten, die größtentheils in dem Einfluffe d 
die Sprachwerkzeuge begründet find. Freier von jenen Eigenheiten ın 
iſt das Hochdeutſch im mittlern Deutichland, beſonders in Oberfachfen 
den Nicfengebirge ſich naͤhernd, thells rauher, theils fingend, und n 
denburgijchen Niederungen hin, wieder weich und matt wirds im fi 
derfachfen (Hanover, Braunſchweig, Göttingen) ift es noch reine 
Deutfchlands Grenzen wird die beutfche Sprache unter den AÄbkoͤmn 
fcher Anſiedlet in Kurland und Lirfland am reinften gefprochen, weil h 
ſchaftliche Volksſprache feinen nachtheiligen Einfluß haben kann. 1 
ſprung der deutſchen Sptache weiß man nichts Zuverlaͤſſiges. ini 
aus der indifhen, Andre aus der perfifdyen ableiten, und nod) Andı 
einen gemeinfchaftlichen Urfprung mit der griechiſchen, ja Morkof te 
griechiſche Sprache aus der Altefien deutfchen ab. (Bol. auch Kanne, 
ſchaft der griechiſchen Sprache niit der deutichen”.) „Die Unterſuchu 
Sprachen“, fagt Voß, „ergibt gemeinfamen Urſprung, und in ber 
teutoniſchen fogar fanftere Anlagen. Die Ältefte Sage lehrt, daß die 
Bean Anbau und Sittlichkeit mit dem Dienfte des Bacchus und der 
uellnymphen aus der Nordgegend Thraka empfingen; und die Gi 
une in dieſem thrafifchen, oder, wie man fpäter es 
ein deutſches Geſchlecht, Gothen am ſchwarzen Meere, die, obgleich ü 
tauſend von den Urvätern entfernt, dennoch in den Sprachformen ein 
Ahnlichkeit niit der gtiechiſchen behaupteten. Die füdlihe Schweſter gı 
Weltverkeht, heiten Himmel und Freiheit zur höchiten Ausbildung, 


ſant zurüd. Aber bei alten Stuͤtmen erhielt fie andy in der Verw 
Vorrecht einer unvermifchten, Eraftvollen, und aus innerm Trieb fich & 
deredelnden Stammſprache, bir unter den Baſtardinnen des bezwung 





Deutfhe Sprache 243 


ung ſinnlicher als nichtfinnlicher Gegenftände, in deren Gebiet ſich der 
s Waldes nicht verſtieg. Bei den, mit den Sfandinaviern häufig ver: 
n, Gothen, die fi, von den Hunnen vertrieben, zu beiden Seiten der 
Yonau ausgebreitet hatten, und namentlidy bei denen, die von ihtem Mohn: 
'sfien, ber heutigen Walachei, Moͤſogothen hießen, zeigt fich, wahrſchein⸗ 
n des Verkehrs mit den benachbarten Griechen, die erfie Spur von Schrift 
ratur, um die Mitte des 4. Jahrh. Ul fil as (f.d.), ein vornehmer Gothe, 
n Veranlaſſung feine Landsleute die chriftliche Neligion annahmen, ſuchte 
O die Schreiblunft einzuführen, und überfegte, da er Bifchof geworden 
‚Bibel. Der größte Theil der vier Evangeliften und ein Stuͤck des Bricfs 
mer find davon auf ung gekommen, und wir finden in jener Sprache eitte 
Oberdeutſch, mit niederbeutfchen und fremden, vielleicht thracifhen Woͤr⸗ 
iſcht, in den meiften grammatifchen Formen von den deutſchen Mundarten 
nicht weſentlich verfchieden. Eine der fonderbarften grammatifchen Eis 
ı der Sprache des Ulfilas ift der dem griechiſchen aͤhnliche Dualis. Wie 
he ſich vom Oberdeutſchen zum Niederdeutſchen neigt, verrathen ſchon 
pörter ains, twai, thrins u. ſ. w. Auch findet man mehre angelfächfifche 
Snglifchen vorhandene Wörter, das Oberdeutfche aber, als die eigentliche 
ge, blickt überall hervor. Die Morgenröthe der eigentlichen Literatur, 
t auch der Sprachbildung, bricht jedoch erft im 8. Jahrh., mit der Zeit 
$ Großen, an. Mus bis auf diefe Zeit ſpaͤrlich von Schriftſtellerel ers 
.Kochs „Sompend. der deutfchen Lit.-Geſch.“, I, 18 — 20), waren 
roifche liberfegungen aus dem Kirchenlatein, die nicht nur die lateiniſchen 
tionen, fonbern fogar die Beugung der Wörter nachformten. Die bett: 
Rundart war die oberdeutfche, aber nad) der rohen Ausſprache des Volks 
nu Doch füllen auch in diefe Zeit die Lieber, durdy welche die Sprache 
e poetifche Bildung erhielt. Mit Karl beginnt der ſogenannte fraͤnklſche 
s(von 768 — 1137), in welchem bed Guten viel geleiftet wurde, da Kurl 
durch Eroberungen und Staatskunſt, fondern aud) durch das, mas er 
kung that, den Namen des Großen verdiente. Er legte den Monaten und 
deutſche Namen bei, fing felbft eine deutihe Sprachlehre an, und that 
Batiche, um Sprache, Poefie und Wiffenfchaft zu befördern. Indeß wa⸗ 
fortfchritte nur langfam, und zeigten fid) erſt unter feinen Nachfolger bes 
es Miet Recht fagt Fulda, daß bei der treuberzigen Bemühung, die Aus: 
n ihrer uͤbervollen, rauhen Mahrheit aussudrüden, gleichwol immer bad 
serliche Wefen der deutfchen Sprache heil und Elar hervorleuchte, Zur 
ug Einiges hier fichen: SKeferip, Geſchreib; Keſchrifti, Schrift; Stap, 
chaf; erkipit, ergibt; chaldan, halten; Unchuschida, Unfeufchheit; aikan, 
iscauuohe, beſchauen; ſcuunto, ſchauend; Flur, Feuer. Als Probe einer 
ion: Singularis: Weg, Weges, Wege und Wega, Weg; Pluralis: Nom. 
Sen. Wego, Dat. Wegum und Wegon, Acc. Wega. Ebenſo wechſeln 
agationen; das Praͤteritum mit dem Huͤlfszeitwort haben iſt noch gaͤnz⸗ 
fannt. Nur allmaͤligen Fortſchritt machte die Bildung der Sprache auch 
m ſaͤchſiſchen Koͤnigen (912 — 1024), unter denen Notker Labeo u. A. 
Da aber unter allen Dichtern und Schriftſtellern diefer Zeit kein fo her: 
nder Kopf war, daß er fir die Übrigen geſetzgebend geworben waͤre, fo kam 
ner Einheit, und man bemerft an ihnen Mangel an Gleichfoͤrmigkeit in 
9 der Beugungen und Endungen ber Woͤrter, wie noch jet bei ung, Eben: 
8 unter den fraͤnkiſchen Kaifern (1024 — 1136), in welcher Zeit Willeram, 
e noch das Lobgebicht eines Ungenannten auf den 1075 verftorbenen Erz: 
x Ran, Anno, ſich auszeichnen. Befonders dies letzte Gedicht vertünniat 
sund Sprache die Niihe eines ſchoͤnern Zeitulters, welches unter ven (md 
16* 


252 Deurfches Theater 


einzigen von bes geſchmackbeſtimmenden Capitale (mie in Frankrelich) als norma 
aufgeftelle fehen, fondern im Gegentheil meift, jedes feinen eignen, von Particulan 
Anfichten oder individuellen Verhältniffen beflimmten Kunftweg gehen, freilich nich 
immer zum Vortheil der Kunft, jedenfalls aber doch zum Vortheil einer audy nich 
immer unerguidlichen Vielfeitigkiit. Diefe Vietfeitigkeit, ſowol in den Beſtrebun 
gen al& in den Leiltungen, iſt denn auch der charalteriftifche Unterfchied aller deut 
fhen Bühnen, fowol unter ſich als zufammen, gegen bie Theater in den großen 
Städten des Auslandes, und fie bieten hierin, indem faft jedes feine eigne Buha 
verfolgt, und in einer oder der andern Gattung der aufzuführenden Sachen ſich ause 
zuzeichnen ſucht, dabei aber doch alle (mit Ausnahme der beiden wiener eigentlichen 
Hoftheater, vog denen das eine außfchließlid; dem recitirenden Drama, das andre 
der Oper gewidmet ift) durch das Beduͤrfniß und den Geſchmack bes Publicums gen 
zwungen find, in allen Darftellungsfächern wenigſtens etwa® zu leiften, cine wahr⸗ 
haft bewundernswuͤrdige Verfchiedenheit in der Einheit, und Einheit in der Vers 
fhledenheit, dar. Zum Vortheil der Kunft an fich, fowie zum Vortheil der kuͤnſt⸗ 
leriſchen Ausbildung ihrer darfellenden Mitglieder, gereicht dies verfchiedenartige 
Streben, welches jede deutfche Bühne ihrer Stellung nad) haben mußt, allerdings 
nicht; denn theild wird dadurch die nicht immer bedeutende Kraft des Ganzen, die, 
würde fie gut geleitet, auf einen Zweig ausſchließlich gerichtet, immer noch Erſprieß⸗ 
liches gewähren Eönnte, zerfplittert, theild wird auch dadurch, daß die Darſtellen⸗ 
ben häufig gezwungen find, in den von einander abweichendften Dingen aufzutreten, 
nicht allein manches Zalent von feiner wahren Bahn abgelenkt, fondern auch bei 
den Scyaufpielern jener unfelige Hang, in Allem zu glänzen, genährt, weichem 
wir die Maffe von Allesfpielern verdanken, die in keinem Fache etwas Füchtiges 
leiften. Es iſt dies aber in neuerer Zeit bei weiten ſchlimmer geworben, als es noch 
vor einigen Decennien war; auf den mehrfien Theatern reichen Sonde und Krifte 
nur eben aus, die gefteigerten Anmuthungen der Zuſchauer, ſowle die gegen ſonſt 
ungeheuern des Perſonals, nothduͤrftig zu befriedigen, faft kein andres Mitglied 
findet mehr Anftellung als ein ſolches, welches in allen Faͤchern und in allen Artem 
der Darftellungswelfe herumzupfuſchen verftcht, und heute den Thaddaͤdel in einer 
Zaubrroperette, morgen den Chevalier im Converſationsſtuͤck und Übermorgen einen 
tragifhen Deros Hergefticulirt. — Bei den Bühnen der großen und volkreichen 
Städte, die fich zum Theil mit dem Praͤdicat: „Hof und „National“ zu ſchmuͤ⸗ 
den pflegen, ift died nun zwar im Betreff der Mitglieder nidyt ganz fo, jedoch in 
Betreff der vondem Ganzen verlangten Reiftungen. Auch hier fieht man auf dens 
felben Bretern, wo vielleicht geftern der geharniſchte Geift vor meift leeren Baͤnken 
vorüberwandelte, heute „Unfer Verkehr‘, oder den „Stralauer Fiſchzug“ toben, 
und wenn auch nicht gerade was fingt und teillert, in der Tragödie und im recitirens 
den Drama überhaupt auftritt, fo fehlt es doch nicht an fogenannten Univerfalges 
nies, die bald nie Frau Ruskachel das Paradies, bald als Lear die Logen entzuͤcken, 
dın Kenner aber und echten Kunftfreund bedauern laſſen, daß fie ihr großes herrlis 
ches Zalent fo zerfplittern. Nicht minder ungünftig, tie diefe eingeriffene Viel⸗ 
ſeltigkeit ſowol unter den Darſtellern ſelbſt als in Betreff des Darzuftellenden, If 
zuweilen auch die ſcheinbar die Kunjt benünfligende Auszeichnung, welche fie in 
neuern Zeiten mehr wie früher von den Großen ber Welt genießt. Oft ſchwand 
fhon — die Erfahrung mandyer Orte bezeugt dies — mit dem Präbicat „Dof” ber 
Geift von den Bretern, welcher allein im Stande iſt, die Taͤuſchung wahr, das 
alte und traurig Wahre zur postiichen Erfcheinung zu machen, und nidit felten 
glaubt der Vorfteher, ſowie der Künftler, der feinem Namen und Stande jenes bie 
Menge imponirende Wörtchen vorfegen kann, ſich der Mühe überhoben, die Ach⸗ 
tung eben jener Menge durd) Eünftierifche Anftrengung erft noch zu verdienen. Mer 
dem Hofe dient, kann nicht immer und Im allen Fällen der Kunft dienen, denn 


Deutſche Sprache 248 


mm: „Über teutfche Sprache und Literatur“, Werfin 1781, von J. 
gleichem Titel, Osmbr. 1791, von Tralles: „Schreiben von der 
rache und Literatur 2c.”, Breslau 1781, und von Wezel: „Über 
iffenf&haften und Geſchmack der Deutfchen‘‘, Leipzig 1731), wideb⸗ 
echtfertigen; allein jene Schrift erfchien zu einer Zeit, der nicht nur 
its vorhergegangen tar, fondern in welcher bereits auch Klopſtock, 
and, Engel u. A. durch eine edle Bildung des poetiichen und pro⸗ 
rue den Deutſchen den Rang eines wohlredenden Volles unbeftreite 
hatten. Wieviel aber gewann nicht unfere Sprache feitden noch uns 
ven Händen eines Voß, Scylegel u. A.? Leſe jeder Deutſche, der 
ande noch nicht ganz entartet ift, hierüber das vortreffliche Werk von 
den Wortreihthbum der deutfchen und franz. Sprache, und beider 
Ioefie” (Berlin, 2. Aufl. 1819 — 20, 3 Bde.). Dreierlelift es be⸗ 
den Geift der deutfchen Sprache charakteriſirt: ihre Bildfamteit, m 
nenden unerſchoͤpflichen Kraft beftehend, durch Huͤlfe ihrer Vlegungs⸗ 
öfpiben, ſowie durch Wortzufanmenfegungen neue Bildungen zu ers 
deichthum, benn die Summe ihrer Mörter überfteigt auch die reichfte 
ben Sprachen, und mehrt ſich, bei der Kreiheit unferer Dichter und 
t täglich; endlich ihre Univerfalität, d. h. das Vermögen, ben Geift 
Sprachen zu umfaffen, und das Beſte jeder ſich zuzueignen. Welche 
chte Homer's und Virgil's Gedichte wie Voß, Platon’s Dialogen wie 
z, Shakſpeare's und Calderon's Schaufpirle wie Schlegel, Gries und 
loſto's, Taſſo's Gedichte wie Gries und Streckfuß, den Dante wie der 
u. Kannegießer, den Cervantes wie Tief nachzubilden? Mönen immers 
jerfusche, ausländijche Formen zu ung überjutragen, unglücklich genug 
n, für Das, weſſen unſere Sprache faͤhig iſt, beweiſen fie doch. Und wies 
Je fi fi e noch leiſten Eönnen, wenn wir nicht einfeitig ung zu ſehr befchränft 
iſt in der That ein großer Verluft, daß bas fogenannte Hochdrutiche 
prache geworben iſt, und das Niederdeutſche fo fehr verbringt hat. 
r, wozu die Verfuche von Voß in plattdeutfchen Idyllen, Hebel's 
Gedichte“, Gruͤbel's „Gedichte in nürnberger Mundart” u. m. 
führen! Kin Wörterbuch, das den ganzen Reichthum unferer 
aſſen fol, muß alle Mundarten beriidjichtigen, und naͤchſt den 
‚die Gloſſarien zu Rathe ziehen. Erkennen wir übrigen® mit Dan, 
[her Hinſicht Adelung, Campe, Fulda, Kinderling, Volgtel, Stoſch, 
infius ıc. geleiftet haben; e6 find trefflihe Worarbeiten. Die 
Sprachlehre ſchrieb im 16. Jahrh. Valentin Ickelſamer unter dem 
he Grammatica, darauß einer von ihm felb3 mag lefen lernen’, 
y. verdienen die grammatifchen Arbeiten eines Dpig, Morhof, Schots 
e —— Die neuern vorzuͤglichſten Sprachlehren ſind von 
matz, Moritz, Roth, Huͤnerkoch, Reinbeck, Heyſe, Heinſius, Poͤ⸗ 
3 (ber in der Darſtellung der Geſetze unſerer Sprache eine neue, der 
Entwidelung folgende Bahn bricht). Durch Merke, wie Klop⸗ 
natifche Gefpräche”, die Schriften v. Radlof, Voß 8 „Zeitmeſſung“, 
kann unſere ſo bildſame Sprache nur noch gewinnen. 
be Sprache. Geſellſchaften für denriſhe 
Philoſophiſche Unterſuchungen über das Weſen ber Sprache im Alls 
rterbächer aller Art, Sprachlehren für Alt und Jung, fuͤr akade⸗ 
und für Dorffchuten, Hülfsbücher nad) unzühligen Lehrweiſen, da⸗ 
aber vereinzelte Korfchungen über mundartliche Eigenthumlichkeiten 
z alten Sprache, fo weit derfelbe aus Lingft vorhandenen oder neuer 
ı ſchriftlichen Dentmätern zu erkennen war — alled Dies yulammrıa> 


a6 Deutſche Sprache 


genommen, fehlen zu großen Hoffnungen für die Mutterſprache zu er 
und es durfte nicht Wunder nehmen, daß eine deutſche Akademie ber W 
tem bereits 1807 es an der Zeit hielt, auf ein voltftindiges Spftem der 
Sprachgefeggebung einen namhaften Preis auszufegen. Daß derfelbe ve 
gewonnen ward, mußte nach ſolchen Vorarbeiten allerdings befremden, f 
nicht ſchon damals die Überzeugung feft hiett, daß eine Sprache, wie di 
als ein lebendiges, ſich aus ſich felbſi herausbildendes und nach unumftöf 
fegen zum Volltommneren oder Unvolltommneren fortſpinnendes Ganze 
Gefege vorfchreiben laffe, wie alle ähnliche frühere und ſpaͤtere Verſuche z 
beweilen. Es ift Thorheit, den Entwidelungsgang einer lebendigen Ep 
wie alles Otganiſche, das Princip ihrer Bildung und Fortbildung in 
trägt, dur) Grammatiken binden und aufhalten zu wollen. Mag ma 
len, zum Behufe des gemeinen Fortkommens und als Übung des Denk 
die Sprache nad Ihrem dermaligen Stande, auf Negeln zuruͤckgefuͤhrt, 
noch als Norm aufftellen; die eigentliche Wiſſenſchaft Hat damit nichts 
Für fie gibt es neben dem philofophiſchen und kritiſchen, nur noch den 
Weg, der ailein jenen beiten den Erfolg fichern kann, Indem er die in ih 
en Entwicklung, ohne Verliche für diefe oderjene Zeit, von Stufe zu 
folgt und nachweiſt, wie das Vorhandene nad) innern nothwendigen € 
einem fruͤhern hervorgegangen ift, und in dieſem ftühern feinen Grun 
Erklaͤrung findet. Mit welchem Gluͤcke diefer Weg von Jakob Grimr 
fen, der hier richtig ſah, in feiner deutſchen Grammatik eingefchlagen n 
Über iſt unter den Kennern nur Eine Stimme. ‚Sein Iwed‘, die Führ 
weifes: „daß und wie alle deutfche Sprachftimme innigft verwandt 
tige Form unverſtaͤndlich fei, wo man nicht bis zu den vorigen, alten 
binaufiteige, daß folglich die gegenwaͤrtige grammatiſche Structur nur 
aufgeftelit werben dürfe”, muß ſchon jest für gelungen erkannt werden. 
iſt der Meg zu tiefer Einſicht in das Weſen der Sprache gebahnt. 
Sorgfalt für die poetiichen Überrefle einer untergegangenen Zeit, bie 
als ein theures Erbe, als einen unablöslichen Theil unfers innigften V 
trachten angefangen, eine Sorgfalt, der allein die Behandlung ber V 





Deutſche Sprache 247 | 


3 die deutfchgefinnte Senoffenfchaft zu Hamburg (1646), der Blumenor⸗ 
: Schäfer an der Pegnitz zu Nürnberg (1644) und der wenig erjprießliche 
nenorden an der Eibe (1660). Der Zweck des Palmenorbens, wie ihn fein 
htſchreiber, G. Neumark, angibt: „die Mutterfprache in ihre uralte an⸗ 
re Reinigkeit und Zierde wieder einzuführen, fie von dem fremden, druͤcken⸗ 
prachenjoche zu befreien und durd) alte und neue Kunſtwoͤrter zu befeftigen”, 
such von den fpäter entitandenen, die fich jenem als Toͤchtervereine anfchlofe 
ww Liche und zum Theil mit ſchwaͤrmeriſchem Eifer verfolgt. Wie man aud) 
fe Verbindungen, deren Wirkfamkeit in der Regel den prunkvollen Namen 
wäg entſprach und bald in Spielerei ausartete, zu denken geneiat fei, das 
wit laͤßt ſich ihnen nicht ftreitig machen, daß fie der zunehmenden Ausländes 
em Dumm entgegenfegten und eine lebendige Theilnahme an der Fortbildung 
Btterfprache auch in den höhern Ständen der Geſellſchaft rege machten (ber 
morden beftand zum bei weitem größern Theile aus Fürften und Adeligen). 
viel größsen Gewinn brachte die 1697 gegründete und dreißig Jahre ſpaͤter 
ettfched erneuerte leipziger deutfche Gefellfchaftz auch die zu gleichen Zwe⸗ 
ſt um dieſelbe Zeit geftifteten Vereine zu Halle, Frankfurt a, d. O., Baſel, 
Sena und Helmftädt entftanden und gingen unter, ohne merkliche Spuren 
kmmerlichen Dajeins zu hinterlaffen. Als aber in neuefter Zeit mehre Jahre 
z&emaltherefchaft vonder Nothwendigkeit überzeugt hatten, die gemeinfame 
sprache, als das ſicherſte Verwahrungsmittel gegen völlige Unterjochung und 
Zerfpaltung, feſtzuhalten, und die Begeilterung für die Sache des Vater⸗ 
auch der vaterläudifchen Sprache fich zumendete, trat die Idee, durd) das 
menwirken vieler Kräfte in gefellfchuftlichen Verbindungen die Spradye zu 
s umd die Erforfchung ihres Wefens zu fördern, aufs neue ing Leben. Die 
we Erfenntniß von dem, was Noth thue, die in größerer Anzahl vorhandenen 
beiten und die mit jedem Jahre zunehmende Menge von Hülfsmitteln aller 
Ben an dem Gedeihen diefer neuen Vereine nicht zweifeln, Zuerſt trat (1815), 
Beife und Kraufe begründet und unter der Mitwirkung von Zeune, Jahn, 
ws, Piſchon u. A., die berlinifche Geſellſchaft fire deurfhe Sprache zufams 
Ihr Zweck follte, noch der Urkunde vom 20, Dec. deffelbin Jahres, fein: 
Benichaftliche Erforfchung des gegenwärtigen Zuſtandes der Mutteriprache 
 Ausmittelung alles Deffen, was im Geijte derfelben zu ihrer writern Aus⸗ 
amd Verbeſſerung gefchehen Eönne. ie befteht mit einer feie 1818 etwas 
Verfaſſung noch jebt fort und bringt die Ergebniffe ihrer Berathungen 
yfchungen in eignen Sahrbüchern (deren .erfter Band 1820 erſchien) von 
Zeit zu Öffentlicher Kunde, Daffelbe gilt von dem 1817 von Grotefend 
ten franffurtifchen Gelchrtenverein für deutiche Sprache, der ſich gleich⸗ 
ie alfeitige Fortbildung der Sprache zur Aufyabe gemacht und durch bie 
zgabe der ausihm hervorgegangenen Gefellfchaftsichriften („Abhandluns 
I frankfurtifhen Gelehrtenvereins für deutfche Sprache“, 1. St., 1818) 
Eifer wie feine Tätigkeit bethätigt hat. So erfreulich dieſes Allen 
uß, denen die Sache der Mutterfprache am Herzen liegt, und fo ſehr 
e beftehenden Vereine auf andern Wegen noch als dem der gefellichaftlichen 
ang und Arbeit, ihre Zwecke zu fordern fuchen (die berliner Geieltichaft vers 
die Herausgabe des Dtnit von Mone und die fchon feit der Mitte des vori- 
Hrch. beſtehende koͤnigsberger Gefellfchaft gab eine anſehnliche Unterflügung 
ke's Barlaam), fo darf doch nicht geleugnet werben, daß von dem geordneten 
menwirken Bieler zu Einem Zwecke, woran wir bei einem gelchrten Vereine 
maͤchſt denken, nur theilweis Einiges zu fpüren gewefen, und baß ein Werk, 
rimm's Sprachlehre (Goͤtt. 1826, 2 Th.) die Mifjenfchaft weiter gebracht 
ils die an ſich fehr loͤblichen Arbeiten aller beutfchen Spracyuereine WÄR 


a8 Deucſches Theater 


mengenommen &o wentg wir neben biefen gemeinfanıen Veſtredungen 
hufe der Wiſſenſchaft, aller einzelnen für den Bedarf des gemeinen Leben 
geförderten Lehr» und Handbcyer gedenken koͤnnen, fo bürfen wir doch € 
und Maaß s „Spnonymik”, 3 Thle., umgearbeit. Augsb. von Gruber (u 
eu 1826 fg.), IH. Heinfius Volksthuͤmliches Mörterbuch der 
race”, (Hanover, 1818 — 22, 4 Bbe.) und Pilig’s: „Gefamm 
deutſchen Sprache 1.” (Reipz. 1825, 4 Thle.) nicht unerwähnt laffen. 
Deutſches Theater. Marionettenartige Schaudarſtellu 
dem Gtegreife, Puppenfpicle, ohne theatralifche Vorrichtung, bie vielei 
13. Jahrh. hinaufgehen, find die erften Anfänge des deutichen Theat 
Carnevalsmummereien gaben dazu Veranlaſſung. Bibliſche Geſchichte 
tiſch dargeſtellt (Myſterien genannt), und ſogenannte Moralitäten warer 
Schauſpieie, welche vorzüglich in den Kloͤſiern aufgeführt wurden. Seit 
des 15. Jahrh. wurden dergleichen, beſonders komiſchen Inhalts, von 
fenptät Schnepperer genannt (bie erſten Faftnadytsipiele, welche gedı 
den), und Dans Fol, im 16. von dem fruchtbaren Hans Sachs umt 
Deutſche Poefie) gedidıtet, und wahrſcheinlich von Liebhaberu odı 
umziehenden Faftnachtöfpielern (etwas Ähnliches waren die fogenannte 
ſorecher zur Zeit der Meifterfänger), vorzüglich in den Meichöftädten 
Sie waren berb und unausgebildet, aber kraͤftig, luſtig, ſchlicht und 
bichtet. Ihre Darftellungen auf Bühnen ohne Dady mochte bem angen 
Die Überfegungen der Alten, 3. B. des Terenz, teldye in dieſe Zeiten fa 
ten auf das Vol nicht, und ſcheinen auch nicht aufgeführt worden zu fi 
miſche Beluſtigungen dauerten neben den Schaufpielen fort. Im 1 
machte das deutfche Theater keine bedeutende Fortſchritte. Überfegung 
nur die Dichter und gaben den Schaufpielen einen etwas regelmäßigen 3 
bang. Nach Martin OpisLf.d.), der auch ber ital. Oper einige 
nachbildete, 3.8. die „Daphne“ des Rinuccini, wurden die fogenannten 
dien und fingenden Poffenfpiele häufiger. Im Anfange diefes Jahrh. 





ſchon geordnete Schaufpielergefelfchaften (f. Schaufpieltunft), 
Faſtnachtsſpiele und geiftlihen Komödien durch Vorftellungen Überfei 








250 Deutſches Theater 


ſelbe, am eigentolimlichften dev geniale Lenz). Dennoch bewirkte biefes eine 
theithafte Veränderung in der Schaufpieltunft, „Die Erſcheinung duͤrgen 
Träuerfpiele", fagt Iffland (in dem angeführten Auffage), „wie „Mil 
Sampfon”, der „Hausvater” von Diderot u. A., fegten den Stäntsactiennum 
zuerſt in Verlegenheit mie ſich ſelbſt. Hier waren Menfchen gefchitbert, 
Schaufpieleribemerkten mit Erftaunen, daß diefe als Menſchen aus dem 
tiebergegeben werden mußten. Alte Verſuche, die Schwulft mit ber M 
natur zu vereinen,» fcheiterten. Zudem erſchienen einige Schaufpieler und 
fpieletinnen, welche das wahre lebendige Leben, ein blühendes Gefuͤhl, bie 
des Herzens und die Sitte des guten gefelfigen Lebens in diefen neuen S 

auf die Bühne brachten”, In diefem Zeitraum finden wir einen Eckhof (ik, 
„Der Erſte, welcher der deutfchen Schrufpielfunft Bedeutung, Werth, A 
Namen erworben hat“, in Anſtandsrollen, Vätern (j. B. Odoardo in 
„Smilia”) und feintomiſchen Charaktern ausgezeichnet: Reinecke, Wi 

belin, Brandes u. A. Die Schaufpielergefellfchaften wurden. beffer, 
wurden eingeführt; mehrer Höfe und Städte hatten ihre Geſellſchaft auf 
Zeit, 3, B. Weimar, München, Wien, wo das Komiſche herrfchend blick, 
Leipzig, Braunſchweig, Hamburg, wo Leffing feit 1767 dramaturgifizte, 
die Deutfchen anfingen, die englifchen Dichter und namentlich Shakfpeate; 
kennen zu lernen, befonders durch Wieland und Eſchenburg, hatten dieſe 
einen großen Einfluß aufdie Bildung des deutfchen Theaters. Schröbe 
fetbft Luſtſpieldichter, begann in dem Gebiete idealifcher Darftellungen «it 
Periode, indem er Shakfpeare, freilich in mangelhaften Brarbeitungen, 5 
die Buͤhne bra Noch müffen wir unter den beſſern Dichtern, weich 
für das deutſche Theater arbeiteten, Leifewitz, Gerſtenberg („Ugolino“, 
ſtellbar), Hippel (Verf. mehrer Luſtſpiele) und Bock erwaͤhnen. Gottet und) 
ner arbeiteten nad) franz. und ital, Vorbildern. ine neue Erfdyelnung 
deutſchen Bühne (feit 1752) war die Eomifche Operette, aus welcher 
neuere deutſche Dper entitanden iſt (die ältere fogenannte Oper hörte eg 





auf). Ihr Stifrer war Chr. Weiße, und fie pflangte,fich durch die Com 
von Sandfuf, Hi Schweizer, Wolf, Benda in Kurzem fort. Na 


Deutfches Theater Ä 251 


es ꝛc. follte die Kraft perſonificiren; bie Herren betrugen ſich wie die 
id das harte Wort, das der Zorn herausſchleudern foll, wurde oft zu 
chimpfworte“. Nachher erweckten jene großen Dichter durch ihre Werte 
: echten Tragödie wieder, und hoben dadurch die Schaufpielfunft in eine 


te. Den hohen Vorbildern firebten viele mit ungleichen Erfolge in 


itiken, hiſtoriſchen und romantischen Stoffe, nah. DIndeffen darf 
ugnen, daß hier aud) ein Unterfchied zwifchen dramatiſchen und theas 
dichten auflam, weldyer nicht zum Vortheil der deutfchen Bühne war. 
durch unmittelbare und perfönliche Einwirkung jener großen Dichter 
Durftellungstunft, namentlich von dem Eunftlichenden Weimar aus, 
ortſchritte. (S. Göthe, „Morgenblatt“, 1815, im 16. und 17. Stud.) 
) bildende Schaufpielerfäyule zeichnete ſich im höhern Style durch ihre 
yoetifches Ganze zu bilden, aus; und wirft noch in den Beflrebungen 
en Künftlerpaars in weiterm Kreife fort. Ihr gegenüber fteht die bers 
‚ an deren Spitze Iffland und ihm zur Seite ein Fleck und eine Uns 
ethmann ftand. Diefer Schule ſchloß fid) die leipziger Bühne fruͤ⸗ 
Opitz, Chrift, Schubert, Ochfenheimer, Mad. Hartwig, Schirs 
islih an. Das Hauptſtreben ift hier aufindividuelle, bis ins Einzelne 
Charakterzeichnung gerichtet, worin der Meifter fo einzig war; und 
yen ganz angemeffen ift die Sphäre der Fumiliengemälde und fogenanns 


erſtuͤcke, welche Iffland in feinen eintönigen Dramen mehr für den. 


als für ein poetifches Publicum gearbeitet hat. Die durdy ihn ents 
ule bildete den Converfationston zur hoͤchſten Seinheit aus. _ In der 
Gattungen ftehen die Kotzebue'ſchen Schaufpiele, deren höchfter Zweck 
 Überraichung, Mannigfaltigkeit und Nührung iſt, und die daher bei 
Haufen der Schaufpieler und Zufchauer die meiſten Freunde fanden. 
ın man ihnen Kenntniß des Theaters, Wis und Leichtigkeit des Dias 
ſprechen: Erfoderniffe, welche man an den leblofen und churafterlofen 
er, welche oft mit hoͤherm Geſchmack, aber nach Afthetifchen Theorien 
icht findet. Die neuern Dichter, deren Werke gegenwärtig auf der 
Jen werden, find unter dem Art, Deutfche dramatiſche Dich⸗ 
ie bedeutenden Schaufpieler unter dem Art. Deutfhe Schaufpies 


hrt. Durch die verfificirten Stüde hat fid) leider auch die Schöntebs - 


gehoben ; die Mimik ift von unfern Theatern ziemlich verfchrounden, 


rakterloſen Luftfpiele und Farcen der neueften Zeit begunftigen die Che». 


icht. Wir verweifen unfere Leſer auf die „Geſchichte des leipziger Thea⸗ 
;lümner), in welcher nicht nur Diefes, fondern auch die wichtigften Er⸗ 
ber deutfchen Bühne überhaupt gewuͤrdigt worden find. Die Oper, 
die Blüthe der deutfchen Muſik emporwuchs, erreichte zwar in poetis 


t ihre Ausbildung nicht; doch fand fie leichter ihren Boden in dem Ges‘ 


Imantifchen, und trug dadurch einige Zeit den Sieg uͤber das Schau⸗ 
Pantomimen und Ballets hoben fid) vorzüglich durch Staliener und 
Die politifchen Revotutionen der legten Jahre erfchätterten das deutſche 
e, das gegenwärtig ſich großentheils auf Wiederholung des Alten und 
esten Zeit erfchienenen meifterhaften liberfegungen der Spanier und 
vie auf die Fabritüberfegungen a. d. Franzoͤſiſchen beſchraͤnkt. 
gentliches deutfches Theater, in dem Sinne, in welchem die Franzofen 
mptitadt ein Theätre francais haben, befigt Deutfchland nun zwar 
wie es eine eisentliche (deutſche) Hauptſtadt hat, und kann es auch, vers 
einmal gegebenen ſtaatlichen, buͤrgerlichen, literariſchen und kuͤnſtleri⸗ 
Itmiffe, nicht haben: dafür beſitzt es aber eine Menge vor ſich unter ein 


hr 


unabhängiger Anſtalten diefer Art, die nicht ihren Proteryp in era 


252 \ Deurfches Theater 


einzigen von ber geſchmackbeſtimmenden Capitale (wia du Ftankteich als nor 
aufgeſtellt ſehen, fondern im Gegentheil meift, jedes feinen eignen, von Particuld 
anfichten oder individuellen Verhaͤltniſſen beftimmten Kunſtweg geben, freifich mi 
immer zum Vortheil der Kunft, jedenfalls aber doch zum Vottheil einer auch 
immer unerquicklichen Vielſeitigkeit. i kei 

gen als in den Leiſtungen, iſt denn auch der charatteriſtiſche Unterſchied aller 
Then Bühnen, ſowol unter fid) als zufammen, gegen bie Theater in dem 
Städten des Auslandes, und fie bieten hierin, indem faft jedes feinreigne 
verfolgt, und in einer oder der andern, Gattung der aufzuführenden Sadım ſich 
zuzeichnen ſucht, dabei aber doc) alle (mit Auenahme der beiden wiener cigı 
Hoftheater, von denen das eine ausfchliei dem recititenden Drama, dat 
der Oper gewidmet iſt) durch das Beduͤrfniß und den Gefchmad des Publiq 
zwungen find, in allen Darftellungsfächern wenigfteng etwas zu leiften, ein 

haft bewundernswuͤrdige Verſchiedenheit in der Einheit, und Einheit in ber 
fehledenheit, dar. Zum Vortheil der Kunſt an ſich, ſowie zum Wortheilder‘ 
ieriſchen Ausbildung ihrer darftellenden Mitglieder, gereicht dies verſche 
Streben, welches jede deutfche Bühne ihrer Stellung nad) haben muß, 
nicht; denn theild wird Dadurch die nicht immer bedeutende Kraft bes Gargen, 
wuͤcde fie gut geleitet, auf einen Zweig ausſchließlich gerichtet, immer noch 
liches geroähren Könnte, zerfplittert, theils wich auch dadurch, daß die Din 
ben häufig gezwungen find, in den von einander abweichendften Dingen 

nicht allein manches Talent von feiner wahren Bahn abgelenkt, fondern 
den Schaufpielern jener unfefige Hang, ih Allem zu glänzen, genaͤhrt, 
vie die Maffe von Allesfpielern verbanfen, die in keinem Fache etwas 
leiſten. Es ſt dies aber in neuerer Zeit dei weitem ſchlimmer geworben, als #) 
vor einigen Decennien war; auf den mehrften Theatern reichen Fonds und, 
nur eben aus, die geſteigerten Anmuthungen der Zufchauer, forvie bie geam 
ungeheuern des Perfonals, norhbärftig zu- befriedigen, faſt fein andres 


findet mehr Anftellung als ein ſolches, welches in allen Fächern und in allen 
der Darftellungspeife herumzupfuſchen verftcht, und heute den Thabbäbelin 
Baubrroperette, morgen den Chevalier im Converfationsftüct und übermorg 





Deutiche Theater 253 


x find die Anfichten und die Soderungen eines Hofes die der Kunſt, und 
Kritik, die chrliche, offene, unummunbene, nur das Hödhfte der Kunſt 
ibende, nicht ohne Ruͤckſicht — die jeder Hof fodert — ausfprechen kann 
da ift es um fo ſchneller um das Wahre, morauf es eigentlid) anfommt, 
je lodender der Schimmer der Sicherheit vor ihr, je Äußerlich belohnen⸗ 
zen in Wünfche und Anfichten ist, die unter folhen Verhaͤltniſſen als bie 
ckfichtigt werden müffen. — Betrachtet man nun nach diefen Ruͤckſich⸗ 
naligen Theater Deutfchlande, fo wird man ein Divergiren In ihren Rich» 
: gleichfam gefpaltenes Streben, vereint mit einer Überall ſich zeigenden 
nenheit der Einrichtung, wie des Perfonals, finden, welches alles zus 
(8 Erreichen des wahren Ziels derjelben ungemein ſchwer, wo nicht une 
icht. Vorzuͤglich hemmend tritt hier den Vorftehern folcher Anftatten, 
nun von einem Hofe, ober durch eigne Wahl und Neigung dazu berufen 
erfonliche Intereffe und der Egoismus der Echaufpieler in den Weg, 
ıffen theils, daß die Directionen, chne Ausnahme, mehr denn zu häufig 
find, bloß darum manches Individuum zu befolden und ihm Rollen an« 
, weil die Schweſter oder der Bruder, der Mann oder die Frau beffel« 
üglich entbehrt werden fann; andern Theile, daß ſehr häufig einzelne 
jen allein darum verpfufcht werden, weil diefer oder biefe im aufgeblafes 
erduͤnkel fidy nicht entſchließen können, eine fogenannte Hülfsrolle zu 
, und felbige daher, aus Noth, Händen übergeben werden muß, beren 
8 Eingreifen augenblicklich jede Art von Illuſion bei dem Zufchauer zer⸗ 
einer Suufion, die, feit der Decorateur und der Mafchinift gewiffermas 
uptperfonen der Theater geworden find, ohnedies felten genug fich zeigt. 
un im Allgemeinen, wie wir gezeigt haben, die deutfchen Theater fich 
mit einziger Ausnahnıe der beiden wiener Hoftheater, das an der Burg 
3 kaͤrnthner Thore naͤmlich) der verfihiedenartigften Leiſtungen befleißis 
‚ und hierin nicht einmal das der Hauptfladt in der preuß. Monarchie 
en ift : fo ift doch faft auf jedem der größern derfelben ein befonderes 
u biefer oder jener Gattung ven Vorftellungen fichtbar, und wird dieſes 
mtiveder durch den Geſchmack des Hofes, von welchem die Bühne ges 
zt, öfter aber noch durch die individuelle Vorliebe, Kunftanficht oder 
res Vorftehers, Regiſſeurs u. f. w., am ſelteſten durch den entfchiedes 
des Publicums beftimmt, das hundertköpfig, wie es ift, bekanntlich 
eignen fejten Willen für die Dauer hat und ſich immer dann im Ganzen 
nfien zu zeigen pflegt, wenn ihm recht viel und mancherlei, und nur 
vas Neues geboten wird. So war 3. B. das Theater in Berlin, fo 
ter Iffland's Leitung fland, am ſtaͤrkſten im recitirenden Fache, die 
ft Hingegen weit weniger bedacht. Jetzt hat fid) dies geändert, und 

Liebhaber ſtimmen darin uͤberein, das die Muſen des Gefanges und 
‚ft, oder vielmehr die Goͤttinnen des Ballets und der raufchenden In⸗ 
uſik, den Sieg über das beſcheidener und weniger pomphaft auftretende 
ar, Melpomene und Thalia, davon getragen haben. In Darmftadt 
jall; auch bier iſt die Oper der Glanzpunkt des Ganzen, während in 
vie man verfichert, das Converjationsftüd unter den dafelbft gegebenen 
ie oberfle Staffel einnehmen fol. Andre Bühnen folgen andern Im⸗ 
: Art, oft mit, oft ohne Gluͤck. So war noch vor nicht langer Zeit das 
pziger Theater, unter Direction dv. Franz Seconda, mehr aus Ger 
e aus Eünftlerifcher Überzeugung, gleichfalls beſonders auf das Conver⸗ 
jeftelle und von ihm das bunte Kind der Phantaſie, die Sinne beſte⸗ 
ganz verbannt, und das jegige neue leipziger Stadttheater Dagegen fidh, 


— — 
EB 


I 





254 Deutſche Tpeaier 


wie man fagt, mit einiger Vorliebe zum Trauerfpiele hinmeigend, erfunden. i 
Dresdner Hoftheaterhat gegenwärtig das Gluͤck, einen grohen deutſchen DIE 
feinen Kenner alles Dramaturgifchen zum leitenden Berather zu haben und werd 
Einfluß diefes Geiftes ſich bis jegt iveniger ald man erwarten möchte, zeigt, fo 
von der Grund wol mehrin andern Umftänden. — Daaber, um aufs nein] 
ruͤckzukommen, in den mehrften Faͤllen in Deutfchland bei weiten eine oft välig; 
gruͤndete Privatlichhaberei, oder Gondenienz, oder Ähnliches Bedeutendes entiäg 
fo entftcht auch faft immer nur Einfeitiges und Unzulangendeg daraus, unbbi 
hat davon fo wenig Gewinn, wieder Kenner Freude. Ein ſchlagendes 5 
Jen die, einft mit vollem Necht, fo hochgefeierte Buͤhne von Weimar, 

fet von einem ber größten Kenner und Dichter unferer Nation, befchligt v 
Eunftfinnigen Sürften, ber ffe unterftüßte, ohne fie in die Feſſeln des Hi 

zu ſchlagen, mit verhältnißnndßig ſeht befehränkten Mitteln, fic) zu einm 
Bitde für alte Anftalten biefer Art erhob, und e8 war, Bis der Geiſt, berbal 
leitete, fich ſcheu vor dem Gebell des Aubty ſchen Hundes zurickzog undfl 
nun in Deutſchlands einftigem Athen das Hifkrionenwefen ebenſo zerfpittit 
einfeitig waltet wie an den mehrften andern Orten, 

Eine Überficht der damaligen bedeutendern) deutſchen Theater moͤge di 

Andeutung des kuͤnſtleriſchen Zuſtandes derſelben — ber freilich genugſam 

fie im Ganzen nicht mehr find, was fie waten — noch folgen, Die Quanti 
Zahl) hat allerdings in neuerer Zeit infofern bedeutend zugenommen, baf in: 
Städten, die fonft nur von gleichfam nomadifitenden Schaufpielechorben zufa 
gewirfelt, auf gut Gluͤck ohneinnern Halt und ohne eine andıe Tendenz aldßr 
des Eunftentfernten, rohen und zerfahrenen Lebens — dann und wann, tolebi 
von Beduinen, heimgefucht werden, eigne, ſtehende Gefellfchaften exri 
den; die Qualität (das Kunſtwerthe und das Streben nach Kunft) ging 
immer gleichen Schritt, und wie faft in allen Verhäftniffen des neuern 
hen Lebens, ſieht man auch hier, ſtatt der fonftigen Innern Gediegen 
Stellen auf den Schein und auf das ſchimmernde Aufere, was nothewendig 





Kurz oder lang,” ba wie hier, den völigen Verfall des Ganzen herbeisiehent 
Mie billig, erhalten die Theater der Nefibenzen und Haupſtaͤdte den Workritig 


Deutſche Virtuoſen 255 


pectakelſtuͤcke u. KÄhnl. dominirten hier, und erſt ſeit dem Erſcheinen der Des 
e Sontag gab man auch glänzende Opern. — München hatte zwei Thea⸗ 
eide mit dem Präpdicat „Hof“ geſchmuͤckt, obfhon das am Iſarthore ein. 
iches Volkstheater war. Letzteres ift jegt gefchloffen. — Auch Dresten bes 
ren gewiſſermaßen zmei, ein beutiches nämlich, welches fich in neuerer Zeit 
er Verbeſſerung und Erweiterung zu erfreuen hatte, und eine italienifche 
geſellſchaft, auf welche immer viel verwendet worden ijt (die einzige noch ſte⸗ 
ital. Opernbühne in Deutſchland). In Stuttgart, Kaffel, Braunſchweig, 
Kadt, Hunover, Karlsruhe, Schwerin und Weimar befinden fich überall 
heater, von denen jedody manche, wie z. B. das in Hanover und Schwerin, 
keifch betrachtet, durchaus nur zu denen des zweiten und dritten Ranges ges 
werden Eönnen, deſſenungeachtet aber ſaͤmmtlich, wie die in Wien, Berlin wef. 
ter Oberleitung eines vom Hofe dazu ernannten Hofwuͤrdentraͤgers ſtehen. 
Ztaͤdte Augsburg, Bamberg, Bremen, Breslau, Brünn, Danzig, Düffels 
ad Elberfeld, Frankfurt a. M., Freiburg im Breisgau, Grüß, Hamburg, 
Wberg, Leipzig, Linz, Luͤbeck, Manheim, Nuͤrnberg, Peſth und Ofen, Prag, 
und einige andre, haben meift ftehende, theild auf Actien, theils allein auf 
nen Sende ihrer Unternehmer gegründete, theild fogenannte ftindifche, d. h. 
m Etänden bes Kandes gewiffermaßen garantirte, Theater, und es gehören 
wenige davon in kuͤnſtleriſcher Ruͤckſicht, mit zu den beflen des deutichen Va⸗ 
bes, wie z. B. die Bühnen von Leipzig, Scankfurt und Hamburg. Andre 
gegen freilich hoͤchſt mittelmäßig und oft durchaus um nichts beſſer als bie 
Büichen wandernden Schaufpielergefellichaften, deren Zahl, obſchon fie fich 
ier Zeit durch bie Verhältniffe der Gegenwart etwas gemindert hat, noch 
ſehr anſehnlich ift. Oft jedoch findet der Freund der Kunft mit angenehmer 
Kung bei folchen fogenannten Heinen Bühnen Zalente und eine Rundung der 
ung, wie manchem ſich brüftenden Hof» und Stadttheater zu wuͤnſchen 
b Bemerkung verdient noch, daß in manchen ihrer Volkszahl nach fehr be: 
Ben Stoaͤdten kein ſtehendes Theater fich auf die Länge zu halten im Stunde 
Wr dagegen oft weit Eleinere Drte allein und aus eignen Mitteln recht an- 
he fort und fort gut erhalten. So hat 3.3. Königsberg und Bremen, bei 
folksmenge und anjehnlichem Handelsſtand, nie ein eignes Theater auf die 
heben können, und alle Unternehmungen diefer Art fcheiterten noch Yafelbf£ 
Ragdeburg vermag nur einen Zheil des Jahres hindurch die Koften einier 
arten Gefellfchaft zu deden ; dagegen haben Breslau, Brünn, Linz, Mem⸗ 
‚a.D. (Städte wie Hamburg, Leipzig, Frankfurt a. M. u. ſ. f. garnicht zu 
n) faft zu allen Zeiten, die oft für diefe Orte fehr trüdend waren, ihre 
n aufrecht erhalten, welche zum heil, wie die in Manheim und Breslau, 
beffern gehören, oder wenigftens in manchen Perioden gehörten. 12. 
Yyeutfche Birtuofen. Da man die Namen Virtuos und Virtuofi- 
Üglich in denjenigen darftellenden Künften gebraucht, bei welchen die aͤußer⸗ 
rtigkeit am fihtbarften hervortritt (f. Virtwofität), mithin von der aus⸗ 
Muſik, von der Tanzkunſt und Mimik; da ferner, wenn wir an den ge: 
eutichen Balletmeifter Horfchelt (Stifter des in feiner Art einzigen Finder: 
n Wien, jest Eönigl. Balletmeifter in München) und etwa an die reifende 
Kobler erinnert haben, von der kunſtmaͤßigen Ausuͤbung der Tanzkunſt in 
Hand wenig zu fagen uͤbrig bleibt; von den deutſchen Ecjaufpielern und 
n aber ſchon in bef. Art. gefprochen worden ift, fo werden wir unter-gegens 
rt. ein Verzeichniß der berüihmeeften jest lebenden Inftrunentufoietuofen 
en. Bgl., was die allgemeinen Bezichungen anlangt, d. Art. Deutſche 
, I. Die berühmteften Pinnofortefpieler find die ſchen unter den Come 
en (f. d.) genannten Meiſter: Hummel (feine Spielort verkinner wie hadıkı 





256 ‚ Deutſche Virtuoſen 


Leichtigkeit mit der größten Soliditaͤt und feine Phantaflen bewaͤhren den 9 
in der Harmonie); Moſcheles (lebt gewöhnlich in England ; noch brillant 
Schwierigkeiten faſt unübertrefflich, hoͤchſt elegant und glänzend); mit ihen 
eifert Friedrich Kalkbrenner an alänzender Fertigkeit; Ferd. Ries (in 
and aus der aͤltern Schule Joh, Bapt. Cramer (in London), und D. S 
Paris oder Petersburg); ferner Beethoven (fpielt nicht mehr Öffentlich); 
Arnold und Aloys Schmidt (Beide jest in Berlin, meifterhaft ausgebilberd] 
ebenſo fertig als ausbrudsvoll); Capellmeifter Ronradin Kreuzer (angen 
todids, ohne große Bravour); Fr. Schoberlechner (aus Wien, bisher im 
Burg; glänzende Fertigkeit). Außerdem find ung dem Rufe nady bekannt 
nofortefpielee M. C. v. Bocklet (aus Prag; auch Violinfpieler) ; Louis ® 
Berlin); Leidesdotf (in Wien); Kuhlau; A. Klengel (Hoforganift it 
Muͤhlenfeld (auf Reifen); Karl Derzog (in Wien) ; EN A. Pi * 
conz Cramer (aus Prag); Hier, Payer (in Wien); W. A: Mozart der 
Lemberg); Kouife David (Virtuofin im 16, Sahıez aus Hantburg); ud 
dine Blahetka (in Wien), I. Als Orgelvirtuofen zeichnen fich vor Allen, 
hann Schneider (Drganift und Bruder des Componiften ; in Dresden); 
(Organift der Schloßkirche in Altenburg); Rink; Umbreit; Böhner (ei 
ponift, voll Gedanken, aber ungeordnet); Niem (in Bremen). AL 
Violinfpielern ſind die berühmteften: P. Rode (privatiſitt jest und. veifkl 
Italien); Kiefewetter (gegenwärtig in London, in Schwierigkeiten fall 
windlich); Louis Spohr (jest Capellmeifter in Kaffelz voll Seele und A 
grofartig im Spiel); Louis Maurer (aus Berlin, jest Concertmeifter in 
brillanter Spieler); Karl Müller (Concertmeifter in Braunſchweig, in ber 
nik ungemein). Berner nennen wir Ft, Frünzt (Capellmeiſter in Mündy 
Piris (Mufiedirector bes Confervatoriums in Prag); Joſ. Manfeder 
tuos in Wien, ein höchft Kieblicher, angenehmer Wiofinfpieler); $ 
(Orchefterbireetor in Wien, Bravourfpieler); Möfer (Concertmeifterim 
im Concert und Quartettfpiel ausgezeichnet); Gubr (jegt Mufikdirector 


furt, feuriger Violinfpieler); Feska (Comtertmeifter in Karlsenhez 
** (auf Reifen); A. Matıhät —— * — i 











260 Deutſchland von 1272 — 1519 


Blutgeruͤſt, und die Beffern und Gedrüdten blickten mit forgenvollen Herz 
her nach einem Exretter aus der Gefahr, fuͤrchtend, in der Verwirrung die 
eines Mächtigern zu werden. R . 

Da führte das Schickſal (1272 — 91) Rudolf J. Grafen von f 
burg, auf Deutſchlands Thron, und die Eräftige Hand dieſes großen d 
brachte bald wieder, wenn auch burch harte Maßregeln, Ordnung in das ( 
Des Adels Raubichlöffer wurden zerjlört, dad Fauſtrecht faſt gänzlich abge 
und der eigne Vortheil der gegen die kaiſerliche Macht Immerfort anſiehenden 
Fürften durch Verheirathung mit vieler Politi€ unmittelbar an den Throngeh 
Sſtreich, Steiermark und Krain eroberte Rudolf von Ottofar, der Bähmend 
und ward der Stifter einer Dynaftie, die noch jegt im weiblichen Stamme 
reichs Throne herrſcht. Albrechts von Öftreich, Rudolfs zweiten Nachfol 
gierung (1298 — 1308) ward wichtig durd) die während derfelben errung 
heit der Schweiger. Unter Heinrich VII. (von Luremburg; 1308 — 
fich der berühmte Streit zwiſchen den Guelphen und Gibellinen, als 
Kampf der hohenftaufiichen Erben gegen den Papſt. Heinrich zog nad, 
zur Vermittelung, und eine neue Gefahr drohte der innern Ruhe und Geſ— 
keit in Deutichland, Als ihn in Italien der Tod ereilte, fah das Reich 
zwei Könige, Friedrich von Oſtreich und Ludwig von Baiern, an feiner © 
mit wuͤtheuder Exbitterung ſich befämpften. Ludwig fiegte, erhielt audı 
— 47) die Kaiferfrone vom Papfte, konnte aber neue heftige Irrungen 
heiligen Vater nicht verhliten, der ganz Deutfchland mit dem Interbiet 
Da ſchloſſen ſechs Kurfürften des Reichs (ausgenommen Bshmen) den 

, als Gegengewicht wider die paͤpſtliche Einmiſchung in die Köni 
jeder Fürft, der die Stimmenmehrheit Eünftig fuͤr ſich haben werde, folle 
derfpruc) König fein. Kart IV. König von Böhmen, Heintichs VI. Gil 
bei Ludwigs Leben (1346) zum Gegenkönig gewählt, war Alleinherr, als. 
ſich ihm entgegenftelfende Gegenkönig, Günther von Schwarzburg, gefter 
Er vermehrte bie königlichen Einfünfte durdy Einführung des Briefadels, 





dem. Reiche ein Grundgeſetz in der goldenen Bulle (1356), welches die Ki 
das ausichliegliche Wahlrecht ber fieben Kurfürften, zu Mainz, Trier, Ki 








262 Deutfchland von 1648 — 1806 


Unterpfand rer Glaubensficherheit befaßen. Der päpfttiche Stuhl bot ? 
um nur einen feften Punkt in Deutfchland ſich zu erhalten, und fand die? 
den immerwährenden Nunciaturen zu Wien, Brüffel und Kötn, und da 
Verbreitung des fhon 1540 geftifteten Ordens der Jeſuiten. Ferdina 
aud eine Reichshofrathsordnung. Seins Nachfolgers, Maximilians 

gierung (1564 — 76) ward unfreundiic, bezeichnet durch die kirchlichen 
feiten unter den Proteftanten, die Wiberfprüche zwifchen Melanchthon unl 
die Erfpeinung der Formula concordiae, durch welche bie Trennung bt 
mirten von den Lutheranern vollendet wurde, und endlich durch die Geumt 
Händel. Unter feinem Sohne, Rudolf TI., warb allmaͤlig der ſchreckiüch 
jährige Krieg in der Errichtung der Union und der Ligue vorbereitet; bie : 

ften in Böhmen erhielten in dem fogenannten Majeſtaͤtsbriefe bie freie R 
übung, bie Univerfität Prag und dad Recht, neue Kirchen und Schulen aı 
und kurz darauf, unter Matthias (1618), griff man ſchon zu den Waffe 
dinand II. (1619 — 37), ein fanatiſcher Kathoiik, war ganz dazu geſchaf 
glühenden Funken zur verwuͤſtenden Flamme zu bringen. Der dreißigjähe 
beginnt mit allen feinen Schteden: das Blut ber Union fließt in Ströme 
und Wallenftein unterwerfen den größten Theil ded Reichs dem Eaiferlichen 
das Reſtitutionsedict, nad} welchem alle feit 1552 von den Proteftanten eir 
oder fecularificte Stifter, Güter u. f. w. der katholiſchen Kitche zurücigege 
den ſollten, die katholiſchen Stände aber das Recht erhielten, ihre proteft 
Unterthanen zu ihrer Religion anzuhalten oder zum Auswandern zu nöthige 
ſchon hier und da mit Gewalt vollzogen; Ferdinand glaubte am Ziele zu 
Guſtav Adolf von Schweden, nad des Cardinals Richelien Plan, zur R 
Mettung erſchien. Nach feinem Zode trat Frankreich gegen Öftreich auf, 

Kurfürft Friedrich Wilhelm von Brandenburg ergriff 1640 die Sache d 
flanten als feine eigne; Banner und Zorftenfon, Wrangel und Turenne er 
ſich Ruhm, und der weftfätifche Friede (1648) gab dem erſchuͤtterter 
nach dreißig ſchrecklichen Fahren die lang entbehrte Ruhe wieder. Noch | 


Brandenburg einmifchte, hatte, nach Ferdinands IT. Tode, fein Sohn $ 
1. 1637 _ 5m, bie Medleung angett Diefer —** von an Baal 





























Diameter Diana 273 


n ein fie einſchließendes Trümmergeftein, Cascalho genannt, zerſchlaͤgt 
gleichfalls waͤſcht ıc. Das Cascalho enthält neben den Diamanten aud) 
x. Man fammelt in der trodenen Jahreszeit dies Ttuͤmmergeſtein und 
den Regenmonaten duch Neger waſchen. Allee Vorſicht ungeachtet, 
; die Neger dad) genug Diamanten, indem fie diefelben verſchlucken u.f.m. 
chleichhandel ift fehr bedeutend. Die Kunft, Diamanten mit Diamantpuls 
sifen wurde 1475 erfunden, vorher wurden fie in ihrer natlırlithen Geſtalt 
ı Spisfteine genannt. Man hat ihn auf verſchiedene Weiſe gefchliffen. 
fetten haben eine platte Grundfläche (die Einfaffung), über welche fich 
en triangulaiter Kacetten erheben, von denen die ſechs oberften (die Sterne 
in eine Spige zufammenlaufen. Der Brillant läßt fich ale zwei abe 
e Kegel vorftellen, deren Grundflächen zufanımenftößen. Der obere Kes 
yer nach der Faſſung des Steins noch fichtbar bleibt, heißt die Krone oder 
ion, der untere hingegen die Cuͤlaſſe. Die Fläche ber Krone heift bie 
id die der Chlaffe die Gafette. Die Brillanten find entweder vieredig, 
oval. Man gebraucht die reinen volllommen durchſichtigen Diamanten 
nude, als Ningfteine, oder um andre Ningfteine, Saphire, Smaragde 
damit einzufaffen (karmeſiren). Farbe, Reinheit, Durchfichtigkeit, Wolle 
es Schnittes und Größe bedingen den Werth der Diamanten. Die uns 
wust man zum Glasſchneiden (hierzu befondere die Kryſtalle mit zugeruns 
förmigen Kanten), zum Graviren und zum Bohren der Edelfteine, aud) 
iefeiben zu Pulver geftoßen, welches Diamantbrod heißt und zum Schleis 
Niamanten ımd andern harten Edelfteinen dient. — Der Preid der Dia: 
ſt zu allen Zeiten fehr hoch geweien. Rohe Diamanten, die nicht gefchlifs 
m können, Eoften das Karat in Paris 30 bis 36 Franken, folche, die zu 
ind, Eoften 48 $r. das Karat; die mehr als 1 Karat wiegen, fhägt man 
Quadrat ihres Gewichts, multiplicirt mit 48 Fr. Geſchliffene Dia⸗ 
} tie 3 Gran ſchwer, koſten 160 bis 190 Fr. das Karat ;1 Karat fchwere 
288 $r., 14 Rarat fchwere 400 bis 480 Fr., 3 Karat ſchwere bis 1900 
katat fchwere 2400 bis 3000 Sr. ; man ſchaͤtzt diefe über 1 Karat ſchweten 
» Qundrat ihres Gewichts multipliciet mit 190 Fr. Ein Brillant von 
t Echwere wurde von Ali Pafcha mit 760,000 Fr. bezahlt. — Ausgezeich⸗ 
: Diamanten find die des Großmoguls, 279 Karat ſchwer, der des Kaifere 
Fland, 193 Karat, der des öftreichifchen Kaifers, 139 Karat; alle diefe 
us Indien ; der größte brafilianifche, im Beſitz des Königs von Portugal, 
O Karat. Den fogenannten Regent in der franz. Krone; den ſchoͤnſten 
„kaufte Thom. Pitt 1701 fuͤr 20,400 Pf. Et. in Djtindien. Er wog 
at, Pitt ließ ihn fchleifin; nun wog er beinahe 137 Karat. Er verkaufte 
ʒ für 300,000 Thlr. (damals 2! DILL, Livres in Bankzetteln) an Frank⸗ 
iher heißt er der Regent. Man ſchaͤtzt ihn gegenwärtig an 149,000 Pf.St. 
en Pitt'ſchen Diamant f. Ebert's „UÜberlieferungen” (‚Dresden 1826), 1,2. 
pt vgl. d. A. Diamant, in Klaproth's und Wolf „Chen. Wörtert uch” 
1807) und den 1. Supplementband. 
iameter, Durchmeſſer eines Kreifes, dieienige gerade Linie, die durch 
telpunkt deffelben von einem Punkte des Umkreiſes bie zum gegenüber lies 
ezogen wird, und fomit den Kreis in zmei gleiche Theile theilt, auch die 
sehne iſt. Der Halbmeffer (Radius) ift die Hälfte dieſer Durchfchnittös 
id daher das Stuͤck zwiſchen dem Mittelpunkte des Kreifes und deffen Um» 
- Diametralifch, diametral: gerade durch, geradezu. 
ana, beiden Griechen Artemis, Tochter des Jupiter und der Latona, 
sſchweſter ded Apollo. (S. Delo®.) Als fie noch Kind war, erühlt Kalle 


in feinem Hymnus, bat fie ihten Vater, daR er ihr vergänmen vaddgte, ewia 
se 7. Eisbente Aufl. Bd. IE 48 





274 Diana von Poitiers 


Jungfrau zu bielden, denn die Schmerzen ihrer Mutter hätten Ihe Die! 
gemacht. Zugleich bat fie, daß er ihr Bogen und Pfeile, eine Stadt 
birge, 60 Oceaniden und 20 amnifche Nymphen ſchenken, und ihr erla 
eine Fackel zu tragen und dem Wilde nachzujagen. Jupiter aber 

mehr als fie bat. Er ſchenkte iht Z0 Städte zu ihrem ausfchlieflid 
und viele andre, wo fie gemeinſchaftlich mit andern Gottheiten vn 
follte. Nun begab ſich Diana auf den waldigen Leukus in Kreta, und 
Dean, wo fie ſich eine zahlreiche Begleitung Gjähriger Nymphen 
Dann ging fle zu den Cyklopen auf der Infel Lipara, und verlangte von 
eybonifchen Bogen und Köcher und Pfeile. Diefe erfüllten den Befeh 
und bewaffnet erfchten fie jegt in dem arfadifchen Gebiete des Pan, der 

nen Jagdhunden beſchenkte. Mit diefen fing fle am Fuße des Berges 
vier ſchoͤne Hirſche mit goldenem Geweih, fpannte fie vor ihren Wag 
damit zuerft aufden thraciſchen Hämus. Aufdem Olymp in Myſien 
eine Fackel von einem Baume, und zuͤndete fie an Fupiters Bligen an. 
mit der Beute ber Jagd beladen nad) dem Wohnfige der Götter zurkdti 
ihr im Vorhofe Mercur und Apollo entgegen ; Erſterer nahm ihr die W 
ver dad Wildpret ad. Die amnifchen Nymphen fpannten die Hirfches 
ließen fie auf den Wieſen der Juno tweiden, und gaben ihnen aus golber 
Waſſer zu trinken. Dann trat Diana in den Goͤtierſaal und fegte ſich m 
Wie diefer den Wagen der Sonne, fo Ienkt fie den Wagen des Mond 
und Benus verfuchten umfonft, fie zu befiegen; nur Jagd, Muſik und! 
ten fie. Ohne Schonung beſtrafte fie die Sungfrauen, bie das ihr ge 
Lübbe der Keufchheit verlegten; aber noch härter ſtrafte fie Den, der d 
Ährer eignen Keuſchheit zu beleidigen wagte. Aktaͤon, des Kadmus Er 
im Bade belaufchte, ward von ihr in einen Hirſch verwandelt und von 
nen Hunden zerriſſen · Dennoch gluͤckte es endlich dem fhönen Jäger 
fie die Macht der Liebe empfinden zu laſſen. Wenn fie des Nachts als | 
tete, und den (chönen Schläfer, von ber Jagd ermübet, im Walde fcylın 





ſenkte fie fich aus ber Hoͤhe hermieder und Lüfte ie Lippe des reigenben | 
der ein Gluͤck genof, das keinem Gott und einem. Sterblichen zu I 


Dianenbaum Diaftimerer 275 


nig Hehnrichs II. von Frankreich, ſtammte aus dem alten Geſchlechte Pols 
er Dauphind. Sehr jung an den Großſeneſchal der Normandie, Louis 
, vermäbhlt, warb fie im 31. Jahr Witwe, und einige Zeit nachher die Ges 
} jungen Herzogs von Orleans, und als diefer Thronfolger geworden war, 
te fich der bitterfte Haß zwiſchen ihr und der Herzogin von Etampes, ber 
n Stanz I., welche über die bej ihrte Nebenbuhlerin bitter fpottete. Diana 
h an ihr durch Vermeifung, fobald Heinrich UI. 1647 König geworden war, 
ı Namen fie unbefchränkt herrfchte. Bis zu feinem Tode (1559) übte fie 
eiſt und Anmuth eine fo unerfchütterliche Gewalt über ihn aus, daß abers 
Zeitgenoſſen ihr Zauberkräfte zufchreiben. Sie z0g ſich fodann auf ihr 
Anet zuruͤck, wo fie eine wohlthätige Anſtalt für 12 arme Witwen ftiftete, 
36 ſtarb. Man bat Dentmünzen mit ihrem Bilde, dag den Gott der Liebe 
iem tritt, und der Umfchrift: Omninın victorem vici, die Befiegerin des 
ws, 

ianenbaum oder Silberbaum ift aus der falpeterfauren Sifbers 
19, durch Quedfilber gefülltes und in prismatifchen Nadeln, welche baums 
uppirt find, kryſtalliſirtes Silber. Um diefe dem Auge gefällige Kryſtal⸗ 
zu erzeugen, loͤſt man einen Theil reinen Silbers in Satpeterfäure auf, 
t die gefättigte Aufiöfung mit 20 bis 30 Thellen Waffer, und legt darin 
ilgam aus 8 Th. Quedfilber und 1 Th. Blattſilber, worauf ſich nach einis 
en die Kryſtalliſation bildet. Haͤngt man in jene Auflöfung Quedfilber in 
nwand gewidelt, vermittelt eines ſeidenen Fadens, fo kann man die ent» 
‚Vegetation aus der Stüffigkeit ziehen und fie unter Glasglode aufbewah⸗ 
(uch bilden fich fchöne Silbervegetationen beim Abtreiben des Queckſilbers 
Igamirwerfen. Seit Erfindung der Bolta’fchen Säule ift e8 gelungen, den 
baum auch durch Einwirkung derfelben auf Verbindung von Metallen mit 
darzuſtellen; leitete man den eleftrifhen Strom 5.3. duch falpeterfaure® 
fo fetten ſich die Silbernadeln auf eine ganz ähnliche Weile an den Draht 
u an. Vgl. Biot's „Experimental⸗Phyſik“, deutfch durch Fechner, 2. Bd. 

fg. Ä 
ſia poſon hieß bei den Alten die Dctav:; fowie Diapante die 
te (ſ. d.). 
laſtimeter, ein von dem als Phyſiker, Mathematiker und erfin⸗ 
ı Kopf bekannten D. Rommershauſen in Aken erfundenes Meßinſtrument, 
deſſen jede Entfernung von einem Punkte aus beſtimmt werden ſoll. Der 
jeter hat ganz die Geſtalt eines Fernrohrs ohne Glaͤſer, jedoch find an der 
es Objectwglaſes 4 Pferdehaare in verſchiedenen Abftänden parallel ausge⸗ 
Sieht man nun in der Entfernung einen Gegenftand, deſſen Größe be⸗ 
b, 3. B. einen Menfchen, eine aufgeftellte Stange u, dgl., fo verfudyt man, 
welchen der Fäden dies Object fcheinbar paßt, und kann nun, da man 
liche in einander liegende Dreiecke (das im Fernrohr durch den Abftand des 
son den beiden Haaren und dem Abftand diefer unter fi) und das größere 
e Entfernungen des Objects vom Auge und durch das Obiect ſelbſt gebildet) 
von denen man das eine (im Fernrohr) in allen feinen Theilen, von dem ans 
x eine Seite (die Größe ded Objects) Eennt, auch die. Größe der zweiten 
es größern Dreiecks (die Entfernung des Objectd vom Auge) leicht finden. 
iſch iſt dies wahr, praftifch dürfte es fich aber nicht ſtets als genau richtig 
n, indem die Größe des Menfchen, die meiftens zum Object genommen 
ſehr Differirt, und bei der Kleinheit der einen und der bedeutenden Größe 
nm Seite fchon die gerinafte Abwrichung der erftern, eine große Differenz 
m. Zu eigentlichen Meffungen, twie der Erfinder will, dürfte daher her 
eter fich wol nicht, dagegen aber zum flüchtigen Croquiren und gar unge 
18 * \ 





776 Diaſhtuus Dibdin 


faͤhten Beftimmeng einer Entfernung für Milltairs im Felde, . B. | 
tilerie, zuc Erkennung des Abftandes einer anchdenden feindlichen 
recht gut eignen. 

Diaſyr mug, eine redekuͤnſtleriſche Figur, welche darin beſtel 
Verkleinerung eines Gegenſtandes uͤbertrieben wird. Er iſt Gegenſab br 
bel (ſ. d.), melde ins Große übertreibt; fein Zweck und feine Wirkun 
fallen mit Zweck und Wirkung der Hyperbel ziemlich zufammen; den 
dort ift es darauf abgefehen, diejenige Anfchaulichkeit, welche durdy Bi 

bracht wird, durch die Größe des Untetſchiedes zwiſchen den beiden 
je oder Verhaͤltniſſes zu ſtei 
Diär, bie Lebensordnung in Speife und Trank, Bewegung u 
Schlafen und Wachen u. f. to., oder die Gefundheitäpflege. — Diäteti 
ſundheitslehre, odet bie Lehre, wie man die Gefundheit erhalten foll. Gini 
[hp e6 Verhalten ift ein der Geſundheitspflege gemaͤßes. (Bgl. Makro 
Diatonifch, eine Folge von Tönen, die durch ganze und grofe h 
fortſchreitet; daher die gewoͤhnliche Tonleiter: diatoniſche Scale. ( 
Zonleiter.) . 
Diatribe (von ara) bedeutet urſpruͤnglich entweder eine gel 
terhaltung, oder eine gelehrte Schrift, namentlich Schulſchrift. D 
Sprachgedrauch aber verfnüpft damit den Begriff einer, in bitten Ausde 
faßten, befonders Literarifch > kritifchen Schmaͤhſchrift; und in diefem € 
dienen 3. B. die fogenanntın Recenfionen einer, nach kurzer Dauer umte 
nen, after s kritifchen Schule unferer Zeit den Namen von Diatribet, 
Diaz, 1) Michael ein Aragonier, Geführte des Chriftoph ı 
entdeckte 1405 die Golbminen von St.:Chriftoph in der neuen W 
trug viel zur Gruͤndung von Neu⸗ Fiabela (nachher St.:Domingo) bei, 
1512. YBartholomäus, ein Portugiefe, Er wurde 1486 von 
tung (unter Johann IE.) ausgeſendet, um einen neuen Weg nach Oſtindi 
hen. Er fegelte muthig nach Süden, und fand gluͤcklich die ſuͤdliche S 
Afrika. Allein die Meutereien feiner Soldaten und bie gefährlichen Sti 
bier holıtheten, noͤthigten ion zur Ruͤckkeht nach Liffabon. Diaz, nannte 





Dictatur Diderot 279 


Dietatur, 1) Amt und Würde des. Dietatord; 2) bie Art, wie etwas 
mäßig zur Kunde des beutfchen Relchstags gebracht und eln Stüd der Reiches 
nn oder ein Gegenftand der Berathichlagung wurde, (S. Deutſches Reid.) 

Dietion, Styl, mit welchem fie oft zufammenfältt. Im engern Sinne 
cht die Diction mehr auf dem Ausdrud der Gedanken und Empfindungen und 
Wahl der Ausdrücke, der Styl im engern Sinn aber auf ihrer logifchen und 
senatifchen Verbindung. 

Didaktik, der Theil der Pädagogik oder Erziehungsmiffenfchaft, welcher 
den Regeln handelt, nach weldyen man durch Unterricht die geiftige Kraft,des 
nfchen zur Freiheit und zur möglichften Vollkommenheit entwideln fol. An 
Khließe ſich die Methodik, welche von der Anwendung und Befchaffenhrit des 
richte, als Erziehungsmitteld, ober dem zwedmäßigften Verfahren bei dems 
wm, nach Berfchiedenheit der Lehrgegenftände und der Zöglinge handelt. Die 
tigfeit in Ausübung diefer Theile der Pädagogie wird oft im weitern Sinne 
Uaktik, Lehrkunft, genannt. 

Didaktiſche Poefie, T. Lehrgedicht. 

Didaskallen, bei den Griechen bald die Aufführungen eines Schaus 
ſelbſt, bald fchriftliche Auffäge, roorin Nachrichten gegeben wurden von den 
und dem Inhalt der Schaufpiele, von Zeit, Det und Erfolg der Vers 
ob fie wirklich aufgeführt worden oder nicht, ob fie von Dichtern, denen 
gsseldgrieben wurden, wirklich feien u. ſ. w. Viele alte Schriftfteller Haben ders 
Wien gefchrieben, und es fcheint, daß fie nicht bloße Theateranzeigen, fondern 
mh Ramatifche Kritik enthalten haben, Zergliederung des Plans, Entwidelung 
"Ehönheiten und Fehler. (S. Dramaturgie.) 

Diderot (Deénys), geb. 1713 zu Langres, in Champagne, und erzogen 
bie Schule der Sefuiten, die ihn zum Mitgliede ihres Ordens machen wollten, 
Sub yon [. Water zum Rechtsgelehrten beftunmt und der Leitung eines pariſer Ans 
äbergeben. Allein der Juͤngling befchäftigte ſich lieber mit den fchönen Wiſ⸗ 

Selbſt der Unwille feines Vaters und der Mangel an Unterftügung, 

Folge davon war, machte. ihn nicht irre; er fuchte Hülfdquellen in feinen 
Bieten, und fand fie. Er legte ſich mit Eifer auf Mathematik, Phyſik, ſpecu⸗ 
Be Philoſophie und fchöne Wiffenfchaften, und machte fich bald unter den ſchoͤ⸗ 
Mabkiftern der Hauptitadt einen Namen. Den Grund zu feinem Ruhme legte 
Etech feine „„Pensdes philosophiques‘‘, 1746, eine gegen die chriftliche Nefigion 
Flugſchrift, die viel Lefer fand. Sie brachte ihn auf ein Fahr in den 
u Vincennes, und das Parlament ließ fie durch den Scharfrichter verbrens 
ie. Der Beifals, welchen diefe Schrift erhielt, ermunterte ihn darin fortzufah: 
m; dech wagte er es nicht, eine Fortfegung herauszugeben. Auch in f. „„Lettres 
heiss aveugles*‘ (London 1749), in welchen er feine Wahrnehmungen an Blind» 
Jecenen mittheilt, find Angriffe auf die chriftliche Meligion eingemebt. Sin f. 
Aetires sur les sourda** ftellt er die Entftehung unferer finnlichen Vorſtellungen 
ke. ie Eidous und Touffaint gab er ein „„Dictionnaire universel de mede- 
Int (6 Bde., Hol.) heraus. Der Beifall, mit welchem dieſes Werk, fo man⸗ 
ed auch war, aufgenommen wurde, brachte ihn auf den Gedanken, ein ency⸗ 
Leriton auszuarbeiten. Er entwarf ben Plan dazu, und vereinigte 
Di pr Ausführung deſſelben mit d’Aubenton, Rouffeau, Marmontel, Le Blond, 

Mennier, befonders aber mit d'Alembert, der naͤchſt ihm den größten Antheil an 
Ihier weitumfaffenden, Frankreich zur Ehre gereichenden Unternehmung bat. Cr 
WR unterzog ſich der Ausarbeitung aller in die Kuͤnſte und Handwerk: einſchlagenden 

und füllte, als Derausgeber, auch in andern Fällen manche von feinem Ges 
Wim aaffene Lüde aus. (S. Encyklopädie) Der Gewinn der 20jaͤh⸗ 
in Infrengung , bie ihm biefe mühfame Arbeit koſtete, war bei feiner wenig 























278 Dichtkunſt Dictator 


Da die Erfahrung lehrt, daß Regenwaſſet, oder auch deſtillirtes, von allen ſu 
Belmiſchungen befteites Waſſer, bei gleichem Waͤrmegrad eine ſtets gleidel 
tigkeit behält, fo nimmt man dieſes gewoͤhnlich zur Einheit an, und geht! 
Wergleihung von folgenden Grundfägen aus: 1) Körper, die gleichen Ra 
nehmen, verhalten ſich in ihrer Dichtigkeit wie ihre Maffen, für weiche m 
Gewicht der Körper ſetzt, weil man Fein andres Mittel hat, bie Quamitkt 
einem beftimmten Raume enthaltenen Materie zu finden. 2) ‚Daben dei 
gleiche Maffen, fo verhalten ſich ihre Dichtigkeiten umgefehrt wie bie Räm 

de einnehmen. — Man vente ſich jett einen Körper, der, „bei einem Geil 
4 Pf. einen Raum von nur 2, und einen andern Körper, ber bei einem &ı 
von nur 2 Pf. gleichwol einen Naum von 4 Kubikfuß einnimmt, fo wird, ı 
dutch bloßes Nachdenken findet, die Dichtigkeit des erftern viermal größer! 
des legtern fein, ein Refultat, welches man allgemein fo ausbrüdt: die Z 
keiten zroeier Körper verhalten fich wie die Qustienten der Gewichte dieſer! 
durd) dieRäume, die fie einnehmen (hier alſe =2:4=1:}) 
muß des Unterſchiedes gedacht werden, ben die —ẽ und dynamiſche 
lehte in ihrer Anſicht von der Dichtigkeit macht. Nach dem atemi 
Spfteme (f. Atome) ift ein Körper dichter als der andre, wenn er, beig 
Rauminhalte, mehr Atome und weniger leere Zwiſchenraͤume enthält; m 
dynamiſchen (f. Dynamik) heißt Dichtigkeit dagegen der Grab der S 
eines beftimmten Raumes durch unfprängliche Grundfräfte. Scharfſinnig 
Über diefe verſchiedene Anficht trägt namentlicdy vor Kaſtner in f. „Einki 
neuere Chemie” (‚Halle 1814). 

Dichrkunft, f. Poefie 

Didfteine, f. Diamant. 

Dictator, die hoͤchſte obrigkeltliche Perfon in dem republikaniſcha 
bie nur in außerorbentlichen und dringenden Faͤllen, twelche bie größte Kraft} 
zlehenden Getvalt erfoberten, ernannt wurde. Die Macht des Dictatordı 


ganz unumſchraͤnkt, ſowol in-der Staatsverwaltung als bei dem Drei 
ner Appel: Upon en, Sie nehm — va feiner Waht iht 
7 8 





280 Dido 


geordneten Hanshaltung fo unbedeutend, daß er ſich genöthtge ſah, feine X 
zu verdufern. Die Kaiferin von Rusland- kaufte fie für 50,000 Livtes, 
ihm den Gebrauch derſelben auf Lebenszeit. D. war ſelbſt in Petersbutg 
aber der Kaiſerin durch ein zweideutiges Quatrain, worauf er bald abreifte. 
rend er mit der Encyklopaͤdie bejhäftige war, und viele Unannehmlichk 
den Druck derfelden pft Fahre lang hemmten, zu erfahren hatte, gadr ? 
drer Art herauß, als den finnreichen, aber ſchluͤpfrigen Roman: „Les.bi 
discrets“‘, und die beiden rührenden Zuftfpiele: „Le fils onturel® ı 
pöre de famille“, Sie find u. d. X: „Theätre de Dideror‘*, oft 
und mit einen: Aufiag Über dramatiſche Kunſt begleitet, ber viele farflie 
Fi kungen enthält. Diderot farb 1784. Liber feinen Charakter iftı 
Seine Freunde ſchildern ihn ats einen offenen, uneigenn! 
Dann; dagegen ihm feine Feinde Hinterlift und Eigennus zut Laſt leg 
gen das Ende ſeints Lebens gab er manche Blöfe durch den Streit, in! 
mit Rouffeau, von welchem er fid) gelaͤſtert glaubte, einließ. Wie un 
diefer Verdacht war, zeigt der zweite Theil dir „„Uon “, inmeid 
das ehrenvolifte erwähnt wird. Aus ſeinem Nachlaß find nach f. Tode ı 
treffliche Werke exſchienen. Dahin gehört fein „Essai sur la peintu 
Cramer ins Deutfche übeefet; ferner ein ſchon 1772 gefchriebener Di 
„Abdication d’un de la färe‘‘, welcher Äuferft demokratiſche Gr 
verräth; und endlich Die beiden lebendigen Schilberungen: „La religien 
xis 1796), und „Jacques le fataliste et son maitre* ( Ebendaſelbſt). 
legten Roman befaß der Prinz Heinrich von Preußen eine Abſchrift und i 
fie zum Drud nad) Frankreich; in Deutfcyland hatte man bereit® vorher 
frgung. Von Diberot wurde zuerft gefagt, was man nachher oft wied 
v fchöne Selten, aber ein gutes Buch habe ſchreiben koͤnnen. € 
hen, das Pofitive in der Religion leugnenden Anfihten und fein 
mentarifche Pſychologie gegrlindete Elare Moral, ſowie überhaupt feir 
encyllopaͤdiſchet Geift empfahlen feine phitofophifchen Schriften bei fein 





noffen und Landeleuten fehr. Im der Portit und Poefie verbreitete er bir 
des moraliſch Mührenden und ber angenehmen Natuͤrlichkeit, daher n 


Didot (Familie) “ 281 


feiner Schäge zu bemächtigen. Ihr erfchien Im Traume ber Geiſt Ihres 
18, entdrdte ihr dad begangene Verbrechen, rieth ihr zur Flucht, und zeigte 
verborgenen Ort an, mo feine Schaͤtze befindlich waren, die Pygmalion ver⸗ 
geficcht hatte. Hierauf giny fie mit allen Schägen und ihren treuen Ges 
‚zu Ediffe nach Afrika, nachdem fie zuvor auf Cypern eine Anzahl junger 
ran Bord genemmen hatte, deren fie zur Stiftung einer neuen Pflanzftabt 
te. Sie landeten auf ber afrikaniſchen Küfte, nicht weit von Utica, einer 
mFflanzftabt, deren Einwohner fie aufs befte empfingen und ihr den Rath 
auf der Stelle, wo fie gelandet fei, fi) anzubuuen. Eie erkaufte dazu von 
eytorenen ein Stuͤck Land und erbaute erft die Feflung Byrſa, und fpäter 
Bago(i.d.)umd. J. 888 v. Chr., welches bald zu einem anjehnlidyen Orte 
. Dobuch ward ein benachbarter Fuͤrſt, Jarbas, veranlast, der Dido 
hand anzubieten, und da fie diefem Antrage ebenfo wenig willfahren wollte 
Wincid;en konnte, opferte fie freimilig ihe Leben auf dem Scheiterhaufen. 
kgike die Untreue des Aneas als die Urfache ihres Todes an; allein feine 
Erzaͤhlung von dem Zufammenteeffen des Ancas und der Dido ift Erdichtung, 
Be iiber 200 Fahre auseinander waren. 
Didot. Dieſe parifer Buchdrucker- und Buchhaͤndlerfamilie hat ſich durch 
Bartigen Einn in Betreibung ihrer Kunſt und ihres Gewerbes und durch die 
d ſchoͤnen Werke, die. aus ihren Preffen hervorgingen, fo ausgezeichnet, 
fie wol mit den Elzeviren zufammenjtellen ann. 1) François Am⸗ 
Sohn des Buchdruckers und Buchhandlers François Didot, geb. 1730, 
ie gegoffenen Stege und die Preffen mit einem Zuge. "Aus feiner Schrift: 
gingen die ſchoͤnſten Typen hervor, die man bis dahin in Frankreich) gefeben 
uud bei ihm wurde zuerft auf Belinpapier gedrudt. Auf Fehlerlofigkeit 
er die sröste Sorgfalt. Auf Befehl Ludwigs XVI. beforgte er eine Samm⸗ 
Claſſiker, für den Unterricht des Dauphins beftimmt. Ähnliche Samm- 
der Graf von Artois bei ihm drucken. Er ſtarb 1804. 2) Pierre 
18 D., Bruder des Vorhergehenden. Ihm wurde von feinem Vater das 
ergeſchaͤft übergeben; er kaufte aber auch eine Druckerei dazu, und wurde 
von Monſieur, dem Könige Ludwig XVIII. Er trug durd) Verbefs 
ju ben Fortſchritten feiner Kunſt bei, und hat einige ſehr ſchoͤne nachherige 
> DB. die „Voyages d’Anacharsis“, geliefert. Er ftarb 1795. 3) 
e D. der Ältere, der fih an die Dlänner des erften Ranges in feince 
gereiht hat, Sohn von Francois Ambroife, geb. 1761, übernahm 1789 
Vater die Druderei. Er vollendete zuerft die von Senem angefangene Samm: 
den Dauphin. Bald aber genügte ihm dies nicht mehr; bei dem allgemets 
unge, den fo viele technifche Beftrebungen durch tie Revolution nahmen, 
'enadı dom Ruhme, Frankreichs Bodoni zu werden, und fahte den Plan zu 
kusgaben von claſſiſchen Schriftitellern in Folio, ‚die die beften vorhandenen 
klih übertreffen folten. Er ſcheute Erine Koften, fie mit allem Glanze 
km Zierden ber zeichnenden Kunft, wozu er die erſten Meifter bericf, auszu⸗ 
Selbſt einen Theil feines Vermögens opferte er diefem Lieblingsgedanken. 
Krgil (1798) erfchien diefer Anftrengungen würdig, noch mehr aber fein Ras 
3 1801, den Lie Sranzofen für das erſte tnpographifche Erzeugniß aller Laͤn⸗ 
Zeiten halten. Won diefen und einigen andern Ähnlichen Ausgaben find 
O Eremplare abgezogen. Unter den aus feiner Preffe hervorgegangenen 
bemerken wir nod) Visconti's Ikonographie als vorzüglich ausgezeichnet. 
Schriftgießerei wibmete D. der Verbefferung der Lettern die Anftrengungen 
Jahren. So brachte er Typen von 18 verſchiedenen Arten, nach einem 
Berbättniffe abgeftuft, hervor: mit diefen drudte er 1819 einen Boikanı 
„Demriade”. Auf bie Correstheit und Reinheit des Textes, auf volikumg 
















283 Didymäus Dienſtthuer 


mene Gleichhelt in der Orthographie wendet D. nicht geringere org 
typographiſche Schoͤnheit. Auch als Kiterator hat er ſich befannt gema 
Ausgaben des Virgil und Horaz ftehen Iateinifche Vorreben von ihm, u 
hat er Mehres in franz. Profa fowol als in Verſen gefhrieben. U 
gierungen bat er Ehrenbegeugungen erhalten, von der Republik, Napou 
wig XVII; von Letzterm den Orden des heil. Michael. 4) E 
Bruder des Vorhergehenden, Druder und Schriftgieer. Er ift € 
neuen Schreibfehrift, und eines befondern Verfahrens, die Lettern 5 
welche er Stereotppen nannte. (S. Buch drucke rkunſt.) 1826, 
tes d’un voyage dans le Levant en 1816 et 1817, beren Verf. er 
5) Henri D., Sohn des Pierre Frangois und Vetter ber beiden Wort 
zeichnete fich ſchon früh als Schriftſchneider aus; dann fuchte er befond 
$en der Lettern zu vervolllommnen, welches ihm auch durch Erfindung 
Siefinftruments gelang. Er nennt fein Verfahren fonderie polyama 
daffelbe nicht nur bei weitem zeiterfparenber als das alte, fonbern bie ge 
tern find auch wohlfeller. 

Didymaus (eigentlich Zwilling), Beiname des Apollo, er 
er Zwillingsbruder der Diana war, oder von dem zwiefachen Kichte der 
des Mondes, welches er den Menſchen verlieh. Apollo hatte unter di 
men einen ber berühmteften Tempel und ein Orakel zu Didyma beide 
Pindar gibt auch Dianen den Beinamen Didyma. 

Diebsinfeln, f.Ladronen. 

Diemen (Anton van), Oberbefehlshaber des holländifchen 
geb. 1593 zu Cuylenburg. Ungluͤcklich als Kaufmann und von feinen 
verfolgt, ging er nad) Indien, wo er durch feine Schönichreibefunft de 
feinem Glüde legte, und ſchnell bis zur hoͤchſten Würde flieg. Er ze 
Stelle ein ausgezeichnetz6 Talent zur öffentlichen Verwaltung, und ı 
Befeftigung der holländifchen Handelsmacht in Indien bei. Abel T 
et 1642 mit zwei Schiffen ins Suͤdmeer ſchickte, gab hier einem Landı 





für einen Theil von Neuholl 


nt 





2834 Dietrichſteine 


Kupferſtichcabinet, theils in Privatfammlungen. Seine radirten B— 
zwei Sammlungen herausgekommen, von denen die erſte fehr ſelten 
wenige Abdruͤcke davon gemacht, und die meiſten Platten ausgeſchliffer 
zweite, aus 34 Platten beſtehend, erſchien nad) feinem Tode. Zingg 
Verdicnſte um fie erworben. 

Dietrich ſteine, die. Das alte gräftiche, In einer Linie für 
Dierricftein, katholiſchet Rellgion, ſtammt aus Kaͤrnthen, beſitzt Guͤt 
oͤſtteich, ob und unter der End, in Mähren und Böhmen. Man I 
ab von den altın, im Saan⸗, Sau: und Gurkthale maͤchtigen Graf 
ſchach und Frieſach, die, nach Hormayı, Nachkommen des großmaͤhriſ 
Zwetbach, eines Guͤnſtlings des Kaiſers Arnulf, ‚fein folten. Der 
Stanımvater des Hauſes, Neinpert, ftarb 100%. Das Schanneum 
figt Urkunden von 1103 und 1104, worin ein Ruprecht von Dietrichftein 
mas ſchon darum bemerkenswetth ift, weil vor der Erloͤſchung der Gi 
und vor dim Ausgang der ſaliſchen Kaiſer, nirgends Familiennamen 
gefunden werden. In den Fehden des Herzogs von Kaͤrnthen, aus 
Sponheim, mit Biſchof Edvert von Bamberg, focht Heinrich von 5 
unter den Fahnen des Herzogs, und endigte den Kampf durd) Die Gefane 
des Biſchofs in dem Zreffen im Ravanthale 1296. Auch in ber wel 
Schlacht im Marchfelde (unfern des Wahlplages von Aspern und W. 
ſchen Rutolf und Ottokar, am 26. Aug. 1278, wo ein Liechtenſtein 
reichs Banner trug, und 22 Trautmannsdorfe eitterlic fielen, focht e 
von Dietrichſtein. In dem Streite 1335 um Kaͤrnthens Befis, zwiſd 
und Otto, Herzogen von Oſtreich und der tiroliſchen Gräfin, Mar 
Maultafcye, war das Geſchlecht der Dietrichfteine eins der erſten, die 
und ihre Burgen der Sadye des Hauſes Habsburg weihten. Dama 
Stammburg Dietricyftein das erfle Mal zerftört, als fie Niklas, genann 
ner, gegen die kriegeriſche Maultaſche vertheidigte. Unter dem Herzoge 
Eifernen trugen Niklas und Dietmann von Dietrichftein viel zudem 
Nadfersburg Stadt ih Steiermark) bei, durch welchen des Drrzogs| 





. Dietrichfleine _ 285 


Seorg fheilten die hollenburgiſche Linie in zwei Üfte: Slegmund 
9. Adam nannte ſich in der Folge von Nikolsburg, einer maͤh⸗ 
t, dieer 1575 erworben hatte. Diefer beruͤhmte Staatsmann 
wichtigen Verhandlungen Theil, 3.8. bei dem paffauer Vertrage 
m Religionsfrieden zu Augsburg 1555 ; auch befand er ſich zwei⸗ 
fter des Kaiſers Marimilian am Hofe Philipps U., und fein Bes 
glüdtiche Ende des Infanten Carlos (am 24. Jul. 1568) ift viels 
affigfte und Sreimüthigfte, was man über jene Begebenheit Eennt. 
endung 1561 nad Rom an Pius IV., dem der duldfame Maxi⸗ 
ug: „zur Verhütung blutiger Meinungskriege folle die Kirche in 
aud) den Laien den Genuß des Abendmahle in beiden Geftalten zu» 
Coͤlibat auf die Art aufheben, wie er fchon feit Jahrhunderten in 
Lirche nicht mehr beftche, war bei der Behnrrlichkeit des römifchen 
Derfelbe Adam Dietrichftein bewirkte die Wahl des Erzherzogs 
ı König von Polen. Auf feinem Schloffe zu Nikolsburg witmete 
n Wiffenfchaften, fehrieb über die ErblichEeit der ungarischen Krone, 
einem Freunde Hugo Blotius, dem erſten Vorſteher der Eaiferl. 
inen vertrauten Briefwechfel Über die intereffanteiten Gegenſtaͤnde 
und der damaligen Zeitgefhichte. Adam flarb 1590; auch er- 
Srabe mit Marimilian D. Sein Eohn, der Cardinal Franz, 
nuͤtz und Statthalter in Mähren, geboren zu Madrid den 22, 
erdient als Gruͤnder der Größe feines Hauſes beiondere Erwaͤh⸗ 
nach dem gelehrten Stanislaus Pawlowsky Gefandter in Nom, 
ran mehren Höfen, endlich Präfident bes Eaiferlihen Staatsraths. 
Erzherzoge den blödfinnigen Kaifer Rudolf genstbigt hatten, 
reich an Matthind abzutreten, Erönte der Cardinal von Dietrichs 
en als König von Ungarn. Er verweigerte ftandhaft, die Aus⸗ 
ajeitätsbriefd und der Zoleranz auf Mähren, ſchlug durch eigne 
ſchen Nebellen Boeskay aus Mähren hinaus, wurde fpäterhin von 
snfurgenten geächtet, und entzog fic ihrer Verfolgung in einem 
mache feines Schloffes Nikolsburg. Als nad Tilly's und Wal: 
uf dem weißen Berge (1620) Böhmen dem Kaiſer Ferdinand II. 
en war, rettete des Cardinals Fuͤrbitte allen Auftuͤhrern, mit Aus 
Anftifter, Teuffenbach und Bitowa, das Liben. Hierauf refor⸗ 
r Schonung den Protejtantisinus in Mähren, und führte zuc Bes 
Verks, ſtatt der verhaßten Jeſuiten, den Piariftenorden ein. 1621 
den mit dem fiebenbürgifchen Fuͤrſten Bethlen Gabor. Rudolf IT. 
7 das Haus Dietrichflein in den Grafenftand erhoben. Ferdi: 
felben, durd) des Cardinals Verdienſte dazu bervogen, 1631 die 
Der Carbinal farb zu Bruͤnn den 19. Eept. 1636. 1653 
s Dietrihftein Ein und Stimme im Reichsfuͤrſtenrathe auf 
und wurde zur Behauptung derjelben 1684 vom Kaiſer mit der 
gadin liegenden Hecrſchaft Trasp beichnt : als dieſe aber 1803 an 
fen ward, erhielt der Fuͤrſt zur Entſchaͤdigung die Standeeheirs 
nsburg (Schloß und Dorf an der Argen, feit 1806 unter würs 
it, mit 900 Einw. und 8000 Zt. Einkünfte), Die Kürten von 
iche fortwährend die hochfte Wuͤrde in Oftreich, am Hofe und in 
st haben, befigen große Majoratherrſchaften in Mähren und Voͤh⸗ 
ſich Nikolsburg auszeichnet. Zu dieſer Herrſchaft (im maͤhriſchen 
zören die Stadt Nikolsburg mit einem praͤchtigen Schloſſe und 
unter 3060 Juden, ferner vier Marktfl. und acht Dörfer, Nvx 
ibet, immer in abſteigender Linie, die fürftlihe Wirte, Die 





286 Dietſch Diffamatton 


Reichegrafen von Dietrichftein beffgen anfehnliche Güter in Bſtreich, 
und Jiigrien. Der jet lebende Fürft, Franz von Dietrichftein, geb. 
©. k. Wirkt. Geh.⸗Rath und Kämmerer. Vormals Generalmajor bei | 
nieurcorps, erhielt er beim Sturm auf Valencienmes den Therefienorder 
ter Thugut's Minifterium zu diplomatiſchen Sendungen nach Petersbn 
und Münden gebraucht, und ſchloß 1800 mit Moreau den parsdorfer $ 
ftand, trat aber in demf. I. ganz außer Dienſt. Gein Vater, Fin 
Baptift, hatte 1304 die fteierifhen Fideicommißherrſchaften der gräfl. F 
tie geerbt, Proskau in Schlefien aber, wovon das Haus bisher ſich nar 
an den König von Preußen verkauft. — Des regierenden Fürften Fra 
Graf Moris (geb. 1775), k. k. Wirkt. Geh.:Rath, Kämmerer, Hofran 
Oberſthofmeiſters⸗ Stellvertreter des Herzogs von Reichftadt, war in de 
von 1796 Adjutant des Feldzeugmeifters Alvinzy, in dem von 1797 A 
Erzherz. Karl, und 1798 bei Mad, dem Generaliffimus des neapı 
Heers, dann mit ihm Gefangener in Paris und deſſen Gefährte auf fi 
aus jener widerrechtlichen Gefangenhaltung. Auch war er Adjut. des | 
1805 bei Ulm. 1815 wurde er Oberfthofmeifter des damaligen J 
Yarma (jest Herzog von Reichftadt), und ftand in vertrauter Freundich 
Dichter und Hofrath, Heinrich von Collin, dem er in der Karlskirche i 
fepönes Denkmal errichtet hat. 1826 wurde er zum k. k. Hofbibliort 
emannt. — Bu der graͤfl. Dietrichftelin » Hollenburgifchen Linie gehört 
Sofeph Karl, geb. 1763, £. k. Kämmerer, Gouverneur der oͤſtt. 
dant, ein ausgezeichneter Gefhäftemann, telcher mit feltenem Überblie 
dehnten Geſchaͤfte dieſes Inſtituts feit feiner erften Entwickelung acht 

durch leitete. Er ſtarb den 17. Sept. 1826. Die Stelle eines Gour 
Bank verteitt ſeitdem Melchior von Steiner, Chef des Großhandlungeh 
ner und Comp. — Das neue Schloß Dietridhfteim liegt im villach⸗ 
Jlyrien, auf einer Randfpige, der Ruine der alten Burg Dietrichfteim 
Dieerfch (Barbara Regina), eine geſchickte Malerin aus der 


Künftterfamilie diefed Namens, geb. zu Nürnberg 1716. Ihr Bat 
An, die Natur in Vögeln, Blumen und Infekten nadjuahmen umd 


Differenzialrechnung Dilemma 287 


tömifchen Rechts Derjenige, gegen welchen ein ſolches Geruͤcht verbreitet wird 
: Diffensat) eine Klage (Provocation ex lege diffamari) gegen den Diffamans 
Vablır, daß diefer entweder feine Behauptung erweiſe, oder für immer damit 
a Seitſchwerigen verwieſen werde. Wegen bloß beleidigender Nachrede, ohne 
‚Dabei einer Koderung zu berühmen, concurrirt die Diffamationsklage mit der 
iedentiage. 37. 
Differenzialrechnung, ſ. Infiniteſimalrechnung. 
Diffeſſion (von diffitiren), in ber Rechtsſprache die Handlung, wo⸗ 
ub Jemand eine gegen ihn gebrauchte Urkunde, ein producirtes Inſtrument, für 
unb untergefchoben erklärt ; daher der Diffeffionseid, oder der Eid, durch 
Jemand eine Urkunde, dem Inhalt und der Unterfchrift nach, abſchwoͤrt. 
Fecognosciren.) 
Diger iren, beim Scheidekuͤnſtler oder Apotheker bie Behandlung eines 
mehrer Körper, die erreicht ober aufgelöft werben follen, indem man folche 
Bpatich gepulvert, mit einer Fluͤſſigkeit Lbergoffen in einem verfchloffenen Ges 
einer geltnden Wärme kuͤrzere oder längere Zeit ausſezt, wodurch unter andern 
a, Eligire und Tincturen getvonnen werben. 
Digefta, .Römifhes Recht. 
Dignitarien (von Dignitas, Dignität, Würde, Grad), Wuͤrdentraͤ⸗ 
piefenders Diejenigen, welche hohe Staats» oder Hofämter beffeiden, daher 
aitarien, grands-dignitaires, Grofimürdenträger in Frankreich, oder die 















richsbeamten, 3.58. die Prinzen oder Generalgouverneurs der Provinzen. 
waden auch die hohen Hofämter, welche zum Theil von Prinzen bekleidet 
wämtlich dee Grand-Marechal du palais, Grand-Chambellan, Grand- 
pe, Grand-Veneur und Grand-Mattre des cerdmonies, mit letzterm Nas 
Imennt. In der englifchen Kirche find Dignitarien diejenigen Geiftlichen, 
Biſchoͤfen und Pfarcherren in der Mitte ftehen, alfo Archidiaconi, 
Praebendarii. — Dignitas heißt in der roͤmiſchen Kirche ein mit einer 
J it oder Verwaltung verbundenes Kirchenamt. 
ion, ehemalige Hauptſt. des Herzogthums Burgund, am Fluß Ouche, 
Pheuptfl. im franz. Departement der Cöte d'Or. Sie ift groß, mohlges 
Aſtigt, und enthält mit Ihren drei Vorſtaͤdten ungefähr 20,000 Einw. 
Ber Sit eines Biſchofs, zu deſſen Kirchfprengel jest die Depart. ber Cöte 
u der Dbermarne gehören, und ber unter dem Erzbiſchof von Befangen 
Er gab Hier ehemals reiche Kiöfter, vorzüglich eine weibliche Giftercienfers 
he die Mutter aller übrigen wurde. Unter den öffentlichen Gebäuden 
BR das alte, aber weitläufig und gut gebaute Refidenzfchloß der vormaligen 
ie von Burgund aus. Die Stade hat Manufacturen von Muͤtzen 
hen, Spielkarten, Mollmzeuchen und Wachslichtern; uͤberdies bes 
Weinbandel. Die Akademie der Wiſſenſchaften, jest Gefellfchuft 
Buster, Künfte und Wiffenfchaften zu Dijon, ift 1725 errichtet, und 
dem Könige beftätige worden. Außerdem hat fie eine Akademie von brei 
eine öffentliche Bibliothek von 40,000 Bdn., ein Dufeum und andre 
J. Anſtalten. — Die Gegend, worin die Stadt liegt, heißt Te Dijons 
Sa dem Pfarzdorfe Gontainele Dijon, eine Stunde von der Stadt, 
ige Bernhard, nachheriger Abt zu Clairvaux, geboren. 
dife, f. Aftrda und Horen. 
Diletama, Dilemm, in der Logik, ein verfänglicher und gewoͤhnlich bei 
Mapıngen gebrauchter Schluß, in welchem ein Sas zur Vorausſetzung erhos 
Bi, aus welchem man zwei (dann im eigentlichen Sinne Dilemma, Depp.ts 
er mehre (Polylemma, Vielſchluß) falfche und ungereimte Folgen ableis 
ifo der Oberſat ein hypothetiſches Worderglieb und ein disjunctives Hin⸗ 



















288 Dilettant Dillis 


terglied hat, im Unterfag ferner, die in dieſer Disfunction enthaltenen 
Folgen aufgehoben werben, und dann im Schluffage auch das Vorderg 
Vornusfegung aufgehoben wird. Das Verfaͤngliche die ſes Schluffes lieg 
man die möglichen Folgen, welche in bemfelben angenommen werden, ı 
gleich genau überfehen und als ſolche prüfen kann. Der Sag. B., 
fid) in feinen Entſchließungen ändern, wird durch ein Dilemma fo wider 
Gott feine Entfchliefungen änderte, ſo haͤtte er entweder nicht Alles ve 
überlegt, oder er hätte Manches nicht recht uͤbetlegt, ober er handelte ne 
Nun aber ift alles dreied ungereimt (hier müffen die Gründe hinzugefi 
folglich ift es falſch, daß Gott in feinen Entſchließungen veränderlich fei. 

Dilettant, nad) einem italienifchen Auedrude, der Liebhabe 
und Wiffenfchaft, der diefe jedoch nicht zu feinem Geſchaͤft macht; ſa 
gen an diefen Gegenftänden, ſowie feine Beſchaͤſtigung damit, heift d 
tismus. Lesterer iſt der Meifters und Kennerſchaft entgegengejeht, 
diefe oftan Wärme übertrifft. 

Dillenius (Johann Jakob), Pflanzenkenner, geb. 1687 zu 
machte ſich ſchon vor Linne (f.b.) durch Unterfuchungen ber die Fortp 
Gewaͤchſe, befonders der Kenptogamen, bekannt. Auf die Einladung 
Pflanzenkenners, Wilh.Sherard, ging er 1721 nach England, wo er theil 
theil auf dem Landſitze feines Freundes zu Eitham lebte. Hiee gab er 
Werke heraus, befonders das 1732 erſchienene Prachtwerk: „„Ulortus 
sis‘, wozu er alle Abbildungen mit der größten Treue felber gezeichnet 
feine legte Schrift über die Mooſe („‚Llistoria muscorumf*), die fein 
die Krone aufjegte. Sherard fliftete, wie man glaubt, eine eigne & 
Ba auf der Univerfität zu Orford, zu Gunften feine® Freundes, ber 
bier ſtarb. 

Dillis (Georg), geb. in einer Einöde des bairiſchen Landderi 
zeigte ſchon in früher Jugend vorzügliche Talente. Sein Vater koun 
aahlreihen Famili⸗, für die Bildung des Sohnes wenig thun. Als ab 


fürft, Mar UL, von den Gaben des Gjährigen Knaben hörte, rief 
München, und wollte denſelben fehon im 8. J. nach Rom fender. | 








290 Diner Dinte (gemeine) 


Diner, das Mittagmahl, der Mittelpunkt der Tafelfreuden, 
der Regel in drei Hauptgaͤnge mit beliebigen Einſchiebſeln: Suppe ı 
richte, Fleiſch und Braten, Nachtiſch. Diefe drei Abtheilungen weif 
des Geſchmacks mit den raffinictefien Genüffen auszufüllen, ja die Fe 
alter und neuer Zeit haben dieſe Kunft in ein Spftem gebracht. Sie u 
diner brun und blond, wie Brunette und Blondine, je nachdem die S 
im dunklern oder hellern Eolorit erſcheinen, und halten ein blondes Di 
Triumph der Kochkunſt. Ein Diner muB fi eröffnen mit einer heij 
und diefe wird am fliglichften nach neuer franzöfifcher Manier fervict, fi 
Zafelsimmer eintretenden Gifte auf ihren Couverts die rauchende Supp 
Dann fotgt (dev koͤſtliche Effect des Caviars ift nicht überall anerkannt) 
d’apres, d. h. ein Spigalas feiner adffringivender Wiine: Madera, 9 
(nur diefe und die feinen Deffertweine pflege man in Frankreich al6 Re 
teinten, den gewoͤhnlichen Tiſchwein aber mit Waffer zu vermifchen), u: 
die Suppe erſchlafften Verdauungsfibern zu flärken, und mit gehöriger 
tüchtige Portion Rindfleifdy zu uͤberwaͤltigen. Genf, Trüffeln oder } 
müuſe erleichtern diefe Arbeit, und find der Mörtel des Grundſteins, auf! 
nachfolgende Hohe und höchfte Genuͤſſe gefegt werben. Dann kommen 
zendere Zwifchen = oder Voreſſen, und hieran ordnen ſich die Fiſche, bie 
Gang, die Braten mit ihrem zahlreichen Gefolge von Compots, Salatı 
1c. Alled verdrängen. Hier muß der Koch feine Talente glänzen laſſ 
Haut gont der Schmeiker verlangt von ihm, daß er das Fleiſch, zumal 
pret, vom Rande ber Verweſung ihm vor die Zähne rüde. Die Ham 
‚guten Effers ift damit gethan, und bloß zum Spaß, oder dem Wirth di 
ment zu machen, ſchifft er auf Eremen und Geleen in das Luftgefilde des! 
Smunte, wenn anders nicht ber Weingott, der mit Abhub des zweiten € 

intritt feines Regiments verklindet, ſtrenges Embargo auf die Zungen le 
ter und Käfe (le biscuit des ivrognes) find, wenn das Gebäude der T 


zum höchften Gipfel errichtet iſt, die Schlußziegel auf dem Forſte des Da 
wird ein braver Gourmand nie verabfäumen, die Vollendung feines ! 
einer Kaffe ſchwarzen Caffees, der auch wol eine Dofis reigenden Ligue 








292 Dinter Dio Caſſius 


gehoͤtigen Grade von Wärme ausſetzt. Man hat dieſen Einfall ſchon 
ſchirmen ausgeführt. 

Dinter (Guſtav Friedtich), Paͤdagog, geb. 1760 zu Borna, w 
ter Gerichtsdirectot war, befuchte Die Fürftenfchule zu Grimma und die 
zu Leipzig, wo er 1783 Magifter ward. Nachdem er als Paftor zu 8 
Borna mehre junge Leute zu Landſchullehrern vorbereitet hatte, Bam er 
Director des Schullehrerſeminariums nad) Friedrichsſtadt bei Dresden, 
1807 diefe Stelle mit dem Paftorat zu Görnig bei Borna, und ward 1E 
preuß. onfiftorial und Schulcath zu Königsberg und D. der Theologie 
Bildung vieler Landſchulen, befonders im Königreich) Sachſen erwarb fi 
beftrittene Berbienfte, indem er bei unermuͤdlichem Fieiße, die Babe eine 
meinen Klarheit und flete Berüdfichtigung des Praktifchen beim Unterri 
Seine Schriften, welche großentheils ohne Vorfegung feines Namens 
find, umfaflen mehre Gegenftände der Unterrichtskunſt, des theoretifchen 
tiſchen Schulweſens und der Volksbildung überhaupt. Er begann feine 
leriſche Laufbahn mit: „Erklaͤrender und ergänzender Auszug aus den 
Katechismus" (Meuftadt a. d. Orla 1800, 12.) ; derfelbe mit beigefügte 
erklaͤrungen (1801, 5. Auf. 1815.) (Beide ud. T.: „Glaubens u 
lehte des Chriftentyums”.) Diefen folgte: „Die vorzüglichften Regeln 
chetik, als Leitfaden beim Unterricht künftiger Lehrer in Bürger» und La 
(1802, 4. Aufl. 1818); „Die votzuͤglichſten Regeln der Pädagogik, 
und Schulmeifterfiugheit”, (1306, 3. Aufl. 1818); „Anweiſung zum 
der Bibel in Volksſchulen“, (1814 u. 1815, 2 Thle., 2. Aufl. 1816). ' 
fhrieb er: „Malvina, ein Buch für Mütter” (1819); „Unterhaltung 
Hauptftücke des lutheriſchen Katechismus" ; Schulverbeflerungsplane ; R 
aufgaben, auch dal. für preuß. Landſchullehrer; Anweijungen zum Red 
wenbiglernercien für Rechnenſchulen; Schulgebete zu allen Jahreszeiten 
gebete für Bürger» und Landſchulen; Gedächtnigübungen, mehre Sch 
und Vorlefungen, als: „Ein gruͤndliches Studium ber alten Claſſiker if 





Gegengift gegen die Schwärmerei unferer Tage” (1818). Im J. 1 
heraus: „Reine Reden an künftige Voltsichullehrer" (4 Bde, 18 


Dioeces Diogenes (von Ginope) 293 


ſchmeichelnd und voll Sklavenſinns; fein chetorifcher Styl iſt der Gefchichte 
bt angemeffen. Herausgeg. von Reimarus (Hamburg 1750 — 52), überf. 
ı Wagner und Penzel. | 

Divdeces (Dioicéſis, Dioekefis), 1) Statthalterfhaft. Nah Strabo 
e ſchon unter Auguft und Ziber wenigftens in Afien die Eintheilung des römis 
m Reiche in Discefen gebräuchlich. Späterhin theilte Conftantin das ganze 
ih in 14 Discefen, welche zufammen 120 Provinzen enthielten. Jeder Pros 
s war ein Proconful, und jeder Diöces ein Reichsvicar (Stellvertreter des Kai⸗ 
) vorgeſetzt. 2) Kirchfprengel, in der chriftt. Kirchenverfaffung, bei den Kathos 
n ein Landesbezirk, der in kirchlichen Angelegenheiten der Gerichtsbarkeit eines 
biſchofs oder Biſchofs unterworfen iſt; bei den Proteftanten die ſaͤmmtlichen 
sreien, welche unter Aufficht eines Superintendenten ftehen. Diefe Einrich⸗ 
u fchreibt ſich aus der Zeit Conftantins (4. Jahrh. nad) Chr.), des römifchen 
Herd, her, der die chriftliche Religion zur Staatsreligion machte. — Diöces 
8u8, nicht nur Derjenige, ber an einem Orte die bifchöfliche Gerichtöbarkeit hat, 
ihern auch ein jeglicher Geiftlicher in einer Dioͤces. 

Diocletian (C. Valerius), mit dem Beinamen Jovius, von niedriger 
heart, ward 284 nad) Chr. vom Heere zum römifchen Imperator erklaͤrt. Er 
me gegen die Feinde glücklich, ſchlug den Carinus in Möfien (286), befiegte die 
Bemanıen, und machte fich durch feine Güte fehr beliebt. Doch nöthigten ihn 
We nun Empdrungen und Angriffe auf das roͤmiſche Reich, ſich Mitregenten zu 
Men, nämlich den (DR. Aurel. Valerius) Marimianus (286), einen herrſchſuͤch⸗ 
We, rauhen und graufamen Krieger, der, während Diocletian im Morgenlande 

die Perfer glücklich war, und dann in Deutfchland bis an die Quelle der Dos 
kang, in Gallien fiegte; fpäter (292) auch den C. Galerius, ſowie Maris 
Be den Conftantius (Chiorus) zum Caͤfar wählte. So war das Reid) in 4 
getheilt. So lange Diocletian wirkte, der auch Agypten wieder einnahm, 
Wat die Üübereinflimmung ; allein diefer legte (305) zu Nikomedien bie Kaiſer⸗ 
nieder, in demſelben Sahre auch Maximian zu Mailand. Diocletian zog 
Und, Salona in Dalmatien zuruͤck, vergnügte ſich mit Gärtnerarbeit und lebte 
bapfirter Rube bis 313. Er hatte die unumfchräntte Herrfchaft gegründet, 
die Conſtantiniſche Familie nun befeftigte. 

Diodorus, aus Argyrium in Sicilien gebürtig, und daher Siculus ges 
Mat, ein beruͤhmter Gefchichtfchreiber unter Julius CAfar und Augufl. Um 
Bar Befäichte bie moͤglichſte Voliſtaͤndigkeit und Genauigkeit zu geben, bercifte er 
Un Theil von Europa und Aſien. Sehr zu bedauern iſt es, daß der größte 
u dieſer feiner Geſchichte, die er hiftorifche Bibliothek nannte, und in welcher 
Ob pragmatifche Behandlung mit der chetorifchen nad) dem Mufter des Theo⸗ 

md Ephoros verband, und an welcher er 30 Jahre gearbeitet hatte, vers 
Ban gegangen ift. Sie beftand aus 40 Büchern, war vorzliglich genau abgefaßt, 
WB mthielt die Gefchichte faft aller Völker der Erde. Wir haben davon nur bie 
Wr — 6, und 16 — 20 übrig behalten. Die beften Ausgaben find von 
eing und Eichſtaͤdt, mit Heyne's Commentar (Zweibruͤcken und Stras⸗ 
1793 — 1807, in 11 Bdn.). Verdeutſcht von Stroth und Kaltwaſſer. 

Diogenes aus Sinope, einer Stadt am Pontus, im 4. Jahrh. vor Chr., 
!heräämtefte unter den chnifchen Phitofophen. (S. Cy niker.) Daer mit 
ke Bater, ben man der Muͤnzverfaͤlſchung angeklagt hatte, aus feinem Geburts⸗ 
Beerbannt worben, ging er nach Athen, und bat den Antiſthenes, ihn zu feinem 
Sr anzunehmen. Erſt nachdem diefer den Dringenden abzuweiſen feibft mit 
(gen vergeblich gefucht hatte, ward ihm feine Bitte gewährt. Diogen: 8 wide 
wich ganz dem Unterrichte feines Lehrers, deffen Grundſaͤtze er bald noch erwei⸗ 
& Er verachtete nicht nur, wie diefer, alles philoſophiſche Wiffen, und eiferte 











294 Diogenes (von Apollonia) 


gleich frelmuͤthig gegen das Sittenverberbniß feiner Zeit, fondern er trieb zu 
eigne Anwendung feiner moralifdyen Lehren bis aufs Äußerfte. Antifthened 
rer Ernſt mißfiel; Diogenes hingegen verftand mit Heiterkeit und Witz ſeu 
genoffen ihre Thorheiten zu zeigen, und war daher geſchickter, ein Gittent 
geoßen Haufens zu fein, fo wenig er auch in der That befferte. Zugleich 
feinen Grundfag, alles Entbehrlihen fid zu entäußern, auf bie ungezn 
Art anzuwenden. Er lehrte, der Weiſe müffe, um glüdlid zu fein, fi 
bängig vom Glüde, von den Menſchen und von ſich felbſt zu erhalten fu 
dem Ende müffe er Reichthum, Anfehen, Ehre, Künfte und Wiffenfdal 
alle Annehmlicykeiten des Lebens verachten. Er felbft wollte feinen Zeitgn 
Mufter cpnifcher Tugend fein, Daher unterzog er ſich den härteften Pı 
und riß ſich von jedem Zwange los. Dft kaͤmpfte er mit dem Hunger, | 
ihn mit den fchlechteften Speifen, befliß ſich, felbft bei Mahlzeiten, wo! 
Überfluß herrſchte, der ſtrengſten Enthaltfameit, und ſtreckie feine Hand 
iu einem Almoſen aus. Am Tage ging er ohne Schuhe, ohne Rod, ı 
langen Barte, einen Stod in der Hand und einen Querfad auf der &d 
Athen einher; Nachts ruhte er in einer Tonne, wiewol man dies 

hat. Alten Ungemaͤchlichkeiten der Witterung bot er Trog, und ertn 
Schimpf und Beleldigung des Volks mit der größten Ruhe. Seinen 
Becher warf er, wie man erzählt, als ein entbehrliche® Geraͤth fort, d 
Knaben mit der Hand Wafler ſchoͤpfen ſah. Nie ſchonte er die Thor 
Menſchen; laut und unerbittlic, ſprach er gegen alle Laſter und Mißbra 
bediente ſich dabei der Satpre und ber noch furchtbarern Itonie. 

felbft die Geblideten hörten ihn gern, und verfuchten ihren Wig an ihm 
fie aber feine Überlegenheit, fo gingen fie oft in Beleidigungen über, die 
wenig außer Faſſung brachten. Oft machte er ihnen Vorwürfe über‘ 
und Handlungen, welche die Schamhaftigkeit empörten, und es iſt d 
glaublich, daß er ſich der Ausſchweifungen ſchuldig gemacht habe, welche fe 
ihm Schul gaben. Sein unanftändiges Betragen beleidigte mehr den V 
als die Sitten, doch find viele Anekdoten von diefem Sonderling erdich 





einer Reife nad der Inſel Agina wurde er von Seeräubern gefangen, 


Diomedes Dion 295 


: bielt bie Luft für den Urſtoff und erflärte auch das geiftige Leben aus dem Athmen. 
t lebte im 5. Jahrh. vor Chr. in Athen. 

Diomedes. 1) Der König der Biftonen, ber alle fein Land betretende 
ende feinen menfchenfreffenden Roffen vorwarf. Hercules töbtete ihn und ent⸗ 
hrte Die Hoffe. 2) Der Held vor Troja, des Tydeus und der Deipyle Sohn, Kö: 
z von Argos, vorlor feinen Bater fruͤh vor Theben, war Theilnehmer des zwei⸗ 
ı 3uge6 nad) Theben, und befand fich unter den Feiern der Helena, deren Ent: 
kung zu raͤchen er mit den übrigen Königen Griechenlands vor Troja entboten 
uxbe, wo er die Argiver, Tyrinther und mehre andre Völkerfchaften befehligte. 
erwegener Muth machte ihn zu einem ber erften Helden; nad) Neſtor's Zeugnig - 
lertraf/ er darin alle feine Altersgenoſſen. Von Pallas beſchirmt, focht er nicht 
w mit den tapferften Feinden, viele berfelben erlegend, fondern wagte ſich felbft in 
m Ramıpf mit ben Unfterblichen. Als Venus ihrem Sohne Äneas gegen ihn zu 
Bitte kam, verwundete er die Göttin mit dem Speere an der Hand, und würde 
den Äneas entriffen haben, wäre nicht Apollo zur Rettung herbeigeeilt. Aber 
WAR gegen diefen drang er dreimal kampfluſtig an, big die drohenden Worte des 
Weiabaren Gottes ihn zuruͤckſchreckten. Won Pallas ermuntert, wandte er fich 
We gegen den Mars, verwundete ihn in den Unterleib, und zwang ihn, nad) dem 

map zuruͤckzukehren. Auf gleiche Weife that er ſich in der Rathsverſammlung 
Yewe, Er widerſprach kuͤhn Agamemnon’s Vorfchlag, Troja unverrichteter Sache 
gwelaflen, und hintertrieb ihn; auch blieb er bei feiner Meinung, als Achill die 
mughetene Ausſoͤhnung verweigerte. Dadurch, daß er die Pferde des Rhefus er⸗ 
X er eine der Bedingungen, unter denen allein Troja erobert werden 
Auch holte er mit Ulyſſes die ebenfalls zur Eroberung der Stadt noͤthigen 
des Hercules und den Philoktet von Lemnos herbei, und befand ſich mit in dem 
um Dferde, durch welches endlich Die Einnahme Trojas gelang. Zwar kam 

Ic in feine Heimath zurück, aber Venus verfolgte ihn mit ihrer Rache. Dieſe 
au We ir Bemahlin des Abroefenden, Agialin, eine ftrafbare Leidenfchaft gegen den 
eingeflößt, und Diomedes mußte bei feiner Ruͤckkunft verfprechen, Argos 
aſſen und bei Todesftrafe nie zuruͤckzukehren. Er fchiffte hierauf mit feinen 
Im Freunden nad) Stalin; doch wird von feinem Aufenthalte daſelbſt viel 
hytechendes gefabelt. Bald foll er hier in einem hoben Alter geftorben, bald 
m Lörige Daunus umgebracht, bald auch bloß auf den nad) ihm benannten 
Yin verſchwunden fein. Ihm wurde nach feinem Tode göttliche Ehre erwieſen. 

Dion, ein Sprakufaner, der fich in der Gefchichte dieſes Staats einen un⸗ 
Babächen Ruhm erroorben bat. Er lebte zu den Zeiten der beiden Dionyfe, mit 
lem verwandt war, und auf die er einige Zeit hindurch vielen Einfluß hatte. 
Ur aber verſuchen wollte, die tyranniſchen Grundſaͤtze des juͤngern Dionyſius 

di Lehren. der Philoſophie zu verdraͤngen, gelang es ſeinen Feinden, ihn bei 
ig zu machen und feine Verbannung zu bewirken. Dion begab ſich 
Griechenland, wo er durch feine fchöne Geſtalt, noch mehr aber durch tie 
Aukden Eigenfcyaften feines Verſtandes und Herzens, ſich fo zahlreiche Anhaͤn⸗ 
MR wichaffte, daß er befchloß, Gewalt grgen einen Kürften zu gebrauchen, der 
haften Lehren fein Ohr verfchloffen hatte, und fein Vaterland zu befreien. Zu 
In Ende ſchiffte er ſich mit 800 muthvollen Kriegen ein, landete auf Sicilien, 
ab eilte, da Dionyſius vor wenigen Tagen nach Stalien gereift war, nad) Syra⸗ 
Dh mo er unter dem Jubel der Eintvohner einzog. Dionys Eehrte zurück, machte 
Adige Verfuche, cin Anfehen wieder herzuſtellen, ward aber endlich gezreunaen, 
ix Krone zu entfagen und ſich mit feinen Schägen nid) Stalien zu flüchten. Aber 
ah Dien, gegen den feine Mitbürger ungerechtes Mißtrauen heqten, fah fid) ges 

die Stadt zu verlaffen. Als fich jedoch neue Unorbnungen entfpannen, 
Kamen ihn zutuͤck, und er var eben beſchaͤftigt, die republikaniſche Regierung wie⸗ 









































Dioptriß Diplom 299 


month, andy bie mit Löchern oder Ritzen verfehenen, auf einem Lineale fenkrecht 
when Metaliplatten felbft; 2) ein wunddrztliches Werkzeug. 
Dieptriß, die Lehre von den gebrochenen Lichtftrahlen oder von den Ges 
a, mac weichen das Sehen erfolgt, wenn die Kichtftrahlen, bevor fie das Auge 
ithen, durch verfchiebene brechende Mittel, z. B. aus der Luft erft noch durch 
word Ange gehaltene Glas des Fernrohrs, gehen, Die Dioptrit macht alfo 
fan Kell der Optik, d. i. der Lehre vom Sehen überhaupt, aus. Sie erktärt 
BR Die Lehre von der Berechnung ber Lichtſtrahlen überhaupt, und beftimmt hier= 
WB De Wege, welche diefelben nehmen, wenn fie in ebenen und krummen Flaͤ⸗ 
werden. Hieraus leitet man die Eigenfchaft der Kinfengläfer, die 
fenheit der Strahlenbrehung im menfchlichen Auge, die Erfcheinung des 
Ben Luc, Einfengläfer und die Zufammenfcgung derfelben, folglich die Theorie 
ebher, Vergößerungsgiäfer ıc. her. Die Alten Eannten diefe Wiffenfchaft 
Die Naturkunde der neuern Zeit hat ihr ungemein viel zu verdanken, 
fe, oder vielmehr durch Hülfe der Glaͤſer, die fie bilden lehrte, find dem 
Ben Auge Segenftände erreichbar geworden, von denen man bis dahin 
Mehnte. Kepler, Snellius zu Leiden, Gartefius, Newton u. X. erweiterten 
zur diefe Willenfchaft, fondern gründeten auch einen großen Theil ihrer Ent: 
x aufbiefelbe. In unfern Zeiten hat vorzüglich Dollond in London durch) 
ichtigen Erfindungen (f. Ahro,matifc) die Dioptrik ungemein.bereichert. 
lieferte zuerft eine vollftändige Anwendung der allgemeinen Arithmetit auf 
Bere — Dioptrifch, mas diefer Wiffenfchaft angemeffen ift, oder ſich 
beieht. (Vgl Brehung der Lichtfirablen, Fernrohr, Lin» 
Bläfer.) ©, „‚Dioptrica auctore Leonhardo Eulero“* (Petersburg 
m 11, 3 Bde., 4.) Deutfcher Auszug durch Klügel „Analytifche Diop⸗ 
(ip. 1778, 2 Bde., 4.). 
Dierama, ſ. Drama. 
Dieftorides (Pebanius), geb. zu Anazarbus (Caͤſarea Auguſta) in Ci⸗ 
wi 1. Jahrh. nad) Chr., ein griechiſcher Arzt, der ein beruͤhmtes Werk über 
Phieria medica in fünf Büchern binterlaffen hat. Es ift befonders für die 
von Wichtigkeit, da die meiften Heilmittel, von denen der Verf, fpricht, 
Din Dflanzenceiche genommen find. Außerdem werben ihm noch zwei andre 
MR ngefchrieben, von benen da8 eine: „„Alexipharmaca“‘, mit der genannten 
ia medica als die drei legten Bücher derfelben verbunden worden. Es hans 
wu des Giften der drei Maturreiche und ihren Gegengiften. Das andre führt 
Del „Euperista‘‘, und handelt von den leicht zu erhaltenden Heilmitteln. 
Bike Ausgabe des Dioskorides ift von Saracenus (Frankfurt 1598, $ol.), 
ft Commentar, von Matthiolus (Vened. 1565, Fol.). 
Diosluren, Kaftor und Pollur, die beiden Zwillingsfähne des Supiter, 
tem der Kämpfer, Reiter und Schiffer. (S. Kaftorund Pollur.) 
Ippthong, Doppellauter, d. i. ein Laut, der aus zwei zuſammenge⸗ 
Bocaten, Seibfilautern, befteht, oder eine Verbindung zweier verfchiedenen, 
einer Mundoͤffnung ausgefprochenen Wocale, 3. B. au, ei, eu, du, ai; 
aber &, 5, üi, weiche man fonft faͤlſchlich für Diphthongen hielt, weil man 
der unfchidlich gebildeten Schriftzeichen irrig glaubte, daß fie aus a und e, 
e, w und e oder I hervorgegangen feien. 
Diplom, (von dmios, ich lege zwiefach zufammen), eigentlich ein Doppel 
KK d. h. ein Brief, der nur einmal zufammengelegt if, und dadurch in zwei 
getheilt wird. Man verficht aber allemal unter Diplom eine mit Unter 
ft und Siegel beglaubigte Urkunde, in welcher Rechte, Freiheiten, Würden 
werben; 3. B. ein Abelebiplom, d. h. ein Adelsbrief, eine Urkunde, in 
ber Adel setheilt ober betätigt wird. So auch Doctorbiplom, Magiſter⸗ 
























r2 

















Dippel Diren 35 


Dippel (Johann Konrad), ein Schwärmer, geboren auf dem Schloffe 
Arnflein bei Darmftadt den 10, Aug. 1763, fludirte zu Gießen Theologie, 
aMeicin, weil er die Feffeln der Orthodoxie nidyte ertragen konnte, Er irrte 
ulhiedenen Gegenden von Deutfchland und Holland umher, hielt zu Stras: 
ng Vorleſungen, und ging endlich nad Dänemark. Hier ließ er feinen Daß 
wen die Geiſtlichkeit fo zügellod auß, daß er aufBornholm gefangen gefegt wurde. 
er wieder loskam, begab er fich nach Schweden, und feste ſich dafelbft durd) 
Miche Cuten in ſolches Anfehen, daß ihn der König in einer ſchweren Krankheit 
mh Gtecholm berief. Auf dringendes Anſuchen der Geiſtlichkeit mußte er das 

ald ein Religionsfpötter verlaffen; ging dann nad) Berleburg, und ftarb den 
Ani 1734 auf dem Scyloffe Wittgenftein. In f. früheren Sahren erſchienen 
fee Eitten zweideutig. Bei aller Schwärmerei und Theofophie, wozu ihn das 
Win kim des Jakob Böhm gebracht hatte, war er einer der gelehrteften Min: 
IR, der die Unftatthaftigkeit mancher Dogmen gluͤcklich, aber kuͤhn aufdeckte, und 
ader Chemie nicht gemeine Kenntniffe hatte. Er foll der Erfinder des berli- 
Be Bıns geweien fein, wenigftens die Zufammenfegung deffelben theoretifch ges 
men. S. zahlreichen Schriften gab er unter dem Namen Chriftianus 
mmscritus heraus, 
Diptihon, Diptychum (Griech.), bedeutet urfprünglich daffelbe, 
Diploma, ein zwiefach Zufammengelegtes. Die Griechen und Römer hatten 
hunter mehren Formen ihrer fchriftt. Aufſaͤtze auch die, daß fie metallene, 
ame und hölzerne Taͤfelchen von einerlei Größe an einander legten, und mit 
in Gelenke, oder mit durchgezogenen Riegelchen befeftigten, um fie bequemer tragen 
Im, oder auß einer Hand indie andere gehen zu laffen. Dieſe heißen urfprüng- 
IDiplomata ober Diptycha. Jene und dieſe Benennung erhielten in 
Ban Zeiten andre Bedeutungen. Die Diptycha wurden wichtig in der chriſt⸗ 
Bi Sichenverfaffung, wo man deren drei Arten hatte: der Biſchoͤfe, der Leben⸗ 
a der Verſtorbenen. Die erſten enthielten Namen und Keben verdienter Bi: 
B; hide wurden an Seiertagen verlefen, und dies gab Veranlaffung zum Ka: 
Wr In den Diptochen der Lebenden ftanden die Namen um die Kirche vers 
lebender Päpfte, Patriarchen, Bifchöfe und andrer Geiftlichen, Kaifer, 
Fürften und andrer Großen zum Behufe des Kirchengebets; in denen der 
denen waren die in dem Heren Verftorbenen angeführt, deren auch in dem 
Mlegıtete gebacht ward. Außerdem findet man nod) Diptycha mit den Namen 


















" Directe Abgaben, f. Abgaben. 
“ Directorium, die oberfte Leitung eines Gefchäfts in einem geſellſchaft⸗ 
A Decein und ber Ausfchuß oder die Perionen, welchen diefelbe übertragen if. 
Se Nomen führte ein Collegium von fünf Staatsbeaniten, welchem nad) der 
a Conflitution die vollziehende Gewalt in Frankreich übertragen worben war, 
hes auch in andern Staaten, wo dieſes einen herrſchenden Einfluß hatte, als 
Schweiz, Holland u. f. w. nachgeahmt wurde. Die beiden gefeßgebenden 
emählten die Mitglieder dazu: alle Jahre ging eins ab, und wurde durch 
exſett. Das Directorium verwaltete überhaupt Alice, was die Conſtitu⸗ 
area 1791 der Eönigl. Gewalt übertragen hatte. Die fieben Etaatsminifter 
unmittelbar unter ihm, und es hatte freie Macht fie ab: und einzufegen. 
Rah de Revolution vom 18. Brumaire wurde diefer Staatskoͤrper, wie Die ganze 
Kat in Berbindung ftehende franz. Conftitution vom 3. III, aufgehoben. Zur 
des Directoriums und des 18, Brum, find die „Meıinoires de Gohier‘* 
* 1824, 2 Bde.) (Louis Serome) des letzten Praͤſidenten des Directo⸗ 
wi 
Diren, ſ. Eumeniden. 
Gmn.ser. Sicbente Aufl. Bd. III. 20 


306 Dis "Discontiren 


Dis, Name des Pluto (f.d.) und des. Habdes bei den MI 
DIS, In der Mufit, die um einen halben Ton erhöhte zweite 
tenifcyen Scala; gleich der um einen halben Kon erniebrigten dritte 

Discant, f. Sopran. 

Discantfhlüffel, f. Schtäffel 

Disciplin, 1) der Theil der Erziehung, welcher in der Le 
ſchraͤnkung geſetzwidriger Neigungen und Begisrden befteht, wobet 1 
Hauptrolle fpielt ; 2) die Zucht felbft, z. B. Kriegs: oder Mannszu 
etplinicen, zur Zucht und Ordnung gewöhnen. Sonft wurde das 
Geißel ſelbſt, als ein Mittel der Frömmigkeit, Disciplin genannt. 
ven Religionen wird die Disciplin der Doctrin, oder den Glaubensl 
Unterricht in benfelben entgegengefegt, und begreift die Rirdyenzı 
Aufficht über die Kicchenglieder, in Beziehung auf gottesdienſtliche ot 
drige Handlungen, und die Handhabung bed Zwanges in biefer Bi 
dem wiffenfchaftlichen Gebiete nennt man fo jedes befondere Fady, o 
dere Wiſſenſchaft. - 

Discontiren, abredinen, abziehen, wirb befonber® bei 
braucht, bie erſt nach einer gewiſſen Zeit zahlbar find, und die der 2 
gleid), wenn fie vorgezeigt werden, mit einem gewiffen verhätmigm 
baar auszahlt und folchergeftalt an fich kauft; oder aud) gegen baa 
mit Verluft einiger Procente, an einen Andern abtreten. Discont 
zug. Man fagt z. B., ber Disconto ift geftiegen oder gefallen, d. h 
—X ‚ober geringerer Abzug gegeben, welches ſich nach ber größern 
Summe des an einem Handelöplage umlaufenden baaren Geldes rich 
Berechnung über den Disconto wird der Tag, wo der Handel vom ! 
ſchloſſen wird, als der erſte Tag, und an Orten, wo Reſpecttage bei 
zahlungen ftattfinden, die Mitte berfelben als der legte Tag angenoı 
Discontant pflegt mehr auf den Acceptanten ala die Indoffanten oder 


Wechſels zu fehen, und überhaupt gibt es barin, wie bei Waaren, P 
cunda = und Zertiapapier, d. h. der Discont richtet fich nad) ber auf t 
plage angenommenen Meinung von der Sicherheit des Acceptanten di 





Discorbia . Dispenfation 307 


agheit, Redlichkeit und Einſicht ihrer Verwaltung. — Discöntor 
isse d’escompte) in Frankreich, eine Zettelbanf, welche zu Paris 
ner Geſellſchaft von Privatperfonen mit einem Capital von zwoͤlf Mill. 
et wurde. Während der Revolution wurde fie aufgehoben, und an 
sat in neuern Zeifen die Banque de France. 
:ordia, f. Erik. 
:retionstage, im Wechſelrechte, Nachſichts⸗ ober Srifftage, welche 
rfaltzeit des Wechſels zugeftanden werden. Sie find nicht auf allen 
‚en gleih. Amfterdam 5.8. gibt deren ſechs, Hamburg elf, Leipzig 
an nennt fie gewöhnlicher Reipecttage. Man betradıtet es als ein uͤb⸗ 
wenn der Accedtant die Refpecttage ſaͤmmtlich benutzt, und es iſt Sitte, 
en Wechfel bei der erften Prifentation zu bezahlen. 
eu 8, bei den Griechen und Römern, eine fteinerne ober metallene, flach 
in der Mitte durchbohrte und durch Riemen an ber Hand befeftigte 
- Das Discusmerfen gehörte zu den gymnaftifchen Übungen. Es 
n olympifchen und andern Spielen für eine große Ehre gehalten, den 
Schleudern des Discus zu übertreffen. Perſeus foll ihn erfunden ha- 
pollo tödtete damit den Hyacinth. An manchen Orten wird der Teller, 
Hoftien bei der Sontecration liegen, Discus genannt, Desgleichen auch 
Theil einer Bluͤthe. 
junction, f. Urtheil 0. | 
pache, die Auseinanderfegung ober Vertheilung eines Seeſchadens 
x Theilnahme verpflichteten Perfonen, nach demjenigen Seerecht, wel⸗ 
Fund Ladung zur Zeit des erlittenen Schadens unterworfen waren. Die 
zen Seehäfen von der Obrigkeit zu dieſem Gefchäfte angefegte Perfon 
yacheur. Diefer entwirft nad) Gefegen, Herkommen, Schifföpapieren 
rung (dem Uber den Schaden aufgenommenen Protokoll) die Berech⸗ 
beftimmt die Ausgleihung zwiichen den Verficherern, Befrachtern und 
ei betheiligten Perfonen. (Vgl. Avarie.) | 
penfation, die Aufhebung oder Modiftcation eineß verbietenden 
reinen einzelnen Fall, welche von der hoͤchſten Gewalt ausgeht, und fo 
(tt fein kann, als die verbietenden Geſetze felbft find. Sie fteht, mas 
ngelegenheiten betrifft, in monarchifchen Staaten dem Regenten zu, allein 
llzu haͤufigem Gebtauch das ganze Geſetz aufhebt, oder auch in einzelnen 
Berhältniffen die Grundlagen der Stantöverfaffung erfchättern kann, fo 
ftitutionelle Ausnahmen diefer Befugniß. In geiftlichen (vorzüglich in 
) ift die Dispenjation in ber Fatholifchen Kirche eine Sache der geiftlichen 
des Biſchofs; In den wichtigen Fällen (3. B. von abgelegten Geluͤbden) 
Dapfte felbft vorbehalten. Die weltliche Regierung kann nur verlangen, 
nterthanen dergleichen nicht ohne ihr Vorwiſſen fuchen und erhalten. In 
lichen Kirche iſt das Dispenfationsrecht an die Landesherrn, oder menn 
iſch find, an die Staatsregierung und die von derſelben eingefegte oberfte 
zehoͤrde gelommen. Die Dispenfation ift Gnadenſache; es kann alfo 
igung derfelden nie ein rechtliches Gehört verlangt werden. Sie hat ihre 
3 Örenzen, indem fie eines Theils den erworbenen Rechten Andrer nicht 
daher die Ertheilung und Ihre Wirkungen wol im Wege Rechtens anges 
den koͤnnen, andern Theil, indem fie niemals mit rechtlicher Wirkung 
Geſetzen eintreten kann, welche eine ſchon von Natur oder nad} den Vor 
er Rellgion unbedingt unerlaubte und fhändliche Handlung verbieten. 
3. B. das Verbot der Ehe zwiſchen Ältetn und Kindern, und zwiſchen Ger 
einer Dispenfation unfähig („Preuß. allg. Landrecht“, X. TE, ii. I, 
id ebenfo würden Dispenfatlonen zu Mord, Diebſtahl, Betrug urn Aw 
re | 20° 





308 Dispenfatorium Diffidenten 


beim, was ſchon nach dem Vernunſtrecht für Werbrechen Hk, ohne vedy 
ung fein. Der Souveraln ift ſchon durch feine Eigenſchaft ais Mega 
Verboten ber gewillkuͤtten Gefeggebung frei (princeps legibus solutus 
von jenen natürlichen Verboten kann er ſich auch nicht bißpenfiren, ſ 
wenn er fie Übertritt, nicht zur perſoͤnlichen Verantwortung gezog 
Seine eigne Befreiung geht daher rechtlich nicht welter, als er auch 
penficen fönnte, und conftitutionelle Gefege können ihn aud hierin no⸗ 
änten. 

fer Dispenfatorium, ein Apothekerbuch oder Arzneibuch, 
Arzneimittel angegeben find, welche in der Apotheke vorräthig gehalten ' 
ten, auch die Art ihrer Zubereitung den Apotheken vorgefchrieben wirl 
des Land und viele große Städte haben ihre eignen Dispenfatorlen, n 
Die Apotheker ſich zu richten verbunden find. 

Difpondäus, f. Rhythmus, 

Dispofition, ſ. Schlacht. 

Disputation, ein von Zweien oder Mehren zugleich muͤnd 
oͤffentuch angeſtellter, geiehrter Streit, bei welchem bie eine Partei (der 
das Gegentheil von Dem zu behaupten fucht, was die andre (der Refp 
Defendent) behauptet hat. Der Hauptziel eines ſolchen Wettſtreits ſ 
nur fein, bucch methodifche Aufftellung der Beweiſe und Gegenbeweiſe 
und damit Einftimmigkeit der Meinungen herbeizuführen; der Mebe 
Übung ober Beroährung der Denk > und Sprachfertigkeit. Die Regelr 
putirens ftellt bie angewandte Logik auf. — In augural: (Einweihung: 
tation, eine folche, die zumAntritt einer atademifchenStelfe gehalten wi 
bititationsdisputation, durch welde das Recht, Vorleſungen 
erlangt wird. — Promotionsdisputation (pro gradu), durch t 
eine akademiſche Würde erwirbt. Ste werden mit ober ohne Präfes, b.| 
tern vorfigenben Lehrer der Univerfität oder Schufe, gehalten. — Auch wie 
Dieputiren zum Grunde gelegte Streitſchrift Disputation genannt, 

Diffenters (wörtlich: Widerfprechende, Andersbenkende), f 
eanifhe Kirche. 





Diffonanz Diterich 309 


einen Bertrag zu Stande, durch den fie ber Extholifchen Partei wieder gänztich gleich 
welt wurden; aud) hob der Reichstag von 1768 die ihnen nachtheiligen Schlüffe 
wf. Da aber ber Krieg mit den Öegenconföderationen ausbracdh, und das 
Weich getheilt wurde, fo ging nichts in Erfüllung, bis endlich bie Diffidenten 1775 
die Freiheiten wieder befamen, mit Ausnahme des Nechts, auf Senator » und 
Axiſterſtellen Anſpruch zu machen. Die neuern Schickſale Polens haben den 
Diffidenten mit ben Katholifchen gleiche Rechte verfchafft. 

Diffonanz, Zufammenktlang zweier oder mehrer Töne, deren Verbin 
Isng an ſich betrachtet dem Ohre widrig ift ; dann der Zon oder das Intervall felbft, 
> meiches diefe Wirkung £ervorbringt und um mufitalifch zu wirken, regelmäßig in 
ia canfonirendes Intervall übergehen (aufgelöft werden) muß. (S. Inter⸗ 
sell ımb Accord.) 

Diftanz, die Weite, der Abftand oder die Entfernung eines Dinges von ei⸗ 
mem andern, welche eigentlich nach der kuͤrzeſten Linie zwifchen ihnen gemeffen wird. 
Hierbei bedient man ſich getoiffer gegebenen Mittel, fo 3. B.um die Diſtanz derSonne 
anb aller Planeten vonder Erde zu beflimmen, benugtman feit dem 18. Jahrh. den 
Berlbergang der Venus vor der Sonne. — Diftanzenmeffer, ein mathe. 
wat. Inſtrument, durch welches man cine Diftanz glei) vom Standorte aus bes 
Bann kann, wie z. B. der Diaftimeter (f. d.). 

Diftichon, d. i. ein Doppelvers, befonders ein aus einem Herameter 
ab Pentameter beflehendes metriſches Zeilenpaar. So z. B. Schiller's Diflichon . 
da Diſtichon: 

Sm Hexameter fteigt des Springquells filberne Säule, 
Sm Pentameter drauf fällt fie melodifch herab. 
De fidy der Erguß der Empfindung in dem fortftrömenden Herameter, die Maͤßi⸗ 
yong in dem mit zwei füft gleichen Einfchnitten verfehenen, bemmenden Pentames 
ie ſehr lebendig abfchildert,, fo ift dies Versmaß ohne Zweifel die paffendfle Form 
re Elegie(f.d.), und wurde daher das elegiſche Versmaß genannt. Zugleich 
Es Diftichon zur lieblichen Einfaffung einzelner kleiner Gemälde von Gedanten 
m Empfindungen geeignet. Dive ift die natürliche Urfache, warum der Grieche 
he Epigramme faſt ausichlieglid) in diefe Form goß; der Deutfche folgt auch hier 
nit slchlicher Wahl der Spur des Griechen. Die Nationen, welche das Vers⸗ 
mu nicht haben, nennen wol auch jedes kleine Gedicht in zwei Verfen ein Diſtichon. 

Dite rich (Johann Samuel), geb. d. 15.Dec. 1721 zu Berlin, zuletzt Ober⸗ 
anffiorialrath und Archidiaconus an der Marienkirche dafelbft, wo fein Vater 
keffelbe Archidiaconat bekleidete. 1738 ging er, vorzuͤglich um Alex. Baumgarten 
u biren, auf die Univerjität zu Frankfurt, 1742 auf die zu Halle, ward 1744 
Hanslebrer, 1748 dritter Prediger an der Marienkirche und Gehülfe feines Va⸗ 
ins, nady deflen Tode 1751 er in die zweite und 1754 in die erfte Predigerftelle 
Wer in das Archidiaconat einruͤckte. 1763 ernannte ihn die Königin zu ihrem 
Beichtvater; 1770 ward er Oberconfiftorialeath, und ftarb am 14. San. 1797. 
D. war ein Dann von hellem Blicke und achtungsmwerthem Charakter, der ſich aud) 
in der Periode, ats Wöllner die Eicchlichen Angelegenheiten leitete, durch moralifche 
Angheit auf feinem Poften zu behaupten mußte und feinem Gollegen, dem hyperor⸗ 
ederen H. D. Hermes (der nicht mit J. A. und Tim. Hermes zu verwechſeln 
Fi, ohne Bitterkeit die große Verſchiedenheit ihrer beiderfeitigen theologifchen Dent: 
at zu verftehen geben konnte. Als ihm einft bei einem Candidateneramen, da er 
fine Brille vergefien hatte, Hermes die feinige reichte, um die Stelle aus dem A. 
T. die Diterich hatte aufichlagen laffen, nachzulefen, äußerte Diterich: „Ich danke 
Ihnen, licher Herr College, id) zweifle aber, daß ich durch Ihre Brille werde die 
beit. Schrift leſen Eönnen”. — D. machte ſich verdient durdy ſ. „Kurzen Ent⸗ 
wurf der chtiſtlichen Lchre” (neue A. 1781). Er hatte dieſen Katechismus 1754 







310 Dithyrambus Ditters von Dittersdorf 


für feine Katechumen aufgefegt und 1763 vermehrt, 1772 aber u. d. X nl 
weifung zut Gluͤckſeligkeit nad) ber Lehre Jeſu (neue Ausg. 1788), hetartxa 
Dann ſchrieb er: „Andachten für Cheiften, welche zum heil. Abendmahl 9 
(1775). Zweiundbierzig von ihm gedichtete Lieder find großentheil6 in umfere 
Gefangbäüder(f.d.) aufgenommen, fowie 26 Nahahmungen alter Lie 
viele Umfchmelzungen Älterer Lieder. Durch eine Sammlung, an welche 
Collegen Kichhofund Bruhn einigen Antheil hatten, die er u. d. T.: „Lin 
öffentl, Gottesdienft” 1765 herausgab, und die zufolge eines Eönigl. Refert 
ben dem Porfl’fchen alten Gefangbuche bei dem öffentlichen Gottesdienſte in’ 
gebraucht wurde, veranlaßte D. die Gefangbuchveränderung in Deutſchland 
zur Ausarbeitung des neuern berliner Geſangbuchs, von 1780, ward er von 
Ding und Teller, welche damit beauftragt waren, zu Rathe gezogen. 1 
fhägt man noch fein „Gefangbuch für die häusliche Andacht" (Werlin 1787 
Dithyrambus, Beiname des Bacchus, weil er zwei Mal geben 

den fein follte, ein Dal von f. Mutter Semele, und dann aus der Hüftef. 
Jupiter, ober weil ihm mehre Mütter gegeben wurden. Dann ein Ged 
Ehre des Gottes an feinen Feften gefungen. Da man diefe Feſte mit ala 
muth feierte, der dem trunkenen Gott gefallen mußte, fo konnte es nicht fehl 
audy ber zu dieſem Gottesbienft gehörende Dithyrambus eine Art trunke 
ſerei athmete. Daher tühnere Bilder und Wortverhindungen ; je mehr fd 

. Unordnung, je näher der Kühnheit des Trunkenen, deſto dithyrambiſch 
Nach der wilden phrygiichen Zonart ward er in Chören gefungen. Ation a 
thomnaͤ, auf der Infel Lesbos, wird für ben Erfinder gehalten; im die öffı 
Spiele führte ihn zuerft Laſos aus Hermione ein. Endlich bezeichnet amd 
thytambiſches Gedicht ein Iprifches Gedicht von wilder, ſtuͤtmender Brad 

wie viele Oden des Pindar. 

Ditterd von Dittersdorf (Karl), geb. zu Wien 1739, ı 
betiebteften und vieleicht der erfte unter den komifchen Theatercomponiften 
Nation, voll Charakter, Laune, naiver Erfindung, Gewandheit in dern 





fhen Declamation und Behandlung feiner Texte, ſelbſt Dichter, Ei] 
zeigte er fich ſchon als Künfkler auf der Violine. Der berühmte Hornifl: 
empfahl ihn ben Kürften von Hilbburahaufen fo, dafi diefer den jungen 





312 Dobberan Dobrowsky 


ſten zu behaupten, ohne daß er den Befehlen von Conſtantinopel ante 
horchte als ihm gut důͤuchte. Als Bonaparte 1799 in Sprien einfid, 4 
außer ſich vor Wuth, daß europäifche Chriften es wagten, feine Landfel 
zu wollen. Diefer Ingeimm fteigerte feine ungeftüme Tapferkeit, unıı 
von dem emigrirten Franzoſen Philippeaur, der als Ingenieur die Bert 
trefflich Teitete, befonders aber von Sir Sidney Smith, ber mit einigen 
Kriegeſchiffen den nachdruͤcklichſten Beiſtand leiſtete, Eonnte D. ſich rät 
Mann, vor dem Europa gezittert hatte, zum Ruͤckzuge gezwungen zu bi 
hatte fpäterhin blutige Fehden mit dem Grofvezir und dem Paſcha von S 
farb 1804. Dijezzar's Regierung mar fo biutgierig und geaufam, da 
den Namen Diezzar (dev Schlächter) führte. 

Dobberan, Schloß und Sieden (210.9. und 1400 Ein.) 
eine Stunde von der Oſtſee, im Herzogth. Mediendurg = Schwerin. Jr 
fieht man die Begeäbniffe ber alten Herzoge von Medienburg und andre 
Eine Viertelmeite davon zieht fi der Heilige Damm, ein hoher 
die Natur kuͤnſtlich gebilbeter und wunderbar gefärbter Steine, weht u 
hinaus. Das Meer fol diefe Steine in einer Nacht, vielleicht durch et 
aufgeregt, ausgervorfen haben. Das vormalige Eiſtercienſerkloſter ift jet 
liches Jagdſchloß. Das eine Stunde von Dobberan entfernte Se 
Aitefte deutſche Seebadeanſtalt, ward auf Befehl des Herzogs 1793 ange. 
an der Oftferküfte liegt, umgeben von Eleinern Gebäuden, das große 
weldyem das Seewwaffer durch Pumpen und Röhren zugeführt wird. T 
Talte und erw aͤtmte Bäber ; aud) find Vorrichtungen zum Negenbad, 4 
douche ic. Gebadet wird in der See mittelft Badekarren mit + Rid 
die Badezeit über in der See bleiben, und aus deren innerm Raume, de 
Heiden dient, eine Treppe ins Waffer hinabführt. Gegen die Machtt 
wellen ift da& Ufer durch eine Mauer geihügt. Ein hohes, fdyattenreic 
vor dem Babe zum Nuhen und zur Abkühlung biftunmt, mit einer fd 
ſicht auf die weite See, ftcht am Ufer. Nach dem Bade kann man inı 





walbe ſich Bervegung machen. Geit 1811 iſt ein Haus für 12 arme 
eichtet, welche die Bäder ganz frei erhalten. Da nur wenige Curgaͤſt 
Rinen a f 4 a 


- Dobfchäs Doctorwärbe 313 


ſchen Ausg. des Jornandes für bie frankf. Geſellſch. für die Ältere deutſche 
befchäftigt. Liber f. Leben f. Hormayr's „Archiv”, Aug. 1824, 
obſchütz, preuß. Gmerallieutenant. Nach dem Frieden von Tilſit war 
 Auswechfelung und Organiffrung der Kriegsgefangenen uͤbertragen; er bes 
deſes Geſchaͤft ehrenvoll, und zog ſich hierauf in die Stille des Privatleben 
Landgut bei Glogau zuruͤck, wo er jedoch bald den ihm angetragenen Poften 
reiſslandraths übernahm. Als ſich 1813 das preuß. Volk zum legten ent⸗ 
ven Kampfe erhob, trat D. wieder in Wirkfamkeit, organifirte als Divi⸗ 
die 2. Divifion der ſchleſiſchen Landwehr. Er leiftete durch die geſchickte 
fchloffene Behauptung der Stadt Keofien, eines damals für die Armee in 
a wie für die Deckung Berlins gleich wichtigen Punktes, feinem Vaterlande 
efentlichen Dienft, der ihm um ſo mehr zum Nuhme gereicht, ale ihm nur 
kılängliche Mittel zu Gebote flanden, den, fogar auf den Waffenſtillſtands⸗ 
geftügten Foderungen des Marſchalls Victor, zu widerſtreben. Er wurde 
zum Gemeralmajor ernannt und übernahm nad) dem Waffenſtillſtand das 
mdbo über die zum 4. Armeecorps gehörige Neferve bei Berlin, trug in 
igenſchaft bei der Schlacht von Grofbeeren fehr viel zur Behauptumg der 
e die Erhaltung Berlins fo wichtigen Pofition von Blankenfelde bei, befeh⸗ 
dem Zeitraum zwifchen diefer Schlacht und der von Dennewitz eine deta⸗ 
ufitellung in der Gegend von Zahne und vertheibigte fid), von feindlicher 
cht mehrmals angegriffen, tapfer und nahm an der Schlacht von Dennewig 
ie Wertheidigung der Höhe von Juͤterbogk den ruͤhmlichſten Antheil, und 
endlich) den Sranzofen bei der Verfolgung nad) diefer Schlacht am 19. Sept. 
khiberg ein fehr glückliches Gefecht, in dem drei franz. Chaffeurregimenter 
michtet wurden. Am 23. Oct. übernahm D. mit f. Brigade die Einfchlies 
on Wittenberg, verivandelte dieſe Ende Dec. in eine förmliche Belagerung, 
Im in der Nacht vom 12, bis 13. Jan. 1814, da das Belagerungscorps fchon 
den bedeckten Weg vorgeruͤckt war, und der Seind die Gapitulation vermeis 
Feſtung mit Sturm, Nach diefer Wuffenthat erhielter den Oberbefehl über 
decorps der Citadelle von Erfurt, ohne jedoch, da die Werke ſtark und die 
Belagerung gering waren, etwas Ernflliches gegen diefelve unternehmen 
. Nach dem Frieden war Dobſchuͤtz ald nad) Abgang des Fürften Rep⸗ 
Rd des ruſſiſchen Gouvernements Suchfen bis zur Ruͤckkehr des Königs uns 
xuß. Verwaltung ftand, Millitaircommandant in Dresden; während des 
ıge& 1815 Generalgouverneur der Rheinprovinzen und endlidy nad) Beendi⸗ 
des Kriegs Commandeur der glogauer Divifion. 1818 wurd er zum Öenes 
tenant befördert, 
Docke (Dodforme), 1) in der Schiffsbaufunft entweder der Ort, wo bie 
e im Hafen eigentlic) liegen, oder auch eine befondere Abtheilung im Hafen, 
Kriegsſchiffe und Guleeren hinter einem Baume liegen, und dafelbit nufges 
ausgebeſſert und Ealfatert, oder neu erbaut werden. In diefen Dodenbes 
ı find gemeinlicy große Schleufen oder Thüren angebracht, welche das Sees 
lußwaſſer von dem Eindringen abhalten, um ungehindert arbeiten zu Eönnen. 
e Arbeit geendigt, und foll das Schiff ablaufen, fo werden die Eihleufen ges 
Das Waſſer dringt in die Docken, hebt das auf dem Stapel (Geruͤſte befind⸗ 
Echiff, und führt e8inden Strom. Nach der Benugung der Docke tft auch 
nlage. Entweder find fie troden und erhalten erft durch Schleuſen Waſſer 
rme); ober fie find an fich voll Maffer (le bassin) ; oder fie werden nur durch 
zewaͤſſert (le chantier). 2) In der Baukunft heißen Do den Eleine, dide, 
Sims oder Kranz tragende Säulen, welche zufammen ein Beländer (Docken⸗ 
yer oder Baluftrade) ausmachen. 
Doetorwärde. Der Name eines Doctor (Gelehrten) kam vor er 


314 . " Doctrinairs Döperlein 


Eneftehung der hohen Schulen auf. Die damit verbundene Würde er 
auf der hohen Schule der Nechtögelehrfamkeit zu Bologna zwifchen 1128 
öffentliche Geroihr, wo der berühmte Irnerius (Werner) feit 1128 
lehtte, und als Lehrer der Rechte vom Kaifer beftätige wurde. Diefer fü 
fer Lothar II., deſſen Kanzler er war, bewogen haben, die Doctorpren 
mit angeftellten Prüfungen verbundene Erhebung zum Doctor) einzufüh 
der Suriftenfacultät Bam diefe Anftalt zur theologiſchen, und man gibt < 
Sacultät zu Paris dem Petrus Rombardus, der 1159 Biſchof von Pa 
zuerſt die theologiſche Doctorwuͤrde ertheilt habe, 1329 wurde Wilh. 
vom Collegio zu Aſti zuerft zum Doctor artium et medicinae promc 
den: Phitofephen kam diefe Wuͤrde zulegt, weil fie ſich fpäter zu eine 
Facuftät verbanden. Doc) behielten fie gewöhnlicher den Mia 
Doctorpromotionen find feierlich und öffentlich, oder ohne Feier! 
plome). Die Rangordnung ift: Doctor der Theologie, der Jurispr: 
Mediein und der Phitofophie. Außerdem werben zu Orford und Camt 
Doctoren der Muſik gekrönt. Der große Haydn erhielt von Orford biei 
titel, forwie Romberg. 
Doctrinairs. In der franz. Deputirtenfammer zeichnete | 
» zweiten Wiederkeht der Bourbons eine kleine Zahl von Männern au 
fich weder zu den Anhängern der unumſchraͤnkten Gewalt, noch zu den! 
‚gern der Revolution zählen Laffen wollten. Sie flimmten mit dem dama 
nifter Decazes und beBleideten zum Theil Stellen im Minifterium, wie di 
raͤthe Camille Jordan und Noyer: Gollard. Ihr Spitem bezweckte ein 
tionelle Monarchie mit einer groͤßern Kraft der Regierung als die ſtrengen 
len zugeftehen wollten, aber audy mit mehr Befchränkung der Herricherger 
befonders mit wenigern Ruͤckſchritten zur alten Berfaffung ale die Ronal 
langtın. Mit Decazes traten auch fie von ihren Stellen ab, und habın ft 
ganz mit der liberalen Oppofition vereinigt. Ihr Wortführer war befonder 
Collard, ihr votzuͤglichſter Schriftfteller aber außerhald der Deputirten 
Guizot. (S. Franzöfifhe Kammern) 
Dodoua, cin berühmter, der Sage nach von Deukalion erbaut 





Doge Dogmatif | 315 


als 2. Prof. der Theologie nach Jena an, wo er als Beh. Kirchenrath, D. 
logie und 2. Prof, der Theologie am 2. Dec. 1792 flarb. Um die Eregefe 
«+ Dogmatik und Moral erwarb ſich D. große Verdienſte. Sein „Sefatas“ 
an bei f. eriten Erſcheinung 1775 (3, Ausg. 1789) mit großem Beifall aufs 
en. Seine „Sprüde Salsmonis“ (1778) galten, vor der Erfcheinung ber 
ben Bearbeitung, als die befte praktifche Erklärung biefes Buche. Durch 
n Altorf fiudirende Ungarn bewogen, arbeitete er 1780 f. Dogmatik („‚In- 
iheol. christ.‘“) aus, in welchem J. er auch die „Theol. Bibliothek” herauss 
anfing. Als Dogmatiker war er im füblichen Deutichland der Exfte, wel⸗ 
dem ältern Lehrſyſteme bedeutend abging, ftreng in der Wahl der Beweis⸗ 
ıch einer gründlichen Eregefe verfuhr, reichhaltig in Anfuͤhrung der verfchies 
tern und neuen Meinungen, buͤndig und behutfam in der Beurtheilung, 
kehrſatz der Dogmatik fügte er die Geichichte der Entftchung und Ausbil⸗ 
ſſelben in gedrängter Kürze bei, und bewies auch dadurch feine Eritifche Bes 
aft mit dem Kern ber Literatur in der dogmatifchen Theologie und Phitofos 
Bein Compenbdium der chriſtlichen Moral zeichnete ſich durch Umfang, Auss 
zedankenfuͤlle und praftifche Anleitung zum Gebrauche derfelben für Predis 
Auch feine Vorlefungen waren fehr praktiſch und empfahlen ficy durch 
ziehenden Vortrag, Als Prediger fuchte er befondere Rührung zu erwe⸗ 
Sonntags Nachmittags unterhielt er ein Predigerinftitut bei fi, wo jeder 
amweſenden Studirenden kritifhe Bemerkungen über eine Predigt mittheilte, 
Jöderlein mit bewundernswuͤrdiger Treue des Gedächtniffes nicht nur wies 
, fondern auch mit ungemeinem Scharfiinn beurtheilte, iS. Hänlein’s 
smon’d „Neues theol. Sournal“, 1. Bd., 1. St., und Schlichtegroll's 
eg”, 1792, 11. 
)age, Name des Oberhaupts in den ehemaligen italienifchen Sreiftaaten 
hg und Genua (ſ. d.). Er ward aus dem Adel, in deffen Händen die 
war, erwaͤhlt. Im Venedig bekleidete er feine Würde lebenslang, in 
i Sabre. Seine Macht war fehr eingefchränft. 
sgma, 1) Lehriag, Lehrmeinung, nad) A. ein fpnehetifcher Sag In der 
ie, der die Gewißheit in fich jelbit, feinem Inhalte nach, trägt. Die 
Be Philoſophie Icugnet Legtere, weil die reine Vernunft nicht über Begriffe 
ehe. 2) Ein Gtaubensfag, eine Glaubenslehre in der Religion ; daher 
jatiſch, die Glaubenslehre betreffend. 
Dogmatif, die wiffenichaftlidye oder foftematifche Darftellung der chriſt⸗ 
zlaubenslehre (Dogmen). Sie fanmielt die in den heiligen Büchern einzeln 
Rreut vörgetragenen religiöien Sdeen, entwideltund beweift diefelben und vers 
ie zueinem Ganzen. Wer dieie richtige und ſchwere philofophifche Wiffen: 
uit Erfolg behandeln will, muß ebenſowol der Auslegungskunſt als auch der 
phie Eundig fein. Den erften Berfuch, die chriftliche Glaubenslehre voll⸗ 
und zufammenhängend vorzutragen, machte der Kirchenvater Origenes im 
ch., welchem Aur. Auguſtinus im +, Iſidorus Hifpalenfis im 6. und Jo⸗ 
von Damascus (f. Damascanus)im 8. Sahrh.nachfolgten. DieSchofas 
ı Mittelalter ſtellten zwar fcharfjinnige Unterfuchungen über Gegenftände der 
yon Slaubenslehre an, verficlen aber auf [pisfindige Fragen, und überlus 
e Wiffenfchaft mit unnügen Zeinheiten. Daher die unguͤnſtige Nebenbedeu⸗ 
8 Dogmatifchen. Unter den Proteftanten fchrieb zuerſt Dielanchtbon ein 
cht noch geſchaͤtztes Lehrbuch der chriftlichen Glaubenslehre. Seit dem voris 
ihrh. beſonders ward diefe Wiffenfchaft von den proteftantiichen Theolo⸗ 
t vielem Erfolg bearbeitet. N. 
Jogmatif, die katholifche, iſt in neuern Zeiten vorzüglich bearbeitet wor⸗ 
n Neubauer, Stattler, Zimmer, Gallura, Schwwarzhuber, Shark, Ai 
stint, Brenner, Hetmes u. A. Die Eatkoliichen Bearbeitungen ntergiv 









316 Dogmatis mus 


ben ſich ſehr zu Ihrem Vorthell von den proteſtantiſchen. Der protefl 
matiker hat bie unlößbare Aufgabe, das Spftem feiner Kicche nach 
ſchen Buͤchern darzuftellen und doch zugleich die ihm, dem Werfaf 
" SProteftanten zuftehende reiheitder Forſchung anzuwenden. Aust 
diefe Aufgabe zu töfen, find große Widerſpruͤche, gefuchte Wendunge 
ftanden, und man kann nicht umhin, die Kunft zu bewundern, mit 
ſtantiſchen Dogmatiter auf einem fo dornichten Felde fid bewegt hat 
tholifche Dogmatiker hat in der die Schrift erflärenden Tradition un 
cilien feiner Kirche eine fefte Grundlage, auf der er, ohne ineonſequ 
fortbauen kann. 

Dogmatismus, au Dogmaticismus, dogmatil 
heißt 1) das ſtreng wiſſenſchaftliche Lehrverfahren überhaupt, nament 
bei welchem man, wie in der Mathematik gefchieht, wo die Grund 
Wahrheiten find, von Grundfägen ausgeht, und auß biefen durch Bar 
fäge ableitet, mithin von dem Allgemeinen zu dem Beſondern fortid- 
ſes progreffive oder fpnthetifche Verfahren ift nur ba möglich und anıoen 
der Grundfäge ſchon gewiß fein kann (daher auch mathematifcye Mit! 
auf gefegmänigem Wege aufgefunden hat, um das Gewonnene oder 
haltene durch Unterordnung zu entwickeln, und es gewaͤhrt dem Strel 
heit und Gewißheit der Erkenntniſſe die größte Befriedigung. 3 
philoſophiſche Grundfäge diefelbe Getwifheit, wie die mathematiſchen 
und man fie dennoch ohne Prüfung und Erweis als Grundfige au 
ſtillſchweigend vorausſetzt, um aus ihnen alle philofopnifche Wahrh 
rechter Orbnung abzuleiten, infofern heift 2) Dogmatismus oder day 
thode in dee Phitofophie, der Form nach, diejenige, welche etwas als; 
ober vorausfegt (behauptet), worauf fie ihr ganzes Syſtem baut; befor 
diefe Vorausfegung willtürlich und ohne vorhergegangene Prüfung 
iſt, oder, der Materie nach, diejenige Anficht, welche die Möglichkei 
matifdyen Erkenntniß des Weſens der Dinge (Die objective Realität unf, 





niß und das Dafein objectiver Kriterien ber Währheit) behauptet. T 
Eer, d. i. der, welchen jene Methode in der Philoſophie befolgt, glaubt 


Dogmengeſchichte 317 


daß der Menſch nur die Erſcheinungen, nicht bie Dinge an ſich zu erken⸗ 
je, mithin feine Erkenntniß bloß fubjective Gültigkeit habe, über das 
Dinge a priori aber mit Gewißheit nichts beftimmen £önne. 
mengefchichte. Vermoͤge ihrer Aufgabe, den Urfprung und bie. 
‚gen der chriftlichen Glaubenslehren hiftorifch darzuſtellen, ſoll diefe Wifs 
chweiſen, was in jeder Periode der Entwidelung des kirchlichen Chris 
on der fich rechtgläubig nennenden Kirche und von einzelnen Secten ale 
‚eligionswahrheit anerkannt und gelehrt wurde, aus welchen Quellen 
a Lehren hervorgingen und mit welchen Gründen man ihre Glaubwürs 
es oder beftritt, welche verfchiedene Grade der Wichtigkeit fie in verfchies 
ı erhielten, und welche Umftände das Urtheil daruͤber beftimmten, ends 
Art des Vortrags, der Form und Zufammenftellung der Glaubensleh⸗ 
stode eigen war. Die Öffentlichen Glaubensbekenntniſſe, Acten der Kirs 
ungen, Briefe und Verordnungen der Kirchenobern, Liturgien und 
r, die Werke der Kirchenviter und fpätern Kirchenfchriftfteller, auch 
gleichzeitiger Gefchichtfchreiber find die Quellen der Dogmengefchichte, 
um in ben Urſprachen man mit genauer Kenntniß ber politifchen, Li⸗ 
Rirchengefchichte verbinden muß, um den Stoff biefer Wiffenfchaft auf 
n in das rechte Licht zu ftellen und fich den herrſchenden religisfen und 
zeiſt jeder Periode mit den Verhaͤltniſſen, Umftänden und Perfonen, 
immten, treu zu vergegentodttigen, wird aber nur Der vermögen, ber 
Sachkenntniſſen auch Scharfſinn, Combinationsgabe und philofophis 
genug befigt, um bündige Refultate auszumitteln, Unbefangenheit und 
keit genug, um Zeiten und Meinungen zu finden, wie fie wirklich was 
t und Billigkeit genug, um, was ganzen Zeitaltern ald wahr und götts 
‚ nad) den Bedingungen des Standpunktes ihrer Bildung zu würdigen. 
bte der chriftlichen Dogmen feit der Entftchung des Chriſtenthums bis 
nan am bequemften in acht Perioden. Die 1. von der Stiftung hrift> 
nden bis zum Auflommen bes Gnofticiemus (um 125) ift das Zeitalter 
hen Einfalt, die ſich auf Verbreitung der Lehren Jeſu ohne gelehrte 
ig und foftematifche Anordnung derfelben beſchraͤnkte. Die 2. (von 
>) zeichnet ſich durch Erwachen der Speculation, zuerft in den Syftemen 
er, und durch Anwendung griechiicher Philofophie auf die chriftliche 
Kestere wurde in Alexandrien befonderg von Clemens und Drigenes 
aͤhrend die durch Juſtin, Irenaͤus, Zertullian und Cyprian angeregte 
aͤngiger Einheit der Kirche und des Glaubens zu Verketzerungen und 
m fuͤhrte. Das Beduͤrfniß feſter Lehrbeſtimmungen follte das Conci⸗ 
caͤa (325) befriedigen, aber dieſer Verſuch, eine geſetzgebende Gewalt 
lauben der Chriſten aufzuſtellen, entzuͤndete einen Parteigeiſt, der in 
Arianiſchen, Neſtorianiſchen und monophyſitiſchen Streitigkeiten mehr 
ungewiß machte, was rechtglaͤubige Lehre ſei und die Entſcheidung dar⸗ 
Hände der Hierarchen brachte. Die 3. Periode (325 — 604) ift daher 
r der firdhlichen Beftimmung des Lehrbegriffs durch das Anfehen der 
ıd Kirchenobern, unter denen einige an Geift, Charafterkraft und Thaͤ⸗ 
‚eragende Lehrer (Athanafius, Bafilius d. Gr., die beiden Gregore, 
3, Auguflinus und die beiden Püpfte Leo I. und Gregor I.) die Orakel 
ubigen wurden. Die 4, Periode, von dem Tode diefes Gregors (604) 
jor VII. (1073), zeigt ur im Vorbringen der Kirchenregenten zur uns 
n Herrſchaft Leben, fonft aber blinden Kirchenglauben, geiftlofe® Nach⸗ 
u vor interfahung und Neigung zum Abenteuerlichen. Auch in der 
nun von der Iateinifchen immer mehr gefchiedenen Kirche fiegte dex 
yucch die Entfcheidung des Bilderftreits für die Bilderverehrung und Ühe 


=» 





318 Dogmengeſchichte 


Entartung der Bpzantiner druͤckte ben Geiſt dieſer Kirche nicht ment; 
Die Verbreitung des Ielamismus. Dennoch kam in ihr während 1 
durch Johannes von Damascust (ft. 764) die erfte Dogmatiß, eine foftı 
vlſion des griechifchen Kirchenglaubens zu Stande. In der 5. Periodı 
VII.bis Luther (1073 — 1517), entwickelte fidy neben dem Glauben 
der nun auf den hoͤchſten Gipfel ihrer Macht geftiegenen Päpfte burd 
Erwathen des philoſophiſchen Geiſtes in der Inteinifchen Kirche die fcyot 
Togie, die ihren fubtil außgefponnenen dogmatiſchen Spftemen nur dadı 
nach Duldung verfhaffen konnte, daß fie der päpftlihen Gewalt bi. 
und das Bemühen, Vernunft und Chriſtenthum in Übereinftimmun, 
auf eine gezwungene Demonftration ber Erweislichkeit des herrfcher 
glaubens befchränkte. Die Gegner der Scholaftik, die Myſtiker, brc 
kenntniß der Dogmen felbft nicht weiter, weckten aber durch ihr Dringe 
Religiöfiekt und thätiges Chriftenthum den Sinn für die wahren Zwi 
lichen Religionslehre, aus dem eine feit den Eoncilien zu Konftanz un 
mehr zu unterdrüdende Oppofition gegen das roͤmiſche Kirchenthum 
&o war die 6. Periode, das Zeitalter der Reformation, vorbereitet. 
Ufche Kirche ſchloß darin ihren alten Kirchenglauben mit den durch 
gegen ben Protoftantismus nothtoendig gewordenen genaueren Beſtim 
einzelne Dogmen auf der Kirchenverfammlung zu Trient ſchon 1564 a 
durch die Reformatoren auf die Bibel als einzige Erkenntnißquelle hrifl 
heit zucüchgeführten Proteftanten legte der Ser freier Unterfuchung d 
einer neuen lichtvollen und fhriftmäßigen Behandlung der Dogmen. 
thon gab der lutherifchen, Calvin der teformirten Kirche die diefem E 
ende Dogmatik. Doc, kaͤmpften die Meinungen der Parteien im 2 
Kirchen um den Preis der Alleinguͤltigkeit mit einer Hitze, die Die Vereu 
der Autorität fombolifcher Lebtnormen nothwendig zu machen fchien 
ſchließung derfelben durch Die Concordienforntel (1580) für die lutheriid 
die dortrechter Synode (1618) für die reformicte Kicche beginnt die 7, 





Dogmengeidichte, das Zeitalter des Stillſtandes der Orthodoren in bei 
und der Ve tung andersdenEenderThrologen. Diefe von den antitrinit 


Dom | 319 


wtannten Grundfäge der Lehrfreiheit geftatteten eine burch Fein Syſtem oder 
ci gebimmdene, rein grammatifch = biftorifche Eregefe, deren Ergebniffe nun 
Beitung der philofophifchen Vernunft zur Beſtimmung des Inhalte der chriſt⸗ 
Glaubenslehre um jo mehr hinreichend erfchienen, da eine gründlichere Ges 
forihung gleichzeitig nachzumeilen mußte, wieviel von Gehalt und Form der 
en Dogmen des alten Kichenfoftems Menfchenwerk und Folge wechſelnder 
ftände gewefen ſei. Der dabei über die Schranken des Heiliamen vorbrins 
m Reigung zu neuen Seftaltungen figten fid) bald Vertheidiger des alten Sys 
mit ungleicher Gonfequenz entgegen, um aufgegebene Dogmen zu retten und 
uͤrdigten wieder Anſehen zu verſchaffen. So entftand ein Kampf zwifchen 
und fupranaturaliftiihen Dogmatikern, der, feit im 19. Jahrh. eine 
Myſtik und Überfrömmigfeit, forie der durch den Verſuch einer Union 
teftantiichen Confeifionen aufgeregte Parteigeift und eine mißtrauiſche Pos 
af die Seite der letztern getreten find, in ſcharfen, unerfreulichen Gegenfigen 
Kirchen und einzelne Gemeinden fpaltet. Dieſer Zwieſpalt fallt unter den 
Mlanten am ſtaͤrkſten ins Auge, blieb aber auch der Eatholiichen Kirche nicht 
I, die in dieſer Periode wiſſenſchaftlicher und politifcher Revolutionen flarke 
waffung erhielt, an ihren wichtigften Unterſcheidungslehren irre zu werden und 
‚unverfennbare Zeichen verrieth, daß die gepriefene Einheit ded Glaubens bei 
‚ver Wirklichkeit auch nicht zu finden fei. Mur die griechiſche Kirche hat feit 
Jremnung von der lateiniſchen, was ihre Dogmen betrifft, wefentliche Ver⸗ 
engen nicht erfahren und an jenen Gährungen im Ganzen keinen Antheil ges 
Er weil die ihr angehörenden Wölker entweder nicht mehr oder noch nicht für 
Ichaftliche Bildung empfänglid) waren. — Saft in diefer letzten Periode ift die 
Em der Dogmatik und Kicchengefchichte beiläufig mit abgehundelte Gefchichte 
durch Erneſti, Semler und Bed zu dem Range einer felbftändigen 
ft erhoben und von Münfdyer („Handbuch der chriftlichen Dogmenge: 
, Marburg 1802 — 4, 4 Bde.), freilich nur bis zum Anfange des 
am beften bearbeitet worden. Was für die Geſchichte einzelner Dogmen= 
Verdienſtliches geleiftet wurde, wartet noch auf eine befriedigende Zus 
ng, weiche in dem kurzen „Lebrbuche der chriftlichen Dogmengefchichte” 
i (Reipzig 1805) begreiflicher Weile nicht geiucht werden Ennn. 31. 
hm ( Chriſtian Wilhelm v.), k. preuß. Geh.⸗-Math und Kammerpräfis 
durch Srundfüge, Geijt und Verdienft ausgezeichneter Stantemann und 
„ geb. zu Lemgo den 11. Dec. 1751, Schn des Iutherifchen Prediger 
bildete fich durch das Studium der alten Literatur und der britifchen Clafs 
5 Die und der Eindrud, den die Werke der aufbluͤhenden fchenen Literatur 
ſchen aufihn machten, gab feiner Neigung zur Geſchichte eine höhere Rich⸗ 
bei ihn fein gutes Gedaͤchtniß unterſtuͤtzte. In Leipzig findirte er Rechts⸗ 
feit, Philoſophie, Gefchichte und alte Literatur und erhielt 1773 den 
Berlin, ald Lehrer der Pagen ded Prinzen Ferdinand, Bruder des Koͤ⸗ 
‚Allein diefe Stelle war feinen Studien hinderlich ; er legte fie daher nach 6 
nieder, blieb jedoch in Berlin, wo ihn Buͤſching zu literariſchen Unternebs 
aufmunterte, unter welchen f. Überf. von Sves „Reifen nach Indien und 
, mit Zufägen, die wichtigfte war. 1774 ging er nach Göttingen, wo er 
iothek benugte. Dier begann er ſ. „Befchichte der Engländer und Franzoſen 
Indien (Leipz. 1776, erfter Bd.). 1776 nahm er den von Schlieffen ers 
Ruf als Profeffor an das Carolinum zu Kaſſel an, Ichrte mit Beifall bei 
ettencorps, ımd gab mit Boje das „Deutſche Muſeum“ heraus, Die Ges 
es öfktichen Aſiens war fein Hauptſtudium, und es erſchien von ihm, aus 
gefundenen Originalhandſchriften, des aus Lemgo gehürtigen Kämpfer 
uch Japan“. 1777 ward ihm die Stelle eines Hofmeiſters beitem Weo 




























3@ ‚ Dopm 


ten Sohne des Kronpeinzen von Preußen angetragen. Dohm ging 
und wurde dem großen Filedrich vorgeftellt ; allein er lehnte jenen Ar 
bat um eine Anftellung im-austoärtigen oder Finanzbepartement. 

pfehlung ded Minifter von Herzberg wurde er 1779 bei dem Depart. 
Angelegenheiten mit dem Charakter eines Kriegstaths und Geh.⸗·Se 
Archivars, angeftelft. Hier arbeitete er in deutfchen Reichsſachen ; auch 
Theil des Haus: und Staatsatchivs unter feiner Aufjicht. Wie er ſich 
gange mit Herzberg, aufdemfelben Wege, den diefer feibft gegangen ı 
ſchaͤftsmanne gebildet, bekennt er felbft in der Vorrede des 1. Bos. f 
digfeiten“. Aufer den laufenden Gefdyäften Iernte er die Begebenheit 
mit urkundlicher Gruͤndlichkeit kennen. Insbeſondere nahm er ar 
Theil, welche gegen Oſtreichs Abſicht, Baiern durch Tauſch zu erwer 
waren, und durch welche zufegt der deutfche Fuͤrſtenbund gebildet w 
Herzberg.) Im diefer Zeit gab D., außer ſ.,Geſchichte des bair 
geſtreits ( Frankfurt u. Leipzig 1779, 4. ), zwei Staatsichriften hera 
banziger Srrungen” und „Über den Fürftendund”. Auch erfchien 1 
berühmtes Werk „Über die bürgerliche Verbefferung der Zuden“‘, wo 
delsfohn veranlaft hatte. Es traf gleichzeitig mit Joſephs II. Reforn 
handlung der Juden zufammen, ohne baß diefe den Verf. auf die For 
bracht hatten. D. befaß fortwährend bas Vertrauen Hetzberg's; der J 
ihm 1783 den Charakter eines Geh.⸗Raths, und ernannte ihn 1786 3 
Birectorialgefandten im weſtfaͤliſchen Kreife ynd zum bevollmächtigter 
koͤlniſchen Hofe. Friedrich Wilhelm U. erhob ihn in den Adelftant 
nahm den Gefandtichaftöpoften nur ungern an. Die Geſchaͤfte n 
haͤuft; befonders machten, nad) Friedrichs Tode und Herzberg's Abg 
Minifterium, die aachner und noch mehr die luͤtticher Commifſion feir 
unangenehm. Das Reichskammergericht hatte nämlich dem Kreisd 
Beilegung der Unruhen in der Reichsſtadt Aachen und die Reform dı 
derfelben aufgetragen. D. entivarf eine verbefferte Conſtitution; abı 





genblicke ihrer Einführung (1792) wurde Aachen durch die franz. 
deutſchen Neiche getrennt. Einen ähnlichen Auftrag hatte ber Aufſtan 








322 Dollart Dolomien 


Eenft von Gotha umterftügte ben jungen DEU, daß er felt 1770, in ! 
joudon, ftubiren, dann & Jahre lang In Italien, und befonders in 
unft widmen konnte. Der Antiquar Reifenfteln leitete feine Stud 

und Windelmann würdigte ihn feiner Aufmerkſamkeit. Sein erſ 

Bedeutung war Windelmann’s Denkmal, das die Ehre erhielt, im! 

Rom aufgeftellt zu werden. Nach feiner Zuruͤckkunft wurde ihm 

Aufſicht über die herzogl. Kunſtkammer und die Galerie der Abgüffı 

übertragen. In der Folge errichtete er eine Zeichenſchule. Die bet 

Werke find die Basrelicf in der Neitbahn zu Deffau, eine große Cru 

Liebe und Hoffnung, für die Hauptkirche zu Lüneburg, Lribnig’& Dent 

nover und Kepler's Denkmal zu Regensburg. Aus allen f. Arbeiten 
Bekanntſchaft mit den claffifchen Werken der alten Kunft hervor. 
Gotha den 30. März 1816. Zwel ſ. Söhne find ebenfalls Künfkter, 
Dollart, Meerbufen der Nordfer zwiſchen Oſtfriesland und 
Provinz Gröningen, am Auöfluffe der Ems, 24. deutfche Meilen I 
Meile breit, entfland aus einem vom Meere verfchlungenen Strich La 
Nachrichten zufolge, brach zuerft 1277 das Waſſer mit unmwiberftcht 
beein, und da die Fluten ſich in den folg. J. vornehmlich 1287, m 

. ten, fo bildeten fie nad) und nad) den jegigen Meerbuſen, auf deffen 
an funfzig größere und Beinere Ortſchaften geftanden haben ſoilen. Aı 
von Sanfon, Allart 2. berausgeg. Charten des Fuͤrſtenth. Oſtfriesla 
ber Homann’fhen von 1730, findet man Abbildungen bes verſchlin 
ſtriche, deren Richtigkeit dahingeftellt bleiben muß. Durch die Verve 
der Wafferbaukunft find in den legten Jabth. bem Meere, befonders a 
oftfriefifchen Seite, bedeutende Strecken Landes wieder abgewonnen 
dauerhafte Eindeichungen vor ähnlichen Unfälten gefichert worden. 

Dollond (John), ein Engländer, berühmt durch diejenige $ 
der Sernröhre, von weicher im Art. Achromatiſch die Rede gewe 
machte diefe Erfindungen, geleitet durch einen Win des berühmten E 
Man hatte ſich nämlid) bis dahin genoͤthigt gefehen, den Glaͤſern der Fe 
verhättnigmäßig fehr geringe Öffnung (Apertut) zu Laffen, indem mamt 





Dolz 323 


agtzeit an. Auf dem erften Kreuzzuge im mittelländifchen Meere gerleth er mit 

em Dfficier feiner Galeere in Streit und tödtete ihn. Das Bericht in Malta 

wrtheilte ihn, das Kleib zu verlieren, aber der Großmeiſter begnadigte ihn hinfichte 

y feiner Jugend. Endlich gab auch der Papſt die dazu erfoderliche Einwilligung. 

srüber hatte D. neun Donate im Gefängniffe zubringen muͤſſen, und hier Ges 

end an ber Poeſie gefunden. Er ſetzte diefes Studium zu Mes, wohin er als 
gabinieroffidier in Garnifon kam, fort. Der Herzog de fa Rochefoucault lernte 

Klee kennen, und bewirkte, daß die Akademie der Wiſſenſchaften Dolomieu zu 

* Correſpondenten ernannte. Um ſich ganz ſ. Studien zu widmen, nahm D. 
Abſchied und Echrte nach Malta zurüd, von wo er 1777 im Gefolge des Bailli 

Bohan nad) Portugal ging. Er erforfchte dieſes Land, befuchte 1781 Sicilien 

B die umliegenden Inſeln, Neapel und den Veſuv, bereifte 1782 die Pyrenaͤen 

» 1783 das von dem Erdbeben verwuͤſtete Calabrien. Geheime Mitteilungen, 

er bei ſ. Ruͤckkehr dem Großmeiſter machte, und die beim dabei betheiligten Hofe 

i Meapel verrathen wurden, hatten zur Folge, daf ihm dies Königreich verboten 

rb, und daß er in Malta jelbft viel Unannehmlichkeiten erfuhr. Indeſſen durch⸗ 

eht: er die Gebirge Italiens, Tirols und Graubuͤndtens. Um f. Sammlun⸗ 
on Malta abzuholen, ging erdahinzurtd, und kam im Mai 1791 nach Frank 

Br wo er ſich auf das Landgut feines als Opfer der Volkswuth umgelommenen 

Bundes, des Herzogs de la Rochefoucault, Roche⸗Gupon zuroͤckzog. Nach dem 

idor begann er aufs neue ſ. geologiichen Neifen durch Frankreich, ſtets 

, den Hummer im der Hand und den Sud auf dem Rüdın. 1796 warb.ee 
‚Ingenieur und Profeffor, und bei der Einrihtung des Inſtituts zu deffen Mit⸗ 
ernannt. Er gab in beiden Elgenfchaften yerfchiedene Schriften, Die Zheorie 
und die Naturder Mineralien betreffend, heraus. Mit euer ergriff ee 

WBetegenheit, welche ihm der Zug nad) Agyptendarbot, dieſes Land zur beſuchen. 

Fin die Beſetzung von Malta, auf dem Wege dahin, verbitterte ihm die aanze 
eehmung, und bald ſah er fich, durch die Lage, in welche die Armee in Agyp⸗ 

erh, in Unthaͤtigkeit verſetzt. Ex ſchifſte ſich im Maͤrz 1799 nach Europa 

erwegs bekam das Fahrzeug einen Leck, ſodaß man nur mit Noth Tarent 
pe. Hier behandelte man die Mannſchaft als Kriegsgefangene, und als man 
ihre Sreilaffung befchloffen hatte, erkannte man Dolomieu und behielt ihn 

L Einundzwanzig Monate mußte er in einem ungefunden Gefaͤngniſſe Miß⸗ 

Wangen und Entbehrungen erbulden. Man verfügte ihm felbft Bucher und 

Beimaterialien. Aber feine Geiſtesſtaͤrke hielt ihn aufrecht. Zwei oder drei 

Jer, die er der Aufmerkſamkeit ſ. Wächter entzogen hatte, benugte er, um an 
Rand mit einem Hotsftift und mit Lampenruß feine mineralogifch:phitofophi« 

Fabhandlung und andre Abhandlungen nirderzuichreiben. Nachdem er, in 

des am 15. März 1801 zwifchen Frankreich und Neapel abgeichloffenen Fries 

Eisine Freiheit erlangt hatte, beftieg er den durch Daubenton's Tod erledigten 
uhl der Mineralogie an dem Diufeum der Naturgefrhichte. Aber feine durch 

angenſchaft untergrabene Gefundheit ward durch eine Reife, welche cr ins 

‚1801 in die Gebirge der Schweiz, Savoyens und des Dauphine mad; ‘, ers 

R, und er farb zu Chateauneuf den 28. Nov. d. J. Mit der größten Leiden« 

für die Geologie verband D. alle dazu erfoderliche phyſiſche und moraliiche 

haften. Es iſt daher fehr zu bedauern, bag er feine Anfichten und Beobachs 

Bu nicht in ein Ganzes hat zufammenfaffen Eönnen. 

Yolz (Johann Chriſtian), Wicedirector an der Rathöfreifchule in Leipzig, 
Paͤdagogik und Unterricht ald Lehrer und Schriftiteller verdienter Schul⸗ 
‚geb. den 6. Nov. 1769 zu Solßen in der Nirdirlaufig, ſtudirte feit 1782 
m Lyccum zu Lübben, wo Thieme, dann Suttinger, em Talente hie 

| 2 























324 Dom 

erſte, ſpaͤterhin fo fruchtreiche Michtung gaben. Selt 1790 ſtublrte re} 
vorzüglich Philoſophie, Geſchichte und Theologie; auch bildete er fich umtı 
müller’6 Anleitung zum Katecheten. Er wurde Magiſter und wollte fi 
tiren; altein feine Bekanntfchaft mit Plate (f.d.), der als geſchickter 
die 1792 vom Bürgermeifter K. W. Müller (fd.) und Rofenmäl 
geftiftete Leipziger Rathefreiſchule leitete, beftimmte ihn für das Schulfac 
fing 1793 an, als freitwikiger Mitarbeiter an gebachter Anftalt Unterricht 
len. 1796 trug ihm ber Oberhofprediger Reinhard bie Stelle eines Dir 
Schultehrerfeminarium in Dresden an ; er blich jedoch in Leipzig, und w 
zum Vicedirector an der Freiſchule ernannt. Seitdem hat er diefer mol 
Rehranftalt feine Kräfte treu gewidmet, unb defhalb auswaͤr 

Wenn der Geiſt des beſſern Unterrichtsweſens durch jene Anſtalt zunaͤchſt 
angeregt worden iſt, fo iſt dies Roſenmuͤller's, Muͤller's, Plato's ur 
Verdienſt. 1793 gab er in Gemeinſchaft mit Plato und Roſt die „Ch 
gionsgeiänge für Buͤrgerſchulen“ heraus, aus welchen mehre Licder von i 
deffen neuen Gefangbücher aufgenommen worden find. Dann ben 
Berrenner und Roeninüller, feine In den Erbauungeftunden der Freiſchi 
tenen: Katechetiſchen Untereedungen” druden zu laffen, von roelchen | 
drei Sammlungen (3 Aufl., 1801 — 18) erfchienen find. Auch von f. 
Katechifationen”, fünf Samml., 1799 — 1301, wurden bie erften Bde. 
1819 neu aufaclegt, und von feiner „Katechetiſchen Anleitung zu den erfl 
übungen“ (1790) erſchien 1820 die 5. Aufl. des 1. und 1816 die 3. Ar 
Theile. Durch die genannten Schriften und durch f. „Ratedyetifchen Z 
lehrungen“ (5 Bdchn. 1805 — 18) hat der Verf. das Fady der Kateche 
haft bereichert, und es möchte bie Literatur des Auslandes wol Bine ühn 
figen. Dieſelbe praktiſche Brauchbarkeit Haben feine mehrmals aufgeleg 
bücher fiber bie Gefchichte, unter welchen der Abriß der allgemeinen Menfı 
Völfergefchichte (3 Bde., 1813, und die neusften Ercigniffe von 1812 — 


39 1821) cbenfo ſachreich als zweckmaͤſig abgefakt ift. Auch f. übrigen 
für Schuren find mehrmals aufgetigt worden. Außerdem fchrich er: „E 
Rofennüliir’s Leben und ne" tısıo) und den „Verſuch einer Geld 





Domainen 325 


‚von Baht. Frauchetti (m. Kpfın., Mailand 1821, 4.); die zu Toledo mh 
wo6; bie zu Rouen, Rheims, Amiens und Notre⸗Dame zu Paris, (f. „„Ca- 
Irales frangaises, dessinees,-lithograph. et publ. par Chapuy, avec un at- 
Kstorigae et descriptif par Joliınont‘‘, 36 Liefer., Paris 1823 fg., enthält 26 
hedralen; in der 1. u.2. Liefer. Notre Dune.) ; die zu Lund, Drontheim, Upfala ; 
m York, Salisbury, Weftminfterabtei, Canterbury, (f. J. Britton's „Hist. 
entiquities ofthe metropolifan Church of Canterb.‘‘, London 1823, mit 
„u. beffelb. Berfs. „Cathedratical antiquities) ; die zu Oppenheim, Ulm, 
Sreiburg (f.d.) im Breisgau, Meißen, (f. des D. Moller's „„Dents 
der dentfchen Baulunft“, Darmftadt 1825, und „Der Dom zu Meißen, 
‚bargeft. u. befchrich. v. F. W. Schwechten“, Berlin 1826, 3 Hfte.). Über den 
zu Köin ſ. Boifferde. Die Metropolitanticche zu St.:Stephan in Wien 
rieb. Frz. Ziska (Wien 1823), und die Baugeſchichte derfelben, Primijivr 
Yormayı’8 „Geſchichte Wiens”. (Vgl. d. A. Münfter.) Den Dom zu 
kınz hat Bergmann auf Stein gezeichnet, in den „Samml. der vorzuͤglichſten 
\eürdigkeiten bed Großherzogth. Baden’ (Konftanz 1825, Fol.). &. auch 
kebeing „Die Kathedralen von Rheims und Vork, nebft den Grundriſſen 
2 andern merkwuͤrd. Kirchen u. ſ. w. (Muͤnchen 1825, Fol., mit Kupfern). 
Baitand erfcheint ein großes Prachtwerf: „Chiesi principali d’Europa“ ; 
r Rom feit 1822 die „Sammlung der aͤlteſten chriſtl. Kirchen oder Baſiliken 
Bvom 4. bis 13. Jahrh., aufgenommen u. herautgeg. von J. G. Gutenſohn 
J. M. Knapp (Architekten) mit einer archäolog. hiſtor. Befchreibung von Aut. 
I, Prof. der Archaͤol. an der Univerfität zu Rom“, 7 Dfte., jedes 7 Bl. 
Domainen, Güter, welche dem Staat oder den Regenten und der Zus 
Aeſſelben gehören, um davon den Staatsaufwand überhaupt, oder den Auf⸗ 
des Hofes und den Unterhalt der fürftlichen Familie zu beftreiten. Dan uns 
dabei die Ausübung gewiffer der Negierung vorbehaltenen Rrchte (nutz⸗ 
Regalien, f.d.) und ben Beſitz foldyer Güter, welche an fich ihrem Gat⸗ 
ff nach gemeines But find, und daher von der Regierung und der regie⸗ 
Barmilie nach Privatrecht erworben und befcflen werden: Domainen im 
GSinne. Diefe Güter erfüllen wieder 1) in Staatsdomainen, welche Eis 
des Staats find, und entweder dem gemeinen Gebrauche Aller, oder ber 
g eines Theile des Staatsaufwands oder der Unterhaltung des Fuͤrſten 
find. Zu der legten gehörten die Zafelgüter (bona meusalia) der ehes 
geiftlichen Fürften in Deutichland. 2) Stammalter der regierenden Fa⸗ 
r beren Genuß dem jedesmal regierenden Herrn, das Eigenthum aber der gan⸗ 
bmilie zuficht; Rammergüter. 3) Privatgut des Souveraind, Schatullglis 
Es find in ben deutſchen Staaten fehr abweichende Anficyten darüber aufges 
worden, welche Eigenfchaft man bei den Domainen im zweifelhaften Fall vors 
pen müffe, die des Staatsguts oder die des Familienflammauts, eine Frage, 
j im Staatsrecht von großer praftiiher Wichtigkeit iſt. Es ift gewiß, daß 
mverainen Familien Deutfchlande ein bedeutendes Allodialbeſitzthum mits 
em, als fie zur fürftlichen Würde gelangten und daß fie alfo einen großen Theil 
ſomainen nicht vom Staate erhalten haben. Sie haben dieſen Güterbefiß 
ee durch manche Erwerbungen vergrößert, welche ebenfo unabhängig vom 
ne waren; aus Erſparniſſen von den Einkünften, welche fie zu verzehren bes 
waren, durch Erbſchaften u. ſ. w. Allein auf der andern Seite ift ed ebenfo 
Big, doß Thon das urfprüngliche Erbgut der fürftlichen Familien großentheils 
Reichäglitern entftanden iſt, welche zur Dotation der Grafen und Fuͤrſtenaͤmter 
m, und daß ein noch größerer Theil ſpaͤter durch ſolche Erwerbungsarten bins 
enmmen ift, welche ſich nicht auf die Perfon und Kamilte des Kürten, (anheun 










326 Domalnen 


af den Staat bezogen. Dabln gehören vorzuͤglich die Secularifatichen b 
Güter nach der Meformation und der Depoffedirung der geiſtlüchen Flu 
1808, {n gleichen die Decupation der Neiheftibte. Es war baber rei 
feglich (kaiferl. Sommiffionsdecret vom 13. Febr. 1671), daß die Kamn 
aus weichen urſpruͤnglich dee ganze Negierungsaufroand (Hof, Staatsdie 
Kriegsweſen ıc.) Hatte befkcitten werden muͤſſen, feibft zu den Koften dert 
glerung (Reichökriege, Römerzlige, Reicheſteuern u. ſ. w.), welche von den 
gettagen werben nıußten, verhältnifmäfig beizutragen habe. Mdenm bie $ 
‚gäter nicht mehr zureichen, die Regierungsausgaben zu decken, mußte bas 
fhlefen, welches nun überall der Fall ift, da felbft Die Unterhaltung des J 
der fücfttichen Fam.lie in vielen Ländern nicht mehr vollftäntig aus den fog 
Kammermitteln beftritten werden kann, und alfo auch hier das Land fut 
verpflichtet ift, das Fehlende, was zu Behauptung des fürftlichen Anfeheı 
iſt, Herbeigufchaffen. Deßwegen ift aber felbft der Theil der Kammergü 
her nicht als wahres Staatseigenthum, fonbern als fürftliches Stamm 
fehen ift, nicht reines Privatgut der fuͤrſtlichen Famliie, fondern der St 
her dem Souverain gegenüber durch die Stände vertreten wird, iſt berec 
die ungeſchmaͤlerte Erhaltung deſſelben zu fehen, und es ift der Sache an 
daß ſowol wegen bes im Kammergute befindlichen eigentlichen Staateg 
auch wegen der fubfidiaicen Verpflichtung des Landes, Veräußerungen 

pfändungen des Rammergutes nur durch Zuftimmung der Stände rechti 
werben, ſowie wegen feiner Eigenfchaft als Familienfideicommiß auch da 
der Agnaten erfoderlic) bleibt. Vorzuͤglich wird dleſe Betrachtung auch di 
tig, wenn ein tegierender Stamm außfticht, und die Allodialverlaſſen, 
dem Staatögute gefondert werben foll. Die Kammergüter innen der F 
von ber Staatsoerlaffenfchaft nicht getrennt werben, fondern nur die Pı 
bes Regenten' und des erlofhenen Stammes. (Bol. Staatsgu 
Srankreich unterſcheidet man: 1) Stantsgut (domaine de l’&tat oder publi 





auch Landftraßen, Hafen, Fluͤſſe, Candle, Meeresküften, Stußufer, | 
werke u, f. w. gehören (Code civ., a. 538 — 541), umd wozu auch die@ 
Emigrantengüiter gerechnet wurden (Charte const., a. 9,). 2) Dotation 


Domainsnmefauf 327 


‚ diefe iſt entweder Zeitpacht oder Erbpacht. Die Verpachtung auf kurze oder 
wre Zeit hindert mehr oder weniger die Kortfchritte In der Cultur und die Ans 
Bang von Fleiß und Capital auf die Grundſtuͤcke; Vererbpachtung vereinigt am 
eflen den Nutzen der Regierung mit dem des Erbpaͤchters und mit dem ftelgen« 
Nabau des Bodens. Der erfte zu feßende jaͤhrl. Erbfchafiskanon kann in Mes 
oder in Naturalien beftehen ; im erſten Falle ift.er den Preisſchwankun⸗ 
„welchen die edlen Metalle in einem längeren Zeitraume mehr ale die Natura⸗ 
Bis find, unterworfen. Auf melde Weiſc indeffen die im Befig der Re⸗ 
befindlichen Grundftüde benust werden mögen, höchft felten gewaͤhren fie 
fo anfehnlichen Wirthfchaftserting, wie Privatländereien, daher ſcheint #6 
* en Caſſe ſowol als dem Nationalreichthum am zutraͤglichſten zu ſein, 
weichen Domainen auf dem Wege der Veräußerung in Privateigenthum zu vers 
Der hin und wieder aufgeftellte Grundfag ber Unverfußertichit der 
Minen fchreibt ſich Yon der Zeit der Verfaffung her, da die Negenten nod) keine 
Wen von ihren Unterthanen erhoben, fondern von ihren eignen Gütern Ichten, 
en Landbefig ald Befoldung empfingen, und fämmtliche Kriegebebürfs 
Naturalleiftungen beftritten wurden. Aber jeder Regent hat das Necht, 
gar die Pflicht, feinen Staat foreic und gluͤcklich zu machen als er kann. 
E.nun hierzu die allmälige Ummandlung und Aufhebung der Domainen als 
I, fo mag diefelbe ohne Bedenken flattfinden. Werden die aus dem Verkaufe 
Grundſtuͤcke gelöften Summen zur Abtragung der Staatsſchulden benukt, 
dadurch ein Theil der den Gläubigern verpfündeten oder angewieſenen 
inkünfte frei gemacht, und dem Staate ein größeres Einkommen verſchafft, 
Domainengrundftüde ſelbſt jemals zu verfchaffen im Stande wiren. Dazu 
daß der Anbau der in Privateigenthum verwandelten Domainen gar bald 
mit der Vermehrung der Erzeugniffe des Bodens nimmt aber auch die 
g des Landes zu; dadurch vergrößert fich mit der Volldmenge das Nas 
mmen, und mit dem allgemeinen Waarenverbrauch nothwendig auch der 
der Berbrauchöftsuer. In der neueften Zeit find faft alle Staaten zur Vers 
ber Domainen gefchritten, und überall, wo der Erloͤs zur Tilgung der 
Bhuld verwendet worden, hat die Öffentliche Caſſe ſowol als der National⸗ 
durch diefe Maßregel gewonnen. K.M. 
omainenverfauf im vormaligen Königreich, Weflfalen. Da bie 
fie dieſes Staats zu den großen Ausgaben, welche die beftindigen Kriege 
eons ihm verurfachten, nicht hinreichten, fo ſchlug der Sinanzminifter des 
98 Hieronymus, Graf von Buͤlow, vor, rinen Theil der Staatsdomainen zu 
Sen. Der weſtfaͤliſche Staatsrath billigte dicfes, auch von andern Regie⸗ 
a im Nothfall angewandte Mittel, weil man dadurch dem Lande neue Opfer 
ste, und zugleich den Stand der (größtenthrild von den frühern Megierungen 
ſtellten) Staatsſchuldſcheine, in denen ein Theil des Kaufſchillings erlegt wer⸗ 
onnte, verbefferte. Nach der Auflöfung des Königreich aber erklärte Kurs 
‚unterm 14. San. 1514 diefe Domainenveräuferungen für ungültig, die 
nern zu Danover und Braunſchweig verführen in demſelben Sinn, und wur⸗ 
n Berfolg durch landesherrliche Verordnungen darin unterftügt, während Die 
» Regierung diefeiben beftätigte. Diefe hatte naͤmlich das Königreidy Weſt⸗ 
anerkannt; die Haͤuſer Danover, Braunfchweig und Kucheffen Hingegen hats 
se Staaten weder fürmlid) abgetreten, noch die weſtfaͤliſche Regierung ale 
rechtlich vorhanden angefihen. Daher wurden von ihnen die Käufer der ver: 
tm Stantsgüter ihres in gutem Glauben und laͤſtiger Weife ermorbenen Ei» 
ums ohne die mindefle Entſchaͤdigung gewaltſam entfegt, ausgenonmen in 
imben, weiche Preußen im tilfiter Sricden abgetreten, und Hanover num in 



















328 Domalnenverfauf 


Befig genommen hatte, namentlich Im Hitdeshelmifchen, wo bie Käufer 
— —E— thells Im Beſit blieben. Zwar foderte ter ð 
Stein, als Generaladminiſtrator der von den Fcanzofen wiedererobenen 
Provinzen, an den fid) jene Domainentäufer, deſonders die kurheffiſchen, 
hatten, den Kurfürften von Heffen (29. Dini 1814) auf, die Käufe anzm 
allein vergebens. Nun fuchten die Domainenkäufer bei dem Gongr:ffe 
durch ihren Bevollmächtigten und zugleich Mitbetheiligten, Phil. With, 1 
ber (ſ. d.) um die Wiedereinfegung In Ihr verforenes Eigenthum an. H 
hielt derfelbe von dem preuß. Congreßgeſandten, Freih. v. Humboldt, 
vom 8. Junl 1815, die amtliche Nachricht: „daß in der von bem Eongnı 
unterfchreibenden Acte die Rechte feiner Committenten wah; 

feien“, ſowie von dem kaiſerl. oͤſtt. Congreßgeſandten, Freih. von Weffer 
amtliche ſchriftliche Eröffnung vom 19. Juni 1815: „daß der Kurfürkt 
fen die Verbindlichkeit Habe, die Domainen anzuerkennen“. Allein defle 
tet enthielt die Congreßacte durchaus feine Beflimmung über die Angekı 
des aufgelöften weftfällf—hen Staats. Alle Schritte der Domainenkaͤuſ 
kurheſſiſchen Regierung waren vergeblich, und auf ihre Vittfchrift vom 
1816, daß ber Kurfuͤrſt die Sache der Beurtheilung der oberften Bande 
unterwerfen möchte, erfolgte am 27. Gebr. der Beſcheid: „das Geſuch | 
Statt". Daffelbe ward auf die Schrift vom 8. April, worin fie um ge 
Erlenntniß wegen Aufrechthaltung des Befigftandes baten, erwibert, ( 
folglos war die Verwendung der kurheſſiſchen Landftände zu. Gunſien t 
bei dem Kurfürften, Der preuß. Staatskanzler, Fuͤrſt v. Hardenberg, 
oͤſtt. Geſandte am Laffeler Hofe, Graf von Buol⸗Schauenſtein, verwiej 

die Käufer an bie Entſcheidung des Bundestages; doch wandten fd 
Iegtern Rath, mit der Bitte um Schutz nod einmal an die kurfuͤrſti. Rey 
Kaffel, Allein fie erhielten keine Antwort. Nun fandten fie ihren Be 
tigten an ben Bundestag. Auf deſſen Vorftellung ſetzte die Bundesverſe 
27. März 1817, indem fie ihre Befugniß in diefer Angelegenheit « 


durch den Eurheflifchen Gefandten ben Kurfürften von ihrer Anficht der 
Kenntniß, daß den Supplicanten zur Ausführung ihrer Eintede des zun 


Domenidinwi-i:... Dominicaner 331 


mg vorgelegt werben, alfo gehörten bie Einnahmen von den Staatsguͤtern zu dem 
taneichaße, und fie fo wenig als die Staatsguͤter felbft konnten Ihrer Beſtim⸗ 
ug entzogen und veräußert werden, ohne ftändifche Einwilligung. Diefes führt 
a Berlepfch aus. Über die Rückgabe der Kaufgelder handelt Schmitt am aus⸗ 
Rlichften. 

Domenidhino, f. Zampieri. , 
Domicillium, bie Wohnung, batte bei den Römern befondere Rechte; 
zurde für unverletzlich gehalten (3. B. fein Schuldner durfte in feinem Domieil 
haftet werden; Erin Polizeis oder Serichtödiener durfte die Schwelle eines Pris 
Dauſes betreten, um auch einen Nichtbereohner deffelben darin zu vechaften, 
uam es Erin Öffentliches Haus war). Diefe Rechte hat das Domicil noch In Eng⸗ 
w und in den Niederlanden. Dann heift Domicil überhaupt der Aufenthaltes 
w im engern Sinne der Drt, wo man einheimifc, ift, im Gegenſatz desjenigen, 
B8 man ſich nur auf einige Zeit aufhält. Erroachfene Kinder 3. B. haben ihr Do⸗ 
Mitar da, wo Ihre Altern wohntaft find, d. h. fie gehören dahin, find daſelbſt 
deimifch, wenn fie auch, wie 3. B. dienende Perfonen, an einem andern Orte 
aufhalten. In der Rechtsſprache ijt domicilium habitationis der Wehnort; 

ium originis der Geburtsort; domicilium necessarium der nothgedrun⸗ 
Aufenthaltsort, welchem das domicilium voluntarium, der freigewaͤhlte Aufs 
‚ entgegengefegt if. Forum domicilii ift der Gerichtshof des Ortes, 
man einheimijch ift, im Gegenſatze des forum contracius, forum de- 
znb foram apprehensionis. — Domicilirte Wechſel ſind folche, des 
zahlung, wenn etwa der Drt, wo der Ausſteller wohnt, kein Wechfelplag iſt, 
Men Handelshaus eines in der Nähe befindlichen Wechſelplatzes angewieſen wird. 
Bauch will man die Schwierigkeiten vermeiden, melde der Verkauf des Wech⸗ 
Mi heben könnte. 3.8. A. in London trafjirt auf 3. in Lüneburg, in Hamburg 
3. in Limeburg acceptict den Wechfel und domicilirt ihn bei B. in Hams 

Kat ann der Wechfel in London nach dem hamburger Cours verkauft wers 

MR zr der Inhaber wendet fid) bei Verfallzeit, anftatt an 3. in Lüneburg, an 
Re Hamburg, welcher Iegtere zahlt, wenn er mit Fonds zur Einlöfung verfehen 
Daher haben domiicilirte Wechſel aud) einen geringern Cours, al& direct ges 







e. Dominante, herrfchende Note, nennt man bie fünfte Stufe der Quinte 
|M$enigen Tonart (oder auch quinta toni), in welcher ſich die Melodie bewegt, weil 
Bin der Grundſtimme gewöhnlich noch öfter gehört wird, ald der Grundton der 
Busrt ſelbſt. Um fie von Deminanten verwandter Zonarten, in welche die Mo⸗ 
arten aus der Grundtonart hingeleitet worden ift, zu unterfcheiden, nennt man 
Baudy die tonifche Dominante ober Oberdominante. Unterbominante ift dagegen 
& virrte Etufe vom Grundton; die fünfte abwärts gezählt. Daher heißt auch 
m Brine Eeptimensccord auf der fünften Klangfiufe der harten und weichen Ton⸗ 
m Dominanterxccord. 

Domingo (St.) f. Haiti. 

Domimicaner weiden die Predigermöndye (Praclicatores) nad) ihrem 
Eifer Dominicus (f. d.) genannt. Bei ihrer Entftehung (1215 zu Zous 
Iafe) waren fie ergulicte Chorherren nady der Riegel des h. Auguſtinus, mit der Bes 
Ramung, gegen die Keber au predigen. Diefe Negel und Beſtimmung behielten 
fe bei, als fie 1219 die der Carthaͤuſertracht aͤhnliche weiße Kleidung und den Cha⸗ 
suhter eined Moͤnchsordens annahmen. In Frankreich hießen fie Sakobiner, weil 
RR erſtes Kiofter zu Paris in der Jakobsſtraße war. Die ſchon 1206 von h. Dos 
ainiens geſtifteten und ſeit 1218, wo cr auch cin Nonnenkloſter zu Nom anlegte, 
reiter aufgebreiteten Dominicanerinnen folgen decſelben Siegel, nur find fie such 


U 4 





330 . Domainenverfauf 


tem Könnte, fo halte ſich dieſelbe in ber Angelegenheit der weſtf. Dor 
nicht für competent". S. d. Ausj. a. d. Protokoll in der Beil. zu d. 
vom 23. Dec, 1823 b. 3. 5. San. 1824, Die Eurheff. Geſandtſch 
vor diefem Befchluffe bei dem Bundestage erklärt, da mit mehren RE 
Domainen ein gütliches Ablommen theil6 getroffen worben fei, theil 
mit voller Beruhigung erwartet werben koͤnne. 

Die Rechtsſchritte und Gerichteerkenntniffe über diefe Sache ge 
gegengrfegten Grundfägen aus. Einige fehen in dem Königreich U 
eim Raubwerk, und wenden auf die Staatehandlungen die Vorſchrift 
ſchen Rechts über Räubereien an, weil Hanover, Kurheffen und & 
nicht mit Feankreich Krieg geführt, ſondern nur einen Überfall erduld 
Fuͤrſten die Länder nicht abgetreten, alfo ihr volles Recht behalten, 
nad) geendigtem Raubzuftande wieber in wirklichen Beſitz genommen r 
ber Gongreß zu Wien dieſes Recht ſtillſchweigend anerkannt, indem er 
reich Weſtfalen gar nicht erwähnt habe. (©. „Über die Aufrechthalti 
fügungen des Jerome Bonaparte in Kucheffen“,) Andre behaupten, 
vertrag zwiſchen den Fuͤrſten und ihren Unterthanen fei durch bie Fluch 
und bie Unterwerfung der legtern unter ein neues Staatsoberhaupt i 
willige Huldigung aufgelöft, das öffentliche Eigenthum fei in den n 
übergegangen, und mit gutem vollen Recht veräußert, wenn es nach X 
neuen Stanteverfaffung veräußert worben. Andre beziehen fich auf 
europäifche Völkerrecht, auf die Gründung des weſtf. Staats im til 
auf feine Anerkennung von allen Mächten des feften Landes, auf den 
pariſer Friedens vom 30. Mai 1814, welcher ben ungeftörten Befig 
thums in den abgetretenen Landen zufichert, und auf den Umftand, de 
fenden Fürfien ihre Länder durch bie Siege der Mächte wiedererhalten 
denen das Königreich Weftfalen anerkannt worden. Diefes macht vor; 
geltend, und er ſchließt von dem rechtmaͤßigen Verkäufer des Staats; 
rechtmaͤßig erworbene Eigentyum des Käufers. Noch Andre, undna 
Appellationsgericht zu Wolfenbüttel, gehen von dem Eroberungsted 
ſchraͤnken daffelbe auf das Recht der Verwaltung, und ſchließen davo 





Domenidine“-:.:: Dominicaner 331 


mg vorgelegt werben, alfo gehörten bie Einnahmen von ben Staatsguͤtern zu dem 
taasſchatze, und fie fo wenig als die Stantsgüter felbft Eonnten ihrer Beftims 
ma entzogen und veräußert werden, ohne ftändifche Einwilligung. Diefes führt 
a Berlepſch aus. Über die Ruͤckgabe der Kaufgelder handelt Schmitt am aus⸗ 
rlchften. 

Domenidhino, f. Zampieri. 

Domicillium, die Wohnung, hatte bei den Römern befondere Rechtes 
wurde für unverletzlich gehalten (3. B. kein Schuldner durfte in feinem Domicil 
Maftet werben; Eein Polizeis oder Gerichtsdiener durfte die Schwelle eines Pris 
Kkaufet betreten, um aud) einen Nichtbewohner deffelden darin zu verhaften, 
un es kein Öffentliches Haus war). Diefe Rechte hat das Domicil noch in Eng⸗ 
ww und in ben Niederlanden. Dann heift Domicii überhaupt der Aufenthaltes 
B; im engern Sinne der Drt, mo man einheimiſch ift, im Gegenſatz desjenigen, 
man fidy nur auf einige Zeit aufhält. Erwachſene Kinder 3. B. haben ihr Dos 
Wlan da, wo Ihre Altern mwohntaft find, d. h. fie gehören dahin, find bafelbft 
Meimifch, wenn fie auch, wie 3. B. dienende Perfonen, an einem andern Orte 
aufhalten. In ber Rechtsſprache iſt domicilium habitationis der Wohnort ; 
- originis ber Geburtsort; domicilium necessarium der nothgebruns 
Aufenthaltsort, welchem das domicilium voluntarium, der freigemählte Aufa 
Mpaltßort, entgrgengefegt if. Forum domicilii ift der Gerichtshof des Ortes, 
& welchen man einheimijch ift, im Gegenſatze des forum contractus, forum de- 
RE und foram apprehiensionis. — Domicilirte Wechſel find folche, des 
B Bezahlung, wenn etwa der Drt, wo der Ausſteller wohnt, Fein Wechſelplatz iſt, 
kein Handelshaus eines in der Nühe befindlichen Wechſelplatzes angewiefen wird, 
Beturch will man die Schwierigkeiten vermeiden, welche der Verkauf des Wech⸗ 
DR yaben könnte. 3.3. A. in London trafjirt auf 3. in Eineburg, in Hamburg 
8. in Luͤneburg acceptict den Wechſel und domicilirt ihn bei B. in Ham⸗ 
cht kann der Wechſel in London nach dem hamburger Cours verkauft wers 
der Inhaber wendet fid) bei Verfallzeit, anftatt an 3. in Luͤneburg, an 
% Hamburg, welcher legtere zahlt, wenn er mit Sonde zur Einlöfung verfehen 
' Daher haben domikcilirte Wechſel aud) einen geringem Cours, als Direct ges 












Et 


I” 


Dominante, herrſchende Note, nennt man bie fünfte Stufe der Quinte 
Meeigen Tonart (oder auch quinta toni), in welcher fich die Melodie bewegt, weil 
hin der Grundſtimme gewöhnlich noch öfter acbört wird, al& der Grundton ber 
Busrt feibft. Um fie von Deminanten verwandter Tonarten, in welche die Mos 
kletten au® der Grundtonart hingeleitet worden ift, zu unterjcheiden, nennt man 
Band die tonifche Dominante ober Oberdominante. Unterdominante ift dagegen 
fe vierte Stufe vom Grundton; die fünfte abwärts gezählt. Daher heißt auch 
m Keine Septimenaccord auf der fünften Klangſtufe der harten und weichen Ton⸗ 
æ Deminantenaccord. 

Domingo (Et), f. Haiti. 

Domimicaner weaten die Predigermöndye (Praclicatores) nach ihrem 
Eifer Dominicus (f. d.) genannt. Bei ihrer Entftehung (1215 zu Zous 
air) waren fie regulirte Chorherren nad) der Regel des h. Auguſtinus, mit der Bes 
Kamumg, gegen die Ketzer zu predigen. Dieſe Regel und Beſtimmung behielten 
ſe bei, als fie 1219 die ber Carthaͤuſertracht Ahrztic;e weiße Kleidung und den Cha⸗ 
sabter eined Moͤnchsordens annıhmen. Sin Frankreich hießen fie Sakobiner, weil 
& erſtes Kiofter zu Paris in ber Jakobsſtreßfe wur. Die ſchon 1206 vom h. Dos 
naiens geflifteten und feit 1218, wo er auch cin Nonnenkloſter zu Nom anlegte, 
zeiten anfgebreiteten Dominicanerinnen folgen derfelben Regel, nur find fie vuch 





332 Dominicanen, 


sur Arbeltſamkeit verpflichtet, die dem maͤnnlichen Bioelge wegen felneh h 
rufs nicht zugemuthet wurde. Dazu Bam noch eine britte Stiftung bed 
nieus, die RKitterſchaft Chrifti, urſpruͤnglich ein Verein von Rittern ın 
ten zur kriegeriſchen Bekaͤmpfung der Keger, der ſich nach dem Tode de 
in den Orden von der Buße des h. Dominicus für beide Geſchlechter we 
und den dritten Drden der Dominlcaner ausmacht. Diefe Tertlati 
- ohne feiertiche Geluͤdde zu thun, für die Beobachtung einiger Faſten und 
Zuſicherung großer geiftlicher Vortheile; übrigens bleiben fie in ihren b 
und häuslichen V. rdaͤltniſſen. Nur einige Eongregationen ber Domini 
de bitten Ordens vereinigten fich, beſonders in Kati, zum Kofler 
wurden wirkliche Nonnen, unter denen die b. Katharina von Siena die b 
war. Um ſich der Ausbreitung und Befeftigung bes katholiſchen Glaube 
der Zweck ihrer Stiftung und die erfte Probe ihres Eifers bei Ausrottun 
genfer war, mit Exfolg widmen zu innen, erhielten die Dominicancı 
Vorrechte eined Bettelordens, welche ihren ſchneilen Anwuchs ungemein 
ten. Nicht nur Europa, auch die Küftenländer von Afien, Afrika u 
ecfuͤllten fie mit ihren Klöftern und Glaubensboten. Ihre ſtrengmonart 
faffung, welche alle Provinzen und Zweige ihres Ordens zu einem & 
einem General verband, fihherte ihre Dauer und ben Zuſammenhang it 
den Veftrebungen nad) Einfluß auf Kirche und Staat. Allerdings ı 
fidy durch das im Zeitalter ihrer Stiftung fehr vernadjläffigte Prediger 
ihre Miſſienen gemeinnüsig, durch große Gelehrte aus ihrer Mitte, wiı 
Große und Thomas von Aquinum, wichtig und um die Beftimmung 
hen Lehrbegriffs verdient, aber auch als Handhaber der Inquifition 
in Spanien, Portugal und Itallen ausfchließend übertragen wurde, 
Nachdem fie 1425 die mit ihrem urfprünglichen Geluͤbde einer gaͤnzlich 
ſtreitende Erlaubniß, Schenkungen anzunehmen, erhalten hatten, entt 
fih vom Bettein, und befchäftigten ſich im ruhigen Genuffe reichlicher 


ſtolz auf eine vor andern Orden behauptete Würde, mehr mit der Poli 
tdeologiſchen Wiſſenſchaften. Sie gaben den Königen Beichtväter, den u 
Lehrer und der Andacht den Rofenkranz, der ihnen reichliche Zinicn trug. 
Entftehung hatten fieanden Kcanciscanern (f.b. 








338 Domrery la Pucelle Donatus 


ftleg Indeß immer höher; nach dem erneuerten Hochvercathögefege war 9 
Vermögens und ſ. Lebens ſicher. Einſt ſtellte D. ein Gaſtmahl an, x 
natoren und Ritter in Schrecken zu fegen. Sie wurden in einem ſchwa 
verfammelt, wo für jeden ein Sarg mit feinem Namen ftand; barauf 6 
plögtich die Thären, eine Schar .nadtr, ſchwarz gefaͤrbter Perfonen, ı 
Schwertern und brennenden Sadeln, trat herein und umtanzten bie Exi 
bis der Kaifer ſich an ihrer Todesangſt genugfam getweidet hatte und fie 
ließ. Die Sucht, in weder der Tyrann unaufhörlicy ſchwebte, vern 
Graufamkeit. Da führte ein Zufall ferner Gemahlin, der verruchte 
einen Zettel in bie Hand, auf welchem, nebſt vielen neuen Schlachtopfer 
und die beiden Anführer ber prätorlanifchen Cohorte verzeichnet waren. . 
deckung bewog fie, ſich gegen ihn zu verſchwoͤren, und ihn in feinem Zi 
zu ermorden. Er hatte 15 J. regiert und war 45 Jahre alt geworden 
zu Rom den prachtvollſten Tempel erbaut. 

Domremy la Pucelle, Geburtsort der Jeanne d’A 
ein kleines Dorf im feanz. Depart. der Vogefen (Wasgau), nicht m 
Stadt Vaucouleurs (im Daasdepart.), in einet fruchtbaren Gegent 
Weidepläge und gute Viehzucht hat. Hier zeigt man noch das Haus, 
das begeifterte Hirtenmaͤdchen geboren wurde. Nahe bei demſelben iftdı 
Dräfecten des Vogeiendepart. ihr errichtete Denkmal, mit ihrem Bru 
Marmor, das am 10. Sept. 1820 feierlich eingeweiht wurde. Dabeil 
eine Schule zum unentgeltlichen Unterrichte junger Maͤdchen. S. bie 
in ber „‚Hist. ubregee de la vie et des exploits de Jeaune d’Arc, paı 
(mit Kupf., 1821, Fol.). 

Donatiften, die Anhänger bes Donatus, eines numibifchen 
der wegen ſ. 311 bei einer ftreitigen Biſchofswahl geltend gemachten 8 
die Trabitoren, d. h. ſolche Beifttiche, welche während der Verfolgungen i 
VBücjeran heidniſche Obrigkeiten ausgeliefert hatten, fir amisfaͤhig ang: 
mit f. Freunden aus der Gemeinſchaft der roͤmiſchen Kirche trat, und 





Secte ftiftete, welche gefallene Chriften, wenn fie auch ſchon getauft wi 
ohne Wiedertaufe aufnahm. Diefe Schismatiker Herrfchten in den chriftl 


Donau Donauſchifffahrt und „Handel . 335 
efür Schulen, und Donatfchniger, Fehler wider die erſten Regeln ber 


cachlehre. 
Donau, d.1. tiefes Waſſer, ein deutſcher Fluß, den die Roͤmer, von ſel⸗ 
Quellen bis Wien, Danubius, unterwärtd Iſter nannten, entfpringt aus 3 
iin, der Brege, Brigach und einer Eleinern auf dem Schloßhofe des Fuͤrſten 
Kürftenberg zu Donauefchingen (im Badifchen) 2050 Fuß über dern Meere, 28° 
8.479 58’ Br., wo das vereinigte Gewäffer den Namen Donau erhaͤlt. Mache 
B fie die Iller oberhalb Ulm aufgenommen, wird fie bei 8— 12 Fuß Tiefe ſchiff⸗ 
‚ and durchſtroͤmt dad Königreid) Baiern, dann von Engelhartözell bis Drfowa 
DO Meilen) den oͤſtr. Kaiferftant, und zulegt die Türkei, bis fie, nach einem Lauf 
332 Meilen, umd nachdem fie 30 fchiffbare Ftuffe, darunter die Iller, Wer⸗ 
und Altmühl, den Regen, die Rabe, den Lech und Inn, die March, far, Enz, 
au, Sau, Murr, Theiß, Aluta und Morama, den Sireth, Pruth und Temes, 
E90 andern Ftüffen aufgenommen hat, ſich ins ſchwarze Meer ergiekt. Ihre 
Indung hat 5 Arme, genannt Kilis, Suline =, Kıdrillo =, Porteßa = und Islawa⸗ 
fi. Der erite Arm ift die Hauptmündung und der tieffte. Er ſteht jest, als 
am von der Pforte an Rußland abgetretenen Beßarabien gehörig, unter ruffis 
r Landeshoheit. Der vierte und fünfte find gleichfalls fchifbar. Die Stroͤ⸗ 
ng des Fluſſes bringt fo viel Waſſer ind ſchwarze Meer, bag man ſolches in der 
Fenung von 10 Meilen von der Küfte nody wahrnehmen kann. Es find die 
er ded Schwarzwald, der ſchwaͤbiſchen Alp, des Boͤhmerwalds, der tiroler 
ker, Cärntifchen und Erainijchen Alpen, des morladjifchen, Earpathifchen 
ulgarifchen Gebirge. Die Strudel und Wirbel der Donau hat die Kunft in 
land und Ungarn viel gefahrlofer gemacht; aber Drfowas Untiefen und 
Hinderniffe unter tuͤrkiſchem Scepter erfchweren das fernere Herabfchiffen 
Be ſchwarze Meer. Der Fluß iſt fiſchreich; am befannteften find feine Haus 
Geſchichtlich ift der römifche Donaulimes durch blutige Kriege, z. B. mit ben 
emannen, und durch den Zug der römifchen Handelöftraßen berühmt. Hier 
die Awaren und die Magyaren in Deutfchland ein. Hier, in der Donaus 
de Marchfeldes gründete und befeftiate das Haus Habsburg feine Monars 
ker bekaͤmpften deutiche Deere die Macht dev Pforte ; hier behauptete ſich das 
BÖRteic) gegen Napoleons Übermadht. 
Yonaufchifffahrt und »- Handel. Die Donaufchifffahrt bes 
Bbei Ulm, und wird von ba in fuͤnf Abtheilungen, naͤmlich von Ulm bis Mes 
rg, von Regensburg bi Wien, von Wien bi Pefth, von Pefth bie Bel⸗ 
md von da bis Galacz und Kilianova, wo ſich der Strom in das ſchwarze 
ergießt, fortgefegt. Da man wegen deffen reißenden Laufes hauptfächlich 
au That, d. h. den Strom hinunterfahren kann, fo find die Schiffe, die alle 
Segel haben, ſchlechter als auf irgend einem Fluſſe Deutfchlande gebaut. 
pa fie ausnahmsweiſe zu Berg, d. h. den Strom hinauf, fo Eönnen weder Rus 
ach Segel benugt, fondern fie müffen, nad) Verhaͤltniß ihrer Größe und des 
eftandes, von Pferden, deren man bei gewöhnlicher Wafferhöhe eines auf 
Bert Gentner Ladung rechnet, an einem Taue gezogen werden. In ber, ber 
æſchifffahrt eigenthuͤmlichen nautifhen Sprache heißt das Fahren den Strom 
ater die Naufahrt, und das Fahren hinauf der Gegentrieb. Zu erfterer bes 
man fich der Fahrzeuge von 128, von 90 bie 100 und von 30 bis 40 Fuß 
erſtere Keliheimer, auch Hohenau, von 3 — 4000 Gentner Ladungsfaͤhig⸗ 
de zweite Gamfel, und die dritte Piätten genannt. Bei dem Gegentrieb ges 
he man drei Schifföguttungen, naͤmlich Klobzille, von 136 — 140 $. Länge, 
aunte Nebenbei, ftatt Anhänge, 130 — 136 8. lang, und Schwemmer von 
B. Länge. Die Schifffahrt auf der Donau kann nur durch geſchickte und ers 






















336 Donauſchifffahrt und » Kandel 


fahrene Schiffer betrieben werden, weil biefe fehr reißend und dabei vol! 
if, an vielen Orten ſich mitten im Fahrwaſſer berfelben fpigige Feiſe 
die Ufer Häufig bergig und die Schiffe, da fie nad) vollbrachter Reife int 
Wien andie dortigen Schiffer oder das kaiſerl. Schiffamt verkauft werber 
und zwar meiſtens von weichem Holze erbaut find. Am ſchwieriaſten If 
fahrt aufwärts in Ungarn, mo zum Theil, wegen der niedrigen Ufer, fı 
üche Leinpfade angebracht, und nur Menfchen zum Ziehen gebraucht wert 
Doch find die ungarifcyen Schiffe für den innern Verkehr viel foliderg 
haben daher eine dauernde Beſtimmung. Volle Schifffahrtöfreiheit 
wiener Convention von 1815 ausfpricht, eriflict noch nicht auf diefem € 
fofern er Oſtreich, Balern und Wuͤrtemberg gemeinſchafilich if; denn i 
ſtehender Verträge iſt ein dreifaches Stapeimonopol in Anwendung. 
Schiffer dürfen die Waaren nur bis Regensburg, und bie regensburge 
nach Wien bringen, wo ihnen zur Rüdfahrt lediglich Weine mitzunehn 
iſt. Die wiener Schiffer, die ebenfalls nicht weiter als bis Negenst 
dürfen, haben dagegen das Recht, ſtromaufwaͤrts alle Gattungen Gaͤt⸗ 
bringen, kommen aber felten, außer mit Ladungen ungariſchen Kupfer 
aus der Türkei nad Wien gebrachten Ghiter. Die Schiffer zu Wien u 
gensburg bilden Innungen, und haben Neihefahrten, fobaß, mit Aus: 
Winters, wöchentlich wenigſtens ein befrachtetes Schiff von Ulm nach 
gi: In Hinſicht des Transports von Reifenden und deren Effecten iſ 
hifffahrtöfeeiheit nicht befcpränft. Der Donauhandel ift zwar nich 
tend als der auf dem Rhein und der Eibe, weil das Mauthfpftem der dj 
fhen und wärtemberg. Staaten, deren Gebiet die Donau durchfließt, I 
feitigen Verkehr hindert, und ſtreich und die Tuͤtkel nur einen Theil 
und wuͤrtemb. Probucte nöthig haben, doch gehört er nicht unter diew 
den der Ströme Deutſchlandse. Ulm, als der erfte Punkt des Donauha 
ſchaͤftigt ſich Haupt’ächlidy mit dem Speditions · und Leinwandhandel. 5 
Waaren fommen ihm über Strasburg und Schafhaufen, die italieniſch⸗ 





lich über Augeburg zu. Aus den Niederlanden geht das Meifte Uber Ut 
Donau nah Wien. Regensburg benugt diefen Strom beſonders zum ( 
J n 464 sich ob 3 


8 


Don gratuit Donner 337 


ie bie Vereinigung mit dem karlſtaͤdter Canal, ber bis Brod In Kroatien fort⸗ 
ihrt werden ſoll. 

Die Verbindung bed Donauhandels mit dem Rheinhandel beſteht durch Lau⸗ 
x und ‚Deilbronn, deren erſteres vorzüglich von ber bairiſchen Regierung beguͤn⸗ 
wird. Die größten Vortheile würde aber der Donauhandel gewinnen, wenn 

(den von Karl dem Großen projectirte, und aud auf dem bairifchen 
stage zur Sprache gebrachte Verbindung der Donau mit dem Rhein mitteift 
Maine, übe: deren Ausführbarkeit fid) Wiebeling zur Genuͤge ausgefprochen 
„ Inder Zolge zu Stande gebracht werden follte. Nicht minder vortheilhaft 
te aber auch für den Handel fein, wenn die Donaufchifffahrt nach den 1816 
[dern wiener Congreſſe verabredeten Artikeln, von öftr., bairiſchen und wärtems 
ig. Sommiffarien, deren Zufammentritt ſchon feit zehn Fahren vergebens erwar⸗ 

wird, durch eine gemeinfchaftliche Verorbnung regulirt würde. Mit derfelben 
_ der Convention gemäß, die Beſchraͤnkung der Schifffahrtsfreiheit aufhoͤ⸗ 
es sukzbe ein einfoͤrmigeres Schifffahrtsſyſtem und Gebührentarif zu Stande 
fü Leinpfade und Befeitigung der gefährlichen Stellen in dem Fahrwaſſer 
als biäher geforgt, auch die Größe der Hinderniffe, welche die Ausübung der 
ebnungen der Schifffahrt in den Weg legt, gemindert werben. —8* 
E um fo mehr zu wuͤnſchen, als durch die neuerlich verſtaͤrkten öftr. Mauthbe⸗ 
en der deutſche Donauhandel fo abnimmt, daß ſchon (1822) die zu um 
abgehenden Schiffe kaum mehr die Hälfte der Befrachtung, wie in 
Jahren, erhalten konnten. 73. 
Den gratuit, freiwitliges Gefchent, eine außerordentliche, jedoch frei- 
Abgabe, weiche die Regenten bei außerordentlichen Antäffen von ihren Stäns 
federn, oder auch ungefobert zu erhalten pflegen. Es findet befonbers in 

m ändern flatt, wo ber Meyent ohne Einwilligung der Stände keine neue 
pbe auflegen darf, 3. B. diejenigen ehemal. franz. Provinzen, die noch Land» 
be hatten, nänılid) Bourgogrie, Provence, Languedoc, Bretagne, Artois und 
Minigreich Navarra, bewilligten dem Könige eine Steuer ald Don gratuit. 
Ze pflegte einſt in den oͤſtr. Niederlanden und in den deutfchen Hochſtiftern, 
B Stänbeverfaffungen hatten, zu gefchehen. 

7 Donner (Georg Rafael), Bildhauer, geb. auf einem D. des Stifte Hels 
ken in der Herrſchaft Eckartsau in Niederöftreich 1680, war anfangs Gold⸗ 
Mer, echielt feine erſte Bildung in der Kunft von Johann Siuliani, einem Bild» 

& Ver ſich in dem erwähnten Stifte aufhielt, wurde dann Stempelfhneiber, 

mete fich feit 1726 ganz der Bildhauerkunft. D.'s Werke prangen als Meis 
Be in mehien Kirchen und Palaͤſten Öſtreichs; vorzüglich bewundert man bie 
len Bildſaͤulen, bie eine Zierde des Springbrunnens auf dem neuen Markte 

Bien ind, und die Statue Karls VI. zu Breitenfurt. Unter feinen Schülern 
Einen als vorzuͤgliche Kuͤnſtler, ſ. Brüder, Matthias, Medailleue und Prof. 
Bebeuniie, und Sebaſtian, einen gefchidten Bildhauer; ferner Fritſch, Bal⸗ 

SHE. Moll und Friedrich Öfer. Er ftarb in Wien den 16. Febr. 1741. 

Donner. Diefer mit dem Ausbruche des Blitzes verbundene Knall iſt eine 
Erſcheinung, bie mit dem nifternden Laute des Funkens bei elsktrifchen 
verglichen werden Bann. Als eine Wirkung der Erſchuͤtterung ber Luft 
er Eh nicht völlig erflären, oder man müßte ſich unter dem Blige eine ſchreck⸗ 

vorftellen, wenn diefe durch bloße Zertheilung der Luft zur Hervor⸗ 
jenes fo volltoͤnenden Lautes hinreichend fein follte. Nach der Erklärung 
Ene’& entfücht er durch die gewaltſame Ausdehnung der Luft, indem fich der elek⸗ 
he Seoff, weicher piöplic, in großem Überfluffe gebildet worden iſt, durch den 
Senf zurfent, ſein Licht entläßt, und dadurch die Erfcheinung des Blitzes hervor 
Wngt; das Boken Hingegen ift Folge einer ftufenweifen, oder in verfchiedenen eins 

Genn.s Ber. Giebente Aufl. Bd. 111, 22 































338 Donnerlegion Deppelmayr 


zelnen Maffen erfolgenden Verdichtung des aus der Luft entftandenn 
dampfs. Im die lerren Räume, welche diefe Verdichtung veranlaft, 
Luft mit Gewalt ein, und bringt einen Schall hervor, in welchem fich ein 
des Rollen mit ſchwaͤchern ober ſtaͤrkern Schlägen verbindet, je nahdımt 
teten Dunftmaffen entweber gleihförmige, ununtetbrochen fortgehemde 
ober Heinere und größere Haufen bilden. Das durch die Verdichtung er 
Waſſer faͤlt in Regen herab. Die Anhänger der neuern franz. Chemie 
Donnerẽnall aus der plöglichen Entſtehung einer großen Wolke her. | 
fügt die Behauptung auf bie Betrachtung, daß fich im Sommer, wenn 
term Himmel zu donnern anfängt, auf einmal Wolken zeigen, welche vo 
da waren, und auch nicht vom Winde herbeigetrieben wurden. 
witter fortbauert und die Donnerſchlaͤge aufeinander folgen, entftchen 
nad immer mehr ncue Wolken, und dies hält nebft dem Regen fo Lange « 
Donner dauert. Demnach waͤre der Donner nicht eine Folge des Blig 
dem ſich das Waffergas in der Atmoſphaͤre durch plögliche Erkältung in & 
wandelt, nimmt e6 einen 900 Mat kleinern Raum ein ald vorher; es eu 
leerer Raum ; bie obern Schichten und die Nebenſchichten drängen fich he 
indem fie aufelmanberfallen, entftcht das Geraͤuſch. Diefelbe Erſcheinu 
im Kleinen, wenn man eine Büchfe aufmadht, deren Decel gut anfchfiei 
Peitfche Enalit, weil ihre ſchnell zurlicfgegogene Spise eine gewiſſe Muffe 
fich zuruͤckreißt, wodurch ein leerer Raum entfteht, In welchen ſich die u 
Luft mit Gewalt eindrängt, und dadurch das Klatſchen verurſa 
Donners iſt verſchieden nach der Beſchaffenheit der Oberflaͤche und der um 
Körper. — Donnerbädjfe, der fonſtige Name des Schießgewehrs 
nerhaus, ein zur elektrifchen Geraͤthſchaft gehörende Modell eines Hau 
welches man das Einfchlagen bes Blitzes in eln Haus ohne Wetterableiter 
nen nahahmen kann, — Donnerkeit, kegelförmig zugefpigte Steine, ı 
man fonft wähnte, daß fie mit dem Blitze auf die Erbe film. Man 
Steine find Verfteinerungen von jegt unbefannten Schalthieren, bie torg 
Kentichkeit mit einem Pfelle oder einem Singer auch Pfeilfteine und Fü 
jenannt werden. Andre find fkeinerne Streitärte, deren man fi in attı 








342 Dortrecht 


im weftfälifchen Kreiſe, jetzt In der preuß. Provinz Weſtfalen, zum Reyı 
zirt Arnsberg gehörig, mit 9UO H. 4600 E.; der Sig eines Oberbnz; 
eines Land: und Stadtgerichts. D. ward 800 von Karl dem Grofe 
Dörfern als Stadt geftiftet. An der Nordfeite ftand dicht an den Mau 
halb die alte Kaiferburg Munda, in der einft der Graf Teutmann, vi 
Dfalzgraf, haufte, weichen Karl der Große 788 mit der Grafſchaft Der 
lehnte. Bald nady Gründung der Stadt fol Karl den oberſten Stubit 
lichen Freiſchoͤffengerichts dafelbft geftiftet haben. 808 fing er den Do 
teon'& zu bauen an, welchen Ludwig der Fromme vollendete. Deinti 
1005 hier eine Kicdyenverfammlung, und 1016 einen Reichdtag. lber 
Dortmund Jahrhunderte lang oft der Ort ber Eaiferl. Hofhaltung. Als 
1180 hier einen Reichatag hielt, faß er felbft, zuc Sem beim Hauptſtuhle 
gel am Rathhaufe, ald Stuhlherr, zu Gerichte; noch 1327 verweilte 
hier längere Zeit. Cine merkwuͤrdige, 21monatliche Belagerung von- 
herren hielt Dortmund 1387 und 1358 aus, und erfämpte fi einen 
Zrieden. Die Macht und der Flor der Stadt fliegen immer höher, 
Jahrh. hatte Dortmund gegen 50 Thürme, 4 Baftionen und dreifache b 
en; Es zählte 10,000-H. und gegen 50,000 Eintv., und befaß feit 15 
drei Achigymnafien Weſtfalens. einen Hauptflor gab ihm die £ 
hatte damals große Fabriken in Tuch, Eifen und Huͤten, anſehnliche Bie 
" und war der Stapelplag zwiſchen Antwerpen und Bremen, wo alle d 
Waaren drei Ange lang zum Verkauf ausgeftellt werden mußten. Aber 
ruhen, die allmälige Auflöfung der Hanfe, die Religionskriege im 1 
Jahrh. und das Streben der Großen, bie Kleinen immer mehr zu beſch 
ſich diefelben zu unterwerfen, führten D.'s Verfall herbei. 1803 ward 
dem Prinzen von Dranien zugetheilt, im Oct. 1806 von franz. Tru 
und den 1. März 1808 von Napoleon an den Großherzog von Berg 
Iept war es der Hauptort des Depart. der Ruhr. In dem Vertes 


Mai 1815 emtfagte ber König der Niederlande biefem Gebiete zu | 
Krone Preußen. Das alte Archiv zu D. enthaͤlt wichtige Schriften un 
aus ber Zeit, als hier noch ber Hauptfreiftuhl des Femgerichts fand, 








344 Double Dover 


talfoftems, hatten bie franz. Douaniers polltiſche Wichtigkeit. Glewn 
gaden von 6 Mann getheilt, hatten militaitiſche Einrichtung, und wera 
waffnet, So bewachten fie in drei Linien die franz. Srenzen gegen bie € 
alles verbotenen Waaren, zu benen nicht bloß die mantam, abe fet 
halb erzeugten und verfertigten Waaren gehörten. Auch erhoben fiedie 
zoͤlle. Ihre Anzahl gab man 1812 auf 80,000 an, und bie Koften bi 
nenverwaltung betrugen ſchon 1809 gegen 50 Mil. Franken. Die 
Schärfe, mit ber das franz. Zollweſen ausgeführt wurde, die Störung: 
faft alle Lebensvechättniffe, befonbers in den neuen Provinzen va 
seien, welche fich die Douaniers gegen Reifende erlaubten, hatten befoı 
neuen Provinzen bie Gemüther außerorbentlich wider fie aufgeregt, unl 
ingrimm traf daher bei den Bewegungen, welche 1813 in Deutfchland ı 
‚gegen bie Franzoſen ftattfunden, zuerft dieſe Menſchenclaſſe und die Zom 
welche in Hamburg und Amfterdam gleich zu Anfang niedergeriffen un 
wurden. 

Double, ein Kunſtausdruck beim franz. Theater, der den € 
eines für ein gerolffes Zach angenommenen Schaufpielers bezeichnet. 
ſteht aber Darunter Beinen zweiten Schaufpieler. Diefe heißen weconc 
*  actenr pour les seconds röles. 

Doufa oder van der Does, geb. 1545 zu Nordwyk 
Staatsbeamter, Ppitotog, Gefcichtfchreiber und Dichter, flubirte k 
Löwen, hielt ſich einige Zeit in Paris auf, und lebte dann im Genuſſe dı 
Städes und im Umgange mit ben My fen, bis er 1572 als Geſandte 
land ging, um bie Königin Elifabeth"für die Sache der Niederländer ; 
Als Oberbefehlshaber in dem von den Spaniern belagerten Leiden, de 
Klugheit und unerſchuͤtterlichem Muthe alle Gefahren, ſelbſt als Hunı 
Deft ſich zu der Geißel innerer Zwietracht gefellten. Adgerichtete Ta: 
ihm, mit den erwarteten Befreiern eine Verbindung zu unterhalten, 
pries er in feinen Verſen dieſe treuen Voten. Der Statthalter Wil 





ſchaͤdigte die Stabt für ihre Leiden durch die Stiftung der Univerficät, 
Eurator Doufa ward. Seine ausgebreiteten Verbindungen mit ben ( 
2 aubsa u ihn in raum n FElichiisn Der 2 a 








346 Drache 


und Sterbenden. Man findet in diefer reichen Compofition ſchoͤne 
wohl gruppirte und tief gedachte Geftalten; der Ausdruck ——— 
großer Wahrheit wiedergegeben, die Farben find lebhaft und kräftig; 

der Schönheit in Thränen und reicher Kleidung, ntitten unter den 

der Peft, welche vorzugsweife gegen fleifchlofe Körper zu wüthen fdheint, 
einen großen Gedanken aus. Nach Vanloo's Tode warb Dohen zu 

der Gapelle des heit. Gregots bei ben Invaliden gewählt, _ Dann munbe‘ 
Hofe der Triumph der Tethys über die Gewäfler su malen Übertragen, 
mälde wurde um fo ſchoͤnet gefunden, je weniger Die Grazien, womit er, 
ſchoͤnern gemuät, etwas von der Ziererei,und dem fchledyten Gefchmad 
ber damals Mode war, Der. Zod des heil, Ludwig, in der Capelte ber 
ſchule ift eine feiner ſchoͤnſten Arbeiten, vorzüglich in Dinficht der traf 
numg. Im Anfange der Revolution berief ihn Katharina U. nad 

ihm eine Penfion von 1200 diubeln nebft freier Wohnung, und ernannt 
Profeffor bei der Malerakademie zu Petersburg. Nach der Kaiſerin 
ihm Pauf I. gleiche Gunft. Er malte viel in den Eaiferl, Paläften um) 
Peteröburg 1806 den 5. Juni. 

Drache, 1) Sternbild am nördlichen Himmel; bie Fabel fagt, 
babe den Drachen, welcher die goldenen Apfel im Schlafgemach ber 
wacht, und welchen Hercules töbtete, an den Himmel verfeßt. — 2) Di 
hafte Dradye. Bon biefem Ungeheuer gebt die Zabel faft fo tmeit hinsufi 
Geſchichte reicht. Man fhüdert ſ. Geftalt jo ſchrecklich als möglich, ud, 
zum Wohnplatze beinahe alle bekannte Ränder, befonders das damals ach 
kannte Indien und Afrika. Seine Gröfe gab man nicht leicht unter 20, 
auf 70 Elen an, Won lepterer Art war ber Drache, der nad) dem Alan 
anders des Eroberers Zeiten in Indien lebte, und göttlich verehrt murie 
hatte. er nad) diefen Befchreibungen nicht, fondern wie Schlangen 
durch Windungen des Körpers foı Der ganze Körper war mit 
deckt, und nach Vielen der Hals mit einer Mähne geziert.. _ Übrigeng 





ſich diefe Erzählungen faft alle, und nur darin ftimmen fie überein, daß dei 
vortreffliche Sinnenwerfjeuge, befonders ein ſchatfes Geſicht habe. Ihm 











348 Draft Drais 


wurden fie-faft nirgend& mehr zum Infanteriebienft gebraucht, and bi 
eine gute Gattung Gavalerie, ber man die für die Hufaren zu fÄmereı 
Cuiraſſiere zu leichten Pferde gibi. — Dragonaden (Dragonatit 
d.h. Bekehrungen, welche mit Kriegsgetvalt erzwungen werden follen, ; 
tehrungen. Ludwig XIV. ſchickte nämlich in diefer Abſicht (1684 Z 
die Eevennen, um durch fie die Hugenotten zu zuͤchtigen. 

Draht, das nad) gewiffen Formen, gewoͤhnlch runden, indie 
gebehnte Metal. Man hat Platin⸗, Gold», Silber, Kupfırs 
Stahl, Meſſingdraht ic. Gegenftand eigner Fabriken iſt nur der 
Meſſingdraht; mit der Anfertigung der Übrigen Metalldraͤhte befchyäfüs 
zelne Menfchen, oder es ift ein Zweig der Gold = und Silberfabriken. — 
brication ded Eifendrahtes eignet fid nur fehr feſtes, dehnbares 
Stabeifen, welches vorher zu feinen Stäben ausgeredt fein muß. Z 
Stibe werden vermittelft einer beſondern Vorrichtung, durch Ereisförmi 
gen gezogen, welche ſich indem, aus dem hirteften Stahl gefertigten 3 
finden. Der Ducchmeffer der Öffnungen deſtimmt die Stärke des Dir 
muß der feinfte Draht durch alle vorhergehenden größern Öffnungen n 
gangen fein. Aber auch ungeachtet dieſer Vorficht, wird das Eiſen dar 
hen fteif und fpröde, ſodaß die Härte und die daraus entfpringende Spu 
erſt nad) jedem Zuge durch Ausglühen gehoben werben muß. Das Aut 
ſchieht entweder vor der Effe bei Holzkohlen, oder in Öfen. Der entftant 
fpan muß vor dem neuen Ducdhzichen fehr forgfältig weggefchafft werden 
bie Zicheifen leiden und der Draht verborben wird. Die Kraft, meld: d 
ziehen verrichtet, befteht entweder aus einer Zangenvorrichtung, bei welt 
Zangen in dem Augenblicde des Anpadens des Drahtes ſchließen und naı 
tem Zuge wieder öffnen, oder aus Malzenvorrichtungen an denen das 
ducchzuziehenden Drahtes befeftigt ift, und welche ben Draht bei der Beu 
ihre Are, auf ihrer Oberfläche aufrollen. Die letzte Vorrichtung iſt mr 





ven Drähten, aber dann auch vorzugsmeife anwendbar. — Zur Anfert 
M effingdrahte& werden ble ausgewalzten Tafeln in Drahtbaͤnder 
welche ebenfalls mittelſt Zangen und Matzen (Leiern) zu Draht ausgezoat 








350 Draifine Drake 


genſtand erſchlenene Schrift verwirft auch in einem Anhange die Tremmı 
ſtin von der Polizel bei den Landbeamten. 

Draifine (franz. Velocipede), ein vom Forftmeifter v. Drai 
heim 1817 erfundener zweiraͤderiger Wagen zum Selbſtfahren. Buell 
ander laufende Räder verbindet nämlic) ein Geſtell, auf deffen obern Et 
in Form eines Sattels angebracht iſt. Vor dem Sattel iſt ein Bügei 
auf dem beim Fahren die Arme ruhen; und vor dieſem geht ein mis eim 
ſtabe verfehener Schenkel in bie Höhe, wodurch die Fahrmaſchine, dad 
Mad, wie bei allen Wagengeftellen, beweglich ift, gelenkt wird. Wü 
Draiffine nun zum Fahren gebrauchen, fo fegt man ſich auf den Sattein 
Indem man mit einem Fuße um ben andern auf ben Erdboden auftritt 
ſchine fort. Dabei muß man aber zwei Dinge-febr in feiner Gewalt h 
mal eine gute Balance, und dann eine gute Fertigkeit im Lenten. 8 
diefe beiven Hatipterfoderniffe ſich zu eigen gemacht hat, fol auf guta 
Wege in einer Stunde bequem eine deutſche Meile zuruͤcklegen koͤnnen. 
land hat ihr Verbefferer, Knight, ein Patent daruͤber erhalten. 

Drake (Francis), Seemann, geb. zu Tavoſtock in Devonſh 
Ternte das Gewerbe eined Seemanns bei einem Küftenfahrer, der aud 
Waaren nad) Irland und Frankreich überführte. D. gewann bie Lit 
An dem Grade, daß diefer ihm bei feinem Tode fein Fahrzeug vermachte. 
mwandter, Sir John Hawkins, lief ihm Unterricht ertheilen. Im 18. 
D. einzelne Sefchäfte auf einem Schiffe verrichten, welches nach Bitca 
trieb; im 20. machte er eine Reife nad) der Küfte von Summen, und im 
er den Oberbefehl eine iffs, und benahm fich In dem ungluͤcklichn 
welches Sir John Hawki jegen die Spanter in bem Hafen von Bere 
beftchen hatte, mit vieler Tapferkeit; allein er verlor auch Dabei Alles wa 
Er faßte nun einen folchen Haß gegen die Spanier, daß er bloß auf Mi 
Ahnen allen möglichen Schaden zuzufügen. Kaum hatte er diefe Abfid 





land merken laffen, al6 eine Menge Abenteurer fih ihm anſchloß. Er br 
zwel Unternehmungen nad) Weftindien, vermied zwar noch mit den Ep 
fammenzutteffen, der Erfolg feiner Reife twar aber fo günftig, dag man 








352 Dramaturgie 


nech höhere Grabe zuläßt, indem das Vergegenwaͤrtigte noch nicht das € 
tige felbft ift. Vergegenwaͤrtigen kann man auch in der Erzählung, € 
aun aber eine Handlung in ihrer allmaͤligen Entwidelung, mit ihren Us 
Veränderungen, von bem Augenblick des Entfchluffes bis zum Erre. 
Zwecks, als gegenmärtig ſich cceignend dar; fo iſt eine folche Darftelung 
tiſch, gleichviel, in welcher Form man bargeflelft habe. Göthe's Wa 
wirkliches Drama, und jede Darftellung, die in allen Punkten das Bı 
immer entwidelt, immer im Fortſchreiten begriffen ift, iſt dramatiſch 

man freilich nidyt meinen, nur da fei Handlung, wo, wie Leſſing ſich am 
Froſch ſich die Maus and Bein bindet und mit ihr umherfpringt. Nieht 
lung äußert ſich auch in einem aͤußern Greigniffe, denn das Dandeinge 
nen aus, und ed gibt eine Handlung der Seele, bei welcher die Veraͤnde 
Veränderungen des Seelenzuſtandes find. Hier treten fie freilich nicht! 
vor als wo ſich auch die Aufern Zuftände verändern, und wo die bewirt 
nungen aͤußere Ereigniffe find. Sollen nun Handlungen als gegenmwi 
eignend bargeftellt werden, fo kann es nicht beffer gefchehen als durch die 
Derfonen felbft, oder durch Steltvertreter derjelben, welche ihren Wil 
finnungen und Zuftände durch Rede offenbaren, und gleichfam felbi 
Daher die dialogifche Form, wodurch jedoch allein ebenfalls noch Feind 
fleht, wie Manche geglaubt haben; weil der bloße Dialog, menn er. $ 
hend ift, etwas Hemmendes haben ann; da hingegen bei Darftellung ı 
tung ein beftändiges Vorwaͤrisſtreben, eine lebendige Bewegung in dem 
gange und cine Spannung auf den Ausgang flattfinden muß. Wol 
fid) in einem Dialog findet, da nennen wir aud) ihn dramatiſch, wie 

ſten Platon’fchen, ober Klinger’ dialogiſches Meifterftüd „Der Wet 
der Dichter”, Bei Darftellung einer Handlung bilden ſich Gedanken 

ſchluͤſſe zu Thaten aus; die Entſchluͤſſe fegen Umftände, wodurch fiet 
den, voraus, diefe machen auf den Erfolg, und mehre Erfolge auf eine 
Beruhigung begierig. Daher eben jenes Vorwaͤrtsſtrebende, lebendig 


gende, Spannende. Daher Überhaupt der große Reiz der dramatifd 
„Sie tocdt”, fagt A, DW. Schlegel, „Ipätigkeit, welche der wahre Gr 





346 Drache 


und Sterbenden. Man findet in biefer reichen Gompofition fchöne Charakterkoͤn 
wohl gruppirte und tief gedachte Geſtalten; der Ausdrud des Schmerzes if ug 
großer Wahrheit wiedergegeben, die Farben find lebhaft und Eräftig; der Ankm 
der Schönheit in Thränen und reicher Kleidung, mitten unter den Verwüftur 
der Peft, welche vorzugsweife gegen fleildylofe Körper zu wüthen fcheint, de 
einen großen Gedanken aus, Nach Vanloo's Tode ward Doyen zu Ausmalze 
der Gapelle des heil. Gregors bei den Invaliden gewaͤhlt. Dann wurde ihre pe 
Dofe dir Triumph der Tethys über die Gewaͤſſer zu malen übertragen. Grin & 
mälde wurde um fo fchöner gefunden, je weniger die Örazien, womit er ed zu ver 
fhönern gewußt, etwas von ber Ziererei und dem ſchlechten Geſchmacke zeigtes 
bee damals Mode war. Der Zod des heil. Ludwig, in der Capelle der Mita 
ſchule ift eine feiner ſchoͤnſten Arbeiten, vorzuglich in Hinficht der trefflichen Anoxh 
nung. Im Anfange der Nevotution berief ihn Katharina II. nach Rußland, 4 
ihm eine Penfion von 1200 Yiubeln nebfl freier Wohnung, und ernannte iu zu 
Profeflor beider Malerakademie zu Petersburg. Mach der Kaiferin Tode beiräggt 
ihm Paul I. gleiche Gunft. Er malte viel in den kaiſerl. Patiften und ſtat b 2 
Petersburg 1806 den 5. Juni. 
Drache, 1) Sternbild am nörblihen Himmel; die Fabel fagt, Fumt 
babe den Drachen, welcher die goldenen Apfel im Schlafgemady der Heßperiben 
wacht, und melden Dereules tödtete, an den Himmel verfegt. — 2) Der fi 
bafte Drache. Von diefem Ungeheuer geht die Kabel faft fo weit hinauf *7 





Geſchichte reicht. Man ſchildert ſ. Geſtalt ſo ſchrecklich als moͤglich, und gibt 
zum Wohnplatze beinahe alle bekannte Laͤnder, beſonders das damals noch _ 
kannte Indien und Afrika. Seine Öröfe gab man nicht leicht unter 20, oft 
auf 70 Ellen an. Bon legterer Art war der Drache, der nad) dem Allan zu A 
randers des Eroberers Zeiten in Indien lebte, und göttlich verehrt wurde. M 
hatte er nach diefen Beſchreibungen nicht, fondern wie Schlangen bewegte er 
duch Windungen des Körpers fort. Der ganze Körper war mit Schuppen 
det, und nad) Vielen der Hals mit einer Mihne geziert. Übrigens widerſprech 
ſich diefe Erzählungen faft alle, und nur darin ftimmen fie überein, daß der Drag 
vortrefflihe Sinnenwerkjeuge, befonders ein ſcharfes Geſicht Habe. Ihm wird e 
ſelche Stärke beigelegt, daß es ihm eine Kleinigkeit war, einen Elefanten zu eu 
gen. Seine Nahrung beftand in Blut und Fleiſch von allerlei Thieren; auch 
er verfchiedene Srüchte. Das Sonderbarfte ift, daß beflenungeachtet dieſes M 
gefangen und zahm gemacht werden Eonnte, wovon die alten Schriftfteller manch 
lei zu erzählen wiflen, Diefen Fabeln fcheint aber dennoch ein wirkliches CU" 
zum Grunde zu liegen, und wahrfcheinlich ift diefes kein andre6 ale die große AF 
gottöfchlange (Boa constrictor, f.d.) Der fabelhafte Drache des : 
alters bat vier Lömenfüße, einen langen, dien Schlangenſchwanz und einen umgl‘: 
beuern Rachen, aus welchem Seuerflammen ftrömten. In den Ritterzeiten fpie 
biefer Drache eine Hauptrolle; er gehört zu den Ungeheuern, welche bie bepanzertg'* 
Momanenhelden zu befiegen hatten. Diefe Sagen wurden mahrfcheinlich digg: 
mangelhafte Nachrichten vom Nilkrokodill, welche durch die Kreuzzuͤge nach Euroge‘ 
Samen, und übertriebene Beſchreibungen unferer größten intändifchen — 


















veranlaßt. — 3) Der elektriſche Drache, das Spielwerk der Knaben, hat 
zu einer hoͤchſt wichtigen Erfindung gegeben. Franklin bediente ſich 17682 ſc 
zuerft als eines Leiters, um vermittelft deffelben die Elektricität ber Luft ober Dei 
Wolken herabzuziehen, und die Elektricität de6 Gewitters zu beweifen. Der Drachie 
war von Pappe, wie bie gewöhnlichen Drachen, momit Kinder [pielen, und aup 
demfelben war eine metallene Spige befeſtigt. Er ließ ihn an einer hanfenger 
Schnur, an deren unterſtem Ende ein Schlüffel hing, in die Höhe ſteigen. Uns 
die Schnur, ohne die elektriſche Materie abzuleiten, anfaſſen zu können, war unten 

| 


 Drebbl :  Dredfeln . 355 


Arzneien, ald heftige Abführungsmittel ıc. Neuere Schriftſteller haben 
Kußdend auch in der Aſthetik gebraucht. 
Rrebbel (Cornelius), Phyſiker und Mechaniker, geb. zu Alkmar in 
Aland, 1572, ein bloßer Landmann, befaß viel Beobachtungsgeift und ein 
gen, das ihn bei f. mechanifchen und optifhen Verfuchen unterftüßte. In 
s wurde er fo befunnt, daB ihm der deutfche Kaifer, Ferdinand II., den Uns 
feiner Prinzen übertrug, und ihn zum Faiferl. Rathe ernannte. In den 
m, 1620, nahmen ihn die Truppen des Kurfürften Friedrich V. von der 
jefangen, und beraubten ihn f. ganzen Vermögens, doch ward er auf hohe 
e wieder freigegeben, und an den Hof Jakobs I. von England, Friedrichs 
tgervater, der im Umgange mit Gelehrten fich fehr gefiel, geſchickt. Seit 
zeit lebte er in ſteter Beſchaͤftigung mit feiner Wiffenfchaft zu London, wo 
+ farb. - Die Nachrichten, welche ſ. Zeitgenoffen von f. Verſuchen geben, 
egen des Wunderglaubens jener Zeit theild nicht völlig zuverläffig (fo foll er 
hiff verfertigt haben, auf welchem er unter dem Waffer zwei Meilen weit, 
zeſtminſter bis Greenwich, fuhr), theild grenzen fie ans Fabelhafte (3.8. 
aͤhlung von den Mafchinen, durch welche er eine Kälte, die der des Winters 
jeweſen fei, hervorgebracht habe u. ſ. w.). Gewiß iſt es, daß er in der Dies 
und Optik für die bamalige Zeit große Kenntniffe befaß, und mehre mathe 
re Inſtrumente erfand, u. a. das zufammengefcgte Mikroſkop (ein Mittels 
vifchen Teleſtop und Mikrojkop, geriffermaßen ein Diegatoftop), und das 
ometer (gegen 1630), welches nad) ihm Halley, Fahrenheit und Reaumur 
bommneten. Die Erfindung des Teleſkops, welches ihm Einige ebenfalls 
n, ift wahrſcheinlich Älter, und dem Zachar. Sanfon um 1590 zuzufchreiben. 
„Tractatus de natura eleinentorum et quinta essentia** herausgeb. von 
Ernſt Burggrav zu Leiden 1608, erſchien mehrmals (deutfh, Hamburg 
Leipzig 17255 hotländiih, Rotterdam 1702). ©. „„Epistolä de ma- 
asironormica perpetuo mobili‘* gab Joach. Morfius heraus zu Leiden 
Ein deutfcher Brief an Kaijer Rudolf IL, in welchem er ein Snftrument 
äbt, welches er Machinam musicam perpetuo mobilem nannte, fteht in 
deffer's „„Deliciis physico - mathemat.“, Bd.2. ... S. 
Drechfeln iſt die Kunſt, haͤrtern Körpern, als Holz, Knochen, Horn, 
win und ſelbſt Metallen, verſchiedene, vorzüglich runde Figuren und kuͤnſt⸗ 
Beitatten auf der Dreh oder Drechſelbank, vermöge mancherlei Dreheiſen, 
yeilen. Der Name fommt von Drehen, indem der bearbeitete Koͤrper, zwi⸗ 
en Spitzen der Reitftöde, vermöge einer Schnur den Dreheifen in der Runde 
en gedreht wird. Dochgibt es auch noch eine Art zu-drehen, welche Paſſig⸗ 
. oder Kunftdrehen genannt wird, bei weichem, vermitfelft einer befonder® 
ingerichteten Drehbank die abzubrehende Sache nicht allein in bet Runde hets 
weht, fondern auch zugleich hin und hergeſchoben wird, wodurch verfchiedene 
edige und andre Kormen entflehen, Das Drechſeln auf der Drechſelbank 
e Sehr alte Befhäftigung. Zuerſt drechfelte man wahrſcheinlich nur glatte 
n und Säulen, und fing erft fpäter an hohl zu drehen, und vorzuͤglich Trink⸗ 
und Becher zu fertigen. Auch ift dad Drechſeln auf der Drechfelbant fchon 
[tere her als eine der Gefundheit heilfame und fehr angenehme Beſchaͤftigung, 
ylidy von Denjenigen, weldye durch geiftige Anftrengung oder figende Lebens: 
Ichwaͤcht worden find, ober als ein nüglicher Zeitvertreib gelibt iind fleißig bes ' 
m worden. Die Dreh = oder Drechfelbant hat in der neuern Zeit vielfältige 
»ſſerungen erhalten, Etwa feit 1780 iſt die einfache Drehärbeit mit der Aufs 
welche aud) beweglich gemacht werden kann, im Gebrauche. Desormaur's 
rt du tourneur‘*, mit 37 Kpf., &, hat D. Thon umgeaärbeit, Die Dive: 
in ihrem ganzen Umfange” (Simenau 1825, m. 95 Abbiw.): 
2, * 





356 Drei Dreifelderwirthſchaft 


Drei, Dreizahl (Trias), eine vom früheften Alterthum heryh 
Zahl (vgl. 3. B. Moſ. 4, 19, 12.); noch heute fagt da6 Speichen: U 
ten Dinge find drei. Dies muß feinen Grund in der Natur diefer il! 
Die Zah! Drei ftellt ung die Einheit und den Gegenfag, das Prinipmi 
mente der Entwidelung , oder aud den Gegenfag und bie verbinden | 
(Spnthefis) dar; fie ifE die erfte ungerade Zahl, die auch die erſte geriten 
hierin liegt ihre eigenthümlicye Bebeutung und Vollklommenheit. Gcen 
terthum mußte man rahrnehmen, daß fie überall zu finden iſt, wo man &ı 
tung des Mannigfaltigen wahrnimmt. Daher Anfang, Mitte, Ende, m 
mel verfinnlicht ducch Aufgang, Culminationspunkt, Niedergang ; Mes 
tag, Abend; Abend, Mitternacht, Morgen; und überhaupt im den fogm 
Dimenfionen der Zeit: Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft. Abra 
Raume kehrt diefe Dreizahl zurlid, in oben, mitten, unten ; techts, mitten 
und überhaupt in den Dimenfionen des Raums: Länge, Breite, Dick de 
Für das Geficht ſtellt ſich die Dreizahl dar in ber regelmäßigen Figur be? 
welches ebenfalls zu unendlichen fombolifhen Darftelfungen angerene 
iſt, und für das Ohr am volflommenften im Dreiflang (f.d.) (Trias! 
nice). Da das Dreifache auch Die Grundlage der Symmetrie ift, fo ep 
auch das Dreigefkaltete, abgefehen von den fombolifchen und andern Bey 
gen, die fich daran fnüpfen, in der Architektur und den Geraͤthſchaften, me 
facher Art find. Hierher gehören die Triginphen In der Architektur; der 1 
der Dreigad, die drei Vlige des Jupiter; die Ältere dreifaitige Lyra; ol 
Drelgahl bei den erftern Gegenſtaͤnden, ſowie bei dem dreiföpfigen Cerben 
ſpeclellere fpmbolifche Beziehungen hat. Auch bei der Entwictelung anf 
danken begegnen wir, wie fhon oben angedeutet, jener Trias in dem Sche 
sin), Enfdegenfegen (Antithesis) und Vereinigen (Synthesis) wiedet, jaa 
fachen Zahl Urfprung in unferm Geifte ift nur aus jenen urfprünglichen Ja 
des Denkens, bie ſich in den zufammengefegten des Begreifens, Uctbeih 
Schließens wiederholen, erflärbar. Daraus folgt jedoch keineswegs, dal 


erft auf die Dinge Übertragen. In Hinſicht auf die Methode der philofe 
Entwidelung hat man derfchieben n Gebraud) von der Trias gemacht; wo 


Dreifelderwirchfchaft Ä 337 


erauf mit Sommergetreibe, als zweite und letzte Saat fchloß. Die Armuth 
Anger war wol die erfte Verantaffung diefes Feldſyſtems, mit dem Kaifer 
ver Große in Stalien auf feinen Zügen nad) Nom bekannt geworden war. 
eit die Domainen feines Staats reichten, führte er auf ſolchen die nämliche 
ſtellung ein, die damals allerdings, unter den kaum feßhaft gewordenen 
n mit ihrer gleichen Erbfchaftstheilung unter den Söhnen, eine Verbeffe: 
er Landwirthſchaft zu fein ſchien. Sie bildete fich zuerft in einem Lande, 
Bevölkerung damals fehr abnahm. In Italien felbft und alfenthalben in 
bland, wo fid) die Menfchen vermehren, hat man in unfern Zeiten an 
e reine Braache abzufchaffen, und in dem fuͤr die Braache beftimmten Sabre 
fein, Rüben, Mohn, Flachs, Hanf, Erbfen u, ſ. w. zu fien. Go fteht 
gt in Mitteldeutfchland faft allgemein die Selbbeftellung. Bis nad) Hols 
em alten Hauptfig der Saflen, am rechten Elbufer, ift jedoch die Dreifels 
bfchaft niemals vorgedrungen, und wahrfcheinlich auch niemals in den ſuͤd⸗ 
Riederlanden (Belgien) herrfchend gewefen, weil dort fchon in ber Periode 
nifchen Herrfchaft eine zahlreiche Bevölkerung und eine gute Getreide und 
ultur beftand, Längft hätte man allenthalben fatt der Drelfelderwirthſchaft 
nünftigere Wechfelwirthfchaft eingeführt, wenn fic nicht mit jener das 
yſtem der Gutsherren von den Seldern ihrer fogenannten Unterthanen und 
nen, und nun fogar die aufs weitefte getriebene Benutzung der Stoppel⸗ ımb 
eide auf fremden Boden vor Maitag und nad) Michaelis, ja fogar in ber 
e der Begrünung der Braache mit Unkräutern und Gräfern eingefchlichen 
Proc) fördert die Dreifelderwirthichaft, mit ‚ihrem Mangel aller Beftiebis 
das Vergnügen großer Hafenhegen und der Parforcejagden. Daher find 
dthiere allenthalben zum Schaden der Production fehr häufig, wo die Dreis 
irthſchaft herrſcht, und fo felten, wo, mie in Holfteln und Mediienburg, 
wirthſchaft oder Wechſelwirthſchaft, im Wechſel tief und flach wurzelnder 
bfe, die beide mehr Production liefern, eingeführt find, Es ift übrigens 
96 ein Vorurtheil, daß die Dreifelderwirthfchaft auf gleicher Bodenfläche 
ften Getreide liefere, felbft wenn folche die Stallfütterung des Hornviehs 
köte.- Die Landwirtbfchaft, welche in einer gegebenen Zahl von Fahren im 
» ift, den meiften Dünger nachhaltig zu fchaffen, wird dadurch fähig, zu⸗ 
riet Getreide, viel Fleiſch für die Schlachtbank und viele Handelsgewächfe 
sgen. Diefes zu erreichen, muß aber der Wechfelmwirthfchaft und ſogar der 
s oder Koppelwirthfchaft Leichter werden als der Dreifelderwirthfchaft, felbft 
efe die Stallfütterung des Hornviche unterftügt. So lange die Römer vieler 
bedurften, die auf einer großen Anzahl von Samilienftellen Keiner Obers 
m heißen Stalien viel zu produciren gezwungen waren, um fich von ihrem 
zu ernähren, zwang fie dies, die Spatencultur mit ber tiefen Erdruͤhrung 
nd zu nehmen, denn nur alddann konnten das Getreide und alle flach) wurs 
Bewaͤchſe In den Sommermonaten fid) erhalten, che dieſe eintraten, ben 
befchatten, und dadurch in einiger Feuchtigkeit erhalten. Seitdem dieſe 
zügige Beſtellung verſchwunden ift, die von Zeit zu Zeit das Feld gewiſſer⸗ 
tejolte, ift das erfte Kornland der Welt (Sicilien) nicht immer mehr im 
», feine mäßige Bevölkerung von 1,600,000 Einw. mit Getreide zu verſor⸗ 
aͤhrend e8 früher, bei einer ungleich ftärfern Bevölkerung, davon ausführte, 
dem Italiener gebraucht das Grabſcheit bei Teiner Feldbeſtellung der fleißige 
Ander in Belgien, und das ebenfo gut in der üppigen flandrifchen Marſch 
der fandigen Gampine von Nordbrabant, wenigftens alle 6 Sahre. Sein 
wigenmerf ift, viel Vieh zu ernähren, und werin ihm dies gelungen iſt, fin» 
, die reichen Getreibeernten von felbft, als Folge eines fehr fruchtbaren Bo⸗ 
Beil aber der Belgierebenfalls weiß, daß ein zu uͤppiger Boden nur mäßig 





’ 


358 Dreifuß Dreißigacker 


producitt, fo faugt er durch erſchoͤpfende Saaten einen uͤberreichen Bade 
aus, und baut dafuͤr auch nicht, wie fo häufig in England der Zattift, & 
Dreifuß (Tripus), ein ſymboliſches Gerät des griechiſchen Au 
tommt zuerft vor in Verbindung mit bachifchen Neligionsideen, dann ı 
dem deiphifchen Orakel oder Apollodienft (f. Delphi), überhaupt als Se 
Weiſſagung, goͤttlichet Herefhaft und Weisheit, mit verſchiedenen Heilig 
vornehmlich in Delphi, Athen, Theben, Dotona, wo man auc eine 
ſchen Gebraud) von ihm machte. Creuzer bemerkt, daß mar: dieſes Ga 
diedreifaftige Lyra, auch auf die brei Jahreszeiten des Älteften Calenda 
babe. Häufig finden wir den Greif ald Bewahrer deffelben. Im ders: 
Beit und bis zu Anfang freierer Kunftübung, um die 50. Dlpmpiade, 
man fidy des Dreifußes hauptſaͤchlich zu Weihgeſchenken, ferner als Fü 
Wettipielen, die ja auch mit Gottcedienft in Verbindung ftanden. € 
Olymp. 48, 3, der erfle Wettkampf, in welchem ber Sieger einen Ara 
gleichzeit'g mit der Ernennung der Reifen, unter weldyen, dr? 
der Dreifuß herumging, gefeiert. Bis in die ſpaͤtere Zeit erhielt ſich da 
als Preis dionyſiſcher Feſtchoͤre. Sehr alt find die Sagen von geraubtn, 
ten ober verlorenen Dreifüßen, auf welche ſich faft überall Herrſchertechtt 
Anfprüche griinden. Bekannt iſt z. B. der Dreifußtaub des Hercuich, 
Kandelaberfuß in der koͤnigl. Antikenſamml. zu Dresden eine intereffen 
lung gibt. Die aͤlteſte Statuengruppe, welche diefen Gegenftand vorit 
fanias, XIH, 4), war ein Weihgefchent, welches die Phocäer, wegen 
die Theſſalier erfochtenen Sieges, nach Delphi ſandten. Es keftand « 
Bildern ded Hercules und Apollo, die fi um den Dreifuß fleitten, und 
auf der einen, die Leto und Artemis auf der andern Seit Die weit 
sung des bier Angeführten hat Ottfried Müller in f. Differt. „De r 
pin (tt. 1820, 4.) und in ber als Fortfeg. davon zu betradytenden 2 
in Boͤttiger's „Amalthen" (B. 1. ©. 319 fg.), gegeben, wo men auf 


Abbildungen findet, 
Dreiftang (Trias harmonica), jeder au drei verfchiedenen 
beftehende Accord, dann, umd im engen Sinne, ber vollkommen € 


Dreißigjähriger Krieg | 359. Ä 


reißigjaͤhriger Krieg (von 1618 — 48). Die entfernten 
n dieſes Krieges liegen in der Reformation des 16. Jahrh. und in dem Mes 
rieden zu Augsburg 1555. Laͤngſt hatten ſich Katholiſche und Proteflanten 
tichland mit gleidy ſtarker Eiferfucht beobachtet; nur gegenfritige Furcht 
m Ausbrud) der Feindfeligkeiten zurückgehalten. Durch die 1608 geſchloſ⸗ 
ion der protejtantifchen Fuͤrſten, welcher von katholiſcher Seite 1609 bie 
itgegengeſetzt wurde, erhielt das unter ber Afche glimmende Feuer neue 
ig, bis es endlich in Böhmen zu hellen Flammen auftoderte. Hier hatte 
h und nad) felbft in den oͤſtr. Erbſtaaten ausgebrritete, evangelifche Lehre 
en Rudolf 1. (1609) abgedrungenen Majeftätsbrief größere Freiheiten und 
langt. Vermoͤge deffelben wurde den Stätten und dem Ritterflande auch 
bt, Kirchen und Schulen aufzubauen, geftuttet. In einer Beinen Stadt, 
tab, und in Braunau erbauten darauf, unter der Negierung des Kaifere 
18, die protsftantifchen Unterthanen, gegen den Willen ihrer Gutsherren, 
Auf Eaiferl. Befehl wurde die in Kloflergrab erbaute niebergeriffen, die 
nau gejperrt, Die Proteftanten, weiche ſich deßhalb an den Kaiſer wand⸗ 
jelten Drohungen zur Antwort. E8 verbreitete ſich das Gerücht, der Kais 
: von diefer Antwort nichts, fie fei in Prag abgefaßt worden. Als am 23, 
18 die kaiſerl. Raͤthe auf den Scyloffe zu Prag verfamnielt waren, drans 
jeordirete der proteflantifchen Landftände bewaffnet (Graf Thurn, W. v. 
3, 3. A. Graf von Schlick, Ur. Kinsky u. X.) in den Saal, und verlangs 
iffen, ob einer von den Nathen Antheil an der Abfaffung des kaiſerl. Schreis 
»e. Da nun zwei den Proteſtanten ohnehin verhaßte Käthe (von Martl⸗ 
Slawata, nebft dem Secretair Fabricius) harte Antwort gaben, wurden 
n trockenen Schloßgraben hinabgeworfen, kamen aber fo ziemlich unbeſchaͤ⸗ 
yn. Die Proteftanten bemaͤchtigten fi) daraufdes Scyloffes, verjagtem 
ten, welche von den bohmifchen Stunden als Urheber der Bedruͤckungen 
t wurden, und griffen, unter Anführung des chrgeisigen Grafen von 
ı den Waffen. Die Union fandte den Proöteftanten in Böhmen ein Hälfte 
ter dem tapfern Grafen Ernſt von Mansfeld. Der Kaifer ließ fein Heer 
zymen anrüden. Mitten unter diefen Unruhen ftarb Matthias (10. März 
Die Böhmen erklärten feinen Nachfolger In der öfter. Monarchie, der d. 
. 1619 215 Serdinand II. zum roͤmiſchen Kaifer erwaͤhlt wurde, weit fie 
aß des Protefiantismus kannten, ſchon am 17. Aug. der böhmifchen Krone 
‚ und uͤbertrugen dieſelbe dem (reformirten) Kurfürften von der Pfalz, 
ich V., der fie auch, nach einigen Bedenklichkeitin, vorzuͤglich auf das 
ſeiner ebrgeizigen Gemahlin, Eliſabeth, T. Jakobs I. von England, an» 
Aber fhon im folg. J. endigte der große Sieg der ligiftifchen Truppen auf 
ion Berge bei Prag (3. Nov. 1620), welcher die Flucht des neuen Königs 
: batre, die böhmifchen Unruhen, mit völliger Unterdrückung der dafigen 
ten. Ferdinand erflärte nunmehr Friedrich V. in die Reichsacht, und 
rgang war unvermeidlid), da fich die Union, in Folge des ulmer Vergleiche 
1629) aufgelöft hatte, Die Pfalz wurde von bairiſchen und fpunifchen 
erobert, odyleich zwei tapfere Männer, Graf Ernft von Mansfeld und 
Sbriftian von Braunſchweig, mit ihren von Raub und Plünderung ſich 
u Truppen zur Huͤlfe herbeieilten. Allein die Übertragung der pfitzifchen 
e an den den Kaifer unterflügenden Marimitian von Baiern (1623), t00> - 
katholiſche Partei in dena Kurfürftenrathe das übergewicht erlangte, und . 
hritte des bairifchen Generals Tilly an den Grenzen des nieberfächflfchen 
an welchen er, obgleich 1624 Eein Feind mehr ini Felde ftand, mit dem 
yeere dechend ftchen blich, proteftantifche Kirchen weanahm, Lutheraner 
ind andre Gewaltthätigfeiten verübte) erweckten bie proteftantifchen Für: 


346 Drade 


und Sterbenden. Man findet in biefer reichen Sompofition ſchoͤne Charakterkoͤ 
wohl gruppirte und tief gedachte Geſtalten; der Ausdrud des Schnuerzes iſt & 
großer Wahrheit wiedergegeben, die Farben find lebhaft und Eräftig; der Ang 
der Schoͤnheit in Thränen und reicher Kleidung, mitten unter den Verwuͤſtur 
der Peſt, weldye vorzugsweife gegen fleiſchloſe Körper zu wüthen fcheint, dr 
einen großen Gedanken aus. Nach Vanloo's Tode ward Dopen zu Aus 
der Capelle des heit. Gregors bei den Invaliden gewaͤhlt. Dann wurde ihre yeah 
Dofe dir Triumph der Tethys über die Gewaͤſſer zu malen übertragen. Grin Se 
maͤlde wurde um fo ſchoͤner gefunden, je weniger die Grazien, twomit er es zu vet 
fhönern gewußt, etwas von der Ziererei und tem fchledhten Gefchmade jeigtex 
der damals Mode war. Der Zod des heil, Ludwig, in der Capelle der Mi 
ſchule ift eine feiner ſchoͤnſten Arbeiten, vorzuͤglich In Hinſicht der trefflichen Ano 
nung. Im Anfange der Revolution berief ihn Katharina II. nad) Rußland, A 
ihm eine Penfion von 1200 Rubeln nebft freier Wohnung, und ernannte iju 328 
Profeffor bei der Malerakademie zu Petersburg. Nach der Kaiferin Tode berät 
ihm Paul I. gleiche Gunft. Er malte viel in den kaiſerl. Palaͤſten und Rarb Ai 
Petersburg 1806 den 5. Sunt. - 
Dracde, 1) Sternbild am nördlihen Himmel; die Zabel fagt, 
babe den Drachen, welcher die goldenen Apfel Im Schlafgemach ber Hesperiben| 
wacht, und welchen Hercules tödtete, an den Dimmel verfegt. — 2) Der fi 
bafte Dradye. Won diefem Ungeheuer geht die Zabel faft fo weit hinauf als 
Geſchichte reiht. Man fchilbert ſ. Geſtalt jo ſchrecklich als möglich, und gibt 
zum MWohnplage beinahe alle bekannte Laͤnder, befondere das damals noch 
kannte Indien und Afrika. Seine Größe gab man nicht leicht unter 20, oft, 
auf 70 Ellen an. Bon legterer Art war der Drache, der nach dem Allan zu _ 
Sanders des Erobererß Zeiten in Indien lebte, und göttlich verehrt wurbe. M 
hatte er nach dieſen Beſchreibungen nicht, fondern wie Schlangen bewegte er 
durch Windungen ded Körpers fort. Der ganze Körper war mit Schuppen J 
bet, und nach Vielen der Hals mit einer Mihne gesiert. Übrigens widerfpredit 
ſich diefe Erzählungen faft alle, und nur darin ſtimmen fie überein, baß der Dr 
vortreffliche Sinnenwerkjeuge, befonders ein ſcharfes Geficht habe. Ihm wid i 
ſelche Stärke beigelegt, daß es ihm eine Kleinigkeit war, einen Elefanten zu er . 
gen. Seine Nahrung beftand in Blut und Fleifdy von allerlei Thieren; auch 
er verfchiedene Früchte. Das Sonderbarfte ift, daß deflenungeadhtet dieſes 
gefangen und zahm gemacht werden Eonnte, wovon die alten Schriftſteller manch 
lei zu erzählen wiſſen. Dielen Sabeln fcheint aber dennoch ein wirkliches IE 
zum Örunde zu liegen, und wahrfcheinlidy ift dieſes ein andres als die große AR- 
gottsfchlange (Boa constrictor, [.d.) Der fabelhafte Drache bes Dit 
alters hat vier Lömenfüße, einen langen, dien Schlangenſchwanz und einen ung} 
heuern Rachen, aus welchem Seuerflammen ftrömten. Inden Ritterzeiten fps 
dieſer Drache eine Hauptrolle; er gehört zu den Ungeheuern, welche die bepanzertaer 
Romanenhelden zu befiegen hatten. Diefe Sagen wurden mwahrfcheinlich »r 
mangelhafte Nachrichten vom Nilkrofodill, welche durch die Kreuzzuͤge nach 
Samen, und Übertriebene Befchreibungen unferer größten Inländifchen 
veranlaßt. — 3) Der elektrifche Dradye, das Spielwerf der Knaben, hat And - 
zu einer hoͤchſt wichtigen Erfindung gegeben. Franklin bediente fid) 1752 ſam 
zuerft als eines Leiters, um vermittelft deffelben bie Elektricität ber Luft ober ber: 
Wolken herabzuziehen, und die Elektricitaͤt des Gewitters zu beweifen. Der Drach⸗ 
war von Pappe, wie die gewöhnlichen Drachen, womit Kinder fplelen, und auf: 
demfelben rar eine metallene Spige befefligt. Er ließ Ihn an einer hanſenen 
Schnur, an deren unterftem Ende ein Schlüffel hing, in bie Höhe ſteigen. Um 
die Schnur, ohne bie elektriſche Materie abzuleiten, anfaffen zu können, war umten, 


\ 



















y 
X 





362 Dreizack Dres den 


Drelz ack Trident), [. Neptun. 

Dreizahl (Trias), ſ. Drei. 

Dreſchen, Drefhmafcine Um den Samen oder fi 
der geernteten Feldfrüchte von den Hülfen zu fondern, trich man in da 
Zeiten Pferde, Ochſen u. a. Thiere über das Getreide, damit fie die Kür 
traten. Später erfand man Maichinen zum Drefcyen. Hierher gehört di 
walze (tribula od. tribulum), der Dreſchſchlitten (traha), und der Drefcn: 
fer kommt in den Büchern der Israeliten vor), welche von Ochſen oder Pfin 
gen wurden. Noch ſpaͤter kam das eigentlicye Drefchen, d. i. das Dreſchen 
Drefchflegel auf der Scheuntenne, auf, und ift die gewoͤhnliche Art zu der 
blieben. Um jedoch beim Drefchen den Aufivand an menfdylichyer Kraft, 
lohn und Zeit fo viel als möglich zu eriparen, und die Körner fo rein und 
men als möglic zu gewinnen, hat man die eigentlichen Dreſchmaſchinen 
duch Stoß auf die Ähren wirten, und eine auf iene Zwecke befontiieb 
Einrichtung haben, erfunden. Im Allgemeinen verrichten fie das Dr: 
weder durch Stempel oder durch Schlägel, welche gehoben werden und wii 
derfallen, oder dutch Walzen, welche uͤber das Getreide herrolfen, ober dutch 
flegel, welche entweder gleich den Stempeln gehoben, oder durch eine Wel 
werden. Die Garben bleiben entweder anf ihrer Stelle liegen, oder wert 
Menfchen untergelegt, ober die Dreichtenne bewegt fich zugleich mit der art 
Maſchine, und treibt die Garben unter die Dreſchflegel, Stampfen oder‘ 
und wieder hervor. Man nennt fie, wegen der Ahnlichkeit über De 
auch Dreihmühlen. Seit dem 17. Jahıh. beſtrebte man ſich vorz 
mer mehr zu vervolllommnen, und in ber neuefien Landwirthſchaft gibt· 
vielerlei Vorrichtungen. 

Dresden, Reſidenz des Königs von Sachſen, licgt im meißniſca 
an der Elbe, welche das eigentliche Dresden und Neuſtadt von einente 
Dresden mit mehr ats 55,060 Einw. beftcht aus der Reſidenz, oder dem ı 
hen Dresden, aus der Neuſtadt ſeit 2 fo genannt, und feit Auguk 1 
angebaut, font Altdresden), und aus ſt 
angelegt). Vielleicht gibt «8 keine Reſidenzſtadt von gelcher GBer in 





\ \ 
. Dresten im %. 1813 . 363 


e; der Palaisgarten in Neuftadt, der Garten des Prinzen Anton und der des 
en Marimilian in Friedrichsftadt. Um Dresden find der plauenſche Grund 
a8 feifersdorfer Thal, welche Beder befchrieben hat, dem Naturfreunde be⸗ 
„ſowie in der Nachbarſchaft das koͤnigl. Luſtſchloß Pillnis(f. d.), die Fe⸗ 

Königftein, der zu einer Srrenheilanftalt eingerichtete Sonnenftein,‘ die 
bfifhe Schweiz(f.d.) und die durch die Eeffelsdorfer Schlacht beruͤhm⸗ 
Shen bei Keffelödorf. Einen Wegweifer in einem Umkreiſe von 10 Meilen . 
Iresden enthält der 2. Theil von Haſſe's „Belchreibung Dresdens und ber 
genden Gegend” (2, Aufl, mit 1 Charte) und Lindau’s „Nundgemaͤlde der Ges 
von Dresden”, mit Lehmann’s eriveiterter Reiſekarte. Der fiebenjährige 

brachte den Slor der Stadt fehr herunter; durd) das Itägige Bombardement 
uli 1760, wo Friedrich der Große bie Stabt belagerte, wurde bie Kreuzkirche 
360 Hiufern in den Grund geſchoſſen. Überhaupt ift Dresden den Zerftös 
nn des Kriegs oft ausgeſetzt gewefen, und die Wichtigkeit dieſes Elbpaſſes hat 
nlegung eines feften Platzes wahrſcheinlich ſchon im 9. Jahrh. Gelegenheit ges 
- ©. überdie frühere Geſchichte Weck's „Beſchreibung vor Dresden” und 
»e's „Diplomatiihe Gefchicdhte von Dresden“, 1816. Die Oftreicher befeßs 
ie Stadt 1809, ohne ihr zu ſchaden. In den folg. Jahren fing man an, bie 
ngswerke abzutragen, womit man jedod) beim Ausbruche des ruſſiſchen Kriegs 
hielt. Marſchall Davouft ließ, ohne Noth, 19. März 1813, einen Pfeiler 
wei Bogen der Brüde fprengen, die das ruffifche Souvernement 1814 wieder 
wute. Um verderblichften wurde für Stadt und Gegend der Feldzug 1813. 
D. folg. Art), Nach Yjührigen Kriegs- und andern Drangfalen (von 1806 
5) zogen endlich, zugleich mit dem von feinen Sachfen erfehnten König Fried» 
Auguſt, den 7. Suni 1815, die Küufte des Friedens und Fleißes in das, von 
ver als das deutiche Florenz gepriefene Dresden wieder ein. Seitdem find an 
Stelle der ehemaligen Feſtungswerke neue Wohngebaͤude, Gärten und Baums 
kungen getreten, Noch zeichnet ſich die Stadt durch gute Unterrichtöanftalten 

enter welchen fich die 1816 nen eingerichtete chirurgifchmedicinifche Akademie, 
Die damit verbundene Thierarzneifchule, die feit dem Frieden neu gegründete 
Hairakademie, die 1725 angelegte Ritterakademie, oder Erziehungsanftalt für 
tten, die Akademie der bildenden Künfte und die damit verbundene Bauſchule 
eihnen. Dielepte, 176% erweiterte Akademie, von welcher ſich ein Zweig in 
sig befindet, veranftaltet jährl. am 3. Aug. eine Ausftellung von Kunſtwerken. 
y büben hier mehr als anderswo verfchiedene Gewerbzweige, z. B. die Fabrik 
Etroharbeiten, die weit verbreiteten Drechslerwaaren u. few. Die Anſtalt 
D. Struve, in welcher Mineralbrunnenwaſſer Eünftlich nachgebildet, und fos 
in dem dazu eingerichteten Garten von Curgaͤſten getrunfen als auch verfandt 
ven, zieht jeit 1820 große Aufmerkſamkeit auf ſich. Die bei Rittner erfchienes 
Kunſtblaͤtter (Anfichten von Dresden und deffen Umgebungen), fowie die vom 
f. Richter und deffen Sohn gez. und radirten Anfichten von Dresden und deſſen 
zegend, in2 Sumnit. von 100 Bl., find zu empfehlen. 

Dresdentm 5%. 1813. Der Wendepunft des Kampfes um bie 
tfchaft von Deutſchland und Europa, den Napoleon 1513 ausfocht, war 
sden. ine Refidenz bietet allemal viel Streitmittel dar, fei ed auch nur, um 
yolitifchen Kräfte eines Staats fefter zufammenzuhalten. Hier ward der duch 
Feſtungen Zorgau, Wittenberg und Magdeburg von Napoleon fchon behaup⸗ 
Eibftrom ein Grund mehr, um fich mit f. ganzen Deere (& cheval, d. h. an 
en Ufern des Fluffes) bei Dresden aufjuftelen, Cr hatte meifterhaft in feine 
echnungen, Pirna, den Lilienftein, den Königsflein und Stolpen gezogen, fos 
die Gegend einem großen verfchanzten Heerlager glich, aus deffen Schoße 
Iachtfäulen gegen Prag, Berlin und Breslau ſich hinwälzen Eonnten. Wir 


364 Dresben im J. 1813 


beſchraͤnken und auf die wichtigften Ereigniffe. Der König von Gade 
Refidenz den 25. Febr. 1813 verlaffen. Den 7. März zog ine aus From 
Sachſen beftehende, hoͤchſtens 3500 M. ftarke Heeresabtheilung, auf d 
marſche aus Polen, von leichten Truppen ber Ruſſen gedrängt, in Du 
Bald darauf, den 12., ruͤckte der Marſchall Davouft mit 12,000 M.m 
nonen von Meißen, wo er die Brüde hatte abbrennen laffen, nach Du 
100 er den Oberbefehl übernahm. Wor der Neuftadt hatten bereits Er 
mögel mit Kofaden ftattgefunden. Der Marfchal ließ daher am 19.9 
Pfeiler und zwei Bogen der Elbbruͤcke fprengen, eine, wiefelbft Franzoſen 
ganz unnöthige Zerftörung ; 309 hierauf mit f. Truppen ab, und liesde 
Durutte mit 3000 Franzoſen zurüd, Die Neuftadt ward gefpent, ı 
den 22. einer Koſackenabtheilung übergeben. Bier Tage darauf fetzten e 
dert Kofaden über die Elbe, Durutte verließ ſogleich Dresden, und denlel 
ruͤckte ein Eleiner Haufe Fußvolk von der Heeresabtheilung unter Winzin 
die Neuftat ein. Die Ruffen ſchlugen Bruͤcken unters und oberhalb d 
Auf Winzingerode folgte Bluͤcher, deifen Heer bis zum 16. Aptil bei Du 
Die Eibe ging. An die Preußen ſchloß fich das zweite ruſſiſche Heer untı 
dowitfch, und am 24. hielten der Kaifer Alerander und der König von P 
ven Einzug. Ihnen folgten noch 16,000 Mann. Die Monarchen bi 
hierauf am 30. zu dem Heere, welches der andringenden Macht unter 
(2. Mai) bei Lügen Iſ. d.) eine blutige Schlacht lieferte. Sie kehrt 
Abends nady Dresden zurüd, und ununterbrochen zogen jegt ihre Ed 
Dresden und Meißen auf das rechte Elbufer. Am 8. Mai hielten bie . 
mod) die Neuftabt befegt, während das franz. Heer unter Napoleon in 
einruͤckte. Auf beiden Ufern ward an diefem und am folgenden Tage hefti 
Wällen und aus den Häufern gefeuert. “Der hartnädigfte Kampf war: 
Elbufer, wo die Franzoſen eine Bruͤcke ſchlagen wollten. Doch am 10.| 


fid) die Verbündeten nach Bauen zurüd,, und die Franzoſen ruͤckten ihne 

Fuße nach. Diefe Märfche waren dem Lande aͤußerſt verderblich. D 

an alle Lebensmittel mit f ic) fort, und die Franzoſen aländenn. 
ifchof 








we mit weiberrennjeninas VER DDEMERZULLER DISEREE MENTISSBRSIESE SAH] 66 
halt ftürmten die Garten mit 16 Kanonen hervor und trieben die Dre 
Vorſtadt zurüd ; auch das Werk vor Moczinski's Garden ward gegen 
genommen. Jetzt erkannten die Verbündeten die Unmoͤglichkeit, eine 
M. vertheidigte und fo Elug befejtigte Stadt zu erobern; fie zogen 
Einbruch der Nacht in ihre vorige Stellung auf die Anhöhen zurüd. 
zofen aber lagerten fid) vor den Schlägen und in den Vorſtaͤdten. U 
gen unaufhoͤrlich Kriegsvoͤlker und Geſchuͤtz über die Brüde, und ar 
27. Aug. rüdten die Heermaffen unter Marmont und Victor in die 
Um 6 Uhr begann die Schlacht aufs neue. Vergebens griff Napole 
das Mitteltveffen der Verbuͤndeten aufden Höhen von Zfchernig und 
gegen 10 Uhr wandten fich die Anſtrengungen der Franzoſen gegen dei 
gel, weldyer aus Ruſſen und Preußen bejtand; doch ward fortmw! 
ſchwach, das Mitteltesffen befchoffen; und hier war ed, mo eine © 
einer franz. Seldbattsrie gegen Mittag Moreau (f.b.) in der NS 
tödtlich verwundete. Die entfcheidende Unternehmung ward gegen d 
gel gerichtet, welcher fich von Toͤltſchen an der weſtlichen Thalwand de 
Grundes bis gegen Gorbis, an der Heerftraße nad) Freiberg, aust 
hier aufgeftellten Truppen waren zum Theil neu geworben und fAylcch 
bei durd) die hirteften Entbehrungen in dem ausgeplünderten Rand 
Da fie nun durch das tiefe Weißerigthal von dem Mitteltreffen gänzl 
ten und nicht ffar@ genug waren, um mehre wichtige Punfte, wo von 
Heerſtraße Schluchten nach der Elbe abfallen, gehörig zu beobachten, 
dem König von Neapel, mit der Hrermaffe unter Victor und der fin 
ſchen Neiterei unter Latour-Maubourg, diefen Flügel völlig zu umge 
gegen Mittag aus dem Engpaſſe von Cotta und dem Zfdyonengrunde 
hervorbrach. Nach tapferer Gegenwehr auf den Höhen am Rande t 
tbales, wo aber der Negen das Kleingemehrfeuer unmöglich machte 
ſtreicher von der feindlichen Reiterei überwältigt und von ihrer 9 
weggedraͤngt. Da fie nun den richtigen Weg in den plauenfchen 


Dresden im J. 1813 . 367 


Fung um. Die Zahl der verwundeten Franzoſen belief fich an diefen beiden 
zen Tagen auf mehr ald 10,000 M. Die Zahl ihrer Todten war beträchtlich, 
ich aber nicht genau angeben. Es befanden ſich jept 24 Spititler in der Stadt. 
Sleons Gluͤcksſtern ging unter feit dem 27. Aug. Die Beten von Oudinot's 
erlage bei Grofbeeren (f.d.), von Macdonald's Niederlage an der Kaßs 
(f. d.) und von Vandamme's Nicderlage bei Kulm (ſ. d.) zerfiörten ben ſtol⸗ 
ntwurf, in Breslau, Berlin und Prag feine Triumphe zu feiern. Von nun 
inen die Hin: und Herzüge der franz, Kriegsmacht, die immer ſchwerer auf 
Den, ihren Stuͤtzpunkt, drüdten, und die Umgegend gänzlich verheerten. Die 
zoſen legten 3 neue Schanzen vorder Altſtadt an; aud) follte Meißen ein neves 
kuverf von Dresden bilden, und das franz. Heer ſchien in diefem verfchansten 
: den andeingenden Streitkräften der Verbündeten hinter mächtigen Bollwer⸗ 
a trotzen. Unterdeſſen ruͤckte das Heer der Verbündeten aus Boͤhmen aufs 
vor, und rufjifche und preuß. Scharen ſtreiften auf den faufiger Straßen bis 
» Nähe von Dresden und Großenharn. Napoleon trich jene zwar zurüd; 
Ney's Niederlage bei Dennewig (f.d.) am 6. Sept. und Bluͤcher's Vor⸗ 
‚en am 10. gegen Herrnhut, nöthigten den franz. Kaifer, von der böhmifchen 
izze nach Dresden zuruͤckzugehen, und aufdas rechte Elbufer fich zu wenden. 
e Heerzuͤge machte das Land zur Wuͤſte. Won den zu 50 bis 100 Mann In 
en Hütten zufammengedrängten Stanzofen wurden felbft die Gräber aufge 
:t, Die Leichen geplündert und die Särge zu Wachtfeuern verbraucht. Mit 
Mangel nahm die Zuchtlofigkeit Immer mehr uͤberhand. Am 14. brach Nas 
um wieder gegen die böhmijche Grenze auf, und drang am 15. bis Kulm vor; 
ı feine Garden wurden bei Nollendorf am 16. von Colloreto mit Verluſt zus 
geworfen, und er Echrte den 21. nad) Dresden zuruͤck. Jetzt ließ er, gegen 
* frühere Zufage, den Eonnenftein befeftigen, und die Irren In der dafelbft bes 
Ichen Heilanftalt wurden ſchonungslos fortgijagt. Die Öftreicher befegten dar 
aden 17. Freiberg ; Streificharen von dem Heere bes Kronprinzen von Schwe⸗ 
deangen bis nach Leipzig vor, und Blücher vereinigte ſich mit Bubna. Napoleon 
sgte zwar die Preußen nach Bauen zuruͤck, mar aber ſchon den 24. wieder in 
Wen. Gr ließ jetzt das rechte Elbufer gänzlich raͤumen, und zog feine Truppen 
das linke. In Dresden lagen am 27. über 30,000M. Den 28. und 29, 
m die Verbiindeten den Brüdenkopf bei Meißen an, doch ohne Erfolg, Nun 
n Napolsons Scharen über Freiberg gegen Chemnis, und über Noffen gegen 
jig, wohin aud) die verbündeten Heere ihre Richtung nahmen. Endlich ents 
d Bluͤcher's unerwarteter Übergang (3. Det.) bei Martenburg über die Eike 
oleons Abzug aus Dresden. Er verließ diefe Stadt den 7. Det. früh. Der 
ig von Sachſen folgte. (S. Leipziger Schlacht.) In und um Dresden 
‚eine Heeresmacht von etwa 30,000 M. zuriick, unter St.Cyr und dem Gra⸗ 
yon der Lobau. Die Sranzoien mußten an demielbin Tage Pirma verlaffen, 
ie nur noch den Sonnenftein beiegt hielten. Dem Königftein bewilligten die 
blindeten die Neutralität, Hierauf erſtuͤrmte Bubna am 8. den Bruͤckenkopf 
Pirna, und die Verbündeten griffen einen heil der in 8 großen Schanzen bes 
mden Außenwerke der Neuſtadt ven ber baugner Straße heran. Zugleich nd» 
en fich die Ruſſen 16,000 M. ſtark unter Zolftoi, Iwanoff und Markoff bis 
112. Det. Dresſden, damit fi binter ihnen Benningfen’8 Heer unbemerkt Über 
Ten nad) Leipzig zoͤge. St.-Cyr griff hieraufam 17. den General Tolſtoi auf 
Höhen von Ridnig und Zichernis an. In Gefahr, umgangen zu werden, 30: 
ſich die Stuffen mit einem Verluſte von 6 Feldſtuͤcken und einigen hundert Dann 
Sefangsnen, auf Dohna zurück; aber fhon am 20, draͤngten fie den Marſchall 
er nach Dresden hin, das nunmehr an beiden Ufern eingefchloffen war, da bie 
Generale von Ehafteler mit 10,000 M., und Klenau von Leipzig her zu Tol⸗ 


dern die Eönigl. Spiegelfchleifmühle mit trefflichem Mafchinenwerke, 
dergerijfen oder verbrannt. Vom 4.Nov. an war die Befagung dure 
Verfhanzungen befhräntt. Jetzt wollte St.:Cyr fi) auf dem rer 
mad Torgau den Weg bahnen. Er foderte daher von den Einwohner 
der von ihnen aufgezeichneten Lebensmittel, damit das Heer Mundv 
Hierauf zogen den 6. unter Lobau 10,000 M, Fußvolt und 1000. 
nebft 200 Wagen mit franz. Eigenthum, aus der Neuftadt auf die 
Großenhayn; allein fie twurden aufder Fläche der Drachenberge bei 
von dem Fürften von Wied-Runkel zurücgefchlagen, und rüditen 2 
Stadt wieder ein. Graf Dumas ließ nun die nody vorhandenen ( 
Mehlvorräthe aus den Stabtmühlen und den öffentlichen Anftalten 
aber die Mühlen ftanden till und viele Brunnen verfiegten, weil das 
ſchnitten war. Mit dem Hunger zugleich wüthete das Nerverfieber ur 
baten und Einwohnern. Aus den Krankenhäufern wurden täglich üb: 
getragen, und in der Stabt ſtarben wöchentlih 2— 300 M. Endl 
Stadt Abgeordnete in das oͤſtr. Lager ſchicken, melde die Capitulalio 
die St.:Cyr den 11. mit Klenau zu Herzogswalde abſchloß, und nad 
Beſatzung vom 12. bie 16. Nov. frei abzog, aber die Waffen ſtrecken 
fammen 1759 Officiere und 27,714 Gemeine. Über 6000 Kranke t 
Spitaͤlern zurüd, Der Gefammtwerth der eroberten Kriegebebürfni 
5 Mitt. Thaler geſchaͤtzt. Die Capitulation ward aber von dem Ober 
Fürften von Schwarzenberg, nicht genehmigt, und bie Befagung wurde 
gen. Vom 17. Nov. an führte der ruffifche General Goutieff den $ 
der Stadt. Dresden erhielt eine ſtarke ruffifhe Vefagung und wu 
der ruffifchen Landesverwaltung unter dem Kürften Repnin. Über di 
diefer achtmonatlichen Leiden f. m. die „Darftellung der Ereigniffe in 2 
1813” v. W. A. Lindau (Dresden 1816), und „Napoleons Seldzug | 
von D. von Odeleben. 

Dresdens Kunftfammlungen. Das beutfche Zi 








370 Dresdens Gemäldegalerie 


Gemaͤlde von Nikolaus Pouffin, 3. B. Noah's Opfer, die Anbetun 
die Ausfegung des Mofes in den Nil, das Reich der Flora ; von L 
heilige Familie „le Since” ; und von Moucheron mehre gute Ar 
neuern deutfchen Meiftern bemerken wir viele koͤſtliche Arbeiten von 
nige von Menge, ein treffliches eignes Bildniä von Graff, eine Kint 
Vogel und Gerhards von Kügelgen letztes Gemälde: der verlorene € 
den Gemälden deritalieniichen Schule in der aͤußern Galerie ſ 
merkwuͤrdig: Johannes der Täufer, von Battoni; eine treffliche 
von Rafael’$ Heiliger Cäcilta, von Gtulio Romano; und die heilige I 
tari. — Die innere Galerie enthaͤlt 348 Gemälde. Das erſte dan 
fael s Modonna, mit dem heil. Sirtus und ber heil. Barbara, aus i 
ſchoͤnſter Zeit, 3 — 4 I. vor f. Tode gemalt, und urſpruͤnglich für d 
Benedictinermönd)e vom heit. Sirtus zu Piacenza beftimmt, das Ir 
donnen. Hoͤchſt anzichend ift es, hier die herrlichften Werke Correggs 
drei verfchiedenen Manieren flüdien zu köͤnnen. Nirgends kann man 
ter beſſer kennen fernen ald hier. Die großen Werke feiner erſter 
uͤberaus felten ; die Madonna des heil. Franciscus ift ein Gemälde aı 
welches an Reinheit des Styls und tiefem Gefühl mit Rafael's Wert 
aus feiner zweiten Periode iſt die heilige Nacht, die wundervoll ſchoͤne 
bild, deſſen Dauptgedante gewiß das Hödhfte iſt, was neuere chriſilich 
vorbrachte, und deſſen Ausführung an Vollendung und Zauber Al 
was irgend ein Kuͤnſtler jemals leiftete ; außerdem iſt noch die Mader 
Georgs, aus der jreeiten Periode, ein Bild von Farbenpracht und 
Aus der dritten, vollendetften Periode Correggio's: feine Madonna I 
baftian, feine Heine Magdalena, dieſe echte Perle im Gebiete der Ku 
Bildniß feines Arztes. Rafael's gelichter Schüler, Giulio Romano, 
ner Heiligen Samilie, Maria mit dem Wafferbeden, dem großen Me 
nad. Won Andrea del Sarto find mehre herrliche Werke da, beſonder 
Opfer, und die Verlobung ber heil. Katharina mit dem Jeſuskind. X 





da Bind: das wunderfam ausgeführte Bildniß des Herzogs Sforzan 
Bon Bartolomeo Badnacavallo: ein Altarblatt im granbiofen ©: 





370 Dresdens Gemäldegalerie 


Gemälde von Nikolaus Pouffin, 3. B. Noah's Opfer, die Anbetung 
die Ausfegung des Mofes in ben Nil, das Reich der Flora; von Le 
beilige Samilie „le Silence” ; und von Moucheron mehre gute Arh 
neuen deutfhen Meiftern bemerken wir viele töftliche Arbeiten von 5 
nige von Mengs, ein treffliches eignes Bildniß von Graff, eine Kinde 
Vogel und Gerhards von Kügelgen legted Gemälde: der verlorene &ı 
den Gemälden deritalieniichen Schule in der aͤußern Gaterie fü 
merkwuͤrdig: Johannes der Täufer, von Battoni; eine treffliche 
er Cecilia, von Giulio Romano; und die heilige Ne 
tari. — Die innere Galerie enthält 348 Gemälde. Das erfte daru 
fael’6 Modonna, mit dem heil. Sirtus und der heil. Barbara, aus Di 
fchönfter Zeit, 3 — 4 I. vor f. Tode gemalt, und urſpruͤnglich für da 
Benedictinermönde vom heil. Sirtus zu Piacenza beftimmt, das Idea 
donnen. Hoͤchſt anzichend ift «6, hier die herrlichiten Werke Correggio 
drei verfchiedenen Manieren ſtuͤdiren zu fönnen. Nirgends kann man d 
ler. beffer Eennen lernen als hier. Die großen Werke feiner erfien 
uͤberaus felten ; bie Madonna des heil. Franciscus if ein Gemälde auı 
welches an Reinheit des Styls und tiefem Gefühl mit Rafael's Werte 
aus feiner zweiten Periode ift bie heilige Nacht, dies wundervoll ſchoͤne! 
bild, deffen Hauptgedanke gewiß das Hoͤchſte ift, was neuere chriſiliche 
vorbrachte, und deſſen Ausführung an Bollendung und Zauber Alk 
was irgend ein Kuͤnſtler jemals leiftete ; außerdem iſt noch die Madon 
Georgẽ, aus der zweiten Periode, ein Bild von Sarbenpracht und | 
Aus der dritten, vollendetften Periode Correggio's: feine Madonna u 
baftian, feine Heine Magdalena, diefe echte Perle im Gebiete der Kun 
Bildniß feines Arztes. Rafael's geliebter Schüler, Giulio Romane, 
ner heiligen Familie, Maria mit dem Mafferbeden, dem großen Meij 
nah. Won Andrea del Sarto find mehre herrliche Werke da, befonders 
Opfer, und die Verlobung ber heil. Katharina mit dem Jeſuskind. Bi 
da Vinci: das wunderfam ausgeführte Bildniß des Herzogs Eforza ve 
Von Bartolomeo Bagnacavalio: ein Altarblatt im grandiofen Styl, d 
Een thronende Marin mit dem Jefuskind, zu deren Füßen vier Heilige 











370 Dresdens Gemäldegalerie 


Gemälde von Nikolaus Pouffin, 3. B. Noah's Opfer, bie Anbetung 
die Ausfegung des Mofes in den Nil, das Reich der Flora; von Le 
heilige Familie „le Silence” ; und von Moucheron mehre gute Arhı 
neuern deutfchen Meiſtern bemerken wir viele koͤſtliche Arbeiten von J 
nige von Menge, ein treffliches eignes Bildnis von Graff, eine Kinde 
Vogel und Gerhards von Kügelgen letztes Gemälde: der verlorene Er 
den Gemälden deritalienifchen Schule in ber aͤußern Galerie fir 
merkwuͤrdig: Johannes der Täufer, von Battoni; eine treffliche! 
von Rafael's Heiliger Cäcilta, von Giulio Romano; und die heilige Ne 
tari. — Die innere Galerie enthaͤlt 348 Gemälde. Das erfte daru 
fael's Medonna, mit dem heil. Sirtus und ber heil. Barbara, aus di 
ſchoͤnſter Zeit, 3— 4 3. vor f. Tode gemalt, und urſpruͤnglich für dar 
Benedictinermoͤnche vom heit. Sixtus zu Piacenza beftimmt, das Idea 
donnen. ¶ Hoͤchſt anzichend ift «8, hier bie herrlichften Werke Correggis’ 

drei verſchiedenen Manieren ſtuͤditen zu fönnen. Nitgends kann man d 
ler beſſer kennen lernen als hier. Die großen Werke feiner erfien 

uͤberaus felten; die Madonna des heil. Franciscus ift ein Gemaͤlde au: 
welches an Reinheit des Eiyis und tiefem Gefüht mit Rafael's Wertn 
aus feiner zweiten Periol die heilige Nacht, dies wundervoll fhöne$ 
bild, deffen Hauptgedante gewiß das Hoͤchſte ift, was neuere chriftliche 
vorbrachte, und veffen Ausführung an Vollendung und Zauber Au 
was irgend ein Kuͤnſtler jemals leiftete ; außerdem iſt noch die Madom 
Georgẽ, aus der zweiten Periode, ein Bild von Farbenpracht und f 
Aus der dritten, vollendetften Periode Gorreggio’s: fene Madonna dr 
baftian, feine Heine Magdalena, biefe echte Perle im Gebiete der Kun! 
Bildniß feines Arztes. Rafael's gelicbter Schüler, Giulio Romans, 

ner heiligen amilie, Maria mit dem Wafferbeden, dem großen Meiſ 
nad. Won Andrea del Sarto find mehre herrliche Werke da, befonders 








Opfer, und bie Verlobung der heil. Katharina mit dem Iefuskind. Bi 
da Vinci: das wunderfam ausgeführte Bildniß des Herzogs Sfotza ver 
Bon Bartolomeo Bagnacavallo: ein Altarhlatt im grandiofen Stol, d 


Dresden. Tapeten nach Rafael. Doublertenfammlung 371 


Amerinen umgeben, feine Ruhe auf ber Flucht nach AÄgypten, ſein Beſuch der Eli⸗ 
ſabrth bei Marien, ſich als ſolche Werke auszeichnen, durch welche man bie tiefite 
Tizenthuͤmlichkeit diefer unfterblichen Meiſter kennen lernt. Als Zierden der Gas 
Inte muß man nod) erwähnen: die himmliſch⸗ſchoͤne, zart ausgeführte heilige Caͤ⸗ 

die von. Carlo Dolce, fein das Brot fegnender Heiland ; die reizende Magdalena 
in Lebensgröße, von Battoni; die ausbrudsvolle büßende Magdalena von Frans 
auchini; Loth mit feinen Töchtern, ein hoͤchſt wirkungsvolles Gemälde von Guer⸗ 
das da Gento ; die heilige Nacht von Carlo Maratti; die Ruhe aufder Flucht nach 
von Francesco Zrevilani ; die Madonna mit dem Jeſuskinde, welches den 

Beinen Johannes küßt, von Geminiani; Hero und Leander von Francesco Mola ; 
Ne Madonna della Rofa von Parmegiano ; die heilige Nacht von Giulio Procaes 
aut, und SSofeph mit Potiphar’s Weib von Carlo Cignani. Ungern vermißt man 
ia diefer ſo reihen Sammlung Dominichino’6 Werke, von dem kein einziges Ges 
wide Hier if. In dem Paftellcabinet find noch über 150 Gemälde. Der 

Uumse mit bem Pfeil, von Rafael Menges, ift das Kleinod dieſes Cabinets; unter 
von diefem Kuͤnſtler gemalten Portraits: fein eignes und die feiner Schwe⸗ 
; von einer derfelben, Thereſia Menge, find fchöne Emails und Miniaturar⸗ 
luten Hier. Das Chocolatenmädchen von Liotard iſt befannt; von der Paftells 
wakerin Rofalba Carriera find faft alle übrige Portraits in diefem Gabinet. — Dir 
Gunärdegaterie fteht umter Aufficht des Oberkammerherrn. Vom Anfang des 
Bai’s an bis Ende Sept. ift von 8 bie 12 Uhr Vormitt. und außer Mittiv. und 
Gnab. von 3 bie 6 Uhr Nachmitt. die Galerie offen ; nad) vorgängiger Meldung 
Ku auch außer diefer Zeit Fremden die Sammlung gezeigt. Künftler haben in 

iq gebrachten Stunden die Erlaubniß, in der Galerie zu arbeiten, 

2) Tapeten nah Rafael's Zeichnungen. Dieſe ſechs Ellm ho⸗ 
hs Zapeten werden im japaniſchen Palaſt verwahrt und gezeigt. Caſanova gab 
Bamniaffuung zur Entdeckung diefer feltenen Kunftdentmale, als er in f. Vorlefuns 

Ne Vermuthung des Cardinals Albani mittheilte, daß fich Teppiche nach Ras 
Es Beichnungen, Geſchenke Leos X., in Dresden befinden müsten, da von 12 
WWolle gewirkten Tapeten, die der Papft in Arras verfertigen Heß, 7 nach Ras 
MR die übrigen nady feiner Schüler Zeichnungen wären. Der Hausmarfchall, 
Achere v. Racknit, forfchte nach, und fand endlich 6 Teppiche, theild noch gut 
dichten, theils unfcheinbar ; der 7. war nicht aufzufinden. Die unkenntlich ge 
weisen wurden forgfältig gereinigt. Sie ftellen dar: 1) die Erblindung des 
Bsuberere Eipmas in Paphos, eine kunſtvolle Gruppirung; 2) Paulus, in Athen 
‚ eine herrliche Geftalt; 3) das Opfer zu Loſtra, eine fchöne Gruppe; 
11 und Johannes im Tempel (Ap.⸗Geſch., Cap. 3); 5) Chriftus, als er 
Ik RPetens fagt: „Weide meine Schafe” ; 6) den wunderbaren Fiſchzug. Ohne 
IR Aufl war der Tod des Ananias der Gegenſtand des verlorenen 7. Teppiche. Ras 
EA Geiſt iſt uͤberall ſichtbar, obgleich einzelne Theile durch die Schuld der Werk: 
H udfer im Arras mißlungen find. ber die Originalzeichnungen, bekannt u. d. 
I Aumend. Mafael'ſchen Cartons, ſ. Sarton.— 3) Der Gemaͤldeſaal auf dem 
Brühl'ſchen Garten, auch der Doublettenfaal genannt, war in fruͤhern Zels 
ua zur Aufnahme der Werke neuerer Kuͤnſtler beſtimmt. Seit den Veraͤnderun⸗ 

in der Gemälbegalerie erhielt dieſe Sammlung einen anfehnlichen Zuwachs von 
— nieheriäu. und franz. Meifter, fowie von einigen Gemälden des Grafen 
Ruta, weiche bort nicht Pas fanden, ſodaß fie jegt ungefähr 250 Gemälde ent: 
Ye. Merkwuͤrdig find die großen Landſchaften und Anfichten von dem Meifter in 
ie Yerfpective, Bernhard Bellotto, genannt Ganaletto, aus Venedig, der feit 
ER Müglied der Akademie zu Dresden war. Viele ſaͤchſiſche Gegenden, z. B. 
Sinigfirtn und Sonnenftein, ein Bergaufzug im plauenfhen Grunde und mehre 
zus Unfstpten von Dresden, welche bie ehemalige Geftalt veriglebon Gebaͤude 

2 % 























372 Dresdens Augufteum 


and Stadttheile zeigen; find von dieſem Kuͤnſtler mit treffenber Wahrheitkunia 
Auch ſieht man hier mehre Anfichten ſaͤchſiſcher Gegenden, 3. B. dee DiiuM 
Kitienfteines 2c. von dem Hofmaler Alerander Thiele. — 4) Das Augılı 
oder die Eönigl. Antifenfammlung ift in ben einfach fehönen und 
len des japanifchen Pataftes würdig aufgeftellt. Über diefe Sammtung, be 
der ſie unter der Leitung des Archäologen Boͤttiger Jah, unvergeflich bikd, diE 
ein ſchoͤnes Werk, das „Augufteum”, von Beder, mit treuen Abblldunge‘ 
bedeutenden hier befindlichen Antiten, und ein genaues Verzeichniß vom Jr 
Haſe (Dresden 1826). Um die Mitte des 16. Jahrh. Eaufte Kurflef 
einige kleine Antilen und Münzen; Johann Georg III. wermebrte fie mit 
Alterthuͤmern; Auguft I. nahm um 1720 jene Antiten aus der Kunfila 
und durch die Erwerbung der Eoftbaren Sammlung des Fürften Chiginies 
die ee 1725 fir 60,000 Scudi erhielt, und vieler einzelnen Antiken aus ben! 
lungen bev Cardinaͤle Albani und Bellori, der Mumien, die der berli 

bella Valle aus Ägypten mitgebracht hatte, und der vom Grafen v. W 
Stalien gefammelten Denkmale, ward er der eigentliche Stifter des 

Sein Nachfolger, Auguft UI., bereicherte die Sammlung durch den As 
Bronzen und modernen Bildhauerarbeiten des Grafen Brühl, durch einigeid 
tium gefundene Denkmale, und vorzüglich durch die brei unvergleichlichen & 
der Herculanerinnen, die er fuͤr 6000 Th. von den Erben des Prinzen € 
Savoyen Eaufte, Der jebige König vergrößerte ebenfalls die Sa 

wurde befonders dadurch ihr zweiter Stifter, daß er fie aus den engen 9 
großen Garten 1785 im Exdgefchoffe des japanifchen Pataftes aufitellen li, 
ber fah der damalige Auffeher nur auf Ebenmaß, nicht auf Gehalt, Spt 
deutung, und paarte oft das Mittelmäßige mit dem Vortrefflichften tm biet 
Sälen zufammen. (Der 11. und 12, Saal enthalten bloß neue Bildwerie) 4 
ben Ätteften Bildwerken gehören die Loͤwen von aͤgyptiſchem Spenit, vom 
zwei den Eingang des Kumftfchages hüten, der dritte und ſchoͤnſte ſich aber uf 
mienzimmer befindet. Ein Iſisbild mit dem Nilſchluͤſſel. Vier Mi 


denen beſonders die beiden von della Valle mitgebrachten merkwuͤrdig find. 
iſt ein echt = aͤghptiſcher Sarkophag aus Sykomorus. Diefe Alterthlmen 





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m 









374 Dresden. Münzcab. Kunſtkamm. Modellkamm. Dribuz 


zellan. Das, chinefifche und japaniſche Porzellan, das 8 Birmer fült; mil) 
viele alte Bafen und Geräthe aller Art, Gögenbitderic. Die Majolicanfiie 
9. Zimmer find ald Seltenbeiten ſehenswerth. Das Anzichendfte aber 
reiche Sammlung von ſaͤchſiſchem Porzellan, worin man die Fortfchritie nen 
erſten merkwürdigen Verſuchen an bis zur heutigen Vollendung beobachten 

8) Das Münzcabinet befindet ſich gleichfalls in einem fchön verziert 
in Exdgefchoffe des japanifchen Pataftes. Diefe ſchon unter Johann Georgi 
deutenbe Sammlung wurde unter den beiden Auguften vermehrt, und vom 
gierenden Könige durch den Ankauf einzeiner Stuͤcke und ganzer Sammlmyal 
3: Di des Madal'ſchen aus 9000 beftehenden Grofchencabinets, anjehnih 
hert. Die Sammlung von griech, und rom. Münzen iſt zwar nicht zahlead 
duch manches feltene Stud? bedeutend, Am reichten ift das Eabinet von 
ſchen Münzen in Gold und Sitber. — 9) Die Kunftfammer. Kur. 
gründete diefe Sammlung, die fich feit 1739 im Zrottigergebäube befindet, 
ter der Obhut des jedesmaligen Auffehers des mathematifchen Saale ftebt, 
vielen Seltenheiten, die hier mit manchen Spielereien gepaart wurden, 
merkwuͤrdigſten: Chrifti Geburt in Alabafter von Sebaft. Walther; rin 
Erucifit von I. v, Bologna ; Eucifers Fall, eine Gruppe von BO Figuren auft 
13 Zoll hohen und 8 Zolf breiten Stüde Elfenbein „Run; von Kaufungen 
Köhfer feftgehalten, von getriebener Arbeit in Stahl ıc. In dem zur 

mer gehörenden Uhrenzimmer findet man 150 Uhren, worunter Gäctnel 
Uhr mit 360 Zeigern, welche den Zeituntetſchied ebenfo vieler Deter zeigt. 
Die Modellfammer, Diefe Sammlung, welche Kurfürft Job. 
anlegte, befindet ſich in einem Theile des Zwingergebäubes, In neueren Ba 
fie, außer verfehiedenen Arbeiten des verftorbenen Modellmeifters Gärtner, 
Zuwachs erhalten. Der Vorrath an Modellen und Maſchinen zut Waffen 
Civil: und Kriegsbaukunſt ift nicht unbedeutend ; Gärtner’s Merke find 
ſehenswerth, unter andern feine Modelle zu 200 Fuß langen Brücken ob 


ſchenpfeller. In einem andern Pavillon des Zwingers 
werthen Modelle von dem Tempel Salomonis, der Stiftählitty und einer 





Droits reunis Drouais | 375 


mad. Es wird mit Nutzen gebraucht bei Verftopfungen ber Eingeweide des 
Unterleibs, in bupochonbdrifchen und hyſteriſchen Zufällen, gegen Schwäche und 
Welsbarkeit der Nerven, Magenkraͤmpfe und Koliken, Rheumatismen, Gicht, Skor⸗ 
but, Ausichläge ac. Das Badehaus ift ein großes Gebaͤude, in deſſen obern Stock⸗ 
werden bie Badegaͤſte wohnen. Hier ift zugleich ber Badebrunnen, aus welchem 
bes Waſſer in 7 [ehr gut eingerichtete Baͤder geleitet wird. Man kann bier auch 
Xropfs, Dunft: und Dampfbäder haben. Für das Vergnügen ift durch Muſik, 
Zanı, Spiel ıc. geforgt, und ſchoͤne Anpflanzungen, Allen und Spaziergänge ma⸗ 
Ger die Gegend zu einem Garten. S. Brandis's „Anleit. 3. Gebraud) des Dri⸗ 
Wurger Bades” (Miünfter 1792). 
Droits r&eunis, f. Bereinigte Gefälle 
Droske, niht Droſchke oder Troſchke, aus dem Ruffifhen, ein 
richter, vierräderiger Wagen, welcher unbededt ift, und auf beffen Seltenfigen 
bald mehr, bald weniger Perfonen figen können. Die niedrigen Näder find mit 
Lechfluͤgein überdedt. 
Drontheim (pr. Trontjem), 63° 25° 6 N. B., 130 Meit. von Stock⸗ 
Ye, 700 engl. Meil. vom Nordcap, Hauptſtadt des norweg. Stiftamts gl. N., 
ner Größe und der Zahl ihrer Einw. (8830) nad), die vierte Stadt des Koͤnig⸗ 
‚ wurde vom König Karl XIV. duch f. Krönung zum K. von Norwegen in 
Domkirche dafelbft am 7. Sept. 1818 zur Krönungsftadt erhoben. Sie liegt 
mden Nid, der einem tiefins Land hineinttetenden Meerbuſen gleicht, und ihr 
sencyerlei Vortheile zum Betriebe eines nicht unbedeutenden Handels gewaͤhrt. 


I 3iumechol;, Stodfiih, Häring, Thran, Selle, befonders Rupfer und Eifen von 


In benachbarten Hüttenwerken, find dir vorzüglichften Ausfuhrartifel; auch eine 
Zuderfieberet, eine Juchtenfabrik und andre Fabrikanſtalten von minderm Umfange 
Kxbern ben Wohlſtand der Stadt, die zugleich der Sig einer Akad. der Wiſſen⸗ 
haften, und eines Seminars zum Unterrichte junger Lapplaͤnder iſt. Vor den 
wiſten nordiſchen Städten zeichnet ſich D. durch eine gute Bauart, fchöne regel⸗ 
wisige Strafen und einen großen Palaft aus. Es hat eine alte, ehrwärdine Doms 
She, wohin vormals der ganze Norden wallfahrtete, indem darin das Grab des 
M. Diaf fich befindet. Hier werden auch Karls AIV. Kronungsinfignien aufbes 
wirt. In dem Hafın von D. liegt auf einem Felſen die Feſtung Munkholm. 
Dee romantifchen Umgebungen, Wafferfülle und Landen, tiefe Uferichluchten, 
ine Menge Inſeln und landeinwaͤrts hohe Gebirgszuͤge, find mit freundlichen Lands 
Kaufen gefchmüdt. Aber bei dem alten Klima kommen Baumfruͤchte nur felten 
pr Reife, und felbft bie Eiche gedeiht hier nicht mehr. Statt des Hornviehes erz 


: Midt man große Deerden von Ziegen, welche dad Moos der Klippen aufiuchen, oder 


am Ufer fich von Seepflanzen nähen. Nahe bei Drontheim fieht man Ameifen> 
ksıfm von Mannshöhe; auch wußte man hier fchon langft Ameifenefilg zu 
Iezeiten. 

Drofometer, Thaumeſſer, ein Werkzeug, die Menge des gefallenen 
Zhaues zu meſſen, befteht in einer Wage, deren eined Ende eine Platte trägt, die 
den Thau gut annimmt, das andere cin Gegengewicht hat, das nicht fo leicht bes 
Khanet wird. 

D ro uais (Jean Germain), geb. 1765 zu Paris, der bedeutendfte Maler 
ws David's Schule. Die Sehnfucht, in Rom die Denkmale der Kunjt zu ſtudi⸗ 
um, trieb ihn 1783 zur Mitbewerbung um den großen Preis, der in einem +jühri- 
gen Denfionat beſteht; doch aus Unzufriedenheit mit feiner Arbeit zerriß er fie und 
überließ den Preis einem Anden. Seinen Lehrer, der ihm, als er verwundert die 
Stuͤcken des Gemaͤldes fah, darüber Vorwürfe machte, fragte er: „Sind Sie zu: 
frieden mit mir?" „Vollkommen“, verficherte David. „Wohl! fo habe ich ja ben 
Yes, rief Drouais entzüdt; „Dies war mein Ziel; der Preis der Akademie ges 


DUWNUYTETE WU Je 888 yryyzrv gtvyre grey wer... 


Freunde vereinigten fi), ihm in der Marienkirche (in ber Via late) 
ju fetzen. | 

Drouet (Sean Baptifte), Poftmeifter zu St.» Menehoulb 
Er war e8, der Ludwig XVI. auf feiner Flucht duch St. Menel 
hatte, durch feinen Sohn ihm auf einem Nebenwege zuvoreilen und ü 
nes verhaften ließ. Im Sept. 1792 ward er dafür als Abgeordneter 
Depart. in den Convent aufgenommen, wo er für Ludwigs XVI. 
Man ſchickte ihn im Sept. 1793 zur Nordarmee. Im Oct. d. J. i 
von der Armee des Prinzen Koburg eingefchloffen, verfuchte er, mit eu 
nern zu entlommen, um bie Hilfe, "deren der Platz benöthigt war, 3 
gen, ward aber gefangen und nach Spielberg in Mähren geführt. 
1794 fprang er von bem Fenſter feined Sefängniffes herab, um zu ent 
aber ein Bein und ward zurüdgebracht. Im Nov. 1795 ward er 
Beurnondille und Andern, zu Baſel gegen die Tochter Ludwigs AVI 
felt, und trat hierauf, ald ehemaliges Mitglied des Convents, in | 
Sünfhunder. Das Maͤßigungsſyſtem, welches damals in Frank 
mißfiel ihm ; er ward mit Baboeuf Rädelöführer einer Sakobinerverfd 
befhalb (11. Mai 1796) verhaftet, entwich aber und flüchtete ſich in 
Da jedoch der hohe Gerichtshof ihn wegen der Babveuffchen Ange 
fprach, Eehrte er nach Frankreich zurüc. Er warb nun in mittlern S 
behörben gebraucht, und war feit 1799 Unterpräfeet zu St. Menebo: 
März 1814 Napoleon, welcher nach dem Gefedyt von Arcis auf Par: 
biefes zum Stuͤtzpunkte feiner Unternehmungen machen wollte, die ball 
richt mittheilte, daß die zahlreichen Befasungen der Jothringifchen { 
vereinigten, um dem verbündeten Heere in den Rüden zu fallen, unt 
Provinz ein ernftlicher Krieg von Parteigängern eingeleitet fei, um d 
der Befagungen zu unterftügen. Diefe Nachricht erfüllte Napolcoı 
Hoffnungen, und bewog ihn, nicht auf Paris zurädzugehen. Die 
drangen nun ungehindert dahin vor, und Napoleons Schickſal entj 


ahbaa um albauae M.E.nBammub anti IL Fathl Fr m au aA MNaaca .b Dan 


in — 
* 


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um gewiſſe Stellen ſtaͤrker und in das Auge ſpringender zu machen. 
gen derſelben gruͤndet ſich auf die Beobachtung, daß helle Farben ein 
hervortrett tender, dunkle zuruͤckweichender machen. Da nun die Matı 
per auf Flächen darzuftellen hat, fo fieht man wie wichtig für fie m 
Druder find. Micht aber bloß die gehörige Rundung, fondern au 
Beleuchtung wird dadurch bewirkt; denn das Licht beleuchtet jeberzei 
genditi: ; Theile eines Begerftandes am meiften. Der Maler mad 
die Drucker zugleich die Sch attenmaſſen Übergänge und Halbſchatte 
bringt duch fie Haltung in fein Gemälde. Kin eigner Kunſtausdru 
Biden und Drüden, d. h. die Lichter beiler, die Schatten be 
Man blidt ein fertiges Gemälde auf, indem man die Lichter mit cini 
fen von einer nody glänzendern Farbe erhöht, wodurch diefe Partien 
hervorheben, 

Druckwerk, eine Maſchine, welche vermittelft des Drud 
In die Höhe treibt. Sie beftcht aus einer Pumpe, in welcher das in | 
ten Stiefel hineingstretene Waſſer durd) die Gewalt des Kolbens ins 
Stiefel ſeitwaͤrts oder auch oberwaͤrts verbundene Möhren getrieben wi 
meine Wafferpumpe (f. Pumpe) ift ein Drudwert. Man be 
Druckwerke, theild allein, theils in Verbindung mit Saugwerken, zum 
fachen und zuſammengeſetzten Mafdyinen, um das Waſſer aus der 
Höhe zu heben. So find die Feuerſpritzen nichts anders ale Dru 
zwar meift doppelte. 

Druiden, Prieſter der Celten oder Galen. Sie machten 
minen in Indien, mit denen fie viel Verwandtes haben, eine eigne Kr 
ftanden gleich diefen in dem größten Anſehen, intem fie zugleid) die € 
Philoſophen diefer Voͤlker waren, und felbft auf die Regierung des 
größten Einfluß hatten. Julius Caͤſar liefert uns die meiften Na 
ihnen. Nach ihm beforaten fie alle öffentliche und Privatopfer, erklärte 
fäge ihrer Religion, theilten alle Arten von Belohnungen aus, fafen ii 


Daisan nad Krhend so (MRarichr nn Kaltimmsan Kia Kerafean fire hayanamm 


Drufen Druͤſen 379 


ber Geſtirne, über die Größe der Welt und der Erde, über dad Weſen der 
p und die Macht der Götter. Auch übten fie die Aftrologie, Zauberei und 
Rfagerei. Nach Plinius waren fie auch in der Naturlehre und Arzneikunde 
unerfahren. Die legtere aber verunftalteten fie Durch Aberglauben. Merk⸗ 
Ng ift ihre Meinung von der heiligen Miſtel (eine Schmarogerpflanze, welche 
Hin ber Erde, fondern nur auf andern Bäumen, befonders auf der Eiche waͤchſt, 
och jegt als ein heilfames Mittel wider die fallende Sucht gerühmt wird), 
he fie ale das Deiligfte in der Natur und als eine Univerfalarznei anfahen, ſowie 
derhaupt die Eiche für’ heilig hielten, und von ihr den Namen erhalten haben 
b Die Dr: ın hatten ein gemeinichaftliches Oberhaupt, das durch Stim⸗ 
sehrheit aus ihrer Mitte gewaͤhlt wurde, und feine Würde lebenslaͤnglich bes 
Ihr Hauptfig war in Britannien. Die druidifchen Tempel, deren einer bei 
te in England liegt, haben viel Ahnlichkeit mit den indifchen. — Druiden⸗ 
such Zeutenfuß durd) Verftummelung), nannte man fonft in einander vers 
ene Dreiede. 
rufen, BBölkerfchaft in Syrien, in den Gebirgen des Libanon und Ans 
ton, welche einen Bezirk von ungefähr 55 5M. bewohnt, und aus 160,000 
‚ befteht, morunter 40,000 maffenfühige Männer, Ihre angebliche Abs 
kung von Stanfen, die zur Zeit der Kreuzzüge in jene Oegenden gekommen, 
e Fabel. Ihr Name kommt von einem ihrer Neligionsichrer her. Zu Ende 
5. Jahrh. fing diefes Eleine Volk an, in Europa Auffehen zu erregen; befons 
Degen der Religion, aus welcher fie ein großes Geheimniß machen. Die uns 
E Erde verborgenen heiligen Bücher der Drufen fprechen Grundſaͤtze aus, "die 
rheber als die berechnetſten Egoiſten brandmarken und die Menſchheit entehs 
Der Laie, der von dieſen Buͤchern zufaͤllig Kenntniß erhaͤlt, wird mit dem 
beſtraft. Dieſe ift ein Gemiſch der ſadducaͤiſchen, ſamaritaniſchen und mo⸗ 
nedaniſchen Religionsſecten. Die Druſen hatten zeither unter mehren Sheiks 
Herren geſtanden; ein gewiſſer Ibrahim aber mußte ſich zu ihrem alleinigen 
baupte zu machen, befam dadurch die ganze Macht f. Nation in die Hände, 
ward auf diefe Art den Türken geführlich. Im Anfang des 17. Jahrh. erreiche 
de Drufen unter dem berühniten Emir Fakreddin (gemöhnlich Fakkardin) den 
ten Gipfel ihrer Macht ; oliein diefer wurde 1631 zu Conſtantinopel ſtrangu⸗ 
und obgleich man ihnen andre Fürften gab, fo kamen fie doch nie wicder zu 
ı vorigen Ruhm. Zwar verfuchten fie 1773 noch einmal, in Vereinigung 
ven Muffen, ſich frei zu machen; allein fie mußten bald in das vorige Verhaͤltniß 
ven Türken zuruͤckkehren. Sie ſtehen jegt unter Emirn (Fuͤrſten), und diefe 
r unter einem Großemir, find der Pforte zinsbar, aber faft ganz unabhängig, 
treiben Feld⸗, Mein: und Seidenbau. In Anfchung ihrer Religion theilt 
ſie in Weife (Akales, Gelehrte oder Eingemweihte) und in Weltliche (Djabel oder 
3, Unmiffende, Uneingeweibte) ; fie haben keinen öffentlichen Gottesdienft, 
ren beſuchen chriftfiche und mehammebanifche Kirchen, haben aber eigne Syms 
—8 gottesdienſtliche Perſonen, und naͤhern ſich uͤbrigens den Chriſten am 


Drüſen, 1) im thieriſchen und menſchlichen Körper, weiche, lockere Theile, 
glatter, ovaler oder Länglicher Korm und verfchiedener Größe. Sie bilden zwei 
fm. Die abfondernten (zufammengehäuften) find aus einer Menge Eleiner, 
Hliher Körper zufamnıcngefegt, die entweder aus Eleinen hohlen Saͤckchen, oder 
einer Verwickelung ven zarten Äderchen gebildet werden, und eine befondere 
figkeit abfondern, welche ſich in mehren Gandien, und zulegt in einem Ausfuͤh⸗ 
$canal fammelt, und zu weiterm Gebrauch ausgeleert wird. Hierher gehören 
Speicheldrürfen im Munde, die große Magenfpeicheldräfe (Pankreas), die Bruft- 
» die Schleimbrüfen in bee Luftroͤhre u. fe m. Die andre Claſſe befteht aus 





380 Drufus (Marcus Livlus — Nero Claudius 


den Lymphdruͤſen (zuſammengewickelten Druͤſen), weldye aus einer! 
einſaugender Adern (Lymphgefaͤße) beſtehen, deren allezeit mehre fie 
ſolche rundliche Drüfe eins, wenigere aber und größere aus ihr hera 
den nächften, groͤßern Dröfen hingehen, zulegt aber in den Bruſtg 
thoracicus) ſich endigen. Diefe Drüfen haben den wichtigen Zwech d 
menen Stüffigleiten zu veredein und dem Leben immer näher zu bringe 
fimitation). „Hierher gehören die Gekroͤedruͤſen, die Leiften«, A 
dröfen und v.a.m. 2)Beiden Pflanzen ift die Druͤſe (glandul 
Körper auf den Blättern oder Stängeln, oder innerhalb im Zelln 
Fleiſche, der zur Ausbünftung und Abfonderung dient. 3) "Tine : 
der Pferde, bei welcher eine weißliche oder zaͤhe Stüffigkeit aus der $ 
dem Munde täuft. Dabei find die Drüfen an dem Kinnbacken gefd 
es zeigen ſich Beulen. Dan fagt dann, von der Druͤſe ober mit der £ 
befallen werben. Das Pferd wirft die Druͤſe ab, wenn die Feuchtigke 
und das baldige Ende der Krankheit hoffen läßt. Die gutartige Druͤſ 
bei welcher fich der Ausfluß aus der Nafe am neunten Tage verliert. i 
ober falfche Druͤſe verwandelt ſich gewoͤhnlich in den Rotz. 
Drufus, 1) Marcus Livius, war123 vor Chr. zuglei 
Sracchus Volkstribun, und Vater ber Livia, welche des SM. Cato 
Mutter des Cato von Utica war. Er arbeitete den Planen des Boll 
Gracchus fo geſchickt entgegen, daß ihm die Ariftokraten den Beinam 
Senatus gaben. Dann machte er durch f. Siege in Thraclen bie Dona 
des Reichs, triumphirte und flarb als Eenfor 110 v.Chr. 2). € 
eus Liv ius (Großvater der Livia, der Gemahlin des Auguftus) wı 
von Geift und großer Kraft, und befaß dabei eine hinreißende Berebtfi 
er beachtete im Feuer feiner Thätigkeit zu wenig die gefeglichen Formen 
das Gefuͤhl feines Werthes, ſowie feine ausſchweifende Freigebigkeit, v 
bisweilen zu unuͤberlegten Handlungen. Rom tar damals durch ber 
ſchen dem Senat unb den Rittern in zwei Parteien getheilt. Die V 


tern, welche feit der Zeit der Gracchen auf das hoͤchſte geſtiegen war, e 
ferfucht des Senats, der für fein altes, faft verlorenes Anfehen eil 








332 Dfe chaggernath 


geſchrieben, haben ihm ben Titel eines Waters der engliſchen Kritiken 
gewann ein fo großes Anjehen, daß ihn die damaligen dramatiſchen Dix 
Nichter der Bühne erfannten, und ſich von ihm die Prologen oder &y 
Stuͤcke ſchreiben ließen. 1681 machte er feine merkwürdige Gate: 
andAbitophel‘“, bekannt. Sie iſt gegen die Partei des Herzogs von! 
gerichtet, und verfpottet viele der angefehenften Perfonen damaliger 3 
dichteten Namen. Nach Jakobs II. Thronbefteigung trat er zur kathoũl 
über, wofuͤr ihn der König zu feinem Hiſtoriogtaphen ernannte. % 
feine neue Rellgion, und zu feiner Vertheidigung machte er jettt ſ. de 
bei: „The kind and the panther‘‘, befannt, worin er die römifche Ki 
dem Bilde einer milhweißen Hirſchkuh, ihre Gerechtſame gegen bie pre 
welche als ein Panther vorgeftellt wird, vertheidigen läßt. Aber Jakob 
rung mwährte nicht lange, und unfer Dichter verlor feine Stelle; me 
Schriftftellerei, ald einem bloßen Erwerbszweig, feine Zuflucht nehmen ı 
arbeitete von nun an zutweilen etwas fabrikmaͤßig; indeffen tragen ade ſ 
Werke das Gepräge feines geoßen Talents an ſich. 1693 erfchien fi 
und Juvenal, 1697 fein Virgil, der zu den meifterhafteften Über 
die irgend eine neuere Nation aufweiſen ann. Sein ietztes Wert n 
Homer, Dvid, Boccaccio und Chaucer entiehnten „Fables ancient ar 
translate into verses, with original poems“. In diefer Sam 
feine gepriefene Obe: „„Alexander's feast, orte power of music, is 
SL-Cecilia’s day‘‘, die von Händel 1725 vortrefflich componiet iſt, 

und Gongreve’s ähnliche Gebichte hinter ſich zurüctät. Ramler ki 
überfegt; aud hat man eine Nachbildung berfelben von Kofegarten. 

find f. lyriſchen und fatprifchen Gedichte unftreitig die außgezeichnetften 
üſchen Literatur biefer Zeit, obgleich er mehr aus dem Kopfe als ausl 
fang. Dryden lebte in Dürftigkeit, und ſtarb 1701, und wurde in de 
ſterabtei zwiſchen Chaucer und Cowley beigefegt. Die neuefte und x 
Ausgabe f. Schriften, nebft feinem Leben, ward von Walter Scott b 





Eondon 1808) geliefert, 
 Dibaggernarh, Jaggernath, Juggernauth, eigentlich Dſa 


Dſchamy Dſchingis ⸗Khan 383 


m Tempel als Eoftbare Reliquie aufbewahrt, aber nur MWenigen gezeigt, 
ch, befonders an zwei Hochfeften, im März und Jul., ftrömen die Pilger in 
en Scharen zu der Pagode. Mean rechnet deren mindeftens 1,200,000 
4, von welchen, wie man behauptet, in der Regel 9 Zehntheile unterwegs 
Mangel, Beſchwerde oder Krankheit weggerafft werden; fo viel iſt wenig⸗ 
zewiß, daß bis auf 12 Meiten in der Runde der Weg zum Heiligthum mit 
bengebeinen beftreut ift. Diele alte Leute unternehmen die Wallfahrt in der 
E, aufdem heiligen Gebiete zu fterben. Nicht weit vom Tempel ift ein Platz, 
a Eucopiern Golgatha genannt, wohin man gewoͤhnlich die Leichname wirft, 
o man immer Hunde und Geier ſich nähren ficht. Die von den Pilgern bes 
8 Abgaben werfen ein.anfehnlidyes Einkommen ab, das, nad) Abzug der Kos 
ge Unterhaltung des Tempels, der Regierung zufällt. Als 1803 die Lands 
won den Engländern den Mahratten entriffen ward, traten jene in alle Rechte 
shern Befiger, aber die Abgabe ward während der Verwaltung des Marquis 
Zellesley den Pilgern nie abgenommen; nad) feiner Abreife aus Indien hins 
(1806) von der bengalifchen Regierung eine Verordnung zur Verwaltung 
agode und Vefteuerung der Pilger erlaffen. Die Aufficht über die Tempel 
be Driefter ward 1309 dem Rajah von Kurdah Übertragen, mit der Verpflich⸗ 
die alten Anordnungen zu handhaben. Kine Straße von Galcutta zu dem 
wi ward feit 1810 angelegt, wozu ein reicher Hindu, Rajah Sukmoy Roy, 
wo Pfd. St. beitrug, unter der Bedingung, daß fie feinen Namen führe. 
Dſchamy, Molla (Djiamy), eigentlich Abdurchaman ebn Achmed, bes 
Bee perſiſcher Dichter, geb. 1414, hatte jenen Beinamen von feiner Heimath 
kw, in der Provinz Khoraſan. Er verdunfelte die größten Geiſter feiner Zeit. 
Bultan Abu Said rief ihn an feinen Hof nad) Herat; aber Dſchamy, ein 
unger der Lehre der Sophi, 309 die Verzuͤckungen eines Mpftikers den Vergnüs 
a des Hofes vor, Er febte ſich oft in die Halle der großen Mofchee zu Herat, 
fi) freundlich mit Leuten aus dem Volke unterhielt, fie in den Lehren der Zus 
und des Glaubens unterrichtete, und fie immer durch feine milde Beredtfams 
u gewinnen wußte. Als er 1494 farb, wardie ganze Stadt in Trauer. Der 
en ließ ihm auf öffentliche Koften ein glänzendes Leichenbegaͤngniß ausrichten, 
se Erde öffnete fi, fagten die perfifchen Dichter, wie eine Mufchel, um dieſe 
Lebare Perle aufzunehmen. Er war einer der fruchtbarften Schriftfteller Pers 
und hinterließ über 40 Werke, meiſt myſtiſchen Inhalts. Sieben der ans 
idſten Schriften vereinigte ev u. d. T.: „Die fieben Sterne des Bird”, Dazu 
m: „Juſuf und Zuleika”, eines der unterhaltendften Werke in der perfifchen 
che, wovon Law in den „Asiatic miscellanies‘ Bruchſtuͤcke bekannt gemacht 
und die anmuthire Dichtung „Medſchnun und Leila“, die Dr. von Chezy 
6 1805) franz. und Hartmann (2p3. 1807, 2 Bde.) deutſch uͤberſetzte. 
„Behariſtan“, eine Darſtellung der Sittenlehre in Proa und Verfen, wird 
Zadi's „Shuliftan” verglichen. Bruchſtuͤcke daraus ließen Jeniſch (in der 
thologia persica‘‘) und Wilfen (in der „Chrestomathia persica‘‘, Leipzig, 
) abdruden. Nach Göthe faßt er alle Bemühungen der frühern perſiſchen 
er zufammen, Klarheit und Beionnenbeit ift fein Eigenthum. 
Dſchingis-Khan (auch Genghis⸗Khan). Dieſer berühmte Eroberer 
ber Sohn eines mongoliſchen Hordenanführers, mit Namen Yeronkai oder 
nkai, der zwar über 30 bis 40 Familien gebot, jedoch den Tatarkhans oder 
die damals dic oͤſtliche Zatarel und den ganzen nördlichen Theil von China 
efchten, Tribut zahlte. Dſchingis-Khan wurde geb. im J. 559 der Hegira, ober 
— 64 nad) Chr. Geb., und erhielt den Namen Temudipn. Die kriegeris 
Iulente des Juͤnglings waren von f. Lehrer, Karakhar, fo gut ausgebildet 
u, daß er im 13. J. ſchon im Stande war, die Zügel der kleinen Herrſchaft 


bald in Schreden fegen follte. Eine große Anzahl von Stämmen 
nunmehr wider ihn. Er aber fand einen mächtigen Befchüger in dem 
Baraitifchen Mongolen, Namens Dung, der ihm feine eigne Tochter zur 
durch ward ein Krieg mit einem zuruͤckgeſetzten Nebenbuhler veranfaf 
zufammen, und e8 follte eine große Schlacht geliefert werden am Fu 
birge, als der Schwiegervater, erſchreckt durch die drohenden Gefah 
zuruͤckzog. Termudjyn bemerkte jedoch) in Zeiten den Abfall, und‘ 
ſogleich zwiſchen Onon und Zula, von wo auß er den karaitifchen 5 
leiſten konnte, welche der Mache der Feinde preißgegeben waren. D 
des Edelmuths ftellte den Frieden zmifchen Schwiegervater und Eid 
der aber nicht von Dauer mar. 1202 bektiegten fie einander förmii 
Khan verlor in einer Schlacht mehr ald 40,000 M., und auf der Flr 
Der Sieger fand jedoch einen neuen, furchtbaren Gegner in ber Pe 
des Dberhaupts der naimanfchen Zataren. An den Ufern des Altı 
fammen, Tarank wurde ſchon im Anfange des Gefechte verwundet, 
der Flucht, nachdem er alle feine Soldaten bis auf ben legten Mar 
bauen fehen. Diefes merkwürdige Gefecht ficherte dem Sieger die 
über einen großen Theil der Mongolei, und den Befig der Hauptſt 
rom. Sm Frühling bes folg. 3. hielt er eine Art von Reichstag ir 
douk, f. Geburtelante, wo ſich Abgeordnete von allen ihm unterwo 
einfanden ; diele festen ihm die Krone auf, und riefen ihn zum Khal 
Chan im Angefichte des Deere aus. Zugleich prophezeite ihm ein 
man, den die Mongolen fehr verehrten, daß er ber die ganze Erde b 
und befahl ihm, ſich fortan nicht mehr Temudiyn, fondern Dſchi 
nennen. In derfeiben Verſammlung machte Dfcingiss Khan au 
ches und militairiſches Geſetzbuch bekannt, das noch jegt in Afien un: 
VYza Dſchingis⸗Khany befannt iſt. Dieſes Gefegbuch iſt auf den 9 
gegründet, denn Dſchingis befännte ſich zu feiner beftimmten Religi 
ner auch nur den entfernteften Vorzug vor derandern. Alle Maͤ 
dient, obne Unterfchied des Glaubens, waren an f. Hofe willtomr 





386 Dualismus Dubois 


Theil ſ. Staaten ging abet auf Kublai über, ben man als ben Stiſter 
Nfchen Dynaftie in China zu betrachten pflegt. 

Dualismus, Dualift., 1) Die philoſophiſche Anficht, 
Weſen der Dinge auf die Annahme zweier ungleichartigen, als urfprün 
nicht von einander abzuleitenden "Principien aller Dinge, 3. B. des? 
Realen (oder des Wiffens und Seins), oder der materiellen und ber dent 
ſtanz, gründet und zur&dführt, heißt Dualismus. Erfann dogmeti 
ober ſteptiſch fein. Im engern Sinne beihränttman ben Dualismuda' 
nahme jroeier Grundweſen eines böfen und guten, wie in den oriental. Ra 
auf die Annahme zweier verfchiedenen Principien im Meufchen, naͤmic 
gen und eines £örperlichen Princips; biefes iſt ber (metaphyſiſch⸗) ni 
Dualismus. Wer diefer Anfiht zugethan ift, heist Dualifl. ® 
dere die Verfchiedenheit und den Gegenſatz beider Principien (auch ſel 
mus genannt) nur annimmt, infofern er dem Bewußtſein erſcheint, b 
fcher, wer diefem Gegenſatz objective Wahrheit beitegt, trangfcendentai 
Dem Dualismus fteht entgegen der Monismus, welcher Sdealismuse 
mus, Spiritualismus oder Materialismus ift. 2) Sn der Theolı 
Dualiömus die Lehre Derer, welche nur einigen Auserwählten di 
allen Übrigen aber die ewige Verdammniß zufpredhen. 

Dublin, Hauptft. des Koͤnigreichs Itland, in der Nähe eine 
Liffey in zwei Theile getcennt, weldye ſieben Bruͤcken verbinden, wotunta 
die Königin» und die Carlilebruͤcke die vorzuͤglichſten find, bat 15,6 
gegen 190,000 &. Eine fhöne Allee (Circular Road) umgibt bie fait 
gebaute Stadt. D. hat großentheild breite, regelmäßige, vortrefflid ı 
und des Nachts erleuchtete Strafen, hohe, zierlih gebaute Häufer ı 
Plaͤtze. Unter den legten zeichnet fich Stephans-Grün (St. - Stepher 
aus, ein viecediger Platz, davon jede Seite 1000 Fuß lang, umd der mi 
genen Bildſaͤule George II. gesiert iſt. Nur die Libertp, der kleinen 
Stadt, worin die Hefe des Volks wohnt, hat hüttenihnliche Häufer u 





einen unangenehmen Anblid. Die fhöuften Gebaͤude find: das Eh 
der Vicefönig wohnt; der Palaft des Herzogs von Leinfter; das Dii 


Duchoborʒy Duclos 389 


ct Wuchs, eine reine, anmuthige Sprache, Einfachheit und Wahrheit des Spiels, 
vs Gefühl für Porfie, und befonders die Wärme ihres Vortrags. Ebenfo [ehr 
sücte fie als Hermione, Semiramis, Dido und in der Rolle der Roxane ward 
befränzt. Nach dieſen glänzenden Erfolgen zog fie fid) auf einige Monate zus 
k, um einerneuen Schaufpielerin, derreigenden Georges (ſ. Pariſer Thea⸗ 
t), freies Feld zu laffen. 1803 trat fie wieder als Amenaide auf; vielleicht wuͤrde 
ſich noch Länger zuruͤckgeſetzt gefehen haben, wenn nicht die Kaiferin Sofephine die 
nmliche Anftellung der Künftlerin 1804 veranlaßt hätte. Es entfland nun ein 
ftiger Kampf zwiſchen den Anhängern der beiden Nebenbuhlerinnen. Wejonder& 
xGeoffrop (f. d.) einer ihrer heftigften Gegner. Aber bald Iäuterte ſich, trotz 
# Parteigefchreis, die öffentliche Meinung. Ward ihrer juͤngern Nebenbuhlerin 
1Rollen, bie Kraft und Ziefe fodern, der Preis zuerkannt, fo behauptete doch bie 
Be Künftierin in gefühlvollen den Vorzug. Seit 1808 wurbe fie durch Kraͤnk⸗ 
Phkeie oft Lange Zeit von der Bühne entfernt, ift aber 1822 von neuem aufges 
en. 


Duchoborzy,f. Sriehifhe Kirche. 

Ducis (Scan Francois), dramatifcher Dichter, bekannt buch f. Bearbel⸗ 
m mehrer Stüde von Shakfpeare, geb. um 1732 zu Verfailles, trat ſpaͤt als 
Bicifefteller für die Bühne auf. Sein erſtes Stuͤck „Ameliſe“, machte fo wenig 
win ale viele fe:gende. Defto mehr Aufmerkjamkeit erwedite fein „Hamlet“, 
IAs erſte Shak;penre’fche Stück, welches auf die franz. Bühne fam. Diefe Nach: 
ideng aber ſowol als die nächftfolgende: „Nomeo und Julie“, und die [pätern, 
zen dem franz. Volksgeſchmack fo ganz angepaßt, und der Bang der Handlung 

cinigen fo ganz verändert, daß zuweilen nur der Titel an dus Urbild erinnert; 
Mein eben deßwegen fanden diefe Bearbeitungen in Frankreich defto groͤßern Beifall. 
are verſuchte er in f. „Odipus bei Admet“ die Griechen nachzuahmen, kehrte aber 
iu Shakſpeare zuruͤck, und bearbeitete nach und nach „Rear“, „Macbeth, 
lei" und andre Stüde. Unter f, eignen Arbeiten zeichnet ſich „Abufar oder 
jb abiihe Familie“ aus. Sein Styl iftzumeilen hart, aber edel und voll tras 
ı Mr Würde. 1778 ward er an Voltaire’s Stelle in die Akademie gerufen. Dann 
‚0 er als Secretair bei Ludwig XVIII. angeftelt. Er blieb diefem unter allen 
Bexitniffen treu, und Ichnte unter Napoleon die 40,000 Fr. jaͤhrl. eintragende 
wre eines franz. Senators und das Kreuz der Ehrenlegion ab, zu einer Zeit, wo 
aihdarben mußte. Die Ruͤckkehr Ludwigs XVIII. verfüßte fein Alter. Höchft 
wsädt war er, als der König ihm bei ber erſten Audienz einige f. Verſe recitirte. 
bin gluͤcklicher“, fagte er, „‚ald Bolleau und Nacine ; fie recitirten ihre Verſe 
Betz; XIV., mir eecitict der König die meinigen”. Er ſtarb den 31. März 1816 
Verſailles. ©. „Oeuvres‘ erfdienen 1519 zu Paris in 3 Bon. Campenon 
16523 zu Paris „Letires sur la vie, le caract. et les Ecrits de J. F. Ducis“ 
. D. vereinigte das Schredliche von Dante und Shakſpeare mit dem Liebs 
Born von Horaz und Geßner. In f. Weſen war er einfach, gutmüthig, Endlich, 
— aber ein Löwe, wenn man ihm etwas zumuthete, was gegen ſ. Recht⸗ 
it war. 

Duclos (Charles Pincau), bekannt als Romandichter, Charakteriſtiker, 

irenſchreiber und Grammatiker, geb. 1705 zu Dinant, erbielt zu Paris 
far gute Erziehung, machte frühzeitig ſ. Kenntniſſe geltend, wurde 1739 Mitglied 
Atademie der Inſchriſten, 1748 Mitglied und bald darauf beſtaͤnd. Secretair 
in franz. Akademie. Obgleich er ſich in Paris niedergeleſſen hätte, fo waͤhlte ihn 
nf, Vaterſtadt 1744 5 ihrem Maire. Asdie Stande von Vretayne, jur Be: 
etaurg ihres Eifer für das Wohl des Königreichs, Divjenigen aus ihcer Mitte 
waren ſellten, Die fich der koͤrigl. Onade am wuͤrdigſten gemad;t hätten, wurde D. 
afimmig unter dieſe Zahl gerechnet, und in den Adelftund erhoben. Micht fange 





388 Dubos Ducesneis 
denn nad) Aufzählung aller Ämter und Würden, Heißt es: Solidier ts 


bona, viator, mortuo precare! 

Dubos, Du Bos (Jean Baptifte), einer der erſten franz. Apkes 
her die Theorie der Künfte auf einen allgemeinen Grundfag zu bauen wef; 
die Kunſttheorie durch f. Vergleichung der Poefie, der Malerei, und Muj 
Mexions sur In poesie, la peinture et la anusique““, Paris 1719, 6. 
in 3 Bdn., Über. von Zune 1759 und mehrmals; der 3., welcher eine: 
fung über die theatralifchen Vorftellungen der Alten enthält, von Leffing 
ſ. „Zhrate. Bibliothek”, 3. St.) bereiherte. Als Grundlage f. Theen 
das Beduͤrfniß auf, welches jeder Menſch fühlt, ſ. Gemuͤthskraͤfte zu de 
und ſ. Empfindungen in Wirkſamkeit zu fegen. Geb. zu Beauvais 1670 
er daſelbſt und zu Paris, wurde 1695 in dem Bureau der auswaͤrt. Ange 
dem Minifter Torcy angeftellt, welcher ihm die Beforgung wichtiger & 
Deutſchland, Italien, England und Holland übertrug. Auf diefen Rz 
melte er f. Exfahrungen über die Kuͤnſte, welche er in jenem Werke aufftelt 
fe Zurüdkunft erhielt er ein Kanonikat, eine Penfion und 1722 die Stel 
ftänd. Secretairs der franz. Akademie. Als Geſchichtſchreiber hat erfit 
„Histoire de la ligue de Cambrai‘ (Pazis 1721, 2 Bbe., 12.) un 
toire critique de l’etablissement de la monarchie frangMisc dans les 
Amfterd. 1743, 2 Bde., 4. und 12.) ausgezeichnet. Voltaire rechnet 
die en welche das Jahsh. Ludwigs XIV. verherrlicht Haben. 
zu Paris 1742. 

. Ducange, f. Duftesne. 

Ducaten, f. Dukaten. B 

Ducaton, 1) eine holländ. Goldmuͤnze (audy Ruyder genannt), 
6 Thir., und. eine Silbermünge, ungefähe 1 Thle. 17 Gr.; die erfle if 
tionalmlinze, die nur im Lande circulirt, die Silberducatons aber werde 
llch im Handel mit Oſtindien gebraucht ; 2) eine franz. Silbermünze (cm 
Dulaten ober 1 Thlr. 12 Gr. werth), fo viel als ein Laubthaler; 3) eine 





diſche Minze von ungefähr 1 Thlr. 13 &r. . 
Duchesne ober Du Chesne (Andre), Taten. Chesnius, Di 








390 Du-Deffand Duett 


vor f. Tode ward er an Voltaire s Stelle zum Hiftoriograpben von Funke 
nannt. Er ftard zu Paris 1772. Zu. beften Romanen gehören die „Caxfe 
du Coimte de B * (1741, 12,), und zu den beften Memoiren ſ. lem 
les nocurs du XV Illıne siecle* (1751, 12); beide reich an feinen 
den Bemerkungen, befonders über das weibliche Geſchlecht und über die tie 
„‚Considerations sur les moenrs de ce sitcle“ (1749, 12.) in Banks 
nier, find voll geitelcher treffender S takterzeichnungen und tiefer A 
NT.“ wird geichägt, doch ertenntm 
Sr&ern biſtotiſchen Wirth haben ſ. „Memeires 
AIV. er XV.“ Diefe arbeitete Duclos au l 
Sie erfhienen erft 1791 (2 Bde,, verdeurihtw 
Huber, Berlin 1791). Endlich hat er fich au f. „Remarques sul 
maire gönerale de Portroyal‘‘ (1764, 12.) als Spradyforfcher ausgeyiga 
ki gab die „Ocuvres completes de Duclos“‘ (Paris 1809, 10 Biel 
er lebte Bd. enthält ein Bruchſtuͤck einer Selbſtbiographie. Im den 
„Memoires de Madame d’Epinay** (1818) lernt man Duclos's Char 
einex nicht guͤnſtigen Seite kennen. 
Du⸗Deffand (Marie de Vichy Gamrond, Marguit), ge 
aus einer edlen Familie in Bourgogne, und erzogen in einem Klefter j 
eutwickelte ſchon in zarter liebenswuͤrdige und glänzende Ei — 
Ütern verheiratheten ſie 1718 an den Marquis Du = Deffand; als aba 
Ährer Großmutter ihr eine Rente von 4000 Livres verſchaffte, Lisß fie Rh 
Gatten ſcheiden. Man beſchuldigte fie, eine Zeit lang der Gegenftand R 
Schaft des Regenten, Herzogs von Orleans, gervefen zu fein. An demg 
‚Hofe der geiftreichen Herzogin von Maine zu Sceaur kam fie mit Boltain 
nac, Fontenelte, La Motte, Madame de Lambert, Mademoifelle Diiz 
nahe Berührung. Doc; mehr noch von den Reigen der Hauptſtadt angeyeg 
fie hier den Umgang der größten und ausgezeichnetſten Schriftftelfer di 
Auslandes, die fie in ihrem Haufe verfamnielte. Diderot, Madame D 


die Herzogin von Boufiers, Henault (mit dem fie bis an f. Tod, 1770, 
Berhättniß Ichte), bie Herzoginnen von Grammont und Chauines, der. 


Dufresne Dufresny 491 


ur Baß⸗ und Mittelſtimmen haben. Im erſtern Falle iſt zugleich der Sag ein 
‚geilimmiger Satz. Iſt das Tonſtuͤck ein Inftrumentalftüd, fo nennt man dafs 
SR iaibeſondere ein Duo, es mag ein oder mehre Stimmen zur Begleitung has 
ee nicht. Duett im engern Zinne nennt man in Dpern, Gantaten u. f. w. 
imfid mit zivei Hauptpartien. Das Duet iſt concertirend, wenn der Haupts 
in den Stunmen abwechſelt, ſodaß die Melodie bald in die höhere, bald in die 
Stimme verlegt wird, wozu eine grüntliche Kenntniß der Harmonie, und 
dere des zweiftimmigen Satzes, ſowie der Regeln des doppelten Gontras 
um fo unentbehrlicher ift, da bei zwei Stimmen jede falfche Gegeneinanders 
dir Intervallen weit mehr auffällt, als wenn biefelbe durch den Zutritt meh⸗ 
}eimmen gedeckt werden kann. Dir Vortrag eines Duetts ift nicht minder 
jerig, und ſetzt voraus, daß fich Die Saͤnger in ihren Manieren genau kennen, 
yamfeitig nach einander richten, damit die volltommenfte Einheit harmoniſch 
licht werde. 
- Dufresöne oder Du Fresne (Charles), Herr von Cange, baber oft 
ange genannt, ein Kiterator, der fih um die Geſchichte des Mittelalters, 
ih ſ. Vaterlandes, ſowie um die brzantinifche Geſchichte, ſehr verdient ges 
bat. Geb. 1610 auf einem Landgute bei Amiens, aus vornehmer Samilie, 
kte er in dem Jeſuitercollegium dafelbft, nachmals zu Orleans und zu Paris, 
kstern Orte wurde er 1631 Parlamentsatvocat, 1645 Eönigl. Schagmeifter 
Anime, von wo ihn eine Peft 1668 nad) Paris vertrieb. Hier widmete er ſich 
der fiteratur und gab f. großen Werke, namentlich f. Gloſſarien für die mittlere 
muere Graͤcitaͤt und Eatinität, f. „‚Ilistoria byzautina‘‘ (1980, Paris, Fol.), 
Imalen des Zonatas, f. Numismatik des Mittelalters und andre bedeutende 
Ab heraus. Er ſtarb 1658. 
Dufresny (Charles Rivière), gab zu Paris 1648, Großenkel der unter 
Rımen la belle Jardiniere bekannten Bäuerin, welche die Neigung Heins 
IV. auf ſich gezogen hatte, wußte ſich, unter unguͤnſtigen Umftänden fı Weg 
em. Muſik und Zeichentunft, Architektur und Gartenkunſt, beſonders 
Porfie waren feine Licblingsunterhaltungen ; in allen diefen Künften war er, 
gerade eine gebildete Erziehung erhalten zu haben, und ohne beſondern Fleiß, 
IS aid mittelmäßig. Sein Fanilienverhältnig brachte ihn an den Hof Lud⸗ 
u .; fe Gewandtheit verdantte er die Anftellung als Eönigl. Kammerdiener, 
in die Stelle als Auficher der königl. Gaͤrten, und das Privilegium einer 
kaömanufactur. Aber der lockere und verſchwenderiſche D. trat Beides fr 
mittelmäßige Summe an einen Anderen ab, und verkaufte in der Folge aud) 
iger Weife eine von Ludwig XIV. ihm ausgefegte Keibrente von 3000 
Bald darauf verkaufte er, um dem Hofzwange zu entgehen, auch f. Kams 
elle, und zog nad) Paris, wo er im Verein mit Regnard für das Thea⸗ 
uukitete. Man kann ihm große Menfchen = und Sittenkenntniß, Feinheit und 
nicht abfprechen; nur erreichte er nicht die Lebendigkeit des Vortrags und 
Srärkeim Komiſchen, wie Andre feiner Zeit; die Entwidelungen ſ. Stüde find 
ſchwach. Doc) gehören f. Euftfpiele zu den vorzüglichen Converſations⸗ 
ber Franzoſen, und zeichnen ſich durch die Kunft aus, das Laͤcherliche der 
e, auch mo es im Leben nicht auffälft, hervorzuheben. 1710 erhielt D., 
eme neue Gnade des Könige, das Privliegium über den „Mercure galant‘‘, 
wihed er 1713 gegen eine Leibrente wieberabtrat. Seine Werke find in 6 Bdn. zu 
Fari11731 und 1747 in 4 Thin.) erfchienen, und gewähren eine aufheiternde Rec: 
ia. D. hatte ein auegezeichnetes Süd in allen Verlegenbeiten. Als er zulegt ohne 
Hilftmittel war, überreichte er dem Negenten eine Bittfchrift, und dieſer ließ ihm 
000 Livres zahlen. Hiervon baute er das niedliche Gebaͤude, befannt untrı 
a Vamen: „das Daus des Plinius”. Cr ſtarb zu Paris 1724. 




























392 Duguay» Trouin Dufaten 


DuguaysTrouln (Rene), einer ber berühmteften Seemäne 
alters, geb. 1675 zu St.-Malo, Sohn eins relchen Kaufmannd und a 
Seemanns, machte auf einem Fahrzeuge von 18 Kanonen, das |. Famılı 
Kelege gegen England und Holland ausrüftste, 1689 f. erften Seez 
Muth bewog f. Familie, ihm 1691 ein Fahrzeug von 14 Kan. anzueten 
die Küften von Itland verfchlagen, benupte er dieſen Zufall, nahm in € 
und verbrannte, ungeachtet einer bedeutenden Anzahl feindlicher Truppen, 
Einft ward er gefangen und nad) Plymouth gebracht. Dort gemamr 
einer Englaͤnderin; fie verfchaffte ihm die Freiheit. Nun machte er aberm 
Kreuzzug nad) den englifchen Küften, und nahm 2 Kriegsfchiffe. Lett, 
J., erregte er die Aufmerkfamkeit der Negierung. Ludwig XIV. fandtei 
Degen. Er nahm fortwährend engliſche und hollaͤndiſche Schiffe an de 
ſchen und fpanifchen Kuͤſten; 1696 eroberte er einen geoßen Theil der un 
fenaer ausgelaufenen hollaͤnd. Flotte. 1697 kam cr als Gapitain int 
Marine. Im fpanifchen Kriege zeichnete er ſich fo aus, daß ihn der Ru 
Abelftand erhob; denn er habe (fo hiefi es In dem Patente) mehr ale & 
ſchiffe und 20 Kriegsfchiffe erobert. Durch die Wegnahme von Rio: 
1711, brachte er der Krone fiber 25 Millionen ein. Unter Ludwig AV. 
f. Vaterlande wichtige Dienfte in der Levante und im mittell aͤndiſchen Mı 
farb zu Paris, 1736. &. Memoiren erſchienen dafelbft 1740 in 4 Bd 
maß [hrieb ſ. Eloge. 

Dujardin (Karl), Maler, geb. 1640 zu Amſterdam, ein Se 
Verghem, war unübertrefflich in Landſchaften, Thierſtuͤken und Baml 
Fruh ging er nad) Italien, und ward Mitalied der Schilder Bande zu 
welcher er den Namen Bodsbart erhielt. Seine Arbeiten fanden große 
Auf der Ruͤckreiſe in fein Vaterland machte er zu Lvon bedeutend: Schulh 
ex ſich dadurch entzog, daß er feine reiche, aber ſchon bejahrte Wi 
Er ging mit ihr nad) Amfterdam, wo ihn f. Gemälde fehr theuer 
Dennoch verließ er, wahrſcheinlich aus Abneigung gegen f. Frau, auch dl 





heimlich wieder, und ging nad) Rom, wo er f. alten Freunde und B 
fand, und mit großen Aufwand lebte. Von da ging er nach Venedig, 








394 Dufer- Dumas 


Dnuker (Karl Andrens), Phitolog, geb. 1670 zu Unna, In der & 
Mark, genoß ben erften Unterricht auf dem Gymnaſium zu Hamm, bein 
Univerfität Franeker, wo Perigonius fein Lehrer war, ward 30 J.alt, 
Geſchichte und Beredtſamkeit an dem Gymnaſium zu Herbom, und 170 
Subrector an der Schule im Haag. Er machte ſich zuerft befannt der 
Brief über den Fluß Oaxes, der aus zugsweiſe 1711 in dem Vibius Sequ 
Heffelins erſchien. In demj. 3. gab er f. „Opuscula varia de latiuits 
consultorum veterum‘* keraus (2, verm. Aufl. 1761). Ad Burmannar 
niuss Stelle nad) Leiden ging, theilte man deſſen Lehrſtuhl der Geſchichte 
zebtfamkeit zwifchen Dufer und Drakenborch. Dufer eröffnete f. Voric 
einer Rede über die Schwierigkeiten der grammatiſchen Auslegung der gri 
lat. Schriftfteller, welche man in Kapp's „Sammt. ausgewählter Reden 
Nach 18. 3. legte Duker, f. Gefuncheit wegen, fein Amt nieder, begab ' 
Meyderich, und ftarb dort 1752. Sein Ruhm ale Philolog beruht vor 
auff. Ausg. des Florus und Thucndidee. Außerdem findet man Anmerd, 
in Drafenbordy's Livius, Oudendorp's Sucton, Burmann's Servius u.| 

Dulon (Ludwig), der blinde Flötenipieler, geb. zu Oranienburg an 
vet 1769 den 14. Aug., verlor in ber erfien Woche feines Lebens durch ein 
ſchickten Augenarzt fein Gefiht ; dennoch entwidelte er fein muſikaliſches 
ſchnell, daß er ſchon im 13. J., unter Begleitung f. Vaters, fich in dm 
üchſten Orten Deutſchlands mit außerordentlichen Beifall auf ber Feten 
Auch auf dem Claviere trug er Seb. Bach's Fugen rein und ohne Anſtoj 
er componicte felbft, indem er, ohne ein Inftrument zu gebrauchen, Alles 
Berorbentlicher Genauigkeit in die Feder dictitte. Hofrath Wolke lehrte zu 
1796 den blinden Kuͤnſtler ein ihm ganz fremdes Alphabet und Zifferztich 
berfelbe die taftbaren"Lettern leſen, fie componiten, fogar von Anbern gefe 
len angeben und Redyenerempel machen konnte. Seine von ihm feitftwe 
ziehende Lebensbefchreibung in 2 Bbn. gab Wieland, Züri) 1807 und 18 
aus. Sn den legten Jahren ſ. Lebens ftellte er feine Kunſtreiſen ein, lebt 


Würzburg und ſtarb daſelbſt den 7. Zuli 1326. 
Dumarfais(Gefar Chesneau), Sprachforfcher, geb. 1676 zu 9 


Dumouriez 395 


re Lafayette zur parifer Nationalgarde. 1792 wandte er alle Kräfte an, bie 
egſserklaͤrung gegen Öftreich zu verhindern. Während der Schrediensregierung 
brand er. Im Sept. 1795 kam er in den Ruth der Alten. 1797 fprach er 
hdrücklich gegen die Annäherung der Truppen, melde das Dirsctorium In die 
gend der Hauptſtadt berief, und wurbe von dem fiegenden Iriumvirat zur Des 
tation vecurtbeilt. Er flüchtete nady Deutſchland. 1799 gab er zu Hamburg 
gut gefchriebenes Journal unter dem Titel: „„Precis des eveneinens milit,* 
aus, das feine tiefen Kenntniſſe in der Kriegskunſt beftätigte. Nach den 18, 
umaire kehrte er nach Frankreich zuriick. 1800 ward er Chrf des Generalſtabs 
pweiten Reſervearmee, und wohnte dem Feldzuge in der Schweiz von 1801 bei. 
m Aug. 1802 Isgte er den Plan zur Bildung einer Ehrenlegion vor. Bald wurde 
‚Divifionsgeneral, dann Chef des Generalſtabes. Zu Ende 1805 kam cr zur 
when Armee in Deutſchland, bei welcher er auch 1809 wieder im Generalſtabe 
imte, 1812 begleitete er Napoleon in dem Feldzug gegen Rußland, und wurde 
Wert, ald Generalintendant der franzöf. Armee, bei der Übergabe von Dresden 
biensgefangen. In der neueften Zeit hat er an zefangen, f. „Pr&cis des evgne- 
ms‘ fortzufeßen, wovon 19 Bor. bie 1825, mit 8 Atlas Fol, (240 Sr.) er⸗ 
Wesen find. Der 19. Bd. endigt den Krieg von 1807. 

Dumouriez (Charles Francois), geb. zu Cambray 1739, ſtammt aus 
am Parlamentöfamilie der Provence, kam 1757 zur Armee in Deutfchland, uns 
kn Darfchatl Eſtrees, und wurde dabei zum Kriegscommiffair ernannt. Nach⸗ 
hente ec als Cornet bei dem Negiment d’Escar. Den Tag vor der Schlacht 
Koftertamp verwundet, gerieth er in Gefangenfchaft, erhielt 1761 eine Haupt: 
De, wurde 1763 verabfchiedet und empfing das Ludwigskreuz. Kein 

Geiſt verfkattete ihm nicht, in Ruhe zu bleiben; er hot den Genuefern, 
Maaf Yacıi ſ. Dienfte an, und begab ſich, da beide Theile fein Anerbisten abiıhne 
aufelgne Rechnung nad) Sorfica, kam dann nad) Frankreich zuruͤck, und legte 
ver, wie man fich diefer Inſel bemädhtigen follte, fand aber Eein Gehör. Er 

Padinauf nad) Spanien, befuchte die portugiefiidyen Grenzen, und fchrieb 1766 

| Iaketanntm: „Verſuch über Portugal” (1768). Als man fich zur Eroberung 
Mäefica entſchloſſen hatte, ward er als Generalquartiermeiſter bei der kleinen 
welche man dahin ſchickte, angeſtellt, und hierauf Oberſt. Er veruneinigte 
Male mit allen Generalen, namentlich mit Marboeuf. 1770 gab ihm 
g den Auftrag, bei der Confoͤderation von Bar gegen den ruſſiſchen 
Axicken. Er wohnte dem Feldzuge, 1771, gegen die Ruſſen bei. 1773 
war ihn In einer Angelegenheit mit Schweden nad) Hamburg, weil er aber 
W ehaltenen Vorſchriften überfcheitten hatte, wurde er in die Baflitle gefegt. 
Meinem der Sommiffaire ernannt, denen die Unterfuchung Übertragen war, 
Ph auf der Kuͤſte des Canals ein Kriegshafen errichten ließe, ſetzte er es durch, 
ur 1778 da8 Commando von Cherbourg übergeben wurde. 1788 wurde er 
1789 erklaͤrte er fi) zu Paris in einer Stugfchrift für die damals herr⸗ 

R Grundſaͤtze, konnte es aber body nicht dahin bringen, Mitglicd der Genes 
mwerben. Cr ging daher nach Cherbourg zurücd, war Commandant 
eatmitiz diefer Stadt und Gouverneur der Niedernormandie. Zu Ende 
I begab er ſich nochmals nad) der Hauptfladt, und ließ fi in den Jakobiner⸗ 
fschmen, Später fuchte er mit Mirabeau, den er anfangs befehdet hatte, 

Köck g zu treten. Um diefe Zeit ward er als Marechal:te:Gamp in ber 

Armeedivifion angeſtellt; aber wenig mit einem Platze zufrieden, der ihm 
Kae Bei, fi) bemerkbar zu machen, darbot, blieb er in der Hauptſtadt, und 
Mnideite mehr als je den Jakobinern. Er trat, nachdem er das Minifterium, 
nanchen er einige Zeit angeſtellt geweſen war, verlaſſen hatte, als Generallieute— 






















396 Dumourieʒ 


nant in bie Atmee kLuckner's an der Nordgrenze und erhielt, als Lafayette a 
dert war (19. Aug.), den Oberbefehl über deffen Heer. Die Preufen, 
und vereinigten Emigritten hatten ſich damals ſchon der Feſtungen La 
Verdun bemeiftert, und ruͤckten gegen die Champagne vor. Ernahmf.E 
Grantpre und ließ die 5 Pälfe des argonner Waldgebirges befegen, da akı 
von Groir:aur:Bois von den ſtreichern mit Gerwalt durchbrochen worden 
er ſich gegen St. Menchould zurid, während Kellermann die Stellunzt 
(20. Sept. 1792) Echauptete, und eröffnete hierauf Untethandlungen mi 
nig von Preufen. Im Oct. begab er ſich nad) Paris, und arbeitete mit! 
ziehungsrathe einen Plan für den Winterfeldzug aus, Bei f. Rüdkche: 
foberte er die Belgier ben 24. Oct. buch eine Proclamation zum Aufite 
ihren Souverain auf, und griff ben 6. Nov. bie Öftreicher in ihrem Lag 
mappe an. Xrog ihrer geringen Anzahl uͤberließen ihm die Kaiferlichen 
einem langen und blutigen Gefechte den Sieg, worauf er an der Mass ı 
bie Winterquartiere bezog. Jetzt brach fein Verdruß gegen den Mini 
aus, mit dem er während des ganzen Feldzugs in offener Fehde geſtan 
weil diefer fein Heer an allen Veduͤrfniſſen Mangel leiden ließ. Darauf 
ſich nad) der Hauptfiadt, un, wenn man f. Memoiren glauben mil, d 
fuch zur Rettung Ludwigs XVI. zu machen, deſſen Proceh damals feinz 
nahm. Bei einer zweitin Reife dahin fah er weit mehr Deputicte auf 
der Gironde; allein er errang wenig Einfluß und wurde felbft bei dem Ger 
geklagt. Den 15. Febr. lich er den Feldzug mit dem Bembardement v 
sicht eröffnen, und machte felbft von Breda und Klundert aus, welche 
er genommen hatte, einen Angriff auf Holland. Der grögte Theil feiner 
aber, die erinden Winterquartieren unter dem General Valence zerfir 
konnte dem Prinzen von Koburg feinen Widerftand leiſten. Diejer gi 
franz. Vorpoften an der Roer an, warf fi, und entfegte Ma 
zog jept f. Truppen in der Ebene von Zirlenont zufammen, und 
Öftreichern die Schlacht bei Neerwinden, die er, f. Angabe nad), duch I 
Schuld, der den linken Fluͤgel befehligte, verlor. Einen neuen Verlufte 
A ch um Wückuge ae?) 3 3 








mußte. Allein im parifer Frieden 1783 wurden jene Artikel aufge 
dem ward an der Wiederherftellung diefer Stadt gearbeitet, fo weit 
Lage Frankreichs erlaubte. Die Wichtigkeit der Stadt riß den He 
hin, im Aug. 1793, gegen Koburg’s Rath, mit einem eignen Ce 
Meilen von der Hauptmaffe dee oͤſtr. Heers vor Duͤnkirchen zu ruͤcke 
rigſten Anftalten ber Belagerung zu treffen. Man erwartete täglid 
als General Houchard ſich fo unvermuthet und Überlegen niherte, u 
Belagerten einen fo wüthenden Ausfall thaten, daß der Herzog ge 
ſich eiligft mit Feldmarſchall Freitag, unter deffen Leitung er comme 
zuziehen und die Belagerung aufzuheben. In Friedengzeiten hat X 
Steihäfen, einen au6gebreiteten Handel. Auch feine Tabacksfal 
deutend. 

Dunois (Sean von Orleans, Graf v.), und von Longuevil 
geft. 1468, ein natuͤrl. Sohn Ludwigs, Herzogs von Orleans, de 
dv. Burgund ermordet wurde, und der Frau von Canny⸗Dunois. Du 
Damen „Baftard von Drleane” durch Kriegsthaten berühmt mache 
f. Laufbahn mit der Niederlage Warwick's u. Suffolk's, die er bie 9 
Bon den Englänbern belagert, vertheidigte er Orleans mit dem größt 
die Jungfrau von Orleans ihm Entfag zuführte. Dem Grafen Dun 
einzig und allein die Ehre, bie Feinde aus der Normandie und Gui 
haben. 1441 brachte er ihnen den toͤdtlichen Schlag bei Chatillon 
kann wol fagen, daß Karl VIE feinen Thron Dunois's Degen verde 
hielt von ihm den Titel „Wiederherſteller des Landes“, die Grafſche 
und die Würde eines Oberkammerherrn von Frankreih. Ludwig ? 
nicht weniger. Deffenungeadhtet war D. die Seele der Partei, we 
Ludwig erhob und ſich den Bund der Öffentlichen Wohlfahrt nannte, 

Duns (John), ein Scholaftiker vom Sraneißcanerorden zu 
Jahrh., aus Dunfton in Northumberland, oder der Stadt Duns 
Iand, daher auch Scotug genannt, fowie f. Anhänger Scotifte 


Bau FAAAMGAM ıını Scharfinninftan Nanbar f Noait achialt an ya Main 





len aus der Kriegsfchule zu Ka Fleche entwich, um in Nantes als € 
See zu gehen. Man holte bie Flüchtlinge ein, und der berühmte 
zu jener Zeit zu 2a Fleche in Boſatzung lag, verfchaffte ihm Verzeit 
Kriegsfchule zu Paris war er fleißiger als früher, mußte aber, als 
ficht zur Beförderung im Serdienfte zeigte, unter der Landmacht D 
Beim Ausbruche des Kriegs mit England (1778) fand er endlich © 
in vielen Seegefechten auszuzeichnen. Nach dem Frieden erweiterte 
denen Seezuͤgen feine Kenntniffe. Als das Gerücht fich verbreitete, 
rouſe auf einer wuͤſten Inſel gefcheitert wäre, fammelte Dupetit:T 
zeichnungen zur Auerüftung eines Schiffes, das Lg Peyroufe auffudy 
den Pelzhandel auf der Nordrvrftlüfte von Amerika treiben follte, 
ein ausgezeichneter Botaniker, wollte ihn begleiten; konnte aber, ve 
Tutionsgericht eingeferkert, erſt ſpaͤter nachfolgen. Er traf f. Brud 
Trance. Dupetit⸗-Thouars wurde auf f. Fahrt von Unfällen all 
Die Portugiefen, aus Miftrauen gegen die Franzoſen, bemädhtigter 
und führten ihn ald Gefangenen nad) Liffabon, wo er lange im Kerl 
f. Befreiung vertheilte erunter f. Mannſchaft, was ihm die portu; 
rung ald den Ertrag dee verkauften Wracks f. Schiffes gegeben hatte 
Nordamerika. Hier machte er zwei Berfuche, die Nordweſtkuͤſte zı 
reichen, und beſuchte mit de la Rochefoucault Liancourt den Niagar 
f. Vaterlande der Revolutionsſturm ſich gelegt hatte, kehrte er heim ı 
der Seedienſte. Auf dem Zuge gegen Äunpten befehligte er ein altes 
Kanonen, wo Dolomieu, der Beſchüͤtzer f. Sugend, an |. Seite 
voraus, was zu befürdyten war, wenn man Nelſon's Ankunft in be 
falfchen Stellung auf der Rhede von Abulir erwarten wollte, und rie 
ter Segel zu gehen. Unerſchrocken focht er gegen die fiegreichen feint 
und fiel (1798) in dem Kampfe. 

Dupin. J. Andreas Maria, einer ber berühmteften 
gelehrten und Abvocaten unſerer Zeit, geb. 1783 zu Varzy, verler | 
einen Gewaltſtreich der Revolutionsbehoͤrden. Der nächtliche Über: 
chen Haufes, die Durchſuchung der Schriften und alle Auftritte, we 
bung eines Hausvaters begleiten, prägten ſich f. Gemuͤthe fo tief ein, 


- Dupin (Charles) 401 

bekannt. 1815 kam er in die Deputirtenkammer, wo er ſich durch edlen 
n auszeichnete. Cr widerfegte fid) dem Antrage, Napoleon den Wetter des 
ande zunennen, er ftimmte für des Kaifers Abdankung, verlangte, ‚die Des 
ntammer folite fic zur Nationalverfammlung erklaͤren, und ſprach gegen den 
lag, Napoleon U. zum Thronfolger auszurufen. Nach der Ruͤckkehr des 
B befchäftigte ſich Dupin ausfchließend mit der Rechtögelchrfamkeit, und 
‚nebft Berryer, Ney's Vertheidiger. Er fchrieb in diefer Angelegenheit einige 
e Denkſchriften, voorunter diejenige, welche die Übereinkunft vom 3. Jull 
zu Gunſten des angeflagten Marfchalld anzuwenden fuchte, großen Beifall 
. Blieb ihm in dieſer Rechtsſache nichts als die Ehre der Vertheidigung, fo 
z Erfolg f. Beredtſamkeit um fo belohnender, als er im folg. 3. die Engläns 
ilſon, Bruce und Hutchinfon vertheidigte, die wegen der Theilnahme an La⸗ 
"8 Entweichung angeklagt waren. Nie verfagte er einem der virlen Anges 
3, die In jener Zeit von dem Parteihaffe verfolgt murben, f. Beiftand. Durch 
ithige Schriften und Eräftige Reden vertheidigte er die Freiheit der Preſſe; 
bereit, bie Raͤnke einer mächtigen Partei und ihre Rachſucht zu entlarven. 
mögezeichneten Geiftesgaben verbindet D. die edelſten Gefinnungen, und bie 
mmtıptgkeit, womit er ſ. Beruf erfüllt, ift Iaut anerkannt worden. Außer 
mannten Werke hat er mehre Schriften über das römifche und franz. Recht 
Bgegeben, und eine gute Ausgabe des Natur s und Voͤlkerrechts von Burlas 
iin 5 Bdn. beforgt.. ©. „„Memoires, playdoyers et consultations‘‘ find 
Bon. 4. gefammelt, — II. Charles D,, f. Bruder, ausgezeichnet als Geos 
, Ingenieur und Wafferbaumeifter, geb. 1784, feit 1801 Zoͤgling der von 
kon geftifteten polytechnifchen Schule zu Paris, legte ſich mit Eifer auf die 
utrie, und bemühte fich, die mathematiſchen Wiſſenſchaften für den Staats⸗ 
fruchtbar anzumenden. Während der Kriege Napoleons diente er auf ber 
» und war 1805 fehr thätig bei der Anlegung des Hafens zu Antwerpen. 
war er ald Freiwilliger auf dem Gefchwaber unter dem General Gantheaume, 
ing mit ihm nach Corfu. Dupin blieb auf den ionifchen Inſeln als Secre⸗ 
er neugeftifteten onifchen Akademie. Er veranlaßte die Stiftung von Olym⸗ 
npreifen für Schriften in der alt= und neugriechifchen Sprache, wozu man alle 
ropa und Afien lebende Griechen einlud. In Corcyra Überfegte Dupin die 
bifchen Meden des Demoſthenes und fchrieb cine Abhandlung Über diefen 
er. 1911 verließ er die ionifchen Infeln und ging nach Stalien. Hier gab 
keflinnigen geometrifchen Unterfuchungen heraus. In Toulon rettete er 1813 
Hönen Bildwerke, die Puget für Ludwigs AIV. Galeeren gemacht hatte, und 
Frinnerungen an den Ruhm der franz. Seehelden wurden cine Zierde des von 
n geftifteten Muſeums im Zeughaufe zu Toulon. Er begann bier ſ. Dars 
ig der Schiffbaukunſt im 18. und 19. Jahrh., die er bis 1315 fortſetzte. 
dem zweiten parifer Srieden machte er eine Reiſe nach England, das er wähs 
ines Aufinthalts von 20 Monaten in verfchiedenen Richtungen durchkreuzte. 
bedeutende Feucht diefer Reifen waren fe Denkfchriften über das Scewefen, 
ruͤcken und Straßen in Srankreih und England, Nah f. Ruͤckkehr 1818 
rer Mitglied der Akademie, und las in den Sigungen derfelben mehre gehalts 
Abhandlungen vor, u. A. über die Vortheile der Gemwerbfamkeit und der Mas 
2. Bei der Stiftung des neuen Conſervatoriums der Künfte und Handwerke 
er zum Lehrer der angewandten Mechanik ernannt. Seit 1820 erſchien fein 
wert: „Voyages dans la Grande-Bretagne‘“ (deutich Überf., Stuttgart 
‚fg.), eine umfaffende Darſtellung der Vorzüge und Mängel der britifchen 
altung in Beziehung auf Landmacht, Serwefen, Artillerie, Strafenbun, Ges 
eweſen, Bergwerke, Gewerbſamkeit und Handel. Dupin urtheilt zwar nicht 
e unbefangen über die Nebenbubler f. Vaterlandes, indeß hat er manche nach» 
w.seer. Gicbente Aufl. Bd. III. 2%6 





402 Drauuplleitaͤt Dupuis 


theilige Einrichtungen bes Inſellandes und auffallende Mißbraͤuche ber L 
gruͤndlich geruͤgt. 

Dauplicitaͤt, Doppelheit, bedeutet in der Philoſophie das 3 
Gegenſaͤte oder auch ben Gegenfag zweier Kräfte (3. B. das 
zuruͤckſtoßenden unb anziehenden Kraft), oft in gemeinen Reben die Aufı 
Dinges auf zwiefache Weiſe, daher auch die Zweideutigkeit ober Zweizin 
Duptif (duplica), in der Rechtsſprache, bie zweite Antwort des 
oder die Antwort aufdie Replik. (S. Proce ß). Dan wendet diefe] 
auch auf literariſche Streitfchriften an. 

Dupont de l’Etang, f. Baylen, Capitulation von. 

Dupont de Nemours (Pierre Samuel), geb. zu Part 
1739, gehört ſowol in Hinſicht f. Kenntniſſe und Talente, als f. min 
len Charaktere, f. trefflichen Grundſaͤte und f. tabeltofen Zeben® zu den 
fien Menfcyen der neueften Zeit. Er hatte in Paris als Privatgeleht 
ungelannt gelebt, bis er 1773 f. Grundfäge über Phitofophie und polu 
nomie in ben „Les ephemerides du citoyen‘, entwidelte, woburd « 
Mipfallen des Minifters Choifeul zugog, und Frankteich zu verlafien 
tourde. Mehre auswärtige Regenten boten ihm eine Zuflucht an; der 
von Baden ernannte ihn zum Geh.⸗Legationstath j der Großherzog der 
und Jofeph II. traten mit ihm in Briefwechſel; Guftav IIE. von Schi 
ihn mit bem Wafaorden, und der König von Polen, Stanislaus Any 
ihn zum Director der Nationalerziehung ernennen. Doch zog er ed ven, 
einen, von dem Sinanzminifter Zurgot ihm gegebenen Anfteltung in fü 
fand zuruͤckzukehren. 1782 und 1783 legte er mit D. Button, dem 
des englifchen Cabinets, den Grund zu dem Frieden, wodurch die Unahi 
der Vereinigten Staaten anerkannt wurde. Dann trug er als Genen 
des Handels und der Manufacturen und Staatsrath, viel zur Welebung! 
Gewerbfleiges bei. 1787 und 1788 von Ludwig X VI. zum Secretair! 
beinverfammlung ernannt, ward er 1789 Mitglied der erflen Nationat 





lung, in ber er ſich dutch edle Grundſaͤtze, Muth und Talente auszeichnet, 
frellte er ſich ben Raͤnken der Parteien entgegen. Zweimal war er Pl 
Ruti u0 i h milioten Giunrian: 


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1647 nad) Beankreich zueüberufen, befehfigte er bie 
‚ Vorbeauz ʒwang er zur Unteemärfigkeit, al& 


n 1637 bervor.. 1 


ahuſeden ru 


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4 


Duranmte (istancesco), einer Der gropten Kirhencomponite 
in Neapel geb., und verdankte f. erfte Bildung dem berühmten Alı 
Der Ruf Pasquini’s und Pittoni's zog ihn nad) Rom. Hier arbeite 
Leitung diefer Künftler, und erlernte von dem einen die Kunft des 1 
der Melodie, von dem andern alle Hülfsmittel des Contrapunktes. 
als Capellmeiſter nady Neapel zuruͤck, componirte aber faft ausſchl 
Kirche. In der Ficchlichen Vocalmuſik erftieg er eine hohe Stuf 
Auch bildete er die berühmteften Zonkünftler des 18. Jahrh. in Neap 
Sacchini, Piceini, Guglielmi, Traetta, Somelli ıc., und ftarb zu‘ 
62 Jahr alt. 

Durchbrechen der feindlichen Schlachtlini 
evolution, die oft mit Vortheil angewendet wird. In dieſer Abfıd 
eine beſtimmte Anzahl Schiffe auf ein gegebenes Signal ſchnell außt 
gehen mit vollen Segeln quer durd) die feindliche Kinie, um den Fei 
der andern Seite zu beichicßen, wo er oft zwei bis drei volle Geſchuͤ 
halten hat, ehe er darauf zu antworten vermag. Faſt alle Seetreffe 
Holländern und Engländern, und zwifchen diefen und den Franzo 
Beifpiele des Durchbrechens der feindlichen Linie. Der niederlän 
Ruyter ſcheint der Erfinder dieſes Manoeuvres zu fein; er führte es 
1666 hei Duͤnkirchen aus, wo er mehre Mate durch die Flotte des A 
brach und jein ſchon abgefchnittened Vordertreffen rettete. Diefi 
wurde indeß, wenigſtens bei den Engländern, fo ungewöhnlich, daß 
fteuctionen für Seegefechte auf ganz entgegengefrgten Grundfügen b 
englifchee Gutsbefiser, John Clerk, wurde durch Nachdenken über | 
welche die englifche Seemacht in deu Ichten Kriegen mit Frankreich 
auf die Unzweckmaͤßigkeit der gewöhnlichen Angriffsweife aufmerkfan 
f. Anſichten ſchon 1780 dem Slaggencapitain des Admiral Rodner 
fer erklaͤrte fpäterhin feiber, daß er in der firgreihen Schlacht gegen 
12, Aprit 1782 die ihm befannt gewordenen Grundſaͤtze Clerk's bei 
der gluͤcklich vollbrachten Durchbrechung der feindlichen Linie den € 


erhauf Falten (fehlechte Noten), 
mie verftcht man unter Durchgang burd die Sonnen 


tigen Dimmelsbegel ten, da Venus oder Mercur bei Um ⸗ 
ae ne le neh — 


des 
nd ſich alſo als dunkele, jeht nur auf uͤcſeite erleuchtete Kugeln, in 
Siede, bi Enden zu deivegen ſcheinen. Wenn 
‚don verſchiede nen, weit von einander entfernten Punkten der 
ſo aber. e nicht für alle Beobachter bie naͤmliche Zeitdauer; _ 
eſchiedenheit von der Parallare (f. b.) des Planeten ſowol ats: 
yerle fhmmung De Durcginae Dr Yen Ci 
ſer 
j eher Lorkihe begleitete Durchgang ber Venus 
tete ſich zulegt am 3. Zuni 1769 (die naͤchſt zu 
ein), und hat in ber Geſchichte der. 
ließ benfelben 








406 Durchmeſſer Duͤrer 


weltlichen urflieſten zuerſt. Unter Karl V. war er ſchon geroötaliä. 
erhielten ihn auch bie Fuͤrſten, welche auf dem Reichstag Sig und Gum 
Die aͤlteſte Urkunde Uber das einem Fürften ertheitte Präbicat, Ducchlande 
würtembergifdye von 1664. 
Durchmeſſer, f. Diameter. 
Durchſchnitt, ſ. Riß und Profil, 
Durchſichtigüeit, die Eigenſchaft der Körper, dem Bu 
Durchgang zu verſtatten. Sie hängt indeß nicht allein davon ab, daß er 
gehoͤriger Menge, ſondern daß er es auch in merkllch geraden Linien bucht 
tönnen zwei an und für ſich fehr durchſichtige Subftanzen, 3.8. B 
Öl, wenn man fie vermengt, unducchfichtig werden, weil fie bie Lichtft 
verſchiedene Art brechen. Dagegen wird Papier, weiches an und für ſih 
-fichtig ift, vermittelft des Befeuchtens mit Waffer oder DI durchfichtig. € 
ferner bei der Durchſichtigkeit nicht aufdie Härte oder Weiche der Körper 
MPorofität an, wie man aufden erften Blick glauben ſollte; ber harte Di 
durchſichtig, bie weichſten Holzarten find es dagegen nicht, rel dies 
Richtung der Lichtftrahlen in der Maffe nicht an jene Eigenſchaften der $ 
bundenift. Man muß alfo vielmehr die Unveränderlichkeit diefer geradlin 
tung der Lichtſtrahlen als den eigentlichen Grund der Durchſichtigkeitl 
— Scarffinnige Unterfuhungen und Vermutungen über Durchſicht 
Undurchſichtigkeit der Körper in dem hier angegebenen Sinne trägt ve 
in feiner „Optice‘* (@ondon, 1706, 4.) im 2, Budye ; und über die Sc 
weiche das Licht bei diefem Durchgange durch bie verfchiedenen Körper e 
Verſuche angeitellt Bouguer: „„Traits d’optique‘“ (Paris 1760, : 
diefer Schwächung des Lichts vermitelſt bucchfcheinender Körper beruht 
der neuerlich, von Lampadius angegebene Photometer, weldherine 
befteht, in die fo viel Scheiben durchſcheinender Körper eingefchobenn 
das dadurch betrachtete Licht ganz unfichtbar wird. S. „Prakt. Abh 


das Gasticht" von Accum, deutſch durch Lampadius (Weimar 1816). 
Durchzeichnen, ſ. Calquiren. 
Pose 


Ahnlichkei 
bewegung, von ihm —— unverlennbar. 
n ee Zu ſ. ee —— 


is und bie 

— ES Bee me 

ffion, mit dem Ztel 37 Stüdke, 

Johannis, mit dem Titel 15 Bi., das Leben der Maria, mit dem 
h Br — als Bee gemacht, daf Dürer nicht 
machte bioß Zeichnung Holz 


deutſchen Sprache hin, worin fein Freund, Willie 
ihm and. Seine Schriften, welche Tat ins Soteinifhe, 
fe 10, Überfegt wurden, find in einee Sammlung herausgefommen 








408 . Dürrenberg Dufch u 


u Arnheim bei 3. Janfen 1603 in Fol. Sein Leben hat I. 5. Kech 
1791) beſchtieben. 

Diürrenberg, 1) der berühmte Salzberg im Herzogtum € 
1 Stunde von Hallein, 1067 Fuß über der Stadt, aus dem jährich : 
Centner Salz bereitet werden. 300 Menfdyen arbeiten täglich; die Ausb 
nen 600 I. (da6 Werk ward 1123 entdedt), grenzt ans Ungeheuere. 2)« 
wert, 3 Stunden von Merfeburg an der Saale, das jüngfle in Sachfen, 
Bergrath Borlad) angelegt und erft feit 1763 gangbar; der Kurfürft von 
ertaufte 1764 das dazu gehörige Rittergut Duͤrrenberg. Es hat 5 Gu 
und treffliche Mafchinen, auch wird viel Salz von Artern und Köfen & 
bracht, wo ſich gute Anftalten zur Aufbewahrung der gradirten Seole 
Man brennt gröftentheild Braunkohlen, die in der Nähe gegraben wirde 
wird bier Düngefalz verfertigt. In dem am 18. Mat 1815 zwiſchen Pu: 
Sachſen geſchloſſenen Vertrage ift beftimmt worden, wie viel Satz jäl 
den Werten von Dürrenberg und Köfen für das Koͤnigreich Sachſe 
werden fol. 
Durst, der Reiz, den das Verlangen nad; Fluͤſſigkeit in Thierenı 
ſchen erregt. , Dur) Die Lebensproceffe im thierihen Körper werden un 
eine Menge von Feuchtigkeiten verbraucht, deren Erfag zur Erhaltung t 
unbedingt nöthig ift. Der Durft und die mit demfelben verbundene um: 
Empfindung und Erfchlaffung in alten Theilen iſt die Stimme der R 
durch fie das Gefchöpf auffobert, den Abgang und Verbrauch der Fu 
durch das Trinken zu erfegen. Dieſes Beduͤrfniß ift aber nicht immer g 
fondern e8 kommt dabei fowol auf die genofferfen Speifen als auf die I 
an, worin baffelbe ſich aufhält. Im Sommer, wo die Ausduͤnſtung 
der Abgang der Feuchtigkeiten, am ſtaͤrkſten ift, trinken alle Thiere mi 
Menſch mehr als im Winter. Kaltblütige und träge Gefchöpfe ertragen 
weit länger ald warmblütige und thätige. Die Wuch und bie nachhetig 
fung und Ermattung find ebenſo ſchreckliche Folgen des Durſtes wie des 
Auch Gewaͤchſe leiden Durft, erfchlaffen und welten In alten ihren Theile 
Begießen zeigt ſichtbare und ſchneile Wirkung. Bei thierifhen Körpen 


© 


Duffel Dutens 409 


Yuffet (Johann Ludwig), geb. zu Haslau in Böhmen, war einer der ber 
ſten Pianofortefpieler und Componiften füc dies Inftrument, geb. ungeführ 
Anfangs zeichnete er ſich ald Künftter auf der Darınonika aus, ging dann 
ad) Paris, von da nad) London, wo er 1796 eine bedeutende Mufithandlung 
jtenftecherei in Verbindung mit Correi anlegte. 1800 Fam er nad) Hanıs 
vo er ſich längere Zeit aufhielt, ging in der Folge nach Berlin, und warb der 
Bekannte, Vertraute und Begleiter des durch ſ. rühmlichen Tod, wie ſchon 
bucch f. großen Zalente, namentlich für Muſik, bekannt gewordenen Prins 
is von Preußen, auf deſſen Tod er auch eine f. Gefühle ausdrüdende So⸗ 
ter dem Titel „„Elegie‘ fchrieb. Er wurde nachher beim Fürften von Iſen⸗ 
ageftellt, trat aber bald in die Dienite des Kürften von Benevent, mit dem 
Paris ging. Als Componift zeigt er viel Eigenthuͤmlichkeit, reiche Erfin⸗ 
md ein Feuer des Gefühle, welches ebenfo auch in f. trefflichen, fichern und 
ch großen Spiele unverkennbar war. Erftarb 1812. Ein Vegzgeihnißfe 
fitionen gibt Gerber. | 
Jüffeldorf, Hauptft., Sis der Regierung des zur preuß. Provinz Juͤ⸗ 
leve= Berg gehörigen düffelborfifchen Regierungsbezirks, fonft die Hauptſt. 
rzogthums Berg, breitet fich auf einer ſchoͤnen Ebene am Rhein aus; und 
n der Suͤdſeite von der Düffel befpült, die unter dem Schloffe ſich mit dem 
vereinigt. Durch das franz. Bombardement wirrde dad Schloß und ein 
Theil der anfehnlichften Gebäude in einen Schutthaufen verwandelt. Die 
ift eine der ſchoͤnſten am Rhein ; die Steaßen find zum Theil regelmäßig ane 
und die Häufer durchaus von gebrannten Steinen erbaut. Sie enthält 
H. mit 26,600 Einw., und theilt ſich in die Attftadt, Neuſtadt und Karles 
"Die Neuftadt wurde vom Kurfürften Johann Wilhelm erbaut. Die Ges 
find Paläften ähnlich, und die breite Strafe ift mit Linden beſetzt. Die 
jadt verdankt ihre Entftehung dem Kurfürften Karl Theodor, von welchem 
‚den Namen erhielt. Sn der neueften Zeit ift fie noch mehr vergrößert wors 
Sie befteht aus mehren Vieredlen, die einen großen Plag einfchließen. Se⸗ 
brdig find: die Collegiat⸗- und Hauptpfarrkirche mit den Grabmaͤlern der 
Jerzoge von Juͤlich und Berg, unter welchen ſich das marmorne Maufoleum 
13098 Johann auszeichnet; die Sefuitenkirche, weldye jedoch mit Verzieruns 
erladen ift; die bronzene Reiterſtatue de& kunſtliebenden Kurfürften Joh. 
m, welchem Düffeldorf fein Emporkommen verdanft (fie fteht aufdem Markte 
von Grepelio gegoſſen); die zweite marmorne Statue deffelben Kurfürften, 
{8 von Grepello, in der Mitte des Schloßhofes (von dem ſchoͤnen Schloffe 
ind nur nod) die Ruimn vorhanden) ; die Sternwarte im ehemaligen Sefuis 
gium, und die ſchoͤne Sammlung phufitalifcher Inftrumente. Die Gemäldes 
die teichfte an Werken von Rubens u. a. großen Meiftern der niederländis 
ınd flamändifhen Schule, fonft die vorzüglichfte Zierde Düffeldorfö, wurde 
duͤnchen gebracht ; nur die Eoftbare Sammlung von (14,241) Driginalhande 
ngen, 23,445 Kupferftichen und Gypsabdrüden ift zum Gebrauche der D, 
Eademie nod) vorhanden. Die Stadt hat bedeutende Seiden = und Baums 
pinnereien, Spiegelfabriken, Eſſig⸗ und Seifenfiedereien, auch Zuderrafe 
t. Fuͤr den Rheinhandel ift D.'s Hafen einer der befuchteften am Fluſſe. 
ver Zwiſchenhandel zu Waffer und zu Lande ift nicht unbedeutend. D. hat 
genannte Beurt oder Rangfahrt nad) Holland und dem Klevefchen, welche 
ießlich von neun Schiffern betrieben wird, ſodaß 5 davon die Transporte nach 
dam, und die 4 andern die Zransporte nad) Dorteecht und zuruͤck beforgen. 
: Nübe-der Stadt ift der Hofgarten mit gefhmadvollen Anlagen, 
Dutend (Louis) ſtammte von proteftantifchen Altern aus Tours, geb. tar 
730, farb in London 1812, Gluͤckſsumſtaͤnde begnftigten (. engen 





410 Duyal (Valentin Jameray) 


liche Ausbildung fo auffallend, daß er in hohem Alter f. Tage al briifde 
graph und als Mitglied der Akademie der Wiſſenſchaften in Eonden zn 
ſchriften in Paris beſchloß. Mit Mühe fand er eine Hofmeiſterſtelle, aa 
mißlungene Verfuche im Trauerſplel uͤberzeugt hatten, daß er zum Di 
Anlage habe. Betty Pitt, des großen Chatam Schwefter, empfahl ih 
Bruder. Ein Lord, deffen Sohn er unterrichten follte, bemerkte, daß 1 
gruͤndllchen Kenntniffen nicht reich war, und wurde ſelbſt defien Lehre, 
Sohn Bastheil davon habe. Viele lebende und tobte Sprachen erlerm 
nad) einander. Der Zögling ſtarb, und D. uͤbernehm den Unterricht der 
wen Schweter deffelben. Als aber das Mädchen ſich in ihn verliebte, 
aus Pflihtgefühl das Haus ihres Waters. Seitdem bereicherten bie? 
denzie, George Pitt, Northumberland, Algernon u. A. ihn mit Penfin 
tichen Pfründen und Legaten. Er ging dreimal als britifcher Gefhäftkt 
Zurin, durchreifte mehrmals ganz Europa, und knuͤpfte mit ben meifte 
ſchen Gelehrten perfönliche Bekanntſchaft an. Die Lifte f. oft aufgeich 
bemeift die Vielfelti, diefeß Gelehrten, der durch den Umgang mit I 
Ständen gebildet, in f. Schriften auch die Gefchliffenheit eines Beltz 
legt. In 6 Bon. gab er Leibnig’s ſaͤmmtl. Werke in Genf heraus; fi 
nicht ganz voliftändig, übrigens ſchaͤzen Mathematiker des Herausg. L 
der mathematiſchen Abtheilung. Durch die beiden Sammlungen: „le car 
tique“ und „‚Poesies‘* machte fi D. ald Dichter bekannt. ©. „Hechr 

ine des decouvertes attribudes aux modernes“‘ beweiſen des d 
Veleſenheit, zugleich aber audy, daß D. das Wiffen und Erfinben der Atı 
nig zu hoch ftellt. Sein „Tocsin, ou appel au bon sens**, den er mehr 
druden ließ,, enthält ſchatfe Ausfälle auf Voltaire und Rouſſeau; über 
D. ein Gegner der reformirenden Ppitofophie und geifelte ihre Helden bei 
legenheit. Drei f. Schriften über alte Münzen und Denkmünzen da 
jeder neuen Auft,, ſowie ſ. Kenntniffe fih erweiterten, oder f. Hypotheſn 
nen er reich war, ſich beſchraͤnkten, in vielen Punkten um. Sn f. „Oen 


Its“ (London, 4 Bde.), findet man auch f. „Logique, ou l’art de rais 
Sein oft von ihm verbeff. „‚Itindraire des routes les plus frequentees 


Bücher. Das empörte 
th. Er ergriff eine Feuerſchaufel, trieb bamit ben Bruder aus f. eige 
nung, umd fchloß fid) in diefelbe sin. Die andern Brüder und der Sur 
en, aber Duval öffnete nicht cher die Thuͤr, als bie fie mit ihm eine 

witulation gerichtlich abgeſchloſſen hatten, worin f. Hercen ihm völliges- 
lies Vorgefallenen geloben, und täglich 2 Stunden zum Studiren zuges 
ten, dagegen er ihnen fr Kleidung und Koft nod) zehn Jahre zu 2 
‚Nun war D, geſichert; eiftiger als je febte er |. Seloſtunterticht in 
ten des Waldes fort, wo ſ. Kühe weideten. So umgeben von f. Lands 
anden ihn le eines Man machte ihm auf 
den Vorſchiag, f. Studien bei dem Jefuiten zu Pont» As Mouffon fort» 
; aber er nahm das Exbieten nur unter der Bedingung an, daß feine Freie 
h ränft wiirde. Ex machte bald fo reifende Fortichritte, daß 
mit ſich 1718 nach Paris nahm, um indrück zu 
auf ihn machen würde. Doch Duval dußerte mit 
igkeit, daß alle dieſe Pracht der Hauptſtadt und ihre Opern weit hin⸗ 
ät des Aufsund Untergangs der Sonne zurldbtieben. Nach ſ. 
jr ernannte ihn Leopold zu f. Bibliothekar und zum Profeffor der Gefchichte 
er Akademie zu Lumeville, Diefe Stelle, und der Unterricht, den er den dort 
jungen Engländern, ‚unter welchen ſich auch ber beruͤhmte Yörb Chatam 
theilte, verfchafften ihm bie Mittel, ſ. alte Einfiedelei von St-Unneneu aufs 
ffen. Als Lothringen an Frankreich abgetreten worden war, ging er mit der 
ten Bibliothek nach Florenz, wo er 10.3. lang wohnte. Kater Franz 
Wien, um unter ihm eine Medaillenfammlung zu bilden. Hier 
Bei alter Gelehtſamkeit war Duval aͤußerſt beſcheiden. Won ibm find‘ 
„Oeuvres, de mem, sur sa vie. (Prtereb, und 
2’ Bor, 4.). Sein Leben von A. B, Kaifer (Nirnderg 1788, 2. Tuogh. 
Dab al (Alerandee), Mitglied der Acadeinie frang., einer deribel 
en Dichter unſerer Zeit, geb. 1767 in Rennes, widmete ſich dom Seedienſt 
unter dem Admiral Graffe den amerikaniſchen Krieg mit, Dann ward 
ic bei der Deputation ber Staͤnde von Bretagne, die fich in Paris bes 
ättniffe bewegen ihn, f. Abſchied zu nehmen, under wurde 
raph bei dem Ganalbau von Dieppe gebraudt. Sane Kübens 








412 " Duval (Amury) 


ſchaft fuͤrs Theater bewog ihn, 1791 als Schaufpieler beim Theatre ira 
zutreten. Bald aber riefen Ihn die Gefahren des Waterlandes wire 
Waffen, und er machte die erften Feldzüge des Revolutionskrieges als $ 
mit. Cine Zeitlang zum Theätre frangais zuruͤckgekehrt, traf ihn dad 
alter Schaufpieler diefes Theaters, ins Gefaͤnguiß geworfen zu werben, ı 
ging, nebft f. Cameraden, dem Blutgerlifte nur durch bie Heidenmüthig 
keit eines Schreiberd im Gomite der allgemeinen Sicherheit, ber es wagt 
Ulagebocumente bei Seite zu fchaffen. Durch den 9. Thermidor befreit, 
das Theater, um fic bloß ber Literatur zu widmen, in der er ba fü 
gluͤcklichſten Luſtſpiel · und Dperndichter galt. ' Dan hat von ihm gegen! 
von welchen viele ſich auf dem franz. Repertoire erhalten haben. Au 
mehren deutſche Bearbeitungen erſchienen, z. B. von „Eduard in € 
durch Kogebue, vom „Haustyrannen“, einem trefflichen Charaktergem! 
Iffland; f. Heinen Opern, 3.8. ‚‚Maison à vendre‘“‘, „Le prisonni 
Tag aus dem Jugendleben Heinrichs V.“ und andre gehören zu den Lu 
flellungen der franz. und der deutfchen Bühne. .&. „Qeuvres compk 
ris 1822 fg., 9 Bde). ©. Bruder, AmauryD. (f. d.), ein gründiic 
ber alten und neuen Literatur, hat durch kritiſches Urtheil auf ſ. Bildung x 
eingewirkt. 
Duval (Amury), einer ber ausgezeichnetſten Gelehrten Frank 
1760 zu Rennes, Er bildete ſich früh zum praktiſchen Rechtsgelehtte 
Thon im zwanzigften Jahre mit Auszeichnung ald Redner im Parlamen 
tagne auf, tvo er unter Anderm durch die Vertheidigung eines jungen M 
her in einem Anfall von Eiferfucyt feinen Nebenbuhler erſchoſſen hatte, ı 
* erwarb. Er verließ jedoch bald die gewaͤhlte Laufbahn, um fich dem dipl 
Sache zu widmen, und wurde 1785 Gefandtfchaftsfecretait in Neapel. ! 
befuchte er alle Denkmäler des Alterthums, und fammelte während feine 
tigen Aufenthaltsin Neapel reihen Stoff zu einem Werke über die Alterth 


das er ſchon lange entworfen hatte. Cr blieb aud) nach der Dienftent 
Geſandten, unter welchem er ftand, noch einige Zeit in Stalien, um fein: 
gen fortzufegen. Als er 1792 in Rom mar, erhielt er durch Baffeviite, 


Dyer Dyk 413 


[4 


ns. Literatur bearbeitet. Unter feinen übrigen Schriften find auszuzeichnen: 
ekroͤnte Preisfchrift über die Begräbniffe bei den alten und neuern Völkern 
sepultures chez les anciens et les modernes‘‘); fein Werk über die 
der von Paris (‚Paris et ses monumens“‘, 3Bde., Fol.); die in Verbins 
sit feinem Bruder, dem fruchtbaren Theaterdichter, Alerandre Duval, here 
ebenen „Abhandlungen und Bemerk. über das Theater ber Roͤmer“, die 15 
kllen follen, 26. 
Ryer (Bohn), Lehrdichter, geb. zu Aberglasney 1700, ſtudirte auf der 
imfterfchute, ward Maler, lebte in ſehr beſchraͤnkten Umſtaͤnden, kam von einer 
sach Italien kraͤnklich zuruͤck, legte den Pinfel nieder, widmete fich dem geifts 
Stande (1740), erhielt einige feine Pfruͤnden, und wandte in den legten J. 


8 ſ. Fleiß vorzüglich auf das Kehrgedicht über die Wolle(, The fleece‘*, London. 


‚ worin er diefen wiberftrebenden Stoff dichterifch zu behandeln fuchte. Am 
ſchaͤtzt man f. poetifche Befchreibung des Grongarhügele (‚‚Grongar-Hill“‘), 
Denham's „„Copers-Hill““ durch ungefuchte Gedanken, Wärme des Ges 
reizende Naturmalerei und fanfte Anmuth des Styls weit übertrifft. Dies 
Ifche Landfchaftsgemälde erreichten bei weitem nicht feine „,„Ruins of Rome** 


yk (Anton von), ein nieberländ. Meifter und der berühmtefte aller Pors 
aler, geb. zu Antwerpen 1598 od. 1599. Sein Vater mar gefchidt in der 
aalerei und f. Mutter berühmt als die Eunftoolifte Stiderin von Landſchaften 
Iguren. Heinrich van Palen wurde fein erfter Lehrer; da diefer lange in Ita⸗ 
Isbirt hatte, und gute Zeichnung mit blühendem Colorit verband, fo erhielt 
ing gleich anfangs eine treffliche Methode; er übertraf bald f. Mirfchüter. 

is nahm ihn nun in f. Schule auf, und vertraute ihm die Ausführung mehrer 
t Zeichnungen an, zu denen er ihm nur flüchtige Entwürfe gab. Eine Ama⸗ 
ſchlacht und die Cartons für die Tapeten, worauf die Gefchichte des Decius 
dargeſtellt wurde, erwarben ihm das volle Vertrauen und bie Achtung des 
8; er war bald mehr fein Gehuͤlfe als fein Schuͤler. Cigne Neigung fos 
die Eiferfucht des Rubens beftimmten van Dyk, ſich immer ausfchließender 
ictraitmalerei zu widmen. Wiele behaupten, Rubens habe auch aus Neid 
Meht, den mit ihm metteifernven Schüler zu entfernen und nach Stalien zu 
I; doch ſprach fich hierin wol mehr die ſorgſame Liebe des Lehrers für den viels 
echenden Süngling aus. Diefer malte erſt noch brei Gemälde: ein Ecce Ho⸗ 
men Chriftus am Olberge und die Gemahlin des Rubens für f. Lehrer, wofür 
fer ein herrliches weißes Roß fchenkte, und ihn mit vielen Empfehlungsfchreis 
nach SStalien fendete. Doc wenig Meilen von Brüffel, in dem Dorfe Sas 
m, feſſelte die Liebe fir ein Bauermaͤdchen den jungen Künftter fo, daß er ges 
8 Zeit dort verweilte und 2 Altargemälde für die Dorflirdye ausführte, auf bes 
nem f. Geliebte als Madonna dargeftelit ift, und auf dem andern er felber als 
i Martin auf dem Roß des Rubens, Sein Zögern wurde bekannt, und Ru⸗ 
bot Alles auf, um durch einen Eunfterfahrnen Italiener, den Nitter Nannt, 
wicht und Kunfteifer wieder in bes Juͤngslings Seele zu entflanımen. Es 
I; van Dyk riß ſich ſchmerzlich los, und eilte, von Nanni begleitet, nad) 
®, und zuerft nad) Venedig. „Hier bildete er ſich befonders nad) Tizian und 


Veronefe, und eignete fid) die Glut und den Schmebz ihres Colorits an. _ 


Reifegeld war verthan, da ging er nach Genua, wo er viele Portraits zu mas 
Jam und fid) große Summen erwarb, Er unternahm nun die Reife nach 
wo der Sardinal Guido Bentivoglio fein Befchüger wurde, deffen Portrait 
tezeichnet ſchoͤn malte. Dies und die Portraits hrs dort lebenden Engländers 
Sherley und f. Gattin, machten fo großes Auffchen, daß der andern Künfts 
d ihn nöthigte, wieder nach Genua zuruͤckzukehren, wo er viele Portraits for 


\ 


BT male VIELEN HULJLEN, To DTIIUYMEE UI RIVER, UND VIELE SO 
bewundert, daß faſt alle Kürften und Reichen von ihm gemalt f 
teifte nad) London und Paris, kehrte aber bald nad) Antwerpen zı 
cifie und eine Geburt Chrifli, die er für Dendermonde malte, gebe 
Merken. Ban Dyk's Ruhm wuchs fo fehr, daß man in Eng 
nicht mit mehr Achtung aufgenommen zu habın. König Karl 1. 
doc er würde nie dahin zuruͤckgekehrt fein, wenn nicht fein Fr 
Digby, ihn dazu überredet hätte. Diefer ſtellte ihn bei f. Antunf 
ber ihm eine goldene Kette nebft f. reich mit Diamanten eingefaß 
ihm den Bathorden, ein anfehnliches Tahrgehalt, eine Sommer > 
wohnung ertheilte. Van Dyk beiohnte diefe Großmuth durdy rafl 
reicherte England mit f. Meiſterwerken, und führte außer einer 
viele mythologifhe und hiftorifche Gemälde aus. Geine Prady! 
dem überaus glänzenden Haufe, welches er machte; ſ. Feſte, and 
Damen des erfien Ranges Theil nahmen, Übertrafen alle ander 
Sinnigkeit, die erften Zonkünftier und Mimen wetteiferten, fie t 
zu verfchönern. Er hielt fich überdies einen Harem von ſchoͤnen 
bei feinen hiftorifchen Gemälden benugte. So verfchwenbete er fı 
Kräfte und f. Gefundheit; doch würde fein reicher Kunſterwerb i 
fegt haben, wenn er fich nicht in das Studium der Alchymie ver 
Herzog von Buckingham fuchte ihn auf andre Wege zu bringen u 
bensmuth zu geben, indem er ihn mit der wunderfhönen Maria $ 
des fchottifchen Grafen von Goree, vermählte. Wan Dyk befud 
terftadt und gina von da nach Paris, wo er wünfchte, die Galerie t 
In. Da aber Pouffin diefen Auftrag ſchon hatte, Eehrte er fchr 
zurüd. Krank und erfchöpft fhlug er doch dem König den Plan. 
malerei vor, wo bie merkwuͤrdigſten enaliichen Feſte und Prachta 
gebildet werden, und erbot ſich, die Cartons dazu zu erfinden. T 
geführt voerden konnte, uͤbereilte ihn in 42. Lebensjahre 1641 dei 
feierlich in der St.-Paulskirche begraben; der engliſche Dichter | 


> Materie in den Wirkungen der Natur, aan Klon Te 

8.Folge einer bildenden Kraft be ee ee 

; ee ee 2 N, 
aus einem 


n (durch und 
e Beftandtheile eines Körpers) entgegengefegt. 
B AR it nun em ng Despot; 2) ein grel⸗ 
n —— aus 


Vonsinem und bemfeiben — auch bie Hertſchaft ki, 


€. 


ft — en 0 my Fe bei, Keks 
Be — — 





Kau de Gologne, Kölnifhed Waffer, eine waffer! 
riechende, geiſtige Fluͤſſigkeit, welche theils des Wohlgeruchs wegen 
regung der Nervenfunctionen gebraucht wird. In dem letztern Fe 
Tropfen davon auch innerlich genommen, gewoͤhnlich aber riecht m 
ten, Schwaͤchen ꝛc., an Tuͤcher, welche damit befeuchtet find, u 
Schläfegegend, oder auch In andre Stelfen, welche fhmerzhaft | 
Mittel wird aus Weingeiſt und aromatifchen Kräutern oder flü 
verfchieben bereitet. — Eau de Luce ift eine Verbindung von 
fluͤchtigem Alkali (ammon. liquid... Es muß weiß wie Milch 
fein, und ſich gleihmißig erhalten. Der Geruch beffelben ift ftaı 
gend, der Geſchmack ſcharf und beißend. Diefe Eigenfchaften for 
Mugen, den es hat, verdankt ed dem Ammonium, Man trägt es 
verwahrten Flaͤſchchen bei fich, und gebraucht es bei Ohnmachten 
Außerdem reibt man es bei Laͤhmungen und Nheumatismen eir 
deffelben auch gegen die Stiche der Inſekten und Vipern. 

Ebbe und Flut, die Bewegung des Meeres, vermöge | 
deffelben täglich zweimal zu beſtimmten Zelten fteigt und fälle. I 
die Flut, das Fallen die Ebbe genannt. Durch das beraufifeige 
bei der Flut das Fliefen der Ströme nicht nur an ihren Mündung 
eine anfehnlidye Streda heraufwärts gehemmt. Das Steigen fo 
len erfolgt allmülig. Die gröite Hohe erreicht e8 ungefähr 6 
Zeit, in welcher es die größte Tiefe hatte, und umgekehrt. Ebbe 
alfo ungefähr von 6 zu 6 Stunden regelmaͤßig auf einander. Sı 
tiefen Meeren, beſonders zwifchen den Wendetreifen ftcht das V 
Gegenden, wo nicht Nebenunftände die Sache Ändern, am t 
Stunden darauf, nachdem der Mond durch den Mittagskreis de 
ft. Diefen höchften Stand nennt man hohe und volle See. 7 
einige Minuten geftanden bat, fingt es an weſtwaͤrts abzulaufen, 
6 Stunden ſ. niedrigiten Stand, welcher die.tiefe See heißt. Es 
nur einige Minuten, worauf das Waſſer von Often ber wie 


Ebel | 47 


Enue auf ba mittelländifche Meer erſtreckten, mo Ebbe und Flut bei weitem 
t fo bemerkbar find, wie in andern Dieeren. Unter den Neuern ſtellten Galilei, 
cartes, Kepler u. 1. verfchiedene Hypotheſen auf, die aber nicht alle Erfcheie 
gen derfelben volfftändig erklärten, Newton fah nad) Entdeckung fı Gravitaͤts⸗ 
rie die Wirkungen der Anziehung von Mond und Sonne auf die Gewaͤſſer der 
w Leiche ein und verbreitet fich daruͤber im 3. Buche f. „Philos. natural. prin- 
‚matheın.* befondersin den Propos. 24, 36 und 37 auf eine ſ. würdige Weife, 
ih ſ. Berechnungen indeß doch nicht auf alle Phänomene erſtreckten, fo ſetzte 
paciſer Akademie d. Wiſſenſch. 1740 einen Preis über dieſen Gegenſtand aus, 
über unter mehren Mitbewerbern drei Preisſchriften von Daniel Bernoulli, Mate 
min und Euler (die erſtere und ausfuͤhrlichſte in franz., die beiden andern in lat, 
Irache) veranlaßten, welche dem 3. Bde. der genfer Ausg. von Newton's oben 
Werke, ©. 133, beigefügt find und alle hierher gehörigen Unterfuchungen era 
id behandeln. Es wird darin aus dem Gefege der Gravitation bewielen, 
A wenn eine Kugel von beträchtlicher Größe, die mit einer duͤnnen Rage eines 
1 Weſens umgeben ift, in allen ihren Theilen gegen einen dußern Punkt oder 
er gravitict, die fie umgebende Fluͤſſigkeit die Kugelgeftelt verlaffen und die 
eines elliptifchen Sphaͤroids annehmen muß, deffen Achfe gegen din anziehen» 
Körper gerichtet iſt. Je näher nun der Mond ber Erde ift, deſto größer muß 
ſ.Wirkung auf Ebbe und Flut fein, und eben dieſes gilt von der Sonne; denn 
bes Waſſers gegen dieſe Körper wächft in demielben Verhaͤltniß, in 
n das Quadrat ihres Abſtandes von der Erde abnimmt. Die Erägheit des 
3 und die Umdrehung der Exde verſpaͤten Indeß nicht nıte die Flut, ſondern 
Dern auch ihre Höhe. Es folgt aus dem Angeführten, daß, unter übrigens 
en Unfäneen die ftärfflen Fluten in die Tage des Voll⸗ und Neumondes 
Bm, wo die Wirkungen von Mond und Sonne zu diefem Erfolge confpiriren ; 
Slaten heißen Springfluten, und bie betriffende Zeit Springzeit. 
Br Mond alsdann zugleich in der Erbnnähe, fo wird die Flut noch betraͤchtlicher. 
den großen Fluten, weiche im Febr. und Dec. 1825 den Küftenländern von 
, dem nördlichen Deutfchland u. f. w. fo verderblich geworden find, vereis 
fi einige dieſer Umſtaͤnde mit-andern Zufaͤlligkeiten, heftigem Sturm u. ſ. m. 
den oben angegebenen drei Differtationen Über biefen Gegenft. behundelt 
ı ausführlicdy Lalande in f. „Astronomie“ 3, Bd. Ferner ſ. m. d. A. 
und Flur in Gehler's „Phyſikal. Wörterb.”, 1. Bd. ine gedrüngte 
er. Bezuge gewährt auch Vohnberger's „Aftronomie” (zäbingen 
75 
Ebel (Sodann Boirfricd), vorzuͤglicher ſtatiſtiſcher und geologiſcher Schrift⸗ 
geb. um 1770 zu Frankfurt a. d. D. Als er nach der Vollendung feiner 
ı Studien Doctor geworden var, "ging er nad) Frankreich, wo er mit Sie: 
Aannt wurde, beflen Schriften in Deutſchland zu verbreiten er nicht wenig beis 
Um 1801 fam er nach der Schweiz, wo er meilt in Zürich lebte. Er durch⸗ 
das Land während f. mehrjährigen Aufenthalts nach allen Richtungen mit dein 
FR eines naturkundigen Beobachters, und das Ergebniß f. Unterſuchung wuren 
, Berte, die uns über die natürliche und ſtatiſtiſche Beſchaffenheit der Schweiz 
Mubarſten Nachrichten gegeben und vorzuͤglich den Reiſenden bie befte Anleitung 
baten. S. „Anleitung, auf die nüglichfie und zenußvellfte Art die 
veiz zu berriſen“ (3; Aufl., Zuͤrich 1810, + Bre.), dag bekannteſte ſ. Werke, 
Franz. und Engl. überfegt worden. gi f. Schilderung der Gebirgevoͤlker 
Beweis‘ (Fäbingen 1753 — 1802, 2 Bde.) entwirft cr ein Did von den 
* Appenzell und Glarus. Die Schrift „Über den Bau ber Eide in 
1lipengebirgen” (Zuͤrich 18°) wirft zugleich einen Blick aufden Bau der Eide 
** und gibt ſchaͤgbare Wr ‚hrighten über die geognoftifchen Verhaͤltniſſe der 
Geny.s Ber. Siebente Kuyt. Vd. 27 


















418 Ebeling 


Alpen. Zur Zeit dei helvetiſchen Republik erhielt Ebel, als Zei 
nung f. Verdienfte un die Schweiz, das Bürgerrecht. 
“Ebeling Ehriſtoph Daniel), geb. 1741 zu Garmiffen 
ſchen, ſtuditte zu Göttingen von 1763 — 67 Xheologie, befe 
fhichte und Epegefe, welche ihn zu einem genauen Stubium ber ori 
hen, beſonders der arabifchen, führte. Aber ebenfo fehr befchäft 
ſche Gefhichte, die claffifche Literatur der Griechen, Römer unt 
das Stubtum der fhönen Miffenfchaften, um welches ex endlich d 
entfagte. Um ſich ein andres Fortkommen zu verſchaffen, ging 
nach Leipzig, und nahm 1769 eine ihm angebotene Stelle an d 
merzienrathe Wurm zu Hamburg geſtift. Handlungsakademie an. 
an guten Handbuͤchern zur Erlernung neuerer Sprachen fehlte, fo 
für die Handlungsakademie, 1773 feine „Vermiſchten Aufjäge in ı 
heraus, welche nach und nad) 6 Aufl. erlebten, und denen er ähn 
für die italien., franz., ſpaniſche und hollaͤnd. Spradye folgen liel 
Urſachen warf er ſich immer mehr in die geographifchen Studien, ı 
fegungen vieler, befonbers englifcher Neifebefchreibungen. Bald a 
begüunftigt duch bie Verhältniffe Hamburgs, der Handelsakadem 
ſing ſchen Hauſes, noch nähere Quellen geographifchher Rachti 
Beſonders beſchaͤftigten ihn England, Spanien, Portugal und An 
lic) bie nordamerlkaniſchen Freiſtaaten. So konnte er bei dee neue 
Gen Bůſching ſchen Geographie die Bearbeitung von Portugal und? 
amerit. Staaten Übernehmen. Theils bie lange Unterbrechung d 
dem Auslande, theils der Wunſch des Verfs., f. Werke die erreich 
menheit zu geben, waren Urſachen des fangfamen Fortſchreitens biefi 
aber vollendet iſt, wird mit Hecht als ein Meiſterſtuͤck beirachtet. Pic 
ropa hat man dieſes anerkannt, fondern mehr noch in den nordameril 
ten felbft. Saft alle gelehrte Geſellſchaften dieſes Landes haben ſich 
unter ihre Mitglicder aufzunehmen, der Congreß hat ihm förmlich ı 
Diefes fein Hauptwerk führt den Titel „Erdbefcyreibung und Gefci 
amerita” (Hamburg 1793 — 99, 5 Bde). Nah Wurm's X 





Eben 419 


Ehen (Kriedrih Baron v.), feit 1621 General im Dienfte ber Rexublik 
embia, geb. 1773 zu Kreuzburg in Schleficn, ftammt aus einer 1227 geadel» 
Smilie, welche 1600 die Sreiherrenwürde erhielt, und fid) auch Eben und 
aunen ſchrelbt. Sein Vater, k. preuß. Generallieut. und Ziethen’6 Nachfolger 
IChef des Leibhufarenregiments, ftarb 1792 an den Folgen einer bei der Ein» 
Ime von Frankfurt a. M. erhaltenen Wunde. Als Fahnenjunker im Reg. f. 
MS zeichnete ſich der junge Eben in dem Feldzuge 1787 gegen bie Patrioten in 

aus; in der Folge ald Premierlieutenant in den Feldzuͤgen 1792 u, 1793 
die Franzoſen. Bei Kreuznach ſchwer verwundet, diente er hierauf bei den 
Zruppen, war Adjutant des Parteigängers, des Oberften Szekuly, und 
den preuß. Berbienftorden. 1799 nahm er ſ. Abſchleo, wurde Malteferrits 
sad trat 1800 in englifche Dienfte als Rittmeifter beim Regiment York Hufe _ 
b Nach ber Auftöfung diejes Regiments beim Frieden 1802 ſtellte ihn der 
von Wales 1803 bei dem 10. Reg. leichter Dragoner, oder Prince of We- 
ewn, an. Damals arbeitete er die Dienflinftructionen für die leichte Meites 
> bie Fußjaͤger in ber englifdyen Armee aus; auch errichtete'er auf Befehl des 
gen eine Compagnie leichter N ferde, nad) Art der ungarifchen Hufaren, von 
ändern, und fein für die neue Bewaffnung der engliſchen Cavalerie enttdorfor 

Rannal wurbe von dem Oberbrfrhlshuber, dem Herzoge von Vork, bei der Ar 
eingeführt. 1806 ward er Majer ih einem Sägerregiment; 1307 diente er 

zum Sticden als Freiwilliger in den preuß. Truppencorpo, unter dem General 

e, und 1808 ging cr mit einer Schar ausgewanderter Portugieſen nad 
ta, wo er im Dec. als Commandant ber englifchen Zruppen angeftclit wurde. 
Ver Einfchiffung des britifchen Heeres bei Corunna bildete Eben aus zerftrens 
miſchen Sorbaten ein Corps von 1000 M., das zu den Heere des nachmal. 
s von Wellington flief. Er felbft blieb in Oporto, von wo cr die eriglifche 
aſſe und Kriegévorraͤthe aller Art nad) Kiffaben in Sicherheit brachte: Hier 
Jete er aus Dejerteurß der franz. Schweizerregimenter ein kleines Corpé und 
k dann im Febr. 1809 eine Abtheilung der Lufitanian Legion nach Galicien, 
und der Diarquis de la Romana die Bewaffnung des Landes unterftügten. 
xtugal zuruͤckberufen, übernahm er in Braga, wo das Volk im Aufruhr 
1. März 1809 den portug. General Bernardin Gomez Freyre d'Andrade und 
sb ermorbet hatte, ben ihm angrfragenen Oberbefebl, war aber nidyt im 
mie f. undisciplinirten Heechaufen, der aus 18,000 Ordonnanibauern 
Bern) und nicht mehr als 995 regulaiten Soldaten beftand, ohne Mlunition, 
als bis zum 20. März fid) gegen das vordringende franz. Heer unter Soult 
em, Mit Caſſe, &ahnch und Kanonen trat er ls Ruͤckzug nach Oporto 
Beer am 26. März den Aufitand des Volks gegen die Anhänger der Franzoſen, 
hen 15 ermordet worden waren, flillte; aber [yon am 29. eroberte Eoult 
Bisbe mit Sturm, und Eben, weldyer die zerſtreuten portug. Truppen bei 
a wieber fanımelte, verlor bei der Pluͤnderung fein Bermiögen. Sein Bes 
perwarb ihm bie Achtüng der Nation, ſodaß ihn der Biſchof von Oporto, Pas 
hEleite, welcher die Revolution gegen die Sranzofen leitete, mit einem geldes 
| Befchentte; auch wurden alle von ihm empfohlenen Dfficiere befördert. 
fand Lord Bercöforb, der die portug. Armee, in welcher Eben ald Ober⸗ 
tanne worden war, neu organifirte, für gut, Ihn, den biöherigen britifchen 
In, bloß als Dberftlieutenant bei jener Armee anzuſtellen. Esen foberte daher 
Biiieb, weldyen ihm Beresford bemilligte, nicht aber die portug. Regierung, 
he virtimehr zum Boitverncur von Ertaval ernannte. Auf den Befehl des engs 
Befandteri nahm er die Stelle an mit dem Patente eines portug, Oberften. 
der Solge ligte et die 2000 M. ſtatke Loval Lujitanian Legion, in der 
Neqht bei Babes in den Linien von Torres Vedras und bei der Verfolgung 
27° 





















a20 Ebenbaum 


Maſſena's 1811 zum engl. Oberfifiettenant und zum portugleſtſchen 
ernannt, commandirte er eine Brigade Linieninfanterle in der Ed 
d’Onor, bei der Einſchließung von Almeida, vor Rodrigo unb ke! 
auf 1812 ein Corps in Spanien, 1813 warb er zum Gouverneur ü 
vinz Traz-o8: Montes, und 1814 zum Oberften in ber engl. Armee 
tanten des Prinzen⸗Regenten ernannt, aus bem portug. Dienfte ı 
Brigadegenetal, unter dem Borgeben, er fei vormals Cavalerieofficu 
laſſen, was jedoch ohne die Zuftimmung der portug. Regierung g 
blieb er mit Erlaubniß des Prinzen-Regenten in Portugal, und tra 
Dienfte in der Armee von Brafilien an, wurde aber, auf Betrieb 
angebliche Verſchwoͤrung bes Generals Freyre d' Andrade bi 
verhaftet. Von allen Angeklagten waren ihm nur zwei Dfficiere peri 
unter f. Papieren fand man nicht, bis auf zwei ihm ohne fein Bon 
mene Briefe ohne Namensunterfchrift, mit verflellter Hand. Gl 
jur Verbannung verurtheift, wodurch er auch f. Anftellung beim Pr 
verlor. Vergebene hielt er um eine wörtliche Abfchrift f. Procafa 
die Herausgabe f. von der portug. Regierung zurädbehaltenen 9 
mititairiichen Tagebücher u. f. w., an. Eelbft in England wur 
nad) englifchen Gefegen vor ein Kriegegericht zu ſtellen, nicht erfüllt 
Land verlaffen, weil man die Aliens Bill aufihn anwandte. Eben 
Hamburg, wo er vergeblich bei dem Könige von Portugal zu Rio: 
Revifion f. Proceffes anhielt. Doch gab ihm ber portug. Gefant 
die Verficherung, daß der König fein Here von ber Falfchheit der An 
Unſchuld völlig überzeugt fel. 1821 begab ſich Eben nach Suͤdam⸗ 
Republit Colombia f. Dienfte an. Odgleich nun der Beſchluß gef 
feemden Officer mehr anzuftellen, fo machte doch Bolivar mit bie 
Ion Krieger, den Beresford’6 Haß verfolgte, eine Ausnahme. B 
als Brigadegeneral in die Armee ber Republik ein, und hat feitbem 


nifict und nad) dem Siege Bolivar's im April 1822, zu der Beſet 
mitgewirkt. 
Ebenbaum. Mehre Bäume führen diefen Namen, 3.2 





erhard (Aug. Gottlob) Eberhard (Johann Auguſt) AM 
auſikaliſche Inſtrumente verfertigt. — Ron Ihm haben Die Kunfttifchlen, 


reiner den Namen E beniften. 
berbard (Auguft Gottlob), einer der vorzügfichern deutfchen Erzählen, 
9 zu Belzig, im ehemal. Kurkreife, wo er aber nur'bis in fein zweites Jahr 
fein Vater in Halle angeftellt wurde. Schon im früheften Anabenalter 
Neigung zur Dichtkunſt. Als er im 12. J. f. Vater verloren hatte, wurde 
legeſohn in den heitern Kreis der Samilie von Madai aufgenommen. Ger 
eigung, doch mit ernftlihem Eifer, ſtudirte er Theologie, bis ein Beſuch 
tigen Richter ’fchen und Winkterfdyen Gemaͤldeſammlungen in Leipzig den 
ab, eine lebhafte Neigung zur bildenden Kunft in ihm zu entwickeln, wel⸗ 
ch, aller Hinderniffe ungeachtet, eine ziemliche Neihe von Jahren vorzugs⸗ 
tab. Er fohrieb dabei vielerlei in Profa und in Verſen, ohne an eine öfs 
Mittheilung zu denken. 2118 er 1792 in der Ankuͤndig. einer belletriſt. 
t: Idas Blumenkörbchen”, das Anerbieten las, annehmliche Beiträge 
Louisd’or für den Bogen zu honoriren, lang ihm dies fo unglaublich, daß 
eine Mindbeutelei hielt, Neckend warf er eine kleine Erzählung aufs Pas 
ſchickte fie durch einen Dritten an die fogenannte Ida. Das erſte Honos 
Fer dafuͤr erhielt, feste ihn in ben Stand, 1793 Mainz zu fehen, und den 
m Oppenheim bis Neumied zu bereifen. Beſcheidenheit hielt ibn in den 
Fahren von weiterer Verfolgung der Schriftſtellerbahn ad. Nur zu fs 
ing ſchrieb er die Erzählung: „Lift und Lift, oder, was ein Kuß nicht vera 
te fich im erften Bande f. „Gefammelten Erzählungen” befindet. Hierauf 
re fich in Halle größtentheile voiffenfchaftlichen Zwecken, beſonders bei des 
eckel's pathologifchen, und bei Reil's mühfamen Unterfuchungen der Ners 
es Gehirns. — Eine Reife in die fächfifche Schweiz 1796 veranlaßte 
opp Lafleur's ſaͤmmtliche Werke’ zu fehreiben. Vielfältige Aufmunteruns 
Seiten ded Hofraths Becker machten ihn zum Mitarbeiter an deſſen Ta⸗ 
und. „Erholungen”. Nady und nach erfchienen von ihm: „Ferdinand 
der arme Stötenfpieler”, in 2 Thln., „Geſammelte Erzählungen”, in. 
„Fet⸗Elaf“, „Federzeichnungen von Ernft Scherzer®, und, auf Veran⸗ 
on Gall's Vorlefungen in Halle, „Iſcharioth Kralls Lehren und Thaten”. 
wiftftellerifche Thätigkeit wurde gehemmt, felt er nach dem Tode f. Freum 
zuchhaͤndlers Schiff, ſich der Leitung der Gefchäfte der Renger'fchen Buch» 
unterzog. In dieſem Verhältnig fand er nahe Beranlaffung, gegen das 
es NaPpdrucks in Deutfchland nach f. Kräften zu impfen. Daneben gab 
Andchen „Flatterroſen“ heraus, und 1812 und 1816 die Monatsjchrift 
, welche mancherlei Arbeiten von ihm felbft. mit und ohne f. Namen ents 
jeit 1818 machte er fich die ſchwierige Aufgabe, eine Kelfenhöhe zwiſchen 
ſſtein und Halle in einen Garten zu verwandeln. In glücklichen Familien⸗ 
Ten lebend, bewohnt er jegt dort ein heitered Landhaus. Sein nrurftes 
3: „Hannchen und die Küchlein”, ein erzählended Gedicht in zehn Abs 
arde dreimal aufgelegt. 
erbard (Johann Auguft), geb. 1739 zu Hafberftadt, gehört unter bie 
deren Verbienfte größer find, als ihr Ruhm. Er ftudirte 1756 in Halle 
, übernahm 1759 eine Hauslehrerftelle, und wurde Gourector und zweiter 
an ber Hofpitalkicche ſ. Vaterftadt. Noch in demſ. J. legte er ſ. Amter 
egleitete den Vater f. Zöglings, Freih. v. d. Horft, nad) Berlin, wobin 
‚ Präfident der kurmaͤrkiſchen Sammer berufen worden, und blich mebre 
i ihm, auch nachdem berfelbe 1766 Staatsminifter geworden war. Die 
mg mit diefer Familie hatte auf Eberhard’s wiſſenſchaftlichen, geiftigen 
ligen Charakter einen hoͤchſt vortheilhaften Einfluß. Hier fand er cine an: 
Bibliothek, Hufe zum Selbitftudium und Umgang wit gilt Se 


Er nahm daher 1774 die Predigerftelle zu Charlottenburg an, fa 
Schwierigkeiten, bis er zulegt durd) einen ausdrädlichen Bei 
richs II. eingefegt wurde. 1778 nahm erdiedurh G. F. Me 
Stelle eines Profeffors der Philofophie zu Halle an, wo er zum X 
gen verfchlebene Lehrbücher herausgab. 1786 ward er In die be 
ber Wiffenfchaften aufgenemmen, 1805 Seheimerrath und 1808 
Er ftarb 1809 im nicht ganz geendigten 70.3. Deutſchland ve 
flgren populairen Denker und zugleich al& einen angenehmen u 
Schriftſteller. Nicht nur In der ſtrengern Methode eigentlicher | 
fe „Sütenicehre der Vernunft“, f. „Worbereitung zur natürlich 
Theorie der ſchoͤnen Künfte und Wiffenfchaften”, und f. „Gef 
phie” Beweiſe find, fendern auch in der fortlaufend abhandelnden 
mit Unterhaltung verbundenen Belehrung und Überführung de 
trefflih und muſterhaft. Seine „Apologie des Sokrates“, J 
In 1782), f. „Handburch der Äfthetit" (Halte 1803 — 5, / 
uffäke in ſ. Vermiſchten Schriften” (Halle 1784 — 88) fü 
infich, und durch f. „Verſuch einer allgemeinen deutichen € 
1796 — 1802, 6 Wde., fpäter auch in einem Auszuge) übe: 
bisher hierin geſchehen war. 
berbard im Bart, erfter Herzog von Würtemborg, 
nach der Theilung der würtemberg. Beſitzungen zwifchen 1. B 
dem älteren, welcher bie uracher, und defien Bruder, Graf Ulrich 
welcher die neufener ober ftuttgarter Linie fliftete. Eberhards 2 
ſten Mannsalter, und bald nad) ihm auch fein erfigeborner Sohn 
das gefammte But des Vaters an Eberhard, der damals noch 
Bei dem Etreite, der Üüber die Vormundſchaft entftand, Imdeı 
Waters Bruder, auch noch Kurfürft Friedrich der Siegreiche 
Bruder ſ. Mutter Mechtllde, Anfpruch darauf machte, gefchiel 
Stände, der Risterfchaft und Landſchaft, zum erftm Mal Exwi 
rich wurde Vormund; aber nicht zum Vortheil Eberhards, Inden 
war, ſ. Muͤndel zu erziehen und in Ordnung zu halten, fonber 
und beffere Bildung wild und roh aufwachfen ließ. Eberhard fi 


Eberhard im Bart 423 


tg ber trefflichen Prinzeffin Barbara von Mantua, 1474, befefligte Ihn baein, 
wirkte von nun an in geräufchlofer, aber fletiger und ununterbrochener Thaͤ⸗ 
für das innere Wohl von Wuͤrtemberg. Man hatte erkannt, wie ſchaͤdlich 
eilung für Land und Sumilie geworden, welche jüngft unter ſ. Vater und 
pP gefchehen war. Daher ſchloß er fürs erfte mit f. Vettern, den Grafen der 
yon Neufen, fo enge Bündniffe, daß jeder Krieg Einer Linie von nun an ein 
ſchaftlicher für beide wurde; dann verhinderte er das Zerftüdeln in noch 
belle, vereinigte endlich beide Hälften unter f. Perfon wieder zu Einem 
n durch den mit f. Vetter, dem jüngern Eberhard, 1482 zu Miünfingen ges 
men Vertrag, und machte Untheilbarkeit des Landes auf ewige Zeiten zum 
Is und Samiliengrundgefeg, ine Reihe von fernern Verträgen änderte und, 
zte endlid) diefe Verordnung, deren Garantie Kaifer und Reid) felbft, bei ber 
bften Veranlaffung, der Erhebung der würtemberg. Befigungen zum Ders 
mn, über fi) nahmen. Weil er aber in diefer Sache mit einem Manne zu 
hatte, wie jener jüngere Eberhard, auf welchem ſich wegen f. Charakterloſig⸗ 
echaus nicht zu verlaffen war, und um der Verordnung felbft mehr Kraft und 
Mit zu geben, zog er die 3 Stände, Prälaten, Ritterfchaft und Landſchaft, 
Berhanblung, fchloß die Verträge mit ihrer Einwilligung, und trug Ihnen 
Iuier auf, darob zu wachen, daß fie gehalten würden. Deffelben Eberharde 
zder muthmaßlich fein Nachfolger war, kamen nod) manche andre Beſtim⸗ 
ie in jene Verträge, wodurch er ihm f. Kürftengewalt befchränkte, 3. B. daß 
ohne ſ. Stiinde vom Lande veräußern, f. Unterthanen nicht mit ungewohn- 
gen befchwerlich fallen dürfe ıc., welche dann fpäterhin zu eigentlichen 
eßen twurden, fowie die Ständeverfammlungen überhaupt und Mitwir⸗ 
Berfelben bei wichtigern Angelegenheiten des Staats hierdurch bei den Wuͤr⸗ 
bgern in Übung kamen. Auf diefe Art ift Eberhard im Bart zum Vater der 
Ken Verfaſſung f. Landes geworden. Durch die Städteorbnungen aber, 
rer den Hauptſtaͤdten Stuttgart und Tübingen gab, geſchah zum erften Mal 
‘für eine gleichformige Geſetzgebung, durch die Stiftung ber Univerfität Tuͤ⸗ 
11471 zum erften Mal etwas für höhere Bildung in Würtemberg. Obgleid) . 
Im felbft, einem Gebot f. Vaters gemäß, kaum Lefen und Schreiben gelehrt 
fühlte er dennoch fpäterhin ben edelſten Drang, ſich ald Dann noch auszu⸗ 
ließ fih von Gelehrten, deren Umgang er liebte, manches Werk der Alten 
utſche überfegen, und ſchrieb mandyes Merkwürdige, das er gelefen und ges 
tte, felbft nieder. Fromm, wie er war, wandte er viel Fleiß darauf, den 
ungen in ben Klöftern f. Landes vorzubeugen, und diefelben fo einzurichten, 
Muſter an Tugend und $römraigkeit für fein übriged Volt wuͤrden. Dies 
LE war er ein Vater; dafuͤr birgt jenes fein Rühmen vor Kaifer und Fürs 
iß er im dichteſten Walde im Schoß jedes f. Unterthanen ficher übernachten 
dafuͤr jenes naive Lob f. Volkes, dag wenn der Vater im Himmel flürbe, 
ter Eberhard ihn erfegen könnte, Erliebte den Srieden ; aber wenn f. Ehre ° 
5 Wohl ded Staats es verlangte, griff er ſelbſt gegen Mächtigere furchtios 
Waffen. Gegen Kaifer und Reich erfüllte Eberhard f. Pflichten, mie es 
ackern Reichsfuͤrſten gebührte. Nie ließ er e8 weder an Geld noch an Manns 
hien, wenn bie Ehre des Kaiſers und Reichs es erfoderten; viel trug er zur 
ng von Ruhe und Drönung ats oberfter Hauptmann bes ſchwaͤbiſchen Bun⸗ 
Diefe Verdienfte erkannte Kaifer Maximilian J., und erhobihn, ohne 
chen und Wiffen, zum Herzog, und die unter ihm bereit6 wieder vereinig⸗ 
gungen der Samilie dieffeitd des Rheins zum ewig untheilbaren Herzogthum 
nberg, auf dem glänzenden Reichstag zu Worms (1495). Es geichah da= 
ichts Beftemdendes, denn längft waren die Grafen von Würtemberg den 
en deutſchen Häufern beigerechnet ; lange vorher bei Leiſtungen für das Reich 





424 Ebert (Joh. Arnold) Ebert (Friedrich Ad 


fogac ben Kurflrften gleichgehalten. Nur kurze Zeit genoß ber Heris 
Mürde; er ftarb im Febr. 1496, kinderlos. Cinige Jahre nad ſ. Zi 
Marimilian, an f. Grabe ftehend: „Hier liegt ein Fuͤrſt, Eug und bi 
ner im Reich; fein Rath hat mir oft genügt”. &. I. €. Pfifter, „E 
Bart, erfter Herzog in Würtemberg, aus echten größtentheild handic 
ſchichtsquellen· (Tübingen 1822): eine treffliche Vereidyerung der Grid, 
Ebert (Jobann Arnold), Dichter und Überjeger, defonders cn 
geb. 1723 zu Hamburg, und erzogen auf bem Johanneum und tem E 
daſelbſt, hatte an Hagedorn nicht bloß einen wohlthaͤtigen Unterfiüg 
auch ungeachtet des Abftandes ihrer Jahre und damaligen Kenztnit 
lichen Frrund. Die Eiche zur englifhen Eprache wurde bei ihm durc 
munterung geweckt und genaͤhrt. 1743 ging E. nad) Leipzig, um T 
fludiren, 309 aber ba!d bie humaniftifchen Studien vor, und nahm daſ 
Breunden Giſeke und Cramer, an dem „Jünglinge”, einer bamals ſehi 
Wochenſchrift, Antheil. Nicht Tange nad) der Gründung des Can 
Braunfchroeig wurde er 1748 bei der bamit verbundenen Penjionsanftal 
und unterrichtete den Erbprinzen, nachherigen Derzog von Braunſchu 
englifchen Sprache. Um dieſe Zeit faßte Ebert den Entſchlus, f. Lan 
Werke der beften engliſchen Dichter und Schriftſteller durch Überf. beka 
en. Das vorzüglichfte, was er davon lieferte, waren Voung’s „Na 
(Braunfhw. 1760 — 71, 5 Bde., Leipz. 1790 — 95), deren Über 
du ſ. Zeit den Ruhm eines der größten Meifter in der Überfegungszunft ei 
Glower's „Leonidas“. 1753 erhielt er die Stelie eined ordentl. Prof. 
num, und [pätechin den Hoftathscharakter. Bis 1773 lebte er im eheloi 
Eine frühere Geliebte hatte er, nahe vor der Verbindung, durch den Te 
Sept verheirathete er ſich und Ichte in einer glüdlichen Ehe, bis er 1 
Ebert befaß einen lebhaften und feutigen Wig, und eine regſame Phantsf 
Schriften erſchienen, von ihm ſelbſt noch gefammelt, u. d. T.: „I. 
Eriſteln und vermiichte Gedichte”, wozu nad) f. Tode noch ein T 


wurde. (Hamb, 1789 und 1795, 2 Bde) S. Lebensbeſchr. fint 
Schlichtegrol’® „Nekroleg", 1. 8b, j 


Ebioniten Echiniten 425 


b die Meine Schrift: „Über öffentliche Bibliotheken, beſonders beutfche Unis 
tätsbibliothefen” (Sreiberg 1811) fich für den Beruf ausgewielen, in den er 
wirkjam eintrat. Die Neichhaltigkeit der dresdner Bibliothek, die ihm für ſ. 
iographiſchen Studien ein weites Feld öffnete, gab Ihm den Muth, ſich an ein 
Egemeincs bibliographiiches Lexikon“ (Reipzig 1821, 4.) zu wagen, durch dag 
be heſchraͤnktern Anfichten ausländiicher Bibliophilie aufden höhern Standpunkt 
[her Bücherkenntniß erheben koͤnnte. Die rühmlichfte Anerkennung hat es 
gentiich auch in England gefunden. Neben diefem Werke, das wohl hinreichend 
e, die ganze Kraft jedes nicht unthätigen Mannes in Anfpruch zu nehmen, fand 
Boch, Muße zu andern Arbeiten, die ibm Erholung von einem fauern Berufe. 
‚ wozu fein laͤngſt vorbereitsted „Leben Friedr. Taubmann's“ (Eifenberg 
54) und fein „Torquato Taſſo, nach Ginguensé dargeſtellt“ (Leipzig 1819) und 
-ufläge in verfchicdenen Zeitfchriften 2c. gehören. Schon 1812 hatte er durch 
2 „Diss. Hierarchiae in relig. ac literas commoda“‘ ſ. Bertrautheit mit dem 
Mtelalter beurfundet, und das Diplom im Voraus verdient, mit dem ihn die 
wefurter Gefellfchaft für Altere deutfche Gefchichtstunde 1819 beehrte. Mie 
Big er feitdem für die Zwecke diefed Vereins geweſen, beweifen f. Beiträge zu 
Archive. Bei diefer Tätigkeit, zu ber auch ein fehr verbreiteter Briefwech⸗ 
mt, lebt Ebert doch recht eigentlid) auch den inneren Gefchäften der Biblio⸗ 
altung und übt praftifd) das, mas er als Foderung an f, Collegen in einer 
beitsfchrift, die ſchon zwei Aufl. erlebte („Die Bildung des Bibliochelare” 
Wig 1820, aid 2. Thl. erſchien ſ. Schrift: „Zur Handfchriftentunde”, Leipz. 
85) darzızlegen fid) gedrungen fühlte. Wie frhr er geeignet war, folche Anfober 
Ben zu machen, hat er durch f. „Beſchrelb. der k. Öffentlichen Bibliothek zu Dres 
” (Reipz. 1822), aud) den entfernteften Freunden f. Faches dargethan. Nach 
e kurzen, aber nicht fruchtlofen Anftellung als Bibliothekar in Wolfenbüttel, 
be &, 1825 nad) Dresden als Bibliothekar zurücdgerufen. Hier begann er 
& eine Zeitfchrift: „LÜberlieferungen”. 
Ebioniten, fe Nazarener. 
Eccebomo (Wed ein Menfh!) nennt man ein Grucifir, weil nach 
« 19, 5, Pilatus in diefe Worte der Bewunderung ausbrach, als er ſah, mit 
ber Duldung Chriftus die Geißelung ertrug. 
Echelon, bie keiterfproffe. Ein Heer marfchirt en &chelon oder par 
Blon, wenn es treppenförmig, d. h. in Eleinen, gleic weit auf einander folgens 
Abtheilungen aufzieht oder vorruͤckt. Man bedient ſich des Angriffs en eche- 
um nur mit einem Theile des Treffens das Gefecht zu beginnen, und den ans 
t aufzufparen, d. h. man ruͤckt den Flügel, mit welchem der Angriff gefchieht, 
Zeinde näher, und hält dagegen ben andern zuruͤck. Wenn z.B. eine Brigade 
ſechs Bataillonen, die in Schlachtordnung aufmarſchirt fleht, en echelon ans 
Fen fol, fo rüden die zwei Bataillone 3. B. des rechten Fluͤgels, erft 100 — 
> Schritt vor, darauf fegen fich die beiden folgenden Bataillone in Marfch, fobaß 
echte Flügel diefer 2. Abtheil. auf einer Perpendiculaire marfchirt, die den lins 
Flügel der erften Abtheilung berührf; der 2. Abth. folgt dann die 3. der beiden 
Oſten Bntaillone in der nämlichen Art u. f. m. 
Echiniten, Berfeinerungen von Seeigeln, alfo von lebendigen Seethies 
aus der Elaffe der Wuͤrmer, die noch jegt in ber Schöpfung vorhanden find. 
gl. Organifſche Üderrefte.) Sie werden häufig angetroffen, zuweilen 
auf Adern, und der gemeine Mann nennt fie Krötenfleine, weil er glaubt 
5 alte Kröten fie erzeugen. Die Geftalt der meiften iſt halbkugelig. Sie haben 
ei Öffnungen, doch nicht immer an berfelben Stelle, und find theil® der verftel> 
Dte Kern, theils bie verfteinerte Schale von einem Seeigel, Anden Stellen, wo 
: Theile ber Schalen zufanımengefügt waren, erbüdt van olk Inner im weite 





426 Echiquier Echo 


nerten Kerne fünf, ſeltener ſechs, doppelte, auf der Halbkugel von ebenn 
herablaufende Nähte von tiefer ober flacher eingedruͤckten Löchern. Di: 
und Warzen, womit bie Seeigel in ihrem natuͤrlichen Zuſtande beſeht find 
feltener verfteinert gefunden. Die meiften Kerne find [ehr harte Hamf 
einigermaßen durchſichtig. Won Farbe find die Echiniten braun, grau, 
goldgelb und [hrmärzlih. Außer ben ganzen Stuͤcken findet man aud) en 
fleinerte Theile von Seelgeln, 3. B. Stüde von Schalen, Stacheln, dir! 
fleine heißen. Sonft wußte man nicht, wofür man diefe halten ſel 
Luc einen Echiniten aus England erhielt, der in Kreide lag, und an defen 
verfteinerte Stacheln, obgleich beweglich, anlagen. Diefe Stadyein h 
verſchiedene Geftalt, denn manche find platt und zugefpigt (biefe heißen ! 
nadeln), andre find glatt, geſtreift oder gekörnt, und dabei frumpf un 
tifch ; noch andre haben die Form einer Dfive oder Eichel. 
Echiquier, das Schachbret. Die Stellung der Truppen enı 
iſt die ſchachbtetfoͤtmige Stellung, wo die Hintern Abtheifungen auf bie, 
rume der vordern treffen. Sie wird gewoͤhnlich bei den Rüchzügen gehra 
Echo, die Tochter der Luft und der Erde, eine Mpmphe, von n 
Fabel erzählt, Juno habe fie, weil fie ihr durch ihre Schwaghaftigkeit hin 
weſen, ben Jupiter bei den Rymphen zu belaufchen, in einen Fels verwan 
fo, daß fie ihr die Stimme, zur Wiederholung des legten Worte, das ſi 
. bern hörte, gelaffen habe. Cine andre Erzählung fagt, Echo habe ſich in 
Affus verliebt, und als diefer ihre Liebe nicht erwibert habe, ſich dergeſtalt 
daß nichts al6 die Stimme von ihr übrig geblieben fei. 

Echo. Wenn der Schall an eine entfernte fefte Fläche anfchlägt, 
er zuruͤck; und man hört ihn nad) einer kurzen Zwifchenzeit wieder; die 
wan Echo oder Wieberhall. Wirt der Schall mehrmals wiederholt, wi 
ſchieht, wenn er an Gegenſtaͤnde, die nicht gleich weit entfernt find, anlı 
hoͤrt man ein vielſaches Echo. Diefes geſchleht nicht durch ein bioßee Zurl 
der fallenden Lufttheilchen, ſonſt müßte jede Oberfläche eines hartenı 





Körpers einen Wiederhall verurfachen ; fondern es wird wahrſcheinlich einı 
Wölbung des zurhcgeworfenen Körpers erfodert, melde mehre divergiren 


Echel Edhof a4n 


en aus, und das Ohr kann weber den urſpruͤnglichen Schall vom erſten Echo, 
te vielen unmittelbar in einander flicßenden Wiederlaute von einander unters 
nn. Stehen hingegen mehre einzelne zuruͤckwerfende Flächen In verfchledenen 
wenungen, fo kann jede derfelben ein eigne® Echo bervorbringen, wovon das 
>08 ſtaͤrkſte ift, weil die andern durch den weltern Fortgang in der Luft ges 
cht werden. Da der Schall nach eben den Gefegen zuruͤckgeworfen wird, nach 
n das Licht zuruͤckprallt, worauf die Katoptrik beruht, fo nennen Einige die 
vom Echo Katoptrit des Schalles, beffer Kataphonik oder Kataku⸗ 
Der Ort des fchallenden Körpers wird der phonifche, und der zuruͤckwerfende 
Der Gegenftand der phonofamptifhe Mittelpunkt genannt. Zu den beruͤhm⸗ 

Echos gehört das zu Rosneath in Schottland und das in der Billa Vtmourtia 
it Mailand, welches ein Mort 30 — 40 Mal wiederholt. 

Eckhel GJoſecph Hilarius), einer der größten Kenner der Muͤnzwiſſenſchaft, - 
1737 zu Enzersfeld in Oftreich unter der Ens, und von den Jeſuiten erzogen, 
r fehr jung in den Orden, und verwaltete verfchiedene Lehrämter, bie er Pros 
der Beredtſamkeit in Wien wurde, und zugleidy die Aufficht Äber das Münzs 
et des dortigen Sefuitencollegiumß erhielt, da unter allen Zweigen der Alters 
Slunde, welcher er mit bem größten Eifer oblag, die Muͤnzkunde ihn anzog, 
reiche kaiferlihe Münzcabinet und die anjehnlicdyen Sammlungen vieler Lieb⸗ 
: waren die Schulen, mo er durd) Vergleihung der alten Münzen nad) und 
jenen ſichern und fchnellen Blick erwarb, der die Prüfung der Dentmäter ſelbſt 
htert und dem gelehrten Kenner das fcharfe Urtheil gibt, wodurch die wiſſen⸗ 
liche Bildung vollendet wird. Er fand die alte Münzkunde auf einem Stand» 
te, wo ſich das Beduͤrfniß fühlbar machte, fie mit treuer Benugung der Vor⸗ 
een zur Wiffenfchaft zu erheben, ihre Grenzen abzuſtecken und nad) feiten 
ndfägen ein lichtvolles Syſtem berfelben aufzuftellen. Dies war bie Aufgabe, 
talle f. Forſchungen wibmete. Kine Reife nad) Italien, die er 1772 machte, 
hm Gelegenheit, die neue Anordnung ber alten Münzen, bie f, Syſteme zum 
ade lag, in derreichen Sammlung zu Florenz auszuführen. Nach ıf. Ruͤck⸗ 
177% ward er zum Auffeher des Münzcabinetd zu Wien und zum Profeffor 
Ilterthumsbunde ernannt, und nach der Aufhebung ſ. Ordens widmete er fich 
ſ. Wiſſenſchaft. Die erſte Frucht ſ. Forſchungen war fein ausgezeichnetes 
k: „Numi veteres anecdoti‘, das 1775 in? Bon. 4. erſchien, und worin 
ber 400 unbeſchriebene Münzen bekannt machte. Darauf folgte die neue Aus⸗ 
des, urfprünglic) von Sröhlidy und Khell, f. Vorgängern, beforgten Verzeich⸗ 
8 des Eniferlihen Münzcabinets, das nach der von ihm eingeführten Methode 
dnet iſt. Mich diefen Vorbereitungen erſchien endtih 1792er Anfang des 
ckes, das ihn den größten Muͤnzkennern an die Seite ftellte: „Doctrina numo- 
ı veterum‘*, da8 1795 mit dem 8, Bde, vollendet wurde. Dieſes treffliche 
rk umfaßt die ganze alte Muͤnzkunde, deren Theile in lichtvoller Ordnung, bei 
Anwendung einer gelehrten und feharffinnigen Kritik, dargelegt werden. 
nige Zage nach der Vollendung deffelben ſtarb er, Sein Leben erzählt der 1. 
‚von Schlichtegroll's „Nekrolog“. 

Eckhof (Konrad). Dieſer für die Geſchichte des deutſchen Theaters fo 
kwuͤrdige Kuͤnſtler, geb. 1720 zu Hamburg, war der Sohn eines Stadtſolda⸗ 
and nachherigen Lichtputzers beim Schoͤnemann'ſchen Theater. Als Schreiber 
em ſchwediſchen Poſtcommiſſair zu Hamburg, in deſſen Dienſten er ſich durch 
3 und Ordnung auszeichnete, fand er die Zumuthung, auf die Kutſche der Frau 
commiſſairin ale Lakai aufzufteigen, zu erniedrigend, als daB er nicht fogleich 
Dienft hätte verlaffen follen. Er kam nah Schwerin zu einem Advoraten, 
ugleich erklärter Freund der Muſen war, eine anfehnliche Bibliothek, vorzüg: 
heatraliſcher Schriften befaß, und durch diefe in Eckhof, der fleißig las, den 


[ 


niffes fo zu verbeden, baß man nie etwas davon gewahr ward. Ung 
niß des menfchlichen Herzen® und der Sitten in jedem Stante, Feu 
keit in feiner Declamation, paffende Action und treffendes Geberben! 
tige, volle, biegfame Stimme, erhoben Eckhof zu einem der cerfte 
Kuͤnſtler. Lange Zeit genoß er daher auch der allgemeinen Adytung 
fehenften Städten Deutfchlande, namentlich in Hamburg, war zuiı 
director in Gotha, und ſtarb hier 1774, bewundert als Künftle 
trefflicher nachdruͤcklicher Redner, als Dichter, als Eritifcher Kenne 
Sprache, geliebt und geachtet als Menſch, als gefitteter, ordnung 
fetbft religiöfer Mann, der durch diefe Vorzüge zuerſt der beutfchen € 
Bedeutung, Werth, Anfehen und Namen erworben hat. 
Eckmuͤhl, Dorfan der Faber, im E. bairiſchen Regenkre 
durch die Schlacht am 22. April 1809. Als Öftreich, durch den t 
gen Napoleons Derrfcherplan entziindeten Volkskampf ermutbigt, o 
noffen, hoͤchſtens auf England und die Pforte vertrauend, alle jein 
und die vom Erzherzog Johann kaum erfchaffene Landwehr, mit eine 
falteten Spanntraft aufbot, um unter bes Erzherzogs Karl Heerb 
der raftlofe Dinifter Graf von Stadion nebft dem Herrn von Gen 
deren freifinnige Proclamationen die beutfchen Völker zu den Wa 
Gefchäfte leitete) die politifchen Folgen des preßburger Friedens, | 
und Frankreichs Machtkreis in Deutfchland, Polen und Italien 
und feine frühere unabhängige Stellung in dem europäiichen Staat 
einzunehmen ; ale bereitd 6 Armeecorps unter dem Generaliſſimus, 
nebft 2 Referven, 220,000 M. ſtark, die Sfar und Münden (am 
wie die Donau und Regensburg (am 20, April) behaupteten, waͤhr 
meecorps, unter dem Erzherzog Ferdinand von Efte, 36,000 Mat 
Herzogthum Warfchau eindrang, und 2 Armeecorpg, zufanımen : | 
unter dem Erzherzog Johann, nachdem Tirol (am 11. April) für: 
hoben, Stalien bedrohten, da entſchied Napoleons Sieg bei Eckmuͤ 


man INN an Kae Dana has Maraunährer mi marf frac ai 





o0”pvr .. .. veo..wns m ....„„»>> BUEBI u 


Sefechte bei Freiſin ing, Londshut und Regensburg, ſeien 100 Kanon 
50,000 Geſangene, 3 Pontons und 3000 Fuhrwerke; er ſetzte hi 
4 Wochen find wir in Wien”. Davouſt, Herzog von Auerftädt, ı 
eines Fuͤrſten von Eckmuͤhl. Andemf. Tage hob Napoleon 
den deutfchen Nitterorden in allen Staaten des Rheinbundes auf. - 
waren die firategifchen Folgen ded Kampfes bei Eckmuͤhl und Regı 
öfter. General Jellachich mußte München räumen, mo der König v 
25, wieder eintraf Das oͤſtr. Hauptheer aber fuͤhrte der Erzherz 
das Corps unter Bellegarde verſtaͤrkt, uͤber Cham und Waldmuͤnd 
weis in Böhmen, worauf er daſſelbe am linken Donauufer, am Fu 
berges und im Marchfelbe zu einem glorreichern Kampfe, der ſpaͤten 
und Wagram flattfand , wieder aufftellte. Doch Wien konnte 
Denn auf dem kürzern Wege drangen Napoleons Heermaffen auf d 
nauufer, ohne den Volksaufſtand in Tirel zu achten, über den J 
mehren Gefechten, u.a. bei Zittmanig, Salzburg, und vorzüglic 
berg, wo amd. Mai Hiller mit 35,000 M., darımter die tapfer 
wehr, einen hartnädigen Miderftand leiſtete, und hierauf bei Kre 
auf das linke Donauufer ſich zog, über die Ems nach Öftreiche 4 
die am 12. Mai mit Gapitulstion genommen wurde. Mape 
13. fein Hauptquartier zu Schönbrunn. Vergeben fuchte der Er; 
dem franz. Hecre in den Nüden au kommen. Die Wüctembirgeruni 
und die Sachſen unter Bernadette, warfen kei Urfar am 17. Mai t 
Collowrat mit Verluft Über die Donau zurüd. Drei Tage nach! 
Napoleon felbft den Übergang Über die Donau, was die denfwürbi: 
auf dem Marchfelde, die bei Aspern oder Eflingen und die bei Wag 
hatte, wo Karls Seldherrntalent ſich glorreicher bewährte als an der 
gensburg. Hoͤrt man den Verf. der Schrift: „Das Heer von In 
war vorzuͤglich die perſoͤnliche Uneinigkeit zwiſchen den drei Hau 
Kriegsminiſterlums, zwiſchen dem F.“M.⸗L. Grafen Gruͤnne, di 
militairiſchen Ordner, zwiſchen dem techniſch und wiſſenſchaftlich 
Quartiermeiſter, G.⸗M. Mayer, der aber ſchon im Schr. 1809 ale 


nach Rrod normiefen wurdo. und dem Kreiherrn non Mimnfon. (Kor 


Cam Edda 431 


von etwas Beſtinmtes nicht. Er beſchaͤftigte ſich damals, wie man behauptete, mit 
zerſuchen, das Andenken der Bewohner des Landes an die alte Herrſchaft aufzu⸗ 
ven. Blücher fand dieſen Eifer zu feurig, und gab Befehl den B. v. E. zu ver⸗ 
aften, der aber durch oͤftere Veraͤnderung ſ. Aufenthaltes den preuß. Gendarmen 
atging. Erſt als Bluͤcher ſein Hauptquartier nach Frankreich verlegt hatt, wagte 
ickſtein wledet hervorzutreten. Er hoͤrte nun auf, für Oſtreichs Vortheil zu ars 
eiten, da dieſes weder ſ. Sendung beglaubigt, noch auch ihm perſoͤnlichen Schutz 
noährt hatte. Dagegen fand er in Belgien ſelbſt maͤchtige Beſchuͤzer. Cr ward 
urch ihre Vermittelung Peligeicommiffair in Gent, wo er eifrig bedacht war, bie 
Sieger zu unterftügen. Das Verwaltungsfad) füllte jedoch f. Thaͤtigkeit fo wenig 
u, daß er f. Zeit auch dazu benugen konnte, zahlreiche Auffäge Über die Angeles 
‚nbeiten ded Tages zu ſchreiben, worin er fich zum Verfechter unbefchränkter Herr 
Haft aufwarf. Man wirft ihm mehre Gewaltſchritte gegen Perfonen vor, die ihm 
webichtig fhienen. Eckſtein mußte einige Zeit nachher f. Stelle in Gent aufgeben, 
ward jedoch als Polizeicommiffaie im Großherzogthum Luxemburg angeftelit, mo 
inf. alten Wirkſamkeit fortfuhr, und u. A. durd) Auslieferung eines nad) Lu⸗ 
vmburg geflüchteten Franzoſen, den Frankreich verlangte, das erſte Beiſpiel einer 
Iihen Bereitwilligkeit im neuen Königreiche der Niederlande gab, Indeß ward 
We Ausgelicferte fpäterhin von den Gerichten in Frankreich losgeſprochen. Edftein 
kat ſpaͤter in Frankreichs Dienfte und lebt jetzt zu Paris, 
Edam, Stadt in Nordholland, etwa 6 Meilen von Anıflerdam, an ber 
'diberfce gelegen, mit 1000 H.,2800 E., Hafen, Schiffbau, Salzfiederel, Der 
"Sandet mit Kaͤſe ift fehr wichtig; 1801 wurden 6,660,631 Pfund gewogen. Die 
‚Saupteintheilung der holländ. Kaͤſe iſt in füße und faure Milchkaͤſe. Den letztern 
kant man Komynes (Kümmel) Käfe, weil er mit Kümmel und Nigelein gewürzt 
, auch Kastert. Won beiden Hauptabtheilungen gibt es viele Eorten. Die 
&amer Käfe gehören ſaͤmmtlich zu den fügen Mitchlfen, und merden nad) der 
Jube ihrer Rinde in roth⸗ und weißkruſtige getheilt. Es gibt ihrer von 34 bie 20 
and. Der vorzüglichfte von allen ift der fogenannte Präfentkäfe, der alle Wolle 
Immenheiten des beiten Kaͤſes in fich vereinigen muß, Cin Mittelpreis ift 20.bis 
BGulden für 100 Pfund. Nach England geht in gewöhnlichen Zeiten eine uns 
meunre Dienge; ebenſo nach Amerika, den Colonien, Spanien, Man rechnet das 
ganze Kaͤſeerzeugniß in Holland auf 30 Mil. Pfund. 
Edda: zwei Sammlungen alter isländifcher Didytungen, welche, infofern 
ſe ron ben nad) Island gewanderten Norwegern (Mormännern) herrübren, germas 
"Shen Urfprungs, und die Hauptquelle für die nordifche Goͤtter⸗ und Heldenge⸗ 
Kite find. Die erfte dieſer Sammlungen, welche man die ältere oder Saͤmun⸗ 
Kite Edda nennt, foll von Saͤmund Eisfuffon, einem gelekrten islaͤndiſchen Geiſt⸗ 
khen, nebft Are Frode, dem ülteften Geſchichtſchreiber des Nordens (meldyer von 
1056 — 1133 lebte und zu Paris ftudirt hatte), veranftaltet worden fein. (Sig⸗ 
tuffon’6 Leben hat Arne Magnaͤus vor dem 1. Theile der Edda ausführlic) befchries 
den.) Aber fomol dies ald daß ihr der allgemeine Name Edda zukomme, ift ges 
Imanet worden. Sie beftcht aus einer Reihe von Öefängen ber Skalden und urs 
ten Sagenliedern, daher die alte Edda ( Stammmutter der Porfie). Diefe alt 
ſche Edda war fonft 400 3. in Island verborgen und vergeffen. Ein Theil 
dafelben [cheint für immer verloren gegangen zu fein. 1643 entdeckte und rettete 
dr Biſchof Brynjolf Soenfen zu Skalholt einen vorzüglichen und immer noch den 
beten Mergamentcoder biefer alten Dichtungen. Seit diefer Zeit wurde die Edda 
tiger bearbeitet, und befonders folgende Theile berfelben bekannt gemacht: Beg⸗ 
hamsanlda , Voludpaͤ (Wahrfagungen), Havamaal (erhabenes Geſpraͤch), und 
itule oder das runifche Gapitel (worin Odin ſich f. Stärke in Zauberliedern 
cipent). — Aus diefen damals noch voliftändigen Liedern und andern Befängen iſt 


PHADETIIMEN Ausʒuge Die poetij chhen Nedensarten enthait, Die in D 
vorlommen. Den isländifchen Text diefer Edda hat mit verfch 
fehlerhaften) Überfegungen Refenius herausgegeben, Kopenhagen 
her heißt fie auch die Refenifche Edda.) ine beffere Ausgabe vo: 
1818. Kine dänifche Überfegung hat Nyerup, Kopenhagen 18C 
cher fi) überhaupt um die Edda große Verdienfte erworben ba 
liberfegung befigen wir von Ruͤhs (Berlin 1812). Der erfte Th 
Saͤmundiſchen Edda wurde im Driginaltert 1787 von dem Magı 
belebt durch Suhm's Eifer, mit einer lateiniſchen Überfegung un 
hauptfächlich von Gudemund Magnus gearbeitet, bekannt gemu 
ſchien 1818 auch der zweite Th. von dem Magnaͤiſchen Inſtitut 
haltend die Volundarquida und alle Gedichte, welche die Verbindr 
feandinavifchen und deutfchen Heldenalter bilden. Bearbeitungen 
gen der früher bekannt gewordenen Theile haben unter din T 
Schimmelmann, Gräter, Herder und Fr. Majer geliefert. Gin; 
ungedrudte, Sagen der Edda haben v. d. Hagen und Grimm i 
fpäter auch beutfch herausgegeben. In den Streitigkeiten über 
das Alterthum der Ältern Edda, welche bie auf die neuere Zeit fi 
find als Zweifler und Gegner beſonders Adelung, Schlöger und v 
aufgetreten. Ihnen fehen entgegen P. E. Müller („Über die € 
Lehre und den Werth der Snorriſchen Edda‘, Kopenh. 1811, un! 
fprung und Verfall der isländifchen Hiftoriographie, nebft einem 2 
Nationalität der altnordifhen Gedichte‘, Kopenhagen 1815), v 
Gebrüder Grimm, Docen u. A., und es fcheint fi, die Wahrhei 
zu neigen. Denn nicht nur die Innere Wahrheit und die eigenthuͤm 
der Eddalehre, fondern auch gefhichtliche Spuren fprechen für dat 
die Echtheit derfelben. UÜber den Zufammenhang der deutſchen 
bes Heldenbuchs mit der Edda find von den legtgenannten Schrif 
anziehende Unterfuchungen angeftellt worden. 

Edelind (Gerard), geb. zu Antwerpen 1649, Dialer u 





reiten, und. um die Erlaubniß des ungehinderten Umgangs mit ı 
den er näher bezeichnen wollte. Diefer Geifttihe war Firmon 
bewilligte diefen Umgang, ſchlug aber den Aufichub ab. Firm 
feines Geſchaͤfts mit der tiefften Ergebenheit. Cr erbot jich feibf 
den Nichtplag zu begleiten. Es gefhah. Edgeworth flieg mit 
ruͤſt; Ludwig entkleibete fich felbft. Die Büttel warfen ihn unt 
Da fagte Edgemworth die Worte: „Sohn des heiligen Ludwig, fl 
empor ! und das Beil fiel. Unter unendlichen Grfahren gelang cı 
reich zu verlaffen. Er kam 1796 in England an. Pitt bot ihr 
Königs einen anfehnlichen Sahrgehalt an; er lehnte ihn aber ab, 
nicht vermehren wolle, welche die britifche Regierung mit fo viele 
Gunſten der franz. Ausgewanderten auf fich genommen habe. % 
worth Ludwig XVII. nad) Blankenburg im Braunfchweigife 
nad) Mitau. Sein edler Charakter hatte fid) auch unverkennbar ; 
gedruckt, wie folgender Zug beweiſt. Sein König ſchickte ihn 
Hof, um dem Kaifer Paul den Orden bes heiligen Geiftes zu i 
diefer Monarch wurde bei dem Anblid von Firmont's ehrwuͤrdig 
flalt ergriffen, daß er fich vor ihm auf die Knie warf und um fe 
Wie Edgeworth fein Leben Ungluͤcklichen mit evangelifcdyer Liebe 
fo follte er e8 auch im Dienfte der Dienichheit verlieren. 1807 n 
franz. Kriegsgefangenen nach Mitau gebracht, wo Edgeworth bei 
lebte. Unter ihnen herrfchte ein anfteddende® Fieber, das die fuͤre 
wuͤſtungen anrichtete. Firmont, hiervon nicht zuruͤckgeſcheucht, 
ſter Verpfleger; er achtete keine Gefahr, aber von der Seuche ar 
am 21. Mai 1807. Die Herzogin von Angoul&me verpflegte ihı 
die Ednigliche Famitie legte Trauer um ihn an, und Ludwig XVI 
Grabſchrift. S. E.'s Biographie im 4. Hft. der „Beitgenoffen”. 
Edict (jur.), eine Öffentliche Belanntmadhung. Im altı 
die hoͤhern Staatöbeamten, welche alljährlicy wechfelten, beim Ar 


HR Afbfansliche ——— ala ah Man te 


Ebdict von Nantes Edinburg 435 


Zeitlang ausgeuͤbt zu haben ſcheinen, bis alle geſetzgebende Gewalt in den aus⸗ 
ãcßlichen Beſitz der Kaiſer kam. Auch fie bedienten ſich dabei zuweilen ber 
ictsform, wiewol auch allgemeine Grundſaͤtze häufig in der Entſcheldung beſonde⸗ 
Säle ( Decrete und Reſcripte) ausgeſprochen wurden. Seitdem iſt der Name 
ict allgemeinen landesherrlichen Verordnungen gleichbedeutend mit Patent, Man⸗ 
„Verordnung, Ordonnance u. ſ. w. geblieben. — Edictalladung, eine 
atliche Vorladung, durch offenen Anſchlag an mehren Gerichtsſtellen und heut⸗ 
age Einruͤckung in Zeitungen, welche dann erlaſſen werden muß, wenn entweder 
"Aufenthalt des Vorzuladenden unbekannt ift, oder unbekannte Intereſſenten 
Käubiger, Erben) zu Wahrnehmung ihrer Rechte aufgefodert werden müffen. 
ur ein competente6 Gericht kann den Vorgeladenen geroiffe Sriften fegen, in wel⸗ 
m fie fich bei Verluſt ihrer Anfprüche (Prächufion) zu melden haben; Privataufs 
berungen der Art find ohne rechtliche Wirkung und die neuerer Zeit uͤblich gewor⸗ 
mm Drohungen, fäumige Schuldner mit Nennung ihres Namens öffentlich zu 
buen, find eine unerlaubte Selbſthuͤlfe. 37. 

Edictvon Nantes, f. Hugenotten, 

Edinburg, Hauptſt. Schottlands, liegt in der zu Suͤdſchottland gehöre 
Grafſchaft Edinburg oder Mid-Kothian, unmeit des Meerbufens von Forth, 
woblangebauten Gegend. E. bat ſich im leuten Jahrh. bedeutend vergroͤ⸗ 
; die Hafenſtadt Leith eingefchloffen, mit welcher «6 ein faft zufammenhängens» 
Banze bildet, fleigt die Zahl f. Einw. jegt auf 138,000, da es 1687 deren nur 
00 zählte. Das eigentliche E. befteht aus der Alt: und Neuftadt, und ift 
Ver ſchoͤnſten und Häglichften Städte zugleih. Die Altſtadt Hat nämlich ſchlecht 
ste Däufer und enge winklige Straßen; bie erftern liegen auf und an einer An⸗ 
über und unter einander, und einige derfelben haben, von einer Straße aus 
hen, zehn Stockwerke, während fie von der andern nur zwei oder drei zählen. 

tiefe Kluft, welche den Namen North⸗Loch führt, trennt die Altftadt von der 
„auf welcher die Neuftadt liegt. Die Verbindung zroifchen diefen getrenn⸗ 
Deilen Edinburgs wird durch zwei Brüden, die Nord: und Suͤdbruͤcke, bes 
Erftere, ein Meifterftüd der Baukunſt, ift 310 Fuß lang, und befteht aus 
men Bogen, von 68 Fuß Höhe, weldye, befonders wenn man fie von unten 
et, eine hoͤchſt malerifche Wirkung hervorbringen, und ſowol durch ihre 

Hleit als durch ihr ſchoͤnes Verhaͤltniß gefallen. Die zweite Brücke geht über 

Blu der Vertiefung fichenden Häufer hinweg, und gewaͤhrt das fonderbare Schaus 
af man von ihr auf die in der Straße Wandelnden hinabfehen kann. Gaͤnz⸗ 
on der Altſtadt verfchieden ift die Neuftadt, die fi) mit den fhönften Städten 
arena meffen kann. Hier durchfchneiden fich bie 3 — 4000 Fuß langen und 

100 Fuß breiten, mit fhönen, aus Quaderfteinen erbaueten, Häufern befegs 
Etraßen in rechten Winkeln. Zwei große Pläge, St.Andrew's⸗Square und 
de⸗GSquare, verfchönern biefen Theil Edinburgs, der jedoch ein geringeres 
H von Menfchen zeigt als die Altſtadt. In dieſer iſt der alte Pataft ber 
Briiyen Könige, HolyroodsBoufe genannt, ein großes altmodifche® Gebäube, 

ein regelmäßiges Viereck bildet, und beffen Fronte auf beiden Eden mit 
haben Thürmen geziert iſt. Im Innern zeigt man ben mit einer Reihe von 

Men der fchottifchen Könige behangenen großen Saal und die Zimmer, welche 
Risigin Maria Stuart bewohnte, und die noch ganz in ihrer damaligen Geftalt 
a find, Man zeigt das Gabinet, in welchem die Königin mit ihrem Günft: 
ie ſaß, als die Verſchworenen hineindrahgen. Auf dem Fußboden des 
‚Beast fieht man noch einige Blutstropfen, welche die Stelle bezeichnen, wo 
eo von den Verſchworenen umgebracht wurde. Sn neuern Zeiten diente dieſer 
Vote eine Beltlang der vertriebenen franz. Königdfamilie zum Wohnfige. Auf 

Ganz feilen Seifen, dem hoͤchſten Theile der Erhöhung, won die Altfladt ge« 

8 


















Edinburgs fteht das große Doipital, von einem patriotiſchen Golbf 
Deriot, 1650 geftiftet, oben an; auch Watſon's und Gillespie's H 
Maifenhaus zeichnen fid) aus, An der Spige der gelehrten Anftalı 
verfität, von Jakob VI. 1581 geftiftet, die 1326 gegen 2300 St 
Am berühmteften ift von jeher die medicinifche Facultaͤt geweſen, 
talentvollften Männer v. Schottland, einen Duncan, Brewſter, Th 
Hope ıc., zu ihren Mitgl. zählt. Die Bibliothek der Univerfität en! 
Bde. u. erhielt feitdem durch Ankauf d. verft. Prof. Reimarus in Ha 
medicin. Differtationen einen anſehnl. Zuwachs. Bedeutender nor 
tenbibliothek, für welche einer der ſchoͤnſten Säle des Parlamentsh: 
worden ift. Unter den gelehrten Sefellichaften in Edinburg hat fi 
ciety durch gründliche Abhandlungen bemerkbar gemacht. Auch we 
ſellſchaft für Naturgeſchichte unt. d. Namen der Werner’fchen gefti 
bereitungsfchule für die Univerfität dient die berühmte Higb-Schoo 
E. hat große Kerzengießereien u. Seifenfiedereien, roichtige Whisky 
Brennereien, Stärkefabriten, Sttumpftvirkereien, Stedinadels unt 
Man verfertigt ſchoͤne Kutfchen, Uhren, Blech⸗ und Meſſingwaa 
über Leich, einen ſtarken Handel, zu deffen Beförderung drei oͤffen 
Privatbanken, mehre Affeeuranzgefellfchaften und eine Börfe bie 
erroähnte Hafenftadt, wohin der Leith- Walk, eine fchöne, breite 
Däufern und Gärten befegte Straße führt, ift eng und fchmusig, ı 
Einw., Schifföwerfte, Scyiffsdoden, Glashuͤtten, welche Flaſchen 
fern, die feibft den englifdyen vorgezogen werden, bedeutende Seif 
große Magazine der Edinburger. Merkwuͤrdig find die in der Un 
vereinzelt und fleil zu einer großen Höhe heranfteigenden Felſenma 
mehre eine Höhe von 1000 Fuß haben. Sie find bafaltartig, ı 
Theil eine prismatifche Form. Es erſcheinen in E., das mit %oı 
des engliſchen Buchhandels theilt, viele größere enchklopaͤdiſche Wer: 
Beitfhriften. (S. Engliſche Literatur und Encykto; 


hatten. anhar Blaintbinsarlaite nan (ER TCehilhort mie Min uuh Q na 


Eduard (Prinz v. Wales) Eduard (Karl) 437 


n. Nach Philippe Tode (1350) wurde der Krieg gegen deſſen Sohn, König 
ann, fortgefeßt, der (1356) bei Poitierd gegen den Prinzen von Wales, Eduard, 
Schlacht und mit ihr die Freiheit verlor. Er wurde als Gefangener nad) Eng⸗ 
geführt, und nicht eher loßgelaffen, als bis er (1360) im Frieden zu Bretigny 
Englaͤndern verfchiedene franz. Provinzen mit der völligen Oberherrfchaft abe 
. Eduard IT. nahm nun den Titel: König von Frankreich, an, den feine 
hfolger erft in den neueften Zeiten (7. Nov. 1800) wieder aufgegeben haben, 
ı Diefen Croberungen ging unter Johanns Nachfolger, Karl V., ſchon Vieles 
) bei Eduards Leben, das Übrige aber, bisauf Calais und Bordeaur, unter feis 
NMachfolger, Richard II., wieder verloren, Eduard fah die glänzenden Tha⸗ 
[. Jugend durch das Unglüd f. Altere verdunkelt. Sein heidenmüthiger Sohn, 
Prinz von Vale, Eduard (f.d.) flarb vor ihm 1376. Gerechtigkeitsliebe 
der Eifer, den Handel emporzubringen und die Rechte der Nation zu befeftigen, 
hamı Edwards DU. Megierung aus; höchftend koͤnnte man ihm eine zuweilen 
Rteiebene Strenge und den Ehrgeiz, auch König von Frankreich werben zu wollen, 
m Vorwurf machen. Eduard wedte den Gewerbfleiß der Engländer, und gab 
Müche Befege zur Belebung des Handels. Um die Tuchwebereien zu befördern, 
er Weber, Färber und Walker aus Flandern nach England. Er fliftete (1349) 
—— vom blauen Hoſenbande, einen der aͤlteſten und angeſehenſten Or⸗ 
opa. 
Eduard, Prinz von Wales und erſter Herzog von Cornwall, bekannter 
dem Namen der ſchwarze Prinz, Sohn Koͤnig Eduards III., empfing 1362 
ſ. Vater die Belehnung uͤber die Grafſchaft Poitou und die Fuͤrſtenthuͤmer 
und Gascogne, und vermaͤhlte ſich mit Johanna, Tochter Eduards 
et, Grafen von Kent. Kurz darauf (1363) ſuchte Peter der Grauſame, 
avon feinem natuͤrlichen Bruder, Heinrich, ans Caſtilien vertrieben worden 
Hülfe bei Eduard, der ſich in Guienne befand, und der Prinz verſprach ihm, 
Abtretung von Biscaya, ihn wieder auf den Thron zu fegen, aing auch mit 
bedeutenden Heer Über die Pyrenaͤen, ſchlug Heinrich bei Navarette, und 
BL Freund Peter wieder ein, ward von diefem aber mit Undank belohnt, und 
nichts, denn während diefe® Zuges hatte der Krieg zroifchen England und 
fi) emenert, Eduard mußte nach Guienne zurüd, und ungeachtet eine® 
den Fiebers ließ er ſich in einer Sänfte zur Belagerung von Limoges fra» 
Der Pak wurde genommen, und der. Steger ließ, außer ber franz. Befakung 
300 Einw. über die Klinge fpringen. Darauf ging er nach England; bier 
in eine Entkräftung, die ihn im 46. J. f. Alters (1376) zu Weftminfter hin» 
. Bon f. Todestage an verloren die Engländer eine Befisung nad der andern 
Man weiß nicht, ob Eduard von dem Schreden, das er unter 
geinden verbreitete, ober von der Farbe feiner Rüftung den Beinamen des 
Prinzen erhalten bat. | 
Eduard (Karl), Enkel Jakobs IT., K. von England, Sohn von Jakob 
Bund und Clementine, T. des Prinzen Sobieſky, bekannt unter dem Namen 
Prätendenten, war 1720 zu Rom geboren, wo f. Bater die Kreundfchaft 
Dipfte Siemens XI. und Innocenz XIII. beſaß. Als dem legten Sprößling 
dem koͤnigl. Haufe Stuart ward ihm von der Wiege an jened Streben eins 
Masdıt, das ihn mit einer Bruft voll Muth und kühner Entwürfe fchon im 22, 
—XX forttrieb, um den Thron ſ. Vaͤter wieder zu erringen. Unterſtuͤtzt von 
mrimifchen Hofe, begab er ſich 2742, als ſpaniſcher Courier verkleidet, von Rom 
Paris, und es gelang ihm, Ludwig AV. für ſ. Abſicht zu gewinnen. Schon 
Ben u Dünkirchen 15,000 M. nah England eingefchifft werden, ald der eng» 
he Amiral Norris die franz. Flotte, noch bevor fie in See gegangen war, zer⸗ 
ke, Dies benahm dem franz. Hof die Luft zu einer zweiten Unternehmung s 


























440 Egeria Egerton 


Am 27. Jun. kam ein Boot mit ber Nachticht, daß zwei Schiffe ans! 
mi allerlei Berarf und Briefen angefommen fein, welche die Verfihem 
tigften Unterftügung enthielten. Indeſſen hatte Egebe f, Sohn Pauli 
febichten malen laffen, ob den Groͤnlaͤndern vieleicht ein Begriff beizubrt 
doch ihre Wißbegierde zu erwecken wäre, Da dies nicht gelang, guart 
mic f, beiden Söhnen bei den Gröntändern ſelbſt ein, um ihre Sprach 
Sorgfältig zeichnete er alle Worte auf, deren Sinn er errieth; thatoftr 
gefahr weite Reifen, um bie entfernten Groͤnlaͤnder aufzufuchen Ihe 
zu gewinnen, welches ihm durch taufend Wohlthaten in einem hohen & 
ober auch, um neue Handelsvortpeile für die Krone aufzuſuchen, weit 
ihm jaͤhrlich ein Schiff zu ſchiken. Was ihm nicht gelang, das ge 
nen, beſonders dem Paul, das Gronlaͤndiſche zu erlernen. Extiehit 
3. in Kopenhagen die Gottesgelahrtheit ftudiren, zum Prediger eimmei 
zum Nachfolger in Grönland geben. 15 I. hatte Egede, der Vater, i 
unfer unaus ſprechlichen Muͤhſeligkeiten zugebracht, und 17361 
hagen zuräd, um neye Vorfchläge zur Unterftügung ber gröntändifden 
meinde zu thun. Die Regierung ernannte ihn zum Oberauficher ber gr 
Miffionen, und beſtaͤtigte ſ. Sohn Paul im Amte eines dortigen 
Als das Alter ihn zu f. ehrmürdigen Verrichtungen unfähig machte, jı 
die Inſel Falſter zuruck, und ſtarb dafelbft 1758, Geine Schriften 
gefehrieben und audy ins Deutfcye überfegt. Sie befchäftigen ſich mi 
& ſchichte Groͤnlande und f. dortigen Bemühungen, Erfahrungen und 

. Sohn, Paul Egede,geb. 1708, war vom 12. 3. an Gehuͤlfe ſ. 
1723 nad) Kopenhagen, und brachte einige Grönländer mit, um fiei 
nen Handwerken unterrichten zu laffen; aber fie flachen ſaͤmmtlich an? 
Ungeachtet f. großen Neigung zum Seedienft, fügte er ſich doch dem Bi 
ter , ſtudirte die Gotteögelahrtheit, und erhielt das Miffionsamt u 
1734 ging erzu diefer Beftimmung ab, führte neue Coloniſten mit fi 
big 1740 daſelbſt. In diefem I. kehrte er nach Kopenhagen zurlı 


Stelle eines Kaplan am Hospital zum heil. Geift und den Auftrag, nı 
die geönländifche Miffion zu forgen. Auch wurde ihm das Divectoriur 
er A pie 





nen, befonders dem Paul, das Sconländifche zu erlernen. Er 
J. in Kopenhagen die Gottesgelahrtheit ftudiren, zum Prediger € 
zum Nachfolger in Grönland geben. 15 3. hatte Egede, der Ba 
unter unausfprechlichen Mühfeligkeiten zugebracht, und Eehrte 1 
hagen zurüdl, um neye Vorfchläge zur Unterflügung der gröntänd: 
meinde zu thun. Die Regierung ernannte ihn zum Oberauficher t 
Miffionen, und beftätigte f. Sohn Paul im Amte eines borti 
Als das Alter ihn zu ſ. ehrwuͤrdigen VBerrichtungen unfähig mad) 
die Inſel Falſter zuruͤck, und ftarb dafeibft 1758, Geine Sch 
gefchrieben und auch ind Deutfche überfegt. Sie befchäftigen fi 

eſchichte Groͤnlands und ſ. dortigen Bemühungen, Erfahrungen 
S. Sohn, Paul Egede,geb. 1708, war vom 12. J. an Gehuͤl 
1723 nad) Kopenhagen, und brachte einige Grönländer mit, ur 
nen Handwerken unterrichten zu laffen; aber fie ftarben ſaͤmmtlich 
Ungeachtet f. großen Neigung zum Seedienft, fügte er ſich Doch dei 
ters , ſtudirte die Sottesgelahrtheit, und erhielt das Miffionsu 
1734 ging er zu diefer Beftimmung ab, führte neue Eoloniften ı 
bis 1740 daſelbſt. In diefem 3. Eehrte er nad) Kopenhagen, 
Stelle eines Kaplans am Hospital zum heil. Geift und den Aufte 
bie groͤnlaͤndiſche Miffion zu forgen. Auch wurde ihm das Direct 
tal der MWaifenkinder und eine Stelle im Rathe der Miſſionen ge 
J. ernannte ihn der König zum Bifchof von Grönland, Er ſta 
bat von ihm Nachrichten über Grönland, ale Auszug eines vor 
halt. Tagebuchs; bänifch zu Kopenhagen 1789, 12. Kerner ei 
groenlandicum‘‘ (ebendaf. 1754); eine „„Grammalica groe 
liberf. des Evangeliums, der 5 Bücher Mofis, mehrer dänifcher 
gien, und ber „Nachfolge Chriſti, von Thomas a Kempis, ir 


Egeria, eine Nymphe, welche bei den Römern in gi 
ftand, unb mit meldyer der König Numa In einer geheimen Ver! 








442 Egoismus Ehe 


Niederlanden geſchickt hatte, um die Aufruͤhrer zu begäpmen, zu Bräffelt 
Dies geſchah am 5. Juni 1663, in Egmont's 46.3. Er flarb mit vn 
der den Hilden bezeichnet. Der franz. Gefandte meldete dies Ereigrij . 
den Worten: „Ich gabe dies Haupt fallen fehen, das zweimal Frank 
machte!” Egmont hatte vorher an Philipp II. gefchriebem: „daß er nie 
‚gen die atholifche Religion unternommen und nie feine Pflichten als gu 
than verlegt habe’; aber man wollte ein ſchteckendes Beiſpiel geben. $ 
drüdte ſich hierüber fo auß: „er habe dieſe beiden Köpfe fallen Laffen, mei 
ſolche Lach8töpfe mehr werth fein als mehre Taufende von Froͤſchen⸗. 
Nacytommenfchaft erloſch in Procopius Franz, Graf v. Egmont, der C 
Cavalerle des Königs von Spanien und Brigadier der Armeen des 2 
Stankreich war, und kinderlos zu Fraga in Aragonien (1707) im 38 
©. 3.3. de Cloet: „Eloge historique du comte d’Esmont etc“ 
1825.) (Marimilian von Egmont, Graf v. Büren, Ben. m Chef Kaiſer 
der ſich in den Kriegen gegen Franz I. außzeichnete, wwar von einer anden 
Egoismus, Die Natur hat einem jeden Menſchen die Selb 
gepflanzt. Diefer zufolge betrachtet er die Dinge in Beziehung auf ſich 
fie itm angenehme ober unangenehme Empfindungen madyen, ihm ni 
ſchaͤrlich find. Diefe verabfcjeuet und meibet, jene hingegen liebt un! 
Aber aus Sciöftliebe wird öfters Selbſtſucht (Egoismus), wo das Ver: 
Befriedigung perfönlicher VBebürfniffe die herrfchende Begierde wird, 
Pflichten gegen Andre und ihr Wohl nicht mehr beruͤckſichtigt werden. : 
finnliche oder thierifhe Egoismus hat die Befriedigung thierifcher Bedkr 
Zweck, und ift verabfcheuungsiwerth, er mag nun offenbar oder unter di 
der Beſcheidenheit verborgen fein, weil er bie Perfon tief erniedrigt; ber 
trachtet die hoͤchſten Gegenftände der Menfchheit als Genußmittel. 8 
ſcheidet einen-togiichen, Afthetifchen und praktiſchen. Der logiſche Ego 
hält es für unnöthig, fein Urtheis auch am Verftande Andrer zu prüfen. 
fid) in Eigenfinn und Paradoxienſucht. Der äftpetifche Egoift beguix 


feinem Gefhmade, wie fehr auch bie Kritik ihn cechtmäßig table. Der 
Egoift endlich ift der, welcher alle Zwece auf ſich einſchraͤntt, der fein 





444 Ehebruch 


tm und Katholiken angenommenen Hinderniſſe, als vorhergegangem 
Verſchiedenheit der Religion, entferntere Blutsverwandtſchaft und Scm 
fowie die beiden Katholiken allein geltenden Hinderniſſe, als das Keuſct 
geiftliche Verwandtfchaft ıc. waren im „Code Nap.* nicht gültig. ? 
noch waren die Verſchiedenheiten ruͤckſichtlich der Eheſcheidung umd des 
Zu gaͤnzlicher Eheſcheidung find nach proteſt. Ederechten die Urſace 
bruch für beide Theile (nach dem kathol. Eherecht aber bloß zur beftänt 
dung von Tiſch und Bett), nach „Code Nap.“* in der Regel blof fr da 
und nur dann für die Ehefrau, wenn der Ehemann ſich den Ehebtuch im 
erlaubt hat, welches beide Ehegatten bewohnen. 2) Die böslice 

3) Die boͤsliche Verweigerung der ehelichen Pflicht. Won beiden | 
„Code Nap.“* bei Aufzählung ber beftimmten Urſachen gänzlicher Ser 
find die Urfachen dieſes Schweigens über diefen Punkt in ben weiten Z 
über das Gefeg zu fuhen. 4) Graufame Behandlung und Lebensnat 
Diefen fügt der „Code Nap.*‘ noch grobe Injurien bei. Streitige &x 
fachen bei den Proteftanten find: a) Impotenz, b) beftänbige Krankhe 
ferei, c) unverföhnficher Haß, d) Verurtheitung wegen grober Verbtech 
gere Gefängnißftrafe. Der „Code Nap.“ aber fegte ausdruͤcklich a 
dungsurfahen feſt: a) Verurtheilung eines Gatten zu entehrender € 
Tieß durch den bürgerlichen Tod die Ehe von Rechtswegen aufheben, und 
felfeitige Einwilligung der Ehegatten, unter befondern Einfchräntungn 
Mann muß über 26, die Frau Über 21, aber noch nicht 45 3. ale fen 
Ehe muß über 2 Jahre gedauert haben. 3) Die Ältern müffen darı 
4) Sie müffen ihre civlirechtlichen Verhältniffe regen Sonderung der 
ziebung der Kinder ıc. bereit geordnet haben. 5) Sie müſſen auf d 
ſchaftlichen Gefuche nach Verfluß eines Jahres beharren, und es darf 
derfelben binnen 3 3. nad) audgefprochener Ebeſcheidung ſich wiedern 
then. In mehren deutfchen proteftantifchen Ländern hat man fehon | 
Zeit den Weg einſchlagen Eönnen, daß beide Gatten ſich mit Bittfchri 


Fuͤrſten gewendet haben, welcher fobann, kraft landesherrlidher und 
Macht, ohne weiteres, oder nad) vorgängiger Unterfuchung, die Scheiti 


Ehepacten Ehre 445 


Schrift von R. M. von Soms-Euningham „Über moralifchen Ehebruch ꝛc.“ 
g 1811). | 

Ehepacten, die bei Schließung ber Ehe zu Beftimmung der perſoͤnlichen 
kermögensverhältniffe, ſowol während der Ehe, als auf den Todesfall, abges 
men Verträge. Sonft wurden fie auch Ehezärter, Cheberedung 


It. 

kheſcheidung (divortium). Da die Ehe, ihrem Weſen nach, auf Liebe, 
"zfcheinung nach auf einem Vertrage beruht, fo kann fie zwar niemals aufbes 
:@- Zeit abgefchloffen werden, und ift mithin, ihrer Idee nach, ein erft mit 
ode zu endigendes Geſchlechtsverhaͤltniß. Da aber in der Wirklichkeit weder 
kgung Derer, bie in ein ſolches Verhaͤltniß zu treten erfläten, immer wahrs 
iſt, noch auch durch Zwang tealifirt werden kann, indem die Außere Ges 
Egemeinſchaft ohne die innere und ohne die Liebe unſittlich iſt: fo können auch 
rabe und Handlungen der Ehegatten, welche dieſen Foderungen und mithin 
wecke der Ehe widerfprechen, Gründe zur Trennung derfelben werben. Man 
de Ehefheidungsurfahen.(S. Ehe.) Übrigens iſt e8 angemeffen, 
ch bei der Trennung der Ehe die Kirche mitwirfe, und daß, wie bei ihrer Ein» 
in gewiſſe Sormalitäten flattfinden. 

Ehbeverlöbniß, fe Sponfalien, | 
Ehre ift die perfönliche Würde, die wir befigen, inſofern fie vor uns felbft 
A Andern anerfannt wird. Hierauf beruht der Unterfchied der innern (mo⸗ 
=) und Äufern Ehre. Auf jene bezieht fich der Ausdruck: Ehre haben, auf 
Kr Ausdrud: in Ehren fiehen, oder halten ; ferner Ehrerbietung, d. i. bie 
Deung, welche mit äußerer Chrenbezeigung verbunden ift, ein beſcheidenes 
onen unter Höhere. Ehrfurcht, eine tiefe Hochachtung mit Erkenntniß 
Bängigkeit und Untermwürfigkeit, ſowie mit Entfernung eines Betragens vers 
wm, welches um die Gunft und den Beifall des Höhern bringen kann. Oft 
merden dieſe Ausdrüde bloß als Worte gebraucht. Das mehr oder minder 
Bewußtſein Deffen, was man feiner Ehre ſchuldig ift, heißt Ehrgefuͤhl, 
F und natürliche Streben nach Ehre, Ehrliebe, das zu lebhafte oder 







ftliche Streben aber Ehrgeiz und Ehrſucht. Übrigens ift die Aus 
, welche von der innern ausgehen follte, wiederum die bürgerliche Ehre 
Hupt, welche Jedem zukommt, dem man nichts Geſetzwidriges vorwerfen 
der die Amtes und Standesehre insbefondere, die aufdem Beſitz des Stans 
d Amtes beruht, infofern man ſich deflen würdig bezeigt. So befteht z. B. 
we des Kriegers in der Tapferkeit, die Ehre des Kaufmanns im Credit u. ſ.w., 
wr biefe Eigenfchaften einer Perfon, die vermoͤge Standes oder Amtes fie bes 
Kl, mwidertechtlich abfpricht, und ihr die hierauf ſich beziehende Ehre nicht bee 
Begeht eine Injurie(f.d.). Mit der bürgerlichen Ehre aber ift die Ehr⸗ 
eit genau verwandt, welchen Ausdrud der Sprachgebrauch auf firenge Recht» 
Ein Beziehung auf fremdes Eigenthum befchräntt hat, weil diefeß das erfte ift, 
san im bürgerlichen Verkehr von jedem Menfchen verlangen, wenn auch nicht 
erwarten darf. Doc, fagt das Rechtsſprichwort: Qnilibet praesumitar 
», donee probetur contrarium (Man muß Jeden aͤußetlich für einen ehrli⸗ 
Rann halten, bis dad Gegentheil erwiefen.ift), weil Ehrlichkeit eine Tugend 
wech welche man das Zutrauen der Menfchen erwicht, bie Abfprechung derfels 
ver duch Zhatfachen vor Gericht gerechtfertigt werden muß, indem fie Leicht 
wethwendigen Zutraueng beraubt, und den Bürger der Gefeße unmwerth und 
ar erflärt; daher laͤßt man aud) die Verficherung gelten, wobei mar ſich auf 
Ehrlichkeit beruft, und fie gleichfam zum Unterpfande gibt. Sie gehört zur 
Gaffenheit und ſchließt Wahrhaftigkeit und Zreue verbunden in ſich; eigen- 
E Betrug und Treuloſigkeit find ihr Daher entgegengeiekte Wer Kaoryaaiiiı 





446 Ehrenberg 


bie bürgerliche) Ehre nicht befigt, wird ehr lo s genannt. Ehrlo ſigke 
ſchaͤndũche Handlungen aller Art, befonder® auch durch grobe Werbrd 
mit entehrenden Strafen belegt werden, entftandene Beraubung ir 
Achtung, aufdie fonft Feder von Rechtewegen Anfprudy machen fıza 
famie.) Die mit geroiffen Gewerben verbundene EHrlofigkeit if e 
Barbarei voriger Zeiten, und neuerdings ziemlich überall abgefäyafft we 
Merkmale der aͤußern Ehre find Ehrenzeichen und Ehrenfielti 
Eh renaͤmtern verfteht man foldye Ehrenftellen, die mit feiner oderı 
Beſoldung verknüpft find. Ehrentitel find Dapeun bloß Zeichen vor 
tern, vermöge welcher Jemand gar nichts von Amtswegen zu thunh 
bloß einen gewiſſen Rang in ber bürgerlichen Geſellſchaft genießt. Ebı 
find Angelegenheiten, Infonderheit von ſtreitiger Art, bei welchen man in 
an feiner äußern Ehre zu leiden. Da ſolche Ehrenfachen oft zu blutig: 
(Duellen oder Zweilämpfen). Anlaß geben, fo hat man fie hin und mie 
fondere Ehrengerichte beizulegen geſucht. An einigen Orten z. ®. 
fit, in einem Theil von Schlefien gibt es dergleichen, welche aus hohen: 
ſtehen (auch die Ehrentafel genannt), welche über alle die Ehre des At 
ben Angelegenheiten entfcheiben müffen. Allein der fogenannte Ehr 
ober das point d’honneur, wollte e8 anfänglich; nicht leiden, daß ſolche 
richtlich entfchieden wärben, weil der Stand der ftreitenden Parteien in | 
gen fobere, daß Jeder mit eigner Kraft und eignem Muthe feine Anfp 
fege, oder fih Genugthuung verfhaffe. (Vgl. Iweitampf). Unt 
ſch ulden verfieht man gewoͤhnlich Spielſchulden, weil diefe nicht auf 
den koͤnnen, mithin bloß die Ehre zu deren Bezahlung verpflichtet. € 
(Honorar) nennt man bie Vergütung, bie ein Lehrer von feinen Schälm 
lefungen, ein Schriftfteller vom Verleger, ein Arzt von ben Kranken ode 
verwandten für feine Bemuͤhung erhält, die eigentlich nicht nach Ga 
werben kann, und daher mehr um ber Ehre als um der Befolbung willen 
men werben ſollte. Ehrengefhentund Ehrengabe ift Dasjeni 





manchen Orten vorzüglich — fuͤrſtlichen Perfonen aus at 
d 








448 Eſthland Ei 


Kriegsvoͤlker und Schiffe zu bewirken, dem Herzoge von Suͤdermanain 
gentſchaft zu entreigen Und ihn feibft, wenn er Widerſtand eiftete, ans 

au faffen, und den jungen König mit der vollen Obergewalt zü beftrdr. 
welche Armfelt, det kutz vorher als Geiandter nach Neapel gegangın ws 
und die ein Staliener, der, man weiß nicht wie, dazu gekommen war, ar 
diſche Regierung geſchickt hatte, waren beinahe die einzigen Beweite, die 
die Angeklagten vorbringen konnte. Armfelt find Schutz in Neapelin 
Rußland, und ba man ihn nicht erreichen konnte, fiel defto ſchweret au 
ſchuldigen eine Rache, welche weniger von dem Regenten, als von einige 
gen, die man in den aufgefangenen Briefen laͤcherlich gemacht hattz, 
wurde. Ehtenſtroͤm, der fih während der Verhandlungen ſehr birett 
reich vertheibigt hatte; wurde zum Schwerte verurtheilt. Cr ging mit 
Entſchloſſenheit zum Blutgeruͤſte. Seine hagere Geſtalt, und ſein la 
Bart, den man ihm während einer neunmonatlichen Gefangenſchaft nic 
men hatte, gaben ihm ein wildes und kuͤhnes Anfehen. Auf dem! 
las er mit der größten Kaltblütigkeit die bafelbft angehefteten Todesurtheil 
mar ber Scharfrichter bereit, den Todesſtreich ihm zu geben, ald man t 
teilten Gnade antündigte. Die Tobeöftrafe ward in ewige Gefange 
der Feſtung Katlftein umgewandelt. Als Guſtav IV: zur Regierung fa 
er diefer Haft ein Ende, und gab Alten, die ihm einige Jahre früher zun 
Gewalt hatten verhelfen wollen, Beroeife.feiner Gunſt. Ehrenſtröm at 
meiſten gelitten hatte, wurde am meiften vernadjläffigt, und erhielt einen} 
womit er ſich in die Abgeſchiedenheit zuruͤckzog. 

Efihland, ober Statthalterfhaft Neval, ber noͤrdliche Thei 
ſchen Provinz Liefland, hat auf 3I0 DM: 302,600 Einw. und bei vin 
boden ergiebigen Getreidebau, Hanf, Flachs, Rindvieh, Pferde ı. R 
Hauptſtadt. Die Eſt hen, eine finnifche Völkerfchaft, gehörten ſchen 
ten Zeiten zu der ruſſiſchen Monarchie, und führten ben Namen Tſchr 
ber Folge fuchten fie fich dieſer Oberherrſchaft zu entziehen; und feit 3 





Rand dem deutfchen Orden verkauft wurde, muchte es einen Theil des ik 
Staates aus, mit welchem es, nachdem e8 100 Jahre unter Schwede 


Eichhorn (Friedrich Kar) * Eichſtedt 451 


gt. Mehre einzelne Abhandlungen ftehen in den „Commentarien der göttingie 
ven GSocietät der Wiſſenſchaften“ und in den „Fundgruben des Orients“. Seit 
313 leitet er die Herausgabe der „Goͤttingiſchen gelehrten Anzeigen”. 26, 
Eichhorn (Friedrich Karl), ausgezeichnet als Forfcher der deutfchen Ges 
Jichte und Rechte, des Vorig. Sohn, geb. 1781 zu Jewa, ftudirte in Göttingen, 
brte daſelbſt eine Zeitiahg und ward 1805 als Profeffor der Rechte in Srankfurt 
d. O. darauf 1811 zu Berlin angeftellt, wo er bis 1817 blieb, als er in glei⸗ 
ver Eigenfchaft nach Göttingen kam. Im Feldzuge 1813 erwarb er fich das eis 
erne Kreuz und den Wladimirorden; 1819 waid er hanöverifcher Hofrath, Die 
heſchichte Deutſchlands in befonderer Beziehung auf Ausbildung der Staatövers 
affung und der volksthuͤmlichen Rechte und Gefeggebungen, war früh der Gegen: 
kond ſ. Forfhungen, deren Ergebniß ſ. „Deutſche Stantd = und Rechtsgeſchichte“ 
war, die zuerft 1808 — 18, und in der 3. Aufl. Göttingen 1821 — 23, 4 Bde., 
erſchien. Gemeinſchaftlich mit Savigny und Göfchen gibt er feit 1815 eine „Zeit 
Weift für gefchichtlicye Nechtöwiffenfchaft” heraus, worin befonders f. Abhandlung 
bee den Urfprung der deutfchen Städte, eine weitere Ausführung f., in dem oben 
‚gaannten Werke dargelegten Anfichten hervorfticht. 26. 
Eich ſt aͤdt (Heinrich, Karl Abraham), einer der vorzuͤglichſten Philologen 
'wb Humaniften neuerer Zeit, geb. d. 8. Aug. 1770 zu Oſchatz, wo er zum Theil 
we f. Vater, einem Prediger, dann aber auch vorzüglich auf der dortigen Schule, 
ia den alten Sprachen Unterricht erhielt. Inf. 12.8. ging er nach Schulpforta, 
im 15. bezog er die Univerfität Leipzig, wo er fich der Theologie widmete, ohne 
Mekhatb den bumaniftifchen Studien zu entfagen. Seine Hauptbildung verdanfte 
es Rorus, Platner, Bed und Reiz; mit dem erftern ftand er mehre Jahre in ens 
Fan Verhaͤltniſſen, wodurch er in den Stand gefegt ward, deffen treffliche Biblio⸗ 
Ib in benugen. Er ward 1789 Magifter, fpäterhin durdy öffentliche Vertheidi⸗ 
einer Differtation Privatlehrer der Philofopbie und 1795 außerordenti. Pro: 
derfeiben. 1797 berief ihn der Hofrath Schüg in Jena, der damals einen 
Behälfen bei ber „Allgem. Riterat.sZeitung” brauchte und wünfchte, dorthin, wo 
mit diefer Anftalt in nähere Verbindung trat. 1800 wurde er nach Walch's 
Director ber großherzogl. Inteinifchen Gefellfchaft, die Ihm ihre neue Organi⸗ 
und dadurch ein neues Leben verdankt. Er gab auch ihre acta heraus. 1801 
Bad er von dem Herzoge von Sadıfen = Meiningen zum Hofrath ernannt, und im 
3. erhielt er, auf Berantaffung einiger an ihn ergangenen Anträge zu Profefs 
in Danzig, Königsberg und Dorpat, einen Jahrgehalt vom gotbaifchen Hofe. 
A der Hofrath Schuͤtz 1803 Jena verließ, ward Eichftiidt zum ordentl. Profeffor 
Veredtſamkeit und Dichtkunft ernannt, und begann in demfelben Jahre die neue 
Semifhe Allgemein. Literat.⸗Zeitung“, deren Redaction er noch gegenwärtig bes 
1304 wurde er Oberbibtiothefar der Univerfitätsbibliothet, 1808 von der 
Serlsgifchen Facultaͤt zu Rinteln zum D. der Theologie und das Jahr darauf vom 
g von Weimar zum Geheim. Hofrath ernannt. S. Hauptarbeiten find, 
Wels Ausg. von Claſſikern (Diodorus Siculns, Halle 1800 — 2, 2 Bde., und 
Bares, Leipz. 1801), theils Eritifche, das Studium der echten Interpretation beförs 
kende Abhandlungen („De dramate Graecorıum comico satyrico‘‘, Leip} 1793, 
Mer Tibull, Phaͤdrus ıc.), und Überſetzungen hiftorifcher Werke, die ſich zunaͤchſt 
uf das griechifche oder roͤmiſche Altertbum beziehen (Mitford’8 „Geſchichte Gries 
Genlande”, aus dem Engl., Reipzig 1802 — 8, 6 Bde). Man rühint die Eles 
ya, Kraft und Gewandtheit feines lat. Style, ben man mit vollem Rechte clafs 
Wi nennen Eann. 
Eichſtedt (Aidyftädt), Hauptft. des bairifchen Regenkreiſes an der Alts 
mit 6000 Einw., urfprünglidh ein vom heil. Wilibald um 740 in einem 
KEcqwalde des Nordgaus angelegtes Kiofter, dann der Sig eines gefürfteten, vom 
29° 








m 





Eichhorn (Johann Gottfried) @ 


die Apokryphlſchen Schriften”‘, bie ſaͤmmtl. 1804 — 14 un = 
che Schriften” In einer umgearbeit. Ausg. (Leipzig, 7 Bde.) m — "en. 
ie latein. gefchrieb., 1791 zu Göttingen herausgek, € 
Durch diefe Werke wirkte er auf das thätigfte zur Werbrei 
uf die Kenntniß des biblifchen Alterthums und der morg: 
legründeten Beurtheilung der biblifchen Schriften An jene‘ 
— 93 zu Nürnberg mit Einl. und Anmerk. von Gabler 
", worin er die mofaifche Urkunde kritiſch prüft. Zwar ſtets 
ten, wie außer einzelnen Abhandlungen, f. Werk Uberbie 
Göttingen 1816 — 19, 3 Bde.) bezeugt, wandte ſich 
Gebiete der Gefchichte. Zuerſt widmete er ſ. Thaͤtigkeit dee 
ten Literatur, bie er in Jena und Göttingen mehrmal in fe 
erläutert hatte, wodurch er Sinn und Neigung für biefen 
Studiums erwedte, und zu einer zwedimäßigern Behand) 
beiteug. Er entwarf den Plan zu einer 1796 begonnenen 
je und Wiſſenſchaften feit der Wiederherftellung berfelben 
hrh., deren einzelne, unter verſchiedenen Titeln erſchien— 
die Geſchichte der Poeſie und Beredtſamkeit von Bouterwe 
gowiſſenſchaften von Hohet, auch beſondere Werke bilden. — — 
vollendet gebliebene „Allgemeine Geſchichte ber Cultut — —— 
topa" in 2Bdn. Später gab er die Leitung dieſes en —⸗ 
geſammten Literargefchichte begann er 1799 (Göttingen) bj 
diefes Werts folgte erſt 1814 die zweite, welche die Lite u — 
letzten Jahrh. erzählt," nachdem jene zwei 3. früher ineimer - — 
war. Ein umfaſſenderes Werk über die Geſchichte det tr —p gr 
mge bis auf die neueften Zeiten begann er 1805. Auch — — 


hmung tuht ſeit 1812. Es iſt nur erſt die allgemeine Ül 

in den aͤltern, mittlern und neuern Zeiten unter ben verfe > 
teratur der fchönen Redekünfte geliefert worden, von der —— u 
en Wiſſenſchaften aber bloß die, im 6. Bde. des Werks EEE zur 
irbeitete Gefchichte der theologifchen Wiſſenſchaften Volt — ——— - 


jan auch die Bearbeitung ber uͤbrigen Wiffenfchaften erwa'“— —⸗— 
ſtellungen aus dem Gebiete der Völkergeſchichte begann — — 
t der franz. Revolution’, welche die Begebenheiten na — — 
Quellen und Huͤlfsmitteln (in 2 Thin.) erzaͤhtt. u 
tellung der Weltgeſchichte, meift nad) Gatterer's Plan, 
ft. erſchien, 1814 mit bem 3. Bde. — und 18 
ſuem bearbeitet ward. Er hatte den Plan, mit dieſem > — 
mlung bewelſender Stellen aus den Quellenſchrifttele⸗)1(URVR 
Mittelalters zu verbinden, für die Gefcichte der neue —— — 
wichtigſten Staatsurtunden hinzuzufügen, um auf — 
ing hinzulelten, es iſt jedoch bis jetzt nichts as die Kummer ee u — — . 
ibern der Römer Antiqua historia ex ipsis veleru__ _ ur ——— — 
hs contexta“‘, Göttingen 1811) in 2 Bon, und? = —# ui. 
ja ex ipsis veferum script. graecor. narrat. Cont— Mer ur = — 
erſchienen. Die „Geſchichte der drei legten Jahthund ⸗)DBBe—⸗ 
Inen Überblicke, al nad) den in den einzelnen Linder — ur. 
ind Amerikas vorgefaliinen Veränderungen, er "rl Da 
in der 3. Ausg. in 6 Bdn., welche die Gefhiht- — — — 
ten. Sein lehtes hiſtoriſches Werk ift die ütgeſt 7 — 
"7 nr (Hanover 1817), woriu er bie After HF HR 
16 zu den fernſten gefhichtlihen Spuren — ur —— re = 


Eichhorn (Friedrih Kart) Eichſtedt 451 


Mehre einzelne Abhandlungen ftehen in den „Commentarien ber göttingie 

Gocietät der Wiffenjchaften‘ und in den „Kundgruben des Orients“. Seit 

b leitet ex die Herausgabe der „Söttingifchen gelehrten Anzeigen“. 26, 
Eichhorn (Friedrich Karl), ausgezeichnet als Forfcher der deutfchen Ges 

te und Rechte, des Vorig. Sohn, geb. 1781 zu Ja, ftudirte in Göttingen, 
daſelbſt eine Zeitlahg und ward 1805 als Profeffor der Rechte in Frankfurt 

.D., darauf 1811 zu Berlin angeftellt, wo er bis 1817 blieb, als er in glels 

Sigenfchaft nach Göttingen fam. Im Seldzuge 1813 erwarb er ſich das eis 
Kreuz und den Wiadimirorden; 1819 ward er handverifcher Hofrath. Die 
jichte Deutfchlands in befonderer Beziehung auf Ausbildung der Staatsvers 
ng und der volfsthlimlichen Nechte und Gefeggebungen, war früh der Gegen: 

ſ. Korfchungen, deren Ergebnif ſ. „Deutfche Staats s und Rechtsgeſchichte“ 

die zuerft 1808 — 18, und in der 3. Aufl. Sättingen 1821 — 23, 4 Bde., 
en. Gemeinſchaftlich mit Savigny und Goͤſchen gibt er feit 1815 eine „Zeits 
t für gefchichtliche Rechtswiffenfchaft” heraus, worin befonders ſ. Abhandlung 
den Urfprung ber deutfchen Städte, eine weitere Ausführung f., in dem oben 
anten Werke dargelegten Anfichten hervorfticht. 26.- 

Eichftädr (Heinrich Karl Abraham), einer der vorzuͤglichſten Philologen 

Humaniſten neuerer Zeit, geb. d. 8. Aug. 1770 zu Oſchatz, wo er zum Theil 
fe Vater, einem Prediger, dann aber auch vorzüglich auf der dortigen Schule, 
en alten Sprachen Unterricht erhielt: Inf. 12. 3. ging er nady Schulpforta, 
im 15. bezog er die Univerfität Leipzig, wo er ſich der Theologie widmete, ohne 
ialb den humaniftifchen Studien zu entfagen. Seine Hauptbildung verdankte 
Rorus, Platner, Bed und Reiz; mit dem erſtern ftand er mehre Jahre in ens 
WBerhältniffen, wodurch er in den Stand gefegt ward, beffen treffliche Biblio⸗ 
zu benugen. Er ward 1789 Magifter, fpäterhin durch Öffentliche Vertheidi⸗ 
z einer Differtation Privatlehrer der Philofophie und 1795 außerordenti. Pro⸗ 
& derfeiben. 1797 berief ihn der Hofrat) Schü in Jena, der damals einen 
fen bei der „Allgem. Riterat.Zeitung” brauchte und wünfchte, dorthin, wo 
diefer Anftalt in nähere Verbindung trat. 1800 wurde er nad) Walch's 

"Director der großherzogl. fateinifchen Geſellſchaft, bie ihm ihre neue Organis 

und dadurch ein neues Leben verdankt. Er gab auch ihre acta heraus. 1801 
B er von dem Herzoge von Sacıfen = Meiningen zum Hofenth ernannt, und im 
J. erhielt er, auf Veranlaffung einiger an ihn ergangenen Anträge zu Profefs 
Sin Danzig, Königsberg und Dorpat, einen Sahrgehalt vom gothaifchen Hofe: 

der Hofrat) Schuͤtz 1303 Jena verließ, ward Eichftädt zum ordentl. Profeffor 
Deredtſamkeit und Dichtkunft ernannt, und begann in demfelben Jahre die neue 
aifche Allgemein. Literat.Zeitung”, deren Redaction er noch gegenwärtig bes 

1804 wurde er Oberbibliothefar der Univerfitätsbtbliothet, 1808 von der 
BNogifchen Bacultät zu Rinteln zum D. der Theologie und das Fahr darauf vom 
Bfherzog von Weimar zum Geheim. Hoftath ernannt, S. Hauptarbeiten find, 
48 Ausg. von Claſſikern (Diodorus Siculns, Halle 1800 — 2, 2 Bde., und 
tez, Leipz. 1801), theils Eritifche, das Studium der echten Interpretation beförs 
be Abhandlungen („De dramate Graecorum comico satyrito‘‘, Leip; 1793, 

Tibull, Phädrus ıc.), und Überfegungen hiftorifcher Werke, die ſich zunächft 
das griechifche oder roͤmiſche Alterthum beziehen (Mitford’s Geſchicht⸗ Grie⸗ 
lands”, aus dem Engl., Leipzig 1802 — 8, 6 Bde.). Man ruͤhmt die Ele⸗ 
» Kraft und Gemandtheit feines lat. Style, den man mit vollem Rechte clafs 
nennen kann. 

Eiddyſtedt (Aichſtaͤdt), Hauptſt. des bairifchen Regenkreiſes an der Alte 
ET, mit 6000 Einw., urfprünglicy ein vom heit. Wilibald um 740 In due 
)walde bes Norbgaus angelegtes Kiöfter, dann der Sie on artirtieten, vom 

g [) 


Fu 


die Walpurgiskirche, in weldyer die Bruftgebeine der heil. Walpurgi 
MWalpurgisdt — eine Art Bergoͤl — geben follen, find befannt. 
Eid (jnsjurandum, juramentum), die feierliche Verſich 
rufung Gottes und bei der Hoffnung auf deffen Gnade (So wahr ı 
daß man etwas thin werde, oder daß man etwas für wahr halte, 
ten ſchon bie alten Völker, und leifteten ihn bei mandyen für heili— 
genftänden; das Chriſtenthum kennt nur die oben angegebene Forn 
liken fügen jedoch die Heiligen noch hinzu; einige chriftliche Religior 
e8-für ſuͤndlich zu ſchwoͤren und geben nur eine feierliche Verficheru 
wort. Die Eide zerfallen in 2 Haupiclaffen: I. Eide, wodurch 
verfichert wird (juram. assertorium), entweder weil man es aus ı 
mung weiß (jnram. veritatis), oder weil man nad) reiflicher Überleg 
haͤlt (e8 von andern glaubwürdigen Leuten fo gehört hat ober aus 
figen Gründen fchließt; wenigftens feinen Grund hat, das Gegentt 
zunehmen, juram. credulitalis s. ignorantiae). Zu bdiefen affı 
gehören die meiften im Proceß vorfommenden: der Gefährde 
glaube gerechte Suche zu haben, daß man eine Friſt nicht ohne ı 
fuche, u. ſ. w.; der von einem Xheile dem andern angetragene H 
die Nichtigkeit einer ftreitigen Thatfache (jur. delatum), der vom R 
gen, welcher einen Beweis beinahe geliefert hat oder gegen welchen el 
Beweiſes vorhanden ift, aufzulegende (nothiwendige) Eid (jur. nece 
cher im erſten Galle als Erfüllungseid den Beweis ergänzt, im 
bandenen Beweis als Reinigungseid wieder entkraͤftet (juram. 
juram. purgatorium). Der legte kommt aud) im Griminalproce ı 
Diffeffionseid, wodurd man verfichert, eine Urkunde nicht ausg 
ben oder unterfchrieben zu haben; der Schaͤtzungseid, baf ma 
welchen man durch ungerechte Handlung eines Andern erlitten, auf 
anfchlagen müffe u. f. w. TI. Die zweite Hauptclaffe bilden die 
man etwas Künftiges zu thun gelobt: juram. promissorium. Da 
Krönunaseide der Meaenten (aerecht zu reaieren, die Gefeke 


Eiderdunen Eifel 453 


— Metneib iſt die wiffentliche (bolofe), etdliche Verficherung einer Unwahr⸗ 
3 Eidespruch die Verletzung eines promifforifchen Eides, welche ſowol eine 
Asfiche ale eine unadytfame fein kann. 37. 
Eiderdunen, die zarten Brufifedern ber fogenannten Eider (Eiderguns), 
s mollissima. Diefer nußbare Schwimmvogel bewohnt die nördliche Erde, 
Hält ſich befonders häufig um Island und Grönland auf, auch findet man 
auf den Faroer und auf den orkadifchen Inſeln. Er ift über 2 Fuß lang, 
die ausgebreiteten Flügel meffen Über 34 Fuß. Sie brüten das erfte 
L zu Ende des Sun. oder zu Anfange des Jul. Zu dem Ende baut das 
Bchen ein ungelünfteltes Neft aus Gras, Moos ıc. auf einer fleilen $elfenklippe 
ver Seeküfte, oder auf einer wüften Landfpige. Um die Eier und Jungen vor 
Taͤlte zu bewahren, rupft ſich die Mutter eine Menge Federn aus der Bruft und 
wt damit das Neft fo aus, daß man fie felbft kaum erblickt, wenn fie darauf 
In bewohnten Gegenden des Nordens, mo die Menfchen die Dunen zu 
zen wiffen, kommt kaum eine Eider daß erſte Mal zum Brüten, und muß daher 
meuem legen. Dies thut fie auch zu drei verfchiedenen Malen. Die Einwoh⸗ 
Der nördlichen Begenden nehmen daher den Eidern die beiden erften Dale, oder 
wenigſtens das erſte Mat die Eier mit den Federn weg, und laffen ihnen nur 
Beiden lesten oder die legte Brut. Das Fleiſch der Eider achtet man nicht fon« 
eh, überdies dürfen fie auch in Island und Norwegen nicht getöbtet werden; 
mehr trachtet man den ſchmackhaften Eiern nad). Diefe, ſowie die koftbaren 
ken, fucht man oft mit Lebensgefahr zu bekommen, indem fich die Kuͤſtenbewoh⸗ 
Ein Striden bis an die an fteilen Felien befeftigten Nefter herablaſſen. Mit 5 
mb der beften Eiderdunen kann man ein ganzes Bett hinreichend füllen. Die 
mländer brauchen auch bie abgezogene Haut mit ben Federn zu Unterkleldern 
Bem bloßen Leibe. Die Fsländer und Norweger fammeln eine große Menge 
e Dunen, und verkaufen diefelben gereinigt, das Pfund zu 2 Thaler, Man 
Kalle Dunen in 2 Sorten: in Tangdunen und Grasdunen. Jene find ſchwe⸗ 
keſten aber auch mehr Muͤhe zu reinigen. Wenn eine Gans 3 Neiter in einem 
ze baut, fo kann man ficher + Pfund Dunen redynen, davon geht aber die 
Pe durch die Reinigung ab. Island liefert an gereinigten Eiderdunen jährlich 
3 300, und an unreinen 1500 bis 2000 Pfund, 
Eingenoffenfchaft, . Schweiz. 

Eierſtock, ein weißer eiförmiger, mehr ober weniger großer, Körper, wel 
bei den weiblichen Thieren, auf jeder Seite des Sruchtbehälters, in der Ber: 
elung bes zarten Bauchfells, wodurch er in feiner Lage erhalten wird, und wor⸗ 
e zu⸗ und abführenden Gefäße und Nerven zu ihm gehen, feſt umfchloffen und 
verwachſen kiegt. Die Subftanz ift gefäßreich, pelsig, zellig; in ihr zeichnen 
ine Anzahl (beim Menſchen 12 bis 15) Feiner Bläschen (Ovula Graafiana, 
ihrem Entdeder Graaf genannt), aus, die eine durchfichtige, in kochendem 
fee gerinnende Feuchtigkeit enthalten, deren gefunde Beſchaffenheit die Bedins 
der Erzeugung eines neuen, der Gattung ähnlichen Individuums mit enthält. 
Empfängniß.) Bei der Befruchtung fchreillt der Eierftoc auf, und vers 
et fich in feiner Maffe, worauf ein foldyes Bläschen (oder wird, ſodaß bie fins 
tigen Franzen der fı ogenannten Trompeten des Sruchthälters, die in ihrer Nähe 
ı und gleichfalls in einem ftärkern Leben begriffen find, es leichter losreißen, 

te Öffnung aufnehmen, und durch ihren Canal in den Fruchthalter ſelbſt bewe⸗ 
Innen, m worin es ſich befefligt, verändert, und eine Frucht zu bilden anfängt, 
ie in einer bei jeder Zhiergattung verfchieden geſetzten Zeit reift und geboren 
G. Geburt.) 
Eifel, ein an Dentmätern der Römerzeit und des Mittelalter reiches, 
Hu. Dynaſtenland, zwifchen der Mofel, dem Rhein und der Kor, Güyns 


454 Eigennamen Einbildungsfraft 


nar’6 „‚Eiflia illustrata‘‘, hat Baͤrſch a. d. Latein. überf. m. Anm. herausgegeben 
(Koͤln 1824, 2 Bde.). 

Eigennamen, f. Namen. 

Eigenthum. Das Recht der außfchließenden Behandlung und des voll 
kommenen Gebrauchs einer äußern Sache heißt im eigentlihen Sinne Eigens 
thumsrecht oder Eigenthum. Mit legterm Ausdrud bezeichnet man jedoch auf 
die Sache fetbft, welche der Gegenſtand dieſes Rechts iſt. Inſofern die Ausſchlie⸗ 
ßung zu dem vollkommenen naturgemäfen Gebrauch einer Sache nothwendig iſt, 
inſofern iſt auch das Eigenthum rechtlich nothwendig. Die ausſchließende Behand⸗ 
lung iſt aber nicht moͤglich ohne Beſitz, folglich iſt der Beſitz Bedingung des Eigen⸗ 
thums im Allgemeinen. (S. Beſitz.) Auch umfaßt das Eigenthum 1) das 
Diepofitionsredyt oder die Proprietät, d. i. das Necht, Uber die Subſtanz einer 
Sache ausdruͤcklich zu verfügen; 2) das Recht auf die Accidenzen der Sache, infos 
fern fie zu beftimmten Zwecken angewendet werden Eönnen (Nutzungsrecht — Niefe 
brauch), und 3) das Mecht zu befigen, fofern es ſich von diefen beiten Rechten trens 
nen läßt. In jedem diefer Beftandtheile des Eigenthumsrechts liegen wiederum mehre 
einzelne Befugniffe, welche auch einzeln von dem Eigenthuͤmer auf andre Perſonen 
übertragen werden können. Hierdurch entfteht das vollftändige und unvollſtaͤndige, 
beſchraͤnkte und unbefchränkte Eigenthum. Über den rechtlichen Urſprung des Eigen⸗ 
thums haben vorzuͤglich unter den Naturlehrern immer Streitigkeiten und verſchie⸗ 
bene Meinungen geherrfcht. Einige erklären die Befignahme herrenlojer Sachen 
für hinlänglich, das Eigenthumsrecht zu begründen, Andre verlangen eine Übereins 
kunft und gegenfeitige Anerkennung, Nur in einer rechtlichen Geſellſchaft kann 
Eigenthumsrecht flattfinden ; daher hängt von der Eingehung derfelben das Eigens 

thumsrecht ab, und der bloße Befig wird erft fpüterhin zum Necht des Eigenthums. 
SmStaate werden die Erwerbarten des Eigenthums, ſowie die Beendigungsaiten deſ⸗ 
felben, zur Verhuͤtung der Streitigkeiten näher beftimmt, und diefe Beflimmungen 
machen einen der wichtigften Gegenftände ber Gefeggebung aus. Übrigens läßt 
ſich auch das Eigenthum als Gütergemeinfchaft denken. Diefe paßt aber nur auf 
eine Heinere Geſellſchaft. Handel, Induſtrie und eine freiere Cultur fcheinen babeb 
nicht zu gewinnen. | T. 

Eilwagenfahrt, f. Poftwefen. ' 

Eimer, ein Maß zu flüffigen Dingen, befonders zu Wein. In Sachſen 
hält er 63 bis 72 Kannen, und Ift die Hälfte einer Ohm, der fünfte oder fechöte 
Theil eines Faſſes und der zwölfte eines Suderd. Sm Dandverfchen hält er 32 Kam 
nen, und iſt ber 15. Theil eines Fuders. In Hamburg hält er 16 Kannen, iſt 
der 5, Theil einer Ohm und der 30. Theil eines Fuders. Im Öftreichifchen mas 
hen 40 Maß einen Eimer, und 32 Eimer ein Fuder. Im MWürtembergifchen if 
ein Eimer fo viel ald eine Ohm ober Ahm, d. 1. 160 Maß, und 6 Eimer machen 
ein Suder. In Nürnberg und Zurich hält ein Eimer 94 Kannen, in Bern aber 
nur 25. Ä 

Einbildungstraft, das Vermögen des Geiftes, Bilder von Gegens 
ftänden in ung hervorzubringen. Sie äußert fich theild an urſpruͤnglichen Vorſtel⸗ 
lungen, theil® an foldhen, deren Stoff nicht durch einen gegenwärtigen, im 
nern oder dußern Gegenſtand unmittelbar gegeben if. Demnach unterfcheidel 
man 1) urfprüngliche Einbildungstraft oder Bildungsvermögen, d. i. bad Ber 
mögen urfprünglicher, aus Empfindung erzeugter Bilder, wodurch wir um 
3. DB. einen gegenwirtigen uns afficirenden Baum, ein beflimmtes gegenwär 
tige8 Haus u. f. w. vorftellen; und 2) reproductive (zuruͤckrufende) Einbil 
bungskraft oder Machbildungsvermögen, d. i. das Vermögen der Anfchauunge 
auch ohne Gegenwart des Gegenſtandes. Nebſt dem Vermögen, gegeben 


Einfalt 455 


Borſtellungen aufzubewahren und berfelben fich unwillkuͤrlich ober vorfägfich wies 
der beroußt zu werben, hat die Eintildungstraft auch 3) die Fähigkeit, Vorſtel⸗ 
lungen aller Art mit einander zu verbinden, und dadurch neue Bilder zu erzeugen. 
Hier heißt fie productive Einbildungskraft oder Phantafie imengern Sinne, Hier 
wirkt fie unwillkuͤrlich nach den bloßen Gefegen der Vergeſellſchaftung (Affociation) 
der Vorflellungen, wobei das Gemüth dem Strome der Vorftellungen, wie fie der 
Zufall herbeiführt, überlaffen ift, und Träume des Wachenden hervorbringt; ober 
nach dem Geſetze der Zweckmaͤßigkeit, und in gewiſſer Abhängigkeit von dem Vers 
Kante. Die Vergefelifchaftung der Vorftellungen kann aber entweder einem bes 
‚Hiamten Zwecke des Verftandes gemaͤß geſchehen, oder fie geichieht nur dem Vers 
Pandeögebrauc; Überhaupt angemeffen, den allgemeinen Gefegen deffelben entfpres 
dab, und dann wirkt fie in unbeftimmter Zwedmäßigkeit. Im erſtern Salt ift 
fedurd) den beflimmten Zweck gebunden, im zweiten ift ihr Wirken frei, ohne dar⸗ 
ma doch regel⸗ ober geſetzlos zu fein; das allgemeine Geſetz der Zweckmaͤßigkeit 
AR ihrer Willkuͤr Grenzen, innerhalb deren fie ihr Spiel mit Freiheit treiben, bie 
aber nicht überfchreiten darf. Die freie und doch zweckmaͤßige Thaͤtigkeit der 
fie begründet allein die Möglichkeit einer ſchoͤnen Kunſt. Hier bildet fie nach 
Sen, — fie dichtet, und wird baher Dichtungsvermögen genannt, Mach jener 
4 doppelten Wirkſamkeit der Einbildungskraft kann man eine folche zwiefache Sphäre 
Berfelben unterfcheiden: eine niebere profaifche, und eine höhere poetifche. Ihre 
ee und naͤchſte Beflimmung ift naͤmlich, das Denk: und Bildgefchäft des Ver⸗ 
Sandes fr die mannigfaltigen Bedürfniffe und Zwecke des Lebens und des Erkennt 
Witriebes zu beforgen; hier ift fie ſtets durch beftimmte Zwecke gebunden: ihre zweite 
ober befteht darin, durch ihre freie, jedoch zweckmaͤßige, Tätigkeit das Gemüth 
hemoniſch zu beleben, durch ideale, ber gemeine Wirklichkeit erhabene, Dichtuns 
und Gebilde ihrer fchöpferifchen Kraft den Geiſt über die Befchränkungen des 
eins zu erheben, und dadurdy das Dafein felbft zu verfhonen. Man kann 
its ſchoͤner und wahrer über die Einbildungskraft in ihrer poetifchen Sphäre 
Im, ald was Söthe in f. Gedicht: „Meine Göttin”, oder Tiedge in d. „Urania“, 
ber fie gefagt haben. Zu groß, um überfchen, zu weit, um völlig gefaßt, zu reich, um er⸗ 
Möpft zu werden; mannigfaltiggenug, um allen Abänderungen der Lage bes Alters, 
Bam Beduͤrfniſſe eine eigne Befriedigung zu gewähren ; geſchickt, jedem Zone derSeele 
ine fo volle Harmonie zurüchzugeben, daß vom Helden bis zum Liebhaber Jeder 
Yaubn follte, fie wäre bloß für feinen Zuftand gefchaffen; groß mit dem Einen, 
Iauft mit dem Andern, uͤberall bereit, jeden Wunſch und jeder Sehnfucht Erfüllung 
ja geben, fich in jede Sarbe zu kleiden, ift fie auch nadı Gram und Leiden die fanfte 
und letzte Gefährtin unferer Klagen. Ihre Bilder find es, die ung in Freude und 
Unglüd beberrfchen, Hoffnung und Furcht wird uns durch fie errest. Das ganze 
Geheimniß von der Wirkfamkeit aller ſchoͤnen Kunft beruht darin, daß die Ein 
tungäkraft ſchoͤpferiſch wird. Es verfteht fich, daß dies felbft nur durch eine ſchoͤ⸗ 
Kerifche Einbildungskraft zu bewirken ſei. Daß der Menid) ein ſolches fchöpferis 
ſches Vermögen, felbftthätig Bilder und Ideen in ſich zu erzeugen, befiht, lehrt 
Yen fein eignes Bewußtſein; denn kaum wird einer von der Natur fo fehr ver» 
wehrloft fein, dag er nicht Weſen, Scenen, Lagen, Zuftände folte dichten können, 
die er nie erlebt hat. Unendlich verſchieden aber find die Grade dieſes fchöpferifchen 
Vermoͤgens der Einbildungskraft, und nur in feinen höhern Graden, wo e8 eigen» 
Whäanfiche Formen und Charaktere zu erfinden, ein Mannigfaltiges von Begebens 
kitm, Bildern und Ideen zu einem für die Vernunft zweckmaͤßigen Ganzen zu vers 
Inkpfen vermag, kann man ed als eine entichiedene Anlage zur Kunft anfehen. 
S. Genie, Phantafie, Darftellung, Kunft, Poeſie.) 
Einfalt iſt dem Vielfaͤltigen und Mannigfaltigen entgegengefegt, wie das 
wie Überfehbare dem Verwickelten, ſchwer zu Überfehenden, zu Exfennenden 



















456 - Elnflüffe auf den menfhlichen Körper 


Man kann es in Intellectueller, moralifher und Afthetifcher Hinficht It 
Wird bie Einfalt dem Verftande zugefchrieben, fo bezeichnet. fle bie natirie 
ſchraͤnkung der Verftandesträfte eines Venſchen auf einen Kleinen Wickn 
In diefer Hinſicht wird Einfalt ſtets als Fehler gerechnet, wo ſie mictä 
Unmuͤndigkeit ift, welche allmaͤlig verſchwindet, oder mit Einfachheit 
tend gebraucht wird. Den moralifc Einffttigen nennt man auh mM 
ſchlichtem Herzen, einfacyer Sitte; feine Beſchraͤnkung ift freiwilig.“ 
fältigen Verſtandes ift, Bann nicht nad) weitaußfehenden und vermidelten? 
handeln; wer einfältigen Herzens ift, will es nicht. Der Stimme fein 
fens folgend, kluͤgelt er nicht Über feine Pflichten, er uͤbt fie aus, unbetim 
den Grund derfelben, uͤber welchen der Phitofoph ſich oft germ in Zweifeln 
und dem ber Meltling gern untergrübe. ein Leben zeichnet fid aus? 
Übereinftimmung der Gefinnungen und Handlungen, welche alle entfem 
nügige Nebenabfichten ausfchließt, wobel denn freilich feine Einfalt des 
dem Weltklugen als Einfalt des Verftandes erſcheinen mag. Der Einf. 
Verftande ift dem Gewandten, Pfiffigen, der Einfättige am Herzen da 
ſchen, ungefähr tie die Moral der Politik, entgegengefegt. Sft mögen 
Politifchen anftaunen, öfter werden wir ihn fürchten: ber moraliſch Eir 
gewiß, burch Liebenswuͤrdigkelt das Herz zu gewinnen; er gewinnt es abı 
gu wollen, denn auch hier iſt er frei von Abſicht. Der Charakter ber ( 
durchaus Naivetät (f.d.), die ſtets mit der Unſchuld verloren geht. 

Nawetaͤt dem Künfttichen entgegengefest ift, fo iſt auch Einfalt in der 
Anſchein von Kunftiofigkeit und Natürlichkeit. Im Eunftiofen Zufamme 
aller einzelnen Theile eines Kunſtwerks zum Ganzen befteht die aͤſthetiſs 
oder Einfachheit. Verſchmaͤhend alle Mittel, wodurch ein ſtetes Hind 
das Gefallen die Aufmerkfamteit an ſich zu reißen fucht, nie fremden Anfı 
gehorchend, noch dem Zeitgeift fröhnend, ſpricht die äfthetifche Einfatt ih 
Seele anſpruchlos aus, und wartet ruhig auf die Seele, bie fie verftche. 

fie mehr, als eben ber Zweck erfodert; ihre Kunſtmittel find-die einfad 





Anordnung und Verbindung Ift die faßlichſte; nie fucht fie Beifall auf Ni 
zu erfehleichen, iſt fern von allem Gefuchten, allem Prunk, alter Überladi 
ift nich fi 2 ift ficher, tüchtig, wahr und im 


Einflüffe auf den menſchlichen Körper 457 


uch auf feines Gleichen durch Aufrufung ber Ideen beftimmend und, vermöge 
zurch das Gehirn und gefammte Nervenfuftern vermittelten innigen Zufammens 
36 mit dem Körper, auch auf dieſen theils willkürlich, theils unwillkuͤrlich eins 
t. So bietet alfo der menſchliche Organismus der Außenwelt zwei Seiten dar, 
& welche fie aufihn Einfluß hat, die geiftige und die koͤrperliche. Die Eörperlis 
ı Einflüffe werden vermittelt theild durch das Nervenſyſtem, in Einwirkungen 
F die Sinnorgane, befonders auf das Gefühl im Allgemeinen, theils durch Ans 
ynung äußerer Stoffe in dem Ernährungs = oder Verdauungsproceß, theils durch 
nwirfung auf das Reſpirationsſyſtem. Gleiches ſucht in der Natur Gleiches 
f; was in der dußern Natur herefcht, fucht auch im Organismus das ihm Ent⸗ 
rehende zu erheben, und gegen das ihm Entyegengefegte in verftürkte Action zu 
imgen. Daher wird eine Function des Körpers durch äußere Einwirkung geftärkt, 
ke andre herabgefegt und geſchwaͤcht. Es hat aber der Organismus vermöge der 
kainmohnenden Lebenskraft auch Selbſtbeſtimmung, wodurd) er den äußern Eine 
widerfteht, die durch fie zerftörte Harmonie in den verfchiedenen Thaͤtigkeiten 
Augenblid® wicderherzuftellen ſtrebt, theils durch das Geſetz der Gewohnheit, 
der Einfluß von Augen feinen Reiz auf das Nerven'oflem verliert, theils 
Umwandlung des aufgenommenn Heterogenen in Homogenes, theils durch 
tung des Gegenſatzes der Bunctionen. Se ftärkir die Lebensenergie ift, deflo 

iger iſt die Selbſtbeſtimmung des Organismus, defto weniger überwiegend 
kise Beftimmbarkeit von dußern Einwirkungen, defto wenigern Störungen feiner 
ae Form von denfelben iſt er unterworfen. Erregen fie aber eine bedrutende 
in der Harmonie der Verrichtungen des Organismus, ehe noch deffen 
Ehkteftimmung im Etanbe ift, ihnen zu widerfiehen, fo entfichen Krankheiten. 
Die gewoͤhnlichſten dieſer Einflüffe find die atmoſphaͤriſchen, welche nicht nur auf 
Bas wichtige Reſpirationsſyſtem einwirken amd tief in das Innere des Organismus 
‚Mringen, fondern auc, oft plöglidy in ihrer Beſchaffenheit wechſeln, inden fie 
in der Temperatur, theils im Antheil des belebenden Eauerftoffgafes, theils 
Aufnahme fremder aufgelöfter Theile, Waſſer, Feuchtigkeit, Daͤmpfe mans 
Art, verändert werden. Da nun diefe Beichaffenhrit dee atmofphärifchen 
[hnell eintreten und von Niemanden leicht vermicden werden kann: fo entftes 

oft bet vielen Menfchen zugleich Erankhafıe Störungen im Körper, die zwar 
km Haupterſcheinungen ſich ähnlich find, jedoch auch, nach der Energle ber 
beftimmung des Organiemus, bei jedem Individuum etwas Cignes in dee 

der Zufälle und in ihren Berbindungen haben. (S. Epidemie) Hat 

B, lange Zeit ein gelinder und feuchter Suͤd- oder Suͤdweſtwind geherrſcht, wel⸗ 
ber dem Inmphatifchen und ſchleimabſondernden Syſtem guͤnſtig iſt, und folglich) 
Sunctionen erhebt, und es tritt nun plöglidy ein Ealter, trockener, mir Sauer: 
—2 Aberreichlich verſehener Nordoſtwind ein, welcher den arteriellen Syſteme 
mifpricht, es zur Oberherrſchaft emportreibt und entzündliche Befchaffenbeit in den 
Sheyer ſetzt: fo wird diefe Entzuͤndung eher entfichen, als die Selbſtbeſtimmung 
I Organismus den entftandenen Gegenſatz auszugleichen vermag, fie wird auch 
egäglich im vorherefchenden lymphatiſchen und im Enftem der ſchleimabſondern⸗ 
ben Drgane als Katarıh, Huften, Bruftficher u. f. w. fich darftellen ; fie wird end⸗ 
BB bei ſolchen Individuen, welche zur arteriellen Conftitution fich neigen, heftig und 
tungenentsündung, bei Andern, deren Eonftitution mehr phlegmatiſch iſt, als 
Eleimhuften, bei Kindern anders als bei Erwachfenen u. f. w. erſcheinen. Die 
das Verdauungsſyſtem wirkenden Einflüffe find die Nahrungemittel und Ge: 
kinke, deren Menge und Belchaffenheit, Gifte und Arzneien. Die geiftigen Eins 
Iafle werben thells durch Einneseindrüde auf das Nervenfoftem und Gehirn, tbrils 
ur unmittelbare Wirkung, durch Mittheilung aufden Geiſt erregt, und wirken 
Neber auf den Körper, Die am ftärkfien wirkenden find die Affecten und Keiden: 





458 Einfupr« und Ausfuhrverbote 


ſchaften, welche auf das Mervenſyſtem theils belebenden Einſluz bak 
Bene, Hoffnung, theils niederdrüdenden, als Kram, Furcht, Schued, A 
Einfuhrzund Aus fuhrverbote, Gelege, wornach gm 
Waaren nicht in das Land, und gewiſſe inlaͤndiſche nicht aus dem kin 
werben ſollen. Dan hift jene für vortheilhaft, wenn die Einwohne | 
wogen werben, die verbotenen fremden Waaren felbft im Lande zu verfn 
das Geld dafür auf den Ankauf inlaͤndiſcher Waaren zu verwenden; di 
ſolchen Landesproducten fiir nüglich, die entweder das Land felbft noͤthi 
welche die innere Induſtrie fo vervolltommnen kann, daß fie badurdı 
werden und fobann, im Ausland gefucht, mehr Geld ober fremde Wu; 
bringen. Allein beide Schluͤſſe find falſch; denn da fremde Waaren ni 
wegegeben werden, fo muß das Land, weiches fie einführt, derem Wirtt 
Producten bezahlen. Dies Hervorbringen aber gibt der innern Indr 
ſtens ebenfo viel Befchäftigung, als ihr die eigne Verfertigung der ar 
Waaren geben würde. Kaufte das Land die fremden Waaren nicht, 
auch das nicht hervorbringen, momit es die fremden bezahlt, folgli 
duſtrie gerade um fo viel vermindert. Wendete es aber feine Induſtrit. 
vorbeingung ähnlicher Waaren im Lande, fo würde auf jeden Fall d 
Induſtrie eingehen, der bisher die Quantität Waare verfertigt hat, wo 
fremden Waaren Im Auslande bezahlte. Die Anwendung von Arbeit 
hätte bloß getvechfelt, waͤre aber durch diefen Wechſel nicht vermehrt wor! 
man annehmen, daß der neue Zweig der Induſtrie, welcher die auel. 
fest, den Werth derfelben hervorbringen und alfo wirklich ben Nation 
vermehren würde, fo iſt dieſes nicht einfeuchtend. Denn weßhalb jo n 
laͤndiſchen Producte den inlaͤndiſchen vor? — Unfkreitig, weit die a 
beffer ober mwohlfeiter waren. In beiden Fällen büßen alfo die Gonfı 
wenn fie durch das Verbot genöthigt werden, ſchlechtere und theuere 
kaufen als bisher; es wird dadurch der Beacht abnehmen, und zugle 
ſelben Gelde eine geringere Quantitaͤt gekauft werden. Die Probuci 





nen aber auch nichts, wenn fie bis dahin etwas anders machten, das ihn 
einbrachte als ihr neues Geſchaͤft und wenn auch einige unter ihnen fich 


Eingelege Einfommen ' ‚459 


zelaͤhmt und vermindert wird, und behhalb die Preiſe im Lande oft weit hoͤ⸗ 
gen als dieſes bei der groͤßern Production für ben Abſatz ins Ausland geſche⸗ 
‚, wörbe. So war fonft der Preis der Wolle in Sachſen, wo die Ausfuhr 
>; felten höher als in Preußen, wo fie verboten war, und die Tuchfabriken 
Gen gediehen bei der Freiheit der Wollausfuhr beffer als in Preußen, bei 
Berbote. Die Meinung, daß Ein: und Ausfuhrverbote erfprießlidy feien, 
her blos durch die beſchraͤnkte Einficht unterhalten, welche einzig auf die 
ı Wirkungen gerichtet ift, die aber die entfernten Wirkungen und den Zus 
hang des Ganzen nicht zu faſſen vermag. 
ingelegt nennt man ein Tonſtuͤck, welches eigentlich nicht in eine Mufſik 
ſofern es zwiſchen den Saͤtzen oder Stüden diefer Mufif aufgeführt wird. 
ers legen Sänger und Sängerinnen in eine Oper, wenn fie in ihrer zu fin 
"Partie wenig Gelegenheit finden, ſich vortheilhaft zu zeigen, fremde Tons 
zu. Dann aber follte doch wenigſtens auf einen paſſenden Ort in der Oper, 
am paſſenden Text und auf ein von dem muſikaliſchen Charakter der Oper 
ze zu fehr abftechendes Tonſtuͤck forgfältige Nüdficht genommen werden. 
häufiges Einlegen fremder Stuͤcke muß die ſchoͤnſte Muſik zu einem 
t werden. 
Finbei t eines Werkes ift die Übereinftimmung feiner Theile, d. h. ihre 
Yeitige Beftimmung durch einander zu einem Ganzen. Sie ifl jedem Werke 
Kunſt unerlaͤßlich, weil e8 fonft aufhören würde, ein Werk der Kunft zu 
X aber deßhalb die Anſicht der Baumgarten'ſchen Schule, daß uͤberhaupt 
t des Mannigfaltigen die Schönheit beftehe, erſchoͤpfend fei, ift eine andre 
Einheit iſt das Gefet der Form; es wird alfo darauf antommen, ob hie 
* in der Form beſchloſſen ſei oder nicht. (S. Schoͤn, Schoͤ abei eit.) 
en Einheiten des Drama f. Schaufpiel. 
Einhorn. Nach von Zach's Prüfung der verſchiedenen Nadrichten aͤlte⸗ 
3 neuerer Zeit über das Einhorn, hat man, ſeit Buffon, daſſelbe mit Unrecht 
ihe der fabelhaften Thiere verwieſen. Auch in der Gegend des alten Meroß 
n ein ſolches Thier, von der Groͤße einer Kuh, von dem Vau einer Ga⸗ 
Wovon das Maͤnnchen ein langes und gerades Horn auf der Stirn hat. 
Einlommen, Ertrag (Nationalökonomie). Im Allgemeinen wird 
Wer die Maſſe von Werthen oder Gütern verſtanden, deren Beſitz waͤhrend 
gewiſſen Zeitraums erlangt wird. Das Einkommen, das dem einzelnen 
pr zufließt, heißt Privateinkommen ; dasjenige, das (ämmittichen Bürgern im 
Be zufließt, heißt Nationaleinkommen, und dasjenige, das dem Staate aber 
onalgefammtheit zu Theil wird, heißt Staatseinkommen. Cs gibt brei 
quellen des Einkommens für den einzelnen Bürger wie für die Nation, naͤm⸗ 
B Srundeigenthum, das feinem Bürger eine Rente trägt (Landrente) ; 2) ges 
velter Guͤtervorrath, welcher Zinfen oder Gewinuft abwirft (Capitalrente) ; 
5) Arbeit, welche Lohn verfchafft (Arbeitslohn). Alles Privat : und National 
Wen ift entweder rohes, ober reines Einkommen; unter dem erftern wird die 
Maſſe von Gütern verftanden, welche während eines gewiffen Zeitraums in 
anbes Beſitz gelangt, unter dem letztern derjenige Theil diefer Güter, welcher 
rbleibt, nachdem die zur Unterhaltung der flehenden und umlaufenden Capitale 
ztehendes Capital, Umlaufendes Capital), vermittelft welcher fie 
ngebtacht find, erfoderlichen Koften abgezogen worden; alfo die Maſſe von 
en, welche unmittelbar verbraucht oder verzehrt werden Kann, ohne daß dag 
tal dadurch eine Verminderung erleidet. Der Unterfchieb zwifchen rohem und 
m Einkommen iſt von großer praßtiicher Wichtigkeit, befonders in der Finanz⸗ 
iſchaft, deren Hauptforgfalt dahin gerichtet fein muß, ba nicht das Capital 





458 Einfupr« und Ausfuhrverbote 


haften, weiche auf das Mervenfpftem theils befebenden Einflu bakı 
Benin, Boffnung, theils niedetdrucenden, als Gram, Zucht, Schrei, R 

Einfuhrzund Yusfuhrverbote, Geſetze, wornach gen 
Waaren nicht in das Kand, und gewiſſe inlaͤndiſche nicht aus dem fu 
werden follen. Man hilt jene für vortheilhaft, wenn die Emmohnn | 
toogen werben, die verbotenen fremden Waaren felbft im Lande zu verfen 
das Geld dafuͤr auf den Ankauf inländifcher Warren zu verwenden; di 
ſolchen Landesprobucten fuͤr nüglic, die entweder ba6 Land ſelbſt noͤthi 
welche bie innere Induſtrie fo vervollfommnen kann, daß fie dadurch 
werben und fobann, im Ausland geſucht, mehr Geld oder fremde Wa 
bringen. Allein beide Schlüffe find falſch; denn da fremde Waaren ni 
wegegeben werben, fo muß das Land, welches fie einführt, deren Wertt 
Producten bezahlen. Dies Hervorbringen aber gibt der Innern Indu 
ſtens ebenfo viel Befhäftigung, als ihr die eigne Verfertigung ber ar 
Waaren geben würde. Kaufte das Land die fremden Waaren nicht, 
auch das nicht hervorbringen, womit es die feemben bezahlt, folglich wir! 
duſtrie gerade um fo viel vermindert. Wendete es aber feine Indufitiz ı 
vorbringung ähnlicher Waaren im Lande, fo würde auf jeden Fall d 
Induſtrie eingehen, der bisher die Quantität Waare verfertigt hat, wo 
fremden Waaren im Auslande bezahlte. Die Anwendung von Arbeit 
hätte bloß gewechfelt, waͤre aber durch diefen Wedhfel nicht vermehrt wort 
man annehmen, daß der neue Zweig ber Induftrie, welcher die ausl 
fest, den Werth berfelben hervorbringen und alfo wirklich den Nation 
vermehren wiirde, fo iſt diefes nicht einleuchtend. Denn weßhalb zogn 
laͤndiſchen Producte den inlaͤndiſchen vor? — Unftreitig, weil die a 
beffer ober wohlfeiter waren. In beiden Fällen büßen alfo die Confi 
wenn fie durch das Verbot genöthigt werben, ſchlechtere und theuere 
kaufen als bisher; es wird dadurch der Begehr abnehmen, und zugli 
felben Gelde eine geringere Quantitiit gekauft werben. Die Produ: 





nen aber auch nichts, wenn fie bisbahin etwas anders madjten, das ihneı 
einbrachte ald ihr neues Geſchaͤft und wenn auch einige unter ihnen ſich 


Eingelegt | | Einfommen ' ‚459 


elähmt und vermindert wird, und dehhalb die Preiſe im Lande oft weit hoͤ⸗ 
en als dieſes bei der größern Production für den Abſatz ins Ausland geſche⸗ 
würde. So mar fonft der Preis der Wolle in Sachfen, wo die Ausfuhr 
; felten höher als in Preufen, wo fie verboten war, und die Zuchfabrifen 
fen gebiehen bei der Freiheit der Wollausfuhr beffer als in Preußen, bei 
ierbote. Die Meinung, daß Ein: und Ausfuhrverbote erſprießlich feien, 
ber blos durch die befchränfte Einficht unterhalten, welche einzig auf bie 
Wirkungen gerichtet ift, die aber die entfernten Wirkungen und den Zus 
bang des Ganzen nicht zu faffen vermag. 
ingelegt nennt man ein Tonftüd, welches eigentlich nicht in eine Muſik 
ſofern es zwifchen den Saͤtzen oder Stüden diefer Muſik aufgeführt wird. 
ers legen Sänger und Sängerinnen in eine Oper, wenn fie in Ihrer zu fins 
Partie wenig Selegenheit finden, ſich vortheilhaft zu zeigen, fremde Tons 
mn. Dann aber follte doch wenigſtens auf einen paſſenden Ort in der Oper, 
en paſſenden Text und auf ein von dem muſikaliſchen Charakter der Oper 
w zu ſehr abftechendes Tonftüd forgfältige Rudficht genommen werden. 
allzu häufiges Einlegen fremder Stuͤcke muß die ſchoͤnſte Muſik zu einem 
bet werden. 
inheit eines Werkes iſt die übereinſtimmung ſeiner Theile, d. h. ihre 
ſeitige Beſtimmung durch einander zu einem Ganzen. Sie iſt jedem Werke 
Kunſt unerlaͤßlich, weil es ſonſt aufhoͤren wuͤrde, ein Werk der Kunſt zu 
Db aber deßhalb die Anſicht der Baumgarten'ſchen Schule, daß überhaupt 
t des Mannigfaltigen die Schönheit beftehe, erfchöpfend fei, ijt eine andre 
Einheit ift das Geſetz der Form; es wird alfo darauf antommen, ob hie 
heit in der Form befchloffen fe oder nicht. (S. Schoͤ n, Schoͤ abet eit.) 
m Einheiten des Drama f. Schaufpiel. 
kinhorn. Nach von Zach's Prüfung der verfchiedenen Sachrichten öltes 
neuerer Zeit über das Einhorn, hat man, feit Buffon, daffelbe mit Unrecht 
ihe der fabelhaften Thiere verwiefen. Aud) i in der Gegend des alten Merod 
n ein folches Thier, von der Größe einer Kuh, von dem Bau einer Gas 
bevon das Maͤnnchen ein langes und gerades Horn auf der Stirn hat. 
inkommen, Ertrag Mationaloͤkonomie). Im Allgemeinen wird 
er die Maffe von Werthen oder Gütern verftanden, deren Befig während 
jewiſſen Zeitraums erlangt wird. Das Einkommen, das dem einzelnen 
E quflicßt, heißt Privateintonimen ; dasjenige, das (ämmelichen Bürgernim 
' zufließt, heißt Nationalemkommen, und dasjenige, das dem Staate aber 
Itionalgefammtheit zu Theil wird, heißt Staatseintommen. Es gibt drei 
juellen des Einkommens für den einzelnen Bürger wie flr die Nation, naͤm⸗ 
Srundeigenthum, das feinem Bürger eine Rente trägt (Landrente) ; 2) ges 
ter Guͤtervorrath, welcher Zinfen oder Gewinnſt abwirft (Gapitaltente); 
Arbeit, welche Kohn verfchafft (Arbeitslohn). Ale Privat » und Nationale 
men ift entweder rohes, ober reines Einfommen; unter dem erftern wird die 
Maffe von Gütern verflanden, welche während eines gewiffen Zeitraums in 
des Befis gelangt, unter dem letztern derjenige Theil diefer Güter, melcher 
Leibt, nachdem die zur Unterhaltung der ftehenden und umlaufenden Capitale 
ehendes Capital, UmlaufendesCapitaf), vermittelft welcher fie 
rebtacht find, erfoberlichen Koften abgezogen worden; alfo die Maffe von 
a, welche unmittelbar verbraucht oder verzehrt werden ann, ohne daß dag 
I dadurch eine Verminderung erleidet. Der Unterfchied zwifchen rohem und 
Einkommen iſt von großer praktiſcher Wichtigkeit, befonders in der Finanz» 
chaft, deren Hauptforgfalt dahin gerichtet fein muß, daß nicht das Capital 


denken, daß die Gleichheit in der Befteurung nicht beffer zu 
wenn Seder einen gewiſſen Theil feines Einkommens abgäbe, 
führung ift Beine Abgabe fo großen Schwierigkeiten untermorf 
die Ausmittlung des Einkommens der Staatsbürger ift höchf 
muͤhſam. Wenige Kaufleute, Gewerbtreibende, Pächter 2 
Bücher, daß fie felbft wiffen, was fie einnehmen; nur Rentn— 
nen gewöhnlich fichere Angaben darüber liefen. 2) Das € 
hoͤchſt veränderlich, daher muß eine Nachſicht der Steuerrolle 
in jedem Sahre flattfinden. 3) Sol der Betrag der Abgabe ı 
fteigen, fo gibt die Natur der Sache nirgends einen Maßſtal 
fondern Alles hängt dabei von der bloßen Willkür ab. 4) Die: 
hoͤchſt ungleich, daß fie vom Einkommen der Staatsbuͤrger, o 
Verſchiedenheit ihres Bedarfs, erhoben wird, natürlich muß fi 
vater, weldyer Stau und Kinder zu verforgen hat, härter drü 
heiratheten, welcher mit jenem zwat ein gleiches Einfommen ge 
niger Ausgaben davon zu beftreiten hat. Indeß ließe fich bod 
man den Ältern, welche unverforgte Kinder ernähren, einen 
Wollte man aber die nothmendigen Beblirfniffe zuvor vom ( 
fo waͤre die Anlage der Steuer noch ſchwierlger, denn wo würbe 
belinie finden zwifchen Nothwendigem und Überflüffigem? & 
Bedenkliche der Einfommenfteuer ſucht zu heben: v. Jakob ir 
nanzwiffenfchaft”. (Vgl. Abgaben.) | 
Cinyuartirung, metata bellica, einer von den 
fentlic;en Rechts, dem die neuefte Zeit eine ganz veränderte R 
nachdem zuvor, che man ſich von der Nothwendigkeit überzeugt 
umgewandelte Verhältniffe auch neue Grundfäge aufgefucht n 
gegründete Beſchwerden über Unrecht und Überlaftung entftaı 
ältere Staatsrechts nahm den Sas an, daß es zur Schuldigk 
gehöre, den im Solde des Landesherrn fichenden Kricgeleuten 


Ian VA. sn Tacı sır naham Ch Granlarid ı 


Einfprigungen 468 


hatten zur Kolge, daß in Friedensſchluͤſſen (prager Friede vom 
weftfät. Friede, Art. 8, $. 2.) und Reichsgeſetzen (Reichsab⸗ 
.20— 28. Wablcapitul. von 1658, Art. 4, $. 9) gegen ders 
wen der reichsftändifchen Länder Vorforge getroffen wurde. Die 
er, Kriegs macht aud) in der Literatur ded Cinquartirungsweſens 
t aus; den zweiten macht ber fiebenjührige Krieg; aber bei weis 
de diefer Gegenftand, ale in Folge der Coalitionen gegen das res 
reich franzoͤſ. Deere nad) und nady alle deutſche Länder uͤber⸗ 
‚ von ihnen, in feindlichen wie in verbündeten Staaten, ihren 
erhalt, und in der Regel noch etwas mehr verlangten. Man 
wöhnt, die Einquartirung, welche nad) den Altern Rechten nur 
ber Wohnung und Theilnahme der Gemeinen an Licht und Feues 
beftand, als eine aufden Wohnhäaufern ruhende Meallaft- anzus 
eſem Grundfage auch treu, als zu jenen einfachen Leiftungen noch 
legung fremder Krieger hinzufam, unter welchen Vornehme and 
hrlichkeit wetteiferten. Won der dltern Einquartirung war ein 
Staatsbürger vermöge ihres Standes und befonderer Privilegien 
felbe manche Verträge gefchloffen worden, mweldye nunmehr eine 
utung erhielten, als die Parteien eigentlich beabfichtigt hatten. 
zwifchen Pachteen und Verpachtern zeigten in biefer Beziehung 
hwierigkeiten. S. G. M. Weber: „Über die Vertheilung der 
1798) ; Hagfeld’s „Prüfung der Grundſaͤtze über die Peraͤquation 
(1801) ; Feierlein's „Beiträge zu einer Fünftigen wiſſenſchaflichen 
Kriegseinguartirungswefeng 20.” (1807); Schmid: „lber Vers 
zsſchaͤden und der Einquartirung insbefondere” (1808). Am eins 
an wol zu dem Mefultate, worüber das gefunde Nechtögefühl von 
ungewiß ift, wenn man von der unleugbaren Verbindlichkeit des 
jedem Einzelnen Schug gegen alle Befhädigungen von Außen zw 
n Ende alle Kräfte des Staats daran zu fegen, und ihm dann, 
3erfolgung diefer Anfprüche an den Feind abgeflanden wird, den 
‚erfegen. Dies umfaßt auch alle zufällige feindliche Beſchaͤdigun⸗ 
zeſchaͤdigte fi nur nicht durch eigne Schuid zugezogen hat. Die 
nahme und Verpflegung der Krieger trifft dann einen Jeden, wel⸗ 
» al8 Eigenthümer oder als Miether den erfoderlihen Raum inne 
h dem Gelege der Gleichheit, im Verhältnig zu dem Vermögen 
eilt werden, und dabei feine Befreiung ſtattfinden, welche nicht 
ſthwendig fuͤr den öffentlichen Dienft ift. Aber die Gerechtigkeit 
Reiftungen, welche doch ihrer Natur nad) in ihrer erften Ause 
beit der Bürger mehr als den andern belaften, durch allgemeine 
vergütet und ausgeglichen werden, und diefe allgemeinen Auflagen . 
zerechtigfeit nach Eeinem andern Maßſtabe ald dem einer reinen 
r ausgefchrieben werden. Eine Sammlung von Verordnungen 
Nachrichten über Einquartirungen lieferte Grattenauer in feinem 
ler, die Kriegstaften, Kriegsſchaͤden und Kriegseinquartirungen 
etze“ (1810 — 11). 87. 
ißungen (Injectionen), find theils in der Chirurgie, theils in 
‚ewöhnlih. In der Chirurgie werden namlich, vermittelft einer 
n natürliche oder durch Krankheit entftandene Höhlen und Candle, . 
ndliche ſchaͤdliche Stoffe fortzufhhaffen, theil um Medicamente an 
Stelle felbft zu bringen und verfchiedene Heilzwecke zu erreichen, 
ie nach Maßgabe diefer Zwecke verfchieden find, hineingebradht. 
eſchwuͤre ſucht man dadurch zu reinigen, toenn fie Ti, wort untar 


DU 1, er UI 
Eifen. Dieſes nüglichfte unter allen Metallen verbint 
in mehrfachen Verhältniffen. Ganz reines Eifen heißt Sta 
ſchlechtweg Eifen. Wenn diefes mit fo viel Kohle verbunden i 
Gluͤhen und plöglichen Abloͤſchen in kaltem Waſſer eine bedeute 
hält, als es vorher hatte, fo wird ed Stahlgenannt. Nim 
fo zu, daß die Dehnbarkeit des Metalle6 ganz, und die Geichn 
oder faft ganz verloren gebt, fo heißt es Roheifen oder G uf 
fern unterfcheidet man wefentlidy wieder das graue und das w 
che beide zwar gleich viel Kohle enthalten koͤnnen, aber in einem fe 
ftande der Verbindung. Die Farbe des Stabeifens iſt Lichtgr: 
mi tallifhem Glanz; die Farbe des Stable ift graulihweiß ine 
das weiße Noheifen hat eine filberweike, mit einem außerorden 
glanz verbundene Farbe, die jich mit vielen Abftufungen ins Lic 
graue Roheiſen hat bei einem ftarfen Metallglanze eine ſchwarze 
ind Lichtgraue verliert, Die Zertur des Stabeifene ift zadig ı 
Stahls ift hoͤchſt feinkörnig, die des grauen Roheiſens ausgeze 
weißen ſtrahligblaͤttrig. Die Härte des Stabeifeng ift fehr groi 
lich verfchieden; der Stahl ift hiirtsr und wird durch ſchnelles 
Vdaſſer nach vorhergegangener Gluͤhung (das fogenannte H 4: 
deis weiße Roheiſen ift fehr Hart und diefe Härte vermehrt ſich 
Vzaſſer; das graue Roheiſen ift ſehr weih. Die Feſtigkeit dei 
durch Zaͤhigkeit, Gefchmeidigkeit, Biegſamkeit (Elafticität). 
wird dem Eiſen durch Stoßen, Haͤmmern, Reibung, durch elel 
durch langes ruhiges Stehen mitgetheilt. In der Temperatur 
gelben, carmoiſinrothen, violetten und dunkelblauen Farben a 
den Zuſtande laͤßt es ſich ſch weißen, d. h. Stuͤcken von St 
laiſen ſich mit einander, oder Stabeiſen mit Stahl verbinden. 
ftufen des Eiſens find noch nicht alle bekannt, zu den Orpden gel 
Hammerſchlag oder Echmiebefinter, die Dammerfchladen und 








466 Eiſen 


feſtigt und ſchlagen entweder unten gegen einen elaſtiſchen —— 
den Reitel. um nach enfolgtem ‚Hub mit deſto größerer Gewalt zuruͤt 

den fehr ſchweren Stirnhaͤmmern, bie ganz vorn am Kopf — 
werden, richtet man bloß durch bie Gewalt des Hammers aus, was 

ten Haͤmmern durch Preilvorrichtungen bewirken will. Bei den & 
iſt die dem Eifen zuzutheilende Form in den Walzen eingebreht und 
Eifen wird beim folgenden Durchlaffen immer in die nächft kleinere 
Die Walzen liegen mit den angebrebten Zapfen in ihren Gerüften ar 
werden entreeber durch Keile, ober beffer durch Schrauben gegeneinn 
ten. Die Verarbeitung ded Stabeifens zu feineren Eifenforten gefd 
unter leichten und ſchnellgehenden Hämmern (Redhämmern, 

mern, Bainhämmern), oder unter Walz: und Schneiden 
tere beſtehen aus ſtaͤhlernen Scheiben von größerm und geringem 
welche auf einer eiiernen Are fo neben einander gereihet find, daß bie 
die Eleinern Scheiben mit einander abwechſeln, ohne daß fie im gerin 
hen, oder fich verfchieben koͤnnen. Auf einer äweiten Are finder dieſel 
flat und zwar fo, daß die geöfern Scheiben genau in die, durch die f 
ben der erften Anordnung gebildeten Zmifchenräume greifen und ums 
Stabeifen wird ferner auch zu Blech und Draht verarbeitet | 
Rohſtahl ift, wenn er aus dem Herde gefommen und das Luppenftü 
nannt) ausgeſchmiedet morben ift, noch fehr ungleihartig und muß d 
ober taffinitt werben, welches dadurch gefchieht, daß mehre duͤnn aı 
plettete) Rohſtahlſtuͤcke übereinander gelegt, in eine Zange gepadt ı 
ohne Zuftrömen von Wind, erhist und unter dem Hammer uam 
werden. ine andre Art von Stahl, der Brennftahl, Blaie 
Gementftahl wird aus vorzüglidy gutem Stabeifen bereitet, welch 
men verichloffenen thönernen Gefäßen, oder Kaften zwiſchen Koblen 
ker Hite geglüht wird. Auch biefer Stahl muß wie der Robftahl d 
ten verfeinert werden. Der volllemmenfte Stahl wird durch Um 


Rohſtahls oder des Cementſtahls erhalten. Gewöhnlich wird aber m. 
ur Darftellung des Gufftahls angewendet. Die Schmelsung gelte 


Eifenbahnen | 467 


terlat, mit welchem das Roheiſen gefchichtet wird, aus Coaks beftcht, eine Höhe 
u 5 618 6 Fuß, und wenn man Holzkohlen gebraucht, eine Hoͤhe von 10 — 20 
5. Diele Öfen find gewoͤhnlich von eifernen Plätten eingefaßt und haben eine 
er mehre Öffnungen * die Form zur Einfuͤhrung der Geblaͤſeluft und eine andere 
Abſtich des Eifens. Die Öfen hängen entweder frei und laſſen ſich um Ihre 
zedeehen, fobaß das geſchmolzene Eifen aus der Gichtöffnung ausgegoffen wird 
Bteuarzöfen), in weichem Falle auch die Abftihöffnung nicht nöthig if; oder 
kfehen auf einem feften Fundament (Cupoloͤfen), welche legtere Einrichtung 
icher iſt. — Die Formen, in melde das flüffige Eifen geleitet werden foll, 
nur in wenigen Fllen (bei dem fogenannten Schalenguß) aus gegoffenem Eis 
angefertigt; faft immer werben fie entweder aus magerm Sand, oder aus 
gebildet. Zur Darftellung der Kormen bedient man ſich hölzerner oder mes 
re Modelle, welche die Geftalt des zu gießenden Körpers befißen und in der 
affe abgedruͤckt werden, weßhalb fie mit der nöthigen Verjuͤngung zum Aus⸗ 
aus der Korm verfehen fein müflen, um diefe nicht zu verlegen. In andern 
Ben müſſen fie nad) verfchiedenen Richtungen theilbar fein, um fie ſtuͤckweiſe eins 
zufammenfegen und wieder ausinander nehmen zu Binnen. Zuweilen 
R man fidy mit Kernen von Formmaſſe, welche in die fertigen Formen geſetzt 
dein, um ben Raum, den das flüffige Eifen einnehmen foll, zu begrenzen. In 
m Fällen wird die Korm des darzuftellenden Körpers ohne Modell, aus freier 
d, oder auf der Drebbank gebildet. Bei ſehr kuͤnſtlichen Suchen, die eine zu 
bare Modellarbeit erfodern würden, pflegt man die barzuftellenden Körper aus 
mmen zu bilden, diefe mit der Formmaſſe zu überziehen und dann das 
anszufchmelzen, obaleich dieſe Art der Förmerei eigentlich ein Gegenftand 
Statuengießer if. Die Formmaſſe wird durch die hölzernen oder eifernen 
aften zufammengehalten, und nad) Maßgabe des erfoderlihen Modelles hat 
pwel-, dreis und mebrtheitige Kaſten. Das Eifen wird in die Formen vermit⸗ 
Einguſſes geleitet, auch müffen in den meiften Faͤllen Öffnungen zum Ab⸗ 
m der ſich entwidelnden Dämpfe und Luftarten angebracht fein, welche mit der 
Bin Verbindung ſtehen. Die aus fettem Sand und die aus Lehm angefertigs 
Nimen mülffen vor dem Abguß getrodinet und mehr oder weniger flarf gebrannt 
Bur Vollendung der Gußwaaren gehört endlich das Pusen, Schieifen, Aus⸗ 
Abdreben; in einigen Faͤllen das Überziehen mit einem Lack und in einigen 
| HA. 

















Cifenbahnen (Iron-rail-road), deren Idee fchon den Riegelbahnen bet 
Ba den deutfchen Bergwerken eingeführten Hundegeftängen zum Grunde lag, 
Ben zuerft von den Engländern zur Erleichterung des ſchweren Fuhrwerks anges 
Schon gegen bie Mitte des vorigen Jahrh. hatten fie hölzerne Rolle oder 
ge (rail-road) von den Steinkohlenaruben zu dem nächften Seehafen ans 
ß; feit 1770 belegte man die hölzernen Riegel mit Platten oder Schienen von 
Bien, auf weichen die Mäder, wie vorher, A cheval licfen ; endlich baute man 
Relitnege ganz von Eifen, Indem man die eifernen Schienen auf fleinernen 
Bıöden, welche von 3 zu 3 Fuß in dem Boden eingegraben murben, bes’ 
2. Zugleich vertheilte man die Ladungen, ſtatt der ehemaligen grofen Was 
auf mebre aneinander gehaͤngte Mleinere Wagen. Dieie Eiſenbahnen findet 
Ijegt zweckmaͤßiger und wohlfeller als ſchiffbare Candle; doch gibt man den 
michienm (tram-roads, cder plate-railways, aud) edge-railways genannt) 
dan eigentlichen Riegelwegen ober rail-roads in England den Vorzug. Man 
Die Koften einer einfach gelegten, flachen Eifenbahn (tram-road) auf flachem 
fx :ede englifche Meile auf ungefähr 1100 Pf. St. Die Unterhaltungss 
werden zu 4 Proc, des Anlagecapitals berechnet... Aufeiner engl. Eifenbahn 
Ma Dferd ſo viel als 8 gleich ſtarke Pferde auf einer gewoͤhnlichen Chauſſee. Es 
wmich ein gutes Pferd täglich B Stimden 60 Cr. bei trockener, 80 Ctr. bei 


30 * 


— — — 


Eiſe ——— 









dt: er, 


* ae Allem das Befte) ausw 
man diejenigen 3 AR 


Tugt DIE BiInTimrung DET ZUINDDUMIEN. STOLLEN DIT Wiugzten 
flüffigen Körper ift ein nicht geringer Unterfchied, Jene dußern 

vorige Geftalt wider anzunehmen; diefe, fich in größere Räume 
man braucht davon aud) das Wort Ausdehnbarkeit. Zur Unterfd 
die Elafticität der fiften Körper die attractive oder anziehende, un 
die erpanfive oder ausdehnende nennen. Der Grad der Elaſticit 
ſehr verfchieden, und manche Körper nehmen erft durch Kunſt eineı 
Elafticität an. Körper, bei denen fie ganz unmerklich if, nen 
ſche. — Als Urfache der attractiven Elafticität nimmt Gren die K 
menhangs der heile oder die anziehende Kraft (Attraction) an; | 
gegen beruhe auf der zuruͤckſtoßenden Kraft der Theileinder Mater 
ftelit fich die feften elaftifchen Körper aus duͤnnen Fibern oder aus; 
geſetzt vor, und befchäftigt fich vor Allem mit der Unterfuchung 

welche an fich fchon ſolche Faͤden bilden. Die Federkraft einer 
Körpers wird defto größer, je mehr feine Theile ausgedehnt wer 
alle Theile des Körpers fo meit ausgedehnt, daß ihre Elaſticitaͤten 
den Kraft im Gleichgewicht fteht, fo darf man die Ausdehnung ni 
wenn fich die Theile nicht trennen ſollen. Die Gewichte, welche 

ter verfchiedenen Spannungen gleich ſtark verlängern, verhalten ( 
nungen. Wenn drei gleiche Saiten, in den Verhältniffen, 1 
gleich ſtark verlängert werden follen, fo find hierzu Gewichte nötb 
2, 3 verhalten. Die Gefege der Elafticität bei flüffigen Körper 
der feften verichieden. In ſchweren elaſtiſch⸗fluͤſſigen Materien: 
ſchichten das Gewicht der obern; befinden ſie ſich daher in einem 

faͤß, fo leidet der Boden deſſelben den Druck der ganzen Maſſe dei 
ſigkeit, und die untern Schichten derſelben ſind begreiflich dichter 
als die obern, welche auf die untern drüden. Man macht aud 
zwiſchen abfoluter u. fpecififcher Elaſticitaͤt. Unter jene 
Stärke, womit diefe Eigenfhaft der Körper der zuſammendruͤcke 
fleht, an ſich und ohne Ruͤckſicht aufdie Wärme und Dichtigkeit. 


Elba Elbeſchifffahrt 471 


dermometer gebrauchen, wovon die Kugel im Dampfbehälter von Dämpfen ume 
hen fein, die Röhre aber von denfelben unberührt bleiben muß. Dabei wird aber 
me Tabelle erfobert, welche die abfolute Elafticität des Waſſerdampfes durch den 
Birmegrad ausdrüdt. — Elafticitätszeiger, Mercurialzeiger oder 
Barometerprobe ift ein Barometer, welches in der Abficht an die Ruftpumpe 
Bybeacht wirb, um zu zeigen, wie groß die abfolute Elafticität der nach dem Aus⸗ 
Anyen noch unter der Glocke befindlichen Maſſe ſei. Das Quedfüber fällt in 
nad) dem Maße, in welchem die Luft herausgepumpt wird, Da bie 
@toden, unter die ein gewöhnliches Barometer gefegt werden kann, gewöhnlich 
bequem find, fo hat man auf andre Einrichtungen des Elaſticitaͤtszeigers ges 

; dahin gehört die des Engländere Smeaton, welche die Elaſticitaͤt der ver⸗ 
Luft unter der Glocke unmittelbar anzeigt. S. Brook’ „Vermiſchte Ers 

über Elsktricität, Luftpumpe und Barometer”, aus d. Engl. von Kühn 


? 1 ) 

€ st Diefe Heine Inſel (74 DOM., 13,000 E.), jegt unter toscanifcher 
obeit, welche 1814 mit allen Souverainitätsrechten an Napoleon überlafs 
von ihm feit dem 4. Mai befeffen wurde, bis er fie den 26, Febr. 1815 vers 
; wird durch den Canal von Piombino von Italiens Kuͤſte getrennt. Sie liegt 
Stalins, 9 Meilen von Corfica, und 114 M. von- Livorno entfernt, 
Klima ift gefund. Der Dauptreihthum find Bergwerke (Magnetftein, SIL . 
&). Die Eifenminen von Rio liefern jaͤhrlich 36,000 Centn. Erz, bie 
& 60 Proc. reines Metall geben. Seefalz wird jährlich gegen 600,000 
gewonnen ; auch der Kifchfang (an Thunftfc und Sarbellen) ift bedeutend, 
find Aderbau und Vichzucht fehr unvolltommen, fobaß Getreide einges 
werden muß. Hauptſtaͤdte: Porto⸗Ferrajo, an einer ſichern Rhede, bat 
Eimv. und flarke Befeftigungen ; Portosfongone, ar einer guten Rhede, hat 
Einw. As 1557 Philipp HI. von Spanien das Gebiet von Sieria an Cos⸗ 
L von Florenz abtrat, behielt er fich einige Inſeln und Küftenftriche, naments 
das Fürftenthum Piombino, davon vor Dies wurde 1736 an das Königs 
Neapel abgegeben, und blieb dabei unter der Benennung des Stato degli 
Bi (Beſatzungsſtaat), bis Krankreich denfelben 1801 erhielt. Elba gehörte 
Ländchen, und war, mit Ausnahme von Porto: Kerrajo, welches der Groß⸗ 
von Toscana befegt hielt, ugter Neapeld Dberherrichaft, ein Befigthum der 
son Sora aus dem Haufe der Buoncompagni, welhen auch Piombino 

gehörte. — Liber das Manufcript von Eiba f. Manufceripte, 
Elbe, mtipringe aus dem Eibbrunnen auf der Eibwiefe an der böhmifchen 
in der ſchleſiſchen Herrſchaft Kynaſt, und erhätt fofort Zumäfferung von 10 
Duelin. Die Quelle liegt 4260 5. über dem Meeredfpiegel. In den ers 
24 Meilen bie Dohenelbe finkt dee MWafferfpiegel 281% Fuß. Die beiden 
, große und Heine Eibe, fließen bei Seedorf zufammen., Brei Melnid in 
wird die Eibe ſchiffbar durch) die Aufnahme der Moldau; fie tritt bei Ders 
m in Sachfen, bei Mühlberg in Preußen, fließt dann zwifchen Hanover 
Bledienburg auf einer, und dem dinifchen und hamburger Gebiet auf der ans 
Ra Seite, nad) einem Lauf von 148 Meilen in die Nordfee bei Kurhaven, nach⸗ 
We 53 Hüfte und fiber 300 Bäche aufgenommen. Bis Hamburg kommen 
ber Fiut Seeſchiffe, hernach wird der Fluß viel feichter. Er ift ſehr fiſchreich 
W yat.einige Goldkoͤrner in den ſaͤchſiſchen Vergzuflüffen, auch Carniole, Grana⸗ 
mx. Brüden find zu Dresden, Meifen, Torgau, Wittenberg und Magdeburg. 
Elbefchifffahrt. Sie mar auf diefem anſehnlichen Fluſſe, der zehn 
Staaten durchſtroͤmt, feit Jahrhunderten druͤckenden Laften und einfeitigen 
derfelben unterworfen. Der magdeburger Stapel, die Schiffermo> 
Bipele, Zoliftätten, hohe Zölle, ungleichartige Scifffahrtsanorbnungen 

























472 Eibeſchifffahrt 


der verſchiedenen Uferftaaten, gegenfeitige, auf beſondere finanziele Ja 
tichtete Beſchraͤnkungen, Willkür der Schifffahrte- und Zolibeamten, ! 
figung der Waſſerſtraße und Leinpfade u. f. w., mußten bie Handelth 
ſes Stroms nothivendig von der Ausbildung zurüdhalten, weiche fe 
der Schifffahrtöfreiheit fehr leicht erreichen tonnte. Nachdem der par 
die Schifffahrtsfreiheit als Grundfag ausgeſprochen hatte, wurden au 
ner Eongrefle 1915 von den Bevollmächtigten Öftreiche, Preußens, & 
Frankreichs Artikel abgefchloffen, welche als Grundlage dienen folltn 
Cünftige, gemeinſchaftůche Verträge die Schifffahrt auf den Fiäffen | 
die in ihrem fdiffbaren Laufe verſchiedene Staaten trennen ober durchſ 
wol fich zu dieſem Zwecke ſechs Monate nady Berndigung des wir 
Commiffarien in Hinficht der Schifffahrt eines jeden folcher Slüffe werl 
ten, um gemeinfdyaftliche Verträge und Verordnungen zu Stande p 
erfolgte doch zuerſt vier Jahre nachher der Zufammentritt der Eibefh 
miffarien zu Dresden, von Seiten Oſtreichs, Preußens, Sad 
Diinemarts, Medienburhe, der anhaltifchen Häufer und der fein! 
burg. ¶ Sſtbeich gab den Impuls zu diefem Schifffahrtscongerfie. € 
In deffen erften Gonferenzen den Entwurf einer Eibefchifffahrtseinridh: 
faſt ganz von dem beftehenden Rheinfhifffahrtöfgftem entiehnt war 
wurf fand ſtarke Widerfprüche, indem fein Verf. theil6 die Werhättn 
ſchifffahtt in ihren mannigfaltigen Beziehungen auf bie verfchiedenn 
genug kannte, theil® auch die befondern Geſichtspunkte der verſchicden 
ten, welche einem gemeinfchaftichen Spfteme einem Theil ihrer ©: 
echte nicht aufopfern wollten, zu wenig beruͤckſichtigte. Die Un: 
dauerten, mit Beinen Unterbredyungen, gegen britthalb Jahre, N: 
renzen wurde am 23. Juni 1821 die Convention über bie Elbeſchifff 
den abgefchloffen, jedoch unter der, befonders für Preußen wichtigen 
daß auß derfelben bei Regulitung andcer Ströme nicht irgend eine 5 
gen werden fole. Am 12. Dec. des nämlichen Jahres erfolgte ei 
Auswechfelung der Ratificationsurfunden von den Bevollmächtigten 

theitigten Uferftaaten. Seitdem 1. März 1822 ift diefer Staate 








zu Erleichterung der Schifffahrt und bes Handels zu berathen, fi 
Zeit zu Zeit Mevifionscommiijtonen vereinigen, zu welchen jede 
einen Bevollmaͤchtigten fendet. Die erfte Vereinigung diefer Art 
zu Hamburg ftattgehabt. — übrigens bat fchon feit der kurzen 
Mavigationsucte in Kraft getreten ift, die Elbeſchifffahrt im Ve 
an Lebhaftigkeit gewonnen, wid ift in mercantilifcher Dinficht ı 
deutender Nebenbuhler der Handelsfchifffahtt auf dem Rheine 
burch Hollands Finanzfpitem und Preußens Mauthanſtalten ir 
derniffe, beſonders ruͤckſichtlich des wichtigen Zranfitohandelt 
1825 errichtete Elb⸗ ameritan. Compagnie, fe Seehbandels 
feit 1822 von X. L. Haffe herausgeg. „Elbe Wochenblatt”. 

E Idee (Gigot d’), Generaliffimus der Royaliften in bei 
zer Dann von großem Charakter, geb.zu Dresden 1752, dien 
ſchen Armee und trat als Cavalerielieut. in die koͤnigl. franz. A 
bei der Revolution auf fein Landgut bei Anjou zurbdh, wo ihn d 
een der Vendee 1793 zw ihrem Heerführer wählten. Er fieg 
endlich verwundet, aufder Inſel Noirmoutiers gefangen, vor e 
ſtellt und erfchoffen (2. San. 1794). 

Elberfeld, Kreis: und Handelsſtadt im Bezirk! Düffen 
Provinz Kleve-Berg, mit 1941 H. und 24,500 Einw. or 
bier faum 800 Menfchen. An Eiberfeld ftöät das volfreiche Am 
Dieſes ganze Mupperthal bemohnt ein gemerbfleißiges und t 
Das Hare und zur Bleiche befonders geeignete Bergwaſſer bei 
Bewohner zuerft eingeladen, hier Leinwandbleichen anzulegen. 
fommt aus Heffen, Braunfchmweig, Hildesheim und Hanover. 
erft Fabriken fir Leinen: und Wollenband und für Schnürriem 
keln verdantt Gemarke größtentheild feine Wohlhabenheit. 
lien, Spanien, Rußland, Amerika, faft die ganze befannte We 
noch diefe Waare in unglaublicher Menge. Borten, Bettzr 
Zwirnſpitzen und Ranaetten befchäftiaen ebenfalls eine arofie An. 


Elbeuf Eldorado 475 


mund maͤrkiſchen Landes. Won hier aus werben uͤber Hamburg und Antwer⸗ 
Schiffeladungen mit Manufactutwaaren nach Derico, BuenossAyres, Chile, 
zu and Dftindien abgefendet. Denn hier ift der Sigder Rheiniſch-weſt— 
diſchen Compagnie (S. Seehandelsvereine.) Unabhängig von 
feiben warb 1824 in Eiberfesd ein deutſch-amerikan. Bergwerksverein errichtet, 
mit einem Capital von 500,000 Thlr. Gruben in Mexico baut. 
Eb euf, Fabrik⸗ und Danufacturftadt in der Normandie, im Depart. 
keder- eine, mit 6000 Einw., 4 Stunden von Rouen und 26 St. von Paris, 
ker werben viele Tücher, Ratine und andre Zeuche von tuchartigem Gewebe vers 
* Die Gattung derſelben weicht denen von Louviers und Sedan in der Fein⸗ 
ſteht ihnen aber in Dauer und Haltbarkeit der Farben nicht nach. Der 
kuptabfag derſelben iſt in Frankreich. Jedoch gehen auch viele Heine Parti 
ih Itallen, Spanien und der Levante. | J 
El bing, weſtpreufiſche Kreis: und Handelsſtadt mit 2045 H. u. 19,469 
Iam., bat vicle Unterrichts⸗ und Wohlthaͤtigkeitsanſtalten, liegt am Fluſſe Eibing, 
mder Kraffuhlcanal mit der Nogat verbindet. Neben der Seefahrt ift hier eine 
kädyzliche Fabricatur an Segeltuh, Zuder, Taback, Stärke, Seife ıc. eine 
iffowerfte und beträchtliche Ausfuhr von Kandeserzeugniffen. oo 
Eldon (Sohn, Kord), Großkanzler von Großbritannien und Pair des Meiche, 
hart als Mechtögelehrter, iff der dritte Sohn des Kaufmanns William Scott 
le an ber Tyne in Northumberland, geb. 1750. Er ſtudirte in Orforb 
bannı die Mechte in dem Middle Temple zu London. Als er zu prafticiren ans 
machte er wenig Aufiehen. Doch, fobald er Gelegenheit fand, feine Talente 
Berkbar zu machen, flieg er im Kanzleigerichte, befonder& weil der Lordkanzler 
Beleto ihn hervorzog. Durch diefen hohen Schuß wurde ihm der Kohn eines fejr 
Rn Bervandes zu Schell und das Parlament, der Gegenftand fo vieler Anſtren⸗ 
pn und Wünfche unter den höhern Ständen Großbritanniens, öffnete ſich ihm, 
Scott erſt den Burgflecken Weobley und in der Folge Borougkbridge vertrat, 
Im Mathe der Nation, fowie bei alten Rechtshändeln, mo man ſich feine 
Rerbat, zeigte er ſich als einen fcharflinnigen Rechtögelchtten ; und 1788 gab 
der König das wichtige Amt eines Generalſachwalters mit der gewöhnlichen 
pürde. Sir Sohn Scott, wie er nun hie, verwaltete diefe Bedienung ſechs 
und wurde 1793 zum Generalfiscal gewählt. Aufdiefem mit vielen Unans 
Ichkeiten verbundenen Poften roußte er ſich in einer unrubigen Zeit auf der 
feines juriftifchen Rufes zu behaupten, und wurde 1799 zum Lordoberrichter 
common pleas und mit dem Zitel: Lord Eldon, auf Eldon in der Graf 
ft Ducham, in den Pairsftand erhoben. Hierauf folgte 1801 die fehr hohe 
ide eines Großkanzlers, Lord High Chancellor. Zwar legte er diefelbe nies 
Bi 06 das Fox'ſche Minifterium an dad Ruder trat, erhielt fie aber aufs neue, 
36 1807 fiel und mit demfelben Lord Erskine abdanken mußte. Seit der Zeit 
Mn, als Haupt der Rechtögelehrten in Großbritannien, feine mühevolle Stelle 
an er ft zugleich Sprecher des Oberhaufes und Minifter) mit ſolcher Gewiffens 
gmsfei, Maͤßigung und Gefchidlichkeit verwaltet, daß ihm felbft die oppoſitions⸗ 
Banten Rechtsgelehrten dies Lob nicht verfagen mögen. Mod) immer erfüllt der 
mbliche Greis Pflichten, welche Manneskraft erfodern. Man weiß ihm nichts 
uſagen, als daß er zu oft Bedenken triigt (he doubts) und ſich zu lange befinnt, 
m das Endurtheil ſpricht. Aber gerade dies gereicht ihm bei Denfenden zum 
u. Man wirft Lord Eldon auch vor, daß er am Alten hänge, weil es alt iſt. 
migftens bat er in feiner langen Amteführung, bei der größten Gewiſſenhaftig⸗ 
IR, aidyt nur keine Einrichtung zur Beförderung der Geſchaͤfte und Verminderung 
we Unkoſten getroffen , fondern ſich auch) jedem Vorfchlag dazu widerfegt. 62. 
Eldorado, ein fabelhaftes Land, in welchem Bold und Edelſteine fo haͤu⸗ 























476 Elegie 


fig fein ſollen, tote bei uns der Schlamm und die Steine auf den Stehe 
Drellan, ein Begleit:‘ es Pizarco, brachte diefe Babel zuerſt nach &ı 
ein Engländer gab fogar zu Ende des 16. Jahr, eine Befchreibung dar 
die felbft mit einer Charte des Landes verfehen war. In den Werk! 
38. in Voltaire's „Ganbide", kommt Eiborabo oft vor, 

Elegie. Gewoͤhnlich denkt man fidy unter Elegle ein Klages d 
gebicht (Threnobie), und der griechiſche Name deutet allerdings auf biefe 
bin, indem er nichte Andres befagt als: „Ach! Acht rufen” (E11 
Die Griechen und Römer aber hatten Etegien, welche nur von dem Ben 
Namen führten, und des verſchledenartigften Inhalts waren. Das da 
maß der Alten war das Diftichon (f. d.), der mit tem maͤnnlichen 

felnde weibliche Pentameter, und in biefer Versart verfeufiten 

rigeeit den fanften Schmerz, fonbern, tie Horaz fagt, auch 
Die Freude, und bie ihres fügen Wunfches 
@ewährte Liebe 

bediente ſich ihres leichten Ganges. Selbſt die Kriegslleder eined 2 
Kallinos bewegten ſich in dieſem Maß; Ichrendes Gedicht, «Derei 
Sprüche, wurden bei den Alten elegiſch dargeſtellt. Wie ed kam, 
fanfte Schwermuth, als Charakter der in biefer Versart bargefkellten $ 
1äßt fi) am beften Hiftorifch darthun, Dan muß zunächft auf den U 
Dentameters zuruͤckgehen. Böttiger hat im erften Bande von Wieland'ı 
Mufeum" dargethan, daß der Pentameter aus dem Gebrauche der 
Doppelfite der Lydier entftanden fei. Die Älteften Dichter, die ſich / 
ten, fangen daher nur Kriegögefänge In biefem Spibenmaß. ine zn 
bes Pentameters beginnt mit dem Kolophonier Dimnermos, ber im 
weichlichen Zeitalter6 zuerft feiner Doppelflöte und feinem Pentameter | 
pfindungen einhauchte, und 'der Fiötenfpielerin Nanno Liebeselegien vı 
wurde deßhalb von bem Alterthume für ben Stifter der zärtlichen und 
den Elegie gehalten, Mit Simonides endlich beginnt die dritte Perio 
dieſer ſich des Diſtichons am Liebften zu feinen Grabfchriften und Ter 
men bediente, nannte man ein ſolches Fleines Gedicht Elegion, unt 








gebildet, weit man jene Eigenſchaft zuerft und befonder® am 9 
Man braucht e8 auch in der Bedeutung, daß es die elektrifche © 
wofuͤr man fonit auch elektriſches Fluidum oder elektrifche Fluͤ 
ftanzen, in denen durdy Reiben ein merklicher Grad von El 
die ſich aber nidyt durch ihre ganze Maſſe fortleitet, heißen elckt 
elektriſche (idioelektriſche, auch Nichtleiter). Man rechnet | 
ſelbſt metalliſche, Verglaſungen, alle Edelſteine, Harze, Fed 
wolle, Wolle, Papier, weißen und Candiszucker, trockene L 
Kalke oder Oxpde, Aſche von Thieren und vegetabiliſchen Sukf 
hartgefrorenes Eis in einer Kaͤlte von 13 Grad unter O nach Fa 
nach Réaumur u. A. Alle Koͤrper, welche durch Reiben nic 
ſetzt werden, die Erſcheinung der Elektricitaͤt zu zeigen, führe 
trifche (wiewol die Grenzen beider Glaffen fehr in einander lar 
elektriſch werden, d. 1. durch Mittheilung von einem ander 
Ciektricität erhalten, wie 3. B. Metalle, Waffer und andre 
Berührung mit einem andern ſchon eleftrifirten Körper die ( 
und fortleiten, fo beißen fie Reiter der Eleftricität oder leitende. 
per werden erft, wenn man fie erhigt, Yeiter, dahin gehört z. 2 
Zuftand nicht leitende Glas; andre Körper, 3. B. trockenes, 
werben durd) Reiben elektrifirt, obwol fie gute Leiter find, un! 
man Halbleiter. Auch die Luft der Atmofphäre iſt ere 
feucht und bei abnehmender Dichtigkeit ein Reiter. Einen K 
Michtleitern umgeben ift, nennt man ifolirt. Die Iſolir 
mer mit trodener Luft leicht dadurch zu bewirken, daß man ir: 
feidenen Schnüren aufhängt, oder auf ein Geftell von Gla 
Schwefel u. f. m. fett. Das Anziehen und Abftoßen der el 
eine merkwuͤrdige Erfcheinung, und läßt mit Recht auf zwei ı 
entgegengefeste Kräfte fchließen. Beide zeigen ſich fehr auffal 
Derfon 3. B. eine Glasroͤhre reißt, und dabei ilolirt geſtellt 


Elektricitaͤt = #79 


nahm nur eine Art an, und leitete das Abftoßen und Anziehen bloß aus 
und Weniger berfelben ber. Die Elektricität wird in den urfprünglich 
Körpern, im Glaſe, Siegellad, Schwefel ıc., vornehmlich burd) das 
cegt; bei Schwefel, Siegellad, Wache und Chocolade auch durch 
und Erkalten. Im Zurmalin und einigen andern Materien wird fie 
armen und Abkühlen und fonft durch Auflöfungen, wobei Aufbraufen 
und durch Ausdünftungen hervorgebracht. Durch die Wirkung der 
Elektricitaͤt Eönnen entzuͤndliche Körper, 3. B. Wafferftoffgas, Alkohol, 
hieppulver, Kampher, entzlindet, dünne Metalldraͤhte gefchmolzen, 
re und Pflanzen getödtet werden. Elektriſche Schläge zerlegen das Wafs 
e Beftandtheile, in Waffer » und Sauerftoff, und umgekehrt bewirkt der 
Funken die Bildung des Waſſers aus jenen beiden Elementen. Der 
orin die Elektricität wirkt, heißt der elektriſche Wirkungskreis, 
lettrifhe Atmofphäre Man kennt zwar nun die Gefege, nach 
e elektrifche Materie wirkt, fo weit, daß man das, mas gefchieht, erklaͤ⸗ 
was gefhehen muß, vorherbeftimmen kann; aber defto unmiffender ift 
in Hinfiht auf die Befchaffenheit des Grundftoffes, der die Elektricitaͤt 
Da bei der größten Anhaͤufung der elektriſchen Materie in einem Koͤr⸗ 
Gewichtszunahme bemerkbar iſt, ſo iſt jene Materie unwaͤgbar. Viel⸗ 
Licht, Wärme und elektriſche Materie Modificationen deg naͤmlichen 
nd der Waͤrmeſtoff iſt umgekehrt eine Modification des elektriſchen Flui⸗ 
Wenigſtens iſt durch die neueſten Entdeckungen rſted's, Ampore's u. A. 
nagnetiſirenden Kraͤfte des elektriſchen Stroms und ſeinen Einfluß auf die 
der Magnetnadel die nahe Verwandtſchaft zwiſchen elektriſcher und mag⸗ 
Naterie bereits dargethan. über die pofitive und negative Elektricitaͤt nimmt 
Shnlich folgende Säge an: 1) Durch die ganze Koͤrperwelt iſt eine einzige 
erie verbreitet, welche ben Grund aller eleftrifchen Erſcheinungen enthält, 
yeile diefer Materie flogen fi) ab, werden aber von den heilen der Körper 
. 3) Seder Theil eines Körper kann eine gewiffe Menge diefer Materie 
fnehmen, ohne daß fie fich auf feiner Oberfläche anhäufen darf. Hat er 
fe Menge, fo ift er nicht elektrifi rt. 4) Hat er mehr als eine ihm natürs 
ige, fo ift er pofitiv, hat er weniger, fo ift er negativ elektrifirt. 5) Alle 
Erfcheinungen entftehen durch Übergang oder durch proportionirte Vertheis 
r Materie. Der vorgebliche Einfluß der Eleftricität auf das ſchnellere 
ım der Pflanzen ift fehr zu bezweifeln, unb ebenfo ift ed auch mit manchem 
n Einfluffe derfelben auf den thierifhen, namentlich den menfchlichen 
ach welchem bei elektrifirten Perfonen der Puls ſchneller fchlagen follte, 
tztere jedoch oft nur durch Beaͤngſtigung veranlaft wird. Gleichwol kann 
rerſeits die mebicinifche Kraft der Elektricität nicht ableugnen, und man hat 
ähmungen, rheumatifchen Beſchwerden, Zaubheit, Augenübeln, Kopfs 
ıc. glücklich angewendet. Was die Gefchichte der Eleftricität betrifft, fo 
aus Plinius d. Altern („Fist. natur.“, XXXVII, 3), daß er die ers 
igenfchaft des Bernfteins ſchon gekannt habe, Das war aber auch Alles, 
Iten von der Elektricität mußten, und auf dies, oder wenigftens nicht viel 
yeänkten fich auch die Kenntniffe der Phyſiker von diefem Gegenftande bie 
e des 17. Jahrh. Um diefe Zeit entdedte der Engländer William Gil⸗ 
nur mehre Körper, die efektrifche Erfcheinungen darbieten, fondern auch, 
diefe fonderdare Eigenfchaft in ihnen allen durdy Reiben erregen koͤnne. 
: erweiterten Otto v. Guericke, Bayle, Newton, Wallund fpäter Stes 
y das Gebiet der Kenntnif in der Elektricitaͤt; Peiner aber verfolgte diefe - 
angen mit fo viel Scharffinn und Gluͤck als Franklin zu Philabelshie. 
m erwähnte Theorie ber elektr. Erfcheinungen woxd von alen Üiygiitter 





480 Elektricitat (eflerifhe) Elektriſirmaſchl-⸗ 


abaptist, bis Ihe Symmer (1759) durch Aufftellung der ebenfalls mh 
uſtiſchen Hypotheſe, eine neue Erweiterung gab. In der letten det 
Ampäce u. m. A. ein noch viel weltereh Feld für dieſe Disckpiim abe 
Anbau mit die Hauptaufgabe der Phyſik bes Tages iſt. — Auferdı 
Keprb, überhaupt fu m, Prieftiep‘6 „Oefchichte der Eiektticitär", 4.1 
Krhnig (Berlin 1772, gr. &.)5 in Bezug auf Franklins Theorie aber 
Briefe von der Eiektricität", beutſch von Witte (Leipg. 1758), Cm 
band. über ſ. bualift. Anfichten, welche übrigen auch jedes phyfital. | 
widelt, ſteht in d. „Philos. trausact““, 1760, Vol. LI. Audmtı 
Lehre abgehandelt im 2, Bde. der neueſten Ausg. v. Gehler's „Phyfikat 
. Eleltricität, thieifhe,  Salvanismus, 

Elektrifirmiafchine, eine mechaniſche Vorrichtung, bi 

man die uefprüngliche Eiektrlcität der elektriſchen Körper vermittelt X 
und andern Körpern mittheilt. Sie befteht in einem eiektriſchen Körper 
einen bequemen Mechaniemus ſchnell umgedreht, und heftig an einem a 
ger gerieben, anhaltend und ſtark elektrifiet werben Bann; ferner ine 
deuge, worunter man eben jenen Körper werficht, an welchem fid du 
Körper bei ſeinem Umlaufe reibt; endlich In einem ifolirten Hauptleite 
der erfte Leiter oder Gonductor genannt wird. Diefem theilt der elektri 
feine Elektricität mit. Zu dem elektrifchen Körper wählt man Glas, ı 
Fotm einer Kugel, ober einer Scheibe, oder eines Cyolinders; daher de 
Scheiben · und Cylindermaſchinen. Diefe Giaskoͤrper werden ı 
Pine fo befeftigt, daß fie ſchnell umgedreht werden koͤnnen. Das Kal 
ches der elektrifche Körper bei feinem Umlaufe berührt, um ſich daran y 
ein ſeidenes Kiffen, mit Pferdehaaren auegeftopft, Uber welches ein Bede 
mit dem fogenannten Rirnmayet’fchen Amalgama, einer Miſchung von 
ten Queckſũber, einem Theile Zint und einem Theile Zinn, durch Sch 
eine Salbe verwandelt, beftrichen ift, um die Eiekttichtät zu derftärten. 
Leiter (Gonductor) ift ein biedherner Eplinder, am Ende mit einem d 


Kamme (Collector) verfehen, der feine Spigen dem elektriſchen Koͤrye 
ſtreckt, um die Ciektricität aus ihm aufzunehmen ober fortzufeiten. 2 


482 Elementarunterricht Elemente 


Die zerſloſſene Harzmaſſe wird gleich In bie Form oder auf den Tel 
her von einer leitenden Subftanz fein muß. Man nimmt dazu ei 
dünne hölzerne, mit Staniol ahf beiden Flaͤchen belegte Scheibe 
24 Linie hohen, aufgerichteten Rand hat, mit welchem das eingeg 
ſtehen muß, ohne daß jedoch der Rand oberhalb bededt wird. 
dieſes Kuchens muß ganz glatt und eben fein, und feine untere d 
genau berühren. Der Dedel, oder, wenn es en hohler Cylind 
mel, Leiter, muß von einer leitenden Materie, alfo entweder ve 
trodenem Holz gemacht werden, das mit Staniol oder Silberpaplu 
Form des Deckels ift rund, und darf einige Zoll weniger im Di 
ais der Kuchen. Er muß iſolirt, d. 1. anfer Verbindung mit I 
auf den Harzkuchen gededt und wieder abgenommen werben koͤnn 
wan drei oder vier feidene Schnuͤren an feinen Rand, und hebt ih 
lieben. _ Bewahrt man den Apparat vor Feuchtigkeit, fo haͤlt 
Kuchen einmal erregte Elektricitaͤ Monate iang, und man fann 
phors ftatt einee Eiektriſirmaſchine bedien. Auch laͤßt ſich ein 
nad) und nach damit laden, und dagegen durch dieſe der Elcktrophi 
ten. Über die Theorie dieſes Jnſtrumentes f. Biot's „Lehrb. di 
2. Bd ©.230 fg. 

Elementarumterricht, ber erſte Unterricht jedes 
Anfängern, die noch feine Vorkenntniffe Haken, ertheitt wird; dar 
aber aud) mit diefem Ausdrucke indbefondere ben erjzen Unterricht i 
ben und Rechnen. Won diefen Gegenftänden des Elementaru: 
eine neue paͤdagogiſche Schule die fogenannten Elementarpunkte, 
Unterricht zucädgefährt teerden müffe, Echall oder Norte, Form 
lehnt zu haben, weil bei dem Leſen Alles auf da6 Wort oder der 
Rechnen Alles auf die Zahl Hinausläuft. 

Elemente, Grundftoffe, Urftoffe, die Grunds 
Körper, die nicht weiter aus gleihartigen Materien zufammengefe 
find. Eine Materie, welche die Bisherige Kunſt nicht weiter zerteı 
ein Grundſtoff, ein Clement, ober beffer ein unzerlegter Stoff gena 

in 4 — m * 8 








484 Elemente 


Die genannten Grumbfubftanzen, ſowie bie meiften Körper, analflrt‘ 
Bei den Phyſitern follte dagegen künftig nur von biefen vier Grun! 
Elementen die Rede fen, indem fie bie hemifchen Elemente zweckm 
Worten Stoffe, Grundftoffe bezeichnen würden. Die erſte Gru 
wiſſenſchaftlichen Theorie ber Elemente verdanken wir dem geiftceit 
finnigen Naturforſcher Oken, welcher die uralte Idee einer Wim 
terie (eines kosmlſchen oder Urelements) nicht nur wieder in Ant 
(mas audy Schelling u. X. vor im gethan haben), fenbern auch i 
mung mit dem gegenwärtigen Bilbungsftande ter Naturwiſſenſcha 
nig und folgerichtia durch feine Theorie des Lichts und der Waͤrme 
Urelement heipt naͤmlich dasjenige, welches die allgemeine Grun 
Quelle, gleichſam bie Mutter aller andern Elemente iſt. Das Ur 
Feuer. Im Feuer untetſcheidet man Licht und Wärme, meld 
Empfindung des Leuchtens oder Schens und das Gefühl der Win 
gen. Licht und Waͤrme find aber Tätigkeiten der Natur, milde 
erifticen Eönnen und daher auch ein Eein erfobern, ein Gut: 
weldyer wärme und leuchtet. Diefer Stoff ift alio die Ma 
Urmaterie, auch Üther genannt, welcher durch den unendii 

tet ift, und da die weſentlichſte Eigenſchaft aller Materie die Sc 
haͤtt der Äther auch die erſte Urfache des Schwerſeins oder dir Urfr 
aller mat:riellen Dinge. Als ruhend gedacht oder abgefchen 

iſt der Äther eine volllommen gleichartige, unendlich feine, I 
Materie — eine materielle Einheit; ald thätig gedacht, odı 

tender und ſchwermachender Etoff ift er eine Dreiheit, naͤt 

Urkeäfte der phrfiihen Melt ober materiellen Natur enthält, 

recht einentlich (ohne bitblichen Ausdruck) fagen, der Äther oder 

erſte Drgan der Allmacht des Schöpfers, infofern ſich dieſe in der 
offenbart; deun Schwere ift tor Grund alles Seine, Licht und Wa 
Urſachen aller Thaͤtigkeit und Bewegung, und daher alles Lebens ir 





und wo die Schwere fehlte, ba waͤre fein Sein, wo Licht und Waͤrm 








486 Elephant Eleufis 


ſich aufnimmt, um fie, vermittelnd, dem Waffer und ber Erde nt 
iſt das freiefte, thätigfte, mithin vorzugswelfe das erregende, bild 
unter ben genannten dreien. Aus bem Waſſer ift alles Feſte heran 
ihm hat ſich nicht nur das gange Deineralreidy niebergefchlagen, feat 
it auch bie erfte Geburtsſtaͤtte der organifchen Welt. Aus dem V 
Jeder leicht den Schluß ziehen, daß bie phpfiichen Elemente auch de 
der chemiſchen find. Es kann Feine andern Grundſtoffe geben al6 du 
aus der Zerfegung ber Euft, des Waſſers und der Erde hervorgehen. 
ftoffe find Sauerftoff, Wafferftoff, Stickſtoff und Kohienſtoff, und 
Zahl der chemlſchen Elemente der Zahl der phyſiſchen gleich. Waß 
in Sauerftoff und Waſſerſtoff, Luft in Stickſtoff und Sauerſtoff, a 
Ienftoff, in den Erben und Mineralien kommen alle vier Grundit 
Waſſer iſt der Sauerftoff überwiegend oder herefchend, in ber Luft 
Inden Erden der Kohlenſtoff. Unter diefen vier Grundftoffen b 
Phyſiker den Sauerſtoff und Wafferftoff als die beiden Urſtoffe ode 
elemente, ſodaß alle andre Stoffe oder chemiſchen Elemente nur 
ober verſchiedene Combinatienen biefer zwei Urftoffe wären. Dirfi 
auch viel Wahrfcyeinlichkeit, da es faſt außer Zweifel gefegt ift, da 
ein in beſtimmtem Verhaͤltniß mit Saurrftoff fontheficter (combinn 
der Kohlenſtoff aber ein terrificieter Waſſerſtoff ift, weldyer mit dem 
alien Gegenfag bildet, wie der eigentliche MWafferfteff. So gir 
lemente die anſchaulichſte Erkenntniß des Charakters der Natur, 
in der Mannigfaltigkeit und Mannigfaltigeeit in der Einheit iſt 
Raturgefchichte für Schulen" (Leipzig 1821), im Eingange. 
Elephant, das größte Landthier, daß einen 3 Ellen la 
Ruͤſſel (fein Hauptorgan), zwei lange, dide, gebegene Zähne, 
Meine Augen, große, lappige, herabhängende Ohren, dicke & 
kurzen Echwanz und eins dicke, [parfum mit Haaren befeste He 
bräunticher Farbe hat. Er witd 12 bis 16 Fuß hoch. Seine T 


getabilien. Er laͤßt ſich veumöge felner großen Klugbeit und Gele 
Künften und Arbeiten abrichten. Bei den Perfern kommt er zuen 





484 Elemente 


die genannten Grundſubſtanzen, ſowle dle meiſten Körper, analoflıtı 
Bel den Phyſikern follte dagegen künftig nur von dieſen vier Grm! 
Elementen bie Rede fein, indem ſie die hemifchen Elemente zwidm 
Worten Stoffe, Grundſtofſe bezeichnen würden. Die erfte One 
wiffenfchaftlichen Theorie der Elemente verdanken wir dem geiſtteih 
finnigen Naturforſcher Ofen, welcher die uralte Idee einer Welta 
terie (eine kosmlſchen oder Urelements) nit nur wieder in Ami 
(mas auch Schelling u. A. vor im gethan haken), fendern aud & ü 
mung mit dem geyentvärtigen Vildungsftande der Naturni 

nig und folgerichtig durch feine Theorie des Lichts und der Wdmz ı 
Urelement heißt nämlic) dasjenige, welches bie allgemeine Green 
Quelle, gleihfam die Mutter aller andern Elemente if. Das Uri 
Feuer. Im Feuer unterſcheidet man Licht und Wärme, melk 
Empfindung des Leuchtens oder Sehens und das Gefühl der Wim 
gen. Licht und Waͤrme find aber Thätigkeiten der Natur, wilde 
eriftiren koͤnnen und daher auch ein Sein erfobern, ein Eukitrat, 
welcher wärme und leuchtet. Diefer Stoff ift alſo die Materie di 
Urmaterie, auch ÄAther genannt, welcher durch den unendli 

tet ift, und da die weſentlichſte Eigenſchaft aller Materie die 

haͤlt der Äther auch die erfte Urfache des Schwerſeins oder die Urfr. 
aller materiellen Dinge, Als rubend gedacht oder abgeſel ii 
iſt der Äther eine vollfommen gleichartige, unendlich feine, 
Materie — eins matrrielte Einheit; als thätig gedacht, oder 

tender und ſchwermachender Etoffift er eine Dreiheit, naͤmlich int 
Urkraͤfte dee phrfiihen Weit oder materiellen Natur enthaͤlt. M: 
techt eigentlich (ohne bitblichen Ausdrud) fagen, der Äther odır dis 
erfte Organ der Allmacht des Schöpfers, infofern ſich dieſe in der 
offenbart; denn Schwere ift der Erund allcd Seins, Licht und W 


Urſachen aller Thaͤtigkeit und Bewegung, und daher alles Leben ü 
und wo die Schwere fehlte, da wäre Bein Sein, wo Lidyt und Wim 
Leben und nur der Tod Eönhtte bereichen. _Demnadı 











486 Elephant Eleufis 


ſich aufnimmt, um fie, vermittelnd, dem Maffer und der Erbe mi 
iſt das freiefte, thätigfte, mithin vorzugsweiſe das erregende, kridn 
unter den genannten breien. Aus dem Maffer ift alles Seite herei⸗ 
ihm hat ſich nicht nur das gange Mineralreich niedergefchlagen, fort 
iſt auch die erſte Seburtftkee der organifchen Welt. Aus dem Bü 
Jeder leicht den Schluß ziehen, daß die phofifchen Elemente audı du 
der hemifchen find. Es kann keine andern Srundftoffe geben als bij 
aus der Berfegung ber Luft, des Waſſers umd der Erde hervorgehen. 
ſtoffe find Sauerftoff, Waſſerſtoff, Stickſtoff und Kohienſtoff, undı 
Zahl der chemlſchen Eienente der Zahl der phyfifchen gleich. Mafk 
in Saurrfloff und Wafferftoff, Luft in Stidftoff und Sauerfloff, an 
Ienftoff, in den Erden und Mineralien kommen alle vier Grundftı 
Waſſer iſt der Sauerftoff überwiegend oder herrfchend, In ber Luft 
Anden Erden der Kohlenſtoff. Unter diefen vier Grundſtoffen bi 
Phyſiker den Sauerftoff und Wafferftoff als die beiden Urſtoffe eder 
elemente, ſodaß alle andre Stoffe oder chemiſchen Elemente nur 
ober verfchledene Gombinationen biefer zwei Urftoffe wären. Dirfe 
auch viel Wahrſcheinlichkeit, da es faſt außer Zweifel gefegt ift, dai 
ein in beftimmten Verhaͤltniß mit Sanerftoff fontheficter (combini 
der Kohlenſtoff aber ein terrificitter Waſſerſtoff ift, welcher mit dem 
gleichen Gegenfag bildet, wie der eigentliche Waſſerſtoff. So gikt 
Elemente die anſchaulichſte Erkenntniß des Charaktere der Natur, 
in der Mannigfaltigkeit und Mannigfaltigeeit in der Einheit iſt. 
Maturgeſchichte für Schulen” (Beipzig 1821), Im Eingange. 
Elephant, das größte Landthier, das einen 3 Ellen la: 
Müffel (fein Hauptorgan), zwei lange, dicke, gebogene Zähne, ein 
Heine Augen, große, lappige, herabhängende Ohren, dicke 5: 
kurzen Schwanz und eine dide, ſpatſam mit Haaren befepte Har: 


bräunficher Farbe hat. Er wird 12 bie 16 Fuß hoch. Seine N 
getabilien. Ex laͤßt ſich vermöge feiner großen Klugheit und Gelet 
Künften und Arbeiten abrichten. Bei den Perfeen kommt er zuer 





BI SIUSSELJSUJE UNIV ZUGTJETRLON], TUE IT Dtiupujj usy Duurt] 
Ienftoff, in den Erben und Mineralien fommen alle vier © 
Waſſer iſt der Sauerftoff überwiegend oder herrfchend, in be 
in den Erben der Kohlenftoff. Unter diefen vier Grundfte 
Phyſiker den Sauerſtoff und MWafferftoff als die beiden Urftof 
elemente, ſodaß alle andre Stoffe oder chemifchen Element: 
oder verfchiedene Combinationen diefer zwei Urftoffe wären. 
auch viel Wahrfcheinlichkeit, da es faſt außer Zweifel gefegt i 
ein in beſtimmtem Verhältnig mit Sauerſtoff fontheficter (cor 
ber Kohlenſtoff aber ein terrificirter Wafferftoff ift, welcher m 
gleichen Gegenfaß bildet, wie der eigentliche Waſſerſteff. € 
Elemente die anfchaulicyite Erkenntniß des Charakters der N 
In der Mannigfaltigkeit und Mannigfaltigkeit in der Einh 
„Naturgeſchichte für Schulen” (Reipzig 1821), im Eingange 
Elephant, das größte Landthier, das einen 3 EU 
Müffel (fein Hauptorgan), zwei lange, dicke, gebogene Zähr 
Feine Augen, große, lappige, berabhängende Ohren, dide 
kurzen Schwanz und eine dide, ſparſam mit Haaren befebte 
bräunficher Farbe hat. Er wird 12 bie 16 Fuß hoch. Si 
getabilien. Ex läßt fid) vermöge feiner großen Klugheit und 
Künften und Arbeiten abrichten. Bei den Perfern kommt e 
phant vor. Selne Heimath ift das füdliche Aften und Aftit 
ſcheidet man eine afintifche und afritanijche Gattung. Ern 
J. alt. In Siam u. a. Fändern ehrt man (eine Spielart) 
vorzüglich. Über den indifchen Eicphanten f. m. A. W. v. 
Bibliochet”, 1Bd. — Elephantenpapier, fo benannt 
gen, die 3 Ellen lang und ebenfo breit find. — Elfenbein 
Wir erhalten bie meiften aus Afrita. Aus dem Abfall des ı 
wird durch ſtarkes Gluͤhen das fogenannte Eölner Schwarz 
vortreffliche ſchwarze Malerfarbe, dagegen licfert das in off 


488 Eifen Eigin’s Wiarmordenfmals 


gen brach. Nicht unwahrſcheinlich ift es, daß diefe Lehren dahin aim 
Volksreligion und die Mythen berfelden zu erfiäcen und ihrem wahımB& 
darzuftellen, Statt diefer trug man bie Lehre von einem einzig 
zelgte die Hohe Würde und Eünftige Beftimmung der menfchlihen Sek; 
terrichtete in der Kenntniß der Natur der Dinge und des MWittale, und! 
aus der Größe, Pracht, Ordnung und Schönheit der Natur kennen. 

Elfen, in der alten nordifhen Fabellehte, gewiſſe, bald ſiothe 
fichtbat herumſchwelfende Geifter, die entweder als glänzende ober guter 
ſehr ſchoͤne Weſen, helle Eifen (Riosalfar) im Himmel (Aifheim), odet a 
böfe und haͤßlich gebildete Weſen, Schwartzelfen (Schwartalfat), unu 
wohnen. Jene, fügt die „Edda“, find glaͤnzender als die Sonne, die 
als Pech. Won den letztern fchreibt ſich der berüchtigte Alp her. V 
„Dämenofogie', 

Elfenbein, f. Elephant. 

El gin (Lord, Graf), geb. 1769, ftammt von bem berühmt, 
ten Gefaͤhrten Wilhelm des Eroberers, Nobert Bruce, ab, wi 
ſenſchaften und vorzuͤglich dem Studium der Alterthuͤmer und dir &; 
ging er als engliicher Geſandter am oͤſtt. Hofe in die Niederlande; 
tepfeiben Eigenſchaft nach Konſtantlnopel, wo er vom Sultan 
erhielt. 1800 gucheberufen, bereifte er Griechenland, wo 
auf ſ. Anträge nicht einging, auf eigne Koften mehre a’ 

Rita Luſiori, Baleſtra, Ittar und den berüinten Kalmüůden 
mit Ausmeffungen und Zeichnungen bfi 

fü Neite und Forſchungen, die „Denkwuͤrdig 

Lerd Eigin in Griechenland”, und 1814 brachte er mit wi 
Menge berriicher Alterthuͤmer nach England. 

Elgin's Marmordentmale (Elgin Marbl 5), 
teefflicher Brucftüd tiechiſchen Bildhauerkunſt aus 
dias, welche Lord Elgin waͤhrend ſ. Aufenthalts im oeman 
gebracht und dem britiſchen Mufeum 1816 für 35,000 Pf. St. 

Er benugte die Gelegenheit, weiche feine Miffion nach Konftantinop 





liſabeth Charl.(Herz. v. Orl.) Eliſabeth Petr.(Kaiſ. v. Rußl.) 495 


eſe Arbeit zu ihrer Zeit ſehr geſchaͤtzt geweſen ſein. Auch hatte fie von einigen 
ragoͤdien des Sophokles, ſowie von zwei Reben des Demofthenes lat. Überfeguns 
9 gefertigt. In diefer Sprache wußte fie ſich fertig und rein auszudrüden. 
bestiy fand man von ihr eine vollft, Überfegung des Boethius „De consolat, 
bilus.** größtentheils von ihr felbft geſchrieben. — Inden Buͤchern über Eliſa⸗ 
th8 Regierung hat nicht felten die Religion der Verf. Einfluß auf die Darftellung 
2 Begebenheiten und Angabe der Beweggruͤnde ihrer Handlungen gehabt. Außer 
Retoit bat auch Walſingham in f. Memoiren anzichende Aneldoten aus ihrem 
eben geliefert. M. f. „Aleımoirs of the court of Qucen Elisabeih‘‘, von Lucy 
ifin (London 1818, deutich Halberſtadt 1819, 2 Bde.) . 
Elifaberb Charlotte, Herzogin von Orleans, einzige Tochter bes 
burfürften Karl Ludwig von der Pfalz, geb. zu Heidelberg 1652, war eine durch 
Beift u. Charakter ausgezeichnete Sürftin, die rin halbes Jahrh. an Ludwigs XIV. 
flibte, ohne daß franz. Sitte ihr deutſches Gemürh veränderte. Sie ward am 
fe ihrer Tante, der nachmaligen Kurfürjtin Sophie von Hanover, trefflich erzo⸗ 
un, hierauf als ein Opfer der Politik, in ihrem 19. 5. mit ders Herzoge Philipp 
». Orleans vermählt. Sie war nicht ſchoͤn, hatte ein männlich einfaches Weſen 
uud mar dabei voll Lebendigkeit und Grift. Leider durfte fie auf die Erzichung ih⸗ 
m Rinder gar nicht einwirken. hr zweiter Schn war ber nachmalige Regent. 
Die Maintenon war ihre Zeindin, Ludwig XIV. aber ihr gemogen, da ihr gerades 
mes Weſen, ihre Munterkeit und ihr Witz ibn anzogen. Sie begleitete ihn 
ber auf die Sand. Fuͤr deutiche Gelchrte behielt fie die anhaͤnglichſte Verehrung, 
AMonders fuͤr Leibnig, deffen Briefwechſel fie felbft mit franz. Gelehrten beforgen 
hf. Sie ftarb 1722 zu St.Cleud. Sich ſelbſt und ihre Verhaͤltniſſe hat fie 
mit natver Laune fehr originell in ihren deutſch geichrichenen Briefen geſchildert, die 
Ka anziehender Beitrag zur Charakteriftit des Hofes Ludwigs XIV, find. Das 
Denkwuͤrdigſte aus diefen Briefen findet man in dis Prof. Schuͤtz „Leben und Chas 
Baßtır ber Herzogin Elifabeth Charlotte von Orleans“ (Reipzig 1820.) 
Elifaberh Pertrowna, Kailerin von Rußland, Tochter Peters bes 
Gassen und Katharinens I., geb. 1769, in dem Zeitpunfts, wo ihr Vater auf dem 
Gipfel feines Gtüdes und Ruhmes ftand. Nach ihrem Negierungsantritt 1741 
gefagt, Katharina I. babe vor ihrem Tode ein Teftament gemacht, nach wel⸗ 
ders ihre Ätefte Tochter Anna (verm. mitdem Herz. v. Holftein) Peters II, Nach⸗ 
n hätte fein, auf Anna aber deren jüngere Schweſter Eliſabeth folgen follen; 
dies ift weder erwiefen, noch iſt es wahrſcheinlich, daß Fuͤcrſt Menfchikoff ein 
Teſtament zugelaffen haben würde. Die rofen des Neichs und der Ges 
Kt mählten nad) dem Tode Peters II., Annen, vermitw. Herzogin von Kurland, 
Zochter Ivans und jlingere Nichte Peters J. Diefe verfuͤgte über die Throns 
zum Brften des jungen Fuͤrſten Idan, Sohns ihrer Nichte Anna, die an Ans 
Me Urich, Herzog v. Braunfdyweig, vermählt war, und ſich bald nad) dem Tode 
Raiferin, nach Biron's Verbannung, zur Regentin waͤhrend der Minderjährige 
ihres Sohnes hatte ausrufen laffen. Eliſabeth, von Natur nicht fehr thätig 
Rp mehr vergnügungsfüchtig als ehrgeizig, ſchien gegen alle politiihe Piane gleiche 
Big. Indeſſen beroies fie den Garden Aufmerkſamkeit und wählte fich ſelbſt Lieb⸗ 
Uber unter den Officieren derfelben. Die Negentin aber und deren Gemahl, ber 
dan Oberbeſchl der Truppen führte, nabmen nicht bie gerinsften Maßregeln, fi 
Mara Revointionen zu ſchuͤzen. Es bildete fich daher eine Partei für Elifabeth, 
De Zochter Peters des Großen, an deffen Namen fo groge Erinnerungen hafteten. 
‚Die Prinzeſſin widerſtrebte den Verfuchen nicht, die man machte, um fie auf den 
zu feßen, und überließ jid den Rathichlägen Leſtocq's, eines Wundarztes 
(bon riner vermuthlich franz. Samilie in Hanover), der, voller Ehrgeiz, eine Rolle 
Rfpiemm wönfchte. Der Marquis von Chetardie, franz. Gefandter, deffen ans 








die Vormundſchaft über des Werft. Kinder und die Regierung üf 
vertrieb die trauernde Eliſabeth von der Wartburg, entzog ihr a 
und verbot fogar den Einw. Eiſenachs, fie aufzunehmen. So 
22jährige Witwe mitten im Winter mit ihren Kindern in der gr 
umber, bis der Bifchof von Bamberg, ihrer Mutter Bruder, ihr 
tenftein zum Aufenthalte anwied. Seine Vorfchiäge zu einer aı 
rath wies fie mit Seftigkeit zuruͤck, Elnyte aber den aus Palaͤſtin 
thuͤringiſchen Edeln ihre erlittenen Aeinfungen, Diefe fteliten t 
grafen mit ſolchem Nachdruck zur Rede, daß feine beſſern Gefi 
Er ſoͤhnte ſich mit Eliſabeth aus, berief ſi fen wieder nad) der Wart! 
in den Befig ihres vollen Einkommens. Da fie aber den Überrei 
helliger Stille zugubringen wuͤnſchte, fo räumte er ihr, neben ein 
die Stadt Marburg nebft allen dazu gehörigen Dörfern, Einkuͤn 
famen ein, wohin fie fih 1229 begab. Hier fliftete fie ein Hr 
ganz der Andacht und Wohlthaͤtigkeit, ſchmiegte fid) aber zu fehr 
nifhen Despotismus ihres Beichtvaters, Konrad von Marburg ( 
ſchlagen 1233). Ein Geſandtſchaft, durch welche ihr Vater fie 
ihr Geburtsland zuruͤckzukehren, wie fie, der flchentlihen Bitte 
und begab fid) dafür in das von ihr geftiftete Hospital, wo fie am 
im 24. J. ihres edeln Lebens, verfchied. Die Bewunderung 
erklärte fie für heilig; ſchon 4 Jahre nach ihrem Tode ward ſie 
gor IX. unter die Zahl ber Heitigen aufgenommen, und ihr zu ( 
Folge an ihrem Begrabnißorte eine ſchoͤne Kirche gebaut und eir 
mal errichtet, welches zu den ehrwuͤrdigſten Reſten der wilden. 
land gehört. Es wurde gegen Ende Nov. 1810 nad) Kaffel, f 
nah Marburg gebracht. Neliquien von ihr befinden fich zu B 
(im Ktofter der Eliſabethinerinnen). Durd) ihre T. Sophie, 
rich V., dem Großmüthigen, Herzog v. Brabant, vermählt, und 
richs bes Kindes war, wurde Klifabeth die Stammmutter des 
Daufes. Das Leben Eliſabeths hat, mit tiefer biftorifcher Kt 





drauch des Wappens und Kitels von England. verzichtete. 08 
Seite, geliebt in England, gefürdtet von Schottland und Kran 
von Eucopa, fah Elitabeth die Bwerbungen um ihre Sand ſich 
errueuern. Aber obgleich dieſe Bewerbungen ihrer Eitelkeit ſchme 
doih Seinem entfcheidende Hoffnung auf ihre Hand und den Tre: 
leg, der jüngfte Sohn de3 Herzogs v. Nortkumkerland, wurde i 
dern fichtbar vorgezogen. Er hatte zu gleicher Zeit mit Gi habe 
fen, und hier hatten fie die erfte Befanntichaft gemadit. Div E 
war bald Erin Scheimmiß mehr, nur bedauerte man, daß fie auf ı 
gefullen war; denn über Dudley's Charakter find nid.t die vorth 
niffe vorhanden. Er erhielt den Namen eines Grafen v. Leicenk 
Hoſenbandes Ind bie Stelle eines erfien Miniſters. Jesbt abert 
Eliſabeths Leben ein, welche, wenn auch nicht glorreich für itren 
hoch hoͤchſt einflußreich für ihr Negentenglüd wurde. Maria 

nad) dem Tode ihres Gemahls in ihr Erbreich zuruͤckzukehren, u 
Stifabeth, ihrer Verwandten, freien Durchgang durch ihre Sta 
ihr abgefchlagen; denn Eiifabeth hafte und fuͤrchtete Marias <a 
als ihre Macht. Ja Eliſabeth ließ ſelbſt insgebeim Schiffe auft, 
auf ihrer Überfahrt nad) Schottland auffangen ſollten. Ardei I 
glücklich in ihrem Reiche, wo fie über von dem Haſſe Glifabeing i 
faͤhrlichſten Schlingen umfteut wurde. Eliſabeth zeigte fi Uber! 
thätig, befonders gegen Katharina Grey und deren Geinahl Se: 
Hartford, bloß weil die Spröflinge dieſer Ehe einft Anſpruͤche au 
machen fönnen. Unterdeffen verlangte aud) Schottland, den f 
vermaͤhlen möchte. Etilabetb Lie Marien ihren Günftling Dudle 
Maria wich aus. Ihr Geſandter Metvil batte alle Schwaͤchen 
Eitelkeit Eliſabeths Eennen gelernt, wie er in feinen für Eliſabe 
Gefchichte Ichägbaren Denfwiürdigkeiten erzählt, und brachte die 

nad Edinburg, dag Maria mebr als Weib denn ale Koͤnigin ge 
das folglich keine wahre Ausſoͤhnung zwiſchen den beiden getroͤnte 


Elifaberh (Königin von England) .493 


Tode ihren Köcper zu unterfuchen. Das Parlament erneuerte dringend die 
zm Vermaͤhlung, aber umfonft. Bon 1566 — 71 verfammelte fie kein 
zıent, und in diefe Zeit fallen die Ereigniffe in Schottland, welche Marien 
Beroait der Eliſabeth brachten und ſpaͤterbin die Hinrichtung der erften jur 
Hatten. Maria wußte ſich Blog duch Flucht in die Staaten ihrer Neben⸗ 
a zu reiten, nachdem fid) diefe zur Schiederichterin der Streitigkeiten zwi⸗ 
Marien und ihren Unterthbanen aufgemworfen hatte. Allein obgleich Maria 
S Gaſtrecht in Anſpruch nahm und nehmen Eonnte, wurde fie doch bafd al 
gene behandelt, und Chiabeth warf ſich eigeninächtig zu ihrer Nichterin auf, 
18 Schönheit und Liebenswuͤrdigkeit erweckten ihr zahlreiche Anhänger, aber 
sten auch den Hay und die Eiferſucht ihrer Nebenbuhlerin. Man befchul: 
Marien der Ermordung ihres Gemahls und der Angriffe auf Eliſabeths Le⸗ 
ind ohne das man ihre Ankläger ihr gegenüber ftellte, noc) ihr die Beweiſe 
fchuldigungen vorlegte, die ihr gemadyt wurden, warb fie zum Tode verurs 
und nad) 1Fjühr. Gefangenſchaft den 8. Febr. 1597 hingerichtet. In ders 
Zeit ward Elijabeth der Vorfchlag gethan, fi) mit dem Herzoge von Anjou 
naͤhlen. Sie wußte, weil fie nicht geradezu mit Frankreich bredyen wollte, 
erzog mit Hoffnungen zu täufchen, die fie nicht erfüllen mochte, bie endlich 
ihre Abficht bemerkte und fie oͤffentlich der niedrigften Neigungen befchufdigte, 
r ſchon hatte fie der Papſt in den Bann gethan und ihre Unterthanen des Eis 
e Treue entbunden, allein ihr Eräftiger Geift hatte den Bannſtrahl unwirkſam 
hen gewußt, was freilich Dadurch erleichtert ward, daß die fhauderhafte Bar: 
aausnacdht in Frankreich überhaupt gegen die Katholiken mit Unwillen und 
rfuͤllte. Indeſſen ift nicht zu leugnen, daß bei aller Neigung zur Despotie 
sth doch auch die Kunft, ein Reich unter ſchwierigen Verhältniffen zu regie⸗ 
Id ihre Würde zu behaupten, in hohem Grade verſtand und geſchickt zu uͤben 
. Sun Schottland hatte der Eohn Mariad den Thron beftiegen. Diefen 
Eliſabeth faſt zu überreden, baß fie ſchuldlos an der Hinrichtung feiner Mut⸗ 
‚ indem jie die tiefſte Verzweiflung heuchelte und mehre ihrer Raͤthe ftrafte, 
ihr dazu gerachen hatten. Nicht fo gelang es ihr mit Philipp II. von Spas 
der jene Hinrichtung als einen Frevel gegen die Bönigliche Hoheit überhaupt, 
gegen die katholiſche Religion betrachtete. Schon von 1578 an hatte der eng» 
Admiral Drake Perus Küften verheert, und da Elifabeth den Bruch mit 
ten vorausfah, lich fie 1955 von neuem die jpanifchen Colonien feindlich bes 
In. 1586 zerftörte Drake in Gadir eine ganze Transportflotte, mit Lebens⸗ 
n und Kriegsvorräthen beladen. Dadurch, fowie durch Religionseifer aufs 
rt, beſchloß Philipp England zu überfallen. Er ließ daher die Armada aus: 
(Philipp II), welche den 1. San. 1538 von Liffabon unter Segel ging. 
Eliſabett entflammte alle ihre Unterthanen mit behem Muthe. Dies war 
itpunft ihrer wahren Eroͤße. Sie hatte kaum 15,000 Matrofen ; aber bie 
t London cüftete auf eigne Koſten 33 Schiffe, das gröste von 200 Tonnen 
die Königin 34, worunter eins, der Triumph, von 1100 Zonnen, 40 Kas 
führte. Der Reſt der Flotte belief ſich auf 42 Rabrzeuge von flachen Bord, 
ig den Angriff der ungeheuern ſpaniſchen Schiffe auszuhalten. Allein die 
chen leichten Schiffe, welche ſich ſchnell bewegten, wurden von Männern, wie 
ee (f.d.), Hawkins und Frobiſher, unter dem Oberbifehle von Charles Ho⸗ 
angeführt. Die Holländer ruͤſteten auch eine Flotte von 90 Eegein auß, 
18 Heer von Slandern zu hindern, in See zu gehen. Kaum hatte die fpanis 
limada dag Cap Finisterre umſegelt, als fie von einem Sturme auseinander 
ben wurde, Mebre Schiffe kamen durch Unwiſſenheit der Piloten und Unge⸗ 
ichkeit der Matroſen in die böcfte Gefahr, andre wurden von den engliücyen 
fin cagegeiffen, genemmen und zerſtoͤtt. So nahm Drake 2 Gallen, TÜR 


DANTEN HALLE, grunvbeten I au] VER Warp gegen SOpanıen, oas ma 
reich feften Fuß faffen laffen wollte. Allein eine perfönfiche Zufar 
welche man 1601 erwartete, als Heinrich in Calais und Eliſabe 
befanden, hatte nicht flatt. Nur Sully fah die Königin. Der: 
1598, befreite England von feinem gefaͤhrlichſten Feinde, der nid, 
Unruben in Irland zu unterhalten, welche erſt fpit unterdruͤckt w 
fer Gelegenheit erlitt Elifabeth den härteften Echlag, der fie treffe 
Gffer, ihr Günftling, der ihre Truppen in Irland befehligte, 
Sahne des Aufruhrs gegen die Königin auf. Sein Kopf fiel auf 
and die Monarchin ſank darüber in tiefen Trübfinn. Sie wurd 
und weigerte ſich dennoch, die nöthigen Arzneimittel zu nehmen, 
fie winfche den Tod. AufKiffen figend, den Finger auf den S 
Augen auf den Boden geheftet, fchien fie zehn Tage lang für nicht 
welches der Erzbiſchof von Canterbury bei ihr bielt, Gefühl zu ba 
nannte fie, auf feinen Rath, den König von Schottland zu ihren 
in einen betäubenden Schlaf, und endigte ihr Leben den 3. April (‘ 
1603, Sie hatte 70 J. gelebt und 44 3. mit Glanz regiert. < 
ter zeigte ſich eine vieleicht einzige Miſchung der edelſten Eigen‘ 
Geſchlechts, verbunden mit den Schwaͤchen des andern. Ihr N. 
jegt bei den Engländern die Veaeifterung des lebhafteſten Patı 
Detpotismus, woran Heinrich VIII. feine Unterthanen gewöhnt ; 
Elifabetl) kaum bemerkt, weil man ihn fietd zum Beſten des St 
fab. Ihre Falſchheit nannte man Politik, ihre oft kindiſche Eitel 
legten Lebensjahre für die fchönfte Frau in Europa gelten zu wol 
eine, durch ihre großen Eigenfchaften ausgelöfchte Schwaͤche. Ei 
grundfäge war, daß das Geld beffer aufgehoben fei in den Taſchen 
nen als in ihrem eignen Schaße, daher fie denn auch bei jedem Un 
auf dir Unterſtuͤtzung ihres ganzen Volks rechnen konnte. In ihr 
herrſchte große Ordnung, daher konnte fie die Schulden Ihrer Bor 
ohne neue Auflagen zumachen. Sie erwarb fid) den Namen: % 


beth Charl. (Herz. v. Orl.) Elifaberg Petr. (Kaiſ. v. Rußl.) 495 


Arbeit zu ihrer Zeit ſehr geſchaͤtzt geweſen ſein. Auch hatte ſie von einigen 
Dien des Sophokles, ſowie von zwei Reden des Demoſthenes fat. Überſetzun⸗ 
efertigt. In dieſer Sprache wußte fie ſich fertig und rein auszudruͤcken. 
‚& fand man von ihr eine volift.-Überfegung bes Boethius „De consolat, 
566° größtentheils von ihr felbft gefchrieben. — Inden Büchern Uber Eliſa⸗ 
SRegierung hat nicht felten die Religion der Verf. Einfluß auf die Darſtellung 
egebenheiten und Angabe der Berweggründe ihrer Handlungen gehabt. Außer 
ı bat auch Walſingham in f. Memoiren ansichende Anckdoten aus ihrem 
geliefert. M. f. „Meinoirs of the court of Qucen Elisabeth‘, von Lucy 
(London 1818, deutich Halberſtadt 1819, 2 Bde.) - 
Eliſabeth Charlotte, Herzogin von Orleans, einzige Tochter bes 
tſten Karl Ludwig von der Pfalz, geb. zu Heidelberg 1652, war eine durch 
u. Charakter ausgezeichnete Fürftin, die ein halbes Jahrh. an Ludwigs XIV. 
bte, ohne daß franz. Sitte ihr deutiches Gemuͤth veränderte. Sie ward any 
ihrer Tante, der nachmaligen Kurfürflin Sophie von Hanover, trefflich erzo⸗ 
ierauf al ein Opfer der Politik, in ihrem 19. 3. mit dem Herzoge Philipp 
leans vermählt. Sie war nicht ichön, hatte ein mäÄnnlic einfaches Weſen 
ar dabei voll Lebendigkeit und Geift. Leider durfte fie auf die Erziehung Ihe 
nder gar nicht einwirken. Ihr zweiter Sohn war der nachmalige Regent. 
Raintenon mar ihre Zeindin, Ludwig XIV. aber ihr gewogen, da ihr gerades 
5 Weſen, ihre Munterkeit und ihr Wip ihn anzogen. &ie begleitete ihn 
uf die Jagd. Für deutiche Gelehrte behielt fie die anhänglichfte Verehrung, 
yer® für Leibnig, deſſen Briefwechſel fie felbft mit franz. Gelehrten beforgen 
Sie ftarb 1722 zu St.Cleud. Sich ſelbſt und ihre Verhaͤltniſſe hat fie 
alver Laune fehr originell in ihren deutſch geichriebenen Briefen gefdyildert, die 
tiehender Beitrag zur Charakteriftit ded Hofes Ludwigs XIV, find. Das 
wuͤrdigſte aus dieien Briefen findet man in des Prof. Schü „Leben und Chas _ 
der Herzogin Elifabeth Charlotte von Orleans” (Reipzig 1820.) 
Eliſabeth Petrowna, Kaiſerin ven Rußland, Tochter Peters bes 
m und Statbarinend I., geb. 1709, indem Zeitpunfte, wo ihr Vater auf den 
L feines Stückes und Kuhmes fand. Nach ihrem Negierungsantritt 1741 
ı gefagt, Katharina I. habe vor ihrem Tode ein Teſtament gemacht, nad) wel⸗ 
ihre d!tefte Tochter Anna (verm. mitdem Herz. v. Holftein) Peters II, Nach⸗ 
In bätte fein, auf Anna aber deren jüngere Schweſter Elifabeth felgen ſollen; 
Dies ift weder erwiefen, noch iſt e8 wahrſcheinlich, daß Fuͤrſt Menfchikoff ein 
8 Teſtament zugelaffen baben würde. Die Großen des Neichs und der Ses 
ählten nad) dem Tode Peter6 II, Annen, verroitw. Herzogin von Kurland, 
ochter Jvans und jingere Nichte Peters J. Diefe verfligte über die Thron⸗ 
sum Brften des jungen Kürften Ivan, Sohns ihrer Nichte Anna, die an Ans 
lrich, Herzog v. Braunfdyweig, vermählt war, und fid) bald nad) dem Tode 
aiferin, nad) Biron's Verbannung, zur Regentin wihrend der Minderjährige 
res Sohnes hatte ausrufen laffen. Eliſabeth, von Natur nicht fehr thätig 
nehr vergnügungsfüchtig ald ehrgeizig, fchien gegen alle politiſche Plane gleiche 
I Sindeffen bewies fie den Barden Aufmerkſamkeit und wählte fich ſelbſt Lieb⸗ 
unter den Officieren derfelben. Die Regentin aber und deren Gemahl, dee 
Iherbefchl der Truppen führte, nahmen nicht die geringften Maßregeln, ſich 
Revolutionen zu ſchuͤtzen. Es bildete fih daher eine Partei für Elifabeth, 
ochter Peters des Großen, an beffen Namen fo große Erinnerungen hafteten. 
Drinzeſſin widerſtrebte den Verfuchen nicht, die man machte, um fie auf den 
n zu feßen, und überließ fich den Rathfchlägen Leſtocq's, eines Wundarztes 
iner vermuthlic, franz. Familie in Danover), der, voller Ehrgeiz, eine Rolle 
ten wuͤnſchte. Der Marquis von Chetarbie, franz. Gefandter, deffen ans 





496 Eliſabeth Petrorona (Kaiferin von Rußland) 


genehme Geſtalt und Sitten Eliſabeth für ihn eingenommen hatt, 

Revolution, die man vor hatte, mir die Gelegenheit, Srankeei 

ten zu ſich. ‚an vermochte Schweden, welches damals 

Eabinet unzufrieden war, Rußland den Krieg zu erklären. 

ſchwoͤrung leicht entdedt werden Fennn. Leſiocq war unbeferr. 

wurde gewarnt; allein die natuͤtliche Guͤte ihres Charakters lief kei 

auftonimen. Durch heuchleriiche Ihränen gelang es der Eliſabeth % 

beruhigen. Dabei waren jedoch die Verſchworenen ſeldſt nicht char } 

und Leſtocq drang auf Vollziehunz. Einft fand er bei Ei 

dem Tiſche. Er zeichnete darauf ein Rad und eine Krone, und ragt; 

fin: „Entweder, oder! Eins für mid, andre für Cie!" Di anti 

bety. Ale ſchworene wurden benachrichtigt, und in einigen Et 

Verſchwoͤrung ausbrechen. 2 ber Regentin, won der 

richtige, drang auf Sicherheitsmaßregeln, allein Anna wollte den Bir 

glauben ; fo wurden denn beide (6. Dec. 17:4) im Schlaf überfalen 

gentin, ihr Gemahl und Sohn wurden in den Palaſt der Etifnberh gr 
leid) verhäftste man Muͤnnich, Vater und Sohn, Dftermann, Gelof 
nna und der Prinz Anton Ulrich wurden at * 

Meere, und Ivan auf das Schloß Schluͤſſelburg gebracht. 

Kaiſerin ausrufen. Muͤnnich, Oſtermann u. Andre ſollten bi 

allein Elifabcth, wollte mild erſcheinen, und verbannte fie nach 

wurde erfter Leibarzt, Praͤſident des Medicinalcollegiums ı: 

Späterhin fiel er in Ungnade. Beſtuſcheff, der unter Anna Minilt: 

und den Leſtocq hatte zum Kanzler erngnnen laffen, gewann ein bed 

gewicht. Der Krieg mit Schweden war zu Abo 1743 durch Zı 

telung für Schweden unter leidlichen Bedingungen geſchloſſen. 

Eliſabeth 1748 ein Huͤlfscorps für Maria Therefin nach Deutſe 

fie den Abſchluß bes aachner Friedens beſchleunigte. IndeB bilde 

fie eine Verſchwoͤtung, woran u. X. Lapuchin und deſſen Fı 





und Schönheit auszeichnete, Theil nahmen; aliein fie wurde entdedi 
v. Lapuchin, in welcher die Kaiferin eine gefährliche Nebenbuhlern 


Verſtand haben diefer Fuͤrſtin allgemeine Achtung erworben. u 
Vermaͤhlung mit ihr, hatte Sriedrich bis zu fe Vaters Tode (174 
ihr gehalten, aber ald cr den Thron beftieg, gab er die unzweil 
wie fehr er die ausgezeichneten Eigenschaften feiner Gemahlin v 
gie ſ. Zärtlichkeit beat. Er ſchenkte ihr das Schloß Schönhaufe 
mer zubrachte. Sterbend gab erihr noch Beweiſe feiner Ber 
ordnete in feinem Teſtamente außer 40,000 Thlr. jaͤhrl. Penſior 
Mente von 10,000 Thlr.: „denn fie hat”, erflärteer, „wäh 
Negierung mir nicht die mindefte Veranlaffung zum Mißvergn 
ihre unerſchuͤtterliche Zugend verdient Ehrfurcht und Lieket" 
ununterbrochene Kette von Wohlthaten; fie hatte jährlidy 24,00 
ihrer Einnahme, zu Almofen und Penfionen für dürftige Famil 
theilte das Intereſſe, welches Friedrich an den Miffenfchafte 
Grade, und war ſelbſt Schriftftellerin. Mehre deutiche Sch 
ind Stanz. und ſchrieb in letzterer Sprache felbit: „„La sare re 
1779), Meditation à l’occasion du renouvellement de Pam 
que la providence a pour les humains etc.“ (Berlin 1777); 
tous les jours de la semaine** (Berlin 1777); „‚Reflexions 
faires publiques en 1778, adressees aux personnes cra 
Tiefes Gefuͤhl und ein heller Blick charafterifiren dieſe Werke. 
Elirir, elixir, elixirium, (von dem arab, al-ecsir, 
mittel, ober von r.dZu ich helfe, oder PAxw ich ziehe aus, oder 
wählen, am 'tichtigften von elixare, auskochen), ift die Bezeich 
eamente, wilde aus Wein oder Weingeift und verfchiedene: 
Dlanzenfioffen beftchen. Das Wort ift jedoch faft aufer © 
und wird Durch Zinctur eriegt, von welcher c8 ſich aber Durch die 
durchfichtige Beſchaffenheit und den weniger geiftigen Gehalt u 
kannt find Kr. Hoffmann's und Stoughton's Magenelirire. 
cerale Fr. Hoffmanni) wird bereitet, indem die Ertracte des 


ınin enrt asırant envt chinnn wwrrrh an iw AM Ir.. 


Ellenborough i 499 


inzler derfelben und 1773 einen Preis erhielt. Als er ſich den erften aka⸗ 
en Grad eines Baccalaureus erworben hatte, widmete er ſich in Lincolns⸗ 
. London der Rechtögelehrfamkeit. Bald erhielt er Ruf, und nady einiger 
ebft Scott (fe. Eldon) unter den Suchwaltern den Vorrang. Auch Ers⸗ 
g damals ſ. glänzende Laufbahn an; aber Law war anerkannt an Rechtsge⸗ 
‚Eeit ihm überlegen. Sein Ruf an den Gerichtsſchranken erwarb ihm Freund» 
es Sir F. Buller, eines Unterrichterd am Zribunal der Kingsbendy, deffen 
ndung ihm a silk gown zu Wege brachte. Dem englifhen Sachwalter iſt 
dene Gewand eine Auszeichnung, welche es ihm zur Vorjchrift macht, bei 
ien, wo mehr als Ein Advocat für eine Partei angenommen wird, als Ans 
oder Verteidiger, die Hauptrolle zu fpielen und fid) nie zu einer unterges 
m herabzulaffen (he must lead or do nothing); ein kuͤhnes Unternehmen 
en fo jungen Mann, als Law damals war. Allein er libertraf noch feinen 
As Warren Haftings 1735 aus Bengalen zuruͤckkam, um dem über ihn 
gten Proceffe beizuwohnen, fuchte er einen gerichtlichen Vertheidiger. Der 
ıte Erskine fchlug den Antrag ab; Lam nahm ihn an. Dazu gehörte gros 
uth; denn die Ankläger waren Burke, For, Sheridan und andre nicht uns 
mde Minner. Lam hatte zu Gebuͤlfen Plomer und Dallas, verdiente, aber 
3 wenig bekannte Sachwalter. Aber troß der anfcheinenden Überlegenheit 
genpartei fisgten fie. Lam wich den beruͤhmten Burfe Beinen Finger breit 
twortete ihm fo Eühn, daß ihn das hohe Parlamentstribunat mehre Male 
dnung verwies. Erſt im fünften Jahre des Proceffed Eonnte er die Defen⸗ 
nfangen. Er ging die lange Anklage mit prüfendem Scharfiinne durch, 
hre Unhaltbarkeit und that dar, daß Haſtings rin verfolgter, ſchuldloſer Mann 
Das Anſehen, die Schönredneret iind den hohlen Wortkram feiner Gegner 
pfte Law mit einer nüchternen, logifchen, allen Prunk verachtenden und kla⸗ 
iseinanderſetzung, welche ihre Wirkung nicht verfehlte; denn nach acht lan⸗ 
ahren, in welchen dieſer Rechtsſtreit 148 Tage einnahm, fanden ſich nicht 
als 29 Lords zum Urtheilsſpruche cin, von welchen 21 Watren Haſtings für 
chuldia, und nur 8 wegen Eines oder etlicher Klagpunkte fir ſchuldig erklaͤ⸗ 
Die Procefikoften beliefen fi auf 71,080 Pfd. St. Diefer Staatsproceß 
ete fein und feiner Gehuͤlfen Gluͤck. Law befonder® flieg ſchnell. Er wurde 
(ehne Generalſachwalter gewefen zu fein) zum Generaffiscal ernannt und 
Ritter geſchlagen. Als 1802 Kord Kengen farb, machte ihn der König zum 
ichter des Gerichts der Kingsbench und erhob ihn zum Pair, bei welcher Ges 
zeit er den Titel Ellenborouah von einem Fiicherdörfchen annahm, wo f. Vors 
Blange gemohnt hatten. Als Lord Grenville an die Spige des Minifteriume 
Bab er ihm einen Sig im geheimen Staatsrathe, welches einiges Murren ers 
Weil man e8 fir unconftitutionell hielt. Im Parlament mar er Widerfacher 
aͤndiſchen Katholiken; er fagte, fie genöffen die ausgedehntefte Duldung und 
n nur nad) politifcher Macht; aber fo langes fie mit dem römifchen Stuhle 
tden blieben, Eönne er nicht zugeben, daß fie einen Zweck erreichten, welcher 
ohlfahrt des Landes zu Grunde richten würde. 15 3. lang ſtand er feinem 
As Lordoberrichter des Tribunals der Kingsbench vor; die auferordentlichen 
berkundenen Mührwaltungen fchadeten feiner Geſundheit. Diefe erlag end» 
Folgender Gelegenheit. Der Buchhändler Hone hatte die berüchtigten drei 
en herausgegeben, worin die chriftliche Meligion verfpottet wird. Die ges 
den Verhandlungen über die erfte fanden unter Abbot ſtatt, die Über die beiden 
enter Ellenborough. Beide Richter hielten in ihren Erläuterungsreden an 
Ex die Parodien für Schmähfchriften ; dennoch erfiärten die Geſchworenen 
raicht für ſchuldig! und die Anweſenden, allem Anftande troß .bietend, 
em darüber, Lorb Ellenborough, der ſich ſchon vorhet wyddoo Wet, 
Zr” 





FL} Elliot . 


wurde durch dieſes Erelanifi tief eefchüttert. Wach einer langen Kıl 
ee feine Ämter nieder, und ftarb am 13. Dec. 1818 im 70. I. 
Elliot (George Auguftus), Lord Heathfielb, der Vertheidig 
tar, geb. zu Stobbs in Schottland 1718, flammte aus einem alter 
ſchiechte. Nachdem er zu Edinburg Mathematik und die verwandu 
ten getrieben hatte, befuchte er die franz. Militairſchule zu la Bere, w 
bei dem Ingenieurcotps zu Woolwich Dienfte; 1737 wurde er Cor 
tenden Grenadiergarde, er flieg ſchnell bis zum Oberſtlieutenant, 
erg I. im Mai 1743 nad) Deutfchland, als diefer Marien Thereſu 
reich zu Hülfe eilte, und ward im folg. Monat zum Generaladjut 
Im fiebenjährigen Kriege focht er feit 1757 unter dem Herzog vo 
Prinzen Ferdinand und Erbprinzen v. Braunfhweig ; als Chef und 
Regiments leichter Reiterei, das er felbft geworben hatte, wurde er 
und nad) dem Frieden Generaltieutenant. 1775 erhielt er die € 
von Gibraltar. Gpanien, das mit Ftankreich verbunden, Feit 177€ 
wiſchen England und Nordamerika Theil nahm, hatte noch vor 
Kriegserkiärung Gibraltar zu Waffer und zu Lande eingefchlofie 
Zeitraume von mehr A163 Jahren hatte man alle Anftalten zu eu 
getroffen, welche in der Kriegsgeſchichte eine der merkwuͤrdigſten 
1782 am der Herzog von Grillen, oberfter Befehlshaber ber panif 
eben die Injel Minorka von den Engländern erobert hatte, mit cir 
vor Gibraltar an; fämmtlicye franz. Prinzen vom Geblüte befant 
Lager. Ein Heer von 30,000 Mann Sranzofen und Spanier ftın 
Berges. Schwimmende Batterien follten die Eroberung vollende 
mit zwei Dächern fo verwahrt, daß ihnen Kugeln und Bomben kein 
fügen Eonnten; es waren deren 10, die zufammen 147 metallene u 
Kanonen führten; zur Bedienung jeder Kanone warn 36 Mann < 
13. Sypt. 1782 näherten fie fih der Feſtung, und die auf denfi 
Mannſchaft (aus Werbrechern beftehend, denen man, wenn fie ik 


thun würden, eine jährliche Penſion von 200 kLivres verfprochen ha 
feuern. _itiot wollte diefe Batterien mit glihenden Kugeln befchie 


Emetica Emigranten 507 


‚ unb nidyt toriter zum Kriegsdlenſt verpflichtet war. Sie ftanden unter ben 
en,.ebenfo wie die Veteranen, in großem Anſehen. Nachher hat man jene Bes 
ung aud) auf bürgerlidye Verhaͤltniſſe übertragen, und verfteht gewöhnlich unter 
ritus einen langjährigen treuen Staatsdiener, der Alters halber, mit Beibe⸗ 
ang f. vollen Gehalts, in den Nuheftand verfegt (pro emerito erklärt) wird, 
Emeritus unterfcheidet ſich dadurch von dem Penfionirtert, daß der Jahrgehalt 
Letztern mehr als eine bloße Gnadenſache zu betrachten, und in der Negel auch 
ager ift, als die früher bezogene Bejoldung. 

Emetica (von dass, id) erbreche mich), Brechmittel, find Arzneiftoffe, 
ie man anıvendet, um Erbrechen zu erregen. Am gemöhnlichften bedient man 
dazu des Brechweinfteins (tartar. emet.) und der Ipecacuanhamurzel. Unge⸗ 
be } oder 4 Stunde nad) genommenem Brechmittel empfindet man eine Schwäche 
der Magengegend, bald ftellt ſich Ekel ein, der Speichel im Munde fondert fid) 

zroͤßerer Menge ab, das Geſicht wird blaß. Ein Gefühl von Angft und Schwäche 
itet ſich Über den ganzen Körper. Hernach ziehen ſich die Bauchmuskeln und 

Zwerchfell flark zufammen, der Athem wird angehalten, der Puls wird beichleus 

und unter großer Anftrengung wird Alles ausgeworfen, was fid) im Magen 
rt, zuerſt die Speilen und Getränke, aledann der Schleim und die Galle, 
letztere aus dem Zwoͤlffingerdatm in den Magen Übertritt, endlich aber auch 
Schleim, der fidy in der Luftröhre und in den Lungen angehäuft hatte. Waͤh⸗ 
W des Erbrechens wird die Haut wieder roth, Thraͤnen dringen hervor, Schweiß 
Me aus. Nach Beendigung der wiederholten Stürme tritt Nuhe und Schlaf 
b md bald Schweiß, bald vermehrter Urinabgang. Die näcjfte Urfache des 
Bredsens fuchte man bald in convulſiviſchen Zuſammenziebungen des Magens, 
eine der gewöhnlichen Bewegung entgegengefegte Richtung angenommen häts 
baſd glaubte man, daß die Zufammenziehung der Bauchmuskeln und des 
fells von Aufen auf den angefüullten Magen fo wirkte, daß er dadurch entleert 
In den neueften Zeiten bewies Magendie durch Vivifectionen, daß ſich der 
bei dem Erbrechen paſſiv verhält, und daß dieſe Erſcheinung theile von ber 
mzichung der Bauchmuskeln und des Zwerchfellss, thrild von den ziehenden 
ungen abhängt, welche die Epriierchre auf den Magen ausübt, theile end⸗ 
ach davon, daß die Lungen mehr nic der Gegend des Magens hingezogen wer⸗ 
Das Brechmittel felbft aber wird diefe zufamn:engeickte Muskelbewegung 
Mich nur durch cine eigenthuͤmliche Cinwisfung auf das Nervenfnftem verans 
tönnen. Auf dieielbe Weile verhalten ſich auch andre Umſtaͤnde, welche Er⸗ 
veranlaſſen, z. B. manche Gemuͤtbsbewegunzen, Ekel sc. und viele Krank⸗ 
der derſchiedenſten Organe, wie des Hirns, der Urinblaſe, Nieren. Daß 
ein jo kraͤftiges Mittel mir großert Vorſicht anzuwenden iſt, und unter vielen 
Schaden ſtiften kann, leuchtet von ſelbſt cin, weßhalb es nur auf Ver: 
g eines guten Arztes gebraucht werden muß. Aus dem'elben Grunde iſt ben 
term verbeten, Brechmittel obne Verichrift eines At:tes su dirensũten. 
Emigranten, Emigres (Ausgewanderte, Wirel bie Geſchichte 
nubre Beiipiels liefert, daß zahl reiche Bewobner cinza Yındae, wegen Reli⸗ 
esungen, wie 3. B. tie Huzenotten in Frarkeccich verneb miich im 17. 
) und die Proteſtanten in Saleburg (1732, eder mesn ander Urfacken ſich 
Im Entſchluß genoͤtbigt faken, ibte Heimatb zu yeristin 7. Ausmante: 
g und Refugies): fo pfest man unter ter Bentnnurn, Emietanten dech 
weife die Ausgeranberten zu verſteben, Die inten sztten J::zen der frana. 
ion Srankreidy verliefen. Zoe: die Feinde der neuen Citmuns, als auch 
Dyfer pelitifcyer Verfolgung mantertin sus in ads Yazkır see Noesarn, tieils 
I ciaiger qeretteten Habe, theild velig hu. Minrizuns Liter, Kinder 
WM Greſe, Pricſter und Edeucure budeten cin eten’o bunic c\8 unzinidürtizes 























502 Eloges Elyſium 


werke In den dortigen Tempeln erblickten, mit Erſtauncn aus: Hit 
früher Ägypten bewohnt haben! 

Eloged, Elogia, Lobreden, machen beſonders in der franyk 
einen eignen Zweig der Beredtſamkeit aus. Sie traten im Zeitalter &ut 
an die Stelle der eigentlichen Biographien; Liber dem Zweck, berüime 
loben, wurde die treue Charakterzeihnung, Über der Höfticykeit die W 
geffen. Vornehmlich ſuchte die frauz. Akademie da6 Werdienft dert 
Reden zu ehren. Die eigentliche Epocye der Elogien begann mit Fon 
her 1731 2 Bde. derfelben herausgab, die ſich ducch Klarheit, Leu 
Eieganz der Darftellung auszeichnen. In ber Folge ſuchte man babeit: 
ſchen Pomp zu wirken. Wortheilhaft zeichnen ſich einige diefer Reden v 
(ber aud) „Essais sur les eloges‘“ gefchrieben hat), d Alembert, Kabar 
dorcet aus. 

EL ſa ß oder die beiden Depart. Ober» und Niederrhein (jene d 
mit 370,660 Einw., diefes 101 OM., mit 504,600 Einm.) ein fü 
bares Kand, deffen füblidyer Theil Obers, der nördliche Untereifaß y 
war ehedem ein beutfches Herzogthum, auch Landgrafichaft; Gonratiı 
sun war der legte Befiger deffelben, toie der Herzogthuͤmer Ftanten un 

Da mit ihm fein Haus erloſch (1268), fo wurde Eifah, mie bie b 
Herzogthümer, in mehre Befigungen deutſcher Reichsſtaͤnde zerftüch 
fterfchen Frieden (1648) ward es mit Altım, was das Haus Öftei 
deutfche Reich (10 freie Reichsſtaͤdte) bisher daſeldſt gehabt hatte, 
getreten, doc) wurde den übrigen Reichsſtaͤnden, weiche darin Beſit 
Ihre Verbindung mit dem deutfchen Reiche und unmittelbare Reichsftei 
lich vorbehalten. Allein in der Folge fuchte Frankreich feine Beſikun 
zu erweitern, und im ryswicker Frieden 1697 blieb die Stadt Strastı 

was am linken Ufer des Rheins von Frankreich eingenonmen 
Händen. Indeſſen hatten noch mehre Reichsſtaͤnde, Wuͤrtemberg, 
Baden, Heſſen-Darmſtadt, Speier u. ſ. w. wichtige Befigungen in 


deutſchen Beſitzungen ſah nad) dem Ausbruch der franz. Revolu— 
tionalvrrfammlung als eine von der Natur ſelbſt angewie ſene Exoten 
erhalb des Gebietes vı 


Elzevir Email 303 


‚en ihnen die liebſten waren. Ste üben ſich Im Ringen und andern Wett⸗ 
en, tanzen nad) den Melodien der Leier, welcher Orpheus die entzuͤckendſten 
matlodt, oder wandeln in wohlriechenden Rorberhuinen an ben fachenden Ufern 
Bonus, in reizenden Thaͤlern oder auf Wiefen von Haren Bächen ducchfchnite 
mter dem Geſange der Vögel, bald einzeln, bald in Geſellſchaft. Ein ewiger 
mg herrſcht; der Boden trägt jährlich 3 Mal Früchte, und alle Sorgen, alle 
erzen und die Schwächen des Alters find von dem glücklichen Aufenthalte vers 
— 2) Vergleichungsweiſe haben die Parifer einen ihrer Lieblingsgärten und 
vVergnuͤgungsorte Eiyfee oder Eliſee genannt, welcher nebft Montbrillant in 
zenannten elyfeifchen Feldern liegt. Erift mit einem prächtigen Patafte, In 
m Concert und Spiel gegeben und gefpeift wird, verbunden. Der Garten iſt 
‚ein, aber fehr niedlich und geſchmackvoll angelegt, mit vielen feltenen und 
en Gewaͤchſen, mit ſchoͤnen Statuen, beſonders einer niedlichen Gepie der 
ben Gruppe, Amor und Pfoche aus cararifhem Marmor, verziert, und bat 
keine Pavillons und Häuschen, wo Erfriſchungen gereicht teerden, zu ihren 
a mehre Tanzpläge unter Baͤumen; daneben find Baͤnke und Stühle für die 
Ber und Tänzer, und Orchefter für die Muſiker, ferner mehre gemauerte Tei⸗ 
in grüner Anger, und ein treffliher Zummel: und Spielplag. 
Elzevir oder Elzvier. Diefe Buchdruderfamilie zu Amſterdam und 
ı hat fich durch fhöne Ausgaben berühmt gemacht. Ihre Wirkfamkrit faͤllt 
J. 1595 — 1680. Am befannteften find: Ludwig, Mathias, Iſaak, 
ärt mit Bonaventura), Johann und Daniel, abwechfelnd zu Amſterdam und 
13 fodann Peter Elzevir zu Utrecht, der jedoch weniger geleiftst bat. Ludwig 
er erfte Buchdrucker, toelcher den Confonannten V von dem Vocal U unter: 
. Abraham und Bonaventura veranftalteten die Heinen Ausgaben der Claſſi⸗ 
12. und 16., welche heutiges Tages, wegen ihrer Zierlichkeit und Gortectheit, 
jeſucht werden. Daniel war einer der thätigften aus diefer Samilte. Wenns 
bie Elzevire ſowol in gelehrten Kenntniffen, als auch in Anfehung der griechie 
und hebräifchen Ausgaben von den Etiennen (Stephani, Buchdruder und 
händler zu Paris) übertroffen wurden, fo waren fie doch unuͤdertrefflich in der 
ahlder Werke und in der Eleganz ihrer Schriften und Lettern. Ihre Ausg. 
kegil, Terenz, des N. Teſt., des Pfulters u. a. m., mit rothen Lettern geziert, 
Reifterftücke der Typographie, ſowol wegen ihrer Correctheit als ihrer Schön« 
ie das Auge. Sie haben mehre Kataloge von ihren Ausg. herausgegeben. 
este ift von Daniel (1674, 12.) in 7 Abtheilungen, doch fehr vergrößert durch 
nahme fremder Schriften. S. Brunet's „„Notice de la collect. d'airteura 
i les Elzev.“' im 4. Bd. des „Manuel du libraire“. | 
Email (encaustum), leicht ſchmelzbare Glasfluͤſſe, mit welchen man ſtreng⸗ 
ere Metalle uͤberzieht. Die Bereitung deſſelben iſt ſehr verſchieden. Sm All⸗ 
en kann man 10 Theile Blei und 3 Th. Zinn durch anhaltende Galcination 
en. Dem erhaltenen Oxyde fügt man 10 Th. Quarz, oder Feuerſteinpulver, 
The:le Kochſalz hinzu, und läßt das Gemenge im Schmelztiegel vollkommen 
zen. Man erhält dadurch ein weißes Email und eine Grundlaye des gefaͤrb⸗ 
nails, indem man gleich Anfang bei deffen Bereitung andre Metallornde hins 
gt. Die fo erlangten Emails werben zerfloßen, und das Pulver mit Waſſer 
immt; bie feuchte Maſſe trägt man auf die blanke Metallflaͤche, laͤßt folche 
net unter der Muffel einfchmelzen und ſchleift und polirt die erhaltene Flaͤche. 
ı die emaillirten Körper Malerei erhalten, fo werden fie mit Metallfarbe bes 
md abermals eingekrannt. Das Emailliren eiferner Gefäße gehört zu den 
'gcheimniffen. Die gereöhnlichere Art befteht aus Kiefelerde, Bleioryd, Nas 
der Kali, Salpeter und Borax, der Hauptbeſtandtheil der bleifreien iſt Feld⸗ 
Die Beftandtheile des Email werden zerpulvert genau unter einander ges 


503 Emanation Emancipation 


mengt, In Tiegeln bei einer ſtarken Hige geſchmolzen und bie gefämeue 
zerſtoßen, gemahlen, geſchlaͤmmt, als Brei in die Gefäße gegoffen, dire 
berumgefchwentt, bi fie inwendig gänzlich bamit überzogen find, worauf d 
flüffige abläuft, die Gefäße getrodnet und dann in Muffelöfen bis zur 8 
hie erwärme werden, twobel das Email in Fluß geräth. 

Emanation, der Ausfluß, daher in der Theologie und Phüd 
Alten das Emanationsfpftem, oder die Lehre vom Ausfluffe aller Dinge a 
böchften Princip, Diefe Lehre ſtammt aus dem Drient, So zeigt fie j 
indiſchen Mothologle, und in der altperfiichen oder baktriſch » mediſchen 
Boroafter(i.d.) Sie hat großen Einfluß auf die Philoſophie der din 
ſchen Phitofophen gehabt, wie man aud) an Pythagoras bemerkt. Ir 
logischen Dogmatik ift Emanationslehre die Vorftellung und Lehre von 

inigfeit, vermöge welcher Sohn und heil, Geift als Ausfluͤſſe der Ger 
fehen werden, — In der Na turle hre verftcht man darunter die Min 
ton’s, nad) welcher die Lichtſtrahlen ausfliefende oder ausſtroͤmende Ihr 
——— Koͤrpern fein ſollen. Man ſagt in letztetm Falle auch 
ſoſtem. 

Emangipation hieß beiden Roͤmern die Entlaſſung des S 
ber väterlichen, und der Sklaven aus der Herrngewalt. Sie gefhah rcı 
tor mittelft gewiffer Feierlichkeiten UnterderEmancipation der. 
Ben wird die Auftebung der bürgerlichen und kirchlichen Befc:rintung 
den, denen die katheliſchen Bewohner Großbritanniens und vorzuͤglich I 
terworfen waren und zum Theil noch ſind. Das eroberte Irland war ve 
gern in fruͤbern Zeiten hart behandelt werben, und wiederholte Verſet 
fremden Herefchaft zu entziehen, hatten die Herrſcher bewegen, imm 
Masregeiu zu gebrauchen. (S. Orangemen.) Die Urbimwohner t 
fämmtiich Katholiten, waren von öffentlichen Ämtern und von aler 
an den Parlamentswahlen ausgeſchioſſen; nur die der diſchoͤflichen Kir 





Ellenborough 499 


ı Kanzler derſelben und 1773 einen Preis erhielt. Als er ſich den erſten aka⸗ 
ifchen Grad eines Baccalaureus erworben hatte, widmete er ſich in Lincolns⸗ 
n zu London der Rechtsgelehrſamkeit. Bald erhielt er Ruf, und nad) einiger 
t, nebſt Scott (f. Eid on) unter den Suchwaltern den Vorrang. Auch Erb» 
! fing damals ſ. glänzende Laufbahn an; aber Law war anerkannt an Rechtsge⸗ 
ſamkeit ihm überlegen. Sein Ruf an den Berichtsfchranten erwarb ihm Freund» 
ft des Sir 5. Bullen, eines Unterrichterd am Zribunal der Kingsbend), beffen 
rwendung ihm a silk gown zu Wege brachte. Dem engliihen Sachwalter ift 
B feidene Gewand eine Auszeichnung, welche e8 ihm zur Vorſchrift macht, bei 
sceffen, mo mehr als Ein Advocat für eine Partei angenomnien wird, ald Ans 
iger oder Vertheidiger, die Hauptrolle zu fpielen und fid) nie zu einer unterges 
dneten herabzulaſſen (he must lead or do nothing) ; ein kuͤhnes Unternehnten 
it einen fo jungen Mann, ale Law damals war. Allein er uͤbertraf nody feinen 
uf. As Waren Haftings 1735 aus Bengalen zuruͤckkam, um dem über ihn 
whängten Proceſſe beizuwohnen, fuchte er einen gerichtlichen Vertheidiger. Der 
Icuhmte Erskine fdylug den Antrag ab; Law nahm ihn an. Dazu gehörte gros 
Muth; denn die Anklaͤger waren Burke, Kor, Sheridan und andre nicht uns 
ende Minner. Lam hatte zu Gebuͤlfen Plomer und Dallas, verdiente, aber 
8 wenig befannte Sachwalter. Aber troß der anfchrinenden Überlegenheit 
Gegenpartei fiegten ſie. Lam wid) dem berühmten Burke Eeinen Finger breit 
bb antwortete ihm fo kuͤhn, daß ihn das hohe Parlamentetribunat mehre Male 
e Drdnung verwies. Erſt im fünften Sahre des Proceſſes Eonnte ex die Defen- 
Im anfangen. Er ging die lange Anklage mit prüfendem Scharfiinne durch, 
ügte ihre Unhaltbarkeit und that dar, daß Haſtings ein verfolgter, Fchuldlofer Mann 
R Das Anfehen, die Schönrednerei und 'den hohlen Worteram feiner Gegner 
mpfte Law mit einer nüchternen, logiſchen, allen Prunk verachtenden und Eins 
Auseinanderfegung, welche ihre Wirkung nicht verfehlte; denn nach acht lan⸗ 
Sahren, in welchen dieſer Mrechtsitreit 148 Tage einnahm, fanden fidy nicht 
ale 29 Lords zum Urtheilöfpruche cin, von welchen 21 Warren Haftings für 
ſchuidig, und nur 3 wegen Eines oder etlicher Klagpunkte fir ſchuldig erklaͤ⸗ 
Die Procehkoften beliefen ſich auf 71,080 Pfd. St. Diefer Staatsproceß 
e fein und feiner Gehuͤlfen Süd. Law befonders flieg ſchnell. Er wurde 
(ehne Generalſachwalter gewefen zu fein) zum Generaffiscal ernannt und 
Kitter geſchlagen. Als 1802 Lord Kenvon farb, machte ihn der König zum 
chter des Gerichts der Kingsbench und erhob ihn zum Pair, bei welcher Ges 
it er den Titel Ellenborouah von einem Zifchrrdörfchen annahm, wo ſ. Vors 
lange gewohnt hatten. Als Lord Grenville an die Epige des Miniſteriums 
gab er ihm einen Sig im geheimen Staatsrathe, welches einiged Murren ers 
, weil man es für unconjtitutionell hielt. Im Parlament mar er Widerfadyer 
irländifchen Katholiken ; er fagte, fie genöffen die ausgedehntefte Duldung und 
nur nad) politifcher Macht; aber fo langes fie mit dem roͤmiſchen Stuble 
blieben, koͤnne er nicht zugeben, dafı fie einen Zweck erreichten, welcher 
Wohifahrt des Landes zu Grunde richten würde. 15 53. lang ſtand er feinem 
als Lorboberrichter des Tribunals der Kinasbench vor; die auflerordentlihen 
verkimdenen Mühewaltungen ſchadeten feiner Geſundheit. Diefe erlag end» 
bei folgender Gelegenheit. Der Buchhaͤndler Hone hatte die beruͤchtigten drei 
herausgegeben, morin die chriftliche Religion veripottet wird. Die ges 
Verhandlungen über die erfte fanden unter Abbot ftatt, die Uber die beiden 
uater Eilenborough. Beide Richter hielten in ihren Erlaͤuterungsreden an 
Jery die Parodien für Schmähfchriften ; dennoch erklärten die Geſchworenen 
nicht für ſchuldig! und die Anweſenden, allem Anftande troß .bietend, 
darüber, Lord Ellenborough, der ſich ſchon vorher unpaͤßlich befand, 
32° 




















512 Emfer Punctation 


von ben Nuntien ausgelibte unmittelbare Jurisbietion für anfger 
Gegenftände fr rechtmaßige, feines Judults deduͤrfende Befugnir 
tiebiction. Zugleich trugen fie darin, neben andern Vorfchläge 

des Papites, auf Anderung des ihm zu leiftenden Vaſalien 
fehöfr, Ermäßigung der Annaten= und Palliengelder, Au’ 
üſirter Ausländer von deutfchen Pfruͤnden, Aufhebung r 

baͤltniſſe der Kloͤſter und Ordensleute mit auswaͤrtigen I 
hinderniſſe in gewöhnlichen Dispenfationsfällen, Errie 








gerichten als dritter Appellationsinftanz, Kevifion ? J 
auch für den Fall einet Weigerung des Papſtes, i ws 
einzugehen, auf Veranſtaltung eines allgemeinen e ‚cden; 
und wenn biefes nicht zu Stande kaͤme, aufre te auch, iĩ 
Beſchwerden an. Endiich verſprachen fie, nc ‚gung vom. 
lichen Gerehtiame, auf Verbefferung der ? Hauptftrömer 
nehmen. Diefer Schritt zu einer an ſich r „se Bundesacteni 
bittniffe zum Papfte fand nur bei den Pre gaben von ein = ur 
Katholiten aber getheilten Beifall. D «nd Preußen in jenen 
tion, jedoch gab er in feiner Antwort mit ſ. angenommenen 


zu erkennen, daß fie ſich vor allen? ach wie vor. Ein Vorfall 
Sufftaganbiſchoͤfe verſichern moͤch / machte, daß der Herzog v. K 
bee Punctation gerathen und ſie ‚erden Bundestag in Frantfu 
figung wurde nun ein Haupte juni 1820 an daß preuß. Elbgte 
Solite einmal auf bieder bit -', zur für die Ladung, der nach f. 
menden Rechte zurlckgegane ,.. "sa Wanren zu erheben befohten it, 1 
fugniffe, die die Erzbiſchöf 7, zurde das Schiff vom Zolle mit 
nehmen, denn die erzbife Ay dve darüber vorgebrachten Klage 
Kirche, und die alte Ob die Gefandten von Baiern und 
ciplin Berathung des jen der preuß. Gejandefchaft ein 
bie deutfchen Bifchör welche die preuß. Gefandtfchafi 
zur Erweiterung d ynthieiten, daß bie freie Beſtimmu 
vorgängigenRüd .. zn — Waaren zu den Souveram 
entfernten, durd , “ya * ffahrtsabgaben, wovon in der Bun 
bleiben, als ne we ‚a Berdrauchsjtener wären, daß die von 
Dioceſen ein exwendiges Mittel gegen den Schleichha 
baiern fogaer A rglet babe, bie Enclaven für dies Ungemad 
eintretende cutſtehen Eönnte, zu entſchaͤdigen. D 
















Punctatio · ——— ſondern dem Herzog von Ko 
zur Auslı" SE gpzit er preuß. Regierung auf eine billige Wei 
iarſchreil "5% ber Herzog von A.⸗ Bernburg (22. Zuli 1i 
klaͤrte, * £ = a un dadurch der freie Verkehr zwifdyen beid 
und de 


ent 53,„idle, bei den Englaͤndern auch Cyklopae⸗ 
Ende ——2 idete, aber den Griechen (welche dafür &y 
Sad ee u dyniniın muinuar« fagten) in biefer 3 
ginn za ichnete urfprünglich den Inbegriff und Kreis 
Sa — chen, In weichen die alte Welt bie Viidung 












vr {of (artes liberales der Römer; ſ. Kunſ 
tig ft vom Leben auf die Wiffenfhaft übertragen, 
de in Überficht, ſowol des gefammten Gebiets mı 





ü 






— lopaͤdie) als auch einzelner Felder derſelb 
af nhiopldie), gebraucht. Doc) unterfcheidst man die 
ng der einyeinen Wiſſenſchaften, welche aus einer kurz 


Ellipſe . Ellora 501 


ıchte. Der König von England uͤberſchickte Elliot den Bathorden, ber ihm von 
m Überbringer an demfelben Orte umgehangen wurde, auf welchem er fich dem 
ublichen Feuer ausgeſetzt und die Vertheidigungsunftalten angeordnet hatte. Die 
Bataillons, die während der Belagerung in Gibraltar geftanden, erhielten eine 
sgimentöfähne mit der Infchrift: Mit Elliot Ruhm und Sieg. Elliot felbft 
6, mit Bewilligung des Königs, eine filberne Medallle fchlagen, von der er jedem 
N diefer Vertheidigung geweſenen Soldaten cine einbändigen ließ. Nach Abſchluß 
 Srieden® ging Elliot nach England, und wurde zum Lord Heathfield und zum 
Ritglied des Parlaments ernannt. Eine Schwaͤche nötbigte ihn 1790, ins Bad 
wach Aachen zu reifen; allein hier trafihn auf f. Lieblingsaufenthalte Kalkofen bei 
Kachen ein Schlagfluß, an welchem er am 6. Juli ſtarb. Sein Leihnam wurde 
sach England gebracht, und der Koͤnig machte ſelbſt den Riß zu einem Denkmale, 
dat ihm in Gibraltar errichtet wurde. | 
Ellipſe, 1) in der Sprahlehreund Rhetorik Auslaffung eines ober 
mehrer Wörter, die leicht hinzugedadht werden. Sie ift bedingt durch den Affeet 
durdy die Kürze, Letzteres befonders bei Redensarten, welche durch Gewohn⸗ 
it fprichwoörtfich werden. 2) In der Mathematif eine von den 3 Arten der 
Kegelſchnitte (f. Keget) hervorgehenden Rinien. Die Bahn der Erde und 
Planeten um die Sonne hat, wie wir feit Kepler wiffen, dieſe Form. Sie ift 
der Eilinie wefentlic) verfchieden ; obwol man fie im gemeinen Leben oval nennt. 
Bie bictet dem Auge zu gleicher Zeit Abwechfstung und Ebenmaf, und wird daher 
ten den Malern zu Begrenzung ihrer Gemälde dem Cirkel vorgezogen, Zwei Punkte 
wiften längften Ducchmeffer derfelben haben die Eigenfchaft, daß die Summe 
ier geraden Linien, bie man aus ihnen an irgend einen Punft ber Umfangslinie 
ſich immer gleich bleibt, man mag fie ziehen, nad) weldyem Punkte man will: 
kann man eine Ellipfe zeichnen, indem man auf ciner Flaͤche 2 Stifte ein- 
laͤgt, um dielelben einen mit den Enden ringförmig zufammengefnüpften Faden 
‚und nun die Bleifeder innerhalb dieſes Fadens dergeftalt herumführt, daß fie 
ſelben bajtändig zum Dreieck ausfpannt. Die Punkte, wo die Stifte ftehen, 
ijm die Brennpuntte, Foci. A. Mur. 
Ellora, ein Dorfin Oftindien in dem ehemaligen Gebiete des Maratten⸗ 
en Dolkar (260 engl. Meilen von Bombay, 650 von Madras und mehr ale 
M. von Balcutta entfernt), wird bloß von Braminen bewohnt. Die Tem⸗ 
welche man hier findet, können den wunterbarften Werken beigezaͤhlt werben, 
je durch Menfchenhände ausgeführt wurden. Die Granitfelſen, in welchen 
Tempel ausgewoͤlbt find (ihr Umfang beträgt 14 Meit.) ; die Groͤße derfelben 
100 Fuß Höhe, 145 F. Länge, 62%. Breite), und ihre Verzierungen, — Allee 
Indigt einen mühfeligen Fleiß an und ein Verfahren, das nur der legten Stufe der 
Bwitifation angehören kann. fiber den Urfprung diefer uralten Bauwerke, ift 
Khts bekannt. ine Sage nennt den Visvacarma ald Baumeiſter des Haupttems 
‚und ale feine Gehütfen den Wifchnu und die Santhonen. Noch jest führt der 
empel den Namen Visvacarma's. Das Gewölbe wird durch mehre Reihen 
weeimäßiger Schulen getragen, welche drei uͤber einander ſich erhebende Galerien 
büden. Sn befondern Abtheilungen find 42 Eoloffate Goͤtterbilder aufgeftellt, deren 
Skulytur im Ganzen freilich fehr roh ift, Doch in den einzelnen Theilen mehr Kunſt 
'mah eine qewiſſe Geſchmacksbildung zeigt. An jeder Seite der Saͤulengaͤnge des 
—— ſind Sphinxe, ganz nach aͤgyptiſcher Art ausgehauen. Dieſe 
aͤlet, welche Luft und Feuchtigkeit mit Vernichtung bedrohen, wenn man 
uqt bad auf ihre Erhaltung bedacht fein follte, find zuerft durch den englifchen Ca⸗ 
Wan. B. Seely in f. Werke: „The wonders of Elora* (London 1324), de 
ſarieben worden. Seely erzählt folgenden merkwuͤrdigen Umftand: Indiſche Sol⸗ 
ten bei der engliſchen Armee in Ägypten 1799 riefen, als fie mehre der Bild⸗ 










Wetragen gar bald fur Aues, was Emigrant hieß, em ung 
weckten. Dies, noch mehr aber die Veſorgniß, Srankreiche 
der Grund, daß ihnen bald in vielen Ländern der Aufenthalt 
mit Einfchränfung zugeftanden wurde, An der Spitze der ( 
koͤnigl. Prinzen Sonde, Provence und Artois, von denen de 
Flüchtlinge vereinigte, um gemeinfchaftlic mit den verbünde 
land, zur MWiederherftellung dersalten Ordnung mitzuwirk 
ſich ein eigner Gerichtshof gebildet, der die Suftizfachen des 
gen Frankreichs entſchied. Allein Dumouriez's Eindringen 
Holland vertrieb fie aus diefen Provinzen mitten im Winter 
Zuftande, und Frankreichs Schredenfuftem, fowie Lie blut 
und Toulon vermehrten ihre Anzahl täglich. Das Conde’f 
ruſſiſchen Sold, und löfte fich in dem ruffifchsöftreichifchen F 
As Napoleon an die Spitze der Regierung trat, erhielten, b 
men, fämmtlicdye Emigranten die Erlaubniß, in ihr Vaterlaı 
der jedoch manche, die im Audlande bereits fich niebergelaf 
brauch machten. Die Gonftitution Ludwigs XVIII. ent! 
liche Beftimmung, daß die Smigranten Fein Net haben 
Güter zurüczufodern ; dies hinderte fie indeg nicht, mit Ent 
bervorzutteten, die oft Veranlaffung zur Störung der Öffer 
Die Kammern bewilligten ihnen daher 1825, auf Villèle's 
gung in Renten ein Capital von 1000 Mill, Fr. für die u 
güter. (Bol. Srankreid.) . 

Emir (d. i. edel, fürftlich), ein Ehrenname, den fi 
jenigen beilegen, welche ihr Gefchledyt von Mohammed und 
herleiten. Man findet Emirs 1) in Arabien, wo fie Anfuͤh 
den Horden oder Beduinen find. Ihre Abkunft ift jedoch z 
Türkei ſelbſt. Sie bilden eine Art von Erbadel, tragen a 
Zurbun von meergrüner Farbe, welches die Karbe Moham 
haben gewiffe Vorrechte, übrigens auf Staatsaͤmter nicht n 


Elzevir Email 503 


im Leben ihnen die lebften waren. Sie üben ſich Im Ringen und andern Wett 
Impfen, tanzen nach den Dielodien der Leler, welcher Orpheus die entzuͤckendſten 
Köne eutiodt, oder wandeln in wohlriechenden Lorberhainen an den lachenden Ufern 
es Eridanus, in reizenden Thaͤlern oder auf Wiefen von klaren Bächen durchſchnit⸗ 
en, unter dem Öefange der Vögel, bald einzeln, bald in Geſellſchaft. Ein ewiger 
Bkähling herrſcht; der Boden trägt jährlich 3 Mal Früchte, und alle Sorgen, alle 
Schmerzen und die Schwächen des Alters find von dem glücklichen Aufenthalte vers 
rennt. — 2) Vergleichungsweiſe haben die Parifer einen ihrer Fieblingsgärten und 
rgnügungsorte Einfee oder Eliſee genannt, welcher nebft Montbrillant in 
ben fogenannten elpfeifchen Seldern liegt. Er iſt mit einem prächtigen Palaſte, In 
weichen Concert und Spiel gegeben und gefpeift wird, verbunden. Der Garten ift 
sur Hein, aber fehr niedlich und gefhmadvoll angelegt, mit vielen feltenen und 
Femden Gewaͤchſen, mit fchönen Statuen, beſonders einer niedlichen Copie der 
enlichen Gruppe, Amor und Pfyche aus carariſchem Marmor, verziert, und hat 
Heine Pavillons und Häuschen, wo Erfriſchungen gereicht werden, zu Ihren 
ten mehre Zanzpläge unter Bäumen; daneben find Baͤnke und Stühle für die 
ſhauer und Tänzer, und Orcheſter für die Mufiker, ferner mehre gemauerte Tei⸗ 
ein grüner Anger, und ein trefflicher Tummel⸗ und Spielplatz. 
Elyevir oder Elzvier. Diefe Buchdruderfamilie zu Amſterdam und 
bat fich durch [höne Ausgaben berühmt gemacht. Ihre Wirkſamkeit file 
die 3. 1595 — 1680. Am befannteften find: Ludwig, Mathias, Iſaak, 
mit Bonaventura), Johann und Daniel, abwechſelnd zu Amſterdam und 
; fobann Peter Elzevir zu Utrecht, der jedody weniger gefeiftst hat, Ludwig 
ber erſte Buchdruder, welcher den Gonfonannten V von dem Vocal U unter: 
w. Abraham und Bonaventura veranftalteten die Eleinen Ausgaben der Claſſi⸗ 
in 12. und 16., welche heutiges Tages, wegen ihrer Zierlichkeit und Correctheit, 
gefucht werden. Daniel war einer der thätigften aus dieſer Familie. Wenns 
bie Elzevire ſowol in gelehrten Kenntniffen, als auch in Anfehung der griechi⸗ 
und hebräifchen Ausgaben von den Etiennen (Stephani, Buchdrucker und 
händler zu Paris) übertroffen wurden, fo waren fie doch unuͤbertrefflich in der 
(der Werke und in der Eleganz ihrer Schriften und Fettern. ihre Aug, 
Birgit, Terenz, des N. Zeft., des Pfulters u. a, m., mit rothen Lettern geziert, 
Meifterftüde der Typographie, ſowol wegen ihrer Gorrectkrit als ihrer Schön« 
für das Auge. Sie haben mehre Kataloge von ihren Ausg. herausgegeben. 
tegte ift von Daniel (1674, 12.) in 7 Abtheilungen, doch fehr vergrößert durch 
Aufnahme fremder Schriften. S. Brunet’$ „„Notice de la collect. d’auteurs 
.p- les Elzev.‘‘ im 4. Bd. bes „Manuel du libraire‘*. 
Email (encaustum), leicht fhmelzbare Glasſluͤſſe, mit welchen man ſtreng⸗ 
gere Metalle uͤberzieht. Die Bereitung deſſelben ift fehr verfchieden. Im Alle 
Bemeinen kann man 10 Theile Blei und 3 Th. Zinn durch anhaltende Galcination 
Wdiren. Dem erhaltenen Oxyde fügt man 10 Th. Quarz, oder Feuerſteinpulver, 
2 Theile Kochfalz hinzu, und läßt das Gemenye im Schmelztiegel vollkommen 
en. Man erhält dadurch ein weißes Email und eine Grundlage des gifürbs 
em Emails, indem man gleich Anfangs bei deffen Bereitung andre Metallornde bins 
aefügt. Die fo erlangtin Emails werben zerftofen, und das Pulver mit Wafler 
hämmt ; bie feuchte Maffe trägt man auf die blanke Metallſlaͤche, laͤßt ſolche 
tzednet unter der Muffel einfchmelzen und ſchleift und polirt die erhaltene Fläche. 
"Celen die emaillirten Körper Malerei erhalten, fo werben fie mit Metallfarbe bes 
malt und abermals eingekrannt. Das Emailliren eiſerner Gefaͤße gehört zu den 
Sebckgcheimniffen. Die gewoͤhnlichere Art befteht aus Kiefelerde, Bleioryd, Nas 
ken ober Kali, Salpeter und Borar, der Hauptbeftandtheil der bleifreien iſt Feld⸗ 
hach. Die Beſtandtheile bes Email werden jerpulvert genau unter einanber ger 


















jede andre Erkenntniß verwirſt; empiriſch, was ſich auf € 
ihr gefhöpft ift; und Empiriker, deffen Kenntniß bloß 
und Verfuchen beruht, und daher unzufanıntenbängend un! 
aud) Der, welcher bloß der Erfahrung folgt. In der Philo 
kunde ftellt man den Empiriker dem Rationaliſten entgegen 
picifche Schule der gricch. Arzte im 3. Jahrh. 

Emd, Mfl. und Badeort an der Lahn in der Wettera 
ſau. Die Gegend under ift von mannigfaltiger Schönbe 
und Steinklippen rauſcht die Lahn hin, und bewäffert anmu 
Auen. 1583 wurden die erfien Brunnengebäude errichte 
. dienen auch den Bäften zu Wohnungen. Jedes derfelben E 
die in mehre Eleine Bäder abgetheitt find; auch find in jeden 
nen. Die Privathiäufer find ze Aufnahme von Fremden. 
zu Ems ift warm, von 18 — 44° Reaum, Der Trintbrun 
das Kränchen, der Keffelz und Wappenbrunnen, der Mit 
das Marienbrünnchen, der Springs und Wilhelmsbrunner 
chen, und die 1812 entdedte Zwillingsquelle. Die Name 
alten, die neuen, die Fuͤrſten⸗ und Iandgräflidyen Bäder, di 
Mondelbad. Die ſtaͤrkſten Quellen find im alten, ehemale 
Haufe. Der Mittel: ober Kurbrunnen ift der waͤrmſte. Da 
tig aus inlaͤndiſchem Marmor erbaut. Am Kraͤnchenborn fı 
50,000 Krüge zur Verſendung. Die Waſſer gehören zur G 
linifchen, und haben noch auferdem viel Luftſaͤure. Das 
born® wird, ſowie das des Kurbrunneng, häufig auswärts ı 
Waſſer ift ſehr nuͤtzlich bei chronijchen Katarchen, Schleim, 
gen der Lungen, in allerlei Magenübeln von Säure und Sc 
in den Eingeweiden des Unterleibrs, Hämorrhoiden, Schle 
Urinwegen, Gicht, fleifen Gliedern u. f. w. Auch rühmt 
ſchwerden. Jenſeits der Lahn, am Spieß, ift die betäuben 
lich der von Neapel. Selbſt in der Lahn [prudeln warme $ 


Emſer Punctation 5li 


letzteres wegen Mangels an Waffer große Schwierigkeit; daher man 1826 
nbahn in Vorſchlag brachte. Kommt diefe Verbindung zu Stande, fo 
ex deuriche Handel vom Rhein und Weſtfalen die nieberländifchen Zölle ver: 
und Deutſchland eine eigne freie Handelsſiraße bis in das Weltmeer ers 


nfer Bunctation. Sn der Abſicht, fi) der Amtsrechte und des 
influffes der Biſchoͤfe zu bemaͤchtigen und dadurch als wirkliche Eigenthuͤ⸗ 
biſchoͤfl. Gewalt in der Chriſtenheit zu conſtituiren, die Biſchoͤfe aber in 
oollmächtigte des roͤmiſchen Stuhles zu verwandeln, hatten die Päpfte vor 
‚ der trienter Kirchenveriammilung dahin gearbeitet, das ihnen zugeftandene 
r Beſtaͤtigung neu gewählter Biſchof⸗ nach und nach auf die wichtigſten be⸗ 
Imtsbefugniſſe derſelben auszudehnen, indem fie ihnen Bevollmaͤchtigun⸗ 
ulte und Facultaͤtsvergleichungen) dazu erſt aufdrangen, dann ſelbſt nach⸗ 
anmutheten, und endlich durch Übertragung derſelben auf die unmittelbar 
prengel eingreifende Jurisdiction ihrer Nuntien thrilweife wieder entriffen. 
ſchland waren diefe Anmaßungen, wegen Mangels an Eintracht in Vers 
ıg der Nationalkirchenre chte, ſo weit vorgeſchritten, daß der roͤmiſche Stuhl 
ruͤckſi cht nicht nur der in jedem fuͤnften Jahre bei ihm nachzuſuchenden Be⸗ 
tigungen (Quinquennalfacultaͤten) der Erzbiſchoͤfe, ſondern auch der den 
uren zugewieſenen unmittelbaren Ausübung erzbiſchoͤfl. Rechte in Dispens 
» Appellationd= und geiftlichen Beneficienfachen, wie nicht weniger einer 
>eftimmetck Erecutionen von der Metropolitengewalt, feiner Gollatur refers 
ignitäten und Präbenden und durch ſolche Mittel nach Rom gezogener Eins 
eg beutfchen Kirche, im 18. Jahrh. bereitd eines mehr als 100jährigen Bes 
3 erfreute, deffen Rechtmaͤßigkeit noch nie mit Erfolg angefochten worden 
Frfolglos blieben auch die Beſchwerden, welche Die durch Febronius Über die 
Htlichkeiten diefer päpftlichen Eingriffe aufgeklärten und dabei am meiften 
btigten drei theinifchen Kurfürften und Erzbiihöfe 1769 und 1777 deßhalb 
saifer brachten. Doc) durch Joſephs IL. mächtige Reformen feit 1781 zur 
nungermuntert und 1785 durch die Aufſtellung einer neuen, allen vier Erz⸗ 
(Mainz wegen Worms, Trier wegen Augsburg, Köln wegen Jülich und 
id Sulzburg wegen Freiſingen) nachtbriligen Nuntiatur für die pfalzkairis 
aaten zu Muͤnchen abermals von Papſte gereist, vereinigten fie ſich in dem⸗ 
ihre zu einer Beſchwerde über die paͤpſtlichen Nuntien an den Kaiſer, deffen 
ihnen Schutz ihrer Metropolitanrcchte zufagte und den Nuntien alle Ges 
keit im deutfchen Reiche abſprach. Der Unterftüsung des Kaiſers gewaͤr⸗ 
fen diefe vier Erzbiſchefe nun aufihrem Congreß im Badeorte Ems durch 
nete, den 25. Aug. 1785, die unter dem Namen der emfer Punctas 
kannte Übereinfunft zu gemeinichaftlicher Behauptung der urfpriinglichen 
hen und reichsverfaſſungsmaͤßigen Rechte ihrer biſchoͤfl. und erzbifchöft. Ges 
jen die Ein und Übergriffe der roͤmiſ chen Curie ab. Von den Grundſaͤtzen 
eraͤußerlichkeit dieſer Rechte, vermoͤge goͤttlicher Einſetzung, weil Chriſtus 
alt su binden und zu loͤſen allen Apoſteln und deren Nachfolgern, den Bis 
ertheilt babe, der Befchränfung des papfttichen Primats über Die Kirche 
Hecht der Oberaufſicht und oberrichterlicdhen Gewalt in causis majoribus, 
tlaͤſſigkeit jeder darüber hinausgehenden, aus den befanntlidy unechten Iſi⸗ 
Decretalen gefolgerten päpftlichen Anmafung und der durch das afchaffens 
oncordat nur für einige Exceptionsfaͤlle beſchraͤnkten, doch nie aufgehobenen 
it der basler Decrete ausgehend, erfiärten fie in ihrer Punctuation die oben ers 
; Ausdehnungen und Einmifhungen der Papftgewalt in die Angelegenheiten 
chen Kirche mit wenigen altfanonifchen und reichsverfaſſungsmaͤßigen Außs 
für unerträgliche, fofort abzufchaffende Mißbraͤuche, die yufatge ieriuihen 


INICHLETE KICHULITLEIE ver VERUJIDCHE SAH EIE VDT. WED GIUUDTE 
wahrt wären, da dieſe Deputation in der 29. Pienarfigun 
die Immunitaͤten der deutichen Schifffahrt auf den Haupt! 
Bundesacte von 1815, beftätigte. Weit indeffen die Bundet 
daß den Staaten Eingangs = und Durchgangsabgaben von e 
Waaren zu erheben, verboten fein folle, fo fand Preufen in 
es ſelbſt mit hatte faffen helfen, nichts, was mit ſ. angenom 
Widerſpruch ſtaͤnde, und erhob ſ. Zölle nad) wie vor. Ein 
des köthenfchen Kaufmanns Friedheim machte, daß der Herze 
unterm 13. Aug. 1820 vor den deutſchen Bundestag in $ 
naͤmlich gedachtes Schiff den 16. Juni 1820 an das preuß. 
berg gelangte, foderte dieſes den Zolfag für die Ladung, der r 
von den in die Enclaven gehenden Waaren zu erheben befohl: 
fid) fotdye zu bezahlen weigerte, wurde das Schiff vom Zol 
Der Bundestag beauftragte bei der darüber vorgebrachten 
Köthen, durch Stimmenmehrheit die Geſandten von Baier: 
uͤber und uͤber die Gegenbemerkungen der preuß. Geſandtſche 
ſtatten. Die Gegenbenerkungen, welche die preuß. Geſant 
hung des Bundestages abgab, enthielten, daß die freie Befti 
Abgaben von ein= und durchgehenden Waaren zu den Sou 
Regenten gehöre, daß die Schifffahrtsabgaben, wovon in be 
fei, ganz verfchieden von der Verbrauchsſteuer wiren, daß bi 
ergriffene Maßregel ein uothwendiges Mittel gegen den Sch! 
Hof ſich ſtets geneigt erklärt habe, die Enclaven für dies Un: 
den, der ihnen etwa daraus entſtehen Eönnte, zu entfchädiger 
Sache gar nicht vor den Bundestag, fondern dem Herzog v 
gerathen werden, fich mit der preuß. Regierung auf eine billig 
einigen. Bis jegt iſt erft der Herzog von A.⸗ Bernburg (22. ° 
Zollſyſteme beigetreten und dadurch der freie Verkehr zwiſche 
geſtellt worden, 


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818 Encyklopaͤdie der Wiſſenſchaften 


wähle, von dem man ausgeht. Alle Wiſſenſchaften laſſen ſich wel 
anthropologiſche und ontologlfche. Jene haben den Menſchen nad fer 
und moraliſchen Eigenſchaften, diefe das Ding, d. h. Altes, was uf 
Innern vorhanden Ift, zum Gegenftanbe. Jedes diefer zroel großen dd 
wieder in vier Abtheilungen ; das antheopologifäye in 1) Philofephie, 2) 
3) Geographie, 4) Staatsreiffenfcyaft und Politi. Das entologifke 

thematiß, 2) Phoſit, 3) Naturgefchlchte, 4) Technologie. Die Phi 
ober bie Kenntniß der urſpruͤngůchen und um befiroitten nothueebig en 
genfchaften des Menfchen hat folgende Theile: a) Kritik ber reinen 
Kritik der Erkenntnißvermoͤgen des Menſchen, von Andern Sumbanımti 
genannt oder Grundiehre der Philofophie, worin unterfucht, ob, unbe 
daß es Grumbfäge für das Denken und Handeln gibt, weichen der Rs 
diger und allgemeiner Wahrheiten gebührt; b) Logik, weiche bie Grm 
welche die Denkkraft bei ihrer Thätigkeit zu befolgen Hat; e) Metap 
fenfäjafe von ben allgemeinen und infofern nothwenbigen Eigenfchaftrn” 
was je in den Kreis unferer Wahrnehmung, Beobachtung und 9 
kommen kann; fie erſtreckt ſich demmach ſowoĩ uͤber alle 

ontologiſche Wiſſenſchaften und ordnet fie der Philoſophie unter; € 
Naturrecht, von denen jene bie urfprünglichen Pflichten (daher Pfüich 
gendiehre, Sitteniehre), dieſes bie urfprimgiichen Rechte bes Menſch 
auch philoſophiſche Nechtöiehre) ; beide Wiſſenſchaften, bie von und 
den, wurden von den Alten ais eine einzige behandelt ; e) Neligionsph 
turtheologie) oder die Lehre von dem Verhaͤliniß des Menfchen und | 

ſchlecht zur Gottheit. Von biefen fünf Theilen der Phitofophie ı 
erften: was ift wahr, ohme Ruͤckſicht der Anwendung für das &r 

dein, und bilden daher bie fpeculative Phltofophie; dagegen Bilden di 

bie praktiſche Philofophle, weil fie lehren, was der Menfch thun fol 

wie er leben muß. — Die Befcdichte oder die Kenntniß von den ft 


den und dem daraus hervorgeg ingenen jegigen Zuftande des Meni 
heißt, wenn fie diefe Buftände in ihrer Gefammtheit umfaßt, allgeme 
Univerfatgefchicpte, Geſch Menfchheit, zerfaͤllt aber, je n: 
gisn einzeins Tenainn ob; ne ein un, Zhsit 











520 Enbemie 


(auch Noſologie und Therapie genannt), In die Materia mebica (amd! 
oder Pharmaceutit genannt) und in die Chirurgie oder Buntı 
(f. die einz. Art.) -— Die Technologie, oder der Inbegriff derjeri, 
dur) deren Hülfe die Erzeugung, Bearbeitung, MWerarbeitung u! 
Naturerzeugniffe zu beftimmten Zwecken am vortheilhafteften ma h 
kann man in eine mathematifche oder mechanifche, in eine chemiſche w 
ſikaliſche unterſcheiden, je nachdem bie zu einer gewiſſen technologiſche 
gen Kenntniſſe vornehmlich aus der einen ober andern von biefen brei! 
geſchoͤpft find. Es gibt mehre Lehrbuͤchet der allgem. Enchllopn 
Efchenturg, Weiße (,Architektonik aller menſchl. Erkenntnis", H 
Jaͤſche's „Srundlinien zu einer Architektonik und fpfternatifchen Us 
pidie”, Leipz. 1819. Als encyklopaͤdiſche Tabelle der Wiffenfchafe 
Encytlopaͤdiſche Generalkarte ıc. (Reipz. 1806) achtenswerth. 
Endemie (von dr und druss, unter dem Volke einheimifd), 
Krankheitsform, welche viele Bewohner einer Stadt, Gegend, ode 
Landſtrichs zu jeder Zeit des Jahres Überfälle, und in der geographilt 
ſchen Lage einer ſolchen Stadt oder Gegend, oder in bee Wohnung, 
den Sitten und der Lebensart des Volks ihren Grund hat. Enden 
ten kommen alfo das ganze Jahr hindurch unter den Einwohnern v 
ſicht auf Wechfel der Jahreszeiten und Witterung, weil diejenigen 
welchen fie herruͤhren, immer fortdauern. So hat jeder Weltide 
jeder Landſtrich feine endemifchen, ihm eigenthuͤmlichen Krankheit 
die Tropenländer (die ſuͤdlichen und heißen Länder) beſonders eine 
Haut, Ausfchläge manchetlei Art, weil die beftändige Hitze die V 
Haut in größerer Thaͤtigkeit erhält, und die Säfte nach der Oberflä 
hinzieht. Im nördlichen Kindern kommen auch Ausichiige, aber 
vor. So iſt allen noͤrdlichen Polargegenden, vorzünfich in Norweg 
Ausſatz, die Radeſpqe, eigenthünlich, von der daſelbſt gewoͤhn 
Naͤſſe, welche die Haut zu krankhaften Äußerungen geneigt ma 


feuchte Gegenden find die Erzeugerinnen der heftigſten Tophen und 
wit an dem in den weftinbiüchen Inſeln und an den Neeresküſten d 


Engpien 523 
fen Palaſt u f. Grabmale erbaut, daher wird er lateiniſch moles Hadriana ger 
unt. Gie war gänz mit Statuen umgeben, wovon man im Graben (unter Urs 
n VEEE.) den fchönen ſchlafenden Zaun fand, den man nachher im Pataft Barbes 
& bewimbirte. Die Tumba des Kaifers war aus Porphyr. Innocen; II. bes 
nannte fie zu feinem Grabmal, und man findet fie im Lateran. Grescentius ver⸗ 
hanzte fich darin gegen den Kaifer Otto DIE. (985), und das Gebäude erhielt ſeit⸗ 
zu den Namen turris Crescentii. Ihre jeßige Benennung hat die Engelsburg 
im der bronzenen Bildſaͤule eines Engels, welche ſchon Benedict XIV. fol haben 
.£N — Splte des Gebaͤudes feßen laffen, nach dem Modell von Pet, Vers 
haffete aus t 


” Enghien (Louis Antoine Henri v. Bourbon, Herzog v.), geb. zu Chan⸗ 
Bi b:2, Aug. 1772. Sein Lehrer war ber berühmte Abbe Millot. Schon 1789 
wetieß der Hergog fein gährendes Vaterland, durchreiſte verfchiedene europäifche Laͤn⸗ 
ie, und fans’ 1792 nach Flandern, um unter den Befehlen [. Großvaters den Felbs 

hm. Bon 1796 — 99 commandirte er mit Auszeichnung bie 
bes Eonde’fchen Corps, das nach dem Frieden von Luneville aufgeloͤſt 
Dann begab er fi) (1804) aus Liebe zur Prinzeffin Charlotte v. Rohan⸗ 

nad, Ettenheim, im Badenfchen, wo er ale Privarmann lebte. Er war 

Bit ihr heimlich verheitathet. Um biefe Zeit umgaben ben erften Conſul Nachſtel⸗ 
aller Act; doc) der Prinz enthielt ſich jeder Theilnahme an denſelben, obwol 
Ram gewußt haben Bann. Indeß hatte Bonaparte durch die Bekenntniſſe eines 
Querelle und den von dem Gewuͤrzkraͤmer Philipp ausgelicferten Brief⸗ 
der Herrn Michaud und Marguerite mit den Eönigl. Prinzen, ziemlich vers 
Anzeigen erhalten, daß Iehtere einen Plan entworfen hätten, ſich des franz, 
zu bemächtigen, Daß Pichegru, die Derzoge von Polignac u. A. an der Spitze 
Unternehmung ftänden, das England fic Eräftig unterftüge. Auch vermuthete 
geheime Polizei, der Prinz fei verkieidet in Paris gewefen, was ſich jedoch [chen 
ir Verhaftung des Prinzen wwiderlegte. Staatsrath Neal, der die Unterfuchung 
Brefhroörumgsfache führte, ließ ſich durch einen nady Ettenheim gefchidten 
mtäufchen, der ihm fagte, daß der Prinz öfter geheime Reifen mache und daß 
General Dumouriez (e6 war der Marquis Thumery) bei fi) habe. Bona⸗ 
glaubte atfo, ſich des Prinzen bemächtigen zu müffen, den er als Mitglied des 
anfah, ımd aus deffen Papieren er näheres Licht zu erhalten hoffte. Zu 
Ende ward der General Ordoner nach Strasburg gefchickt, welcher die Verhaf⸗ 
des Herzogs und aller Perfonen feines Gefolges einem Escadronchef von der 
erie übertrug. Nachdem diefer am 14. März durch einige Gendarmen 
Eage des Hauſes, welches der Herzog bemohnte, hatte auskundſchaften Laffen, 
er m ber Darauf folgenden Nacht daffelbe durch3 — 400 Dann, theild Solda⸗ 
teils Gendarmen, umringen. Der Derzog mollte fi, vertheibigen. Aber 
cht war zu groß, und fo wurden der Derzog und Thumery, den man für 
uxleg gehalten hatte, ein Oberft v. Grundſtein, ein Lieutenant Schmidt, ein 
Ramens Weinbrunn, und 5 Domeſtiken verhaftet und nach Strasburg ges 

Dies geſchah mit folcher Eilfertigkeit, dag man den Gefangenen nicht eins 
mlaubre, fich völlig anzukleiden. Am Morgen des 18. ward die Reife mit dem 
nad) Paris fortgefegt; als man am 20. gegen Abend vor den Thoren ber 

ankam, fand man den Befehl vor, den Gefangenen nad) Vincennes zu 
wo er nad einem Conſularbeſchluß (Gumbaceres hatte jedoch anfangs wider: 
xcqchen) durch eine Militaircommiſſion gerichtet werben follte. Murat war Bons 
waeue von Paris; daher Ing ihm ob, diefe Sommiffion zu ernennen. Auch er fol 
egegen beim erften Conſul Vorftellungen gemacht haben. SPräfident der Commiſ⸗ 
en, Die ſich am Abend des 20. zu Vincennes verfammelte, war ber Gencral Hulin. 
Ye commanbdirte Savary. Erfchepft von hunger und Ermibung, 



















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RIATAUF LIEB SITVATH ſendui UI 5 HT ZWIUTYENO VER Che α 
ben des Schloſſes durch Gendarmes d’Elite vollzichen. Der 
dag man der Prinzeffin von Rohaneine Lode, einen Brief un 
möchte. Ein Soldat übernahm den Auftrag, aber ein Offic 
ben Worten aus den Händen: „Niemand darf hier Aufträge e 
nehmen”. Der letzte Augenblid kam; der Herzog fland und 
terlicher Saffıma zu den Genbarmen: „Wohlan, meine &ı 
Augenblicke fiel der Prinz. — Fleury de Chaboulen, vormals 
fecretair, erzählt: „Die Kaiſerin Zofephine und die Prinzeffü 
Napoleon, dem Herzog dad Leben zu Iaffen. Cambacétès 
ihm aufs eindreingendfte die ſchreckliche Nuslofigkeit der beabſie 
vor. Er ſchien zu ſchwanken, als ſchon die Zodesnuchricht an 
Berfahren hatte Napoleon felbft nicht erwartet; er hatte ſogar 
fohlen, den Herzog zu verbören”. Napoleon hat inf. „Pie 
rand befchuldigt, daß er ihm den Brief des Prinzen erft nach ! 
ben babe; allein der Prinz hat keinen Brief gefchrieben., Ta 
geheime Erpedition nad) Ettenheim und Offenburg gewußt un 
diſchen Staatsminifter gefchrieben. Caulaincourt (ſ. Vice 
bition nach Offenburg aus, und fanbte Talleyrand's Schre 
Savam's Schrift „Sur la Gatastrophr de M. le duc d’Eng 
toeldye auf Zallenrand den Verdacht der Theilnahme warf, ver 
verſchiedene Schriften. Talleyrand hat fich bei dem König Lu 
fertigt. Dupin bat die Actenftäde bekannt gemacht und dag 
Verfahren der von Murat ernannten Mititaircommiffion aufo 
Hulin, hat dies ſelbſt offentlicy zugegeben, Nach ihm fällt 
ſchleunigung der Volzichung des Urtheil® ganz auf Savar 
Pr. XXII. S. 345 fü. Ludwig XVIII. und die Kammern 
ein Denkmal in ber Kirche zu Vincennes fegen laffen. 
England, der füdliche Theil Großbritannien 
eigentliche England, das Fuͤrſtenthum Wales, die Inſel Mai 


England 523 


der Böden tum über das Meer, und enthaͤlt Marſchlaͤndet. Won dem 
chſten Punkte Englands an stehe fich an der weftlichen Kuͤſte ein immer 
Miteigendes Gebirge, das fich, bald mehr, bafd weniger, ber Mitte des Lan⸗ 
Ext, und das min das Gebirge von Cornwall nennt, Es nimmt cinen 
En Lauf, thellt fich in mehre Zwelge, neigt ſich nach der Weſtkuͤſte, macht 
Achen Grafſchaften gebirgig, und ſchließt ſich faſt an das Gebirge von Walch 
en hoͤchſter Styfel, dee Snowdon, ſich 3456 Fuß über das Meer erhebt, 
Zuptgebirge Englands iſt ber Peak, deffen Kette fich durch die Grafſchaften 
Sancaſter und Hork erſtreckt, und befonders In Derbpfhire äußerft anziehende 
: mit den merkwlirdigſten Höhlen, darunter die berühmte, mit den ſchoͤnſten 
Fiten bedeckte Höhle von Caſtleton, bildet. Diefe Gebirgögegenben find 
=. Wundern der, Natur. Die hoͤchſten Gipfel des Penkgebirges find ber 
Fuß hohe Wharn und der 3987 Fuß hohe Ingleborongh. Es erſtreckt ſich 
as Cheviötgchirge, welches die Grenze mit Schottland macht.“ Das Klima 
Ds iſt feucht und verdnderlich, ohne heitern Himmel, aber nicht ungefund. 
zigen Rindern erreicht der Menfch ein fo hohes Alter, und erlangt eine folche 
Fadetr, ale in England. Sowol Hige als Kälte find fehr gemäbigt, und 
iter ift milder als In jedem andern Lande unter gleicher, und ſelbſt unter ges 
& Breite. Der Froft hält felten länger als 24 Stunden an, der Schnee vers 
‚et in wenigen Tagen, und das ganze Jahr hindurch dauert das Vieh unter 
Himmel aus, Im Ganzen ift der Boden fehr fruchtbar, zum Getreidebau und 
»Bzucht gerignet, und mit' dem reizendſten Grün bededt; doch findet man 
MU. Acres Halden und unangebaute Gegenden. Die Erzeugniffe find: 
»e6 Nindvieh, fo ſtark und Eraftvoll, wie: In wenigen Ländern ber Erde, vor⸗ 
gute Pferde, viele Schafe, welche naͤchſt den fpanifchen die feinfte Wolle 
Schweine in Menge, große und ftarke Hunde, vieles Federvich, befonber® 
die man bis zu einer Schwere von dreißig Pfunden maͤſtet, ein großer Reich» 
son Fiſchen, Auftern und Hummern; Raubwild gar nicht, und Speiſewild 
mis. Man baut Getreide, mehr Welzen, weniger Roggen, fehr gute Gerfte, 
ye Gartengewaͤchſe, Flache, wenig Hanf, binteichenden und guten’ Hopfen, 
n, Suͤßhotz, Rhabarber, Obſt von vorghglicher Größe, aber waͤſſerig; ſtatt 
eins, welcher wegen des vielen Negens und der häufig bedeckten Luft fehlt, 
"man Cider. Den Mangel an Brennholz erfegt der unerfchöpfliche Reichs 
in Steinkohlen; Bauholz wird eingeführt. Kein europüifches Land liefert 
und fo gutes Zinn; ferner hat England Blei und Kupfer in Menge, vieles 
Waſſer⸗ und Neifblei, Acfenik, Zink, Antimonium, Kobalt, Galmei, die 
Walkererde, Porzellanerde, Toͤpferthon und Pfeifenerde, Salz, welches jes 
icht zum Bedarf hinreicht, treffliche Vauſteine, Schwefel, Vitriol, Alaun, 
er, Kreide, Alabaſter, Granit, Porphpr, Marmor, Feuerſteine, mineralis 
taffer. — England hat, nad) Verhaͤltniß feine Groͤße, eine ſtarke Bevoͤlke⸗ 
‚ Sm eigentlichen England zählt man 9,539,000 und in Wales 607,380 
» Die Engländer (Nachkommen der alten Angeln und Sadıfen), find ein 
eund Eräftiger Menfchenfchlag, deren Sprache, eine Tochter ber plattdeut⸗ 
mit vielen (atelnifch = friefiich » franzöfifchen und britifchen Wörtern vermiſcht 
Die Wallifer find Überbleidfel der alten Briten, welche in Wales und auf der 
Man ſich unvermifcht erhalten haben, duch Baftfreiheit, Gutmuͤthigkeit 
leſelligkeit fih von dem ernfien, zurückhaltenden und ungefelligen Engländer 
beiden, aber fid) in Armuth, Unwiſſenheit und Aberglanben befinden, Ihre 
he iſt die alte Enmrifche, biefelbe, die noch ımter den Einwohnern von Vre⸗ 
jeredet wird. Auf den normannifchen Inſeln leben Franzoſen, die ein ver: 
Ss Sranzöfifc erden. Die herrfchende Religion in England iſt die Hochkirche, 
Iche, anglitanifche(f d.). Die Regentenfamilie und die daten Granit 











52 England. J. Volk und Adel 


"und feiner Siege. Es zog ſich von dem fernern, zum Theil fen 
probten Kampfe gegen das revolutlonaire Princip zurlick; es Liber: 
ten die entſcheidende Stimme im: den Angelegenheiten Europas; +4 

gen Maßregeln nicht, welche feine Regierung öffentlich mik 
ſchraͤnkte ſich aufdie firengfle Neutralität. Erſt 1825 und 1526 & 
gebenheiten in Amerika und in Portugal einen größern Charakter « 
#8 feine unthätige Neutralität anf: "Aber, wie auch die Schickſalsu 
gen, fo vier iſt gewiß, daß England felbft bri einem paffiven Verbal 
Vorbild feiner Inftitutionen einen gröfern Einfluß auf. die Entwide 
ten auszuüben fortfahren wird, als ber bloßen Waffengewait und pl 
macht je möglich ift. Daher werfen wir nunmebe. einen Blick au 
dleſer Einrichtungen und ihre Geftaltung in der neueſten Zeit. 

1. Bevölkerung, Volksverfajfung, Adel. Dis 
enthielt (1826) auf 182,479 DOM. 136,500,600 Einw., weren 
mit 21,396,000 €, auf Europe kommen. Es nimmt alfo, wenn & 
europsifche Volks;ahl in Anfchlag gebracht wird, unter den übrigen ẽ 
"pa8 cine ber erften Stellen ein. Nach den officiellen Angaben betru 
menge 1825 in England 12,422,700 ; Schottland 2,113,600 ; Itlan 
Gibraltar, Helgoland und Malta 110,300; mit Hinzurechnung & 
Marine (640,500 M.). Schon Lowe („The present state of En; 
don 1822), ſchaͤtte die Geſammtvolksmenge Großbritanniens und 
21,800,000. Hiernach nimmt das britifche Reich in Eutepa nah 
Mill,), Frankreich (30 Mit.) und Oftreic (29 Mill.) die vierte x 
man aber feine aufiereuropäifchen Unterthanen (nach Colquhoun 
wealth, power and resources of the British Empire“, 181, 
freie Eingeborene und 576,346 letbeigne Neger, ohne die 
in den Vaſallenlaͤndern) Hinzuzähfen wollte, fo würde ihm 
In Hinſicht auf die Dichtigkeit der Bevölkerung ſtehen die Hochia, 
Yand, freilich ein rauhes Gebirgsland, noch unter der Türkei, indem 





engl. OMeite 50 Einw., jene nur 30 Einw. enthalten (das er 
23, Drutföland 90 — 170, Frankteich 150, das untere Italien 
Ay . 239 ” 


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530 England. I. Volk und Adel 


v. Glarendon, war. Spätere ähnliche Faͤlle find ſelbſt in ber koriz 
vorgekommen, und in andern werden fie duch die Sonberkarkit x 
Rechte, welches heimliche und ohne Alterlihen Conſens gefcleffme C 
Strafe verbietet, aber die einmal geſchloſſenen doch für gültig etikt, 
tert. (S. Gretna Greten. Keine Steuerfceiheit, Beine Unglr 
Gefege macht ben Abel zu einer Beſchwerde für die Übrigen Bürger; ı 
chen Gemeinbedienften find bie wenigen Lords frei, und ihr Reckt, we 
Haufe des Parlaments in Griminalfadyen gerichtet zu werden, ift, we 
tigeit nicht weniger ſtreng als gegen Andre, wol aber noch viel fck 
Gegenſtand des Neides. In der Bildungegefchichte des engl, Ar 
jenes Grundgeſetz aus, welches man in dem ganzen Gange ber enzl. 
und Verfaffung findet: treues Feſthalten an den altın Einrichtung; 
mit allmaͤiigem zeitgemäßen, wierdol etwas langſamen $ortbilden, 
Adel trägt noch manche Züge von den, was er ſchon unter den Ans 
Eigentlichen Erbadel in unferm Sinne kannten dieſe freilich nicht 

die erfte Glaffe der Vornehmen, waren nur die Mitglieder der koͤnigl 
ſelbſt von diefen konnten vielleicht nur die Söhne und Enkel eine &ı 
rechnet werben. Der Erzbiſchof des Landes hatte vermoͤge feiner geil 
nicht wie man in neuern Zeiten oft fagt, als Kandbefiger, mit ihnen 
gleiches Wehrgeld, gleiches Necht. Das Land war in Kreife oder 
(Shires, fpäter Counties, Grafihaften), an deren Spige ein Ealdor 
von den Dänen Eorl genannt) ftand; aber als koͤnigl. Beamter cl 
Unter.den Freien genoffin die Diener des Königs und der Vornchme 
ausgezeichnete Rechte, aber auch ihr Stand war keincswegs erd 
fen; auch der bioße Landbauer (Ceorl) konnte ſich bazu erheben, wer 
Land befaß, eine eigne Kirche, einen Glockenthurm, eine Halle, ı 
ſtuhl im Burgthor unterhielt, und ſich in der allgemeinen Verſam 
Könige einfand. Der Kaufmann erlangte ie Würde eines Thane 
feine Koften drei Seereifen gethan hatte, und wer nur ritterliche Wat 


fen onnte, um ben König von einem Sig (Manor) zum andem zu 
aud) ohne Landeigenthum ſchon eine Mitteiftufe zum Than erreicht. 


England. 1 WVolk und Adel 531 


werpflichteten Lehnbeſitzer machten den Ritterftand ans, aber aus Ihnen ew 
ein Derrenftand von zwei Claffen, Grafen und Baronen, welcher im Ber 
erfönlichen Erfcheinens in dem Reichsrathe (dem Parlamente) blieb, waͤh⸗ 

Mitterfchaft denfelben nur durch Abgeordnete beſchickte. Daß fich unter 
Beränderungen die Zahl der freien Landwirthe verminderte, und frrie Zins⸗ 

gehörigen Butsunterthanen gemacht wurden, war nicht ander& zu erwarten ; 
zr die Bürgerfchaft, vornehmlich der Stadt London, ſchon zu mächtig, 
>» Stand der bloß zinspflichtigen Lehnleute (Frecholders ) zu zahlreich, 
B nicht bild die entgegengefegte Richtung wieder vorherrſchend gemors 
we. Der Volksaufſtand gegen die Brdrüdungen der Varone unter Ri⸗ 
- (1381), mobei eine allgemeine Abfchaffung der Leibeigenfchaft mit ihren 
Gen zur Sprache kam, war nur eine kleine Anticipation; nicht volle zwei 
2 Sabre vergingen, und jede Spur von Unfreiheit (villenage) war verſchwun⸗ 
Die Grundeigenthümer aller Glaffen, auch die Srohnpflichtigen nahmen als 
‚Iders an den Wahlen der Kitterfchaftsdeputirten zum Parlamente Theil, 
e Diejenigen, welche Eein eignes Recht am Gute haben, die bloßen Pachter 
ers), und welche es urfprünglich nur als Laßbauern, mit beliebiger Zuruͤck⸗ 
won Seiten ded Grundherren befommen haben (Copyholders), find davon 
Hlofjen. Zu den zwei Stufen des Derrenftandes kamen fpäter noch drei 
inzu. Eduard III., Im Glanze feiner Eroberungen, machte feinen älteften 
⁊ (1357) zum Herzog v. Cornwall und ftiftete (1362) für f. jangern Söhne 
ogl. Würden von Clarence und Lancaſter. Richard II. ernannte nicht nur 
ern Oheime zu Derzogen v. Vork und Glouceſter, fondern auch f. Guͤnſtling, 
‚be Bere, zum Herzog von Irland. Seitdem ift die Herzogswürde 
e Stufe des engl. hohen Adels geblieben, doch befaß nur des Herzog v. Lan⸗ 
in wahres Herzogthum, indem Eduards III. vierter Sohn, Joh. v. Gaunt, 
afichaft d. N. zur Apanage, mit wirklichen Hoheitsrechten erhielt. Auch 
ift, obgleich du8 Herzogthum fchon 1461 wieder mit der Krone vereinigt 
noch die befondere Verfaffung diefer Grafſchaft übrig geblieben. Eine große 
on Familien gelangte feit jener Zeit zur herzoglichen Würde, allein biutige 
"e der Häufer York und Lancafter um die Krone, und die häufigen Verurthei⸗ 
wegen Staatsverbrechen haben den größten Theil derfelben wieder weggenom⸗ 

Mur noch zwei Herzogstitel find aus der Zeit vor Karl V., die Derzoge v. 
[E (v. 1483) und v. Somerfet (v. 1546). Karl II. bedachte vornehmlich ſ. 
ichen Söhne mit diefer Würde. In den neuern Zeiten, feit George III. Res 
8, ſchien man den Grundfag angenommen zu haben, diefen Titel nur an 
m des Eönigl. Haufcs zu vergeben, allein die Thaten Wellington’s foderten 
v eine Ausnahme, und er ift der Einzige, welcher feit 1766 die Herzogswuͤrde 
. Jetzt find 13 englifche, 8 ſchottiſche (movon aber zwei zugleich engl. Ders 
tel haben) und ein irländifcher Herzog vorhanden. Die meilten Herzoge haben 
h den Titel von Marquifaten, Grafſchaften, Vicegrafihaften und Baronien 
. ſowie überhaupt die höhern Zitel in England einige der niedern einfchließen. 
yen fie und die Grafen [hob Richard II. noch die Marquis ein, indem er 
benerwähnten Robert de Bere zum Marquis v. Dublin ernannte. Diefe 
e ift nie häufig geworden. In England war 1789 nur ein Marquis, jetzt 17, 
yottland 3, in Irland 12. Herzoge und Marquis werden im Kanzleiftyl 
n genannt. Auf fie folgen die Grafen, Earls (f.d.), ber aͤlteſte aller 
Titel. Der Titel Vis count rührt von Heinrich VI. her, und iſt ebenfalls 
‚reich geweſen. Jetzt find in England 22, in Schottland 4, in Irland 52. 
zrafen find in England 100, in Schottland 39, in Irland 74. Der Bas 
in England 134, in Schottland 23, in Irland 74. (Es gibt außerdem 
mdre Barone, 3. B. Barone der Schatkammer [of the erh ber 


diefer keine andre hat, 3. B. felbft nur Baron ift, ben Zite 
übrigen Vorrechte des hoben Adels find fehr unbedeutend. 
nalfällen vom Oberhaufe gerichtet, in Civilſachen ſtehen fie 
Gerichten. Wenn fie felbft zu Gericht figen, werden fie 
als Zeugen. bie Nachreden gegen fie find in einigen alten 
lum masnatum) mit befondern Strafen bedroht, indeflen n 
wenig Gebraudy gemacht. Sie machten im I. 1813 5 
Einfchluß der 6 Erzbifchöfe und 42 Biſchoͤfe), und dad geſa 
weltlichen hohen Adele ſchlug Colquhoun auf I Mitt. Pf. € 
hen Herren auf 240,000 Pf. St. II. Der niebere Adel ( 
man bloß auf die Bedeutung des Worts im gemeinen Leben 
welche nicht von gemeinen Handtierungen, Kleinhandel und 
feglichen Sinne gehören dazu: 1) alle Diejenigen, welche 
find, daher er auch allen juͤngern Soͤhnen des hohen Adels u 
zukommt, und 2) Alle, welche einen perfönlichen Adel burd 
erlangt haben. Dieſer niedere Adel wird daher audy nie dur 
ertheilt, er ift eine von felbft eintretende Folge einer gewiſſen 
feufchaft erlangten Stelle. So gebörte aud) in Frankreich e 
Titel, z. B. eines Sccretaire du Roi, nur das vivre nob 
echte des niedern Adels ohne Adelsbrief theilhaftig zu wert 
bloßen Gentleman wird durch Beinen Titel bezeichnet, er füh 
(Master), welcher Niemanden verweigert werden kann. U 
bilden fchon die Esquires (vgl. d.), Ecuyers (Arınigeri 
fähige, in einigen Ländern Deutſchlands Siegelmäßige, weld 
doc) das Recht haben, ein adeliges Wappen zu führen. Di 
befonbere koͤnigl. Wappenbriefe erlangt, weiches aber Längfl « 
Staatsämter, vom Kriedensrichter aufwärts, die Doctorm 
Barrister, geben das Recht, ein Eaq. feinem Namen beizufi 
Engländer unterläßt. Von Geburt find die Alteften Söhne! 
gern Söhne der Pairs Esquires und vererben diefen Titel nac 
geburt aufihre Nachkommen. Aller ausländifche Adel, felbft 


merben in Fnaland nıır hen Rlennirnoe heinsıAhlt Mies Wirte 





534 England. II. Staats verfaſſung 


ihre Lindereien gegen angemeffene Binfen in Erbpacht oder auf antı ı 
liche Weife auszuthun und dadurch dem größern Theile der Lantwirtt: 
Exiftenz zu geben. Dies Letzte wäre dem alten Rechte Englants xu 
maͤß, welches dem Grundheren unterfagte, feine Bauern wturch do 
tern abzutreiben. So hat ſich auch fruͤherhin das urſpruͤnglich bloß arl 
Willen des Grundherrn beruhende Recht der Co pyholders anih 
ſchon in ein, wenigſtens auf die Lebenszeit des Bauers untiderruflidt 
rentheils auch erbliches Recht verwandelt. Um naͤmtich noch auch Niefı 
nern Verhaͤltniſſe der Nation fo tief eingreifenden Formen bes Grm 
zu erwähnen, fo ift der Stand freier Grundbefiger, welche ihre Site 
nad) Lebnrecht befigen, gleichviel ob fie Davon Krieg6s oder Hofbienfte d 
vice, Grand-serjeanty) zu leiſten hatten, ober irgend andre Abagaben 
davon ſchuldig twaren (freesocage, villein-socage) niemals ganz untt 
den. Aus ihm find die jegigen Freiſaſſen (Freeholders) entftanden 
Kari II. find alte Ritterlehen in freies Erhtehn (free and common soca 
delt und alte Lehnsgefaͤlle und Dienfte (mit Ausnahme ber fire 
meigne und der Hofdienfte, z. B. bei Krönungen), ganz abge‘ 
Aber audy felbft die frohnpflichtigen Gutsunterthanen (Villeins), aus 
gefagt, die jegigen Zins· und Frohnbauern (Copyholders) entftanten 
außer jenem Dienftverhittniß immer als freie Reute zu betrachten. D 
am deutlichen aus der dreifachen Art von Gericht, welche in den Lehr 
vorfam, und wiewol fie zum Theil felten mehr geübt wird, Doch tem 
noch jegt beſteht. In bürgerlichen Sadyen befegen bie Freiſaſſen 
(Court -baron at common law, Baron’s court, Freeholder's cor 
Schöffen unter dem bloßen Vorfige des Gutsherrn oder feines Amtms 
hen der Frohnbauern hingegen ift ber Gutshert felbft der Richter, na 
dern Rechten des Gutsbezitks (Customary-conrt). Diefe Gericht: war 
Wochen zu Halten, und zwar urfprünglich in der Dalle des Herm. 
Straflachen hielten die faͤmmtlichen Eingefeffenen der Herrſcha 





Stohnbauern drei ober zrori Mal ihr Nügegericht (Court-leet, beiden 
Folk-right), im Namen bed Königs, doc) unter dem Vorſitz ded Dr 
mannd (Steward), twelder zu dem Ende ein Rechtsgelehrter fevm mu 


Engfand. II. Gtaatsverfaffung u 335 


andem baffelbe der oberſte Gerichtshof der Nation iſt. Der König aber uͤbt 
eimen Rathe oder dem engern Ausfchuffe deffelben, dem Gabinetsrathe, ſo⸗ 
Bgebende als richterliche Befugniffe aus; die drei oberften Gerichtshoͤfe has 
- ähnliche Gewalt, als die römifchen Prätoren, indem ihre Entfcheidungen 
maßen Geſetzeskraft haben, und überhaupt laufen dieſe drei Zweige der 
gemalt in England fo durcheinander, daß es für keinen derfelben ein ſelb⸗ 
8 Organ gibt. Ebenſo wenig laͤßt fi) die Stellung des Königs und der 
Däufer des Parlamente als eine Mifhung von Monarchie, Ariftokratie und 
ratie betrachten. Das Parlament ift vielmehr durch und durch ariſtokra⸗ 
ke wenigen Stimmen abgerechnet, twelche ſich etwa vermöge ſingulairer Ans 
inzelner Mitglieder fir die Maſſe des Volks und im Geifte derfelben erhe⸗ 
Im Ganzen aber ift auch das Unterhaus nur eine Verfammlung ber größern 
igenthümer, und das Oberhaus ift ebendaffelde, nur in andrer Korm und 
2 Zuthat von Geburtsariftofratie. Die Wünfche des Volks finden in kei⸗ 
: beiden Häufer ein gefegmäßiges, nothmendiges Organ , wol aber find feine 
chen Rechte und feine Herrfchaft der Gefege, worauf die bürgerliche Frei⸗ 
aht, durch andre Anftalten gefichert, und das Beftehen diefer Einrichtungen 
e Seit6 wieder durch die beiden Umftände garuntirt, daß eines Theils diefels 
5 der Ariftofratie gegen die Neigung zur willkuͤrlichen Herrſchaft zum Vor⸗ 
seichen, andern Theils die Beforgnig obmaltet, dag das Volk, wenn ihm 
richtungen entzogen werden würden (feine Volksgerichte in der Jury, feine 
i8, Verſammlungen zu halten, und die SPreßfreiheit), nicht nur diefe mit 
:behaupten, fondern leicht noch Mehres an fich reißen wuͤrde. Die koͤnigl. 
trägt noch die Zeichen ihres Urfprungs aus alt = germanifcher Volksverfaſ⸗ 
Aus Führern einer freien Kriegsgenoffenfchaft find die Könige Oberlehns⸗ 
8 Landes, Geſetzgeber (die Befchlüffe des Parlaments find nur Bitten, 
er König mit einem „Er wolle e8 überlegen‘ ablehnt) und Nichter geworden 
ie Oberrichter in Weftminfter waren fehr lange ganz vom Könige abhängig, 
fie jederzeit entlaffen fonnte, und der König iſt durch eine rechtliche Fiction 
ſelbſt zugegen), aber die koͤnigl. Gewalt ift durch eine Menge von Verträs 
Gewohnheiten befchränkt. Die Befugniffe des Parlaments find durch 
[8 die natürliche Unmöglichkeit begrenzt, und haben ihm oͤfters eine Macht 
inde gegeben, durch welche es die koͤnigliche überwältigt hat. Aber fie vers 
h nichts gegen eine entfchiedene öffentlidhe Meinung, und fo haben die Eng» 
icht Unrecht, zu fügen, daß es in ihrer Verfaffung drei Dinge gäbe, deren 
be Befchaffenheit und Ausdehnung nicht genau angegeben werden Eönnten, 
rogativen der Krone, die Befugniffe des Parlaments und bie Kreiheiten des 
Die angelſaͤchſiſche Verfaffung bildet aud) hier die Grundlage und iſt 
e fogenannte Eroberung Wilhelms I. (1066) zwar modificirt, aber in we⸗ 
n Dingen wenig verändert worden. ine allgemeine Anwendung des 
tems, größere Ausdehnung der lehnsherrlichen Rechte und Einfuͤhrung ber 
nifchen Hofverfaffung, womit die Einrichtung der obern Gerichte: und Re⸗ 
zbehoͤrden zuſammenhing, waren die Hauptpunkte der Veränderung. Aber ' 
fentlichere der alten Verfaffung, die gefeßgebende Gewalt der Nation in einer 
n Verſammlung, der Wittena-gemote (Verſammlung der Meifen, d. 1. 
böfe und Vornehmen) und der allgemeinen Volksverſammlung, der Mi- 
note (großen Verſammlung) und die richterliche Gewalt des Volks über 
andesgenoffrn, in dem Court-Baron und Courtleet über die Einfaffen einer 
ft, indem Grafichaftögericht, County-court und dem Sherilfs-turn oder 
minalgericht der Grafſchaft, in den Affifen und der Jury, und endlich in 
erhaufe über die Pair, find beibehalten und die uͤbermaͤßigen lehnherrlichen 





536 England. IL. Staatsverfaffung. König 


Mechte ro die Frelheltsbrleſe ber Könige bis auf Heinrich TIL mid 
worden“ 
A. Der König. (Chitty’s „Treatise on the law ofther 
of the Crown and the relative duties and rights of the subject“, ĩ 
Die Krone ift erblich, nach befondern Gefegen, welche das Parlamım 
Macht Hat. Sie wird vererbt nach dem Rechte der Erflgebun y 
Söhne, und in deren Ermangelung auf die Töchter, welche dem ml 
tenverwandten des legten Königs vorgehen. In gänzlicher Ermangelı 
eendenz kommen die nächften Seitenverwandten bes legten Königs me 
ohne Unterfchieb der vollen oder halben Geburt, aber nur infofern fies 
Erwerber der Krone abflammen. Die Ordnung dabei iſt ſtrenge & 
ſodaß das weibliche Geſchlecht in der Altern Linie den männlichen Br 
juͤngern Linie vorgeht, aber unter Geſchwiſtern immer die Söhne zur 
folge gelangen, Die Krone geht auf den Thronfolger unmittelbar bir 
einer befondern Befigergreifung bedarf. Es gibt alfo fein Zwiſchenteid 
An England, wie in Srankreich, die beiden Grundſaͤtze: der König flirtt 
Todte feht ben Lebenden In Beſitz (le mort saisit le vif) ; baher wirb and 
Karls Il. sicht von der Reſtauration, fondern vom Todestage Karls I. 
Die Voltjfhrigkeit des Königs tritt mit dem 18. J. ein; die Negentl 
der Minderjshrigkeit ordnet der König in f. Teſtamente, oder wenn 
than, das Parlament an. Der Thronerbe iſt feit Eduard III. art 
von Cotnwall und kraft eines offenen Briefs Prinz von Wales. Di 
Königs gefchieht in der Weftminfterahtei durch den Exzbifchof von Ca 
Königin buch den Erzbiſchof von Vort, — Zum Unterhalt de ! 
‚Hofftaated, der hohen Beamten und Colfegien hat das Parlament H 
dificatlon der Civillifte (f. d.) eintreten laffen. — Hohe 
auf uni erbliche, vom König nach Willkuͤr befegt werden, find: 9 n 
Lord High-Chancelor), zugleih Groffiegelberoahter (Keaper 
Seal). 2) Der Großfhyagmeifter (sord Hligh-Treasurer), Praͤſtde 


tammer. Diefes Amt wird feit Georg I. von fünf Commiſſat 
welche Lords der Schagfammer heißen und deren erfter die ausarı 





V αν νν |VEUEEEE URaSN AUREn Se VER AABEITZ SELL AIULAN 
des Königs, zugefprochen wird (amoveantur manus doınin 
petenti possessio salvo jure domini regis), und daß, u 
Execution zu vermeiden, dag Urtheil ſelbſt die Stelle einer Ei 
vertritt. Dies ift im Allgemeinen die Stellung ber Eönigl. 9 
lament und die Nation. Sie iſt auch in den Colonien nicht 
dem es ſtaatsrechtlicher Grundfag ift, daß überall, wehin f 
britiſchen Staats verbreitet, auch die engl. Rechte einhrim 
wiederholt fich alfo in den engl. Golenien das Bild der Verfa 
bes. — Was die Beſchraͤnkung der Königegewalt in den < 
Staatsverwaltung betrifft, fo gibt es z. B. in Anfehung der 
die Vermittlerin zwifchen der öffentlichen Gewalt und der indi 
muß, fir den König (und das Minifterium) Eaun eine Mög: 
felben zu ftören. Der König iſt nur Beſchuͤtzer der gefelichen 
Vollſtreckung fteht ihm nicht zu. Er kann keinem Staatebe, 
niffe beilegen, als ihm durch das Geſetz felbft gegeben find, ur 
gen, welche !die befondern rechtlichen Verhältniffe der einzel 
find, wenn fie nicht von den Gerichten ausgehen, null und ni, 
gnadigungsrecht des Königs ift fehr eingeſchraͤnkt. Es Eann 
zelner Bürger beeinträchtigen, noch den Lauf der einmal erhob 
dem Falle hemmen, wenn das Unterhaus gegen die höhern € 
klaͤger auftritt. Nach gefüllten Urtheil Bann der König zwar 
ganz ober zum Theil erlaffen, aber die Unfähigkeit zu öffentl: 
mit mehren Verbrechen (befonders Mißbrauch der öffentlichen ( 
knuͤpft ift, fchlechterdings nicht aufheben. Daher findet au 
Verlegung ber Habens:Corpus-cte eine Eönlgl. Begnadigung 
ner Begnadigung wegen gemeinſchaͤdlicher Handlungen kann 
gemacht werden, als bis diefelbe, 3. B. eine Anlage, welche 
einem Fluſſe hindert, abgethan ift, und überhaupt gilt auch b 
Satz, daß, wenn fie auf falfche Vorfpiegelungen gegründet f 


England. II. Staatsverfaffung, Parlament 539 


uflucht zur allgemeinen Vollsverfammlung, Indem er (1265) zwei Abger 
aus der Ritterfchaft jeder Grafſchaft und zwei von jeder koͤnigl. Stadt» oder 
emeinde (den Cities und Boroughs) berief, und wenn dies wirklich eine 
ing und nicht eine alte Gewohnheit war, fo ift fie wenigftene fogleidy von 
b UI., als er durch dad Zreffen bei Evesham wieder zur Freiheit und zur 
ung gelangt war, beibehalten morden. Diefe Stände waren oft in einem 
» verfammelt, wenn aber ſchwierige Faͤlle vorkamen, fo trat jeder Stand, die 
rn, die Barone und die Ritterfchaft mit den Städten (gemeine Landfchaft) 
zufummen, uͤbergaben jedoch alddann dem Könige ihre Antworten gemein» 
H. Erſt unter Eduard III. (1327— 77) wurde die Trennung der beiden 
„ in welchen ſich die Praͤlaten mit dem weltlichen Herrenftande, und die 
ehaft mit den Städten vereinigte, zu einer bleibenten Einrichtung. Die 
hoͤfe und Biſchoͤfe nahmen, vermöge ihrer geiftlihen Würde, an diefem 
Theil, und erft nad) der normänniichen Eroberung wurden ihre Güter zus 
g Lehnsherrſchaften gemacht und allen Pflichten derfeiben unterworfen. Vor 
& VII. gehörten auch 27 infulirte Äbte und 2 Prioren zu den geiſtlichen 
Sherren, allein durd) die Aufhebung der Klöfter verfchwanden fi. Die 
en Pairs find nicht immer von Rechtswegen Mitglieder des Parlaments ge 
fondern nur diejenigen, welche vom Könige dazu berufen wurden ; nach und 
er ift Pairswuͤrde (hoher Adel, Lordfchaft) und (parlamentariſche) Stan- 
er Meichöherrlichkeit unzertrennlich und gleichbedeutend geworden. Der 
sat aber jederzeit dad Recht behalten, bie Zahl der Lords belichig zu vermeh⸗ 
gleich er jegt nicht mehr befugt ift, einen einmal ernannten Lord diefer Würbe 
»eil er ſich durch ſchlechte Wirthichaft in die Unmöglichkeit verfegt habe, folche 
upten) wieder zu beraubın. Unter Georg I. war im Hauſe der Lords [chen 
U durchgegangen, dem Könige das Recht, neue Lords zu machen, auf eine 
Zahl zu beichränfen, aber das Haus der Gemeinen verfagte ihr feine Zu⸗ 
ng, weil es die ariſtokratiſche Tendenz derfelben wol einfah. Kein König 
. diefem Rechte fo vielfach Gebrauch gemacht, ald Georg IH. Don 1760 
D find ernannt worden: 2 Herzoge, 16 Marquis, 47 Grafen, 17 Vie: 
und 106 Barone, ndmlid) bloß in England, ohne die fchottifhen und ir⸗ 
en Titel zu rechnen. Dadurch war zu Ende diefer Regierung (Schr. 1820) 
(der engl. Standesherren auf 291 erhöht worden (unter Jakob I. war ihre 
96, im J. 1673, 154). Durch die Union mit Schottland und Irland 
4 16 Abgeordnete aus dem ſchottiſchen und 25 aus dem irländifchen Her: 
de und * irländiiche Biſchoͤfe (die 4 Erzbiſchoͤfe und 18 BVifchöfe Irlands 
ı dabei ab) dazu gefommen, ſodaß das geſammte Oberhaus mit den 2 
rzbiſchoͤfen und 22 Biſchoͤfen im 3. 1820 aus 363 Lords (worunter 25 
he) beftand. Das Haus der Gemeinen (vgl. Unterhaus) befteht 
3 Mitgliedern, naͤmlich 513 für England und Wales, 45 für Schottland 
D für Itland. Aber die Repartition diefer Mitglieber ift fehr ungleicdy, mar 
naufdas Verhältniß der Vevölkerung oder des Grundeigenthums fehen. 
Bahlformen) Schon die Grafſchaften find von fehr ungleicher Größe. 
itte 1821 über eine Mill, Nutland nur 18,000 Einw., und doch fendet 
e die andre 2 Abgeordnete aus dem Stande der Grundbefiger (der Ritters 

Sede der 12 Grafſchaften von Wales und den 33 Grafſchaften von 
land fendet einen Abgeordneten, doc, find die ſechs kleinſten Grafſchaften 
lands in diefer Bezichung vereinigt, fodaß immer Caithneß und Bute, 
mnan und Kincof, Cromarty und Nairn zufammen einen Deputirten waͤh⸗ 
e 32 Sraffchaften Irlands fenten jede 2 Abgeordnete. An der Wahl nehs 
»Lehnbeſitzer (Freeholders, Fteifaffen) Theil, deren Lehn einen jährl, Er⸗ 
:40 Schilling und darüber gewährt. Ihre Zahl it in den Geo FEoeo 


| 











—— en 
von‘ Rriegeminifter Dundas, Vidcount Meivlile, tdegen Um 
weltung, — und gegm den Gersog u: York, er 
hen Berlaufs von Dfficierftellm. In dem letzten kam es ni 
* die beiben erſten endigten mit einer Freiſprechung; aber 
Rings war durch feine 7jaͤhrige Dauer und durch bie grefen 4 
auf feine Wertheibigung wenden mußte, ſelbſt für 


——— — iſt von dieſem — des Dt 


dung einer Strafe Im Wege ber Geſehgebung, act of attein 
ſtrafe außgefprochen wird, und bill of pains and penalitie: 


beſchloſſen wird. Dieſes beſondere echt Bann in jebem He 


bracht werben (gegen die verſtorbene Königin fing es in JD6 
Seine gerichtliche Form, noch an. bie beftehenden Gtrafgefehe g 
der Beſchluß von beiden Häufern — * 
werden. Ama Howard, Gemahlin VBL, 
Wenthworth, Graf Strafford u. X. find auf —* 
C.:-Woltsfreiheiten. Die Freiheit des VWollfe 


Necht (birth -right) jedes Englaͤnders, wovon ein jeder von 


Ehrfurcht ſpricht, diefe Quelie ſeſter Anhänglichkrit.an feine | 

nen König befteht In nichts, als was ein jeder Stadt feinen $ 
vechtlicher Sicherheit. Niemand —ã— —* 

in ſeiner Freiheit gekraͤnkt, an ſeinem Vermoͤ 

gefepmäßigen, richterfihen Spruch und In mie vh 


‚ Ülleln was bie engl. Verfaffung ausjeichnet, find nicht-foree 


druͤcklichen Anerkennungen dieſes fidy überall von * verſteh 
charta an bis zur Bill of rights Wiſhelmo II. (f. @ 


ſonbern die Mittel, welche diefe Verfaffung einem Jeden ge 
" feinem Vortheile in jebem Kalte in Bewegung zu ſehen. 2 


gende Hauptfiaffen zuruͤckfuͤhren: I. Es Hi ein anslannte 

engl. er daß — ee. Befehle ont 
ene Geſetze verboten 

nicht —— ete Bin 


eıma. d. .t. ber aanıen Dierarchie bed 


England. III. Regierungsverfaſſung 543 


Iußſtein des Banzen, das wahre Palladium der Herrfchaft der Geſetze, welche 
or fait 600 Sahren der engl. Rechtsgelehrte Bracton (, De legibus et con- 
imibus Angliae‘, gefchrieben zwifchen 1262 und 1268) als das Ziel aller 
reng angab, iſt die Pregfreiheit. 
I. Regierungsverfaffung Auch in der Anorbnung ber Organe 
eigentliche Landesverfaffung finden ſich in dem heutigen England noch häus 
uren feiner frühften Zeiten. Was ſich von der angeljächfifchen Gemeinde⸗ 
nng verloren hat, ift nicht ſowol durch Geſetze aufgehoben, oder durch Eins 
zen einer andern Art verdrängt, als vielmehr in fid) ſelbſt vereinfacht worden. 
amt bei diefer Regierungsverfaffung hauptfächlid) auf die beiden Punkte an, 
Drgane der öffentlichen Macht gebildet, und In welches Verhältniß fie ſo⸗ 
‚en einander ald gegen das Volk geftellt find. In beiden Beziehungen bietet 
D große Eigenthümticdykeiten dar. In der erften zeigt ſich nämlich, daß ein 
rider Theil Deffen, was in andern Ländern von dem oberften Centralpunkte 
ntlihen Macht ausgeht, in England dem Volke ſelbſt überlaffen ift, und in 
Eten wird die Strenge der hierarchiſchen Verfaffung des Stuntsdienftes durch 
rviſſe Selbſtaͤndigkeit eines jeden öffentlichen Amtes, in welchem eine eigne 
Kvortlichkeit des Beamten auf das eigne Recht feines Amtes gegründet iſt, 
zrildert, A. Drganifation. An der Spise ber Verwaltung ſteht nas 
Der König, ald Haupt der Etaatsgerneinde für Krieg und Frieden, im 
hen und Weltlicyen, mit den Diniftern, den Staatsfecretairen und dem ges 
Mathe, den Parlamente, den oberften Reichsbeamten und Gerichtshoͤfen. 
> nig ift allgemeiner Srundherr des Landes, alleiniger und nothwendiger Lehns⸗ 
„ord Purainount) mit folder Strenge, daß, wenn er ein Gut lehnsfrei ver⸗ 
»iefe Verleihung von felbft nichtig wäre, Er ift die Quelle aller Gerichte» 
(fons justitiae) ; Patrimonialgerichtöbarkeit ift unbefannt, außer daß der 
= eines fogenannten adligen Gutes (Lord of the manor) das Erfenntniß 
ewiſſe Eleine Vergehungen hat, wozu er die Gerichtsbank mit Frecholders bes 
Der König ift ferner der allgemeine Beſchuͤtzer aller Unmündigen und Vor⸗ 
haftsbedürftigen (parens patriae), weßhalb er denn auch während der Vor⸗ 
chaft die Einkünfte des Vermögens bezichen kann; er ift endlich die Quelle 
Zuͤrden, Ehren und Vorrechte (ons honvris). Die engl. Kirche erkannte 
»on vor Heinrich VIII. als ihr Oberhaupt, und in diefer Eigenſchaft müffen 
gungen (Canones), weldye biefelbe in ihrem geiftlihen Parlament (Convo- 
> madıt, von ihm genehmigt werden, wie er denn auch, obmwol in Form einer 
Empfehlung bei den Gapiteln, alle Erzbiſchoͤfe und Bifchöfe ernennt. Er iſt 
w Friedenserhalter, und alle VBergehungen find Verlegungen der Lehnstreue 
Be), des Eönigl, Friedens, oder wenigftens der Eönigl. Würde und Rechte. 
er und Krieg und auswärtige Verhiltniffe Hängen von ihm allein ab, infofern 
t Subfidien der Nation dazu nöthig hat. Er vergibt die meiften Staatsaͤm⸗ 
‚an aber ihre Befugniffe weder vermindern nod) vermehren. Erift Haupt 
Sehlenden Gewalt im Staate, aber der Befehl feibft kann da, mo ein Staates 
Ereinen Zweig der Verwaltung befteht, nur durch dieſes erlaffen werden. Das 
: fferium hat eine weitere und eine engere Bedeutung. In der enden ges 
Dazu die Cabinetsminifter (15), worunter die Staatsſecretairs für das Ins 
"Gr die auswaͤrt. Angeleg., und für das Kriegs = und Golonialwefen mit dem 
U des Lehnhofs (Exchequer, Schapfammer) als Sinanzminifter, die vier 
hen Departementsminifter find. Der Lord Kanzler ift zwar mit der Ges 
Tfaffung enge verbunden, er fteht an der Spitze der Reichskanzlei, welche für 
Hften Gerichtshof nächft dem Parlament gehalten wird; er ernennt alle Fries 
‚ter und mehre andre Beamte, aber der eigentliche Juſtiz⸗ und Polizelmis 
E der Staatsſecretair für das Innere. Durch diefen gehen die Ernennuns 





544 England. II. Regierungsverfaffung 


gen der Richter, Beftätigungen und Milderungen der Steafurtheik, dd 
digungen, und ihm liegt bie Erhaltung der innern Sicherheit und Ray 
weitern Sinne rechnet man noch mehre andıe Beanıte, den Dberlm 
Generalpoſtmeiſter, Generaltronanwald u. f. w. zum Minifterium. I 
ſter werden vom Könige beliebig erwählt und entlaffen, und in ber Rs 
weng ein Minifter durch eine Gegenpartei verbrängt wird, auch bie meta 
mit Anhängern des neuen Minifters befet. Der-geheime Rat 
Council) beftcht aus den Prinzen des koͤnigl. Haufes, aus den Minifn 
dern vom König ernannten Männern, welche es der Regel nach lebende 
(daher auch entlaffene Minifter gewoͤhnlich darin find), aber die Siguny 
befonberes Erfodern befuchen (jegt find 152 Geh.-Raͤthe). Die beden ĩ 
die hohen Kronbeamten und der Sprecher des Unterhaufes find vermig 
burt ober ihrer Stellen Geheimeräthe. Die Geheimenräthe werben von 
liebig entlaffen, und mit feinem Tode hört ihre Stelle von ſelbſt auf, deq 
möge eines Gefeges von 1708 die Sunctionen des Collegium in dieſen 
6 Monate dauern, wenn der neue König daffelbe nicht früher entiäft. 
wird eine neue Lifte von Ihnen gefertigt und wer barin übergangen mil 
duch auf Gch.-Rath zu fein. In den meiften Sachen ift der geheim 
berathend, in Golonialangelegenheiten jedoch macht er eine richterliche 
und zwar In erfter Inftanz in Sachen, welche die allgemeinen Verbitnii 
vinz betreffen, die hoͤchſte Appellationeinftang aber in ben von den Obetz 
Nebenländer entſchiedenen Sachen. (Byl. Geheimerathsver 
gen und Cabinetsbefehle) — Die untere Verwaltum 
altsgermanifche Grafſchaftsverfaſſung gegründet. Alte Freie vereinigen fü 
ſchaften (Kichhfpiele, Lehnsherrſchaften), Hundertſchaften und Grafiı 
biefer Vereine mit eigner Gemeindeverbindung, allgemeiner weczfelfeitig 
gung, eignen Gerichten und Kriegöverfaffung. England ift befanacä 
Ende in 20, Wales in 12 Grafſchaften (Gaue, Shires) getheilt, venm 





her einige, Chefter, Durham, Pembroke, Heram (jegt zu Northumk 
fchlagen) und Lancafter, den Titel der Pfalzgrafſchaften (Counties palı 
ten, weil ihre Grafen koͤnigl. Rechte darin auszuliben hatten, wie bie alt 








546 England. III. Reglerungsverfaſſung 


geronktfamen Störungen des Wefige® und fielen den Beilkitand wide 
firafen und entfernen alle Bettler und Landftreifer, Leiten aber aus: 
Armmverpflegung und erörtern die Waterfchaft und Verſorgung unchrie 
fie forgen überall für die Öffentliche Ordnung und bie Handhabung m& 
ihnen hängt die Anlegung neuer Gafthäufer, Vier» und Brauntemi 
fie ziehen aber aud) bie Erlaubniß dazu, wenn fie gemißbrauct mein 
ein. Volksverſammlungen, Bittfcpriften von mehr als 10 Perimaı 
zwei Friedensrichtern genehmigt werden. "Sie verrichten alfo faſt gamk 
unferer Amtleute, Polizeidirectionen, und In ihren vierteljährigen Ex 
ten fie die Stelle unferer Regierungen und höhern Verwaltungeilda 
Seffionen follen dee Sheriff, die Coroners, Dberconftahles, die In 
fängnißvorfieher, und alle Friedensrichter beiwohnen, body erſcheint m 
gewoͤhnlich nur ein Eleiner Theil, ungefähr 12 — 40. Ein Friedens 
atos rotulorum (Uctenbewahrer), welcher dazu vom Könige in dem en 
hen Patent ernannt ift, gewoͤhnlich einer ber angefehenften innen 
Der Präfident (Chairman) wird von den Friedensrichtern gewählt. Is 
fionen werden die gemeinſchaftlichen Ausgaben’ der Grafichaft (Une 
Straßen, Brüden, Gefängniffe, Gerichtögebäude, Beſoldungen u. 
und auf die Kicchfpiele vertheilt, die Armenaufieher, Kirchenve 
Beamte ernannt; Vergehungen, getinge und gemeine Di 
reien, Injurien, Drohungen u. ſ. w., werben mit Hülfe einer Gras 
urthellt, Beſchwerden und Appellationen gegen bie Anorbnungen cinyia 
richtet erledigt. Diefe Einrichtung wich in und außer England aied 
licyfte gepriefen, was England befist; ſchon der Oberhofrichter Coke m 
fagt: wenn dies Amt techt verwaltet werde, habe es in ber ganzen ix 
nes Gleichen nicht. Es wird ganz ohne Befoldung geführt; die Gb 
laßt der Friedensrichter gewoͤhnlich feinem Schreiber ; nur in London um 
ſter Hat man befoldete Ftiedensrichter anftellen müffen. 8 gibt wehlk: 


ten einen_ehrenvollen und gemeinnüglichen Wirkungskreis; es vrrkab 
fen und Stände des Volks, ba auch die Vornehmften ſich durch tüde 





548 England. IV. Bürgerliche und peinliche Gefeggebun 


Rechtswidrigkeiten ber Friedensrichter, ſobald ſich nur Beine niedrige? 
Rachſucht, Eigennug oder Herrſchſucht dabei entdeckt, von dem De 
war Schädenklagen angenommen, aber Erin Strafverfahren geftattıt. 
Bererigkit und Neblichkeit find das, worauf, voie billig, allein geiet 
Bu biefen Grundzuͤgen der Negierungsverfaffung gehört denn weſent.a 
Municipaleinrichtung Englands, vermöge deren die gemeinhi 
ten des öffentlichen Lebens bei weitem mehr dem freien Willen der B5 
fen, als von Staatswegen bifohlen werden. Daß ſich ein größerer Ci 
ienige hervorthut, was man ald feine eigne Schöpfung betrachtet un 
der menfchlihen Natur. Die Regierung Läfe daher mit Recht dieiem 
emeinſchaftlichen Wirken einen fehr großen Spielraum. Aber wei 
gung ift, daß auch die Vuͤtger ſich verfammeln können, um berglei 
gen zu befprechen, Dazu gehört in England weiter nichts ale die 
eines Friedensrichters, welder Zeit und Ort der Verſammlung bei 
Dies Necht, ſich zu berathfchlagen iſ. Petition), iſt durdy ein Pi 
vom 3. 1820 nur modificiit, im Wefentlihen aber nicht verändert w 
Kingefeffene der Grafſchaft dürfen unbewaffnet dergleichen Verfammix 
nen, und die Sheriffs, Seiedensrichter, Majors können von denfelbe: 
hoffen werden. Unter Beobachtung biefer Vorſchriften aber kanne 
neindeverſammlung nicht verhindert werden. 
WV. Buürgerliche und peinliche Geſetzagebung; 
verfaſſung und Rechtswiſſenſchaft. In Beziehung ar! 
recht, wenn man dieſes naͤmlich in einem weitern, auch die Erimin 
ünfaffenden Sinne nimmt, iſt die Verfaſſung der britifchen Inſeln 
ausgezeichnet, als in Beziehung auf das öffentliche, und auch diet zeig 
haͤude, welches fruͤher als in andern Laͤndern Europas, eine gewiſſe Bo 
Ausdehnung erhalten hat, in welchem aber eben deßwegen auch nun, ! 
Europa feine Rechtsverfaſſung fo ſehr umgeſtaltete, nicht nur viel &iti 


fondern felbit viel Veraltetes anzutreffen if. Wenngleich die Erin 
Rechts im Ganzen einen aͤhnlichen Bang genommen hat, wie inandı 
inbem aud) hier bie.Älteften Volksrecyte fruh fAhon untergen 

















552 England, IV. Vürgerliche und peinfiche Gefeggebu 


au Orford von Charles Winer (geft. 1756; Verf. eines großen Ren 
engl. Redyts 1741 — 51, 24 Bde. Fol.) und 1800 zu Cambridge von G 
ning, Lehrfiellen des gemeinen englifchen Rechts geftifter worden. (& 
ftacb 1719. Der Proceß über fein Zeftament dauerte aber bis 1800; 
des engl. Rechtsganges.) Der erfte Prof. der Viner ſchen Stiftung ze 
der berühmte Sir Will. Bladftone (f. b.), deffen „Gommentarienä 
Rechte" noch jeht das wichtigſte Werk darüber find, und zwar vornd 
des barin vorherrſchenden philofophifcy:praktifhen Sinnes. Dernm 
geber der Gommentarien ift Edw. Chriftian, Prof. zu Cambridge un! 
f. Sohn Williams. Übrigens ift die juriſtiſche Literatur Englands an f 
Abhandlungen nicht reich; Ihre Hauptwerke find Zufammenftellunges 
ports für einzelne Gegenftände; Lorb Gele’ Inftitutionen (aus den 
tobs I.), noch jegt ein® der gangbarften Werke, darf man nicht nad ih 
urtheiten. Das Wichtigfte davon ift ein Sommentar über Littleton s Rı 
ZH. Littleton war um 1472 Oberlandeichter) ; felbft über das pofitiu 
gibt es faſt nur hiſtoriſch · antiquariſche Unterfuhungen (freilich fajt im 
einer praktiſchen Tendenz) von Selden, Mador, Brady, Pettot, 
Nath. Bacon u. A. Das gemeine Recht Englands umfaßt, mas! 
betrifft, micht bloß das bürgerliche, fondern aud) das Criminalseht, 
deffelben in beiden Vezichungen mit wenig Worten unb body mit Bel 
zugeben, ift nicht wohl möglich. Daß das Spftem des Landeigenth 
Kehnmwefen gegründet ift, wurde ſchon bemerkt, und obgleich unter Raı 
turaliehmdienfte, mit Ausnahme einiger Dofbienfte, 3. B. bei der Kro 
boben worden find, fo bleibt doch in allen diefen Verhaͤltniſſen, befen 
folge, die lehnrechtliche Grundlage noch ſeht fichtbar. Eine große 4 
iſt die große Freiheit der Engländer, über ihr Vermögen durch Teſtam 
gen. Noch im 13. Jahrh. konnte über das Lehn gar nicht, von da 
Vermögen nur Über ein Drittheil verfügt werden, aber durch Dülfe di 
iſt es nach und nach dahin yefommen, daß auch die Kinder kein nothr 





seht (feinen Pflichteheit), felbft nicht in Anfehung alter Stammicher 
Daftıc iſt das Grundeigenthum mit eines ſolchen Denge befonderer B 





weicher nach dem ojſentirchen Berhor Der Zeugen, Ole Sache n 
Anſicht zuſammenfaßt, ſchuͤtzt den Unſchuldigen Niemand, w 
dige durch ein beſtechendes Außere, durch erheuchelte Beid— 
durch theatraliſche Kunſtgriffe des Sachwalters, der verdien 
Die Fetter war auf Englandé freiem Boden nie geduldet, un 
handlung des Gefangenen, dag ihn bei der öffentlichen Werhai 
den Zufammenhang der Sache befragen darf, damit er nich 
werde. Dafür aber kann aud) Niemand dem Gewiſſen der € 
ſchreiben, tie Jury ſpricht auf den erften Anſchein, aufdie en 
gründe ihr Schuldig, worauf der Richter die Todesſtrafe verki 
nimmt ſich des Angeklagten an, wenn er einen Vertheidiger 
entfernte Zeugen ſeiner Unſchuld nicht vor dem Gerichtstage 
„Wir fuͤrchten ſehr“, bier es vor einiger Zeit im „Edinburgh 
fer Punkt des engliſchen Criminalproceſſes mandyem Unfchuld 
ftet bat”, daher tft auch hier nicht Alles Gold, was glänzt, ur 
zung gerade diefer Anſtalten auf einen fremben Boden gar Viel 
waͤgung bebürftig. 

Engliſche Bank, f. Londoner Bank, 

Engliſche Gartenanlagen, f. Bartenfı 

Engliſche Geſchichte bid 1603, fe Großt 
Engliſches Horn (Coruo inglese), eine verg 
Heboe; ſteht jedoch fünf Zöne tiefer als die Hoboe, und dahe 
die Partien für dies Snftrument gewöhnlich im Violinfchtüffet 
die Tonart, aus welcher das Stud geht, für das englifche Ho: 
her (alſo wenn 5. B. ein Stud aus C geht, für died Inftrum 
werden. 8 hat bei weitem nicht da& Angenehme, noch auch 
des Baſſethorns. 

Engliſche Kirche, ſ. Anglikaniſche Kir: 
pation. 

Engliſche Krankheit (Rhachitis, Spina nı 





BrLvIsG BYYWUUYEE joν ν wor wıy syaorQ1ss br Acer + Ve Ace V 
und dem normaͤnniſchen Theile der Nation angehoͤren, weld 
nehmere Leben bildete, bis nach und nad) die angelſaͤchſiſcher 
Elemente zufammenmwuchfen, die fchon einen gemeinfamen 
hatten. Die Balladenpoefie, fangbar und von mandernd: 
gen, gehörte dagegen der angelſaͤchſiſchen Nationalitaͤt an u 
Schottland und an den Nordgrenzen Englands. Beide 
fen fich bis in das 12. Jahrh. verfolgen und die Balladenpe 
gefang bis in das goldne Zeitalter der englifchen Literatur for 
der eigentlichen gelehrten Literatur Englands, infoweit fie du 
ift, wählen wir die Zeit, wo der Kaufmann William Garto 
von einer weiten Reiſe, die Buchdruderkunft nach England 
minfter, von 1474 an ungefaͤhr, übte, und da kurz vorher C 
wenigften® ihrer Sorm nach, neu begründet und fie ben Fode 
her gebracht hatte, da auch die Profa fich faft um dieſelbe 

fo trifft aud) der Anfangspunkt dar engi. Poeſie und Beredt! 
zuſammen. Der Zeit folgend, machte Garton zuerft mpthi 
kannt, deren Gegenſtand die im Morben allgemein verbreit: 
Zunft der Franken und Sachſen aus Troja war. Und mı 
überfegt lieferte in einer Zeit, wo die claffifche Literatur in 
baut war, follte auch da® mißfungene Unternehmen nicht im 
Iſt es ja doch die anbrechende Morgendimmerung, die imm: 
ter den Tudors heraufblühte. Denn von Giaffitern ging 
aus. Che wir aber in das Einzelne eingeben, drängt fich be 
zen der engl. Literatur die Bemerkung auf, daß der große, 
Lage hervorgegangene, durch jahrhundertelange Kimpfe un 
tigte, faſt übertriebene Freiheitsſinn und finftere Hochmutt 
Mepublicaniemus, den der grofie Alfred durch bie Abtheilun: 
ren, durch Wahlen der Stellvertreter und ihre Verfammlun: 
der Geſchworenen begründete, auch hier fich wicderfindet. 





junge Theologe oft nicht im Stande ſei, einen Say aus d 
‚erklären. Die Urfachen der Fortdauer diefer mangelhafte 
Theil, wie fo viele andre Mißbraͤuche in England, in dem 
tismus und der herrichenden Kirche, deren Dlitglicder aus! 
akademischen Pfränten haben, gegruͤndet, da bei einer zeit 
Univirjitäten jene Pfrunden, einträglihe Stelien ohne & 
Beſtimmung erhalten koͤnnten. Es zeigte ſich dies recht ar 
der von dem Parlamente ernannte Ausſchuß zur Unterſuc 
Ber niedern Siaͤnde in der Hauptftadt, nach ſpaͤter erhalten 
Auftrages, unter des geiſtreichen Schottlaͤnders Brougban 
waltung der Gelehrtenſchulen und der Colleges (f. Col 
fitäten) auf den Univerfititen in den Kreis feiner Unter 
bis das Oberhaus, als ſchon manche Mißbraͤuche aufgedec 
ſchung in die Erzichung ber höhern Stände ſich entgeg 
befangenen Würdigung der engl. Hochſchulen möchten die 
tung doch von den Nachtheilen überwogen werben. — Di 
Unterftügung ber Regierung, theits durch die Bemuͤhunger 
‚geündeten Vereine für Wiſſenſchaften und Künfte wurden 
ger gemacht und durch neue vermehrt. Die koͤnigl. Geſel 
in London, feit dem Tode bes trefflichen Banks unter bes C 
gibt fortdauernd jährlid, ihre Denkichriften („‚Philosophi 
aus, und mit ihe wetteifert der gleichnamige Verein in 

zwei Glaffen, der phyſiſchen und literariſchen, beftebt, und | 
zum Präfidenten hat. Won den neugeftifteten wiffenfchaf 
wir al die wichtigften:: die Merner’fche naturhiftoriiche & 
die geologifche Geſellſchaft, die naturforfchende Geſellſch 
1820), die Gartenbaugefeufchaften zu London und Edink 
liche zu Glasgow (jeit 1809), die entomologifche Geſellſche 
Baukunſt zu Londen, die ſaͤmmtlich Denkſchriften herau 








560 Englifhe Literatur und Wiſſenſchaft 


hard Philipps herausgegebene „Monilly magazine‘, das immer uf 
Parteifarbe im Politiſchen wie im Neligiöfen trug, aber unter Anbine 
ger Grundfäge noch fchr verbreitet ift; da6 „New anonthly magazine 
feiner Eröffnung (1814) fid) jenem ſchroff entgegenftellte, aber untr k 
Thomas Campbell’ Keitung feit 1821 ſich zu freien Anfichten bitanz 
haupt an Werth gewonnen bat; das feit 1817 an die Stelle des ältra 
beftandenen) „Scotch magazine‘“ gettetene reihhaltige „Edinburgh 
and literary wiscellauy*, Blackwood's „Edinburgh magazine“, d 
literarifche Urtheile und entſchiedene Zorpgrundfäge ausgezeichnet, Du 
anazazine“, das ſich unter John Scott fehr bob, der aber kieia 
einem Abgeordneten des Redacteurs von Blackwood's „„Magazier 
wurde; und das 1822 begonnene „Brighton anagazine‘*, wo mn 
Auszlige aus den Parlamentsteden findet.” Zu den Zeitfchriften 
halte iſt aud) daß, feit 1758 jährlich) eridjeinende „Annual reriser 
das eine Staaten: und Literaturgefchichte enthält, und das feit 1750 
nad) faft gleichem Plane herausgegebene „New annual register 
hier der heftweife erfcheinenden reichhaltigen Sammlung von wichtigen 
ten: „The pampbleteer‘‘, die Valpy herausgibt, erwähnt werden. 
wir die, für ein wiffenichaftlicyes Gebiet ausfchließend beſt immien Zer 
finden wir feit 1810 auch eine, der claſſiſchen, biblifchen und me: 
teratur gewibmete, das von Valpy herausgegebene „Classical joum- 
auch Wiederdruce älterer philologiſcher Abhandlungen, fei 

fert. Mit Im Angelegenheiten und der meraenlin 

tigt ſich das "ei 1816 sefdyeinende fh ägbare „Asiat . 
den Naturwiffenicpaften, der Aſtronomie, Mechanik und Erdkunde it 
oben bereit genannten „Quarterly journal‘‘, das von Breiefter url 
Vierteljahrsheften herausgegebene reichhaltige „Kdinburgh philose; 
nal‘‘ gewidmet. Laͤnger beftchen das von Tilloch beforgte „„Philus 


nal‘, Thomfon’s „Annals ofphilosophy, or Magazine of cheı 
xalogy, mechanics, natural history, agriculture a, 
son D. Sims ‚Botanical magazine“ 








* &r. Gsubman, weiche 1693 das ca Ükcte 
eigung, die fräher nur ſchwach auf das Hr ifope Bing 
417. Jahrh. auch auf andre und 
Hohn Sreaves, Edm. Caſtle, Huiſch, Sam, Glar 
ley Loft, Walton (die letztern Sechs Herausgeber ber le 
Lightfoot, John Selden, Thomas Goodwin, John Sp 
Pearſon, Ant, Seattergood eroͤrterten und erlaͤuterten bi, 
von mehren Seiten und nach mehren Richtungen. Cine fi 
" e. Samaritaniſch verftand Rob. Hunti 
Caſtle, Hyde, welche Sprachlehren, Woͤrterbuͤcher und aı 
kannt machten, und Ed. Bernard wußte die Alphabete vor 
in. Im 18. Jahrh. erörterten griech, Metril Richarb X 
d M Greammatile: 


ſſiker 
tacker, Gale, Hudſon, Creech, Rowe, Simſon, Greg 
Zach, Pearce, Hearne, Waffe, Barnet, Elarke, Upten, 
grave, Torwhitt, und gegen Ende bes Jahrh. ber 
bruder Bentley s. Die bedeutendſten Namen ber 
ausgeber des Aſchylus), D. Burney (Metriter), Blom fie 
matiker und Lexikograph), Galsford, Dobree, Monk, Ct: 
—— —— * 
lich nicht mit dem freten Geiſt umfaffe, ber fie allein zur w 
on @ 


| | | er 
a. man auf. ifehen moch nicht, wie in. 
at, Erſt in neuen, ft auch in wo 
lat. ſich auszeichnete, ein 5 





564 Engliſche Literatur ung Wiſſenſchaft 


4.) heraus. Zur Kenntniß des gemeinen Hindoſtaniſchen gaben Gildhrf| 
(1809) und ſpaͤter Shakſpeare (1813 und 1817) durch Sprachlehren un 
bücher Anleitung, und Carey lehrte (1805) den bengalifchen Dialekt. 5 
gezeichnete Auffäge über indifche Sprachgelehrfamteit und Literatur, beſt 
Colebrooke, einem der erften Kenner der Sprachen und Sitten Indiens, 
die feit 1799 in Calcutta erfcheinenden und in England nachgedruckten 
researches‘‘, welche die Denkfchriften des von dem trefflihen Mill. So: 
teten Gelehrtenvereins zu Calcutta liefern. Den Bemühungen biefer € 
und ihres thätigen Präfidenten, John Anftruther, verdankt man auch, aı 
Überfegungen aus dem Sanskrit und andern morgenländifhen Sprachen 
in ben Urfprachen gedruckten indiſchen Werke, die aus ben Drudereien zu 
und Serampore hervorgingen. Zu den wirkfamften Beförberungsmittel: 
genländifchen Sprachſtudiums in Großbritannien gehört da® 1805 auf 
fung des Marquis v. Wellesley, als bamaligen Gouverneurs von Indien 
trefflich eingerichtete oftindifche Cellegium (East - India college) zu He 
man die dem Dienfte der Gompagnie fidy widmenden jungen Leute ſowo 
meinen, hiftorifchen und ftatiftifchen Kenntniffen, als auch in den Grur 
der morgnländifchen Sprachen unterrichtet, worin fie ſich dann in der 
Sprachſtudium beftimmten Lehranftalt zu Fort: Wiltiam bei Calcutta n 
bilden. Daß bei diefer vielfachen Befchäftigung mit vielen fremden Spi 
dem Beduͤrfniß, welches die Form öffentlicher Verhandlungen in Rechts: 
Staatskunſt herbeiführten, bei der Liebe und dem Stolz auf frühere ei 
Gtaffiter, auch die engl. Sprache durch Staatsmänner, Dichter, Geſc 
ber zu immer größerer Vollkommenheit reifte, und an Umfang, Laute 
ſchmeidigkeit gewinnen, freilidy aber auch, wie die Nation felbft, etwas 
tionelles, Verfeſtigtes befommen mußte, war natuͤrlich. Sb fie aber in I 
neuern Zeiten durch Verkehr und Einfluß der Franzoſen wirklich fo viel 
habe und fo kräftig gediehen fel, als durch die frühen Eräftigen, in ber 
Geiſtes der Nation wurzelnden Männer, unter welchen Shakfpeare vor ‘ 
gezeichnet zu werben verdient: dies ift eine Frage, deren Bejahung . 
neinung von dee tiefen Würdigung der Nation abhängt. So viel 
geroiß, daß Verfeinerung der Sprache, wie die Gefelligkeit fie hervor! 
fih mindeften® noch nicht Bereicherung und Gewinn ift, Indem ja 
Umfang ihres Gebietes von mehr oder minder tiefer vielfeitiger A 
abhängt, fondern zuvoͤrderſt durch bie Gleichartigkeit mit den Elemente 
dung und dann durch die inwohnende Bildbarkeit fich als ſolche reı 
muß. Unter den engl. Grammatikern, Sprachforſchern und Lexikograph 
die Namen Lowth, Th. Sheridan, John Walker und vor Allen Samuel 
in neuerer Zeit Nares, Horne Took, Grabb, Edm. Malone, John Todd 
Allen, Grant, Lewis, Sam. Adams u. X. Dagegen ift nad) dem, was 
rer Zeit Hickes, Wanley, Eye, Price, Somner, Benfon, Thwaites u. 2 
Erforfchung der nordifchen Urfprachen geleiftet, wenig felbft für da® Ange: 
gefchehen. Der verwandte Dialekt des fchottifchen Miederlandes, wu 
dur I. Jamieſon's etymologifches MWörterbudy (Edinburg 1808, 4.), 
von ihm beforgten, zum heil bereicherten Auszug (Edinburg 1818), the 
die verfchiedenen Sammlungen altf&hottifcher Gedichte (3. B. von Sibb 
gehängten Stoffarien befannter. Fuͤr das Altirländifche lieferten Valla 
das heutige Irlaͤndiſche Conellan und O'Reilly (1821), für die Sprache vc 
Richard Sprachlehren und Wörterbücher, Selbſt die Umwandlungen, n 
Mutterſprache in dem freien Tochterlande erlitten hat, wurden von dem Aı 
Pickering in feinem Verzeichniffe der, den Bewohnern der Vereinigten Ste 
nen Wörter und Redensarten zufanmengeftelit. 


Englifche Literatur und Wiſſenſchaft 565 


B) Alterthumstunde. Bliden wie aus dem Geblete des Sprachkunde 
lchſt auf den Ertrag, den in unferm Zeitraume die Kunde bes claffifchen Alter 
mö gewonnen hat, fo begegnen ung zuerft die ſchaͤbbaren, Denon's großes Werk 
nenden Unterfuchungen, die Lord Eigin’s Gefandtfchaftsfecretair, William 
ilton, in dem erften Theile f. Bemerkungen über verfchiedene Theile des Tuͤr⸗ 
„Aegyptiaca“t, 1809) uns mittheilt. User Griechenlands Urzeit hat Marfh 
Ierae pelasgicae“‘, 1815) Forſchungen angeftellt. Die Geſellſchaft der Dilets 
gab 1809 aus verfchiedenen Sammlungen in Großbritanien gemählte Proben 
raͤgyptiſcher, hetruriſcher, griechifcher und römifcher Skulptur in fchönen Abbil⸗ 
gen nebft Befchreibungen heraus, worauf fie 1817 ein ähnliches Werk über die, 
richt abgebildeten Alterthuͤmer Attikas, die Überrefte der Baukunft in Eleufis, 
maus, Sunium ac. enthaltend, folgen ließ. Leake, dem wir auch ſchaͤtzbaro 
tfuchungen über Griechenland (1814) verdanken, lieferte sine Topographie des 
Athens, Sell eine Topographie von Troja (1802) und ein Werk irber die Als 
imer von Ithaka, Stuart's und Revett's Werk Über Athens Alterthuͤmer 
(1816) von Wood aus deren Nachlaß mit dem 4. Bde. ergänzt. Bon ben 
tiquities of Ionia“ erfchienen bi6 1822 3 Bde. Combe befchrieb bie im bri⸗ 
3 Muſeum befindlichen alten Marmordentmale (1812 — 15) und Gefäße von 
anter Erde (1810), fo wie auch (1814) die alten Münzen diefer Sammlung. 
von Elgin’s Marmordentmalen (f. d.) erhielt man (1816) Abbils 
m. Moſes lieferte (1814) eine Sammlung antiker Vaſen, Altäre, Dreis 
c. —— Alterthuͤmer wurden in archaͤologiſchen und philologiſchen 
udtungen von Drummond und Walpole (, Herculanensia““, 1810) erlaͤutert. 
C. Theologie. Wie das oͤffentliche Leben beſonders und ſeine Schwin⸗ 
m in England ben Anbau der Sprachkunde foͤrderten, fo erging es auch in ans 
Wiſſenſchaften. In der Theologie war die äußere, oder wenn man es fo nens 
arf, die praftifche, nad) dem Staate geehrte Seite, naͤmlich die Kirche und 
Beftatt, Das, wovon die Bearbeitung anhub, und deren Ausbildung duch 
be Äußere Reibungen verhältnißmäßig noch mehr fortfchritt, ald durch die 
Iode des Stubiums, wovon unten gefprochen werden wird. So ftrebte Hein⸗ 
IIII., ber durch feine Schrift über die fieben Sacramente gegen Luther für 
Staubensbefchüger galt, fi) vom Papfte zu trennen, und deſſen Einfluß auf 
8. Geiſtlichkeit zu hemmen ; aber, indem er bier ganz dem Nationalzug der 
Hucht getreu verfuhr, und mithin ifolict wirkte, mußte wohl dad Werk langs 

gehen und minder folgenreich und erſprießlich für Die Bildung der Nation wer⸗ 
us fonft der Fall ift, wenn gemeinfchaftliche Kräfte wirken. Er bob, wie 
d VI., mehre Klöfter auf; aber hiermit war body nur ein mögliches, bedroh⸗ 
Diuberniß gehoben, immer noch kein Foͤrderungsmittel angegeben. Ja, als 
Naria, Heinrich VIII. Tochter, diefe ſchwaͤrmeriſche Anhängerin des Papſt⸗ 
B, zur Regierung gelangte, da wurben furchtbare Rüdfchritte durch Feuer 
Bit gethan, und ber Äußere Druck trieb Mehre, die in ihrem Freiheitsgefühl 
ucht dulden mochten, in das Ausland, aus welchem fie, nach der Königin 
„mit neuen Kenntnifien bereichert und gefräftigt, unter der Regierung der Ell⸗ 
buuchdlehrtn, Wie damals bereits der Adel gefunten, fo war das Volk an 
isabenheit und Selbſtvertrauen durch Aderbau, Handel, Schifffahrt und 
wüber bie Spanier gefliegen. Der engl. Freiheitsgeiſt trat auch in den Parteien 
hezitaner, der Episcopalen und fpätse der Methodiften ungezügelt auf, und 
keidenfchaftlichkeit, verbunden mit dem auf den äußern bürgerlichen Verkchr 

Sinn, fcheint keine der flillen und andächtigen Pflege und Ausbildung 

tniß vortheilhafte Stimmung zu fein. Aus ihr aber wird eben das 
begreiflich, daß auch dies Studium unter den Englänbern eine Einfeltigkeit ges 
um mußte, bie ch bis jetzt noch gehindert bat, zur Münbigkeit und Reife zu ger 





564 Engliſche Literatur und Wiſſenſcheſt 


A) heraus. Zut Kenntnlß bed gemeinen Öindoftantfchen gaben Gi 
(1809) und fpäter Shakfpeare (1813 und 1817) durch ı 
ducher Anleitung, und Carey lehrte (1805) den bengalifcyen Dial. 

gezeichnete Auffäge Über indiſche Sprachgelehrſamkeit und Literatı, ir 
Colebrooke, einem der erften Kenner der Sprachen und Sitten Intl 
die feit 1799 in Galcutta erfcheinenden und in England nadaebruhn 
researches‘‘, welche die Denkſchriften des von dem trefflichen BL 
teten Gelehrtenvereins zu Galcutta liefern. Den Bemühungen drin 
und ihres tätigen Präfidenten, John Anftruther, verdankt man aus, 
Überfegungen aus dem Sanskrit und andern morgenländifchen Spuk 
in den Urfprachen gedrudtten indifchen Werke, die aus den Drudeim 
und Serampore hervorgingen. Zu ben wirkſamſten Beförberungkmit 
genlänbifhen Sprachſtudiums in Großbritannien gehört das 1805 z 
fung de6 Marquis v. Wellesley, als bamaligen Gouverneurs von Itdi 
trefflich eingeric;tete oſtindiſche Crlegium (East - India college): 
man bie dem Dienfte der Compagnie fi wibmenden jungen Eeute in 
meinen, Hiftorifchen und ftatiftifhen Kenntniſſen, al6 aud) in ten & 
der morgenländifchen Sprachen unterrichtet, worin fie ſich dann mt 
Sprachſtudium beftimmten Lehranftalt zu Fort-William bei Calcun⸗ 
bilden. Daß bei diefer vielfachen Beſchaͤftigung mit vielen fremden € 
dem Beduͤrfniß, welches die Form öffentlicher Verhandlungen in Ret 
Staatskunſt herbeiführten, bei der Liebe und dem Stolz auf frühen 
Elaſſiker, auch die engl. Sprache durch Staatsmänner, Dichter, & 
ber zu immer größerer Vollkommenhelt reifte, und an Umfang, La 
ſchmeidigkeit geroinnen, freilich aber auch, wie die Nation felbft, mm 
tioneles, Verfeſtigtes bekommen mußte, fivar natürlich. Db fie aber 
neuern Beiten dutch Verkehr und Einfluß der Franzoſen wirklich fo ri 
habe und fo Eräftig gebiehen fel, als durch die frühen Eräftigen, in d 


Geiſtes der Nation murzelnden Männer, unter weichen Shakfpeäre ve 
gezeichnet zu werben verbient: dies iſt eine Frage, deren Bejehen 
neinung von ber tiefern Würdigung ber Nation abhän, 














568 Engliſche Llteratur und Wiſſenſchaft 


RB. Medlein und Ebirurgie. Auch die Arznelkucde bi 
auf den Gebrauch, und ihr Studium ging auf beiden 
Gainbridge, von ber allgemeinen Grundlage der Philologie, Mathemz 
aus, im geben erſt ſich weiter fortbildend. Hier hat es jedoch, wie ti 
Engländern in jeder Wiffenfchaft iſt, nicht an einzelnen großen Köpfı 
welche, beſonders in ber Anatomie, geoße Entbedungen gemadıt ba 
unter Karl I. machte Harvey bedeutende Erfahrungen über den Buuu 
befchrieb Wharton alle Druͤſen und entdecte bie Speicyelgänge in den! 
Clopton Haver die glandulas mucilsginosas, Srancis Guſſon die 
Bidloo gab Abbildungen des menſchlichen Körpers mit Tert von Cor 
ym verwarf viel Hppothetifches Im Praktifhen, als Antiphlogd 
tzte waren bie Hunters und Eruikſhank. Einen voliftändigen Un 
erft Edinburg. Merkwürdige Anatomiter find die beiden Monroe, P 
Husham, Pringle, Heberden, Bater, Darwin, Brown, Jenner, 
der Brutalimpfung, Currie. Die Chirurgie warb erft 1745 von! 
ſchaͤften getrennt und Prüfungen unterworfen. Außer den Vorleſun 
rüber gehalten werden, gibt es auch noch Schulen genug, worin C 
Nourfe, Sharp, Hunter, Bell ıc. ſich gebildet haben. Inder Er 
war 1763 Smellie berühmt, und Aitkin (1789) durch fein Lehrbuch 
gens Englifhe Medicin und Chirurgie in einem bef.A 
F. Mathematik und Aftronomie wurden wegen ihn 
für das Leben, beſonders für die Schifffahrt 2c., von den Engländer 
ber algebraifche Gleichungen ſchtieb, wiewol unbemerkt und wirt 
1579 Thomas Harriet. 1614 machte John Neper Logarithmen bel 
Henty Briggs verbefferte. 162% ftiftete Smile einen Lehrftuhl zu £ 
metrie und Aſtronomie, Gutler einen für Mechanik; und überhaupt 
watik die Grundlage aller Studien. 1655 ſchrieb John Wallis übr 
uUnendlichkleinen. Leslie gab eine Geometrie, geometrifhe Analrſe 
metrie heraus. Großer Kenner der griech. Geometrie und Hera 


griech. Mathematiker war Barrom, der auch 1662 bie erſten Grünt 
bes Unendlichen entwickelte. Er war Vorgänger Newton s, ber 16 





570 Engliſche Literatur und Wiffenfchaft 


John Fe. Miller. Eliſabeth Bladwell trieb 1741 Botanik, Nurelas 
man Linne. John Hill 1766 war der Erſte, Hierauf Kohn Miller. Ex 
Smith Linne’s Cabinet und ftiftete bie Linnc’fche Gefelifchaft. Aiton, ka 
ner zu Kew, pflegte als Renner die ſchoͤnſten erotifhen Gewächfe, ud mı 
durch die claffifche Beſchteibung des Pflanzengartens, dem er vorm, | 
dient. Curtis gab ein botanifches Magazin heraus, George Edwatte 11 
eine Naturgefchichte der Vögel, Thomas Pennant 1763 — 83 eine Zucg 
Latham ein Naturfpftem aller Vögel, Adams ſchrieb Über bie Infuſiera 
deren er 359 verfchiedene befchrieb, John Ellis über Korallen und Zoorden 
mas Mertyn eine Koncyyliologie, A. Trembley Naturgefchichte vın Ai 
Barbados, Lawſon Naturgefchichte der Carolinen. — In dem Grove # 
ſchaͤftigung mit der Höhern Mathematik abnahm, erhielten die Naturnifa 
defto eiftigere Verehrer, und wie vor 50 I. drei Briten, Blak, Caventifhun 
ley durch ihre merkwuͤrdigen Entdeckungen ben Grund zur neuen Chemie } 
Chemie), die Lavoifier's Namen trägt, fo war es in unferm Zeitraumer 
lichen Humphry Davp vorbehalten, eine neue Umwandlung der Wiffenlar 
gründen, als er (feit 1806) dutch Anwendung einer ſtarken galvanifcen ! 
die Zerfeßung der Alkalien und Erden bewirkte, und dadurch zu ber wichüz 
deckung führte, daß fie oxydirte metallifche Subftanzen find. Er und fm 
leute, Dalton, Leslie (durch ſchaͤtbare Unterſuchungen über die Natur da 
1804), Brande, Thomfon, Brerofter, haben ſeitdem fortgefahren, dir 
ſchaft durch Entdedungen und Erörterungen weiter zu bringen, und um 
Wolke, das, feiner angeborenen Stimmung nad, immer der Ausükung ı 
Nuͤtzlichen den Vorzug vor bloßer Forfchung gibt, in einem Manufactudz 
man bei ſchwerem Abgabenbrud: ſtets auf Erfparung von Aufwand und R 
ktaͤften hinarbeiten muß, konnte eine umfaffende Anwendung der Chemic } 
ſchen Zwecken nicht ausbleiden. — Die Naturgefchichte- ward in mehrm 


lange fo fehr vernachläffigt, daß die Briten hinter ben Sranzofen und Dratli 
ruͤckblieben, was in ber Pflanzenkunde im Augemeinen nody immer der Fal 
gleich die vaterländifche Botanik fortbauernb gepflegt wurde, un bie heben! 
welche den englifchen Pflangengärten fehr förderlich waren; da hier jährlich 





" 






HH 


2323 
23; 


Gefchichte im engern Sinn bin, als dem Organismus des S 
eignen.‘ Denn von patriotifchem Intereſſe, man möchte ſag 
gingen dort bie beſſern Gefchicht[chreiber aus. Raph. Dolint 
und 1587 die Chroniken von Fnyland, Schottland und Srlaı 
rifon ausgefchriebenen Urkun. : eine Gefchichte von England 
melin fammelte die engl. Geſchichtſchreiber des Mittelalters, n 
und Wil. Camden. Eine allgemeine Weltgef[hichte hatte : 
angefangen, aber megen kalter Aufnahme nicht fortgefege. 
N. T. gab 1650 Ufher, eine Chronif 1652 Ed. Simfon 
Pierce Robinfon’s Annalen. Um Chronologie machte fidy 16 
Marſham verdient, nicht Neroton. Indeß wurden immer Q 
ſchichte gefammelt durch Roger, Twysden, Selden, Fell, G 
chengeſchichte bearbeitete Cave 1674 in fpnoptifhen Tafeln 
ſchichte dee Kicchenfchriftfteller. Von engl. Biſchoͤfen und E: 
ton's „Anglia sacra‘‘ Nachricht. Fuller's „Berühmte Mi 
Wood's, Atheuae Oxonienses“ find nicht zu vernadhläffiger 
ber Beveridge, Warton, Duvell, Ufher, welche Kirchenverfe 
gefege, Gebräuche und Alterthuͤmer mannigfach erläuterten. 
Geſellſchaft die allgemeine Weltgefchichte, aus welcher Guthri 
1767 einen Auszug machten, Die römifche Geſchichte bearb 
Goldſmith, die griechifche derfelbe Goldſmith, Gillies und Mir 
römifchen Reiche Gibbon, die Gefchichte Karls V. und der Ent 
Mobertfon. Auswärtige neuere Staatengefchichte lieben die ( 
Stolz. Nur erft in den Zeiten der bedrohlihen Napoleonifdy: 
fi) danach um, Für die innere eigne fammelte Rymer (ft. 1 
wie Manning, Aftte, Senn, Lodge, Morgan, Howard, Harleı 
Kriegsalterthuͤmer der Römer in Britannien, Leroy. Though 
bearbeiteten diefe Stoffe noch roh. Diefe übertraf weit Hume 


m"„.uw.‘. 





576 Engliſche Literatur und Wiſſenſchaft 


aufnahm, bald wieder ihre alten Rechte, und aus ber Bewegung ber Geifter, di 
zu einer allfeitigen und fruchtloſen Erörterung geführt hatte, ging der Gewinn he 
vor, daß die Grundlagen der politifchen Wiffenfchaften ftrenger unterfucht wurde 
und was diefe Prüfung beftand, der Überzeugung defto fefter ſich aufdrang. X 
ſonders mufiten die Zeitumftände vielfältige Deranlaffung geben, die Grundfä 
der Staatswirthichaft, die erfi Adam Smith aus dem Zuftande der Kindheit erh 
ben hatte, zu erörtern, und die Lage, tvorein mehre europäifche Staaten durch jer 
Begebenheiten geriethen, warf oft ein helleres Licht auf viele dunkle Gebiete jem 
Wiſſenſchaft, wie denn u. A. die Lehre vom Gelde, und befonder8 vom Papie 
gelde, von ber Befteurung und viele Fragen der Danbelspolitit gründlicher aldj 
vor erläutert wurden. Aller diefer Anregungen und Begünftigungen ungeacht 
maren jedoch die Staatewiffenfchaften in England während jenes Zeitraums nid 
eigentlich Lieblingsbefchäftigung, und es erfchien daher auch Fein Werk, das al 
glänzendes Denkmal des gewonnenen höheren wiffenfchaftlichen Standpunftes ge 
ten tönnte, den man meift nur aus ben Parlamentöverhandlungen, befonders de 
Berichten (Reports) der Ausfchüffe, aus den Erörterungen in den politifchen um 
Eritifchen Zeitfchriften und Gelegenheitsfchriften, die eben deshalb in England fi 
häufig bleibenden Werth für die Mtffenfchaft haben, erkennen kann. Unter da 
Werken, die ſich als gründliche Bearbeitungen einzelner Theile der Staatswiffenfchel 
auszeichnen, müflen wir die Schriften des fcharfjinnigen Malthus über Bevoͤlbb 
rung und über die Getreideeinfuhrgefege, Thornton’s Werk über. Großbritannimk 
Papiereredit (1802) und Ricardo's Unterfuchungen über Staatswirthfchaft ul 
Beſteuerung (1819) nennen. | 

Bon einem Üiberblid des in den Wiffenfchaften Geleifteten Finnen wir mi 
nicht abwenden, ohne die allgemeine Bemerkung zu wiederholen, daß von jeher der 
Mohiftand und der Patriotismus der Engländer den Wiſſenſchaften mehr Vor 
ſchub ale irgendwo gethan haben. Dies beweijen theild mehre reich gewordene 
lehrte, wie Pope, Hume, Bladftone, Harofesworth, Gibbon, Paley, theils 
vielen von Privatmännern angelegten und unterhaltenen Cabinette, mie daß b 
ſche Mufeum, das Lewer'ſche, das Aſhmol'ſche, die Preisvertheilungen, ferner 
zur Sörderung einzelner Wiffenf&haften gejtifteten Lehrftühle; und häufige gele 
Geſellſchaften, Bibliotheken, wie die des britifchen Mufeums, Sions:Co 
Banks, Radcliff, Bodley, Catham ıc. Ganz der Freiheit der Nation gemäß, 5 








mäß dem Wohiftande, woburd Sinn und Neigung des Einzelnen für dies oder} 
nes Fach geweckt und unterftügt wird, darf man eben den Einzelnen, mie fie 
ſich hierin wirkten, toeit mehr Einfluß und Verdienft zufchreiben, als der Regieru 
deren Wirkſamkeit in diefer Hinficht weit zurüctritt, und die Würde und Kraft 
Volks nur mehr hervorhebt. Rechnen wir hierher, bloß als Gegenſatz, die Unie 
verfitäten Oxford und Gambritge, fo fpringt dies fehr in die Augen. Zugleich wich 
aber audy an ihrer VBerfaffung der engl. Nationalcharakter nur Elarer. Cine eignts 
liche Akademie, als ausgeſprochenes, treffendes, durchaus gegliederte® Abbild bet 
Eigenthümtichkeit des Wiſſens der Briten, iſt wol nicht zu ſuchen, und ee ift bes 
reits aus Obigem klar, wie immer nur einzelne Köpfe und Talente mit großen und 
vorgreifenden Entdedungen auftraten, aber Bein gemeinfames, befonnen nad) as 
nen wirkendes Streben nach Wiffenfchaft fich zeigte. Wie die nun ganz dem 
Sto’.e und der Freiheit der Engländer zufagte, ja notdivendig aus Ihnen hervor⸗ 
ging, fo wurde es auch durch die in der That Läffige und ſchlechte Verfaffung jene 
beiden Univerfitäten uterhalten. Auch hier war und ift Bein Ganzes, durch feinel 
Baues Gliederung und Ausdrud Anfprechendes, Belebendes und Haltendes. 
Dazu hat es die Unempfänglichkeit für Theorie nicht fommen laffen. Wie demnach 
fie mehre Wiffenfchaften gar kein Unterricht, für andre nur ein unvolifländiger, 
der Freiheit, ja der Willkuͤr der Lehrer überlaffener Unterricht ertheilt wird, abet 





waren jedoch die Staatswiffenfchaften in England während 
eigentlich Rieblingsbefchäftigung, und es erfchien Daher aud 
glänzendes Denkmal des gewonnenen höheren wiſſenſchaftlich 
ten &önnte, den man meift nur aus ben Parlamenteverhant 
Berichten (Reports) der Ausfchüffe, aus den Erdrterungen 
Eritifchen Zeitfchriften und Gelegenheitöfchriften, die eben t 
häufig bleibenden Werth für die Miffenfchaft haben , erkenr 
Werken, die ſich als gelindliche Bearbeitungen einzelner Theile‘ 
auszeichnen, müffen wir die Schriften des fcharfjinnigen M 
rung und über die Getreideeinfuhrgefege, Thornton’s Werk 
Papiercredit (1802) und Ricardo’ Unterfuchungen über € 
Befteuerung (1819) nennen. 

Bon einem Überblick des in den Wiffenfhaften Geleifi 
nicht abwenden, ohne die allgemeine Bemerkung zu wiederho 
Mohiftand und der Patriotismus der Engländer den Wiff 
ſchub als irgendwo getban haben. Dies beweijen theils meh: 
lehrte, wie Pope, Hume, Bladftone, Hawkesworth, Gibt 
vielen von Privatmännern angelegten und unterhaltenen Cal 
ſche Mujeum, das Lewer'ſche, das Aſhmol'ſche, die Preisve: 
zur Förderung einzelner Wiſſenſchaften geftifteten Lehrftühte ; 
Geſellſchaften, Bibliotheken, wie die des britifhen Muſt 
Banks, Radeliff, Bodley, Catham ıc. Ganz der Freiheit t 
mäß dem Wohlſtande, wodurd Sinn und Neigung des Fin; 
nes Fach geweckt und unterftüßt wird, darf man eben den € 
fi) hierin wirkten, weit mehr Einfluß und Verdienft zufchreibe 
deren Wirkſamkeit in diefer Hinficht weit zuruͤckttitt, und die 
Volks nur mehr hervorbebt. Mechnen wir hierher, bloß ald 
verfitüten Oxford und Cambritge, fo fpringt dies fehr in die ? 
aber auch an ihrer Verfaffung der engl. Nationalcharakter nur 


(Ka Morhamaia AA nrı AR valauncl nad suabbruahad herum ann 2 —-- 


ä 


ikſpeate nennen al 
1 Den Bea» bernd Pen 
n t eben 
&&, daß die Poefie zurlichzzeichen mußte, indem bas Komifche, deſſen 
& angehöriges) Element der Humor ift, theils das Widerſpiel ber 
Richtung einer Zeit, theils das der Poefie ift, Darum num 
nie, und ſebt fich, fo zu fagen, falt in a 


feiten weit zurlid, © 


noch ber geogeapbifch-topographifchen Ri 

ne Einfeitigkeit, welche ber Poefte fremd 

aßtlos, — ge — * * — 
Seite durch welche Sprache 

theils hierin die Zeit mehr, lie ml s doch —* 


— 


te um Weichheit und Melodie der Sprache, wie [hen 

serfucht hatte, Spenfer wat Artoftifch eich an 

tt Verwirrung, ‚ber der neunzeiligen, nach 
Zeit lebte auch Shakfpeare, 

ſchichte des engl. Theaters Epodye macht, fondern auch in 


* 
Ar 





N 


er 


=: 


Swiſt in feiner ſarkaſtiſch⸗ humoriſtiſchen Selbſtandigkeit, 
dende feierlich kuͤhne Young, deſſen religioͤſes Pathos aber c 
tet, und die trefflichen ſchottiſchen Volksſaͤnger Allen Ram 
die Mitte bid gegen das Ende des 18. Jahrh. blühen der pt 
Alenfide, der Elegiker Gray, der geniale Goldſmith, der b 
ſtrong und die Lyriker Pencofe und Burns. In der Überga 
Zeit, die ein eigenthuͤmliches Gepraͤge in ihren poetifchen Sc 
der Verf. des „Leonidas“, Glover, der tief [hauende Compe: 
Bloomfich. 

Die tunftgemäße Profa der Briten ift jung und beginn 
Bibel und der Claffiter. Nach einigen Vorgängern im Zeit 
Heinrich VIII. voie z. B. Walter Raleigh, Habington, Dri 
fchreiber, Joſeph Hall als Kanzelrebner, gewann die Pro 
bürgerlichen Unruhen durch vielfeitige Übung, Gewandtheit 
Dialog hatte bereits früher in Shakſpeare's Dramen eine 
. Vollkommenheit erlangt. Wir nennen Milton, Cowley, di 

den Dialektiker Hobbes, und den Vater der Staatsberebtfan 
Gegen Ende des 17. und zu Anfange des 18. Jahrh. wird d 
geläutert und verfeinert, und fie gewinnt befonder# in der & 
große politifche Bedeutung. Dahin gehören der Kanzelredn 
gene Temple, als politifcher Schriftfteller, der Phitofoph Ko 
dete Shaftsbury und der Geſchichtsſchreiber Gilbert Burnet. 
der Zeit: und MWochenfchriften bildet ſich feit Steele und Ad 
Deriode find zunennen: Swift, Goldfmith und die Roman 
fon, Fielding, Smollet ; ferner der humoriſtiſch⸗gemuͤthlich 
der einfach klare Chefterfield, der ÄAſthetiker und Moratift H 
Hurd, der gelehrte Sohnfon, der Moralphilofoph Adam Sr 
Staatsredner Burke; Unter den übrigen Staatsrednern ver 
Mob. Walpole, Will. Dirt (Graf Chatam), Willem Pit 
Mer nun das Ganze iener dichterifchen Leiftunaen der Enalaͤr 


Englifches Theater 381 


ıdgmeut‘‘ in Herametern (1822) gehört — verſuͤndigt. S. T. Coleridge 
ſ. d.) Hat bei ausgezeichnetem Talent, beſonders gur Schilderung des Furchtbaren 
nd tiefer Vlicke ins Menfchenherz, ſich ebenfo oft als Southey, dem er ſonſt an 
oetifhem Beifte überlegen ift, zu Abenteuerlichkeit und Zändelei hinreißen laffen. 
— Sohn Wilfon, ein Dichter von vorzüglichen Anlagen, fingt in feinen erzaͤh⸗ 
enden und befchreibenden Gedichten, befonders „, The isle of palms* (1816) und 
„Ihe city of the plague“‘ (1816) in der von Wordsworth angeftimmten Weiſe, 
md nimmt, wie diefer, feinen Stoff am liebften aus den Gefuͤhlen des Volks und 
un Freuden bed abgefchiedenen Lebens, und wenn auch, befondere wo er ſich zu 
roͤhlichen Gegenſtaͤnden wendet, bie Zartheit feiner Empfindung entzüdend ift, fo 
ſergreift er ſich doch nicht felten bei dem Streben nad) Einfachheit und Kraft des 
Ausdrude. — ‚Thomas Moore (f. d.), ein Irländer, hatte ſich ſchon durch ſ. 
umfchreibende Überfegung des Anakreon (1803) und feine Epifteln und Oben 
(1806) den Ruf einer feltenen Zartheit und Melodie des Versbaues erworben, alb 
rfpäter auch den Vorwurf unfittlicher Lüfternheit, den man feinen jugendlichen 
Kedern mit Recht macht, in feinen Eräftigen und zarten irländifchen Volksgeſaͤngen 
kied, und in einem erzählenden Gedichte, „Lalla Rookh'' (1818) einen höhern 
girntalifchen Flug nahm, aber zu viel Schimmer, bei oft erfünfteltem Witze und 
u bunter Schilderung fpricht er felten Eräftig zum Herzen. George Crabbe 
ſ. d.) zwar nicht frei von Manier in feinen Schilderungen, ift ber treuefte und le⸗ 
jendigſte Nachbildner der Natur und dee feinfte Beobachter des Menfchenherzens 
mad feiner geheimften Regungen, in einer einfachen und Elaren Sprache, wenn 
auch die Kleinmalerei zumwellen in Kleinlichkeit fällt, und die Darftellung zu tief mit 
Bem Segenftande finft. — Unter den übrigen Dichtern der neueften Zeit find noch 
ganennen: Samuel Roger’, Bankier in London, Lehrdichter („„Pleasures of me- 
Fery““, „„Italy‘°), in fchöner einfacher Sprache; Leigh Hunt, phantafiereich und 
lend, doch nicht frei von falfchem Schimmer, vorzuͤglich bekannt durch die 
lung Rimini (1816); Bary Cornwall ein vielverfprechender Dichter, der 
(1820, durch f. erzählendes Gedicht: „„Sieilian Story“* ſich Auszeichnung er⸗ 
Rh; Percy Biſſhe Shelley (ftarb 1822) von vorzuͤglicher Anlage bei aller Vers 
theit, beſonders durch „The revolt of Islam““ bekannt ; Bernard Barton und 
en, beide Quaͤker, gluͤcklich in lyriſchen Gedichten, und der Letztere auch Über: 
bee „Befreiten Jeruſalems“ in neunzeiligen Stangen; James Montgomery, 
teligiöfer Lehrdichter mit elegifcher Natur; die Naturdichter Ctare und Dogg; 
die Romanverfaffer, theild dem Horace Walpole im romantifchen Novellenton 
ifeend, wie Anna Radcliffe, oder mit patriotifcher Tendenz, wie Lady Mor: 
Bon in bäußlichen Charaktergemälden, wie Mary Edgeworth, ber vielen 










mer Scott’& nicht zu gedenken. Die ihm zugefchriebenen Waverleynovellen 
Bien einen glänzenden Zeitabfchnitt auf dieſem Selde der Literatur. Meben ihm 
Segen der Amerikaner Wafhington Sroing, ihm geiftverwandt und doch eigenthuͤm⸗ 
IK, und der nationalere Cooper, der nur in ber Form feiner Romane an das engl. 
Berbiid erinnert. 
3) Englifhes Theater. Wir haben bei ber vorftehenden Überficht 
 Wmfäplich Die dramatiſche Poeſie und ihren Fortgang unerdrtert gelaffen, um fie, 
das höchfte Erzeugniß, im Ganzen zu betrachten. ine weitläufigere geiftreiche 
| Bürdigung hat A. W. Schlegel in feinen „Vorleſungen“ geliefert, dem wir hier 
‚Bm Theil nachzugehen für Pflicht halten. Wie überall entfprang auch in Eng⸗ 
md das Schaufpiel zunaͤchſt aus der Religion, und ſchloß fich ihr zuerfl an, wenns 
heich auch einige Spuren dramatifcher Spiele (wie die, welche in Wales den Na: 
Ben interludes führen) noch auf die Roͤmerzeit hinweiſen. Und fo waren denn die ° 
Moralities und Mynteries hicrin das Urfprüngliche. Kür das Erſte Hält man die 
Wunder der heil, Kotharine. Unter Heinrich VIII, wird „Erery man‘ al& das 


geachtet werben kann. Rad) diefem Vorworte verfuchen 
“Charakter der Einzelnen anzubeuten. William Word 

zuerft durch ſ. lyriſchen Balladen (1798) mit der herrfcher 
dete, zeichnete fich gleich bei feinem erften Auftreten durdy t 
fachheit in Gedanken und Ausdrud aus, aber bei allen Vo 
tiefes Dichtergemüth, eine ungemein kräftige Phantafie un! 
geben, nahm er in jener Beftrebung nicht felten eine verkehr 
leerer Spielerei führte. — Walter Scott (f.d.) der S 
fang gleich in der erften der erzählenden Dichtungen, die fü 
haben, dem „Lied des legten Dlinnefängers' (1805) im Ge 
und zeigte ſchon bier jene ergreifenbe Treue in der Beſchreibu 
wohnheiten und ber Lebensweiſe ber Vorzeit, jene Lebenbigi 
von Charakteren, Exeigniffen und Ianbfchaftliher Natur, 

britifchen Dichtern Niemand gleich kommt, als der Verf. d 
allgemeine Stimme ihm zufchreibt, aber aud) hier, den lock— 
Gewebe feiner Befchichten, auch hier, beider Kraft, die feiı 
oft Nachlaͤſſigkeiten, wozu die ihm eigne Raſchheit im 3 
konnte. — Ganz andere als bei Scott zeigte fi in Lord B 
tergeift, der jenem an ureigner Kraft gewiß überlegen war 

Eräftigften unferer Zeit gehörte, aber auch ein Gemüth, d 
ſchaftlichkeit und finftere Weltanfchauung in der Harmonie 
die Grundbedingung künftierifher Ausbildung und Erhebu 
feine dichterifchen Vermögens hat er am meiften in feinen 
gen, und vorzüglich in dem, durch Reichthum der Schilde 
Sprache am hörhften ftehenden „Childe Harold’’ (1812) ge 
digften Phantafie und dem feurigften Gefühle aber konnte er 

ſchauung ermangelnd, und bei dem ducchaus fuhjectiven We 
nen Charakteren kein Eräftig hervortretendes Leben verleihen, 

gen, fcharf gezeichneten Geſtalten ausbilden, was denn ſich a 


Englifches Theater 583 


Bitwe”' nicht ohne komiſches Talent; Heywood ein bürgerliche® Trauerſplel „Die 
durdy Güte getöbtete Frau”, kunſtlos und leicht und übrigens noch 220 Stuͤcke. 
Ben Jonſon, von Shakſpeare fehr gefchägt, unterftügt und aufgemuntert, wähnte, 
ſich über feinen Meiſter erheben zu können, weil er mehr Schulgelehrſamkeit befaß 
als diefer. Er mar fleißig, Eritifch, mühfam, aber ohne Anmuth und Pathos, wie 
feine „Satilina’‘ und „Sejanus” bervrifen. Im Luſtſpiel war er vorzüglicher, wie⸗ 
wol ihm ein ſchwerfaͤlliger, fatprifcherömifcher Zug, in der Intrigue Mangelhaftig⸗ 
keit, Unmwahrfcheinlichkeit und methodifche Breite eigenthuͤmlich blieben. Beau⸗ 
ment und Sletcher, die ſchon bei Shakſpeare's Rebzeiten über 50 Stüde ſchrieben, 
ihm immer nachtretend, waren fruchtbar, leicht und biegfam, nur zu fehr Alles 
auf Erfolg berechnend. Auch fie waren im Komifchen vorzüglicher, hatten natuͤr⸗ 
lichen Ausdrud, waren aber frech und unanftändig. „Die zwei edlen Vettern“, 
„Der Ritter von der brennenden Mörferkeute, „Die treue Schäferin”, find bei 
Schlegel ausführlicher beurtheilt. Ihnen fehr aͤhnlich find Maffinger und Shir⸗ 

e in. In diefer Reihe alter Dichter herrfcht eine gewiſſe Rafchheit und Natürliche 
p Belt, die aus Unftärheit und Unordnung bes Dialogs hervorgeht, in welchem eine 
h große Vorliebe fuͤr Wortfpiele ſichtlich iſt. Ihr Styl ift meift gewandt und gebil⸗ 
det, zumellen mit einem Beiſchmack von Zwang und Verwidelung , oft gefucht 
@urs, aber gehoben durch gluͤcklich hingeworfene Bilder, durchaus faft gefärbt mit 
einer unverkennbaren Zreuherzigkeit und Zierlichkeit. Won 1647—60 blieben 
- Ward) Veranlaffung der Puritaner die Bühnen verfchloffen, und nun wurde der 
: Heften Karls Il. eine Diode, die auch in die Kunft überging, und diefer Ton war 
ſittenlos und unanftändig. Auch Frauen flimmten in diefen Ton ein, 5. B. Mi 
Behn und Mrs. Centlivre. Durch Davenant wurde Opernmufit eingeführt und 
das Decorationdwefen verbeffert. Lange blieb Dryden Liebling de Publicums. 

JE eine Fehler 309 ber wigige Herzog v. Budingham in feiner Schaufpielprobe 
The rehearsal‘*) gehörig duch. Ihm ahmte Anfangs Otway nach, der im eis 
gmtlihen Sinne verhungerte. Sein „Geretteted Venedig”, feine „Waiſe“ ıc. 
Piersathen manche gute Anlage, und find nicht ohne tiefes Gefühl und eigenthuͤm⸗ 
che Zeichnung, bei vieler Unanftändigkeit und Mangel an Compofition. Nun 
achten fi) Wicherley und Congreve bekannt, pflanzten aber auch aufihre Nach⸗ 
Velger im Luſtſplel mehr oder weniger fittenlofe Unanſtaͤndigkeit und unzierliche 
Ferm fort. Zu diefen Nachfolgern gehören Farquhar, Vanbrugh, Eibber, Steele 
. A. Anftändiger, aber auch nüchterner wurde das Luftfpiel unter Anna. Colman 
fd.) machte fid) als tüchtigen Charakteriftiter bekannt. Garrick arbeitete Shak⸗ 
fpeare oft, wie es ſcheint, nad) fehr eiteln, perfönlichen und befchränften Anfichten 
wm, und fchrieb auch felbft für das Theater. Foote's Luftfpiele find meift fehr 
nachlaͤſſig in der Anlage und Ausführung, die Charaktere aber originell und launig 
bioidualifirt. Cumberland hat Weltton und Umgangsſprache, iſt aber flüchtig, 
herzlos. Tuͤchtiger ift Sheridan's Eomifched Talent. Segen wir zu diefen anges 
beten dramatiſchen Dichtern noch einige im Zrauerfpiel, fo ift die Gefchichte der 
Bäbne ziemlic) ausgemeſſen. Wir nennen Nie. Rowe, geft. 1718. Ex bewuns 
Inte Shakſpeare und war gefühlvoll, rührend. Adbifon’s „Cato“ iſt ein froftig 
kanzöfirendes Stud, das vom Römifchen nichts hat. Thomſon ift fehr correct, 
sber mehr für Lefer als Zufchauer. Ebenſo wenig ausgezeichnet ift Young. Lillo 
Rrüc Häusliche und bürgerliche Lebensſcenen in gelünftelter blumiger Sprache bar. 

An Moore, dem Berf. des „Spielers“, ruͤhmt man Charafteriftit und Situatio⸗ 
um, an Brooke's Stücken leidenfchaftliche, oft declamatoriſche Sprache, an Glas 
son Hill Megelmägigkeit und Correctheit, jedoch ohne leidenfchaftliche Stärke. In 
den neneſten Zeiten ift auch in England die dramatiſche Kunft immer mehr in Ders 
fa gerathen. Die herrfchende Richtung auf das Äußere biirgerliche Leben und feine 
Berhättniffe, beſonders Handel ıc., ift freilich ganz folgerecht diefelbe geblieben, 


‚982 Englifhes Theater 


Erſte angeführt, worauf „Hiycke scorns‘ und „‚Interiude‘ gefeist,d 
Eduard VI. „Justy Juventus‘‘; dabei aud) nody die Tragikomätim. 1 
ſchon „Bevatterin Gurton's Nadel" von 3. Stil erwähnt, das, kick 
keit doc) viel Komiſches haben ſoll. Es wurden auch ſchwache Verfuche u 
der antiken Tragoͤdie gemacht: „Fotrex und Porter, oder das Tram 
nBorbodue”, aus den erften Zeiten der Elifabeth war, wie „Muftaphz 
nDie ſpaniſche Tragsrie” war das erfte ernfte Stuͤck, unſichet nd I 
Kilty ſchrieb „Tampaspe”; er war füßlich, verfchroben. Marlow's „E 
Eunftlos, aber treu und einfältig und f. übrigen dramatiſchen Arbeiten 
und Lühner Geſtalt. Unter den übrigen Vorläufern und Zeitgenoſſen 
re's nennen wir Robert Green, Heywood, Decker, Rowley, Perle x. 

englifche Theater hatte nun wol zwar Mafchinerien, aber keine eigentl 
tationen. Denn In einiger Entfernung von den Wänden hingen I 
‚Hintergrunde war eine über die erfte erhöhete Bühne. Man fpielte 
Parterre war unter freiem Himmel. Tracht war die gewöhntide, ı 
buͤſche auf den Hüten und Rofen aufden Schuhen. Knaben fpielten g 
Muſik war in den Zwiſchenacten nicht. So fand Shatfpeare die Bi 
fein Zeitalter ungebilbet gewefen, darf man wol nicht behaupten. Di 
der Elifaberh brachte England in hohen Flot durch Handel und Ediff 
Luft an den Alten war aufgeregt, wie an den Erjeugniffen der Italien 
nier. Der Beift der Geſelligkeit war keck, Eräftig, muthwillig, witig 
mehren Schilderungen und Darftellungen Shakſdeare's zu urtheilen, 

feinen Hofton. Denn, wie ein Dichter auch riefenmägig über feine 34 
‚gen und bie noch in ihrer Tiefe unentwidelt ſchuummernden Keime b 
möge, nie wird man ihn body ganz unzufammenhängend mit ihr nen 
Shaffpeare hatte ſich ſchon früher nicht bloß als dramatifcher Dichter b 
und als Igterer genoß er allgemeine Achtung und Verehrung. Dies, ı 
zende Aufnahme feiner Stüde, trog der wenigen äußern Huͤlfsmittel 
lung, erweiſt ebenfalls wieder, daß fein Zeitalter wol nidyt roh gemeim 
Es iſt hier der Ort nicht, dieſes Dichters unergruͤndliche Herrlichkeit n 
folgen, ebenfo wenig, ald mandje über ihn im Schwange ‚gehenden Bi 





Engtifches Theater 583 
[ komiſches Talent; ‚Heywood ein biirgerliches J 
Kb Ba, ta ig und Ürens na dan 
Bm ide men, ‚aber * Anmuth und Pathos, wie 


lina” und „Sejanus“ beweiſen. Im Luftfpiel war —— ‚wies 
afchwerfälliger, fatpeifcherömifcper Zug, im der Intrigue rare 
Ihefcheinlichkeit und methodifdje Breite. — blieben. 
Fleicher/ die ſchon bei Shatſpeate ð Lebzeiten über 50 Stüde ſcheicben, 
nachttetend, waren fruchtbar, leicht und biegfam, nur zu fehr Allee 
#3 — licher, hatten natir | 
ud, waren aber frech und unanftänbig. „Die zwei eblen Vettern", 
te von ber brennenden Mörferkeule” , treue Gen find 
isfuͤhtlicher beurtheilt. Ihnen fehr "shntich find Maffinger und Shirs 
Niefer Reihe alter Dichter herefcht eine gewiſſe Raſchheit und Natürliche 
s Unftätheit und Unordnung de Dialogs hervorgeht, in welchem eine 
iebe fuͤr Wortfpiele fichtlic ft. Ihr Sipl ift meift gewandt und gebils 
em mit einem Beiſchmad von Zwang und Verwidelung , oft gefucht 
gehoben durch glücklich hingervorfene Bier, durchaus füft gefärdt 
ctennbaren Zreuberzigkeit und Zierlichkeit. Won 1647—60 blieben 
imlaffung der Puritaner die Bühnen verfchloffen, umd num wurbe der 
61H, eine Mope, die auch in bie Kunft überging, und biefer Ton war 
d unanſtaͤndig· Auch Frauen ſtimmten in dieſen Ton ein, 3. B. Miß 
Mrs. Centlivte. Durch Davenant wurde Opernmuſik rt und 
tionswefen verbeffert, Lange blieb Dryden Liebling des ums. 
ler 309 der witzige v. Budingham in feiner Schaufpielprobe 
earsal‘*) gehörig buch. ahmte Anfangs Otway nach, ber im eis 
Binne verhungerte. Sein „Gerettetes Venedig”, feine „Waife” ıc. 
tanche gute Anlage, und find nicht ohne tiefes Gefühl und. 
ung, bei vieler Unanftänbigeeit und Mangel an 
Wichetley und Gongreve bekannt, pflanzten aber auch ale Ra 
Buftfpiel mehr oder weniger fittenlofe und unzierliche 
Zu dieſen Nachfolgern gehören Farquhar, Vanbtugh, Eibber, Steele 
Inbiger, aber auch nüchterner wurde das Luftfpiel unter Anna. ° Iman 
te fidy Als tüchtigen Charakteriftier bekannt, Garrick arbeitete Shak- 
wie «8 ſcheint, nad) fehr eiteln, perfönlichen und befchränkten Anſichten 
hrieb auch felbft fir das Theater. Foote’s Luftpiele find meilt fehr 
der Anlage und Ausfühtung, die Charaktere aber originell und launig 
irt, Gumberland hat Weltton und Umgangsfprache, iſt aber 
Büchtiger ift Sheridan’8 Eomifches Talent. Seen wir zu dieſen anger 
matifchen Dichtern noch einige im. Trauerfpiel, fo. It die Geſchichte der 
lich ausgemeffen, Wir nennen Ne Rowe, geft. 1718. Ex bewun⸗ 
peare und war geflihlvolt, clhrend. Adbifon’s Cato! ift ein froftig 
18 Stüd, das vom Roͤmiſchen an bat. — fon iſt ſehr — 


kr Leſer als Zuſchauet. Ebenſo wenii net iſt Voung. Lillo 
he und buͤrgerliche Lebensſcenen In iger Sprache bar, 
dem Verf, des „Spielere", rühmt man beraten und Situatio · 


u Stüden leibenfchaftliche, oft declamatoriſche Sprache, an Claz 
iigkeit und Gorrectheit, jedoch ohne leidenſchaftliche Stärke. In 
Be a ee: a in 
u Die 9 auf | 
by befonders Handel ic., iſt —* ganz folgeredst Nt gitun, . 


584 Englifhes Theater 


wenn auch die Stürme ber legten Jahre hler Manches gehimbert haben. Wie du 
Ruͤckkehr zu den alten Sangweiſen, ober beftimmter zu reden, bie Ruͤckkehr zu 
Wahrheit, Einfachheit und Kraft, bie durch das Abweichen von fremden Formen 
und das Suchen im innerften Gemuͤthe bedingt war, im Ganzen gluͤcküche Folgen 
für die Dichtkunſt hatte, fo konnte auch das Drama erwedt werden, wenn man 
wieder auf den alten Weg zuruͤckkehrte; aber freilich haben während unſers Zeit 
raums nur erft Funken aus der reichern Vorzeit herlibergeleuchtet, die noch Fein 
bramatifchen Dichter weckten, ber auch nur neben den bleichern Geſtirnen jener Zeit 
fich zeigen könnte. Wir fehen bei einem Ruͤckblick in die naͤchſt vorher gegangnım 
eiträume, tie feit Länger ald einem Jahrh. das engl. Drama faft ganz aufgehört 
‚. hatte, ald nach Dryden's und Otway's mißlungenen Verfuchen, Addifon, Them 
fon und Johnſon noch unruͤhmlicher verunglüdten. Congreve's, Young’s, de 
me's Trauerſpiele find faft die einzigen aus dem vorigen Jahrh., bie halb noch in 
Andenken leben, aber in allen Zhgen fich als die Werke einer ſchwaͤchern, gefallen 
Zeit verrathen, wo felbft die Verehrung Shakſpeare's abgenommen hatte. En 
lich Echrte man zu der alten Quelle zuruͤckk. Neue Ausg. von Maffinger, Bram 
mont und Fletcher (1312), Ford (1811) und andre Ihrer Zeitgenoffen kamen dem 
erachten Bebürfniffe entgegen, und es erfchienen nun zahllofe Zrauerfpiele, ee 
klaͤrte Nachahmungen der alten Mufter. Den Reigen führte die mit vorzüglider 
Dichtergabe ausgeſtattete Schottländerin Johanne Baillie, die feit 1802 Xraume 
fpiele herausgab, deren jedes eine befondere Leidenſchaft ſchildert, worauf fie Luß 
fpiele nach gleichem Plane folgen ließ; einem Plane, der dem Geiſte Feſſeln anlegt, 
worin er fich bei aller Anmuth in einzelnen Stellungen nicht leicht und frei bewegen 
tonnte. Dazu kam das verkehrte Beftreben, in ihren Trauerſpielen den Styl de 
alten einheimijchen Dichter mit der Manier der fogenannten claffifchen Schriftſteb 
ler zu verſchmelzen. Ähnliche Nachahmungen des alt⸗engliſchen Schauſpiels, al 
nicht ohne Verdienſt, gaben Coleridge („Gemwiffensqual”), Maturin („Be 
und Manuel”), Cornwall („Mirandola”) und Milman („Zacio”, „Der Hall 
Jeruſalem“ u. a.), Sohn Tobin („Honey-moon‘“) ; aber nur die Letztgena 
und die Schottländerin möchten ſich im Andenken erhalten, nie werben fie 
ihre Mufter erreichen, fo lange fie zu offenbare Nachahmer find, nicht ſowol 
dem Geifte ihrer Vorbilder metteifern, als nur ihre Eigenheit nachbilden, 
f&hreiben, wie jene jegt fchreiben würden, fondern wie fie felber, nach ihrer 
nung, vor 260 J. gefchrieben haben Eönnten. Daher in allen dieſen Verf 
Ingfttichkeit und Mühfeligkeit. In die Reihe der neueften Schaufpiefbichter fl 
nun auch Byron und Ecott getreten. Jener gab feit 1817, wo er zuerft 
„Manfred” auftrat, „Zalieri”, „Sardanapal“, „Die beiden Foscari““, „Kata 
(1822) und „Werner (1822), aber es fehlt, bei trefflichen Einzelnheiten, ala 
an dramatifcher Wirkung und Mannichfaltigkeit der Charafterzeichnung. 
erinnerte in feinem „Halidon-Hill“ (1822) an die alte Bemerkung, daß gute €ı 
zähler faſt nie gute Schaufpielbichter gewefen find. Blickt man indeß auf alle je 
Verſuche zuruͤck, worin wenigftens die Atmung ſich ausdrückt, welcher Weg zu de 
alten Lorbeerkraͤnzen führe, fo darf man glauben, daß eher Fortfchritte als Ruͤe 
Tritte zu erwarten find, und wenn die Ahnung in begabtern und muthigern Ge 
fteen zur Klarheit geworden iſt, die Kränze noch) errungen werden. — Ehen] 
bürftig war in unferm Zeitraume die Ernte auf dem Felde des Luftfpield, wo me 
bei der Nüchternheit und Schwäche, welche ſich in allen Beſtrebungen zeigten, fr 
doch lieber den Wig und die Kebendigkeit, die man in Farquhar's und Wanbrug) 
alten Luſtſplelen, bei allen widrigen Auswuͤchſen findet, gefallen ließ. Geiſtrei— 
Bemerkungen über den gegenwärtigen Zuftand des englifchen Theaters f. in Tird 
„Dramaturg, Blätter", Bd. 2. Vgl. auch den Art, London, Theater. 













tifche Malerei Engliſche Medicin und Epirurgle 585 
Tifche Malerei mb Englifche Dapik; ſ. Engliſche 


Medici: d Chi ie Bir: ‚in dem Att. 
| Bes — 


et 

b ) mal 

e er! i n die Befugniß, in oder nahe bei London die Praris auszuüben 

‚dat doch auch von diefem Mitt net der reichſten Erfahrung bie vers 
fie gerabe nicht in ihrer Nähe wi A 
die Nichtmitglieber 


Inline fen Dad ef ko 18 bie X 
* el en⸗ 
De an a man ve —— 

die Philoſophie derſelben in Anſpruch zu nehmen haben. Das noch heute 

—— Soyſtem, das 


8 frei En Rn ee 
je fo xein wi 
16 eriges Diotto auf al feine Gedanken und Kanttangentiun, 








18 


Engliſche Pferde 


cht — ersten fie die, Leiſtungen andrer anerkennt. — 
ga — durch welche die engliſche Modiein ſich aus · 

angeführt fein, der ſich in der 
Literat 
det. Nur eine ſeefahtende Nation, — ———— unter allen 






















nit 10, 20, 60, ja mit 100 Guineen bejahlt wurde. Da 
NER mar, fo glaubte man nicht zu theuer 


Das Ausland fuchte mit Begierde eng. Pferde a ar dies trug 
ur Vervolltommnung der engl, Pferdezucht bei. Indeß war die Aus⸗ 
eng fte verboten, und wenn auch einzelne auf das fifte Land kamen, fo 
‚die Zucht davon nicht gehörig einzurichten, oder man hatte in England 
‚der zweiten oder dritten Güte N haufen welche oft den —— 
dies in der Normandie der Fall war, verfchlechterten. Übrigens iſt 
Ydie Pferdezucht uͤberall gleich dluͤhend. Man kennt Eeinen Unterfchied 


ft, veredelt heißt und die eigentlic) fogenannten englifchen Pferde 

ſcheint in England einheimifch zu fein. Sie ift 4 Fuß bis 45.4, 5 
"von ſtarkem Bau, einem Kopf , diem Halfe und fehr fchlanken Bei⸗ 

Pferde werden ohne befondere Sorgfalt in den Gebirgsländern, Corn» 
nfhire, Wallis und Schottland, gezogen. Sie find unermüdet und 
Bergläufer. Die zweite Nace begreift die Zug und Laſtpferde, die 
ig, wohl und ftark gebaut, und wahrſcheinlich flandr;'hen Urſprungs, 
> forgfältige Zucht ſeht vervolltommmet find. Die zahlteichfte ift die 
durch mehre fremde Arten veredeite Race, welche alle Jagd, Meitz, 
ab Gavalsriepferde begreift. Die fhönften darunter, mas Ebenmaß und 
trifft, find bie Nenner (race-horses, chevaux de course), —— 
ch von einem edeln fremden Hengſte und einer beruͤhmten eng) 
ebenfalls aus fremdem Geſchlechte, oder von zwei edlen Sfatigepfanen, 
vor einem veredelten Gefchlechte Uberhaupt abftammen, daher «8 unter 
chetlei Abftufungen gibt. Im Allgemeinen find fie 4 $. 7—10 Bolt 
iben einen ftarken, glatten Kopf, große Augen, lange Ohren, einen 
n Hals und eine hohe, etwas fhmale Bruft; ber Bauch ift wenig wor 
Gelente an den Beinen find ftark, ber Bau des Rüde KR gun 





en (fd) gegen Benkul 
fe Sudien) 1826 abgetretenen Rüftenftich 
ein, zufanmen 53,000 IM. mit 123 Mill. Einw,, wovon 25,800 
33 Mil. Eino. der Regierung unmittelbar unterworfen find, 
iron Fuͤrſten gehört, En 
ten), Mabrab und Bombapgetfeitt: Die ‚Einf, bettagen 
iu ae ren faft 10 Mit. Das Activcapital 


Präfidentfchaft 

n König, iſt aber für feine Handlungen dem 
lid Generalgouverneur als jeden Gouverneur der Praͤſi⸗ 
‚beigegeben. Die gebornen Briten und 


— ——— anfingen; fie 
ifchen Zeitraum von 450— 780. Als 570 Auguftin von Rom kam, 
der Srifttiche Religion auch den Keim zu Wiffenfehaften und Kunft, 
miſche Alphabet mit, wie es fich bereitß — kleinen Currentſchrift gebilz 
— EG Warton („History of the engli a 





te fun ke it 





590 Englifhe Sprache 


wandt waren. Was man gewoͤhnllch angelfädhfifch nennt, if ci 
angelſaͤchſiſch, wovon noch mehre fchriftlihe Denkmale vorhanden in 
ten des Könige Alfceb, zwei buchſtaͤbliche Überfegungen der vier & 
des undchten Caedmon poetifche Umfchreibung der Genefis. 106 
Einwanderung der Normannen , 3) der normännifc) » ſaͤchſiſche 3 
normännifcefächfifhe Mundart, fagt Warton, war eine barbarili 
ige und unblegfame Sprache. Ihr Grund war das Sädfiih:Di 
jegt mit Franzoͤſiſchem vermifcht ward. Die fächfifche Sprache hau 
Analogien, war von Dichtern und Theologen ausgebildet worden, a 
mit dem Dänifchen vermifcht, doch viel Klarheit, Stärke und & 
das von dem Eroberer und feinem Heer eingeführte Scanzöjifh a 
von Deutfch, Galiſch und vesdorbenem Latein. Mit dem Anfange 
begann 4) der frangöfifchefächfiiche Zeitraum. Die zuvor mit dem 
vermifchte daͤniſch⸗ ſaͤchſiſche Sprache vereinigte fich jegt mit derz 
ſchen, nad) deren Vorgang allmälig auch mit ber lateinifchen, und! 
Huͤlfe beider zu der heutigen englifchen aus. 'Merkliche Fortſchritu 
bildung that fie vornehmlid) in der zweiten Hälfte des 14. Fabch,, : 
Zuwachs von Ideen zu enge geworden, ſich Immer mehr aus ber fi 
cherte. An Chaucer, dem Vater der neuern engl. Poefie, ift die 
am merklichſten, und befhalb hat man fie auch zuweilen ihm feib 
So wurde denn die engl. Sprache eine Mifhung von Britifdem 
Angelfächfifäyem, Altdeutſchem, Dänifhem, Normännifcem und 
aöfifch ; durch veligiöfe Verhaͤltniſſe, worin England eine geraum 
lien ftand, kamen auch italieniſche, durch Ausbreitung der Kuͤnſte n 
ten griech. Kunſtwoͤrtet aller Art, durch den Handel eine Menge a 
ſchen Wörter in die Sprache, welche deßhalb eine der gemifchteften i 
kann. Sie wird In dem größten Thelle Englands und in dem 
Schottlands gefprochen; in den gebirgigen Gegenden Schottland 
Irland und ben englifchen Provinzen Wales und Cornwallis herzfd 


alten britifchen verwandte Sprache. Die Mundarten find theils n 
den, theils nad) den Graben der Bildung ‚Derer, bie fie fprechen, | 


Englifcher Tanz - + Enparmonifch sa 
tachtehren find in England Murray's, Allen's und Grand Werte 
tfche if re — Braunſchw. 

gli eridan's, —— a 
ad , behauptet oe man Biel — 
Frankreich ein nicht ganz entſchiedener Streit obwaltet 

in Paris oder in Deleans, beſſet und. reiner. italienifch — 
schen werde, fo auch in England zwiſchen London und Dublin, und faſt 
als: 06 die Mehrheit der Stimmen ſich auf die Seite Dublins neige, 
fifcher Tanz, ſ. Anglaife 
| ie Waaren nennt man gemeiniglich nur die in Mancheſter 

mwollenwaaren, und bie fogenannten kleinen Waaren, welche aus 
u nd Speffieib in’den beutfehen Bandel Eommen. Es gibt ihrer aber 
Heten, die in großer Menge ausgeführt werden, und fich durch Glite 























b Woltenfto| 
famancors, Zays; Hallfar führt biefelben Artikel aus wie Lerds, und 
noch) Karfays; Nochdale liefert Boys; Norwich wollene Damafte und 
tottingham feine Strümpfe; Etruria das weiße und ſchwarze Wedge: 
gut; Mancheſter weiße Garne (fogenannte Water: und Muler 
„die fogenannten Manchefter, baummoltene Batiſte, 
Waaren; Birmingham Quincaillerie, Knöpfe und unzählige Heine 
beffield Meffer und Scheeren; London felbft verfertige nicht minder faft 
FE a es 
heit, weßhalb diefe auch theurer find, und auferbem bie vortrefflich⸗ 
emmatifcjen Inftrumente, feine Glastwnaren, Sattlerarbeit, Wagen 
E8 gibt viele Urſachen, welche den englifchen Waaren den Vorzug vor,” 
jeftlandes, insbefondere Deutfchlande, verfchaffen, und man irrt fehr, 
aubt, daß ein bloßes Verbot derfelben unfere Fabricate bald zueiner gleis 
Wohlfeilheit führen wurde. Wir finden die erfte Urfache in ber vortreffe 
. Staatsverfaffung, die jedes Individuum in feinen Nechten [hüst und 
ib ihm die volle und freie Entwicklung aller feiner Anlagen und Talente 
m der nationalen Gefetgebung durch das Parlament; im der, durch diefe 
| bedingten, nothwendig auch auf Kenntniß des Praktifchen gerichteten 
‚der Staatsbeamten, anftatt daß bei und Minifter und Räthe, mit oft 
Einſichten über Gegenftände des Gewerbfleißes, bie Leitung 
dem Gemeingeift des engl. Volks, der alle große Ideen, die die 
et befördern koͤnnen, auch großherzig unterftügt und fic dazu vereinigt 
Candle, ihre vortrefflichen Landſtraßen, ihte Anffalten zur Erleichterung 
und aller Verbindungen), in der glücklichen infularifchen Rage, der uns 
n Schifffahrt, und ber dadurch mannigfaltig erregten Ind 
dtigeit und fich wechfelöweife unterfttigenden Induftrie. Endlich has, 


16 mögliche Unterhaltung der D weiche in allen 
anu — mit en — 


— 5 — Einfluß ſowol auf die ——— 


‚a srmonifeh (in der Tonkunſt ) bei den Griechen eined der Klangge ⸗ 

welchen die zwei erften Intervalle Eleiner als halbe Töne (Bierteld- 
n. Das Enharmoniſche ift auf biefe Art von dem Diatonifchen verfchies 
ützutage nennt man enharmonifcpe diejenigen Töne, welche nad unten 


Entauſtit, WAansmalereı, ging unjtreitt 
Alten aus, auf Wachstafeln zu fchreiben. Die Wache 
langten aber eine andre Behandlung, als jene zum Schre 
farbe vermifchte Wachs war nicht duͤnn und fläffig, fonden 
demnach mit einem heißen und platten Werkzeuge ausgede 
den mußte. Dieſes Werkzeug hieß bei den Griechen Keſſ 
riculum oder veruculumm , d. i. Brennftiel, Brennfpatel, 
fahren felbft aber, das trockene und gefürbte Wachs mit | 
tragen und auszudehnen, hieß eben deßhalb Enkauſtik, 
dynaio, ich brenne ein. Weil es damit auf Haltbarkeit 
abgefehen war, fo erhielt das Wort Enkauftit bald eine 
andre, indem man weder die Verfchiedenheit des Stoffes, 
Feuers unterfchied. Nicht nur gebrauchte man diefes U 
rei auf Holz, Mauer und Elfenbein, fondern audy von de 
fhirre, von Metallarbeiten, wobei Gold und Silber au 
eingefhmolzen, und von Allem, mas im Feuer vergoldet 
ches man Gold: oder Silberenkauftit nannte. Die Ne 
lanmalerei und Schmelzarbeit Enkauſtik, und mit eben 

Glasmalerei der mittlern Jahrhunderte, wie man fie an d 
Kirchen fieht, diefen Namen geben. Es ergibt ſich von fe 
der Wachsmalerei der Alten nichtö zu thun hat. Über die 
ſehr wenig. Plinius („Hist. nat.“, 35, 11) berichtet u 
fach verfchiedene Art derfelben gegeben habe. Bei der erft 
zerlaffen, fein geriebene Erdfarbe, fo viel e6 einfaugen f 
dann diefe Maſſe (eldodorifches Wachs) auf Holz ode 
Spatel aufgetragen und geebnet. Erkaltet, war fie der € 
ner mit einem Ealten fpigigen Griffel die Linien eingrub, 
nicht die Malerei, fondern der Wachsgrund, welcher einge 
fe8 Einbrennen gab der Malerei nur uneigentlich den Nam 
die zweite Art, die eingebrannte Malerei auf Elfenbein, I 
Vorftellungen eriftirt. Die richtigfte Meinung ſcheint! 
Florenz, der ſich felbft mit enkauſtiſcher Malerei vielfach bi 





gen/ Indem nach — rang mare age 
a a Se a 
it jene. man. ih ein 





Bid, aha 
rarkten, € 
viren, 


A 





594 Enfemble Enterbung 


nehme junge Leute in ber griech. Sprache unterrichtete. Bit rin⸗ 
Kenntniß der griech. Sprache und Literatur verband er eine grnam 
mit der oscifchen und lat. Sprache, wodurch ſeia großer Einflus a 
der legterm möglich gemacht wurde. Die Raubigkeit unb Härte ſ. 
man ber Zeit, in welcher er lebte, zucechnen muß, werben mehr a 
durch die Kraft feines. Autdrucks und das Feuer feiner Sprade. Q 
ihn mit vieler Wärme, und Virgil zeigt, wie fehr er ihn fchätte, 
nahme ganzer Verfe aus f. Gedichten in die eignen ‚Werke, Er u 
in allen Gattungen der Poefic, bald weniger, bald mehr nad de 
So ſchrieb er in Derametern ein epifcyes Gedicht „Scipio"; roͤmiſt 
der ätteften bis auf feine Zeit; Tragoͤdien und Komödien, von mei 
I "Ya übrig find; Satgeen und Epigramme; lberfegungn 
die 





um die lat. Sprache und Profodie erwarben ihm das römil 
und berirkten, daß ihn die Roͤmer als den Water ihrer Porfie betu 
—* 55. etc.), Sehne Bruchſtuͤcke hat geſammeit H 
707, 9). 
EnfemdLe, das Ganze, ohne Rädficht auf feine eingelnn 
man bei Beurteilung eines Gegenſtandes der ſchoͤnen Künfte auf di 
ſieht, bie alle Theile zugleich auf und machen, ohne auf das Einzel 
nehmen, ſo fagt man: das Enſemble ift dabei fo oder fo beobadıtat 
nen Gemätde: wenn man auf die Empfindungen hinſieht, wel 
gung aller Gegenftände dewirkt, es fei num in Hinficht-auf den Berl 
in Adſicht der „Harmonie der Karben, der Haltung, .de6 Helen ed 
wenn die Darftellung der einzelnen Kuͤnſtler zu einem Ganzen zuſan 
her man auch Häufig von einer Schauſplelergeſellfchaft überhaupt fa 
gutes Enfemble odet fie bilde fein Enſemble. Im erften Falle yafl 
fpieler nad) ihrer Perſoͤnlichkeit und Worzügen gut zufammen ı 
mit einander, was man fagt, eingefpielt; im legtern Falle findet 
ſtatt. Gewiſſe Darftelungen in der Kunft wirken, ald Ganzes. 


Fall bei gewiſſen Landſchaften in der Malerei, wo die einzelnen G 
nicht twirken, doch zuſammen eine teigende Anficht gewaͤhren. Um 








e vom 30;; 
-fich bei Sörter,. Hi 
a — — 









rat 


der Macht und des Gluͤcks 


meh 3 5 WERE 
Famimonda&, ein thebanifther Feldhett, ber fein Vaterland. 





— 


Be gun n 








und  Epde | mid 599 








1, nimm fe nung ragen. Oder Chir 
jung entftan on 
er ‚Pedro de Ponce, ein Paar 
ʒorene Rinder des Connetable von Caftitien mit folchem Erfolg unter⸗ 
— — fondern auch Rechnen, Religion: 
achen (ernten, und fogar einige Kenntniffe in dee Phpfit und Aftcos 
——— der Soc ut. wurden gie Brface 
dee von 
— Erfaunen ange: Seine von Bien 


2 —— 
dennoch fieh er 

ib — — —— 
rag ag ——— 

m Sumpen —— in diele Verbrießtichkelten. Cr gtanbte näm- 


Erben der reichen geäflichen Familie 
j foderte Rechte zurüch. Es entſtand 
a m feines: ‚entfchieden, fpäter aber, 


ie ber Herzog. 0. Pentptöure (nebfk dem —— 





SE, YUYLBJ1UBLVTOLe 

Ephemeriden find Schriften, in welchen Tag 
nung der Tage aufgezeichnet werden ; Zeitungen u. a. per 
ten, worin die tägliche Witterung aufgezeichnet iſt. Desg 
aſtronomiſche Tafeln, worauf die täglichen Stellungen der 
Erfchyeinungen am Himmel verzeichnet find. — Ephem 
Tag währt. — Ephemeron, in der Pflangenlehre, d 
fpätern Herbft blühende Giftpflanze. — In der Thierlehre 
tagsfliegen. Es gibt nämlich Kleine Fliegen oder Müden, 
haben, daß mehre Geſchlechter an einem Tage geboren wer! 

Epheſus, dieſe, nad) Suftin, von den Amazoner 
drochus, dem Sohne des Kodrus, erbaute Hauptſtadt vo 
war der Mittelpunkt alles Handels von Worderafien, wo; 
Vieles beitrug. Obgleich Zeritörungen des Kriege und fü 
Male vernichteten, fo wurde fie doch immer wiederhergeſt 
wegen des zwifchen der Stadt und dem Dafen gelegenen un 
der Welt gerechneten Dianentempel6, oder Artemifton, ale 
Cherefiphon oder Ktefiphon genannt wird, Er war in ion 
lang follen die gefammten Völker Kleinaſiens an diefem 2 
deffen Länge 425 und die Breite 200 Fuß betrug, und w 
(jede 60 F. hoch) geziert war. Noch merfwürbiger warı 
zahlloſen Bildfäulen und Gemälde von den berühmteften I 
Bis zu Plinius's Zeiten war er 7 oder 8 Mat zerſtoͤrt wor! 
berüchtigten Heroftrat, 356 v. Chr. Dennoch wurde der 
fern prächtiger als je wieder aufgebaut, wozu fie nicht bloß 
ihre Weiber das Gefchmeide hergaben. Sept find feine X: 
der Hirten mit ihren Heerben, fowie die prächtige Stadt, 
Soluk, if. Hirt hat über dieſen Zenıpel geſchrieben. 

Ephialtes, ſ. Aloiden. 

Ephorus. Ephoren waren zu Lacedaͤmon (fe 
Perſonen, welche 745 vor Chr. von dem Könige. Theopon 
Lykurgus, eingelegt wurden, um zunaͤchſt als Stellnertret: 


Nis innava WArrrtänaumaltenn . Kia nnuichslic nen 


Epfralimiten  Epibemie 600 
Li Bde ra an Eh Shpardam 

geprägten ſchlechten Geldes 6 geflrgen fein, ea 
De — unges 








auf beiden Kreiſen 
groß find. Die Bewegung des einen Kreifes kann auch auf der innern 
ten gefchehen, wo die Curve 
eine der mit einem 
‚alten Griechenlands, in Argolis, im ; vorzüglich berühmt 
des 2 


it Sieh epidemijae Kuna (one) net nem 
d einem Orte, oder in einem 
altezeit von 


—— endlich 
tankpeit entfteht. (Val. Ein fi an Re 
2) & en manche Epidemien von einem eit durch beftinuute 


Krieg, Belagerungen, Erdbeben u. f. w. durch die das Mer 
Wirkungen die Entftehung der epibemifchen Krankheiten ſeh 
felben wenigſtens bösartiger machen. Die Epidemie fängt 
Kranken an, zuweilen befaͤllt fie plöglicy viele Menfchen auf 
li. dann gefchieht, wenn eine Act von Witterung oder Win 
genfegte übergeht. Wenn, z. B. nad) lange herrſchendem 
wind mit warmer Witterung plöglich Nordoſtwind eintritt, 
Menſchen über Huften, Schnupfen, Rheumatismen u. dal. 
ift eine Epidemie gemeiniglich gelinde, allein je mehr fie fid) < 
licher wird fie; gegen das Ende wird fie meiftene wieder gut: 
gung ereignet fich oft fo allmdlig, als fie anfing, doch zuweilen 
che Menfchen werden gar nicht von ber herrfchenden Epib: 
ſcheinlich liegt die Urfache davon in ihrer Körperbefchaffenhei 
Einflüffen entgegengefegt ift, und fie fähig macht, denſelber 
voiderftehen. So findet man auch oft, dag Menfchen mit d 
Hypochondriſten u. a. m. von der epidemifchen Krankheit 
felten vermechfelt man die Begriffe von Epidemie und anflcı 
Krankheit. Erſtere ift urſpruͤnglich nicht anftecdend, ihre E 
tung hängt von allgemeinen Einflüffen ab, und in der Rege 
fiedenden durch Berührung mit einem andern Körper bie 
demfelben erregenden Stoff... Nur unter befondern Umſt. 
die Krankheit fehr bösartig wird, und viele Kranke diefe 
Raume beifanmen liegen, kann ein anftedtender Stoff in 
welcher einen Dunſtkreis um den Kranken bildet, und in fol 
diefem nahe kommen, diefelbe Krankheit zu erregen im St, 
auch hier Taͤuſchungen vorfallen, und bei Ununterrichteten ı 
vor der Anſteckung zu früh und ohne Grund ein. So wird 
dung zugefchrieben, was bloß Folge einer widrigen Erſchuͤ 
ſtems beim Anbtid eines Kranken, vielleicht unter efelhaften 
durch die Krankheit, zu welcher der Körper ſchon geneigt 
Borfchein kommt. 
Evidermid, bie Oberhaut, ſ. Haut. 










n einen fc) 
a ae ar een 
Buch . — Epigra ' 
—* —S——— ——— 
Seite einee Münge, auf welcher fih das Bi und. de Schrift befinden 
zraphifä, wenn fie nut Schrift, anepigraphifd, —— 


itten Epiktetos(90 I. nad) Chr.), "Diefer berlgmte Anhänger 
a —— in Phrygien — ichie zu Rom ale der Sklave. 
whroditus, eines ——— 

igen er mit einer Faſſung —— echten Stoiker 

ah a ni Beten Sing auften Shenkgsk 


60+ . Epikur 


„Du wirft mie das Bein zerfchmettern”, ſagte Epiktet. Sogleich 
den Schlag, und zerſchlug ihm das Bein. „Babe ich die ed nicht 
fagte mit ruhiger Miene der Phitofoph. In der Folge ward er ft 
aber fortwährend in der größten Armuth. Der Grundfag [.Bs 
und Entbehren. Die Vortrefflichkeit ſ. Lehrfäge erwarb ihm agen 
rung. Domitian verbannte ihn nebft andern Philofophen aus 

Tyrann mußte Männer haffen, deren Brundfäge aller Ungerechtig 
hen. Epiktet ließ ſich in Epiros nieder, Lehrte aber nach dem Tod 
the, und ftand bei Hadrian und Marc ⸗ Aurel im größten Anfehen, ı 
Statthalter.von Kappadocien. Arrian fammelte die Ausfprüce | 
rers; wir befigen fie u. d. T.: „Enchiridion“. Außer diefem Hi 
wit von ihm noch vier Bücher phifofophifcher Gefpräche (deutſch m 
Schulz, Altona 1801, 2 Thle.). Won beiden Werken, befondert 
iridion", gibt es viele Ausg. Schweighäufer hat (Leipzig 1799 
zuſammen herausgegeben. Als einen Beweis der großen Ber 
Epiktet allgemein zu Theil ward, erzählt man, daß nach f. Tode f. 
3000 Dradhmen verkauft ward. 

Epikur, geb. zu Gargettus bei Athen, 342 vor Chr. I 
Phitofoph war von armen Ältern geb., und fo lernbegierig, daß er | 
ſich nach Athen in den Lehtſaal des Grammatikers Pamphilius bey: 
von dieſem den Vers Hefiob’6 hörte, worin das Chaos als das erfte« 
Dinge angeführt wird, warf er die Frage auf: Wer denn das Chaoi 
da es doch daß erfte geweſen fei? Der Grammatiker verwies ihn 
phen, welche Epikur von jegt an mit Eifer befuchte. Aber Athen ge 
ſ. Geift zu bilden und Kenntniffe einzufammeln, buxchreifete er veri 
und eröffnete endlich in feinem 36. J. f. Schule in einem Garten i 
ſtroͤmten ihm zahlreiche Schuͤler zu. Er lehrte, das Wohlſein fei I 
aber nicht ein finnliches, aud) auf dem Wege des Laſters flüchtig 
fondern ein geifliges, allein durch die Tugend erreichbares Wohl 


Ruhe und Übereinftimmung der Seele mit fich felbft beftche. Dem 
zwat das Lafter und huldigte der Tugend, aber nicht tim ihrer ſelbſt 














606 Epimenldes Epinay 


Nothbehetf, Infofern er von einem Kunſtwerke etwas fagt, maß dejee 
fid) fetbft ausfpricht. In einem etwas veränderten Sinne nenn mm 
(größtentheilß verfificirte) Rede, worin eine Schauſpielergeſelſchan a 
gange von einem Orte von dem Publikum Abfchied nimmt, 

Epimenides, ein berühmter Ppitofoph und Dichter da Ir 
6. Jahrh. vor Chr. und aus Kreta geblirtig. Won Einigen wird nah 
ten fieben Weifen Griechenland gerechnet, und Dagegen Perianber un 
ausgeſchloſſen. Die Sage ſchildert ihn als einen Vertrauten dr Su 
tehglichen Sehen der Zukunft. Als bie Arhener won Feinden wi 
Krankheiten Heimgefucht wurden, und das Drakel ihnen erklärte, de 
ſich dutch Entheiligung der Tempel, in welchen die Anhänger vi S 
worben, ben Zorn ber Götter zugezogen, und muͤſſe wieder entfüntig 
fen ſie den durch feine Weisheit und Frömmigkeit ‚berähemten Cyiamd 
gu fidh, um durch ihn mit den Göttern verfi zu werden. Grm 
Munde, und traf noch verſchledene nügliche:Eimrichtungm. Be 
ange ſchlug ex alle Geſchenke unb verlangte zum Lohne nichtd, ad 
von dem.ber Minerva gewelhten Ölbaum. Leicht izu deuten iſt die ( 
als Züngking in einer Höhle von einem Schlaf uͤberfallen worden, da 
40, :nody Andern nody mehr Jahre gedauert habe, Bei ſeinem 3 
habe er gu feinem Erſtaunen alles in feiner Vatetſtadt verändert gefrud⸗ 
in feinem Vaterlande in Hohe Alter. Diefe Gage legt Göthe’s Die 
Epimenides Erwachen", zur Jahresfeier der Schlacht bei Bripzig | 
Über ihn fe Heintich. „EpimenibeR aus Kreta”, Leipzig 1801. 

Spimerheuß, ſ. Pandora. 

@pimay.(Zouife, Frau v.); Diefe durch Rouſſeau's Liche un 
kannt geroorbene geiftzeiche Jeau, war bie Tochter des H. Tardien Du 
im Dienfte Budtoige XV. fein Leben in dlandem verlor, und fein fe 
mittelmä Umftänden hinterließ. Dies und die Gewegenbeit, mı 
velles am Hoſe genoß, machte, daß man einige Sorge für die Tod! 


mit einem H. Delalive de Bellegarde, dem man eine Generalpädtrch 
band. Die Verſchwendung des jungen Mannes verkuͤmmerte jedoch 








na fi win, a an ve 
‘Epiphaniasfeft; und bie nad — —E gel 


mit diefenm Namen auch den Tag i ſte 
nem a); ince Sc 127 


ed ——— 
a” in „wethe Da6 portifche 
— — 


AA EEE 


ascendens e 
lebe fie Paufe feiner Erzählun, 


Kr hlegie 








Epos, die Benennung einer Claſſe von Geb 
Gattung, oder vielmehr ein erzählendes Gedicht felbf 
einer Gattung willkuͤrlichere und zufätligere Regeln aufg 
ſchen, zumal wenn man es unter dem’ prädhtiger klingen 
bedeutend mit Heldengedicht aufftellte. With. v. Dun 
als eine folche dichteriſche Darſtellung einer Handlung d 
Gemuͤth in den Zuftand der Iebendigften und allgemein 
verfept. „Man braucht nur”, fagter, „diefen Zuftan 
zugleich zu allen jenen wefentlichen Eigenfchaften der E 
vität, der lebendigen Sinnlichkeit, der vollfommenen 2 
beit aller ſolcher Parteilichkeit, welche die Sreiheit der X: 
zu gelangen. Die Hauptmerkmale in diefer Definition 
lung und der Erzählung. Vorzuͤglich if der letztere roic 
ganze Gattung ihren Namen hat. Streng genommen 
ganzes Weſen ableiten koͤnnen“. Dierzu bemerken wir 
Handlung ift, welche das Epos barftellt (denn diefe gebö 
Begebenheiten. Begebenheiten find aber etwas Verge 
gene laͤßt ſich bloß erzählen. Was nur erzählt wird, ifl 
mildernde Kerne gerückt, wirkt nicht fo eindringend mi 
als das Gegenwärtige im Drama, läßt der Betrachtung 
raum, geftattet mehr Ruhe. Somit ergibt ſich als Ci 
Darftellung des Fortfchreitenden (denn Erzaͤhlung Een 
Schilderndes, Befchreibendes, fondern ift ihrer Natur ı 
aber ftetigen, Kortfchreiten begriffen)... Demnach erſch 
ganzen Darftellung in befonnener Saffung, ruhiger Halt 
lenzuftand fpiegelt fich in dem Gedichte wieder, welches n 
Drama, erfchüttert, fondern das Gemüth ruhiger anfpri 
wirfung nicht der gehörigen Kraft ermangele, wird die 
erfodert, welche nicht ander® al® mittelft durchgaͤngiger U 


GEntfaltuma srreichhar if} Mar ana hal (enad Sk6 Erlen 


zıu ru 7 TzyCcvrı'U9), Ute zu VYIULETLULEES TU 
eines Hollaͤnders, Namens Gheeracde, aus Gouda, und 
war bie zu f. 9. 3. Chortnabe im Dome von Utrecht, dann 
Deventer, wo er ˖ in Talent auf eine fo alänzende Weile zu 
ibm vorauesefagt wurte, er werde einft dir gelehrteſte M 
Nach dem Tode feiner Ältern, die er im 14. Jahre verlor, 
minder, in den geiſtlichen Stand, und mit ten 17. 3. in 
Gouda zu treten. Der Biſchof von Cambrap befreite ii 
Nachdem er 1492 die pzisfterliche Weihe empfangen hatt: 
um ſich in der Zpeeiogie und in den Humanioren zu verve 
richtete dort einige reiche Englaͤnder, von weldirn Einer ihn 
Penfion zahlte. Mit ihnen ging er nach Engtand (1497), 
wohl aufnahm. Doch kehrte er bald nach Parie zuruͤck. 
Kenntniffe zu bereichern, nad) Stalin. Hier wurde er in 
logifche Doctermürde annahm, wegen f. weisen Scapulicr: 
kranken angefehen, und nit Steinwuͤrfen verfolgt, die fein 
Diefer Vorfall war tie Veranlaffung, daß er beidem Papf 
feinen Ordensgeluͤbden anbielt, die er auch erbielt. Cr b 
und Rom; aber fo glänzende Augfichten ſich ihm auch hi 
doch licber den Einladungen feiner Freunde nad England 
worin er bei Heinrich VIII. ſtand, noch aröfiere Vortheile 
berühmten Großkanzler Thomas Morus beſuchte, ohne lid 
ben, ward bieier dergeſtalt von ſeiner Unterhaltung entzuͤck 
ſeid Erasmus oder ein Daͤmon“. Man bot ihn eine P 
wenig geneigt, durch ein foldye® Amt ſich au feſſin. Zu & 
Zeit die Profeffur der ariech. Sprache. Darauf ging er ne 
durch die Niederlande und Deutſchland nach Ba’el, mo er 
bei Froben leitete und 1536 ſtarb. Erin Grab befindet fi 
mirten Münfter. €, vereinigte mit ausgebreiteter und g 
ebenſo viel gelduterten-Befaumad und treffenden Wis. & 


Erato Erbaͤmter 613 


ake, Halle 1732, 2 Bde.) Außer ſ. Ausg. verfchiedener Clafſiker und ſ. 
philolog. und theolog. Schriften fuͤhren wir nur ſein bekanntes Buch zum 
Narrheit („Encomium moriae“*) und ſ. Colloquia an. 
rato, cine Mufe, deren Namen fie als Yicbende oder Liebenswuͤrdige ans 
» Biel bat fie mit Zerpfichore gemein, diefelben Attribute, daſſelbe Ge⸗ 
öfter auch eine Kithara und das Plectrum. ie waltet den Gelingen ber 
, und rührt, wie Dvid in feiner Kunſt zu lieben berichtet, durch ihre zärtlis 
der auch der fprödefien Mütchen Herzen. u. 
ratoſthenes, ein Gelchtter aus den Zelten ber Ptolemder, geb. zu 
in Afrika, 2759. Chr., Bibliothekar zu Alerandrien, machte fid) verdient 
mathematiſche Erd£unde, brachte die vorhandenen Beftimmungen In «in 
, und berichtigte und erweiterte zugleich die Wiſſenſchaft. Den meiſten 
erwarb er ſich durch f. Unterſuchungen über die Größe der Erde; auch um bie 
unde machte er fich verdient, und beobachtete zuerft die Schiefe dir Ekliptik. 
Schriften ift blog eine vollftändtg Kbrig, „„Catasterisıni‘*, die von den Sterns 
handelt (Schaubach, mit Commentar, 1795). Bon f. geouraphifhen Wers 
"fange in vorzuͤglichem Anfehen ftanden, hat die wenigen Überreſte Seidef 
jelt und herausgegeben, 1798. 
rbach, ein fraͤnk. Grafengefchlecht, Iuther. Religion, das f. Stmmbaum 
Eginhard, in Karls des Großen Zeit hinauf lettet, blüht jest in 3 Aſten: 
an, Erbach und Schönberg. Sie befigen unter großherzogl. heſſiſcher und 
t Oberhoheit 1L IM., mit 33, 420 E. Graf Karl, v. Erbady: Erbach, 
bherr, beſitzt von Erbach 44 GM., mit 11,914 E. auferdem noch Güter 
temberg u. Baiern (14 0M., 3700 E.) zuſammen 110,000 Gulden Eins 
Er refidirt zu Roch im Wuͤrtemb. und zu Erbach, Stammſchloß in der 
fe Erbach, auf dem Ddenmalde im Großherzegthum Heffen, mit einem 
ale und Mufeum, das viele griech., roͤm. und meifiens altdeutiche Alterthuͤ⸗ 
t guten Gemälden und Zeichnungen aus der neuen Schule enthält. Einzig 
Art ift die Gewehrfammer. In der gothiſch verziertin Begraͤbnißcapelle 
imhard’s und Emma's Sarg aus dem Kloſter zu Seligenſtadt. 
ebadel, f. Abel. 
ebämter, eine Eigenthuͤmlichkeit der germanifchen Verfaffung, von mels 
Alterthum nur wenige Spuren zeigt, welche ſich meift auf priefterliche Fa⸗ 
rıter besiehen. In dem beutfchen Gefolge entwickelte ſich die Sitte, auch 
He und häusliche Dienftteiftungen bei dem Fuͤhrer, welche Griechen und Roͤ⸗ 
4 Sklaven und Freigelaffene verrichten ließen, als Auszeichnungen ben Ans 
den der Getreuen zu Übertragen. Daraus entftanden die großen Hof⸗ und 
‚ter 1) des inneren Hausweſens (Major domus, High Stewart, Camera- 
kmmerer); der Küche (Seneſchall, Dapifer, Truchfeß) ; des Kellers (Schenk, 
a, buticularius, pincerna, butler); 4) des Marſtalls (Marſchall, comes 
connetable), alle zugleich mit einer obern Anfuͤhrerſtelle im Heere verbuns 
In den Dienftmannfchaften der Kürften, Biſchoͤfe, Abte wiederholte fich diefe 
sung, welche durch das Lehnweſen erblich und vervielfältiat wurde. Oberſte 
te des deutfchen Reiches waren die weltlichen Kurfuͤrſten, melche für die 
en Öelcgenheiten, wo Refte ihres Amtes auszuüben waren (Kaiferfrönung) 
Vicarien (Erbſchenken Grafen von Altbann, Erbtruchſeſſe Grafen Truch⸗ 
Waldburg, Erbmarfchälle Grafen von Pappenheim, Erbkaͤmmerer Fuͤrſten 
ahenzollern, Erbfchagmeifter Grafen v. Singendorf, Erbtbuͤrhuͤter dee Reichs 
von Werthern, ohne Erzbeamte), beftellt hatten. Diefe Erbämter kamen 
amd mit manchen andern vermehrt (Erblandmarſchaͤlle, Erblandvorſchneider, 
-tümmerer, Stabelmeifter u. f. w.) in fehr vielen deutfdyen Ländern vor, und 
fich hier zum Theil noch erhalten. Vaiern hat vier neue erbliche Oberkronaͤm⸗ 


614 Erbauung 


ter (dem Kronoberſthofmeiſter, Oberſtkaͤmmerer, Oberfimarfchall und Oberſth 
meiſter) errichtet. 37. 
Erbauung (nad den griech. odxodasn) bebeutet Fortfchritt im Guten, nı 
der Peſtimmung des Sprachgebrauchs: Im religiöfen Guten. Oft verficht m 
‚unter Erbauung nichts weiter als die Erregung guter Gefühle, Erwedung u 
Echärfung des Einnes für das Schöne, Wahre und Überfinnlicye. Auf diele 
kann man zufillig erbaut werden, 3. B, in der Natur, durch den Anblick des geflü 
ten Himmels, in Geſellſchaft durch ein ruͤhrendes Geſpraͤch u. ſ. w. Hat es al 
hei der bloßen Anregung guter Gefuͤhle fein Bewenden, und wird Beine bleiben 
Wirkung erzeugt, ſo kaun man nicht von Erbauung fprechen; denn es wird nid 
in und auferhaut. Wenn dies gefchehen foll, fo muͤſſen wir über die Dinge, N 
unſer Gefühl bewegen, nachdenken, danach gewiffe Grundfäge bilden, ınıd Cu 
ſchließfungen fallen. Dazu gehört aber abficktliihe Saramlung des Gemuͤtht 
Denn wer ſich mit jenen zufälligen Anregungen begnügt, wird wenig an Veredlug 
ewinnen, indem er dann erft in Gefahr ſteht, bloß von zufäligen Gindrlden 54 
—* zu laſſen. Mur wer ſich über die Sphäre des Siunlichen erhebt, das lung 
Heiligthum der Seele erfpäht, feine Vorſtellungen von der Beſtimmung bes 
ſchen berichtigt, und mit Huͤlfe der fie begleitenden Gefühle Entſchließungen fi 
bie er von neuem immer belebt, nur der wird veredelt. Demnach ift € 
ebenſo wenig Erleuchtung allein, ald Rührung allein, umd wer erbauen will, 
ch ebenfo wenig bloß zu dem Verftande als bloß zu dem Herzen, ober zu der 
bildungskraft wenden, fondern muß deu ganzen Menfchen bearbeiten. M 
muß bei diefer Bearbeitung das religiöfe Element das vorberefchende, das U 
gende fein. Won Cost, vera Urquell alles Mahren und Guten, geben alle 
tungen auf, aufihn führen fie ale zurüd, Die Offenbarungen Gottes find 
nicht nur in der Schrift, fondern auch in der Natur aufgethan. Diefe Eı 
zu bewirken gibt es drei Weges Perftand, Herz und Sinnlichkeit; und nah 
eigenthümlichen Verfchiedenheit der zu bearbeitenten Perfonen, richtet ſich nun 
Art und Meife, auf die man denfelben beikommen kann. Gott ſelbſt wirkte, mie 
bie Bibel erzaͤhlt, nach diefer Verſchiedenheit durch jeden dieſer Wege. Bald 
zeugte er den Verſtand, bald ruͤhrte er das Herz, bald erſchuͤtterte er die Ei 
keit, hoch fo, daß ber ganze Menſch aufgeregt wurde. Auch in dieſem Fache 
ſich die Extreme beruͤhrt. Es gab Zeiten, two man auf dem Gebiete des © 
ausfchlieiegd den Verſtand befchäftigen wollte, und es glich bie Aufklaͤrung 
onncnlichte eines kalten MWintertages, der bloß erleuchtet, aber nicht 
u einer andern Zeit, namentlich in unfern Tagen, finden Viele das Heil der 
wieder In bloßer Anregung von Gefühlen, und erzeugen fomit die immer mehr 
fi greifende Empfindelei, Überfpannung, Schwärmerei, ſodaß einige S 
auch in ben proteftantifchen Gottesdienſt gern die Gebräuche einfchwärzen w 
welche durch die Sinnlichkeit auf das Gefuͤhlsvermoͤgen in hohem Grade mi 
Über die Wahrheit liegt mitten inne. Das geheime, Innere geiftige Leben 
man Myſiik nennen kann, iſt allerdings dem wahren Chrifteuthum nicht rail 
und mol fehlte Kant barin, daß er das Wefen der Religion einzig und allein inbe 
Pflichterfuͤllung beſtehen ließ. Meligion If etwas aanz Andres, was mehr enyfaH 
den ala außgefprochen werden Braun, weil das Gefühl ebenfo viel Antheil daran de 
als der Verftand, dem die Sprache dient. Es ift das Gefühl der Verwandiſche 
mit Bott; aber Thorheit iſt es, ſich dieſe Werwandtfchaft näher verſinnliche 3 
wollen, in uͤppigen Gefuͤhlen zu ſchwelgen, und einen unmittelbaren Umgang 
Bott vorzugeben. Verſtand und Herz haben alfo bei der Erbauung gleichen a 
tbeil. Zur Beförderung diefer Erbauung iſt bereit in der chrifttichen Kirche eb 
Öffentliche Anſtalt errichtet ; doch nicht jeder Prediger in der Kirche kann die Zuhörr® 
gleichem Grade erbauer, und auch von den leftern wird nicht jcder auf geiche 2 


















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mm echter Geifle dr8: Ghriftentbuums. da6 „Daupterfobern 
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ade; gleich fam in einpeine Ehöresu.vertheilens moburrdh aberbein bie 
ai finpeit rrlosen gebt; Ben 


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ches entroeder gefeglich aus der feflgefegten Erbfolgeordnung 
mente, oder aus einem Vertrage entipringt. Der Exbe, | 
trag gebunden ift, hat die Frelheit, die Erbfchaft nur sub I 
h. unter der Bedingung, daß er die Schulden des Erblaffe 
nimmt, ald die Erbſchaft reicht), anzunehmen oder auszuf 
Befignahme heißt Antretung der Erbſchaft, und dieſe kanı 
ſchweigend gefchehen. Die Rechtslehrer unterfcheiden bi 
Sprachgebrauch® den heres in actu primo, bi zur A 
ben heres in actu secundo, nach Antretung der Erbſchas 
dem der ganze Nachlaß zukommt; ben heres ex parte, b: 
aufälit; den heres necessarius, Slotherben, welchem ohn 
Erbſchaft nicht ganz entzogen werden darf, und welcher nad 
fie auch nicht ausfchlagen konnte, und den heres voluntari 
ausfchlagen oder annehmen kann. Die ab intesinto (von 
Teſtament) erbenden Perfonen theilt Koch in 4 Claſſen. 
lichen Nachkommen, die im erften Gliede nach den Köpfen 
den folgenden nach Stämmen (in stirpes) fi in den Nac 
lich der unehelichen, legitimirten und adoptirten Kinder mı 
Geſetze vergleichen. In die 2. Claffe gehören die naͤchſten 
befien vollbürtige Gefchwifter, und in deren Todesfall deren 
bilden die Halbgefchrifter des Verft., und in deren Zodesfi 
Consanguinei (Halbgeſchwiſter, die mit dem Erblaſſer eis 
(die mit ihm eine Mutter haben) zufammen, fo nehmen jene 
Vater, diefe, was er von der Mutter befaß, voraus. In 
finden ſich alle übrige eheliche Verwandten, von denen der n 
fernteren ausfchließt, die gleidy nahen aber zu gleichen Th 
wigkes, Verſuch einer philofoph.sjurift. Darftellung des E 
des römifchen Rechte und neuerer Geſetzbuͤcher“. 
Erblehen oder Erbzinsgut iftein ſolches 
frei veraußert werben. als auch auf männliche und weibliche 





BUTTWHUNg einer IOFTDETDTHEIT, DIE „JEDEM DONE jen SU 
Theilnahme von Seiten feiner Freiheit, mitgetheilt werben 
fo fegte Kant in f. „Religion innerhalb der Grenzen der bloße 
68) an die Stelle der Exrbfünbe den Begriff eines radicalen 
ges zum Suͤndigen, der in der menſchlichen Natur mie einge 
allgemein angetroffen wird, aber doch nicht angeboren ift, fo: 
eine® Jeden auf eine unbegreifliche Weife hervorgeht, und de 
und zurechnungsfäbig ift, obgleich er, fo lange der Mienfch I. 
rottet werden kann. Mol. Serufalem’s „Betrachtungen 
Wahrheiten ber Religion“, Th. 2, S. 691 fg. und Reinhart 
lichen Moral", 3. Auft., $. 99. 

Erbunterthänigkeit, ein Theil und Überreſ 
Es berahen darauf das Dienft: und Schusrecht, und gewiſſ 
Erlaubnißfcheine zum Dienfte auder bem Herrngute, das Iy 
nale für die perfönliche Sreifprehung, das Iytrum reale für 
beweglichen ober unbeweglichen Vermögens, das Abzugsgell 
w. Sm Preußifchen iſt unterm 10. Sept. und 9. Oct. 180 
keit aufgehoben worben. 

Erbverbrüderungen waren im Mittelalter, w 
träge freier Familien, ſich im Fall ihrer Erloͤſchung einfeitig, 
feitig ein Erbrecht zugufichern ; find noch jeßt nach dem Uni 
Reichsverfaſſung der wichtigfte praktifche Gegenftand des St: 
ftendunaftien und ein Beweis, wie fehr ſich ſolches nicht au 
fondern aus Befigergreifung zuerft ausbildere. Durch die or 
und Mebiatifationen in unferm Jahrh., ift der Gegenftand ı 
gen factifch verihrounden. Hätte ber Rheinbund fortgedaue 
finatörechtliche Erbe unferer Ahnen aus unferer künftigen 
ſchwunden fein. Die directen Entfagungen in Friedensſchluͤ 
den Staaten und In Verträgen von noch fortdauernben Staa 
Gewicht. In Ermangelung folder Entfagungen Ift das altı 





bei Gelegenheit eines Stuatsvertrage mit Meiningen, ben 
an Baiern, aufden Fall des Auffierheng des Sachſen⸗Er 
mes, vorbehalten. Das Haus Sachſen (Mettin), bei 
der Ern.ftinifchen und Albertinifchen, fteht durch den ſche 
Nertrag in Erbverbrübderung mit den Häufern Heflen ı 
Eftreichiichen Lehns⸗ und Anwartſchaftsrechte auf die Obe 
Linie und andre Theile der füchfifchen Landeshoheit über! 
greßburger Frieden gänzlich aufgehoben, da die fächfifchen 
Mitglieder des Itheinbundes waren. Zwar haben bie H 
Sachſen 1389 eine Erbverbrüderung gefchloffen; da fie c 
neuem beſtaͤtigt worden ift, fo fcheint fie, wie fo mancher 
trag, durch Nichtachtung der Erben der Gontrahenten, un 
Bon einer beftimmten Aufhebung deſſelben ift indeß nichts 
das Haus Sachſen feine, aus einer Eaiferlihen Anwart 
ſchafts anſpruͤche an die juͤlich⸗ bergiſchen Rande, feit der Er 
chen Regentenftammes derfelben (1609), noch nicht förn 
behaupten Sachſens Staatsrechtöichrer, daß dieſes Har 
ſchaftsrechte habe, welche freilich von anhalticher Seite, b 
Matter: Nienburg, geleugnet worden iſt. Die Erbfolgere 
gen vier Linien des Geſammthauſes S. Gotha find gerade 
burgifche Linie mit dem Herzog Friedrich IV. ausgeſtorb 
und es hat fich wenigſtens foviel ergeben, daß in den mandı 
fchloffenen Erbverträgen von 1634, 1672, 1680, 1791 € 
Entfcheibung aufgeftellt worden ift. Auch hat der juͤngſte 
Nov. 1826 für künftige Fälle nichts entfchieden. — Das $ 
in feinen beiden Regentenlinien, hat nur in der jüngern fein 
folgende Ermerbungen in Deutfchland feit 1689 ertoeitert, 
Amt Neubaus, das Land Hadeln, Bremen und Verden, 

Hildesheim, Lingen, einen Theil von Eichsfeld, Goßlar, 
ven und Oſtfriesland. und die Staaten der alten Erbhufbi. 





der eigentuchen und dauernden Nsulrane gehen in Der Lege 
Bodens um fie her voraus. Diefe Wahrnehmungen begrün 
ſolche Erfchütterungen der Erdrinde (die rigentlihen Eidbe 
Urfachen herrühren können, fondern daß fie durdy gewiſſe im 
oder feiner Rinde wirkende Kräfte heivorgebracht werden. 
allen den. Erdbeben angehörenden Erfcheinungen eine Ähnlich! 
nen der Vulkane, welche kaum erlaubt zu zweifeln, daß beide 
hervorgebracht werben und nur verfchledene Arten find, wie fi 
fer Urfachen zu erkennen geben, nach Verſchiedenheit der La— 
der Oberflaͤche, oder des Theild der Oberfläche, auf den | 
fheinung, melche die eigentlichen Vulkane von den Erdbeben 
nur das Dafein des permanenten Krater und bie Wieder 
durch denfelben, oder in deffen naͤchſtem Umkreiſe. Alte uͤbr 
Vulkane, das unterirdifche donmerähnliche Getöfe, dus B 
und Zerfprengen des Bodens, und das Ausſtroͤmen von elı 
die Entzündung, ja felbft das Auswerfen von mineraliſchen 
dann und wann, mehr oder weniger bei Erdbeben, wie bei vu 
vor, ſelbſt, wenn jene ſich fern von thaͤtigen Vulcanen ereic 
lichen vulkaniſchen Ausbruͤche find, wie wir ſchon bemerkt ha 
Erderſchuͤtterungen begleitet, oder werden durch diefe angekuͤr 
achtungen Iprechen für bie Meinung, daß die vultanifchen A 
ben, die Erhebung des Bodens von Sinnen heraus und bad 
bewirkte Zerreißen deffelben, von einer und berfelben Urſache, 
felben chemifchen Proceffe bewirkt werden, der feinen Eig i 
der jegigen Oberfläche der Erde haben muß. — Zu ben bede: 
den legten hundert Jahren, gehören die, welche 1746 ganz 
und 1755 Liſſabon zerftörten ; 20,000 Men ſchen kamen bei I 
fi) von Grönland bie Afrıka, ja felbft bie Amerika aus. € 
traf 1783 Gatabrien, 1812 die Provinz Caraccas in Ei 
Aleppo in Syrien. 





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Erbe 625 


wendet. Man hat neuerlich eine uͤber 700 Fuß betragende Tiefe mit dem Erdboh⸗ 
me erreicht, und aus dem Bohrloche Salzfoole durch Saugpumpen gehoben. 
Erde, ber Name des Planeten, welchen wir bewohnen. Wir können fiein Bo⸗ 
lehung aufihre phyſikaliſche, mathematifche und politifche Befchaffenheit betrachten. 
(S. Geographle.) — Was die Geftalt der Erde zunaͤchſt betrifft, fo ftelit fie fich 
dem frei um ſich blidenden Menfchen als eine kreisfoͤrmige Scheibe dar, aufderen 
Rand das Himmelsgewoͤlbe gleichfam zu ruhen [cheint. Den gemäß wurde die Erde 
m Höchften Alterthume für eine auf dem Waſſer ſchwimmende Scheibe gehalten. Als 
in die großen Entfernungen, in denen man die Fläche bereifen konnte, widerfprachen 
zar bald diefer befchränkten nur dem erften Anfchein enmommenen Vorftellung, und 
man ahnete ſchon im Alterthum die Kugelgeftalt der Erde. Denn alle Erſcheinun⸗ 
gen find nur auf biefem Wege erklärbar. Eine Kugel von fo ungeheurem Umfange, 
wie unfere Erde, und ringsum vom Luftkreife oder dem fcheinbaren Himmelsge⸗ 
wölbe umgeben, kann nothwendig dem Auge des In der Ebene fichenden Beobach⸗ 
ter feine andre Erſcheinung barbieten, als die befchriibene. Wie koͤnnte fich und, 
von jedem beliebigen E tantpurfte aus, bie Erbe als cine vom Himmelögewölbe bes 
graͤnzte Fläche zeigen, wenn fie nicht eine rings von diefem eingefchloffene Kugel 
Wire; mie könnte fid) ſonſt der Geſichtskreis in eben dem Grade erweitern, In bem 
Bir unfern Standpunkt höher nehmen; mie wäre es fonft erflärlich, daß wir die 
Epigen und Gipfel von Xhürmen und Bergen aus der Kerne eher erblicken als ihren 
Fuß 7? Aber außer diefen zunächft in die Augen fallenden Beweifen gibt es noch ans 
Dre fuͤr die Kugelform der Erde. Dahin gehören die Erfcheinungen Ihres Schate 
ten6 in rımder Seftalt auf dem Monde, wenn biefer durch fie verfinftert wird, ber 
allmälige Aufgang und Untergang der Sonne, die Ungleichheit von Tag und Nacht, 
Der veränderte Stand und Lauf der Geſtirne, und das alimälige Verſchwinden der 
einen und Sichtbarwerden andter, ſowie wir und mehr und mehr von dem Äquatot 
entfernen und den Polen nähern. Endlich ift es auch nur bei der Kugelgeftalt der 
Erde möglich, fie zu umfdiffen, wie fo häufig gefchehen ifl. Die Art, wie unſere 
Erde biefe runde Geſtalt angenommen hat, leuchtet ſehr wol ein, wenn wir fie un 
bei ihrer Entſtehung als eine noch weiche, bildfame Maffe denken, die, indem fie 
fid) um fich felbft ſchwingt, vermöge der Schwere, jeden Theil nach den übrigen 
treibt, woraus denn eine mittlere Richtung aller Theile nach dem gemeinfchaftlichen 
Mittelpunkt entftcht, aus der die Geftaltung der Kugel nothiwendig folgt. Mas 
Höde Unwiffenheit von dem Herabfallen unferer Antipoden (f. Gegenfuͤß—⸗ 
ler ) u. dgl. m. gegen die Kugelfogm der Erde hat einwenden wollen, erſcheint als 
&ichtig, wenn man erwaͤgt, daß Heiner ungeheuren Kugel, mie die Erde, der Be⸗ 
griff von Oben und Unten ganz wegfaͤllt, da Alles nad) ten Mittelpunkte zuftrebt, 
und daß, wenn von Unten und Oben die Rede fein foll, die ganze Kugelflaͤche des 
Unten, die fie umgebende Atmosphaͤre aber das Oben iſt. Wenn wir indeß die 
Erde unbedingt eine Kugel nennen, fo ift das fireng genommen nicht ganz richtig. 
Eie weicht von der Kugelgeſtalt ab, denn fie ift an den Polen eingedruͤckt und abge 
plattet. Darauf wurde man zuerft durch bie Abweichungen in den Schwingungen 
des Pendels, unter dem Äquator und nad) den Polen zu, geführt. Man beobachtete, 
baf ein Pendel um fo langfamer feine Schwingungen machte, je mehr er fich dem 
Aquator näherte, und ſchioß daraus zunaͤchſt auf die nach demfelben zu abnchmende 
Schwerkraft. Diefe aber warb dadurch erklärbar, weil einmal der Kreis der täge 
lichen Umwälsungen am Aquatot am groͤßten, die Koͤrper mithin ſchneller als an 
den Polen umgeſchwungen werden, und dann, weil unter dem AÄAquator bie Rich⸗ 
tung dee Schwungfraft gegen den Mittelpunkt gerade, nach den Polen zu aber nur 
ſchief entgegengefest if. Man ſchloß aus diefen Beobochtungen richtig, daß bie 
Erde eine an den Polm abgeplattete Kugel cder ein Sphaͤroid fei, und erkticte dieſe 
Geſtalt fehr genuͤgend durch die Erfahrung, daß die Theile einer weichen, um ſich 
Gonv.s er. Siebente Aufl. Bd. II. 40 


Dresden, begab fich, nachdem er in Wittenberg Philoſo 
Deffau. Der Fürft von Deffau Leopold Friedrih Franz 
fchafter auff. Reifen nad) England, Frankreich, der Sch 
ches letzte Erdmannsdorf fchon 1761 befudht hatte, Seir 
halben reiche Nahrung, und entwidelte ſich befonders fi 
Nach f. Ruͤckkehr benugte ex die eingefammelten Kenntniſſ 
deffauiichen Landes, und das Schloß von Wörlig, das L 
Luifium, bezeugen dem gebildeten Geſchmack des Baumeiſt 
ſich durch die Anlagen, womit der Fuͤrſt nach f. Angabe die 
ſchoͤnern ließ, ein bleibendes Gedaͤchtniß in den Herzen A 
chen. Auch die Gründung der chalkographiſchen Gefellfdy 
und gewiß lag es an ſ. Eifer nicht, wenn fie den Erwart 
nicht in vollem Maße entfprady. Unter den Werfen, die 
vorgingen, nehmen f. zu Rom gezeichneten architektoniſcher 
liche Stelle ein. Er ftarb 1800, Wir befigen von A. 
diefes trefflichen Mannes. 

Erdſtrich, Erdguͤrtel, Zone. Die geſam 
in fünf Zonen getheilt: in die heiße, In die ſuͤdliche gemaͤßi 
maͤßigte, in die ſuͤdliche kalte und In die nördliche Ealte. 
Erdſtrich, welcher 23! Grad füdlidy und ebenſo viel noͤrdli 
Erde Läuft, und beren Bewohner jährlich zivei Mal die S 
Scyeitel haben. Ihre Grenzen zu beiden Seiten des A 
Wendekreiſe, ober diejenigen Kreife, in welchen die So— 
nung von dem Äquator erreicht. Da die Sonne auf 
len faft immer ſenkrecht herabwirft, fo herrſcht in ihr ei— 
Zug und Nacht find unter dem Aquator felbft immer 
dekreifen kaum um eine Etunde verfhieden. Nah DB 
der Länder diefer Zone ift jedoch die Hige nicht allenthal 
nendften find die Sandwuͤſten Afrikas, weit gemaͤßig 
Sinfeln des Südmeers. und noch milder ift daR Alima Me 





628 Erdferne Erdftrich 


Eure. Einige von Ihnen können ſich mit der Kohlenfäure nicht verbinden, di 
übrigen geben damit unlöslicye Verbindungen. Es find folgende: 1) Die Then 
oder Alnunerde kommt in der Natur fehr häufig, aber niemals rein, fondern mi 
andern Frdarten, mit Metalloryden und bisweilen felbft mit Säuren verbunden vor 
2) Die Beryllerde erfcheint blos in dem Smaragd und Berhyll und in einigen an 
dern Mineralien. 3) Die Yttererde findet fich in dem Gabdolinit, in dem Htter 
tantalu.f.w. 4) Die Zirkonerde findet ſich weniger felten als die vorhergehend 
in dem Zirkon und Hyazinth. 5) Die Kieſelerde macht den häufigften Beſtand 
theil der feften Maſſe unfere Erdkoͤrpers aus (f. Kieſel). 

Erdferne (Apogaeum) und Erdnäühe (Perigaeum), f. Mond. 

Erdmannsdorf (Friedrih Wilhelm, Freiherr von), geb. 1736 zu 
Dresden, begab fi, nachdem er in Wittenberg Phitofophie ftudirt hatte, nad 
Deffau. Der Fürft von Deffau Leopold Friedrich Franz wählte ihn zu ſ. Geſel 
ſchafter auff. Reifen nad England, Frankreich, der Schweiz und Italien, wel 
ches letzte Erdmannsdorf fhon 1761 befucht hatte, Sein Kunftfinn fand allen 
halben reiche Nahrung, und entwidelte fid) beſonders für die ſchoͤne Baukunſ 
Nach f. Ruͤckkehr benugte ex bie eingefammelten Kenntniffe zur Verſchoͤnerung dei 
beffauifchen Landes, und das Schloß von Woͤrlitz, das Landhaus der Fuͤrſtin im 
Luifium, bezeugen den gebildeten Geſchmack des Baumeiſters; nicht minder hate 
fich durch die Anlagen, womit der Fürft nady f. Angabe die Gegend um Deffau ur 
fchönern lieh, ein bleibendes Gedaͤchtniß in den Herzen Aller geftiftet, die fie befer 
chen. Auch die Gründung der chalkographiſchen Geſellſchaft 1796 war fein Wal, 
und gewiß lag es an ſ. Eifer nicht, wenn fie den Erwartungen der Kunftfcemke 
nicht in vollem Maße entfprah. Unter den Werfen, die aus diefer Anftalt ho 
vorgingen, nehmen f. zu Rom gezeichneten architektoniſchen Studien eine vorjlg 
liche Stelle rin. Er ftarb 1800. Wir befigen von A. v. Node eine Biogruppe 
diefes trefflichen Mannes. 

Erdſtrich, Erdgürtel, Zone Die gefammte Erboberfläche wuh 
in fünf Zonen getheilt: in die heiße, in die ſuͤdliche gemaͤßigte, in die nördliche ger 
maͤßigte, in die füdliche kalte und in die noͤrdliche kalte. Die heiße Zone iſt der 
Erdſtrich, welcher 234 Grad ſuͤdlich und ebenfo viel nördlich vom Aquator um bie 
Erde Läuft, und deren Bewohner jährlich zwei Mal die Sonne ſenkrecht über dem 
Scheitel haben. Ihre Grenzen zu beiden Seiten des Aquators find die bede 
Wendekreiſe, ober diejenigen Kreife, in welchen die Sonne ihre größte Entf 
nung von dem Äquator erreicht. Da die Sonne auf diefe Zone ihre tra 
len faft immer ſenkrecht herabwirft, fo herrfcht in Ihr ein ewiger Sommer w 
Tag und Nacht find unter dem Aquator felbft immer geih, an ben Dim 
dekreifen kaum um eine Etunde verfhhieden. Nah Beichaffenheit unb Lay 
der Länder diefer Zone ift jedoch die Hige nicht allenthalben glei, Am km 
nendften find die Sandmwüften Afrikas, weit gemäßigter find die gluͤcklichen 
Inſeln des Suͤdmeers, und noch milder iſt das Klima Perus. Hier gibt ed Ber 
birge, auf deren Gipfel felbft die ſenkrecht herabfallenden Sonnenftrahlen den wi 
gen Schnee nicht wegzuſchmelzen vermögen. Die beiden gemäßigten Zonen erſtre 
den fid) von den Wendekreiſen nach den Polen zu, enthalten das meifte bewohat 
Land und haben ein ungleiches Klima. Die Hige nimmt ab mit der Entfernun 
vom Wendekreiſe, und in gleichem Grade wird der Unterfchied der Juhreszeiten 
und das Ab» und Zunehmen von Tag und Nacht immer größer, bis zu dem Punkte 
mo am kürzeften Tage die Sonne innerhalb 24 Stunden gar nicht über dem Her 
zont erfcheint, und am längften Zage in eben der Zeit gar nicht untergeht, ſodaß ei 
ein Mal im Jahre gar Beinen Tag und ein Mal gar keine Nacht gibt. Der durd 
diefen Punkt, parallel mit dem Äquator und Mendekreife, laufende Kreis macht 
die Grenze der gemäßigten Zone nach dem Pole zu, und beißt der Polarkreis; 





einem Manifefte v.4. Febtr. 1811, das fein erſter Staat 
ebenfalls ein amerikanifcher Seemann, unterzeichnet be 
kannt, daß er der Sowerain diefer Inſeln fel, welche ben 
fein führen follten. Die größte, Triſtan d'Acunha, iſt e 
und ebenfo breit; fie hat einen 83000 Fuß hohen Pic, ve 
gute Häfen (Port Reception), und ift reich an Vögeln, € 
und Schweinen. Die üppige Vegetation ift der vom ber 
Hoffnung gleih. Die zweite, ehemals Isle des ra=sign« 
infel, und die dritte, ehemals Inaccessible, Pintadesit 
und amerifanifche Seefahrer landen dajelbft und nehmen 
verforgt der ameritanifche Minifter in Braſilien und ein A 
bet auf dem Cap, den neuen Staat mit Samen und Pfla 
Erfurt, Hauptſt. und Feſtung an dee Gera, ir 
im 15. und 16. Jahrh., vorzüglich durch ihren Handel 
hatte die Stapelgerechtigkeit und große Vortheile von bi 
Landhandel in Deutſchland, da es faſt in ber Mitte beff 
Ende des 16. Jahrh. gegen 60,000 Einw. Allein durd 
des Handels, welcher fich nach Leipzig zog, ducch die t 
Streitigkeiten unter den deutſchen Fuͤrſten um den Beft 
ſchaft, ift diefeibe fo gefunten, daß die Stadt jet in 2781 
hält. Auch hatte fie eine 1378 arfliftete Univerfität, welc 
wurde. Micht leicht baut eine Stadt in Deutfchland, m: 
viel Gartengewaͤchſe aller Art, als Erfurt. Dee Dauptz: 
find indeß die Wollmanufacturen, doch find auch die Led: 
tend. Die Mehrzahl der Einw. ift lutheriſch. Unter ant 
nennen wir bie beiden Citadellen, den Petersberg und die 
mit der großen 275 te. ſchweren Glode, Sufanna gena 
guftinerflofter, in welchem jetzt das Iutherifche Gymnaſiu 
Zelle, die er von 1506—12 bewohnte. Das Benedictin 


Cammennaralchallae laub: mb Ran ER m nn om CA nen “an nl nan m 





Schriften f. Bührerinnen warm. So befchäftigte ſich 
wo er cpileptifche Anfälle befam, die ihn alle Geiftesan 
thigten. Erſt in f. 16. Jahre Eonnte er, nach ſ. völlig 
phie und Mathematik zuruͤckkehren. 20 3. alt, lernt 
arzt Siebold auf deffen Durchreife duch Nürnberg en 
dem jungen Handwerker fo viele arzneiwiffenfchaftliche 
ihn zu bewegen fuchte, ſich in Würzburg dem Studiun 
E. blieb aber bei f. Vorfage, als Handwerker zu eben, 
Verhältniffe zu einer freifinnigen Anſicht gelangt war. 

fephifchen Spftemen, und audy mit Kant's Lehren befi 
das praftifche Leben fchon ale 14jÄhriger Knabe f. Leh 
der Hauptfache ſtets treu blieb. „Da der eine diefer 
bandfchriftlichen Auflage, „ein Sklave und der andre ei 
Marc Aurel, fo war ic) durch fie beſtimmt, nichts im | 
mas das Schickſal mir aufbrang, indem mich beide leh 
hältniffen, fondern allein in meinem Innern mein Si 
1787 nady dem Tode f. Mutter das Gewerbe ſ. Vaters 
ren konnte, entichloß er fi, nadı Würzburg zu geben, 
zu ſtudiren. Er blieb hier zwei 3. und erwarb fi dan 
einifche Doctorwürde, Zur ärztlichen Praxis hatte er « 
maligen Anfichten lagen, Seine Luft. Die franz. Revol 
auch Deutfchland davon angeſteckt werden koͤnnte. Er 
er dabei fpielen follte, denn er haßte die ariſtokratiſche Pi 
fie wollte, und die bemokratifche um deffentwillen, wa® | 
erweckte in ihm den Wunſch, nad) Nordamerika zu g 
einen Betruͤger hintergangen, verlor er ſ. Vermögen un 
heit. In ſ. Verhättniffen geftört, nahm er 1797 eine 
ter dem Minifter v. Hardenberg an. Zwei J. fpäter gi 
die Erlaubniß zur ärztlichen Praxis erhielt, welcher er fıc 
Unter f. mediciniſchen Schriften nennen wir f. in RR 





delten fi) in dem Waſſer des Fluſſes zu dem durchſicht 
Erigena (d. i. der Icländer, Johannes) auch n 
einer der denkendſten und gelehrteften Männer des 9. 
gebürtig, in deffen Kiöftern ſich bis in dieſe Zeit die m 
ſenſchaft echalten hatte. Seine philofophifche Anſicht 
{hen Neuplatoniter an. Er lehrte: Gott iſt das We 
ben die urfprünglichen Urfachen ihren Grund, aus we 
vorgeht, und alle Dinge gehen ebenfalls in fein Wefen 
in dem Werke „„De divisione naturae‘‘, weldyes Th. 
geg. hat, vorgetragen. Er wurbe von Karldem Kablen n 
aber deffen Hof wegen angeblich Ergerifcher Meinunge 
berief ihn nad) Orford 877 ; bier ftarb er gegen 886. 
platoniker zeigte ſich auch in der überſ. des Dionpfii 
Hauptquelle mpftifcher Anfichten im Mittelalter gewe 
mahl und die Gnadenwahl Außerte er freiere Meinunge 
Erinnyen, die Furien, fe Eumeniden. 
Eripbyle, Tochter des Talaus und Gatti 
beftochen durch ein vom Polynices ihr geſchenktes Hale 
dem Zuge ber fieben Fürften gegen Theben Theil nehm. 
fand. Dafür tödtete fie ihr Sohn Altmdon. Sie w 
Leben zurüdgerufen. Jenes Halsband war von Vul 
Alle, die ed trugen, durch feinen Zauber ungluͤcküch. 
Eris, (Discordia), die Göttin der Zwietrac 
Schweſter der Nemefis und der Parzen. Als fie beit 
nicht eingeladen worden, warf fie aus Rache einen q 
ſchrift: der Schönften, in das Zimmer, wo die Götter 
waren. uno, Minerva und Venus fritten um denſ 
Zankapfel. Jupiter ließ den Hirten Paris auf dem 
ihn der Venus zufprach, und von ihr mit der [hönen H 
ber trojanifcye Krieg ſich entzuͤndete. 
Eriſichthon oder Erefihthon, Sohn 


Theflalien. heaina den Frenol sinen her (Sore® 4 











- Erigene DL der Jelänber,Johantes) auch mit u 
De Denken un gern Ber ben 0, 


einer ah 

I deffen Ktöftern fidy 6i6 in dieſe Beit die wa ⸗ 

erhalten hatte, Shine spe Auge fi 

Neuyiatoniker an. Er lehete: Gore tft das Wefen 

die urſprlinglichen Ueſachen ihren Grund, aus weiche 
vorgeht, und alle Dinge gehen ebenfalls in fein Weſen 


“Inden Werke „De divisione naterae“, weiches 


geg. hat, vorgetragen, Ex wurde von Karl dem 828 
aber deſſen Sof wegen angeblich keteriſchet Mengen 
beriefihn nad) Orforb 877; hier ſtarb er gegen 880. € 
platoniker zeigte fich auch In der lÜüber!. des Dionpfius ‘ 


„Dauptguiele mmpftifcher Unfichten im Mittelalter geworden 


mahl und die Onabenwahl dußerte er freiere 
” Erinnyen, de durien, f. Eumeniden, 
Eriphyle, Tocter des Talaus und Gatun bi 








Burgund herfiammend, iſt feit dem Anfanged. 12. Jahrh., 
Berne berühmt. 1.Rudolfv. E., Sohn Ulrich, welcher 
glorreichen Kampfe gegen den Adel und Albrechts Partei 
gen befehligte in dem Streite Bernd gegen den mächtigen ( 
gewann die Schlacht bei Laupen, welche das Schickſal 

Der grogmüthige Sieger wurde dann der Befhüßer und ( 
fen von Nydau, und erhielt ihnen forgfältig ihre Erbſchaft. 
Eidam ermordet. II. Johann Ludwig v. E., geb 
Diefer ausgezeichnete Seldherr und Staatsmann hatte cı 
dreifigjährigen Kriegs, und fpäter in franz. Dienften au 
wig ATI. und XIV. großen Einfluß, und benahm ſich allı 
Ehre, großer Einfiht und Tapferkeit» Er leiftete Guftav 
Meimar, deren Freundſchaft und Vertrauen er befaß, gre 
Tode Bernhards trat er in franz. Dienfte. III. Hier 
1667, erft in franz., dann In öfte. Dienften, war einer d 
feiner Zeit und insbefondere mit dem Prinzen Eugen ſehr b 
auff. Landgute Hindelbanl. IV. Karl Ludwig v. 
hatte vor der Revolution in Frankreich gebimt. 1793 m 
Befehl über die Landesbewaffnung gegen die Franzoſen 
ihm am 24. Sebr., den unentſchloſſenen Senat zu Erdftigen 
men. Er erhielt uneingefchränfte Vollmacht, gegen Br 
bald wurde fie zuruͤckgenommen, und nun griffen bie Sranzof 
focht gegen Schauenburg ehrenvoll, aber, der Übermacht unte 
ward auf dem Rüdzuge, beim Empfange der Nachricht vi 
von einem Landfturmbataillon ermordet. V. Rudolf $ 
Bern 1749, verfuchte als Schuitheiß von Burgborf, bei be 
unter Brune und Schauenburg,, durch die thätigfte Theil 
Bern zu retten. 1801 verband er fid) mit Aloys Rebing 
lung ber alteidgenoffifhen Staatsorbnung, und wurde 1! 
lange vorbereiteten Aufftandes zum Oberbefehlshaber bet 








640 Ernäprung 


Bürgerkriegen zum Schladhtplages dann bewohnte hier De | 
V’Eftrers ein Jaghſchloß, von dem noch ein Thurm flieht, der de 
Geliebten Heinrichs IV. führt. Nach ihr bekam Ermenonpille jen 
gefaͤhrte Heintiche, der den König nur zwei Tage uͤberlebte, vom 
KRavaillacs Frevelthat hinweggerafft. Noch merkiwürdiger wurde 
neuerer Zelt. I. I. Rouſſeau ftarb hier, wo er nur fechs Wed 
Seine Gebeine wurben von der Pappelinfel ins Pantheon verfegt. 
zu Ermenonville die Piäge, wo der große Kalſer Joſeph ausgerul 
der Schmud der Kunft auf diefem ſchoͤnen Landfige nicht mind 
Reichthum der Natur. Der alte Gitardin, Verf. eines guten I 
Gartenkunſt, hatte in einem Laufe von 30 I. an 3 Mit. Franken 
nerung von Ermenonville verwandt. Seine drei Söhne wollten | 
lichen Befig aufheben, daher wurde Ermenonville 1821 zum öffe 
außgeboten. Schon hatte die fogenannte bande noire, welche a 
Merkwuͤrdige zerftörte, um Geld und nugbaren Boden zu gewin 
Gebot gethan, ais Here Stanislaus v. Girardin, der liberale Dr 
Seite (geft. 1827), mit 100,000 Fr. jene Gefeufchaft uͤberbot, 
von ihm für 14 Dil. Fr. erflandene väterliche Erbgut für die Sı 
der Natur und hiftorifher Denkmale fortdauernd erhielt. (S.M: 
ziergang nach Ermenonville“; a. d. Franz. (Strasb. 1808). 
Ernährung, die Aufnahme der Nahrungsftoffe von : 
wandlung berfelben in organifche Maffe, welche zum Wachsthum 
der verlorenen Theile des organiſchen Körpers tauglich iſt. Di 
allen organifcyen Wefen eigen; am beutlichften ift ev am iebenden 
per, welcher auf einer hoͤhern Stufe der Organifation ſtebt, wahr: 
diefem laſſen fid) drei Acte des Ernährumgegefchäfts unterſcheiden. 
Verdauung, fängt fhon im Munde an, indem die Mahrungsmi 
zertheilt, und mit Speichel vermifcht, den erften Grab von Aufls 
Im Magen werben durch die elgenthämliche Lebenskraft deffeiben, 





ähnlichen Magenfaft, bie Nahrungeftoffe in ihre feinften Theie 
eine brelartige Maffe, welche Chpmus genannt wird, aufgelöf 





DURIGUERUMIY, WU OEBUy SU KSUEREL VUD TULTEHERLERE FRU 
den Erbtheilungsvertrag vom 13. Schr. 1640 das Deryog 
digen Antheile erhielt, und fo Stifter bee Speciuliinien 
wurde. Er.teaf die vortrefflichften Anftalten zur Wiederau 
vorwuͤſteten Landes, Kirchen: und Landesviſitationen, Sch 
mung dee Landescollegien und Reorganiſation faft aller Bi 
lizeigeſetze; eine neue Kirchenagende, eine verbefferte Con 
tung eines Landkircheninſpectorats, dabei die Erbauung « 
Gotha und die wohlthätigfte Fuͤrſorge für f. Unterthanen | 
gluͤcksfaͤllen, milde Stiftungen. für Witwen, Waiſen um 
Schifffahrt aufder Werra bis zur Wefer, und auf der Uni 
Elbe, f. vaftlofen Bemühungen zur Beilegung der ſynkretiſt 
ſchen den wittenbergifchen und heimfiädtifhen Theologe 
eines throlog. Senats, als eines Hülfsmitteld zur Schalt 
gion, nd vornehmlich um einen ewigen Srieden in der eva 
Dies umd Mehres find Beweiſe ſ. weiſen und thaͤtigen Reg 
deq Abt Gregorius aus Abyſſinien an Herzog Crnſts Hof 
zogs fuͤr dieſen Dann und den Religionszuſtand in. jenem 
an.den König von Äthiopien; die er dem Ybt mitgab, di 
Wansleb's aus Erfurt nach Abpffinien, der vom-Dergog 
echisjt, um nicht nur die genaueften Nachrichten über Diefe 
dern auch Alles zu thun, was zur Beförderung der chriſtli 
ten-fiche, die Briefe. des Patriarchen und Komos zu Alera 
Briefivechfel mit dem Gar Alexei Michailowitſch zu Mos 
—— der evangeliſch⸗ lutheriſchen Gemeinde daſelbſt, des 

Gotha, des Herzogs aͤngſtliche Sorgfalt für die Erzichung 
layg mit Pfalmen, Sprüden und Gebeten ihr Gedaͤcht 
ebeafo merkwuͤrdige Erſcheinungen in f. Eben, als fie ihn ſ 
tifiten und den Beinamen des Frommen rechtfertigen, den 
Wandel verdiente. Drei Jabre vor ſ. Tode (1672) tam er 





wedyfeleweije, fie vernachläifigen und flicbeir ihre Freunde u 
ten-ihe Gluͤck und alte.gefellige Verhaͤltniſſe, und find. der fe 
ſten Handlungen fähig. Bisweilen tritt die Erotomanie ur 
Melancholie auf; die Kranken raſen nicht, ſondern fie fin 
verfallen in Kieber, welches auf nervoͤſe Weoife verläuft und ı 
fondere Ficherart (fidrre Crotique, Liebesficber) aufgeführt ı 
beffeiken-ift bißreeiten, bei geheimer Liche, ſchwierig, doch 
ſchaft beim Anblick des Belichten, oder wenn auch nur deffe: 
das Geſicht wird belebt, bee Puls ſchinell, frequent, ſtatk un 
erkannte Hippokrates dir Liebe des kranken Perdikax zu der Gi 
Eraſiſtratus die Liebe des Antiochus zus ſeiner Stiefmutter € 
ber verläuft oft ſchnell tödtlih. Außerdem gebt die Eretom. 
heit über, führt zum Selbſtmord, verurſacht Bleichſucht, X 
tytiaſie, Nomphomanle u. ſ. w. Gie hängt zum Theil von 
wie andre Gemuͤthskrankheiten. Doc) find Juͤnglinge, wel 
venſyſtem, eine Icbhafte Einbidungskraft haben, die von Ei 
gungsfucht beherefcht werden, durd) Romanenlecture verderb 
ziehung und Müfiggang verweichlicht find, derfeiben vorzuͤgli 
auch bei den Mädchen findet man fie vorzüglich, die in ein ge 
ohne Befriedigung fir ihr Herz und ihre Sinne gefunden zu h 
bei denen, deren Gefühle aufgeregt, aber nicht befriedigt worde 
folcher Kranken muß fid) nicht bloß auf die Eörperlichen Functi 
noch muß man auf das Gemuͤth derfelben einzuwirken fuchen. 
Er penius (Thomas) eigentſich van Erpen, einer de 
tiften, geb: zu Gorcum in Holland 1584, ftudirte zu Keiden, | 
Erfolge f. Studien verzweifelte. Bald faſite er jedoch beſſer 
mit einem fo gluͤhenden Eifer zu denſelben zuruͤck, daß feine X 
Bewunderung f. Lehrer erristen. Sein Ruhm beruht haupt 
famtvit in den orientalifden Sprachen, deren Erlernung er a 
Scaliner's beaann. Sich in ihrer Kenntnifi noch mehr zu ver 





Beſchaffenheit von jeder Art und jedem Grade anzuwenden. 
Brundfägen bes Brown'ſchen Syſtems entftand allmaͤlig die 
theorie durch die Bearbeitungen, Berichtigungen und Erge 
Erzte. Einige dee vornehmften davon warn: Röfchlaub, 
und gruͤndlichſte, wol auch wiffenfchaftlichfle Außleger der Bi 
Vieles, was Brown nur kurz angedeutet, oder dunkel und 
hatte, ſtreng wiffenfchaftlidy zu begrimden, zu erflären. D 
der Exregbarkeit, von der Unftarthaftigkeit der Unterſchiebur 
benstraft anftatt.der Erregbarkeit, den Begriff der Opport: 
fefter zu begründen und deutlicher aus einander zu ſetzen. 
Anhaͤnger der Brown'ſchen Lehre,. erfannte doch mit hei 
Blick das viele Gute derfelben, welches er zur Verbeſſerung 
auf welche nad; feinem fehr wahren Urtheil aller Nusen der 
den müfte, anwandte. Er ergänzte die Lücke, welche Bro: 
gung des Organismus gelaffen hatte, indem er die Wicht 
zum:£chen zeigte; er bewies, daß die Geſetze der allgemeine: 
chaniſchen und chemifchen Geſetze durch die Organijation ı 
fchränte und mobificiet, aber keineswegs ganz aufuchoben- : 
Erregung mehr. die Oberhand befämen, wie es die Brebud 
der Verdauung, bei Schwäche ber Verdauungsktaft, bei Fa 
Erfahrung betätigt. Er beftritt die Behauptung, daß alle 2 
nur auf dem Grade der Reizung berube, indem er darthat, 
befondere Wirkung vieler Mittel auf einzelne Spfteme un 
Merburs auf das lymphatiſche und. Drüfenfnftem, der Squil 
u. ſ. w. Er behauptete die für die Prarie fo wichtige | 
öfthenifcher Anlage, bei Schwäche und ſelbſt bei Nervenfieb 
ſtattfinden könne. Sof. Krank, anfänglich unbedingter Ani 
Syſtems, mußte jedoch bald durch feinen Scharfjinn und g 
Maͤngel jenes Syſtems aufmerkſam gemacht'werden. Ce 
noch andre Wirkungen ber reizenden Potenzen ald der bloß⸗ 





Künfte (Reipzig 1818, fa. 4, 16 Thle. 1827). Durd 
bie neuere deutiche Bibliographie im eigentlichen Sinne des 
begründet, und die Vollftimdigkeit, Genauigkeit, Anorbnus 
tung deffelben macht es auf immer zu einem Muſter, wie bie 
gedeihlich regiſtrirt werden muß. Welche Vielſeitigkeit, 
aber dazu gehörte, ein Werk von fo unermeßlichem Umfange 
die ift, fo zu begründen und zu leiten, wie er es gethan hat ı 
ſehr am Tage, ale daß e8 einer Darlegung bebürfte. 
Erskine (Thomas), Lordlanzier, Redner und Ned 
in Schottland. Als er f. erfte Bildung zu Edinkurg und 
batte, trat er ald Seecadet (Midshipmen) in Dienft, gin 
Landmacht und kam mit f. Regiment nady Minorca. Fruͤl 
genötbiut, einen neuen Beruf zu wählen und flubirte 1777 
d. Rechtsſchule Lincoins-Inn zu London u. uͤbte ſich in der pr 
beit. Er ward 1778 Advocat, und ſeine erſte Rede vor & 
zenden Geiſtesgaben, und bewies jenen männlichen Muth, ı 
Zeiten auszeichnete. Sein Ruhm wurd durch f. Vettheidig 
pel, der nach der Schlacht bei Queſſant vor ein Kriegsgerie 
fefter begründet und brachte ihn ins Parlament. Späterhin 
und Genetalanwalt des Prinzen von Wales, verlor jedoch Die 
ben befannten Thom. Paine vor Gericht vertheidigt hatte. 
andern Würden zurud, Im Parlanıent faß er in den Weih 
mer sin ftandhafter Verfechter der Rechte und Freiheiten d 
des franz. Krieges fchrich er eine Flugfchrift über die Urfache 
(„A view on Ihe cnusen aud consequencos of Ihe preseı 
1797), die 48 Aufl. ericbte. In diefer bewegten Zeit, ı 
Machthaber felbft zu unwürdiger Kundfchafterei führte, war 
gen nit felten, die man, weil die Kiagbegründung bei nichet 
beftande durch Eünftliche Anslegungen verfucht wurde, conatı 
verrathsbeutelch) nannte. E. hatte fchon früher. durch fein 





653 Erwerb mel. ::) Erzählung 


gesandt werden. Bemetlt wan aber die erſten Bohendgeicun:3.-SB, ben-.anfunge 
den Schlag der Hergens, eime Ausdehnumg der Bruß,, odar.eine Berpegung dr 
genlider und bed Augapfels, fo hört man apf, Luft.einzublgfen, fehkjedorgkeyfl 
brauch ber übrigen Mittel fo lange fart, bis der Perungluͤckte freier athmete 
bann erſt Bann man dem Kranken ein wenig warmen Mein, ober aramatücen, 
guß einfloͤßen. So lange er.nicht athmet, darf ex nichts in den Mund 
weit dies zu beicht in die Luftwege fließt. In den Im en Fällen,‘ wo bie Une 
compliciri ift, müffen diefe Huͤlfomittel nach Umſtaͤnden mohifcirt werben, ca 
koͤnnen auch bisweilen Aderlaͤſſe nuͤtlich ſein, weiche jedoch wie andee Dim 
von erfahrenen Ärzten angewandt und: verordnet werben. bürfen, m 
Erwerb, Erwerben, beißt eine Sache als Figenthum anfchöriugn 
uud Dee Act, durch welchen dieſes geſchieht, if} der F'e po ex b im weitern 
Am engern Stine verſteht man darunter diejenige Art des Anſichbringens ing 
genthums, ‚welche durch Arbeit und Induſtrie gefchiebt. (5. g e ‘” arb — 
Erwan von Steinbach, ‚besühinter Bauweiſter i im 4 
mM kufen; ſtrasbutget.) : 
rg (vom nexı) wird mehren Wörtern vorgrfett, uerbas Bopnefunße ii 
zuͤglichſte in feiner Art, ſowol im guten als boͤſen Sinn dadurch auszudruͤden. 
verfland man unter den Erzaͤmtern die höchften Reichtämter,. welche bie Rucfkfg 
bei ber Kaiſerkroͤnung durch ihre Erbbeamten verwalten lien. (©. Erbängg 
und Kurfürcften.); . Der Kurfürf von Würtemberg nannte fich A 
Exrzbifnof (f. d.) (archiepiscepus), Oberbiſchof. Erzbauß, ein: iebed, 
einer Erzwuͤrde dekleidetes Haus, vorzugemeife dad Haus Öffreich, ..-E be 
der vornehmſte unter den. Hergogen, ein Zitel, den bloß die Prinzen des 
Dſteeich führen. Erzpriefter iſt ein Praͤlat hoͤhern Ranges, dee in g 
WBertichtungen die Stelle des Biſchofs vertritt. Auch den preuß. Syperinteuhe 
wid diefer Name beigelegt, aber freilich nicht im eigentlichen Sinn, weil di 
gelifche Kicche kein Prieſterthum anerkennt. . H 
Erzählungift die Mittheilung einer wirklichen ober erdichteteg £ Be 
belt. Der Gegenſtand der Erzaͤhlung vird daher immer als etwas Ve 
angeſehen, und unterſcheidet ſich dadurch von der Beſchreibung (f. 3 
Eezaͤhlende will das Geſchehene einem Andern mittheilen, der dapon noch, au 
welß, vder et tolll ihm davon genauere Kenntniß verſchaffen, oder. ihn am, dai ſi 
wüßte erinnern, oder:ducch die Darſtellung ſelbſt ein beſtimmtes Urtheil Sei; 
hervorbringen. Von biefen Brueden- und von bes. Angemeſſenheit der,fi 
an das Geſchehene (Wahrheit) noch Alefprung, Entwidelung: mb Wirkung. 
zählten Begebenheit, hingt bie Befchaffenheit der Erzählung, fowie der. Wenhi 
ſelben überhaupt ab. Damit hängt zuſammen, ob der Erzaͤhlende fir ſeibſt ob 
Andern erfahren hat, weil im erſtern Falle der Bericht gewoͤhnlich —** 
genauer iſt. Die Unterſuchung der Wahrheit unterliegt den Grundſaͤtzen ber hiſt 
Kritik. (S. Geſchicht e.) Aber oftift auch die Übung im Vertrag. femyr | 
Unterhaltung Andrer durch die Mittheilung weck, und hier kommt c6 wict- 
auf Wahrheit, ſondern hauptſaͤchlich anf die Form daer: Mittbellung, und im Ik 
Fall insbeſondere auf das damit verbundene JIntereſſe an, welches man durch ge 
zeiche Darſtellung einem ſelbſt erdichteten Gegenſtande zu geben weiß. In bi 
Faͤllen unterſcheidet man das Erzählen von dem bloßen Herzaͤhlen, d. i. von her | 
verbündenen Aufzählen ber Umftände der Begebenbeit,- nach) aͤußerer Folgeanm 
wahre Erzaͤhlung foll eine: Begebenheit deutlich und; ink mistheilen,-. # 
deit Dbiectteltät und inmerer: Zuſammenhang ber wirkenden. Umßande find ! 
Hauptet foderniſſo derſelben. Dies gilt in nach: hoͤherm Srabe von Der 29: Bil 
Erzaͤhlung, als vollendeten, d, is Iebeabigen: und anfcanlaher, Dorflellung af 
aſthetifchen Idee, sunter der Fiyrm einer WBegehenheht ‚ober. „Hantiung. ‚Unter. Din 









































654 ; Erzämter 


ſtand als vergangen betrachtet, ſo verweilt er nik größerte. Ruhe anf demfrhh 
Daher iſt der Erzaͤhlungsſtyl ruhiger und ausführlicher atö der dramatiſche und} 
riſche, Hbwol er weder die Erhebung des Gefühle ausfchließt, noch in Brick 
keit falten darf. Er fchildert.die Gegenftände objectiver, d. h. unabhängige ı 
den Eindruͤcken, welche der Handednde oder leidenfchaftlich Bewegte von iham.a 
pfängt: : Anch-hat ber erzählenbe Dichter darum einen größern und.freem Opl 
raum, denn er ſtellt flr die Einbildungskraft, der duamsatifche Dichter zundhh-| 
den Sinn dar. Was aber die mit Anſchaulichkeit verbundene Lebendigkeit Mrd. 
ftellung betrifft, fo befteht fie in.der das Gefühl erregenden Entwidelung anzich 
der Gegenſtaͤnde, und fie iſt es eben, deren Wirkung die fortdauernde Theilnah 
ift, welche der. Refer. ader Zuhoͤrer an dem Erzaͤhlten nimmt. Dieſe fortbauen 
Teilnahme äußert ſich Durch: Beſorgniſſe des Leſers für Die Perſonen, Diem 
und Mitleid bei ihren. Schidfalen, amd: die geſpannte Aufmerkſamkeit auftie & 
wickelung, welche am Ende.der Erzählung liegt; fie wird am ficherfien anbai 
wenn hie Thatſachen, bedingt durch die Charäktere und den Ton des Ganıng 
leicht und natuͤrlich uneinanderreihen. Wenn wir übrigens von der hoͤchſten 
des erzuͤhlenden Gedichte, dem Epos, abfehen, und bei her poetiſchen Exj 
im engern Sinne, "welche Freignifie und Vorfaͤlle aus dem Leben einzelner 
Zum Gegenſtande hat,. ſtehen kleiben, dergleichen z. B. gewiffe Novellen find, fl 
nen Pe, wie der Roman, ſich dem Dramatifchen durch Rinlogifche Form, den 
ſcher durch die Brieffotm annaͤhern, die Grundform aber bleibt die monologi 
zaͤhlende. Dem Zone und Zwecke nach gibt es nicht mur ernfihafte und 
Erzählungen, zu welchen letztern auch die humoriſtiſche gehoͤrt, und die ſatyriſch 
hören bann, ſondern auch idylliſche und naive, romantiſche amd phantaſtiſche (mi 
bas Märchen gehört), bürgerliche und pfochologifchefentimentale Erzaͤhlungez. 
der einen Art wird ſich mebe die Phantafie, in der andern mehr die Welt: und J 
ſchenkenntniß des Erzähler zeigen. Won dem Roman unterfdyeidet fid) abe 
ꝓortiſche. Erzählung im engern- Shine, wenn nicht durch die Verfification, dad 
woͤhnlich durch geringeren Umfang und Mangel an Epifoden, daher fie fich nich 
das ganze Leben riner Perfon erftredt, Indeſſen gibt es auch hier 
Ebenſo ‘grenzt. bie verfificirte Erzählung, die oft nur die Äußere poetiſche 
(Rhythmus und Reim) von der Dichtkunft entiehnt, um dem erzählten 
durch eine wiekſamere Faſſung zu geben, an verfchledene andre Dichtunge, 
4. DB, eines Theils an dag größere, romantifche Epos, andern Theils an bie 
Ballade, das Idyll ꝛc. Die gewöhnlichen Formen für diefelbe find freie 
Jamben, mit Daktylen vermiſchte Ottaven 2c. Unter den Eleinern Erzähle 
der Italiener nennen wir die von Boccaccio, Taſſoni, Berni, Caſti ıc,; unter 
der Engländer die von Chaucer, Goldfmith, Dryden, Prior, Pope, Walter 
Bhyron ıc., unter denen der Franzoſen die von Marot, Lafontaine, Moncrif, 
Srecaurt, Greſſet, Florian, Dorat, Boufflers und Marmontel, der jedoch nur 
feine Erzählungen in Profa bekannt ift, und unter den deutſchen Erzählung 
von Leffing, Wieland, von Thuͤmmel, Schilling, Schulz, Lafontaine, 
St. Schuͤt, Steigentefh, Fouqué, Eonteffa, Pfeffel, Langbein, Kleift, 
Kind (beſonders die metrifchen). — Da im Drama nicht Alles vergegenroärtigtd 
den kann, fo tritt oft auch die Erzählung in daffelbe ein, aber dies muß vorfü 
und fparfam gefchehen, wenn nicht das dramatifche Intereſſe geſchwaͤcht werden 
Mo aber die Erzählung im dramatiſchen Gedichte nothwendig ift, da bezieht fü 
gemöhnlid) auf eingreifende Vorgänge, und muß lebhafter bargeftellt und vorg 
gen werden, als die gewöhnliche Erzählung, weil wir hier gewoͤhnlich auch die | 
wirkung des Ereigniffes auf den Erzählenden wahrnehmen follen. 1 
Erzämter, f. Erz. 























fondern auch die verfe 
mit vorfichtiger Überlegung gı 
h 2 Re erde ae 
Dhitofophie der Erziehun— 
ineller ift I. Pauls 
tat⸗ Thle./ Hof 


Seat fpeifen ER 1a nenne Dreh br 
— önnen ducch gu — 

— — Kindes it. — Ausbild: 

18 Kind dagegen Ye N — aber, * ſpaͤterhin allm 
Die phofifhe Erziehung muj aud) Altes 
— ——— 





Se rt Alan oem 


fache in der phyſiſchen Erziehung; allein auch die Daut zı 
ftärken, einen gehörigen Grad von Empfindlichkeit in derfe 
das Beftehen der Gefundheit von größter Wichtigkeit, indem 
Empfindlichkeit dee Haut, melche, feitdem wir von Kindhei 
nachlaͤſſigt haben, allgemeiner Fehler geworben ift, fo le 
fhäfte und viele Kränklichkeiten zur Folge haben. 2) Fruͤ 
Ordnung. Die ganze Natur beobachtete in ihren Exfchein: 
per pünktliche Ordnung und hoͤchſte Zweckmaͤßigkeit. Auc 
erften Tagen an daran gemöhnt werden ; alle Gefchäfte des 
leichter und ungeftörter von Statten. Alfo im Effen und 
Machen, Abwartung der Auslcerung u, ſ. w. werde der DV 
zogen. Die Erfahrung lehrt aud) durch ihren Erfolg den 
wendigkeit davon. Jede Unordnung ftört das Ganze, je 
Ordnung angeftrengt (3. B. Verdauung u. f. m.) erfodert n 
ordentliche Menfchen werben felten alt; die Störung der 

lichen Verrichtungen reibt fie bald auf, Alte Perfonen find 
gewöhnt. 3) Schug gegen äußere Einflüffe, aber auch al 
diefelben. Nicht alle Außere Einflüffe fehen in unferer Ge 
nicht, oder doch nicht gänzlich entgehen, befonder® den atm 
Kaͤlte u. ſ. w. Wir müffen daher fuchen, den Körper mit 

durch ihre Einwirkung weniger fhädlid zu machen. Dal 
Abwechſelung der freien Luft, täglicher Genuß derſelben ur 
ihr, leichte, nicht zu warme Kleidung, Abhärtung gegen £ 
w. nothwendig ift. Nur darf die Abhärtung nicht in zu pie 
nicht im Übermaß gefchehen. 4) Fruͤhzeitige Übung der 
Bewegung des Körpers. Vorzüglich nuͤtzlich find daher die 
zur Entwidelung der förperlichen Gewandtheit und Stärke 
tung und Dauerhaftigkeit der Gefundheit, welches die Alten 
griechifchen, fo gut mußten al& wir, aber beffer befolgten. 
Kindheit an den Menfchen feine Glieder mehr aebrauchen. 1 








660 Esceiquig Es corial 


ſowol older ſ. Werke, als ſ. Überfegungen und Herausgabe 
Fe und fpäterer Zeit, wie 3. B. Burkard Maris, Bote u. 
Escoiquig (Don Juan), Ferdinands VII. ve 
einer altadeligen Samilie von Navarra, war anfangs Page Karis IL 
gung zu ben ernften Wiſſenſchaften zog er den geiftlichen Stand dem 
vor, und empfing ein Kanonicat des Stifte zu Saragoffa. Seinelu 
Eigenſchaften erwarben ihm zahlreiche Fteunde und Gönner am Ho 
als dem Prinzen von Aflurien ein Lehrer gegeben werden follte, die I 
Ex wußte bald die ganze Liebe des Prinzen zu gewinnen, für den er f. € 
haft väterliche Zuneigung hegte. Die Sreimütbigkeit, mit welcher er fid 
gegen den König und die Königin Über die Leiden, welche auf Spanie; 
Berte, zogen ihm die Feindſchaft des Sriedensfürfen zu, weicher es 
beadjte, daß er nach Toledo verwiefen wurde. Der Prinz verior ji 
.  Xehrer mit großem Kummer, und blieb durch einen geheimen Brief 
in Verbindung. €. fuchte auch in der Verbannung durch Denkfgrifi 
Könige einfandte, diefen über ſ. Günftling aufzuklären ; aber umfon: 
gewann ber Friedensfuͤrſt bei dem Könige ein immer entfcpicdeneres Üib 
den Prinzen, weldyer im März 1807 an E. ſchtieb, daß er für feine. 
und bei ihm Math und Beiſtand ſuche. Sogleich begab ſich €. nad 
eben der Proceß vom Escurial ftattfand. Et vertheibigte den Prinza 
tigfte, und wirkte dadurch entfcheibend auf die Meinung des Volks cir 
erdinand VII den Thron beftiegen hatte, brgnügte fich E. mit dei 
taatsrathe. Et rieth zu der Reife nad) Bayonne, begleitete Zerdu 
hin, zeigte in den Unterredungen mit Nopoleon,. ber feinen Einfluß fa 
daher vor allen bearbeitete, ebenfo viel Verftand und Feſtigkeit als ı 
an feinen Fuͤrſten, und tieth endlich biefem, der Krone nicht zu cntfag 
erfolgen möchte. Judeß fand diefe Entfagung doch ftatt, und E. fol, 
zen nach Valenyai, ward aber bald von ihnen getrennt und nach Bout 
wo er 4% Jahr in der Zuruͤckgezogenheit lebte. Erſt im Dec. 1813 £ 





BValengai zurüd, als die eingetretenen UmftÄnde Napoleon geneigt geı 
fich mit Serbinand VII. und dem Infanten zu verföhhen. Ex nahm ı 


662 Eſoteriſch Esprits 


poetiſchen Kraft des Gedichts, dem Reize und der Reinheit des Wersbaues, und bes 
wunderte Die Treue, womit er dies empoͤrte Element ſchildert. 1808 ließ er di 
Oper „Trajan“ aufführen, die zwar gut gefchrieben war, aber doch ihr ungemeines 
Gluͤck mehr der Gunft der Regierung und den Umflänben verdankte. Schon inf. 
Amtöverhältniffen, als Genfor der Theater und Büchercenfor, und Vorſtand der 
erſten Abtheitung der Polizei, mußte er ſich viele Feinde machen, die fich vollends 
erhoben, als er 1810 Mitglied des Inſtituts wurde, obgleich er auf diefe Ehre durch 
fe Zalente Anfpruch hatte. Die öffentliche Meinung richtete ihn ſtrenge umd traf, 
wenn fie f. Privatleben und f. Sitten vor ihren Richterſtuhl 309, in vielen Punkten 
mit der Stimme des Neides zufammen. Zu diefen Unannehmlichkeiten, wogegen 
E. weniger empfindlich als ein anderer war, kam noch, daß Napoleon ihn aus 
Frankreich verwice, wozu ein Auffag in einer Zeitfchrift gegen ein Werkzeug des 
ruſſiſchen Cabinets den Vorwand gab. Er hatte ſich drei Monate in Italien aufs 
gehalten, als er die Erlaubniß zur Rückkehr erhielt. Er ftarb aber im Juni 1811 
an ben Folgen einer Wunde, die er beim Umſturz f. Wagens, auf dem Lege zwö 
[hen Neapel und Rom, erhalten hatte. 

Efoterifch, geheim, bloß für Geweihte beftimmt. Bei den Myſterien 
oder geheimen Geſellſchaften der Alten hatte man efoterifche und eroterifde 
Lehren, jene für die Gemweihten, die gleichfam ins Innere des Heiligthums kamen 
(Efoteriker), diefe fuͤr die Ungeweihten, oder Eroteriker, die in den Ber 
böfen blieben. Auch in den Wiffenfchaften hat man in der Folge diejenigen Ber 
ſtellungs⸗ und Lehrarten, weiche nur für tiefer Eindringende gehören, eſo teriſche, 
und diejenigen, welche ben Faſſungskraͤften ber Ungelehrteren angemeffen find, er" 
terifche genannt, | 

Espagnolet, f. Spagnolet. 

Efpinaffe (Julie Jeanne Eleonore de P). Diefe liebenswuͤrdige Fra 
welche bie glängendften Geiftesgaben mit einem der heftigften Liebe fähigen Deya 
vereinigte, geb. zu Lyon 1732, war von unehelicher Geburt, wurde aber für ein 
Buͤrgers Tochter ausgegeben, und führte den Namen deffelben, ohne je ihre wahn 
Abftammung in Anfpruch zunehmen. Von der Marquife Dus Deffand (kN 
zur Öefellfchafterin gewählt, folgte fie deren Anerbietungen gern, da fie in einn 
dürftigen Lage war. Anfangs lebten beide rauen in befter Eintracht. Aber pa 
bald wurden Juliens Vorzlige erfannt, Aller Herzen huldigten Ihr, felbft d' Au— 
bert, der geprüftefte Verehrer der Du = Deffand. Sobald diefe in der l'Eſpinae 
eine fo gefährliche Nebenbuhlerin erkannt hatte, entfernte fie diefeibe von ſich. Ab 
lein bie Verſtoßene hatte bereits zu zahlreiche Verehrer, und man bewirkte durch den 
Herzog von Choifeul, daß der König ihr ein anftändige® Jahrgeld ausſetzte. Be 
jegt an trat fie in die große Welt, und die glänzendften Cirkel wetteiferten um bie 
Ehre ihres Beſitzes. D’Alembert erflchte vergebens Ihre Gegenliebe, ohne meh 
als Sreundichaft zu erhalten. Der Marquis von Mora, ein edler, trefflicher (pe 
nifcher Jüngling liebte fie, ward von ihr wieder geliebt, doc) fchnell Über den Ober 
ften Guibert, befannt durch f. Verhältniffe mit Friedrich II, und der die Gunſt de 
Frauen als einen ſ. Eigenfchaften gebührenden ZoU zu betrachten getvohnt war, wer 
geſſen. Wer könnte die Verkettung diefer Verhaͤltniſſe, den Wechfel der feltfammn 
Saunen der Liebe, die ihre Gunft blind verfchenkt, ohne Theilnahme betrachten, 
wer die Briefe der ’Efpinaffe, in denen ſich ausfpricht, was glühende, unauflöglikt 
Liebe einem zarten Herzen eingeben Bann, ohne Rührung lefen? Die darin 
mit fo viel Anmuth und Zarthrit ausgedruͤckten Gefühle zeugen von einer ſeltenen 
Bildung. Eine gute deutfche Überfegung ihrer Briefe erfchien in 2 Bon. 1809 von 
Madame Spazier. Sie ftarb 1776. 

Esprits. Diefe franz. Benennung entfpricht faft ganz unferer deutſchen: 
Geiſter. Man gab fie, obwol ehedem mehr als jegt, allen ben Sihffigkeiten, welch 


t von Susi jeroonnen —* bie entweder 

5 Me und Mark dee Beftandtheife enthalten. So ee 

une ran 
m als Pfeffermünge, Lavendel, ee 


it ziehen; ja Eh bie 5 der ne mehrer ntneatfhee 
zen, als des Salpeters, Vitriols, Grünfpans u, fu t., wurden fonft uns 
Sprits gerechnet. Jet bedient man ſich flatt dieſer Benennung, die fo 
Erzeugniffe umfaßt, lieber ber beftimmtern, welche bie neuere chemiſche 
tur an die Dand gibt; doch Eommt fie bei verkäuflichen Waffen und Ars 
pi = Ei u —— ALLE = 
uire (ausgefpr, 7 eleitet von dscuyer, h 
Li: eigen ra englifcher Titel, über den Küttner ei Ya al 
ſchwer aufzuzählen find, demen er ei d. h. nach den — 
Aber man gibt ihn auch vielen aus ftichtrit, denen er nicht 
en, Künftiern u,f.w. (S. England, Volksverfaffung.) DE 
jenber Gründe gibt ihn eigentlich nicht, und doch nennt man Diejenigen, 
abe Grunde haben, durchaus und vorzugsmeife fo. Die engl, Baucın 
dre Gutöherren Esquite. 
ab, f. Nebemiah, 
B (Karl van), geb. 1770 zu Warburg im Stifte Paderborn, kam 1788 
ftergeiftticher in die Benedictinerabtei Huysburg bei Hatberftadt, wo er ſpaͤ⸗ 
und Prior, bei ber Aufhebung der Abtei aber 1804 Pfarrer zu Huysburg 
1811 ernannte ihn ber Fuͤrſtbiſch. v. Paderborn zum bifchöfl. Commiſſait 
Im. e. Generafvicars im Saal: und Elbebepart, Im dieſem Poften bes 
iel Anhaͤnglichteit an den roͤmiſchen Stuhl. An der hu des N 
e unter f. u. f. Bruders Namen erfehien, foll er den wenigſten Anthei 
m, und er fagte ſich in der Folge davon los. Er ſchtieb 1810 eine Da 
efenen Abtei Huysburg”‘, und bei dem evangel. Zubelfeft 1817, eine „Kurze 
Neligion“ ; welche von den Domſchuͤlern zu Halberſtadt zur Nachfeier des 
ſtes oͤffentlich verbrannt und von einigen Gelehrten daſeibſt einer 
gung werth geachtet wurde. Et ſtarb den 22, Det. 1824, Sein Bruder 
'e dan Ef, Benedictiner der Abtei Diarienmänfter im Paderbornſchen, 
arter zu Schioalenberg im Fürftenthum Lippe, und feit 1813 auferord, 
heologie und kathol. Pfarrer zu Marburg, auch Mitdirector des daſigen 
inariums, hat fid durch, feine Ye Beifall aufgenommene und 






















air (Berbinand), Hofſchauſpieler und Deyifene bes koͤnigl. Hofthea⸗ 
ünhen, wurde 1772 geb. Familientůckſicht en erlauben bis jeht weder 
jere Angabe f. Altern, noch ſ. Geburtsorts. Seine frühen Verhältniffe 
don der Bühne entfernt, und erft nach einigen Verſuchen auf Biebhabers 
Betrat et in f. 23.9. die Bühne zu Insbruck. Die Natur ſcheint ihn durch 
phyſiſche Anlagen zum Schaufpieler beftimmt zu haben, denn mit einen 

en, angenehmen Drgan, fprechenden Zügen und einer * — 


664 Eßlingen Eſſen 


den Talent des Schuͤlers Berechtigkeit widerfahren, und berlef ihn 1703, bei Dv 
gantfation des deutſchen Schauſpiels nach Prag. Obgleich nun die Kunftieiftum 
gen des jungen, feurigen Mannes ungetheilten Beifall empfingen, fo war doch 
fein Gehalt nicht zureichend, ihn daſelbſt nebſt f. Sattin, die nicht Schaufpiele 
rin war, zu erhalten. eben den geifligen Anftrengungen auch noch mit bausf: 
chem Mangel kaͤmpfend, erlag endlich ſ. Körper. Dies bewog ihn, Prag zu wp 
laſſen. 1800 kam €. zum erften Dale nad) Stuttgart, wo ihn Hafelmeier, dei 
das damalige Hoftheater gepachtet hatte, zugleich auch mit beif. eignen Geſellſchah 
anftellte, die in Augsburg fpielte. Allein der fehr mäßige Gehalt Eonnte f. zerrüztteten 
Vermoͤgensumſtaͤnde nicht verbeffern, und gute Vorbilder fah erin dieſer Zeitauhug 
felten ; ihm blieb nichts, al8 bie Erinnerung an diekeiftungen eines Lange, Brodmanz, 
—— Huf, Junker u. A. und die ihm inwohnende unverſiegbare Geiftesqurie, 
Nach Aufloͤſung der augsburger Bühne ging E. auf das Theater in Nuͤrnberg; bie 
brachte der 1806 erfolgte Tod f, erften Gattin eine bedeutende Veränderunginf 
Kunftieben. Er fchritt zu einer zweiten Verbindung mit Elife Müller, die fchon frühe 
als Schaufpielerin bei einigen großen Theatern befannt war. In ihrer Geſellſchat 
unternahm er 1807 Kunftreifen nady Stuttgart, Manheim und Frankfurt, un 
erhielt in Manheim Anftellung. Hier verlebte er mehre gluͤcküche Jahre. Dei: 
Anerbieten einer höhern Befoldung, und die Ausficht, die noch aus früherer Zt. 
herrührende Schuldenlaft tilgen zu koͤnnen, beflimmten ihn, ben an ihn ergange: 
nen Ruf yon dem großherzogl. badenfchen Hoftheater in Karlsruhe anzunchmags 
Endlich 309 der nun verewigte König Friedrich von Wuͤrtemberg 1814 diefen 
dern Künftler aus f. beengten Lage. Bon jet an entwidelte E. von Leinen wibte 
en Eindruͤcken geftört, das Höchfte der Kunft, ſowol in tragifchen Wollen, 
heſeus in „Phädra“, Zell, Otto von Wittelddah, Hugo u. a., als aud) im 
gerlihen Schaufpiel, wie 3. B. als Oberförfter in den „Jaͤgern“, Dallner 
„Dienftpflicht” sc. 1818 trennte er fic von f. zweiten Gattin, und heirathete 
Demoifelle Ettemaier. Gegenmärtig tft er bei dem Hoftheater in München 
ſtellt und al einer der erften mimifchen Kuͤnſtler unter den jet lebenden 
wiewol nicht zu leugnen iſt, daß er in f. Deldendarftelungen ſich zu fehr an ia 
Mepräfentation der franz. Bühne anſchließt. 

Eßlingen, f.Aspern. ' 

Eſſaͤer, oder Effener, eine Secte unter den Ruben, deren Urf 
fowol, als die Urfache ihrer Benennung unbelannt ift, doch fcheinen fie erft 
den Makkabaͤern, etwa 150 vor Chr, entftanden zu fein. Sie zogen fich in Pie 
ſamkeit zurüd, und hatten Gütergemeinfhaft unter ſich eingeführt. Der 
nahme in ihren Bund gingen Prüfungen vorher. Es gab 3 Grade in ihrem Bundt 
der Grad der Strebenden, der der Nähertretenden und der der Bertrauten. 
befaßen reinere Begriffe von Gott, als die gewoͤhnlichen Juben und eine g 
Sittenlehre. Blutige Opfer brachten fie nicht ; ſtatt vieler Außerlichen Gebr 
wibmeten fie fich dem Gebet und den ftillern Andachtsübungen, beobachteten 
Sabbathöfeier fireng, lebten in arofier Mäßigkeit, und heilten durch Kräuter 
Wurzeln allerlei Krankheiten. Sie widerfprachen den Spigfindigkeiten der Phe 
tifäer und dem Epikurdismus der Sadducaͤer. Daß Sefus und Johannis zu bie: 
fem Bunde gehört hätten, ift hiſtoriſch unerweislich. S. Bellermann’s „Bee 
en rariähten aus dem Altertbum über die Effder und Therapeuten 

Berl. ). 

Eſſen Gohann Heinrich, Graf von), ſchwediſcher Feldmarſchall, au 
einem alten lieflaͤndiſchen Haufe, geb. 1755 zu Kaſioes in Weſtgothland, bildet 
fid) in Upſala und Göttingen und trat bierauf in den vaterländiihen Kriegtdienſt. 
Bei einem Turniere in Stockholm, wo Guftav II. ihn ſah, machte er durch fein 
Schönheit und Gewandtheit einen fo günfligen Eindruck, daß cc ven dieſer Zeit a 































Grafen a — — — N — 
ſich zwar verpflichteten, ‚zu ven en; auf 
der Verfaffung fic) ftübenb, Daß es den Ständen zuftehe, einen Angeiffer 
eelären, verwahrten fie fich gegen einen Angriff auf Rußland, und bes 
„ daß fie, durch ihren Eid zur Treue gegen bie Verfaffung verpflichtet, und 
irger ald Krieger, nicht zu ungerechten Kriegen mitwirken koͤnnten. Der 
B Finnland, und begab fi, von dem treuen €, begleitet, nach Gothen ⸗ 
die Nortveger, welche unter dem Prinzen Karl von Heffen als Nuflands | 
Schweden eingedrungen waren, bebrohten, €, — Kriegs⸗ 
men, hob in mehren Landſchaften Bauern aus und dem König - 
ärkung zu. Nicht minder wirkſamen Beiftand leifteten die drohenden Erz 
Gefandten Englands und Preußens gegen Dänemark, und es ward 
llftand gefchloffen, der den König rettete, E. war aud) an Guſtavs 
dem Maskenball, wo der König tödtlich verwundet ward, Unter den 
en Regierungen behielt E. immer viel Anſehen am Hofe. Er b 
von Sädermannland und den jungen König auf der Reiſe nach - 
Ffich Guſtav weigerte, fid mit Kathatinens Enkelin zu vermählen. Nach 
warb E. Oberbefehlöbaber in Stodholm, und Guftav IV, übergab ihm. 
Dberbefehlin Pommern. Als Anführer des vereinigten Heers in bier 
je, vertheidigte er 1807 zwei Monate lang Stralfund und fehlo einen che 
Baffenftilftand mit dem franz. Feldherrn. Bald nachher ion er ſich auf 
rich, als ber König, unzufrieden mit ſ. Feldherren, die Anführung ſ. 
(bft ͤbernahm. Nach der Ihronentingung des Könige, 1809 ward €, 
den Staatsrath gerufen. Karl XII. ſchickte ihn in demſ. I, als Ger 
nit dem Stantsrath Ragerbielte nach Paris, um den Frieben mit Frank: 
| wodurch Schweben twieber auf Eurze Zeit zu dem Befige von 
gelangte. E. führte 1814 den Oberbefehl Ihre dos jur Eroberung von 
beftimmte Heer. Während der Minderjährigkeit des Bringen Döfar 
Oberbefehlshaber von Norwegen ernannt, legte aber 1816 diefe 
und ward Selbmarfchall, # 
ex (Robert Devereur, Graf von), ein tapferer Krieger und Günftling 
cüſabeth von England, den fein Schickſal ſchnell von dem des 
as Blutgeruͤſt führte, war der Sohn von Gautier Devereur, 
Lettice Rnolles, einer Verwandten der Königin Elifabeth, geb. 1667 
b, dem Schloſſe ſ. Vaters in der Grafſchaft Hereſordſhlre. Inf. ers 
d ſoll f, Vater feine großen Hoffnungen von f. Anlagen gehegt haben, 








1 





666 Eifer 


Een ſ. Vaters unterftägt, Ihm viele Freunde gewannen. Gr begkit 
Bitten f. Mutter, wiewol nicht ohne Widerwillen, f. Stiefoater, de 
cefter, 1585 nach Holland, 1586 erhielt er den Titel eines Genmi 
tie, und legte in ber Schlacht bei Zuͤtphen Beweiſe der Tapferkeit ot 
nannte ihn dafür im Lager zum Bannerritter. In England wurde 
her beförderten Reicefter’6 Stelle, Großftallmeifter, und 1588 erna 
beeh zum General ber Gavalerie, unter keiceſter's Befehlen, bei dem 
zum Schuß gegen einen von Spanien befuͤrchteten Einfall verſamm 
jegt an galt er als erklaͤrter Günftting der Monarchin, die ihn noch 
" des. Hofenbandes ſchmückte. Dieſes [hnelle, unerwartete Giäd füh 
Mann zuweilen über die Grenzen der Mäfigung. Nachdem er eü 
mit einem andern Guͤnſtling der Königin gehabt hatte, fchloß er fid 
laubniß dem Kriegs zuge an, durch den Sir John Norris und Fu 
Don Antonio wieder auf Portugals Thron fegen wollten. Die I 
ihm jedoch bloß zärtliche Vorwürfe darüber, und uͤberhaͤufte ihn bei! 
mit neuen Wohithaten. Leicefter war das Jahr vorher geflorben. 
zum Theil feine Erhebung dankte, unternahm nun Manches, was: 
mißftet, befonbers eine heimliche Wermähtung mit dee einzigen Zu 
Francis Walſingham, der Witwe von Sir Philipp Sidney. Dby 
nicht Über diefe Angelegenheit ſprach, gebachte fie derfelben doch I 
ohne Empfindlichkeit. Immer ünternehmenb und nad) Ruhm di 
€. 1591 den Oberbefehl eines Truppencorps, welches Eliſabeth zu 
Unterftügung nad) Frankteich fandte, Allein biefen Zeitpunkt benu 
um ihm bei der Königin zu [haben ; jedoch mußte er dies Mal ihre 9 
teln, und Etifabeth ernannte ihn 1593 zum Mitgliede ihres Geheim 
einer glüdlichen Unternehmung gegen Cadiz, die E. mit dem Admiral 
geführt hatte, und wodurch Cadiz in die Gewalt der Englänter ge 
wurde er von der Monarchin mit Lobfprüchen, vom Volke mit Beifal 
empfangen; allein daß er ſich merken ließ, er achte diefe ebenfo hoch a 





dete ihm in Eliſabeths Augen. Die Königin ließ ihn dies empfinten 
fein Stolz und er geriet in häufige Streitigkeiten mit der Monarcht 
ni i 597 — 


zn 667 


5 wirkten 


uf —* ‚Free X un Kr — 
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neerzeichnete. Immer noch hoffte fie, er würde ihre Gnade anflehen: 
ebens. ———— welche am 26. 
1 durch das Beil im Tower, dem Wunſche des Verurtheilten gemäß, er⸗ 
an erzähle: als Effer von f. Unternehmen gegen Cadig zuruckgekommen fei, 
—3 Bat nigin ihm ihre Zärtlichkeit von neuem gefchenet, habe er 
iffe laut werben Laffen, daß f. oft nothwendige Abrvefenheit ihm dem böfen 
inde ne —5 möchte; — ne 
‚gegeben, [prechen, daß, was er. begehen! 
h die Befchuldigungen gegen ihn fein a diefen Ring ihe 
che, —— daß fie f. Rechtfertigung anhören werde, E. 
hf. Verurtheil on Gebrauch machen; er gab den Ring ber Gräfin 
um ihn der — zu bringen. Allein der Gemahl der Gräfin,“ 
eind, beftimmte fie, ben Ring nicht —— So fiel er, zum 3= 
‚Haffes und des Neides, im 34. J. f. Alters, €. war tapfer, bes 
eich, gewandt, edelmüthig und fehr offen, dabei aber aud) unbefonnen 
kußerit Heftige Gemüthsart, Sein Verhättniß zur Königin, die in ih⸗ 
h Alter fich noch fo verliebt zeigte, baß fie ihm nicht feten Lächertich exfäjlen, 
ſo vermeffen, daß er ſich zuweilen Spöttereien gegen fie erlaubte, die zus 
13 einigermaßen von ihm abwanbdten. Manche haben das ganz vertraute 
d Alebten zur Liebenden zwiſchen ihm und Elifabeth bezweifeln wol⸗ 
Drford hat es beftimmt für Liede erklärt. Henry Jones und Banks 
8 Berhältniß zum ftand der Tragödie gemacht. 
Jede aus Wein oder weinartigen Fluͤſſigkeiten, Bier ıc,, durch bie 
J Gährung (welche darum auch Effiggährung genannt wird) er⸗ 
ive heißt Efſig. Nach der geiftigen Gährung ift jede ſolche Stüffigkeit 
meigt, in die faure überzugehen, und kann nur durch kuͤnſiliche 
ibert werben. Bei Bereitung bes Eſſigs aber werden nen 
g und Beförderung angewandt, Der Eſſig ift um fo beffer, je ſtaͤr⸗ 
ift er durch Deftillation von allen fremdartigen Stoffen gereinigt werben, 
Tigfäure, welche überaus ſcharf, Mag und durchdringend 
ing des Pulvers wurbe der Effig auch zum Sprengen ber Feismaſſen 
ıgen angewendet. Schon Plinius ſpricht davon; das legte Bels 
8 im Kriege kommt, nad) unferm Wiſſen, 1557 vor, wo 
deſſelben bei f. Feldzuge in Italien bediente. — ——— 
ende, uͤber Kraͤuter — Effige liefert Paris in großer 
mit dieſem Lupusartikel halb Europa, Gewoͤhnliche frane - 
SAH zieht man aus Nantes und a. — 
eines der Älteften und glaͤnzendſten Fürſten haͤuſet Itallens. 















* 


668 Eſte 

Urſprung dieſes Geſchlechts findet Muratori unter den kleinen Fuͤrſten, dieimif 
Jahrh. Statthalter der Karolinger in Toscana waren. Spaͤterhin erhieltm 
von den Kaiſern mehre Bezirke und Grafſchaften als Lehn, namentlich Eſte, F 
vigo, Montagnana, Caſalmaggiore, Pontremoli und Obertenga, und führten 
Titel Markgrafen. Von einem derſelben, Guelſo IV., der 1071 das Herzogth 
Baiern als Lehn erhielt, ſtammt das Haus Braunſchweig, welches man bet 
auch lange das Eſtenſiſch⸗Guelfiſche nannte. Während d. 12., 13. u. 14. Jah 
iſt die Geſchichte der Eſt e großentheils mit den Schickſalen der übrigen Herrſcher 
milien und kleinen Freiſtaaten in Oberitalien verſtochten. An den Kriegen 
Guelfen und Shibellinen erwarben die Markgrafen von Eſte, als Haͤupter 
Buelfen, mancher Widermärtigkeit ungeachtet, nebft andern neuen Befisung 
Serrara und Modena. Mod) mehr glänzt das Haus Efte durch f. Verdienſte 
Künfte und Wiffenfthaften. Nicolaus II. (geft. 1383) war der Erfte, der 
Hof von Ferrara zum Sig der Eleganz und des guten Gefhmads erhob, GM 
zender fteht bald nad) ihm Nicolaus III. da (geft. 1441). Er ſtellte 1902 diem 
f. Vater Albert gefliftete Univerfität zu Ferrara her, die waͤhrend f. DMinderjüke 
keit eingegangen war, und fliftete eine andre zu Parma, Durch Belohnungen 
er die außgezeichnetften Männer der Zeit an ſ. Hof, u. A. Guarini von Verm 
den Ahnherrn des bekannten Dichters, und Johann Aurispa; auch vererbte « 
Liebe zu den Wiffenfchaften auf ſ. Söhne, Lionel und Borfo, deren hoͤchſtes & 
ben dahin ging, unter allen Städten Italiens Ferrara als das Vaterland de 
lehrten und Dichter in Ruhm zu bringen, Die Regierung Lionels (geft. IM 
glänzt weder durch Eroberungen noch andre politifhe Ereigniffe; aber kein FM 
des Haufes Efte wurde wegen ber Liebenswürdigkeit des Charakters, Anmuth } 
Geiſtes und Feinheit der Sitten von f. Zeitgenoffen mehr. gefchägt als Lionel, 
beförderte Handel und Gewerbe, Künfte und Wiffenfchaften kauf ale W 
ja er felbft gab ein Mufter von Beredtſamkeit in der lat. und ital. Sprach 
Mit allen großen Männern Staliens ftand erin Briefwechſel, und trug meh 
irgend ein Fuͤrſt f. Zeit dazu bei, die alte Literatur wieder in den Schwung 
Glanz zu bringen, der das 16, Jahrh. fo verherrlicht hat. Auch unter f. Br 
und Nachfolger, Borſo (geft. 1471), blüheten Handel, Aderbau, Gewerbe 
alle Künfte des Friedens. Borſo war prachtliebend, da er aber weder Je 
Deere unterhielt; fo erfchöpfte doch fein Aufwand nicht die Finanzen. 
Friedrich III. war bei ſ. Reife durch Ferrara von der Aufnahme, die er bei X 
gefunden, fo entzüdt, daß erihm 1452 den Titel eines Herzogs von Modena 
Reggio ertheilte. Hierzu verfchaffte ſich Borſo noch vom Papſt Pius II. bie $ 
zogswuͤrde für Serrara, welches er als päpftliches Lehn beſaß. Sen Nachfe 
Hercules I. (geft. 1505), hatte viel von den Venetianern und ihren Bunbdesyenef 
auszuftehen, die das Haus Efte feiner Staaten berauben wollten; Mailand, $ 
renz und Neapel bewaffneten ſich für ihn, und fo entſpann ſich ein allgem 
Krieg. Nach einem ungünftigen Sriedensichluffe (1484) behauptete Hetcüles 
J. hindurch f. Neutralität, während Italien die größten Ummälzungen erfitt, | 
dieſer Zeit bluͤhte f. Land in allen Segnungen des Friedens, und f. Hauptftaik 
Glanze des Lurus und der Künfte. Sein Freund und Minifter war der als D 
tee des „„Orlando inamorato“* berühmte Graf Bojardo von Scandiano; 
Ariofto, damals noch fehr jung, erfreute fich ebenfalls fchon der herzogl. Ga 
Altes, was von ſchoͤnen Geiftern f. Zeit in Anfehen fand, ſchmuͤckte den Hof 
Ferrara. Auf Hercules I. folgte f. Sohn Alfons I. (geft. 1534), deffen pot 
Gemahlin jene berühmte Lucrezia Borgia war, die durch feltene Talente und Lie 
zu den Wiffenfchaften einigermaßen di Schande ihres frühern Lebens verwiſch 
Im Dienfte |. Bruders, ded Cardinals Hippolyt, ſtand Ariofto; doch war bie 
Fuͤrſt des großen Dichters nicht würdig. Der Cardinalshut ſchuͤtzte ihn fo wen 










asranz, UND 509 ſich u. o. Y6. DES -OTUDEerE Johann Daptıf 
roliſches Capuzinerkloſter zuruͤck, wo er unter Andachti 
Merken feine Zage beſchleß. Seitdem Verluſte Ferrara 
nur noch im Schimmer des alten Ruhmes. Franz I., € 
1658; Alfons IV. ſtatb 1662; Franz I. ftarb 1694 
Diefer Kürft, der früher Cardinal geweſen, beirathete 
Braunfchtveig, T. des Herzogs von Hanover, und verein 
trennten Zweige des Haufes Efte. Sein Sohn Franz HI. 
einige Verdienfte um bie Wiffenfchaften; Muratori und X 
thanen, und erhielten Jahrgehalte von ihm. Hercules II 
- Modena, Reggto und Mirandola, vermählte f. einzige T 
dem Erzherz. Ferdinand von Oſtreich; eine Frucht dieſer 
rin von ſtreich. Hercules, der fich bedeutende Schäge | 
die Liebe f. Volkes verloren hatte, flüchtete bei der Annd 
1795 nad) Venedig; Modena und Reggio traten 1797 de 
bei, und das Haus Efte wurde förmlich durch den Wert 
(17, Oct. 1797) feiner Oberherrſchaft über diefe Laͤnd 
dena.) 

Eſtrées (Babriele d', Herzogin v. Beaufort), die 
von Frankreich, geb. um 1571, war die T. Antoine d'Eſtt 
aus einem der Älteften adeligen Häufer in der Picardie, der 
eines Grand-mattre de l’artillerie bekleidete, und ſich ir 
Noyon gegen den Herzog v. Mayenne außzeichnete, weßhal 
dem Gouvernement der Provinz Isle⸗de⸗Frante belohnte. 
alt fein, als Heinrich IV. fie bei einem Beſuche auf dem 
erften Male fah, und fich fogleich von Ihren Reigen gefefle 
deß, damals in einer Herzensverbindung mit dem Herzog. 
fid) anfangs den Wünfchen des Königs wenig geneigt, ber 
gen nicht nachlieh, und, ald Bauer verkleidet, durch bi 
ſchlich, nur um die Geliebte zu fehen, So viel Zunelattna 


Spruch, jedoch ihm felbft zum Sammer, lebendig begraber 
Haimon, ber fie liebte, gab ſich an ihrer Seite den Tod. 

Ethik' die Sittenlehre im weitern Sinne, ober 
nunftmäßigen Handeln des Menſchen, fo viel als praktiſche 
fteht aber Darunter im engern Sinne und in der neuern Zeit 
von denjenigen Pflichten, welche nicht durch äußere Geſetze 
dern auf Gebote des Gewiſſens fich gründen. (S. Mo 
denjenigen Pflichten, welche unter äußern Gefegen ftehen, 
von jener die Rechtslehre. — Et hiſch, fittenlehrig, zur 
lehre gehörig; z. B. ethifche Schriften, welche das fittlicdy 
betreffen. 

Ethnographie, Voͤlkerbeſchreibung, Völker! 
— Ethnographiſch, nad ber Voͤlkergeſchichte. T 
lich entweder chronologiſch, d. h. der Zeitfolge nach, oder 
daß die Geſchichte jedes einzelnen Volks beſonders vorget 
(Bl. Geſchichte.) 

Etienne, ſ. Stephanus. 

Etienne (Charles Guillaume), dramatiſcher un 
ler, geb. 1778 zu Chamoully im Dep. der Ober⸗Marne 
Paris, wo er anfaͤnglich bei der Herausgabe einiger Zeitſch 
bald dieſes Geſchaͤft aufgab, um ſich der Buͤhne zu widmen 
kleine Stuͤcke auf Nebenbuͤhnen gebracht, als ſ. Luftip. , 
auf dem Theätre frangais aufgeführt ward, das ſich auf! 
Bald nachher wurde er Secretair des Herzogs von Baffano. 
ihn an Fievee’s Stelle, der fich den Lehren der Roͤmlinge 
zum Genjor des „Journal de l’empire‘‘; zugleich erhiel 
Reinertrage diefer Zeitfchrift. Später wurde ihm, als X 
Abtheilung im Minifterium des Innern, die polizeiliche Au 
ten übertragen. Sein naͤchſtes Stüd, „„Les deux gend) 
ter daR Mationalinſtitut. was man ihm mit ben Marten hi 






Are Napoleon von Eipa gurdidkchrte, erhielt €. [. ehemalige 


Luſtſpiel, deffen Berfaffer übrigens [. Stelle als Cenſor verlor, wieder 
2 pie Nr gern dub Nationalinftituts, bie dem Kaifer 


den Verf. 1820 zum Deputixten zu und 1822 wieder zu ernente 

Ahle mean, (ui ©, no min il Far 
⸗ I), die er anteuil 

eitete, —S die beruͤhmteſten ſind. Seine in Sekufgaft mit a 

le herausgeg. Geſchichte der ve Bühne, vom Anfange der 

zur allgemeinen Vereinigung („Histoire du Theätre frmgaise etc.“ 

Bbe.), iftein [hägdarss, mit Gefcmad und Unparteilichkeit gefchrier 


iquette, das auf Überlieferung oder gefchriebene Worfchrift fich file 
woniel, nad) welchem bie Formen des gefelligen Umgangs unter den vers 
Ständen ber bürgerlichen Geſellſchaft beftimmt iſt. Wenn Adel und 
a der Melt ſtets nur die Belohnungen des wahren Verdienftes wären, fo 
S allerdings Feiner befondern Vorſchrift über die Ehrenbezeu, aeugungen, welche 

















jörgefcheiebene Etiquette befichlt; allem da fehr oft ber I 
daf namentlich die erblichen Vortechte nicht allegeit von Perfonen befeffe 


ingen, ſo erfodert Die bürgerliche Ordnung ſowol, ald felbft in gewiſe m 
ie. gefunde Phitofophie, daf Regeln feſtgeſtelt werden mad) welchen 
4 niedrigern Stande Lebende, zu dem in hoͤhern Staͤnden fich Ver 
benchmen hat. Ohne diefe conventionelle Schugmader der höhern 
: Gefelifchaft, die, ſobald fie nur nicht bis ind Lächerliche, — 
trieben wird, ſonach allerdings nothwendig und wohlthaͤtig iſt, wuͤrden 
13, Anmafung, Neid und Eigennutz das Band zerträmmern, auf wei⸗ 
und jede ftaatliche und gefellige Einrichtung beruht, und ſelbſt der — 


Pen in der allgemeinen Gteichheitefchtwindelei untergehen, 
einer kutzen Zeit in Ir Fan Ban kennen, 
2 Eichente Aufl. Bd. II, 


d vbienfird des 
jen würde Jeden ſchon von ſelbſt beſtimmen, ihm das freimillig zu zellen, - 


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fufl. |. Stüds 
% > Sranten begabt wurde, Nach Napoleons wurde das Verbot. , 





DT DEI PERL D Beirat, 


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Aus 


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Hauptitadt ſchwarmten. Uberall hat aber Etiquette da n 
müffen, wo die Sache fehlte. Philipp der Gute, Her; 
Stolz ihn trieb, ſich den Königen im Range gleich zu ſetz 
Vater der neuern, ſeitdem manche Höfe bald mehr bal 
Etiquette betrachtet werden, denn, eben um es in den Au, 
ften Fuͤrſten in der Chriftenheit gleich zu thun, umgab ı 
Diener und Hofleute, und legte ihnen ein fo fteifes und aͤ 
daß nur fpäter der fpanifche Hof, an welchem die Maur 
Luft einyeimifch gemacht hatten, den feinen darin noch ü 
die allgemeine Entwidelung freifinnigee Ideen die Lächerli 
Etiquette ſowol an den Höfen als im Leben der vornchme 
mindert, und man findet nur noch bier und dba einige W 
Vorurthell, ober der Machd vieljähriger Gewohnheit unte 
dem Alten und Veralteten Eleben. 

Eton, Fleden in der Grafſchaft Budingham , 
Themſe, Windfor gegenüber (2500 Einw.), berühmt we 
1441 dafelbft geftifteten Schule. Urfprüngli war die 
nen beftimmte® Golleglum. Gegenwärtig ſtudiren bier 
wohlhabender Ättern, da der Hufenthalt fehr koſtbar ift 
find hier reicher als auf andern engl. Schulen. Die Bibli 

Etruria, fe Wedgemwoob. 

Etrurien, auh Hetrurien. Dieſes reizen 
mittelländifchen Meere, öftlich von den Apenninen, noͤrd 
füdtich von der Fiber begrenzt, das Vaterland ber kunſtreie 
Geſchichte des neueften Kunſtgeſchmacks und bei den w 
Unterfuchungen aus dem Grabe ber Alteften Vorzeit her 
dieſes Land, das jegt, mit etwas veränderten Grenzen, 
früheften Alterthum eine wohlgeformte Confoͤderation, reg: 
ter der zwoͤlf Hauptſtaͤdte des Landes, von denen jede eine : 
Tempel der Volturna hielten diefe Volksvertreter, Lucums 


n. = \ 
22 Etymologie Eudämonismus 675 
‚mit Griechenland kamen, fo erreichten fie bald den Grad von Bildung, 
üxch fie Nebenbuhler der Griechen wurden. Fuͤr den Archdofogen und Kunfte 
e find aus jenem Zeitalter der Ettusker befonders die Fortfchritte, die fie in 
lerei und Plaſtik gemacht hatten, anziehend, indem das Studium der davon 
vorhandenen Denkmäler (gefehnittene Steine, Sarkophage, Schalen u, ſ. w.) 
"Auffchtäffe über ihre Mythologie gewährt. &. Inghirami’s „„Monum. + 
ie*, Fiefote 1826, 6 Bdr., 4. (genauer als Gori’ „Museum Etruscum*‘.) 
tiehenland und Ägypten erhielten fie bie Keime ihres Geſchmacks, der Reiz 
‚in fich hatte, um felbft eine Epoche in dem Geſchmacke der neuern Zeit bes 
zu innen. Dieeteurifhen Gefaͤße (Vaſen 2c.), mit ihten darakteriftis 
Basreliefs und Malereien, find befonders von Millin Und im Böttiger's Abs 
fung über die Vaſengemaͤlde der genaueften Unterfuchung unterworfen worden. 
Bafe.) Die Miſchung der Farben, Schatten und Lichtvertheilung kann⸗ 
etrtieifchen Dealer jedoch nicht ; fehtarz oder roth (braumroth) waren ihte ges , 
ichen Farben. Xheateripiele, Mufit und Poefie waren ihnen nicht fremd, + 
ıgen fie und ihre Kunftfertigkeiten, noch ehe fie die Höhe der griechifdjen er⸗ 
theils durch innern Zwiefpalt, theils durch das Andrängen fremder Völker, 
der Zeiten unter, Sie ſeibſt verjagten bie in Etrurien früher angeſie⸗ 
Pelasger, während fie beten Sitten, Einrichtungen, Sprache und Mytho⸗ 
ganz fich zu eigen machten, Die Römer bekamen von ihnen ihre teligiss 
Bräuche, ihre felihere Baukunft x. Am Schluffe der Zeit ihres Nuhınes 
indres Volk aus Gallien und vertrieb fie ans ihren Pflanzftätten in Obere 
5 ein Theil von ihmen Müchtete in die Alpen, und die Mhdtier erhielten das 
hr Dafein. Endlich wurden fie ein Opfer der römifchen ſchſucht, bes 
jedoch Sitten und Gefege, die Wahl der Confuln und upt billige 
nur Oberbefehlshaber gaben ihnen die Römer. Sie firlen dann, mit 
ih, unter bie Gewalt fremder Sieger, Won diefer Zeit an ift bie Ges 
von Etrurien, ober, wie es in der Folge genannt wurde, Toscana, in bie 
te Deutfchlands und Italiens verwebt. (S. Toscana.) Im Iunebile 
en 1801 erhielt das Land dert Namen Etrurien wieber und wurde als ds 
dem Erbprinzen von Parma, Ludwig, Infanten von Spanien, 
Ferdinands 1., Herzegs von Parma, —7 Nach Ludwigs 
Wernahm ſ. Witte, Marie Louife, König Karls IV. von Spamen T. 
eng als Vormuͤnderin ihres Sohnes, Karl Ludwig, legte fie/aber am’ 
1807, in Folge eines zwiſchen Frankreich und Spanien geſchloſſenen Vers 
. Nun ward Etrurien eine franz. Provinz, und ein Senatusconfule 
Mat 1808 erklärte die Staaten von Toscana, u. d. T. der Depart, vom 
yom mittelländifchen Meere und vom Ombrone, für einen Theil des franz 
1809 wurde das Rand der Schweſter Napoleons, Ellſa, die nun Groß⸗ 
von Toscana genannt wurde, übergeben. 1814 erhielt Toscana feinen 
Regenten wieder. Br s 
ymoLogie, derjertige Theil der Sprachlehre und zwat der grammatis 
hte insbeſondere / weicher fid mit der Abſtammung der Sekte bes 


, 



























ingliche Bedeutung zu erforfchen; daher Etymolog, etpimolos 
and etpmologifiren. Die Etymologleit und etpmologis 
Berke find fpecielle, d. h. einer gewiffen Sprache (f0 5. B. das Eiymo- 
gnum fir die griedjifche), oder genetelle, die fid) Uber mehre Spras 
en und ihre Verwandtſchaft darzuftellen fuchen; twie das Werk vom 


ubämonismus, Eudämorologie, bie Gluͤckſeligkeitslehte oder 
bäude, weiches bie Gtücfeligkit des em u Kam, Syn) 


d fie auf ihre Wurzeln oder Stammmwörter zurlietführt, um ihre wahre » 


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werner nr. 


en einer heilfamen, dem Einathmen ganz angemeflenen Lu 
rig erörtert find. 

Eugen (Franz) von Savoyen, befamnter u. d. N. 
ter Sohn von Eugen Morig, Herzogvon Savoyen⸗Carigr 
fons, und von Olympia Mancini (einer Nichte des Garbin 
Paris 1663. Unter allen Helden und Staatsmännern 
ſchichte kaum einen zweiten, der in beiden Eigenfchaften d 
wefentliche und zahlreiche Dienfte geleiftet hätte al® Eugen. 
Schlachtfeld und im Cabinet, gehörte er zu den feltenen M 
genden durch keine Lafter verbunfelt wurden. Eugen war 
geiftlichen Stande beftinimt worden. Er bat Ludwig XI 
als Capitain beiden Dragonern. Der Kriegsminifter Loı 
milie, und die Bitte wurde abgefchlagen. Aus Verdruß ü 
und wegen verfchiedener Beleidigungen, die man f. Dei 
Mutter zugefügt hatte, ging Eugen, wie ſchon zwei f. Bruͤd 
in öfter. Dienfte. Er machte unter den beiden vortrefflich 
Karl von Lothringen und Prinz Ludwig von Baben, f. eı 
Türken ald Freiwilliger, zeichnete fich dabei fehr aus, und 
Megiment Dragoner. Mit Verdruß hörte Louvois von den 
Prinzen, und fügte zomig:a,Er foll nie zuruͤckkehten in 
Prinz, dem diefe Worte hinterbracht wurden, erwiderte: , 
ruͤcktommen, Louvois zum Trotz!“ und wirklich fland er n 
einem fiegreichen Deere in Frankreich. 1687 wurde er, nad 
hacz, Feldmarſchalllieutenant. Als bald nachher der Kri 
und Oſtreich ausbrach, bewog er den Herzog von Savoy 
dem Kaiſer, und befehligte die dom Herzoge zugeſchickten 8x 

voyen. Er lehnte die großen Anerbietungen Frankreichs, il 
ben, ab, und wurde vom Kaifer zum Generalfeldmarſchall, 
Italien geendigt war, zum Obergeneral in Ungarn ernannt. 


ben hac Alan. Dransı SEE FE. a ALDON nn. 




























inmüthigften Verbindung mit-Mariborough gelang es ihm, die 

8 und deffen Verbuͤndeter zu vereiteln. In der Schlacht bei Hoch ftädt 
3. Aug. 1704) erhielten beide Helden einen entſcheidenden Sieg Über das 
inte franzöfifch:bairifche Heet unter dem Kurfürjten von Baiern und dem Marz 
Tallard, der felbft gefangen wurde. * ging 1705 wieder nach Itallen, 


jac) einigen Monaten ganz Italien zu raͤumen. 1707 drang er felbt in 
geich ein und belagerte Toulon, mußte aber wegen der it der Frans 
nad) Stalien zurtchjiehen. In den folg. I. focht er an den Ufern des 
eroberte Lille und feplug die Marfchälle Villas und Voufflers bei Mal 
wo ex felbft gefährlic) verwundet wurde, Wie er aucy hier jene nur den 
Geiſtern eigne Gemuͤthstuhe behauptete, erhellt aus der Antwort, bie er 
Dffieieren gab, die inihn drangen, daß er für feine eigne Perfon forgen möchte, 
ju ein Verband, wenn wir hire fterben follen?“ fügte er, „und kommen wir 
fo ift dazu heute Abend Zeit genug”, Nachdem Marlborough abberufen 
Mn, und Eugen ſich umfonft perfönlich in London für ihm bemnüht hatte, wur ⸗ 
ne weitern Unternehmungen, befonders nach der Niederlage des 
(bei Denain), gehemmt, Der Friede zu Utrecht führte (1714) den 
zu Raftadt herbei, der von Eugen und Villas abgefchloffert würde. Im 
‚ge mit den Türken 1716, ſchlug Eugen die weit ftärkern türfifchen Deere 
etdarbein und Temeswar, und eroberte 1717 Belgrad, nachdem er am 16. 
nen entſcheidenden Sieg ‚über das zum Entſatz berbeigefommene türz 
Deer erfochten hatte. Der paſſarowiter (1718) war die Frucht ſ. 
. 15 Sriedensjahre hindurch, deren ſich ich nun erfreute, arbeitete Eus 
€ gleichem Eifer im Cabinet, und als 1733 die polniſchen 
neuer Krieg herbeiführten, erſchien er noch in ſ. Alter mit bem am 
ging aber, ohne etwas Entſcheidendes gewagt zu haben, nad) Wien 
1736, 723. alt, ftarb, Das öfte. Kriegswefen, daß er als 
Feiegerathe ſeht verbeffert Hatte, gerieth nach ſ. Tode wieber in Verfall. 
——— Leuchtenberg, Fuͤrſt zu Eichſtedt, vorher Vice: 
1, geb. d. 3. Sept. 1781, Sohn des 1794 guillotinixten Vicomte 
uharnois und Joſephine Taſcher de la Pagerie, fpäterhin Gemahlin Nas 
Bonaparte’s und franz. Raiferin. Eugen wibmete fic im Laufe ber Mevos 
Waffen, 129. alt, begleitete er f. Vater, al diefer die Rheinarmee 
igte, Nach dem Tode deſſelben kam er, da auch ſ. Mutter damals im Ges 
war, zu Hoche in der Wende. Nach d. 9. Thermidor kehrte er. nach Paris 
dutter zurück, und widmete nun brei Fahre f. wiffenfchaftlichen Ausbildung. 
beirathete 1796 den eben zum Obergeneral der ital Armee ernann ⸗ 
parte, —— begleitete feinen Stiefvater auf allen Feldzuůgen in Itas 
bin . Er murde zu alfen höhern mititaicifchen Würden beförbert, 
305 zum franz. Prinzen und zum Vicekönig von Stalien erhoben, In demſ. 
te ex fich im Feldzuge gegen Oſtreich fehr aus, und wurde nad) Beendi⸗ 
(13. Jan. 1806) mit der Pringeffin Augufta von Balern vermaͤhlt. 
ernannte ihm Napoleon zum Prinzen von Venedig, und adoptiete ihn als _ 
und Erben des Königreichs Italien. Im der Verwaltung des — 
em zeigte er viel Verſtand und Maͤßigung, und machte ſich auf dieſem 
ebt. Im Kriege von 1809 war er anfangs gegen den Erzherzog Johann 
ich, fpäterhin aber gewann er das Treffen bei Raab, und zeichnete 


® 


— 


7 Eubklides 


bei Wagram durch hohe militairiſche Talente aus. Bei der Scheidung Napoleons 


von ſ. Mutter benahm er ſich mit Wuͤrde. Am 3, Maͤrz 1810 ernannte ihn Na⸗ 
poleon zum kuͤnftigen Nachfolger des Fuͤrſten Primas, als Großherzog von Ftank⸗ 
furt. In dem ruſſiſchen Feldzuge befchligte er das dritte Armeecorps, und zeichnete 
ſich an der Spitze deſſelben in den Gefechten von Oſtrowno und Mohilow und in 
der Schlacht an der Moskwa aus. Bei dem verderblichen Ruͤckzuge verließ er die 
Truͤmmer ſ. Armeecorps keinen Augenblick, theilte alle Beſchwerden und Entbeh⸗ 
rungen mit den Soldaten, und ermuthigte ſie durch ſein Beiſpiel. Ihm und Ney 
hatte Frankreich die Rettung der wenigen Truͤmmer des franz. Heers aus dieſem 
Feldzuge zu verdanken. Nach Napoleons und Murat's Abgange wurde er zum 
Oberbefehlshaber ernannt, und zeigte auf dieſem wichtigen Poſten in jener ſchwie⸗ 
rigen Zeit große militairifche Zalente. Mir finden ihn wieder bei der Schlacht von 
Luͤtzen, am 2. Mai 1813, wo er durch die Umgehung des rechten Flügels der Ver» 
bündeten das Schickſal des Tages entichied. Napoleon fchidte ihn von Dtetden 
nad) dem bedrohten Italien zurüd. Nach Aufhebung de& prager Congreſſes und 
der Theilnahme ſtreichs an der Coalition wurden auch in Italien die Feindſelig⸗ 
keiten eröffnet, Er wußte ſich hier, ſelbſt nad) Murat’d Übertritt, geſchickt zu vers 
theidigen. Nach Napoleons Sturz fchloß er mit dem Grafen Bellegarde einen 
Waffenſtillſtand, der die Lombardei u. f. w. in die Hände Oftreich® lieferte. Eugen 
ging zunaͤchſt nach Paris und dann zu f, Schwiegervater nad München. Er 
wohnte dem Congreffe in Wien bei, Bei Napoleons Ruͤckkehr von Elba wurden 
veranlafit, Wien zu verlaffen, und eine Zeitlang in Buireuth zu leben. An den 
Begebenheiten des 3. 1815 nahm er keinen Theil. Es waren ihm in dem Ver 
trage von Fontainebleau vom 11. April 1814, und fpiterhin auf dem wiener Con 
greife, angemeffene Entſchaͤdigungen für f. Dotationen in Italien, die einen Cayls 
talwerth von 20—25 Mill. Franken betrugen, zugefichert worden, die ihm theild 
der Papft, theils der König von Neapel (letzterer 5 Mill.) auszahlen follen. Dur 
eine Verordnung des K. von Baiern wurde er im Nov, 1817 zum Derzog von 
Leuchtenberg ernannt, ihm das Fürftenthum Eichftedt unter bairifcher Landeshoheit 
übergeben, und f. Nachkommen, im Fall des Ausfterbens der bairtfchen Linle, für 
erbfähig erklärt. Er farb zu München den 21, Febr. 1824 und hinterließ 4%. 
und 2 S. — Der Herzog Eugen war einer von den Männern, die unter einem dte- 
fachen Äußern einen großen Charakter und hohe Talente verbargen. Aufrichtigtrt, 
Redlichkeit, Menſchlichkeit, Liebe zue Ordnung und Gerechtigkeit bildeten bie 
Grundlage ſ. Charakters. Weife im Rath, unerfhhroden im Kampfe, gemäfigt 
in Ausübung der Gewalt, zeigte er ſich niemals größer als im Unglüd, wie die Er 
eigniffe von 1812 und 1814 bewieſen. Unzugaͤnglich für den Parteigeift, trat er 
aus dem Drange der politifchen Stürme rein und untadelhaft hervor. Als Pris 
vatmann wie ald Fürft wohlwollend gegen Sedermann , zeigte er fich im Wohlthun 
unerſchoͤpflich. Er lebte mehr mit dem Gluͤcke Andrer als mit fidy ſelbſt befchäftigt 
und flarb im Befiß der allgemeinen Achtung und Liebe bei völliger Geifteskraft an 
ben Kolgen organifcher Zehler des Gehirns. S. „Vie politigue et militaire 
d’Eugene Beaularnais, vice-roi d’Italie* von Aubriet (2. Ausg., Par. 1825). 
Seine Schwefter ift die Herzogin von St.⸗Leu, Hortenfe Eugenie, gefchieben von 
Louis Bonaparte(f,d.) Ihm folgte f. Sohn, Herzog Auguft, geb. 10, Oct. 
1810; f, dttefte Tochter Sofephine ward 23. März 1823 mit dem Kronprinzen 
Oskar von Schweden, ſ. zweite, Eugenie Hortenfe, den 22. Mai 1826 mit dem 
Erbprinzen von Hohenzollern: Hechingen vermählt. 

Euflides. 1) Senannt ber Vater der Mathematit, geb. zu Aleranbria 
in Agypten, ungefähr 300 vor Chr., ftudirte zu Athen unter Plato, lehrte zu Ales 
randria unter Ptolemäus Soter die Geometrie, und erweiterte das Gebiet der Mas 
thematit, Unübertroffen ift bie Strenge f, Methode, Seine Elemente (oraxeir) 


Eufenfpiegel Euler 679 
i es Reviſion (eine der bez 
9 —— For deutfc) von Rorenz, 2. Aufl, Halle 
‚Di — f. Schriften iſt Die über die geo (ir Analpfe. Was 
die Mufit gefchricben, gibt ung den beften Begriff von dem Zuftande Diefer 
wi den re 2) Euklides, aus Megara, war der Stifter der mes 
n Ba Obgleich Mrgara von Athen ziemlicy entfernt und allen Mega⸗ 
Todesſtrafe verboten war, das Gebiet von Athen zu betreten, kam er . 
de in weiblicher Kleidung zur Stadt, genoß einige Stunden den Unter» 
ates, und Eehrte mit Anbruch des Tages zuruͤck. wich er 
‚chen Grundfägen feines Lehrers ab, und verwandelte die 
findige Disputickunft, Mit den Eleaten nahm er ‚daß nur Eines 
er —* Eine nannte er das Wahre und Gute. Wegen Mißbrauchs 
fektik wurde ſ. Schule auch die eriſtiſche genannt. Cr ſtatb 424 vor Chr. 
üler war Eubulides, x 
ulenfplegel (Tyl). Diefer Abenteurer, geb. zu Rneitlingen, einem, 
te —* Def EU Bee farb gegen 1350 in dem Städtz 
fen, 4 Meilen von Luͤbeck, wo fein Grabftein, mit der Anfpielung auf f. 
‚ einem Spiegel und einer Eule fteht. Sein Name bezeichnet fpı . 
wthwillig⸗ luſtige, närrifche Streiche, die aus reiner Freude an folhen + 
erben; denn dergleichen verübend, zog Toll durch Niederfachfen und Weſt⸗ 
ſelbſt mach Polen und Rom, In der Volköfage leben fie noch immer fort. 
md in welcher Sprache a fe Schwäne zuerft gefchrieben worden, laͤßt ſich 
&) beftimmen. Aus dem Titel der alten Volksausgaben ſcheint zu erhellen, 
iterft in plattdeuticher Sprache gefchrieben gewefen, und man hat, ſedoch 
ftige Gründe, geglaubt, daß der durch f. Rarrenbeſchwerung, 
1b a. Schriften diefes Schlages auch font bekannte Franciscaner, Thomas 
der Theologie und Rechte D., ein Gegner Luther's, der Überfeger fei. 
jeder Nachwelt haben nicht bloß den Äfthetifchen, fondern auch ben ſitt⸗ 
h dieſes Vollsbuchs angegriffen. Unanftändigkeiten find freilich hun 
nden, fie ſallen aber dem Zeitalter zur Laft, in welchem der SchalE lebte 
nee gefchrieben wurden. Übrigens erhielt es ſich Jahrhunderte als 
nicht nur des deutfchen Volkes, fondern vieler andern; denn es ift im 
häfche, frangöfifche, englifche, holländifche und potnifche Sprache überfept, 
nachgeahmt, unzählige Dale aufgelegt, mit Anmerk. herausgegeben-und 
Eleibet worden. (S. Reichard's „Bibliothek der Romane”, Bd. 2 u, 4.5 
chichte der Hofnarren”’, und Görred+,‚lÜber die Volköbhcher.") Die , 
dEte Ausg. ift, fodiel man weiß, die hochdeutſche, Strasb. 1519, 4, 
Kupferblatt von Lukas von Leiden hat den Namen Entenfeit 


gle.) 

Ter (Leonhard), Mathematiker, geb, zu Baſel 1707, erhielt von ſ. 
Paul E., Prediger zu Riechen, den erften Unterricht in der Wiſſenſchaft, 
äterhin fo groß wurde. Auf der Univerfität zu Bafel oenugte er ben 
‚von Joh. Bernoulli, und war ber Freund von Dan, und Nik. Bernoulli, 
yon ihrem berühmten Vater mit Gluͤck nachſtrebten. Im 19. 3. erhielt 
© €, das Acceſſit des Preifes, den die pacifer Akademie der Wiſſenſchaften 
fie Abhandlung Uber das Bemaften der Schiffe gefegt hatte, Aus Katha— 
bie Stiftung der peteröburger Akademie vollenden wollte, berief fie auch 

Nit. Bernoulli dahin. Nikolaus ſtarb, und Daniel fehrtein fe Waters 
ielich, nachdem er E. eine Stelle bei der Akademie verſchafft hatte. Dept 
biefer allein im Face der Mathematit die ganze Akademie, und arbeitete 
et Anfttengung, welche Bewunderung verdient; denn et verfaßte mehr als 

der Abhandlungen biefes Faches in den 46 Vhn., 4., weiche bie prterds 





























680° Euler 


burger Akademie von 1727—83 herausgab und bei f. Tode hinterließ er noch m: 
gefähr 100 ungedr. Abhandlungen, weiche die Akademie nad) und nad) erſcheinen 
ließ. Der Akademie Ber Wiffenfh. zu Paris reichte er mehre Abhandlungen ein 
(unter denen f. chenfalls gefrönte Preisfchrift; „„Inquisitio phys. in causam flu- 
xus ac refl, maris‘‘, wobei er mit Bernoulli und Mac Laurin concuerirte) und 
gewann oder theilte 10 Preiſe. 1741 folgte er einem ehrenden Hufe Friedrichs des 
Gr. an die berliner Akademie zur Stelle eines Lehrers der mathemat. Wiffenfhaf: 
ten, kehrte aber 1766 nach Petersburg zurüd und flach hier 1783 als Director der 
mathematiſchen Glaffe der Akademie. Er erhielt, wo er fidy auch befand, aus 
allen gebildeten Ländern Europas fortwährend Beweiſe der. ausgezeichnetſten Ad: 
tung. 1755 wurde er von der franz. Akademie zu einem ihrer auswärtigen Mit 
glieder ernannt, obfchon keine der damals fo gefuchten Stellen offen war. (rem 
pfing auch bedeutende Geſchenke fire den Beiftand, den er Tob. Mayer (f.d.) ki 
Verfertigung f. Mondstafeln geleiftet hatte; von ber londner Abmicalität 300 PM. 
St. Antheil von dem damals wegen Erfindung der geogr. Länge ausgefekten 
Preife. Seine Arbeiten zeichnen ſich beſonders dadurch aus, daß er, als unmit 
telbarer Nachfolger von Bernoulli, und fo die Schule von Leibnitz fortfegend, die 
analptifche Methode vorzüglich zu vervolllommmen fuchte, indem er immer me 
bie Anfichten der reinen Geometrie entfernte, welche Newton's Schüler am meiſten 
zu Hülfenahmen. Er ftelite zuerft das Beifpiel jener langen Debuctionen auf, in 
weichen die Bedingungen des Problems erft mit Hülfe algebraifcher Symbole am⸗ 
gedruͤckt werden, und dann das Rechnen allein alle Schwierigkeiten entwickelt und 
bejiegt.- Euler zeigte hier einen außerordentlichen Scharfblid und ein ebenfo tiefel 
ale erfindungsreiches Genie. Er gab f. Wiffenfchaft eine ganz neue Seftalt. & 
behandelte die Mechanik durch die Analyfis, und indem er fo den Umfang dien 
Miffenfchaft erweiterte, vervollfommnete er fehr die Differenzial: und die Integtab 
rechnung, worüber er fpäterhin einen unten näher bezeichneten ausführlichen Cr 
ſus herausgab, der Alles Übertraf, was man bisher Über diefen Gegenſtand kannt. 
Seine erfte Schrift „Uber das Bemaften der Schiffe”, und noch mehr fein Aufens 
balt zu Petersburg beftimmten ihn ohne Zweifel, die Mathematik auf die Ev 
bauung und Leitung der Schiffe anzumenden, und fo entftand f. in der franz. De 
sinefchule eingeführte, auch ins Engl., Stal. und Ruſſ. überf. „Theorie compl. 
de la coßstrnct. et de la ananoeuvre des vaiss.“* (n. Aufl, Par. 1776). Die 
wichtigen Fragen tiber das Weltfoftem, weldye Neroton f. Nachfolgern aufsulbfen 
binterlaffen hatte, waren der immerwährende Gegenftund von E.’6 Forfchunge, 
und erwarben ihm den größten Theil der Preife, die er bei akademiſchen Bewerbum 
gen erhielt. Kine ausführliche dioptrifche Abhandlung („Sur Ja perfection 
des verres object. des lunettes‘‘, in den „Memoires de Berlin‘‘, 1747) wat 
die Frucht f. Unterfuchungen über die Mittel, die Brillengiäfer zu verbeſſern. Schon 
der Antheil, den er dadurch an der Erfindung der adyromatifchen Fernglaͤſer hatte, 
würde hinreichend fein, um ihn auch hier ausgezeichnet zu nennen. In der Bo 
handlung der Phyſik aber gibt er fich oft fehr unhaltbaren Hppothefen bin, und 
ſcheint nur Gelegenheiten zum Rechnen aufzuſuchen. Auch mit der Philoſophie 
im eigentlichen Sinne befchäftigte er fi. Er wollte die Unkörperlichkeit bes Seel⸗ 
beweifen, und die Offenbarung gegen die Freigeifter vertheidigen. In f. bekannten 
„Lettres ä une princesse d’Allemagne sur divers sujets de phys. et de phr 
los.“ (Bert. 1763, 3 Bde., feitdem mehre Mal aufgelegt, auch deutſch, Peteröb. 
1773, bearbeitet) greift er das Leibnig’fche Syſtem der Monaden und der präftabis 
litten Harmonie an; allein man fieht bald, daR dies nicht da Feld war, auf dem 
er glänzen Eonnte. Seine zahlreichen Schriften, welche nicht in Sammlungen er⸗ 
fhienen find, hat Meufel verzeichnet. Wir bemerken noch f. „„Theoria motusm 
planetarumn et cometarum‘* (Berl. 1744, 4.); f. „‚Iutroductio im analyıi 


— 
Eumeniden ° Euppemismus ' 681 


Cauſanne 1748, 2 Vde., Überf. von Michelfon, Bert. 70 
waͤhnten, noch immer als Hauptw. erkannten —— — 

is“ (Bert, 1755, 4,, ebenf, v. Michelfon beuefch, Verl, 1700) | Ge 

tiones calculi integralis“* (Petersb. 1768— 70, 3 Bde., 4, n. Ausg., 
Ih 120; f. ungemein faßliche „nleitung zur Algebra⸗ — von 
| Bert. 1801, 2 Bde.) ; feine „Dioptrica‘* (Perersb, 1769 71, 3 
‚„Opuscula analytica““,u.f. w. E. war von li Sharater, 
heiter und ſiets guter Laune; er liebte Gefellfchaft und mußte fie durch 
m Mit zu beleben, Die legten 17 3. ſ. Lebens brachte er in einem Zus 
völliger Blindheit zu. Aus fs erften Ehe hatte et 13 Kinder gehabt, von ber 
5 blieben, als er fid) zum zweiten Male, mit f. © ‚ verheiras 
Bon f. Söhnen trat in die Bufflapfen des Vatsıs, Johann Als 
ruſſ · Staatsrat, geb. zu Petersb. 1734, — daſ. 1800. Unter 
Abhandlungen dieſes gründlichen und gewandten Mathematikers befins 
allein ſieben gekrönte Preisſchriften. Ein Verzeichniß —— gibt 


kameniden, Erinnyen (Futien bei den Römern), auch Diren 
ht warn — der griech. Mythologie die Raͤcherinnen ber Blutſchuld, der Verbres 
a egen ihre Altern, der Meineide. Graͤßlich erwuchſen fie aus den 
x * werd — als Fe * Kronos ihn entmannte. 
chen ſie zu tern des Acheron und der Nacht. Mythographen 
re Zahl auf drei, und nennen fie: Alekto, Meghra und Tifpphone, Aſcho⸗ 
in dem Zrauerfpiel, das ihren Namen füpet, 50, und mit ihnen Schres 
1b. Entfegen auf die Bühne gebracht. Das waren noch die ſchtecküchen, 
eingehüliten, mit Schlangen ftatt der Haare, mit Eralligen Fingern, her⸗ 
Eter Zunge, deren Augen ſchwarzes Blut entträufelte, die Blutfaugerins 
das Blut, wenn f e fi velcogen hatten, wieber zum Hals herand: 
denen, wenn fie zuͤrnten, Gift entträufelte, das, wohin es fiel, wie eine 
te wuchernd, ber Exde jeden Keim der Fruchtbarkeit raubte. Groß war 
eu vor ihnen, Eaum ihren Namen wagte der Athener auszufprehen, und 
je nur bie ehrwuͤrdigen Göttinnen, Mit den Fortſchritten der moraiiſchen 
tifchen Ausbildung ber Hellenen erhielt auch der Mythus von biefen furchts 
binnen vielfache Ummanblungen. Die Bildner gingen von der Idee 
fchenjägerinnen aus, und ftellten fie als bie fhönften Fagdnymphen dar, 
h den hohen Exnft ihrer Mienen, durch Fackei, Dolch und ähnliche 
te ihre Beftimmung ankündigten. Die Qualen des böfen Getviffens fah 
vorerjt bie philofophifche — auch der Glaube des 
ie kleine, vor iche ft über dieſen 8 iſt die ai ſche 
dung Bboitiger s: e—————— und us — 
Griechen“, Weimar 1801. 
unomia,f. Horen. 
unuch, Verſchnittener (griech.), ſ. Caftration. 
7 (franz. Neaux), Flecken im ehemai. Limburgifchen, jest im preuß. 
m Niederchein, einige Stunden von — mit 10,200 Einw., iſt 
ber Fabrikott. Die inufacturen, der Haupterwerbszweig des 
jefern feit 25 3. fo ſchoͤne und feine Tücher, daß ihre Draps des Gobelins 
uf den in Frankreich verfertigten gleichkommen. Von gleicher Trefflich⸗ 
hier fabricieten Caſimire. Man zähle 20 große und 30 mittlere und 
kufer, bie das Tuchgefchäft betreiben. 
upbemismus,- eine Figur der Redekunſt: die Umfchreibung einer > 
„ober wideigen Sad mit mildern und gelindern Worten. So betiew 




































yıygsee Wa 1 ZN 27 I Su 2 2 Zu 2 21 212 2077 so... 10/705 © 


und mehre Jahrh. hindurch auch das perfifche und roͤmiſd 
entfpringt in Armenien aus zwei Slüffen, dringt durch das 6 
zulegt nach einem Kaufe von 500 Stunden, bei Baffora in 
fen. Übrigens ift der Euphrat, welcher jetzt, da wo er ſich 
Sat⸗al⸗Arab (Fluß der Araber) heißt, für Babylonien eber 
Nil fuͤr Agypten, indem er vom Monat Auguft an das La 
mit feinem Schlamme büngt. j 

Euphroſyne, ſ. Grazien. 

Eupyrion (griech.) nennt man jetzt beſonders d 
braͤuchlichen chemiſchen Schnellfeuerzeuge, die ein Fl 
ſaͤure und Federalaun und Schwefelhoͤlzchen enthalten, mel: 
einer befondern Materie beftrichen find. Bei Bereitung 
man Stäbchen aus weichem Dolze zuerft in zerlaffenen Sch 
Gemenge von uͤberorydirtſalzſanerem Kali, einigen Xropf 
etwas Zinneber oder einem andern Fardeſtoff (letzteres bios 
wonaͤchſt man ſie trocknet. Stöft man nun ein ſolches Hoͤl 
verbindet fich der Kati, wegen näherer Verwandtſchaft, mit 
laͤßt die orydirte Sulzfäure los, deren Entbindung unter di 
genthuͤmliche Wirkung fo großer Temperaturerhöhung mit | 
bringt, daß fich der Schwefel am Hölzchen und fomit letztere 

Eurhythmie, das ſchoͤne Verhäitniß in der Bew 
in der Muſik, und vorzuͤglich in den Worten als Sprachtoͤ 
worin eine Sprache vor der andern Vorzuͤge hat. Her 
rhythmie uͤberhaupt ſchoͤne Ubereinſtimmung der Theile 
Verhaͤltniß. 

Euripides. Im erſten I. der 75. Olympiade 
dem Tage, to die Griechen des Rerxes Übermacht bei Sala 
diefem Orte Euripides geboren, und fo trafen hier die drei gröf 
lands zufammen ; denn Aſchylus ſtand in der Reihe der Si 


rn 2 


Euripides 


—* het, ja fe erhielten A Pete vor Bien 
Bir tesöe nee 
Ariftophanes, der Keinen verfchonte, gab durch beigende Parodien gar oft 
1gbichter dem Gelächter preis. „Ariftophanes", fagt Jean Paul, „Lift 
Biel Shrant fir ——— 

ffend itli fallen, weniger 
eich m bei vormaltender Unfitichteit im Gangen", Die Zahl. Zragsbien 


3 






















i any 
19 aufung gekommen, Über deren Werth A. W. Schlegel Folgendes fagt: 


1 [ämmtlich offenbart, fo kann man nicht umbin, ihn vielfady und ſtreng 
Bon wenigen Schriftftellern laͤßt ſich mit Wahrheit fo viel Gutes und 
n. Er mar ein unendlich finnceicher Kopf, in ben mannigfaltigften. 
eiftes gewandt; aber einer Fülle von glänzenden und liebenswürbigen 
ſtand bei ihm nicht der erhabene Ernft des Gemüthe, noch die ſtrenge 
che Meisheit ordnend vor, die wir an Afchplus und Sophokles verehren. 
immer nur zu gefallen, gleichdiel, durch welche Mittel, Darum iſt er 
fo ungleich ; mandymat hat er hinreißend ſchoͤne Stellen, andre Male vers 
wahre Gemeinheiten, Bei allen feinen Fehlern befigt er eine bemundernds 
tigkeit und einen gewiſſen einfchmeicheinden Reiz“. Wer nun den 
f. beiden Seiten will näher kennen fernen, der kann es, wenn er dieſes 
es Schrift, „Vergleichung der Phädra des Euripides mit der des Ras 
mmenhäft mit Dem, was er in f. fünften Worlefung über dramatiſche 
Literatut gefagt hat, Ein Theil dei Fehler des Euripides mag freilich ſ. 
aft falten, die eine Zeit der gruͤbelnden Sophiſtik, politifcher ſucht 
hetorenkünfte war: Fehler bleibt es aber ſtets, den Fehlern des Zeitalters 
Ein Hauptzwed? bed E. war, Ruͤhrung zu erwecken. „Er kannte, 
rer Kunftrichter, „das Weſen der Leidenſchaften, und wußte Situatior 
in denen fie ſich auf das vollfommenfte entwickeln Eonnten. Dabek 
elegiſchen Ton, welcher felten ober nie feine Wirkung verfehlt. Die 
t Perfonen haben vormals in dem Genuß eines ausgezeichneten Gluͤcks 
) ber Ruͤckblick auf daffelbe in ihrem gegentwärtigen Zuftande hemmt das 
der Leidenſchaften und ſtimmt ſie zut Wehmuth herab. Darum athmen 
m bie Leidenſchaften weit öfter in fanften Klagen aus, als daß fie ſich 
strbigen Größe erheben follten; darum ie auch fo rei) an Shtenfprie 
fophifchen Tiraden, indem feine Perfonen immer noch Beſonnenheit 
alten, über ihren Zuftand nachzudenken. €, wußte fehr gut Dasjenige 
18 auf den Augenblick Wirfung thut. Die Zeiten der Kühnheit waren 
;benen Aſchylus dichtete, und die alte Kraft dr Staats fing allmälig an 
Nun gefiel des E, rührender Ton“, Aufjeden Fall iſt e8 wahr, wenn. 
erkt, daß E. durch f. Werke eine ganz unbekannte Welt, die Melt des 
aufgeſchloſſen hat, was ihm auch wol fo großen Beifall erwarb, Manz 
in man Übrigens gegen feine lockern Plane, oft im ‚Charakters 
mgen, auferwefentlichen Chorgefänge, zum Theil auch gegen feine Stoffe 
enben; vorztiglich bleibt er in wahren, natürlichen Ausdrud ber Leidens 
mziehenden Situationen, originellen Charaktergruppivungen, vielfeitiger 
g der menfchlichen Natur, und iſt ein Meiſter in der Kunſt, den Dioay 


Sage nach, fand er bei ihm einen unglüdlichen Tod: 
riſſen, oder ſtarb an den Kolgen ihrer Biffe, 407 v. Chr 
ein prächtige Denkmal errichten, mit der Auffchrift: „, 
Angedenken erlöfchen!” Noch ehrenvoller war für ihn di 
taphium, das die Athener ihm errichteten: „Ganz Grier 
Denkmal, Dacedoniens Erde bedeckt nur feine Gebein: 
Sophokles betrauerte öffentlich feinen Verluſt. In Be 
1800, 5 Bde.) kann der des Griech. Unkundige ihn ziem 
man Überfehe dann nicht, was Wieland über ihn im „At 
cob8 in den Nachträgen zum Sulzer, 6. Bd., 2. St. gefa 
Ausg. des E, find von Paul Stephanus (Paris 1602, 
(Cambridge 1694, Fol.), von Musgrave (Orforb 1778, 
rus und Bed (Leipzig 1779 — 88, 4.). Die neucften 
von Matthid (Leipzig 1813 — 20, 6 Bde.) und von 
Um einzelne Stüde haben ſich Valkenaer, Brund, Por 
bient gemadht. 

Europa, Inder Myth., T. des Könige Ageno 
Nymphe Mella oder Telephaffa, und Schweiter des Ka 
her „die Weiße” bebeutet, die Benennung unferd Weltth 
find, veranlagt haben fol. Die Kabel erzählt, daß eine Zo 
naͤpfchen von dem Pustifche der Göttin entivendete und et 
dadurch noch erhöhte Schönheit gewann die Liebe Jupite: 
fich in einen ſchoͤnen weißen Stier verwanbelte, und in bi 
des Meeres erfchien, wo fie mit ihren Geſpielinnen luſ 
Stier fo herrlich und zahm, daß fie es wagte, ihn zu bef 
feiner ſchoͤnen Beute dem Meere zueilte und nad) der Inſe 
Dier verwandelte er ſich in einen ſchoͤnen Juͤngling, der m 
don und Rhadamant erzeugte. Späterhin vermählte fie 
von Kreta, welcher, da er felbft kinderlos blieb, jene drei 0 


eitt dee römifchen Waffen, Portugal, Spanien, 
', Belgien, Helvetien, der zwifchen —— ar 


; emaniens, bie ungarifchen Provinzen (damals Pannonien, 
fen) befannter, und erhielten von denfelben rämifche Cultur, Sitten und 
Aus Nomaden wurden Aderbauer, und blühende Städte —— 


ehre der chriſtlichen Religion, welche ſich in den Provinzen des weiten 
chs verbreitete, — für die Entwilderung der meiſten europdis 
en, Nur Germanien widerftand der andringenden Macht Roms, und 
dadurd die Verbreitung der römifchen Eultur in dem Norden von Euros 
8 dahin der Geſchichte unbekannt blieb. Mit dem —— 
Colich veraniaßt durch die Theilung im ein morgenlaͤndiſches und 


cten ihre ganze Rohheit in dieſe Länder mit, wo jegt 
ft vor der Barbarei, ber fiefen Unmiffenheit und dem 
618 zurlichwichen. In Italien Hatten Oftgothen und 
nen, in Spanien Weftgot 
fien, und die Einw. Diefer Cänder unterborfen, ober —— nen 
Das Reich der Franken erhob ſich unter Karl d. Gr, zu 
folhen Größe, daß aus demfelben in der Folge diem neuen 
Deutſchland, Italien, Burgund, Lothringen und Navarra 
Mm. Uns eben-biefe Zeit fingen die nördlichen und oͤſtlichen Nationen 
influf in die Wetthändel zu erhalten. Slaven fifteten in 
id und dem nördlichen Deutfchland Reiche; in Ungarn 
f, und vom Norden aus erfchlitterten die Normänner 


md — in Europa zuruckkehrten. Die —— 


Erfindung der Vuchdruderfunft, bie Reformation begtimfigten jene erften‘ 
uen eifenfhaftichen Bildung der — Voiter. Es — 


m aus dem Chaos des Mittelalters die Staaten: Deutſe 
en, Portugal, England, Schottland, Helvetien, alten Staa: 
, Böhmen, Polen, Dänemark, Schweden, mit Island, 
Durch die Eroberung Konftantinopeis (1453) traten die Tuͤrken, 
Desyotleraus, in den sure 


je8 Volk mit feinem fanatifchmilitaleifchen 





686 Europa 


päifchen Staatenbund, den Öftreich, Holland, Preußen und Sardinien ense 
ten; auch Rußland verwandelte fich erft feit Peter I. aus einem afiatifchen in ei 
europäifchen Staat. Die Verfuche Karls V., Beherrſchers der ſpaniſchen Miet 
hie, und Ludwigs AIV., das beftehende Gleichgewichteſyſtem der europäif 
Staaten zu zerflören, mißlangen, bis endlich in unfern Zeiten Napoleon 10 Jt 
lang den Plan verfolgte, aus allen europaͤiſchen Staaten eine Univerfalmonardk 
bilden. Seit der Geſtaltung der Staaten Europas find aus der Reihe ber feihh 
digen verfhwunden: Ungarn, Polen, das deutfche Reich, Schottland, Boͤte 
Venedig, Genua, Mailand. Hinzugelommen find: die Staaten des deukk 
Bundes, die italienifchen, Jonien und Krakau. 

Europa iſt von drei Seiten von dem Meere umfloffen, das bier verſchide 
Namen führt, u, entweder zum nördlichen Eismeereod. zum atlantifchen Dcrany 
hört, Kine ſchmale Meerenge des mittelländifchen Meeres trennt es von Afrik 
gegen Oſten allein hängt e8 mit den feften Lande, nämlich In unbeflimmter Ge 
mit Afien zufammen. uropa liegt in der nördlichen Ealten und in der nöchlide 
gemäßigten Zone, vom 8° — 80° H. L., und vom 36° — 71° N. B. 
Einſchluß der Infeln, welche gegen 15,000 UM. enthalten, beträgt der 
halt Europas 153,000 OM., woven Rußland faft die Hälfte einnimmt, 
größte Ausdehnung — in gerader Linie 750 Meilen — hat Europa zwiſchen 
Cap. St.⸗Vincent in Portugal und dem nördlichen Ende der Grenze zwiſchen 
ropa und Afien, an der Straße Walgatz. Die größte Brelte — von ungefähr 
Meiten — hat diefer Welttheil zwifchen dem Cap Matapan in Morea und 
Nordcap von Norwegen. Europa ift außerordentlich gut beroäffert, obgleich 
Stroͤme wegen ber geringen Landmaſſe keinen fo langen Lauf und feine fo 
Waſſerfaͤlle Haben ale in andern Erdtheilen, befonders in Amerika. on dei 
nehmſten Strömen fließen der Ebro, die Nhone und der Po in das mitt 
Meer, die Donau, der Dniefter und der Dnieper in das ſchwarze Meer; der 
in das aſowſche Meer ; die Wolga in das Eafpifche Meer ; die Divina in bat 
liche Eismeer ; die Düna, die Weichſel und die Oder in die Oſtſee; die Erbe, 
fer und die Gewaͤſſer des Rheins in die Nordſee; die Seine in den Ganals bike 

"und Garonne, der Duero und Tajo, die Guadiana und der Guadalquivit ia 
atlantifche Meer. Den längften Lauf haben die Wolga und die Donau. Va 
zahlreichen Seen befinden fich die größten, welche jedoch eine Vergleichung mit 
nordamerikaniſchen aushalten, in Nordeuropa, nämlich in Rußland der 
(der größte unter allen europäifchen Seen), der Onega⸗ und Peipusfee ; in 
den ber Mälars, Wener⸗ und Wetterfee. An der Grenze von Deutſchland 
der Schweiz ift der Bodenſee, an der Grenze der Schweiz und Italiens ber 
fee. In Ungarn find der Platten⸗ und der Neufiedierfee. in großer Theil 
Europa ift gebirgig, ber fübliche mehr als der noͤrdliche. Das höchfte Land M 
Schweiz, von da der Boden ſich nach allen Seiten zufenkt und endlich gegen 
Mord: und Oftfee in flache Ebenen ausläuft. Die ebenſten und niebrigften 
find Holland und Norddeutfchland, Dänemark, Preußen und Rußland. DM 
größte europäifche Gebirge find die Alpen in der Schweiz und Statien, welche wi 
ba fich in viele Aſte nad) verfhiedenen Richtungen ausbreiten. Gie erfieden 
weſtlich nad) Frankreich, und hängen vermittelft der Sevennen mit den Pyt 
zufammen, die Frankreich von Spanien trennen. Suͤdwaͤrts läuft ein Arm I 
Alpen zum mittelländifchen Meere, wendet fi) dann öftli und zieht unter dee 
Namen der Apenninen durch ganz Italien. Oſtwaͤrts gehen mehre Arme von ie 
Alpen aus, und erftreden ſich durch Suͤddeutſchland bis in die tuͤrkiſchen Provi 
zen. Morbwärts von den Alpen läuft eine andre Gebirgskette, und fchridet 
Schweiz von Frankreich, das Juragebirge genannt. In dem öftlichen Theile vo 
Europa find die Karpathen zu bemerken, bie auf der einen Seite mit den Sudan) 









Europa 


a On — 
fe aller cutopaiſchen Verge ift Ben gehörige Montblanc in 
Ve DR 1078 ap ler dem Meer gefpägt wird, alfo beis 
fo boch WIBIEDEHER BRLGED —— Mehre von 
Baer: Ana, der Veſuv, der Hekla, find 
t mopas iſt zwar nicht mit der —— Vegetation der 
fett, aber doch faſt durchgehends des Anbaus empfäͤnglich. Nur die zur 
‚Bone gehörigen Striche machen — eine Ausnahme. In Hinſicht 
as kann man Europa in drei Landſtriche eintheilen, den warmen, wo der 
abaum ohne Pflege blüht," bie zum 48° d. Br., mit angenchmem Frühling, 
er und kurzem Winter; den gemäßigten, bis zum 65°, wo noch das 
jur Reife gelangt; und in den Ealten, bis zum duferften Norden, wo. nicht 
Jolz, fondern nur Rennthiermoos en alle Gultur erftiebt, aufer 
thiere kein Hausthier das Klima erträgt, Die Producte find nicht fo 
tig als in den Übrigen Exdtheilen, und viele derfelben find erft aus frem⸗ 
dahln verpflangt und einheimifc) gemacht worden. Dagegen hat Europa 
eines forgfältigern Anbaus, Aus dem Thierreiche hat es * zum 
‚eblern‘ a Ahr ——— in Spanien, Sachſen un! 
feinften Wolle, Eſel, Ziegen, Schweine, — Kenne, 2 
Pelzwild von verfciedenen Arten, Wallfifche, Seekühe, 
‚und anders Gefliigel, eine große Menge von Firgen in den 
Fluͤſſen, worunter befonders die Deringe vielen 
em, nugbare Infekten, als Bienen, Seidenwuͤrmer, 
gen, auch Auftern und Perienmufcheln. Aus dem Pflanzenreiche hat 
etreide aller Art und hinreichend zum Verbrauch, fdyöne und — 
, dieles Dbft, eble Sinfehere, als Feigen, Mandeln, 
anzen, Dliven, Granatäpfel, auch Datteln, Flachs, Hanf, 
the, Taback, die edelften Weinforten und einen großen 
1%, Baus und Schiffsbauholz. Am längften tropt bie Weide und Bike 
nördlichen Polarcirkels. Das Mineralreich liefert alle Metalle, edle 
und überhaupt die meiften Mineralien in hoher Güte und hinreichender 
Gold und Silber find Ungarn und Siebenbuͤrgen die reichten, .an 





fehiedene Sprachen. — fprachen find: die deutſche, von welchet 
andiſche, englifche, ſchwediſche und daͤniſche entftanden find; bie las 
ober roͤmiſche, jegt nut Gelehetenfpracye, aber Mutter der italienifchen, 
yen, fpanifhen, portugiefifchen und waiachiſchen —— die ſlaviſche, 
ruſſiſche, polniſche, böhmifche, wendiſche, bulgarifche, und ſerviſche oder 
sten; die neugriechiſche; die tuͤrtiſch- iatarifche; die finnifche, bie unz 
Wil dweſtichen Theile 


he bie meiften Bekenner zähle; die proteftantifche (Iutherifche, tefor⸗ 
glicanifche oder englifche), nebft mehren Secten, Wiebertäutten, Muse 


jerupers, Zusuuit, Vu IWULELBIGERENUIEERE YYyjuysıaıy Is 
delsgeſellſchaften und Meſſen befördert wird. Der Hand 
auf Europa, fondern auf alle Erdtheile, und alle Meere r 
befahren. Jedoch kommt keine europäifche Nation in bie 
gleich, welche die Beherrfcherin der Meere iſt, und allein r 
alle übrige zufammen. — Europa ift der Sig der Künfte ı 
verdantt die Menſchheit Die Erforfchung der widhtigften W 
Erfindungen, die [hönften Producte des Geiſtes, die Ex: 
ten ; denn keine fchließt die Europder aus. Doch ftehen h; 
jenigen Völker, welche die Töchterfprachen der lateinifchen 
Stufe als die flavifchen Nationen. Der türfifhen Natic 
ſchaftliche Bildung der übrigen europdifchen Nationen ga 
Univerfitäten forgen für den höhern Unterricht, ihnen arbe 
nafien und Lyceen vor, und mit der Volksbildung befchäfti 
Deutfchland zahlreich vorhandenen Volksſchulen. An vi 
demieen ber Wiffenfchaften, Kunft: und wiffenfchaftlichen 
— Nach der natürlichen Kage zerfällt Europa in Weſt⸗ un 
die porendifche Halbinfel (Portugal und Spanien), das W 
das Shdalpenland (Italien), die Nordalpenländer (Helvet 
Miederlande), die Nordfeeinfeln (Großbritannien, Irland 
länder (Dänemark, Norwegen, Schweden und Preußen) t 
hält die nordkarpathiſchen Länder (Rufland und Galizien), 
Länder (Ungarn im weitern Sinne und die Türkei). 
hen jet in Europa folgende Staaten: 3 Kaiferreiche, Di 
Türkei; 16 SKönigreihe: Portugal, Spanien, Frankre 
Miederlande, Dänemark, Schweden, Norwegen, Sarbint 
Ben, Baiern, Sachſen, Hanover, Würtemberg und Pole 
der Kicchenftaat; 8 republitanifche Staaten: die Schweiz, 
Marino, Hamburg, Kübel, Bremen und Frankfurt; ein 
fen; 6 Großherzogthuͤmer: Baden, Heſſen-Darmſtadt, 


Euryal ber: ®) 
rötut ar — —— 9 Gorgonen. 
rvalus, ar — 


me Ri: An 3 10) una, nude Ve na fmnige der 
Waren. 


dice. Ute de in Bun 6 tthumd, Se fen Ram 

e berühmtefte Die Gattin des Drphenß, bie von dem Biß einer Schlange 
She teofttofer Gatte flieg in Billtrtet nad, und het du fm tr 
—— en Geliebte Sie ger 
if nt na fe umfcen ft, 


efes Unter 
er mit il ——— Orpheus aber fah guclic, und 
d id ef immer en. Def Fade ap ii oft von Dihunte, 


up om, deb Deeanus Tochter, nad Befiod bie Mutter ber Grayiet 
ufebia, Beben Örihe ie $ehmmnigksi; im m neuen legen Sin 


Te * in Waldfine gan 270 mac Che —— * 

u ren en 

Sraste ann Set, Peroptr and von 314 Bitdhef a 
der Folge‘ verur⸗ 


) Buͤcher f. evangelica‘ 
—— — 
ie iſt, von den ern 6, in wel 
Berge bes Chifethum vo ei Subentum et, 10 AO nicht ganz volle 
ehaltene Blicyer, endlich auch eine Ledensbeſchreibung K 


abi Berne), Kaum dntm geb. — Sa &neine ine 
y Inteinifche, griechifche und arabifche — 







— eä—— 
chmungen des menſchlichen Koͤrpers enthal⸗ 
eft ſpatet aufgefunden und bekanntgemacht 
RER nie entdeckt. Albin gab eine gu Exie 


I. Der Kst von 
‚aßer. Siebente Aufl. Bd, Lee 


Euterpe, gewöhnlid als Muſe der Muſik vorg. 
dung der Flöte zugefchrieben wird. Sie wird dargeſtellt 
kraͤnzte Jungfrau, eine Flöte in der Hand oder verfchi 
neben ſich habend. Sie ift ihrem Namen nad) die Gebe: 
Mufen.). 

Eutbanafia, ein fanftes, leichtes, glückliches 
diefen Namen einer f. Schriften. 

Eutropiud (Fiavius), ein lat. Gefchichtfchreit 
faat, unter dem Kaifer Julian die Waffen getragen. Sein 
wie auch die Umftände f. Lebens. Er blühte um 3600 nac 
tömifchhen Gefchichte („„Breviarimn historiae roınanae 
dung Rome bis Valens, dem er zugeeignet if. Die Sch 
aber die Klarheit lobenswerth. Die gefchägteften Au 
canıp (Leiden 1729), Verſeik (Leiden 1762, 2 Bde, 
sig 1804). 

Ev 6, ſ. Adam. 

Evalvation, ber Anſchlag, die Schaͤtzung. 
die Kaufleute von der Schaͤtzung des Werthes eines Waa 
von einem Andern uͤbernommen wird, ober wenn verbunden 
fi) trennen. Bon Münzen gebraucht, ift es die Währu 
die Einrichtung eines Bruchs nach feinem wahren Gehalt u 

Evan, Beiname des Bacchus (ſ. d.). 

Evangelium, griech. froͤhliche Botſchaft. We 
von ber chriſtſichen Lehre, welche mit der fröhlichen Botſcha 
Meſſias, von der Geburt des den Vaͤtern verbeißenen Met 
den Schriften gebraucht, in welchen Marcus und Lucas un 
und Johannes die Nachrichten von den Thaten und Schick 
zeichnet haben. — Evangeliften hießen in ber aͤltern K 
welche von einer Gemeinde zur andern reifeten und den Unt 


Pas... u. Falle... . . Lana af.» Mm 


malte, und Advocat war. 
EA bes in der — 
Heete, durch ftarke 
den — Bi Kr Bu 
nenn fung u ll ei, 
itte auı 

— ee 
m Bande DD die Moe, über melhen ef 180% actenmifigen Aue 


—— Admiral der hollaͤndiſchen Ktotte, ft. 1666. Zu ſ. 

— —— 
u 

Glieder der auß Zeeland Fu 


fic) damals aufer Dienften. Kaum erhielt 
von dem Enbe feines Bruders, fo ſchrieb er an die 
der im Thätigkeit zu treten, um meinem Vaterlande 
2 dis Brlder un in Sfr Ruhen Serie Im Dief fü di pub 
der Ehre: Möchte es mir vergännt fein, gleich ihnen mein Ende im 
Ein 
Am 4. I ib er ein gegen 
ein Bein verlor und wenige Tage f. Verwundung ſtard. 
land liegen ihm und ſ. Bruder in der Peterslir⸗ 
hir ee) woſelbſt auch bie Aſche dieſer 
m ſpaͤter noch ein andrer Admiral Cornelius E., ein 
ſcher 1679 ſtarb), —— €., gleichfalls Admiral in 
ten und Nachkomme von dem ältern Corn, E., der 1721 endete, 


| anſchauliche oder unmittelbare Gewißheit (f.d.). 
v vr onen. In der Mathematik krumme Linien, 
ng aus andern entfichen; in der Taktik: Bewegungen einer 

jer vor dem Feind. eh at nenn 
g — —————— Auch die 

genannt. — eine 
mgen zur See machen, bald dieſe, bald jene Stellung 
1, ober ihm Abbruch zu thun. 


1 dis Spfem die Einfhatelungsthe 
lle erzeugte Weſen wie Eleinere Schachteln et: 
Schachtel enthalten geweſen find. (©. B tudtung pie 
— 


Fo 








E. ſtard L/UO. Weine „Leuvres meiees“ erjgtenen 
hernach Amfterbam 1706, 5 Bde., 12., und 1750, 12: 
ſten feiner Schriften ift Anmuth, Leichtigkeit und Frohſinr 
rakter. Eine tiefer greifende Einficht findet ſich nur hier i 

Ewald (Johann), einer der origineliften bänifchen 
befonders als Tragiker und Elegiker ausgezeichnet, wur 
geb., im Schleswigfchen aber, wo fein Water Prediger w 
der feine, höchft unpaffend erzogen. Sein ftrenger, bi 
dem Sohn einen Theologen nad) feinem Schlage mach. 
ftrebte nur in die Welt hinaus. Eine Menge Heiligen⸗Le 
entflammten feine Einbildungstraft. Das Loos eines M 
Erdtheilen unter Heiden und Barbaren Faͤhrlichkeiten font 
ſchien ihm eine Zeitlang das beneidenswerthefte; fpäter ex 
Mobinfon Erufoe dermaßen, daß er einmal heimlich davor 
fel zu ſuchen. Durch diefen Fehltritt warb die Strenge 
pelt, der den Gedanken fefthielt, einen Theoldgen aus den 
ihn deßwegen nach Kopenhagen ſchickte. Hier ward je 
Zwang, welcher ſ. Neigungen, die ihyg jegt vorzüglich zum 
gethan wurde, fo unerträglidy, daß er aufs neue entfloh, ı 
preuß. Werbern anwerben ließ. Als man ihn aber in D 
fchafft wurde, flatt dem Verfprechen gemäß, ihn unter die 
Infanterieregiment einftelfte, entwich er während des Lau 
ges den preuß. Fahnen, und trat in oͤſtr. Dienſte, mo man 
handelte, fondern, da er fich bei mehren Gelegenheiten aus 
ficier machen wollte, falls er zum Katholicismus überträte, 
bald darauf durch f. Familie losgemacht, Lehrte er nach Ki 
begann er mit Ernſt fich der Theologie zu widmen. Kine 
aber riß ihn aufs neue auß diefer Bahn. Ein aus frühern ; 
hen ward ihm untreu, und Welt und Leben dadurch den 
Unthätia fchlenderte er in Sram verſunken, umber. unb n: 


Ewald (Johann Ludwig) 693 


Tod”, ein aus dem Sagenkreis ber Edda genommener Stoff, und ſ. „Rolf” (ein 
‚ Xrauerfpiel, deffen Stoff aus der alten Geſchichte Dänemarks iſt) find Werke, die 
bei manchen Mängeln das Gepräge echter Genialitit an fi) tragen, und mehre f. 
Oden und Elegien gehören zu dem Beſten, was die neuere Zeit in diefer Hinſicht 
bervorbradhte. Da die geringe Unterftügung, welche die Regierung dem Dichter 
angebdeihen ließ, ihn fortwährend zur Beſchraͤnkung noͤthigte, mußte er fi) durch 
Gelegenheitsgedichte einen Eleinen Erwerb verfchaffen. Der von f. Landsleuten bes 
wunderte, von f. zahlreichen Freunden geliebte Mann flarb, nachdem er Jahre lang 
mit allen Übeln einer durch ein etwas unorbentliche® Leben ſich zugezogenen Gicht 
und mit Mangel und Noth gekämpft hatte, in Armuth 1781, kaum 383. alt, 
Eine fhöne Ausgabe f. fammtlihen Dichtungen kam bald nad f. Tode in 4 Bon. 
heraus. S. über ihn: Fuͤrſt's „Briefe über die daͤniſche Literatur”, 

Ewald (Johann Ludwig), D. der Theol. u. Kirchencath, geb. 1748 in dem 
fürftt. ifenburgifchen Städtchen Hayn der drei Eichen, erhielt f. erfte Bildung von 
ſ. Ättern, und von einem Prediger, yon welchem er zwar menig Grünbliches lernte, 
der aber fein Herz durch Vertrauen und Liebe bildete. Er wollte entweder Prediger 
oder Baumeifter werden, Zu dem erften verweigerte der Vater, ein ſtrenger, red⸗ 
licher Pietift, die Einwilligung, weil des Knaben leichter munterer Sinn keinen 
Geſchmack an den Erbauungsftunden ſ. Vaters fand, wo er bie für Ihn unverſtaͤnd⸗ 
lichen Propheten, fo gut wie die Lebensgefchichte Joſephs oder Jeſu, zum Schluß 
aber immer in Valentin Wudrian’s Kreusfchule lefen mußte. Durch eine, von 
den Poden zurüdgebliebene Augenkrankheit, durch welche er die Schkraft an dem 
einen Auge verlor, bekam er eine ernftere Stimmung. Ohne gründliche Vorkennt⸗ 
niffe ging er nad Marburg , um Theologie zu ftudiren. Ein wackerer Prediger leitete 
f. Studien. Auch voirkte der geiftreiche Profeſſor Robert wohlthätig auf f. Sitts 
lichkeit. Nach vollendeten Studien übte er fich im Predigen, bis ihm Robert eine 
Ha: stehrerftelle in Kaſſel verfchaffte, von wo er nach einem Jahre zu den juͤngern 
Prinzen von Heſſen⸗Philippsthal, als Erzieher, berufen wurde, an deren Bildung 
er zwei Ssahre arbeitete. Der Juͤngſte war der Vertheidiger von Gaeta. — Sein 
Landeaherr, der Fürft von Iſenburg, beriefihn an eine Beine Dorfgemeinde. Es 
war aber nur ein Verfuch, ob er demüthig genug fei, eine fo Eleine Stelle anzuneh⸗ 
men. Nach wenigen Wochen erklärte ihm der Fuͤrſt, daß er eigentlich zum Predi⸗ 
ger in Offenbach beftimmt fei. Hier fand die Moral und der populaire Rationalis⸗ 
mus, den er predigte, Beifall. 1767 verheirathete er fich mit einer geb. Dufay 
aus Frankfurt. Manche in ber Folge eingetretene, nicht ganz unverfchuldete Leiden, 
gegen die ihm f. fogenannte Philofophie kein Heilmittel gab, die Bekanntſchaft mit 
Lavater, befonders aber die Correfpondenz mit dem feligen Pfarrer Hahn, damals 
Prediger in Kornweftheim im Würtembergifchen, veranlaßten ihn, die Biber ruhis 
ger und unbefangener zu lefen. Nun fand er Alles ganz anders, Eine f. Hype 
thefen nach der andern flürzte zufammen. Er ertannte, Laß die Vernunft nicht 
oberfte Richterin in Glaubensfachen fein, daß der Menfch fich nicht allein, wie und 
wann er will, beffern, ftärfen und beruhigen könne, daß wir ein Weſen bebürs 
fen, wie uns die Bibel Jeſus darftellt. Seine Überzeugung wurde fo. lebendig, die 
Meue Über fein verkehrtes Predigen und ſ. Chriftenthumleeren Religionsunterricht 
wurde fo brennend, daß er 1778 öffentlich feine Verirrungen geſtand und erklaͤrte, 
daß er von nun an mehr im Geift des Evangeliums predigen wolle. Zugleich füns 
digte er Erbauungsftunden, hauptſaͤchlich für die von ihm confirmirten Kinder an, 
von denen jedoch Niemand ausgeſchloſſen fein ſollte. Diefe Predigt machte viel Auf⸗ 
fehen und zog ihm Verfolgungen zu, bie er indeß geduldig ertrug. Die Verſamm⸗ 
lungen wirkten gut. Es verbreitete ſich ein hriftlichsreligiöfer Sinn, ohne Secten⸗ 
geift. Einige Zeit nachher erhielt er einen Ruf als Generalfuperintendent, Con⸗ 
fiſtorialrath und Hofprediger nad) Detmold, in dee Graffchaft Lippe, Sein ihm 


694 Ewiger Friede 


wohlwollender Landesherr rleth Ihm ſelbſt, dieſe Stelle anzunehmen. Er gm 
1781 dahin ab. Da er hier das Schulweſen in uͤbler Verfaſſung fand, fo ettich⸗ 
tete er ein Schullehrerſeminar, und machte fi) überhaupt um das Schulweſen ver: 
dient. Aus guter Abficht ließ er in jener demofratiefüchtigen Zeit (1792) eine 
kleine Schrift druden: „Was follte der Adel jegt thun?“ In welcher er rieth, freis 
willig manche Vorzüge aufzugeben, bie jegt längft haben aufgegeben werden müffen. 
Diefe und eine andre politifhe Schrift: „Über Revolutionen, ihre Quellen und 
die Mittel dagegen” (1792), zogen ihm fo viel Verdruß zu, daß er die zweite Pres 
digerftelle an der Stephansficche in Bremen (1796) annahm, wozu er faft einftim- 
mig gewählt worden war, obgleich er auch dort Niemand kannte. on der theole 
gifchen Facultaͤt in Marburg wurde er zum D. der Theologie ernannt. Auch i 
Bremen fand er die Schulen in einem elenben Zuſtande. Er fuchte fie zu verbeflem. 
Durch eine Vorlefung in dem dortigen, teefflich eingerichteten Muſeum, worin er 
das Ideal einer guten Bürgerfchule aufftellte, fanden fich die meiften angefchenen 
Bewohner der Stadt veranlaft, ihn und f. Freund D. Häfelt zu bitten, eine New 
malſchule auf Subfeription zu errichten, die aber nur fo lange dauern follte, bis die 
übrigen Kirchſpielsſchulen nach ihrem Muſter eingerichtet wären. Es gelang über 
Erwarten. Das Sintereffe für Verbefferung des Erziehungsweſens veranlafte 
1804 f. Reife in die Schweiz, wo er Pefkalozzi, Sellenberg und deren Anflalten 
und Methoden Eennen lernte. Nach f. Zuruͤckkunft hielt er Öffentliche Vorleſungen 
für Mütter und Lehrerinnen Über die Peſtalozzi ſche Methode und das ganze Exie 
hungswefen und errichtete eine Peſtalozziſche Schule. Um biefe Zeit ward er and 
als Prof. der Philofophie an dem Lyceum angeftellt. Nie hätte ex Bremen verlafe 
fen, wenn f. Bruft nad) 7 Jahren das Predigen in der großen und oft übermäßs 
angefüllten Kicche hätte vertragen innen. Er nahm daher 1805 einen Ruf nach 
Heidelberg als Prof. der Moral und reformirter Kirchenrath an: eine Stelle, bei 
der er gar nicht zu predigen brauchte. Hier, in diefem für ihn neuen Beruf, md 
er, befonbers da er noch die Direction des Ephorats übernehmen mußte, durch bat 
ohne Strafen auf die Sitten dee Studirenden gewirkt werden follte, manches ver 
driegliche Geſchaͤft. Nur zwei Fahre Eonnte er hier wirken, ba ward er nach Kari 
ruhe als geiſtlicher Miniftertals und Kirchenrath berufen (1807), wo er am 19, 
März 1822 geftorben Ift. — Er hat außer f. afcetifchen Schriften eine Zeitfeeift: 
„Urania“ und mehre Fahre eine „Chrifkliche Monatsfchrift” mit mehren Anden 
herausgegeben. Seine Schriften mögen leicht 100 Bde. ausmachen. Mande 
derfelben haben drei, vier Aufl. erlebt: alle, ohne Ausnahme, find ins Hollaͤud. 
und einige ins Franzoͤſ. uͤberſetzt. Ex feibft hielt f. Biographie Salomons, f. „u 
ten Süngling” und f. „Gutes Mädchen” für das Beſte, was er gefchrieben hat. 
Übrigens hatte fich f. religiöfe Anſicht feit ber oben genannten Predigt nicht geändert, 
fondern noch mehr befeftigt. 

Ewiger Friede, die Idee eines ununterbrochenen rechtlichen Zuſtandes 
ber Völker, wo fie ihre etwanigen Streitigkeiten nicht durch Gewalt ber Waffen, 
fondern nad) Geſetzen der Vernunft entfcheiden. Diefe Idee liegt faft allen Friedent⸗ 
fchlüffen zum Grunde, denn in denfelben geloben ſich die ftreitenden Parteien ger 
woͤhnlich ewige Sreundfchaft und ewigen Frieden. St. Pierre war der Erſte, ber 
einen förmlichen weitläufigen Entwurf zum ewigen Frieden auffegte, den nachher 
Rouſſeau bekannt machte. Merkwuͤrdig ift bie faft woͤrtliche Übereinftinmung der 
Artikel St.⸗Pierre's für ſ. Volkerbund mit den Artikeln der deutſchen Bundesacte. 
Bol. Heinrich IV.) Seitdem iſt diefer Gegenftand, unter Andern aud) von 
Kant inf. Schrift: „Zum ewigen Sieden”, zur Spracye gebracht worden. Die 
allgemeinen Mittel zur Verwirklichung des ewigen Sriedens, welche in Vorſchlag 
gebradyt worden, waren bald dag politiiche Gleichgewicht, bild eine Univerfalmonars 
hie, bald endlich ein allgemeiner Wölkerverein oder Stantenbund, der durch einen 


Eraltation Exchequer 695 


foctwaͤhrenden Congreß, als hoͤchſtes Voͤlkertribunal, alte Streltigkeiten der Staa⸗ 
ten ſchiedsrichterlich beilegen ſollte. Da aber dieſe Mittel unzulaͤnglich befunden 
wurden, weil es dem ewigen Frieden auch bei Vorausſetzung ſeiner politiſchen Zu⸗ 
ſtaͤnde an einer hinlaͤnglichen Buͤrgſchaft fehlen wuͤrde, fo erklaͤrten Andre denſelben 
geradezu fuͤr ein Hirngeſpinnſt, und traten wol gar als Vertheidiger des Kriegs auf, 
wiefern derſelbe ein zur Befoͤrderung menſchlicher Bildung nothwendiges Übel ſei. 
Die Vernunft muß indeſſen den Krieg immer als einen rechtloſen Zuſtand, der Leben 
und Wohlſein vieler Tauſende zerſtoͤrt, verabſcheuen. Sie muß folglich immerfort 
die Idee eines ewigen Friedens als eine rechtliche Foderung an die Voͤlker und Staa⸗ 
ten aufſtellen; fie wird aber ſchon zufrieden fein, wenn die von ihr gefoderte Ewig⸗ 
keit in der Wirklichkeit nur als eine fehr lange Dauer des Friedens erfcheint. (MgL, 
Deilige Allianz.) D. 

Exaltation, Erhoͤhung des Gemuͤthszuſtandes, beſonders aber krank⸗ 
hafte Erregung, die über den normalen Lebenszuſtand hinausgeht; mag fie phyſi⸗ 
[herr oder pſychiſchen Urſprungs fein. 

Eranıheme, Hautkvankheiten mit Fieber verbunden, daher fie acute, 
bigige Dautausfchläge genannt werden, um fie von dem langwierigen, denen fid daß 

Sieber nur zufitlig beigefellt (weiche in der medicinifchen Kunftfprache Impetipinen 
genannt werden), zu unterfcheiden. Die am häufigften vorfommenden find Blat⸗ 
tern, Mafern, Roͤtheln, Scharlach, Friefel, Biafenfieber, Neffifsiefl. Eine 
jede hat ihre Eigenheiten, bie auf die Entfichungeweife, auf die Bildung und Stel⸗ 
Lung der veränderten Erfcheinungen in ber Haut und in ihrem. Verlaufe gegruͤndet 
find (Bol. Hautkrankheiten, Blattern.) 

Exarchat. Als Narſes, der Feldherr des morgenlaͤndiſchen Kaiſers Ju⸗ 
ſtinian, die Gothen und ihre Verbuͤndeten in Italien ganz befiegt hatte (662 — 64), 
behandelte Juſtinian den mittlern Theil Italiens als eine Provinz bes morgenlaͤndi⸗ 
[hen Kaiferthbums, und ließ es durch einen Statthalter (Exarch), der f. Sig zu 
Ravenna hatte, regieren. Aiſtulf, König der Longobarden, eroberte Ravenna und 
das ganze Exarchat (752), aber deu fränkifche König Pipin nöthigt ihn (756), es zu» 
ruͤckzugeben, und ſchenkte es dem Papft Stephan III. Seit diefer Zeit ift Ravenna 
und fein Gebiet mit dem Kirchenſtaate vereinigt geblieben. — Bei den heutigen 
Griechen ift Eraschu 8 ein Abgeordneter des Patriarchen, welcher in den Provin⸗ 
zen herumreift, und die Bifchöfe und Kirchen vifitirt. 

Ercellenz, ein Zitel, den zuerſt die Iongobarbifchen Könige geführt haben 
ſolben, und den ſich, nad ihnen, mehre roͤmiſche Kaifer, namentlid Karl d. Gr., 
Konrad L, Friedrich I. ꝛc. beilegten. Späterhin Iging er, befonders in Stalin, 
auf die kleinern Fuͤrſten über, bie auch dieſe, nachdem Papft Urban VIII., 1630, 
den Cardinaͤlen die Eminenz ertheilt hatte, ihn gegen die Altezza vertaufchten, um 
fo mehr, da fchon früher einige Gefandte vom erften Range, zu Rom, ſich denfels 
ben angemaßt hatten. Seitdem ift, durch den allgemeinen Gebrauch, die Ertelleng 
in einen Amts⸗ ober Dienfttitel umgewandelt worden, der ſich in keinem Falle auf 
Kinder oder Verwandte Übertragen läßt, mit dem Amte jedesmal aufhört, und nur 
von wirklichen Diniftern, vonden erfien Hof und Militairwuͤrden, Ambaſſadeu⸗ 
ren und Geſandten (bevollmächtigten Miniftern) geführt wird. 

Erception, Ausflucht, beſonders gerichtliche, f. Klagen und Einres 
den. — Erceptionsgefege f. Ausnahmegefeye. 

Exchegquer, der koͤnigl. Lehnhof in England, eins der drei oberfien Ges 
richte in Weſtminſter (ſ. England, Gerichtöverfaffung). Es heißt fo, ſeit Wil⸗ 
heim dem Eroberer, von dem gleich einem Schachbret (franz. Echiquier) gerwürfels 
ten Zußboden, welches in verfchiedenen Ländern u. a. auch in der Normandie und 

früher im fräntifchen Reiche eine Auszeichnung des Saales für das hoͤchſte Gericht 
der Pairs war. Daher hieß auch der oberſte Gerichtshof zu Rouen: Echiquier 


696 Epcommunication Exequlen 


de Normandie, — Erchequer⸗Bills, Schatzkammerſcheine; Obligationen, 
zu deren Ausftellung das britifche Kinanzminiflerium durch ein Creditvotum vom 
Parlament ermächtigt wird. Sie find nicht auf einen beſtimmten Abzahlungster: 
min geftellt; fo lange fie laufen, tragen fie 3 Pence von 100 Pf. St. tägliche Zin⸗ 


fen (5 Procent), und ftehen gewöhnlich um ein Weniges beffer ale baares Gelb, weil 


Banquiers und Kaufleute ihren Gaffenbeftand gern in diefem zinfentragenben Pa: 
pier halten. Die Zinfen find aber nicht fundirt, fondern werden aus den allgemeis 
‚ nen Einkünften entrichtet. Um nun den zu großen Anwachs diefer Obligationen zu 
verhindern, deren Ausgabe ein nothivendiger Theil des Mechanismus ber britiſchen 
Finanzen iſt, ruft der Staat alljährig einen Theil derfelben auf, um fie abzuzabten, 
ober unter beftimmten Bedingungen in den Stocks zu fundiren, d. h. in eine fän 
dige Schuld zu verwandeln, deren Zinfen durch. beftimmte, dazu aufgelegte Abga⸗ 


ben gefichert find. Wer ſich diefe Verwandlung nicht gefallen laffen will, kann, wen | 


ihn die Reihe trifft, baare Zahlung verlangen. 

Ercommunication, ſ. Kirhenbann und Interdict. 

Erceuffion, die Ausklagung des Hauptſchuldners; baher beneficium ex- 
cussionis, die Rechtswohlthat für Denjenigen, welcher ſich für Jemand verbürgt 
bat, verlangen zu koͤnnen, daß der Hauptſchuldner zuerſt ausgeklagt werde. (Bol, 
Buͤrgſchaft.) 

Execution, die Ausführung (z. B. einer Muſik, fe Aufführung), 
Vollſtreckung eines Urtheild im Civil: und Criminalproceß, ferner auch Beitreibung 


der Abgaben, — Erecutor, Voliftreder, 3. B. eines Teſtaments. Erecutiv, | 
vollſtreckend, z. B. vollſtreckende, ausübende Gewalt, im Gegenfag ber gefebachn 
den. — Erecutoriulen (executoriales litterae), Vollftredunge> oder Ber 


treibungebefebke. 

Eregefe (grieh.), Erklärung, wirb vorzugsweiſe von der Erklärung be 
heiligen Bücher gebraudyt. Won der Erklärung andrer Bücher, oder Schriften 
der Profanferibenten, pflegt man das lateiniſche Wort Interpretation zu gebrauchen. 
Ein Ereget iſt ein gelehrter Schriftaußleger, und eregefiren beißt Aberhaupt 
erklären, auslegen, dann aber befonders den Sinn ber heiligen Schriften durch An 
wendung der Sprachkenntniſſe und andrer Huͤlfsmittel entwickeln. Ihren Prind 
pien nach iſt fie kirchliche, orthodoxe oder doctrinaire und dieſe wieder theils buchſtaͤb⸗ 
lich (grammatiſch), theils hiſtoriſch, theils philoſophiſch. Die Wiſſenſchaft, welche 
die Grundſaͤtze der Auslegungskunſt darſtellt, kann man Exegetik nennen; ind 
wird fie gewoͤhnlich mit einem andern aus dem Griech. entlehnten Worte Derme 
neutik genannt. Da die heiligen Bücher in einer fremden Sprache, von Berfafr 
fern einer fernen Zeit und eines fremden Volks gefchrieben find, fo leuchtet von ſelbſt 
ein, daß, um ihr Verftändniß zu Öffnen, nicht nur eine tiefe Sprachkunde, fondern 
auch eine Menge hiftorifcher, geographifcher und antiquariicher Kenntniffe erfodrt 
werde; und da die Kenntniß der hriftlichen Glaubens» und Sittenlehre aus den 
heiligen Büchern gefchöpft werden muß, fo ergibt fich, daß das ganze theologiſche 
Studium von der Eregefe ausgehe. Die berühmteften Eregeten unter den Kirchen 
ditern waren Origenes, Chrnfoftomus, Theodoret, Diodorus von Tarſus und 
Hieronymus. Im Mittelalter, ald man fich faft ausfchließend an die Vulgata, 
d. h. an eine Inteinifche Bibelüberfegung bielt, welche allgemein im Gebrauche wat, 
und ed den meiften Theologen an Sprachkenntniſſen fehlte, ward die Exegeſe fehr 
vernachläffigt. Durch die Neformation aber ward diefed Studium von neuem bes 
lebt, und die legten Sahrh. haben eine lange Reihe vorzüglicher Eregeten, beſopeers 
in der proteſtantiſchen Kirche, hervorgebracht. 

Erequien, die Todtenfeier. Man verſteht in der katholiſchen Ri une 
ter Erequicn nicht ſowol das Keichenbegängniß ſelbſt, als vielmehr die feierlichen 
Seelenmefien, welche (gewöhnlid) einige Wochen darauf) für den Verflorbenen ges 














f unbefannt. Das Berfahren; welches fe 

Fans — — 
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en ſie 12 ; 
en D 
— S. Maclaurin, 


Kicche heerfchte bi ——— 
J— — — a 


- verbunden ward, Nachdem Auguffinue's Lehre 
cl Ha agemenen Eiman ‚gefunden hatte, pflegte man ihn feit dem 5. 
d Luther ließ dieſen Gebraud) 


ee et f Efoterifd. 
— Gewach ſe, folche, welche einem von * 
any Boden und Klima angehören und daher meift nut in unz 
vaͤchshaͤu en Wenn «8 auch gelingt, fie zur Bluͤthe zu beine 
{ ran doch feten Gele, —— ur Rur nach 


—5* on, Äusdehnung, Ausbreitung, Erweiterung; daher Erpans 
-aft, Ausdehnungskraft der Materie, vermöge welcher fie von ihrem Mittels 
8 einen Raum einnimmt, entgegengefegt der Contractivfraft ober zuſam⸗ 
ben Kraft, Man unterſcheidet an ſich erpanfible Körper, wie Waͤrmie⸗ 


Br 


fonders DAB Dptengen ordeutender Vuivetmaſſen. Bas 
ver, Knallgold u. dgl. erzeugen bei ihrer Entzündung oder 
große Menge elaftifcher Materien, welche fid) gemaltfam au 
diefe Diaterien noch Überdies eingefchloffen, fo treiben die er 
figteiten die Pfröpfe, welche fie einfchließen, mit ungemeiner 
gen die Körper, in denen fie enthalten find. Von diefen Erp 
kungen aller Feuergewehre, dee Minen und Bomben ab. Di 
Waſſer durch die Hige verwandelt wird, find in einem hoben 
man daher Waffer in einem verftopften oder verfchloffenen 
diefe Dämpfe gegen die Winde des Gefäßes ober gegen ben 
eine überaus große Gewalt au, 

Erponent heißt in der Mathematik der Verhältn 
ger. Wenn nämlic) eine Größe eins oder mehr Mal burc 
wird, fo fegt man, flatt den Factor oft zu wiederholen, zur 
halb eine Eleinere Ziffer, welche anbeutet, wie oft die Wied: 
tion der Zahl ober Größe mit fich felbft hätte gefchehen follen 

. B. a! —aaaaa.s 
9:— 99,972 

Erpofition, Auseinanderfegung: im Schauf 
lung der Vorgefchichte, d. h. alles Desjenigen, was vor den 
lung, mit weldyem das Stud anhebt, nad) der Vorausfeg 
geben hat. Man kann fie eintheilen in die abgefonderte un 
dem Zufchauer unmittelbar in der Form eines erzählenden 
B. in den „Phönicierinnen” des Euripides; diefe empfängt ı 
bar zufällig, indem die handelnden Perfonen unter einar 
Vorgeſchichte erwähnen und dem Zufchauer Ear machen. 
erſtrecken durch dad ganze Stüd bis zur Kataſtrophe, wie 3 
des Sophokled. Nebenzweck der Erpofition ift Bekanntma 
dem Orte und der Zeit der Handlung, mit den Charalteren | 
ferner Erregung von Ahnungen und Vermuthungen, we 


Sendlleinfelen zum et ’ 

it Bf lc 9) nd — 

— 

| een ne em 

man bie * 

he —— Fuͤße, auch die dußer⸗ 

fo Hat fie ſchon an ſich ihte Schwierigkeiten, mehr aber noch, inwieſern 
Theile eines beftimmten 


Die leichtefte 
Be Bm ne te Ki Men Be 
— — 13.8) te Aue e bloß 


8 


Theite des Nörpers an, und die Füße fein in folhem — 
Wit Haben jedoch eine andre Meinung, und glauben 
hier nur in dem Vermögen des Kuͤnſtlers ihre Urfache 
1b bemerkt Watelet: Be Ver N OR 
Bewegung der Ertremitäten, die Stellung einer Figur ober ihren! 
zu beſtimmen, wenn man die Köpfe verdeckte · Preville, ber 
Komiker, ftellte einft in einer Gefellfchaf , im welcher 


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9 zur Regierung gelangte Herzog, Philipp der Gute, von Burgund, 
et. ¶Es iſt die jegt im Mufeum zu Paris befindlice berühmte Anz 
—— tin Gemälde, welches in feinen verſchiedenen Theilen uͤber 
enthäft, und ein Meifterftüct vom erften Range iſt. Es iſt auf Holz 
jeltbücen gemalt, die äußerlich die Vilbniffe der beiden Künftler und ihrer 
jargatethe, gleichfalls einer Malerin , oder, wie Andre dafür 

in. Joh. van Eyd’s, zeigen, Won biefen Bart —* ſich der⸗ 


700 Ent 


malen eine zu Berlin in ber Sammlung bed Herrn Solly; diefe ift die Haupter 
anlaffung, warum man in neuerer Zeit gegen bie zuerft von Sandrart aufgeftek 
Meinung, SSob. van Eyd fei um 1370 geb,, annimmt, fein Geburtsjahr falle m 
um 20 oder 30 J. fpäter, denn eben jene Bildniffe der Brüder van End, diew 
das ganze Gemaͤlde zwiſchen 1420 bis 1430 entftanden, zeigen den älteften bereit 
als einen Mann von fehr vorgerüdten Jahren, einen Sechziger ungefähr [mas ben 
auch mit der Angabe f. Geburtsjahres übereinflimmte], den andern, Johann, abe 
als einen Dreißiger, welches er damals nicht mehr hätte fein Eönnen, wäre er wi 
lich um 1370 geb. worden.) An dem glänzenden Hofe des Herzogs Philipp hat 
ten die Bruder die befte Gelegenheit, durch Erblidtung von präcdytigen Stoffen, Gr 
fchmeiden, Waffen, Geräthen, Feſten u. dgl. m. ihren Geſchmack vollends aus 
bilden; befonders benußte dic6 Sohann bei f. Arbeiten, in welchen dieje Orga 
flände von einer ganz außstorbentlihen Naturwahrheit find. Hubert erlebte bi 
Vollendung des erwähnten großen Gemaͤldes in Gent nicht; er ftarb dafelbft, fomi 
auch die Schwefter Margarethe, Johann vollendete es, und begab fi mit | 
Frau nad) Brügge, woſelbſt er bis an f. Tod blieb und noch viele herrliche Wat 
verfertigte. Was den Ruf diefes ausgezeichneten Kuͤnſtlers ſchon bei f. Lebzeite 
erhöhte, war die von ihm bewirkte Einführung der Olmalerei (f. d.), dere 
gänzliche Erfindung ihm fogar von Mehren noch lange nad} f. Tode, wiewol fälfd 
lich, zugefchrieben wurt. Ferner erwarb fi) Joh. van Eyck noch große Verdienß 
um die Kunft durch Das, was er in Dinficht auf Linien» und Luftperfpective und ia 
Beziehung auf die Glasmalerei leiftete. In Betreff der erſten bemerken wir 
daß es bis aufihn faft allgemeine Sitte war, ftatt des Dintergrundes den Gem 
gen einen flachen Goldgrund zu geben, aus welchem bann die Figuren ohne Per 
fpective hervortraten, wie dies an unzähligen Bildwerken aus der frühern Zeit und 
zu fehen ift. Selbſt van Eyck beobachtete dieſe Gewohnheit noch bei f. erften Arbe 
ten, und faßte, meiter gefchritten auf f. Eünftlerifchen Laufbahn, die bie dahinme 
hoͤchſt unvollkommen angewendete Idee auf, den Bildern durch einen naturgemd 
Gen Lufthintergrund,, eine natürlichere Gruppirung und Perfpective zu geben‘) 
Dies gelang ihm, wie mehre f. nod) vorhandenen Acheiten zeigen, auf eine fo aus 
gezeichnete Art, daß er hierin füglicdy der Vater der neuen Malerkunſt genannt wer 
den kann, indem die Malerei durch ihn gewiffermaßen einen neuen Umfcyrmung za 
die erſte Grundlage zu der hoben Stufe von Ausbildung empfing, welche fie frtden 
in den ſchoͤnſten Zeiten der berühmteften nach ihm lebenden fReifter, ſowol der Ri 
derlande, als Italiens, erhielt. Was die Glasmalerei anbelangt, fo fchreibt ma 
ihm die Erfindung zu, auf ganzen Scheiben, mit Verſchmelzung der Farben u 
fehr zarten Übergängen des Colorits, dergeftalt malen zu koͤnnen, daß keine Vern 
ſchung moͤglich ift, was man bis dahin nur durch Zufammenfügung (Mofaik) vı 
ler bunter Glasſcheiben zu erreichen vermochte. Der Einfluß, welchen fomit Je 
van End, fowol als Kuͤnſtler wie als Erfinder ober vielmehr ald Werbefferer mehr 
Zweige der Kunft fid) erwarb, mußtenothwendig groß fein, und die hierdurch g 
wiffermaßen von ihm geftiftete Schule ſteht mit Recht an Beruͤhmtheit den befle 
gleichzeitigen ober fpätern nicht nad), wenn man ihr gleid) den Vorwurf einer mei 
verfehlten Zeichnung der Extremitäten des menfchlichen Koͤrpers (ein Fehler, b 
ducch das, vermöge eines übertriebenen Schamgefühls, verhinderte Studium b 
Nackten und der Anatomie überhaupt herbeigeführt wurde) nicht erfparen kam 
Die Gefichter, Gewänder, Gruppirung, Vertheilung des Lichtes und Schatten 
find dagegen bei Joh. van Eyd und f. meiften Schülern ſtets ausgezeichnet, un 

*) Gleichzeitig mit ihm, jedoch nicht In der Vollkommenheit wie er, wandte 


auch Pictro della Francesca und Paolo Uttella die Linicnperfpective flatt de 
Soldgrundes an. 


Eylau 701 


der Stanz ſ. Farbengebung fo blendend als prachtvoll. Man hat von J. van Eyck 
noch viele Arbeiten, die theils in Kirchen und Muſeen, theils in den Kunſtſamm⸗ 
lungen von Privaten aufbewahrt werden. Zu den Schülern dieſes großen Kuͤnſt⸗ 
lers rechnet man, außer dem ziemlich gleichzeitigen Antonello von Meſſina, Rogier 
van Brügge, Hand Demling u. A. audy noch die fpätern großen Meifter, Albr. 
Dürer, Luk. v. Leiden, Hans Holbein, Luk. Kranach u. f. w., über beren Leben 
und kuͤnſtleriſches Verhäienig zu Joh. van Eyck Johanna Schopenhauer interefs 
fante Nachrichten ertheilt. ine gründliche Forſchung über beide Brüder hat uns 
Friedr. Waagen in f. „Hubert und Johann v, End” (Brest, 1822) gegeben. 
Eylau Gchlacht bei), den 8, Febr. 1807, Am Ende bed erften Selb» 
zugs in dem Kriege Napoleons mit Preußen und Rußland, hatte der ruffifche 
Oberbefehlshaber, nach der Niederlage bei Pultustam 26. Dec. 1806, den Frans 
ofen Warſchau und das echte MWeichfelufer bis Elbingen Überlaffen müffen. Als 
lein kaum war das Heer wieder mit allem Nöthigen verfehen, fo befchloß Benning⸗ 
fen, mit 7 Heortheilen gegen bie untere Weichfel nach Thorn hin vorzudringen, um 
Graudenz, Danzig und Kolberg zu befreien, deren Befagungen hierauf zu den preus 
Sifhen Truppen unter Leftocq flößen follten. Daburc hoffte ee audy die obere 
MWeichfel nebft Warfchau wieder zu gewinnen, und den Krieg an die Oder zu verſe⸗ 
den. Napoleon aber rüftete fich feinerfeits, Danzig, Oftpreußen und den Pregel 
zu erobern, Schon rücdte der Fürft von Pontecorvo von Eibingen her gegen Koͤ⸗ 
nigsberg vor, als die Vorhut des ruffifchen Heeres unter Markow an der Paffarge 
erfchien, und ihn nad) dem Gefechte bei Mohrungen (20 deutfche Meilen von r 
migsberg), am 25. San, 1807 nöthigte, ſich nach Strasburg (15 deutſche Meilen 
von Mohrungen) zurückzuziehen, wo er fi) mit Ney vereinigte. Darauf fchob 
Benningfen f. rechten Flügel über Ofterode und Löbau gegen die Weichfel zwiſchen 
Kulm und Eibingen vor. Jetzt erfannte Napoleon den Plan des ruffifchen Deers 
führers. Er verließ daher mit den Garden Warſchau am 30. Ian. und zog alle 
Theile f. Heeres nad) Wittenberg in Oftpreußen heran, um Benningfen einzufchlies 
Sen, und ihm alle Wege zum Ruͤckzuge hinter den Pregel abzufchneiden. Schon 
hatte ſich der Vortrab des rechten franz. Flügel® bei Ortelsburg auf die linke Seite 
des ruffifchen Heeres gervorfen, als Benningfen unerwartet f. Plan aufgab, und, 
ſtatt bis an die MWeichfel vorzudringen, nad) Ofterode zurüdiging. Es war naͤmlich 
ein Adiutant des Majorgeneral ber franz. Deere, des Fürften von Neufchatel, von 
den Koſaken aufgefangen worden, der dem Fürften von Pontecorvo den Befehl 
bringen follte, fich bi6 Thorn zu ziehen, bamit die ihm nachrüdende ruffifche Armee 
von Napoleon in ihrer Flanke umgangen werben könnte. Nun begann mit dem 
Gefechte bei Paſſenheim, am 1. Zebr., ein achttägiger Kampf, der mit der Schlacht 
Bei Eylau endigte, durch welche keins von beiden Deeren f. Zweck erreichte, Napo⸗ 
leon aber den empfindlichften Schlag erhielt, der ihn feit 1796 getroffen. Inden 
erften Tagen ſchien e& zwar, als ob Napoleons Plan, der ruffifchen Armee den 
Rüuͤckzug abzufhneiden, gelingen würde, allein indem Treffen, welches am 3. bei 
Autenftein oder Bergfried, mo Soult die Bruͤcke Über die Alle nahm, und in den 
Befechten, welche am 4. und 5. bei Deppen, wo Ney Vortheile erkaͤmpfte, in der 
Berfolgung der Ruffen vorfielen, ließen diefe fih nicht aus der Faſſung bringen, 
Benningfen z0g fidy zwar nicht ohne Verluft, aber body in guter Ordnung zuruͤck; 
er bot fogar mehrmals dem Seinde die Stirn, und hielt ihn, wenn es ihm nüglich 
fhien, mit feltener Seftigkeit ganze Tage lang auf. So geſchah es, daß, nachdem 
in dem Treffen mit der. ruffiihen Nachhut bei Hoff oder Landsberg, obgleich die 
Reiterhaufen unter d'Haupoult und dem Großherzoge von Berg den Sieg entfchies 
den, alle Berfuche der Marfchälle Soult und Augereau, die Ruffen auf ihrem 
Ruͤckzuge in Unordnung zu bringen, vereitelt worden waren, die Quartiere der beis 


TEEN), Saunen Mile (83 

der Schlacht bei die Heertheile 

reau vor dem Orte, durch den fie. am nel 
ra — Bett, u bu ide 

— feiner erhkete fa du du 6, 71 

, und die Garden) auf 90,000 Pant: Diet 

am 8. Anbruch des Tages rückten 70,000 

fen vor, um ſich dureh einen in Maffe au! 

Sranzofen des Staͤdtchens wieber zu en. Den lu 

rechten Gen. Tuſchkoff, das Mitteltveffu 

Vorhut Fhrft Bagrationz; die Reiterei Gallidin. 

—— 

te fr genomme 

Kirchthurme das ganze Schlachtfeld die Anhöhe 

beherefchten, waren von ben nicht befe 

drangen baher die ruſſiſchen Scharffchligen bis an den Kircht 

— — | 

h Anftsengungen, um 5 

gereau und einen Theile ber Garden ben Mittelpunkt der ı 


ö ; denn bie Ungebuld, mit der 4 

a Be men 

trum wiederholte, vermmebete mr ſ. Verluſt; zuglel 

Bi Soest Gau, doß bie Spige ber Augereau 
links gerieth, daber auch der von Napoleon jegt 

Reiterei unter Diucat und Veffiöres auf das —* 

— ee —— 12 — 

des ruſſij Bes Der linke wurde von ha 

— umgangen ſodaß ſelbſt das ruſſiſche Mitteltreſſen dei 


— —— 


Eynard 
anzoſen nicht bloß den Sieg entriſſen — — 
— lea Allein 
Di empf fie m afolgk, Manager male BRknge 
gem Kamı B h ' an 

f, am 9. aufs neue vorzuruͤcken gewagt hätte. Zufrieden mit dem Vor⸗ 
Beinde einen großen Verluſt zugefügt und Königeberg —— — 
ſchug an, Murat verfolgte ihn am 9. mit der Reiterei, wurde 

id mit Verluſt zurücgeworfen. Das franz. — — 
in Eylau, —— 
m mit Leichnamen und Verwundeten bedeckten Siem 2 Augen= 
« Nach einigen umbedeutenden Gefedhten mit den Ruffen, fulegt bei 
am 18., führte er an diefem Tage fein Heer ruͤckwaͤrts hinter die Paſ⸗ 
Folge der Schlacht von Eylau, bie Napoleon erſt einige Tage nach dem 
ee Ruffen ald gewonnen anfehen Eonnte, mußte jeder —— 
aufgeben, und ſich mit dem errungenen Zweck der Vertheidigung 

Ruſſen hatten 13 Adler und 6 Fahnen genommen; aber an Todten 
in (nad) andern Berichten 12,000 M.) verloren. Unter 18,000 Vers 
fanden fidy 9 Generale. Der Verluſt der Fcanzofen ward auf 42,000 
hägts fie felbft gaben ihn weit geringer an. Drei franz. Generale was 
1, darunter Corbineau; fünf waren verwundet, —— 
heil ganz aufgelöft und den übrigen einverleibt werden mußte, Ben⸗ 
Ite jet fein Heer am Pregel und vor Königsberg: —— 
am ſich zog. Hätte er mit Napoleons Schnelligkeit den Angriff er⸗ 
Mürde wahrfcheinlic das franz. Heer gänzlich gefchlagen — 
eſein ‚Hauptquartier bald wieder bis Landsberg vor, Napoleon aber 
4 beidem Zuftande f. Heeres, das die gefchickteften Artillerieofficiere, 
term der Neiterei verloren, und eine Menge Kranke hatte, bei dem Manz 
nsmitteln, und auf den durch Schnee und Thauwetter verborbenen We⸗ 
uffen anzugreifen. Er ging daher in f, Gantonnirungen an bie Weiche 
imo er ſich auf den Belagerungskrieg von Danzig und andern Plägen bes 


EN 


j 


und fein Heer wieder herftellte. Nach Schöll (VII, 405) —F er aus 


ee Dfterode, am Be ——— zu am 29. 
von Preufen einen Separat antragen laſſen. aaa 
fe Maier Megander und der König Seehcih Mike am 26, 
Vertrag zu Bartenftein, der die Wiederherſtellung Preußens u: 
Frankreichs auf die Nheingrenze begielte, —* aber einige 
hoem Benningfen, erſt am 5. Jun,, ben Feldzug in Oftpreufen an 
ngriffstweife erneuert hatte, die Schlacht bei Friedland und der 
H(f.d.) vernichteten. 
tard, einer ber ebelften, einſichtsvollſten und thätigften 
iu Genf und Livorno, ſtammt aus einer franz. Familie ab, 
eber ſich aus ber Provinz Dauphing, während der R, 
Benf geflüchtet und — eingeblirgert hatten. Er ift den 28, 
yon geb., wo f. Vater ein Handlungshaus befaß, Dafelbft eryı 
793 in den Reihen der Vertheidiger diefer Stabt. Als Lyon von der 2 
onvents erobert ward, rettete fid) bie Familie Epnarb — die 
btzu Rolle im Waadtlande, und errichtete 1795 mit ſ. Bruder 
zhaus in Genua, two er, als Maffena bie belagerte Stadt 
iger diente. 1801 befand er ſich in Livorno, und uͤbernahm fi 
‚König von Hetrurien ein Darlehn, wobei er viel gewann. In der 
ihm bie Prinzeffin Elife Bacciochi den gewinnreichen G 


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gruuspenugsiuyer mer ur energy ve ya na 
genfchaft gefü'hrt., Hier offenbarte er die ihm verliehene © 
er fich mit antyern Gefangenen am Fluffe Chobar befand. 
welchem ihm Bott den Befehl gab, zu den Kindern Jsrael 3 
Wächter fein.s Volke beftellte. In einem andern Geſich 
die Leiden, roelche Israel für feine Abgötterei treffen follten. 
das Ende der Sefangenfchaft, die Rückkehr feines Volks 
MWiederherftellung der heiligen Stadt und des Zempels, ı 
Judas und Israels unter einer Herrſchaft und einen gli 
Volks an. Bon der Belagerung Jeruſalems durch die Ch 
und erzählte fie feinen Mitgefangenen. Er prophezeite woib 
rus und Sidon, wider die Sdumder und Ammoniter. & 
gen beſtehen aus 48 Capiteln; fie find dunkel, voll poetiſch 
von den Syden erft fpäter in ihren Kanon aufgenommen, 
geftorben, iſt ungewiß. | 


Verzeichniß 


er in dieſem Bande enthaltenen Artikel. 


Seite 


KR, Ä 


imon) . + 


Isis 


Andee) . » 
Anna leFevre) — 
„ Däbalien, 
liſch 00 3 
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ob. Chrifian) — 
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ſchneidekunſt 7 
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ogie, Daktylo⸗ 
s, Daktwliſch, 
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ama, ſ. Lama — 
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(Karl Theo⸗ 
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bh, Herzogv.) 11 . 


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—— — — — — 


Seite 
Dalmatica..12 
Dalmatien. 
Dal segno . . . 14 
Damascenus (Joan⸗ 

nee) . 
Damasciren, "Damas: 
cirter Stahl . 
Damask, Damasces 
nerpflaume, Danıa®s 
cenerrofen, Damass 
cenertrauben . . — 
Damft ». - . - 15 
Damiat, Damiette .ı — 
Damiend (Robert 


Stangl). - - 


+ 


meung - « 
Daͤmmerungskreis — 
6 Dämmerungsvögel, f. 
Schmetterline . — 
Damon und Pythias — 
Dämon, Dämonifd, 
Dämonologie. . 17 
Dampf, Dämpfe . 20 


8 Dampfbad, Dunftsab 21 


Dampfboot, f. Dampf: 
mafhine . - » 
Dämpfer . © ® . 
Dampfgefhüs 0 . 
Dampftochen, Dampf 
kochmethode ... 
Dampftugel, [.Dampf23 
Dampfmafdine, 
Dampferzeugungss 
apparat, Dampf 
boot, Dampfiwagen — 
Dompfmfier . +28 
Dampfwagen, |. 


U) 


Dampfmaſchine —. 
9. s ger. Gichente Aufl. Bd. IH, 


Seite 

Dampier (William) 29 

Dane . ... 30 
Danaiden . 

Dancourt ( Florent 

Carton)... 


Daͤnemark 0 © . 
Danie l 0 . ee. 0. 35 
Daniel (Gabriel) . 36 


Daniel (Samuel) . 
Daniel (Heinrich Gott⸗ 
fried- Wilhelm) . 37 


Daͤniſche Sprache, 8. 


teratur und Kunſt — 
Daniſchmend . ” 
Dart . 
Dannecker (Johann 
Heintich von). . 43 
Dante (Aighiei — 
Dietro Bincenzio — 
Giovanni Battifta) 46 
Danton (George Jac⸗ 


D 
Daphnis . 
Darcet (Jean Pierre 
Joſeph) 0 0 
Dardanos.. 
Dardanarius, Darda⸗ 
nariat. .... — 
Dardanelen . . ... 


| * —ſ 


Dar (Könige von 
Perſien). 20 
Darlehn... 67 
Darm, Darmaanal, 

Sr 


xoor v . - 


706 Verzeichniß der in dieſem Bande enthaltenen Artikel. 


Seite 
Darmfaiten . . . 59 
Darmftadt, f. Heffen, 
Großherzogthum. — 
a tt.» 
Darmftädtifhe lands 
fländifche Verfaſ⸗ 
fung, f. Heſſen, 
Sroßherzogthum . — 
Darmftädter Handels⸗ 
one - 2. — 
Darftelung - . . 62 
Daru (Pierre Antoine 


Noel Bruno, Straf) 65 ” 


Darin (Erasmus) — 
Daſchkoff (Katharina 
Romanowna, $ürs 
oe. . 0.66 
Dataria “ ® “ + 
Datteln, f. Palmen — 
Datum . oo. . 
Daubenton (Sean 
Louis Marie) - 
Daun (Leopold So: 
feph Maria, Reiche» 
geafvon) . . + 67 
Daunou (Vierte Glaus 
de Srangoie) . . 68 
Dauphin. » » 
Davenant (William) — 
David ©. . + 
David (Jacques 
Lou) . . + 69 
- David (Siacomo) . 70 
Davila (Arrigo Gates 
in) . » . . 7 
David (John) .. 
Davouft (Louis Nicos 
las Pa GE Er er 
Davy (Dumphry) . 72 
ebure (Guillaume 
— Öuillaumeßtan» 
cold) . ..73 
Decan, Decanie, Des 
canat, Dechant, 
Dombechant, Des 
Gi . » 
Decanbolle Auguflin 
Pyrame) . 
Decatiien . . . 74 
Decazes (lie, ver 
zogh... 


——N 


Deduction.. 


Seite 
Decemvire, ſ. Appius 
Claudius Craſſinus 77 
Dechiffrirkunſt . . 
Decimalmaß. . . 79 
Decimaltchnung . 
Decimalſyſtem, ſ. Zah⸗ 
lenſyſten... 
Decime, Decimale . — 
Decimiren, Decimas 
ton - 2 0. . 
Decifion, Decifum, 
Decifiv, Decifivres 
feipt, Decifi oflims 


Decius (Pubtius) 
Mu “ ® 
Dede, Dedengemäl: 
de, Deckenſtuͤck, Pla⸗ 
fd . x... 
Declamation, Decla: 
min. - . .98 
Declination, Declina⸗ 
tor, Declinatorium 83 
Decoration, Decora⸗ 
teur, Decorationes 
mil. . 2. .— 
Decrefcendo . . 84 
Decret . » 
Decretaln . 


. 85 
Defenders, f. Irland — 
Defenfi ion, Defenfionss 
linie, Defenſivkrieg — 
Defile, Defiliten . 86 
Defilement + . — 
Definiren, Definitum, 
Definition . . 
Deftrdar . .„ . 8 
Dom . » 
Degenfeld (Marin&u- 
fanna Loyſa, Freiin 
von) .. 
Degerande, ſ. Geran⸗ 
do de... 
Degrabation . 
Dehnbarkeit . 
Deianira. . 
Dei), Deichwefen 89 
Dedama . . .90 


88 


“ 
0 + 
. 0 
+ ® 


Dei gratia . . . 
Deismus, Theĩmus 


— . 


7 Demarcationglinie 


Seite 
Deiostarus . . . RX 
Dekade, Dekadiſches 
Syftem, Deka: 
gramm, Dekaliter, 
Dekametre, Dekare — 
Delugon -. - : .— 
Delameron . . .91 
Deken (Agathe) . . — 
Delambre (Jean Bar: 
tifte Joſeph) . . — 
Delaware . . . 
Delavigne (Jean Sean 
gois Cafimir). . 92 
Delegation, Delegat, 
Delegant, Delega⸗ 
ta 9 


U 2.0. 
Deift (Stadt — Sa: 
kob — Wilhelm) — 


Deipi 4 
Delille (Jacques) 4 


Delisle (Guillaume — 


Joſeph Nicolas) % 
Delle Maria (Dome 
nico) 0 eo eo € 97 
Deloime (Johann 
Ludwig) . . 0. 
Delorme (Marion) % 
Delos 0 0 0 © 
Depfi. - .. c9 
Deiphin. eo. 100 
Delta . . 
Deluc (Jean Andre) — 
Demagog.. . 10 
Demagogifche Um- 
triebe, fe Mainzer 
Gentralcommilfion 
und Umtriebe . 


Deuray . - 
Demeter, f. Ceres. 
Demetrius (L — 
Dhalereus) . . 
Demiboff (Nikolans, 
Straf von) . . 102 
Demme (Hermann 
ChriſtophGottfr.) 103 
Demokatie- . . 
Demokrit . . . 106 
Demonftratien . 108 
Demontiren, Demon 
tirbatterien . . 


11641 


— 


—— 


Verzeichniß der in dieſem Bande enthaltenen Artitel. 
Seite 


Discretionstage. 307 
Discus.... 
Disjunction, ſ. Ur⸗ 
theil... 
Dispache, Dispa⸗ 
cheur. 
Dispenſation .. 
Dispenfatorium . 308 
Difpondäus, f. 
Rhythmus . 
Dispofition, ſ. 
Schlacht 
Disputation, Inau⸗ 
guraldieputation 
— Habilitations⸗ 
disputation 
Promotionebißpus 
tation . » 
Diffenters, f. Angler 
canifhe Kirche. 
Diffidenten - » 
Diffonanz . . + 309 
Diſtanz, Diftanzens 
mefer - +. 
Difihen - »- » 
Diterich (Johann 
Samuel).. — 
Dithyrambus . . 310 
Ditterd von Ditterde 
dorf (Karl) . - 
Divan ... +. + 911 
Dividende . - » 
Divifion, Divifionss 
general, Diviſions⸗ 
weife, Divifio . 
Divifion (Sur) 
Dieszar (Ahmet) 
Dobberan .  » 
Dobrowsky (Joſeph, 
Abbe) . . 0 — 
Dobfhüß Per 313 
Dode, Dodn . 
Doctorwuͤrde.. — 
Doctrinairs . . 314 
Dodona.. 
Döderlein ( Johann 


Ghriftoph) — 
315 


—— 


mi 


— 


312 


— 


— 


Doge... 
Dogma, Dogmatiſch 
Dogmait . . » 
Dogmatik (kath.) - 


Seite 
Dogmatismus. . 316 
Dogmengefchicdhte . 317 
Dohm ( Chriftian 
Milhelm von) . 319 
Dolce (Carlo) . . 321 
DU (Friedrich Wils 
him) . . ..— 
Dolatt . „ . 922 
Doliond (Sohn — 
Deter), Dollonds 
Dolmetfcher (die fies 
benzig), f. Sep 
tuaginta. - » 
Dolomieun (Deobat 
a Silvain zum 
crede) 
Dolz (Johann Se 
fin) . . . 323 
Dom . . . +32 
Domainen . . 325 
Domainmvefauf 327 
Domenidyino, f. Zam⸗ 
pieri... 
Domicilium Domi- 
cilirte Wechfel . 
Dominante . - 
Domingo (St.⸗), E_ 
Hit . 
Dominkanır . » 
Dominicus de Guss 
man . 
Dominique le Pre — 
Domino.. 
Domitianus (Titus 
Flavius Sabinus) — 
Domremy la Pucelle 334 
Donatiſten. 
Donatus (Alius), 
Donat, Donat⸗ 
ſchnitzer — 
Donau... «+ 835 
Donauſchifffahrt und 
Handel . . © 
Don gratuit . . 337 
Donner (Georg Ras 


— 


fael) 0 0 0 0 — 
Donner, Donner 
buͤchſe, Donners 
haus, Donner 
keil, Donnermas 
ſchine . + 388 


8 Dome. - » 


709 


Seite 

Donnerlegion, ſ. Le- 
gio fulminatrix 338 
Domerttg . » 
Don Quipote, ſ. Ger: 
vonte® . . © 
Doppelmaye (Jos 

hann Gabriel) . 
Doppelfhlag . . 339 

Den (laute > 


feph 
Doria  Kamilie — 


Andrea) 0 . 0.07 
Dorigny Mia — » 
Ludwig — Niko⸗ 

lau). - . . 90 


Doris, f. Nerres. 
Dorifh, Dorler . 
Doͤrnberg (Bar. v.) 341 


Dortmund. .» » 
Dortreht . . » 
Doffo Dofi' . » 
Dotstionen Napo⸗ 
kon . . . 
Douan, Douaniers 
Double. - . ° 
Doua » 2 oo 
Dover . » . 
Dow (Gerard) . . 
Doyen (Gabriel Fran⸗ 
Fois)..... 
Drache... 
Dradma, Drachm⸗ 347 
Drao .». . . 
Dragoman. + 
Dragoner, Dragonas 
den [2 [2 “ 
Draht - » . . 348 
Drais (Karl Wilhelm, 
Freiherr von) » 
Draifne . . + 350 
Drake (Franc) . — 
Drama, ſch 351 
Dramaturgie . . 362 
Draper (Elifabeth), ſ. 
Stem . . . 983 
Draperie, Drapiren — 
Draͤſeke (Johann 
Heinrich Bern⸗ 
hacd)d... 
Draſtiſch. . 954 


gııEıı 8811| 


I 


fe \ — 


% - 


— U 2 


— 


710 Verzelchniß der In dieſem Bande enthaltenen Artikel. 


Seite 
Da (Cornelius) 365 


rechſeln 
——enei. 366 DI 9 
reieck Dſqingie⸗Khan 


Deiehnuhunft, ſ. 

Trigonometrie. — 
Dreifelderwirthſchaft — 
Dreifuß. . 85 
Deeillang 0 0 — 
Dreißigacker . -» 
—— 359 
Dreiftimmig . . 361 
Dreizack, |. Neptun 362 
Dreisahl, ſ. Drei .„ 
Dreſchen, Dreſch⸗ 

maſchine . » 


“ v 4 


Dresdens Kunſt⸗ 
fammlungen . 368 
Dreover (Johann 
Matıhiae) . . 374 
Driburg - 
Droits reunis, f. 
Vereinigte Gefaͤlle 375 
Drose. » + » 
Drontheim. .. 
Drofpmetr . » 
Drouaie (Sean Gers 
- main) . — 
Drouet ean Bap⸗ 
tif)... . » 876 
Deo; (Pierre Jacquet 
— Henri Louis 
Jacquet — Jean 
Pierre). . 877 
Droz (Joſeph). 
Druck 0 . 0 o — 
Dudae . . 378 
Drudwert . + . — 
Druiden, Druiden⸗ 
fuß „0 eo 
Dufn. + « . 379 
Druͤſen... 
Druſus (Marcus Li⸗ 
vius J. — Mar⸗ 
cus Livius II. — 
Nero Claudius) 380 
Diydn . . . 381 


— 


* “ 


— 


— 


— 


Dryden (John) 


Seite 

. 881 

Dſchaggernath. . 382 
chamy 


Du amu6, Dualift 388 
ublin .”„ ee. 9 
Dubold (Guillaume, 

Cardinal) 


— 


— 


8 Dubos (Jean Bap⸗ 


tiſte.... 988 
Ducange, ſ. Du⸗ 
fresne 
Ducaten, ſ. Dukaten — 
Ducaton... 
Duchesne (Andre) . 
Duchesnois (Joſe⸗ 
phine Rafin, Ma⸗ 
demoifele) .. 
Duchoborzy, ſ. Grie⸗ 
chiſche Kirche. 389 

Ducis (Jean Fran⸗ 
coiß) . v0... 

Duclos (Charles u 
neu) =» 

Du: Deffand Mare | 
de Vichy Sams 
rond, Marquiſe) 390 

Dudley, f. Leicefter' — 

Duell, ſ. Zweikampf — 

Duett . 

Duftesne (Charles) 391 

Dufresny (Charles 
Riviere). .. 

Duguay⸗Trouin( Re⸗ 
ne).. 

Dujardin (Karl) - 

Duisburg .. 

Dulatn . . » 

Duker (Karl Ans 
dread) - + . 9394 

Dulon (Ludwig) - 

Dumarfais (Gefar 
Chesneau) - » 

Dumas (Matthieu 
Sf » + >» 

Dumouriez (Charles 
Francois) . 395 

Dumpter, Dunfer 397 

Duneiade, ſ. Duns, 
Pope und Paliſſot — 

Duͤngung... 


— 


— 


[U 7 
— 
— 
U U 3 
— 


— 


Seite 
. 397 


[2 * 


Dunkel, ſ. Li 
Duͤnkirchen a 


383 Dunois (Sean von 


Drleans, Graf) 398 
Duns (John), Duns, 
Dunciade 
Duͤnſte, Dunſtkreis, 
Dunftmeffer . 39 
Duodecimalmaß, 
Duodecimalrech⸗ 
nung, Duodeci⸗ 
malſyſtem . . 
Duobdecime, Duode⸗ 
cimale + + . 
Dupaty (Jean Baps 
tifte Mercier — 
Charles Mercier) — 
Dupetit » Xhouars 
(Ariflidee) „ . 300 
Dupin (Andreas Ma⸗ 
ia — Charles). — 
— Dupticität, Duplit 402 
Dupont de l’Etang, 
ſ. Baylen, Capi⸗ 
tulation von.. — 
Dupont be Nemours 
(Pierre Samuel) — 
Dupuis (Charles 
François).. 
Dupuytren (Guillau⸗ 
me). 
Duguene (Abro- 
ham 


Dur 


® ® . 


. ® . ® 


“ “ “ 


2 Durante (Sraneetco) _ 


Durchbrechen ber feinds 
lichen Schladhtlinie — 
Durchdringlichkeit. — 
Durdfuhrhandel . 205 
Durchgang» - + — 
Durchlaucht . 
Durchmeſſer, f. Dia⸗ 
met .. 
Durchſchnitt, ſ. Bi 
und Profil . » 
Durdfidtigkit . — 
Duchzeihnen, f. 
Calquiren.. — 
Durdyzieben der 


Tuffen . - « 
Dürer (Albrecht). — 


Bere fen Dante ea Ai: zus 
urn —— —— tions Si — 
——— Denen 


Edle, Mor: > Dumme un Ken 


Me. 0 —  _ Wilhelm von) + 319 Don Quipote, ſ. Cer -· 
ache, Dispae ¶ Dolce (Carlo) - . 321 vantd 2 2. 
mer DU (Friedrich Mile (Ir 
Bes —— — UN DEE hann er 
fatorium . art Doppelſchlag » _» 
ondaͤus, ſ. Dollond (John — Dorat (Claude Jo⸗ 
buchmus . . — Peter), Dolionds — _Fph) 1.0 = — 
often, fr Dotmetfcher (die fies Doria. (Familie — 
laht 2 —  benzig), fe Sep Andre) . « — 
utation,  Inaus tuaginta. » -  Dorigny Mihaei— + 


raldieputation Dotomien ¶ Deodat Ludwig — Nito⸗ 


Bad litations · Sy Sitvain Tanz lau). 2... 340 
fputation — we) . .Doris, ſ. Rertes. — 
een ur Ding (Barım) Bit 
ar er am) De a f 
nters, ſ. Angli⸗ a er 
nifche Kirche » — Domainen + » 826 Dortmund... . — 
benten 2.2. — ne 
man; = + 0809 Domenichino, f. Zam⸗ Doffo 348 
ins, Diſtanzen⸗ pieri. .43310Dotationen ¶ Nape -· 
ſer — Domicilium, Domi⸗ leons— 
hon · . — — — Ponahanre 
ih Johann Dominante Double: + 344 


ul Domingo (St) , T Douſa 2.08 
prambus.. “310 Haiti 2 20 — Dover 0.00“ 
18 von Ditters ⸗ Dominicanıı „ . — Dom (Gerard). » 
Karl)» Be — — ne 
| er 0 
Imie  2, = Dame ehr — Dre, u 
fon, Divifions= + 2,+ — Dradma, Drachme 347 
1, Divifionss —— ¶ Titus Duo oc... 
Divifio .„ — Flavius Sabinus) — Dragoman. . ..— 
(Jur) » — Domemy la Pucelle 334 Dragoner, Drogona= 
me (Achmet) 312 Donatiften... + — dia... — 
heran» » 20 Donatus (Ülius), Draht .... . 848 
——— Donat, Donat · Drais (Karl Wilhelm, 


—— 313 Be, + 335 — * 360 
[72 — Donaul fahrt und ie oe 
orwürde 0 — Handel». . — Drama, Dramasiich 351 
tinaied . „314 Dongratmit .„ + 337 Dramaturgie .. „852 
ma... % — Donner (Georg Ra  Draper(Elifabeth)ife 
rlein (Johann fall... #2 —  Steme . ..u 888 
heiftoph) . + — - Donner, Donners Draperie, Drapiren — 
EZ 1 büchfe, Donners Dröfele Johann 
Ma, Dogmatife — haus, Donner⸗ Heinrich Berne a 
matit . 0 0 — keit, Donmermas Hat) 2 na — 
matik (Eat) > — fhine 2.4338 Drafilh . . - 84 


710 VWerjelchniß der In biefem Bande enthaltenen Arı 


Seite Seite 
Btbet (Gommeint) 365 "Dryden (Sohn) . 381 Dunkel, f. 
Deehfeln .  . — Dfänsgrmatt . + 382 Duͤnkirchen 
Due Durlaht, » 366. Diamy . . . 383 Dumeis ( 
a ee —  Dibingiekfen „ — Dreams, 
Feehnepkanf, t Dualismus, Dualift 386 Duns (Joh 










Zeigonomettie - — Dublin. - 0... — Dunciad 
Dreleinigkeit  . — Dubols (Guillaume, Dünfte, Z 
Dreifeiderwicthſchaft — _ Garbina) . . — _ Dumfim 

Dreifug . + . 358 Dubes (Iean Bap⸗ Duobdecima 
Dreitlang ..· — tif)... _.9388 Duodeci 
Dreifigedeer . » — Ducange, ſ. Dur nung, 7 
Der 35 fiesne 2. — malſpyſten 
Deeiftimmig . + 361 Ducaten, f. Dukaten — Duobecime 
Del, [ Mepkun 962 Duaten . » _ cimale 
Dreijahi, f. Drei. — Ducesne (Andre) . — Dupaty (9 
Drefchen, Deefe Duchesnois (Jofes tifte D 

ſchine — phine Rafin, Ma⸗ Charles 


.. demoifell) .. — Dupetit » 
J. Duchoborzy, f. Gries } 
* 363 die Kieche . 389 
Ducis (Jean Frans 
go)... — Duplicitaͤt, 
Duclos (Charles Pie Dupont de 
neau) » ſ. Baplı 
Du:Deffand Dade tulatien 
reunis, f. de Vichy Gams Dupont de 
Vereinigte Gefälle 375 rond, Marquife) 390 (Pierre | 
Drobe- » +». — Dubley, fe Leicefter” — Dupuis 
Drontheim. © + — Duell, f. Zweikampf — Frangoi⸗ 
Droſometer . . — Duett ©. . —  Dupustren 












h Gohann 

im Bart” 422 

ſohann Ar⸗ 
„424 

(Friedrich 

’ f Nazaser 


lm) 2 0 0 — 
Ediet, Edictalladung 434 


5 Ediet von Nantes, f- 


Stantspapiere · — 


Effendi, Reis-Effendi — 


ur a _ 

Sein... 20 

— (Stan), 
‚Herzog d. Brid⸗ 


gewwater ·— 
Eginhard (Einard) 441 


0 Egmont (Tamoral, 


Grafvon) „ . — 
von) er 





ſcheidun⸗ 
Eheverloͤlniß, ſ. 
Sponſalien » + — 
Ehre, Ehrerbietung, 
Ehrfur 


hen, Ehrenſtellen, 





einapmkhn, f 


Einflüffe auf ben 
—— Kb 
Eirfiper und Aus⸗ 
fuhrverbote 





712 VWerzeichniß der in diefem Bande enthaltenen Ark 


Selte 
. 461 
462 
Si (ine) . 463 
Eim 2... . 46 
Eifensahnen . . 367 
Eiferne Krone . . 468 
Eifeme Matte, f. 
Matte... — 
Eiferner Brief, Eis 
fernes Gapltal, Ei« 
ferner Pat, Eir 
Inventar 


Grefitktömefke, 
flictätsjeiger 471 
Ein or . — 
Enraiffit! ı — 
Einde Gigot d) . 474 
Elberfeld 


Chef... 475 € 


Eibing .- - _ 
Eldon (John, Lord) — 


Seite 
Eigin (Lord, Graf) 488 
Eilgin’d Marmor 
denkmale . . 


4 Elimination . 2489 


Eis .. _ 
Eiifabeth die deilige _ 
Eifabeth (Rönigin 
von England) . 490 
Eũſabeth Charlotte 
(Herz. v. Otleans) 495 
Elifabeth Petrowna 
(Kaiferin v. Rußs 
an) . . 
Glifaber) (Pplippine 


7 
Elifaberh (Chriftine), 
Königin v. Preus 


Ellenborough (ua 
Lawstord) . . — 
Elliot (George Augus 
fu). . . . 500 
Ellipſe 0.501 
Era.» » — 
Eloges, Elogia. «502 
aß » 

Eieflether Zoll, [Dt 
denburg ©. 





€ 
Empfindfamtizte 
pfindeie Enrin 


— B88 
Emphpteufe . - 
Empide, Cayui 

mus, 1 

Empiiite . . 
Ems (Bu) 
Ems (du) 


Enclaven 
Enclavenſache (B 
haltfhe) . - 
Encpkiopidie (a 
aofiche), Enns 
päbiten . . 
Encpkiopibie E 
Bifenfasfn \ 
Endemie 
Endreime . 
Endymion 


Engelötung. 4 
Enghien (di 
toine Hi 


l 
\ 


mu m 


Verzeichniß der in diefem Bande enfhaltenen Artikel, 71 


Seite 
689 


‘ 0 0 ‘ 0 


1111113111 


elium, Evange⸗ 
n, Evangeliſch — 
ngen (Cäfar 
— Alder van 
Johann van) 
ten . . .+’691 
n (Johann — 
nelius — Cor⸗ 

is d. J 
in)... 
I 2 0. 
ionen, Evolu⸗ 
Bescadre. . 
ionstheorie 


Site 
Eoremont (Charles 
Marguetel de 
Saint⸗Denis, Hr. 
von Saint) . 692 
Ewald (Sohann) . 
Ewald (Tob. Ludw.) 693 
Emiger Friede . . 694 
Eraltation . . . 695 
ESrantheme. . -» 
—— Erxarch, Ers 
Excellenz.. 
— ** Eyrceptions⸗ 
gelte .. 
Exchequer, Erchequer- 
Bills 


® ® + 


Ereommundication, f. 
Kirchenbann unb 
Interdit . . 696 

Cruffion . . . 

Erecution, Erecutor, 
Erecutiv, Eye 
rialen . » 

Eregefe, Ereget, u 
gefiren, Exegetik. 


| —— 


Seite 
.696 
+ 697 


Erin . 
Erhauftion . 
El .. 
Exorcismus 
Erotiſche Pflanzen. 
Exoteriſch, Eroteriker, 

f. Eſoteriſch.. 
Erpanfion, | Expanſtv⸗ 


Er 0 vr 


2 


rl 


1. Pot . 
lorator 
Erpiofion 
onent 
Erpofition 
reenfion, Ertenfio 
Spterftin -. - « 
Ertremitäten „ . 6 
Er Boto, f. Votum 
Eyck (Johann und 
Hubert van). 
Eylau (Schlacht 
bei). . 701 
Ennard. - » +» 708 
Ejehiel. „. . . 708 


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